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Schweizerisches Idiotikon.
Wörterbuch der sclivveizerdeutsclieii Sprache.
Neunter Band.
Schweizerisches Idiotikon.
Wörterbuch der schweizerdeutscheii Sprache.
Gesammelt auf Veranstaltung
der
Antiquarischen Gesellschaft in Zürich
unter Beihülfe
aus allen Kreisen des Schweizervolkes.
Begonnen
von
Friedrich Staub und Ludwig Tobler.
Neunter Band.
Bearbeitet
von
A. Bachinann
und
E. Schwyzer, 0. Gröger, W. Clauß.
Frauenfeld.
Verlag von Huber & Co. Aktiengesellschaft
1929.
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Druck von Huber & Cn. Aktiengesellschaft, Frauenfeld.
schg-, sclik- s. slc:
iScIll-.
Schia, sclile, schli, schlo, schlu.
S. auch «chlach usw., schlah usw., schlak usw., Kchlair usw.
schliin AaF., Z.; BsStdt; U (echter schlau); Z, so
Stdt und wohl weiterhin in der Gebildetenspr.. sclüo-u
Ar (ausser M. tw., V.); GGrabs, schlöu WBrig, Ki.
(sehloi), Mü., flect. schlaue bzw. schlaue' usw., in
W schlöuwc, schloiwe'' usw., schlau Aa tw. (so H.);
BsL. {-äuj; ß; FJ.; GrD., Pr.; LE.; QSa.; ScHW, so
Eutbal; S; U (s. o.), sc/jW-h ArM.tw., V.; GuHe.; ScH(iii
K. schlöi); Tb, so Hw., Kessw.; ZSth., flect. schläu(xv)e''
hzw . schlöu'^fwje'' usw., in FJ.; U schläwe' usw., Komp.
mit Ural., in LE. sehläijer, in U schleicer, g'-schläu
BsL. a) wie nhd. aaOO.; oft ironisch. Vorwiegend von
Personen, auch etwa von Tieren. Schi, ist-ei; aber
doch tumm Z und weiterhin. Du bist no''' en Schl-e''!
ironisch Srn; Z und weiterhin. Schlauer nützti Nüt,
ironisch Sch. Daß) ist no''' lang nid (au''' nid grad)
de'' Schlaust Sch; Tu; Z. EfnJ schl-e'' Fink, e(s) schl-s
Pürstli usw. Schi, ici'-n-en alte Aß' BS. (Bärnd.), tce-
n-en Fuchs SchR., ivi' der Tilfel BG. (Bärnd.). Dem
Donners Lumpchtmg tcerd-me" deich de"" tcol no'''
schlätie' g'nue'J si". Loosli 1910. I'* tco't nid säge",
das'-i'*' der Schlaust sig m""* der Witzigst i" i'i"ser
G'mein. ebd. Di' Schi., Kuhname. Ap Gesch. Gräui
Auge" schläui Auge" BSi. Es längs schläus G'sicht
»nacfte" BS. (Bärnd.). Seltener von Unpers. Da' ist "öd
schl. Tb Kessw. Da' isch wider e'"moll schlöu ! ironisch
Sch. Das ist tcider Cmäl e" schlaui t"richti"g, von einer
verkehrten Anordnung Z. Das [der Eid des Stiefel-
reiters] ist-ech es Stückli, tüf'elsschlau und frech, me"
chönnt's nid füler ersinne". RMüller 1842. Adv. Da
heisst's schlau derzüe tue"! U. We""-me" will arig si",
müess-me" de"" schlewer derzüe tue", ebd. — b) ge-
scheit. JJöRGER 1905 (Gr Kesslerspr.), gescheit, ge-
schickt Bs (Breitenst.). En Üsbund vo"-mene" Dokter
sig der Alt und der Jung, so het's verlütet, De"" tüei
in Wäger doch no''' dur''', e" g'schlatte'' Dokter, Das
sig-er. Breitenst.
Eutlehnt aus schriftd. ,schlau'; vgl. Gr.WB. IX 501/4;
Martiu-Lienh. 11448 (auch jrf-scJ;.) ; Fischer V 902. Die Typen
»eüau.scÄ^ö-u usw. beruhen auf Angleichung an blav(w)u&.; vgl.
ge-nauw mit Anni. (Bd IV 879). Das W. wird verschiedentlich
als nicht echt mundartlich bezeichnet (so gilt dafür in echter
MA. in BLenk; FJ.; WBrig schlimm), wird aber zB. in Th ;
V; Z als durchaus bodenständig empfunden. 'Vg]. schlauch {Sf.S).
schlaue" schläwe", Ptc. -et: schlau werden U. Der
het 'ez ai''' g'schläivet! Der schläwet vo" Tag zu Tag!
scblaulacht schläwl-: listig UMaderanert. E"
schl-i Häx.
Schläui ZStdt, SchlöHiwi Sch; Tb, SchlewiV! — f.:
Schlauheit. Weg der Schlöuwi muest-di''' no''' nid tick
mache"! ScaSclil. Er hät's nid mit der Schlöuwi Seit.
Schweiz. Idiotikon IX.
Detn liiegt d'Schlewi zu den Aigen üss U. Der tuet
e" Schlewi derzüe! ironisch, ebd.
Schläuli°g Z (auch -ing), Schlau- B, Schlö-u- Sch;
Th (auch -ing) — m.: Schlauberger, -meier; wenig
volkst. — Vgl. ZfdW. XIV 221.
Schle I s. Schele (BdVIll 573).
Schleier SchleH(J)erhivi. Schläi(j)er, SchlaifjJ er {Sob
R.), Schleer (FJ.), Schli' (j) er (hSl), in Aa tw. (so Br.);
BE.; ZStdt, Wth. Schle' i(j)er — m., PI. unver. (in FJ.
Schleera), Dim. Schlei(j)erli usw.: 1. Schleier, wohl
allg. bekannt, wenigstens in städtischen MAA.; auf
dem Lande und tw. in der Stadt nur bei best. Gelegen-
heiten getragen, zuiual als Brut-, Tauffi-, Trür-Sehl.,
in FJ. früher nur von jungen Mädchen bei Prozessionen.
Syn. Flor {so GSa.; W; vgl. Bd 1 12UÖ); (Haupt-jTuech.
E(n) sidige'' Schi. E(n) Schi. a"ha". lez leit-me" ''em
Lineli 's Schleierli a"! Gel', Lineli, du bist vii"? ZWth.
(Kinderlied). Jumpfer Peyer mit ''em Schi, hat vil
Hüener, wenig Eier Sch (EStoll 1907); ZWald ('s Settli
Meier ... Hüenli und kei" Eier); auch bei RSuter 1915
fD' Frau Meier ...). Wenn's am Hochzeitstag regnet,
so sagt man, es bedeute Glück, wenn's der Braut in
den Schleier regnet Sch (AfV.); vgl. Bd VI 731 o. ,Es
sol och nieraan enkein gebende, weder sleijer noch
liouptuoch kürzer noch sraelre machen danne als vor-
geschriben stat.' 1336, Z StB. ,So sol man das gebende
gegen Polan machen ... sleijer, die 13 einen lang sin
und 22 gebündig.' ebd. ,ltem von schleijern, die man
liie kouft und was von sidün gebend ist, von einem
pfund Stehler 1 helbling.' um 1370, ebd. ,[N. hat]
zuo Strassburg in HBirbomms hus ira garten ein
sleiger verstoln.' 1453, Z RB. ,Von sleygern, nadeln
und ander klutterye.' XV./XVI., Bs. ,Ich hab dir
angelegt ein weisse leinwadt und einen baurawollinen
Schleyer.' 1530, Ez. ; ■rpixant((). LXX. ,Do seiti das
meitli zuo im: wan sy zuo dir kernend, so gib inen
zuo antwurt, wenn er mir 2 batzen und 3 batzen vir
den schleyger gebind [!], so wolle sy sinen als lötzel
als er iren.' 1539, Z Ehegericht. ,Hab siner [des
.secretari' in Paris] frowen ain guote schenke ver-
haissen, rieht ich mit am gar finen stuck schlayer uss.'
Rainsp. 1553. ,Der Schleyer, rica, stauchen, tnechle,
flaraineum. calantica.' Fris.; Mal. S. noch Ge-bänd
(Bd IV 1334); Schüben (Bd Vlll 94o.); Sunnen-Schirm
(ebd. 1292). Als Schlinge für einen (angeblich) ver-
letzten Arm: .[Eine Art Betrüger] hengkent denn den
arm in einen sleiger.' 1430/40, Bs Chr. III 557. —
2. eine Pferdeart; s. Bd VI 1741 o. (1640, Z). —
3. krankhafte, aber gern gesehene Anschwellung des
Euters junger Tiere vor dem Kalben BSi. Schi. ha". —
4. Fischname, Schleie S.
Schla — sclilu. Sclilab— schlub
Mhd. slöuger. ,k!yer (usw.) m.: vgl. Gr.WB. IX 570,82;
Martin-Lieuh. II HS; Fisuher V 921 f. Beachteuswcit ist Jie
.hyperiiiumlartliche' Form SMe'ilJjer (ausgehend von der nbd.
Sohriftform nach demVerhältnissvon uhd. schneien : Khm' i(j)e"
uä.). Zu 2 vgl. Fischer V 922 0. (Bed. 2: Pferd bestimmter
Farbe) ; unser Beleg stammt aus dem dem Schwab, benachbarten
Gebiet am Kheln. 3 ist Entstellung von Schlier (s. d.); vgl. die
westerwäld. Parallele bei Gr.WB. IX 582 (4b) und bes. die
westfal. ebd. 576 (unter , Schleie'). 4 entstellt aus ÄVA/jew (s.d.).
Hieher (?) der ON. Schleier ThGuutershausen.
Iuie°-: Flor des Imkers ZSth. — Frauwen-. ,[N.
hat gestohlen ua.] zuo Elsass Zabern einen frowen-
schleiger.' 1469, Z EB. — Brut- s. Schleier.
Stlf-: von den Frauen getragener Kopfaufsatz aus
steifer Leinwand. .Stürze oder Steifschleyer, ßloder-
hauben, Gockelbauben und andere dergleichen Un-
zierden unsers Frauenzimmers.' Spreng. — Vgl. Gr.WB.
XX 582 (3 b); Fischer V 922 o.
Tauffi-, Trür- s. Schleier.
schieieren: refl., sich verschleiern. ,\)o leget sy
[Thaniar] die witwenkleider vonn ir ..., schleygeret
und verhüllet sich.' 1530/1560, I.Mos.; entspr. Luther
(erste Fassung); ,deckete sich mit einem Schleyer.'
1683; ji£pi£pa?.E to 8-spiatpov. LXX. — Vgl. Gr. WB. IX 584.
g^-sclileierig: durchscheinend ZStb. Die hat 'ez
e" g'schl-i Blusen a"!
Schlie" Schleifjje", in BS. Schleije" — f. (bei
Mangolt auch noch ra.): Fischnarae, Schleie, Tinea
vulg. Aa; B; Sch, so E.; ScHwMa.; S; Z und wohl
weiterhin in der Fischerspr. Syn. Schleier 3. Vgl.
GLHartra. 1808, 156; 1827, 190/3; Klunzinger 189'2, 30.
.Crebes, brachs und schiigen', zum Monat Juni. XIV. /
XV., G Hdschr. (Kalender). ,[N. sagt aus] er habe ein
guot teil sligen in einem grausen gehept.' 1447, Z KB.
,3 ß d. verzert, die den vorwyer hulffend fischen noch
letare, des komment 20 schlyen gon Basel in hoff.'
1468, BLauf. Vogtrechn. ,!VIer hat er Hansen in der
Ow 2 schiigen gestolen.' 1481, Z EB. .[Gestohlen]
zwo schlygen.' 1550, ebd. .Schley, tinca, slyeEostochii.'
Gesn., de pisc. ,Von schlygen oder schleychen. Die
schleyg ...' Mangolt 20; daneben ,von einem dürren
schleyen; ein schleyhe, die ...' ebd. ,Als von alter-
har der watten wenig und jetz dero im ober- und nider-
wasser vil, welliclie dem bruot ganz schedlich sind,
zuo dem das sy nit allein grundlen, sonders ouch die
deinen trüschli, groppen, schwalen und schlygen
fachend.' 1560, Z. ,Die schleych, ein gattung fisch,
tinca.' Fris. (,ein schley'); Mal. ,üie schlyen [Sg.]'
neben .schleyen'. Fischb. 1563, 167b f. ,Zum Sechsten
syge nach ein nüw Garn, die Watte genempt, ent-
standen, das bruchind die Garner in der Fasten und
fachind allerlei kleine Visch, als Schlygen. Groppen.
Trüsclien und andere.' 1600, Z. .Von der Schleyen.'
JLCys. 1661, 88/90 (Nom. .die Schley). ,Eeins, Un-
reins tut Alls gedeien der verfluchten Wucher-
Schleien.' JCWeissenb. 1681. ,l)ie Schleyen [PI.].'
JEEscHER 1692, 125. ,[In den ,Streckweier'] sollen
auch einige Schleien eingeworfen werden, damit diese
den Weiergrund aufwühlen und zur Nahrung den Kärpf-
lein Platz machen.' G Fischweierordn. 1724. S. noch
viösekn (BdlV472); Blick I (Bd V 61); Brachsmen
(ebd. 386 u.).
Ahd. «Ho, mhd. elie ni.; vgl. Gr.WB. IX 575 f. (wo auch
über die Form mit ,-eh-'); Martin-Lienh. II 448; Fischer V
921. Eine Quelle bei Gr. aaO. gibt für den Walensee die un-
wahrscheinliche Form .Schleiche'; heute ist dort weder Name
noch Sache bekannt. FN. ,Schlyg.' XV./XVI., Z (,Slig.' 1460,
Dat. Acc. .Sligen.' 1464, .Schlyen.' 1480. 1520); .Pelagius
Sclily, pfarrer zuo Alterschwiler.' 1530. Strickler. Dim. ,Hans
Schlyli.' 1531, LWill.
Schlab— schlub.
Vgl. auch srhlajj(f) usw.. iichlaji(p) i
rhiatv usw.
schlabänze" : vaganten BBe. Syn. desumhe" fotzle".
ebd. — .Streckform' zu dem syn. Bchlamcn (s. unser aMämen)
wie das gleichbed. strahanzeyi zu strunzen; vgl. HSchröder 1906.
131 f.
Schlabeli ra.: lasser Mensch LHerg.
g^-schlabelig: lass, von Personen LHerg.
Schlabe" -a f.: schwerfällig, plump einhergehende
Weibsperson BG., E.. auch von einem Pferd BG.
schlabe", Ptc. -ed BE.: 1. eine Speise (zB. einen
Brei) unappetitlich, mit Widerwillen essen L (Schür-
mann). — 2. a) ,gehen wie ein Blödsinniger' BE. —
b) „massig her[uni]lungern B" (St.').
Schlabene" PI. „Schlabben, Schlabenen PI.:
Schweinsohren. Das Pferd hat nur Schlabenen, dh.
niederhängende Ohren wie ein Schwein B; LE." (St.'),
bei St.' nur „die Schlabenen, Schweinsohren B." Vgl.
Schlabi-Öre", herabhängende Ohren BLang.
G'-schlaber n.: halbflüssige unreine Masse. zB
ein Gemenge von Schnee und Wasser auf einem Wege
BSi. (ImOb.) eine so beschaffene Speise zum Auflappen
für Tiere B. .Verlangt man [in Frankreich] fromage
suisse, so erhält man ein Geschlaber von irgend einem
Rahmkäse.' Schweizer Bauer 1900 (B). — Mel"-:
verächtlich für Mehlbrei. I"'' möcht luege", was nie
hulf [gegen Zahnweh]. euCs M. [nänil. aufgelegte
Mel"'chüsseli'\ oder d's Titbake'. FSxArFPER 1917. —
Haber-wasser-: verächtlich für Haferschleim. A'
dem U. het-er [ein männlicher Säugling] ei"facJi nid
g'nnc!'! B Volkskal. 1919.
Sch labe ratz m.: Gesellschaftsessen, Schmaus Gr
UVaz. — schlaberätze": schmausen GfiUVaz.
Schlabere", -a f.: 1. zu dünne Bratenbrühe B. —
2. nachlässig gekleidete, unordentliche, gleichgültige
Weibsperson W.
schlabere": 1. a) (Etw.) geräuschvoll, mit der
Zunge schnalzend essen B, so E. Audi derb für (rasch,
unsorgfältig) essen übh. D' Suppe", e" Täller Erbs-
mues, Chutlle" schl. Alls het vo" dere" [Kartoffelsuppe]
icölle" schl. Emmentalerbl. 1918. — b) .die Zunge
schleudern', eine üble Gewohnheit junger Kühe B.
,Gibt es ein Mittel für eine junge Kuh, welche nach
■ lern Fressen immer mit der Zunge „schlabert" und
im Maul herumschlägt, so dass sie nicht mehr recht
wiederkaut und zusehends abmagert?' Schweizer
Bauer 1898. — 2. beim Essen das Kleid oder die
Serviette mit Spritzern verunzieren; auch beim Gehn
auf nassen Wegen, durch Pfützen hindurch sich
schmutzig spritzen B. — 3. derher-schl., plump gehn,
trotten BE. Mit offenen Schuhen kommt der Bursche
derher z'schl. — Zu 1 vgl. scA/äieren. ,SchIabergässli.' Fluru.
1820. zwang. Sehlaberjv.e (Bd III 85) ist entlehnt; s. Gr.WB.
IX 230; Lu.\emb. WB. 381.
über-, über-: mit einer halbflüssigen (unreinen)
Masse überschütten B. Bas Jümpferli slg [nach der
Besichtigung eines Kuhstalles] vo' der Brosche" dänne"
bis zu de" Halbschüehli achen überschlaberet g'si".
Schlab, schieb, schlib, schlob, schlub
JBüRKi 1916. E" Eerdöpfehtock mit Sasse" u.
Emmentalerbl. 1917. — üs-: (derb für) ausessen B
(JBürki). /i'V ha' g'schwing mV Suppen üsg'sehlaberet.
JBiJRKi 1916. — ver-: essend verunreinigen V Wie-si
[Gärjse] es G'schnaderverfüere' ... st'* breiten undhrüste"
und Alles verniste", verschlabre", verchüste" [usw.],
SLandoi.t 1845.
Schlaberete° f.: = Ge-schlaber B.
Schlaberi m., in BE. auch Dim. Schläberli: 1. wer
unanständig, geräuschvoll isst BE. — 2. dummer Kerl,
Tölpel BBe.
schlab(e)rig: schlaff ZKn.
Schiabi m. (in W n.), in BStdt G'schlabi m. f.:
1. kraftloser, dünner Brei, Brühe L (Incichen). — 2. pers.
a) wer sich in der Küche das Gesicht beschmutzt hat
W (Tscheinen). — b) schlampige Person BHa., Stdt. —
c) Mann mit schleppendem Gang und Wesen BR.; W.
fauler Mensch, bes. mit schleppendem Gang W, lang-
samer Mensch A* (H.), lasser Mensch LHerg., bes.
körperlich und geistig schwerfälliger, nachlässiger,
Verstandes- und willensschwacher, dabei gutmütiger
Mensch, Tölpel, Waschlappen AABr. (selten); B. so E.,
Gerz., M., Si. und It Zyro; harmloser als das Syn.
SchUifi. Warum chunt der schiessig Schi. NAt [zum
Besuch seiner Braut]? Gotth. Soll-i''' amene" jedere'
Schi, a" Hals hange"? ebd. Es isch nit g'seit, dass di"
Schi, der [dir] Neuis g'seit het treg ''em Geld; es e'tlehnt
mänge'' Ma"" Geld, d'Frau veiss Xüt drum. ebd.
,Wcnn er Anne Marei dem ersten besten Schiabi hätte
geben wollen, so könnte dasselbe schon Grossmutter
sein.' ebd. ,Das Mädchen verspottete den Uli, den
Schi., wie es ihn nannte.- vAlmks 1897. I" der Schrift
heisst's richtig, mi" viüess [dem Gatten] folge", aber wenn
Ei"'m so-n-e" Schi, g'ordnet war, so chäm's halt druf
a". RIscHER 1903. Er ist doch nit sö-n-e" Schi, dass-
er Nüt me seit derzue. B Volksztg 1906. E" gruslige'
Schi. SGfeller 1911. En ei'fachc Püre"schl. Loosli
1910. E" f reine' , guetc Schi. ebd. .Der Mann war,
was man so e" guetc Schi, zu nennen pflegt, dh. Einer
von Denen, die man zum Guten und Schlechten ge-
brauchen kann.' NBKal. 1845. ,Mareilis Vater war ein
freiner Schi., der zu Allem eher getaugt hätte als zu
einem Wirt.' Alpenh. 1870. ,Er war ein arbeitsamer
guter Schi, gewesen.' Schweizer Bauer 1899. Auch
von Tieren. .Hätte das Meitschi Bari [Hund] nicht
auf die Schnauze getroflfen, er hätte Nichts gemacht;
er sei der freinst Schi., den es gebe.' Gotth. S. noch
Bubi (Bd VI 73). — 3. „Pfefferkuchen in Gestalt eines
Schäfchens B."
Schläbiäng m.: = dem Vor. '2c (noch etw. harm-
loser als dieses), schlapper, gutmütiger Bursche BStdt.
E" länge"" Schi. OvGreyekz 1913. — Weiterbildung; zu
Schiabi mit dem aus frz. -niii. -in {zB. gamin) stammenden Suffix
-äny, das auch in Btirän// (verächtlich für ßür, Bauer) er-
scheint und bes. dem llattenengl. angehört (zB. Siibäny,
Ttchibäng. entstellt ans Stadt, Tsciaiiz). Nach OvGreyerz.
schlabig; .schlaff, schlumpricht, schwächlich vor
Hunger' L (Ineichen).
schlabiocht: unbeholfen BGr. .[Schwerrassige
Kühe] benehmen sich auf den schwierigen Grindel-
waldnergehängen unbeholfen, schlabiocht.' Barxd. 1908.
Schläbeler m.: gutmütiger, dummer Mensch,
= Schiabi 3c B, so Be. So, het-er's jetzt erwüscht, der
Schi! Marti 1898.
schläbere°: 1. geifernd lecken, bes. von geilen
Schaf- und Ziegenböcken (,ein dem Bespringen der Geiss
Torangehndes, mit gleichzeitigem Aufstampfen eines
Vorderfusses verbundenes eigentümliches Schlenkern
der Zungenspitze, wobei Luft eingezogen wird und
Laute entstehen, die das Wort schl. treffend nach-
ahmt' SGfeller); auch etwa von gierig essenden
Menschen B, so E., M. — 2. übh. sich geil geberden,
auch von Menschen (,ans Geilheit einem Weibe nach-
streichen' Zyro) BE. — Vgl. aMahmm 1. Die Nbform
Kcliliberen (s. d.) spricht fftr germ. i; als Stammvoc, also ein
AblautsTerbältniss zu achlabereH. Auch bei den übrigen ä-
Formen ist die etyra. Deutung des Vocals zT. unsicher. Zum
Bed.-Verhältuiss vgl. ,schlabbe(re)a' bei Gr. WB. 1X229/30.
Über-: belecken, von Hunden B.
Schlähere''f.:l. = Schlaberen IB.— 2. (Schläbra)
= Schlaberen 2 WMü.
Schlaberi ra.: geiler Kerl BE. .Warum riefest du
mir nicht? Ich hätte den Schi, [der Änneli in der
Kirche um einen Kuss bat] schon weg geben wollen!'
Gotth. XX 440.
schläberig, in BS. tw. -ö- und -e^-, It Bärnd.
1914 g'schleberig [d. i. -e--]: 1. ,klebrig, wie mit
Schleim bedeckt' B (AvRütte). schleimig anzufühlen,
schlüpfrig, zB. von einem Fische (Syn. g'schliferig)
BS. E" g'schl-en Überzug bekam das Gras vom Tau
Barnd. 1914. — 2. geil, lüstern B. Schl-i Auge". S. noch
Bd V 427 o. (Gotth.). — Vgl. sMäbere«. Zum Nebeneinander
von a und e' in BS. vgl. BSG. XIV § 26.
Schläberigi f.: Geilheit, Brunst B, so E.
Schläb'i; 1. n., schlechte Kopfbedeckung W; Syn
Schläbi-Huet, Schlappen. — 2. m. = Schiabi 2c B (ver-
einzelte Angabe).
Schlablitz, nach vereinzelten Angaben für BsStdt;
SiH (Kirchh.) -putz — m. (in TnArb. auch f.), Plur.
Schlabütz Z, Dim. Schlabützli Z (Jucker): 1. a) tüchtiger
Schluck, „Schnapps, Libation B-; SchwE. (Ochsner;
Syn. Schnahe"dutz); ,Z", , starker Trunk, den man bei
grossem Durste einschlingt.' Spreng. ,Der guot gsell
sprach: Nyra hin den win, ich bring dirs, seit er zuo
stund. Die fleschen satzt er am mundt, ein schl. er
daruss trank.' JLenz um 1500. .Trinkend redlich ein
guoten schl. [; butz]!' HsRMan. ,Ein guoten schl. oder
starken trunk tuon. mit grossem durst trinken, trahere
pocula arenti fauce.' Fris.; Mal.; darnach Denzler
1716 und viell, auch Spreng (s.o.). ,Ein Mässlein tet
er litzen. die Sach ihn wenig irrt, nam ein Schl.' 1633,
Lied. S. noch Bd IV 2006u. Dim.: ,[Bromia:] Wenn
ich noch eins schlapützly hett, der turst mir noch vil
minder tett. [Syrus:] Seh hin! wilt gern, so trinks
gar uss!- GBinder 1535. S. noch .Schlabützlein- bei
Gr.WB. IX-231 (Thurneisser 1584). — b) leckeres
Mahl. Schmaus AASt., Zein.; GMarb.; Sca, so R. und
It Kirchh.; TflEsch., Fr., Mü.; Z, so Benken, Bül., W.
(.Gelage, an dem man schmarotzend teilnimmt und bei
dem tüchtig geschmaust und getrunken wird'), „üppige
Fresserei B; Scb; Z". En Schl ha", zB. um den
günstigen Ausgang eines Geschäftes zu feiern ZBül.
Es giH en Schl. Er tcört g'mänt ha", 's geb wider en
Schl. ThMü. Er ist scho" debi, icenn's näme" en Schl.
giH. ebd. Das ist en rechte'' Schl! Z (Spillinann). Zur
gemeinsamen Zskunft bringen die ,Buben' Wein, die
Mädchen Brot; diese werden durchs Loos den , Buben'
zugeteilt," ,und es beginnt der Schl. mit Gespräch, Ge-
sang, Spiel, wohl auch mit Tanz- GMarb. .Wenn am
Schlab — schlub. Schlacli— schluch
Bächtelistage die Butzen herumziehen, so erhalten sie
einen Schi. (Nenjalirswecken, ein Glas Wein oder etwas
Geld)' ScuR.; daher: Er mächt en Schi, ha", Etw. zum
Schlecken, Vertun (Verbutze"). ebd. ,Alle Diejenigen,
welche Anteil haben an Caspar, Melcher und Balthser,
sollen mit Löffel, Gabel und Messer erscheinen; es
wird einen grossen Schlaputz abgeben.' 1870, Z Tagbl.
Guter Bissen, Delikatesse ZStdt. [Fee Alinda zum
Frosch]: Das [Maikäfer] gi''d en Schi, für dich!
LSteiner (ZStdt). Ö icie das [Schweinchen] schöni Örli
hat — da chönnt-me" doch g'ivüss e" Handbreit ab-
schnefle" als Schi, für min Chasper! HBLECLER-Waser
1911. Schi abütz spendiere", ehd. — 2. derber Verweis,
Eütfel BsStdt (auch schon It Anon., wornach St.); ZO.
(Hürlimann), Wang., Zell. E" Schi, biko" BsStdt. De'
hat de" Schi, übercho", Dem ist es schlecht ergangen
ZWang. Du chunst en schöne" Schi, über ! ZZeW. Syn.
e" schöni Schmier. Wart nw, De'' macht-der scho" der
Schi.! ehi. — 3. nichtsnutziger Mensch LG., äusserlich
ungepflegter und in seinen Obliegenheiten nachlässiger
Mensch, bes. von Weibspersonen TnArb. — 4. Hunde-
uame. ,Der grosse Hund Schi.' Schwz. Volkskal. 1882
(Schweiz.?).
la Bed. 1 b (und in andern, uns fremden Bedd.) auch l)ci
FischerVSeO. ZurBilduug vgl. HSchröder 1906, 185ff. Bed. '2
wohl auch eis. (vgl. die Aum. zu Schlabutzer). Als PN.: .IS'/ä
batzen Marti uff dem rathus, als er geu Luzern und Kur gangen
von des Schlabutzen wegen.' 1531, AaB. Rechn.
HÜS-: häusliches Festmahl. .Viele Eltern selbst
erzehlen etwann bei einer Küchleten oder einem Haus-
Schi, ihren Kindern von diesem Wundermann [dem
ewigen Juden].' B Hink. Bot 1747.
schlab ütze": ,sich Etw. wohl schmecken lassen,
es mag dann gegessen oder getrunken sein' Bs (Spreng).
— ver-: verprassen. D' Wegge"zouft hat hinicht wider
iren A'läss, 's Reche"mdU, wo's ammel de" Profit ver-
schlabutze"d Z Festspiel 1883.
Schlabutzer Schlap- m.: = Schlahutz 2, Straf-
predigt BsStdt. 's het vo" der Muetter mänge" Schi,
a'here" mies'e". LSieber. — Gleichbed. eis. Schlabutzer,
Sehn. (Martin-Lieuh. II 449).
schlabutzle": an einem leckern Schmaus teil-
nehmen Z (Dan.). Tr., schmausen, mit Wollust essen:
Vu" Fleischzüg schlabützleti [ich im Himmel] nüt Anders
a's etschen e" teliJcäts Pröütisli [Brätchen] . . . Prophet
1855 (GSa.).
schlibere": a) geifern AAWohl. — b) pappig sprechen
AAWohl. — Vgl. m-hläberen mit Anm.
Schliberi ra.: a) Geiferer AAWohl. — b) pappig,
unverständlich Sprechender AAWohl.
schliberig ÄAWobl.; Bs (schll--), g'schl. LBer.:
a) schleimig, schmierig, gallertartig AAWohl.; Bs
(Seiler); LBer. Es ist schl. dusse", auf der Strasse Aa
Wohl. — b) was sich schleimig anfühlt (zB. Fisch,
Schnecke) AAWohl.; Bs (Seiler). — \ gl. sMi(p)/eri,j.
schlöbele": vor Frost, auch Zorn am ganzen Leibe
zittern UwE. (auch It St.-).
Schlach— schluch.
Vgl. auch mhlachi usw., «chlah usw., tchln!. usw.
schlach: schlaff, welk. ,Slächiu hüt [laxa cutis]
ridöt an chraftelöserao lichamen.' Notker. ,Slach [in
Hdschr. B, in CD dafür ,swach', in A ,blach'] und
hungrig was sin [des Wolfes] llp.' Boner. — Vgl. Gr.WB.
IX '231 : Fischer V 860 (^ScMaches m.). Bei Notker auch das
.ibstr. ,slahl' f.
schlauch. vEuw 1708, schluch (gespr. schluich,
Komp. schluieher, schlicher) Ndw (Matthys): ,(sehr)
schlau, etw. boshaft schlau' Ndw (Matthys). , [Als Land-
vogt Stadler bei Rotenturm mit grossen Kosten eine
Kapelle baute, wurde fälschlich ausgestreut, sie sei
für reformierten Gottesdienst bestimmt.] Wollte Gott,
dass man könnt sagen auch, dass diese Ausgaben [zu
üs-geben 7 Bd II 85] nicht wären schlauch und äusser-
lich nit wären gleissnerisch, innerlich vielmehr
luterisch.' vEdw 1708 (Sohw Erz. 1856, 196 b). — Lehnw. ■
aus dem Bair. (Schm.^'II 520; Schöpf 617; Ünger-Khull 542);
auf kath. Gegenden beschränkt; die Form achlach durch Um-
setzung in die vermeintliche MA,
Schlauch I (so auch ScHwEuthal), in SchwE.
(Ochsner); U {-ü-J Schluch I — m.: verschlagener,
verschmitzter Bursche, Kerl aScaw, E.; ü (am See),
.Schalk' ScHw; Zg (Drithen), , unzuverlässiger, etwas
treuloser Mensch' L (ERöthelin). Da heisst's Achti"g
ge", Das isch de"" nu''' e" Schluch ! U. Alles in Allem
g'no", isch-er halt doch e" Schi.! L. ünder ''em Böge"
[z' Schtciz] chunt-me" z'sämme"; me" darf debi si"s
Pfljfli rauche"; G'spassvögel ehönd, die rechte^
Schlauche", nebe"d de" Grade" chönd die Schlemme".
ScHWZD. (ScHw; CABruhin). — Vgl. Fischer V 902 u.
(Bed. 10); im Sprachgefühl wohl auch bei uns an Schluck III
augelehnt, eig. aber nur Substantivierung des Vor.
g'-schlauchet SchwE., -öm- aScHw; {i\., g'schlü-
chet (gespr. -ü-) U (am See): verschmitzt, verschlagen
U, schalkhaft ScHw. Das isch e" G'schlüchete''!V. Adv.:
Dur''' d' Träne" dur'''e" hend d'Auge" g'schl. g'lachet.
Lienert 1891. — Bildung':' Liegt eine Bildung mit -et aus
-icht zugruude':"
Schlauchinger m.: = Schläuling (S^.l), Schlauchl
ScHwE. (Lienert). — Zur Auffassung vgl. , Schlauberger'
(Gr.WB. IX 505).
Schleich I. Nur in Blinde^-schleich ra., PI.
-schleiha: Blindschleiche FJ.
Schleich II, schleichen s. Schleilc, schleihen.
Schlich. Nur als (formelles) Dim. Schllchli n.:
Blindschleiche GrV. (ältere Angabe). — Aus dem Folg.
gekürzt; vgl. tir. shchc m. bei Le.ver II 973.
Blind- (in BBr.; GfiHe.; GF., Ms, W., We.; Ndw
It Matthys Blinder- bzw. Biinner-, in Aa; Bs; BE.,
G. und It Zyro; Gl; GrS., Tsch., Ths, Ziz.; LE.; S,
so L., NA., ült., Thierst; Th tw., so Hw.; WLö.; Z
Hombr., 0., Sth. und It Dan. Blinde"- bzw. Blindu"-,
Blinne"-, Blinge"-, in GW. Blind- und Blinde"-, in
ZEüml. Blind- und Blindi-) schlich BBr., E., Gr.,
G. und It Zyro; GsThs (jüngei-) und It FStaub; LB.;
GFs; SL., Thierst; WLö.; ZHombr. und It Dan.,
-schlich GMs, W., -schlig GWe., -schlicht GrD., He.,
Ig., L., Luz., ObS., Schud., Ths, -tschlicht GrS., Tschapp.
(auch Dim. -tschlichtli) — m. B; Gr (ausser L., Luz.,
ObS., S.); LE.; G; S; W; Z, f. Ap (jünger); GrLuz.,
ObS., S., Schud. (neben m), Ths (jünger), V. (jung);
ZStdt, PI. (zum m. und f.) -e" bzw. -a, n. GrL.,
-schliche" f. Gl; GrV. (-a), -schlicher m. Aa; Ap
(T.); Bs; Gl; GGrabs; ScHwLach.; S, so L., NA., 01t. ;
Th; Nnw (Matthys); Z, so 0. (Stutz), Rüml., Sth.,
Wetz, und It Dan., PI. unver.: 1. Blindschleiche, Anguis
9
Kclilacli, sclilech, Hchlicli, schlocli, scliluch
10
fragilis aaOO. Syn. Chupfer- Schlang ; Bl.-Stricher.
Vgl. Alp. 1821. 188/92 (GLHartm.). .Ceculio, ceculns,
blindenslich.' Voc. opt. ,Es hatt ouch ein yeder
stümpler sine krucken, holzschuoch, katzen und blinden-
sclilychen, oder was ein yeder für ein waapen hatt.
in den tempel gestelt [als Votivbild].' Zwin(3li. ,Der
heidochs, der blindschleich und raulwerff.' 1530/1707,
III. Mos. .Blindenschleicher, welche er [der Storch]
am liebsten isset.' Vogelb. 1557. ,Der bliudenschleicher.
ciEcigenus, aniphisbsena.' Mal.; bei Fris. ,blinden-
schlich' und .blindenschleicher'. ,Bellonius nennet
disen tisch [den .hornfisch'] typhlen marinam, das ist ein
raeerblindenschlych, darumb dassersich den schlangen,
die wir blindenschlyclier nennend, vergleichet.' Fische.
1563. , Germanice blindenschlyoher (Georg. Agricola
[de animantibus subterraneis 1556 Keg. : ,ciecula, blind-
schliche, TU^Xivoj, blindschleiche']); efflgies quam hie
apposuimus, icon est blindenschlycheri feeminie ut
apparet; blindenschlychen (i. e. cseciliie) pariunt vivos
foetus.' Gesn. 1587 (im posthumen Schlangenbuch).
.Blindschleicher, ciecilia.' Denzl. 1G77. 1716; JJWagner
1680,242. .Eine ... Schlang, Nater, Blindenschleicher.'
JJUlr. 1731. Volkskundliches. Was de' Düggeler
nüd macht! Hand nüd die Leckersbuebe" 's Spörris
Anneli hinderruggs en Blinde' schHcher ("'s Griffelrör
i"e" Hö"; Das ist verchlöpß und hat en Göiss abg'lö',
wo's looft de" Griffel use'ne"! Messikommer 1910. In
abergläubischer Verwendung zum Schärfen der Flinten
s. Bd VIII 1244 0. TF«""-jKe" bim Cheigle" tvill g'mnner,
so sell-men a" Peter- und Paulistag [29. Juni] e"
BUnge'schllch döden und de' Blinge'schlieh tnit Arbse"
vergrabe'. Wenn die Ärbs g'wachse' si', so sell-me"
dervo" i' Bieter [Tasche] ne", we""-me" cheiglet. So
mängi Ärbs a's-me' füre'nitnmt, so mänge" Cheigel
trifft-me' SL. (Schild). Der Kopf der Blindschleiche,
in ein Säckchen eingenäht und dem Kinde umgehängt,
erleichtert den Zahndurchbruch GSa. (WManz 1916,
55). Volksmedizinisches. ,Doctor Oswaldus apud nos
multos curat (apeste scilicet) suis sudatoriis quse parat
ex sua theriaca von blindenschlychen ... cum aqua
theriacali ... Ex epistula cuiusdam ad Gesnerum.'
Gesn. 1587. ,Überröti oder Gewülk. Nimb im follen
Mon ein Blindenschlicher, hauw im den Kopf ab. henk
solchen an Hals als ein agnus dei, so kompt die Über-
röti nit mer. NB. in Läder inbützt und das Miili
etwas herfür gehn lassen, nit gar zu noch am Lib ab-
ghauwen der Kopf.' Schw Arzneib. XVII. ,Ein Schwin-
salb [Bd VII 806]. Nimb rote Schneggen im Krebs
... etwan 3 Blinderschlicher im Maien [usw.].' 1716/'24,
U. Blindschleichen am Wege deuten auf Regen GSaL.;
ZO., Rorb., auf ein Missjahr (Bd VI 1914 u). I'* meine"
fast, es chönnt bös Wetter ge", hä" grad eji Blinde"-
schlicher g'seh'! Stütz, Gem. Ätiologisches. Die Blind-
schleiche, die früher nicht blind und dabei sehr ge-
fährlich war, wurde blind zur Strafe für gestiftetes
Unheil S. Sie wurde blind zur Strafe dafür, dass sie
die im Grase sitzende Mutter Gottes erschreckte. L
Hauskai. 1870. Vgl. Sanders II950; ODähnhardt, Natur-
sagen III (Lpz. 1910), 19/21, auch 136/8. Im Ver-
gleich; s. Bd VI 1140o. Typisch 1) für einen Blinden:
,Wann nur ihr desperater Vorgänger den Vorsprung
waget, werden ihrer viele solcher Blindenschlich, talpis
ccBciores, alsbald kühnlich ... nachspringen'; vgl. 2a.
Sererh. 1742. — 2) für einen sehr Beweglichen. Der
Jochem ist däg'sesse", da sind der Löt und si"s Wib, wo
mein-i'''Salzsüle'rcorde"sind,diereinste'Blinde"schlicher
gäge'd-ne' g'si'. CStreifp 1901/'2. — 2. von Menschen,
a) wer blindlings drauf losstürmt GrD. — b) Schleicher,
Hinterlistiger? , Jedoch muss ich on Underlass auch
nambsen tun Den ab Davoss, Cunradt Buol, den blinden
schleicht [!], der auch vil Boss heimlich anrieht.' 1618,
ZiNSLi 1911. — ^. (Blinde'schlicherJ die Empfindung der
Sehnerven bei einer gewissen Augenkrankheit Z (Dan.).
Ahd. biinishcho (neben blinto-, blinti-, Minted.; s. OGröger
1910, 3'2. '293), inhd. Uintdiclie (auch hUudesl.) m.; vgl. Gr.WB.
II 126; Lexcr 1862, 220; Analogien für die adj. Form des
ersten Konipositionsgliedes auch bei Martin-Lienh. II 449;
Fischer I 1205 (anch -achkicher; vgl. noch ebd. V 920). An-
tritt von -( an ausl. c'n ist häufig; -imhl- durch unetymolog. Ab-
teilung von Bfintschl. Analogien für die Vorstellung des ersten
Gliedes sind iu den Sprachen häufig; so heisst die Blindschleiche
engl, blindirorm, skaud. blindorm, holl. blinddang, lat. cceculu,
griech. TU^Xtv»)^, -Ivoj, tschech. df/ieii; roman. Parallelen bei
Meyer-Lüblie, Koni. etym. WB. Nr 461. 1459. 1461. 6086.
Mer-Blind- s. das Vor.
Blinde°-Schlichel m.: = Blind- Schlich 1 Schw
Euthal. — Pfanne"-: schwarze Waldschnecke, Arion
enipir. ScHwEuthal. Syn. Beiden- Sclmegg.
schlichele": Dim. zu schlichen. Wenn er öppe
musste gaume und den Eine daher sschlichele kam.
Scuwz. Exercitium 1712. — Vgl. Martin-Lienh. 11 449.
„Chrüt-schliche- f.: Sense ßO." (St.»). —
Blind- s. Bl.-schlich.
schlich'e" AaF.; Ap; BBr. (-en), Goldb., M. und
It Zyro; FTaf.; Gl; Gr (neben schlihe") Hald., Mastr.,
ÜVaz; Sch; Th; WVt. C-u'J; Z, schlihe" BGr., G.; FJ.;
GRt'ast. f-ei-), Churw., D., VD., He. (auch in der 2. 3. Sg.
■h-), ObS., Pr.; GRh. tw., schlVhe' BoSi., schlichte' Ap
Lb.; GRh. tw., T.; ZSth., 2. 3. Sg. Praes. schlichst, -t,
Konj. Pr.'Bt. schlich Aä; BE., M. ; Gl (-ch^J ; LE., schli'ch
BoAa.; Gl, schlicht BoSi., schlichti Aa; B; Gl; Gr
Ch., He.; GT.; ZRicht., ¥tc. g'schlich-e" (bzw. -e-)
Aa; Ap; BE., M.; FJ.; Gl; GRÜbS., Sch.; GT.; Sch;
Th; WVt.; ZSth.. g'schlich'e' \i.; BoSi.; LG.; GMarb.
f-Cr-J; Z, g'schlihe" GRHe. : 1. a) wie nhd. schleichen.
Von Schlangen, Schnecken, wohl allg. Lieber zue-n-
ere" Stadt zue schl. als ron-ere" e'weg rite", um öko-
nomisch vorwärts zu kommen, soll man unbedingt in
eine Stadt ziehen GEbn. .Schleichen, kriechen wie
ein schlang, serpere; das schleichen, reptatus.' Fris.;
Mal. Auch von Unbelebtem. Vom Nebel Th; Z und
weiterhin. Es schlicht-mer über d's Herz, wird mir
unbehaglich, von einem leichten ühnmachtsanfall BHa.
Spec. a) langsam gehn. Syn. schlichsen. Schi, wie-n-en
Schnegg Aa und sonst. Hei, muest aW* nid e'so schl.
w'e-n-en Schnegge"! SchR. Mer wand aW'' recht laufe',
nid blas' ^so schl. Th. ,Schlieh üf! geh langsam vor-
wärts [d. i. aufwärts]! häufig bei Begegnungen' GRvPr.
(MKuoni); vgl. b. Ein ihr Begegnender zur Mutter
des üppigen Sennen, die de" stotzig Berg üf hillpet,
um den Sohn aufzusuchen: Wenn-i''' der Wil hetti,
würt-i''' gtcüss gere" mit-der z'Berg gä'; schlich grad
gär üf, lass-der der Zit! MKüoni (Sage von der ver-
wunschenen Alp). ,Schlyhen oder schlirpen, passu
deside ire, trag und faulklich gon.' Fris.; Mal. .Das
schleichen, gemacher und langsamer gang wie ein
schildkrot, testudineusgradus.' ebd. Auch von fliessen-
dem Wasser Th und sonst. , Davon du fliechen solt
die wonungen nach by den telren oder by den
schlichenden wassren.' Turst, Ges. ,Vom Schlichenden
Brunnen hinder sich biss an Brustgraben.' 1563, Schw
11
Schlacli, schied), schlich, schloch, schluch
12
LB.; an späterer Stelle ,by dem Schlicli[e]ten Brunen'.
— P) mitdemXbsinn des Leisen. Unvermerkten, Heim-
lichen. Es chunt e" Bär, ico schllcht-er her, wo tcil'-er
üs? I" d's Hansis Hüs BSi. S. noch BJ V 1034 o.;
VI 715 (BafzJ. Eine' chann poltere' u"' chaibe', en
Andere'' ausseien «"■' schl. Fcrsi. Wer chunt acht no'''
:ue-n-is? Los' /''■ glü-ben, es s\g der Wirbel, dem
Schl-en a". AFankh. 1917. De jN". ist g'schuld [am
Streit]; De" hed a"g' fange" stüjjfe' votn Dichen und
Schi, [zum Liebehen]. ALGassma.nx 1918. ,Das gemein
Volk bereden uns günstig zuo sein, in ir or schleichen,
in aures populi infiaere." Fris.; Mal. Von Unbelebtem.
,Dann sy all in dem gsatz. durch das die sünd heim-
lich in uns schlycht, und in der sünd warend.'
ZwiNGLi. ,Das alter schleicht heimlich dahär, aätas
iners subrepit; die liebe sehleicht oder kreucht dahär,
fart heimlich und nnversähenlich zuohin. affluit in-
cantis insidiosus amor.' Fris.; Mal. ,Wenn die Zeit
ceschlichen und vergangen ist.' Ixformatio 1713.
Z'schl. cho' uä. Der chunt asse" g' scMichCtC daher
mit ''ein Büntili an der Hand und 's G'iciisse' dri".
Prophet 1855 (GSa.). ,Do man kam dar geslichen
[nach der Stadt Jougne]. do warend die Walchen al
darus in welsche land gewichen.' 1475, Lied. ,Die
Stund dnt weichen, der Todt kombt schleichen.' 1734,
ScnSt. (Wandmalerei). Fvefl. wie nhd. Gl; Th; Z und
weiterhin. Jets füe'-wer-i"« hindre' Ofe" schl. CZwicky
1901. — 1)) oft für gehn übh. Gr. Jez schlih-i''' noch
es Bitz derdür'Hn GrA. — 2. ,scivolare, guizzare'
PAl. (Giord.). Vgl. schlicheren.
Ahd. »hchan, mild, slichen in Bed. 1 ; vgl. Gr. WB. IX 561/
71 (wo Doch einige Schweiz. Belege) : Martin-Lienh. II 449;
Fischer V 920. ZuBed. Ib vgl.griech.ip7:3iv Ijserpere 2) der.
und poet. gehn übh. Das refl. 1 a ß als Lehnwort in einer west-
schweiz. Quelle bei Tappolet 1917, 149. Hieher wohl .Schlich-
bach', Zufluss der Entlen bei LHasle; s. aber auch Schlich JI.
ab-: auf Gemsen pirschen BO. (Alpenp. 1874). —
Vgl. Gr.WB. I 103.
Über-: 1. tr., unversehens (in feindlicher Absicht)
über Jrad kommen, Jmd überraschen. ,Der letst tag
wirt bald kummen! Er würd wie ein dieb ynher
strychen, die arge weit schnell ü.' VBoltz 1551. —
2. a) ,uberschleichen, proeterlabi.' Fris.; Mal. — b) eine
Frist .überwarten'. .Wafehrn ein Arrestant [der Vieh
mit Beschlag belegt hat] die Monatsfrist überschleichen
undt den auf Viech angelegten Arrest innert den
uechsten sieben Tagen nicht prosequiren wurde ...'
1648, Bs Rq. — 3. einen Weg «., schleichend zurücklegen.
Mit dem Resten [des halb verhungerten Viehbestandes],
wa wo'* hed megen de' M^eg [nach einem best. Ort] uber-
schlihen. BXrsp. 1908 (BGr.). — Mhd. übershchen in Bed. 1 :
Tgl. auch Sanders II 951.
für- über-: verstreichen, von einer Frist; vgl. das
Vor. 2b. ,Wan er ... einen Monat ... f.-schleichen
lassen wurde.' 1648, Bs Eq.
ume°- (bzw. u»i7ie^-), in B auch dasum^'-: umher-
schleichen, so von Dieben. Kranken, wohl allg. U.
icie der Schatten a" der tVand, von einem Kranken äa;
Bs; ScuSt.; Th; ZSth. Z'Nacht schlicht halt de" Marder
ume", in einem Abendsegen ZStdt. Wenn der Nebel
um die untern Partien der Bergwand a'so g'fessled
umha'-schlichd. Bärnd. 1908 (BGr.). - Vgl. Gr.WB. IV 2,
1181: Sanders II 951; Martin-Lienh. II 449; Fischer III 1518.
um-enand-: = dem Vor. Th; Z und weiterhin. U.
wie-n-en Schnigg. — us-enand-: sich lösen, von
schlechtem Tuch Z. D' Fäde" tuend nw e' so u. Schlechts
Tuech schlicht ^em Schnider under der Hand usenand.
i"-: sich einschleichen. .Einschleichen und eim
das herz angwünnen, subrepere.' Fris.; Mal. ,Vil Hof-
fart tuot ynschleichen.' 1685. Ziksli 1911. ,Gott geb.
dass ... kein Modeglaub einschleiche.' Tvrolersp. 1743.
S. noch Ziegel- Schauteer (Bd VIII 1599). Refl.: .Der
Sinn des Fleisches hat sich bei ihm eingeschlichen.'
JJUlr. 1731. — Ahd. inshhhan, iucedere; mhd. ' imhvhen;
vgl. Gr.WB. III 276; Martin-Lienh. II 449; FischerII642.—
I°-schlichi''g f. .Einschleichung durch geschwinde
mittel, so einer etwarzuo mit list oder betrug kurapt,
obreptio.' Fris.; Mal. ,\acli Inschleichnng und Über-
handnemmung der Secten im Land Veltlin.' Anhorn
1603/29.
ine"- bzw. ie"- usw.: = in-schl. D's alt Jour
isch verstriche" und e" neu^ i"he"g' schliche", aus einem
Nenjahrswunsch GSa. .Heimlich hineinschleichen,
-kriechen oder -schnagken, also das es niemandt innen
wirdt. irrepere." Fris.; Mal. .Eslasstsich nicht sagen:
Herr, Herr, und meinen, also hineinznschleichen in
das Reich Gottes.' FWvss 1677. Refl. B; Th; Z und
weiterhin. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 1422; Martin-Lienh. II 449.
er-: wie nhd. a) Wild, Feinde ndgl. D'Chatz
chunt z'dihe", tce""-si icill d'Müs erschlihe", Sprw. BSi.
.Der ber wolt si [Bern die Feinde] erslichen bau.'
Jdst. (Lied von 1367). .Möge er sy [eine des Ehe-
bruchs Verdächtige] nit erlonffen. so werde er sy der
tagen eins e. und sy ussmachen.' 1530/3. Z Ehegericht.
,Tod: Ich lass üch wol von hinnen wychen. ich wil
üch dannocht wol e.' JKolross 1530. .Er [der Feind]
wil euch gwiss heimlich erschleichen." 1629. Zixsli
1911. — b) Sachen B (Zyro); Sch; Th; Z und weiter-
hin, 's ist se bald Öppis erschlichen als erloff'e", Sprw.
ScaSt.; vgl. JMey. 169-2, 62; VVanderI847. — Mhd. er-
8(i<-Äen in Bed. a; Tgl. auch Gr.WB. III 965; Fischer II S39 (zu h^.
ÜS-: sich hinausschleichen. .Doch aber heiss ich
Prothens. ich will ihm gar bald schleichen anss.' JMahl.
1620. — Ahd. niS«!icAa.i, erepere; Tgl. Gr. WB. 1955.
use"-: = dem Vor. Th; Z; wohl allg. ..\usshin-
schleichen. erepere." Fris.; Mal. — da(r)-vo» defrj-
vo"-: a)einherschleichen Th; Z und weiterhin. D.sehl.
icie-n-en Schnegg. — b) refl.. wie nhd. ebd.
ver-: 1. = us-enand-schl. Z. Die Side" verschlicht
ganz. Es giH lerschliche" Fäde". — 2. sich davon-
schleichen, heimlich, unvermerkt entfernen. .Wo ist
Waghals verschlichen hin?- JMahl. 1674. Refl. Gott
Lob! die Nacht terschlicht-si''' [vergeht] so nötnö
[nach und nach]. Stctz, Gem. ,In d wüesti sy sich
band verschlichen.' Macritusa 1581. ,Die [Schüler],
so sich auss der kirchen verschlüchen, auf der Pfalz,
under der Linden und im Kreuzgang vagieren.' Bs
Schulordn. 1589. — In Bed. 2 ahd. (nicht mhd.) bezeugt;
Tgl. Gr. WB. XIII, 1094; in andrer Bed. bei Fischer II 1306.
Der Beleg aus AaMuri Ostersp. (Schansp. I 281) ist durch
Nachprüfung der Überlieferung beseitigt (s. ABachmann, Mhd.
Lesebuch 7/8. Aufl. S. VI).
für-: an Etw. vorheisehleichen, Etw. übergehn.
.Ich wird die ort [Textstellen] für mich nemmen und
handien, die du fürschlychst, und wil die der moss
handien, das ein ieglicher ... verston mag, das du solche
ort mit flyss übersprungen bist.' Zwisgli. — Ahd./uri-
dihhan. eminere.
füre"-: auch refl.. (sich) hervorschleichen B; L;Th;
Z und weiterhin. .Da ist. nit on vorcht und sorg, [mit
IM
Schlacli, schlecli, sclilich, sclilocli, sclilnc
14
seinen Tliesen] harfürgeschlichen Martiiius Luther.'
Ansh. ,Härfüi-schleichen oder -kriechen, fürhinschnag-
ken, prorepere.' Fms.; Ual. — Vgl. Gr.WB. IV 2, n99.
hiil-: eine kriecherische (und zugleich lieiin-
tückische) Liebenswürdigkeit an den Tag legen. ,Wer
nit kann glatt den kuzen strychen, vil federlesen und
h., nit nach dem wind den niantel henken, des tuot
man wenig zguotem denken.' Wagn. 1581. — Häl-
schlicher, -sclilichi — m.: heimtückisclier
Schmeicliler Z (Spillraann). — Vb uud Subst. aucb bei
Fischer III 1075, nur das Subst. bei Schni.^I 1073.
(da-)liin-: a) von Konkr. ,Das h. und liinfaren
oder hinrünnen der wasseren, lapsus iiuniinuni.' Fkis.;
Mal. — ■ b) von Abstr. a) vorüber-, (da)hingehn, ver-
gehn. ,Das er die Warnungen und straaf Gottes nit
unachtsam h. lasse.' LJdd 1530/1. Von der Zeit. ,Cedunt
dies, raenses, anni, tag, monat und jar verscheinend,
schleichend dahin.' Fris. ; Mal. .Die Zeit schleicht liin,
o Mensch, hab Acht!' 1734, SchSI. Bes. in den Ptcc.
,In denselben hinsclilychenden jaren.' um 15'25, .V^r..
TsCHum (Verhandlungen der \' II Orte). , Solch eenderung
gebirtdie hinschlichende zit.' ebd. 1538. ,Üwer schryben
an uns '21. nechst hingeschlichnen merzens,' 1554, B.
, Unsere desswegen jüngst hingeschlichener Zeiten
publicierte und ausgekündete Mandaten.' Bs Polizei-
ordn. 1715. Von der menschlichen Erinnerung(skraf't).
,lr wüst wol, wie ... der menschen gedenknässe mit
der zit dahin schlicht.' 1447, AaZoI", StR. , Nachdem
der menschen gedenknüssen mit der zitt hinschlichent.'
1450, ÄAMell. StR. S. noch Sinnlichkeit (Bd Vll 1076;
so auch 1481, Äbsch.; GrVD. LS. 1692). — ß) spec. von
Vergehen, Misständen udgl., hingehen. Mit Dat. P.
jHettind sy wol zeerachten, das es inen so radwesch
nit meer h., sonder sy nih. dannenthin on alle gnad
irer statt und lands verwysen wurdent.' 1539, Z RB.
,Wann ihm dise Sünde also hingeschlichen were, bette
er leichtlich widerum darein fallen ... können.' JMev.
1694. Etw. ,h. lassen', (hin)gehn lassen. ,Diewyl
etliche ort ... das h. wellen lassen.' 1540, Z. ,0b-
schon die, so altglöubig, uss hinlässigkeit geschwigen
und die Sachen h. lassen.' 1562, Gl. ,Nam Galli nostri
treuwend und erschreckend mengem das herz, das er
h. last, ne privetur stipendio.' 1567, Brief (TEgli an
HBull.). ,Sin husfrow sei. [sei] der lybeigenschaft
fryg und ledig gewesen, sunst wurde man nit also
ain lange zyt, über die 30 jar, die Sachen unerfordert h.
lassen.' 1580, Z. S. noch Bd VII 1762o. — Vgl. Gr. WB.
IV2, 1470 f.; Fischer III 1644, — Hin-schlichung f.
s. Schlich I a.
hinder-: (schleichend) hintergehn Ap (T.); be-
trügen, berücken. ,[Rom] die warhait also hinder-
schlicht.' Vad. (Ged.), ,Das dünken ist einer reizigen
huoren verglycht, die dman mit hürschen worten und
wysen hinderschlycht.' HvRüte 1532. ,Mit schmeichlen
vil und mit hälstrichen müessend wir in fry h., damit
wir in doch mögend fahen.' Aal 1549. ,Tod : Mir
ist auch Niemand z'rych ... den ich nit hinderschleich.'
16'28, B Blätter 1906. , Einer, welchen die Widert.äufer
hinderschlichen und zu ihrer Sekt gebracht,' JWirz
1650. ,üie Evam .,. hat die höllische Sehlang hinder-
schlichen, als sie war allein.' JMüll. 1661. ,Ihr müsset
... sorgfältig Achtung geben, dass ihr nirgends von
den Feinden euers Heils hinderschlichen ... werdet.'
JJUlr. 1718. ,Die Juden hinterschleichen die Land-
leute.' AaB. Klagschrift 1755. — hinder-schliche":
hinterhältig. , Besser als ein solches hinterschlichenes
Wesen ist, man breche offen mit dem Arzte ab, zu dem
man kein vollkommenes Zutrauen geniesst.' TTobler
1844. — hinder-schlichig (hinner-)-- hinter-
hältig, verschlagen GW.; Syn. h.-schläehtig . — Mhd.
hinderslichen, von hinten beschleicheo ; vgl. auch Gr. WB. IV 2,
1516. H.-siUii-Jitiii erweitert aus h.-achUrht aus -acUickt Vgl.
zum Lautliclien unter llliml-ScMich.
nä = ''(hin)-: a) nachschleichen. Er ist-ere' scho"
lang nö''-g' schliche" Th; Z und weiterhin. , Deshalb
[sei], als ir man hinwäg komen, sy linslich nachin-
gschlichen.' 1540, Z. .Aber er soll billich wüssen,
dass auch ihm auf den Füssen allgemächlich schleiche
nach Gott des Allerhöchsten Raach.' 1664, Lied. —
b) nachgehn, E" jüngere Hirt us ''em Lugnetz, wa
im Wälschland bi de" Soldäte" g'si' ist, dert d's Pßfe"
y'lcrnet g'chä" hed und iez alle" Lustbarkeitc" nö«*-
g'schliche" ist. J Jörger 1920. — Mhd. nächsh<;heii ; vgl.
auch Gr.WB. VII 114 f.
nider-: zu Bette gehn. Syn. n.-gän (Bd 11 32).
,Ich muos n. gen schlaffen', sagt ein Betrunkener.
Snxz 1519. — Ahd. „idvnhrhnn : vgl. auch Gr.WB. VII 791.
,durch-schleichen: biss etwarhin schleichen, per-
repere.' Fris. ; Mal. — Mhd. durchglühen, unvermerkt durch-
driugeü: vgl. Gr. WB. II 1B7I : Martiii-Lienh. U 449.
dur'''''e", (ter''**«"- : a) refl., sich hindurch-
schleichen B; Th; Z und weiterhin. — b) (unbeachtet,
ungestraft) durchgehn. ,Es mag Einer leicht hoch
am Brätt sein, wann er an Ehren angegriffen wird,
so hat er keine Ruhe, bis ihm Reparation geschieht . . . ;
wann aber der höchste Gott an seiner Ehr angegrift'en
wird, da schleicht es hindurch, es ist kein rechter
Ernst, ihm sein Ehr zu retten.' FWtss 1677.
zue-: sich hinzuschleichen. .Also sind sy do in
der selben nacht zuogeschlichen und band uns zechen
hüser verbrönt.' 1448, B AM. — Ebeuso ahd. zuuihchan,
mhd. zueahchcn.
zer-: zergehn. ,Swa er daz glas [mit einem Kraut]
bestreich, da zerkein ez und zersleieh davon und viel ze
stucken nider.' Reinfr. ,Man salzet ihn entweder ein,
und dann heisset er die gesalzene Butter, oder man
lässt ihn zerschleichen und aussieden und da wird dann
Schmalz darauss.' EKönig 1706. Von Abstr.: ,Durch
einikeit wachsend kleine ding und nemend zuo, aber
durch uneinikeit zergond und zerschlichend die grossen.'
Ansh.; lat. maxima dilabuntur. — Vgl. Schm.'lI497.
iSchlicher bzw. Schliher, -ei- m., Schlicheri"
bzw. -e" f.: 1. a) wer langsam geht. Sprw.: Der Schi,
chunt mit dem Iler Gr. — b) Schleicher(in), heim-
tückische(r) Schmeichler(in) Aa; Ap; Gl; Gr; L; G;
Tu; Z und weiterhin. So-n-en verdammte Schi, wo bi
jedem zweute"Wort d'Erlechkeit im Mül lief. P Haller
1916. S. noch Bd Vll 75M. 658o. Sprw.; s. ÄJscÄec
(Bd VI 1474). — 2. Schlicherli, Fischname, junge
Schleie TflErm. — 3. a) Schliher, Schleichwind im
Körper Bs (Anon.). — b) eine Art Tanz. RBrandst.
1905, 53 (oO.). — Mhd. dichwre m., der einen Schleichweg
wandelt; vgl. Gr. W'B. IX 571 f.; Fischer V 920 f. Zu 2 vgl.
Schben (Sp. 3). Als FX. ,N. dictus Slicher.' XIII./XIY. Bs.
,ChuODzi Sucher.' 139", Z RB. ,Chuoiiz Schlicher.' 1404, G
Söldnerbuch. ,Heman Schlicher.' lööS, AaLaaf. Dazu (?)
, Schlicher', Name einer Berglehne GSa.
Bei°^ in AAWohl. -Schlicherli: = dem Vor. 3a Aa
Wohl.; Z (Dan.). Syn. Hag- Schlüpfer. — Blind(en)-
s. BI- Schlich (Sp. 8).
15
Schlach, schlecli, schlich, schloch, schluch
16
sclilicliere"; herumschleichen (zB. auf Liebes-
abenteuern) BE. (Bürlii). Da chönnt Ei'"m doch de""
der G'hist nä''' 'm Schi, vergä", we"" bi ü"s im Ammital
inne" o'"* settig unerchannt Blitzge" [näral. Elefanten
usw.] täte" dasume' platsche", «"'* gieng allweg alben
am Abe"'' Mänge'' minger siiät hei'". JBürki 1916.
er-: erschleichen. Es sig doch g'wiind o"''' e"
schöni Sach, d's Wiehnachtsbäumli im eige"te" Wald
chönne" z'hou"e", als ime" frömde" ei"s ga" z'e. Emmen-
TALERBL. 1917.
g«-schlicherig: heimtückisch - schmeichlerisch
GW.; ZOberr. Syn. hdl (Bd II 1131).
Schlichi m.: = Schlicheria und 6 Bs und wohl
weiterhin.
schlichig, in Z g'-schl: 1. a) von langsamem,
schleppendem Gehn Z. Er chunt nu" e'so g'schl. —
b) = ge-schlicherig Th; Z. En schl-C Kärli. G'schl.
rede", tue" Z. — 2. schleimig, bzw. das Gefühl des
Schleimigen erregend Z. IS" g'schl-i Zunge". Von
Speisen, die mit zu viel Mehl versetzt sind, so von
Suppe; .schmierig', von zerkochtem, verdorbenem
Fleisch, Gemüse, ebd. De Schüttstei" [einer unordent-
lichen Haushaltung] ist g'schlipferig und g'schl. vo"
Dreck ZO. (Messikommer). — 3. schwül, vom Wetter Z.
Blind-Schlichi°g m., P\.-i"ga: = Blind- Schlichi
WVt.
g»- schliche". Nur de (GRHini, Nuf.), sa (GrS.)
g'schl. tue", dergleichen tun (als ob ...). Er het de g'schl.
'tä", es g'falli-Wi od. er welli's chauffe". Er tuet jetz
grad sa g'schl., wie wenn-er über den Berg g'gangen
war od. als ivär-er e" riche'' Ma"", und het doch Nut. —
Eigentümliche Eatstelliing .lus deiyhche" tue" (BdlI593u.,
ebf. aus Gr) mit Anlehnung an «Micke", wobei die Vorstellung
mitwirkte, dass Verstellung oft mit schleichendem Auftreten
verbunden ist. Diese Anlehnung hat dann die weitere Um-
bildung zu m (= so) ij'sch. I. veranlasst.
Schlich» I (bzw. .e-) Aa (H.); Ap; Th; ZSth., Schlich'
Bs;B;GFs;Sca;Z, &Wi-c7i'AAF.;LE.(auch-Je-); ZKn.
— m., PI. Schlichn, -e B, sonst gew. unver. : wesentl.
wie nhd. a) das Schleichen. De" Schi, irgendwohin ha",
gewöhnlich dorthin .schleichen' Ap; Scaß.; Tb; Syn.
Schleich (Sp. 8), ferner Deich I (Bdlll 1009), Strich.
Er hat de" Schi, i" da(s) Hüs. Uf de" Schi, gö", zB.
von Katzen, die den Vögeln nachschleichen, von Bur-
schen mit Bez. auf Mädchen und umgekehrt Ap Lb.
Cham Eine z'näch mi"'m Amsle'nest [meiner Braut].
i'^'' fliekt-em Ei"s, was gi''st icas hast, dass im vergieng
der Schi. Schwzd. (Z). .Schi., hinschleichung, als der
schlangen, lapsus serpentum.' Fris.; Mal. — b) uneig. ;
fast nur in bestimmten Verbindungen. Uf de" Schi,
lösgä" Z (Spillmann). Bis-me" de" Schi, hat und de"
Vortel könnt Z (Dan.). Er hat de" Seh. g'fundc, hat
sich aus der Sache zu ziehn gewusst SchB. Allerlei
för Schlich ha" Ap. Ei"'m si(ni) Schlich känne", uf
(od. hinder) d' Schlich cho" Aa; Bs; B; G; Sch (auch uf
de" Schi.); Tu; Z. No''' vil ander Schlich hat de'
Hannis 'probiert. Messiko.mmer 1910. Dang het der
Christoph ime" Schl-e" g'tvüsst tts Weg z'gä". RvTavel
1910. 3tit allne" Schl-e" het-er's crborzet, dass-er [selbst]
just nid i" d's Berner Begiment cho" isch. ebd. 1916.
,üer läidige Teufel wendet durch hundert uns ver-
borgene Schlieche allen Fleiss an.' JJUlr. 1731. Mit
Synn. Er weiss alli Schlich u"' Gang B (Zyro). Rank
B; ScHwE. (Lienert); Z. S. noch Bd VI 1136u. —
Mhd. «?/<■/, in.: vgl. Gr. WB. IX UG:3 f.; Martin-Lienb. II 4+i»
Fischer V 930. :
Fuchse"-. RA. De"" kennt afe^ d' Fuchse'schlich,
hat Erfahrung, ist gerieben BoE. — Heischer-:
Bettlerpraktik. Settiger Hü'scherschliehe" bin-i''' afe"
druff, Abfertigung eines schwindelhaften Patengesuchs.
ELedthold 1913.
Schlich II n.: .sabbioncella' (1. ,-cello' = leicht sand-
haltiger Grund) PAl. (Giord.)
Amhd. dich m., Schlamm, Kot; vgl. Gr. WB. IX 661/3
(.Schlich'); Fischer V 936. Ob in PAl. i oder t gilt, lässt die
Schreibung von Giord. nicht erkennen. Für die ONN. im Sclih
ZWUlfl. (schwerer, lehmiger Ackerboden) ; ,Schli-Gut' am Brü-
nig Obw kommt neben &,7iftcijauch Schlim in Frage; vgl. die
Anm. zu Schlich-Sand (Bd VII 1114). S. auch die Anni. zu
schlichen (Sp. U). Die Form .Schlicht' bei JJScheuchz. 1746,
356 (wiederholt) ist kaum Schweiz.
schlichere": ,glitschen, gleiten' Gl (vereinzelte un-
bestätigte Angabe; dafür schilfere"). — Wenn richtig,
wohl mit f anzusetzen und jedenfalls etyni. mit schlichen zs-
gehörig; vgl. «cA^icAen;' und .schlickern' 3 bei Gr. WB. IX 678.
auch eis. schlickere", glatte Steine flach übers Wasser werfen,
dass sie hüpfen (Martin-Lienh. II 449).
Schlüch II, schlüche°I s. Schlür, schlüren.
Schlüch' III. in TnEessw.; ZSth. -ch' — m., PI.
Schlüch, in UUrs. Schhiche, in WGlis Schlüech'a, Dim.
Schlüchli, Schlauch Jim. vereinzelt in Bed. 2a ß
nach Angaben für GRÜbS. (PI. Schlaich), Pr.; Schw
Euthal. : 1. Schlund, Rachen, a) bei Mensch und Tier
B (Bürki); L (ERöthelin). De*' hed e" wite", glimpfige"
Schi., dö schlüft Alls ring abe" L (ERöthelin). Da
[beim Mosttrinken] cha""-me" öppen o'"'' no''' toll
Schluck n'e" u"'' der Schi, fülle". JBürki 1916. ,[Beels-
priester:] Der Beel, der macht mir voll den buch,
der Beel gesegne mir den schl.!' SBirk 1.535. ,Wir
[Beelspriester] bettend nit so grosse schlüch, wo du
[Beel] nit fülltest unser buch.' JMdrer 1559. ,Der
iiabbich ruch mit synem schl. gar hoflich kan er
eeren.' Vogelgesang um 1560. ,[Der .meerhund'] hat
einen üherauss weiten schlauch, maul, hals und magen.'
Fische. 1563. ,Der delphin hat ein weit maul, engen
rächen oder schlauch.' ebd. ,[Der Walfisch] ver-
schluckt alle ding ganz, wiewol er sunst einen engen
schlauch hat.' ebd. Hieher wohl: ,Leib, Bauch,
Schlauch, uterus, venter. vulva.' Red. 1662. —
b) übertr. a) vom Höllenrachen. .Zeferslindenne
in härzegemo slüche.' Notker (Mart. Cap. 1. 12). —
ß) .Engpass, Schlucht; auch was die Franzosen cul
de sac nennen' Tu (Anon.). De" Schl. ab, zB. von
einer Waldschlucht ThMü. Oft in Ortsnamen; s. die
Anm. — 2. wie nhd. Schlauch, a) eig. .Das gehürn
der ochsen, so hol ist. wachst mer auss der haut, in
welche ein harter schlauch vom bein herein wachst.'
Tiere. 1563; bei Gesn. solidum quiddam. a) lederner,
sackartiger Behälter. De" lär Schl. bläst de'' Wind
üf, de" lär Chopf de Dünkel. oO. ,Niemant fasset most
in alte schleuch.' 1530, Lok.; äaxoüs. ,Der schlauch,
zesamengenäyte haut als geisshaut. darinn man wasser,
wein, öl etc. fasset, uter.' Fris. ; Mal. ,So [wie Xerxes
am Hellespont] war man längst gewohnt (das zeugen
die Geschichten), auf Schiffen, Fässern und auf Schläu-
chen aufzurichten Schiffbrugken.' Z Neuj. Feuerw.
1722. S. noch Bdl 1004M. (SchL zum Öltransport). —
ß) röhrenförmiger (Gummi-)Schlauch; bes. von den
17
Sclilacli, sclilecli, sclilicli, scliloch, sclilncli
18
Schläuchen an der Feuerspritze, allg. ,Wann das Feuer
in der kleinen Stadt aufginge, [sollen] die 5 in der
kloinen Stadt und Vorstadt befindtliche Schlauch-
Sprutzen nebst denen Schläuclien zurSaffran und Meisen
sich zum Feuer begehen.' Z Fcuerordn. 1772. Scherzh.:
E" par Kilometer SM. abrolle", scharf exerzieren.
SoLDATENSPK.; Vgl. Bed. 4. — b) übertr. a) = Griff 3a
(Bdll 710). , Schlauch und lauipend haut an der kiilen
der ochsen, palcar.' Fnis.; Mai,. Gute Rinder sind
ausgestattet, mit einem grossen lanipechtigem schlaucli,
welcher schier biss aulT die knie herab hanget.' Tierb.
l&tiS. Der Büffel liat ,ein kurzen dicken hals, gar
nach one ein schl.' ebd. ,Tragelaphus ist schier
gebartet als der hock, dann er in seinem schlauch
seliwarz lang haar tregt.' ebd. .Abhängende Schlicli an
dem Halse', unter Kennzeichen guter Kühe. EKönig
1706. ,üer Schlauch [der guten Kuh ist] bis fast an
die Knie niederliängend.' JXScunid. 1782. — ß) penis,
von Menschen ArLb. ,Die Pferd bekommen die
Krankheit [eine Viehseuche], nämlich die Ballachen
oder München an dem Schlauch, die Stuten aber an
der s. V. Scham.' 1732, Z. — x) Rölire zur Ableitung
von Wasser. ,Daz wasser, daz sich sampnot in den
sluchen, das sol sinen runs han zwüschen der Egg
und den matten bis in daz dorf.' AABirm. Eechtung
1363; statt , sluchen' von späterer Hand .Tlieuchlen';
also nicht als Ortsn. zu verstehen. — 8) Pflanzenn.,
Wiesenknötericli, Polygonum bistorta AAZein. —
e) als Eselsbrücke gehrauchte gedruckte Übersetzung
lat. und griech. Schriftsteller, tennälerspr. (BsStdt;
BStdt; ScnStdt; in ZStdt um 1890 noch nicht bekannt);
Syn. Bestie, Spick. — Q scherzh. für einen über-
schlanken Menschen ArLb. Das ist g''ad en Schi. —
3. Säufer, Schlemmer. Weckcdde" Schi.! einen Betrun-
kenen. ACoRR. 1882. ,Si [Hände und Füsse] klagten
alle uf den buch und sprachen, er wair ein rechter
sluch und vixr ein müessigare.' Boner. .Seitenspil
kennen wyr aucli bruchen, es bruchendts auch die
vollen schl-en.' VBoltz 1551. ,Verfrässne und ver-
soflfue schleuch, utres absumpti.' Fris. ; Mal. ,l)ie
widersäclier rupfend uns vilnialen uf, wir seien Creter
und fule SchlUch, dem Buch ergeben [nach Tit. 1,12,
wo jedoch die Kreter faule Bäuche heissen].' Pred.
1601. S. noch Bolderer (Bd IV 1204). — 4. (scharfes
Hernehmen, Schinden durch) Exerzieren. Soldatenspr.
Vgl. auch unter 2 aß.
Amhd. alüch ni., .ilid.^niii- bei Notker (s. c), nilid. in allen
Haiiptbedd.; s. auch Gr.WB. IX 50.5/8; Martiu-Lieiih. U 450
(ChSchiiiidt 1901, 328); Fisitlier V 902 (auch in der vom Vb
«Machen ausgehndeii Bed. 4). Schlaurh ist die übernommene
schriftdeiitsclie Form (in SchwEiithal Einfluss von Schlauch I?).
In Ortsnamen erseheint auch die Form Scidu (vgl. rü : rüch
BdVI 174). Zur Eutivieklung von Bed. 1 b aus 1 a vgl. Schlucl,;
zu Bed. 2bS die eis. Verwendung für die Frucht der Herbst-
zeitlose. In Namen. ,ln domo zim Sluche', dasRathaus. I25S,
Es ÜB. ONN. (zu Bed. 1 b ß, wie vielfach aus der Boden-
beschaffeuheit ersichtlich). ,(Im) Schi. (Schlauch)' ApGais
(Häuser), Her. (Häuser; ,unz in das holz, das man nempt den
schl.' 1459), Stein, Waldst. (Häuser); 1389, BWalt. (,Cuenzi
im Sluch'); L am Schinberg; GAltst. (Häuser), Andw., Kaltbr.
(Dorfteil), Rebst. (Häuser), Riiti (,SchIuh', Wald), Sennw.,
,die alte Frygfrouw von der Hochen Sax, im Schluch wonhaft.'
1G32; SchDürfl., Lohn (Wald), Lohn. (,im SchlUchli'), Nnk.
(Häuser), Opf., Ost. (Wald), Schl. (steile Gasse am Schleit-
heimer Randen), Tha.; ThKhchberg b/Thund., Schweizersh.
(Häuser; auch bei Leu, Lex.); ZBauma (,Schluh'), Dorf (Wald;
,nitzich in den Schluch.' XY.), Hagenhucb (Wald), Oberr.
Schweiz. Idiotikon IX.
(,SchIuh', Wald), Oss. (Wahl), Sth. (auch 1654), Wangen
(,Wiesen im Schluh'}, Wildb. Als 1. Glied in Zssen (Zugehörig-
keit zu Schtüchen ist formell überall möglich, für Gegenden,
in denen Schlüchen gilt, wahrsch.). ,Schl.-Aclcer.' 1499, Aa
Zof. ; SchRamscn; SBiezwil. ,-Egg' GBrunnadern (auch
,Schluchenegg'); SchwlCü. (ebd.,Schluchen'). , -Graben' BLeuz.
,-Hnf'SchLöhn. , -Halden' ScIiBarg. ,-Horn' BGsteig. ,-Kapelle'
LMalt. ,-Bach' ZHinw. (.Schluhbach'). ,-Bühl' Schw am
I'ragel. ,-Rain' SchOHa. , -Rieder' SScbuottwil. ,-Tal' ZWäd.
(Häuser; auch Leu, Lex.). ,-Tann' ZF. (Haus). ,-Weg.' XIV./
XV., ZKlot. ,-Wies' ZWei., , -Wiesen' ScbHa., Mer. Hieher
oder zu Schlüchai auch der ON. ,Ober-, Unter-SchlUcbi' Obw
Fliihll und der FN. ,Schluclier' (1511, AaZof.; 1398, B;
.Slucher von Undersewen.' 144G, ebd.; , Peter Slucber von
Inderlappcn.' 1452, ebd.; ,der Schlucher, der schnider.' um
1480, L; ,Clauscn des Sluchers.' 1389, Seh); für den FN.
kommt allenfalls auch ein Nomen ag. zum Vb in Frage.
Cliänii Kenimi-: 1. besonders enges Kamin ArLb. —
2. in dem Spottvers: ,Was bringen uns dann die
Lutzenberger? Nichts als Kemmischlüch und Warze"-.
Warze°huch!' ApVl. 1903 (,Gmändsschlütterli"g-Lied').
— 2 zu Schluck 5tß y In ApLb. wird i. S. v. coire auch rmsse"
gebraucht.
B r ä n z - , Brom- : Branntweinsäufer B (auch It Zyro).
S. BdlV2024u. — Süg-: Saugschlauch (der Feuer-
wehr). E" Loch, 's ist e" Zisterne" g'si", dö tuen-i'''
iez de" S. dri" TiiMärst. (Gedicht). — Tschingge"-:
PI., Maccaroni. Soi.datenspr.
Wi°-: 1. entspr. Schluch 2a a. ,Diser Bonosus ...
hat mehr saufTen mögen als sonst kein Mensch. Ward
deshalben, als er sich nachwerts selbsten erhenkt, auff
ihn gesagt, es hange da nit ein Mensch, sonder ein
Weinschlauch.' Sprecher 1072; vgl. 2. S. noch Bd V
287 u. — 2. Weinsäufer B (Zyro). ,Ain huorer, win-
schluch, giziger.' Kessl. ,Der gesalzen regen [des
Meeraals] wirt von den weinschleuchen sonderlich be-
gärt.' FiscHB. 1563. ,Er was ein grosser wynschluch.'
JUGrob 1599. ,Uie Chor-Richter sollen die lieder-
lichen Prasser und Weinschleuch, so mit Schaden und
Nachteil ihrer Haushaltungen den Wirtshäuseren
nachzeuhen ... beschicken.' B Chorg. 1667. S. nocli
Bd II 8550.; Trunken-Boh (Bd IV 1'228); Bd Vlll
1119n. — Vgl. Martin-Lienh. II 450.
Branten- win-: =BräMS-iS'cA?. ,Er seje ein rächter
Brantenweinschlauch.' 1695, ZSth.
Schlüche" bzw. Schlühe" usw. — m. f.: 1. Schlü-
che(n), Schlucht BBr. (f.), Ha. (m.) und nach einer nicht
näher bestimmbaren Angabe; Sch; wohl überall im
Übergang zum Ortsn. (vgl. die Anm.). Mier sin dir''' ''en
ß"steren Schluchen üf und diio dir''' en Mieren umhi"
dcsab gäg d' Sandei BHa., von den Aarescliluchten
bei Meiringen; dafür di ß"sterri Schl-en BBr.; ,die
finstere und die lautere Schlauche.' JRWyss 1816/7,
797/800; ähnlich Lutz 1827 II •2'25; Jahn 1857, SO. 424.
509; auf dem topograph. Atlas .Finstere-Schlucht'. —
2. a) Schluchen m., = Schluch 5aß BHa. — b) Schlü-
che" B; LW.; aScHW, G., Ib., Kü.; Uw (Gem.); Now;
U; Zg, so Walchw., Schlühe" BGr., Si.; FJ., Schlu-e"
ZoAeg. — f. (bezeugt für B; FJ.), PL unver., in BGr.,
Si. Schlühi: Pflanzenn., = Schluch 3bS; vgl. FAnd. 1897,
260 f. Das Heu ist reif, trenn d' Schlühi verhliejds hein
und d'Hälem stoiben. Bärnd. 1908 (BGr.). Schlüche"
wurden im Hungerjahr 1817 gegessen (Däniker).
Ahd. 'slücho m. bzw. ' slücha f.; letztere Form erhalten in
oststeir. , Schlauche' f., sanft gewölbte muldenförmige Schlucht
(Ünger-Khuil 542). Als ON. ,Schluchen' (Geschlecht meist
nicht ersichtlich) AaDött. (bei Leu, Lex. fehlerhaft .Schlucher'),
19
Schkcli— Scliluch. Sclilaclit— Schlucht
20
Eglisw. (Wald), Ruppersw. (,im Schi.'), Seuuhof b/Rotrist
(Haus): BOBalm (,in den Schluchen'); ÜIAdleub., Betschw.,
Diesb., Elm, Filzb., Moll, (auch .Schlücheli'; ,uss dem SoliUi-
chcn 1 schaff; iis Wolfen Sehluchen uss dem waldt 1 schaff.'
1302); GrA.; LEmmenweid (Häuser; auch bei Leu, Lex.),
Entlebucb (bei Leu, Le.x.; jetzt , Gross-, Kleiu-Schl.'); PPo.
(Wiesen), Sal. (DorfteilJ; G (Überall Häuser) A., Mols, Murg,
Neu-StJob., Wesen; SchwK«.; SNuglar (,ini Schi.'); UwE. (,im
Schi.'); 14'27, NdwAlpn. (,dem [!) breiten schluochen ab');
UL, Wassen (,im Schi.'); ZgOAcg. (,iu der Schluen'); ZDllb.
(,weg uss der Schoss durch die Sluchen.' XIV.), Horg. (,der
Schluhen', Matte. 1496), Marth. (lt. Dan. f.), Stäfa (im Schluen
obe", geschr. , Schluhen', älter .Schluchen'), Thalw., Wangen
(,ira Schluhen.' 1619. 1830, neuer ,im Scblun'). lii der Zss.
(hieher auch ein Teil der unter •Schlndi stohnden). 1) als
2. Glied. ,Fltih-' BOBalni. ,Hnh-' WReck. Chriii-Schlüho W
Vt. (,eine glatte, steile, mit hochwachseuden Pflanzen be-
wachsene Halde.' FGStebler 1901; der Form nach ni., nach
Stehler f.). — 2) als 1. Glied. ,Schluchen-Egg' GBrunuadern.
,-Halden' ThSulg. (nur ,Schluehalden.' Leu, Lex.). ,-B.'ich' Ndw
Herg. (nach Leu, Lex.); ZgOAeg. (,Schluenbach'). ,-Boden'
(Mattland, genannt ,im Schlunboden.' 1581, BTh.). ,-Berg'
ZRafz. ,-Hiisli, -Moos' LEntlebuch. ,-Ried' ZgAeg. (,Schluen-
ried'). ,-Wald' ül.
schlüche" II, Ptc. -t und -et: 1. a) prügeln.
Studeütknspr. — b) bei der Arbeit, bes. beim Exer-
zieren scharf hernehmen. Soldatenspr. D' Soldäte"
dörfe" um Alles nit g'schunde", g'schlücht und ertäubt
werde". Oltner Nachr. 191G. Unpers. Es schleicht
Ei'"m, zB. von einer strengen Arbeit; auch im Spiel:
Vom Jasse" wird-mer aw'' müed, h'simders wenn's Ei"'m
no''' Schlucht. Grenzbote 1918. — 2. einen , Schlauch' (s.
SchlüchShe.) benutzen. Pennälerspr. — Vgl. Gr.WB. IX
509 ; Fischer V 902 f. Ausgangspunkt für Bed. 1 ist wohl eine
Bed. , (einen Arrestanten) mit dem Gummischlanch bearbeiten.'
Schlüchi m.: zu schluchen Ib, militärischer Vor-
gesetzter, der (übertrieben) hohe Anforderungen an die
Mannschaft stellt. Soldatenspr.
(G'-)Schlüech s. (Ge-)Schlüecht.
schlichse": = schlichen 1 a a, GMosn.
Schlichser m.: = Schlich er la GFlaw.
Schlacht— Schlucht.
Schlacht f., PI. -e" (nach einer Angabe in PPo.
Schlacht; s. unter Ic): 1. a) das Schlachten Nnw It
Matthys (.in der Metzg'). — b) Schlägerei. ,Anna N.
were zuo im [dem Vogt] kommen und sich erklagt,
wie sy j[unker] Stocker von wegen ettlichs gestüdts,
so sy abgehowen, geschlagen hette. [Ein andrer
Zeuge:] Als er ... gen VTyden komen, hette des jungk-
hern frow in gfraget, ob er ouch ettwas von diser
schl. wüsste, und als er züg geantwurtet, er wüsste
nützid darvon, hette die frow grett, ir junkher und
Anna Nierikerin hettind einandren gschlagen.' 1561,
ZAnd. Von Tieren: , Streitsüchtige Tiere, welche beim
geringsten Anlass einander d' Schi, anbieten.' BXrnd.
1908. — c) wie nhd. allg., doch nicht (mehr) eig. volkst.
Nid US der Schi, bringen, trotz Fleiss, Anstrengung
bei seinen Unternehmungen keinen Erfolg, Gewinn
haben BGr. (Härnd. 19U8); Syn. Nüt us''em Für bringen
{tili I 940). Sprw.: Es ist kei" Schi, so gross, das' nid
e" Par übrig blibe''d. Sprww. 18ü9, es ist ke'" Schi, so
grössi, es chunt gäng Upper (Oppis) für BE. (Bärnd.
1904), G.(ebd. 1911). Dazu wohl : IngrössW Schlächtu'
si", von einem Lande, in Kriegsnot sein PPo. Volks-
glaube; s. Sunn (Bd VII 1097u.). Über sagenhafte
Schlachten s. .\Lüt. 414 (auf Sörenberg in LE.; s. die
Anra.); Z Anz. 1885, 384, auch Töte«- Schi , über Weis-
sagung von Schlachten Rafeerfeld (Bd VI 715); Rochh.
1856, 60 f.; 186'2, 5'2; ALüt. 440. 443; Henne 1879,
683/4. ,Schl., streit, pugna, acies, clades, destructio!
ein schl. lyfereu, mit einanderen schlahen,congrediacie;
die schl. eroberen und mit gewalt behaupten, perrum-
pere bellum.' Fris.; Mal. ,Pra;lium. Schl., Feldschlacht;
dare prcBlia, eine Schi, lieffern.' Denzl. 1666. S. auch
Bd VIII l'271u. (mehrfach) und vgl. Schl.-Sold (Bd VII
854). , Laupen-, Sempacher-Schl.', Name von Liedern
(vgl. Lil. I 49/57 ; LTobl., VL. 1 10/22; II S. XX. XXIII.) :
.Als wir uns zuosammen [in einer Herberge in Solo-
thurn] an ein Tisch gesetzt und z Nacht gessen, [habe]
HJucker die Sempacher- und volgends RStettler die
Louppenschl. zue singen angefangen, habe darnach
H Linder vermeldet ... daz er inen auch ein Lied,
nämlich das Mülhuserlied (das sy villicht niemalen
singen gehört) singen welle.' 1607, Z. , Eine schl. tuon.'
,Am dornstag morgen, da man die schl. tettc.' um 1510,
Z. ,Ein schl. tuon, angreiffen zeschlahen, coramittere
pugnani, conserere prodia, prn^liari; ein dapfere schl.
tuon, depreliari.' Fris. ; Mal. ,Sy müessend drig schl-en
tuon mit den Luterischen.' 1561, Z. ,Wann man ...
Schl-en tuet oder sonst Angriff und Treffen ge-
schechend ...' 16'24, ebd. (Sturmordn.); s. auch scÄar-
mutzieren (Bd VIII 1'273). .Preclior, eine Schl. tun.'
Denzl. 1666. ,An der schl.' uä. ,Man maint, daz der von
Wirtemberg an disor schl. verlure 36 man edler aun
ir knecht.' Z Chr. 1336/1446. ,Als nun N. den andern
zug gen Friburg und gen Murten an die selben sl. tätte.'
1484, Z RB. , Redte er zuo im, were er als frisch an
der schl. gewesen als da, were guot gsin.' 1517, .AaB.
,Er were an dryen schl-en gsin und vast übel wund
und verletzt worden im houpt.' 1533/8, Z Ehegericht.
,An die schl. gon, committere se aciei, exire in aciem;
in ein schl. kommen, in aciem dimicationemque venire;
erschlagen werden, in der schl. blyben, umkommen,
cadere acie.' Fbis.; Mal. Geradezu = Schlachtfeld,
spec. dasjenige von LSemp.; vgl. Schl.-Brueder (Bd V
421), ferner die Flurnn. in der Anm. ,Prima die post
festum s. Uodalrici episcopi consecratuin est sacelluni
noniinatum an der sl.' 1387, LSemp. JzB. ,Wir haben
hern RvHallwil gönnet, das gebein utt' der sl. ze
Sempach zesamentuon ze lasen und mit des lüpriesters
daselbs und ander priester raten an gewicht stett
legen.' 1429, L Ratsprot. ,0b es fuog hat, an den fürsten
[Herzog Sigmund] zuo bringen, ein ewig mess zuo
Sempach an der schl. zuo stiften.' 1474, Arsch. Vgl. auch
Liebenau 1886, 464/6. — 2. Schlag, Art; nur in der
genit. (vom folgenden Subst. abhängigen) Verbindung
,aller, deheiner schl(-e)'; sehr oft im XIII. /XIV. ,Wer
inrenthalb den muren treit deheiner schl-e meszer
old swert, stab old steine old ander dinge ...' 1252,
L. Einen ,bekümbern ... mit deheiner slahte gerichte.'
1276, Bs. ,Och sol nieman in dien vier niuran des
selben hus inheiner schlaht gewer haben.' 1287, Z.
,Ohn aller Schl-e Geverde.' 1293, Schirmbrief zw. Z
und AAWett. (Abschr. des XVII.). ,Wirt ein geschray
von keiner schlecht [!] sach, welcher burger nit zno-
loft und hilffet weren ... der ist voruss mainaid.'
1'297, ChKind 1882 (Abschr. des XV.). ,Dac si nicht
stüre geben ... noch einheiner sl-e dienest tüegen,
21
Sclilacllt, schlecht, schlicht, sclilociit, schlucht
22
wan als eidellüte tuont, die unser burgerre siiit.' 1302,
ÄÄBrerag. StK. ,Swer dehein buoze verschuldet gegen
dem rate und gegen der stat umb deheiner sl. saclie.'
Z KBr. ,Swer der ist, der an ienian dehein buosse
verschult mit deheinr sl. untuuge.' äLKB. ,I)er sol
umb eigen und erbe und umb zins richten und über
keiner schl. sache mer.' ZBirm. Offn. um 1330; er-
neuert 1562. ,Ane eide und äne aller schl. anderer
bewisunge.' 13ö3, AaB. S. noch Fidli I (Bd I 795);
Chorn-Macher (Bd IV 52; etw. anders schon 1332,
Z StB.); Ge-bänd (ebd. 1334); Sack (Bd VII 113M.).
Anihd. «(a/i( f. (i-Stiinim), (Nieder-)Sehlageu ; ahil. «/n/if«.
mhi. slahKej f. (u-Stamm), Tötuug, Si-lilacht; Geschlecht, Alt ;
in schlahea (s.d.). Vgl.Gr.WB.lX 231/6; Schm.Ml 498/9 ;
Martiu-Lienh. II 450; Fischer V 861/2. Der umgelauteto PI.
setzt wohl den alten i'-Stamni fort; vgl. den Sg. Schlacht bei
8chm. aaO., auch Umkr-Schl. Nicht iu Betracht kommt für
uus, weil aus Luther ilberaommcn, die Bibelstelle: ,Sy sind ...
durch schl. des schwärts |iv ^ivm (iax,aipy/S) gestorben'
(1524/89, Ebr. 11,37), entspr. ,sch\värdtschl.' (1524/1707,
Ksth. 9, 5). Auf sehr schwachen Füssen steht die vereinzelte,
nicht bestätigte Angabe von Matthys unter la; doch vgl,
schlachten. In Flurnamen (von der Tradition wohl meist i.S.
V. 1 c gedeutet; vgl. dazu : ,Es sind auch verschiedene Kämpfe,
Alpenschlachten, wegen Weiderechten, wobei oft Vieh in andere
Gegenden geführt wurde, bekannt, zB. 1502 zwischen Ösch-
talern und Ormonteni auf der Alp Saxiema.' FAnd. 1898);
.Schlacht' GlMUhl. (auch ,Obcr-'|; LK. (auch .Ober-, Mittler-';
vgl. JXSchnider 1782 S. XXVII; St. 1797, 81/4, ferner;
,Auuo 1374 erhuob sich ein Krieg awiischen den Landlüton
ziio Underwalden ob dorn Wald und dcu LaudlUtten des Lands
Entlibuoch von wegen einer Alp, so die Entlibuocber ghejpt,
zwüschen Schwarzenegk der Kilchhüri Schupfen und den-
selbigen Grenzen gelegen, noch hütt die Schlachtalp ge-
nannt.' RCy»,), Seuip. (auch ,pbcr-, Untcr-Schl.', Bauernhöfe):
,BSchniopor von der Schl.' 1784; vgl. auch Schl.-Bläsi Bd V
I53o., sowie Liebenau 1886, 79. 80. Vgl. auch Ab-, Xidc-
Schl. ,Schlacht-Fluh' BAd. ,-Bach' SUer. ,-Boden' GWildh.,
, -Böden' GFs. Eigentümlich: ,Ini(m)schlacht f., Name von
Maiensässen GrObS. d" tV I. ijäV, Val. fu/rfer 1.). Nicht hie-
her; , Land-Schlacht', Weiler Th (,Lanchasalahi.' 817; vgl.
Jid II 1677o.), ,Zihl-Schlacht' (s. n. Schhtt). Zu den folg.
Zssen vgl. die entspr. von Schlrnj und schlaheii.
Ab-. Nur als Flurn. — ,Ab-Schlacht' SchwAltendurf
(schon 1289: ,bona Sita iu loco ([ui vulgariter dicitur uf der
Balnia und iu der Abslacht und in dien Staldou', auch 1383 ;
dazu der FN. ,Abschlacbter.' XV., SchwPmir.); WVt. (,in der
A.', Name mehrerer Voralpen). -
Über- m.: 1. Auftrieb von Vieh auf die Weide
über die zulässige Menge hinaus; vgl. ü.-schlahen.
Syn. Ü.-Trib. .Demnach als si [Dietikon und der Hof
Baltenswil] ein stoss mit einandern ghept des weidt-
gangs halb, sol der meyer gewalt han, mit den von
Diettikon zuo weiden ... und als die von Diettikon
vermeint band, der meyer zuo Balderscliwil hab ein
ü. mit vech, hab ich gesprochen, das er zinilich vech soll
und möge han, wie dann das sim hoffgemess ist.' 1529,
Arch. Wett. (Schiedspruch des ,JAn der ßütte, des rats
zuo Schwyz'). — 2. quer zum Wasserlauf gezogene,
wohl zumeist aus Flechtwerk bestehnde, der Fischerei
dienende Verbauung; vgl. ü.-schlahen, Ü.-Schlag,
ferner Fach:.' (Bd I (J38/9), über-fachen (ebd. 641/2).
,[Die Vögte sollen] den gebieten ... so Überschlacht
[Var. überslegl in der Rüse hant, daz sy die übersieg
enmitten uftüegen in seralicher mässe, daz das wasser
ein dritteil offen stand.' 1427, Abscu.; ähnlich 1431,
L RB. (.von der überslachten wegen in der Rüse').
,Also haben wir unser erber bottsohaft darzuo ge-
schriben, die [von Bürgi Vischer in Dietikon geplanten]
vach und den übersl. ze schowen. Und nach dem
und ... wir von inen vernonien band, das es des richs
strass nützit sumpt noch irret, so haben wir Bürgi
Vischer gunnen, die vach und den übersl. ze machen.'
1430, Z StB. (.Erkantnüsse umb die vach und über-
slach [!]'); s. noch Schipfll {Bd VIII 1063). ,l)as die Jon
fry sin und nieman dehein ü., vach noch ruschenleger
darinne machen oder dhein rüschen oder berren darin
setzen sol.' 1458, ebd. ,Den vischern zuo Dietikon ...
das sy des rych[s] strass, den fürt in der Lindmag mit
iren ü-en nit vertornen, vermachen noch verhenken,
sonder den bis uff den grund offen ston lassen sollen.'
1490, Z RM. ,Nach verhörung der urteil, vormals
von der vachen und überslach[t]en wegen in der Thur
ergangen, [wird] erkennt, das denen in der herrschaft
Andelflngen, die sölich vach und überslachten in der
Tliur haben, geboten werden soll bi 2 march silber,
sölich vach und überslachten, wo die wyter und anders
dann nach innhalt sölicher urteil gemacht sind, ab-
zuotuon.' 1492, ebd. .Überschlacht, zilor und fach in
der Rüss.' 1509, AAKönigsf. CB. .Demselben vischer
[wird] verwilget, ein fach und ü. in der Lindmag ze
machen.' 1515, Z (Niederwasserordn.), Dass der Land-
vogt die Bussen, die von den ,ü-en' auf der Limmat
und Reuss fallen, zusammenlegen solle. 1540, Absch.
(l). — Zu 2 vgl. Gr. WB, IX 236 (,Schlacht II'); Fischer V
861 (SchtiU'ht Sa).
Under- (bzw. Unger-, Unner-) Schlacht, in FS.
tw. -Schlach — f. BAd., Si.; F, so Bös., Düd., J.; Gb,
so D., Pr., Seh., Ths, V.; GWe.; Th; W, m. GkLuz. ;
WLö., Ulr., n. B, so E.; UwGisw.; W (JHunz. 1913),
PI. -Schlacht GrKL, -Schlachte' GuübS., Pr. (auch
Kl.); GW.; Tu und wohl weiterhin, -Schlachte' f. TuMü.,
■Schlacht f. GrAv., S., Versam; WBinu f-e-J, Morel
(■e-J, -Schle'chti f. ApK. (T.), -G-'-schlacht u. B,
so R., S. und It Zyro; L (Ineichen); Ndw (Matthys); Z,
so Kn., 0., -G'schlachtin. UwE., „-Schlacht, -G'schlacht
n. VO; G; Tu; Z", Dim. -Schlächtli BBe.. G. f-e'-J;
GStdt, -G'schlächtli S (Joach.1885); GT.: 1. Zwischen-,
Scheidewand; vgl. u.-schlahen. ,IntergeriDns paries,
ein u. oder underschlagne wand, ein mittelwand.' Fris.
(schon 1541). Auch von dem durch Zwischenwände
abgetrennten Raum, Zwischenraum, Abteilung, Fach;
Syn. Ge-halt 1 (Bd II 1218/20). ,Yoll schlüpflinen
und u.-schlächtlinen, loculosus.' Fris. (schon 1541);
Mal. ,U.-schlächtle, nidulus.' Mal. ,Nidus, U.' Denzl.
1666. TF'e""-»ie" die Hefe'lüt g'seht esse" ... so dunkt's
Ein'n, sihehe" lüter U.- g'schlächtli im Mage" ... Sö-n-es
Stadtfräuli chönnt-si''' mit-eme" Hüenerbeinli iind-eme"
Zuckerbrötli und-eme" Tassli Blüemlite ne" ganzi Witchen
üsbringe". Joach. 1885. Spec. a) in einem Gemach,
in Kellern, Ställen, auf dem Dachboden GrAv., Chur.
L., Mai.; GWe., bes. von einer beweglichen, nachträglich
angebrachten Wand B und sonst. ,[Gott zu Noah:]
Drum solt du machen dir ein arch ... mit kammren,
darzuo u-en ... In drü gmach solt sy teilen, machen
unden und oben mit u-en.' Ruef 1550. „Scheidewand
in Gemachen für den Winter VÜ; G; Tu; Z" (St.^).
.I^alltür oder Klappe (bes. in Wirtshäusern), wodurch
zwei Zimmer räumlich geschieden und gleichsam (durch
das Öffnen) vereinigt werden' ,Ap K. (T.). ,üen Schrei-
neren oder Tischmacheren solle allein zu machen ge-
lieren und zudienen ... alle Unterschlecht in den
Stuben, es seyen Nebetstübli oder Bettkästen.' 1786,
23
Schlacht, schlecht, schlicht, schlecht, Schlucht
24
AaMbII. StK. RA. , Unser Volk hat seine gewüssen
Spiüchwörtlin, damit sie ihnen selbs Heuchelei in
Glaubenssachen ring machen, als: ... es wird im
Himmel zwüschen Disen und Jenen kein U. sein.'
FWvss 1Ö70. .Mancher ... spricht: ... wir haben
alle einen Gott und ist nur ein Himmel und wird im
Himmel kein U. sein.' ebd. 1077. Im Keller, zB. um
die verschiedenen Kartotfelsorten auseinanderzuhalten
BAd. (JHunz. 1913), S. (Bärnd. 1914); GWe. und sonst.
,Elne Unterschi, von Gitterwerk', in dem von mehrern
Familien benützten Keller eines Hauses. 1817, GInv.
,U. in spycheren, lacus.' Mal.; ,lacnbus distinguuntur
granaria, kornkasten und u-en in den siiycheren.' Fris.
In (gemeinsamen) Heuställen, Bretterwand zur Schei-
dung des Heus verschiedener Besitzer GrS. (Tsch.).
Bes. in Viehställen, die(aus U.-Britt und U.-Spafe"
bestehende) mehr oder weniger hohe, unter Umständen
auch hängende Zwischenwand zw. den einzelnen (meist
für 2, in Bü. auch für 1 Stück bestimmten) Vieh-
ständen, auch diese seihst (Syn. Chripfen 3 Bd 111
845) BSa., Si.; F; Gu; GWe.; W; AhbiMungen bei
JHunz. 1900. 148; 1905, löO. 183. 187. Scheidewand
zw. Kuh- und Pferdestall FMu. Abteilung im Pferde-
stall UwGisw. Drüf nümm-i''' de" Chöttihammer, gän
in d' U. in und stecken der falsche" Cime en Par in
d' Lüsgruebe". GFient 1896. D' Muttle" ist allai" in
e" U. g'stellt worde', g'ha" hed s" di Fagaire". MKuoni.
Uinder der [Stall-]r«i- in der erste" U. ist der gröst
Houfe" [Hanf](?(i)öe" oufg'slützt. AfV. (GrSch.). Davon
ausgehend: J'* mache" iez denn en U. ztcüschen i'''
[euch] i"hi", zu Kindern, die sich fortwährend zanken
GWe. - b) in Möbelstücken und andern Behältern.
„Scheidewand in einem Kasten, Nebenkästchen in
einem grossen Kasten oder vielmehr ein Fach in einem
Schranke Vü"; L (Ineichen); „G; Tu; Z", so Kn., 0.,
bes. in einem liegenden Sclirank (vgl. Trog), zB. zur
Aufbewahrung von Geld, Wertschriften, Kostbarkeiten
übh., meist links oder die ganze Breite einnehmend,
oft mit einem besondern verborgeneu G'häUli aus-
gestattet B, so F., G.; üwE.. für Hanf, Mehl, ,dürre-
Apfelschnitze, Birnen, Zwetschgen B; Tn, kleine Lade
im Kleiderkasten Ndw (Matthys). ,Hier [im Trog]
bargen sich die geheimen Schätze wie an Tuch und
Weisszeug, so auch an Andenken und Schmucksachen.
Zu diesem Zwecke klappt sich dicht unter dem Deckel
ein besonderes kleines Fach auf, das U.' BXunu. 1904.
Der Bauernknecht hat eine Bibel ,in dem V. seines
Trögli.' ebd. ,Das Trögli der Bauerntochter, dessen
Unnerschlacht oder Unnerschlechtli Dinge birgt, von
denen wir Nichts wissen dürfen.' ebd. 1911. Er sö"-n-
im ganz es schöiis Trögli mache" mit-emen U.-g' Schlacht,
als Hochzeitsgesohenk. EGii.MEit 1908. £6- het nu'''
albeneinisch es Bätzeli chönne" i" de" alt sidig Strumpf
tue", wo siner ZU no''' der Grossmueter g'hört g'ha"
het; De'' het si"s . . . Plätzli g'ha" im U.-g'schlacht co"
Müeltis Trögli. BRosi."« 1918. ,Jetzt aber solle es hinauf
gehen auf den Estrig und ein Körbchen beschnittene
Gelbbirli aus dem Schnitztrog nehmen ... linker Hand
im dritten ü.-g'schlacht.' Gotth. ,Ein gwandtrog und
sunst ain langer trog mit u-en.' 14ü7/8, G Inv. ,(Ein
kästen oder) kisten mit vil u.-schlächtlinen, arca locu-
lata.' Fuis.; Mal. .Nichts als ein klein weisses Pulverli
[habe er ilir gegeben], liab s ... in den Trag auf das
Untergeschlacht behalten.' 1701, Z. ,1 altes Schäftlein
samt einem Türlin und U. ... 1 Banktrögli von zweyen
U-en.' 1710, BSa. Inv. ,I)ass die 2 grossen Schlüssel
dienen zu der ysenen Kisten, darin das Gelt ..., der
kleiner aber zu dem darinn sich befindenden U.-ge-
schlacht.' 1712, Z. ,[Zu verkaufen:] Ein 5 Schuh
hohes Kuchikästlein mit etwann B Untergschlacht.'
Z Denn. -Nachr. 1788. In einer Schublade B (Zyro);
„VO; G; Tn; Z" (St.''). ,Disers briefs original findt
man under den usslendischen brieffen in irm u. der
laden.' XVI., Z. Meist Dim., in einer Schachtel BBe. ;
GRPr.; GF., Stdt. Mi" muess i" dem Druckli 3 U.-
schliichüeni machen BBe. Chlüche"trücke" ... das sind
Trücke" g'sin mit vilen U-en ins Chrüz, so dass en
iedere" Chlüehen es Gäschi iiherchon hed. GFient; vgl.
die Abbildg AfV. VI 86. Von den Fächern eines
Schreibgestells GF., Stdt. ,U.-schlächtle, wie es die
krämer habend zuo irer war, trucken der krämereu,
iiidi; trückle mit vil u.-schlächtlinen, wie dann die
maier habend, darinn sy die färben legend, arcula;
loculatw pictorum.' Fris. (schon 1541); Mal. ,In der
schindeltrucken mit u.-gschlachten an allerlay krutzern
... 2 guldin.' 1559, ZRhein. Inv. In einem Flaschen-
korb Z (Dan.). In einem Vogelkäfig: ,Die weidleüt
beschliessend ein gesprengt [Rebhuhn-]weibliu in ein
kefi, durch welches es vou wilden männlinen mög
gesehen werden; an einem ort aber hat das kefi ein
u., darein das wild männlin komme und gefangen
werde.' Vogelb. 1557. — c) in Früchten. ,Under-
schlächtle in kilflen oder hültschen, da ein yedes körnle
besunderbar inn ligt, als an erbsen- und bonenchitflen,
valvulus.' Fris. (schon 1541); Mal.; wohl darnach bei
Sulger. Auch = 3Iittel-Griltz (Bd II 840), Sattel Set
(s. d. Bd VII 14-36; schon bei Fris. 1541). — d) im
(menschlichen) Körper, Zwerclifell OrNuI. ; Syn. List 2
(Bd III 1473). .Diaphragma, ein u., ist ein läl im leib
von einer selten zur anderen, zwüschend den oberen
yngeweiden, herz und lungen, und zwüschend den
anderen, die lyste.' Fris. (schon 1541). In weiterm
S., Bauchgegend W. ,Mir fehlt's an der Unnerschl.',
sagt ein an Unterleibssclimerzcn leidender Bauer. —
e) in der Landschaft. Zur Teilung von Grundstücken
FS. ,Zuo oberist im Münstertal ... ist die Cluse
Pierrepertüs oder Pierreport, ein u. des lands Rauricie
und des pagi Aventicensis.' Würstisen 1580; ,Unter-
schlacht.' 1765. Von den Querdämmeu in den Nil-
kanälen (vgl. Schenkels Bibellexikon IV 331): ,Der
[Nil] wirt vil lätte mit im bringen und nutzlich sin
zuo mengen dingen, als välder dummen [düngen], sy
feisst machen, fruchtbaren die mit u-en.' Ruef. 1550.
Schleuse (V): .Indem zog der fyend [beim Sturm auf
Konstanz 1548] ennet dem graben her ... dem oberen
tor zuo und den graben ab, des Vorhabens, über
den u. des Wassergrabens in die vorstat ze fallen.'
JUGrob 1599. — () in der Bibelspr. mit Bez. auf den
(atmosphärisches und irdisches Wasser scheidenden)
Himmel. ,Und Gott sprach: es werde ein u. zwüschend
den [,in mitten der.' 1589] wasseren, und das sey ein
underscheid zwüschend den wasseren. Do machet Gott
den u. und schied das wasser under dem u. von dem
Wasser ob dem u. ... Und Gott nennet den u. himmel.'
1530/89, I. Mos. 1, 6/8; ,Ausdehnung.' 1667/1707; .eine
feste.' Luther; aiEpewiia. -LXX.; firmimentum. Vulg.
Danach öfter. ,Ouch hab ich bschaifen warras und
kalts, nass trockens, yedes nach sinr gstalt, taglenge
und die tunkel nacht oben auss himmels u.' Ruef 1550.
,Am anderen tag hat Gott das u.-geschlacht zwüschend
Sdilai'lit, bclileclit, schlicht, schlocbt, schlucht
den wasseren gemachet, nämlich den liinimel.' LLav.
1582. .Die gross P'este, s Firmament, der U. und
Himmel gnent, ist Luft, Fewr und der Sternen Zaal,
das ist die ganz Feste zumal; die Wolken aber, die
er macht, die wardend da der U. zwischen Wassern
ob ihnen zwar, dem Meer und Flüssen uudenhar.'
HRRebm. 1Ö20. ,An dem andern Tag, an dem Gott
den U. oder die Austänuung der Himmlen gemachet
hat.' JMüLi.. 16öti. Im Anschluss au Ps. 160, 1 : ,Ir
sollend Got im himel, in siner heiligen wonung, in
sinem thron loben; dann disen sinn zeigend die nacb-
genden wort an, die also lutend: Haleluhu birkia uzo,
das ist: lobend inn in der u. siner kraft, weliche u.
wir nach dem latin ein firmament nennend. Also ist
das ... nüt änderst denn: lobend Got in dem himel,
lobend inn in dem firmament oder u. siner krafte etc.'
ZwiNGLi. — 2. von den zwischen den Perlen eines
Rosenkranzes befindlichen Gliedern. ,1 tladeri patter-
noster mit sylberi u. -schlechten.' 155'2, Bs luv. —
Alul. (bei Xotkcr) uudershlii f., Zwischenraum; vgl. Schill.^ U
■l'J'J (iu Bed. I, als f. iinJ n.). Fluru. ,Unter-Schlecbten' LKusw.
(,Üuli Siber von Uuderschlechtei).' 1188, LRusw. JzB. ; auch
bei Leu, Lex.); SchwKü. — Trögli-U.: = dem Vor. 1 b,
in einem Trögli BE. Fast e" neui Handharpfen [ist]
under ''ein Tr. [eines Bauernkneclits] g'tege". I^Gfellkr.
Fränkli ... xvoiii''' im Tr. für b'sungerigi Fäll ha"
nebenume" Hä". Emmentalekbl. 1917. .Züseli ... hat ... das
Betbuch vom Grossatt nachenvüreng'suecht aus dem Tr.-
ungerg'scblacht.' J Bürki. S. noch Sc/iüöe^Bd VIII 89 u.).
Ur- bzw. Or- (Ai>A., H., M. und It St.»; G, so F.,
Rh., Stdt, Ta.; ScuSt. It Sulger; Euel 1804), Dur'"'-
bzw. Bor''-- (AfK. It T.; GRh.; Scu, so Ha., Scbl., St.
ItSulger; Tu, so Hw., Kessw., Mü. undlt Anon.; Spkww.
1824) Schlacht — f. Af; Scu, so Ha., Schi,, St.; G;
Tn; Sprww. 1824, ni. GTa.; Tu, -Schlachte. Ebel
1804, -Schiet f. PI. GRh., Örstlete", -de" f. ArGais, I.,
„Durch-, Bor- Schlacht, -Schlacht, -Schiächte, -Schlat f.
Ar; B; G; Scu; Tu": 1. Pocken, Blattern, und zwar
ohue Zusatz im AUg. ,Kindorblattern." aaOO. (ausser
ScuSchl.), dafür auch wild V. (B.), „die falschen
Menschenpocken» Ai'OtSt.^und T.); ScHHa.,St.; ü; Tn,
im Gegs. zur rechte" U. (B.), ,den wahren Menschen-
pocken' Af (T.); Scu. Syn. Fell 5 (13d I 770); Vezen
(ebd. 1151); Vröleii (ebd. 1294); (Ghinden-)Bläteren
(Bd V 204. 207). 's Ühend hed d'O. Ap (T.). Einer,
ivo recht B. g'ha" hat, ist für si" ganz Lebe" 'zeichnet
Scu. .Nach der kleinen D. kommt gern die grosse
(die Pest).' Sprww. 1824; danach bei Sulger. S. noch
beragen (Bd VI 718). .Variole, durslaht.' Voc. opt.
.Variala [!], durschleht.' Ebinuer 1438. ,Utt' die zitt
haftend die jungen kind die urschlacht heffdig, das
ainers schier furcht.' Stockar 1520/9. .Durchschlecht,
Hacken im autlit [,angesicht.' Mal.], wie laubfläcken,
varus.' Fris. (schon 1541); Mal. , Durchschlecht oder
kindsblateren, vari vel varioli.' Mal. .[Der Knabe]
starb an der durchschlächti oder wyssen kindsblateren.'
ebd. 1593. ,Von der wyssen durchschlacht oder kinder-
blateren.' ebd.; s. noch Binden (Bd VI 1037 o.). , [Ab-
führmittel] für die Kinder, welche die Durchschlacht
liaben, dass es desto ringer zugehe.' Arz.sieib. XVII. /
XVIII. S. noch P«rj)/e»j(Bd IV 1598); Ühinden-Bläteren
(Bd V 207; schon Denzl. 1666); Röt-Sucht (Bd VII
283). — 2. Durchfall ScuSchl.
Ahd. ursluht(i) f., varia\ mhd. ur-, durduluhl, -slehl(c) f.;
vgl. Gr.WB. II 1667 (.Duicbscblachf f.); Martiu-Lieuh. I 6a
{CnMecht f.); II 450 {DureMerku" f. PI.); DJI.IV'2 (Vorarl-
berg. Uraehlal f.); Schiuid 14'J {Durschhchlen Vi.); Schul.» II
I'jy {Ui-HchUuht f.); Schul. 1855, 170 ( Durdechttn) \ Le.'cer
186-2, 248 (VrsMulite f.); Schüiif 785/6 {UrschhchUn, -schUtlm
I'l.); YHiutuer 1878, 15 (Ur-, DurlUtn). ferner MHöfler 1899,
570/1, überall iu Bed. 1. KUckführuug von (V- und Dur- auf
eiue Gruudforui uuter Auuahuie falscher Trcnuuuj (vgl. BSG. I
15:3) oder Agglutination des Art. (d'Ur-) verbietet sich durch
die frühe Bezeugung und weite Verbreitung der Üoppelformcn;
immerhin mag die urspr. Verteilung der Formeu später auf
diese Weise Verschiebungen erfahren haben. Zur l'orm Orsileie"
vgl. BSG. I 187. Auffällig ist St.s Angabe für B, da das W.
heute auf die Ostschweiz beschräukt zu sein scheint. Wohl für
,Ur-' steht ,Un-' an der Stelle: ,Als ich 6 Jahre alt war, bekam
Ich die Fällt oder Uuschlacht uud wurde voll Blattern am
ganzen Leibe.' 1766, Th (Ap Kai. 1860). Vgl. auch dmxh-
Hchlächtuj.
Üs-.Schlacht'.ARZNEiB. 1822,-ScWäc7ttjBs(Spreng);
ü; Z (Schulthess); Ebel 1798/1801 (,-e'), -e- GrKI.
(Tsch.), -Schlichti GRUVaz(Tsch.), „-Schiächte, -e- Gr;
VO; Z" — f.: 1. a) .germinatio, ausbruch undausschlecht
der böumen und kreuteren.' Fris. 1541. — b) Art wilden
.\uswuchses am Fusse der Maisstengel GnUVaz. —
2. „Ausschlag am Körper." aaüO., bes. am Kopfe GrKI.
Yg\.üs-schlächtig. , [Salbe] für Ausschlachten oder grosse
Blätzab.' AuzNEiB. 1822. ,Die ausschlecht des kines,
mentagra.' Fris. (schon 1541); Mal. ,Das Terpentin-
öl vertreibet die Kindenblattern und Ausschlecht.'
JRLanhenb. 1608. .Den 4. iiat sie Ausschlechte am
Bauch bekommen.' JMuralt 1697; s. auch Frisel (Bd I
1329). .Dieses ... warme Bad zu Baden ... ist ...
nutzlich und dienlich ... den feuchten, wüsten uud
trieffcnden Ausschlachten.' SHott. 1702. , Pestbeulen,
Pestcarfunkel und andere Ausschlachten.' JJScheücbz.
1721. ,Dass sie mit einer salvo omui respectu scabie
fü3da per totam regionem abdominis ... behaftet, welche
Ausschlechte aber nicht unlieilbar befunden worden.'
MAKappeler 1727. ,Ich Henge ... an, auf folgende
Art ... die Fieber mit Ausschlachten als zB. Friesel-,
Purpur-, Scharlachfleber etc. zu traktieren.' ebd. 1762.
S. noch Milch-Euf(\ii\l 670); be-seichen (Bd VII 145 o.)
und vgl. Cs-schlächt-Salb (ebd. 800 u.). Insbes. Bade-
krätze, Miliaria thermica Bs (Spreng) ; vgl. üs- schiächten,
Schlächti, -schlächtig. ,Das Ausschlagen ... kommet
her zwabr in dem Baden, aber darumb nit allezeit
von dem Baden, dass also dasselbe kein gewüsses
Zeichen vollkommen oder unvollkommen Badens sein
kann, danahen Viel in dem Bad nicht nur einmahl
ausschlagen. Andere hingegen schlagen gar niemahlen
aus ... Ein Anders ist naher Haus kehren in währender
Ausschlachte, auf welches früher ... auirhören zu
baden grosse Not von dem Bränner. von der Kratz
und anderen beschwärlichen Ungelegenheiten erfolgen
kan. ein Anders, auü" das Ausschlagen in dem Baden
schawen, schawen, dass, ob und bis man ausschlage,
nicht auffhören zu baden, bis und ehe eine Ausschlachte
herausgekommen, oder sobald eine solche Ausschlachte
gekommen und vorüber ist, darauffhin nicht mehr
baden wollen.' SHott. 1702. .Ist die Ausschlechte wol
daraussen, so soll man ... sich wol vorsehen, dass nicht
durch unordentliches, langes Bleiben oder heiss Baden
die 2. und 3. Ausschlechte nachgezogen werde.'
JJScHEüCHZ. 1708. ,[Gewi.sse Bäder bewirken] efflores-
centias illas cutis criticas, quibus materia in massa
sanguinis latens heterogena foras pellitur ... De quibus
ipsis efflorescentiis cutaneis. Ausschlechten, notari
insuper volo.' ebd. 1728. .Den Badenden verursachet
Scillacllt, sclileclit, schlicht, schlucht, Schlucht
28
es [das XidelbaJ] frühzeitig eine Ausschlechte.' Mem.
Tig. 1742. .Eine Ü. baden.' ,D. 5. Juni [1805] sind
mein Bruder und Frau auf Baden verreist, um eine
Ausschlachte zu baden.' ZZolI. TgB. 1740/1805. Auch
Z Neuj. G. 1809. — Mhd. ü/hUI,i. lentigo, geuus leprre
(Diefenb. 1867, 231 jt): vgl. Sdiiii." 11 499; MHüfler 1S99,
iTl a. All der Stelle: ,Ein gut Stiik vor dei Kud oder grosse
(.'fschlcliten, [so mau] des Sommers tou grosser Hh wägen be-
kommen kan' (Arzneib. 1822, 37) liegt sicher ein Schreibfehler
für ,l's-' vor. — üs-schlächte°: baden, bis sich ein
Ausschlag (s. unterm Vor. 2) zeigt Z (Schulthess).
Feld-: wie nhd. ,Ein otfene F. in weiter Ebne.'
Sprecher 1672. S. noch Bd VIII 1271 u. (Fris.);
Sp. 20o. — Vgl. Gr.Wß. III 1488; Fischer II 1042.
\ei--schlacht n. (PI. unver.), ,-schleoht' f.: 1. Ver-
schlag BE. ,\Vie der Treppenraum zu ebener Erde
im Freien das Hundshüs ... zu bergen pflegt, so ist
derselbe Kaum innen und oben in Form von allerlei
G'Mhli, Verschlackt, Eggeli, ChrutzU ausgenutzt.'
Bärnd. 1904. — 2. Verbauung, Eindämmung eines Ge-
wässers. ,Ein wuor, das ist ein auffgoworffen bort und
verschlecht für wasser gemacht, das es nit mit schaden
ausbräche, es seye von erden, holz oder anderen,
septa.' Fris.; Mal.; s. noch schädlich (Bd VIII 185 o.).
,Die verschlecht, obthuramentum stagni.' Mal.
Für-.schlacht(i)' f.: a) (leicht heweglicher, nur
einen Teil des Jahres zur Abhaltung des Weideviehs
angebrachter) Zaun. ,Die dorflüt von Bützighoffen
... beklagten ... die dorflüt von Kamersperg und
offnoten ... sie hettin einen hag gemacht in dem
Zimmertal, daz ein offenna [!J schitwalt sölti sin und
etzweid. und getrüwettin da Got und dem rechten,
daz si da enhein hag noch fürschlacht machen söltin,
wan es inen ein schedlicher hag wer.' 1398, Uw;
später: ,ob si den hag und die fursehlachti wol machen
möchtin.' ,Der fürschlachten halben soll ein jeder dem
andren fürgäben nach jedes jars verkündung unzit
zuo sant Michelstag und diesälben fürschlacht in ehren
han und lan by der buoss. Wyter die abteilten zun
soll ein jeder dem andren fürer gan [!] und wärschaft
machen.' E. XVI., BnSi. Eq. 1914. — b) Schliessbalken
an einem Weidgatter; s. Schit (Bd VIII 1509 M.; später:
,den anfal und fürslag an demselben tor'). — Spätmhd.
vürtlahi. Damm; in gleicher Bed. bei Gr.WB. IV 1, 797; Fischer
II 1869. Als Fluru. , Für-Schlacht' BNesseutal (,die F.; in der
F.' JWeissentluh 1792/18-21 ;s.auch r;a-Schulr.BiVUl 1729).
G''- Schlacht f. XSrR. (in Bed.l), n.Ni)\vltMatthys(in
Bed.2),-sc/i?ac;»tiJn.(inBed.2b)OBW;UwE.,-«cWäc;t«I
n. (PI. -er) GA. (in Bed. 2a): 1. a) = Schlacht Ic (Sp. 19).
,Als ... die geslacht geschach zuo Sant Jockob.' 1444,
Bs Chr. ,Die [Zürcher] wurden alli an dem Morgarten
erschlagen in des herzogen dienst ... Und von diser
geschlacht vindestu witer an dem ort, da ich von den
dri Waldstetten schrib.' HBrennw. Clir. ,Do Josua
und die kinder Israels vollendet hattent die seer
grosse gschlacht an inen [ihren Feinden] ' 1525. 1531,
Jos.; .Schlacht.' 1530. 1589; v.C'Tivjv iisydArjv. LXX. —
b) = Schlacht 2. ,Geschlacht, wirt vom väch geredt,
die kuo ist einer guoten geschlacht, de homine dicitur
gesclilächt.' Mal. S. noch Sücssi (Bd VII 1411 ; ,vogel-
geschlacht'). — 2. a) = Under-Schl Ib (Sp. 23) GA.;
Ndw (Matthys); vgl. mänys-ge-schlächlig. Der Stel'e"
hat zweu G'schlächter, ist in zwei Abteilungen geteilt,
unterschlagen GA. — b) (auch Vogel-G.) Vogelschlag,
falle üiiw; U>vE.; vgl. UnierSchl. Ib zu Ende. ,üie
Buben, die im Herbst mit Bügli und G'schlachti die
Vogel zusammenfangen.' Übw Volksfr. ,Das Mädchen
zu überzeugen, dass der langersehnte Vogel [ein
Bursche, den es zu fangen sucht] vor dem G'schlachti
stehe.' ÜEW Blätter 1900. — Vgl. Gr.WB. IV 1, 3900;
Uuger-Khull 285 (Geschlacht u., in Bed. Ib); Fischer III 471
{Ge-acMacht u., Vorrichtung au den Leclikanälen). Die Form
G'tchlachli ist cig. Dim. od. PI. zn G'tchlacht n. G'echhichl,
Flurn. SehwPfätf.
Haupt-: entspr. Schlacht Ic (Sp. 19). RA.: D'H.
ist iez g'Uferet, die Hauptsache ist erledigt, die Haupt-
arbeit getan GlMoH. — Vgl. Gr.WB. IV2, 628.
Man(n)- I, auch m.: 1. Tötung eines Menschen,
Totschlag, auch Mord. Vgl. m.-schlächtig. ,Swer dem
mansleggen sin gunst, helfe old rat mit ezzenne ald
mit trinkenne, mit werten ald mit werchen git zuo
der manslaht ald an der getat . . . der bet verschult
an sinem guote daz selbe gerihte mit ime ane
einig den tot.' 1252, L. ,S\va dehein lantman herin
kumt und ein anderen lantman angrifet ald einen
burger in der stat mit roufenne, mit slahenne, mit
wundenne, mit manslaht ald mit deheiner slaht dinge.'
Z BBr. ,Daz umbe allen den schaden, der in diseni
kriege beschehen ist von niansl., von wundaten, von
brande, von roube ... das ouch das alles lideclich abe
sin sol.' 1336, Absch. (Schiedspr.). ,Endrünt einer, der
ein m. getan hat ... und vert der vom lande, so sol
man im sin hus von gründe uf zerstören.' 2. H. XIV.,
AaL. StR. ,Wo ouch das beschech, dass raisshellung,
stöss oder krieg utfstuondent zwischen uns den vor-
genanten Eignossen, die in disen bundt hörtendt oder
ijesessen sind, es war von m-en oder von stächen oder
von schlachten oder von andern grossen, redlichen
Sachen und zuosprüchen.' 14'24, Gr Bundesbrief (Aeg.
Tschudi). ,Ainer, den man zech ains m-es.' Waldhegel
1425. ,Als nun der krieg ... angegangen was mit de
ra., rob und brand.' GWil Chr. E. XV. ,Wan es zuo
schulden kam, dass manschleehtin [!] heschehent ... in
unser herschaf gericht und biet, das wir noturftig
wurden über das bluotzerichten.' 1548, GRLax. S. noch
C/tci-re«(BdIII493u.);j)er-ncWen(BdV14'29M.). Neben
.mord'. ,Das ir enkainer der stat herren genade oder
huldi verlieren sol, er haigi denne ain groz untrüwe
oder manslaht [,homicidium'] getan oder ainen erblendet
oder ander siner lide berobot oder ain mort [,nefas
horrendum quod vulgo dicitur mort'] begangen.' 1296/7,
AaMbU. StR. ,A. d. 1372 ... sach man ein zeichen an
der ... sunnen ... Darnach geschach grosser schad
in acht stetten von brand und von grössi der wasser
und mord und m. und strit in den richstetten in
Swaben.' Z Chr. XV. — 2. = Schlacht Ic (Sp. 19).
,Do zugent ... die von Winterthur uz ir statt ... und
schluogent alle an die von Züricli; also verlurent si
gar schwarlich, daz wenig Hut darvon kam ... Dise
m. beschacli an dem 13. tag im abrellen.' Z Chr. 1336/
1446. ,Von der m., so vor Basel an der Birs zwüsehen
dem Delphin und ... den ... Eidtgnossen beschach.'
.Schodol. ,7 grosse Jarzeit ... Derjenigen, so in under-
schidlichen Nöten und M-en mit gemeinen Eidtgnossen
ritterlich und manlich gestritten.' 1634, Schw JzB.;
•■ipäter: ,Die grossen M-en, und Stryt, so in denselben
Kriegen ... beschächcn sind.' — Abd. mmisMif«), mhd.
munihht; vgl. Gr. WB. VI 1603; Schm.- II 498; ChSchmidt
1901, 234; Fischer IV 1455/6, zu Bed. 1 Oseubr. 1860, 208,
Als Flurn. , Mannschlacht' Aa (Kochh.).
29
Schlacht, schlecht, schlicht, schlecht, Schlucht
30
Mer-: Seesclilacht. , Meerschi., schlacht auf dem
meer, maritimum prcclium.' Fris.; Mal. S. aucli Sdiiff'-
Schl. — Nacht-: zur Nachtzeit gelieferte Schlacht.
,Die fygent [haben] 3 tusent man, 26 stuckbüchsen und
5 fendlin in der letzten n. verloren.' 1531, Strickl. (W).
Nider-. Nur als Flurname. — ,Nider-Schlacht' Gl
Betschw. (/" der S. JHefti 1905), Filzbacli; ZTii. (,im N.'),
,-GschIaclit' 11. ZBub. (Name von zwei alten, jot/t aufgehnhenen
ZivilgemeinJen; auch Fhirn.).
B'-schlacht f. BG. (PI. -i); FJ.; GnChw., D., Luz.,
ObS., S., Sculms, Tschapp., V., It Tsch. allg. (PI. -e")
B'-schlecht f. BGr. und It Zyro (-ä-), n. AAWeg.;
BE.; ScnwE., nur als PI. BSi. (IraOb.). -schlechti f.
GhChur (-ä-); L (Ineichen); SciiwE.; Zg; ZMeilen
(Dan.), „B'schlächti, B'schkchliXO; Gr" : 1. a) (Metall-)
Beschlag, „Beschlä'^e" B (It Zyro); FJ.; „VO"; Gr
(auch It St.); ScHwE. ,Dass sy verstoln hab ein lott
Silber, was besiecht.' 1429, Z KB. ,Unib nagel und
urab zwen ring und um beschlecht zuo dem bulver-
stampf 2pfd 5 ß.' 1498, S Seckelmeisterrechn. , Etliche
beschlecht und spiingelwerch in einem brieflin.' 1552,
B Inv. Insbes. an Fenstern, Türen AAWeg.; B, sn
E., Gr., G., Si. (ImOb.) und !t Zyro; GrS., Sculms,
Tschapp.; Syn. Be-htnTi 3 a (Bd II 1454). ,Ravn und
B'schlachti', an einer Tür. Barnh. 1911. Spanisch B.,
Spaniolette, Drehriegel an Fenstern BGr. (Bärnd. 19(i8,
442); vgl. Kremönen-B. ,Scliloss und bhenki in die
schür, um nägel und von bschlecht.' um 1550, ZGrün.
Amtsrechn. ,N. gäii umb die vänster ... sampt der
bschlecht ... 149 pfd 18 ß 0 d.' 1555, B Seckelmeister-
rechn. ,Ein fenster ... cost mit wappen, raraen, be-
schlecht und stengli 18 pfd 12 p 8 d.' 1575, ebd. ,Ein
venster ... cost die ramen mit der verzint beschlecht
[usw.] 15 pfd 14 ß.' 1582, ebd.; noch öfter. ,1 neuwe
Bschlechte zue einer Türen.' 1650, ZHorg. ,I)em
Schlosser, so er mit dem Schloss an der Beschlecht
zue der newen Porten ... gearbeit.' 1686, AaB. Rechn.
jWenn das Haus aufgerichtet ist, so schicken die Be-
nachbarte ... der einte ein Fenster, der andere ein
Hans-, Stuben- oder Kellertnr mit voller Beschlecht.'
1772, BTrachs. S. noch Barn (Bd VI 889). An Möbeln
udgl. ,Um 1 Blattengstell mit der Bschlechty 2 Gl.'
1611, L; s. noch Bd II 564 u. (.Bschlächti'). .[Ein
Schlosser soll] für sein Meisterstuck machen ... ein
saubere Beschlächte zu einer Türen, Kasten ald
Anderem.' 1623, Z. ,Die Beschlechte zu versilbern',
an Särgen. 1740, UwE. An Büchereinbänden. ,Hans
min helfer het mir kouft zua Züricli beschlecht uf
büecher um 1 fl.' vor 1491, Zg. S. noch Buggelen I
(Bd IV 1089). An Messern. ,Ein gross bschlagen
raässer sambt silbernem bschlecht zuo einem mässerli.'
1592, Z Schirmb. .[N. hat in der Kirche] ettliehen ...
manspersonen ... ire mässer und pfriend sampt den
silbernen beschlechtinen hinderrugks und in stille ab
den wehren gezogen.' 1596, Z EB. An Kleidungs-
stücken, bes. Gürteln udgl. ,Es klaget Üeli Gelter ...
uff raeister Diebolden ... das er einer einen bendel
hab geslagen ... [N. fragt] was die beschlecht an dem
bendel wege; da seit er im, das sy 2 lod wege.' 1431,
Z RB. ,Der herzog von Burgunnen hat me dann
sechs hundert man an sinem hof, die alle anhatten
anders nit dann güldin, silbrin und siden gewant und
vast wol durchziert mit besiecht.' DSohill. B. ,Ein
bschlechtli an ein frowengürtel.' XVI., Z Inv. .Sechs
par silber-ubergülte beschlecht zun schlosgürtel.' 1544,
Bs Inv. ,Ein roter und ein grüengebräwter gurtel mit
silbrinen Übergülten beschlechtcn.' 1552, B Inv. An
(Berg-)Schuhen, mit Bez. auf Nägel, Eisen GRÖbS.,
V. und It Tsch.; L (Ineichen). Am Huf der Reit-, Zug-
tiere GRChur, übS., Val., V. und It Tsch. ,HRickhart
bschlechte im krieg 5 gl. 3 batz.' 1589, AAZof. StRechn.
,Wär autf Pfänder lycht oder etwas kauft ... das sich
hernach erfindet, das es gestohlen Guet seye ... soll
... schuldig sein, Demme, dessen das gestohlen Guet
wäre, dasselbe ohne alle Entgeltnuss noch Ersetzung
einigen Kostens widerumb lediglich zustellen ... doch
was lebende Wahr betrifft, soll ihme das Fueter und
Atzung wider ersetzt werden, auch wann er sonst mit
Beschlächte oder Anderm Kosten gehabt hätte.' L StR.
1765. ,B.- und sattelgclt' ; vgl. Beschlag-Gelt Bd II
267 und dazu: ,Wann ein Gesandtschaft zu Tagen
reitet, so hat der Gesandte die Zehrung und Beschlag-
gelt, auswerfende ein Gulden.' ApA. LB. 1585. 1828.
,0b sich füegen [sollte], das iemandt von uns zuo
fürsten, herren oder anderen geschickt wurde uff ir
begären, da sy den kosten haben wöltend, dann sei
derselbig unser radtsbot nit wytter nemmen dann sin
zeerung, beschlecht- und sattelgält und darzuo des
tags ein guldin.' 1526, Z (HBuU. 157'2). .Ratsbotten
[gebührt] jedes tags, so lang si us gsin sind, 5 ß mit-
sampt der zcrung. beschlecht- und sattelgelt.' 1527/9,
Z RB. ,So er [ein Ratsherr] in der clöster gescheiten
innerthalb dem hezirgk des Thurgöws ryten muoss,
so soll im das closter, zuo dem oder von deswegen er
rytet, allein fuoter und maal, beschlecht- und sattel-
gelt für in und den knecht und nit wyter geben.'
1531, Z. ,Noch hüttbytag sind Schwarzkünstler, die
sich usstuond, sy könnind ein ross sattlen, uff dem
sy in kurzer yl grosse reisen mögind vollbringen; den
selbigen wirt ... der tüfel ritt- und rosslon, beschlecht-
und sattelgelt mit einanderen geben.' LLav. 1569;
anders ebd. 1670. ,2 pfd 2 ß bschlecht- und sattelgält,'
bei einer amtlichen Besichtigung der Limmat. 1596,
Z; übereinstimmend 1604, ebd. An Fuhrwerken, bes.
mit Bez. auf die Radreifen GRÜbS., Val., V., an
Schlittenkufen BGr.; FJ.; GrD. und It Tsch. ,Eine
gueti B'schlecht', an einem Schlitten. Bärnd. 1908.
,Umb die büchsenreder ze beslan und umb ander be-
slacht, die notdurftig was, des kosten ist 0 Ib. 4 s.'
1383, B StRechn. .Beschlecht und tünkelring', für Ge-
schütze. 1498/9, S Seckelmeisterrechn. An (Kirchen-)
Glocken. ,Dass ... die gross glog ... gössen ist worden
in der loblichen statt Zürich ... und kost ... die be-
schlechte zuo der glog 16 krönen.' 1556, LRick. JzB.
(MEsterra. 1882). ,In diesem Turn [der Kirche von
SVincenz] sind 9 Glocken, deren die gröste 203 Centner,
der Kall aber 7 Centner und 30 Pf. und das Beschlecht
des ganzen Werks 7 Centner wiegt.' Grüner 1732.
.Die Bschlechte und Henkung der Gloggen ... kostet
mich über 600 Gulden.' 173'2, IHess 1914. — b) Bretter-
verkleidung, Täfelung einer (Block-)Wand, zB. einer
Scheune Zg; Z (Dan.). ,PriEtexta tuguriorum, be-
schlecht oder vertäfelung.' Fris. — 2. Beschlag, Belag
von Schmutz udgl. GrV. Schi hed der Birche'hesme"
. . . in d' Mistlegi 'tunkt utid ist . . . in de' Chüestall
g'schliche" [um die dort versteckten Knaben des
, Bataillons Luzzi' zu vertreiben. Diese haben nachher]
amene" Bächli ... die B' schlacht vo" dem Besme" us
i'nne" Mondüre" üsn'u-äsche". J Jörger 1918. D' Eier
. , . sind a's e" leidi gehci Binderte" am Marleli [das
31
Schlacllt, scliledit, scliliclit. scliloelit, schliiclit
32
der Jlichel unigestossen liatte] g'hanget vom Chiinni
e'iceg bis uf d' Schueh ah .. . Wenn der Michel die zier
B'schlaeht an dem Marieli hätti g'seh" chönne", hätt-
ei-s(''* g'wüss mit si"'m Weich z'fridc" g'gen. ebd. —
Vgl. Gr.WB. I 1570 (.Besclilücht' n.); Srlini.Ml 49S (n. f.):
Schöpf 612 (11.); Fischer 1898 (ii.f.). — 0 fe(ii)-B'scWac7ti
f. : = O.-Blech ,5 (Bd V 7) Gh, so Kl. Di' O. fürtuen. —
tsen-: Eisenbesclilag. .CFüessli dem liafengiesser ist
das abwasser vom brunnen bin .\iigustinern in syii
lius in ein stud zu einem lianncn ... louft'en zuo lassen
vergünstiget, doch das die plannen in der stud im
brunnentrag die ysenbscbleclite oben anrüere.' 1586,
Z EM. — F änater Pfäster-B'schkcht n.: Fenster-
bescliläge AAWeg. .[r>era Schlosser] 67 Gulden be-
zahlt für 16 grosso Fensterbschlecbti und 12 kleine.'
1739, IHess 1914. — F\üge\-B'schlächt: Beschläge
der Fensterflügel S; vgl. das Vor. — Kremöne"-
S'schlecht f.: = Spanisch-B. (Sp. 29M.), aus dreh-
baren, oben und unten mit Haken versehenen Eisen-
stangen bestehender Fensterverschluss BGr. (Bärnd.
1908). — Frz. cr,-m,.„e; Tgl. .-luch Motlies * II 77. —
Messer- B.: Beschläge an Messern. ,M.-bschlecht'
ortband, zwounddryssig stuck.' 158G, Bs Inv. — Ross-
B.: Hufbeschlag bei Pferden. ,üer keiner sol haben
12ß für r.-beschlecht.' XV., L Ber. — Stube-s-tür-
B'schlacht, -e-: Beschläge der Stubentür BG.; s. die
Abbildg Bärnd. 1911, 357. — Taschen-B.: Beschläge
an einer Tasche; s. Mfis I (Bd IV 47611.) und vgl.
Seckella (Bd VII 662/8).
Bi-rg-: , Schlacht' (in Bed. 1 c) in den Bergen. ,Es
hatten die Eömer durch solche ihre Kämpf den
Rhetieren und Windelitieren in etlichen kleinen
Schlachten gesiget. Was in disem [1. -n] verlohrnen
B-en und Schiffstreit [auf dem Bodensee] noch für Volks
übrig verbliben, hat doch sein herzhaft und männlich
Gemüt ... im Gringsten nicht fallen lassen.' Sprecher
1672. — Ge-sellen-: Schlägerei mit, unter Kame-
raden. ,Do nun der franzesisch viceroy, so da ... 4000
Gaschguner und 1500 eidgnössischer knecht ... bi
im hat, deren [der Spanier] gewar ward, wolt er si
mit Ordnung hon angriffen ... Do waren der Eidgnossen
knecht, die da erst vom win und von einer gs. der
Gaschguner waren kommen, so fräch und so gäcb,
dass . ..' Ansh.
Schiff-: = Mer-Sehl. ,Die scb., stryt auff wasser,
pra?lium navale.' Fris.; Mal. ,PrcElium navale. Seh.'
Denzl. 1666; im Wörterverz. dafür , Meerschlacht'. —
Anch bei Sanders II 929 b.
Schwert- s. die Änm. zu Schlacht. — Stüden-.
,Es [Luzern in der Schlacht bei AAVillm.] lag im Busch
zuwarten, wann Bärn kam in das Nez ... Drum hats
der Teil genennet wol eine Staudenschi. [s. Vcr-bergins
BdlV 1571]. ... Es [Luzern] stuhnde hinder Büschen und
Stauden wol verwahrt und taht mit allem Zischen kein
Schad der Widerpart.' Flugschrift 1712. — Sturm-:
Schlacht, bei der es zum Sturm kommt. ,Wie d Fran-
zosen und d Eidgnossen mit zwen st-en den Jeno-
weseren hond iren berg angewonnen unds in d stat
gejagt.' .\n8h. — Dur''''- s. Ur- (Sp. 25). — Töte"-:
sagenhafter Kampf, der 45U n. Chr. bei einer Belage-
rung der Stadt Solothurn durch die Hunnen zw. diesen
und den zur Verteidigung der Stadt aus ihren Gräbern
aufgestandenen Toten stattgefunden haben soll S.
Man(n)-Scblacht II ni.: wer einen Totschlag,
Mord begangen hat; s. mann-scMächtig und vgl. M.-
Schlaeht I (Sp. 28). — Lies ,-schlächt'y Vgl. mhJ. „mn-
nhhiM m., ferner Gr. WB. VI 1003 (,Mannschläoht(e)' ni.).
Schlacht ScHNnk. t (in Bed. 2g), einmal auch in
derä. Spr. (s. BdIV1543o.), sonst g'-schl., „schlacht.
g'schl.", Komp. ohne Uml. AAZein.; BSi. (IniOb.);
GlM.; Th, in JjE. auch g' schlechter: „von guter Art."
Gut in jeder Hinsicht (nach Rasse und Charakter), von
einem Stück Vieh GrVD. E" gschl-s Tier. 1. mit
Bez. auf die äussere Erscheinung. Von Vieh, (von
gutem Schlag und daher) wohlgebaut ÄAZein.; LE.;
SchR.; S; vgl. Gcschlacht 1 b (Sp. 27). Dei Stücldi
Veli isch g. AaZcIu. Da' Chalh ist g. SchR. Insbes.
schlank, geschmeidig AaZcIu.; Th; Z. En ge'' Burst-
e" g-i Tann. S. noch BdIV911o. (für SG. heute
abgelehnt). — 2, mit Bez. auf Wesen, Charakter.
Handlungsweise, a) gut geartet, gutartig, sanft, zahm,
fügsam, bescheiden; manierlich, „artig, umgänglich",
von Menschen, auch Tieren Ar; Gl; GuL., Pr., so
Schs (, ordentlich, anständig'); L; G„Rh.", Ta.. W.;
Scn (auch It Kirchh.); Scnw, so E., Ma.; ThMü., Tag.;
„Z". so Kn., ruhig, bedächtig Gl; GG., oT.; SchwE.,
sorgfältig, langsam Ap, gelinde, nicht übertrieben
BsL. (adv.). Es g-s Wese" SchwE. E" g-C Ma"",
Stier, c(s) g-s China. Ich han i" der Stilli 'tänggt,
das vnies'Cd ehe" g'schlacht Lüt sl" da usse", mit Bez.
auf einen Österreicher, der bei einem Zsprall nicht
grob wird. CStreiff 1910. Mier ivend g'schlacht Lüt
blihe" und i"s nid i"'s Dölderli la" ufe"jage". Lienekt
191.5. S. noch Luegen (Bd III 12'28); Schapijcl I (Bi VIII
990 u.). Bis im" g, Vrl-neli! CStreiff 190U. De"
Jegere" und de" Fischere" hän-i''' albig g'hulfe", leänn-
si nüd übertribni Sache" verlangt hei'd; hür sind-
si g., lind wei'd-mir ine" d'Freud gunne" tind-ne" e't-
gege"chii" GlH. (Eandsgemeindebrief). Er ist g. mit
''em Veh, ,menschlich' GlH. Mir icnnd-ech iez da""
nuch e"chlei" mc sträle" a's bis zueche", mit üch ist-
me" immer vil z'g. CStreiff 1902. Tond e'wenge" g.!
, fuhrt euch ein Bisschen ordentlich auf ScnSchl. D's
Eöseli ist g'si" le'e tif Nadle" und nu" e'sö g-i hät's
g'meint, d' Mueter chännt glich e"chlei" BecM ha".
CStreiff 1914. ,Bei diesen Worten [der auf eine
Werbung hinzielenden Einleitung eines Burschen] er-
röten die Backen der Elisabeth ... Geschl. ... ant-
wortet sie: Ich meine, ich befinde mich so gut; ich
will jedoch sehen, was du mehr willst.' TTobler 1830.
Der Fritz hat ... em [dem in die Hände weinenden
Mädchen] d' Hand . . . ganz g'schlachtc"u''eg uf''e" Tisch
abe"'zoge". CStreiff 1908. ,Viel Kinder haben gebiert
Unruh, Unruh aber macht nicht geschl.', Verantwor-
tung eines Pfarrers. ZSyn. 1.534 (SHess 1811). .Geschl.
(zeügsam), guot ze handien, guot mit umbzegon, trac-
tabilis.' Fris. (schon 1541); Mal. ,Geschl-er mensch,
commodus homo.' Mal.; bei Fris. ,ein handsamer
mensch'; s. noch sittlich (Bd VII 1469). ,Man sagt,
sy [die VO] syend etwas geschl-er dann bisshar.'
1561, Brief (HBull. an JFabricius). .So man die
sach mit früntlicheit, nit mit trutzen und bochen ze
banden nimpt, wie dan h. seckelmeister HLux Ascher
sonst gar ein söttiger geschl-er man ist und ... daa-
hin wirf hälffen raadten, so ist naach guote hoffnung
der einigkeit.' 1566, ebd. (JFabricius an HBull.). ,Die
Buwrsamrae diss Dorfs [ScnSchl.] was nit gar willig,
der Stat ze huldigen; des schickt si etliche Büchsen-
schützen hinuss in das Dorf, die urogabend die Stuben,
darin die Geraeind versamlet was; do si aber die
33
Schlacht, schlecht, schlicht, schlecht, sclihicht
34
Schützen ziiin Fenster uss sahenJ, do wurdend si
geschl-er und schwuorend.' JJItüEUER. ,[Der zur
Pferdobeistellung verpflichtete Konstanzer Amtmann
in Zürich] welle luegen, das geschl-e Pferdt gschickt
werdent.' 1620, Z; vgl. unter Ge-schlachti II (Beleg
von Wiü). .Durch Gesang und Saitenspiel wird der
Jlensch geschl-er. Denn wenn auch die wilden Tiere
durch die Musili mitescirt und gesclil. gemacht wer-
den ... warum sollte nicht auch eines vernünftigen
Menschen Gemüt durch eine liebliche Musik bewegt
werden?' 1629, ZWth. (Trolll844). ,Die Herren Eidt-
gnossen habend ihnen schriftlich dapfer zur Hauben
gegriffen, darumb sy etwas gschl-er worden.' 1644, Z.
,Gott wolle unsern Widerwertigen ein geschl. Herz
eingeben.' JMüll. 1665. ,Nach dein tiidtlichen Hin-
scheid HKWirten des Messmers hat ein ehrsammer
Stillstand zu einem Messmer geordnet und gesetzt ...
den mittlesten und geschl-esten under den Söhnen
des Verstorbnen.' 1690, Z Sth. ,[Ein des Mordes Ver-
dächtiger habe im VerhiJr alle Fragen] willig angehört
und sehr geschl., auch wolil unter Wehmut und Tränen
beantwortet ... aber allezeit negando.' 1743, Z. S.
noch Milch (Bd IV 199o.). ,Die g. (milch)kuo' (vgl.
auch Gr. WB. IV 1, 3897u.), uneig. von dem zu Geld-
spenden willfährigen französischen König: ,Von wegen
... der grossen herren grossen anschlagen ... wie wol
d Eidgnossen ... in sorgen stuonden und ire pratikanten
und pensionor ir geschl-e milch kuo, den riehen ätte
küng, ze behalten vil erdachton, so was doch aller
erberkeit wil und meinung, so die franzesisch puntnüs
iezt uss wäre ... der frömden herren und ires gelts
niüessig zegon, fri Eidgnossen ... ze sin und die iren
nit in die mez verkoufen ... harzuo, so die veist kuo
ein andren stal hat gesuocht, stimpten ire pensioner
in hofnung, mit der wis ein fund zefinden, dass dem
küng wider heiss und die geschl. kuo wider in alten
stal gebracht wurde.' Ansh. Neben Ausdrücken ver-
wandter Bed. Die Andere" [Kinder] sind so still und
g. SWiNz. Ver Hans ist ... manierli''' und g. UStreiff
1900. S.noch /^ci .3« (Bdl 1257/8) ; Sc;jarma«(e/i(Bd VIII
1270). ,Ich weiz ir zuht so vil, der gesl-en, wandel-
vrijen, daz ich ir lop niuoz stete schrijen.' Scnwz. MS.
,OKamsperg ... sunst von natur ain geschl-er, stiller
mensch, [hat] mit sinem schwert utf in geschlagen
und verwandt.' Kessl. ,Alle tier ... sind eintweders
zam und geschl. oder wild und grusam.' LJüd 1531.
,Nacli welchem zuofal [der Achterklärung] graf Diet-
helm so tusam und geschl. ward, dass er sich mit
dem abt zuo tädingen bewilgot.' Vad. ,Creüz und
leiden machet den menschen murb, zam, geschl.'
ÜWerdm. 1564. ,[Wie] ein stuck eisen, mit dem ham-
raer geschlagen, dünner, breiter, glimpfiger und weicher
wirdt, also [werden] die herten herzen durch angst
und not glimpfiger und geschl-er.' ebd. ,Derbalb wirt
er geschl-er und freundlicher gegen weib, kinden und
ganzem hausvolk.' ebd. ,Schuelen ... darin die .Tugend
zue einer besseren und geschl-eren Art gezogen wurde.'
JJßüEGER. ,Auch uns, einer christenlicben ganzen
Geraeind verlyhe recht fromme, ghorsame, gschl-e und
sölliche Herzen, dass wir allen unseren Fürgsetzten
in Allem nach dynem heiligen Wort ... geneigt, willig
und gwärtig seigind.' Z Lit. 1644. ,Dise Herren Al-
niosenpfläger ... warend ouch gar nit widerspänig,
sonder gar geschl. und gutwilig, dem Herrn Zunft-
meister Leüwen ... den Roub abzunämen.' 1645, Z.
Schweiz. Idiotikon IX.
,Geschl-e und guetärdige Kinder.' JWirz 1650. ,Dass
mancher Kirchendiener sagen muss, wann er seine
Leut darvon haben könnte, dass sie nicht in die Statt
kämen, er wolte sie geschl-er und zügiger nicht wün-
schen.' FWvss 1673. ,[Ein der Hexerei Verdächtigter]
bliebe ... lediglich bei seiner vorigen Aussag, stellete
sich aber geschl-er und deemütig.' 1701, Z. Eine
.geschl-e, ehrliche Person', Leumundszeugniss einer
der Hexerei Angeklagten. 1781/2, Gl JB. S. noch brüpsch
(Bd V 775). — b) insbes., wer hinsichtlich der Kost
leicht zu behandeln, im Essen (Trinken) nicht wäh-
lerisch ist. von Haustieren (bes. Kühen), seltener
Menschen BBe., G. (Bärnd. 1911), Lau., R., Si. und
It Zyro, wem die Nahrung gut anschlägt, „gut organi-
siert, um fett zu werden, von Menschen und Tieren"
(bes. Schweinen) Aa; B, so E. (s. Bärnd. 1904,291), Si.
und It Id. (.natura factus ad pinguetudinem'), Zyro;
„Gl."; L (auch St.); S, so Rech.; „Z"; Syn. ge-fräss 1
(Bd 1 1319); hirtig 3 (Bd II 1052). Es g-s SüwH BSi.
(ImÜb.). A.: O, ver/luecht schnäderfriessegs un'' im-
g'schlachts [ist mein Schwein]. B. : ... Da hin-i'''
da"" z'fride" mit ünsnui, das ist sehröcke"lech es g-s
u'"' brückt jüdig. ChrIIeuhenb. 19IG. ,Wenn ein
Schweinehändler ... eine Schar Kiggelisäuli [Schweine
aus dem Niggelihof] bekommen konnte, so hielt er
es zum voraus für einen Schick, da keine so gut
txien wie die Niggeler, und sie waren immer sauber
und (/.' Vatekla.nd 1906. — c) vom Boden, leicht zu
bearbeiten, mürbe B {,g-s Land, terra facilis cultu.'
Id.), auf dem der Dünger gut anschlägt, frucht-
bar B, so M. und It Zyro; F; GrZIz.; TnTäg.; Syn.
artig 1 (Bd I 476). ,Der boden uinb die stadt ist gar
geschl. und lustig.' TuPlatt. 1595. ,Die statt ist ...
volkreich ... und ist das glendt darumb sehr geschl.,
allein gibt es keine Weinreben.' ebd. ,Dass der aus-
gesprengte Samen einen geschl-eu guten Grund an-
treft'e.' JMüll. 1673. , Der Boden, darauft' wir wohnen,
[ist] so brüchig und geschl., daz wir ohne Noht durch
Graben unsere Keller uuder Erden in Kuhle bringen
... können.' 1678, Sch (ünoth). ,Damit das Erdreich
durch das Gefrieren geschl. und mürb gemacht werde.'
EKöNKi 1706. ,Das beste Erdreich für die Reben ist
ein guter, geschl-er Grund mit etwas kleinen Steinen
vermischt, so sich mehr auf Sand als Lätt ziehe.' ebd.
.Antivi ... liebet ein gutes und geschl-es Erdrich.'
JCSuLZER 1772. ,Eine leichte und geschl-e Erden
aus reiner Gartenerden mit kleinem Sand und Weiden-
erden vermischet', für Anemonenbeete, ebd. Ahnlich
von andern Stoften. ,Wyl gesagte Materi [die Glas-
masse] glüeyend, derhalben weich, geschl. und zugsam
ist.' 1608, Z Gesandtschaftsber. Von Holz, das SMwm'j
(s. Bd VII 1103 Bed. 2) und darum leicht zu spalten
Z (Dan.), nicht sparrig. ästig und darum leicht zu laden
und zu Wellen zu verarbeiten ist ThMü., glatt Gl.
,So spüret man auch einen merklichen Unterschied
zwischen unserm und dem glarnerischen nussbänmenen
Holz, dass dieses dauerhafter, geschl-er, milter, leichter,
jenes aber schwerer, gröber und härter ist.' JJScheüch-
ZER 1746. S. noch Bd IV 1543o. (Beleg von 1536). —
(1) „weich und mürbe, zB. von Fleisch, Obstfrüchten
L." ,Nimm Küttenen, die gut und geschl. sind.'
Arzneib. XVII./XVIII. — e) „vom Wein, wenn er
allmählich (las Herbe verliert", mild „Gl; L"; Sch
(It Kirchh., St.); „Z". — f) vom Wetter, mild ScHSt.
(Sulger) und It Kirchh.; Th, dem Wachstum günstig.
35
Schlacht, schlecht, schlicht, schlecht, schlucht
gedeihlich BE.,Si.(IiuOb.). G(-s) Wetter. ,Keing'schl.
Wetter zum Eidäpfelsetzen.' Gottii. ,Der Winter ...
war mild und g-eschl.' lüOT, TiiFr. Clir. ,Geschl-e
Witterung erlangte der Früeling." 161.5, ebd. .Wenn
das Wetter besser und geschl-er sin wird.' 1(559, Z.
, Sobald die Witterung widerumb werde umb etwas
geschl-er syn.' 1(360, ebd. ,Geschl-e oder ungeschlachte
Witterung.' JMCll. 1Ö(>1. ,Diss Jahr ling an ganz still
mit linem. geschl-en Weter. 0 dass die Menschen
auch geschl. werend, so wurd uns Got Glük und Sägen
gäben!' 1676, ZElgg RB. (KHauser 1895). ,Cadi teiu-
peratio, tenijieries, geschl-e, temperierte Witterung.'
Denzl. 1716. ,Geschl-eres Wetter.' S Kai. 17'21. Vom
Wärmegrad übh.: , [Für Weingärten] ist nichts Dienst-
lichers und Nutzlichers, als dass man ... da der Lett
zu ungeschlacht, denselben mit Sand vermische ...
Durch diese Vermischung gibt es eine geschl-e Tem-
peratur.' EKoxii: 1706. — g) vom Gelände, von Wegen,
sanft ansteigend, (nahezu) eben ScaHa., Xnk.f. — h) von
den Hörnern einer Kuh, ungefährlich GlK. (Wint.). —
3. in weiterm S., gehörig, tüchtig übh. ,Die Eid-
gnossen, so im boden waren ... betten daz recht her
angritfcn gsl., menge bnchs do erkracht.' JLenz um
1500. — Amhii. gi-, ijesUihl; vgl. (ir. WB. IV 1, 389C/900;
M.^rtin-Lieuh. II 4.50; ChSchmidt lüOI, 130; Schin.^II ÖOO;
Uager-Khull 2S5; Fischer III 471/3, zur KilJung Wilniaons II
419. Die pr;vfixlose Foini ist küum iirspr. (vgl. indessen liio
Aniii. zum Folg.. feruer iin-(ije-)achlitchtirj), sondern eher ana-
logiscb gebildet nach dem Master andrer l'aare von Adj. mit
und ohne ge-,
u(n)-, o'g' schlackt (Komp. ohne Uml.). in L It
AGassmann 1918 -g'schlach (Kom\^. -(/'schlachner): Geg.-*.
zum Vor. 1. = un-ge-schaff'en la: s. Bd VIII 323M. —
2. a) = un-ge-schaffcn i 6 (Bd VIII 324). grob, unmanier-
lich, nicht umgänglich, „unartig, unfreundlich" Aa
Hold.; Bs; B; GaNuf., ObS., Rh., Ths; L; SonSchl.:
ScBwE.; Th; Ndw; U; W. ,Ungschl., ungschl-er (,un-
gschlachtiger.' Mal.) Sitten, morosus; hert und rauch
oder ungschl., venosus über.' Fris.; Mal. ,Intracta-
bilis, nngeschl.; morosus, eigensittig, mürrisch, un-
geschl.' Denzl. 1666. En u-e' Mensch, Kärli (Bs; Gr
Ths; Th). ,Wenn ... ü"s ein ungeschl-er Tribel anroch-
let.' JBOrki. En u-i Mieda, Dampa. ,ein dummes,
grobes Weibsbild'; u-i Sdiort, ,eine wilde Sorte Men-
schen'; u-i Gatti'g, .Unraanier, Grobheit' W. ,Ein
u-es Maul haben' B. Das ist en U-c! GRNuf. ,Daz
der Keller inen allen ein bösa. ungeschl-er, unkom-
licher nachgebur sy.' 1413, Z RB. ; ebd. noch mehr-
fach (neben .schwerer'). .Lassend euch helffen von
discra ungeschl-en gschlächt.' 1530/1707, Apostelg.;
gr. ä7i4 TTj; y^''-'-» "''iS ^y-^'-'.i: Ta'JTTjj. ,Ir hausknecht
sind underton mit aller forcht den herren, nit allein
den güetigen und freuntlichen, sunder auch den un-
geschl-en.' 1530/1707, I. Petri; gr. Toig oxoX'.oTs. ,Wie
das sin frow ein fräfen ungschl-z bös wyb were.'
1530/3, Z Ehegericht. ,l)uri oris vir. ein raucher. härt-
neckiger, ungeschl-er mensch.' Fris. S. noch Rüchi
(BdV1190M.); seltsen (Bd VII 876M.). Ich bi" hs
g'si", hä- tt-s gitä", g'mncht, gidäicht W; Syn. hä"
kei- Art g'häbet (Bd I 474). Tuen nit sn u.'. GnThs.
Si, se, Meitli, nur ned so it.! Du büntlist das Chind
ume", wie u-enn's e" Bettelsaclc ivdr L. ,Als er aber
nit kerne, wurde der Stapfer unrüewig und gegen
sinem iiusvolk ungeschl.' 1486, AaB. .Wer aber, dass
myn herr [der Abt von Einsiedeln] als ungschl. were.
dass er im das guot nit liehen wölt umb den erschatz.'
ZErl. Offn. 1510; s. noch Wett-Schilling (Bd VIII .595).
,Ye mer man sy [die Bauern] bad und nachgab oder
floch, ye böser und ungschl-er sy wurdent.' 1525, Z.
,Denn er all nacht voll win wurde und denn so were
er ungschl., das si es nit me mög nach welle lyden.'
1530/3, Z Ehegericht. Sollte sich Zürich widersetz-
lich und , ungeschl.' zeigen und wegen des einen oder
andern Punktes das Reclit darschlagen. 1644, Abscii.
,[Dass NN.] die sich die ungeschl-este erzeiget ...,
jeder 50 Pfd Gelds bezahlen söUind.' 1695, Z. —
b) wählerisch im Essen (Trinken), von Haustieren,
auch Menschen BLau.. Lenk, Si. (auch It IraOb.);
GrD.; übw, wem die Nahrung nicht anschlägt, bes.
von Tieren (namentlich Schweinen), die sich nicht
mästen lassen, „nicht gut organisiert, um fett zu
werden, als was nicht gut anschlägt, von Menschen
und Tieren" BE.. Lau. (s. unter schlackt 2b), S., Si.
(ImOb.) und It Id. (,quod saginari non potest, de
animalibus'). Zyro; Syn. un-ge-fräss (Bd I 1319, wo
weitere Synn.); herrschlächlig 1 (Bd II 1636). ,In aller-
erster Linie ... bewährt ein Schwein, das nicht u.
ist, seine vielberühmte Gefrässigkeit.' BIrnd. 1904.
, Weniger geschätzt ist der Wissrügger [vgl, Wiss-
Eugg Bd VI 793o.]; er gilt als u.' ebd. 1914. —
c) vom Boden, schwer zu bearbeiten, auf dem der
Dünger nicht anschlägt B, so E., M. und It Id. (,diffl-
cilis cultu, de terra'); F; GrZjz.; SG., WA.; TuTäg.
(ältere Angabe); Syn. un-artig Ib (Bd I 477). U-e
Bode". De'' stritber, uiipen''ig, u. Bode". Barnd. 1904.
,üer Emmentalerboden ... ist «, an ihm scheint zu-
weilen alle Liebesmüh verloren zu sein.' ebd. Toniger
Boden darf bei nasser Witterung nicht bearbeitet
werden, sonst wird er u. B. ,Man sol kein Erdreich
umgraben ... da es noch ganz nass ist, dann die Erde
wird darvon ungeschl. und unartig.' JCScilzer 1772.
.Zwar ist die Erde ziemlich grob und ungeschl., ob-
gleich ich sie schon an die fünfundzwanzig Jahre
bearbeitet habe; dem ungeachtet gibt das Ding Kraut,
Kohl, Erbsen.' UBrXgger 1789. S. noch rebhaft (Bd VI
47); schlackt 3f (Sp. 35). Unbebaut AaHoKI.; Syn.)
un-artig la (Bd I 477). Von sparrigem Holz TuMü.
Von einer Wunde, die schwer zu behandeln ist, niclit
ordnungsgemäss heilt: ,Wo ein Wunden hitzig oder
ungeschl. ist, mit Weissgilgenwurzelwasser gewaschen
und ein Tuch darin genetzt und darauf gelegt, mor-
gens und abends, kühlt und heilet sie schön.' Arzneib.
XVII./XVIII.; vgl. Gr. WB. XI 3, 848o. — d) „von
Wein, Obst, herbe" (St.^). — e) vom Wetter, Klima,
rauh, (dem Wachstum) ungünstig BSi. (ImOb.); S.
Ne" sättige" nasse", ung'freute" und u-e" Herbst han-
i''' mlner Lebtig ... »W* nie erfare". Oltner Nachr.
1916. .Bei ungeschl-er Witterung.' 1656, Z. .Ungeschl.
Wetter, intemperies ceeli.' Denzl. 1677. 1716. S. noch
schucklich (Bd VIII 145 o.); schlackt 2f{Sf. 35). .Das
zu Reissen ungeschl-e Rägenwetter.' 1672, Z. — f) von
einem Haus. Dieses neue Heim [das von der Safran-
gesellschaft in Luzern 1586 bezogene Haus], viel
grösser und bequemer als das bisherige hölzerne,
,ungeschl-c', zählte drei Stockwerke. FHaas 1909 (nach
RCys.). — 3. steigernd, gross, übermässig Gr. so Ths.
Der Burst ket en u-i Freud g'han. Schwzd. (Gr). —
Amhd. ungi; unge»lnhl ; Vgl. Gr. WB. XI 3. S4ti/ii; Martin-
Lienli. H 450; ChSchmidt 1901, 379; Schni.Ml 500; ünger-
Khulieil (iinacMwhih — G«-sch lach th ei t f.: entspr.
37
Sclilacllf. schlecht, schlicht, schlocht, schlucht
38
(ge-)schhicht 1, schöner Körperbau, von Tieren, bes.
Kühen Ar. — Vgl.Gr.WB.IVl,:i900. — G '-seh lach ti II,
in Gl G'schlcchti — f.: entspr. (ge-Jschlacht 2a, ge-
sittetes Wesen, Artiffkeit. Manierlichkeit. [A.:] Mi"
Alti ... isch hie iind da nüd g^ad die frinst: eschunt-
ere" guet, dasssi e" g' schlachte" Ma"" hat. [B. :] Wege'd
üerer G'schlcchti trcrdet-ir au"'' nüd g'stole". CStreikf
1S98 (GlM.). E" Ma"" w'e-n-es Schaf vu" G'schlcchti.
ebd. 1907. ,Es sind aber die güeter des gmüets gotts-
forcht [usw.], eer and zucht, gschlachte und tätige und
dcrglychen tugenden.' HBull. 1540. ,Er habe dis
Pferdt schon 2 Jar gliabt und das von wegen seiner
Gschlechte.' 1638. Z. — Auch bei Fischer III 473 (ßc-
KcMächk). — ün-g'schlaclUi f.: Gegs. zum Vor. ,[Das
Erdbuben, das] mit der U. des Kiesen die Elemente
ziellos dür'''enandere" rüert.' Barnü. 1914 (BS.). , Un-
geschlachte der Sitten, morositas.' Fris.; Mal. —
Mhd. uiiiieslahle-; vgl. Gr.WB. XI 3,819; Schill.- II 49il. —
un-(ge-)schlachtig: 1. = un-ge-schlacht 2a (s.d.
(Sp. 35) — 2. = un-ge-schlacht 2 c, vom Boden. ,Das
kranke Gerstenkorn wird durch die Länge der Zeit,
da es in der unschlachtigen Erde liegt, und durch
die nasskalte Witterung getödtet.' Gr Sammler 1780. —
Vgl. Gr.WB. XI 3,849 (,ungescblaclitig') ; Adeluug IV 887
(.Hnschlachtii;'); UDger-Khull lill (.uiischlaclitig'). — g»-
schlachtli''': Adv., ruliig, sachte. Si" Vater ist
mit ''em Tubaggchhbe" im Mül g. nache" chu". CStreiff
1899 (ÜlM.). [Einen] g. use''spedicre". ebd. 1909/10-
Cr. Etwas sagen, ebd. — un-,geschlachtlicli: morose.'
Pris.; Mal. — Un-ge-sch lachtsanikeit f.: entspr.
un-ge-schlacht 2c, vom Boden. ,Zwar bin ich nit in
Abred, dass das Land, sonderlich in der Gegent umb
Solothurn, vor Alters nit so wol als jetzt gebawt
worden, der Mangel aber kombt nit von einiger U.
des Erdrichs, sondern vilniebr daher, weilen die Alten
schier mehrenteils dem Kriegswesen nachgezogen und
das Land ungebawt ligon lassen.' FrHaffn. 1666.
schlachte": 1. a) entspr. Schlacht la. wie nhd.
schlachten BO. (Zyro); volkst.? Syn. metzgcnla (BdIV
624/5). ,Der keiner hat ... so man die swin slachtet,
ein buogrippe.' um 1335, ZGrossraünster (Urbar).
.Schi., mactare, metzgen.' Fris.; Mal. ,[Der von einem
Löwen verwundete Ochse] starb aber noch nit, dan
man in erst schl. niuos[t].' FPlatt. 1612 (Boos). ,Macto,
opfern, metzgen, schl.' Oexzl. 1j666. Im Vergleich: ,Sin
eingeboriiez kint... sl. als ein rint.' WvRheinau. S. noch
Ä/)2) (BdVI 1193o.); SMw(Bd VII 1497 o.); Üs-schindliiig
(BdVlIl 918/9). — b) de" Imhschl, das Bienenvolk
abschwefeln Z (FStaub); Syn. töden. — 2. a) entspr.
Schlacht Ib, Schläge austeilen. .[Zeuge A.:] ... und
kam die frowenwirtin euch an den schwertfeger [der
eine Insassin des Frauenhauses geschlagen hatte]
und schult inn ein meineiden böswicht; do schluog
er si och ... [Zeuge B. berichtet, dass ihm der .schwert-
feger' nach der J^chlägerei gesagt habe:] Wer ich mit
dir gangen, daz wer mir weger gewesen. Und seite
im, wie er geschlachtet hetti.' 1506, Z. — b) entspr.
Schlacht Ic. , Mit einem schl.', sich mit ihm schlagen,
im Kampf messen. ,So rieten die frischen lanzknecht
und ander, es wäre scliantlich hindersich wichen, si
wöltid e mit den Franzosen schl.; harzuo d Eid-
gnossen sagten, mit den Franzosen wöltids gern
scblahen, aber nit mit iren Eidgnossen.' Ansh.
kniM. slahlon, -ci; vgl. Gr. WB. IX '238/40 ; Fischer V86'2
(IjciJfc aii.il in Beii. 2 Ij), sowie acklaltcii. Das auf dem gesaniteu
ubJ. Gebiet nur schwach bezeugte W. zeigt bei uns von jeher
geringe Lebenskraft; vgl. auch die Aani. zu Schlag-Hüa (Bd II
1729) und zu Schlacht (Sp. '20). Die ZBib. (so I. Mos. 43,
16; II. Mos. I, II; II. Clirou. 29, '22 usw.) ersetzt seit 1667
,inctzgen' (so 1530/89) durch .schlachten'.
üf-: = dem Vor. la. Der Abraham tvird sei Sohn
auffschlachtä. Tyrolersp. 1743. — Vgl. Gr.WB. I 722.
Schlachter, ,-ä-' m. Nur als Familienn.
, Schlachter.' 1529, GWil (Strickl.; im Wechsel mit
.Schlatter'); 1522, Z (Ef;gli, Act.). .Schlächter, ein aus-
gestorbenes Geschlecht iu der Stadt StGallen, aus welchem Os-
wald a. 1526 Zunftmeister worden.' Leu, Lex. ,DesSchlechters
Hus.' 1611, Bs (FPlatter). Vgl. ahd. «;«A(a>-i', Schlächter, und
Gr.WB. IX 242/3. Doch koinnit bei der geringen Lebenskraft
des Wortes im Obd. (vgl. die Anm. zu schlachlcn) auch Abi.
vom Flurn. , Schlacht' (Sp. 20) in Frage.
Chalt-&Wac/t(er; = Ch.-Metzger (Bd IV 6'28; auch
GRÜhur) GRhPr. (Tsch.). — Vgl. Gr. WB. V 92.
Schlachtung f.: wie nhd. ,Dahar Isaias der Pro-
phet in siner wissagung ... sagt, er [Christus] werde
wie ein Schaf zur Sciil. gfüert werden.' JJRieger;
entspr. 1667/1707, Jes. 53. 7; ,zuo schlachten.' 1530/89,
ebd. ,Es ist ein wahres Sprüchwort, das man gewöhn-
lich hiehar applicieret: Man füehret mehr Kälber zur
Schl. als aber Ochsen.' JJUlr. 1718. — Mhd. »lahtungc;
Tgl. Gr.WB. IX 253; Schm.» II 498 (in der Bed. Schlacht).
Schlacht n.: Geschlecht. ,Herr PvBallwyl, von
dem selben edlen Schlecht erbohren.' RCvs. ,lch wyll
mein Haus vertrouwen Gott dem Herren, der allzeit
mein Schi, tut ernehren', Hausspruch. 1687, ZEgg
(Suterm. 1S60). — Mhd. «I.hte; vgl. Gt-sMiuhi IU.
G"-schlächt II n.: die besten Stücke des ge-
schlachteten Schweines, als Schinken, Krumnibein.
Schaufel, Rippen Zl.imm. In der ä. Spr. auch = In-
G. 1. ,Entcrüeze, darzuo guot gesiechte', bei einem
Herbstmahl. Hahlaub; s. noch BUtz If (UAY 'lü9y\.).
.HSegesser hat über das verpott, das die metzger
nieman nötten sollen, geschlecht zuo dem Haisch zuo
nemen, minen heren nit wellen flaisch gen, sy nemint
dann kröss ouch.' 1491, G RB. .Alles urab gschlecht,
es sycn kutlen, füess, würst, buch ... sollen sy [die
Metzger] über den drytten tag nit feil haben by 1 pfd
buoss.' um 1495, AABr. Stil. (Metzgerordn.). ,Schwini
Heisch 1 lil). umb 9 h., das geschlecht umb 7 h., die
würst 1 lib. umb 10 h.' 1509, AaB. Metzgerordn.; mit
andern Preisansätzen wiederholt 1534. S. noch Ge
lüngg 1 (Bd III 1342). — Spätahd. r^isJaJfo, mhi. yeMilc;
vgl. Gr.WB. IV I, 3900; Fischer III 55 (Gam-cj'schlächl).
I°- (in Gr tw. In-) G'schlächt, in Gl It Schuler -e-,
in GFs, Wb.-i-: 1. Eingeweide, zunächst von Schlacht-
tieren, alle in der Brust- und Bauchhöhle enthaltenen
iessbaren) Teile, zT. (so GRPr.) auch Kopf und Füsse
umfassend Ap, so Wolfh.; Gl (It Schuler ,in den Tälern
gebräuchlich'); Gr, so Chur, Bald., He., Ig., Mai., Nuf.,
Pr. (so Fid., Schs); GFs, Sa., Wb.. = Sigel III 3 d a
(Bd VII 494) „Zg". Wemm-me" Speck und e" rechts
I. ha" Kill, se inuess-me" halt i"schoppe"; va" Nüd
gi''d's ünse" Lebe"tag Nüd. MKuoni. In weiterm S.
Er [Einer, der gewettet hat, eine Kröte zu verzehren]
hed langsam die hindere" Stotze" und noch cn Teil vom
I. vom Chrutt abg'würgt. GFient 1898. Vom mensch-
liclien Eingeweide. TFö's-er[ihr]/'ä/t? ImChrüzondim
I. fart das Ding all he" ond lusr a's wie en Wetterläch.
JHart.mann (S.). ,Do ward ... sin [König Philipps]
herz gon Brtichscl in Brabant, sin lib gon Granat und
sin ingeschlecht zuo Burges herlich bestattet.' Ansh.
39
Sclilaclif, schlecht, schlicht, schlocht, schlucht
40
S. noch Sigel lll3e (l?d VII 49-1), — 2. .das Innere eines
Baues' GRPr., so Fid. (B.).
Ahii. inOji)»laht(i), mild, ingeschlehtc in Bed. 1; vgl. Gr.
WB. IV 1, 3900 (unter ,Geschl&chte'); Diefcnb.-Wiilcker 412;
Schni.ä II 499; Kisclicr II 611. Zu dem unklaren -i- vgl. die
aus der selben Gegend stammenden i'-Formcn unter Üa-Schl.
(Sji. 25), hinder-schlichtiri. Bed. 1 und 2 vereinigt auch Jn-
rierUhl (Bd VI 345).
Vn-G'sehläeht, in AAWohl. ; Bs auch Ung'scJilächts:
= Ge-schläeht II, übh. alle Fleischteile des ge-
schlachteten Schweines mit Ausnahme der Speckseiten
(und der Schinken S) Aa. so Bb., Ku., L., Wohl., Zein.;
S (Schild 1873). alles Fleisch am Schweine, das ein-
gepökelt wird Bs, das gebraten werden kann BsL. (Syn.
brätig i Bd V 889), Eingeweide des geschlachteten
Schweines Bs (Seiler; Syn. In-G. 1), = Sigel III 3 da.
(Bd VII 494) Zg (St.!»). Mer händ 's U. g'gesse", iez
häm-mer nume" iW'' Speck AaKu., L. Moni gi''t's U-s,
es wird Eini [ein Schwein] g'marixlet AiWohl. Nö'''
dem Kaffi si" Ilamme", Chinnbacke" und dere" Zug vo"
U., ico-me" ro" de" eigene" Säue" im Hüs g'ha" het, üf-
'treit worde", bei einer Hochzeit in BsL. um 1830, Bs
Blätter 1884. ,Nach den Würsten erschien [bei der
Metzgete"'\ das sog. U., das auf verschiedene Arten
zubereitet wurde.' Cöcuneider 1886. K.\A. Irren ist
menschlich und 's U. isst-me" AiZein. D'Zite" ändere"-
st"* und 's U. isst-me": mer hei"'s au''' g'hiilfe" esse",
's U. an der Metzgede". CSchneidek 188ö; s. schon Bd VII
1449 M. Wenn 's U. g'gessen isch, so ändere" d'Site",
,geht es an die Speckseiten.' Scuild 1873. 's ist guet
üfhöre", ive""-me" 's U. g'gesse' het. Spkww. 1869. S. noch
Beiden II (Bd VI 588; Beleg von 1569). — Mlui. un-
ijeslehte in andrer Bed. (vgl. auch Schni.^ II 499). Die Form
Vny'schlächli nach bed. -verwandten Ausdrücken wie Bräligs
(Bd V 889). Die Definitionen weisen zT. auf Berührung mit
Umchlichi (Bd I 348); vgl. die Anni. zum Vor.
G*-schlächt III (der Voc. = jüngerm Ural.; in der
ä. Spr. mit ,-ä-' und ,-e-' bezeichnet) n., PI. unver. Ap It
T. (neben -er), -i GRÜbS. (B.), -er BHa. (Gespr. 1778);
Sch; Th; Z und weiterhin: I. von Menschen, a) Gesamt-
heit der durch gleiche Abstammung Verbundenen.
Sippe, wohlallg., doch nicht recht volkst. Hyn. Frimd-
schaft 2 (Bd I 1307/8). Die (männlichen) Angehörigen
eines Geschlechtes werden entw. durch den PI. des
Geschlechtsnamens oder durch einen von diesem ge-
bildeten PI. auf ■i"g(a) zsgefasst; Näheres über die
letztere Bildung in der Festschrift für AKiegi 1919,
S. 218 ff. Er sieht i" irsers G. (i" 's Bachme""-G.; vgl.
u.) ine", nach seinem körperlichen Habitus Tu. ,Under
den lüten, die man da heizzet Izelingo und ir geschl-e';
nachher: ,In deme geschl-e, das man heizzet Izelinge ...'
1257, Gfd; vgl. dazu Festschrift für AKiegi 1919, 223 ff.
,Do er [Gott] diu zwelph geslahte Israhelis durch daz
rote mer fuorite.' Wack. 1876; ,alle geschlächt des
hauses Israels.' 1530/89, Jer.; .Geschlechter.' 1067; vgl.;
, Jesus ... wirdt herschen im hus oder geschl. lacobs
ewigklich.' Zwingli; wofür ,über das haus Jakobs.'
1530, Luc. 1, 33. ,Wer erhöhen wil sin gesl. über daz,
daz ez sol wesen, daz der kunie mag genesen.' Boner.
,Er were biderber denn als sin geschl.' 1448, Z KB.
,NN. ... brachtend [zum Nachweis, dass keine ein Elie-
hinderniss bildende Verwandtschaft zw. ihnen bestehe]
mit inen zwen biderman ..., so die alten und das
ganz geschl. wüssdend und kennt hend.' 1525/30, Z
Ehegericht. ,Dass sy und alles ir gesl. vinnig und ful
von wegen der Luterschen seckt (darin sy verhaft) sin
sollten.' 1527, B. ,[Übel geht es] wo man die gschlecht
sampt dem stammen wil höcher achten, dann sy sind;
dann ich wol ghört han .. . das burslüt gsin sind üwer
eitern, nie band sy sich lan Junker schelten.' Rdef
1538. ,Wie sy disen man gnommcn, habe sy in nit
kennt, jetz aber, so sy sin gschl. erkenne, so finde sy,
das er denen, so iren vorigen lieben eeraan urabs leben
bracht, nach gfründt ist.' 1541/3. Z Ehegericht. ,Der
stamm eines geschl-s, genus, prosapia, soboles, propago,
sanguis, familia; stamm und Ursprung des geschl-s,
stirps; sein geschl. und stammen geschenden und übel
enteeren. genere indignum facere.' Fris.; Mal.; s. noch
Ge-schlacht Ib (Sp. 27). ,Das sich das müeterli nit
werde ze klagen han, das er im nüt eigens [ver-]mache,
diewyl er nit welle, das uns, synen kindon, etwas ent-
zogen werde und in ein anderes gschl. falle.' um 1570,
Z. ,Er liabe es [eine Krankheit] nit in sinera Gschl.
ghabt und davor nie Nichts empfunden.' ScRECHER-Salutz
1637. , Progenies, Geschl.' Denzler 1666. Im (präd.)
Gen. , Eines staniraens und geschl-s, germanus; leüt,
die eins geschl-s sind, gentiles.' Fris.; Mal. Mit ,von,
üs'. ,Est leo de tribu Inda ... Wir lesen von einem
lewen, der geborn ist von deme geslahte des herrin
luda.' Wack. 1876. .Wannenhar ouch frömbd lüt
züchend und iren niderlass lenger dann ein manot
wellint haben, [die sollen] versiglote kundschaft
bringen, von was geschl-s und wie er von sinem geschl.
harkomen sy.' GWattw. Hofr. E. XV. ,Von eim geschl.
erboren, eins geschl-s, congener; von einsi gschl. oder
stammen sein, ducerc genus ab aliquo; aus irem geschl.
sein, contingere aliquorum familias.' Fris.; Mal.
.PSchäffer, us welches gschl. die trukery zuo Menz
erfunden ist.' ThPlatier 1572. Mit (cjual.) Adj. ,Diu
edlen, guoten, alten geschlecht von grauten, herren,
rittern und knechten, der in dem Argöu gar vil ge-
wesen sind.' Z Chr. 1336/1446. ,Guot, bös g.' uä. ,I)as
ainer ... von guottem geschl. war.' Ar Krieg 1405.
Er ist ,eins bösen gesl-es.' XIV. /XV., L EB. .Rette
der Strouwmeyer zuo im. er were ein böswicht und
eines bösen gesl-s.' 1449, Z RB. ,Sy were eines üppigen,
öden geschl-s.' 1475, ebd. ,Das sin vatter eins guoten
geschl-s.' um 1540, Z. ,Wie dann sy [die Verwamlten
ihres Mannes] iro für und für tröwint und sagint. das
sy mit dem diebischen gschl. nit wcllint zeschaffen
haben.' 1541/3, Z Ehegericht; vgl. Dicbs-G. .Erlich g.'
,loh bin doch als eines erlichen gschl-s als du.' 1527,
Z Ehegericht. ,Er [ein Freier] fragte keinem guot,
sonder einem eerlichen gschl. nach.' 1552, ebd. ,Von
einem eerlichen geschl. bar erboren, fundatissima
familia natus.' Fris.; Mal. ,Dass fürobin ussert Deme,
was m. HH. für guet befinden an die Talgemeind zue
bringen old was fünf ehrliche Gschl-er vorzubringen
begehren ... Nichts mehr solle begehrt oder ein-
gebracht werden.' 1737, UUrs. .Gross g.' ,Ein Römer
von einem durchinchtenden grossen gesl. des Senates
oder rates zuo Rom geborn.' Stretl. Chr. ,üer ...
meint, so er sy grosses gschl[-s], wie er im tüey, so
sig es rächt.' Ruef 1538. ,Es soll auch kein frünt ...
recht haben, einleben kauff im Schidwald zezüchen, da-
mit es nit alles in die grossen geschlächt khönie.' 1544,
BG. (EFriedli). ,Von eineiu grossen geschl., hoch ge-
born, genere sumino prognatus.' Fris.; Mal. ,Wie-
wol die houptmanschaft daselbst [in GrD.] hin in ein
gros gschl. gefallen, nämlich an h. amman PGulers
■tl
Scilincllt, schlecht, schlicht, sclilocht, schlucht
42
schweher.' 1572, Brief (TEgli an HBuU.). S. noch
schirmen (Bd VIII 1295 M.). ,Von hocliem Geschl. undt
edel erbohien.' KCys. .Grosse Hansen vom Adel und
stattlichen Geschl-en.' ebd. (Br.). ,Lät ... die ... von
püwrischem Geschl. uff dem Land erhören.' ebd.
Prägn., von edeln, ratsfähigen Familien; vgl. Ge-
schlächter. ,Es [war] den geschl-en, so hievor [in
Zürich] geregiert, ganz wider ..., das si under den
Zünften und der gemein sin nniostend.' HBrennw. Chr.
,Wie vil jezt der rechten burgern, adelspersonen, ge-
schl-ern, kauflüten, handwerkslüten. knecht und mägd,
kinder etc. [in Paris leben], ist nit bald zuo erkundigen.'
Mal. 1593. ,Dass dise Leüt [die Kätier], so in dise
Alpes kommen, weil ihrer so vil sich nit gemeiner
Behausungen vernüegt, sondern gross niitbracht Galt
an Sclilösser gelegt, der Obersten und Venianntesten
des Adels, der Geschl-eu und des Gewalts, wie auch
an Reichtumb die Vermüglichesten in ihrer Heimat
gewest seyen.' Guler 1606. In der lebenden Spr.
gew. mit Bez. auf die Trager des gleichen Geschlechts-
naniens (vgl. zum Übergang: ,Weilen.man ... gewahret,
dass einige zu Landtleüten angenommen worden, welche
gleich alteingesiissnen Familien in dem Geschl. ein
gleichen Namen haben und aber ... nit wohl möglich
zu wüssen, wer von Alteingesässnem oder Neuw-
erkauftem abstammen tue, bäte man vermeint ... das
solche Geschl-er, damit in zweiffelhaften Sachen Nie-
mand Unrecht beschechen mechte, bona fide für alte
Landleüt sollten gehalten ... werden.' 1740, Uw);
insbes. für den Geschlechtsnamen selbst (vgl.
Näch-Namen 1 Bd IV 724) im Gegs. zum Taufnamen
(vgl. Namen la ebd. 721) Ai; Ap; Bs; B; F; Gl; Gr;
L; PPo.; G; Sch; Tu; Z. Bos. in den ä. Belegen vom
Vor. nicht immer zu scheiden. ,[Ein Betrüger hat]
sich genempt Hans Büraely, doch mit verlougnottem
namen, dann er Caspar Wäber geschl-s halb, aber
sunst Küderly genampt sin sol.' 1557, Z. ,2 Sün des
Gscbl-s Perro.' 1609, Härnd. 1914. ,[I)ie Stadt S gibt]
allwegen under dem Rottengeschlecht [Geschlecht
Roth] dem ältisten ein rock der statt färb.' AHaff.ner
1577. ,Von (Vom) g.' ,üie [Gemahlin Berchtolds von
Zähringen] was von dem geschlecht eine von Kyburg.'
PvMoLSBEi.M. .[Die Ratsboten] berächtend ... einen
vom gschlecht ein Schlegel." Vai.Tscbudi 1533. .Annli
von Rorbiss weisst nit, wie sy von irem gschlecht
heisst.' 1541/3, Z Ehegericht. ,üas er ein tochter,
Margaretha genannt (ime unwüssent, wie sy vom
gschlecht heisse), by zweigen jaren ungfar zuo der
ee genommen.' 1566, Z RB. ,Der panerher, der ein
Stuki vom geschlecht was.' HBrennw. Chr.; ,yon ge-
schlecht ein Stucki.' ^.g.Tschidi (Chr.). ,Der hatt ...
utf abgang siner vorigen frawen ein gar junge tochter,
ein Huoberen vom gschl., genommen.' JHaller 1550/73.
.Die Frauenstühle im Schiff der Kirche waren nach
Familien (Geschlechter) in Meier-, Wanner-, Pletscher-
stühle usw. eingeteilt.' APletscher. Bi eus halti'd 's
am Karfritig Betstunde" i" de" G-ere" iiö''' AaJou.
.Weil die Kirchhofbegräbnisse den Geschlechtern nach
eingeteilt.' 1778/99, AAÜLunkh. Waß) ist-er gim G.?
Th; Z. Was händ er zum G.? L (s. un-fläten Bd I
1226); Z, so Stdt. Wie heisst-er zum G.? Er heisst
Müller zum G. B; GA.; Th (auch ist en M. z. G.).
E" Magd vo" eus mues' dö bif/rabc" si", es Betli und
zum G. e'sö und so. MPlüss 1908. ,Zwei Burger von
Biel, da der ein ein Tannhuser zum Geschlecht.' 1039,
B. ,Hans und Magdalene zum Geschlecht Weber.'
1652, Z. Hedter nit o chennen Esel zum G. heissen,
wieni einen z Bären [Bern] b'chennen, der an Ochs
zum G. isch. D' Stadt Rom soll ja no mee uan z'halben
gresser gyn als Bären; war weiss, was für allergatig
G-er drinnen s//. Gesph. 1778. WaßJ häst(-dii) für-
e(s) G.? Ap; B; Th. ,Was bist du für G.V' B. Wie
hät-er 's G.? G; Th. Was ist euers G.? Z. , Jakob
Wettinger sprach zu einem Anderen, dessen Gschlecht
Hagen ist.' 1655, Z. Eswä im Vorderbrättigen hed
en Für g'lebl; si hei'-me Hans Ueli g'seid, d's G.
machet da Nüd zur Sack. GFient 1898; mit der Er-
klärung: Familienname. Name(n) und G., Tauf- und
Geschlechtsname, wohl allg. N. und G. a"ge" Th. Er
hat g'seit, xcer er sei, mit N. und G. Tu; Z. Au'''
verrät-i''' die Buechstahe" nüd vo" si"m G. und si"m
Name", tcenn-si scho" dert ime" Baum mit düttiche"
Züge" graviert stund. Usteri 1853. ,Wüsse aber nit,
wes Geschlechts noch Namens die Wybergsyn seigend.'
1648, Z. ,Es werden ... die Herren auf allhiesigem
Schützenhause ihre Ehrennamen und Geschlechter
angeben.' 1741, ZWth. .Angeworbene Soldaten sind
mit Namen und Geschlecht vom Landvogt in die
Patente einzuschreiben.' 1767, Abscu. (ü). S. auch
Sessler (Bd VII 1387 Anm.). Mit deutlicher Unter-
scheidung: ,Wo ouch jemands mannsstammens und
namens abgienge, das er kheine elichen erben manns-
stammens verliesse, also das sins geschlechts, mans-
stammens und namens nieraant mer in lyb und laben
vorhanden were.' 1562, BoSi. Rq. 1912; später: ,die-
wyl ... keiner desselben geschlechts und namens mer
vorhanden.' — b) in weiterm S., Volk oä.; vgl. Völker-
G. ,Wäm sol ich aber diss gschl. vergleichen?' 1530/
1707, Mattu.; YS'^sdv, ,Wär sich aber meinen und
meiner werten beschämet under disem eebrecherischen
und sündigen gschl.' 1530/1707, Marc; •j-e-^s?; vgl.:
tiühend von dem uneelichen gschlecht [a generatione
ista adultera et nequam].' Zwingli. ,Wie es da zuogahn
werde, mag ein Jeder gedenken; den Bauren ligen
die forcipes inn. Dieweil man aber mich fürnehmlich
darfür hatt, ich habe disen bullischen Handel zum
ersten ausgespreitet ... so bin ich des groben gesehl-s
nienen sicher mehr.' 1572, Brief (TEgli an HBulL).
,Gens, ein Volk oder Nation, Geschl.' Denzl. 1666. S. noch
ent-schepfen (ÜA VIII 1061). , Menschlich g.', Menschen-
geschlecht. ,Darunib hat Got dem trostlosen mensch-
lichen gschl. einen somen verheissen, das ist ein gburt,
ein pflanz, durch die der tüfel überwunden und wir
mit Got versüent wurdend.' Zwingli. ,Das mensch-
lich geschl., genus humanuni, humana gens.' Fris.;
Mal. S. noch Ge-schepf II (Bd Vlll 1055M.). Gene-
ration. ,Sy [die Israeliten] sollend noch vier geschl-en
wider hiehär kumen.' 1525, I. Mos.; .walten' 1530/1;
.zum vierdten geschl.' 1589; ,im vierten Geschl.' 1667/
1707; ,uach vier manszeitten.' Luther; •cexdpTrj y^vEx.
LXX. ,0 Herr, gib Glück zu disem Bund ... damit dich
mögend loben nun Gschlächt Gschl-er unser Kinden
all.' 1602, ZiNSLi 1911. Uf ''em 3. (bzw. 4) G. stö",
von Kindern (bzw. Enkeln) von Geschwisterkindern
ZO. ,Er ist mit mir im vierte" G. verwandt.' 1877,
Z Prozessakten. — c) vom Sexus; vgl. Frauwen-,
Manns-, Wihs-G. D's ander G. B (Zyro). .Gschl.,
als männlich oder weiblich art, sexus.' Frls.; Mal.
.Sexus, Geschl., weiblich oder männlich.' De.vzler 1666.
Spielend mit Bed. a: .Einer will ein weitläuffige
Sflilaclll, sclileclit, sclilicht. scliloclit, scliluclit
44
Freundschaft andeuten, sagt. ... sein Mutter und
mein Mutter sind einerley Geschl-s, nämlich zwey
Weiber gewesen.' Schimpfr. 1651. Konlir., pudenda
B (Zyro). Er het-mi^'' a" d's G. g'stüpft. — 2. von
Tieren, a) .\rt, Gattung. ,Ich brüet min eiger, sprach
diu lira, als min gesl. tuot anderswa.' Boner. ,Die-
weil diser vöglen [der Grasmücken] ... vier gschlächt
sind.' VoGELB. 1557; vorher .underscheid'. ,Von
mancherlei geschl. der gänsen.' ebd. ,Das geschl.
der wilden geissen.' Tierb. 1503; s. auch Blau-Fuchs
(BdI658). Individuell(vgl. Gr. WB. IV 1,3907): ,Ein
veltmus ... do si erst ersacli ein statmus, ir geschl-e,
kernen.' Boner. — b) „Senntum, Viehherde BO." (bei
HAnd. 1898 wohl nach St.). — 3. von Unbelebtem.
Von Pflanzen: .Masslioltergesclil., carpinus.' Mal.
lu weiterer Verwendung. ,Nach dem gschlecht und
gestalt der spysen dörtfen wir alle spysen essen zuo
noturl't des lebens.' Zwingli; ähnlich auch später.
,Tn allen Ansprachen, so eins Geschl-s sind, [soll]
nach yetz erzelter Ordnung das elter Datum dem
jüngeren vorgahn.' 1623, AäZoL Gericbtssatzg (,Von
Gältstagen').
Ahd. .iMahli. mlul. ,je-,hhl, .- vgl. Gr.WB. IV ], 3903/11;
Diefenb.-Wülckei- 614; Schill.' II 500: Martiii-Lienh. II 450;
Fischer III 475. Uuklar ist folgende Stelle: ,Were ouch, das
geschläcliti ald aiidw häftig Hit an einander kämint in miss-
liellung, vidi da dekäin entzwüscheu, der dur trliw und diir
giiot schiedi an geverd, wurd er gescliulgot vor einem vogt,
den sol ein vogt uit straffen.' ZMeilen Offn. XV. Zur Rolle von
la im Schweiz. Volksbewusstsein vgl. Wissen und Leben
191'2, '295.
Völker-: Volksstamm. ,Wir hend sy [die hl. Maria]
in hochen eeren. wie sys bat von dem Herren über
alle v.-gschlächt.' BGlett. — Auch bei Sanders U 949 b.
Frauken-: weihliches Gesclilecht. ,Den Clustern,
ouch den jiriestern, maus- und frouwengeschlechts.'
1525, B. — Hueren-; s. nächenreden (Bd VI 567). —
Chilcher-: zu einer Kirchgemeinde gehörige Familie
Uw (Dan.); vgl. Chilcher 2 (Bd III 236). ,Ein Kilcher-
geschlecht von da und da. zB. Müller von Kerns.'
Manns-: männliches Geschlecht. ,By den Geist-
lichen, Mans- und Wybsgeschlecht, war, usserlialb dem
Gscheft in den Küchen, wenig Undersclieids gegen
den Laien ze finden in weltlichen Fröwden.' RCvs.
(Br.). ,Ire [des Adels] Ehehalten und Dienstpersohnen,
Weibs- oder Mansgeschlecht.' um 1610, AaRIi. StR.
S. noch Frauwen-G. — Vgl. Gr.WB. VI 15S0.
Morders-: Geschlecht eines Mörders. , Es klaget
ITogwilerin ... uff HFelixen ... der habe gerett, sy
sige m.-gesch!eclit [!].• 1468, Z RB.
Burger-: Büigergeschlecht. ,So manig fronier
man, pfaffen, ritter und alt b.-geschlecht, erborn in der
statt Zürich.' Z Chr. 1336/1446. — Vgl. Gr. WB. II 539.
Sibe°-: = S.-ge-schlechts-Be-gcren (Bd II 403) U;
vgl. Bd VII 49/50. D' Schnudi"g, d^ Furreri"g, d'Wal-
teri"g, d' Asch'wandi"g, d' MiUcri"g, d'Chämpfi"g und
d 'Treschi"g sind mit-eme" S. vor d' Landsg'mcitid chu"
U (JMüller). Me" het ... e"viäl ai''' z' Üri einst ver-
no" ... es wachst dert [im Welschland] ... ne" präch-
tige Wi" ... Es gi''t es S. a" d' Landsg'vieind nu",
due het d' MegierV'g sich dem Win a"y'nu", indem sie
die SchöUenenbiücke baute. Nnw Kai. 1906 (U). —
Schelmen-: Diebsgeschlecht. ,Es sol vogt Andres
... in manotsfrist ... uff HSeeholzern bringen, das
der selb eins sch.-geschlechts.' 1531, Z RB. — Diebs-:
= dem Vor. Abi. diebs-ge-schlecli ten: tr., Jmdm
vorwerfen, er entstamme einem Diebsgeschlecht. XVI.,
L (Gfd). — Wibs-: = Frauwen-G.; s. Manns-G.
Ge-schlächterm.: Angehöriger einer ratsfähigen
Familie, Patrizier. ,Der fürtreffliche Gschlecliter zu
Glarus Aegidius Tschudi.' Sprecher 1672. — Vgl. Gr.
WB. IV 1, 3912; Schm.' II 500; Fischer 111 475/6.
Schlächti f.: = Us- Schlacht 3 (Sp. 25), insbes.
Badekrätze; s. Netz 3 (Bd IV 885 u.).
Hagel-: Hagelschlag; vgl.h.-schlächtig. , Was Recht
seye umb Hagelschlächte in Zehenden.' L StR. 1765,
130; ,umb Hagelschlechte und Wind.' ScnwKü. LB. 1769.
ober-, under-schlächtig: wie nhd. von Wasser-
rädern, auf die das Wasser von oben bzw. von unten
wirkt Aa; Scrw und wohl allg. in der techn. Spr. ;
vgl. Sack-Schüflen (Bd Vlll 387). ,Ein Wasser, welches
gewöhnlich nicht stark genug für ein unterschl-es
Mühlrad.' Gr Sammler 1807. Auch Z techn. Inst. 1782
(,unterschl-e ... oberschl-e Räder'). — Vgl. Gr. Wß. VII
1101 (,oberschlächtig'); IX 248 (unter ,schlächtig') ; Jlartiu-
Lienb. II 232 (unter , Mühlrad'); Fischer \' 17.
US-: mit einem (Bade-)Ausschlag behaftet Bs
(Spreng). U. werde". ,[Am , Zungenkrebs' erkrankte
Kühe, die] teil an Füssen und sogar am Suter [Euter]
ausschlechtig waren.' 1809, aZoll. 1899.
vater-: vatermürderisch. Subst.; s. Hudel-manns-
ßc-sind(Bd VII 1127; dafür.vaterm orderen undmuoter-
mörderen.' 1530, I. Tim. 1, 9). — Vgl. Fischer II 980.
un-ge-: nicht zum Geschlecht, zur Sippe gehörig.
,Ir stritlich vehten was ... so starc, daz ... al die
herren jähen, die diz keniphen sahen, der wize ritter
war ein geist und war ... von Got der maget dar
gesant; in was des ritters kraft erkant so groz und
also mehtic, swie daz er ungeslehtic war an der sache
sunder wan, daz in iemen moht bestan in aller spräche
Zungen.' Reinfr. V. 8958. — Bei I,exer II 1868 mit un-
möglicher Erklärung.
mängs-g"-: mit vielen Unterabteilungen, Fächern
versehen Schw. E" m-e'' Chaste". — • Ahd. managalahtic
in andrer Bed. (zu Schlacht 2).
tnu-schlächt(ig), -g'schlächtig: von einer im Tau
sichtbaren Wildfährte. Jägerspr. (Diana 1909). —
Auch bei Schm.«II501.
hagel-, in LE. -schlechtig, in Bs (It Spreng) auch
-schlichtig: 1. a) „was vom Hagel beschädigt worden
ist, als h-es Heu, Obst usw." Bs (Spreng); ,V0";
LE.; s. auch Eüben (Bd VI 41 o.). ,Die h.-schlechtig
Pfeister gemacht.' 1674, UwSachs. Seckelmeisterrcchn.
Bildl.: .Frommi, fursichtig männer ... die wol erkent
luiben, was Übels egenielte stuk [das Pensionenwesen]
einer ganzen Eidgnoschaft bringen ... und oft im
ungewitor h-er Sachen die abzestellen hond fürge-
nommen.' Ansh. — b) spöttisch von einem pocken-
narbigen Menschen Bs (Spreng). — 2. in weiterm S.
a) „von Obst, hart und roh VC." — b) übertr., „von
Menschen, wild, ungesittet, ohne Gefühl VO", ,böse,
hartnäckig, ungezogen' Ap (T.). S. auch BdIV40o.
(Ußrägger) — Vgl. Gr. WB. IV 2, 148; Fischer III 1034
(auch in Bed. 2 b), zu 2 b auch Hayd :i (Bd II 1076). Zur
i-Foriii vgl. hmdcr-Kld.
häcksel ,hexel-' : =henw-schl. (s. d.); s. icind-rach
(Bd VI 92).
hin der-, in GuGrüsch, Mai., Pr. -schlichtig:
1. ,Etw. h. machen', rückgängig. ,Zur Reformation
wäre man allliier [in Ems] geneigt gewesen und hatte
selbige auch allbereit guten Anfang, aber die unglück-
45
Schlacht, schlecht, schlicht, schlocht, sehlucht
46
liehe Cappeller Schlacht hat wiederum Alles h. ge-
macht.' Sererh. 1742. — 2. von Personen, a) saum-
selig (beim Arbeiten) GO., Sev. — b) hinterhältig,
heimtückisch, verschlagen GaGrüsch, Mai., Pr. [Leute]
die C h-s, ahii'faimts Wese" a"-we" hend und us barer
TüfeUmftigi Ai"'m nid verstä" chönd. MKioni 1884.
Hieher wohl: .Kinder im Krebs geboren bekommen
eine spröde Haut ... ihr Charakter ist hinterschl. und
was sie erfassen, lassen sie nicht wieder aus.' B Hink.
Bot 18(39; dafür in den entsprechenden Regeln andrer
Jahrgänge des Kalenders: .schwer zu durchschauen,
versteckt, vorsichtig.' Abi. Hinder-schlichtegi f. : heim-
tückisches Wesen GfiGrüsch (Tsch.). — Zu 2 b vgl. das
syn. h.-urhltchl,/ (Sil. II). Zur .-Fnriii vgl. die Aiim. zu I"-Ge-
sMücht (Sp. :id).
hgrz-: von Pferden, an Herzklopfen leidend, kurz-
atmig, dämpfig Aa (H.) und wohl weiterhin; Syn.
liäcJcsel-, heuiv-, büch-schl. Dazu ,H.-schlächtigkeit f. :
, Hauptmängel ... bei Pferden: üer wahre Rotz ... die
Bauchstössigkeit (H., Dampf) ... Gegen diese Haupt-
mängel dauert die Währschaftszeit 6 Wochen.' Tu Ges.
1811. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1260; Diefeub.-Willcker fi61 ;
Schni.-II 501; Schmid463; Schöpf 612; Ünger-Khiill Si4;
Fischer III 1 53,-., ferner JCiVIi.hell 82«, ;!T ; MHöfler 189'J, 570.
heu"-: = dem Vor. .Die Pferde, wenn man ihnen
dasselbe [Esparsette] häufig und ganz allein ohne
anderes Futter gebe, werden davon gerne gar zu fett
oder gar heuschlechtig.' Gr Sammler 1780. 340; nicht
Schweiz. — Vgl. .Heu-Sehlechtigkeif hei MHöfler 1899. TiTO.
mann-: einer .raannschlachf (s. Sp. 27 Bed. 1)
schuldig. ,Ist aber, das der manschlechtig [homicida]
endrünt und flüchtig wirt ... Ist ouch, das der selb
sächer [reus] darnach in der statt gefangen wirt ...'
M. XV., AABremg. StR. (Übers, eines lat. Originals von
M. XIII.); dafür: .Ob der manschlechtig flüchtig wirt ...
Ob der ... schuldig gefangen wurd ...' XIV. /XV.. Aar.
StR.; .ist, das einer, der ein ze tod schlecht, hinflücht
... Ob aber der manschlacht darnach gevangen wirt
in der statt ...' XV./XVI., ebd. .Paul[us] spricht, der
sinen nächsten hasset, ist m.' Waldregel 1425. .Ob
es ze schulden kern ... daz iemant redlichen m. wird
von kriegen oder zornes wegen, waz güetter der hat,
die da zinshaft sint dem obgenanten gotzhus ze Tisentis
... die sint fry und sint nieman verfallen von des
todschlags wegen.' 1425, UUrs. .Wee euch, die am
meerstrom wonend, ein fräfel, ni-s volk.' 1530/89.
Zeph.; anders 1667. Subst. .Das ist das geschliften
und auspaliert schwärt, das man dem m-en in die
band geben sol.' 1530/89, Ez.; später: .das m.schwärdt';
.dem Todtschläger ... das todtschlagende Schwert.'
1667; £'.; /stpa etTtoxxsvoOvxo; ... xpauiiaxicBv. LXX.
.Warum hast du mich zuu einem ra-en meines leip-
lichen bruoders gemacht ?■ VAn. — Mhd. munelahtec; vgl.
Gr.WB. VI 1603/4; Schni.M 1G03; ChSchmidt 190 1, 234;
Fischer IV 1456.
mueter-: muttermörderisch. Subst.; s. Rudel-
manm-Ge-sinä (Bd VII 1127); vgl. vater-schl. (Sp. 44).
— Vgl. Fischer IV 1S54/5.
blich-: = herz-schl. oO.; Synn. b.-schlegig, -stössig.
— Vgl.Gr. WB. 11168; MHöfler 1S99. 570.
tOd-: = mann-schl. .Des grimmen, t-en sattans
stathalter', von den Päpsten. Ansh. — In andrer Bed.
bei Schm.- I ('.33.
tier-: von einem Raubtier niedergerissen, getötet.
,Wenn yemant seinem nächsten esel oder ochsen oder
schaaft" oder yenen ein vych zuo behalten gibt ... wirdt
es aber zerrissen und t., so sol er zeügnnss darvon
bringen und nit widerstatten.' 1.530/89. II. Mos.; fehlt
1667/1707 und bei Luther ;3'T|f.aX(o-ov. LXX. — durch-
(in LE. dür'''-): ,was leicht durclischlägt, dnrchgeseigt
werden kann. zB. d-e Erbsen L; Z", durchdringlich für
Flüssigkeiten LE. — drü-: = d.-sdssig (Bd VII 1377/8)
ZAfl"., ßirm.. OUrd.; vgl. auch Z Anz. 1889. 157/8.
schlecht, Komp. -er, -ist bzw. -est (selten -st), in
GRHe. minder, mindist, adv. in der ä. Spr. (in Bed. 1 b
und 3) auch ,schl6cht(e)5': 1. a) glatt, eben. Vom
Haar udgl. .Auft' welchen wäg man seine [des Zobels]
haar streicht, so ligend sy glatt und scblächt, werdend
davon nit strauchlecht oder rauch.' Tierb. 1563.
.[Peterlein oder Petersilgen] ist zweyerley, gefüllt
krauser und auch schlechter.' EKönig 1706. Von einem
Weg, dem Boden übh. ,Die [in den Felsen kletternde
Geiss] ein grimmer löuwe ersach, vil senfteklich er
zuozir sprach: Mich wundert, daz du wilt din leben
umb so kranke spise geben ... Hie niden sind die wege
sl.' Boxer. ,Im meer, wo ein schlächt uofer ist. werdend
vil visch gefangen.' Mangolt. Formelhaft neben ,rüch'.
.Wildu mit mir, ez si ruch oder sieht, ich wil dir
alsam ein kneht und din vil getriuwer man ienier
dienen, swa ich kan.' RvEms. S. noch schetter (Bd VIII
1501). — h) „gerade, im Gegs. von krumm F" (auch
It Zyro); „W'. ,[Die enthaupteten Heiligen] giengent
eines sl-en gangens [!] uf vierzig schritte oder klafter
an die statt, do si ir greber erwalten.' Z Chr. XV.
.Nach dem richtschyt gericht. schlächt oder geschlichtet,
richtig, regularis; schlächter. gerader und richtiger
wäg, iter simples et directum; schlächt machen,
greden, richten, corrigere.' Fris.; Mal. .[Ein guter
Ochse soll ausgestaltet sein] mit wolgesetzten, ganzen
schiächten beinen voller spanaderen.' Tierb. 1563.
.Wann man dann yetz ein 9 soll darus machen, muoss
dem c ein schl-e Uni angchenkt werden.' F Schulordn.
1577. Adv.. .dritto' PAl. (Giord.). Gang schl, ,va in
linearetta'l ebd. .[Krebs zu seinem Sohne:] Sun, bist
du in dem wane, daz du für dich gangest recht, so bist
betrogen. Du gast nit sl. L">u solt vur dich lernen
gan.' Boner. Neben Richtungsbestimmungen, gerade-
wegs, direkt. .[Wenn die Stadtbasier ihre Schweine]
in das Wasser triben wellen, das sollent si stracks und
snellenlich tuen, vast früey und auch spaat, also das
si sy sl-s zuo Wasser triben und wieder dannen heim
in ihr Gemach.' A. XV., Bs (Ochs), ,Nach dem giengent
wir die gassen schlächt nsshin.' HSchCrpf 1497. ,Der
ein von den Felsen ist ganz gebogen wie ein Geweih,
der ander geht schl. über sich.' SMf nster 1628. So bes.
in Grenzbeschreibungen; vgl. Richtila (Bd VI 462).
.Von dem schloss schl. bis zuo der kilchen.' 1264
(.^bschr. des XVIL). ZWth. .Von dem grad schl. hinab
... und von dem selben stein schl. uffhin bis an den
büchel des bergs.' 1456. ChKi.nd 1882. ,0b dem
Westerholz an den berg hinuff schlächt für sich bis
an Randenburger eck.' 1473, SchKI. .Von demselben
krütz schlächt ushin bys an die mur.' 1483, U. ,Von
demselben markstein ... nider an die grossen buochen,
schl. uberus unz uff den Pfaft'enbüchel ... und dann
schl. durch die büel unz an das loo.' AAlvempfhof
Offn. XV. ,Schl. dem graben nach.' 1544, Bärnd, 1911.
.Von der grossen eich ... uff beiden syten schl-s nider
uff den hag und bach.' 1563, ZAflF. ,Das ein mark sohl.
47
Schlacht, scilleclit, schlicht, schlecht, schlucht
48
von einem stein uft' den andern gau solle.' 1567, Z
Egl. ,Uber gedachte Landstrass schlächts über das
Veld abhin.' 1619, Z. In gleicher Bed. .schlechthin':
,[Eine Grenze verläuft] schl. über kleine Gräblein.'
1647, Barnd. 1911. Sup. : ,Wie das die efaten und hög
vom steg an bis an die Geiraich vom schl-esten und
kredesten zuo geben.' 1506 (.^bschr. des XVII.), Th
Weinf. Uneig. ,Und ist aber alle glj-chsnery schl.
wider got.' Zwingli. .Darunib wil ich allen deinen
befelchen schlächts nachgon.' 1531/89, Ps.; .stracks.'
1530; .einfach.' 1560. .Sollt syn [Josefs] sach für sich
gan so schl. [: recht], wir müesstend all syn diener
syn.' RtiEF 1540. Im ausdrücklichen Gegs. zu .krumb'
udgl.; s. schon Bd III 8'21 u. Di schl. Ströss, di chromm
Ströss, Bezeichnung zweier Strassen, von denen die
eine gerade, die andre im Bogen verläuft TnMü.
.Schiächten [fehlt bei Fris.], etwaz krumbs und gebogens
Schlacht machen, corrigere.' Fris.; Mal. ,[l)er Schnabel
des Ibis ist] nit schlächt oder grad, sunder krumb.'
VoGELB. 1557. ,Der esel [hat] nach seiner grosse ein
übergrosse saumgerten, die an etlichen nit schl., sonder
krumb.' Tierb. 1563. S. noch Bück (Bd IV 1139); (?e-
rec7iMBd VI2'23); i?ims (ebd. 1144M.). RAÄ. ,[A.]
rett, der M. wer ein starch knecht und hette ein krumb
hant [sei diebisch] ... Do gieng er [M.] zum A. und
sprach: warumb redest du solich ding von mir? Ich
han als ein sl. band als du und wart keinem ding
nie holt.' 1398, Z RB. .Er ... syge nit so frisch, das
er eine anrüeren nach by ir liggen dörfte, und wann
er glych by einer liggen weite, so wnsste er nit, ob
sy krumb oder schlecht liggen raüesste.' 1541/3. Z Ehe-
gericht. Oft in bildlichen Wendungen, überleitend zum
Folg.; vgl. auch das Wortspiel unter den Familienn.
in der Anm. .Die valschen zungen hant das recht,
si machent krump, das e was sl.' Boner. .Wir band
euch derglychen knecht. denen gat es lieber krumb
denn schl.' Eckst. 1526 (Rychst.). .Wer uns aber ye
pünt und recht wölte krümmen, da sy sind schl..
wurdent wir die Sachen understan. wie ir Berner band
zuo Laupen gtan.' Badexf. 15'26. .Also hett das gelt
gwalt in der weit: das unrecht machets recht und
was krumm ist, machets schl.' Bossu. Chr. .Krumb
kan nit schl. werden.' 1530, Eccl.; ,was gekrünibt ist,
mag man nit schlächt machen.' 1548/89; .grad machen.'
1667/1707; äray-oaiir/a-^vai. LXX. .Was vor was schl..
das ist yetz krumb.' Haberer 1562. .Was ich tuon,
ist alls unrecht, es sye joch krumm oder schl.' ebd.
S. noch Bill 1 (Bd IV 1166/7). In gleicher Bed. ,letz
oder schl.': .Was mir herren tuend, das ist recht.
Gott geb. es syg lätz oder schlächt.' VBoltz 1551.
Neben .gerad': ,So wirt s [das aus der krummen Rippe
gebildete Weib] nüt grads noch darzuo schl-s ver-
bringen.' Rief 1550. — 2. unsinnlich, a) glatt i. S. v.
in Ordnung (gebracht), richtig, erledigt, ausgeglichen.
.Ein sl-e sach'; s. ver-richten (Bd VI 428 o.). Gew. präd.
.Etw. schl. machen.' ,So das alles nit helfen mag,
muoss ich Gott lassen walten; der wirts alles schl.
machen.' Zwingli. ,Das gelt by ihm [dein partei-
ischen Richter] all ding macht schl.' HBull. 1533.
Bes. von Streitfällen. ,Do sprach der Seh. zuo dem
S. [der einen beigelegten Streit wieder aufnimmt] :
Ä. swig ... es ist doch schl. gemacht.' 1412, Z RB,
,Si [die Spieler] wurden stössig, das betten die gesellen
gern sl. gemacht.' 1420, ebd. .Wo yenen kein zwi-
tracht zwüschen dem keiser und dem radt oder den
sinen und dem radt was ... muost ich alle zit darin
stecken und das helfen schl. machen.' 1431. Bs Chr.
S. noch s»« (Bd VII 1394M.). Mit pers. Obj. .Daz
si danno beid teil herumb mit enander sl. machen.'
ZFlunt. Ofl'n. um 1400. .Nach vil red do machte er
die W. und den F. gegen enander sl.' 1410, Z RB.
.Welcher den andern mit der fust und mit gewofneter
band mit dem bengel schlecht, on daz er in schl.
macht, ist die buoss achtzechen Schilling pfenning.'
GZuckenriet Offn. 1543. S. noch richten I (Bd VI
389 u.). .Schl. sin, werden.' .Von des brennholz und
grabens wegen, das sol stan uff dem von Rossnegg
und Tengen. Item von wunn und waid. ist sieht.'
1410. ÄAKl.StR. (Schiedspruch). ,Alsus nam jcgkliche
stat ir bestetungsbrief und waz die sach sl.' Jusx.
,Ich wand aber, es [ein Streit] solte gar sl. sin.' 1425.
Z BB. ,l)o rett er: ich hab kein denar by mir [s. die
Forts. Bd VIII 259M.]. Do rett H.: es wirt wol sl.'
1435, ebd. .Inen [den Reisläufern] sye von ettlichen
[zu] Zürich wol ze verstau geben, ob ieman enweg
zuo den herren gienge, daz were ininen herren nit
ein undienst und es wurde vpol sl., wer daz getan
habe.' 1448, ebd. ,Vetter. du redst von sacheu recht;
wie wir im tuend, so dunkt s mich schl.' Ruef 1538.
,Uf syn [Gottes] leer buw, so ist d sach schl., es gang
dir dann, wie s well, uf erden.' Funk. 1552. S. noch
üs-richten (BdVI420u.); Sach (Bd VII 104 o.). .Mit
einem schl. werden.' .Von N. 7V2 pfd. alz er mit uns
schl. wart.' 1407/8, G Seckelamtsreehn. ,L. ... hiesse
inn. dass er in sin hus käme, so wölt er luogen, dass
sy mit einander schl. wurdint.' 1438, Z RB. .Dass
wir ... mit inen und euch si mit uns in ain und über
ain komen. verriebt, schl. und eben worden sind.' Vad.
.Alles ist, wirt schl.' ,Es solt euch iederman sin klag
dar gen Costenz bringen, so weit er darnach ringen,
das es wurd alles schl.' Ar Krieg 1405. .Do rett der
M. ...: es ist als sl. bis an ein sach, die hette der
Seh. dem vogt von Baden klagt.' 1424, Z BB. ,Das
der ... IC. und N. vor gericht gewesen sigint und da
mitteinandern gericht warent, und de sy von dem
gericht giengent, wand der K.. es were alles schl..
und so er in der gassen für des N.s höffli kunt. so
louft im der N. nach und schluog inn hinderwert-
lingen.' 1447, ebd. .Als dann die wassergrösse und
euch die starken winde vast vergangen waren und
die burgunschen kriege ein end hatten ... da meinten
vil lüten, es were alles sl. und wurde niemer mer
übel gan.' DSchill. (B.). .Das einfeltig Volk meint, es
syg als schl., wenn es nun ... bichte, vaste.' Zwinoli.
.Schl. sin mit etw.'. (ab)getan. ,Du hast oft angezogen
ein lied. das du gmacht, erstunken und erlogen, wir
heigend Gott veracht. Ja, war es schl. mit liegen,
so wurdend ir alle weit bezwingen und bekriegen.'
NMan. .Hegöw ... du wondst, es wäre mit tröwen
schl.' Ansii. S. noch ge-rech (Bd VI 106 M.). Formel-
haft. ,Das ist schl.', bedarf keiner weitern Erörte-
rung, ist einfach, klar; vgl. unter b. ,Ich muoz ieraer
uf gedinge sin ir eigen knecht. daz ist sl.' HvStrete-
LiNGEN. .Der tod spricht zum doctor: ... Ich keer
mich ganz nüt an dinen knecht, der rych mann muoss
sterben, das ist schl., bschauw im s wasser oder den
furz, so muoss er sterben, das ist kurz.' Laz. 1529;
entspr. Z Laz. 1663. ,Und das ist schl.', abschliessend
= und damit basta! , [Statthalter zum vergewaltigten
Bauern, der Recht gesucht hatte:] Nun klag dich nit,
49
Schlacht, schlecht, schlicht, schlocht, schlucht
50
wir sind das recht. Herdurch muost yetz, und das
ist schl. ." HBüLL. 1533. ,Sy müessend dran, und das
ist schl.!' ebd. , Behaltend wir syn [des vertriebenen
Tarquinius] guot und gelt, so werdend wir in aller
weit des roubs gezigen ... Ich gäbs ihm hnuss, und
das ist schl. [: recht].' ebd. — b) einfach, a) zu-
nächst im lobenden S. wie nhd. schlicht (Gegs. ge-
künstelt, übertrieben udgl.). Bes. mit Bez. auf Auf-
treten, äussere Lebensformen. .Einfach, herablassend,
menschenfreundlich (Syn. nider-trächtig)' Aa (Rochh.).
, [Bedenke] wie schiebt er [Christus] iu allen dingen
gewesen ist, wie Üizigen ze dem gebett, wie berait,
andern ze dienen.' Zuchtspiegel 1425. ,Magis ... namm
daz schwarz brot und macht suppen darus in einer
schüsslen und ass nach lust. Do Rengnold gsach,
daz er so schlächtlich läpt, do hat er gross erberrad
... und sprach zuo im selbs: Ach Got, wer ist dysser
frommer mentsch, daz er so ein schlächt laben füertV
Haihonsk. 1531. ,Der [Weilibischof von Constanz] ist
... demüetig, nit prächtig, füert eiu still züchtig leben
und schiächte becleidung.' 1574, TgB. WSchodelersd. J.
,Sy [s. Esth. 5, 1] wäre lieber schl. kommen, muosst
aber von ires Stands wägen mer tuen, dann iren lieb
was.' LLav. 1583. S. noch ge-bletzet (Bd V 287);
brisen I (ebd. 791 u.); pflanzen (ebd. 1256). Auch mit
Bez. auf den Charakter, gerade, aufrichtig, bieder,
ohne Falsch, Hintergedanken. ,Also hab sy ... in
sl-er meinung und keinem argen geredt, die obgemelt
A. were villicht nit nnechter ufgestanden.' 1484, Z RB.
,Lot ist fromm, styf und gerecht und wandlet vor dir
allzyt schl.' Haberer 1562. ,Ich bekenn mich schl.,
durch d Straff Plurs und Sodoraa geschech mir eben
recht.' 1685, Zinsli 1911. Schl. und recht (.gerecht'),
wie nhd. Wenn-me' doch geng schl. und r. si" Weg
g'gangen isch. RvTavel 1916. !''• irihe" mi's Hand-
werk schl. und r. ebd. 1913. ,Üu hast gelebet schl.
und r., also hoffe ich selig zu werden,' tröstete sich
eine alte Frau (die aber ,schl.' in Bed. c verstand)
ZZoU. ,Der Eidgnossen Tuen war damahlen schl.
und ger.' Grasser 1624. ,De simplici et piano, schl.
und r.' Denzl. 1666. .Schl. und r., rectius ac planius.'
Met. 1677. 1699. ,Schl. und r. kommet selten für den
Richter, simplicitas amica legibus.' ebd.; danach wohl
bei Sulger. S. noch un-kostlich (Bd III 552). Auch
sonst häufig neben Synn. ,Wie er in siner regierung
ganz harschlich was, also in spys und trank ganz
schl-er und gemeiner dingen.' JHaller 1550/73.
,Wär vor Gott erschinen wil, darff keiner kostlicher
kleideren oder kleinoten : ye schl-er und demüetiger
er ist, ye lieber er im ist.' LLav. 1583. .Unsere Vätter
sind schl., unkostlich gsyn in Kleidung, Hausrat, Speis
und Trank.' Fred. 1601. ,Ez ist noch billich unde
recht, wer einvalt ist und dabi sl., daz der des wol
geniezen sol.' Boner. ,Du syest in allen dingen schiebt
und ainfaltig, als ainem gaistlichen Christ zuogehört.'
ZccHTSPiEGEL 1425. ,Das wir als sl., einfaltige lüte
... in allen unsern sachen gern tuon wolten, das uns
erlich und unverwissenlich were.' 1448, AARh. StR.
,Das wir das alles [,die ungestüemniy der usseren
glideren'] mit unangenomner schl-en und einfaltigen
moss und zucht mässigind.' Zwingli. ,In der kleidung
schlächt und einfalte frauw, munditiis simples mulier.'
Fris.; Mal. .Das er solchen Kauf schl. und einfaltig
ihme selbs und sonst Niemands anderen, ohne einichen
Betrug, falschen Schyn und allen anderen lätzen Ver-
Sohwelz. Idiotikon IX.
standt zue züchen begehre.' BGS. 1615; = 1645, BoSi.
Rq. ,[Cäcilia vRynach war] fast geil und eigen-
willig, hoffertig und köstlich mit kleidung, wider
herurab ir man und der sun schl. und frumm.' 1450,
Bs Chr. ,Das ist ein schl., from, biderb man', iron.
1460, Z RB. ,Ver sei es dyner majestat, dass du den
frommen und schl-en [Lot] glych tödest mit dem un-
grechten.' Haberer 1562. ,Jesse was ein frommer,
Schlächter landtmann.' LLav. 1584. ,Wir sind auch
rych und hablich gsyn und aber fromm und schl.
darbei.' JMahl. 1674. S. noch Beiser (Bd VI 13'24).
,Etlich guot, schl. gesellen.' 1531, Strickl. (L). ,Wir
sind zwen guot, schl. bidermann.' GBinder 1535;
ebenso bei Ruef 1539. ,N., ein schmid, aber ein
guoter, Schlächter man.' HBfll. 1561. S. noch Ge-
sell (Bd VII 722o.). ,Wie ich so luter und so schlächt
hab gesuocht und geeret der kilchen gwalt.' Ansh.
.Niderträchtig und schl.'; s. harschlich (Bd II 1635).
Erweitert. ,Küng Ruodolf [war] ein milter, schl-er,
unkriegbarer man.' Assn. ,Wir habend uns des ein-
faltigen, schiächten und natürlichen sinns den mer-
teil gehalten.' 1560, Bib. (Vorr.). ,Ein Knecht, fein
ghorsamb, frumb und schl.' 1622, Zinsli 1911. ,Der
fromme, gerechte und schl-e Job.' JMet. 1700. S. noch
etn-/"a/t(BdI 817); L7-Sa*2 (Bd VII 1536 M.); schidlich
(Bd VIII 272M.). Insbes. von der Rede; vgl. unter ß.
.Min red ist sl.' Boner. .Schlachte red, schiächte
weis zereden, daran nichts geblüemt ist, sermo vul-
garis.' Fris.; Mal. .Derhalben ich mich oueh nit vil
kluoger und geblüembter worten beflissen, sonder ein-
falt und schlächt von dem handel, wie er an im selbs
ist, geredt hab.' JFabriciüs, Trostbüchle 1560. ,Veri-
tatis simples est oratio, gerecht ist schl.' Sylloge 1676.
,Schl. wort.' ,Daz ich hab mange bischaft gemacht
an grosse meisterschaft ... ze tiutsch mit sl-en worten.'
Boner. ,[Die B. leugnet, den N. mit der Andeutung,
dass ,sy den hirs buwen welltind', aufgefordert zu
haben, bei ihr ,das küechli zereichen'] sonder bette
sy allein ein eerwort geton und in mit schiächten
Worten gladen.' 1552, Z Ehegericht. .leiune dicere.
schl-e Wort fürbringen.' Denzl. 1666. Im Gegs. zu
.krumb'; s. unter 1 b. ,S]-iu wort und sl. geticht,
diu lobt man in der weit nn nicht; weis wort krump
sint gevlochten, der hat nu vast gevochten; wem sl-iu
wort niut nütze sint, kein nutz er von den krumben
nint.' Boner. .Schlachte, einfaltige gattung zereden,
da man nit vil krumbs darin braucht, attenuatum
dicendi genus.' Fris.; Mal. — ß)i. S. v. ohne Zutat oder
Besonderheit, bloss, gewöhnlich, alltäglich (Gegs.
besonders, ausgezeichnet uä.). Von Stoffen. ,Schl.
[pures] Silber'; s. Bd VII 838 u. ,Indigesta ligni sim-
plicitas, ein glatt, einfaltig und schlächt holz, das
weder bluomt noch reid ist und kein strymen oder
öugle hat, kein flader noch maser.' Fris. .Mauren,
die aus quadersteinen gehauen, werden höher gehalten
dann die, so aus schl-en unbolierten steinen gemachet
sind.' LLav. 1587. , Schl-er win'; s. ein-fältig (Bd I
S18M.); anders: ,Da NN. Fendrich Kellers Stiefkinder
Rechnung geben, band sie in 20 ald mehr Guldin im
Schloss vertan, so doch Alles mit dignem Fleisch und
schl-em Wyn [mit lauter Wein] ist abgespeist worden.'
XVII., Z. Von Einzeldingen. ,[An dem Altar waren]
zechen bilde luter gold und ander sl. und dennöcht
köstlich bilde, ouch ganz silbrin und vergült.' DScbill.
(B.); dafür: .zweig schl. silbrin bild übergult.' XV.,
51
Schlacht, gclilecht, schlicht, schlecht, schlucht
52
Bs Chr. ,[Bei einem Turnier] was uf der brüge der
burgermeister mit der paner, der Zunftmeister und
der rate, hattent ir panzer und iren sl-en harnascli
an.' 1428, Bs Chr. .[Schneiderlohn] von einer frowen
underrock und den gestüketen 5 ß und von einem
schl-en underrock 4 ß.' 1497, BoSi. Rq. 1912; doch
vgl. auch Sp. 57. ,Daz keiner gern nun urab den
sl-en seid zuge.' um 1520, Z. ,Wo auch visch sind,
die den angel kennen und nit wollend anbeissen, so
sei der fischer an einer schiächten scbnuor die körder
etlich mal einwerffen, dass sy die speis nenimind und
gewonind, und darnach dann auch den angel mit ein-
wertfen.' Mangolt. , Angel werdend gemacht auf
dreyerley weis: die ersten schl. eiserne häcklin oder
stächliu sind gar kenntlich; die anderen von dreyen
angelen oder vieren zuosamen gebunden, spaderni
genannt, die dritten sind grösser und habend vil
spitz.' ebd. ,Schl-er brief' uä. ,Ein schl-en brief
Ueli von Undersewen, hab willen, mit dem almuosen
gan Rom ze keren ..., im hilfflich ... zuo sin, damit
er die vart vollbringen und absolviert werden mög.'
1487, B RM. ,Von Obligationen ... welche under fünf-
hundert Florin inhaltend und utf Pergament geschryben
sind, sollend die Schryber dry Florin ... für ihre Be-
lohnung haben und bezüchen, von schl-en Obligationen
aber, die under fünfzig Florin sind, sollend die Schryber
nit mehr zu Lohn nemmen dann ein Gross.' B Wucher-
mand. Itil3. 1628. Von Abstraktem. , Zuo einem sl-en
anfange bedürfte man nit so vil meister und doctores.'
1459, Bs Clir. (,ein meinung zuo einer üifnunge und stif-
tunge einer hohen schuole in der stat Basel'). ,Es
hatt sy [die Juden] Gott in die usseristen gfaaren
lassen kommen, aber er halff inen wunderbarlich und
durch ein schl. mittel.' LLav. 1583. ,Und haltet man
darfür, dass der einte Turn [des Grossmünsters in Z],
in welcliem nach heutzutag eine in Stein gehauene
rittende Person zu sehen, erst gemeldten Rupertura
bedeute ... (welcher nach gemeiner, dazumal schl-er
Gestalt abgebildet worden).' Hott. ItiöÖ. , Diese Nach-
richten sind weder schl-e Auszüge aus Gruners Werken
noch nur auf Hörensagen gegründet.' Wagner, Pro-
spectus 1777. , Schl-er fir-, suntag.' ,Also ward euch
der heilige pfingsttag ouch geert als an eim andren
schl-en suntag.' Edlib. ,Wo ... wetter war, das körn
oder anders lang gelegen und zuo sclianden kam, mögen
si nach erlangtem urloub vom kilchhern soUichs in-
füeren am sl-en firtag, sontag nit.' 1525, B RM. Der
Abt von St. Gallen wird gebeten, den Burgern der
Stadt zu gestatten, an , schl-en' Feiertagen Holz durch
seine Landschaft zu führen.' 1548, Absch. (G). , Schl-e
wort' uä. ,Umb den schaden ... iren schl-en werten
ze globent ane alle ander bewysung.' 1392, NSenn 1872
(Verkaufsurk. des Grafen vWerdenherg). ,Daz ward
üch als gloupwirdigen. fronien und warhaftigen Eid-
gnossen mit dem schl-en wort ja zuogesagt.' 1495, S
(LRScbmidlin 1895). ,lJnd ... soll auch iren schl-en
Worten äne eid und ander bewysung ze tuende ze
glouben sin.' 1511, Z Birm. , Damit ... dise schl-e
Vermanung abtrucke und bei Menglichem verfächig
seie.' Bs Mord 1065. S. noch Bristen (Bd V 840/1);
vf-recht (Bd VI '221 o.). ,Schl-er keuf; s. Bd II 920 u.
,Brätspil oder sl-e spil utf der karten durch kurzwyl
willen ist [auf der Trinkstube ,der handwerksknechten']
nit verbotten.' 1490, Z RM. , Schl-e Wunde' uä. ,Ge-
ringe, schl-e Wunden.' FWürz 1634. ,Aus einem
schl-en Schaden kann leichtlich ein grosser werden.'
ebd. .Dieweil Etliche allein schl. offene Schäden,
Etliche allein grosse Weetag im Haupt und allen
Glidern, Etliche Lerne und Anders habend.' JJHolz-
HALB 1091. In der Rechtsspr. insbes. mit Bez. auf
Vergehn (bzw. Strafen), einfach, ohne Erschwerung.
,Daz dieselben von den stuben all graein, schl. buoss-
würdig Sachen, als bluotruns und trostungbrüch mit
Worten ... wol mögent straffen ... Was sich aber für
grösser verwürkungen begebent ...' XV., B StB. ,Was
sl-er und einvaltiger hinderrede beschicht, darumb
rieht man nüt; was aber hinderrede beschicht, die
eim an sin ere gat, darumb wellent und söUent unser
herren richten.' 1421, L Ratsprot. ,Wa einer einen
mit der fust ... slüege und etwas in der selben band
hette, es wäre stein, bengel und derglich, soll ouch
by der obbestimpten buoss [von 30 ß] bestan; aber
von einem sl-en fuststreich oder harroufen soll by
der alten buoss, nämlich 10 ß hüben.' 1494, Bs Rq.
,Mh. ... habend ... den pluotigen fridbruch fallen
lassen und sich us gnaden erkennt, das es allein für
ein schl-en fridbruch (mit den werchen vergangen)
geachtet ... werden solle.' 1545, Z RB. , Schl-er herd-
fall.' ,.\ls die Sächer ... nit wyter dann eines schl-en
Herdfahls ... gichtig wurdent.' XIV. (Abschr. des XVII.),
ZNWen. ,[Den ,tuoraherren' zu Konstanz] gehören
allein die schiächten härdtfäl zuo.' 1537, Z. , Schl-er
todschlag'; s. Rät (Bd VI 1574 u.). ,Sl-er frevel' fällt
in die Gerichtsbarkeit der niedern Vogtei. 1370, Seg.
RG. (LAdl.). ,N. solle umb sölchs nach sinem ver-
dienen und höher denn umb ein schl-en frävel gebüesst
und gestraft werden.' 1472, Z RB. ,An die von Loupen
von der bluotrunsen wegen, die nach der statt recht
hie vertigen zuo lassen, nit als ein schl-er frävel.'
1491, B RM. ,Das mir [dem Vogt] die von Dörflingen
ein gfangnen gebracht, und hab gmeint, es sige nun
umb ein schl-en frävel, und so ich der sach recht
vermerk, so habend sy über friden einandren ghowen.'
1530, ZAnd. , Schl-e' Frevel mit Worten an dem
Gericht ... sollen als , schl-e' Frevel gefertigt und
abgelegt werden. 1533, Abscb. (B und S). , Schl-er
Überpracht'; s. Bd V 390M. , Schl-e buoss.' ,Die offen
wirt sollen geloben by einer sl-en bnos, ir gest, ob
si deheinen fluoch von inen horten, ... ze warnen.'
um 1470, B StR. ,Das ietweder dem vogt 1 pfd für
eine schl-e buoss geben ... soll.' 1492, B RM. Gleich-
bcd. , schl-er fride'; s. schon Bd I 1279u., ferner Un-
recht (Bd VI 277/8) und vgl. Ochs VI 368; JWHess
1905, 92. ,Wen da bekennt wirt ze bessern einen
schl-en friden, von dem nimpt man einen helbling
und drü pfund.' 1457, Bs Rq. ,Schl-e urfech(d).' ,Das er
swerren sölt ein guot, sl. und getrüw urfecht.' 1418,
AaB. Urk. ,Ist erkent ... den N. mit einer schl-en
urfecht uszelassen.' 1467, AARh. Ratsprot. ,Das ...
all gfangen uf ein alt, sl., gewonlich nrfehd ledig
gezelt werden.' 1475, Bs Chr. S. noch un-ge-schätzt
(Bd VIII I68O0.). — y) mit stärkerer Betonung des
geringen Wertes, der Schwäche, Bedeutungslosig-
keit udgl., oft mit mehr oder weniger tadelndem
Nebensinn; Syn. näch-gültig (Bd II '290/1). , Schlacht,
unachtbar, wenig wärt, ignobilis, plebeius, communis,
vilis, frivolus.' Fris.;Mal. .Levis, leicht, ring, leicht-
fertig, leichtsinnig, schl.' Denzl. 1666. S. noch ge-ring
(Bd VI IO680.; lies .nachgültig'). Von Personen. ,l)es
landvogts halb sei jederman heimbringen, wo der
Schlacht, schlecht, schlicht, schlecht, schliicht
54
sinen sitz, es si zuo Orben oder Gransen, haben sol;
dann die von Orben meinen, es sye jewilen ein land-
vogt by inen gewesen, der sich der landvogti vöUenk-
lich gebrucht hab, und an welchem ort er belibt.
so soll der ander nit me darin [1. ,dann'] sl-er vogt
sin.' 1475, Absch. (B). ,[Der Herr von Mailand ward
Herzog] der vor nur ein schl-er graf was.' Bossh.-
Goldschm. .Literator, ein wenig geleert, ein schlächter
geleerter.' Fris. ,Das ... ime als einem diener des
göttlichen worts minder dann einem schiächten leyen
uf d Scheidung ze tringen zuostüende.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. ,HLandis als ein Redlinfüerer diser Sect [der
Wiedertäufer], der doch ein schl-er Ley nnd Burs-
man ist.' 1614, Z RB.; in andrer Fassung: .ein Ley
und schl-er Baursmann' (vgl. u.). Insbes. 1) mit Bez.
aufstand, Besitz, gesellschaftliche Stellung. Wertung,
auch Bildungsgrad, Gesichtskreis. E" schl-s Pürh,
,gering, arm' GaMastr. ,Nur sehlechti Herren seien
wir, belehrte das Brüderchen seine mit Mineralien
handelnde Schwester, da wir, zu Fuss reisend, ihr
Nichts abkaufen wollten' USil. ,Das man niemaii
fremder noch sl-er luten me in die lutkilchen begraben
sol dann mit mh. willen.' 1470, B RM. ,Wo du nit
wirst halten, das du tüegist alle wort dises gsatzes.
so wirt der Herr wunderbarlich mit dir umbgon mit
schlegen uö' dich ... und wirt üwer wenig schlechts
Volk überblyben.' 15'25/89, V. Mos.; , wenig pubeis.'
Luther. ,Sich. was grossen handeis hebt der almeehtig
Gott mit der schl-en Marien an!' Zwingli. ,Wenn dir
der künig schon sin schwester nüt geben wet, sunder
ein schlachte junkfrow, so sollest du im dennecht
volgen.' HiiMONSK. 1531. ,Do [beim Ausbruch der
Pest] doch mengklichs us der stat Sant Gallen, ie das
schl. personen daselbs das rathaus regiertend, aber
wol.' Sicher 1531. ,In commune vocare honores, die
eerenänipter gmein machen, gleiehlich ausleihen, es
seye eines radtsherren sun oder sunst eines schiächten
burgers.' Fris. ,Uas schlächt büffelvolk, das unacht-
bar und gemein volk, vulgus iguobile.' Fris.; Mal.
,Die allerschlächtisten leüt, deren man kleine räch-
nung hat, infimi homines,' Mal.; ,die allerunacht-
baristen oder eines schiächten Stands.' Fris. ,Etwan
durch schl-e lüt tuot Gott auch einem ganzen land
und künigrych guots, als durch den loseph, Daniel und
andere.' LLav. 1583. ,Veracht auch nit dein Nechsten
bald (ob er schon schlächt), der sich wol halt.' JDenzl.
1631. ,Gott der Herr hat einen schl-en Bauren erweckt,
der ... in allen Gassen der Statt geschrawen.' JMüll,
1665. ,Das ist ie Gottes Brauch, dass er gern zu
grossen Sachen schl-e Leut braucht.' FWyss 167'2.
,Böse Leute verklagen mich bei den mächtigsten Poten-
taten verläumderischer Weise. Ich hätte nie gemeint,
dass ich so viel wert wäre, denn sonst das gemeine
Sprnchwort ist, dass man von schl-en Leuten nit viel
sagt.' 1713, Brief (JCEscher an seine Frau). ,Gemeine
Burgere, schl-e Krämere, Handwerksleute und andere
ihres Gleichen ... sollen ... in ihren Bekleidungen des
Sammets [usw.] sich allerdings enthalten.' Bs POrdii.
1715. , Leute, die an Gedanken reicher sind weder
das schl-e Volk.' Disc. 17'21. S. noch Ge-bür (Bd IV
1514o.). Neben gegensätzlichen Begriffen. ,Das ...
ietzunder auch schl-e burgerssün edel, die edlen aber
des geblüets noch edler und herrlicher werdind.' F
Schnlordn. 1577. ,Er scheint ein gar fürnemer Mann,
wird ihn kaum dörfen sprechen an, dann ich ein schl-e
Person bin.' GGottb. 1619. .Kein rechter Christen-
niensch, er seye ... so schl. oder so fürnemm er wolle.'
JJBreit. 1642. .Schaut drum keinen Menschen an,
ob er gross sey oder schl.' GMüll. 1657. .Wann ein
schl-er Mann eines grossen Herren Freund ist. so ist
er gewiss sein Narr oder sein Esel.' Ap Kai. 179'2.
S. noch so (Bd VII 27 u.); Töten- Schidelen (Bd VIII
275). Neben Synn. ,Das gemein, arm und schlächt
Volk.' 1523, B; ,das schl., nydrig volk.' 1524, ebd.
,So bin ich [Petrus] ein schl-er, armer vischer gsin.'
NMan. ,Uns ... als arm, schlächt täglich arbeiter.'
1527, AAAarb. , Schlächter und unwüssender mensch,
idiota; unachtbar und schlächt leüt. obscurae personse.'
Fris.; Mal. ,[Der Bewerber um die Pfarrstelle ist]
ein junger, schlächter, armer, aber geschickter, gleerter
und erbarer Mann.' 1583, ZUst. Neuj. 1867. .Dieweil
dass von alter her Gott brauch . . . ist, gyn rych uff
erden nit durch grosse macht und vile, auch nit durch
hohes Stands nnd namens, sonder dnrch schl-e,
schwache und vor der weit verachtete personen uffze-
richten.' Gegenber. 1588/1658. , Schl-e, unerfarne purs-
knaben.' 1590, Z. .Ein schl-er, unachtbarer mensch.'
SHocHH. 1591/1693. ,Schl-e. arme Gesellen ... die bloss
ein wenig in die gmeine Trivialschuel gangen.' RCys.
(Br,). ,Nicht nur ... fürnemme Leut, sondern auch
gemeine, schiächte Leut.' FWyss 1673. ,[Die Geist-
lichen haben] allen Fleiss anzuwenden, damit der arme,
schl-e Mann ... die Grösse solcher Sünde [der Trunk-
sucht] recht erlernen möge.' Bs POrdn. 1715. S. noch
reden (Bd VI 585). Subst. ; öfters vom Laien im Gegs.
zum Geistlichen. Subst ,Die widerbeffzenden pfaffen ...
redend von Gott und sinem evangelio schnöder weder
gheine buoben ... Wenns ein schl-er tat, so vertrüeg
man ims nit.' Zwingli. ,So aber die not kumpt, ist ie
ein biderb man des andren werdt und beschirmend
das vatterland vil mannlicher die allerschl-isten dann
die gstryffeten znm dickeren mal.' ebd. .Mengerlei
misshendel und widerwertikeit von unseren geistlichen
obren ... dardurch wir armen schl-en verfüert sind.'
1527, BSi. ,Dass der handel uns schl-en, unverstendigen
in semlichem zuo raten ganz schwer und gross ist.'
1527, Blnt. .Wäger ists. sich mit den niderträchtigen
und schiächten demnetigen, dann eine grosse beut mit
den hochfertigen teilen.' l.=.31/S9. Prov.; fehlt 1667/
1707; T:ptjfua"j|jiis [isii xa;;ctv(u3=ü)j. LXX. ,Der Herr
behüetet die schiächten, dann ich bin ganz eilend, do
halff er mir.' 1560/89, Ps.: ,einfaltigen.' 153(5, 1667;
li, vr,:x'.a. LXX. ,Wir Alle, die Grossen sowohl als die
Schl-en, die Regenten sowohl als die ündertanen,
[müssen] unsere begangene Fehler bekennen,' JMüll.
1665. Di Schl-ere", die Armem BHk,; Gegs. di Bessere"
(Bd IV 1671 u). Präd. und adv. ,[Gott hat Maria]
userläsen ... zuo einer muoter sines suns, nit angesechen,
das sy schl. geboren, nit ein grossgeachte meid was.'
Zwingli. ,Ein from, schl. harkomne Eidgnoschaft.'
Ansh. , Einen schl. achten'; s. ge-ring (Bd VI 1068).
,So wollend wir [die Mitglieder des Ehegerichts] doch
gern die müey nnd arbeit haben, wo uns ein person
so schl. und einfalt syn bedunke, iren handel durch
einen us dem gricht fürbringen zuo lassen.' 1533, Z
Ehegericht. ,N. von Hüttlingen us Thurgöw [als Be-
werber um eine Predigerstelle] begärt auch eiaminis,
ward ... verhört, aber gar zuo schl. erfunden.' 1577,
Z;vgl. c. Z'schl si'. Mit Dat. P., wie nhd,, zu gering,
minderwertig. /'* bt" ntr en arm MeitU, drum bin-i'''-der
55
Schlacht, schlecht, schlicht, schlecht, schlucht
56
z'schl. GWe. (,Stubetilied'). Bettelbuebe" sind-mer
[einem Mädchen] z'schl., Herre"hud)e" wäre'd recht.
BSdter 1915. Mit Dat. P. oder S. (auch ,zuo einer
sach'), nicht gewachsen. ,Der Jätzer [war] so gelerten
und geistlichen tüflen vil ze schlächt und ze schwach.'
Ansh. ,Er sige dem haudel ze schl.' 1549, UMey. Chr.
1540/73. ,Doctor [zu Pasquillus, der ihn beschimpft
hat]: Gsich umb den wüesten, groben kutzen! Soltstu
uns gierten also dutzen? Du bist ze schl. zno diser
sach.' VBoLTZ 1551. S. auch Bd VIII 659u. (LLav.
1569). ■ — 2) mit Bez. auf Körperkraft. -Verfassung.
Schwach. Er mit a's vil is [als] mächtig und doch
tuet er nid me" a's es schl-s Wibsbild, .ein schwaches
Weib' GrD. (B.). Es arems, schl-s Wibsbild. ebd.
{/"s schl-en Wiberfelcheren. Gespr. 1778 (BHa.). ,Mein
Frouw . . . wurd [in der Schwangerschaft] also mager
und schl.. dass man sich versehen müessen, sy werde
in der Kindbete sterben.' .\Bösch XVII. ,Sehl-en Libs
sin'; s. Schu'in-Sucht(ßiVll283). Mager GRAv.(Tsch.).
Wege" Skifi [Heikelkeit] wege" ist-er Sovel schl-e'.
,Exilis, dünn, mager, gering, schl.' Denzl. 1666. —
3) (durch körperliche Veranlagung) geistesschwach,
blödsinnig BHa. Das ist en Schl-e'', der chan" nid i"
d' Schnei. Von Abstrakten. .Schlachte kundtschaft,
darauf man wenig halt oder bauwt, ein armer, un-
bekannter zeug, testis obscurus et tenuis.' Fris.; Mal.
,Meitt schl-en, doch ungesparten flyss.' GHerrmann
1597. ,Dise schl-e und kleinfüeg anzeigung mines
dienstwilligen und dankbaren gemüets.' LLav. 1583.
,[Mein Vater drohte] mich zegeisslen, jo mit Fiessen
zedretten um schl-e Ursach.' FPlatt. 1612. ,Dem,
der von der h. Schrift darif Etwas wegnemraen oder
der h. Schrift Etwas zuesetzen, dem ist bestimpt kein
schl-e Straaff.' JJUreit. 1639. S. noch Ge-bctt I (Bi IV
1825); gäch-schutzig (Bd VIII 1733). .Schlächter Staat,
arrauot (niderträchtigkeit, unachtbarkeit), humilitas;
ganz eines schiächten Staats und wäsens, humillimus
homo; von schlächtem härkommen, von eim unacht-
baren geschlächt, loco tenui ortus.' Fris.; Mal.
,Lüt, die eins schl-en, niderträchtigen Stands und har-
konimens sind.' LLav. 1583. ,PvHagenbach, schl-en Her-
kommens.' Grasser 1624. ,Schl. handwgrk.' .Schlacht
und unachtbar handtwärk, humilis ars.' Fris.; Mal.
,Mein handwerk, wie schl. es joch ist, wider an die
band ze nemmen.' GHerrmann 1597. ,Dass ich wider
by meinem schl-en handwerk were.' ebd. ,Schl-er
verstand' uä. ,Sig der N. nit witziger ... so hab er
ein schiächten verstand.' 1523, ZAnd. Bes. in Be-
scheidenheitsformeln. ,So bevelchend wir nach unserm
schl-en rat und bedunken üwern gnaden dise sach
ganz.' 1526, AASchenk. ,Nach unserm schl-en, ein-
faltigen verstand bedunkt uns, dass ...' 1527, Absch.
(B). , Bitten iich, ir wöllind dise schiächte meinung
im besten von mir verston und ufnemmen.' LLav. 1577.
,Es wellend aber nach unseren achl-en Erachten auch
in Deme sich vil Dificultet erheben.' Anhorn 1603/29.
,Kan derowegen nicht Ratsamers noch Bessers meines
schl-en BeJunkens gefunden werden, als dass ...'
Gespr. 1632. Vom sprachlichen Ausdruck. , Gemeine
(einfaltige und) schiächte spraach, wie sie der gemein
mann braucht, sermo plebeius.' Fris.; Mal. ,[Die
Prediger sollen] in ihren Vorträgen sich weder einer
allzu schl-en und niderträchtigen Mundart noch allzu
hoher und gekünstelter Worten bedienen.' Z Prädi-
kantenordn. 1758. ,Schl-er bescheid'; s. Bd VIII 213
(zunächst: ohne Entgegenkommen, Freundlichkeit
odgl.). Im gleichen S. .ein schlächti antwort.' 1565,
Brief (JFabricius an HBull.). Von Schriftstücken,
-werken. ,PEtterlis [Chronik], die zwaren sunst
schlächt gnuog ist, zuo den selben zyten aber, als
sy usgangen, nit nut was.' HBull. ,Das ich als ein
kleinfüeger und ungelehrter diss myn schl. arbeit
eüwer ersam wysheit dediciert und zuogeschriben hab.'
AHaffner 1577. ,Diewyl ... sölliche alten Uszüg
(denen man bisher nachgangen ist) allein einfalt und
schl. ..., so sind wir verursachet worden, dise Ding
in eine bessere Ordnung zue bringen.' 1609, Z. S.
noch BdVIII1240u. (GHerrmann 1597). Adv. ,Dass
des Gstift und Amts Einbrach Zins- und Zeenden-
urbare über die hundert Jahr alt und darzuo gar schl.
und einfalt beschriben.' 1641, Z. Sup. ,Auft' das
allerschlächtist (.allerdemüetigist oder schlächtist.'
Fris.), als man yenen mag, demissime; grosse ding
zum allerschlächtisten und niderträchtigisten handien
und dartuon, res tragicas reraisse tractare.' Fris.;
Mal. ,3 alte yserne stückhlin, so nit vil nutz, uff
redern, uffs schl-ist gefasst mit unbeschlagenen redern.'
1567, AAEh. Inv. ,Auff das schl-ist, kleinfüegest reimen
weis gestelt.' Schertw. um 1579. S. noch richten I
(Bd VI 385/6). ,Schl. ding' uä. .Allermeist groben
und flaischlichen lüten sei man schiebte und gemaine
ding sagen, nit die höchsten und schwären ding, die
si nit begriffen mügent.' Waldregel 1425. ,Die sach
ist schl. und nüts.' Z Disp. 1523; ,res parva et nullius
fere momenti est' (Gualther). , Einer dermassen ringen,
schl-en und cleinfüegen sach wegen.' 1530, Z. , War-
lich, die sach ist nit schl., darum vernymra myn mei-
nung recht.' SBiRK 1535. ,So grosse Schand hab ich
[der Unzuclitteufel] angericht in allem Land : Ehbruch,
Bluetschand sind schl-e Ding. Warum'? Man straft
sie gar ring.' JMahl. 1620. , Schl-e Sachen verrichten
und doch darmit gesehen sein wollen, laureolam in
mustaceo quserere.' Met. 1677. 1699. S. noch Bd VI
421 0.; VII 16160. ,Ein schl(-s)', etw. Alltägliches,
Geringfügiges, eine Bagatelle. ,Und ist ein schl-s,
nichts nüwes, beschicht auch oftmals by halb geladenen
schiffen, dass man damit uff dünnenen uft'ahrt oder
rutschet.' 1589, Bs (jüngere Abschr.). ,Die von Appen-
zell ... woltend euch den kosten nit usrichten, und
wer inen um ain schl-s gsin, dass man si sprüch-
brüchig gescholten hett, wan nur daruf brief und
sigel nit ufgericht worden wer.' Vad. ,Wo ist doch
trunkenheit so gmein als by solchen herren [den
Fürsten] allein! Ein schl[-s] wers, das [sie] böslich
regierten, wenns andre nit mit ihn verfüerten.' VBoltz
1551. Von unpers. Konkreten; gegen das Folg.,
zumal in den jungem Belegen, nicht sicher abzu-
grenzen. Von Vieh. ,Diewyl ... die Puren mit irem
Vech, dessen sy gmeinlich vil habint, uf diserm Weid-
gang mehr und bessere Nutzung empfachind dann
sy, die Tagnouwer, so gmeinlich wenig und schl. ald
gar kein Vech habint.' 1613, Z Rq. 1910 (ZBachs).
Von Münzen. ,Schl-er pfenning'; s. schon BdIV 1863o.
, Welcher schuochmacher zuo merkt gat, der soll warten,
bis man loset, und wenn man den" losen will, so soll
er einen schl-en pfennig legen und sol dann stillstan,
bis das los usgeleit wirt.' 1537, AARh. StR. ; erneuert
1590. S. noch Bd VIIO680. Von Kaufraannsware. ,Ein
karr [gibt] ze zoll vier haller, ein wagen mit schl-em
guot acht haller, ein wagen mit win zwen Schilling,
57
Schlacht, schlecht, schlicht, schlecht, schlucht
58
ein wagen mit wullen acht Schilling.' 1456, AaB. Urk.
,Ein krämer mit schl-em kram gitt 2 pfennig.' 1466/
1564, ZRhein. (Zollbrief). ,Schl. tuoch'; s. schon Borg
(Bd IV 1574u.). ,Dryg ein schl. grauw tuoch.' 1568,
Z RB. ,Von jedem stuckh schl. duoch vier pfeniug
[Zoll].' 1572, AALauf. StR. ,ümb schl. Duoch [usw.],
des Uiiderspitalmeisters Kinder, dem Kuosennen und
Findling zuo bekleiden.' 1605, AaB. Spitalrechn. Von
Hausrat uä. ,Ein betli ist dem meitli worden, ist
schl., allein ein karen under einem bet gsin.' 1547,
Z Schirmbuch. ,WilI ... Jemandts allerlei Hussrat,
Kleiderund ander Gerecht, kostlich oder schl., kauften,
flndt er solliches uif Rialto.' 1602, Z Gesandtschafts-
ber. ,1 schl. Bar bschlagne Messer und Gürteli."
1625, Z Schirmb. ,Für eine schl-e Türen mit 2 Kreuz-
leusten.' Bs TOrdn. 104(1. ,2 schl-e Better umb 12 Gl.'
1764, LAdl. Uneig. : ,Es zücht träffenlich vyl volk
inhin [nach Italien], aber schlächter blander.' 1566,
Bkiep (JFabricius an HBulL). S. noch näch-gülüg
(Bd II 290): Ab-rupfeten (Bd VI 1210); Ge-schäft
(Bd VIII 411 u.); Winter- Schappd (Bd VIII 1000).
Von Kleidung, Bewatt'nung. .[Die Einsiedler] haut ...
ain schlehtez, ainfaltigez mentelin, eng und demüetig
und nachgültig.' Waldregel 1425. ,Das er sölich gelt
mit schniderwerk gewunnen, dann er einem ... ein
schl. kleid umb 26 blanken gemacht hett.' 1481, Z RB.
,Studenten sollend sich einer schl-en und nachgültigen
kleidung ... vernüegen.' B Schulordn. 1591. ,Vor
Zytten war by inen [den Schweizern] ein bürgerlich
Tragen zuo Fridszytten ein Gattung Gewören von
kurzen, schl-en Schwiirtlinen, die man Schwytzerdägen
genempt.' RCys. (Br.). S. noch Brisi (Bd V 794). Von
Bauwerken, Vorrichtungen udgl. ,Wellicher ... ver-
worfi'ne Tantsch ... undenhar mit einem gar schl-en,
kindischen Hag vermachet.' 1002, Z. ,[Der Lehrer
der Kinder des Königs] sagt ... wir weiten do in der
Neche by Eim vom Adel, der im bekant, ze Morgen
essen, fuort uns abweg in ein schl. Haus oder Meier-
hof, do uns der vom Adel sampt seiner Hausfrauw
früntlich entptiengen.' FPlatt. 1612 (Boos). ,Dass
die Stämpfi ... ein Sassenstämpfl und gar schlacht [!]
gsyn, also das man nit alle Rinden stampfen mögen.'
1651, ZGrün. , [Engel, die h. 3 Könige weisend:] Wie
wol die Wohnung öd und schl., ist doch das Kind,
der König, recht.' PSpichtir 1658. ,Der schlächt Stäg',
Bezeichnung eines Notsteges über die Sense. 1733,
BSchw. S. noch un-achtbar (Bd I 81). Von Speisen,
Getränken. ,[Man soll] den frouwen, so an die touö'e
komen, weder essen noch drinken geben, dann allein
den schl-en erwin.' Z Mand. 1488. , Schiächte oder
nachgültige speis der armen, illiberalis cibus; armer
und Schlächter tisch, daraulf man schlächtlich und
nachgültig labt, mensa tenuis.' Fris.; Mal.; s. auch
Porz (Bd IV 1644). ,Die ... spys sol schl. und noch-
gültig sin; dann was wil der Jüngling ... der räb-
hüeneren, kappunen, rech und derglychen schlacken'?'
ZwiNGLi. ,Die narung und leibsunderhaltung was do-
malen in vilen heusern schl., von rauchem brot und
gemeiner, schl-er speis, dan die Franken und Almenner
diser zeit nicht kostlich, sonder gemäss und onzierlichs
prachts und wandeis werend.' Vad. .Blicken, schwaleu
sind schl. visch, den armen kommendts über tisch,
doch mag man sy wol auserwellen, am besten sinds
im aprellen.' Mangolt. ,Der Wyn was zimlich schl.
und [hatte] vom Fass ein Gschraackt' 1603, Z. ,Von
den schl-en Wynen, so von Nünforen nahen gefallend,
da man doch Frucht schuldig ist, soltend die Schuld-
ner zur Bezahlung mit Früchten, und bessere Wyn-
gewächs ze pflanzen angetriben werden.' 1627. ebd.
,Des Weins gab es wenig und schl.' 1641, TnFr. Chr.;
.schl. und wenig.' ebd. 1643. S. noch Bd VII 1395u.
Von Feldfrüchten. ,Darby sich das Amt und die Amt-
leüt in Empfahung 27'/2 Fl. Gelts für den Hanfzehnden
besser befindend als von andern Orten har by etwan
wenigem schl-em Hanf.' 1686, ZRüti. ,Von einem
Mass schl-er brauner Wicken ein Immi Mahl weniger,
als vorstaht [s. den Anfang des Beleges unter süber
Bd VII 66 M.].' B Landmüllerordn. 1693. Von Kultur-
land. .Darunder ... zimlich vill ruch, stotzig und
schl. Feld sich befinden tüege.' 1675, AAWett. ,3 Ju-
charten ... so zimlich rauch und schlächt.' 1702, Z
Grün. Von einer Örtlichkeit: ,[Die Annahme, die
Reliquien des h. Mauritius seien vom Wallis nach
Hailau gebracht worden, ist unwahrscheinlich] sitten-
nialen die Walliser selber semliche syne Sachen nach
papistischem Bruch hoher haltend, dann dass si es einem
semlichen schl-en Flecken werdind verert haben.'
JJRüEGER. ,Guot' gegenübergestellt. ,N. habe uff ein
Zitt ein guot Venedigerglass ... genomen und inen
uff' raenigfaltig erfordern ein schl. scherbenglas in
der gestalt, als ob daz daz ir sin sölt, dargestelt.,
1481, Z RB. ,Von einem guoten mastochsen, der nit
under 10 guldin kostet. 2 pfund umb 9 d., aber eins
sl-en ochsen 1 pfund umb 4 d.' 1500, AARh. Metzger-
ordn. ,HFrosehauwern dem papyrer umb 19 guot und
7 schl. rissen papyr in die canzlygen 61 pfd 10 ß.'
1583/4, Z Seckelamtsrechn. ,7 guette und schl-e Better.'
Z Teilr. 1669. .Verhältniss der ... Glarner Rechnungs-
münzen: Gute Bazen, 24 = 80 Schillinge, schlecht[e]
Bazen, 30 = 80 Schillinge.' Heldmann 1811. ,Wer
mit dem Schl-eren fürlieb nimmt. Der ist eines Bes-
seren wert, carnibus est dignus qui bene mandit
olus.' Mev. 1677. 1699. S. noch Bd VIII .^76M. —
c) wesentl. wie nhd. s c h 1 e c h t (Gegs. guet Bd II 535/44).
wohl allg., doch zT. auf gewisse Anwendungen be-
schränkt und weniger volkst. als die Syn. übel (Bd I
55/6); leid (Bd UI 1079/81); bös (Bd IV 1705/20); vgl.
auch die Anm. Den Anforderungen, Erwartungen,
Wünschen nicht entsprechend. Von Personen. E(n)
schl-e'- Pfarrer (s. Amt Bd I 242 u.), Schütz (s. Üs-Red
BdVI535). RAA. Der mager Clieäs ist enguete''Chnecht,
aber e' schl-f MVster. DGemp. 1904. ,Auch bei zwei-
händiger Arbeit sind viele Seeländer liiigg ... und da
wird mit Stolz behauptet: Di Lingge" sl" di Flingge",
di Rechte" si" di Schl-e".' Bärnd. 1914. Von Nutzvieh.
E" schl-i Chue, bes. mit Bez. auf den Milchertrag.
D'Mos-chüeli, milcharm, strub u"'' schl. Barnd. 1914.
Von Dingen, Einrichtungen jeder Art. Schl(-s) Brot,
Fleisch, Obs; schl-i Herdöpfel; schl(-s) Tratik. De"
WV ist nid schl.!, schmeckt gut. ,üie Milch der ent-
zündeten Zitzen [wird] schl-i, truebleti.' Bärnd. 1908.
ScM-i Schueh, Strumpf. I(n) schl-e" (od. Schl. i" de")
Schnehne" stecke" uä. ; s. Bd VIII 451 u. Es Par ganz alt,
ab'trage", schl. Cheli [Schlappschuhe]. SM. 1914 (BFrut).
.Das bettgfider ist alles eben schl. und in ettlichen
küssinen und pfulwen alte, schl. vogelfederen.' 1596,
ZSth. ,[NN. haben dem Glaser] ein schlächtes latternli
zuo verbesseren geben.' 1593, Z Ehegericht. ,Ein Tal-
seümer ... soll auch der gerechte und der schl-e. nit
werschafte Ankhen nit mit einander oder under ein-
59
Schlacht, schlecht, schlicht, schlecht, schlucht
60
anderen yerkanfen.' 1738, UwE. TR. Sehlf-sJ Holz.
E(n) scM-e Weg. SM(-s) Land, unfruchtbares; s.
schon Bd VIII 845o. Schi. HerdöpfelbUtzr. Barni.. 1911.
.Einkönften [des Pfarrers]: Von der Gemeind 316 Fl.
Item Haus und Garten, aber schl.' 1789, GlEIui.
Sdhl(-sJ Wetter, 's isch schl. Wetter bi-n-ere", von den
Katamenien Bs (Seil.). Weiin's am Mäderlistag regnet.
gi''fs e" schl-e" Heuet BsL. .Schl-er Bluest'; s. Bd V
173o. EßiJ scM-e' Blüejet; s. Bd V 53. EfsJ schl-s Jär.
Die [Sehlüsselblümchen] müesse' gäng a" der Ostere"
blüejet, «"'' we"" si's nid tnache", so geb-es ex schl-s Jär.
Gründer 1920. S. auch Herbst (Bd II 1594). .Anno 164-2
war ein klein, herb und schl. Jahr.' TuFr. Chr. EfsJ
schl-s Zeiche'. ,Schl-er Stand' nä. , Der Eltern .\lter bei-
zusetzen, wäre vast unmöglich, massen das alte Tauf-
buch in ^ar schl-em Stand.' 1685. GRh. ,Den schiächten.
ja nicht Schlächter sein könnenden Zustaand des neu wen
Pfahrhanses Metmenstetten.' 1771, Z. Schl-i G'sicht;
s. Bd VII 251 M. (auch bei EGünter 1917). Efti) schl-e'-
Bitz; s. Bd IV 1986 (auch FJ.). E" schl-i Ü.'ired; s.
Bd VI 535. E(nJ schl-e' Schick (s. Bd VIII 496M.); efsj
schl-s G'schäft (s. Bd VIII 410M.). Es schl-s G'schäft
chan'-i''' geng no''' mache", zu einem törichten Handel,
einem dummen^treich ist es jederzeit noch früh genug
B. Es ist besser es guets Du als es schl-s Si, Sprw.
WLö. (FGStebler 1915). Subst. Chii an eppis Schl-s
z'de'clie", lät-si''' der Tod birede", auf einen Baum zu
steigen, wodurch ihm sein Opfer entkommt GRObS.
(B.). Wc'-men an nüt Schl-s dankt, so chunsch du!
scherzh. Anrede Bs(Seiler). S.nochÄecW(BdVI246M.)
und vgl. bös (Bd IV 1715). Präd. Bim Hüräten ist
Alls schl. und bim Sterben Alls guet, Sprw. GrPt.
Das wer schl., wenn du nit e'mäl Sovel vermöchtist
GnSe. (Tsch.). ,Nun müsste es doch schl. sein, dass
er nicht wenigstens schon in diesem Jahre die Hälfte
des Kapitals ... gewinnen sollte.' Gr Sammler 1779.
Daß) ist nid (nüdj schl..' nicht zu verachten; oft als
formelhafter Ausdr. des Erstaunens (was du nicht sagst!
ei der Tausend!) Tu; Z und weiterhin. AJv. Schl.
schiesse", schribe" usw. ; si" Sach schl. mache". Sich schl.
(üs)metzge"; s. Bd IV 626. Da' hed schl. g'rauht! der
Handel hat üble Folgen gehabt AaF.. Ke.; vgl. Bd VI
798u. ,Sie wollten leben und so wenig schl. als mög-
lich.' Gotth. Schl. z'tcegg'leid si", von einem unter-
ernährten Kind. BiRNii. 1908. Schl. ang'leit si" (Bd III
1180), mit einer Einrichtung, zB. einem Verkehrsmittel.
ebd. 1911. ,Diewylen ... under etlichen im Feld sich
befindenden Coropagneyen vil schl. bewerte Soldaten.
[sei es nötig] 100 Füssi . . . desglychen 100 Par Sehne
(angesehen under etlichen Compagneyen arme Soldaten.
die Schlacht bescliueht) ze schicken.- 1664, Z (Bericht
von Tli Werdmüller). Sprww. Vergiss nüd, dass zice"
hert Stei" schl. male"d! Messikommer 1910. Lieber schl.
als gar ttüd tanze'! Lebensregel alternder, heirats-
lustiger Mädchen, ebd. Guet g'lüffen i.vt besser a's
schl. g'fare". DGemp. 1904; s. noch lauff'en I (Bd III
1121 u.). TTer jcol lert und schl. bettet, bricht mit der
eine" Hand, tcas-er mit der andere" bindet L (Ineichen).
S. noch hi-räten (Bd VI 1584M.). Insbes. 1) mit Bez.
auf das physische Befinden, die äussere (bes. wirt-
schaftliche) Lage. allg. Körperlich elend, hinfällig,
(sehr) krank BE. und It Id. (.valde segrotans'); FSs. ;
Ndw (Matthys). ,Ein schl-er Mann' U. Schl. si", werde"
BsL.; BBe., G. und It Id. (.periculose segrotare'); Gr
ObS.; ScaSt. (Snlger). Ist der AU no''' schl-e-? BBe.
Er ist grusig schl-f GRÜbS. 's Annebäbi isch allitcil
schl-er worde" BsLie. Auf die bedauernde Anrede:
E, wi' hest du g'schlechtet! erwiderte ein Lungen-
kranker doppelsinnig: 0, i"* cha"" no''' lang schlechte",
bis-i''' so schl. bi" wi' du! Barnd. 1911. S. noch sin III
(Bd VII 10'28u.). Es ist, mrt(chunt GrC\\., D., ObS., Ths,
V., in Bs auch macht) -mer schl., übel, unwohl, wohl
allg.; dazu in GfiPr. die Subst. Schl.-werde", Übel-
keit. [A.:] Es wird-mer übel. [B.:] Chöme"d, es wird-
em schl.! AZimmermann 1916. Es wird im schl., lue',
er isch ganz wisse'! AFankh. 1917. Du ivärist sust
kei" schl-c [vgl. u.] Burst, aber tve""-me"-di''' a"luegt,
so wird's Ei"'m schl, Neckerei AaKöII. , [Einem, der
bei seiner Heimkehr seinen Besitz niedergebrannt
findet] isc7( ... so elend und schl. kon, das'-er wie töd
iber de" Zun ine" g'heit ist. SM. 1914 (GsThs). 's chönnt
Ei"'m schier schl. werde", von ekelhaftem Geschwätz,
Benehmen Th. S. noch Geschieht (Bd VIII 154M.);
schüzelen (ebd. 1754). Verst. i" Bade" schl.; s. Bd IV
1024M. Schl. z'w'cg si", gesundheitlich schlimm dran
sein; in GWb. auch schl. uf-enand si" (vgl. Bd I 116).
's Tanne'-Beteli . . . hed alle" g'seid, tvenn-si wider es
Chind übercho" hend: D' Hcband bringt allimöl no'''-
n-es Ditti, wenn d' Mueter am schl-este" z'weg ist: das
ist aW' dumm. SGlinz 1918. Schl. üs-, dri"g'seh".
's gät(-em) schl., auch mit Bez. auf wirtschaftliche Ver-
hältnisse. Behandlung, Lage übh. .Sollte es ihm [vor
Gericht] auch schl. gä".' BXrnd. 1914. Wenn ich dich
erwische, so gät's-der schl.! Drohung. Schl. stä", in
schlimmen (Vermögens-)Verhältnissen stehn. De"
Chüijer het's z'schl-st, hat den strengsten Dienst unter
den Älplern GrLuz. (Frehner). Es giH, machet-si'''
schl., entwickelt sich ungünstig GfiPr. (auch ItMKuoni).
I''' lösse"-mu Cs)schl., mit Bez. auf die Genesung eines
Schwerkranken, das Gedeihen eines Unternehmens.
BXrnd. 1908. [.\.:] Es ist da eswas drin [in der Zeitung]
von der Titschland. [B.:] La" g'seh"! wi' seit's-mu's?
[.\.:] Es seit's-mii hit nit schl. Lötschen 1917. — 2) mit
Bez. auf seelische Zustände. „Launig, verdriesslich,
doch mit Beziehung auf sich selbst. Der Nachbar
macht mich alle" schl-e", d. h. ganz unwillig BO."
Schl-C werden, ausser Fassung geraten, bes. beschämt
werden (und sich infolgedessen verfärben), zB. infolge
einer demütigenden Beschuldigung, unangenehmen
Nachrieht BR. Er ist doch schl-c tcorden, wa-si-im
hei" fürg'häben, er seil die Sach g'stolen han. Er ist
fin schl-e' worden, ica-n-er hed vernon, wie vil er in
dem Geltstag verlieren miiessi. — 3) im moralischen S.
allg. Es schl-s Mensch GrD. (B.). I''' bi" es schl-s
Meitli worde", klagt ein gefallenes Mädchen. Gotth.
Lueg-i''' denn en Anderi a", seit-si [die Frau] mir sehe':
schl-e'' Ma"". Grolimünd 1911 (ÄAKütt.). Schl. Lüt,
schl. Herdöpfet! sagt man mit Bez. auf einen moralisch
.anrüchigen GGrub. S. noch un-be-schissen (Bd VIII
1345 u.). EfnJ schl-e'' Kärli; s. BdVII16M. E(n)
sehl-e'' Cheib, Chog, Hagel. D's Tuni, das schl. Mihi.
JJöRGER 1910; s. auch Bd IV 224. Efn) schl-e Hund
.\a; Th; Z; s. auch Bd II 1426 u. Di frömbste" Hund
di schl-iste" Hund, traue Kopfhängern nie! ZO. ECs)
schl-s Tuech [pers.]; s. Tuech. Subst. Am Mintig gund
di Schl-e", am Zistig di Rechte" [usw.], Regel über den
KiltgangGVättis(WManzl916);vgl.sc7iä6i>(BdVllI22).
We"" du g'meint hest, i''' heig-di''' für Sovel e" Schl-e* ...
SGfeller 1917. Es gi''t ka'n SchUere" fschl-ere" Hond)
[als ihn], so wit-mer chochet ThMü. De" Schlf-e"), auch
61
Schlacht, schlecht, schlicht, schlocht, schlucht
62
de' seht. Hund mache" a" Ei"'m, schlecht, schurkisch
an ihm handeln, ihm einen schlechten Streich spielen;
s. Bd IV 21 u. (auch Aa; Sch). [Frau Ratsherr:] De'
Eötsherr selber sät . .. ir seie"d schuld, dass-es in so
grimmt. [Magd:] Wa'? De' Bötsherr selber sät so
Sache", und wo't a" mir de' Schl-e" mache"? ANeher
1909. Wen" 's Wetter nid no''' de" Schl-e' macht,
werde'd-mer die Wuche" g're''' mit der Arn ScnSchl.
In Grund-(Erd-)Boden ine" schl. si" Tu; s. auch Bd 11
771 u. und vgl. die steigernden Zssen. De'' ist so schl.
ivie Galge'holz ZEls. le chlin(d)er d' Wasser (auch
d'Simme" BSi.), ie (od. dest) schl-er d'Lüt BO. 's ist
Kein so guet, das'-er nit öppis Schl-s an-im hätt, 's isch
Kein so schl., das'-er nit öppis Guets an-im hätt BsL.;
ähnlich GSaL. S. auch Bd IV 29 u. Er [ist] e" rechte^
Ma"", het nie nüt Schl-s g' macht. AFankh. 1917. Irer
L'ebtig uelte'-si dra" däitketi und nie nilt Schl-s me'
mache'. RvTavel 1913. Das Volk hai garhai' Beligiö"
me'' und glaubi Nit und tue a«'* sus alls Schl-s ür
ObS. (B.). Ein(e") schl. mache', ihn herabsetzen, ver-
leumden Aa; Bs; B; Gl; Gr; Sou; Th; Z. De'' cha""
Nüt als all Lüt schl. mache", von einem gewerbsmässigen
Verleumder Tu. ler mached-en schl-er, n's er ist GrL.
Auch mit Acc. S.: Neuis .. . schl. mache". Loosli 191U.
Adv. Es Ei"m schl. mache", ihn schlecht behandeln
Aa; Sch; Th und sonst; s. Bd IV 28o. ü ich arme''
Tropf, wi' me"'s Ei"'m schl. cha"" mache"! FIBlattner
1902. Wenn-si-der's no"'' so schl. macht und di''' druckt
und drängseliert. PHaller 1916. Es macht-si"'' schl.,
nimmt sich schlecht aus, von einer Handlungsweise
Th; Z. ,Sy [die schlimmen Knechte im Weingarten]
wellind grüezen schl. den gast: wann er zuo inn in
garten kumm, wends inn ... bringen umb.' Ruep 1539.
Schl-s Lob; s. Bd III 993. Si hed nid es schl-s Lob.
BiRND. 1911. ,Er habe ein schl-s gschrey siner person
halb.' 155Ö, B Turmb. — d) übergehend in quant. Bed.,
gering i. S. v. klein, wenig, nicht viel. J'* ha' schl-i
Lust, Dies oder Jenes zu tun GRÜhur. .[Ein Antrag
wurde angenommen] mit schl-em mer, dan ... gar vil
nit ufhuoben.' Ansh. ,[Im Jahr 1513] geschach nit
ein schl-e unruow in der statt Solothurn, dan der-
selbigen undertanen zogen mit gewerter handt für
ir statt.' AHaffner 1577. ,[Der General] sammle
alda Volk, habe aber ein schl-en Zuelauff." 1C38, Z.
,Pflichten ... die ... zu übersehen ... ihnen ein schl-ers
Bedenken, als einen Pinger zue verroden, machen.'
JMüLL. 1665. ,VVann diese ... Abenderung ... be-
schehen solte, möchte es ihnen zu schl-en Ehren
gereichen.' 1675, Z. ,Nazareth wäre von schl-er Ach-
tung, gleichwohl haben die Eiteren des Herren daselbst
gewohnet.' JMet. 1700. , Schl-en Dank erholen'; s.
BdVniniSM. So bes. von Geld und Gut. Vil Heu
uberlä" ist e" schl-e'' Bichtum u"' z'weng ha" ist e"
grössi Armuet. Bärnd. 1911. ,Census tenuis, ein klein
und Schlacht guot.' Fris., .schlächts einkommen, ein
kleins güetle.' Mal. ,Der lybeigenschaft hatt er sich
gegen raynen herren mit einem guldin abkouft, den
man ime us gnaden, in ansehung synes schl-en ver.-
mögens, abgenommen.' 1589, Z RM. .[Beschluss einer
Gehaltserhöhung für den Schulmeister] da die Be-
stallung ganz ring und schlächt ist.' 1613, Aar. RM.
Ein Haus ,zue einem gar schiächten Prys lihen.' um
1650, JJRed. (Zoll. 1905). ,Zu Sanct Johannes des
Täuffers Tag ... lassen sich ... die jungen Burgers-
söhn ... in das Burgerbnch um ein schl. Gelt ... ein-
schreiben.' FrHaffn. 1666. ,Dass, welcher ein frörade
Weibsperson von schl-en Mittlen ehelichen ...wurde...,
samt ihro alsobald aus unseren Gerichten und Ge-
bieten verwisen werden solle.' Z Mand. 1730. ,[N.
soll] weillen er von schl-em Vermögen, Herren Vatter
an die Kosten Nichts geben.' 1730, Zg. S. noch
<iuenzlen (Bd V 1304). Adv. Es hät-im schl. 'besseret,
wenig, gar nicht BBe.; s. schon Bd IV 1675M. .[Kinder]
die von ihren Vätern ... aus Mangel der guten Ge-
legenheit schl. zur Schul gehalten worden.' 1773,
■IHefti 1914. ,Dass an vielen Orten die Kinder gar
schl. in die Schulen ... geschickt werden.' ebd.; ähn-
lich 1787, ebd. Neg. Der Atti hed-mi''' aW'' g'wön-
li''', u-enn-er dem Wetter nid gar schl. 'trüwet hed,
mit-me g'nu". Schwzd. (GrD.). Nüd schl., nicht wenig
= tüchtig, gehörig Aa; Ap; Bs; B; L; Sch; S; Th; Z.
De"" hat nid schl. g'fluechet, wo-n-er's g'hört hat Th.
De' Zim"'erma"' hät-en nid schl. a"g'schnüzt. SM.
1914 (ZSth.). Dö sim-mer iez nüd schl. ine"g'hait.
JUüiiRER 1914. 's Besi schlotteret aW'' nit schl., vor
Kälte. LSieber. [Es] wird ... ere" udrlig nit schl. un-
haimelig worde" si". ebd. S. noch recht (Bd VI 204 o.);
rangschieren (ebd. 1113). — 3. in mehr oder weniger iso-
lierten, von 2b ausgehenden adv. Verwendungen;
vgl. auch schlechtiglich(en), schlechtlich. Einfach,
ohne Weiteres, sclilechtweg. ,Quilibet, schlächt ye der
nächst oder ye der erst, der kurapt.' Fris. Bei Vben.
Nend schl. verlieb! zu einem unerwartet zur Essens-
zeit gekommenen Besuch (= nehmt vorlieb mit dem
Wenigen oder Geringen, was wir gerade zu bieten
haben!), It T. Abschiedsformel des Wirtes zu den
Gästen Ap; vgl. schlechtlich ay. ,Ouch het fro Guota
gelopt bi ir trüwe an des eides statt, und ir kint haut
es sl-es gelopt ..." 1299, Z. ,Dass sy inen ... nichts,
pflichtig sj'gent, angesechen ire besigleten brieff, dero
sy sich hiermit nach ir Inhalt schlächts beholffen
habent.' 1504, Absch. .Christus ist die [weltlichen]
ding schl-z geüochen.' Vad. .Ich will ihn by dem
hals wol hau, das er nit fliehen muoss so schl.' Meixr.
1576. ,Also müess auch der [V] Orten Knecht von
sich werffen also schl. Spiess, Harnisch und Hellen-
barten.' 1621, ZiNSLi 1911. Neben Synn. ,Was willt
du, herr? Es soll bescbechen styf und schl.' Haberer
1562. ,Ir müessend dran, dran kurz und schl. Nimm
d böswicht hin und rieht s wie recht.' HBüll. 1533.
Oft i. S. V. lediglich, nur. ,Wer ouch dehein schaf
ze weideune tribet uff unser almenden ... was über
200 utf ... unser alment weidet, die sol er nienan
fürer vertriben noch verkoutfen, wond das er die schl-z
in unser stat ßerne ... verkouffen oder aber metzgen
sol.' 1403, B StR. ,Daz nieman frömder dehein walfen
lenger dann einlang in unser statt tragen sol, denn
der sl. durchgat.' 1446, AARh. StR.; vgl. 1 b. ,Sie
soltend schl. zuosagen ja oder nein ohne alle fürwort.'
Val.Tscbüdi 1533 (ASG.). .Deshalben man sy [zwei
Schriftsteller] mit ernstlicher betrachtung läsen und
nit schlächt darfür halten sol, als ob sy uns richtig
zuo der ... underrichtung unsers läbens dienen söllind.'
GoALTH. 1553. ,Fürnemlich sollen die bitteren Arz-
neyen in gesottnem Wein ... in einem Säcklin gehenkt
... werden ... Andere sieden schl. ein Arzney in den
Wein, welcher Arzney Kraft und Würkung sie gern
wolten dem Wein mitteilen.' JRLandenb. 1608. S.
noch M/'-recAi'(BdV1219M.); Üs- Schutz (BdVlU Uli).
Schl. ane", (nur so) obenhin, ,obiter, porfunctorie.'
63
Schlacht, schlecht, schlicht, schlocht, schlucht
64
Id. B (auch bei Zyro); Syn. grob, grad-anhin (Bd II
090. 1334/5). .Selil. obenanhiir; s. ebd. 1333 (LLav.
1584). Einfach, unbedingt, schlechterdings. .Wirstuaber
des Herren deines Gottes vergessen ... so bezeug ich
heüt über euch, das ir schlächts umbkommen werdend.'
1530/S9, V. Mos.; .gewüsslich'. 1Ü67/1707. ,[übwohl
der Arzt dem N. gesagt hatte] das er erkaltet und
im nienermit meer ze hilft' zekomraen were dann mit
guoten, warmen bederen, so hatte doch derselbe ...
nit folgen [wollen], sonder sehl-s zu disem rossarzet
gefochten.' 154(3, Z. ,Schl. (ver)meinen' uä. ,Wir ver-
meinen schl-s ... gewonheit sol der warheit wychen.'
ZwiNGLi. ,Das Zwingli schl-s der mainung gsin sy, das
die oberkait den bann füeren ... mög.' 1531, EEc.li,
AR. (G.). ,Darumb ich schl. den glouben ban, Gott
werd die weit ungstraaft nit Ion.' Kuef 1550. S. noch
Schelm (Bd VIII 099). .Schi, wellen.' ,[N.] wolt schl.
wissen, wen wir zuo obren wolten han.' WFluri
1524/38. ,Es soll gwüss syn, wir ... wend die lüdt
[die aus dem Bat gestossenen tüchtigen Bürger] schl-s
wider han.' HBüll. 1533. .[König zu Daniel, den
das Volk von ihm fordert:] Ich sing, ich sag mee,
was ich well, so wend sy dich schl-s ushin han.'
SBiRK 1535. ,Üiss alles samen hab ich ... gezwun-
gen in den truck gegäben, das eeren biderb lüt, die
es gesähen spylen ... und denen ichs nit abschlahen
kond, schlächt von mir haben wollend.' GBinher 1535
(Vorr.). ,Schl. guotte frucht drus wil er [der Herr aus
seinem Weingarten] han.' Ei'ef 1539. ,Myne herren
wöltint ... von inen [den Trompetern] schl-s gehept
haben, das sy nach altem bruch, so die schitt" nitsich
giengiiit, plaasen.' 1545, Z RB. .Diewyl wir alle Gottes
kinder sind ... so wil er schlächt von uns haben, dass
wir uns ... under einanderen der liebe ... flyssind.'
GuALTH. 1559. ,Schl. sollen.' ,I>u hörst aber, wie
Got durch Samuelen redt, das söliche fürwitz by Got
gar nach für abgöttery gerechnet werde; dann schl.
solle man sinem wordt losen und sich des allein ver-
nüegen.' Zwingli. ,Wenn aber ein seel aus hoft'art
oder fräfel etwas tuot, es sei ein einheimischer oder
frörabdling, der hat den Herrn geschmächt, solche seel
sol ... schl. ausgereütet werden.' 1530/89, IV. Mos.; ,ge-
wüsslioh,' 1667. Bei Neg. verstärkend; Syn. ganz 2
(Bd II 386 u.). jDarumb soll im selbs das apostel- oder
evangelistenamt schl-s keiner zuoeignen.' Zwingli.
,Ich mag schl-z kein Verzug meer hon.' HBull.
1533. ,üiewyl V. nit in irer gmeind gsessen ..., dass
dann diser kauf [von Holz] chraftlos sin sollte ...;
denn schl-s so gestundint sy dem V. keiner dorfs-
gerechtigkeit.' 1545, aZoll. 1899. ,Do veraint man
sich, schl-s kainen krieg anzelassen.' Vap. ,Dass sein
könne des Königs Intention, uns in diesem jetzigen
Stand zu erhalten ... das ist schl. unmöglich.' JJBreit.
1629 (JCMör. 1874). ,Schl. nüt' uä. ,Unser lieben
Eidgnossen von Bern pot hat ... hegert, dass wir inen
deren büechren eins, so zuo Baden von wegen der
disputaz sind, verfolgen lassen wollten und inen das
schl. nit zuo versagen.' 1526, Absch. ,Es tuot das
prassen schl. nicht guot, es würt zletst bzalt mit
dynem bluot.' HBüll. 1533. ,Das es by obheschribner
Ordnung bestan und diser inbruch [eine Neuerung]
schl-s nit gestattet werden solle.' 1548, Z. ,[Die]
äugen waren in schwer, das ist, si koiidten sy schl.
nitt uffbeheben.' um 1550, G Hdschr. S. noch ver-
sohlet (Bd VII 858). Bes. mit ,wellen'. ,Die kilch-
gnossen ... wend des pfaffen schl. nümmen.' 15'24,
Strickl. (ZSth.); in einer andern Fassung: ,dann sy
sin schlechtlich nit wend.' ,üie lüt ... wolten es
schl. nit tuon.' WFluri 1524/38. ,Schl. so wollend
sy die schantliche hegouwische richtung nit annemen.'
1525, Bs Chr. ,Sy wellend schl. nit gscholten syn.'
Eckst. 1525 (Klag). ,Das band sy schl. nit wellen
duon.' 1531, ."^BSCH. ,Als wir schl-s witer nümen habend
wellen gan, habend sy uns ... wider harin gnoraen.'
1532, Strickl. (Z). ,Sy welle schl-s nützit mit im
zeschafifen han anders dann zuo eeren.' 1534, Z RB.
.Der abt [war] des willens, dass er schl-s dem gots-
hus nünts weite übergeben ... han.' Vad. ,Sin [des
Boten von Schwyz] meinung ist, Glaris solle one für-
wort das chunzilium annemmen. Das wil Glaris
schlächt nit' 1564, Brief (HBull. an JFabricius).
Ganz, vollkommen, genau. ,Die siben todsünd sind
an im sl., als ob er wer des Türken knecht.' 1475,
Bs Chr. ,So kumpt das dritte nüw schl. uf zinstag
vor Gregorii.' ebd. ,Botz lung, min Ann, du hast
[mit deinem Vorschlag] fast recht! des sinns was
ich grad eben schl.' Ruef 1539. ,Handbuob: Buw-
meister, d schluissel han ich hie, beschouwend s wo),
sind s eben die, die zuo dem winberg hörend schl.'
ebd. Zsfassend, kurz! vgl. unter 2a zum Schluss.
,Schl.: wo man in Gott sich verlasst, da ist Got.'
Zwingli. ,Ietz bringend sy das gold so ring yn, bald
gebend sy es so tür widrumb hinus ... Habend sy
die münz, so haltend sy damit hindersich, bis das sy
Jas gold umb ein spott ynbringend. Und so es yn-
gebracht ist, tuend sy im aber also, bis man es am
türesten von inen erkoufen muoss. Schlächt: es muoss
zuo allen zyten werben.' ebd. ,Was guots in den
klöstern erfunden ist, weisst man wol: glychsner,
ansichzüber, gytler ... anschleger, nyder. Schl-s: alle
bösy.' Gyrenr. 1523. ,Schl.-um', schlechthin, kurzum:
.Die anderen [s. den Anfang des Beleges Bd VIII 1372 o.]
wollend inn schlächtum todt haben.' 1574, Brief
(HBull. an TEgli). ,Schl.-hin', wie nhd. (Syn. ge-rad-
hin Bd II 1356); s. Fleisch-Eodel (Bd VI 606). Anders:
,Dieweil dann ein Zeit her die Bot und Verbot schl. -hin
[= schlecht] gehalten worden.' GrKI. LB. Übergehend
in quant. Bed., ziemlich, recht Ap (T.) ; nach einer neuern
Angabe vielmehr = wenig (vgl. 2d). Er ist sohl, ver-
traulig [vertrauenswürdig]. Er ist schl. ledig; iron.
Amhd. sli;ht (mbd. auch Adv. slfhtes); Tgl. Gr. WB. IX
519/40; Martin-LieDh. II 450; Fischer V 907/13. Scharfe
Grenzen lassen sich zw. den einzelnen Bedd. vielfach nicht
ziehen, am wenigsten (wie schon im Text bemerkt) zw. Bed.
'2bY und 2 c, die sich auch bei uns im allg. spät und nicht
ohne Einfluss der Schriftspr. entwickelt hat. In dieser Bed.
ist das W. auch ius Rät. gedrungen ; vgl. engad. acklet ( PalHoppi
652); bergün. schUet (Tsch.); ohet]. scklial, whliet, schlecht,
schlecht aussehend, esser schliats, matt sein, achlialladal,
Schlechtigkeit (Carigiet). Zur Bed.-Entw. unter 2 b vgl.
etwa uoch em-/ah, -ßiUüj{Bi 1817/9); ge-rhuj (Bd VI 1067/8).
In Namen. .Schlecht', Familienn. XVI./XVII., BsStdt; XV./
XVI., BStdt; XVI., U; XIV./XV., ZStdt (.Hansen Siechten.'
1450, Z KB.; ,Judenta Schlechtin; N. ... rett zuo iro: Du
heissest Schlechtin, aber du hiessest wol krumbi.' 1437, ebd.;
bei Leu, Lex. .Schlechte'). In Flurnn. ,Schlechte(n)-MUhle'
ThWeinf. .-Matt(en)' BL., Riggisb.; SchwBr. ,-Boden' BReich.
,-Bol'SchSchl. .-Wald'BKeich. Vgl. auch:, Zur schl-enacheren
an der Stapfen.' 1362. BSpiez.
Verstärkende Zssen (zu Bed. 2c): erde°- s. Bdl
437 0. — Auch bei Fischer 11 777. — grund-erde°-GL
H.; Th. J5?" gr-e' Mansch. Die Herdöpfel sind gr. —
65
Sohlacht, Nclilecht, schlicht, schlocht, Schlucht
spott-erde"- Tb; Z. Er hät-mer's si). gemacht. —
ärz-. En äe' Senno. SM. 1914 (WVt.). — galge"-
L ; s. ranken ( Hd VI 798). — Vgl. Fischer II 29. — gr u n d -.
Lueget, so g. heit-ir o" mir g'handlet! Grunder 190(j
(B). _ Vgl. Fischer III 879. — h und s- Th; Z und weitei-
hin. U-i Lüt. Schwz. allg. Volkszfg 1917. Vgl. Bd II
1428.— Auch bei Martin-Lienh. II 450; S.höi)f282: Fischer
III 1894. — herz- B (Zyro). 's isch-mer h. (g'gange").
— chatz- AALeer. 'sist-merch., infolge eines Rausches.
Vgl. BdIII58Gu., fei-Der ch.-übel (Bd I 50). — hunds-
milliöne"-. Du h-s Tiiech! JKoos 1907 (L). —
grund-miseräbel-. Messikommer 1910 (ZO.). —
j>ode°- Aa; Sch; S; Z. ärz-b. GWb., grund-b. BE.
En b-e" Mensch SchR. Du grundb-e'' Lüshung! Loosi-i
1910. Wenn's «o'* so b. göt, es chunt amid scho" wider
besser SchR. Es geit grundb. Bärnd. 1904. — Vgl.
Fischer I 1262. — bluet- Z; vgl. Bd V222o., ferner bl.-
M&ei(BdI56). — spott-AA; Z. Esist-mersp. kk{Yi.).—
Vgl. Martiu-Lienh. II552; Schöpf 691; Fischer V 1571.
un-; Gegs. zu schlecht Ib. ,(Ungericht) unschlächt,
nit gerad, kruiub und schelb, indirectus.' Fris. (schon
1541); Mal. — Mhd. unsUht. Vgl. Schm. 1855,- 170. Bei
ChSchmidt 1901, 382 die Abi. ,Unschlechte' f.
ge-: = schlecht 3 b^. ,Das ... alle gefangen ... utl
ain g. urfede ledig und los sin ... sollen.' 1408,
Wegelin 1844. — Mhd. geKlehf. Tgl. Gr.WB. IV I, 3912.
Heilte noch (wie schou in den ä. Quellen) bes. auf österr.
(tir.) Gebiet.
sohlt-, schlechts': ents^ir. schlecht Ib, wie mit dem
Richtscheit ausgerichtet. ,[Die Grenze] gut hinab bis
... an die zwen niarkstein, so im alten wingarten stand.
und zögent sch. hinüber an die egk.' 151(5. Z. — Vgl.
,scheitrecht' bei Gr.WB. VIII 2484; Fischer V 757.
sohnuer-: schnurgerade; Hyn. sehn.-richtig (Bd VI
475). ,Per directum, gerad, schnuorschlücht, richtig.'
Fris. 1541; dafür: ,schnuorriohtigs, gestracks, grad.'
ebd. 1568. Adj. ,Das sy [die fremden Hausierer] weder
heimlich noch offenlich mer darinn [im Zürcher Ge-
biet] feil haben . . . noch sich ützit usserthalb schn-en
durchzugs darin uffentbalten noch summen.' Z Mand.
1530. ,Die Bruk ist fast sehn, bis zue Endt, darnoch
decliniert sie ein wenig auf die linke Handt.' ThPlatt.
1605. Adv. ,Zum dritten sollen nun hinfüro alle hüser
by üch [in Liestal] einanderen nach sehn, und nit
mer eins für das ander, wie bisher beschehen, gesetzt
und gebuwen werden.' 1536, Bs Ratsverordn. ,Vom
viereggeten Stein schnuerschlächts über die beinelte
Schaffhuserstrass.' 1619, Z. ,Der ander [Markstein
steht] schnuerschlächt vorüber.' 1641, ZRick. .[Eine
Grenze verläuft] schn-s bis zue der andern March.'
1711, ZEmbr. S. noch schn.-richt (Bd VI 374). Auch
von vertikaler Richtung. ,[Der Falke] scheüsst nit
schnuorschlächts undersich, sunder ein wenig schlemnis
von der selten här.' Vogelb. 1557. ,Uas abgangen
schloss, sehn, ob der strass auff einem hohen felsen.'
Wurstisen 1580. Uneig. ,Das wort, so man diser
zyt prediget, lichtet schnuerschlächt wider die laster.'
LJoD 1526. .Dieweil sie [eine Meinung] der Lehr
schn-s zuwider ist.' Vollenw. 1642. — Spätmhd. muor-
slihi; vgl. Gr.WB. IX 1423; Fischer V 1091.
schlechte" (in W tw. -u"), 3. Sg. Pra;s. und Ptc.
-et: 1. tr., gerade machen; s. schlecht Ib (Sp. 47 o.). —
2.intr., ,schlecht(er)' (in Bed. 2b y und c) weiden Aa; B;
Gr; Ndw (Matthys); W; Z; Dial.; Syn. bösen r(BdIV
1721/2). Von Heu, Kartofieln GaFurna. Der Waseni
Schweiz. Idiotikon IX.
schlechtet, bei ungeeigneter Behandlung. BIrnd. 1911.
D'Rebe' händ g'schlechtet AaF. Der Wi" schlechtet,
j('e""-jne«-e" a" der Wermi het B (Zyro). De' [Senf^
dücht-mi''', er schlechti no''' va" Tag zue Tag.
ChrReichenb. 1916. Der Weg schlechtet uVer obe" B
(Zyro). Unpers. Es schlichtet mit dem G'werb, der
Betrieb droht zu stocken ZU. Es schlechtet in diium
Ort, die Leute hier werden ärmer \V. Insbes. „an Ge-
sundheit abnehmen", abmagern {S,yn.schitteren Bd VIII
1526) B; Gl (auch It St.'); „Gr'-; L (auch It St.');
U; ,Zfi; Z"; St.- Er het vil g'schlechtet i" der letste'
Zu BE. Sit-eme" Rung het er grüseHi''' g'schlechtet B
(Zyro). Der Saveri isch afe" en alte'' G'waggli, er hed
grüsli''' g'schlechtet L. Manna, der händ doch au'''
grüscli''' g'schlechtet! ebd. S. noch Sp. 60 o. Von Haus-
tieren, herabkuniinen (und dadurch an Wert verlieren).
De'' (ein Rind] isch u'frässigC worde", het vo" Tag zu Tag
g'schlechtet. JBlrki 1916. Mängisch schlechtet Stück für
ütiick[\'ieh] hundert bis zweihundert Franke". SGfeller
1917. !''• ha" dw 'däicht, De'' [ein Hahn] chönnt-mer
schl. [und habe ihn auf den Markt gebracht]. Emmen-
talerbl. 1917. In moralischem S. B (Zyro); „Gl; Gr";
L (auch it St.'); W; ,Zg; Z"; St.« 's dunkt-mi"; d'IAt
schlechte" vo" Jär z'Jär B (Zyro). De' Mansch hed
a" L%h und Sei g'schlechtet L. Sprw. : Wer g'nütet, Der
schlechtet BSi. (DGemp. 1904); s. noch armen (Bd I
456). Auch refl. : Er hädsi''' g'schlechtet, ist moralisch
gesunken, bes. von einem Trinker ZN. — Vgl. Gr.WB.
IX 540; ChSchmidt 1901, 327 (unter .slihten'); Fischer V 913.
er-: = dem Vor. 2 GRCast, Pr., Valz. Der Wein,
das Fleisch ist erschlcchtet GRÜast., Valz. (Tsch.). S.
noch kommen (Bd III 269 u.).
schlechtere", in W tvi . schlechtru" : = schlechten 2,
so mit Bez. auf Gesundlieit, Besitz, Moral Ap; Gl; GMs
(.abmagern, ein leidendes Aussehen bekommen'), We.;
W; St. — Bei Schm. 1855, 170 in andrer Bed.
ver-: wie nhd. verschlechtern; verbreitet, aber
kaum volkst. Schin Zuestand (oder Es) hed-si''' ver-
schlechteret, von einem Kranken GfiGrusch, He. (Tsch.).
— Vgl. Gr. WB. XII 1, 1093.
Schlechti f.: 1. entspr. schlecht Ib; Syn. Bichti,
Ge-re(W(BdVI462.518). ,[EineGreDzeverläuft] die schl.
durch den grünt uff', in gerader Richtung. 1336, F RB. —
2. ents])r. schlechts. a) Einfachheit, Schlichtheit. ,Was
ilasGebüw des Clusters belangt, ist dasselbig...zuesynem
ersten Anfang schlecht und einfeltig gemacht worden
... Zue unseren Zyten wil es nit allenthalben mehr
dise Gestalt haben, das man sich mit solcher Schl-e
und Einfaltigkeit benüegen wolle.' RCts. ,Ich will
mich aller Schl-e und Einfalte gebrauchen, damit Alles
auch den allerschlechtesteu Menschen, den Knechten
und Diensten und einfalten Pauersleuten hell sei.'
JÜGrob 1599. Von Personen. ,Gott hat die schl.
siner dionerin angesechen.' Zwingli; .nidrigkeit.' 1530,
Luc. 1,48. ,Wo der geist Gottes sy [die hl. Maria bei
der Verkündigung] nit erlüchtet hett zuo verston und
glouben, so hette sy uss irem eignen gmüet dem
engel nit mögen glouben ...; denn die grossen geheiss
waient on zwyfel über ir schl-e.' ebd. ,0b ... üch
etwas irren wurd, das unser schl-e verrichten könnt,
sollend ir gewalt haben uns zuo heissen und gebieten.'
ebd. ,Du weist nit, wie ich min schlachte und kleine,
die mir Gott verlyhen, so wol an mich selbs erkenn.'
ebd. — b) Minderwertigkeit, übler Zustand. .Das inen
derselbig [Wein] wägen Schiächte unmüglich zu trinken
67
Schlacht, schlecht, schlicht, schlocht, schlucht
seige.' 1639, Z. Übler Gesundheitszustaiid, Schwäche.
GRGrQsch (Tscli.)- Schi, halbe'' mag viin Stierli vilr
nüme" gän. Charakterlosigkeit, Verworfenheit BG. ;
GuGrüsch (Tsch.). Schltier Schi, z'lieb geid's-me noch
guet. ire""-nie" d' Vogt der Schi, wä'* üfzöUt, su chunt
Fülistorf z' Friherg z' vorderist. ELeutuold 1913 (BG.)- —
Amhd. smii, -e: Tgl. Gr. WB. IX 540.
schlechtig: = schlecht 2c. Du schl-C Püntel!
(kosende) Schelte zu einem unartigen Kinde BHk. (An.).
Schlechtigkeit f.: wie nhd. A\ (H.); B (auch
It Zyro); Scu; Tu; Z und weiterhin, 's ist doch e"
Schi, viin-em! ScuR. Fir d's Gueta tvei"-mer firhi"-
stän W'' d'Schl. nid inhiHän. Burecbost 1899 (BGr.). —
Spätmhd. slehtecheii : Tgl. Gr. WB. IX ö42,'3; Martin-Lienh. II
540; Fischer V 913.
schlechtiglich(en) Adv.: a) entspr. schlecht 2b a,
(Sp. 49). ,Nit gang mit eben gesetzten tritten hotflich
als die ■weltlichen mentschen phlegent ze tuont, gang
schlehteklich und demüeteclich, alz ob du usgiengest
von der innekait des gebettes.' Züchtspiegel 142.5. —
b) entspr. schlecht 2b^ {Sit. bO). In gewöhnlicher Weise:
,Von der zinslütten wegen, welche iren zins gar
bringent, den sol man ze essen geben schlechtiklich;
welcher aber sin zins tailt an pfeningen, och an körn,
dem sol man nit mer geben denn ain hoffbrott.' 1470,
G. Einfach. ,Von der rechnung wegen ... die wurde
getan vor dem schulthessen und den acht raten und
demnach schlechtenclich erscheint den zweinzigen,
dehein erclerung des ussgebens noch innämens ge-
offenbaret.' 1490, .AaMcII. StR. S. noch versorgen
(BdVlI1308u.; lies ,schlechtklich'). Gänzlich, durch-
aus: .Das SU davon jetz noch hienach uns noch unsern
nachkoraen enkainen zol geben sond an enkainen unser
Zöllen weder ze Fadutz noch anderswa, wann wir sie
sl-en zoUfry sagent.' 18.55, Mohk. CD. (Schenkungsurk.
des Grafen HvWerdenberg). Ohne böse Absicht:
, [Einer, der seiner Frau einen Stoss gab, dass sie die
Stiege hinab fiel, bittet] min herren gnädenklich, dass
sy ansehen wellind, das die sach schlechtenklich zuo-
gangen ist.' 1438, Z RB. — Mhd. alehlediche(n) ; Tgl. Gr.
WB. IX 543; Fischer V 913.
schlSchtli(ch), in der ä. Spr. auch ,-lich(en)':
Adv. a) entspr. scWecftt 56a und ß. a) einfach, schlicht.
,Die amptlüte sollent der lüten rede schl-en und erber-
lichen one ... unnottürftige unibwort tuon.' Bs Gerichts-
ordn. 1457. ,Unser vordren, die so schl. und gotsförcbt-
lich glebt band.' Zwinqli. — ß) ohne böse Absicht,
Hintergedanken uä.; Syn. !(n-9C-/'nrfe/i (Bd I 884). ,Dass
sölichs [eine abfällige Äusserung; s. Ein-richtigkeit
Bd VI 47'2o.] also schl. und one gevärde zuogangen
und von mir beschechen ist.' 1471, Z RB. ,[Ein als
Zeuge wegen eines beim Spiel entstandenen Streites
Einvernommener] vermeint wol, es sye schl. zuogangen,
dann es alles jung knaben syent.' 1521, ZKü. S. noch
Samen (Bd VII 930M.). — y) wesentl. wie schlecht 3
(Sp. 6'2). Einfacb. ohne Besonderheit, Umstände odgl.,
schlechthin. Möge't ebe' schl. verlieb ne"! formel-
haft zu Gästen U (,wollet eben mit dem Wenigen euch
zufriedengeben); vgl.S|i.ü2M. und den Belegaus Gotth.
unter c. .Welicliem by dem eide gebotten wirf, in den
rautt zuo gewonlichen zyten ze gand, kumpt der nit,
verbessret an gnad 4 ß ... Wurde aber eim schl. und
by dem eide nit gebotten, kunt der ze rautt nit, so
verbessret er 2 ß.' 1437, AiLauf. StR.; vgl. Sp. 51 u.
Es kommen häufig Totschläge vor, welche mit den
Freunden des Erschlagenen ,schl. bericht' werden.
1501, Absoh. (GRh.). ,Welicher nun hinfüro sine reben
schlecb[t]Iich nach bergsrecht liehet.' 1520, AaB. StR.
,.\ls nun des Luters büechlin vom pater noster usgieng
und ich in kurzer zyt davor dasselb in Mattheo us-
gelegt hatt, weiss ich noch wol, das vil frommer
komen, die mich schl. verdachtend, ich hette das
büechly gemachet und hette im des Luters namen uf-
geschriben.' Zwingli. ,Da wüsst ücli nun schl. darnach
zerichten.' Ansh. .Sollt ich [dem Boten] nit erlich
schenken und also schl. Hess hingon, so wurd es mir
z verwyssen ston.' Rüep 1540. ,Was ich mit grosser
arbeit gwinn ... das selb vertuest du mit dim spil
schl.' HsRMän. ,N. hatt syn vach by der mülli schl.
[d. h. ohne die Erlaubniss einzuholen] mit zilern ver-
sehen.' 1568, Z. ,Gibt einer eim pfandt schl. nach der
statt recht, die soll dann einer an dem nechsten gricht
lassen verrechtvertigen.' 1589, ebd. ,Als Keiser Maxi-
milianus und das Haus Österreich ein Erbeinung mit
der Eidgnosschaft aufgerichtet, wolten die Basler dise
Einigung nicht schl. eingehen.' JGross 1624. S. noch
Brett (Bd V 896o.); Gesell (Bd VII 722o.). Von der
Feier eines Festtages. ,Der uffartabint und der tag,
die wurdent ouch schl-en begangen mit singen, lassen
und raesshaben und am tag nacli imbiss kein non
gehept und das bild unsers Herren nüt mer uffgezogen,
wie von alter har der bruch gewesen ist.' Edlib. ,Und
als dann die fyrtagen in der grafscbaft Baden von
beiden religionen schl. gefyret und gehalten werdend.'
1532, Strickl. , Einen schl. richten.' ,Wenn er [der
Nachrichter] ein mönschen schl. richtet, so ist sin
Ion 1 lib. 5 ß; wenn er aber ein mönschen radbrechet,
vierteilt [usw.] oder ander derglich schwär töd antuet,
so ist sin Ion ... zwifalt.' 1450, AAZof. StR.; überein-
stimmend 1471, B PES. ,Wenn er einen Menschen
schl., als wie mit dem Schwert, Strängen und der-
gleichen richtet, so ist sein Lohn 3 Pfd.' 1542, JLüscher
1898. Lediglich, nur; so zT. schon im Vor. möglich.
,Hand uns nit ursacli in irem schriben gemeldet,
warumb si den tag ufgesch lagen habent, dann schl.
band si geschriben, das inen semlich sachen zuo-
gestanden sien.' 1447, B. ,[Der Bademeister in ZHorg.]
soll von einem menschen nemen, der schl. badet, 2 ß,
und welicher schrepfet, von vier hörnlin 2 ß. und
welichera er lasset, von einem bick 2 ß.' A. XVI., Z.
,[N., der zwei Burschen als die wahrscheinlichen Ur-
heber eines nächtlichen Überfalls bezeichnet] künde
es nit eigentlich sagen oder für ein wüssen, dann sy
habint nit mit im geredt .. . und mein schl., sy syents.'
um 1520, ZKü. .[Christus] spricht ouch nit: min geist
ist, der da läbendig macht, sunder schl.: der geist,
und verstadt aber ein yeder glöubiger, das er von
sinem geist redt.' Zwingli. .Und seit [Jac. 5, 14] gar
nüt von gesegnetem öl, sunder schl. nun von öl.' ebd.
.Darunib ... wölt ich, das ir üch sölicber usschwciffender
reden, die nit uff min frag ... dienendt, nit gebrucbten,
sunder ... schl. anzeigent, wo doch geschriben stadt
in der götlichen geschrift von der heiligen anrüeffung.'
ebd.; ,quam simplicissime' (Gualther). .Schläcbtlich
oben anbin ein ding tuon (bei Fris.: .schl. und hin-
lässigklich ausrichten'), nun daz einer bald darvon
komme, defunctorie vel perfunctorie aliquid agere.'
Mal.; vgl. oben-anhin Bd II 1333 (LLav. 1584). S. noch
FüeteriII(BiinPj9y, Üs-Schutz (BiVUl IIU). Ein-
fach, unbedingt, schlechterdings. .Der N. sprach:
69
Schlacht, schlecht, schlicht, schlocht, Schlucht
70
sarair boks wunden, nu bin ich sl. meineid!' 1384, Z
KB. ,Gott heisst uns schl. verzyhen, oder aber er
werde uns ouch nit verzyhen.' Zwingli. ,Nu müesse
er schl. ir tochter haben und sy welle inn mit recht
gwfinnen.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Dass der gemein man
Yon ländern fast unlustig und schl. die meinung syge.
wenn unser Eidgnossen von Bern ... utfdie Lucerner
trugken, dass niemand mer im läger belyben ...
wurde.' 1531, Strickl. (Z). ,Schl. wellen.' ,Sy weiten
den man schl. todt haben.' 1515, Z. ,Daruff si schl.
wolten wüssen, wer es im gesagt hab.' 1524. ZWäd.
,Ir elich man ... habe ir ouch vil ... kleiner kinden
hinder im verlassen und mergklich vil geltschulden,
die all schl. haben wellen bezalt sin.' 1525, ZElgg.
,Man hett inen brüeige und fleisch verheissen, das
weltint sy schl. haben und nit wichen oder aber das
closter [Töss] zerhygen.' 1526, ZKyb. ,Mh. wollend
schl. by dem vertrag bliben.' 1528, Sch Chr. .Wiewol
die von Zürich vermaintend, man solte sy vor by
inen zuo Zürich erkonnen, ob sy schuldig werend
oder nit ... so habend doch die Aidgnossen von den
9 Orten sollich gefangnen schl. wollen gen Baden
haben.' Kessl. Häufig bei Neg. ,Dann schl. so habent
die Franzosen an uns gehalten weder frid noch einig-
keit.' 1521, Absch. (Z). ,Wir ... wöllent also diser
zit schl. mit Meiland nüt ze scharten haben.' ebd.
,Dann si sl. nit lyden wellen, dass die böse, verfluochte,
tüfelsche sect also erwurze in ir statt.' 1522, F. .Sag
dem HWirzen, das wir sinen schl. nümen wollen.'
1524, ZWäd. ,Etlich ... die den unfryen Capadociern
glych sind, welche, do man sy fry wolt lassen und ein
eigen regiment uifrichten, antwurt gabend, sy köndind
schl. nit fry sin.' Zwingli. .Den pfatTen [soll man]
schl. nüts gen, sit und si oft'enlich sagent, es syg
weder toten noch lebendigen kein nutz.' 1526, EEoli.
Act. , Schl. ich leugnen mins teils nüt.' HsRMan. ,Dann
sy on denselben [Beseheid] schl. nit heim kommen
dürften noch wölten.' 1530, Z. ,So ir des gebätts schon
vil machend, so erhör ichs schlächtlich nit.' 1530/89.
Jes. (danach bei JMüll. 1665); .doch.' 1667; oüv. si;-
axoöao|iai. LXX. ,Er ... heige schl. Iren nüdt zuo-
geseitt.' 1530/3, Z Eliegericht. ,Syn wys und gebärd
gfalt mir schl. nüt.' JKolross 1532. S. noch Bd Vil
380o. 1610U. (1. ,schl. nit'); Sp.64o. — b) entspr.
schlecht 3 by und cnj]d d, gering, ruigenügend, schlecht,
auch dem Grad, Umfang nach; vgl. c. .Schlächtlich,
gröblich, nachgültigklich, crasse, ieiune, exiliter,
tenuiter.' Fris. ; Mal.; .exiliter, ieiune, schl.' Denzl.
1666. ,So gheiner harfürkonien, bin ich so frävel xin
... und sölichs [die Abfassung einer Schrift] under-
standen. Nun ist es schl. geraten, es wirt aber vil-
licht des me frucht bringen; denn Gott hat ein lust
daran, dass er die wysen und hohen ding diser weit
mit den schlechten und blöden überwind.' Zwingli;
.simplex et rüde opusculunr (Gualther). ,Das alles er
[ein wegen Unregelmässigkeiten in der Verwaltung
Angeklagter], wie im söllichs vorgelesen, schl. verant-
wort.' 1547, Z RB. ,Das es etwa den töchtern, so sy
von vatter und muotter kemmind, so schlächtlich
gienge.' 1550, Z Ehegericht. ,Ein werk grob und
schlächtlich machen.' Mal. ,FvSalis ... hatt syne Enga-
dyner vergäbens beschirmpt; sy hands in schlächtlich
lassen genüssen.' 1565. Brief (JFabricius an HBull.).
,Das ... es uinb die religion schlächtlich staan wärdi.'
1566, ebd. .Sonst gefalt mir die handlung des einen
schrybens schlächtlich. Gott gäbe denselben lüten ein
grösseren ernst!' ebd. .Bellievre ist zuo Luzern xin
... ist ouch schlächtlich und nitt in grossen eeren
gehalten.' 1568, ebd. (HBull. an TEgli), ,[Ein zum
Tode Verurteilter] was anfangs gar kleinmüetig ...
weinet häftig, und wie er sunst ein nianelich, redlich
man was. hielt er sich schlächtlich. Bald aber im
ussfüeren gab iram Gott grosse gnad, das er ... gar
trostlich ward.' HBüll. 157'2. ,Wies Einem so schl.
under Frömbden gange, hatt sy us Erfahrung mir ...
oft erzelt.' ABösch XVII. ,Drey Gesandten ... welche
zue Lucern nit allein schl. empfangen, sondern in der
Bestetigung des Fridens allerley Dificulteten ge-
funden.' Anhorn 1603/29. ,Wir band im vormals us
zweien Hendlen geliulffen ... er hat sich darüber
schlächtlich gebessert.- 1607, Z. .[Dass der Provisor
der Aarauer Lateinschule] sich schl. ussbringen und
schmaal durchziehen muess.' 1609, B RM. .Stettige,
fräche Gesellen ..., deren man ... in der Hushaltung
und in anderwäg schl. gefröUwt wirt.' 1625, Z. .Wann
der Lehenniann ... das Uuet schl. in Ehren und Bauw
haltete, dass Schwächerung und Böserung desselbigen
zue besorgen.' 1645, BoSi. Rq. 1912. ,[Die Stüblein]
sindt überdis schl. ingeinacht.' 1653, B. .[Landrichter;]
Hotz Fciti, so wenig Catholische und so vil Lutrische!
Si [die Lutherischen] wehren si neimen schlechtli.
[Madleni:] Wie wil si Einer wehren, wann er er-
schrocken isch und darzu frürt.' Bantli 1656. , Worüber
[auf eine Beschimpfung hin] meine Hausfrauw sich nit
mehr mögen enthalten und sagte [zuN.]: Was ist dir, du
Lump? Es ist mir. du sehist mein Beschatfenlieit (als
weliche grosschwanger) schl. an.' 1671, Z. .Syn Arbeit
seige WuUenwäben, könne es aber gar nit wol. sonder
schl.' 1695, ZGrün. ,Wie schl. haben die Jünger bei
dem Herren gehalten! Sie haben ihn allein im Stich
gelassen.' JMeter 1700. .Sich schl. um dasselbige [das
Vaterland] verdient machen.' JJÜLR.-Haug 1731. .Ein
Trinkgeltli wird ihnen gegeben werden, wan das Ver-
ding für sie schl. ausfallen solte.' 1736, IHbss 1914.
.Wenn diesen Winter über die Schul so schl. werde
irehalten werden wie im Sommer.' 1768, ZSth. S. noch
BdVI1526o.; Vni939M.; Sp.49o. 57u. .Schl. straften'
uä. , Wo si leyen gewäsen, so wärent si an lib und leben
gestraft; so aber sölieh Übeltäter den bischölfen ...
überantwurt, sind si zuo ziten schl. gestraft und den
merteil ledig gelassen.' 1525, B Ref. Die von Brem-
garten haben ihren Prädicanten .schl.' und nicht nach
dem Rat der 5 ürte und seinem Verdienen, sondern
nur an Geld bestraft. 1548, Absch. (L). ,Es hatt sich
aber begeben, dass die N. [die ihren Gatten vergiftet
hatte], wie sy dann hernach, als sy mit ihrem Lieb-
haber Hochzeit gehalten hatte und in besondere
Schwärmüetigkeit geraten war. Solches selbst usgeseidt
und bekenndt hatt. Dieweil sy aber drüber initein-
anderen zur Mess giengend, seind sy schl. daruinb ge-
handhabet worden.' ABöscb XVll. .Es werdend aber
sölliche tägliche Todschleg [in Padua] schl. gestraft
und gehandhabet.' 1608, Z Gesandtschaftsber. ,Schl.
gerüst, versorgt sin.' ,Es wer druf gstanden, dass si
...in die stat komen werend. dan man uf den werinen
schl. gerüst was.' Vad. ,Dass si ... schl. mit priestern
und vicarien versorgt wärden.' 15'.:?6. B Ref (B an S).
.Dass die Jüngling ... [zum Schuldienst] ungscliickt
und unglert, äamit die undertanen sl. versorget.' 1553,
B RM. ,Wie er [ein Wirt] etliche Mall an Wyn und
71
Schlacht, schleclit, sehlicht, schlocht, schlucht
72
Most (so die meiste Begangeiischaf't zuo Mur). sonder
ouch mit andern Notwendigkeiten sohl, versechen.'
1643, ZGreif. Von der Erfüllunit einer Pflicht, eines
Versprecliens. Befolgung einer Vorschrift uä. iLeüt
... die ihre PHiclit sclil. beohachteten.' HossH.-Goldschm.
.Sölliclien eid habe si geschworen, aber sohl, ghalten.'
1530/3, Z Ehegericht. ,Wiewol solche zuosagung ge-
schechen ... war es sohl, gehalten.' Val.Tschudi 1533.
.[Der Frieden] ward sohl, gehalten.' Vad. ,Dieweil
dyse ... Satzung ein Zeit dahar sohl, in Obacht ge-
nommen ... worden.' Iti04, .^AZof. StSatzg. ,I)ass die
... von unseren Herren und Oberen so lange Zeit
angewente Erinnerungen ... von ihnen schl. geachtet,
ja mit Undank erkendt worden.' Anhorn 1603/29.
,[Uass die Untertanen] Dasjenige schl. leisten, was
sie üott und uns, ihrer Obrigkeit, schuldig sind.' ItilO,
JLüscHER 1898. S. noch BdVI421lM.; Vlll 699o.
Vom Kirchen-. Schulbesuch udgl. ,Die Hager under-
tanen [haben] angefangen, den köpf zuo strecken und
angeregten kircbgang zuo Saletz schl-en. ja fast gar
nit mehr zuo besuochen.' 1595, GSax. ,Disere zwen
göhnd schl. zue der Kilchen.' 1634, Z. ,Dass die
Wnchenpredig zinilich schlächtlich besuecht were
und dass man dise Somraerszytt die Kinder zimlich
schlächtlich in die Schuel geschickt habe und dass
etliche Mannspersohnen, welche vor diser Zytt auch
in das Schuelhus kommen und der Uebung des Kilchen-
gsangs beigewohnet, ietzunder schlächtlich nahin-
gangend.' 1643, ZAltst. .Über den Schulmeister von
LWill. wird geklagt, dass er dem Rosenkranz ,schl.'
beiwohne. 1741, Gfu. S. noch Bd VII 550M. ,Gar
schl.' Dass die Luzerner noch zu Burgdorf liegen
und Andere ,gar gemach und schl.' nachziehen. 1524,
ÄBscu. (B). ,Daz es bishar mit dem inzug der zechen-
den gar schlächtlich zuogangen, also das einer die
bezalung uff den andern schürte.' 1564, Z RM. ,Der
seckelraeister ... der ... gar schlächtlich und zum teil
schniächlich gehalten ward von Schwytzern.' HBbll.
1572. ,[Dass die Schule] gar schlächtlich und übel
mit einem schuolmeister versorget sye.' 1576, B. ,Die-
wyl das zyt zuo S. Peter gar schl. gericht wirf, sol
der zytrichter für die rechenherren beschickt [werden].'
1577, Z RM. ,üas3 sy iren stiefkinden gar schl. und
nit vil guots tüeige.' 1590, Z Ehegericht. , Andre und
meerteils kleine Uffbrüch ... ins Delffinat ..., da man
die Unsern gar schl. und vyhisch (also zue reden)
gehalten one Ordnung, one Fürsehung, one Gelt und
Anders.' R('vs. ,Diewyl in den heimblichen Wachten
grosse Fahrlessigkeit gespürt und dieselben mehren-
teils gar schl. versächen wirt[!],' 1623, AAZof. S. noch
er-fallen (Bd I 755); Böseriiug (Bd IV 1724o.); ab-
reichen (Bd VI 144). ,Eben schl.' ,[Die Vorschrift
sei] bishar eben schl. gehalten worden.' 1527/9, Z RB.
,üas sich die pfister erklagten, wiewol ir vorderen
von unsern vorfaren ... im 1463sten jar ... erlangt,
das die wirt dheinerleig vochenzerbrot mit iren gesten
bruchen ... so werde doch von den wirten demselben
eben schl. glept.' 1564, Z; die selbe Wendung 1615,
ebd. ,[Das8 es] mit ilem inzug der kilchengüeteren
utf der landtschaft eben schl. zuogadt.' 1564, Z RM.
,Das ... die Wachten ... zue Rietikon, Sulzbach, Münch-
altorff und anderen Dürffern eben schl., an etlichen
Orten gar nit gelialten werdent.' 1642, ZGreif. In
sek. adj. Verwendung: , Weilen er [der wegen Schulden
vom Pfarramt enthobene REgli] gespürte, dass schl-e
Apparenz der Begnadigung bei seinen Herren und
Oberen vorhanden, so sehrieb er Ao 1606 ... eine
deinüetige Suiiplication an den Rat zue Zürich.' XVII.,
Si,ML. Urk. 1757/67. — c) in der lebenden Spr. als
milderer Ausdr. für .schlecht' im qnal. und bes. im qnant.
S. = gering, wenig, kaum, mit Mühe und Not BBe.,
E., Gr., G., Hk., R., Si. und It Zyro {Syn. bös-dings);
GrAv., He., Schs. Schl. üsg'seh' BG. Der Ckäs isch-
mer schl gerate", ebd. ,Ein nicht auf die Weide trai-
niertes Stalltier tuet uf der M'i^d schl. (gedeiht dort
schlecht),' Bäknd. 1911. Wie giH's? Ö, es g%H schl.,
tce""-mu'' och armi ist u"'' wenig u"' nit vil het, Gruss-
formel BLenk (Osenbr. W.); vgl. BdVI1971o. ,Sie
müsse ihn [den Sohn] rühmen, wie er mit Allem zu-
frieden sei und vorlieb nehme, wie schl-ch sie es ihm
aucli geben könne.' Gottu. Schl. z'esse" ha" GRHe.
.[Die Kühe hungern] weil sie wegen dem verruckten
Kriegen schl. z' fressen überkömen.' Bieler Tagbl.
1918. Schl. üsge", vom Milch-, Ernteertrag BG. Die
Kuh melchinewe" so schl. JBvRKi. Schl. möge"; 8,BdIV
107 M., ferner ze-samen (Bd VII 91 1 M.), Schl. schöne";
s. BdVIIl 861 u. Schl. brinne" (Bärnd. 1908), wachse"
(BBe.). ,Sich schl. unterscheiden.' Bärnh. 1911.
D' G'mi'-ndsversammti"g isch schl. b'siiecht BBe. Mier
hV" ja schier en ledere" e" Sackür, un'' lü-ft die schl.
fürhe'' ol hinde", su richte" mier-se nach ''em Dampfer.
ebd. Wenn scho" der Sach schl. z' trauen isch, so ...
EiiMENTALERBL. 1916. I"* hün die Oaffichachle" schl.
a"g'rüert und due isch' scho" 'broche" cho" Gräv. Di
Töchter isch-si''' am Türg'richt noch schl. z'hebe" cho".
MKuoNI 1886/7. — Jllid. alehthcheOi) ; vgl. Gr, WB. IX 543/4;
Schni,' II 503 (aus der lebeuden MA.); Fischer V 913/4.
c wird vom Sprachgefühl gewissermassen als Dim. -Bildung
verstanden.
schlicht: 1. wie nhd. Aa (H.; ,nur noch adv.');
ScH und weiterhin, doch nicht volkst. Er hat e" schl-i
Ghlaiding a"g'ha" SchR, Eso schl. derher cho" Aa (H.).
— 2. schl.anhi", nur knapp, gerade noch BBe. (GBuch-
niüller); vgl. Sp. 62 M. 67 u. /"* ma» grad so schl. anhi*
d' ßüshalti"g mache". — Vgl. Gr. WB. IX 665/6. 1 ist
sicher Schriftspr. Für 2 gelten nach neuerer Auskunft
xhlccht unhi" und schlicht anhi" neheneinauder, doch so, dass
ersterem vorwiegend tadelnder Nebeusiun iunewohno.
Schlicht, in SchwE. in Bed. 2a auch G'schl. I
— f. ScHwE., in „Ar; GRh." in Bed. 2b „m.", in Aa
It H. nur PI. Schlichte'; 1. a) (friedlicher) Ausgleich.
,ünser herren füerend uns [den Winterthurern im
Lager zu Kappel] zuo und band ein raüt kerrnen um
ein guldin ... Wir band sy[n] ouch guote kuntschaft,
dass die von Zug müessend ein müt kernen um fier
gülden han und flndents denocht nit genuog; denn
arm lantlüt von inen komend zuo uns, denen mit-
teilend wir. Ich acht, nach allen handlungen werd
nüt anders drus denn ein schl.' 1529, Bossh. Chr. —
b) .nach schnuores schl.', uneig., ganz genau; s. be-
richten (BdV1439M.). — '2. konkr. a) = Schiter-
Schutz (Bd VIII 1727), ,aus Säghölzern provisorisch
zsgestellter Reistweg' SchwE. (Lienert). — b) „Teil
der Flankengegend vor dem Backbeingelenke, der beim
Mastvieh gewöhnlich mit einem beträchtlichen Fett-
klumpen angefüllt ist" Aa (H.); „Ap; GRh." (St.*;
darnach Arch. Vet.); Syn. Griff 3 a (BdII710), ,Unden
in den scbl-en am dünnen neben der schäm.' Pakac.
Ülier das Verhältniss zu Schlichti (s. d.) vgl. Rieht mit Anm.
(Bd VI 319). In Bed. 2 b erklären sich Form und Geschlecht
73
Schlacht, schlecht, schlicht, schlocht, Schlucht
74
aus SingularisieruBff eines (wohl von auswärts bezogenen) PI.
.Schlichten': vgl. Gr. WB. IX 667 (Bed. 3); Schm. »11 504;
Unger-Khull 544; MHöfler 1899, 580b. Zu 2a vgl. «cAJ.cA-
ten Id. In Flurnn. (vgl. auch die Anm. zu Schlichti). .Schlicht'
LE. , Nessel-Schi., WNiederw.
G"-schlicht II n.: = Beiti 14 (Bd VI 1651), so-
viel als zw. Geschirr und Schleifbaum .geschlichtet'
{s. schlichten iaß) ist Aa; Syn. Schlichteten.
schlichte" (in FSs. -ü-), Ptc. -ef Aa; BE., G.;
FSs.; SchR.; S, -t GlKI.; WLö.: schlecht machen.
1. a) entspr. schlecht la. , Alles ebnen und schl., alles
richtig machen, exsquare omnia; erz und kupfer, das
sich schl. und ausstenglen lasst, reguläre ses.' Fris.
(schon 1541); Mal. Bildl.; s. Winkel-Mess (Bd IV
456). Insbes. a) die Haare schl., kämmen FSs. , Seine
faderen schl. und zuo rächt legen', vom Habicht.
VoGELB. 1557. Vom natürlichen Wachstum: .Sein [des
Oryx, einer sagenhaften Ziegenart] haar sol sich gegen
dem köpf richten, so anderer tieren haar von dem köpf
hindersich geschlicht ist.' Tierb. 1563. — ß) (meist
abs.)beim Weben den Zettel (zum Zwecke des Glättens),
auch ein fertiges Gewebe (so namentlich den innerr.
Überzug der Bettfedern, um ihn dicht zu machon
BE.; SchR.; vgl. Fassi 3 Bd I 1062. ferner licken II
Bd III 1249) mit Schlichti (s. d.) bestieichen Aa; Ap;
Bs (Spreng); BE., G.; GT.; ScuR.f; Ndw; UwE.; W
Li).; Z; vgl. HÜolder 1851, '23; AfV. X '246. .'s Zetti-
garn tco't nid rutsche" ... Gründliche Abhülfe bringt
... das Anleimen der FlockeiKan ihre Fäden. Zu
diesem Zwecke wird der Zettel aus Baumwollzwirn
mit steifem Rindschnialz bestrichen, der leinene Zettel
dagegen g'schlichtet. Aus minderwertigen Kartoti'eln
oder Mehlsorten wird hiezu eine Pappe bereitet, die
Schlichti (allenfalls auch Gletti).' Bärnd. 1904. .Da-
mit die Federkiele nicht durchstechen, niuss das Fassi-
tuech e,xtra dicht gewoben sein; da es früher nicht
leicht zu beschaffen war, wurden die Fassine" all-
jährlich g'schlichtet oder b'striche", mit der kleister-
artig aus Leinsamen hergestellten B'strichi''g über-
zogen.' ebd. Ig ha" g'spuelet iind [g'] schlichtet. .Ioath.
1892. G'schlichtet het müesse" si" u"'' 'tröchnet an'''.
SGfeller 1919. Und bim Schl., Regeli, nit" nüd
z'schützig ! Zl.a.ndh.l88b; vgl EispiSaiBäYl 1493 M.).
Vettergöttin war ja das Zettc u"^ Schl. chünds. Emmen-
TALERBL. 1917. Das Weben ist.e" freini Arbeit g'si"
für di strübe" Tag% W"' Petere" giiei chünds . . . U"''
dennzemöl isch-cs im de"" au''' nid z'ivider g'si", i"
d'Chuchi go" Chole" reiche" für's Schl. SGfeller 1919.
.Eine lebensmüde Weberin meinte: 7'* icü't e"fange"
gern sterbe", wenn's-mer g'ad nüd i"'s Schl. i"e" chont.'
AToBLER 1905. ,Eine Reite schl'; s. Bd VI 1651. ,Es
habent gemein meister der weberzunft in recht ge-
nommen des von Pfins toehter und noch ein frowen
und angezöugt. als si die selben umb das si gewäben
und geschlichtet, altem bruch nach wellen pfenden,
hettint si inen recht potteri ... Und ist nach verhörung
der wibrinen antwurt erkent, das si getaner an-
fordrung halb lidig sin, und mogint ie zuo das rein
garn weben und schl., als ir notturft erfordret.' 1528,
Z. .Schl.. colla laivigare, linere.' Denzl. 1666. S. noch
reidll (BdVI 588); reiten I {ehi. 1641 o.). ~ b) entspr.
schlecht Ib, = schlechten 1 (Sp. 65); Syn. richten IIa
(BdVI 374); ge-reden (ebd. 516). ,SchL, schlächt und
grad machen, corrigere.' Mal. , Wasch ... die tropf-
schlegigen glider mit kräbsbrueyen on salz, darnach
bestreich sy mit dem vorgebrannten storkenwasser ...
Man feagt, das etliche ganz contract, hinkend und lam
darvon widerumb gesund worden seigind, dann dis
streckt und schlichtet die sennaderen.' Vogelb. 1557.
,Dann sy [die Kraniche] etwan stein in ire füess
nemmend, dass sy die selbigen, so sy inen krumb
worden, damit schlichten und widerumb grad machen.'
ebd. ,I)en krüpplen wardend dbein geschlicht.' Mauri-
TiANA 1581. ,12 Lb. 13 ß LMeier," hat die Bichter-
glogen nff dem Rathus wider ghenkt, hat nüw Degel
und Schiengen gniacht und die Zapfen geschlicht.'
1605, .\aB. Baumeisterrechn. Von verkrümmten Nägeln,
.[üer .sun des tecken'] truog im schindlin zuo und
zoch nagel us und schlicht.' 1468, BLaufen Vogtrechn.
.Ich hab den tecken gehept acht tag, item nft dem
kuchentach 3 tag ... und utf der bluwen 3 tag, uft'
dem tubhus und suwstall 2 tag und nagel usziechen
und schl.' 1473, ebd. ,2 Ib. 16 ß gab ich umb nüw
nägel und die alten wider ze schl.' 1542, ZGrün. Amts-
rechn. ..\lte Nägel geschlichtet.' 1796, BXrnd. 1911. —
c) in weiterm S., korrigieren, in den gehörigen Zu-
stand bringen, herrichten; von Wasserläufen, Wegen.
,Vom awasser ist also gemeret, daz der amman zwen
man nemen soll im landt . . . und sond an heiigen
schweren ietlicher durchuff und nyder an awasser
heissen zuo werchen und weren und daz awasser
heissen schl.' um 1480, Nnw LB. .Alsbald lueg ich
[Hebamme], dass meine Hand, auch der Lyb der Kranken
mit meinen angebnen ÖUen ... wol gesalbet werde ...
da ersuechen ich und erfahr die beid Strassen der
Bärmueter. damit ich die zum .Ausgang des Kindts
richte, schlichte und ring mache.' JJHolzhalb 1691.
.Die Wege schl. und herstellen.' Schweizerb. 1819. —
d) .Hölzer. Scheiter zsrichten' ScbwE. (Lienert). —
2. a) einen Streit beilegen ü; sonst trotz einzelnen An-
gaben (für Aa; Sch) kaum volkst. .Litemdirimere. einen
Zank schl.' Denzl. 1666. ,Worob sie angfangen wörtlen
und es einem unbeliebigen Handel gleich gesehen,
welcher doch ohne Handanlegen widerumb geschlichtet
und sie zuefriden worden.' 1684, Z. S. noch Be-richt
(Bd VI 321 M.). .Setzen und schl.'; s. Bd VII 1617o.
Bes. in der Verbindung richten und schl. ü; meist abs.
Häufig in der ä. Spr., auch mit .\cc. P.. ,(ver-, be-)richten
und schl.'; s. schon Bd VI 389/90 und vgl. ver-schl.
,[Wir Schiedsrichter haben] unser lieben Eidgnossen
von Luzern und unser guotten fründ von Zoffingen umb
ir stöss und spenn miteinandern . . . gericht und ge-
schlicht.' 1456. AAZof. StR. Bes. ,gericht und ge-
schlicht sin' uä. .Das sy also mit enander umb dis
vorgeschriben sache luter und ganz g. und g. sin süllent
und süllent darumb einrander [!] guot fründ sin.' 1419.
Z. .HMattliis sye im etwas gelts schuldig gewesen,
darumb sy mit einandern uneins wereut und mit ein-
andern für WEblyn kerttind ... der sy miteinandern
ganz verrichte und versliehte. und über das und sy also
mit einandern gericht und gesucht werent ...' 1464, Z RB.
,0b ain capittelman mit ainem herschaftnian ... fräfil
begienge ... därsälben fräfil. gross odär klein, söllendt [!]
dann ainär herschaft zuogehüren und damit allär ir
span ganz allärdingen gericht, geschlicht haissen und
sin.' 151 1, GrD. ,[Die Parteien sollen] hiemit umb disern
iren gehepten span genzlich mit einandern gericht und
gesucht, ouch gegen einandern guot fründ und nach-
puren syn.' lo62, Z Rq. 1915; ähnlich noch mehrfach.
Erweitert. ,Und söllent also umb alle ire spenne ...
75
Schlacht, schlecht, schlicht, schlocht, schlucht
76
genzlich miteinander gericht, geschlicht und vereinbart
sin.' 1434, AAZof. Stß. (B Schiedspr.). ,Und damit so
süUent beid teil umb ... iro stöss ganz bericht, ge-
schlicht und entscheiden .sin.' 1436, Z Rq. 1910. ,Daz
alles ... hin, tod, ab. gericht und geslicht ... sin sol.'
1499, AARh. StR. (Vergleich mit Bs). .Hiemit sollend
sy ... genzlich gegen einandern gericht, geschlicht und
vereint heissen.' 1566, Z Rq. 1910; .gericht, geschlicht
und vertragen ... syn' (159'2, ebd. 1915); .vereinbart,
gschlicht, gricht und betragen heissen und syn' (1605.
Z). ,[l)ie Parteien sollen] hiemit wohl vereinbart,
geschlicht und gericht, hin furo guete Fründ und Nach-
buren sein.' 1606, BoSi. Rq. 1912. Refl., sich mit Jmd
vergleichen : ,Ub ein frömder man har in dis stat
kummet, der eis burgers Agent ist old er siner, so sol
der burger den schultheizen oder zwene des rates neu
und sollent in [den Fremden] bitten, das er sich mit
dem burger slichte.' XIV., AARh. StR. — b) ,Wie
wellend ir der anklag (ich entschuldigen, so Gott [am
jüngsten Tage] spricht, ir habind nit uff recht gericht?
Dann wie ir gericht hie haben und die armen
gschunden, gschaben, da wirt denn kein gab fleh schl.,
Gott wirt ouch üch also richten.' Eckst. 1525 (Klag);
von Schuld reinigen. — 3. refi., auch intr., = süberen3h^
(BdVlI84); vgl. iJjc7(«i5rf(BdVI463). ,Uie Kuh hatte
zum Staunen leicht und schnell gekalbert und sich
geschlichtet.' 1863, W Tgb. ,Gestern Abend die Kuh
Feldi gekalbert, in der Nacht geschlichtet.' ebd. —
g''-schlicht(et): a) entspr. 1 a, glatt (gemacht).
,Ad polituram (sarcire). seüberlich und eigentlich,
ganz geschlicht.' Fris. (schon 1541). , Ebnen, gleiten,
eben oder glatt machen, geschlicht machen, (ad-, ex-,
in-)£equare, allevare, (com-, ex-)planare.' Fris.; Mal.
Insbes. mit dem , Schlichthobel' geglättet (vgl. ab-
schlichten, ferner Mothes* IV 438): .Ferner solle ...
den Zimmerleüten zudieneu alle Arbeit in den Scheüren
und Stählen ... es wäre dann Sach, dass Jemand ge-
leimte und geschlichte Arbeit verlangen wurde, welche
sodann den Tischmacheren allein gehören solle.' 1786.
AaMbII. StR. — b) entspr. 1 b, gerade (gemacht);
s. Sp. 46 M. — c) in die richtige Lage, Verfassung ge-
bracht, geordnet. ,Sin [Zwingiis] ard zuo reden war
... un falsch, pur, verstendig und nit zuo vil gefiissen,
nach uf den schowfalt zuogebutzt, alles gschlicht und
menigklichen zuo vernemen.' Kessl. .Geschlichtet,
richtig, wol proportioniert, (gleich, eben), rcgularis,
ujquabilis.' Fris.; Mal. , Verriebt und geschlicht
Sachen'; s. Bd VI 428 o. — d) = ((jc-)schlachtla (Sp. 32),
gesittet, artig GlKI. Er het dö chli" (/'schlichter 'lö". —
nn -g'schlUchtet: ungekämmt FSs. Mu" chunt nid u-C
i" d' Schuel! — Amhd. dihtcn, Abi. zu Hclilccht; vgl. Gr. WB.
IX6G8/7'2; Martin-Lienh. II 451 (in Bed. laß); ChSclimidt
1901, 327/8; Fischer V 937. Zur Bed. vgl. richten (Bd VI
374 ff.).
ab-: mit dem Schlichthobel abhobeln Aa. — \g\,
Gr.WB. I 104; Mothes^ 1 21.
US-: ausgleichen. ,Swa uns jamer hat verirt, daz
rauoz nu fröud uzslihten.' Reinfr. — Vgl. Gr. WB. I 955 ;
Uiefeul). 1S.j7, 218hc.
ver-: 1. abs., ungeschickt, fehlerhaft schlichten
(in Bed. laß). Das Weben ist-mer z'erst nid guet
g' gange": i''' ha" vil Fäde" verzert, Nester g'macht und
mit ei"'m S2)annstab üsg'sprengt und mängist ver-
schlichtet. ÄA Schulmstr 1887. — 2. = schlichten 2 a.
,Vientschaft v.' Reinfr. ,Der fürst von Babylon . . .
was ... uf disen tac ... niht enkomen ... Ftlrsten,
herren was da gnuoc, die rieten uf ein rihten. Höht
manz an in v., sprachen si, daz wäre guot.' ebd. Mit pers.
Obj. .Fontanagris ... versliht si beide gar in friunt-
licher wise.' ebd. Neben Synn. ,[NN.] haut versüenet
und verslihtet denselben bischof Friedrichen v[on] Kur
und disu selben kint v[on] Vaz.' 1284, Mohr, CD. S. noch
fründlich (Bd I 1307); scheiden (Bd VIII 233u.). Bes.
neben ,(ver-, be-)richten'; s. schon Bd VI 4'27/9. 435/6.
.Hiemitte sullent die ... zwen teil früntlich und liep-
lich sin bericht und verslicht umbe alle die vorder
klegde und stösse.' 1376, BoSi. Rq. 1912. ,So haben
wir die vorgnanten stöss und zuosprüch alle under
uns selben ze beiden teilen früntlichen und in der
minne ... bericht und verschlicht.' 1402, B StR. ,So
sollend die vorgenanten beid teile ... gar und genz-
lich bericht und verslicht sin.' 1429, AaL. StR. ,Das
bed partien hiermit umb obgen. ir stössen ganz luter
verriebt und verschlicht und einandern guot fründ sin
sollen.' 1444, UwE. TR. ,Also band wir obgeschribnen
schidlüt disse sach in aller fruntschaft gericht und
geschlicht.' 1469, AaMbII. StE. S. noch quitt (Bd V
1314); schlichten 2a (Sp. 74u.). Erweitert. ,Das die
... beide teile von dishin süllent früntlich und liep-
lich verriebt, versüenet und verslicht sin umb alle ir
stösse, uflöuffe und kriege.' 1378, BoSi. Rq. 1912.
.Damit süllend beid teil umb die vorgenanten sach hin-
für genzklich und gar verriebt, verschlicht und ge-
einhert sin.' 1430, Z Rq. 1910. ,NN. hant gesworeu,
umb alle vergangen sach verriebt, verschlicht und ver-
süent ze sinde.' 1432, AaB. ,Mit disem unserm ...
Übertrag, entscheid und lutrung söllent und wellent
wir beid teil ... güetlich und früntlich übertragen,
verriebt, verslicht und geeinbart ... sin.' 1473, AAZof.
StR. .Hiermit so sollen sy zuo baider sydt umb dis
Öffnung geaint, betragen, gericht und verschlicht
haissen und sin.' TnKef. Offn. 1493. .Damit sollend
si um disen span gar und ganz mit ainandern geaint,
betragen, gericht und verschlicht und aller unwill ...
tod und ab heissen und sin.' Vad. Refl.: ,Swer das
[die Ablieferung von Fischen] versessen hat, hat er
sich mit unseren vrowen verslihtet, dez'sol er geniezen;
swer aber sich unvertegedinget hat. der sol das versessen
unseren vrowen wider geben.' 1275, Scuiedspr. zw. Aa
Lauf, und dem Stift Säckingen. — ver-schlicht(et);
entspr. 2a. ,Usgericht, verschlicht und usgesprochen
Sachen, stöss oder misshellungen.' 1253, Z (jüngere
Abschr.). ,Ain verscblicliti sach.' Ap Krieg 1405. S.noch
ver-richten (Bd VI 428 M). — Mhd. ueraUhien; vgl. Gr. WB.
XIII, 1101; ChSchmidt 1901, 401; Fischer II 1308/9.
ze-sämen-: ordentlich zslegen. aufschichten. ,Der
Sohn brachte das Holz oben herab, der Vatter aber
schlichtete es zusammen.' ScawE. Chr. 1752. — Vgl.
Schlicht 2 a, schlichten Id (Sp. 72. 74), weiterhin Gr.WB. IX
670 M. (.schlichten' 7).
Schlichter m.: wer das .Schlichten' (in Bed. laß;
s. Sp. 73) berufsmässig betreibt Gl; ZO. — kM.sHhtari,
blanditor, spätmhd. s/iÄ/cr, poJitur, applauator; vgl, Gr. WB.
IX 672/:3; Fischer V 937 (rotwelsch auch = Weber).
Schlichtete" f.: = Ge-sc/iZic/it 21 (Sp. 73) B; Z.
Vor lüter Andächt hätt-er bat'' nid e"möl g'merkt, dass
d' Schi, abg'wobe" g'si" isch. SGfeller 1919.
Schlicht!, in BG. (-Ü-); FTaf. in Bed. Ib G'schl.
— f.: 1. a) entspr. schlecht la, Ebene od. nur sanft an-
steigende Strasse W. D' Schi, fort (gä"); Syn. d'Ebini
Schlacht, schlecht, sclilicht, schlecht, Schlucht
78
fort. V Schi, geit-er scho' no''' fort, so lang nit der
Stutz chunt. — b) = Schlechti 1 (Sp. 66), gerade Rich-
tung. Me' stellt-se [die jungen Bäume iu einer Baum-
schule] siif i" d' Schi. V F. Eine Grenze verläuft
.schlechts der Schlüchte nach ufhin his an Buchemer
Bann.' ZRorb. üffn. 1605, ,in der Schl-e desselben
Crützes.' 1647, Bärnd. 1911. Z' Seid. [d. i. D' Schi]
nider, gerade abwärts PSal. In der ä. Spr. häufig in
Grenzbeschreibungen. ,Von der mittelen gelegenust,
du da lieisset Altsila, die sl. unz zuo dem runs ...,
von dem stein, do Stillewag us flüsset, ze ietwederem
teil die sl. den berg uf.' XIll./XlV., Schiedspr. RvHabs-
burgs zw. dem Abt von ScuwE. und den Leuten von
ScHW (Übers, einer lat. TJrli. von 1217, wo ,directe').
,Was von dem selben runs und dem see hinutf ist ...
die schl. unz uif den grat.' 1378, Seo. RG. (Spruch
der Schiedsrichter von Scaw und ü). ,Die sl-e anhin
an die anwand.' 1467, üw. Eine Grenze verläuft
,dadennen die Schi, weiter.' 1533, BiRND. 1911. ,alle
Schl-e gegen' ein Ziel hin. 1651, ebd. Schi. (bzw.
G'schl), in BBe., Frut, G. (neben G'schlüchti) schlichtis,
adv., in gerader Richtung, gerade BBe., Krut., G., ü.
(St."); F (allg.; auch It St."). SchlC-sJ anhi' (gä-,
««ö";BG. (Bärnd. 1911); FJ. G'schl. gä" FT&L Gang
da schl-s schräg o''si'''! BFrut. (Zyro). — 2. a) entspr.
schlichten Jfaß. aus (Kartolfel-)Mehl und Wasser, tw.
auch mit Fettzusatz bereiteter Weberkleister Aa; Ap;
Bs (Spreng); B; Gl (St."); L (St."); G; ScH (auch
St."); Th; Ndw; UwE.; W; Zg (St"); Z, auch zum
Dichten der Innern Bettbezüge B, so Gr. und It Id.
(,puls, quo lecti integumentum intinium oblinitur ad
continendas plumas'). Zyro; vgl. Schl.-Chübel (Bd 111
115/6), -Bürsten (Bd IV 1610)', -Brenten (Bd V 759).
Der Weber erhält zur Schi. Mehl und Butter ZLimm.
D'Schlichtichachle" het e" Stupf uhercho", dass . . .
d'Schl. a" all Wäng uehe' g'sprützt ist. SGfeller 1919.
Wer-di"'' munier, linigs Wüppli, der wullig Tuech isch
no''' nid g'macht, d's Stini Gholi söll-ne" wehe", mer
hei"-em no''' ke'" Schi, 'brächt! Weberliedchen BSa.
(Bärnd. 1911); vgl. SV. 1911, 6. ,Dass das Tuch real
sei, einzig dürfte etwas misslungene Schl-e die Ur-
sache sein, dass es missgeraten seheine.' 1810, ZO.
,Von 26 Ell gab man nur 12 Batzen Lolm, wo man
noch für 6 Batzen Schl-e brauchte.' 1817, G Tagbl.
1914. ,Die tägliche Lieferung .an Tuch [von einem
Webstuhl beträgt] 12 Ellen, für deren jede nach
Abzug von 1' 4 Hlr für Schl-e und 3 Hlr für Spühle
noch 3 Kr. Weblohn übrig bleibt.' JSciiLÄrFER 1839.
S. noch brüeijen (Bd V 554 M.); Eid; (Bd VI 817);
ge-räten (ebd. 1610); sieden (Bd Vll 310); schlichten
(Sp. 73 M.) und vgl. : 's Marunggeli, das cha"' webe" sehe",
doch chunt's aw'' gar nüd fürt: de'' Schlichti- und de'
Spuelerlö" macht 's Lönli ganz Icaput. Stdtz. ,Swer
wehem heimlich ist, der siht, das etlicher ein heisse
sl-en hat under dem garne.' Schachzabelb. ; s. noch
reid II (Bd VI 588). .Da redte H. [der Metzger zu
K. dem Weber], was er im umb ein pfund [Fleisch]
geben wölt. Da redte er, 4 dn. Da redte meister.
M. darzuo, das were zuo lützel. Da redte K. ... das
er es kofte, mit lachendem mund. Also redte er [M.]
ouch in sehimpfwise zuo im: gang, iss schl-e! Also
zuckte K. sin messer under dem mantel us.' 1460, Z
-RB.; in der Gegenklage des K.: ,er sölte schliechten [!]
essen.' , [Mehlwürmer] so man bei den pfisteren fiudt
und noch mer bei den wabern, so dann henffin oder
flächsin garn wäbend; dann die selbigen brauchend
ein schl-e. so ans krüsch, essich und altem schmär
gemacht worden.' Vogels. 1557. , Schl-e, so die wäber
brauchend, colla.' Mal. ,Colla, Schl-e der Weheren,
Leim.' Denzl. 1666. Kleister übh. Aa; Gl; G; Ndw
(Matthys). Kleister des Schuhmachers Bs. Im Ver-
gleich, 's ist w'e-ne" Schi. SchR. ,Dann [nach einem
llubtenanfall] zog er sich mit seinem Gesicht, so weiss-
blau wie die Schi., mit der er das Garn bestrich, in
seine Webhöhle zurück.' B Volksztg 1900; vgl Schl-
Ge-sicht (Bd VII 263). — b) ubertr. a) „missratenes,
dickes Mehlmus, das aussieht wie eine Weberschlichte
L" (St.^), geschmackloser zäher Brei übh. ,L; Sch; Zg'
(St."); Ndw (Matthys); U; Z (Dan.), Suppe, die weder
gesalzen noch geschmalzen ist Zg. — ß) männlicher
Same B (Zyro). Schi, mache", Onanie treiben. — Ahd.
alihu, mhd. »lihte; vgl. Gr. WB. IX 6G6/8; Martin-Lienh. II
4.jl; Fischer V 936, zu dem ad?. sMichtia das entspr. richtis
(Bd VI 477/8). Wohl zu 1 a der Hofname .Schlicbti' LSemp.
(bis 1806 zu LXeuenk. gehörig; so auch bei Leu, Lex.); dazu
,Schl.-Wäldli'.
Frösche"-, nur im (sg. aufgefassten) PI. -Schlich-
tene": Froschlaich GfiTscliiertschen; Syn. i-V.-il/n/Jer
(Bd IV 213u.); vgL das Vor. 2bß. — Schnuer-:
schnurgerade Richtung; vgl. sehn. -schlecht (Sp. 65),
Schlicht Ib (Sp. 72). ,[Der Abt von StBlasien] mag
ein wuor machen ... nach sn., als wir beiden teilen
dieselben zill ussbescheiden.' 1425, AaEI.
Weber-: = Schlichti 3 a Bs (Spreng); Sch und
wohl weiterhin. Nach dem Omlcge" (s. Bd 111 1179
Bed. 2) brachte die Bäurin dem Weber ein grosses
Becki voll Backmehl, aus dem er die W. bereitete
Scalla. f. Auch = Schlichti 2b a. (s. d.) Bs (Spreng). —
Auch bei Sauders II 956 c; Martin-Lienh. II 451.
schlichtig: 1. ents\tr. schlecht 1 (Sp,46), eben, ge-
rade von Wegen; s. richtig (Bd VI 464). ,Schl. machen',
uneig. : .[Fastnachtteufel zu .■Vsraodäus:] WoUan, du
Schlang, verriebt einmol dein ersten Gang. Wir seind
gstaffiert auff alle Sach, den Weg liu einmol schl.
mach.' JJIahl. 1620. — 2. zu schlichten 2 a. Von
Streitsachen, leicht zu schlichten. ,Und klagtend sich
die von Lucern und Ure, dass ... die von Schwitz und
Glaris inen die sach [den Zug gegen GR.] vil änderst
fürgeben und sehl-er gmacbet, dan man an im selbs
fonden hette.' Vad. ,Do schraib er inen [König Fried-
rich den um Waft'enhilfe bittenden Zürchern] harwider-
um, dass er si nit lassen weit, darum si sich an im
halten söltend als biderb lüt, und gab inen also guote
wort, damit die sach schl. was.' ebd. Von Personen,
zu einem Vergleich geneigt; s. richtig (Bd VI 464 n.),
ferner WiTjf (BdV40u.). — 3. entspr. scÄ/ec/tt.2ftY, gering
(-wertig). ,Um eiu paar schl-e Louisdor wollten deine
beiden säubern Landslent dich verkaufen.' ÜBrägger.
^ Vgl. Gr. WB. IX 673/4 (mit einem Beleg aus Parac. zu 1);
Uiefeub.-Wiilcker 840; Martin-Lienh. II 451 ; Fischer V 937;
L'uger-Khull 5i4, zT. in andern Bedd.
schnuer-: = schn.-schlecht (Sp. 65); Syn. «cAn.-
richtig (Bd VI 475). ,Von dem ... Selbstmord, der ...
auf eine verzweiflete Weise verüebet wird und zwar
eintweders partialiter, indirecte, mediate, zum Teil
mittelbar auf eine umschweitfende, verzögerende
Weise, oder totaliter, direete und immediate, gänzlich,
unmittelbar, sehn.' AKlingl. 1C91. — wasser-:
' glatt, schlüpfrig Z (Dan.).
79
Sclilaclit, schlecht, schlicht, schlocht, Schlacht
Schlichting m. Nur als Familienn.: .Der Schlich-
tingin(en) im closter 10 pfd ze lipdiiie;.' 1405/8, G
Seckelamtsb. — Mhd. illhiinc, der einen Streit (uiil)eriifeu)
schlichten will; vgl. Gr. WB. 1X674. ,Ini Schlichtling', Fluru.
SchBiK'hth.
Schlucht 1 f.: Richtung GW. (ä. Angabe). Syn.
Flucht 4a (Bd I 116Ö). Die Hiiiscr sin in der gliche"
Schi. — Nicht bestätigt. Mischung aus Flutlil unJ Sclilichtr
Schlucht II f., PI. -e", in ZKn. Schlucht: wie nhd.
B tw.; P.Al. (,abisso, gola'); G; Sch; Tii; Z; wohl allg.
bekannt, aber nicht volkst. — Weitres s. u. Schluecht II.
„Na cht- Schlucht! n.: Schlaf kleid, Negligee für
Weiber; Syn. N.-Schlufi' (St.*). — Vgl. mhd. dm-ket, ge-
fälteltes Kleid, Kittel, sowie StMuiien und das syn. Äfacht-
Schluiti; dafür verschriehenV
Schluech tl (PI. unver.GRMai., mit Uml.GRÜVaz, sonst
• e") ApH., I., M.; GrKI., Mai., UVaz; ScnSt., m. (PI.
ScÄ/üec?iO GRHe., Schluechte" (PI. unver.) GBuchs,
F., Ms, Sa., Ta. ; SohSI. und It Kirchli . ; Tu, so Hw., Isl., M.,
Rom., Steckb.; ZDättl., iSc/tTiteic" ScuRamsen, Reiath
(dh. Tha. udE.); ZUhw. (nach älterer .Angabe Schlüte"),
Schlüechte" GWb. — f., Dim. Schlüechtli Ap; Tu, in
Zühw. Schlüetli: 1. a) seitlicher, bes. auch aus der Erde
hervorkommender (junger) Trieb, Ranke von Pflanzen
(Sträucheru)G; Sch; Th; ZDättl., so an Erdbeerkräuteru
und Brombeerstauden GMs; Sch; Th; ZDättl., Uhw.,
an Blumenstöcken GWb.; Sch; Th; ZUhw., an Mais
GMs, am Hahncnfuss Th, au Kartoft'el.stauden GF., Ta. ;
ScflSt. ;Th. Steckreis ThHw., Isl. Schlüechtli, geringes,
schlecht gedeihendes Steckreis Th. Gi''mer o'"'' e"moll
e" Schlüechte" vo" dem Stoeh! Tn. 's gönd Schlüechte"
bis i" di anderen Acker (Gärte") dur'''''e". ebd. Es
hat scho" Schluele" ScuRamsen, Reiath. Wie Chindli
tuet-er slni Bäumli b'sorge" . . . hindt Etsches a", bricht
Schluechten üs am Morger. aGG.- (GSa.). ,Glych wie
das wort krankheit under im begriffen hat alle besundreu
wee ... also heisst sünd den prästen, darus die under-
scheidnen sünd als est wachsend; deshalb eebruch,
hnory, frässery [usw.] frücht sind und est des prästens,
welichen prästen ouch Paulus das fleisch nennet
Galat. 5 [19] undsustan vil orten; dann diseschluochten
uss dem zerbrochnen fleisch als uss einem brunnen
entspringend.' Zwingli; lat. huiusmodi stoloues ex cor-
rupta carne ut radice subnascuntur (LJud). ,Ire schoss
hat sy [die Rebe Israel] biss ans meer aussgestreckt
und ire schluocht biss ans wasser.' 1531/48, Ps.; ,zwyg
[nach Luther].' 1525. 15.30; -mc. rrfK-uiSa;. LXX. —
b) (grosser, überhängender) Bauniast ApH., 1., M.; Gr,
so He., ÜV'az. Der Wind hat e" ganzi Schi, ab'broche"
GRMai. Der Baum hat nur noch zwei Schluecht, alles
Andere ist verdorrt, ebd. ,Was aber den Mälbirren-
baum under den Reben zu Walzenhausen [anlangt],
solle die einte Schluecht ...' 1057, .\p. — 2. Knochen-
zapfen, an dem das Hörn des Rindes sitzt GrKI. Vgl.
Schlüch in (Sp. 16; Tierb. 1503).
Aiiihd. unbelcgt, dagegen heute noch schwül). (.sv/i/s(e;</i(,
SMü(r)t f. in Bed. a, kaum h; s. Fischer V 955) und tir.
(Schlufchl f., abgehauener dicker Ast Schöpf 6"24); dazu wohl
auch bair. Scliiwlii f., unreinliche, faule Person (Schni. - 1 1 504 :
Tgl. zur Bed.- Entw. Ge-mhlüevhl); über md. und nd. Beziehungen
s. Gr. WB. IX 795 f. [tluchicr, die wilden Schüsslinge eines
Baumes; zur Bildung Wilnianns II § 219, 2); Woeste 356
(nluchi, trftger, eiufSltiger Mensch, »luAler, wilder Schössling
eines Baumes); im Rheinischen ist das W. in den Bedd. Ast,
Ranke, Zweig verbreitet (iu den Formen .?cAIu7i(, SMuet, SMöi,
Schiaul). Liie oberd. Formen weisen auf ein ahd. 'aluhia od.
'4uht f. (lautlich eins mit got. dauhts f., d.is Schlachten), das
wie dieses zu sMahen gehören würde in einer Bed., die in
, ausschlagen' (von Pflanzentrieben), , Schlacht' (i. S. v. Art,
Geschlecht) vorliegt. Dabei ist -ue- als (verhältuissniässig
alte) Entw. aus Ü vor cht angenommen. Allerdings ist dieser
Wandel nicht zu beobachten in Fucht, Frucht, Chruchtele",
Mucht, ver-ruchtc", Sucht, 'Sucht, Zucht; er steht aber fest,
wenn nicht für Ge-nüechii (s. die Anm. Bd IV 665), so doch für
lücchtig (Aa tw. ; B, so 0. < tüchtig) und bes. für Truecht, gew.
Tiiiecht n., Schmalvieh, Gesindel BO., d.^s (als Koll.) zu mhd.
ti-uht f., Schar gehört iso schon Schm.' I 645). Vgl. dazu auch
Schwab. Fra(elcht (Fischer II 1795), Trule)chte.l (ebd. 412).
Auch für den Übergang von fi in iie (füecht), von J und i in ie
vor cht (Triechter, Hecht) lassen sich nur wenige, aber sichere
Falle neben einer Reihe von Gegenbeispielen anführen. An
sich wäre allerdings auch ein ahd. 'eluoht (mit der Stufe des
Prät.) möglich. Das masc. Geschlecht in GrHe. ist sichtlich
jung, wohl nach Ast. Die Formen Schlueten, Schloten stammen
aus dem benachbarten Schwäbischen. Vgl. auch die Anm. zu
Schluecht II. Zu 2 vgl. das Folg.
Arme"-: Schulterblatt ApH., I. (T.). — Die gleiche
Auffassung zeigt gleichbed. ,armpross' aus einer Quelle von
1482 bei MHöfler 1899, 482; vgl. auch das Vor. 2.
schlüechte", in ZUhw. schlüte": 1. in lange
Schosse auswachsen, von Erdbeerstauden ZUhw. —
2. herumstreichen LE., „(-ue-, -u-J schlecht handeln,
schlechte Streiche spielen LE." — Zu schlüte" vgl. die
Anm. zu ."Schluecht I, zu Bed. 2 Ge-schUiechl 3.
Schluechti m.: zur Nachtzeit herumstreifender
Bursche LE.
G»-schlüecht Gl; GRPr. (Fient); „L"E.; GA.,
G.; ScBw, so E. (ä. Angaben), Muo., Nuol.; Th It An.;
Uw; U (auch It St.), G'-schliiech AäBosw., Wohl.,
It Dietsch 1844 und It H.; Gl, so H. und It Leuz.; L,
so G., Semp.; ScnwE. (Liencrt); Zg, G'-schlüch Aa
Tag. — n.: 1. , viele Ausschläge oder Schösslinge aus
einem Baume oder Busche; Gebüsche, Gewächse, die
sich in einander schlingen' Th (Anon.), darnach St.* —
2. a) Schmalvieh, bes. Schafe und Ziegen Gl (auch It
St.); Schw, so Muo.; Uw; U (auch It St.); ZoAe., auch
Kälber Gl It Ebel und Steinm.; UwE., Schweine UwE.,
, Faselvieh, junge Tiere, die weder zur Zucht noch zur
Arbeit gebraucht werden.' Arch. Vet. Er hed vil
G'schliecht Ndw (Matthys). !"'• will dem G'schliecht
ge" rasche" Obw. Gang hol mich d's G'schlüech nache"!
GlH. Es sei nur G'schlüech, meinte die Glarner Grenz-
wache 1799, als die Franzosen, die sich mit kleinen
Schellen behängt hatten, im dichten Nebel von üri
aus gegen Glarus vorstiessen Gl (FStaub). ,]">ie Kuh-
und Stierkälber, auch Ziegen, welche man überhaupt
Schmalvech oder Gschluächt nennt, werden auf einigen
Alpen von den Milchkühen abgesondert.' Steinm. 1802
(Gl). .Auch haben sie Recht, mit dem Gsehlüöcht
aulzufahren und zu wildiheuen auf dem Gülschenzügli.'
ScHwBr. Bartlispiel 1829. — h) tadelnd, verächtlich
für einen Trupp von Tieren, die Missfallen erregen
GlH.; Ndw (Matthys), so von naschenden Ziegen,
Schmutz herbringenden Schweinen, scharrenden
Hülmern GLEngi, von Ziegen, die keine Milch geben
(ilKI.; Schw Muo., von Hühnern, unartigem Vieh Ndw
(Matthys). Jag das G'schlüech fort uss ''em Garte"!
GLEngi. Auch von einer zuchtlosen Kinderschar Obw.
— 3. „herumziehendes Gesindel ohne festen Wohn-
sitz", Vagabundenpack AaBosw., Tag. und It H.; „L";
ScuwNuoL; Obw, Gelichter, Gesindel, Pack, Pöbel übh.
81
Schlacht, schlecht, schlicht, echlocht, scblactit
8-2
Aa. so Wohl.; Gl: OrPf. (Fient); LE., G.; GA., G.;
ScHwE., NuoL; Uw; Zo. Das ist ai [auch] es G'sehliecht !
Ndw (Matthys). Allerlei G'schlüecht under-enand GA.
Es ist lüter G'schlüech am KomecU [Theateraufführung]
g'si- AiWohl. RA.; s. Bd II 318o. [Mutter:] liest
jetz auch brav [Fische] g'fange'? [Sohn :] Nei", Muetter,
's ist hüt g'ßlt g'gange"; es ist gar vil so Donners
G'schlüech du, das Ei"'m Alles vor der Nasen Cweg
nimmt. Dietsch 1844. Es städ glaub g'schribe" schwarz
uf toiss im Bund, dass Niemer soll uf Rom und Napel
cho" [als Söldner]; i" d' Grim [Krim] da lauffi''d aber
so, tvie's chund, grad Bundesrat und anders G'schliXecht
dervo" [mit Bez. auf Üchsenbein]. Erz. 1855 (Schw).
En Hülfen Landjeger old eswas dere' G'schlüecht.
GFiENT 1898. ,[Präsident zu einem Auswanderungs-
lustigen:] Folg nur solchem G'sehliecht, ich will dir
weisen und währen, du denkst noch einmal, ich habe
recht.' Obw Blätter 1899. ,Nun redlich an das gottlos
trüecht, bettelhaft ufrüerisch gschlfiecht, das har
kurapt US Egyptenland! RSchmid 1579. Mi liebän Atti
und Mieti! Fahd dar Vogt Eppis mit ych a, sä ver-
wirgenä grad oitsä, und s Gretli ghei/i in äs Tobel oppä,
de simmär das Dyfels Gschliech ab. Talhocbz. 1781. —
Id Bed. 2a im Badisclien; s. Schinid 465 (G'schlüech n.). Eine
Anzahl unsrer Angaben deutet darauf hin, dass die Form
G'sciiiieci jünger ist als G'schlüecht; G' schluck durch (äusser-
liche) Anlehnung an Schluck III (Sp. 15)y Zu den Bedd. vgl.
Ge-mckt (Bd I 668), Fasel, Fisel II (ebd. 1055. 1075), Gc-
schmeise, Ge-slrüel, Truecht.
Fliege" Fläuge^-G'schliXech: Fliegengeschmeiss
ScHwE. (Lienert); s. Stuben- Schiben (Bd VIll 57). —
Geiss-: (verächtl.) KoU. für Ziegen GlKI.; SchwMuo.
— M.ügge°- G'schlüech: Mückengeschmeiss SchwE.
(Lienert); s. Bd VII 193 M. — Näter-: Natterngezücht;
uneig. von Hexen, ,Die überkeit, welche solchen
Leuten glimpfet, [ist] mer für Verderber des Vatter-
lands als barmherzige Richter zuo schetzen, indeme
sye bei so augenscheinlichem Unheil Lands und Leut
disem Nattergschlüecht mit Übersechung, Schutz-
haltung und vermeinten Barmherzigkeit hindurch
helfent.' UwE. Formelbuch XVIII. (,Klag über ein Un-
holdin oder Hexen'). — Suffer-: verächtl., Säufer-
geschlecht. Vom Süff er g'schlüecht sind dö [in der Hölle]
alls Lüt ... SoHwE. (Gedicht). — Wiber Weiber-
G'schliecht: weibliches Gelichter, Pack UwE.
Seh lüechtling m.: Absenker einer Pflanze Scu.
Schllieclit (bzw. -iie-) II f., PI. -e» BS.; GkV.; W
(Tscheinen), Schlüecht Gr (allg. It Tsch.); VVMü. (-ie-),
Dim.SchluechtjiGR3en.,L.,SchlüechtiGRAy.,Schlüechtli
GRNuf., Val., Schlüecht ji GrD.: a) Schlucht B, so Gr.,
S.; GRHint. (.felsige Schlucht' nach vereinzelter An-
gabe), V.; LE.; ScaSt; TB.; Tu (.kleineres Tobel'); Ndw
(It Matth. auch verächtlich für ein missfälliges Tal);
UUrs.; WBinn, Lö. (gew. zw. hohen Felsen), Mü., Vt.,
It Tscheinen im Gegs. zu Chummen ein bewaldetes,
mit Wagen befahrbares .Tobel-; Zg (FStaub); Synn.
Flucht 4b (BilUtiÖ); Grabenll (BdII678); Chelenäc
(Bd III 199); Chillen II (ebd. '206); Kum (ebd. '290)^
Channel le (ebd. 310); Chinn (ebd. 320; damit zu ver-
einigen Ge-Uj 2 b Bd II llOU); Chluft (ebd. 634);
Ghlamm 1 (ebd. 643) ; Chlimsen 1 (ebd. 649) ; Chlingen 2
(ebd. 657); Chluppen 3 (ebd. 667); Chlüs (ebd. 699);
Chrachen (ebd. 783); Chrinnen 2 (ehi. 827) ; Loc/tis (ebd.
1020); Lamvi (ebd. 1'266); Eußnen 2b (Bd VI 676);
Runs 3b (ebd. 1147); Schluff; Schlund; Schraclien;
Schweiz. IdlotlkoD IX.
Schrannen; Schrund; Tobel. Drei Tag lang i'-re" Schi,
niden am Wetter usse" lige". LWengkr 1916. Wa's
a'fange" esö in de" Schluechte" umme'' g'nachtet hed.
JJöRGER 1918. .Einen grossen Tracken, so oben in der
Schluocht des höchsten Bergs gelegen.' RCvs. (Br.), —
b) (längliche, wasserlose, .unter Umständen sehr tiefe')
Einsenkung, Wanne in einer Wiese, Weide GrAv.,
Oast., D.. He., Hint., Jen., Kl., L.. Nuf., Schmitten,
Sculms, Tenna, Tscbapp., Val., Valz., Versam, It Tsch.
allg. Synn. Grueb (Bd 11 692 f.); Kum (Bd III 290);
Lummi //(ebd. 1270); Tolen; Tüelen; Opp. s. unter a.
,Wir sind durch e" Schlüechlji hinaufgegangen' Grü.
Mhd. (altösterr.) icaßßersluoki (., Wassergraben (,l)a2 ir ein
teil verrunnen war in einer tiefen waßß rsluht [: ,nuoht'
= nüchtern]', nach einer Aufzählung verwerflicher Menschen-
typen. Seifr. Helbl. II 1361 SeemUller); österr. .Schluchte' f.,
länglicher Graheu oder Kanal, um das Wasser in Wiesen und
Feldern abzukehren (Höfer 111 97), dazu der Ortsn. .Schlicht',
alt ,sluht' (Schul. ' 11 504); hieher auch (vgl. Schm. 1821
§ 432 f.) bair. Sckluet f., Pfütze. Lache (Schm.* 11 539|, tir.
(Passeier, Pustert.) Scklueie f., Wasserrinne, kleiner Graben im
Felde (Schöpf 625), kämt. Scklueie(n) f., Rinne, kleine Wasser-
auskehre; Höhle. Schlucht (Lexer 1862,221), steir. .Schlutte'
f.. Wassergraben. Pfütze (Unger-Khnll 545). eis. Scklueckt als
Flura. (Martin-Lienh. 11 451). Ückluet m. f.. Sumpfniederung
in Wald, Wiesen, auch auf Bergen (ebd. 47 7. auch alteis.
«(iio(f. 1449. ZfGO. IV 85), Schwab. Ä'cA(fi(s^(, Schlucht (Fischer
V955; .unsicher'); die Annahme, die Formen ohne ci seien
die altern und die mit ch nach Schm. 1821 § 434 (.Sintvluchf
für .Sintflut' uä.) zu beurteilen, ist uuwahrsch. Dass wo vor
lc)kl für u stehen kann, ist in der Anm. zu Scklueckt I gezeigt;
mit einer urspr. Form 'slukt lässt sich nd. sluyter, afris. sluckter.
Graben, zsstellen (so schon Adelung 111 1542; Weigand'll
7:!7 unter 2. .Schlucht'). Etym. liegt Anschluss au schlaken
nahe (vgl, zur Bed. bes. unsere Graben, Grueb, ferner lothr.
Schlaf) 4, Bodenvertiefung, bei Follmann 446, hi dere tdhuhihte,
in convallibus bei Williram 107, 2 und Fick* 111 534 f.; übrigens
mag unsre Bed. b der ursprünglichen näher stehen). Ist diese
Auffassung richtig (trotz Schluck als Ortsn. leuchtet Beziehung
auf schlucken wenig ein), so ist Scklueckt II formell eins mit
Scklueckt I. Nhd. .Schlucht" hat übrigens schon Gr. Gr. Neudr.
II 10 auf .schlagen' bezogen; herrschend geworden ist jedoch
die wohl auf Gr. Myth.' II 423 zurückgehende Vermutung,
ubd. .Schlucht' sei nd. Lautform für .Sehluft' (so zB. Gr. WB.
IX 794 f.; Weigand^U 737; Kluge' 397). Für unser Gebiet
ist aber diese letztere Auffassung unbedingt abzulehnen (vgl.
schon ESchroder AfdA. 24. 20 f.): Scklueckt ist altbezeugt uud
bodenständig. Schluß kommt übh. in der MA. nicht vor (Schluß
BSG. XI 100 ist verhört statt Chluß). Wenn auch .Schluff
als durchaus mögliche Bildung zu .schliefen' zu gelton hat,
besteht doch die Möglichkeit, dass md. .Schluff teilweise
.hyperhochd.' Aussprache für .Schlucht' (mit altem Guttural) ist
(vgl. Gr. Gr. 1*443): der einzige mhd. Beleg Cäi sluß, Schlucht,
stammt aus dem md. Passioaal; .Schlufter', unordentliche
Weibsperson bei Kehrein I 354 ist mit den Wörtern gleicher
Bed. in der Anm. zu Scklueckt I zszuhalten. Als (gelegentlich
noch halb appellativer) Ortsn. .Schluechf (f.) ApBrülisau
(Häuser); BBe.. Gr. (auch schon 1363 .das leben in der
Schluochf).G. (Gemeindeten, heute Rüschegg; auch ÄA/uecAi/t;
Tgl. Leu. Lex. XVI 364), Hk. (Name eines sehr steinigen Weges);
GrAraschga, Gast, (.in der Schi.'). D. (.in der Schi."). L. (schon
im XVII. .in der schluocht. in Zwallen schluocht'), Nuf. («/
der Sckl, Fettwiesen), ObS. (im Schi.), Parpan (.Schlüecht'),
Peist (,in der SchlUechf), S.. Tschapp.. Val., Valz. (.in der
Schi.'); 1775, LGrossw. (,die Schluocht'); SchSt. (Beben t"
der Scklueckt); 1371. UwEinwil (.von der Schlüecht, im
Schluechf); USchächen (.Schluechf; oder PI.V). Spir. (uur
1290 ,de prato sito in der Sluochta'); WEggerberg. Blatten
im Lö. (Gasse des Dorfes an einem Felsen). Brigerberg (,iu der
Schi.', Weiler; .Schluochf bei Leu, Lex.). Vt.; ZgCham; ZGuut.
(,in der Schi.'). Die ung'küriy Schi. W oberhalb Geschinen.
83
Schlacht— sclilucht. Schlad— schlud
84
Die Itiff SM. WG. Im PI. XVII., GrL. (,in den Schluecliten');
PPo. (SchlUcht); Tgl. Ebi-, üohichliechl W.Mü. In Zssen.
1) als 1. Glied. ,Schluecht-Acher' ZTu. (Acker mit Einsenkung).
,-Gässli.' 1770, BG. ,-Hölzli' BG. ,-Risi' Z (nur XV. ,uff den
Trchel hin und Slnechtenrisi ab'). — 2) als 2. Glied. ,Entsch-
Schluecht' WVt. (Felsabsturz von mehreren 100 m). .Gäderjol-'
GrHint. ,Guggi-' WKippel. , Galen-' WRar. , Hell-' GrL. (nur
,in der hellschluocht.' XVII.). ,Horn-' WTurtmauntal. ,Hof-
ma°°s-' BS. ,Beruer-' WMü. Blatte"- GrV. SMihUr- GrHint.
Dim. ,Schluechtli' SohwSeewen. Srhlueehili GrL. (nur ,im
schlüechtli, schlüchtie.' XVII.), Tonua (langgestreckte Ein-
seukung auf einer Berghohe, auch die Bergspitze); LFlühli;
SchGuutm. (im ScA/.;. ,ÄI1-, Jlählboim-, Teiffi-Schliechtli'BGr.
Im Grüen-Sihlüechlli, Bergwiese GrNuf. Auch hinter der
Schreibung .Schlucht' steckt sicher in einer Reihe von Fällen,
soweit es sich nicht um blosse appellative Angaben der Karten
handelt (was im Einzelnen nicht ohne Weitres zu entscheiden
ist) die Aussprache mit ue. .Schlucht' BHasli b/Bgd. (,in der
Schi.'. Häuser), OBalm (Wiesland). Steffisburg (Häuser), Trüb
(Häuser); GrMastrils (Häuser), Prada; L (auch bei Leu, Lex.)
Entlebuch, Schiipfh. (Häuser); GKappel, Krummenau; SchSt.:
SDerend.; ObwSachseln, Sa.; ZBenk., Uhw. (PI.) .Schluchten'
BTwann (vgl. ,im Schluchtenfall' UGösch.). , Schlucht-Acker'
BDuppental, Thorigen. ,-Holz' BMilken. ,-Häusli' BHasli b/
Bgd. ,-Bach, -Boden' BMeir. .-Bord' LWerthenstein. .-Berg'
LEntlebuch. .-Risen' SchwMuo. .-VVeid' BRüschegg; Schw
Muo. ,-Wald' BDuppental. ,Wolf-ort-Schlucht' UwAlpn.
.Vorder-, Hinter-' LWerthenstein. ,Gems-' GrNuf. ,Grün-'
GrJen. , Hauken-' BLauperswil. .Halden-' BMilken. , Hunger-'
BArni b/Biglen. ,Jakober-' U bei Sil. ,Tube°-loch-' BS.
.Laui-' SchwSattel. .Mühle-' BGadm. ,Twann-bach-' BS.
.Schluchtli' BBoswil bjKonolf. .Schlüchtli' BTrub; GVättis
(.im Schi.', Haus), Wsst. (Häuser); SchGuntmadingen. Formell
nnklar. .Innere, äussere Schlucht' f. BHuttw. (Schlüecht).
.Schlüchtern' BSchwarzenburg (Haus). In Familiennamen ; vgl.
Schluechtcr. .Wilhelmus in der Sluckte de Underberg.' 1300,
W ürk. (nach Exzerpt). ,In der Schlucht.' XI V./XV., WStNikl.
,In der Schluecht.' 1476, WZerm. ,Johans Sluechting.' 1326,
Gfd X 78 (wohl aus LDietw.).
Schluechter in.: Bewohner des Gerueindeteils
Schluecht BG. — Darnach zu verstehen die Familienn.
Schluechter BSchangu. (Schriftform ,Schlüchter'; die Familie
wohnt in der Nähe der ,Reblochschlucht'; ebd. der Ortsn.
.Schluechters Honegg'). , Schluechter.' 1459, UUrs. .Schliech-
ter.' 1476, WZerm.; 1550, WEischoll. .Schluchter.' XVI./
XVII., B. Hieher der ON. , Schluchters' ApSchlatt b/Appenzell.
g«-schluechtig: unheimlich ScHwRieiuenstalden.
Bi der Chämlete"- Kapelle' ischf'sj efso g'schl. — Eig.
wie in einer SMuerht.
schlttechte": beim Heuladen im Heu eine kleine
Vertiefung für das Seil machen GrL.
Schlüechti f., PI. ScMüechtene": Bachschlucht Z
F. (tiefer und wilder als eine Tüele"), Tu.. Wäd. und
It Spillmann, Felsschlucht ZDattl. I" Schlüechtene"
ume". ,Üer Tobel, Taal, Schlnechte, vallecula, vallis..
Ked. Iti6'2. — Ahd. \luhn f. ; in der säehs. Schweiz .Schlüchte,
f., Schlucht (Müllcr-Fraureuth II 445). Als Ortsn. .In der
Schlüechti' SchBuchb. ; ZWein. .Schlüchti' GMaseltr. ; ZGatt.,
OEmbr. ,In der Sluochte.' E. XIII., ObwSa. ,Von der buochen
durnf in die Sluechti.' 1311, AaWett. Arch. (am Egelsee;
zweimal). ,Peter von Beringen uff der Sluechte.' 1327. BHa.
,4 juch. ligen am Irchel in der Schlüechti.' um 1545. Z Rq.
1915. Hieher wohl der Familienn. .Heinr. ab der Schluchtz
[1. ,-y'?].' UUrs. Jahrzeitb.
schlachzge": schluchzen Aa; Es (auch It Spreng);
Gl; L; Tb; Z. — Vgl. Gr. WB. IX 796/8; Fischer V 957.
.Schlucht-ent' Vogelb. 1557, 46" (vgl. Gr.WB. IX 795) ist
nicht Schweiz.
Schluchzger ra.: singultus Bs (Spreng). — Zu
Bildung und Bed. vgl. BSG. XII 42 ff.
Schlad— schlud.
Vgl. auch schlaft usw.
schladere": fuchteln. .Mit den ogen und mit den
armen nit schlader her und dar!' Wäldregel 1425. —
Lesung bestätigt. Wohl ,schlauder' zu lesen und auf »(.•ÄZaurfcren//
zn beziehen. Die gleiche Vorschrift ans einer andern Fassung
der Benedictinerr. bei Lexer II 990 (unter alüdern).
Schlaudere» Ap (St.»"); Gr; LStdt (seltener); Th;
Z, so Wei. und It Uän.. Schludere" Gl; LAltish., Stdt
undlt Ineichen ;ScuwE.; SL., /ScAfödere" IL (Estermann
1907); Schw (vereinzelte Angabe); ZZoll. — f.: Mauer-
anker, in eine Mauer (bzw. in einen in die Mauer ein-
gelegten Balken) zum Schutze gegen das Vorquellen
eingelassene Eisenstange mit (gew. ."^-förmiger) Quer-
stange als Aussenstück (wenn sichtbar, gelegentlich
verziert, zB. mit Rosette). Syn. Flauderen 5 (Bd I
117'2). ,Zu Eoschach am Pfarrhof erforderet in allen
vier Ecken, so biss utf drei Zoll von einanderen zer-
spalten, soll mit eissenen Schlaudteren zusaramengeheft
werden.' 1716. GRorsch. (Eingabe von Handwerkern).
,Die Huefschmid sollen denen Schlosseren keineswegs
in ihrer Arbeit eingreifen, es seie mit Schraufen,
Klaraeren, Schlauderen, Gatter, Kreuzer oder üfen-
blatten zu machen.' 1764, GRorsch. ,Die von dem
Maurwerk gewichene Canzel mit durch die Maur
gehenden Schleuderen wieder an die Maur zurück-
getrieben.' 1771, ZEmbr. ,Zwei eiserne Stangen sind
aus ihren Schludern herausgewuuden ... worden.' 1774,
U Neuj. 1901. ,5tens für die Schmid-Arbeit: als in den
Turm zweimal Schlaudern einzulegen.' 1781, Schw
Woll. — Entlehnt aus gemeinsprachl. (auch bair. und
Schwab.) ,Schlauder(n)' f. (s. Schm.' II 506; Fischer V 903;
Gr.WB. IX 510); Schludere" (ähnlich bei Martin-Lienh. II 451)
durch Umsetzung in die MA., Schludere" durch Anlehnung an
Schludere", Schleuder, womit übrigens Schi. etjm. eins sein
könnte (auf Grund einer altern, gabelähnlichen Form des
Ankers; vgl. die Bed. .Ast an einem eingebauten Stamm' bei
Fischer aaO.?).
schlaudere» I, in ver-schl.: mit Schlaudern ver-
binden, festigen GroHc., Ig. E" Giböu, e" Mure", e"
Wand V.
8Chlaadere° II: eine Arbeit (rasch, aber) nachlässgi
ausführen GF. — Vgl. zur Gruppe Schm.' II 506; Fischer V
903 f.; Gr.WB. IX 510 f. und Schlaud, Schlauderen, Ge-schlod,
schlöd, Schinder, ferner schlott-, schlutt-, zum Vokalverhältniss
au : u spec. Paare wie haud- : hud-, schaiid- : schud-. Parallel
geht tw. die Sippe Ked-, lod-, lud-, lott- (Bd III 1099 ff. 1503 f.).
Vgl. auch Fick* III 542. S. noch echladeren.
Schlauderi m.: wer alles flüchtig ausführt GF.,
ungeschickter Mensch S.
schlauderig: flüchtig, unordentlich GF.
Schiaudi (-oi-) m.: dicke Milch, Quark mit Rahm
BHa. Synn. unter Schlotter-Milch (Bd IV '205), wozu
Schluder.
Schläud.S(ch)lü(i)d(en),Schlüden' — f.: Schwert-
(auch Messer-)Scheide; Syn. Balg 2 (Bd IV 1'209);
Scheid 111 3b (Bd VIII '2'2'2). ,Do huob der Leman
sin swert uf mit slöid und mit allem und gieng gen
85
Schlad, schied, schlid, sclllod, schlud
im.' 1379, Z EB. ,Man sol richten, als der N. ein
frouwen mit einem swert geslagen wolt han und im
damit die slöid ab dem swert fuor, daz es bloss wart.'
1384, ebd. ,Inn ducht aber, der Jung slüeg dem Wagen-
berger die schiöden ab mit sinem messer.' 1400, ebd.
,Daz Clewi Wetlich ein Lochman mit dem swert, mit
schlöiden und mit allem, schluog.' 1406, ebd. ,Daz er
da ein swert, mit slöiden und mit allem, erwust.' 1421,
ebd. ,Sluog den Blaier mit einem swert, mit slüden
und mit allem, über sinen schedel.' 1423, ebd. (nach-
her: ,mit sinem swert, mit scheiden und allem'). ,Ein
swert mit der slöiden.' 1430, ebd. ,Mit dem swert
und der schlüden.' 1434, ebd. ,[N. habe] ouch dem
Pfister sin eigen messer ab siner gürtlen geschrenzt
und iu damit, mit der sclilöd und allem, geschlagen.'
1442, ebd. ,Da habe er sin swert verbunden, das die
schlöd nit darab möchte gan.' 1453, ebd.
Bei Le.\er II 983 in den Funnon ,sliuiJen, slaudeu' (aus
Johanns von Würzburg Willi, v. Österreich, 1314 zu Esslingen
TOlleudet), .slüden' (eis.; aus Schilt. Gl. 747''), ,slöd' (: ,öd',
aus des Teufels Netz; s. Fischer V 948). Die wechselnden
Formen weisen auf ein Wanderwort. Etyni. wahrsch; zur Sippe
schlaud- (s. dieAnm. zu ai-hluuthren); als urspr. oder genauere
Bed. unsres W.s ergäbe sich in diesem Falle ,lose Hülle'; vgl.
steir. Schleule f. (meist PI.), Schote von Hülsenfrüchten (Unger-
Khull 543), ferner schwäb. Srhlaudt" PI., Gamaschen, bei
Fieber V 903, dessen Hergehörigkeit die semasiologische
Parallele unserer Ge-sMöUer, ^^Multen wahrscheinlich macht.
Scilläudere» Th; ZSth. (häufiger), Schludere' II
ApK.; GRorsch.; ScHwE.; ZStdt, Sth. — f.: Schleuder
der Knaben, auch Honigschleuder. Synn. Bilden (Bd V
20), Schlänggeren, Schlingen. — Bei uns nicht boden-
ständig (obschon aaOO. jetzt keine andere Bezeichnung bekannt
ist), sondern entlehnt aus der Gemeinspr.; Schludere' ist nach-
trägliche Vermundartlichung; vgl. Gr.WB. IX 652/6; Schm.*
II 506; Jlartiu-Lienh. II 451; Fischer V 935. Vgl. auch die
Anm. zu Schlaudemi. Das aus reichsdeutschcr Quelle stam-
mende ,schliden', Steinschleuder (Bs Chr. II 324) ist verlesen
für ,schlidern'.
Honig-: Honigschleuder, wohl überall bekannt, wo
die verbale Verbindung vorkommt. — Bli Blei-
Schleudere': Gewehr. Soldatenspr.
schläudere»FJ. röü-;;GRObS.;ScHR.;TH;ZSth.,
schludere" ArK.; BSi.; Gl; L; GRorsch.; Z: 1. (bes.
in Zssen wie umenand-, fürt-) schleudern ApLb.; BSi.;
L; GRorsch.; SchR.; Th; Z; wölkst, hänglen (Bd IV
1374); rüeren (Bd VI 1252) ua. ,Von welchen Maschinen
brennendes Zeug oder ungeheure Steine in die Städte
geschleidert wurden.' S Kai. 1786. Spec, Honig schleu-
dern, ausschwingen FJ.; Gl.; GnObS.; L. Eierschlndere"
L. — 2. schlendern. ,Sie lautfen, schlampen und schlei-
deren begirriger auf dem breiten Weg durch die weite
Porten ins Verderben als aber auf dem schmalen Weg
durch die enge Porten ins ewige Leben.' AKlingl. 1688.
S. noch Welt-Ban (Bd IV 1270). — Die Form ,schleideren',
die (wenigstens bei AKlingl.) auf Entlehnung weist, belegt Gr.
WB. IX654ausdemXVni. Die Bed. 2 kennt Gr.WB. IX 512
nur bei ,schlaudern', doch bat auch sie als entlehnt zu gelten.
ver-: (Geld und Gut) verschleudern ApLb.; BSi.;
L; Th; Z. Alles v.
schläuderle": schleudern (mit der Knaben-
schleuder) GTa.
s c h 1 e i d e r s. Schleifer.
schildere", mit jüngerer Dehnung GBuchs, oT.: auf
dem Eise gleiten, auch ausgleiten GBuchs, Sennw.,
T., W. Synn. schliferen, schliffen. — abe"-: hinunter-
rutschen GDeg. — schliderig: schlüpfrig, so vom
Eise GW. — Vgl. sMilleren.
G'-schlod (tw. mit jüngerer Dehnung) n.: nach-
lässig, unsauber gekleidete Weibsperson BSi., It Zyro
(für BSi.) auch im Haushalt unordentliche Weibs-
person.
schlodele" -eilen, sc blödele" sehledellen: nach-
lässig, schlampig einhergehen BGr. Z'schl. chon.
Schi ode" -« (in FJ. mit jüngerer Dehnung) f., PI.
Schlodi BR.: = Ge-schlod BGr., R., Si., , Weibsbild, das
unreinlich mit zerfetzten Kleidern trag einhergeht'
BHk., unordentliche Frau FJ. (Syn. Loda. ebd.).
sclilode(n), Ptc. -et (cd): a) lose, unordentlich
um den Leib hangen, von Kleidern ^BO." (St.*). „Die
Kleider schieden um den Leib." — b) = schlodelen BBe.,
Gr., R. Z'schl. chon. — Schwäb. ,Schlodel' m., in seinem
Anzug unordentlicher Mensch; .schlodbln', nachlässig einher-
gehen (Fischer V 948); vgl. zunächst die Gruppe uhlud-, weiter
die Anm. zu sdtlauderen II.
Sc hl od er m.: 1. dickflüssiger Brei, breiförmige
Masse übh. a) von Speisen, zB. Gerste'-Schl. ZF. Schi,
viache'. ebd. Die Kartoffeln sind ganz amene' Schi.
Z (wohl 0.). — b) zur Herstellung der Weberschlichte
ZO. — c) dickflüssige Jauche aus dem Kuhstall Z
Meil. — d) zergehnder Schnee ZBauma. — 2. Rausch
ZMeil. (PStaub).
G^-schloder n.: = dem Vor. Id BG. ü"' a'so hi^'-
mer numme' sö-n-es G'schl. ram Winter. Barnd. 1911.
schlodere", Üim. schlöderle' f-e-) Ndw: a) brodeln,
von siedenden Flüssigkeiten, Speisen Ndw; UwE., im
Dim. .schwach, aber andauernd' brodeln Ndw. —
b) unordentlich essen Gl, „trielen, sülen beim Essen
und Trinken nach Art der Schweine Ap; Gl; GRh."
zer-. Nur z er seh loderet. Es z-s Wlbervölchli,
Weibsperson, die .unreinlich, mit zerfetzten Kleidern
träge einhergeht' BHk.
Schloderer m.: Wasserfall GoT. (vereinzelte An-
gabe). — Das für dasselbe Gebiet belegte gleichbed. SchoJer
(Bd VIII 277) weckt den Verdacht eines Irrtums.
Schlodi m., in BR. PI. Schlodega: nachlässig Ge-
kleideter, „an dem Alles schlumpet BO.", R., Si.
„schlodig: schlumpig, nachlässig im Anzug BO."
g'^-schlodocht(ig): = dem Vor. BSi.
schlöd (bzw. -«-), in GnObS. schlet (nur präd.):
1. a) fade, kraftlos, von Speisen und Getränken BBe.,
E., Gr., Ha., Si.; „GR-Nuf., Spl., DVaz; W (Tscheinen).
Syn. (tw. auch für andere Bedd.) öd (Bd I 95); dächt-,
<;HC?K-fös(Bd III 1434): M(e»' (ebd. 1501); 6?öd (BdV'24);
Schleie. E' schl-s Esse' BSi.; GnSpl. Der Chabis ist
neicwe' schied g'chochete" BHa. Von Suppe BGr.; Gr
Nuf.; W (Tscheinen). Von Kaft'ee BE., von (Trink-)
Wasser BGr. — b) vom körperlichen Befinden, a) vom
leeren, schwachen Magen. Synn. unter chrank (Bd III
833); macht-lös (ebd. 1431). Es ist-mer schl. GfiNuf.;
ü. We"-me' der ganz Tag am Holz g'schaffet het und
nit Warms glia' het, icird's Ei"m gäg ''em Äbe'd zue
ai''' schied; de" ni}nmttne' geren eppen es Schwarzes
UMaderanert. — g) von Unwohlsein, Frösteln U,
Müdigkeit WNaters. E' schleds Cssehe", schlechtes,
krankhaftes W (Tscheinen). — c) öde von der Em-
pfindung der Leere. Verlassenheit, Einsamkeit GrAv.,
Nuf., ObS., S., Spl., Tschapp., V.; U. Nur präd. Et igt
schl. Von der Natur im Herbste, bei trübem Wetter.
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Schlad, schlDil, schlid. schlod, 8chlud
Es tuet scho" jets herbstete'; es ist atls leid, sohl, und
öd GrAv. Am Herbst, teennd Alles uss den Alpen isch
und mf so kei's Tri'cheli nie'' g'hert, ischpsj dert obe"
recht scMed: es tuet g'vellig tötete" UArasteg. 's isch
schied vorusse', bei dusterni, trübem Wetter UGösch.
Von einsamen Gegenden GRÜbS., V. Uf''em Weg zum
Himmel is [ist es] lär und seht, icie niene'', wil die
meiste" Lüt der Hell zuelauffe". JJörgkr 1918. Eine
leere Stube (uhne Bilder) ist schl. GRNuf. Mit Bez.
auf den Tod eines Familiengliedes, die Abreise eines
unterhaltsamen Besuches, übh. den Mangel an Gesell-
schaft, Unterhaltung Gr. Nach einem Todesfall zB.
ist es im Hause so schl. GaNuf. Es ist-mer schl, lang-
weilig GrV.; ü, auch öde, unheimlich, unbehaglich
(einem Kranken) U. Es alts Meitli heig g'seit: Am
magere' Chdss isch Nu als d's Sahicasser, xind ice^-men
am Äbe'd hei"'chunt und kei' Hüet üffhanget, ischpsj-
Ei"m ai''' schied, Anekdote U. Es isch-mer die ganz
Nacht ef so schied g'sV UWassen. Der«c/t/ediscft[Superl.]
iscli['s]-mir immer der''' d'Nacht. ebd. Es schl. ha"
Grö., V., schl. ha" GrAv,, V., schl-s ha" GRÜbS., Spl.,
es langweilig haben. Wer heind's schl. g'han (elei'J
GrS., V. Ich hän lang schl. g'liä" öni dich GrAt. Es
ist a«'* schad, dass ir nit kürätet heid, bi euch hätti's
es Wip e'mal nit schl. .IJörger 1918. We"'-me' efso
dei' ist und schl hed, g'seht-me" gere' es Lüftli. ebd.
Entspr. schl. "bercho" GrV. Zwü.^che"t d'Hüser und
d' Stall heind die nüiie" Zervreiler dem Sant Bärtlema
es hübs wisses Chilchli 'büe', und dass-er nit schl. 'her-
chömmi, heind s' aw'' die andere" ölf Apostel zue-n-eme
zue im Chilchi uf d'Müre" la" male". JJörger 1920. —
2. wirkungslos, brachliegend, von Geld in der Truhe
GrV. Es schlöds Gelt. — 3. a) ,ärmlich (nur von Klei-
dung, Speise und Trank)' BR., „ärmlich, dürftig, zB.
mein Bruder muss schl. leben VO." Syn. schnöd. Si
hl'n's sohl., essen und leben schlecht, sind in armseligen
Verhältnissen BSi. (ImOb.). E" schiede Mensch, ein
armer Teufel W (Tscheinen). Schl. a'g'leit, schlecht
gekleidet BBe. ,Wan kein ere daran lit, swel vrouw
mit gewande sich übergit oder mit dekeineni kleinöde,
und das ir wirt gar slöde [Var. ,s(ch)nöde'] kleider
muos an im tragen.' Schachzabelb. Armlich, dürftig,
schlecht, vom Fortgang, Ergebnis einer Arbeit BLenk.
Das giH aber scWöd! Das ist e" schloödc Heuer!
von einem schlechten .Heuertag'. — b) „moral., von
Menschen, niederträchtig, schlecht BO." ,Du schiöde
Hur.' LToBLKR VL. I 114 (.Södeli'). — Dithmarsch. ,slöa',
dünn, weich, bei Gr. WB. IX 764. Vgl. auch die Anm. zu
schlamUren II fSp. 84).
SchlSdi (bzw. -e-) f.: Leere, Einsamkeit, Lange-
weile GrAv., ObS., V. Es ist e" Schl. cho', sit dem a's
d'Muetter g'storbe' ist, es ist uberal' alls lärs GrAv.
Jätz de"" häi'-wer e" Schledi GRObS.
Schiader: 1. m., saure Milch, die noch nicht ge-
nügend dick ist ZO. — 2. m.? n.? Bezeichnung einer
schlechten Salzsorte. ,üns wirdt klagt ... wie dass
unsere Salzhendlor ein schlechte Gattung Salz, Schinder
genannt, verkauffen, dardurch Lüten und Vech Schaden
heschicht.' KiOS, U; daneben: ,Sovill antrifft das schwer
Bunzen- oder Schludersalz.' ebd. — Vgl. zur Gruppe Gr.
WB. 1X807/9, dazu FischcrV95"(bos..S'ci/uder /.saure Milili).
G«-schluder ScnHa.; U; ZStdt und It Spillm.;
St.' (neben „-ü-"). G'-schlüder (bzw. -ö;-i-)Ak(}i.);
BsL.; B; Gr; L; G; ScuSchl.; S; TaTäg.; Uw; ZO.
und It Spillm.; St. — n.: 1. a) fade, schale Brühe, als
verächtliche Bezeichnung von Getränken (zB. Kaffee,
Wein) BsL.; BoAa., M., R., S., auch It Zyro; „allg.",
von fader, dünner, magerer Suppe B; GfiGrüsch, uHe.,
Igis, Mutten, Seh., Valz.; S; ZO., Schweinebrühe Aa
(H ), zu dünne Sauce GRh., fade Speise übh. B(Friedli);
GRMai.,Sch., , schlechte, wässerige Speise' BR., .schlecht
gekochte Gemüse' BSi. (ImOb.). P* cha"" der Kaffi
nit trinke": was isch Das für es G'schlüder! Bs (Seiler).
E" Kaffili, wo en Art und e" Gatti'g g'macht het, kei'
so Bampelüren und G'schlüder BsLie. ,Er trinke keinen
Kaffee, das schwarze Gschlüder verderbe nur den
Magen.' Gotth. ,Vom Jakobli hat sie gesagt, er soll
wybe" ..., dann werde ihm schon .\lles bessern, und
Das sei viel besser als so nes Gschlüder [1856 ,-ü-'] vo"
Elixier.' ebd. ,Da wusste man noch Nichts von Wein
und Branntwein noch von Kaffee und Thee, sondern was
man ass und trank, war lauter Eigengewächs, und man
fühlte sich dabei weit gesünder und kräftiger als hei
dem kostspieligen neumodischen Geschlüder.' Joach.
1898. P* hält nöue" jetze" des G's(hlüders [von Wein]
g'nuc'. SGfeller 1911. Das g'wönlich G'schlüder, von
Branntwein; im Gegs. zum Vor-Schutz (BdVUl 1716).
DoHFKAL. 1878. S. noch Bd VI 1191u. — b) breiige,
schleimige, gallertartige Masse B; GStdt, We.; Obw.
.[Der Anke'] chunt g'schlüderete" anstatt feste'', [dh.]
das unvollständig ausgeworfene Fett bildet mit der
Milch eine dünnteigige Masse, es G'schlüder.' Bärnd.
1911. a) von Speisen, schleimige Brühe, schleimiger
Brei GrL.; L; SRech.; Ndw (Matthys); ZStdt und It
Spillmann, von fehlerhaft zu Brei zerkochten Speisen
GRGrüsch, Igis, Mutten; S; Ndw; ü, so von Gemüse Gr
Pr., von Fleisch Obw, auch nur als verächtliche Be-
zeichnung für Fleischragout B, zu weiches Fleisch
GrHc., Valz., zu junges, , wässeriges' Kalbfleisch Gl
(Schuler); GWl. Es ist Nid a's es G'schlider Obw.
D's Fleisch va" de" z'junge" Chalber ist Nüd, es ist nun
es G'schlüder OrHc., Valz. Einem, der gewettet hatte,
ein ganzes Kalb (Schaf) aufessen zu können, wurde
das Tier in der ausgiebigen Form eines Ragouts (^Vor-
Esse" 2 Bd I 526) zubereitet; als er bald damit fertig
war, rief er aus: I''' hätt iez de" afe" bald g'nue^ vo"
dem G'schlüder, wann chunt de"" ändlige" d's Chalb
f Schaf)? B (Schnurre). Du mei"st frili''', i'* söll-der
mit dere" G'schlüder [näml. eingemachtem Mangold]
nwnmen uf de Tisch cho". Schwzd. ((jRPr.). Schöpfit,
chochit itz das G'schlüder : d's Scluvizervolk ist gäng
derwider, mit Bez. auf die Eisenbahnverstaatlichung.
B Volksztg 1886. .Lauter mir unbekanntes Fleisch-
und Backwerk, nebst allerhand Zutaten und Ge-
schlüder [an einem Taufmahl].' Joach. 1892. — ß) weich
gekochte Flechsen; geronnene Sauce, Sülze ApK. (T.). —
f) der klebrige Teil des Stengels, der beim Ausziehen
der Blachte" zurückbleibt GrAv.; vgl. Blachten-Ge-
Schinder. — 5) mit schmelzendem Schnee und Eis
vermischter Strassenkot Aa (H.), dünner Strassenkot
B (AvRütte). — c) mit Hervortreten des Begriffs des
Unappetitlichen. Breiige unappetitliche Kost GWall.,
breiartige, unappetitliche Mahlzeit BLenk, unordent-
liches Geköch ScuSchl., ,sordes ciborum.' Id. B. Un-
sauberesGetränk,FlnssigkeitLE., „unreinliche Flüssig-
keit, die man ausgiesst. allg." Si het-i's Fleisch umme'-
g'stellt so ammene" G'schlüder, an einer unappetitlichen
Brühe Bs (Seiler). — d) .unnennbares Gemisch zweifel-
hafter Güte' ScHHa., .allerlei durcheinander gemengte
89
Sclilad, schied, schlid, schlod, schind
90
und mit Flüssigkeiten vermischte Speisen' üwE. —
e) ,G'hüder und G'scMüder, Inbegriff alles Wertlosen,
wüstes Zeug' Bs (Linder). Hieher wohl: .Schniierwerk.
Was er schreibt, ist nur ein Geschlüdcr' Bs (Spreng);
oder zu c? .Dass ein Jeder mit dem Ausswägen ge-
trewlich verfahre und kein Gescblüder von Därmen
und Anderem in die Waaglege.' BsMetzgerordn. 1650/9;
,kein Geschlüder von Beinen, Därmen und anderem
Ohnrat.' ebd. 1692 (Spreng, mit der Erklärung
.schmieriges Zeug'). — 2. a) als Bezeichnung be-
stimmter Fleischstüeke; vgl. auch unter Iba und le.
ec) ,der Schlund eines geschlachteten Tieres nebst
Lungen, Leber, Herzen usw., das Geschlinge' ApH., M.
(T.). — ß) ,das sog. Siegelfleisch: Brusteingeweide,
Kopf und Füsse' TnTäg. — y) , Köpfe, Füsse und Ge-
stell von Enten, Gänsen usw.' G. — 8) Eingeweide
des Geflügels, als Gericht G. — b) von Pflanzen; Syn.
Ge-schlötter. a.) Gras aus nassem Boden, wässerige
saure Kräuter GRÜbS., V. — p) üppiger Pflanzen-
wuchs an abgeholzten Stellen des Waldes GNessl.
.Wucherndes Unkraut' GRRh. — f) fettes, üppiges,
schwer dörrbares Gras, mastiges, grobes Heu GRHint.,
Nuf. Hohes, krautiges, stengliges Gras bzw. Heu BR. —
3. Gesindel Ai'H., K., M. (T.); Gl (It Schuler und St.»);
GA. Synn. s. unter Ge-schlüecht. Auch scherzweise
von einerMenge von Weibspersonen ApH., K..M.(T.). —
Schwab. Genc-hluder (Fischer III 478). G'sMüderbenj, Flurn.
(zu -ibß) GrRli. — Apfel Epfel-G'schlider: zersottene
ApfelNi)W(IMatthys). — Ka.(ie-(-G-J G'scMüder: hder,
schlechter Kaffee B. So-n-e" miggerigs Gaffeg'schlüderli.
FStäukfer 1917. — Blachte''-G'sc/t/Mf/e/-: , das Gras,
das von den gemähten Blakten zurückbleibt' Gb
ObS.,V. — Suppe»- G'scWüder: schlechte Suppe BE.
(SGfeller). — W ih er- G'schlüder: Weibergesindel
ApH., K., M. (T). — g'-schlüdere°: mit der Sichel
in Sträuchern und Wäldern Futter schneiden BInt. —
Abi. zu Oe-sMüder 2b. — g«-sc h 1 üd e r e t: zähflüssig BG.
— Abi. zu Oe-iMüdcr Ib (s. d.).
schludere", in Ndw It Matthys -ut- [= etym. m]:
1. a) unpers., durcheinander regnen und schneien Aa
(H.) — b) pers. a) in einer halbdicken Flüssigkeit
umrühren Aa (H.). — ß) verächtl. für waschen ZStdt.
— y) reden, als ob man Brei im Munde hätte Aa (H.). —
2. a) geuden Sch (Kirchh.); ZKn. — b) rasch, aber
oberflächlich, nachlässig arbeiten; Etw. verrichten „Aa"
Zein. und It Rochh.; „Bs; B; VO"; L, so Semp. und
It St.; GG.; ScHSchl.; ScHW. so E.; ,S"; Tb; UwE.;
Ndw (Matthys); Zo (auch It St."»); „Z". zB. von zu
raschem, unsauberm Schreiben LSemp. Da' ist
g' schluderet. — S. auch die Anni. zu Kchlüderen.
nme'-schluidere': .schlecht undlässig herumgehen'
Ndw (Matthys). — ane°-: tr.. eine Arbeit flüchtig hin-
werfen ,L; Zg' (St.''). Er het's ane"g' schluderet. —
under-enandere"-: Etw. unordentlich durchein-
anderwerfen ,L; Zg' (St.»); St. („Aa; Bs; B; VO; S;
Z" ohne Def.). — er-: tr., eine Versäumniss bei der
Arbeit durch flüchtige Eile einbringen SchwE. Syn.
er-strütten. — da-vo» devo'-: lässig einhergehen Z-
(Spillmann).
ver-: 1. a) Flüssigkeit unachtsam verschütten Th.
so Hw. ,Etw. neben hinaus fallen lassen' Sch (Kirchh.).
— b) verwischen, verschmieren SchwE. /.st jetz e"
Söl'''es g'wissget? Das istjo blöiss verschludered ! ebd.
— 2. a) Etw. durch Unachtsamkeit, Nachlässigkeit ver-
derben, zugrunde gehn lassen, verlieren Sch. so Schi.,
St. und It Kirchh. Baplr, Tinte" v. ScoSt. (Sulger). —
b) vergeuden, vertun, durch Unordentlichkeit, Unacht-
samkeit, bes. Geld ApLb.; ScuSchl. und It Kirchh.; Tb;
ZKn., , unrätlich verschmieren, versauen, vertändeln'
Bs (Spreng). D' Sach (zB. in der Küche), si" Sach,
's Gelt, Vermöge", Alls v. S. noch Bd VIII 577 M. (Fris.;
Mal.); dazu ,v., unnötzlich vertun.' Denzl. 1677.1716.
— Auch bei St., doch ohue Def., wohl In Bed. 2. — ver-
schluderet -ed: verschmiert SchwE. Lueged au''',
wie V. g'seht Alles tvider üs!
„Schluderer, Schluderi m.: der bei einer Ver-
richtung schluderet Aa; Bs; B; VO; S; Z."
Schluderete" f.: (rasche, aber) flüchtige Arbeit
UwE.
Schluderi m.: 1. wer breiig spricht Aa (H.). —
2. a) = Schluderer (s.d.) Aa; L (auch It St."); GG.;
ScHw; Tb; UwE.; ZG(St.>'); Z. G'schaffet sind-s' [die
Säulen] guet, die hat ke'n Schi, g'macht. ACorr. (Most.
188'2). — b) unordentlicher Mensch übh. SchR., Schi.,
mit dem Nbbegriff der Verschwendung Z (ACorr.). Er
ist en verdammte Schi. Zieht aber en Schi, i" das Hüs,
reo selber Nüt tuet und Lüt hat, ico-n-au''' Nüt tuend.
Eine'', ivo kei" Sinn für Reinlichkeit und Or''ni"g hat,
dann verlotteret das guet Hüs i" churzer ZU. ACorr.
(Most. 1882).
schluderig AAZein. und It H.; „GR''Chur, He. und
It Tsch.; L; GG.; Sch; Schw (in E. schludrig); Th; Uw
E.; U, g'schluderig L (auch It St."); U; Zg (St.»); Z,
,(g')schluderig, schluderisch kk; Bs; B; VO; S; Z":
1. a) schmierig, zähflüssig, gallertartig Aa (H.); Gr
He., (zu) weich, von (jungem gekochtem) Kalbfleisch
,Gr"; Z (Spillmann), zerkocht, von Speisen, zB. Kar-
toffeln GRChur und It Tsch.; U, zu dünn, von einer Suppe
Gr (Tsch.). — b) breiig, undeutlich, vom Sprechen Aa
(H.). — 2. wer(rasch, aber) flüchtigarbeitet „AA"Zein.;
„Bs; BtVO"; L (auch St."); GG.; „S"; ÜwE.; Zg (St.");
„Z". ,Obschon an der Streue ebensoviel als immer
am Heu und Emd gelegen ist, so sind die Knechte doch
schluderisch, wenn nicht gewacht wird.' 1782/7,
ORiNGH. 1908. Unordentlich übh. L. Es liechtsinnigs
und g'schluderigs Möntsch, von einem Dienstmädchen.
JBEgli 1871. 's g'fiel-mer gar grüse"li''"icol, wenneinist
de" g'schl. Ruprächt nümme" so wettere" müesst. Schwzd.
(L). Auch: nachlässig gearbeitet L; Sch. Adv., ober-
flächlich, nachlässig. Da' ist schl. g'macht Th. [Am
Alpsee waschendes Mädchen, dem ein Bursche zu
helfen sich erbietet:] Nei", danke", cha"" diepar Hüdeli,
ICO mir dö obe" hend, selber b' sorge", 's göt so wie so
schludrig g'nueg zue. Lienert 1888 (ScbwE.). G'schl.
der'hercho", unordentlich, schlampig Z.
Schluderigkeit f.: flüchtige Arbeitsweise „.Aa;
Bs; B; VO; S; Z'; ,L; Zg' (St.").
schluderisch s. unter schluderig 2.
Schludi m.: nachlässiger Mensch BM.. .unrein-
liche, zerfotzelte Person' AAFri. — .Clans Schludy.' XV.,
Z KB. (ZHorg. od. Rilschl.).
Schludere- f.: Brühe. Sauce BO. 's Brot i" der
Schi, ume" schleike", die Sauce mit Brot auftunken.
Wie weit-der [wollt ihr Hühner] am liebste" üfg' fresse"
si", g'sotte" oder 'brate" oder an-ere" Schi.? B Hink.
Bot 1855.
schlüdere°: 1. a) mit Getränken unachtsam um-
gehn LE. — b) „unreinlich essen und trinken" L (In-
eichen); St. — 2. a) in schmelzendem Schnee gehn Z
(Spillm.). — b) beim Schütteln die Absätze gegen die
91
Schlad— schhid. Schlaf(f)— schluf(f)
92
Schlittbahn stemmen, um den Lauf des Schlittens aufzu-
halten, zu verlangsamen ZDürnt.. Hinw. und It FStaub.
D' Schiteh schl. ZDürnt., Hinw. — c) heim Gehn die
Füsse kaum vom Boden erheben, auf dem Boden nach-
ziehn, von Müden, Kränklichen Z (Dan.); Syn.
schlarpen, schlirpen. — St.' fuhrt durchweg (auch im Folg.)
Nebenformen mit -u- an: St.' bemerkt, dass sMudercn öfter
mit dem betonten (?) schUhleren verwechselt werde.
über-: (den Tisch, Kleider mit Speiseteilen, die
man beim Essen fallen lässt) besudeln. St. (oO.). —
da-vo° drvo"-: sich mühsam einhersohleppen (entspr.
schluderen 3c) Z (Dan.). Nw e'sö d. — ver- : besudeln
Ndw (Matthys), beschmutzen, bes. durch Geifer GG.,
„Löffelspeisen usw. neben hinaus fallen lassen." St.(oO.).
Schlüderete°,in BsL. Schluderte" — f.: schlechter
Kaffee BsL., dünne Suppe B; S.
Schlüderi f.: Schweinebrühe äa (H.).
schlüderigGRMai.; St.. go-schl. Ndw (Matthys);
St.: 1. „unreinlich mit Speise und Trank unierehend.
allg." — 2. a) „schal, von Getränken, allg." —
b) schleimig GRiMai.; Nnw (Matthys); Obw, bes. von
(zu) jungem (Kalb-)FIeisch „L"; Obw.
Schlaf(f)— schluf(f).
Vgl. schlapf usw.
Schläftr 1 (bzw. -ö'-, -ö'- usw.) m., Dim. SchUfCf)K
usw.. in der Kdspr. auch -eli — weitre Formen s. unter 2:
1. wesentlich wie nhd. Schlaf, all?. Vgl. Utieiv (Bd VI
1891). a) eig. ,S1. unde räwa.' Notker. ,0n sin ruow
und ordenlichen schl. möcht er [der Mensch] nit in
guoter gesuntheit blyben.' LLiv. 1583. E(n) guete",
g'sunde'', feste, herte'' (Bs ; Th; U; Z), schwäre'' (s. auch
Schiäff- Sucht Bd VIT 28.3). tieffe'- Schl. .Es was ein
tieffer schl. von dem Herren auff sy gefallen.' 1530/
1707, I. Sam. ,Ein tieffer, grosser schl., alta quies.'
Pris.; Mal. ,Der starke Schlof, dorin sy noch lagen.'
FPlatter 1612 (Boos). EfnJ lichte'', Ilse (s. auch
Bd VII 1168u.), rivge'' Schl. S. auch rinn (Bd VI
1057M.);7i.s-«c7iM/f. Efn) (u'')rue"iqe'' Schl. ,Rüewiger.
sanfter schl., soninus liquidus.' Fris. ; Mal.; s. noch
Bd VI 1908o. ,T8tlicher Sohl.'; s. Mag-Sämen (Bd VII
935n.). Der erst Schl. ,Die Natur des Schlaffs, nämlich
des ersten Schlaffs ist. die Wärme und Geister hinein-
werts und gegen die inneren Glieder zn treiben.' SHott.
1702. Im erste" Schl. .st", ligfgje"; Eine" tts ''etn erste"
Sehl. tcecke". Chneus teuf im erste" Schl. dö liggi"d di
Senne" und schnarchli"d. JKöthelin. ,N. stuond einer
nacht in dem ersten sl. von siner frowen uf.' Stretl.
Chr. ,[Er] weit einem etwa ein letze im ersten schl.
lassen, das er die hend ob dem houpt müest zesamen
schlachen.' 1531, Z RB. (Verwünschung); s. die Forts.
Bd VI 1338o. ,Primo somno, im ersten schl.' Fris.
S. noch Bd VIII 17220. K\s Zeitbest. ,.\lso gienge
er uff einen abend, was umb den ersten schl., und
zunt ein hus an.' 1440, Z RB. ,Halt in [den Falken]
anff der band biss zum ersten schl.' Vogelb. 1557.
,[Dem N. ist] zu Nacht, als man im ersten Schi, gsyn
... syn Hus angangen.' 1606, B TB. 1900. , Einen schl.
taon.' ,Si werind wol ein halb jar by einandren, das
si [seine Frau] nie kein schl. täte.' 1533/8, Z Ehe-
gericht. ,[Nach der Rückkehr] werind sy ... ans bett
gegangen einen schl. zctuon.' 1549, ebd. ,lch hab dise
nacht keinen schl. nie ton, oder kein aug nit zuotuon,
somnum hercle ego hac nocte oculis non vidi meis.'
Fris.; Mal. E(s) Schläfli tue" (Gr; SonwE.; Z und
sonst), mache" (wohl allg.) uä. Uf ''em Dechli obe"
tuet es Büseli es Schlöiffli. MLienert. [Der alte Sepp]
sitzt dö bim Ofe" i" alt Lenstuel, wo der Uräni alle"
mängisch es musizierts SchlöfU g'ha" hed. Azur Gilgen
(L). ,Do betten si [die Truppen] gern ein schlefli
getan.' A. XVI., F Chr. .Schläfflen, ein schläffle tuon,
addormiscere.' Fris.; Mal. S. noch Bd VI 553M. ,Ein
Schläfli annemen': ,Wenn man sein Tagwerk treu ge-
tan, nimmt man ein sanftes Schläfli an', Ofeninschrift
BLissaeh (B Blätter 1914). ,Den schl. machen, quserere
somnum re aliqua.' Mal. ,Das den schl. macht oder
bringt, soporifer.' Fris.; Mal. .Keine Schl. machende
Sach [Schlafmittel].' JJHolzhalb 1G91. De" Schl.
sueche", näd finde" (chönne"). ,Soll aber ein gesunder
Mensch ... keinen anderen als den nächtlichen Schl.
suchen und tun.' SHott. 1702. S. auch Bd VII 213o.
lez häit-i''' äntlig der Sehl. erlickt g'ha" [und nun
werde ich geweckt]. SGfeli.er 1911. Wo-n-er [früh-
morgens] e"l;e'"s Trönili Schl. me het chönnen erwütsche*
... ist er ftfg' Stande", ebd. D'Ofe"tvermi het-ere" der
Schl. 'zöge", ebd. De" Schl. breche"; s. Bd V 319/20.
,Es were schad, das sy [eine Andre] iren das schläffli
prochen hette.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Den schl.
brächen, somnos interrumpere,' Mal. ,[Das Werk] an
deme ich vil Jahr und Tag gearbeitet, vilmahlen den
Schl. gebrochen.' 1641, Z. S. noch BdVIII 286/7. ,Das
er [mein Mann] so mengen schl. und ouch mengen
tag durch üwer willen verzeert mit emsigen schribcn.'
1551, L Brief (an HSalat). Ab ''em, vom Schl. cho";
s. Bd I 27 M.; III 267 M. ,Der von dem (vom) schl.
kommen ist, sorani expers.' Fris.; Msl. .Das ist ein
straaff, wenn einer vom schl. kompt.' LLav. 1583. ,Zum
schl. kommen': ,Wo aber einer [nachts] nit mag zum
schl. kommen, so wirt im das haupt schwer und wirt
etwan sinnlos.' ebd. Im Schl.; s. schon o. 1) s. v. a.
im Traum. Er schicätzt all im Schl. Sch; Th; Z. [Ich]
heb im Schl. en fürchtige" Lärme" ... verfüert. ANeher
1906. 's Grigqeli [eine Art Alpdruck, Herzbeklemmung]
pläget-en im Schl. ZNWen. Es G'schichtli vomene" Stei"-
bauer, wo im Schl. e" schwäri Ofcblatte" heig müesse"
lüpfe". SGfeller 1911. S. noch umen-ranggen (Bd VI
1117). ,Als er nno in sinem slaf lag, do ducht in in
sinem slaf, wie ein mönsch kam ...' Stretl. Chr. ,In
ireni slaf gesach si einen schönen Jüngling mit einem
claren antlit. Da beducht si in dem selben slaf, wie
er si wüesche mit dem wasser des heiigen brunnen
im Paradis.' ebd. ,lm schl., im troum, zenacht, in
somnis, per somnum.' Mal. ,Wiewol nit allweg guot
ist, die kind also zu brögen, dann sy durch forcht und
schräcken etwan in böse und schwäre krankheiten
fallend und znacht im schl. auch unrüewig sind.'
LLav. 1569. Im Schl. die Dachtraufe hören bedeutet
Tod in der Familie. DGemp. 1904. S. noch Bd III 339u.
(auch bei Rothenb.). ferner Toggeli und WManz 1916,
104/6. RA. Das (Esö Oppis) chäm-mer (uär-mer) nid
im Schl. z' (od. t") Sinn (cho", Vg' falle") B; Th; Z und
weiterhin. ,Dass ich 40 oder 60 Bewafneter pflege
umbzeführen und andere derglychen schandtliche
Taten uf mich getrochen, weliche Niemand vermeinte
uss mynen Bekandten mir im Schl. in Sinn kommen
werend.' 1643, Z. — 2) ohne eignes Zutun, mühelos;
Syn. sehläfflingen. Im Schl. rieh werde". DGemp. 1904.
93
Sclllaf(f), sclilef(f), schlif(f), 3chlof(f), schluf(f)
94
St händ in Sach gwüss nüd im Schi, übercho", si händ
Öppis miiessf deftir üs-stö". Stutz, Uem. Hänge" Lüte"
chunt 's Glück im Schi. Tu. ,Es kommt Nichts im Schi.'
ÖPRWw. 1824; auch nach einer Angabe oO. S. noch
Bd 1 235 0. De Schi, chunnt, idll nüd cho". Mit Dat.
P.: ,Und als sy lang kurzwillet hattend, do kam innen
der schl.' Haimonsk. 1531. De' Schi, chunnt Eine" a",
übernimmt Eine". ,Viua quies sequitur, nach dem trunk
kumpt einen gern der schl. an.' Fris. ,Mit schl. beladen,
den der schl. mächtig ankommen ist, gravis sorano.'
Fris.; Mal.; s. auch lürächtig (Bd 111 1377). ,Dorumb
min lieber vatter Mjconius . . . nüt zuo mier sagt, wen
raier schon etzwa ein schl. in der letzgen ankam.'
ThPlatter 1572. Personif. ,Meister, Vetter Schlät'li
(Schläflein)'; vgl. die Anm. ,Dann geschah es wohl,
dass, wenn ... es heiss ward auf Erden ... Meister
Schläflein kam, sich in Mareilis Augen ein Nestlein
baute, die Vorhänge niederfallen liess, um süss zu
schlummern im Dunkeln. Es wehrte sich wohl da-
gegen ... aber Meister Schläflein ist ein gar mächtiger
Mann, kann schlafen, wo er will, Könige zwinget er,
geschweige denn Kinder.' Gottb. ,So setzte es sich
mit ruhigem Gewissen an Schatten . . . und als auch
diesmal Vetter Schlät'li kam, wehrte es sich nicht so
nötlich und liess ihn machen.' ebd. Schl. ha", schläfrig
sein, wohl allg. !"'• ha" na''' Schl., sagt ein Geweckter,
der nicht aufstebu will. KBiederm. 1888. S. auch
BdlV1990u. Entsfv. Schl. übercho". Er het es SchldfU
"bercho" und lait-si"'' in es Sehens üfg'machts Bett . . .
BüuL. (GRÜbS.). Ke'" Schl. het-ne" 'plaget [den die
Leichenwache Haltenden]: er het g'ha" z' sinnen «"*
z'däiche". SGfeller 1911. ,Der schl. treugt mich und
tuot mir vil zeleid, somnus urget.' Fris.; Mal. Voll
Schl. sl" AaF.; BE. und sonst. ,[N. sagt aus, er sei
durch ein Geschrei aufgeweckt worden] und wisde nit,
waz das were, aber wol were im, einer lüed den andern
hinab, doch wiss er das nit warlich, dann er were l'oU
schl-s.' 1490, Z BB. ,[N. sagt aus] er sig vom schl.
erwacht und eben voll schl-s gsin; also horte er wol,
daz W. hön wer und fluocheti.' 15U0, Z. ,lre äugen
warend voll schl-s.' 1530/89, Matth.; Marc; , be-
schweret.' 1067; ßsßapri|ievot, xaxaßÄpuvöjisvoi. ,Schläffig,
voll schl-s, somnolentus.' Fkis. ; Mal. ,Dass Judas und
sin rott nachts den Herren im garten überfallen habind,
als die guoten jünger vollen schl-s warend.' LLav.
1583. ,Ginen als vom schl. oder sunst (von) unmuot,
hiscere; faul und trag oder unfruotig vom schl.,
torpidus (somno).' Fris.; Mal. Das [eine Nachricht]
tribt-em de" Schl. us den Auge". Usteri. Volkskund-
liches; s. schon im Vor. Wenn Jemand mit einem
Tragkorb in eine Stube kommt, in welcher eine
Wöchnerin liegt, so mnss man einen Span vom Korb
abbrechen und in die Wiege legen, sonst nimmt er
der Mutter und dem Kinde den Schl. mit. JXPftffer
1848. Alte Frauen, die am Haus vorbeigehen, halten
die Kinder vom Schl. ab ZNWen. Vor Hexen schützt
man sich während des Schlafes, wenn man ein Ev.
Joh. unter das Kissen legt und ein Messer in die Wand
oder über die Tür steckt. HZableb 1898. Finger
von ungebornen oder ungetauften Kindern sollen einen
krankhaften Schl. bewirken, wenn sie angezündet
werden, ebd. Das Kind wird nicht heiter, nicht
musikalisch, kann nicht den Schl. finden, dem man
nicht an der Wiege singt. Rochh. 1857. ,Zu und mit
diesen Kinds- und Diebshänden [s. Diebs-Hand Bd II
1395] brauchen sie [die Diebe] zauberische Wort und
Geberden zu dem End, dass sie die Leut in den
Häuseren, welche sie bei Nacht besteigen und be-
stählen wollen, in so harten Schl. feilen, dass Niemand
erwachen kann. Wann Solches geschehen, zünden sie
die Finger dieser Kinds- und Diebs-Händen an, dass
sie brennen wie ein Liecht und ihnen leuchten, das
Hauss, das sie bestiegen, zu durchsuchen, Kisten und
Kästen zueröfifnen und was ihnen gefalt, zustählen.'
Anhorn lt>74. S. noch Fleder-Müs (lidlV 411). Sagen
von Tränken, Kräutern, die winterlangen Schl. be-
wirken, s. JJegei lehner 1913, 33 und unter Senn Bd VII
1002 0. (die selbe Sage vom Schlafkraut der Murmel-
tiere noch heute in U; mehrtägigen Schl. soll der
Genuss des Schlafkrautos der Schlangen verursachen
ÜI., Seh., Seel.). — b) übertr. Der ewig Schl. Si"s
Müetti mach der e. Schl. WMorf 1917. ,Er tuot ein
ewigen schl., er ist tod.' Mal. Dafür auch ,der lange
schl.': ,Und schluog in uf den grind also, das in der
lange schl. gevie, der im auch nimer mer vergie.' King.
,Der Schl. der Sünden' (vgl. Sünden- Schl.): ,Jetzt wird
uns bald da, bald dort ein Stoss an die Seiten, dass
wir erwachen und auffstehen sollen vom Schl. der
Sünden ... Aber der Schl. ist zu hart, der wird uns
nicht auss den Augen wollen, biss Judas Rott kommt
mit Spiess und Stangen . . .' FWvss 1672. — c) ,Schl.
der glideren, torpor, torpedo.' Mal. — 2. Schläf(f)
(bzw. -ö'- usw.) m. Ai It H. (PI. mit Uml.); BG. (Bärud.);
GrKI.; G (einzelne Angabe); Tu; Ndw (Matthys); Z, so
Hörnli, Rieht., Sth., nur PI. Schlaffe" Gl; ScbR. (-er-);
ScBwMuo.; WVt., Schläffic GRÜbS., Schlaff f. BsL.
(-Ö), Stdt C-e-J; BG. (Bärnd.), Schiäffe" f. Aa (meist
PI.); Ap (-ö'-J; Bs (-e-J; BG., Stdt; Gr; GO. (-Ö-J, T.
C-d--J; ScB (-ö^-J; ScBwE. (-d-); S (-5- und -ä-); Th
(-ö-'-J; U; Z (jünger), Schläffi f. B, so E. (Gfeller 1911);
Gl; GRThs; ZStdt, Schldffli n. ÜRTschapp., G'schlöf
n. AaF.; LG. (neben seltenerm Tschlöf): Schläfe;
meist koll. Syu. Schiäfferen. ,Die schläö', die selten des
haupts zwüschend den äugen und oren, terapora.' Fris.;
Mal. Es [zB. ein Steiuwurf] hät-en a(n) Schl., a"
d'Schläffe" [usw.] ane", ufd' Schiäffe" 'tröffe". Esgräwet-
im afe" a" de" Schiäffe" BStdt, er grö^ed aw'' scho"
um d'Schläffe" ScbwE. 's ist nid g'sund, ufder Schiäffe"
z'hert z'ligge" ScbwE. Si [eine Abgestürzte] het no'''
di richti Mann'' uf ''em i"g'schlagne" Schl. (oder uf
der ... Schlaf) g'häbe". Barnd. 1911. D' Frau stricht
... ne" Strieme" flachsherts Hör hinder d' Schlafe".
JReinb. 1921. [Die Mutter] nimmt ires silberi" Herz
mit dem Schlagtvasser-Schuümmli und fart iren [einer
Ohnmächtigen] a" d' Schlaf und vor d'Nase". Usteri
1853. S. noch sc/jeiiien (BdVIIi 1506). , Zwo adren sind
an ei°weder siten des schlafi's, guott für wetagen der
oren, für den fluss ... der ougen.' XIV. /XV., Arzneib.
(Aderlassregel); vgl. Schläf-Aderen (Bd I 87). ,Jael
... schluog im [Sissera] den nagel durch seinen schl.,
lag Sissera tod und der nagel stackt in seinem schl.'
1530/1707, RiCBT.; xpoxdtfip. LXX. ,Die flscher ...
schlachend das tier [das gefangene Meerkalb] mit
modern und kolben zuo den schlaffen, an welchen
orten es one arbeit zuo tod geschlagen wirt.' Fischb.
1563. ,Die stirn und schiäff soll man [gegen ,haupt-
wee'] mit rossölin oder eyerklar und essig anstreichen.'
HPant. 1578. Ein Kind fällt vom Ofen ,uff den schl.'
1599, Z RB. ,Welichen [man] die Nasen und den Schl.
damit [mit Branntwein] bestrycht, das versteh das
95
Schl8(l[f), schlef(f), schlif(f), schlof(f), scliluf(0
96
Bluot ... und dem syn Antlitz bekümmert ist, der
bestrj'ch den Schi, damit.' ZElgg Arzneib. um 1650.
,... den Scbadeu flyssig besichtiget, welicher ... nechst
oben am Schi, gewesen.' 166'2, Z (Totenschau). ,Ut'
linger Seiten am Hals und Schi. ... blawe Striemen.'
1706, ebd. ,Wan Einer nicht schlafen kan. Hecht-
schmalz mit Safran unter einander gerühret und dei
Schlaf damit bestrichen.' Arzneib. 18'22; wiederholt.
S. noch Bd VI 1511 u.
Amhd. släf in Bed. la und 2; vgl. Gr. WB. IX 263/73;
Jlartin-Lienh. II 451; Fischer V 864. Den unigelauteten
Formen unter 2 liegt wie dem nlid. .Schläfe' (dazu PI.
.Schläfen') der kell. PI. des ä. .Schlaf zugrunde {Sclilaj)ce in
GrObS. ist nach Analogie der n-Stänime gebildeter PI.; vgl.
BSG. XI 146). Wieweit bodenständige Entw. oder schriftspr.
Einflnss vorliegt, lässt sich nicht immer feststellen; dass Ent-
lehnung im Spiele ist, verraten schon die von mehreren Orten
gemeldeten ä-Formen, wo nach dem örtlichen Lautstand viel-
mehr ö oä. zu erwarten wäre; Schlaß' wird mehrfach .lusdrück-
lich als die ä. Form bezeichnet. Sildäjfi beruht kaum auf muud-
artl. Erhöhung des nhd. ,-e' (wie Kaji usw.), sondern auf dem
Anschluss an bedeutungsähnliche i-Feminina. Zum Dim.
Schläß'li vgl. etwa WHodler 1911, 120. Gevhlö/ ist an den
betr. Orten lautgerecht aus Tachlo/ {ä. i. d'SchlÖj) entwickelt
(vgl. die Anm. Bd VIII 651 o.) und vom Sprachgefühl an die
neutralen je-KoIlektiva angeschlossen worden; wenn daneben
auch noch Tsc/iK/ gesprochen wird, so erklärt sich dies daraus,
dass auch sonst lautges. j«cA mit analogisch wiederhergestelltem
(»cA wechselt. Die bei Gotth. belegte Personif. , Meister, Vetter
Schläfli' steht wohl im Zshang mit dem verbreiteten B Familien-
namen .Schläfli' (s. die Anm. zu ÄÄ/fl^'//). Flurnamen (vgl.
dazu die Namen mit Jiuew Bd VI 1895/6): ,Schlaf-Egg' BAd.,
Gr., ,-egg-Weid' BGr. (öfter). ,-Huber BGr. ,-Hüser* BStefl'.
,-Bode'" BGr. ,-Biel' GrD. (B.), ,-Biele°' BBr., Meir., ,-biele°-
Flueh' BGr. .-Platte"' BGr. ,-Stein' GlEun.; GAltStJoh.
,Schlöfli-Gass'. 1596, SchwFreienb. ÄeA^ä/Aiwe" als fingierter
ON. iu ierB.A.t/t" SM. gä", schlafen gehn GrCast., He. (Tsch.).
Imbis-Schläffli: Mittagsschläfchen. Es 1. tue".
ACorr. 1873. — Gin-: = Schläf-Sucht (Bd VII '283).
Vgl. g.-schläffig. .Für den schwinde!, gyn- und witz-
schlaaff ist sy [, bibergeilin'] auch guot, so man das
haupt darmit salbt ...' Tierb. 1563.
Hasen-: Schlaf mit offnen Augen. ,Er schlaaft
den h., mit offnen ougen.' Sprww. 1545. ,Est et apud
Germanos usitatum: er schlaaft den h.' KdGesn. 1551.
— Vgl. Gr.VVB. IV 2, 541; Fischer III 1215 und MHötter
1899, 572.
Heu"-: Schlaf im Heu. Was chost en H.? fragt
etwa eine Reisegesellschaft, die billig übernachten
will ZSth. S. noch Strauw-Schl.
Chilchen-: Schlaf im Gottesdienst. Nicht selten
werden Personen ... vor Stillstand gestellt..., die in
der Predigt einschlafen; denn der .kirchenschl.' nahm
oft sehr überhand, wohl vor 1600, AWild 1883. —
Vgl. Gr. WB. V 810; Fischer IV 400.
Chlöster-. ,In einer dunkeln, stürmischen Nacht
verschwand der Hengst aus des [Kloster-JMeiers Stall;
der Meier Hess sich nie ausreden, dass der Teufel
nicht den Hengst geholt ... Der Meier dachte nicht
an seinen Kl., der so dick war wie der Vorhang vor
dem Allerheiligsten im Tempel zu Jerusalem und
sieben Mal dicker als der Schlaf des Holofernes ...'
Gotth. — Mugge"-: leichter Schlaf ZNWen.
Nacht-: wie nhd. De' Tagschlöf ist nid [so er-
quickend] wie de'' N. TnBerg. .Aber auch in dem
Bet nach dem Bad schlatfen, verhindert nicht nur
künltigen N., sonder auch die Würkung des Bads
Selbsten.' SHott. 1702. S. noch Sew-Bluemen (Bd V
87). — Vgl. Gr.WB. VII 214.
Vor-, Nä = '' (Nö'''-) Mitt-nacht-: Schlaf vor bzw.
nach Mitternacht. F. ist ml wert weder N. Tb. Vgl.
Wander IV 195.
Bi-: Beischlaf GRChw., He., Tschapp. (Tsch.).
,Dann sy inne oftermalen zum b. veranlasset ...' 1569,
Z Ehegericht. ,üen b. volnbringen.' 1589, Z EM.
.Sy syge imme [dem bösen Geist] mit dem B. aber
zewillen worden.' 1610. Z RB.
Sünden-: wie nhd. Vgl. ,Schl. der Sünden'
(Sp. 94 0.). .Den S. sol uns vertreiben der erschrocken-
liche Nachtwecker am Himmel, die grosse Comet-
ruten ...' JMüller 1665; noch öfter. .S., letalis animi
veternus.' Denzl. 1666. — Vgl. Sanders 112,930.
S c h w e c h i - : Schlaf aus Schwäche. Das [als Einer
nach einer grossen schlaflosen Periode drei Tage und
Nächte fast ohne Unterbruch schlief] isch esö e" Schtv.
g'sl" U. — Strau"-: Schlaf im Stroh. Heuschlöff
oder Str. — i'* w^t nid d'Uand umchere"! ZSth. —
Tag- s. Nacht-Schi. — Mit-tag(s)-, gew. Um.: =
Imbis-Schl. Syn. Nuck (Bd IV 714); es Rüejigs (Bd VI
1906). E(s) od. Si"(s) M.-Schläfli mache", auch lue"
(s. Gütschen Bd II 563), ne" (JReinh. 1917). .Wir
bleiben bey dem Ausspruch der Scholae Salernitanae,
welcher ausstrucklich also lautet: Somnum fuge raeri-
dianum. Verstehe allhier durch den M. allen anderen
Schlatf. welcher nicht zu Nacht geschiehet.' SHott.
1702. — Vgl. Gr. WB. VI 2377.
Witz-: = Gin-Schi. (s. d.). .Das hirn yebt und
sterkt es [.bibergeilin']; darumb, wo yemants den w.
bette, sol man im ein rauch darvon in die naseu
machen, dass er neussen mög.' Tierb. 1563; lethargus
(KdGesner).
Schläf(f) II m.: Schlafgenosse. Soldat der Bs
Stadtgarnison beim Anblick eines tödlich verwundeten
Kameraden, der früher in der Pariser Garde sein ßett-
genosse gewesen war: .Ach Gott, da liegt mein guter,
armer Schlot und stirbt!' Bs Quelle von 1840; dazu
die Anm.: ,So nannten die Soldaten ihre Schlafkame-
raden.'
Bes. als Ausdr. der Soldateuspr. auch anderwärts; vgl.
Gr.WB. 1X273; Fischer V 865, auch Pflorn, Die deutsche
Soldatenspr. 1899, 24. Wenn nicht etwa Kürzung aus einer
Zss. wie , Schlafkamerad' oä., jüngere Nbform zu mhd. </e-
tlä/e, ahd. yialä/o, wie etwa ,SelIe' (Gr.WB. X 538) zu .Ge-
selle'; vgl. das Folg.. sowie Ge-schläJ'. Urspr. Nom. ag. zu
.schlafen' ist wohl auch der FN. .Schlaf.' 1329, SFulenb.
(ASocin 1903); 1379, ZRB., ,die Schlafin', ,Greten Schlafiuen
[Acc.].' 1442, ebd. Hielier (V) auch .Morgendschiaff', von
Tromwil. 1465, Bärnd. 1911, 276. Vgl. noch: ,Die Schu-
possen, Sehlaffsgut genannt.' 1668, Blns (ebd. 1914). Dim.
, Schläfli' FN. B (verbreitet; schon im XVI.); ,SSteinhof
(LRSchmidlin 1886). Vgl. Scldäff(l)i, auch SMuffer I.
Bi- f.: Beischläferin. Syn. (Schlaf-) Mätz (Bd IV
61'2. 613); ,schlaffrouw' (1519, Ndw Beitr.). ,An probst
von Inderlappen. M. h. haben syner byschlafl'en be-
williget, doch das er luog und nit die probsti ver-
würk.' 1525, B Ref. ,Delila, ein beischlaatf Simsons.'
Bis. 1531 (, Zeiger'). — Mhd. ii,/ä/« f.; vgl. auch , Beischlaf
m., Beischläfer(in), bei Gr. WB. I 1391, ferner Schm.Ml 507.
Schläffbäri f.: Schlafsucht. ,Das fleisch von der
brüst einer feissten hennen gekocht oder die brüeyen
darvon genommen, ist guot wider die schlatfbere.'
VooELB. 1557. — Abstr. zum Adj. mhd. 'da/beere; vgl. mhd.
alafbirrhcht, schläferig. bei Lexer II 952.
Sclilaf(0. schlef(f), schlif(f), schlof{0, schluf(f)
schläftele" (-ö--) GRh., schhijfele" (bzw. -ö^-, -ö'-
usw.) Aa; Bs; B; I-; GTa., T.; Schw; Th; Uw; U; Z:
Dim. zn schiäffen, in der Kdspr. wobl zieml. allg.;
Syn. bdffeJen usw. (Bd IV 1040M.). Tue (du) iez schl!
Schläffeie du, mi's Nöggeli! B (AvRütte). 's Marleli
göt go" schlöiffele", 's ist jo gli'^ einist Nacht. Lienert.
Soli, sali, Chindli, so, schl. muest iez still und frö, schl.
guet di ganzi Nacht, bis früe d'Sunn am Himmel lacht
ZWyla. S. noch Bd Till 847 M. — Vgl. Fischer V 865;
Lexer 1862, 218, sowie »M&fflai.
i"-. Schlaf, mt"s Chindli, schläfelen i": 's Müeterli
wo't bi-der si". Tue du dini Äugli zue. Schlaf, mi"»-
Chindli, schläfelen i": de'' lieb Gott well (wird) din
Vatter si- Z (Dan.).
s c li lä f(f)e° (bzw. -ö*-, -ö'- usw.), 2. 3. Sg. Prses. Ind.
schläfst (in V3. -est), schläft, ConA. schlief (f) Aa; Bs;
BE.. M.; Gl; L; GKh.; Ndw (Matthys); ZF., S., Stall.,
schlüeff GObeir., schlieffi FJ., schlüef(f)i BStSteph.;
¥3.,schläftiGnQ\\., He.; GT.; ScuScbl.; Ndw (Matthys);
ZSth., Vtc. g schlaf (fje", mit , haben-, in PPo. (s. Bd Vll
1035 u.) mit .sein'; s. auch Sp. lOOo.: wie nhd. schlafen,
allg. a) eig. Joggeli, schloufst? Nai", i''' schloufe" nid.
Joggeli, i'* sfft Geld ha". Jö, j'* schloufen, i"'' schloufe"
GWe. (Senn-Rohrer). Wenn d'tci't schl, so gang i" 's
Nest! pflegte die Mutter dem bei der Nachtarbeit
schläfrig gewordenen Kinde zuzurufen AATäg. J'*
we't, i'* war de Landvogt, dünn we't-i''' d'Lut slröffe",
dasss' nüme' chönnti"d schl., Reimerei ZU. Iez müt"-
vier no''' 2 (3 usw.) Möl schl., sagen Kinder in Er-
wartung eines freudigen (seltener unangenehmen ZSth.)
Ereignisses Tb; Z und weiterhin. Fasch' all Tag han-i'''
[der Knabe, dem der Vater versprochen hat, ihn ein-
mal in die Stadt mitzunehmen] g'frojt ...: Wie man-
gisch muess-ig ietz no''' schl.? JReinh. 1917; ebd. noch
öfter. Der Götti ... ist ... i" der ZU nie us dt"
Chleidere" cho" ... Müessit-dir de"" nid au''' g' schlafe"
ha"? fragt d' Frau Helfer. SGfeller 1911. ,Wie sy
ein wil drunkind, seile die Eis, sy müesste geschloffen
han.' 1527, Z Ehegericht. ,Du [Bischof von Hohen-
landenberg in Konstanz, der einen reformierten Priester
hatte hinrichten lassen] wenst, Gott schlaff. Er wirt
reellen sin schaf.' Bossb. Chr. ,Undertagen schl. oder
tagszeit ein schläffle tuon, meridiare.' Fris.; Mal.
,Dass die, so in disem [gespensterhaften] huss wone-
tenJ, schwärniüetig ... warendr zuo nacht kontend
sy nit schl.' LLav. 1569. ,Wann wir den Wyn heimb
bringen und syn die Buren trinken, werdents darby
schl.' um 1600, Z. ,Sie haben nicht gekurzweilet oder
getrunken oder gespielet oder geschlaffen.' JMever
1700. S. noch Gütschen (Bd II 563 u.); ent-nuchen { Bd IV
714; auch Hott. 1666). Während des Gottesdienstes
,schl.'; vgl. Chilchen. Schiäff (Sp. 95), ferner AWild
1884, 110. N. wird .gewarnet, das er in der kilchen
gschlafen hat.' 1587, AAÜmiken (AfV.). N. wird um
5 Schill, bestraft, weil er während der ganzen Predigt
geschlafen. 1590, ebd. ,Wir müssen in die Kirchen
kommen nicht nur, dass wir auch wie andere Leut
tügen oder in der Kirchen schlaffen ..." JMüll. 1665.
Er ist (Du bist) brav (am brevste"), wen(n)-er (-tu)
schlöf(s)t, iron. RA., bes. mit Bez. auf ausgelassene,
unartige Kinder Tb; Z und sonst. Er ist der freinst
Möntsch. wenn-ne" Niemer taub [böse] macht oder
au''', wenn-er schläft BoAa. De [= du] bist de' Schönst,
wenn d' schläfst GoT. ,Die [Jungfrau] ist gewüsslich
wahrhaft und fromm, ich hör sie loben umb und umb.
8oh\rel2. Idiotikon IX.
Nicht änderst ist sy als wie ein Schaff, aber diss doch
nur, wann sy schlaft' Wabrs. 1675. Neben bedeu-
tungsverwandteu Vbeu. .Hier gehanset und geschlafen
vom [!] Pfingsten bis Michelstag', schrieb ein Knecht
bei seinem Weggang an die ChasleHür des Stabil.
JReinb. 1917. Nauwele" und schl.; s. Bd IV 879.
Leg(g)-di''' hi" und schlaf! es geht ohne dein Zutun
L; G; S; ZS. Imme" und Schouf, Bürli, legg-di''' hi"
und schlouf! WManz 1913 (G Valens); s. noch Schaf
(Bd VIII '287u.); Imb (Bd I 235o.), und vgl. Bi (Bd IV
909). .Ich wil mich ganz mit friden legen und schl.'
1530, Ps.; ,mich niderlegen und schl.- 15ö9/1707. ,Gott
wachet und sorget für in, do er lag und schlieff.-
LLav. 1583. S. noch fülen (Bd I 790); ligen (Bd III
1206O.); ruewig (Bd VI 1905u.); Sumi (Bd Vll 1052o.).
Bes. .ruowen und schl.'; vgl. Bd VI 1891 M. 1898 M.
,Warumra hab ich üch bürgen geben, dann allein
darumm, daz ich so nnlang zeläben hab, dardurch ir
mich schl. und rnowen lassend.' Haimonsk. 1531. ,Zuo
nächtlicher zit, so all sin gesind ruowet und schliefe.'
Salat. .Nun gand hin, schlaffend und ruowend: wir
wend wachen und sorg han.' Bossb. Chr. ,Dass es
[das Einhorn], wo ein jungkfrauw vorhanden, der
selbigen zuolauff, sich in ir schoss lege, darinnen
ruowe und schlaaffe.- Tierb. 1563. S. noch rüssen
(Bd VI 1448M.). Im Gegs. zu .wachen'. ,Do mancher
geschlaffen oder gezächet oder sonst raüessig gangen,
liab ich gewachet, bin früe und spat gsyn.' 1583, Z.
.Jesus sey mit mir ... wo ich bin, wo ich steh, lauf,
reite oder fahr, wo ich schlaf oder wach, ess oder
trink ...' Waffensegen. 1647, BBiel (AfV.). Ga" (ge")
schl. allg.; Synn. nider-gän (Bd II 3-2): under-hin
machen (ebd. 1338); legen .1 (Bd III 1176); in 's Bett
(Bd IV 1810). Strauw (s. d.) gän. E"chli" (Es Bitzli)
ga" schl.; s. noch Bd III 653u. D' Äugelt wend-em
[einem Kinde] zuefalle", 's göd iez de"" ge" schl. .AaF.
Mir wand go" ge" schl. SHämmerh-Marti 1913. Ietz
wem-7ner ga" liggen und ga" schl. SV. 1914 (Uünter-
schächen) und müess eben dick mit hungerigem
buch gen schl. gan.' 1527, Z. ,Schl. gon, petere
somnum; auff wol ässen und trinken gen schl. gon,
niembra cnrata sopori dare.' Fris.; Mal. .Einer gadt
schl., legt sich an ein bett, da kunipt [ein Gespenst].'
LLav. 1569. ,Als es zyt ward, daz man schl. gienge ...'
ebd. S. noch essen. (Bd I 524); gan (Bd II 323 M.; zwei
Belege); ruewig (Bd VI 19u4u.). ,Niderligen zeschl.,
sternere se somno.' Fris.; Mal. .Einen (sich) schl.
legen.' S. Bd V 415u. .Darnach leitt er [Karl der
Grosse] sich schl. nackett an syn bett zwo oder dry
stund.' MoRGANT 1530. ,Sich (widerunib) schl. legen,
sich an die ruow machen, reddere se quieti.' Fris.;
.Mal. S. noch Un-Buew (Bd VI 1896). Eine" z'schl.
leg(g)e" 1) eig. S. [Das arme Kind bat] nes lärs
Fade"spüeli i"'s Fade"chörbli z'schl. g'leit ... Schlaf
jetz schön, Chind! het 's g'mueteret. JReinh. (Bund
1916). — '2) uneig.,Jiud(haib)tot schlagen WMü..Nat.,
Rar. Er het-ne" z'schl. g'leit. .Ein unerschrockener
Jäger soll gesagt haben: Wenn ich gesegnetes Pulver
in meine Büchse lade, so will ich probieren, ob ich
diesen [gespensterhaften] Fuchs nicht auf der Beize
z'sc-hl. legen kann. W Sagen (WGeimen b. Naters).
Wol (meist nur noch formelhaft), guet, schlecht schl.
We"" [der kranke] Drätti ... nid wol het chötine" schl.,
so ... LoüSLi 1910. .Lieblich und wol schl.. frui somno;
der wol trinkt und wol schlaaft, ein grosser trinker
Sclilaf(f), schlef(0, sclilif(f), schlof(f), scliluf(0
100
nnd grosser schlaffer, vini soninique benignus.' Fris.
J" Gotts Name' t"'s Bett g'gange", guet g'schlöfe',
Amen! sclierzli. (jBuclis (Senn-Kulirei ). Bes. als Frage
beim Morgengruss. Tag, Unkle"! Hast guet g'schlöfe"?
ANeber IfiOti. Hätid-er wol g'schlöfe" oder tvie ischfsj
g'gange"? Ja frili''', frili'''! Und ir au'''? A, ich hän
eidli''' g'schlöfe" tcie-n-en Otter. Stutz, Gera. Sälig
(s. Bd VII ö98o.); schön (s. ebd. 17 M. 1035«.; Bd Vlll
844 u. 847 M.) schl. Grussforraeln. Schläff'(edJ (de"'
Aa; B) wol! (tw. mit Betonung des Vbs) Aa; Ap; Bs;
B; F; Gl; Gr (in Seh. schon am frühen Abend); LG.
(schlöf(idl); G; Th (auch schlöfoll); 7., meist als Zusatz
zu Guet Nacht! in Z auch zu Gott b'hüet-i! Guet
Nacht, schlüfßd woul! Schlussatz des .Abendrufes dos
Nachtwächters ApM. Schloff wol und lä-der nüt Böses
(öppis Guets) träume"! (verbreitet). Schlöfl'et uol.
tcenn-der derzue ehömmet! BsL. und sonst. Ond iez
guet Nacht, Hannes, schlöf woul, blib g'simd, 's ist-
der wöler, scherzh. Abschiedsgruss. Scuweizerm. 1891
(Ap). S. noch Ge-rigel I (Bd VI 752). Schläffed au'''
wol! Grusserwiderung GrL. (B'hüe)t-i Gott, aW'' e"
guet Nacht, schlöfßd ait'* wol! Ap. S. noch Gott (Bd II
51 lu.). Scherzh. entstellt. Schiäff Wol'e', so cha""-
me^-di''' morn schere" (Var.: am Marge' tcämvier-si
cho'hole')'. ZMönch. Schiäff Wul'e' und träum Chüder!
AATäg. (Guet Nacht) schloff Wul'e", Hör he.it! Aa
Bosw.; U. SchläfffedJ guet! AAAar.; GkL.; Sch; WRar.
Einest de" guot schläflu"! mitunter schon Mittags zu
Jmd gesagt, den man voraussichtlich an diesem Tag
nicht mehr sieht WStNikl. Schläfffed) g'sund! 1'>E.
(s. auch Bd VII 11.32 o.); LG. (auch wol und g's);
SchwE; Obw; U; ZKicbt. (auch g's. und wol) und
weiterhin. Schiäffet rund, su mögü-er am Morgen
üftröle"! sagt scherzh. der Vater zu den Kindern.
Bärnd. 1911. Fest (in Gl auch e" Festi) schl. ,I)er
Weltmensch schlatfet nicht so fast, sonder er faulet
und schnarchet' JJÜlr. 1727. S. auch Bd VI 1448M.
(Just.). Hert schl. (verbreitet). J«* ha" z' hert [,zu
fest und zu lange'] g'schläffe": i«* ha" 's Chopftce Z
NWen. Schlöf de"" nid so hert! Kilter zum Mädchen.
SGfeller 1911. .Zuletzt entfernte sich derselbe
[von dem Fenster seiner Liebsten] halb zornig, halb
im Glauben, Elsi habe zu hart geschlafen und ihn
nicht gehört.' Gotth. ,Aber Jona stiege hinunder zu
den Seiten des Schiffs, lag und schlieffe hart. Da
gieng der Schiffherr zu ihm und sprach: Warum
schlafest du so hart?' 1667/1868, Jon.; 1525/89 ohne
Adv.; gr. §pEfx= ••• ß^TA^'-'S- .Hart schl., gravi somno
premi [usw.].' Hosp. S. noch Bd II 1642M. Chech
(s. Bdlll 1'20). lisli''' (BG.), munter (s. BdIV344u.),
, redlich' (s. Bd VI 581 u.) schl. ,Das meerkalb ...
schlaft sterker dan kein ander tier mit schnarchlen
und mugen.' Fischb. 1563. Teuff schl. Gl. .Tieff oder
stark schl., altum dormire.' Fris.; Mai.. ,[Dass er]
diesem Botten, wehrend selber tieff geschlaffen, in die
Hosen gegriffen ... habe.' 1721. Z. S. auch (stock-)dick.
Ruewig schl ; s. Bd VI 1905 M. .Rüewigklich scbl. und
on alle sorg, dormire in utramvis aurem; sicher und
ruowig schl., ein rüewige nacht haben, noctes carpere
secnras.' Fris.; Mal. S. noch ruewsam (Bd VI 1912).
.Rüehig schl., ohne Sorg, placide somno defungi [usw.].'
Hosp. Er ist so müed g'si", da"-n-er ständU'ge"
g'schlöfe" hat (liett chönne" schl.) Th. Ich bi" füle',
ich chennt uf-eme" Stei" schl. U. S. noch Egen (Bd 1
142; in ZNWen. auch uf der oder uf-ere" E., Hächle"
obe"); Schampanier (Bd VIII 782). RAA. Uf de"
Chnü(n)e" schl., da die Arbeit keine Zeit lässt, das
Bett aufzusuchen Gl; Z; vgl. den Beleg aus ThPlatt.
1572 unter ent-schl. a. Im Summer müend d'Püre"
bekanntli''' [!] uf de" Chnüe" schl., und wänn's täge"let,
so heisst's use" us de" Federe" oder ms ■'cm Laub.
CStreiff 1904. D' Schlattinger [die Bewohner von
TnSchlattingen, die in dem Rufe stehn, dass sie sich
kaum Zeit zum Schlafen gönnen] schlöffe"d no'' uf
de" Chnüne" ZSth. Da' ist e" Suppe" [so dick], es
chönnt e" Chatz druf obe" schl. AaBosw. De(r) Beck
het (halt) drin g'schlöfe", von einem Brotlaib mit
grossen Löchern Bs (Linder); ZSth.; vgl. die syn.
Wendungen unter Becken- Chnecht (Bd III 727); Beck
(Bd IV IIO80.); Brot (Bd V 9-24 M.). ,0b sy daz [eine
nächtliche Rauferei] denn ungern hettent, so söltent
sy für sich gan, wollend sy in ganzer hut schl.' 1483,
Z RB.; s. auch Bd II 1774. Oft in verblasster Bed.
übernachten, allg., doch zT. weniger volkst. als
lig(g)e' (Bd III l'205/6) ua.; mit ,sein' BsStdt (GBinz
1888; nach neuerer Angabe mit , haben'); B, so E.
(SGfeller 1911), G. (jünger mit .haben), Stdtf; FJ.;
Gl; S; U, öfter mit .haben' Th; Z; vgl. Schiäff- Gadem ,
-Hüs (Bd II 120. 1729). Morn schlöffe" d-mer z'Züri'';
zB. auf einer Reise. I''' bi" im (uf ^em) Heu" (Bs;
BG.; ZSth.). i" mi"'m Bett (BG.). z' Friberg (FJ.)
g'schläffe" (g'schläffe"). Wo bist-du g'schläffe"? BG.
Da inn ischer albe" g'schläffe", pflegte er zu über-
nachten BStdt. Im [Wirtshaus zum] Engel han-i'''
g'gesse", im Adler bin-i''' g'schläffe" U. Aber Banz
(der Knecht] ist im vorderiste" Gade" g'schlöffen u"''
Rösi [die Magd] im hinderiste". SGfeller 1911. I"'s
Stübli, wo der Isidor g'schlöfen isch [geschl. hatte].
JReinh. 1905. S. noch fremd (Bd I l'298u.). Bi Ei"m,
in bes. Sinne bi Einere" seid. .Ein Knabe will ein
Mädchen beschämen, er sagt: Hut Nacht hei'-mer mit-
enander g'schlöfe"; auf den Widerspruch des Mädchens
erklärt er: Und es isch doch esö: mer hei" baide d' Nacht
dur'''e" g'schlöfe", nit am Tag — du in di"'m und ich
in ml"'m Bett.- AfV. (BsL.). Im Vergleich. Mit
offne" Auge" schl. (wie d' Hase", in ZSth. wie en Hase"),
zB. von einem Trinker, der im Wirtshaus einschläft,
ohne die Augen zu schliessen ThMü.; ZNWen., Sth.;
vgl. Hasen- Schiäff . Schl. tcie-n-en Otter; s. Sp. 99 0.
Schl. wie(-n-)e" Mungg Gl, Murmel BE., Murwenda
BGr.. icie-nn-i Mungge", Murmete' U, wie-n-e(s)
Mwrmellierli Bs; ZStdt. Sth. Der alt Zimp het d'Welt
vergesse" g'ha" u"'' g'schlöfe" icie-n-c" Murmel. SGfeller
1911. .Die ganze Nacht schlief es wie ein Murmel-
tier; man hätte Zaunstecken auf ihm spitzen können,
es wäre nicht erwacht' Gotth. .Hinc factum est
apud Alpines populos proverbium in homiuera sonini-
culosum: Er niuoss syn zyt geschlaft'en haben wie
ein murmeltier.' KdGesn. 1551. Schl. iüie(-n-)e(n) Bär;
s. BdIV 1449 M. (auch BG.; LHa.) und vgl. baren 2
(ebd. 1452). [Ich] ha" d'Bei" ufe"'zoye" und g'schlöff'e'
wi'-n-e" Bär. JRoos 1908. [Wir Kinder] händ denn
aic'' enanderigsnö''' g'schlöfe" wie d' Bare*. Messi-
KOMMER 1910. Er hat g'schlöff'e" ic'e-n-en Löchlibär
ScnHa. (Neukomm). S. noch Obs-Bär (B.l IV 1452).
Schl. tcie-n-en Betz, Mutz ZSth. Schl. wie(-n-)e(n)
Ratz (e" Ratzmüs); s. Bd VI 1915o. Schl. ide-nn-e"
Dachs U. De'' schläft wie-n-en Tachs, er hät's Mül
bim Rugge" hinde', mit Bez. auf die zsgekauerte Lage
ZNWen., Sth. Schl. wie-n-es Bloch BStdt (vgl. Bd V
101
Sclilaf(fj, schlef(f), sclilif(f), schlof(f), schluf(f)
102
UM.), mieC-n-Je' Rone" (s. Bd VI 1013M.; auch BG.;
U.), wie-n-es Tütschi BStdt, wie-nn-e" Dots. es Stitclc
Holz U, tvie(-n-je(n) Stock Aa (H.); EG.; Gl; Sru; Th;
Z. [Ich] rüeß" dö dem Heiri; aber, min Gott, de''
hat g'schläfe" tcie-n-en Stock. KBiederm. 1888. Schi.
wieC-n-Jen Sack (s. Bd VII 604M.; auch GlK.; GT).
wie-en Stei" GlK.; GT. Schi, wief-n-jefnj Fürst ZStdt,
en Götti ThMü., en Pnlss (s. Bd V 81t;), e(sj Chind
GlK.; GT. Schi, ivie säliq, von einem Kinde ZSth.;
vgl. Bd VII 698 0. Sonstige Charakteri.sierung des
Schlafes. Schi., das'-mer Ein'n chönnt (samt ''em Bett)
furtträge" Th; Z. Er cha"" guet schl.: 's Hüs chönnt
über im s'säme"g'heie", er würd nid vertwache" Sc« lt.
Lang schl. uä. .Lang und rüewig schl.' Fkis.; Mal.
.Schlaffend am morgend so lang ier meinnend, das
niemand kom klopfen.' ThPlatter 1572. ,Das Herr
Diakon dasitze und beharrlich schlaaffe.' 16G2, Z.
S. noch Bd III 12060.; VIII 2.35o. Wenig schl. ,Wie
wenig do [während der Belagerung von Laupen] von
dem rate zo Bern geslaften wart, die do den gewalt
fnerten!' Just. .Nachts wirt er ouch wenig geschlaaffen
haben.' LLav. 1583. Selbi Nacht vor der erste' Bicht
han-i"'' nit vil g'schlOfe". JReinh. 1917. .Heinrich
schlieft' die nacht nit vill [aus Angst vor dem Über-
gang von Urseren nach dem Wallis].' ThPlatter 1572
(Boos). Di ganz Nacht nüd schl. (chönne"J; s. auch
Bd IV 871 0. (zweimal). ,Er hette in der rechnung
geirt und hete die ganz nacht nüt darvor sclil. können.'
1576, Z. ('E")ke'"s Äug {Äugli BS.) voll chönne" schl.
BE., S. (Bärnd. 1914). Scho" am Zwöi ist-er erwachet
u'"' het ke''s Äug voll me chönne" schl. SG^eller 1911.
,üann wird's mir so Angst, dass ich kein Aug voll
schl. kann.' Gotth. No''' ke'"s lüsgrösses Gimmeli luin-
i"* g'schläfe", infolge des Lärms. SGpeller 1911. Kei"
Blinze" chönne" schl.; s. Bd V 124. Kei" Hunger schl.;
s. Bd 11 1448. I(n) Tag i(n)e" schl. Gl; Th; Z. Er
schlief bis am chriimbi Drizehni, we""-vier-e" nid
weckti AaF. S. noch an-einander (Bd I 307). Schl., bis
Ei"'m d'Sunnen i" d's Bett (Nest, Fidle'''), under
d'Dechi schint U. ,Schl., biss es heiter tag wirdt, in
lucem dormire.' Mal. Chind, schloff jetz, bis der Guli
chrät! LiENERT 1913. Schl., bis d'Siw chräe't und
d'Hiender brinzle"t U (s. noch Bd VII 1499 u.). bis all
Hind vo" Schisse" cheme't. ebd.; vgl. Bd VIII 1332M.
Über Öppis schl., es beschlafe« B; S; Th; Z und
weiterhin. Mer wand no'''mol schl. drüber. Du sö'tisch
z'ersch' ...öppen einisch oder zivuri drüber schl. SGpeller
1911. Muesch z'erst schl. drüber, eb [du] öppis Schleclits
glaubsch ro" de" Lüte"! Mutter zum Solin. JReinh. 1917.
,Do der vogt ... die klag hört, sprach er: Du klagst
ein schwäre sach, lieber schlaff ein tag oder dryg
daruf.' BossH. Chr. Volkskundliches. Sprww.
's schlöfe"d nid All, ico d'Auge" zue händ. oO. Wer
{im Tag BsL.) länger (od. me) schläft a(l)s sibe" Stund,
verschläft st" Lebtig {im Lebe" ZZuIl., dur»* 's Jör
dur''' BsL.) mänge" Fund {mängi Stund BsL.) AaF.;
BsL. (AfV.); ZZoll.; s. noch Hund (Bd II 1423M.;
ähnlich Sprww. 1824, 148). ,[E]r schlaft für essen,
und für |!] trinken, vulpi esurienti somnus obrepit.'
Sprw. XVI. .[Ich?] hab noch dry tag z'läben, [d]ie
schlaff' ich halber, trium dierum commeatus.' ebd.
.Liebe kint, wens schlaff[en], so byssens nieman, mortui
non mordent.' ebd. .Wer wol schl. will, muss sich
wol betten.' JJUlr. 1718; s. Bd IV 1822 (auch GlK.).
Schlafliedchen. Nunnu chleinne'' Gitz! Herzigs
Chindli, schlaf en Bitz ... Lötschen 1917. Nunni,
butti, Wiegen, nf ''em Dach es Ziegeli, Vögeli hat es
Neslli g'macht: Meiteli, schlaf di ganzi, ganzi Nacht!
üSiter 1915. Heie"-butte" söli so, schliefist-du, so
wdr-i''' frö, schliefist-du, so weft-der singe", lotft-der
Birli und Öpfeli bringe", ebd.; s. auch Bd VII 17 u.
Sossöleli. schlaf woleli, tue d'Aigeli sehen züe! Bire-
bredeli, Lebchiecheli, Scharmanteli derzüe oder Es giget
en Esel, es tanzet e" Chäe U, so Gösch. Söli, söli,
ivill-i''' der singe", Öpfel und Birli will-der bringe",
Öpfeli, Birli, Nespeli taig, das' mi"s Maideli z'esse"
liaig. Öpfeli, Birli, Chraspele"taig : schlaf. ini"s Maidli,
wieme"-de''' lait. Roi'hh. 1857; Weitres ebd. 301/2.
Schlaf, Chindli, schl., din Vatter ist en Graf, di" Mueter
ist en Eilehna""s-Chind, drum schläft mi"s Chindli
g'schicind. Schl., Ch., schl..' ZWald; ähnlich bei
E,Stoll 1907,11. .Schlaf, Kindlein, schl.! der Vater
ist im Krieg, die Mutter ist im Bone''land. bis si
nümrae'' hocke" chann' Z.Stdt. Schläfe", schlafe"! seit
de'' Hirt zu de" Schafe", seit dC Hirt zum Lämmeli:
schläf,lmi" goldi's Engeli! ZEbmat.; s. auch Ninä IT,
iiöno (l!d IV 760. 763); Schaff (Bd VIII 288/9; auch
U; WLö.); Schür II {ehA.12lbo.). .1'^'' ha- mi°s Chindli
schl. g'Ieit, schnewiss Teckeli drtiber g'Ieit, sehn. T.,
wulleni Schnuer. Im Name" des Her'e", tue d'Äugeli
zue: tue s' zue, tue s' zue. tue s' nimmermehr auf,
bis das" ich komme und wecke dich auf Z. Weitres
bei SHämmerli-Marti 1913, 31; ELocher-Werling (W.)
102/3; L Tagbl. 1900 (1. Dez.). Schlafmittel. ,Das ein
mensch slotfen werde. So nimm dille und zerstosse
die recht dein und wol ...' Kunstb. 1474. ,Itera
latich mach zuo bullfer, das sol man essen, trinken
oder lattwergen machen, und gessen, macht ruow
und schlaft'en.' Zg Arzneib. 1588. S. noch Schläf-Rös
(Bd VI 1402); Ji<i^-Sämf«(BdVII935)undvgl.Sc/i/ä/'-
Epfel, -Chrüt, -Ber (Bd I 383; III 910; IV 147'2).
Wetterregeln. Schläft die Katze am Tage, so folgt
Regen G SaL. S. noch Bd IV 449 M. Aberglaube.
.Die Träume, die man an einem Ort hat, wo mau
zum ersten Male schläft, sollen wahr werden.' Anf.
XIX., B (AfV.); so noch heute Bs (SV.); BSL; ZSth.
und wohl weiterhin. ,Zur Vollmondszeit schläft man
unruhiger und träumt mehr.' DGemp. 1904. In der
Silvesternacht soll man nicht auf der Seite schl., sonst
hat man im neuen Jahr Unglück BBiel (SV.). Man
soll nie eine leere Wiege schaukeln, sonst bekommt
das Kind keine Ruhe, wenn es darin schl. soll GSa.
(.\fV.). ,Wenn ein Tier stark Heimweh hat, so soll
der neue Eigentümer Heu nehmen, eine Nacht darauf
schlafen und am Morgen das Heu dem Tiere zu fressen
geben, so verschwindet das Heimweh' BSi.; zur Be-
gründung vgl. HZahler 1898, 92. .Dass Einer nicht
schlaft, der trage ein Fledermaus heimlich bei sich.'
Anf. XIX., BSL (AfV.). S. noch Chind (Bd 111 339/4U);
recht (Bd VI 210o.); Messer (Bd IV 460M.). ,In dissem
monat [Dezember] sol man nit zwibel noch knobloch
essen, noch in kein wasserbad gan, noch tages nit
schl.' Kunstb. 1474. ,Dass Einer sclil. muss, so lang
du wilt. Leg einer Hülen Houpt under sin Honpt,
so schlaffet er, bis du es dännen nimst.' äB Arzneib.
.Wenn du Etwas verlohren hast und du gärn wüssen
wilt. war es dir genommen hat. Nimm Is.senkrut, leg
es nnter dein Haupt, da du schlafest, so komt es dir
für, war dirs genoraen hat.' ebd.; Weitres AfV^. VII
50. — b) bildl. vom Todessclilaf, in gehobener od.
103
Schlaf(<), schlef(f), schlif(f), schlof(f), schluf(f)
104
verhüllender Rede. allg. , Dollar man den etzwen die
lüt findet sitzen uff den bergen, als wen sy sclilieffen
und sind dott [erfroren].' ThPlatter 1572 (Boos). Im
Chor vorne" schlöß-er [der aufgebahrte Tote] ganz
elei' ... Dö isch-er g'lege", a'.i tcie-n-er tdti schl. ...
d' Hand mit •'em Ghrüz ... uf der Brust, wie tcenn-er
tdti bette' vor ■'em Schlaf. JReinh. 1905. ,1"" we't, i'^
\äg und schlief zweuhundert Chlafter tief im Schos' der
kftVilen Erde, wil du mir iiöl magst g'werde" und [ich]
Nichts zu hoffen hab als nur das kiilile Grab' ZStall.
Am Sonntag nach der Beeriligung findet in der Kirche
die Verkündigung statt, wobei alle Verwandten noch-
mals erscheinen. Vereisst es der Pfarrer, so muss er
es nachholen, .sonst kann der Tote nicht recht schlafen.'
EHOFFMANN 1913 (Z). ,Wir wellend euch aber ... nichts
verhalten von denen, die schlaffend, auft" daz ir nit
traurig seigend wie die andren, die kein hoffnung
habend.' 1530/89, I. Thessal.; ,die (so) entschlaf(f|en
sind.' 1Ö67/1707; gr. nepl tSv Koi[iu)|i£vwv; danach: ,für
die da schlaaffend (das ist, die da gestorben sind).'
ZwiNGLi. — c) uneig., von Teilen des Körpers. Von
den Augen. ,Lass deine äugen nit schl., noch deine
augenlyd sohl.' 1530, Prov. ; .gönn deinen äugen keinen
schla(af)f, lass deine auglider nit entnucken.' 15S9/
1707, ebd.: gr. jxtj 5(f>s utivov aoT; ö[xp,aai, \irfih immaioL^rj-
ootg ßXscpdpots. ,.-\ugen, die nit schlaaffend, wächerige
äugen, luraina expertia somno.' Fris. .Meine nerven
schla(af)fen nimmer.' 1589|1707, Hiob; ,die mich jagend,
legend sich nit schl.' 1530; StaXeXu-cai. LXX. Bes. vom
sog. Einschlafen der Glieder (vgl. MHöfler 1899, 572a):
,Als wenn einem ein glid schlaaft und wenig empfindt,
torpere.' Fris.; Mal.; vgl. auch Schiäffen c. — d) sich
wie ein Schlafender, teilnahmlos, untätig verhalten;
zT. in den selben Wendungen wie unter a. Den Über-
gang veranschaulichen Fälle wie: Schläfst? Frage
an Einen, der wie geistesabwesend, untätig dasitzt.
mit der Arbeit nicht vom Flecke kommt; vgl. auch
Bd II 1162M. (Holzwart 1571). ,Du darfst nit ze schl.
oder liederlich und hinlässig zesein, dormitandum tibi
non est.' Fris.; Mal.; s. auch unter c. Im Krieg,
politischen Leben; vgl.: ,Dann, wie man zu sagen
pflegt, der Feind schlafe nicht, hat man die ganze
Nacht durch gute Wacht gehalten.' 1656, AAVillm.
JzB.; ,darumb ergreiffe du die Waaffen, es ist ietz nit
Zeit zu schl.!' 1C73, Lied. ,Die von Raperswyl
schliefent nit alle weg, wan das sy euch iren sachen
nachgedachtent. Und uf ein abent . . . do schlichent
sy von ir statt hinus ... und nainent da ein rob.' Fründ
1446. ,In etw. schl.' ,Der vorgenant hoptman von
Swytz [Ital Reding] der schlief nitt in disen sachen
[in dem Toggenburger Erbschaftsstreit mit Zürich],
vran im die wacht und sorg enipfolhen was.' Fründ
1446. ,So vil und wyt aber unser vermögen langt,
wollend wir gwüss in disen hochwichtigen und woll
zuo erwägnen sachen [Gesuch des Prinzen von Conde
um freies Geleit nach Baden; vgl. Absch. IV 2, 399 e]
nit schl., sonder ...' 1568, QSG. (Brief). ,In den
Sünden schl.' uä.; vgl. Sünden- Schiäff. ,Ihr weiten in
eweren Sünden so sanft schl., ohne Kumber in den
selben verharren.' JMüller 1665. ,Wir mögen schl.,
sicher und sorgloss sein in unseren Sunden.' ebd. ,Wie
komt es dann, dass Gott der Herr hei uns so gar wenig
aussrichtet? Sondern wir in unserer Sorglose und
Sicherheit ligen, schlaffen und schnarklen, als wann
CS niemalen besser umb uns gestanden wäre?' ebd.
S. noch Här-Rupfen (Bd VI 1214). ,Schl. gön gegen'.
Nichts unternehmen, sich passiv verhalten gegenüber
Etw.: ,[N.] vermaint, unser predicanten soltend gegen
siner [eines Wiedertäufers] leer schl. gon ...; er und
sin mitgesellen ... werind unschuldig lüt.' Vad. Sich
schl. legge", aus einer Vereinigung (vorübergehend)
austreten, .passiv' werden. Er het-sich schl. g'leit, von
einem Mitglied der St.\nton-Innung, das ausgetreten
ist, seine Tracht (Xnte'ü) hat eingehn lassen und das
nun als .schlafendes' (passives) Mitglied betrachtet
wird. Es kann nach einer bestimmten Zeit wieder als
aktives und nutzungsberechtigtes Mitglied auf-
irenommen werden, muss aber dann einen bestimmten
Betrag an Geld oder Wein entrichten, der allerdings
nicht so gross (150 Kr.) ist wie beim erstmaligen Ein-
kauf WStGerman (vRoten). Wenn ein Schützenbruder
[aus der Schützenzunft von Ausserberg] fortzieht, so
sagt man: ,er legt sich schlafen.' Vor vier Jahren
kann er nicht mehr .erweckt' werden. FGStebler 1915.
Von Abstr. ,Sie [die .Gottlosen'] sündigen heut, es
geht ihnen hin, sie sündigen morn, übermorn wieder,
es geht ihnen auch hin, als wann die Gerechtigkeit
Gottes gen schl. gegangen; da es aber nichts minder
ist.' FWyss 1672. Einen Streit ,schl. leggen, schl. län';
Syn. ruewen län (Bd VI 1899 M.). .... wellint ire spann
ietz schl. leggen und frölich syn.' 1596, GSax. S. noch
roden (Bd VI 617M.). — e) = in-luegen 2 (Bdlll 1227)
Z. — Schlaffe" n.: a) entspr. sc/j?ö/feM a. , In der nacht
[da das Kloster Töss geplündert wurde] band die von
Winterthur all stund ir kuntschaft und bottschaft by
iren herren von Zürich gehaii ... da was wenig schl.'
BossH. Chr. ,Sich Schl-s annemen'; s. Bd IV 741 o.
, Wegen Schwachheit des Schl-s sich nicht enthalten
können.' SHott. 1702. Mit Präp. De' cha"" bigott
d'Lüt eom Schl. zaubere", hypnotisieren ZSth. S. noch
m-en(BdI409o.); C7(nte3(BdIII 802); Sc/iüdcr (Bd VIII
282 M.). , Einen ön schl. leggen-; vgl. un-ge-schläffen,
ihm den Schlaf rauben. ,So sy zytlichs noch vil me
bschwert und garon schl. leit.' Eckst. 1525 (Klag). ,[Es]
wirt gemeldet, der küuig [Ahasver] hab in der nacht ...
nicht können schl. Was in on schl. glegt, wirt nit
anzeigt; es sind vil ding, die uns den schlaatt'brächend.'
LI.Av. 1583. — b) entspr. b. Ja,ja,jetz sin de e" mi"'m
Äbe"''setz z'meist G'namsete" alle am Schl , nume"
no''' d' Steif mueter Käthe lebt als grüse"lech, schröche"-
lech chräche"lehe u"'' tschetterbäre Grise". ChrReiohenb.
1916. — c) entspr. c. ,Das schl. und die ungleitigkeit
der glideren, faulkeit, tragkeit, torpor.' Fris. — Nacht-.
.Niemand wird in dem heissen Sommer wegen zu vielen
Nachtschlaffen klagen können.' SHott. 1702; oder PI.
za X.- Schlaff? — schiäffend: a.) entsyir. schläß'ena.
,Alsus gewan N. den kämpf sl-e.' Jdst. ,Ettlich
[wurden 1531 am Zugerberg] schl. erwürgt.' Bosse.
Chr. ,Schl. ligen (bliben).' ,[AIs Nikiaus von der
Flüh] unlang schl. lag, uinbgab in schnell ein heller
schin von himmel herab.' Salat. .[Ich] blieb also
schl. ligen, biss raorndes die sun über all berg schein.'
ThPlatter 1572. S. auch ent-schl. Einen ,schl. (er-)
finden.' ,Und er [Jesus] komt und findet sie [die
Jünger] schl.' 1667/1707, Marc, ebenso 1683/1707. Luc.
und 1530. 1707, Matth.; dagegen ,schla(a)ffen'. 1530/
89, Marc; 1530/1667, Luc und 1589/1683, Matth.
,Dass sy [bei Kriegsgefahr] nit ... ungrüst und schl-t
erfunden werdint.' 1682, (3l. .Einen schl. machen';
s. Mag-Sämen (Bd VII 935). Sprw.: , Seinen Freunden
105
Sclilaf(f), schlefff). schlif(f), schlof(0, schluf(0
106
gibt er [Gott] 's scIiI.'Sprww. 1824. Attr. oil. subst. E'
schlöfe'W Ohilehg' meinrät; s. ze-ice(/-schiessen (Bd VIII
1424). ,[L)er Pfarrer Schwander in Wynigen babe.
als Einige in der Predigt geschlafen, von der Kanzel
herab gerufen:] Hörend uf schlafen, daz üch Got
schänd ! Item : Gäbend dem Schläfenden [!] eine Däschen,
daz er über den Stull ushin fallt! Item: Ich glaub,
daz tich der Tüfel entschläft heige.' U132, B Blätter
1910 habe er [der Pfarrer] dem Sigristen an-
bevolchen, das er den [in der Kirche] Schlaaffenden an
seinem Ort sitzen lassen ... solle.' löG2, Z. S. noch
Bd III 13.570. Stehende Wendungen. ,Bi sl-er diet':
,Dis vorbeneraten alle [Graf Johann von Habsburg
ua.] wolten also nachtes bi sl-er diet unwidersait er-
mordet han Euodolf Brun, burgermaister.' Z Chr. XV.
,Ein(en) od. Den schl-en hund (er-, flf-)wecken'; s. schon
Bd II 1423o. ,Ein schl-en hund sol man nit wecken,
canis dormiens non est excitandus, malum bene con-
ditura ne moveas: sie etiam leonem dormientem ex-
citare adagiuni prohibet.' Gesn. 1551. , (Einen) schl-en
hund (er)wecken. irritare crabrones, canem dormientem
excitare.' Fris.; Mal. ,Den schl-en hund sol m[an] nit
wecken, temulentus dormiens non est excitandus.' Sprw.
XVI. ,Sy [die Urner, welche die Graubündner angriffen,
um eine alte Schmach zu rächen] band den schl-en
Hundt geweckt und ir alte Schand und Laster ent-
deckt.' 1G21, ZiNSLi 1911. In Krankheitsnanien. ,I)er
sohl. Wurm', = Um-Lauf2f (Bd III 1115, wo weitre
Synn.); vgl. MHöfler 1899, 832. ,Der Johanna Mathey
ward für ihre an den mit dem schl-en Wurm behaftet
gewesenen Abraham Freyraund angewendte Cur laut
Befelchs m. H. der Venneren bezahlt 26 Pfd 13 P 4 8.'
1666, B Blätter 1910. .Für den schl-en Wurm ein
bewärt Stuck. Der schl. Wurm hat ein solche Gestalt:
er gewünt an dem Ort, da er ist, Beulen und Knütteren.
die brechen dann auff und eiteren und frisst das Fleisch
tieft" abwäg drumher und gewünt tiefe Löcher, die
da für und für eiteren, und wann nians an einem Ort
zuheilet, so brichts an einem andern wider auff, wie
dann mancher Mensch von den Schärern übel verderbt
worden ist. Den aber von Grund auff zu heilen, dem
tu also [folgt ein Rezept für ein Pflaster]. So du das
also 4 Tag gebraucht hast, so ist der Wurm ohne
Zweifel tod.' Arzneib. XVII./XVIII. ,Für den schl-en
Wurm nin [!] Süv-Gaallen, Honig, vinedisches Glas
und ein wenig Kalch [usw.] und rühre es wohl durch
einander; mach dan ein Pflaster darus und bind es
über den Schaden.' Arzneib. 1822. ,Für den schl-en
Wurm oder Ungenanten.' ebd. S. noch nemmen
(Bd IV 748 M.). Gleichbed. ,der schl. ungenannt'; s. das
Vor. ,N. der scherer hatt von wegen der personen,
die er inn statt und landt am schl-en ungenannten
und sontst gearznet und geneert, eins schyns under
der statt sigelbegert.' 1592, Z RM. ,Ires töchterli,soden
schl-en ungenannten hatt.' 1594, Z. ,Ich geschweige,
das Viel sagen, es sei der schl-e Ungenahmt, welchen
ich auch darfür achten tu; denn so maus im Gegen-
theil verstehen wil, so wird Einer dadurch wol wachend
und vergehet ihm der liebliche Schlaft' gar fein.'
WCrz 1612. Mit logischer Verschiebung. ,Bi schl-er
zit; s. un-tvider-seit (Bd VII 417). ,Der schläfeH Cholder
des abgerackerten Gauls. Ein solches Tier schläft
beständig halb oder ganz, auch beim Stehen, und bleibt
unempfindlich gegen Ohrenkitzel, gegen Treten auf
den Fuss, gegen lautes Rufen. Unversehens wird es
im Gespann tot umfallen, wie ein lungenfaules Tier.'
BiRND. 1904; Syn. Schiäff- Cholder ZZoU., in ZSth. das
schläfrige Pferd selbst. ,Die schl. sucht'; s. Bd VII
273M. (Syn. Schlätf- Sucht, ebd. 28'3). — b) ,das schl.
gsücht'; s. Gesucht (Bd VII 288). — c) ,das schl-e
Aug', an Pflanzen, wie nhd. ,Auf[s] schl-e Auge
äugeln.' Bs Naturhist. Kai. ,Das Zweigen in das schl.
Äuglein.' G Edleb. 1679. ,Wenn die Bäume zum
zweitenmal in den Saft treten ... okuliert man Steinobst
und Sommerkernobst auf das schl-e Aug, das früh-
treibende (Kirschen, Aprikosen und Pfirschen) zuerst.'
Gr Sammler 1807 (, Gartenkalender, für Bünden be-
arbeitet'). — (l) entitpr. schiäffen d. ,Do sprachen etlich
[von der während feindlicher Angritt'e in Bern zurück-
gehaltenen Mannschaft]: wir ligent hie als kindbeterin
sl-e; wes mügent unser vigende gedenken?' 1340,
JüST.; vgl. dazu Bd IV 1821 u. (1340, B). Ein ,schl-es'
Mitglied; s. Sp. 104 o. ,l)as schl. urbar', = Schläff-Urbar
(BdI43'2); vgl. auch Schiäff- Büecher, -Rodel (Bd IV
994; VI 613). ,[Es erscheint notwendig] das fürder-
lich und unverzogenlich aller klöster und ains jegk-
lichen klosters insonders gült und güeter von stuck
zuo stuck mit iren anstössen aigenlich ufgeschriben
und in urbar gestelt ... und ain gemain urbar, darinn
aller klöster gült und güeter geschriben standen, so
genempt das schl. urbar ... gelegt werden soll, da-
mit man sölichs allwegen wnsse zuo finden.' 1531,
Absch. (B). , Schl-e unsorg'; s. um-halben (Bd II 1170).
,Die schl-en Gichter'; s. Bd VII 5.39M. (wozu die Forts.:
,üie Gesichtsmuskeln verziehen sich zum Lächeln.
.Man soll die Kinder dann nicht erschrecken, sonst
bekommen sie die richtigen Gichter'); wohl = die stillen
G. (s. Gicht FBd II 113). ,Schl-es Servitut'; s. Serwitüt
(BdVII 1344). Anders: ,Schl-es Gesetz', ausser Kraft
getretenes; s. Bd VII 1602u. — g'-schläffe". Subst.
G'schläffe"s; s. Bd VII 1055o. - n(n)-g'schläffe'', in
Bed. b auch ufnj-schläffe" : a) ohne geschlafen zu haben
B (AvRütte); Bs (Seiler); Th; U; ZSth. Er iseh
mängisch u. üfg'stande" U. En ung' schloff (e)ne'' Mensch
ist nw en halbe" Mensch Th, so Mü. und It AHuggen-
berger 1914; ZSth. ,Die dünst [vom Weiugenuss] ins
houpt mir obsich gond, ungschl. sy kein ruow mir
lond: durch d ruow des schlaaffs gadt hin der wyn.'
JMdrer 1559. — b) ohne zu schlafen, .schlaflos' B
(AvRütte); wohl nur aus der unten folgenden RA.
entnommen. ,U. lig(g)en.' .Sobald sy der krankheit
empfind und ein nacht oder zwo ungeschl. ligge, tüeye
sy sich by güeter zyt von inen sünderen.' 1560, Z
Ehegericht. .Darum magst im anzeigen, er soll diser
Sach halben nit mehr unschlaft'en [!] liggen ... Er
syge raynethalben manche halbe Nacht ungschl.
glegen.' 1604, Z. .Als ich kurzlichen vor Tag lang
ungeschl. lag und sann stets hin und her ...' Ard. 1572/
1614. Mit sächl. Subj.. uneig.: ,Die Sach liegt nicht
ungeschl.' Denzl. 1666 (Register). ,Die Sach ligt bei
mir ungeschl., huius rei cura apud nie excubat.' ebd.
1677; vgl. u. Einfe-J u. (in Ap; ScHHa.. tw. auch in
ThMü. ii'-schl.) leg(g)e"; s. Bd III 1174o. (ebenso in
Aa; B; Th); auch (bes. neg.) in allgemeinerm S.
= Einen innerlich beschäftigen, kümmern Ta. 's [zB.
eine Sorge] hät-mi''' (mängi Nacht) u. g'leit. I'* ha"
da Neuis u"' weiss nit drüber, un'' es leit-mi''' bald u.
GoTTH. .Die Sach ligt bei uns im Bet, legt uns un-
geschl., wir sorgen für Diss, huius rei cura apud nos
excubat.' Denzl. 1666. .Ungeschl. legen, somnum inter-
107
Schlaf(f), sclilef(f), schlif(f), schlüf(f), schluf(f)
108
runipere, prohibere.' ebd. 1716. ,Den Reichen legen
seine Sorgen meistens ung-eschl.' JJÜlr. 1727. Neg.
Da' hät-vii''' z' Nacht }io'''' nie u. y'lät ScuHa.; Th.
Das hät-mi''' iez wege" Dem nid u. g'leit Z. Da' lät-
wi'* ned u., kümmert mich wenig ThMü. ,Es ist eine
grosse guottaat Gottes, wenn einen zenacht nichts
weckt und ungeschl. legt' LLav. 1582. ,Wann die
Züricher. Schatfhauser und Steiner alle Läden auss-
kaufen und zu Farben miechen, müste es sie doch nit
ein Stund ungschl. leggen.' 1660, ScnSt.
Ah ä. sla/tin, mild. s/«/tii (auch ttinjcfitä/eu stn, Ut/tn); vgl.
Gr.WB. IX 275; XI 3, S50 (,ungescblafen'): Martiu-Lienh. II
451 ; Fischer V 866. Das nur einmal belegte scliw. Prät. (bei
JMüller 1665; s. Bd VI 12Uo.) ist gewiss Fehler, viell. ver-
anlasst durch das folgende ,geschnarchlet*. Zum Cond. schlücfvi)
vgl. HGoldener 1908, 56; Beitr. 34. 440. Das Perf. mit , sein'
findet sich ähnlich auch schwäb. (Fischer aaO.). Die Form «"-
üchläffe" (unter un-ge-iihläffen b) ist wohl durch Kontamination
von u'g' sMäffe" le(/(;i)e" und .öu Schlaffen legen' (Sp. 104 JI.) zu
erklären; vgl. auch Fischer V Glo. Über grhl. als Lehnw. im
Westschweiz, s. ETcippolet 19 17, 14S. ,Znm schlafenden
Jakob', Hausn. BsStdtf.
ab-: ausschlafen GRFlims. — In andrer Bed. bei
Sanders II 2, 9S 1 b. Zur Bildg vgl. Bd I SO u.
über über-: refl., sich verschlafen Ndw (Matth.).
,Wann sich Einer überschlaft oder schlaft in der
Kirchen ...' AKlingl. 1702. — Auch (neben tr. Ver-
wendung) bei Sanders II 2, 931 c.
i°-: wie nhd. einschlafen, wohl allg., doch zT.
(so in U) nicht eig. volkst. Synn. s. Sp. 92o.; vgl. auch
Cver-Jent-schl. I''' ha" lang niid chönne" i. Di hüttig
Bredig ist doch y'si" zum I. Sch; Th; Z. ,Lass mich
dise anstehende Nacht sanft einschl.!' Hott. 1666
(Abendgebet). Schlaf nit i"! scherzh. grüssender Zu-
ruf an Einen, der liederlich arbeitet, iron. auch an
einen Eifrigen GrRIi. Söli,söU, Tüsi''gs Chrügel, schJäf-
mer du iez artig i" ! Kind zur Puppe. ELocuER-VVer-
ling. S. auch Bd 1 r258u. Über (in S a") Öpi)is i.
So han-i''' Kalander g'macht und bi" ändlige" dra"
%"§' schlöffe". JReinh. 1917. Aberglaube: Wer in der
Hochzeitsnacht zuerst einscliläft, stirbt vor dem Andern
BE. (AfV.), Si. (DGerap. 1904). Auch entspr. sc7t/f?/?en c,
empfindungslos werden, von Gliedern BG.. Stdt und
It Zyro; Sch; Th; Z und weiterhin. Er [der Fuss.
Arm, Finger] ischmer i"g' schiäffe". S. noch Bd VII
888o. — Vgl. Gr. WB. III 270; Fischer II C39; Martin-
Lienh. II 452.
e(n)t- (in PAL unt-): 1. intr. = dem Vor. a) entspr.
schiäffen a BE., G. t (jünger in-sehl.) und It Zyro;
FJ.; „VO"; Gl; PAl. (Giord.); „Sch"; SchwMuo.; SL.
(JReinh.). Thierst.; U; W; ,Z". J'* bi" grad e"t-
schläffe" ScHvvMuo. Nächti bin-i'''' schidig entschläffen.
LöTSCHEN 1917. [Ich] bi" chüm recht e"tschläffe", ischp.ij
lösg'gange" U. Si hei" no''' g'seh", tcie's Chometschit
[Übername] . . . neb'" ''em läre" Schnapsgütterli e"t-
schlufe" g'si" ist. SG feller 1911. Es ist lengwllig
gsi", t«* bi" fast e"tschläffe" B. .Fürchtet er mich so
wenig, daz er entslaft, daz ist ein zeichen, daz ich
mit im nit kämpf.' Just. ,Da Hesse Gott der Herr
einen tietfen schlaf auf den menschen fallen, dass er
entschlieffe.' 1.530/17Ü7, I. Mos.; gr. ETcipxXav 6 a-Eig
ey.oiaotv ... ö-vwae. .Spülend im schach und im briitt,
darmit man nüt entschlaf!' Haimonsk. 1531. ,Da er
[Nikiaus von der Flüh] nach volbrachtem sinem ernst-
lichen bet, betrachtungen und embsigem unrüewigen
erwegen in sinem gmüet, wo er doch uss wett, ent-
schlief.' Salat. ,[Sie] syent hy einander gelegen und
nachdem sy iren willen miteinander verbracht, by
einander entschlaaffen.' 1550, Z Ehegericht. ,E., ob-
dormire; widerumb e., repetere somnum, redormire;
sich schlaafl'en legen oder e.. dare se somno (ire in
somnum); eim mit trinken redlich zuofeüren oder zuo-
schürgen, dass er entschlaaft, parere somnum alicui
mero.' Fris.; Mal. ,Unzit das ander volk, so im hus
gsin, nidergangen und entschlafen.' B Turmb. 1561.
.Wie er also allein und noch nit entsclilaaffen gsyn,
do [sei ihm ein Gespenst erschienen].' LLav. 1569.
.Ward ich uff dem berg muchtloss und mied, satzt
mich nider, wolt ruowen ... und entschlieff mit uif-
gelegten armen uif mine knüw.' ThPlatter1572; s. noch
ge-segnen (Bd VII 465 o.). ,I)o sy um das Für, so noch
vorhanden, legerten und do entschliefen.' FPlatter
1612. E. ob, mit uä. U"'^ z'letst am Änd bin-ig ...
ob allem Sinnen e"tschläfe". Loosli 1910. Mit dem
Gedanken ist Hämmen e"tschlöfc". SGfeller 1911.
D' Mueter ist mit ''em Trost e"tschlöfe", Liisi [ihre
Tochter] sig doch de"" handcherum a«"* es Guets. ebd.
,Do ... sin muoter aber in grossem schmerzen also
in dem schiff lag und weinete, do entslief si an irera
weinen.' Stretl. Chr. .Er sye nit zu nechst an der
.Agnesa, sonder der knecht zwiischet innen glägen und
gesungen, daran er entschlaffen.' 1541/3, Z Ehegericht.
,In der faulkeit e., vast trag und faul werden, in-
dormire desidise.' Fris.; Mal. ,A1s ich vertreib ein
Stundt in den Gedanken tief, bis ich darin entschlief.'
.\r[). 1572/1614. ,Wen ein mensch nit schlaffen mag
... nim agrimonia; unwüset unders menschen houpt
geleit ... so wird er darvon entschlaffen.' Zg Arzneib.
1588. ,Er ist ob dem Buch entschlaffen, somno captus
super libro obdormivit.' Hosp. ,Hert, stark e.' ,ünd
Karly entschlief selbe so hert, das er bindersich uff
sin bett fiel.' Haimonsk. 1531. ,Die hert entschlaaffen
sind (oder) die tieft' schlaaffend, sepulti somno.' Fris.;
Mal. ,Wo er [der Ichneumon] den Crocodyl besieht
an der sonn faulen, luogt er in sehälb an, biss er
in vermerkt stark entschlaatt'en sein.' Tierb. 1563.
,Bei diser Leichpredig seige Herr Diakon frühzeitig
und so stark entschlaaffen, das er an disem Ort
schlaaffend sitzen bliben ' 1662. Z. ,Er [Sissera]
aber war hart entschlafen.' 1667/17u7, Eicht.; igecxtis.
LXX. — b) entspr. schiäffen b, euphem. für sterben
B; Gl; W und wohl auch sonst im Gebrauchsgebiet
unsres Vbs, doch nur in gehobener Spr. Er ist siess
entschläffe" WMü. Dermit [mit einem Scherz] isch-er
i" d's GImssi hingere" g'legen un'' isch e'tschläfe". Loosli
1910. .Sie betrachteten noch ein Mal das todte Kind,
das ein gar liebliches Mieneli machte; man sah ihm an,
dass es im Frieden und zum Frieden entschlafen.'
GoTTH. .[Mein Vater] ist nochmolen im 1586sten jor
an einer 3';2Jerigen serbenden krankheit seliglich im
Herren entschloffen.' ARvff 1592. ,Wenn Gott der
Herr füeget, dass er jetz als [1. ,ald'] hernach in Gott
entschlafen tüege, welle er geordnet haben ...' 1620,
ZHorg. S. noch Bd VI 1584 u. — c) entspr. schiäffen c,
empfindungslos werden, von Gliedern AaBosw.; BE.
(SGfeller 1911), G. und It Zyro; „L"; PAl. (Giord.);
„Sch"; Ndw (Matthys); UwE.; ,Vw; Zg; Z". Der
Ftiess ist-mer e"tschläfe" ,L; Sch; Zq- (St.**). D'Bei"
si"-ren e'tschlöfe". SGfeller 1911. ,Qui perd sa sen-
sibilite, das Bein entschlafen, comme Ton dit.' 1754.
LZellweger. — 2. tr., einschläfern. Syn. ßn-, ent-J
109
Sclilaf(f), schlef(f), schlif(f), sclilof(f), sc}iluf(f)
HO
schlaffen. ,[Kiii Einbieclier habe] den PreUicanten iui
Bet erwürgt, syn Frauw, die by irae glegeii, und In-
wohner mit einem Kindtsliändli endtscblotfen.' 1652,
AABremg. Turmb. (Af'V.); vgl. i;um Sachlichen Sp. 93/4,
ferner ür. Myth. •» 898 Anm. 1; Wuttke 184. — E°t-
scbläffe" n. D' Schallhäse" ist im schönsten E. g'si":
's lingg Äug het scho" bireits g'schlöfe" ... 's recht Aug
isch z'mitts am E. g'si". SGfeller 1911. — e"t-
schlaffe": eingeschlafen, in Schlaf versunken; auch
uneig. ,Die statt ist gar entschlaaffen, das ist lieder-
lich, hinlässig und sorglos worden, veternus civitatem
occupat.' Fris.; Mai,. ,In sünden e.' ,Ir sölt ... zuo
aller zydte üwern tod betrachten, das üch nit finde
Gott in üwer sünde entschlotfen blinde!' JKolross 153'2.
,Man sol deswegen [wegen einiger .Angefochtnen'] die
in Sünden entschlatfne Welt nicht erst noch wiegen
und ihnen allen Schräcken des Cometen [als Zeichen
Gottes] halben aussneramen, damit sie nicht etwann
erwache.' JJMüller lti65. Mit Bez. auf den Todes-
schlaf: ZFriifel wird im [GjHenauer Taufbuch beim
J. 1634 als ,e.' bezeichnet. JAHofm. 1854. ,E-e Glieder':
,Die freiwillige Bewegung der entschlatfenen undt von
allem Bluot gleichsamb und Empfindligkeit entraubten
Gliederen.' 1709, KNLANG(RBrandst. 1891). — Ahd. im-
slafan. mhd. eutaläfen in Bed. 1 ; vgl. Gr.WB. III 600; Fischer
II 737. Zu 2 vgl. ver-ent-aM. Ib. — E h t-sch läf ung f.;
s. ent-nucken (Bd IV 714).
er-"'"t-: = ent-schl. 1 Bs (neben ver-entschl.); SL.;
Ndw (Matthys); U (seltener als ver-ent-schl). Nes
Buech ... wo si dra" ertschlöfe" g'si" isch. JReinh. 19Ul.
Vom Todessclilaf: Acht Tag nö''' ''em wisse" Sunndig
isch d' Grossmueter g' storbe" ; amene" Schlag (Gott b'hilet-
isdervorlJisch-siertschlöfe'.JÜF.iiiü. 1917. VonGliedern
Bs (Seiler). — Audi bei Martin-Lienh. II 4ö'2.
ver-"^°t-: 1. a) = ent-schl. 1, eig. und uneig. Ar;
Bs (Seiler); Gh; LG.; GRh.; Sch; Th; ü; ZSth. Er ist
vertschläffe". Z»* ha" gester lang nid chön"e" v.: die
G'schicht hnt-mi''' no''' lang 'plöget Th. Chummer und
Sorge" lend-si nimme' v. Bs (Seiler). Er vertschlöft
bi der Arbet zue Tir ; ZSth. Met . . . dem Trost . . . bin-i'''
dö coreue [sofort] ve'tschlöfe". Ap Kai. 1916. [Die Mutter]
isch so neume'' g'schlöffrig hiit ... Si vertschlöft «o'*
halber drob [über dem Kaffeemachen]. Zyböri. Mit Bez.
auf den Todesschlaf: Er ist vertschlöffe" TaMü. Von
Gliedern AaF.; Ap (T.); Bs; Tu. Der Arm, 's Bei"
ist-mer vertschlöffe". — b) = e>it-schl. 3 TuBodensee
(Dan.). E" Chindv. — 2. a) refl. (in GTa. intr.), länger
schlafen, als man im Sinne hatte eder berechtigt war
Gl; GTa.; SchR., Schi.; Tu, so Egn., Hw.; ZStdt, Sth.
und wohl weiterhin. — b) mit Acc. S., durch zu langes
Schlafen versäumen, verpassen ZSth. Er hat der erst
Zug vertschlöffe". — Zu 2 vgl. das (tw. wohl jüngere) Syn.
ver-aM. ]'er(l)a<-hlö()'e", .verschlafen' auch bei K. Brandst.
1883, 76.
üs-, in der ä. Spr. auch .usgeschläfen': ausschlafen,
a) intr. wohl allg. Morn chan"-i'''' ü , morn isch ['s]
Simntig. Ich möcht wider e'"mäl recht ü. Er hat nüd
üsg'schläffe", iez ist-er hässig. Wortspielend: Hast
üsg'schlöfe"? Nei", i''' mücht z' Nacht wider. Sprww.
1869; ähnlich ZNWen. (i'>' wo't morn md er schiäffe")
,Wie bald Gott ussgschlaaft und erwacht, wirt yeder-
man wol seilen.' Rdep 1550. ,.\ussschl. (bei Mal. ,aus-
geschl.'), seinen schlaaff vollbringen (oder enden, er-
wachen), edormire, perdormiscere.' Fris.; Mal. Auch:
,so lange im Bette liegen, bis dieses verunreinigt ist'.
von Kindern AaF.; L (Ineichen); U und nach einer
Angabe oO. (Syn. i"'s Bett briimle"). Bejaht man die
scherzh. Frage eines Kindes: Hesch üssg'schläffe"? so
sagt es dann etwa: Oho, hesch i" d's Bett g'macht!
U. S. noch Bett-Seicher (Bd VII 146). — b) tr. De"
Jlüschü. Tn; Z und weiterhin. ,Den wein oder trunken-
heit aussschl., den wyn oder füllerei mit schlaaffen
ausstöuwen, obdormire crapulam, edormire vinum sive
crapulani.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. I '.I50; M.aitin-
Lieiih. II 4.">2; Fischer I 500.
ver-: 1. abs., zu Ende, ausschlafen. Wenn dir
[ihr] verschlöfe" heit, ausgeschlafen habt. LReiden
Kai. 1899 (Schnitterlied). — 2. refl., = ver-ent-schl. 2a.
a) eig. AaF.; Bs; B, so E., G., Stdt und It Zyro; G, so
F., G.; Sch; SchwMuo.; Th; U; Z und wohl weiterhin.
/'•'' ha"-mi''' hiit verschläffe". Der tüet-si''' g'wiss nw''
einisch am Hochzit v. U. Das'-mer einisch' bisem
Morgen am halhi Drü hei" g'sichlet g'ha" und sech du
am Marge" d's Wibervolch e"chli" verschlafe" het. Loosli
1910. (Inder dem bockbeinige" Gheib [dem Vater] han-
i''' 7 Jär müesse" diene", 6ts-t«* e'"mäl G'lege"heit g'ha"
ha" z'vertrünne" grad amme" Morge", wo-er-si''' bi-der
Grossmueter v. het B Kiltspr. (AfV.). ,Es war beller
Tag, und Anne Bäbi sagte gelassen, es hätte sich
verschlafen und mich daher nicht wecken können.'
GoTTH. — b) uneig. a) Er het-sich verschläffu", hat
eine günstige Gelegenheit verpasst WRar. ; vgl. 3b. —
ß) von einem Recht, durch Nichtausübung verjähren,
erlöschen; vgl. 3c. Der Landvogt befahl die Auf-
nahme [eines B Kaufmann, dessen Voreltern 1686 nach
Deutschland ausgewandert waren] ins Bürgerrecht zu
Aadorf, sofern Aadorf nicht durch verbriefte Rechte
«beweisen könne, dass sich das Burgerrecht bei ihm .ver-
schlafen' hätte. 1757, JNater 1898. — 3. tr. a) schla-
fend über Etw. (unangenehmes) hinwegkommen, es
schlafend verlieren. 'sChopfwev. Th. Arger, Schmerzen
V. B (Zyro). De verschläfst ho''' de" (di"J Verstand!
.-ViF. .Eine Hochzeit, bei welcher man ... nicht eine
Stunde in der Runde alle Wege mit Glücklichen besäet
fand, welche in seligen Träumen ihr Räuschchen ver-
schliefen ... war unerhört.' Gotth. ,Wenn einer nachts
schlaaffen kan, so verschlaaft er vil schmerzens.' LLiv.
158'2. ,Ein kranker vil weetagen verschlaaft.' ebd. —
b) = ver-ent-schl. ab. B, so E. (Gotth.), Stdt; GF., G.;
Sch; Th; Ndw (Matthys); U und wohl weiterhin.
's Mittag'esse" v. Zwelfi v. Ndw (Matthys). /'''' ha"
d'Miiss verschläffe" U. Da han-i''' e" güete" Schick
verschläffe". ebd. Der tuet nW'' einisch der jingst Tag
V. ebd. ,Das war so von den Betten eins, in dem
man bei müden Gliedern den jüngsten Tag bequem
V. könnte.' Gotth. ,Nun schwygent still und merkent
äben, ir söndt uns vlyssiger oren gäben; dann wölltend
ir ein predig hören, die ir schier halb verschloffen
dören, so werden ir das oft'entürigost ding verston,
dessglichen üch nie für ist khon.' HvRüte 1532. .Stand
uff [sagt einer der am Grabe Christi eingeschlafenen
Wächter zum andern]! Ich mein, dich schntt der ritt.
Hörst diss tondren und erdbidmen nit? Du heschs
verschlaffen, ich dirs verbunen, Cristus Jesus ist
uns entrunnen.' L Ostersp. E. XVI. ,I)ass sie die
Stund mit Blasen melden wollend ... So er aber Söl-
liches verschliefte[!] und übersehe, soll ihm an seinem
Lohn fünf Schilling abgezogen werden.' vor 1798,
JLüscBER 1898 (,Der Schlosswächtern Eid'). — C) un-
eig., versäumen übh. Er habe als treuer Schaffner und
111
Sclilaf(f), schlef(f), schlif(f), sclilof(f), schlul(f)
112
Diener dem Orden Nichts .verschlafen' wollen, sondern
unablässig zu Tagen so viel geworben und gehandelt,
dass das Gotteshaus seinen Brüdern wieder zu Händen
gestellt worden sei. 1533, Absih. .Einen liandel v., bin-
lässig lassen hingon, liederlich und faul in einer sach
sein, indoriuire caus».' Fris. ; Mal. ,I)ass Seba und
andere ... solchen anlass sines todes nit v., sonder den
selben zuo abschatfung und Verhinderung der wol ange-
brachten reforniation bruehen wurdind.' GriLTH. 1584.
So bes. mit Bez. auf Rechte udgl., die man nicht aus-
übt und dadurch verjähren, verfallen lässt; vgl. 2bß.
,Sid er es so lang anstan lassen, habe er sin recht
verslaffen.' 1488, AaB. ,Das es dann by der selbigen
urtel pliben soll, dwil und sy domals sölich die oban-
gezeigten ingeleitten brieff verschlatfen und die domals
nit lassen hören.' 1522, Z. S. noch BdVI243M. —
ver-schläffe" (in AaF.; BE.; L -schiäff nig): 1. eig.,
wie nhd. Aa; Bs; B; Gr und weiterhin. ,!5y [,die fyend
des evangeliunis'] kommend zuosamen, ratschlagend,
euch etwan nachts, wie sy nit nun einen, sonder
vil tusend ... ellendigklich hindurch richtind. Dar-
zwüschend sind die evangelischen merteils v., lieder-
lich und sorgloss.' LLav. 1583. .Hund, die nicht
wollen bellen nnd den schafstall schirmen, sonder
V. waren.' ebd. 1587. , Firnemiich hab ich ge-
spürt, dass ich [als 5- bis 6-jähriges Kind] einer
arbeitsamen, unvertrosnen art und natuur bin, ob-
gleich etwass verschloiFen, doch daneben in der arbeit
willig, unriewig und dem miessegang gar nit ... under-
worffen.' ARyff 159'2. — 2. entspr. 3 c (durch Nicht-
ausübung) verjährt, verfallen. Zehenden im Reb-
stahler Hof wird zu Zürich dem Gottshaus als ver-
schlafner abgesprochen. Die Beklagten sagen aus, er
sei ,by Menschengedechtnus' erst anjetzt abgefordert
worden. 1635, AiWett. Arch. ,Das sei eine alte, ver-
schlaffene Sach.' 1710, Z. — KM.firdafan. mhä.verslafen;
vgl. Gr. WB. XII 1, 1083; Martin-Lienh. II 452; Fischer II
1301, sowie die Änm. zu ver-tnt-schl.
nä'^''-, in B nache"-: wie nhd. nachschlafen B; Th;
Z und weiterhin. — Vgl. Gr. WB. VII 112.
be-: 1. eine Frauensperson ,b.', wie nhd. ,Die
selben Annen, sin eliche husfrowen ... eliche ze be-
schl.' 1402, AAZof. (WMerz 1915). ,Syge er zuo ir
glägen, aber iren nüt geton; wol nachwerts sy be-
schlaatfen haben, were er nit ab.' 1541/3, Z Ehegericht.
,(Ein eefrauw) beschl., mit eines anderen eeweib (mit
einem weibsbild) huorei treiben, stuprare; eim bei dem
weib ligen, eim sein frauwen beschl., cubile alicuius
inire, temerare.' Fris.; Mal. ,ltem der bösse Geist
habe si [eine Hexe] 8 Tag hernach, als er si zum
erstenmolil bschlaften, z Schorets Huob auffem Breit-
feld an einem Armen bezeichnet.' 1689, ApA. Malefiz-
buch. ,Das es so weit kommen, das er sie [der Teufel
eine Hexe] alldorten in dem Buechwaldt beschlaffen.'
1695, ADettl. 1905. ,ltem sien noch 3 Paar uff dem
[Hexen-]Tanzblatz gewessen ... haben also fortgetanzet
undt darnach sich Alle undter einanderen beschlaffen.'
ebd. ,Wann der Bräutigam die Braut beschlaft.' Leu
1727. ,B. und verfellen.' ,Sy [sei] in sins vatters hus
von im beschlaaffen und verfellt worden.' 1541/3, Z
Ehegericht. ,Er [habe] sy als ein unverlümbdte tochter
verfeit und beschloffen.' 1567, ebd. ,So hett er sy ...
verfeit, bschlofen und gschwängeret.' 1569, ebd. —
2. sich über Öppis b., = drüber schiäffen (Sp. 101 u.) Sch
St. (Sulger). Mer wend-is drüber b'sehl. ,Diss war die
erste Gemütsbewegung, die Joseph hatte, darüber er
sich beschlaatten.' FWtss 1650. ,Sich beschl. über ein
Sach, übernächtigen Raht halten, in nocte consilium.'
Denzl. 1677. 1716. S. noch Bd VI 1884 M. — be-
schläffen. ,Ein tochter, magdt,_ junkfrauw, die
noch nitt beschlaaffen ist, ein reine magdt oder meitle,
virgo.' Fris.; Mal. — un-. ,(Magt, das ist) un-
beschlaaffne tochter, virgo.' Fris.; Mal. — Mlid. U-'
dä/en (auch unbeila/en); Tgl. Gr. WB. I 1570/1. XI 3, 341
Cuiil.eschlafeu'); Martin-Lienh. II 452; Fischer I 898. —
Knaben-Be-sch läfer m.: Pfederast. ,Das [obrig-
keitliche] gsatz ist dem frommen nit geben, sunder den
übellebenden, den ungehorsamen, den gottlosen, ... den
knabenbschläferen[usw.].'ZwiNGLi;nachI.Tim.l.lO(wo
,den knabenschänderen.' 1530/1707; gr. äposvoxohaic:).
— Be-schläffun g f. ,In der liechtstupenten ...
hettints ein wyb und ein man zemen gän, und were
aber kein lypliche b. druff gevolgt.' 1538/40, Z Ehe-
gericht. ,Do bette er ira, als er vom wyn khommen
und sy im stal das fach ratsamete, der b. zuogerauotet.'
1541/3, ebd.
bi .bei-scblaaft'en : heiligen, concumbere.' Mal. —
Bi-SchUffer m. GnChw., Tschapp., -Schlefferi" f. (PI.
-erne") GRTschapp. (alles It Tsch.): wie nhd. ,Der
beischlaffer, die beischläfferin, concubinus, concubina.'
Fris.; Mal. — Schou uihd.; vgl. auch Gr. WB. 11391:
Fischer I SO". — Bi ,Bei-schläffung: beiligung, accu-
batio, accubitus [usw.].' Fris.; Mal.
z'-säme"-: zsschlafen Tu; Z und wohl weiter-
bin. Mer schlöffe"d z's., im gleichen Bette.
dur ''''(e")-, in B rfücV'-; trennb., durchschlafen
(verbreitet). Tag und Nacht hät-er dur'''g' schlafe",
we-n-e" Bär im Winter. CStkeiff 1908. ,Die ganze
nacht durchschl., noctem perpetem dormire.' Fris.;
Mal. S. noch brechen (BdV319u.). — Vgl. Gr.WB. II
1667/8.
Schlaffer I (Waldregel 1425; s. auch die Anm.),
sonst Schlaffer — m.: 1. a) der in einem Hause nur
eine Schlafstelle gemietet hat, Schlafgänger GStdt; Z.
Schlaffer ha' (halten). ■ — b) der oft und lange zu
schlafen pflegt; Syn. Ligger (Bd 111 1214); Nüni-, Siben-
Schl.; Schläff(l)i. ,Dann die sauffer und schlemmer
verarmend, und ein schl. muoss zerrissne kleider
tragen.' 1530, Prov.; 'inviöSTis. LXX. S. noch Sp. 99o.
Von den sieben Schläfern zu Ephesus: , Der 27. Juni,
der Tag der 7 Schläfer.' ABirrcher 1859; vgl. Siben-
Schl. — c) uneig. ,[Ein Ein.siedler] sol nit ain schl.
sin noch andern lästern underworffen.' Waldregel
1425. ,Schl., fauler, hinlässiger mensch, dormitator;
ein schlufe.' Mal. — • 2. in dem Spiel Tupfen das Kind,
das den Kopf unter den Tisch stecken muss, dh. nicht
sehen darf. oO. — Mlid. s/a/.rre, ght/a-n. -«■ ni. ; vgl. Gr. WB.
IX 289; Martin-Lienh. II 452; Fischer V SG7 (,nieist ohne
Uuil.'). Als PN.: ,Heinr. pistor dictus Slef(f)er.' XIII., ASociu
1903. In Ortsuu. Im SMo/er, langer Acker niTh (Früh).
Der Weingarten, genannt ,der Schlaffer'. 1391, GBern. ; oder
= SM&pfer (s. Schleiffer)?
üüni- Schlaffer: Langschläfer AäSL ; BsL. Xei",
e" Jedes wurd-si''' schäme", so-n-e' N. z'si". Hagr. —
Vgl. Gr.WB. VII 682; Martin-Lienh. II 452 ; Fischer IV 2016.
Sibe"-, It Dan. Sibni-Schläffer: 1. wie nhd. Bs;
B; Tb; Z und weiterhin; .der bis sieben Uhr schläft'
(I)än.). Usen, Kse" us ''em Bett, S.! FBrandli. Mer
hä)id halt en S , er ist all Tag de'' Zilvester, von einem
Kinde ZSth. S. noch Nucker (BdlV715). — 2. gemeiner
113
Sclllal'(0, schlef(l), schlif(t), schlüf(f), schlnf(f)
114
Siebenschläfer, Myoxus glis; ein seltenes Nage-
tier, das einen fast siebenmonatliclien Winterschlaf
hält ThHw. ,Eine ganz besondere Vorliebe scheint
der S. für die in der Ostschweiz unter dem Namen
Längler bekannte Birnensorte zu haben, die wegen
des vorzüglichen Mostes, den sie liefert, hoch bezahlt
wird. Wenn diese Birnen eingesammelt sind, nimmt
er die Iiängstieler und andere Spätbirnen in AngrittV
8cHWZ. Bauer 1898. — Entstanden ans ,die siben Schläfer'
|s. unter Schlaffer 1 h) etwa wie lat. iltcemvir &as deiem viri; Tgl.
Gr.WB. X 1,818; Fischer V 1384, überall auch in Bed. 2.
Als Name einer Kapelle: ,9 Ib. Hans Mnrer das cäpeli gniacht
und widerumb zuo niuren by der Schadcnniüli, so man nenipt
die Sibenschläfer.' 1.581, AaB. Baumeisterrechn. Vgl. dazu;
.Uuferr von den Siben Sleffereu.' 1446, BAM. (B oder F?).
Schlaffer II Schld-pfer m.: Schläfrigkeit Ar (T.);
GTa.; Tu, so Hw., Mu. (, veraltet'), Pfyn; ZSth. Syn.
Ge-nücker 1 (Bd IV 715). Schi, ha" ThMü., Pfyn. Si
hat de" Schi, g'ivönli''', tvänn-si a"fangt lese" ZSth.
De' Schi, übernerd-mi''', der Schlaf übermannt mich
Ap (T.); GTa. — Vom Folg. zuriickgebildet.
schlaffere" (bzw. -r>*-, -<.') Aa (H.): ApK. (T.,
nach neuerer Angabe auch -ö'-); Gl; LHa.(.IRoos); GG.,
Sa.; ScHwiluo.; Ndw (Matthys); ZKn., schla pfere" G
(-Ö-, ItGötzinger); TH(-ä-; einzelne Angabe), schlaffere"
(meist -0--) ApI., H., M. (auch It T.); GF., T.; ScuE.
(, etwas veraltet'), St.; Th, so Hw., Kessw., Kressib.,
MU., Pfyn; ZBül., Neer. (-o'-), NHasli, Oss., Eafz,
Sth., W., Wil b/R., schlupfere" ZBül., schlaffere"
(bzw. -e-, -ö-"-) B, so E., Hk. (schUffre"), M. und It
Zyro; GBHe., ObS., Pr.; Sch (-ö-, It Kirchhofer); U;
WVt. (schU-ffru"), schlupfere' GSev. (-ö), Ta
(■Ü-): schläfrig sein, mit dem Schlafe kämpfen, schlaf-
trunken nicken, (nickend) schlummern; Syn. fül sin
(Bd I 787/8); gnepfen 4 (Bd 11 tJ7'2, wo weitre Synn.);
(in-)nucken (Bd IV 714); namcelen, nauweren (ebd. 879/
81)). ,Schlaatt'eren, schläfterig s(e)yn, dormitare.' Fris.;
Mai.. ,Schlaferen,dormiturire.' Red. ltiG'2. ,Schläfi'eren,
schlummeren, dorraiturire.' Denzl. 1716 (nicht 1666/
77). Meist unpers., mit Acc. P. Es schl-eret-mi'''
(tuet mi"'' schl.), hät-mi'^ g'schl-eret. Mich schiopferet,
sagt eine Spinnerin ZBül. Das hät-mi''' nacht aw*
g'xchlopftret! ZW. Es sehldferet-mi''' neue" nid,
ich bin gar nicht schläfrig B (AvRütte). Es ist
e" heisse'' Summertag ... D' Groemuetter spinnt elei"
deheim, es schlöfferet-si näuje". Lue", lue"! si nickt,
tued d'Auge" zue. JRoos 1908. Das schläferet-mi''' Jetz
0"«* grüsam, (''* mangleti schier d'AiigsdecliL' s'unger-
stelle" u"'' ma" ti'ü Gnepfe" nid ericere". Emjientalerbl.
1917. ,Die Einen ... gaben sie [die Bücher] ungelesen
zurück, und Andere sagten: Herr Pfarrer, Ü"sereiH
het nit ZU z'li'se": we""-me" der ganz Tag am Wetter
i.^ch, SU schläferet's Eine" am Äbe"''.' Gotth. ,Es
schlaft'eret mich, somnus m« urget, complectitur, ocellos
obtegit, obrepit mihi somnus.' Hosp. S. noch Sucht
(Bd Vll 273 M.). Mit pers. Konstr. GrPp.; GTa.; Ndw
(Matthys); ThHw.; ZNeer.. Sth. J''' .schlafferen esie
Ndw. I''' hi" eso z'schl. cho" ZNeer. Lucg,iried'Mueter
mder schlopferet\ ZSth. Fridli, der noch gär niid
schieferet [nachts beim Geschichtenerzählen], tued vor
Fräud e" Zabel. Scbwzd. (GrScUs). ,Sihe, wie er
schlaft'eret, ut oscitat, ut brachia distorquet, ut oculos
fricat, quasi vespertilio lucem indignatur.' Hosp.
Subst. Inf.: ,So ist gesunt ze schlatlen ... bis daz
dein aug werd schlaffrens bar.' Rinq.
Schweiz. Idiotikon IX.
Abd. tlaferön (unpers.), mhd. dafern (pers. und unpers.).
nmd. flapein, «te/.er» (peis. und unpers., auch mit Dat. P.) :
vgl. .schläfern' bei Gr. WB. IX 2i)l ; Fischer V 867. Der
Uml. ist analogischen Ursprungs, viell. durch cans. Auffassung
bedingt (Kinttuss von schiäffen?). Die anscheinend nur bei
uns vorkommende Form mit;)/ bewahrt durch r bewirkte west-
germ. Gemination («?ä/>röii > «te/y/uü«) ; zur Erhaltung der
Gemination vgl.anch (le-nchlaffe, urhläffm mit Zssmi. Die Kür-
zung des Vokals ist jünger als die Verdunipfung von altem a
(ganz unklar ist die vereinzelte Th Angabe «■■A;«/;/'««-", wofür
-(/'- 7.0 erwarten wäre); sdlvp/ere" seheint sich lautlich an die
Gruppe «cJiti^)/' anzulehnen.
%" - schlöiffre" : einschläfern. Doli, doli, Chindli!
Dusse" göt es Windli, göt am Chil'''e"hof rerbi, schlöiffred
all arm Sele" i". Lienert 1906 ( Schlaf liedlij. — Anch
sonst etwa gebraucht (für m-Hchlüffeu ; s.d.), als Entlehnung
aus der Schriftspr.
b "^ - : = schlafferen. Es b'schläferet mich. oO. ( FStaub).
Schläfferi, koll. PI. -»"(? m.: Uüern. eines alten
Wirtes und seiner Familie GLSchwändi. — Nom. ag. zu
schlafferen.
schläfferig (bzw. -ö-) Aa (H.); ArK. (T.); BsL.;
GRh., schlö'pferifg) ApH., 1., M. (T.), sch lilfferig
(bzw. -ö) Aa(H.); Ap (auch in K.); BsE., Stdt; BE.,
G.. Stdt; Gl; GRdiur, VD., sG.: LHa. (.IRoos); GRh..
T.; Sch; S (-«-, It JReinh. 1901); Th; Ndw (Matthy.s);
U (besser ma. ful); Z. so Stdt, Sth.. W., schlepferig
BG. (Bärnd.), g'-schläfferig (bzw. -d-) AaF.; LG.';
SlhwMuc; S (JReinh. 1907); ZKn. und It Dan.: wie nhd.
schläfrig, a) eig. Schi, si', werde". I''' bi" neie" ganz
g'.'ichl., es tiend-mer schier d'Auge" zueg'hie" SchwMuo.
D' Nächbüre"lüt .li" ba¥ hie' haV de't i" di grü'ssi
Stube" ga" spinne" u"'' hi'" g'sunge" u'"' b'richtet der-
zue für minner schlepferig z'werde". Bärnd. 1911. Wo'.'i
'taget het, isch der Li.r [von einer Festlichkeit] hei"'
cho", vjel"'' und g'schlöfrig trie-n-e" Maie'chäfer. JReinh.
1907. S. noch Bdl'254u. ,Do gieng er [Ruolland]
zuo Morgants hütten und klopfet an der tür. das
Morgant darab erwachet ... Morgant, ganz schlefferig,
tet im uf.' Morgant 1530. ,Sy wurdend durch die
kraft des tranks so schleft'erig, daz sy sich nüt uf Iren
pferden beheben mochtend und niuosstend abstan.'
ebd. ,Schlaatt"erig [nur bei Mal., neben ,-ä-'], schläfterig,
soraniculosus.' Fkis.; Mal. S. noch Sp. 113M. Schl-i
Auge" S; Th ; ZSth., W. und sonst. Wie-n-er lächlet und
blinzlet mit sine" schläfrigen Auglene"! der .Girihöfer'-
Bauer, der eben vom Mittagsschläfchen kommt.
JReinh. 1901. Adv. G'schl. dri" luege" AaF. Dö und
dert hed Eine [am frühen Morgen] «o'"'' gar g'schl.
US si"«)« l'feister uf euse" Ghrüzgang g'luegt. MSchür-
MANN (L). Us den oft'nige" Pfeistere" g'hört-mer [.\bends]
zäntume' de" liöse"chranz bette", Jo, i'* g'höre"'s nc'',
wi' de Hansel schl. vor'bettet hed. JRoos 1908. ,Das
sei ein schönes Mädchen, das beim Licht Einem und
dazu noch einem Schulmeister auf dem Schosse sitze
... man wisse jetzt, warum ich so krumme'' und schläf-
rige'' in der Schule herum schlirge.' Gotth. Mit
lügischer Verschiebung ,ein schl-er geprüsten': ,.-Vlso
tuet und dienet es [eine Salbe] zuo aller faulkeit und
schläft'erigem geprästen, der nit natürlich ist, machet
wacker und munder on allen schmerzen.' Tierb. 1563;
s. den An f. des Beleges unter wän-schläffig. — b) über-
gehend in die Bed. träge, langsam, langweilig. En
schl-e'' Mensch, e"schl-s Zug Th und sonst. ,Die Werbung
[für Napoleon] gieng sehr schl.' Gotth. .[Der Einsiedler
soll] nit frässig sin noch trunken, nit schlälirig noch
115
Schlaf(f), schlef(f), schlif(0. schlof(f), schluf(f)
116
trag, noch hoffertig.' Waldregel 1-125. .Schläfferig
und liederlich sein, dormitare.' Mal. ,Da dann der
Gottdienst schläfierig verrichtet wirt.' 1654, Z. .[In dem
Streit mit Rarasen] haben wir notwendig erachtet nicht
schlälferig, sondern bereit und wachtbar zue sein.'
1659, ebd. , Schläferig sein ob einer Sach, languide,
solnte, negligenter rem agere, languide in re versari.'
Hosp. ,In der Kinderlehren [des Pfarrers in Pfyn]
seye es ein langsames Wesen ... Die Ausleggung des
Sonntags seye schlecht und Alles schlätferig.' 16S4, Z.
,Sich die Worte nicht schlätTeriger Weise reuen lassen.'
JJUlr. 1731. — XM. tlä/aratj, mhd. »/«/ercc, »la/em; vgl.
Gr. WB. IX 305: Maitin-Lienh. II 452; Fischer V 867. Zu
brachten ist, dass die Formen deiieu des Vbs sfhiaj'eren auch
nach ihrer geogr. Verteilung nur tw. parallel gehu. —
Schläfferigi B (Zyro), -e- GR(Tsch.) — f.: Schläfrig-
keit. — Ahd. tläfiiriß (Notker). — Schi af f er igkeit f.:
Trägheit, Nachlässigkeit. .Unsere Trägheit, Zagheit,
Nachlässigkeit, Schi, und kindisches Teniporisiren.'
Gespr. 163'2. — lihd. >Iu/m,h,ii; vgl. Gr. WB. IX 307.
ei{D)- schlaffer ig (bzw. -e) B (Zyro); Gr (Tsch.);
Z (Spillm.). i^-scMepferig BG. (Bärnd. 1911): wie nhd.;
Syn. ein-scMdffiff. En ei-i Bettstatt. S. noch zwei-schl.
— Vgl. Gr. WB. 111271: Fischer II C39.
^icT-schläfferig: scherzh. von einem grossen
Kegenschirm; yg\. zwei-schl der gewaltige vier-
schläferige Parapluie, den er [der ,Langenjoggi] in
den Armen hielt, wie eine nachlässige Schildwache
ihr Gewehr.' Breitenst. 1860.
zwei- (bzw. swöu-)schläff(e)rig B; FJ. (-ie-); Gr It
Tsch. (-e-J, -ö- AaF.; L; GSa. (-im-); S, zwü^-
schlipferig BG. (Bärnd.): wie nhd.; Syn. zwei-
schläffig. E(s) zw-s Bett; e" zw-i Bettstatt. Scherzh.
übertr., zB. auf einen Regenschirm, der zwei Personen
Unterstand bietet BG. und wohl weiterhin, auf einen
Hobel mit Handhaben für zwei Arbeiter BG. Von
einem Webstuhl; s. Über-setzing (Bd VII 164-S).
Schiäffet ni. : Schlaf, 's [das Heimweh] hät-mer
wärli''' scho" mängist z' Nacht der Schi, g'no" u'"' mi'''
z'briegge" g'macht. GJKvhn (FAnd. 1898). — Auch bei
Mattbys (konstruiert?).
Schläffi m., -a f. FJ., Schläffli m. Dial.: schlaf-
süchtiger Mensch. Syn. Schläff-Hübcn (Bd II 954; auch
ZSth.). -Chappen (Bd III 39.')). -Bäbi (Emmentalerbl.
1917), -Pelz (Th; ZSth.), -Sack (Bd VII 638).
Schläffung f.: das Schlafen, Übernachten. ,Dass
ir der gebär nach, sonderlich aber der schl. halben
daselbsten [in einer Wirtschaft] schwerlich könd trae-
tirt und gehalten werden.' 1595, Schreiben (GSax-
Forsteck). — .Mbd. .!a/,iny,; vgl. auch Gr. WB. IX 313.
lis-schläff. .Leisschläft', die einen ringen schlaaff
habend und bald erwachend, levisonina corda canum.'
Fris.; ,1. [nur bei Mal.], leisschläffig, der leiss schlaaft
oder eines ringen schlaafs, der bald geweckt wirt,
levisomnus.' Fris,; Mal.
G«-schläffe -£ GrV., G'schlepfo WRar. — m.
Dim. G'schlepfi W, so Vt.: Schlafkamerad, Bettgenosse.
Syn. Schläffli (Sp. 96). — Nbforin (mit Suffix -Jeu statt
-en) zu gleichbed. abd. giilä/o, das freilich auch auf einer jeii-
Bildung beruhen kijniite: vgl. aM. (jrslap/a f., nujita (Notker),
anderseits aber mhd. gnltifi m., ferner Scbm.' II 507; Fischer
III 473. Zu pf vg\, auch die Anni. zu achlafferrn.
schiäffe» GRig. It Tsch. (-e-); ,Zo; Z' (St.'-),
schlepfe- Ndw (Matthys): schlafen machen, ein-
schläfern. — Vgl. (ir. WB. IX 288; Fischer V 867.
i" -schiäfft" ,Z(3; Z' (St.*), -ö- Aa (H.); Ap; Th,
-schlepfe" GRSchs (Schwzd.); Ndw (Matthys): ein-
schläfern; im Allg. junger und weniger volkst. als (er-,
ver-) ent-schl. a)eig. BisfsJ i"-me[ilemSii\ig\ir\g]godlet
und 'r Hut und Balg vollen ist, läd'r-si''' iv'eder
g'schwaigge" noch i. Schwzd. (GRSchs). .Vielen ist
niclit vonnöten, eine liebliche Music, die sie ein-
schläffe, anzuhören.' SHott. 170'2. ,Sie machet es wie
Jael [vgl. Rieht. 4, 17 tt'.], die den Sissera zuerst
freundlich in ihre Hütten gerufen und ihine Milch und
Neidel vorgestellet, bis dass sie, als er sich durch
ihre Caressen und versteife Liebesbezeugungen ein-
schl. lassen, ihrae den tödtlichen Nagel durch das
Haubt geschlagen.' JJUlr. 1718. Insbes. narkotisieren
Ap; Th und sonst. ,Mit bewunderungswürdiger Ruhe
hat der [verwundete] Rekrut die Operation aus-
gehalten, ohne eingeschläft zu werden.' W Bote 1908.
— b) uneig., in Sicherheit wiegen, betören.' ,Der
Feind hat gedacht, uns durch falschen Friedensschein
listig zu schiäffen ein und hernach den Garauss
zmachen.' Flugschrift 171*2. ,Sie [,die schalkhafte
Welt'] ist eine geistliche Siren, von denen die Alten
gedichtet, dass sie denjenigen Schiften, die sie in den
Untergang zu verschlingen suchen, lieblich zuzu-
singen und die Schiffenden so einzuschl. pflegen.'
JJUlr. 1718. S. noch Bd VII 1627 u. (wo ,einzuschlätt"en'
zu lesen). — Vgl. Gr.WB. III 271 ; Fischer II 039.
e''t-sehläffe" (-e- GRTrimm., Ziz., -ie- BSi. ; FJ.,
analogisch -Ö- AaF.; GrZIz.; Z It Dan.), in BHa.; U
-schldpfe", in BG.;GRCast.(Tsch.),Pr.;NDw(Matthys);
WRar. -schlepfe", in SchwMuo. nach wiederholter An-
gabe -schlöpfe": 1. a) tr. a) = dem Vor. a, bes. ein Kind
in den Schlaf wiegen oder singen „Aa"; Bs (Spreng);
BG., Hk., Ha., Si. und It Zyro; Gl (auch It St.); Gr
Cast., Pr., Ziz.; „L"; ScHwMuo.; Ndw (Matthys); Uw
E.; U; WRar. (auch .hypnotisieren'); „Z". Es Chind
e. Auch von der Anwendung betäubender Mittel, spec.
bei chirurgischen Eingriffen AaF.; B, so G.; FJ.; Scaw
Muo.; Z (Dan.). Ist der G'fangne" vor We übel
uorde" [bei der Folterung im Hexenprozess], häfs
g'haisse": der Tüfel e"tschläft-si. Schwzd. (GRSeew.).
,Da er [Gott] Adam antschleft, macht er uss einem
ripp sines libs ein wib.' 1525, B Ref. ,Das beschicht
euch von meiner band, damit ir in angst und schmerzen
entschläft werdind.' 1530/17Ü7, jES.;>totn7)9^T)o£a8-£. LXX.
,Magis ... der sy mit sinem trank entschlöft hat.'
MoRr.ANT 1530. ,[Magis] brucht sin knnst und ent-
schleft alle die, so inn der zält warend.' Haimonsk.
1531. ,Also hatt in Gott vom natürlichen schlaff er-
weckt und in widerum entschläft.' UMet. Chr. 1540/
73. ,.\ls er [der Gefangene] ... gedachte weibel mit
wyn entschläft, macht er sich durch ein ehrhüsslin
hinus fallen an die Iselhalden.' JHaller 1550/73.
.Einen e. oder zeschlaaffen machen, ducere somnos,
sopire, soporare; einen wol und häftig (hert) e., ür-
mare soporem alicui; sich etwarmit e., etwarmit
schlaaff suochen, somnum quarere re aliqua.' Fris.;
Mal. .Ein Pülferli mit der Anleitung, verniittlist
desselben den Wächter zu e.' Z Mand. 1639. ,E., ein-
schläffern, (con)sopire; Das entschläft, staunend
machet, narcoticus.' Denzl. 1666; .Einen e., vergess-
lich machen, papavere pascere.' ebd. 1716. .Der Mag-
saamensaft. welcher die Kraft und Würkung liat zu
e. und unempfindlich zumachen, ja auch gar zu er-
tüden.' Spleiss 1667. ,Weil sie [mit dem Teufel] uf
117
Schlaf(f), sclilel(f), sclilif(f). schlof(f), schluf(f)
118
dem Tanz ffewessen, habe sie zuevor ihr Mann ettwan
entschlaft [!J, das er nit habe erwachen könen, bis
sie widterumb zue ihme kommen.' 1695, ADettl. 1905.
,Sie trinken eine Milch, dardurch sie entschlätfet
werden.' JMever 1700. S. noch Sp. 105o. Verbunden
mit verwandten Vben. ,So das tier [Einhorn] ... die
weibisch kleidung [eines verkleideten .lägers] ersieht,
lauft es dar und legt sich dem jungen gsellen in die
schooss; der den mit seinen weiten ermlen und kost-
lichem gerucli das tier blendet und bedeckt und ent-
schläft; alsdenn lautfen die Jäger zuo und nenimen
das hörn vom tier.' Tierb. 15(Jo. ,Wie bette die Bet-
statt so unvermerkt und geschwind müssen hinweg
und schnell wider hinzugeruckt werden V Welches zu
tun einem Zauberer nicht so leicht und gescliwind
niüglich zu sin glaube, oder er müsste alle Zeit mit Hilft'
des Tentt'els verblendt, entschläft und bezaubert haben.'
1695, GoLDscuM. Chr. — ß) euphem., Einen durch Schlag
oder Gift töten U. Der icil'-i''' scho" e. (er'"tschl.),
sagte ein Älpler, der im Herbst bei der Abfahrt zurück-
blieb, um es mit dem Toggel [s. d.] .auszumachen'. —
Y) .Obducere torporem, ein glid e., unfruotig machen.'
Fris. (schon 1541). — ä) = in-schläffen b. .Also hin-
gegen understehet er [Satan] die Zeichen des Zorns
Gottes bei den unbussfertigen Weltmenschen in
Gnadenzeichen zu verwandlen, damit er die Menschen
in ihrer Sicherheit entschläft'e." JMüller 1665. ,Gott
hat etwann ein Kichterstuhl in seinem [des Gottlosen]
Gewüssen auö'gerichtet, aber er hat ihn umbgestossen,
sein Gewüssen entschläft' FWvss 1672. Von der
Red». ,Logoda:dalus, qui dolum celat sermonis ornafu
vel qui vermiculata dictione utitur, ein artlicher feiner
redner, der die leüt mit seinem reden entschläft.' Kris.
,Ein feiner Redner, der mit Wolreden die Leute
gleichsam entschläft.' Denzi.. 1677. 1716. ,l>iese
Freunde geben gute Wort und entschläH'en lieblich,
aber ermorden wie Jael.' JMever 1700. — b) rett., ein-
schlummern GnTrimni.. Ziz. Er hedsi''' entschleft. —
2. yCtschldfe", aus dem Schlaf bringen L' (St.''). - -
ent-schläft. Schläfrig: ,E-e äugen, so eim der
spengler autl' die äugen kompt oder sitzt, luniina ad-
operta somno.' Fris.; Mal. Empfindungslos: ,E-e, zu-
samengeschraurete undt ohne alle Empfindligkeit an-
noch lebente Glieder.' 1709, KNLang. Von Schmerzen:
,Ein e-er, gestillter oder vergan'gner schmärz, dolor
soporatus.' Fris.; Mal. — Mhd. enuhrfm; vgl. Gr. WB. III
601 (mit eiiieui Beleg aus Fisohb. 1563J; Fischer II 737.
Zu BeJ. '2 vgl. das gleichbed. frz. dessoner (W). — Ent-
schläffungf. .Die E. des ... Gliedts mit einer gänz-
lichen Undertruckung aller Empfindligkeit.' 1709.
KNLang. S. auch Gr. WB. 111602 (mit zwei Belegen
aus Paracels.).
er-'"'t-scÄ7ep/e": = dem Vor. lao Scuw; Ndw
(Matthys); U. Der Wi" heä-en er'"tschlepfd Ndw
(Matthj-s). Auch = dem Vor. laß (s. d.) U.
ver-'-'t-scWö-'/fe", inNi>w(\Iatthys); V -schlepfe":
= eiit-schl. laa. GTa.; Tu; Ndw (Matthys); U. Insbes.
narkotisieren Ap (JHartraann 1912); Th; U; Z, so
Stdf, Sth. Me" hät-e(n) mües'e" v., zu einer Operation.
Auch = ent-schl. iaß U. Der u-ill-i''' scho' v. mid-eme'
Hammer! — Vgl. FisoluT II 1301 iver(t)Khläfen).
g'-: = ent-schl. laa Und tüet-ir's [ein Kind be-
kommen], wird der Ätti säge": Aha, dö imltet Gottes
Sege'i Wird g'leitig z'fride", nimmt das Wagle"bang
[Wiegenband] und g'schläft si" Enkel hime" Wagle"-
g'sang. Schild 1853. — b»-: = ent-schl. laa., spec.
narkotisieren. /'* lö'-mi''' nid b'schl, vor einer
Operation ScaSchl.
Schlaffere" f.: = Schiäff S (Sp. 94) UUrs.
schlaf ferle": = schläffeien (Sp. 97), aber .mit noch
grösserer Innigkeit des Gefühlstones' B (WHodler
1911, 34). — Vgl. Fischer V 8«? (auch Diiu. zn schlaffere«).
schläfferlich: Adv., = schläfferig b (Sp. 114).
,Er nimpt die sach so schl. ze banden, das er billicher
üorraitantius hiesse dann Vigilantius.' Zwingli. —
Mhd. sheferhchc; vgl. Gr.WB. IX 2'JÜ (auth Adj.).
schiaffig: a) schläfrig. Fris.; Mal.; s. Sp, 93u. —
b) = dem Vor., als Syn. zu ,treg, ful, ablässig, ver-
drossenlich' ua. aufgeführt AaB. Formelbuch 1508. —
Ahd. «hiju,/. mhd. sla/ec in Bed. a; vgl. auch Gr.WB. IX 298;
Fischer V 868 {iMaß,j, schlafend).
ei°- (bzw. ä- usw.): = ein- schläfferig (Sp. 115)
B (Zyro); LE.; Scb; Th; ZStdt, Sth.; St.» E(s) ef-s)
Bett. ^ gin-: schlafsüchtig; vgl. Gin-Schlaff. .Denen,
die da gyn- und witzschläffig (zuo latin veternosi und
torpid! genennt).' Tierb. 1563. — ander-halb-: Bett
von mittlerer Grösse B, so S. (Bärnd.). Ztceu- bis drü-
schlö/'figi, nicht bloss ei"- oder anderhalbschloffigi
Better oder Betti. Bärnd. 1914. — dru- s. das Vor. —
lis-: = l.-sehläff'; s.d. — toll-: betäubt, bewusstlos.
.[Das Giftkraut Dorycnion] macht t., ja bringt auch
den tod.' Tierb. 1563. , Streichst du es [eine Salbe]
einem toll- oder wanscbläffigen an ... er erwachet.' ebd.
wän-: = dem Vor.; s.d. — Vgl. Gr.WB. XIII 67.3.
w i t z - : = gin-schl. ; s. d.
zwei- (bzw. jicn-, zwöu- usw.) : = zwei- schläfferig B,
so E.; GnHe.; GStdt; Sch: Th; ,Vw; Zg" (St.»); Z,
so Stdt, Wl. ,In einem zw-en Bett.' Gottfr. Keller.
.Man erzählte sich früher den Schwank, dass [im
Schloss Kefikon, durch das die Grenze zw. Th und Z
mitten durchgeht] das zweischläfige Bett des herr-
schaftlichen Ehepaares so gestanden sei, dass der
Gatte die Mühen des Tages auf zürcherischem Boden,
die Gemahlin auf Thurgauer Gebiet ausgeschlafen
habe.' EStaiber 1894. ,1 zw-e Bettstatt 4 Gl.' Scb
Inv. 1788. Scherzh. übertr. auf einen grossen Regen-
schirm udgl. B, so E. (Bärnd. 1904). E'Gwjge' [Mund]
ha' wie-n-e' zw-s Hundshäsli. Soldatenspr. (AfV.).
schläffle" (bzw.-ö-): Dim. (Koseform) i\i schlaffen,
von kleinen Kindern Ap; Gr. so Cast.. He., Pr.; ScuwE.
(Lienert); ZRicht.; Syn. schläff'elen {Sf. 91). Gelegent-
lich auch in weiterer Verwendung: Hasch guet
g'schlöflet, Vatter? fragt eine alte Frau ihren Mann,
der vom Mittagsschläfchen kommt. ENadig 1916 (Gr).
Ein wenig schlafen: .Schläflen. anfallen schlaaft'en,
dormiscere, addormire.' Fris. 1541; s. noch Sp. 92o. —
Vgl.Gr. WB. IX -276; Martiu-Lieuh. IH52; Fischer V 865.
i"-: Dim. (Koseform) zu in-schläffen ZPfäö'.
ÜS-. ,Den weiuausschläft'len.edormiscerecrapulam.'
Fris.; beiMal.,ausschlaatfen.' — Vgl. Martin- Lieuh. II 452.
Schläffler m.; Name einer Apfelsorte .\a (s. Bd I
376 M.), rotbackiger , Legapfel', der sich lange hält,
erst im Frühling recht schmackhaft wird Gb, so He.
(Tsch.). — Vgl. .Schläfer- 6 bei Gr.WB. IX 290.
schlaffli"ge° B, so S. (Bärnd. 1914); FJ. C-U-J,
g'-schl. B (nach einer Angabe): Adv.. im Schlaf. ,Die
Kleinen, welche bereits schl. [zu Nacht] g'gesse' und,
den Löftel schlaft' haltend, höckli'ge' oder sitzli'ge' es
Nitckli g'no' häi", müssen a" d'Ruei.' Babnd. 1914.
A'S'^ schl. B. Im Bilde: .[Der schlafende] Jonas hat
110
Schlaf(f), schlet(f), schlil(t). schluf(f), scliluf(l)
120
iiiclit eiupfuiuicii das Putschen der Wällen, die an das
ScliilV geschhij^en ... also unvermerkt unser böseren
sicli die Zeiten ... die Gefahren wiegen und schüttlen
uns urab einanderen schlätt'lingen und unvermerkt.'
FWvss 1Ö72. Ohne eignes Zutun, mühelos; Syn. im
Schlaf}' (S]). 92 tt.). .[Gott hat] uns das sacranient sines
lychnaras und bluotes geben ... So ist die falsch rot
der geistlichen kommen und hat das sacraraent der
Vereinbarung in ein opfer kert, das aber sy sich für-
gaben J ze opfren für uns; also sind wir so blind
gsin, das wir inen gloubt liand, nun das wirby unseren
begirden und anfechtungen blibind und darzwüschend
schlärt'lingen durch münch und pfaft'en raesshalten sälig
wurdend.' Zwingli (Schreiben an die Toggenburger).
.Bona omnia nobis influunt, es fallt uns hauÖ'en guots
schläfl'lingen zuo, es walet uns zur tür ein.' Fris.
ver-sclilaffen: welk werden. ,Man kann eine Alp-
pflanze zwei bis drei Stunden der Sonnenwärme aus-
setzen, und sie wird kaum pass [s. Bd IV 16ö0] und
schlaf werden, da hingegen eine in den tiefern
Gegenden gewachsene in wenigen Minuten völlig ver-
schlatfet.' Gr Sammler 1784. — Die Sippe ,sclilaff' ist bei
litis nicht lieimiscli.
g'-selilaferig: schlüpfrig, schmutzig BBe. Vgl.
schläberig (Sp. 6J; schliferig.
Schlanff (-ü-- BSi. It ImUb., -ö- GSev.), in GrHc.,
Nuf., Ths; GSev. -f, ScMaupf swAi. (in Bed. 2) — ra.,
PI. mit Uml., ])im. Svhläuffli usw.: 1. Duichschlupf,
enger Durchgang in der Erde GRHe., Nuf., „enger
Durchgang bei einer Verzäunung Gl"; GrHc.; „L;
ScH". Flugloch ; s. LüschIl(\M. III 1460). —2. Schlaupf
= Loch .Z/'(Hd 111 lOlSu., wo weitre Synn.) swAa (ver-
einzelt); vgl. Schlaujfen la. — 3. a) Kleidung. In der
Kechtsspr., ,der beim Tod eines Leibeigenen an den
Herrn lallende Nachlass an Kleidung und Betten Th
und Schwaben noch im XVII.' Püp. ; vgl. Fischer V
904 f. Syn. Fall2d (Bd I 735). Auf Schwaben be-
zieht sich die folg. Stelle: .Geben die Beheuraten auf
ihren Todtfahl ... das Weib die beste Khue und ein
Schi, oder wie sie sicIi mit der Herrschaft darumb
vergleichen.' 1(529, Z; Näheres über die Quelle unter
he-hürätet (Bd VI 1587). — b) Bezeichnung einzelner
Kleidungsstucke, a) aus Wolle gestrickter Puls-
wärmer GSev. Dim., ,Pelzhandschuli.' Rochh. (AäV).
. Weiberpelzhandschuh ohne Finger Gl" ; in der ä. Spr.
auch Vorstoss an Ärmeln. ,Der Mutf, Schi., Stauche,
pcllicea manica, hiberna chirotheca; der Schi.,
Schlupfer, Sleve, pellicea manica; Stauehe, Muft'el,
Schi., hiemalis chirotheca.' Red. 1062. ,Den 12. [Christ-
monat] ermeltem N. umb einen Schi, und Anders be-
zalt an Pf. 6 Pfd 13 ß 4 d.* 1667, B. ,l)em Kürsinger
für 1 Beiz meiner Frau 5 fl., für 1 Schi, für mich
;J fl. is g.' I(i82, Zubers TgB. ,Die Tracht [der Gross-
weibel. Ratschreiber, Gerichts- und Ehegerichts-
weibel] besteht nebst dem dicken Kragen, sog. Leid-
hut, Degen und mit Silber oben und unten gezierten
Stabe in einem weiss und blauen, ins Schräge ge-
teilten Rocke, die Stadtfarbe haltende, der einem
Canzelrocke gleichet, aber vorne an denen Ermein
offene Schlaufe hat, deren der Grossweibel an jedem
Ermel zwei hat, welche er herabhangen Uisst. die übrige
aber nur eine.' Herrlih. 1751. S.auch Pn?atinen(Bd IV
1147). Hieher oder zu ß die folg. Belege. ,3 fl. [ge-
schätzt] an einem sammetenen schl. und etlichen bart-
bürstlinen.' 1625. Z. ,Wyters ist vorhanden an Wybei-
kleiden ... 1 Hinderführ, 1 sydener Schi.' 1669. ebd.
, Sonderlich hatte man wahrgenommen, dass umb die
Statt das Wybervolk sehr kostlich worden mit Hinder-
füren ... sydenen Fürgürtlen und Halsstüecheren,
Schlauft'en von Syden und Samniet mit Zobel und
Marter verbrenit.' 1683, ebd. ,Wir wollen auch ver-
botten haben an allen Mann- und Weibspersonen, auch
Kindern das Tragen in der Stadt aller Manchetten . .
der Belzschläuffen von Zöblen. und dass das Ver-
brämen von Zöblen an Schläuffen nicht über eines
Talers Wert steige.' Z Mand. 1703. S. noch Brämi II
(Bd V 600). — ß) auch Dim., (Pelz-)Mutf der Frauen
BSi. (ImOb); GrD. (B.), Nuf. (vor 50 Jahren), ObS..
Ths; Z tw., so Stdt, „Muff, besonders ein enger Muff', in
welchen man mit den Händen schlieft Z". Syn. Gatze-
Mann (Bd IV 257); Schlieft'er; Schhi(p)f(er) ; Schlufi. —
c) .Vagin.'B unguium, schlouff der klawen.' Fris. 1541.
— 4. Schleife, Schlinge BSi. (ImOb.); OrHc.; mTw
(,Knoten'), Kessw., Kreuzl. Syn. Latsch la und liac
(Bd III 1530 f.); Bick ia (Bd VI 815 f.); ScUicli. En
Schi, mache". Dim., kleine Masche, zu der zB. die
Enden einer Halsbinde geschlungen werden ThHw.,
Mü. — 5. in der RA. in'n Schloiff gän, verloren, zu-
grunde gehn, bes. von abgebrochenen Unternehmungen
WLö. — Ambd. sloii/m., .ansula; vgl. Gr.WB. IX 512 f. 5S6
(,Schleif' 3); Martin-Lienh. II 432 f. ; Fischer V 904 f. In
Bed. 3 bß ist das W. ins Rät. gedrungen (Conrad! 196). Bed. 5
zu 1 oder 4. ,Schlaiifr. PN. 1405, ZWtb. Vgl. Schlot]))/,
Sihiu(p)f nnt Zssen, auch nMieffen.
1°-: 1. a) Öffnung der Schuhe, durch die «man
einschlüpft GlH. — b) Öffnung, Eingang zB. eines
(Hunde-)Hauses BGr. Die Kuh stiess eines ihrer
Hörner in aller Teihi in'n l"schloif vom Hundshüs
inhi". Bärnd. 1908. — 2. Unterschlupf. Nur Dim. J"-
schleiff'elli BGr. (Bärnd. 1908); I'schläufji, verächtlich
für ein geringes Häuschen W (Tscheinen). — Ahd.
inslMif, indiimentum; Schwab. E innihlav/ 1) Kleidung, 2) un-
erlaubte Aufnahme ins Haus, Unterstützung (Fischer II 641).
Under-: in WLö. -schloi ff', in GSev. -schlaf, in ä. Spr.
auch ,-schIoupf', vereinzelt ,-schleiff', in Aa It H. in
Bed. 2 -schleijjf (dagegen -schlanff' in Bed. 1): 1. (Ge-
währung von) Unterkunft; häufiger konkr. Unterkunft,
Schlupfwinkel. ,Der u., allerlei verborgen ort, dahin
man sich verschleicht oder verschleuft, latibulum,
receptaculum, latebra, suffugium, receptus.' Fris.; Mal.
a) für Tiere. Er hed müesse" denke", es chönnti es
ivilds Tier g'si" si", wa jetz im Chrache" e" U. funde"
heig. JJörcser 1920. .Hülinen und u. der wilden tieren,
alta ferarum stabula.' Fris.; Mal. ,Vychstelle auff
weitem fäld, da das vych ein u. hat, mandra.' ebd. —
b) für Menschen, Unterkunft, Obdach, Zufluchtsort,
oft mit dem Nbbegritt' des Heimlichen, Unerlaubten Aa ;
Bs; B; Gr; G; Sch; Th; U; W; ZKn., „heimlicher
Unterstand, Obdach Gl; L; Sch". ,Hans Wäber, dem
sondersiechen, ein offnen brieft' umb underschlouö' zuo
Züffingen, Arouw, Brugg und Lenzburg.' 1556, B RM.
,Der man (nämlich der Ezechias) wirdt sin wie ein
schirm vor dem wind und wie ein u. vor dem platz-
rägen, wie die wasserbäch in eim dürren land.' Gualth.
1584. .Wann ... kein Gefahr verdächtigen U-s freinbd
oder heimischer Leuten ... vorhanden wäre', kann
die Bewilligung zur Führung einer Wirtschaft erteilt
werden. 1697, GMosn. U. finde" (Gr; Th), sueche" (zB.
nach einem Brande WLö.), ,beger6n, erhalten, nemen'.
121
Sclilaftf), schlet(f), sclilif(f), sclilof(r), schluf(f)
122
.Somit bei unserer schwachen Polizeianstalt und durch
die oft'enen Berggegenden viele solcher [Heimatlosen]
unsern Kanton bestreichen und da und dort im Stillen
Unterschiauf finden werden.' 1821, Schw Ges. 1860.
,Wan sach wäre, das ein sölliche presthafte person
... in dem siechenhus zu Lenzburg tat underschlouf
begären.' 1573, AaL. StR. ,Saul nötiget in [David] by
den heiden u. zuo suochen.' LLav. 1583. .Diser ward
gesinnet Hochzyt ze halten, und diewyl er eüssert
Schwamendingen kein ander Heimen wüsste, begärt er
U. zuo Schwam.' ItiüS, Hotz 1865. ,[Wenn ein aus den
Vw Verbannter] by uns Underschloupf neme.' Sc'hwG.
LB. 1605. ,[r)ass] im Fahl ein Sollicher Das, was er
erkouft, wider hinweggeben tete, er zwahren in der
Gmeind, wann er U. findt, wyters geduldet werde.'
1670, Z. ,Mit Versicherung, es wäre in der ganzen
Stadt [Thonon] auch nit ein Ställin, da man U. haben
könnte, zu finden.' 1715, B. ,In der Gemaind anderst-
wo Unterschiauf erhalten.' 1760, GFlaw. .Gerold
Freien Frau, welche sich ... erfrechet, in ihrem Eltern-
haus zu Benken Unterschiauf zu nemmen.' 1789, Z.
S. noch Bd Vll 1610u. U. ha" ürD.; WMü. Die
welle" hiräte" und hend ja nit e'"ma,l Underschlouf ! W
Mü. Eswettergatti'g U. werde"-iver ette" [für euch]
han! als Bescheidenheitsphrase zu einem Besuche GrD.
(B.). ,Die widertüuffer, so hinder mh. gesessen weren
und by inen undersloutt' hetten.' 1527, B Ref. ,Soll der
weg under dem käppelli angenz widerumb ufgetan
werden, damit niengklich zuo bösser weterzyt syn u.
daselbs gehaben möge.' 1563, Z RM. ,Sol underschlouH
by iler nuioter haben.' 1564, B RM. ,N., der vom
keiser in dacht getan und aber underschlouff hat by
den jungen fürsten zuo Saxen.' 1564, Brief (HBull.).
.Bald darnach wurtfen sich die barfuesser in grosse
spott und schand, in dem eins burgers eweib, so et-
liche Wochen verloren gewesen, in ircm closter u.
gehept.' WuRSTisEN 1580. ,Wil er nun mehr alt ...
und syn U. by angedüten syner Tochter selligen Kinden
... habe.' 1603, Z. Ei""in U. ge" uä. I) eig. AaF. und
ItlL; „Gl.; L"; G (Zahner); „ScH"; ThHw., Mü.; ZBül.
„Der Nachbar hat den Dieben U. gegeben." ,Ist er-
kent, das die sehuolherren mit Luxen dem predicanten
liandlen, das er USingers selgen husfrowen in sinera
pfruondhus underschlouff geben wölte.' 1547. Sch
Ratsprot. ,1555 sind gedachte glöubig.e von Luggarus
... erstlich in das Veltlin, demnach, als die Pünter
mit inen unwillig, die inen doch underschlouf zuo-
gsagt, gen Zürich ufgenommen worden.' JHaller 1550/
73. .Excipere furem, einen dieb heimlich aufenthalten
und im u. geben; etwan ein underschlöuifle haben,
habere aliquera receptum.' Fris. ; Mal. ,Wann sy ime
pfarlierren kinder zuo taufen zuopringen, [soll] er
ptlichtig sin, dem kind und wyberen winters-, regens-
und zuo anderer zyt in dem pfarhus und stuben u.
zuo geben,' 1573, AaKI. StR. ,Er gab auch Hunoldo,
König Carlis abtrünnigen Fürsten auss Aquitanien,
Unterschlauff.' Gcler 1616. ,[Man] solle also ihne
uss dem Closter mustern und ihme daselbs kein U.
mehr geben.' 1632, B. .[Die Fürsten sollen] aufs
wenigest deiner [Gottes] streitenden Kyrchen fridsamen
U. geben.' JMüller 1673. ,Recipere domum suam
hospitio, aufnemmen in sein Haus, U. geben.' Denzl.
1677. 1716. ,Der Herr wird uns wol Unterschlauff
verschaffen.' JMever 1700. ,Uber erzehlte vollkommene
Gemächer gibt es noch viel andere Kammeren hin und
wider, welche extraordinarie ankommenden Gästen
genügsamen ü. hergeben können.' SHott. 1702. ,Den
Dieben Unterschlauff geben, den Sack aufheben.'
AKlingl. 1702. ,[Man solle] denen beiden ... im ge-
ringsten keinen Unterschlauff mehr gestatten.' 1785,
ThHw. Arch. S. noch be-hofen (Bdll 1039); Bd V 915 o.;
VllI 357 u. — 2) uneig. Einem bei einer unehren-
haften Handlung mit Rat und Tat beistehn GTa.,
Einem die Stange halten. Recht geben, sein schlechtes
Benehmen bemänteln, billigen ScuR.; SchwE.; ThMü.
Si giH-em U , wo-si eha"" SchwE. Der Alt hat im
[dem Sohne] U. g'gi" SchR. Die gend-em all U.,
.nehmen ihn auf. bestärken ihn in seinem schlechten
Benehmen, helfen ihm wieder, so dass er sich nicht
bessert' ThMü. Mit Synn. (in weitestem Sinne).
Ei"'m zu Obdach und U. verhelfe" ÜRPr. (Kuoni).
,I)aby wol ze bedenken, dass ... im fürdrung und
underschleif billichen darzuo gäben wurd.' 1527, B
Ref. , Underschlouff und husshaltung überkomen.'
1538/40, Z Ehegericht. , Lasterhaften lüten zu irem
bössen muotwillen platz und underschlouff geben.'
1542. Z RB. ,Mer platzes, underschloufs und wite
haben.' 1545, Z. ,1m und den sinen underschlouf und
ufenthalt ... zuolassen.' 1548, Z RB. .Allen denen,
so si [die Wiedertäufer] bhusen und hoffnen und under-
schlouff gäben.' 1564, B KM. ,Alle die, so . . . einiche
frönibden in ire hüser setzen und inen underschlouf
geben wurden.' 1580, BSi. Rq. 1914. , Erstlich fand
er |(_>kolampad] bei Andrea Cratandro dem buoch-
trucker u. und auftenthalt.' Wurstisen 1580. ,lst einer
benachtet worden, so hatt er [Hiob] ... im herberig und
u. gäben.' LLav. 1582. .Dheine frömbden ynzügling
uf- und anneninien, herberg und underschlouff geben.'
1584, Z Rq. 1910. ,Alle di^. so den bandyteu herberg.
underschloupf, gunst und hilfftuond, söllent in denen
straften syn, so wider dieselbige gesetzt sind.' 1592.
Absch. .By biderben Lüten guoten Underschlouf. Her-
berg und cliristlichs Zuospringen' finden. IlCvs. ,Die
Herschaft [Maienfeld] habe die öffentlichen Feind
des Hauss Österreich lange Zeit auft'gehalten, ihnen
U. gegeben.' .\nhorn 1603/29. .üb er niitler Zytt wo
müglich ein Underschlouff und Herbreg darauft' [einem
Grundstück] zebuwen ins Wärk bringen möcht.' 1638.
Barnd. 1911 (BG.). .Ettlich Burgersdochteren und
Dienstmegt [sind] so unverschämt, dass sie ... nachts
um die Gassen lauften, euch heimlich Unterschi, und
fule Winkel haben.' 1640. GWil. .Welcher [Con-
stantius Chlorus] da und dort den armen Christen
Fristung und U. verschaffet.' 1640. JJBreit. .Einem
U. und Sicherheit geben.' 1655, Z. ,Wenn .Jemand
... fremdem Gesindel ... einigen Unterschi, oder Be-
hausung giebt.' GrD. LB. ,Dass die incorporirten
Steckhoofgüter und Bezirke nicht mehr wie vorhin
verdächtigen frembden Einzüglingen und unbekannten
Leuten zu Schlupfwiuklen und unerlaubten Unterschi,
dienen mögen.' 1751, JLi'SCBER 1898. S. noch Bd IV^
1568u.; VII 1731 u.; VIII 84 u. — 2. (schkipf) ,ünter-
schleif Aa (H.).
Mhd. iinderdmif, anderihipf (österr.) iu Bed. 1 (Lexer U
180'2): Tgl. Schni.Ml 508; Sanders II 95'2. .Underschlor (so
1536, Sch; 1579. 1596, G; 1597, Z) steht (soweit nicht, wie
etwa in G, ö aus au gemeint sein kann) graphisch für ,-ou-'.
Die ForineD mit^ti in Bed. Ib (,Underschleiff.' Gulüen Bund
1586/1658; 1735, Bs) und 2 deuten auf fremde Herkunft;
vgl. auch unter SchUuiJj'en, achlanffen. Unser Vb under-scUieffm
123
Schlaff), schlef(0, sclilil(l), schlof(l), schlnf(0
124
(s. (I.) keuut die für Bcd. 2 vorausznsetzenilc Bed. nicht
(dagegen erscheint amhd. nur die Bed. hiutergelin, lietriigeu).
Üs-: (enger) Ausweg in eig. Sinne und in uneig.,
Ausflucht Gr, so Felsb. (Buliler). ,Riraam invenire,
ein durcligang oder aussflucht, ausschlöullle oder durch-
sclilipfle finden ze fliehen.' Fris.; ,ein durchschlüpfle
finden ze fl., ein durchgang oder aussflucht.' Mal. ,ä1s
er des verschinen jars mit kezere schmehen und
sehenden uns zuogeredt ..., fand er den ausschl. der
alten Zeiten, er hette nit uns, sonder die kezer, so
vor vil 100 jaren gelebt, gemeint.' 158;', Zellw. Urk. —
Bei Ur.WB. I 955 ,Ausschli.ir, uccultus exitiis.
Federen-: mit Federn besetzter Muff. ,Ein ge-
farbeter F.' 1789, Z Inv.
Uase'-Schlü-f: Mäuseloch BE. (Bärnd. 1904). -
Kanu lautgeschichtlicli auch -Schluff darstellen.
Beiz-; =Schlauff'3b; „mit Pelz gefütterter Muff ül;
Z". .[Erwachsene sollen sich] hernachfolgender Ala-
niodereyen enthalten, nämlich langer Haaren, Pudrierens
und unanständigen Rasierens derselben, vornen an der
Stirnen so wolau Weib- als Mannspersohnen, der neuw
aufkommender grossen Belz-Schläuflen [usw.].' Z Mand.
1703; s. auch Sp. 120o. ,N., Studiosus, wegen eines
Halsmäntelis, grossen Kragens, grossen Pelzschlaufes,
langen Mantels und gefärbter Hosen 4 Pfund [Busse].'
1710, Z TB. 1858. S. noch Brämi II (Bd V tJOO). —
.Pistolen-Schlauf': wohl Pistolenhalfter. Z Inv.
1815 (Dan.). — Ratzen- Schläuffli: enges, kleines
Gemach ZMänn. — Wiber-: Schiauf}' (\n Bed. 3b) für
Frauen. ,Die Hinderfürmachere [tun den Kürschnern]
ebenmessig inn ires Handtwerchs Grechtigkeiten nit
geringen Ingrift', indem dass syallerleiggefülte Wahren
als Hendtschen, Wyberschlöuff und Anderes, so allein
innen den Kürsineren zu verkouft'en zustande, öffent-
lich feil habind.' lt)'28, Z. — Zue-: = Under-ScM.b W
(FStaub). ,Z. geben', Nachtherberge gewähren.
Schlauffe» Aa (in Bed. la, 2c und 3b); BG.(-ü^-J;
,Gl"; L; ,Scii"R. undlt Kirchh.; S; Tu; Z; Militar-
SPR., Schlauffe' niTu, so Sulgen, Schlaupft" kk (in
Bed. la); ScuNnk., Schi., Schleipfe" (in Bed. 2a) Aa
It H. (neben -au-); ZKn. — f., in L in Bed. Ib „m.",
Dira. Schläupfli ScHSchl., Schläuffeli Th (in Bed. 4):
1. a) = Sehlauff ä, auch der Deckel drüber aAA,
Gansingertal, Sarm., Villni. ; S. — • b) „Ende des Schweine-
troges mit einem Deckelbrett ausser dem Stalle, um
zB. das Spfilicht usw. für die Schweine hinzuschütten
L". — 2. = Sehlauff i, Schleife, Schlinge (zB. an einer
Schnur, einem Seil) Aa; Af; BG.; „Gl"; GsValz.; „L",
auch E. und It Ineichen; „Scu", auch Nnk. und It
Kircbh. (.Schleife, durch die man ein Band ziehen
kann'); Th, so Arb., Hw., Mü.; ZKn. und It FStaub.
Spec. a) auch Dim., Masche beim Stricken Scu
Schi. E' Schlaupfe" abe"lö", fallen lassen. — b) ,2
silberi Schlouffen.' 1613, Z Schirmb. ,18 Knöpf und
Schlauft'en doran.' 1636, ebd. ,Ein marggyniner Sekel
mit Knüpf und Schlauft'en.' 1670, ebd. — c) Riemen-
schlaufe, hinter der Schnalle angebrachte Öse, durch
die das freie Ende eines Riemens durchgezogen und
festgehalten wird, zB. am Vieh- und Pferdegeschirr
Aa; Gr; Tu und wohl weiterhin; allg. in der Militär-
spr. — d) = Patronen- Schi. MiLrriRSPK. — e) eiserner
Ring an der Viehglocke, durch den das Lederzeug
(der liieme') geht (JRllint., am Steuer, durch den der
Hauche" (Bd 11 969) geht TnRom. — 3. a) ,was durch
Etw. gezogen oder geschleift (geschläufi) wird, bes.
das Stäbchen an einer Kette, welches, durch eine
Öffnung gezogen, sich quer anlegt, darum nicht zurück-
geht und die Schliessung vollendet' ApK. (T.). Vgl.
Chlös 1 (Bd III 698). — b) hölzerner Querriegel von
der Form eines Doppelkeils, der dem Türchen eines
Fasses vorgelegt wird, um dasselbe in der richtigen
Lage zu erhalten (Syn. Schliessen); auch Holzriegel
an Stalltüren, Verschlagen udgl. swAa. — 4. auch Dim.,
um den Hals (auch um den Kopf) geschlungenes, langes
und ziemlich breites, gew. aus Wolle gestricktes Tuch,
zum Schutz gegen die Kälte von Frauen und Mädchen,
auch von Mannspersonen (bes. Knaben) getragen Sch
Buchth., Herbl., R., Schi.; Tu, so Hw., Mü., Sulgen;
ZSth., Wl. Bind e" Schi, ume" [beim Ausgehn], 's ist
ehalt (hisse"! ,.\ls [Weihnachts-]Geschenke erhielten
die Bauernkinder höchstens ein Kleidungsstück,
meistens eine grobe Winterkappe oder eine gestrickte
Schi.' AfV. (ZWl.); noch heute. — Mhd. rfou/e f. tw. in
andern Bedd.; vgl. Gr.WB. IX 513. 5S7 (, Schleife' 1 und 2);
Schni.'' II 508; Maitin-Lienh. II 453 (.Schleife' 4); Fischer V
90Ö ; Follmann 449. Schlauffe" hat seinen Uml. vom Vb
Schlaufen bezogen. Ortsn. , Schlaufe' AaNiederwil.
Bare°-loch- Schlaupfe" : = Schlauffen 1 a A AScherz.
— • Bav- Schlauffe" L, so Herg., Hitzk. (meist Plur.),
Luthern, Triengen und It Brandst., -Schlaupfe" Aa
Hellb., BsLte'- Schlauffe" swAa, -Schlaupfe" AALupfig:
= dem Vor. S. noch Süderi (Bd VII 330). — Schieb-:
= Schlauffen 3c, wenn sie verschiebbar ist ThHw. —
Teckel-: = Schlauffen la swAa.
schlauffe" Tu (in Bed. laß, neben -äu- in Bed. laf)
und tw. in der ä. Spr. (s. Anm.), schlaupfe" PAl. (in
Bed. 2), sonst schlauffe" I, in ScuNnk. schlaupfe",
in SoHwMa. schleipfe" (in Bed. laB), in der ä. Spr.
auch ,schleif(t)en, schleipfen' (s. ab-, in-, durch-schl.),
Ptc. -t: 1. a) Etw. durch eine (enge) Öffnung schlupfen
lassen, durchziehn. ,Es [ist] ringer, das ein keuiel
durcli ein nadelloch geschleuft werde, weder das ein
rycher ingange in das rych der himlen.' Zwingli (freie
VViedergabe von Matth. 19, 24). ,Darumb redt der Herr
also: Sich, ich bedenk über das gsind Übels oder
straaö', dorus ir üwcre hals nit mögend sclilöuften.'
ebd. (nach Micha 2, 3); .ziehen.' 1530; äprjts. LXX.
S. noch Bd VII 545 0.; vgl. dazu auch u. schletffenlll la.
Spec. a) Hüe"li sohl., ausbrüten ThHw. lez hat die
Oluggeri" scho" g'schläiift. ebd. .Die enteneier legt
man etwan under die hennen, und so sy geschlöuft.
werdend die jungen erstlich von den hennen gefüert.'
VoGELB. 1557. ,So etliche eier noch nit geschlöuft,
sol man die auch einer anderen underlegen.' ebd. ,In
Egypten nit weit von der statt Alkeiro schlöuft man
auch eier mit kunst.' ebd. ,Die geschlöuft zucht [der
Schildkröten].' Tierb. 1563. .Schlöuft'en, so die hüener
ire jungen härfür bringend, excludere.' Fris.; Mal.
.Dass die Fischlein auch in Mitten im Winter mögen
geschleift werden, wie bei den Förhenen und Lachsen
zu sehen ist, die ihren Laich ... urab StMartins Tag
haben im Winter.' JZiegl. 1647. S. noch Güggel (Bd II
192 u.); Eoss-Nagel (Bd IV 689). — ß) schlauffe", einem
Kinde Nahrung eingeben oTh; Syn. in-schläuffen. —
Y) (eine Schnur oä.) durch eine ÖÖ'nung ziehn, durch-
schlingen Ap (T.), beim Abhaspeln, Abwinden von
Garn das verwickelte Trom [Ende] durch solches
Durchziehn herauslösen Th (-au-, in Mü. -äu-); ZO. —
ä) eine Schlinge, Masche machen, mittels einer solchen
knüpfen GrHb.; GWl.; ScuNnk.; ThHw., Mü.; ZO.
125
Sclilaf(l). schlef(f), sclilif(0, schlof(f), schluf(f)
126
E' Hälsi''g schleipf-der [dem davongelaufenen Tier]
./eJ2a"(i'sBet".ScHwzD.(SciiwMa.); Tigl.an-scMäuffen. —
b) refl., schlüpfen. ,I)ie ritter alle slouften sich üz
der turneiwaete.' Beinpr. ,0b si w^ren unbereit, ie-
doch wart ir harnescli gar schier bereit in allen dar
und slouften sich in isenwät.' ebd. ,In den landen
beschicht es zuo Zeiten, dass die bauren aiiff dem väld
entschlaaifend; alsdann sind gwon die nateren oder
schlangen der orten, sich durch den offnen inund in
den leib zuo schleütfen oder sonst sy auff ander wäg
zuo verletzen.' Tierh. 156.3. S. noch Gugel II (Bd II
155M.). Uneig. a) sich heimlich entfernen, entweichen;
s. /arfw J (Bd I 886M.). — ß) sich einer unangenehmen
Lage, l'tlicht entziehn. ,So wend sy sich gon
sclilöutl'en drus!' aus den Schlingen des Satans. Ruef
1538. ,Weliche [Stadt Überlingen] vor jaren ... von
den fürsten von Osterreich beherscht gwesen. aber
dadannen sich vorzuo dannen geschliiuft und ledig
gemacht und also in schütz ... des reichs kommen.'
Vad. ,A1s die von .appenzell mit Schwitz und Glaris
verstand hattend und sachend, wie es denselben so
glücklich gangen, nämlich, dass si sich irer herschaft
erwert und von derselben entzogen und fri worden
warend, darum si sich der fürsten von Österrich ...
desglich von dem abt von SGallen euch ze schlaipfen
understuondend.' ebd. ,Sich auss einem handel
schlöuffen und ab im schütten, expedire se de re aliqua.'
Fris.; iVlAL. ,Wil uns bedunken, unser Eidgnossen von
5 Orten suochend anders nut, dann sich widerunim uss
dem friden zuo schlöuffen.' HBüll. 1572. — c) intr.,
= b. ,[Isaak zu Abraham:] 0 vatter, mich nit also
bind! ... Ach, ich will dir doch nicht entloufen, noch
US dynen banden scbloufen.' Haberek 1562. —
2. .spennacchiare, spelare' PAl. (Giord.). — Amhd.
alou/en, Uind. dojxn, aus Hluuiijan, CailS. zu srhlirffen (s. d.); vgl.
Gr.WB. IX 514 (auch iii Bed. Ic). 591; Fischer V 900. Her
Uml. ist obd. in der Gruppe -ouy</jy- lautgesetzlich uiiterbliebeu;
in suhtäujj'en ist er auf gruud der caus. Bed., wie in so vielen
auderu Fällen, analogisch eingeführt worden. In der ä. Spr.
lassen sich die Formen mit und ohne Uml. ans graphischen
Gründen uicht iiuraer unterscheiden, -ei- in SchwiVIa. ist ört-
liche Vertretung für -äu- (s. unter röken Bd VI 841); zu den
«■-Formen der ä. Spr. vgl. die Anm. zu Uniler-Schlauß: In
Bed. Ib durch Verwechslung mit dem Inf. des st. Vbs einmal
,sich schlUffen' (s. Bd VIII ITOöu.); doch ist zu beachten, dass
auch in dem Beleg aus dem Tierb. 1563 ,sich schleütfen' ge-
druckt ist, mit dem Zeichen, das sonst regelmässig den jungen
nhd. Diphthongen wiedergibt (zU. von Sa für alten Diphthongen).
Es handelt sich also viell, um mehr als einen blossen
Fehler; vgl. auch die Anm. zu ver-schl.' Die ä. Schreibungen
mit ,-ei' heruhn t. auf lautlicher Entrundung, t. auf Ver-
mischung mit ,schlei(p)feu' (s.d.). — Gätterli- Schläuf-
fe" n. s. Bd II 497o. — Balle"-: wohl = Ballen
Schüben, Schoppen (Bd IV 1148) Gl. — Schuehli-
s. Bd VIII 456 (auch ZO.) — Törli-: = Gätterli-Schl
ZWildb. — über den Wechsel zw. schltmfffn und srMüffcn in
diesen Spielbezeichnungeu s. unter Gatterli-Schliffm.
ab-: refl., = schlau ffen Iba.. ,Item yeder bott sol
an sin herren bringen, als die nachgeschriben sich
abgeschleipft hattend [aus der Vogtei Lugano].' 1517,
AbSOH. — Vgl. Fischer I Gli.
a{n)-schlnuffe{n), in ScH -schläupfe" (s. Bed. 2b),
Ptc. ang' schloff en GnSch.: 1. anschieben, anlegen Gr
Grüsch (Tsch.); ScB. Eme" Boss d's G'schif a. Gr
Grüsch; G egs. üs-schl. An das selb Ise"stengli würd
der Spiielen mid dem Garn ang'schloff'en GRSch. (AfV.;
wiederholt). , Alsdann versuche man, ob dieses Röhrgen
[eine Art Pfropfreis] passend sei ...; ist dieses nicht,
so nimmt man ein weiteres vom Holze herab und
schläuft das engere wieder an.' Gr Samml. 1784. ,Ist
es [das , Röhrgen'] zu enge, so wird es durch die
Gewalt des Anschläufens gespalten.' ebd. — ■ 2. a) einen
Strick oä. a., durch Bildung einer Schlinge befestigen,
zB. an einem Bein ThHw. — b) = an-lätschen 2 (Bd III
1533) ScH. — Ahd. unmlou/en, induere; mhd. (die ringe)
itmluufen; vgl. Schm.- II 509; Fischer I 254. Der Ersatz
des urspr. schw. Ptc.s durch das st. erklärt sich aus dem
lautlichen Zsfall des Causativs und des Grundvbs (s. n.
„■hlitffen).
\n-schläuffen: a) einscblüpfen lassen, einschieben,
o) das eine Ende einer Schnur, eines Strickes in eine
Schlinge, den Faden in das Nadelöhr GRGrüsch (Tsch.).
— ßl = schlaiiffen iaß. ,[1583J starb jtfutter Löuwin,
nach dem sie ob 5 Jahren stockblind gewesen, man
sie auch lupfen und tragen, auch das Essen wie einem
Kind einschleupfen müssen.' Mise. T. 17'24. — y) un-
eig., einschmuggeln, von Sachen und Personen. ,Da
aber allein die Bernerpfaffen beruft, acht ich, die
üligarchen werdint... heimlich, hinderrugs uns einen
Tregarium (Conr. Treger, Augustiner-Provinzial zu
Freiburg als Stellvertreter des Bischofs) einschlöufen.'
1527, Brief Hallers an Zwingli (Müll. SG.). ,[Kilian
Käuffi ist] wider der gotshuslüten wissen und willen
zuo vermeintem abt [von Stüallen] nit erweit, sunder
mit gfärden ingeschleift.' 1529, Absch. (Zürich an
Glarus); dafür: ,K. [hat] sich zuo vermeintem apt nit
one sunder gfärd nit erwöllen, sunder mit der taat
betruglich underschlöuften lassen.' HBcll. 1572; Abt
K. bestreitet, ,däz er an dem end trüglichen und mit
gfärden sich undergschleift habe.' 1530, Absch. ,[Die
Katholiken unterstehen sich] solche [Heiligenbilder]
... widerumb einzuschleiöen, als sonderbare Kirchen-
zierden und nutzliche Gedächtnusszeichen.' TbZwinger
1529 (modernisiert). ,Insinuare se in sermonem ali-
quorum, seine wort under ander leuten red ein-
schlöuffen oder underschyben.' Fris. 1541. ,Von den
falschen glychsneren, die der tüfel selbs under die
Gottes kinder vorhin yngeschlöuft hatt.' Gualth. 1559.
— b) refl., sich einschmuggeln, sich einschleichen.
,Sie [die Wiedertäufer] Schlaufen sich mit glisendem
Wandel und glatten Worten ein.' 1528, JLüscher 1898.
, Welches bisshär noch nit so vil erschossen, dann das
die redlifüerer der sect uns und unseren hirten hinder-
rucks in unseren gemainden [im Aargau] sich in-
geschlouft.' 1532, B (Kessl.). ,Wie papst Bonifacius
... sich selbs an das bapstuomb einschlouf[t].' Vap.
,tiwyl nun unser ... Eidtgnossen von den dryen stetten
weder durch die ussgangen abscheid noch sunst nütz
darbracht und sy aber der reisstraften ansprächer sind
und sich also inschleipfen weiten, so söllent sy billich
anzeigen und bewysen, mit was tittels der gerechtig-
keit und billicher besitzung sy das ankommt.' 1548,
.\bsch. (Streitigkeiten über die Reisgelder im Th zw.
Bern, Freiburg und Solothurn und den übrigen Orten).
,Sich nach und nach einschlöuflFen, sich durch ge-
schwinde mittel zuoschicken und einsi gunst zuo er-
langen underston, insinuare se; sich in eines gemein-
schaft oder fründtschaft einschlöuffen oder einflicken,
immergere se penitus in consuetudinem alieuius, in-
trare in familiaritatem alieuius.' Fris. (auch 1541);
Mal. S. noch Land-farer (Bd 1 900 u.). — Mhd. nuhufen,
einhüllen, kleiden; vgl. Fischer II «41. — \n- scldäuffer m.:
127
Sclil8f(f). sohlef(f), schHf(l), schlof(f), schluf(0
128
Einschranggler. ,Der Ynfüerer und Ynschleifer der
verrufnen Münzen.' Z Münzniand. 1020.
under-: a) unterschlüpfen lassen, unterschieben,
a) Unterkunft, Asyl geben. ,7,um dritten verargt
der grimm wolf [Faber], dass der fromm eersam
rat ze Strassburg die verjagten ... enthalt und
«rnädiglich underschlöuft.' Zwingli. - ß) Jmd ein-
schmuggeln. ,Es sind falsch brüeder unversehenlicb
uns underschlöuft worden.' Zwingli. .Wann aber die-
selben darnach wültend andre büecher underschloullen
und ST neben den büecheren, von Gott ggeben, vei-
kouffen . Wenn du mir nun einen gugger wilt
underschleuffen in das alt testament, wird ich sehen
ob die Juden den ouch habind.' ebd. S. noch in-schl.
(unter a^) - 1>) refl. «) Unterkunft finden, sich auf-
halten .Nach welchem Hotterer sich im Rhintal um
Altstetten und im land zuo Appenzell underschloutt.'
Vau Uneig.: ,Muoss also die türe und bitere worhait
zuo ziten in der torhait larven underschlöfen, die-
wyl sy in irer aignen person und ernsthafter be-
claidung nit mag statt und früntlichen niderlass be-
tinden.' Kessl. - ß) = in-schl. b (s. d. unter ar). Subst.
Inf.; s. Üf-setzen (Bd VII 1052). - Mhd. (östeir.) unrf«--
sUipfn, geheime Uuterkunft gebeu, bei Lexer II 1802. —
Under-schläuffer m.: wer Einem Unterschiaul
gewährt ,So aber einer oder eine von sölichem irem
fürnemen nit abstan, sunder fräfenlich daruf ver-
harren wellten, oder dass einer diser sect und rot-
tierung [der Wiedertäufer] ein nämlicher fürgesetzter,
als ein lerer, töufer oder ein underschlöufer, um-
schweifer und redlisfüerer wäre ... welichs under deren
eins wäre, dass der oder dieselbigen ouch ertrankt
werden sollen.' 1527, Absch.
üs-schläuffe": a) ausschlüpfen lassen, a) = schlauf-
len laoL Wie Elianus sagt, so die benn umbkommen,
so bruote er [der Hahn] selbs, schlöuffe die jungen
auss und erziehe sy.' Vogelb. 1557. ,Eine bruotet
wol die ander neret die aussgeschlöuften hüenlin bass.'
ebd! ,ln so vil tagen schlöuft er [der Ibis] seine eier
auss, 'so lang der mon wachst und schweint.' ebd.
Puliities, ipsa pullatio vel puUi ipsi, das gebären oder
kusschlöuffen der jungen oder junge zucht der viiglen.'
Fris.; Mal. ,l)arnach legen si Eier und m dem sie
hernach über dieselben sizen, so brüten (schleuöen,
heken) sie federlose junge Vögelein aus.' Spleiss 1007
— ß) eme' Boss d's G'schir ü., abnehmen ÖRGrusch
(Tsch.); Gegs. an-schl. - t) "'"='?•• '>'»" '='"«'' ^'*^*^'
Verpflichtung befreien, erleichtern. ,Zuo keiser Frid-
richs zelten warend die leben in vil abgang komen,
dem nach und vil jar darvor auf abgang der alten
Franken die gemeinen stende teutscher landen in welt-
lichen leben etwas geringert und aussgeschloutt, wie
ouch an dem schwären joch der leibeigenscbaft und
auss gwalt der Franken zuo eignem gwalt ... etwas
komen warend.' Vad. - b) refl. ,Sich auss einem
getreng ausschlöuffen, evolvere se turba.' Fris.; Mal.
Uneig. a) sich aus einer Sache ziehn. ,Sich fein auss
einer sach ausschlöuflen, emergere ex aliquo negotio.'
Fris; Mal. .Dorumni ouch in disem handel vil dem
nachtrachtetend, wie sy sich uss diser sach us-
schlöütVen möchtind', mit Bez. auf den Abfall der \ er-
bündetcn Zürichs nach der Niederlage am Gubel.
HBuLL 157'2. Bes. sich einer Verpflichtung entziehn.
Dabei [die Bettelmönehe] dem gwalt der bischofen
sich selbs entnomen und aussgeschläuft habend.' Vau.
Es solle der christ sin crütz täglich uff sich nemraen ...
bann wenn wir glych uns wöltend usschlöuften, so
werdend doch alle zyt lüt syn, die uns under das crutz
zwingind.' GuALTH. 1555. ,Sich von der arbeit aus-
schlöuffen.' SHo.HH. 1591; dafür ,von der A. aus-
schleuffen [=üs-schMffe"ymS. ,[Der schlechte Knecht]
ist ein rechter Bengelfrass. Er weisst sich auszu-
schleifen wohl, wenn er was Schweres schaffen soll.'
S Kai 1771. — ß) sich (mit Etw.) ausreden. .Damit
ouch nieman sich usschlöifen oder entschuldigen
könne, werdent uh. etlich gelert priester, das gotts-
wort in ir lantschaft allenthalb zuo verkünden, ns-
schicken.' 1523, EEgli, Act. ,Wie aber der burger-
maister merken kond, dass er [Dominicus] nach der
toufer ard uf disem grund verharren weit und also
sich usschlöufen ...' 1532, Vad. (Diarium). ,Do redt
Dominicus: ... Ei, lieber, was wilt du dich mit disem
wörtli gsatz usschlöufen.' ebd. ,Jetz understande er
sich mit der Jugend usszeschlöuffen.' 1538/40, Z Ehe-
gericht. — Mhd. üßHloufen. ausziehn, entkleiden; vgl. auch
Schni.MI509: Fischer I 508.
use"-: = dem Vor. aa. ,Wo die muoter des innen
worden, dass das hüenlin ganz unrüewig ist, kratzet
sy die schalen auf und schlöuft es ausshin.' Vogelb.
1557. ,Dass etwan ein henn auff die zweiundvierzig
oder auff die sechzig hüenlin herausschlöuft' ebd.
ver-: 1. ■schlauffe", Etw. verknoten, so binden,
dass der Strick nicht mehr zurückgehn kann GlH.
Garn v., verwirren ZKn. — 2. verbergen. ,Ire eier
sollend sy [die Schildkröten] in die erden verschleüffen,
so lang biss sy durch die werme der sonnen auss-
gebrüetet und die jungen sich erzeigend.' Tierb.1563.
_ 3. -schläuffe", absichtlich die Schule versäumen
ZO so F.; Syn. ver-scUieffen. Er het d' Schwl
i'erschläuß. - Schwab. versMäußn refl., sich verkleiden
(Fischer II 1306). Bei 2 fällt wieder die Bezeichnung des
Diphthongen durch ,-eü-' < fl (st. ,-öu-') auf, die auf Ver-
mischuns mit dem st. Inf. mr-scIMffen (s. mr-sMuffen) deutet;
vgl. die Anm. zu .chkmffen. Zu 3 vgl. noch die Syou. ver-
-Kchleiffen, -schleikai, auch -sMahen, -scMmglen.
be-- bekleiden. ,l)en nackenden sol man be-
schlöuöen.' Z Bib. 1531 (,Zeiger'). Refl. ,Und sollend
sich die blybenden [Mönche] zimralicher, ersamer,
züchtiger kleidung beschlöuften.' 1524, Zwingli (Gut-
achten). ,So etliche die iren [Klosterfrauen zu
StKatharinental ihre weissen Röcke] nit färben wollten,
dass dieselbigen doch ire rock änderst gestaltind und
sich also hinfür mit erbarft kleidung beschlouflnd.'
1530, ÄBSCB. — Mhd. ledoufen; vgl. Schm.^ U 509;
Fischer I 'JOO.
dur-"''e"-scWäi(^e» ZO., döre»-schlauffe" Ap (1.):
Etw. (zB. ein Band) durch eine Schleife ziehn. — zue-:
a) zu Andern unterbringen. ,Zuo denen [den Bar-
füssern, bei denen die Insassen der zwei andern
Klöster der Stadt untergebracht wurden] man glycher
wys [wie in den beiden geräumten Klöstern] ouch
zuoschlöuffen mag dürftige lüt; dann ye me wonungen
by inen sind, weder die unseren ze bruchen not habind.'
Zwingli 111 509. - b) (in geheimer Absicht) zu-, bei-
geben. ,Üwer zuogeschloufte antwurt zeigt wol an,
was ir für gschickte knnden sind. Hand ir ouch die
vermanungen der frommen von Zürich ... mitgeschickt?'
Zwingli 111 84; gemeint ist eine Antwort, die die
Bischöfe von Konstanz usw. dem Rat von Zürich er-
teilt hatten und die sie den Instruktionen ihrer
129
Schlaf(f). 8Chlef(0, schlif(f), schlof(0, schluf(f)
130
Boten an die eidgen. Tagsatzung vom 1. April 1524
beilegten.
ge-schlauff'ig: leicht schlüpfend, geschmeidig?
,Ez get nu in die erne vil schcener dirne fin . . . dar
zuo get raanig eile [Mütterchen?] dar mit ir tochterlin :
daz kumt iu ouch ze heile, went ir gesloufic sin.' Hadl.
(Bartsch 22, 8).
Schlauffliog. älter Schlö/jH";/ — ni.: Art Windel,
=- Brtiech 3c (Bd V 38-1) GStdt.
Schli^ff. in GMs G' schliff — n.: 1. Wunde und
zwar (durch Anstossen an einem rauhen Gegenstand
entstandene) Schürfwunde (auch das abgeschürfte Haut-
stück) GMs, Sa., oT., W., tiefe Schnittwunde GW.,
aufgegangene, brennende Blase (zB. an den Füssen)
GMs. Synn. s. unter Flätisen (Bd 1 1203); auch Schurff
(Bd VIII 1247), Schnatten. S. noch söken (Bd VII 68.5).
— 2. Narbe GW. — Mlid. »/i/m., (Sclilag-)Wiindc (UvTUr-
beini); schhff, Vulva (Voc. 1482) bei Lexer II 9G-I ; dazu schwäb.
Sihkfer ni., Uol/span; Kiss an einem Holzscheit, im Kleid
(Fischer V 918), auch unsre Gruppe .S'<7ifi/frcn//, weiterhiu eis.
Schliche", Sclin- m., grosse klalfeude Wunde, (Knocheu-)Splitter,
Lappen (Martia-Lienh. II 449), Schliffer, Splitter (ebd. 455),
engl. Klivrr. abgerissenes, abgeschlitztes Stück, lo nUve, ab-
spalten (Tgl. Fick*IlI 539), allenfalls auch unser syn. Chlaffen4
(Bd III 626 f.). Aus dem Deutschen stammt wohl auch engad.
xchliefer m., grosses Stück (zB. Brot) bei Pallioppi 652.
Schleifl'l (bzw. -i'-). in BM., 0.; FJ.; GrAv., Rh.,
V.; LE.; PAL; SThierst; W tw. -f, Schlau ff G^k.,
Gast., I). (neben Sc7j;e?#'), Valz., Schleipf 1 Bs (Seiler);
B, so S.; GnChur, Churw., He., Valz.; GTa.; SL.;
Ndw, Schläupf Gin.\a.\z., „Schleif, -pfL; W" — m. (in
Bed. 3b It Spreng n.). PI. Schleiß'a BGr.. Lau. (-f'-J,
E.; WVt., -pfr Ndw (in Bed. 1 auch Schleipf). unver.
GRChurw., He., ObS., Schs, Valz., Dim. Schli-'fU BBe.:
1. a) das Schleifen, Schleppen, Gleiten(lassen), auch
die dabei entstehende Spur und die betr. Ortlichkeit.
Bahn; die Bedd. fliessen oft ineinander. Es isch en
arme'' Schleipf g'sV, ein mühseliges Schleppen, auch
Tragen GRChur, Mai. ,Das im ouch derselb sin vetter
geseit hab, das ettlich von Wil in dem holz gehowen
heften und das der von Zofingen bannwart dem schleiff
nachgiengent und sy pfandtent.' 1446, WMerz 1915.
.Nach der Tat bunde er die blutigen Körper in ein
Seil und zöge sie durch das Grass hinab bis an den
Rand des Tobeis und schmisse 'sie hinunder in die
Tiefe. Weil aber der Schleif blutige Merkmale im
Grass hinterlassen und er besorgte, wann andere Sol-
daten diesen Schleif sehen, selbigem nachgehen und
die todten Kameraden finden, niöcht er in Gefahr
kommen, schlachtet er ein schlechtes Rindlein, zog es
durch eben diesen Schleif hinab und Hesse es zu
underst ligen.' Sererh. 1742. Spec. a) von der Be-
förderung von Heu, Holz in den Bergen durch Hinab-
schleifen (mit oder ohne Heuw-Schit Bd Vlll 1514,
Schlitten) bzw. Hinabgleitenlassen; auch von der
Möglichkeit dazu BO.; Gr; W. Es ist fcesc Schleif,
wenn die Bahn wenig Schnee, aber viel Eis hat W
(Tscheinen). Hut gün-i''' üf ge" Est a'he'sieh": es ist
e" Schleif wie uber-n-e" Tili, wegen des Schnees Gr
■'Vv. .Seither haben wir [in BLenk] massig kaltes, ja
mildes Winterwetter, immer noch reichlich Schnee
und, was für die Bergbevölkerung die Hauptsache ist,
vorzüglichen Schleif.' Bapernst. 1907. !'>• mues' i"
nä'Hter Zit di" Schleif profetiere", i«* han da uf "ein
innere" Dürre" iw'' e" P/Iätteg [kleiner Heustock], Das
Schweiz. Idiotikon IX.
mues' o'""* apha'. ChrReichene. 1916. S. noch Bd Vlll
777 u. ,Dass Jedermänniglich pflichtig sein solle, sein
ihme bewilligtes Holz innert zwei Monaten zu fällen
und von dannen, so es Orts und Schleifs halb mög-
lich, abzuführen.' B Forstordn. 1725. Örtlich, die dazu
dienliche Bahn, zunächst als Schneebahn BR.; GrA.,
D., Rh.. Seh., V., Valz.; .L-E.: W (auch It Tscheinen),
übh. Bahn, Rinne zum (HinaL-)Schleifen von Lasten,
Gleitbahn für Holz {Sylt. RisCiJ Bd VI 1357. 1370; Iteisti
ebd. 1510; Schutz I Bd VIII 1700) BBe., Br., Gr.,G., Hk.,
Ha., um Interl.. R.; GrAv., Churw.. ü.. He.. ObS.,
Rh., Valz.; LE.; Sl;., Thierst.; Nnw; W. so Lö.. Vt.
und It St.; hieher aucli die ONN. in der Anm. Dür'''
de" Schleif a", ,wo Heu geschleift worden ist' GRRh.
Der hej Schleif im Zünicald ist en g'färlige'', da hed's
eppe" dick g'fält am Holz BHa. S. noch BdI761o.
R.\A. Es guet uf ''em Schleif ha" GkNuL, gued im
Schleif si", von einer Unternehmung, die auf guten
Wegen ist BGr. Im gliche" Schleifst" (wie ...), im
gleichen Fall, in der gleichen Lage FJ. Jmd uf ''e"
rechte" Schli'f britige", auf den richtigen Weg in moral.
Sinne BBe. Es isch bös, de" Ma"" uf •'e" rechte" Schi,
z'bringe". Wider i"'" Schll-f cho", wieder ins rechte
Geleise, zu Wohlstand kommen BHk. Etw. i"'" Schli-f
tröle", ins Geleise bringen BHk. Ei"'m i"'" Schleif
treuen. Einem Etw. zuhalten, seine Gewogenheit zeigen
Bßr. Z' Schleif legge", ins rechte Geleise bringen, bildl.
W. — ß) Schlittweg, dh. sowohl die Möglichkeit,
Schlitten zu fahren, als die Schneebahn für kleine
und grosse Schlitten selbst BE.. Gr.. Hk.. Ha.. LT.; FJ.:
PAL (,via della slitta sulla neve'); W, auch glatte
Eisbahn für Schlittschuhläufer B (AvRütte). Es ist
(guetC, schlechte^ Schi. B; W. A.: Chuntsch nid o"'*
chu" schlittle"? '.« isch Schi, u"' de"" famose' .' B.: Sig
Schi, oder nid (sig jetz der Schi, guet oder schlecht),
i'* chume" nid, mi" Schütte" isch verheil B (AvRütte).
Getigige'' Schleif heisst die durch vieles Fahren glatt-
geriebene Schneebahn BR. Scherzh.: ,Nur wo allzu
hoher Schnee die Arbeit [des Holzfällens] im Sommer
gebietet, ferd-mu" z'äberrem Schleif.' Barnd. 1908
(BGr.). E" Schi, üfbreche"; s. BdV327u. 's ist
Winterszit, der Schi, so guet, de"" ehunt die liebi
Schlitterwuet. JCOtt 1864. Der Schleipf isch ufbeidne"
Strasse" glich guet g'si". RvTavel 1913. Die Bauer-
same soll die von der Obrigkeit zur Verfügung ge-
stellten Ziegel für eine Kirche .bi dem vorhandenen
guten Schleipf' möglichst bald herbeischaffen. 1689,
B Blätter 1914. P"'m der Schli-f abtribe", unpers.
1) Einem das Fahren mit dem Schlitten verunmög-
lichen, zB. wenn der Schnee schmilzt BHk. — 2) nn-
eig., von Einem, der (vor Alter, Gebrechlichkeit) nicht
mehr zu fahren, gehn imstande ist, auch von irgend
einer Arbeit, Unternehmung, die erschwert, verunmög-
licht wird. ebd. Er mag nümme'' g'fare", es tribt-mu
den" no''' der Schli'f ab! Es tribt-is [uns] der Schli-f
ab, mier müessen-is erge". — b) übertr. a) .ein Schleif
Blut', von starken Blutspuren einer angeschossenen
Gemse GRHint. (Jägerspr.). — ß) Streifen, der beim
Gelin im Grase sich bildet Ndw (Matthjs). So von
Kühen: [Die Kühe] si", m'-mu" du de" G'spore" u""*
Schleife" hat ang'sieh", dur''' de Tungelegg har g'feldet.
ChrReichenb. 1916 (BLau.). — y) (heller oder dunkler)
Streifen, streifenförmige Strömung im Thunersee,
auf Wetteränderung deutend BBe. — 2. nasser und
kotiger unterer Rand eines Frauenrockes GTa.; Synn.
131
Schlaf(f), 8chlef(0. schlif(0, 3chlof(0, schluf(0
132
u. SehlegeJ. — 3. pers. a) nachlässig gekleideter, auch
übh. nachlässiger, träger Mensch GkD. — b) vagabun-
dierende Weibsperson, Dirne Bs (Seiler; It Spreng n.);
SL.; Nnw (Matthys).
Ahd. 'tiei/m., zu schliffen; die Formen mit -pf durch An-
lehnung an schleijj/en oder von diesem aus gebildet. Bei Gr.
WB. IX r>86 unter .Schleif 2 nur iu der Bed. Schleppe, nach-
geschleppter Teil des Kleides; vgl. unser 2. Wie nahe sich iu
Wirklichkeit Bedd. stehen können, die das WB. trennen niuss,
zeigt der Beleg aus Sererh. unter 1 a. Zu 3 vgl. Schltiffen;
das neutr. Geschlecht bei Spreng (neben dem Fem.) wohl
nach ^fene•■h m. und n. Als Ortsn. (s. unter laa). ,Schleif
BBelp, Biel (1305: ,der Schi, von dem See hinauf bis nach
Löuvringen'), Därst. (,Büri am Sleife.' 1322), Gr. (der breit
Schleiß, Ha. (der hej Schleif), Kün. (1352: ,das RUti gegen
Buobemberg über, nebent dem Sleiffe'), L. (Häuser), Oberbalm,
Sigr., ,an Frutingers sohl.' 1537, Thunersee, ,quartam partem
boni in dem Schleif.' 1319, Wengen; FStAntoni (,im Schleif,
Häuser); GrSurrhin (Lugnetz); LE. (,von der buoch hinuff den
sleiff.' XIII.), Wiggert.; GBerschis (,im Schleipf), Quarten
(.Schleipf): SNeuhüsli b/Beinw.; Ndw; UUrs. (Schhipfl. In
Zssen 1) als 2. Glied. ,Klein-Schleif BRomont b/Piet. Marti-
Schlei/BS. ,(Uf an den) Banschleif.' vor 13'J1, BPiet.: .(aliquos
arbores infra dem) Banschleiff.' HG6, WErnen. Hä"-S<:hlei/B
Gr. Sicke"-Schlei/V} Eiaen. ,(An den) Grund-sal-Schleif.' 1435,
WGantertal. ,(0b dem) Steg-Schleif BHa. Im TirU-Schhif
WLö. — 2) als 1. Glied; von Schhiff II, acUeiffen III nicht
sicher zu trennen. ,Sch)eif-Acker' BLangn. ,-graben-Weiden'
BRiischegg. ,-Halde' ZGlattf. ,-Matten' LSchotz. ,-Rain' B
Ezelkofen(,-pf-');LSchiitz;SHäg. , -Riese' ZTöss. ,-Tobel'GGr.
,-Weg' GPalfrisalp (,-pf-'). ,-Wald' B Därst. Vgl. auch iV/i?.-Ä.ci
(BdIV9ö5). Als Zuname. ,An HausSchwaneckergeneutSchlaipf.'
1579, ThKUmmertsh. ,Scbleif(f)', Familienn. XV./XVI., B.
Under-Schlei(p)f s. U.-schlauff (Sp. 122). —
Erd-. Nur als adv. Gen. in der Verbindung Erd-
schläuß fare", so, dass ein Teil der Last vorn auf
einem Schlitten oder Redi'g ruht, der andre auf der
Erde GrA. — Holz-: Schleif-, Rutschbahn für Holz
B; Gr; W. — Heu"- (Schnee-)Bahn, auf der das Heu
zu Tal gezogen wird FJ.; GrA., D., Kh., V., Valz. I«*
fti" dür''' ''e" H. a'ha'' chue", durch die Rinne, die im
Winter als H. dient FJ. ,Ira Winter, wenn der Schnee
die Gufer geglättet und die Töbel ausgeebnet hat,
gehen die Heuzieher hinauf zu Dachli und Tristen,
binden das Heu in lange Stricke und ziehen es im
Schnee, ohne Schlitten, ins Tal. Die Wildheubürdeli
kommen dann aus den verschiedenen Tälern in wenig
Schneeschleifen (Zügen) zu Tale und stehen bis zur
Abfuhr oft tagelang, wie Soldaten ausgerichtet, bis
zu Hundert im Heuschleif.' JJörger 1913 (GrV.).
D's ganz Täli ist wisses g'si" bis an de" Wald üf, nW
da und dert hed es scliwarzes Wegli comene" Hirter
oder e" Ueuschleif das LicheHuech zerschnitte", ebd.
1920. RA. Uf de" H. gä", Taufpate sein GfiSpl. —
Chriss-: Bahn, auf der Reisig (zu Tal) gezogen wird
W(Tscheinen). — Länder-: zweifelhaftes Weibsbild
aus den .Ländern' Ndw. ,Ich werde nie zugeben, dass
du diesen Länderschleipf heiratest.' Ndw Kai. 1890. —
Bettel-: Schelte für eine bettelarme Frau Ndw. ,Du
Bettelschleipf.' Ndw Kai. 1899. — Rlt-: Schlittbahn
GRNuf.
Schno"-, in U -Schleipf: Schneebahn für das
Hinunterschaffen von Lasten GrV.; U. , Durch die
Schneeschleifen wird aus den Alpen auch Holz und
Dünger für die zahmen Wiesen zu Tale gefördert.'
JJoR(iEK 1913 (GrV.); s. auch Ileuw-Schl. — .Suesleiph'
■slef, -slaif, halb appellativ bei Fischer V 1070 f.; ,ufT den
Sneesleitf.' Weist. 1413 (Schwarzwald).
Tröser-: vom Wildwasser samt der Erde weg-
gerissenes Alpenrosengesträuch. Oanz Zattete" Siörre'
und Gretze" und mächtig gross Tröserschleipf sind
[durch den angeschwollenen Wildbach] derdür'''üs
g'runne". Schwzd. (GRSchs).
Schleift, -pfU, Schleifte», -pfe"Il (bzw. -äu-,
-ä-, -ä-, -V-) — f., PI. -e": 1. a) SchWpfa, Holzbahn
BG. (Bärnd.). ,Uuir sehen ofto aba obenahtigemo berge
nidergän sträzä, dar sleipfa aide uueg ist.' Notker.
S. auch die ONN. in der Anm. — b) Schleipfe", -a,
Spur, die entsteht, wenn Etw. durchs Gras geschleift
wird B (Zyro), Wagenspur GRÜbS. — c) Schleipfa,
Matte, die (unrechtmässiger Weise) viel betreten wird
W. Vgl. Ge-schleiff 3. — 2. Schleipfe", -a, in Gr
Heinzenb. Schleiffe", in GrA., Seh., Valz. Schläupfe" II:
a) Schleppvorrichtung für den Pflug, die Egge,
= (Pßuegs-)Ris(en, -i) (Bd VI 1374 f.) GRCast., Ig.; Th,
so Hw., Steckb.; ZKn., Sth. Vgl. üf-schleipfen I
(Sp. 134). ,Ein Schleipfen, zwen Vorzug, dry Eggen.'
1629, Z; eher hieher als zu e. — b) eine Art Radschuh.
Bs Mand. 1763; s. Bd VIII 459o. — c) aus vier kreuz-
weis übereinander gelegten Balken hergestelltes Vier-
eck, das mit Steinen beschwert dem rechten Schlitten
angehängt wird, um dessen Lauf an abschüssigen
Orten zu verlangsamen LH., Baumstamm, der an einen
mit Baumstämmen beladenen Wagen als Bremse hinten
angehängt wird GRMai. (e" Schleipfe" mache"). —
d) zweirädriger Wagen (vgl. Reding 2 Bd VI 496) mit
angehängter, aus zwei durch Querhölzer verbundenen
Stangen bestehender Schleifvorrichtung, zB. zum Heu-
führen Gr, so Gast., Heinzenb., Pr. und nach FAnd.
1897. Hinten an einem unbeschlagenen Schlitten
befestigte Vorrichtung, womit Heu in Tüchern über die
steilen Halden hinunter geschafft (g'schleipftj wird Gr
Nuf. — e) ganz niedriger, massiver, meist aus zwei
durch Querhölzer verbundenen Kufen bestehender
(im Gebirge auch nur roh aus zwei verbundenen
Stangen oder Ästen hergestellter) Schlitten (im W
auch etwa eine Kiste oder ein Trog auf zwei unten
daran befestigten Chueche") zum Schleppen von Lasten
(bes. Steinen, Holz, auch Dünger) in schneefreier Zeit
Aa (H.); BE., R.; Gl, so S. und It St. (Syn. Menni 3
BdIV 299); GrA., Chur, He., Pr., Seh., V. (JJörger
1913, 37), Vers.; „L"; Tu, so Hw. und It Pup.; Uw;
W (von Kindern in Ermangelung eines richtigen
Schlittens wohl auch zum Schlittnen verwendet). Drüf
hen-wer drüber g'redt, wie-wer mit der schwäre" Lieh
hei'" welle" öni Schlitte" oder Schleipfe" und öni Sparre"
und gar Nüd. CSchnyder 1911. ,Uberdies finden sich
auf hiesigem Gebiet viele und gute Heuberge, von
denen man das Heu im Sommer auf Schleifen ins Dorf
führt' Gr Samml. 1812. In früherer Zeit (wie ge-
legentlich noch heute) auch für andre Lasten; Ge-
naueres über die Form lässt sich nicht feststellen.
,Traha, schleipfen.' Collin (zu Verg. Georg. 1 164); vgl.:
,Traha, genus vehiculi sine rotis, quo coloni utuntur,
a trahendo dictum, ut ait Servius (ein schleipfen,
Schlitten).' Gesn. 1551. ,Herr, ich han weder ross noch
karren, dass ich mit dem körn heim könn faren; bitt
üwer gnad, dass [s'] mir ein alte schleipfen lieh.' Ruep
1540. ,Traha, ein (gattung)schlitten(s) oder schleipfen.'
Fris.; Mal. .Tribula, ein schleipfen von einem
rauchen laden, mit welcher man vor zelten über die
garben gschleipft oder gezogen, das körn ausstrast;
yetz braucht man einen pffegel dafür.' Fris. ,An
Schlaf(fj, schlcf(0, schlif(f), schlof(f), scliluf(f)
134
etlichen orten Scandinavie, da die meister der metallen
und bergwerks 400 oder 500 [Renntiere] erhaltend, zuo
wägen, karren, schleipfen füeren.' Tiebb. 1563. ,Die
Schläiffe, Schleipfe, Schütte, traha, vehes, sarracum.'
Red. 1662. ,Ich habe weder Wagen noch Karren an-
getroffen; da hab ich um ein Schleipfen angehalten
[zur Wegschaffung gefallener Tiere].' 1717, B (Tage-
buch eines Scharfrichters). ,[Das gefallene Tier soll
man] auf einer besonders dazu verordneten Schleifen
oder Bennen an das Ort führen, wo es muss verlochet
werden.' Z Anl. 1755. ,Bei trocknem Wetter wird
diese Strasse [Berlins] tieissig mit Wasser bespritzt,
welches zu einem gelochten Fass, das auf einer
Schleife durch ein Pferdt gezogen wird, herausrinnt.'
um 1780, Z TB. 1900. .Waagen, Kutschen sieht man [in
Amsterdam] nicht viel; Alles wird auf Schleissen [l.,-ff-']
gezogen.' ebd. ,ln den verschiedenen Amthäusern und
öffentlichen Plätzen, wo sich Standen, Schüefen, Kübel,
Leitern, Haken und Schleifen befinden.' Z Feuer-
ordn. 1834. S. noch Bd IV 1138u. (dazu der ä. Beleg
Bd VII 1150o.). Auf einer Schi, wurden früher Ver-
brecher zur Richtstätte geschleppt BE.; Th (Pup.).
.Item dem nachrichter 1 pfd zrederen und zhänken
und '2 pfd für das ross, die schleipfen usshin ze züchen.'
1567, Z. ,nu [Henker] solt sy [Meinrads Mörder]
binden uff mit sehnüeren und uff die gewondlich richt-
statt füeren, uff einer schleipfen.' Meinr. 1576. ,N.
wird dahin verurteilet, dass er auf einer schlaipfen
zum hochgericht geschlaipfet [werden soll].' 1596,
KWiLi) 1847. ,Zu Arburg ... ist einist ein Mörder
uff einer Schleipfen mit binden uff die Stein hangendem
Kopf ausgeführt worden.' Schimpfr. 1652. .Zuweilen
beschihet auch wegen Abscheulichkeit des Misstuens,
das die vorgemelte Todts-Sentenzien mit Umbständen
annoch erhöchet oder exasperiert werden, folgendter-
massen: welcher sie in ainer Bennen nach der ge-
wonlichen Richtstatt führen, welcher sie auf der
Schleiffen mit herabhangendtem Kopf bis zu der ge-
wohnlichen Richtstatt führen [soll] ...' XVIII., Th. RA.
[!'''] u'^ti-di'''' uf-er Schleipfe" zum Galge' ahe" schleike'.
Wolf, Rel. Gespr. — f) Schloapfc, Schleppnetz mit
Eisenstab an der Unter-Üri (Bd I 388), der scharf über
der Müss (Seegras) hinstreift, zum Fang der Groppen
gebraucht TuErm. — g) ,Die Egge wird [zum Eggen
des Mistes] mit Heggcdorn (Hagedorn, Schwarzdorn)
durchflochten und so zu einer Schli-pfa gestaltet,
welche die (für Rasendurchlüftung und -reinigung
auch hier geschätzte) Wiesenegge vorteilhaft ersetzt.'
BiRND. 1911 (BG.). — 3. Schlaif Bs (Spreng, auch n.;
vgl. Schleift' I3h). Sehleipf kv; LE. und ItRBrandst.;
G, so F., Ta.; ScuSt. (Sulger); Th. so Hw., Pfyn
und It Pup.; ÜBw; ZoMenz., Schlaifia 7 .\\. (GioxA.),
Schleipfa, -c- Ai (H.); B (in Br. Sehl-en); F (in 0. It Dial.
Schlöpfe"): ,1." ; Uw (in Ni.w tw. Schloipfe"); W; ,Z(!",
I>im. Schleipffeßi B. Schldpßi ScuSt. ; Th: liederliche,
bes. auch vagabundierende Weibsperson, auch gerade-
zu Dirne, ,Eine, die sich fume'-Jschleipfe" \ä.ssV, „Metze
ohne Scham" Aa (H.); Ap; Bs (Spreng: .Dirne, die
immer auf dem Strich ist, Schleppsack-); BBr., Hk..
M., R., ,Sa.", Si. und It Id. (.impudica mulier'),
AvRütte und Zyro; FMu., 0. (Dial.); L, so E. und It
MSchürmann; PAl. (.bagascia. donna di mala vita');
GF.. Ta.; ThHw., Pfyn; Uw; W; ,Zg". Das ist e" rechti
Schi.! Di" Son, der mit de" Schlöpfe" Alls verhodlet
häf, Übers, von Luk. XV 30. Dul. (FO.). ,Da staunest
du so grade aus, dass man wohl sieht, dass du an
Nichts als an deine Schleipfe" sinnest, mit denen du
des ume° 'trollet bist. Er sei mit keinen Schleipfe»
des urae" 'trollet.' Gotth. ,Es wäre so was für Lumpen-
hunde von Söhnen und deren Schleipfen (Weiber),
wenn sie den Vater, welcher das Vermögen in Händen
hätte, allein beerben könnten.' ebd. Alle Meiteli sind
Schlei (ifeli, weder mi"s ist no''' kei"s; i''' wetten e"
Halbbatze", bis z'Jör isch's au''' ei"s. ALGassm. 1906
(LHergisw.; ähnlich LE.). Hält es mit im 'tanzet u*"*-
ne" mit-im hei"' glö", er wä'' daich de"" nid zo dem
Schleipfeli undere"g' schlöffe". SGfeller 1911. .[Berner
Oberländer, der von seiner Geliebten zum Besten ge-
halten wird:] Mach mich doch so gar z Schangen nit!
Jetz Wunge, bin ich ein lede Lötsch, dass ich ge-
laubt der fulen Schlepf!- L Spiel 1733. ,So bezahle
er uns [der junge Mann, der die Pflegetochter von zwei
ältlichen Fräulein heiraten will, die ihn selbst gerne
möchten] das Kostgeld und neme den Augenblick die
Schlaife mit, wie sie da gehet und stehet.' Sintem. 1759.
S. noch umen-roUen (Bd VI 877 u.). Auch (in der
Kleidung, im Haushalt) unordentliche, nachlässige
Weibsperson ApK.(T.); L (RBrandst.); ScßSt. (Sulger);
Th; ZcMenz., ,ihre Zeit unnütz vertrödelnde, nur
scheinbar arbeitende Weibsperson' B (.^vRütte). —
Amhd. .Ui(i,)/<i bzw. -«■ f. in Bed. I : vgl. Gr.WB. IX 589 f.
(.Schleife' 5 -8); Martin-Lieoh. 11 453; FiacherV923; Unger-
Khiill 5 1'2 ; MUller-Fraureuth II 438 : weiterhin auch engl, »fo/«-,
Abdachung, Abhang. In den literar. Belogen von Sehleiffi nicht
immer sicher zu scheiden. Syn. ist Svkieik (s. d.). Als Oitsn.
(in Bed. 1 a). .Schleifen.' 1478, AaZof. (,ab einem aker under
an Schleipfen gelegen'; , Schleiffen.' Leu, Le.x.); ApAji.
(.Schlepfen'); BsKickenb. bei Gelt, Titterten ; BG. (, Schleipfen.'
1647), Kand., Ortschwaben (,Schleipfen'); Gl i-j/-); GrObS.
(in de" Sehhip/e" I ; LWill. (1408: ,von der langen egerdco an
die nidern Schleipfen gen Zofingen in dazRiedbächli'); GEnnet-
bühl am Lnternbach (,-pf-'|, Hemberg; um 1500, Schw
Schübelb. (.stosst an Wendelstein und an Schloipfen [!)'). Als
1. Glied in Zssen; vgl. auch die Aum. zu Schleiß J. , Schlafen-
Acker' GBern. ,Schleifen-Mühle' SchwGalg. (,-pf-'). ,Bächli'
ZBär. .-Berg' BsLie.; ZBachenbül. (,Schläuffeub.', im XV.
,S(ch)loi(p)fenb.'). ,-Raiu' ThAltenklingen. ,-Einschlag' B
Üetligen (,-pf-'). ,-Tobel' GHemberg. ,-Tal' ZDättl. ,-Weid'
ApTeuf. ,-Wal(l' BAd. — uf-schleipfe° I: den Pflug
auf die Schleipfe" (Bed. 2a) legen, aufrüsten AAZein.
Syn. üf-risen (Bd VI 1375).
Egge"- Schlüpfe": = Schleiff II 2 a, für die Egge
ThHw. ; ZSth. — Auch bei Martiu-Lienh. II 453.
Her re'- Schleipfe": Herrendirne. Einist muess- es
doch si", g'sehn-i''' wol, dass i"* der Herre'schleipfe"
[einer Wirtin, erfolgreichen Konkurrentin] d' Här us
''ein Gring schrisse". Goith. — H e u " - Scft/et/j/'e" : aus
einigen zsgebundenen Stauden bestehende Schleii-
vorrichtung für Heu GRHint. — Häxe°-. .Dann zeigte
er ihnen, an die Mauer gelehnt, die rot angestrichene
Hexenschleipfe. worin die unglücklichen Wesen, die
der Wahn und die Roheit für mit dem Teufel ver-
bündet ansah, zum Feuertode geschleppt (geschleifl)
worden waren.' Henne 1867. — P da eg- Schlüpfe":
= Schleifflläa, für den alten G'schaller-Pfliteg (Bd V
1'246) ThHw.
Sehne"-: = Sehn.- Schlei ffi 1 a (s. d.) ; vgl. Schnew-
weg-Schleiff. .Man sol oueh wüssen, unser herschaft
von Österrich grafschaft ... die gat ... uf gon Arne an
den bach und an Schnewschleissen [1. ,-ff-'].' XIV..
Arg. 1861 (Richtung des Freiamtes zu Affoltern). —
Heute weder im Original noch als Abschrift mehr vor-
135
Sclilaf(f), 8elilef(f), schlir(0, schlafet), schluf(f)
136
haudeu. Schwab. ,iri lier Schneesi'blcipfeii', Fluni. (Fischer V
923 0.).
Stei" - Schleipfc": = Schlei ff' II 3 d, zum Transport
von schweren Steinen Ar (JJSchläpfer 1839); Tu, aus
unbehauenen Tannen gezimmertes Dreieck, das, an
einen Vorderwagen gehängt, zum Transport von Stein-
liolossen dient LWyn. ,2 Stainschlaipfen.' TuBürgl.
Inv. 1627. ,Dem Wagner bezahlt, so er ... 6 Helm,
ein Steinsclilitten, 1 Landwid, 13 Schwingen, 1 Stein-
gestell und 1 grose Steinschleipfe gemacht.' 1682, AaH.;
oder zu St.- Schlei ffi? — Vgl. .Si.-Schhiilcr mit Aum.
Zis-tag Zistig-Schleipfe": Weibsperson, die ohne
Not, gew. mit allerlei unlautern Absichten, regelmässig
den (Dienstags-)Wochenmarkt in Bern besucht B; s.
Märit-Bigger (Bd IV 1081). — Schne"-weg-; wohl
= Schnew- Schlei ff: s. d. ,Usser Goppenbrunnen
Lamperstell uf, als die schnewegschleif gät.' AAZein.
Dingrodel E. XIV.
ab-schleitf ■2)f: abschüssig Gü. Syn. ab-ge-
schleift 2, ab-schleif flg 2. — Vgl. , schleif, schlüpfrig, glatt
liei (ir.WB. 1X586/7.
G "-schleif f Bs (neben -pf), sonst G'-schleipf
(bzw. -%•-, -ä-), in Sch G'schläpf, in L W. G'schläupf — n. :
1. das Schleppen, Geschleppe Bs; B; GRChur, He.;
ScaHa., St.; Tu. Auch von der (mühsam) geschleppten
Last BG. (Bärnd.); ScnSt. .Spannt man einen Vor-
tvage" vor den Schlitten, so lässt sich ein schweres
G'schli'pf über Grien und Griten führen.' Bärnd. 1911
(BG.). Uneig. a) sich lang und mühsam hin-
schleppende, widerwillig ausgeführte Arbeit B. Du
muesch Das angers a'griffe", dCweg isch's numen es
G'schleipf! B (AvRütte). An alle" Orte" hei"-si d' Sach.
über Ort, nunie" mir hei" geng sö-n es grüsligs G'schleipf.
CWeibel 1885. Wie hei" mir z'tile" g'ha" ttw* es
G'schleipf, bis mir Alles absits g'ha" hei"! FAnd. 1893.
Das ist es G'schleipf, es Süme" g'si", uf alle" Viere" iit-
si [die längste Nacht] g'schnägget. UDürrenm. —
b) derb oder verächtlich für Liebelei, (anstössige) Lieb-
schaft oBs (Seiler); B (allg.); L; ThHw.; vgl. (umen-)
schlei(p)fen. ,Eine [der beiden auf den Knecht Uli
erpichten Mägde] drohte der andern immer, beim
Meister sie zu verklagen; es nähmte sie Wunder, ob er
denn ein solches 'Zock und G'schleipf [später: Nach-
ziehen und Zusammenkommen] dulden wolleV' Gotth.
,Dem wolle er sein G'schleipf im Nägeliboden ver-
treiben ein für alle Mal, es sei Spott und Schande
für's ganze Dorf, dass man so Etwas dulde.' ebd. Es
G'schleipf unäcr de" Dienste" hei"-mer nie 'tolet. SGfeller
1911. .Die Haushälterin wollte kein G'schleipf im
Hause haben.' RvTavel 1919. Vornig han-i"'' Eine"
g'seh" zum Hüs üs gä", tvige" Dem müenä-er de""
d' Stege" nümmc putze". Dem han-i"'' abg'wunke" ! Das
Chaibe" G'schleupf will-i''' nümme'' ha". AZimmermann
1916. (Mit Ei"'re", auch Ei"'m) es G'schl. ha", a"fah".
Am Äbe"'' het das Laschi a"fah" de.sume" g'lieic", hei
hinderrucks es G'schleipf und es '/Cök g'ha". KGkiee
1911. ,Als sie jung gewesen, hat sie ein G'schleipf
nach dem andern gehabt, und jetzt ist sie noch nicht
die Beste.' Gotth. ,l)as [Vreneli] hat ein G'schleipf
mit dem Uli, zähl darauf! ebd. .Darauf hatte Felix
erklärt, das Meitschi sei nicht schlecht, Geschleipf
hätte er keins mit ihm geliabt.' ebd. Si hei" es G'schleipf
g'ha" z'sämme", es het afeii Alls dervo" g'redt B.
.Mau stelle die Lehrer nicht an und gebe ihnen einen
grossen Lohn, damit sie mit den Mädchen ein G'schleipf
anhngen.' vAlmen 1897. Eine'', wo allne" Meitli nache"-
lauft M"'' mit jedem wo/t es G'schleipf a"fäh". RTrabold
1914. Tuesch, wie we"" d'nid chönntist uf drn zelle"
(("'' föhsch hinder mi"'m Ri'igge" mit Ei"'m es G'schleipf
a". LWENGER-Gfeller 1916. — 2. a) was beim Schleifen
von Etw. (Stroh, Mist, Holz usw.) auf dem Boden
zurückbleibt, zerstreut wird ScnSt. (Sulger); ThHw.
Mach-mer doch nid eso-n-e" G'schläpf! — b) durch
Sclileifen von Gegenständen (im Boden, Gras) ent-
standene Spur BSi. (IniOb.), starke Trittspnren im
Gras, Getreide BE., Si. (ImÜb.). Es G'schlVpf (dür'''
d's Gras) mache". ..A. 1599 hatt man by uns am Rool-
seew einen gar grossen wurm, nach muotmassung des
geschleitt's, gespürt.' RCvs. (Br.). — 3. ,das unbefugte
und häufige Betreten eines verbotenen Weges, auch
ein solcher Weg selbst' W. — Vgl. Gr. VSTB. IV I b, 3918/9
(,Geschleife' und , Geschleppe'): Martin-Lienh. II 453; Fischer
III 476 f. Als Ortsii.: ,Diss sint du leraber, du dem vogt an-
gehören zuo Appacelle ... In Swendiner rod ze Rechthuob und
au dem Geschlaipfe [AiiEggerstanden] ain laiiib.' Ap Vogtrecht
A. XIV. Dazu der FN. irm-Wiffier ApI. (T.), It JJSchläpfer
1839, 3'2 ,6'sL-hläffter'.
Holz-bode°-: das Nachziehn der Holzschuhe heim
Gehn. Mi" het d's H. -G'schleipf vom Melcher uf der
B'setzi ... lengste" nümmC g'hört. Loosli 1910.
g'-schleiffelet g'schläp feiet: indezent (und zu-
gleich geschmacklos), von der Kleidung GTa. — Zu
Sthleiff II S\ vgl. tje-sMeiktt in ähulicher Bed.
schleiffe- II, in PAl.; W schleifu", in BHk. {-i'^-):
GrA., Rh. schleife", in GrAv. schläufe" II, Ptc.
g'schleifet BE.; GRNuf.: a) einen .Schleif d.i. (durch
Wegschaufeln des Schnees) eine Bahn durch den Schnee
machen BHk.; GrAv., Nuf. ; PAl. (,far la via per la
slitta nella neve'); W. Hut gän-i''' ge" schleife" und
murse" tuen-i''' d's Holz usse" zieh" GrAv. — b) Etw.
(zB. Heu) auf einem .Schleif', einer Schneebahn (zu
Tal) befördern BE.; GrA., Rh. — Abi. zu SMeiß' 1 1
(Sp. 129). St.s Angaben ^achleiffen, auf dem Eise gleiten Ap;
Gl; Z, SMeij'fi u., Eisbahn Ap; Gl; Z" meinen schliffen 1,
Schlijß f. ; s. d.
schleiffe" III Bs (neben -pf-); OrKb., bes. Mai.
(neben älterm-|)/'-); ScnStdl (vereinzelt), schleipfe""!!
(bzw. -F-, -ä-, -ä- usw.) .Aa (H.); Ap; Bs (It Seiler
selten); BAarb., Br., E., .Gr., G., Hk., R., Si. und It
AvRütte und Zyro; P, so J.; GlM.; GfiChur, D., He.,
ObS., Pr., Rh., Sch., V., Valz.; L, so Ber., E.; P; G
Rh., Stdt, T.; Scb; Schw; SG.; Th; UwE.; Ndw; ü
Urs.; W, so Lö., Vt; ZSth., schläupfe" II Gl (ausser
M.); GrA., Cast, hPr., Valz.; Zö, 3. Sg. Pra;s. und Ptc.
-t: 1. wesentl. wie nhd. schleifen, schleppen; eig. und
uneig. a) tr. (auch abs.); oft mit Richtungsbest., bes.
auch in loser Zss. mit Adv. : ane"-, ine"-, füre"-, fürt-,
hei"'-, defrß-her-, z'säme"-schl. usw.; s. noch die Zssen.
a) nachschleifend, schleppend fortbewegen, tragen, von
Hand oder mittels einer Vorrichtung (vgl. Gunten I
m n 'iSi; Schleifffen) II S[>. ]S2). a.a.00. Sachen. E"
Burdi (zB. Heu"). Holz, Chris schl. Er ist mit sine"
lioss uf Gungals ga" Plöcker schl. GnChur. Im Spritzen-
haus zu ThHw. werden nocli Ketten und Seile auf-
bewahrt, mit denen früher die Bürger, paarweise ein-
gestellt, unter Trommelschlag händ miXes'e" Äche",
For''''e" [usw.] schl. E" ^äne" voll Säpfe" d'Läteren ab
(uf) schlüpfe", Verspottung der Aus.sprache ö für et Sch;
Tu; ZSth.; s. auch Bd VII 1255o. Wo Alles g' gleitet isch
g'si", han-i"'' mit ''em Mädi d' Matratze" und d's Bettzüg
Schlal(f), schlef(f), schlif(f), schlof(f), schluf(f)
138
ufd'Zimie- g'svhlerpft. Sriiwz. Fracesb. 1904 (B). ,Der
Pfarrer schreibe, wie wenn er einen Tannast auf dem
Papier hie ume° u""" dert ume° schleipfti.' Gotth.
S. noch Bd I 957 0. ,Kedte HW. witter, das er schier
gelopte, das er den selben tnarchstein selbs dahin ge-
schleipft hett.' 1482, Waldm. ,Dem nachrichter von
einem tier uss dem stattgraben in die Aren zu
schleipfen 5 ß.' 1497, S. ,Tünkel uss dem wald
schleipfen.' 1541, AaB. Baumeisterrechn. ,Dem spittel-
meister ein hänkerzedel, das er die pflag ins henkers
matten lasse schleipfen.' 1542, B RM. , Fünfzig der
schönsten zahmen Böum abgehauen under der Statt
und in den Giessen . . . schleipfen lassen.' Anhorn
1603/29. ,Ein Tuech durch das Gras hin und wider
schleipfen.' JRLandenb. 1608. ,üie Gabel (Den Spies.--)
schleift!' Kommando an Musketiere bzw. Spiesser.
1612, B (in der 1608 in Holland erschienenen Vorlage
des Jac. de Geyn .sehleyft't ewer Forcket! den Spiess
schleyffet!- wozu in den Erläuterungen ,den Spiess
schleiffend tragen'); ,schleipft den Spiess!' E. XVII.,
Z. ,Voni Karren oder Schleifen das Halbe.' Bs Zoll-
ordn. XVllI. S. noch Bd II 115M. 383 (gunten); IV
1778o. ; VI 1368 (risen); Sp. 1.33o. Kürperteile. Ein
kleines Kind, wo 's Füdi no''' i" de" Chrüteren ume"
schleipft HE. (Bärnd. 1904). So Öppis muess-men a-ne"
vomene' Ohuderbützi, uo erst no''' 's Hindere het i" de"
Chrüttereti ume" g'schleipft. SGfeller 1911. Wo ...
die Boss irer Bätize" fasch' i"'r Südere" g'schleipft hei",
vor angestrengtem Ziehn. Bund 1920 (B). Personen;
zB. Einen, der nicht mehr gehn kann BE. iSi spanne"-
,„jch d»'« (jharre", si schleipfe"-ini''' i" d'Hötl! Gotth.
Wo das Maitli über d'Brugg hed weih", se händ s'-es
'packt und uf's ScMoss ufe" g'scMeupft. Schwzd. (Zc;).
Du nimmst-en aw'' bem graue" Bart und sehleipfst-e"
dur''' di"s Stegeli ab. .\LGassm. 1906 (LLuthern).
S. noch Ber (Bd IV 1462 M.). ,Do er uff das pherd
wolt sitzen vor siner turen, sleffte es in, das er muost
sich anders cleiden.' 1449, Bs Chr. .N. schleipfte inn
durch die stuben.' 1477, Z RB. ,Uff das erwuste sy
die Müllerin by ireni har und schlöipfte sy uff dem
buch an den weg, das iro geswund.' ebd. ,Schleiftend
sy den Jason ... für die obersten der statt.' 1529,
AposTELG.; ,schleipftend.' 1530/96; ,schleickten.' 1667/
1707; gr. loypov. ,Der gaul erwildet, rennte mit im
fort, schlaipfte in die strass hinein bis, zum Bildhaus.'
1549, HOHcBER Chr. ,[Ein Mörder hat sein Opfer]
nackend ussgezogen, uss dem schnrli die gass nider
durch ein gatter in ein wisen und«r einen boum ge-
schleift.' 1554, Z RB. , Einen für den richter ziehen
oder schleipfen, rapere aliquem ad prietorera.' Fris.;
Mal. ,Dermassen das sy einandern am tagen ein guot
wyl im grass umbhin geschliett't [!].' 1563, Z. ,[Oft
wird ein Betrunkener] vom ross ellendigklich zno tod
geschleipft.' Gualth. 1584. ,Die Speiss und Trank
dergestalt überflüssig zu sich nemmen wurden, dass
sie ihre Glieder nit brauchen köntend und Scbleipfens.
Ziehens oder Tragens bedörffen werden.' B Chorg. 1667.
,[Eine Frau beklagt sich, dass ihr Mann ihr] den
Zopf zerknütsche, sy by den Haaren roupfe, hin und
wider von einer Wand zur andern schleipfe.' XVllI.,
BLau. Chorg. S. noch Bd VI 643 o.; VII 760 ran-
seilen). Reü.: ,Correpere. schleichen oder rutschen,
sich schleipfen, kriechen.' Fris. RAA. Me"sell'sHoh
schleipfe", wie-me" chan" and ma", eine Arbeit nach
Kräften ausführen. Schild. Si schleipfe" wider Latte",
von einem Geräusch, das der Wind in den Baum-
wipfeln hervorbringt, Anzeichen für Regen LMenzb.
Bespfe') schleipfe", schnarchen B.\arb.; S. E" schwäri
Burdr dür''' d's Lebe" schleipfe" B ; S. I''' tieis' nid, geb-i'''-
mer de"" da nid Int e" Burdi bitige", wo-n-i"'' de"" nach-
her nid macht g'schleipfe". Loosli 1910. Der Charre"
eleimig dür"'' ''e" Dreck schleip>fe" fmüesse"), eine
schwere Aufgabe allein durchführen (müssen) B.
Silii-n-e" dür''' ^e" Dreck g'schli-pft, zB. bei einer Wahl
(nach wiederholtem Misserfolg) mühsam durchgebracht
BE. (Ei"'m) d'Chatz dur''' de" Bach schl; s. Bd III
589 u. Mi" wird de'" no''' frö müesse" si", we""-me"
nid for di Junge" müess d' Chatz dür''' ''e" Bach
schleipfe". SGfeller 1911. [Es] schäm-mi''' a", wen"-
er meint, er mües'-is [uns], geb-mer spricht, d'Chatz
dür''' •'er Bach schleipfe", finanziell. Loosli 1910. i«*
begere" Nüt, aw'' no''' der G'mein tri Sach dür''' ^e"
Bach z'schleipfe". ebd. 1910. Spec. und mit Nbvor-
stellungen. 1) im Kahn mittels einer nachgeschleiften
.\ngelschnur, an der mehrere Angeln befestigt sind,
fischen L, = ladlen (Bd III 1071) BBr. Anders bei
Klunzinger 1892, 117. — 2) Etw. aus Nachlässig-
keit, aus Hoffart nachsclileifen. Schli-pf doch diner
Tschugge" [Holzschuhe] nit a'sö! BG. Bim holze" ...
's Holz all g''ad ''em Bode" nö'''''e" schlüpfe". AToeler
1909. [N. läuft von seiner Flickarbeit weg] und schhipft
de" Nödli'g am Bode" nö'''. JRoos 1908. Bes. von der
Schleppe an Frauenkleidern; s. BdlV795u. ,Syrma,
der schwänz, so die weiber an kleidern nach inen
schleipfend.' Fris. 1541. , Sollen dieselbe [Frauen] die
überige Länge an iren Röcken, was Etliche im Brauch
gehabt dem Boden nach zu schleipfen, alsbald ab
denen schon gemachten Röcken widerumb abnemen
lassen.' L Kleiderref. 1671. RA. De" Stil schöpfe",
klein beigeben (vgl. ,den Schweif hängen, die Flügel
sinken lassen') BG.; vgl. schleiffig. — 3) Verurteilte
,schl.', zur Richtstätte oder als Exekution; vgl. auch
unter Schlei ff II (Sp. 133). ,ümb sölich übel ist von
UZimberman gericht, daz man inn sol dem nachrichter
bevelchen, der sol im sin füess zesamen und dem ross
an sin swanz binden, sol inn also hinns uf die wall-
stad schleipfen ...• 1429, Z RB. ,Sy wurde zornig,
rette: du gehörst an galggen und uff das rad und du
stast im lotterbuoch, und der küng hat dich an sins
ross swanz inher geschlepft.' 1464, ebd. ,An galgen
füeren oder schleipfen, in crucem rapere.' Fris.;
Mal. ,Uf den morgen habend sy den frommen man
mit höchster schand zno dem für geschlapft.'
Kessl. ; vorher ,geschlapfet'. ,I>ie [wilde Pferde]
schleipftend si [Branchildis] zuo tod.' HBrenkw.; vgl.:
.Küng Lütliar ... Hess si ... iemerlich zuo tod schleipfen.'
JJRüEGER. , Einen auffüeren oder schleiften, rädern,
viertailen.' 1576, AARh. StR. S. noch Haupt-Grueb
(Bd II 694); Bad (Bd VI 481 u.) — ß) schwere Lasten
tragend fortschaffen, schwer tragen; eig. und uneig.
Die grössi zinnige [.'] Channe" ... es schötis G'schirr für
iTO Summer drin Wasser uf ^er Berg ufe" z'schl. BWvss
-1863. Vil z'schl. ha", zB. von einem mit Einkäufen
vom Markt Heimkehrenden. WH d' Soldate" scho"
z'schl. gnuen g'ha" hei", het-er [Bonaparte beim Über-
gang über den StBernl)ard] Walliserlüt ... als Treger
atigaschiert. EGüntber 1908. .[Marius] hatt seine
knecht gewänt^ daz sy ... ir rüstung, narung und
anders ou allen tross mit inen schleipften ... in räff-
linen, die sy zuo rugk luoden.' Tiere. 1563. An Etw.
139
Schlaf(0, schlef^f), schlif(0, schlof(f), schluf(0
140
sohl, z' sohl. ha". Atn Samstv' z'Öbe"' chunnt Lusi
ganz spät ro" der Arbit [Stör] hei'" «"'' schleipß müei-
sam a" sl"'r Näimaschine". Es ist hässigs g'si" u-i'-n-e"
Miliön, dass im d' Störgeber nid hei' d' Maschine" hei"'-
'treit. SGfeller 1911. Uneig., zB. von körperlichen
unil seelischen Beschwerden. 2'* [GJKuhn] ha" lang
dranne" [an einer Krankheit] z'schl. g'ha". Küffer 1921.
Sovel mänge" Monet schli-j)ft-er itz afen a" si"'m
C/iMjnmer.AFAXKH. 1917. — yiJrad od. Etw. ungehöriger-
weise wohin schaffen, verbringen. Von Personen.
.[11. Chron. 36, 15 ff.] findst du, das Got die kinder
Israels ... zum letsten lassen us dem land fenklich
schleipfen.' Zwingli. ,Dass man Herrn Roisten samt
synen llitpotten sollte über den See hinaus verstolen
schleipfen.' 1529. Z (Müller SG.). ,Zuoletzt do be-
stattet man in [Heinrich V.] fürstlich in unser frowen
tempel zuo seinen vorfaren, wie er [seine Leiche] nit
wenig jar verächtlich und ellendklich hin und har dem
einigen bapst zuo gefallen geschleipft was.' Vad. Von
Sachen. He warum läst-se [die Taschentücher] -w-
an allen Orte" ligge"? sagte die Wirtin: de"" ne"-se
d' Ching utid schleipfe"-se, es weiss ke'" Mansch wohi".
GoTTH. Cunterbandicar i"'s Schivizerländli i"e' schl.
BWyss 1863. Die schleipfe" 's Geld Alls zum Lang
m. ebd. ,Diewil sin [Herzog Ulrichs von Württem-
berg] ursach und anlangen änderst stat . . . dann der
buren, wil ich sy nit under iren krieg schlafen, sunder
bald hernach daruf setzen.' Kessl. ,Gar vil büecher
[sind aus Konstanz] in andere clöster ... und andere
ort geschleipft worden.' Vad. Eine Krankheit:
D' Hinteregglüt hei" g'glaubt, es chömi de"" dän-es
Halbherre"g' schmeus us der Stadt uehe" m'"' schleipfi
no''' d' Such oder d's Pfiffi oder d' Cholera da uehe".
Emmentaler Nachr. 1917. Zeitlich verschleppen: ,ln
denen Zügen und dem Wider- und Für-Schleipfen ward
viel Red gehalten mit den Franzosen von wägen eines
Fridens.' 1634, MWaser 1901. ßA. D' Sach uf di
längi Bank schleipfe", , schieben' B. [Die .Vrzte] sueche"
geng d' Sach uf die längi Bank z'schleipfe". CVVeibel
1885. ,Sie sollen wissen, dass sie lang genug mit ihrer
Obrigkeit geschimpft haben, man wolle dermalen eins
weisen, wo das End stecke, und die Sach nicht weiter
auf dem langen Bank herum schleifen.' ARvff 1594
(Ausgabe von 1833). Jmd veranlassen, überreden wo-
hin (mit) zu gehn, meist in tadelndem Sinne Bs; Sch;
Th; ZWl. und weiterhin; entspr. abe"-, uCfJe"-, ane"-schl.
usw. Wer het in jetz zcider (mit) dörtane" g'schlaipft?
Bs (Seiler). Kr schläpft sinn Bueb scho" alle"thalben
ane", nimmt ihn schon überallhin mit sich Tu. Eine"
i"s Wirtshüs schl. ,Syge sy aber im wirtshuss von einer
mitternacht biss zuo der andern gsässen und habe
sy der Futzer von Bern von der wirtinen hinab zum
tisch geschleipft und aber mit ira tempft.' 1538/40,
Z Ehegericht. .Desgelichen wie die vereinunge us-
wyset und vermag, das die mustrunge in der Eid-
gnossenschafte beschächen solle, das dann sollichem
geläpt und die knechte nit so wyt geschleift werden.'
1544, Absch. — 6) Eini (seltener Eine") schl, mit ihr
(ihm) eine Liebschaft unterhalten (auf Märkten, in
Wirtshäusern usw. herumziehn) BLenk; U. (so E.) und
It Zyro; Syn. es G'schleipf ha" (Sp. 135). Er schleipft
Die scho" lang B (Zyro). Er het das Käthi iez de""
afe" lang g'schleipft BE. Dö [nach den mitgeteilten
Vorkommnissen] cha""-me" 's Anne"mareilin e'"mel nid
verarge", tcen"-es scho" nid z' ebene" Füesse" dri"springt
[in die Ehe]. Es müesst ja doch däiche", er tdt nach-
heren au'* Andere neben im %"he'' schleipfe". SGfeller
1911. — e) Vieh, indem man es langsam über fremdes
Eigentum treibt, das fremde Gras abweiden lassen
WLö.; vgl. umen-schl. — Z,) (seine Familie, Unter-
stützungsbedürftige) notdürftig durchbringen BLenk;
Ndw (Matthys); Syn. duren-schl. Di andere" Brieder
schl. Ndw. — r,) Etw. mit Mühe zuwegebringen W. —
i) Einem Etw. schenken. ,Item 3 ß dem Schumacher
trinkgelt. Item 3 ß um färb her Niclausen [Saxer].
Item 3 ß S. [wohl = Saxer] Niclausen geschlöft [d. i. ,ge-
schläuft'].' 1530, ScHw Mitt. 1904, 33 (Ausgabenheft
Abt Ludwigs II. von Einsiedeln); vgl. das syn. schleiken.
— b) intr. a) von Personen, die Füsse auf dem Boden
nachschleifend gehn BE., Gr. Es isch-mer [als Hüter-
buben] albe" grad säuliwol g'si", wenn-i''' am Morge"
ha" chönne" mit de" bliitte" Beinen im nasse" Gras ume"
schleipfe" u"''-se de"" drüf am heisse" Fiir ga" 'wärme".
Bärnd. 1904. ,Hew ist dem Grindelwaldner nicht bloss
das schon gemähte, sondern auch d's ständn, das zu
Fueter (Dürrfutter) bestimmte, reife und hohe Gras.
Wer acht- und rücksichtslos durch solches geht, der
schleipfd dir''' d's gross Hew.' Barnd. 1908. — ß) von
Sachen, nachschleifen. D's Leitseil han-i''' schier la"
schleipfe". Loosli 1911 (BE.). ^ 2. a) (eine Festung,
ein Gebäude) schleifen; volkst. schlissen, schleizen.
,Also wart man ze ratt, das man ... das schlos in der
statt schleifen solle und brönnen ... Man sötte euch
die muren und turn an der statt abbrechen und schleifen.'
1475, PvMoLSBEiM. ,Ich will lassen ... die muren uff
den boden schlepfen.' Zielv 1521. ,Der Himmel, als
von Gott selbst gemachet, [kann] von keinem
Menschen . . . gestürmet und geschleifiet werden.'
JMever 1700. ,Dass keine Fortificationes oder Schanzen
gegen einandern gemachet werden sollen und die neu-
auffgeworffene geschleiffet werden.' Flügschrift 1712.
.Sie schleiften die Porten, zerbrachen die Mauren.'
Baderlied 1714. S. noch Bd V 836u.; VI 1109u. ,Ein
land schl.' ,üen ir sollent wissen, daz ein grosser züg
oder Volk lit im Leimental ligen und understand daz
ganz tal, Tierstein und Dornach schlosser und daz
ganz land ze schleipfen.' 1499, Dorn. 1899 (Schreiben
des Vogtes HKarli; von der SKanzlei wiedergegeben;
,die herschaft Dornegg, Tierstein und Seewen etc. zuo
schleipfen'). .Bedenkint, dass die frommen amptlüt
in iren ströwinen hüsren zno schiter giengint, als si
[die Feinde aus den V Orten] uns vor anfang des
kriegs band lassen merken, wan es zuo kriegscher
empörung kumme, so wollen si das ampt [Aarburg]
schleipfen.' 1531, Strickler. .Zuwüssen ist, dass mit
der Zerstörung Gaunoduri diesere Insul [Weerd] auch
deinolirt und geschleipft, hernach aber wiedrum also
aufgehauen, dass sie zu einer fruchtbaren Wohnung
gemachet worden.' IVetter 1747. Verderben, ver-
nichten übh. : ,Der herr wirf auch die zungen des
egyptischen meeres schleipfen.' 1529/48, Jes.; .ver-
bannen.' 1667/1707 (nach Luther); ipr;|icöasi xupio? riiv
9-dXaaaav AlyJJiTO'j. LXX. ; hehr, hecherim. — b) (Nutz-
land) abnutzen, ausbeuten, verderben; Syn. schleizen.
Vgl. ab-, zer-schl.; Matten- Schleiff er. ,So Einer ein Guot
dermassen schleipfen weite, demselbigen vor zu sinde
[Überschr.] ... Wo Einer das Guot etzen und schleipfen
weite, das er im besorgen niüeste, so sol er im Tröstung
gen.' ScHwG. LB. 1605. Es soll Niemand zwei Alpen
.schleipfen' dürfen, vorbehalten Diejenigen, die eigene
141
Schlaf(f), schleAfj, schlif(f), schlof(0. schluf(f)
142
Alpen mit ihrem Vieh besetzen. 1672, U. — g'-
schleift -pft. Er isch iluch nur e" dur''''s Dorf ü/'
und abe" (j'schleipfte" Glüngqi L (EBöthelin).
Amlid. deiCiOfen, iiiud. hUiku >• Hhjien (woher nhd. schleppen
entloliut), aus axA. »laipjan, Caus. zu »Mlffen (s.d.).; vgl. Gr.
WB. IX 590 f. 597 ff. (,schleifeu'). 642 (.schleppen'); Martin-
Lieuh. II 453 ; Fischer V 924. Die Form nchhiffm ist bei uns
kaum irgendwo bodenständig. Die Unterscheidung Wint.s (für
GIK.) zw. uhläupfe' in Bed. 1 a und »chleiji/e" in Bed. 2 a (.demo-
lieren') wird nicht bestätigt. Über die Auseinandersetzung von
»cht. mit schleiketi s.d. Ortsu.: ,1 Mannwerch Heuwachs in der
schleipfenden Fluh.' 1698, ZTalw.; darnach wäre eine weitre
intr. Bed. (ab)gleiten anzusetzen. S. auch die Anm. zu Schleiß!
(Sp. 131)
ab-: 1. hinunterschleppen GR(Tsch.). — 2. a) „durch
vielen Gebrauch abnutzen, zB. Kleider, Schuhe, allg.";
Ndw (Matthys). — b) „vorzüglich durch üble Wartung
und Wirtschaft ein Landgut verschlechtern, wenn zB.
selbst jede Art Dünger ihm entzogen wird, es gleich-
sam nach und nach veröden" B; „L; Zg". ,So werde
das Gut abgeschleipft und gehe das Vermögen von
Frau und Kindern verloren.' 111. Käl. 1851 (AFeierab.).
,So hat es ein rechter Haushalter mit jedem Vermögen,
welches vergeudet wird, es erbarmet ihn, absonder-
lich ein Hof, der abgeschleift, dh. schlecht behandelt
wird.' GoTTH. — ab-g'-schleipft, in BHuttw. auch
abg'schleipfnig: 1. a) abgenutzt, von Schuhen Ndw
(Matthys). — b) durch üble Bewirtschaftung herunter-
gekommen, vernachlässigt, verwahrlost, von Grund-
stücken BinLjZu". „Eine abgesehleipfte(abschleipfige)
Wiese." Abg'schleipfnigs Zug BHuttw. , Zweitens
wussten die Käufer, dass der Hof abgeschleift und
zu dessen Hebung bedeutende Opfer für Düngung von
Nöten waren.' RWvss 1891. S. noch ab-schinig (Bd VIII
831). ~- 2. abschüssig Nnw (Matthys). — In Bed. 1 bei
Gr.WB. I 1U4; Fischer I 63, iu Bed. ;3 bei Schm.= II507 f. —
ab-schleipfig: 1. = ab-ge-schletpft Ib „L; Zg". —
2. = ab-ge-schleipft 2, „abhängig, abhältig und dadurch
schlüpfrig, zB. von einem Wege, Boden" Gl, so S. und
It Schuler; St. (oO.), Syn. ab-schleiff (Sp. lob).
abe°- (usw.): hin-, herunterschleppen, allg. (im
Gebiet von schleipfen). Dernä''' heig's sex Männer
'brückt, um das Rüppi [eine Waltischrippe, die ein
starker Bündner Söldner auf einen Fleischspeicher
getragen hatte], biriim ache'z'schleipfe". JJürger 1918.
S. noch Würzen- Schipfen (Bd Vlll 1066u.). Uneig.;
s. schleißen lay. — Gleichbed. eis. (Jlartin-Lienh. II 453).
iif- II: hinaufschleppen Gr (Tseh.). Abi. Üf-
schleipfi"g f., das Hinaufschleppen GfiPr. (Fient). —
u(f)e°-: hin-, heraufschleppen, allg. (im Gebiet von
schleipfen). Uneig. (s. schleifj'en lay}: D'Lüt s'sämme"-
trummen und iife'scMeifen in d' Chilche". Brkitenst.
um-: 1. a) umherschleppen. ,Da liessend s [die
Eidgenossen] ir gschüz, das si lang umgeschleipft
hatten . . . einen vast grossen, fürstlichen schaz, dem
Franzosen zuo gwin.' Ansh. — b) uneig., heruraziehn,
hinhalten. ,Es half bin Eidgnossen kein ermanung
me [zum Kampf gegen Prankreich nach Marignano] ...
Die schuld alles unfals muost allein deren sin, die sie
den ganzen summer umgefüert und geschleipft, inen
vil verheissen und gar nütset gehalten hättid.' Ansh. —
2. umstürzen, zerstören, ,0b einer das recht gschatfen
bild Christi in sinem herzen nithat, soerdannglych alle
ussere bild, die uft' dem erdboden sind, umbschleipfte,
so ist er dennocht ein tüfelscher mensch und ein end-
christ.' ZwiNQLi II 706. — Mhd. umbealeifen, circumvehere.
ume°- (usw.), in B oft das-, des-ume"-: 1. tr.,
entspr. dem Vor. 1. allg. (im Gebiet von schleipfen).
Oppis u. tvie d' Chatz di Junge", Etw. (zB. beim Auf-
räumen) gedankenlos bald da-, bald dorthin stellen,
so dass es immer wieder im Wege steht ScnSt.; vgl.
Fischer III 1518. E' Ghind allctvil u. Th. [Nach
einem Gelage] am Morgen erwache" mit-eme" stürme"
Grind u"' der ganz Tag e" weseme" Lib ume'schleipfen
uf widleiche" Glidere". SGpeller 1911. Vil chlinni
Schiff H, u-n die Fischer ierni Netz omme"g'schldpft hend.
JHiRTMANN 1912. .Unser lieber Herr ... Hess sich so
ellendigklich umenschleipfen bis wider zu Pilatus
hus.' 1517, Gfd (.grosses Gebet der Eidgenossen'); nach
älterer Vorlage. ,Vast umbhinschleipfen und -treiben,
(de)vexare.' Fris. (auch 1541); Mal. Uneig. a) = um-
schleiffen Ib. Doch ü'ser Spengler sin es Tüsi"gs G' ficht
für Pna umha''z'schli^pfen uw' üfz'tage". Schwzd.
(HSi.). Schon 153Ü, B; s. rechtigen (Bd VI 312M.) —
b) Jmd veranlassen, verführen, da- und dorthin mitzu-
gehn Bs; B; Th und sonst; vgl. schleiffen laf. Was De"^
mich nit het dasume" g'schleipft g'ha", d's Oberland üf
und ab! Em.mentalerbl. 1917. — c) entsfi. schleiffen laS
B; Th. De"" Heieri schlüpft Die scho" lang ume" Ta
Hw. Er het-si lang desume"g'schli-pft und z'letst doch
du la" sV BE. Der Ander j^der frühere Geliebte] isch
im [einem Mädchen] schon g'nue" g'si", für-n-e" e"chli"
desume"z'schh-pfe", nachher het-er chönne" gä", wil-er
Nüt het g'ha". AFankh. 1917. — d) Gegenstand all-
gemeinen (üblen) Geredes sein B; S (Schild). Vo" de"
Lille" i" de" Miller ume'g'schleipft werde". Loosli 1917.
i'"* u-o't-mi''' nit la" üslache" und no''' desume'schleipfe",
ohä! GüTTH. Es weiss, ''ass men Öppis so an alle"
Büre"lischen iime'schleipft, dür'''e"hächlet. Schild. —
e) entspr. schleiffen lae. Er het siner Tieri de" ganze"
Herbstumhe"g'schli'pfthLenk. — {)eDts\>r. schleiffenlaZ,.
, [Schwester:] Meinst, du Schlorp, ich wolle in Zu-
kunft Alles mutterseelenallein machen und dich und
's Bethli umenschleipfen'?- Ndw Kai. 1904. — 2. intr.,
schleifend (und daher geräuschvoll) herumgehn. ,[Ein
Zeuge sagt aus, er habe im Stall ein lautes Geräusch
gehört] aber alwegen Nützit gesehen, sonder nur umb-
hin schleipfen.' 1648, ZGrün. Herumstreichen: ,Ich
gsen dort ettlich [Bettler] umbherschleitt'en; sy wend
gwüsslich auch gon streiften.' VBoltz 1551. Spec,
sich auf Liebeswegen herumtreiben B; Ndw (Matthys).
.[Joggeli zu Vreneli:] Gell, es gieng dir am übelsten,
wenn Uli fort gieng; du könntest dann nicht mehr
mit ihm desume°schleipfe°. [Vreneli:] Vetter, ich
schleipfe mit Niemand desume".' Gotth. — Vgl. Martin-
Lienh. 11 453.
um-enand-: = dem Vor. 1 (b und c) Th und sonst.
er-: nur mit chönne", zu schleipfen vermögen
ScnSchl. I''' cha"" de" Wage" nid erschläpfe". — Gleich-
bed. bei Martin-Lienh. II 453 (der-); in .andrer Bed. bei
Fischer II 839.
üs-r hinausschleppen; insbes. heimlich, unrecht-
mässig aus dem Hause schaffen, stehlen BG.; Syn. ver-
schl. Er schli-pft gern üs, ist diebisch. ,8 h. von einem
hund usschleipfen.' 1497, AaB. ,So er ein mörder
muoss usschleipfen, 2 pfd.' um 1544, AaB. StE. (.Nach-
richters belonung'). .[Die von Jericho] zitterend wie
die schwyn im stall, wenn mans anfacht nen von der
zal, vom stall usschleipft.' RSchmid 1579. Für .auszu-
schleifen samt dessen Zubehör.' 1750. Gl (Henker-
rechn.). — Mhd. (Uishi/en; vgl. auch Fischer 1 SOS.
143
Schlaf(f), schlef(f), schlif(f|, schlof(f), schluf(f)
144
ase°-: her-, hinaussclileppen. allg. (soweit scWei^j/isn
üblich). Schläpf ttid blös' use"! zu einem Kinde beim
Essen, wenn es die Speise gleichs. schleppend heraus-
nimmt und davon verschüttet ThHw. ,Er habe vast
sin todt fech heimlich nachts usshin gschleipft, das
niemand vernäm.' um 1531, L Hexenproz.
ver-schleipfe', in S auch -schläupfe" : 1. a) Etw.
(unabsichtlich) verschleppen (so dass man es nicht
mehr finden kann) Ap; Bs; B; L; Sch; S; Th; Uw;
St. (oO.). Wer het-mer itz mi"s Messer rerschll'pft?
EG. Du ist just e" haülöse'' Spektahel g'sl' uegen-eme"
Haggmesser, wo d' Kechene' verschlaipft heb. Schwzd.
(Bs). De' hat's w'e dt chline" Ghind: er verschläpß
Amin [Einem] aVes G'schier, Nilt charv-er a"'s Ort tue"
Th. .Alles fuhr über die Bursche aus: war Etwas zer-
brochen, sie hatten es getan, verloren, sie hatten es
verschleipft.' Gotth. Etw. verstecken, verheimlichen,
bei Seite schaffen Bs; B. Die Katze tuet di junge"
Chatzleni verschli-pfe" BBe. und sonst. Vermögenswerte
1'., zB. um sie der Besteuerung zu entziehn BG. ,üie
übrigen Kinder, welche seit Jahren das väterliche Haus
verlassen hatten, wo noch der Verdienst grösser und
von bessern Zeiten her Manches vorrätig war, was
seitdem abgegangen, muckelten [bei der Erbteilung]
auch von Hintere°machen, Verschleipfen, Verläugnen.'
Gotth. Er [ein Bruder] heig 's Vermöge" vom Vatter
uf d' Site" g'macht und verschleift. Breitenst. S. noch
BdV131M. Etw. heimlich aus dem Hause schaffen
und verkaufen, veruntreuen, von Hausfrauen, Kindern,
Dienstboten B; F; GRHe.; GTa.; ScuSchl.; S; Ndw
(Matthys). D's Esse" uss •'em Hüs v. GsHe. Vil us
•'em Huis uise" v. Nnw (Matthys). D' Chnecht^ hei"
allerlei us ''em Hüs verschleipft S. Si het Alls ver-
schläpft, von einer verschwenderischen Frau ScaSchl.
,Weun eine Frau verschleipfe° will, so ist ihr der
Tötschel nicht listig genug.' Gotth. ,Der Senn und
auch sein Knecht [dürfen] vom gelieferten Stoffe für
ihre Personen brauchen, was sie mögen, aber mehr
nicht. Verschleipfen sollen sie nicht, weder aus Liebe
noch ums Geld, weder kaufs- noch tauschsweise.' ebd.
Mit Dat. P. ,Die Meisterin trug ihm [dem Knecht Uli]
noch auf, er solle morgen für Saumebl fassen, der
Joggeli brauch eben nicht .-illes zu sehen. Er [J.] sagte
freilich Nichts darwider, aber er hätte ihr doch immer
vor, wie viel sie brauche zum Säumästen. Ver-
schleipfe° wolle sie ihm Nichts, und er esse so viel
von den Schweinen als sie.' ebd. ,Die Mütter be-
gehrten mit den Töchtern auf, sie durften doch wäger
nicht dem Alten das Korn alles verschleifen, sonst
merke er es zuletzt doch noch.' ebd. , Dieses [Mäd-
chen] habe ihm erzählt, wie diese und jene Frau
ihrem Manne Sachen verschleipfe.' B Dorfkai. 1862.
S. noch ver-branslen (Bd V 744). ,Du [Winkelwirt]
betrübest fromme, ehrliche Eltern, deren Kinder du
einziehest, dass sie ungehorsam werden, den Eltern
das Geld verschleipfen [usw.].' JMev. 1094. — b) = ver-
schlauffen 3 (Sp. 1'28, wo Synn.) B (veraltend). ,ln der
Kirche sieht man wunderseltcn Einen mehr und die
Kinderlehren verschleijifen sie, wie die Schulbuben
die Schule.' Gotth. — 2. nieder-, zertreten. D'Schueh
V. Ndw (Matthys). (Ei"'m) d's Gras v. B (It Zyro
auch indem man eine Last hindurch schleppt); Ndw
(Matthys). D's Gras [wenn ichs nicht mähe] leird-mer ...
"ume" i"'" Bode" i"che" verschleipft. M Wai.den 1880. Die
unnütze" Stogle" [Hühner], wo nume" d's Gras ver- '
schleipfi". Emmentalerbl. 1917. .Der Mann dohle ihr
nicht mehr als drei Hühner, weil sie das Gras ver-
schleifen.'N.BKal. 1840. ,lmFrüehling[soll]3Wuchen
lang Keiner das Vücii hin und her treiben und nach
seinem Belieben fahren, den Anderen zu Nachteil,
darmit das Gras verschleipfen und darmit die Alp
gemeinsam zu nutzen verderben.' 1731, UwE. — Vgl.
Gr.WB. XII 1, 1096; Martin-Lieuh. II 453; Fischei II 1307.
.hin-schleipfen zur straafl", rapere ad pifuam.'
Fris.; Mal.
mit-: (Etw., Jmd) mitschleppen, allg. (wo schleipfen
üblich). Wa' tedtst au''' so vil Zug mitsehläpfe" '. auf
eine Reise Th; ZSth. Ganzi Mutte" mit i"'" Hüsgang
re" schleipfe" B (RvTavel). Eine" zu einem Fest, zu
etwas Unerlaubtem m. Bs; B und weiterhin. S. noch
Sarass (Bd VII 1'261 o.) — Vgl. Martin-Lienh. II 4.53.
nä'='»-, näfcjhe"- (usw.): nach-, hinter sich her
schleppen, allg. (soweit schleipfen üblich). Der Dursli
isch de" Fur'''e" «ö'* und het der Stei'chratte" nöche"-
(fschleipft und die Stein^ üfg'lese". JReinh. 1905. I'''
cha"" d'Bii'" fast niime' nö'''schläpfe" vor JUiiedi Th.
S. noch Bd VIII 97'2u. ,Ein seil na(c)hinschleipfen oder
-ziehen, funem ducere; den rock nachhinziehen oder
-schleipfen, wenn er so lang ist, trahere pallam.' Fris.;
Mal. ,[Die Katzen] goppend mit mancherlei ding, so
inen fürgeworffen oder nachgeschleipft wirt.' Tierb.
1563. ,[Die arabischen Schafe werden] im leib so
feisst, dass sy sich hart bewegen mögend und dass die
hirten ire schwenz auff kärlinen nacherschleipfen
müessend.' ebd. Etw. ,härnach schleipfen.' ebd. ,[Er]
hab wol gsechen, dass des Zubers ross nur uff" dry
bainen gangen und das viert als abbrochen nachen-
geschleift.' 1588, Z. ,Es [ein Pferd] schleipft die
hindern Bein nahen und ist creuzlahm.' 1G92, ebd.
S. noch Bd V 205 M. (.nacher-'); VI 1473 M. (.nahär-').
Uneig. und übertr. Was het-si au''' netig, der Hüs-
schlissel nö'''z'schlaife" [mit sich zu nehmen]! Bs. Uw'
iez muess-er no''' sälft i" de" Bergen obe" verräble", wil-ne"
Christen e"mel mit G'walt het welle" nohe"schleipfe", zu
einer Bergbesteigung. LVVENGER-Gfeller 1916. Alls
Hüse" het Nüt ab'treit : i"* ha" alti Reste" [von Schulden]
viüesse"nohe"schleipfe". SGfeller 1919. Entspr. sc/tte///'«;
laX,. ,Luog, Jaggi, ich hab's nicht anders machen
können und hab das arm Gofli mit mir nehmen müssen;
ich hab gedacht, wir hätten ja genug zum Leben und
vermöchten es schon, ein Kind nachenzuschleipfen.'
Ndw Kai. 1904. ,Denk nur an das Schäärli Kinder,
das er nachenschleipfen muss.' ebd. 1905. — Vgl. Gr.
WB. VII 115: Maitiu-Lienh. II 453; Fischer IV 1897.
durch-. Nur im Ptc. ,durch-geschleift', als Ausdr.
des Orgelbaus, durchweg mit , Schleifen' versehn (d.s.
auf der Windlade angebrachte Vorrichtungen, die es
ermöglichen, ein Register mit einem Zuge abzustellen
oder in Wirksamkeit treten zu lassen). ,Und sond die
fünf register nit d. syn noch mit duppelladen [dh. alle
Register sollen auf der selben Windlade stehn, nicht
aufzwei verteilt sein].' 1497, B Blätter 1907, 194 (Orgel-
bauvertrag für die Stiftskirche von AAZof.) — Abi. von
,Srlileife'. Die Erklärungen nach freuudl. Mitteilung von Prof.
ASchweitzer. Vgl. auch , Schleiflade' bei (5r. WB. IX üüö.
dar-dur"''-: durchschleppen; uneig., durch bringen.
Dertür'''xciUe" han-i"'' öppe" g'lert, tvas es manglet für
nes chll"s Wescli dertür'''z'schleipfe". Loosli 1910. —
dur'^''''e" bzw.diire"- usw.: = dem Vor.; bes. uneig. eine
Haushaltung, auch einen Kranken (mühsam) durch-
145
Schlaf(f), schlef(f), schlif(0, schlof(0, schluf(f)
146
bringen B; L; S; Th; Ndw und weiterhin. Dö hed
die Frau mein-i''' g'nueg z'tüe" g'ha", um iri drü Ghind
dur'''''e"z'schleipfe". Vaterland 1884 (L), Die Mägd,
wo es halbs Lebe" lang es Hüs diir'''''e''g'schlei}ift hei".
AHeimann 1899. Dur'''''e"g'schleipft han-ig-en, wo-n-er
der Gogglisch g'ha" het, zeh" Wuche" lang. JReinh. 1907.
Me" het chönne"g'h(ke", wer d' Hüshalti''g müess dür'''''e"-
schleipfen im Hinderhüshüsli. SGfeller 1911. — e"-
weg-: hinwegschleppen. .Hinwegschleipfen, hin-, ver-
zucken, proriperealiquem.' Fris. — zue- 'Lv,, zue(c)he"-
Bs; B; S: (heimlich) zuschleppen. Sider ''as' 's Züsi
furt isch, jvo-n-em kei" Wi" me' clta"" zuehe"schleipfe" ...
Schild 188.'j. So schöni War im Stall und de"" schleipft
Ei"'m so-n-e" Lump d' Such zucche". 8Gfkller 1917.
D's lisse" zueche"schleipfe". Emmentalerbl. 1917. Se,
der se'tist doch ne" Frau zueschleipfe" ! derb für nehmen.
Z(i Kai. 18Ö7.
zer-: a) = schleiffen 2 a. ,[Die Berner] möchtend
üwer landschaft gar zerschleipfen, verbergen und ein
ungemessnen schaden zuofüegen.' 1531, Strickler.
.Zerschleipfen, populari.' Fris.; Mal. .Nachdem aber
das land Helvetia ... durch viel überfal und mancherlei
Völker ... zerschleipft war.' AHaffner 1577. Ein
Schloss .in Grund schlyssen undt zerschleift'en.' RCys.
.Meine eigne Kinder ... band mich [Graubünden] ver-
wundet und verzehrt, verkauft, zerschleift durch
manche Handt.' 1618. Zinsli 1911. ,Auft' Hilarii haben
die Bassler das Schloss Istein ... zerschleift.' JGross
1624. - - b) durch wiederholtes Betreten einen Acker,
eine Wiese schädigen W. .Diser Summerross halben
wie auch der Summerkhünen soll zwar nach Notdurft
auf ihren gehörigen Alimenten nach Beschaft'enheit
der Jahrzeiten gnug Kraut undergeben werden; was
aber überbleiben möcht, soll nach der Ordnung des
Herbstbesatzes mit der ganzen Gineindt Vych besetzt
werden; dann soll selbigen nicht mehr undergeben
oder fürer und weiter zu fahren erlaubt sein, als dass
sie gnug haben undt das überig Kraut nit zerschleift
und verderbt werde.' 1695, BSi. Rq. 1914. — Mhd. ze,-
deij'en in Beil. a.
Schleiffer -pf- m.: 1. so viel auf einmal ge-
schleift wird GRHe. Ganzi Schleipfer Heu (zB. ein-
heimsen). — 2. in Namen; s. die Aniu.
Zur Bildung und Bed. von I vgl. BSG. XII 72 ff. Als
Familienuame. SMäp/er X-p (wohl Abi. ?u ÜMeif II Si>. 132);
Näheres über das Geschlecht s. bei JJSchläpfer 1839, 29/32.
ScMap/er ZSth. ,Schlaipfer.' 1403/ 19, G. ,Bürgi Schleipfer.'
XV.,ZMann. , Mit Jakoben Schleipfer von Selmch.' 1531, ZRB.
.Schlaipfer', ausgestorbenes GGeschlecht(XV./XVl.). Leu, Lex.
.Schl&pfer', für Ap ebd. Als Ortsn. (vgl. auch die Anin. zu
Schhffer). ,Schlepfer' ApBrülisau. , Schlaipfer- Wald.' U63,
Ap (auch Faniilienn.). S. auch die Anm. zu Sehläß'erl (Sp. 112).
Hose"-: Spitzname Eines, der seine Hosen nach-
lässig angehängt trug S (BWyss). — GhSi,s- Schleipfer.
.Behufs neuer Behandlung wandern nun auch die
altern Käse Stück um Stück auf den Chäs-tisch oder
Salztisch. Mit Hülfe des schwertartigen Ch-s werden
sie der Steh [Käsebank] enthoben und zu allernächst
mit dem in Salz getauchten Splcherhudel tüchtig ab-
gewaschen.' BXrnd. 1908. — Matte°-.VcW«/</ej-: wer
sein Vieh auf fremden Matten weiden lässt UUrs.; vgl.
schleiffen la^ (Sp. 140). ,Den 9. Meyen hat man an
einer ganzen Gmeind wegen etwelchen unverschambten
Leuten und Mattenschleipfern [im Druck ,-schlüfern']
müssen den Pfandschillig machen oder mehreren [es
folgen die erhöhten Bussansätze].' 1694, ÜUrs.
Schweiz. Idiotikon IX.
Stein-: = St.-Schleiffen (Sp. 135). ,4 Schlitten,
2 Steinschleifer, 5 eiserne und 3 hölzerne Eggen.' 1866,
LRain (Zeitungsins.). — Viell. blosser Fehler für ,Stein-
sclileifen'.
Schleiffere° Schll-'ffera f.: Schleif-. Gleitbahn
(für Holz) BG.(Barnd.). — Als Ortsn. .Schleiferen' BSchw.;
darnach wurde ein 1858 dort gefundenes Findelkind ,Julie
Schleifer' genannt (Bärnd. 1911. 298).
Schlei ff eri' Schläpferei f.: mühsames Schleppen
Sch; Th; ZSth. Syn. Ge-schleiffla (Sp. 135).
Schleiffet .Schleipfet' ra. Nur als Flurn. Bs
Wensl. — Eig. Ort, wo (Holz) geschleift wird od. wurde; vgl.
die Auin. zum Folg.
Schleiffete° BBe., Schleipfete" (bzw. -i^-, -ä-
usw.) B. so E.. G. (PI. -ti), Si.; GRÜhur, He., Sch.. Valz.
(auch -äu-); Sch; Th; ZSth., Schleipfeti GRChnr — f.,
Dira. Schlüpf etli ScuSchl.(s. b): a) = Ge-schleiff l (Sp. 135)
Gr; Sch; Th und wohl weiterhin. V" mag die Schi.
nit immer ha", zB. mit Bez. auf das Nachschleppen
kleiner Kinder GRChur. Wer hend en armi Schi, g'hä"
GnSch. Auch i. S. v. Ge-schleiff I a (Gr; Sch) und b
(BLenk). — b) = Schleiffer 1 B; Sch; Th. E" Schi.
Holz. Hast e" SchläjjfetlUzü. Hotz)? ScaSchh S. noch
bnrzen (Bd IV 1642). ,Auch umfangreiche Täscheti
Tan"est und Schli'pfeti Mist befördert man so [auf
Hornschlitten].' Barnd. 1911 (BG.). - In Bed. b auch bei
Martin-Lienh. II454; Fischer V92G. In Flurnn. ,Schleipfeten'
AaOberhof b/Wölflisw. ,Schleifete°' f. ZDattl. (.steiles Tal am
Iri'hel, durch das früher Holz heruntergeschleift wurde').
Schleiffi 1 Schleipfi I m.: Einer, der einen Pro-
zess durch allerlei Winkelzüge zu verschleppen sucht;
auch Einer, der eine Arbeit schleppend, möglichst
langsam und träge ausführt B (AvRütte).
S c h 1 e i f f i 11 Schleift Bs (neben -i)f-); .Gr (Schleife)- ,
Schleipfi (bzw. -»*-, -ä-, -ä- usw.) \v; Bs; B; Gl; Gr;
L; Sch; Th; Dial. — f.: 1. = Schleiff Ilaa. (Sp. 129).
,Sclilaipbe han', die Möglichkeit, das Recht (Holz)
zu schleifen; s. Bd VI 1357 u. Holzbahn an einem Ab-
hang (Syn. auch Schleiff lila) BsL.;B, so E.,G.; „Gr";
L (oft mit Rundhölzern ausgelegt); Dial. Durch Holz-
schleifen entstandene Bahn, Spur übh., = Schlei ff II Ib.
,So hab er [Jakob Meyer von Wilchingen, der auch
im Namen eines zweiten Wilchingers spricht] ouch
das holz also heim gefiert. das ein lang zit darnach
nie yemans komen sy, der si darumb angesprochen
habe; vermein er wol, so dasselbig also veraltet, das
die schleift'ena abgangen und das holz verwerkt und
gegem stumpen nüme zuo messen seie. so söl er in
[den Neunkirchern] nOiue umb sölich ir zuospruch nüt
me schuldig sin.' Die Neunkircher antworten, dass es
ihnen ,nit müglich gesin. uff die schleiffe zuo gon und
das holz gegem stumpen zuo messen . . .' Meyer macht
nochmals geltend, es sei Niemand von den Neun-
kirchern , weder zum howen, zum laden noch uff die
scbleipfe hinnach komen, der si darumb angesprochen
habe.' Das Urteil lautet: Da die Neunkircher die Täter
beim Holzhauen nicht ergriffen. ,ouch der holzschleipfe
Bit nachkomen noch, da si das holz in hoff bracht
haben, in eim tag, tryen oder vieren, diewyl man
Stumpen und schleife hett zeigen künden, nit an-
gesprochen syen [!]. so syent si die Meyer yetztmals
denen von Nünkilch by diser ir anklag nüt schuldig.'
1514, SoH (Verhandlung vor dem Landgericht Klett-
gau). — 2. a) = Schleiff II 3a ScnHa., Schi.; Th, so
Hw., Mü. — b) = Schleiff 112 d, an einem Vorder-
10
147
Schlaf(0, schlef(f), schlif(0, schlof(f), schluf(f)
148
Wagengestell (Bedi'g) oder kurzen Schlitten mit
Stricken befestigte Schleife, bestehend ans zwei
Balken, die hinten zum bessern Schleifen schräg ab-
gestutzt sind; auch das ganze Fahrzeug GrD. (B.). —
C) = SchleiffllSe Ap; Bs (Seiler); BR. und It Zyro;
Gl; Sch (Kirchh.); Ta (bes. zum Schleppen schwerer
Bausteine); Z (früher bes. auch von den Karren-
ziehern des Kaufhauses gebraucht). Zur Beförderung
von Verbrechern auf die Richtstätte (angeblich sollten
sie damit als unwürdig bezeichnet werden, die Erde
zu berühren) f Bs (Meyer); Z. ,10 batzen umb das rad,
brechen und schleipfy und den galgen uif dem rad.'
1505, AAZof. StRechn. — 3.= SchleiffllS BR.; ScaStdt.
Neben ScMeiff(en) (vgl. dort die Anm.) wie Bindi neben
Binden ua. Im Th und wohl nocli anderwärts werden die
beiden Bildungen neben- und durcheinander gebraucht. Oft als
Ortsn. (in der Bed. Holzbahn) Schleijiß, gescbr. .Schleipfe'
(auch .Schleife'; s. u.) AaSpreit. (nur: ,Ein halbe Jucherteu
vor dem Loo, die Schleipfi genannt.' 16.53, AaWett. Arch.),
Strengelbach, Till., Zof. (,Ab einer matten ... enmitten im
Hard gelegen, under der Schleipfe.' löOO); BsLausen (,Kuhne
Schleife', im Wald), Waldenb. (,Schleife', im Wald): Gl; G
Krumm.; SchwLachen; S (Schleipß) NErlinsb. (, Schleife'),
Stüssl. (,in der Schleife'); ZAesch b/Maur, Honibr., Rüti,
Thalh., bei Leu, Lex. , Schleipfi' für Hombr. und Rüti. In
Zssen. 1) als 2. Glied. ,Hoch-Schleipfe' GlMiihlehorn. , Holz-
Schleife' BsKleinhiiningen. — 2) als 1. Glied. , Schleife-Boden'
SStüssl. ,-Berg'BsLie. ,Schleipfiwyger.' 1556, AaZof. StRechn.
Egge°-Schlä2)fi: = Egge>i-Schleipfen(Sp.Voi)TBEv!.
— F lue- Schleipfi: steile Holzbahn im Walde SG.,
NA. — Holz- Schleipfi : Holzbahn B, so G. und It Zyro.
Spur entstanden durch Holzschleifen; s. Schleiffi III.
— Pn\ieg(s)- Schleiffi Bs (Seiler), -Schläi)fi ThHw.
= Pflueg-Schleipfeti (Sp. 13-1).
Sehne'' -.Schleiffi, -pf-': 1. a) Berghang, an dem der
Schnee sichtbarabgleitet, abschrailzt (vgl. schliffen IIa).
im Übergang zum Ortsn. ,A termino, qui dicitur Attin-
vluo ze deme ginuetin marchsteine, et rivulo supra
superiorem villam Altstetin usque ad rivulum, qui
dicitur Bruggebach [unterhalb des Klosters Wettingen],
et a montis adiacentis declivo [Westabhang des Heiters-
und Hasenbergs], quod vulgo dicitur Snesleiphe, usque
ad rtuYium Linderaacum.' 1'259, Z ÜB. (Grenzen des
habsburgischen, an das Kloster Wettingen verkauften
Besitzes in Zl>iet. und Schlieren); daraus (ungenau)
übersetzt: ,von der höchi des berges, so da by gelegen
ist, dem man sprichet Schneschleiffi [unrichtig
,-schleissi.' Arg. IV 295, ,-schleipfi.' ZfsR. IV 15'2].' Z
Schlier. Offn. um 1450; sachlich gleich: .vom Bächlin
bei Altstetten bis an die Schneeschleift'e und dort ab
biss an Badtberg.' 1479, AAWett. Arch.; ,von dem
Brugg- oder Krumbach, da er in die Lindtmagdt flüst,
den Berg hinauff biss an die Höche desselbigen, der
Höchi des Bergs, wo der Schnee einflüst und man heist
die Schneeschleuffe oder Schneeschmelze, nach undtan
die AttenÜuo hinüber.' 1653, ebd.; vgl.: ,Dannen uff
von dem markstein unz an Hasenberg den lochreten
markstein, als die schneschmelzi inflüst.' ZDiet. Offn.
A. XV.; die gleiche Örtlichkeit mag an der Stelle unter
Schn.-Sehleipfen (Sp. 134/5) gemeint sein. ,Von dannen
unz in den boum, der by dem wege stat, daby der
marchstein lyt, und von dannen bis an die Snesleipfe;
von dannen die Snesleipfe ab bis in den Isengraben
und den Isengraben ab unz in den brunnen.' AaEU.
Offn. um 132'2. Das Jagd- und Bergwerkregal im
Oberhalbstein ,von dem Stain biss uff den Settmann
zuo StPeters capell und utt" Julyen zuo dem Marmels-
stain und baidentbalb, als die Schneschlaiffina gen
dem Rin gand.' 1419, Gr; oder zu Ib? kaum zu 2. .Von
des Webers brunnen die Schneschlaipfi hinab unz uff
des Zieggeiers rysy.' SchR. Offn. (erneuert 1433); s.
noch Bd VI 787 u., wo zu lesen .Schneschlaiffi.' —
b) von einem Berghang zur Zeit der Schneeschmelze
abfliessendes Wasser; vgl. aber die Anm. ,Was da
zewischent ist und waz von dien höhinen der vor-
genanden bergen gegen dem gottshus [Einsiedeln] ge-
neiget ist, und waz snesleiphinan und wasserrunsen
gegen dem gottshus fliessent, daz das alles des gotts-
huses eigen ist.' 1217, Gfd (Übers, des XIII. oder XIV.;
lat. Original verloren). — 2. Wasserscheide bzw. lang-
gestreckter Berg, der eine solche bildet. .Nachdem
sich by ettlichen ... jaren her in disen obern tntschen
landen des Rines zwuschen dem Hagnouwer Vorst,
dem Arie und Gotthart, euch den zweien gebirgen und
schneschläiffenen, dem Blouwen [im Basler Jura], der
Virst [Vogesen] und dem Schwarzwalde vil manig-
faltiger hendel und geschichten ... begeben und ver-
loffen haben.' 1474, Bs Chr. (NRüsch).
In Bed. la auch wiederholt bei Lexer II 1033; Fischer V
1070 f.; eine appellative Bed. Holzbahn (Syn. Schn.-Schleiff
Sp. 131) ist weniger wahrsch. Doch steht der Übergang zum
Ortsn., der fast in allen Belegen begonnen hat, einer scharfen
Erfassung der appellativen Bed. im Wege. In dem Beleg unter
1 b könnte eine Ungenauigkeit der Übers, vorliegen oder hinter
,snesl.' zu verstehen sein .sind'; doch vgl. die Stelle: ,Ad Snc-
sleifi, iju* fluit ad Wolvalie' bei Fischer aaO. Deutliche Belege
für Bed. '2 (auch für eine Bed. , Grenze' iibh.) bei Birl. 1890,
51. .Schneeschleipfi', Flurn. AaMöntal.
Stei-- s. St.-Sehleiff (Sp. 135).
schleiffig -^/'-: 1. was nachgeschleppt wird. ,Mit
langer Nase und schleipfigera Stiel abzotteln.' B Volks-
ztg 1900 (Bauernst.). — 2. a) schräg, abschüssig Now
(Matthys). — b) schlüpferig, glatt, auch von Schuhen,
ebd. — Vgl. Gr.WB. IX 60-1 (unter .schleificht').
e't-schleipfig: = dem Vor. 2b GbEngi. — Abi. von
einem Vb 'enl-schhipfm.
Schleiffli°g -pf- m.: 1. = Schleifflläc (Sp. 132).
Schultheiss Dulliker will den verurteilten Steiner auf
einem .Schleipfling' zur Richtstätte führen lassen.
1653, L. — 2. a) mit Gmitel (Bd 11 382) und Eedi'g
(Bd VI 496) geschlepptes Stück Holz L (ALüt). ,Wer
unsauber holzet. Strähl und Spitz von den Tannen
liegen und faulen lässt, wer über die Mass holzet,
Schleipflig und Tannli anhenkt ... wird zur Bestrafung
angewiesen.' Esterm. 1882 (Pfäff.); nach der ,Ordnung'
von 1755. — b) als ungefähres Mass. Stück Holz.
das ein Mann aus dem Walde nach Hause zu schleifen
imstande ist LHellb.; vgl, Lüpfling (Bd III 1361). Ein
halbes Klafter L (noch A. XIX.). ,üem Pfarrherren
ein Schleiflig Holz.' 1772. LNeuenk. .Dem Pfarrer und
Siegerist jedem ein Wettergarb und dem Pfarrherr
ein Schleipflig Holz.' 1806, ebd.
Messer-, Schär-Schliff m.: Messer-, Scheren-
schleifer. Nur: Schärschleif gutschleif: Nümme''
bringe", furtspringe"! ZWl. (Verspottung der land-
fremden Scherenschleifer). .Scheerschlyft', Messer-
schlyff, mach guti Wahr. Das Schleiffe» macht die
Scheer, das Messer und plumpe Lent geschärft und
besser.' Z Ansr. 1749. — Nicht alte Bildung, sondern aus-
gehend von einem Schar achliß'" (Inf.) als Ruf fremdsprachiger
149
Schlaf(0. 8chlef(f), sehlif(f), schlof(f), schluf(0
150
Scherenschleifer (so nach Martin-Lienh. II 454); weitere Be-
lege bei Gr. WB. VIII 2579.
schliffelc": Dim. zu schliffen IIb ThMü.
Schliffe" I f.: Schleifinühle, Vorrichtung zum
Schleifen ubh. Syn. Schlifft 3a. .Minen halbenteil an
der müli, an der sagun und an der sliffun, gelegen ze
Louppen an der stat.' 1353, F RB. ,Itera darnach
kouften si [die Luzemer] ... ein schliffen umb 30
gnldin.' 1300, L. .[Äbtissin und Konvent von Königs-
felden geben N. als Erblehen] den dych nid der nidren
müli ze Zovingen uff der Wiggaren gelegen, also das
im das wasser an die schliffen dienen solle.' 1433,
WMerz 1915. ,Ein byffang, gelegen unden an Bürgi
Benzen sliffen.' 1442, ebd. , Sagen, walchen, schlifen,
sterapfel.' 1470, ZWth. ,Umb ziegel uff die scliliff'en.'
1444, S; dafür .schliff, s(ch)lyfy.' 1497/8, ebd. ,N. zinset
ab der schlyffen mit ir zuogehörd ienet der Plassur ...'
1514, GRChur. S. noch Blüu-en (Bd V 249). — Vgl.
Schleifen f., Glitschl.ahu, bei Schm.» II 510.
Polier-: Poliermühle. ,Mh. haben Vüittlinger die
polierschliffen widerumb zu sinen banden gelassen
und aldann etwas daran zu buwen.' 1501, B RM. ,Die
von Philipp Grobetti im Jahr 1603 an der Matte zu
Bern angelegte Waffenfabrike, Polier- und Rohr-
schleife.' vRoDT 1834. — Für den zweiten Beleg kann auch
-Schliff! angesetzt werden.
Uor-; Poliermühle für (Gewehr-, Geschätz-)Rohre;
s. das Vor. — Vgl. R.-SMl/er.
schliffe(n) I (-{'- Bs, -et- GavSch.; UwE.), in B
Si.; Gr (so Av., Chur, D., He., Hint, hPr., Seh., Ths)
-/■'-, Imp. schliff (in BE., M.; GrHc. usw. -f), Cond.
schliff Aa (auch It H.); B, so E., M.; GtEngi; GrL.;
LE.; Z, schlief BoAa.; U, schlifi BSi., schlifti Aa tw.;
B tw.; GlM.; Z, Ptc. g'schliffe" (bzw. -e-, -ej-). i" BSi.;
Gr tvi. g'schlif'e^, in SoHSchl. in Bed.lb g'schliffet,
in Bed. 1 und 3 mit ,sein', in Bed. 2 und 4 mit .haben',
in Bed.lb mit , haben' neben ,sein' (Einwirkung von
Bed. 2): 1. intr. a) sich (unabsichtlich) gleitend (hin-
und her-, hinab-)bewegen. ,Der mantel an die erde
sleif.' UvZazikoven. ,Zehant so slifet liut und guot
hin an den grünt', unter dem Eindruck des Sirenen-
gesanges. Reinfr. Von (abstürzendem, -schmelzendem)
Schnee; vgl. Schnctv-Schleiffi (Sp. 147): ,In den vier
cruciu unde obenendi der berge, alse dir sne shlifit.'
1272/3, GStdt. ,Zuo der andren siten von Waldi unz
an Aigenbuoch, als der sehne schliö'et.' ebd. Von der
Singstimme: ,Lie si da zuo [zu den vorher genannten
.harpfen, rotten' usw.] slifen ir engellichen stimme,
ich w£en irs herzen grimme da von gesenftert würde.'
Reinfr. Von Kummer: ,lr leit. ir sorge und ir we
si so herteclich begreif, daz ir in ir herze sleif jamer-
liche swiere.' ebd. Etw. ,schl. hin', fahren lassen: ,Si
liezen slifen gar ir habe und lebten jämmerliche.'
UvZazikoven. — b) (mit .sein' Bs It AOehler 1912;
Z, mit .haben' L; Z) auf den Schuhen über eine Eis-
fläche, hartgetretenen Schnee, übh. über eine glatte
Fläche (zB. einen Ziramerboden) hingleiten, als
Jugendbelustigung (Synn. s. u. giesscn Bd II 409;
schüren Bd VIII 1207 o., dazu schueh-ritu" WLö.) Aa
(H.); „Ar"; Bs; Gl (auch It St.); „L" (auch It Ineichen);
GSldt(auch 1799, Id.); ScuLöhn.. Schi.; ScHwE., Ma.;
THErm., Mü., Wag.; UwE.; Nnw (Matthys); U; W
(FStaub);,ZG"; Z0.,S.,Stdt,8th. und ItSt, Schlittschuh
laufen B (AvRütte und Friedli); L (Schürmann); ScH
It Kirchh. (,auf dem Eise laufen'); S; Th; UwE.; Z
(FStaub); Syn. schliff-schuehnen, -schüehlen (Bd VIII
484). Er ist uf ''e" Rötse go" schl. L (Schtirmann).
Etisi Ghind hend uf ''em Is g'schliffe" L (RBrandst.).
Nüd e'soschl.! Mahnung an Kinder, die auf glatten, ge-
wichsten Zimraerböden glitschen Z. ,[Zur Abhärtung]
lasse ich die Buben ... Schlitten fahren ..., auf dem
Eise schleifen.' Inderb. 1826. ,[Den Schulkindern wird
verboten] in Dörfern oder auf Kirchwegen Schlitten
zu fahren (zu reiten, wie man hier zu sagen pflegt)
oder zu schleifen, indem dadurch die Wege unsicher
und gefährlich gemacht werden.' 1855, Ndw LB. 1807.
Im Winter (het'sj in der Mitti im Gräbli so-n-e' her-
ligi Schlifft g'ha" .. ■; wenn's Niemerts g'seh' het, so
sin-si inen und e" bar Möl uffen und abe" g'schliffe".
ACKhler 1912. ,Niemandts weder Jung und Alt [soll]
an der obern und untern Brücken, uff dem Kilcli-
hoff noch allenthalben uff der Gassen schütten noch
schliefen [!] weder Tags noch Nachts.' XVII., GWil.
.Durch den Lauft' fahren etliche über das Eis daher
(schleiften) und Das mit wunderlicher Schnellig-
keit, da sie mit Eisen beschlagene (Schleiff-)Schuhe
brauchen.' Spleiss 1G67. S. noch Bd V 360 u. — c) mit
den Füssen gleitend tanzen (Gegs. hopsen Bd II 1494)
Ap; Th. Vgl. Schliffer 3. Miiest ineschl., Tänzer(in) zum
Partner. Die Aplnnerrhödler(innen) sollen im Kufe
stehn. besonders gut schl. zu können. — 2. tr. (auch
abs.). a) Etw. (zB. einen Stein) glätten, polieren.
(Schneiderwerkzeuse uä.) schärfen, allg. Vgl. wetzen.
Händ-er Nttt (Ist Öp2}is) z' schl.? Frage des wandern-
den Schleifers. .Er habe uff der schliffmülly, die er
denn zinste. geschliffen, als im dann das sin müller
... erlopt bette; da habe im der N. daz wasser mer
denn einest abgeslagen.' 1401. Z Rß. ,Er [der Berner
Bär] tet sin clawen sliffen.' 1475. Lied. .Mb. und
meister die schmid habent in recht genomen den
schärer an der Strelgassen und vermeint, er sölt nach
innhalt irer zunft bruch und altem harkomen nit also
urt' der bruggen schl." 1525, ZStdt. .Wo dise [göttliche]
kraft söliche geschirre und werchzüg zuo sölichem
bruch nit geschliffen, das ist geschaffen und gemacht
hette.' LJdd 1531. .Den frömbden schlift'ern. uft" den
jarmärkten und sunst nit schl.' 1539. B RM. .Und
sclilyfte der N. im sin gerdtel und achsen.' 1550. Z.
.Dem kan er bald [der Adler dem Habicht] mit sterk
und gwalt sy° klaw und schnabel schl.' Vogel-
OESANG um 1560. .Das sy die höbel wal schliffind ...
damit sy den Glarner zigcr mit hohlen könind.' 1561.
ZWäd. .Schleiften, (ab)wetzen, (ex)acuere. in cote
subigere; die achs schl. oder wetzen, in cote securim
subigere; ein räbmesser wol schl. oder wetzen, wol
hauwend machen, excitare aciem falcis.' Fris.; Mal.
,Diewyl NUster der schlyffer von Küssuacht. ein er-
boren landskind und syn wonung in wachten hatt.
wellendt rah. ime zuolassen. das er in einer Wochen
ein oder zwen tag in der statt alhie uff den gassen
schl. möge.' 1580. Z RB. ,Ein schlegelai ... welche
er allhie zu schl. geben.' ebd. ,Der Waldbruder ...
brachte die meiste Zeit mit Gebet und Andacht zu,
hat daneben gemauset und geschliffen.' ABütelrock
168'2/171'2. ,Kaum ist der fridliebend Herr Escher
entschlaffen, da haben die Zürcher gleich gschliffen
die Waafen.' Bäderlied 1714. ,Dise genante [Altar-]
Bilder [dh. Statuen] sollen weiss und glenzend ge-
schlift'en werden.' 1733. UwE. ,1742 hab ich dem
Meister Jacob Bär das Camin im Saal zu schleiffen
151
Schlaf(0. schlef(0. schlif(f), schlof(0, schluf(f)
152
verdinget sambt der weissen Arbeit, wie sie alldort
mit Kolen gezeichnet ist.' ebd. S. noch Bd VI ISOOM.;
VII 238o.; VIII 1130M. Volksreime; s. Bollen- Messer
(Bd IV 462); Schnider- Schär (Bd VIII 1112). Sprww.
und R.\A. Glatt g'schliff'en ist gli''' g' wetzt L. Z'fin
g'schliffe' haut nid. ebd. Me" muess seht., teil der
[Scbleif-]SJei?i geid, die Gelegenheit benützen (iRpr.;
vgl. Wander IV 234/5. Dem hätt-i''' denn aW'' d's Bieli
g'schlijfen, darauf (zB. auf einen Leckerbissen) habe
ich's ebenfalls abgesehu. ebd. Schäre schl.; s. Bd VIII
1107u. Ei"m d'Chappe" seid.; s. Bd III 385 u. (auch
GT.). (Ei"m) 's Mül, de" Schnabel schl. G'schliffe"
han-i'^'s ['s Mül] dö selber. AZimmermann 1916; vgl.
geschliffen ^a. I''' will-ere" jetz de"" scho" de" Schnabel
schl, icie-n-ich willg'sHnge"ha". EEschmann 1917. ,Iiie
Zungen zuo reden schleiften, linguam exercitatione
dicendi acuere.' Fris.; Mal. Dich händ s' scho'
mängesch uf ■'em Leffel g'schliffe", zum Narren gehalten
ü; vgl. Löffel-Schliffi. - b) übertr. a) = hoblen 3 (Bd II
947) Z. — ß) Charte" schl, Frachtkarten (Kopien der
Frachtbriefe) herstellen; bei der Güterexpedition be-
schäftigt sein. EisENBAHNERSPR.; vgl. Ch.-Schliffer,
■ Schliffi. I'" mues' uf Winterthur ga" Ch. schl —
f) = passen 2a (Bd IV 1658) Aa (H.). — 3) ,schl. gehn',
um (angeblich) ein Werkzeug zu schleifen, sich von
einer anstrengenden Arbeit drucken (?); in andrer
Bed. bei Gr. WB. IX 593. .[Der schlechte Knecht, wenn
es etwas Schweres zu tun gibt] geht schleiften und
lang aussen bleibt, dass er also die Zeit vertreibt.'
S Kai. 1771. ,[l)ie schlechte Magd] gehet schleifen,
will gar nirgend fort und verschweigt der Frau kein
einzig Wort,' ebd. — 3. von Dienstboten (bes. Hirten),
aus dem Dienste laufen, das Dienstverhältniss einseitig
und ohne Kündigung aufheben GrD., Kl., L., hPr.
Syn. hirschen (Bd II 1664). Der Bueb ist g'schlife". —
4. .schön tun, schmeicheln, zärtlich, sanft reden' W
Stalden, Vt. Der Ma"" cha"" güet schl-u". —
Schliffe" II n.: 1. a) zu schliffen la, das Ausgleiten.
.[Antwort an einen ungar. Boten, der zum Türken-
krieg auffordert;] Heissend die selben [Prälaten und
Fürsten] üch ze hilft' kommen. Sy könnend sicher
gan on schlyffen, sitzend im ror und machend pfytfen.'
RuEF 1538. — b) zu schliffen Ib. Bim Schl. bürzle".
UsTERi 1853. ,Grosse Belustigung auf dem See mit
Schleifen.' 1830, aZoll. 1899. .Das Schlittenfahren
und Schleifen in den Dörfern und Landstrassen ist
den Kindern untersagt' Gl LB. 1835. 1561 verbot
man den Knaben das ,uft' stelzen gehen, kluckeren,
schl. und schütten.' Sch Chr. ,Das Schlieren, Schleiften,
Glännern. lubricus cursus per glaciem.' Red. 1662.
,Da das Schlitten und das Schleiften zu den vorzüg-
lichsten Freuden des Winters gehören.' Z Neuj.D. Sch.
1798. S. noch Bd VI 1666 o. 1667 o. — 2. zu schliffen 2.
's Wasser ist guet zum Schl, Ablehnung des Wasser-
trinkens AaF.; vgl. Wander IV 2.34. ,So er alhie wyter
ie belyben gesinnet, solle im das schl. ze bruchen
nit abgeschlagen syn.' 1575, Z RM. — Amhd. sh/an, -m;
vgl. Gl. WB. IX .590/7 (wo noch einige ä. schwoiz. Belege);
Martin-Lienh. II 454; Fischer V 'J24. Zum Pta. (jucldtffet in
Bod. 1 1) vgl. das syn. g'rjüsati (neben ij'r/imt") Bd II 469. Bed. 4
Hesse sich aucli von achlieffen aus. das im W mit schliffen zs-
gefallen ist, gewiunen; aber wahrscheinlicher ist doch, sie an
Bed. 2 anzuknüpfen; vgl. die entsprechende Bed. u. (H&l-,
Chnüw-)Schlfffer, wo Anschluss an »chlieffen nicht iu Frage
kommt. ,Haii3 Schlyffysen', Name eines Schneiders. 1483/4,
ZRB. — g'^-schliffe", in Aa tw.; L tw. g'schliffnig:
1. poliert bzw. geschärft, scharf. E" (frisch) g'schliffe"s
(g'schliffnigs) Messer. G'schliffn(ig)i Gleser. allg. ,Ally
die geschlift'ny waft'en. die er nach tod latt [gehören zum
Hauptfall].' ZLauf. üft'n. ,Z erstechen hau ich gar kein
Fug, d lär Scheiden ist nit gschlitten gnug.' JMahl.
1620. .Läzköpfe, die in ein gegen sie gezucketes ge-
schlieft'enes Schwert mit Jauchzen und Johlen hinan-
laufi'en.' JJUlr. 1731. , Solle er zu denen 2 Altären
nachfolgende Statuen von geschlift'nem Gibs ... ver-
fertigen.' 1734, UwE. S. noch Bd VIII 1149M. RA.:
Dri" g'seh" wie-n-cs g'schliff'e"s Schermesser, stechend,
boshaft blicken BSi. Wie g'schl, rasch, leicht, mühelos,
zB. gä", lauff'e" (von einer Maschine, Arbeit, Rede,
einem Antrag in einer Versammlung) Bs; B; Gl; S;
Th; Z, rutsche" (s. Bd VI 1858M.), rede" B; L. Es
ist nüd so g'schl. g'gange" Gl. — 2. uneig. a) eßj
g'schliffe"s Mül (Müli), ein gewandtes Mundwerk Aa;
Bs; B; Gr; L; Sch; Th; Z. D's Tureteli ist gar es
gustigs Mciggi g'si" rmd es g'schliffe"s Müli hed's g'chä"
wie es Bartmesser. JJörger 1913/4. Gleichbed. e" g-e''
Schnabel, e" g-i Zunge"; vgl. b. Säge"d, Vetter, händ
d'Fraue" im Chli"tal eso g'schliffe" Schnäbel? OBerc.er
1919. .Ein geschlift'ner Schnabel tut oft mehr als ein
Säbel.' ADiethelm 1897. Es g'scliliffe"s Zimgli hesch
e'"mel. Das muess-me" der lä". RIscher 1903. —
b) glatt, in verschiedenen spec. Anwendungen; zT. in
lobendem oder neutralem, meist aber in tadelndem S.
[Sie] hond 's Blettli 'pfiffe", so schö", w'e nw 's Glarnet
cha"" s%", so lustig und so g'schl. TuTäg. (JJMüller).
.Uft' erden dientest dem tufel gschl., danztest, wie er
dir hatt pfiffen.' Eckst. 1525 (Dial.). , Bissher hat man
alle ding in klösteren, da der Entchrist noch regieret,
wollen gewüss und geschliffen haben, nicht wollen
recht auf Gott vertrauen', mit Bezug auf irdische
Güter. HBüLL. 1527. ,Wie vil habend wir erlabt, dass
man ein ding so gschl. [glattweg] gsagt, als wie der
tüfel einen mit lyb und seel hingefüert [usw.], da sich
hernach mit der tat erfunden, dass es ein erdichte
fabel gsyn.' LLav. 1569; ,als eine sichere Wahrheit
aufgebracht.' 1670. Von der Bede. G'schliffni Wörtli
Z (Spillmann). .Der kalten Hansen sind so vil. die
uns gern weitend spalten: durch süesse und gar
gschliffne wort wirt s von in understanden.' 1557.
HRMan. (Lied). .[Eine amorosa] hat ihme [einem
Mönche] dessentwegen ihre böse Meinung geott'en-
baret mit allen den jenigen Liebs-Anblicken, mit
allen den jenigen glatten und bulerischen geschliffenen
Liebs-Wörteren ...' Sebast. 1730. Adv.: .Gesalbete, uf-
pützlete Selbenhäfeler und usdividierte Blitzgen und
Sidianen, wo können lächelen und pladerlen und
sanftmüetelen, so glatt und gschl, und gottsälig, wie
wenn die Lugigoschen all Halbstung mit Kamillen-
öl wurd gesalbet.' Emmentalerbl. 1917. E" g-i
Zunge", 's händ Teil [Manche] se glatt und g'schliffnig
Zunge", die chutzli"d-ech halt Tag und Nacht, und
isches inen einist g'lunge", so lönd-si füren iri Zänd ...
JBHaffl. 1813. Von Personen, falsch, heuchlerisch;
gerieben BE.; GRig., L.; ScuwE.; W; Z (Spillmann).
Das ist en G'schliffne'! GrL. G'schliffifs Volch; en
g'schliff'ne' Kerl; es g'schliff'u"s Mannli W. Er cha""-
si''' scharpf g'schliffen machu". ebd. (Tscheinen)
Fromm sind-s' [die Iberger] aw* g'si" . . . frili''' e'chli"
g'schliffe", seit-me", sige"ts' g'si". Lienert1891 (SchwE.).
Was sind di alte" Schtvizer g'si" ? ... Dur'Hribe" wie-n-es
153
Schlaf(f), schlef(f), schlif(f), schlof(f), schluf(f)
154
Nest voll Fuchs tmd g'schl. wie nü'" Sebel. Lienert
1906. Die g'schliffnigste" u"'' ghcagletste" ... Professer
u"' Dökter W"' Grössrät m"' Afflikäte". Emmentalerbl.
1917. Betrügerisch, von einem Spiel: .Fürer so seit er.
das er ze Keiserstuol och daby und mit sye gesin, das
Fridrich und ander mit einander sputend und das
geschl. spil utt' der schiben gieng.' 143G, Z RB. —
3. in der Wendung Ei'"ni g. cho", gelegen kommen,
gevi. ironisch Aa; Bs; Z. De'' [ein unerwünschter
Freier] tuet, wie wenn-er dö deheime" war, de"" Meitli-
schmöcker, De'' chunnt-mer grad g., Dem will-i'''
's Mösch blitze"! HFi.einer 1900. Wänd-er mi''' öppe"
fuxe"? Ir eherne" d-mer grad q.! EEschmann 1919. —
Vgl. Gr. WB. IV l,;i9'J0; Fisclier III 4 77/8 (auch 3). — u(n)-:
1. eig. .Ungeschliffen waffen'; s. Bd II 1609 u. —
2. uneig., ungehobelt, grob, von Personen B; Gr; G;
Th und weiterhin; auch unbeholfen GW. Es u-s Mid
(ha") B; Gk; Th und sonst. ,Die Einwohner [von LE.]
sind grob und ungeschl., sowohl von Natur als von
Sitten, darbei aber treu und redlich.' 1805, Z TB. 1904,
ab-: (Etw.) abschleifen Sch; Th; Z und weiterhin.
De" Rost vo"-me" Messer, e(s) Messer a"-me" Stei" a. Un-
eig. : Da' ist en grobe Bueb, de^ mue"' no''' e"chli" ab-
g'schliffe" iverde" i" der Fremdi ScaU. — ab-g"-schlif-
fe", in L (Schürraann) abg'schliff'nig: abgeschliffen, bes.
von Geldstücken L (Schürmann); Sch; Th; Z und weiter-
hin. Lüter a-s (abg'schliffnigs) Zug, von Münzen.
Mit d'ene" Schlittschiiehne" cha""st du ni'immen ufs fs,
die si7id jo ganz abg'schliffe" SchR. .Ob es nicht gut,
wan . . . der Curs der abgeschliffenen Vierbätzleren
gehemmt wurde.' 1774, L. Uneig., abgenutzt übh. ,Sy
wer als ein ödy abgeschliffne huor als eine uff dem
graben.' 1474, Z RB. ,Ihr abgeschliffenes, kurzes und
krummes Gewissen,' JvWeissenflüh 1792/1821. —
kmhi.abohfun, -,n intr. ; vgl. auch Gr.WB. 1 103 f. ; Fischer 16:'.,
ÜS-: durch Schleifen beseitigen. S. Scharten
(Bd VIII 1307). .Ausschleiffen, exacuere, ausswetzen.'
FriS.; Mal. — Vgl. Gr.WB. I95,j; Fischer I ÖOS.
ver-. Nur im Ptc. ver-schliffe°: 1. abgerieben,
abgenutzt, von (Bein-)Kleidern AaF. Sini Hose" send
ganz verschleffe". ,Nimm einen alten verschliftnen
schleiffstein und samle den schliff davon, vermischs
zuo obgemälten stucken.' Vogelb. 1557. Uneig. von
einem Wort: 's ist Cweng v. ONageli 1910. — 2. v-s
Mi'l, ungenügend gemahlenes, indem die nicht genügend
geschärften Steine unzermahlene Teilchen durch-
lassen BE. (Biirnd, 1904), — Mhd, ca-sU/en intr. und tr.;
vgl. auch Gr.WB. XIII, 1095 f.; Fischer II 1306 f.
häfeli- (mit sein): zsgekauert auf dem Eise
glitschen Bs (Seiler). — Eig. in der Stellung des auf dem
(Xachi-)nä/tU sitzenden Kindes.
hin-: hin-, vergehn. ,Leit und sorge sliffen hin
und reis in fröude zuo,' Reinfr, ,Wand die mönschen
hinschliffent als das wasser, unz wir wider kommen
uf unsern Ursprung,' 1373, Absch. ,Etw. h, län', hin-
gehn, auf sich beruhn lassen. ,Es sol ouch ein ieg-
licher Zunftmeister . . . besorgen, daz ein ieglich stuk
bestände, als es geordnet ist. Swo si es aber über-
sehen und hin wolten lassen sliffen ...' Z Zunftordn.
1336. ,Si wolten ane grift'en ; do regnet es doch nacht
und tag, do wolt nians hin lan sliffen.' DSchill, B,
(Lied). — Vgl, Fischer III 1644.
zer-: auseinandergehn. ,Diu [Nacht] seig in zuo,
da von zersleif der hof [die höfische Gesellschaft] ,
Reinfr, — Auihd. ziiah/an (zerdt/cn).
Schliffer bzw. -f- — ra. : 1. a) Schleifer
Aa; Ap; Bs; B; Gr; PAl,: Sch; Th; U; Z; wohl allg.
D'TächUßcker, d' Schliff er, d'Chessler ond ä' Tecker,
die brücht-me" so guet wie d' Müller ond d' Becke".
HKFrick 1900. ,Wenn die Nase tropfen tut, ist es
für den Schleifer gut' GZür, 1902 (BStdt). ,Bürgkelli
Hunzkoph der sliöer.' 1389, B, ,Den slitfern von Basel
2 (winschenkinen),' 1448, B StKechn. ,Manz der schl.'
1456, L. ,Dera schl. von Zürich, den mh. band be-
schickt [für die neue Schleifmuhle], 1 pfd.' 1498, S.
,Hans von Wyl der schl. git sin antwort, sy syent inn
der schlyrt'e einander nachglautfen, der ee wurde nie
gedacht.' 1541/3, Z Ehegericht. .Jacob Bützlein, der
Schleiffer, aus dem Züricher Gebiet.' 1661, Bs Chr.
1779. ,Die Schleifer, Kessler und andere dergleichen
Eüt [sind] gar oft die schlimmsten.' 1779, JHefti 1914.
S. noch Bd IV 254o.; Sp. 150. Über Beziehungen der
Schleifer zu den Scherern s. Bd VIII 1130; zur Ge-
schichte des Z Schleiferhandwerks vgl. SDaszynska
1891, 43; FHegi 1912, 176 f. R A A. uä. Wenn d'Öppis
z'säge" hest, säg's nur Hm Schl.. de'' seid's scho" L
(Ineichen). Uf 's Schl-s Lebkiieche", auf Nichts, leere
Versprechungen hin, ohne Garantie Etwas wagen
(zB. Geld ausleihen). Einem Etw. anfertigen (als Hand-
werker) Bs (auch It Spreng). St hend's mid enand ivie
d' Schliß'er und d'Chessler, Pack schlägt sich. Pack ver-
trägt sich UAltd,; vgl. Löter (Bd III 1501), S. noch
Bd IV 178u. Im Vergleich; vgl. b. .Langsam laufen
wie die Schleifer' GRPr. (FStaub). Er chund daher
wie en Schl., von schleppendem Gange GoT. De chunst
wie-n-e" Sohl .' Mutter zum unordentlich angezogenen
Knaben AaF. — b) übertr. a) .Mensch, der Nichts tut
oder von dem man doch nicht weiss, was er tut' Aa
tw. ; vg\. schUfferen. Nachlässiger Mensch FJ, Mensch,
der unordentlich gekleidet ist oder zu seiner Kleidung
nicht Sorge trägt AaF., .schlecht gekleideter, un-
ordentlicher, wenig charaktervoller Mann' GRÜint.
Unzuverlässiger Mensch AAAar,. P,, Mülligen. Othm,.
Turgi, Zof ; GfiThs (zugleich zerlumpt); GF., W.; Th
Hauptw.; ZKn. Bist en Schl..' ZKn, De bist en (rechte')
Schl.! Mutter (halb scherzh,) tadelnd zum Knaben Aa
F. Du (Tonners) Schl.! abgeschwächt zu einer halb
scherzh, Schelte AaF.; GBuchs, F.; TnHauptw. Schul-
meister: Gester z'spöt cho" und jctz scho" xoider, ir
Tonners Schl-e"! morn chömi"d-er dank de"" gar ned,
he? SMeier (AaF.). Unentschlossener, wankelmütiger
Mensch Tn.^rb. udE., energieloser Mensch, , Wasch-
lappen' ScBwG.; Th. Du bist no''' en rechte Schl, mit
dir mache"d s', was [sie] icönd ThHw. Feigling GoT.
(UBrägger 1780). ,.\,: Es sol vordem auch Zünfte
gehabt haben; man hat's in alten Schriften gefunden.
B. : Freilich. Sapperraent, Das müssen dir Schleifer
gewesen sein, die so was unters Eis gehen Hessen.
Schleifer, Achselzucker waren's, die keinen Tropfen
warmen Burgerbluts im Leibe hatten.' Z Schausp. 1781.
— ß) Schmeichler GRFid., L. (,etw. verächtlich);
WStalden, Vt. (,.aalglatter Mensch, der sich bei Jedem
einschleichen will, sich aus Allem durch sanfte
Redensarten herauszuwinden weiss'); Synn. Hdl-,
Chnüw-Schl. ; Schlifp I; vgl. schliffig. Das ist e" rechte'
Schl.! W. — y) von Tieren. Name für eine schlaue
und böse Ziege. JRWtss 1822. Kuhnarae. .Bring
's Kränzli und Pfeifer, das Schnäpf'li und Schleifer
wohl ab der Weid!' Steinm. 1804 (Ap Kuhreihen; im
entsprechenden aus BHa. .Pfyffer : Schlyffer'). ,Der
155
Schlaf(f|, schlef(0, schlif(f), schlof(0, schluf(0
156
Schär und der Pfvffer, das Spiessli, der Schlyffer, sy°
alli ja gar still.' Kühreihen 1805 (BO.). — 2. Schleifer,
Schleifvralzer Ap (s. AfV. VIII 12); Th. Syn. Schlilf-
Walser. Maclwd e'"moll en Schi, uf (statt eines
Hopsers)', zu den Musikanten ThHw.
Mhd. ihßrre m. iu Bed. 1 a; yg]. Gr. WB. IX fiO'2 f. ; Martin-
I.ienli. II 15-1; Uiiger-Khull 543; Fischer V 025. Zu lier RA.
,auf 's Schleifers Lebkuchen Etw. wa^-eii' vgl.: auf tu" Sclitci/'er
ihren Jahrlaij. ad caloudas Grrecas (Fischer aaO.). In Bcd. 1
ins Kät. entlehnt (Carisch 144 ; Conrad! 196). Nhd. .Sclileifer'
in BeJ. 2 wird jetzt &a( aMeifin III (Sp. 136) bezogen (Gr.
WB. I.\ 592). Als Zuname Ap; Bs; 1475, GBcrn. Srhlifferi",
Zuname der Tochter eines Schleifers AaF. Als FN. 1502, Aa
Saf. (,Schl-s hoff'); XIV./XV., B; 1348, L; 1486, GKriess.;
XV., Z. ONN. (vgl. auch die Aura, zu SMeißW Sp. 145).
.Schleifer' ZBrütt., Egl. (Reben), Undikou (Haus). ,Schleifer-
Hübel'AaSchniidrued. ,-Haldeu' ScliTlia. ,-Hüsli' LE. ,-Tobel'
GAltst. , -Wiesen' SchHeuiisii.
Üre"- s. O.-Schlieffer.
Gassen-: Schleifer, der auf der Gasse sein Hand-
werk ausübt. ,Hans Gruober, der g.' 1572, Z.
Glas-: verächtlich für Glasmaler. RvTavel 1913',
140. — Schwab. = Optikus (Fischer II 672).
H ä 1 - : glatter Heuchler; vgl. Schliffer Ibfi. ,PhBronner,
landvogt, ward abgsetzt, gar ain fromer man, und vogt
Schiessel, ain helschlifer von Glaris, stathalter im
Turgöw biss uf Joannis.' 1532, Vad. — Eig. ,wer glatt
schleift'; das Syn. H.-Schltcher (Sp. 13) beruht auf andrer An-
schauuug.
Charte"-: Beamter der Güterexpedition (vgl.
Sp. 151). ElSENBAHNERSPR.
Chnö"-: ,wer (rutschend) seine Knie schleift.'
1. scherzh. von einem kleinen, noch ,müchelnden'
Kinde Z. Du Tüsi'gs Chn.! zu einem kleinen Kinde
ZElgg. — 2. Schmeichler, Heuchler TuSteckb. udE. —
Eis. für einen Menschen raitX-Beinen (Martin-Lienh. II 454).
Löffel-: Spitzname der Einwohner von BsBenn-
wil. Vgl. L.-SchHffi2. — Bilder-: Polierer (von
Gipsarbeit). .Denen 2 B.-schleiffern ... 15 G.' 1738, Uw
E.; vgl. Sp. 150u. — Barten-. Hans Uol, gen. ,B.'
1454. 1478, GBern.
Rör-: Polierer von (Gewehr-)Eohren. ,Ein Rohr-,
Bohr- und Schleiffmühli, worinnen 2 Bohr-Bänk ...
wobei ein Schmid-Oss mit einem ledernen Blassbalg
vor die Bohrer und Rohrschleifl'er zum Werkzeug zu-
richten sein muss.' 1708/10, Z (Plan einer Gewehr-
fabrik; schwz.?). — Vgl. H.-SMiffen (Sp. 149.).
Schär- (vereinzelt). Schare"- Aa; ßs; Gl; Soh;
Th; 'L und weiterhin, Schäri- B; S: 1. a) Scheren-
schleifer, allg. Wann s' da vo" Omlibus und Texas
[usw.] schiväUe"d, stönd mir da so g'schld wie Schueler-
chind bi-me" Seh. GEgli 1879. S. noch Lüriment (Bd 111
1377). ,Uem scherisliffer 2 (winschenkinen).' 1443,
B Stadtrechn.; .scherensliffer.' 1452, ebd. .Unter dieser
Benennung [,Strolclien- und Bettel-Gesind'] sind be-
grifl'en alle fremde Vagabunden ... savoyische Scheer-
scbleiffer.' 1787, Z Ges. 1793. Im Vergleich: Denker
cho" w'en-en Sek., von einem unordentlich, nachlässig
Gekleideten TuHw.; ZSth. — b) übertr. a) Radfalirer
Th, in GlS. ; ZWang. e(nj wiietige'' Seh. — ß) etw. ein-
fältiger Mensch ZO. (Messikonmier 1910). — 2. a) Hund
von schlecliter Rasse Aa. — b) Vogelname, Grau-
ammer, Emberiza calandra. VSV. 1916. — Vgl. Gr.WB.
VIII 2578 f. (seit XV,); llartin-Lieuh. II 454; Fischer V 788.
(Im Übergang zum?) Familienu. .JosScherenschlifferab Davos.'
1430, Z. , Dos Sch-shus.' 1432, ebd. .Die Schärenschlyfferin.,
1563. ebd.
Schwört-. ,1 Schwertschleiffer, der zugleich
polieren kann.' 1708/10, Z (zur Quelle s. Bör-Schl). —
Vgl. Gr.WB. 1X2591. aber auch ebd. 603 o.
Rand-stei°-: Polizist ZGlattf. (Sprache der
Gassenjungen). — Wetz-stein- s. Stein-Schliff.
schliffere": zeitweilig nicht arbeiten, sich
arbeitslos unihertreiben AAZof. Er het g'schliff'eret.
Schliffete» (in ZRafz -f'-) f.: Glitschbahn Sch
Schi, und It Kirchh.; ZRafz. — Vgl. Martin-Lienh. II 454;
Fischer V 926. -/'- wohl durch Kreuzung mit Schliferen.
Schliffi I ra. FJ., n. W (PI. -ini): = Schliffer Ib.
a) nachlässiger Mensch FJ., unordentlich gekleideter
und zugleich charakterloser Mensch W. — b) (glatter,
falscher) Schmeichler, Achselträger, politische Wind-
fahne W, so Stalden, Vt.. bes. auch als Spottname der
Einwohner einzelner Gemeinden (so Fiesch, Zeneggen.
Zermatt). Die Zenegger sollen 1798 die Franzosen
erst feindlich, später, als es diesen gelang, die Ver-
teidigungsstellung der Zenegger zu umgehen, äusserst
freundlich empfangen haben; vgl. FGStebler 1901, 108;
JJegerlehner 1913, 260 (hier die Form ,Schlyfer') —
Zu Bildung uud Geschlecht vgl. EOdermatt 1903, 71 ff.
Schliffi II (bzw. -/■'-) f.: 1. Glitschbahn auf Eis,
hartgefrornem Schnee Aa (H.); „Ap"; Bs (auch It
Spreng); Gl (auch It St.); L (auch It St.); Sch (Job.
Mey.1866); SchwE.; UwE.; Ndw; U; „Zg"; ZF., Glattf.,
0., Stdt, auch It St. E' Schi. a"mache", a"tribe'. .Die
Unsitte der Jugend, auf dem ganzen Kirchwege sog.
Schliefenen herzustellen.' U Wochenbl. 1911 (SchwE.).
— 2. a) = Schliffen I (Sp. 0—) Bs (auch It Spreng);
B; L; Sch; Th; Ndw; Z und weiterhin; Dial. ,Dise
sliffe und das hus daran gehört an StKatherinen altar
in des von Pflrt hoft' uff Burg.' XV., Bs. N. verkauft
,den halben teil an der schliffy Zürich vor der mindren
statt an der Silen ob der obren mülly zwüschent des
Stemelys schliffy und der sagmülly gelegen.' 1468, Z.
,Sin hus mit der schliffi darin.' 1522, B Ref. .Unser
schliß am Busch [wurde 1485] vom wasser hingfüert.'
Vad. ,Zins von des büchsenschmids schliffe.' 1534, Z.
.All ir mtilinen. stampf, schliffenen.' JHaller 1550/73.
, Eggen malmüUi zuo einer schlyffi und polliermüUi
ze machen.' 1569. Z RM. S. noch Polieri (Bd IV 1184);
Blüwel, -loen (Bd V 248 o. 249); Bibi (Bd VI 66 u.);
Schliffen, schliffen, Schliffer und vgl. auch Vög.-Nüsch.
463 f. RAA. Etw. uf d' Schi, ge", zum alten Eisen
werfen, missachten ScHSchl. Hand-si acht bisder [bis
in 50 Jahren] 's Schlätemertütsch ganz uf d'Schl. g'ge"?
Si_'H Bote 1904. .Auf die Schi, kommen', zum alten
Eisen geworfen werden (V). .Sollte eine mannbare
Passnachttochter in Abgang kommen, so soll der Meitli-
vogt sie ermahnen mit allem Ernst, wenn sie Einen
bekommen tat. dass sie ihn nahm, sonst komme sie auf
die Schi, und zuletzt gar in den Nobiskratten.' Schw
Br. Bartlispiel. Er ist uf der Schi., entehrt Aa (Rochh.).
Spec, Schleifmaschine für Scliieferplatten GPfäf. —
b) „Schleifsel, Schliff LE." Syn. Schliff, Schliff'-stein-
Wasser.
S[niU»bi.shß f. in Bed. 2a: vgl. Gr.WB. IX 590 (Bedd.8.9):
Maitiu-Lienh. l'l 454; Fischer V 923. ,Schhffi n. L; Zg" (in
Beil. 1) ist Versehen fitr ,f. ' ; vgl. auch die Anm. zu schleißen II
(Sp. 136). Schliffi, ,Schleifo' für eine bestimmte Schleife (in
Bad. 2a) oder als Ortsn. für einen Ort. wo einst eine solche
I stand AaUintikon, Lauff.; ApHer., Teuf, (auch Leu, Lex.); B
157
Schlaf(0, schlef(f), schlif(f), schlof(0, schluf{f)
158
Biglen, Kohrb., Strättl. (auch eine ,alte Schleife'); KMonter-
schu; GrIg.,Seew.; LHitzk. (auch schon XVI.) ; GBern.; Schw
WoII.; Zg; ZBachenbül., Bub., EIgg, Mettm., Sihlwald, Stdt
(.obere Schleife', Hausn.), Werrilcon. Als 1. Glied in Zssen.
,-Graben' BBelmund. ,-Hülzli' ZJlettm. ,-Bach' Zg; ZEgl.,
Wald (Leu, Lex.), ,-Tobel' LHitzk.; ZHorg., Stäfa.
Fliege»-: burschikos für Glatze SchwE. ('i^/dw^e"-),
für einen stutzerliaften geraden Scheite\Ziitdt(Flü(/e"-J.
— Charte"-: Güterexpedition. Eisenbahnerspr, ; vgl,
schliffen 2b^ (Sp. 151). P'- bin tif d' Ch. Züri'>' ver-
setzt. Die Ch. ist-mer e'fang verleidet.
Löffel-: 1. Scbleifmühle, die durch ein raithohlen,
löifelähnlichen Speichen versehenes Wasserrad ge-
trieben wird; vgl. Troll 1850, 50. ,üie Löft'elschleife
an der Alp, oberhalb der Brücke, hatte 1657 HWeid-
mann inne, 1807 wird sie zum letzten Male urkundlich
erwäbnt.' ORingh. 1907, — 2. (höhere) Erziehungs-,
Bildungsanstalt (Institut, Pension), die bes, gesell-
schaftlichen Schliff vermittelt Aa; Bs; B; GRChur: Scu;
S; Zg; Z. Über ,die wahre Lölfelschleife des Republi-
kaners' s. Gotth. I 270. Vf d'L. gä" B. Ein Kind, bes.
ein Mädchen, (i^'s Wälschland) i" d'L. tue", schicke".
aaOÜ. I" d's WäUsche" hingere", i" d'L. ga" d'Maniere"
lere". JBürki 1916. Z'Paris uf der L. Sch (EStoll).
Uf Paris i" d'L. ALGassm. (L). ,Man muss dich auf
Basel in die L. schicken' Zg. Du muest halt na''' uf
d'L., um gebildeteres Benehmen zu erlernen Z. 's f alt
im Erfaring, Weltkenntniss : z'crst mo-n-er [muss er]
e"chli" i" d' L. JJRahm (Scu), Er isch nit uff der L.
g'si", von einem ungebildeten, läppischen Menschen S
(Schild). P* bi" halt nüd (od. no''' nie) uf der L. g'si",
verstehe mich nicht auf schöne Phrasen, feine Manieren
ÄA; Z. I'''ha" wol g'merkt, was-er meint, uenn-i''' scho"
nie bi" i" der L. g'si". JBürki 1916. J'* bin uff keiner
L. g'si" im Wälschland, niU e'mäl uff-ere" Sekundar-
schuel. FüRsi. ,Er ist noch nicht auf der Löffelschleitte
gewesen, impolitus est, male raoratus.' Mey. 1692. —
3. uf der Leffelschliffi g'si" si", zum Narren gehalten
worden sein U. Ja, dii bisch scho" lang uf der L.
g'si", dier cha""-me" Nit glaube", zu Einem, der einen
ihm aufgebundenen Bären weitergibt. Vgl. Eine" uf
'em Leffel schliffe" (Sp. 151).
Bed. 2 aus 1 scherzh. Ubertr. Tgl. dazu: ,Die academise
sind die Schleif- und Polirsteine, auf welchen man junger
Leute Ingenia sch&rfen und poliren ninss.' Z Neuj. Wais. 1S73
(JCEschor 1695) und: ,Nuu aber hat ich einen buln, zu dem
gieng ich in d löflfelschulu, nachdem ich andern gsagetab, diser
ich mich ergeben hab.' ZfdA. 16, Hl (Lügenmärchen, Anhang
zur ersten Ausgabe des Laienbuches von 1597). -Ähnliche
Übertragungen bei , Scbleifmühle'; s, Gr, WB, IX 605; Müller-
Fraureuth II -1:39, Vgl. Löffel 3 (Bd III 1154).
Büchsen-: Schleifmühle eines Büchsenmachers.
,8 pfd Felixen Werdmüller von der büchsenschliffi, als
der Brem büchseniueister da schleitF.' 1531, Z Seckel-
meisterrechn.; nachher: ,8 pfd F. W. von des Bremen
schlieffe [!].'
W e t z - s t e i n - s . Stein- Schliff.
Wasser-: am Wasser laufende Schleife. ,Ein
Wasserschlify, zwo Wassersegen.' 1651, MRohner 1867.
schliffig: sich einschmeichelnd GrL. Er ist
schl. g'si".
Schliff m.: wie nhd. 1. a) Politur, Facette an
Gläsern ua. Gleser mit gans finem Schi. ONag. 1910. —
b) Lebensart, Manieren Aa; Gr; Sch; Tb; Z und weiter-
hin, (Gar kei") Schi. ha". — 2. = Schlifft II 2b (Sp, 156),
,[Zwei Färber aus dem Emmental beklagen sich, sie]
werdindt in irer handtierung verhindert, in dem das
inen der schljff weder allhie nss unser statt noch
uss Burgdorff nit gevolgen möge, sondern by den
schlyfferen durch etliche derselben orten ferbere uff-
und hinterhalten werde,' 1593, B, ,Schlyff uss dem
Schlyftrog,' B Arzneib. XVII. ,Fnr Geschwulst, die
weiss ist von Kälte. Schwarz ungewaschen SchäfF-
wollen und Schi, von eine[m] roten Scbleiifstein, deere
es und machs zu Pulffer, dorunder mische dann die
Schäffwullen. wärms uff dem Offen und legs warm mit
einandren über.' Z Rezeptb. um 1700. S. noch «er-
schliffen ("S]^. 153). — Mhd. «d/, -ff'es m., Abgeschliffenheit;
vgl, Gr.WB. IX 711/3; Ünger-Khull 544; Fischer V 94'2 f.
Schliß' iu OXX. s. ScIiUjjf.
Ab-: abgeschliffene Stelle. ,Ein gfieret stuck stein
von Üstermundingen, daz 3 schuoch in der lenge und 2
in der höchi und 2 über daz leger hat, so werschaft ist
und kein a. noch ussgebrochen stuck hat, bsonders vor
under ougen, dasselb soll gelten 2 ß,' B StSatzg 1539,
Stein-: = Schliffi II3b, Schliffs. Den Brunnen im
Spital vergabte Meister Heinr. Krugel, der Wctzstein-
schleifer, der hiefür vom Rate auf zehn Jahre un-
entgeltlich die Wetzsteinschleife erhielt, doch ,dass
er sich gaurae, dass der St, nit in die Reuss falle,'
2, H, XVII., LiKBENAD 1881.
G'-schliff n,: = dem Vor, ZZoll, Der vom Schleif-
stein abgeschliffene feine Sand wird, mit Wasser zu
einem feinen Brei vermischt, zu Heilzwecken ver-
wendet und daher oft in Schleifereien geholt, — Vgl.
Gr, WB, IV Ib, Sfl-JO.
Schliffel s. Schläffei.
,(g«-)schliffig: behende LE. Eine geschliffige
Zunge," — Wohl nur Fehler für yschliffn'iy (s, ge-xMiffen
Sp, 152).
Schliffler m,: Münzname. 1655, Gr (ZfsR. '25,
307). — Fehler für ,Schiffler' (Bd VIII 377). Tgl. dazn:
,Saffo}'er und die mit dem schiff gelten 17 er.' 1549, Gr.
schlife" {-e- bzw. -e^-)-. beim Gehn, Tanzen die Füsse
auf dem Boden nachschleifen GWidn., schlarpen GBalg.
Syn. schlurfen; schlirjun ua. (s.d.). — Vgl. zur BeJ. eis.
tchh/e" 3, mit den Füssen beim Gehn aneinanderschlagcn
(Martin-Lienh. II 454).
Schlifer m.: 1. a) klebriger Schleim, zB. der
Schnecke, des Aals Bs (Anon,); B (AvRütte); PAl,
(.mucosita'); W, „zäher, schleimichter Körper wie zB.
der die Schnecken usw. umgebende Rotz; im allg. Sinn,
Seim, Schleim, jede zähe Feuchtigkeit L". Glatt nie
e" Schi. W, — b) nasser, mit Regen vermischter Schnee
GoT, Es hat g'-ad en Schi. g'ge". — 2. = Schliffi III
(Sp. 156) GrKI. — Die Sippe ist vielfach in der Bed. (gleiten)
und tw. auch formell (s. die Anm. zu Schli/eren) an schliffen I
angelehnt, gehört aber wohl eig. mit schiibenn (Sp. 7) zs. Vgl.
auch , schliefig' bei Gr.WB. IX 687. 2 ist allenfalls gekürzt
aus dem Syn. ScU.-Platz (Bd V 262). Hieber der Flurn.
.•ichli'/er GlElm.
G = -schlifer n.: = dem Vor. la BR.; GrL.; PAl,
Auch von gallertartigen Fleischstücken; s,Bd VIII 401
(Stettier 1606); \g\. Ge-schluder (Sp. 88/9).
g«-schlifer: schlüpfrig, schleimig anzufassen BR,
schliferechtig, ,schlifericht': 1, schleimig, ,Also
dass die füechtigkeit usrünnt, darvon die bärmuoter
zuo vil schliferächtig wirt und nacher zuo vil yn-
trocknet.' Rl-ef 1554, , Damit er [Himbeersaft] nicht
schliefericht werde.' EKönig 1706; Schweiz,? —
159
Schlaf(0, schlef(f), 8Chlif(f), schlof(f), scliluf(0
160
2. schlüpfrig, wo man leicht ausgleiten kann, üneig.
.Lubrice, schlifferechtig, gefährlich.' Denzl. 171ö;
.schlipferechtig.' 1677.
Schlifere- I ApHer.; GTa., W. (-i"-), .Schliffere"
ScHW; üw, Schilfere' Gl; Gr", Schlü-fere" GnThs.
SchJi'fere" ScuSt. und It Joh. Meyer 1866; TnEsch.,
Kaltenb., Wagenh. — f.: = Schliffi III. Syn. Schlifer-
Platz (Bd V 262), Schliferi. E" Schi, a'tribe" Sch; Th.
RA. Ein'n iif d'Schl. füerc, aufs Glatteis, in Gefahr
ScaSt. (Sulger); vgl. Schlifereten.
Auch bei Martin-Lienli. II 454 : Fischer V 926 (-ei-). St.s
ß bezeichnet lediglich die Vokalkürze; unklar bleibt, inwieweit
seine Form mit -i- durch Dehnung entstandene Kürze enthält
(vgl. die Angaben aus GrThs und GW.) oder mit der Form
aus Sch und Th gleichzusetzen ist, die durch Anlehnung an
Hchhffen I entstand (vgl. die diphthong. schwäb. Form); für Gr
ist beides möglich, für Gl keines wahrsch. (vgl. sMiferen).
Das W. ist als »chH(e)fra f. ins Rät. gewandert (Carisch 144:
I'allioppi 652).
schlifere» Ap; Gl; GrD. (schlifre"), übS., Rh.,
sG., Valz.; GA., Stdt, T.; ,Schw"E., G., Kü.; TuKessw.;
„üw"E.; Ni)W (Matthys); U, mit jüngerer Dehnung
(-%•■) Bs; GfiChur, He., Ths (auch -ü--). It Tsch. auch
in Av., Rh. und nach vereinzelter .Angabe in D.,
„schilfere" Gl; Gr", schll'fere' ScuMer., St. (auch
einmal schHff'ere'), St., Stetten, Tha. ; THEsch., Kaltenb.,
Wagenh.: 1. = schliffen II (Sp. 149) Ö"sere'' Wasscr-
schlette" [ein La Plata-Dampfer] ist wider he""zue
3'scWe/cret.J Hartmann 1912 (Ap). Von Personen a) sich
hinabgleiten lassen. Gege" Moregen anH" schliferet-er
[ein Kranker] z'möl ap <'em Ofen ab mid säd: Sojietz [!]
göd's wider. Ap Kai. 1916 (JHartniann). — b) mit
.haben' Ap, = schliffen IIb. aaOO., in Sch; Th Wagenh.
auch = Schlittschuh laufen. Si hend fast de" ganze"
Tag g'schliferet Ap (T.). S. noch Bd VIII 1142o. Der
Melcher ist so häle' [glatt i. S. v. heuchlerisch, falsch],
nie" chännt nff-em schl. GlS. ,Auf denen Gassen ge-
fährlicher Weiss geisslen, schilferen und ... mitSchue-
ballen -werfen.' 1777, Gl. — 2. ausgleiten Ar (auch von
einem Schlitten, der aus der Bahn gleitet, von einem
Wagenrad) ; Gl (Schuler) ; Ndw (Matthys). Syn. schlipfen.
üf nassem Leimbode" chan" ich schl. Ndw (Matthys).
In Bed. 1 auch bei Schöpf 622: Martin-Lienh. II 454;
Fischer V 942 (neben tehtei/- 925). Über die Formen mit -i-
s. die Anm. zu Sehli/eren. Die Dehnung in Gr ist unter Churer
Eiufluss über die lautgesetzliche Grenze hinaus verbreitet. Bed.2
in schwäb. au»-, vertMei/ere" (Ptc. -schliffere") bei Fischer I 509.
II 1307; vgl. auch bair. »chU/eztn (Schm.- II 510).
appe°-: hinabgleiten Ndw (Matthys). Nasse?'
Leimbode" chan" a. — ine"-: hineingleiten, 's Loch
[beim Schussern] recht süber use"botze", das' d'Chliicker
jö recht guet chön"i"d i. ATobler 1901/2.
Ü8-: = schilferen 2. Ä'"möl ober 's «'" [s. Bd I 270]
Wn-t"* off dem häle" Bommstammbronne"bode" üs-
g'schliferet ondomm1;eit. ATobl. 1901/2. — Auch schwäb.
(Fischer III 1307).
ver-: (Schuhe, Kleider) durch Gleiten, bes. auf
dem Eise, verderben ApI., K., M. (T.).
Schliferer m.: ,der auf dem Eise davonhutscht'
Ap (T.).
Schliferete» f.: a) ,das öftere Schleifen auf dem
Eise' Ap (T.). - b) = Schliffi III. Nur in der RA.
Eitle" uf d'Schl. (nach einer Angabe Schliferte") fäere",
aufs Glatteis Sch, so St.
Schliferi I m.: = Schliberi (Sp. 7) AiWohl.
Schliferi II (-i'-GRChur; GMs.Pfäf., -m^- GRThs)
— f.: 1. = Schliferen 1 ApK., M.; Gl; GrAv., Gast.,
Chur, ObS., Ths; GA., Ms, Pfäf.; SchwG., Kü. —
2. Spitzname einer Frau SchwG.
schliferig Aa tw. (so F. und It H.); Ap: Bs (-»--;
auch It Spreng); B tw. (It RvTavel -«-); Gl (auch It St.);
Gr (tw. -i--); L (auch It St.); GStdt; UwE.; Nnw
{schlifing; It Matthys); ,Zg% schlifrig BBe., Ha., Si.;
Gl; GPfäf.; PAl.; üw, g'-schliferig AaL., St., It
AGysi -M-; BsTherw. (-i--J; B, so E.. R.; LE.; S; W
(Tscheinen); ZStdt, g'schlifrig Ap (ATobler); BLenk
(auch -M-), Si. (in Bed. 2); Uw: 1. a) schleimig, klebrig,
schlüpfrig, glatt, bes. für das Tastgefnhl, so von
Schnecken. Fischen, Schlangen (bei den beiden letztern
auch mit dem Nbsinn: den fassenden Händen leicht
entschlüpfend), Händen, Fetten, schleimigen Speisen
Aa; Ap (ATobler); Bs (auch It Spreng); B, so E., Ha..
R., S., Si.; L; PAl. (,muco8o'); GStdt; S; Ndw (Matthys),
„schleimiclit wie Schneckenrotz; seimig, voi) einer
Brühe gekochter Gerste, oder weichlich von Fleisch,
das vor Alter verderben will Gl; L; Zg", von gefrorner
Wäsche, an die sich eine Nebelschicht angesetzt hat
ZStdt. Synn. schlaberig, schliberig, schlichig, schluderig
(Sp. 5. 7. 15. 90). Der Eisch ist es schuf rigs Griffe"
BSi. Schl-i Zän Bs (Spreng). Mer händ gester Öl e"t-
lehnt und jetzt isch-es [ein Trinkglas] inne"für no'''
ganz g'schliferig. FOschw. 1900. Dere" g'schlifrege"
häle" Rosschöpf. ATobler 1901/2. Da bin-i'^ du doch
afe" massleidige'' worde", w-enn-i"'' de"" albe" vo" irem
Tuners g'schliferige" G'chöz ha" sollen essen u"'' treiche".
E.M.MENTALERBL. 191S. ,Dem Mädi sagte er [ein Kur-
pfuscher], seine Übel kämen vom vielen Plären und
Verdruss; es sei gerade, wie wenn ihm ein roter
Schneck übers Herz schnage, es sei ganz schlieferig
(schlüpferig) dervo". Das müss me" luege" z'süfere".'
GoTTH. Übergehend in die Bed. schmierig, schmutzig:
,Die beiden Jungfrauen ^schienen erst später, ver-
strupft und schliefrig (schlüpferig) anzusehen.' Gottu.
— b) übertr. a) schmutzig, unsittlich, von einer Rede,
Weibsperson B (AvRütte). ,Je schliefriger einer zu
reden wisse, desto einen grössern Ruf als artiger
und kurzweiliger Herr erwerbe er sich.' Gotth. —
P) = schlaberig 2 (Sp. 6). ,Es [das Lisabethli] denkt
gar nicht an seine Arbeit, sondern an seine Buben,
und stellt, wo es nur kann, sich mit seinen schliefrigen
Augen jedem Schlingel unter die Nase.' Gotth. —
Y) glatt, zweifelhaft, unzuverlässig von Charakter Aa
(PHaller); B (AvRütte). A" dl"'m Platz w^t-i'>' mit
Dem Nät z tue" ha", Das isch e" SchliferigC B (AvRütte).
'trottet han-em vo" A"fang nid, dem schliferige" Chätzer.
PHaller 19 16. — 8)jung und unerfahren W (Tscheinen).
,Er ist noch zu g'schlifrig.' — 2. schlüpfrig, vom
Boden, von Wegen, zB. infolge von Schnee B, so Be.,
E., M., Si.; Gl; Gr, so Calf., Chur und It Tsch.; LE.;
GPfäf., Stdt; UwE., „schlüpfrig, glatt, bes. von einem
tonichten oder lehmigen Wege, der vom Regen durch-
weicht ist Gl; L; Zg", auch von ungenagelten Schuhen,
auf denen man leicht ausgleitet Uw. Syn. Cge-J
schlipffejrig. E" (g')schlif(e)rige^ Weg. Es ist (g'Jschlif-
rig (z'gä") B; UwE. Uf-mene" stotzige', schlüferige"
Ziggzaggwegli. RvTavel 1901. Selb Summer heig Das
g'hunget, jö, öppis D'erartigs heig-mer nie erlebt . . . Der
Bodef sig ganz g'schl. g'sl" deroo", es sig dür''' alli Char'-
g'löis üs g'lüffe". SGpeller 1919. — In Bed. 2 bei Martin-
Lienh. II 454; Fischer V 943 (nchUif-). — Schliferig-
keit f. ,Lubricitas, Schliff., Glätte.' Denzl. 1716;
.Schlipferigkeit.' 1677.
161
Schlaf(f), schlef(0, 8chlif(f), schlof(f), scbluf(f)
162
Schliferi°gf.: =ÄcWj/7; 7Zi (Sp. 156)GRHint. E"
Schi, mache". ,N. fiel, indem er in eine sog, Schliefrig [!J
kam, rücklings um.' U Wochenbl. 1911 (SchwE.; niclit
bestätigt).
Sclilifere" II f.: abgesplittertes Stück, = Scheferen 1,
Schiferen 1 (Bd VIII 351. 378). Dan. (wohl Aa). — Die
örtlich nicht ^enati bestimmbare Angabe wird gestutzt durch
eis. SchUfer ni., Splitter, verschlifen", zersplittern (Martin-
liieuh. II 455); vgl. weiter Schieß' mit Anm. (Sp. 12a).
schlifere" II, auch ab-: = (ab-ßchiferen (Bd VIII
379 f.). DXn. (wohl Aa).
Schlifi (-e- ScHHa.) f.: derbes, abgeschnittenes
Stück Brot, Speck ScnHa., R. Er hat e" rechti Schi.
(Brut) l"'2)acJct. Gim-mer nii''' e" Schi.!
G"- schlieft' (-äw- gespr. -M^-) n.: Strassengraben quer
über die Strasse, in Bretter gefasst und mit einem
Brett zugedeckt BEüsch. — Vgl. acMieß'eii s.
schlieffbar: worein man schlüpfen, kriechen
kann. Eine ,schliefbare Agde' [s. Bd I 165 f.] BsTherw.
()re°-Sch Hefte" -Schliffa f.: Ohrwurm. WLo.
(FGStebler 1907). Syn. O.-Schlieffer.
schlieffe» (F vses. Sg. schlieff'fe") schließt schlieft)
AAFri.; Bs, schluffe° (Prais. Sg. schlüffe" schlüfst
schläft) Aa (ausser Fri.); Ap; B, so E., G., Lenk, M.,
StSteph. (-/■'-), S. (-«'- und -i'-), Stdt, auch It AvRütte
und Zyro; VJ. (jünger); Gl; GRChur, Grüsch, Hald.,
He. (-/•'-), Nuf., Ths (-j-), V.; L; G; Sch; Schw; S; Th;
UwE. (-tti-); Zfi; Z, schläuffe" II BGr. (-«-, 3. Sg.
Prajs. schli'fd), G. (-««--; veraltet), R. (3. Sg. Prses.
schläft), Si. It IniOb. (-ä--. 3. Sg. Pr»s. schhVft); FJ.
(älter ; Sg. Pvxs.schlüß'e" schlüfst schlüft, auch schläuft) ;
GrA., Gast., D., L., Pr. (in Kl. 1. Sg. Prss. schlüffer),
S., Sch.; PPo. (-ei-); TB. (-et-); Ndw (-ei-, 3. Sg. Pra>s.
schlifi); W (obere Talschaft; -ei-), Imp. schlieff,
schiäff (-%-), schläuff, in .\a tw.; B; FJ.; GlM.; GrA.,
Av., Cast., He., Nuf.; GT.; TB. -f, Cond. schluff (hiw.
-o'-) Bs; BStdt; ZKn., schluf (bzw. -o'-) Aa; BE., M.;
LE., G.; ScHw, schlü'-f BoAa., schlüff B (It AvRütte
neben scUluff); Gl (auch •■&•■), schloß' BBlankenb.,
Langent, Stdt und It GZür. 1902, schluffi BR., Si.
(schlufi); FJ.; GrA., Gast., schlüfß BG., schliefti Bs,
schlüfti AARohrd.; B; Gl; Z, Ptc. g'sehloffe' (-0^-)
Aa; Ap; Bs; BE., Gr., G., M., R., S., Si., Stdt, auch It
AvRütte und Zyro; FJ. (älter); GlM.; Gr (in He. -/'-);
G; Scu; Schw; S; TB.; Th; UwE.; Zc; Z, g'schluß'e"
WBinn, Vt. (neben -i-), g'schlüffe" BE., G., M., S.; FJ.
(jünger); GLEngi; Nnw (-i-), schliffe" (bzw. -u") II,
Cond. schlifffji, Ptc. (/'schliffe", -u" (völlig zsfallend
mit schliffe" I Sp. 149; s. die Anm.) ,BöO.' (FStaub);
P (ausser Po.); ü; W, so Lö., Mü., Stalden, Vt., mit
,sein': 1. wesentl. was nhd. (veraltetes) schliefen,
schlüpfen (doch in weiterm Umfange als Dieses, ohne
das Merkmal der Raschheit), allg. a) von Lebewesen,
a) intr. Mit Rücksicht auf die Durchgangsstelle,
den Weg. .Pertransire foraraen.' Id. B. Ja, jetz heu-
wer mein-i''' wagger g'nun; let-vii"'' ausser hinder ''"m
Tisch, wenn-i''' noch schläufe" mag GnSch. Dünnen
i" der Chröne" chunnt-me" fast nid s' schlüffe": Taler
und Tublöne" lige"d dei ganz Hüffe". ONägeli 1910.
Dur''' 's Chämi üf, under ''ein Rege" dur'''{e") (vgl.
Bd VI 725 u.) schl. Dö schlüft-er U Gotts i" der Ver-
zwifli"g ziiem Felsen i". Firm. (ApI.). S. noch Bd V
924 u.; VII 1488 u. ,Swer nachtes dur der burger slos
slüft oder drüber stiget ald derdur vert, der git 10 ß.'
Schweiz. Idiotikon IX.
iLRB. ,Dass durch dieselb Tollen mög schleuffen
ein dreijäriger Knab.' 1697, Z. ,Er seie under N.s
Wagen, so vollen Holz gewesen, hindurch geschloffen.'
1701, ebd. Zum Fenster i" (im Th auch bim F. ine")
schl., so von ,Nachtbuben'. Wie mache"'s denn die
Buebe"? ... Si schlüffe" s' Nacht zum F. i", am Morge"
sind-si nienc g'si". Grolimcnd 1911 (AAGrän.). ,Das
durch söliche venster niemends us noch in gan noch
sclilieffen könne noch möge.' 1507, Z RM. ,Ist N. zuo
dem fänster uss gschloffen.' 1558, Z. ,Eine Gefangen-
schaft . . . hat so weite Heiterlöcher, dass man wol
dardurch schlieft'en und sich darauss salvicren konte.'
1721, Bs. Dur''' (d)e" Hag (dur'''''e") schl., zB. um
übst zu stehlen. S. auch (Dorn-) Hag (Bd II 1067 M.
1073); iftffm (Bd V 1077 M.; ähnlich ZEbm.). D's
Hermeli isch dur''' ''e" Zun g'sehloffe" B (Zyro). Es
tvisslochtig a"g'leits längs Wiberiolch . . . isch-ech rfür'*
de" Hag dür'''''e" g'schlüffe", 's hei fei" so-n-e" Schin
g'ge". M Walden 1884. Ü"seräs [Unsereines], wo-sich de"
ganz Herrgotte"tag mue" plöge" und dur''' alli Häg
dur'''''e" schlafe". ANeher 1906. Eine'' vo" D'ene", wo-
sich für ne" Halbbalze" hält la" ne" Schlitz i" d's Füdle'''
haw'en u'"' dür''' sibe" Heg dür'''''e" g'schlüffe" war.
LoosLi 1910. ,Von der gens wegen, wann die durch
ainen zun oder hag schlieft'en.' TnNeunf. Oftn. 1501.
Dur'>"s Ofe"- (s. Bd III 1022; auch AaF.; BSi.), Heu-
Loch üf schl. S. noch Bd V 276 o. ,Si hüwen ein loch
in die muren, dodurch slouf [Var. .schluf'] menig
küener man.' 1475, Lied (DSchill. B). ,Ein Camel, wie
gross es doch, schlüff durch ein kleines Nadelloch
[aber ein Reicher käme nicht in den Himmel].'
Com. Beati. ,Nur auf ein Loch warten, dardurch
ze schläuffen.' XVII.. Z. Ei"'m zicüsche"d de" Beine"
dur'''''e" schl. Wie es Lammschi vor <'em Wolf ztcüschc"l
zicei Püschli i" schlüft. JJörger 1920. D's Trutti und
d's Seppli, wa zwüsche"t de" Lüle" hin-e"''-har g'sehloffe"
sind. ebd. ,Do begegnotte inen ein grüseliehs tier ...
das schlüffe also zwüschent inen beiden durch.' 1544,
L Hexenproz. Ziel oder Ausgangspunkt. In e"
Höli ine", i" 's Chämi u(fje" schl. Und wenn mi" Vatler
e" Chüefer isch, so schlieft-er in es Fass, und wenn-er
wider iise" chunnt, so isch-er budelnass Aa; vgl. regenlen
(Bd VI 729). S. auch die Reimspiele unter Baum-Gart,
Geiss (Bd II 436 u. 457 u.); ehalt (Bd III 239); Blander
(Bd V 114); Spalt: Durst; Wunder. ,Es nehme sie
doch wunder, was Die [eine Hochmütige] für ein Ge-
sicht gemacht, als des Geisshändlers Bub zu ihr in die
Brechhütte geschloffen sei.' Gotth. ,Där bär was ge-
schlofen uss dem stal [Var. ,was geloufen us dem hol'],
es ist im ergangen alls wol, heim ist er wider kumen.'
1475, Lied. ,Die gruob grüst, mit gras teckt, doruss
Eva schlüft.' L Ostersp. 1560. ,In eam specum nie
penetro et recondo, ich schleuff [.schlüf.' 1541] und
verbirg mich in die hüle.' Fris.; Mal. ,In der selbigen
nacht da baut böse arge buchen . . . das vorder fenster
an eins utlgebrochen und in die kylchen geschloffen.'
1590, AaL. ,ülisses schleuft ins ross.' GGotth. 1599.
;Der ander schlieft in sein Taubenhauss, luget oben
aben.' Schimpfr. 1651. ,Kan dann Einer auss dem
Grabe herfür schlieffen, wann er schon stinket?'
JMever 1690. S. noch an-butzen (Bd IV 2020);
Brüsch (Bd V 829). In'n Ofen i(nje" schl. Er schlüft
fast in'n 0. ie", vor Frost SchR. Vor ''em Brot in'n 0.
schl; s. Bd I UOo. Als einmal Kalk gebrannt worden,
sei diese Pfaffenkellnerin mit der Bitte eingekommen,
163
Schlaf(0. schlef(0. schlif(0. schlof(0, schluf(f)
164
in den Kalkofen ,sehlüfen' zu dürfen, sie werde dann
erlöst. Henne 1874 (GFs). In efs) Loch i(n), ifnje"
seht.; s. schon Bd 111 IOI80. Der Fitx ist in's Loch ein
g'schloffe' GRCast. Von der Maus; vgl. schon Bd 1
806M.; IV4740. (auch B; G; Sch); dazu: ,Es wirt nach
menge rauss in ein anders loch schlütfen, inulta^ rota
volventur.' XVI., Sprw. Desicege" Schluß «"A-e"' ilfits
iti eil atiders Loch, von einer belang-, erfolglosen Hand-
lung, Unternehmung ZFehr. !''• weiss es Müsli Schlüfi"'s-
Iwl. SGfeller 1919; vgl.,Schleuff-ins-höuw'(BdIl 1820).
,Das loch [Grabstätte Jesu] ist nit witer, denn das ein
man darin mag schliefen.' HsSchürpf 1497. ,Uft' liecht-
mess do beschein die son den jiriester ob dem altar,
da sagt man, der bar wurde widerumb in das loch
schlüffen sechs wuchen lang; das hat er tan und lag
schnes und kelti halb darin bis uff mittifasten.' 1.567,
WScBODOLERS d. J. Tgb. Müs-Loch; s. Bd 111 103,0;
V 919 0. In'n Boden i(n)e" schl.; s. Bd IV 1021. ,Auch
Die Kronen und Scepter tragen, müssen in die Erden
schlieffen.' JMever 1700. Ich ha selber gseh so vil
weltsche und tiitsche Bärner dahär ko, dass Einer
gmeint hält, es schneije sg dahär oder schlüffen uss
dem Boden tissen. GesprXch 1712. S. auch unter hS
(Sp. 167). I" d'Federe", Hudle'', i-'s Gütschi, Ben, Bett
usw. (bzw. US de" F. usw.) schl. Mit dem letze" Bei"
zum Bett üs schlüffe" B; zu Bd IV 1296u. Schi sigi"
duo mit anandre" afa" teif ins Uew abrl" g'schliffu".
W Sagen. ,.\lso schlieft er hübschstli us dem Bett.'
Bs Familienchr. 1622. ,Die grosse und kleine Jugend,
auch diejenige, welche kaum aus der Wiegen ge-
schloffen.' JJSoHEüCBZER 1707/46. S. auch Brät (Bd V
924n.); Sack (Bd Vll 6O80.). Körperteil bzw. (ab-
gekürzt) lebendes Wesen, bes. Person. Jmdm schier
in's Füdle''' (ine") schl., vor Schmeichelei, Kriecherei
Bs (Seiler). Von einem Mädchen, das einem Manne
nachläuft: Si schlieft-im schier in's F. i. ebd.; dafür
gleichbed.: Es schlift-mu fast in d'Hose" W. Enandre"
in's F. schlüffe", von ,dicker' Freundschaft BLenk. ,Büt
mir für des vogts arsloch; kom ich nit, so schlüff du
selber dar in.' 1431, Z RB. ,Du schlüfst der su in
ars um schmärs willen, candidum linum lucri causa
ducis.' XVI., Sprw. (Schier) i(n) Eini (Eine") ine"
schl., Kennzeichnung übertriebenen Verliebt-, Freund-
lich-, auch Heimlichtuns mit Jnid Aa; Bs; B
(JBührer);GL;GoT.; Sch; Tu. Z' erst händ-sidenand nid
chönne" schmöcke" und iez schlüffe"d-si schier in enand
ine" Th. D'VrVne" hät-mer nüd g'nueg chätine" er-
zelle" ou" dem prächtige" Chind, bis-i''' e"mäl g'seit ha",
teil si bedi esö in enand ine" schlüfe"d, so sö't's eige"t-
li''' das Töchterli luege" en ü"serem Bans zuez'ha".
CStreiff 1899. [Mutter zum Vater:] (Psiehsch-es denn
nid, wie-si [deine Kinder] bloss a" der Muetter hange"d,
fast i" si ine" schlüfe"d? JBBhrer 1918. Auch als
Ausdruck der Angst: 's Söffeli ist im Schiff z' erst schier
gar i" sl" Muetter ine" g'schloffe" vor Angst. FOschw.
1898. Vom Eingehen eines bösen Geistes in einen
tierischen oder menschlichen Körper. ,Lucifer: ... wir
d schlangen wend anstiften, in sy ouch schlüffen und
vergiften, das sy das wyb falschlich berede, die frucht
zuo ässen sy bewege.' Rüef 1550. , Darnach hat sy
bekent, das sy dem bösen geist haber und salz geben
habe, wellicher sich in eins ummels wys vergstaltet,
das er in bemelten Bartlome Jeger schlieffen und varen
sölte.' 1587, B. Kleidungsstücke (bzw. Teile
solchei). ZB. t" 's Bämp, i" d'Uose", in e(n) Schöpe",
i" d' Strumpf, Schueh (i", i(n)e"J schl.hivi. us •'em B. usw.
(use") schl. D' Welt isch nit wie-n-e" Strumpf, wo-me"
chan" in en angere" schlüffe", man muss die Welt
nehmen, wie sie ist S (Schild). Er ist in'n letze"
Strumpf g'schloffe", schlechter Laune GSa. Us ''em
Werchtig schlüffe", das Alltagsgewand ausziehn BE.
(Bärnd.). S. noch Bd II 1692M.; VI 1711 u.; VII 508
(sigeiciin); VIII 448 M. 474u. 477M. ,AIso schloff er
uss sinem niantel.' 1436, Z RB. ,Züg in die Hossen
geschloffen, abhin gangen und friden wollen.' 1664, Z.
, Christus selbs mag wol leiden, dass wir ... ihm dises
Kleid [die Heiligkeit] ab der Achsel neramen und selbs
darein schlieffen.' FWyss 1670. ,Wie etwan der Hof-
fart ergebene Kinder ihre Eiteren, die auch die Ehrbar-
keit noch gern sehen, verächtlich spilen, vor den-
selben sich ehrbarlich kleiden, so bald sie aber ihnen
auss den Augen, in alle Hoffart schleufen.' JMüll.
1673. ,In hämisch schl.'; s. Bd II 1611 u. Dazu: ,Sie
können nicht aus dem H. schlieffen, biss ihre Bunds-
genossen der andern drei Orte einen gleichen Frieden
erlanget haben.' 1653, Beitr. 1739. /" d'Jeppa schlüffe",
sich (von einer Unternehmung) zurückziehn, aus-
kneifen (eig. den Weiberrock anziehn, von Männern)
BG. ,In ein kappen schl.'; s. Bd III 384o. ,In ein
Kutten (.Mönchs-K.' Gdler 1616, ,München-K.' Hott.
1666) schl.', Mönch werden. Sprecher 1672; JMüller
1673 (Bd VI 175o.); vgl. dazu ,in einen orden schlüffen.'
RuEF 1539 V. 2979. , Welche ... in ein langes Weiber-
hembd und Messgewand geschlott'en sind.' ClSchob.
1699. Die abziehbare Kürperhülle, Haut. ,In die alte
h. schl.'; s. Bd II 1775 M. (Schier) us der H. (Ap; Th;
Z, zur B. üs Aa; Th; Z) schl. möge", fast aus der Haut
fahren, zB. vor Arger, Neid. S. noch umen-serblen
(Bd VII 1337). ,Als wir abgestanden, band ettliche
adversarii ... wollen us der hutt schlüffen.' 1561,
Brief (JFabricius an HBull.). ,Wenn er [Haman]
daran gedacht, dass im yederman grosse eer antett uss-
genommen der einig Jud, so hette er, wie wir sagend,
US der hut mögen schlieffen.' LLav. 1583. ,Ich hab
vermeint, ich müsse aus der Haut schläuffen, vix mihi
constiti; gravis me Stupor, admiratio tenuit.' Hosp.
S. noch Bd II 1775M. Halfter, Schlinge, Riemen uä.
D' Chile schlift us der Chetti W. ,Zu unerwarteter
Stunde schlaft einmal der Bauer mit selbsteigenen
Schultern in die Schlängge" des Milchgefässes.' BXrnd.
1904 (BE.). Er schlüft mit der g'stablige" Band i"'"
Lederriemen ine". JReinh. 1921. In'n Kommet (ine")
schl., vom Pferde. S. noch Ledi (Bd III lo74u.); lüwen
(ebd. 1545); Ge-sc/iMT (Bd VIII 1151 u). RAA. Zum
Kummet üs schlüffe", sich einer unangenehmen Ver-
pflichtung entziehn ZBüL; s. auch Joch (BdIII7o.);
Kommet (ebd. 287). ,Als fallit ms ''en Bretschle"
schleiffen müssen.' Bärnd. 1908 (BGr.). Die Frau, mit
der er sprechen wollte, isch-im us ''em Latsch
g'schloffe". RvTavel 1910. De" Rung ist-im Setteli [die
Geliebte] nümmen us ''em Latsch g'schloffe". SGfeller
1911. Der Refete" [näml. schweren Sorgen] het-er nid
chönnen us de" Tragbändere" schlüffe". ebd. Landjäger:
Das isch halt e" glatte Kärli; aber jetz schlüft-er-is
nümmen us ''em Garn. ebd. 1917. ,Wie dann die Bürgen
auch daruff umbgond uss der Halfteren ze schlüffen.'
1604, Z. ,Ist Gott unser Vatter, so sollen wir ihm
nicht wollen auss der Halfter schleuft'en.' FWvss 1677.
S. noch Bd III 58 0. (Inder de" Tisch, under d'Tecki
(s. auch ge-bluemet Bd V 92), under 's Bett undere"
165
Schlaf(f), schlef(f), 8chlif(f). schlof(f), schluf(f)
seht. ,Das er . . . uft' ein zyt under ir bett geschloffen
und sich also inn die kainer verborgen.' 1549, Z Ehe-
gericht. RAA. Under d's Isch sohl.; s. Bd I 534, auch
Bd VI 434 u. Unger 's Gloschli schlaffe", bei drohendem
Konkurs das halbe von der Ehefrau zugebrachte Gut
gerichtlich auf ihren Namen fertigen lassen BE.
(AvRütte). ,Sie mussten unter das Joch der römischen
Keiseren schließen.' JMever 1700. Slni Eitere" sind
vor Chumber und Schund under de" Boden undere"
g'schlo/fe". FOschw. 1900. Einere" under (hinderj
d'Schäube" schl.; s. Bd VIIl 78 M. Minder der Ofe" schl.
Bs ; B ; Th und sonst. Minder ''em Mag füre" schl. ; s. Bd II
1067 0. Si hei" chönne" zum warmen Ofe" schlüff'e".
SGfeller 1919. 'LnJmi seht. Zue Enner i" d'Chammer
itiH" schlüff'e" Ap (T.). Es ist wol mügli''', dass-er öppen
einist oder anderist so Rösin undere" g'schloff'e" «'«"■,
wen"-er nid d'Meisterlüt g'schoche" hätt. SGfkller 1911.
,Wölte Andress nun zuo iren under die tecki schlüffen,
das wetti sy nit lassen beschechen.' 1528, Z Eliegericht.
,Darzuo kommend nachts einem gesiebten für ... das
einen bedünkt, es zeuch im einer an der tecke oder
einer wolle zuo im underen schleutt'en.' LLav. 1582.
,lst Einer, welcher znacht im Wirtshaus zur Jung-
frauen in das Obergaden geschloö'en, um 10 ß, das
Meitle um 5 ß gestraft worden.' 1680, Gi,rR 1835.
Lediglich ,zuo einer schl.' .Holifernes war gern zuo
der Judith gscliloffen, das mocht er vor volle nit.'
Eckst. 1525 (Conc). ,So bald einer zuo iren schluffe,
müesste einer mit ir ouch z kilclien gan.' 1530/3, Z
Ehegericht. ,Er tette ira gewalt und unrecht, das er
jemants by ir funden, zuo dem er, nach dem er söm-
lichs von ira ussgossen, widrum zu ir geschloffen und
by ir als ir eeman glägen were.' 1541/3, ebd. ,Diser
möge auch von im selps nit verschwygen, das er
selps zun metzen schluffe.' ebd. ,Als es [die Ehe-
scheidung] in aller handlung was, schloff er wider zuo
iren und si zuo imm.' JHaller 1550/73. Weg und
Ziel bezeichnet. Dur''' 's Türli i"'s Fass, dur''' 's Fenster
i"'s Müs (ine") .^chl. ,Üie Katze sei aufs Bett hinauf
geklettert und dem Mädchen durch den Mund in den
Hals hinunter geschloffen' AaF. (AfV.). ,Ist N. im
Zollhaus zum Pfenster in dass Stübly inn geschloffen.'
1687, B. Mit einem Gegenstand, einem Körperteil
durch (in) eine Öffnung schl. Chan-nst-du mit dem
Fade" diu''' die Nadle" schlüff'e"'^ B (Zyro). S. noch
BdV924u.; VI 816o. ,Charius Setzstab seit, wie sie
denn also by einanderen sässint, zeigte der bader im
sinen buossen, sprechende: Charius, schlüft' da inhar!'
1535, ZRB. S. noch Bd VII 629 u.; VIll 1 '286 0. Spec.
(vorwiegend abs.) 1) ,beim Stiramensammeln, in
verschiedene Haufen aus einander gehn, wobei die
Köpfe gezählt werden. Das Schlüff'e" geschieht dann,
wenn die zwei Stimmen zahlen einander die Wage halten
und durch ungefähres Überschauen die eine von der
andern nicht unterschieden werden kann. An der
Landsgemeinde geschieht es ausserordentlich selten,
nicht sehr selten jedoch an den Kirchhören. Das
Stimmen mit der Hand ist in jenen seltenen Fällen
unvollkommen zii nennen, wenn man nicht zum
Schluffe" die Zuflucht nimmt, und es wäre zu wünschen,
dass man in jedem Falle nur die beste Art, die Stimmen
zu sammeln, wählte' Ap (T.): vgl. duren-schl. , Diese
zwei Vorschläge hielten sich bei der Abmehrung so
sehr das Gewicht, dass man das Handmehr, ungeachtet
es zu wiederholten Malen aufgenommen wurde, nicht
entscheiden konnte, sondern zu der in solchen Fällen
üblichen Abzahlung unter den Kirchtüren (so-
genanntem Schlüfen) schreiten musste.' Trog. Wbl.
1829 (,Die Martini-Kirchhöre 1829'). ,Ir [der Lands-
gemeinden] mehr beschicht also, dass ein yeder ein
band aufhebt, und sind dann etliche geordnet, die die
ganze genieind übersehen mögen und das mehr auss-
geben; so aber den selbigen zweifelt, teilen sy sich
in zwen oder drei hauffen oder schleüffen, weliches
also beschicht: iren zwen nemmen einen spiess, yeder
zuo äusserst, und halten ine auf; die nun eim ir stimm
geben, gehn under dem spiess hindurch; dann stehn
zwen andere da, die sölliche abzellen.' Siml. 1577;
wozu: ,Zu Uri, Schweiz, Unterwaiden, Zug und Appen-
zell gehet das Mehr noch zu, wie der Author meldet,
ausser dass Die, so das Mehr, wann man die Stimmen
gibet (so man scheiden nennet), ausgeben, gewohnlich
drei Mahl das Mehr also auf jeweilige Ausruffung des
Landammans geben lassen, eh man, wann sie alle drei
Mahl zweiflen, für welchen es Überwege, zum anderen
Mittel schreitet, welches aber nicht unter einem Spies
geschieht, sonder dass die Mehrenden durch 2, 3 oder
mehr verschidene Ort abtretten und an jeden von
einigen Amtleuten abgezehlet werden.' Siml.-Lcu.
,Wann die Stimmen gleich fallen, so werden die Leut
abgezehlt; man habe müssen schlüffen.' 1721, Ap
(LZellw. an Leu). ,Da nun Diejenigen, welche den be-
tagten Landmann begehrten, nicht schleufen wollten,
so mussten es endlich Diejenigen tun, welche den
jungen Züricher verlangten.' 1735, JJSchlapf. 1839.
— 2) vom Jagdhund, in den Bau des Dachses,
Fuchses eindringen. Jagerspr. (bezeugt für Aa; Bs;
Tu; Z). Schlüft-er? hat der betr. Hund die erwähnte,
erwünschte Eigenschaft? '*• schlüft nüd jede'' Mund.
— 3) vom Verschwinden, Untergehn der Sonne.
D' Sunne" ist in e" Wulle"-Sack abe" g' schlaffe", hinter
einer Wolkenschicht verschwunden L. D' Sunne" ist
scho" es Wili hinder d' Berg abe" g'schloff'e". WMüller
1908 (AaF.). Abs. GrD., Pr. D' Sunna ist g' schlöffe",
eben untergegangen GrD. Es ist en prächtige" Abe"t
hinicht; d' Sunna ist gär hübseh g'schloff'e" GnSchud.
— 4) von der Geburt von Tieren. Bes. auskriechen,
von Hühnern Ap; BE. (SGfeller); Th. D' Hüe'li
schlüff'rd Ap (T.). Vo" der leiste" Bruet sind 5 Menneli
und .3 Güggel g'schloff'e" Th. Drei Woche" droff sönd
d' Müe"li ebe" g'schloffe". JHartmann 1912. Bim
Ungertege" sin'' im fast alls Güggeli g'schloff'e".
SGfeller 1919. Von Vögeln übh. ,In der naht, do
Gott geboren, do hatt ouch der strus sine aier us-
gebruotet und warent der aier zwai; und us dem ainen
ai schloff' ain lämblin und us dem andern ain low.'
Waldregel 1425. ,So bald die jungen [mergi, TaucJi-
enten] auss iren eieren geschloffen, sind sy also stark,
dass sy laben mögend.' Vogelb. 1557. ,Nimm die
Schalen von ausgebrüeteten Eiern, darauss die Hüen-
lin geschloffen sind.' JJNüsch. 1608. ,Eyerschalen,
darauss junge Hünli geschloffen.' Z Rezeptb. um 1700.
"S. noch Bd VIII 543M. (RA.). Von Kälbern, 's Chalb
ist g'schloffe" GRPr. D' Chue ist z'eng in'n Schlosse",
da" Chalb cha"" nie schl. ThHw. — 5) beim Garnwinden
Z. Wenn die Stränge sich verwickelt haben, mues'-
me" schlüff'e". — ß) mit Acc. (des Weges): Öppis (nid)
schluffe" chönne" ThHw. Das Pferd cha"" de" Kommet
nid schl. Da' Chämi chan"-i''' nid schl., 's ist 2'eng,
sagt ein Kaminfeger. Muest 'sFasstürii so uit mache",
167
Sclilaf(f), schlef(f), schlif(f), sehlof((), schlaf(f)
168
da"-me"'s cha"" schl. Sonst nur in Namen von Kinder-
spielen, zB. (d')Brugg schl. (Bd V 540) ua.; s. die Anni.
— b) von Unbelebtem. Puts-di"''. Büehli, gott-
vergesse": du hasch es Bernermeitschi g'fresse", d' Zupfe'
sind-der zur Nas' üs g'schloff'e". Rocnu. 1857. Er het-
im e" schöne" Bätze" hi'^mlich la" j" d'Hanw' schlüff'e".
Bärnd. 1911 (BG.). ,Das Heisch schluffe in d seel
liinyn.' Eckst. 1525 (Klag). .Sie babe im Garten um ihr
Hauss herum ... gesehen etwas, so weiss und gelbleeht
gewesen und wieder in Boden geschloffen seie.' 1720,
Bs: ein vermeintlicher Schatz. S. auch Bd VII 178 o.
Spec. (vorwiegend abs.). a) von einem Keil (Bisse"),
Nagel, ohne viel Widerstand eindringen Aa; Bs; Sch;Th;
Z. De Nagel schlüft (guet). Ähnlich: E" Platschgere"
[s. Bd V 239] isch-n-e" viereggigi Ise"schibe", wo uffbede"
Site" gege" usse" ahg'fielet isch, ''ass-si schöner [durch
die Hand des Werfenden] schläft SBalsth. — ß) von
Schüssen, die in den Boden gehnV das Ziel verfehlen?
,AU Schütz de" Choli [s. Choli 3a Bd 111 209] 'tröffe"!'
rueft Disen iis und schenkt Ei's l"; ,und mier sind s'
g'schloffe" tvie 'denkt, erwidert [!] De''. PHeng. 18.36
(ScHw). — y) ^on Flüssigkeiten. De Eege", 's Wasser
schlüft in'n Bade" i(n)e" Ta; Z. Höchbaumer [Most]
funklet wi'-n-e" Königschrön und schlüft wi' Mäie"trank
L Mostlied. — 8) von Pflanzen, 's alt Gras schlüft in'n
Boden i"e" wie di alte" Lüt, beide sinken zs., nehmen
ab ZU. Hervorkommen, 's Gras usw. schlüft zum
Boden üs S; ZFehr. Wenn de warm Rege" no''' e" par
Tag a'hebet, so schlüft Alls yad eso oss ''em Boden
usH". AToBL. 1905. ,Wie mächtig ruffet der Herr den
Blumen, dass sie bei kommender Wärme wiederum
auss der Erden herfür schlieffen.' JMey. 1699. Abs.
De Haber schlüft Ap (T.). D' HörOöpfel schlüffe'd ZF.
D' EU [Bd I 175] sind g'schloffe" OnPr. — c) in er-
weiterter Bed. ohne die Vorstellung eines engen
Durchgangs, sich in der Stellung eines .Schliefenden'
bewegen, (verstohlen) schleichen, streichen, kriechen.
Omni d'Jüppe" omme" schl. \ s, Bd III 55 o. Es sönd denn
uäbes no''' me d'ere" Kärli ... om-mi''' omme" g'schloffe".
JHartmann 1912. üsser der Welt schlifj'en, von einem
Faden am Webstuhl, sich verbergen WLö. Uf eune"
Berge" g'fallt's mer [dem Winter] guet u"'' schön ist's
i* der Tüfi; drum jedi Nacht mit früschem Muet in
eui Dörfer schlüf-i'''. B Volksztg 1907. ,Nu sach er
die künegin ouch uz der hütten sliefen, da von sin
ougen swiefen.' Reinpr. ; oder zu a. ,In alle dörfer
tuond mir [Landstreicher] schleuffen, do sagen wir von
seltzara leuffen,' VBoltz 1551. ,Man werde gehorsam
und willig zum Creuz schleuffen [kriechen],' 1065, Z
Sth, ,[Ein Dieb ist] wideruni von sich selbst in die
Gefangenschaft geschloffen,' JMey, 1694. ,In winkel
schl.'; vgl. got. sliupand in gardins (schlechte Häuser)
II Tim. 3, 6, ,Söllent nachgan denen gesellen, so uff
Sonntag ald andern fyrtagen morgens vor der predig
in die wirtshüser und winkel schlüffent, sich mit
spissen ald andern dingen zefüllen,' 1534, Z RB. ,Dass
die winsinner und wiiizüher uf den nächsten ratstag
beschickt und inen gesagt werden, dass sie die frömd[en]
kaullut uf ir begeren fertigind und nit nier in die
winkel schlütind,' 1540, Sch Batsprot. ,Wenn man im
im wirtshuss nit wellen wj'n geben, [sei] er inn ander
winkel geschloffen, sich gfült' 1541, Z RB, Z'schl.
cho', durchkommen: D' s Glück will-ne" [dem fliehenden
Liebes])aar] gär wol, denn si chönnd bim g'fdrlcheste"
Poste" [Stelle] »"vermerkt z'schlüffe": Alls ist stille'',
Niemc"t muxet-si'''. Schwzd, (GRPr); vgl, dß. — d) un-
eig, a) ,üss einer sach schl.', sich einer Verpflichtung
entziehen. Syn. schläuffen Ib^ {S\). 125). ,Dergloubist
guoter werken ess, Gottes grechtigkeit ein gfess; daruss
ist yetz die weit geschlort'en, im unglouben gar er-
soffen.' Eckst. 1525 (Klag). Damit der Vater keinen
Vorwand habe ,us der sach ze schlüfen.' 1539, Absoh.
,[Die beiden Käufer haben] dargeton, das sy domalen,
als sy gemerktet, gar vollen wyns und trunken ge-
wessen, und also mit dem laster der trunkenheit uss
söUichem kouff zeschlüfen understan wellen.' 1586,
Z RM. ,Er wäre gern wieder aus dem Kauf gschlofi'en.'
1625, Z. — ß) durch-, davonkommen, allg. Er chann
alHwil schluffe" ScuR. Notte" sl-me" nie eswas V"-
gradsch 'passiert, albig und überall sl-er guet g'schloffe".
ScHwzD. (GrPt.). Insbes. 1) mit Bez. auf das Alter
zur Aufnahme in eine Schule, in den Konfirmanden-
unterricht BS. (AvRütte); ZStdt. Ü"ses Mareili het
g'rad no"'' so möge" g' schluffe"; es isch g'rad no''' zwe
Tag z'früech a" d' Reit er i cho", 2 Tage später geboren
hätte es das gesetzlich geforderte Alter nicht gehabt
BS. (AvRütte). — 2) mit Bez. auf Versteuerung B;
Sch; Th; Z und weiterhin, t^orher si"-mer mit Dem
[Besitztum] g'schloffe". CWeibel 1888. Statt dass-me"
... die arme" Millionäre" schröpft, so löt-me" s' hübsch-
li''' schlafe" BG. (Ged.), — 3) mit Bez, auf eine Strafe
Th; Z. Da' Moll schlüfst iez no''' ThHw. /<■* bi" no''-
g'schloffe", nicht erwischt worden, ebd, I" der Schuel
sind d'Chindja brav, drum lönd s' für das Mal schlafe",
bestraft sie nicht für ihr schlechtes häusliches Be-
tragen durch Entzug der Weihnachtsgeschenke.
ELocHER-Werling. — 4) im (Karten-)Spiel, ohne Ge-
winn und ohne Verlust durchkommen Aa (H,); Bs
(Seiler); Sch; Th; Z und weiterhin, !''• ha" g(r)ad
no''' möge" g'schl. Er ist wider e'"mäl g'schloffe". Ann
schltlft, zB, beim Dreierjass, wenn nur je Einer ge-
winnt und verliert Th, Auch bei einem Geschäft ohne
Gewinn und ohne Verlust durchkommen Th; Z. —
5) in einer (Schul-)Prüfung B; Gr; Schw; Th; Z und
weiterhin. Er hat grad no''' möge" g'schl. Er ist noch
z'schlife" kann GrTIis. Si hei"-ne" no''' schläufe" län
GrD. S. noch Bd VII 89 u, — 6) vom Lebensunter-
halt Ap; B; Gl; Gr; G; S; Nnw; U (auch mit Bez.
auf eine Krankheit); W; Z und weiterhin. Er schlift
g'nueg Ndw (Matthys). Chüm (g'rad no'"", blas', blös'e-
lig, schier nit, auch so hübscheli''', e'chli" besser) g'schl.
möge" fchönne"), sich mühsam, zur Not durchbringen,
aaOO, i"* hä" mit ''em Geld g'ad mich möge" g'schlüffe"
GlH, De droche" Summer het die mingere' Bure"
grüsam z'tveg g'no" ; die merere" werde" chüm möge" dür'''
''e" Winter g'schlüffe" B (.ivRütte), Er mag nüd
z'schlüffe" g'cho" A? (T.), , Unter Hunderten [von Schul-
meistern] sei kaum Einer, der selber g'schlüfe° mög,
fürschwyge" de" Angere" helfe" chönn.' Gotth,; ver-
hochdeutscht: ,Er musste froh sein, wenn er schlüpfen
konnte ohne Schulden,' ebd, We""-me" so gueti Hoffni"g
het, me" mög das Jör villicht einisch wol g'schlüffe".
ScHwz. Frauenh. 19U3 (SI..). D' Muetter heig scho" lang
g'seit, wenn-si numen es Herdöpfelächerli und e" Geiss
hätt, so möchte" ■sino''' besser g'schlüffe" B ( 1915). S. noch
BdV160o. — y) unpers;, hinreichen Ap (T.); GfiPr.
Es mag grad g'schlüffe" Ap. 's mag grad wol schläuffe"
GRPr. — 2. übertr., beim Brunnengraben, beim An-
legen einer Wasserleitung einen Stollen graben, die
Leitung unterirdisch fähren Aa (H.); Bs (Seiler); BG. ;
169
Schlaf(f), schlef(f), scLlif(f), schlor(0, scliluf(f)
170
SB. — Aiiihd. dm/an, »Ik/m ; vgl. Gr.WB. IX 680/8ß (wo noch
ciuige Schweiz. Belege); Maitiii-Lieiih. II 455; Fischer V 938 f.
(iu der Gebildetenspr. schon Tor nehlujifen zurückweichend);
über weitre Beziehnngen s. die Anni. zu Scklauff (Sp. 120) und
Archiv für das Stud. der neuern Sprachen 111, 416/8. Zum
Vcrhältniss von -ie- : -ü- vgl. die Ann), zu schiessen (Bd VIII
1377). In BGr.; FJ. erklärt sich der Iniji. (statt des zu er-
wartenden schlau/ bzw. -ei-) durch Angleichung an den Sing,
des Pra"S. (vgl. BS«. X 91); zum Ptc. vgl. die Anm. zu luuffen
(Bd III 1 125) und BSG. X 59. Der Zsfall mit sMiffen I (vgl.
aiich die Anm. Sp. 151) ist beschränkt auf entrundende MAA.,
trat aber lautgesetzlieh nur im Sg. Prajs. (-li- > -t-) und im
umgeformten Ptc. ;/' »chlüffe" (> -i-) ein (der Inf. kommt für
das Zsfallsgebiet fast nicht iu Betracht, da dafür schläuffe" bzw.
-ei- vorauszusetzen ist); es liegt also zum guten Teil analogische
Ausdehnung vor; wo das Ptc. </'»cWo/'e" (bzw. -«-) festgehalten
ist, ist die Vermischung auch in entrundenden MAA. aus-
geblieben. Der Vorgang scheint relativ jung und auf ver-
schiedenen Gebieten selbständig eingetreten zu sein. An altern
Formen seien hier noch genannt ,schlootf' (Prät.). Tierb. 1563
(l.,schloiiff'?); .schleifen' « ,-äu-'). 1711, Obw. Seit dem
XVI. erscheint in der Schweiz. Schriftspr. in steigendem Masse
die (nur in AaFri.; Bs bodenständige) Gemeinform .schlieffen'
(dazu Prät. .schlieffen.' S Kai. 1709). Daneben wird schliijfen
iu der Form ,schläuffen' in die Schriftspr. umgesetzt. Mit
Schwanken im Pries. : ,0b der crocodyl schlaaft mit offnem
rächen, so schleüft der ichneumon im in den bauch ... biss er
zuo dem bauch widerumb ausschlieft.' Tierb. 1563. Zu der
Fügung mit Acc. unter laß vgl. Gr.WB. 1X686, auch die
Spielbezeichnungen Gälterli-, Chetten-, Brurjg-, Ring-, T/irli-
Schl. Über Mischung mit dem Caus. scklauffeti (acMauffen) s.
die Anm. zu Diesem (Sp. 125), sowie zu Gätterli-SM. und zu
ver-si-hl. — Schlieffe" n.: Jas .Schliefen', bes. mit
Bez. auf unerlaubten Liebesverkehr; vgl. ,zuo Einer
schl.' (Sp. 165). ,\\s er zuo inen in gailen kommen,
sesse Moritz bim nieitli uff dem beth ... Uff söliches
kerne der wirt und hette gern ghept, das sy abhin
werint gangen, denn der pfarrer hette das schlüft'en
nit gern.' 1541/3, Z Ehegericht; in anderer Aussage
.das umbhinsehlüffen'. .Eines alten, alraosengnössigen
Manns Ti:ichteren werdend zum Teil der Hoffart, zum
Teil des Schlieffens in verdächtige Winkel gezigen.'
1638/40, aZoll. 1899. — Fischi- Schliffen: ein Kunst-
stück für geschmeidige Jünglinge: man stemmt die
rechte Hand gegen den Boden, so dass das Körper-
gewicht fast ganz darauf zu liegen kommt; in dieser
Stellung hat man, ohne die Hand vom Boden zu heben
(aber nicht, ohne deren Lage zu verändern), mit dem
Kopf unter dem Stemmarm liindurchzuschliefen W
Lö. — GatterU- Schlütfe": = G.-Schläuffen (Sp. 1'25)
Ap. — Die Form mit -Schläuffen hier und bei Törli-SM. ist
von Spielbezeichnuugen übertr., in denen, wie bei Ballen-,
Schiiehli-Sehl ., das Caus. berechtigt ist. Auf dem umgekehrten
Vorgang beruht Ballen-, Schüehli-Schlüffen , wobei indessen zu
berücksichtigen ist, dass die betr. Gegenstände nicht nur ,ge-
schläuft' werden, sondern auch selbst , schliefen'. — Chette"-
Schlüffe" s. BdIII564u.; auch in Gl (Chetteli-) und
bei UBrägger (Bd VIII 456 u.). — Ebenso tir. (Schöpf
622). — Musli-Sc-7jW//e" s.Bd IV 474 o. — Balle"-
Schlüffe": = B -Schläuffen (Sp. 125) Gl. — Brugg-,
Brüggli-Schlüffe" s. Bd V 540; auch W Oberwald
(.Brüggenschlnl'en' It FGStebler 1903). Syn. Bruggen-
Schlieffeten. — Hing- Schlüffe' s. Bd VI 1081 u. —
Schüehli-ScWM//e": = Seh - Schläiifj'en (Sp. 1'25); s.
Bd VIII 456. — \) e ch i- Schliff W: Ausräumen unter-
irdischer Kanäle (Dechi, i. i. Decke, genannt) W. ,Eine
unheimliche Arbeit ist das Deckenschleifen.' FGStebler
1901; vgl. ebd. 1915. 65. - Nas-tüech li-ScÄZff/fe»;
= Gätterli-Schl, nur wird die Gasse durch ein gespannt
hochgehaltenes Taschentuch erweitert ZO. — Törli-
(Z), Türli-(B)ScWM/7c": = Törli- Schläuffen (Sp. 125).
Syn.Gleser- Schwänken — frisch-g°-schloffe°: frisch
ausgekrochen. Esfr-s Hüendli. Lienert 1906 (SchwE.).
abe"- usw.: hiiiunterschliefen. allg. .Ob nun die
B'schütti am Regentag schön ahe^schlüf oder ob sie
bei stechender Sonne der Wase" oerhrönn.' Barnd. 1904
(BE.). Bes. von Speisen durch den Schlund Tb; Z.
's Sürchrüt schlüft [mit gekochtem Schweinsohr]
besser abe". Z Tagesanzeiger. - ufe°- usw.: hinaul-
schliefen. allg. - um-: heruraschliefen, -kriechen,
-streichen. Auf unerlaubten Liebeswegen: .Er [solle]
fürhin nitt meer also umbschlüffen, sonder umb ein
eewyb luogen.' 1544, Z Ehegericht. — ume°-: = dem
Vor. Bs (Seiler); Th und weiterhin. Wo bist du ivider
umCg'schloffe", dass d'eso dri" siehst?'Ta. .Wo er ouch
hernach in der statt, wie bisshar, umbhinsehlüffen
[wurde], aldann [solle] er widerumb daselbst hin [in
den .nüwen turn'] gelegt werden.' 1588, Z EM. Subst.
Inf. s. Schlieffen (Sp. 169).
i°-, Ptc. ing'schliffu''WVt.: hineinschliefen GRÜast.,
Nuf. ; W. ZB. in ein Kleidungsstück, in ein Loch,
durchs Fenster in ein Haus GRÜast., Nuf.; W.
D'Füchs ... schlüfi"d i". L Lied. Tuo du nummu" sehe'
i'schliffw [ins Heu], es giH de" hina''" e" chalti Nacht.
W Sagen. .Solichs sölte ouch Hans Marquart tuen han
und nit den gmainden und dienern, desglichen den
oberkaiten hinderrugs also inschlüfen und zuo leren
underston an orten und enden, da er noch nie zuo-
glassen noch berüeft was.' Vad.; vgl. unter Schlieffling.
,Leg ihm Dasselbig [ein Geraisch aus Ölen] umb die
Wunden, es wird bald einschliefen.' FWürz 1634.
.Hebe etwas Heisses dargegen [gegen die Salbe], dass
es wol einschlieffe.' EKöxig 1706. ,Der jederzeit, wo
er ... einen Diebstahl begehe, in die Häuser ein-
schliefe.' Ap Signal. 1777. — • Amhd. imlie/in; vgl. Gr.WB.
III 27S; Fischer II 643 (unter 3), überall veraltet.
dar-i° dri"-: = dem Vor.; s. Bd V 924 u.
ine°- usw.: = dem Vor. Ap; B; Sch; Th; Z und
weiterhin. .0 wie kurzweilig der Bueb und ich manch-
mal des Morgens um 5 Uhr einander gegenüber sassen
und gähnten, dass die Mundwinkel fast zerrissen, und
wie ich dann dem Bueben sagte: Dankeigisch, dass
de nii''' nit y'schlücht hesch! und wie er mir antwortete:
Dankeigisch, dass d'nit iche"g' schlöffe" bisch!' Gotth.
Bes. in ein Kleidungsstück, ins Bett. A. : Dini Strumpf
hand Löcher! B. : 's ist ned wör! A.: So, wo we'tist
denn ine"schlüffe' ? ThMü. hiM"schlüffe", 's Trömli
umme", use'schlüffe", abe"lü; beim Strickenlernen Sch
(EStoll); vgl. usen-schl. De"" chöi"-mer de"" biege", wo-
mer ihe"schlüffi", unterkommen. SGfeller 1911. Von
Flüssigkeiten, zB. in die Haut, in den Boden Th. Un-
eig. : Druf isch-si [eine Mode] erst recht inne"g' schlöffe".
ANeher 1909. .Darinne [sei] er nun gehorsam ge-
wesen und in den keller komen und under den [1. dem]
Homer inhingesch[l]offen. umb daz im win wurde.'
1465, Z RB. .Schleuff hinein zwüschen die reder ...
Und er schlouf hinein.' 1530. Ez. ; .schlüff ... schlaufl'.'
1548; .schleuff... schlöffe.' 1667; EiasXa-s ... eJo^X*ov. .A.
1648 ... ist uns in der Nacht ... ein Dieb in der Stuben
ynhingeschloft'en.' APiEscH XVII. Von Hautausschlägen
Ap(T.). Derüsschlagistine"g'schloffe". .Regeli Bleuler
hatte Kindenweh~e und Rotsucht, die abergleich widerum
hineingeschloffen.' 1696, ZZoll. Totenbuch. — Vgl. Gr.
WB. IV 2. 1422 (XVI.); Fischer III 1629 (leb. MA.). —
171
Schlaf(0. sclilef(f), sclilif(0. sclilof(f), schluf(f)
172
iue'-schlieffig. Ine'schlüfßg Wetter, .eindringende
Nässe, Feuchtigkeit' GStdt.
under-ÄcW<(!///'e", trennb.: unterkommen, ein Ob-
dach (Under-schlauff) finden BR. — Vgl. die Anm. zu U.-
SMouff [Sp. 12-2).
undere"- usw.: (h!n)unterschliefen. Wenn-en es
Meitli a'g'lucgt het, si" sini Äugli undere''g'schlolf'e'' wie
stcöi schüchi ChatzU. JKeinh. 1921. ,In einem Tobel
unghewr tieti', als er [ein Jäger] nach Vöglen rhunder
schlieft'.' HRRebm. 1()'2(). Iiisbes. a) unter die Bettdecke
schlüpfen, zu Bette gehn Aa; Ar; B; L; Sch; Th; Z.
I"* schlüffen undere", das'-men amid gar Nüt me'' seht
iW-mer iScuR. Im ühämmerli hed-se-si''' ab'soge" ... und
isch undere''g'schh)ffe''. Vaterland 1907. — ß) = dem
Vor. kv; B; Sch; Tb. ,Mi°cha°° di"^'' nimme'' zur Familie
Zelle" und du kannstdann sehen, wo du untere°schlüfst.'
GoTTH. In-re" ZU, wo-me" muess frö si", we""-me'
amnen Ort cha"" underfschlüfe". Schwz. Fradenh. 1910.
J'* ha" de"" no''' halbersch II<)ßm"g g'ha", »'* chönn
de"" hie ungere"schlnff'e". SGfeller 1917.
ent-: entschlüpfen, -wischen GRChur. Er ist
nümme" z'entschlüfe" hu". — Mhd. entalie/en.
V er- ent- s. ver-schl.
er-: tr., durchschliefen, -kriechen. ,Was tolen sy
[die Totengräber] auch erschlieff'en.' XV./XVIL, Bs;
Tgl. be-schl. und Üchs 5, 70 f. ,Was tolen er [der Nach-
richter] euch erschluö'et.' ebd. Alle ,winkel und rick
erschluft'end' die Zürcher. Ref.-Arch. — Ahd. arsUoßm,
exsilire.
ÜS-: (hin-, her-)ausschliefen. a)Ton Tierjungen, bes.
Vögeln (Hühnern) Aa;Bs; B; Gr; Sch; Th; Z. D'Hüenli
sind üsg' schlöffe". ,So die jungen [Hühner] aussgeschlof-
fen, sol man inen erstlich frisch strauw underlegen.'
VoGELB. 1557. ,Usschlüft'en, de ovo exire.' Pris.; Mal.
, Ändere Muckeneier schlieffen gar bald in wenig Tagen
auss.' JZiEGLER 1647. ,[Ein Schmetterling] der eben
ausgeschloffen war.' Gr Samml. 1783. Uneig. [Eine
Doppelhochzeit :] e" silberigs Höchstig und ei"s, wo-n-erst
üsg'schlofl'en ist. E Eschmann 1918. ,Weil der Prey-
kanten Manifest aussgeschloflfen aus dem Zürcher Nest,
müssen die Verss auch auft'den Plan.' 1618, Zinsli 1911.
— b) von (Blunien-)Knospen Aa ; Bs ; Th ; Z. D' Chätzli
schliefen üs am Bach. MPlüss 1908. Nebe"zue iseh der
Holder üsg' schlöffe". Basellandsch. Ztg 1916. ,Die ross
schleüft auss, dehiscit rosa, aperit florem et expandit
rosa.' Mal.; s. noch Üs-schutz (Bd VIII 1711). ,Aus-
schleuff'en, sich aufftun, wie die Blumen, dehiscere,
se expandere.' Denzl. 1677. 1716. — c) von (Schlaufen
an) Stricken, Riemen. ,Auch die Ghengla [s. Chängelti
Bd III 36'2] können gelegentlich üsschlei/fen und müssen
daher gesichert werden.' Bärnu. 1908 (BGr.). ,Um das
Üsschlü'ffe" einer Chänfa (Schlaufe) des Spannstricks
zu verhüten, trägt das Aspe"schit an der Aussenseite
die Nagelchänfa.' ebd. 1911 (BG.). — d) sich aus einer
Schlinge, einem Garn uä. losmachen Aa (H.); B; Gr;
Th. Er ist chon üssz'schleufe" Gr. D'Ghtie ist üs-
g'schh/fe", aus der Halskette Tu. ,Die Kuli sucht sich
der Glocke mitunter auf recht schlaue Manier, durch
gescliicktangestelltesrssc/tZei//'cn, zu entledigen.' Bärni>.
1908 (BGr.). Uneig. 1) sich einer (unangenehmen) Lage,
Verpflichtung entziehn Aa (H.); B. Es chunt es Jedes
a" d'Reie", «'"' Kei"s cha"" üsschlüffe". AHeimann
1899. Wi'.fch, i'* rce't-se de"" ringgle", dass-ne" 's Üs-
schlüffe" vergieng! SGfeller 1919. ,Das ich oft'enlich
lesen understanden (antwurtich [Kessler]), ist min wil
noch manung nie gewesen, sunder unversechens darzuo
beruoft und erforde(r)t. ja so hoch, das ich on ain
schwere gewiss[n]e nit wol mocht nach kund usschliefen.'
Kessl. S. noch üs-schläuffen (Sp. 128). Spec. von
Tieren, die ohne Zutun des Menschen und vor der
Zeit um die Milch kommen BoSi. Die Kuh schlüft üs. —
2) (aus einer Gefahr) davonkommen BR.; s. Bd III
1561 M. — 3) ausser Betracht fallen: Er het 'iniesteret
und g'walstet, wel'''er [Hunde] dass müesse" prämiert
werden u"'' wel'''er dass üsschlüffe". .IBürki 1916. —
schlieff schlüf-üs: in der Wendung schl. sin, quitt
sein, gegenseitig nichts mehr zu fordern haben BK.
— üs-g«-schlof fe", in B tyi. -g'sehlüff'e", -g'schlüff-
nig: entspr. üs-schl. ,Das üsg'schlüff(n)e" (-g'schlüffnig)
Tier', von einem ausgerissenen Wolf. BiRNO. 1914 (BS.).
,Den 30. Merz war es recht kalt und es nahm das aus-
geschloffene Barillenblust weg.' 1783, ZZoll.. ,Nimb
Roosen, die nit gar wohl ausgeschloffen ^ind.' Z Kochb.
XVIII./XIX. — Anilid. fljSsiio/an, -»/i€/«i; Tgl. Gr.WB. 1955;
Martin- Lienh. 11455; Fischer I 509 (unter 2).
dar-üs drüs-: = üs-schl. d 1 B; L (ERöthelin);
/lärj drüsschlnffe", periculum, sumtum, poenam effu-
gere, evitare.' Id. B. i"* bi" no''' guet drüsg' schlöffe"
B (Zyro). S. auch Bd VI 1318 u. Si würde"-sech wol
b'sinne", öb-si di' Chriegsgurgle" we'te" la" drüssehhlfe".
RvTavel 1913. Geng iseh-es im [das Mädchen Einem,
der es zu sprechen sucht] drüsg' schlöffe', ebd. 1916. /"
der Ersti het-er [der Gefangene] neue" no''' 'zablet u"''
'probiert drüsz'schlüffe". Emmentalerbl. 1916. ,üo hat
im [,fryweibel Gfeller'] Junker Heinrich Matter gesagt
... nun, da in [,fr. G.'] wil bedunken, das eben schnell,
sonderlich in disem handel, geordnet worden, so
schlufe er gern drus und leite es viel lieber uft' min
herren.' ThFrickart 1470. ,Anna R. [sagt aus] ...
als aber er jetz vernommen, das sy mit dem kind gat,
und kurzlichen die Satzung ghört lesen, vermeine er,
so sy das nit bewysen mög, welle er drusschlüffen,
und sye aber iro allwegen kanntlich gsin.' 1541/3, Z
Ehegericht.
use"-: = üs-schl. a) eig. Aa; B; Sch; S; Th; Z und
weiterhin. Inne"steche", umme"schlage" (in ZKn.
■schlah", in Sch auch 's Trömli umme"), usse"schlüffe",
abe"lü" (in ZKn. -lä"), beim Strickenlernen Sch; ZKn.;
vgl. inen-schl. Vo" 15 Eier si" 13 Hüenli use"g'schloffe".
Schwz. Frauenh. 1904. D's Bü'mloch ist oppa z'chli"s,
für das'-er [der Kuckuck] chönni use"schlü-ffe". Bärnd.
1911 (BG.). Bis-es [das Zähnchen] use'schlüffe" cha"",
wird's ivol no''' es Wiligä". KFisler 1915. — b) uneig.,
(einer Anklage, Gefahr) sich entziehn, entgehn Ap (T.);
Z. Er hat chönne" use"schlüffe" Z. Er mag nüd use"-
g'schlüffe", kann sich von einer Anklage, einem Ver-
dacht nicht reinigen Ar (T.). Vgl.: Wenn d'Diplo-
mäte" tnti"d rede", wie mir redi"d, so brüchti"d's e'keini
Hindertürli off z'lö" zum Use"schlüffe". Neue ZNaclir.
1917 (AaF.). — Vgl. alt , herausschliefen', vom Geburtsakt,
bei Gr. WB. IV 2, 1044.
ver-, in Sch; Th; ZSth. ver-'H-, Ptc.auch ver-schlüft
(s. unter Ib und 2): 1. sich verschliefen, verkriechen,
verbergen, unsichtbar werden, a) intr. (nicht retl.) Aa
Bremg., F.; Ap (T.); B, so E.; GR(Tsch.); G, so Rh.;
ScH ; ScHW (Fasn. 1898); Th ; UwE. ; ZSth. ; wohlseltener,
altertümlicher als b und tw. auf bestimmte Verwen-
dungen beschränkt (s. u.). Ich cha""-mer d'Auge" us
''em Grind iise" luege", si [die Japanesen] sind verschloffe"
w'e d'Schii((be"guege". Schw Fasn. 1898. Demo''' isch-
173
Schlaf(f), schlef(f), 8chlif(f), schlof(f), schluf{0
er i" d' Studerete" verschlülj'e" u"' mi" het Nüt me'' von
im g'seh". Loosli 1910. Sackerhageli, i'* verschhlffe"
jo ganz drin, in einem Überhemd. SGfeller 1917.
Z'letst isch-er üf u"' dervo"; i'* han-e" g'suecht; er
isch-nier verschloff'e". AFankh. 1917. ,Do vermainten
die buren, die Berner weiten den friden nit halten,
verschlufend bald in ire nester.' Kessl. ,Die überigen
[Münsterer Wiedertäufer] sind zertrennt, verschloffen
und werden nach teglich lüt funden und enthoptet.'
ebd. ,Verschlieffen, sich verbergen, latitare, abscondere
se.' Fris.; Mal. S. noch Bd VII '259o. Von Flüssig-
keiten, bes. Wasser, (in die Erde) einsickern BGr.
GSa. ; ThMü.; UwE. Da' I{ege''wasser ist g'schu-ind
vertscMoff'e" ThMü. Wer bei abnehmendem Mond
Brunnen gräbt, läuft Gefahr, dass d's Wasser in Bode"
versehli'fd, das' 's es a''hi'ziehd. Bärnh. 1908 (BGr.);
ähnlich WManz 1916, 133 (GSa.). Von der Sonne, sich
hinter Wolken verbergen Ap (T.); Gr (Tsch.); SB.,
NA. D' Sonn ist ver schlöffe' Ap (T.). Vgl.: Hesch
no''' nie g'seh", wenn diiss der Tag me Quid rerschhift
im Schwarzdornhag? WMorf. Uneig. : Das Emdivetter
ist verschloß'e" Ap (T.; ,mehr scherzh.'). — b) reti.
a) wie a. wohl allg. Von Lebewesen, zli. einer Maus,
einem Huhn usw. D' Henne hed-si''' hinder der
Hohbeiga verschhiffe" GrScIi. Kr tuet-si''' al'imöl [aus
Schüchternheit] v., wenn de Pfarrer chunt ScuR. H'o
's Vreneli Nüt het welle' wüsse' vom Heiri und-si''' ver-
schloff'e' het, so mängist ''ass-er au''' cho" isch. Breitenst.
Du cha"st-di''' 7iid guet vertschlüff'e', zu einem Hoch-
gewachsenen ThHw. Wo der Tüfel rüeft, dö han-i'''-
mi''' verschUft. Rocuh. 1857. S. noch Bd IV 1021 o.
(dazu Schämi Bd VIII 765); VII 311 u.; VIII 78 M. ,Und
kam der alergröst nebel ... und das fiech, das sy
genomen hatent, das verslouf sich wol halb.' 1440,
Bs Chr. ,Die, so nu in der nott [Eroberung von
Stäffisburg] nit umbkomen und sich verschloffen und
behalten warend, der warent nit über zwenzig.' 1475,
PvMoisHEiM. ,Was sich gestern in die studen ver-
schloffen hett und nit erschlagen ist, so vil man der
erhaischen mag, werden uf hüt erstochen.' 1499,
PßüTLER 1914. ,Der selb hirt sich diewyl ver-
schluff in das gstüd.' Eckst. 1525 (Klag). ,So sich
der mensch in seinem haus verschlüft.' 1531, Pred.
Sal. , Wohin hat er sich verschloffen'? quo ille homo
se penetravit?- Fris.; Mal. ,[Die grünen Eidechsen]
vergraben und verschliettend sich auch in das erdte-
rich.' TiERB. 1563. , [Hegau hat nach einer Ansicht
den Namen] dieweil sieh die Schnaphanen hinder
semlich Gestüd und Heggen verbergen, uf die Für-
reisenden lusteren und, nachdem si si broubet, sich
widerum darin verschlütt'en . . . könden.' JJRükger.
.[Die Diebin] habe sich in N.s Behusung dry Tag und
Nacht verschloffen, aber daselbsten befunden und er-
wütscht worden.' 1621, Z. .Deswegen [indem wir sterben
müssen] verschlüffen wir unss alle in das Erdtreich.'
SPRECHER-Salutz 1637. , Hinder genanntem roten Felsen
oder Wand ist Stigelfattbalra. in welchem zu Zeiten
das Vyhe sich verschlieft und verirret, also dass nians
mit Liechteren suchen muss.' .ILCys. 1661. ,Wann
man mit iro peten will, verschleuft sy sich under die
Tecki.' 1672, Z. ,[Du magst] dann mit den Mäusen dich
verschläufen in dein Nest.' Epiur. 171'2. S. noch Bd IV
1571 u. (Ver-hergens); V 270 M.; VII 910 u.; Sp. 120
(Under-Schlauff). Von Unbelebtem. Chrüt, du bist im
Wasser g'chochet, hest-di''' hinder'm Anl;e' verschloffe'.
RocHH. 1857; vgl. Bd VII 311 u. ,Im Strandboden ver-
schlü'ft-si''' [das Labkraut].' Barnd. 1914. Da' Wasser
rertschlüft-si''' g'schwind Tu. De"" Mön verschlüft-si'''
hinder d' Wälder. WMüller 1918. Langsam rerschlüft-
si'* d'Sunne'. ebd. Von zeitweilig unauffindbaren
Gegenständen, zB.Nadeln, Geldstücken Aa; B;Gr;Th;
Z und weiterhin. S. noch Bd VIll 1233 o. Von Waren,
sich verlieren, selten werden, indem sie unvermerkt
aufgekauft werden ScnSt. (Sulger). De guet Wv
vertschlüft-si'''. ,Das Geld hat sich verschloffen.'
1631, Z. In etwas Grösserm sich verlieren, auf-,
untergehn. ,Für einstweilen konnte man die Sachen
[fehlende Haushaltungsgegenstände] entlehnen ..., aber
nachher musste man die Sachen doch haben, sie ver-
schloft'en sich in der Haushaltung und kosteten doch
viel Geld.' Brkitenst. ,Die Ada, welche durch das
Veltlein sich in den Chumer See ergiesst ... und end-
lichen sich in den Po verschlieft und einmänget.'
Sprecher 1672. Von einer Gemütsbewegung: De"
[beim Gedanken an eine gute Alte] het-sich mi's Eländ
rerschlo/fe". Loosli 1910. — ß) .sich verschlüffen, se
proripere.' Id. B; wohl = sich drücken, sich davon
machen. — 2. d'Sehuel, auch d' Chil(ch)e', d' Chinde(r)-,
Christe'-Ler v., = ver-schlauffen 3 (Sp. 128, wo weitre
Synn.). „heimlich, dh. unbewusst des Lehrers oder der
Eltern aus der Schule wegbleiben" AaKöU.; ScuSchl.;
„Sl'hWE.; Th (auch It St.); „Zr."; Z, so Dättl., Stdt!
„Der Junge hat schon öfter die Schule verschlüft Scnw;
Th; Zq." Lueg, wie's-der gät, wenn d' mer d'Sehuel
na''' e'mäl verschlüfst! Z. [Der Hauptschuldige hat,
um der Rüge des Pfarrers zu entgehn] d'Ohil'''e" ver-
schloffe'. UsTERi 1853. 0 hett-i''' aw'' nüd d' Cliriste'-
ler verschloff'e"! Liknert 1906. ,Da eine sorglose
Mutter ihrem ungeratnen Sohn Alles nachgelassen,
ihn lassen kegeln, saufen . . . Killen verschläufen [vgl.
die Anm.].' Ringqli 1736. — Ver-schlieffe" n.: ent-
spr. dem Vor. 2. Von der Schulzucht: ... heimliches
Wegbleiben oder .Verschleufen' [vgl. die Anm.] wird
den Eltern avertiert. 1711, aZoll. 1899. , Schul-
verschliefen' wird das erste Mal mit der Geisslung
äussert der Stube, das andere Mal vor allen Kindern
in der Stube bestraft, ebd. (ZRiesb.). — V er-
schlief fe°s -schlüffis ApH., I., K.; TnSteckb., Ver-
tschlüffits TnTäg.: Versteckens. F. mache' (in ApK.
(ö"). — ver-schloffe", in B tw. verschlüß'nig: a) Mit
de" . . . Arme' si' mier [ein Liebespaar im Gehn] in
enand verschloff'e' g'si'. FMomn« 1911. — b) was sich
verborgen hat. ,[Ich wollte kochen] aber da war
nirgends eine verschloffene Caftebohne oder ein ver-
gessener Tropfen Milch.' Gotth. ,Weit weg, weit weg
[war] ihr Harst, in Wald und Schlucht verschloffen.'
vArx 1899. Viire' müess die verschlüff'nig Stössmüs!
BiELER Tagbl. 1917. ,Es bliebe die Adern noch weit
dahinden verschloffen, dass du nicht könnest darzu
kommen.' FWürz 1634. E' v-C Ort, abgelegen, schwer
auffindbar Bs (ASocin). — Schuel-Ver-schlieffer
■schlüffer ra.: wer die Schule verschlüft. EEschmaxn
1911 (Titel eines Gedichtes; darin : Er rannt bim Wäldli
um de' Rank und schläft dur''' d'Stüde'). — Anihd.
verslie/en in Bed. 1 (im Mhd. WB. auch aus KdvWUrzb.):
ebenso bei Gr.WB. XII 1101 f.; Schm.Ml 511 ; Martin-Lienh.
II 455; Fischer II 1309. Zu Ibß vgl. sich verschhchen
(Sp. 12). Bei 2 ist die VorstelluDg: statt den Unterricht zu
besuchen, sich irgendwo verstecken, zB. in einem Gebüsch (vgl.
(rz. faire Vicolebuissoniere); zur tr. Filgungvgl. ,ver-schleichen'.
175
Schlaf(f). sclilef(0, sclllif(f), schlof(f), schluf(0
176
Etw. schleichend reruachlässigen, bei Gr. WB.XII 1094, aber
auch ver-acklauffen S mit Aniii. (Sp. 128). Die Belege von 1711
und 1736 kfinnteu auch zu ver-si-hlaußt-n gehürea.
tüie°-: hervorschliefen, auch übh. hervorkommen,
zum Vorschein kommen, wohl allg. Von Belebtem.
En alte Ma"", der Niit!: nie' cha"", der mues' en Fuer-
ma"' u-erde", ond wenn-er nomme' chlepfe" cha"", so
mues'-er ander d' Erde", chmV'tü/f, hode't&ff, ''as'-er
nomine'' füre"schlüft, Kinderspruch Ap; Tu; Z. [Käfer,
der ausschlüpfen will:] Bise", hör-mer pßffe"! Wer
u-e't fitre"schlü/}'e", im du so regiersch! GStccki 1908.
D'Gotteu isch ändligen au''' wider füre"g' schlöffe", wo
der Sehne wtgg'gangen isch; im Bett het-si's nümm
chönnen üshalte". JReinh. 1921. ,Zwei jar ee und die
widertöufFer harfür schluffend.' Zwingli. .Unser gross-
vatter louft in rappen wys und in einer schwarzen
nioren wys umbher; denn ich hab es nachts spat selber
gsächen, denn er kann in einer schwarzen moren wys
under dem erbsstrouw fürherschlüfen, und niorndis
gesach ich ine im hus in rappen wis sitzen.' B Turmb.
15U1. ,Zur Zeit des Leidens Christi waren die Jünger
zerstreuet ... zur Zeit der Auferstehung schliefi'en sie
wieder herfür und kommen wiederum zusammen an
einem Ort.' JMeter 1699. Von Unbelebtem. D'Bilgere"
sind e"fange" hert t'nueg, dass d'Zänli chönnti"d füre"-
schlügen ScaR. ,So den jungen kinden ire bilderen
mit gekochtem oder gebratneni hasenhirne bestrichen
wirt, so sollend inen ire zän on allen schmerzen herfür-
schlieöen.' Tierb. 1563. ,Das Hörn von dem Hasen-
kopf . . . machet sie [die Zähne] desto eher herfür-
schlüffen.' E König 1706. De't schlüft au''' na''' en
Chil'''e"turn füre", am Horizont Z (Dan.). Es schlii'ft
grad füre" wi'-n-e" Dreck, Entschuldigung eines
Fluchers BS. (Bärnd.). Es hed nahes nie nütz Eechts
wel'e" före"schlüfe", von einer Anstellung. JHartmann
1912. Bes. von Pflanzen, so Aa (H.); B; Sch; S; Th; Z.
D'Eüebli si" lang nit füre"g'schloffe". Schwz. Fraüenh.
1906 (SL.). ,Ein trochner merz ... und ist doch kein
pluost fürhingschloö'en.' UMev. Chr. 1540/73. ,Won jetz
ein junge eich furhen schluffe, so kerentz die sfiw
umb, das nüt möge fürkon.' 1560, Z. ,Der aperel
rägnet, schnyet und was vast kalt, die wynräben noch
gheinerleiwoltgarnitusstrucken nochherfürschlüifen.'
1574, WScHODOLERs d. J. Tgb.
hin-. ,[Die Totschläger bei Unruhen seien straflos
ausgegangen] dann sie seien also mit dem grossen
Haufen hingelofen und hingeschlofen, dass kein Huhn
nach ihnen gekrayet.' Sererh. 1742. — In anderer Bed.
bei Gr.WB. IV2, U72.
hindere"-. ,Jetz schläft" under disen brieten
[päpstl. Bullen] hinderhin bas und gedenk, was [usw.].'
Zwingli; lat. nunc ergo altius iuxta annorura seriem
ascendendo tecuiu considera, quibus [etc.].
nä'^''-, nä'^''he'' (bzw. -ö-): nachschliefen. Jets
schlüff-i''' [ein Chorher] dur''' d'Stüde" i" de" Widlene"
wo'*, he, cha"" si", au'"" de" Wibre", ist aw* scho"
vorcho". l.iENERT 1906. Sibe" g'hüfetig Ghurh voll sigi"
z'wegg' Stange", wo-n-er ändtlig mit ''em Lib heig
chönne" nöhe'schlüjfe", so reich war die Kirschenernte.
SGkeller 1919. Subst. Inf. ,Das Nachschlieifen der
Dienste in den Keller.' XVII./XVIII., ZWth. (Geilfus).
— Mhd. näelmUe/en.
be-: tr., hindurchschlüpfen; yg\.er-schl. , Es sollen
auch die geordnete Tolenmeister jährlich alle Fron-
fasten ... die Tolen beschliefeu lassen durch die Todten-
gräber. Wann solche Beschliefung fürgenommen wird-
sollen die Tolenmeister allen Besitzeren der Tolen
die Stund bestimmen solcher Beschliefung.' 1741,
Bs Rq. .Wann die Kaminfäger in oberkeitlichen oder
bürgerlichen Häusern solche Kamine antreffen, die
nicht beschloffen werden können, sollen sie dovon die
erforderliche Anzeige tun.' Bs Mand. 1779. — Be-
schliefung f. s. das Vor.
z'-särae"-: a) sich an-, ineinanderschraiegen, von
jungen Hunden usw. Ap. — b) (unerlaubten) Ijiebes-
verkehr pflegen Aa (PHaller); B; W; Z, so Lunn. Des
Chnechtlis v:ürd-si''' Jürgi [als Schwäher] schäme", lue«,
Arm und Rieh schlüft selte" z'säme", heiraten selten.
JCOtt 1864. Es isch selbiseh chüm aehtzeche"järigs
g'si", weder die zweu hei" schon e" Cher enangere" wol
g' fallen u"'' de"", was Tüfels wo't-me" de"", ive""-si vor der
Zit z'säme" schlü)fen u"^ de"" Mues' über Suppe" geitl
LoosLi 1910. Wo schlüfe"d-er atne" z'säme", ir zweu
sühere" Tierli, wo? PHaller 1916. ,Sye er und sin
junkfrow zuosamengschloffen.' 1541/3, Z Ehegericht.
,Wann sy wyter und furer zuosammenschlufflnd, so
müesst er sy zur ee haben.' ebd. ,Sye minders nit, sy
syent zuosammen gschloffen, das könne er nit ab sin.'
1549, ebd. ,Das ein meitli und ein knab, so geschwüster-
git kind sigen, zuosammen geschloffen und ein kindli
überkommen.' 1555, ZRM. .[Myconius zu Platter:] Mit
der zyt wirstu dich riemen by dem jungen volk, wie du
dich so lang [deiner Frau] habest enthalten, so ander
lüt so bald zamenschlieffen.' ThPlatter 1572 (Boos).
,Wenn iren [der Armen] niemants kein rechnung hat,
so schleufts alles zuosamen in allen winklen; daraus
erwachst dann die vile armer kindern.' SHochh. 1591.
,In Schlütt'winklen sich einfinden und näclitlicher Weil
zusaminenschleuffen, biss sie gezwungen sind... Hoch-
zeit zu machen.' Hofmstr 1744. S. noch Bd VIII 521 u. —
C) übh. heimlich, unerlaubterweise zskommen Ap. ,[Die
Sektierer] habend eigne kampfhüser; da schluffend
sy zämen und sitzend da zuo gricht über alle menschen.'
Zwingli. ,Es wäre hesser, die Eltern würden Selbige
[die altern Knaben] dahin [in die Sing- und Nacht-
schule] schicken, als dass solche während diesen
Stunden zusammenschläufen und sich die Zeit mit
Spielen vertreiben.' E. XVIIL, ZOGlatt.
durch-: intr. und tr., durchschliefen, -schlüpfen.
,So man je in den jungen hoüwen und inschlegen widen
houwen und samlen muoss, das es zimlich . . . beschehe
. . . Und mit dem houwen [sollen] die höw wol durch-
gangen und durchschlott'en und mithin getünneret und
nit nur an einem ordt und gegni gehowen werden.'
1573, Hotz 1865. ,Ein kleines ... Pörtlein, durch das
die, so bei später Abendzeit noch in die Stadt hinein
wollen, pflegen hinein gelassen zu werden und da
müssen durchschlieff'en.' JJUlr. 1731. — Amhd. dur(^)h-
«;«/e.i(tr.); vgl. Gr.WB. II 1672; Schni.Ml 511; Fischer II490.
da(r) -durch derdur'''-: = dem Vor. S. Bd V 924 u.
,Soliche wite gatern, daz nieman dadur geslüffen
muge.' 1332, Z ÜB. ,Item vor und hinder der schür
allwegen guoten frid geben eins maus hoch und das
kein lamb noch gitzi dardurch schlütten mag.' 1450,
Z. ,Manica! modiales, sehr weite Ermel am Kleid, dass
ein Kuh dardurch schluffe.' Denzl. 1716.
dur'''''e°-, düre"- usw.: = dem Vor. Ap; B, auch
It Id.; GSa.: See; Th; Z. Er ist se tünd, das'-er üheraV
durischlüft GSa. Es Ffäister, wo grad het chönnen e"
Ma"" düre'schlüffe". Loosli 1910. RA. Die Frau het
177
Schlaf(f), schlef(f), gchlif(f), schlof(0, schluf(f)
178
mües'e" durfscldufte", wo ka' Loch g'si" ist, musste
Unmögliches an Entbehrung, Anstrengung leisten Tb
(Dan.). Spec. bei der Musterung; vgl.seÄ/(e/fcn(Sp. 16.5).
,Steffan Biegger seit, als man zuo Chur [Reisläufer für
mailänd. Dienste] mustren weite, da were Gruonower
der erst, so gemustret wurde, und sölte Claus Kienast
sin lüttiner sin; da wurffe Cl. K. ein eigen fennli uff,
und in sölichera mustren geseche er, das ir etlich zum
dritten mal durchin sehluffend; er weiss aber ir kein
ze nemen [nennen], aber Gr. wurde uff die alle bezalt,
so durchin giengen.' 1501, Z. .Nachzugan und zu er-
kennen, wie etlich knecht ietz in Meiland gemustert
und durchhingeseliloffen syen, ist bevolhen NN.' 1508,
Z RM. Uneig., durchkommen übh., in einer unan-
genehmen Lage (zB. bei Verfolgung durch die Polizei,
Justiz) B, bei einer Prüfung B (Zyro), mit einer
Arbeit ZF. ,il/e" het wol g'seh", das'-er nit vo' de"
G'schicktestc ist, aber er het möge" dürCschlü/fe", quam-
vis eruditionis suie valde dubia specimina dederit,
emersit tarnen.' Id. B. — Auch eis. (Martin-Lienh. II 455).
unde°- (bzw. unne"-, in BE. unger-) dur'^^''''e°-:
untendurch schliefen. Sprw.; s. Bd Vll 1101 o. Uneig.:
Das sig settige" Lille" nume" grad guet, ire""-si e'chll"
müessi" ungerdüre'sdüüffe", wenn sie mit wenig aus-
kommen müssten. Loosli 1917. — zueche"-, in Ap
(T.) zuen,e"-: hinzuschliefen Ap, sich heimlich hinzu-
machen .ScHwG.
Schlieffer (-m-, bzw. -li'-, ■%-), in PPo. Schleifer
(d. i. -äM-) — m.: 1. a) Murmeltier, in der Jägerspr.
Gr (Alpenzeitung). ,Nur ruckweise treten sie [die
Murmeltiere] an das Tageslicht, indem sie zuerst den
halben Kopf am dunkeln Ausgange des Baus hervor-
strecken; es füllt sich die Röhre mit Pelz und all-
mählich erkennt der Jäger den , Schliefer' an seinen
blitzenden Augen und der blaugrauen, stark behaarten
Schnauze.' Alpenzeitung 1882. — b) e" (chline")
Schlnff'er, von einem Knaben, der noch nicht viel zu
bedeuten hat B (Zyro). Du bist no''' i" (chlmc) Schi.!
— 2. Teil der Kleidung, a) = Schtat(/f'3b, .Pelzschiauf
aus Samt mit Fuchspelz verbrämt und mit andern)
Pelzgefüttert, jetzt [d.h. im letzten Viertel XIX.] immer
mehr den Handschuhen weichend' PPo. — b) Hirten-
,Hemd' GoT. Synn. u. Ftteter-Hemd (Bd 11 1299). Der
Ei" ist Sunntig a"g'leit g'si", der Ander het nie der
Schlüffer a"g'ha". .\lpenb. 1825 (GT.). , Kostüme:
weisser Schlüter, rote Weste mit viereckigen silbernen
Knöpfen, Lederkappe und Sennenpfeifchen.' G Kai.
1891 (GoT.). l'Jn hüpschc Schlüfer a" de'' Wand ond
e" Hempli loiss me Sehne. AToiil. 1899 (GT.). —
3. SMüfferli, = Schlüff-Chüechli (Bd 111 142) AaL.,
Zof.; B, so Gr., S.; S (Joach.). Epfel- old Bire"chiechleni
old Schllfferleni. Bärnp. 1908 (BGr.). — Zu la vgl. die
Bed. .Dachshund' bei Gr.WB. IX 687; Fischer V 940; an
beiden Orten aucli Entsprechungen zu nnsrer Bed. 2. Sclilüß'er.
Zuname eines Mannes, der überall hineinschlüpfte, um zu
, mausen' BGerz. SMüfferli m., Fainilienzuname SchwE. Vgl.
noch ,Schläuffer' als Vurschriftdeutschung von Schluß (s. d.)
bei SHochh. 1693.
Öre''-Schhilfer, in GrD. (B.), Ths -i-: 1. Ohrwurm,
Forficula aur. ,Ap"M., Stein (T.); GrD., Ths; G (ver-
breitet, so auch Ms, Rh.); TnAmr. Syn. Orele(r)
(Bd I 417); GäbeU-Glgger, O.-Griibel, Hurrliä (Bd II
176. 691. 1607); U.-Müggel, -Niggel (Bd III 132. 706);
-Schlieffen (Sp. 161). — 2. a) Eintagsfliege GEbn.. Nessl.
— b) Wasserj ungfer, Libellula ApLb. ; GRb., so Marb. —
Schweiz. Idiotikon IS.
3. .gemeiner Tausend fnss, Scolopendra forflcata' GrD.
(Bühl.). — Da GrD. Entrundung nicht kennt (auch kaum je
gekannt hat), ist -i- hier als Entgleisung oder als Entlehnung
zn betrachten ; vgl. T»<:hif]jt" (auch GrD.) unter Schtie/i (Bd VIII
102S f.), -achlipfrr neben -tMüpßr (s.d.); die Angabe wird
neuerdings zugunsten der Form mit -«-, für die nach dem Vb
-äu- zu erwarten wäre, abgelehnt. Bed. 2 erklärt sich aus der
Ähnlichkeit der Larven (übrigens ist auch die Vorstellung, die
in Bed. I zu Tage tritt, tatsächlich nicht begründet). Bed. 3
viel], durch blosse Verwechslung.
H a, g- Schill If er (bzw. -i-, -äu-): 1. wer gern durch
Zäune schlüpft. ,Schwieriger ist es schon, die Hag-
schliiffer, Zünbodiger Raison zu lehren, Tiere, welche
sich auf den Sport verlegen, Zäune zu durchbrechen.'
Bärni). 191 1 (BG.). De'' Spänni, Wi"bisser, Hagschliifer
und Mugge'fuess, fingierte Personennamen. ONag.
1910. — 2. H.-Schlüffer GT.; S, -Schlieferli oBs,
-Sehlüjferli (bzw. -%-) BE. und It Zyro; S; Ndw,
-Schläufferli BGr. (-ei-J, R., Zaunkönig, Troglodytes
parv. (Motacilla trogl.); Syn. Muren-, Zün-Schl.; H-
Schluff, -Schlupfer. Nach vereinzelten Angaben auch
Grasmücke, Sylvia curruca (Syn. Stüden- Schlief fi). —
3. übertr., Wildfang (von Kindern) BE. — Zu 2 vgl.
HSuolahti, Die deutschen Vogelnainen 1909, 84.
J u p p e ° - .S'cfe?»//'er : a) Einer, der sich bei den
Frauensleuten herumtreibt ApH., K., M. (T.). — b) wer
keinen Mut hat GBh. (St.''), wer (aus Furcht) vom
gegebenen Worte zurücktritt, sein Wort nicht hält,
Treubrüchiger ApH., K., M. (T.) und It einer andern ä.
.Aufzeichnung: BG.; „GStdt", We., dienerhafter Mensch,
Speichellecker GStdt. Abi. Jeppe"- Schlüfferi f.:
Auskneifen BG. .Russland klebt wie ein Zägg an dem
erhaltenen Versprechen und will von keiner Jeppen-
schlüferei [von Seiten der Türkei] Etwas wissen.' B
Volksztg 190-3 (Bauernstube). — M-üre"- Schllfferli:
= Hag-Schl. 2 1]. — Baum-Schtüfferli: kleiner grüner
Baumspecht Gl. — Binse" -Schlüffer: Vogelname,
Binsensänger, Acrocephalus aquaticus. VSV. 1916. —
.Brunnen- Seil liefer' : V'ogelname.l827, L. — S t ü d e ° - :
Strauchdieb. Nur in einer Verwünschung: ,Als RPtiffer
zur Stuben uss welti, do schrüwe im HSchoub nach:
Das dich Botz wunden als studenschlüfers sehend! do
seiti RPfiffer: Hans Schoub, lass mich mit lieb, ich bin
kein studenschlüft'er.' 1526, Z. — Zü(n)- (in FJ. auch
Zun-) Schlüffer FJ. (jünger); Gr tw.. so Hald.; GMs,
Sa., -Schläuffer FJ. (älter), -Schliifferli BSi. und It Zyro;
Gl, -Schläufferli Gr]).: = Hag-Schl. 2. ,Um dieser
Gabe [zu wissen, was Andre denken] teilhaftig zu
werden, muss man den angeblich auf dem Grunde des
Nestes eines Zu"schlüfers befindlichen kleinen Stein
auf sich tragen.' WManz 1916 (GSa.).
schliefferle". Nur Schliifferli' s, = Gätterli-,
Chetten-Schlieffen (Sp. 169) BU. .Der Weg von Ried
nach Enggistein war [um 1825] ein willkommener
Tummelplatz für die Meitscheni und Buben, welche
zusammen, bald im Kettentanz, bald mittelst Schlüfer-
lis in die 30 Minuten entfernte Schule hüpften.' Helv.
1888.
Schlieffete» f.: = Schlieffen (Sp. 169). ,Von
Schleuffeten und unehelichen Beiwohnungen', Titel.
1631, Gl Ehesatzungen (hdschr.).
Br \x gge°- Schi üffete": = Brugg- Schlieffen (Sp. 169)
SoH (auch It Kirelih.).
Stüde°-Schlieffi Stüdu"schliffi n.: Grasmücke
W. Syn. Hag- Schlieffer.
179
Schlaf(f), schlef(f), schlif((), 8chlof(f|, 8chlnt(f)
180
schlieffig schlüffig B; Gl, (g')sch,läuffig GrD.:
1. leicht das Einschlüpfen gestatten J. zB. von Ärmeln mit
Seidenfutter Gl. Geschmeidig GrD. — 2. von Personen.
a) ptittig. gewandt Grü. Es g'schläuffiqs Pürstli. —
b) müde, matt, verdrossen B. — u(n)-, o"- schlüffig,
in Gr It Tsch. -scUäuffig: Gegs. zum Vor. 1 Gl, von
Speisen Gr (Tsch.).
Schlieffling ni.: wer sich (in Winkel) verkriecht
von einem Winkelprediger. ,Wie die hall schritt wider
sölich schlütling [vorher geht die Vadianstelle unter
in-schlieffen] und winkelmurmler des widertoufs be
zögt.' Vad. (Worte Vad.s selbst).
Schlot'f(en) s. Schlopffen).
.schlofere": = «cWodere«6(Sp. 8ü) .^p; Gl; GEh." —
Zur Sippe von sMu/m; vgl. zum Bed.-Verhältniss die Gruppe
achlab- (Sp. 4 ff.).
Schloff f.: Bahn zum Schlittschuhlaufen BStdt (zu-
nächst Gassenspr.). — Willkürliche Entstellung aus «cä;s/-
fs. Sp. 149): vgl. aus der BSchiilerspr. Ooge-, Pföjli, Blö,li
für Gige", Pßßi. Bleistift (OvGreyerz).
Schlaffere": PI., Schlittschuhe BStdt (auch bei
OvGreyerz 1898).
schlöfferle": Schlittschuh laufen BStdt.
Sehluff s. Schlupf.
schlafe" (Ptc-e«). mit, haben', in Bed.2a mit .sein':
1. „schlapp niederhangen, schlumpen, von Kleidern. So
schluffen oder schlüffeln weite Kleider um den I-eib
VO." — '2. von Personen, a) .schlapp einherwackeln
VO. — b) gedankenlos in den Tag hinein leben, sich
lässig und schläfrig benehmen B; L; Zg; Z." Langsam
arbeiten L (ERöthelin). — St.s dun-hgängige Schreibung mit
-/- bezeichnet lediglich die Kürze des vorausgehnden Vokals.
Über weitre Beziehungen und die Etym. unsrer Sippe, deren
Begriffskern .schlaff, lose herabhängend' ist, s. Gr.WB. IX
810/2; Mnl. Woordenboek VII 1295 f. (»loef, »lof, sloffe);
Franck' 896 f.; Fick* III 542; vgl. auch iMofertn. Schlüffel,
„htop/en. Eine Parallelform ohne den anl. Kons, liegt iu
UfWlig. Lnferen. viell. auch Liiji (Bd III 1576 f.) vor; vgl. dazu
Franck'ü92f.; FickMlI376.
schlufene": = schluderen 3b (Sp. 89), mit dem
Nbbegriff der Gleichgültigkeit UwE. — Abi. von SMußi.
ume°-: zwecklos herumschlendern, vagabun-
dieren Gl. .
g'-schlufenet: am Leibe herunterhängend,
schlotterig, zu weit, von Kleidern GbEngi; Syn. ge-
schluttig. G'schl. Hose; c g'schl-s G'tcand. — Abi. von
Schluß I. , ,.. .
schluferig, in Ap schlo'feri(g): a) nachlassig ge-
kleidet .\p; U. — b) unordentlich arbeitend U.
g'-sch'lufet: a) unordentlich, , schlumpig Vü";
ScBW, so E., Muo. I)e chtrst doch hüt g'schl-s! Schw
Muo. Etw. g'schl. mache [ausführen] SchwE. —
b) moralisch nachlässig, sorglos SchwMuo. E" g'schW
Ma'" chund nie zu Nüd, bringt es zu Nichts.
Schlufi (bzw. -o'-, in S tw. -ü'-), in ZO. It Stutz
G'sehlufi, in AApri. und tw. auch in SchwE.; Ndw für
Bed 2 Schlüfi (bzw. -i-) - m., PI. Schlufine" B, so
G M -ene" Ap (auch unver.); BE.; Th; Uw; Z (auch
un'ver.'), Schlufi-g.., -tga BBe., Hk., Ha. (-eti), R., n.
Uw (in Bed. Ic; PI. unver.); W (in Bed. 2; PI. -tm),
Dim. (in Bed. 1 b) Schlufelli (PI. -lleni) BBe., Schlüfeh
BGr (Schlifelli), ,0.": 1. Name von Kleidungsstücken,
a) Pluderhose Gl (Eochh.); Syn. Flauder-, Huper-,
Blöder-, Schlotter- Hostel (Bd II 1693/6). - b) (It AvRütte
bequemer, lose sitzender) gestrickter oder tuchener
Kittel (als Alltagskleid) für beide Geschlechter BO.,
so Be., Gr., Hk., Ha., Haslib. (.Kittel der Frauen, nur
zur Kirche' getragen'), R., Si. (ImOb.), auch = Under-
Schi. BBe., Hk., „Kittel, Oberkleid, zumal ein Alltags-
rock oder ein kurzes Ärmelwestchen oder eine Winter-
kleidung für das weibliche Geschlecht BO." Synn. s.
unter Schöp (Bd VIII 1006 ff.), Schlotten, Schlutten.
Friejer hei"-s' zem [weiblichen] Haslig'tcand nummen
Schlufigen 'trägen, düo sin düo die Schlotti üfchun BHa.
Es het du cife' so warm g'macht, t'* 6t" du reuig werde",
han-i'>- der Schi, mit ufs Feld gno" W" han-en ab-
■zöge" BO. (AvRütte). ,Die Arbeiter schwitzen [in
einem gewissen November] im Sonnenschein und ziehen
den Schlufi aus' BHa. ,Nach Freigebung der Tracht
giengen, noch vor 40 Jahren. Männer bei schönem
Wetter an gewöhnlichen Sonntagen ohne Schi, ja
häufig im Melchhemmli oder Melchmutz z' Chilchen.'
BXrnd. 1908 (BGr.). S. noch Gtogg tt (Bd 11 611);
biiessen (Bd IV 1753). RA. Es ist um ne" Schi, wermer
fchelter), entspr. der RA. mit Schöp (Bd VIII lOlOo.)
BGr. Dim., Leibchen, Jäckchen für kleine Kinder BBe.,
Gr., „Flügelkleidchen BO." .Welche Befreiung, wenn
das Fdsch an die losere Einwicklung ins Goimmer-
tech'elli und an das Schlifelli getauscht wurde!- Barnd.
1908 (BGr.). — c) Muff Uw (allg.); Zo. Synn. u. Schlavff
(Sp. 120). ,Der Mutter extra einen schönen Schi.', als
Weihnachtsgeschenk. Ndw Kai. 1894. .[Die Mutter]
hatte gewiss Nichts gegen den neuen Schi, gehabt
und auch Nichts gegen den neuen Mantel ... ein
junges Meitschi muss nicht kommen wie ein Garten-
löli.' Obw Blätter 1899. - 2. von männlichen Personen,
gelegentlich auch Tieren (s. unter ba). a) mit Bez. auf
Äusserliches. a) auf Auftreten, Kleidung. .Gedrückt
einhergehender Mensch' oBs (Seiler); B (AvRütte zu
Gotth.), „Mensch, nachlässig in seiner Kleidung wie
in seinem Gange [vgl. schlufen .2a] VO", in Haltung
und Kleidung unordentlich, verwahrlost aussehender
Mensch AaP. und It H.; Ap; L; GF., Wl., Wb.. Widn.;
SOlten ; Z. (Denher) cho" (auch üsseh") wie e(n) Schi.
Aber wie d'hüt aW'' ivider einisch de'her chunnst! hed-
me» au'" scho" sö-n-e" Schi, g'seh"? L (ERöthelin).
Imene' schüli"'' chorze' Böckli ond lang ve-frä^sslete"
Hösli bü off "e" Boden abH" ond met-eme" chlinner
Büetli wie en Schlofi. ATobler 1909. — P) auf Ver-
mögen, soziale Stellung, Bildung: armer, ungebildeter,
verachteter Mensch der untersten Klasse BE.; Gl
(JHefti); S (JHofst.). DLebCsg' Schicht ... W mängem
verachtete" Schlü'fi [ist] mängisch vil churzwiliger a's
VO" mängem stolze" Höchg' stellte". JHofst. 1865.
[Mutter mit Bez. auf die Neigung der Tochter für einen
armen Geisshirten:] Ich will jetz schu" luege", ■'as' das
G'ß's mit dem Schi, üßort. JHefti 1905. Si [die Stadt-
leute] wurde" cerwungeret si", ive""-si wiissti", was der
g'ringst Schi, i" mi"'m Dörfli cha"" us dem Buech [der
Natur] use" lese", wer" die "bildete" Liit scho" lengste"
meine" hingerüs zSi". Loosli 1910. En arme- Schi.
1) armer Schlucker, Teufel BsL.; B, auch 0.; ZO.
(Stutz). A.: Was-me" de" riche" Lüten au'" für Er
a"tuet! B.: Er [der Pfarrvikar, für den der Wirt um-
ständliche Vorbereitungen trifft] chönnt's dann ha"
wie mir, wenn-er esö en arme-- G'schl. war. Ja nu,
im Himmel ist doch aW" kein Unterscheid. Stütz. ,Ich
wollt doch nicht um viel Geld, und wenn ich auch
181
Schlaf(f), schlef(f), schlil(f), 8chlof(f), sclilaf(f)
182
schon ein armer G'schl. bin, dass ich nicht ein wenig
schreiben und, was ich denke, aufs Papier bringen
könnt.' ebd. (Bruchstücke aus dem Hausiererleben des
Kalender- und Papierhändlers Salomon Merk). U"''
wenn jets Öpper meinti, i" dem armselige" Nest sig en
arme^ Schi, g'wont oder e" verlasse"s hungerigs Fraudi
mit-eme" Tschupp Chinder, so zieht er da am letze"
Trom. B Dorfkai. 1887. — 2) (infolge seiner Lage, Ver-
hältnisse) bedauernswerter Mensch B; Z (in ßttl. auch
en elände'' Schi.). De' arm Schi.! Er i seh geng stiller
ivorde", geng sorge'voller : de"" arm Schi, het Ei"'m i"
der Sei verbarmet. Schwz. Fraüenh. 1904. [Frau zum
Manne:] Gel', du arme'' Schi., du bisch g'wüss grüsli"''
i" VerlegCheit g'si" [durch meine Schuld]! FEbers. 1897.
[Tante zum Neffen:] Du bist doch g'wüss grüsH'''
hungrig, du arme'' Schi! ebd. 1905. Die arme" Schlufinef,
wo da teuf im Bode" nide" . . . müessen i" der Feisteri
Chole" pickte". JBürki 1916. — b) mit Bez. auf Veran-
lagung, Charakter; wobei Bed. a tw. noch mitspielt-
a){körperlich und geistig) schlaffer, träger, energieloser'
dabei gutgearteter, gutmütiger Mensch, (guter) Tropf
AASt., Fri.; Bs (Seiler); B (allg.); GrV.; LE.; Sch; S;
Uw; W, „guter, etwas einfältiger, willenloser Tropf
B; L; Zg; Z", mit dem Nbsinn des Schwerfälligen,
Ungeschickten, Unanstelligen AAAar.; BBe., Si.; SL.;
ZBül., Kn., .fauler Kerl, marcidus' Bs (Spreng),
.ignavus.' Id. B. De'' het kai" Lebe", er isch "umme" so e"
Schi.! Bs (Seiler). (), si düeje" de" Schi, hundertmal
für e" Nar''e" ha"! ebd. De'' Seht, isch du' richtig
ine"'tappet [in die Falle gegangen] B (AvRütte). /'*
w^t nümm tmde"dür'''''e" und-mer [von der Frau] la"
kommandiere" wie-n-e" Schi. üvGreyerz 1913. , [.Mutter
zur Tochter:] Es solle doch nicht so dumm machen.
Die, wo am wüstesten täten, die heirateten zuletzt
noch am liebsten, wenn es Ernst gelte. Einmal ich
nicht, sagte Vreneli; ich will keinen Schi., wie sie alle
sind. Ich wüsste nicht, was ich so mit einem Schnürfli
(von schnarchen) anfangen sollte.' Gotth. Er isch e"
Schi , er isch gäng hinge"dri" S. Bisch e" Schi., bringsch-
es zu NiU! ebd. De'' Ghätzis Schi.! Schelte B (Zyro).
S. noch Gusli (Bd II 475). ,Nihil pericli est, förcht
dir nit, du schlutfe, stand mir yetz da still!' Fris.
,Es ist ietzund warlich der Sitt, wan einer gat zun
Gsellen nit und ist nit Tag und Nacht bim Wyn, so
halt man in für ein Schlufin.' XVll., ZVVetz. (Ofen-
inschr.). Mit Adj. Bist du nümme'' der altmächtig
Mülli-Lieni? . . . Bist du esö en arme'' Schi, werde",
dass-di''^ vor Wibe"tüne" für'He" muest? JJörger 1920.
En tumme' Seht. ZBül. ,En i-'"fatte'' (schwaclisinniger)
Schi., der keine Stunde in die Schule gegangen, nid
cha"" drü zolle".' Barnd. 1911 (BG.). 's Jörglihanse"
Frau het die nächste" acht Tag atlmöl uf ''e" Bott
g'schumpfe", er sig e" langsame" Seht.; bis De'' im Dörfti
umme" 'tsclialpet si", cliönnt-men e" Wösch tröchne".
JReinh. 19U1. E" freine" (B), guetc (AAKiill.; B; G
Rh.; Z), guetmüetige' (B) Seid. Frisch en ertigi Hut
g'si", e" fr eine" Schi. SGfeller 1919. Ü"se'' Schu'meister
ist e" freiner Schi. Gotth. , Buben, die nur von dem
Landvogt gehört, entweder er sei ein freiner Sclil. [,ein
gutmütiger Tropf.' 1861] oder ein böser Tüfel oder
e" grusam e" Stolze'.' ebd. ,Der Schlauste ist er nicht'
aber arbeitsam und sparsam, daneben ein guter Schi.'
ebd. Du redst doch grad z'votlem, was du für ne"
Grüsel hättist vomene" Ma""; ini'* diiecht's de"" geng,
du heigist e" guete", gäbige" Schi. CWeibel 1888. ,Ach,
er [mein durchgebrannter Mann] ist daneben doch
wieder ein gruslig guter Schi, gewesen, und wenn ich
ihm nur ein wenig küderlete, so konnte ich ihn um
den Finger lyren.' FEbers. 1897. Gtaub-mer's, Kätheti,
e" bessere" Seht. gV't's nid [als dein Zukünftiger].
AHeimann 1899. Z'tetst verleideti's de"" de"weg •'em
freinste" Schi. Loosn 1910. S. noch Eibel(Bä VI 50M.);
hinder-setzt (Bd VII 1692M.). Gelegentlich von Haus-
tieren: De" Muni isch zwar e" freine" Seht. g'si".
SGfeller 1911. — ß) (im Äussern, bes. aber dem
Wesen nach) schlampiger, unordentlicher, liederlicher,
unzuverlässiger Mensch AaF., Fri.; ApI., K., M. (T.);
Gl; L; Scbw; mTn; Uw; ü; W; Zg; Z, „Person, mit der
man Nichts verrichten kann B; L; Zg; Z", .fauler
nichtsnutziger Kerl' SchwE. 3tit Schtufinu" ist Ni.r
anz'fäh" W. Nimm-mer Denu" nit [zum Manne], Das
ist es Schi., mit Dem chu"st z' Nix! ebd. Us dir wird
siner L'ebtig Nüd, der [du] bist und blibst er Schi.! L
(ERöthelin). Das [der neu eingestellte Arbeiter] ist
jö ne" üsg'machtc Schlauri und Seht. ! ebd. Erst tetzti
Wuche" het-mer sö-n-e" Schi. Hose" g'macht, wo-mi'''
pucke" mues', wenn-i''' mi" Schnupftrucken us ''em
Bumper hole" will. Fürsi (Z). lez isch de"" Lecker nonig
cho" [ein Kamerad zum Stelldichein], und 's schlohd
bald halbi Dru; Herrje, teer hed au'"" söne" Schi,
g'seh"! Schw/d. (L). Wer aber bis z' Mittag nüd über
''e" Weg chunnt, ist der Seht, g'si" [der Sattler]; er
heig mües'en es Brütfueder gu" ablifere", und Das sig
eben Arbet, wo-n-en Allem Vorgang. CStreiff 1906.
.Murcidus, ein törpel, lurtsch, langsam, trag, schluife,
narrachtig; piger, faul und trag, langsam, schlufe;
dormitator, schlätferig, das ist liederlich und unsorg-
sara (ungehorsam [!], faul, hinlässig. 1556), ein
schlurt'e.' Fris. (auch 1541); s. auch die Stellen aus
Mal. unter ,Schleuf-ins-höuw' (Bd 11 1820); Schlaffer
(Sp. 112). .Murcidus, trag, faul, Schlufe, langsam.'
Denzl. 1677. 1716. ,Füler schl.' ,Hudlumper sind do
[in Paris] euch on zal, die gassen füllent uberal mit
lutem gschrei, das es erhelt, wie wol sy dorumb [um
die Lumpen] gönd kein gelt, die tuschent s umb nadlen
undguflen: furwar, das sind die fulen seliluffen.' Bletz
1536; s. Anm. ,So muoss es ein grosse schand und
uner sein, so man die faulen, unnützen und schädlichen
schlufinen [,Schläuffer.' 1693] und faulbelzen in einer
statt ... duldet.' SHocHH. 1591. — y) Schleiclier Aa
(Rochh.); WMü. Es ist es rechts Seht. W. .Der Mann
war ein Hehler; man nannte ihn nur schlechtweg den
Schluffi wegen seiner schleichenden Manier. Er war
ein höchst verdächtiger Mann und trieb, um sein Ge-
schäft besser verdecken zu können, einen Handel mit
allerhand alter Rüstig.' Scuwz. Unterh. 1860 (B). —
8) nichtsnutziger, gemeiner, charakter- und gewissen-
loser Mensch, Spitzbube. Halunke, Schuft Aa. so F.
und It Rochh. (.Mädchenjäger'); Ap (.Lotterbube' It
T.); Bs; Gl; Gr. so Chur, Filisur, Spl.. Val. (doch
überall als junge Entlehnung empfunden); G. so T..
We. und It Id. 1799; SchR.. Schi.; SG.; TflEgn.. Hw.,
Mü.; Obw (Blätter 1900); ZO. und It EEschmann 1916.
Er ist en {rechte"; Cheibe"J Schi.! I"'' wo't de" Seht.
nümme'' seh" i" mi'"m Hüs inner! SchR. De' Seht.!
Von einem treulosen Liebhaber im Munde der Ver-
lassenen. EEschmann 1916. Lasch d's Chind gü-", du
verdammte" Seht. ! zu Einem, der sich an einem Mädchen
vergreifen will. CStreiff 1899. Die vermaledite"
Schtufene" heige" jetzt de"" bald üsg'regiert! Obw Blätter
183
Schlaf(f), schlef(f), schlif(f), schlof(f), gcliJnf(t')
184
1900. — e) gelinde (oft sogar gemütlich-scherzh.)
Schelte zB. auf Jrad, der sich verspätet, einen Auftrag
nicht richtig ausgeführt, übh. sich als unzuverlässig er-
wiesen hat, Schlingel G (.schlimmer Geselle, ernst- und
scherzhaft gebraucht'); Sch; Tb (einzelne Angabe); Z,
bes. auch für ein Kind, das sich ungeschickt oder unartig
benommen hat Aa (Rochh.); ,Sch; Th; öZ.' Du bist
doch en rechte' Schi, du, dass d' so lang nüd hei"-
chunst! Z. Du bist au''' no''' en nette Schi, du! hat
d' Piireni zum Chnecht g'seit, ivo-n-er über's voll Milch-
chessi i'e" g'stolperet ist ZO. (Messikommer 1910).
[Freund zum andern:] Ö du Schi, du! i''' weiss iez,
wa' du im Schild füerst! ANeher 1900. De' Schi, de' !
von Einem, der es mit der \Yahrheit nicht genau nimmt,
ebd. S. noch näch-jmrlen (Bd IV 1522). An eine weib-
liche Person gerichtet: [Onkel zur Nichte, die ihn zu
wiederholten Spaziergängen veranlasst hat, auf denen
sie ihren unbekannten Geliebten wieder zu finden
hofft:] Hermine, du bist en Schi., en Erzschlufi, du!
ANeher 1906. — 3. „Keil zum Holzspalten BO.", dicker
Holzkeil zum Nachhelfen, wenn ein dünner nicht mehr
genug treibt BHk.
Zur Bildungsweise Tgl. im Allg. EOdermatt 1903, 71 ff.;
das überwiegende Fehlen des Umlauts Hesse am ehesten an
deverb. Abi. (von arhlu/en) denken. Zu G'nchluß vgl. G'hudi :
Hudi (Bd II 1001): G-Khlahi : SvMabi (Sp. 5) üa. Das neutr.
Geschlecht (auch in Hirt-, yacht-Schl.) ist das urspr., der PI.
auf -in*" eine Umbildung aus dem neutr. auf -tni. Über den
PI. auf -i"(/a s. Festgabe Kaegi 1919, '222; bemerkenswert ist,
dass diese zunächst auf Personeubezeiehnungen beschränkte
Bildung bei unserm W. auch auf Sachen übertragen ist. Der
PI. ,schluffen' bei Bletz 1536 (unter 2bß) weist an sich auf
einen schwachen Sg. ,schluf (vgl. nd. «(ujfni., alberner Mensch);
doch liegt sehr wahrsch. eine durch das Reimbedürfniss ver-
anlasste Form (st. .schluftinen') vor. Analogien zum Neben-
einander von Bed. 1 und 2 vgl. unter echlvti- : achlull-; gegen
Herleitung von 2 aus 1, wozu die Bed.-Entw. von Schop
(Bd VIII 1006 ff.) veranlassen könnte, spricht die Verbreitung
von 2 in andern germ. Dialekten. Die Unterscheidungen unter
2, zumal unter 2 b, sind in der lebendigen Rede zT. nicht so
scharf, sondern fliessen vielfach ineinander. Nicht bestätigt
ist eine vereinzelte Angabe .ungehobelter Mensch' aus SBib. :
vgl. dazu Schlüffel. In falscher Richtung etymologisierend sind
Deff. wie die Hunzikers: , Mensch, der überall herunischlüpft
und der in seinem Anzug unordentlich erscheint'; vgl. auch
schon ,Schläuffer' in der Jüngern Bearbeitung von SHochh.
1591 (unter äbß). Zu 2ba gehört Schi, als Cerevisnanie bei
ZStudenten schon I8T0. Bed. 3 ist zweifellos hieher zu stellen,
wenn auch der Ausgangspunkt der Übertragung unklar ist; vgl.
allenfalls , Schlingel' bei Gr. WB. IX 729 (zu Knde des Art.).
Under-: ünterleibchen (der Männer, Frauen,
Kinder) BBe.. Gr. .Heimeliger sieht sich das sommer-
liclie Ausgehkleid an. Über Hals und Brust legt sich,
den gestrickten U. oder das ebensolche Underlibli
bedeckend, das Libli.' Barnu. 1908 (BGr.). — Hirt-
BHk., Ha.. Hirte"- BHk., Hirter- BGr.. in BHk. n.:
Hirten-.Henid-, -Bluse, zB. beim Füttern, Melken ge-
tragen. Sjnn.u.FMe«cr-i/en!d(BdlI 1299); Schlieff'er.—
C h ü d e r (-ü'-): Hirtenbluse aus Ch- Tuech BGr.(Bärnd.).
— Nacht-: weite Nachtjacke für Frauen BHk., = ,A^.-
ScWMCÄ«t''(Sp.79). St.»(oO.).— Sunn-tag-: Sonntags-
rock. ,Mati redet im Sinn des Festkleides vom S.,
vom Hochzitschluß.' Barnd. 190« (BGr.). — HOch-zit-:
Hochzeitsrock; s. das Vor.
sclilufig, in ,V0.-; L auch g'-, in AiZein.
schlüfig: a) = schluferig a, ge-schlufet a (Sp. 179),
.schlumpig von Kleidern", von so Gekleideten ,VU";
GRChur; L, .armselig. schlami)ig' GWl. (Syn. schöflig
Bd VIII 381), , unordentlich' TnKessw. ,Der Kerl
kömmt schluffig oder g'schlüfflig gekleidet VO".
G'schl. daher cho" L. — b) „lässig und träge VO",
nachlässig, flüchtig, oberflächlich L; SchwE.; üwE.;
Zg, schläfrig, liederlich Th, schlaff, energielos AAZein.
— e) lumpig, minderwertig. Nei", vW so-me" schl-e'
Chuchitragüner [Ordonnanz der Soldatenstube] 1ä''-mi'''
nüd am Nar''e''seil ume" füere'. EEschmann 1917.
Schlufinge°: Neck-, Spottform für Lufinge" (Ort-
schaft bei ZKlot.) Z (Dan.). — Vgl. Si-hlußin.jtn (s. d.) und
Dielendorf für Dübendorf.
schlufisch: = schlüfig a ü (DrMüller).
Schlüfel Schlifel m.: einfältiger Mensch, Tölpel;
nachlässiger, gleichgültiger Mensch UwE. (ä. Angabe
von P.Vogel); Syn. ebd. Schlufi. Du Leeli, du Lämpi,
du Laali, du Schlifel, du Schlänggel! Talhochz. 1781.
Du erz Donners Schlifel! ebd. S. noch Bd VII 786o. —
Der sonst sehr zuverlässige Gewährsmann für UwE. gibt die
Formen mit -ii- und -i- neben einander an: die dem örtlichen
Lautstand widersprechende erste Form muss doch wohl kon-
struiert sein. Vgl. übrigens das etym. identische taMujfel
(Sehlißelf.
schlnfele° Z (Dan.), „scMüfle''' : 1. = schlufen 1
(Sp. 179; s.d.) „VO". — 2. a) = schlufen 3 b „B; L;
Zg; Z". — b) wie ein Schlufi (in Bed. 2aa) aussehn
Z (Dan.).
„\ e T ■ schliifle' : Etw. durch Schlüffeln (s. das Vor. 2a)
verscherzen, verlieren B; L; Zg; Z."
„g"- schlüflet": = schlüfig a „B; L; Zg; Z.'
Schlüfli m.: wer .schlüfelt' (in Bed. 2a) ,B; L;
Zg; Z".
„(g'-)schlüflig": = scÄi!//?(7a (s.d.) und b „B; L;
Zg; Z".
Schlüfli°ge°: fingierter Ortsn.; vgl. Schlufingen.
,Der Weg nach Sprüzligen führte durch Schläfligen.'
GoTTB.; nachher ,Schnärfligen'.
schluffig s. schlüpfig.
Schlüffel S, Schliffel B — m.: 1. junger Mensch
oline Ehrgefühl, Lernbegierde, Energie S. ,\Vo wil
dann ein solcher schlitt'el und faulenzer darnach hin,
der nichts hat gelernt?' HBull. 1597. .Jetzt aber kan
man alle Stund sternvolle Limmel zeigen; in dem Fall
seind Schiffel und Schliffel eines Glifters, dann beide
wollen stäts im Nassen stehen.' S Kai. 1741. ,Ein träger
kraftloser Schlüffel.' Gr Sammler 1784. — 2. a) un-
geschliffener (auch geckenhafter) Mensch, Schlingel B
(It Freudenb. meist von fremden Handwerksburschen).
Er ist en Seht.. Grobian. Sprww. 1869. — b) falsch
etymologisierend auf die Abgeschliffenheit, Gerieben-
heit bezogen; vgl. Gotth. EB. 446. ,So ein Ab-
geschliffener (verkürzt Schi.) zu sein ist ein kommod
Ding; denn diese Abgeschliffenheit ist das Vorrecht und
zu gleicher Zeit das erste Kennzeichen des Vornehm-
seins.' GoTTH. ,\Veil ich als ein armer ungeschliffener
und darum gemeiner Schulmeister von vielen Schliffein
(dh. Geschliffenen) verachtet und mit hoher Nase an-
gesehen werde.' ebd. ,Dem Baumwollenhändler sagte
die Mutter Nichts, an Dem hatte sie Niclits erzogen
und wusste wohl, dass man Perlen nicht vor die Säue
werfen soll. So einem geschliffenen Schliffel von
Religion zu sagen, dazu braucht es wirklich schon
einen grossen Mut.' ebd. — Etym. eins mit .^chlü/el (s.d.).
Unsre Form mit j?' ist (zuerst im XVI.) aus nördlichem MAA.
entlehnt (wohl in der Gesellen- und Studentenspr.l; vgl. Gr.
WB. IX 810/2, dazu Martin-Lienh. II 455; Unger-Khnll 545;
185
Schlaf(f)— 8chluf(f)- Schlag— schlug
186
Follmauu 451 ; Fischer V 958. Die Umbiegung in Bed. 2 b ist.
auch bair. (s. Gr. WB. aaO.). Hieher auch .Schüffei' (Fehler
für ,schl-') iu einer ZQuelle von 1561 (Bd VIII 393).
schläferen: geräuschvoll schlürfen. zB. einen Brei
GrV. — Aus ' »vhhh-fere" (zu »iWurftn. schlürfen); vgl. Diese
und nchurßen mit Anni. (Bd VIII 1250), sowie Schni.» II 512
(echlu(r)/mO; Gr. WB. 1X687 (,schliefern'). Die auffallende
geographische Beschränkung des Vbs auf Aa (s. inen-srlil.) und
Gr beruht also auf zufällig gleicher Lautbehandhing.
i"e°-: geräuschvoll einschlürfen swAa, so Aar.,
Rued., Zof. [Bauer im Hotel:] Esö cha"'-me'' jo doch
en Suppe" nit chüste", dass-men au''' Oppis dervo" het,
ive^-men Ei'"m nit e"möl aw'' e"chll" darf q'höre' die
i. AGvs[ 1899.
Schlaft f. s. Sp. 82 u. — Nicht bodenständig, sondern
poet. Reminiscenz: u» Wahl und Schluß (: l.uß). Schwzd. 26, 85
(Mey.-Mer.).
Schlag — schlug.
Vgl. die Gruppen svhhujfj usw., schlah usw.
Schlag (bzw. -ä-) m., PI. mit Primärural, (doch in G
Krumm, -ä-, in ApLb. ■€•■). Dim. Schlagli Gl (in Bed. IIb,
nach andrer Angabe -e-). mit Sekundäruml. Ap; GRh.,
T.; oTh, mitPrimäruml. Aa; Bs; BE., Gr.; Gl; L; GA.;
ScB ; SoHw, so E. ; uTh ; Uw ; Z, Schlegeli Bs (in Bed. 1 1 a,
neben Schlegli): wesentl. wie nhd. 1. a) Schlag mit der
Hand, dem Pusse, einem Werkzeug usw. a) vom ein-
maligen Akt. allg., doch zT. volkstümlicher (und
spezieller) dafür Fits (Bd 1 1151); Gmgg (Bd 11 365);
Chlapf (Bd 111 669/70); Putsch VII (Bd IV 1936/7);
Bratsch (Bd V 1012) ua. Er hat e(>0 Schi, übercho' uf
de Chopf. ,[Üem Schlitten] zu augenblicklicher
Schwenkung nach der erforderten Seite rasch mit dem
entgegengesetzten F'uss es Schlegli old e" Zicick anhi"
gen.' Bärnd. 1908. ,Der schl., das schlahen und tülppen,
verberatio, contusio, planctus [usw.].' Fris.; Mal. ,Ein
schl., das hindenauf schlahen mit den füessen, ealces.'
Mal. ,Wöllicher aber den andern überschnydet oder
übermalt, der sol das bessern ... nämlich für jede band
voll mit der sichlen und für jeden schl. mit der sägessen
mit 3 ß.' LAltish. Zwingrodel 1577. ,Bluotiger schl.',
durch den der Getroffene ,bluotruns' (s. Bd VI 1152)
gemacht wird. ,Wer deheinen wundet oder bluotigen
schl. tuot mit gewaffneter band . . . der sol varen von
unser stat.' 1436, B StR.; wiederholt. .Einen schl.
tuon'; prägn.: ,Uo herzog Albrecht im [Adolf von
Nassau] oblag, Habspurg im Ergihv tet den schl.' 1415,
LiL. Er tued liei" Schl, Nichts Gr (wohl L.); Syn.
kei" Streich; vgl. auch Clür (Bd 111 432). Z' Schl.
cho", zustande, zurecht kommen, (rechtzeitig) fertig
werden, auskommen mit Etw. (bzw. Jmd). sein Ziel
erreichen Aa; Ap (T.); Bs; B (auch It Id.: ,diffi-
cultates superare'); Gl; L; Sch; Th; Z, auf seine
Rechnung, nicht zu kurz kommen Aa; B; GW.; Sch
St. (Sulger); Th; Z, sein .\uskommen finden B (auch
Zj-ro); Z; Syn. z' Streich, auch z' Gatig (Bd II 338),
z' Rank (Bd VI 1134). z'Weg cho". 1''' chome" scho"
z'Schl, 's brücht-mer Niemer z' helfe". , Sogar recht
schwere Lasten bewältigt er [der Hausierer] wohl-
gemut ... weiss er doch, dass er seine Absichten er-
reichen wird und wohl mag z'Schl. chon.' Barnd. 1908.
Er chunt i" si"'n G'verb in alle" Teile" hesser z'Schl.
a's du. Schild 1866. Mir hätti" möge" g'fare" u"'' wdri"
nid schlecht z' Schl. cho". SGfkller 1911. Gel', de best
ned z'Schl. cho"! sagt man etwa spottend zu einem
Burschen, der bei einem Mädchen von einem andern
ausgestochen wurde AaF. Aber gab wi'-n-er [ein
Bursche] der Fitzer g'macht u"'' g'wirbet het, er isch nid
z'Schl. cho": Annemareili het-im mutzen u"'' packte"
B'scheid g'ge". SGfeller 1911. 's stünt mängff'
GscheidterC drüber, tvie das Wirrliwar' . . . si"'' viüess
löse" . . . und er chunt nit z' Schl. Breitenst. 1863. Der
best Maler chäm nid z'Schl. [wenn er die Schönheit
einer gewissen Landschaft wiedergeben sollte]. RvTavel
1916. , Der Tischgänger ...war ihm [einem Mädchen]
gar hülfreich bei schweren Geschäften, wo das Meitschi
nicht z'Schl. kommen ... konnte.' Gotth. S. noch
brötschtn (Bd V 1025). .Kriegsman: ... Ich hab im
Turgöw dis vernon, es solle z Baden houptlüt han, die
nemind all vil kriegsknecht an. Da meint ich, wenn
ich zschl. raöcht kon, so wölt ich euch mit in darvon.'
HsRMan. 1548. .Der Beichtvätter waren [bei einem
Kirchenfest in Bern 1475] 80, die doch nicht Allen
Beicht hören konnten, sondern Vil ungebeichtet weg-
gehen musten; darum hat man verkündet, man solle
nur die groben Sünden beichten ... damit Jedermann
könne z Schl. kommen.' Grüner 1732. De(re)" Weg
chom-i"'' nid z'Schl. Th. P'' bi" nu''' guet z'Schl. cho"
derbi, bi dem Handel, habe ein gutes Geschäft gemacht
AaF. Mit Öppisem (nüd) z'Schl. cho" Aa; Bs; B; Sch;
Th; Z. Chunst z'Schl. mit diner Arbet? We""-si [die
Pferde] mit der läre" Laffete" nid z'Schl. chöm [!],
sie nicht aus dem Sumpf zu ziehn vermögen. Loosli
1910. Cha""'s use", 's Für [aus der Lampe], tver weiss,
tvas's tribt! Mer chunt gli''' nümme'' z'Schl. dermit.
SHÄMMERLi-Marti 1913. ,Da [im Juli] gehen in die
Ferien die Lehrer und wer's noch vermag; die Andern
kommen sonst zu Schl. mit Hitz und Staubbakterien.'
DMüLLER 1913. .Unsere lychnam werdend [bei der
Auferstehung] nicht ... in einem augenblick an vilen
orten uft' einmal zegegen syn, wie etliche geleerten
verkeerten . . . redend und schrybend, uff das sy mit
anderen unbegründten in göttlicher gscbrift artiklen
dester bass mögind zeschl. kommen.' LLav. 1577. ,Dass
man mit einer gewnssen dingeten Wacht vill besser
zue Schl. und mit wenig mehrerem Umkosten, als
dissmahls geschieht ... ufkommen möchte.' 1662, Z.
Mit Ei"'m z'Schl. cho", mit ihm fertig werden, aus-
kommen Ap (T.); Bs; B; ScuSt. (Sulger); Th; Z. Guet
z'Schl. isch-es eine"iceg mit-ner [ein Mädchen mit den
ihrer Obhut anvertrauten Kindern] cho". RvTavel 1916.
[Pfarrer zum Helfer:] Dir w'erdet's ja anders müessen
a"gatti"ge", für einisch mit euer G'meind z' Schl. z'cho".
FStauffer 1917. .[Klage] wie die schaffnerin hin und
wider laufe, lüt bestelle und dinge, die iro werchtend,
garn aufkaufind, also dass niemand vor ir zuo schl.
kommen möge.' 1578, Z. ,Weil er mit disser seiner
Wuet by Hochverstendigen nit mögen zu Schl. kommen.'
1703, Z. Erweitert. ,Das er [Beklagter] sich mit
den puren, die in unser stat und uff unsern merkt
liorn füeren, wenn die ankomen, entspräche, so vil
das die puren vor gelüter glogken unserm bruch nach
das körn nit entschlachen, sonder hinder sich halten,
bis er demnach zuo schl. und merkt mit inen möge
kommen.' 1529, Sch. ,Er [der Versucher] weisst, dass
er mit seinen Versuchungen besser zu Schwung und zu
Schl. kommen mag, wann der Mensch einsam und allein
ist, dann wann er bei den Leuten ist.' FWyss 1677.
187
Schlag, schleg, sclilig, schlog, schlug
188
ry nfn) Schi., anf einmal Bs; Th nnd sonst. Schi,
uf Schi, sind Unglücksfälle, Verluste odgl. über eine
Familie gekommen ThMü. ; vgl. ß. Im PI. ,Jäger, bind
dein Hündchen an, dass es dich nicht beissen kann;
beisst es dich, so straf ich es mit 330 Schlag-, Anzähl-
spruch Z. ,Ein hürt sei globen ... solch vidi tugent-
lich an merklich schleg und swüer zuo halten.' 1530,
AARh. StR. ,Wie dass U Wild synen Vatter mitSchlegen
so übel misshandlet, dass das Aug ganz verschwollen.'
1668, ZGrün. ,Der Wundarzt ... habe ... befunden,
dass sein ... Kopf mit trocknen Schlägen, jedoch
ohne Blut, mächtig zerschlagen und gross geschwollen
... gewesen.' 1671, Z. «Während dem Exercieren
soll er [der Major] sich vor Schmäh- und anderen
ungeziemenden Worten und Schlägen wohl hüten.' B
Kriegsordn. 1764. S. noch Bd VIII 1759 o. Gew. wie
nhd. Schläge, Prügel (als farblosester Ausdr.) Aa; Bs;
B; Gr; Sch; S; Th; Z; Syn. Chnopf 9 (Bd III 750);
Piimpis ( Bd I V r26-l) ; Brügel 5 ( Bd V 5'2 1 ) ; Tatsch ; Wix.
Er het-mer Schiegg a'botte" GRNuf. Es setzt Schleg (ab),
gi''t Schleg. Die Schleg, wo-n-es denn [nach einem
dummen Streich] abg'setzt het. Loosli IPIO. E" settigen
ei'f alter Blösch, wo di Ändere" z' Gast het oder der
Grind für-se zuehe" het, jfe""'s Schleg gi''t. SGfeller
1919. ü"' we"''s der Piiggel voll Schleg gab, es miech
Nüt. ebd. 1911. 's Bäsi [das die Milch ausgetrunken]
hat g'meint, jetz geb's na''' Schlag. Mt'LLER-Blesi.
(Ei'"m) Schleg ge". ,Me'' müess . . . se [die Frauen]
heisse° schwige", u"'' we°°-si nit schwige" welle", ne"
Schleg geben, dass die Schwarten krachen.' Gotth.
Übertr. D'Geisse" gendkei" Schleg, tun keinen Schaden
ZF. (Bauernregel). .Niemand auch das Herz entfalle,
[ob]schon das Gluck ihn gfället hat; dann es kan Den
bald erheben, dem es zuvor Schlag hat geben.' Flog-
schrift 17r2. Schleg (üjbercho". ,Ein junger Bauer
... hatte ... Händel bekommen, er hatte Schleg bercho'
und Schleg üs'teilt.- Bärnd. 1914. ,[Ein] Blieb ... de''
. . . nit lert, nit folget W'' i' der Schnei alli Tag Schleg
lihercho" het.' Gotth. .Seine heiligen Schläge be-
kommen.' JoACH.; vgl. Bd II 1149/50. S. noch üs-
brätschen (Bd V 1015). Der Gring voll Schleg uber-
cho-. Loosli 1910. S. auch Bd VI 142o. Übertr.,
starke Verluste, eine Niederlage erleiden Aa und sonst.
,Ungladen sind sie [die Spanier] kommen von fern in
Pündten her, haben drob Schlag bekommen.' 1635,
ZiNSLi 1911. Neben bed. -verwandten Ausdrücken. ,Ein
guot balsam zuo früschen wunden und schlegen und
stieben und löcheren.' Arzneib. XIV./XV. ,So sy . . .
sieg nnd streich unbeschuldt hab müessen tulden.'
1484, Z RB. ,Ini Fahl sy Etwas ussage, wolle er sy
[der Teufel eine der Hexerei .\ngeklagte] mit Schlegen
und Streichen schenlich tradieren.' um 1640, .\pI.
Malefizbuch. .Verbera, Schläge. Streich.' Denzl. 1666.
Müpf und Schleg; s. Bd IV 350. Uneig., „Unglück,
Unfall, allg." (St.-); in der lebenden Spr. verbreitet,
doch nicht recht volkst. Da(s) (zB. ein Todesfall oder
ein andrer Verlust) ist e(n) (schwärcj Schi, für die
Lüt B; Th; Z und sonst. ,üas ist der sele ein sl. dien,
die schuldig sint daran [dass arme Leute von Haus
und Hof kommen].' Souachzabelb. .Diu sei den lip
wol zieren mag, der lip der sei tuot grozen sl.' Bonek.
,Er tuot im selber grozen sl.', wer nach Unmöglichem
strebt, ebd. ,l)ise tat [die Ermordung König Albrechts]
was dem adel ein groz schl.' Z Chr. 1336/1446. ,Wer
sieht daz im nicht werden mag, gelust in des, daz
ist ein sl. und kumer in sinem herzen.' Boner. .Nussböum
ab benglen sich mer besserend weder böserend ; also die
menschen oft durch schleg und unfäl guot werdend.'
ÜWerdm. 1564. .Schläge machen weis, vexatio dat in-
tellectum.' Met. 1692. — ß) = Schlacht Ic (Sp. 19); vgl.
Haim- Ic (Bd II 1802). ,Den ersten Weinm[ona]tgrifen
die Franken ... die Russen an ...; zu beiden Teilen wurde
heftig geschlagen ... Wernt dem Schi, kämmen noch
allezeit mehrere Russen ab dem Berg von Uhri an ...
[Die Russen verfolgten die Franken] mit stürmender
Hand durch das Tal hinaus, immer schlagend.' 1799,
ScHwMuo. Gotteshausprot. — b) Stoss, den ein Fahr-
zeug (Wagen, Schlitten) durch Unebenheiten, Ver-
tiefungen im Wege bekommt; vgl. schleg-hal mit Anm.
(Bd II 1128). 's hat ''ein Wagen en Schi, g'ge" ThHw.
,Dass er [s. unter Gassen- Schoreten Bd VIII 1203]
trachte, die Gass mit ähnlichen oder gleichen Steinen
zu besetzen und also keine Erhochung machen, das
starke Schlag verursache.' 1702, ZTöss. Auch von den
Unebenheiten, Vertiefungen selbst, bes. auch in einem
Schlittweg Gr, so D., He., Nuf.; ThHw. Dö hät's so-
n-en Cheibe" Schi., im Fahrweg (schimpft ein Fuhrmann)
ThHw. Der Weg ist volle Schleg; 's ist ai" Schi, am
andere" GrHc. Wenn die Schlittbahn im Frühling
schlecht ist, der Chüehi'g bald hinauf bald gerade
wieder hinab geht, so dass man im Schlitten heftig und
unsanft zurückgeworfen wird, dann sind auf der Strasse
Schiegg GRNuf. E" Schi, mache", ein Loch in den
Schnee graben, ein beliebter Bubenstreich, um die
Schlitten zum Umfallen zu bringen GrD. und It Tsch.
— c) in der Weberei. Schlag der Lade (vgl. Schutz Ilb^
Bd VIII 1696 u.); auch die Stelle, wo der Eintrag in den
Zettel .geschlagen' wird, und der untere Teil der Lade
selbst ZO. Der Schi, ist leichter oder stärker je nach
der Art des herzustellenden Gewebes; vgl. dazu
Goethe 18, 320 (Hempel). Am (emj Schi, luege", nach-
sehn, ob das Gewebe die richtige und gleichmässige
Dichtigkeit habe, keine Zettelfäden abg'chlöpft seien;
auch: zw. Lad und Stüdli (schalkhaft, neckisch) hin-
durchblicken, -horchen ZO. — d) mit der Vorstellung
taktmässiger Wiederholung, a) von der Bewegung
des Herzens, der Adern, .pulsazione' PAl. (Giord.).
,Belibet den" [nach einer bestimmten Behandlung] die
ader in eira schl., so ist die frow gerecht.' Künste.
1474. ,Pulsus arteriarura, der schl. oder die herzader,
die puls.' Fris.; ,der schl., die puls, pulsus arteriarum,
schl. der herzaderen.' Mal.; ähnlich Denzl. 1666. —
ß) mit Bez. auf (durch taktmässiges Schlagen erzeugte)
Geräusche, Klänge. Vom (jlockenschlag Gl; Tb; Z;
wohl allg. (G(r)adJ uf (dje" Schl. cho". Schl. vieri
Z und sonst, in B, so Th.; S schl-s (am) vieri, wie nhd.
.schlag vier'. ,Das vierd nüw [wird sein] uff donstag
noch Sant Ambrosien tag, so wirt kommen der zwölfte
sl. ... So wirt das eilift nüw fallen uf suntag noch
Sant Symon und Judas tag noch mittag uff der sibend
stund sl.' 1475, Bs Chr. ,[Die Turmwächter sollen
in der Nacht] all stunden mit der trommeten jeden
schl. melden, bis sy wider den tag anblasent.' 1498, Z.
Vom Trommelschlag. ,Schwizer, eidgenössischer Schl.'
,So hat obgemelter Oberister Keller disser Wuchen
all die Trummenschlacher lassen zuesammen kommen
und inen befollen, sych des Schwyzers [!] Schl-s be-
Hyssen.' 1639, Z. ,üass under jeder Compagney
wenigest zwey Spill seyen; darbey wol zue gewahren,
dass der alte eidtgenössische Schl. widerumb ein-
189
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
190
gefüehrt und gebraucht werde.' 1676, ebd. S. noch
ge-mach (Bd IV I6M.). — y) Takt, Rhythmus übh. ,(In
die weis gestelt) in den schl. und mensur gemacht,
modulatus; nach dem schl., nach der weis, modulate;
dem schl. nach, wolgerympt, numerose.' Fris.; Mal.
Im Tanz: ,In (streich oder in) schl. oder mensur danzen,
der danzmass nach danzen, ludere in numeruiti, saltare
ad tibicinis modos.' ebd. In der Musik: ,Schl., mensur
des gesangs, modus; ein lied machen (componieren)
oder in schl. singen, eraodulari, condere Carmen,
pangere versus, Carmen; das .singen nach dem schl.,
modulatus.' ebd.; s. noch übel-gesetzt (Bd VII 1630).
Uneig.: .Alles gehet bei ihr [meiner Frau] nach einem
gewissen Masse und Schlage, da ich, um nicht gar
aus der Ordnung zu schwärmen, notwendig nach ihrer
Geige tanzen muss.' Sintem. 1759. — 8) vom strophen-
artigen Gesang gewisser Vögel. ,Wann man sie [die
Finken] zu Nachtigallen hängt oder auch zu Canarien-
vögeln, lernen sie von jenen einen und den anderen
Schl., von diesen aber ein gut Teil ihres Gesanges
ab.' EKöNiG 1706. — 2. Blitzschlag Sch (Kirchh.); Th;
Syn. Schutz I3b (Bd VIll 1705/6). Da' hat g wetteret:
's hat Schl. uf Schl. g'ge"! TbHw. ,Im Juni kamend
starke Wassergüss, Tonder und Schleg . . . Um 6 Uhren
gschach der leste Straalstreich in den Wolfsturn ...
Der ander Schl. ... gienge in den Geissturn.' 1652,
THFr.Chr. De- ehalt (^^\.'ßU\\2W).imrm Schl. [Man
sagt] das' chalti Schleg de" tvarmcrüeffe". Barnh. 1914.
,Den 12. April ... schlüge die grausame, erschröcken-
liche Stral vom Himmel in den Turn . . . aber ohne
Anzünden; dan beede Schleg, warm und kalt, gleich
auf einanderen folgten ... Jeder meinte, er were von
disem Schl. berührt und troffen.' 1651, TaFr. Chr. —
3. a) von gewissen (urspr. wohl auf den .Schlag' eines
Dämons zurückgeführten) Krankheiten mit Lähmungs-
erscheinungen, a) oft im (euphemistischen) Dim.,
Schlaganfall, -fluss Aa; Ap; Es; B; L; Sch; Scbw; S;
Tb; Z und weiterhin; Syn. Guet (Bd II 541 M.). .Apo-
plexia, der schl. oder tropf oder das guot; paralysis,
Verlust der empflntligkeit und bewegnuss eins teils
am leib, der tropf oder schl.' Fris. 1541. ,Üer schl.,
das guot, paralysis, apoplexia.' Fris.; Mal. ,Zuni
ersten dienet es [das Wasser zu AaB.] den feisten,
mastigen leuten, welche wol essen, und trinken, auch
hiemit durch die überfahrende dempf das haupt be-
schweren, als dass sie sich vor dem schl. oder guot
(wie man es nennet) zuo besorgen.' HPant. 1578. ,[Der
Zimt ist] dem Magen, Haupt und Nerven sehr dien-
lich, sonderlich im Schl., Schorbock [usw.].' EKöniu
1706. S. noch Parlis (Bd IV 1591/2; zweimal). Er
ist ante" Schl. g'storbe". ,. . . starb N. . . . gechling am
schl.' JHallkr 1550/73. S. noch er-ent-schläffen (Sp. Iu9).
Defr) Schl. trifft EinCe"). Z'erst han-i''' g'meint, de-
Schl. treff-mi''', so bin-i"'' verschrocke". JRoos. Der
Theodor isch dög'stande", wie rve"'-ne" der Schl. 'tröffe"
hätt. JEeinh. 1907. ,N. starb ... an dem schl. oder
guot (wie man es nennet), so in uf der canzel in siner
predig betroffen hat.' Kessl. ,Das Gott sin efrowen
selig vor 5 jaren mit schwärer krankheit angriffen,
nämlich mit dem schl. oder guot getroffen.' 1530/3,
Z Ehegericht. .Nachdem Gott der allmechtig mynen
lieben Herren Vatter seligen vor etlichen Jaren mit
dem Schl. angriffen.' 1606, Z. ,Als si gsund worden,
suchte Gott mich mit dem Schl. heim, dass ich über
ein Vierteljar an der linken Seite lam gelegen.' 1662,
JJRed. Defr) Schl. het-e" g'rüert, .berüert' uä.; s. Bd VI
1255. 1265/6. ,Als Her Felixen Benner etwas von dem
schl. begegnete .... ward erkennt ... diewyl weder
klag der gemeind noch niangel in der leer, ouch
kilchen das erheische, sölte man inn bis uff wyter zuo-
fall bliben lassen.' 1573, Z. Im [= dem] Götti heig's
es Schlegli g'ge". MLienert 1906. E(n) (auch de" Z)
Schl., e(s) Schlegli übercho" Ap; B; G; S; Tu; Z. J'*
chumme" de" Schl. über, wann Das war ist. ACobr.
(Most.). J'* ha" g'meint, 's Muetterli heb es Schlegli
übercho". Birnstiel 1916. 's Mareili stöt dö, wie wenn's
ne" Schl. übercho" hätt, wie wenn's Nut me wüssti vo"
der Welt. JReinu. 19U4. Er hat (scho" 2 Mal) e(s)
Schlegli g'ha" B; Scb; Th; Z. 's Müetti hätt gern ja
g'seit, aber es het nid chönne": d' Zunge" isch g'lämt
g'si", wil's ebe" no''' ei"s Schlegli g'ha" het. BRosin 1918.
,Der den sclil., daz guot oder den tropf hat und alle
emptindtnuss seiner glideren verleürt, attonitus.' Fris.;
Mal. ,A1s UWissman von Küssnacht den schl. an
einem knöw gehept und er nach ir [einer Hexe] ge-
schickt, habe sy irae zum andern maal gehulfen, aber
alwegen ime ... den schl. an ein ander ort angetaan.'
1590, Z RB. En Schl. i" d' Red; s. Bd VI 500 (wo für
ScHSt. wohl zu verbessern de Schl.). .Dieses Wasser
vertreibt auch den Schl. der Zungen und machet sie
wiederumb fertig zu reden.' JRLandenb. 1608; vgl.
Zungen-Schi. — ß) ,schl. am hals', wohl Torticollis
(rheumatica). ,Für den schl. am hals r[ecipe] ybschen,
eichenloub, holderbluost, legs uff den schl.' ZoArzneib.
1588. — b) Rausch BsL.; Syn. Hauw 3 (Bd II 1S(,I2);
Chlapf 5 (Bd III 670). Er het ne" Schl. -^ 4. a) (als
Haiulwerkszeichen aufgedrückter) Stempel. .Dass kaiu
Maister des Handtwerks des Anderen Zaichen uf die
Arbait schlaheu, sonder sich allain mit Ufschlahung
des Buochstabens seines aignen Taufnamens, doch
vorbehalten, das jeder Sohn seines Vatters Schl. ge-
brauchen und führen möge.' 1605. G Rq. 1903 (.Revers
über gemachte und bestätigte Verainiguug der Handt-
werksgnossen Laass-, Schräpfeiselin-, auch Rossörter-
und Schreibmesserlinmacher zuo Rorschach'). —
b) Prägung, Gepräge einer Münze; Syn. Ge-brdch (Bd V
;U'2); vgl. Schi-Schatz (Bd Vlll 1664). .Tusent nobel
zwiffalt, die den schl. hatten sines lieben vaters und
des künigrichs Castilien.' Ziely 1521. ,5 pfd 10 ß an
zwei Jocharastallern miner herren schl.' 1548/9, Z
Seckelamtsrechn. .Die fier schleg der tugaten, als
spainisch. hungerisch, turgisch, venedygisch.' GRThs
Gerichtsordn. 1549. ,Der schl. einer münz, comma.'
Mal. , Diewyl in künigs bezalungen vil dicker pfeningen
frankrychischen schl-s gfallen.' 1564. Z RM. .Das je
einer von dem andern in denselben oberkeiten [Z und
den VÜ] dryg Lucerner ald Urner oder der dryg
Lenderen und Zuger doppler für ein Schwytzer batzen,
desglychen sechs vierer desselbigen schl-s ouch für
ein Schwytzer batzen nemen sölte.' 1572. Z RB. ,Zu
merken das ... eines medaglien oder pfenning raehr-
uialn ... zwen. dry, vier und fünf eines zuo beiden
selten gleiches schl-s seind.' 1586, Bs Kunstsamml.
1907. .Münzen ... nach unser statt schl. und zeichen
abgebildet.' 1593, FHaas. ,Nachdem unser lieb Eidt-
gnossen von Bern und Lucern nüwe haller mit irem
stämpfel und schl. zu münzen vorhaben.' 1595. Z. Er
könne sich nicht erinnern, was sie [Dukaten] für einen
.Schl.' gehabt hätten. 1746, Gl JB. S. noch seijeren
(Bd VU 603). — 5. PI., (glattere) Ränder an Steinen.
191
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
192
die gegen die Kante hin behauen werden SNA. —
fi. vertiefte Stelle im Erdboden; vgl. unter 1 b. Furche
im (Kartoffel-) Acker BBe.; Syn. Furren 1 (Bd I 935/6).
D'Herdöpfel r'- SM. i'lege": vgl. Bd III 1182u. Kleiner
Graben, der vor dem Umgraben eines Grundstückes
ausgehoben wird, um für die nächstfolgenden Spaten-
würfe Raum zu schaffen .ApLb.; TuTäg. En Schi.
(üf-Jmache", üftue". Du muest en Schi, mache", siist
chunst [beim Umgraben] nid z' Gang THTäg. Auch
die dabei ausgegrabene Erde: De" Schi, uf'i'träge:",
um die am andern (obern) Ende des umgegrabenen
Grundstücks entstandene Vertiefung auszufüllen ApLb.
Spec. im Weinberg, a) von den beim Umhacken ent-
stehenden Querfurchen, die zum Einlegen des Düngers
benutzt werden AiEff. — ß) Graben beim Gruebe" (Bd II
ti9ü) oder l"lege" (Bd HI 1183) der Reben ScuSt.
(Sulger). — y) 1 — 2 Fuss tiefer Graben, den man unter-
halb eines Weinbergs oder der einzelnen , Kammern'
aushebt, damit sich darin die herabgeschwemmte Erde
sammle ScnSt. (Sulger); ThHw.; ZHirsl. De" Schi,
uftue", den Graben durch Entfernung der an-
gesammelten Erde öffnen ThHw. Auch von der ab-
geschwemmten Erde selbst ThHw.; ZBenken (,Erd-
anhäufung unterhalb eines Weinbergs'); vgl. An-Fall3
(Bd I 738). De" Schi. ufe"träge", zur Ausfüllung der
durch die Abschwemraung (bes. am obern Saum des
Rebstäcks) entstandenen Lücken TbHw. In weiterer
Entwicklung: Raum zw. einem Kammerweg und der
nächsten Rebzeile, beraster Kanimerweg Z (Spillmann),
Weg zw. zwei Rebstücken, äusserste Reihe eines Reb-
stückes ThMü., Steckb. Am Schi, usse" (wümmle") ;
's Jet an'n Schi, use" wörffe" ThMö., Steckb. ,Und rett
die Frimanin zuo der Hertin schalklich, si hetti ir
ira reben ab ir sl. geworfen.' 1396, Z RB. .Demnach
habe er . . . witer gesehen, den Lienharten uff sinem
des L. schl. oben an Esslingers reben hingan.' um
1510, Z. ,Es stat ein zuber an Hensi Buris schl.,
darinn ist zendenwin.' 152'2, ebd. , Halben win von lee-
lüten: 6 eimer win HGünthart ... zum halben teil
von 10 tagwen räben, ist am schl. teilt.' 1556, ZWäd.;
vgl. ebd. von einem andern Reblehn: .teilt den win in
der trotten.' ,Das ... die von Zolliken ... den win-
zehenden an dem schl. und bi den räben, da dann der
zeenden gfallt, mit allen trüwen gäbindt.' 1560. aZoll.
1899. .Das wäder die herren am gstift nach ire diener
. . . iren win- ald sunst zeenden zuo samlen und ze
vertigen. an gwüsse und gsunderte wäg und ort nüt
gebunden sin sölind, sunder fry und unangezogen durch
alle schleg und kamerwäg (da inen dan der zeenden
hört) ircr notturft nach wandlen und gon mögind un-
verhindert menklichs.' ebd. .Als W. von Küssnacht ...
von dem amptman zuo Küssnacht herbstzyt zuo einem
diener in den räben (darvon einem amptman zuo Küss-
nacht der wynzechenden zuostendig) umbhin ze gaan
und in schlegen. ouch sonst allenthalben flyssige
achtung ... ze haben, das man mit richten und uf-
stellen des zechendens trüwlichen urabgange ... be-
stell worden.' 1584. Z RB. .Ein mandat gen Borgen.
Tallwyl [usw.] schicken, wyl man von wegen des
schlechten herpsts nit allenthalben der [!] zenden
an schlegen ze geben, das ein jeder das, so er schuldig,
mit trüwen glych in der trotten an wyn oder träster
zuo zenden geben solle.' 1588, Z RM. ,W. habe zwo
Ziehleten Räben ausgetan, damit der Weg besser und
ihme keine Trauben genommen werde [!J; den Schl.
habe er erweitert' 1687, ZErl. .Den Grund aus den
Schlegen zu tragen.' 1718. Sch Rebbüechli. —
7. = flaute Iba und ß (Bd II 1801) Bs; B; Sch; S; Th;
Z und weiterhin; vgl. auch HoU-Meiss (Bd IV 465).
En Schl. mache' Th. Einen Wald z' Schlcge" Wis oi-
/ioZ^e" B (Zyro). .Ein junger Schl.' Z (Spillmann). Mer
händ im hindere" Schl. g'holzet SchR. /''' g'chönne"
ettse" Wald wie mi" Pelzchappe", alli Schlag und
Weg. JoACH. 1883. .Wenn im Walde teilweise ab-
getrieben wird, so nennt man einen solchen Teil einen
Schl. ... Der Schl. wird deswegen in Form eines
Streifens geführt, weil die Fläche nahe am stehenden
Holz eher und besser von dem ausfallenden Saamen
übersäet wird als in weiterer Entfernung.' Bürgerfr.
1825. .Kluge Holzverständige teilen ... ihre Waldungen
... in gewisse Kreise ab, davon sie ein Jahr nach dem
andern der Ordnung nach den Schl. vornehmen lassen
... Den Holzschi, selbst soll man an der Morgenseite
anfangen.' Gr Sammler 1779. — 8. zum Zwecke des
Weidewechsels provisorisch abgezäunte Abteilung
einer Weide, gew. in der Nähe des Hofes Bs (Seiler).
— 9.a) Schlag-, Sprengladungeines Explosivgeschosses
udgl., bes. die aus einzeln geladenen, hinten zs-
gegossenen Gewehrläufen bestehende Füllung einer
,fürkugel', Bombe; vgl. Z Anz. 1912, 250; 1913, '238.
.Schl. zuo den feirkugeln 64 st.' 1591. Bs Zeughaus-
inv. .Die grossen Granaten und andere Kuglen ...
welche durch ihre Schlag und das Zerspringen grau-
samen Schaden tun; die Sturmschlägel mit Schlägen
... welche durch Harnast und Panzer schlagen, nicht
leichtlich zu löschen und heftig brennen.' Kriegsb.
1644. 1667. .AUerley gross und klein Fewrwerk. als
da seind gross und klein Granaten, Fewrkuglen, Bäch-
ring, Fewrpfeil, etlich 1000 Schlag zum Fewrwerk
dienstlich.' ebd. ,Vil 1000 Schlag in das Fewrwerk.'
ebd. S. noch Rasen I (Bd VI 1281 o.). — b) von Vorrich-
tungen, die (zufallen und dadurch) abschliessen; vgl.
Fallen (Bd I 747). a) Wagenschlag Th; Z und sonst.
De Fuerme"" hat de" Schl. wellen üftue". Messikommer
1910. — ß) Schiebetür, Klappe (an einem Vogelkäfig,
einer Falle). ,Das nieman . . . enkeinen schl. noch
valtürli. weder innwendig noch uswendig in sinem
tuphus haben sol, wond das iederman sin tuphus und
das türli offen lass. umb daz keinr dem andren sin
tuben also uffvache.' 1403. B StR. .Sy [die Dorndreher]
werdend leichtlich mit einem vogel, so in einem keli
verschlossen ist, gefangen, dann sy fliegend auff den
selbigen, denn so falt der schl. und fahet in.' Vogelb.
1557. Vom Käfig, der Falle selbst. Taubenschlag L;
Tb; Z (Spillm.) und weiterhin; Syn. Tüben-Schl. Es
Dübelt ... hed ... st" Schl. a" de' vordere' Wand eines
brennenden Hauses. Zyböri. Vogelschlag, Schlagfalle
für Vögel B (Zyro); Gr (Tsch.); Syn. Ge-schlacht 3b
(Sp. 27). Der achte Waldbruder in der Emaus fertigte
neben seinen Andachtsübungen aus Eisendraht Vogel-
käfige an oder .Schlag'. ABI'telrock 1682/1712. ,Au-
ceps ... impedit [aves] pedicis. tendiculis et decipulis.
der Vogelsteller ... verwirret sie [die Vögel] mit Fuss-
stricken. mit Hären (Schlingen) und Schlägen.' Vestib.
1692. !'>• ha" de" Vogel im Schl. g' fange" B (Zyro).
RAA. Der Vogel im Schl. ha", Gewalt über Jnid haben
BHk. .Uff ein zyt sige der Habersadt aber zuo ir, der
Widmerinen, kommen, und da es ir, der zügin, hus-
man gsächen, habe er iro sölliches anzöugt und hiemit
bevolchen. das sy den schlängen anlegen solle. Das
193
Schlag, schleg. schiig, schlog, schlug
194
sy getan und zuo Habersadten scliwöster kommen und
anzöugt, der vogel sige im sclil.' 1581. Z Ehetfeiicht.
,Wie oft hat man frommen lüten uff ir laben gestelt
und nsgossen, der vogel sye schon im schl., dass
Gott inen wunderbarlich ussgehulffen hat!' LLav. 1583.
,Es war ein sehr grosse Freud, dass sie den Vogel
[Hagenbach] im Schi, liatten.' Grasskr 1024. S. noch
be-riben (Bd VI 62), Mit Bez. auf Geld und Gut. ,Da
[auf der Totenbahre] lit ein vogel, ders vermag, der
ist gefallen in den schl,: pfrüend und jarzit liat er
gestift ...• NMan. .E.s klinglet [im Ablassbecken] den
ganzen tag und vielent guot vögel in den schl.' ebd.
,Logica: Spitzfindigkeit ... du bschysst und trügst den
armen man, das syn muoss er dir henken an. Für-
sichtig bist in dinen sack, feisst vögel fliegen dir in
schlack [!].' VBoi.tz 1551, .Den Vogel im Schl. han'.
von Einem, der sich (ohne Wissen des Schuldners) für
seine Forderung bezahlt gemacht hat. 1609. Z. .Vogel'
durch den eig. Ausdr. ersetzt. ,So wir stand uff dem
kloben, zuo spat es uns dann wirt, vergeben wirt syn
unser klag: versieh du dich gar eben, ee [d"] kommest
in den schl,' Val. Tschüdi 1533. .Berner in schl. ge-
bracht', Randglosse zu der Stelle: ,In diesem jar [1290]
hatte Herzog Euodolff mit 400 pferdten ein heimliche
halt für die statt [Bern] geschlagen, demnach etliche
auff die weite herfür lauffen lassen, das viehe hinzuo-
treiben, wie dann zuovor mehrnialen beschehen. Also
fielen die burger hinauss, diesen lockvöglen zuo
wehren, wurden aber in solcher nacheil durch die
liinderhuot plötzlich angriffen, viel erschlagen und
gefangen,' Wurstisen 1580, 1765. .[Teufel:] Der sibent
[Bräutigam] will jetzt auch in Schl. Zur Brut tiend
sy ihn jetzund fieren, dann will ich ihn gon strangu-
lieren.' GGoTTH. 1619. ,Us dem schl.' ,P. der müUer
[habe], als A. in der müli by iro [der Müllerin] trunken
. . . sampt andern in gesechen us der möli über den
mülisteg gegera Platz gan und in beschrüwen : der vogel
ist uss dem schl.!' 1546. Z Ehegericht, ,Daz wir N.
von syner ehrrüerigen Worten wegen ... nit selbs by
dem Kragen gnommen und nacli Verdienen hend ab-
gestraft, sonder . . . den Vogel uss dem Schl. Hessen
und hernach zu Bärn mit Rächt furnanien,' 1623,
AAZof. Gerichtssatzg. I"* bi" di ganz Wucht" nie
zum Schl. üs cho", aus dem Hause Z (Dan.). Mach,
dass d' zum Schl. üs chunst! ebd. Wänn-er nw
zum Schl. üs war! ebd. Furt, fürt, zum Schl. üs!
rufen die in der Soldaten.<itube tanzenden Mädchen
beim Herannahen der Vorsteherin. EEschmann 1917. —
10. a) (amtliche) Veranschlagung, Schätzung von
Waren (bes. von Lebensmitteln), auch der auf dieser
Schätzung, dem (den landesüblichen Verhältnissen ent-
sprechenden) amtlichen Tarif beruhende Preis, „obrig-
keitlich festgesetzter Preis für gewisse Lebens-
bedürfnisse Aa; Bs; B: VO; S; Z" (St. 2). .allgemeiner
Verkaufspreis' Th (Pup.), alljährliche obrigkeitliche
Bestimmung des Preises von Getreide und Wein, auf die
zB. in Prozessen abgestellt wird, sofern der Preis unter
den Parteien nicht bes. vereinbart wurde Bs, .Währung'
Aa (H.) .prezzo' PAl. (Giord.). Vgl. Fleisch-, Frucht-.
Haber-, Cliernen-, Chorn-, Brot-, Win-Schl. .Man soll
zwo tafelen an die zwen kornmerkt machen und daran
den sl, als obstat, schriben und ouch dem das jar
gestrax durch rieh und arm nachkomen werden,' 1482,
B RM. S. noch Ürten (Bd I 490 M.). Wenn der Preis
noch nicht festgesetzt ist, so wird ,auf den Schl.' ge-
Schweiz, Idiotikon IX,
kauft Bs, .Das enkeinr kein win uffen schl., weng
noch vil, koufen sol.' 1443. B PES, ,Der Wein, so im
Schl. 8 Fl,, war zimlich guet und ein feine Notdurft.'
1636, TnFr. Chr. .Gilt das Gewechs damallen nach
dem Schl. der hochen Oberkeit; sonst wan Das nit
wäry, war es schier nit zu bezahlen.' 1693, BBannwil
Chr. .Ausgaben: für 1 Mütt Brod nach dem Schl, 2 Fl.'
1785, Z Haush. Von Liegenschaften; s. B.IVIII 1644 u.
(L StR. 1706). Oft auch mit Bez. auf die Wertung, Um-
rechnung des in natura festgesetzten Zehntens, Grund-
zinses. .Von allen Denen, welchen so vil Frucht
wachst, dass sie den Grundzins zahlen könnend, solte
kein Wyn genommen werden, item keiner für die Zins,
so uff ehehaften Hushofstetten stehend, sonder, betend
sie die Frucht nit, soltend sie mit Gelt nach dem Schl.
bezahlen.' 1627. Z. .Können die Hh. Besitzere zu
Riehen dem Hm Tumbprobsteischafner die Fruclit-
bodenzins ab Güteren. darauf keine Früchten gehauen
werden, in Gelt nach dem Schl. abführen.' 1729, Bs
Rq, ,Dass die sämtliche Gemeinden dieser Beambtung
[BsMönch,] sich beschwären, ihre Bodenzinse in
natura abzuführen, die Unmöglichkeit dessen vor-
schützen und ihnen diese Bodenzinse ferner in Gelt
nach dem Schl, abzunemmen betten.' 1751, ebd. ,Den
(Einen) schl, machen' uä. ,Der schl. des korns ist
also gemacht: ein mütt dinkel umb 2 pfd 5 pf.. ein
mütt roggen 4 pfd 5 pf., ein mütt kernen umb 5 pfd.'
1502. B BM. ,Ein fürsichtige stat Bern ... macht
[1502 bei einer Teurung] mit iren nachpuren einen
schl., nit türer zuo geben noch zuo nemen dan 1 müt
tinkel um 2 pfund Schilling [usw.],' .Ansh. ,[1509 hat
Bern] den mezgern ein schl, gemacht, nämlich zegeben
guots urferis, rinderis, swinis um 7 pfennig 1 pfund,
kelberis und das uberig fleisch um 6 pfennig,' ebd.
.[Papst Alexander VI. sandte] in alle kristenheit
legalen, jubeljar allenthalb um den dritten pfennig
oder wie der schl. gemacht mocht werden, veil zegeben.'
ebd. ,Ist beschlossen, den landwin nit türer lassen gen
dann ein mas umb ein grosspfennig, doch kein sl.
machen.' 1545, B RM. ,l)ie geraeind zuo Embrach hat
min herren brichten lassen, das sy armuot halb körn
zuo entlehnen getrungen werde, wellichs sy im Wäntal
wol finden, es welle inen aber niemandt lychen, es
werde dann zuovor der schl. darumb gemacht.' 1564,
Z RM. ,Min herren wellent der gemeind zuo Horgen
den zechenden umb 200 stuck, wie er inen von hm
obmann IC, und hr landtvogt G. fürgeschlagen, un-
gantet uff dis jar lassen ... und söllent die rechen-
herren gwalt haben, inen den schl. ze machen, was
sy für jedes stuck geben sollen.' 1569, ebd. ,Das er
[der Wcibel] den puren den wyn. wie der schl. ge-
niachet ist. bezale.' 1574. ebd. ,Enet dem Berg ...
mag Einer bis in 30 Säum Wein mehr kaufen, dan sein
Hausbrauch ist, damit er in Zeit Mangels Anderen
fürsetzen könte, doch die Obrigkeit Gwalt habe, den
.Schl. zu machen ... Käs und Züger soll gar Niemandts
auf Fürkauf aufkaufen ... vorbehalten die Säumer ...
gleiehfahls auch die Gränipler. so sie bei dem Pfundt
auswägen, da ihnen aber die Obrigkeit den Schl.
machen solle.' U LB. ,Als haben unser gnädigen
Herren und Obern umb $as Gewechs den Schl. ge-
macht,' 1698, BBannwil Chr. 20 Pfd Busse wegen
Brotverkaufs über dem obrigkeitlich angesetzten .Schl.'
1771, ZObf. S. noch Fisch- Schätzer (Bd VIII 1690/1).
,Ei'"m de' Schl. ge", urteilen' ZLunn. ,1m Fall ...
13
195
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
196
sowohl der Gläubiger als auch der Schuldner sich der
erst gegangenen Schätzung beschwehren, möge der
Eint oder Andere durch HH. Statthalter und Landts-
venner ... schätzen [lassen]; wie dann dieselben dem
Pfand den Schi, geben, es ohne weitere Beschwähr
verbleiben soll.' 1H45, BoSi. Rq. 1912. Mit (adj.) Be-
stimmung. ,Wo sich der Wyn bessere, daz sy innen
denselben nach Eglisouwer Schi. ... zallen wellen.'
1606, Z. ,120 Pfd HSurer ... umb 10 Soum Wyn ...
vermög der Verkomnus uf Eglisouwer Schi., den Soum
per 6 Fl. verrechnet' 16'27/8, Z Seckelamtsrechn.
,Da seit 1657 das Amt [Kappel] die Bodenzinse aus
dem Zugergebiet um einen daher bestimmten Schi.
in Gelt anzunehmen gezwungen worden.' 1658. Z.
,Ein altes ... Recht [der Güterbesitzer in Riehen],
vermög dessen anstatt des Bodenzins in Früchten
und in natura derselbige von ihren Gütern ... in
Gelt nach dem ieweiligen Schi, angenommen worden.'
1752. Bs Rq. .Ihre schuldige Grundzins um einen
leidenlichen Schi, mit Gelt bezahlen zu lassen.' 1781,
ZKapp. .Einige Müller und Becken, die dem Land-
man sowol das Brod als Mehl in einem unverliältnis-
mässigen Preis mit dem hiesigen Schi, zukommen
lassen.' 1794, ZAnd. ,Gemeiner Schi.' , Soll er, Meister.
und die seinige Leüt Mahl, Ankhen, Käs, Milch, Brodt,
Wein, Oehl [usw.] von dem Gottshaus allein und nit
anderstwo hernämmen, soll aber Alles nit teurer, als
sonsten der gemeine Schi, im Tal ist, angeschriben
und bezallt werden.' 1729, IHess 1914 (,Verdings-
accord'). ,Man [muss] das Pfund Baumöl bei uns
nach dem gemeinen Schi, mit 40 Kr. bezahlen.' Gr
Sammler 1780. ,Minderer, ringerer schl.' ,An tschacht-
lan ZUG Obersybental. Diewyl mh. us sinem schryben
verstanden, daz der anken 2 schleg habe, daz er ver-
schatfe, utf den mindern schl. ze fallen.' 1558, B RM.
Wer Getreide pflanzt oder bemittelt ist, soll die fälligen
Grundzinse in natura entrichten; unbemittelte oder
Solche, die nur Häuser, Reben und Wieswachs haben,
zahlen den .ringeren Schl.' der jeweiligen Kauf und
Lauf. 1699. BoDMER 1894 (Z Ratserk.). .Mittlerer
Schl.': Die Geschwornen des Ortes, wo das zu ver-
pfändende Grundstück liegt, haben dasselbe zu wür-
digen, wie sie selbes ,nach dem mittlem Schl. des
haaren Geldes ... wert zu sein finden.' 1669, L Güter-
inand. (Seg. BG.). ,Höher schl.' uä. .Varende hab,
die mit der zeit ohn abgang nit pleiben mag, als wein,
körn, habern, vych, ross, kleider und dergleichen,
mögen die [Waisen-]pfleger ohn verwilligung und
wissen der freundtschaft und weisenherren ... wol
verkaufen; doch sollen sy sich vleissen, dass sy das
zuo rechter und pester zeit, da die schleg zuom
höchsten und zuom gewünlichsten, verkaufen.' 2. H.
XVI., Bs Rq. (BAmerbach). ,Dann es jez bei uns ein
solche gestalt hat, dass sich einer ein klein versehen
muos, dieweil ... schon alle ding anfahend in höhere
sehläge kommen.' 1572, Brief (TEgli). ,Wann auch
der Märitmattenbesitzer den Sclilaag der Weid umb Ein-
nemen der Pfeenwerdten gar zu hoch maclien wollte,
sollend zween ohnparteische Männer ... die Mässigung
zu machen befugt sein.' 1657, BnSi. Rq. 1914. , Alles
by dem Eidt schezen ... auch nit mit dem Schl. zu
hoch fahren, damit ... die Güeter nit gesteigeret werden.'
L Ans. BAA. [Ein Darlehensuchender] fragt iceg"
''em Zins. Fü"f Prozent, seit Limp [der Geldverleiher].
Das het bi G'schäftslüte" so si" Schl. JHofst. 1865.
De' (Sin AaB.) Schl. ha" wi(e) 's Becke'hröt (s. Bd V
974). Wisshröt{s. Bd V 988M.; noch ma. in AaB.; B,
auch It Zyro; S), einen festen Preis. Da ist Nüd
z'märten, Das hed den Schl. tcie d's Wissbröd BB.
Das ist wie de' Schl. (des VVeissbrotes beim Bäcker)
Z (Spillmann). Neben Synn. ,Es soll ouch kein burger
... vor und ehe der schl. oder die rechnung gemacht
wirt, weder von frembden und heimbschen uff pfragen
oder fürkof kein win nit koufen.' 1578, AaK. Stß.
,Nach dem Schl. und Würdigung, so ye zur selben
Zyt sölicher [Geld-]Sorten halb were.' 16'23, AAZof.;
ähnlich 1645, ßoSi. Rq. 1912. ,Wer dem armen Land-
mann aus Mitleiden vor der Ernd- und Herbstzeit auf
Früchten und Wein Gelt leihen ... will. Der solle es
tun ... auf den gemeinen Schl., Wärt und Kauf, wie
die zur selben Zeit sind oder nach der Ernde und
Herbst gemacht und im Lande gäng und gäblich sein
werden.' 1637, Bs Rq. .Nachdem Herr Schultheiss
und Rat alhie hüt dato die Wynrechnung und Schl.
der Früchten gemachet.' 1655, ZWth.; nachher: ;der
Tax der Kernen.' Schleg und Lauf: s. schon Bd III
1112 (auch Sch); vgl.: ,.\n die Weinlese schloss sich in
guten Jahren ein reger Weinhandel ... Preise wurden
nicht bestimmt. Man gab zu laufenden Preisen, d.h.
man stellte auf den sog. Lauf oder Schl.. nämlich auf
die Weinrechnung ab, die um Martini herum nach
Lage des Weinmarktes alljährlich von den Behörden
bestimmt wurde.' Mitte XIX., Th Beitr. So gönd Schleg
und Lätif ScnSt. (Sulger). Wie send d' Schleg ond Lauf?
ThMü. I'* gibe"'s, me d' Schleg ond Lauf send. ebd.
Man kauft zB. Wein, übst na''' Schleg und Lauf, auf den
künftigen Mittelprois hin GTa. , Güeter ... nach ihren
Schleg- und Leüffen und ihrem Brauch auf Zihl und
Tag einander zu kaufen geben.' 1637, Ap LB. 1828.
,Das ich den Kernen, der in Regenwetter ist gliferet
worden, nach den Schleg- und Laufen, so gut mög-
lich versilberen solle.' 1639, Z. In weiterm S. : [A.:]
Hoffctlech zalt-er defür [dass er sich ein reiches
Mädchen aus dem Dorf geholt hat] de" Chnaben e"
Schd''ses i" d' Kasse". [B.:] 's gieng-em sus schlecht.
[A.:] yVürt d' Schleg und d' Lauf egoppel o""* g'chenne".
ONiGELi 1898; mit der Erklärung: Sitten und Gewohn-
heiten. — b) Dim., Gebot bei Steigerungen Ap (It T.
allg.). ,Der schl., dadurch aiuer den anderen von dem
zehenden schlachen mag, sol sin nit under ainem müt
und an gelt nit under ainem halben ort aines guldins.'
1547, ZOss. — 11. a) gewisse Menge von Waren, bes.
Bodenfrüchten. Von Getreide: In Beziehung auf den
gerade im Überfluss vorhandenen Hafer wird der
Landvogt [im Th] beauftragt, bloss darauf zu sehen,
dass .keine grossen Schläge ausser Landes gezogen
werden.' 1745, Absoh. Von Wein: ,[Der Landvogt zu
TuFr. beklagt sich, er sei] mit einem verkauften Schl.
Wein hindergangen worden.' 1698, Z. Dim., von
kleinem Gemüse (Lattich, Nüsslisalat, Bohnen udgl.),
das in einem kleinen, scbmalrandigen, eine Gewichts-
raenge von etwa Vs bis 1 kg fassenden Körbchen zu-
gemessen wird Bs. Von Garn: ,Ein Schlägle Garn.'
UBrägher 1785; nach neuerer Auskunft .diejenige
Menge Schussgarn oder Einschlag, die zu einem Stück
Stoff von bestimmter Länge notwendig war'; vgl. oben
1 c. — b) oft Dim., in GlS. It OFrehner 1919 auch
Schleg, „so viel Butter, als man aut einmal macht,
Butterstriezel", (meist als Würfel von 2 — 5 kg Gewicht)
geformte Buttermenge ttbh. Gl (auch It St.); „Gr"; GA.,
197
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
198
oRh., Wb.; Syn. Anken-Schi., -Ballen 1 (Bd IV 1149);
Beteten II 3 a (ebd. 1460); Schlagen; vgl. auch
Zollen. Das ist nottig e" (grosse") Schi. Angge"
GlS. Er ist em Zistig z' Nacht mit-eme" Schlegli
Angge" i" d's Dorf. UStreiff. Vurgester ... seit d'Frau
Beglinger . . . wän^-i''' e" chlei" Angge" well, so chänn
s'-mer der G' falle" tue". Also bin-i''' am Zistig, wo's
'dimmeret het, das Schlegli gu" hole". üBerger 1919. —
12. a) = Schlacht 2 (Sp. '20); Ge-schlacht Ib (Sp. 27),
„Art und Weise" B; Gr; Th; „'/." {üt.") und wohl
weiterhin. Da' ist en guetc Schi. (LütJ Tu. Die
[eine Bäuerin] het der recht Schi, u"'' schlicht d' Chile
nit. FAnd. 1893. ,Dass nit ein ganze arithmetica
fürgenominen, sonder allein die 4 species numerationis
tractiert werden, item ein gemeiner Schi., die radicem
quadratara und cubicaui auszuziehen.' 1651, Z. ,Sie
sind eines Schl-s, eiusdem notae.' Mey. 1677. 1692.
Meist in präp. Verbindungen. Da' ist nid vom rechte"
Schi. Th. Eine" vo" dem Schi. B (Zyro). Bure" va"
dVm Schi. GRObS. (B.). „Nur in der Redniss: auf
diesen Schi., nach diesem Schi. Z" (St.-). ,Das wir
nach dem gmuet oder nach der seel sind gebildet uö'
den schl. Gottes.' Zwingli; imago (Gualther). ,Dan
Benedictus ... zuoletzst ... ein regel nach dem schl.
Basilii sim selbs und etlichen seinen verwandten für-
nam.' Vad. S. noch gatten (Bd II 494). — b) (Tier-)
Rasse, wohl allg. ,Das Rindvieh ist meist Zürcher-
d. h. Wehntalerschl., Bernerschl. und Luzerner- d. h.
Schwyzerschl. (Race).' HSchinz 1847.
Amhd. dag (-,■): vgl. Gr. WB, IX 314/5. 420 (.Schläg-
lein'l; Martiu-Lienh. II 45.5; ChSchmidt 1901, 303 (in Bed.
10); Schni.' II 516; Schöpf 614; Unger-Khull 541 (auch , Saum
der Rebcupflaiizung in Weingärten'; vgl. Bed. 6 unter f); Foll-
niann 446 (auch in Bed. 6); Fischer V 869/73 (in den meisten
unsrer Bedd., so auch für 5), zu Bed. 3a auch MHöfler 1899,
573. 575 (,E]ben-Schlag'). Die Bed. -Entw. ergibt sich im Allg.
aus der von schlahen (s. d.), doch ist der Ausgangspunkt der
einzelnen Bedd. nicht immer eindeutig. Z' .'Schl. cho" unter I aa
viell. zunächst beim Dreschen, Schmieden, Fechten odgl. ; es
liönnte aber auch, worauf die Belege von 1529 und 1578
(Sp. 186) zu deuten scheinen, eine Bed. Handschlag als Zeichen
eines abgeschlossenen Handels zugrunde liegen. Zu 1 b vgl.
Entsprechendes bei Gr. WB. aaO. 327u., zu der sich da-
mit berührenden Bed. 6 auch die Anm. zu SMuecht (Sp. 82).
Verwandtes zu 8 s. bei Gr. WB. aaO. 332/3 (unter Bed. V2
und 3). Zu 10 (für das weder der eiueh Handel bekräftigende
.Handschlag', noch der .Zuschlag' einer Ware an den Käufer
heranzuziehen sein wird) sind nhd. ,An-, Überschlag' udgl.
(dazu Paul WB.'27. 570) zu vergleichen. ,11 wohl eig. Das, was
auf einmal (in einen Behälter, eine Form usw.) , geschlagen' wird.
Unklar: ,Was aber die Brünen beträfen duet, die machet die
Gnieind ale durchus in irem Kasten [!] und Schaden ane die
Zwingen bis zue dem Schl.' 1638, ZRq. 1910 (ZAlt.). In den
Bedd. Prügelstrafe, Klappvorrichtung zum Fangen von Vögeln,
Füchsen; kleines Fenster im Stall; Schlagfluss erscheint unser
W. auch in westschweiz. Maa.; vgl. ETappolet 1914, 41. 44.
87/88; 1917, 148. lu Namen. Der S,jhmrfridli Barte"«eMag.
KRHagenbach; (wohl fingierter) Familienname; vgl. Burien-
ScMager. ,(I,udi, Elsbeth) Seltenschlag.' 1544/57, B RM.;
eingewanderte Familie. Flurnn. (vgl.hes.Bed.6 und 7); s.anch
die Zssen. .Schlag' BInn., Vermes; GlElm; LRothenb. (,im
Schl.'; wohl hieher: ,Min [der Marg. von Eptingen] mulin, die
ZOO Heidegg an dem Schl. gelegen ist.' 1391, Gfd); GFs;
SchwG., Steinen; SGr. (,im Schl.'); üwWolfensch.; ZgOÄg.
(,im alten Schl.'); ZHed. ,Ober-, Unter-' BIseltw. ; GlMühb;
LSörenb. ,0t-' GlGl. .Fliegen-' SchStetton (,im Fl.'). ,Gra-'
SchwArth. ,Hueh-'. 1678, BSchw. ,Heu-' üwAlpn. ,Kohl-'
GWsst. ,Kat-' GrValz., ,K6t', Alp GWsst. (zu Chat 4 Bd III
558?). ,Ledi-' BBlum. , Mähren-' UwAlpn. (,in walt gen
Möryschlag.' 1498, ZfsR.). .Moise-' BStImier. .Mathisen-'
GWsst. .Barthiis-' BKöthenb. b/Sign. .Gschletter-' BGadm.
(.G.-Wald'). .Woll-' GSchännis. .Wald-' ZgOÄg. .Wolf-'
GSchännis. .Wend-' GlElm. .Zollern-Schlag' GIElm. Als
I.Glied. .Schlag-Haus' BAff. i/E. ,-Hütti' GMurg. ,-Matt'
BWorb; LZuswil. ,-Bacli'. 1540, ZBirm. (,Schlagg-'), ,-BächIi'
BInn. ,-Berg' SchwE. .-Weid' LSörenb. ,Schleg-Matte' W
Ferden. ,-Weg', Bad BBirrmoos (schon 1676); vgl. Ib.
,SchlägIi-Wald' GMurg. , Schlägen' SchwUlb. — Zu den folg.
Zssen vgl. die entsprechenden mit schlahen.
Ab-: 1. Holzschlag; Syn. Schlag?. Von der Hand-
lung, auch dem Recht dazu. .Zu schirm des vorsts
haben mh. rät und burger abgeraten, den abslag ab-
zestellen und den nit mer ze geben.' 1553, B RM.
S. noch iäcÄ(Bd III 999 M.). Ort des Holzschlags. ,N.,
als er half hüeten in dem forst im abslag, 12 ß.' 1376,
BStRechn. ,N., als er huot in dem abslag, 10 ß.' 1377,
ebd. Hieher viell. auch: [Zum Pfrundeinkommen des
kathol. Pfarrers gehört ua.] ein , Abschläglein' an
Wiesen, das zu urbarisieren die Kosten nicht wert wäre.
1799. JNater 1898. — 2. ,A., praecisio.' Fris.; Mal. —
3. a) Ableitung eines Wasserlaufs. ,Es soll dieses
Urlaub also gesezt bleiben ... Am Bachflschet [s. Bd I
1108] drei ganze Tag, nämlich am Tage des A-s und
die zwei Tage darauf.' 1758, MReimann 1914 (,Schul-
ordnung der lateinischen Schulen'). — b) Stelle, wo
Wasser abgeleitet wird; Abzugsgraben, -rinne, insbes.
an oder auf Strassen, Wegen ApLb.; BS. (Bärnd.),
Schwelle im Wege zur Ableitung des Wassers, damit es
den Weg nicht auswasche BBe. ,Es sudlet, dass die
Niederschläge die Abschleg der Strasse füllen.' Bärnd.
1914. D' Abschleg uftue" ApLh. ,Das die von Sur
solicheu brunnen von Heini Birwilers hus 30 schritt
hinab sollend vertigen und in eren haben, desglich
die von Arow von Birwilers hus hinuff bis an den a.,
so ob Cünzli Sagers hus ist.' 1531, Aar. StR. (B Schied-
spruch). .Demnach ist angezogen unsers brunnens
und stattbachs halber, nämlich das da unter dem a.
ze Sur hinder den [!] kilchen nieraants wytters in dem
bach fischen solle von dem a. hinab bis gen Arauw.'
1540, ffim. 1840. ,Sol der a. sin und hüben in altem
wasserflus wie von alters har, under Hans Toblers
stadel in der mistgrueb, und was sich dan für wasser
underm a. enthept, daz selbig mag dan Michel Tobler
in ainem züblin [!] fneren uff sin eigen guot.' um 1562,
Zellw. ürk. [Auf das Vorbringen der Kläger] dass
sie zur Herbstzeit die Trauben aus ihren Reben immer
durch den Graben, der zwischen den Reben des Spitals
nnd den Reben des Hans Curer und Michel Forster
hinabgehe, hinuntergetragen haben, was ihnen jetzt
verboten worden sei ... wird einhellig gesprochen:
Die Inhaber der Reben des Spitals. Hans Curers und
Michel Forsters sollen zur Wimmizeit den Abzug (A.)
des Grabens offen halten. 1620, JGöldi 1897. Die
2 neugemachten .Abschlag samt den Beigräbli' sollen
wieder in den alten Stand gestellt und zugefüllt
werden, und die Flussgräben in den alten Mühlebach
sollen den Abzug haben wie vordem, damit weder der
Gemeinde noch Privaten durch Anschwellung des
Wassers Schaden geschehe. 1726, ebd. — 4. Ab-
weisung, Ablehnung eines Begehrens udgl. ,Volzug,
vergrif, anstal und a. etlicher pünden von gmeinen
Eidgnosseu', Überschrift. Ansh. ,. .. und wiewol wir
uns a-s nit veVsähen, begären wir doch bi disera
unserm boten üwer schriftlich antwurt.' 1527, B Ref.
,Abwerffung, a., repudiatio (supplicum); nach dreyen
abschlegen [.ausschlegen.' Fris. 1541]. das ist, als man
199
Schlag, schleg, schiig, sehlog, schlug
200
im drey mal liatt abgeschlagen [.aussgeschlagen.' 1541],
post tres repulsas.' Fris.; Mal. ,Es wirt von ett-
lichen geredt, alls ob Chur im fürnemmen sye. unser
herren anzuosträngen unib ein fürsatz 20000 gl. ...
es ist nitt vorhanden und kan und mag raans nitt...
Sind [Imp.] aber darvor, das liein anniuotung beschähe,
dann der a. Unwillen brächte.' 1574, Brief (HBulL).
,Dass wir ... uns nit lassind zuwider sein, die
begerte Versprechung zu tun oder doch auf das
wenigest der Saclien ein Aufschub zu geben und mit
dem A. noch inzuhalten, bis man die Sach besseren
möge; sonsten werde diser genzlicher A. ein ürsach
sein eines schweren Krieges zw tischend beiden könig-
lichen Mayesteten und in Italia.' Anhorn 1603/29.
Insbes. von der Abweisung eines Freiers. , Dreimal
A. erst recht Zusag.' Sprww. 1824; vgl. dazu HBächtold
1914, .39. iY-'m defr) A. ge-, de(r) A. iibercho" Ap;
BG. (Bärnd.); Scn; Th; Z (It Dan. auch mit Bez. auf
einen zu Gevatter Bittenden). Gel', gi''sch-mer kain
A.l ScbR. .Wen'-er mi''' hü-schti? Würde ich ihm
der A. (/e"?' Bärnd. 1911. In Ap; SchR. auch von der
Aufkündigung eines bestehenden Liebesverhältnisses:
De'' jung N. hat vo' siner Jampfere* der A. iiberchu".
„Verweigerung, vorzüglich bei einem Bewerben um
eine Stelle oder um Einziehung einer Schuld. Einen
A. vor einem Richter oder Schuldner heuschen, heisst,
vor dem Richter, dem man eine Schrift zur Unter-
zeichnung oder Besiegelung vorlegt, es schriftlich
fordern, dass er Dieses abschlage — oder vom Schuldner
eine schriftliche oder mündliche Erklärung begehren,
dass er die Schuld abzutragen ausser Stand sei B; L."
,A., abschlahung eines ampts oder einer Werbung umb
ein arapt (oder sunst), repulsa. recusatio.' Fris.; Mal.
.A. bis zum Stab', Rechtsformel, = das Recht, von
Verträgen über Immobilien bis zum ,Stab', dh. bis zur
gerichtlichen Fertigung zurückzutreten Th (Krapf);
Syn. Aber- Wand. Verweigerung, Aberkennung eines
Anspruchs. ,Es soll auch keiner derglichen an-
genommenen burgern ... mit den andern burgern ...
in unsern allmenden, geraeinwerken, lifilzer und der-
gleich gnossame und grechtigkeiten kein teil noch
graein haben ... doch so soll sich der a. der genossame
verstau allein uff die vätter, so also von neuem an-
genommen und yngesässen; dann derselbigen kinder
harnach solcher gnossame wol fächig sin söUent und
mögent.' 1588, L StR. (Gfd). .Es sollen Die von
Clingnaw ... diejenige Holzfräfel, es seye mit Holz-
hauwen, Lauben, Grasen und dergleichen, so in dem
gmein Werk und Waldungen vorgehen, nach altem
Herkommen umb 1 Pfd zu strafen und umb den Er-
satz Schadens anzulangen, auch in Verwäigerungsfahl
mit TrüUen, Turn oder zeitlichem A. des gmeinen
Nutzens zur (iehorsambe zu bringen haben.' 17(i7, Aa
Kl. StR. Ausschlagung eines Erbes: ,Vom A. des Erbs
intestati.' F StB.; frz. refus. Verzicht, Entsagung.
.Müessend es [I. Tim. (J, 9J die mönch am meisten euch
auf sich ziechen, die weil si sich in iren örden und
reglen der voUkonienheit anmassend, die den a. aller
zeitlicher dingen und begirden in ir begreife.' Vad.
,[Der Geiz der reichsten Klöster] zeigt ouch keinen
geist volkomens a-s und verzeichung der weit (in
welchem sich alle möncherei gröndet) keineswegs an.'
ebd. ~ ,'). Abzug von einer geschuldeten Geldsumme.
,Än a.' ,Ist abermals erkannt ... daz da solich besse-
rungen der statt für volle sum uffgericht und bezalt
werden on ahzug oder absl. des dritten teils, so denn
ye zuo zyten dem fryen amptman und dem cleger
erkannt werden, es sye dann, daz ein rate, dem so
gebessert wirt, von bett wegen uss gnaden an ir sum
der besserung ützit nachlassen wolle.' 1486, Bs Rq.
Spec. mit Bez. auf ein nicht .abniessendes' Pfand (Syn.
,än absiahen'); vgl. zur Sache HU. 111, 92 Anm. 1.
.Hertzog R[uodolf] der elter het wilent Ruod[olfen]
von Klingenberg zuo sinem wip ze hainstür geben 30
mark silbers, und het im dafür ze pfand gesetz[t] an
absl. an körn und an andern dingen 2 mark geltes.'
1288. HU. (ZKyb.). , Herzog Lüpolt der elter hat geben
Hartman von Oltingen und Richlin sinem bruoder umb
iren dienst 50 mark silbers. dar umb hat er in und
iren erben versatzt 3 mark gelts uf der stür ze Riken-
bach an absl.' 1315, ebd. (AAZof.). .Herzog Ruod. selig
solt gelten graf Symon von Tierstein 400 mark silbers
... dar umb versatzt er im 40 mark gelds uf der
burgerstür ze Rinvelden in pfandes wis an absl." 1370,
ebd.; wo noch viele weitre Belege (s. Register). ,Sond sy
oder ir erben ouch denselben zins von den obgenanten
hundert marka ällü jar haben und innemmen ... an
a. des houptguots.' 1419, FJecklin 1915. Uf A., wie
nhd. auf Abschlag Aa; B; Soh; Th; Z; wohf allg. üf
A. ge", übercho". ,Zwei Jahre hätte es gedient unter
lauter schönen Versprechungen, und von Zeit zu Zeit
ein Nastuch oder ein Mänteli auf A. erbalten, oder
ein paar Batzen zum Schuhflicken.' Gottb. ,Dass es
auch derjenigen 24 Kyleyerkäsen halb, so Denen von
Thun verndrigen Jahrs in Verpot gelegt und darvon
20 under die Armen verteilt, 4 aber durch dich den
Ambtsmann auf A. der vermeint verschuldeten Buss
zu unseren Händen aufbehalten werden, darbey sein
Verbleiben haben [solle].' 1697, BnSi. Rq. ,Vor et-
lichen Tagen gieng ich nach Glarus, mit Herrn Z. eine
zweijährige Tücherrechnung ins Reine zu bringen.
Ich hatte ihm 250 Stücke verfertigt und er mir von
Zeit zu Zeit Geld auf A. gesandt.' UBragger 179'2. —
6. A b n a h m e. Verminderung. , A.. diminutio. imminutic'
Fris.: Mal. .In A. bringen': ,[Dass die Schwarzen-
burger] der Enden alles feil biedende Heüw und Strouw
sowohl als eüwer Gnaden Lachen als anderen Güetern
auffkauifen. verteuren und abführen, dar durch das
Landgricht aussgesogen und zu einem dürren Land
gemacht, die Lächenschaften gesehwechet, eüwer
Gnaden Zenden vermindert und in A. gebracht.' 1574,
BSeft. (Abschrift; Eingabe an die Regierung). Insbes.
von der Herabsetzung, dem Heruntergehn der Preise Ap;
GrD.; Sch; Tu; W; Z und weiterhin, 's chunt en A. Me"
g'spürt no"'' Nüt vomen A. , Einen a. tuen, machen.'
,Ir [Wirte] sond ouch keinen win zwürent rüeffen,
ir wellent denn ein a. tuen.' um 1435, AiLauf. StR.;
wiederholt E. XVI.' ,Wenn also die gest oder ire
knecht ir salz geben wellen, wie den setzern befolhen
ist, so sollen die setzer still ston und dannzumal
kainen a. machen oder näher geben.' 1476, Sch (er-
neuerte Ordnung für den Salzhof). , Einen a. nemen':
,Das jar erzeigt sich wol anfänklich. Dann da das
körn ryf war, nam es ein a. wol umbs halb. Wäret
nit lang, es stig bald widrum uf.' Val. Tschodi
1533. Im A. si". D's Veh ist jes im A. W. .Wolle
er syne noch habende gekaufte Frucht umb par Gelt.
Dings und Brieff verhandlen. wie er könne und möge,
dan die Frucht im A.. und hoffet man. das es noch
mehr abschlan werde, wan das Gott die Frucht im
201
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
202
Feld und vor Krieg beliüet.' 1(J42, Z Brief. ,Das
also das alte Sprüchwort wider verhoffendtlich wirt
wahr werden, wie es daii noch niemalilen gfehlt:
Merzen Ul'schlag, Mayen A.' ebd. — 7. abseits ge-
legener, versteckter Ort. .Recessus collium, kluft,
einbück, abgeng [vgl. Äb-gang 3 c Bd II 340], abschläg,
ort, dahin man abweichen mag, abgesünderte ort.'
Fris. (schon 1541); ,a. (als) an einem büchel, recessus
collis.' Mal.; Denzl. 1()77. 171Ö. — 8. in der Weberei,
= ( Schinen-j An-Satz (wenn , stark bemerkbar-) Z; s.
B^y\l\hiO[nwter An-Satz 3d).\h\\.\g\. ab-schlügigS.
Alle ,Zysen' und .Abschlag' suchte er [der strebsame
Weber] zu verhindern, was ihm bei unablässigem
Naclibessern ordentlich gelang. Fkierab. 18()0 (JSenn);
s. den Anf. des Belegs unter Rick (Bd VI 816M.). Bios
etwas zu heiss dürft es sein [in der Hülle], der Zettel
würde zu spröde und .paarets Tuch' gäb's ordentlicli
und ,Zysen' und ,A.', wenn man's nicht immer nässte.
ebd. — Mhd. abeslac m. dürres Hulz; Erniedrigung eiuer
Forderung; vgl. Gr.WB. I 101/2; Sanders 11 '2,933; Schm. Ml
517; Fischer I 61. Als Fluru. (zu Bed. 1) SchwArth (Wald),
Pf&ff. — Bach-.Ab-: = dem Vor. 3a. .Feuersbrunst
hinter dem Platz (während dem B.) ... Der Bach kam
erst nach Verfluss von 3 Stunden.' 1784, (Elh. 1840. —
ab-schlägig, in GrD., KL; ScH; Th -e'-: 1. seitlich
abfallend, von Wegen, bes. Schlittwegen, wenn die
schützende Schneeschicht auf der Talseite weg(ge-
schmolzen) ist, so dass der Schlitten leicht abgleitet
oder umschlägt GrD., Kl. 's ist a. — 2. a) wie nhd.
abschlägig, von einer Antwort Ap; GrAt.; Sch; Th;
Z und weiterhin; wohl aus der Schriftspr. En a-e''
B'scheid. — b) pass., abschlägig beschieden, abgewiesen.
,Wo deren [der Antwort] Autt'schub beschächen. wellen
wir uns für a. erkennen und achten.' Anhorn lti03/29.
— 3. widerwärtig, unsympathisch, von Personen Äp
Lb. En a-e' Purst. Er ist-mer a. — 4. .Etw. a. geben',
auf Absehlag, als Anzahlung; s. Haft-Pfänning (Bd V
1123). — 5. querstreiflg, ein Fehler im Gewebe, ent-
standen durch ungleiche Dichtheit der Schussfäden
Z (FStaub). — Vgl. Gr.WB. I 10;i. — un-ab-: ohne
Ab-Schlag (in Bed. 4). ,Dem wellint [Imp.] nach-
komen und wyters nit ze handien (für)nenien, so dem
zuo Verletzung in einleben weg möchte reichen, als
wir uns ouch des zuo üch ... styf unäbschlegig ver-
sechen.' 1532, Strickl. (Z an AABremg.). ,So wie wier
nun Diss bei e. e. M. erhaltend, als wir in keinen
Zweifel setzend, solches ohnabschlegig, wie es schon
albereit entschlossen, geschechen werde ...' 1621. Gr
Schreiben (Anhorn 1603/'29). — Vgl. Gr. Wb. XI 3, 77/8,
auch im act. Sinne. — ab-schläglich: = abschlägig 3 a.
,Damit sy des, so sy an uns begärt, jetznial gewäret
und nit absleglich antwurt, sunders unser gnaden ge-
spuren mögen, haben wir uns vereinbart ...' 1527.
B Ref. — Vgl. Gr. WB. I 103.
Über- (bzw. Ö-), in BE.; üwE. über-: 1. von der
Turnerspr. ausgehend, eine Art Purzelbaum, bei dem
man nur die Hände (nicht auch den Kopf) aufstützt
und sich gleich wieder auf die Füsse stellt, seltener
auch vom Salto mortale (nach Angaben aus ApL; Gr;
G; Th; Z und wohl weiterhin). — 2. a) (vorläufige)
Schätzung, Berechnung, zB. der Kosten oder des Er-
trages einer Unternehmung, des Wertes einer Liegen-
schaft usw. Aä; Ap; Bs; B; Gl; GrD.; S; Tb; Z und wohl
weiterhin; vgl. (Vor-J Anschlag. ,Die ganz summ.
kurzer vergriff oder ü. eines dings, summa, summa
summarum.' Fris.; Mal. ,Was für klein und gross
Geschütz. Munition [usf.] sampt anderen darzu ge-
hörigen Sachen ins Feld erforderet werden, und der-
selbigen U. [genaue Aufstellung]', Überschrift. Kriegsb.
1644. ,Computus. Aussrechnung. U.' Denzler 1666.
En Ü. mache" uä. Frili''' dmilct's-cn [Einen, der im
Hinblick auf den Tod sein Leben überrechnet] au'''
schiver, bi-ine" settige" Handel und Wandel endli''' en
Ü. z' mache", uo Em chönnt freuen und tröste"; denn
er cha"" selber nid laugne": es lüte" die Pusten und
Püstli, tcon-i" «»"'»! Hauptbuech stönd, so z'säge" alle
de" letz Weg. RMüi.ler 1842. ,[Die miteinander
marktenden Erben] nahmen Eins nach dem Andern
in die Finger, übersahen dann Alles zusammen und
knübelten so gut möglich einen U. zurecht.' Gotth.
,Sy [eine Frau, die beschuldigt wird, bei der Ehe-
schliessung ihr Vermögen zu gross angegeben zu
haben] bekannte wol, das sy ires guots halb ettwas
überslags getan hett und gemeint, ir guott mer wert
ze sind und daruss ze züchen, denn sy aber möge.'
1490, AaB. Urk. ,Welliche [die , umgelter', denen der
,wynrüeffer' den Gehalt eines zu besteuernden Fasses
Wein mitgeteilt hat] alsdann ... mit sanibt den ab-
beilern ie nach gstalt der sachen und glegenheit der
zyt einen ü. tuon und handien mögind, wie sy ver-
meinend die notturft erforderen.' 1572, Z RB. ,Es
seige aber der Herr Lantvogt [uA.] kurzlich zu MüU-
lieim gsin, der Pfrund Inkommen nachgefraget und
einen Ü. gemachet, uff welchs ein gemeine Red uss-
gangen, sy soltind sy um 500 fl. gewerdet haben.'
1612, ThMü. ,Wann du [der , Feldoberst' bei der
Vorbereitung eines Feldzugs] nun vil oder wenig
Geschütz bei dir hast, so soll du alsdann deinen U.
machen, wie vil Volk, Pferd. Munition, Hagel, Gestrew,
Canoniers, Fewrwerker [usw.] haben müssest . . .
Darnach solt du ein U. der Wägen halber machen . . .'
Kriegsb. 1644. ,Auch hate man resolviert, das jeder
Corpus ein Ü. mache, was die Armee dissen Monat
koste ... Unsser General meinte 16000 Doublonen.
Ich hab neben Andern auch calculiert, das wir vol-
komen 17 in 18000 Doublonen funden.' 1653, G Brief
aus dem Felde. ,[Die Gläubiger eines Mannes, der
ihnen sein Gut zur Übernahme anbietet] Hessen einen
neuen Ü. machen und fanden wieder, dass einmal da
kein grosser Verlust herauskommen könne.' UBragger
1789. ,Näch ü.' .Ungvarlich nach ü. waiss ich wol,
das unz uf disen obgenanten tag in der statt Wil
allain an vesen lag ... etwas ob ainem malter vesen.'
GWil Chr. E. XV. ,Zu wellichem allem man bruchen
wird nach dem gemachten ü. ufl" die 400 quader oder
stuck stein ungfahr.' 1596, ScaSt. (Bauplan). ,Fär
den Krähanen ... rechne ich nach einem geringen Ü.
Dessen, so verbraucht worden, mehr nicht als 10 GL,
da es mich sicherlich vil mehr gekostet.' 1668, Z
(Baurechn.). Neben Synn. ,Des Möttelis überslag
und meinung ist, das inne ein iegklich swär fuoder
... ze fuorlon ... ein pfund costet hab.' 1468, Gfd.
,Und ist disers werks [einer öffentl. Bauunteruehmung]
u. und rechnung beschechen uff donstag nach Unser
lieben frouwen himelfart tag.' 1558, AALauf. StB. —
b) hinterlistiger Anschlag. .[Nachdem die Appenzeller
in das von ihneii belagerte Schloss GRheinegg dank
einem plötzlich ausgebrochenen Brande eingefallen
waren, trat der Büchsenmeister des Schlosses zu ihnen
über] darum derargwon... entstuond, dass es ein ü.
203
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
204
gweseii und dem gsellen gelt versprochen were, damit
er anzundte . . . Die Chroniken meldend, dass der
Schützennleister darnach ... sölichs anschlags kantlich
gwesen.' Vad. — 3. in der Rspr. a) im Betreibungs-
und Konkursverfahren, (das Recht zur) Übernahme
der Liegenschaften des Schuldners durch einen Pfand-
gläubiger, der sich zur Deckung aller der seinigen
vorangehenden Forderungen an das übernoniniene
Pfandgut verpflichten musste Tu (bis 1892); vgl. Über-
schlags-Recht (Bd VI 300) und die dort angeführte Lit.,
ferner über-schlahen, Über-Schlaher, zur Sache -auch
Zug-EecM Ib (BdVI307u.). Über Ähnliches im ä.
Recht von Aa; L; Sch; SchwKü.; Zg; Z s. Bluraer
RG. 112. 153; Seg. RG. IV 163; Sch Auffahlsordn. 1743/
73, Anhang; Z Gerichtsordn. 1715 10. Teil Art. 15/6.
62/5; Z Rechtspfl. 111 108/9. ,Wylen dann in an-
geregter Bergischen Uffahlshandliing die Corherren
zue [Tu] Bischotfzell umb ihre Anspraach in die
Priorität kommen, habend sy zuera ersten sich zum
Ü. erklehrt; uff sy kora es volgends an den Anwalt
H. Stattlialters zue [GlWyl umb 700 Gl. Haubtguet,
wellicher uff Ratification ihr fü. Gn. [des Abts von
StGallen] überschlagen und darzue einen Verdank be-
gehrt ...; Sollichem nach wurdend befragt die übrigen
Creditores ..., in wellicher Aller Nammen Landrichter
Häberli über des StGallischen Anwalts Erklehrung
auch ihnen den Ü. umb ihre Summa ohngefahr uff
1000 Gl. sich belauft'end vorbehalten.' 1659, Th. ,Nun
aber zue Rettung ihrer bedütner Schuld ... sygendt
sy genöttiget ..., den vorbehaltnen Ü. nunmehr würkh-
lich zetuen, undertenig pittende, wann Niemandt von
nochgehenden Creditoren sy ab- und usshinlösen wolle,
sy bei sollichem Ü. ... auch ... handtzehaben und ...
in diser Herrschaft [TnJBerg vollkommne Besitzung
sy auch wörklich einzuesetzen.' 1660, ebd. .[Die
Obervögte sollen] in Erteilung der begehrenden Auf-
schlägen und Verdanks ... einem Schuldgläubiger in
das Könftige keinen längeren Verdank zum Ü. [,Uf-
schlag.' Z Mand. 1660] oder Abstand über den Zug des
Auffahls geben als etwann 8 oder 10 Tag.' Z Gerichts-
ordn. 1715. ,Es solle ... jedem lauftenden Creditori,
welcher fürohin über den eint- als andern Brief in
denen Fallimentern oder Auffälilen zu schlagen be-
gehrt, nicht nur wie bishero 14 Tag Bedenkzeit, sondern
auch ihme von dato des angegebenen Ü-s annoch
14 Tag zur Bezahlung vergönnt und gelassen werden;
jedoch mit dem klaren Anhang, dass er innert dieser
Zeit demjenigen Creditori und Inhabern des Briefs,
den er überschlagt, würklich und annehmliche Zah-
lung leisten oder widrigenfahls des Ü-s gänzlich ver-
lurstiget sein solle.' Sch Auffahlsordn. 1743/73. —
b) bei (freiwilliger, auch konkursamtlicher) Ver-
steigerung von Liegenschaften: , Vergantung des
Ganzen, nachdem die einzelnen Stücke schon durch-
gegantet worden' (Syn. Über-schlags-Gant); der [/'.wird
vom Versteigerer bei der Aussclireibung vorbehalten,
wornacli die bei der Einzelversteigernng erteilten Zu-
schläge nur dann in Kraft treten, wenn nicht bei der
Gesamtversteigernng ein auf alle Liegenschaften
Bietender sie zugeschlagen bekommt Gl; ähnlich Tu. —
4.dasÜ'berschlagen bzw.Überge sch lagen e. [Mutti r
zur Tochter, die Tüclier über ein gespanntes Seil hängt:]
Mach chli' der Ö.. dass's ahchanget! bis auf den Boden.
WHausknecht 1891. (EnJ Ü. mache", beim Verbinden
(bes. eines konisch gestalteten Gliedes) die Binde
wenden, so dass der rechte Rand nach links und die
obere Seite nach unten zu liegen kommt (Renverse).
Sprache der Militärsanität. ,Das disse Erleütterung,
ob sie gleich nur uff dem Ü. [der Aussenseite des ein-
gefalteten linken Drittels des Pergaments] diss Brieffs
geschriben, gleiche Graft und Gültigkeit haben solle,
als wan sie in dem Brieff selbs inwendtig begriffen
were.' 1663, Z Rq. 1915. Vom Himmel als Decke des
,[Erden-]Sahls': ,[Gott machte] an dem blawen U. [vor-
her: ,an dem Tach daroben'] gross und kleine gülden
Schalen [die Gestirne].' JCWeissenbach 1678; s. die
Forts. Bd V 647 u. Spec. a) von Teilen der Kleidung,
wie nhd. Aufschlag. An Ärmeln AAF.f; Ap, in der
ä. Zeit viell. auch von zurückgeschlagenen Teilen
an der Brustöffnung des Schöpens und des Roclcs; gew.
PL Syn. Über-Litz (Bd III 1563/4); Üf-ScUag. S. auch
Hock I (Bd VI 821 u.). .Überschläglein vornen an
den Ärmlen' dürfen nicht mehr getragen werden. 1611,
G Mand. .Das Tragen alamodischer Haare, vierfache
Kröss, lange Überschlag [usf.]' sind verboten. 1641,
Sch Chr. , Einen roten Bock mit weissen Über-
schlägen' erhielt 1688 der Bärentöter Frey von der
S Regierung als Ehrengabe. .Allerhand Gallunen, Zeug
zu Brüsten, Seiden und Zeug zu Überschlägen meines
Kleids 8 fl.' Zubers Tageb. 1690. Das Tragen .langer ...
Ermlen und mehr als höchsten[s] ellenweit haltenden
Überschlägen daran' ist den Männern verboten. Z Mand.
1703. ,Casaquen, deren Überschlag in der Weite
harum höchstens ','2 Ell sein soll', als Tracht der Geist-
lichen, ebd. ,Officiers und Soldaten sind gar wohl ge-
kleidet ... ein Teil hat blauwe Rock mit rohten und
andere mit schwarzen Aufschlägen, ein ander Teil
hat braune Bock mit rohten Überschlägen.' 1748,
Bericht von BV^^erdmüller. .Tragt ein Frackrock
ohne Überschleg und ein Camisol von brunwollenem
Tuch mit gelben Knöpfen, gelbe Lederhosen, ein
schwarz grepis Halsstuch und schwarz woUi Strumpf.'
1759, Gl Signalement. S. noch Bd VI 821 M. ; VII 1008u.
(2. H. XVI. ). Dem heutigen Bäffchen ähnlicher kleiner
Kragen, als Bestandteil des Staatskleides der Burger
zu einem langen schwarzen Radmantel getragen (in
den Z Kleiderraandd. des XVIIl. .glatter Kragen', gew.
dem .dicken Kragen', Chrös gegenübergestellt); vgl.
Chragen (Bd III 790/1); Z TB. 1858, 210/1. 226. ,[Die
Bürger sollen] in der Statt, wann sie nicht in ihrem
Beruff und Handwerk begriffen, so viel möglich den
Mantel und ü. oder doch neben dem Stock auch das
Ehrenzeichen des Seitengewehrs tragen, vor E.E.Bat
aber, wie auch vor Gericht ... fürnemlich aber in der
Kirchen ... in ihrem bürgerlichen Habit [offizielle
Tracht] erscheinen.' Bs Polizeiordn. 1715/41, .Kragen
oder Überschlag.' Z Mand. (ohne nähere Angabe). Am
Schuhwerk der Frauen: vom Fussrücken gegen die
Pusspitze hin zurückgeschlagener, verzierter Latz aus
feinem Leder; s. irchin (Bd 1 434). — b) öfter im PL,
Kompresse, auch breiiges Kataplasma Aa; Ai-; Bs; BE.;
GrD.; Sch: S; Th; üw; Z und wohl weiterhin; Syn.
Oatteblamen. Chartablän (BJ II 494; III 490); Pflaster^
(Bd V 1258 ff'.); Üf-, Um-Schlag. (Ei"yi) en (nasse") U.,
(chalti, warmij Überschleg mache". .Äpfelbaumigs Mies
in der Milch gesotten für Überschlag', auf einen blutig
geschlagenen Kopf. Obw Blätter 1900. ,So wir ... in
unseren Krankheiten und Todsnöten bessere Pfleg
... haben [als Christus am Kreuz]: kräftige Brühlein, ^
Trnnklein. Rauchweik, Überschlag, Kraftwasser .. "
205
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
206
FWyss 1Ü5U. ,Wan er grosse Hitzen des Haupts,
habe ich ihnen [Pestkranken] Überschlag von Aceto
rosarum aq. Verbense oder das Weiss von einem Ei
und einwenig Salz übergeschlagen.' 1668, ZUsterNeuj.
1868. ,Ein Ü. zum Bein G Bz. 1 Kr.' 167.5, B Apotheker-
rechn. ,Ü. auf den Frästen [des Viehs].' JJHolzhale
1691. .Einen Ü. für den Stich: Nimbe der grossen
Walilhengsten oder Omeisen sambt ihrem Nest eine
guote Handvoll oder mehr, siede sie in einem Säcklin
im Wasser, schlage sie alsdann über den Gepresten.'
1716/'24, U. ,Cataplasma oder U. auff ein Duch ge-
strichen, heiss übergeschlagen.' 1717, L (Gfd). Bildlich:
,0 ein kräftiger Ü. über ein verwundtes Gewüssen!'
von Trostesworten des Evangeliums. FWtss 1673. —
c) = Über-Schlacht 2 (Sp. 21/2, wo auch Belege für
unser W.), entw. ein bisweilen durch Bretter erhöhter
od. verlängerter, auch durch eingerammte Pfähle ge-
stützter Steinwall (vgl. Schwellt) od. aus (Pfälilen mit
verbindendem) Rutenflechtwerk bestehend (vgl. Hurd);
Syn. Wand. Schreiben ,von wegen der fachen und
übersclilägen in der Lindmagt' und Gesuch, Einen, der
seine Fache und Überschläge noch nicht beseitigt hat,
dazu anzuweisen. 15'28, Z (EEgli, Act.). ,Überschleg
über die Rüss.' 158.3, AiKe. — 5. was über Etw. hinaus
,schlägt'. a) unterste Pfette über der Vorlaube UwE.;
vgl.JHunz. 1913, 184/5. 190ff. — b) Überschussan Wert
oder Menge; Syn. Über-Schatz (BdVlII 1642); Über-,
Für-Schutz (Bd VIII 1708. 1717). .[Der Preis der
Mark Silber ist auf 4 Pfd angesetzt; der Münzmeister
von Zürich aber] mag si wol kouii'en urab 4 phunt
und 1 Schilling, von der sweri und des u-es wegen
derselben Zürich{er) gewicht' 1344, Münzvertrag.
,Von des järlichen zinses wegen, den wir denn unz-
lier abgetragen haben, ouch von des überenz oder ü-s
wegen, als ir denn meinent, daz die march ettwas zites
me gölten habe denn 6 guldin.' 1430, ZWth. (Brief
der Stadt an ihre Strassburger Gläubiger); vgl. JSG.
28, 23 ff. N. will von einer Erbschaft im Werte von
600 Gl., nachdem er alle daran haftenden Verpflich-
tungen erfüllt hat, Niemandem mehr Rechenschaft
schuldig sein: weder von den Gütern und Gülten, worin
sie besteht, .noch von des ü-s wegen, damit die 600
guldin ... ervollet werden möchtind ...; dan im nit
mehr dan das vorgeschriben guot worden were.' 1474,
Z (Abschr. des XVIII.). .[Meine Herren haben] mir
nachvolgende libtinger [auszurichten] gäben und witer
ufgeleit, dann man der zit, als der ü. geschach, us-
gäben heig', Verteidigung des Klosterpflegers zu Töss
gegen den Vorwurf, infolge schlechten Haushaltens
weniger ,ü.' als früher zu erzielen. HBrennw. Chr.;
wechselnd mit ,fürschutz'. Handelsgewinn. .Imgwicht
bruchstu dyn list alltag. uff das du gwinst den ü.'
VBoLTz 1551. , Einer, der sin win erst ufftuot vor
dem schätz [dh. bevor die Schätzer dessen Verkaufs-
preis angesetzt haben], der sol nit mer an einer mass
zuo ü. nemen den zwen angster, der ein offner wirt
ist, und der von dem zapfen schenkt, ein angster zuo
ü. nemen.' Obw LB. Tax-, Preiszuschlag. Auf Be-
schwerden der Bündner über unbillige Bedingungen,
bes. erhöhte Gebühren beim Transport ihrer Waren
über den Zürich- und Walensee wird geantwortet:
Sollte es nur etwa kleine .Überschläge' betreuen, die
allfällig der Teurung wegen vorgekommen seien, so
ersuche man freundschaftlich, die Sache fallen zu
lassen. 1544, Absch. .Welcher Brot in unsere Gmeint
fürt, der sol kein Ü. tun daruf.' XVI./XVII., GrS. —
Mild. tiiersJrtc (in andern Bedd.); vjl. Campe V 40; Sanders II 2,
935; Martin-Lienh. II 456.
Üf-: 1. a) an die Wand aufgesclilagener Teppich,
Gobelin. ,Item 2 sydin golter, sind beid grüen und
rot und denn einen sydin u.' 1442, Z (Vergabung der
Gräfin vToggenburg an das Kloster Rüti). ,Die 2 ge-
würkten Aufschlag betreffend, da auf dem einten
etliche Vorbilder auf Christum, auf dem anderen
Jegereien und Fischereien etc. repräsentiert werdend,
gehörend nach alter Gewohnheit beiden Söhnen zu.'
1090, Z Teilrodel. , Verena Zollerin hat einen ge-
wnrkten Aufschi, oder Tapezirey gar kunstlich ver-
fertiget von verschiedenen Historien, darüber der sei.
Herr BuUinger eine Beschreibung gemachet: Welche
samt dem gewürkten Aufsclil. annoch im Zollerischen
Gesclilecht verwahrt bleibet.' 1785, ebd. — b) (meist
PI.) = Üher-ScMag 4b (Sp. 204) BE. und It Zyro;
Ndw (Matthys). Ü f schleg mache(n). Bäbi cha"" unger-
wile" zue-der [einer Verwundeten] luege" un^-der öppe'
Ufschläg mache un'' z'treiche" ge". MWai.den 1884.
I''' will ... mit ehalten Ufsehlege" zuefare", bei einem
Verwundeten. SGfeller 1911. — c) Aufschlag an
Kleidern B (Zyro); GT.; Tu; Ndw (Matthys); Z, so
Stdt und weiterhin. Zur Verkürzung des Rockes, der
Ärmel, Hosen; Syn. Ufen-Schl. Kn TJ. mache", abe'-
lä" (zur Verlängerung eines Rockes usw.). Umlauf
mit [handbreiten Üfschlege". ELocHER-Werling. Alls
[an einem Konfirmandenanzug] ist of's Wachse' hi'
Vg'richtet g'si": d'Ermel am Bock ond d'Uose" a" de'
Schuch)ie' händ icacker U f schleg g' ha'. Nationalztg 1917
((iT.). Zur Verzierung, meist aus andersfarbigem Stoff".
S.2?arnJs.se»j(Bd IV 1447;, Aufschlägen an Mannsröcken.'
17'28); i?ocifc I (Bd VI 821; zweimal). Bes. an Uni-
formen, allg. Ja, luegevd emöl d' Chübler und[d'] Pßfer
a'! ... Der Hose'nöt no'''''en abe" die wlss und röte"
Litze' und die glichligen Ufschleg an Ermle". W Hoff-
mann 1912. S. noch Sp. 204 M. — d) Ausstellung, Schau-
stellung (durch Anheltung an sichtbarem Platz).
.Nachdem ... ir, mine gnedige herren ... mich [den
Schulmeister] vertrost, so ich mit gottliclier hilff
wurde einen guoten anfang tuon, so wurden ir alsdan
mich daz lassen gnüssen, so hab ich jetz zuo kommend
fronfasten nütt underlassen wollen noch können einen
u. nach mynem gbrauch, damit menglicher ougen-
schinlich sehen und gspüren möge mynen fliss und
angewente müehe und arbeit ... Hab ouch nütt allein
oft'entlich daz selbige uft'schlagen wollen, sonder ouch
der kinder prob [s. Bd V 303u., Bed. 2 a] für einen
ersaraen wysen ratt ... ze tragen ... Darnach erbütte
ich mich ouch, alle fronfasten ... ein u. der kinder
prob zetuon, darin sich dan jederman ersehen müge,
wie sich die kinder besseren von einer prob zuo der
andern.' 1576, Z. — 2. Spitz-, Übername ApM. (T.). —
3. a) Aufwand (bei einer Bewirtung, einem Gastmahl).
.Der u. zuo der hochzyt [Maximilians mit Maria von
Burgund] ist köstlicher gesin vil me, denn ye keiner
gesehen ist worden by dem alten herzogen.- 1477,
Bs Chr. ,So ist von der zerung wegen uff dem rat-
hus angesechen, daz dehein u. sol beschehen dann
uff dem mentag und dem fryttag, so ratstag sind, es
weren den sölich erlich lütt uff' das rathus geladen,
das minen herren guot und erlich bedunkte, den selben
zuo schenken, daz mag man wol tuon, und sust sol
dehein u. von niemand beschehen.' S Mand. 1490. —
207
Schlag, schleg, sclilig, schlog, schlug
208
b) Erhöhung des Preises, Verteuerung B; Scb; Th;
Ndw (Matthys); Z; wohl allg. Ätini het [auf die Nach-
richt von Krieg und Misswachs] im Stille" scho" der
tJ uf si"m G'chöch üsg'rechmt. wo-n-es ene't dem
Chilchhof i" drüne" Garte'bet 'zöge' het. RvTavel 1910.
lez chunt der ü., der sjewohnte Autschlag, zB. auf
dem Schweineniarkte zur Zeit der Kartoffelernte Tb.
Das dhein fürköiffer, in der statt oder iren gncht
gesessen, byss vassnacht ... dhein körn, haber, roggen
oder derglich veil haben [solle], damit der markt
dester bass enthalten und der uftsl. verkommen werden
1491, Z KM. .Damit man den kornkoff in sem
liebem vorgeschribnem fuog on grossen u., oucli aaroi
den markt hie fürter on abgang behalten moclit.'
GWil Chr. E. XV. ,Zedell utf d stuben zun Affen,
daz die Steinbrecher des u-s, so sy uff d stein tuon
abstandind und by der alten Ordnung plybend.' lobü
B RM Glarus schryben, das die schiflmeister sich
erklacrend, das die rekher an der Lint inen ir gnot
nitt fertigen, noch zuolassen wellind, andere darzuo
ze bestellen, und darby begerend, inen uff ein ledi
ein batzen ze schlalien, biss das das far umb etwas
besser wirf; diewyl aber die in Pündten sich sollichs
u-s erklagen möchtind ...' 1568. Z RM.; vgl. c a.
Wann vor dem kornhnss im körn ein u. sich erzeigte.-
1576 ebd. ,Was Maassen die Meister Pflstere das
Brod' nachdemrae sie den Auffschl. des Kernens ver-
merkt gar hinterschlagen und dem armen gemeinen
Mann'allerding kein Brod mehr umb sein Gelt geben
wollen.' 1635, Z Ratserk. Mit verwandten Ausdrucken.
Daz in sinem lande [Savoyen] kein türi noch uffd.
beschehen solte, weder an brot, an win, an fuoter
und an keinen andern dingen.' Just. ,Man sol nach-
gan und richten, als etlich lüt an dem Renweg haber
und anderlei smalsat daselbs ufgekouft band, e das
es uff den merkt komen sig, und band damit ein
schnall und u. gemacht.' 1430, Z RB. ,Z. sye an
Ötenbach gangen zu herr E. und zuo den ab Seld-
now und wölte da von denen körn haben kouft ...
und mit sölichen. euch andern Sachen habe er ufsleg
o-emacht und türinen.' 1438, ebd.; nachher: ,H. hett
uff ein raalter guots 15 ß mer geholten dann ander
lüt und hette ein türe gemacht' .Damit der u. und
ertürung des salzs ... abgeschafft [werde].' 1574, Aä
Zof. StR. Wenn aber die Rebleute .ein merklichen
gvarlicben u. und zwang wollten machen' und ihren
Wein nicht zu annehmbarem Preise geben wollen,
dann mögen die Wirte den Vogt und die Räte an-
rufen welche ihnen die Einfuhr fremden Weines
erlauben dürfen. XVI., AWild 1883. - c) was auf
Jmd bzw. Etw. .geschlagen- wird, a) = Üf-Satz Ibe
(Bd VII 1530). ,Die keiserlich majestat liatt etlich
uffsleg wider über die kouffinanschaft gesetz[t], die
meint der kung [von Ungarn] nit zuo gedulden.- 1479,
Bs Chr. Die Anwiilte des Abtes zu SchaftTiausen, der
[vom Bischof von Constanz in die Acht erklärten]
Stadt und der Gemeinde zu Hallau ... begehren zu
vernelimen, ob die Räte des Bischofs von Constanz
sie des getanen .Aufschlags' erlassen wollen oder
nicht. 1531, Absch. Der König von Frankreich hatte,
entgegen den Bestimmungen des ewigen Friedens von
1516, auf das Salz einen .beschwärlich u.' gelegt,
und Wallis konnte trotz wiederholten Vorstellungen
beim Könige keine Ermässigung dieser Auflagen er-
langen. 1549, W Blätter. ,(Ein steür oder Schätzung)
aufschl., censio.' Fnis.; Mal. - ß) „Schuldbrief, den
eine Frau über ihr zugebrachtes Vermögen auf das
unbewegliche Gut ihres Ehegatten machen lässt
AäF ' iSt'^); L; ,Z" (St."-); vgl. Üf-schlag(s)-Bnef
(BdV 485), ferner tf-Satz lb'{ (Bd VII 153U). zur
Sache auch Seg. BG. IV 95. Dem N. von Lauis, wohn-
haft zu Lucern, wird ein .Aufschi.' von 600 Gl. zur
Sicherung der Morgengabe seiner Frau N. bestätigt.
1563. Absch. ,So viel die Aufschläge betrifft, wenn
man "finden würde, dass übel gehaust wird, und eine
Freundschaft solche begehrte, soll der Anfschlagbrief
gemacht, wenn aber die Weiber eigene liegende Güter
haben, nicht dazu genötigt werden.' 165ö,L(Helv. 1830).
, Wann aber beschebe, dass ein Frau umb ir zuogebracht
Guot keinen Auffschl. und ordenlich verschribne ligende
Underpfand hätte und zwahr gnugsamb beweislich
machte, wie vil sie zu dem Mann gebracht, selbiges
aber nit mehr in solchem ohnverenderten Weesen, wie
sie es zu ihme gebracht, zu finden wäre ...' L StR.
1765. Auch 1643, AAÜberwil b/Rud. Gültenprot. —
4. Aufschub, Frist, auch Bedenkzeit. ,Verzug (auf-
zug), aufschl.. sustentatio.' Fris.; Mal. Bes. (in der
Rspr.) mit Bez. auf eine Verhandlung, Entscheidung,
auch die Erfüllung einer (Zahlungs-)Verpflichtung. ,Da
[s. den Anfang des Belegs Bd IV 1877] sprach HLosser:
Ich kan dir wol geraten, du solt im fürgebieten, so
Wirt uns ein ufsl. Das ted er ouch und wart euch
inen der ufsl.' 14*29, Z RB. .Ist ein tag gesin mit 72
richstetten ... Was der tag Nicolay zuo Lindowe;
wart ein uffsl. bis Anthonii 49." 1448, Bs Chr. ,N. hat
ein u., diewyl im von siner widerpart zuo spat ver-
kündt ist.' 1563, B RM. ,Ü. der gericbten'. Rechts-
stillstand, Gerichtsferieu. .Wellicher eim mit dem
richter pfand gibt und die pfand gevertiget werden
und iren tag tan haben, daz dann denselben, so pfand
geben hätt, kein u. der gericbten noch kein friheit
schirmen sol. sunder wann der. dem sölliche pfand
verstanden weren und iren tag tan betten, die hinuss
haben will, so sols einer eim hinusgeben.' L StR.
um 1480. ,Mag man in in turn legen ... bis das
er old sy das geliehen gelt bezalent ... und sol kein
frybeit noch u. der gericbten davor sin, noch ieman
davor beschirmen.' ebd. , Aufschl. der gericbten, ferije
solennes, iustitium; den aufschl. der gericbten enden,
die aufgeschlagnen gericht widerumb anfahen, iu-
stitium exuere.- Fris.; Mal. .Einen ü. machen, tuon.'
,Das dann die selben, der burgermeister, die rät und
die zweihundert das egeuant lantgericht mugeiit
genzlich ablassen oder des selben gerichtes ufsleg
machen, als lang und als dik si wellent.' 1383, Z StB.
(.Umb daz hofgerichf). ,Als unser alt schulth. [uA.]
uff Pfingsten nechst vergangen von üch gescheiden sint
von unser sachen wegen und da under andren dingen
einen u. unz uff sant Mart. tag, der nu nechst kompt,
an üch fundent und machten von der üherenz wegen,
dar umb ir uns gemant hatten [usw.].' 1427, ZWth.
Als ein jeder sin ürte bar bezalen und niemand dehein
H. tuon solt.- 1509, BoSi. Rq. (Landrecbt). .Einen ü.
nemen.' .Würbe er aber umb si, do neme si acht tag
ein u.- 1530/3, Z Ehegericht. ,Sy [Die von Ober-
weningen] habent mit denen von Schöfflistorff das
gemein holz ze teilen understanden, und als sy sich
des gewydert, mit inen für recht komen, alda sy ein
u. bis uf ein ander gericht genomen.' 1549, Z. ,Do
hett ein ersam landgricht das gricbt follfüert. wie
209
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
210
brüchig ist, biss zuo end, und darnach ein u. guuainien
bis uff das ander und dritt landgricht.' UMey. Chr.
1540/73. ,Hiero der tyrann fraget Simonidem den
weisen man, wer und wie Gott were; da nam er ein auif-
schl. biss aulf den volgenden tag.' LLav. 1582. ,Wan
disen zwei Manen von ires Schaltens wägen ein Urtel
gieng und es einem nit gtiel, so niemand sie einen U.
oder appellierten.' 1. H. XVll., Bauernchr. ^Aufschl.
nehmen vor Gericht, vadimonium deserere, proroga-
tionem rei petere, prolationem iudicii postulare.'
Hosp. Scherzh. mit Bez. auf das Sterben: ,Als ... die
Exspectanten zuo Zürich ... nach immer vermehrt
worden, da aber vast keine Predicanten sturbend und
wenig Pfrüend ledig wurdend, sagt Einer: Ich mein,
die Predicanten habindein Utfschl.gnommen.' Schimpfr.
1652. ,Ein ü. geschieht': ,Hatt er [der Kläger] grett,
das ein uffschl. sölli gschechen bis utf das ander lant-
gricht... Und [ward] also die sach uffgeschlagen bis zum
andern landtag.' UMf.y. Chr. 1540/73. , Einen ü. be-
geren' uä. ,Als die von .Appenzell die von Switz hatten
ir sach umb ein u.' 1408, G Seckelanitsbiicher. ,l)o-
raals N. ein n. der sach an in begerte.' 1517, AäB. ,[Es
haben] die puren von Arlassen [.Griesheim] angezöigt,
dass si einen schirm wollen haben, und begert, dass
min harren si annämen ... und aber miner herren
gesandten ... si nit wollen annämen und u. begert
bis morn sonntag.' 1532, Strickl. (S). ,N. was mit syner
früntschaft nit verfasst und wot schlechtlicb uff diss
mal nit antwurt gen; dann er clagt sich, im wer spat
verkhünt, dorum gärte er eins u-s und stalt sich so
widerspennig, das im schier der u. in Wellenberg
worden was.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Dann er [Be-
klagter] jezmallen nit beradtsclilaget, ain fäding zuo
machen, sonder begere der sachen ain tag oder dry
ainen u.' 1588, ScnSt. ,Syge imme bevolchen worden,
von uns diser Sach halben ein U. und der Meisteren
Hafneren Klag in Schrift zue begeren.' 16o9, Z.
,Nach Diseni habe er einen Aufsclil. begehrt, er wöll
sich bsinnen.' ItiGO. ebd. , Einem einen ü. geben' uä.
,[Der Schuldner] hab sy früntlich gebetten, im fürer
u. ze gebend bis uff das hochzit, so wolle er sy
früntlich bezalen ...; rett sy, sy bette inn in dem
dritten bann und wölte im lürer kein u. geben.' 1435,
Z RB. ,Er begert eines ufslags unz uff den abend
[zur Beantwortung einer Klage], Der selb ufsl. im
also geben wart unz uff den abend.' 1453, ebd. ,Unii
hett aber der vernielt abt durch sin anwält dazemal
gerett, er trüwte mit sinen gewarsamen fürzebriiigen,
das senilicher böwzechenden in dem ganzen kilciispel
Wymiss im und sinem gotshns dienen sölt, und darumb
eins uffslags, bis er das erzeugen möobt, begert,
semlicher utt'sl. im euch dazemal gönnen und geben
worden were, sich in einem jar darnff ze bedenken
und sin gewarsami ze erzeugen.' 1473, BiiSi. Rq, 1914.
,Demnach begerten NN. ufsl.; uff daz ist inen der u.
nachgelasen und ander tag gesetzt.' 1489, Waldh.;
vorher .uft'scbub'. ,N, sass lang, wolt nit reden, nahin
begert er eines langen u-s; den wolt man imm nit
gen, sunder er sölte antwurten.' 1530/3, Z Ehegericht.
,Was den span sonderbarer personen belanget, haben
wir den partyen, als man eins u-s begert, denselben
vergünstiget.' 15(J9, Seö. 1881 (L). ,[Der Beklagte]
begert ein U.; ist ihnirae bewilliget worden.' 1667, Z
Wth. Ratsprot. , Einer sach (einen) ü. gäben.' ,Ir
[Bischof von Chur] sprechent, es war alles von üwerera
Schweiz. Idiotikon IX.
gotshus leben ... des wir logent und nit vergichtig
sint; und darumb uns von üwer ordenung wegen üwer
pfaffhait gebannet hat ... Bitten wir üch ernstlich, das
ir die bann haissent e''tschlahen und der sach ainen
früntlichen u. gebint hinnan unz uff Prowen tag ze
ogsten ...' 1372, Gr Ämterb. .Darnach ist die sach
[Unterhandlungen mit dem Grafen von Toggenburg]
aber für die burger komen ... und habend sich die
burger erkent, das nun die rätt der sach mugind u.
geben. Darnach ist aber umb den uffslag gebetten
von unsern Eidgnossen botten von Bern und von Switz;
iler u. ist euch geben unzit uff wienächten.' 1432, Z
StB. , Einen bitten ... der manung ufsl. ze geben.'
1445, B AM. ,Das sy der leistung unz zuo usstrag
des tags u. geben.' 1447, ebd. ,Dass si den tagen u.
gebint.' ebd. ,Daz man der urteil sölte geben ein u.'
1457, ZEmbr. ,Diewyl und dann die frow ... nit jichtig
gewesen und dann der handel noch nüw ... haben
wir der sach acht tag lang ein u. ... geben.' 1550,
Z Ehegericht. ,Er [Memuchan It Esther 1, 16/20] bette
auch der sach ein u. mögen geben und sagen: wir sind
jetz all wol bezecht, übernächtiger raht ist golds werdt,
morndes wellend wir in irer sach bandlen,' LLav, 1583.
In präp. Verbindungen. ,Das er üch den gnanten raanot
zuo ufslag der leistung geben hat.' 1447, B AM. ,An
ü.', unverzüglich. ,Swasi [,die warter'] innan werdent,
das ieraan dekeinen schaden tuet, swer der ist, das
süln si ane ufsl. den huotern ze dem Schenkhof kunt
machen.' 1320/30, Z Stiftsurb. ,lch weiz wol, das ich
iu, herre, gelten sol; des gebeut mir ein kurzen tag,
ich wil iu gelten an ufsl.' Boner. Etw. ,in ü. nemen':
Ohne Wissen und fernere Vollmachten können sie [die
Gesandten der V reformierten Orte] ... in nichts
Weiteres sich einlassen ...; daher können sie nicht
anders als die ihnen angemutete Erläuterung in den
Abschied zu nehmen ... Auf diese Antwort bemerkt
der [französische] Ambassador, dass er, da man seine
Erbietungen ,in u.' nehme, auch nicht stets, sondern
nach Gelegenheit und Lauf der Zeit dieser seiner Zu-
sagen halber gebunden sein wolle. 1590, Abbch. Neben
Synn. ,I>ass man [nämlich die in der Glaubensspaltung
in BsStdt vermittelnden Orte] den handel in Verzug,
u. und anstand brächte, jeder bott hinder sich an sin
herren und obern, was sy sich hierüber berietend, und
ein andren tag über dry wuchen ansetzte.' 1529. Absch.
(B). ,Ein gricht soll, on einich verkündung der wider-
party, witer verzüg und uffschlej;, den anrücfenden
des selben gezognen guot in gwalt und gwer mit urtel
setzen.' 1539. BsRq.; ähnlich schon 1498,ebd. .Zugends
|die Feinde] ab gen Bremgarten und darumb nit wit,
die schidherren tetend sparen nüt; doch gwan die sach
Verzug und u.' 1531, Salat. ,Wan Einer den Anderen
vor Gericht beklagt und den Antworter bedunkt ihme
die Klag auf den ersten Tag zu verantworten be-
schwehrlich sein und er durch sein Fürsprechen des-
selben Gerichts Dilation und Aufschi, begehren wurde,
soll ihme Dasselbig von dem Richter biss zu dem
anderen Bechtstag mit Recht vergont ... werden. Ist
aber die Sach ehrberüehrlich, so mag und soll ibrae
kein Aufschi, oder Aufzug weiden.' 1687, AaK. StR.
.Beit und ü.': ,Dass die sach [der Streit mit den Re-
formierten] nit lange beit noch u. ertragen noch ge-
dulden mag.' 1531, Absch. (Tag der VO). ,Tag und
ü.' ,Daz wir . .. dien obgenanten NN. noch iren erben
nach disem ufsl. keinen tag noch ufsl. mer geben
211
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
212
wollen, Jaiin daz si uff das vorgeseit zil ... uns . . .
ledig und los machen sülent.' 1376, Z StB. .Wurden
si [die Juden als Kreditoren] ouch der Schuldner und
giseln, die es nu sint oder noch werdent, deheinen
under inen fürer tage oder ut'sl. gebende, denne dien
andern, daz sol inen an ir schulde und rechtunge kein
schade sin.' 1385, ALechner 190(3 (B). ,Es klaget M.
uflf B., dasa er D. pfant solt geben zuo des B. wegen;
des gab der D. einen ufsl.; des kunt der B. zuo dem
M. und sprach zuo im, er hette im nüt pfant gen, als
er im verheissen hette; do sprach der M., der U. het
im tag gen.' 1390, Z RB. ,Ü. und verdenken' uä. Das
Gericht hat hierauf [nach den Reden der Parteien]
einen ,U. und Verdenken genommen, um Rat zu haben',
und als die Parteien wieder erschienen, gesprochen ...
1468. JGöLDi 1897. ,Es ist ouch den zinsrichtern zuo-
gelassen ..., in grossen schweren Sachen, deren si
nit angendts beraten usszesprechen, ein verdank und
u. uf 14 tag lang ze nemen, mit der bescheidenheit,
das der handel on witer gefarlich ufziehen nocli
verschiner zit der 14 tagen rechtlich ussgesprochen
und entscheiden werden [solle].' um 1530, Z. S. noch
!Sc;iu6(BdVlII82M.); C/^6er-Sc/i% (Sp.203M.). — Mhd.
üßlac (in den meisten uusrer Bedd.); vgl. Gr. WB. I 722;
Schni.' II 517; Martiu-LieDh. II 456; Fischer I 413/4. —
Sämen-Ü.: Holzaufwuchs aus dem auffallenden (nicht
fliegenden) Samen. ,Damit in Zukunft wiederum S.-
Aufschl. zu erwarten ist.' Bs Holzordn. 1806. — Vgl.
.Aufschlag' 1 hei Sanders II 933; StBehlen 1840/6, I 101. —
üf-schlegig: zu Üf- Sehlag 3 b, verteuert. ,So was sich
zuo besorgen, dass von des grossen bruch wegen alle
ding dester türer und u-er zuo S.Gallen und Appenzell
wurdind.' Vad.
Ufe--: = Üf-Schl. Ic Sch; ZS.
After-: meist im koll. PI.. Abfallholz von einem
gefällten Baume; Syn. A.-Schlagen. ,1m were nit umb
die afterschleg und Windbruch.' 1480, Z. .[Die ,tagner'
klagen] wie wol sy bisshar ... fuog und macht ge-
hept, die windfäl und afterschleg ufzemachen, so heten
doch ... obvermelte Inhaber und besitzer der höfen
inen ein pott anlegen lassen, gar dhein holz mer ze
.howen, ouch weder windfäl noch afterschleg ufze-
machen. [Es wird entschieden] das sy die afterschleg
und windfäl in gemeinen hölzern uflesen und uf-
macben mögen ... Doch so es in dem Kraygenstein
afterschleg und windfäl gebe, sollen weder die puren
noch tagnere dieselben nemmen noch hinweg tragen,
sonder darinn ligen lassen, bis man die höw darinn
ussgipt.' 156'2, Z Kq. 1915(ZBuchs). .Die Afterschläg
aufmachen.' 1668, Bs. S. noch Wind-Fall (Bd 1744);
rüch (Bd VI 178). — UM. aßmlac (noch in andrer Bed.);
Tgl. Gr. WB. I 188; Schm.» I 46; CUSchniidt 1901, 6/7;
Martin-Lienh. II 455; Fischer 1113; Vilinar 5. Ein Beleg aus
dem Hofrodel von Niederspeckbach im Elsass bei LÄBurckh.
1860, 89.
Um-: 1. beim Cheiserer (s. Bd 111 514, Bed. 1), das
Austeilen der ersten, jedem Spieler .umgeschlagen',
dh. offen gegebnen Karte; auch die so gegebenen Karten
selbst L; ü (SV.). Im U., beim ersten Austeilen dei
Karten L. .Dieser U. wird gemacht, um den Trumpf
zu bestimmen, diesen bestimmt die kleinste Karte des
-U-s; sind zwei oder mehrere gleich kleine, so ist die
erste derselben Trumpf ... Man kann auch den U.
verdeckt geben; kehrt Niemand seine Karte, so giebt
die gleiche Hand das Spiel wiederum; kehrt aber nur
Einer, so müssen die Übrigen seinem Beispiele folgen.'
KiisERSP., woselbst Weiteres. — 2. Umfang. .Eine
Eich, so im Umbschl. eines Klafters dick gewesen.' 1618,
Z. — 3. das um Etw. .Geschlagene', a) (Metall-)Ein-
fassung, Beschlag. .Glaser. Für einen Unib.schl. zu
Kirchenfensteren.' Bs TOrdn. 1646. ,Ein hoch ver-
gultes Gschirr mit wyssen Umbschlägen und einem
wyssen Meyenstrüssli, in dem Deckel des Fürsten von
Losanne seligen Wäppelin geschmelzt.' 1653/61. LInv.
— b) Einfassung, Bordüre; s. Eöselin (Bd VI 1406).
Gewobene Bordüre, die den Uin-Haiig (s. Bd II 1439/40)
des Bettes an seinem obern Rande umzieht BHa. —
C) weisser (gestickter) Kragen, wohl auch die ent-
sprechende Manschette. XVII. (?), G (Wäscherodel). —
d) schützende Hülle, in die man einen Gegenstand
verpackt, .einschlägt'. ,Der umbschl., (als ein) piachen,
alles das, darein man etwas verwicklet oder kauff-
manschatz einpacket, segestre.' Fris.; Mal. Papier-
hülle um ein Bucli, Heft Aa; Sch; Th; Z und weiter-
hin, Briefumschlag BG. (Bärnd. 1911); wohl überall
modern. — e)gew.Pl.,= Über- Schlag 4b, Üf- Schlag Ih,
doch jünger als Diese AaF.; BE. (s. Bd VIII 1549M.);
Sch; Th; Z und wohl weiterhin. Er hed müesse'
Umschleg mache", zB. gegen Kopfschmerzen. Chalt
(warm, nass) Umschleg. Die äusserlichen Mittel kom-
men [in der Volksmedizin] in Form von kalten oder
warmen .Umschlägen' (Kataplasmen), sowie als .Ein-
reibungen' in Form von wässerigen oder alkoholischen
Auszügen aus der Heilpflanze zur Verwendung. AfV.
(OStoU). — f) = (Chds-JJärb (Bd III 68) BHk., „0." (St ').
Spec.(inBGr.Dim.). = Sc7!i«5o(BdVIlI835)BGr.(Bärnd.
1908),Hk.undltFAnd.l898,476(danebenauch?7.-Ja>6).
— g) auch Dim., eine Art Kopftuch der Frauen; vgl.
Z Gem. 1846 II 139; AfV. XIV 112/3 (mit Abbildg).
,Sie trage ein tüechly, ein umbsl. umb alle tag. das
sye der N. gewesen.' 1427, Z RB. .Do lougnet sy nit, sy
hab im [ihrem Dienstherrn] genomen und entragen ...
ein frowenrok, ein tüechly, ein umbschl. und ein
guldin.' 1438, ebd. ,3 sträckling, 3 umbschlegly, ein
wiss gfülty schuhen.' 1496, Z luv. ,In der Kapp und
im Umschlägle geht eine Frau, wie sie hier [im Bilde]
steht.' M. XVII., Bs (AfV.). ,Wyters ist vorhanden
an Bettplunder, lynenem geneyetem und gewürktem
Zeug ... 89 Schwenkel. Umschlägli.' 1669. Z Teilr.
.Die Weibsbilder aber, so vermöglich, in Stürzen und
Haubtstücklein, die aber, so kundtlich dürftig, in
Hauben und Umbschläglein erscheinen sollen', zum
hl. Abendmahl. Bs PÜrdn. 1715. Vgl.: .Diejenigen
Fremde, so mit Zwilch, Kültsch, D.[-], Stecken- und
Schwaben-Tuch in hier Handel treiben.' G Mand.
1782. — Mhd. umbedac, iu andern Bedd.; Tgl. Sauders II
935/6; Schm.'II 517; Martin-Lienh. II 456. - um- (bzw.
om-) schlegig: 1. mit beiden ausgestreckten Händen
(gerade noch) umfassbar, umfangreich, dick, von einem
Baum, einem Menschen Ap (It T. allg.); ZBauma, F.,
Tag., Zoll, und It Spillmann; vgl. Um- Schlag 2. En u-i
Tann; en u-e'' 3Ia"". En U-i, von einer Frau. —
2. zum .Umschlagen' geneigt, unbeständig, vom Wetter
Ap (T.) 0-s Wetter.
A(n)-: 1. a) erster Schlag, Anhieb, a) bei einer
Schlägerei; s. An-Fatig (Bd I 855). — ß) beim Hau^e^
[Hacken] der Acker. Der .Brotherr' oder die ,Hex'
gibt oben den ,A.', dh. er fängt die Furchenbreite an,
in der Eegel 50 bis 60 Zentimeter. .Hex' wird
er deshalb genannt, weil er oft .hexet', dh. pfuscht.
213
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
214
iiideiu er eine zu breite Furclie anschlägt, das sich
auf jeden folgenden Hauer überträgt. FGStebler
1915 (WLü.). — b) Hieb in einen Baum; Syu. Hauwla
(Bd 11 1801). ,Hetreffend das Harz in den Hölzern
allliier so soll der Förster Achtung darauf geben,
wenn er Einen erwütscht, dass er einen neuen A. an
ein Dändli macht, so soll er der Gemeinde für den-
jenigen Frevel ein halben Aimer Wein zahlen.' 1703,
ThHw. Arcli. — c) , Anschlag' des Gewelir.s. allg.
Wo ... der Chrieg iscli cho", da han-i''' d's G'uer i"
A. g'no". WMoRF 1919. D' Pistole" im A. ha". RvTavel
1910. ,Wann man umb unsrer herren gob schüsst
oder ander otfentür, sol man mitt fryem a., schwebenden
armen schiessen.' 1460, AARb. StR. (,Uer büchsen-
schützen Ordnung'). Jeder Schütze soll verpflichtet
werden, jährlich vier Hauptgaben mit Rohrkugeln an
vier Schiesstagen zu verschiessen, damit er sicli an
den ,A. am Backen' gewöhne. 1037, JSteinemann 1919.
Übergehend in örtlich-konkr. Bed. ,Der acht den A.
zfast truckt bat, des gieng der .Scliutz beseits von
Stat.' HHGkob 1003. S. noch riieren (Bd VI 1250M.). —
tl) übh. was (bzw. woran Etw.) ,anschlägt', was ,an-
geschlagen' wird, a) der Teil an Türen, Fenstern, der
an die Füllung .anschlägt'. Zimmekmannssi-r. Spielend
mit Bed. 3; vgl. Wander I 97. Scherzfrage: Wer
macht di heute" A"schleg? Antw.: De' Zimmerma""
L; s. auch Sprww. 1869, 31. Di holzige" A" schleg sind
di beste" L (Ineichen). D'A'schleg viin 'ti Zimmer-
lüte" hebe"d am längste" ScnSt. (Sulger). An 'n A"-
schlege" rerlOrt-me" am wenigste", ebd. An einem Fall-
tor der feststehnde Teil, an den der bewegliche an-
schlägt: ,Under der Badstuben zuo Lommis sol ein
Fallentor hangen in dem Bach und sol des Peters-
husers Bündt das Fallentor hänken und der Fischer
Guetden .\. machen.' TuWetz. üffn. (Abschr. v. 1647). —
ß) .Annagelungsseite, dh. die innere des am Ruderende
angenagelten Ruderbrettes' Aa (Rochh.). — y) Dim., auf
Riegelwerk, bes. auf unausgefülltes (zB. an Ställen),
.geschlagene' Bretterwand, Bretterverschlag GrVD.,
He., Mastr. (B.). — 8) auch Dim., ein Band von Schaub
oder in Ermanglung von solchem (etwa im Wald, wenn
man Reisigbündel macht) auch eine zartere Weiden-
gerte, die zur Verstärkung und Verlängerung der
eigentlichen Wid an das dünnerö Ende derselben an-
gesetzt (.angeschlagen') werden Z; vgl. Bd VIII 28M.
En A. mache" an e" Wid. — s) beim Stricken, die
ersten an die Nadel ,geschlageneii' Maschen U. —
Q beim Laden eines Heufuders, der Ansatz der äussern
Lagen und diese selbst BE.; S. En A. mache". Im
Heulade" het-in Keine möge": A"schläg het-er g'macht,
so g'schleclceti, ''ass 's Fueder hingen ufe" g'si" isch,
g'flochte", wie-n-e" batzigi Zupfe". BWyss 1863. Es
chutzeligs Laden isch das Heu g'si"! ... Das Zug
isch esö mittzes g'si", das'-me" chüm e" rechten A. het
chönne" mache". Loosm 1910. Der A. g'heit-ech neben
abe". JReinh. 1907. — rj) Erdanschüttung, Böschung
bei einer Befestigung. ,Der A. wird von Schlehen,
Reck- oder Wachholderbeer etc. ausswendig biss an
die Brustwehr besäyet.' Krikgsb. 1644. 1667; vorher:
,die inner und ausser Anlegung des Wals.' —
e) unsinnlicher, öil'entlich angeschlagene Bekannt-
machung, wolil allg. An al'e" Schüre" hät's A"schleg
g'ha", von Bekanntmachungen der Gemeindebehörden
Si'bR. ,Jede Schenkung von Liegenschaften auf
hiesigem Stadtgebiet muss, um gültig zu sein, durch
Ruf und A. bekannt gemacht werden.' 1819, Gr Erbr.
.Nachdem angeregte ligende Gütere [eines verschuldet
Verstorbenen] ... durch die Grichtschreibere in mehrem
Basel an das Kauf- und Richthaus, in minderen Basel
aber an dem Riclithaus daselbsten undt Zollstuben
hie disseits offendtlich zu meniglichen nachrichtlicher
Verhaltung an[ge]schlagen ... auch von ihme Ambt-
nian . . . nach Ablesung des A-s . . . offendtlich in Ge-
richt Relation und Bericlit getan worden ...' 1648, Bs
Rq. ,Des Gerichtschreibers Taxordnung: ... Von der
Fröhnung und Anschlägen eines ligenden Stucks Gut
oder GultbrieÖs an das Richtliaus, Kauffhaus und
Zollstüblein 1 Pf. 5 ß.' Bs TOrdn. 1722. Insbes. bei
einem Konkurse. Dem will de' Schmid nümme' warte"
und Dem de' Beck kei" Kredit gii"; Mängem dräut aw''
uf morn der A. oder d'Versilbri"g. Usteri 1853; mit
der Erklärung: öffentlich angeschlagener Scbulden-
aufruf. ,Umb dass ... die umb Capital und Zins durch
den Ratsschreiber Ausgetriebene durch des Grichts
Erkandtnus vor dem A. gesclireckt und gewahrnet
... werden, soll ...' 1692, Z Gerichtsb.; ebenso Z Auf-
fallsordn. 1694; Z Gerichtsordn. 1715. ,Wie die Wahr-
nungen, Anschlag und Kirchenrüff an dem Gericht
ergehen [Überschrift] ... Hierauf solle auf sein [des
Gläubigers] Begehren die Wahrnung oder Schrekurteil
vor dem A., zu acht Tagen um der erlaubte erste A.,
in andern acht Tagen hernach der andere und in wider
acht Tagen darauf auch der dritte (zugleich mit dem
Kirchenrüff für Die auf dem Land) samt der Aus-
schreibung des Ausspruchs bewilliget werden.' Z
Gericlitsordn. 1715; Weiteres ebd. 77. 82. S. noch B'eil-,
Chilchen-Bueff' (Bd VI 685M. 687 M.). — 2. a) (Vor-)
Anschlag, Schätzung Sch; Th; ü; Z, so Kn. und
weiterhin; insbes. „gewisser Preis für gewisse Lebens-
bedürfnisse zB. Brot, Fleisch, den eine Behörde be-
stimmt AaF.«, Z. (An. 1815). Syn. Schlag iOa (Sp. 193).
En A. mache". Etw. under <'em A. verchauffe" ScuSchl.
hi'n A. ne", in Anschlag bringen, in Betracht ziehn:
's hed-mi''' mengmöl Wonder g'no", icie's d' Babedöni
all hei chön"e" mache". 1''' nemme" denn all g'ad wider
mi''' in A. /'* bi" grad hüt mit-mene" Beste" [Stickereien]
üsg'se". I''' han es schd"s Blätschli Gold Öbercho";
aber wo i'* halt im Do'f i" d' Lade" tn*t" cho" bi",
het's-mer icädli''' abg'no". Ap Volksfrd 1918. ,Waz wir
[die Brüder von Landenberg] euch in der egenanten
zit redlich verlust nemen an rossen und an hengsten
in der egenanten unser herreu von Osterich dienste
wizzentlich uff dem velde, daz sullen uns die selben
unser herren von Osterich geben nach irem alten
gewonlichen a. und als si denne andern iren dienern
tuont ane geverde.' 1362, Z. ,A. oder beschetzung
(eines guots), subscriptio ac professio agri.' Fris.; Mal.
,Auss der Nutzung der Alpen [usw.] gab der Schaffner
desselbigen Dorffs [Fläsch] alle Jahr [dem Kloster]
die Fass und Geschirr, so zuo dem Wein erfordert
wurden, zuo sambt dreihundert Älpkäsen, so ihren
"gewüssen A. hatten.' Guler 1616. ,Im Fal Jemand
... wider gegenwürtigen A. und die darinn begriffne,
dem jetzigen gemeinen Lauff gemess gesetzte Valuation
und Tax im Innemmen oder Ussgeben zehandlen under-
stahn wurde, das derselb Ubertretter ... gebüesst werden
soll.' Z Münzmand. 1620. ,Ich han den A. mit Schafner
[des Klosters Kappel] gmacht von des Kerne[n]s wegen,
so man von unser Gmeind dahin schuldig ist, und ist
jeder Möt angschlagen um 5 Münz-Gl.' 1641, Zg TgB.
215
Schlag, schleg, schlif;. schlog, schlug
216
Erstlich solle das ganze Riet gemessen werden und
dann aus disem Ganzen 4 Burgeren zusammen ein
Teill zugemessen werden, und dann sollen dise Teill
von der Municipalitet ... nach ihrem Gutbefinden
angeschlagen werden und dann ein jeglichen Teill
numerieren und unparteiisch verlosen und dann jedem
Teill sein X. vorlesen und dann den A. bezahlen ...
Bis zur gänzlichen Auslösung und Bezahlung des A-s
solle ein jeder Teill der Geraeind underpfändig sein.'
1800 ThHw. Arch. ,A. des zinses- uä. ,Das die von
Arouw in der statt die selben tafernen ... zelichen
und zebesezen habend, sollend sych auch mit dem
liehen als güetlichen bewisen, das auch je in der vor-
statt noch ein taffern sye und dera die in der vorstatt
nit maneel habend von sehwäre deren in der statt
Arouw a-s des zinses.' 1443, Aar. StR. (Abschr.),
Haben mh. geraten, ein a. der tiiUe uff das land zu
tuend und inen solich zuozuschnben.' 1496. B KM
Wan und zuo welicher zeit mine hern den a. umb
die Zins jerlichs ongevar umb Martini machend und
erkhennen, das dan also die burger die zins die gots-
huspfleger [Var. ,den g-n'] zuo Loufenperg und ein
burger den [Var. .dem] andern von Martini biss wie-
nächten, wie der schlag gemacht, also ussrichten und
verniegen.' 1544. AALauf. StR. .Stür, zins und a.'
Diss Togtrecht oder advocatien [des Klo.sters iMGallenJ
warend nünt anders .. . dan grechtikaiten über gencht
und raanschaften, der fräflen. die nit maleütz warend
darzuo der sturen und anschlegen.' Vad. .In dem seind
herfürgestanden erstlich die Münstertaler mit An-
zeigen wie sy beschwert werden mit dem Zins und
mit grosen [!] A. ... Daruff wir [die bischönichen An-
wälte! ... den Münstertaler Antwurt getan, es ver-
wnndre uns am höchsten, dass sy sich also ah e. f. G.
erklagen, e. f. G. hete wol mit Grund sich zu erklagen
ab inen, dass sy ein gross Sume schuldig seyend und
weder Gelt, Korn nit gebend, sunder für und tur uff-
züchend. dass sy vermainen ain ringern A. zu haben.'
A. XVllI.. PFoFFA 1X64. — b) Angebot; Syn. Bott II
(Bd IV 1891). Von Seiten des Verkäufers. ,Zuo dem
[einem .gast, der messerschüsslen und teller veil hett']
der N. ungehetten gestanden sye und im hab helffen
verkouffen und biette die türer dann der gast und
gebe aber dem gast nit so vil gelts, als er nach
sinem ansl. und hielten ze verkouffen im geben soll.'
1483, Z RB. ,.\. oder bott eines feilen dings, mdi-
catio.' Fris.; Mal. Von Seiten des Kauflustigen, bei
Steigerungen und sonst ApLb. En A. mache". —
3. Anschlag, Plan, Vorhaben, Verabredung; auch Vor-
schlag. Im guten, bes. aber im bösen S. Ap; W und sonst.
,Das er [Karl der Kühne] willen hab ... uff uns zuoerst,
üch und ander darnach zuorucken ... So sind dann
ander ansläg ... uff unser mittburger von Friburg.'
1476 Gfd (B an L). .Krei [spöttisch für den Tiroler
Adler], din anslag [!] wend dir feien, die dich band
getunkt gar guot' 1499, LTobleb, VL. ,Uf den grossen
schaden, so ... unsern Eidg[nossen] von Soloturn
durch unser vient zuogefüegt ist, haben wir aber-
malen angesechen, das der zug hinab, wie der ansl.
beschechen ist, fürgang haben soll.' 1499, QsG.
(Schreiben der eidg. Boten an B). ,Ward man ze rat,
mit den vienden uf äugendem sambstag ze schlachen,
wo man si ankommen möcbt, und was der a., dass
man uf dera vermelten samstag früe vor tag an der
letze und dannethin hinab gan Guttenherg züchen
solt ' A. XVI., F Chr. ,Ouch sye er bi eim a. gewesen,
daz si etlich huoren habent wollen in einen korb
henken, an den zug bim werchhus.' 1510, Z. ,Das
ich die min arbeit [.Usslegen und gründ der schluss-
reden oder artiklen'] niewan änderst zuoschribe denn
den frommen von Zürich, uss dero wysem radt solcher
a„ dem darnach vil stett habend nachgevolgt, geflossen
ist' ZwiNGLi. ,[Es] ist ouch on zwyfel Gottes a., das er
uns alle straffen wil, das wir den uneerlichen presten
der Bäpstleren one alles verbessren duldend.' ebd.;
consiliura (Gualther). .Himel und erden werdend ee
1 hingen dann Gottes wort; es syind denn allein ge-
sat^t, die er von erst habe ggeben in dem a., das sy
hingeton werden söltind.' ebd. .Wie einhellig der
geist Gottes sye, dass wir [Luther und Zwingli], so wyt
von einandren, doch so einhelliklich die leer Christi
lerend on allen a.' ebd. .Da lag jetz der vogt aller
Eidgnossen [Zwingli auf dem Schlachtfeld bei Kappel]
und" (von den gnaden Gotts) all sin anschleg by im
in endschaft.' Salat. ,Min hern, ich kan uch von
keinem a. schriben. es ist noch nüt geratschlaget;
was aber witer wirt fürgenomraen, wil ich uch alzit
berichten.' Ansh. (Schreiben des B Feldhauptmanns).
[Gott, der] die gottlösen und ir ansleg zerströuwt
und zuo nüt machet.' 1534. B Ref. ,Domalen man den
adfl, der am meisten gefründt was, gern harfür zoch
[bei den Abtwahlen], damit man dester mer beistands
bette, wo etwas sich zuotruog [1. ,-trüeg'], das zuo
span und zweitracht geraten möcht. Und ist diser
a. vil jar bei den brüedern ghalten worden.' Vad.
,Was din anschleg sind ... alls zeig mirs an.' Ruef
1550. ,A., fürsatz, propositum, propositio, decretum,
compactum, consilium, condictuni; es ist mein a.. con-
1 silium est; ich hab meinen a. vilen eröffnet, narravi
amicis multis consilium meum.' Fris.; Mal. ,Bei
seinem a. beleiben, permanere in proposito.' Mal. ,Es
haben Ihre fürstl. Gnaden ... für tunlich erachtet zu
probieren, ob nit etwa unser Einsiedler Land so gut,
dass es für solche Not Frucht tragen und bringen
möchte ..., auch alsbald ... mit Korn, Gersten ansäen
lassen. Welcher A. dann so wohl gelungen, dass Wa-
den folgenden Sommer fein ganz genugsam daraus
gezogen.' 1695. üRingholz 19u8. ,Es meinten die
Feinde, die Bellen [Schanze] müsst fallen, doch käme zu
Schanden ihr schandliches Prallen, es fehlte der A.,
sich legte ihr Pochen.' 1714, Lied. S. noch für-gän(BA II
'29 M.); ver-ruclcen (Bd VI 854 M.) ; süme« (Bd Vil 960 o.);
Über-'Schlag 2b (Sp.'203o.). En A. viache' ApLb.; W.
Mach du der A.! überlege dir und schlage vor, was wir
tun sollen ApLb. Er macht g-ad A"schleg zumPössle"[i^
losen Streichen], ebd. In der ä.Spr. meist .einen a. tuen.'
,Wir [die Zürcher vor Waldshut] habent einen anslage
getan, ob sich uff hütt die sachen nit zuo richtunge
Ziechen wöltent, uff den Swarzwald gen die letzinen
mit 3000 mannen.' 1468, Absch. ,Gedenken wegen der
Engadiner und Curwalen, nachdem und sy vormalen
an uns ein buntnis geworben und ob sy des willens
noch sin, daz sy dann ein a, tuon, waz ir begeren der
buntnis sig.' 1473. ebd. ,UDd sol derselb buwherr allein
deheinen buw noch a. zuo buwen tuon, dann mitt rat
vier mannen, die min herren dem buwherren ... zu-
ordnen söUent, und wo der buw über si were, so si
angeschlagen betten, so söllent si iren a, an min herren
brin'^en.' S Mand. 1490. ,Wen ein abt von Engelberg old
die conventherren ... ein [Wasservogt] ermanent, das
217
Schlag, schleg, 8cblig, schlog, schlug
218
er on Verzug mit inen gang in die matten in das ror
und da gscliouwen, wie old wo das guot zuweliren [!]
old werchen ie zuo ziten nottürftig sig ... Darunih
sönds ie ein a. tiion.' 151-J, UwE. TR. Ihr [der Scliall-
hauser] Bote habe Gewalt, .einen A. zu machen', in-
sofern der Franzos nach der kaiserlichen Krone wollte
fechten, wie ilira Das sei zu erwehren. 1519, Ochs.
.Rengnold ... sprach [zu Coiiart]: ... Sagend Kuol-
landen und üwer Schwester unser fiirneraraen [sie zu
befreien] ... Do gieng er [C] zuo siner Schwester und
erzalt iren allen a., den er mit Rengnolden gemacht
hat.' MoRGANT 1530. ,Do ir ein sünilichen krieg
woltend anfachen, hettind wir wol vermeint, ir hettind
uns mit bessern, anschlegigon houptlüten, dan wir
zum teil band ghept, versechen; dan so man siimliche
spil wil anfahen, wil nit schlecht sin, anschleg hinderni
win ze machen mitt houptlüten, so ettlich vorhin an
keiner sehlacht nie sind gsin.' 1531, Z. .Barbara N. ist
im der ee gar nit gichtig, ouch kein a. mit im getan,
das iren zuo wüssen sye.' 1530/3, Z Ehegericht; Forts,
des Beleges Bd VII 935 o. ,N. seit, wie er sanipt zweyen
siner gsellen ... ein a. ton, einander helft'en in der müli
laden zrecht legen.' 1541/3, ebd. ,Als ... der künig
... ein a. tet, für Gilead zuo ziehen.' LLav. 1577. .Einen
A. zu Werk setzen.' Kriegsb. 1C44. S. nocli schicken III
(BdVIIl 511o.). MitAdj. .Mengerlei seltzam anschleg
unser viend.' A. XVI., F Chr. ,Do regnet es den ganzen
tag an underlass und was unser a. [einer Zusammen-
kunft] vergäben.' 1555. ThPlatter Br. ,Die herren
predicanten vermeintend. er [der päpstliche Legat] hett
wunderbare anschleg kan zuo nachteil irer religion.' Ard.
1572/1614. .Vergebne anschläg sind verlorn.' JMuker
1565. ,Gueter A.' Guet A"schleg ha", ein Geschäft zu
machen GrL., bes. in der an eine Gruppe Zsstehnder
gerichteten Grussfrage: Heid-er guet Ä"schleg? Gr^ 'hw..
He., sG.; vgl. Bat (Bd VI 1564 u.'). ,Wie übel aber Gott
unser a. gevalle, ob wir glych den verwänend guot
und grecht sin, erlernet man 1. Reg. 15.' Zwingli;
studia et decreta nostra. ,Das es nit nutz noch guot
ist. daz man alle ding und guot anschläg zuo allen
zyten offne.' B StSatzg 1539. S. noch an-schlägig Ib.
.Schlimmer A.' uä. Lass-tner de' unlest ßrebel nid {"'s
Hüs ine": tisse" ist-er voll Liis, Wäntele" und inne"
voll schlimme" A"schlege''! L. ,Das, wenn Got ein wort
rede, wir uns demselben underwerftind und vestenk-
lich gloubind, ob es schon nach unserem verstandt
uns nit möglich dunkt, und ... sprechen: Her, mein
a. ist schlecht; was aber du redst, rauoss beschehen.'
Zwingli. .Uns verwundert uf das höchst, dass etlich
unser Eidgnossen und ander uns darfür achten, glich
als ob wir die geschwinden pratiken nit merken sollten.
Nein, lieben fründ, die fulen ansleg sind endeckt und
liggen jetz am tag, Gott hab lob!' 1528, B Ref. (B au
Bs). ,Zum dritten ... begab es sich ... ,das er ... vor
der stubentür stüend . . . und lossete, was sy und die
jnngfrow anschluegind ... Zum fierden so beiger die
vorgeseiten bösen anschleg irem bruoder ... klagt.'
1529, Z Ehegericht. ,Das [einen Besuch bei Bekannten.
den die Frau vorschützt, um ihren Liebhaber zu treffen]
er zuo tuon bewilliget, aber ... iren fulen a. nit ge-
wüsst.' 1546, ebd. ,Geschwiride anschleg ze betriegen,
machinse.' Fris.; Mal. S. noch Glogg (Bd II 610M.).
Neben verwandten Ausdrücken. ,Do wurden die von
Bern und Friburg ... ratschlagen, ... wie man die
grossen raörtlichen sach [Tötung der Besatzung von
Grandson] möchte gcrechen und mit der hilf Gottes
einen guoten a. und Ordnung machen.' PvMolsbeim.
,Handt min herren der gemein rat empfolhen disen
nachbenempten minen herren, einen a. ze tuend und
Ordnung ze machen, uff ir wolgefallen wider an si
zebringende ... Und ist der a. allso beschechen und
geordnet uff witter bringen ... dass man disen nach-
benempten stattdienern und amptlütten in der statt sol
jerlich rock geben [usw.].' S Mand. 1490. ,Dass die ob-
gemelten undertonen die grossen zechenden wie vor [!]
alter har geben . . . und von den undertonen dernhalb
kein sonder a., pact oder geding zuo nachteil der
zechendherren in der lychung oder uffrUefung ge-
macht werden.' 1529, Bs Rq. ,A. und fürnemen.' ,Als
ir fürer schribend ... mit was füegen ir niuot haben,
den herzogen [Karl den Kühnen] us siin vortel und
leger zu bringen und inn dann anzegriffen, gevalt uns
üwer ansl. und meinung wol ... Wir bittend Gott, daz
er alles üwer fürnemen ... besterke.' 1476. Gfd (L an
seinen Feldhauptraann). ,Der Herr suocht alle herzen
und verstadt aller gedanken, fürnemmen und anschläg
(anschleg. 1589).' 1525/89, I.Chron.; ndaag xapätas ...
xal jtäv £v9u(ir;na. LXX. .Erat ei consilium ad facinus
aptuin, er hat ein fürnemmen und a. sölicher taat
gemäss und füegklich.' Fris. ,A. und willen.' .Also
vieng man an mit dem züganzeschiessen an das schloss
und Stattmuren und turn ... in massen, das man in
a. und in willen was, das ze stürmen.' PvMolsheim.
.Ufi" Sant Andrestag [wurden] von der statt Basel andere
... zu gedachtem herzogen von Meyland ze ryten ver-
ordnet, vorgemeltem a. und willen [betr. die Einsetzung
des Herzogs] statt ze tuond.' 1512. Bs Chr. , Rechnung
und a.' ,l)u hast mir all mein(e) rechnung(en) oder
anschleg brechen, mihi rationes omnes conturbasti.'
Fris.; Mal. .Dass im der bapst entsass, er mocht vor
küng Chuonraten zuo denen steten und landen nit
komen, auf welche er sein rechnung und a. gemacht
halt.' Vau. ,Rät und a.'; s. schon Bd VI 1562u. ,So
achten die gemeinen weidlütt diss meyens ... das ir
gestelten Ordnung und ir weidlütten rat und a. lutter
gelept ... werde.' 1510, Liebenad 1897. .Zum dritten
schribt Paulus zun Galatern [4, 9]: Aber ietz, nach-
dem ir Got erkent habend . . . warumb kerend ir üch
widerumb zuo den schwachen und armen dementen
. . . Uss dem allem vernimpstu die blöden element nüt
anders sin weder ein menschlichen rat und a. der
säligkeit." Zwingli. ,Des sy ein raat und a. getaan,
wie und durch was mittel sy über N.s wyger kommen
möclitind.' 1585, Z RB. ,Die ersten anschleg oder
radtschläg, prima consiliorum.' Fris.; MaL. ,.\. und
praktik'; s. schon BdV 569 o. , Wie er und sins geliehen
unrüewig lütt ein besondern a. und practik gemachet
habint über das closter zuo Thös.' 1526, ZKyb. ,Wie
si beide [Eheleute] ein a. und prattiken mit einandern
getan und geraachet. das si, die frow, mit wüssen irs
ewirts ... mit N. die e gebrochen habe.' 1527/9, Z
RB. ,Auss a. oder practicieren, composito; auss a. oder
wie man mit einanderen überkommen mag, handien,
ex compacte aliquid agere.' Fris.; Mal. ,Samnung
und a.' uä. .Dazu kompt uns ouch für, wie der fürst
gen Tiessenhofen sye, und meint man, er solle sam-
nungen und ans'chlege vor im haben.' 1448, B AM.
.Das mh. sölich rotierungen und umbillich gerünn und
anschleg, ouch ufrüerdheinswegsraerliden.' 1528, B Ref.
, Allso ward do selbs durchs Tällen und ir aller willen
219
Schlag, schleg, schlig, schlog, schlug
und gmüet im Grüteli ir erster eid und bund oder a.
uffgriclit, allso dass ein veder in sin land keren [solle] ...'
CSbter 1549. S. noch Bd Vll 16ü0u.; VIII '202M. -
4 „gute, vorteilhafte Wirkung einer Sache Ap; Gl;
L""{a>ich It Ineicheu): „Zu." — Aba. «u««/a<-, pkiga
(Notker), mild, amla,- (in Bed. 1 c und c, 2. 3); vgl. Gr. WB. I
440/1- Martin-Lienh. II 455/6; ChSchmidt 1901, 13; Schm.
II 517- Fischer 1 252/3. — V or- A.: wie nhd., Budget (ver-
breitet, bes. in der Amtsspr.). - Birs-: .Anschlag' (in
Bed. Ic) eines Jagdgewehrs; vgl. B.-Büchs, -Bor (IW iV
1004; VI 1236), ferner B.-Schloss. ,Itein Fewrrohr mit
newe'n Schlössen und Bürssanschlägen.' 1662, Bs Zeug-
hausinv. (Z Anz. 1913). - Stür-; wie nhd. ,[Es soll]
zu Bestimmung... der Handänderungsgehnhr bei Liegen-
schaften der Steueranschlag (Anschlag in der Steuer-
Partie) zur Richtschnur genommen werden.' Gr Er br.—
Vgl Sanders II 933c; Fischer V 1743. - a°-schlegig;
1 a) a sin', planen, vorhaben. ,So sol ouch die welsch
gard 'als uf necht zu Muttenz über nacht zu ligen
ansl. gewäsen und wille[n]s sin den vorverzognen
nachzuvolgen.' 1499, S Schreiben (an B). - b) wie
nhd. anschUigig, erfinderisch, geschickt, gewandt Aa;
B- L; ScnSt; Tu; Uw; Z, „wer seine Sachen wohl
anzuordnen weiss, zumal von einer Hausfrau" (St.=;.
lin a-e'- Chopf. Wortspiel: Er hat en a-e Chopf,
wenn-er d' Stegen ab g'heit ScnSt. (Sulger); vgl. Gr.
WB. 1 443. ,Ein Mann ist fast nicht im Stande, einen
Hof' zu verprassen, wenn ein anschlügig Weib im
Hause waltet.' Gotth. ,So schien ihm Vreneli alle
Tage hübscher und auschlägiger.' ebd. ,Er [Uli] bliel)
sparsam, ward immer anschlägiger und emsiger.' ebd.
Und werchbar sind Die auf dem Kabisgrat, b'sunder-
bar anschlägig.' ebd. ,Küng Philips [von Schwaben],
der wol nit gross noch stark von lib, aber von gmuet
ein a., unverdrossen und vernünftig fürst was.' Vad.
Fcecundum pectus, eines grossen Verstands, a., weis
und guoter rädten, wol bericht.' Fris. .{Einer, der
der haushält wol bericht ist und) a., der ein haus-
haltung wol lueren kann und in rechter Ordnung halten,
CBconomicus,fortisconsilio;a-sdings,guoteranschlegen,
consultus; ein weih, die nit a. ist, arm am radt, im-
becilli consilii mulier.' Fnis.; Mal. ,[Zur Leitung der
Verteidigungsmassnahmen braucht es] ein gschwinden
mann, der anschlägig ist, gschwiud und fry.' JMdrer
1559 Er war im Bawen gar anschlägig und wol
erfahren und vast nutz.' 1578, SchwE. Arch. ,Er ist
in kriegen a.' JUGrob 1599. ,Frow Brunhilden, Atan-
gildis des westergotischen Knnigs in Hispanien,
Dochter, ein schön, a. Wib.' JJRüeger; .prudens con-
silio' bei Gregor vTours. .Anschlägiger, ratschlagiger
Mann, vir consultus, consultissimus, bonus consilio,
magnüs consilio.' Hosp. S. noch Sp. 217 o. — 2. ent-
spr. An-Schlag 4, was sich gut macht G (1799). — Vgl.
Gr WB. I 443; Sanders II 946 (auch in Bed. 2); Fischer I
254. — un-a. ,Ein unanschlegiger, der im selbs nit
radten kan, consilii expers.' Fris.; Mal. — An-
schlegig-keit f.: entspr. an-schlegig Ib. .Dieser
Mangel an Rührsamkeit und Selbstbestimmung, dieses
Stehenbleiben auf dem Punkte, auf den man zu stehen
kommt, dann aber auch die Klugheit, Anschlägigkeit,
Ausdauer auf diesem Punkte, der ein Grundton im
Charakter des Bernervolks ist . . .' «otth. ,Es hat
aber die menschliche Anschlägigkeit (Geschicklichkeit)
sich auch understanden im Verborgenen zubawen.
Gang ander der Erden und über die Häuser in die
2'20
' Spleiss
Luft. Ässäl under dem blossen Himmel [usw.
1667 — Vgl. Sanders 11 946.
!»-■ 1 Handschlag als Ausdruck des Einverständ-
nisses .Gebet Christo hierauf die Hände. Tut den
gesegneten Einschl., dessen euch ... doch ewiglich
nicht gereuen wird.' J.TUlr. 1731. - 2. Einschlag des
Blitzes GkL. Der Blitz het en I. g macht. - 3. a) hin-
schlag im Gewebe Aa; Bs; GL(älter /--Tm^); GrNuI.; L
Semp ; ScnR.; Z und weiterhin; Syn. auch In-batz Ib^
(Bdvill542). We'-'-me' albe' so böse' I. z'winde'
keig . so werd-vie" fast dube'dänzig bim Side"rad
zue Bs Blätter 1884. S. noch hlwmerant (Bd V 95);
rxüin (Bd VI 15160.). - b) Einbiegung, eingebogener
Saum an einem Kleide, um es kürzer oder enger zu
machen B; Ndw und weiterhin. — C) im Weinbau,
oc) Graben zur Aufnahme der .Einschlagreben'; vgl.
nrueben 2 (Bd II 696); In-schlag-Beb (Bd VI 46). ,Ein
turhen oder lange gruob, weinräben oder boum ze-
nflanzen gemacht, ein neüwer einschl., sulcus.' Fris.;
AlAL- ähnlich bei Denzl. 1666/1716. - ß) Setzrebe,
die eingeschlagen wird Sch (Kirchh.); danach bei St^-
4 durch Gemeindebeschluss auf einen bestimmten Tag
festgesetzte Öffnung der Privatgüter für den Weid-
aan- im Herbst nach der Alpentladung GkV.; Gegs. Is-
'Schl Wenn im Frühjahr der Graswuchs bedeutend
fortgeschritten, so wird in der Gemeindeversammlung
der Ausschlag' beschlossen, dh. das Schmalvieh wird
unter Hirtschaft gestellt. Der .Einschlag' im Herbst
bringt dann den Tieren die ungezügelte Freiheit wieder.
JJökger 1913. - 5. a) (in BE. auch Dim.) Verschlag
Einhegung", auch das eingehegte Stück Land (s.u.)
Aa- Bs- BU.; „Gr-L.; „L" (auch St."); „Sch" (auch
St^I-S-' ZG-(auchSt.f);Syn.Jn-,-Bi-Fanp(Bdl855/6).
Zur Sache vgl. EGraf 1890, 23. 28. .[Die Grnnd-
eigentümer dürfen] zuo den inschlegen irer eignen
aüetern nützit one erloupnus der geschwornen houwen
„och nemmcn.' 1567, ZDäll. Holzordn.; übergehend in
die Bed .Zaun.' Der Gemeinde Hüttwilen ist die amt-
liche Ausfertigung eines Spruchbriefes von 1547 , der
Einschlägen halben' abhanden gekommen; sie bittet
deshalb ihren Grundherrn, ihr ,des Spruchbnefs ..
und um den Einschl. ihrer Gütern ... ein glaubwürdig
Urkundt ... mitzuteilen.' 1594, TbHw. Arch. (Abschr.
des XVIII ) ,Die Alment solle auch wider durchaus
aussgeschlagen werden und Jeder sein Zugehörd ohne
Einschl. nutzen.' 1718. ebd.; wiederholt 1781. S noch
Bd IV 1401 u. (1601, Absch.). Im L, ,mit einer Hecke
umzäunt' SGrindel. Z'erst chunnst ... über f Matten
im I, denn ame» wilde" Chrache" verbl zu-ren anderer
Matte'. RMüLLER 1842. ,lch wolt die abgehowen
iucharten [Wald] ... nit lenger dann die diew [!] jar
im i befriden, nachgendt den von Dörfflingen ire trib
widerumb darin lassen.' 1545. Brief (AvBreiten-Landen-
berg an Z) .Wird ein Recht im EinschL selbst durch
Todfall oder sonst vacant, so soll selbiges wieder aus-
I geteilt und angenommen werden, bevor ein neues
' begehrt werden kan.' 1775. BWimmis Allmendregle-
ment. In ei-m L, in sich zshangend. an einem btucke
BU • S. Um's Hüs ume' ...in eir'm 1. oU Jucherte
rom beste- Matt- und Ackerland. JHofst. 1865. Zu
verpachten: Ein Heimwesen, bestehend aus Wohnhaus
mit Scheuerwerk und ca 30 Jucharten Matt- und Acker-
land mit Obstwachs, grösstenteils Alles in einem Ein-
schl' ScHWEizER-Bauer 1897 (BBüren). .Steigerung:
An Matt- und Ackerland mit schöner ertragreicher
221
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
222
Baumhofstatt iu einem Einschl. 41 Jucharten.' BKön. ,
(Zeitungsins.). So schon bei HvEüte 1546 (s. Bd VII
983o.). Übergehend in die Bed. eingehegtes Stück Land,
B (auch It Id.: ,ager sepe circumdatus'); insbes. mit
Bez. auf Wiesland AaZ. (,aus offenem Feld gemachte
Wiese oder ein Baumgarten' It .\n. 1815); BE. (, für Dürr-
futter, bes. im Schachengebiet'), S.; Gk; LE. (.ein-
gezäunte Weide, die niclit abgegrast wird'); SL. (.ein-
gezäunte Wiese'). ,Der t. im Moos, der mittelst Graben
und Zaun der gemeinen Nutzung entzogen wurde.' Barnd.
1914. ,Die Inser Findlinge hinder Pfar''ers I.' ebd. I'*
förchtemer dür''' ''e' I. und b'smigerbar diu"'' d' Matte".
Es ist u'g'hürig a" bede' Orte". Im I. soll e" Ma" und
e" Frau ume'cho", die dert es unzitigs Ghing vergrabe"
hei" US Git. Gotth. ,Wie es [ein Mädchen] fast in
selbem Augenblick vor ihm gestanden, und zwar da,
wo es nicht schicklicher hätte sein können, in einem
kleinen Einschl., ringsum mit Hag eingefasst, fast
wie hinter einem Umhang, wo sie ungesehen und
ungestört mit einander reden konnten.' ebd. ■ , Welch
ein Vergnügen musste es sein ... nach und nach alle
die schönen Matten zusammenzukaufen, welche an die
seinigen stiessen; dann wollte er seine ,l''schläge' an
einem Stücke bilden, aus welchem man seine zehn
bis zwölf Fuder Heu abführt.' Haüsprd 1885 (juras-
sische Dorfgeschichte). ,Ein Landgut bestehend in
... Hausmatt, 2 Einschlägen und Brühlgüter.' S Wbl.
1810. ,Der i., genant Schwarzenmos, so vor jaren den
armen zuo rütten und anzuoseygen vergundt worden,
[soll] fürer also belyben.' 1583, Z Rq. 1915 (ZBopp.).
,Wan ... die Zit vorhanden, dass man die Frucht ...
insammeln soll, desglichen dass man einanderen nit
durch das Korn laufe ... mag der Ammen dise Straf
und Pott ufsetzen [folgen die Bussansätze], und einen
1. zweifache buoss.' 1610, GT. Kq. 1906 (GOUzw.).
Die Rieder sollen im Schiedwald durch die Bannwarte
,an ohnschädlichen rauchen und überwachsenen Orten'
angewiesen werden und zwar ,also, dass euch die
Zäunung nit zu einem jeden kleinen Einschlägly voll-
kommen, sonder in Bescheidenheit genommen werde.'
1675, Bärnd. 1911. ,Von denen dermahlen beschribenen
Einschlägen, so aus Agerten und bis dato ohngebauten
Fäldern bestehen, ist von jedem Mannwerk alljährlich
zu bezahlen wie folget.' 1780, ZWen. Urbar. Von ein-
gehegtem Jungwald AASchenk. (s. Bd VIII 106 M.)
und It H. ,[Der Vertrag betr. Weidgang in den Wäldern
sei] ouch in etlichen artiklen und sonderlich mit den
fünfifjerigen inschlegen mer schädlich dann nutz-
lich.' 1559, Z Rq. 1910 (ZAltst.). .Wellicher syn veech
in einem y. jungen, ufwachsenden holzes gaan Hesse,
der ist von jedem houpt 10 ß ze buoss verfallen.'
1592, ebd. 1915 (ZDüb.). , Welcher einich Ross oder
gehürnt Vych (darunder die Geissen auch gemeint) in
einiehen unseren I. lauffen lasst, Derselbig soll zu Buss
erlegen ...' BGS. 1615. .[N. habe] in dem Buchwald
... ein Stuk schwendten, aussstoken und zu einem Ein-
schlag machen lassen.' 1674, AaZoI'. StR. .Damit man
zu den Einschlägen als einer höchstnutzlichen Sach
desto besser gelangen könne, soll der Wald, nachdeme
selbiger vorhero vorsichtig erdünnert worden, end-
lichen schwandsweise niedergehauen, der Platz davon
dann eingeschlagen und gefristet werden.' B Forst-
ordn. 1725. .Sein Grossvater habe ... die Bewillgung
erhalten, diese Früchten zu Matten einzuschlagen ...
und so sei dieses [näml. der Zehntg,,-] biss hieher
abgeführt worden, auch nachdem dieser Einschl. zu
Holz aufgewachsen.' 1794, Bs Rq. S. noch blitzen II
(Bd IV 2013M.) und vgl.; , Hingegen sollen sie Über-
beamte kein Einschlags- oder Aufbruchbegehren, so
an Hochwald stosset ... mehr annehmen.' Bs Wald-
ordn. 1758. , Einen i. tuon, machen' uä. ,Der in-
schlegen halb, so si beider sydt getan und anzogen
haben, es sye holz und välds.' 1516, AAZof. StR. ,.Als
dan N. ongfar by eim jar ein i. gmacht, so man nempt
in Hasslen, da er inen ir weidgang gar und ganz ver-
schlache.' 1550, ZGreif. ,Das ein teil vermeinen wellen,
wann man in gemeltem wald ein gemeinen houw tuege
und holz ussgebe, das man dann denselben houw
widerumb ynschlachen und das holz zum ufwachs
schirmen und befürderen solle, und aber dann der
ander teil dargegen getruwt, by irem alten bruch,
das man dheins ynschlachen [solle], zuo belyben, dann
so man ynschleg tuon, wurde zuo den zünen mer holzes
brucht, dann sonst vom vech jendert geschendt oder
verderpt.' 1559, Z.Aff.b/Z. Holzordn. An der Enime
usw. haben die ,tagwaner inschleg getan eigens
gwalts.' 1569, BSrnd. 1904. ,Wann die beid Gmeinden
[Wohlenschwil und Büblikon] umb Züchtung Holzes
Inschläg machten.' 1606, AaMcII. StR. ,Von wegen der-
jenigen Ynschlägen, so NN. ... gemacht, dessen sich
aber die Besitzer der genannten Höfe wegen des der
Enden ansprechenden Weidgangs zum höchsten be-
schwert, haben sich Spann'und Missheilung zugetragen.'
1660, aZoll. 1899. ,Dass sie [die Gemeinden] so vil
Einschlag, als die Beschaifenheit derselben [.Hoch-
wälden'] solches zugeben kau, machind, solche zu Er-
spahrung Holzes durch gute und tieffe Gräben wohl
verwahrind ... Diesere Einschlag, falls sie den Saamen
an Eichen oder Tannen nicht bei sich selbsten hätten,
sollend in deren Ermanglung mit Tannzapfenkernen
oder Eichlen besäyet oder bestecket werden ... Wann
dann die Einschlag gemacht, soll darinnen zu grasen,
zu mäyen oder mit einicher Sichel oder Sägessen
darein zu gehen gänzlichen verholten sein.' B Forst-
ordn. 1725. ,Betreffend die Einschläge und beschehene
Anticipationen, welche um eigenen Nutzens willen in
oberkeitlichen Waldungen gemacht ... worden, wollen
wir hiemit gehept haben, dass ... sotane Einschläge
wieder ausgetan [werden].' B Forstmand. 1753. S. noch
BdIVHOlu. (1569, BUrb.). Von sonstigen Einfrie-
dungen. ,Es sollen ouch hinfür die Platz der Stat nit
mehr wie bisher durch sonderbar und nüwe (reverenter)
Mistwürfinen verwüestet und verschlagen, noch des-
wegen einiche Ynschleg mit Laden, Scheyen oder der-
glychen gemacht... werden.' 1623, AaZoI. Gerichtssatzg.
,[NN. baten] Herren Burgermeister Rahnen umb Erlaub-
nuss, ob sy nit dörftind uff Manegg einen Y. machen, wo
sy [nach einem Schatz] grabtind, dass nit Jeder zu inen
könnte kommen und inen zuIngen, was sy grabtind.'
1652. Z (AfV.). .Einen i. inschlachen.' ,Das es by den
inschlegen. wie die vor den 30 jaren in den Holzwisen
ze tuond bewilliget und ouch domaln ingeschlagen
worden, genzlichen belyben [solle].' 1562, Z Rq. 1910
(ZAlbisr.); nachher ,infängen'. ,M. gn. HH. lassens
sowohl dieser als anderer Einschlägen halben, so bis
jetz eingeschlagen, dabei bewenden ...' 1668, Bs Rq.
.Einen 1. hagen'": ,2 Ib. 2 ß irer sechsen, hant 1 tag
die inschläg gehaget in Ritzikälen und der alment.'
1562, AaB. Baumeisterrechn. , Einen i. üftuon, üs-
legen' uä. , Sollichen i. widerumb uffzetuond.' 1535,
223
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
224
Z Rq 1916 (ZBachs); wechselnd mit ,bytang'. ,Nuii
aber so habe N. die selbigen güeter, wissen und acker
inzünt; da yermeinent sy, das genant N. mit reclit
daran gewist werde, das er sölichen i. widerumb uftue
rusw 1 ' 1540, ZGreif. ,Der riibachern oder wyngarten
halber belangend, so sy zuo beidersyts ingeschlagen
wyl und die selbigen sonder fryheiten habent, solend
SV einandren by sölichen ynschlegen ouch unussgelegt
dulden undplvben lassen.' 1553, Aar. StR. ,Die dryg
herren obrist'en meister söUent die puren und tag-
nönwer zuo Regenstorff ... umb ire habenden spenn
der inschlägen, so hievor mit urteil ufzetuond erkendt
worden ... verhören.' 1508, Z RM. ,Dass es in An-
sehung des Einschlaggelds ... verbleiben und ... solange
ein Gelände ein Einschlag ist, der Besitzer gehal en
sein solle, das Einschlagsgeld alljährlich abzurichten
und anbei, er mag nun seinen Einschl. teilsamhch oder
ganz auf ein oder mehrere Jahre aufbrechen und
Frucht bauen, von dieser den Zehnten zu stellen. 1 (bb.
BsRq • nachher: .einen Einschl. ... wieder autzutun.'
Die sogenannte Einschlag betreffend, solle mit solchen
so behandlet werden, dass, wann die Saat der Sommer-
fruchten eingesamblet sein wird, dass sie dann die
Einschlag eröffnen ... wann aber etwau in diesen
Einschlägen spate Früchte, die man annocht nicht
einsambleu kann, sich finden solten, so mögen sie
solche einhagen bis zu der Zeit, da sie eiiigesamblet
werden können.' 1770, GT. Rq. 1906. ,Wenn Einer
gemeine Weid verschlagen und zu eigenem Gebrauch
als das Sein genutzet und ihn Jemand bei dem Schult-
heissen verklagt, und wenn er den Einschl., den er
wegzutun schuldig ist, nicht wegtut ...' BThun Handt.;
lat. clausuram. .Einen 1. anblüemen'; s. I.-(jelt (Bü U
'267); an-blüemen (Bd V 95). ,NÜwer 1.' ,Neuw in-
schläg.' UllEV. Chr. 1540/73. ,Das N. ettliche zünstecken
geschlagen und understande einen nüwen i. in irer [der
Kläger] zeig inzufachen.' 157'2, ZEgl. ,lnschläg ab der
Allmendt [Überschr.]. ... Das fürterhin keine neüwe
Inschlä" ab der Allmend mehr ausgeteilt ... sollent
werden.' 1579, LKnutwil. ,üie Jar har [seien] durch
Etliche von Gritfensee, item von Nänikon und Nider-
Uster. desglichen zu Rietlibrunnen ... vil nüwe In-
schläg von Ackeren und Wissen, so zur Stoffelweid
gehörio- gemachet worden, deren etliche siderhar ...
widerumb ussgelegt [worden].' 1603, ZGreif. ,Wann
sy underthalb dem Dorff und sonderlich uff dem Kuh-
riett vil nüwe Innschleg machindt' 16'22, Z. ,Die, so
neue Einschlag machen, sollen den Grönhaag 2 Schuh
von den Steinen setzen.' 1770. Bs Rq. ,üer neue Ein-
schl. beim StJohannis-Mattli', als Weideplatz der Heim-
kühe. 1779. ORiNGBOLz 1908. .Beschwerde der Ge-
meind Aristorf. dass ... von neuen Einschlägen, worin
Frucht gehauen und der Zehnten gestellt worden, zu-
gleich auch das Einschlagsgeld gefordert werde. Sie
bitten um eine Erleichterung, weil der Fruchtzehnten
wegen den ueuen Einschlägen nicht ab-, sondern zu-
genommen, indem dafür anderwärts in den alten Matten
Frucht gehauen worden.' 1795. Bs Rq. .Junger I.':
Auch sollen Mt Juch. junger tannener Aufwachs vom
Eichwald zum jungen Einschl. hieher dem Kirsigraben
eingefristet werden ... Wer in jungen Einschlägen
die Lücken öffnet und den jungen Samen abäzt, wird ...
bestraft' SBib. Waldordn. 1792. Neben verwandten
\nsdrücken. ,l)es i-s halb ze Buchs der matten lassend
wir die von Buchs by solichem i. und dem weid-
gang derselben matten beliben . . . doch das kein teil
ane der anderen wüssen und willen keinen i- tüey, da
SV weidgang zesamen hand.' 1531, Aar. StR. ,[Sie
würden] uss iren Acherweiden und Ynschlägen guete
Acher machen.' 1617, BArni (BBlätter 1906). .Uiewyl
bis daher im Ramoos, Bonwald, Bünenberg und in
anderen unseren Weiden etliche nüwe Ynschleg und
Hushofstatten gmacht und uffgerichtet worden. 1623,
ÄAZof Gerichtssatzg. ,Das sy ... zu dem kranken
Veech ouch einen besonderen 1. machen mogint, wie
dann beide Gmeinden [Dübendorf und Wangen] hierzu
ouch ire eignen Inschleg und Tiergarten habint ...
das inen ouch ein eigner 1. zum kranknen Vech,
damit es von dem gsnnden allwegen gesönderet werden
möge, bewilliget werden sölte.' 16'24, Z Ratsentscheid;
noch öfter in der Quelle, ,1m Fahl aber sy, die obere
Gmeinden Dälliken und Buchs, umb ihres bessern
Nutzens und Frommen willen uss demselbigen [Stuck
Allmend] einen Y. und sonderbare Wissen machen
tetind ...' 1652, Z Rq. 1915 (ZBuchs). ,lst bekanndt,
fdass] als Einige understanden, in anno 1695 in eben
dergleichen Clingenthal-Güteren ... R^^en einzu-
schla<ren . . . nachdeme die damalige verordnete HH.
Räte "berichtet, was Massen ... der Weidgang gering
seye undt durch dergleichen Einfang und Einschlag
noch mehrers eingeschrenkt ... wurde, sotanes Under-
fangen aberkant worden ist.' 1705, Bs Rq. ,Memorial
von Kleinhüningen wegen den dortigen Particularen,
welche sich weigern, von ihren eigenmächtig ge-
machten Einschlägen und Matten den Zehndten zu
entrichten.' 1760. ebd. ,Damit dergleichen Aus-
stockungen und Einschläge nicht mehr eigenraachtig
vorgenommen werden.' ebd. S. noch Bd V 370o ;
Sp 176u —b) abgesonderter Teil in einem Stalle GrL.
Arglos sitzet die Maid im verfallenen kleinen Ge-
mächlein ... Horch! da rauscht's im Laube des hart-
anstossenden Einschlags, wo sonst Ziegen gehaust
und Schafe, gelagert die Nacht durch.' JRWvss 1815
(BO) —6 a) Nachlass" (an einer Kaufsumme odgl.)
Bs(auch It Seiler); ,V0"; L (It St.^ Ineichen); Ni.w
(Matthys); W; Zg (St.^). I. machu-, f^^^hlass ge-
währen W. .Du muest-iH 'ntr I. tue' L; Zg (bt. .
Wer auf ablosige Gülten Geld ausleihen will, der soll
dem Gülterrichter oder Schuldner die volle Capital-
summe, worauf der Brief lautet, an baarem Geld in
guter, unverrufener, ganger und geber Münze dar-
strecken ohne irgend welchen Abzug oder Einschl.
Seg RG.; Übertragung von : ,ane einichen abzug, ab-
bruch und schenke.' L Mand. 1578. - b) Einbusse
VerlustTHHw. ; Z (Spillmann). Kü-eme' I. han-t'" s no'
chünne« <,e", verkaufen TbHw. - 7. a) E i n fa 1 1 Ansicht
GrNuI. Das war nit en gauche'- 1. Der het kunosl -
schlegg - b) .Rat, Ratschlag- AaZ. 1815 (.Vorschlag,
Rat, Anleitung-); Gl (bes. ,zutreftender Rat); „Z"
(St») Da ist oft der Neid und Mass so gross ...
Und ist das Ärgste, dass kein Einschl. guter Freunden
kein zu best Reden, keine Versühnnngsmittel nicht
angehen wollen.' FWvss 1697. ,Ihr lebet, wann nicht .
die Befehl und Einschlag euerer etwann fleischlich
cresinneter Eiteren ... sondern einig das Evang Jesu
die Richtschnur eueres Tuns und Lebens ist.' JJUlr.
1718 Wir hätten Anlass zu beklagen, dass dieser gut-
mütige Einschl. des Herrn Jesu so schlechtlich beob-
achtet wird.' ebd. 1731. Das Projekt eines ,unma8s-
geblichen Einschl-s.' 1768, Absch. Vil 2, 316. Einem en
•225
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
226
L, Pschleij ge" Gl; „Z". [Mutter:] i/ä»( r/eii» [dem Mäd-
chen] kei" Eröffni"ge" g'macht? /'* hä"-der de" Marge"
allerlei I"schläg g'ge". [Solin:] 's ist keine'' kei" Pßfe"
Tubak wert. Usteri 1853. .Einen guten Einschl. geben,
comraodum sane est quod suades [etc.].' Hosp. ,Ieh
gibe dir auch hierzu noch schliesslich, damit du dises
Werk vornehmen könnest mit desto grösserer geist-
licher Fruchtbarkeit, nachfolgende Einschlag.' JJUlr.
1718. Nach reiflicher Erdauerung geben die Gesandten
[von B und Z, die in einer Streitigkeit der drei Bünde
vermitteln] folgenden .Einschl.' dem Bundespräsidenten
ein. 1730, Abscu. ,Die Vorschläge verdienen unsern
Dank, und die Vernunft sagt, dass man entweder den-
selbigen Gehör verleihen oder dargegen bessere Ein-
schläge angeben solle.' Sintem. 1759, ,Ich gab den
Einschl., wir wollen alle drei brav Feuer schlagen',
um wilde Tiere zu vertreiben. 1781, GnSeew. Chr.
(Alpenp. 1879). — Mhd.ijwtac (in andern Bedd.): vgl. Diefeub.-
Wülcker 415/6: Gr. Wb. III 27ä/3: Schm.Ml 513: Schöpf
614; Martin-Lienh.II 456; Fischern G39. In Bed. 3 (=enclos)
aiah im BJura; s. ETappolet 1917, 38. Sehr häutig in Flur-
namen. ,(Im) Einschlag', ,in (den) Einschlägen' nach dem
tii|iogr. Atlas und sonstigen Angaben Aa (22 mal); BsL. (11);
B (46); F (8); L (2); G (4); Seh (8; in R. >" d'. ■» ,fo- l",ch!e,,
«.»e"); S (33); Th (S); Z (14). Dim. ,(Im) Einschlägli' AaElf.
(Wald), Hirscht. (Wald), Fahrw.; BsWensl. (Wald); BBaun-
wil, Oberwil (Wald), S., Walliswil b/Wangeu; SUulliken,
Messen. Mit Adj. (meist Wald). ,Alt(er) E.' AaStrengelb.; Bs
Weosl. (im ulten J.); B (öfter); S (öfter). ,Im goldenen E.'
Zllln. (Wiesen). ,Krumm(er) E.' BVorimholz b/Grossaff. .Ge-
meiner E.' BS. (Bävnd.). ,Neu(er) E.' B (öfter); SWangen.
.Verbrannter E.' ZBiil. .Dicker E.' AaFrick. In Zssen
a) als 2. Glied; wieder meist für Wald. ,Ei-' BBiiren. .Eichen-'
AaOftr.; ZNWen., Stdt, , Laugeichen-' SRech. .Langegg-' Aa
Moosleeran. .Egglinger-' AaSchlossrued. .Allmend-' BKircht.
.Erlen-' BArch. ,Gfill-'AaAarb. Z'urrecA«- BVorimholz b/Grossaff.
(Bärnd. 1904). .Mädersforst-' BMühleb. .Franzosen-' S, so
RUtenen, bei SStdt (Wald, wo die Franzosen 179S dnrch-
gezogen und viele derselben begraben sein sollen). .Gngger-'
AaMurgent. .Galgen-' BBiiren. .Gerbe-' BGrossaff. .Gürben-'
BBlum. .Weingarten-' BLyss. .Glenggen-' BUtz. .Graben-'
SObererlinsb. .Leimgrnben-' BUtz. (vgl. Gotth. EB. 387).
.Grod-' SRüt. .Grat-' BRüti. .Höfli-' SLüssl. .Reckholder-'
Bütz. .Hard-' BMiinchr. .Hörn-' AaFrick; BWengi. .Hörnli-'
BBüetigen. .Hattel-' BSchüpf. .Krazern-' AaOeschlisw.
.Krätzern-' BUtz. .Kreuz-' BLyss. .Loch-' BWorb. .Lugischel-'
BOrpund. .Löli-' BBettenh. .Gländ-' AaÄarb. .Lerchen-' Z
NWen. .Buch-' BArch. Bussw., Lenz., Lyss, Wohlen. .Erd-
beeri-' SSub. uud It Joach. 1898 (.die schönsten und zunächst
dem Haus gelegenen Matten, die Souuhalde. der Erdbeerenein-
schl. und das Byangle'). .Bürglen-' BUtz. .Bossen-' AaWil.
.Bös-' BUtz. .Bettel-' BS. (Bärnd. 1914; .urspr. bloss ein
kleines Stück eingrenzend'). ,BrUgg-' SLohu. .Brühl-' SStdt.
.Brand-' BMüntsch. ,Pfendel-' AaGrän. .Riedli-'BKallu. ,Sau-'
BBüren. ,Schacheu-' ZgHUn. Schiuler- BS. (Bärnd. I9I4).
,Schleipfen-' BWohlen. ,Schlotter-' AaElf. .Schmieden-' B
Roggw. ,Stud-' AaOEntf. .Stockeren-' BDiessb. .Stülli-'
AaUKn. .Dellen-' Lüffikon. .Tannen-' SBiezw.. Mühled.
(.Tann-'). .Hiibeltannen-.' 1792. SBib. .Dorn-' SLuterb.
.Tscheppach-' SLüssl. .Weier-' AaScherz (Dim.); BKirchb.
.Wanner-' BArch. ,Zelgli-' AaLinn. — b) als 1. Glied. .Ein-
schlag-Acker' BFraubr.. -Arhere" BTreiten. Tschugg (Bärud.
1914). -Gräbt" BTschugg (ebd.). .-Holz' FBös. .-Hau' Aa
Würeul. .-Matten' BFraubr. (.Einschlag-'); SHalten.- Rech.
,-Rüteneu' SRech. ,-Wald' BWalliswil b/Wangen. — Herd-:
= dem Vor. 5a; vgl. Herd 3 (Bd II 1599). .Reglement
wegen den Herdeinschlägen. Gemeinweidigkeiten und
Verteilung der gemeinen Gütern.' B Reglement 1773
(Titel); s. noch Mit-weid-fart-Recht (Bd VI 280) und
Tgl.: .Der Landvogt [von Orbe mit Tscherlitz] be-
Schweiz. Idiotikon IX.
Schwert sich über Verminderung des Zehntens in
seinem Amte, welche durch das 1773 erlassene Herd-
einschlagregleraent, das eine beträchtliche Zahl von
solchen Einschlägen hervorgerufen, verursacht sein
möge.' 1785, Absch. — Hüs-: = dem Vor., in der
Umgebung des Hauses gelegen. .Kaufssteigerung: Ein
Heimwesen im Michelsforst ... Der Hauseinschi, ist
teilweise mit schönen Obstbäumen besetzt.' Schweizer-
Bauer 1898. — Heu"-: = dem Vor., zur Heu-
gewinnung. .Mangel an Heueinschlägen.' Schweizer-
Bauer 1897. — Mos-: = dem Vor., von Moorland.
,In allen und jeden dieser Mooseinschlägen soll auch
... aller Weidgang im Frühjahr abgestellt und ver-
holten, im Herbst aber von einer jeden Gemeind be-
stimmt sein. In allen diesen Mooseinschlägen sollen
ringsumher, wie auch in denselben, den Hauptgräben
nach Bäum gesetzt werden, als Gesehen-, Saar- und
Fehlbäum.' 1773, B Verordn. wegen Einschlagung der
Brachmatten ... in der Grafschaft Erlach. — Als Ortsn.
BTreiteu (Bärnd. 1914). ,Ball-moos-Einschlag' BWohlen. —
Matten-: = dem Vor,, von Wiesland. , Betreffend diesen
der Frenkhendörfern Matteneinschi, sollen selbige
könftigs ieweilen den Hewzehenden aufstellen, Die-
jenigen aber, so Reben eingeschlagen, ieweilen den
Weinzehenden abstatten.' 1668, Bs Rq. — Reb(en)-:
= dem Vor., von Rebgelände. .Ein lutere nnfruclit-
bare Ägerten von Stein und Grien... einen hübschen
Räbynschl. daruf pflanzen zu lassen.' 1659. ZKyb.
Im Jahre 1680 wurden neue Rebeneinschläge für die
Zukunft untersagt .... weil dadurch .der nutzbare
Weidgang verschlagen ... wird.' HWkber 1899. ,ln
alle Ambter solle geschrieben werden, dass ra. gn. HH.
ihren Undertanen alle weitern Rebeneinschläg ab-
erkant.' 1688, Bs Rq. — Als Flurn. SNGösgen.
Under-: 1. a) Zwischenwand ApLb.; ScaSt.
(Sulger). auch der durch eine solche abgetrennte Raum
ScuSt. (Sulger). Syn. U.-Schlacht (Sp. 22). .Inter-
gerinus paries. Scheidwand, ein U.' Denzler 1666. In
einem Gemach: .[Es] hat mein H. Collega begehrt
neben Anderem, man solle ein ü. oder Wand zwischen
seiner und meiner Lehr[-stube] machen, damit wir
ihne in seiner Underweisung desto minder irrind.' um
1700, B. In Ställen LE. (zur Abteilung des Krippen-
und tw. auch des ia^er-Raums); FS. tw. Wagrechter
Balken, der in halber Höhe im Innern der Sennhütte
verläuft BHa. (OFrehner). In einem Graben: .CSattler
umb einen boum laden, kam zuo dem u. in dem statt-
graben.' 1444. S Seckelmeisterrechn.; vgl. unter U.-
Schlacht le (Sp. 24). .Interseptum. U. zwischen den
Naslöchern.' Denzler 1677. 1716. — b) zeitlich, ünter-
bruch. .Enphach ich zuokoment gest mit u. des
vastens. so brich ich nit daz vasten. aber ich erfülle
das werk der minn.' Waldregel 1425; si enim propter
quoslibet advenientes ieiunio intermisso reficio. non
solvo ieiunium. ,So wir ainen kleinen u, zuo der noturft
der natur machent', zwischen zwei Gottesdiensten, ebd.;
parvissimo intervallo, quo fratres ad necessaria natur»
exeant, ,Die [Einsiedler] sond nach u. der zit nit ver-
sumen, si söllent mit ir aigen henden arbaiten, da-
von si gelebent.' ebd.; per intervalla temporom. —
2. ,ü., suppressio. detractio alieni, furtum.' Mal. • —
Mhd. underdac m. ' (ua. in Bed. 1 a); vgl. Adelung IV 924;
Martin-Lienh. II 456; Fischer VI 247. ferner U.-gchlagen.
Anke°-, in GloS. It OFrehner -Schleg: = Schlag 11h
,Gl".
15
227
Schlag, sclileg, schiig, schlog, schlug
228
En-: .vorläufige Taxierung einer Sache' Now
iMatthys). — In andrer Bed. bei Gr.WB.IIT 602.
Orgel-- Orgelspiel. ,ln dem 0. oder einem andern
Instrument instruiert werden.' 1621, AARh. (SBurkart
1909). ,.. , ,
Is-: (von überhängendem Firn am Grat geloste)
niederstürzende Eisstücke. Da hein-mer ei"mel kei"
Stei'- und [!] Isschlag z'ßrchten, hei einem Ab-
stieg BO. , , o
Ise»-: wie nhd. (Eisen-)Hammerschlag. byn.
Hammer-Schi. ,Ferri squamma, Eisenschi.' Bs Apo-
thekertax 1701. - Auch bei Gr. WB. III 373.
Üs-- 1. das Ausschlagen der Pferde Z,Kn.
(Schneebeli). - 2. a) wie nhd., Ausschlag des Wage-
balkens, auch das den Ausschlag erzeugende Über-
gewicht ,1) liebe ist die rechte wag, und sieht man
glych am u., ob das guot werk gwichtig sy.' Eckst.
1525. ,Wo das abgewogene Ding mit Zulegung eines
Gewichts (Ausschlags) vermehret wird, so ist es ein
Anhang; wann etwas hinzugetan wird, so nennt man es
eine Zugab.' Spi.eiss 1667. ,Dass der Waagmeister die-
jenigen [Waren], so in der mittlem [Wage] gewogen
werden, das Stuk der feinen, als Seiden etc., mit 'A Pfund,
das Stuk der groben Waaren aber mit >/. Pfund Aus-
schl. wäge.' 1725, Z Ges.; s. den Anfang des Beleges
Bd 111 617 u. — b) Ausgang, Entscheidung Scb; Th; Z
und sonst, doch nicht volkst.; gew. in der Wendung der
Ü ge". .[Trotz Hindernissen] verharretend sy immer-
dar in . . . der Hofi'nung, der Tagen einest ... zuo be-
geitem guotem U. der Sachen und ihres ... Begehrens
ze kommen.' RCvs. ,Der unglücksälig U. [der frz.
Religionskriege 1588/97].' ebd.; später ,Ussgang'. —
3 Trieb der Pflanzen' ZKn., bes. (im PI.) die aus den
Wurzeln und dem untern Teil des Stammes von
Bäumen ausschlagenden wilden Schösslinge Z. —
4 = Üs-schlachtS (Sp. 26) Aa; B; Sch; Th; Z und
weiterhin. .Ausschlag [Überschrift]. Mit diesem in-
differenten Ausdruck pflegt man die mehr akuten, mit
Bläschen- oder Knütchenbildung einhergehenden
Affektionen [der Haut] zu bezeichnen, obwohl natür-
lich im Gebrauch der Ausdrücke Flechten oder Aus-
schl grosse Willkür waltet.' OStoll (AfV.). Über
besondre Arten des Ü. s. ua. Frisel (Bdl 1329); Grindla
(Bd II 759); Magen II m (Bd IV 101 ); Bagairen (ebd.
1052); Iiuf(Bi VI 669), zur Sache auch AfV. VlII 145;
MHöflorl899 574 f. Wer in de' Hundstag badet, chunt
nern en Ü. über BsL. (AfV.). Mit Üsschlege" Behaftete
trinken mit Vorliehe zur Blutreinigung im Frühling
ein Chris-Trauch (s. -Tranl-). BIrnd. 1904. - 5. Öffnung
eines Weges durch eine tiefverschneite Gegend, eine von
Schnemgern mit Hacken und Schaufeln gew. als
Gemeindewerk ausgeführte Arbeit W (Tscheinen). —
6 als alpwirtsch. Ausdr. a) allgemeiner Weidgang im
Frühling oder Herbst, auch auf den Privatgütern Gr
Seew. (bis 1890). Syn. Langsi- bzw. Herbst- Atzmg (vgl.
Bd 1 625) ; i;«^- IFeid; vgl. zur Sache auch Ga«(Bdl 1-200);
Gemein-March 2 (Bd IV 391). .Wärend geschlossener
Zeit vom Güterfriden im Frühjahr bis zum allgemeinen
Ausschi im Herbst sollen die Fremden das Gras nicht
betreten', öffentliche Verbottafel GnSeew. ,Besonders
verspürt man eine merkliche Vermehrung des Heues
und des Winterroggens, seitdem der Ausschl. (die freie
Weide) der Schmalbabe und der Pferden auf denen
Wiesen im Frühjahr ist abgestellt worden.' Gr
Sammler 1783. .[Es wird beschlossen] ein allgemeina
Ausruf und Ausschl. in allen 3 Gemeinden zu tun und
zu machen alle Frühling, wan je die Zit vorhanden
ist ' 1642, GrKI. LB. 104; vgl. ebd. 108. Austrieb des
Kleinviehs (Ziegen, Schafe usw.) aus den Privat-
gütern (,Heimgütern'), wo es im Frühling nach der
Schneeschmelze zunächst weiden darf (s. o.), auf die
Allmende- der Ü. flndet statt, wenn dem heran-
wachsenden Gras und den Kulturen auf den Privat-
antern durch die Weidetiere Schaden droht, an einem
durch Gemeindebeschluss bestimmten Tage GrKI., OhS.,
V (vgl Jw-ScWa^); ähnlich nach einer Angabe in GRPr.
( Viehbann, vermöge dessen keine Tiere mehr die
Privatgüter betreten dürfen') Her V. mache". Erst
de"" [wenn der Roggen schon ein paar Zoll hoch ist]
chimt's de"" de" Bure" van di"'m Schlag z-Sinn, das'-
me" am nechste" Sunntig doch der Ü. mache" miessi
fir d'Schäf und Geis GBÜbS. (B.). Gelegentlich
(scherzh ) übertr. auf die Beendigung der nach der
Alpentladung stattfindenden HerUt-Atzi"g (s.o.) beim
Übergang zur Stallfütterung: Mit der Härbstatzi"g
ifsl's bin ins nit krad so wichtig, da chunt z' meiste"
der Sehne frl zitli'" und macht der Ü. Silber om
G'meindspresident und Obrigkeit, ebd. Recht zur Teil-
nahme am Weidgang bzw. die dafür zu entrichtende
Gebühr ('): .Wann Einer in das Dorf Müeselbach
einziehen wollte ..., der solle an barem Gelt 5 Gulden
Einzuggelt mit Einbegriff des Ausschlags zu geben
schuldig sein'; dazu die Erläuterung: ,[Dass] wann
Einer die stipulierte 5 Gulden ... vor den Einzug
bezahlet hat, alsdann von einem Solchem [!] wegen
dem Ausschl. nichts Weiters mehr abgeforderet werden
könne ' 1759, G Rq. 1906; die den U. betreffende Be-
stimmung fehlt in der Fassung des Dorfrechts von
1753 — b) Heimweide, d.i. Weideland in der Isahe
des Hofes das nicht zur Sommerung alles gewinterten
Viehs ausreicht; auch = Vor-Säss (Bd VII 1371, wo
weitre Synn.), im Frühling und Herbst beweidete, im
Sommer aber verlassene und keiner weitern Nutzung
unterliegende Alpweiden. FGStebler AW. (GRPr.). -
7 Ausschuss; von minderwertigem Stahl: ,\ on des
stahels wegen hat man geordnet, das man den wie
von alter harkoinen ist, den stachel ufslahen [!] und
dass der guot stahel an einem ort in dem koufhus
veil haben und den ufslag [!] euch an einem ort be-
sunder im koufhus veil haben in einem andern gaden
Item inen gevalt ouch, das alle schmid, so waffen
machend, by iren eiden guotten stahel an die waffen
leo-en sollend, und nit den usslag, sunder kornstahel.
14'71 L Weissbuch. - 8. , Abschlag', Zurückweisung,
\bleiinung ZKn. (Schneebeli). Schon hei Fns. 1541;
s. unter Ab-Schlagi (Sp. 198). - Spätmhd. t,M<,.. Aus-
trieb derSdnveiue iu die Eichelmast (1434, Bruchsal); vgl.
Gr WB I 950; Martin-Lienh. II 456; Fischer I 506/7.
Fade(n)-- mit geringem Faden in langen Stichen
ausgeführte, provisorische Naht, Heftnaht B, so E.
und It AvRütte; Sc«; Th; Z, auch der dazu ver-
wendete Faden (Syn. FadC-schlag-Fade" Z) üsU;
GrAv., Kl.; Sch; Z. Eßi) F. mache" B; Sch; Z zuhe
^ca- Z De" F. (in ZStdt auch d'Fade"schleg) üftue" B,
ÜS-,' use-tue", -zieh" Z. Der F. ist no"- dri", nnUe^ie
GrAv (Tsch.). Wenn man im neuen Rock (Kleid)
noch .Fadenschläge' findet, so ist das ein Zeichen,
dass der Rock noch nicht bezahlt sei (Z It Dan ), dass
man dem Überbringer (Z It FStaub). dem Schneider
bzw. der Schneiderin (ZTag.) kein Trinkgeld gegeben
229
Schlag, schleg, schiig, schlog, sohlug
230
habe; vgl. Schiteh (Bd VIII 445 M.). Geringe Sorte
Fallen, wie sie zu Heftnähten verwendet wird, Heft-
faden: Ich hett gern F., Käuferin im Laden Scu; Z. —
Vgl. Gr. WB. III 1235; Martia-Lienh. II 456; Fischer II 913.
Vogel-: wie nlid. Gl; Gr, so Valz. (Tsch.); L;
ScHSt.(Sulger). S. Bd II 1518M. (auch bei Fris. 1541).
Als Bezeiclinung eines Kinderspiels: Man legt die
beiden Gabeln je des Zeige- und des Jlittelfinger.'-
beider Hände quer übereinander und hält die so ent-
stehende viereckige Öffnung dem Kinde dar mit den
Worten: Der Vogel ist nicht daheim. Sobald sich das
Kind verlocken lässt, seinen Pinger hineinzustecken,
um zu sondieren, klemmt man zu, indem man sagt:
.Aber jetzt ist er daheim L (KStaub). — Schon spätmhd. ;
vgl. Adelung IV 1221; Schni.Ml 518.
Ver-: a) mit Latten eingehegter Raum, zB. im
Keller, auf dem Estrich Bs; Gl (CStreiff 1904); L
(Zyböri); Th; Z und weiterhin; Syn. Ver-schlacht
(Sp. 27). Nebe'dzue [im Schöpfli] hät's en V. g'ha",
der ist ganz volle'' Hobelspö" g'sV. ELocHER-Werling
(M.). Es Muetterschwi", en etli''' zentneregi Lös, ist
mit zeche" Färlene" imene" V. inne" g'si", auf dem
Schweinemarkt. CStreiff 19ü4. — b) „Kiste Gl;
Gr; G; Scb.' — Vgl. Gr.WB.XII 1,1085; Fischer II 1301.
b meint wohl eine Lattenkiste; vgl. Schm.* II 517/8; Uuger-
Khull 227.
Vor-, Für-: 1. vor einem andern geführter, erster
Schlag. ,üass sie ... ihr Volk desto bequemer zu-
sammen- und auff die Füess bringen, den Vorschi,
gewinnen und uns, als unbereitete, unversehens über-
fallen und undertrucken mögen.' Gesi>r. 1632. —
2. a) was .vorgeschlagen' wird bezw. ist. a) in der
Musik, einem andern zur Verzierung vorgeschlagener
Ton AaF. (VorschlegeliJ. ,Dass ein Knab ... unter-
riclitet werde, wo und wie etwan eine sclione Manier
Vorschi., Triller oder Lauff anständig und zierlich
könne gemachet werden.' 1700, SBurkart 1909 (Schul-
instruktion). — ß) Schutzdaram, Wehr. ,ltem so hab
ich euch einen wyger. genant der burgwiger, nach
by dem schloss kostlich mit tentschen oder wüeren
oder furschlegen ouch uss unnutzem boden gemacht
... Die besrung und den costen, so darübergegangen
ist, das mit tentschen und fürschlßgen und strempfeln
oder mit kenern recht gemacht sie, das man si ietz
trucken ablassen mag, ist üO guldin gebessert.'
1468, Gfd (RMötteli an L). ,N.s recht und gerechtig-
keit an der halden vor dem obern tor, einthalb am
fürschl., andersyten am bach gelegen.' 1543, TaBisch.
Urk. .[Eine Grenze geht] vom Baach hinauff biss
an den Weyer auf den Fürschl., von dannen in das
Waisentöbeli.' 1672, Eüdliger 1875. — t) = Für-
Schlacht b (s. Sp. 27). — 8) zw. Pulverladung und
Geschoss angebrachter Pfropf. ,Das Laden belangende,
sollen beide Hand zu gebrauchen bewilliget, hingegen
aber Keinem äussert dem ersten Schuss weder in
Leder noch mit Fürschl. zu laden bewilliget noch
zugelassen werden.' 1744, ZWth. Schützenf. 1895. —
b) Vor-Schl, = Vor-Schutz Iba. (Bd VllI 1716), von
Branntwein Aa (H.), — c) von Teilen der Schlacht-
tiere. Vor-Schl., Fleisclistück am Hinterschenkel S.
S. auch Börsen (Bd IV 1601; Beleg aus dem XIV.);
kaum Eins mit dem Vor. — 3. a) Vor-Schl, wie nhd.
Vorschlag, Antrag, Anerbieten, wohl allg., doch nicht
eig. raa. Der G'viciitdsrät ist im leiste" Langst mit
dem V. uf d'Gmeind cho", dass-me" firhi" d' Nesser
im Langst nimmc in dt" Gietere' laufe" la" welli
GRÜbS. (B.). ,Sidmal ir nch entslossen, obberuert
güeter ze verkoufen, mögen wir von üch eins zimlichen
fürslags und anbietens erwarten. Darumb wellend
die summ, wie tür ir die geben wellend, benampsen.'
1528, B Ref. .ünbillicher fürschl., conditio iniqua.'
Fris.; Mal. ,Suggestio, Eingebung, Vorschi.; conditio,
Fürschl., Geding.' Denzler 1666. EC7i) V. mache", in
ä. Spr. ,tuon', auch ,stellen' uä. ,Für das ander hab
ich einen vil gemeineren fürschl. geton, ouch dozemal,
do ich Baden [als Ort der Disputation] abschluog
vor minen herren. Icli hab also fürgeschlagen . . .'
ZwiNGLi. .Haben sich die comendur der antwurt nicht
benüegt. Ist inen ein fursl. tan eins abkoufs oder
tuschs.' 1528, B EM. ,Die hotten von Zofflngen haben
angenommen heimzebringen den fürsl., so m. g. h.
inen uff iren fürtrag geben band, das man inen von
der stift welle lassen gvolgen [usw.].' 1528, ebd.
,Conditionem alicui proponere, fürschlagen, Fürschl.
tuon.' Denzler 1666. Insbes. Wahlvorschlag. , Fürschl.
zuo der arzny [Überschr.] ... Lieben herren, uff üwer
wissheit urteil, lutend, das wir ernstlich erfaren
sollind, wo geschickt Jüngling, die zuo der arzny,
sy zestudieren und daruff ze wandern lust hättind
... das wir deren ü. w. ein fürschl. tüegind, damit
ü. w. etliche erwelle, da so benampsend wir [folgen
die Namen].' 1552, Z. .Als man järlich den fürschl.
mit amman und weibel für banden nimpt, under-
standen sy [die Gemeinde G.\StJoh.] sich, das sy nit
wellen zuolassen, den fürschl. minem gnädigen herren
zuozeschicken.' 1557, G Kq. 1906; nachher: ,So man
eim herren zuo Sant Johan amman und weibel für-
gschlagen.' ,Und sollen die gierten ... ein fürschl.
tuon,' bei Besetzung einer Priedikantenstelle. 1564,
Z RM. ,Die herren examinatores söllent uff die pfarr
zu Altstetten im Rynthal ein andern fürschL stellen
und einen ald zwen uff meest dar yn furschlahen.'
1565, ebd. ,Ein fürschl. etlicher gestandner tugen-
lichen personen tuen', für die Pfarrei Küsnacht. 1587,
ebd. ,Das under den dryen Manen zu dem Fürschl.
der Undervögten allweg Einer von irer Gmeind ge-
nommen werden solle.' 1603, Z Eq. 1915 (ZBuchenegg-
Dägerst); nachher: .Das die Gmeind Bonstetten, wann
ein Undervogt manglet, drig Man ... fürschlachen
[möge].' ,Fürschläg auff vacierende Kirchendienst.'
1681, Z; nachher: .einen F. formieren.' .Diegschwornen
Meister dörfen aus ihnen ein Obman erwellen und
ein Vorschi, von 3 Personen unser gn. Herren presen-
tieren.' JJHolzhalb 1691. .Fürschläg und Wahlen [der
Pfarrer] sollen allein zu Gottes Ehr und der Kirchen
Nutz gerichtet sein', Überschrift. Z Kirchenordn. 1703.
Jmd ,in F. tuon'. .Dass in Erwellung eines Ammans
allwegen zwen Evangelische und zwen Catolische
in Fürschl. getan und dem Herren Bischoff' zuogesändt
[werden].' 1653, TuBich. ,Die Herren Gschwornen teten
in VorschL NN.' JJHolzhalb 1691. — b) Vorschlag
als Grund-, Leitsatz. , [Luther] lies also durch ein
druk einen ofnen disputationzedel ussgan, der hielt
95 fürscliläg, des römscben babsts gwalt, buos, fägfür
und ablas betreffende ...' Ansb. ,Domit er [Luther]
nit unverhörter und unerlütreter sach gericht und
verurteilt wurde, erlütret er siner disputation für-
schläg und schreib die selbig treffenliche erlütrung
dem besengten heiligen römschen babst zuo.' ebd. —
c) = An-Schlag 3 (Sp. 215). Etw. ,im V. haben': ,Alda
231
Schlag, schleg, sclilig. schlog, schlug
232
haben die Walliser im letsten Krieg von a. 1712 im
Vorschi, gehabt, über disen Gletscher in Lauter-
brunnen einzufallen, welches aber unglaublich scheint."
1717, B Blätter 1913 (SBodmers Marchbuch). S. noch
Für-Gang (Bd II 346). -4.= Üf-Schl. 4 (Sp. 208).
,Das kein turschl. der Sachen halb bescbäche.' 1446.
B AM. .So hatten wir dem N. güetlich geschriben
und gebetten. das er sölicher nianung einen raanod
fürschl. geben wölte und uns dazwüschent under-
wisung tuon, wer im vormals sölich zins hette ab-
getragen.- 1447. ebd. — 5. a) Vor- Ap (T.): Bs (Seiler);
Sch; Th; Z. Für- Ap (T., auch För-ScIdägU); BE.
(It Gotth. und AvRütte); GrV.; Ndw (Mattbys); U,
Überschuss, fcialdo, Ersparnis; Gegs. Hinder-Schl. Ev
V. mache" Sch; Th. Es gi't ka'n V. da' Jör hi der
Bechni'g Th. , Fürschl., uberiger gewünn, so einer
etwaran hat, usufructus.' Mal.; , Fürschl., Gewinn vor
der Nutzung eines Dings.' Denzler 1666. ,Sy wurdent
mit denen, die zuo inen zugent und irer gmeind grech-
tigkeit bruchten ... je lenger, je mer übersetzt, dar-
durch inen ... an dem fürschl. und erbesserung des
gmeinen guots grosser abgang und schwecherung be-
scheche.- 1565, Z Bq. 1910 (ZAlten). ,Von der un-
ordenlichen und zum Teil unnotwendigen Ussgaben
wegen werde nit nun nützitmehr fürgeschlagen, sonders
auch der Fürschl. verbrucht.' 1601, Z. ,So dann an-
bracht worden, wie daz die Capellen zue Büren jähr-
lichen fürschlage, wellendt ra. H., daz solcher Fürschl.
in diser strengen, türen Zit etwan armen, dürftigen
Landlüten darniit geholfen werde.' 1628, New Beitr.
,Darzu ihme [s. den Anfang des Beleges Bd VIII 578o.]
noch vor .\nfang synes Münzens in die 6000 Fl. über-
lassen worden, und belauft aller sin Macherlohn an
Schillingen und Batzen 13021 Fl. 33 ß 7 Hlr., darby
myner gn. Hm ganzer Fürschl. 5009 Fl. 21 ß 3 Hlr.'
1652, Z. ,Also beflndt sich dann durch den Segen
Gottes diss Jahr der Fürschl. [folgt die Summe]',
Schlussformel von Rechnungen. XVII., FHegi 1912.
, Fürschutz und F.'; s. Bd VIII 1717 u. Spec. mit Bez.
auf den in einem Haushalt gemachten V. .Christen
und Anneli waren kreuzbrave Leute ... aber den Wert
der Menschen schätzten sie doch nach seinem Besitz-
tum und den Wert eines Lebens nach dem geraachten
Fürschl.' GoTTH. ,Die Kathri hausete und sparte, und
Jahr für Jahr wurde der V., den der Haldimättler
auf die Seite legen konnte, grösser.' Ndw Kai. 1905.
Scho" en V. ha", (voreheliche) Kinder bei der Heirat an-
treten Z(Dän.). ,Wenn man eine Haushaltung beginnt,
so schlägt man nichts mehr vor. Ironisch wird daher
das Erstgeborne der erst V. geheissen' Ap. Wenn si
z'same''chöme"d, so-n ist der erst V. e" Chind Tu. .Solle
der Fürsclil., gewannen und erspahrt Gut [beim Tod
der Ehefrau] dem Mann zudienen und gehören ...
Was dann sie beide Ehegemächt bei einander ge-
wunnen und fürgeschlagen hätten, darvon soll ihro
[der erbberechtigten Ehefrau] ein Kindsteil zugeteilt
und für eigentümlich geben werden; und das übrig
Gut alles sammt dem übrigen Vorschi, an ihres ver-
storbenen Eliemanns verlassne Kinder eigentümlich
folgen und zufallen.' 1603, Z Erbr. 1831; s. nocli ring-
schätzig (Bd Vlll 1693/4). ,Was an ligendera Guot von
der abgestorbenen Person verbanden ... soll Alles
gestracks mitsambt dem halben Teil ligendem Für-
schl. seinen nechsten und natürlichen Erben dienen
und zuegestellt werden.' 1620, AaB. StR. .[Beim Tode
eines der Gatten sollen die] Kinder in des ... ver-
storbnen Ehemenschen verlossnen Hab und Guot,
ligends und farends, gleiche Erben sein und pleiben
... doch dass die nachgend Frauw oder der Man ihr
zuebracht Guot sampt einem Kindsteil von dem Für-
schl. auch vorauss und vordannen ziehen soll.' 1629,
AaKI. StR.; dafür .Vorschl.' 1639, ebd. ,Wan Man und
Frau ohne Leiberben wären und der Mann abstürb
und bekannt, dass die Frau wohl mit ihme ghauset
habe, so müsse man ... der Frauen von dem Fürschl.
für eigen geben, jedoch standt es an einem Radt. wie
vill die Portion sein müsse.' 1665, Ap LB. 1585/1828.
,Wann eine Ehe von einanderen stirbt, so solle das
Hinderblieben sein zugebracht Gut, und wo sich Für-
schl. beftinde, soll der Mann die zwei Teil und das
Weib den Drittel nemen von dem Fürschl.' GaHald.
Erbr. 1671 (JBott 1864). ,Wie weit ... sie, Wirt-, Ge-
sellenwirt-, Stubenknecht- und andere Weiber zu Stadt
und Land, die mit ihren Männern zu Bank und Gaden,
das ist zu Gewinn und Verlurst stehen und verbunden
aus dem Fürschl. ihrer Ehemänner erworbenen
Guts [beim Konkurs ihrer Männer] in Betrachtung
zu setzen und was selbigen daraus eigentümblich ge-
deyen möge.' 1700. Z RM. ,Wenn Vorschl. vor-
handen wäre, so solle davon -;3tel den Erben von
Vaterseite und Vatel den Erben von mütterlicher Seite
zugehören.' 1779, ZWth. Erbr.; s. noch E-Ge-rlchtigkeit
(Bd VI 234), ferner Hinder-Schl. — b) in weiterm S.,
Überschuss, -fluss. , Welcher Alpen Vorschl-s oder
läsig hat, soll sie lassen und zuvor Mäniglich dieselbe
den Geteilen anbietten.' 1610, Lötschen 1917. — Mhd.
mrdac (in Bed. 1), Jurslac (iu Bed. 2 aß. Hüch /ürelahl f.); vgl.
Gr.WB. IV1,797/S; Fischer II 1869/70. In der Stelle: ,Zwen
amböss und zwen hornaniböss, dry vorschlach, zwen schlegel,
zwen handthemer, dry nagelhemer', unter dem Nacblass eines
Schmiedes ( 1 490, Z Schirmb.) deutet die Form auf eine verbale
Zss. und auf Auslassung von ,hemer'; vgl. ,vorschIaghamer'
(1438, L Vogtk. XV.). — für-sch lägig: auf , Fürschlag'
(in Bed. 5a) bedacht? ,In der Vieh-Zucht soll man . . .
mit der Fütterung f. umbgehen und das Schlechteste
und was am wenigsten bleibet, jedoch dass mans nicht
allzu genau suche, und ohne Nachteil des Viehes, zu-
erst fürgeben.' EKönig 1706. — In andrer Bed. bei Gr.
WB. IV 1,800; Fischer II 1871.
Recbts-Vor-: Eechtseinwendung gegen eine
Forderung. Ahtsspr.; s. Bluntschli RG. 2, 133 (mit Ver-
weisen). ,.\Is B. und Z. ine, St., diss gelt ... zuo er-
legen angefordert, sige er erst mit rechtfürschlag be-
gegnet. Dass nun ime Z. ganz frörabd und wunder
neme, euch zum höchsten bednre, dass er über die
verlopte täding, deren er sich von erst an anerpotten,
das recht fürschlacbe ... Sosige diser rechtfürschlag
uss der ursach beschechen, dass St. vermeine, sin stier
hab den schaden nit geton.' 1588, SonSt.
FÜr-(bzw.-i-): „Feuerstahl" B(auch ItSt.); „Vü";
L (IRöthelin); Nnw (Matthys); Syn. (Für-) Schiahm.
Do [habt ihr Soldaten] no'*" Ziindel und Fürstei", der
F. hend-er am Messer .. . IRöthelin 1882; s. auch Für-
Eusting (Bd VI 1537). ,Zedel an d canzell. Wer für-
schleg und rüstung ufi'dem Breittfeld nechstverschinen
donstag in gehaltner prob fanden häte, dem zügherren
das bringen.' 1558, B RM.; ein fremder Büchsenmeister
zeigte an dem Tage der B Burgerschaft seine Künste.
Im Wappen des Herzogs von Burgund.; vgl. Ansh.''I72;
I Schwz. Arch. f. Heraldik 1905, 139 (mit Abbildg). ,Die
233
Schlag, sclileg, schiig, schlog, schlug
234
burgunschen pla[part] mit dem f., ein für 2 ß.' 1496,
FHaäs ; s. noch Pfänniny (Bil V 1 I09o.). ,Item ein grosse
burgundische slangen, hett daliinden ecken und einen
burgundischen schilt und ein f.', unter Burgunder-
beute. 1503, P Inv. ,Daz der selb W. [ein Ausreisser]
nit der man sye, das er die ketti [des bürg. Ordens
vom goldnen Vliess] mit den .4ndreskrötzen und für-
schlegen, och die fädren tragen solle.' 1509, Z RM.
,Er [Karl der Kühne] was in alweg, wie sin swarzer
low und f. bedutten, gneigt, fyr anzeschlahen, räch,
sig, macht und er ze suochen.' Ansh. Im Bilde: ,[Karl
der Kühne] schickt sine treffenliche botschaft gon
Zürich, Bern und Luzern mit ernstlicher fürhaltung,
dass [der Abschluss eines Bündnisses für beide Teile
vorteilhaft wäre], und wie wol nun die treffenliche
und uss heftiger Instruction gekürzte, ouch vil andre
fürhaltungen und ermanungen. zuoeampt des fyrschlags
guldnen flammen, vast stark und schinbar waren, noch
so ward s alles vom gilgechten sunnenglanz [d. i.
Frankreich] und vom vilfarbigen pfawenschwanz [d. i.
Oesterreich] so gar geschwecht und vertunklet, dass
Schilling vom löwen [Karl] ouch nach sinem tod nüt
denn üherniuot und Verachtung weist ze schriben.'
Ansh. Übertr.: .[Herzog Wilhelm von Bayern hat zur
Badener Disputation] sinen ruomsüchtigen f. doetor
Ecken mit sundrem lob den Eidgnossen zuogeschikt.
si hoch ermanende, von irem kristlichen fürnemen"
nit abzeston.' Ansh. — Vgl. Sanders II 934c.
Fischer-: ,wenn Einer zuerst einen hohen Preis
fordert, dann mit wenig vorlieb nimnjt.' Zyro (,alt'). —
Mild, viacherdac; vgl. Gr. WB. III 1685.
Füst-: wie nhd. Z und sonst. ,P. [Überschrift].
Welcher den andern mit der fust schlecht, der ver-
bessert an alle gnade 10 ß.' 1530, AARh. StR. Zur Be-
strafung s. noch Bluntschli, RG. 11 50/1. — Mlid. mst.lac-
vgl. Gr.WB, III 13S-1.
Fleisch-: entspr. Schlag 10a, „obrigkeitlich fest
gesetzter Preis für Fleisch Aa; Bs; B; Vü; S; Z« (St ';
- Fri-: = Fri-Hoh (Bd II 1251). , Der bis' auf seine'
oberste Höhe vorzüglich mit Waldungen als Freischi,
begrünte Schäniserberg.- Lutz 1S27.
Frucht-, in der ä. Spr. auch .Früchten-': entspr.
Sehlag 10a, alljährliche obrigkeitliche Bestimmung
des Getreidepreises Bsf (Ochs). ,Üwer Gn. gemachten
Früchtenschi, hab ich [Landvogt Grebel] vergangner
Tagen wol empfangen.' 1650, Z. ,Sonsten tue Tch [der
Konstanzer Amtmann] untertänigst berichten, dass...
dermalilen auf dem Kasten ligen in circa 450 Mt
Kernen ... beinebent folget heiligend der verlangte
Früchtenschi.' 1727, ebd.; in der Beilage: , Fruchtschi.'
,Dass von den Güteren. worauf keine Frucht gehauet
wird, die Bodenzinse in Gelt nach dem Schlag mögen
abgefuhret, von den Güteren aber, auf welchen Frudit
gehauen wird, die Bodenzinse in Natura sollen ab-
gestattet werden. Übrigens ist L. Vicedom-Amt in-
jugieret, den Fr. nach dem Wert der Früchten einzu-
richten.' 1752, Bs Rq. Vgl. auch EStauber 1894, 101. -
Auch bei Fischer II 1799.
Gegen-: Gegenwert, -leistung. .Obwohlen die
Gmaindt Minster ... desto billicher der 3 Heusser
Contnbution fordert, so habend doch Ernemte von
Minster in G. ebenmessige Geniessung des Closters
Guetersweiden undt anderer Spriesslichkeiten.' 1660
PFoFFA 1864 (Spruch des Bischofs von Chur in einem
Streit zw. Kloster und Gemeinde Münster). — Anders
bei Gr. WB. IV 1, 2257.
Guet-: = Schlag San (Sp. 189) ApH., M. (T., auch
It St.); Bs; Gl; Sch (auch It St.); Z; Schulze. Syn
Guet III (Bd II 558/4); Parlis (Bd IV 1591); Tropf.
E(n) G. übercho" (bikoV- ,[Als] das Mütterli alein
daheima bim Tisch sass, fiel uff ins der Guttschl. ... Es
redt nüt mehr, sonder in einer halben Stund starb es
säligklich.' um 1600, Mise. T. 1722/4. Ein Pfarrer,
der ,von wegen des ihme zuegefalnen G-s nit mehr
predigen könne.' 1643, Z. .Über das mein gl. Frauw
Schwiger ein G. litt, dass sy ganz contract, stumm und
dumm worden.' 1645, ebd. .Wann die Bewegung ge-
ringert ist, [ist es] die Müdigkeit; wann sie benommen
ist dem ganzen Leib oder einem gewüssen Glid, der
Gichtbruch (Tropfschlag); sammt Abnemmungder Em-
pfindlichkeiten, der G.; an einer Seiten, der halbe Schlag.'
Spleiss 1667. ,Vom G. getroffen werden, apoplexia
corripi.' Hosp. .Guttschl., apoplexia nimmt den ganzen
Leib, paralysis, Gichtbruch, halber Guttschl., wo man
(au)f den Schlag lam wird an einem Glid.' AABr. (,Hand-
büchli von einfaltig(en) Mittlen'). ,[Das Mineralbad
von ZgWalterswil können gebrauchen] die von Gut-
oder Tropfschlägen lahm worden, damit ihre beschlos-
sene Geister und Blutgänge wiedrum geöffnet werden.'
JJScHEucHZER 1706/8. 1746. , Durch einen G., Steck-
fluss oder andern einsmahligen Zufahl seiner Vernunft
und Lebens beraubet [werden].' JJÜlr. 1727/31. ,[N.]
hatte ein Gutschlägli.' 1772, ZZoll. Totenhuch. ,Den
7. VIII. bekam unsre 1. Mama eine Art G., der sie
beinahe aller Sinnen beraubte.' ISOI, aZoll. 1899.
,Als Herr Pfarrer N. ... bereits in der Mitte der
Predig war, überviel in einen [!] G., so das man in
muss[t] ab der Canzel führen und nach Haus tragen.'
1810, ZRudolfingen. — Unsre Zss. hat seit der I. H. XVII.
das bes. iiu XVI. bezeugte einfache Guet n. abgelöst; vgl. das
Verhältnis vou Tm,,/ und Trop/Sihlay. Über die BeziehuDgen
zu l.it. tjuiht. Tropfen, später = Gicht, Epilepsie, Paralyse, vgl.
MHöfler 1899, 576; ZfdA. 53, 112ff. 135. Soweit iü unsern
ä. Quellen ,u' und ,ue' noch unterschieden werden, herrscht
durchweg die diphthongische Form. — guet-sch lägig
C-e'-): zum Guet-Schlag geneigt, auch von dem davon
herrührenden Krankheitszustand, bes. Lähmung. iV
ist g., zu Apoplexie geneigt Sch. ,Uud sihe, sy habend
ihm zuegebracht einen G-en. der lag auff einem Bet.'
1638, Matth.; .pärli-.' 15'24, .päilensiechen.' 1530;
.tropfschlegigen.' 1589/96 (,-ä-' 1665/1707); gr. napa-
X'jTixdv. .[Man hat zu Jesus gebracht] alle Besessne
und Mondsüchtige und G-e und er hat sie geheilet.'
JJUlr. 1731. ,[Im Bad von ZcWalterswil finden
Linderung] die G-en. sonderlich gegen der Zeit ihrer
Besserung, damit die Natur, durch das Bad gestärket,
desto eher sich des im Geblüte steckenden Schleims
entlade.' JJScHErcHZER 1746. ,[Gestorben N.] war
etlich Jahr g.' 1749, aZoll. 1899. ,Er genösse eine
sehr gesunde Natur, seit einicher Zeit aber von ver-
schiedenen g-en Zufällen geschwächet.' Z Nachr. 1756.
,Dass icli [ein Pfarrer] den gebrauchlichen Tog [Chor-
rock] nit trage oder tragen kan, geschieht leider wider
meinen Willen ... ; dann die g-e Restanzen und Schwach-
heiten von der längst erlittenen völligen hemiplexia
sind auff der geti\ofenen Seiten noch so gross, dass ..."
1761. ZVolketsw.
Ha her-: entspr. Schlag 10a, für Hafer. ,Der Kernen-
schlag ist 5 Gl., der H. 13 Pfd 12 ß. die Weinrechnune
ist 7 Pfd.' 1757, ZOberr.
235
Schlag, schleg, sehlig, schlog, schlug
236
Hoch- s. BdVIII 1743u. (U LB., Abschr. von 1612);
in einer Abschr. von 1793 ,Hag-'. — 7ai SrMurj ;ib^
(Sp. 192), wohl als Fangvorrichtung für Vögel, viell. auf hoher
Stenge. Vom Abschreiber 1793 mit lia(j, Hecke, zsgebrachtV
Huef-: (Huf-)Spur. Nur in der Wendung ,(Einem)
auf den H. kommen'. ,Da man auft'des aussgesprengten
Geschreis keinen satten Grund und völligen Huffschl.
komen können.' 16(35, ZSth. ,lch bin ihm [einem Übel-
täter] erst jüngst uf den H. kommen.' 1670, Bericht
des Vogtes zu ZKyb. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 1870 und bes.
Fischer III 1856. Als Ortsn.; s. Sp. 197.
Hag- s. Höch-Schl. — Hägge"-: Akt des ,Haken-
schlagens' B It Spillmann; Z; vgl. unter .Hä^(/e»i^^(Bd II
1091). Ei"'m de' H. mache".
Halber-: einseitige Lähmung infolge eines Schlag-
flusses. ,H. (der), ein krankheit, hemiplexia.' Mal. —
Vgl. ,Halbschlag' bei Gr. WB. IV 2, 213, dazu Adelung III 490
(,der halbe Schlag'); MHüfler 1899, 5715 (,halher Schlag'), so-
wie Ouel-Schl.
Holder-: wohl = iS'cWa(/(in Bed.9bß)aus Holunder-
zweigen. ,Das Haus [ein Walliser Berghaus] war aus
zusamengelegten Lärchenbeumen wie ein H. gemacht.'
FPlatter 1612.
Hals-. .Wenigstens ... verhüte inzeiten, dass sich
die Weiber nach dem alten Rechte der Leibherren
nicht gar mit einem öffentlichen H-e der Eigenschaft
über uns unterwinden!- fingierte Klage eines tyranni-
sierten Ehemanns. Sintem. 1759. — ■ Anihd. hnimhti/,
-c. Schlag an den Hals, Ohrfeige; vgl. Gr. VCB. IV 2, 266 und
bes. Fischer III 1078 (wo ein Beleg aus dem Schwabenspiegel
über den oben erwähnten Rechtsbrauch).
Holz-: wie nhd.; Syn. Uolz-Hauw (Bd II 1808).
.An dem einen Orte fand Kahlsclilag statt: mi" het
e' H. g'macht.' Barnd. 1911. ,[Die Bewohner von
GRSchleins haben] die tyrolische Holzknecht, als
dieselben auff der Nouella [Berg] Seiten einen H. für
sich gnomnien, mit gewerter Hand abtriben.' Anhorn
1603/29. S. noch Schlag 7 (Sp. 19'2). ^ Vgl. Gr. WB.
IV 2, 1779. Als Ortsn. ZHombr.
Gäb-holz-: das Schlagen von Oäb-Holz (Bd II
1251); auch der Ort. Die .Anweisung der G.-schläge
in den Hoch- und Geraeindswaldungen' wird von einer
kantonalen Kommission geleitet. Bs Ges. 1828.
Hammer-: 1. Schlag des Hammers. ,Swas giessen
oder h. wurken sol, das was im [dem kunstfertigen
Schmied Perillus] kunt.' Schacbzabelb. ,Der h. tönet
im [dem ,eisenschmid'] immerdar in (den) oren.'
1530/1707, SiR.; tptuvr] acfuprjj. LXX. Vom Anschlagen
einer Glocke; s. unter Hammer 1 (Bdll 1272). , [Läuten
der Glocke bedeutet Feuer] die Sturmzeichen [zum
militär. Aufgebot] aber söllent durch den H. beschechen,
itera mit dem Kai nur angesclilagen.' 1G48, Z (.Lermen-
platz-Ordnung'). — 2. wie nhd.. = Isen-Schl, Aa; Sch;
Tu. Me" nimmt U. zum d' Messer und Gable" (z'j
butze" SchR.; Th. S. noch Bd IV 172M. ,Stomoma,
Stahel: H.' Denzler 1666. 1716. — Amhd. hammlwj, -c;
vgl. Gr. WB. IV 2, 320; Martin-Lieuh. II 456; Fischer III
1093. Als Ortsn. GSchänis (Gehöfte mit Waldung).
Isen-Hammer-: = dem Vor. 2. ,Squama ferri,
Eisenh.' Denzler 1666. — H eim-: Rückgabe, Abtretung
eines Kauf-, bzw. Pfandobjekts. .Sobald der Käufer
oder Eintauscher eines in der Währschaft stehenden
Stück Viehs einen unter derselben begriffenen Fehler
oder Mangel an ihm wahrnimmt, so hat er den Ver-
käufer ... zu benachrichtigen ... welches von beiden,
ob das Recht des H-s selbst, oder nur eine Ent-
schädigung er anspreche.' Th Ges. 1811 (JCMichel
1826). .Verordnung, den H. verpfändeter Liegen-
schaften von Seite des Schuldners an seine Gläubiger
betretlend [Überschrift].' ebd. 1826; nachher: .Der-
jenige Schuldner, welcher seinem Briefgläubiger die
ünterpfandean Zahlungsstatt freiwillig abtreten (heim-
schlagen) will . ..'
Hand-: wienhd.;spec. zur Bestätigung eines Kaufes.
,Dass der Keller von Wipkingen ein ochsen veil hatt,
den felsot Jecli Stuky, und rett der obgen. Jobs
Stuky in den kouf so verr, dass er dem Keller sin
arm nam und wolt den kouff und h. maclien.' 1411.
Z RB. .Und wan der H. beschicht [mit Bez. auf ein
ehrschatzpflichtiges Hofgut], so ist der Erschatz ainem
Herren verfallen, und sol der Keüfer den usrichten.'
GSteinach Offn. 1509/1639; ebenso GTa. Offn'. 1471.
S. noch Pfund- Schilling (Bd Vlll 590). — KmM.hant-
sla<j,-c; vgl. Gr. WB. IV 2.414; Martin-Lienh. II 456; Fischer
III 1128/9. znr Sache auch Bluntschli. KG.» II 261.
Hinder-: 1. Schlag von hinten, heimtückischer
Schlag. ,Wer mag vor zwein zungen gestan? ... si
slahent mangen hinderslag uf den selben da zehant,
den si vor gelecket hant.' Boner. — 2. Vermögens-
rückschlag. „Summe, um welche die Ökonomie ärmer
geworden" Ap (T.); „Gr"; GG., „T."; Scu (Kirchh.,
danach St.); „ScHwTuggen"; Ndw (Matthys); ZDättl.
.Einen H. von 41333 Pf. ... gemacht.' A. XIX., Z. ,Weil
... noch 761 fl. Hinterschi, in dem [Gemeinde-jHaushalte
berichtigt sein sollten.' 1804, JJSchläpfer 1839. .Gleich-
wie von dem vorgeschlagnen Gut der Mann -/s und das
Weib nur '/s ... zu beziehen hat. also im Gegenteil (fahls
sich Hinterschi, ereignete) der Mann auch die 73 und das
Weib nur '/a wegen solchem Hinterschi, zu entgelten
und zu leiden haben solle.' 1740, Gr Erbr. .Weilen
...jährlich das Ausgeben wegen der Almend weit mehr
ist als das Einnehmen, als haben die Kilcher disem
H. zu steüren ein Auflag gemacht.' 1740, UwSachs.
.Wie dass sich bei dasigem Kirchengut alljährlich
ein Hinterschi, zeige.' 1777, WMever 1898. Neben dem
Gegs. Für-Schi. , [Die Neftenbacher] habend... ihre nam-
haften Gmeindausgaben, dass Eins gegen dem Anderen
bynah auflfgaht und der H. schier sterker waclist als
der Fürschlag.' 1692. HMorf 1896. .Wenn aber ein
solches Enikli dergleichen [.Enikliguf] und ander
ererbtes Gut neben einander besitzt und durch Wohl-
hausen vorschlagen oder durch Übelhausen hinter-
schlagen würde, ist erkannt: dass in solchem Fall
der Vorschlag oder Hinterschi, zwischen Denjenigen,
so wegen dem Enikli-Gut und wegen anderem Eigen-
Gut zu teilen hätten, ohne Unterschied, es sei der
Vorschlag oder Hinterschi, oder Schulden, bei dem
ersten oder anderen ererbten Gutgemacht ... solches
mit einander pro rata ... gleich abteilen ... und die
Schulden pro rata bezahlen sollen.' 1723, Gr Erbr.
Vgl.: ,Vor- und Hinterschlags-Berechnung.' 1815, Z
Inv. — 3. „Hinterhalt L; Z." — Uhi. hindi-rshc; vgl.
Gr. WB. IV 2, 1515. — h i n der-sc h lägl ic h: hinter-
hältig. , [Heimlich ins Land gedrungene Krieger]
kommen zum Schloss Berenburg, versuchend, das-
selbige mit h-en Ränken zubehaupten, werden aber
in allem Werk offenbar gemacht.' Sprecher 1672.
Hirn-, in ß Uirni-: - Schlag 3aa, B; Th; Z und
weiterhin. — Vgl. Sanders II 2, 935; Fischer III 1683.
sowie MHöfler 1899, 576.
237
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
238
Herz-: 1. Schlag des Herzens, Puls. Dem Veronika
isch der H. schier ergange", wo-n-es das [eine er-
schreckende Nachricht] g'iiört het. KvTavel 1913. —
2. = Schlag 3aa., spec. als Herzlähmung aufgefasst Th;
Z und weiterhin. De' bleierni H., Patrone. Soldaten-
SPR. Vgl. Bli-Schl. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1260; Fischer
III I53Ö; llHöfler 1899, 576. — h er z-sc h legig: = h.-
schlächtig (.Sp. 45). .Pulsivura equum ... ein h. [später
,-schlechtig'] ross.' Gesn. 1551; danach: , Einem h-en
pfärdt, das ist, so huostet und keichet.' Tierb. 15öS.
— Abi. ,H.-schlägigkeit.' Tu Ges. 1811; die Form
.-schlächtigkeit' (s. Sp. 45) stammt aus dem Abdruck
bei JCMichel 1820.
Hitz-, auch Dim. ; wie nhd. wohl allg. Huflattich,
in den Hut gelegt, schützt gegen H. (Soldatenregel). —
Vgl. JIHöfler 1899, 576b.
Järb-: ,die nach aussen etwas bauchige Umrandung
des Käselaibes- BGr. (Bärnd. 1908).
Kauf-: a) entspr. Sehlag 10a, obrigkeitliche Fest-
setzung des Warenpreises; s. Pfänning(\iA Villi u.). —
b) Absehluss eines Kaufs, Kaufhandel. ,Als dann man
in kofschl. gelegen ist mit denen von Sant Gallen
um das kloster und och si das gekoft, darzuo schon
etlich gelt denen von Ziirch herussgegeben.' Sicher
1531. — Spätnihd. koxifslac (in Bed. b); vgl. Gr.WB. V 34 4/5;
ChScbmidt 1901, 190; FiscberlV 295.
Cheller-: ,die Falltür, die vom Hausgang in den
Keller führt.' Rochh. (Gl.) 18117. Vgl. Gh.-Fallen (Bd 1
748). — Auch bei Fis.-herlV 326.
Kanone"- (in BE. Kanunne"-): wie nhd. Un-
eig. : U'^ dernö''' si" Flüech nöhe^cho', Mordschläpf
u'"> K.-schleg. SGfelleu 1919. — Vgl. Gr.WB.V 171.
Chopf-: eiits\n. Schlag 3 aa, bei Kälbern infolge
von Hitze oder Erkältung eintretend WLö. — In andrer
Bed. bei Gr.WB. V 17 79.
eherne"-: entspr. Schlag 10a, für Brotfrucht L;
Z und wohl weiterhin, doch überall f. ,K. 4 Gl. 30 Seh.,
Saum Wein 25 Fl.' 1822, ZRuss. (Hausinschrift). ,Des-
gleichen interessirte er [der Pfarrer] sich nun auch
um den Brot- und K. (Preis).' XHerz. 18(33. .Zufälliger-
weise wuchs der K. Samstags ... um 19 ß der Mütt.' 1783,
Z. ,Bei Autritt des Amts [erhält der Amtmann von
ZEmbr.] zur Haussteuer 20 Mütt Kernen und 26 Malter
Haber, jedes Stuck -'s unter dem Rechenrats-K. ...
und endlich den Vorteil von dem bei seiner . . . letzten
Rechnung vorrätigen Roggen, welcher ihm ... um
den halben K. käuflich überlassen wird.' E. XVIII.,
HMoRp 189tJ.
Korn-: = dem Vor. ,Ze wüssen, das im 1530. jare
dhein k. gemacht; dann das körn in disem jar so tur
gewesen, das ...' Bs Chr. — Vgl. Fischer IV 644.
Land-: für das ganze Land gültiger, üblicher Preis.
,[1482 wurde] ein gemeiner 1. gemacht, naralich
ein müt dinkel um 35 Schilling [usw.].' Ansh. ,Wie
wol der babst die Lj'oner mess hoch verbaut und die
jenflsche bestätethat, bleib s [die Abhaltung der Messe
in Lyon] dennocht unverändert ston, wan die riehen
kouflüt woltends lieber wit hon den nah, damit si die
armen krämer dester weniger besuochen und erloufen
mochtid, dass ouch dester bass der lantschl. in der
ubernutzigen geselschaften band verhaftet blibe.' ebd.
— Mund-: „allgemeines Gerücht BO." (wohl danach
auch bei Zyro).
Mord-: Mord. ,I)es vogts recht ist ze richten über
dieb und frefel, tod- und mordschleg.' XV., Bs Rq.
,I)as wir ... mit brunst, mortschl. und roub bishar
grossen merklichen schaden gelitten band.' 1499,
Schreihen (BMunster). — Vgl. Gr.WB. VI 2551/2; Fischer
IV 1754.
Martini-: alljährlich zu Martini erfolgende Pest-
setzung des Preises für den neuen Wein Sch; Z, doch
überall f; vgl. BdIV 427M., ferner Win-Schl. Die
gnädige Herre" z' Schaf hüse" hand selb Mol [iG02]
ka'n 31. mache' mües'e- für de" neu Wi", ebe" wil's ka'n
g'ge" hat. SPletscher 1903. ,Vom Jahr 1848 an wurde
der Preis des roten und weissen Weines auf Grund-
lage der Angaben der Gemeinderäte sämmtlicher
weinbautreibenden Gemeinden ermittelt und zu Martini
als sogenannter M. publizirt.' Sch Weinbau 1880. ,Im
Herbst wurde für den Wein ein Durchschnittspreis,
der sog. M., festgesetzt, der zunächst für den dem Staat
zukommenden Wein Geltung hatte und den Kameral-
rechnungen zu Grunde gelegt wurde, aber auch häufig
freiwillige Anwendung fand.' GFinsler 1884.
Meise"-: Falle zum Meisenfang Bs. — Vgl. Gr.WB.
VI 1947; ILirtiii-Lieiih. II 456; FiscberlV 1582.
Mittel-: Mittelwert, Durchschnitt; ^g\. Schlag 10a.
,In Hinsicht auf die Temperatur der Quellen scheint
Hr B. einen M. angenommen zu haben, indem er die-
selben im Allgemeinen auf 37 Grade ... bestimmt.'
DHess 1818. — Vgl. Gr. WB. VI 2408; FiscberlV 1744.
Metzger-: für die Metzger verbindlicher Preis-
ansatz. ,Mezgerschl. : [Bern] hiess die mezger guot
urfer- und rindfleisch um 7 pfennig, kälberis um 5
Pfennig, das ander um ü pfennig [verkaufen], die
Schätzer schaztins dan besser.' Ansh.
Neben-. ,JHess dem hammerschmidt zuo Wor-
louffen umb 1 wägessenblatten, so 18 pfd gewegen,
jedes pfund umb 28 d., geben 2 pfd 2 s. Item gesagtem
ächmid umb ein näbentschl., so 14 pfd gewegen, 1 pfd
12 s. 8 d.' 1585/G, BThorberg Rechn. — Nach Fischer
IV 1981 eine Art Schmiedehammer. Andre Bedd. bei Gr.WB.
VII 505.
Nach-, Nö'''-: 1. zweiter Schlag beim Aderlass
(wenn der erste nicht genügt) ApLb. — 2. Nachtrag.
,In N. [zu dem früher Gesagten] khönnen war kliein
gründtliche Ursach finden, warumben dem Bistumb ...
diese lurisdiction genommen worden.' um lööO, PFoffa
1864 (Manual des Bischofs von Chnr). — 3. entspr.
Schlag 10b. a) (in A? It T. erstes) Nach-, Mehrgebot
bei Steigerungen Ap (T.), so Lb.; G. ,Nachschlags-
eröifnung. Der Gasthof zum Speer ... ist um Fr. 65000
verkauft. Allfällige Nachschläge können noch bis ...
beim hiesigen Gemeindamt gemacht werden.' 1874,
GWesen. ,Bei Versteigerungen, das Minimum des
[Nach-]Gebotes, bei Versteigerungen von Grund-
stücken zB. das Minimum von 5 Gl.' ApK., M. (T.). —
b) = Uber-Schl. 3a, , zweite, endgültige Konkurssteige-
rung' S. I''' will de"" a"'" Nö''''schl. ,Der N. über NN. wird
am ... gehalten werden. Diejenigen Creditoren, welche
ihren Verlust auf dessen Haus nachzuschlagen ge-
sinnet sind, können sich auf Ort und Stelle einfinden',
Kanzleiformel. 1810/5, S. ,Das Recht der in einem
Geldstage zur Geduld gewiesenen Gläubiger, auf die
Unterpfänder, worauf andere Gläubiger für ihre
Anforderung gewiesen werden, zu greifen (nachzu-
schlagen), wofern ihre Anforderungen bezahlt [werden]
B' (St.»). — c) „Versteigerungslohn S." — 4. = Hinder-
Schl., Ausgabenüberschuss, Rückschlag. .Einnahmen
21 Fr., Ausgaben 42 Fr. 10 Rp., N. 21 Fr. 10 Rp.' G. —
239
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
240
Mhd. nächslac, Schlag von hinten, Nachrede; vgl. Gr. WB. VII
112/3; Fischer IV 1897, beide in andern Bedd. ZuBed. 3b
vgl. Übc-SM. 3 (Sp. 202/3). — Waise°-N.: entspr. 3a,
bei waisenamtlichen Versteigerungen. ,Äuf frei-
willigem Waisenn. wird einstweilen feilgeboten das
Anwesen dem N. zugehörend.' 1827, G.
Nider-: 1. , Schlag' beim Niederfallen, Aufschlag.
,Uf den 7. tag november [1492] ist ... im Sunggöw
von heitrem himmel tags herabgevallen mit wit ge-
hörtem töss und n. ein grawer, drieckecliter stein.' Ansh.
— 2. vernichtender Schlag. ,Er was ir sorgen nider-
slac' Reinfr. ,Wer gert daz im nicht werden mag.
daz ist siner girde ein niderslag.' Boner; Var. ,hinder-
slag.' — Mhd. md«-»(ac; vgl. Gr.WB. VII 787. Als Flurn. GA.
"Niere"-: Nieren-, Rückenmarksschlagfluss des
Pferdes infolge starker Blutergüsse BS. (Bärnd.),
Kreuzsenkung des Rindviehs BG. (ebd.).
Bi-: neben der vollwertigen, den Münzbestira-
mungen entsprechenden mit ähnlichem Bilde geprägte
Münze; spec. mit Bez. auf gewisse französische Gold-
münzen. E. XIV./A.XVI. ,Die von Switz flugent einen
herren von Creln und einen koufman von Achen ...
und wurdeut gewiset, das si die lidig liessent, und
leitent darnach hinder ir wirtin vro V. einen franken
und 6 guldin, under den guldin sint zwene besiege [!],
und die guldin het vro V. dem rate ingeantwürtet uf
disen tag.' 1390, L StB. .Ingenomen ... 0 schilt, 2 du-
caten und 1 b.' 14'27, AaB. ,Dass etzwas nüwer guldin,
genempt bischleg, in unser land gebracht werden,
damit aber einfalt lüt möchtend betrogen werden ...
Dass ir [Schultheiss und Rat zu Thun] üch vor sem-
lichem gold hüettend und keinen empfachend, wond
ir davon schaden möchtend empfachen. Ir mögend
ouch dieselben bischleg also bekennen, wand si emitten
in dem rechten krütz einen kleinen schilt hant mit zwen
kleinen löwen.' 1436, B Missiv (Gfo.). ,[N. hat ua. ge-
stohlen] ein guldin was ein bislag.' 1436, Z RB. ,Ein Bei-
schl. oder französische Goldmünz giltet [im Jahr 1459]
20 Plaphart oder 13 Batzen 3 Rappen.' FrHafpn. 1666.
Da rette der T.: ist der guldin guot, so wil ich wol
ein finden, der inn wechslet. Da wölt inn keiner
wechslen und rettind all, es were ein b.' 1468, Z RB.
,Die von Zug band gebrocht in die [Burgunder-]pütt an
silbergelt 141 guldin, 6 ducaten, an Rinischem gold 86
guldin, 700 bischleg ... Von gemeiner pütt von Bern
ist kommen 155 Rinisch guldin ... 8 ducaten, 13 bi-
schleg, 159, do zwen ein ducaten tuond, 47 des niitler
golds ... Von Friburg band am barem gelt 214 Rynisch,
44 Ütrichsch guldin ... 2 halb nobel, 18 gross, 34 bi-
schleg.' 1476, Bs Chr.; übereinstimmend 1476, G. ,Als
zuo disen ziten [1476/8] mancherlei münz ist gangen,
band rät und burger zuo Bern volgende beschätzung
angesechen ...: Gold, einen gülden = 28 plaphart, einen
b. = 18 plaphart, einen Ütrischen gülden = 26 plap-
hart [usw.].' Ansh. Im Münzvertrag der 7 Orte von
1487, bei dem der Rheinische Gulden (vgl. Bd II '227/8)
zu 40 Schilling Heller die Grundlage des Münzfusses
bildet, wird der .Beischlag' als letzte der Goldmünzen
aufgeführt und sein Wert mit 21 Schilling festgesetzt;
vgl. Seg. RG. II 288; Absch. III 1, 258. .Das ist die
werdung des golds und der münz; item ein guotten
b ein für 10 lib. haller.' 1496, FHaas. ,Byschleg und
ander gold. so in das land kompt, das nitt guott und
nitt werschaft ist, mag ein jeder nemen, als er des
truet wider abzukoraen.' 1504, Münzvertrag der VO.
S. noch beschissen (Bd Vlll 1336 u.). — Spätmhd. bulac
(1392, Elsass); vgl. Gr.WB. I 1391/2. In andern Bedd. bei
Schm.'II .517; Fischer 1 807/8. Lt ETappolet 1917, 12 auch
als Lehnw. iu einer F Quelle von 1475. Zur pejorativen
Wirkung von ßi- vgl. Bd IV 901 M.
Buch-. Nur b-schlegig = b.-schlächtig {Sf. ib) oO.
Baggen-: Backenstreich, Ohrfeige; Syn. Hals- Schi.
Uneig.: ,Diewil ... sy [zwei reformationsfreundliche
Fürsten] dann mit den iren in der gefar sitzen, wann
Ire widerwertigen ir vortail ersechen und sy mit der
grösten und sterksten macht überziechen, also des
backenschlags, verjagung von landen und lüten teglich
sewarten inüessen.' Kessl. — Mhd. lackenslac; vgl. Gr.
WB. I 1067.
Barren-: ein SpieL.JJRED. (FZoU. 1905, 79. 81);
vgl. Bd IV 1436o. — Bli-. E" Bleischlegli übercho',
erschossen werden. Soldatenspr.; vgl. Herz-Schlag 2.
Bluet-: 1. = ,bluotiger schlag' (Sp. 185). ,Were
ouch, das der burger wundot den selder und du wunde
alse tief ist, das si gat an das erste tumengele'ch,
las ist der bluodslag, so ist du buose ein halp jar
vur dstat und ein phunt phenningen.' 1290, AARh.
StR. ,Daz der schultheiss von Hutwyl dem vogt von
Wangen helffe, den pfaffen berechtigen umb den bluot-
slag, den er in Langental begangen hat.' 1465, B RM.
,Wo ... die wunden dermassen ist, das sy in das erst
ilumengleich gat, so verbessert er 5 pfd. So dann
die wunden in das ander oder das drytt gleich got und
zuo der lärae oder dem bl. dient, der besert der stat
10 pfd.' 1530, AARh. StR. ,Wellicher in zornigem muot
mit gewaffnetter band iemants verwundet oder einen
bl. tuot, derselbig soll dem verserten allen sinen
costen und schaden ... zeersetzen erkennt ... werden ...
Ob sich aber begebe, daz mer dann einer semlicher
wundatten und bl-s gezigen wurde, so soUent sy all
mit recht angnomen werden.' BStSatzg 1539. ,Welicher
einen bl. tuot innert der statt zillen, so mag er dry
tag iniigen, ee man in suoche; gat er aber innert dryen
tagen uss, so ist der bluoteinung zwifach.' BTh. StSatzg
1539. — 2. entspr. Schlag Satt, wie nhd. Ndw (Matthys)
und wohl weiterhin. — 1 auch eis. (vgl. Weist. V 344). Zu
2 vgl. Gr.WB. II 191; lIHöfler 1899, 575.
Brügel-: Schlag mit einem Prügel. ,Als Balderon
vernommen der Seinen Niderlag, wie Viel werent umb-
koramen leidlich vom Br.' 16'22, Zinsli 1911 (,Vom
Brügelkrieg in Pündten); vgl. Bd 111 796M. -
Brot-: entspr. Schlag 10a, für Brot L; Z; „Aa; Bs;
B- VO- S; Z"; wohl überall f- ,Er habe sich jeder-
weilen'an'den Br. dortiger Enden in Verkaufung der
Ivernen gehalten.' 1750. Z. ,Grundzinsleüte ... welche
den Grundzins nicht nach dem Br. bezal.len, sonderen
lieber die Frucht in natura liferen wollen.' 1771,
ebd. ,Weisser Br. 5 ß 8 Hlr, schwarzer Br. 4 p 4 Hlr.'
1787, Z Donn.-Nachr. S. noch Ghernen-Schl.
Rück-: beim Vieb, Auftreten gewisser Fehler
(Ausweichen aus der Rasse) unter Überspringen einer
Generation, Atavismus Tb. - Vgl. Gr.WB. VIII 1374/5;
MH.ifler 1899,577.
Rät-: wesentl.= Bat 3 (Bd VI 1563/7), Beratung.
R destinatio, consilium, consultatio, deliberatio;
ilie' ersten anschleg oder radtschläg, prima con-
siliorum.' Fris.; Mal. ,Rat, R., consilium.' Uenzl.
1666. .Allgemeiner R.', der Spezialberatung eines
Gesetzes usw. im Schosse der kantonalen und stadti-
schen Behörden vorangehende allgemeine Diskussion Z
241
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
242
Amtsspr. ; vgl.: ,Bei Vorlagen und Entwürfen, welche
aus mehreren Abschnitten oder Artikeln bestehen,
soll in der Regel der artikel- oder abschnittweisen
Beratung ein allgemeiner R. vorangehen.' 1910, Regle-
ment für den Z Kantonsrat. Nach dem Reglement von
1856 wurde über einen Gesetzesvorschlag ein doppelter
E. gepflogen, und zwar bei artikelweiser Beratung
nicht bloss über das Ganze, sondern auch über jeden
einzelnen Artikel ... Im ersten R. werden die auf den
betreffenden Gegenstand bezüglichen Anträge und
Gegenanträge ... erötFnet und in freier Diskussion
besprochen ... Im zweiten R. darf einzig noch über
die verlesenen Anträge und Redaktionen nachträglich
und so lange das Wort begehrt werden, bis die Ver-
sammlung den Schluss dieses zweiten R-s erkennt';
ähnlich schon 1831; in den altern Reglementen (1816.
1803) statt dessen die ,Unifrage'. ,Die sach erforderet
einen r., der handel darö' wol, dass man in wol be-
trachte, habet res deliberationem; in einem r. sein
(von einem ding radtschlagen), cedere in deliberationem ;
zum r. nemmen und berüeffen, ad deliberationes ali-
quos adhibere.' Fris.: Mal. ,Die Gerichtsfürsprech
[sollen] bei ihrem bürgerlichen Aid den anhörenden
R. bis in ir End des Lebens verschweigen.' XVll.,
AiRb. StR.; dafür 1530 ,den rat verswigen'.
S. noch Mer (Bd IV 370 M.); ringglen II (Bd VI
1128). ,R. setzen'; s. Bd VII 1615u. ,R. stellen.'
,Um jeklicben [s. den Anfang des Belegs unter
sunderen Bd VII 1152 M.] besondre ratschleg stellen.'
1532, Z KB. .(Mit einanderen radtschlagen) ge-
raeinlich einen r. stellen, constituere consiliuin.'
Fris.; Mal. ,Söllent die rechenherren über die sach
sitzen und ein graeinen durchgenden r. fürzu-
nemnien stellen.' 1566, Z RM. ,Die handlung, dar-
umb sy [die Zünfte] spennig, eigentlichen erduuren
und darüber einen r. stellen.' 1578, Z RB. ,E.
tuen.' , Sollend die potschaften und die gierten lüt
znosamen sitzen und r. tuon, wie und in was gstalt man
die disputacion für band nemen wolle.' 1526, B Ref.
,Wan mh. rät und burger einen ratsl. tuond, raerendt
und besliessent, das niemands darwider reden noch
practicireu solle.' 1538, B RM. , Unser Schultheis soll
nit verpunden sin, von semlicher Sachen [Nachlass
der ,einung'] wegen iemants für unsern rat komen ze
lassen, und soll darumb kein r. geton werden.'
B StSatzg 1539. ,Daz der hochwirdig fürst und ...
abt ... ein r. haben tuon mit NN., daz wir ein senten
selten versuochen im Siltal.' 1544, ORingbolz 1908.
.Habendt ... mein gn. Herren ... den Rechenherren
Bevelch geben, einen R. ze tuen, ob diss [Blattern-]
Hus ferner mit einem Knecht wie bishar versehen
... werden möchte.' JJHolzhalb 1691. .Satter r.';
s. Bd VII 1425 u. ,Dass wir ein satten radtschl. mit
einandern tüegind.' HBdll. (Ref.-G.) 1572. ,(Under-)
red und r.' ,Das ir und dieselben zusamen kumraen,
red und r. zu haben, was ... furzunänien sie.' 1499,
Bau S. Dass man mit ihnen ,red und r. halte'. 1503, Z.
,Wir [werden] den handel und Inhalt üwers schribens
an unser herren und oberen bringen, darnach verrer
underred und r. tuon und dannathin üch witer unsers
willens und gevallens berichten.' 1524, B Ref.; wieder-
holt. ,Zuo guotter lüttrung und verständtnuss des
alles haben wir der sach halb underred und r. gehept.'
A. XVI., B StR. Gegenstand der Beratung: ,Dass ein
jeder der raten solle an ratstagen umb 7 uren uff dem
Schweiz. Idiotikon IS.
rathus erschynen, und wellicher sümig were, also
dass er by dem ersten r. nit were . . . der sol umb
1 batzen gestraft werden . . . Doch sol ein Schultheis
kein r. ee umbfragen, dann der halb rat darby und
vorhanden sig.' 1594, AaK. StR. Ergebniss einer Be-
ratung: Beschluss, Vorschlag, Antrag, Plan, meist von
Behörden. In der Bs Amtsspr. noch heute (auch in
Verbindungen wie ,R. und Entwurf zu einem Gesetze'
oä.) von den Vorschlägen zu Gesetzen, Verordnungen
usw., die vom Kleinen oder Regierungsrat vorberaten
und (mit erläuterndem Bericht) zur endgültigen Be-
ratung an den Grossen Rat geleitet werden (entspr.
der , Weisung' des Z Regierungsrates, der bundesrät-
licben .Botschaft'). .Vorschläge des Kleinen Rats nennt
man Ratschläge.' 1803, Bs Ges. Seit 1819 besteht eine
gedruckte ,amtliche Sammlung der Ratschläge' Bs. ,Es
sol euch keiner der reten, so ein gemein beruoft ist
und der Schultheis der gemein den r. und meinung
seit, den in siner red irren und uffbrallen.' 1501, AARh.
StR. ,Zuo merken, wie in hernachfolgenden Satzungen
etwas zuo erkantnus des grichts, rats oder der zwei-
hunderten heimgstelt, daz allweg darby der merteil
der erkennenden und nit eben allein ein einhelliger
r. derselben verstanden würt. Dann in disern er-
kantnussen daz mer, wie euch in allen andern rat-
schlagen und urteilen, gelten und besten soll als die
einigkeit selbs.' B StSatzg 1539. ,Der R. wegen des
freyen Stadt-Grichts vom gestrigen Tag ist abgelesen
und mit etwas Erlüterung gutgeheissen worden.' 1668,
Z RM. ,Was ... die Rechenherren guetfinden und in
ein R. fassindt, dessen sollen sy mein gn. Herrn be-
richten.' JJHolzhalb 1691. Die Venner erhalten
1701 Befehl, einen .Haubtr.' vorzubereiten, ,wie die
Meriten ... so einzurichten sein werden, dass die einten
den andern nicht nachteilig.' JHGraf 1896. , Solle
von meinen Gn. Herren den Xlll der Eid und Ordnung
eines Stadtwachtmeisters durcbgangen und wie er
einzurichten, meinen Gn. Herren und Obern ein R.
vorgelegt werden.' 1734, Bs Grossratsprot. S. noch
Ver-griff (Bd II 711); ersehen (Bd VII 564). , Einen r.
(ab-, ver-)fassen' uä. ,Den radtschl. des radts in ge-
schrift verfassen, perscribere autoritatem.' Fris.; Mal.
,Den R. hatten sie gemacht.' XVII. B. ,Der Mercurius
Tigurinus [soll] die gefassten Radtschleg dem Herzog
von R[ohan] eröfnen.' 1633. Z (JJUlr.). ,Die Herren
Quartierhaubtlüt sollent uif morn einen R. umb die
Hochwachten, Führzeichen und andereNotwendigkeiten
fassen.' 1643, Z. .Dass die Herren Verordneten zur
Gschauw ... einen R. abfassen und zue Papeir setzen
söllindt ... was zu einer -wolversehenen allgemeinen
Feldkisten gehöre.' JJHolzhalb 1691. .Einen r. ggben':
.Der jarzyten halb da ussmachen lut des usschribens
und recht bruchen; mh. iren ratsl. geben; wer be-
schwert, bar appellieren.' 1528, B RM. .Gottes R.,
JCWeissenb. 1701. S. noch Bd II 29M. Von Einzel-
p.ersonen, wesentl. wie Rät ü (Bd VI 1562o.); der
lebenden Volksspr. fremd. ,Dass er [HSüsstrunk] un-
gehorsam ist erschinen und ... wider unser Herren
treffenlichen botscliaft embor ufgestanden. geraten,
genieret und sins r-s folg gehept.' 1526, EEgli, Act.
,Ich will zuo mh. und by inen erschlagen werden, dan
mine ratschleg nützit helffen.' 1528, B RM. ,N. gab sin
r. also ...' 1531, Th. ,Es stimptend ... die ratschleg
nienen zemmen und ward nüt ussgricht.' JHaller 1550/
73. ,Es ist dein r., tua ratio est ut ..., seine radtschleg
243
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
244
eigentlich und fleissigklich erwägen und betrachten,
pensare singula anirai consulta; er hat ein konimlichen
r., böses anzerichten, erat ei consilium ad facinus aptuni ;
der uit weisst, wölchem r. er solle volgen, ambiguus
consilii.' Fris.; Mal. .Des Herrn Landvogt Stadlers
[vor der Landsgeraeinde] abgelesner R.' Schw Prozess
1708. Von der Fähigkeit zu gutem Rat (vgl. rät-
schkgig): ,Die frow klagt ... der man möchte sy nit
beschirmen vor iren [der Schwiegermutter]; zuo dem
so könn er nüdt, sye kein r. noch anders in iram.'
1530/3, Z Ehegericht; vgl. ,arm am rät' unter an-
schlegig (Sp. 219). - Spätmhd. ,«(.(«.•; vgl. Gr.WB. VIII
191/2; Diefenb.-Wülcker 813; ChSchmidt 1901, 'iio;
Fischer V 161. — rät-sch läge», Ptc. g'rät(g'Jschla(jet
GrL.: a) wesenll. wie nhd., Rat pflegen ürL. Schi
häien nun g'rätg' schlaget, uie seh' d'First [die man ver-
kehrt aut den Dachstuhl gebracht hatte] umchere'
chönnen. .Diegottlosen habend radt geschlagen undhand
es aber nit hindurch truckt.' SHofmstr 1526. ,R., radt-
haben, sich mit einanderen beradten, agitare consilia
consultare, constituere, consiliare, deliberare; nach
gelägenheit oder nach gestalt der sach r., ex re con-
sulere; man bedar«f nit r-s. wenn ein sach nit sein
mag, inciditur omnis deliberatio, si intellegitur non
poss'e fieri.' Fris.; Mal. ,Deliberatorium, ein Ort, da
man ratschlaget; consultus, erfahren im R.' Denzler
1666. S. noch Pfaff (Bd V 1058 M.). ,Mit einem r.
(einen umb radt bitten, radts fragen), adhibere sibi
aliquem ad vel in consilium, communicare inter se ali-
quid; mit einanderen r., consilia agere, conferre.' Fris.;
Mal. ,Von der seinen wolfart und wolstand r., con-
sulere'de salute suorum: daheimen etwarvon r.,
habere domi deliberationem de aliqua re.' ebd.; s. noch
rät-schlegig. Mit Gen.: ,Dass wir [Rat und Bürger von
Thun] gemeinlich üwer gnaden anligen der pnester
ee und andern artiklen verstanden ... und des alles
gar vast einhellig ratgesclilaget und eilütret ...' 1527,
B Ref. Mit indir. Fragesatz. , Bedenken und rat-
schlachen, wie sj ... siner zweier sünen ab möchtind
körnen.' PvMolsheim. ,R., wie man die strass machen
welle.' 1493, Z KM. ,R.. wie man inen ze hilf komme.'
1528, B Ref. ,Er .. . rattschlaget mit dem rytter, wie
sy die sach zuo end bringen wettend.' Haimossk. 1531.
.[Die Leute] rotschluogen, wie sy der sach tuen wolteu.'
RvFF, Chr. ,Wir wollend r., was wir zeschaffen habind,
nobis' consilium capiemus.' Fris.; Mal. Mit Angabe
des Ergebnisses, übergehend in die Bed. beschliessen.
,Ist ... geratslagen und beslosseu [folgt der Beschluss].'
1501, AARh. StR. ,Dass ir . . ., was dann ir ... mit
merer band ansächend und ratslagend, uns sollichs
in versigleter schritt zuoschickend.' 1528, B Ref. Mit
Objektsatz. ,Und ward geratschlaget, ermüessteBayart
rytten.- Morgast 1530. ,ünd rattschluogend, daz Ruol-
land und sin schiitner inn gfänknus geleit sottend
werden.' ebd. ,Sy radtschlagend oder haltend radt,
sy all zevertreiben oder zuo verjagen, agitant expellere
cunctas.' Fris.; Mal. ,Eines r.': ,ü£f den tag miner
zuokunft wurdend die zwölf fürsten eis mich zetöden.
Aber Gott der allmechtig schickt mir ein engel, der
sagt mir, ich sott mich verbergen ... Dwil rattschlnog
man minnen.' Haimonsk. 1531; frz. on conspiroit lua
mort. Refl.: .Sich mit iren kristlichen mitbuigeren,
was ze tuon, witer zuo r.' Ansb. — b) von einem
Einzelnen: ,Als der Schmid angefragt ward, darumb
ZHo r., redte er . . .' 1531, Th. — Amhd. .«(«(«jfln, -en;
vgl Gr.WB. VIII 192/4; FischerV 161. Die auch bei uns seit
dem XV. zu belegende Vermischung des 2. Gliedes mit .schlahen'
uud die völlige Auflösung von .rätschlagen' iu ,rat schlahen'
wie anderwärts. - ver-: (durch)beraten. ,Gfiel inen das,
dann es vor uud ee verratschlagot was.' 1531, EEgli.
AR — be-: wesentl. wie nhd. ,üuser herr Schult-
heis [soll] umb ''as Sachen an in langent, erstlichen
dem täglichen rat anzeigen, den handel mit inen b.
und keinen grossen rat halten, die sach werde dann
dafür beratschlaget und gewisen.' 1530, AARh. StR.
üff montag vor der uffart haben der schultheus und
der täglich rat die alte Ordnung für banden genomen,
wie man jerlichs ein schultheusen und rat setzen soll,
beratschlaget und erkannt [folgt der Beschluss].' ebd.
,Wer die armen lüt, so man von irer niisstaten wegen
mit recht abtuet und zuo S. Jacob vergrabt, daselbs
hin tragen solle, ist den rechenherren zuo b. übergeben.'
1565 ZRM. ,Zue b., was des Tals ... Ordnungen und
Sachen belangt.' Gl'ler 1616. Mit Acc. F.: ,Ein schult-
heus [soll] alle jar vierzehen tag vor pflngsten den
täglichen rat halten und einen schultheussen und die
nüwen rät, so da an den personen abgangen und
mangel were, b.' 1530. AARh. StR. (.Wie man jerlichs
schultheus uud die rät besetzen soll-); vorher: ,Die
Zunftmeister [sollen] einer nach dem andern ufstan
und dem rat der eeren . . . dank sagen und damit ab-
tretten und demnach die ratsberren einer nach dem
andern, und so man einen beratschlaget hat, denselben
heissen wider nider sitzen.' Refl. ,Uft' semlichs . . .
anmuoten band sich die von Costenz mit einanderen
bratgschlaget und band sich mit einanderen fertragen,
das ...' UMev. Chr. 1540/73. ,Des Hürzels früntschaft
hatt sich mit sinen fründ bratgschlaget, wie ...' ebd.
.Damit nun sölich unnütz [Bettler-]Vülk uss dem Land
vertriben ... werden möge, so haben wir uns gemein-
lichen dessen beratschlaget und für guet angesechen,
1 das . . .■ 1601, .\aB. StR. (Mand. der 8 Orte). .Der be-
I kümerte Herodes berahtschlaget sich, ob ...' PSpichtig
1658. Mit Angabe des Ergebnisses. ,Von ainer haini-
lichen bündtnus, so wider die zwen fürsten ... solle
ufgericht und beratschlagt sin.' Kessl. ,Von wegen
der Buwlose [eines Hauses] handt unser gn. Herren
sich beratschlaget, Alles zuesamen abzueschlyssen.'
RCys .Dieweilen abermallen die Wölff ummen-
schweife-'dt, ... ist erkhendt, dass der Vogt ihre fürstliche
Gnaden auch daruss brichte, und wass sy sich berat-
schlaget, wends die Rät zuelassen.' 1654, ADettl. 1904.
— Vgl. Gr.WB. I U88; Fischer I 8.57. — Be-rät-
sehlagungf.: Beratung. , Die Bruderstuben manglet
der B. [hat es nötig, dass man darüber beratschlage]
für alles Ander: si ligt an einem unbequemen Ort in
der feuchten Ebne, hat keinen Durchluft, der Ge-
schmack ist unleidenlich [usw.].' 2. H. XVIL, Z (Visi-
tationsbericht über den Spital). .Als ... Solches [der
Plan eines Strassenbaus] unserm löbl. Stande vor-
kommen, ist es in reife B. gezogen worden, ob es dem
Vaterlande tunlich oder untunlich sein möchte.' 1697,
LÖTSCUEN1917. - Vgl. Gr.WB.1 1488. — Rät-schlager,
.-e-' m. .Radtschleger (,-schlager.' Fris.), der einen
Verzug begärt, sich weiter zebedenken, deliberator.'
Fris.; Mal. Ratgeber: ,Der Doctor Ruinella seye ihr
Rahtschläger gewessen.' Anhorn 1607. — Vgl. Gr.WB.
VIII 194; CbSchmidt 1901, 275. — Rät-schlagung 1.:
-.-- Be-rät-schlagung. ,Also ward under uns ... gerat-
slaget das uns nit ducht, das den Eidgnossen ein
245
Sehlag, scbleg, schiig, scblog, schlug
246
sollicher zug lenger zuo beharren were ... Uf solich
unser ratslachung ...' 1499, F Brief aus dem Felde.
.Deliberatio, R., Betrachtung.' Uenzl. 1666. — Vgl.
Gr. WB. VIII 194. — r ät-sc h legi g. .Radtschlägig,
der etwarvoM radtschlaget und den dingen gern nach-
sinnet, delibeiabundus.' Fris.; Mal.; .deliberativus,
ratscblägig.' Denzl. 1666. ,R. werden', = rätig werden
(Bd VI 1627). SuLGER (wohl nach alter Quelle). ,Uf
söllichs ... ward man r. [folgt Beschluss].' GWil Chr.
E. XV.; nachher: .ward man rätig.' ,Unz man ... r.
wirt, wie man sich fürter halten wil.' ebd. Prägn.,
= an-schlegig Ib (Sil 219). ,[Die Bewohner von Sondrio
leisteten] dapfere Gägenwehr ... unter ihrem Haubt-
man L., einem wol kleinen, aber sehr herzhaften und
r-igen Krieger.' Gdler 1616. ,Consultus esto. biss raht-
schlägig.' Cato 1648. S. noch Sp. 219 u. — Vgl. Gr. WB.
VIII 194; Diefenb. 1857, 558c (eis.); ChSchuüdt 1901, 275;
Fischer V 161.
Rueten-: wie nhd. ,Es sol och ein schuolraeister
mit den schuolern ernstlich verschaffen, dass sy in der
kylchen ... alle zucht bruchen. gezenk, gejöck, geschrey,
gelöuff weder darin noch uff der borkirchen tryben
... und das by dem uszug ir kleider und r. durch den
ganzen lyb verbietten.' AABr. Schulordn. 1515. , Denen
Gerichtsherren und Vorgesetzten der Gemeinden [wird]
überlassen . . . wan mutwillige, dem Bätel nachgehnde
Leut ... in anderen Grichten und Gmeinden wohnhaft,
ihren Grichten und Gmeinden überlästig fallen und
sich mit Güete nit abweisen lassen wollen, sye selbige,
die jüngeren namblich mit R.-schlägen, die eiteren
aber mit der TrüUen ... darvon abhalten mögen.'
1713, ThHw. Arch. — Vgl. Gr. WB. VIII 1567.
Sammel-: auf die Tagwacht folgender, zur Samm-
lung rufender Trommelschlag. — Scholle"-: kleiner
Stoss von Torfstückeu, die zum Trocknen kreuzweise
um einen Stock geschichtet sindGRh.; vg]. schleghn.
Schirm-: Fechthieb, Finte. Syn. Sch.-Streich.
Uneig. : ,Das mh. [von StGallen] gedunken wil, an
rat zuo Appenzell weite den seh. pruchen, sam sy die
nit kennen noch wissen, die solich reden ussgestossen.'
1.538, Absch. — Schon amhd.; vgl. Gr. WB. IX '222; Schni."
II 468.
Seh lim-: wie nhd. Schleimschlag Ndw (Matthys)
und weiterhin. ~ Vgl. Gr. WB. IX 613; MHöfler 1S99, 577.
Schmitte"-: Abfall, der sich in der Schmiede
beim Hämmern des Eisens ergibt W; vgl. Schm.-
Schlaggen.
Schwert-: wie nhd. ,Küng Philip hat das [König-
reich Castilien] erblich on [,alle.' Ansh.'J schwertschläg
ingenomraen.' Ansh. .Resisti sine internecione posse
arbitramur, on ausreütender [!] schwärdtschl.' Fris.;
,schwärdtschl., da es alles ausgereüt wirt.' Mal. ,Sy
habind das land on allen schwärdtschl. gewunnen,
würdind on allen schwärdtschl. darumb komen.- 1562,
Brief (JFabricius). — Mhd. »,re,)«/<., ; vgl. Gr. WB. IX 2591.
Stüde"-: mit Stauden bewachsener , Schlag' (in
Bed. 7). Es MeitU göt i" St. so muetterselellei" . . . Jetz
US «'ein Busch ne" Jäger chunt. .Ioach. 1885 (wohl nach
einem ä. Volkslied).
Stei°-: Niederfallen vereinzelter Steine, zumeist
an unübersichtlichen Stellen (allg. im Gebirge und
in der Touristenspr.). Es ist e» St. cho" WG. Der
Herr im Himmel i"s bewar vor St. u"' vor Lowig'fär!
BiRND. 1908. Es anders Mal gä" s' [die Gemsen]
z'sämen uber-n-es Felsennest, wa 's St. gi''d. ebd.
S. auch BdVI674u. und Is-Schl. In örtlichem und
konkr. S., Ort wo Steine abrollen Ndw (Matthys),
loses Gestein, an Felshängen Gl, .beträchtlicher Fels-
schutt W- (St.«), = St.-mifi (Bd VI 677) GFrümsen.
— Vgl. Sanders Erg. i50a. Öfter als Flurn., so Blseofliih,
L. (,St.-Wald'), Meir., Winimis (auch ,St.-Horn'); GlSchw., S.
(auch Stei''sMa<i-Ru'K")\ GrD. (,St.-Wald'), Hiut.(,St.-Tobel'),
Sufers(,St.-Waia'); GMs(,-SchIäg'); SchwRoth.; WStaldeu.—
stei "-seh legig: von einem Orte, wo Steinschläge
drohen Ndw (Matthys).
Stüpen- (,-au-'): Staupenschlag. , [Ausgewiesene
Bettler sollen bei unbefugter Rückkehr] mit härterer
Leibsstraff beleget werden als mit Abschneidung eines
Ohrs, auch neben dem St. und Aufbrennen des Zeichens
0. S., das ist Oberschweitz, ihnen ein Urphed und der
Bannisationseid von unseren Statt- und Landen ge-
geben ... werden.' B Bettlerordn. 1727. .[Eine Weibs-
person auf den Pranger stellen und] nachmahlen durch
die Statt hinab über die Rüssbrugg unz an die Saagen
mit dem St. züchtigen.' 1730, AABremg. StR. — Vgl.
Gr.WB. X2, 1208/9. Bei uns entlehnt.
Tübe°-: wie nhd. Taubenschlag Aa; Ap; Bs; S;
Z und wohl weiterhin; Syn. T.-Hüs (Bd II 1732/3).
Will man machen, dass die Tauben in einem T. bleiben,
so lasse man sie in demselben aus einem Totenkopf
trinken oder nagle neben die Öttnung des T-s ein Brett
von einem Sarg. JXPfyffer 1848; danach bei Amm.
1850. Wenn Ein(e''J e(s) Parjung Tube' tvill ha", ruggü,
so mit^s'-er au''' e" (mues'-er en guete" ZHorg., en neue'
ZO.) T. ha", ruggü, ruggugedigü AABiberstein (Groli-
mund 1911); ZHorg., 0. (AfV.). Es göt icie zu-me"
T. i" und üs (BsL.), da gät's (zue) wie i'-me" T. (Z),
von beständigem Kommen und Gehn. Es ist bi Dere'
[einer Weibsperson] wie bi-mene' T. Z (Spillm.). En
E isch icietie" D.: wer dinnen isch, mücht üse', und
wer dussen isch. macht ine". Schilu 1863. Bildlich.
,Dann wir genzlich nit wollen liden den t., von einer
schuol in die andere [von der lateinischen in die
deutsche] z loufen.' F Schulordn. 1577. Mit Bez. auf
eine im obersten Stock gelegene Kammer: In e" par
Sätze' bin-i''' dö wider i" mimm T. übe' g'se". J Hart-
mann 1912. — Spätmhd. labetuilau- ; Tgl. Gr.WB. XII, 175/6;
Diefeub.-Wülcker S72b; Diefenb. 1857, 133c; Martin-Lieiih.
456 : Fischer II 103. ,Zum Taubenschlag', Hausu. BsStdt f.
Tod-: a) tödlicher Schlag (Streich, Btoss). ,E er
darzuo kam, do hatt der H. dem knecht den todsl.
geben.' 1439, Z RB.; vorher: ,A]s H. ... CMünchs knecht
erstochen.' — b) in der Rechtsspr. wie nhd.; in den
ä. Quellen auch i. S. v. Mord. VgL Osenbr. 1860, '208 ff.;
Bluntschli RG. I 75. 417/9. II 48/9; Blumer RG. I 157/8.
395/406. II 1/5; Schaubg Rq. II 365/71, ferner Mann-
Schlacht II (Sp. '28); Mord-Schi. .Dis ist des kamphes
recht: ... wer ... umb totslat [!] ein ansprichet und
wirt da der schuldig uberwunde[n], so sol man ime
das houpt absiahen; wirt aber der überwunden, der
in da ansprichet, so sol man ime die haut abeslan.'
A. XIV., B StR. ; lat. horaicidium. ,Daz nieman in ir statt
fluch, der an dem t. [Albrechts vHabsbnrg] schuldig
wäre.' Z Chr. 1336/1446. ,Als der H. den E. ertödet
hat, das hat ein rat gericht, das es ein todsl. sin sol
und H. der statt 50 pfd ze buoss sol gen und hüete
sich vor dien fründen nach der statt recht.' 1391, Z
RB. .Davon [infolge des Trinkens und Spielens] vil
todsiegen lang zit uf der selben kilwi da beschachent.'
Stretl. Chr. ,I)az man A.s säligen lip bestatten sölt
247
Schlag, schlag, scblig, schlog, schlug
248
und Wortzeichen von sinem lip iiämeii, darinn der tod-
stich imm geschächen werc, und man mit denen zuo
dem vorgnanten B. richten sölt, als recht wäre, näm-
lich dry Strassen machen und im uft' den ersten tag
ze drin malen rüetl'en sölt: B., gang herin und ver-
sprich dich zem ersten mal uff den ersten tag umb
den t.!- 1428, AaB.; s. auch ß StR. 281(2. .Alls dahar
ettwenne leider todtschleg in unserm landt Schwytz
bescheen und dann semliche todtschleger entgangen ...'
1447, ScHW LB. 66 f. ,T. eines tyrannen, tyrannicidium;
anrichter oder ursächer eines t-s, molitor csedis.' Fris.;
Mac ,Nach diesem hat sich Tocko zu schiessen ge-
rüstet, den Äpfel dapfer getroffen, auch den T. ver-
muten.' Grasser 1624 (Tellsage). ,C£edes, occisio, nex,
Todtschl.' ÜKNZL. 1666. S. noch ge-räten (Bd VI 1606);
schlechtlich (Sp. 70 u.). , Einen t. tuon, hegän, ver-
bringen [s. Bd V 725 0.]' uä. ,Wa ein gast ainen totsl.
tuot an ainem gaste in ünserm fridecraisse.' 1310, Aa
Meli. StR. ,Umb den t., so si leider begangen.' 1420,
B StR. .CvRottwyl ein bettelbrief, das im biderb Iflt
das heilig almuosen umb mh. willen geben des tod-
slags halb, so er getan hat, und er den mag büessen
und erlegen.' 1468, B RM. ,Den t., so die Jenifer
an dem von Ponvero begangen.' 1529, ebd. ,(Tödten)
ein t. tuon, comraittere csedeni.' Fris.; Mal. Gleich-
setzung von Vergehn mit dem ,t.' ,Wer ouch der ist,
so man mit unser baner uszücbet, der denn ... messer
oder ander waffen über den andren frevenlichen zuge
... schlecht oder sticht oder sehnst er inn zuo tod, so
sol man ze stund ab im richten glicher wise, als ob
er einn t. in unser statt getan hett und er ergriffen
wäre.' 1348, B StR. ,Wer der ist, der von siner baner
fluche, so es zuo nöten kern . . . der sol in unser stat
niemer mer komen glicher wise, als ob er einn t. in
unser statt getan hett.' ebd.; wiederholt 1410.
,Wer der were ... der oder die eine e also heimlich,
gevarlich, betrogenlich und äne der fründen rat , . .
machtend, das der oder die erblos sol sin alles erbes
von vatter und von muoter und von andren sinen
fründen. Uarzuo söllent si . . . die statt ewenclichen
verloren haben zuo gelicher wise, als si einen t. in
unser stat getan betten.' 1361, ebd. ,Were ouch, das
jemant . . . dehein ee mit e[r]bern lüten kinden machte
oder hulffe machen wider vatter und muotter oder
... der nechsten fründen wüssen und willen, der sol
gen der herschaft verfallen sin in aller raass, als ob
er ein t. getan hette.' 1454, BSi. Rq. 1914; erneuert
1494. ,0b Jemand sollicher [heimlicher aufrührerischer]
Sammungen ein Ursächer were oder Einer säche in
sinem Hus ... und das mit sinem Wüssen und Willen
beschechen und das an ire Oberkheit . .. nit brächten,
ab Dem oder Denen soll man richten, als ob sy Tod-
schleg mit der Hand getan heften.' 1607, AaL. StR.
Mit näherer (adj.) Bestimmung. , Schlächter t.'; s.
Sp. 52 M. , Unbedacht todsiege: die nit mit fursatz
todsieg vollbringen, die ist man nit schuldig zuo uber-
antwurten.' 1475, BSi. Rq. 1912 (Übereinkommen zw.
B und W). .Eilicher t.'; s. Bd 1 393 u. ,Wer der were,
so ... in dem gemelten gotshuse dehein Unzucht,
schamperkeit oder unbillickeit volbrechte ... zuo dem
... wir griffen und ab im richten lassen wellen mit
dem swert geliclier wise, als ob si einen erlichen t.
in unser statt getan hettent.' 1357, B StR. , Weiher
. . . ein erlichen totschl. tuot und der im land ergriffen
wirt, dem sol man das hopt abschlachon, darzuo allen
sinen urhab und varend guot verloren haben.' 1454,
BSi. Rq. 1914. ,Wellicher im lande ein erlichen t.
täte, der uff sinen eigen oder fryen mannlehen-
güetter[n] sitzt, derselb mag auch beide mit eigen,
manleben, hus, hoff, urhab und varend guot one
komber der herschaft abfaren.' 1457, BSi. Rq. 1912;
erneuert 1509. .Welcher in dem Gericht ze Zucken-
riet ainem [!] Gotshausman leiblos tuet, ist die ßuess
50 Pfund ... ,so daz ein ehrlicher T. erkent ist; ob
der nit für ein ehrlicher T. erkent wurde, so soll es
bei dem keiserlichen Rechten bleiben.' GZuckenriet
Offn. 1543 (jüngere Abschr.). ,(Un)redlicher, unerlicher
t.'; s. ßd 1 395.; VI 578. 582. , Wehre auch, dass der
Unsern Dheiner deheinen Todtschl. tun wurde, darumb
soll er sein ligend Gut, Eigen und Mannlehen nicht
verwürkt haben ... doch ausgenommen ... dass Dheiner
im Lande den Andern in einer Tröstung z Todt
schlüge oder in zornigem und unbedachtem [in den
spätem Redaktionen: ,mit bedachtem'] Mute Jemand
den Anderen daheimbden und in seinem Hause und
Hofe suchte und ihn da ze Tod schlüge, Dem [!] oder
Die, so solich unredliche Todtschlag täten, soll diese
vorgenante Freiheit nüt schirmen.' 1392, BSi. Rq. 1912
(Abschr. des XVIII.); erneuert 1416. 1457. 1514. 1796.
,Wurflfe ouch dheiner mit sinem biel oder tagen under
yeman und damit sinen widersecher trefl'e und doch nit
ze tode, darumb sol er der herschaft und im yeklichen
6 lib. alter pfeningen verfallen sin ... Wurffe er in
aber ze tode, man sol ab im, als eins unerlichen t.
recht ist, richten.' 1457, BSi. Rq. 1912. ,Und wirt
nach eigentlicher erwegung der khundtschaft die urteil
gefeit, ob es ein gmeiner und ehrlicher t. nach lut der
Satzung oder ein schandtlicher unredlicher t. syn solle.'
M. XVI., Z (Abschr. des XVII.). ,Es möchte auch so
ein gefaarlicher ald unredlicher t. syn, so soll dem
rat, so darüber zuo erkhenen hatt, syn band offen syn
darüber zerichten, nach dem sy uss gelegenheit der
taat ... bedunkt billich und der sach geraess syn.' ebd.
,Dass des umbkommen fründ uff' ein schantlichen, un-
eerlichen t. bi nacht und näbel an alle ursach, nn-
bschuldt und unverdient klagen sollen.' 1560, B RM.;
noch öfter. .Mordlicher t.': ,Von mortlichem t., vom
grafen von Werdenberg am grafen von Sunnenberg
begangen [Überschr.]. Dissjars ... hatgraf FvWerden-
berg einen unredlichen t. begangen an sinem oben.'
Ansh. ,T. über Fried.' Ap LB. 1828, 97. Neben ver-
wandten Begriffen. ,Was . . . der inder dem usren
tuot, es sy mit schlachenne, mit wundaten oder mit
t.' XIV., BStR.; wiederholt B StSatzg 1539. ,Wele
denn zuo uns dar kemen, die sich verschult betten an
allein umb todschlege, düpstal und bossheit, dien mögen
wir wol gnade tuon.' ebd.; dafür: ,todtschl., diebstall
und malefitzisch bossheitten.' B StSatzg 1539. ,Wa8
fridbrüchen, todsiegen, wundotten und hocher buossen
sind, das die den unsern von Zoffingen ... zuogehören
söllent.' 1466, AAZof. StR. .Von der zyt an . . . ist
den Burgunschen durch die teglich kriegsubung merg-
lich und berlicher schad . . . mit roub, nom, brandt
und totschlege[n] zugefugt.' 1475, Bs Chr. ,Und wuosten
baid tail enander gröslich mit roub. mit brand, mit
todsiegen, mit gefangnusse.' Z Chr. XV. ,So ... einer
tätlich band wölte anlegen und also zücken und doch
nit bluotrüns machen, soll 5 pfd geben; so aber pluot-
rüns, das es wirt und schärers nottürftig, 10 pfd; so
aber lambtag, totschl., ye nach gestalter sachen.' 1534,
240
Schlag, sclileg, schiig, schlog, schlug
250
Aar. StE. ,T., inord, das umbbringen, homicidiuni,
csedes, internecio [usw.].' Fris. ; Mal. ,Die Werk des
Fleisches, als da sind Ehebruch . . . Zweitrachten,
Secten, Verbunst und T., Sauifen, Frässen.' JMüll.
1661. S. noch Mord-Schi. (Sp. 237 u.). — Mlid. (äi>,l„c:
vgl. Gr.WB. XI 1,628; Fischer II 2117/8. — Tö d-schleger
ni.: 1. wer einen Töd-Schlag (s. das Vor. b) begeht.
Kkchtsspr. ,Das todschleger unz an unser stat brügg
und graben wol gan niögent und ir notdurft bi erberen
hotten in die stat enbieten, doch das si inrent unser
stat zilen husheblich nit sitzen söUent.' XIV., B Stil.;
wiederholt B StSatzg 1539. ,Uas min herren zuo des
selben Cuony Müllers Hb und guot ... als zuo einem
offnen raorder richten söltint, und ob sich nit funde,
das ir [der Kläger erschlagener] vatter mit im in
stallung gewesen . . . richten söltint als zuo einem t.'
1468, Z RB. ,Dass die uss der grafschaft Toggenburg
der Übeltäter güeter, so mit recht gericht als tod-
schleger . . . mynem gnedigen fürsten und herren
als dem landtsherren erkennen.' 1543, G Rq. 1906.
,Schleger, t., (mörder). percussor; todschläger, der die
leüt zetod Schlacht, homicida.' Fris.; Mal. ,Wan ein
Totschi, von der Statt flüchtig wirt, über denselbigen
habend wir zue richten in glicher Gestalt, als ob er
vor uns im Rechten verfasst stüende.' 1607, .\aL. StR.
, Homicida, interfector, Mörder, Todtschläger.' Denzl.
1666. S. noch Chrüz-Gass (BdII442): Tnmken-Botz
(Bd IV 1228); mann-schläehtig (Sp. 45); Töd-Schlag.
,ünbedächter t.'; s. ver-bringen (Bd V 72."i). ,Als ein
malefitzischen man und wissentliclien berechneten t.'
1533/7, Z RB. .Als UStettler von des todschlags
wägen, den er an .ISchönholzern begangen, für ein
uneerlich t. usgerüeft worden.' 1560, B RM. —
2. Spazierstock mit Bleiknopf Aa; Sch; Th; Z und weiter-
hin. — Spätluhd. tötahger, -de<jt:r. -alnher; Tgl. Gr.WB. XII,
628/9; Fischer II 298 (auch iu Bed. 2). — töd-schlegig:
= t.-schlächtig (Sp. 45). ,Kain, der t. mann.' Ri;ef 1550.
.Die t-e handlung, so die L. an der B. begangen.' 1569,
ZEM.
Donner-: wie nhd.; Syn. D.-CWai)/" (s. Bd III 671),
-Schutz (Bd VIII 1729). ,Fulmen, tonrsl.' Voc. oft.
jMorndes ... kam by stillem wetter ein samlicher tornsl.,
des glichen nie gehört wart ... Und sluog ein kalt stroll
in Esseltürlin.' 1460, Bs Chr. ,Als der grusam donder-
schl. mit sichtbaren grossen flammen zuom dritten mal
hat angezint den alten kilchturn S. Vinzensen.' Ansh.
S. noch schiessen (Bd VIII 1374M.). Uneig.: ,In dem
liessend d viend noch ein grösseren donderschl. und
hagel uf si gon.' Ansh. — Mhd. donerslac; vgl. Gr.WB. 11
1250/1; Schm.M 533; Fischer II 262.
Dur'^''-, Düi''-- (in Gr^üL -Schlak): 1. a) Werk-
zeug zum Durchschlagen von Löchern Aa (H.); GlK.;
Th. a) (in FJ. -Schlegli) Loch-, Ausschlageisen des
Schmiedes B; FJ.; .Soh; Z und weiterhin; Syn. Dorn.
,Do sye ein maletschloss in der selben tur gsin, das
hab N. mit eim durschl. dannen tan.' 1556, B Turmb.
,Ein sy°weln durchseht., ein guoten bissen.' 1561,
ScHwE. Arch. (Inv. einer Schmiede). ,[Einer der auf-
ständischen Bauern] habe ein Schlachtschwert, ein
Schär, ein Durchschi., ein Hamer und derglichen In-
strumenten getragen.' 1653, LSurs. Gerichtsprot.; vgl,
Bd VIII 1121 u., ferner: ,Wer die henkerraässigen
Gesellen seien, die sich nicht gescheuchen. Andern die
Ohren abzuhauen und den henkermässigen Zeug als
Scharr, Durchschlag und Anderes an einer Schnur am
Hals zu tragen.' 1653, AHeusler 1854 (modernisiert),
sowie: ,Die Sumiswalder Landsgemeinde 1653 be-
schloss, den Bundesbrüchigen ein halbes Ohr abzu-
schlagen oder mit einem D. ein Loch dadurch zu
schlagen.' Schweizer Bauer 1900. — ß) Werkzeug des
Schusters, womit er die zum Durchziehen der Nestel
dienenden Löcher schlägt; heute meist durch die Loch-
zange ersetzt Gr (Tsch.). — •() Stück Eisen oder Holz,
womit man einen hölzernen Nagel aus seinem Loch
heraustreibt GfiCast. (Tsch.). — 5) eisernes Werkzeug,
,uni Schafe zu zeichnen, ihnen ein Zeichen auszu-
stemmen' GRNuf. (Tsch.). — b) „Tuch zum Durch-
seihen Z"; \g\. durch-schlächtig (Sp. 46). ,Zu einer
Mass Milch 12 Eyer ... in einer Pfannen über das Feur
gesetzt, all Zeit gerührt, wann es dick ist, so schüft
es in ein Durchschi., dass das Wasser darvon rünne.'
Z Eezeptb. um 1700. ,Man nimmt die Leber aus der
Milch und lässt sie in einem Durchschi, vertropfen.'
ZZoU. Kochb. 1820. — 2. Durchstich, -lass bzw. der
durch denselben aus einem Gewässer gespeiste Kanal.
,Umb des Fischens halber ... im See ... in der Eüss,
in Durchschlägen und Giessen.' 1655, ü LB. ,In ...
allen anderen Giessen und Durchschlägen.' ebd.; vgl.
den Anfang des Belegs Bd VI 1274o. — S.Durchschnitt?
,Im Durchschnitt giebt das Juchart Weinreben jähr-
lich 10 Saum. Der Saum gilt im D. fl. 10, ehe drunter
als drüber.' Chcrer Beitr. 1792. — Spätnihd. durchslac
(auch von der Öffnung in einem Wasserdamni) ; vgl. Gr.WB. II
166S; Diefenb.-Wülcker 379; Martiu-Lienh. II 456 (inBed.
la); Schöpf 6H (in Bed. Ib); Fischer II 489 (in Bed. 1 b),
ferner Mothes*II 189.
Trummen-: Trommelschlag. ,So bald es Wacht-
zeit, soll er [der Soldat] sich mit seinem Ubergewehr
vor des Fendrichen Losament begeben und daselbsten
erwartend sein des Tromraenschl-s.' Kriegsb. 1644. 1667.
,Dass er [ein Dieb] mit der Gygen und Trommelschl.
durch das Dorf geführt werde.' 1759, B. EA.: ,Man
müss [bei der Beseitigung von Misständen] gradatim
fahren, es gang nach unserm Troranienschl. pedetentim,
es lasse sich nit Alles uf einmahl zweg machen, das
erfahre ich nun wol.' 1660, Z.
Truppen-. .[Beim Abzug geht der Fähnrich
voran.] Die Spiess gehen eng alle in einem Trouppen,
ihre Picken auffwerts tragende, auff' ihne vorher ...
alsdann die Musquetierer alle auch eng in einem
Trouppen . . . Die Tromraenschlager . . . schlagen einen
besonderbaren Trouppenschl.' Kriegsb. 1644. 1667.
Tropf-: = Ouet-Schl. (s. Sp. 284). Schulze; Sulger
(wohl nach alter Quelle). ,Derowegen machen etliche
Krankheiten ... ein Erstaunung und Unempfindlich-
keit als der Tr. (Gichtbruch).' Spleiss 1667; s. auch
Bd V 374M. — Vgl. zum Sachlichen MHüfler 1899, 577. —
tropf-schlegig: 1. = guet-sehl. (s. Sp. 234). Sulger
(wohl nach alter Quelle). ,Tr., paralyticus, clinicus.'
Mal.; bei Fris.: .Paralyticus, vom guot oder tropf
geschlagen.' S. noch schlichten (Sp. 73 u.). — 2. uneig.,.
starr(köpfig). ,[Der Mann war] nicht dergestalt
schwankend in seinen Grundsätzen, dass er sich von
jedem neuen Buche ... zu einer neuen Denkens- und
Handelsart umstimmen und zum tropfschlägigsten
Widerspruch mit, sich selbst hätte verleiten lassen.'
1790, Helv. Ges. .Willst du also von heute an [da du
siehst, dass deine Sorge für die Zukunft noch immer
unbegründet war] klüger werden für immer? 0 nein,
denn schon fängt dein tropfschlägiger Kummer von
251
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
252
Neuem an.' UBrägger 1792. , Übrigens ... bleibt's doch
wirklich wahr, dass wir unsre Nahrungssorgen meist
tropfschlägig übertreiben.' ebd. — Vgl. .troffslachtig,
paraliticus' bei Diefenb. 1S57, 412 a (aus einem Nürnberger
Vokabular von 1482). — Tropt'-schlegigi f.: Er-
Ivrankungan , Tropfschlag': s. Magen- Sucht (BdVU 281).
Triette"-: (einmalige) Bewegung des Trittbrettes
eines Spinnrades OrHc. (Tsch.). — Wacht-: Trommel-
schlag zur Wachtablösung. ,So bald es ... anfangt,
an der Uhr zu rasslen, sollen die Trommenschläger
auch auff der Trommel herurabrüliren und nämlich
des Ersten des Gubernators, darnach die übrigen
Trommelschläger, so zwei Mal neben einanderen in
einem Glid den Markt auf und ab den W. schlagen,
im dritten Mal aber der Compagnie (so die Haupt-
wacht hat) Marsch und darauf ein Jeder seiner eigenen
Nation Marsch, biss er zu seiner Compagnie oder Volk
kommt und also sein Volk auff die Wachtposten ge-
fiihret hat, schlagen.' Krieösb. lB-14. 16ö7.
Wider-: 1. Rückschlag, -prall BG. (Bärnd. 1911,
102), , Gegenschlag' Ndw (Matthys). ,W., repercussus,
repulsus; w. oder widerglichung [,-glitzuiig.' Fris.]
der sonnenstromen, repercussus solis.' Fris.; Mal. —
2. Kecht des Ausmähens eines Weges durch fremdes
Land bzw. der ausgemähte Weg; Tgl. unter schtahen laa,.
,Das guot, genant das huobguot [in Kankwil] ... Des
ersten gehörent darin disü nacligeschriben stuk: Primo
ain widersl. durch diegemain wis Gudrätsch [usw.].' 1393,
GRChur Urb. ,Ain blezli, stosset an des Kesslers hof-
statt, item ain w. in Schnüfiser riet uff CFätzschlis
riet.' ebd. ,Ein wisli [in ZBass.] stoset an Grindel
an das holz ... '/a manwerk an Sprangeren ... item
ein widersl. an einer wisen ... lit neben Birchers
widersl., stoset oben an den graben.' XV., Z. ,[A. ver-
kauft seinen Besitz in ZWoll. an das Kloster Öten-
bach, nämlich] ein halben gertel holz mit aller ge-
rechtigkeit, wunn und weid, wie dan die von Wolis-
hofen das brucbent ... aber ein w., ein maden, lit in
der Mutschellen.' 1506, ebd. — Mhd. widerdac (in Bed. 1
und andern Bedd.); vgl. Sanders II 936b.
Win-: entspr. Schlag 10 a, ämtliche Festsetzung des
Weinpreises Bs f; \g\. Martini-Schi. (S\^.2o8). , Dazu-
mal [1. H. XVI.] schon wie jetzt machte man gemein-
schaftlich mit den badischen Beamten einen drei-
fachen Weinschi., diesseits der Sausenhard, jenseits
der Sausenhard und in unserni Kanton zu Mönchenstein
und Muttenz.' Ochs. — Auch bei Martin-Lienh. II 456.
Wund-: Schlag, durch den eine Wunde entsteht;
vgl. Bliiet-Schl. (Sp. 240). ,Daruss [aus den Glaubens-
streitigkeiten] an vill orten und enden in der Eitgnos-
schaft und usserthalb vil kumbers, geprestens, wundt-
schlag, raub und brandt sampt andern arbeitseligen
ängsten und nötten erwachsen.' 1530. Gfd (Schw).
,Von wundtschlegen [Überschr.]. Wölcher dem anderen
ein wunden houwt, sticht oder schlecht ...' 1595, Aa
Züf. StR.
Wasser-: = .kalter Schlag' (Sp. 189); s. Bd III
'240 u. — In andrer Bed. bei MHöfler 1899, 577.
Wett-: Aus-, Vergleich. „Einen W. machen,
zwischen Forderung und Gegenforderungen, Rechnung
und Gegenrechnung wett machen, so dass keine Partei
der anderen heraus zu bezahlen hat VO; Z" (St.'); vgl.
wett schlahen. ,So wir die vorigen artikel sampt und
sonderlich verantwurten sollten, gab es doch wenig
fründschaft; es wären ouch alle wettschläg, so wir mit
einander geton, darmit ufgelöst und vergeblich.' 1532,
Strickl. (.Antwurt der landtlnten [zu Gl], so anhangen
dem göttlichen wort, uf den fürtrag, so unser landt-
lüt der gegenteil an uns getan'); später: ,üb er [ein
Prädikant] sid dem w. aber wider sölich mandat
prediget.' ,Diewyl wir verstond, dass ein w. kurz ver-
rückter zyt zuo Glarus beschechen und eben gross
Sachen, so über eid und eer gehandlet, verzigen und
der ander teil Vermeint, sy darin ouch begriffen sin
und ergangnen w-s ze geniessen.' 1532, Abscu. (Schied-
spr. im Glaubenszwist in Gl).
Zue-: 1. wie nhd., (Preis-)Zuschlag. wohl allg..
doch kaum volkst. — 2. a) Anschluss, Bei-, Hinzutritt.
,Nachdem und der römsch küng und der küng von
Frankrich ... aller späne ganz vertragen warend, rust
ieder ein mächtigen züg uf ... Der küng von Frank-
rich, wie fürgeben und gheissen, widern Türken; so
was doch der grund, mit z. herzog Ludwigen von
Orliaus das küngrich Napols und das herzogtuom Mei-
land ... inzenemen, er keiser und der herzog her zuo
Meiland zuo werden.' Ansh. ,Z. und zuostimmung auff'
ein klag, (underschreibung), subscriptio.' Fris.; Mal. —
b) was zu einer Krankheit, bes. zu einer Wunde als
Komplikation hinzutritt, Wundinfektion, Eiterung,
Brand W; Syn. Gietigi (Bd II 507). ,Der Z. ist dazu
gekommen.' — Vgl. Sauders II 936 b; Schm.« II 518, zT. in
andern Bedeutungen. 2 b auch in den 1673 in Augsburg er-
schieneneu TabulfB medics des Meinniingers JGufer ; vgl. AI. XI
205. — Tür-Z.: Raum zw. Tür und Türpfosten BSi.
RA. : Er g'seht dri", icie ive''"-se-ne" in-eme" T. g'icinteret
ftaitie", schlecht, herabgekommen. DGemp. 1904. — zue-
schlegig, flekt. Neutr. -schlegs GnPr. (B): zutunlich,
-traulich, ,sich freundlich anschmiegend, zugetan,
holdselig' Ap ,allg.' It T., sich gerne an Gesellschaft
anschliessend, von Menschen, auch Tieren (Gogs.
hcngert-lös Bd III 1430). von gewinnendem, einnehmen-
dem Wesen GRPr., so Fid. (B.). Es zueschlegs Maifji.
Zunge°-: 1. Schnalz mit der Zunge; auch ,das
rasche Hin- und Herbewegen mit der Zunge, wodurch
beim Jodeln ein Unterbruch der Töne, Vibration be-
wirkt wird' BG. 's Britta [der um die Wette singenden
Finken] het [die Melodie] a'so änfäh" düderle" un'-n-
en Ämssla; es vierts het's miteme" Z. im Muli utnha'-
g'chert wi'-n-e' rechte'' Chüeijer uf ''em Berg, wen'-er
es Jödeli nimmt. Bärnd. 1911. — 2. oft Dim., Zungen-
lähmung Ap ; Tb ; Z. Er hat de" Z., e(s) Z.-schlegli (über-
cho"), in abgeschwächtem (zT. scherzhaftem) S. auch
von Betrunkenen. [Beim Hersagen eines Schnellsprech-
verses] het-si fast e" Z.-schlägli öbercho". Ap Kai.
1922. — Zu 1 vgl. Sanders II 936b, zu 2 MHöfler 1899, 577.
Zapfen-: Zapfenstreich; vgl. ,den Zapfen schlahen'
(unter schlahen). ,Nach dem Z. soll Niemand sich
gelüsten lassen, in dem Läger, Quartier oder Besatzung
durch vorsätzliche Loossbrennung eines Geschosses
bei besetzter Wacht Lärmen zu machen.' B Mand. 1711.
— Vgl. Kluge« 498.
Zweris-: , Schlag' (in Bed. 6ß Sp. 191 o.) quer durchs
Rebgelände SoeSt. (Sulger).
Schlagen f., Schlager (bzw. -e-) m. mit Zssen s.
Schlahen, Schlaher.
schlaghaftig: zum Schlagen geneigt, schnell mit
Schlägen bei der Hand. .[Der Schüler] der faul ... ist,
wird mit der Ruten gezüchtiget ... Doch wird der
Schulmeister sich hüten, dass er nicht sehl. seje.'
Sfleiss 1667. — Vgl. , schlaghaft' bei Gr. WB. 1X418.
253
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
254
schlagig (bzw. -e-) mit Zsseii s. schlahig.
schlagocht: vom Brot, = geschlagen (Bd V
924 M.) W.
über-schlägicht: = ober-schlächtig (Sp. 44). ,Das
Bächlein, welches allda einen starken Fall hat, könnte
ein ü-es Rad treiben.' Gr Sammler 1780.
B»-schle'gTH;ZSth., -e'-ApWolfh.;BE.(Bärnd.),
G. (Bärnd,), S.; ScbE., -e'- AAEff.. F., Häggl.; LE.; Z
— n., in BG. It Bärnd. 1911 f.. in AAEff., Häggl.; Z
und auch sonst vorwiegend im PI.: = Be-schlacht la
(Sp. 29), an Türen, Seliränlven usw. Aa; Ar (auch an
Schlittenkufen); B; Gl; L; Sch; S; Th; Z und weiter-
hin. D'Gufere" hat starch B'schleg g'ha" SchR. ,Eine
starke jB. der Schuhe und Absätze.' Bärnd. 1911. Die
Chlobe'pßfe" mit ^em isige" B. dra". JReinh. 1905.
, Weiters habe ich an 2 andere[n] Gloggen das Bschleg
abgebrochen, die 4 Zapfen verstächlet und neu gemacht.'
1704, Z. ,Eine alte nussbäumene Tür sammt Schloss
und Beschlag verkauft.' 1800, Z Haush. — Vgl. Gr.WB.
I157'2; Jlartin-Lienh. II 459; Fischer I 899. Bei uns, viell.
mit Ausuahme des Nordostens, kaum bodenständig. Das Fem.
entweder todi PJ. ans oder durcli Mischung mit Be-scMarht.
Fänster-: = F.-Be-schlaeht (Sp. 31). ,Dein
Sclilosser für 1 Kastenbschläg und 2 Fensterbschläg
2 Fl.' Zubers TgB. 1691. ,Soll kein Glasser befügt sein,
allhier einem Herren oder Meister oder Frauwen
Fensterbeschläg oder -stängli zu verdingen.' 1786, Aa
Meli. StR. , Solle kein [Schlosser-]Meister einem Glasser
kein Fensterbeschläg machen, er gebe ihme dann auch
die Fensterstängli ... zu machen.' ebd. — Vgl. Gr.WB. III
15i>3.
V 0 r - .Beschlag.' 1837/8, Z Baurechn. (unter Fenster-
teilen). — Kasten- s. Fänster- B. — Türli-. ,Reif
und T.-beschläg an 3 Fass', unter Sclimiedearbeiten.
1810, Z Haush.
l°-schlegi f.: = In-Schlag 5a (Sp. 220). ,Es wird
zum Kauf angetragen ... 8 Juch. vom schönsten Matt-
land in einer Einschlag! an einem Bach.' Schweizerb.
1817 (Bs). — Under Onder-schlegi: = U. - Schlacht 1
(in der Sp. 22u. für ApK. angegebenen Bed.) Ar allg.
(T.). — Gold-. Nur als Flurn.: ,In der Goldschlägi'
ZSchlier. Vgl. G.-Schlaher.
B'^-schlegi f.: = Be-sehleg GRChw. . — Eig. PI. zu
Be-8rhUy U.?
l»-sclilegli°gm.: = /n-ScWa(/3cß(Sp.2'20)AAEff.
Schlegel (Qual, des Primäruralauts) — m., PI.
Schlegla, -j B, so Gr.; FJ.; GrD., Kl.; W, so Leuk,
Rar., V., sonst meist unver., Dim. Schlegeli, -ili, in Gr
Nuf.; PAl. Scklegelti: 1. a) wie nhd. Schlägel, allg.;
in der lebenden Spr. vorwiegend in der spec. Bed. a
(s. d.). ,[N.s Frau habe] grett, er habe Iren ein schl.
gestolen.' 1540. Z RB. ,Schl., holzschlegel, raalleus.'
Mal. ,Schl., Blewel, tudes.' üenzl. 1666. ,Ein isiner
schl.' 155'2. Z; s. noch Bd Vlll 1149o. Noch bevor
er krank geworden war, hörte er in der Nacht vor
seinem Zimmer einen starken Schlag ,mit einem von
Läder gefuötreten Sclil.' und hielt dies für einen Vor-
boten seines Todes. 1737, IHess 1914. Schl. und Stiel;
s. Bd VI 503 0. (Sprw.)'; Vlll 382 u. Der Schl. als Waffe.
,Er erzuckte einen sl., so hinder im hangotte, und
slüege inn damit uff sin band.' 1448, Z RB. ,Da
schlüegint die obgenanten all mit benglen, liecht-
stocken und fünsten uff inn ...: K. ist gichtig, daz er
mit einem sl. geslagen.' 1465, ebd. Geworfen : ,Daz
der selb Pf. mit einem schl. nach im geworffen habe.,
1486, ebd. Sprww. und RAA. Uf 'nen grobe' Pfleget
g'hört e" tolle- Schl. BLenk (Osenbr. W.). ,Dan
[Lücke] im Nüt gehrest, den trifft der Schl. doch
zuledtz.' XVII., Z (Inschrift im Wappensaal des
Schlosses Hegi). Vgl. dazu: ,So denn die mass [der
Sünden eines schlechten Regiments] voll wirt, so
kumpt denn der sohl., das ist die unhuld Gottes, so
von nöten volgen muoss, der zerschlachts alles in
boden.' ThFrickart 1470. Etw. mit Schlegle" i"e"-,
use"schlah"; s. Merzen-Bluem (Bd V 83; Entsprechendes
unter Holz- Schlegel bei Martin-Lienh. 11 460 und
Fischer III 1794); Ross-Seil (Bd VII 574). In weitern
RAA. mit zT. unklarem Ausgangspunkt; s. Anm. Der
Schl. u-erfe", Bankrott machen B, so E. (Gotth.), Hk.,
Si.; S. Er will der Schl. werfe". Schild 1873. ,Vor
und nach kann ich vielleicht was zahlen; aber über-
stürzt ihr mich, werfe ich den Schl., rufe den Kon-
kurs an.' Gotth. ,Auf dem Hinteregghof war vor
einigen Jahren ein neuer Besitzer eingezogen. Der
frühere Besitzer hatte den Schl. werfen, dh. Konkurs
machen müssen.' Schweizer Bauer 1899 (B). ,Es muss
allen Ernstes daran gedacht werden, Ausgaben und
Einnahmen im Staatshaushalt wieder besser ins Gleich-
gewicht zu bringen; denn wenn so zugewirtschaftet
würde wie die letzten Jahre her, so könnte in kurzer
Zeit Herr Fiskus den Schl. werfen und die Sterzen
kehren.' B Volksztg 1903. Mit Dat. P., (ein Verlöbniss)
aufkündigen: D' Elise het Gläise" du im leisten Auge"-
blick no"'' welle* der Schl. werfen u"' di ganz Urlrätffe"
war tmder's Is g' gange", we"" nid ... SGfeller 1911.
De" Schl. träge" (müesse") 1) die Folgen tragen für
Fehler, die von Andern begangen worden sind AaF.,
Ke. i'* srt al'ewil (elei") de" Schl. träge". So, bis
döher händ-mer [das französisclie Volk der Revolutions-
zeit] elei" al'ewil müesse" de" Schl. träge". SMeier. —
'2) unter einer Gesellschaft der Verachtetste sein, den
Andern zum Spotte sein L (Ineichen). Er tnuess de"
Schl. träge", von einem Einfältigen. .Einen schl.
an sich henken', seine Macht stärken. ,Darnach do
rustent sich die von Zürich vast gegen dem künig
[Friedrich lU.], als der in ir statt komen wollt, und
was inen ein grosse fröwde und ward da vil gerüeft:
hie üesterrich! hie üesterrich! und wele woltent die
weidenlichen und vast vür sin, die stack[t]ent pfawen-
vedren uf und seitent vast, wie sy ein ruggen und
ein schl. an sich henken und sich Sterken woltent.
das sy ouch ein ruggen hettint und iren stumpen
rechen [ihre Scharte auswetzen] woltent; und welltend
ein sämlichen schl. an sich henken, das die von Swytz
inen Pfäffikon und anders müesdent widergeben.'
Fründ 1446. .Einem einen schl. anhenken', etwas
Drückendes, bes. eine unangenehme Verpflichtung oä.
auferlegen; vgl. Bd II 1459/60. Betr. Anstände Basels
mit dem Regiment von Ensisheim soll auf dem nächsten
Tag beraten werden, .ob man botten fürs regiment
schicken und durch die selben inen ein schl. anhenken
wurde, das man dann verfasst und bedacht syg, dem,
so man also dem regiment fürhaldten wirdt, on wandel
und weigern nachzekomen und der sach einen uss-
trag zegeben.' 1529, Absch. (Verhandlungen der sechs
, Burgerstädte'). .Wäber als des [um die Ehe an-
gesprochenen] Murers redner und bystand [habe] un-
verholen grett, das er nit in hoff[nung]. disem Murer
ein söüichen schl. angehenkt werden sölte.' 1543, Z
255
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
256
Ehegericht. ,[Die Solothurnei] schribent offenlich, das
sie mich unib miner pitt und vilfeltig bewisnen nütz-
lichen densten willen wellent lassen mit dem puw
[zu Angenstein] furfaren, und winschent mir vil glucks
dorzue; doch henkent sie dies schlegelin doran . . .
wan mirs die satzhern und obman, so zwischen e. f.
gn. [dem Bischof von Basel] und inen handien werden,
absprechen wurden, das ich es wider abbrechen wolle.'
1562, WMerz 1909; dafür in einem spätem Brief:
.doch mit disem anhang und bedingten fürworten.'
,Ein krüt oder ein schl.': ,Und so du sy [die un-
wissenden römischen Theologen] fragtest: Heisst
catholicou römisch? sprechend sy: Ja. Wüssend aber
nit, was catholicon für ein wort ist oder ob es ein
krudt heisst oder ein schl.' Zwingli; an herba an
malleus (Übers, von LJud); zu e? Insbes. a) schwerer,
meist hölzerner Schlägel gew. zum Eintreiben des Keils
(s. Bissen II Bd IV 1697; Weggien)) beim Holzspalten,
wohl allg., doch in freiem Gebrauch dafür meist Holz-
(bzw. IseH-)Schl.; s. dd. Vgl. auch Schl.-Axl{Bi 1 620).
.Einen schl. boren'; vgl. unter Holz-Schlegel. Hieher
wohl: ,Der schl. müesse änderst geboren werden', soll
einer der Teilnehmer an dem .Schlegel' zu TuMärstetten
(s. Sp. 261) geäussert haben, was er bestreitet; ein
anderer gibt zu gesagt zu haben: ,Der schl. ist noch
nit recht boren', es sei aber ,semlichs überal kainer
argen mainung von im geredt.' 1531, Th Verhör; doch
fällt das sonst unbezeugte st. Ptc. auf. Sprw.: ,Auf
einen harten Aste ein harter Schl. ghört.' 1622, Zinsli
1911 ; vgl. Bd IV 1697. Neben andern Geräten. Gnntli,
Ächs, Schl., Zung und Schär, das han-i''' deheivie" bi
der Schwär. Afv. (Vw Hausratbrief). ,NN. habint FÖris
seligen wibe holz gehouwen und der zitte im ein sag-
gstüel und zwen schlegel zekoutfent geben urab ein
Schilling.' 1471, Z RB. ,Heiss zuo mir har kon zehen
knecht mit achsen, schleglen, sagen, wecken.' HvRüte
1540. ,Der Holzmann fällt den Wald mit lautem Beil
und Schlägel.' Sintem. 1759. ,Schl. und Bissen'; s. Bd IV
1697 M. Schl. und Wegger. Stadt Roll, zieh us mit
dynem Volch! Die spitzi Fluh ist g' spalte", Schl. und
W. sif" kalte": Zieh us dem Stampach zu! Ruf eines
Zwerges vor dem Bergsturz von BRalligen. JRWyss
1816/7; vgl. ge-halten (Bd U r235); Henne 1874,
260; Bärnd. 1908, 575. ,[Die Bauleute] schlössen
heut in ihren Schrein Schl. und W-en wieder ein.'
Beitu. 1853. RAA. Me" muess Schl. und W. brüche",
Zwangsmittel anwenden L; S (Schild 1866); „allg."
Im ausgeführten Bilde; s. Bd IV 1697u. (Ansh.). Schl.
und W. tribe". Alles anwenden, um Etw. zu erzwingen
Gr, so Kl. Er häd g'hurig müessen Schl. und W. triben
zum Die [zur Frau] überchon GrKI. Mit Schl. und W.
(in BSi. Wegg) 1) eig. ,Für Dieses [das Brennholz]
geht man, wo die Art der Nachhülfe bedarf, mit Schi
und W. uf-is [es].' Bärnd. 1908. S. auch üf-holzen (Bd II
1265). — 2) uneig., mit (aller) Gewalt, ohne alle
Schonung; mit grösster Mühe B, so E., Gr., G., Si.;
LG.; aScHw; S; Nnw; UwE. Mit Schlund W.dri"-
schlah", .Zwangsmittel anwenden, stürmisch eingreifen'
Ndw (Matthys). Etw. mit Schl. und W. zuwege bringen
S. S. auch usen-brätsehen (Bd V 1015). Mit Schl. und
W. uf Eine" losgelin BE.; Gr. .Erst jetzt soll es
[in China] mit Schl. und W-en auf die fremden Teufel
losgehen.' Bauernst. 1901. Mi" mues' mit Schl. u"'' W.
hinder in, derhinder B (aucli It Zyro). Wem-me" vo"
dir [- dir] Öppis will ha", so muess-mer immer mit Schl,
und W. hinder-der si" LG. Einen mit Schl. und W.
a"trihe", zu Etw. zwingen, ebd. Es isch es starchs,
tolls Meitli g'si", aber e" füle'' Briesch und chrage"babi-
dumm; mit Schl. und W. het-me"'s müesse" zumene"
ledere" Werch tribe". RGrieb 1911. Dem muess-me"'s
(muess-men Alls) mit Schl. und W. inCschlah" (aScnw),
i"bläue" (S), i"tütsche" (UwE.), eine Erkenntniss, Lehre
beibringen ; s. auch in-bläulen (Bd V 249). Dem bringsch-
es mit Schl. und W. nit ine" aScHw. ,Er habe noch
niemals einen Knecht angestellt, der weniger gekonnt
als der Seppli. Dies sei aber gerade das Beste an ihm.
Die andern wären darauf versessen gewesen, ihre
Manier, den Pflug, die Segesse oder den Flegel in die
Hand zu nehmen, für die allerfürnehmste zu halten,
und mit Schl. und W-en hätte man es nicht aus ihnen
heraus gebracht, wenn es auch noch so dumm ge-
wesen sei.' AHärtm. 1852 (S). ,Das junge Volk hat einen
andern Geist im Leibe als wir, derselbe sollte aus-
gejagt sein mit Schl. und W-en, und statt dessen stärkt
sich ein Geist am Geiste des Andern, welcher dasselbe
in seinem Leibe hat, und wir fechten weder mit Schl.
noch mit W-en.' Gotth. .Dagegen findet man Kinder,
welche mit Schl. und W-en erzogen sind und durch
und durch erhärtet scheinen; aber sie sind nur gegen
Schl. und W-en gehärtet, und das erste Wort der Liebe
geht in die Seele hinein.' ebd. VI; ,welche roh er-
zogen sind ... gegen Schläge gehärtet.' 1861. Da nitzt
weder Schl. nw'' Wegge", ,alle Mühe oder Erziehung
ist vergebens' U. Mit Umdeutung des 2. Gliedes: ,Man
stelle sich die sauern, trübseligen Gesichter der Ihrigen
vor. welche heisshungrig der Ankunft des Mehles
harrten . . . Doch hatten sie vor unzufriedenen
Äusserungen [gegenüber dem betrunkenen Vater] sich
sorgfältig zu hüten, wollten sie nicht , Schlegel statt
Weggen' kriegen.' Stutz 1851. ,Schl. nach, an wegg(en)
gän lassen', (nach gütlichen Mitteln) Gewalt brauchen,
(mit Strafen udgl.) ohne Schonung und Rücksicht vor-
gehn. .Diewyl wir [Zürich und Bern] aber das wider-
spil und dass sy [die V Orte] sich vilgemeltem friden
nienarmit nähern noch der schidlüten erkanntnissen
geleben wellent und also kein glychheit by inen
findend, deshalb wir schl. nach wegk gan ze lassen
und inen die profiand abzestricken verursachet, als
wir inen ouch die in diser stund fryg under ir ougen
abgeschlagen und nundalatmeer als vil als in fechd
gegen inen stand und all stund irer fygendschaft er-
warten müessend.' 1529, Absch. ,Wie er [Abt Ulrich
Rösch] nun sach, dass man [näml. die Stadt StGallen]
im sines willens nit gestatnen wolt. ergrimpt er in
sim selbs und liess schl. an weggen gon, suocht alles
dass er iemer suochen kond, damit er uns zuo schaffen
geb, und bracht '24 artikel zuosam, die er uns an-
sprach.' Vad. ,[Gott] warnt den menschen mit straf
und plag; so das dann nüt erschiessen mag und sin
güete nit wil verstau, denn lat er schl. nacli weggen
gan; keiner person macht, prachts nach gewalts er
schont, lat kein bös ungstraft, kein guots unblont.'
Salat. ,Wenn Gott nicht grad lasst Schl. nach Weggen
gabn, sollend wir [dennoch] nit Sund uf Sund wellen
hufen.' Fred. 1601. .Denke man allwegen, wie treu
lieh Gott uns gedulde, wie säuberlich er gegen uns
fahre, und wo wir schon langest wären, wann Gott
allwegen Schl. nach Weggen gehen Hesse, so oft wir
in erzürnen.' FWyss 1672. .Schl. nach Weggen gehen
lassen, pro merito graviter punire.' Mey. 1692; Denzl,
Schlag, schleg, sclilig, schlog, schlug
258
1716 (1677 ohne Erklärung). ,(Der) schl. gät nach
(dem) weggen', die Strafe folgt der Sünde auf dem
Fusse. ,Das entlich ussrüten dises volks [der Araele-
kiter] hat sich ungfaar in 400 jar und noch vil lenger
verzogen, nach dem er [Gott] inen getröuwt hat; wie
aber die mass irer sünden voll was, da kompt die
straaft'. Darumra sye nieman sorgloss, wenn nit von
stund an sohl, nach weggen gat' LIjav. 1583. Der Vogt
von Thierstein wird gemahnt, seine Untertanen nicht
gleich Schelme und Diebe zu titulieren. Ansonst solle
er wissen, ,dass di ax am boum lige und der schl. nach
dem weggen gan werde.' 1589, S Ratsprot. 's (od. DaiS))
gät (wie tw. in Gl; UIUi.; ScnSt.) Schl. na''' bzw. »w*
(Gl; Sch, so St. und It Sprww. 18'.^4; TuMü. und It
Anon.; ZK., Rüml., Stil.), m/"(SciiSc1i1., St.; Th, so Fr.).
a" (GBh.; „Th", so Erm., Hw., Isl., JVIü.; Z, so Bauma,
Bül., 0., Rieht., Rüml., Stdt, VVth., Ust., in ZO. auch
f) Wegge' {Wegg Z It Schulthess), Schlag auf Schlag,
schnell (iiacliemander), bes. von Arbeiten. aaÜU.;
, selbst gebräuchlich von einer fruchtbaren Mutter, die
,Tahr für Jalir ein Kind zur Welt bringt' Th It Anon.
(darnach St.-); gelegentlich auch anders gedeutet: ,es
geht, wie es kann und mag' (ZBauma), ,bunt durch-
einander' (Sprww. 18'24). ZU hät-me" da [bei einem
Empfang] iiiid lang g'cha" für s'iwiestere": da ischf's]
ev'fach g'gange" ächl. na'''' W. CStreiff 1909/10. 6'ö
göt's Schl. a" W., bei einer lebhaften Wechselrede.
O^JiG. 1898. I"* han iez nüd der ZU z' päschele", iez
mues'-es Schl. a" W. gä", sagt eine Schülerin, die sclinell
ihre Bücher zswirft, um noch rechtzeitig aufs Eis zu
kommen. ESteiner. Schl. a" W. isch das Bild fertig
g'si". EEscHMANN 1917. Es wird 's Cr'schidst si", dass
d'Schl. a" W. linder d' Decki chunst: de wirst Fieber
ha", ebd. Jez chunt's ei"swegs üs, Schl. a" W., und
der alt Böhm ^veiss perse scho" di ganz G'schicht.
ACoRR. (iVlost.). Schl. a" W.! (wiederholt). Ruf beim
Dreschen zu dritt ZUst. Entstellt. Das göt Schl.-ö-
W.! ZO., üst. Er isst, es tunneret Schl.-o-W. ZO.
(Spillmann). Dö göt's Schl. u-a' (od. wie, auch nnd)
W. ThMü. (HWepf). '»■ gilt Schl. wa' W. ebd. —
^) = Blüwella(bd\U'i) BSi.; GlEuu.; GrAv. (Tsch.);
vgl. Blüw-Schl. Auch für einen kleinern Schlägel
zum Schlagen des Garns GrAv. (Tscli.); Syn. Garn-
Plütscher (Gr It Tsch.). — y) = Blüwel Ib Aa; L;
S. — 8) Schlägel, der beim Klauenschneiden gebraucht
wird LE. (ÜFrehner). — e) = Fleisch-Hammer (Bd 11
1274); s.Bd V250u. — t) Werkzeug des Scharfrichters;
vgl. Gr. WB. IX 340u. ,Ze einem Urkunde gewaltes
nnde der rechtunge, du den probst unser kilchen [von
ZFluntern] angehöret, ze richtenne in dem vorgenanden
dorfe von dem bluote, über diebe und ander böse lüte,
so sol uf der Wicingers hofstatt ein schl. und ein
harte hangen, und wer uf der liofstatt wonhaft ist, der
soll eins henkers ampt han, swenne man von dem
bluote richtet.' um 1340, ZSchwam. OH'n. — ■/)) Werk-
zeug des Küfers L (Zyböri); ScaSt. (Sulger) und weiter-
hin. Mit ''em Schl. rumpelibum göd-er [der Küfer] um
die Fässer um. Zyböri. ,Do fallt aber doch eim [von
zwei in einein Fass eingeschlossenen Küfern] in,
dazz er sin Schlägel us dem Lederschurz mit sich ins
Fass genommen, und verfüerent nun mit selbigem
Werchzüg einen so unmässigen Rumor gegen die
Tugen, daz ...' 1622, Bs Familienchron. ,Auf den 2
andern Fässern sassen Drei, welche gekleidet waren,
als wie die andern im Umzug [der Küfer in Gent],
Schweiz. Idiotikon IX.
in der Hand aber haltend einen Schl.' Z Nachr. 1756;
vgl. Chüefer-Schl. — 9-) Werkzeug des Schmiedes; s.
Anm. zu Schmid-Ge-schirr {Bi VIU 1173). — i) Werk-
zeug des Steinmetzen; Syn. Chnüppel 7 (bd 111 746).
.Welche [die Steine] der Steinmetz mit dem Scliröt-
eisen oder Haweisen und Klippel (Schl.) nach dem
Winkelmäss in die Gevierte hawt.' Spleiss 1667. —
x) Dim., Werkzeug des Holzschnitzers. Mid Meissel
und mid Schlegelli, mid Häggen und mid Hegelli . . .
BBr. (Schiiitzerlied). — X) Uim., Schusterbammer, im
Kinderreim: Schli-schla-Schlegeli, sibe'zeh" Negeli: iez
häm-mer ei"s z'tüfg'schlage", wänd'sg'schwmdg'schwind
use" grabe". RSuter 1915. — p.) in der Wasserleitung
angebrachter Hammer WVt. (BSG. II); vgl.: , Sowohl
in der untern als in der obern Leitung ist beim
Wächterhäuschen ein kleines Wasserrädchen in die
Leitung eingesetzt, das von dem vorbeifliessenden
Wasser beständig gedreht wird. Das Rädchen trägt
an seiner Achse einen Zapfen, der bei jeder Um-
drehung einen hölzernen, an einem Hebe) befestigten
Hammer in die Höhe hebt und wieder fallen lässt,
so dass er auf einem untergelegten hohlen Brettchen
einen weithin hörbaren Ton (Tak, Tak, Tak) gibt.
Wenn das Wasser in der Leitung aufhört zu tliessen,
so verstummt natürlicherweise auch der Wasser-
schlägel.' FGStkbler 1901, 46 (mit Abbildg). —
V) Schwanzhammer (s. Mothes IV 169) in einer
Knochenstarapfe. ,Auf einmal sprangen Alle davon,
dass der Puder stob und die Zöpfe auf- und nieder-
fuhren wie Schlägel in einer Knochenstanipfe.' N.BKal.
1845. — b) Ramme (wohl meist Bockramme). ,131 Ib.
12 ß ... hat er [der Schlosser] verdient an den
schläglen zum joch.' AaB. Baurechn. 1669. ,So man ...
in Wassern und an Brugken Katzen oder Schlegel zuo
den Pfylern uft'zücht und wider fallen lasst.' RCvs.
(Br.). ,Item 1 metallenen Schlögell, die Joch darmit
zu schlagen.' 1634, Bs Zeughausinv.; vgl. Joch-Schi.
,. . . Nägel, Hämmer, Schlägel, Stössel, Batzen, Heb-
trämmel [usw.].' Kriegsb. 1644. 1667 (Beschreibung des
.Artillerieparkes). ,Ein Schlägel, Stempfei. damit man
(die) Pfäl schlagt, tistuca.' Denzl. 1666. 1667. 1716.
S. noch Heien II (Bd II 856o.). — c) , Schlägel, da-
mit man das Teuu eben schlagt, pavicula.' Denzl. 1677.
1716. — d) , Dreschsparren', ein flacher Holzklotz mit
schräg aufwärtsstehendem Haudgriti" zum Ausklopfen
der Körner aus den Ähren GrOüS. — e) Trommel-
schlägel AAHeit.; BStdt (HDietzi); Syn. Truminen- Schl.
De" Pumperton händsi [die Musikanten] g'salbet, rfi
gross Trombe" g' spannet, dass de Schl. schier uf yVohlen
abe" g'gumpet war. AAWohl. Auz. 1917 (AAHeit.).
[VVeihnaclitsvvunsch:] Üh hätt-i''' e" Trumme" m""* Schl.
derzue, wie we't-i''' marschiere" und trummie" bisg'nue^'.
's Christcuindli (HUietzi). Trummäschlager, schlag zu
mit da Schleglä! Tyrolersp. 1743. , Weilen auch das
Sturmläuten nicht allezeit und nicht aller Orten ge-
höret wird, so solle auch, neben dem gewonlicben
Schiessen, die Trommel, und zwar, damit solches der
Erste der Beste verrichten könnte, nur mit einem
Schl. geschlagen werden.' Bs Feuerordn. 1763. Pauken-
schlägel; s. er-pauken (Bd IV 1106J. — f j = Challen III
(Bd III 194 M.j; s. d. Syn. Chnehel ä (Bd llj 714);
Blämpel Ib (Bd V 100, wo weitre Syun.). — 2. übertr.
a) = Bloch 7a (Bd V 12) ZO.f; Syn. Flütschi;ia (ebd.
23» u.). Über dem Knöchel seines linken Fusses war
ein starker eiserner Ring befestigt, an demselben eine
17
259
Schlag, schleg, selilig, schlog, schlug
260
ebensolche Kette und an derselben ein mit Eisen
beschlagener Holzblock von der Grösse eines Manns-
kopfes. Der .Delinquent' war früher als Kesselflicker
in der Welt herum gezogen; nach zweimaligem Schub
in die Heimatsgemeinde wurde er so durch den sog.
Schi.' an ferneren Ausflügen gehindert; fortan musste
er weben. JSenn. .Kaspar P. von Ringweil muss wegen
Diebereien den Schi. V« Jahr tragen und an die Stud
kommen.- 1798, ANäf 18ü9. — b) an mechanischen
Einrichtungen, a) an der Schkgel-Sagi das am Sagen-
Stuel aufgehängte Gewiclit (öyn. Sagen-Schi.) ZO., am
Wellbaura befestigter Hebel bGr. (Bärnd.); Z; Näheres
unter Schlegel-Sagi (Bd Vll 429). - ß) unten an der
Weberlade zur Beschwerung derselben befestigter
Eisenstab Z; vgl. LnstI2c (Bd HI 14ö9), sowie Lad-
Schl — C) enghalsige. etwa V-j Mass fassende Flasche
aus dunkelfarbigem (.meist giUnem) Glas für (fremden)
Wein Bier, Branntwein Aa; ApK., M. (.kurze dicke
Flasche' It T.); Bs (auch bei Spreng); B (Zyro); Grü.,
He., ObS. (,mit Branntwein gefüllte Flasche'), Pr.;
Le'- GSaL. (auch aus Steingut), Ta., T., W:b.; Sch; Th;
Z WeiumassZRicht. Syn. Sc«c^e?-i<7äscÄew (bd 1 122U),
-GuUeren Gr (im Gegs. zu einer Flasche aus hellem
Gla»); Batälljen (Bd IV 1908), auch Angster IIZ(Bd 1
340). ii'f«; i>eld. (toll) WV usw. Mir heind der Cime
en Schi, coli The ing'schütt GaPr. Oft zsges. Bier-,
Bränz-, Wi"-Schl.; vgl. auch Schoppen- Schi. 1'" glaub
wol, da"-n-ir nid de' ganz LBrauntwein-]ScW. uf a"-
moi «'ör''e"d g'ldrt ha". ANeuer 19Uti. Er [= Ihr]
müesst-mer en Schi. [näml. Schnaps] hole", sagte Einei
öfter- mau brachte ihm einen Holz-Schlegel zum Spott
GRFÜrna (Tsch.). Vor fü'fzg Jäten ist der Alpen-
hirt mit dem Segen im Mül, ds SUckh m der Hand,
d's Betibiieclüi und d's Brochli Chäs in der Taschen
am Morgen ab "em Säss g'faren; undjetz: d's Mül voll
Flüech, e" Spam uf der A.den und in der Taschen
der Bränz-Sciü. und die Therseterna. Scuwzd.(GrA.).
,Der eine von den Köchen [hat] uf den grozzen wälschen
Kuechen branut Kirschenwasser ntgschutt und an-
züudt und den Schlägel neben hingstellt, und ... hai
fem Kind] den Schlägel genommen und uf die Flammen
ufgschütt, also dazz die hoch ufschlagend und die
brennend Bottel ze Boden fallt und in itel Scherpeu
verheit ' lö-<J2, Bs Familienchron. — d) Pflanzenname,
a) = Cholben 6bs (Bd 111 22H) BS. (Bärnd. 1914; auch
tttr Typüa august.): GRh. Vgl. noch die Synn.
Chnoip la (Bd lU 7ö3j: Bulsterm 2 (Bd IV P^'^l);
Bensei 2b (ebd. 1393); (Sammet-) Bürsten 2a a. (ebd.
Iöu9. lülO); Lampen-Biuser (hTu It Eberli 1904);
Pfiegel2 (Bd V 1-Z41); Bündner-, Sammet-, Trummen-
Se^l _ p; = Cholben iJbh (Bd 111 2-^ti, wo weitre 8yun.J
iJ"Arch b/Büren (Uurh.). - y) = Cholben 6b<. AASigl.,
Vcels. b|Lengnau; weitre Synn. unter Schart II 2 b
(Bd VIU 1307). — 8) = Hasen-Ei (Bd 1 17) ZK
Bruuuer); weitre Üyiiu. unter Here>i-, Pfaffen-Chapph
(Bd lU 390. 393); Chrallen2a^ (ebd. 808); Mul-
SchelltnHitiA Vlll 5ü8;; Cauefer-, Bumben-, Schtmpter-,
HchhmpfeH-, Trummen-Schl. - '-) = Schlegel- Chor n
(Bdlli4'4) ,t>aiuenkoin, rciues, weisses (öcnl.) uuU
ausgezeichnet schöner Weizen bei N.' I8ti», S Ztgsins.
Am öauienmarkt in BKiedtwil wurden verschiedene
Prämien erteilt für weissen Öchl.: eine Art Dinkel.'
SoHWEizBR Bauer 1&98. - e) (Hinter-)Keule von
Schlacuttieren, so von Kalbern, Kindern, öcUaleu, auch
von Wild (Kehen) Aa; Bs (auch-bei Spreng); B; la;
UwE • Z und wohl weiterhin, .Vorderviertel eines
••Schafes' ZRicht. Syn. Cholben S (Bd III 227). Zsges
mh- (s.anch BdIV 1990u.), Schaf- Schi. (Syn. Füst 5
Bd 1 1124). In der ä. Spr. auch am lebenden lier.
Nostri partem illam vocant den schl., hoc est malleum,
quffi inter ungulam et tibi» iuncturam media est.' Gesn.
quadrup. ,Est et in tibia equi pars quam lingua verna-
cula werzel appellat. et alia quam schl.' ebd. ,Seine
[einer wilden Ziegenart] bein sind weissiecht, den
schaffen änlich, sein schwänz schwarz, der ars und
schl weiss.' TiERB. 1503. ,Hinderbug, ein Schl., sul-
fra<'o ' Denzl. lOÖti. Huhn-, Gänsekeule U. .Facht er
Ide" Falke] aber nichts, so gab man im einen halben
tiüenerflütrel mit sampt einem halben schlegelin [zu
fressen].' Vögele. 1557. - f) .Adams Schl.-. membrum
virile; vgl. das syn. (Adams-J Bengel n (BdIV 1371) und
die obsc Wendungen unter Schlag- Hammer (Bd 11
1275) und hamcenl (ebd. 18U4M.), auch Cholben 7
iBd lU -227). ,Wann allenfalls Etwas passieren solte,
öpen zu hart gedruckt, das es zerspringt, oder ge-
klemt oder mit Adams Schl. gestochen, dass ein bose
Wunden geben solte, so bin ich ein guter Apotheker,
ich hab lür diese Sach gar guten Zeug.' B Kiltspruch
(AfV.). — g) (Dim.) Ei, im Rätsel vom Huhn, das legen
will- Es gäd Eppis um d's Hits umme" und het es
Schlegeli im Hinder U (SV.); in GrD. dafür irep?. -
h) tehlerhaft dicke flüssige Speise' Aa (U.). Vgl.:
äe" wie en Schl., sehr dick, von Speisen Ap, sowie
schleael-dick. - i) von Tieren und Menschen; vgl.
Bloch 2b (Bd V 11); Plütschi 4 (ebd. 239). Bei den
dirten Name einer Kuh mit einem Stiergrinde, mit
dicken und kurzen Beinen' Ap (T.). Alter Gaul S
Thierst Von einem Hahn: Der Hatte vom Nnschi ist
e" dicke Schl. g'sl". JJör«er 1918. Grosser, un-
beholfener, einlälti,'er Mensch GrS. Grobian LwK.
Gutraütiger,bornierterMenschBltld.(,homostupidus');
GRKh E" gouche- Schl., dummer Kerl GrNuI. Kerl,
Hursohe übh. Gr; m Nui. auch Dim. E" rechte- Schl.,
bougre, gaillard- Gr (B.). E(nJ arme' Schl, armer Kerl
URNuf. Hu chleine Schl. ! zu einem kleinen Kinde PPo.
_ 3 a) Gasterei, Gelage, „üppige Fresserei, dergleichen
Freunde sich wechselweise geben; Fastnachtmahl
SCBW- - U. Vgl. Schl.-Ge-sellschaft (Bd Vll 73ö), ferner
schleglen. Der Schl. ha": Reichet e" Süffistier (Mast-
kai ü) dar und stechet-em d's ßlesser i" de" Hals! Mer
went de" Schl. (Fastnachtschmaus) ha" ... 's ist jiuit
der Schl. z ha" und juhe z'si", übers, von Luc. lo, 2o.
32. DiAL. (UUrs.). ,Es sol ouch ein jeglicher stuben-
gesell jarlichs geben ... sinen schl., ob man schl. git.'
M XV., BStdt (Ordnungen der Gerwerngesellschatt).
Uff die zytt [vor Lichtmess] hatt mian ain schl. utf
unser stuben, gieng wild zu, und ward ich hubtmianu
über Hans Scümid, und ich gnos der hubtmiannschatt
uitt vil, ich hatt min heren und gessel zu gast utt
der Kuft'lütten.' Stockar 15-29. ,Ein schl., das ist wenn
man ein gastuug lasst umbgon, circumpotatio.' Fris.; .
Mal. .Sömlichegastuugeu [vgl. Hiob 1,4] werdend bei ;
uns schlegel genennt, da es also umbgadt, dass man •:
zuo mouateu umb oder wie man desse eins wirt, letz
uei dem, dann bei einem anderen isset. Dise schlegel
sind vor Zeiten bei uns gmein gewäsen und habend
-uot freund ein buoss darauff gesetzt, dass es keiner
köstlich bieten solte, damit man dester mer zesamen
Kommen möchte.' LLav. 158-2. S. noch höfelena (Bd U
1U41J- Ponijp (Bd IV r2Ö'2). Verbote. ,Färer haben
Schlag, sclileg, schiig, schlog, schlug
wir geordnet, das zuo fasnaoht oder andern ziten
fürerhin die frowen zem Rüden, zem Schneggen noch
in andern zünften oder stuben kein gastung oder ge-
meine ladung under inen, das man ein schl. nenmt
haben noch bru[c]hen, sunder allein uff ir stuben
so man sy dahin berüeft, zuosamen kernen sollen jeder-
man uft sin selbs kosten.' 1488, Z Mand. ,Das och
weder irowen noch mannen, töchtern noch knaben
kam letzinen, sohl., stubeten, tenz noch ander derglich
gelüff für die gericht hinuss legen, bestellen, noch
niemands darzuo laden noch ulftriben noch darzuo <ran
noch louffen solle ze buoss an I pfd d. von jedem „ral.'
1519, G RS. ,[Es sollen] dessgeljchen ander argwänig
Versammlungen und würtschaften, so man schle-ell
nanimet, abgestellt heissen und sin, sich dess niemand
h.ntur gebruchen, ussgesetzt fründe, so einandren ze-
erben umi zerechen haben.' 1534, S Wbl.1845. S. noch
Schupf-Ürten BdI494 (Th iVIand. 1530; in dem ihm
zugrunde liegenden Z Mand. fehlt das W ) Die Ver
böte erklären sich zT. daraus, dass solche ,SchlecreI-
oft heimlich, zum Zwecke politischer Abmachungen
und Komplotte veranstaltet wurden. [Einige Re
formierte in S] beschweren sich, dass ungeachtet der
Zusicherung, die man ihnen bei (Ablehnung) ihrer
Supplikation gegeben, dass keine Drohungen vor-
kommen sollen, ,ein Schi, gehalten- worden, so dass
sie Leibes und Lebens halb unsicher gewesen, wozu
vie erlei Drohungen gekommen seien ,der Landleute
hab- ab dem Labern, besonders des abgebrochnen
Bildnisses wegen. 1529, Absch. ,BThiringer hat be-
kent, als er kurzverschiner tagen ... zuo Costenz am
üschmarkt umbgieng, begegnete im HAmman und der
bchraid von Märstetten und ander, bäten inn er sülte
mit inen zuo nacht ässen ... Darnach im nachtmal
erschainten sy im, wie sy fnrnemens wären [zu Mär-
stetten] am schl. zuo haben, mit pitt, das er ouch zuo
inen käme ... Und als er uff den schl. kam und sy
zuo mibis ässen weiten, sagten sy, sy weiten den land-
Togt anrüeffen oder unser herren, das sy ettlicher be-
schwarden entladen und inen ettlich artikel gemiltert
wurden ... Demnach wurde von den Zwölfen [dem
Landesausschuss] geredt, das sy noch kain rechnun<.
geben ...• 1531, Tu Verhör. Die Teilnehmer wurden
nachher zur Verantwortung gezogen und bestraft, ,un,b
das s. sich zuo Merstetten wider ussgangen mandatten
hinder der oberhand und den gemeinden schlegelswyss
zuosamen getan.' 1531, Z Rß. (vgl. Absch. IV 1 b 915)
Dazu noch: .Jeder bot waist zuo sagen, wie ettlich
gsellen, die genompt sind Schlegellüt, sich vor uns
erc agt wie sy vergangens jars by enandern guoter
gsellschatt wyss gewesen und darinn rätig worden da.
sy den landtvogt bitten wellen, in der Zwölfen im
Ihurgow abzehelffen und ain landtsgmaind ze halten
Schlegellüt von des schl-s wegen schuldig und von
inen „och nit gehen sind, hin und ab und sy darby
nutz mer schuldig sin.' 1532, Absch. Vgl. zum ganzen
Handel auch Pupikofer, Gesch. des Thurgaus « II 333 _
» de- (It Tsch. auch e") Schl. trinke" ftreieheV. von
erwachsenen Ledigen (Jungfrauen GRNuf.), auch Ver-
neiiateten (GsSeew.), einen gemeinsamen Trunk ab-
halten, den bezahlen muss. wer von den Teilnehmern
zuerst heiratet, auch erbt (Tsch.), (bei Verheirateten)
wer zuerst ein Kind zu taufen hat Gr. so oHe., Schs 1
fechud., Rh,, Seew.; wohl überall f. Syn. den Platsch I
262
6f.a?e« GRhPr. (Tsch.). - 4. , Kotklumpen am Saume
eines Kleides", kotiger fund nasser) Saum bes a„
Frauenröcken (auch an Mänteln Bs, Männelsen Aa
B) Aa soAar Br., Zof.; Bs (auch bei Spreng); B-
SS / ^"f '• "° "«'*--«Synn.,;iw;,e^,„.
het e Schl. gha" co" Dreck. BXrnd. 1914. Wo hast
'u de-SM.y'holt? zu Einer, die bei nassem WeS
das Kle.d nicht aufgehoben hat Aa. E" Schl. mache'
Aa; B (.infimam partem vestimenti luto conspergere '
;; -7 r/,^' [d'Agerste-l über d'Ströss, so lüpfe-si
alleml d Schleppe", damit s^ Icei" Schl mache". RMev
459,60 F.scher V 874. Zu deu RAA. unter 1 a. Zun, Schl
als göttlichem Strafwerk.eug (eig. der Blitz) vgl. die mhV
Zeugnisse bei Gr. WB. IX 342, sowie ir«to-.SV;J /;,» s.hi
I ZiL^ "■"'■' '"'■"'=''■ ""f ''''" S<^h)egelwurf als altes Symbol
ür Übereignung; vgl. Haupt zu Gr. Myth.» 1205; Germ. 35,
403 so«-,e auch Vf,„/.fe;„ (Bd VI 307). De-> Schl. träge' er-
klärt sich eutw. (wie die RA. ,EiDem einen schl. anhenken')
von 2 a aus oder wie die Syun. rfe» Chratt,', <V Chräze" träJ
On„^i II I 87 1 0. 924 u.) uä. ,Einen schl. an sich eÜkl-
.um Sc ._ als Waffe? Zu 2c vgl. CM,,.,,, (Bd III ,226);
Eine Erk arung 2u 3 s. m der Aum. zu Scia.-Ge-,dUchafn nach
Adelung IV 938 beruft in einigen Dörfern Obersachsens der
R diter oder Schulze durch einen herumge.chickten Hammer
he Gemeinde zs. 4 (auch bair.) könnte auf Vergleichung mit
2a beruhen oder Rückbildung zu .chle.jlen6 sein i S v was
an den Rock spritzt'. In Namen. Von Personen. ' W
V«.srf., Übername SchwE. Als FN. verbreitet, noch heute in
BG. (nach Rarnd. 1911 schon seit dem XIV.) und It Zyro- Gr
nach I-eu, Lex seit 1406; ,der herr abbt zuo Sant Luci zuo
thui, abbt Schl. genannt.' 1529, Kessl.); GGrabs. Nessl
,t uonradus mouachus Sl. miles' = ,her Kuonrat der Sl.' ; ,domina
de. Sl. 1303, ebd. CMouch, gen. der ,S1.' 1336, ebd. (Becker)
nf a"« M-'.^f ' ^'^'""- "'"'■"''• ''-»l ')• 'Wernli Schl.''
13S8, AaB ASG.). ,UoIi S(ch)l.'; ,der Sl.' 1406, Z RB
.Johanns Schl. ab dem Ziirichberg.' 1526, EEgli Act. Einer
vom gschlecht ein Schl.' 1527, GWe. (ASG.). ,Slegell.' 1528
BRef. ,M,chel%chl.' 1531, ZWfh. .Jacob Schl.' um 1540
ZOss. ,Den, SchK' 1561, ADettl. 1904. ,Heinrich Schl. von
Schwyz.' 168o, Gfd. ,Joh. Schl.' 1780, GaStJoh.; 1798 B
usteigwiler. ,Gold-SchI.' 1432,ZSchIiereu. ,Weg-SchI ' 1730
LSchötz. AlsOrtsn. .Schlegel' BsBuus; BBlankeub., Huttw"
^ M^'^t"'^"'-' '^^'B«'-^-' Thal Um SrM.): SchB. (Reben .im'
; ;,l=P^''"";-'^''^^'^''-'N''f-(1316). ,-Acker.'lS05,ZHett).
,-Gutli GFs.,-Graben'BTrub.,-Halden'BDitt.,-Holz'BStSteph •
.Slegelhülz sehou 1376, BoSi.R,,. ,-Hüs' BHuttw. ,-lIatf S
Gunzgen, .-Matten' SKestenh. .-Bann' SchwÄrth -Tobel
Bach' ZHorg ,-Wald' BZweis. .Schlegels-Äcker. -Garten' Seh
B -Gut BS.. ,-Teil' GVilt. SM.geli BAd. (auf dem SM.),
Mslisau; LGrossw. ,Bis au Schlegeltis Bach.' 1660. GrD
Als Hausn. .Zu dem Siegel.' XIV./XV., ZStdt (Vög.-NUsch )•
darnach benannt die ,Schl.-Gasse'. Vgl. auch ,Werner zem
Siegel.' 1388, Bs (ASocin 1903).
Ise--: 1. (schwerer) eiserner Schlägel. Eisenhammer
Aa; B; Gr (Tsch.); L; PAL (.mazza di ferro.' Giord )•
ScHw; S; U; Ndw; Z; wohl allg. .Leichtere Arbeit
[als mit dem Zwölf,- Schl; s.d.] hat man mit dem /.'
beim Holzspalten. Bärnd. 1908. .Eisenschlegeli 8 Bz.
Eisenschlegel 2 Fr. 3 Bz.' 1829. LAdl. Gautrodel
(Fahrhabe eines Zimmermeisters). ,S ysenschlegel zu
263
Schlag, schleg, sohlig, schlog, schlug
264
den buhssen.' 1415. Bs Zeughausinv. ,7 ysenwecken.
3 steinhemmer, 1 y.' ebd. Dass der Meier [von LPfäff.
den Reinachern] schuldig sei ua. .ein y. und ein steck-
ysen' zu halten. 1496. MEsterm. 1882. ,Ä. 1652 ...
hat man den ersten Stein an der Kilchen uf Heiden
glegt ... druf band etliche Herren mit einem grossen
Y. uf den glegten Stein geschlagen.' MRohner 1867.
.Dem Schlosser bezalt. so auf dem Schloss die grossen
Eisenschleffelgestächlet.'1687,AAB. Stadtrechn. S.noch
Gunten I (Bd 11 383). Als Waffe: ,Änno 1621 den 14.
February haben bei 19 Mann ... mit Seitenweren,
Scheitachsen, Isenschlegel und andern Instrumenten
aufgemacht', um Pompejus Planta zu überfallen. Anhorn
1603/29. — 2. Pflanzenn., = Iseler II (Bd I 536, wo
weitre Synn.).
In Bed. 1 auch bei Lexer. Als Zu- bzw. Faniilienn. XV./
XVI., Z (,Hans Wieland gen. Y.' 1403, JzB. üster; .Philipp
(Lipp) Y.' 1493/1505, ZRB.; .Gregorins (Gorius, Gore) Y. vou
Uster.' 1522/8; ,Baltisser I.' 1537, ZGrüo. Amtsrechn. ,1.
derschnyder von Borgen.' 1540, Z KB.; , Heini Y. von Borgen.*
1542, ebd.); XVI./XVII., GRapp. (.Dem I. zuo R.' 1541. ZGriin.
Amtsrechn.; ,Jakob I., Pfarrherr zu R.' 1629, CHelbling
1916). ,Agtli Ysenschlegliu.' 1533/8, Z Ehegericht.
Gnn tel- : Schlägel zum Eintreiben eines ,Guntels.'
Nur als fingierter Name einer Bäuerin. Com. Beati; s.
Uaber-Pßegel (Bd V 1241).
Holz-: 1. wie nhd., = Schleqel laa. allg. En H.
bore": s. Bd IV 1506 o. und vgl. H.-Näpper (Bd IV 772).
Ell H. binde-'; s. Bd IV 1344o. Scherzh. ,16 Stück ge-
lismete Holzschlegel', aus der Hinterlassenschaft des
Gideon Hosenstoss ApHer. (AfV.). S. noch ge-scheU
(Bd VIII 551). Hase" sind nit Fuchs. U. ist ke'" Buchs,
Buchs ist ke'n H.: bist doch en grobe'' P/legel, aus einem
Kettenreim. Roche. 1857. Im Vergleich: üfg'lo/f'ni Bei"
u-ie Holzschlegel Z (Dan.); vgl. Schlegel-Bein (Bd IV
1303). ,N. hat veryechen, das er . . . verstoln hab zwen
holzslegel.' 1481, Z RB. ,Ruodi zuo siner husfrowen
Gret; ... Beschlnss den spicher und duo die hüener
in, wir möchtent ir süss wol ein gast sin, die schidachs
und den h., den hüenertrog und unseren pflege);
dan die beiden [Zigeuner] sind in dem land.' XV./XVI.,
MoNE. Schausp. Verwendet zumeist zum Eintreiben
der Keile beim Holzspalten, auch von Pfählen udgl.
,[Beim Spalten von Rundhölzern] wird mit grossem
Kraftaufwand g'schleglet: man hantiert i||it dem H. oder
mit der Schlegelachs.' BiRNn. 1911. Nachgeahmt im
Knabenspiel Stock (in Ap Wegge") spalte", wobei ein
Knabe den H. darstellt; s. die Beschreibung AfV. 22,
102 und unter Chlot.: 2b (Bd III 707). .Fenster ... mit
isinen stengly vermacht, doch nit so stark, dann das
sy mit einem h. einer halben stund möchtind zer-
schlagen werden.' 1526, Z. S. auch Märzen-Griien
(Bd II 753 o). Als Waffe. Di [Herren von Bern] hi-gi"-
ne" [den Guggisbergern] nouen i"g'redt, si chünni"
d's Joch abw'erffe", aber di Katolische" 7ü-"-/ie" du mit
Bolzschlegle" d' Hut verchnütscht. ELeuthold 1913.
[Frau zum Manne:] Balz, es gät zum Änd mit-mer ...
Der Balz ist schu" da g'stande", tv'e-n-em Eine'' mit-
eme" H. e" Streich g'gi" hett. CStreiff 1908. ,Und
wenn ich noch einist die Gosche auftue für seilig
Sachen [dass man in der Schule auch schreiben und
rechnen lernen solle], so schlage man mir den H. hineiu.'
GoTTH. V; ,so schlage man mit dem H. hinein.' 1861.
Scherzh.: ,Kein Weib wird mit dem H. verstochen
und kein Haus mit Wasser verbrennt ...' GBaümb.
1903 (Spruch der Klause in GLeuchingen b/Altst.).
S. noch liieren (Bd VI 1254 M.). RAA. und Sprww.
De" H. mach-i"'' nit, ,ich will nicht dreinschlagen' L.
J'* milesst mit dem H. gä" [d. i. zum Totschläger werden],
wenn ich ice't erbe" Z. ,Was hat sie [deine Frau] dir
eingebracht? Ist die Sach nicht dini, wo da istV
Aber so hei° sie's: wenn-me'-ne'' d'Blössi "deckt het,
so möchte° si Ei^m mit dem H. danke".' B Dorfkai.
1866. Wer iibergiH vor sl"'m Tod. De" se't-me" schlah"
mit '>em H. z'Töd ZEmbr. ; s. auch Löjf'el (Bd III llöSM.)
und vgl. Gr.WB. V648 (Simrock). S. noch Aderen
(BdI86o.). Mit ''em U. druff sehloli", Etw. auf hand-
greifliche Art zu verstehen geben Bs. ,Die Mädchen
sind in Liebessachen gar achtsam, man braucht nicht
mit dem Holzschlägel dreinzuschlagen.' Breitexst. 1860.
.Ihr seht dann selbst am besten, wie die Sachen [eine
geplante Heirat] stehn, ohne dass ihr mit dem H. an
die Wände zu schlagen braucht.' Gotth. Ahnlich: Da
brücht-me" der H. Gl. Mit Dat. Öppen einist merk-
('"'' denn o'*, wo's dure" göd: i" mer iiiiiess-mer's nid
mit Holzschlegle"i"topple".Al,(jkssiui:>v 1918(L). Ei"'m
mit ■'em H. chlopfe"; s. Bd III 680. {Es AiBeinw.;
L tw.) Ei"'m mit ''em (auch mit-eme" L) H. (mit Uols-
schlegle" SchwNuoI.) düte" Aa; BsL.; Gl; L; G; Sch;
ScHwNuol.; S; Th; UwE.; Z, auch mit dem Zusatz
und mit der Wanne" ivinke" AaF.: GRHe., Valz.; Sch;
ZZoll. und It Dan. Vgl. Smc-Bängel (Bd IV 1373 M.).
Da^s der Fritz ''em Anneli nache" lauft, han ich schu"
lang g'merggt; i" d'ere" Sache" m.uess-ine" mir nüd mit
''em H. tute". JHefti 1905. Nachher seit-si [eine reiche
Bäuerin], i''' sig aw'' gar barmherzig a"g'leit, i'* soll
dort über 's Gänterli und en anderi Montür üslese",
iri Buche" mache" olti Chleider g'mien. Für das het's-
mer nit brüche" mit ''em H. z'düte", i'"* ha"'s so g'macht.
BWtss 1863. De" Narre" muess-me" mit Chölbe" läse",
mit Wanne" winke", mit Holzschlegle" düte" SchwNuoI.;
ähnlich Th. Ei'^m mit ''em U. winke" AaKöIL; Bs;
BE.; Gl; ScnSchl.; S; Th; ZSth.; Syn. nnr'ew Hag-
Pfäl (Bd V 1092), Trosch-Pflegel (Sch It EStoll), Hag-
Stecke", Schur-Tor. Mi" muess halt Mängcm mit ''em
H. winke", bis ''as'-er merkt, wo der Herrgott Trubel
het lö" xcachse", tco-n-im nit Büchtee mache". JReinh.
1903. ,Unter diesen Gesprächen waren wir über 2
Stunden vorwärts gekommen, als der Knecht zu klagen
anfieng ... er habe einen Durst, dass er es kaum er-
leiden möge ... Auch den Rossen wollten sie es an-
sehen, dass sie durstig seien ... Nachdem man mich
so mit den Holzschuhen getrappt und mit dem Holz-
schlägel mir gewinkt hatte, sah ich wohl, dass die
zweite Einkehr nicht zu vermeiden sei.' Gotth.
Ei"'m Öppis mit ''em H. z' merke" ge" Th; Z. Vgl. auch
Stock; Wa7id-Schl. Der H. het-im g'chalberet (BE.,
Ha.), g'jünglet (GnChur). von Einem, dem unverhofft
und mühelos ein grosses Glück, zB. eine schöne Lebens-
stellung, zugefallen ist. Sprw. : Wem 's Glück wol
will. Dem chalbered der H. Bs (Seiler), .Dem kalbert
der H. auf der Russdiele.' Sprww. 1824. Wer d's G'fell
hat, Dem chalberet der H. uf der Oubertili, trou dem
Ändere" blouss e" Geis' gitzlet GSaL. Dem chalberet
deCrJ H. uf der Dili (GRHe., L.. Pr., Valz.), uf der
Winde" (Z). , Diesen Leuten kalbert halt der H. auf
der Vogeldiele.' B Hink. Bot 1902. Darnä''', will-me
[Napoleon I.] der H. uf''em Tenn z'chalbere" ang' fange"
hed und er erste' Konsul and Chaiser worde" ist. Bühl.
S. bes. noch chalben (Bd III 222u.), ferner Estrich (Bd I
579); i?et<i' (Bd VI 1650). , Ja, Fraueli ... etwas Recht
2b5
Schlag, schleg, sclilig, schlog, schlug
26(3
niuss ich dir geben, dass du dich wehrst [gegen den
Handel]; man sieht daraus, wenn man es nicht schon
wiisste, dass deine Nase kein Holzschlägel ist; aber
Alles übersinnest doch nicht.' Gotth. — 2. grobhölziger
Mensch UwE.; vgl. Schlegel 2 i (Sp. 2(J0). — Mhd. huh-
.!e<j,:l; vgl. Gr.WB. IV2, 1779; Scliiii.^ II 5 19 ; Martin-Lieul]
II 4«0; Fischer III 1794/5 (auch [lers.).
Hand-: wie nbd. a) = Schlegel las; s. Blütscher
(Bd V237). — h) = Schlegel la-q. 1659, SchwE. Arch. —
c) als Werkzeug des Maurers und Steinhauers; vgl.
Scldegel^lai. .Eisene Handschlägel' Z. — Vgl. Saoders
II '2, 936' lj.
Heinze"-: hölzernes Werkzeug zum Einschlagen
der Pfähle für die Heime" (Bd II 1477) GRSch., Seew. —
Hornüss Hur-: Schlägel, womit der ,Hurnuss' ge-
schlagen wird BS.; s. Bd II 1629 u. — Hau"-; fingierter
FN. ,Die eersaraen eerichter ... lassend durch disen
offenen ruf ... zum rechten verkünden und berufen
Hansen Howschl., Margreten Schluraffln eelichen
man.' 1553, Z (Form der Citation). — Joch-: Ramme
zum Einschlagen der Pfähle für Brnckenjoche.
,Ankher, J.' 1634, Bs Zeughausinv. Vgl. den Beleg
aus der selben Quelle unter Schlegel Ib. — Lad-:
der untere Teil der Weberlade, der gegen den Zettel
schlägt Aa (Hürhin). ,Im L. befindet sich das Blatt';
s. auch L.-Schoss (Bd VIII 1470). Syn. Schlag
(Sp. 188M.); vgl. auch Schlegel 2b ?.
Chnefer-: 1. a) = Schlegel lari (Sp. 257) BS.; Z.
,Üie in Basel sich aufhaltenden Küfferknechte . . .
hielten, ihrem Gebraucli nach, am verwichenen Ascher-
mittwochen ihren Umzug ... Zuerst giengen 5 Musi-
kanten . . . darnach 2 Büchsenknechte mit grossen
silbernen Koken (holen KüÖerschleglen) ...' Z Nachr.
1754: vgl. dazu Bd III 179o. ,Der Umzug [der Küfer
in Genf] war also: Zuerst gingen 2 Soldaten aus der
Garnison mit Über- und Untergewehr, darauf die Musi-
canten, hernach die Meister, ein jeder bekleidet, wie
er wollte, in der Hand aber tragend einen neuen Küffer-
schl.' ebd. 1756. — b) Spitzname des Küfers. So (wohl
urspr.) st. Ghüefers-Pllegel in dem unter Diesem (Bd V
1-241) mitgeteilten Volkslied Z (Bölsterli). Als Dira.
indem Kinderspruch: Ch.-Schlegeli, bumin bumni bumm:
mach mer 's FässU nüd so dumm! Z. — 2. Cli.- Schlegeli,
Pflanzenn., = Schlegel 2 d5 Uw (Durh.); ZZoll. und It
Heg. 1840. — Vgl. Fischer IV 821, zur pers. Terwemlung
r/latler-Chellrn -Ja (Bd III 201). r,ummen-ScH. Jb.
Lampe"- s. Schlampen-Schl. — G'-meinds-: der
Gemeinde gehöriger Schlägel; s. Ge-meinds- Sagen
(Bd VII 428).
Balle"-: Schlägel im Ballspiel; vgl. Schlegel- Fühl
(Bd I 824). ,[Der Ball wird geschlagen] mit der flachen
Hand oder dem B., einem kurzen, unten leicht zu
fassenden Brettchen' Bs (Seiler). — Vgl. .Schlägel' 1 g
bei Gr.WB. IX :UI.
Bind-baum-: = Wellen- Chnebel (Bd III 716) BS.
Bumbe»- ZO. (Messikommer 1910), Bumpe'- Z, so
0., Bumper-, P.-Schlegeli ZZoll. : Pflanzenn., = Chüefer-
Schi. 3. — Bei Durh. Bumge-Schl.; wohl Druckfehler.
Binder-: = Ghüefer-Schl. la. ,Do fragti er und
sprach: was ist ein kag? er meinti, ein b. wäri ein
kag; do sprächendt ander ouch: ja, es ist das selb;
do kagotti N. inn aber.' 1520, ZKyb,; s. Anf. und Forts,
des Beleges unter Schelm (BdVin697o.).
Auch bei Fischer I 1120. Zum Verständniss des obigen
Beleges ist Folgendes zu bemerken. ,Kag' f. = KUferschlftgel I
(auch .kiieffeikag') begegnet in uusuru ä. (iuelleu wiederholl.
(so 147+. U85, Z RB.; 1540, AaB. StR.), auch in der all-
gemeinem Bed. , (kleine) Keule, Kuüppel' oä. (so 1425. 1432,
Z RB.), ,Kag' m. = Strunk noch heute im Schwab. (Fischer IV
146; vgl. auch Gr. WB. V 26/7), es ist das Grundw. unsres
.Kegel'. Anderseits ist .kag' landschaftliche Ansspr. des
Schimpfwortes ,kog' (Bd III 183).
Bündner-: Pflanzenn., = Schlegel 3da GRh. —
Eig. das Selbe wie das Folg. a. Zur Übertr. vgl. die synn. B.-
Cfinebel 2 (Bd III 715), Sehmzer-Brüi/d ä (Bd V 522).
Bünte°- (-ö'-J: a) ,eine Art Waffen, in einer Keule
bestehend, welche an ihrem dicken rundlichen Ende
mit eisernen Spitzen oder Stacheln verseben ist, der
Morgen-Stern' ApK. (T.). Syn. BüntefrJ- Sporen. —
b) Paukenschlägel ApHer. (T.); vgl. Schlegel Id. —
Zu a vgl. yratiijüucr-Biüijet (Bd V 522), auch das Vor.
Bor-: eiserner Schlägel, womit der Steinbrecher
beim Bohren von Sprenglöchern auf den Kopf des
Bohrers schlägt Schw; vgl. Mothes*I449. , Entwendet:
Bohr- und Steinschlägel, Pickel, Hebeisen.' Bote der
Urschweiz 1883 (Schw), — Bure"-: Bauernbursche
BS. — Batteri-: = Schlegel Ib, zur Herstellung von
.Batterien' (Befestigungen für Geschütze). Für das
untere Burgstell fordert er [Oberst Orell] ,50 Stück
Körb und zu jedem 10 Pfähl ... 20 Wägen mit tannenen
Äst für die Schanzkörb, dann 75 Wagen mit Grundt
oder Erden, 6 Rammel, den Grundt zu stampfen, und
12 Baterieschlägel, 8 Sagbäume zu Bateriefleckling,
jeder 30 Schuh lang.' 1741, SBurkart 1909. — Blü"-.
PI-: = Schieben a^ GrAv. (Tsch.). ,Bleuwschl.' Fris.;
Mal.; s. Hanf-Blüwel (Bd V 248). — Brugg-:
= Schlegel Ib, beim Brückenbau verwendet (V) GRHe.
(Tsch.). — Breit-. .(Ein) schlaher, ein tännschlaher
oder br., damit man die tänn oder estrich schlecht
oder ebnet, pavicula.' Fris.; Mal. — P fäl-: = Schlegel Ib,
zum Einrammen von Pfählen. Denzl. 1666. — Sage"-:
1. = Schlegel 2bx ZPfätt". — 2. , Zuname eines gewissen
Kindes.' ebd.
Sammet-; Dim., Pflanzenn., = Schlegel 2da. Z
(Durh.). — In ganz andrer Bed. bei .Schm.' II519.
.Schimpfer-Schlegelein': Pflanzenn., = Chüefer-
Schl. 2. Durh. Vgl. SchUmpfen-Schl. — Bei Gr.WB. IX
179 mit unrichtiger Ortsangabe.
Schoppe°-ScW«^eZt: 1 Schoppen haltende Flasche.
E" Seh. voll Hechte'' Wl". Alpenwelt 1889.
Schlampe»- (auch Lampe"-). Schlampe"-,
Schlimpe"-: Pflanzenn., ,Art Berberis (die Blätter
werden gegen Ausschläge verwendet; die roten, läng-
lichen, sauer schmeckenden Beeren werden gegessen
oder eingekocht)' FJ. (BSG. X 203).
Schiimpfen-: Dim., Pflanzenn.: = Schimpfer- Schi.
,Euonymos vel ut quidam volunt anonymes . . .
schlimpfenschlägelin holz, als Ruel[lius] meint; aliis
eyerhretschelen.' Gesn. 1542. ,Euonymus arbor ... ger-
manice schlimpfenschlegele, eyerhretschelen, spindel-
boum, haubödle.' ebd. 1551. — Vgl. Gr.WB. IX 72:^.
Spitz-: = Schlegel lai. (auf der einen Seite) in
eine Spitze auslaufend GRÜhur, He. (Tsch.), Pr. —
Stick-: Eisenschlägel zum Einschlagen der Rad-
speichen in die Nabe. Wagnerspr. (so Z); vgl. sticken. —
Stock-: = Holz-Schi. 1, zum Eintreiben der Keile in
die zu spaltenden .Stöcke' (Baumstümpfe) GaHe. ; GWe.
Vgl. stock-schlegel-dick. RA. : Mit ''em St. icinks", ,mit
dem Zaunpfahl'; s.Sp.264. — Stumpe"-, in GRFläsch
auch Stümper-: dem Vor. ähnlicher, nur kleinerer
Schlägel zum Einschlagen der Stumpe" (Pfähle, woran
267
Schlag, schleg, schiig, schlog, schlug
268
Kühe und Geissen auf der Wiese festgebunden werden),
auch beim Holzspalten verwendet GRFläsch; GWe.
Stampf-: = Schlegel Ih; s. Bt>fr5 (Bd IV 1980). —
Vgl. Or. WB. X 2, 682.
Stei°-: (auf der einen Seite in eine Kante aus-
laufender) eiserner Schlägel zum Zerschlagen von
Steinen, Werkzeug der Maurer und Steinmetzen Ap;
FJ.; GRPr.; Schw (s. auch Bor-Schi); Th; Z und wohl
weiterhin. — Vgl. Jlartin-Lieuh. II 460; Fischer V 1720.
Sturm-i eine Art Handgranate, bei Sturmangriffen
verwendet; s. Schlag 9a (Sp. 192). Im gleichen S. auch
,St.-Pfäl, -Brügel' (Z Anz. 1913, 238Anm.); vgl. Zeit-
schr. für hist. Waffenkunde VII 224 ff.
1 üh e° - Schlegeli:Püa.menn., Bisamhyazinthe, Mus-
cari com. Es. — Kreuzung der synn. Tüben-Chnop/S (BJ III
753) uud rnimmeii-SM. ;'./.
Tür-: Türklopfer (Hammer oder Ring) Z (FStaub)
Töte'-Schlegeli: = Töten-Bluem i (Bd V 90) ZZoll.
und It Wolf-Mannh. IV 177. — Beuauntnach dem schlägei-
förmigen weissen Griffel; zum 1. Glied vgl. Töten-Bluem L'
(Bd V yio.).
Trunime»-, Tromme"-, in AaF. und ItMühlb. 1880
Trumbe'- (bzw. -o-), in B; GT. (neben Trumme"-,
Tromme'-); Th (neben Tromme"-) Trummel-,
Trommel-: 1. a) = Tr.-Chnebel 1 {Bd III 716) Aa; B;
Sch; Schw; Th; Z; „allg." — b) pers., Trommel-
schläger. Wer lened cluo zuom Pfeister üs? Rumbumm !
Es Maitli uie-n-e" Hochsigstrüss ... Jetz höirt der Tr.
g'schicind. Gott grüess-di''', mögigs Sclncizerchind !
Rumbumm! Schweiz 1917 (Lienert). S. noch Bd VIII
13310. — 2. Pflanzenname, a) = Schlegel Udo. (Sp.259)
AAF.,Geltw.; BS. (Bärnd. 1914; auch für Typhaangust.);
GL(Durh.);GRh.; Th. allg.(Eberli 1904). — b) = ^/mi
(Bd I 388; auch TnObersee It Eberli 1904) oTh, Unter-
see. Syn. Chindli {und Büebli] Bd 111 342 u. (wo weitre
Synn., wozu noch Aronen-Chrüt Bd III 888, Lungen-
Ghrüt Th; Liecht Tb Bd III 1053; Dreher-Bluem Bd V
91; Büt2c Bd VI 1798). — C) = Schlegel 3 d^ „B; S"
(St.»). — d) = Schlegel ädy AASchneis. und It Mühlb.;
LE., W.; ScHwG., Ib., Ma., Schwyz; Uw. so E.; ü. -
e) (in SBih. -Schlegeli] = Tnimmen-Chnehel 2a (Bd III
716) GbEngi; Syn. Wannen-Boppekn (Bd IV 1423)
Insbes. Cent. jac. Gl; GWe.; SBib.; Syn. Hasen-ÖrliSd
(Bd 1414); Casaggen-,Biet-, Wisen-Chno2)f(Bäinib\l3);
Gras-Nägeli3 (Bd IV 693); Bisam-Bluem 4 (BdV85).
Cent. scab. Gl. Cent. mont. GT.; Syn. Bismen-Chütz
(Bd III 604). — f) Dira., = Merzen-Bluem If (Bd V
84) SNA. Syn. Steinächerli (Bd I 68); Glas Sc (Bd II
644); Poppen-Grät (ebd. 821). — g) in Aa; B; S tw.
Dim., = Cholbeneb^ (Bd III 226) Aa It Mühlb. 1880;
ß; L (Pritzel-Jessen); S. Syn. Tüben-Ghnopf 2 (Bd III
753); Paris 3a (Bd IV 1445); Spig-, Tinten-Blüemh
(Bd V 89 f.); BibeUia (Bd VI 50): Maien-Ris (ebd. 1332);
Strübli; (Auer-, Aprillen-, 3Iaien-, Muskat-, Beb-,
Win-jTnlbfeJli; Zinggli. — h) = Schlegel 2dti BO. Vgl. :
,Der Pfaffenhütli- oder Bräzelenstrauch, im Berner-
oberland das Trommelschlägelholz, kommt in Zäunen
ziemlich häufig vor.' Kasth. 1828. — i) = Ross-
Ghümmel 4 (Bd III 295) aScHw; Syn. Cherfelb (Bd III
459); Kar-Bängelb (Bd IV 1372); Cherben-Stängel. —
Vgl. Fischer II 399. 400 (auch Pflanzenn.). Zu I b vgl. (7,ii,yV,-
Schl.lli. Das Dim. als Übername: Seine (des Kajilans N. |
Haushälterin hatte ihrer bciseu uud geläufigen Zunge wegen den
Namen Trommelschlegeli; nach andrer Quelle wurde sie , ge-
meinlich genampt Drumraeuschlacheri.' 15SB, MEsterm. 1875.
Wiber-: ,ein Schlägel, der mit Begleit eines
Schariwaris und eines besondern Spruches solchen
Eheleuten gebracht wird, die gleich nach der Hoch-
zeit in Unfrieden miteinander leben. So straft die,
jedoch bald veraltete, Volkssitte den ehelichen Un-
frieden' ApH.. K., M. (T.); GOberr. (noch heute; vgl.
auch GBauraberger 1903, 140). ,Kein Pfarrer und kein
Chorgericlit kann oft den Hader schlichten; der Weiber-
schlegel lehrt die Pflicht, den Hauskampf zu ver-
nichten; doch fällt es mir so eben ein, wie gross der
Schlegel Zahl müsst sein.' Schweizerb. 1819, 49 f. (aus
einer gereimten Beschreibung des Brauches u. d. T.:
,Der Weiberschlegel im Appenzellerland'). ,Wenn das
Gerücht erscholl. Jemand liabe zu wiederholten Malen
seine zänkische Hausfrau weidlich abgegerbt, beschloss
das junge Volk in der Umgebung, ihm mit dem löb-
lichen Weiberschlägel ein Präsent zu machen. Meister
Jakob wurde sogleich beauftragt, jenes handgreifliche
Werkzeug zu verfertigen, und in kurzer Zeit war ein
tüchtiger Knorren von einem Holzapfelbaume da, mit
einem langen Stiele versehen. Hierauf wurde derselbe
mit Bändern und Blumen aller Art ausgeschmückt ...;
dann nahm einer der lustigsten Bursche den zier-
lichen Schlägel auf die Achseln, und ihm folgte eine
grosse Schar junger Leute, wie bei einer Prozession.
Voraus aber zogen Spielleute mit Pfeifen und andern
Instrumenten, und so gieng der Zug unter Jubeln und
Jauchzen bis zum Hause des unfriedlichen Pärchens.
Hier wurde der ehrsame Weiberschlägel vor den
Fenstern befestigt, und der Überbringer desselben hielt
ungefähr folgende Rede an den Mann ...: ü du
tapferster aller Männer, der du selbst mit Weibern
zu kämpfen die Kühnheit hast! hier überbringen wir
dir das wohlverdiente Ehrenzeichen deiner lobens-
werten Unerschrockenheit ... Verfehlt sie [die Frau]
sich wieder gegen dich, so kennst du jetzt ein voi--
treft'liches Mittel, ihre Fehler zu kurieren [usw.].
Ein schallendes Gelächter und Klatschen begleitete
diese Rede, und der Haufe zog dann unter Zurufung
beissender und witziger Bemerkungen an den gefeierten
Helden von dannen.' Schweizerb. 1823, 363/4 (Ar). S.
noch LZellweger, Le discours vom Weiberschlägel
1745 und vgl. ZfdPh. VI 38/9. ferner Blinden-
Stäubeten. — Wull-. Nur als FN. AAAarb. .Mauriz
Wohlschlegel.' A.XIX., LBer. Vgl. Wull(en)-Schlaher.
- Wand-: 1. = Holz-Schi. 1 BGr. (Bärnd. 1908), Si.
(It DGemp. ,der regelmässiger geformte Schlägel des
Zimmermanns'); GnPr. (.Klotz, mit dem die Trätnen
zsgetrieben werden'). Ei"'m mit ''em W. düte", irinke"
BSi.; s. Sp. 264. — 2. plumper Mensch GnPr.
Wetter-: Donnerkeil. .Wann uns Gott der Herr
ettwann durch seinen erschrockenlichen Stralfinger an
unserer Hauptuhr das ein und ander Mal zeigte, wie
spat es mit uns seye, wann er uns mit seinem zornigen
Wätterschlägel zuverstehen gebe, welche Sünden für-
neralich er meinte ...' JMüll. 1665. — Vj.-!. das syu. mhd.
siege) bei Lexer und Sträl-tlixmnicr (Bd II 1275).
Zwölfi- (bzw. -C-): 1. schwerer Schlägel BGr.
.Der Zwelfischl , der gleichsam nach Massgabe des
längsten Stundenschlags im Glockenturme langsam,
aber wuchtig drauf los hämmert, bis endlich der ins
zähe Holz eindringende Scheidiweggen unter Krachen
und Knittern eine Wirkung sehen lässt ...' Bärnd. 1908.
,Gilt es. Einem mit dem Zaunpfahl zu winken, so wlchd-
mu"-mu mid dem Medli''g am Itramen [Ortsn.], mid dem
269
Schlag, sclileg, sclilig', schlog, schlug
270
Zw. am Scheidegg.' ebd. — 2. pers. Als Übername.
Der Zii\, eil alte' Sclinapsvatjant. Mi" het-im de"
En'titel a'g'häicht, wil-er mit sl"'m grosse" Chopf,
sV'm mutschlige" Lib und sine" Znnstecke"scheichline"
schier e"chU" eme" Glogge"challe" g'gliche" het. Süfeller
1919. Job. Kiäuchi von [PjBäiiswyl trägt den Spott-
namen Zwölfescblägel darum, weil er nach seiner
eigenen Aus.sage 12 Gemeinderäte, die ihn zum Ge-
meindehaus hinauswerfen wollten, selbst hinaus-
geworfen und geschlagen, dass sie blutrünstig waren.
N. ZZtg 1852. Übh., klotziger, ungeschlachter Mensch
BGr. (Bärnd. 1908).
G '-seh legeln.: = Cre-c/j»ie6e;(Bd III 716), vom Auf-
schlagen eines Bergstockes auf dem Strassenpfiaster.
Bas isch de"" doch nit notwändig, dass-mer der Berg-
stecke" über eusers holperige Stadtpflaster schleipß, wie-
n-es Jungs Lütenäntli si" Säbel, wenn-er-em z'läng
isch. Das G'chlopf und G'schl. chönnt-me" de" liebe"
Mitbürgere" ... erspare". S Anzeiger 1917.
schlegle": 1. (wiederholt, rasch nacheinander)
schlagen. ,Schläglen, dülpen, percutere.' Pris.; Mal.
a) mit einem Schlegel (in Bed. 1) oder ähnlichen Werk-
zeug Ap; ü. a) beim Spalten von Baumstämmen,
Stöcken udgl. AAAar.; BE., G.: SNA. De-- Stock, ico-
n-i''' ha" ungerhänds g'ha", ist en unpen"ige'' Wetter
g'si" . . . Scheidweggen »"'' Bisse" han-i''' i"he" g'mürdet
eini um di angeri ... J"* ha" drüf g'schmidet it"''
g'schmeizl u"' g'schmetteret, ivas-i''' ha" möge" i" Gring
bringe"! Aber dö han-i"'' chönne" schl., Alls het Nüt
wellen abtrage". SGfellkr 1919. S. nocli Hoh-Schleget
(Sp. 2ö3). — ß) vom Steinhauer. ,Ara frühen Morgen
hörte man das Schi, von Steinhauren an der ganzen
Strass [im Val d'üssola].' JvWeissenfldu 1850/1. —
Y) d's Gare" schl. GrAv. (Tsch.) ; Syn. blüwen (Bd V 250).
— ä) dreschen GuübS.; \g\. Schlegel Id. ,Der Schall der
Beiglüken . . . und das Schl. der Dröscher an den süd-
lichen ütlren des Sarner Sees belebte die stille, einsame
Gegend.' Jv Weissenfluh 1850/1. — s)den Lehmboden in
der Dreschtenne fest und glatt schlagen BoAa., E. —
S) eine Naht glatt klopfen? Bögle", schl. und mit dem
Düme" z'säme"negle", zB. von der Pfuschi-Arbet eines
Flickschneiders Lf (ERöthelin). — vj) die Kinde von
gefällten Eichen, Tannen vor dem, Scüälen losklopfeu
(vgl. Bd VUl 549 u.), auch für den ganzen Prozess der
Kindengewinnung AiWindisch. — ^) Spatze", Frösche"
schl, = schnell-büglcn (Bd IV lU7Uu.): brettlen 2 (Bd V
913) BS. — ij trommeln AiAar. (einzelne Angabe);
GRÜbS. (Tsoh.J, Hald.; Z. Der Tambur schleglet. Dö
wird kei" Pause" me g'macht: a" ei"'re" Tür wird
g'schleglet und 'blase", eb's Schwile" geb und lomi Miller,
das hat Nüt z'säge". VV Hoffmann 1912. S. noch cheglen
(Bd 111 182M.). — %) von einer Viehglocke; vgl.
Schlegel lf. Us de" Muse", vo" der Risi gumpet d'Geiss
und schleglet d'Chlopfe" [s. Chlopfen I Bd 111 Ü81J.
LiENERi 1S96. — b) vom ttock, der beim Gehn an die
Beine schlägt. Der Hock schleglet AABrittn. — c) vom
Herzschlag. We schleglet au"'' das Herz, der CUopf. vor
Aufregung. Zu Neuj. Ib94 (ZeAeg.). — 2. insbes., mit
Händen und Pussen drein-, um sich schlagen BsStdt
(von kleineu Kindern, und dazu schreien); „Vü; Gl";
L; Ndw; UwE.; „Z-. [Grossvater zum Enkel, der auf
der Bank sitzt;] Hansli, hock aw'' einisch still und
schlegle" aw'' nid e'sö mit dine" Holzschuehne" 1 de
machsch e" Lärme", ine" tverd ganz stürm. AzürGilgen
(L). Vom Vieh, ausschlagen: Schi schleglend im Stal'
albig se-n-enandere" (od. z'sämme") GRCast. (Tsch.).
Bes. von Sclilägereien (s. Schlegleten) AAAar., Zein.
und It Rochh.; B, so G., S.; Gl; GaCast., Ths; ZO.,
Wila, Zoll. Si händ g'schleglet, Turner mit Eisen-
bahnern Z (Prozessakten). Si hi'-'" Pne/ dem Anw'ere"
g'hüije", dass d' Fläderi (SchVa,gti) fri a'sö g'chlöpft hl^".
Es ist zo-n-ere" wäre" Brüglete", zo-n-ere" ScUlegltte"
cho" ... Pne'' het für z'schl. en Art Pödschleger g'häbe":
es halb Ros'ise", u"'' der Amv'er es Mässerhefti. Bärnd.
1911. Me" süft, me" spiü, lügt und betrügt, jluechet
und Schwert, so dass, bim Dunderhagel! d'Holl und
de'' Tüfel bald drab grüse" möcht, si schlägle"d und
ersteche"d gar enand, schlönd Dem e" Bei" ab, Disem
d'Aiiye" zum Chopf üs, dass's g'mölet möcht am Himmel
stö". Stutz, Gem. ,Dass sie [die Nachtbuebe"] im
Wirtshaus saufen und spielen, schläglen und prügle",
hauen und steche", aus der Urte laulen und hie und
da Leute auf allerlei Weise schädigen müssen.' ebd.
1850. .[Pfarrer N.] hat sicli selbst gerochen und Einen
mit der Paust geschlagen. Das steht ihm übel an:
ein Pfarrer soll nicht schläglen und ein streitbar Ge-
müt haben.' 1535, SHess ISll. Mit enand schl. Gr
Ths. ,Seckelmeister Peter und Gemeiudevogt Carbald
haben mit einander geschleglet (sich geprügelt).'
XVUL, GrKI. Prevelbüchl. (Sonntagsblatt des Bund
1902). Denand schl. Gl. Im Scherze schlagen GnChur.
— 3. uneig. Öppis schl., verrichten, wobei man fest
zugreifen muss BoAa., E. Die neuen Berner sollen
den alten brieflich Kechenschaft geben über ihre
Leistungen; sie haben nicht viel Erfreuliches zu be-
richten, doch: Chech use" g'redt! ja minctwege", da
standi's, tcas-mer g'schleglet hei"! B Seudschry beu 1819.
— 4. „rert.,bauquerott werden BE.''(St.^); vgl. <Sc/i?c^eiia.
— i. „einander einen Schlegel (in Bed. 3) geben und
demselben beiwohnen Scuw; U" (St.-). Wohl hieher:
.Das alltägliche Zuhinsitzen, Sauffen und Spillen jev.
Schl. und Tädigen [habe] umb ein Namhaftes ab-
genommen.' 17uo, Z (Beschwerden über die Zustände
in Lutingen). — (i. ,den ßock im Kote ziehn, wenn
er zu weit herunter hängt und nicht mit der Hand
hochgehalten wird' B (Zyro). Kefl., „sich beim Gehen
oder Herumspringen bespritzen, sich mit einem Kot-
saume behängen B'oAa., E. und ltId.B(,iufimampartem
vestimenti luto conspergere'); Syn. en Schlegel machen
(Sp. 2ö2). — 7. (schle''gle"j Torfstücke in kleinen
Haufen zum Trocknen aufschichten Gßh. — Mhd.
Hleyeln; vgl. Gr.WB. IX 345/G; Schm.« II .->19; Martiu-Lieuh.
II 460; Kisclier V 8S4. Bed. 7 ist Abi. von Schlug; vgl.
Scholieti-Schlwj (Sp. '245), sowie , Schlag' bei Adelung III 14SI1.
ume°-, in BSi. umhe"-: herumschlendern,
-schlenkern BSi. (ImOb.); Ndw. Wä schleglet-er umhe"?
BSi. (Imüb.).
„bor-, mit, haben': galoppieren, die Füsse empor-
heben (-schlagen), von Pferden Gßh." — Vgl. ,bor-
schläg (laufen)', rasch, im Galopp, bei Fischer 1 1298.
. Schlegler m.: a) von einem Pferde, das aus-
zuschlagen pflegt, Schläger BS. .Keine Spur von Bisser
oder Schl., der £i"'m Ei"s üsivüscht!- Anpreisung eines
Pferdes. Bärnd. 1914. — b) „wer mit Händen uud
Füssen dreinschlägt; bes. ein rauflustiger Junge",
Kaufbold, , Händelmacher' AAZein.; F (Kuenlin lSÖ4j;
„Gl"; GRThs; S (Schild 186b); Th (Anon.); „Vw; Zo;
Z." Der Hans ... de'' Schlingel, het de"" ungencile"
[während der Abwesenheit des Lehrers] druf lös
'traschet tcie-n-es Boss im Stall! Hans, zueg'fare", du
271
Schlag — schlug. Schlagg — schlngg
272
()i''sch en xisqmachte'^ Schi.! Schild 1886. ,Die hoch-
inätigen Schläglei-, die sonst überall den Meister
spielten und es oft mit einer ganzen Stube voll hand-
fester Leute aufnahmen, welche sie herausfuggten wie
mit einem Kehrbesen.' Kcenlin 1834. ,Ein schl., der
mit eim schleclit, consertor.' Fris.; Mal. ,Zu den
Rotten der Schlägleren, zu den Nachtvöglen, zu leicht-
fertiger Gesellschaft.' PWtss 1650. ,Die beiden
Schlägler habind sy mit den Halbarten von einanderen
tun müssen und dem Hm Friesen kaum die Hand
auss des N. Haaren lösen können.' 1671, Z. .Das [ihre
Armut] war noch nicht ihr Elend; der Lump, der
Schlägler, der Tröhler, der Spieler und Säuft'er war
nicht nur auf ihren Eöken, war auf ihren Gesichtern
wie abgemahlt.' HPest. S. noch Balger (Bd IV 1212;
in allen Ausgaben nach 1628 ,-ä-'); schlaliig. — c) ,Ward
mir [im Traum] geantwortet: Es ist der Burgermeister
Tülp ... In allem Nachdenken fiele mir ein, dass
tülpen ein alt zürcherisch Wort seye und schlagen
heisse. Worus ich unfehlbar Schlüsse, dieser Schlägler
sey der Burgermeister Waser, wyl er mich und myn
ganze Huushaltung am üblesten geschlagen, in dem
er uf zweyer Rahtsherren Verlumdungen ... mich in ob-
gedachtes Taubloch werffen lassen.' 1667, Z (Beschwerde
von JJEedinger). — Vgl. Gr. WB. IX 420; Fischer V 884.
Schlegleri, -ei f.: Schlägerei, Rauferei BS.; Ndw
(Matthys). ,Der Mann wurde in eine Schl-ei verwickelt,
in welcher ihm ein tödlicher Streich entfuhr.' Bärnh.
1914. ,Schleglerei.' 1648, ebd.; 1665, ZSth. ,In irgend
einem Duell oder andern Schläglerei und Rencontre.'
JJUlr. 1733.
g^-schleglet: 1. zu Schlegel 2 i, kurz und dick Ar
allg. (T.), dickleibig, ungelenk L (Ineichen). — 2. zu
Schlegel 4, rings unten am Rock mit Kot bespritzt B
(Zyro). i'* hi" ganz g'schl. ■ — Vg-I. ,sclileglet', dick bei
Unger-Kliull ö4'2.
Schleglete" f.: 1. entspr. schleglen lab, = P/leg-
leten 3 (Bd V 1242) B, auch It Id. (,convivium datum post
lrumeiititriturationera').Syn.P/?e3eZ-//eH/rt7(BdI11466,
wo weitre Synn.). — 2. entspr. schleglen ä, = Schlegleri
B, so E., G., Stdt, 0. und It Id. (,rixa, pugna'); Gh
lg. (Tsch.); Ndw (Matthys); ZWila. ,[Vor 1869]
wurden die allmählich eingerissenen Nä'''märittage"
mit ihren Schl-e" (Schlägereien) als Hudeltage" dank der
Bemühungen des gemeinnützigen Vereins abgeschaut.'
BiRND. 1911 ; vgl. Schlegel-Märkt (Bd IV 414). £" Schi,
üsmache" BE. Herrjeses, jez gi'i's e" Schi..' brüelet
's Wibervolch. SGfeller 1911. Hei"-si e" Schl-en
g'häben? fragt ein Oberländer Senn. RvTavel 1919.
Di G'schicht het du no''' mängi Schl-en «""* mänge"
verblüetete" Gring abg' setzt. Loosli 1910. ,Uss söUichen
Worten sige ein Scül-en entsprungen.' 1619, Z. ,Als
ermelter Vogt Schwarz Frid botten, habe über ein
Wyl sich widerumb ein Schl-en begeben, also dass
er von N. mit Knopf und Cruz geschlagen worden.'
ebd. ,Ist er von mir [dem Vogt in Greifensee] auch
bnesst worden wegen etlicher Zerwürfnissen und
Schl-en.' 1642, ebd. ,Von des begangnen Freifels und
Schl-en wegen solle ... Jeder 10 ß Buoss bezahlen.'
1667, ZWth. Ratsprot. .Ohngute Händel und Schl-en.'
1703, ZEmbr. ,N. 3 Pfd [Busse] wegen Schlägleten
an einem Sonntag.' 1724, ZKyb. — 3. entspr. schleglenG,
,fimbria conspurcata.' In. B.
Chilcb-wih Chilbi-: Schlägerei an einer Kirch-
weih. ,Was da Alles aufs Tapet kam von Nachtbuben-
stücklein und Militärdienst, von Ch-en und Göttisein,
vom Heuraten und Taufen ... es gäbe eine ganze
Prattig voll.' S Tagbl. 1917.
schleglig: 1. raufsüchtig AAZein. .[Kaplan N.]
soll sich ändern, nit so trunken werden, bas hus haben
und mit den lüten bas zefriden und nit also schläglig.'
1533, EEgli, Act. ,Er [ein unwürdiger Pfarrer]
fluchet und schweert, er ist schläglig, häderig und
zänkisch.' JJBreit. 1614. — 2. , schläglig, des sclilahens
wol wärt, verberabilis.' Fris.; Mal.
g'-schleget: „von Tauben, wenn sie auf den Flügeln
einen oder mehrere Querstreifen von einer andern Farbe
haben, als die Grundfarbe ist; so sagt man weiss-,
rot-, scliwarzg'schleget, mit weissen, roten, schwarzen
Querstreifen Aa; Bs; B; VO; S; Zr,; Z\ auch It St.»'
(oO.); nach neuer Angabe eines Ornithologen spec. von
dunkeln Streifen. Vgl. Spiegel. — Abi. von ScMa<i, ge-
nauer vom PI. Srhle;/. Wie uns nachträglich von sachkundiger
Seite mitgeteilt wird, werden die Streifen auf den Taubenflügeln
als Schleg liezeiclinet: [Diese Taube] hfcl e" iri««e" Sclila(j, zirr"
n-ixs S,hlefi.
Schlagg— schlugg.
Vgl. auch srhiack usw.
Sclilagg m.: 1. geringschätzig für Italiener, insbes.
Bezeichnung der italienischen Arbeiter beim Bau der
Bözbergbahn (1873/5) AaBözch, Schi. Ein Spassvogel
schlug für einen festlichen Anlass der Bahnarbeiter
dielnsclirift vor: ,Seid uns willkommen, ihr Schlaggen!'
AABözen. Du chäusch [kannst]-c.'; 6aM wi'-n-en Schi.!
zu einem aufgeregt Gestikulierenden AASchi. —
2. Schimpfwort AAZein. — Aus SMaiMii/g (s. d.) durch
innere Kürzung (vgl. griech. Aäax für Adpfoa uA. J.igiL-
Festschrift 553/6; it. BUe für Beatrice) mit Übertragung der
Bezeichnung eines fremdländischen Volkes auf ein anderes.
Schlagge" -a I f., PL Schlaggi: längliche, flache
Schelle aus dünnem Eisenblech mit einförmigem, nicht
durchdringendem Ton BR. (veraltend).
Schlagge" II, in Z Schlacke" — f.: a) Schlacke Aa
(H.), so von Steinkohlen, bes. als Fällmaterial unter
Fussböden Z, so Bauma, als Material für Sehl.-Stei"
Bs. Die gliüege" Schl-en onder ''em Fürhock [in einer
Fabrik]. JHartmann 1912 (Ap). Thomassclilacke (als
Kunstdünger) Aa; B; Sch und wohl weiterhin. Er
hat Schi, g'säit SchR. Abfall bei der Verarbeitung
von Eisen BR.; Syn. Schmitten- Schi . ,1492 viel ein
stein vom himel zwtischen Ensissheim und Battenheim
... und was inwendig, als ob es eins schmits schlagen
wer oder erz.' 1504, Bs Chr.; ,an der färb einem eisen-
erz gleich.' Wurstisen 1580. .Schlacken vom eisen,
scoria ferri.' Fris.; Mal. — b) uneig. , [Menschen] die
nit dem schura, schlacken und schyn allein nach-
gestellt habend.' LJüd 1531. — Wiederholt aufgenommenes
Lehnwort aus schriftd. .Schlacke' (vgl. Gr. WB. IX 255 ; Martin-
Lienh. II 460; Fischer V 863). Am volkstümlichsten ist das
W. in der landwirtschaftlichen Verwendung; hier liegt der
Entlehnung die gesprochene Form zugrunde, die zufällig bei
uns gerade die Form (Schlagge") ergeben hat, die man etymo.
logisch (vgl. .^c/i/aj usw.) erwartet. Vgl. &>/i«rjy(-Bd VIII 1257)-
Bei JCNiig. 1738 ,den Schlack' in Bed. b; entspr. bei Gr.
:iaO. Kaum hieher die Flurnamen ,Schlack-Acker' BBUhl
b/Kappelen ; , Schlacker' ni. ZHirsl.
273
Schlagg — schlugg. Schlali— scliluh
274
Sclimitte"-: wohl = Schm.-Schlag (Öp.245j. ,Doit
birgt der Boden inineralische Substanzen, die mit
Sicherheit als Schmilte" schlacken gedeutet werden.'
Barnd. 1908, 580. — Vgl. Gr.WB. IX 1066.
Mann-Sclllegg ai. ; Totschläger bzw. Morder. ,Und
sol man deme mansleggen, üb er gevangon wirt, abe
sin houbet slan.' 12.52, L; s. auch Mann- Schlacht
(Sp. 28). .I.st das der manslegge wonende ist gewesen
da inne, do er die manslaht begieng.' Z RBr. ; noch
mehrfach. — Ahd. manadecko, nihd. mantiegge, -sieche m. ; zur
Sippe von Schlag. Vgl. auch Fischer IV 1456, zur Bilduug
Wilmanns» II § 186, 2.
schiegge"-«": ,percuotere' PAI. (Giord.). — Eiui-
alte InteusivbilJung (got. 'alagjun); vgl. Wilmanns- 11 § 35.
Schleggete°-af.: ,battitura, percossa' PA1.(U iord.).
Schlali, schieb, sehlih, schloh, .schluh.
S. auch sMaeh usw. (Sp. 7/19).
Schlalie° CSchlache", Schlä(e'), Schläch), Sehlage"
(Schlege") — f.: 1. Werkzeug zum Schlagen, a.) Schlahe",
Patsche zum Pestschlagen von Lehm (zB. als Belag
des Tennbodens), Mist uä. Aa (so H.). Syn. Bratschen 3b
(Bd V 1013); Tauen; Tatschen. — b) Schlahe" Aa (H.);
BE.; ÜRoHe., UVaz f-ä-J, Schlache' Gl, Schlaga Gr
Gast., D., Nuf.. Pr., V.; PAI. [.Schloga, acciarino');
„W", Feuerstahl (um Feuer zu sclilagen); syn. Für-
Schi. Hed di"s | Taschen-jüfeÄser aW'' en Schlaga? GrD.
D's Vürzüg. d'Schlaga tis Stachel und etlich Schwefel-
hölsli GuNuf. B's Biicherpßffi füllt-er, schlahd Für mid
der Schlaga und schiväret der Zunder i' mid dem »"-
g'fürmete" Tümmli"g. Schwzd. (GaPr.). ,IHe halbring-
förmig um vier Finger sich legende Schlahe".' Bahnd.
1904. Der Perwigtunnihed Zundel und Schlaga füre"-
'söge" und Für g'schlage", dass['sj grad g'spratzlet hed.
JJöRGER 1918. ,2 bläbälg, ... 9 tigel, 2 slagen', unter
Gerät des Münzmeisters. 1400, Z RB. — 2. Ergebniss
des Schiagens, a) Schlö-, nach andrer Angabe Schlö'--e"
TflSteckb., Schläch Th (Sulger), im Forstwesen: mit
einem besondern Messer (^Eisser; vgl. Bd VI 1354), bei
Bäumen mit rauher Rinde mit einem Beil angebrachtes
Zeichen in Gestalt eines senkrechten Striches; es dient
einerseits zur Bezeichnung der Gren.zbäume zu beiden
Seiten der Grenzlinie (um die Mark sicher erkennen
zu können, auch wenn die Marksteine überwuchert
oder unkenntlich geworden sind), anderseits zur Be-
zeichuung von Überständern, dh. Bäumen, die zur Ver-
meidung eines Kalilschlages stehen gelassen werden;
im ersten Fall bedeutet ein langer Strich eine Ent-
fernung von 1 m., ein kürzerer eine solche von ' '•> m.
von der Grenzlinie; im zweiten Fall wird über den
Strich mit Blaustift das Stadtwappen gezeichnet und
eine Nummer beigefügt TuSteckb. (nach andrer An-
gabe ein halbkreisförmiges Zeichen für zu fällende
Bäume), ,das in einen Grenzbaum gehauene Zeichen'
Th (Sulger). Syn. Lach 3 (Bd III 998); Schiären;
Schlärpfen. — b) „Schlage", Geleise, Spur, welche die
Räder eines Wagens oder die Kufen eines Schlittens
auf dem Boden zurücklassen W" (St/*), an andrer Stelle:
„Schlagge" PI., die im Schnee von Schlitten gemachten
und gefrornen Geleise W" (St.«). — c) Schlage" (in
GRÜhur, Grüsch, He., S., Seh., Ths; GO. mit jüngerer
Schweiz. Idiotikon IX.
Dehnunt), Dim. Schlegli bzw. -d- (in GrKI. Schlagt},
Schlega (Dim. Schlegeli) GRÜhur (nach einer be-
stätigten ä. Angabe), Seh. (vereinzelt), grosser, würfel-
förmiger Butterballen von 4 — 10 Pfund GrA., Gast.,
Chur, D., He., ObS., Pr., S., Seh., Ths, Valz.; GBuchs,
0., W. Synn. s. unter Schlag 11h (Sp. 196u.). E"
Schlage" Schmalz. Es Winters hem-mer all fü"f Tag
e" Schlägli Schmalz g'machet Gr (Tsch.). — 3. Schlage"
(ä- WMü.) a) Quereisen als Abschluss und zum
Befestigen einer Kette WMü., ,das äusserste Glied an
einer Kette, das am letzten Ringe hängt W." Syn.
Chlös 1 (Bd III 698). -- b) Glied einer Kette GrL.
,üb der Kirchentür [von Madonna di Tirano] hanget
eine lange, grosse, dicke, goldene Kette, deren dicke
Ringe alle von massivem Gold sind, und soll man ver-
bunden sein, alldorten alle Jahr ein Schlagen oder
Ring bemelter goldenen Kette beizufügen.' Sererh.
1742. — c) Holzring am Burdi-Seil (Bd VII 753) GrA.
,[Zur Herstellung der ,Heuburdenen' wird im Schnee]
ein Platz vor der Bärge geebnet und auf denselben das
Burdiseil im Zickzack auf den Boden gelegt. Vorn
wird es am Sjiore" befestigt, in den Winkeln hängen
die Schlagen (Holzringe) am Seil. Das freie Ende wird
als Fah seitwärts zusammengerollt. Dann wird ein
zweites Seil, das Zugseil, quer über die Burdiseilzick-
zack [!] gelegt und nun auf die gekreuzten Seile das Heu
gepackt (etwa 4 Gentner), so dass die Schlagen beider-
seits hervorschauen.' GSchröter 1895, 176(rait Abbildg).
Ahd. alts. slaga, mhd. mnd. slaije, ags. shigu — f., Werkzeug
zum Schlagen, auch Schlag, (Fuss-, Huf-)Spnr ua. ; vgl. Gr. WB.
IX 337 f.; Schni.- II 518; Martiu-Lienh. II 459; Fischer V
873. Schlega (unter '2 c) wird Kückbildung von Dim. aus sein.
Die Formen mit -h- (bzw. -ch-) beruhen auf Aulehnung an das
Pr.-BS. des Vbs schtahen. Der Vorgang könnte verhältaissmässig
jung sein, wo der Inf. in der Form schlahen bewahrt ist (wie
in Gr); wo dagegen neben Schlahe" der kontrahierte Typus des
Vbs steht, muss ältere Herkunft der Nbform angenommen
werden. .'Viif 'slahe (eher als na( «lagt) weist auch die kontra-
hierte Form mhd. «(ä f., auf die einerseits schwäb. Sehlau'
(Fischer V 904, -au- < -n-), anderseits unsre Formen unter
'2a zurilckgehu; Schläge" dürfte in den Sg. übertrageuer PI.
sein, Sihlaeh ist Mischung mit dem lautlich und sachlich nahe-
stehenden Läeh. Bed. '2 c hat auch mod. slage. Zu 3 vgl. das
niituuserm W. etym. identische altisl. da, Kiegel-, Querbalken,
weiterhin mhd. dage, Schlagbaum; 3b und c sind von a aus
entwickelt. ONN. (Bed.'y). .Schlagen' AaKl. (,obere, untere
Schi.'); SchwE. .Obschlagen' AaJon. (auch bei Leu, Lex.; vgl.
Ob-hoh Bd I 50), auch , Abschlagern.' ebd.; dazu der FN. ,0b-
schlager' ZHed., ,Obs(ch)lager.' 1386, AaMuri; 1441/7, Aa
Zof.; 1470/80, ZgBaar; 1524/77, ZKn. (auch ,Opschlager');
1485, ZToiissen (,Opsschlager'). In der kontrahierten Form
(so auch bei Fischer V 904): .Schloo (Schloh)' GaStJoh.
(Hütte), südw. Stockberg (Haus); üwWaltersberg b/Buochs
(Häuser). ,lu der Bärschlachen.' JJ.MUll. 1867, '24 (ThTäg.;
auf einer Karte vou 1740 ,Bers-Lacheuwiese'). ,In denTrubeu-
schlaw (US dem Tr.. durch dasTr.).' ThKling. Offu. 1449 (auf
dem topogr. Atlas ,Trubesloo', neuere Kanzleiform ,Trauben-
sloh', gespr. Trüliachlö).
. A.h -Schläche" BsL., -Schlage" AAFri.; BsL. (auch
-Sehlagi): Geitel, grosses Schlagmesser des Landmanns,
zu verschiedenen Arbeiten gebraucht (zum Fällen von
dünnem Holz, Hauen von Gesträuch, .Wellenmaclien',
Zuspitzen der Rebstecken). aaOO. Synn. s. unter A.x2
(Bd I 018). — lu andrer Bed. (vgl. Äb-Schlaeht Sp. 21) der
ON. ,(Ober-, Unter-)Abschlagen' GEbnat (,der felsige Aus-
läufer der A.').
After-, Schlagen': = A.-Schlag (Sp. 211). ,Und sol
man buweholz dar us [aus dem städtischen Eich-
18
275
Scillali, schieb, schlib. schlob, schluh
276
wallt] geben ... ze buweiine und die a-en, dio
da von konient, und die vintweiff [1. .w-'] unz an V
bouiue, die darinne funden weident.- 1. H. XIV.. A*
Rh. StR.; wiederholt 1362, ebd. Beim Kaufe der Rechte
des Jobanniterhauses Rheinfelden am Dörfchen Höf-
lingen verpflichtet sich die Stadt Rheinfelden .einem
jeden coniiuentur ... hinfür alle jar ein ort holz, darus
man 20 clafter machen möge, darzuo zwo tür gefalne
eichen oder sovil a-en in iren weiden' zu geben.
1539, ebd. S. noch Bd VIII 1044o. — Uas Fem. anch
Weist. I 329 (XIV., Bolswiler b/Freiburg i/Br.). 078. 696
(Unter-Elsass), bei Scherz-Oberliu I 20; für das Fein, komnieu
auch in Betracht eine Aozahl von Belegen bei CliSchmiJt
1901, 6; Fischer I 113.
ünder-. Schlagen': I. Teil eines Weidgatters, an-
scheinend = Für-ScMacht b (Sp. 27); s. Bd VIII 1509 M.
— "2. zeitlich, = Under-Schlag b. ,Ane underslage',
ununterbrochen. WvRheinad 114, 42.
Vor-, Schlagen': Vorschlaghammer. 1651, SchwE.
Arch. (Inv. einer Schmiede); s. Bd VI 1058o. — Vgl.
Sanders 112, 936 b.
Fur-Schlahe" Aa It H. und Rochh.; B (bäurisch It
Zyro); ÜR f-ä-J oHe., UVaz, -Schlacke" B It Zyro und
AvRütte; aScaw, -Schlage" bzw. -a FJ.; GrAv., L.,
ObS., sG., V.; WLö., Mn.: = Schlahen Ib, in FJ. Zünd-
hammer (am Feuersteingewehr). .Fürschlache", Steine
Schwamm und Schwefelholz.' BLangn. Kai. 1890. Als
Hauszeichen. PGStebler 1907, 90 (WLö., mit Ab-
bildung). — Kupfer-: Hammerschlag von Kupfer.
,6 lot k.-sclilagen.' A. XVI., Z Anz. 19Ü5 (Glühwachs-
rezept von Urs Graf).
Nebent-. Schlagen': eine Art Schmiedehammer.
1651, ScHwE. Arch.; s. Bd VI lOSSo. — Vgl. ,Neben-
Schlag(-hanimer)' bei Fischer IV 1981.
Wulle°-: Einrichtung und Raum zum Schlagen
der Wolle. ,Ein Zettelstuben und ein Wullenschlahe.'
1700. Z.
a''-schlahe° I -schlafe": die zu fällenden Bäume
mit einem bestimmten Zeichen (s. Schlahen 3a Sp. 273)
bezeichnen TuSteckb. (nach älterer Angabe); Syn. In-
schlahen.
schlahe" ApK. (neben -ch-); GRChur (Killias), He.
(in Jenins -ä-, sonst -ä-), Mastr.; GAItst, Eichb., Rh.
(neben schlage"), We. (neben schlü^"); Sch (bes. .auf
dem Lande', neben schlüge", in R. neben schlä"); Th
Hw. (neben schlüge"). Tag.; Züliw., schlache" ApK.,
schlü-e" SchScIiI. (neben schlä", schlüge"), schlä(n) Aa
UEntf., ORohrd. (neben -ö^); H, so E., G., M., 0. (in
StSteph. nas., neben -ö); FJ. (nas., neben -ö*); GrAv.,
übS.. Rh., sG., Ths; LE.; PAl. (Gerund. 2'scWe'»!«);
Sch, so R., Schi.; aScHw; üw; U; W; ZKn., S., Stdt,
Wl., schlö Aa, so Br. ; Ap ausser K. (in M. tw., V.
■ö', sonst -ö'; neben schlüge"); Bs; BStSteph. (nas);
FJ. (-ö*, nas.); LG.; GSennw., Stdt (-ö', neben schlüge"),
T. (-Ö-'. im uT. -ö'); SchB. (-öV; SchwE., Ma. (-ouj; S,
so L.; TnKessw. (-ö'J: DUrs., schlü- Gl; SceStdt; GG.,
SaL., We. (nas.). schlage" Ap (T.); GR''hur, UVaz;
PAl. {schWgu", neben schlä); Sch, so ScliL. St.; GRh.,
SaL., Stdt; Tu, g«-schU BE.(Bärnd.), Gr. (Bärnd.), G.
(Härnd), R. und It Zyro (neben schlä) — Präs. Ind.
Sg. 1. schlahe" GrIIc. (in Jenins -ä-, sonst -ä-), schlach
GRh. (so übcrr.), schlü-e" ScHSchl., schWn) B (in
StSteph. nas., neben -ö); FJ. (nas., neben -ö*, -ie); Gr
Av., Kl., ObS., sG.; LE.; Sch (EStoll 1907); W Vt. (neben
schlügu"); Z, so S., Stdt, Wast, Wth., schlö Aa C-ö'J,
so Br.; ApEggerst. C-öy, Gais (-ö'); Bs; BStSteph. (nas.);
FJ. f-ö'>; PAl.; GSennw. (-ö^J, Stdt (-ö', neben schlage"),
T.; ThHw. {-ö', neben schlage"); ZSth. (ebso). schltV
Gl; GW., We., schlie FJ. (seltener), schläne" AAUEntf.;
ZDättl.. Stdt, ö'- ZO., -ö*- AAÜEntf.; LReiden ; GSennw.,
scliligfe")GRCh\iT; G, so Kirchb., Marb., Stdt; ScnSchl.
(APletscher 1880); TbHw.; WVt. fu"J; ZSlb.. 2.3.
schlackst, Schlacht AAVri.;\FK.;GRlie.(-h-J;1aWä.vst.;Z
{Schlacht, uuRehD.K(\Mey.lS4-i),schle'chst,schle'chtGRU.
(von Rh einegg bis z, Hirschenspr. ausser Diep.,Schniitter,
Widn., neben schle'st,schle't\ in Kriess.,Montl.scWejC?is(,
schlerckt); ScaSchl., schiäst (sch), schlaf (-d) (bzw. -ö'-,
-ö*) Aa; ApH., M.; Bs; B, so E., Gr. (neben -&■), Hk.,
S. und It Id.; Gl; GrAv., D., Kl., Luz.. ObS., Pr., Sch.,
sG., Ths; L. so E., Ha., Beiden; GBuchs, Fs (-ou-),
Kirchb. (-ö^-), Rh. (-öS nördlich von Rheinegg und
südlich vom Hirschensprung), SaL. (-ou-), Stdt (-ö^-),
Ta., T., WL, W., We. (-ö-); Sch, so R., Tha.; SchwE.
(-0U,-); S; Th, so Arb.. Hw. (-ö^-). Kessw. ('-ö^-^; Ndw;
Uürs.; W, so Vt. (neben schlägst, schlagt); Z, schlest,
schlH (-d) BG.; GRh. tw. (-e'-, in AItst.,'Eichb., Marb.
auch -ei-), -e'- GRh. (s. o.), -ee- BStSteph.. -ie- BLau.,
Si. (IniOb.); FJ., schiäst, schlät (-d) BGr.. Hk.; GrS.,
schlägst, schlagt GnChur; WVt. — PI. 1. schle-(n) WVt.
(:-l. P. -e^nd), -ien PIss., -ei(n) PX].,schle'jen PRi.. schläw
TB., schlage" WVt. (seltener; 3. P.-tind). l. und S.schlä"
BStStepli. (nasaliert; neben -ö", -o", -ej", -öüje"). sckld"
BHk., schlee" BStSteph., -ie(nj KJ., schlö" BGoldb., Ins,
Kön., StSteph. (nasaliert); S. schlai" LE., schlöi" S
(Joach. 1881), schtöüje" BsL. (-öi-J; BStSteph., schle'nd
GrKI., Sch., Schs, sG., -n- GrAv., ObS., 2. schlät B
Stdt und It Id., Zyro, sohlet BG.; GrKL, Sch. (-e'-J, sG.
{■dj; PRi.; W, so Vt. (-e'd), -ä- BGr. (-d); GrAv., ObS.,
schiebt BSiSteph., -ie- BSi. (ImOb.); FJ., schliejet Plss.,
Schlot BGoldb., Kön., schlait LE., schlaget WVt.
(seltener), 1. 2. 3. schlahend Gnlle. (in Jenins -ü-, sonst
-ä-). -{"d ApK. (neben -ch-); GBern., Marb. (auch
schlagi"d), Oberr., Rh., schläe"d ScuSchl., schlachi"d Ap
K., schlö'nd GStdt, -ö«- GSennw.; ScnSibl., schlö'd Th
Kessw., schlü^nd GFs, SaL., -n'* GBuchs, W., We., schlönd
Aa, so B.. Br., Kästli., Leer.; Ar ausser K. (in Eggerst.
schlöd) schlojid ÄAÖ'Entf. (-Ü--), Gränichen; BsStdt(-e-;
neben schien); GT. (-ö--); Sch; ThHw. (-&'-): Z, so
Dättl., Kn., 0., Pfäff., Rieht., Stdt, Slh. (-ö'-); Schlund
Gl (-ü--); GWb.. schlänt UUrs. — Prses. Konj. scklach
Gl; GRh. (2. Sg. schlahist), schlahi GrHc. (in Jenins
-ü; sonst -ä-); GRb. (rieben schlach). schtehi GfiSchs
(.Mlvuoni 1886/7). schlächi GSa. (ai;G.*). schle' GnSch.
lauch -ei, 2. Sg. schieist, 1. 3. PI. schleen(di). sG. (2. Sg.
schUjest); P (2. Sg. schlejest Bi.); W (PI. schleje"). -e*
LT.And., schläi GrAv., schleeji B StSteph., schliei FJ.,
schlaji B It Id., schläi BE. (neben -öi), Stdt und It Zyro
(neben -öü; 2. Sg. schläjisch), -ai ScnSchl., -öü Bs
(neben -ei); B (Zyro), -öi Aa, so Kästb. und It H. ;
BsL.; B, so E. (-mj. Ins (-öij), Kön. (-öij, M.; L, so G.
(PI. schlöije"). schlag(i) GfiCbur; GRh., schlug TnKessw.,
-ä- ApEggerst., -(•'- ApGais; GF., Stdt, -ö- B (Hink. Bot
1862); Z, so S., Sth., -ai- LE. (PI. scklaige" neben -aije"),
schlang (ij ÜHosp.,Realp,scÄ(ie5iiGRObS. (neben «cWiest)
— Kond. schlueg Ap, so Gais und It .-^Haider 1839; G
Altst., Eichb., Marb. Cneben-Me-),Oberr.(neben-itc-,-te-),
schluegi BStSteph. (neben -üe-); FJ. (neben -üe- und
schlieti). schlüeg -ApK. (neben -ie-). M. (neben -ie-, -ä-);
BStdt und It Zyro (neben schlöi, -äi); LE. (neben -ie-);
GMarb., Oberr., Sennw., Rh.; SohR. (neben -t'e-),
277
Schlah, schieb, sclilih. schloh, scliluh
278
schlüegi BSi. und It Id. (neben schlieg); FJ.; GrAv.,
He. (neben schlahti), Kl., Rh.. Seh., .sG., schlieg Aa;
ApK., M.; Bs (lieben schlierig, scMöti); BGoldb., Kön.
und It Id.; GRHe.; L, so Ber.. E., Reiden; GKirchb.,
Oben-., W.; SchR.; S; ThMü.; üür.'i. (-it; neben
schlie(n)gi, schlälti); ZDättl., 0., Rieht., schUegi UUrs.,
schlierig Bs (Mey.-Mer. 1857; JMäbly), schliengi UUrs.,
schlag ApM.; GStdt (selten), schleich GSali., schlüehi
GRPr. (MKuoni 1884), schliech Gl, schloch ZAff. b/H.,
schlöi, -äi B (Zyro, neben schlüeg) schlachti GrHb.
(-Ä<-;ltTscli. seltener) ;S(EHänffgi 189:^).sc/i?ecÄ<iPLss.
(-e'-J; ScisSc\\\.,sehlötiBs(Jldähly).schläti VVis ,schleti
WFerde«, Glis, StNikl., Vt. (e*-; neben schlagti),
schlieti FJ., schlagti GRÜhur; WVt., schliegti, schlies-ti
GRObS. — Imp.: Sg. schlack Aa; Ar; BGoldb.,
StSteph. und It Zyro (neben schlä); FJ.; Gl; GrAv..
He. r-Ä^ObS., Seh., sG.;LBer., E., Reiden; GRh.;()Bw;
UUrs.; W; Zg; Z, so Reg. (neben schlag), W., schlä B.
so Kön., Stdt und It Id., Zyro; ScnSchl. (neben -n), ö
S (Schild), schlag GRChur; GStdt; Sch (EStoll 1907 i;
Th, W(auch-/c); Z, soBändl.,Dättl. r-«-;. F., Rej;.,Stdt.
Sth., 1. PI. (Adhortativ) schlä(-wer) GRÜbS., 2. = Ind
— Ptc. Präs.: schlend HG. C-n"); GrA.. Gast., Pr., sG.
(Tsch.), schlejend GkPv. (GFient 1898) — Ptc. Prajt.
g'schlache" ApK. (älter); GAltst., sonst g'schlage", in
PRi. auch -ut: 1. (gegen Jiud, Etw.) einen Schlag
(Schläge) führen, a) von Personen. Tr., wie nhd. allg. ;
doch zT. seltener als die (mehr oder weniger gefühls-
betonten) Synn., wie funggen 5, füsten 3, fitzen 11,
flärren, llätteren 2 (Bd I 86«. 1124. 1152. 1206. 1229);
hautven 1 (Bd II 18U4) ; jätten 3a, chlopfen 2, üf-legen 3c
(Bd III 83. 680. 1170); niopsen 2, nütschen, beizen 2a,
beren III, büssen I, hatteren 1 (Bd IV 352. 878. 1224.
1458. 1746. 1804); bliiwen la^, britschen I2b (Hd V 251.
1023); rüeren 6 (Bd VI 1254). Was het-er ächtert?
's Wl? Lue^, leie-ri-er schümet! . . . Gang nit zue-n-em,
er chönnt-di''' schlö". JRf.inh. 1904. In FJ. mit Dat.:
Er schliet-vier. E(s) Ghind seid., durcli Schläge
züchtigen, von Eltern oder Lehrern Th; Z und sonst.
,Der Palfrieser Joggeli scheint nicht gewusst zu
haben, wie er seinen Überfluss an Kraft verwenden
solle, wenigstens soll er sein Weib geschlagen haben.
wobei er sich zu entschuldigen pflegte: P'' muess-di"''
schlage", Gott bifilt's.'- AfV. (GSaL.). 3Ii" Schwöster
spilt Zither, mi" Brüeder Klarinett, mi" Vatter schlöd
d' Mueter, das gi''d es Quartett. ALGassmann 19o6 (oO.).
S. noch Beb (Bd VI 40 o.). Auch abs.: Er schlöt gern,
von einem Vater oder Lehrer Th. In der ä. Spr. auch
mit Bez. auf einen Schlag mit schneidender Waffe.
, Siecht aber ein burger einen gast oder einen fremden
inderhalb der stettiziln, der burger sol büessen dem
schultheiszen sechzig Schillinge und dem geslagenne [!)
drye Schillinge.' F Handf. 1249; s. die Forts, unter
bluet-runs (Bd VI 1 152, wo noch andre Belege). .Schlat
... ein seider einen burger und louft in denne dar-
nach, so si gescheiden werdent, von dem selben zorne
wider an ...' XIV., AARh. StR. ,Anli Stutz ... Itijerig,
spricht also, er habe iren das gwand uffghept, do
schlüegs inn. Do redte er: schlachst du mich me, so
rauost mich han zuo der ee. Do hüebe er iren aber
das gwand utf. Do schlüegs inn aber, heige inn aber
darum nit gnan, welle ouch sinen nit.' 1530/3, Z Ehe-
gericht. ,So ein kind sinem vatter oder muotter ge-
fluochetoderfreffne band an syglegtoder sy gschlagen.'
BStSatzg 1539; ähnlich 1572, Aar. StR.; vgl. auch:
.Welcher Vatter, Mutter schlagt ... soll ernstlich
ohne Gnad und Barmherzigkeit gestraft werden.' 1592,
PFoFFA 1864. ,Manum ab aliquo abstinere, sich hüeten
einen zeschl., sich überhaben zescbt.' Fris. 1541. ,Als
er . . . zum meitli gseit: schwyg oder ich schlach dich!
Seite das kind zuo im: bist du so frisch, so schlag
mich!' 1541/3, Z Ehegericht. .Wellicher einen über
friden schlecht, der ist zuo buoss verfallen fünfzig
pfund.' ZBirnL Offn. 1562. ,So einer ein frouw schlaft
und soUichs einem landtaman clagt wirft, so sols dan
der aman an ein rat bringen.' Ndw LB. , Wellicher
ouch einem die synen schlecht, daran er nüzit ze
schlachen. und von söllichen schlegen ald streichen
eins herdfellig wurd, der oder die süliclis täten, sind
dem, so herdfellig und gesclilagen wirf, zuo buoss
verfallen.' SchwE. Waldstattb. 1572. .Auch hat des
Joan Menners geschlagen Sühn Allen von unser Part,
die im Dorf bei dem Schlagen heigewont ... für disen
Rat bieten lassen, auch über 30 Kundtschalten vor-
gestelt. durch alle aber nit hat brobieren können, wer
ihnne geschlagen, als allein ein Einiger unser Part
hat sich verschwetz[t], der PGrossacher habe dem
Menner 2 Streichli gegeben.' 1730, Z«. S. noch bieten
(Bd IV 1861 0.); Raf ( Bd VI 635/6; mehrmals); süffen
(Rd Vll 349M.); schelten (Bd VIII 720M.). Sprww.
Bergüf schlach nii''' nit, bergab jag-mi''' nit! Regel für
.lie Behandlung des Pferdes. B Hink. Bot 1897. S. noch
;ti-rä«en(BdVI 1585o.); M6er-«(;/(en(Bd VII 546). .Wann
man den hund schl. wil, so hatt er läder geessen,
quiities canem verberare libet, corinm vorasse dicitur,
occasione duntaxat opus est improbitati.' Ge.sn. 1561;
vgl. Wander II8H2. ,Er wil geschlagen ,-iein,Phryx plagis
emendatur." Mf.y. 1677. 1692. Adv. bestimmt. Hanere"
icellen aine" ne" [der Mutter einen Öpfelschnitz], hed-
si-nier a" d'Öre' g'ge": hiin i'''''s ivellen im Vatter chlage",
hed-er mi''' no''' ärger g'schlage" AaJom. (AfV.); ähnlich
ZGundetswil. ,[\Venii der Angegriftene] den ortfrumer
wundete oder übel schlüege, doch nit bis uff dentode,
darumb sol er von der herrschaft und ortfiumer ...
urfech und lidig sin.' 1457, BSi. Rq. 19r2. S. noch
chretsen (Ud III 933); rot (Bd VI 17h2); tülpen. Ein-
schl., das'-em 's Bliiet zu Mut und Nasen üs lauft Aa.
,Ich wil dich sl., dass kein tarm (in dir ganz) belibe,
dass nit wan dreck in dir belibe', Flüche. XV., L Rats-
prot. ,Dem M. si ain kind von den meinen gesclilagen
worden, dass im das pluot zuo den oren und zno dem
mund uss geflossen.' Vad. S. noch Quattuor (Bd V
1313); seichen (Bd VII 143). ,[E]r tuot kein guot, man
schlahe in dan wie ein Stockfisch, bis septem plagis
polypus contusus.' XVI.. Spkw. ,Er lasst sich schlagen
wie ein Stockfisch, tergum suum ictibus assidue subi-
cit.' Met. 1677. 1692. Refl. Sich schl, ,battersi' PAI.
(Giord.). ,Sich mit einem slachen.' 1470, B RM.
Schtönd enand gö"! scherih. für lönd enand gö'! .\r('t.);
Z (8pillmann). ,Wo lüt einandern schlachent ... das die
buoss ein pfund Schilling sin sol, wa nit bluotruns
ist.' 1489, Z Rq. 1915 (ZDachsen). .Wenn ouch irrungen
oder gelöuff werdent, das die lüt einandren schlachend.'
um 1510, Aar. StR. ,Das sy da tempflnd ... dann
schlachinds einander.' 1541/3, Z Ehegericht. ,So ...
Burger old Ander in der Statt zerwürfflich wurdent,
einandern schlahent oder an Ehren schmelient.' 1624,
AaMoII. StSatzg. S. noch Chnab (Bd III 710 u.);
Sehiben (Bd VIII 41 M.; wohl hieher); Schlacht (Sp. 19).
Mit Ortsbestimmung. ,De' Peter und de' Paul, die
279
Schlali, schiel), schlili. schloh, scliluh
280
geben einander auf's Maul . . . Beter mit ''em Steche"
schlöd de' Pauli uf de" Näcke", de Pauli mit ''em
Strumpf schlöd de" Beter an c Rumpf- AaBosw. ( AfV.).
,0b einer den andern slüeg frevenlich an sinen hals.'
um 1410, Aar. StR. ,Hette sy einen rechten man, so
slüege er sy darumb [wegen Tratscherei] uff das mul.'
1480, Z RB. ,Das Hans Müller zuo dem Gretly gseit
hab: wilt mich, so schlach mich uff d band. Do
schluogs inn darutT.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Zue Ober-
langnau habs [ein Mädchen] ein Büebelli in des bösen
Findes Nammen uf ein Hand gschlagen.' 1668, Aa
Bremg. Turmb. ,Er wolle ... seiner Hausfrauwen be-
fehlen, dass sie ihne, so oft er es [ein Fluchwort]
sage, steübe, ufs Mul schlage oder ein Tollis gebe.'
1681, Z. S. noch i7a/Ä(BdII l'206o.); ÄcWec7i«(Sp.48u.).
.Einen an, um den köpf schl.' ,Daz si das ander [auf
fremdem Gebiet weidende Vieh; s. Bd VIII 904 M.] ant-
wurten dem vogt ze Baden, der ouch desselben vichs
ein teil an die köpf slüeg.' 1361, ZOetenb. ,Und soll
die schuolfrauw die döchter oder meidline gebeurlich
und nit umb die köpf schlagen.' 1592, SBdrkart 1909.
,Ihr schlagt euch selbsten an den Grindt [schädigt euch
selbst]: 0 wie seind ihr doch gar so blindt!' JMahl.
1620. S. noch il/o^Zen-C/iO;)/" (Bd III 413) und vgl. den
Beleg aus Ansh. Bd I V 973 u. Eine" vor de' Chopf schl. ;
s. Bd III 408. , Auf den Schwanz schl., Etw. bei einem
Amt oder bei irgend einer Verwaltung auf eine listige
Weise für sich gut machen' AaZ. (An. 1815; danach
St.»); Tgl. Gr.WB. IX 2261; Sanders I 942a. II 937a.
Er spart's nid, wenn-er de" Hund oder Oppis(em)
chan" uf de" Schwanz schl., listig entwenden, stehlen
ScnSt. (Sulger). De'' mo" Alls uf de" Schwanz schl.
ScH (EStoll). Mit Angabe des Werkzeuges. D' Frau
schläd de" Ma"", si schläd-e" mit der Ofe"gable": ö wie
tued de'' Ma"" doch zahle"! ZStall.; s. noch Niggel II
(Bd IV 705); pfupfen (Bd V 1167). Bildiridum Ba-
stete", de'' Müller schlät si" GrStc" (Bete"), er schlät-si
mit ''em Ofe"brett, bis-si es Loch im BöcMi hat (schlät-si
Stege" üf und ab. 's rasslet wie-n-e" MüliradJ Z.
so Horgen; vgl. Bd VI 490 o. ,Wenn ainer den andern
wundet oder mit gewaffneter band sieht, der ist ver-
fallen der herschaft 9 Ib.; wenn ainer den andern mit
der band sieht oder gen im dringet, der selb ist ver-
fallen der herschaft 3 Ib.' 1394, ÄAZof. StR. , Welcher
den andern mit der funst oder mit gewaffneter band
ald mit einem bengel Schlacht.' GOBüren Offn. 1481;
ähnlich öfter in den G Offnungen des XV./XVI.
,Wellicher den andern mit dem stab oder stecken
schlecht, der geschlagen werde herdtvellig oder nit,
der soll zuo buoss geben drissing Schilling.' 1509, B
Si. Rq. 1912. ,üo ... schluog inn bruoder Hanns mit
eim biel an köpf, das im das bluot herab ran.' Bossh.
Chr. ,Er schlecht in mit dem schwärdt über die
achslen ynhin, humerum gladio appetit.' Fris.; Mal.
,Were auch, das ain burger den andern schlüege mit
der faust oder sonst mit ungewapneter band, das er
bluotruns wurde.' um 1570, AALauf. StR. ,Welicher
den Ander[n] mit dem Gefäss old Gloss sch[l]echt oder
wnrft und für Bart ussrauffen, deren jeder Frevel soll
gebüest werden mit 20 Pfunden.' 1624, AaMcII. StR.
S.noch Sum6ei-(Bd VII987); Sc/mder (Bd VIII 628M.);
schlecht (Sp. 51M.); Füst-Schlag (Sp. 233); Schlegel
(Sp. 253). .Einen mit dem sack schl.', mit dem Sack
g'schlager si"; s. Bd VII 609M. .Einen mit Erdtricli
schl.'; s. BdVI157u. , Einen mit der ruoten schl.',
um ihn zu behexen; s. Bd VI 1830. ,Der bös Geist
[habe] iro ain Steckly gen und sy haissen ire Kind,
ander Lüt und Vech damit schlonn.' 1603. Ap. , Glich
darnach hab sy ... ein Kuo mit der Hand geschlagen
in des Bösen Namen.' ebd. ,Mit zwei (drei) ruoten
gesclilagen werden'; s. Bd VI 1822/3. Das Werkzeug
als Obj. der Tätigkeit gefasst. D'Ruete" schl.; s. Bd VI
1829 0. und u. ,Sich die Eute schl. lassen'; s. ebd. 1829/30.
, Einem die britschen schl.', eig. und uneig.; s. Bd V
1021. ,Hie wer ... etlichen fantasten die britschen
zschl.' ZwiNGLi; quos publice irridcremus(LJud). Einen
weitern Beleg s. noch Bd VIII 1402u. , Einem die
schellen (um die oien) schl.'; s. Bd VIII 561 o. und u.
Ei"'m d'Handi"'s G'frdss (s. Bd VI 1271 M.), i"'s Mül
schl. ,Wan du nit wilt Frid geben, so wil ich dir die
Hand ins Maul schlan. dass du nit wüssen wirst, wo
du bist' 1684, Z. S. auch noch Bd VI 739M.; Vlil384o.
Militärisch; vgl. 2a. ,Das der Herzog von Lutringen bis
ant das Haubt geschlagen seige.' 1638, Z. ,l)en Feind
auf das Haubt schlagen, ad internecionem bestes ciedere,
funditus delere.' Hosp. Den Feind ,iif das mül schl.'; s.
Bd IV 179. Mit Sachobj. ,Ich will mit dem stab, den ich
in meiner band hab, das wasser schl., das in dem fluss ist.'
1530/1707, II. Mos.; nachher: ,ünd huob den stab auft
und schluog ins wasser'; vj-k-.w ... iTtaxa^e. LXX. ,So
bald du mich bekeerst. wird ich mich besseren, und
so iehs verston, wird ich mein huft schl.' 1530/89,
Jes.; .habe ich mich auf die Huft geschlagen.' 1667/
1707; percussi femur meum (Vulg.); darnach: ,Witzge
du uns, dass wir auf die Huft schl.' FWtss 1672.
(Der Breit-JBing schl; s. Bd VI 1081 (auch GfiSch.; L
It Ineichen; der Beleg aus Gotth. eher zu 6 b). 1094
(auch GRSchs); Syn. Bing bunggen (Bd IV 1279), auch
Lumpen leggen(BA III 1279); \g\.poltschen (Bd IV 1222),
ferner Sprüngli 1838. 132. Dazu : Ringschlahi"s (GRHe.),
-schlageti''s {GnChnr), -schlagi"s{Z) mache". Ei" Tropfe"
schlöd der ander, hed der ander g'schlage", bei rascher
Aufeinanderfolge AaWoIiI. Es schläd ein Tropfe" der
ander, bei starkem Schwitzen ZLunn. S. noch Bd VIII
1542M. (Beleg 2. H. XVII.). D's Didi und si» schlaui
Mueter ... händ-em [einem Freier] i"g'schcinggt. ei'S Glas
hat das ander g'schlage". CStreiff. Ei"s G'spässli hat
das ander g'schlage". ebd. 1909/10. Enand schl, ein-
ander widerstreiten, nicht zsstimmen: P'' han e" schÖ"s
Blätschli Gold öbercho"; aber wo-i"'' halt im Dorf i"
d' Lade" in''i" cho" bi", het's-mer wädli''' ahg'no" . . .
's schlöt-enand e"fach, de'' jetzig Ve'dienst ond die tür
Zit. Ap Volksfrd 1918. Mit blosser Richtungsbest.
So schlöt-me" hinder de" Stüden abe" [mit dem Karst
beim KartoÖ'elhacken], ''as'-me" keini a"pickt mit de"
Zingge". .TReinh. 1907. S. noch sitling (Bd VII 1459/60).
Über d'Welt i(n)e" schl, (verächtlich) mit Bez. auf die
Bauernarbeit Aa (Jordi); L. Wenn ir sid dene" Zite"
[seit dem 16. Lebensjalir] hätti"d müesse" über d'Welt
ine" schl mit de" Hau'"e" und mit dem Charsch', de""
chönnt's-ech dank uol öppe" z' Sinn cho", de [= ilir]
welH"d e"chli" üsschnüfe". EBrandst. 1889. Me" se't
meine", Euserein [der Bauer in den Augen des Städters]
hätt 's Geld mit Löffle" z' fresse", wem-mer di ganz
Lebtig hed müesse" schaffen und werchen und über
d'Welt i"e" schl ALGassmann 1918. Mit üf Drüf
fl'schlö" [!], üf'deckt, use"g'no", dra" g'schmöckt tmd
denn widerum versteckt, Rätsel von der Schnupftabaks-
dose ZWila. üf de" Sack schl; s. Bd VII 605 u. Uf
d'Chreze" schl, = üf-be-geren 1 (Bd II 403) B, so G.
281
Selilali, schieb, schlih, schloh, schluh
282
(Bärnd. 1911). ,Wenn die Züribieter irgendwo be-
recbtigt sind auszubieten und auf die Krätze zu
schlaffen, so dürfen sie Dies am ehesten in Bezug auf
ihre Wälder tun.' B Volksztg 1904. ,Eher hätten sie
[die Schweizer zur Zeit des Schwabenkrieges; s. den
Anfang unter Melw-Sack Bd VII 629] noch fest i/se"-
g'heusche" und auf die Krätze gesclilagen.' Bauernst.
1907. (Mit der Hand, Füst) iif de" Tisch schl. ,Er
habe ... gesechen ... das der I. mit der halbarten uft'
die frouwen sluog.' 1454. Z RB. ,Das dise drig personen
gmeinklieli mit gwerter band habind uff unseren
Schwager Hansen säligen gesclilagen.' UMev.CIu-, 15-10/
73. S. noch bocken (Bd IV 1136o.); schlackt (Sp. 33);
Schletjel (Sp. 253). Schlait-im ufs unverschämt Mül!
AFeierab. 1864 (LE.). Hichtischwil und Wätischicil
und Herisau und Wanae": si hend dem Giyer uf
d'Saite" g'scldar/e", jetz mag-si nümme'' g'lange" ZS.,
Stdt; vgl. Bd VII 1443u. {Bi Ei"'m B; S, Ei"'m B,
so M.; S, P"'m Öpjns BG. It Bärnd. 1911) uf d' Est
(B) uf (ki; Bs; S; Tu; Z), um (B; S) d' Stüde-, um
d'Est um(e") (BE., G., M.) schl., .auf den Busch
klopfen', durch versteckte Andeutungen Etw. (zB. ein
Begehren) knml geben. Jnid auszuforschen suclien;
vgl.: We' nu" will Vogla fäh", muess nw nit mit dum
Stecko" an d'Stüde' schlä". Spkww. 1869. Mi" Ma"" het-
mer's [ein Schatte"liüsli] selber g'macht, j"* ha" nur es
eimigs Mal müesse" uf d'Stüde" schlö". Sciiwz. Frauenli.
1902 (S). Direkt hei"'schicke" het-si-ne" [einen niiss-
liebigen Burschen] nit dörfe", aber um d'Stüde" schlö",
das isch-ere" de"" g'loffe". JReinh. 1921. Si hei"-mer
um d'Est g' schlage": We""-de nume" nit söfli Chind
hättisch, so chönntisch vil'icht no"'' tvider es Mal hit-
räte". CWeibel 1885. D' SchöHne" ... 7jc<-e»- [der Vogt]
la" e"tscMüpfe" ... E" Witttoe . . . het-im derva" um
d'Est um g' schlage"; für Das het-er-se g' straft um 160
Chröni Buess. ELedthold 1913. ,Uni sie genauer aus-
zufragen und auf die Aste zu schlagen, ob ich dann
wirklich ... mehr Geld verdienen könnte.' Gottb. Er
Schlot uf d'Stüde", ''ass (bis) d'Nest zittere" Bs, so L.
J"* glaube", es chönnt dem Herr Amme"" Allerlei vor-
em selber z' Sinn cho", wem-mc" uf d'Stüde" schlöt, bis
d'Est lönd. HBlattnek 190'2. S. noch Hurst (Bd II
1640). Als Kechtsausdr. ,ljf ein Pfand schl.'. es (durch
einen symbolischen Schlag mit der Hand) als Eigen-
tum ansprechen. ,Eine Frauw oder die Kind [sollen]
ein Kühe von dem Gläubiger, wann schon deren nit
mehr als eine vorhanden wäre, voraus dannen ze nemen
die Freiheit und Gewalt haben, dannethin solle und
möge der Gläubiger selbs auf die Pfand schlaclien und
verordnete Schätzer schätzen lassen.' 1645, BSi. Kq.
1912. ,Wann er aber Solches [die Rückzahlung einer
Schuld] in bahrem Gelt nit tuet ... in solchem Fahl
möge der Glöübiger ... synem Schuldner und Ver-
sprächer mit geschwornen Schetzeren zufahren und
ohne Underscheid uf die besten ihrae geliebten Pfänder
schlachen.' 1646. BSi. Rq. 1914. ,Der Glöübiger [soll]
dem Schuldner Pfand oder Gelt abforderen lassen
und mit dem Weibel oder einem Gerichtsgeschwornen
zue des Schuldners Haus und Stall gähn, vorgedeüter
Ordnung nach auf Pfand schlachen, die Pfender ver-
nambsen und darüber vierzechen Tag warten.' 1670,
ebd. 1912; noch öfter. ,an'. ,N. sluog ... an sine
ross.' 1424, Z RB. ,Die dri sint K.s wibe in iren zins
gelüffen in tüfels wise und haut ir mit iren knütlen
an ir kisten und kästen geslagen.' XV., L Ratsprot.
,lr sollend ouch die zargen der mülinen in rechter
wyte behalten und daran schl., das das mal herus gang.'
um 1450, AALauf. StR. (.Der müUer eid'); wiederholt
E. XVI., ebd. ,An die brüst schl.', zum Zeichen der
Zerknirschung. 1530/1707, Luc. 23, 48. ,Er [der im
Verborgenen Betende] kan mit seinen Händen an
seine Brust schl., wie der Zoller im Tempel.' FWyss
1677. In militärischem S. ,Wenne die herren mit ir
macht an die von Bern slachen weiten.' Jpst. ,Do
brachen die huoten uf und umgaben die vigende und
sluogen an si.' ebd. ,Do schluogent die von Glarus
an die vient.' Z Chr. XV. ,Also schluogend die Juden
an allen iren feinden mit der schwärdtschlacht.' 1524/
89, EsTB.; .alle ihre Feinde.' 1667/1707. S. noch
Mann- Schlacht (Sp. 28u.). ,in'. ,Sy habe ... mit ge-
melter gesalbetten Butten in des bösen Geists Nammen
in das Wasser geschlagen, daruff allwegen Hagel und
Ungewitter erfolgt.' 1616. ApA. S. noch Bd VI 18.30o.
(melirmals). ,Wir wend sie [die Feinde] greifen an,
tuend gwaltig in sie schlagen.' 1622, LTobler, VL.
In'n Hufe" schl.; s. Bd II 1045 u. (,Schlachinhufen' als
FN. auch 1404, L It RCys.; XV., Z Benken). .Über
das und er in dem Münster wie ander gesworen hab,
wa Zerwürfnissen sigint, die zuo stellent ... das aber
von im nit beschehen sye, sunder in den hülfen ge-
schlagen.' 1472, Z RB. ,Da hab sich begeben, das sy
zuosamen sigen gelofTen und betten gezuckt und in
hutl'en geslagen.' 1507, Z. ,2 pfd 10 ß ... JKeller und
('Keller, uinb das sy ouch inn huffen geschlagen band.'
1585, Z RB. ,Zuo hoch in den tolden schl.'; s. Tolden.
Ei"'m (in GNessl. Dem Chalb) i" d'Auge" schl.; s. Bd 1
134 M. und vgl. Fischer V 877 o. Ei"'m i" d'Hand schl,
zur Bekräftigung (vgl. in-, inen-, her-, dar-schl.): GeH-
mer d'Hann'' u"^ schlet-mer drV: Guggisperger wi-"-
mer si"! B Volksztg 1903. JMit sek. Akk., Etw. durch
Handschlag bekräftigen. ,Also wurdent S. und H. mit
einandern des eins und schluogen das einandern in
ir hend** 1486, Z RB. , Redte G.: ich bin nit hie, daz
ich dir ettwas tuen wöll, und schluog es im in die
band, und umb das er im söllichs in d band ver-
heissen ...' 1. H. XVI., Z. .Habe er sy by sins vatters
süwstal gfragt, ob sy in weite. Seite sy ja, und
schluogent einander die ee in d band.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. ,s Gubernament euch werden sol zue Sandomir
und zue Lublin, daz schlag ich Alln in d Hand hinein.'
.IMahl. 1620. S. noch Hand (Bd 11 13S6M.); Markt
(li.l IV 412o.); üf-rccht (Bd VI 220M.). Vgl. dazu:
.Er ... spreche daruff: ists ein ee, so schlach oder
büt mir d band.' 1530/3, Z Ehegericht. Abs.: ,Wollan,
ich schlon; bygost, es gilt!' JMabl. 1620. ,gegen':
,Dass sich dick und mengs mal begäben hat, dass sy
[die Eidgenossen] zweyen fürsten, einandren wyder-
wertig, gedienet band und in grosser gevarlichkeit
gegen einandren ze slachen gestanden sind.' 1528. B Ref.
nach. Fürwasschlösch-duau'''gängnö'''-mer?SGFELi.ER
1919. , [Petrus] schluog nach des hohen priesters knecht
und lieüw im sein recht or ab.' 1530/89, Joh. iue.
Zum Ätti schlän GkL. Me" soll (muess) nid zu alle"
Mugge" schlän (welle"), Sprw. GRHe., Pr. S. noch
schächteren (Bi VIll 149). ,Wer über den andern louffet
oder tringet mit dekeiner hantgeberde oder mit der
vüste, der sol bessern ein phunt dem richter ... und
slat er wider zuo ime, er bessert zehen Schilling.' 1347,
BSi. Rq. 1912. .Wellicher ... mit der funst zuo jemand
schlecht, ist die buoss zechen Schilling.' 1509, ebd
283
Sclilah, schieb, schlih, schloh. schluli
284
,Wer Der ist ... der zu einem Weibel oder Weibels-
botten schlüege. so er ihnen pfänden soll . . .' U LB.
Jndeme er in der Arbeit ist, komt ein Bär zu ihm
... und will allsobald aufgerichtet zu ihm mit seinen
Tazen schlagen. Der Mann im Schreken schlagt mit
seiner .\xt zu ihm, so viel er mag, und geratet ihm
ein Streich, dass er ihn mitten auf die Stirn tritft.
also dass er ihn geschlagen, wie man einen Ochsen
schlagt [zu 2a].' Sererh. 1742. Bildlich: ,Die vierten,
so das evangelium verhasset machend, sind die nie
mit kunst des evangelii ufgeblasen weder mit liebe
angezündt sind ... Sind so guot, dass sy nieman
grüetzend, der inen begegnet und nit gevallt. Und
so ein andrer, der mit allen menschen redt, die grüetzt,
die dem evangelio widerstond, so zuchend sy von
stund an das wort Joannis theologi [2. Job. 10] von
läder und schlahend zuo im: du solt ein solchen nit
grüetzen.' Zwingli. ,Mit einem schl.', sich raufen,
balgen. ,Ich wil ouch nit mit dir schlachen, du wellest
mich es denn nit erlassen.' 1450, Z RB. ,S. ... buttc
im iemer dar zuo ringen [s. den Anfang des Beleges
Bd VI 110.3 u.]. Antwurtte er im: ich wil nit mit dir
ringen. Rette der S.: wiltu aber nit mit mir slachen
umb ein guldin oder zwen, bist du from und biderb,
so gib mir bar diu trüw.' 1456, ebd. ,Zuo einem gon
mit im ze schl., oder einen angreiflfen, aggredi aliquem.'
Fris.; Mal. ,Der huswirt vergotte inn us dem lius
mit vil tröwworten. das er schier mit im schlachen
müessen.' 1541|3, Z Ehegericht. ,Als die wiber in der
barchi Appenzell gar ungeschickt und dem goteswort
... abhold warend, was aine under inen, hiess man
den Goucbzagel, die hat vormals wol mit drien ge-
schlagen. Die trouwt Uolin Reinspergen oucli und hat
mit etlichen wiber den anschlag gemacht, dass si ...
in ... wol erbelzen weitend.' Vad. ,Ich will ouch nit
mit dir drunib [s. den Anfang des Beleges Bd IV 1893o.]
schlau.' 1597, L Ostersp. ,Das er und sy vor etwas
Tagen mit einandern geschlagen.' 1604, Z Ehegericht.
,Herr Ritmei.-iter AMeyer zeiget an. es habe uff ein
Zyt, da er uff Hohentwiel by Hm Comraandanten an
der Tafel gesessen, desselben Frouw Gemahelin ihne
... befraget, obe es doch wahr seige, dass man im
Schwytzerland so gar grob hätte ... Dero habe er ge-
antwortet, wann Einer ihme daheim hiervon sagte,
müsste er es ihme in einem Buch zeigen oder er wölte
mit demselben sclilagen.' 1657, Z. ,Das Meitli ... sei
noch jung ... sei ein Holzrüedi, habe erst ferndrigen
Jahrs mit den Kinden gefätterlet und mit den Buben
geschlagen.' 1659, ebd. ,So zwei mit einanderen
schlachend und weder erdfahl noch hluetrunz werden.'
GrKI. LB. ,Wan Einer mit dem Anderen im Kirch-
gang Lachen zwüschen Bettgloggen schlagt, ist die
Buess für leden nun Pfundt.' ScHwMa. LB. 1756.
S. noch Frevel (Bd 1 1287); versehen (Bd Vll 566u.).
In militärischem S. ,Wir weren all begirig, mit inen
[den Feinden] zuo slachen.' 1499, Brief des F Feld-
hauptmanns. ,Wyter hab er [der frz. König] 12 000
Gaschgunyer ... und hab ein grossen lust, mit uns Eid-
gnossen zuo schlachen.' 1515, Z. ,Do Miltiades mit den
Persisschluog.'LLAV.1569;, seh lagen sollen.' 1670. ,Con-
gredi cum hoste, auif den Feind treffen, mit dem Feind
zu schlagen kommen.' Denzl. 1666. S. noch Schlacht
(Sp. 2()o.); schlachten (Sp. 37); An-Sehlag (Sp. 215u.).
Mit Ueli schl.; s. Bd I 184. Z'schl. ha", uneig., zu
kämpfen, zu tun. Mühe haben mit Etw. Nachhere'
[wenn die grössern Kinder in der Schule sind] het-vie'
mit de" Chlinne" z'schl.: Ei"s hanget Ei"'m am Ghittel,
Ei"s trölet Ei"'m vor de" Füessen ume" [usw.]. SGfeller.
Es ist es magersch, bleiktnigs Man"dli g'si", wo so
süferli''' mit der Üszeri"g het z'schl. g'ha". ebd. 1911.
Gidanke" sin es zuedringligs G'sindel . . . Der ganz
üsändig Tag het der Schriner mit-ne" z'schl. g'ha". ebd.
Abs. Si händ g'schlage", haben sich geprügelt Gl,
von den Raufereien der Nachtbuben SchwW. Den
Schiersern wirft man vor, dass sie schlend, raufsüchtig
seien Gr (Tsch.). Led-mi''' gän, i'* bin va" Schiers, i'*
schlän! ,Der gmein namen, so die secter den alt-
glöubigen gabend, was kätzer, bäpstler, gottlos ... und
haftend ein sprüchwort, wan etwan ein secter zuo
eim altglöubigen kam uff irm ertrych, fragtends zuo
zytten: wannen bist'? Wan er dan redt: von Lucern,
antwurt der sectisch: so schlüegestgern, wen dtörftest.'
.Salat. ,Die weit tuet im allenthalb glych, lüget,
wüetet, dröwt, pocht, schwört, schlächt, schmächt,
tödt, mezget, summa ist unsinnig und toub.'
Zwingli. ,So einer one ursach und ungowarneter sach
schlüege.' 1538, Aar. StR. ,Mit Treuwen [Drohen] zue
schiahn ist er so bös gsyn als der N.' 1661, ZGrün.
In militärischem S. ,Ins väld stellen und gerüst sein
zuo schl., redlich anfüeren, producere in aciem; er-
forderen oder begären zeschl.. poscere acies.' Fris.;
Mal.; s. noch Schlacht (Sp. 20 M.). ,Cünde ... hat ein
seer frischen, schönen, wol gerüsten züg, der begir-
lich suocht koralikeit zuo schl.' 1568, Brief (HBull.).
,Man kann nit sagen, das nit ein jeder war gewilt, in
diserem getreiT zuo schlagen zuo komen.' AHaffner
1577. ,Der Pündtnern sind viel und wacker Leut; sie
... haben da [in den Kämpfen A. XVIL] viel müessen
schiahn.' 1669, Zinsli 1909. S. noch Üf-Satz (Bd VII
1534u.); Schlag (Sp. 188o.). Neben verwandten Be-
griffen. ,Mit einanderen kriegen und schl., conserere
belli certamina inter se, manus conferre.' Fris.; Mal.;
s. noch putschen (Bd IV 1939). ,Concurro, mit einander
treffen oder schl.' Denzl. 1666. Schl. und fitze"; s. Bd I
1152; V 1050 (pfiichsen). Schl. und hau"e". G'haW'e"
isch nid g'schlage", g'schlage" isch nid g'haiVe", aus
einem Kettenreim ZSell., Stall. ,Das der B. sinen
tegen zuckte und den Seh. damit schlachen oder howen
wölte.' 1471, Z RB. ,Hette G. zuo F. grett: schlächst,
so schlachen ich ouch, houwst, so houw ich ouch.'
1576, ZAnd. S. noch Herd-Fall (Bd I 741). ,Schl. und
hären.' ,I)ie dri frowen haut W. gebaret und ge-
slagen.' XV., L Ratsprot. ,0b ein burger ein ussmau
schleclit oder haret, der besseret mit 60 Schillingen.'
A. XVI., Aar. StR. S. noch Bd II 1510u. ,Er wölte
im den angster nit geben, und söltind sy joch ein-
andern darumb kretzen und sl.' 1466, Z RB. .Schl.
und rouffen.' ,Swa ein seider oder ein usman mit
einem burger gestosset, das si einander slahent, roufent
oder scharalich bescheltent.' 1301, Aar. StR. ,Ist ouch,
daz zwen in der stat kriegent und si einander rouft'ent
old slahent.' B Handf. ; invicem depilaverint aut per-
cusserint (lat. Fassung). ,Rouft'end oder schlachend
zwen oder mer einander, die sol man vachen.' 1475,
Bs Chr. .Conserere manus cum aliquo, mit Einem
raufen, schlagen.' Denzl. 1666; ähnlich bei Hosp. S. noch
Bd I 764M.; II 1510u.; VI 642/3. ,Schl. und stechen.'
.HWaldman . . . tröwt einem jegklichen ze slachent und
ze stechent, welicher im nun mit dem wip redt.' 1465,
Z RB. ,Sy [die .hofjünger' zu Maur] schlachend oder
285
Sclilah, schieb, schlib, schlob, schluli
286
tjteobenj eiiiaiiüeieii an allein unib den todt, so batt
ein vogt nüdt ze liebten, man Itlage im den.' ZGreif.
Offn. 1543. Erweitert. ,Begerten all von berzen, an
den bluotvergiesser [KarlvBurgund] ze ziechen und
mit im stritten, steclien und schlacben.' PvMolsheim.
,0b jemand im rate oder am geriebt gegen dem andern
zuckt, slacbt oder stiebt.' 1471, L. ,Welcber den
anderen mit gewaffneter band scblacbt, houwt. sticht
und herdfellig oder bluotruns machet.' 1595, AaZoT.
StR. .Wellicher zue Einem scblacbt, bouwt, stiebt
oder würft.' 1607, AaL. Stlt. .[Wenn Einer] den Amt-
mann ohn redlich Ursachen stech, heüw oder schliege ..."
Streitschrift 1713. S. noch Schimmel III (Bd Vlll
774 u.). ,Scbl. und stössen.' ,Was dem [der verkleide!
gebt] beschiebt, er werd gestosse[n] oder geslagen,
das rieht man niit' 1418, L RB. S. noch ge-sert (Bd VII
126(;u.). In der Ehe (und kennzeiclineiul dalnr). ,Er
sye ... by iren glegen, gat mit dem kind by im, bab sy
oucb gschlagen und g.stossen, wie einer siiier efrowen
tuet.' 1530/3. Z Ebegericbt. ,Er hat sy in siuem bus
kindbettet, gschlagen und gstossen und ghalten wie sin
eefrowen im bus.' ebd. ,Die frow klagt, er schlacb und
stoss sy, uinb das sy im daz guot nit underhand lassen
well.' ebd. .Nach dem dann genempte sin Schwester
und ir man kurzbievor als eelüt wider zuosamen be-
kennt unz uft' Michaelis, habe er ... iiin gebetten, der
tochter das best ze tuen ... und lut der urteil nit
stossen nach scblachen, sonder der urteil geläben.'
1543, ebd. ,Nacb dem allem [verschiedenen Ebe-
zwistigkeiten sei] sy dem pfarrer ankumen; do er sy
gfragt, wohin sy wel, ob er sy stoss oder schlacb;
do sy grett, sy wel und mög da gar nüt syn noch
blyben.' 1569, ZGreif. ,Schl. und (ver)wunden.' ,Ist
daz, daz dehein gast old usman in [einen Burger] in
der stat slat old in verwundet.' B Handf. ; percuciat
aut vulneret. ,Wer, das dehein person ieman, so zuo
der stat Friburg gehört, in unser stat frevenlichen
wundete oder schlüege.' 1407, B StR. ,L. und Seh.
soUent ... dem M. geben 1 pfd 5 ß, als inn L. ge-
slagen hat, und 3 march, als inn Scb. gewundet bat.'
1461, Z RB. ,0b iemand ... den andern ... slüeg,
wundete oder zuo tod erslüeg.' 1467, B StR. ,Den
andern slachen, lemmen, wunden oder bluotruns
machen.' 1522, BSi. Kq. 1912. .Wann einer den andern
scblacbt oder wundet ussret dem bus.' ZBirm. Otfn.
1562. S. noch ge-sert (Bd VII 1266 u.). Mit innerm Obj.
I"* schlö'-der bim Eid Ei"s um de" Grind umme", wann
d'nüd 's Mftl zue hast! ZO. Chrüt schlöt nüd liV, aber
Speck und Fleisch schlöt tcacker Streich, alter Spruch
GoT. .Einen hinderscblag schl.'; s.S[i. 236. ,Fäl scbl.',
einen Feblschlag tun, sein Ziel nicht erreichen: ,Die,
welche in solchem Practicieren fäbl geschlagen und
das begerte Ampt nit erlanget.' 1654, Absch. (,Von
der Landvögten Wahl und Bestätigung-). Mit Resultats,-
akk. E" Flär'e" schl; s. lam (Hd III 1263) Ei"'m e"
Loch in'n Chopf schl. ,Hat aber ein geistlicher einem
weltlichen ein wundoten gehouwen. geslagen, ge-
stochen oder geworden ... sijllent wir den selben
unserm herren dem propst ... überantwurten.' 1473,
AaZoI'. StR. ,Eine Wunden schl.' Denzl. 1666. S. noch
frid-brech (Bd V 314); Scherer {M VIIl 1132 u.); Wund-
Schlag (Sp. 251). Mit präd. Adj. E(n) Nagel g'rad
schl. De(r) Abraham ist nid so tumm und schlöt ''em
Isdk d'Nase" chrumm, aus einem Kinderreim Sc»; Z.
B'Finger^, d'Hüd offe" schl; i''' ham-mer offe' g'schlage"
GR(Tsch.). ,Wund scbl., übel verwunden, inferre vul-
nera alicui.' Fris. ; Mal. Blucfruns (s. Bd VI 1152M.),
bluetrü''ssig (BG. It Bärnd. 1911) schl. ,Wär den
Andren bluotruns schlecht.' 1604, AaZoT. StSatzg.
.Einen lam schl.' ,Wen dus nit tuost [bei mir liegst],
wil ich dir ein arm vom lib bowen und dich lam
scblachen.' 1528, Z Ebegericbt. ,Und stige ze iren,
verfallte si ... und ir daby tröwt, si solle still scbwygen
und nit sagen oder aber er welle si lam scbl.' 1533/8.
ebd. .Wenn er sy [seine Frau] me scblache. so wellind
si [,ir fründ'] inn lam scblachen.' ebd. Der Schui-
meister ... chönntne" ja dumm un'' lam schlä". B Hink.
Bot 1861. Ü"se'' Hansli ist e" Blick da g'lege" wi' stürm
g'schlage". Bärnd. 1911. Eine" chöUsch- (SOlten).
vhnätsch- (Z) blaw schl. S. auch Bd V 241 M. 649 M.
(chultsch-brün). Winn-i''' jetz nit a" Gottes Statt uf
''em Oufe" joube" hoggeti, i"'* schleich di''' bigost bläu und
grüe", sagt der die Beichte seiner Frau hörende Mann
GSaL. ,Sie [habe] sich auff ein Zeit mit Kollen, als
wan er sie blauw geschlagen, angestrichen.' 1697, Z.
Eine" dünn wi' Hirs schl. L. Einen breit schl.; s. Bd V
919o. und vgl. Wander IV 220. ,Jmd ze büfen scbl.';
s. Bd II 1046. ,Er ... erwuste ein tremel und schluog
sy zuo bufen.' 1520, ZGreif. Einen od. Etw. an e"
(,ze') Rttmpf (s. Bd VI 948 u. und o. Sp. 279 o.). z' Mues
fz' Huderen, z' Lumpen) und z'Fetze" schl.; s. Bd I 1148.
Der Tüfel . . . ist-si" rätig cho", er well die Chapelle"
z' Hudere" und z'Fetze" schlä". JJörger 1913. Es [zB.
eine fallende Tanne] hätt-ne" chönne" z'Blütter schlä"
BBe. ,I)ie Fenster, Webr und Waffen haben sy Alles
zue Stuken geschlagen.' 1633, Z. Eine" z'g'schwunde"
schlü", dass er ohnmächtig wird Gl. Einer z' (ä. auch
.üf den') Tod (in B It GZür. 1902; ScH It EStoU 1907
und etwa .sonst in der Haibma. Eine" tot, -d) schl. allg.
7'* schlieg-en halbe" z'Töd, das'-er jr «s.s-d, mit wem das'-
er's z'tue" hat ScuR. Joggeli, schlach de" Tüfel z' Tod,
er ist en böse'' Chätzer! ZReg. Eie popeie, schlä" (d')s
Güggeli z'Töd (tot), es leit-mer ke'"s Eili (kei' Eier)
und frisst-mer mi"s Brot! B (GZür. 19u2); Sch (EStoll
1907); Z iRSuter 1915). S. noch Löffel (Bd III 1153);
Brot (Bd V 936 0.); Morgen-Röt (Bd VI 1768). ,Wa
ein usser einen indren in unser stat wundet oder zuo
tode schlat.' XIV., B StR. ,Sin diener scbluogent do
den künig ze tode.' Z Chr. 1336/1446. ,Wer ein messer
oder woft'en zuckt, schlecht er zuo tod, sol er mit sinem
lib büessen.' 1475, Bs Chr. .Zetod scbl., töden, afficere
cipde.' Fris.; Mal. ,[Wer ein ,am schaden' betroffenes]
schwin zuo dod wurti oder scblüegi, dasselbig sol er im
[dem Eigentümer] nit bsallen.' 15.58. BSi. Rq. 1912.
Die weUschen Sanditendieben schlöd is z Tod. Bantli
1656. Die Berner händ au etliche vo den Eusrigen
getödet und einen frei/ gar mustod g'schlagen. Gespräob
1712. Bildl. .Eine einzige Chüechkte" kann, wo knapp
gerechnet werden muss, das Fleisch dreimal vom Tische
verdrängen ... Der Guggisberger Witz kleidet solche
Erfahrung in diese sensationelle Kriminalgeschicbte:
D'Chüechelpfanne" het der Fli-schhafe" z'Töd g'schlage";
du het-si du müesse" ga" li-ste".' BXhnd. 1911; vgl. auch
ebd. 1904, 366. Mer . . . hei" nit recht g'wüsst, wie-mer
solle" d'Zit z'Töd schl. JBürki 1916; so oder ähnlich
wohl allg. S. auch matsch (Bd IV 597). .Einen (ze)
ritter schl.'; s. Bd VI 1718M. ,Das der herzog von
Lothringen und etlich herren und ander vor Murten
zuo rittern geslagen wurden [Überschr.]. Es wurden
oucb vor dem angriff ... gar vil rittern geslagen.,
•287
Sclilali. schieb, schlili, schloh, scbluli
288
i>8cHiLL. iJ. ,Her N. . . . ist zuo Jerusalem uf die zit
ritter geschlagen.' 1496, Bs Chr. ,I>ie all, so aiii disser
Schlacht werend gesin, solt man all ze ritter scliL'
Sicher 1531. S. noch Sand-Ritter (Bd VI 1720).
.Einem die hüt, den grind [usw.] voll schl.' , Klagte
er ützit von inen, sy wöltind im sin hat danuiib vol
slacben.' 14öS, Z KB.; ähnlich 1488, L Eatsprot.
,Schryst, so wil ich dir den grind vol scblachen.' 1528,
Z Ehegericht. ,So ist yederniau der meinung, die 5 Ort
... gebind guote wort, biss sy iren vorteil ersecbend
und uns den köpf vol schlachind.' 1560, Brief
(JFabricius). ,1m heimryten von disem tag, als die
herzogischen etwas muotwillen tribend ... ward inen
von den puren der kratten voll gschlagen.' JHaller
1550/73. ,Es habe ein Bannwart Nüt darvon [von
seiner Stellung] als grossen Hass und Unwillen und
werde iniiue zun Zyten die Hut voll geschlagen.' 1637,
Z. S. noch rec/tt (Bd VI 215). In sb es. a) vom , Schlag'
(vgl. Sp. 185 M.) der Sichel, Sense. ,Die Sichlen in das
Feld schl.'; s. Bd VII 187u. ,Als es an der Zyt ge-
wässen, dass er die Sichel ins Veld sclilachen und die
daran geseeten Frucht schnyden und ynsainlen sollen.'
1647, Z. Grössi Made" schlahe", beim Mähen GaHe.
(Tsch.). En Made' schlä", um über eine fremde Wiese
fahren zu können GkNuI'. ,Ir vih triben und wunn und
waid nutzen und bruchen ... da dannen am hag harin,
wie das mad hardurch geschlagen gewesen ist, bis zuo
dem zil, so wir daselbs usgeschaiden haben.' 1474, Z
Rq. 1910 (ZBenk.). Müsste man zu Zeiten fahren, da
Heu oder Streue unter dem Gatter stände, so hätte
man dem Baumann der Spitalgüter Anzeige zu machen
damit er ,ain mad mög scblachen.' 15'24, JGöldi 1897.
, Maden schl., falce demetere gramen.' Mal. ,Wenn
man anschlecht zue meyen, soll man die Chälhofwis
auftuen, und ob Einer wolt Heüw füeren dem Anderen
durbh sein Grass, so soll er ein Maden schlagen und
nicht Grass wüesten.' ZFlaach Offn. 1679. , Durch
einen ... Wald, worin so vieles Farrenkraut wächst,
dass sich an vielen Orten Maten schlagen liessen.' Gr
Sammler 1782. S. noch Bd IV 73o. 75o. Eine" uss der
Made" schlä" , mehr mähen als erGREh. (Tsch.); vgl. 6a.
— ß) abs., entspr. Schlag Ic (Sp. 188), mit der Lad den
Eintrag in den Zettel schl. Z. Muesch liechter schlö",
Das mrd-der vil z'tick! ZRuss. Das Wupp ist z'tich
(z'tünn), unglich g'schlage", wenn beim Seidenweben
mehr (weniger) als die vorgeschriebene Zahl von
, Schüssen' auf "4 Zoll kommt bzw. diese nicht über-
all gleiche Dichtigkeit zeigen Z. — y) Wolle ,schl.';
vgl. Gr. WB. IX 382, Bed. 9b. ,Zuo einem tuoch muoss
man haben 4 pfund woU zuo dem minsten und von der
woll ze spinnen 4 ß haller ... und von eim pfund
1 haller ze lesen und von eim pfund 2 haller ze scblachen
und von eim tuoch 6 lialler ze karten.' 1451, B PES. (,Die
Ordnung, so von Memraingen komen ist von des
schürlitztuochs wegen, was der ze machen costet'). —
8) Felle ,schl.' Den Kürschnern wird erlaubt, die Felle
,zuo schl. im Winter von Michaelis bis Jeory vor
ihren Hüsern ... und von Jeory bis Micliaelis im
Summer vorm Webertörli.' 1508, Sch Chr. — s) ,ein
Buch schlagen, malleare librum.' Denzl. 1666; vgl.
Gr. aaO., Bed. 9 a. — 1^) von Metallen. Schmieden,
hämmern. ,Die wyll das yssen heiss ist, muoss man
es scblachen.' Moruant 1530; vgl. dazu Bd I 315 0.
(1528, Strickler). ,Cudo, schlagen, schmieden.' Denzl.
1666. S. noch Be-schlacht (Sp. 29 u.; nachher: ,der
[bendclj wag 2 lod Silbers'). Von Münzen, prägen;
vgl. unter 6a. Geld schl. Ar (T.); Tu und weiterhin.
.Basel, Brisach, Zofingen, Louttemberg, Thüengen und
Bergbeim süllent sl. 15 Schillinge für ein guldin.'
1377, Mdnzvertrag; s. auch Guldin (Bd II 227 Anm.)
und vgl. HAltherr 1910, 35. 41. ,Ein phunt phn. der
münze, als wir iegnot slachent.' 1378, BSi. Rq. 1912.
,Mit den hallern und münzen, so dazwüschent geslagen
sint.' 1388, AARh. (Münzvertrag). ,Wyter wart denen
von Basel ouch erloupt, guldin ze scblachen.' 1512,
Bs Chr. ,Münz schl., münzen, ferire pecunias.' Fris.
,Ein guldinen pfennig schl., gülden pfennig machen
oder münzen, signare ex auro denarium.' Fris.; Mal.
,Dass niemand an keinem ort mönz scblachen noch
prägen sölte, es were im dan von dem fürsten er-
loupt.' Vai). ,Dass wir, die vorgenanten drei stet
[Zürich, Schaffhausen und StGallen], dieselbig neuw
mönz schlagen und ausgeben wellend.' ebd.; noch
öfter. S. auch Ge-bräch (Bd V 312); Pfänning (ebd.
UIOM.; vgl. Wander III 1266); rieh (Bd VI DiO);
Rapp II (ebd. 1175); Schilling (Bd VIII 577/8, mehr-
mals); Schlag- Schatz (ebd. 1664 M., 2mal). ,llf ein
körn schl.'; vgl. Gr. WB. V 1819M. ,Daz sy wellent
anheben ze münzen und pfenning machen uff das
körn, als die von Bern und Zovingen ietz schlahent.'
1421, Z StB. .Die angster- und steblerpfenning, so
wir, die von Zürich, ouch die von Schafhusen und
von Sant Gallen ietz kürzlich miteinander ... uff ein
körn geslagen band.' 1425, Z (Münzvertrag). S. noch
brännen (Bd V 621 0.). — ij) von Milch(erzeugnissen).
Luggmilch schl., = früseii 1 (Bd I 1331) GrD. Von
Butter. .Die Butter wird nicht schlechter, wenn sie
aus einer 72 statt 12 Stunden gestandenen Milch ge-
.schlagen wird.' Gb Sammler 1806. (De" StocTe Ndw)
schl., die Butter mit Brettchen zum Stock formen Nnw;
W; Syn. «(oc/iew; vgl. berenllS (Bd IV 1459), sowie
Schlag IIb (äp. 190 u.), Schlahen 3c (Sp. 273). —
a-) ,chütt [s. Bd III 576] schl.' ,.3V2 tag gbüt gschlagen
und den brunnenstock uftgricht', unter den den
Maurerknechten bezahlten Arbeiten. 1545, AaB. Bau-
meisterrechn. — i) ,01 schl.'; vgl. Gr.aaO.385, Bed. 3e.
,[N. gestattet] Denen, die für sich selbst wollen Ol
schlagen lassen, dasselbe um den Lohn in seiner Öl-
mühle.' Gr Sammler 1805. Auch S Wbl. 1807. —
x) Für schl. Aa; B; Gr; PAl.; S; Th; Z und weiter-
hin; lieute t- jE" Fiirstei" tsch au''' no''' füre"cho" u"''
derriö''' han-i''' g'chrämet u"' g'äugeret, gäb-ig acht no'''-
n-es Bitzli Schtvumm fingt, vo" ivegen es het-mi"'' z'Tüfels
Wunger g'no", gäb-i"'' ächtert no''' chönn Für schlä".
LoosLi 1910. Us ei"'m [Kleidersack] het-er der Stei"
un^ US 'ein Schiletäschli der Schwumm füre"g'no" «"''
de"" het-er de"" d's Sackmässer zue'tä" u"<' het's um-
g'chert «'"' het mit sine" schlotterige" Häng a"fah" Für
schlä". ebd. Das si" ... gar Tuners fründligi Her''e", nüt
stolz, u"'' hei" gar tüsi"gs nett u"'' niderträchtig mit ''em
Vetlergütti b'richtet, grad loie ive"" mier scho" mängisch
z'säme" vor der Predig uf der Chilche"mür hätte" Für
g'schlage" u"'^ 'tubäcklet. JBürki 1916. , Unterdessen
hatte der Schulmeister ... Feuer geschlagen in seine
ausgegangene Pfeife.' Gqtth. Für Das tät-i''' nit Für
schlä", was Die .g' macht hänt, ich gäbe Nichts darum
GkAv. (Tsch.). S. noch in-machen (Bd IV 43); brännen
(Bd V 623 u.). ,Das es gefüwret und gneistet, alls ob
Einer in einem Füwrzüg Füwr schlüege.' 1604, RCts.
,Ein jede Haushaltung [soll] sich mit Feurzeugen ver-
289
Sclilall, schieb, schlih, schloh, schluh
290
sehen, darmit sie Selbsten Feur schlagen und nit aus
andere[n] Häussern hohlen miessen.' GnThs Feuerordn.
JI. XVII. S. noch In-Schlag (Sp. 225o.). Vom Blitz,
zünden W; vgl. 4. Der Blitz hat Fir g'schlagw. W
Sagen. Unpers. : So ivie Eine [der gespenstischen
Spieler] fer s'spüw e" Charte" uf de" Tisch g'schlagu"
hei, heigi's z'allu" Situ" üsg'ßrot, wie's Fir schleti. W
Sagen. Als Spiel, = chnödelen 3b (Bd III 730) ÜRlg.,
Valz.(Tsch.);RocHH.1857. Es Liechtschl.ZWl .Schlag
gschwind ein Liecht und tus dorein [in die Laterne].'
GGoTTH. 1619. ,Nur bitte sie, dass man ihr ein Feurzeug
im Zimmer lasse, damit sie benötigten Falls ... Liocht
schlagen könne.' 1796, Z. Gelegentlich abs.:Dernä'''Äan-
t"* d's Fürzüg füre'g'suecht u"'' ha" a"fah" schlä". I.oosli
1910. — X) en Ädere" schl., eine Blutader mit dem
Schlageisen (vgl. Flieten Bdl 1230) öffnen Bs (EHetzel
1886); Z und wohl weiterhin, doch f; Syn. z'Äderfe") län
(Bdl 86); vgl. AfV. 170/1; Messikommer 1909, 169;
MHöfler 1899, 573 b (,Ader-Schlag' 2). ,Wann ein
Schaf gar unversehens und plötzlich krank ■wird, so
schlagen ihnen die Schäfer under den Augen ein Ader.'
EKöNiG 1706. S. noch Sclierer (Bd VIII 1131 u.); Trib-
Scherb (ebd. 1234). — pi) schl. d's Blued, .produrre un
ecchimosi' PAl. (Gior<l.). — b) von Tieren; Syn.
rüerenGißi. VI 1254). Bes. von Pferden, auch Rindvieh.
's Ross hed-mer Ei"s g'schlage" .\äF. [Das Pferd] het %-n
Tatsch um der ann'' er g'schlage" u"' g'feckt. Bärnd. 1911.
,Mitden füessen schl. oder hindenau f schl., petere, calce.'
Fris.; Mal. Enand schl. irie d' Mär''en im Stall; s.
Bd IV 394. , Mögen sich die grossen Herren draussen
unter einander schlagen wie die Mähren im Stall.'
Z TB. 1859. ,A. und syn Frouw ... die Tag und Nacht
voll sigind und schlachind einanderen (mit Ehren zue
reden) wie die Mären im Stal.' 1604, Z Ehegericht.
B'Ross Schlund enand bim läre" (nüd bim vollne") Bare"
uä.; s. Bd IV 1440 M.; VI 1414o. [Die Weidetiere] hV"
gägen enann''ere" g'schlage". Bärnp. 1911. ,Zur Gablen
sohl.' ; s. sügen ( Bd VII 5 14 u.). Zun de" Stange" schlä",
von einer eingespannten Kuh. ChrKeichenb. 1916. Über
d' (in BE. auch us der) Stange", d' Lande" (s. Bd III 312),
d'Sträng, de" Strick (über, üs, use")schl., .über die Schnur
hauen', sich über alle Schranken hinwegsetzen B;S. [Er
wurde knapp mit Geldmitteln versehn] für das'-er . . .
nid über d' Stange" schlöij. Barnd. 1914. Er het-ere" über
d'Stangi über g'schlage", von ehlicher Untreue, ebd.
1911. Het ... de"" öppen e" Püri" [bei der die Schall-
Ääse"als Wäscherin arbeitete] tvelle" ... nidnö'''irerGige"
tanze" ... de"" het d' Schallhäse" z'merke" g'ge", was chäm,
we""-men ire" über d' Stange" schlöi. SGfeller 1911. Es
st" [beim Tode der Frau] wo'* Ching da g'si", wn zue-
ne" het müesse" g'luegt ii"'' für-se g'w'erchet si", m'"*
da het-es halt g'heisse", nid über d's Landeli schlä" u"''
zieh". LoosLi 1910. Holt-en scharpf im Zaum, ''ass-er
nit über "e" Strick schtöt! Joaoh. 1885. Wenn's im [dem]
Esel z'ivol isch, so schlöt-er über ''e" Strick üs, sprw.
JReinb. 1907. I"'s G'schirr schl.; s. Bd VIII 1152. E"
jede' Esel schlät mich an all vier Wand, geb-er greppiert.
DGemp. 1904. ,Mit Igtzem fuoss in kübel schl.' ; s. Bd III
110. Hieher (kaum zu 4) die RA.:. Es chönnt halt
doch vniest i" d' Melchtere" schlä", die Sache könnte
einen schlimmen Ausgang nehmen. Obw Blätter 1900,
86. Abs., bes. von dauernder Anlage Aa; Bs; B; Gr;
L; PAl. (.calcitrare.' Giord.); Schw; S; Th; Ü; W; Z;
vgl. ginggen 2 (Bd II 366). Gib Acht, das Boss, die Chue
schlät! ,Es schlöijigs oder schlen''s Boss, welches
Schvelz. IdloUkon IX.
schlet, üfschlet oder genauer mit den Hinterfüssen
füngget, mit den Vorderfüssen sticht' Bärnd. 1911.
[Die Kuh] isch so g'handsem, die schlöt nit. JReinh.
1907. S. noch Boss (Bd VI 1414 o.); un-ver-schamt
(Bd VIII 761 u.). ,Das pferd sclilecht, gehe im nit zuo
nahe [!], fugiendum est periculum.' Gesn. 1551. ,In An-
sehung derjenigen s. h. Kühen, so die Milch aufhalten
oder auch laufen lassen oder mit Melken schlagen,
wird dem Käufer ein Termin von 14 Tagen bestimmt
... eidlich zu erweisen, dass die Kuh mit einem solchen
Laster behaftet.' GrKI. LB. Mit den Hörnern stossen,
von Ziegen Gr.'Vv., D., Luz.; ^yr\. putschen 2a (Bd IV
1 938). Los, wie din Geiss da dinne" sehldnt mi' nandere' !
IjrAv. (Tsch.). D' Geiss tüent schlä". ebd. Mit den
Hauern einen Hieb versetzen, vom Wildeber Z; vgl.
BeblenV487. — c) von Dingen; vgl. 7a. De'^ Bock
schlät(-mer) a" d' Bei" (ane"), um d' Bei" ume*. Da
schläd-im [dem Reiter] es chlei's Gretzli in's G'sicht.
JJegerlehner 1913. S. noch Bd IV 1939u.; Sp. 119o.
192M. Abs. Von einem Gewehr, beim Abfeuern
einen Rückschlag geben Gl; Th; Z und weiterhin,
ünpers. von den Stössen, die ein Fuhrwerk bzw.
dessen Ladung bei der Fahrt auf unebenem,
steinigem Weg erfährt B; Th; ZS.; vgl. Schlag Ib
(Sp. 188). Uf dere" Sträss schlät's heillös ZS. ,Als
sie das [Bretter-]Fuder luden, sparte er die gewal-
tigen Ketten nicht zum Binden, und als Resli
bemerkte, es manglen sich nicht so viele, die Wege
seien gut und öppe" schlagen werde es nicht fast, so
meinte Christen, es sei besser zu viel zu binden als
zu wenig.' Gotth. — d) bildlich; zunächst in der
Bibelspr. ,So dich ... yemants sähe zetisch sitzen im
götzenhaus, wirf nit sein gewüssne (dieweil es schwach
ist) verursachet, das götzenopfer zuo essen? ... Wenn
ir aber also sündend an den brüedern und schlahend
ire schwachen gewüssen, so sündend ir in Christum.'
1530/1707, I. Cor.; tÖTtTOVTES aötffiv xrjv aov££Si(;atv. ,Das
herz schlaht einen.' , David ... schneid los einen zipfel
vom rock Sauls. Aber darnach schlnog in sein herz,
dass er den zipfel Sauls hatt abgeschnitten.' 1530/1707,
I. Sam.; i^idxxfs xapSta AauiJ aOxiv. LXX. ,Und das
herz schluog David, nachdem das volk gezellet war.
Und David sprach zum Herren: ich hab schwärlich
gesündiget, das ich daz geton hab.' 1530/1707, II. Sam.
's G'tfüsse" het-ne" g'schlage". SGfeller 1919. Mi"
muess den Angeren aw'' uf ■*«" rechte" Weg helfet', süseh
schlöt Ein 's G'wüsse". ebd. ,Der elende Kerl befände
sich in seinem Gewissen geschlagen.' Sererh. 1742.
Uneig., Jmd Schaden zufügen, ihn treffen. ,Wir sagend:
untrüw schlecht [an andrer Stelle .schlacht'] sin eignen
herren.' LLav. 1583. ,Galli, dir seig Dies gesagt: Un-
trüw eigen Herren schlacht. Manalucken [!] traut nit
zvill.' 1658, Lied. ,Untrew schlägt ihren eignen
Herren, malum consilium consultori pessimum.' Denzl.
1666. ,Die frucht schlacht Iren herren'; s. Bd I 1272.
ünpers.: ,Es schlägt Jmd wüst', es ergeht ihm übel
Uw. So namentlich mit einer Heimsuchung, bes. Krank-
heit treffen, von Gott; vgl. 5. ,Do geschach hie ain
zaichen, daz die wüetrich [die Verfolger der Heiligen
Felix und Regula] geschlagen mit ainer plaug wurden,
mit behender plinthait' Z Chr. 1336/1446. ,Das wir
so torecht nie wärind gewesen, wo uns Gott nit ge-
waltigklich mit der blindheit geschlagen bette, das
wir solchen unverschämten lügen und tantmären ge-
gloubt hettind. Das ist aber alles geschehen, dass
291
Scblah, schieb, schlib. scblob, schlub
292
wir desterbass Gott und uns lernetind erkennen: Gott,
das er der ist, der do schlecht und widruiub gsund
macht.' ZwiNOLi. ,Der Herr wirt dich schl. mit
geschwnlst, feber, hitz, brand, brunst, dürre und
bleiche.' 1530/1707, V. Mos. Auch vom Teufel: ,Was
beschach ... do Gott dem teüfel des Joben leib er-
laubt? Er fart aus und sclilecht den armen Joben
so vollen böser geschwären, dass nicht ganzes an
seiner haut was.' LLiV. 158'2. — 2. a) von lebenden
Wesen, a) nieder-, er-, totschlagen. Menschen.
lys Muetterli hetmi''' 'trage", der AUeli het-mi'''
(/'schlage" und d's Schwesterli het-mi''' g'nage", lässt sicli
die Stimme Jes vom Vater getöteten, von der Mutter
gesottenen und dann von ihnen und der Schwester ge-
gessenen Kindes vernehmen BSi. (AfV.). ,Er sIuog[Var.
,ersluog'] den Juden und nam daz guot.' Bonkr. , Dahin
fliehen möge ein todschleger, der ein seel ongeviir und
unwüssend schlecht.' 1530/1707, Jos.; später: .Dieweil
er ongefärd seinen nächsten geschlagen hat'; T*}'
■KKicL^üYi: ^»XV litouoCu);. LXX. Tiere. .Ruolland zog
sin Schwert uss und schluog des ersten Streichs einen
[Löwen].' MoRGiNT 1530. Hunde ,schl.' ,Also fuorend
die hundschlaher ... in die dörtfer den Zürichsee uff
und ab, biss wol \>y 80 hünden uff ein huffen getött
wurdend ... Es muoss[t] sich mengen hundschlaher
ergälten, das inen das hundschlahen fürhin kam.'
Waldm. (jüngere Fassung des Höngger Berichts aus
dem XVI.; in den zeitgenössischen Quellen immer
,töden'). ,Zedel an canzel, der hundschlacher werde
zeichnet und unzeichnet schlachen.' 1542, B RM.
,Zedel. hundtschlacher mentag und frytag nechst
schlachen.' 1544, ebd. ,Dera hundslacher 8 tag ze
slachen erloupt.' 1549, ebd. .Als der nachrichter von
Lnzern in ... gan Underwalden, da er alle jar einest
müessen die hnnd schlachen, geschickt.' 1551, B Turmb.
Spec. von Schlachtvieh; ^yn. metzgenla (Bd lV6'24/5);
schinden 2a (Bd VIll 904); schlachten la (Sp. 37). Von
Grossvieh Ap(T.); B; ScHHa.f, St. (Sulger); Tu; Z f.
E" Bind schl. De Metzger hat g'schlage" ScuSt.
(Sulger). Denn bringe"d 's Mastchalb und schlönd's,
Übers, von Luc. 15, '23. Dial. (ZStdt); ,Üein vatter hatt
ein gemest kalb geschlagen.' 1530/89, Luc; ,ge-
schlachtet.' 1667. S. auch röt (Bd VI 1741 M.). ,Das
enhein raetziger sol enhein rint sl. wand in der
schale.' äL RB. ,üas sy [,des metzgers wib'] iren man
hinuss heissen an Ottenbach gan gen ochsen schlachen.'
1446, Z RB. .Es klagt RRiem metzger uff RFritag
den metzger, wie das sy ein gewonheit under ein-
andern habint, wenn sy die rinder geschlachint, das
die kuttler die Zungen ussmachint.' 1469, ebd. ,üie
metzger ... sollent swereu ... alles das vych, so von
schmalen rindern sind oder stieren, die sy schlachent,
dasselbig alle mal die geswornen fleischschetzer lassen
schetzen.' 1530, AiRh. StR. .Wenn zwen ein ochsen
schlahend oder anders.' 1534, AaB. StR. (Metzgerordn.).
,Al3 nun ... die metzger die kuo besechen, die nun
der kuo das leben zu behalten nüt vertruwtend, habent
sy die kuo angents ufrecht geschlagen und uffgehenkt.'
1534, ZHöngg. ,Syn Gmeinder und er haben ... einen
Stier geschlagen.' 1681, Z. Schweine ,scbl.' ,Were
ouch, das deheiner mit geverden mer swinen in .sin
hus schlüegi, denn er bcdörfte, und deheinen ge-
salznen bachen verkoufte.' 1437, BPES.; ähnlich 1473.
,... dorst niemand kein kuo, stier, kalb noch suw
in siin hus schlachen, er hetti denn das ungelt vor-
hin dem amptraan in sin hus geschickt.' 1514, Bs Chr.
.Schweine schlagen', als Spiel: ,Ein Bauer kommt mit
einem als Schwein vermummten Burschen in den Saal,
der Metzger tritt hinzu und bald geht der Schweine-
handel los. Mit den derbsten Witzen sucht der Bauer
die Vorzüge seiner Ware herauszustreichen, während
der Metzger auch keine Worte zu einem vorteilhaften
Schick spart. Endlich sind sie einig. Das Tier soll
sofort getötet werden. Der Metzger holt zu einem
gewaltigen Axtschlage auf den Kopf des Schweines
aus. Krach! Ein Krug liegt in tausend Scherben am
Boden; das Tier aber hat Reissaus genommen. Nun
entsteht ein hitziger Streit; der Bauer will das Geld
haben, der Metzger das Schwein; der Prozess wird
eingeleitet.' WSenn 1870 (GT.); vgl. unter c. S. noch
salzen (Bd VII 894). ,Fleisch schl.' ,Was flaisch am
zistag geschlagen wirdet, das sol man am donstag
am pfund ains hallers näher gen.' Sch StB. XIV.
,Sin rintfleisch und sin swinnen fleisch, das er ä,n
geverd geslagen hat.' 1401, Z. ,Umb flaisch in die
mezi, on das man in dem hus geschlagen hat, usgeben
[folgt Betrag].' 1489/90, Zellw. Urk. Neben ver-
wandten Ausdrficken. .[Steht es fest] dass einem Stück
Vieh nicht mehr zu helfen seye, so ist es am besten,
dass es geschlagen und abgetan werde.' Z Anl. 1755;
übereinstimmend Tu Sanitätsordn. 1780. ,Schl. und
metzgen.' ,.\lso haben die metzger dehein gesetze
gemacht, was jedermans zem tage oder zer wochen
metzgen und schl. solle.' Bs Metzgerordn. 1365. ,Als
sy [die Metzger] in das verbott komen sigint und die
frage . . . herumbgan lassen haben wöUint, wie vil
jettlicher rinder metzgen sölte ... habe der M. geredt,
das einer nit mer dann zwei rinder schlachen sölte.'
1470, Z RB. ,Porcum ferire, ein schwein schl. und
metzgen.' Fris. 1541. , Welcher metzger sich diser
Ordnung ... widersetzen, das jar aus der gepür nach
nit metzgen oder schlagen ... wurde, demselbigen soll
... sein handwerk alhie nidergelegt, verbotten und
... ime kein streich alhie zuo schlagen oder zuo
metzgen nit mehr gestattet oder zuogelassen werden.'
1567, AARh. StR. Neben .stechen'. , Wen ... die Juden
rinder slahen am herbste, das mügin si wol tuon in
ir hnsern.' Z RBr. ; vorher: ,Swas die [Juden] schaffe
stechent.' .Dass ihr Metzger hinfüro das Vyh, so ihr
zu verkauffen schlahen und stechen, nit mehr auf die
Schow aufmustrind keines Wegs.' 1472, ScnSt. (IVetter
1747), ,Daz sy [die Metzger] uff einem samstag mögen
rindfleisch schlachen und darzuo einer ein schwin ...
Were aber sach, das einer rindfle[i]sch hette und der
ander nit, so sol er nütz mer stechen zuo dem rind
den ein schwin ... und mag der ander schaff oder
kelber stechen ... Wer aber, das dewedrer rindfleisch
schlüegi...' 1480, AaMcII. StR. (Metzgerordn.). ,Es
sol kein metzger einich vich an einem samstag weder
schl. noch stechen.' 1537, AARh. StR. Von Fischen.
.Alle weidlüt ... sond ir visch ... am vischmerkt zuo
dem brunnen tragen und veil haben und keinem wirt
noch keinem gast nützit ze kouff'en geben, bis das
man zesament lütet, es were dann, das einem wirt gest
zuovielend oder das er visch selber essen und die
angends schl. wölte.' um 1435, AALauf. StR. .So
der sandfelch geschlagen wirt, so schwäht er empor:
wenn aber der blauwfelch geschlagen wirt. so falt er
zuo boden.' Manqolt. Von Fliegen; s. chlopfen (Bd 111
680). — ß) militärisch, eine Niederlage bereiten. ,Das
293
Schlail, schieb, schlib, schlob, schluh
294
man -wenig folk hatgesächen ein grossen hufen schlan.,
1351, Lied. ,[Der Freiherr von Hasenburg zu Herzog
Leopold vor der Schlacht bei Sempach:] Dise lüt [die
Schweizer] sind nüt ze verachten; wie wol der lutzel
ist, so scbland ir die on merklichen schaden nüt.'
HBrennw. Chr. ,Dass ir [Hauptleute] üwer faindli
eerlich und wol ersezend und nüt nor betrachtend,
wie ir den [!] küng (und zum tail ouch den knechten)
das gelt abnemen wellend, sonder ermessend, dass der
find mit dem pabir nüt gschlagen wirt.' 1555, Zellw.
Urk.; später: ,Dass ir den find mit den lairen rödlen
nüt schlachen werdend.' ,Vor und ee die Lacedemonii
zuo Leuctris geschlagen wurdend.' LLav. 1569; .über-
wunden.' 1670. ,üen Feind schlagen, bestem praüo
fundere, profligare.' Hosp. S. noch Hd V 156o. Uneig.:
,Sich mit seinen eigenen Worten schlagen, suo se in-
dicio prodere, suo se iugulare gladio.' Hosp. — b) Höh
sohl, wie nhd. Aa; Ap; B; Gr; Th; Z und weiterhin,
aber wohl nicht eig. volkst. ; dafür fällen (Bd I 758u.;
auch Ap), hmiwen (Bd 11 1804), um-tiien. .Sein Holz
im wüstesten Graben zu schl.' Gottu. ,l)cr in den
Waiden Holz schlüege oder nider feite.' Grü. LB.
,Tüchel schl.' .Brunnen erzogen, dücbel geschlagen',
unter den dem Werkmeister bezahlten Arbeiten. 1532,
AaB. Baumeisterrechn. ,6 ruchknecht, band tüchel
gschlagen.' 1566, ZGrün. E' RUH schl; s. Bd VI 1813u.
— C) Etw. zerschlagen, -trümmern. ,Rib in [den
Zinnober] wol mit eyerclar, der wol geschlagen syg
uf eini ribstein.' Künstb. 1474. , Bilder in statt und
land. altaren, gmäl ze slan, verbrennen.' 1528, B EM.
.Geschirr, Topf schl.', Spiel, bei dem Einer der
Spielenden .bei verbundenen Augen aus einer ge-
wissen Entfernung den Weg nach einem Topfe zu
finden und diesen zu zerschlagen suchen muss ... Drei
Schläge sind ilini nach dem Topfe zu tun gestattet ...
Trifft er den Topf, so erhält er den Preis, der unter
oder in demselben liegt und in Obst, Nüssen oder
sonst Etwas der Art bestehen kann.' Sprüngli 1838;
s. auch Rochh. 1857, 446/7 (wonach das Spiel, bei
dem sich unter dem Topf gew. ein Hahn befand, bes.
an Erntefesten bei den Schnittern beliebt war), ferner
JStangenberger 1877, 30 (,Topf- oder Hahnschlagen',
mit Beschreibung). Insbes., den auf den Wiesen aus-
gebreiteten trocknen Dünger nach dem Nütsche"
(s. Bd IV 878) durch taktmässiges Schlagen (vgl. 3) mit
der Mischable" verkleinern, eine Arbeit der weiblichen
Familienmitglieder GrV.; vgl. JJörger 1913, 37/8. —
3. mit der Vorstellung taktmässiger Wiederholung
und meist auch des dadurch bewirkten Geräusches; vgl.
Schlag Id (Sp. 188). De" Thakt schl., wie nhd.: niclit
volkst. Firäbcd schl, = F. chlopfe" (Bd 1 36).
D's Firäbe"'' schlä" bi de" Zimmermanne", we""-si i'if-
g'richtets hi^", w"' bi de" Tröschere", we""-si albe" di
lösti Tennete" abg'schosse" hV". Da hV"-si z'erst (wie
gewohnt im Takt) z' Achte", de«" z' Viere", de"" z' Zweie",
de"" z'P<"m uf de" ler Lade"bode" g'schlage". Barnd.
1911. E(n) Jassschl, , klopfen' L; Z und sonst; s. schon
Bd III 69. Jetz bin-i''' schon e" halb Stund dö und han
tmmer 'dankt, wetn-mer öppen e" Jass chönnt schlö".
LcEGisL. 1893. D'Büre" hend nid grad vil drV'g'luegt
[in die Zeitungen]; si hend alle" lieber e" lustige" Jass
g'schlage". RBrandst. Insbes. a) vom Herzen, den
Adern, wohl allg. .Die äderen schlahend, micant venae.'
Frib.; Mal.; s. noch Puls (Bd IV 1219 Anm.). — b) mit
Bez. auf Lärm-, Musikinstrumente, a) von der Pauke
(s. Bd IV 1106), Trommel. Es meint Hängen, er schlöi
di gross Paukte", «"'* trummet numen uf-eme" alte"
rünnige" Nachteliübeli. SGfeller 1917. S. noch Bung-
gunggelen (Bd Vi 1132). {Uf, ,!n') d'Trumme" schl
D' Sunne" schtnt und 's regnet, 's Vögeli hockt uf der
Stege", der Guli schlout der Trumme", d' Vögeli gumpe'd
ume" ScBwE. (Lienert), der Guli schlät uf d' Trumme",
's Hüenli gumpet umine" Gl. Giggis gaggis Eiermues,
d'Gäns laufe"d barfuess, d'Hüener laufe"d umme", de'
Güggel schlät d'Trumme". RSuter 1915. Es giget es
Fischeli, es tanzet es Müggeli und 's Chrütteli schlöd
d' Trumme" L. Wideli wädeli, hinder ''em Städeli hat
en Bettelma"" Höchsig: es tanzet es Chrebsli, es giget
es Schneggli und 's schlät es Igeli d'Trumme" Z; ähn-
lich Th (Sonntagsbl. der ThZtg 1897 Nr 1'2). S. noch
Brut (Bd V 994/5). ,Trummen oder baucken etwarzuo
schl. (zuo eim ding suniberen), adbibere tympanum.'
Fris. ; Mal. ,Wan man in die tromen schluog.' Vad.
,Myn herren wellent wol kilchwi halten, doch soll
niendert gedanzet oder nach der bättgloggen meer
truinmen gschlagen werden.' 1576. Z RM. .Wann er
ein Weib khönte bekhommen, so schlüeg ich ihm zur
Hochzeit auf Trommen.' 1618. Zinsli 1911. ,Daz man
daselbst [in Mailand] täglich ufiTTrummen [die Werbe-
trommel] Schlacht und frisches Volk bewyrbet.' 1627,
B. ,Es soll auch Niemandts mehr ... nach dem man
das Ave Maria geleütet, schiessen, Trommen schlagen
noch pfeiöen.' GRh. Mand. 1638. .Das er ... zue Kloten
im Wirtshus dem Profossen daselbst ein Taler geben,
das er die Trommen schlache.' 1647, Z. ,Neckerli
schl.'; s. Bd IV 713. ,(Üf) den sumber schl.-; s. Bd VII
987/8. ,Man sol N. ... 29 ß 8 d. von fürschowen und
harnesch und von sumerscblahen.' 1408, G Seckel-
amtsb. , Beschwerden, darum ain gotzhns sin wesen
zuo SGallen nit han mag: ... des schrigens halb,
juchzens, pfifens und sommersclilacbens.' Vad.; vgl.
G Mitt. II 47. Zorn Spatz (s.d.) schl, beim Militär:
Ich freue" mich scho" uf d' Soldate"jör : Im Waffe"rock,
dei steltt-me" Nämis vor. Me" schlecht zom Spats, me"
streckt d'Gamelle" hi" ... APletscher (ScnScbl.). ,Zuo
tanz schl.' ,Die spillüt, so zuo Rüeggisperg zuo tanz
geschlagen, sollent gestraft werden.' 1532, B RM.
S. noch Regiment (Bd VI 739 M.). Mit Akk. des Inhalts.
,Nacb dem wirdt ein ganz schöner und lieblicher Tanz
geschlagen.' JWetzel 1583. De" Zapfe'streich schl;
s. Ge-bür (Bd IV 1515 M.); üs-schänken (Bd Vlll 951).
,Den Truppen-, Wachtschlag, einen Marsch schl.';
s. Truppen-, Waeht-Schlag (Sp. 250/1). .Verzeichnus
der Schweizerstreichen, welche ein Tambour, ehe er
miner gn. Hrn Ehrenfarb bekommen wird, schlagen
sol.' 1713, Z. .Allarm schlagen.' 1831, Bs. , Einen
lärmen schl.'; s. Bd III 1383. , Signum receptui, wider
binder sich manen oder abmanen, lärmen schl. abze-
ziehen.' Fris. ,Einen lärmen schl., accendere Martern
canturf Fris.; Mal. ,Sy [haben] einen Ussfabl getan,
dass wir sy habend hören mögen Lermen schlachen
und scbarmutziren.' 1644. Z. S. noch üfbläsen (BdV
145. 2mal); sumberen (Bd VII 988). Lärme" schl. un-
eig.. Lärm machen, so von Burschen nachts auf der
Gasse GrNuI'. (Tsch.). Schamäde" schl; s. Bd Vlll
766. ,Die (Zur)Samlung schl.', auch mit vertauschtem
Subj. ,die Sanilung schlägt'; s. Bd VII 925 und vgl.
Sammel-Schlag (Sp. '245). .Die Wachten mögen sich
versamlen oder nicht, so soll dennoch al'ä Morgen
zu der von dem General bestimmten Zeit zur Wacht
295
Sclilah, schieb, schlili, schloh, schluh
296
geschlagen werden.' B Kriegsordn. 1764; s. noch Pfäl
(Bd V 1092). , If «""'s het General g'schlage", wenn der
Generalniarsch getrommelt wurde.' Barnd. 1914. Abs.:
,Bei der Sammlung, Retraiten oder anderen Trnmmel-
streichen soll er [der Tambourniajor] mit dem Stock
vorhergeben und durch die bestimmten Orter schlagen
lassen." B Kriegsordn. 1764. — ß) von einer Glocke,
ühr. ,Die zitgloggen schl.' ,Dem nachtwecbter uf
dem Wendelstein dise nechsten zwei jar von der zit-
gloggen ze slan 4 Ib.' 1384, B StRechn. ,6 p dem N.
von 1 tag die zyttglogg uff Sant Petters turn zuo
schlachen.' 153.5, Z Seckelamtsrechn. S. noch ZAnz.
1921, 110/4 und vgl.: .Die nachtwecbter sollend ... alle
stunden, wan die ober zeitglock schlachen ist, rüeffen.'
1530, AARh. StR. A" die gross Glogg schl; s. Bd II
609, sowie ab-lässen (Bd 111 1400). Abs.; vgl. h'iten
(Bd III 1506). ,Wann man hinfür zun burgern schlecht,
dass die burger glich nach der predig harzuo gan ...
sollend.' 1529, B RJI. ,Soll man nun hinfür wie vor-
nacher zun burgern gan; wan man znni andern
schlecht, jederman do sye.' ebd. , Sturm schl.' uä.
.Wann sich tags oder nachts zutragen wurde, das die
Dndertanen im Schloss zu Vorstegg ohngewohnliche
Schüss mit groben Stucken, Doppelhaken oder sonsten
lüten hören wurden, sollend sy von Stund an Sturm
schl.' um 1610, GSax. ,Wann je zwüschent zweyen
Streichen stillgehalten wirt. so soll sich Jederman ...
dem Fygend zu widerstahn alsbald gefasst machen ...
Geschechen aber der Gloggenstreich dryg, ehe man
ufhört, so soll man sich alsbald uff den Lermenplatz
verfügen. Tete man aber allwegen vier Streich nach
einanderen, ehe man ein wenig ufhörte, so bedütet
es, dass der Fygent ins Landt gefallen. Wann man
aber Schlachten tut oder sonst Angriff und Treffen
geschechend, wirt man allzyt durch Statt und Landt
den Lermenstreich ohne üfhören lassen schlachen.'
1624, GJPeter 1907 (.Sturm- und Gläuffs-Ordnung').
,Es ... sollen allein die grossen Gloggen zu dem Sturm
gebraucht werden und der Sturm nit geläutet, sondern
ein Hälsling an den Kaal gelegt und damit der Sturm
geschlagen.' 1628, ebd. (,Wachtordnung der Landtgraff-
schaft im obern und undern Thurgau'). ,Wan sich
der Lermen erzeigt, sol im ganzen Ampt an allen
Gloggen allein mit dem Kahl an einer Sytten Sturm
geschlagen und nit gelüftet werden.' 1644, Z. , Weilen
... die Undertanen im Kellerambt, wegen des leisten
Krieges gebränte Kinder, ihre liebsten Sachen in
Sicherheit geflöchnet und hierüber der Pfarrer zue
Ottenbach Sturm wollen schlagen lassen.' 1664, ebd.
S. noch entsagen (Bd VII 408 c). Mit Sachsubj. Der
Haller schlät; s. fläugen I (Bd I 1176/7). D'Ür schlaf.
allg. ; s. Bd I 419. ,Die Uhr schlägt, hora signum
datur. auditur, hora indicatur.' Hosp. E" Frou, wo nit
balget, isch ici'-n-es ZU, wo nit schlät BE. D' Stund
schlät; s. rüeren (Bd VI 1254M.). ,Die provisores ...
sollen ... allwegen zuo recht bestimbter zeit, und so-
bald die stund gescbla?en, in der schuol sein.' Bs
Schulordn. 1597. Hdre'd (Lose'd), was-i''' eu'^ will
sager: d'GloggfCj hat Nüni [usw.] g'schlage"! Nacht-
wächterruf, allg.; vgl. Bd VII 396 u. ,Man ... müschelt
die zedel [des Glückshafens] in yetwedrem hafen wol
under einandern ... uff die obgenempten mittwochen
und kilchwiche nachmittag, wenn die glogk zwei ge-
schlecht.' 1465, Z. , [Beginn des Schiessens] so die
glogg zechni schlecht.' G Gesellenschiessen 1485. ,Die
frömbden fürkoifer sollen euch nützit uff fürkouff
uffkouffen, bis die glogg nachmittag eins geschlacht.'
1497, Z RM. ,Die küeft'er sollend hinfüro dheine rörli
an die ankenwag zum infassen des ankens stellen, bis
die glogg zechne gschlagen.' 1590, ebd. S. noch ZU-
Glogg (BdII619. 2 mal). .Die ur ... hat etlicb psalnien
gschlagen ghan.' 1576, Z. ,Schl. d'Stitnde, battere le
ore'PAl.(Giord.). Unpers.; Syn.ha(fereH5(BdIV 1804).
Es schlät, hat g'schlage'. allg. Wel°''i ZU häm-vier
au''' (od. ischpsjy^ Halbi drüber, und wenn's druff ist,
se schlät's, Vexierbescheid ZB. Es schlöt geng, wein-
me" frönd Lüt het, mit fremden Arbeitern, Taglöhnern
wird wenig verrichtet AaKöII. Es göd im Holz und
schlöd im Holz und chund doch nienen a", Rätsel von
der Schwarzwälderuhr AATäg. S. noch Bd VI 503M,
Es schlät Zwei, Drü usw. allg. Ztvölfi schlät's am
WälderzU jiz. Dekl. (BHk.). 7"* ha' mi' Schümmd
ja scho' 'tränkt, seb's nw recht Ztcölfi g' schlackt.
KdMev. 1844; s. noch seb (Bd VII 39). Güggerüggü,
am Turn schlät's scho" Dru G. Güggerüggüggü, 's schlöt
bald Drü: Mueter, gang go" choche", gim-mer aw'' en
Moche'! ZSth. Giigge-güggehü, 's schlöt bald Drü:
Chomm, mer wend gu" bettle", 's giH en Ammelette"!
ScH (EStoll). S. noch Brut (Bd V 994 u.). ,Das man
... das dritt [Zeichen zur Predigt], wenn es achte
slacht, lütten solle.' 1551, B RM. ,An das Gericht
zegahn von Ostern bis Sanct Michels Tag im Herbst
am Morgen, so es Sibne, und von Sanct Michels Tag
bis Ostern, so es Achte schlacht.' B GS. 1615. S. noch
Ürten (Bd 1 490 o.). RAA. udgl. Ei"m fii'ferle", bis's
Sechsi schläd; s. Bd I 854. Und dö hät's Achti
g'schlage" ThHw., Dö häd's-di''' g'schlage" und d'Chind
sind i" d' Schuel g'gange" Z, sagt der Hörer am Scbluss
einer Erzählung, deren Glaubwürdigkeit er be-
zweifelt; eine syn. Wendung unter Chüder-Märkt
(Bd IV 413). Lose', was d'Glogge" schlät; s. Bd II 609.
Merke", was d'Glogge" (ScnSt.), was-fejs (B; Th), w'e
vil ''as''s (Gl) g'schlage" het. wie nhd. D's ganz Hüs
soll wilsse", wer de bisch u"' was d'l'r g'schlage' het.
A Heimann 1899. ,Wach uff und merk, wie vil die Glock
geschlagen, wie man begehrt, dem ganzen Land zu
zwagen.' 1673, Lied. .Bald werdet ihr sehen, was die
Glocke eigentlich geschlagen habe.' JJÜlr. 1731. ,Der
Pfarrer ... wohl sehende, wie viel die Glocken ge-
schlagen [dass näml. sein Amtsbruder zum Mörder
geworden], sagt: 0 du elender Mensch, mach dich bald
ab den Augen!' Sererh. 1742. Freier: ,Hie in disem
zeitlichen Leben ist kein übelgeplagtere, ärmere
Creatur als ein Christ ... Aber am jüngsten Tag
wird die Glok änderst schl.: da werden die Letsten
die Ersten werden.' FWyss 1675. .\berglaube. Wo
euses Rösi chrank g'si' ist, hed en Ür g'schlage' i" der
Wand inn; wo's g'storben ist, hed-mer-si nümme'' g'hört
AaF. , Schlagen' in das Kirchengeläute (Ap; B; Sch;
Th; Z), bes. in das Morgenläuten (ZHorgen), in das Be-
gräbnissläuten (GrD.; Z; s. auch Licht-Gang Bd 11
352M.; Grab ebd. 677; lüten Bd III 1506), während der
Wandlung (AaF.; L) bedeutet einen nahen (in der
gleichen Woche eintretenden AaF.) Todesfall (einen
Totschlag BGsteig); vgl. AfV. U 217. XXI '201; OStoU
1909, 162; HMessikommer 1909, 172, ferner darin-sehl.
Wänn's i"'s Lüte" schlät, so sagt man: 's häd au'''
leider Ei"m de' Löffel us der Hand g'schlage' ZMönch.
's hed i" d'Wandli'g g'schlage' i" de' heilig Nacht.
Das hed nüd Guets z'bedüte', 's muess im neue" Jör
297
Schlab, schieb, schlih, schloli, schluh
298
Öpper u'verhofft dra" glaube". ALGassmann 1918. Es
schlöt-em i"'s End. Sprww. 1869; vgl. dazu Bd I yi5u.
287o. — y) Harfe, Zither sohl. uä. En arme'' Musikant
... hat a''f'oh" d' Harpfe" schl. Lienert 1906. [Der Vater]
selber het i" junge" Jöre" gern u'"' guet d' Zither e"
g'schlage". SGfeller 1921. ,Die harpfen schl. oder
lyren, pulsare lyram vel cytharam pectine; seitenspil
haben, die lauten, harpfen oder andere seitenspil in
einem mal schl., adhibere fides epulis ; die Seiten
greiften, schl., kurzweilen auft' instrumenten, movere
fides.' Fris.; Mal. ,Üer wirt kond lütten schlacher
mit der fädren und sang darzuo mit grossem gschrei.'
ThPlatter 1572 (Boos). ,H. ... bracht mir üborzöckert
mandlen, dass ich im die luten schlieg.' ebd. Wan
tGrossmuttä mue.fs d' Leirä schlagä. Tyrolersp. 174.3.
S. noch Harpfen (Bd II 1633); Platschierer (lid V 233);
Süw (Bd VII 1498 M.). , Fides movere, auff der harpfen
oder lauten schl. oder anderen seitenspilen; incinere,
auff' einem seitenspil schl.' Fris. RA.: ,Für und für
auff' einem seilen ligen (,auft' einer selten trumppen.'
Fris.) oder schl., oberrare eadem chorda.' Fkis.;
Mal. Mit innerm Akk.: .Cithara, ein harpfen,
darauft" man lieder Schlacht.' Fris. — 8) von Orgel,
Klavier udgl. D'Orgele" schl; s. Bd I 447 (auch B;
FJ.; Gr; L; U; Zg). Das Harmonium schl. JReinh.
1905. ,Es ist geortnet von jeder Begrebniss, wan die
Orgel geschlagen wird. Der soll 15 Seh. bezahlen.'
1804, LMeiersk. (Gfd); s. noch sibent (Bd VII 59o.).
.Deswegen seye er [ein Lehrer] gegenwärtig in Hanpt-
wyl, um die Kunst, Orgel und Ciavier schlagen, zu
lernen.' 1810, ZO. ,Ein jetlicher bruoder ... sol ...
die orgelen, so oft ein organist schl. will, tretten umb
sin alten, gepürlichen Ion.' 1562, LBer. ,Es beschwerte
... Die von der römisch-catholischen Religion das
Gemahl an N.s Haus ... inmassen so übel, dass ein
Teil derselben [!], nämlich den Pfaft'en, so dem Esel
am Schwanz hieng, wie auch die Closterfraw bei den
Kriegsleuten und die Saw, so die Orgel schlug, durch-
zustreichen befohlen ward.' 1602, TnFr. Chr. , Meister
Georgius der Organist fuort uns in die Kilchen uf
die Orgel, doruf auch ThSchepfius mein Gfert schluog.'
FPlatter 1612 (Boos). ,Er vernem, ich sy ein guoter
Lutenist, wie auch, dass ich auf der Spinet schlache.'
ebd. Mit innerm .\kk.: Wenn de' Orgelist öppe" einist
verhinderet worde" ist, hed de"" Mariz ganz ordli'''
für in 's Amt g'schlage". MSohürmann (L). —
£) Chrach schl, wie nhd. ßs (SV. 191'2); BE. (JBürki
1916); Z und weiterhin, doch nicht recht volkst. —
C) vom ,Schlag' (s. Sp. 189, Bed. Id6) des Rebhuhns; s.
chüttelenll {Bi\ 111 577). — 4. von atmosphärischen
Erscheinungen. ,Der hagel, das weiter schlät etw.'
,Zuo Rinfelden sluog das weiter, was im banne
stuond.' 1449, Bs Chr. ,[Der Hagel] schluog das Breit-
fäld am '22. junii.' JHaller 1550/73. ,In sim land
habe der hagel zwöy jar einandren nach kern und
win geschlagen.' 1551, B Turmb. ,Wann Einem der
Hagel sein Guet schlagt.' L StR. 1706/65; ebenso
ScHwKü. LB. 1769. S. noch Bunt (Bd IV 1402M.);
Burg-Recht (Bd VI 297). Mit pers. Obj. , Lukas,
Markus, StJohannes, Matthäus! Wer die vier Evange-
liste° wird nänne" mit Name", wird 's Wetter weder
schloh" no'^'' bränne"'; dreimal, jedesmal mit an-
schliessendem Vaterunser zu sprechender Wettersegen
AiDott.f ,Ouch hett in der hagel geschlagen im 49. jar,
nnd im 51. jar wer ein miswechst.' M. XV., Z. ,Was
einer ablassen sol dem, so der hagel geschlagen hat.,
L StR. um 1480. ,Mine herren haben denen zuo
Eglisow, so der hagel geschlagen hatt ... zyl und tag
geben.' 1527/9, Z BB. , Rechenherren söUent gwalt
haben, denen uff' den höfen zuo Sumiken [usw.], so das
wätter übel gschlagen, ein anzal kernens ... fürze-
setzen und zelychen.' 1580, Z RM. Unpers. ,Wie ist
Das ü's doch nadist auch nachg'stangen, dass es ü°s
hättg'sch lagen und die wühlige, schön g'wachsnige Sach
allsrübis und stübis verbrätschet!' von einem Unwetter.
Emmentalerbl. 1917. Mit Richtungsbest; vgl. 6a.
's häd Alles i"'" Boden »'"e" g'schlage" Aa; B. ,Er wölte
e, das sin reben der hagel ze grund und ze grat
schlüege.' 1450, Z RB. ,Uff den 7. tag julii des 1544.
jars hett der hagel geschlagen körn und haber alles
uff den boden nider.' UMey. Chr. 1540/73. ,Ein so
entsetzlicher Hagel, dass dardurch in 5 Meilen weit
Menschen, Vyhe, Dächer und Fenster neben allen
Früchten in den Boden geschlagen worden.' 1584,
KWiLD 1847. Intr. ,Gar louft' ich nit nach dinem
glieiss so schnell und bald ... und sott der hagel inn
garten schlau.' Rdep 1539. ,Sött als bös Wätter in
dHöll schlau.' Com. Beati. , Habint die Soldaten gredt:
Schlach, Hagel, schlach über Die, so schuldig sind,
dass sy uns unsern Capitän hinweg füeren!' 1638, Z.
Der Hagel, 's Wetter schlät (Ei"'m) i" d' Chuchi; s.
Bd III 129. De'' Tüfel weiss, was na''' chönt i" d'Chuchi
schlä"! Z (Spillmann), 's isch bös (es Choge" Zug), wenn
's Wetter i(n) d'Chuchi schlöt, wenn die Hausfrau geudet
BsL.; BE. ,Wenn nach bekanntem Bild von der
schlechten Hausfrau der Hagel i" d'Chuchi schlet.'
Bärnd. 1911. Besser der Hagel schlöt i"'s Feld a's i"
d'Chuchi. LReid. Kai. 1899. ,Er seye an dem ge-
schehenen Übelhausen nit allein schuldig, sondern
auch seine Frauw ... und hab sich das Sprüchwort
an ihnen erwahrt, wann der Hagel in Kuchi gschlagen,
so habs gfehlt.' 1697, Z. Abs. Mer ... wei" haif'e",
icei" stechen, a's wann das Wetter schlieg AAMöriken
(Grolimund 1911); S (Firm.; ItGlutz als Kadettenlied).
,Der [Wer] selbe teilet unde weit unde witert, swie
er wil, davon sieht euch im der hagel [Var. ,den sol
der hagel slahen'] selten.' Scbwz. MS. ,Man sol nach-
gan und richten, als der N. necht, da das gross, un-
gestüem. hert, vorchtsam weiter kam, gerett hatt, er
wölte, das es hie ze Baden slüege.' 1446, Z RB. .Der
hagel hat im Thurgöw des vergangnen jars treö"en-
lich geschlagen.' 1503, Schreiben des Landvogts
MTschudi. ,Ist doch in anderen landen vil [Frucht]
worden, do der hagel nit geschlagen hat.' Stockar
1519. .Habe der hagel geschlagen oder nit, so haben
sy im mnessen sin galt geben.' 1520, Z. ,An Sant
Margrethen tag in disem jar [1516] schluog der hagel
ze Zürich.' Bossh. Chr. ,Sy [zwei Frauen] habend ouch
fern miteinandern einen hagel gemacht, der by Zurzach
umbhin geschlagen.' 1539, Z RB. ,In disem Jar schlueg
der Hagel gar übel.' 1665, ZOGlatt. .Wann man den
Zehenden nimbt oder gibt, welcher von Jahr zu Jahr
gerufen oder verliehen wirt ... und der Hagel alsdan
schlagt ...' L StR. 1706/65; wesentl. übereinstimmend
ScHwKü. LB. 1769. S. noch bärlich (Bd IV 1435);
Brunst (Bd V 748M.); ver-segnen (Bd Vll 464o.). Vom
Blitz, = schiesseriSb (s. Bd VIII 1374); so in den Ver-
bindungen mit Wetter zT. viell. schon im Vor.; vgl.
in-schl. ,Der rych man ... spricht, er well dburen wol
zemmen, all guot und hab well er ihn nemmen. Der
209
Sclilali. schieb, schlih. scliloh, scliluh
300
rych, untriiw man also bstadt, biss ihn der strol von
himniei scliladt.' VBoltz 1551. ,Y Donder, schlach den
Hei-rgottsman[NvdFluh]!' JMahl.1674. MitRichtungs-
best. Bei nächtlichen Gewittern soll man das jüngste
Kind im Haus wecken, dann schlägt der Strahl nicht
ins Haus ZBass. Me" tuet d'Karfritigeier e"ueg, ''ass
der Blitz nit in's Hüs schlöt BsL. (AfV.). ,Es ist ein
wunder, dass nit der tonner in das schandlich, ful
kätzernest schlacht.' 1531, Absch. (Z). ,Es schluog in
ein turn.- JHaller 1550/7.S. S. noch neben-sits (Bd VII
164'2); Schirm (Bd VIII 1286); Donner-Schlag (Sp. 249).
RA.: Es hed in andrer Liten Holz g'schlagen. mit Bez.
auf unehliche Geburt. Bärnp. 1908. Abs. Der Blitz
(Gr It Tsch.), Ströl (ZF.). d's Wetter (GrAv. It Tsch.)
schlät, het g'schlage". Häufiger unpers., „Donnerschläge
geben' (wenn Blitz und Donner beinahe in eins fallen)
„Aa-; Bs (auch It St."); B (auch It St.»); „Vü"; Gr
Pr.; Sch; „S"; Th; Z. lez hät's g'schlage"! ,Helf-i^s
Gott der Her''." so schreie" d'Wiber, ,'s het g'schlage"!'
Breitexst. 1863. ,Ini Moment, wie das Heufueder die
Scheune erreicht, schlöt's und es schiitt wie mit Gelten.'
jVIessikommer 1909. Es het nume" ehalt g'schlage", vom
nicht zündenden Blitz, scherzh. auch mit Bez. auf eine
chalti Chindbetti (s. Bd IV 1818). Bärnd. 1904; vgl.
Schlag 2 (Sp. 189). S. noch schlnen (Bd VIII 819 M.).
,Es schlagt nicht allwegen, wann es donnert.' Mey.
1692. Zünte" und schl., blitzen und donnern GRPr.,
so Fid. (B.). — 5. von gewissen Krankheiten mit
Lähmungserscheinungen; vgl. Id zu Ende, ferner
Schlag 3 a (Sp. 189). Der Tropf hät-in g'schlagu" W.
,Do schluog in der tropf, das er nit mor reden noch
seiner dingen halb geschaffen noch gebieten mocht.'
1530/89, Make. I; ,da traff ihn der Schlag.' 1667. S. noch
parlis-siech (Bd VII 199); tropf-schlegig (Sp. 250). ,Das
guot (s. Bd II 553/4, auch E. XVIII., BR.), der keib
(s. Bd III 100, ferner richten I Bd VI 894 M.), das parlis
(s. Bd IV 1591), der bresten (s. Bd V 838 M.; Bs Chr.),
der fül Schelm (s. Bd VIII 692) hat einen geschlagen.'
's Greis häd's [ein Stück Vieli]^'sc/»?a^e" ; s. Bd II 799 M,
Nur rasches Aderlassen rettet vor dem Tod, wenn das
Vieh, wie der Bauer sagt, ■g'schlage", dh. vom Greis
befallen ist UwE. ,Auf einer Alp im Kanton Uri fielen
sehr viele Rinder, man sagt hier zu Lande: wurden ge-
schlagen.' .\LcT. (Sagen). — 6. a) Etw. durch einen
Schlag (Schläge) nach einer Richtung bewegen, in
eine Lage, an einen Ort bringen; meist mit ausdrück-
licher Richtungs- bzw. Zielangabe. (Leder, Schuhe)
über ''e" Leist schl. Wie machC's denn die Sclmester?
So mache" si's: si schlönd das Leder über ^t" Leist
und esse" vil, sl" doch nie feiss. Grolimund 1911 (Aa
Gränichen). Über ein Leist (s. Bd III 1469), Riste"
(s. Bd VI 1511) schl, g'schlage" si". 's si" nit alli Schueh
über ''e" glich Leiste" g'schlage", nicht alle ficute gleich
geartet. EWyss 1913. il/e" cha"" nie all Lüt über ei"
Leist schl. BsL. 's send All ober ann [einen] Last
g'schlage", gleich (schlimm), zB. Händler, Handwerker
(mit ihren Forderungen) TuMü. ,Der Amtsweibel be-
richtete mich ... dass sein [an die die Arbeit nieder-
legenden Schiffer gerichtetes] Erinnern fruchtlos ge-
wesen und Alle über einen Leist geschlagen seyen.'
1787, ZEgl. ,Über das model schl.': ,60 Ib. MSuracher
von 144 eimer wider zuo büezen, zuo bünen und über
das model zuo schlachen.' 1550, AaB. Baumeisterrechn.
/" d's Model schl, uneig., von Menschen, Tieren. ,Us
der Mode" chtmnt, wer . . . sich der als schicklich ihm
anerzogenen Art der Aufführung entschlägt. Mi"
mues'-ne" umhi" i" d'Mode" tue" (oder ene" umhi" modle",
i" d's Model schlä").' Bärnd. 1911 (BG.). ,Ein störriges,
iing'regelierts Tier, das us ''em G'lVs usH" cho" ist, rauss
er [der Bauer] umhi" i" d's Model schlä" oder i" d's Model
trücke".' ebd. Schlagend ein-, aufdrücken, -prägen, von
Zeichen, Stempeln udgl.; vgl. Schlag (Sp. 190 u.). ,Swer
dekeinen slüssel ieman machte, der in wachs, in teig,
in lein oder in dehein ander ding geslagen oder ge-
trucket were ... der sol iemer ewenklich von derzünfte
recht verschriben sin.' 1336, Z (Zunftordn. der
Schmiede). ,Als der saraetwäber von Luggarus be-
gert im zuo bewilligen, miner herren zeichen uff
sin gemachten samat, so er gen Lyon zefertigen be-
dacht, ze schlachen.' 1557, Z RM. .Erfordert die
Zeit, zu der Execution zu schreiten, welliche ...
durch den Scharfrichter bescheben und zuvor des
Mörders Nara auf ein Blech geschlagen werden
muss.' 1694, Z. S. noch BdV6'27u. 678o. 1128o.;
VIII 1589o. Schlagend eintreiben (und dadurch
lie festigen). E(nJ Pfäl in'n Bode", efn) Nagel in e"
Wand, i" d' Schueh ifnje" schl. uä. allg.; s. auch
Bd IV 684 M.: VIII 446 M. .Er hies einen pfal dur si
slan, das man in sach zem mund usgan.' Schachzabelb.;
s. noch Bd V 1092o. ,2 pfd von 6 tagwan, die schwyren
ze schlan in das pfument.' 1497, ZStdt. ,Dieweileu
. . . die Langentaler kümmerlich mögen das Wasser in
ihre Ahläss und Wassergräben bringen, so sollen Die
wohl dürfen, wann die Wasserkehri an ihnen ist, so
das Wasser wollen brauchen, 2 oder 3 Schwehren in
Bach schlagen.' 1595, Glür 1835. Eine" u"g'spitzt
in'n Bode" (ine"), dur"'' de" B. ab schl.; s. Bd IV 1021 o.
(auch Ap; GfiPr., V.). Mer machi"ä nüd lang Feder-
lesi"s [mit den Feinden]: ög'spitztne'' töum-mer's in'n
Bode" in''i schlö" AvI. (Anzeiger vom Alpstein 1918).
Der Michel ist über das Marieli esö taube'' y'si", dass-
er's hätti ung'spitzt chönne" in de" Bode" i" schlä".
JJöRGER 1918. ,Bist du mir ruhig, oder ich schlage dich
ungespitzt in den Erdboden hinein! sagte der Alte [zum
Sohn].' GKeller, Fähnlein. Het-men-im [einem Knecht]
nme"g'ge", de"" isch-er ganz voruse" cho" . . . und de""
hätt-er Eine" ung'spitzt und ei"s Gurts chönne" dür'''
''t" Bode" ab schl. RGhieb 1911. ,I)ie klawen in etw.
schl.'; s. Brust-Lämpen (Bd III 1276/7, wo .schlecht'
zu lesen). ,Der Franzoss understuond, den klawen
wideruram in Italia zuo schl.' JHaller 1550/73.
Gelegentlich ohne Richtungsbest. Da mues'-me" no"''
e(nj Nagel schl., damit es hält. Schuehmächerli, Schueh-
bueb, schlag Negeli bis g'nueg! ZBändl. Schlach,
schlach Nägeli, sibe"zeh" Nägeli, kei"s minder, kei"s
me ueder sibe"zeh" Nägeli, Taktübung für Kinder, die
bei jedem Takt einen Kreidestrich (also im Ganzen 17)
auf die Schieferplatte des Tisches machen sollen Zg
(AfV.); s. auch Schlegel {S\).2b8o.). ,Dass si [die Mönche]
nit bettend einen nagel (also zuo reden) schlachen
dörfen one der fursten vorwüssen.' Vad. ,AIs er gegen
dem schiessblatz gangen, hette der zeiger ein nagel ge-
schlagen, demnach hinder die schiben gangen und stein
gsuocht.' 1567, ZAnd. Ei"'m en Nagel schl.; s. Bd IV
685u. .Einem den nagel zuo hart schl.'; s.BdIV684M.
Schije", Schäube" schl.; s. Bd VIII 20. 75o. ,Zünstecken
schl.' 1572, ZEgl. Sclnvier'e" schlä". Bärnd. 1904. ,Es
sol euch nieman dhein swirren schlachen in den zügen,
und wer ouch dheiner geschlagen, den sol man us-
ziechen.' 1491, Gl Fischereinung. ,272 Ib. Mark Feeren,
:^oi
Schlali, schlcli, scblih, schloh, schliih
302
liat gliolfeii, wie luaii den twäiboum an dasjocli hat
gmacht und helfen zschwiiren [d. i. ,d'schw-'] sdil.'
1571, AaB. Baumeisterrechn.; vgl.: ,1 Ib. 4 ß BKüefer,
hat den stössel bunden zum joch, darrait man schlecht.'
1574, ebd. ,Von Fachen und Schwirrenschlachen
[Überschr.]. Es soll oucli in der liüss ... Niemandt
fachen ... noch ouch nit Schwirren schlachen.' 1607,
U LB. ,EiD Stuck von oben dem Schwirren, so by
dem Dornstüdli am alten Graben nebent der oberen
Gmeinden gemeinem Guet geschlagen worden.' Iö57,
Z Rq. 1915 (ZDäll.). S. noch Bd 1 641 u.; VI 1478o.
,Den Zapfen schl.'; s. Zapfen. Übh. schlagend wohin
befördern, treiben, jagen, werfen uä.; vgl. 7a. Lebe-
wesen. [Die Kuh] schliet-mi^'' also länge" über uf
d's Geissbett. ChrReichenb. 1916. [Die Mutter] het-mer
du anstatt AnlcCrümen e" tolli Portion länge" Chäs
[Prügel] g'ge" u"^ het-mi'^ ei"s Gurts i" d's Bett
g'schlage". Loosli 1910. ,10 ß gaben wir dem henker
von dem knaben, den er dur die stat scliluog.' 1402,
Z Seckelaratsrechn. ,Wär aber dasz das vich darin [in
die eingehegten Grundstücke] kära, so soll man das
vich darus triben und nit schlachen.' TnKlingn. Oft'n.
1449; vgl. 7 a. ,D leelüt scbluogend uns uss dem
garten.' Rcef 1539; nachher: ,Sy band uns gschlagen.'
.[Frau zu dem sie schlagenden Manne:] Wo du ein
tüfel uss mir schlachst, so schlachst ee zwen in mich.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Der nachrichter solle ir den
ruggen entblössen und [sie] mit ruoten ... bis an die
crütz hinuss schlachen.' 1557. G. ,HWyss [habe] inn
über den stuol ussen geschlagen.' 1570, ZGreif. S. noch
Bd VII 1495 u. Eine" d' Stegen ab schl. ; s. süffen (Bd VII
349o.), sowie Sp. 279M. Eine" s'Bode" schl. uä. ,Zuo
Baden ... da die kraft und der klar glast der warheit und
der heiigen gschrift si [die Prädikanten] blind uf den
härd geschlagen.' 1527, B Ref. (Schreiben der VlllÜrte).
,Er müsst mir fressen auch darvon oder ich wollt ihn
z Boden schlon.' GGotth. 1619. S. noch Bd II 1598 M.;
IV 96 (müferen). 1021 u.; VI 1152u.; VIII 1294o. .Zwei-
mal hintereinander schlug er den Karrer auf den Rücken,
dass es krachte.' Gotth. II; vgl. nachher: ,D6n struben
Melcher hätte er auf den Rücken geschlagen, als ob
er nie gestanden wäre'; 1850 dafür beidemal , werfen'.
Eine" über de" Hüffe" schl.; s. Bd 11,1051. Eine" under
und über (Gr), z' under(en) über (Gr, so Mai.), z'unger
übe" (BBelp), z'undeni obne" (GrS ), z'unfdjer über-
si''' (GWe. ; ZG. ; s. auch Bd VII 59), z'underen ob.4i<"' (Gr),
z' under üf (Bi l l'i\ 0.) schl. S.auch JJutz. Militärisch.
,In die tluclit schl. und iren vil umbbringen, fugam
stragemque dare.' Fris.; Mal.; ähnlich bei Denzl. 1666.
,Ab, US dem feld schl.' ,lst denne, daz ein herschaft
von Osterrich in den selben egenanten sechs wuchen
sich schlecht für Bremgarten uf das veld und dahin
Zucht und acht tag daselbs liget und inn die Eid-
genossen daselbs ab dem feld ni<:ht schlachent, so süllent
... die von Bremgarten entschüttet sin; schlachent
aber inn die Eidgenossen ab dem feld oder daz die
herrschaft uf daz selb veld käme und die Eidgenossen
zno im zugen und inn da dannan schlachen wölten und
er da dannan wiche und iro nit warten wölte, so süllent
... die von Bremgarten dem egenanten ünserm herren
dem küng ... hülden und schweren.' 1415, AABremg.
StR. ,Profligo, vertreiben, ans dem Feld schlagen.'
Dknzl. 1666. Oft unpers. Es hed-e" mit der ganze"
Schiittete" in's Tobet ab g'schlage" Gr. Vom Wage"
hät-er . . . Ä'"s an'n Ghopf übercho", dass's-en stracks
in'n Weg iisse" g'schlage" hat. SPletscher 1903.
.Ein heftig ausschlagendes Tier kann mit Leichtig-
keit seinen Pfleger i"'" Schorgraben use" schl. ... Daher
das Bild von Einem, den ein schweres Geschick, ein
kaum zu verwindendes Unglück getroffen hat: Es
het-nen i"'" Schorgraben use" g'schlage".' BXrnd. 1904.
Es hät-mi''' fast a" d' Wand ane" (an'n Wänden ume")
g'schlage', bei einem Schwindelanfall oder grosser
Müdigkeit Z. Es schlöt-mi'''' gwüss i" d'Stuben use",
vor Arger über einen nächtlichen Lärm. SGfeller 1911.
[Ein verwünschteres Pech] hätt-ne" nid chönne" i"'"
Grabe" schlö" ! ehi. 1919. Es het-enuf de" Sack g'schlage"
(g'wotffe") G (Militärspr. und derb auch sonst); vgl.
Bd VII 616o. ,Wenn man dabei [beim Schlitten] recht
unsanft mit dem harten Boden in Berührung kommt,
erinnert man sich noch manchen Tag, wie's Einen uf
d's Leder schläd, wie's Eine" lederred.' Bärnl». 1908.
S. noch Bd II 1045 M. Mit Sachobj. Etw. ab Öppis
■Hchl.; s. Plätschgen II (Bd V 239). ,Man könne es [das
Geld] einmal nicht aus den Steinen heraus schlagen.'
Gotth. Wer's [das Geld] nit muess ns den Arme"
schlä", wie die Bauern. UDürrenm. 1903. 's Lisebeth
schlöt der Teig vo" de" Bände", nach dem Kneten. JRekjh.
1907. ,Den (brunnen) Pegasus uzer dera erdo sluog.'
NoTKER. ,Dass ihr [Metzger] hinfüro die Hoptschüdellen
und Kindbaggen von den Höpteren schlahind.' 1472,
ScnSt. (IVetter 1747). ,Mardocheus ... hat ... wol
gewüsst, das im Haman [der die Tötung aller Juden
beim König Ahasverus durchgesetzt hatte] nit vil
jaren, wie wir sagend, wurde ab dem hals schl. und
das er des nechsten tags sonst darvon müesste.' LLav.
1583. ,Wan siben Henker hinder ihro stüenden und
den Kopf ins Feld sclilagen weiten, könte sy es nit
mehr läugnen.' 1675, Z. Ei"'m d'Zä" de" Bachen ab
schl.; s.üs-rissen (Bd VI 1351). Eier i" d' Pfanne" schl.;
s. Bd II 1740U.; VII 1389u. und vgl.: Sihäd rar Freud
grad es Totze'd Stierenauge" i" d' Pfanne" g'schlage".
EEscHMANN 1917. .Frisciie eir gesotten oder in wasser
geschlagen oder kachelmüesslin darauss bereitet', unter
Speisen der Badegäste. HPant. 1578. [Der ärgerliche
Schneidergesell hat das Tuch] in en Eggen i"he" g'schla-
ge". SGfeller 1921. Schnegg, Schnegg, las' d'Hürner
use" oder t'* schlö"-der e" Stai' i"'s i/«s.' AATäg. ; ähnlich
BFinsterh. (Bärnd. 1914, 336); s. auch ver-bläderen
( Bd V 1 8 u. ). Meitli. gang häi"' oder i'* schlü"-der en Stäi"
an e" Bäi", dass d'numme' chasch häi"'! Schnellsprech-
vers GBuchs. Jömer und Eländ, nimm 's Füdli''' i"
bed Hand und schlag's an all Wand, bis d'Fische"taler
di'^'' wand! ZF.; auch mit andern ürtsbewohner-
namen. S. noch Brugg (BdV541M.); Bing (Bd VI
1080). ,Er [der Einsiedler] sol wissen, daz sin Got
an allen stetten war nimet, bös gedenk bald an den
stain Christum schl. und sinem gaistlichen vatter
ott'nen.' Waldregel 1425. ,Tut eine Handvoll Senff-
meel in ein Fass, schlagt es mit einem Stecken under
einander.' EKönis 1706. Vom Echo, 's Jüchse" schlöt's
vo" Wand zo Wand. JHartmann (S.). Vgl. : ,Echo schlagt
ein Antwort.' JCWeissenb. 1701/2. Spec. als Spiel-
bezeichnung; meist ohne Richtungsbest. a) von
Treib-, Wurfspielen udgl.; Syn. triben; trölen; „Die
Torgge" schl.", Kreisel treiben „BTh." ,An der kleinen
Kinder Spielen, welche, wann sie Kurzweil treiben,
keine wahre Lust doch fühlen, da das eint zwar dahin
fahret, da das ander Dorggen schlagt.' B Menschlich-
Alter-Kal. 1690 (B Hink. Bot 1915). Der Beif schl;
303
Schlall, schieb, sclilili, schloh, schluh
304
s. Bd VI 655 u. RingCUJ schl; s. Bd VI 1074/5. Chömet
doch it"'' machet Spil! ... Wei"-mer Ringlis [!] schlä"?
FrHaller 1871. ,üen Hurnüss schl.', = hornüssen (>
(Bd II 1629/30). , Haben die Predicanten zu Langnau,
Trüb und Schangnau sehr eiiiptindlich angebracht, dass
an Sonntagen sich bei ihnen etlich hundert Persohnen
ze versanilen und mit Hurnaussenschlagen die Sonn-
tagen schandtlich zu profanieren pflegendt.' 1688, B
(Kapitelprot.); worauf der Rat entscheidet: , Obgleich
das Hornusschlagen an sich selbs ein unschuldige Leibs-
übung seye ... so wollind dennoch ir Gnaden ... das-
selbe in währendem Gottesdienst genzlich verpotten ...
haben.' 1689, B RM.; vgl. auch Bärnd. 1908, 611.
Höre- (GRSch., so Gast.), Hurre' {s. Bd II 1583), Hurri
(s. ebd. 1584; auch GroHc., Ig), Huri (s. ebd. 1589),
Mazze" (,Gr'*D.; vgl. auch HLLehm. 1790. 253), Niggel
(üw; s. Blatten Bd V 19üu. und vgl. ladritzlen Bd III
1071), Tschache' (GRMalad. It Tsch.) schl, = dem Vor.;
3. auch Düppel, Tschaggen, Tschärit, Ziberi. ,Die Maille,
Milen [frz. mail] schl.'; s. AfV. 22, 197; Sanders II 209c.
,Herr F., Predicant zue Kilchtorff, hat sich erklagt,
dass zu gewissen Sonntagen Läutfend, Schwingend,
Steinstossen und Mjlenschlan angestellt werden.' 1644,
B (Kapitelprot.). ,Hr H. ist anklagt worden, er schlage
mit synen Kirchgenossen an Sontagen die Mylen.'
1648, ebd. ,[Es] seye auch geklagt worden, dass die
jungen Knaben den Kirchhof mit ihrem Mailleschlagen
ganz unsicher machend. Es soll den Sigristen be-
fohlen werden, beforderst die Knaben in der Güte von
sotanem Mailleschlagen abzumahnen, widrigenfalls
sollen sie denselben die Kuglenstäb wegnemmen und
verbrechen.' 1722, B RM. ,Möckeli schl., Spiel für
Knaben von 10 — 15 Jahren' B (ältere Angabe). Balle"
schl. = ballen 1 (s. Bd IV 115'2) TnTäg.; s. auch noch
Blatten (Bd V 191 M.; auch Z Mand. 1636). Ballung
schl; s. Bd IV 1156; in LStdtf ein Frühlingsspiel der
Jugend, bei dem mit Luft gefüllte Schweinsblasen
mittels des breitrandigen, nach oben gekehrten Endes
einer Weberspule so getrieben werden, dass sie hoch
über die Hausdächer in die Luft fliegen. ,(Die)
kuglen schl.'; s.Bd 111 188o., sowie Äa«en(BdV 191 M.)
und vgl. JSteineniann 1919, 128. Palette" schl, = Pa-
letten (Bd IV 1147) GRig. (Tsch.). ,Uie sogeheissenen
kleinen Spiel für die Jugend als Niggelen, Kuglen.
Würflen, Radschlan ist für Ostern hin bis zur alden
Fassnacht zugelassen.' 1586, Nnw. CD'jSchibe" schl;
s. Bd VIII .39/41. Gauren (s. Bd II 4Ü0), Geiss (s. ebd.
460), Maren (s. Bd IV 378; auch ScuHa.t), Bock{s. ebd.
11'24) schl. Vater ond Mueter schl ApM.; s. Bd I 1126
(Syn. auch schiferen 3 Bd VIII 379). .Schueh schl.';
s. Bd VIII 456 M. .Lebkuochen, mutschellen schl.';
s. Bd III 138o. Abs. 1586 lassen die Räte und Land-
leute in den Kirchen verkünden, dass Niemand mehr
lasse um Lebkuchen ,schlan noch spylen.' Ndw Kai.
1902. ,Um die ürti schl.' (vgl. Bd I 490: B Mand. 1628):
,Am sontag nach ostern sind die nochburen von Jenins
zuo uns kommen gen schlachen um die ürte, da hands
wir von Malans gwunnen, aber doch wir in der ürten
gastfrey ghalten.' 1599, Gr. — p) ,die würftel schl.';
s. ge-rad (Bd VI 499 u.). — i") , einen stein schl.', im
Brettspiel. ,Es klagt L. uf IL, sy spiltind mit ein-
andern im brett, da slüege er demselben IL zwen stein,
und da er anwurffe, wölte er nun den einen angeben.
Kette er zuo im: warum gist du nit die zwen anV
Ich hab sy doch beid geslagen. Rette er zuo im, er
bette nun den einen geslagen.' 1457, Z RB. — 8) mit
Bez. auf den (auf den Spieltisch geworfnen) Spieleinsatz.
,Das N. und ander gesellen uff dem Saffran gespilt ...
und nnder anderm spil schlüege der N. einen blaphart,
der nit gerecht noch werschaft were.' 1474, Z RB.
, (Alles ins spil setzen oder in die schanz schl.,) alle
würff ein pfennig schl., in medium singulos denarios
in singulos talos conferre.' Fris.; Mal. Mit Dat. P.
,AIs er mit im uff dem zug in Frankrich zuo Tschalun
gespilet bette und er im das gelt schlüege.' 1482, Z
RB. ,Als er F. dem ü. nit mer schlachen wollt, dann
sovil im F. gliepte, redte er D. zuo im, er spilte föizen-
werch.' 1518, Z. ,Wie vil man im [s. den Anfang des
Belegs unter Ses Bd VII 1381] geschlagen hat, so ist
es alles samen syn.' GBinder 1535. S. noch Büch-
linger (Bd VI 191); Basel-Bapp (ebd. 1180); sa«/en
(Bd VII 1438 u.; mehrmals); Schanz 1/ (Bd VIII 977/8;
mehrmals). , (Einem) ein schanz schl.'; s. Bd VIII 976u.,
ferner Bd IV 1134u. Mit Richtungsbest.; vgl. (iar-tn-
schl. ,Es klaget A. ... uff B., dass sy an dem visch-
markt mit einander [mit Würfeln] spilten, und sluog
der B. im ein pl[appart] in zwölfty.' 1426, Z RB. ,Er
slüege dem K. ein vierer in karten, den gewunne im
der K. an.' 1457, ebd. ,Es klaget G. uff K., er der
jetzgenant K. und ander habint einandern in die karten
geschlagen und im K. abgewunnen und habe im
noch eins wollen schlachen, das im der selb K. nit
halten wölte, und als das spil an inn komen sig, das
sy im ouch schlachen söltent, da habe im der K. ouch
geschlagen, das er im ouch nit halten wölte.' 1472,
ebd. S. noch Rüsch 71 (Bd VI 1475); sibni (Bd VII 62;
vorher: ,Als NN. einandern darin slüegint'). .(Einem
in) den bock schL'; vgL hocken 14c (Bd IV 1134). ,Es
klagt W. uff S., es habe sich begeben, das er W.
und ander zuo der Wag bocket haben. Also lupfte
er W. einem gesellen daz spil ab, und in dem und er
demselben in den bock weite schlachen, erwnste S.
daz kartenspil und wurffe das hinweg. Und als S.
das hinweg wurfl' über daz, daz der bock nit sin wer,
ouch er im nit schlachen wolte, befrömbte in das.'
1487, Z RB. .Wie es sich habe begeben uf Elgöwer
kilwe, dass da etlich gesellen habind kartot in des
F. schür, da sige ... er ... ouch darin komen und
habe mit inen gemacht und habe verloren, und do der
bock an in sy kernen, do habe der W. das spil ge-
nomen und habe wollen aweg gon. Do jäch er zuo
im: lass das spil ligen, der bock ist jetz an mir. Do
leite der W. das spil wider uf den disch und jäche,
wöllicher besser recht darzuo hette dan er, der möchte
es wol nemen. Do griffe er nach dem spil und wölte
den bock schlau nach spils recht.' 1518, Z. .(Einem)
etw. in die schanz schl.'; s. Bd VIII 977/8. ,Si wöllind
ir land um ettlicher pandyten willen nit in die schanz
schlachen.' 1561, Brief (JFabricius). ,Dass sie ... ihr
Hauss, Wyb und Kind in die Schanz schlachind.'
.\nhorn 1603/29. ,Frömbd Volk um den Sold zu dingen,
als an welchem minder glegen dan etwan an frommen
Burgern oder Landtlüten, welche man sonst wagen und
in die Schanz schlachen müsste.' 1620, GJPeter 1907
(Defensional). — e) Charte" (in AaF. 's Chart) schl,
wie nhd. Aa; .\v (s. wär-sagen Bd VII 417); Z und
weiterhin. — Q ,die löö'el schl.' ,üf dem letsten ver-
gangen Zurzacher merkt sye er und noch einer ...
kon die löffel schlachen zuo Zurzach.' 1552, B Turnib.
,Er und sin gsell N., so allweg die löffel zuo im
305
Schlall, schieb, schlili, schloh, schluli
306
gsclila^en.' ebd. — b) mit Acc. des Ergebnisses; gew.
obne Kichtuiigsbest. a) Bauwerke udgl. .schlagend'
errichten ; ausgebend von der Bed. , schlagend eintreiben,
befestigen' (s. unter a). Zum Übergang vgl. die nächst-
folgenden Belege. .Dannentbin sind ... gross Wydböm
gezeichnet und och Ziler geschlagen, wie die von
Mereschwanden den Graben machen sollend.' 1603, Z;
nachher , Ziler stecken'. ,Die nüw vor Augen sehend
Mark ze schlachen.' 1604, ZAnd. , Einen schiessrein
scbl.' 1584, Z Seckelamtsrechn. ,Ein hag schlachen.'
1559, Barnd. 1908. ,Bim Krumbacher seig auch ein
Legi [Bd 111 1196, Bed. 2c] gsyn, mit Serien gschlagen,
zwüschent einer Hagenbuech und Holzbirbaura; dar-
durcb seig HMüller gfahren.' um 1660. ZGrün. ,Wenn
der gemeine Einschlagzaun ... versetzt und neu ge-
schlagen werden muss.' 1775, BSi. Rq. 1914; nachher:
,den alten Zaun ... wiederum aufstellen'. S. noch
setzen (Bd VII 16'23M.; ähnlich wiederholt 1747). ,Ein
fach scbl.'; s. BdI639u., aucli Bd V655o. .Ein Gemeind
üssingen weite euch in die Thur ins Waser ein Fach
schlachen und mit Steinen verfiieren.' 1602, Z. ,Ein
wuor scbl.' ,Ein gericbtsberr [soll] söUicben bach
...in ban halten und darinn, es syge den uft'zetuond
oder wuor ze schlachen und derglich, was die not-
turft ervordert, onverbindert der gemeind zuo ge-
bietten, zuo verbietten und ze straffen haben.' 1545,
ZFlaach. ,Dass ... das Wuhr, so Die von Engstringen
... der Enden geschlagen, aber ferndrigs Jars zergangen
ist, jetzt widerumb von oben naber bis an Spitz der
Klingen ... gemachet werden muss.' 1601, Z. ,[Die
Stansstader sollen] an der Seefurren weder Treibenen
schlagen, tatschen noch Rohr abhauen.' 1709, Nnw
Ges. 1868. ,Ein joch scbl.' ,Als die bolzer pfyler, das
zymmer und ander ding zuo dem joch der brugk zuo
Eglisow zuogerüst und der meister ... des willens
was ... das joch ze schlachen.' 1542, Z RB. ,'275 Ib.
meister Andares, dem werchmeister von Arow . . . von
dem joch zuo schl. und dem grüst zuo machen.' 1574,
AaB. Baumeisterrechn. ,Wan sy ein Joch schlachen
oder andere nottwendige Sachen daran [an einer Brücke]
buwen.' 1601, AaMcII. StR. S. noch hüeseyi (Bd IV
1072). ,Eine lantvesti scbl.'; s. BdV537u. .Doch
[s. den Anfang des Belegs Bd Vll 1308u.] so solle er
kein bogen slachen, sunder die muren süss versechen.'
1498, Z RM. , Eine brugg scbl.' , Wie die burger weren
suln, swer zwischen Zürich und Baden übir Linde-
mage kein brugge sl. wolte.' Z RBr.; später: ,der über
Lindemage ... bruggen welle.' ,A. d. 1408 ... vieng
herzöge Buodolf von Üsterricb ain brugg an zuo
machen über den se gen Hürden und bäte vil meister,
die im darzuo rietent ... und die brugg hulfent schlachen
und machen.' Z Chr. 1336/1446. ,Den zimberlüten umb
win, alz sy die brugg sluogen, 20 d.' 1450, S Seckel-
meisterrechn. S. noch /'MC-sicÄ (Bd VII 162u.). Brugg
schl., als Spiel; s. Bd V 541. .Eine [Wasser-jstuben
schl.' 1541, Z RH.; s. auch Pfulment (Bd V 1097). ,Daz
kein kraraer noch kremerin, die in unser geselschaft
sind ... keinem andern denn in selbs dehein statt
[Verkaufsstand] schlachen söUent uff deheinem jar-
raergt noch kilcbwichinen, und sol euch weder kraraer
noch kremerin nit statt schlachen vorhin dann an dem
abent, so der jarmergt oder kilcbwichy morndes tags
Wirt.' 1430, FHaas 1909. ,Sinen Sitz schl.'; s. be-
sinnen (Bd VII IO60M.). Militärisch. Bes. ,ein liiger
scbl.'; s. schon Bd III 1170. ,Man wolt ein leger
Schweiz. Idiotikon IS.
slachen.' DSchill. B. ,Und buob also das läger auff
und schluogs für Eramaum gegen mittag.' 1530/1707,
Make. I.; napsveßaXe. LXX. ,Das läger scbl., castra
metari; die läger nach an einanderen scbl., conferre
castra.' Fris.; Mal. , [Feldherr zu den Trommlern:]
Gond schnell, schlond umb, uf disem plan soll man
angends das läger schlau.' JMurer 1559. S. noch
brttggen (Bd V 548 0.). ,Unser herre der keiser [will]
ein Wagenburg schl. gegent dem herzogen mit einer
grossen macht.' 1475, Bs Chr. ,Das deine feind werdend
umb dich und umb deine kinder mit dir ein wagenbürg
schl. und dich belägern.' 1530/89, Luc; ,Dass dich deine
Feinde mit einer Schanze umgeben.' 1667. S. noch satt
(Bd VII 14'26u.). .Feld schl.'; vgL Fischer 11 1036M.
,\Vie der herr von Meilan inen für Bellanz zieche und
da feld welle slachen.' 1422, Z StB. ,Daz ir uns under-
wisent von üwerm zug, wo und an weihen enden ir
syend und velt slahend.' 1443. B AM.; ,ein veld sl.'
1446, ebd. .Da [bei der ,letzi'] wolltend sy gehuotet
und veld geschlagen und ir Eidgnossen gewartet hau.'
Fründ 1446. , Einen halt schl.' ,Uf samstag ... giengen
die von Costenz us in der nacht und schluogen ein
halt' 1499, F Brief aus dem Feld. ,Do sy [die Bündner]
Sachen der lanzknechten gewalt, do schluogen sy bald
ein bald.' JLenz um 1500. ,Wol dem, der auff mich
acht hat. der vor meinen türen wachet und sein halt
schlecht bei den pfosten meiner türen.' 1531/89. Prov.;
.seine Hut schlaget.' 1667/1707; TT,po)v a-adjious §|itBv
EijöScüv. LXX; darnach: .unsere Hut schlagen.' JJUlr.
1731. S. noch Sp. 193M. ,Ein buschgaden schl.'; s.
Bd IV 1776. — ß) durch schlagende Bewegung eine
bestimmte Form, Gestalt hervorbringen. De" Hägge"
schl.; s. Bd II 1091. 1) mit Dat. P., als Kunstgriff beim
Schwingen oder Ringen (auch FJ.; GfiChur). — 2) eine
Schwenkung machen, vom Wild. Jägerspr. (Diana 1909);
Syn. latschen. Als Manöver im Kriege; dazu noch: .Als
die [einwandernden Schweden] unwit dem Finstern-
wald [bei Einsiedeln] kamend. verzugend si und
muostend ein haggen schlachen und wider hinder sich
ziehen; daharnach der selb berg der Hagg geheissen
wirf.' HBrennw. Chr. 's Rad schl 1) vom Pfau. Das
[Mädchen] meint-si''' icie-n-e' Pfau. Es fdlt im Nüt
weder Federen im Bürzi, so chönnt's es Rad schlä".
RvTavel 1919. — 2) als Knabenspiel; s. Bd VI 485 u.
(auch GRig. ; Z; vgl. ferner Rochh. 1857. 455); einen
ä. Beleg s. Sp. 303u. GigW sohl., einen Purzelbaum
schlagen WLö.; vgl. Bd II 149 (Bod. 3f). Ring schl , = R.
schlaffen ( Bd VI 1081 u.) GMs. E(s) Chrüz schl. ; s. Bd III
938 u. — 7. unter weiterm Verblassen der Vorstellung des
Schiagens übergehend in ein reines Bewegungsvb.
als Ausdr. für eine mehr oder minder energische, rasche
Bewegung, auch nur Aft'ektwort. a) in 6a entsprechen-
der Fügung; auch inhaltlich gegen jenes nicht scharf
abzugrenzen, indem obne volle Kenntniss des Her-
gangs oft fraglich bleibt, ob ein wirkl. Schlagen
noch im Spiele ist. a) Jmd od. Etw. in einer Rich-
tung bewegen, wohin (ver)bringen. treiben, stossen.
werfen, weisen udgl. Personen. ,An. in (das
arm-, hals-) isen schl.' .Also ban ich den N. ge-
slagen in ein armysen.' 1448, B AM. .Man sol H. in
das halsisen sl. und swemmen.' XV., L Ratsprot.
.Das man in [einen unzurechnungsfähigen Brandleger]
inn spittal nemnien. daselbst... inn isen schlachen...
solle.' 1540. Z RB. .Zuoletst sind ettliche keiserische
Überhin gefallen und band ... ein ganz dorf blünderet
307
Sclllah, schieb, schlih, scliloh, schluh
308
und ettliche in ysen geschlagen.' 1568, Brief (JFa-
bricius). ,8 Pfd Mr R. dem Schlosser bezalt, als er
die Täufer . . . wider ab den Vsen geschlagen.' 1640, Z.
,[Eine Ehebrecherin wird] in Otenbach verwahret, an
Ysen geschlagen, zur Arbeit gehalten.' 1669, Z RB.
,An das (folter-)seil schl.' ; s. Bd VII 744 M. 747 u. ('2 mal).
,Das unser lieb Eidgnossen ein sölichen verlognen man
... nit an ein seil geschlagen und mit pen und der strenge,
als er wol beschuldt, grüntlich erfaren und gefragt.'
15'27, Absch. (L). ,Der potestat [liat] den predicanten ...
nach gehaltner predig gefangen und in ans seil ge-
schlagen und in . . . grusamlich geniartret.' 1547, Brief
(JFabricius). ,An das folterseil schl., lassen folteren
und strecken, in quiestionem dare; an kettinen schl.
oder legen, constrirjgere catenis.' Pris.; Mal. ,[iMan
soll eine der Hexerei Verdächtige] an die Tortur
schlachen oder uf einen Trämniel setzen.' 1634, ApI.
,ln das bloch schl.'; s. Bd V 12. ,Uff das die Franzosen
inn [einen Boten] angenommen, demnach in einen
stock geslagen.' 1492, Z RM. Einen Selbstmörder ,in
ein fass schl.'; s. Bd I 1848M. (auch 1515, BRM.;
1525, AiB.). ,In ein tuoch schl.'; s. Bd VIII 1135
Anm. I" d's Loch schl.; s. Bd III 1017 o. Unsinnlicher.
,Do sprach der küng von Ungern: Lieben herren, ich
hab wol hunderttuseng man hie, die sitzent zwüschent
Ungern und den beiden... die lassent uns des ersten
an die beiden slachen.' Just. ,Das man sie nit also
in das eilend schlachen, sonders uff trostung und
bürgschaft bim güetli hüben lassen weite.' 1533, ZRB.
,[Der Bischof] verweist dem Küng sein grosse Schandt,
treüwt ihn zue schlachen in den Bann.' JMahl. 1620.
,In die Wal schl.' ,[Es sei bis vor kurzem Brauch
gewesen] dass durch unsren Ambtsman us jedem Gricht
zween Geschworne zusamen beruft und in die Wahl
geschlagen, volgents uinb ein jeden Füigeschlagenen
gemehret worden.' 1658, BSi. Rq. 1912; wiederholt
1796. ,Dass hinkünftig sowohl von der Mannschaft
als vom Auszug darzu [zum Amt eines ,VeIdvenners']
tugentliche Personen in die Wahl geschlagen, und
welcher dann das... gröste Mehr hat... darbei sein
und bleiben solle.' 1713, BInt. .Welcher [der Wahl-
vorschlag] dem Herren Schultheiss solle vorgelegt
werden, damit er sehen könne, ob nicht der Einte
oder Andere wider die Ordnung in die Wahl geschlagen
worden.' 1728, AABr. StR. ,Wer einen Verwandten
in .\btrettungsgrad in die Wahl schlägt.' B Bussen-
ordn. 1794. ,In die Wäg schl.': ,Als solle dem Land-
vogt obliegen, Euer Gnaden zwei, drei oder mehr
tugendliche Subjekte, diese erledigte Kastlanstelle zu
bekleiden, vorzustellen und in die Waage zu schlagen
und dann Einen davon als den Tüchtigsten zu re-
kommandieren.' 1702, BSa.Äinterbucb. ,Ufdiegassen
schl.'; s. Bd II 450M. ,Sy [die Mutter eines unehlichen
Kindes] hoffe nit also von im [dem Vater des Kindes]
uf die gassen gschlagen ze werden.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. ,Wo du dich iren [verwaister Kinder] nit
mit trüwen annemist, sonder sy uff die gassen schlüe-
gest.' LLav. 1583. .Habend ine sine [eines in Konkurs
Geratenen] Kind beduret, dass er sy solle also uff die
Gass schlachen.' 1603, ZAnd. ,So es sich zutrüege,
dass vatterlose Kinder verbanden, die noch unerzogen
wären und Nützit hätten, daraus man sie . . . erhalten
möchte ... das alsdan je die nächsten Freundt Vatter-
marg... dieselbige Kinder schuldig sein sollen bis
auf die 12 Jahr ihres Alters aus ihrem Guot zu er-
ziehen, damit sie nit an Bettel auf die Gassen ge-
schlagen werden.' U Lb. Bes. Selbstmörder (in einem
Fasse; s. vorher) ,üf das wasser schl.' ,HSchaffer umb
daz vas, da der arm mönsch uff daz wasser geslagen
wart, 15 ß.' 1444, B StRechn. ,HSüessen umb ein vass
und andern werchzüg dem nachrichter, als er die
frowen ... uff das wasser schluog, 38 ß.' 1507, B Seckel-
ineisterrechn. ,4 pfd dem nachrichter, als er einen,
der sich selbs urabbracht, uf das wasser geschlagen.'
154(i, Z Seckelamtsrechn. .RFryen, so sich in der
gfengnuss lyblos tan, uff daz wasser schlachen lassen.'
1556, BRM. ,Etwan hatt man sy [Selbstmörder] ein
veeren wäg gfüert, bis man sy uff" ein gross wasser
hatt mögen schl.' LLav. 1569; ,in fliessende Wasser
werfen.' 1670. Unsinnlicher: ,IJf die järrechnung
[Bd VI 134/5] schl.', an die J. (als Appellationsinstanz)
weisen; vgl. Sp. 815o. ,Was urteilen von irem [der
Bremgartner] gricht ... ussgand und einich partye der-
selben beschwärt und die für unser herren und obren
appellierten, so sollend unser Eidgnoschaft ratsboten . . .
sy in allen appellatzionssachen verhören und ent-
scheiden... und sy nit mer hindersich uf die jär-
rechnung schlachen nach wysen.' 1539. AxBreing. StR.
Entspr. mit, für': , Einen für die obern [die regierenden
Herren] schlau.' 1529, Schreiben aus BAd. (B Ref. 1210).
■Üss, von der statt, dem land schl.', verweisen,
verbannen. ,Ez wurdent ouch die alten rautherren ...
uz der sfcitt Zürich geschlagen und luuostent ouch die
statt verschweren.' Z Chr. 1336/1446; dafür ,usser der
statt geslagen.' Z Chr. XV. (nachher ,die ussgeslagnen
von Zürich'); ,von der stat geslagen.' Jüst. ,Do ...
wurdent vil von der stat ewenklich geslagen, die daran
[an einem Auflauf] schuldig warend.' 1376, Bs Chr.
,Kein gast sol noch mag ein eingsessnen burger oder
gast von der statt slan, als einr er [Ehre] vordert; denn
einr sol gelt von in nemen und nit er.' XV., L Rats-
prot. (Gfd 73, 14). ,Üass die selben von Luzern ... inne
von sämlicher missetaten wegen von ir statt und ge-
bieten geschlagen bettend.' 1426, AaB. , Mit des probsts
dirnen ze verschaffen, die jungfrow zum Distelzwang
umb 5 pfd, die si ir geliehen hat, ze bezalen oder
angends harzekonien, oder mh. wellend si vom land
slachen.' 1471, Z RM. ,0b ich [der Pfarrer] junk-
frowen hätty ... die da nitt dätend, das da billich und
recht wer, wend min herren gwalt bau ... dieselbigen
junkfrowen zuo straffen oder us dem land schlau, da
wil ich nit widerspenig sin.' 1518, NowStans. ,Von
im [refl.] schl.' ,[NN. haben zwei ihnen verwandte
Knaben unter nichtigem Vorwand] von inen geschlagen.
[Der Untervogt soll mit ihnen] beschaffen, damit si
die knaben annemen und inen das best tuend, wie
si als angeboren fründ von Gott und der natur schuldig
sind.' 1526, EEgli, Act. Bes. mit Bez. auf eine (Ehe-)
Frau. ,Also behub ich sie [die unter dem Versprechen
der Ehe Verführte] bei mir auf sechs Wochen; da
schlug ich sie von mir als eine Buhlerin.' 1428, Aa
Gera. , Welle er ... sölich frowen genzlichen von iine
slachen.' 1448, B AM. ,Sein weih von im schl. oder
sich von iren scheiden, uxorem dimittere.' Fris.; Mal.
.HWoIfgang, Pfarrer zu Wangen, ward Ehebruchs
halben verklagt, darum dass Einer sein Weib von
ihm geschlagen, dass sie von dem Pfarrer geschwän-
gert.' Z Syn. 1534 (SHess 1811). ,Also verlöügnet
sich ein eerenmann sines eebrächerischen wybs, dass
er nämlich sy von im Schlacht.' Güalth. 1555. S. noch
309
Schlah, schieb, sclilib, sclilob, schlnli
310
Pfuffen-Frau (Bd I 1252). ,Vora Schwert [dein Symbol
der Laiidamiiiannswürde] scbl.': Der Landaiuniann
Eediiig wurde von der unzufriedenen Landsgemeinde
,vom Schwert geschlagen.' 1746, Schw. ,Von dem
zehenden scbl.'; s. Schlag 10b (Sp. 196). ,Von banden
scbl.'; s. Bd II 138-10. Z' Pin g'schlagen werden,
sin, von armen Seelen, z. B. solchen, die zur Strafe
nach dem Tode als Bösen [Bd IV 1995] umgehen
müssen WLö. ,Das meine ich ... dass Die, wo
ein grosses Unrecht getan haben und nicht genug
getan dafür, z' Binn [!] geschlagen werden da. wo sie
gesündigt haben. Z' Wiler sehe man jetzt noch wirk-
lich Eine, wo da beim Mülibach z' Binn geschlagen
sei ... Die Meisten denken denn, diese habe im Müli-
bach ihr Kind ertränkt, drum sei sie da z'Binn ge-
schlagen.' LöTSCHEN 1907. , Inzwischen sitzt die Weisse
Frau immer noch auf dem höchsten Felsen zu Pein ge-
schlagen.'JSiegen, Gletschermärchen. Unpers. 'snimmt-
m'* Wunder, uo's De" no''' ane" (oder hi") schlaf, ver-
schlägt Ap; 8ch; Tu; Z und sonst. De" letst Herbst
hat's [eine Krankheit] ■mi'''' i"'s Bett i{n)e" g'schlage"
Ap; Gl. Wänn's-mi''' allbot i"'s Bett i"e" schläd, tceiss-
me" jefi, tv'e's use"chund, mit dem Haushalt. C'Streiff
1909/10. Ich ha" 'tänggt: Woll, ii-oll, Hei"ri''; dich
hat 's da an e" rechts Ort z' Gasti"g g'schlage"! ebd.
— Tiere. ,So s}' [die jungen Gänse] ein wenig stark
worden, so schlecht man sj' zuo ires gleichen in die
herd und speist sy mit gersten.' Vogelb. 1557. Sehr
häufig von Weidevieh. XIV./XVIII. ,Dass jeder schult-
beiss zuo Wil ain ross schlahe uf die wisan.' 1334,
GWil. ,Si söltin ... jerlicb etswe vil vichs in den
Silwalt slachen, daz sin weid darinn haben sölt.' 1376,
Z StB. ,Es sol nieman kein frönd vicb uf die almend
slan.' 1416, L Ratserk. ,Unseni berren kompt gross
clage für, wie die lüte ... Ire vich für die tore slaben
und dhein huote daby haben.' 1444, BsRq. ,Zuo ge-
pieten, daz nieman sin fich uff der statt graben slabe
oder sine swin in der stat gon lasse.' 1491, Z RM.
,Der gemeind von Wipchingen bottschaft vermeinten ...
N. solt das ros nit uf sy schlachen und an der stras
lassen gan.' 1527, Z KB. ,Und sollen die hindersessen
ghein vecb uff die almend schlachen dan ein schwyniin.'
1541, AiBremg. StR. ,Wellicber ... dermassen arm,
das er kein kuo vermag zuo erhalten, der selb mag
zwei houpt geissen oder bock ... inn Höragenwald
zweid schl.' 1559, Z RM. ,Die puren [sollen] die tag-
nouwer und minder puren jedem zwei schwyndli zuo
weid sehlachen lassen.' 1578, ebd. ,Wer der weri, der
nun von dato diss briefs in unser gmeindsarai und
dorff züchen weite ... derselbig sol dan augents schuldig
sin zuo geben zwenzig pfund pfennig ... ee und er
inzücht oder uff unser wund und weid ützit schlecht,
nutzet und brucht.' 1586, Arch. Jen. ,Es soll auch
ein ledlicher ... sein Vieh nit für sich selbs allein
und vor Andern in die Güter schlachen.' 1594, ThHw.
Arch. (jüngere Abschr.). , Wellicher stier und ross hetty,
denen erst geheillot were, die selben möchtind sy in
die gemeind schlachen.' 1599, GSax. ,Es soll auch
eine Haushaab nit mehr denn ein Ross auf das Riet
scblon und zeichnen lassen.' 1611, Ap(Steinm. 1804).
,Das Küeyvych nebent den Ross- und Rinderen uff
die Esch zuo Weid sclilachen.' 1674, Z Rq. 1910 (ZAff.).
,Vich ungehüetin dieLandtstrassschlaclien[Überschr.].
Es sol Niemand weder Ross noch anders Vich un-
gehüet in die Landtstrass usschlachen.' GrD. LB.
,Dass jeder Gemeindsgenoss so vil Vieh, als er wintern
kann, und nicht mer auf die .\Ilment schlagen möge.'
1742, aZoll. 1899 (Spruchbrief). S. noch Esch II
(Bd I 569 u.); Halm I (Bd II 1201 o.); Hirtschaft (ebd.
1652); Feld-Bräch (Bd V 309); (Feld-)Ross (Bd VI
1418 M. 1428); Särrten (Bd VII 930u.); sin II (ebd.
1014u.); Üf-Satz (ebd. 1531/2); Nacht- Schach (BdV 111
99); Heute- Schoclien (ebd. 116). Mit verschwiegenem
Obj.: , Welcher vor lügendem Brachmonat uf die Alpa
schluege, der nit Alpa bette. Der sol um ein halben
Gl. gestraft werden von einer Kue.' M. XVII. , GnTenna.
,Für (Under) den hirten scbl.' ,Es sond euch die
meyer ir küegen für den hirten schlachen.' ZHöngg
Offn. 1338. ,Es sol och nieman mer vechs für den
hirten scbl., dann er von sinen gelegnen güeter oder
sinen zinsgüetern gewintren mag.' GBronsb. Offn. 1435.
,Der nüw kuohirt hat gesworn und ist im andingt,
was vichs verlorn und für in geslagen wirt und er
nit kan gesagen wie oder wo, so sol er den schaden
bezalen.' 1470. AARb. StR. ,Das Nieman sin Vich,
das krank gewesen, vor Ablauf eines Monats und on
Wüssen und Willen der Hirtenmaister für den Hirten
schlachen soll.' 1528, ScnChr. Boten von Ragaz zeigen
an, ein jeweiliger Landvogt habe die Gerechtigkeit,
jährlich vier Ochsen ,in das Boval zu schlagen.' 1540,
.\bsch. ,Der Schwinen halber, so hin und wider uf
der Gassen und in den Güetern laufend und nit für
den Hirten geschlagen werdend.' 1603, AaB. StR. ,Das
die Tagnöuwer ir Veech in den dryg ald vier Tagen,
so die Züger mit irem Veech vor denselben uff die
Stroftelweiden ze fahren habent, in die Landtstrassen
und Gassen schlachen und ir Narung daselbsten suechen
lassen mögend ... Usserthalb aber vorgesetzte[r] drygald
vier Tagen söUent die Tagnöuwer gmeinlicb und jeder
insonderheit syn Veech auch under den gmeinen Hirten
jederzyt schlachen.' 16'20, ZRq. 1915 (ZDietl.). S. noch
Hiiet il (Bd II 1793); Hüs-Pfister (Bd V 1197); zün-
briichig (ebd. 381); rutzig II (Bd VI 1935); Süw (Bd
VII 1495 M.). Oft neben .triben'; vgl. Sp. 301. ,So
sol euch niemand... enkein vich, welerlei daz ist, in
den Silwald nicht slachen noch triben an unser willen.'
um 1420, Z. .Ir vich in derselben von Rosebach trett
und traib, och ir zeigen tryben und schlachen.' 1487,
GRq. 19o3 (GRorsch.). ,Das euch die... Grüter zehen
houpt vichs uff" die selben zeig, in den walt, in die
ess oder zuo der brach schl. söllent und mögent, unz
das stoö'elweid übergat, und wenn die übergangen ist,
das jederman sin vich, wie vil er wil, durch einander
daruf triben und schlachen sol und mag.' ZWetz. Hof-
rodel XV./XVI. ,Rura frigida carpere, das vych aus-
treiben oder auff' die weid schl.' Fris.; Mal. ,Es sol ...
niemands kein vych uff das riet schl. noch zuo weid
tryben on erlouptnus der veldbuwmeister.' ZEIgg
Herrschaftsr. 1535. ,0b Einer... in dem Dorff zue
Hus wäre .... mag er ... ein Kue. Schwein und Gans
für den Hirten schlackhen [!], triben und haben.'
GOUzw. Offn. 1610 (NSenn 1873). ,AlIe. die Ross im
Tal haben und am Herbst auf gemeine Weid schla-
gen ... sollen alle Tag einmahl ihre Ross auf ihre
eigne Matten treiben.' 1682, UUrs. .Arme Hausleut ...
die weder Kueh noch Kalb mögen wintern ..., mögen ...
ein Heimkueh zueher treiben und auf geraeine Weid
schlachen.' 1697, Gr KL Alpbrief. S. noch Tratt-Guet
(Bd II 553). — S ac h e n. Das Wasser über (in) die Matten
schl. [leiten], indem man das Wasser-Sritt einschiebt
311
Schlah, schieb, schlih. schloh, scliluh
312
WLö. ,Das ein Schultheis uml rat sich erkannt hand
von der statt bach wegen von Mülital, das den nie-
mant usser sinem rechten fürt sl. soll.' um 1440, Aa
Zof. StR. ,Es sollent euch in solichen füresnoten drye
geordnet sin, den bach schnelle und one alles ver-
ziehen berin in die stat ze lassen und ze sl.' 1462,
AAÜh. StR. ,Umb die bech, die in die inüllinen gand,
durch wes gnetter die gand, der mag sy wol nemen
und uff sine güetter slacben an einem samstag, wen
man vesper lüttet.' um 1.510, AaMbII. StR.; an späterer
Stelle: ,ln wes guot der niüUer den bach findet gan
und das er darin ist geschlagen.' ,Von des bachs
Ösch halb ... wenn ein biderman ... alls wasser utf die
matten schlät.' 1513, LRSchmii>lin 1895. Mist drüber
sohl. BGr.; s. sällen I (Bd VII ö95). Einen Brei, eine
Salbe udgl. ,über, üf etw. sohl.' .[Die Mönche] werd
man zuo den gottshuslüten uf das land schicken,
dann man sy ganz nit mer in der statt haben werd,
zuo dem jeder [!] raünch ain kuodreck uf die blatten
schlachen, damit man sy nit kenne und doch sehe,
das sy pfaffen seyen.' 1528. Strickl. (GVerhör). ,Sy
solle vorgemeltem Bruoder ... ein Hand voll Krüsch
und Esich über syn böss Bein inn des Tüfels Naramen
schlachen.' 1603, Z RB. ,Knollet Brtist: Aquarum,
Rosen, Endivia, breiten Wägerich und Eierklar,
Schlags drüber.' Z Rezeptb. um 1700. ,Stoss Engelsüss
in einem Mörsel, darnach nimm des besten ... Wein[s],
den schütt daran und röst es in einem Pfändli, bis
es fein dicklacht wird, darnach schlache es auf ein
zwyfach Tuch.' ebd. S. noch Bd V 204 o. und Sp. 205 o.
,Ein tüechlin über ein wunden sohl.'; s. Bd V 675u.
,An tschachtli von Obersibental ... By peen mh. dheiner
dhein rinden zwifach über einanderen slache, darin
anken ze machen.' 1553, BRM. Die Sensen werden
über die in der Scheunenwand eingelassenen Holz-
pfeiler .geschlagen' SDorn.; vgl. Sül (Bd VII 792M.).
.Linwät üf die schouw schl.'; s. Bd VIII 1588M. E(s)
Tuech um Öppis ftniie") schl.; s. auch Puls (Bd IV
1219 Anm.); Blähen (Bd V 47 M.). Fäde" um e" Nagel
ume" schlä", beim Zetteln. Bärnd. 1904. ,An etw.
sohl.', zur Befestigung. , Welcher schwebs egly-
schnüer oder ölschnüer oder röttelschnüer setzt
oder leit in den see. der seil kbein lebend kerder an
die angel schlachen; welcher aber dieselben schnüer
leitt an de[n] grund, der mag ansteckhen, was er will.'
1479, FiscHERBRiKF für den Zugersee (Abschr.). ,Im
Traum schlug ihm [Jakob] Gott eine Leiter an den
Himmel zum Zeichen einer ewig glückseligen Hinauf-
reis.' AKlingler 1688. Bes. von , Anschlägen' (s. An-
schlag le Sp. 213). ,Der frowen von Brandis, den
hären [das B Wappen] an ir hüser ze slan.' 1530, B
RM. ,Die von Nüerenberg habent unsere behemsch
an stock [s. d.] geschlagen und mengklich gewarnet,
die nit zuo nemraen.' 1557, Z RM. ,Figere legem, ein
gesatz an ein wand schl. und auss goii lassen.' Fris.
Eine Schusswaffe ,an, zuo backen schl.' ,[N. habe]
von fryer hand gschossen, das er nützit zuo b. gschla-
gen.' 1555, B Turrab. ,Das Armbrust zum Abschiessen
gerist an Baggen schlachen.' FPlatter 1612. ,Es soll
auch Kheiner dem Andern sein Buchs zue Backen
schlachen.' 1016,GRChurSchützenordn. S.noch Schiess-
Bein (Bd VI 983). ,So sy räben an die erkouften plätz
schlachen, das sy keinen zäcbenden von den selben
schuldig.' 1545, Absch. Einen Brief in den Brief-
kasten schlä" BHa. -Peter isch cho' Oluet reiche" ...
Er het d' Gluet i" d' Pfanne" g'schlage". SGrELLER 1919.
,ln ein, üs einem fass schl.' uä. ,Das er ein vesly,
darinn menigerlei geslagen was . . . enweg gefüert.'
1449, Z RB. ,Wa ... der win nit umb bar gelt ver-
koft mag werden, so schlachent inn zuo Altstetten
und zuo Bernang in die legervass ... Und das der
[beste Wein] gen Roschach in den alten langen ker
geschlagen werd, daz er sicher ligg und nit ustrungken
werd.' 1489, G. ,Wie er nun sine büecber hatt us
dem fas gschlage[n] und fürhin gleitt.' UMey. Chr.
1540/73. In die, aus der Erde ,schl.' ,[Im Winter-
monat soll man] den Kohl in die Erde schlagen.
Besser aber ists, ihn unverpflanzt stehen zu lassen;
denn der eingeschlagen hat immer viel gelbe Blätter.'
ScHWEizERii.-Kal. 1805. ,Es erfrurent euch des selben
winters [1364] so vil reben, das man si us der erden
sluog.' Z Chr. XV.; Var. ,das man si us dem herde
usschlachen inuoste.' ,Als N. an dem vischmarkt us
einer gelten ein hechtly genomen, daz under sinen
mantel geslagen, heimgetragen.' 1478, Z RB. ,Für
die hund schl.'; s. Bd II 1424 M. ,Wenn das pferd zuo
alt ist, spannet man es in den karren oder schlecht
es für die hund.' Gesn. 1551. ,Durch ein tuoch schl.'
uä. .Durch ein leinen tuoch schl. oder trucken, ex-
primere per linteum.' Fris.; Mal. .Schlach Rosen
durch ein Sibli.' Z Rezeptb. um 1700. S. noch mettel
(Bd IV 555); liiden (Bd VI 585); Sib (Bd VII 43o.);
suijen (ebd. 597 o.). Zue Öppis schl., dazu schlagen,
fügen. Ein Grundstück zu einem andern schl. Th und
sonst. ,Wo man neüwe Zälgen in- und zusammen-
schlachen wölte, sollend auch drei Persohnen darin
Teil und Gmein haben und aber das Gut, so sy zur
Zälg haben und schlachen wölten, nit minder dann
dreissig Küehnen Winterung sein.' 1623. BSi. Rq. 1914.
S. noch Bd VI 157 o. .Einem eins zuo dem andern
schl.' uä., von Vergehn mit Bez. auf die Strafbemes-
sung; vgl. ca. ,Man sol mit dem T. reden, dass er
sölichs nit mer tüeg oder man schlah im eins zuo
dem andern.' 1430, Z RB. ,[Im Wiederholungsfalle]
wölte man im eins zuo dem andern slachen und in
darumb hertenklicher denn jetz straffen.' 1459, ebd.
,An die von BurgdorfT, iren lässmeister uff dissraal
zuo begnaden umb m.h. pitt willen, und wo er mer
fälen, mogent sy im das vorder zum nachgänden
schlachen.' 1525, BRM. Kaufmannsgüter ,zuo teil
schl.', der Säumergenossenschaft zur Beförderung über-
geben; s. Teil. Z' Fade" schl. (Syn. s' F. sieche", sieh");
s. Bd 1 673 M. Dazu als Ergänzung: 1) Bed. a auch Aa;
Gr; Sch; Th. Etw. (zB. einen Ärmel an ein Kleid)
a"e'fade"schlage" Z (Dan.). — 2) Bed. b auch ThMü.
(.ein Haus im Rohbau aufführen'). — 3) Bed. c auch
G; Sch; Th. — 4) mit Etw. (einer Speise, Arbeit)
gründlich aufräumen; mit Akk. P., durchbauen Aa
Suhrent. — 5) Etw. (allzu) genau kritisieren. , [Lehrer
und Prediger einerseits und die ihnen anvertrauten
Personen anderseits erwarten von einander] dass man
sie halte für Menschen, ihnen nicht Alles zu Faden
schlage und ihre Handlungen zum Schärfsten und
Bösten ausdeute, sonder vielmehr von ihnen das Beste
und nach christlicher Liebe urteile.' JJUlr. 1731.
Z' Bagge" schl.; s. Bd IV 1074 u. (auch It Id. B: ,raul-
tum cibi consumere'); vgl. o. Z' Hände" schlü", zurück-
geben, zur Verfügung stellen Gl. übj. ist ein Körper-
teil (Beine, Arme, Hände). V Bei" über enand schl.
Sch; Tu; Z und weiterhin. D' Bei" [beim Sitzen] um
313
Schiall, schieb, schlih, scbloli, scliluh
314
(V Stuelhei" schlä". ESchönenb. (Z). ,Schlö" d' Orrna um
den Hals, gettar le braccia al collo, abbiacciare' PAl.
(Giord.). .Das Heilmittel für scbwacbe Augen, d' Henri''
in e* CMam>i>ere"hüff'e" z' strecke' u"'' darnä"'' blutU
hann'' uf d's G' sieht z' schlä".' Bärnd. 1911. ,Er sluoe
die hende an ir gewant und lie si nibt von dannen
gan.' KvWüRZBDRG. ,Wer gegen dem anderen sin band
in sin raesser scblecbt, das truckt oder zuckt und der
ander das mag kundtlicb raacben ...' BTh. Satzg 1539.
,Er und ander eerrenlüt sigent am nachliocbzit gsyn
und nach aller ürten do lieig man ein uieer gmacht,
dass man da mee wellen trinken; do er zuo des scbry-
bers frouw gret und die band über sy gschlagen:
Etter Elsy, ir band ein kind verderpt.' 1570, ZGreif.
,üo schluog der animan d band uff den brieif [der eben
vorgelesen wurde] und sagt: es ist gnuog.' ThPlatter
1572. .Die bend üf. in einander(en) scbl.' ,So bab N.
sin hend utl" einandern geschlagen oder die also umb-
kert in einandern und gercdt, M. sig also ein man,
was er büt red, das sig morn also.' 1495, Z RB. ,Icb
han gejien: Elsi, gib mir das meitli. Da betts uns
d bend ineinandern geschlagen (nam nur die linggen)
und jach: ists ein e?' 1525/7, Z Ebegericht. ,H. bett
inen d hend in einander gschlagen und gseit: Wellend
ir einander luterlich zur ee, so sagend jaa.' 1541/3,
ebd. S. auch Kd VI 1219u. Uneig. D' Hand über
(,üf') Öppis schl.; s. Bd 11 1384 o. (auch Th). ,An
scbultbessen von Undersewen, uff des kilchherren von
Golzwil guott band zuo slachen.' 1523, B RM. ,An
vogt von Wangen, sieb erkunJen, was der gestorben
pfaff zuo Walperswil binder im verlassen, und die
band darüber scblach und fürsäch, das die pfruond
versäcben werd.' 1527, ebd.; noch öfter. ,über eines
anderen guotdie bandscbl.,manus bonis alienis aiferre.'
Pris.; Mal. ,Wellicbe [Täufer] nit zuo betretten und
inn irer ungborsame fürfüeren, stille er [der Vogt zu
Knonau] über derselben hab und guot die band schla-
chen, dasselbig zuo recht verbieten, bescbryben und
volgents desselben ... myn herren berichten.' 1589,
Z RM. ,[Sie habe] ir band über syner vorigen frauwen
Sälligen kleider geschlagen.' 1590. Z Ebegericht. ,Die-
wylen die Uweren diser Laden [die- ein Qlarner , wider
die Satzung' an sie verkauft hatte] notwendig, habend
wir den Kauft' nit wenden wellen, jedoch über die
Laden Hand geschlagen.' 1621, Gl an Z. S. noch
Bd VI 699u. ,Hand an Einen schl.'; s. Bd II 1384o.
,(Die) Hand an ein Geschäft, WSrk schl.' .Grichts-
herren, deren ... einige ... schon die Köpf gestreckt,
Hand an dis Geschäft schlagen und disere Unfuegen
straaffen wollen.' 1720, Z. ,[Der Christ] schlaget seine
Hände wacker an das Werk-, um Schätze im Himmel
zu sammeln. JJUlr. 1727. .[Ich] habe endlich Hand
ans Werke geschlagen.' JJULR.-Haug 1731. ,Ist von
uns... erkennt worden, noch einmahl die Hand ans
Werk zu schlagen.' 17(i2, GbScbw. D' Hand i" d'
Hächle" schl., Etw. tun (müssen), was Schaden bringt
ScnScbl. (APletscher); s. noch Hächlen (Bd II 970).
Kei"Hand (GRPr.; W). kei'fs) Blatt (Gr; GSaL.; Sch;
S; s. schon Bd V 179 u.), Blättli (GuMai. It JGRadlof
1822) vor (für GRMai., Pr.) 's Mül schl. !'>' schlage"
kei" Blatt vor 's Mül, «"* will üsrede". APletscber 1880.
He nu, mini Lüt, so will-ech's sägen, t"'' schlö" kei's
Blatt vor 's Mül. Schild 1885. Mit dort [auf einem
schlechten Wege) apper gän hei"-mer, i''' schlän da
kein Hand für d's Mül, erschröckcli"' g'flueched. GFient
1898. ,lch will des [dass B. eidbrüchig sei] die band
für min mund niemer geschlacben, won er bätt sin
eid und ere Übersechen.' 1447, Z RB. S. noch under-
sagen (Bd Vll 407). ,Die angesiebt zuo der erden
schl.' uä. ,Sy erschrackend und scbluogend ire an-
gesicbt undersich zuo der erden.' 1530/89, Luc; ,nei-
geten.' 1607/1707; gr. xJ.tvs'.v. ,Gott schlagt auf
Adam ein gnädiges Angesicht.' AKlingl. 1688. ,Acbt
(-ung) schl. (üf Etw.)'; s. schon Bd I 79. .Zuerst ge-
wahren des Balkens in dem eigenen Auge, ehe dann
wir Acht schlagen auf den Spiessen, der in unsers
Bruders Aug ist.' JJUlr. 1731. ,Auf die Fehlbare
[soll] ernstlichere und genauere Achtung geschlagen ...
werden.' 1740, ZEmbr. ,Das ist in diesem Text wohl
das Merkwürdigste, darauf wir Acht zu schlagen haben.'
KüWiRz 1760. ,In Absicht auf die Bobnenstikel sollen
die Foster besondere Acht schlagen, dass niemahl
mehr, als zur Erdünnerung des Holzes nötig ist, dazu
ausgehauen werden.' Z Mand. 1773; nachher: ,Acht
geben.' ,Man schlug kein Acht auf den [wütenden]
Hund, welcher sich mitsamt der Kette von dem Stall
losgerissen hatte.' 1784, ZGes. 1793. ,Er wiss es nicht,
er hab nicht so viel Acht darauf geschlagen.' Ambühl
1792. ,In wind schl.' ,Diewyl so langwirige warnung
und das vilfaltig predigen in wynd fräffenlich ge-
schlagen wirt.' 1565, Brief (HBuU.). .Mit grosser
Traurigkeit ... sibt Jesus an den Sünder, wann der ...
alle Vermahnungen in den Wind schlagt.' AKlingl.
1688. ,l)ie gesamten Bauren [haben] den ... schrift-
lichen Befehl Herren Landvogts so lang in Wind ge-
schlagen ... biss Herr Landvogt selber kommen müs-
sen.' 1746, Z. ,Under (die) äugen schl.', mit Dat. P.;
s. schon Bd I 133M. ,Es were im ze Nüerenberg under
ougen geslagen, wir werind meineid.' 1454, Z RB. ,Da
er im also under biderben lüten under ougen schlüege.
das er im die statt verrüeft möcht haben.' 1464, ebd.
,Wen mir den ein seralichs ungder ougen geslagen
wirt, so duot es mir gar we.' A. XVI., Bs. Us ''em
Chopf schl.; s. Bd 111 410M. .Aus dem sinn schl. (ver-
gässen), ex memoria deponere; allen verdruss aus dem
sinn schl. und nebendsich setzen, molestias deponere.'
Fris.; Mal. .Von einem schl.' .Darnach... wart alle
vorchd ires herzen von inen geslagen.' Stretl. Chr.
.0 Herr ... tu Unglück von uns schlagen.' 1602, Zinsli
1911. ,Von herzen schl.' .Ich babs gar von herzen
geschlagen, imis ceris eradere.' XVI, . Sprw. Dass man
den empfangenen Schaden und Schimpf .von Herzen
schlage.' 1531, Strickl. (G). , Alter handlung [sollen]
beide nit mer denken, sonders von herzen schlachen
und einander verzigen.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Deleo
omnes dehinc ex animo mulieres. ich scblach sy all
von herzen.' Fris. .Die sorg von herzen scbl. und
vergessen, curam ex animo dimittere.' Fris.; Mal.
.[Isaak zu Abraham:] Du wollest myner liebsten muoter
genaden und sy gsegnen wol. desglych sy trösten,
damit sy solch uugemach von ir herzen schlach.' Ha-
berer 1562. Auch bei Denzl. 1666; Hosp. .Ist es nicht
seliger, du schlagest allen Widerwillen von Herzen V'
JMey. 1694. .Zuo herzen schl.' .Do er... untrüw an
sinem meister spurte, släege er solichs zuo herzen
und wölte nit mer bi im sin.' 1488, AaB. Gericbtsbuch.
.Zuo ruggen schl.'; s. Bd VI 791 o. ,Zuo rät schl.':
Bürger, die sich mit dem Schmalzverkauf für Fremde
befassen, sollen dasselbe ,nit türer geben, als ihnen
dasselbe vom Gast befohlen wird; sie sollen auch
t^chlah. schieb, schlili, schloh, schluh
316
darzn Nütz reden noch zu Rat sehlachen: gibs also
oder also, oder es gilt wohl Das.' 1509, See Chr. ,Zu
Bann schl.'; s. Bd IV 1270M. ,In. zuo recht schl.';
s. Bd VI 2(31 M. ,.\ls dann in dem houpthandel von
den schidlüten nützit hat mögen in früntlikeit ge-
handlet werden, ist solichs zuo recht geschlagen, näm-
lich uf Jeorgy nächst kumend.' 1529, Absch. Eine
Streitsache ,vor ein Gericht schl.' uä. ,Die Richter
sollen alle Sachen, so vor sie kommen oder geschlagen
werden, ausmachen ... nit weiters schlagen ... und solle
kein Richter dem andern sein ürthel stürzen.' Ndw
Ges. 1867; nach Ndw LB., wo: ,Was Sachen für die
eindlj-ft' geschlagen wärdend, daz sollend sy usmachen...
und nit wytter schlachen.' , Welche person die andern
für unser gnedigen herren gen Bern taget und die
sach vor inen, oder ob si die sach wider hinuff für
die lantlüt seblüegent, vor den lantlüten nit bebeben
mag, der sol sinen widerteil von costen wisen.' 1454,
BSi. Rq. 1914. ,Was ... für ratt gewisen wirt und das
demnach vom ratt wider für das gericht geschlagen
und gewisen wird, das sol dann am gericht beliben
und nit wider für ratt gewisen, sunder da ussgetragen
werden.' LStR. um 1480. ,Die nun sond umb all sachen
richten und nitt von in schlachen, es treif dann das
bluott an, denn so mugent si das von in schlachen
dahin es gehört.' Gl LB. ,Als sich... die von Grüe-
ningen erclagent ... das ... ir sachen ein vogt von
gericht gen Zürich für rat schlache.' 1519, Z. ,Gen
Glarus schriben des bans und Sylbern halb, ist für
einen grösseren gwalt gschlagen.' 1552, Schw Ratsprot.
,[Drei Fälle] wurden vom weltlichen rechten für ein
cliorgericht geschlagen.' 1587, BiRND. 1914. ,Nit alle
Sachen kommen zum Ersten für den Rat, und nacli-
dem es ist, schlachen sie es für ein mehreren Gwalt.'
BCys. ,Ist also die Sach [eine Klage wegen Verlöbniss-
bruchs] letztlichen für das Chorgricht zu Schinznacht
gschlagen und zogen worden.' 161S, AiVelth. .[Die
Klage] ist gen Bar für mini Heren gschlagen.' 1641,
Zg TgB. , Welcher ... von einem Ehrenmann ange-
sprochen und für einen Fürsprecher genommen, der
soll ihnie sein Wort recht und getreulich dartuen ...;
er soll auch kein Sach vor m. gn. Hb. schlagen, er
wüsse dann bei seinem Eid und Gwüssen nit darumb
zue erkennen.' 1700, BSi. Rq. 1912 (,Der Geschwohrnen
Eid'). .Einem Etw. schl.', zuteilen, zuweisen; s. Wolfs-
Garn (BAU 42b; XVl./XVIl. GrS.). Insbes. von Geld
und Geldeswert; mit Bez. auf Rechnungen. (Kauf-)
Geschäfte udgl. Öjj^is «/"(ä. auch .au) d' Beile" schl.;
s. Bd IV 1161. 1162 (wiederholt). ,Weliche iren kernen
den pflster[n] gebent, also das man inen brott darumb
geb. und den uff die heilen slahend, das sölich heilen
vor allem ratschriben und verlieren gan söllent.' 1433,
Z StB. ,Das er [Gerber T.] by des A. bank gestanden
sye und da etwas fel[l]en, so er dann vormals von im
kouft hatt. an ein bellen schlüege.' 1434, Z RB. .Win,
so die pfrüender ersiiart und an die heilen geschlagen.'
um 1540, Z. S. noch Etieff (Bd VI 678). .Einem etw.
in den schilt schl.'; s. Bd VllI 731 u. (Eiuem) Etw.
.üf (an) die gant schl.'; s. Bd II 378/9. ,Wurd ainem
daz sin uf die gant zuo Wenge geschlagen und möcht
[man] daz uf derselben gant nit vertriben, so soll und
mag man daz triben und tragen uf den nächsten markt.'
ZWengi Otfn. 1441. ,Wie er ... in zum digke[r]n mal
gebetten habe, im sin hus nit uff die gant zuo schla-
chen.' 1484, Z.RB. ,Das er das obermelt hus ... als
sin underpfand nif der statt Baden gant slachen sollt'
1499, AaB. ürk. .Das ligende güeter uff die gant ge-
schlagen durch den schulthessen utfgerüeft werden.'
1545, Bs Rq. .Die Pfandt durch den Hofwaibel auf
die Gant schlagen ... lassen.' 1675, G Rq. 1903(GStraub.).
.Des Tags sind nachgeschribne Güeter auf offne Gandt
geschlagen und verkauft worden.' 1721, ZKyb. Etw.
.üf (an, in) die witreiti schl.'; s. Bd VI 1656 (aucl\ 1475,
ZBär. ütfn.). Einen Betrag ?// Ö^j^js scW. 1) es damit
belasten, wie nhd. wohl allg. Unkosten uf d' War
schl., vom Händler. Arzte, die ihre Besuche nicht in
Rechnung bringen, schlönd sie gew. auf die .\rzneien
Ap(T.); früher verbreitet. Auf die Frage: Was bin-
i"* schuldig? antwortet etwa der Handwerker, um eine
Bezahlung abzulehnen: P* cha"''s ja uf's Hiiräte"
schl., dh. zu den durch die künftige Heirat. Aussteuer
sich ergebenden Kosten rechnen Z (Dan.). Me" chanti's
uf Hüräten und Erben schl. GaPr. ,Ist das sach, das
er uff dasselbe ros ettwas zerung gesclilagen hab.'
1448. ß All. ,Das der wirt die umbgelter den win
versuochen lasse und das er demnach nach gestalt der
sach und im das lidenlich sin mag und zimlich ist,
ein zimlich gelt darutf schl. und den win schenken
[solle].' 1523/6, Z RB. , Das ettliche [Metzger-] mei-
ster... einen haller uffs pfund geschlagen haben.'
1548, ebd. .Dass kein Würt... auf ein Mass Wein
nit mehr schlagen soll als zwen Kreuzer.' Gr Kl. LB.
S. noch Üf- Schlag 3b (Sp. 207 o.). Auch ohne Angabe
des Betrages: Uf d' War schl., sie teurer verkaufen
Aa (H.); Ap(T.); auch vom Käufer, sie für einen
Andern betrügerischer Weise verteuern Ap(T.). Druf
schl.. den Preis steigern Th. ,Aulf ein ding schl. und
teurer machen (raer aulf ein ding bieten), pretiura
araplificare, licitari.' Fris.; Mal. ,Es sollen auch die
frembden Krämer keine Rosenkranz verkaufen, änderst
dutzendweis, es were dann Sach, dass die unsern
Kremer dero nicht betten oder aber so grob auf ihre
Waaren schlüegen.' 1608, SchwE. Arch. In der ä. Zeit
bes. von pfandrechtlicher Sicherstellung; vgl. Uf-
Schlag 5cß (Sp. 208). ,Si sullen ouch die vorgenanten
stat Rynveld selbe lösen umb das guot, darumb si
versatzet ist, und sol man in daz sl. uf die vorgenanten
phand.' 1330, AARh. StR. ,Es sol ouch enkein wirt
uf der selben pfender keines enkein pfennig liehen
noch kein ürten daruf slachen, so im ieman schuldig
wer.' 1359. Z StB. ,Novi cives post nativitatem Do-
mini ... Mathe Parmerii von Ast und Hensli sin sun
20 f. ... ze uodel, gelt [= Bürge] Manoel, unz daz das
uodel uf ein guot geslagen wirt.' 1401, L Bnrgerb.
.Möcht uns aber die summ gelts nit genzlich werden,
die uff Kyburg stat, das wir denn die vier tusend
guldin, die uns von buwendz wegen darutf geslagen
sind, uff andri pfand schlachen liessint.' 1442, Absch.
(Z). ,Daz man hinfüro niemant frömbden zuo burger
uffnämen sol, er gäbe dann also bar einen gülden ...
Er sol ouch darzuo schlachen ein uodel, nämlich acht
pfundt, uf ein hus in unser statt gelegen.' 1492, Aa
Meli. StR. ,Das ... nyemand gestattet werden solle,
dhein ewig zins noch jarzyten oder derglich uf hüsere
oder ligende güetere ze slachen, denn wa das darüber
beschee, sol die selb slachung kraftlos und nichtlich
sin.' 1604, Bs Rq. ,Wo iemand hinfür zwüschen im
und sineni nachgeburen ein mur wil uffüeren, das der-
selb halbe Schätzung geben und, ob er das armuot
halb nit vermöchte, alsdann söUich Schätzung uf das
317
Schlali, schieb, schlili, scliloli, schluh
318
hus geschlagen und verzinset werden [solle].' 1511,
B StR. ,Vogt Cunrad zur Frowen git jiirlicli ein flertel
nuss und 15 bäoher, ist vor ouch uft'der Crütziuatten
gestanden und uft" der Rüti ... Hat är im sälbs ... uff
sin obri matten geschlagen.' 1532, UAltd. (Gfd). ,Uie
von Bern gebietend ihren Vögten undt Ambtsleuten,
dass sye mit den . . . Zinsleüten verschatt'ent, dass sie
ihnen ihre Zinsgüeter nit verwexlent oder die Zins
uff andere Gueter sclilachend.' RCts. ,Hat Herr Seh.
die '215 Pfd, wofür das Haus des H. verpfändet, [in
dessen Konkurs] nit verlieren wollen, musste er die
uff syn ünderpfand schl. und sy zu synen Händen
ziehen.' 1607, Z (FrWyss 1845). ,0b gleichwohl ...
Gülten auf selbige Stuck geschlagen wärent.' L StR.
1706/Ö5. S. noch Bd V 994u.; VI 197o. Neben Synn.
,[Im Falle eines Brandes sollen die Besitzer der Brot-
bänke] die selben brotbenke. die wir in kouffes wis
frilich hein hin gegeben ... wider buwen mit fache
[usw.] und sond denne den kosten und den schaden
slan und han utt'en dem huse ... unzent inen ir
schade werd abgeleit von deme, der denne daz hus
het.' 1334, WMerz 1915. ,N. gab, sluog, füegt und
macht inen [seiner Frau und seinen Kindern] mit disem
brief in eines rechten, redlichen pfandschillings wis
vierzig mark silbers ... uff und ab allen sinen ligenden
und varenden güetern.' 140(J, AaB. Urk. ,Dass hinfür
niemanden gestattet werden soll, einich ewig zins uff'
hüser oder andere ligende güeter weder von jarziten,
selgreten noch von dheiner ander sach wegen ze
schlachen, ze ordnen noch ze verkoufen.' 1514, Bs Rq.
S. noch Bd Vlll 588 u. ,(Wider)legen und schl.' ,[Die
Morgengabe] widerlegen und schl. uff andre guote
güeter.' 1396, WMekz 1915. ,Was selgeretes uff
ligende stük geleit oder geschlagen wirf.' 1416, BSi.
Rq. 1912; wiederholt 1514, ebd. (s. Bd Vlll 574u.).
,Und hab ... nie vernomen noch gehört, daz . . . ie
dehein reisgelt uft' deheins von Bremgarten ligend guot
geleit oder geschlagen wer oder sy.' 1448, AABremg.
StR. Neben oder wechselnd mit , setzen'; s. schon
Bd VII 1614 u. .Doch mag der man oder wib ... eins
dem andren uft' die güeter, was dera ist, schlachen und
setzen einen pfandschilling nrab §in summ guotes.'
1384, AaB. StB. ,Nieman sol in unssrem lande ...
kein gülte noch zinsse. si syen ewig oder uf ablossung,
niemer me uf dekein ligende güeter setzen, schl. noch
damit bekümren.' 1432, Nnw. ,Wann ein man siner
efrowen ein niorgengab schlacht oder geschlaget [!]
hat ... uft' ein ligend stuck und der man demnach vom
land luff und sin gelten uff sin guot Valien und be-
'. zalt sin weiten, so sollen doch die gelten das selb
I stuck nit angritt'en noch verganten, daruf dann die
I morgengab gesetzt ist.' L StR. um 1480. ,Be-, ver-
1 setzen und schl.'; s. Bd VII 1699u.; VIII 589o.
1 , Schulden uf einen schl.'; s. Blepsch (Bd V 134). —
I 2) (uföppisj schl, ,(bei Versteigerungen) ein Aufgebot
I machen, bieten- Ap (T.); GT.; ScnSt. (Sulger); Tb. bes.
!^ sich an einem ,Nachschlag' (s. Sp. 238, Bed. 3 b) be-
I teiligen S, so Bb. /"* schlö" nöä (drüf); er hat zrcä-,
drümöl g'schlage" GT. Ohne Einwilligung des Gläu-
bigers durfte der Schuldner nicht auf das von ihm
gegebene Pfand bieten (.schlagen'). 1469, JNater 1898.
,Es soll niemand uft' keinen zehenden schl. noch bietten,
er mög dann vertrösten und verbürgen noch ains herren
von Rynow ... benüegen ... Welcher allermaist daruff
Schlacht und mynem herren gefeilig ist mit siner bürg-
schaft, dera mag myn herr lilien.' A. XVI., ZRhein.
Oft'n.; ähnlich A. XVI., ZAnd. Oft'n.; XVI., AAOberwil
Offn. (Arg. IX 145), wo ,schlahen ... schlacht' von einer
Hand von 1606 in .bieten ... büt' geändert ist. ,Über
einen (etw.) schl.'; vgl. über-schl. ,Uff das so hette der
vermellt her H. uff und über den vorgenanten minen
hern vogt umb das obgenant hus ze der Sonnen, beder
und güetter ... gepotten und geslagen 980 rinsch
guldin.' 1490, AaB. Urk. ,Wann fürohin in einem ...
Auffalil zugleich Erblehen und andere eigene Güter
zu verrechtfertigen vorkommen möchten, sollen ge-
meine Creditores und Schuldgläubiger ... gut Fug und
Macht haben, sowol auf die Erblehen als eigene Stuck
und Güter zu schlagen; es solle aber Niemanden über
ein Lehen zu schlagen erlaubt werden, er seye dann
dem Lehenherrn ... annehmlich; es solle auch Der,
so überschlagt, ohne Vorwissen des Lehenherren das
bezogene Lehen zu verkaufen ... nicht befugt sein.'
ScH Auffahls-Ordn. 1743/73; s. noch Über-Schlag 3a
(Sp. 203 M.). .Sein [eines Falliten] Ehefrau hat bei der
Verrechtfertigung über Alles geschlagen und Zügerin
geworden.' 1791, ZZoll. ,In die rechnung schl.'; s. ver-
reiten (Bd VI 1642). .Summa, so die nuwen büchsen
kost hand, 2597 Ib. ... und ist darin der leimen und
mengerlei gezüg, so darzuo kommen und gebrucht
ist, nüt gerechnet, denne in den buw geslagen.' 1409/10,
Bs. ,An, in ein, zuo einer summ schl.' , Summa des
9. blattes ist in ein summe geslagen 5500 Ib. 17 ß 4 d.'
1383, B StRechn.; an andern Stellen: ,in ein summe
zesamen gerechnet.' .[Der Mann soll der Frau] das,
was sy zuo im bringt ... widerlegen uft' und an glegnem
guott, es sy ligend ald fairends guott, das sy zuo im
bringt, und sol das fairendt an ein som gschlagen
werden.' Ap LB. 1409. .[Die Bäcker] eroffiiotend da
vor uns, wie das ir jetlicher von einer heck brottes
ein angsterwertig brott einem stattwerchmeister geben
müesten ... und meintend, es were der statt Zoffingen
bessern nutz, man nerae und slüege daz zuo einr
summ.' 1447, AAZof. StR. ..411es zesamen in [bei Fris.
auch ,an'] ein summ schl., referre omnia ad unam
summara, summam conflcere.' Fris.; Mal. ,An, zuo
gült, zins schl.' ,Das wir ... jerlich und ewenklich
alweg uft' Sant Andreas tag . . . geben und berichten
sönt von den güetern, so wir ze zinse geslagen hant
... achtzehen pl'enn.' 1389, BSi. Rq. 1912; noch öfter.
,DiewyI die unsern bargelt umb zins kumerlich uf-
bringen und deshalb wyn und schulden nemen und
an zins schlachend.' 1576. Z RM. ,Das [Jeder, der] füro-
hin gelt usslychen, zins oder gült machen, dasselbige
aber nit zuo ewiger, sonder zuo ablösiger gült schlachen
wölte, solliche ussgelichne summa gelts kürzer noch
minder nit dann zechen jar lang anstelle abzelösen
und dazuo nüzit anders dann das bloss luter bar gelt
... nemen solle. Demnach der warten und waren halb,
so iemand sölliche zuo gült machen und anlegen
wollte, der sol dasselbig zuo ewiger gült schlachen.-
1578, L KB. S. noch Bd VII 1640M. ,Zuo gelt schl.'
uä.; vgl. Schlag 10a (Sp. 193). ,Tetent wir des nit und
wir darane [der Rückzahlung eines Darlehens von
2060 Gulden] suraig werent ... alz denne die guldin
ze kleinem gelte geslagen werdin und sich nach ge-
meiner schatzunge geburtin, als sol von dannanthin
uff ieglich pfunt wuchenklichs gan zwene phenninge
derselben münze zegesuoche.' 1384. B. ,0b sach were,
daz yemand der unseren gegen frömden oder heimschen
319
Sclil.lli, schieb, schlili, schloli, schluh
320
fürneme, sin geltschuUle zuo wiii oder zuo korii ze
slaliende, und denne solich körn oder win aber über
ein zyte, so es im füeget, wideruuibe zuo gelt ze
slahende,' um 1450, Bs Kq. ,Daz P. die 30 müt kernen,
so ... im uss der stat kästen worden sigen, bezalen
Sülle und die von im an kernen wider ingezogen werden,
der bemelt P. bringe dann für, daz im söllicber kern
zuo kol'end gegeben und zuo gelt geslagen sig.' 1491,
Z RM. ,Mh. haben dem vogt von Schenkenberg das
körn ze gelt geschlagen, ein niütt kerneii für 16
Schilling.' 1494, B KM.; dafür: ,zuo gelt gerechnet.'
1495, ebd. ,Höuwzenden ze gelt schlachen.' 15'25, ebd.;
noch öfter. ,So das gold zuo gelt geschlagen wirt, tuots
an einer sum an gelt [folgt Betrag].' 1538, Z. ,Zuo
galt schl., ada-rare.' Fris.; Mal. ,Wie ein lechenberr
in synes lebenmans uffal umb den grundzins, so er
im züo gelt gschlagen, gehalten werden solle.' 1574,
Z PkB. ,So ime [einem Falliten] .Temandt Frucht als
Kernen, Roggen ald Anders zuo essen ald uifs Jar
geliehen und ime das nit zuo Gelt geschlagen, das
der selb nebent Dem, so ime zu säyen glichen, zalt
werden [solle].' um 1600, ZAesch a/A. Otfn.; ähnlich
1624, AaMcU. StR. 384. .[Arbeitslöhne, Kosten für den
Unterhalt] so Alles, zuo Gelt geschlagen, bringt [58
gutt R.].' 1601, ScBwE. (Rechnung des Abtes). ,Ihr
[des Sennen und des Handknaben] Sommerlohn, Alles
zu Geld geschlagen, 71 Schilling.' 1776, ORingholz
1908. S. noch GUggel-Gelt (Bd II '248 Anm.); Fletsch II
(Bd V 234 u.). Mit blossem Akk., in Anschlag bringen,
schätzen. ,[Die Herrn von Eschenbach verkaufen dem
Kloster Eigenleute] ume nun pfunt, und zwei pfunt
du wurden für ein pferit geslagen, und also werdent
es einlif pfunt pfenningun.' 1309, ZKappel. ,ües win-
slahens halb ist erkent, weliche über sechs som win
an geltschuld genommen haben, die sollen usstretten
und die überigen sollen sitzen und den win helffen sl.
Uflf das ist der hürgewacbsen win angeslagen umb 35 ß.'
1493, AiRh. StR. I''' schlän-ere" ärl Zentner, schätze
ihr Gewicht auf 3 Zentner LE. ,SchI. und rechnen.'
,SoI jegklicher sine kueyen [usw.] ablösen und rechnen,
als si im jüngst geschlagen ^und gerechnet wurdent.'
1390, Gl (Auskaufvertrag mit Säckingen). ,Das tuet
alles in ein summ zuosamen gerechnet und ge-
schlagen sechstusent phund und sechszigphund guoter
stebler pfening ... Die obgeschribnen summen all von
pfeningen zuo guldinen geschlagen und gerechnet
tuend, bringend und machent in ein summ 3506 rinscher
guldin.' 1445, BSi. Rq. 1914. ,Diser obgeschriben hus-
rat aller ist geschetzet und angeschlagen für 648
guldin, nachdem und das klein gelt ze gold geschlagen
und gerechnet ist.' 1451, AaB. ürk. .Schi, und (ab-)
reiten'; s. Bd VI 1641 M. 1642. — ?) Etw. in eine be-
stimmte Fo rm, einen Z u stand bringen. Das abgemähte
Gras i" Birli'g schl. Tu (GOtt 1895). ,Im Dörren des
gemeinen Heues ... begnügt man sich, das Heu in
Maden zu schlagen, und häuft es nicht in Birlig
(Haufen) auf.' Gr Sammler 1805. ,An vogt von Wiblis-
purg von der steinen wegen, die lassen ussgraben und
zuo hülfen schlachen.' 1542, B RM. , Da gesagter unser
gnediger herr von Sant Gallen vermeint, das die
gmeinden der dryen liöfen Altstetten, Marpacb und
Bernang ... das höuw uffem Ysenrict jerlichen zuo
trister schlachen und von jedem trister sinen fürst-
lichen gnaden ... ein viertel haber geben ... sollen,
dargegen aber die anweit der gmeinden ... färgewendt,
sy syen nit abred, wellicher under inen utlem Ysenriet
ein trister schlach ald mache, das der eim gotshus
StGallen ein viertel haber zuo geben schuldig sye;
was aber ir einer angendts hinyn füere ald trage und
nit zuo tristem mache, davon sige er nüt zuo geben
schuldig ...' 1553, G. Mit blossem Akk. Garbe" schlä',
die vom Fueder abgeladenen Garben in der Tenne auf-
schichten BM. Scholle" schl., die Torfziegel zum
Trocknen in kleinen Stössen kreuzweise um einen
Stock schichten GRh.; vgl. Schollen- Schlag (Sp. 245).
Mit präd. Akk.: D's Fenster off'e" sohl. GRValz. (Tsch.);
■^g\. offen 2a (Bdl 113). Und due hed-er grad d's Fenster
offe" g'schlagc". — y) '"'* Akk. des Ergebnisses (vgl.
Bed. 6 b). ,Ein trister schl.'; s. upter ß (1553, G). Mit
abstr. Obj.: ,Alafanz schl.', Betrügerei treiben; vgl.
Bd I 171. ,Es klaget K. uff M. ... dass er und ander
gesellen ze dem Roten Hus hatten geessen, und als
inen M. win zuotruog, do hatt er inen nit meer dann
dry köpf zuogetragen und verrechnet inen aber fünft-
balben köpf. Also bedüclit es inn und ander, der M.
hette villicht zu vil alafanzes geslagen ... Da giengen
sy in den kelr, do stuond nit mer an dem vass dann
dry köpf und hatt sy also umb 2 köpf gealafanzet.'
1432, Z RB. — b) refl., eine Richtung einschlagen,
wohin sich begeben, gelangen. Es chunt-mi"'' unerchannt
hert a", das'-i'''-mi''' mues' vom Heimet schlä", beim
Geltstag. Loosli 1911. Sich z' Herd schl.; s. Bd II
1598M. Sich s' Marfel (B, so E.; SL.), Marfle" (Id. B:
,otio se dare'), Marg (AaF.; L) schl.; s. Bd IV 399/401.
lez chönnt-mer-si''' de"" z' Marg schl., meint Einer,
naclidem er sich voll gegessen und getrunken hat AaF.
,Dass wir ü''s im teufe" Schneehuli hab'en z' Marfel
g'schlagen g'ha" wie die Murmeli.' JBürki. ,[Der König]
zoch für die stat Bern und . . . sluog sich uf daz Breit-
feld gegen der lütkilchen über.' Just.; s. auch unter
6a (1415, AABremg. StR.). ,[Die Feinde] habend sich
desswegen alsobald uf die lingke Syten hinab nach
der Silbruggen geschlagen.' 1606, ZHirzel (Brief). .Als
wir auf ein Stund gegen Dotis kamen, Hesse ich den
Bauren zurukgehen, wartete ein Weil, schlüge mich
hernach auf die linke Hand.' 1664, JJRed. (FZoll. 1905).
,Dass, wenn sie nicht umzinglet gewesen weren, sie
gewüss auf Stäffemer Seite sich geschlagen heten.' 1795,
Z. ,Sich für eine stat schl.' ,Darnach schluog er
[GünthervSchwarzburg] sich mit grozer macht für
Frankfurt.' Z Chr. 1336/1446. ,[Der Herzog von Öster-'
reich] besarapt sin land und lütte und sluog sich für
Zwürich.' JüST. ,[Karl der Kühne mit seinem Heer]
sluog sich angendes für die stat und slos Granson.'
DScHiLL. B. ,Wol louffent mengerlei rede, einest wie
man sich für Brenigarten wolle schlagen, änderest wie
man binden durcli Burgund in Safoy ziehen wolle.'
1448, B AM. S. noch Bd VIH 914M. ,Sich zu Etw.,
Jmd schl.' .Nach angehörter Predigt und ab-
genommenem Eide schlug sich der Statthalter zum
Landvogte.' Gotth. ,Man sol ouch nach bi der baner
ligen und sich darzuo nechst, so man mag, schlachen.'
1448, B StR. (.Ordnung, so wir ... in reisen und kriegen
ze halten gesetzet band'). ,Do hat er ... sich von stund
zuom gmeinen pöfel geschlagen, die selben an sich
gehenkt.' Ansh. ,Wo sich ein krieg under uns erhüebe,
möchtend .sy sich auch zuo unsern feinden schl.'
1530/1707, 11. Mos.; 7ipos-£8-rjaovfxi. LXX. ,Zuo denen
schluogend sich vil stntbarer lüt.' HBrenkw. Chr. ,Wie
hat der tüfel die armen beiden verblendt! ... Er hatt
321
Schlah, schieb, sclilih, schloli, schluh
322
sich zuo iien bilderen geschlagen, etwan durch sy ge-
redt ... grosse zeichen geton.' LLav. 1569; , mit ihren
Götzenbilderen hat sich der Satan vereiniget.' 1670.
,Die Alemannier ... schluogen sich zuo ihm [Attila].'
WuRSTisEN 1580. ,Er habe allein die vier, so synen
lieben vatter seligen zuo grab tragen, ze gast ghept,
da sich etliche andere ouch darzuo gschlagen.' 1590,
Z. .Demnach hab ich [der Vogt beim Herbst- und
Maiengericht zu ZNWen.] ze Gast ghalten 1 Predi-
kant, 1 Dorfmeyer [usw.]; hat sich dan zuen Ziten
... Etwar von Zürich ald Baden darzue gschlagen,
hat mans mit einandern costfrei gehalten.' 1635, ebd.
Unsinnlicher. .Sich in etw. schl.' .[Herzog Ulrich
von Württemberg hat] sich täglich in schulden ge-
schlagen.'Ansh. Sich eines (Streit-)Handels annelimen,
sich ins Mittel legen. [Den Mühlbausern soll vor-
gestellt werden] dass die Instructionen der Gesandten
dahin gehen, ,sich in die spänigen Sachen zu schlagen',
und dass sie ihnen den Streithandel zu vermitteln
anvertrauen möchten. 1587, Absch. .Hat uns ...hoch-
notwendig sein gedunk[t] ... uns fründtlich in die Sach
zue schl. und nach besten Mitlen zue trachten, wie
sy [Räte und Gemeinde] allerseits gestilt und vereindt
möchten werden.' 1625, AaMbII. StR. ,Dass ein Vogt
uffRegensperg ... sich in die Sach schlachen und der-
glychen fürfallende Hendel ... ohnverhindert eines
Ambtmans... güetlich hinlegen solle.' 1636, Z. ,Glarus,
Freiburg, Solothurn und Appenzell schlagen sich
güetlich in die Gachnangische Unruhe in dem Thur-
göw.' FrHäffn. 1666. ,Sich in Etwas schlagen, sihe
annehmen.' Hosp. Mit Sachsubj. .[Infolge einer Ver-
bauung hat] die Rüss sich hinüber gegen die Ma-
schwander Alhnent geschlagen und dort an die 300
Juchart Lands weggefressen.' 1599. Z (Überarbeitung
des XVIII.). Von körperlichen und seelischen Aft'ek-
tionen; vgl. unter c. ,Der Mensch fühlt die Föhnsucht
in Leib und Gliedern, si schläd-mu-si''' uf d' Nerven.'
Bärnd. 1 908. AIH, dene" d's Rege"ivetter ii"'' die trüebi
Luft sich uf d's G'müet schlö". ebd. 1914. — c) intr.
(in B und in der ä. Spr. tw. mit ,sein'), = b. a) mit
Kichtungsbestimmung. Von Personen. Us ''em Biss
schl., beim Fangspiel; s. Bd VI 1379o. ,Ab dem wäg
schl., abgon, iter torquere.' Fris.; Mal. ,Ab dem weg.
so gan Ybach gatt, mag einer ouch, obs im füegklich,
utf ander weg schlachen.' 1525, Schw LB. Der Com-
missar zu Luggarus habe einen Florentiner Kaufmann
bestraft, weil er bei ihm kein Geleit genommen habe;
dadurch sei der benannte Kaufmann zornig geworden
und habe ab der Strasse .geschlagen', wodurch dem
Zoller zu Beilenz ein .verlurst' widerfahren sei. 1545,
Abscu. (U). ,A1s er ... also nachts gegen der Enge
zuo über das Breitfäld ... geschlagen, do sigend dry
böser geister an inn kommen.' JHaller 1550/73. Rechts
schl., sich rechts wenden, halten Z (Spillmann). Wenn
du an jeuer Stelle angekommen bist, schiäst rechts!
,Wo du ein esel autf ein strass stellst, die er vor nie
gangen, so sich im zuo, wie er die selbig für und für
anhin ziehen wirf, fein darinnen bleiben, weder zur
rechten noch zur linken schl.' Tierb. 1563. .Als es
Tag worden, sähe ich ... dass ich weit irr gegangen
auf die linke Hand, schlüge deshalben wider uf die
rechte gegen einem grossen Gebew.' 1664. JJRed.
(FZoll. 1905). ,Zuo einem schl.' ,Also warent sich die
usvertriben von land Sweden ... über 6000 und me dabi
besamnan; und zuo dem volk der usgeschlagen und
Schweiz. Idiotikon IX.
vertriben schluogent ouch uf tusent und zwei hundert...
US Friesenland.' Stretl. Chr. .Darnach was der küng
Alaricus mit sinem volk, so er hat, und ouch mitdisem
Volk, so zuo im geschlagen warent, Rom umbiegen
und belegen.' ebd. ,[Die Königin Brunhild] reizet
Künig Dieterichen wider sinen Bruoder Dietwerten ...
Darzuo schluog ouch Einer mit Narnmen Prothadius,
ein Herzog in Burgund. der Künigiu Brunhild Buol-
schaft.' .TJRüEGER. ,Zue Hüs schl.'. sich im eignen
Hause niederlassen; s. Bd II 1740o. Von E'i"'m schl.,
von ihm lassen, ihn verlassen; oft mit mehr oder
weniger tadelndem Nebensinn B, so E. Das Rvsi
steckt-mer z' teuf im Gring, cha"' nümme'' von-im schlä".
LoosLi 1911. Es isch öppe" so der Welt Lmif, dass-
si [die Kinder] gä" u"'' Ei"'m im Stich lä", uenn-tne"
altet ... w' mir selber hei" ja sinerzit o'"* ro" Vrättin
u"'^ Müettin g'schlage". Emmentalerbl. 1917. .Von den
von Zürich, wie sü von den Eignossen worend komen
[Überschr.]. Anno domini 1443 haftend die von Zürich
geslagen von den Eignossen.' Bs Chr. .Marggraf Al-
brecht kam auch in etwas Unwillen gegen den Fran-
zosen, desshalb er von im [1. ,iu'] schluog und ein
vertrag mit dem keiser macht.' JHaller 1550/73. Vo"
Hüs sohl., das Haus, die Häuslichkeit meiden (und
sich anderswo Ersatz suclien), das Familienleben ver-
nachlässigen, bes. vom Gatten. Vater B, so E. und
It Id. (.lares rarius salutare. vel suos vel amicorum');
vgl. von Hüs län (Bd II 1700M.; III 1394o.). ,Wer
ro" Hü.f g'schlage" het, betritt Stufe um Stufe als \'er-
nachlässiger seines Berufs, als Trunkenbold [usw.]
die abschüssige Bahn des verlornen Menschen.' BXrxd.
1904. .Ein alter Fötzel ... wo bi-n-eren iedere" Hunds-
verlochete" het mitesse" derbi si' und z'letst ganz isch
VI)" Hüs g'schlage".' RGrieb 1911. .Wenn Einer von
Haus schlägt, so schlägt er auch von Gott.' Gotth.
.Der Mann der ältesten [Tochter] schlug von Haus,
wurde ein Trunkenbold und fiel im Rausche todt.' ebd.
.Das ist eben das Unglück, dass, wenn der Vater vom
Hause schlägt, er den Buben die Zügel auch nicht
mehr ziehen kann, wie er sollte.' ebd. Es g'schlät
Eini vom Ma"", vn" de" Chinde". Barnd. 1904. Vom
Nest schl. B. .Der Kuckuck ... gilt als Vogel, tca vom
Nestg'schläd.' BiRNt>. 1908. ,Dass ein Glied der grossen
Sippe ... ihrem angestammten Geist sich entfremdet,
wie ein Vogel vom Nest g'schlet.' ebd. 1911. .Zwang ...
tut nie gut. Entweder wird er [der Gatte] krank oder
er schlagt dir von Arbeit und Nest.' Gotth. Er het vo"-
de" Eiere" g'schlage", sagt man von Einem, der ein
Verhältniss aufgibt Aa (Jordi). In sich schl., in sich
gehn. Due het-er in-si''' g'schlage". Übers, von Luc.
15, 17. DuL.(GREh.). In der Hoü'nung, dass die Zeit eine
Besserung bringen möchte, indem die Widerwärtigen
in sich selber .schlagen' und von solcher Unbilligkeit
aus eigenem Antrieb abstehen würden. 1530, Absob.
,[N. wird] vermant, in sich selbs zue schl., sein eignen
Unverdienst, dargegen aber die unaussprechliche Gnad
<5ottes zue betrachten.' RCvs. I"'s End schl; s. Bd I
287. 315 M. Me" hed nonig g'meint, ''as'-er scho" i"'s
Änd schlöi. RBrandst. 1889. Spec. entspr. Schlag 12
(Sp. 197). .Nach einem schl.'; vgl. nächfenj-schl. .Es
gelichet ouch dem vater sin der sun dik, als man ouch
hat gehöret: gris nach grawem slat.' Schachzabelb. ;
vgl. ebd. V. 6909. S. noch G-rammen II (Bd II 732).
Us der Art schl., wie nhd.. auch von Tieren, übst,
wohl allg. Er ... heigi tcüest us der Art g'schlage".
323
Schlali. schieb, schlih, schloh, schlnh
324
KvTavel 1910. ,Degenerant poma, sclilahend aus der
art, behaltend nit mer iren vorigen guoten geschniack..
Fris. ,Auss der art schl., degenerarc' Mal.; auch
bei Denzl. I(iö6. .Es muss sein, dass Einer dem .an-
deren verzeihe, wir wollen dann aus der Art (jottes
schl., der uns auch verzigen.' PWvss 1677. ,In Eines
-■Vrt schl.' .Obere und Richter werden Götter genannt
Psalm 82 Vers 6. Dises schönen Ehrennamens sollen
sie stäts eingedenk sein und lugen, dass sie in die
Art Gottes schlahen.' FWvss 1673. , Durch die Be-
obachtung dises Gesätzes schlagen wir in die Art und
nehmen an uns das schöne Ebenbild Gottes.' JJUlr.
1731. Us der Famili schl; s. Ge-blüet (Bd V 2-^5).
..\us dem geschlächt schl., seinen anforderen nit in
guoten tugenden und frommen sitten nachvolgen, de-
generare.' Fris.; Mal. Auch in günstigem S.: ,l)ie
zwen schlagen gar aus dem gschlecht. seind mannlich.'
GGoTTH. 1599. Uf d' Site" schl., aus der Art schlagen,
auf schlimme Bahn geraten. zB. von dem liederlichen
Sohn eines braven Vaters S. V^oruse' (s. Bd II 1341),
nebeniise' schl. Er [ein Bursche] het a^g'fange" uf-
ene" trürige Art nebenüse' schlö". Joach. 1881. Von Un-
belebtem. .Wer aber, das als gross überflüssig wasser
kern, das er nit erwörren könd noch möchte, won das
es hindnan umb und nebent in slüege und gieng.'
1409, AAWett. (Ahschr. um 1500). D' Sunne" schläd
an d' Grat (an); s. Bd II 821 o. We^'-me" am Palm-
sonntig, ede"" d' Sunne" an di Gred schläd, Palme" in
d's Hüs fergget, so mag d's ganz Jär ntid Bös in d's
ifüsGRS.; ähnl.GRD.(B.). ,Alse dazglesine fenstirganz
belibit unde unfirscertet. so der sunne drin slehit unde
widir uz get. also chom der ewige Gottessun zuo unser
Frouwen Sancte Mariuu.' E. XII., Wack. 1876. .Do
Rengnold uö' dem mer was sampt sinen brnodern, do
huob der pattron den segel uf, der wind schluog
darinn.' Morgant 1530. .Transit in vestes is odor una
conditus, der gschmack gadt in die kleider etc. oder
schlecht in die kleider.' Fris. .Ein böser gestank und
grosser dampf, wellicher gezwungen inn die gemach
inn iren hüsseren ... dermassen schlachen wurde, das
sy keine beigen oflfen lassen khöndten.' 1593. Z. Vom
Feuer. ,Nachmittag ... wolt ein frow küechlin ba-
chen ... und schluog ir das für in die pfann, da schuft
sy wasser daryn und do schluog das für in das kämray.'
1479. Bs Chr. ,In dem ist das Füwr über die Gassen
in den Laden nächst vorüber (da ouch vil Büchsen-
bnlfer gsyn) geschlagen.' 1610, BNid. ,Under die
Augen schl.'; s. schon Bd I 133 M. ,Der verloren sun
kam erst widernmb zum vatter, do im das eilend under
die äugen schluog.' LLav. 1582. ,Wenn Gottes gericht
wider die unglöubigen angadt und inen ir sünd under
die ougen schlahend. erstunend sy, wnssend nit, wo
uss wo an.' ebd. 1583. ,Im Todbett, da das grosse
Sündenregister dir under .■\ugen schl. wird und dir
Leib und Scel zitteren machen.' FWvss 1677. ,Ab
etw. schl.'. von Etw. abgehn, mit Bez. auf den Preis
(vgl. ab-schlahen): ,A. d. 1438 jar do hielten die pfister
die armen genieind Zürich ... also liert, das es zuo
inengem tag kam, das man zuo mittem tag in der brott-
louben kein brott feil fand. Und do wurdent min
herren ... mit einandern ze ratt, das min herre[n] ...
selber buochen ... Und do min herren also by dry
wuchen buochen, do kam es darzuo, das an einem
frittag 14 Schilling ab einem niüt kernen schluog.' Z
Chr. XV. ,Zuo etw. sohl.', hinzukommen, -treten. ,Die
Linth, zu welcher der Sernft mit grosser Wucht ge-
schlagen, hat den Lauf alle Grede nach dem Katz-
brändli zu genohmen.' 1762, GLSchw. Von Abstr.
■ Eo accessit Studium doctriniE, darzuo hast du auch
gestudiert, darzuo ist fleissige leer geschlagen.' Fris.
1541. Da schlack Glück zue! s. Chappel (Bd III 383).
• Do er uss dem krieg kam, do erfordert si inn, dass
sis [das Verlöbniss] offnetend und seittind, so schlüege
glück darzuo.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Episcopus Con-
stantiensis pergit in suo proposito ... Da schlach glück
zuo!' 1567, Brief (HBuU.). ,Vil glückh well zuo der
arbeit schlan.' Meinr. 1576. S. noch er-schiessen (Bd
VIII 1394o., wo ,daryn' in .darzuo' zu verbessern ist).
Von Erschwerendem. ,Die frowenfäldisch sach wurde
iram darzuo [zu dem schon von früher gegen ihn,
TEgli, vorhandenen Unwillen] schl.' 1561, Brief
(HBnll.). ,Als aber das Unglück darzue geschlagen,
das ... der Herr Oberst von Bern mit fünf siner Haubt-
lüten ... uf der Wallstatt bliben ist.' SpRECHER-Salutz
1637. ,Wyl dann benebets noch darzue schlacht unser
Mangel.' 1651, Z. .[Schw darf den aus seinem Gebiet
nach Z ausgewanderten Reformierten ihre Güter nicht
zurückhalten, denn es ist] in löbl. Eidgnoschaft ...
harkommen, dass ein Jeder ... hinzöhen mag. wo er
will ... Insonderheit da noch darzue schlacht, dass im
Landtsfriden ... heiter und klar versächen, dass man
des Glaubens halb Niemanden kein Gwalt anlegen
solle.' 1655, ebd. ,Es sind zwaren vil Sünden, die
aus dem Reich Gottes ausschliessen, aber keine änderst,
es sei dann, dass darzu schlahe die Unbussfertig-
keit.' FWtss 1672. ,Wüsse, du Meineidiger, es möchte
zue deinem Meineid noch ein wenig schlagen, so sässest
immitten der Lästerung wider den hl. Geist.' .\Klingler
I69I. ,Zu deme [einer Urkundenfälschung] habe noch
geschlagen, dass ...' Schw Prozess 1708. S. noch Bd V
S38M.; VIII 1238M. ,Eins schlaht zuo dem andern';
vgl. Sp. 312M. ,Sunst [s. den Anfang des Beleges
Bd VII lu63o.] wurd eins zum andren schL' 1533/8, Z
Ehegericht. ,Halt ers [ein Versprechen] nit, so schlat
eins zum andern.' ebd. Bes. von Komplikationen bei
Krankheiten. .Meister Lienhart, so in gearzot, [hat]
sich mermaln uffgetan ... das er in wunden halb wol
lieilen welle, aber die gegiclite und gelsucht sye darzuo
gschlagen.' 1550, Z. ,In volgender Wochen hat ihn
sin gwonlich Podagram widrumb hart angriffen, zue
deme auch ein Enge umb die Brust gschlagen.' Spre-
CBER-Salutz 1637. ,Es wird nichts Böses darzu schla-
gen.' a.^rzneie. So namentlich vom .Brand'; vgl. schon
Bd V 675 M. ,Wen die trüessen am hals hitzig sind
und ser wee tuont oder der -brand darzuo schlacht.'
Zg .\rzneib. 1588. ,Du kanst dein Fuess noch selbs
verbinden, möchtist sonst grobe Schärer finden, dass
darzue schlüeg der kalte Brand.' 1622, Zinsm 1911.
,Es nerame in Wunder, dass der H. des M.s Fuess
erhalten möge; dann imme gar Angst darby gewessen,
es werde der Brand darzue schlachen.' 1652, Z. ,Der
kalte Brand schlägt zu einer Wunde.' AKlingler 1691.
.Auch lasst es [ein Getränk] weder Brand nach nützit
Böses zu den Wunden schlagen.' Z Rezeptb. um 1700.
8. noch Über-Röti (Bd VI 1783). Spec. 1) in Etw.
fahren, von Widerwärtigkeiten udgl. .Wie aber und
was in d sach geschlagen oder durch wen sy ver-
hindert worden, mag ich nit wissen.' 1530, Z. , Sollt
grad hie ein jeder Narr ein Kappen han, all teure
schlieg ins tnech und zwilch.' GGotth. 1599. Bes.
:J25
Schlah, selileh, schlili, scliloli, schluli
durch Metastase irgendwohin fahren, sicli auf einen
(andern) Teil des Körpers werfen, von Kranklieiten,
den Wirkungen des Alkohols, seelischer Erregung udgl.;
meist mit Dat. P. Aa; Bs; B; G; Sch; Th; Z; wohl
allg. D' Chranket schlätem i" d' Bei". Die Abtreibung
des [Fuss-]Schweisses , schlägt' auf das ,Innere.' W
Manz 1916. ,Wann einer Frauwen böss Hitzen von
der Milch in die Brüst schlagend.' Z Rezeptb. um 1700.
S. noch Bd VII 69 u. Der [Wein] tuet-der Nüt, er gät
ja abe" wie Milch und schlät-der weniger i" d'Bei" a's
Züri'''wt" oder Schaff liüser. CStrkiff 1899. ,Die dritt
junkfrow [beim Zutrinken]: Mir nit, er schlüeg mir
glych in d bein.' Aal 1549. De'' Wi" schläd-mer grad
uf d' Red Z. Aufregungen udgl. schlönd Ei'"m uf de"
Mage". D' Bödrechtn"' schlöd-i [euch] no''' ganz änderst
off "e" Mage" ond i" d' Bä". ATobler 1909. Oft un-
pers. ,Es schlägt Einem in die Beine, auf die Nerven,
einen Sinn, die Sprache' Z (FStaub). Es het-mer halt
gar uf s Herz g' schlage", von einer Gemütserschütterung.
PHaller 1916. Der Meier chunt wie us-tiie" Rör usc"
cho's'laufe", ''ass['sj-em fasch uf<'en Ote"' schlöt. Schild
1889. S. noch Bd VI 530 {Bed 5) 544 {Ge-red 3); VII
252 u. — 2) Es hät-mer i" d' Böse" (Schelle", Eichle",
Schute") g'schlage", beim Austeilen habe ich viele
Karten (nach einer Angabe Trümpfe) von der genannten
Farbe bekommen Z. — 3) eum BÖsren g'schl., sich zum
Bösem wenden, verschlimmern, von einer Verletzung,
einem Übel, auch moralisch von einem Menschen BR.
^[zB. eine Wunde] ist-im zum Bösere" g'schlage" BBe. —
4) wohin reichen, sich erstrecken. ,Der hak, der
zwischen dien selben wingarten hin gat ... sol also
sin, swenne er nider gedrucket wird und nider ge-
bunden, das er nit hoher sl. sol denne einem man
unz an sine knie.' 1296, Z. ,Man sol och dem selben
botten geben zigern und einen weggen, der ime für
sin knie uf slat so vil, daz er ob dem knie genuoge
esse, daz übrig sol er mit ime danne tragen.' L Emmen
Hofrecht XIV.; danach RCys. (Br.). S. noch Frid-Hag
(Bdll 1069); Häss (ebd. 1678). — ß) es schläd offe",
heitert auf GfiPr., so Schs; stärker als balgglen (Bd
IV 1191). — 8. ,einen blossen schl.' s. Bd V 156o. und
vgl. die Anm. .Heftest nur d Nasen in Cesar gestossen,
so wurdest so frel'el nicht schlagen den Blossen.' 1714.
Lied. — Ahd. slahan, mild, slahen, flan; vgl. Gr. WB. IX
346/413: Martin-Lienh. II 456/7; ChSchiiidt 1901, 326;
Schm.» II 512/4; Schöpf 613; Crecelius 1897, 733; Foll-
maoii 447; Fischer V 875/83, zu den RAA. und Sprww.
Wauder IV 212/20 (wo auch eine Übersicht über die Syuo-
uymik). Für die Formen, deren Auorduung den geschicht-
lichen Vorhältuissen möglichst Rechnung zu tragen sucht,
vgl. die grammatischeu Darstellungen, bes. BSG. Hier nur
wenige Bemerkungen. Der Ausgleich des grammatischen
Wechsels ist vereinzelt im Gegs. zur Schriftspr. durch Ein-
führung von h in den Koud. (Gl; GrPr.) und in das Ptc.
Prast. (ApK.; GAltst.) erfolgt. Im Ind. Prfes. gilt g nur auf
kleinen Teilgebieten und zT. (so G; Th tw.) auf die I. Sg.
beschränkt. Das Kontraktionsprodukt aus -aha- ist zumeist
mit altem a zsgefallen (wodurch sich Anschluss an den Typus
gän, ntän ergab) und hat dessen Entwicklung zu ö^, ö', ü mit-
gemacht (vgl. BSG. V 143); ä (mit der Qual, des gedehnten
alten S) im o-Gebiet beruht auf jüngerer Kontraktion. Das
in der 2. 3. Sg. Ind. Prses. lautgesetzliche -ch- ist zT. in die
1. Sg. (GrPr., dessen -h- aus -c/t- entwickelt) und den Inf.
(ApK.) gedrungen. Auffälligen Umlaut zeigt sMechst, schlecht
(bzw. schlist. achUt) GRh.; vgl. BSG. III 55. Im lautgesetz-
liehen Kond. herrscht Umlaut (scWiiej) ; -i>- stammt von den
redupl. Vben des Typus fahen, lassen (mit weitergehnder An-
gleichung acJdieng(i), sMies-ti nach fieng(i), lieseti), der um- '
gekehrt Konditionalformen mit -üe-, -ue- aufweist, -ü- (womit
schleich GSaL. identisch) von den st. Vben der 4. ö. Klasse.
Das auch in ä. Quellen vereinzelt bezeugte schwache Ptc.
Pr.Tjt. entspricht ahd. (gi)tlagön (Denom. zu elag; s. unser
Schlag Sp. 185). Hinsichtlich Ausgangspunkt und Abgrenzung
der einzelnen Bedd. sind zT. verschiedene Auffassungen mög-
lich. In der offenbar früh verdunkelten RA. .einen (od. den)
blossen schl.' (s. 8) scheint .blossen' pried. Adj. (Grundbed.
Jmd bzw. sich entblössen, sich eine Blosse geben) ; vgl. Gr. WB.
aaO. 390 (Bed. III 10c); Fischer I 1215. Das in wcstschweiz.
iVlAA. verbreitete almß, -a entstammt dem Frz.; vgl. ETappolet
1914,42; 1917, 14 8. — Schlah e" (bzw. ScWä», Schlage"
usw.) — n.: 1. zu schlahen 1. Entspr. la; s. schon
Sp. 278 0. Schlage" bricht. Rechtssprw.; s. Bd V 320 o.
,Vor Schlagen [Überschr.]. Dass Der, wo man drifft,
under den Andern falt, so fallen Alle zu Boden und
aber man muoss sie ab dem Blatz schleipfen, schreib
diessen Buchstaben in deine Hand also : sator arepo
tenet opera rotas' AAF.(aHdschr.). ,Das ... mit stäcken
ein schlachen beschechen.' 1590. Z RM. ,Dann er nit
darbei [bei einer Schlägerei] gewesen und deswegen
nit gewüsst, wie sies im Schlagen gemacht habiiid.'
1684, Z. .Die ob dem Jagen sich begebende Frefel,
als Schlagen, Schweeren, Fluchen und dergleichen.'
Z Jägerordn. 1752. ,Vor gefährlichem Raufen und
Schlagen.' DWvss 1796. S. noch chöltsch-bläw (Bd V
243). Militärisch. ,[Man glaubt, der Watfenstillstand]
werd fürer gemacht unz über den winter... und ist
kein gross slachen noch nie bescheclien.' 1477, Waldm.
(Brief). ,Ein houptman ... der sich erlich und ritter-
licli in dem schlachen und in der nott hielt.' PvMols-
ueIjM. ,Das beide züg ... nit wyt von einandren ligend,
dass one schl. kura zergan werd.' 1572, Brief (HBuU.).
,[Der Befehlshaber soll in seinem Heere] vil peyerisch
Buren haben, die schlechten Lust zum Schl. habend.'
1638, Z. S. noch Bd IV 699 M. Neben verwandten
Begriffen. .Zerwürfnüss, es wer wundoten, messer-
zucken, slachen, stallung brechen oder stallung ver-
sagen.' 1402, Z ötB. ,Was denn ... die [einen Flüch-
tigen Verfolgenden] dem selben teteu ... mit schla-
chenne, mit wundaten oder mit todschlag.' 1405, BStR.
,[Wer sich] unzimlich hielte, es were mit schlan, mit
stächen, mit stossen oder mit roupfen.' 1480, U. ,[Sie]
sye im auch über siuen willen nie nachgangen, das
sich dann by synera schlachen, stossen und houwen
wol beschinen, das er sy darzuo müessen handthaben.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Fräfel und buossen mit howen,
schlachen und anderer gestalt.' 1544, G Rq. 1906. S.
noch Bd VI 182u. 642u. 764o.; VIII 101 M. 682u.;
Sp. 28 0. (Mann- Schlacht). 185 M. '248. Entspr. Ib.
, Zwischen den Knien hält er [der Melker] das läng-
liche Milchgefäss gegen das Ausschlagen (Schlä") der
Kuh geborgen.' Bärnd. 1904. Vom Tatzenschlag des
Bären; s. Schlag-Ber (Bd IV 1452) und vgl. SBehlen
1840/6 V 487 (Bed. 4). — 2. zu schlahenSa. Von Schlacht-
vieh: TojH Schl. hed Niemer Vortel (L It Ineichen),
me Profit (ScHSt. It Sulger) a's de(r) Metzger; ähnlich
-Sprww. 1869; spielend mit la. ,A. d. 1338 do flugent
die ersten liöustaffel zuo mitten ougsten; si auzent
körn und höu, daz man in vast wereu inuost mit
schlachen und wie man kund.' Z Chr. 1336/1446. —
3. zu schlahen J. ,Das schl. oder klopfen der henden
zuo einer anzeigung, das uns der handel gefalt, ap-
plausus.' Fris. (schon 1541, wo ,oder klopfen' fehlt);
Mal. S. noch bochslen (Bd IV 998; zweimal). Von
einer ühr: ,Dass die Kilch zue alen Siten von wit uss
327
Sclilali. schieb, schlili, schloh, sehluh
328
mag gselien werden, auch das Schi, und Lüten dester
bass und witer gehört werde.' 1051, ApHeiden. —
4. zu sehiahen 6. Das .Schlagen' und .Abtun' beim
.Hornussen'. Fand. 1898. Entspr. 6ba; .Das Schlagen
der Schiffbrücken.' 1768. B Kriegsratman. — Vgl. Gr.
WB. IX -113. — Orgele"-: Orgelspiel(cn); vgl. schla-
hen 3 05. .Gewöhnlich wird das Orgelschlagen ...
und der Gesang mit dem Schuldienst verbunden.' Gr
Sammler 1806. Nachdem der Herzog ... von der Prie-
sterschaft empfangen worden, hat das Amt angefangen
,mit gwaltigem Gsang und Musigca ... auch mit Orgeln
schlachen.' Stockm. 1606 (AKüchler 1895). S. noch
Bd V 702 U.; VII 1498 u. — Vgl. Gr. WB. VII 1344. —
Füst-: Schlagen mit der Faust. .Er wurde erzürnt
und verwisse im das mit funstschlachen.' 1471. Z EB.
— Fünf-liber-. .Vereinbart sich [beim sogen. Par-
teientanzen auf einer Buebe''chilbi] eine Gesellschaft
von ungefähr 10 Mann, etwa von einer angrenzenden
Gemeinde, für eine Partei zu tanzen, so wird von
Einem derselben während des Tanzens gew. ein Feuf-
Hber auf den Tanzboden geworfen, den die Platzmei-
ster dann mit Freuden und unter allerhand Finesse"
(Gestikulationen) aufheben. Man nennt Dies das Feuf-
Uberschlö'.' AfV. (LH.). — Silben-: Syllabieren. ,Die-
weil das Silbenschlagen oder recht Buchstabieren der
einzige Handgrytf und des fehrtigen Lesens fürnemste
Kunst ist. so soll am Zinsttag nach der Predig biss
zu Mittag nicht Anders mit der Jugend verhandelt
werden, als gewüsse Namen den Schulern eintweders
auff der Kreiden oder im Sinn zu Buchstabieren und
5. aufgegeben werden durch die Umbfrag. damit die
Unherichteten durch dises Vorbuchstabieren ver-
besseret und bei Zeiten zu rechtem S. angewendet
werden.' ZKilchb.Schulordn. 1643. — Vgl. .Silbenschlag'
bei Gr. WB. X I, 973. — Schäl-: Schlachten in der
.schäl' (Bd VIII 530). ,Ist unser höchste begird, das
ir unser hrüeder von Ury, Switz. Underwalden und
Zug ... uff höchst vermanung uwer verwandlichen
phlicht zuo diseni veltstryt berüeffen und laden. Dann
wir nit minder begirlichs willens sind, mit unserm
guten gezüg sy mit uch zu bestrytten. Gang recht
ein winvergiessen und seh. mit sampt dem hals-
abwurgen und hüenerstechen darnach, was da welle.'
1508, Bs Chr. (scherzh. Einladung des Bs Rates an L
zur Rückholung des Bruder Fritschi). — Tüchel-;
vgl. schlahen 3b zu Ende. .Was ein Gemeind ... zu
schaffen und zu tun. das wäre mit Stägen, Wägen.
Wueren, Brunnenleitungen. Teuchelschlagen [usw.].'
1596, ThHw. Arch. (jüngere Abschr.). — Wetter-: das
Erzeugen von Unwetter durch Schlagen von Wasser
mit einer Rute (s. Bd VI 1830). als Hexenwerk; vgl. auch
Wnttke 149. [Eine Hexe ist] e''mäl am MüUbach bim
W-Schlä' verwütscht wourde". Schwzd. (LW.); nachher
kam es grüsligs [/"weiter. — Zungen-: das .Schlagen'
mit der Zange; vgl. schlaberen (Sp. 4). .Ein Mittel
gegen das sog. Z.-schlagen bei einem einjährigen
Rinde.' Schweizer Bauer 1897; später: ,das Z.-schlagen
oder -schleudern.' — schlahend sohlend usw. (s.
Sp. 277 0.; in BSi. -ie-), in GlK. g'schlache"t: 1. zu
schlahen 1, wer (gerne, gewohnheitsmässig) schlägt;
Syn. schlahig. E" schliende' Ma"" BSi. E" verrückte"
old e" grobe" schiende" Kärli b'liebe" GrsG. (Tsch.).
Von Pferden, Kühen BG. (s. Sp. 289u,), Si.; GRÜast.
(Tsch.), Pr. (s. pfinggen 2 Bd V 1163). E" g'schl-i
Chue GlK. (Wint.). E" sch-e'- Hobt, Tonder GRPr.
(Tsch.). — 2. zu schlahen 4. Man glaubt, dass der
lilitz bei .schlagendem Wetter' 5 Zickzacke macht.
OStoll 1909. — Schlahens n.: Schlägerei. ,Es
ward ein schl. (.schlagens.' Mal.) daraus, die sach
kam dahin, das man darein schluog und ein-
anderen ins haar fiel, res aii manus atque ad pugnam
venit.' Fris.; Mal. — Eig. Gen. des Gerundiums; vgl.
FsheiiK (Bd I 723) uud dazu ZfhM. III 41, ferner Fischer V
8T7u. — g'-schlage", in AaF.; BE.; L; SL. attrib.
g'schlagnig(e'' usw.): 1. zu schlahen 1. a) von Personen,
übh. Lebewesen, a) eig. En übel g'schlagnc Mansch,
der durch Schläge übel zugerichtet worden S (JReinh.
1907). Tödni ond Verwondeti ond g'schu-onde" G'schlagni,
nach einer Schlacht. ATobler 1901/2. .Verwundung des
haupts und hirni oder sunst geschl.. gefallen, das im
das haupt uftgeloffen oder geschwullen ist.' Zg Arzneib.
1588. ,Wann der geschlagne Dienst[-bote] nit lenger by
ihm verblyben wellte.' 1623. AAZof. Gerichtssatzg. .Zu-
wider dem alten Landrecht, welches ... den Geschlagenen
begwältiget. von dem Getäter ... den Wirt- und Arzt-
Ion zu forderen.' 1786. BSi. Rq. 1912. S. noch Sp. 277 u.
278o. Im Vergleich. Ich bi" tv'e g. vordere" Madame
g'stande", die mir gründlich die Meinung gesagt hatte.
Gl Nachr. 1917. De'' [ausgescholtene] Ghasper sei ivi'-
n-e" g'schlagnigc Hund hei" g'wepft. WMüller 1918.
Wo-n-er [ein Wanderredner] d'Beligiön esö schändlig
g'macht het, hend-im d' Lit nit vil druff g'ha", und er
het-si''' 'zapft wie-n-e" g'schlagne'' Ma"". Breitenst.
1864. Vgl. ß3. — ß) übergehend in uneig. Bed. 1) (wie)
uf (d)'s Mül g. si". Mit fürnemer Herre" hät-er e'"mol
nid chün"e" rede" dö ist-er g'si" wie uf 's Mül g. und
hett mit kam [keinem] Wille' Öbmis usse"'bröcht.
SPletscher 1903. D' Frau E. isch e'chli" uf d's Mül
g. g'si", bei einer unerwarteten Mitteilung. RIscher
1903. — 2) fwiej mit der Belzchappe", dem (Asche"-,
3Iel"--jSac]c g. (si"); s. Bd III 392. VII 609. 619. 629.
Sumi si" g'schidi ti"'' sumi es Bitzi mit dem Sack
g'schlagni BLenk. .Der alt, erfahrnig Christi ... wo
... nicht grad mit dem Sack g. oder mit der Pelz-
kappen 'zwickt ist.' JBüRKi. Er ist en g'schlagne'' Ma"",
ein Dummkopf. Sprww. 1869 (B). Den Meisterchniecht
hefs [eine vom Meister erzählte Geschichte über das
Friesenvolch] s' lachen 'tän. Chüm was der Meister
fürt van Hüs, so schnürst W'' spitzlet er-nen üs «"''
seit: Das ist en g'schlagne Ma"". Was Der mir woUt
ran Friesen rünen, Das cha"" bi-n-andren Nössren
[Dummköpfen] zünen. JJRomang. G'schupft und g.;
s. Bd VIII 1083. — 8) vom Schicksal .geschlagen',
schwer heimgesucht, „geplagt" ; vgl. unter schlahen Id.
G. si". De''weg het-me"'s mit ^em Manncvolch : Nilt
isch mit-ne"! ... G' straft u"'^ g. isch-me" mit-ne" si"'r
Lebelang. SGfeller 1911. ,Nim du kein Weib,
mein junger Knab, gedänkh, was du z erwarten hab [!].
Der erst Husrat, der kombdt von Gott, dass du Kinder
erziechen soldt. und wan du dassälb tuest haben, so
bist mit einer Wiegen geschlagen.' 1772. LMei. (Lebens-
regel). Wil du ender a's nit e" chlitie' bist, se w'erdend
s di''' au''' zu-n-ere" Maigge" in de" [Schul-]Ba''cÄ
setze" und de"" bist für d's ganz Lebe" g'schlagne, de""
d'Buebe" lachend-di''' üs und rüepfend-der Maigge"-
roUi wä"*. J Jörger 1910. De'' isch grad g'schlagne'
g'nue'-i g'si", das'-er het müesse" im Bett lige" u"^ Nüt
het chönne" mache". Loosli 1910. S. nocli Acher (Bd I
66M.; dazu Bd V 1243u., sowie AfV. IV 212; auch äa).
E(nJ g'schlagne Ma"" Aa; Ap; Bs; B; Gr; L; G; Sch;
Scillali, sclileh, schlili, schloh, schluh
330
Th; Z; St.' Nimmt Eine" Die [eine unliäusliche Frau],
du g'schlagnC Ma""! WMorf. i'" Für ist doch e"
g'sehlagne" Ma'", wew-er nid selber melche" cha"".
BiRND. 1904. Alle'mängisch giH's aW* Chinder [in der
Ehe], vieri, föifi, mängisch minder; dö isch Ei"s e"
g'schlagne'' Ma"", wenn-er si nümme'' seile" cha"".
ALGassmann 1906 (L.\ltbttron). Ber Hannessteffe" [der
sich bei einem Mädchen einen Korb geholt hat] ist
ah e" g'schlagne" Ma"" d' Stege" ab g'schlarget. JJörgek
1913/4. Wi'-n-e" g'schlagne" Man"-ist-er [der Fink]
uf ''em Hand va" dem halbfertige" Nestli g'sesse".
BiRNn. 1911. S. noch Pflegel (Bd V 1240M,), Efn)
g'schlagne" Für; s. Bd VII 12790. (auch Soh It EStoll).
Ich g'schlagene" Tropf! ACorr. (Most,). So arm ist
Niemer und äl'ei", me so e" g'schlagne" Tropf, reo s' us
der Heimed hend verjagt. Lienert 1913. [Andre Leute
haben es besser] a's euserein g'schlagne" Tüfel.
KBrandst. [Frau, über ihren liederlichen Mann
jammernd:] Ö ich armi g'schlagni Frau! ESchldmpf.
Ich bi"di g'schlagnist Frau, wo's giH, wegen schlechten
Betragens der Kinder, ELocuER-Werling. Wer weis.st
... wo-si [die verlassne Geliebte] dient, e" g'schlagni
Magd, und a"-di''' sinnt und um-di''' chlagt? Lienert
1913. E" g'schlagni Sei; s. Bd VII 70811. Subst; s,
Bd VI 50M, — 4) psychisch gebrochen, nieder-
geschlagen, durch Missgeschick udgl, Ap; B, so Be.
(Syn. chlübig 1 Bd III 622), Gr., G„ Lau., Stdt; FJ.;
GrL,; ZO. (Ganz) g. si". I"* bi" g'schlagne", nach
Empfang einer schlimmen Nachricht. ELeuthold 1913.
G. wie-n-es Hüs ZO.; vgl. Bd II 1701 u. I'* toär grüsam
g.g'si", wenn-i''' [mit meiner W evhung] e'spdt cho" rcdr.
RvTavel 1916. Wa-n-er a'so g'schlagne" im Stall.^-
gibel g'stotzed ist, ein Bauer, der seinem Vieh das letzte
Heu verfüttert hat. Barnd. 1908. Grad a's u-ie enLich-
gang sönd s' [beim Alpabtrieb, nachdem die Lungen-
seuche zahlreiche Opfer gefordert hatte] derther cho",
d' Sennen a'se trürig ond 's Vechli a'se g'schlagne".
JHartmann (S.). Trürig und g. isch-er der Schlossberg
ab. RvTavel 1910. B'sällets [s. Bd VII 69.5] u"''
g'schlage"s, ,konfus und traurig' BLau. — 5) (tod)mäde
Ap; B; FJ.; Z. (Wie) g., ganz g. si". Müed und g.
si". RvTavel 1910. Mi" Fapa isch jetz o""* e" alte"
g'schlagne" Ma"" und het-mi''' nid minder nötig, ebd.
's häd 'blitzt vun allne" Site" und 'tunneret dar"''
ä'Fliieh [bei einem Ausflug in die Berge], diheim ist
Alls vergesse", Chrüz, g'schlagni Bei" und Müe. EEsch-
MANN 1911. — b) von Stoffen, durch Schlagen be-
arbeitet. Behauen, von Steinen. ,Die roui oder die
g'schlagni B'sesi.' Bärnd. 1911; s, auch Bd VII 1698o.
1708 M. Gehämmert, getrieben, von Metallen; vgl.
sehiahen laZ- , Krämer mugend wol zinin geschier
... geslagen bly. griftel, alisen [usw.] feil haben.'
1431, Z StB. ; wiederholt 1490. ,An geschlagenem dinneni
kupfer zu ladeschauitel 65V2 st.' 1591, Bs Zeughaus-
inv. ,G. gold.' , Knöpf und rören . . . alles ein g. lauter
gold.' 1530/89, II. Mos.; ,von geschlagener Arbeit und
reinem Gold,' 1667/1707; lopsuT-i) i; Ivo; xpuaio'j
xaS-apoö. LXX, ,Zween Cherubim von feinem ge-
schlagnen gold.' 1530/89, ebd,; ,von geschlagenem
Gold.' 1667/1707; ,ex auro ductili' (Vulg.). Bes. von
Blattgold. ,An den goldslacher, minen herren 6 büecher
halb geslagen fin gold und vier büecher ganz geslagen
tiu uif stund zuo bereiten und in 14 tagen heruif zuo
vertigen, das utf knöpf an das wätter wärschaft sye,'
1488, Z RM. De" Most ist (Die Trübe" hange"d dö)
wie 's g. Gold, schön gelb ThMü. ,G. geschirr' uä.
,Wäre, das ir herre in siner kuchin an kesslen oder
an anderm geschlagnem geschirre dheinen raangel oder
gebresten bette, sölhe geschirre söllent si dem selben
irem herren in sin kuchin geben.' 1438 (Abschr. des
XV.), B (Handwerksordnung der ,giesser, kupfer-
schmiden und kesslermeister'). ,11 geschlagen platten,
5 platten ungschlagen.' 1515, BsPfeff. Schlossinv.
,2 handtschüsseli, darunder ein geschlagens.' 1533, Z
Schirmb. ,2 tüffi gschlagne blättli.' 1577, Z (Inv. der
Schmiedezunft). Vgl. auch Z TB, 1900, 235. Von
Münzen; s. Halb-Batzen (Bd IV 1970). Von Tuch (vgl.
Gr,WB. 1X38-2, Bed. 9 c): ,Dasselb Frenly hab ver-
stoln ein hempt was von geslagnem tuoch was 6 p
wert.' 1431, Z RB. Entspr. 1 an : G'schloge"s Blued,
,ecchimosi' PAl. (Giord.), — c) (durch Schlagen) zs-
gedrängt, gepresst. ,G-er Arfel'; s. Bd I 443. G. voll;
s. ebd. 783. — d) vom Brot, = schlagocht (Sp. 253) Gl,
so Obst.; Gr, so D. (bes. von schwarzem Hausbrot, das
einen braunen, speckigen Streifen zeigt), He., Mai.,
Nuf., I'r., Rh.; G, so Sa., W., We.; syn. auch ge-
schupft 3, ent-schupft b (s. Bd VIII 1082. 1084); vgl.
ferner Bd V 924 M. G'schupfts und g'schlagCs Brot
GRMai. (Tsch.). Das ist g'schlage"s Brot wie en Wetz-
stei" GRNuf. S. noch ßd VI 1038M. — 2. zu schlahen 2.
a) entspr. 2a. E" g'schlagni ChueGnPr.; s. Bd VI786M.
Der Pfai [d. i. Österreich] lid g'schlagne" da, bei
Sempach. Now Kai. 1907. — b) entspr. 2b. ,Ein Teil
des geschlagnen und erödeten Holzbodens im Hard
.,. unihacken zu lassen.' 1785, ZEmbr. — 3. zn schla-
hen 5ftß. a) ,Vor geschlagenen neun Uhren morgens.'
Bs Mand. 1773. — b) gew. in formelhafter attrib. Ver-
bindung mit ZeitbegrifFen (im tempor. Akk.), = voll,
ganz; meist in tadelnder Rede. E" (ganzi) g'schlagni
(Glogge"- B; Z) Stund (warten müssen, ausbleiben, für
Etw. brauchen, usw.) Aa; Ap; Bs; B; Gr; Th; Z. E"
g'schlagni Stung han-i''' chönne" warte" ufde" Dünners
Schiabi B (AvRütte). lez st6"-si [zwei Frauen] den"
e" g'schlagni Stund dert »"■' chöi" nid fertig werde" mit
ühätsche". SGfeller 1911. Zwai g'schlageni Stunde"
lang ratsche". DBIüller 1917. E" g'schlagni Glogge"-
stund häd-si gha" zum go" poste". EEschmann 1918. F''
han e" ganzi g'schlagni Glogge'stund i" d's gliche Loch
i"che" g'glar"et. JBürki 1917. Er [hat] e" g'schlagni halb
Stund lang g'redt. RvTavel 1917. S. noch Reis (Bd VI
1'290M.). be(r) (ßanz, in AaF.; GrD., Nuf. ganze",
in W ganzu", glogge"ganz Gl, üsändig Aa It AGysi 1899.
läng S It Schild 1866, libläng Aa It H., ganz lieb länge"
L It Roos 189'2) g' schlage" (g'schlagnig BE.; L; S,
g'schlagne" GrD., g'schlagunu" W, g'schldg'cntige" Gr
Nuf.) Tag Aa; Ap; Bs; B; Gr; L; G; Sch; Th; W;
Z; Synn. s. unter üs-ändig (Bd 1 319); Herr-Gott (Bd II
522M.); lieb (Bd III 985o.); lib-(lieb-)lang (ebd. 1326).
Er tuet de(r) (ganz) g. T. Nüt weder (od. a's) ...
Er tuet de" ganze" g'schlagentige" T. nüt Änderst als
nu" über d' Lüt üsrichte" GnNuf. ,Die Mutter ... hatte
den ganzen g'schlagnen Tag nichts Anderes zu tun
als mit ihm [ihrem Knaben] zu täderlen und zu bi-
bäbelen.' Ndw Kai. 1902. Wiesim-mer allifg] g'sprunger,
mir Buebe", de" g'schlagnig T. dur''''s Tobel üf und
abe"! RBrandst. S. noch Bd IV 1348M.; VIII 1449o.
Du" ganzu" g'schlagunu" T. durch W. „Den ge-
schlagenen Tag oder Nacht durch Gr; L; Z." F''ha"
di ganz g. (g'schlagni Ap) Nacht (e")]cei"s Äug zuetue"
chönne". Fünf g. Nacht hinderenand, hat die Tötenür
3;il
Schiall, sclileli, schlili, scliloh. schUih
332
getickt. AHi-GGENBERGER 1914. S. noch bdggen /(Bd IV
1077). Der ganz g. Äbcd bim Ätti in der Stube"
hocke" GnSch. Vor Allem üs mues'-me" . . . wann e''mu}
Öppis g'röte' ist, niid meine', es gong ies e"d£"'weg fürt
bis an'n Gartchag abe", vom Mdndig bis zum Sams
tig, die g. Wuche' dur'''e''. Messikommer 1910. Was
d' Geiss dert [in den Wäldern] schadend de" ganze"
g'schlagne" Winter, wissti der Ferster am beste" GnObS.
Der seid 's g. Jär Nüd Z«. Frönd Löüt ... hei"-mi^'' ...
welle" ouswundere" . . . was-wer d's ganz g. ousentig Jär
tuend GRCast. Der Chressechsepp im wisse" llär, wo
sini g'schlagne" achtzig Jär het uf ''em breite" Buggel
p'Aa-. WMork1919. S. noch ßd 111 149tJu. ,Er [musste]
IVs gschlagne Jahr warten ... bis im der Pfruend Yn-
kommen gefolget.' 1G74, Z. ,Ein geschlagenes Jahr
lang ausstehen die entsetzlichsten Feinen.' JJUlr.
1733. Di (D's) ganz g. Zit .\v (ATobler 1909); GrL.
Si händ ... die ganz g. Zit kei" Hue me g'ha". WMüller
1918. Neben all. All (und ei") g. Tag, alle Tage Gr
Nuf. M''ä''"-nie'' ... fast en Monet lang all g. Tag de"
Ka/ijassg'macht hat Z. Eu''' würd's reue" alli g'schlagni
Tag. .^Neher 1909. Alli g'schlagne" Mal BK. — 4. zu
schlahen -i. ,Um Bern bat der hagel den vernigen
hagel ernüweret. deshalb ein stat Bern, iren geschlagnen
zuo hilf, ein suni korns kouft.' Ansh. — ö. a) zu
schlahen (ia. ,Darumb dann auch alle Heuser uft' ge-
schlagenen Schwürren standt.' ECts. S. noch Bd V
1092o. — b) zu schlahen 6b. .Das sy die geschlagen
vach ... nit gestatten.' 1510, Liebenac 1897. ,Das sy
die anjetzo geschlagne Wühr wol fürohin mögint in
Ehren haben.' 1633, Z. Militärisch: .Geschl. läger,
stativa castra.' Fris. ; Mal. — 7. 2,n schlahen 7 a. ,An
den zuo gelt geschlagnen vier müt kernen.' 1575, Z
RH. — 8. Adv. i'* han-eni's g. use" g'seit, , frisch und
ohne Scheu' ZF. Vgl. ge-schlagenlich. — Vgl. Gr. VFB.
IV 1, 3901/2 (in Bed. laß 3, 3b); Martiu-Lieuli. II 457
(auch in Bed. 1 b); Schm." 11 513; Schopf 613. OSchlaycniiy
in Bed. 3 b durch Miscliuug mit üs-indiy (Bd I 319), das
selbst Umbildungen nach unserm W. zeigt. — stock-g. :
verstärktes geschlagen 3b. Bis in alli st.-g'schlagni
Nacht i"e". JRoos; s. Bd VII 38 o. — u(n)-g.:
a) Gegs. zum Vor. 1 a. U. ab Cvo"J der Chilbi cho",
sich mit heiler Haut, ohne Schaden aus einer (ge-
fahrdrohenden, misslichen) Sache ziehen Bs; Gl; S.
Disi Chriegstetter Chilbi isch nes schöns Festli . . .
wo die Chilbigäst ei"dweders zue irne" Verwandte"
z' Dorf gö" oder i" de" Wirtshüsere' z'säme"
chöme", wo si mengisch vergnüegt bis gege" Morge"
blibe", doch nit eisder, wie 's Sprüchli seit, u. vo"
der Chilbi chöme". JHofst. 1865. Es mues' de""
g'ad mich welle" [das Schicksal muss ihm wohl wollen],
wäw-er u. ab der Chilbi chunt. CStreiff 1904. Gleich-
bed. M. defrjco" cho" AaK.; B; GG.; Sch; SchwE.;
Tu; Z; vgl. Wander IV 14.".5. Eso Ei"s i" d's Angere
g'rechnet, bin-i''' neue" no''' ung'schlagnc dervo" cho".
LoosLi 1910. ,Wenn Alles liberements steuern muss.
80 kommen doch wir zwei u. davon.' AKeller 1852.
,.\uch von Bern wusste er [der Grossrat] viel Neues
zu erzählen ... wie er hie und da mit Kollegen den
Kaffee ausgemacht habe und u. davon gekommen sei.'
FAnd. 1891. Er chunt eso (nüd e'"mäl) u. ttse" Z (Spill-
mann). Jitz hei-mer-sen i" de" Finger, jitz chöme"-si
nid ti. drüs. KvTavel 1913. ,üer Gemeindrat hat gar
Viel zu tun und grosse Verantwortung und ein Jeder
sieht doch am Ende zu sich selbst; denn die Meisten
müssen ihre Weiber daheim ein wenig fürchten, und
da machen sie vor Allem aus, dass sie u. daraus kom-
men.' GoTTii. .So kam Uli fast u. aus grosser Gefahr.'
ebd. Es isch e"kei" ZU g'si" z'verlüre", u-etm-si [nach
einer Erkundung der feindlichen Stellung] u. wider
i" d's Kantonnement hei" welle" cho". RvTavel 1910.
In der ä. Spr. zT. in akt. Bed. ,Bis die Franzosen mit
iren Eidgnossen dem babst und sinen Eidgnossen die
stat Meiland on streich verliessen und also d Eid-
gnossen ungeschl. von enandren kamend.' Ansh.; vor-
her: .damit die iren geschworne Ordnung hieltid und
nit anenandren kämid.' .Haltend üch als from lüt,
sind mir gehorsam, so wend wir uns ... ob Gott wil,
diser lüt wol erweren; denn ungeschl. mögend wir
nüt me hinnen kan.' HBrennw. Chr. ,Ungeschl. darvon
kommen, nit gestraaffet werden, inultum auferre ali-
quid.' Fris.; Mal. ,Zuo dem habe sy wol an zechen
orten dienet und selten ab eim ort ungschl. kommen.'
1541/3, Z Ehegericht. .[N. habe seine Frau] zuo Baden
by zweyen funden sizen und müesste er die stägen
ab, wette er acht ungschl. von inen khommen.' ebd.
,So haben sie das tor geschlossen und ohngeschl., ohn-
geschossen das schloss sobaldgenommen ein.'CaRMüRER
1580. — b) von Sachen. ,U-e platten', im Gegs. zum
Vor. Ib; s. Sp. 330o. .Blasse sy [die Rindsblase] und
tuo den darin ungeschl. eygerclar.' Künste. 1474. —
Mhd. umjestacjen; vgl. Gr. WB. XI 3, S50. /" der tmyichhujuc"
Matte", Flurn. BBrüttelen (Bärnd. 19U); vg]. schlahen J an
(Sp. '2S7)y — ge-schlagenlich: = geschlagen S;
s. Poss I (BdIV 1731M.). — g»-schlagö: Ruf beim
Versteckspiel, wenn man unbemerkt ans Ziel ge-
kommen ist; zunächst mit Bez. auf den dem als Ziel
dienenden Gegenstand erteilten Schlag ScnSchl. ; syn.
a"g'schlagö und vgl. Bd 1 22/3.
ab-: 1. a) von sich weg-, zurückschlagen, schlagend
abwehren. ,Als er im [M. dem F.] die band bietten
wölt, slüege der selb F. mit siner band dem M. sin
band ab und rette zuo im, er butte dalast deheinem
böswicht band.' 1484, Z RB. ,[Ein Konventherr von
ZRüti] gieng mit sineni spiess an den hären hin [der
eine Kuh angegriffen hatte]. Do begert der här sin,
hat im sinen spiess glich abgeschlagen, denselben er-
griffen und under sich gebracht.' Bossh. Chr. En
Streich a. ScuR. (Meyer); kaum volkst. ,Er bette inn
übel geslagen, won dass er den streich absluog, dass
im nun ein zikli wart.' 1402, Z RB. ,B. zuckte sinen
tegen und stäche nach im [K.], da er ... sich alleklich
nutzit behelffen könde denn der kannen mit win, da-
mit er im sin stich und streich abschlüege.' 1471, ebd.
, Uff das lüffe der jung N. mit einer agx tratzlich gegen
im in meinung, in an sinem lib und leben zu schedigen.
Ist er nit logenbar, er ... schlüege dem N. den streich
ab.' 1485, ebd. Militärisch, Feinde ,a.' : ,Der Herzog
von Savoyen wollte ... die Statt Genf ... überfallen,
und kam die Sach so weit, dass albereit 200 Mann in
die Statt gelanget; sie sind aber abgeschlagen ...
worden.' 1602, KWild 1847. Vom Wildschwein, die
angreifenden Hunde (mit seinen Hauern) zurücktreiben.
Jägerspr. (Diana 1909). Weidevieh ,a.': ,Sy betten
kein Recht [ihre Schweine weiden zu lassen] für die
Züricbstraass ab, und sy möchten mit solchem Fahren
wol machen, dass man inen ein vart das ander Vych
abschlüege, so inen zuogelassen were.' um 1500, Z (Ab-
schr.); oder zu 2ga. Als Ausdr. im Kartenspiel: .(Einem)
eine schauz a.', einen Einsatz parieren; s. BdVIII 977 n.
333
Sehlali, schiel), schlih, schloli, scliluh
334
lüliU. von geistigen Anfechtungen: ,Aber der Christ
muos sich sin selbes verziehen, daz ist aigen wollüst
a., also daz der da hoffertig ist, sich demüetige, und der
zornig waz. fliss sich senftmüetig ze sin.' Waldregel
1425. — b) (schlagend) von etw. Anderm abtrennen,
a) wie nhd. abschlagen; oft zugleich herunterschlagen.
Von Teilen des menschlichen oder tierischen Körpers;
Syn. ab-hauu'en la (Bd II 180ti). Ei^'m e(s) Bei", en
Arm (usw.), einem Tiere e(s) Hörn a. allg. Luey,
i«* schlö"-der d' Bei" (d' Chrucken) ab! Drohung ScnR.
Solang die zwei [sich zankenden] junge" Liltli enandere"
nit d'Bei" abschhint, muess-vie"-se la" mache". JJörher
1918. S. auch ab II (Bd I 29). EAA. De Ghilechli-
schmutz schläd Ei"'m d'Bei" ab, weil die zum , Kücheln'
verwendete und übrig gebliebene Butter keine Kraft
mehr hat ZZoll.; vgl.e. Das soll doch dem Guggichen Ör
abschlö"! Verwünschung. Sprww. 1869. S. noch Bd II
1145 u. 1388 M.; V604o. 752M. ,Den scherern, die dem
armen man iraspittaldaz beinabschluogend, verzartend
1 pfd 1 ß." 1443, S Seckelmeisterrechn.; nachher: ,dem
sy daz bein im spittal abhüwend.' , Einem einen Arm ab-
schlagen, brachium alicui suftVingere, extorqnere arti-
cnlum.' Hosp. , Einem den hals a.' ,Wer ouch, das
einer dem andern sin hals abschlüeg, sol es bessren
einem vogt mit 18 pfd.' ZMeil. Otfn. XV. ,Was es were,
ob man im den hals abslüege? ... Es kragte niemer
han darnach .. . Kurz, so syent sy daruft" eins worden,
das sy inn ermürden welltent.' 1481, Z BB. Heute
noch vom Hals einer Flasche Sch; Z und sonst. Bes.
mit Bez. auf Leibesstrafen. ,Swer ... einen mit ge-
wafender hant wundet, der sol viunf phunt geben ald
man sol im die hant abe sl. zuo beszernnge.' 1283,
Aar. StR.; ebenso 1297, AaMbII. StR.; 1297, ZWth.
StR. (Bluntschli RG.); 1483, ZBül. (Schaubg Rq.).
, Wanne der manod us kumet, hat er [der Totschläger]
die selben zwainzeg phunt nit berihtet ... so slahet
man im die hant ab, mit der er den totslag getan hat,
ze besserung und ze buosse unser stat.' um 1310, Aa
Meli. StR. ,Üuch ist recht, ob deheinr mit Übeln und
hönem muote und mit bösem willen ienian in der stat
tags wundot ... so sol man im ein hant abschlan;
stirbet aber der, der da verwundot ist, so sol man dem
selben übelteter, der ez getan hat, sin houbet ab-
schlan.' 2. H. XIV., AaL. StR. ,Wer die pheninge be-
schrotet, dem sol man die vinger abslachen und henken
... Und wer silber oder dis gemtinzet pfenninge von
dem lande füert, [wird er dessen überführt] so sol
das gute dem gericht vervallen sin ... und sol das
der richter bi sinem eid nemen, und hat er sin nüt,
so sol man im sin bände absl.' 1377, Absch. (Münz-
vertrag). ,Dera henker, einem die oren abzeslachen,
sinen Ion 2 Ib. 5 ß.' 1438, B StRechn. ,Anno [14]73
Hess der landtvogt ... 4 mannen die köpf abschlachen.
Man wolt me enthouptet han . . .' Bs Chr. .Aber der
N. wolt iren [seiner Frau] nit verzychen, sprach, er
wollte imra [sich] lieber den köpf a. lassen.'
1530/3, Z Ehegericht. ,Unsrem gn. h. [dem Bischof] wer
sin houpt abzschlagen, und ob es darzu kem, weit er
selbs der henker syn.' um 1550, W Blätter. ,Das haupt
a., enthaupten, wie es urteil und recht gibt und er-
kennt, ferire securi.' Fris.; Mal. ,Wie )uan dem
Ryken Müller sein Haupt hat wollen abschlahn ...'
Wädenschw. Handel 1646. ,Der Gefangne bäte ihn
[den Scharfrichter], er weite ihme (dann er war sehr
feisst und dickhälsig) das Haupt eines Streichs ab-
schlagen.' Sprecuer 1672. S. noch Sp. 24Gu. 247u.
Abschlö", das Gehörn des erlegten Wildes absägen und
abschlagen. Jägerspr. (Diana 1909). Ei"'m d' Ist" ab-
schlä", ihn zum Konkurs treiben BE.; vgl. Bd I 537/8.
rEt"'m) e" Flärre" (Bd I 1205), Plätschge" (Bd V 239),
cfnj Blctz (ebd. 267u. 268M.) o. S. auch Bd II 1775M.
(Hosp.). E" Schie" a.; s. Bd VII 5o. E" Stuck vo"-
mefne)" Stei", en Ast (vom Baum) a. Den Hanfsamen
von den Stengeln abschlö" ZBül. ,Das [Sensen-]
Blatt vom Worb a.' Barnd. 1911; dazu Bd VIII 80 u.
S. auch Bd VII 137 o.; Sp. 85 o. E" grosse'' Felse" hed
der Weg abg'schlage", und e" breite'', finstere Schrund
hed-si''' üftä" zwiische"t dem Fridhof und dem Madieni.
.TJöRGEK 1920. Obs (Öpfel, Bire"J a. SchR. (.ver.schieden
von abe'-schl.'). Der Adolf . . . schlät mit ''em Stecken
e" Mostbir ab. ACorr. 1860. , Eicheln absehlä" und
üflese".' BÄBNn. 1914. .[Einer sagt aus] ein knab habe
im nusen ab sinem bom abgeschlagen und geworffen ...
[Weiter sagt er] des N.s meitly und des N.s knab
habint minen frowen ab Öttenbach in dem ßlatzacker
nusen abgeslagen und gewortl'en und gewunnen.' 1457,
Z RB. ,A., abschütten, decutere.' Fris.; Mal. Man
bestellte vier Bannwarten, ,die acht haben sollen, dass
niemand dem andern zu schaden gange und das obst
absclilache." 1562, Sch Chr. .Nüssen abschlagen, nuces
decutere arbore, virgula excutere.' Hosp. ,Seind vier zu
Bern im Schallenhauss, da müssen sie abbüssen, weil
sie die Gaben Gottes [näml. Trauben] band abgschlagen
und gstossen mit Füssen.' XVII., B Lied. De(rJ Sehne
(von'n Schuehnen) a. Jetz g'hört 's-en [den Besucher]
scho" der Sehne abschlö", jetz dopplet 's a" der Türe".
.IReinh. 1905. ,Anno 1611 hab ich gsehen allhie by
unser Statt einen alten Puren in sinem Guot mit einer
langen Stangen des Morgens im Aprellen das Taw
vom Korn a., der mir, der Ursach fragende, geantwort,
er habe es von den Alten ghort, das Diss verhüete
das Fallen des Korns.' ECys. (Br.); vgl. abschütten 1
(Bd VIII 1548). S. noch Bd IV 1113 (becklen); VI
1113 u.; VIII 1561 M. (auch 1589, Luc). Mit ver-
.schobener Fügung: Es ist still in der Stube" g'si" ...
duo g'chart-mc" Neuwer cor der Hüstür d' Schuoh ah-
schlä", de"" es hed g'schnit. JJörger 1918. Bildl. : Sankt
Jakob [25. Juli] mit dem Stab schläd de" Geis' di halb
Milch ab, Bauernregel Zg; wesentl. übereinstimmend
(.die Milch') bei PAnd. 1898, 546; Bärnd. 1908, 135/6. Im
Spiel. D' Schnell (SchüehliJ a.; s. Bd VIII 456 o. (auch
Tu). , Biberzelten a.', ein altes (heute abgekommenes)
Spiel in Ap, wesentl. = Lebchueche" abe"-schl. (Bd III
137 u.). Eine ausführliche Beschreibung bei LZellweger,
(iesch. des appenz. Volkes III2, 355; vgl. auch OAIder
1914,15. Spec. 1) , dreschen' ZBül., Freienst.; wahrsch.
= p/leglenla (Bd V 1241), eig. vom Abschlagen der
(Korn-)Ahren. So, wänd-er's abschlö"? fragt etwa
ein Vorübergehender. ,Ein Müller fragt einen Pauren,
wann er ihm z Mülly geben wöH? Der antw.: Es ist
dir Nüt abgschlagen. Der Müller wills hellen. Der
Paur sagt: Du musst mir zerst helffen tröschen und
abschlagen; ich hab ja gsagt, dass dir noch Nüt ab-
gschlagen sei. Als er ihm ghulffen, gab ihm der Paur
z Mülly.' ScHiMPFR. 1651. — 2) abmähen (vgl. sc/i7a/ie«iaa
Sp. 287). Hut wel'e"-wer en Bletz abschlan! ein tüchtiges
Stück Wiese abmähen GrL. — 3) Es schlöt (de" Fade",
's Garn) ab, vom Reissen des Fadens. Garns beim Weben,
Nähen (mit der Nähmaschine) Ap. Jo, er wör^ed nüd
globe", icie's mengmöl cha"" g'strub tue"; chum hest
335
Schlali, schleli, sclilili, schloli, schluli
336
g'chnöpft ond a'''trebe", schlöt's scho" wider ab. Wanper-
voiiEL 1917 (Ap). — ß) abschneiden; Syn. ab-hauwen Ib.
Miieblia.; s. BJ VI 81 u. Entspr. Jiunggelruebe" abschlagt"
TüEsch., Mü. ,So sich einer selbs erhenkt oder sonst
entleibt, sol man inie, dem nachrichter ... geben den
abzuschlagen, in das l'ass ze tuon, ufzeladen und in
Khein zu fertigen, für alles 3 pt'und.' 157(i, AaRH.
StR. Bes. Tuch vom Stück .a.' ,Dar zuo so haben
wir gesetzet, wa der walke nie vindet an einem berwer
dem [1. ,denn'] sibenhalb stüke, daz übrig sol und mag
er abschlachen.' 1307, B StK. ,[B. sagt aus] dass er
der Z. hulffe dry ein wisses tuochs koutfen von der
K., und da er das mässen wolt und abslachen, das
wolt inn die K. nit lassen tuon und sluog im das
selber ab. [S. sagt aus] dass er wol sach, dass die K.
einem gesellen dry ein wisses tuochs absluog.' 1424,
ZRB. ,[F. habe] im 6 eleu tuoch abkouft, und do
er im genantem F. sölich tuoch abgesclilagen ...' 1484,
ebd. ,Zu dem so syg ir [der Tuchscherer] bruch, das
ir dheiner dem andern uff sin künden, dienst oder
gäden stellen, och dheiner zu keins watmans gaden
oder anderswa, da man tuoch abschlach, gan solle,
er werd dann dahin berüel't.' XV., Z. ,Und wellent
im ein rock abschlan, hosen, füetteri, was er müess
han und waz da gehört zum ganzen cleit,' zum ,duoch-
man.' 2. H. XV., Mone, Schausp. — i'),[Reb-]Laub a.' ; s. er-
brechen (BdV330u.). — 8) uneig.: ,Der König Jerobeam
gewann wieder Alles, was Hasael der König in Syrien
dem Königreich Israel abgeschlagen 2. Reg. 14, 25.'
F Wyss 1672. — e) weg-, niederschlagen. (E' StuckJ Holz
a. Sch; Th. ,Holz,das zu zimmer [Bauholz] abgeschlagen
sy.' 1336, Bärnd.191 1. ,l)az wir... übereinkomen sint uinb
die kibboumme, die ze Heslibach zwischent unser klös-
ter reben . . . lange gestanden sint . . . das man die boume
... abslachen sol.' 1346, ZRüti. S. noch Bd IV 1239o.
1947u.; VII 1266M. Von Fruchtbäumen, Reben. ,Wer
dem andren dehein reben oder zwyeten boum stiltoder
abschlat, der sol unser stat ewenclich verloren han
recht als ob er einen todschlag in unser stat getan
hetti.' XIV./XV., B StR. ,In dem jar do man zalt 1432
jar, do ... was der genner als kalt, das die lüt ze tod
erfrurent und fogel und tierli und reben und nussböm,
das nians absluog.' Z Chr. XV. .Darumb verhangt
Gott ein semlich plag und straf, dass die vigend ...
alle die reben, böm und zwien absluogent und ver-
wuostent.'SxRETL. Chr. S.noch Bd VII 228 o. — d) durch
Schlagen entkräften, vernichten. .Länien, die lande a.
oderabbrechen und unkreftigmachen,delumbare.'FRis.;
Mal.; vgl.afc-^e-scWa(/en. .Einem den lebtaga.':, [Er habe]
ira darby tröuwt, er welle ira den läptag abschlachen.'
1358/40, Z Ehegericht; vorher: ,Sy bette wol verdienet,
das er ira den köpf abhüwe.' , Einem das Hecht a.': ,Es
klagent NN. von Wolrouw ... daz sich fuogte, daz die
Klewlin lüt in das hus zuo der Rüschen fuort, do si
alle zehus sint. die hatten sicli mitmentlen verwunden,
daz sie nieman kande; do hatten die von Wolrouw
ein liecht in ir zins, do kam die K. und sluog inen
das liecht ab und rett übel mit inen [usw.].' 1395, Z RB.
— e) ab-, durchprügeln B, so E., M., Si. (aucli ,beohr-
leigen'); S (JReinh. 1917). D' Ghind a. [Mutter:] Und
ijetz allemarsch t"'" Wald! liarm-si''' Gott, nenn-der-
mer halblär hei"' chömet ! !''• schlön-ech ab, d' Ruete"
isch hinger'm Spiegel! JKeinh. 1917. P* wdt, dass der
Schulmeister vii' Bueb abschlaji, wenn-er's verdienet
het, 80 «le-n-i"'* 's deheim o'"'' mache". B Hink. Bot 1861.
Das isch die bösti Frau under der Sunne", n"'' ire"
Ma"" isch "ume" vü z'freine'', er sö't-se alli Tag zwuri
übschlä", es wurd-ere" scho" bessere". Gotth. (Hdschr.,
im Druck gestrichen). Wer da fz' Acher] g'fare" ist
W'g'säit het, sö't-me" a. icie-n-e" Hund! wegen schlech-
ter Arbeit, ebd. Er schlöt se-n-ab [der Knecht die
Kühe], es js< e" (?)•««.' SGfeller 1911. Es Woernilnftigs
Veh bigott go" schlö"! I''' säg, gib 's üf! Abschlö",
d'Vehwar! Bigotts, was meinsch? I''' säg, hörüf, süsch
hati"'-i'''-di''', du grobe Kärli! JReinh. 1917. —
f) .schlagend' abformen. ,Ouch hab er mengem biderman
mer slüssel in bly abgeslagen, wenn einer die slüssel zu
notthabenmüessen, und die denn gemachet.' 1457, ZRB.;
vorher: ,Also habe er die slüssel in bly abgetruckt und
die wellen machen.' — g) abs., mit der Trommel das
Zeichen zum Abtreten geben. Militarspr. De(r) Tam-
bur (auch Es) hat abg'schlage". — 2. a) ,den zapfen
a.'. vom Weinfass wegnehmen, um den Ausschank zu
verunmöglichen? ,N. redti, er wisde wol, wo sin meister
den besten win hett; er were talag so bschissen, wenn er
die zapfen abschlüeg. zapfe er im die fass nebendzuo
an.' 1487, ZRB. — b) abbrechen, abrüsten Sch, so R.;
Th ; ZAuss., Sth. En [K\'a,mer-]Stand, en Chaste", e" Bett,
en Öpfelhurd, e" Fass a. S. noch Bd IV 39 u. — c) beim
Stricken, die Maschen abketteln und damit die Arbeit
abschliessen GStdt. Syn. ab-lätschen (Bd III 1533),
-schläupfen (Sch); Gegs. an-schl. Vgl. auch üf-schl. —
d) abladen, -lagern. ,Wer dehein öli durch unser stat
füeret, es sy in das schiff und da nider schlachet oder
an der Matten usschlachet oder anderswa hinfüeret,
der git davon ekein ungelt; wirt es aber in unsrem
koutfhuse abgeschlagen und da drye tage liget, der
git ungelt.' XIV., B StR. .üas sy undrera huss suber
halten sölten, das man da wol gan und wandlen raog,
und das sy nütt darunder legen sollen; desglich ob
sust iemand ütt darunder leitte old abschlüege, daz
sy daz in ir keller old sust dannen tuon und rumen
sollen.' um 1466, Z. ,Dannocht [am frühen Morgen]
warent sy nüechter und hellig, müed und hungrig
worden. Do schluogent die sömer ab, und die da
hungrig und turstig warent, die meintent ze essen.'
Fründ 1446. ,Item und söllent ie zwen schifflüt das
salz abschlan helfen dem sömer.' um 1532, Abscu.
(von Gl; Schw; Z aufgesetzte Ordnung für die Nieder-
wasser-Schiffleute). — e) ,win a.', abzapfen, abziehen.
,Wer euch win schengken wil, der nit ainen win-
schengken hat, dem sollen die sinner bald oder ainer
den win bailen, vor sol er den win nit ufftuon, und
wenn ainer den win absl. wil, so sol er ainen sinner
darzuo nemen, der den win aber baile . . . Wenn
ouch yemant ain schengkvas angestichet und gebailet
und ein köpf wins darus kombt, so sol ain ieglicher
den selben angestochnen win ganz verschengken und
nit mer verschlahen.' 1440, Sch StB. ■ — f) Wasser uü.
a. a.) seinen Abfluss hemmen bzw. ihm eine andre
Richtung geben, es ableiten (zB. durch Herablassen
einer Schleuse; s. unter Ab- Schalten 2 Bd VIII 710)
B (Zyro); Gl; Gr, so D., Ths, V.; ScuHa.; SRech.;
Ndw; W; Syn. ab-richten (Bd VI 396), -schalten (Bd
VIII 714). D's Wasser a., bes. zum Bewässern der
Wiesen Gr (Tsch.). D' Wasserleiti a. WVt. E" Bach
a. SRech. Es hed da Eine'' d's Wasser von euem
Tachchännel [im Himmel] in d' Hell abg'schlage", e"-
mitts in das gross Chessi i", wa-wer krat es Schuppli
Diplomate" . . . heind icelle" röste". Jez schwimme"
3:^7
Schlali, schieb, scblih, schloh, schlab
338
die freche' Kärli"ga lustig in dem Hege'wasser hin-
e-harr und laehend-i's üs . . . Das chew-wer esö nit
hä", iermiiesset das Tachwasser abschlä". J Jörger 1918.
,üfi" die zyt, als der Delphin im land lag, hatten die
von Basel zwo Rynraülin gemacht; besorgtend be-
legernng der statt und das die wasser wurden ab-
geschlagen.' 1445, Bs Chr. ,Item sabato post zugend
400, rittend und gonde, für die dein stat, sluogend
den tich abe, broeb das wuor.' 1446, ebd. (EvAppen-
wiler; dafür bei HvBeinheim: ,scbluogent sy die Wysen
ab und zerbrochen die wuor'). ,Wir sindt ouch kommen
überein und habent gesetzt, das nieman, weder landt-
nian, hindersess noch sunst yemantz, die Seweren soll
abschlacben zuo vyschen.' 1465/1544, Schw LB. ,Also
sagte er das den müllern an der Sil nach irem brucb
und harkomen, das er das wasser abschlachen und
sin müly machen lassen wölte, und als im von den
müllern kein intrag beschehe, schlüege er das wasser
ab.' 1486, Z RB. ,Dass ein jedes dorf [im Kanton Bs]
gwalt und macht hab, in sinem ernempten zirk und
nit wyter zuo fischen; doch dass sy den bacb nit ab-
schlachen, sonder den fisch fry fachen ... sollen.' 15'25.
Absch. ,So man meyget uff den hoffwysen, soll er
[der Weibel] das wasser abschlacben und den graben
abrichten,' 1534, ZAnd. Herrschaftsr. ,Das wasser a.
und verhinderen, das es nit lauffe oder seinen gang
habe, aquam coercere.' Mal.; bei Fris. .verstellen'.
,By nacht mans wassers hat kein acht, obs rünne ald
abgschlageu sei', wie der Euphrat bei der Belagerung
von Babylon. JMcrer 1559. ,Das Wasser abschlagen,
claudere rivos, fontes et aquas ad prata riganda de-
ducere alia.' Hosp. ,Auch soll vorsorglich jede Haus-
haltung allwegen, bevor der Bach abgeschlagen wird,
eine Bütte vor selbigen stellen und solche mit Wasser
auff den Fahl der [Feuers-]Xoht anfüllen lassen.' B
Feuerordn. 17'23. S. noch Bd I 549 M.; IV 1454u. Mit
Dat. P. ,Dass er inen [den Klägern] das wasser gar
und ganz uff mentag fruo vor Saut Andres tag bis in
die nacht abschlüege, dass ir mülinen und müli-
geschir und och ir knecht die wil müesig müestend
ligen.' 1430, Z RB.; später: ,[Sie] giengen hinuö" zuo
dem losladen und liessend den nider, umb das das
wasser wider sin rechte strass und an ir mülinen
gienge,' , Als aber Holofernes herum zoch, hat er einen
brunnen funden, der vom mittag här durch einen teich
inn die statt geleitet gewesen ist; den hatt er heissen
ein andern wäg richten und inen den teich a.' 1530/89,
Judith; .abzuschlagen befohlen.' 1667.1707; gr. izpa-
xatEXccpsTo. ,l)en Belegerten das Wasser, so ins
Scüloss gangen, abgschlagen.' RCvs. ,Fahls aber Einer
oder der Ander . . . zur Zyt der Keeri einanderen das
Wasser [des Stadtbachs] abschlachen und uff syn Stuck
richten wurde, soll Derselbig von den Einungeren
rächtlich fürgeuommen und ... gestraft werden. Ist
ouch uff söllicbes End hin ein eigner Uffsächer er-
kennt worden, der das Wasser einem Jeden in syner
Keeri uff- und abschlachen [solle] oder den Besitzeren
by iren Hüseren, Söliches ze tun, ankünde.' 16'23, Aa
Zof. Gericlitssatzg. ,lst . . . ein Rüffi vom Berg hinab
gefallen und hatt den Mülbach ohne einiges Mensehen
Zutun den Chureren abgeschlagen.' Axborn 1603/29;
vorher: ,wie man ihnen den Mülbach abschneiden ...
wolle.' S. nocli Bd VI 999 u.; Sp. 150 M. E' Brunne"
a.; s. /te (Bd II 848). , Item derselbig Herr JvonRandegg,
sein Erben und Nachkhomen mögen auch den Brunnen
Schweiz. Idiotikon IX.
von unsern Brunnen in Hof laiten und fertigen, doch
... mit dem Underschaid, wenn und als oft sich be-
gibt und begeben wurdet [!]. das geraaine Statt Mangel
und Gebresten an Wasser hette oder gewunne, so
mochten wir oder unser Nachkhomen inen die Zeit
den Brunnen wider abschlagen, von inen ungesumbt.'
1474, TuDiess. (jüngere Abschr.). Dem Landvogt im
Th wird befohlen, bei dem Bischof von Constanz da-
liin zu wirken, dass derselbe ... das Schloss [Gott-
lieben] mit Pulver versehe und auch den Brunnen
wieder anlege, der dort .abgeschlagen' worden. 15*21,
Absch. .[Verordnung] dass. wenn man am abent rueft,
das der werchmaister die brunnen abschlachen wolle,
demnach niemand mer ob den brunnen wesclien solle,
bis die wider lauffen.' 1540, Sch Chr. Auch 1728, G
.Ms (AtV. '21, 229). S. noch Bd V 655 u. 050 M. Uneig.
, Einem den bach a.', wie nhd. Einem das Wasser ab-
graben (vgl. Wander IV 1826): ,Also die einigköufer
zühend für und für an sich; und wirt inen der bach
nit abgesclilagen, so werdend ouch ir mit üwren armen
lüten ir eigen.' Zwingli. — - ß) Cd')s Wasser a., den
Harn lassen, (soweit Angaben vorliegen) nur von männ-
lichen Personen und als unverfänglicher Ausdruck Aa;
X?; Bs; B; ür; G; Sch; Th; Ndw; Z; wohl ziemlich
allg. Syn. 'sWasser lösen (Bd III 1442); seichen {M VII
141. wo weitere Synn.) ; schiffen (Ud VIII 373); toässerlen
uani. !''• muess ((Ps) Wasser a. .Er cftawi [krankheits-
halber] d's Wasser nid (nümme'') abschlä' GrD. Im
Wortspiel; s. unter gf. ,Satzte er sich uff den stein,
dar in man das wasser absiecht.' 1482, Z RB. ; s. auch
Bd VII 141 u. ,Glich gienge er gezüg usshin, das
wasser abzeschlachen.' 1541/3, Z Ehegericht. .Sy
[habe] gesechen, das er [ihr Mann] siner gewonheit
nach allnacht uffgestanden. under dem laden gehuret
und das wasser abgeschlagen.' 1545, Z RB. , Hette der
gedacht ir man ye zu zyten, so der mon geschinen.
das wasser uff der gassen, ettwa inn der kamer zur
beigen uss abschlachen wellen.' 1546, Z; wechselnd
mit ,brunzen', ,sin harn ablassen". ,Als er aber
morndes am morgen das wasser abgeschlagen und zum
laden usshin geschütt ...' 1551. ZAnd. .Das wasser
abschlagen.' 1551,BTurmb. .Wenn sich auch begiebt.
dass einer der Räte zur Zeit des Rats in das Hüflin
das Wasser abzuschlagen etc. gegangen, wenn er
wieder in die Stube kommt, soll er sich förderlich
wieder an seine Stelle setzen." Ocas (jüngerer Zusatz
zur Bs Ratsordnung von 1457). .Diser Griech wardt
verspottet von eim canonico N., als er das Wasser
abschlieg, als hette er mit seiner Frauw gehauset,
dorüber in der Griech glich erstochen hatt.' FPlatter
1612. ,[Ein Schwermütiger gesteht seinem Pfarrer
ua.: Es] hab ihmme getraurabt (ihr myn Herren ver-
zychend mir, ein Solliches ufs Papyr zu setzen), er
habe syn Wasser abgeschlagen, das seige uff' unsseren
Herr Gott [im hl. Abendmahl] gegangen.' 1669, ZGrün.
(Bericht des Vogts). ,So haben die Herren des collegii
ein Loch zuo einer Heimligkeit im Winkel gegen des
Herrn Dechens Heimligkeit lassen durchbrechen,
darein ein Schüttsteinlein mit einem Rohr, ein Türen-
fuoter sambt einer beschlossenen Tür lassen machen,
das Wasser darein abzuschlagen.' 1676. B. .Brunzen,
das Wasser abschlagen, harnen, urinam reddere, vesi-
cam levare. mingere, meiere.' Denzl. 1666/1716; bei
Hosp.: ,den Harn abschlagen.' We si nutnmen »si toei
gan ds Wasser abschlan. BHa. Gespr. 1779. ,So oft
339
Schlah. schieb, schlili, schloh, schluli
3-10
das Kind zu Stuhle gehen oder das Wasser abschlagen
inusste ... erblasste es.' 1782, Gl JB. (ärztliches Gut-
achten). ,So man Einem Lieb zu essen gegeben hat.
... so soll er in einen Weinber<r gehen ... und sol
ein weissen Rcbenstock aus der Erde zielten und sol
das Wasser in die Grube abschlagen und den Stock in
ein fliessendes Wasser werften, dass er hinweg fliesse."
ABARZNEiB.(.\fV.). S.noch ßd V 769u. 771o.; V111598u.
— g) unsinnlicher; oft mit Dat. P. a) den Durch-, Zu-
gang, die Zufuhr sperren, Etw. verliindern; sinn-
licher ßed. noch näher stehend. ,Uer beiden halb,
denen das land gar abgeslagen.' 1539. BRM.; vgl.:
,Der beiden wägen, die usserthalb zog halten und
hinwäg zuo wisen.' l-52'2, ebd. ,Wie wird er [der
König] tun. wau er verstaht, daz man ihm d Kirch
abgschlagen hat und sey im Bau?' JMahl. 1ö20. , (Ei-
nem) die sträss, den pass a.'; s. schon Bd IV 1656 o.
.Der herzog von Mailand ist der gewesen, der... uns
lang zitt die Strasse abgeschlagen, so lang, daz uns
Got half, das er die widerumb muost ufftuon.' 1499,
Calvenf. 1899. .Das, so der pass in der V Orten band,
man inen [den Bündnern] den werde abscblachen ...
und den kernen nit lassen zuokommen.' 1530, Brief
(JFabricius). ,[Ich erfahre] wie in disen tagen 7000
Taliener gen Meyland komen soUendt, den negsten
durch Venediger land uft'Triendt zu ziehen, und würdt
dapy oucb anzeigt, die Venediger werdent ynen den
paas abschlahn.' 1547, Brief (JBlasius). Wie die
Pfätfiker im Kappelerkriege ,nienan ze mülli khoramen
khonten, denn innen dstrass abgeschlachen' worden
sei. 1561, MEsTERM. 1882. ,.\ls ob wir ihnen den pass
und alle freundtschaft, handel und wandel, auch heira-
suochung und derglychen abschlagen solten.' Gegenber.
1588/1658. .(Einem) den markt, kouft" a.' uä. ,[Karl
der Kühne] wolt ynen [den Colmarern] den merkt ab-
scblachen und den feilen koutf.' 1473, Bs Chr. ,Was
aber die dry ort da [L; Schw; Uw in ü] verkouffen,
davon müessen dieselben koulfer furleite geben, da-
durch inen der fry markt abgeschlagen werde.' 1491.
Gfd (B Schiedspruch). ,Des kament die von Zürich
und ander Eidgenossen für Zuge und gewunnen Zug
wider den von Schwitz ab und schluogent inen den
kouf ab.' Z Chr. XV. ,Ann vogt von Trachselwald ein
antwurt: ... kouff abslachen, dan rah. selbs bedorfen
des korns, soll ouch anheimsch blyben.' 15'29, B RM.
,Us3 solichen Ursachen schluogend si [die Zürcher]
denen von Rapperschwyl den markt ab.' Val.Tscbüdi
1533. .(Einem) die proviant, spis a.' uä., die Zufuhr
abschneiden. ,Der lierzog von Burgund [würde] von
Nüsse getriben, wann alle spisung, so er hatt, würd
im abgeschlagen, die ime sust durcht [!] des von Bergen
land zuogot.' 1475, Bs Chr. ,So bald unser züg der
reisigen halb gestärkt und beschlossen wird, ist unser
[der L Feldhauptleute] beschluss und meinung, Meiland
zuo belageren, die spis und Strassen abzuoschlagen.'
1522, Strickl. ,Wo dann die VOrt ... die sach uf
den langen bank spilen welltend, dass alldann vermog
des fridens inen die profand angends abgeschlagen
und die Strassen ver.spert sollend werden.' 1529, B Ref.
.Ein mandat [des Z Rates an den Vogt von ZWth.],
da man den V Orten feilen kouft" abschlecht [Über-
schrift] ... Wir habend uns vereinbart und entschlossen,
den obberüerten tünff Orten provand und feilen kouft'
abzestricken. Und ist daruf unser ernstlich will und
meinung, du wellist by den unsern in diner ampts-
verwaltung allenthalben angendts solich provand und
feilen kouft' ouch in ott'nen kilchen a., gebietten, für-
sähen und schaffen, daz niemants der unseren den
berüerten fünft' Orten und den iren hinfüro biss uff
unseren witeren bescheid gar nütt alles des ihenen,
so der mensch geleben muoss, zuogan, zuofüeren,
kouß'en ald zuotragen lasse.' Bossh. Chr.; s. noch
.\bsch.lVlb, 1127; Val.Tsehudi 1533, 114. .Einem zee-
rung a., einen umb die zeerung bringen, viaticnm
priBiipere alicui.' Fris.; Mal.; s. noch Bd V 505u. .Die
Helvetier hoft'tend, si weltind die Proviant a., solte
sich Julius [Cfflsar] mit sinem Heer in die Stat Bibracte
begeben.' JJRüeger. ,Dem Feind die Proviant ab-
schlagen, commeatum intercludere bostibus et hostes
commeatu.' Hosp. S. noch Bd V 838 M. ,[Es entstand]
ein landskrieg ... in massen, dass der gotsdienst, ouch
die bilgerfert und der gross zuolonf, so vormals da-
selbs was gesin, ward gar und ganz abgeschlagen.'
Stretl. Chr. — ß) Rechte, Bräuche, Einrichtungen
aberkennen, verbieten. (Ei"mJ Bache" und Male"
a.; s. Bd IV 168; auch Hosp. ('s ist wie) B. und M.
(M. und B. GLEngi) abg'schlage", von plötzlich ein-
tretender Ruhe Gl. Einem B. und M. a., Einem alle
Freundschaft aufkünden Sch, , Fahren und Schalten
aufkünden.' Sprww. 18'24. .Habe man daselbs, so
laug er gedenk, Elsisser und ander frömbd win ge-
schenkt und habe nie anders gehört, dann die taffer
sölte des gefryet sin und daz inen nie darin geret sig,
bis man hie den Elsisser zum Elsisser och hab ab-
geschlagen zu schenken.' 2. H. XIV., Z Rq. 1910. ,Söm-
licher haber sige zu türr [verkauft] gesin und im
darunib der gewerb abgeschlagen worden sig.' 1483,
Z RB. ,Welicher also offenlich zuo der unee sitzet,
daz der siner zunft beroubt sin und im die abgeschla-
gen werden solle.' 1506, Bs Rq. .Desshalben schlecht
er [Christus] ouch nitt ab den zwelffbotten, zuo der
ee zu gryifen.' Zwingli. .Ir wüssen, wie wir den
priestern eewiber abgeschlagen und etlichen, so dar-
wider gehandlet, ir pfrüenden genommen.' 1524, BRef.
.Angesächen, das tanzen in der statt abzuoschlachen.'
1527, ebd. ,Den (pfatt'en) zun Barfüessen die pfrüend
abslan.' 1528, ebd. .Die vassnachtfür gar abslachen.'
1529, ebd. .Dass alles, das by der gwicht kouft und
verkouft wirt. dass söllichs alles zuo Undersewen solle
erfeckt und gewägen werden, und hiemit all wagen
usserthalb abgeslagen sin.' ebd. ,Und darzuo ist uns
alle galt, zins und zehenden, so das gotshus hatt, ab-
geschlagen, also dass uns me denn in jar und tag nünt
ingangeu ist.' 1530, Brief des Abtes von Rheinau.
,Ihme ward das burgrecht abgeschlagen, weil er
wider das mandat [in fremde Kriegsdienste] hinweg
gezogen.' HOHuber Chr. Der Schafi'ner zu Küsnacht
solle der N. ,das almuosen abscblachen.' 1570, Z RM.
,Elidad lisst die zwölif stein [mit den Geboten Mosis]:
Der ein zeigt uns den einzigen Gott, der ander dgötzen
gar abschlat, der drit das lesteren gar scblacht ab
[usw.].' RScuMiD 1579. , [Beide Dörfer sollen] söliche[n]
weidgang mit einander nutzen und bruchen und dhein
teil densälben einandern abscblachen.' 1596, Z
Eq. 1915. ,Es soll der Krämer-Vogt den [an der Engel-
weihe feilgebotenen] Lebkuchen alle Tag wägen, und
möchte Einer dermassen Gefar brauchen, man wurde
ihme den Laden gar abschlagen.' 1608, ScawE. Arch.
Einem ,das Hantwärch a.' 1609, AABrerag. StR. .Die
Fassnacht a.' JMahl. 1620. .Obglych wir ehrlichen
;;-il
Scllliill, schiel), sclilih, schloh, schluh
342
und insonders alten Lüten etwan in der Wochen umb
Ergetzligkeit willen zum Wyn zegahn und einen be-
scheidnen Abendtiunk zetun vor deme nit abgeschlagen,
so...' Z Mand. 1650. S. noch Bd VII243u.; VIII 744 u.
Im ausdrücklichen Gegs. zu ,zuogebeD, erlouben' uä,
,SoI man gheine lybding gestatten zu kouffen onc
gunst, wüssen und willen miner herren, die dannet-
hin, wo sy ehaft Ursachen sehend, nach irem bedunken
zuogeben oder a. mögend.' Zwinuli. ,So ein frommer
ehrlicher Mann von ew. Gn. Stadt [Zürich] mit seinem
Völklein wollte baden und begehrte [in der B^asten-
zeit] die verbotene Speis zu essen ohne Argerniss
anderer biederer Leute in ihren Gemächern, wollen
wir Das nicht abgeschlagen haben, sondern erlauben.'
1540, AaB. (Aa Gem.). ,Wir [Schiedsrichter] werdend
inen sölliches [Weiderecht] fürbashin ze brachen
lassen nit abschlachen, sonder gestattnen.' 1592, Z
Rq. 1915. Wechselnd oder verbunden mit Synn.
,[HWaldmann] hette durch min herren burgermeister
WZoller verbotten, den brieft' [seiner Mutter zugunsten
ihres Vogtes] nit ze besiglen; das er [der Vogt] meinte,
das sölich gebot uubillich beschechen were, angesechen
das Waldman siner niuotter vogt nit were . . . und sy
es im ouch nit bevolhen hab abzeslachen.' 1471, Z RH.
jWelicher [Handwerker] nit gehorsam und sin fron-
vastengelt nit geben wölt, dem soll sin gewerb ab-
geschlagen und verbotten werden.' 1485, AALauf. StE.
,Wir wöllendt ouch hiemit die dingküe und -geiss
usserthalb der landtmarch gar abgeschlagen und ab-
gestrick[t] haben, als by 10 pfd buoss.' XVI., BSi.
Rq. 1914. , Weilen der 184. Art. Landbuechs abschlacht
und verbiettet, das ...' 1655, U LB. .Von Ascher-
mitwuchen biss nach vollendter Meyenlandtsgenieindt
ist alles Essen und Trinkhen Zahlen gänzlich ab-
geschlagen und verbotten.' 1700, Schw LB. ,Es ist ver-
boten und abgeschlagen, dass ...' ScawG. Artikelb.
1751; wiederholt. — •{) eine Aufforderung, Bitte, ein
Angebot uä. ablehnen, zurückweisen Aa; Ap; Bs; B
(Zyro); Scu; Tu; Ndw; Z und sonst. Er if:t z' guct [zu
gutmütig], er cha"" Niemerem Nüt a. Du cha""st NiU
a. als 's Wasser SchR.; spielend mit Eed. fß. Abs
De Schuehmacher chunt nid nf d' Stör, er hat ab-
g'schlage". ebd. Auf der sog. Zueschlags-Gant wird ah-
g'sehlage", wenn die Angebote nicht hoch genug sind
Th. ,Üb jemant von Zoffingen der herren des stifts
ze kuntschaft nottdurftig sin wurde ... so sollen sy
die geistlichen vor schnltheissen und raten der war-
heit sich zu lüttem dem begerenden lassen verlangen
oder, ob sich die sach zuo bösem fürziehen und die
priesterlich wirde darinn berüeren wurde, a.' 1489,
AaZoL StR. ,N. weit im [dem Fischer] dieselb vischenz
umb ein" zins verliehen, aber der fischer schluege im
das ab.' 1519, Z Rq. 1910. ,Wie etlich von Hassle zu
Beckenried getaget und die Waldstet sampt Zug umb
hilf gebeten, Zug und Schwytz abgeslagen. Lutzern
die achslon glüpft, Underwalden 600 man uszogen.'
1528, B RM. .Welcher Gottes wort nit hören wil, der
schlecht ab allen bericht und ist deshalb kein besserung
von im zuo verhoffen.' HBcll. 1540. ,Hab er sy gfordert
zur ee, die sy im abgeschlagen.' 1541/o. Z Ehegericht.
,Diewyl sy die mittel [Vermittlung] abgeschlagen.'
1561, Brief (HBulI.). ,A., denegare. abnegare; einsi
bitt a., repellere; sein befelch nit vollbringen, sunder
a., iussa recusare; zuosagen zum nachtraal und a., con-
dicere cisnam et indicere; zoll, steür oder tribut zuo
geben a., vectigalia abrumpere; eimgselschafta., einen
nit wollen zuo einem gesellen oder geferten haben,
comitem abnegare.' Fris.; Mal. (Weiteres ebd. S. 5c/d).
.Schlahend des Abgestorbenen nächste Frund das Erb
ab, so ...' F StB. ; frz. refusent. ,So nun der Jung-
frawen, umb die gefreyet oder angehalten wirdt,
Vatter oder Vogt in Raht befindet, dass er selbige
sein Tochter dem Freyer zur Ehe nit geben, sondern
abschlagen wöll ...' JRSattler 1608 (Werbungsbüch-
lein). ,Hat er ... uns in sollicher Sach genzlich, doch
mit offnem Spruch, denselben anzunemmen, zuozesagen
oder abzeschlachen, ze handien vertruwt.' 1605, Z.
,[Gott] ist Vatter nicht nur wann er gibt, sondern auch
wann er abschlacht.' FWvss 1677. ,Wan dan die
nechsteu Früml, nach solchem Anbieten, den Kauff
abgeschlagen betten . . .' GrVü. LS. 1692. ,Wan der
Züger nit kan erstatten ... alsdan soll der Keufi'er die
Wahl haben, ihm Solches umb den Zins zu warten
oder den Zug abzuschlagen.' ebd. ,Er schlägt alle Ge-
vatterschaften ab.' Sintemal 1759. S. noch Bd VII 806o.
1081M.; V11I721U.; Sp.230o. Neben synn. Ausdrücken.
,[NN. begehren] dass man mir abschlache und verpiete
ze predigen, wellichs dann der gubernators Statthalter
inen genzlich abschlecht und nit tuen will.' 1527, B
Ref. (Farel an den BRat). ,Den autrag a., verwerft'en
oder nit annemmen. conditionem respuere; einsi bitt
ausschlahen oder a. und nit wollen hören, aversari
preces alicuius; einem etwas a. oder versagen, aliquid
alicui abnuere.' Fris.; Mal.; s. noch Bd VIII 133o.
.Wann nun wir [Schiedsrichter] gedachten partygen
ir pitt und begeren nit weigeren und abschlachen
wellen ...' 1592, Z Rq. 1915. .(Einem) Pfand a.'; s.
schon Bd V 1139u. , Niemand sol Pfand a. noch weeren
[Überschrift]. Welichem umb ein gichtige Schuld
ordenlich Pfand abgevordert wirt. der sol sciiuldig
syn, die ze geben und nit abzesclil. by 5 Ib. 10 ß
Buoss.- 1604, AaZoC. StSatzg. ,Dann jetz gemelte beide
Tag [Mittwoch und Samstag] Schetztage sein sollend,
damit, wan Einem uf die Mittwochen Pfandt ab-
geschlagen wurde, er am Donstag zu Rächt kommen
möge.' GkD. LB. .(Einem) rgcht a.'; s. schon Bd VI
257 u. ,Nun kan man recht niemand abschlachen.'
1497, B Schreiben. ,Dan man ye fürgeben habe, die
5 Ort uff recht ze wysen. Diewyl si nun alles recht
abschlachend, hette man zu Baden sollen ein anderen
radtschlag fassen.' 1560, Brief (JFabricius). ,Des
rächtbotts halben bietind sy [die V Orte] hiemitt rächt
denen von Glaris ... Das tüegind sy ... das sy nitt
geachtet werdint, als ob sy das rächt abschlahind.'
1561, Brief (HBuU.). ,Undt wan Einer veriueindte,
es gescheche ihme zu kurz [bei einem öffentlichen
Inventar], solle ihrae Gericht undt Recht nit ab-
geschlagen sein.' ScHwMa. LB. 1756. S. noch Bd V
691 0. Etw. Ei'm uf Recht a.; s. Bd VI 260M. ,Es
ist geordnet, dass, welcher ein contenti Schuld auf
Recht abschlacht, das ist ein fretfenliches Stuck, das
soll man dem Landvogt um ein Freftel angeben.' GrKI.
LB. (Eine Behauptung, Meinung) ablehnen, bestreiten.
,Dass der einfaltig die täglichen evangelia, die man
an der kanzel seit, gegen der nüwen vertütschung er-
wäge, und so er einhelligkeit im sinn erfindt, mag er
demnach in dem übrigen sich des bass versehen der
trüw und flyss der warheit. Wiewol ich daby nit will
abgeschlagen haben, dass der dolmetsch etwa ein ding
unklarer, weder not ist, habe vertütscht oder dass man
343
Scillall, schleli, schlih. schloh, schluh
etwa einen sinn mö^e eigenlicher liarfür bringen; aber
das heisst nit geftlschet." Zwixgi.i. .Das ich denen,
so sich uss Unwissenheit oder zwang der gstalt des
brots vernüegend. nit wil abgeschlagen han, das sy
Christum nit genossen habind; dann wenn sy Jesuni
Christum ggloubt band ir heil sin, so band syiraglouben
heil funden, ob inen schon bed gestalten entzogen
wärind.' ebd. (Eine Hoffnung) benehmen : ,Speni ali-
euius rei prwcidere, alle hoffnung a. und hinnenimen.'
Fris. Mit refl. Obj.: .Abncgat vitam producere, er
schlahet im selbs ab, weiter zu laben.' Fris. Adv.
bestimmt. Glatt, runde'tceg a.\ s. Bd II (353; VI 1042 o.
Chiirz abschlage' ist e" Fründschaft ScnSt. (Sulger).
,Also hat er ... uns die sach hochmuotenklich ab-
geschlagen ... den krieg nit nie dan 14 tag lassen
ruowen, ist uns noch rucher abgeschlagen.' 1477, Z.
.Dieselb meinung[ein Friedensvorschlag] ist dem küng
luter abgeschlagen.' 1499, F Schreiben. ,Glat(t) a. oder
lau'gnen, prscidere plane; glatt und rund (ausshin)
a. oder löugnen, pnvcise negare; er schlacht es
vast ab, valde recnsat.' Fris.; Mal.; s. noch Bd VII
410u. (auch Mal.). ,ünd sieht mich die sach [Un-
ruhen in Gr] gar gfaarlich an, das wol für sich zuo
luogen und guoter fründen wolmeinung nittalso stumpf
abzuoschlahen.' 1573, Brief (HBull.). Etw. ,rund a.'
1655, Z. ,Die Seligkeit wird ihnen rund und glatt
abgeschlagen.' J.1ÜLR. 1731. — 5) eine Abmachung,
einen Vertrag uä. rückgängig machen, widerrufen, auf-
künden. Zunächst in der Verbindung ,wider(umb) a.'
Er sei ,zuo dem N. gangen und schlüeg im das nacht-
mal [an dem teilzunehmen er bereits zugesagt hatte]
wider ab.' 1531, Tu. ,Es soll ... mit ihnen [den He-
bammen, denen eine Erhöhung ihrer Gebühren zu-
gestanden worden] geredt werden, gut Sorg zu haben ...
dann meine Herren ihnen sonst dise Besserung wider
abschlachen wurden.' 1536, JJHolzhalb 1691. ,Des
ward ein tag angesetzt gen Nüwenburg ... aber bald
hernach schluog der herzog rainen herren den
tag wider ab.' JHäller 1550/73. ,NN. haben den kouff,
so sy daselbs getaan, wider abgeschlagen.' 1560, UStütz
1912. ,Der gsell von Schwamendingen ... soll gar
dhein schebbeten halten, sonder, wo er das verkhündt.
widerumb a.- 1563, Z RH. ,Inen zuo Zollikon [soll]
hiemit die bewilligte metzg wider abgeschlagen syn.'
1572, ebd. ,[N. hat] angehalten und begert, dass man
imme solches Werch [einen schon vor Jahren einem
Andern verdingten Brückenbau] vertrouwe. Hiemit
hat man dem .Anderen diss Werch wider a. müessen.'
1652, ZThalw. Ohne den Zusatz. Eine Bestellung rück-
gängig machen .ApK. Gang go' 's Fleisch abschlache" .'
, Einen hirät a.': s. Bd VI 1583 M. ,l)as wir üwern
willen darunder ouch vermerken mögend, ob der tag
abzeschlachent oder furo ze erstreckende sye.' 1446,
B AM. .Daruff der K. mich angerüeft hat, im ain
rechttag gegen den gefangnen anzusetzen ... das ich
denn getan, den rechttag uff morn angesetzt und aber
uff ewer wysshait schriben den abgeschlagen hab.'
1517, Th. ,Es soll auch die Dienstherrschaft sy [die
Dienstboten] on gut Ursach im Jar nit Urlauben; wo
aber die Dienstboten den Dienst abschlachen oder uss
dem Jar hinweg gon wurden, denn soll der Knecht
oder die Magd, so das tut, in Jarsfrist an kainen
andern Dienst hie in der Stadt Schaffhusen dingen.
1527, ScB Chr. ,So man den alten tax nach lut der
verainung an inen nit halten, raüesse man den künig
gen Petterlingen eitleren. Alda müesse er costen und
schaden zalen oder die verainung gar a.' Rainsp. 1553.
,Sonsten [wenn der Stipendiat sich nicht ,ohne Klag'
verhält] die Herren Verordneten Gwalt habent, ihme
das Stipendium und Steüwr ufzukünden und abzu-
schlagen.' 1611, EWtmann 1906 (Abschr. von 1722).
,Es ist unser Landtrecht, das, wan Einer seinem
Schuldner ein Capital abschlagt, der Schuldtner und
Besitzer des Underpfandts das Capital auff Termin
laut Brieff ausslössen oder dass Underpfandt abtretten
soll; Derjenige aber, so dass Capital abschlaget, soll
sich nmb seine neüw undt alte auffgeloffene Zinsen
auft' dem Underpfandt bezahlt machen.' ScuwMa. LB.
1756; wechselnd mit .abkünden.' — h) einen Abzug
machen; in verschiedener Fügung. a) Mit Akk.
1) Dessen, wovon der Abzug gemacht wird. ,Den Ion
a. und minderen, submittere pretia.' Fris.; Mal. —
2) Dessen, was in .Abzug gebracht wird. Die Verkäufer
eines Grundstücks erklären, für dasselbe Nachwähr-
schaft zu leisten, mit der Bemerkung jedoch, dass darauf
eine jährliche Leistung von 1 Viertel Kernen hafte,
,davür wir ime [dem Käufer] ein marche silbers abe-
geslagen haben.' 1307. Z Urk. ,Das die Juden, so in
der vorgenanten heren von Sant Lienhart kilchspel
gesessen sind ... jerglichs sont geben den vorgenanten
herren 18 Schilling phennigen von ir schuole und von
den hüseren, so zuo der schuol gehören ... [und] das
die vorgenanten Juden den vorgenanten herren von
Sant Lienhart jerlich liehen sont ze Sant Martins mesz
fünf phunt Basiler phennige ein halb jar ze nechest
darnach, äne gesuoch. Und wan das halb jar uskompt,
so sont die Juden den vorgenanten heren die schulde,
so von der vorgenanten schuol und hüseren, so zuo
der schuol gehörent, als vorgeschriben ist, abschlachen,
und das überig sont die vorgenanten heren gelten mit
gewonlichem gesuoche, so nach dem halben jar daruf
gangen ist.' 1329, Bs (Abschr. des XVI.). .Wer der ist,
so den burgern werket an sin buosse, das man dem
zwen Schilling pfenning für einen tagwan abschlachen
sol.' um 1341, Z StB. .Denne aber N., alz man ime
an siner burghuot ze Thuno schuldig waz über den
zoln, so er ze Thuno emphangen, alz ime der abe
geslagen wart, 15 Ib. 11 ß 6 d.' 1381, B StRechn. ,üuch
so ist den mülinen und den slitfen von der sumnisse
wegen des wassers, als si einen vierteil jares nit gan
mochten, abgeslagen je der müli und je der sliffen
einen vierteil des zinses.' 1414, B Blätter 1917. .Er
[der Gläubiger] sol aber den win, den im der dorf-
raan git, an sin schulde nemmen und den dem dorf-
raan rechenen und im so vil absl., als der selbe win vor
der trotten umb bar gelt in eins eigene vasse ze
schüttende verkouft möcht sin worden.' 1417. Bs Rq.
,Als der [Schuhmacher] Seh. zuo [dem Schneider] H.
sprach under andern Worten, er müesse im 6 ß dn. für
ein par schuo a., das da der H. ze stund frevenlich
zuo im sprach: ich muoss dir diner muoter im füdloch
a. !■ 1442, Z RB. Habe er [Hauptmann N. von Schwyz]
von dem Solde für den letzten Monat den Knechten
10 Tage ,abgeschlagen.' 1545. .\hsch. S. noch Bd V
355o. 866 u. 1181 M. ,A. an.' .Welcher der ist, der
dehein guot dar [zum Bau des Rathauses] liehet,
daz man im daz sol abslachen an der nechsten stür,
so man erst stürent wirt.' 1398, Z StB. .Ist das er
es [der Müller das aufzuschüttende erste ,imi'; s. Bd
VIII 1551 M.] nimet von des körn, der da malen wil,
■Mb
Schlali, sclileh, sclilih, scliloh, schluli
so sol im der inüller das selbe irai an sinem Ion
absl.' ScH StB. XIV. ,Dis nachgfeschriben gelt han ich
ingenomen, als man es uffgelaitt hett von raisens
wegen ... Dem T. 1 pfd d., Iian im abgeschlagen an
sinem sold von Stainach ... L. 10 ß d., ist im abge-
schlagen an philschäfteu ... S. burgermaister 7 pfd d..
ist im abgeschlagen an dem, so man im sol [usw.].'
1405/6, G Seckelamtsb. ,Daz alle husfrouwen, die
varend töchtern und frouwen enthaltent ... von den-
selben ... nyt me nemmen söUent denne den dritten
phenning in allen sachen ... Was sohenkin ouch si
unzhar von inen über den dritten phenning von inen
genommen haut, söllent si den töchtern an der schuld,
so si inen schuldig sint, absl.' 1409. Bs Kq. ,Es klaget
G. der oft'lotter uff einen schuochknecht ... er habe
mit dem selben gesellen umb offlotten gespilot, der
gewunne im by zechen dn. wert an und er gewune
im ouch zwen dn. an, die hieschy er im und er weit
im die nit geben und rette zuo im, er wölte sy im
an den ott'lotten abslachen; rette der genant G., es
ist nit offlottern recht, das sy also abslachend.' 1456,
Z RB. ,Man git jarlich einem knecht ze Erendingen
von höwens wegen zwei pfund hallr und fnnf Schilling
für zwen schuo; wirt im an dem intrag abgeschlagen.'
AAB.Ürb. 1490. .[Die Stadttrompeter sollen] jede stund,
als vil es geschlagen hat, blasen ... desglychen sollen
sy die halb stund ouch mit den trommeten melden ...
ouch den wechtern, so uff' der bruggen stossend, zuo
entsprechen. Und als dick einer den wechteren nit
entspricht, so mengen Schilling soll man einem an sini
Ion abschlachen.' 1543, Gfd(L). S. noch Buess-Pfän-
ning (üä V 11'27). ,A. in': ,Man sol wissen, dass NN.
in der vorgeschriben buoss abgeslagen ist von des
knopfes wegen, den si unsern herren mit zin beslagen
hant, '20 pfd.' 1396, Z RB. ,.\. gegen.' .Dass der W.
dem St. ettwas gelts angewan und des von ihm wolt
bezalt sin; do sprach der St. zuo im: du seit mir doch
ouch gelten, schlah mir dasselb gelt gegen disera ab ...
lass uns mit einander rechnen; wedra den dem andern
schuldig belib, der bezal inn.' 1440, Z RB. ,H. habe
gemeint, sy weren im ouch schuldig und sollte gegen
einandern abgeslagen werden.' 1489, Z RM. .A. und
abrechnen.' ,Und eine summe gegen der andren ab-
gerechnet und abgeslagen, es sydas ich ingenomen
oder da wider usgeben hab, so belibet der seckel-
meister der statt schuldig gebürt 500 Ib. 19 ß 6 d.'
1430, BStRechn. S. noch BdV 1153 u. ,A. und abziehen'
uä. ,üaz kein ungelter nunhinfür keinem wirt noch
keiner wirtin nützit schenken noch geben sol, weder
wenig noch vil, ouch nützit am verschenkten win im für
sin trinkwin absl. noch abziehen.' 1495, AaRL. StR.
,An (Von) der summ a. oder abzielien (oder nachlassen),
dimittere, detrahere de summa.' Fris.; Mal. S. noch
BdVlI 1144 0. — g) abs. bzw. intr., mit Bez. auf Preis,
Ertrag. 1 ) von Verkäufern, mit dem Preise heruntergehn.
De^ Beck, de" Metsger usw. hat abg'schJage" Ap; Th; Z,
soSth. ,Daz ich mit dem alten wyn ... umb ein pfennigan
der mass uffgeschlagen hatt, mit dem fürwort, hab ich
gwalt abzeschl., so habe ich auch gwalt uö'ze.scblahen.'
1583, ScuSt. ; nachher: ,Diewil ich inen nebend disem
alten wyn ouch wyssen und roten nüwen die mass
eins d. wolfeiler gab weder ire burger.' ,Mit dem Wert
eines Dings abschlagen, submittere pretia.' Hosp.
Heruntergehen, fallen, vom Preise Aa; Ap; Bs; B; Gl;
Gr; L; Sch; Th; üw; Z; wohl allg.; Gegs. üf-schl.
(D)'s Brot, Fleisch, Veh [usw.] schlät ab, hat ab-
g'schlape". ,Der kernen schluog ab an Sant Martins-
tag [Überschr.]. Alls nun zuo diser zyt ein grosse
strenge türe was ... galt der kernen gmeinlich 1 mütt
5Va lib. hl. Aber an Sant Martinstag. so jarmarkt zuo
Winterthur ist, schluog er ab und galt 1 mütt kernen
4 lib. 5 ß hl. ... Es hat glich davor allenthalben ab-
gesclilagen ze Schaft'husen [usw.].' Bossh. Chr. ,Annona
haud raultura laxaverat, die järlichen frücht hattend
wenig abgeschlagen; ne aeris, argenti, auri, metalli
pretia detraherentur, das sy nütabschlüegind, das inen
am kauft' nützid abgieng.' Fris. ,Der markt schlecht
ab, es wirt wolfeil. laxat annona.' Fris.: Mal. ,Die
Teure [Preis] der Jahrfrucht steigt bisweilen auf oder
schlagt ab nach derselben Überfluss oder Mangel.'
Spi.eiss 1GG7. S. noch Bd VII 11930. RAA.udgl. 's Brot
sö't vor ''ein läre" Ghaste" (vor der Arn) abschlage" Sch
(EStoIl); vgl. dagegen Bd V 945u. Wenn d' Frucht
bim volle" Chaste" üfschlöt, so schlötsi bim lären ab
BsL. S. auch Fleisch (Bd I 1'221); Frucht (ebd. 1272);
Brät (Bd V 945/6); Eöm (Bd VI 913); Ge-SM//' (Bd VII
359). 's Zucherbapir hat abg' schlage"; s. Bd IV 1417
(auch Ap; ThIsI., Mü ). Cha""st hütigs-tags chaufe"
grad wa' d'wi't, Alls schlöd üf, aber 's Zockerbapir
hed abg'schlage". .\pKal. 1917 (JHartmann). 's Zucker-
bapir hat bi Dem abg'schlage", er ist ökonomisch oder
körperlich herunter-, zurückgekommen Tulsl. 'sZucker-
bapir schlöt ab bi-n-em, er gewinnt nicht mehr wie
früher, beim Kartenspiel ZO. (Messikommer). S. auch
Zucker-Bröt (Bd V 989). üneig., abnehmen, sich ver-
ringern, mit Bez. auf Wert, Aussichten Gl; Nnw, auch
Schönheit L (Ineichen). Überhaupt müe"''-mer Ir
nümme'' für d's Hüräte" luege", t" ü"^erer G'sellschaft
schlät-men e ab a's üf. CStreifp 1901/2. ,Als die
Tochter merkte, dass ihre Sache eher anfange ab- als
aufzuschlagen [so nahm sie mit einer geringern Heirats-
partie vorlieb].' Nnw Kai. 1868. — 2) von Kühen,
weniger Milch geben. zB. wegen schlechten Gras-
standes gegen Ende der Alpzeit Ap; Syn. ab der Milch
chon (Bd IV 198). De- ChoUer [Kuhname] schlöt ab.
FAnd. 1898. RA.: Si schlöd nüd a" de' Milech ab, ,ihr
Zürnen bekümmert mich Nichts', von einer Frau.
AToBLER 1905. — i) von einer Richtung abgehen, eine
andre Richtung nehmen. ,Schlach nit ab weder zur
rechten nach zur linken, sunder verhüet deinen fuoss
vom bösen.' 1560/89, Prov. (,wank.' 1530; ,weich(e).'
1667/1707); darnach bei LLav. 1582 (s. Bd VI 375o.).
,In quo flexus est ad iter Arpinas, da man abschlacht
auft' die straass gen etc.' Fris. ,Die Sarn fleusst nit
gar biss dahin [Mels], sonder schlegt oben ab dem
Rhein zuo.' Güler 1616. ,Zuo unser Zeit ist der ander
Wäg, der necbst bei obgesagtem Turn auf die recht
Hand abschlecht, gar vil der üblicher und zuo Winters-
zeit auch der einzige.' ebd. — • Ahd. aUvilahan (auch bei
Notker), nihd. aUslahen (in noch amiern Bedd.); vgl. Gr. WB. I
10-2/3; Sanders 11 93S/9; Schm.- 11 514; Martia-Lienh. II
457; Fischer I Gl/3. Unklar ist die Bed.unsres Wortes in der
Spielbezeichmiug Bar- a.\ s. Kochh. 1857, 414 und vgl. das
verwandte Spiel Bar''(.-"tlaufe" (Bd III 1139; IV 1436). —
Ab-schlahen n. 1. a) entspr. Ib. .Durch houpt-
lich abslaclien'; s. Bd II 1501 u. ,[Der Schaden]
so ... mit Ob^suchen und -abschlagen beschicht.'
1718, ThHw. Arch. — b) entspr. Ic. ,Were aber, dass
die von der Riedstatt dirre vorgenannten stücken . . .
dheines brächindt oder uberträttindt ... es were
347
Scillali, schieb, sclilih. scliloh, scliluh
3-18
mit ir vych weiden oder mit holz nemende oder
hauwende oder schnidende oder abschlachende . . .'
1336, BiRNi). 1911. S. noch Bd VII 228o. — 2. a) ent-
spr. 2fa. , Diese Erhöhungen [Reste eines Bergsturzes]
sind jetzt noch so locker, dass beim Abschlagen des
Oberdorfbaches die ganze Wassermasse im Kettwäldli
Tage lang spurlos verfällt werden kann.' Gl JB. ,Daz
wir ... den fluss dez wassers an die vorgenanden
mülinan mit keinem zinse mit absehlahenne noch
keinen andern wäg summen noch irren sülen.' 1345,
Z Rq. 1915 (ZBuchs). ,An schulth. von Burgdorf, das
unzimlich vischen mit abschlachen und ubervachen
und in ander wäg abzuostellen und solichs by 10 pfd.'
1516, B RM. Das ,bach abschlachen und rumen' fand
immer ,um Verene' statt. XVI., MReimann 1914. ,Dass be-
forderist das Abschlachen der Haubtstrangen [der Töss]
ganz liehen abgestrickt und verboten, die kleinen Nebent-
strengli oder Bächli aber abzeschlachen wyters er-
laubt syn solle.' 1647, Z. S. noch Fach-Büsch (Bd VI
1479). — b) entspr. 2gY. .Langt an üch [Rottweil]
unser ernstlich bitt ... ine anzehalten, uf angesazte
disputation sich ze schicken . . . Wiewol wir uns ab-
slachens nit versächen, begären wir doch ... nwer
vcrschriben antwurt.' 1527, B Ref.; ähnlich 1528, ebd.
,Das es guot und nodtwendig were, die üweren zuo
vermanen, das sy kein billichs [Anerbieten einer
Schlichtung der Parteiung in Gr] abschlüegind und
nitt stäts uti' a. sich richtitind.' 1573, Brief (HBull.).
Neben verwandten Ausdrücken. ,Das a. oder ans-
schlahen, recusatio; das laugnen und abschlachen,
negatio.' Fris.; Mal. ,Üf annemen oder a.' uä. ,Als
der gmeinden verordneten gwalthaber ... uns harinn
ein offnen spruch, mit wüssenthafter sacb utt" ir an-
nämmen oder a. ze tuond, fryg, guotwillig vertruwt.'
1559, Z Rq. 1910. ,Das sy [die Parteien] uns eines güet-
lichen spruchs uti' ir annemmen oder abschlachen
zwüschent inen ze tuond bewilliget.' 1562, ebd. So
noch 1596, ebd. 1915. S. auch Bd VII 419u. Entspr.
2g6: .Sömlich gemechtniss ... bestand haben soll unz
uff unser der gemeind abschlachen.' 1481, B. — c) ent-
spr. 2ha. ,Ane abniessen und a.'; s. Bd IV 816. ,Daz
er [RvHabsburg] den burgern von Louffenberg und
iren nachkomen umb die obgenanten tuseng guldin
versetzet hetti dis nachgeschriben vischenzen ... ze
einem rechten werenden phande äne allez abniessen
und abschlachen der obgenanten tusent guldinen.' 1363,
AxLauf. — d) entspr. 2hp. ,Wann aber die Frucht
wegen guter Witterung, worfür Gott ewig gedanket
Seye, im Abschlagen ...' 1665, Z. — ab-g'-schlage":
1. a) entspr. 1 b. Eine B'setsi aus abg'schlagne" Steine";
s. Bd VII 1707M. ,A. (abgehauwen), pra^cisus.' Fris.;
Mal. Sini [Christi] Wunde" tuend ivi alli so loe; di
chline" wie di grosse" sind im alli wi' abg'schlagen und
abg'stösse". EStoll 1907. — b) entspr. Id, von einem
Gefühl der ,Zerschlagenheit', grosser Mattigkeit in den
Gliedern, infolge von Hitze, Anstrengung; auch seelisch
niedergeschlagen Bs; B; GrScIi.; L (Ineichen); Scu;
Th; Z. Wie a. (in'n Glidere"), ganz a. si". De' Vatter
ist aW'' nüd ganz busper . . . [er] sei gans abg'schlage",
und d'Bei" welli"d-e" nümtne'' träge". Messikommer1910.
Esö en Wetters Pfnüsel macht Ein chrenkner, als me"
wcft i"g'stö": men ist uie g'rederet und abg'schlage", wie
wäm-me" de" ganz Tag g'acheret hetti. ebd. Und wo
die 's Susannen [nach einem schweren Schrecken]
sieht wie oiig'schlagen an der Wand stö" mit . . . em
blaiche" G'sichtli ... EHetzel 1885. — c) eingefallen,
eingezogen, so von den menschlichen Schultern, dem
Kreuz der Tiere (bes. Kühe) BE. (Bärnd. 1904), G.
(ebd. 1911). ,Ein buchstäbliches Gestalten zur
Mumie (ein I"toggele"} erfährt noch heute da und dort
ein bedauernswerter Säugling als Feschichinn'', das
man ß")feschet, damit es gradi Bi-n überchömi. Jeden-
falls wird es diesen problematischen Preis mit ab-
g'schlagnen Achsle" erkaufen.' Bärnd. 1911. ,Der Frei-
b'crger, das Pferd der jurassischen Franches Mon-
tagnes, mit der charakteristischen Einsenkung mitten
durch das massig abgeschlagne Chrüz.' ebd. 1904. Fn
abg'schlagni Chue hat eingezogene Beckenknochen, ebd.
1911. Abg'schlagni Bagge" Z (Spillmann). — d) ver-
schlagen. E" Teil säge", er sig nit der Schlauer, und
Anderi meine", er sig e" ganz Abg'schlagene''. Bs Nat.
Ztg 1917 (BsL.). — 2. entspr. 2 g. ,A. oder hin-
genommen, pra!cisa opitulandi potestas; a., versagt, via
negata.' Fkis. Zu 2ga: ,Pründtlichen bittende, sy [die
katholischen Orte] wellen die sacb zuo herzen fassen
und behelffen, das uns sölliche[r] abgeschlagner bas [der
Brünig] wider uffgetan [werde].' 1566, JSG. (übw an
L). Zu 2g8. .Gleichwie der hinderste Capitalist
auch das abgeschlagne Capital endtweder ausszulösen
oder von dem Underpfandt abzustehen schuldtig ist,
wan der Prinzipalschuldner das abgeschlagne Capital
nit schon selbst bezahlt undt aussgelöst hätte.' Schw
Ma. LB. 1756. Von einer Urkunde: .Herzog Ott selig
het versetzt Hansen von Hettlingen ... 7 mark geltes
ze Stadeln ... und uff dem garten ze Winterthur für
70 mark silbers an abslag; daruff hat im aber der
selb herzog Ott geslagen 23 mark und 24 grosser
Pfenning. Datum ze Passouw des ersten l)riefs an Sant
Görgen abent anno domini 1334, datum des abgeslagen
briefsannodominil336.'uml380,HU.IIl,678.— un-a.:
a) entspr. 2fa; s. Bd V 325 u. (,one abgeschlagen'). —
b) Gegs. zum Vor. 2, unverwehrt, unbenommen. .Dass
dem abt des klösterlis zuo Kleinen Lützel und einem
vogt zuo Tierstein ... alle die gerechtigkcit und fry-
heit, so von alter har gebrucht ist, u. sin solle.' 1522,
Absch. (B Schiedspr.). ,Wie ettlich Grischeneyer ein
zytt lang by iren hüseren und von huss zuo huss
keren.die hütt [Häute] uffkouft'en; das abstellen, doch uff
fryen merkten unabgesl. ze kouffen.' 1534, B RM. , Wenn
ein burger über feld ryten oder gon wellen, solle im ein
tolch zetragen u. sin.' 1563, Z RM. ,[Es soll] einem
Jeden u., sonder zuogelassen syn, uif den Abent über dift
Bruggen ze gähn, syn Vech ze holen und heimbze-
tryben, wie es dann bissher auch also gebrucht wor-
den.' 1605, Z Rq. 1915 (ZDän.). S. noch Bd VllI '270u.
Abs. ,Der lütpriestern und Seelsorgern halb, die söllent
die heiligen sacrament nit umb gelts willen ussteilen,
noch die jemands hinderhalten; doch harinn den
sigristen ir Ion, wie das bishar gebrucht ist, u.' 1525,
B Ref. , Söllent semlich brieft' und bevogtung kein
kraft haben, sunder hiemit ganz kraftloss, todt, hin
und ab sin. Doch hiemit ander billich und nottwendig
vogtyen u.' 1530, AaZoT StR. ,Das [näml. .üppige schain-
pare lieder'] wollten sie ouch abgestellt haben, doch
züchtige erbare lieder u.' 1539, THagemb. 1882; so noch
öfter in B Quellen des XVI. — Vgl. Gr. WB. XI U, 47. —
Ab-g'-schlage°heit f.: Niedergeschlagenheit B
(AvRütte; ,nicht sehr häutig'); \g\.ab-ge-schlagen Ib. —
Ab-schlaher m.: .Abschlag- oder Sichelmesser der
Reblcute. Winzerhippe, krummes Handbeil' Bs(Spreng;
I
340
Schlali, sclileli, schlih, schloli, scliluh
350
auch It Meyer); Syn. Ab-Schlahen (Sp. 274). — Ab-
schlahung f.: 1. zu ab-schlahen Ib. Einen ,init Ab-
schlachung sines Houpts' bestrafen. 1607, AaL. StR. ; s.
Hinder-Schlahung. — 2. a) zu ab-schlahen 3g; Syn. ,46-
Schlag 4 (s. Sp. 198/9). , Abschlagung der strass gan
SBatten.' 1566, JSG. (übw an L). ,So nun unser ... Eid-
gnossen yon Zürych ... in die a. der proviand [gegenüber
den VO] bewilliget.' HBüll. 1572; am Rand: , Zürych
williget in den abschlag der proviand.' .So bliben wir
bi vorgetanem [1. ,-er'] uch hüt ... zuogeschribner ab-
schlachung; dan wir ie disen unerlichen bericht mit
keinen eren wissend an zenemen.'ANSH.( Z an B). , Als aber
damalen vilgenielt unser amtleüt den parteien zu baiden
teilen ach* tag zil und tag bestirnt, sich über dieses
mittel, ob es ihnen annemlich oder nit, zuo bedenken
und nach verschinung derselben zuosagung oder ab-
schlagung zu tuon ...' 1560, G Rq. 1903; nachher dafür
.Weigerung'. .Welliche auch das Allmosen ... empfahend
und aber Nut destominder dem Wyn nachhängten und
-giengend, da sollend derglychen unnütze Personen
nebent A. des Allmosens in Gefänknuss oder Zucht-
stuben gelegt... werden.' Z Mand. 1650. — Mhd. ahe-
slahuHfie f. in andrer Bed.; vgl. Gr. WB. 1 103. — un-ab-
schlächlich: Adv., ohne Weigerung. ,Dass wir...
inen [Strassburg in Sachen des Burgrechts] nüt zuo-
sagen wellen, biss wir die unsern von statt und land
des berichten. Dann äne sy können wir nüt entlichs
besliessen. [Wir sind der] hott'nung und zuoversicht,
es werd an den unsern in statt und land kein mangel
erfunden, sonders in betrachtung der liebtaten, so ein
statt Strassburg unsern vordem und uns bewysen,
unabslechlich volg haben.' 1529, BRef. — Vgl. das Syn.
.unabschläglich' bei tir. WB. XI 3, 78.
abe"- (ache"- usw.): 1. a) her-, hinunterschlagen,
wohl allg. Wenn si [träge Arbeiter, bes. Bauhand-
werker] de" Hammer scho" uf'zoge" hand ond's a" fangt
Zwölfi schlage", so schlonds' nüvve'' abe" ThMü. S. auch
Bd Vlll 190o. Unpers.: [Es] ist i" de" Chöpfe" hinde"
[Örtlichkeit] Eine abe'g' falle" ... Es mues'-ne" doch
g' chörig ahe"g' schlage" ha", ''as' s' ne" müend träge".
JHefti 1905. Bes. Baumfrüchte, Nuss{e"J, Öpfel [usw.]
a. De'" bin-i''' [der Häeterhueb] de"" uf der erst lest
Acher ga" Herdöpfel füre"grüble" oder ga" Öpfel ahe"-
schlä", für das'-i''' Öppis z'hräte'heig. Barnd. 1904.
Es g'heit ned alls Obst zur gliche' ZU ab ... und es
gi''d aw^ settigs, wo-mer muess abe'schlö", nenn-mer 's
will i'bringe". WMüller. S. noch Süchel (Bd Vll 205).
RAA.; s. Bd IV 8'26o.; VII 1457 u. Im Spiel; vgl. ab-
schl. Ib. D' Schueh (Schüehli) a.; s. Bd VIII 456 o.
Lebchuechen (Lebchüechli) a.; s. Bd III 137/8 (bes.
währenddes ,Musegger Umgangs' geübt; s. Bd II 342/3).
— b) nieder-, zu Boden schlagen. Lebewesen AaP.;
SchR.; SchwE. (Lienert): Th. Schlö de" Hund abe"!
SchR. Wenn d'nid still bist, so schlö" [ich] -rfj«* g''ad abe" !
Drohung im höchsten Zorn Tu. ,Wenn sie ein U'wort
zu ihm sage, so schlage er sie abe"' Z (Prozessakten).
Auch: schlachten, zB. Schweine Obw; Syn. tatschen.
Sachen. Ein Haus niederreissen GlGI. Vom Hagel.
,1770 schickte der 1. Gott den 4. Herbstmon. ein er-
schrecklichen Hagel, der weit und nach Alles aben
gschlagen, besonders den W'einstock sehr hart betrof-
fen.' ZZoll. TgB. (aZoll. 1899). ,180'2, den 9. Heumonat
gab es ein schweres Wetter mit Steinen, schadte aber
Gottlob nicht vil; aber zu Ebmatingen, Maur und
dortigen Enden hat es fast Alles aben gschlagen.' ebd.
,Heiim. 1808, den 21. zu Abends nach 5 Ur gab es ein
erschreckliches Hagelwetter über unsere Gemeind,
daurete ungefähr 10 Minuten und hatte den Wein
meistenteils abengschlagen.' ebd. — c) e" Pfäl a., (tief)
in den Boden hineintreiben B (Friedli). — d) uneig.,
das Essen hastig hinunterschlingen (ohne Etw. davon
zu schmecken) B; Syn. inen-schl. We'"-me" [als Jung-
geselle] da .so mueterselenaVei" a" si"'m Chatze'tisch
mültrummet, schlät-me" das Fresseli abe" tvi'-n-e"
hungrige'' Hung e" Bitz Fleisch. FStauffer 1917. .Mittag
war längst vorbei, als er [der Arzt] heimkam... und
Käthi fuhr wie ein Kobold im Hause herum, weil man
nie mehr essen könne wenn andere Menschen und
öppe" auch mit Manier, der Herr müss es abe°schlah'',
ke'" Hung tat 's so.' Gotth. — 2. intr., sich hinab-
wenden. .Und wirt sin heilikeit [Papst Felix V.] ...
zuo Eschemerthor inhar riten unz zem spittal, und
des abbin sl. wider die Barfüessen und die Gerwer
abe, durch den Kornmerkt und durch den Vischer-
merkt und vor dem Rinthor die Ysengasse wider uf-
har.' 1440, Bs Chr. ,Als wir nun einen veeren
Weg dem Berg nach obsich geritten und by einer
Sagmülli widerumb hinabgeschlagen, der Meinung, es
wurde nunmehr enden, befanden wir erst die recht
Geche und Höche diss Bergs.' 1608, Z Gesandtschafts-
ber. ; nachher .hinabgestigen'. — Vgl. .herab-, herunter-
schlagen' bei Gr. WB. IV 2, lOII. 1191. — abC-g'-
schlage°: 1. entspr. Ib. A-s Obs Tu; Z; vgl. abe}i-
ge-schüttlet (Bd VIII 1582o.). — 2. = ab-ge-schlagen Ib,
niedergeschlagen. Sieinist [zuweilen] ruckt-er zUig üs
und lauft dur''' alli Täler üs und chunt nachts [.'] a.
hei'". Lienert 1913. D' Muetter, d' Marianne, ist g'si"
wie a. ; mi" hät-ere''s a'g'seh", 's Lebe* hät-si nümmc
vil g'freut. ebd. 1891. Der Melk hat chüm ,i" Ewig-
keit Arne"' g'seit [als Antwort auf den Gruss ,G'lobt
s' Jeses Christ'] esö ist-er abe'g' schlage" g'si"; Das hät-
er nie erwartet, dass-em 's 3IarieU runde"weg i"'s G'sicht
ine" seiti: Dich hüröt-i''' nüd. ebd. He ebe", icorum
isch-er\ß.ex au.sgestochene Liebhaber] so ache'g'schlagnff'
i" der letzte" Zit? Gründer 1906.
über- (bzw. ö-, u-). in Bed. 1 f a t«., 2aY (Giord.)
und 3 a (Bärnd.) trennb. (vgl. aucli überschlagen 1 a
und b Sp. 358). sonst untrennb., (ausser in Bed. 3e) mit
.haben': 1. über Etw. hin(weg) .schlagen'; oft mit dem
Nbsinn des Leichten, Oberflächlichen, a) zu schlahen 1.
a) den Samen des Maschen (weibl. Hanfs) ausklopfen,
die auf das Sunnen (Bd VII 1101) folgende Verrichtung
ScnSchl. (APletscher); vgl. fimmelen 3 (Bd I 827). —
ß) e" Segisse" e"chli" üherschlä", leicht dengeln ZZoll. —
f) = über-mdjen 3 (Bd IV 136); vgl. schlahen laa
(Sp. 287). En guetc Mäder überschläd en halbe" Schueh
ZS. — h) = iiber-fachen (Bdl641/'2); vgl. i»-, ver-schl.
.Bürgi Fischer hat ein giesen überslagen mit ein [!|
fach mit dry ougen.' 1436. Z. .Da wer vor ziten euch
ein müli gesin, die dick nit malen möchti. das sy nit
wasser hetti; den die dorflüt nit meinten, das man
Jas Wasser also uberslan solti.' 1475, UwSa. Wuhrbrief;
derMüller hatte widerrechtlich eine, Schwelle' gemacht.
,[Die Unterwaldner] überschluogend den see [bei
Stans] . . . mit pfälen oder schwiren von einem berg
bis an den andern, darhinder si glich wie in einer
vesten statt lagend.- HBrenxw. Chr. S. noch Bd V
859 0. — c) = übersetzen 13 (Bd VII 1638/9). .Wir
beschribent die houptlüte, daz sy zu den unsern zügent
gen Hirsingen [bei Altkirch]. Daz sy ouch tötend
351
Schlali, sclileh, schlih. schloh, schluh
352
nnd ze Brisacli überslngent und zesarainen koment.'
1424, Bs Chr.; nach Wurstisen 1580, 214 giengen sie
,uber die Breisacher brück'. — d) wie nhd., = über-
hupfen (Bdll 1493) BG. (Bärnd. 1911) und modern auch
sonst. , Verzeiht niir's und überschlägt's [eine Jugend-
torheit], wenn's Euch eckelt', der Erzähler an seine
Leser. ÜBrägger 1789. — e) Ober Etw. (Jnid) hin
schlagen, von Wellen, Flammen, ßildl. ,Wer anders-
wo [als bei Gott] trost suoclit ... mag nit bstan ...
wenn ihn überschland wellen innerlicher nodt.' HvRüte
1552. ,l>a die Kriegsflarani um unser Vatterland heftig
gewütet und bald ganz Europam überschlagen hat.'
JJScHEUcHZER 1707. — f) Über Etw. legen, a) .(Einem)
etw. tt.' = ü.-legen 1 (Bd III 1178), von Kataplasmen.
.Sclilach dem menschen das nass tuoch über, wa er
des geschwärs befindet.' Arzneib. XIV. /XV. ,Von
aussen har . . . rossessig oder andere dergleichen
kalte ding überschlagen.' HPant. 1578. ,[Einen Brei]
woU breit und woU warm übergschlagen. wo der
Schmerzen härkompt . . . und das Pflaster darüber
gelegt.' ScHw Arzneib. XVII. ,Schleehenmiess ...,
Papelen, Bilsanikrant [usw.] ... vermischt zu 2 Säckli
und in Wasser gekochet zum Überschlagen ... Ein
Salbu, mit welchem man sol die Hüft salben, eh man
die Säckli überschlagt.' Z Kezeptb. um 1700. ,Schlahs
pflasterweis ... über.' ebd. .Schlags [ein nasses Tuch]
also kalt über über die Röte.' ebd.; wechselnd mit
,leg (bind) es über' uä. S. noch Bd III 759 fver-
knürschenj; VII 80iiu.; Sp. 205 (zweimal). Etw. (Jmd)
,mit Etw. ü.' ,Ich überschlage meine Hand mit einem
goldenen Ring, dass die Warze [usw.] sich entferne,
wenn's der Wille Gottes ist', Segen gegen Warzen uä.
U (.'VfV.). .Erhette auch den einen Schenkel zwüschen
iren beinen, sy aber bette inn mitt irem schenke! über-
schlagen.' 1574, Z Ehegericht. ,Man machet ein läng-
licht Gräblein [zum Vogelfang], so lang und breit, dass
ers mit dem Netze bedecken und überschlagen könne.'
EKöNiQ 1706. .Darein [in eine Lösung] ein Tuch
tunken, den Käss '24 Stunden ... damit ü.', um ihn
haltbar zu machen. Gr Sammler 1779. — ß) = ü.-legen 3,
zB. Decken, Teile an Kleidungsstücken Aa (H.); Ar:
B (.duplicare.' Id.); GT.; Sch; Th; Syn. ze-rugg-sehl.
Abs.. in der Spr. der Militärsanität: die Binde wenden;
vgl. Uber-Schlag 4. — y) refl., von den Blättern des
Kopfsalats, sich übereinander legen und dadurch den
,Kopf' bilden L (Mitteilung eines Gärtners). Tr.: ,Der
lange weisse [Gartenlattich, Lactuca sativa] muss oben
überschlagen und gebunden werden', damit er nicht
in Samenstengel aufschiesse. EKönig 1706. — 5) = über-
heften (Bd II 1061), , nachheften', die jungen Reb-
schosse mit Strohbändern vorläufig leicht befestigen,
einige Wochen nach dem , Binden' und dem , Aufheften'
im Spätsommer vorausgehend ZHöngg (Churer Beitr.
1792, 59), S. (nach einer einzelnen neuen Angabe); vgl.
heften la, üf -heften 1 (Bdll 1060/1), sowie xim-schl. —
g) einen Platz mit Etw. (in übermässiger, ungehöriger
Weise) überdecken, in Beschlag nehmen. ,[l)a] die Ort
der Begrebnussen by ilen kilchen in unserer Statt [zur
Pestzeit] ... von Vile wegen der Abgestorbnen ... inmassen
durchgraben und überschlagen worden, das wir ... an
etlichen Orten ussert unserer Statt Platz zun Begrept-
nussen suchen... lassen müssen.' 1611, Z Schreiben.
Vgl. auch un-über-schlagen (Sp. 359). Uneig. : ,So iro
ettwa dryg meister ein jeder zechen [Gesellen] an-
stalte, die überschlüegind die büw all, und müesstend
dann die anderen meister darnebent syn.' 1566, Z
Ratserk. Spec. a) von Unkraut uä., = über-nemen Ih
(Bd IV 73,5). Big.; s. Bd V 600u. Sonst nur uneig.,
bes. in der Spr. von Geistlichen. ,Zu Abschafi'ung des
Unkrauts der Fasnaclit, weliches des Herren Feld
überschlagen und teuf eingewurzet hat.' Pred. 1601.
.Eigennützen tut zwar tragen Rosen, doch ganz wild
sy sindt; ihres Gstüd tut überschlagen, was in Gärten
Schöns man flndt.' JCWeissenb. 1701. , Alles ü.' ,Zur
Zeit Elia, da das Unkraut der Abgötterei in dem
Königreich Israel Alles überschlagen.' AKlingler 1688.
.Wie die Kirch ... zum todten Sardis worden, in deren
ein Geist des tieffen Schlaft's bald Alles überschlagen.'
.TJUlr. 1718. ,Die Ursachen des unter uns Alles
überschlagenden Unglaubens.' ebd. .Diesen Bauern-
stand sucht man in unsern Gegenden, wo die Fabrik-
arbeit Alles überschlagen, vergebens.' E. XVIII., Z
Hombr. Pfarrbericht. — ß) Weideplätze ,ü.' = ü.-setzen
(Bd VII 1639 u.). ,Die AUraend ü.' uä. Dass sie die
.filmend ... mit ihren vielen Gänsen ,überschlachent',
das sei ihnen [den Klägern] schädlich und unleidlich;
früher habe man die Gans ... in einem besondern Ein-
schlag gehalten. 156'2, MEsterm. 1882 (Rick.). ,Ein
schönen und mechtigen hochwald, gemeine nutzung
und weidgang ... derselbig aber von keinem teil [der
.\llmendgenossen] gar nit geschirmpt, sondern ouch
durch frömbde personen, so ir viech darin tundt, über-
schlagen ... ward.' 1588, LE. (jüngere Abschr.). ,Uff-
trib des Vychs [Uberscbr.]. Mit deme ist... die All-
gmeindt überschlagen und verderbt worden ... Dess-
wegen sol ... Niemand mehr ufl'tryben, dann was Einer
winteret und zwintern vermag.' 1629, AABremg. StR.
.Einen mit dem vich ü.' uä.; oft neben Synu. ,Wer
ouch, daz der von Basserstorff umbsässen sy über-
triben und überschlachen wölten mit irem vich und
sy darmit schadgeten, es wer an wunn oder an weid,
so mugent sy das vyoh intriben.' ZBass. Oft'n. Anf. XV.;
entspr. in der Ofl'n. von ZKloten 1608/49; vgl. dazu
Z Rq. 1910, 392; Schaubg Rq. I 194. ,0b uns jemant
überschlüeg mit vech, der nit weidgenos zu uns wer,
sömlich vech mögent die hoftjünger nemen [usw.].'
ZDürnten ütfn. um 1485. ,Als sy dann zu Ainwil
ainandern bishar mit irem vech überschlagen haben,
deshalb gross klag gewesen ist, sollen hinfür der vogt
und das gericht dry darüber setzen, die sollen die
ding anschlahen und haissen uslegen ald ufschlachen.'
GAndw. Oflfn. 1510; in der ä.Offn. (vermutlich 1490):
.Die dry [Verordneten] söllent sich erkennen, wie man
ross und rinder, ouch wie vil in der esch under ain-
andern halten und waiden solle.' ,Das sy, die tagner,
vil güetern usserthalb irem ätter ... erkouft, den nutz
darvon in das dorft" ze Rieden gefüert und von des-
selben nutzes wegen vil mer vechs angestelt, dann
sy uff' iren güetern, innert ätters gelegen, erhalten
mögen, und sy [die klagenden Gemeindegenossen] dann
mit dem seihen vech uff dem weidgang überschlagen
betten.' 1562, Z Rq. 1910 (Schiedspruch). ,Von wegen
das die von Bonstetten sich erklagt, das die von He-
dingen sy mit dem vech im weidgang, so sy zusammen
haben, überschlachind, und deshalb sünderung des
selben begerind.' 1571, Z KM. Die fremden Einsassen
liaben die Hofleute [von GRh.] dermassen in Holz und
Feld ,mit vech überschlagen und sonst übernossen',
dass die eigenen Hofleute im angebornen und ererbten
Vaterland übervorteilt und in Armut gebracht werden.
353
Schlah, schieb, sclilih, schloh. schluh
354
1578, JGöLDi 1897. ,[I)ie .Huber' haben] vermeint,
das sy ... das Gnieindriet mit ireni Zügvych allein zu
nutzen und nach irer Glegenheit zu weiden Gwalt
hahind, hingegen gemalte Andren [die , Tagner'] ver-
meint, wan sy mit irem Küehvych uft' geraelt Riet
sonderlich im Meyen, da die beste Nutzung ist, nit
faren dörftind, sy sich dessen höchlich zu beschweren
und zu klagen hetind, sonderlich wan gedacht Riet
mit irem Zügvych und Stieren überschlagen, sy hier-
durch mit iren Küeycn in grossen Schaden kommen
möchtind.' 1640, Z Rq. 1910 (ZAusl.). — h) (sich) mit
einer dünnen Schicht überziehn; vgl. überschlagen Id
(Sp. 358). a) von gefrierendem Wasser, = ü.-schiessen
2ba. (Bd VIII 1882 o.) B (Zyro); Gl. 's het Unecht
d's Wasser [in der Köche] möge" üherschlä" B(Zyro).
Intr., .= ü.-schiessen lai (Bd VIII 1380 u.) Ndw (Mat-
tliys). Es uberscidäd. — g) ein wenig braten, anbraten;
vgl. überschössen 3c (Bd VIll 1383). ,Nimm Hüner-
fleisch und Marg, hack es wohl, tu gerieben Simmel
dorzu, Gewürz und Eyer, kanst das Fleisch über-
schlagen, dann in Anken bachen.' Z Rezeptb. um 1700. —
Y) übertr., Wasser, ein Zimmer (e"chli"J ü., leicht er-
wärmen Ap; GrL., Nut'.; Z. D' Stuben ü. Ap. Meist intr..
von Flüssigkeiten, einem Ofen, Gemach, (nur oder erst)
massig warm sein oder werden (infolge Erwärmung, auch
Abkühlung) Ap; Bs; Gr; Sch; Tu; Ndw; Z und wohl
weiterhin, .überschlagen, kalt werden.' Denzler 16ü6.
,Die Suppen hat überschlagen, jus deferbuit.' ebd. ,Der
Wein überschlagt, vinuni Ht egelidum.' Hosp. Gew. in
der Wendung: 's Wasser, auch de" Most, Wi" (uf''em
Ofe", i" der Stube" e" Bitz) ü. kl", temperieren (.entfrieren
machen' Tsch.) Die Pappe" het «o"* nit g'nueg über-
schlage", dass-me"-si dem Kind ge" ka""; nie" mues'si
no''' besser überschlö" lö". Spreng. ,Lass den Anken
überschlagen', beim Kuchenbacken. Z Rezeptb. um
1700. ,Lass ihn [Wein] nur ein wenig überschlagen.'
A Arzneib. — i) = sinnen II (Bd VII 1080) ; s. Bd V 678o.
(XV., G); VII lOSOo. (1393, Z RB.). - k) unsinnlich.
a)(ungefähr, vorläufig) über-, berechnen, schätzen. (ver-)
anschlagen .\ä (H.); Bs (Seiler); B; Gl; GrI). (,schrift-
lich oder in Gedanken eine Berechnung in Bausch
und Bogen über ein Unternehmen machen' B.), V.; L;
Sch; S; Th; Ndw; Z und wohl weiterhin, wie nhd.;
vgl. Über- Schlag 2 a (Si). 20112). ,Die nutze der statt
zu gemeinen jaren ze ü. ... sind geordnet NN.' 1449,
Bs. ,In ein summ zuosamen fassen oder (.und' Fris.)
ü., summieren, facere suramam.' Fris.; Mal.; ähnl. bei
Denzl. 1666. ,Den Unkosten des rächten(s) ü., ssti-
mare litem.' ebd. ,Wann nun die obgeschribnen ...
Personen solches Inkommen erkundiget und das selbig
in Trüwen überschlagen, zeigend sy an, dass solche
Pfrund jerlich wol möchte ertragen 300 Fl. Aber
höcher köntind sy die nit achten wegen grosses Um-
kostens.' 1612, ThMu. .[Wenn für Kriegsmaterial.
Geld und Mannschaft gesorgt ist] und man .\lles wol
überschlagen, den Unkosten gerechnet hat [kann das
Aufgebot erlassen werden].' Kriegsb. 1644. ,Über-
schlagen, aussrechnen, rationem inire, subdueere ra-
tionem.' Hosp. .Eine rechnung ü.' uä. ,Als wir under
allen malen haben verzert, so wir die rechnung uber-
sluogen, des kosten ist ...' 1383, BStRechn.; übliche
Formel für den halbjährlich erfolgenden Rechnungs-
abschluss (dafür: ,Do wir das buoch summoten und
unser rechnung beschlussen.' 1430, ebd.); vgl. BStadt-
rechn. 1904, S. VIII/IX. ,1 pfd verzarten min herren,
Schweiz. Idiotibou IX.
do sy den reiscosten überschluogen.' AaB. Rechn. 1478.
,2 Ib. ... verzert, als die nüwen rätt ir rechnung über-
schluogen' ebd. 1497; ähnlich noch 1546. .(Rächnen)
ein rächnung ü., rationem deducere; mit einem ein
rechnung ü., mit einem rechnen, putare rationes cum
aliquo.' Fris.; Mal. ,Supputare rationem, die Rech-
nung überschlagen.' Denzl. 1666. Mit Akk. P. ,Das
Volk ... so vor Erigurt zuosamen kam, ward über-
schlagen für 18000 man stritbar.' PvMolsheim. ,Dero
[der toten Feinde] so vil was, das sy nieman mochte
gezellen oder überschlachen von menge der lütten.'
ebd. ,ünd als man die totten lüt ... begruob, do wur-
den sy überschlagen und geschezt by 1300 manen, so
erschlagen und erstochen warend.' ebd. ,Und als sy
[die Zürcher 1445] also in der Ordnung zuchend ...
gan Meilingen zuo, da warend zwo frowen da, die sy
überschluogend, wie vil ir wer, und seittend daz gan
Mellingen [den Eidgenossen].' Edlib. ; nachher ,über-
schetzen.' S. noch Bd VIII 1676 u. Mit abh. Satz. ,Die
man geschickt hatt, die zuo besehen, die habend über-
schlagen, wie ob 3000 man erschlagen und ertrunken
sind in der Musel.' 1477, BsChr. ,AIso wurden die
toten lichnamen zesamen getragen und ouch usser see
gezogen, die man denn finden möchte, all in 2 gruoben
geleit, das man die totten lichnamen schätzte, und
überschluog, das ob 24000 man ... erschlagen und
ertrunken warend.' PvMolsheim. ,Er [ein Reisläufer]
hab ... einmal gerechnet mit im selbs und bi einer
billiche, doch nit gwisses, überschlagen, das er hette
bi 500 gülden, oder darob.' 1512/4, Z Soldprozess.
,Man hat och sammethaft überschlagen [vorher sind
einzelne Teilverluste genannt], dass der Schwitzer bi
den 8000 si umkomen.' Sicber 1531. .Schon bei im
selbs wüssen und überschlagen haben, wie gross und
weit eines anderen hauss werde und wie es auss-
bauwen und aussgemacht werde, dimensam et exsdi-
fieatara animo habere domum alicuius.' Fris.; Mal.
Abs.: ,Als wir überslahend, do ist uff unser party mit
24 mann tod bliben.' 1476. Bs Chr. Zu ß übergehend.
Der Sehrötc"hannes hed überschlage", wie vill Hab
und War das Marieli a's einzigs Chind an Achere',
Matt, Berge", Alpe", Veh und Busli"g e"mäl "ber-
chümmi. JJörger 1918. Vo" dene" [Silbermünzen] het's
es par füre" g'no" und i)n Geist überschlage", was-es
Alls bim Chrämer überchöm und tcem-es dermit u-ell
c" Fröid mache". BRosin 1918. ,Man sah, dass sie
[Erben bei der Teilung] im Stillen überschlugen, wie
viel [von den Kosten] es Jedem bringen möge.' Gotth.;
an andrer Stelle: .überschlugen sie in ihren Köpfen ...'
S. noch Kanten (Bd III 377). ,Du solt auch über-
schlagen, wie viel Wägen, Ross und Männer ... von
Nöten seyen.' Kriegsb. 1644. — ß) überlegen, über-
denken Aa (H.): Bs (Seiler); BE. und It Id. (,per-
pendere'); S. Wenn-me" d' Sach so recht überschlöt
[Erklärung: .überlegen'] und vo" der rechte" Siten a"-
luegt ... Schild 1876. ,Er wolle es noch überschlagen;
ex sehe die Sache wohl ein, aber sie komme ihm so
ungsinnet, dass er erst darüber schlafen müsse.' Gotth.
.Do der, der E[u]phorbus was, ein gmüet hatt, daz ver-
ston, ü. und gedenken kondt, und einen Ivb hatt
menschlicher gestalt.' LJcd 1531. ,Ini herzen be-
trachten und u., versare in corde; bei im selbs u. und
fürnemmen, peragere secum animo aliquid.' Fris.; Mal.
,Wer nur ein wenig überschlagt die innerliclien Auff-
ruhren und Unruhen, die sich in wenig .Jahren nach
355
Schlah, schieb, sclilih, schloh, schluh
356
einanderen in einer löblichen Eidgnoschaft erzeigt,
Jer wird sehen, dass die letstere allwegen unib ein
Grad hoher ... als die vorgehende gewesen.' JäICllek
lüOn. .[Als Caesar] bis au den Fluss Kubicon ... ge-
langet, habe er sich ein wenig daselbst aufgehalten und
sein gefahrliches Vorhaben beisich selbst überschlagen.'
LLav. 1670. ,Ein Ding wol überschlagen, fleissig nach-
denken, corde aliquid volvere, versare [etc.].' Hosi".
.Nachdem sie Alles überschlagen, haben sie funden,
dass [usw.].' 1761, Züberr. Mit abh. Satz. [N. hat] i"
Gidanken uberschlage", we""-me" Vögeli föh" well, so
inü«s-Hie" süferli tite". SGfellkr 191 1. .[Diener zum
Grafen:] Nu sechent ir wol nu dort ain büchel ligen
in dem sewe: da hab ich gesiunet und etwa dicke über-
schlagen, daz da selbes gar wol ain vesti Isegi.' Z Chr.
1336/1446. ,Was oucli der herzog [von Oesterreich]
zu Seckingen, und woren die houptlüt ettwan by im,
und übersehluog man. sy betten sich mit dem herzogen
vertragen', mit Bez. auf einen eigenmächtigen Streich.
1448, Bs Chr. ,Zenacht gedenk, betracht, uberschlaben
und sinnen ich alles, das ich geton und gesagt hab
tags zeit, facta ac dicta mea noctu remetior.' Fris.;
Mal. , Demnach wir . . . mit unparteyischem Gemüt
überschlagen, wie alle dise Guttaten [Gottes] bis daher
von uns mit grossem Undank bezahlt worden.' Z Mand.
1680/5; , überlegen.' 1691. — 2. a) tr., machen, dass
Etw. (Jmd) sich überschlägt, vorn- oder hintenüber
stürzt. Einen liegenden Gegenstand stürzen (Syn. m.-
hijen Bd II llüU): ,Den neuen Käse samt Järb umchere"
oder uberschlä".' BXrnd. 1904. Von stürzenden Dach-
sparren, mit Kichtungsbeat. ; s. Vor-Brügi (Bd V 528).
Syn. mit ü.-cheglen Ib (Bd III 18'2j, -rüeren (Bd VI
1258), -schiessen :.'a^ (Bd VIII 1381) Aa; Ap; Bs; B;
Gl; Gr; L; ScuwE.; S; Th; ,W» ; Z. ,Den Kübel ü.';
s. Bd 111 110. Der Lieni tüflet derther mit de"
Geisse" tpie-n-e" Wetterleich, überschlöt d' l'auseli,
d' Chessel und Alls; bi eim Hör hätt-er 's Marieli über-
schösse". LiENERT 1891. Meist mit pers. übj. Ich habe
ihn grad überschlagen GrL. Wenn d' no''' nid
z'fride" bist, so überschlö"-di'''' g'ad, du Cheib! Th.
.Aber so all Tag eine Strupfete" [Raufhandel]: Einen
hier überschlagen, einen Andern dort über Bord ge-
worfen ...• GoTTH. ,Der Alte hatte dann eine kindische
Freude, wenn sein Bübchen mich [einen schwachem
Kameraden, beim , Niedermachen'] überschlug und im
Gras oder Kot herumtröhlte.' ebd. De'' het-se-n-über-
schlage" [ein grosser Hund drei Räuber], ''ass-si 's Üf-
stö" vergesse" hei". BWvss 1863. Er het-ne" blangg
überschlage" Gl. Mit Richtungsangabe. Du' ivirt der
Ghnecht o"»* furibunt taub, het der Meister plützlig bim
Chrosse" 'packt u"''-ne" hindert-si''' uberschlage". Bärnd.
1914. S. noch rügglingen (Bd VI 793). ,Da er [ein
i'apuziner] ihm nit antworten wollen, hat er ihn über
und überschlagen, dass ihm die Kutten übern Kopf
kommen.' Schimi'fr. 1651. Häufig unpers. D' Wäge"
hät's diw'e" überschlage" [als sie über ein Bord hinunter-
stürzten], und d' Reder sind fröli''' i" der Luft iime"-
'trüllet. ELocHER-Werling. Es het-mi''' überschlage",
zB. im Laufen, beim Schlitteln. ö' oder 10 Schritt [den
Hang hinunter] itnd zweimal überschlage' ufd'Achsle"!
berichtet ein in den Bergen Abgestürzter Z. 's sult-
di'"" töten u)id zersprenggen und drl- viermal uber-
schlä"! (scherzhafte) Fluchformel GrNuI'. (ähnlich in
Gfil'r. mit überncrfl'en) : dazu die Erklärung: ,über-
tröle", zli. einen Hang liinunter.' Wn-si [die Artille-
risten beim Befehl : absitzen !] ab de" Güil u"'' de" Protze"
g'satzet si", het's mi" Türi Mänge" überschlage" wie-n-
es Holztütschi, so si"-ne" a"fange" d' Fiiess i"gfrore"
g'si". Emmentalerbl. 1917. .Es «fcersc/iZöt-»ie" [einen Be-
trunkenen] ici'-n-e" Cheigel. SGpeller 1919. Wo-n-er
[der alte Vater] zum Tisch welle" het, hel's-nen uber-
schlage", uw' es par Minuten nachher het-men-e"
g'storbnen uf's Bett g'leit. ebd. 1921. ,[Kühe, die] lange
im Talstall oder Heimweide behalten worden waren,
taugen für schwierigere Grindelwaldnerweide nicht.
Sie sind furchtsam im Steigen, ja sie zittern bei kleinen
Gefahren und kommen endlich ins Überschlagen; es
uberschläd-si.' Barnd. 1908. Mit fast, schier als
übertreibende Kennzeichnung körperlicher Empfin-
dungen, Affekte. E" .. . G'stank sig zu de" Bare"-
löcheren üs cho", es heig Ei"'m fast uberschlage".
SGfeller 1919. Schier überschlage" het' s-mi''', bei einem
unerwarteten Anblick. RIscher 1903. Uberschlage"
hed's-en fast vor Stüne" und vor Freud. WMüller 1918.
Me" chdm [auf eine unwillkommene Frage] en Ant-
wort über, ''as' 's Ei"'m fasch tat überschlö". JReinh.
1905. Derfür [für ein unliebsames Wort] het-im Lisi e"
Blick 'ge", licht dernö''' Eine" hätt-es fast uberschlage"
dervo". SGfeller 1919. Auch ohne Zusatz: Öppis
mues' jez gö", süst tiberschlöt-es-mi"'' ! ebd. Uneig., über-
wältigen, bes. in ökonomischer, auch in gesundheit-
licher, gemütlicher Hinsicht; vgl. mögen, nemen (BdIV
109 0. 728). ,[Du] wärest sonst noch tiefer darin [in
den Schulden] als ich; ich glaubte oft, es überschlage
dich. Und hättest Freude daran gehabt? fragte Sepp.
Nit apart, sagte Peterli; aber allweg wäre es mir lieber
gewesen, es überschlage dich als mich.' Gotth. ,Der
[Scbuldenbauer] müsse aufpassen, dass er sich kehren
könne, sonst überschlage es ihn stötzli°ge°.' ebd.
.Ihr Mann sei e" Gruslige' mit "'em Werche", Den über-
schlage es einmal ung'sinnet.' ebd. Es häd-mi"'' über-
schlage", .gemütlich ergriffen' LG. — b) auch refl. wie
nhd. (und zT. unter scbriftsprachl. Einfluss). Es Boss,
e" Vehmenni het-si''' überschlage" GRFurna. Vom
stürzenden Sparrenwerk eines brennenden Hauses.
RvTavel 1913, von einem Betrunkenen. EGünter 1917.
Uneig., sich mit Einem überwerfen: Lueg, i"* we't's um
Alls i" der Welt mit ''em Vetter H. ned rerheie" . . .
und iez, wo-mer au''' no''' die beste" Fründ toorde" [sind],
iv^t-mi''' scho" gar ned überschlö" mit-em. WMüller
(AaF.). — c) intr.. ,uberschlö" (Ptc. uberg'schloge"), capi-
tombolare' PAl. (Giord.). Wie 's Bise"wetter schüsst
es G'fergg de" Bei" ab : es er'^trunne"s Boss, es Berner-
wägeli hinde"dri", reo schier wo'i überschlö". FOschw.
1917; oder = tvo s schier d. i. wo's schier, also zu a? —
d) unsinnl., von der Stimme, wie nhd. Ap; B, so G.; G;
Th und wohl weiterhin. Lache", das' de'' ganz Lib
hotschlet, d' Stimm öberschlöt ond d' Augen öberlaufe"d.
BiRNSTiEL (GT.). E" ■vierte'' [Buchfink], tva d's mitt-
liste Sticck vam Liedli ganz appartig schön het wolle"
mache", ist grad am ,sübe"' [Textwort] e"'b'stoche":
d' Stimm het-im uberschlage". Barnd. 1911. Er [ein
Strassensänger] hed äde z'höch a"g'stimmt ... Ond denn
hed-em d' Stimm ebe" öberschlage" . ATobler 1901/2. —
3. über Etw. (Jmd) hinaus .schlagen.' a) zu schla-
hen Ib (Sp. 289). Ein Pferd überschlagt die Wagen-
deichsel GnChur. , Einem Pferd begegnet es gerne, dass
es Halfter oder Zugstrang zwischen die Füsse bekommt:
es ist über oder het über, es het über g' schlage" oder über-
g'hägglet.' ü'i.v.^v>.\W)\. — \i) d's Üuis uberschlä", übet
357
Schlah. schleli, sclilih, scbluli, schluli
358
das H. lieivoriagen, vom Dache Nuw (Jlatthys); vgl.
ü.-schiessen Ib (Bd VIII 1381). — c) .Zuweilen kommt
es [beim dörflichen Gesang] auch vor, dass ein Sänger
gäch mache", dh. über der ersten Stimme sekundieren
muss. Diese gesangliche Begleitung der Melodie
nennt man auch überschlagen.' ALGassmann 190G. —
d) refl., von Zins, über den Verfalltag hinaus stehn
bleiben: s. Bd VllI 1313M. — e) = ü.-schiessen la~{
(Bd VIII 1380) GrNuI'. (Trepp). Es uberschlät, ist über-
schlage". — 1) tr. und abs., überbieten, mehr bieten
AaZ. 1815 (,eine Gant übernehmen'; darnach St.^);
Ap (T.); G, so T.; ScH (,bei einem Kaufe' It Kirchh.,
„naehbieten, ein Nachbot tun" bei St.^); Th (,an einer
Gant oder eig. nachher, bei Unterhandlungen'); Z(auch
St."). Erhät-mi''' (aus Versehn auch einmal -si"*) über-
schlage". Insbes. (zT. wohl auch schon im Vor.) von
Gläubigern im Konkursverfahren des XVI. /XIX.: (nach
einer fruchtlos gebliebenen Versteigerung) die liegen-
den Pfände eines, bzw. aller im Range vorgehenden
Gläubiger an ihrer Statt übernehmen, um daraus nach
der Bezahlung ihrer Forderungen noch die eigene (tw.)
zu decken; vom .einfachen Zug' (Z) oder der .Ein-
händigung' (Tn; vgl. Über-schlahung 2) nicht immer
streng geschieden L (,das Höchste bieten, die vor-
stehenden Gläubiger lösen wollen'); „SoHW"; Th; „Zg";
Z; überall f- Syn. lösen (Bd III 1441 M.), auch üs-
hin-, nach-, hin-weg-schl.; (be-)ziehen. Über Wesen,
Geschichte und frühere Verbreitung des Rechtsbrauches
Tgl. ausser Über- Schlag 3 a (Sp. 203), Über-schlahung
und den Synn. bes. FrWyss 1845, 57/9. 136/59 (mit
Verweisungen auf N.M. Chr. = Z Rechtspfl. 1841 tf.);
Bluntschli PG. §§ 837 ff.; Z Konkursges. 1857 §§ UOff.;
ASchneider, Z Priv.Gesetzb. 1888 g 383; Seg. RG. IV 75
Anm. 153/ti; Schw LB. 189; ScHw^Rq. 133/4. 195. '273;
JJLeu,Eidg. Stadt- und Landrecht 1746 IV tll4ff. (auch
für G). ferner Schilling-Gelt (Bd II '265); Zug-Brief
(Bd V 496). .Einen [vorgehenden] Gläubiger ü.' oä.
,Wenn es bereits ausgemittelt ist, welchem von den
grundversicherten Gläubigern der Zug zukomme, so
haben hernach die unversicherten Gläubiger ... in
folgender Rangordnung das Recht, diesen Gläubiger
zu überschlagen, oder sich den Zug selbst zuzueignen
[folgt die Aufzählung].' DWvss 1796, 190. ,[Zum Über-
schlag] hat der [Gläubiger] in der früheren Klasse
den Vorzug vor denjenigen der spätem Klasse; doch
ist Letztern nicht benommen, vorgedachtermassen auch
jenen noch zu überschlagen.' Th Concursordn. 1807.
Einen Brief ,ü.'; s. Sp. 203. .Eine Liegenschaft ü.' uä.
,Die Liegenschaft vermittels Gutraachung aller darauf
angeschriebenen Kapitalien und Zinsen überschlagen.'
Zg Auffallsordn. 1818. ,[Nach den verbrieften haben
sich] die laufenden Schulden ... zuerst zu erklären,
ob sie das Falliment über die Fahrhabe übersehlagen,
dh. ob sie die unverjährten Liedlöhne [usw.] gutmachen
wollen.' ebd. ,Seinen Verlust ü.' uä. .[Ein in mehrern
Klassen berechtigter Gläubiger] ist nicht gehalten,
den Verlust aus allen diesen Klassen zusammen zu
überschlagen.' Th Concursordn. 1807. .[Einem Verlust
erleidenden Gläubiger ist erlaubt] inner 10 Tagen
[nach der 1. Versteigerung] ... den Betrag dieses Ver-
lusts auf verkaufte oder zugehändigte Güter zu über-
schlagen.' ebd.; , seinen Verlust auf Liegenschaften des
Falliten zu ü.' TuKonkursges. 1853. Häufiger abs.
Er hat überschlage". , Sodanne wird bei den lauffenden
Schulden angefragt, wer under selbigen überschlagen
wolle.' AaB. Gantrecht 170U. ,Dass einem Jud... ge-
stattet sein solle zu überschlagen.' 1776, Absch. Ähn-
lich Z Rechtspfl. 1842 (öfter); s. auch Sp. 203o. 318o.
Erweitert mit ,über': ,Über alle ... Unterpfandt über-
schlagen.' 1718, L StR. 1765. ,auf.' ,[Da] auch ein
lauft'ende Schuld einiger Orten ligende oder andere
Güter beziehen und auf selbige überschlagen mag.'
JJLeu 1746. .Übrigens kann mit dem sich ergebenden
Verlust auf eines oder mehrere ... Güter überschlagen
werden.' Th Concursordn. 1807. .[Protokoll darüber]
auf welche Liegenschaften und um welche Anforde-
rungen ... überschlagen worden sei.' ebd. ,Auf un-
verpfändete Grundstücke, sowie auf verpfändete, hin-
sichtlich welcher die Einhändigung nicht verlangt
worden ist, kann stückweise überschlagen werden
[Gegs. .briefsweise'].' Th Konkursges. 1853. ,mit.' Ich
überschlage" mit miner Forderi'g Th. , Überschlagt
aber Einer mit einer laufenden Schuld ...' 1684, Aa
Wett. Arch. Subst. Inf. ,Zum Überschlagen befraget
[werden].' 1684, AAWett. Arch. , Auf das Überschlagen
verzichten.' Zg Auffallsverordn. 1818. Ptc: ,Der über-
schlagende Creditor (Gläubiger).' Th Konkursges. 1807.
1853; Z Rechtspfl. 1842. — 4. a) tr., in ein andres
Fahrzeug hinüberschafl'en. ,Von jedem Kornsack, der
wider aufgeladen oder in ein ander Schiff überschlagen
ist, der soll 2 Kr.' 1729, GRorsch. Matktordn. —
b) intr., in einen andern Behälter Üiessen. HPant.
1578; s. Bd IV 1064 Anm. (subst. Inf.). - über-
schlage°, in Bed. la und tw. b .übergeschlagen':
1. zu über-schlahen 1. a) von den Armen, übereinander
gelegtV ,[Da] funde sy Hans Luger und die Grobiu
im sprachhüsli mitt übergschlagnen armen schwetzen
stan, doch seche sis nütt unerliclis handien.' 1565, Z
Ehegericht. — b) übereinander- od. zurnckgebogen,
von Blättern. Sobald der Kopfsalat ü. ist, muss man
ihn nehmen, sonst wird er unbrauchbar L. ,Die Blumen
[des Geissblatts, Lonic. Periclymenuni oder Capr.] ...
bestehen auss ablangen ... Röhrlein, welche oben etwas
zerkerbt und übergeschlagen seind.' EKönig 1706. —
c) mit Übersclilägen versehen. ,[Der Gesuchte] trage
einen blauen Rock mit gelben Knöpfen, ein rot geblümt,
bisweilen ein braun ü. Leiblein [usw.].' Ap Signale-
ment 1777. — d) zu über-schlahen Ih, häutig mit dem
Zusatz e'chli", e"wen'g. a) von Wasser, auch vom
Erdboden, = überschössen 2b a. (Bd VIII 1382) AaF.:
Gl; GW. — ß) übh. von Flüssigkeiten, auf deren Ober-
fläche sich eine leichte Decke (s. Ui'U 2b Bd II 1776)
gebildet hat Gl; Th; Z. Von Milch, , ein wenig dick oder
sauer' ZZoll.; dazu wohl ,ü.-e Milch', eine Milchspeise
Gl It Rochh. (ohne nähere Angabe). — y) = Über-
schossen 2c. jG'schläsmet heisst [zB.] Fleisch, das nur
wenig geräuchert ist, somit nicht mehr grüen und
auch nicht durchgeräucht, nur so ü. oder ang'laufe",
also bloss cntgrüenef B (Zyro). Von Gras: .Um Mittag
ist die besonnte Oberseite [des dorrenden Grases] a"fen
e"chli" u., wird welk, schläsmig oder g'schläsmtg, sie
scfüäsmet.' BXrnh. 1904. Von Brot, nur äusserlich ge-
backen; s. Bd V 9'24M. — 5) = überschössen 2d; Syn.
ent-schlagen; vgl. law (Bd III 1538/9). So ,von Getränke,
das nicht mehr so kalt ist wie vom Brunnen oder aus
dem Keller' (St.''), von Wasser, nachdem es zB. einige
Stunden im Zimmer gestanden hat Ap: Bs; Gl; Gr; L:
G; Sch; S; Th; V: Zg; Z. In überschlagnem Wasser
Wäsche" Gr (Tsch.). To-mer-en [den Wein] e" Bitzili
g'werme"! Wen'-er no" e" wenge" ü. ist ScHSchl. Da'
359
Schlali, schieb, schlili. scliloli, scliluh
360
M'asser [das warm sein sollte] ist ja chuinm (blös') ii.
Th. Auch voll der Luft in einem Zimmer, seltener von
einem Ofen Ap; Th; Z und sonst. Obe" dur'*«i ist de'
Off scho" Cchli" ü., beim Anheizen Z (Dan.). Von
Speisen; uneig. : ,Üas ist ein schlechter Koch, der
anrichtet, eh ers hat versucht; ich wünsch, dass unser
Keiner anrichte oder predige, er hab es dann zuvor
vei sucht und ob es für seine Zuhörer seige wohl ü.'
1G57, Z Vis. — 2. zu über-schlahen 3 /'. ,[Dei] Über-
schläger... könne alle Pfände der u-en Schuldbriefe
ziehen.' Z Kechtspfl. 1812. ,Der von dem Geschreiteu
ü-e Creditor.' ebd. — un-: zu Ober-schlahen ly. ,.\ls
unzhar die beid türen under dem ratthus in der brot-
louben durch ettlich tisch und nft'rüstung, daruif sonder
jiersonen alda veilgehept ... verschlagen ... ist miner
lierren will und meinung, das ir obrister knecht söl-
lichs ouch abstellen, dannen tuon und die bestimpten
platz und türen fryg unÜberschlagen offen lassen solle.'
1538, Z RB. ,[Dass] söllicher platz frig u. gehalten
(nachher: fryg suber gelassen) worden ist.' ebd. —
Alid. uhunlahnn (übertreffeu. überragen), nihd. nbcralahen (auch
überwältigen, besiegen); vgl. Adelung IV 770/1 ; Sanders II '2,
943: Schni.» II 515; Schöpf 613: Martin-Lienh. II 45S;
Fischer VI 57/S. Bed. '2a ist nur schwz. bezeugt. — Uber-
schlaher -Schläger m.: wer beim Konkursverfahren
.überschlägt' (s. über-schlahen 3 f) AaZ. 1814 (.Über-
nehmer'; darnach St.-); ZKn.f. Ihr werdi"t g'hört ha",
(lass uf de" hütig Tag e" Gant abg'halte" wird über
's N.s Hüs, Hof und G'rechtigkeit. De' Sunne"wirt vw
N. ist lüt Zuschrift des lobl. Besii'ksgericht U. Wolf,
Baurengespr. ,Der Ü. eines altern, ihm (dem Jüngern
Pfandgläubiger) nicht vorgestellten Schuldbriefes.' Z
RechtspÜ. 184'2. .Der spätere Ü.', wer nach einer schon
ergangenen Übersclilagserklärung , überschlägt' Tu
Concursordn. 1807. , Weilen er gleichsam vorsehe, in
N.s sei. Gant Ü. zu werden', die Geldstagsmasse in
Aktiven und Passiven zu übernehmen. 1753, AATäg.
Gerichtsb. Auch Sch Auffahlsordn. 1743/73; Zu
Auffallsordn. 1818; Th Konkursges. 1853; s. noch
überschlagen 2. — Mit-Ü.: wer zs. mit Andern das Über-
schlagsrecht ausübt. Th Konkursges. 1853. — Über-
schlahung, ,-schlagung' (so in Bed. 2) — f.: 1. zu
über-schlahen Ifa. ,Wann einem der Hals starrig und
krumb were auf einer Seiten, derselbig bedarf einer
warmen U.' JRLandenb. 1(308. — 2. zu über-schlahen 3 f.
,Ü. der ganzen oder eines besondern Teils der ver-
pfändeten Masse.' Z Ges. 1835. ,Gesetz und Praxis
teilen das Zugsverfahren in zwei wesentlich ver-
schiedene Arten: in den einfachen Zug und in die
Ü.' Z Rechtspfl. 1842. .Das Recht der Ü. des Zügers
durch andere, nicht grundversicherte Gläubiger.'
Blüntschli PG.
üf-, mit , haben' (doch s. unter 3): 1. a) (bei SGfeller
1011 hinderüf-, in der ä. Spr. auch ,hinden-üf-') mit den
Füssen in die Höhe schlagen, von Pferden B; vgl. Üf-
schlaher. Es gi''t Ki"s ke'''s guets Boss, tven'-es als Füli
nid e"chli" hinderüfschlöt n"'' gunipet. Mir [.Alten] hei"
üsi Sack aw'' g' macht, ico-mer si" jung g'si". SGfeller
1911. ,Do inn [das Pferd] Bayard ersach, do tieng er
an die orren schmucken und schluog binden uff.'
Haimonsk. 1531. ,Calcitrosus, etwas, das gern mit
füessen oder hindenauttschlecht.' Fris. ,Hindenauf-
schl., mit füessen widerumb schlahen, recalcitrare.'
Fris.; Mal.; s. noch scharren (Bd VIII 1102o.). ,Re-
calcitro, mit den Füessen aufschlagen; apolactizo.
hindenaufschlagen; calcitrosus equus, ein Pferd, das
hindenaufschlagt.' Denzl. 16Ö6/1716. , Wider (gegen)
etw. ü.', im eig. S. ; s. Stupf-Eueten (Bd VI 1838). Uneig.
,Das er [der Papst] wider gemelte appellation auff-
geschlagen, ja wider uns, unsere getreuwen und welche
uns raht, gonst und hilff leisten.' Wurstisen 1580.
,Wann man aber under der Hand Gottes unleidig und
unwirsch ist, wider Gott murret, wider den Sticher
hindenauffschlacht, Gott dem Herren eh Zeit auss der
Halfteren schleuffen wil, das dienet zur Entheiligung
des Namniens Gottes.' FWyss 1677. .Aber mitten
indem sie ihnen [eine verständige Frau den Armen]
hilft, legt sie ihnen auch Zaum und Gebiss in den
Mund, dass sie gegen eine gute Hausordnung, auf die
sie ihre Hülfe jezt baut, nicht aufschlagen dürften.'
HPest. — b) mit Akk. des Ergebnisses, auf-, errichten,
aufstellen, bes. von Baulichkeiten, Geräten udgl. E"
Spare" üfschlä", einen Pfosten (zB. in einem Vieh-
stall) von dem Fussboden gegen die Decke sperren,
um diese zu stützen GrL. En Briigi oufschlän, (an
einem Abhang) eine Tanzbühne errichten GnCast. E"
Chrome" [Verschlag für Schweine] üfschlä" BG. Eine
Hütte ist VC" Holz üfg'schlagen WLö. Das isch halt
fir die Bueben e" Fest, wem-me" d' Messhisli üfschlöt!
FiRMEMCH (BsStdt). ,Den kräni ü.'; s. Bd VI l635o.
Ein Zelt m. B; Z und weiterhin. .Valschekeit diu hat ...
ufgeslagen ir gezelt.' Boner. ,Es wurden ouch so vil
zelten, hüser und hütten ufgeslagen, das es nit anders
was dann ein gros raechtig stat.' DSohill. B; ebso bei
PvMolsheim. S. noch Schiessen (Bd VIII 1426M.).
,Das die fach uff den grund uff" ein burdy gelegt werden
söUent und nit uffgeschlagen wend [!], als bisher be-
schechen ist.' 1479, Z. Einen Zaun ,ü.'; s. Chilchen-
Richter (Bd VI 452). Abs.. = m-legen 3 1 (Bd III 1183);
s. über-schl. (Sp. 352u.). EfsJ Bett, en Chaste" ü. ver-
breitet. E" Fass, e" Stande" ü. Th. E" Bank, der
Webstuel üfschlä" BG. Am Marge" am Drü ist-er [der
Hecliler] gäge" sl" Hächelstuel zue, tva-n-er uf-eren
t"fuer het üfg'schlage". Bärnh. 1911. Mit verschobener
Fügung, aufgerichtet sein, sich erheben. ,Der dritt
markstein schlecht uf ungefarlich ein steinwurfs wyt
gegen dem anhaupt.' 1577, AAWett. Arch.; vgl. Bd II
1498 M. — c) ein Kleid, einen Rock ü., aufschlagen
(zur Verkürzung) B; L; S. Du tnuesch der Rock üf-
schlä": er isch z'läng S. Tragriemen üfschlän: Schlach
grad en Bits d' Brätschelschnieri üf am Huttli: si sin
z' loita BHa. Auch e" Blächi (Bd V 49), es Seil ü.,
zu bequemem! Tragen zslegen. ebd. — d) aufbinden.
D' Rebe" üfschlö", die grösser gewordenen Schosse auf-
binden BsL.; vgl. über-schl. If5 (Sp. 351), an-schl.
Die Haarflechten zum Kranz um den Kopf aufbinden:
In der Chämeten vor ''em Spiegel schläd Trini d' Flechti
üf BHa. — e) aufschichten. ,N. batt an geverd ein
mistgablen in der band, damit er den buw hatt uf-
geslagen.' 1424. ZEB.; s. noch Bd IV 1949o. Die
Häute MS der Grueb ü., die Grube öffnen, die Häute
herausnehmen und neu hineinschichten, damit sie
anders zu liegen kommen und von allen Seiten ge-
beizt werden Z (RSchoch). Hierher (V|: D's Bück «.;
s. Bd lV97tiu. (gemeiiit ist wohl das Auf- bzw. Ein-
schichten der Wäsche vor dem Sechte"). ,Als sin frow
ein wösch uffgeschlagen hab, syend . . . umb bettenzyt
etlich mit eim wagen mit kol für sin huss zur schmidten
gefaren ... in dem sig die wösch umbgfallen.' 1506, Z. Vgl.
auch üf-ge-schlagen 1 (Sp. 370). — f) aufwerfen, er-, an-
Stjl
Schlah, schiel), sclilili, scliloh, scliluli
362
heben. JJe(^r) ühopfü.J.ii.; S. Wo-n-emd'Woret g'seid
ha", hed-er de" Chopf (Grend) üfg 'schlagen und isch dervo"
g'louff'e" LG. [Frau:] Wege" Devi, ''ass jetzt das Geldli
hat nit cho" isch, brücht-me" nit so wunderlig z'si" ...
Er [der Mann] schlöt der Chopf üf: Wunderlig si"!
Du bisch wunderlig, du! JReinb. 1921. ,Ein fänlin ü.':
,Und da sy [die Zürcher] nun gan Priburg kamend,
warcnd ander Eignossen ouch kommen, die wurdend
nun ander einandren zu ratt, daz sy ein obroster
hoptnian nemen weltind; also ward her Hans Wald-
raan von Zürich erv?elt zu obristen hoptnian in der
stat Friburg: also schluogend die andren Eignossen
alle ire fenlin utf und zugend under miner lieren von
Zürich fenlin.' Edlib.; Gegs. under-schl. Unsinnlich.
,Hie sagt diss buoch, wie die von Zürich, nach dem
und die Eignossen von der stat Zürich zugend, ein
streiftreis ufschlüegend gan Niderwill und da umm
under des von Brandis panner [(Überschrift].' ebd.;
nachher: ,ward ein streift'zug angeschlagen von dennen
von Zürich.' ,Da sy aber also redend: die apostlen
habend erst giert und darnach tauft, wie auch ein langes
gesperr ufschlecht D. Filzhut von Waldshut.' Siml. Urk.
1760 (HBulL). Entspr. scWaÄew .3' &a (Sp. 295 0.). ,Do
solchs im leger ward kunt, ein lerman slug man uff
zu stund, tett daz volk zu seraen jagen.' JLenz um
1500. Abs. ,Ir spillüt, schland uff schnall und bhend,
wir wend darvon, es hat ein end! Ende diser Co-
moedia.' GBinher 153.5. ,Ir spillüt, schland uff, es hatt
ein end!' Ruef 1539. Vom Jagdhund, ein Gebell er-
heben, anschlagen, , entdecken' BHa. (Zyro); Syn. Lüt
ge" (Bd III 1505) — g) den Preis einer Ware erhöhen.
,Die frücht aufschl. und teür machen, caram facere
annonam.' Fris.; Mal. Abs. De' Chrömer, Beck,
Metzger [usw.] hat üfgschlage" Ap; B, auch It Id.
(,pretium augere'); Sch; Tu; Z und wohl weiterhin. Der
Hausbesitzer hät(-mer) in'n leiste" Jären e" par Mal üf-
g'schlage", den Mietzins erhöht ZStdt. .Pretium rei
alicuius accendere, ein ding teür und ward machen,
teurer verkauffen, mit dem galt auft"schl.' Fris. ,Und
diewyl die ziegler mit dem kalch und zieglen treffen-
lich ufschlachen ...' 1558, ZRM. , Item ist ihme [einem
Handwerksmeister] und seinen Gesellen auf dem Hof
zu speisen zugelassen worden und soll wöchentlich
für ein Person 1 Gulden 14 Schilling bezahlen. Bei
Aufschlagung der Esswaaren aber soll man ihme mit
der Kost nit aufschlagen.' 1734, IHess 1914. S. noch
ab-schl. (Sp. 345 u.). Mit verschobener Fügung, in die
Höhe gehn, vom Preise Aa; Ap; Bs; B; F; Gr: L;
G; Sch; Th; W; Z; wohl allg. 's Brot, Fleisch, Mel,
Alles schlät üf, hat üfg' schlage". We""'s Kürn und
d' War üfschläet, su si" d' Bröd- und d' Fll'^schprisr
im ü-ge"blick z' obrist obe". F Ztg 1874. Su meng^
Tag, das'-er [der Kuckuck] darnä''' [nach dem läng-
sten Tag] no''* brüelet, su menge" Bätze" schilt d's Brot
üf Bärnd. 1911 (BG.); Tgl. Gugger II (Bd II 185o.).
Wenn d' Spinnmogge" Fäde" machi"d, so isch-es f
böses Zücke": 's Garn schlöd üf. ATobler 1905. S.
noch Bd IV 1175o.; V 945u. 946o. ,Des zinstags galt
uf dem markt [na.] 1 IIb. smalz 8 d. Es het ufge-
schlagen um 1 behimsch, denn das die statt alles
smalz ufkouft und gabs us und us umb 7 d.' GWil
Chr. E. XV. ,Es kament och des obgenanten zins-
tags ob 4U korngrä[m]pler von Santgallen und anders-
wahar, das der kern ufschluog umb 1 lib. d. und umb
18 ß d., die vesen 1 fiertel umb 2 ß d.; doch belaib der
haber vast in sira werd.' ebd. ,Es ist vil teurer wor-
den, es hat fast aufgeschlagen, plnrimum pretioaccedit.'
Fris.; Mal. ,Umb diese Zeit [1544] galt das Korn
1 Mutt 27 Batzen, hernach schluogs auf und galt von
30 bis in die 33 Batzen.' HOHuber Chr. ,Die bleicker
erklagen sich der deinen belonung vom tuoch zu
bleicken, dann das holz, äschen, dienst und alle ding
ufgeschlagen, das inen beschwerlich daby zu blyben.'
1559, Z RM. ,Annona crescit, ingravescit, das Geträid
schlägt auff.' Denzl. 1666. ,Und dieweil nun gegen-
wärtiger Zeit Alles sehr aufschlagt, nit nur Brott und
Wein sampt anderen übrigen Speisen, dem Zugemüss
und sonderlich den Stüklenen sambt anderen Boum-
früchten, sonder was der Mensch zu seiner ünder-
haltung von Nöhten hat, darunder sonderlich die Hauss-
zins, welche von Jahr zu Jahr zunemmend und wach-
send.' 1688, Z. ,Der kouf, markt schlacht üf.' ,Als
aber der fleischkouf allenthalb durch italisch und un-
gerisch krieg ufgeschlagen.' Ansb. ,Der markt schlacht
ye lenger ye mer auf, die teure nimpt von tag zuo
tag zuo, teure nimpt zuo oder schlecht auf, ingravescit
annona.' Fris.; Mal. — 2. (schlagend) öff'nen. Eier (s.
auch Bd I 14; zweimal), Nuss(e")ü. wohl allg. Ei"'m
es Loch, auch e" Büle", er Büggel, e" bläbs Äug (s. Bd V
241 M.) üfschlü" ülH. ; oder zu 4 a (vgl. üf-hauwen
Bd 11 l808o.)V Eine Ader ,ü.' ,Wan ein Schaaf plözlich
krank wird, so schlagen ihm dei Schäfer unter den
Augen ein Ader auf.' Arzneib. 1822. ,Den bauchstreng-
ligen rossen sol die spoorader aufgeschlagen werden
auff' beden syten ... So ein pfärdt lauter stallet, so
sol man im die halsaderen oder gnickaderen aufschl.'
TiERB. 1563; s. noch Bd VI90u. Von Behältnissen udgl.
,Habe er allda [in einem Wirtshaus] ein laden (dar
inn er am abent von dem wirt gelt leggen gsechen)
uss der stuben verstellen, und by der mülli unfer von
Sant Johann habe er dieselbig laden ufgeschlagen und
dar inne by den vier und zwenzig guldinen [ua.]
funden.' 1570. Z RB. ,Da ward... dem Imminer be-
fohlen, dass er nun fürderhin allein von denen hie-
durch führenden Röhrlinen, weilen dieselben nit wol
aufzuschlagen, für das Immi das Gelt ... nemmen, was
aber für Frücht in Secken durchgefertiget werdend,
da solle er sich umb das Immi änderst nit dann nur
mit Früchten bezalen lassen.' 1624, Z. S. auch Bd VI
1348 0. ,Ein fass ü.' ,Dar nach aber über etwe manig
wuchen füegte es sich, als er [K.] heim wolt gan, daz
da M. ein vas ufsluog, da sieht K. sin zeichen an und
daz es daz vas waz, daz er im hatt geliehen, wüste
nit anders, dann er wölt daz vas ufslachen und weschen
und im heim geben.' 1423, ZRB. ; nachher .sieht er,
daz der M. den boden an dem selben vas wider in
zog und die reiff ansluog.' .Gemeine Fass auffznschla-
gen, Drusen, Abzugwein, Jedes an sein Ort zu tun,
das Fass ausszuputzen und ausszuwäschen: von einem
Landfass ein Batzen zween Kreutzer, von einem Ryff-
fass ein Batzen.' B Küferordn. 1691. 1733. Mit ver-
tauschtem Obj. ,Win ü.', anzapfen: ,Wo ouch einer,
er sige wirt oder ander, dry win uffschlecht, der sol
doch über den vierden nicht anstechen, er habe denn
die dry win vorhin abgerechnet und bezalt ungevar-
lich.' 1439, Z StB. Eine Grube ,ü.' Desselbigen jars,
so etlich anzeigqngen und gespur eins Silbererzes ob
Schwanden zuo Guppen erfunden was, was der berg
nach bergwerks (recht) gefryet. Also ward ein gruoben
ufgeschlagen ...' Val.Tschüdi 1533. ,Wenn eine Grube
363
Schlah, schleh, schlih. sclilc.li, sclihili
36-!
[im Weinberg] so weit geöffnet ist, dass sich nicht
alle iTaglöhnei] mehr damit beschäftigen können, so
müsset ihr alsobald wieder eine andere Grube auf-
schlagen lassen, damit alle Arbeit haben.' ür Sammler
1781. Einen Weg ,ü.': ,So habent wir uns einhelk-
lichen erkennet utt' unser eide ... daz ouch der weg,
der von der müly hinuf gat utf den Heiigen Berg,
ein fuosswäg sin sol und daz man ouch den ufsl. sol
und ouch wittren nach dem, alz die margstein wisent
und zeigent.' 1398, ZWth. E(sJ Fenster, e" Türfe")
ü. verbreitet. Wo-n-i''' Das ''em Valter verzeih ha",
hed-er 's Fester üfg' schlage" ... ond hed zom Fester
iisH" 'pfeffe". ATouLER 1901/2. S. noch Bd VI 7-18 (auch
ScHSibl., ähnlich Z Sth.). , Der wind und hagelwarendso
ungcstüemm, das die ziegel ab dem schloss fiellend, und
schluogdietüren undvensteruf und zuo.'Morgänt 1530.
,l)u Kndst lüt, denen stirbt sälten einer uss irerfrundt-
schaft, da sy nit vorhin ire graerk und zeichen habind,
als daz sy hörend etwas die tür oder ein fänster uf-
und zuoschlahen [usw.].' LLav. 1569; ,die Türen oder
Fenster auftun und wider zuschliessen.' 1670. [Die
Verspotteten] händ dene" Spöttlere" g'seit, e" böses Mül
sig gli''' üf- und zueg' schlage". CStkeiff 1914. E(s)
Buech, e' Site" ü. wie nhd. verbreitet (schon Id. B:
,evolvere librum'). Als Orakel; s. Gotth.IV2, 16 und
dazu Bärnd. 1904, 604, ferner SGfeller 1917, 86 (e"
Psalmen ü.J. Uneig. ,C'/scWa(7e" [!], detegere, denun-
tiare aliquem' BHa. (Id. B). ,Und wenn und wo die nun
richten oder im rad werent, so. soll er [der Weibel]
vor der tür stan und luogen, dass nienian lose; und
wenn er etwas hörti, das sol er nit ufschlan, und wo
er das ufschlüege, so wer er erlös.' UUrs. TB. um 1500
(ZfsR.). — 3. defrj Chopf fiif der B' setzt, am Bode")
ü., wie nhd. B; Gl; L; S; vgl. an-schl. Schlagend auf-
fallen, 'ne" Mannsschueh, wo vom Bei"hiis über
d' ühilchhofmüren ab cho" isch . . . der Mür nä''' abe",
bis-er uf-mene" Vorsprung üfg'schlage" und i" witern
Gump ufd'Gass use"g'faren isch. RvTavel 1910. Dass-
ine" no''' chli" hoher cha"" ahe'g'heien u"'' 's besser ma"
g'spüre", ice""-men am Buden üfschlöt. SGfeller 1911.
Von einem Geschosse. Militärspr. und davon aus ver-
breitet. — 4. a) (schlagend)j worauf anbringen, be-
festigen. Es Brett üfschlö", aufnageln S. En Spange"
üfschlä", ein Stück Leder auf die Schuhe nageln Gr
L. Mit verschobenem Obj.: Holzbeden üfschlän, das
Leder auf die Holzsohlen aufnageln, vom Holzbedeller
BHa. Einem Pferd efs) Ise" ü. B; Tu; W und weiter-
hin. .Also macht er selbs zwei andry [Huf-]isen und
batt do den selben sin knecht, die des N. ross uft-
zeschlachen.' 1437, Z RB. ,2 ß 4 d. für zwei ysen uft'-
zuoschlachen myns herren gnaden pferden.' 1476. B
Lauf. Vogtrechn. ,Den schraiden, den rossen all nacht
die yssen abzuobrechen, zuo spitzen und wider uff-
zuoschl.' 1582/3, Z Seckelamtsrechn. ,Habe er N.,
dem Schmid zu Dörflingen, zwei alte Yssen entwehrt
und synes Meisters Ross uffschlachen lassen.' 1611,
Z KB. Etw. an eine Wand odgl. anheften. ,Dann da
[beim Gastmahl des Königs Ahasver] hatt man vil
kostliche teppich oder tüecher von vilerlei farwen uf-
gcschlagen oder ufgehenkt, die in sydinen stricken
und silbernen ringen gefasst, an marmelsülen hiengend.'
LLav. 1583. .Welcher in unserer Landtsohaft Davos
■Turisdiction, Zwing und Biet einen WollF oder Bärn
fachen oder schiessen und den Kopf an das Rathuss
ufschlachen ... wurde, dem soll ... von der Landt-
schaft fünf Kronen gegeben werden.' GrD. LB. .Den
Zimmerleüten und Schreineren oder Tischmacheren
solle folgende Arbeit gemein sein und heissen: ... die
Böden, so besetzt werden müssen, item die Deckinen
aufzuschlagen, so gegipst werden sollen [usw.].' 1786,
AAMell.StR.(,Zunft-Libell'). Insbes.mit Bez.auf öftent-
liche Anschläge. ,]n disen dingen wurden vil brieff in
der statt ungeschlagen uffdie ritter und uft'die burger und
ouch uff ettlich von der gemeind, wie die untrüwlichen
mit der stat Basel und der gemeind umbgon wolten.'
1445, Bs Chr. ,[Die von Vivis hatten] uncristenlich
Sachen von inen [den Bernern] gemolet und ufgeslagen.'
DSchill. B. ,Man sol der vischer Ordnung in berment
stellen und an der Crützgassen ,uft'slachen, erst das
iemer sin mag.' 1482, B RM. ,Er [Varnbüeler] welle
ouch das lassen trucken und ufschlachen und sich des
vor menglichen erklagen, wie mit im gehandlet worden
sig.' 1490, PBijTLER 1914. ,Des bans halb, so der legat
zuo Lindow uffgeschlagen.' 1497. Aesch. ,Wie die lön
... von unsern herren zu geben und zu nämen an-
gesechen und in ir brodlouben uffgeschlagen sind, das
die also genomen und geben werden söllent.' Z Mand.
E. XV. ,[Ein Spielverbot soll] in allen zünften uf-
geslagen werden.' 1501, Z RM. ,üb yemand umb sin
schult dem Schuldner uff ligende pfander oder güeter
faren will, der soll dieselben güeter ouch fronen und
inschriben lassen, und sol derschryber dieselben güeter
schriftlich verkünden und an das koufhuss und richt-
huss uffsl. zuo dry 14 tagen.' um 1520, Bs Rq. ,Und der
keiser etlich mandateu lassen usgan von der Luterschen
1er wägen. Wellen mh. die nit uffschlachen lassen.'
1523, BRM.; ähnlich 1523/6, Z RB. ,Mit öffentlichen
angeschlagnen gschriften verkünden, aufschl. als
zädel, als wenn man an die tür schrybt: diss haus ist
feil, proscribere.' Fris.; Mal. ,[Es] sollend die schluss-
reden, was man [zu Baden] disputieren wil, an die
kylchtüren uffgeschlagen werden.' HBull. 1572. ,Die
process [gegen die Domherren] wurden am Münsterauff-
geschlagen, jedoch von pfaft'en bald wider hinunder
gerissen.' Wurstisen 1580. , Unsere Ordnungen und
Mandat widerum aufzuschl. und zu erneueren,' Z
Mand.. 1707. S. noch Bd V l'29u. 445M.; VII 1078o.:
VIII 534 0. , Öffentlich ü.' , Einen diebstal öffentlich
aufschl. und dem gemeinen volk in die äugen
stossen, defigere furta alicuius in oculis populi.' Fris.;
Mal.; s. auch üs-rüeff'en (BdVI701u.). ,Es schluog
auch bruoder N. zun Barfüessern . . . folgende gegen-
puncten öffentlich auf zuo disputieren.' Wurstisen
1580. S. noch Sp. 206u. Von Münzen, die .verrufen' .
werden. ,Die Langhelsler sollent wider umb fünf i
Costenzer batzen und die Loüwenblap]ihart umb dritt- |
halben (Jostenzer batzen, item der drygen stetten Bern, l
Fryburg und Solothurn krüzer jeder für 7 hlr uf- 1
geschlagen und verrüeff'et werden.' 1575, Z RM. ,Die ;
nüw Sorten unwerschafte loüwen allhie ufschlachen
und gar verrüeff'en.' 1588, ebd. S. noch Bd VI 684 a. ;
Ein Zeichen auf Etw. anbringen. Die Stange, auf der 1
beim Kartenspiel ,die Kreuze [s. Bd III 935o.] auf- >
geschlagen' werden, heisst Hoffni'g. SV. 1919 (U).
Ufs Holz üfschlä", ein Eigcntumszeiehen darauf an- ■
bringen WLö. ,Notieren, markieren, aufschreiben' BGt.
's Flicht ü., das Geflecht über das Gefiechtmass spannen i
AaP., Ke. Einem Pferd de" Zoim, di Zigel ü., sie locker i
am (Saum-)Sattel befestigen, so dass es freien Lauf hat, ■
uneig. ,Jmd in seinen Neigungen volle Freiheit lassen' i
Schlall, schieb, schlili, schloli, scliluh
366
W. /'■'' ha" dem Eoss di Zigel üfy' schlage". Dem Vieh
d' Hälftra ü., um es frei gehn zu lassen: [Der Bauer,
der kein Heu mehr hatte, ist] mit dem Besten [seines
Viehs] in ÄUouine"waldluber und hed-viu da d' Hälftra
üfg'schlagen : Schläd-ech selber dir'''hi"! i''' han-ech Nid
z'gen. BSrnd. 1908 (BGr.). Uneig.; s. Bd II 1198M.
(Beleg von 1627). — h) Vieh auf die Weide treiben.
,Wenn die stroffelweid hinüber Iväme, das dann raengk-
lich sin vich uflschlachen und das dann unverhüet
einichs hirten uif den zeigen gon lassen sülte.' 1512,
Z EM.; s. noch Süw (Bd VII 1-19511.). ,Dass Derjenige,
welcher kein Ackerfeld inhat, sich mit einer Kue con-
tentieren und befridigen lassen [solle] ...; in widerigen,
sofern er Ackerfeld inhat, mag er haben und auf-
schlagen, so vil er von dem Seinigen gewintern mag.'
1673, G Eq. 1903 (GZuckenriet). — c) f:;inem Wasser
,ü.', zuleiten; s. Sp. 337 u. — d) uneig.. pfandrechtlich
worauf sicherstellen. ,Das unser kilcliy ... harin
genzklichen süllent unvergriil'en sin abzelössen und
uffzeschl. ... Were euch, daz ienian sine kind old ander
sin fründ hinnanhin in gotshüser tuon weit, daz der
oder die denen wol mag einne [Gült] nach dienst u.
und setzen ze end ir wile und ouch nit fürrer ...
Were aber, daz disser stuken und artiklen ... ieman
uit also stett hielte, als wir sy ulfgesetzet band umb
gült abzelössen old uffzeschl. oder umb erblehen,
die süllent den lantlütten verfallen sin umb guot old
geld, daz darurab geben oder versprochen wer.' 1432,
Ndw; vorher geht die Sp. 317 u. abgedruckte Stelle. ,Dass
fürohin Nieraandts mehr . . . einichen Gottshäüseren,
Kilchen, Spittälen, auch anderen geistlichen Persohnen
und Bruderschaften ... Nützit vergaaben, vermachen
noch auffschlagen soll, kein Gült, Zins, Seelgrett, Jahr-
zeit und Vigilien, noch Anders dergleichen.' L StR.
1706/65. Bes. mit Bez. auf das Weibergut; vgl. Üf-
SchlagSc^ (Sp. 208o.), sowie versicheren Ib (Bd Vll
181 M.). ,0b ein man sira wibe ir zuobracht guot uf
ein nämlich stuck setzet, daruff sol sy das haben.
Wirt aber ira ir zuobracht guot utl'geslagen uff das,
so einer hat oder yemer me gewinnt, so sol sy das
han uff ligendem und farendem glichlich.' 1475, L
Eatserk. (Gfd). ,Wann ein Frauw ihrem Ehemann Guot
zuobringt und (er) ilir das aufgeschlagen hat.' L
Kotenb. AE. 1490 (Abschr. aus der 1. H. XVIIL). ,Wan
ein morgengab uff' nämlich ligent guot geschlagen und
ob dann die frow vor irem man abstirbt, so sol der
eman an der morgengab dehein eerecht haben, die-
wil die uftgeschlagen ist ... Wo aber ein kram uff'
varend guot, desglich uff" alles guot, das ein man hett
oder iemergewünt. geschlagen wirt old nitufgeschlagen
were, ist dann, das die frow vor irem eraan abstirbt,
so hat der eman in dem kram sin erecht.' L StE. XV. /
XVI.; s. noch sue-bringen (Bd V 736 M.). ,Das guot,
das ein frauw zu ihrem mann bracht hat und uft-
geschlagen und gesetzt ist oder was sie schynbarlich
zeigen kann, das nimmt sy [beim Erben] voruss und
ab hinweg ... Wo aber ihr guot nit ufgeschlagen ist,
auch das nit schynbarlich zeigen kann ...' 1521, Aa
Herrn. Güter- und Erbrecht (ZfsE.). ,Sollent 90 gl. von
den 100 gl. [Mitgift] uttgschlagen gheissen und gnempt
werden utt"Uli Eoggers [des Schwiegervaters der Braut]
varende hab.' 1553, MEsterm. 1SS2 (Eick.). .Bringt
ein Frauw etwas Guotts zuo ihrem Mann, so mag sy
das u. uf ein Stuck; hatt er aber Nütt, so mag sy
das schlahen uf Alles das, so er hatt old immer ge-
wünf um 1589. AAMer. Amtsrecht (ZfsE.) ,Und mag
also ein Frau ihr Morgen-Gaab und Kram, so sie also
erhalten, vordannen bezeühen und nemmen also, wann
solche autt' ligenden und benannten Stucken auff-
geschlagen und versicheret ist, soll sie ihre ab den-
selben gefolgen ohngehindert . . . Wann aber die
Morgen-Gaab auff keine benannte Stuck verschriben
und ausgeschlagen wäre, soll die Frau solche ab dem
fahrenden Guot nemmen.' L StE. 1706/65; im Folg.
noch öfter (,auttgeschlagen und verschriben', ,autt-
geschlagen, versichert und verbrieffet'). ,Fahls Eine
ihr zugebracht Gut nit auffschlagen und sich bei
ordentlicher Oberkeit mit Brieft" und Siglen nit ver-
sicheren Hesse.' AaB. Erbr. 1732. S. noch inhin-geben
(Bd II 82); Üf-schlags-Brief (Bd V 485). — e) Einem
Etw. aufdrängen. ,Von dem predigtamt. Darinn man
sieht, wie die selbgesandten ufruorer ... wider Gotts
wort tuond, das sy eim yeden getrüwen Wächter und
predger des evangelii under synem volk predginen uf-
schlahend one dürft und erloubnus der ganzen gmeind
und Wächters.' Zw iNGLi( Über Schrift);, cum nullanecessi-
tate urgente invitis veris pastoribus ecclesiis sese ob-
trudunt.' — 5. a) Aufschub gewähren für Leistungen,
insbes. Zahlungen, kreditieren, „auf Eechnung setzen
AaF." (St."), Z. 1815 (darnach St.^J; U; „Z" (St.^). ,An
swem ouch die ungelter ir ungeltes nit wol sicher
sint, des si sich versehent, dem suln si nit ufslan für
zwei pfunt.' 1342, Z StB. , Dieselben buosen mitsampt
dem vervallen ungelt sollen die ungelter by iren aiden
verpunden sin inzuobringen ... und darinn nieman
ufslan noch tag zu geben.' 1451, AAZof. StE. ,Und
in dem nachtnial hiesche der stubenknecht dem N.
ein ürten, die er ira uf hett geslagen.' 1459, Z EB.
,So ein Würt Einem mehr dan umb ein Cronen aus-
schlagt, wird selbigem Würt und Wein-Schenkhen umb
sein Ansprach weder Gricht noch Grecht gehalten
werden.' U LB. S. noch Eugg (Bd VI 789 u.). .Einem
Etw. an die kriden ü.'; vgl. Bd III 787. ,[Der fran-
zösische Gesandte rät dem König] das man fürhin den
Eidtgnossen so wenig Gelts an ire Zalungen gebe,
als es immer gsin möchte, und so vil als dergegen
immer möglich inen an die Kryden u. sollte.' ECvs.
Neben verwandten Ausdrücken. ,Das sy [die Wirte]
in der vogtyen höfe [vgl. Hof 10 Bd II 1023], darinn
sy ir zerung schriben . . . keinerlei ander zerung noch
costen denn allein des vogtes zerung schribent und utt-
sclilachent.' 1471,L. ,Weler wirt einem über fünf Schil-
ling ufschleeht und schribt, der nit bus und hof, aclier
oder mad older varent guot im land hat, der selb wirt
der herschaft um drü phunt ... verfallen sin sol; wenn
aber ein frömd man in das land zuo einem wirt
kumj>t, dem mag der wirt borgen und ufschlachen,
als vil im eben ist.' vor 1497, BSi. Eq. 191'2. 1516
wurde vom GEat , verhütten, das niemand kain ürten-
mal noch schlafftrunk u., noch dehain wirt noch stuben-
knecht dehaiuem kain ürtenmäler noch zergelt halten
soll.' G Blätter 1914. ,[Der Wirt] ist nit schuldig je-
mand ufzeschlachen oder zebeiten, es sei dan sein
guoter will.' 15'29, UwE. TE. ,Die würt sollen dheinem
heimschen gast über zachen Schilling ufschlachen noch
borgen.' 1550, B Mand.(THagenb. 188'2). ,Witer ist ge-
setz[t], dass kein würt einem gast mehr den ein guldi
sol ufschlachen oder ufschriben.' XVI./XVIL, GrS.
,Dass sy [die Wirte] umb ires eignen Nutzes willen
wider unsere Mandat sölliche liederlichen Lüt uf-
367
Schlah, sehleli, schlih, schloh, schluh
368
enthaltenil. das Zelugelt ufschlalieiiii und dann uff ire
Güeter Schuldbrieff machend.' Z Jland. 1011. ,Was
massen so wol in unser Statt allhie als auch auf unser
Landschaft ... vilfaltige Ürten in den Wirts-, Trink-,
Gesellen- und Schenkhäusern aufgeschlagen werden ...
So ist hierauf unser ernstlicher Befehl, Will und
Meinung, dass weder die Wirt, Stubenknecht, Gesellen-
wirt noch VVeinschenk Xienuindeni fürohin und ins
künftig weder Essen noch Trinken auf Borg und Beit
aufstellend und einiche Ürten nicht aufsclilagind.' ebd.
167.'). ,So viel endlich das Ballenliaus, Billard und
andere erlaubte Spiel betrifft, mögen zwar junge Leut
ihre gebührende Recreation darinnen wohl haben, je-
doch soll an diesen Orten keinem irgendwas auf-
geschlagen oder Rechnung gehalten, sonderen die Be-
zahlung gleich abgeforderet [werden].' Bs POrdn. 1715.
S. noch BdIV 780o. ; VI 144 u. Zahlungsaufschub
nehmen, ,auf Borg nehmen äaF." (St.-), Z. 1815
(darnach St.'); ,Z" (St.-). Derselbe N. habe vor dem
Krieg längere Zeit im Lande gewohnt, ohne Beruf, bei
den Wirten viel Zehrung ,aufgeschlagen' und allerlei
getan, was man nicht zu dulden vermocht. 1531,Strickl.
(U an Z). .[Als die Stadt StGallen] täglichen schaden
von überlouffen baider tailen und besonder des abts
Volk enipfieiig, die in der stat ze unfuoren und den
wirten ufzeschlachen sich understuondend . . .' Vad.
,Wie H. selig uff ein zyt in einer stund drü mal were
kommen gen wyn reichen . . . und schlüege also die
hindrist mass uff.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Dwyl du so
wol gelt hast zu spillen, so waist, wie du mir an
minem hochzit fünff'crüzer uffgeschlagen hast; lieber,
gib mir die!' 1550, Z. ,Zum Sternen alhie [habe der
Angeklagte] by dem Wirt in die 8 Gl. Zeergelt uf-
geschlagen.' 1601, Z RB. ,Was aber Einer ald Eine
by den .\ppotegkeren umb Fastenspyss und derglychen
Sachen, deren der Mentsch entberen mag, ufschlüege.
Das Sülle man inn Uffälen wie ein andere gmeine
Schuld halten.' 1611, Z Gerichtsb. S. noch Bd V '215 o.;
VI 47'2o. ,Ü. lassen.' ,Der Reinprugzoller soll globen
und sweren .. . auch von yeder person, so uss und in
ritt, fart oder gat, den zoll ze fordern und niemands
nichs [!] ufschlachen lassen, sonders denselben an-
gesicht des, von dem er in enpfach, unverzogoulich
in die büchsen ze stossen.' um 1530. AARh. StR. ,Und
sol der nuw zoller jemands dheinen zoll lassen uf-
schlachen, sonders von mengklichem gestrax inziehen.'
1580, Z RM. Neben verwandten Ausdrücken. ,Und
süln ouch die wa[r]ter sorgsam sin, dass dekeiner der
reblüte ald der herren der wingarten den zehenden
böslich enthalte und ufslahe von einem wingarten an
den andern. Ouch sont si achton, ob der herren
dekeiner ald die reblnte den edelen win sunderlich
lese, das also von dem erlesenen der zehende gericht
werde; wan es von rechter wissende bezeiget ist, das
von der ufslahung und der sunderlichen sanienunge
unser kilchen ze einem sweren unheil der seien ettes-
wenne an den zehenden geschadigot ist.' 13'20/30, Z
Stiftsurb. ,Wie die winmesser ... die losunge, so sy
usser erbern lütcn win lösent, nil erberlich noch rede-
lich bezalent, denn sölich losunge ettwenn verspilent,
ettwenn uffslahent und den lüten das ire schuldig
blibent.' 1441, Bs Rtj. ,Wa ouch zwei eelich gemecht
... in dienstlonen, taglonen und handtwerkslüten, es
syent schnyder, schuochniacher oder andere, oder umb
essige ding uffslahen und schuldig werdent ... daz da
sollich egemecht . . . sollich schulden . . . schuldig sin
sollen ze bezalen, nämlich der man den zweiteil und
die frow den driteil.' um 1520, ebd. ,Wer mit dem
andern spilt, kartet oder keglet . . . und dem andern
uffscblecht oder schuldig wirf 1537, AARh. StR. ,Als
tringt mich [den Vorschreiber an der Lateinischen
Schule] die höchste Noht, dissmahlen by m. gn. Hm
anzuklopfen, da by gegenwirtiger Beschafeiiheit meiner
Hausshaltung by 8 oder 10 Muten zu kurz ist jähr-
lichen, die ich alle Jahr by dem Müller aufschlagen
und auf Credit nemmen muss.' 1691. Z. Der Barzah-
lung ausdrücklich gegenübergestellt. ,Nun sye siner
meistern [der Zimmerleute] Ordnung, das einer die
ürten bar bezalen und nit uft'slachen soll.' 1460, Z RB.
,Niemand [soll] dehein zerung ufschlagen, sunder die
mit barem gelt bezalen.' 1504, BSi. Rq. 1914. ,Das
sy das in die ewigkeit äne widerred ussrichteu und
geben und mh. in dem gehorsam sin und nüt uff-
slachen, sonders von jar zuo jar einen vogt zuo mh.
banden bezalen.' 1528, B RM. ,Die hotten, so an das
gericht angenommen werden, sollen schweren ... kein
gelt uft' der straszen und uff die statt zuo entlehnen,
noch dhein mal utt'zeschl., sonder ir ürten erbarlich
zuo bezalen.' 1557, Bs Rq. ,Dass ein Jeder sein Ürten
bar bezahle und nit auffschlahe bei Buss, dass ist
Einem, der ein Ürten auffschlaht, 2 Pf. Pf. und Dem.
der sie borget, 5 Pf. Pf.' G Mand. 1611. ,Wie es zu
Rüti uf dem Gasthuss mit der Zehrung dahar gadt.
Was die gmeinen Soldaten betrifft, die zallend, was
sy verzehrend ... was aber die Oficier insgmein betritt't,
schlahend sy Alles uf, und zalt Niemand Nüt.' 1655, Z.
— b) übh. auf-, verschieben, vertagen, zeitweilig auf-
heben. Mit Angabe der Dauer des Aufschubs. ,Diss
jarzit schlecht man in deraadvent uff bys uffSebastiani.'
XIV., JzB. der LMinoriten; ähnlich bei FHaas 1909,
24. ,Das man die usclegt sölte uftschlachen unz dar-
nach uff den nechsten samstage oder fürer.' XIV. /XV.,
B StR. ,Der [Kriegs-]zog wart ufgeslagen ... unz uf
Sant Michelstag.' Just. ,Wenn dich zorn naiget ze
reden, so vertruk in und wart, das er dir herrsehe.
Schlach din red uf, bis daz du wider still worden bist'
Zdchtspiegel 1425. ,Wie ... der kaiser die Sachen der
obgenanten ladung und gebotten halb uffgeschlagen
bette unz uff abscheid des früntlichen tages, so der
kriegen halb zuo Nüremberg angesetzt worden were.'
1462, Bs Chr. ,Die disputatz [soll] morn vor dem
imbis uffgeschlagen, aber nach dem imbis gehalten
werden.' 1528, B RM. ,Das der radt ... lange zit ant-
wort [auf ein Bittgesuch] uffschluog.' 1529, Bs Chr.
, Meine herren haben den handel biss zuo den ostern
uffgeschlagen.' 1535, Sch Ratsprot. ,[Wenn die Räte]
eehafte not irte, so mögent sy das [Gericht zu halten]
uft'schlachen, unz das man das getuon mag.' M. XVI.,
ScHW LB. ,Ein ding etlich tag aufschlagen (,-h-' Fris.),
lassen anston (.oder verziehen.' Fris.) und verlengeren,
extrahere rem aliquara jier aliquot dies.' Fris.; Mal.
S. noch Sp. 209 0. Ohne Fristbestimmung. .Daz Gottes
schawen nit verzigen sige den balligen, mer daz es
in uffgeschlagen sig.' Walüregel 1425; lat. non ne-
gatara sanctis sed dilatam. .Und sollent ouch die rete
hinfur fürdevlich solich sachen [Körperverletzungen]
für band nemmen und darinne tuon und erkennen das
billich ist, und die sachen nit ufslachen noch hinder-
stellig lassen werden, als unz bar ettlich zite be-
schehen ist.' 1149, Bs Rq. ,Daz ... ira 15 by Arow
369
Sclilah, schieb, schlih, schloh, scliluh
370
uff der Schaft'matt by einandern gewesen sind und da
zno rat worden, daz sy das Niderland mit hagel und
Wasser verderben wollen; ir were aber nit genuog
und slüegent die Sachen uff.' M. XV., L Heienproz.
,Was auch der zween meister einer oder beid im rat
hörend ... ob es sachen wären, die einen der raten
oder meister antreffend ... bedunkt es dann einen diser
meister oder beid ... so mag er heissen einen burger-
meister die sach uffschlagen und dieselb für die meister
bringen.' Z Meisterb. ,Ward in allen kirchen durch
die statt interdict gehalten, das ist der gottsdienst
ausgeschlagen, aussgenommen im iVIünster und zuo
S.Ulricli.' WuRSTisEN 1.580. .Einen tag ü.' ,[Vor den Rat
gebrachte Sachen sollen ,von einer fronvasten zuo der
andren den nechsten' erledigt werden] es were denn ...
das unsren rat düechte ... den tag und sache uff ze
schlachenne sin.' XIV., B StR. ,Wie die von Bern
den angesetzten tag ... band ufgeslagen.' 14'25, Absch.
(L). ,T)er angesatzt tag [sei] uffgschlagen biss uff
jetzigen tag zuo Baden.' 1529, B RM. ,Der rychstag
soll uffgeschlagen syn und hernach in Prankfurt ge-
halten werden.' Lind., Wthurer Chr. S. noch Sp. 68 M.
Insbes. ,das(die) gericht u.'; s. schon Bd VI3'28. S-IOM.
,ltem wenn man ouch das gericht ufslecht von heiliger
zit oder welerlei sach wege[n] das ist, das sol man
tuon ie dem man sinem rechten unschedlich.' 1383,
Z StB. (,Umb daz hofgericht'). ,Dann werdend och
die gericht uffgeschlagen zu etlichen zyten, sind '20
wuchen oder ein viertel jares.' BsHün. üffn. 1450
(Osenbr. 1868). ,Man sol gesten allweg richten, so si
das begeren, usgelassen zuo verbannen tagen und so
die gericht ufgeschlagen sind.' 1466/1502, G Rq. 1906.
,üarumb sol ein Schultheis gewalt han, denen [Gläu-
bigern] ein hott zuo erlouben uff des gast[s] guot, es
sy in hochzitten, ouch in unser zwo messen, old wenn
es im jar ist, die gericht syen uffgeschlagen oder nitt.'
L StR. um 1480. .Uemnach und sy das [die Gläubiger
die Sicherstellung einer Forderung] nit mögen tuon,
als denn zuo diser zit die gericht angestellt und uff-
geslagen sind.' 1487, Bs Eq. .Sollent und mögent
unser amptlüt ... täglich, so ordenlich gricht ist, und
sunst ouch, so die gricht uffgschlagen sind, so es die
notturft ervordern würt, allen einungen fürpietten und
die frevel fertigen.' B StSatzg 1539. ,.Wie man sich
mitt der gant und gebotten, so die gricht ufgeschlagen
sind, halten ... soll [Überschrift].' 1552, Z Rats-
verordn.; daneben: ,wänn die gricht beschlossen sind.'
(Kalender, darauss man lernet die feiertag und Werk-
tag und wenn die gericht angond oder auffge-
schlagen sind oder zum teil aufgeton, fasti; di« ge-
richt sind aufgeschlagen oder verschlossen, man halt
kein gericht, silentium est causarum et iuris; ver-
künden und offenlich aussrüeft'en, dass die gericht auft'-
geschlagen seigend (,oder beschlossen und aufgehaben.'
Fris.), iustitium edicere et intermittere iurisdictionera.'
Fris.; Mal. ,T)ie gricht sigind noch offen gsin und
nit uffgschlagen.' 1573, Z; nachher: ,Darumb die gricht
im ban gsin nach altera bruch.' ,Zuo solchen Zytten,
da sonst Gricht undt Recht uffgeschlagen, ein andern
mit vorgemeltem Mittel [der ,Giselschaft'] helggen
und tribulieren.' 1609, S Maudatenb. ,l3t das Gricht
uffgeschlagen biss morgen.' 1632, SchwE. Gerichts-
rodel. ,Die freye Gericht sollen zu nachbeschriebenen
Zeiten aufgeschlagen werden, als: 1. am Donstag vor
dem Palmtag bis auf den ersten Zinstag nach Miseri-
Sohwelz. Idiotikon IX.
Cordiic [usw.].' Z Stadt- und Landrecht 1715. 1739;
mit der Uberschr. : ,Zu welchen Zeiten und wie lang
die Recht beschlossen werden sollen.' S. noch Bd IV
1866u.; VI 269M. Mit verschobener Fügung: ,Das
gericht schlät üf", steht still (bis...). .Ob ouch zuo
dheinen ziten swer und vygentlich kriegsloufe in disen
landen und umb unser stat ... und deshalb die gericht
uffsl. wurden ...' um 1520, Bs Rq. ,Uff mentag nach
Crucis schlechts [das Gericht] wider uff ungevar-
lich biss uff mentag nach Michahelis . . . darnach
schlechts wider uff bis ...' 1530, AARh. StR.; nachher:
,dann stats still biss ...' ,Den Richteren soll man
jedem fürthin acht Pfundt Jahrlohn ahn Gelt und gar
keine Mahlzeiten oder Abenttrünkh gegeben werden [!],
es gange Gricht ahn oder schlage uff.' 1625, AaMcU.
StR. S. noch Bd VI 328 u. 329 o. — c) ohne die Vor-
stellung zeitlicher Beschränkung, aufheben, aufgeben.
Mit Dat. der Sache W. Wir kein dum after Sant
Jodru [s. Bd I l"24u.] üfg'schlagen, ,wir halten den auf
den folgenden Sonntag transferierten Festtag des hl.
Theodul nicht mehr am früher gewohnten Tag.' !''•
ha" Bein da jetz üfg'schlagu', sagt man, wenn man
seinen Plan, seine Absicht geändert hat. ,Ein spil ü.'
,I)a wölte der A. das [Karten-]spil ufslachen und under-
faren, das wolte aber er [B.] nit tuon und meinte, er
sölte das spil usmachen.' 1457, Z RB. ,NN. habint
mit einandern uffirstuben zuo der achtenden karten
karttet und mit einandern ein geding gemacht, wenn
einer ein haller wolte verloren haben, so möcht er
das spil uffslacben.' 1487, ebd. S. noch rüssen III
(Bd VI 1451). — Üf-schlahen n. : zu Bed. 1. .Das
scharren, das hindenaufschl., ealcitratus.' Fkis.; Mal.;
s. auch Schlag (Sp. 185; auch bei Fris.). ,Calcitratus,
das Aufschlagen.' Denzl. 1666. S. noch Bd IV 1778M.
— Ürten-Ü. : zu Bed. 5a. ,In demselben [Sitten-
mandat] wird alles Ürten-Aufschlagen dh. jede Art,
seine Zeche anders als mit baarem Geld auf der Stelle
zu bezahlen, bei Strafe für die Gäste sowohl, die
Solches verlangt haben, als für den Wirt selbst ver-
boten.' DWvss 1796. S. noch Bd VII 1753M. (Surber
1869), wo ,Ührtenaufschlagen' zu lesen ist. — üf-
schlahend. .Hindenauffschl. tier, retractans et calci-
trosum animal.' Mal. — üf-g'-schlage°: 1. zu
Bed. le. .Uffgeschlagne wösch'; s. Bd VII '243M. —
2. a) zu Bed. 4 a. (Öffentlich) angeschlagen. ,In diser
abgeschrift desselbigen ufgeschlagen mandats.' 1497, Z
(PBütler 1914). .Wann hinfür erbloser oder flüchtiger
lüten ligende güeter gefröndt und angschlagen und
dan die selben güeter zuo dryen angesetzten grichts-
tagen und insonders uff den dritten und letzten rechts-
tag in der uffgschlagen fronung bestimpt uffgerüeft
und verkouft [werden] ...' 1518, Bs Rq. Von einem
aufgeprägten Zeichen: Der Gundel [s. Gunteti I Bd II
382], va si" Namme" üfg'scMagne" g'chä" hed.
JJöRGER 1918. Von der Kette, die dem Vieh zum
Anbinden um den Hals gelegt wird W. ,Mit auf-
geschlagner Kette' ein Stück Vieh zur Weide oder Alp
treiben. In den Viehställen gibt es mancherlei Vor-
fälle, die der leichtgläubige Landmann übernatür-
lichen Ursachen zuschreibt und als ein besonderes
Zeichen oder als eine Mahnung annimmt, [ua.] wenn
ein Stück Vieh mit .aufgeschlagener' Kette so hart
an's Krippenholz gebunden wird, dass volle Manns-
kraft erfordert wird, um selbes wieder loszubinden.
W Sagen. — b) zu Bed. 4d. Alles, was, die Frau
371
Schlah, schieb, schlili, schloh, schluh
372
brachte, soll .aufgeschlagen' Gut sein. 1554, MEsierm.
1882 (Kick.). — 3. a) zu Bed. 5 a. Von Natural-
leistungen; s. Bd VII 1772 0. — b) zu Bed. 5 b. .Nefasti
dies, feirtag oder Terschlossne oder aufgeschlagne
rechtstag, daran man nit recht haltet.' Fris.; s. auch
Sp. '208 u. — Mhd. üßlahen; vgl. Gr.WB. I 722/5; Sanders
II 939/40; Schm.» II 514; Martio-Lieuh. II 458 ; Fischer I
414/6. — Üf-schlaher m. , Hanns von Zürich, ge-
nant Pfaffhans, der schmiden uffschlacher.' 1483, Z
RB. ,HSpöri, der Ufschlacher.' 1636, Z. — Vgl. , Auf-
schläger' bei Adelung! 5'28; Gr.WB. I 725; Sanders II 945;
Fischer I 416. - llinden-üf-. ,Hindenaufschlaher,
calcitro.' Fris.; Mal.; auch bei Denzl. 1666 (,-schlager).
— L'f-schlahe te° (-g-) f.: , Füllsel eines Fladens;
sobald es gebacken ist, heisst es Überzog' ApH. (T.). —
Üf-schlaliung f.: a) zu Bed. lg; s. Sp. 361u. —
b) zu Bed. 4 a. Öffentlicher Anschlag. , Alsdann sol
der richter dem selben anrüelenden teil [einem bös-
willig verlassnen Ehegatten, der wieder heiraten will]
sin recht einandern nach mit ervarungen, ver-
kündungen, citationen, offnen ufschlachungen zuo
drigen malen, an orten und enden sich gepürt, ergan
lassen und lenger nit uffhalten.' 1532, Bs Rq.; ,ofl"ne
edict.' 15Ö3, ebd. S. noch Bd IV 1876o. ,'Ü.' eines
Zeichens; s. Sp. 190 M. — c) zu Bed. 5. ,Ü.' einer
Leistung; s. Sp. 367u. ,Ü. des gerichts'; s. Bd VI 328M.
— Spätmhd. üßlahunge, Waffenstillstand.
u(f)e°- usw.: schlagend aufwärts bewegen, ,hinaut-
treiben' B; Z und sonst. Hinaufwerfen: Schlach-mer
dt selb Ballen uff! LG.
dar-üf drüf'-: drauflos schlagen; s. Bd VI 506u.
Insbes. vom Trommler. Se, Giger, mach uif. Dui,
Pjiffer, blas dri": Dui, Trümmer, schlack druif!
's mioss 'tatized hitt si"! Schwvzerl. (Obw). S. noch
Bd II 1044 0. — Sonst gew. mit bestimmter Beziehung anf
etw. vorher Genanntes in verschiedenen Bedd. des Vbs; s. zB.
Sp. 316M. 3I7u. Vgl. Gr.WB. II 764; Fischer II 69.
um-, mit , haben' (nur in Bed. 12b mit ,sein'):
I. trennb. 1. a) in einem gewissen Umkreis durch
Trommelschlag bekannt machen Seil (Kirchh.); Syn.
üs-trumm(l)en. a.) im militärischen Bereich oder diesem
naliestelicnd. Abs. , Trommer, gang liin und tuo um-
schlagen!' Nakrenbeschw. 1554. , Darnach Hess er um-
sclilan: ein edict er liess usgan.' Mairitiana 1581.
,Soll ... durch den Trommelschlag kund gemacht
werden, dass für dieses Jahr alles Umschlagen, Um-
züge ... an der bevorstehenden Fastnacht gänzlichen
... verboten seye.' 1798, Bs Regierungserlass; ähnlich
schon 1765/8; vgl. Murgen- Streich. Insbes. 1) das
Zeichen zur Sammlung geben, , Appell schlagen' Sch
St. (Sulger). Am Tage der Landsgemeinde wird vor
deren Beginn dreimal , umgeschlagen' Ap (T.). [Vater,
mit seinem Sohn auf dem Landsgemeindeplatz ein-
treffend:] lez sem-mer dö! Schlöt-me" 's drett Mal om?
Jo wärle''', der Landamme" chont of'n Stuel. Jluet
ab! JMerz. ,A1s ... die hoptlüt [im Kantonncment]
Hessen umbschlachen und sich erst beraten, weiten
[NN.] sich derselben gnieind nütz annemnien.' 1501,
Z. .[König Saul nach dem Fall Goliaths:] Nun lass
nmsclilagen, Abner mein! ... Wir wend heim.' Holz-
WAKi 1571. ,Desshalb [auf eine Kriegsnachricht hin]
man auch zuo Basel ummscliluoge, der meinung, morgens
auffzuobrechen.' Wirstiskn 1580. .[Der Bürgermeister
Rahn hat] mir befohlen, heute früe nach Dietiken
zu marschieren; desswegen umb 4 Uhr unibschlagen
lassen, den Aufbruch zu befürdern.' 1653, Brief des
G Hauptmanns. S. schon Bd 1 227o.; IV 1796u. —
2) die Werbetrommel schlagen. .[Junker N. hat] in
etlichen stetten im Alpgö umbschlachen lassen, aber
kaine knecht uffbringen mögen.' Kessler. ,A1s aber
der nüw bischof widerstand befunden, hat man ime
4 fendle knechte zuogeordnet, darnebet umb lassen
schlachen.' Ard. 1572/1614. ,Man schlache zue Über-
lingen und Radolfszell umb und nemme täglichen
raehrer Volkhan.' 1629, Schreiben (ScnSt). , Umschlagen
lassen, Volk zu werben, milites vel exercitum con-
scribere.' Hosp. Erweitert. Mit Dat. P. ,Also wurde
den hoptlüten unibgeschlagen', zu einer Beratung. 1501,
Z. ,[Nach der Eroberung der Stadt] hatt man allen
bürgeren uinm lassen schlachen und gebotten [sich
zu versammeln].' UMeter Chr. 1540/73. .[Aufrührer
haben] vermeindt, ir teil der [obrigkeitlichen] panner
zu han, desgliclien ir trununerschläger genettiget,
innen insonders umbzeschlan.' 1550, VV. ,An ein
(zuo einer) gmeind u.' uä. .[Trommelschläger H. sagt
aus, NN. hätten] zuo im geredt, er gölte den knechten
[im Lager] an ein gmeind umschlachen.' 1521, Z. ,Do
der houptman zuo miner herren fennli bette lassen
umbschlachen, do bette er [ein Angeklagter] tan als
ein gehorsamer und mit miner herren fennli uff den
platz gezogen.' ebd. .Wann zur Versammlung unib-
geschlagen oder geblasen wird, sollen sich die Reuter
und Fussknechte bei ihren Fahnen alsobald einstellen.'
1711, B. ,U. und bieten, (üss)rüett'en, dass ...' oä.
, Einer mit einer trockenen trumnien ... hat unib-
geschlagen und gebotten, das die undertonen ... ilends
dem nidern tor zu ziehen selten.' 1525, Bs Chr. ,Am
Donstag liess man umschlachen im läger [der V Orte
bei Kappel] und rüefen, dass man ... Zwinglin ...
wet richten by totem lyb.' Salat. .[Ein Rebell hat]
unibgeschlagen und uff-[l.uss-y]gerueft dem gnieinen
man, zesamen sich zu versamlen.' 1550, W. .Den
17. Mai hat man [im österreichischen Heer] allent-
halben umgeschlagen und lassen ussruffen, dass ...'
Anhorn 1603/29. S. noch Bd VI 1636 M. ,Etw. u.'
,Das es [eine Arbeit] beschäch von stunden an, so
muoss das Niemannutz [Personenn.] umbschlan und
allen houptlütten einpfälen.' HvRüte 1555. ,[Cyrus
zum Feldherrn:] Man inuoss es allem volk fürtragen,
es war guot, hett maus grad umbschlagen [!], das
man die schanz vom berg här grab [usw.].' JMurer
1559. Mit Inhaltsatz. ,[Es wurde] im schloss unib-
geschlagen. das alle die. so nit bestellt weren . . . sich
versamlen sölten', zum Abzug. 1516, Z. ,[Auf eine
Kriegsnachricht hin] Hess die stat Basel umbschlachen,
uff sontag ... früe uffzesin und ze verrücken.' 1531,
Bs Chr. ,Im läger ummschlahen, daz man auf seye
oder yederraan gerüst seye, conclainare vasa. evocare
ad arma.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677. 1716. .Also umb
mitnacht habe man Zug in der statt uinbgschlagen,
welcher nit geessen, der möge sich versechen, so best
er möge, und dann in 2 stunden sich im Boden zu
Barr zefeld finden lassen.' 1583. BCvs. .H[err] Lv
Erlach befalch, in der Stat umbzuschlahen, Weib und
Kinderen ... zu verschonen.' 1644. Z. S. noch Sp. o06o.
.Zum andern (mal) u.' .[Früh morgens] schluog man
[im Lager] um, wenn man zum andern mal umschlüege,
.so sollte jederman uf sin und gon Kremonen ziechen.'
1521, Bs (Brief aus dem Felde). ,Aui inorndrigen tag
hett man lassen mit der trommen u., welcher well den
373
Schlah, schieb, scblih, schloh, schlnh
374
[in die Töss gestürzten] trottbaum helfen züchen, der
soll sich rüsten; wen man zum anderen mal um-
schlach, so well man uff sin.' UMever Chr. 1540/73.
S. noch Bd VI 854 M. — ß) ,eine Diebin umschlagen
oder umscblo" d. i. dieselbe mit dem Trommelschlage
durch die Stadt führen und als eine Diebin berüch-
tigen' Bs (Spreng). — y} uneig. ,Es beschiebt oft,
dass, wenn leuten, die gern sähend, dass . .. sünd und
laster abgstelt wurdind, ein fuoss entschlipft oder
ein unfaal zuo banden gadt, dass man über sy schreyet,
ir unfaal als auff einer tvummen unibschleclit und
guot spil und kurzweil mit inen hat.' LLav. 1582.
Mit Akk. P., auch für Eine" u., für einen Kandidaten
bei den Wählern werben ZO. ,Bei wiederholten Wahl-
gängen für einen Beamten sagt man: Sie haben ihn
so und so viel Mal umgeschlagen.' ebd. — b) im Spiel,
a) Ring u. Gr (s. BdVIlOSlM.; auch bei Bawier
1836, 66), ein Püngstspiel der Burschen und Mädchen
nach Art des Blindekuhspiels GGähwil (GBaumberger
1903, 132). — ß) abzählen, beim Spielanfang ZKn.f;
dafür auch umen-schl. (s. d.). Vgl. um machen 1 (Bd IV
41). Chumvi, mer schlönd um! — c) abs., die Bulderen
mittels der Chds-Brechen im Käsekessel umrühren LE.
(St. 1797, danach St.''); Rioi (ZNeuj. M. 1817); Syn.
(ab-, um-, üs-)riieren (Bd VI 1251/64, wo Weiteres). —
d) wie nhd., ein Tuch (ZKn.) Seil (GRRh.) um Etw.
legen; vgl. Bed. II 1 a, sowie Um Schlag 3 (Sp. 212).
Sümmi hend 'säumet Burdene" kä" [gehabt], Sümmi
hend aW'' tiw de" Zugg [Seil] umg'schlage", beim Heu-
führen GRRh. .Äusserlicli dienet der Essig bei hitzigem
Hauptwehe, wann man ihn umbschlägt.' EKönig 1706;
nachher: ,[Er wird] im Nasenbluten mit einem Tuch
umb die Schlaffe geschlagen.' — 2. a) tr., schlagend
zu Fall bringen Aa; Bs; B; Tu; Z und wohl weiterhin.
lUnibschl., zeboden werffen, percellere.' Mal. E" Buch
umschlö" BsL. Mach, i'*" chume" und schlä"-di''' um!
Drohung ZKn. Silser im Stadium : gang e"wegg oder
»"■' schlö,"-di''' um! Z. Süser im Schlä-di'''-um (scherzh.
für ,Stadium') ZStdt. Der 'Wind tuet e" Uag umschlö"
BsL. De" Chübel u. uä.; s. Gelten (Bd II 281; 2mal);
Chübel (Bd III 110/1, mit mehrern alten Belegen, ein-
mal aucli refl.). Dazu noch: Hat d'Chue de" Chübel um-
g'schlage", süll-si d' Gelte" nw grad aW'' no'* umschlö"
[wenn zwei meiner Töchter im selben Jahr ausgesteuert
werden sollen, so kommt es auf die dritte nicht an].
AHuggenberger 1914. Da mues'-me" ja e" Stud um-
schlä", we"" du chunst! Ausdr. des Erstaunens bei
einem seltenen Besuch. Bärnd. 1911, 481; vgl. Bd III
940u. E" Tann, Höh ti., fällen Ndw (Mattiiys); Th
Egn.; ZKn., Zoll.; Syn. schlahen 3b (Sp. 293); uvi-
machen (Bd IV 41), -tuen. Oft unpers. Si händ esö
g'jogglet im Schiff, dass's-es umg'schlage" hat ZS. Es
het-e" (grad) umg'schlage", zB. infolge eines Blitz-
schlages, eines epileptischen Anfalls, einer Ohnmacht
Aa; Gl; Scb; Th; Z. Es göt en Wind od. auch es
stinkt i" dere" Stuben ine", 's schlöt Ein'n schier (fast)
um! ebd. S. noch sünggelen (Bd VII 1209 u.), sowie
unter b. — b) intr. (mit .sein'), umfallen, -kippen. Er
ist umg'schlage" wie en Stuck Holz GrNuI. (Trepp).
Der [Heu-]jSc/i/it(e" schlaf um [auf einem seitlicli ab-
fallenden Wege, wo es umschlegig ist] GrL. Es ist-
me [ihm] e" Chue umg' schlagen, umgestanden, zugrunde
gegangen, ebd.; nach neuerer Angabe: Eshet e" Chue
umg'schlagen (zu a). ,Als sy sich auf das Bort des
Weidlings gelendt ... sye der Weidling umgeschlagen
und sy alle heraus ins Wasser gefallen.' FPlatter
1612. — 3. a) tr. bzw. abs., (um-)wenden. Vgl. das
(meist volkstümlichere) syn. (um-Jcheren (Bd III 434.
437). a) ein Blatt in einem Buche ZKn. (Schneebeli)
und sonst, doch nicht recht volkst. Vgl. auch umen-
schl. — ß) Spielkarten Ap; Gr; L; ü und weiterhin.
,Die erste Karte wird [beim Kaiserspiel] Jedem offen
ausgeteilt: me" tuet ums chlä"' Ü(SV.); vgl. Um-Schlag I
(Sp. 211/2). , Karten umschlagen', eine Art zu be-
stimmen, wer beim Spiel zskommt: Die Karten werden
offen ausgeteilt, und die Zwei, welche zuerst Karten
gleichen Ranges (Könige, Damen, Buben, Asse) er-
halten, bilden die eine Partei GRVal.; heute durch das
Abheben, -lupfen (s. Bd III 1358) ersetzt. Schon 1450,
Z KB.; s. rüssen III (Bd VI 1451). Ässer, d'Schellen-
Süw u.: s. Bd I 503; VII 1508/9. Dazu noch: Wer
wellen noch g'schwind Assen iimschlän um en Liter: di
erst Ass b'sald 50 Rappe", di zweit 40, di dritt 30 und
di riert 30 Rappe", Spiel zu 4 Personen GrL. —
y) meist abs., das zum Dörren ausgebreitete Gras
ScnSt. (Sulger); Th, so Hw.; ZSth. Syn. auch wenden;
icorben. — 8) lagerndes Getreide ,u.', umschaufeln
(.umstechen' bei Adelung IV 820) und dabei messen;
vgl. Fischer VI 103. ,Es Übergabe auch [der , Korn-
meister'] HUPtirter dem grossen Rat seine Korn-
schlüssel [nach einem Regierungswechsel], doch mit
dem Geding, dass man dass Getreidt in seinem By-
wässen u. und stürzen solte.' JBasler 1644 (.Müll-
hauser Span'). — e) oft abs., die Ackererde mit Hacke
oder Karst (Omschlaghö^gge" ArH.) bearbeiten ApH.
(T.); B, so G. (Bärnd.); F. Diese Art der Boden-
bearbeitung ersetzt das Pflügen auf kleinen Ackern
und im Gebirge (vgl. die Belege unter umen-schl.); in
BG. wird (It Bärnd. 1911) auch das Anthü-pt, der zum
Wenden des Pfluges erforderliche Streifen am Rande
des Ackers, so bearbeitet, um anstossende Kulturen
zu schonen. S. noch schurffen (Bd VIII 1248). Bei
der Kartoffelernte: ,Die Einen schlugen die Erde um,
die Andern lasen am Boden Etwas auf.' Gotth. —
J) ein Dach umdecken ThHw.; schon 1853 auch in der
dortigen Amtsspr. — b) intr., sich wenden, mit Bez.
auf (plötzliche) Änderungen der Richtung oder des Zu-
standes. a) vom Winde B; New (Matthys) und sonst,
doch kaum recht volkst. üneig. : Der Luft wird jez
ivol umg'schlage" ha" it"'' schöner Wetter nohe"cho". mit
Bez. auf die Stimmung des Vaters gegenüber dem
Freier seiner Tochter. SGfeller 1917. — ß) auch un-
pers., vom Wetter, meist im ungünstigen Sinne Aa; B;
GrL., Rh.; G; Th; Z; wohl allg. JUorn schneit' s wider,
d's Wetter schlät um. Loosli 1910. 's Wetter ist am Um-
schlö" g'sl"; mi" het g'seh", es wo't de"" che" strübere".
SGfeller 1911. U"'' wen"-es scho" .■später umschlieg
[schöneres Wetter gäbe], so wdr-es z'wit ussen im
Herbst, für eine Bergbesteigung. LWENGER-Gfeller 1916.
Wetterregeln. We""'s einist Hilwi fassed, su trill's flugs
umschlän, schlechtes Wetter geben BGr. (Bärnd.).
Lauft dem Senne" 's G'schirr a", so schlät 's Wetter
um (iRRh. S. noch Bd VI 119M. Uneig. 's Wetter
het umg'schlage" uf si"'m G'sicht, seine Miene ist
finster geworden. FOschw. 1917. [Nach der Erfüllung
eines Wunsches] het 'sWetter bi-n-iyn ganz umg'schlage"
g'ha". SGfeller 1911. Wänn-i''' da"" sust wüsst. das'
's Wetter e"de"weg umschlieg [dass meine Liebste
einem Andern schön täte], so würd-mi''' Alles kä'n
Chabis me freue"! EEschmann 1917. Wo's An"o Fü"fzgi
375
Schlsh, schieb, schlih, schlob, scliluh
376
umg' schlagt" het [in der bernischen Politik], isch der
N. [als Regierungsrat] fürig icorte". Barnd. 1914. —
Y) von Krankheiten, 's het umg'schlage'' mit im [dem
Kranken] Sch. ,Es hat eins mals mit im umbgschlagen.'
FrNKELiN 1552. ,Än dem Sonntag, da es mit der
[kranken] Kienastin umschlug', sich entscheidend ver-
schlimmerte. HPest. 1785. Von einer Wunde: ,Diss
Pflaster ist ein starkes Defensif ... voraus zu solchen
Wunden [des Rumpfes], die dabegeren umbzuschlagen
und sich mit Wust und Unrat zu versetzen; oder auch
zu solchen Wunden, die ein fressende Art bei sich
haben.' FWCrz 1G34. — 9) von Getränken (Wein, Most),
= um-faUenl{Bi 1 753) Scu (,lind' werden); Th (schwarz,
trübe, sauer werden) und weiterhin. De^ Most hat
umg'schlage- (nach einer Angabe aus TuEgn. om-
scMcige"). — ej Tiie Kue hat umg'schlage", ist nach
angenommener Trächtigkeit, noch etwa 9 oder 12
Wochen nach der Begattung, wieder stiersüchtig ge-
worden GRChur; vgl. um-cheren Ib (Bd III 437). —
Q von Menschen, (plötzlich) andern Sinnes werden
Ndw (Matthys). Der schläd um! ,Und wart der turn
als vast genöt, das si darin gnaden begerten. [Nach-
her, als sie sahen, dass sich die Belagerer zum Abzug
anschickten] do sluogent si urab und woltent sich nit
me ergeben; dann si wol gesachent, das man die Sachen
nit nie beharren wolt.' DScbill. B; ähnlich bei PvMols-
heini. ,Er hat umgeschlagen, a se ille discessit, exuit
ille mores suos, alius est atque fuit, mutatio in con-
trarium est facta.' Hosp. — 4. ein überladenes Schilf
umladen ScnSt. (Sulger). — IL untrennb. 1. tr.
a) umhüllen, -winden, zB. mit einem Strick Gr (Tsch.),
eine Naht umnähen, -randen ZKn., Stdt. D'Eebe" um-
schlä", die obersten Schosse mit Scliaubbändchen zs-
heften ZNeer. (Dan.); s. auch heften la (Bd II 1060) und
vgl. itber-schl. If6 (Sp. 351). ,Nira ein wol zytig kürpsen,
umbschlach sy mit brotteig und bach sy mit dem
anderen brot im offen.' Zg Arzneib. 1588. ,Ich habs
[ein Pflaster] . . aufi' ein Windlen gstrichen, den
ganzen Fuss und Schenkel mit umbschlagen.' Schw
Arzneib. XVllI. — b) umarmen GrD. (B.); GuT. (Dial.);
Ni)W (Matthys); Z. Sin Vater ...ist gäg-em g'loffe"
und het[-e"J umschlage" tmd g'chüsst, Übers, von Luc.
15, '20. DiÄL. (GuT.). ,Dass sin da der Bachs gewartet
het mit einem swert und umbsluog inn und stiess inn
mit dem swert in sin antlüt und warf in utf den herd.'
1392, Z RB. ,Und kamend [wir Pilger] aber in unsser
alt wirtshus zu unsserera lieben lantsman, das [!] unss
umbschlugmitsinen armen, als waren wir sine bruderen
gsin.' Stulz 1519. ,[Da] viell er inn an und umbschluog
inn mit beiden armen und redt: gib dich einer gemeind
gefangen!' 1524, ZWäd. ,[Die Hebamme soll] zwo
frouwen zuo beden syten [der Gebärenden] stellen, die
sy liebind, tröstind und sterkind, und die dritten binden
zuo dem rucken verordnen, so die frouwen allent-
halben umbschlahe, hoflich nidsich trucke und streiffe.'
RuEF 1554; an andrer Stelle: ,[Eine Frau soll die
Gebärende] mit beiden armen umbgeben.' ,Mit den
armen umbschl., ulnis circumdare aliquem.' Fris.;
Mal.; s. auch halsen (Bd II 1210). ,Die Württin umb-
schlacht und facht ihn', Einen, den sie mit verbundenen
Augen in der Stube suchen sollte. Scuimpfr. 1(551.
,Ua [Simeon] . . . den Herren Jesum mit seinen Armen
umschlagen.' AKlinbler 1688. Beim , Scheiden'; vgl.
Gfd 75, 13. .[Welti] wüst uf und erwust ein messer;
Kamber huob inn und umbsluog inn und rang lang
mit im, unz er im dass messer usser hend brach.' XV.,
L RB. ,Und sehe N., daz Grosshans von Wil ein schwert
in der band und daz uszuckt bette; also erwuschte er
... den von Wil und umbschlüege inn und forderte
im stallung an.' 1495, Z RB. ,Und als er züg den
Meyer umbschlagen, er sich aber von im gschwungen,
bettend sy beid einanderen gwüest, und möchte nüt
wissen, welcher zum ersten zuckt bette.' 1557, ebd.
, [Ziggin] sticht hiemit auf Haubtman Jenazen; aber
Haubtraann Steft'an Tiss umsclilacht den Haubtman
Zigginen, dass er nicht fechten mag.' Anhorn 1603/29.
Von geschlechtlicher Umarmung. ,[A. verklagt B.] das
er inn by sinem elichen wib in dem kemerlin ... an
dem bett, das sy einander mit iren armen umb-
schlagen hattend, fanden hab.' 1440, Z RB. ,[I'a]
sechen sy ein wyb und mannsperson by einander also
umbschlagen under einem bäum ligen ... und bette
sy den einen arm under im durchbin und er sy mitt
sinem arm umbschlagen.' 1574, ebd. ,[Er] habe aber
Unzucht ald einleben byschlaafif mit keiner nie uss-
gricht . . . darzuo sy weder umbschlagen nach umb-
hin greibet.' 1593, ebd. ,Duo habe sei [eine Hexe]
ine umbschlagen, und duo hete er kein Mansstuck
meh mügen tun.' 1657, Gr Hexenproz. S. noch Bd VIII
1457 0. Uneig.; häufig in der geistlichen Spr. .Eine
Freud, die ... herfliesst von dem geistlichen Um-
halsen, U., Umherzen Jesu.' AKlingler 1688; vgl.:
.[Christus] hat seine Arme an dem Kreuz ausgestrecket
... als der bereit seye, alle arme Sünder zu umhalsen
und zu u.' ebd. 1691. ,[Der Christ] umschlaget ihn
[Jesum] so lang, bis Solches geschehen [dh. bis er
seines Heils gewiss wird] mit beiden Armen ... Er
haltet ihn vest und ruffet: Herr Jesu, ich lasse dich
nicht, du segnest mich dann.' JJUlr. 1727. Mit Sach-
obj. ZO., Zoll. ,[Der Schultheiss Seiler von Luzern]
stuond under das ein (fänater des radthuses) und
namm den pfosten und ummschluog inn mit dem arm
und schrei hinuss ...' HBüll. (Waldmann-Auflauf).
.Der Sägelbaum . . . was undenhar also dick, dass
3 Man knmerlich denselben zuoglych mit einanderen
bekläfteren und urabschlachen mochtend.' 1608, Z TB.
1914; vgl. um-schlegig 1 (Sp. 212). S. auch um-chläfteren
(Bd III 634). Refl., die ausgestreckten Arme sich
wiederholt um den Leib schlagen, um dadurch warm
zu werden GrNuL (Trepp). — c) umgeben, im geo-
graphischen S.: ,Das Meer, so Italien allenthalben
(aussgenoramen gegen dem Alpgebirg) umbschleeht.'
GüLER 1626. Umzäunen; Syn. in-schl. , Umbschl., mit
einem zäun umbgäben, circumsepire.' Fris.; Mal.
,[Sie] wölten ... den selben [Jungwald] gern helffen
umbschlachen und inzünen, biss daz holz wider
wachsen und erstarchen, damit das vich [beim Weid-
gang] dester minder schaden tuon möchte.' 1515, Z;
vgl. zur Sache Sp. 221/2. — d) umzingeln. ,Do ge-
bot er sinem here. daz si Exsuperantius here umb-
schlüegen, also daz ir enkainer da von nit komen
möchte.' Z Chr. 1336/1446. ,Und koment ... mit dem
reisigen züg [von ca 400 Wagen] für Nüwenburg und
umbsluogen das fiech und hieltend wol 3 oder 4 stund
vor ir stat.' 1445, Bs Chr. .Und do das gfccht [bei
Kappel] ein wil gewert, kam ein geschrei, und
schrüwend etlich: si wend uns umbschlan! si wend uns
umbschlan !', darauf Flucht der Zürcher, um 1531, EEüli,
AR.; vgl. üierauer, Gesch. d. Schweiz HI 173/4. ,Sy
habind 3 häufen gemachet und die cameel umbschlagen,
377
Selilall, schiel), sclilili, schloh, schluh
378
dass die selben, wie schnall sy ouch sind, iiit habind
mögen entrünnen.' LLiv. 1582; zu Hiob 1, 17. Ein-
mal in trennb. Zss. : ,Die von Sletzstatt tautent uns
darinne [bei einem Korntiansport] suramnisse und
sluogent unser wegen mit körn umbe', um sie zurück-
zuhalten. 1439, Bs RB. (Bs Chr. IV 47). — e) in der
Jägerspr. Es Höhli oä. u., auch abs., einen Waldbezirk
umgehen, um an den Fährten zu sehen, ob das ver-
folgte Wild noch drin stecke oBs; S (vBurg). Me" mues'
alhvil z'ersdt' unischlö", vor-tner Sau cha"" schiesse". Vom
Lauf- bzw. Vorstehhund, einen Hasen (Huhn), dessen
Spur er verloren, durch Umkreisen wieder aufsuchen
(tr. und abs.) Z f- — 2. refl., sich umtun. ,[N.] feiret
auch nicht, sondern umbschluogsich allenthalben uinb
Hülff und Beistand, damit, wann es je Not tun wurde.
er ... zur Gegenwehr ... verfasst were.' Gdler Iöl(j.
um-(ge-)schlagen: a) zu Bed. Ild. ,Das mgh.
jetzmal nit haben wölt[en], das man mit des gotshus
offen fänli jetzmal oft'enlich oder ufgeworfen wölt ab-
ziehen, sonder das umbgeseblagen und verwunden',
um möglichst unbemerkt zu bleiben. G Wil Chr. E. X V. ;
wiederholt (PButler 1914, 192/3). Vgl. underschl. —
b) zu Bed. I3aß. , Offene, dh. umgeschlagene und nicht
gekehrte Karten.' Kai>ebsp. ; mehrfach. — c) zu Bed.
II 1 a. Das Jümpferli ist e" stolzes (vo" stolzem) Bittet,
es treit es Federli tif si"'m Huet, das Federli ist mit
Gold umschlage": es darf nüd en ledere'' es Federli
trage" Z (Dan.); vgl. be-schlahen. — Mlid. umbestahen;
vgl. Adelung IV815; Sanders 112, 943/4; Schm.«I78o. II
514o. 515n.; Martiu-Lienh. II 458; Fischer VI 103/4. Zu
Bed. 1316 Tgl. gleiclibed.frz. ,toiirner'. Die Wendung , mit der
Hauptsuniuia steig(er)en und dieselbige um(b)schl.' in den
Bs Rq. I 438. 525 ist nicht schwz., sondern stammt aus
der Reichspulizeiordn. 1530/77; s. den gleichlautenden Beleg
Gr.WB. IV 2, 035 o. und vgl. dazu Adelung IV 8 1 4 (,Umschlag' I ,
2 c). — Um -seh lall er ,Umbschlager' — m.: Nomen
ag. zu Bed. IIa. 1620, SchwE. Arch. ; s. Bott- Master
(BdIV521). — Um-schlahung f.: zu Bed. II 1 b.
,Um8chlagung eines gäilen Venusbilds', eine der , Wol-
lüste der Kinderen dieser Welt.' JJUlr. 1731.
ume°-, um(hji"-, umfhj'jrj- usw.: l.a)= tim-schl, 1 1.
a) = um-schl. IIa, austrommeln. Mit Akk. des Inhalts,
uneig.: ,Die Widertäufer zwacken auf die Mängel, die
etwan an Predigeren in den reform-ierten Kirchen sicli
eräugen; dieselben können sie auf der Trumnien wol
umbher schlagen und eben gross machen.' JWirz 1650.
— ß) = um-schl. Ilh^ ZKn. Schlach ume"! — y) = um-
schl. Ild. Spez. beim Stricken; s. Bd II 13'29o. (auch
Aa; Bs; B; Gr; L; Sch; Th). Eini [eine Masche]
Idr abne" itnd drei ti. Z. Im Lismer-Liedli: Ifnje"-
(dür'^e"- It Bärnd. 1904) steche", u , use"- (auch dur'''e"-
bzw. -Ü-) zieh" (und) abe"lä"\ in Z auch mit dem
Schluss: Juteli (juggeli) he, iez weiss-i''' guet, wie-
me" (d')Strümpfli lisme" tuet. !S. noch ttsen-schlieffen
(Sp. 172) und vgl. Bärnd. 1904, 391; SHämmerli-Marti
1916, 64; Zjbüri 1921, 67/8. In AaF. werden mit dem
Verse, langsam gesprochen, faule Strickerinnen ge-
höhnt. — b) Etw. hin und her, da- und dorthin
schlagen (werfen usw.) Aa; Hs; Gr; G; Scuw; Th; Z.
Schlag doch da' G'schier [Werkzeug] nid so ume"! Tu.
D' Schufte" timmerschlän, zB. beim Keinigen des Stalles
GrL. Ins Zeitliche gewendet: Es Ghind uvierschlän,
immer wieder (heftig) schlagen Gr (Tsch.); Syn. «.-
briiglen (Bd V 523). Uneig. Wie 'sWibervolch Ein'n
aw'' chan" ume"schlö" undplägen uf der Welt! Stutz,
Gera. Gew. unpers. Es het-mi''' yrüsig (cfhörig, bös,
recht) (i" der Welt) ume"q' schlage". Die, wo's am viaiste"
ummcschlöt . . . das gi''t-der g'uantlig mit der Zit die
chechsten und die zechste" Lüt. Breitenst. Es wer es
eit^igs Umme"schlö", das Leben eines jungen Mannes.
MPi.üss 1908. En omme"g' schlage" s 3Ianne"völchli.
BiRNSTiEL 1919. — c) intr. a) sich herumschlagen.
Bim leide" Wetter laufen s' [die Alpziegen] ... in 's Matt,
leische" überall diir"'' d's Grass und schlänt dert mit
de" Mattgeisse" ume". JJörger 1918 (GkV.). — ß) .viel,
bald da, bald dort (im Freien) arbeiten' GrNuI'. (Trepp).
Der muess vil umhe''schl.! — y) sich herumtreiben
ZKn. (Schneebeli). — 2. a) schlagend umbiegen Tu; Z
und wohl weiterhin; Syn. umCen) -nieten (Bd IV 851).
En Nagel u. Beim Nähen, = u.-nemen 2 (Bd IV 738)
Sch; Z. — b) = um-schl. 13 aa ZKn. 's Blatt ti.
Schlag ume"! beim Lesen. — e) = um-schl. 13 a^ AaF.
(.den Trumpf umlegen'); L. D' Schelle"- Sü" u.; s. Bd VII
1508u. — d) = um-schl. 13<t£ BE.; vgl. Ume"-schlag-
Charst unter In-Satz 2 (Bd VII 1542). ,ln steilem,
dazu oberflächlich von Nagelfluh oder Sandstein durch-
setztem Gelände, sowie auf ganz l^leinen Ackerstücken
kann dies [die Bearbeitung der Ackererde] einzig durch
die mühsame Arbeit des f/.'s vor sich gehen.' Bärnh.
1904, 99 (wo Weiteres), 's Angere hetme" nid chönne"
z' Acher fare": es het Alls müesse" mit "'em Charst ume'-
g'schlage" si". SGfeller 1921. Gebe" mira" Die Herd-
öpfel, ivo-ne" d's Pflanze" minger cheibe" gnue^ geit, wo
nid müesse" herdseile" u'"' ume"schlä", abschlägiger Be-
scheid eines Bergbauern auf die .Aufforderung zur Kar-
toffelabgabe während des Krieges. Emmentalerbl. 1917.
Uälvi it.; s. Bd II 1201 0. — e) intr., von der Grün-
zur Heufutterung übergehn ZO.; s. Bd II 1327M. —
Vgl. ür. WB. IV2, 1181; Sanders II 2, 942; Martiu-Lienh. II
458; Fischer III 1517/8. 1673 (,her-, hinum-schl.').
a(ii)- II, Perf. mit .haben' (doch s. unter 6c): 1. an
Etw. .schlagen'; Obj. ist gew., was oder womit ge-
schlagen, seltener woran Etw. geschlagen wird, auch
das durch Anschlagen Hervorgebrachte. Abs., an eine
Hüttenwand schlagen, um einen Abendsitz zu stören,
von Nachtbuben. Lötschen 1917. Das tued Eine" [beim
Schütteln] leid an en Hag zuehi" rierren, das tued
Eine" wiest a"schläti! Barnh. 1908 (BGr.). Etw. wird,
zB. von einem stürzenden Stamme, ang'schlage" [und
beschädigt] Gr. Körperteile a. De" Chapf (Grind) a"
Öppis(em) a. Gind Achti"g, Herr Pfarrer, dass-er der
Grind [beim Eintreten in den Stall] nid a"schlund!
GSa. (AfV.). ,Wenn man am Neujahr um Mitternacht
den Kopf anschlägt und eine Beule bekommt, bringt's
Unglück', Bauernregel BBiel (SV.), 's bös öderli (G
It Keller), 's 3Iüsli (s. BdlV476M.), 's Nurre"bei"li
(s. ebd. 1302 0.). 's chli" Ellbögli (AfV.) a. S. noch Tür-
Ge-richt (Bd VI 371). Picfl.: P* ha"-mi''' (wüest, grusig)
a(n)g'schlage" Gh; Th; Z und weiterhin. Abs.: Er hei
ang'schlage" an dereme" Goste" [an so einem vor-
stehenden Aste] GRValz. ,A., einschlahen, tangere.'
Mal. ,Etwar (.Etwas' bei Denzl.) a. und zerbrächen, ad-
fringere, ad aliquid frangere.' Fris.; Mal.; Denzl. 1666;
ähnlich 1C77. 1716. Auch anwerfen BGr., S. (Ei"'m)
e" Stei" a. Insbes. a) um einen Gegenstand zum
Tönen zu bringen, a) abs., mit den Gläsern anstossen,
anklingen Sch; Z; so 0. (Stutz), S., Stdt; Syn. an-
putschen Ib (Bd IV 1940), -stössen; Gesundheit machen,
trinken (Bd IV 34; VII 1138) Mer wand a. Mutter:
Se, Heiri, schlag mit diner Gölten a"! Heiri [stösst
379
Schlah, schieb, schlih, scliloh, schluh
380
anl: Zur G'sundheit, Gottc! ESchönenb. (Eschm.). D"
miiest mit dene" Herre' a'schlä". ACorr. S. auch
Hegnau (Bd II 1085). — ß) eine Saite, Glocke. Anäeri
Saiten a.; s. Saiteti (Bd VII 1444 o.). .Eine Glocke a.-;
s. Bd II 610o. ,Mit dem Kai a.'; s. Hammer-Schlag
(Sp. 235). Abs.. vom Glockenzeichen, mit dem der
Beginn der Ratssitzung angezeigt wurde; vgl. dazu
RWackernagel, Geschichte der Stadt Basel 11 317.
,[Der Schultheiss soll] sobald er sich zu rechter Zeit
ans Gericht gesetzt hat und angeschlagen worden,
durch den Gerichtschreiber die Besatzung des Gerichts
ablesen und durch den jüngsten Amptniann das Ge-
richt verbannen lassen.' 1719, Bs Rq. ,Das Gericht
[soll] dergestalten angefangen werden, dass, wann die
Zeit, da das Gericht angehen solle, vorhanden, man
ohne weiteres Warten anschlage, die gegenwärtige
Richter sich setzen [usw.].' 1733, ebd. Mit ver-
schobener Fügung. .Einen an dem glöggli a.', durch
Anschlagen des Glöckleins ankündigen. ,Der wechter
ufif dem obern turn soll ... alle die, so ussen harin
rytten oder varen. so bald er die ersieht, an dem
glögli anschlachen.' 1530. AiRh. StR.; .an dem glöckle
a. und melden.' um 1560, ebd. .Einen stürm a.': .[Die
Aufständischen] liessend in der nacht ein stürm an-
schlachen in etlichen der nechsten dörifern.' JStbmpf
(Hdschr.). Efn) Ihn a. Er schUeng e" Tmi a" [beim
Kirchengesang], dass's Ai^'m dur''' Margg und Knocke"
dren ['.], so kräftig. Schwzd. (JMähly). En andere"
Ton a., wie nhd.. doch kaum volkst. Z'erst het-er's
mit G'spass 'probiert [nachher] . . . het-er en andere"
Ton a'g'schlage". RvTavel 1913. — b) im Spiel.
a) mit der (flachen) Hand an das ,Ziel' (Wand, Zaun,
Baum) schlagen; vgl. An-Schlahens 1. I''' ha"-di''' a"-
g'schlage", sagt das Suchende zum Entdeckten. Hat
das Suchende ein Kind entdeckt, so ruft es : A'g'schlage"
(für) N.! Aa (Rochh. 1857); B; GMs; Tb; Ü; Z, so
Rieht., Sth., a'g'schlage" ei"s, zicei, drü (ifür) de"
SchäggiJ! Bs; Z, so S., Stdt, Sth.; ein Gesuchtes, wenn
es ihm gelingt, vor dem Suchenden das Ziel zu er-
reichen, ruft: A'g'schlage" (für) mifchj! Aa (Rochh.
1857); Bs; B, so S.; L (ERöthelin); Th; Ü; ZSth.,
a"g'schlagö ! ScaScM.; Syn..4>!Ae»i JI (Bd I 345). Wenn
das Kind, das plime" [s. BdV 125] muss, während die
andern sich verstecken, bis zu einer vorher bestimmten
Zahl gezählt hat, ruft es : Zito! Binder ^em ZU u"^
vor ''em ZU isch a"g'schlage" B (GZür. 1902). Wer
hinner u"'' vor «•"* nebe"-mer iich, isch a'g'schlage" BG. ;
es soll damit verhindert werden, dass ein Kind sich
beim Blinze" in unmittelbare Nähe heranschleicht und
dadurch erreicht sich a'z'schlä", bevor der Andere
suchen kann; Syu. anstechen. Im Spiel Wolf g' seh"
(s. Bd VII 532M.) Bs. Der Wolf schlägt 3 mal an
das Ziel, sobald er einen der ihn Suchenden bzw. an
einer Ecke nach ihm Ausschauenden erblickt. Dieser
ist nun gefangen. Falls er es bestreitet, wird der
Wolf etwa sagen: Frili''' han-i'''-di''' a"g' schlage"! —
ß) auf die Hände schlagen, im Spiel harr-laufen (Bd III
1 139) BS. Du muesch go" a"schlö'. — f) einen grossen
Knopf (Geldstück) gegen eine Wand werfen, wobei er
(bzw. es), zurückgeworfen, einem vorher geworfenen
Stücke auf einen bestimmten Abstand nahekommen
mnss, damit der Werfende den bestimmten Gewinn
(das Geldstück) erhalte B; Scu (Kirchh.); Syn. A"-
schlagi"s machen (s. An-Schlahens 3); vgl. chnöpflen 5h
(Bd 111 755). — c) ,Für a.', durch Anschlagen des
Feuerstahls entzünden. Ansh.; s. Für-Schlag {ß^.2%io.).
— d) den Sägeblock (von Neuem) in die richtige Stellung
vor das Sägeblatt bringen und mittels der Schär (s.
Schär 3by Bd VIII 1108) vorläufig festmachen Z; meist
abs.. auch d' Schär, d' Ler (Holzstück zur Bestimmung
der Bretterdicke; s. Ler 2 Bd III 1366), en nöü^e"
Schnitt a. — e) abs.. das Getreide mit dem Frucht-
G'sckier (= Haber-Geschirr Bd VIII 1163) so abmähen,
dass sich die abgesclinittenen Halme seitlich an das
noch stehende Getreide anlehnen; sie werden nachher
von einer dem Mähder folgenden Arbeiterin weg-
genommen und geordnet auf den Boden gelegt ZSth.
(einzelne Angabe). — f) (das Gewehr) a., wie nhd.
wohl allg. Schon im XVI.; s. Bd V 1132o.; VIII 1395u.
,In dem schlecht ein Leopoldischer an und scheust
ihn in Rucken.' Anhorn 1603/29. .Welcher mit seiner
Buchs in Stand gegangen wäre und zum dritten Mal
angeschlagen und nicht geschossen ... der soll den-
selben Schuz verlohren haben ... Welcher im Stand
zu schiessen sich fertig gemacht hätte, der soll all-
wegen, vor und ehe er anschlagt, dem Zeiger mit dem
Fähnli ... abzeigen.' 1636, GfiMai. ,Schnzer-Ordnung'
(.abgeschrieben und vermehret' 1779). .Anschlagen wie
die Schützen, maxilla; admovere, applicare.' Denzl.
1677.1716. Als militärisches Kommando. .Schlagt an!'
1713, GJPeter 1907 (Exercierreglement). , Schlagt anl
gebt Für." 1770, Ap Zeitg 1915 (Exercierreglement). —
g) anfallen. ,Von wegen des reechtiers [wegen dessen
Erlegung Einer angeklagt ist] das haben die hund
ohngefahrlich und wider seinen willen angeschlagen,
und nach dem sie es gefält, hab er es autfgenommen ...'
1565, ScHwE. Arch. — h) ,(die) Hand (Hände) a. (an
Etw.)', wie nhd. Hand anlegen; vgl. Bd II 1384o.
,Glycher wyss müessend ir sorg haben, ob sich etwas
umb üch erheben wellt, dass ir dapferlich band an-
slüegend und üch euch uns zuo hilf und trost in die
gegenwer schicktind.' 1528, B Ref. (B an Z). , Ad-
movere manum (raanus)operi, die Hand (-ä-) anschlagen.'
Denzl. 1666 (auch .anlegen') / 1716. ,Dass an dises Ge-
schäft Hand angeschlagen werde.' Flugschrift 1719.
,Da gilt es nicht ... blos wünschen, dass dieses Werk
[die Beförderung der eigenen Seligkeit] möchte getan
sein, sonder es gilt, die Hände an selbiges anschlagen.'
JJUlr. 1731. — i) Recht a"schlä", .Rechtsvorschlag'
(s. Sp. 232) erheben BG.; Syn. vor-, dar-schl. —
2. (schlagend) an Etw. befestigen, anbringen; vgl.
Sp. 31 1 u. .Mit neglen a. (anheften, annaglen, ankleiben),
(de)ägere, affigere.' Fris.; Mal.; Denzl. 1666/1716. Ein
Bild a"schlä", an die Wand W. D's Ächchiibli an
d'Ächere" a"schlä", den Stiel (Ächstecke") des Butter-
fasses am Hebelende der Ächere* befestigen GrV.; s.
auch JJörger 1913, 45. Ein Hufeisen, ein Rad, einen
Fassreifeu (s. schon Bd VI 653 u.), en Stil an e" Hatfe",
e" Segisse" (an den Stiel; s. schon unter Tangel-Ge-
schirr Bd VIII 1174) a. Mit verschobenem Obj. E"
Pfannen a"schlä', durch Nieten den Stiel daran be-
festigen Z (Spr. der Kupferschmiede). ,Hans von
Wolon umb 4000 phil an ze schlan und in die nuss
ze sniden 1 Ib.' 1383, B StRechn. .[Ich] gab im 4 d.
umb ain rossisen, schluog er des Girn maiden an, do
er gen Veltkilch wolt.' 1406, G Seckelamtsb. ,Item
1 pfund Froeidenberger von 2000 pfil anzeslachen.'
1406, Z Seckelmeisterrechn. ,4 pfund 8 ß costet das
paner, schützen- und stattfendli von nüwem anzu-
schlachen.- 1560. ebd.; ähnlich 1596, AAAar. Seckel-
381
Schlah, schleh, schlih, schloh, schluh
382
meisterrechn. ,Spies(s)iseii a.' 15G8, AaZoT. StRechn.;
1572, AaB. Bauineisterrechn. ,Wir hatten alle unsere
Segel abgenommen und newe angeschlagen.' AHerport
1609. ,Ein issigs Zit angeschlagen umb 7 Ul.' 17Ö4,
LAdl. Von Bauteilen. Getäfel, eine Tür, einen Tür-
rahmen, ein Fenster, einen Laden, ein Schloss usw. a.,
an- oder einpassen und festmachen Aa; B; Gr; L; Sch;
Th; Z und weiterhin, bes. in der Handwerkerspr.; vgl.
An-Schlaher 2. D' Zimmerwanne" ... Schlund [beider
Üfrichti] die leggste" Latte" a". Zyböri. Dem N.
,3 werchlütenmal, als er die laden um den Landen-
berg a[n]schluog.' 1537, ZGrün. Amtsreclin. ,Dass die
Fahlbrugg im Werclihof alhie verfertiget und nach
demselben erstusshin geführt und angeschlagen werde.'
1Ö38, Z. ,[Dass] den Meistern des Schlosser-Handt-
werks fürohin allein zu machen gebühren solle [ua.]
stcinene und hülzene Brunnenbet, so mit Band oder
Behenk angeschlagen werdend.' 1659, ebd. ,Die Stu<l,
an welche die Stegenlienen angeschlagen ist.' 17'20, ebd.
,2 Saltüren ... einrichten und anschlagen.' 1739, IHess
1914. Tuch an den Tuchrahraen ,a.'; s. Bd VI 890o.
Beim Heuladen, = en A"schlag mache" (s. An- Schlag 1 di^
Sp. 213u.) Bs; BG. Entsprechend beim Aufsetzen des
Dungers auf den Stock Bs. Ein Strohband an eine
Gerte (Wid) anstossen Aa; oBs; Th; Z; \ gl. Schaub
(Bd VllI 28M.); An-Schlag lat (Sp. 213M.), sowie an-
tragen. Das so entstandene Band wird auf dem Boden
für die Garbe zurechtgelegt; daher dann auch es
Band a'schlö" (auch legge"), ein Strohband zurecht-
legen, beim Garbenbinden Aa; Bs (Seiler; neuerdings
von ihm abgelehnt). Den Seilliaken am Garbenband
befestigen, an dem die Garbe auf die Diele hinauf-
gezogen wird AiWohl. (s. Bd 111 1443o.); SchR. 1ns-
bes. a) von ötl'entlichen Anschlägen, bes. am Gemeinde-
haus, auch am Schulhaus, an der Kirchtnr, an Brunnen
(s. Bd V ü58o.) usw. wohl allg. 's ist e(s) Höchsig a"-
g'schlage"; si sind fer, si ist) a"g'schlage"; s. noch
BdV898M.; Syn. auch: si sind im Chäslli (so AaF.).
Verbot a. ,Das ligend guot sol gefrönt und an dem
riclitlius und koufhus durch den schriber schriftlich
angeslagen und zuo dry 14 tagen verkunt werden.'
um 1520, Bs Rq.; .offenlich ... angeschlagen.' 1557,
ebd. , Legem figere, ein gesatz a. an ein wand etc.,
heften und ussgon lassen, yedermanzelägen fürstellen.'
Fkis. 1541; ,ein gesatz an ein wand schlahen.' 15t)8.
,A. als zädel, proscribere, tigere.' Mal.; ähnlich Dcnzl.
1666/1710. ,Wan aber jeraands ligende güeter vor
dem tor feil hätte ... so soll er [sieY] zuo feilem kauf
an das wag- oder salzhaus ött'entlich anschlagen . . .
Wofern nun ein haus oder ligend guot nit an-
geschlagen wird und verkauft ...' 1580, ÄALauf. StR.
,Die Weisenherren sollen ... dises [die Bevormundung
von Verschwendern] oft'entlich, doch irer ehren sonst
ohnverletzlich, anschlachen oder in Zünften und ge-
selschaften verkünden lassen.' 1590, Bs Rq. (Vormund-
schaftsordnung). , Niemand soll einiche Schmachschrift
wider einen Anderen schryben noch schryben lassen,
auch nicht anschlachen oder sunst usspreiten.' B GS.
1615; wiederholt. , Öffentlich anschlagen, edicto san-
cire.' Denzl. 1677. 1716. ,Von einer EJictal-Citation
behöriger Orten anzuschlagen, gebühret ihm [dem
Ehegerichtsdiener] 5 s.' 1772, Bs Rq.; ebd. noch öfter
im XVI./XVllI.; s. schon Sp. 214o. '270u. Eine Münze
,a.', verrufen; Syn. üf-schl. 4 a (Sp. 364 u.). ,Sy
[.schlechte Schwyzer Schilling'] sollend angeschlagen
und desswegen an Schwyz geschriben werden.' 1655, Z.
Eine" a"schlä", ,den Auffallsruf über Einen öffentlich
anschlagen' Z (Spillmann). Er ist a"g'schlage". , Einen
anschlagen, verrüffen, proscribere.' Denzl. 1677. 1716.
,Es sollen auch die Hm Ober-Vögt ... in Auffählen,
sonderlich wann sie wichtig, ... selbs beiwohnen ...
auch denen Hrn Ober-Vögten allwegen zuwüssen ge-
tan werden, wann ein oder anderer ihrer Amts-Au-
gehörigen angeschlagen wird.' Z Gerichtsordn. 1715.
— b) , Einem des richs sloss a.'; s. Bd VI 153u. ,Daz
sy [die Gläubiger] geraeint haben, ir schulden ...
syen nit sicher ... und desshalb einen schultheissen
angestreng[t], die genanten NN. darumb ze beruofen
und inen des richs sloss anzeslachen.' 1484, AaB.
Gerichtsb. In gleichem S. ,das blech a.': ,[Es habe]
umb desselben schuld und erlangt recht B. beschliessen
wellen und also die knecht sampt dem Schlosser das
zu vollstrecken gehoissen, und wie sy das häbli in
ein kameren getan und das blech altem bruch nach
angeschlagen . . .' um 1520, Z; vgl. nachher: ,Das er
... eigens gwalts mit der zangen, so er erwüscht, das
blecli dannen gebrochen.' — c) ein Zeichen anbringen.
Der Bammert duet si"s Zeiche" a., auf einen Baum-
strunk, um anzudeuten, dass der Baum rechtmässig,
nicht von Waldfrevlern gefällt worden ist BS. En
Baum, Holz a., (durch einen Anhieb) zum Fällen an-
zeichnen, vom Förster Bs (,mit einem Beil, dessen
Stumpfseite eine konkave Form des Baselstabes
bildete); BS.; GrL.; U; vgl. an-scWa/»en i (Sp. '275).
,Die richtig erfundenen Klafter werden mit dem [Basel-]
Stab angeschlagen und können alsdann abgeführt
werden.' Bs Holzordii. 1806. .Weiher von dem fiertal
oder von der mäss dem animau gend [!] ain Schilling
Pfenning von dem fechten und dem brand anze-
schlachen ...' 1451, G Hdschr.; vgl. Bd V678o. ,Dem
vech ein zeichen a., signum imprimere pecori.' Mal.
S. noch BdlV 1162o. (dazu Sp. 315u.); VII 108Uo. (,die
sinn a.'). i'* mues' Das schnell a"schlö", sagt auch
der Zimmermann, wenn er auf einem zu langen Balken
das Stück bezeichnet, das abgesägt werden muss BS.;
vgl. Sp. 381 0. — d) , Einem flecken [oä.] a.', einen Makel
anhängen. ,So ist leider der weite nidikeit und heim-
lichs hassens sovil, das kein from man mer unbefleckt
beliben und im flecken angeschlagen werden möchtent,
das im und sinen kinden ein ewig ufthebung were.'
1470, Waldm. , Damit er sich flysse ... in den fuoss-
stapfen siner vorfaren herin ze trätten, damit er den-
selben nit etwas schmaach oder schandraaasen an-
schlahe.' Gualth. 1584. — 3. a) mit Schlagen anfangen,
den ersten Schlag tun. a) bei einer Schlägerei Gl;
S (Schild 1885). Wie's schint, het mi" Frati a"-
g'schlagen [bei einer Schlägerei in einem Berner Tanz-
saal]; ig iibernimme" die Rechni"g! Schild 1885. Schon
1670, BiRND. 1914, 614. ,Mit den vienden a.': ,Wän''
man, das dorf weri vol fiend, und schluog man ein
lerma, mach' man bald ein ornung, a's weit man mit
den vienden anschlagen.' 1511, F (B Anz. 1901). —
ß) auf der Trommel. Uneig. : ,Nun wurde aufs Tapet
gebracht, was für Lügen jetzt auf die Trommel ge-
bracht werden müssten, welche Personen man ver-
dächtigen, verlügen wolle, bis kein Hund mehr an
ihnen rieche, in welchen Blättern müsse angeschlagen
werden und welche zuzuklopfen, die Lügen zu ver-
mehren hätten.' Gotth. — y) (d' Sichle") a., den ersten
Schlag mit der Sichel tun und so die Ernte beginnen
383
Schlah, schieb, schlih. schloh, schluh
384
ScnHa., Schi, (nach einer Angabe eine Obliegenheit
lies Schnittermeisteis, nachdem er sämtliche Sicheln
gewetzt liat). Die Sicheln wurden gedengelt und in
der nächsten Morgenfrühe am einen Ende des Ge-
treideackers .angesclilagen'. APletscher. .Schlahend
die Sichel an, dann die erndt ist schon zeitig.' 1530/
1868. Joel; so auch Luther; IgaTcoareiXaxe. LXX.
.Schlach an mit deiner sichlen und ernde ... [Er]
scliluog an mit seiner sichlen an die erd.' 1530, Offene.;
so auch Luther; in der Z Dibel seit 1667: ,Schlag
(schluog) deine (seine) Sichel an'; gr. ;i£|i(}'Ov ... IßaXev.
,A. ze mäjen.' .Iteni einem tagwanner von ijant Michels-
tag unzen zuo Unser Krowen tag in merzen sol man
zum tag 15 dn. und denn von deshin, bis man an-
schlet ze megen, zum tag 18 dn. geben.' 1497. B Si.
Rq. 191'2. S. noch Sp. 287 M. — b) übh. mit einer Arbeit
beginnen U (DrMüUer). Spez. beim Stricken, = an-
lätschen 2 {M m IbSS) AaF.; Th; Zg; Z. Mueter,
schlach-mer a"! bittet das Mädchen, das einen neuen
Strumpf zu stricken sich anschickt. Wie mängi [Ma-
schen], iri' mänge' Bick (XiF.) mues'-men a.? Lomm
a"g' schlage", von einem Netz; s. lumm (Bd III 1'269). —
c) das erste Angebot tun ü. — d) abs., beim Mähen
.zum Schnitt ausholen, den Schnitt nehmen' Z. Breit,
chtm a. — e) in Gang, Bewegung setzen, a) ,Die
Spillen träyen, a. oder spinnen, torquere fusos (ver-
sare turbine fusuni).' Fris.; Mal. — ß) zur Bewässerung
oder zum Tränken dienendes Wasser in die (Neben-)
Leitung einlassen W; vgl. ab-schl. 3fa (Sp. 336), so-
wie Runs 3c (Bd VI 1147); Suen II (Bd VII 1109);
Schepfila^ (Bd VIII 105'2; Syn. auch An- bzw. .46-
Schlacht W). ,Es ist auch ganz Gasenried [bei W
StNikl.] versagt und verboten, an dem hl. Sonntag zu
wässern. Es sei dann Sache, dass Einer könnte an
Tag bringen, dass er auf sein Gut gelegtes Wasser
habe, derselbe soll und mag es erst nach der Vesper-
zeit anschlagen.' W Monatsschr. 1863 (aus ä. Quelle). —
y) ,holz a.': ,Es klaget Hans zuo dem Nanwen, des
Tobensteins [eines Müllers] knecht ... dass er vor
sines raeisters gaden gestanden syg, do kam sin meister
und spracli zuo im: gang Hans und schlah mir das
holz an, umb dass niinen herren und mir kein schad
da von beschech. Also gieng er dar und Hess das
holz durch den laden. Also kamend sy [die An-
geklagten] das wuor abher louffen ...' 1429, Z RB.;
es handelt sich wahrscli. um einen Vorgang bei der
obern Mühle an der Silil, wo das angeflözte Holz vom
Müller gegen Entschädigung durch einen ,Durchlass'
mit , Losladen' flussabwärts weiterbefördert wurde. —
8) .schiffe a.': ,()uch söllent die Louffenkneclit die
schiffe, als sy die in dem Louffen ettwenn anschlachend
und die ryten nit getörrend, besorgen an den grensen
hindenau und vornan verbinden mitt Stangen.' 1450,
AALauf. StR. (Schifferordn.); vgl. JVetter 1864, 10'2. —
f) en Galopp a , wie nhd. (verbreitet). Ein Hund bellt,
^ass's [das Pferd] '»le" Site'sjnung tuet und der Galopp
a'schlöt. JoACii. 1885. Mer uend mit enand e" chli'ses
Handgalöppli a'schlä"! ruft man scherzweise seinem
Begleiter zu Z. Trab a".tchlä". .IBürki 1916. Es
Träbli a'schlö". /.vböri. S. noch Bd VII 168 u. —
4. a) erwägend, berechnend bestimmen, festsetzen.
a) den (Geld-)Wert oder Preis von Etw.; oft amtlich
AaF.; Es; B; GnSch.; LG.; Scb; Tu; Ndw; U; Z und
wohl weiterhin, doch viell. nicht überall volkst.; Syn.
schätzen 2a (Bd VIII 1674). Ein Erbstück a. GnSch.
I ,Den Wert anschlagen, indicare pretium.' Dkszl. 1677.
,Dass wir nit allein kein Nutzen davon [von einem
Anbauversuch], sondern, wann man Alles dagegen an-
geschlagen [in Anschlag gebracht]', Verlust gehabt.
1695, ORiNGHOLz 1908. S. noch Bd VII 966M. Etw.
hoch a. uä. Vo" Dem cha'"'-me" Nüt chauffe': er schlöt
Alls z'höch a". Was m't derfür [tür einen Gaul], wie
schlösch'-en a"? BLauf. (Gedicht). ,Itera und wie man
sturen sol ... und wie man ein farnde march und ouch ein
ligende ansiecht.' 1403, AaK, StR. .Hundert guldin
mit dem atz [V'erpÜegungskosten eines Gefangenen],
ob ir den zimlicb anslahent.' 1448, B AM. ,[NN. sollen
die Höfe] umb 420 ... rinscher gülden gevolgen lassen
und nit teurer noch höher anschlagen noch geben.'
1474. TnDiess. (spätere Abschr.). ,So er biderben lüten
frücht lychen [würde] ..., das er frücht für frücht nemme
und nit mer so tür anschlache, sonder sich der
zimligkeit flysse.' 1563, Z RM. ,AIso was in der Ouw
den Falil betrifft, hatt einer Vech, so ist es das beste
Haubt. Der Bur mag es anschlachen also: DerGrichts-
herr oder Lybherr sagt: schlachs an! Wies der Pur
anschlat, mag er dann sagen: nun gib mir das Vech,
so gib ich dir das halb Gelt, oder: hab du das Vech
und gib mir das halb Gelt, wie du es angeschlagen.
Also neraend die Lybherren den Laass.' XVI., Z (Ab-
schrift A. XVII.). ,Es solle bei keinem Kauff zu-
gelassen sein, dass [im Hinblick auf das Zugrecht]
durch heimbliche Uuderred und Verständtnuss der
Kauff höcher angeschlagen, noch in der Vertigung
änderst angeben werde, als wie derselbe in Treüwen
und Wahrheit ergangen.' L StE. 1706/65. S. noch
Bd VII 209o. ,Etw. umb zins a.', auf den Zins an-
rechnen: .Buwherr Brunner soll N.s und sins nach-
puren hüsern [I] inriglen lassen und harnacli, was es
costet, umb zins anschlachen.' 1563, B RM. Mit An-
gabe des Betrages. Er hät's [bei einer Steigerung]
för 40 Fr. a"g' schlage", aber-n-e"ke'"s Bot öbercho" LG.
Me" hat 's Chlöfter uf 90 Fr. a"g'schlage" Sch. ,[Sie]
haut die (ein matten und ein acher) angeschlagen für
trissig rinsch guldin.' 1465, WMerz 1915. ,Daz der
hur gewachsen wyn ... für 12 ß d. ze geben an-
geschlagen sye.' 1467, AaRL StR.; s. auch Sp. 319 M.
jltem desglichen der cost anzuschlachen im hus mit
win und brot, die zit über allemal ob 30 und 100
mentschen gespist . . . by 200 gl. Item desglichen och
anzuschlachen 7000 habriner garben mit haber und
ungevarlich bi 6 malter vesen unusgetröschen, och an
garben; was darfür anzuschlachen sig, stat zu miner
herren der Aidgnossen erkanntnis', betr. .ausgaben des
Abtes für Einquartierung beim Rorschacher Kloster-
bruch. 1489/90, Zellw. Urk. ,[Ein Brandschaden] ist
angeslagen für 60 guldin.' E. XV., G. ,Uen haber,
ein niütt umb 10 batzen angeschlagen.' 1539, B BM.
,Zwen hupsch stier, sindt angeschlagen umb 40 guldin.'
1597, Z. S. noch Bd VI 76. 285M.; VllI 1664u.;
Sp. 214 u. Etw. ,zu gelt a.'; vgl. ,zuo gelt schlaheu'
(Sp. 318 u.). ,Halt ein mark fin 14 lot 1 quintlin 3 d.
. . . Ein mark zu gelt angeschlagen, wie vorstat, so
bringt es alls in ein sum [folgt Betrag].' 1520. B; dafür
nachher: ,die mark (wie vorstat) umb 18 pfd an-
geschlagen.' ,Herr pfleger N. soll den kaiserlichen
häw, Stroh und haber geben ... ordenlich aufschreiben
und zu gelt anschlagen, nemlich: ein tuoch mit häw
umb 5 ß etc.' HOHcber Chr. ,Habent min Herren mir
obstende Frucht, nammlichen jeden Mütt Kernen umb
I
385
Schlab, schieb, scblih, schloh, schluh
386
6 Pfundt und ein Malter Haber aucb umb 6 Pfundt
zu üelt a. lassen.' 1605, Z. Hierher wohl aucb: ,Dass
Etliche Geträide, Pferd, Tücher, Anken, Wein und
dergleichen Waaren an ein Gelt kaufsweise an-
geschlagen und viel höher, dann solche Waar immer
mag wärt sein, zu wegen bringen.' 1637, Bs Rq. 1 5'25.
Neben verwandten Vben. , Werden [werten] und a.'
1425, GLÜrk.; 1476, G Rq. 1906. ,A. und schetzen.'
1468, Obw; s. noch Sp.SlQu. ,Ein Ding teür a., hocb-
schetzen, wie vil es wärt seye, pretium facere alicui
rei; wie teür beut er sein haus oder wie schlacbt
ers an? quanti destinat aedesV Fris.; Mal. , Taxare,
(ein Ding schätzen), anschlagen, taxieren.' Denzl. 1666/
1716. ,Doch sind oft die Verkäufler daran [an der
Teurung] schuld, welche, in dem sie Alles fürkautlen
und als dann nach Belieben taxieren (schätzen, an-
schlagen) ..." Spleiss 1667. .Anschlagen oder bieten
um einen gewüssen Wert, indieare rei pretium.' Hosp.
Einem Etw. a., (bei einem Kauf, einer Abrechnung
Erbteilung usw.) zu einem (amtlich) bestimmten Preise
anrechnen, überlassen, übergeben. Er het-mer das
Chüeli cheibisch tir Wg' schlage" U. Mer wend-em das
Stickli [Land] nid grad so hoch a'schlä". ebd. Ei"'m
es Heime" a"schlä", einem (oder niehrern) Erben eine
Liegenschaft unter Anrechnung des Wertes derselben
abtreten Ndw (auch It Matthys); vgl. zur Sache: ,Der
Vater darf seinen Sühnen bei seinen Lebzeiten seine
Liegenschaften oder einen Teil derselben abtreten,
jedoch nur vermittelst gesetzlichem Anschlag. Jeder
Anschlag soll durch eine Kommission von 5 Mitgliedern
vorgenommen werden.' Ndw Ges. 1853. ,Für so
und so Viel wurde mir [bei der Erbteilung] das
Heimen angeschlagen, so und so Viel wurde als Aus-
stand für den [Bruder] Franz angerechnet.' Nriw Kai.
1905. Einmal i. S. v. vermachen: ,Der Chlaus [ein
alter Bauer] hatte ihm [seinem Neft'en] sein Heimeli
angeschlagen und auch noch eine Matte dazu gekauft.'
ebd. 1894. ,Das guot ist feil grüeft; der kinden
vogt ist ouch zu mir kan und mir ir guot anpotten
und zu mir gsprochcn: wiltus koutfen, so muos ich
dirs gen. Do spreche Petter: wie wiltu mirs gen?
Do schlüege der kinden vogt im die güeter an ob 400
pfund.' 15'2'2, Z. ,Hatt im [der Wirt dem Gast] ein
summ geschlagen an.' Salat. ,Das er gebetten und
vermeint, wir wollend ... ime dasselbig [Haus] nitt
zu tür anschlachen ... Wolliches wir ime anschlagen [!]
umb 700 Pfundt' 1603, F Ratserk. ,[Bauer zum
Scbusterbuben:] Nu bui, wie schloost mir das Par a!
... Zwölf Batzen kosts.' JMahl. 16'20. ,üie ... ligenden
üüetter [einer ins Kloster eintretenden Person sollen
ihren] nechsten Verwandten ... der Sachen gemess
angeschlagen w^erden.' 1620, AaB. StR. ,Da sagend
wir [Kläger]: Wan sy uns wöllind überbauwen, so
schlachend wir inen unsere Hüsser an.' 1636, Z; nach-
her verlangt einer, dass die Beklagten ,mein Hauss
zu ihren Händen nenimind imm Preiss, was mir hatt
wollen gälten oder was mich anligt, oder aber ich wils
verkaufen, und was ich minder löss, das sy mir Nach-
zug tugind'; der andere Kläger erklärt: ,Ich schlug
ihn niyn Huss für, das mir sonst lieb gsein, in dem
Kautfschilig, wie das an mich komen.' S. noch Bd VI
118o. 219u.; VII 1629o. Übertr.: Das tuen-i''' derhöch
a"schlö", zB. einen geleisteten Dienst BsL. — p) von
obrigkeitlich auferlegten Leistungen (Steuern, Bussen
usw.); vgl. schätzen 1 (Bd VIII 1673). ,Den hämisch
Schweiz. Idiotikon IS.
a.': ,32 ß verzerten min herren, do man den harnäsch
ansluog.' 1442, AaB. Rechn.; vgl. zur Sache Seg. RG. II
413/4. ,Wan einer sin teil [an der Bachwuhr] nit
machte ... so söllents einem die vier heissen. Tuots
einer nit, so sollend sis einem bieten. Tuet ers dann
nit, so söUends einung anscblan, bis einer gehorsam
wirf AADietwil Twingb. 1530 (AAWeist.). ,Der vorster
soll ... iligs luogen zuo holz und feld und einung an-
schlachen.' ebd.; s. nocli ver-fallen (Bd I 756). ,An
[= ein] stür a.' Vad. ,Daruff die von Bettlach ver-
meindt, diewyl si gan Grenchen zu kilchen gehören,
solte man sie aucb darzue (zur Beschlussfassung über
die Anschaffung der Kirchenubr) beruft haben. Und
so etwas angeschlagen one ir rat und bysin, sollen
sie [die Grenchener] es allein bezalen.' 1555, Ursen-
kal. 1891; oder zu b. Zur Erleichterung der Kosten
eines neuen Pfrundhauses solle man nach erhaltenem
Consens des Landvogts .einen Steuerzedel anschlagen.'
1676, Gfd (LHild.). Oft mit hinzutretendem Dat. P.
,Als wir lüt usnämend [zu einem Feldzug] und jeder-
man und sunder den clöstern und gotshüsern under
uns gelegen anschluogend reisigi pfert und soumross
und knecht zuo den soumrossen, do ward ünserra
herrn dem abt von Einsidellen ouch sin sum an-
geschlagen.' 1431, Z StB.; nachher in gleicher Bed.
, einen anlegen umb ...' ,Wi)lclier sehindel-, sag- old
zimberhölzer hüwe und lies die erfulen oder verjaren,
so sol man eim buoss anschlan.' AADietwil Twingb.
1530; nachher: ,Dem soll man ein buos anschlachen.'
,Uber ein ein einung anschlachen.' ebd. Einmal ohne
Akk. (Fehler?): ,So verr si [die vier Zaunbeschauer]
bedunkt, das nit fridbar wäre, so habend si gwalt eim
anzuschlachen und demnach einem gebieten fridbar
ze machen.' ebd. Hier anzuscbliessen , Einem den Bann
a.': , [Bischof zum König:] Tust du nit Buss im nechsten
Tag, wüss, daz ich dir den Ban anschlag.' JMahl. 1620.
Wie schätzen 1 (Bd VllI 1673) auch mit Akk. P.: ,Also
antwurt inn [den Schwyzern] unser herr von Ein-
sidellen, wie wir inn angeschlagen hettind, darinn
weit er uns gern und wilklich gehorsam sin.' 1431, Z
StB.; vgl. oben. — f) von (Alp-)Nutzungsanteilen; vgl.
sei/e« 56 (Bd VII 602); si/WHien 5a (ebd. 974). ,Dass
die [den ,wald' und die ,drett'] jeder nach anzal siuer
güeter mit holz und waid niessen sol ... wie dann
die dry, so darüber gesetzt werden, das ainem jet-
lichen, der im gericht sitzt, nach anzal siner güeter,
so er dann zemal hat, und nit witer zaigent und an-
schlahent. Und wann ainer holz zuo sinem hus zuo
bessern [usw.] notturftig wirf und im die dry das, wie
vorstat, ussgand und anschlahent, was dann ainer also
howt ...' um 1490, G Rq. 1903 (GAndw.). ,[Wir] haben
US unser ahnent zu einem teil vorsas gemacht, die
dann einer gemeinen bursami angesechen ist ze machen,
und fruntlichen gesummet und angeschlagen denen
jucharten, hofstetten, mannsmedren, so dann ein jek-
licher in der bürd hat' 1498, BSi. Rq. 1912 (All-
mendordnung). , Einem die Alp im Anschlagrodel
a.' 1773, GKapp. 1847; vgl. an-ge-schlagen Id. —
b) planen, verabreden, anordnen, beschliessen, fest-
setzen GnCalf., L., Valz.; W; Syn. ansehen 5a (Bd VII
555). Er cha"" nit a"schlä", er versteht sich nicht
aufs Disponieren (einer Arbeit, eines Geschäftes uä.)
W. Well-wer appa a" Spaziergang a.? ebd. Wier
hei" [bei einer Beratung am Vorabend] s'sämunt a"-
g'schlagu" ga" z'mäju". ebd. Nitinci G'setzi a., , beraten
•25
387
Schlall, schieb, schlih, scliloh, scliluh
oder beschliessen.' ebd. ,Daz die buwherren zu der
statt buwen, da die wercblütt werchend, getrüwlich
lugeiit und wüssent, was man werke, und dasselb
Werls und tagwen all wochen mit fliss anschlacbend
in gegenwürtikeit der werchmeistern ... Das ein buw-
herr och wüss, was die furlütt fürend und warzu
es gehöre, es syent stein, holz oder laden, und dass
der buwberr all wochen das och ordenlich anschlache.'
S Mand. 1490; s. auch Sp. 216 u. ,Die Eidgnossen
habend wacht am Rin und sind zeichen mit rauch und
für wol angeschlagen.' 1499, Cälvenf. 1899 (Schreiben
des Feldhauptmanns an Cliur). .Sulichs wurden die
Eidgnossen rätig ze tund [dem Kaiser gegen den frz.
König zu helfen] . . . Daruft" ward angeschlagen mit
hörscraft für Dysion ze ziechen.' 1513, Bs Chr.
.Schlugend min herren den zug an in das [G]Ober-
land.' Edlib. , Welcher fürst lydet, das ein dapfer werk,
das er wyslich angeschlagen ... den dieneren werde
zuogeschriben?' Zwingli. Nach der jtforgenpredigt
am Fronleichnamstag mag Jeder an seine Arbeit gehen,
,wie dann h. bropst und sine zuogebnen mit den dryen
lütpriestern das angeschlagen habent.' 1524, EEgli
Act. ,Also ist der tod Ezechie von eewigkeit by Gott
angeschlagen, aber also, das euch die fünffzehen jaar
im zuohin zetuon angeschlagen sind, und nach denen
soll er erst sterben.' LJi'd 1531. ,Es muoss denen
von Martelen nit alls für sich gan, was sy ansclilachend.'
1542, Z Ehegericht. ,Man fieng an grob mit der sach
[dem Walde] umm gan; dan ein ietlicher schluog an,
ettwas ze bauwen, darniit im nur [!] abholz würd.'
1561, UJIev. Clir. ,Ein(e) Räiss anschlagen, iter de-
liberarc Denzl. 1677. 1716. In ungünstigem Sinne W.
Schi heint e" best" Streich ang'schlagW. ,Hatt er mit
der herzogin von Savoye mit grossen untrüwen an-
geschlagen, den rechten herren von Savoy und die
andren Ire kind mit im in Bürgün ze füeren.' PvMols-
HEiM. , Was daselbs [von den in Ensisheim versammelten
Grafen und Rittern] angeslagen, ist uns noch verborgen.'
1523, Aescb. (Bs an B und S). ,Als sy in nun sahend
von vernuss ... schluogend sy an, das sy in totdend.'
1530/1667, I. Mos.; sjtovr.psüovxo. LXX. ,N. hat mit den
andern angsclilagen, das sy einen woltent ufryben,
aber er sye inen entrunnen.' 1551, B Turmb. ,Ver-
rätery a.' 1572, Briek (HBull.). .Das NN. als bösse
Nachtvogel ... angesclilagen, sy wöllind vor HHWäbers
Behussung ein oder zwo Wellen Strauw anzünden ...'
1661, Z. ,[Ein Zürcher:] Wüsset ihr ... was für ein
Jlassacre über sie [vom Abt über die Toggenburger]
angeschlagen worden? [Ein Schwyzer meint, der Abt]
werde die Beschuldigung einer angestellten Massacre
sclion zu beantworten ... wüssen.' Gespr. 1712. , Etwas
anschlagen, decernere aliquid contra aliquem.' Denzl.
1716. S.noch Bd VI 1885M.; VII935o.; Sp.217u. 352u.
Neben Vben verwandter Bed. ,Do sindt die vier man
[Schiedleute] eins worden und die sach an geschlagen
und gemacht, daz ...' 1498, UAnderm. (Gfd). ,Doch
so was sin [des Baumeisters] meinung, wie er daz
werk [den Bau der Kirche] wysst oder anschlacht mit
silier Ordnung, das sollen unssre werklüt als lassen.'
1473, B Burgd. ,Es sind vil lüt, die ein ding klarlich
und eigentlich sehend und erkennend, aber anzeschl.,
ZUG raaten, usszerichten, zuo voienden und usszefüeren.
sind sy gar nit geschickt.' L.Idd 1531. ,A., ordnen und
ansälien, instituere.' Fris. ; Mal.; ähnlich bei Denzl.
1Ö66/1716. Neben ,anlegen.' Denzl. 1666; Hosp. ,Ein
mal [oä.] a.', auch : die Anstalten dazu trert'en. ,Es sind
ouch utfyeklicher Stuben [Eatsherren] verordnet, die
gwalt gehebt haben, essen anzesl., hüener, fleisch,
visch und anders zuo bestellen, nach den malen dank
ze sagen und widerumb zuo laden.' 1508, Bs RB. ,Als
si also vom handel [Heirat] redtind . . . Verzuge es
sich so lang, da« sy ein nachtmaal anschlüegend.'
1541/3, Z Ehegericht. ,[Salorae zum Boten:] Du findst
sy [die Königin] in des künigs saal, da sy a. hilft das
mal, das myn herr vatter will.' Aal 1549. ,[Sie hätten]
morndes widerumb ein nachtmal angeschlagen. Dar-
zuo iren zween jeder ein gans und einer ein widerin
stötzli verheissen.' 1597, Z; vorher: ,Sigind sy retig
worden ein nachtmal zur Meisen zuhalten.' ,A. und
anrichten'; s. Bd VI 407 u. (G Küchenordn. XV., wo-
selbst nachher: .[Er soll] alles der köchin in die band
geben und allzitt am aubent anschlachen, was man am
[nächsten] tag essen welle'). Zeitlich festsetzen. ,Von
den stenden des rychs ist beschlossen, das ein gemein
concilium in tütscher nation in jarsfrist syg an-
geschlagen.' Zwingli. ,Ein fründliche geschrift ...
die disputation gen Baden uf den 16. tag mai an-
geschlagen betreffende [Überschrift].' ebd. ,Dunkt uch
guot, so land uns die zyt anschlachen, wenn wyr von
binnen scheiden wellend.' Haimonsk. 1531. .Lieben
pfaft'en, nun schlahend an: wenn wend wir dsibent und
dryssigst han? der tag den wend wir setzen.' 1532,
Lied. ,[Er habe] iro ein Oesterrichcr und Vs Co-
stanzcr batzen zu haftgeldt geben ... und [sie]
schlüegint ein tag an über 8 tag ins Gfenn inn die
reben zkommen und wyter red mitt einander zhalten.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Da wolte er den hochzittag
anschlachen.' ebd.; dafür sonst auch ,das hochzit a.';
vgl. ferner Bd VII 1599 u. ,Daruff ist ein tag an-
gschlagen worden uff 22 octobris gan Losannen.'
JHaller 1550/73. ,Der rytt [nach Rom] sy an-
geschlagen am zwölften tag.' 1556, Brief (PhGallicius).
— 5. refl. a) sicli stossen Sch; Th und sonst. J«*
ha'-mi''' (fest) Wg'schlage", zB. an einem vorstehenden
Balken. — b) (an die Schlittenkufen, an die Schuhe)
sich ansetzen, ankleben, vom Schnee BGr.; vgl. 6c. • —
C) zu grasen beginnen, vom Vieh BGr. ,Die Kühe
haben sich nicht a"seMän wollen.' — 6. intr. a) ent-
spr. Bed. 1, an Etw. ,schlagen'. Eig., zB. von einem
Ferister(laden), einer Tür, die vom Winde bewegt
werden Aa; B; Gl; Gr; G; Th; Z; wohl allg. An
dem Gütsch . . . hed-ma"-sa [die vom Wasser fort-
gerissenen Ställe] g'hört a'sehJä". CSchnvder 1920.
,A. wie ein wasser, circumluere.' Fris.; Mal.; s. auch
an-putschen (Bd IV 194u). Von der Weberlade, an den
Zettel anschlagen. NBösch 1892 (GT.). Vom Winde
BG. Eine Stelle am Haus, wo der Luft so recht a'-
schlät. Vom Schall, (anprallen und) zurückgeworfen
werden, widerhallen. 3Iit-eme' häle' Jüzger, ''ass's im
Wald ene" lüt Wschlöt. Joacb. 1885. Mini schwere'
Werchtigstifel pochlen üf de" Steine", 's schlöt frei wit
a" i" der öde" Ströss [der Stadt], ebd. Von den Strahlen
der aufgehenden Sonne BGr. (Bärnd.); GRChur, He.
(Tsch.), Pr., sG. (Tsch.); vgl. Sp. 323 M. D' Smma hed
(a" de" Berge", an de" Gred) a(n)g' schlage" BGr.; Gr
He., sG. (Tsch.), Valz.;' s. noch Bd II 821 o. D' Sunna
schlagt dö- grad am Vieri a" GRÜhur. Auch vom auf-
gebenden MondGRScli.; Syu. anstechen. Der Mane'-
schein hed ang'schlage", wenn der Mond bereits die
Berggipfel bescheint, selbst aber noch nicht sichtbar
389
Sclilah, sclileb, schlih, scliloh, schlub
390
ist GnCast. Scherzli.: Chum'" lue", ivi' 's schön Wetter
um 's Hüs ume" trölet, a" allne" vierne" Uüsegge" a"-
scMöt, Kiltspruch BHeiin. (SV.). — b) entspr. BeJ. laß
und 3. Eig., von einer Gloelie. D' Glogge" schiät a",
hat a"g'schlage" B; Gr; G; S; Th; W; Z und weiter-
hin. Die grosse Glocke hed nit chünne" a"schlä'' [weil
der Chalk" eingewickelt war]. J.Törger 1918. Unpers.:
Wo's a'g'sclüage" het im Chilchli ene" für zum Z'säme"-
lüte". JReinu. S. noch Bd VIII 1189o. Vom mensch-
lichen Sprechen: .Demnach ward oucb doctor Niessle,
schuolherr, gefraget, was er zuo dem artiikel reden
wölte. Der schluog an und sagt: ...» Zwingli; lat.
disputare ccepit. Vom Hunde, = Lüt ge" (Bd III 1505)
B; L; SL.; Th; Z und weiterhin. Dö schlöt der Hund
a". Oh heie", Jets tvird der Vater verwache". Schweiz.
Frauenh. 1907 (SL.). S. noch VorLüt (Bd III 1505).
Uf-enes Tier a., es durch Bellen anzeigen. Jägersi'R.
— c) entspr. Bed. 2, sich ansetzen; Syu. an-hänken Ica.
(Bdll 1460/1); vgl.5b. Vom Rauhreif. Wen" d' Bräute'
so wiss a"schlad GrCIiw. (Tsch.). .Der Reif hat au den
Tannen, o»i Chris angeschlagen' GrL. Von Friicbten.
,Die Kirschen schlagen am besten an, wenn sie aufs
schlafende Aug okuliert werden.' ScnwEizERBoTEN-Kal.
1808. Mit verschobenem Subj.: D'Bäim Schlund vil
a" Niiw (Jlatthys). A's het g'nueg a'g'schlage", von
Kartoft'elknollen üRSeew. Auch: Wurzel fassen, ge-
deihen, von Pflanzen. ,Im abnehmenden Mond [ge-
steckt] schlagen sie [die welschen Bohnen] nicht wohl
an.' JCSuLZER 177'2. .[Man findet den Holunderbaum]
an zahmen Orten und auch in Wildnissen und rauhen
Gegenden, wo andere fruchttragende Bäume nicht mehr
anschlagen.' Gr Sammler 1779. ,Wenn die Wurzeln
[des Weissdorns] im vorigen Sommer recht an-
geschlagen sind, so werden sie ... nach dem Ab-
schneiden vier bis fünf starke Schüsse treiben.' ebd.
,Die geschälten Körner schlugen besser an als die in
der Spreue.' Gr Landw. Ges. 1780. , Sobald die Pflanzen
in dem neuen Weingarten wohl angeschlagen und
Wurzeln gefasst haben ...' ebd. 1781. Gedeihen übh.:
,üas Emd schlägt in allen Gütern wohl an und man
hofft deshalb mehr Emd als Heu einzusammeln.' 1774,
Küchler 1895. — d) (gute) Wirkung tun, physisch
(bes. vom Essen, von einer Arznei, von Mitteln jeder
Art) und moraliscli (von Ermahnungen, Ratschlägen
udgl.) Aa; Ap; Bs; B; Gl: GrL.; L; Sch; S; Tu; Ndw
(Matthys); U; W; Z; wohl allg. Syn. an-rüeren Ab ^
(BdVI l'26'2u.). D'Chost, e" Mixtür schiät a". Arzt:
So, Bäbeli, wie göd's ''ein Ma""? Häd d' Gotteren a'-
g'schlage"? AToBLER 1905. Herrschaft, w^t-ich Dene"
de" Cavalandis lese"! Da' vürd allueg o""* a"-
schlage"! ANeher 1900. Dö het Eisi ... lang chünne"
niderha" mit Beten u"'' Bible"lese" ; Alls het nid wellen
a"schlö" [konnte den schlecht gelaunten Peter nicht
aufheitern]. SGfeller 1919. [D'sPürli] het im Summer
flissig g'uerchet, d's Fuetter, d's G'uäcits isch gar wol
g'räte", d's Werche" het wie nie a'g'schlage". Loosli
1911. 's Geld häd nid fNüdJ a"g'schlage", geholfen LG.
,Weil aber die [Arznei-]MitteI nicht angeschlagen ....
AATäg. Gerichtsb. 1744. (Guet) a bi (Aa It H.; Bs
It Seiler; Gl; L; SchR.; Th), an (Sch It Kirchh.; Z It
Spillmann) Ei"m. 's Bade" het guet a'g'schlage" bi-n-
eni Bs (Seiler). Die Söi tuend ned guet, es schlöd Nüd
a' bi-n-ne" LG. Mit Dat. P. B, so E.; Gl; Gr; L; S
(JReinh.); Th; Ndw (Matthys); ü; W. Dctn schiät
d's Schnaps nW'' guet o" U. Di Bergluft hät-mu guot
a'g'schlagu" W. 's Nüttue" schlötem (guet) a" Ta.
Nüt het-em a'g'schlage", er isch ganz us de' Chleidere'
g'falle'. .IKeinh. 1905. [Er] s% so bleich a's wie der
Tod und mager fasch' zum Vergrabe"; Dem heig's Hü-
röte" bös a'g'schlage". ebd. 1907. Dise Beis in
d' Guggine [wo ihm ein Geist erschien] het-em nid tvol
ang'schlag'n: er ist chranlce' nach Hüs chon und ist
nimmc gebesseret. JJegerlehner 1913 (WLö.). ,Bäbi
mochte es nicht sehen, wie der Vater unzufrieden war,
weil es ihm nicht gut anschlug und er schon krank
geworden war deshalb.' Herzog 1863. S. noch Bd VI
1524M.; VI1440O. — An-schlahen n.: zu Bed. 2.
,Dass schulthes, grichtschriber und amptlüt hinathin
von erbfälen und andren sachen ... ganz nützit nemen
noch haben sollen, weder von beschribung noch
rechnung noch a. der küufen in dhein wyss.' 1464,
Bs Rq. — An-schlahens A'-schlagi's Aa (Rocbb,);
B; Z, so S., Stdt, -g'schlagi's ZHirzel, -schlagigs Aa
(Rochh.). -scWapiissc" AAWett.; ZSth., -schlageti's Sch,
so Hemish., -schlegerli's BsL. (Nat.-Ztg): Name von
Spielen, gew. in der Verbindung A. mache". 1. = (Ver-)
Bergins{^A IV 1571). aaOÜ.; vgl. an-schlahen Iba.. Eine
nähere Beschreibung s. bei GZür. 1902, 139; ähnlich
bei Rochh. 1857, 404. In GMs muss das Suchende,
wenn es vom Entdeckten vor dem Anschlagen ge-
fangen wird, dasselbe von der Stelle weg, wo es er-
wischt worden ist, ans Ziel tragen; vgl. dazu Rochh.
1857, 403. Lt Rochh. 1867 II 152 auch Bezeichnung
des , Zieles'. — 2. = anschlahcn Iby B. — 3. ein .Ball-
spiel' Aa (Uochh.). — Vgl. Martiu-Lienh. II 459 (u. ,Ab-
Schliiger'). — an-ge-schlagen: 1. Adj. a) zu Bed. 2a;
s. Sp. 364 M. — b) zu Bed. 2b. Das im Rechten .an-
geschlagene' Gut sei hiemit ledig gesprochen. 1533,
Absch. (Zollhandel zwischen GR. und GSa.). — c) zu
Bed. 2c. En a'g'schlagni Eich BS. — d) zu Bed. 4aT;
vgl. .geseiete Alp' (Bd VII 602). .Solle ein Jeder, der
ein angeschlagnes Recht Alp hat oder Ross und Vieh
auf die Trasselhalden tribt, ein Hag-Tagmann zu tun
schuldig sein.' 1773, GKapp. 1847. ,Der aber ein recht
angeschlagne Alp hat, mag ein Pfarr ohnbestossen auf-
triben.' ebd.; s. den Anfang des Beleges BdVI 244 u. —
e) zu Bed. 4 b. ,[Die Brüder Wolleb von Uri] wollend
mit bistand irer herren und deren verwanten ländren
uf angeschlagne vassnacht diss jars die Wat gwaltig
überziehen.' 1492, Ansh.; dafür in gleichzeitigen B
Schreiben ,die fürgenommen vassnacht; das zu Zug
ein vastnachtangesächen...' .Ein angeschlagener pauw.'
1531, Z. .Dass ... die Pünt bei den Nasen umzuführen,
angeschlagne Sach seye.' Anhorn 1603/29. .Gott werde
die über uns angeschlagene Straften von uns abwenden.'
JMüller 1673. .Nach Erbauung dieser angeschlagenen
neuen Kilchen.' Streitschrift 1713 (.Badischer Jahr-
rechnungs-Abschied'). — 2. Adv., in der Verbindung
a'g'schlage" voll, dicht besetzt TuHw. Di' Bomm ist a.
roll [Früchte]: s. auch Boll IV(Bi IV 1171). De'- Bock
ist a. voll Dreck. — ,un-angeschlagen: non ex
composito. Wir habend nichts u. und vor unangesähen
gehandlet, nihil non ex composito fecimus.' Fris. ; Mal.
— .KM. aiHf<lal,an (auch Notker); mM. aH(e)»hihen; vgl. Gr.
WB. 1 441/3. XI3, 14'2 (.uuaugeschlagen'); Sanders II 939;
Schul.» II 514; Martin-Lienh. II 457; Fischer I 253/4. Die
Grenzen zwischen den einzeluen Bedd. sind zT. fliesseud, iusbes.
berühren sich lc~uud d mit 3, I d auch mit 2. In verschie-
denen Bedd. syu. sind au-legen (Bd III 1180 ff.), -reisen
(BdVf 1316ff.), -»c(zeu(BdVII1653ff.). — .V n-schlah er,
391
Schlah, schleli, schlib, schloh, sclilub
392
-Schläger m.: 1. zu Bed. lap. ,Aiisclilaher, unter einem
Staiittore. Anschläger, der die ankommenden Reiter
und Wagen nach der Anzahl der Pferde mit Klocken-
schlägen meldet' Bs (Spreng). ,In deren [der Spalen-
vorstadt] Ingang ist das Spalenthor mit den Türmen,
des Anschlahers Stüblin doruf und Torwechter-Hüsslin
voraussen.' FPlatter ltiu9. , Ingleichen sollen auch
die Anschläger oder Hochwachten auf den Stadt-Toren,
wo sie einen Brand sehen, so Tags als Nachts,
Solches und in welcher Gegend der Brand sei, ohne
Verzug melden.' Bs Mand. 1777 (Feuerordnung). —
2. zu Bed. 2. A''schläger, Schreiner, der sich mit dem
Einpassen und Festmachen der Werkstücke an Ort
und Stelle abgibt. Handwerkerspr. — 3. a) zu Bed. 4aY'.
In [Uw]Giswyl müssen die auf einer Alp befindlichen
Hütten nebst Alprustig um einen von den .Anschlägern'
festgesetzten Preis von Denjenigen, welche die Alp
benutzen . . . übernommen . . . werden. vMuskowski
1879. — b) zu Bed. 4 b. a) .Anschleger, oeconomus.'
Fris. ; Mal. — ß) wer gerne Anschläge macht; s.
Sp.64M. — Mhd. amlafier, Steuereiuschätzer ; Tgl. Gr.WB. I
443; Sanders II 939; Fischer I 251.
ane°-, in ScnSchl. a''''i"-: tr. bzw. abs., hinschlagen.
Es hät-en g'hörig ane'g'schlage" Th; ZSth. J"* ha"
g'mä'nt, i''' well-im gradA'"s a., Eins versetzen ScnSchl.
i(n)-, in GrD., Furna, L. i"-: 1. tr., in Etw. hinein
.schlagen'; Syn. inen-schl. a) Gegenstände wie Nägel,
Pfähle udgl. allg. (doch zT. seltener als inen-schl.; vgl.
auch Sp. 300/1). [Nebel so dicht] das' ... mi" chönnt
Negel l'sehlä". Barnd. 1914. Der Umschlagcharst i., in
den Boden, ebd. 1904. S. auch Bd III 1396M.; IV 680o.
1399 u. .Einschl., cogere (cuneos); ein nagel einschl.,
pangere clavum.' Fris.; Mal. ,12 ß dem ferren gholfen
mit denj weidling schwyren inschlan by der sagen.'
1547, AaB. Baumeisterrechn. .(Einen Nagel, Pfahl) ein-
schlagen, infigere, impedare, incutere.' Denzl. Iff66/
171ti; Hosp. S. noch Bd I 1032 (An-Fart); IV 1697 o.;
V 1097 M. Im Gegs. zu usf-sehl. in der RA. Bd VII48u.;
vgl. dazu inen-schl. la, sowie Sp. 301 M. — b) vom Hand-
schlag, zur Bekräftigung eines Versprechens oder
Vertrages, wohl allg. Syn. (m-)chlepfen (Bd III 675/6);
vgl. Sp. 282M. 313o. B'Händ i''sehlä'< Z (Spillmann).
Mid der Hand i"schlä'' Ndw (Matthys). J»* hett [an
deiner Stelle] nid i"g'schlage". Es soll si", seit der
}Iabsch [Kaspar], schläd i", dass's bätzged, auf eine
Wette. SM. (GßNuf.); ähnlich weiterhin. S. auch Bdll
277 0. Oft im Imp. 's soll 'gulte" ha'! Schlach numen
V! GJKiHN. Der Teufel, mit den Urnern über den Bau
der Teufelsbrücke verhandelnd: Was gänd-er mer dar-
für? ... Schlund i": der Erst, tvo über d' Brigg sich
wagt! Ndw Kai. 1906 (U). Du cha''"seh'-ne" [neuen
Bekannten] glich gäng fründlig sV; doch schlö nid
g'schicing uff d' Fründschaft i"! Schilu. ,ü Mannli,
schlag nur ein! Wir wollen beide unser sein', Auf-
forderung zur Ehe. Hochzeitsb. 1871. .Einschl.. ver-
heissen, die hend bieten, dare dexteras.' Fris.; Mal.
.[Werbeoffizier:] Schlag ein. gut Gsell. und halt dich
redlich an uns !' A. XVI.. Bs (modernisiert). Mit sekun-
därem Akk. Sobald der Viehhändler das Angebot ge-
macht hatte, /(an-t"*-»!-; d's Tier ing'schlagen GrL.
Häufig es Ei"'m i., so B. [Fuchs zur Schnecke:] Magst
wette' mitmer? . . . Der Schnegg isch'si''' z'freden
und schlöt-em's g'ad V. JMerz 1836. .Willts mit
mir han. so schlach mirs yn!' JMahler 1674. —
C) .Eier i.', wohl = in-fellen (Bd I 760); vgl. Sp. 302 M.
.[Ein Zeuge] seit, er hette gesagt: Lieber raeister
Heinrich, neniend die jungkfrowen zuo der ee. So
wärend sy den nechsten tag wider inn sinem huss
und ässend die eyer by im, und schlüeg der H. selbs
die eyer in, und wüsste diser züg nitt anders, dann
es were zuo der ee.' um 1536, Z Ehegericht. [Pfarr-
herr zur Wirtin:] Lass mir nur ein Dotzet Ayer in-
schlacha; es ist ei guots, fuohriges Essa und ist
z'gschwindist g'machet. Göldi 1712. — d) (d's Esse")
i., Essen (auch Getränk) hastig, gierig hineinschlingen
GrL., Pr.; vgl. aben-schl. Id (Sp. 350). — e) Wäsche
i. a) vor dem Waschen zum Einweichen ins Wasser
legen, drücken FJ.; Z, so Stall.; Syn. in-trucken.
's G'wand i'schlä" ZStall. lez hät-si [eine Frau] just
na"'' d' Wasch i'g'schlage", iez chund-ere" d'Lich [ein
Leichenbegängniss] na''' obe'dri"! Z (Lied). P* ha"
afe' I'g'schlage' für z'linde" FJ. ,Item das die wyber
an sonn- und fyrtagen dheine wöschen inschlahen
noch inn der statt, am see ald dem wasser uff und
nider fägen oder waschen.' 1572, Z; vgl.: .Das sonn-
tägliche Bachen, Einschlagen der Wöschen' uä. soll
unterbleiben. FWyss 1763. .Ein Wybsbild. so etwar-
hin ein Reiss anstellen solte. entschuldiget sich, wyl
sie schwangers Lybs war, ufl' die Form: Sie habe nit
der Wyl, dann sie hab ein Wösch yngschlagen, die
sie werd über 40 Wochen ausswäschen.' Schimpfr. 1651.
.Derjenige Teil, so eine Wösch einzuschlagen Willens',
solle es den Mitbenutzern des Waschhauses anzeigen,
um 1750. Z. S. noch Bd VII 243o. — ß) vor dem
Bügeln bespritzen (und einrollen) „Aa; Bs; B; Vü;
S"; Z; ebenso bei Fischer II 640; vgl. die Synn. in-
beizen (Bd IV 1984). -sprützen, sowie (auch über das
Verhältniss zu a) in-legenSd (Bd III 1182). — f) .Ein-
schl., in die erden stecken, depangere.' Fris.; Mal.;
Denzl. 1677. 1716. Inshes. Bebe" l., = in-legen 3h (ßi III
1183), vom 3rMe&en(s. Bdll 696 o.) und säwfcew (s. Bd VII
1211) unterschieden AaEII'. ; Sen; Th (neben in-legen);
Z und wohl weiterhin; Gegs. üs-schl.; vgl. auch In-
SehlagSc, sowie In- Schlegling (Sp. 220. 253). I" d'Egge"
i., von derjenigen Anordnung beim Rebenpflanzen, bei
der je 4 Stöcke in die Ecken eines Rechtecks und
ein fünfter in den Schnittpunkt von dessen Diagonalen
zu stehn kommt AaEIV. Das W. fehlt noch 1415, Z
StB. II 34/5. .Das man die guten Wynräben. die man
einest inn unssern Landen gehept . . . abgahn lassen
und ussgeschlagen und an der selben Statt andere
schlechte Raben ... ingeschlagen und pflanzet.' 1613,
Z. .Ihre Reben zu verbessern und bessers Gewechs
einzueschlagen.' 1663. AaB. StR.; vgl. Bd VII 118u.
.Neue Raben ynschlagen und pflanzen.' Z Mand. 1663.
.Reben einschlagen, serere vites. vineam.' Denzl. 1666/
1716; Hosp. Von Kohl; s. in-ge-schlagen. — g) mit
dem Nbsinn des Einsch Hessens. Umhüllen s; vgl.
in-machen (Bd IV 43/4). a) Menschen, Tiere, Waren.
.Gab Üelin ab dem Berg ... 5 ß d. von den gevangnen
US und inzeschl.' 1405/6, G Seckelamtsb.; ,alz er
die gfangnen uss und in bat geschlagen.' 1407/8, ebd.
Veh in e' Stall i., in einen Stall stellen Gr, auch Gast,
(bei Tsch. durch Missverstäudniss: .durch Einschlagen
des Guntels in die Krippenwand anketten'). Der Ox
i'schlä", (zwischen die Wagendeichseln) einspannen
GRAv.(Tsch.); Syi\.in-setzen3a{BiYU 1660). (Sauer-)
Kohl, Obstabfälle udgl. zur Aufbewahrung in Kübel
oder Fässer bringen Gl; ^ gl. in-legen 3c, -beizen la
(Bd III 1182; IV 1984). ,Käse, Butter, Zieger in Pässer
393
Schlah, schieb, schlih, schloh, schluh
394
verpacken' UwE. ,Wie einer sine ankenstuck in-
schiaclien sol. [Jedermann soll] sine ankenstuck ...
an die rinden sclilan bin den fierlingen und nütt by
der gewicht, und wer sy by der gewicht inschlat'. wird
bussf&Uig. Gl LB.; vgl. den ergänzenden Beleg Bd VI
1037 u. Kaufmannsgüterzum Versand verpacken. , Es ist
für uns erschinen üwer burger Christoffel Froschouwer
und hat uns erscheint, als er die acten unser disputation
trucke, möge er ane bärlichen nachteil damit nit
fertig werden, dass er die hüecher gan Frankfurt uf
nächste mess bringen mög, wo wir irae nit erlouben
inzeschlachen, was er ie truckt hat. Uf sölichs ...
haben wir im das nit können absehlachen, soferr dass
er nützit inschlache, es sie dann vorhin durch üwer
verordnoten besichtiget, damit in frömbde land nützit
kome, das uns eren halb nachteilig sin möcht.' 1528,
Strickl. (ß an Z). ,(Die Waren) einschlagen, (merces)
convasare.' Fris.; Mal.; Uenzl. 1666/1716; s. auch i)i-
ballen (Bd IV 1153). ,üann [nachdem der .Einbender'
die Ware gehörig vorgepackt hat] ist der Küeffer [,so
Wahr in Fass und Legel schlägt'] grast einzschlagen
und der Fuhrmann bereit zum Laden.' 1600, KWild
1847 (Ged. über das Leinwandgewerbe); vgl. Sp. 312o.
,Niemand solle . . . eine Waar von einem Anderen ohne
vorgewiesenen Schein . . . dass sie declariert oder ver-
zollt worden, einschlagen; die Declarationes aber von
den eingeschlagenen Waaren soll Derjenige, welcher
dieselben einschlagen wurde, dem Kaufhausschreiber
zustellen.' BsKaufhausordn.1779. S. noch BdV114M.;
VI 1620M. (.ynmachet.' 1640. 1725). E(sJ Buech i,
mit einer Schutzhülle versehen Bs; Z und wohl weiter-
hin, doch nicht eig. volkst.; Syn. en Über- Schlag (Ar),
Um-Schlag (Sp. 212o.), Über-Zug mache". — ß) (einem
Pferde) ,i.', einen Umschlag um die Hufe machen, diese
mit Salbe behandeln; vgl. Adelung I 1738/9; Gr.WB.
III 274. .Parantur etiam ad has [ungulas] vel con-
servandas vel etiam reparandas medicamenta quaedam
unctionuni. Huius modi medicamenta adhibere nostri
vocant y.' Gksn. 1551. , Räume dem Pferd die Hüeffe
wol auss und schlag ihm mit dieser Salben ein, so
wirds nicht mangelhaft', auf einer grössern Reise.
EKöNiG 1706. - f) e" Chromme", es Stilbli i., ein-
wanden Gr (Tsch.); vgl. In-Schlag 5b (Sp. 2'24). —
8) von Wasserläufen, Wegen. ',[Man soll] keinen
Giessen mehr dan ein Drittel einsch[l]achen.' U LB.
S. noch Bd I 642 0. (,i. oder übervachen'), sowie In-
schlahen n. ,[Es] soll ein Jeder Gwalt haben, 14 Tag
vor mitem Merzen die Winterweg [s. d. und vgl.
Winter-Luclcen Bd III 1256] inzeschlachen, so wyt sich
manglet.' 1601, Scaw Rq. Vgl. noch un-in-geschlagen.
— e) ein Grundstück „verschlagen, einhegen" Bs
(.mit lebendiger Hecke einhegen.' Seiler); B, so Si.
(ImÜb.) und ItId.; Gr (auch St.); L (auch St. und St.");
„ScH-Schl ; W; .Zg- (auch St."); Z (auch St.); Syn.aucli
in-fähen (Bd I 720), -fristen (ebd. 1336), -hagen (Bd II
1074). -legen (Bd III 1183), -machen (Bd IV 43).
-schirmen (Bd VIII 1297), in-, ver-zünen, ver-schl. i'"
Garte" i. GR(Tsch.). ,Die acker einschlagen (,-sclilahen.'
Fris.) oder vermachen, daz niemandts dardurch mag
wandlen, obstruere campos; den saamen einschl., ein
zäun oder hag darumb machen, prsetendere sepem
segeti.' Fris.; Mal. Seit alter Zeit bes. von der Ein-
hegung von Grundstücken, die, meist zur Sonder-
nutzung, zeitweilig oder dauernd aus der Gemeinweide
(Allmend, Brache) ausgeschieden, dem Weidgang ent-
zogen wurden; vgl. zur Sache (tw. mit weitern Belegen
für unser W.) Blunier RG. III, 362 ff.; Seg. RG. 11359
Anm.; vMiaskowski 1879, bes. 17 ff". 127 ff.; Job. Meyer
1880, ferner Allmeind (Bd I 190/1); In- Fang 2, Bi-
Fang 2 (ebd. 855. 856); Garten 2 (Bd II 433); Bunt
(Bd IV 1401/3); Bitzi III (ebd. 1993); Brach (Bd V
307/8); In-Schlagö (Sp. '2'20/4), sowie Glur 1835, bes.
219 ft".; JMHungerb. 1852, 18; AKüchler 1895, 276;
Gfd 68, 133; 69, 26/8. 51/3. 103; 71, 25; AfV. 23, 87.
.Seit altemsher wurde immer von Zeit zu Zeit hie oder
dort ein Stückli Herd von der vfeiten Weid ein-
geschlagen und verliehen oder verkauft, vorzüglich in
und um das Dorf herum, an der grossen Landstrass,
im Moos etc.' Glür 1835. ,Dass die Stück Allment,
so vor 100 Jahren eingeschlagen sind, sollen also
bleiben.' 1516, ebd. (mod.). ,L)as in dem holz, das ein
fronwald heissen und sin sol, von deheinem teil nüdt in-
geschlagen ald gebuwen, sonders es alles widerumb
zu holz werden' und dem geraeinen Weidgang offen
stehen solle. 1533, Z RB. ,So habint ouch sy etlichs
von dem waidrecht, trib und tratt ingeschlagen, das
offen sin sollte'; die Beklagten erwidern ua. ,sy
schlachind nit anders in, dann das ir sige.' 1543, G Rq.
1903. ,[Vier dazu Verordnete sehen zu] das nieman
kein allmi iuschlachi; ob ouch jemand allme in-
geschlagen hett, das si dieselben anzeigen.' 1558, B Si.
Rq. 1912. ,[Es besteht Streit] von wegen das sy clegere
begert, das inen etwas von dem gemeinwerch inzu-
schl. uss gnaden zuogelassen werden solle.' 1563,
Z RM. Als malefizischer Frevel gilt uA. (vgL Bd V
441 M.; VII 1671 M.) , Alpen und Allmänden ein-
schlachen.' U LB. ,Wie ein ganze Graeind ... von
diser Allment in die 15 Jucharten Velds ingeschlagen,
die jerlich von iro vergantet werdent.' 1619, Z Rq. 1910.
,Es solle Niemant Nichts einschlagen ohne einer
Gmeind uudt des Zwingherren Willen undt Gunst.'
1670, Arg. ,Auch solle noch Bürger noch Hindersäsa
befüögt sein, einige Güöter einzuoschlagen.' nach 1730,
G Rq. 1903. , Strafe Dessen, der gemeine Weid ein-
schlägt.- BTh. Handf.; lat. clauserit. S. noch Bd II 550
(Neu-Guet); VII 726u.; Sp. 312M. ,Für sich selbs !.'
uä. .Das yeder ein juchart für sich selbs und nüt
me ... iuschlachen und machen soll und von sölicher
juchart järlichen für die weid, so der gmeind dahar
abgat, 5 ß zins gäben.' ZTöss Offn. 1536. ,Wer seine
Güeter wider die Oft'nung zu eigner Weid inschlacht',
bezahlt Busse und soll ,die Weid nüt destominder auss-
ligen lassen.' 1573, Scbaubg Rq. (Abschr. von 1691).
,Uass hinfür niemand mehr einich Feld ... in der
Gemeind Träit zu Weingärten, Wissen, Waiden oder
Anderm, das er ihm selbst allein zu nut[z]en vermeine,
einschlachen solle.' 1594, TuHw. Arch. (Abschr. des
XVIII. ). , Stuck Erdrich, darab das Holz in unseren
Waldungen gehauen, ausgereütet und zum Particnlar-
Nutzen eingeschlagen worden.' B Forstordn. 1725.
, [Streit zw. der Gemeinde und einigen Bürgern, weil
sie] von dem sogenannten Brüehl ... zu ihrem eigen-
tümlichen Nutzen eingeschlagen.' 1781, ThHw. Arch.
,Gegen, von, an einem i.' ,Da die von Louppen ire
rieder und weiden gegen inen [Denen von Wyden] iu-
schlachen.' 1479, B. ,Wellicher inschlot von dem
feld, der soll radwite ligen lassen. Wellicher von
dem anderen hett ingeschlagen und hett radwite gän
und ein anderer ouch an im inschlacht, so soll er
einem helfen zünen, und si mögeut den hag machen
395
Schlali, schieb, sclilih, schloli, scbluh
396
enmitts ull" die niarcli.' 1527, AAlIeienb. Anitsr. (Zu)
Wiese, Acker, Pflanzland uä. ». ; s, scboii im Vor. Den
Boden zu .Mattland i''schlä" 7, (FStaub). Ks Winttr-
guet i'schläti, ein Stück der Weide als Heuland ab-
zäunen BSi, (Imüb.). ,Es sol ouch nienian kein hanf
noch werch zw tischen Sterkis Geren und den Siechen
inschlacben.' um 1400, TiiDiess. StR. ,Daz si ir zeigen
buwent, als von alter liarkomen sye, und sy nit mar
inschlalient weder ze matten noch ze weiden.' 1438,
L RB. ,Der wisen halb ... ist beret, das sy alle gut
und bös zu mitem merzen send ingeschlagen werden
und also, bis das embd darus korapt, im ess ligen.'
ZToss Offn. 153t). ,[Wann] ouch jedes jars ire koru-
und haberzeigen angesaigt u)ul von iren geschwornen
zu usstagen ... besichtiget und ingeschlagen werden,
das dann niemant mer dhein vech daryn zu weid tryben
noch gon lassen, bis das die frücht suber daruss und
darab komind.' 1571, Z Rq. 1910. ,[Klage] dass Etlich
... vor lang und kurz verschinen Jahren .\ckerfeld und
Wieswachs eingeschlagen, die sie in Nutz gelegt, ge-
halten und gebraucht als Güter, die von altem Her-
kommen und aus rechtlicher Besitzung eingeschlagen
sein sollten und möchten'; früher hätten diese Güter
im Frühling und im Herbst nach der Ernte dem ge-
meinen Weidgang offen gestanden. 1594, ThHw. Arch.
(Abschr. des XVIII.). .Schlechtes und mittlergattung
Ackerland zu Mattland einzuschlagen', wird von der
Obrigkeit begünstigt. 1764, BsRq. II411ff. Arme
Gemeindegenossen sollen über ihr Betreffniss hinaus
je nach Bedürftigkeit ,40, 30 oder 20 Klafter Platz
zu Garten einschl.' dürfen. 1786, Bericht des Gl Land-
vogtes über GSev. ,Da man viel Waide zu Wiesen
einschlug', brauchte man mehr Dünger. UBrägger
1789. S. noch Bd IV 1401 M.; Sp. 221 u. (Zu) Reben
,i.' ,Und sond dannethin die, so die wingarten in-
schland, einandren in irem in fang stäg und weg gäben,
wie lantsbrüchig ist.' ZTöss Offn. 1536. , Etwas [Land],
das sy zu räben ingeschlagen.' 1550, ThHw. Arch.
,Das nun hinfüro niemand dhein wingarten inn den [!]
gemeinen weidgang niemer mer inschlacben noch
machen [solle]', ohne besondre Erlaubniss. 1563, Z RM.
,Sover die juchart acher inn Rebwand zuo Louffen nitt
zum gmeinen weidgang hört, soll der vogt gwalt
haben, inen dieselbigjucharten achers, als die inmitten
inn reben ligt, zuo reben inzuoschl., wos aber nit
eigen, solls abgeschlagen syn.' 1565, ebd. ,[Da] Einige
understanden ... auf dem Klybeckfeld Reben einzu-
schlagen', wird verfügt, ,dass man ins Künftige gar
keine Reben mehr einschlagen [sondern das Weide-
land ungeschmälert lassen] solle.' 1705, Bs Rq. S. noch
Hd VI I8IO0. (üs-rütenj; Sp. 223o. 224 0. 226 (Matten-
In-schlag). (Zu) Wald ,i.' ,Dass Die von Roggwyl und
StUrban die vier Wälder Gadligen [usw.] mit kleinem
und grossem Vieh nutzen und brauchen mögen und nicht
wieder eingesclilagen werden soll.' 1518, Glür 1835
(niod.). ,(Es wird zwei Gemeinden zugestanden] das sy...
dieselb ire fronwäld inschlacben, ouch mit dem weid-
gang und in all ander weg nutzen ... mögen.' 1559,
Z Rq. 1910. .Das gemelte dryg gmeinden ... in dem
holz genannt in Erlen nützit liouwen ... ouch dhein
veech darinn weiden, sonder das söUich holz yn-
geschlagen und allein zuo erhaltuug steg und weg,
bruggen [usw. benutzt werde].' 1592, ebd. 1915. ,l)ass
... die von hochoberkeitlichem Eigentumm entrissene
(Einscliläge) wiederum zu Wald eingeschlagen' werden.
B Forstmand. 1753. .Von den Hochwald-Weitwaiden
kann ein Teil den betreffenden Gemeinden zur Be-
nutzung und Cultur übergeben, der übrige Teil aber
soll zu Holzwuchs eingeschlagen werden.' Bs Holzordn.
1828. Bes. von Holzschlägen, Jungwald; oft mit Frist-
angaben. ,Das ich järlich ... 1 juchert oder ander-
halb ... ushouwen und das selb holz, so ich ushouwe,
3 jar die nechsten darnach i. möchte', wie auch meine
Nachbarn zuweilen ,ir hölzer zu rütinen machen, die-
selben seen und ouch inschlacben.' 1545, Brikf; vgl.
Sp. 220 u. ,Zum ersten söllent sy [die dazu Verord-
neten] jerlich ein houw ussgen ... demnach söllent
sy den houw i. . . . und kein fech drin lassen, bis das
holz dermass erwachst, das das fech kein schaden me
duon mag.' ZOpf. Holzordn. 1549; ähnlich sehr oft.
,[Der BRat erlaubt] im wald genarapt der Bann etlich
holz zu uffzucht ein zytt lang, byss dass es erwachse,
innzeschlachen', mit der Zusicherung, dass ,wann dass
holz dem veech entwachsen, sy [die Zofinger] aldan
darin mit irem veech wie von alter bar faren mögind.'
1560, AaZoL StR. Wenn die Gemeindegenossen im
klösterliclien Bannwald Holz schlagen, sollen sie
.schuldig sin, der achs nach widerumb ynzuschlaehen,
damit das liolz nit in abgang komme, sonder widerumb
gepflanzet werde.' 1599. AAWett. Arch. .Mit Holz ver-
wachsene Zinsgüter [sollen] hinkünftigs wie andere
Häw und Hochwald eingeschlagen und zu rechter Zeit
widerumben eröffnet werden.' 1697, Bs Rq. S. noch
in-hagen (Bd II 1074) und Sp. 222o. .Einen inschlag
i.'; s. Sp. 222u. .Bifäng i.' 1534, AaZoL StR. Neben
Synn. ,1. und friden'; s. BdVI31u. ,Güter ein-
schlagen und einfristen.' B Mand. 1773. S. auch
Sp. 221 u. ,Welicher uswendig wisen hat, der mag die
wol hagen und inschlacben zu zyten, so man wisen
vermacliet so lang bis acht tag v[or] oder nach Sant
Verenen tag.' 1509, Z Rq. 1910. ,Es sol nieman nichts
inschlacben noch inieggen, das ussliggen soll.' 1484,
GT. Rq. 1906. ,1. und schirmen', von Jungwald; s.
Bd VII 569u.; VIII 1295u.; Strickler 1882, 211. Dass
NN. .angezeigte erkoufte guter [Acker und Wald] . . .
wol ynsclilachen, ynschliessen und zuo einem weid-
gang machen mögen.' 1559, AaB. StR. Ein Holzschlag
soll 2 Jahre lang offen stehn, ,ob man schon gleich-
wohl darinnen gebawen hotte ald nit ...; aber das dritt |
Jahr möchte man wohl des Orts zuotuon und i.' 1584,
GT. Rq. 1906 (Abschr.). ,r)ass die 50 jucharten lants ... j
ingeschlagen und verzunet wurdent.' Stretl. Chr.; j
wechselnd mit ,inbesliessen'. ,Es söllent wäder die :
von Zoffingen noch die von Bottenwyl ... niemer ützit ,
da inschlacben oder zünen.' 1530, WMerz 1915. ,Sy j
sollend ... die selben [höuw] widerumb wol ynschlaclien '.
und verzünen lassen.' ZAlbisr. Oft'n. 1561 (Abschr.). 1
.Wenn man die Güetter, es sye Acher oder Reben, j
ynschlache und umbzüne.' 1627, Z. ,[Sobald er ab- ;
geweidet] wird der Acker wieder eingeschlagen oder
eingezäunt.' Gr Sammler 1805. S. auch Bd VII 596 u.
Neben sachlich naliestehenden Ausdrücken. ,1. und
eräferen'; s.Mti-iJec/it (Bd VI '299). ,Und[soll] dheiner
witer nutzit rüten noch i.' ZTöss Oft'n. 1536. S. auch
Bd 1 190 M. ,Was güeter das gotshus ingeschlagen und
iuhat.' 1525, Abscu. S'. auch Bd II 902/3; V 311 (üf-
brüclienj. ,Dass ihr Jeder seine Güter, welche sie ...
eingeschlagen, dergestalt auch inzuhaben, zu nutzen
und zu niessen [befugt sei].' 1594, ThHw. Arch. (Ab-
schr. des XVIIL). ,Und mögend sy ... das überig Veld,
397
Schlab, schieb, schlih, schloli, schluh
398
so inen jetzt bewilliget ist, insclilachen und nutzen.'
1619, Z Rq. 1910. ,Dass man ... etliche 100 Klafter
Allmeine zu einem Aker für einen jeweiligen Schul-
meister einschlage und urbar mache.' 1808, GRMai.
Neben gegensätzlichen Ausdrücken, bes. üs-schl. (s. d.)
,Umb und in der Sebleten [Ortsn.] sollend die von
Kagiswil ze brachen lassen und nit inschlachen.'
1494, MEsTERM. 1882 (Rick.). ,l)as die selbige [Wiese]
utF den ersten tag meyen ingeschlageii und uff Sant
Jakobstag wider ussgeworffen werde.' 1545, B. ,Des
Weidgangs halber: so oft die Roggwyler irgend Etwas
einschlagen, [dass] sie wiederum an einem andern
Ort soviel ausschlagen.' XVII., ülir 1835 (moderni-
siert). ,Wer Alliüejidt inschlüege unerlaubt, der soll
dem Land '25 Guldin ze Buoss gefallen sin und soll
die Allmendt wider ussgeschlagen werden.' 1607, U.
,Damit ... man Die, so sider meer ingschlagen, dahin
ghalten könne, das sy es wider zue ofner Zeig ligen
lassen.' 1638, Z Brief. ,[Es wird erlaubt, magere Acker]
auf 6 Jar einzuschlagen [und ruhen zu lassen], nach
welcher Zeit aber sollen dise widerum aufgebrochen
und der Zeig widerunib einverleibt werden.' 1780, Z.
S. noch Bd III 5'24 (Schachen-Lüt); IV14MIM.; VII
474M. In erweiterter Bed. ,ein Stück Landes ab-
stecken, leicht umzäunen' B (Zyro). Vgl. dazu: ,l)em
Schulmeister zu Buchsee [ist] dasjenige dissmalen mit
Studen und Gestrüp überwachsene und unfruchtbare
Stückli Erdrich ... usszerüten und einzeschlachen
bewilliget, welches er imme under Darauffschlachung
eines leidlichen und geringen Bodenzinses abstecken
und gehörigen Orts einschreiben lassen solle.' 1667,
B Blätter 1910; ferner: ,.\uf eine Supplikation von 87
Burgern von Roggwyl hatte [das Kloster] StUrban be-
williget, verschiedene ausgesteckte Plätze von der
.\llment einzuschlagen und besonders nutzen zu dürfen
... In 6 Tagen wurden ... 15 Juch. Allmentland aus-
gesteckt.' 1779, Glitk 1835. Noch von einer andern
Art Abgrenzung zu ähnlichem Zwecke: ,Mi" isch scho"
am Äbe"'' [vor dem Mosheuet, an dem Jedermann das
Recht zum Mähen eines Stückes hatte] ga" iche"- oder
Vschlä", dh. zur unbestreitbaren Abgrenzung des in
Beschlag genommenen Stückes mit einem hin u'"' rvider
geführten Sensenstreieh ga' seiclme", wo mc diir'''e"
well. Brüf isch-me" de"' afe' ga' ringsedum mäje'.'
Bärnd. 1914; .mittelst z'ringsedum mäije" eines
Moosheustücks wurde dieses gegen Übergriffe i"-
g'schlage'.' ebd. — h) (mit Dat. P.) einsetzen im Spiel;
vgl. Sp. 303/4. 332u. ,Wurdent der selb St. und H.
[beim Spiel] stössig von des gelts wegen; wan der St.
hatt im 6 alt blapphart ingeschlagen und wolt de-
hein ander werschaft von dem H. nenien, wie wol
das bedingt was, stuk für stuk ze nement.' 1439, Z RB.
,Bätte er inn aber [weiter zu spielen] und redte:
Lieber, schlach mir doch nu eins in ! L>a er im eins
ingeschlagen und das gewunnen, darnach aber eins
und das ouch gewunnen . . .' 1468, ebd. S. noch Bd VIII
976 (mehrfach; auch: .einem ein schanz i.'). — i) un-
sinnlich. ,Hand i.', sich (in einen Handel) einmischen
(vgl. Bd II 1380o.): ,Dass, wo die ein statt [Z oder B]
uf den hüttigen tag etwas fürlings in gemeinen oder
besundren Sachen bette, die ander nit welle band
y., snnder dass allein uf künftigs sölichs fürgenommen
werd.' 1531, Abscii. IVlb, 1044 o. Refl., sich ins Mittel
legen; vgl. Sp. 321 o. .Wofehr man sich ... der Veste
Hochentwiel halber [bei den kriegführenden Parteien]
ynschlachen, wurden ihr Keis. Mt. [uA.] ein Solches
nit ungern sehen.' 1640, Absch. .Vermittelesten des-
selbigen [des Tschachtlans] freundlichen Einschlachen
und Zusprecliens' ist ein Vergleich zwischen den Pro-
zessierenden zustande gekommen. 1657, BSi. Rq. 1914.
,Dass man sich mittelbahr einschlagen möchte, darmit
der Freiden zweüschent den beid lobl. Ständen Zürich
und Bern, ihr fürstl. Gn. und dero Gottshaus [G] wider
hargestellet und eingerichtet werden möchte.' 1712,
Absch. — 2. intr. a) vom Blitz, wie nhd. wohl allg.; vgl.
Sp. 297/9. Der Blitz, d's Wetter het l'g'schlage'.
,Weh, wenn d's Wetter, d's Donnerwetter i'fieli oder
i"sc/iZMC^i'.'- BiRND. 1911. Gew. unpers. ,Der Föhn kann
auch ... das Heranziehen tiefhängender Gewitter-
wolken zur Folge haben, und es schläd geren in.' ebd.
1908. Wenn's wetteret, wemi's brOnneret, so sehlöd's
bi eus ned i", es müesst aw'' gar e' böse'' Sturm, es
Grebelwetter si'! Zyböri. Es Halbdotse" Buebe' sl'
d' Stegen ab cho', wie wenn's l'g'schlage' hätt iin-ene'
Tühe'hüs. JReinh. 1917. Volksglaube; s. schon Bd V
290/1 (so auch ZHüntw., ü.). G^ünn es UämpfeU voll
[Ufertblüemli, Immortellen], mach es miinzigs Chränzli
drüs und hänk's under ■'e" Sjnegel in der Stube', ''as'
der Blitz nit cha" i'schlö' im heisse" Summer. Nat.-
Ztg 1918 (HsL.); für die Gegend von Waldenb. und
Langenbr. bestätigt. S. auch Bärnd. 19o8, 642. ,Wo
Donner in ein Haus oder andere Ort eingeschlagen,
da wohnet nimmermehr keine Taube.' aBArzneib.(AfV'.).
Sprw.: 's schlöt nid allimöl t', wenn's blitzt. Sclger;
vgl. Wander I 796. Bildl.: D's Üfgebot [gegen die
Franzosen] icerd ergä' ... Im Berghof' wird's dank
a«'* i'schlä'. AHeimanx 1899. — b) einschnappen, vom
Gewehrhahn (s. Hd VI 1309M.), Türschloss. ,Under
der Tür hat er sich an dem Haaggen, in welchem dass
Schloss ynschlagt, dass letste Malil gehalten', ein aus
dem Hause Weggeführter. 1720, Z. Tr. gewendet. ,Die
tür i.', ins Schloss werfen, schliessen. ,[N. habe das
Haus nicht betreten können] dann die husstür in-
geschlagen were.' 1474, Z RB.; nachher: .... gesäche
er, das die tür offen stüende und gienge hinin.' S. auch
Bd VI 483 M. ,Das hüs i.': .Nach den und andern [vor
dem Hause gewechselten] Worten . . . sehlüege er sin
huss in und bute im recht und weite hinuff gan.' 1485,
Z RB. Abs.: ,Do gienge er gezüg inen nach, aber sy
werind inn ein gaden und hettind yngschlagen; do
gienge er gezüg hinweg.' um 1541, Z Ehegericht. Von
.Strickbäumen', beim Fügen der Wand auf-, ineinander-
passen GfiSch. — c) in die Reihe der Tanzenden ein-
treten. ,Da het Galle syn diern genomen und geloffen
für Loe und zwüsehen die zwen von Uowisen yn-
gesclilagen im tanz', woraus ein Raufhandel entsteht.
1506. ScnSt. (AfV.). ,Also keinen Gallins gesellen und
schliegen vor den zwayen von LTowisen in den danz
yn.' ebd. .[Beim zweiten Tanz] sehlüege bemelter
Schnorpf hinder inen in und danzote inen nach.' 1507,
Z. , Scherer syg im danz verirret und habe vor dem
Muggli wollen i.; do seite Muggli, er danzete nit recht,
er sölte nit vor im i.', Anlass zu einer Schlägerei.
1518, ebd. ,Es soll auch meniglich, der tanzen will,
züchtig und beschaiden tanzen, niemand den andern
im tanzen umbwerffen noch umbschwingen noch kainer
für den andern inschlachen (den Rang abtanzen); aber
für die gemainen frauen, wo dieselben auch tanzend,
mag einer wol inschlachen; dann vor frommen frauen
und töchtern sol kain gemaini frau tanzen.' 1527, Scu
399
Schlah, schieb, schlih, schloh, scliluh
400
Chr. — (1) mit sekundärem Akk.: einen Weg [urspr.
,in einen \V.'] t., wie nlid. BLau. und It Zyro; auch
anderwärts, docli nicht volkst. U'fZ'*«" Weg sollt''' V-
schlä"? BLau. Du hesch' der litz Weg i'g'schlage", bildl.
ZvRo. — e) in übertr. Verwendungen, t. von a., t. von
b ausgehend, a) trelfen, starke seelische Wirkung tun
B; Gl; L; Z und weiterhin; vgl. zünden. Das hat i"-
g'schlager (hl-n-em)! zB. eine Drohung, Ermahnung.
Albertli, we"" d' Nttt folgisch', su gi''t's de"" hür Nut
HS der 3Iess ... Das het i"g'schlage" ! Loosi.i 1910.
[Um Palermo] hei"-si ufallne" Strasse" g'sunge" : Garibaldi
viene! viene Garibaldi! Das het i"g'schlage" ! OvGreyebz
1911. — ß) meist unpers., ein-, zstreffen, zspassen Gl,
so Obst. ; GRSch.; ScH (, überein treffen.' Kirchh.); ScHW
E. ; Th ; Z. Mer werd da"" liiege", eb's i"schlach GLÜbst.
Es hat tif d's Loch i"g'schlage", genau zugetroffen, ebd.
Ks chan" i"schlän (es schlät-mer albig in), das'-i''' am
Sun>itig chäse" mues' GrL. Prägn., günstig sein,
, klappen', von den Umständen, bes. auch vom Wetter
ApK.; GrL.; G; Th; Ndw (,gut eintreffen'); Z und
wohl weiterhin, is schläd Alls i" Ndw (Matthys).
Wenn's Vschlöt (wo't l.), so cha""'s hür ml Obs ge".
Mit Dat. P. Mier het d's Wetter [zu einer Arbeit] (nit)
guet ing'schlagen GrL. Eine Spekulation het-mer giiet
(schlecht) ing' schlagen, ebd. Unpers.: Es het-em (guet)
V'g'schlage", er hat Glück gehabt, zB. bei einem Ge-
schäft, auf der Jagd uä. Ap; GrL.; Th. — 3. tr.,
schlagend einbrechen (,confringere.' Id. B), zB. eine
Fensterscheibe, eine Tür, einen Boden, allg.; nach einer
Angabe in ZStdt auch: (mit Steinen) einwerfen. .Ein-
schl., illidere.' Fris.; Mal. Was isch' Das före" Freud,
wenn-me" cha"" ''em andere" Ei Spitz oder Gttpf [vgl.
Guj>f9 Bd II 891] i'schlage"! GStdt. [Radaumacher]
die meine"d, mit SchlbenVschlö" und SchHorre"icagnere"
chÖ7m-me" d' Welt verbessere". JBührer 1918. S. noch
Bd III 1508u.; VIII 13960. (vgl. dazu AGebhardt, Gram-
matik der Nürnberger MA. 1907, 316). Bildl.: Das
hed duo dem Fass der Bode" i"g' schlage"; de"" der
Bärtleme hed müesse" meine", die Zivi" sie" cho" gen e"
zum Narre" hä". JJürger 1918; vgl. üs-schl. Sprw.:
Der Mittwuche" schlät der Wuche" der Boden i" U.
's Fässli i.; s. Chlammeren (Bd III 644). Die weltschen
und tatschen Bärner händ eus euse Offen und Feister
ig'schlagen und händ is [= uns] Alles g'no, was wir
g'ha händ. Gespr. 171'2. In Zürich wurden im XVII.
scliadhafte Öfen auf Verordnung der üfenschauer .ein-
geschlagen'. ,In N.s Huss ... ist inn der oberen Stuben
ein gfarlicher Ofen; sy band versprochen denselben
zu verbesseren, wo nit, soll er yngeschlagen werden.'
Z Ofenschaubericht 1618. ,Dass sy [die Ofenschauer]
... ohne einich anderes Bedenken die schadhaft be-
findende Offen einschlagen lassen.' 1681, Z KM.
,Ein hüs i.': ,[.\ls N. nach einer Feuersbrunst] in siner
hofstatt ysennegel [ua.] gsuocht, ist die mur sines
hus erst zvollen yngfallen und des B. hus grad e
regione raitt yngschlagen, und als der guot arm man
... wychen wellen, hatt inn die mur ergriffen, das
herz ingschlagen.' 1.574, Brief (TEgli). Körperteile.
(Ei"'m) d'Zä" i. Halt d's Mal! schldt-im d'Zäng i"!
hau"et-ne" uf d' Gosche"! einen unflätig Redenden.
AHeimann 1899. Bei einem Sturz de" Näggcl i.
WMüLLER 1918. .Morgant ... schluog gros streich uff
des vischs |harten] köpf mit sinem kallen, sovil, das
er im den innschluog und starb.' Morgant 1530.
Die Angeklagten haben dem Handwerksburschen ,daz
gnik yngeschlagen.' 1597, Z RB. ,Habe Einer ... ime
Zügen ein sömlichen Streich umb die Nassen mit einem
Zolstecken geben, das, wo er denselben mitsynem Arm
zum Teil nit ufgehalten, er ime die Nassen ingeschlagen
[hätte].' 1611, Z. .Einem das Hirne einschlagen,
cerebrum excutere alicui.' Denzl. 1677. 1716. ,Da3
herz i.'; s. schon o. .Do huob er [das Pferd Bayard]
sine vordem füess uff' und schluog den hüerrig an die
brüst, das er im sin herz innschluog und tod zuo der
erden fiel.' Haimonsk. 1531. Mit Akk. des Ergebnisses.
.Das der spar oder nagel an das karrenross gangen
und gschlagen. und hett das ross an die hinderhuff
an eim bein ein gross loch, fast einer fust gross, in-
gschlagen und das bein im fleisch zerschlagen.' UMey.
Chr. 1540/73; zur Situation s. Bd IV 684M. Sich eine
Scharte .i.'; s. Bd VIII 1307M. — 4. a) tr. a) durch
Einbiegen kürzen, von Kleidungsstücken (auch enger
machen), einem Stück Tuch, Papier udgl. Ap; Bs; B
(Zyro); Gl; Sch; Tb; Uw; Z. E" Jagge" (e"wen'g,
e"chli") i. ,Complicare limbum, institani, ein Kleid,
den Saum an einem Kleid einschlagen.' Denzl. 1677.
1716. .Wann die Himmel als ein Kleid veralten, als
Vorhäng und Zelten aufgerollet und eingeschlagen
werden.' AKlingler 1688. — ß) an Zahl verringern.
,In andern Gegenden der Schweiz reglieren die Alp-
besitzer von sich aus die Tragbarkeit, indem sie von
Zeit zu Zeit nach Prüfung des Bodens und in An-
betracht der Verschlimmerung desselben eine Zahl
von Kuhrechten einschlagen, dh. abschreiben.' Alpenw.
.Daz man ettwo ein silb oder meer in einem wort
ynschlecht [synkopiert], damit die rhymen glyche zaal
haben.' JKolross 1530. — y) „Etw. von einem Kauf-
preise oder einer Geldforderung nachlassen", (dadurch)
Einbusse erleiden AaF.; B; ,L"; Ndw; UwE.; „Vw";
W; „Zo"; Z; ygl In-Schlag 6 (Sp. '224); Syn. »m-
schliessen. Er schlät a" dem Brief 900 Franken i",
gibt ihn 900 Fr. unter seinem Wert Z (Spillmann).
.Die bernischen Hockerinnen . . . schlagen gerne eiu
Fünferli oder ein Zehnerli ein, um ihren Gönnern zu
schmeicheln, um sie dann ... ein anderes Mal gehörig
zu klemmen.' Alpenr. 1868. .Wir geben gerne zu, dass
im Wechselhandel das Discontieren am (hte ist, ein
Kaufmann einige Prozente einschlagen kann, um haar
Geld zu kriegen . . . allein so, wie es jetzt im gemeinen
Leben getrieben wird, ist es wirklich eine heillose
Betrügerei.' Gotth. Mit Dat. P. /'"'' hä"-mu 5 Franken
i"g'schlagu", 5 Fr. am Preis nachgelassen VV. I''' ha"
da amenc" G'wüsse" müessen %., de''-mer Vil ist schuldig
g'si". B Hink. Bot 1793. ,Etw. vom Preis einsetzen,
auf oder ab, je nachdem es sich hernach herausstellt',
ob der Handel für den Käufer vorteilhaft war oder
nicht, zB. bei einem Viehverkauf an einen Händler
BSi. (IraOb.); nach neuer Angabe dafür in-stellen. —
b) refl.. von Gebälk. Mauerwerk, sich senken ThHw.
,Wann nun diss neüwe Werk [eine neue Brücke] seineu
Burst so weit verlohren und sich so viel eingeschlagen
und gesänket hat, dass sie der Zeit in der Mitte so
tief hanget als die alte.' 1717. Gl. .Das Hängewerk
bei der Emporkilchen hat sich um ein paar Zolle ein-
geschlagen.' E. XVIII. . ZEmbr. — c) intr., nach innen
treten, von Ausschlägen; ,ab impetigine usu balnei
contracta [Badekrätze; s. Sp. 26 u.] liberari.' Id. B; vgl.
MHöfler 1899. 575. ,Es ist ein gut Zeichen, wenn
Beulen zeitig werden, und ein böses, wann sie wider-
umb einschlagen.' 1681, Bs. — In-sc blähen n.: l.a)zu
401
Schlab, schieb, schlih, schloh, schluh
402
Bed. la. Wen" hi-n-em Hüs z'bumven der erst Tubel
(Holznagel) fctjn I"schlä" roichned, stt verbrind d's Hüs.
Bärnd. 1908; vgl. Bd VI 100 u. Mit verschobenem Obj.:
,Diewyl die gürtler mit dem i. der gürtlen ein wildts
klopfen inn der statt inn iren gädmen und au der
gassen liierend, söllent sj [die ,buwmeister'] inen vor
der statt ... ein ort ussgaan und inen anzeigen,
das sy daselbs insclilahen und gar nitt inn iren gädmen
noch uff der gassen.' 15(57, Z RM.; vom Einschlagen
metallener Beschlagstücke oder vom Prägen mit
Schablonenstempeln (?); vgl. Fischer II 040 (Bed. 11).
— b) zu Bed. I f. .Alles Ynschlagen neuer Haben, wo
zuvor keine gewesen, sonderlich aber in den Haubt-
zelgen, wo bisher trokne Frucht gewachsen [wird
gänzlich verboten].' Z Mand. 1063. , Einschlagen der
Beben [Titel] . . . Dass nicht allein alles und jegliches
Einschlagen neuer Raben, sondern auch das Nach-
Streken und Nachzeuhen alter Raben auf die an-
stossende Güter [s. sänken Bd VlI 1211] zu Vermehrung
des Räbgewächses ... gänzlich vermitten bleiben ...
soll.' ebd. 1752. — c) zu Bed. lg 8. ,Das er [der Propst
zu Blnt.] die unbillichen schädlichen inschwellung
breche und dem fisch sinen fryen zug lasse, damit sin
brut von einem sew zu dem andern fürkomen mög,
durch sin inslagen gemeinem nutz nüt abgebrochen
... werde.' 1510, Liebenaü 1897. — d) zu Bed. Ige.
,[Dass die zwei Parteien] gmeinlich mit einandern
einung uss- und inslachens der zeigen und güetern
... machen und ufsetzen mögend.' 1529, B Ref. ,Zuo
dem ynschlachen diser höuwen und walds.' 1559, Z
Kq. 1910. .üesshalb der mehrer Teil der .. . Gemeinde
des Einschiagens und Abbruchs, ihrem Vieh darmit
beschehen, unwillig worden sind.' 1594, TaHw. Arch.
(Abschr. des XVIII.). — 2. ,Irapactio, das Einschlagen
oder Zusammenstossen.' Denzl. 1666; ,Zusammen-
stossung.' 1710. — in -sc blähend: zu Bed. 2eß. ,[Da]
er beider lobl. Ständen Schw und Gl Gesinnungen
einschlagend finde, so wolle er [der Z Gesandte] es auch
seinen hochen Principalen ad r[e]v[ere]ndum nenimen.'
1784, Absch. Zu Etw. gehörend, einschlägig; vgl.
Sp. 323o. ,Die dahin einschlagende Urkunde.' BThun
Handf. ,Alle Wuhren, Reckweeg, Brüggen, Steeg und
übrige zur sicher und bequemlicher [!] Schiffahrt
einschlagende Erforderniss.' 1784; Absch. — i'-g"-
schlage": 1. a) zu Bed. la. .Eingeschlagner nagel,
impages; eingeschlagen oder eintriben pfäll, pali fistuca
adacti.' Fris.; Mal. ,Der [zur Wuhrung] yn-
geschlagenen schwirren und pfölen.' 1593, Z. — b) zu
Bed. Ib. ,Sein treüw geben mit eingeschlagner band,
fldem dextra sancire.' Fris.; Mal. — c) zu Bed. 1 f .
Von Reben: ,Dass ... dergleichen neueingeschlagene
Reben wieder weggetan ... diejenigen aber, so nach-
gestrekt worden, wieder zurükgezogen ... werden
sollen.' Z Mand. 1752. Von Kohl, zum Überwintern in
einer Erdgrube aufbewahrt; s. Sp. 312o. — d) zu
Bed. Ige. .Yngeschlagne güeter.' 1545, Abscb. ,Ager
secretus, abgesundert, eingeschlagen.' Fris. ,Syn
veech weder in die frygen felder noch yngeschlagen
braäch- und sonst wisen zuo weid tryben.' 1585, Z.
,Die eingeschlagnen Matten wider zu Akheren machen.'
1602, Bs Rq. .Die ingeschlagnen Allmänden.' 1629,
üwK. .Ein auf der Bätbaur eingeschlagenes Blätzli
Beben.' 1781. ThHw. Arch. S. noch Bd V 95o.; VII
1037 0. ,Eingeschl-er Hag': .N. solle seinen neu ein-
geschlagenen Hag in der Müllistrasse wieder ausschlagen
Sohweiz. Idiotikon IX.
und den Weg wie hievor aussligen lassen.' XVIII., Th
Hw. Arch. Subst.: .Wel[che] die alment suochen [in-
spizieren] und wie man das ingeschlagen bessren sol
[Überschrift].' XV., B StR. S. noch Bd VII 530 M. 594 M.
— e) in der Küchenspr. .eingeschl-e Brätzelen.' B Kochb.
1750; viell. = ,eingelegte Brätzelein' (Bd III 1183u.).
— 2. zu Bed. 4b. ,Auf dem ... VVohnboden befinden
sich auch 4 Kammern, darinn die Böden ziemlich haldig
und eingeschlagen.' 1720, ZFlaach; vgl. Bd VII 1604o.
— un-: üegs. zum Vor. Id. .Hergebrachte Weidgänge
[sollen] oft'en und uneingeschl. belassen werden.' 1536,
Absch. ,Dass das ietz gemelt hölzli lige in offnem weid-
gang uningschl.' 1546, Z. , Dieselben wisen [sollen] fürer
als bisshar uningeschl. blyben.' 1562, Z Rq. 1910. —
Amlid. imiahan, -eil (ahd. nur im Ptc. belegt); vgl. Gr.WB. III
273/6; Martin-Lienh. II 458; Fischer II 639/41. Mehrfach
syn. ist in-lerjen (Bd III 118'2 ff.). — In-schlaher ,Ein-
schlager' ra.: zu Bed. Ige; s. In-schlag(ings)-GeU
(BdII267o.). — In .indrer Bed. bei Gr.WB. III 276. —
In-schlahuug f.: a) zu Bed. If. Die ,Eiuschlagung
und Pflanzung neuer Raben' ist verboten. Z Mand.
1752. — ■ b) zu Bed. Igs. ,Dass die Landleüt sich der
geklagten eigengwältigen Einschlahung von der Land-
schaft-Allment ... zu unserem Schlossgut mit Grund
zu beschwären gehabt.' 1711, BSi. Rq. 1914. , [Be-
willigung] zu Einschlagung dergleichen sclilechten,
öden oder sonsten zum Ackerbau untauglichen Lands.'
1762, Bs Rq.S. auch Bd IV 1628 u.(BForstmand. 1758).—
c) zu Bed. 1 i. .[Savoyen und Genf sollen] nichts Un-
freundlichs wider einander fürnemmen. sondern der
Statt Bern Einschlagung und freundlicher Mitteln über
ihre spänige Articulserleuterung warten.' MStettler
1626. Wie selbige [eidgen. Gesandte] sich der Stadt
Genf, falls diese ihre Hülfe und .Einschlagung' ...
begehre, annehmen sollen. 1643, Absch. .Schryben an
Glarus. ihr vorhabende Ynschl. wegen des Wädisch-
wyler Gschäfts zu underlassen.' 1046, Z. ,Gütliche
Einschlagung.' KdWirz 1653. Z habe ,bei währender
Einschlagung und gutlichem Versuch der Schiedohrten'
ohne Absage einen Handstreich verübt. 1655, Mani-
fest der kath. Orte. .Die Sachen wegen Einschlagung'
eidgen. Orte im Toggenburger Handel. Schw Prozess
1708.
embr-in itnxhrV-: .demolire' P.Al. (Giordani).
dar- in- dr%(n)-: wesentl. wie nhd. dreinschlagen.
1. mit mehr oder weniger deutlicher Beziehung auf
ein schon genanntes Ziel, a) .mit Handschlag einen
Kauf besiegeln' B (Zyro); vgl. m-schl. Ib; inen-schl. —
b) von Blitz und Donner, dämonischen Mächten uä.;
bes. in Fluchformeln, allg. Wenn "ttmme" 's Bonner-
tcetter dri" schlieg! es isch'-mer AUs verleidet. JReixh.
1907. Dö soll doch 's heilig Donnerwetter dri"schlö"!
Ausruf zorniger Überraschung. EWvss 1913. Jets
schlag e" lammen Esel drl"! .Ausdruck ärgerlicher
Überraschung GRPr. Un'' schlech der Teufel dri' —
es muess g'hüröte" si"! BLauf. (Gedicht). Sa schlehi
der Gugger dri"! dettk-i''', im Arger über schlechtes
Wetter am Reisetag. MKuoni 1886/7. Der Tifel het
der ScMvanz dri" g' schlage"! Ausruf des Argers bei
Misslingen UAltd. .Was sol für glück doch schl. dryn?'
in eine verfehlte Heirat. Rüef 1550. .Fulmina for-
tuna;. wann das, Unglück darein schlagt.' Denzl. 1677.
1716. ,Wass ich min zit und all min dag erschinden
und erkratzen mag. so schlat zuoletst der tonner trin',
sagt ein Pechvogel. Fastn. XV. S. noch Bd II 1075 u.
26
403
Schlali, schieb, schlili, schloh, schluli
404
— c) im Kartenspiel; vgl. m-schl. Ih. ,Als der A.
mit dem B. kartoti und einanderen darinslüegint [s. die
Forts, unter Sibni Bd VII 62].' 1463, Z RB. S. auch
Bd VIII 976 0. Als Bezeichnung eines Kartenspiels;
3. BdIV1134u. .Brätspil, nölTel, Iteiser, kartenspil,
drinschl.' Ansh. — d) ,numero candidatorum inserere.'
Id. B. — 2. mit verblasster Beziehung auf ein be-
stimmtes Ziel, drauflos schlagen, allg. a) mit Werk-
zeugen, Waffen, Gliedraassen. Bei der Arbeit, oft mit
adv. Bestimmungen zur Kennzeichnung des (blinden)
Eifers, auch der Gedankenlosigkeit B; L; S. .[Reiche
Bauerntöchter] wissen oft in Gottesnaraen Nichts als
gradane° dr}-° schlah».' Gotth. II; dafür 1850: ,als mit
einem Werkzeug drein zu schlagen, wo man sie ge-
rade liingestellt hat.' So grobane" mistteile" und mit
der llaic'e" dri"schlö", Das chaW-es [ein Mädchen], aber
iie" Suppe" möcht-i''' keini voii-em esse". JJoach. 1881.
.[Mit dem kurzstieligen JetthaW'H] gilt es dann und
wann dri"z'sehlä"'. Barnd. 1914. [Zwei Burschen] hei"
Bogge" 'dröschet; mir Nüt dir Nüt het jede'' dri"-
g'schlage", wie wenn-en di ganzi Welt Niet a"gieiig.
JReinii. 1907. G'hörst-de: Gholis [Familienn.] schlä"
scho" dri". Mier wi'" nit die Löste' si"! morgens früli
in der Heuernte. Bärnd. 1911 (Mähderlied). Mid
Meissel und mid Schlegelli, mid Häggen und mid
Hegeln schlach drin, dass fleigen d' Sprlssen! BBr.
Schnitzerlied. S. noch brütfig (Bd V 1007); Süwer
(Bd VII 1515). ,Nun schlahend drin und werkend fast!'
Bauer Eberli zu den Arbeitern im Weinberg. Bdef
15Ö9. ,Ir spillüt, nun Schlacht dryn und druif und
machend im ein guotes uff!' Samson 1558. (Gegen
Menschen oder Tiere) aus-, dreinschlagen AaB.; BsL.;
B; Ndw (Matthys); Z und wohl weiterhin. ,[Ein kleines
Kind] strampelt: es stampfet, dröschet, schlät dri" mit
de" Scheichli.' Bärnd. 1914. D's Chueli haltet still e"-
chlei", uf einisch' schlät-es dri": es wert mit Hörner,
Schwanz u"'' Bei" [gegen eine Bremse]. GStucki 1908.
Dass-mer doch sö-n-e" Schuelmeister hei", der nüt Bessers
weiss als drV'z'schlä"! B Hink. Bot 1801 ; vgl. Sp. 335 u.
In der ä. Spr. meist vom Kampf im Handgeraenge.
,Do Kuolland gsach, das zyt was darinn zeschlachen',
begann er den Kampf. Haimonsk. 1531. ,Schlachend
(redlich) d(a)rinn, ir herren!' ebd.; noch öfter. .Darein-
schl., band an band, mann an mann, conserere dextras;
streiten, kriegen, dareinschl., conserere certanien.'
Fris.; Mal.; s. auch Sp. 328 u. ,Al'|iaTOj Stjjt; cfpovn^iia-
To; -('.'n-T.: 3xö|iu)ais, sanguinis aspectus cos est fuiti-
tudinis, ersihet einer sin eigen bluot, so schlecht er
erst darinn niitt inuott.' 1569, Brief (TEgli). ,Ich
bilde mir nicht ein, dass die evangelische Glarner so
blutdurstig gewesen, dass sie ... alsbald so unbedacht-
sam das Schwert gezuckt, die Musqueten umgekehrt,
darein geschlagt [!] ...' ClSchob. 1695. Vil Litt ...
heigind mit Todneknocha drig'schlaga, dass d' Funl;a
darvog'fahra si/gind. (iöi.m 1712. ,Mit dem Brügel
dareinschlagen.' 1715, Z. S. noch Bd I 453 (Ober-
Arm 3J; II .'585 M. 1503o.; Sp. 3'28o. — b) beim Essen
tüchtig zugreifen B; Syn. (darßn-hauwen (Bd II 1808).
I)ri"schlä" \ri'-ne" Tröscher. Wef" z'ringsedum isch'
ij'mdit g'si", het-me" hurti' es Mül voll iche"g' stoppet
un'' "umme" dri"g'schlage", wi' wenn Nüd me guet wer,
im Moshewet. Bärnd. 1914. — 3. = in-schl. 4a-( B
(Zyro). — Vgl. Or.WB. II7-2/:3; Fischer 1172.
i(n)e°- usw., in der ä. Spr. ,inhin-, inhar-schl.':
1. a) = in-schl. la (s.d.). allg. Bissen i.; s. Bd IV
1697 (zweimal). Mer wend-em d'Negel ine"schlä", mer
wetid-em s' wider use"zieh" ZO., Var. zum Kdid Mer
wand das Rössli b'schlä" (s. Bd VI 1423 M.). Me" schlöt
ender zwe" (zeche" UwE.) Düflen ine" geh (od. als)
einen use* S; üwE.; s. schon Bd VII 48u. und vgl.
Sp. 301M. S. auch noch Sp. 256o. -- \)) = in-schl. Ib.
Abs. , Einanderen die hend bieten und dapfer einhin
schl., interiungere dextras.' Fris.; Mal. ,[Sie haben]
druflf einandern ynhin geschlagen, das er [ein Kauf]
düten und gelten solle.' 1648, Z. Mit sekundärem Akk.
,Er solte im den kouff innhinschlan, dan er weite kein
aberwandel.' 1528, Z. ,Do ... schlüege OHas dem
Steffen den mercht inhin.' ebd. ,Urt' sölichs [habe] N.
grett, es inüesse im ein bschlossner merkt sin, den
kouff umb die 100 gl. inhergschlagen ...' 1570, ebd.
S. auch Bd II 1690o. Häufiger , es (das) i.' ,Daruf[nach
zweimaliger Bekräftigung der Wahrheit einer Aus-
sage] hette Heinz gsagt: so schlach mir dar! Das hab
er im also zum driten mall inhin müesen schlachen.'
1528, Z. ,Das N. nach gemachtem friden Junghansen
muossen wellen, das er ime die band bute, mit dem
erfordern, so er eins mans werdt were, das er ime das
inhinschlachen sölte', worauf J. in Zorn geriet. 1547,
Z RB. Häufig von Ebeversprechen in den Z Ehe-
gerichtsakten des XVI., wechselnd mit ,darschlahen.'
,Er aber jach [nach einer erhaltenen Absage] noch
einist: witt mich han zur ee, so schlach mirs inhin.
Do schluogs ims inhin; fragt er, obs die recht band
wer.' 1525, Z Ehegericht; s. den ergänzenden Beleg
u. Sprüwer- Sack (Bd VII 641 u.). ,N. jach: ich wil dir
sy gen, gieng damit zuohin, nam iinm sin band und
iren ir band, sprechende: Hensi, nun schlachs inhin,
das du sy wellist han zur ee. Sy schluogends bedi
inhin; es jach aber entweders nüdt'; darauf wird das
Versprechen noch durch einen Trunk bestätigt. 1525/7,
ebd. ,Uff das habend sys einandren ynhinschlagen [!]
und hat gsprochen: ietz bistu min, und im 2 batzen
und ein par messer uff die ee geben.' ebd. , Es einem
mit band und inund, frölich und redlich, fry inhin-,
inharschl.' ebd.; öfter. — c) = in-schl. Id B. Mi" seit
albe", mi" soll 's JÜsse" ganz g'müetlig ne" u"'' d' Sach
nit i"che"schlä" wie-n-e" Chüejerhung. JBBrki 1916.
Schwittig ivi'-n-e" Metzgerhung d's Zimis i"che"schlä".
LoosLi 1921. — d) hereinstellen. ,[Eine Sterbende]
wusste nit, ob sy in der Stuben oder uf der Tille
seige, im Wagen (wie wir ihren dann den Wagen ynhin-
geschlagen und sy daryn glegt) oder im Bet lige.'
A Bosch XVII. — 2. = in-schl. 2a. ,Beyen [in einem
Dach], da das wetter inhanschlaehen müg.' 1560, Z RB.
— 3. = in-schl. 3, einwerfen : Mit-ere" Schneballe" e"
Schibe" iche"schlä". MWalden 1880. — Vgl. Gr.WIi. III
1087. 1422; Sanders 112, 9-12.
um-e'n-and(er)-: = umen-schl. Ib Tu; Z und
weiterhin. Gew. unpers. Mer wand na''' '"chli' Papir
i" d'Trucken i"e" schoppe", das'-es d'Opfel nüd umenand
schlät undcrivegs. Das schlät Ein'n umenand! in einem
Wagen. Uoff'e"lli''' schlöt's di''' nüd esö ummenand,
icie's mich ummenand g' schlage" hat! auf der Wander-
schaft. Mes.sikuhmek 1910.
under- (hzw. unner-), in Bed. la (ausser y) trennb.,
in Bed. la^, IbB, 1 c, 2aa und 3 (lebende Spr.) un-
trennb., in Bed. 2 b a und 3 (ä. Spr.) schwankend:
1. a) Etw. herunter-, nieder-, schlagen', a) militärisch.
.Spiess n.': ,Die Zürcher trungend mit verwirter
uidnung hinfür, kamend so eng ineinander, das sich
•105
Schlall, schiel), schlih, schloh, schluh
406
die fordristen nit weren kondtend; hiemit haltend die
5 Ort ettlich verordnet, die besyts hinzuo lüftend und
den Zürchern ire spiess underschluogend.' JStdmpf,
Bef.-Chr. Von Feldzeichen; Gegs. üf-schl. If (Sp. 3ül),
.Demnacli ir [der aufrülirerisclien Bauern] venly und
paner offenlich im ring als gewunnen zeichen mit dem
schwärt undergeslagen und ir landsigel und brief zuo
unsern banden genommen und in unser statt Bern
beide, das venly und paner, offenlich zuo ross intragen
lassen.' 1528, B. In weiterm S., die Fahne herunter-
nehmen, senken; auch i. S. v.: eine Truppeneinheil
auflösen (und einem grössern Verbände eingliedern);
vgl. JSteinemann 1919, 24. .[Den 1528 nach Uw ge-
flohenen Aufständischen aus dem Haslital wurde dort]
ein kostlich wiss vänle mit einem cnicifix und Marien-
bild gemalet, wider Bern ufgericht, aber uss rat der
erberkeit vom venner Halter genoinen und under-
geschlagen.' Ansh. ,Mornedigs ... kamend die von
Lucern und von ünderwalden mit iren panncren ouch
zuo den iren ... in das dorf Fudutz, darin sich d Eid-
gnossen hattend gelägret, schluogend da ir vänle
under.' ebd. Z will den dem König von Frankreich
zuziehenden Angehörigen von Schw oder Gl gestatten
sein Gebiet zu passieren, doch nicht mit klingendem
(.offenem') Spiel, Trommeln oder Pfeifen, noch mit
aufrechten Fähnchen; Schw und Gl sind nicht ein-
verstanden, dass sie die Fähnchen , unterschlagen' und
Trommel und Pfeife .verhalten' sollen. 1546, .\bsch.
,Mgh. [haben] den iren von Sempach erlaupt, ein fänlin
uffzuorichten; doch so mgli. ins feld mit irem zeichen
ziend, sönd sys underschl.' 1549, L RB. ,l)en Unter-
tanen zuo vermydung Unwillens ire gwonlichen
zeichen nit underschlachen, sonders sy damit ins veld
züchen lassen, und aber welche zuo schwach, dieselben
mit lüt erfüllen,' 1572, B Kriegsratsman. (JSteinemann
1919). ,Wo sach were, daz sy nit uss dem feld zühent
und ire fendlin underschlachent, werde sy söllichs
gerüwen.' 1587, S Brief (Seg. 1880/2). — ß) die Augen
»., (aus Schani) niederschlagen, schliessen BHk. (s.
Bd Vll 970 u.); GrL.; vgl. Sp. 314 o. Ein bei etw. Ver-
botenem ertapptes Kind schlät d'Augen under GrL.
,0b einer ... den selbigen [einen lange Zeit in einer
finstern Höhle gefangen Gewesenen] wurde zwingen,
an den heiteren tag herfür ze gan,- globen wir nit, er
wurd die gsicht undersclilachen, den glänz scbüchen?'
Kessl. ,So ... ir [der Evangelischen] gschriftlich fur-
trag das liecbt liebe, ja nie kein og ab der sonnen
glast undergeschlagen hab.' ebd. .[Deine Feinde
werden] dich und all diu fründ verlachen ... ir
mnessent d ougen undersclilan, ja spott und schand
zum schaden hau.' HvRütk 154(3. .Deicere vultura, die
Äugen underschlagen.' Denzl. lüöü/lTlü. .Lebens halb
müssen wir die Augen u. und uns schämen, wenn wir
gefragt werden: seit ihr Gottes Volk?' FWvss 1672.
,Bist du krank, schlahe deine Augen nicht under, lass
dich under ein Fenster füehren und dir den schönen
Himmel zeigen.' ebd. 1677. .Die Augen unterschl.,
oculos deniittere, deicere.' Hosp.; darnach wohl die
gleichlautende Angabe Sulgers. ,Wie oft würde es
heissen: der l>ieb, der Ehebrecher etc.; wo man von
dergleichen Leuten redete, müsstest du deine Augen
unterschlagen.' JMeyer 1694. — f) refl., sich senken,
neigen. ,Das am Drahtseil hängende Schiff unterschlug
sich und der Pluss wischte sämtliche Personen zum
Schiffe hinaus' Aa (FStaub); wohl aus einem Ztgs-
bericht. — 8) uneig., unterdrücken. ,Es lod gwuss
gwüss der gydt nit naacli, so ist dem woUust watz und
gaach. das recht und d fryheit underzschlon, gellt und
gaaben von herren zlion.' HBull. 1538. — b) unter
Etw. .schlagen', a) um Etw. zu untergraben, -höhlen
LG., It Ineichen (wohl ungenau): ,drunter weg-
nehmen, zB. Erde.' Abs. Beim Fällen eines Baumes
samt dem Wurzelstock ruft etwa ein Arbeiter seinem
Genossen zu: Tue of selber Site" no'''-ne"Mi' onder-
schlö", de"' chond-er [wird der Baum zu Falle kommen].
— ß) den Speer zum Angriff unter den Arm legen und
senken (vgl. Lexer II 1801). .Ein langes sper er under-
sehluog und lieft' hin an reht sam ein phluog; er stach
den gast.' Ring. .Die sper si underschluogend und in
einander fuorend.' ebd. .Do lütten sy [die An-
gegrirt'enen] in ein bach und nanien stein in ir hend
und buosen und schluog der L. sin spies under.' 1466.
ZWäd. — y) .ein wagen u. (oder an eim ort still
halten), interiungere.' Fhis. (.ausstellen oder den
wagen stellen, als wenn man etwas für die reder wirft.'
1541); Mal.; darnach wohl bei Sulger (,interiungere
currum'). — 8) Ki^m t" Bei" u.-schlage", ein Hinjer-
niss in den Weg legen GW. (ä. Angabe). .Jüngst machte
Jemand . . . eine solclie Beschreibung von seiner
vorzüglichen Geschicklichkeit, Andern das Bein zu
unterschlagen, wie er sich um die Rechtmässigkeit der
Mittel zum Zwecke so wenig kümmere u. s. f., dass
mir der Angstschweiss ausgieng.' UBragger 1792.
,l)em Urteil einen Bengel u.'; s. Hurtigkeit (Bd II 1653).
— C) = u.-setzen 6ß (Bd VII 1663). Von Bauwerken.
bes. Mauern L (Ineichen); Z (Handwerkerspr.).
.Der rot Schifer ... wird öfter gebraucht, die
Mauren auszuschifern und die Steine beim Mauren
zu unterschlagen.' Z techn. Inst. — 2. a) .schlagend'
trennen, abteilen, a) durch eine Zwischenwand, von
Räumlichkeiten. Behältnissen udgl. Aa; .-^p; B; Gl;
Gr; L; Sch; S; Th; Z; wohl allg.; ^yw. ii -machen 1
(BdlV44). E" Chammer(e"), Stube", e(n) Stall, e(s)
Chäspli u. ,Um zwei Weiber, zco gäng g'rifelet häi"
auseinander zu halten, musste 1875 ihre gemeinsame
Ghuchi ungerschlage" werte".' Bärnd. 1914. De'' Herr-
gott hei de" Himmel onderscMage", er well d' Globe"s-
g'nosse" g' sortierte' [!]. UKFruk 1900. ,Es hat der
liebe Herrgott hiemit eine sehr praktische Einrichtung
getroffen, als er das menschliche Herz unterschlagen',
mit Bez. auf die Herzkammern. L Vaterl. 1906. Schi
heind ... den eine" derran [von 2 Särgen] mid zicei
Brittli underschlage" und das ein G'halt mit Chriesi
g'l'üllt. GFiENT 1898. Ime" Staf, im Barmen, in der
Chripfe" u. Gr, so Nuf. ,Daz mau enhain hus in unser
statt tailen sol also, daz man es underslah mit ainer
mure ald mit ainer want.' Scn StB. XIV. ,Min
frowen [vom Kloster Klingental] underschluogen den
reft'entall.' 1490, Bs Chr. .Man underschluog ... der
herren geraeine stuben.' Bossh. Chr. ,Das die gedacht
N. ... inie ir halb hus zekouffen geben, nun aber sige
er ietzo des will und meinung. dasselbig halb hus von
irem halben hus [ze] underscheiden und under-
schlachen von underst uf bis zuo oberist.' 1571, ZEgl,;
nachher: ,deillen und underschlachen.' , Hiemit ist
auch ein eck und vierteteil des bads durch einen
hölzenen gatter underschlagen und für die weiber
geordnet.' HPantal. 1578. ,Intersepire, zwischendurch
verzäuuen, underschlagen.' Denzl. 1677. 1716; auch bei
Hosp. ,Indessen werden die Wand und Böden der
■»07
Sclllall. schiel), schlili, schloli, schlnh
Cellen ... gearbeitet, die Zimmer unterschlagen.' 1733.
IHkss 1914. .Keller unterschlagen.' 1786, AAlIell.
StR. S. noch K-Fad (Bil I 672); under-hagen (Bd II
1074). — \)) unterbrechen, a) die (bzw. Jmd an der)
Ausführung von Etw. (vorläufig) verhindern. ,üa
wider so sint wir strittig gen enander und mit un-
getrüwen herzen gangent wir zuo dem altar Gottes,
und so Got alzo grozze sorg hat umb unser ver-
snniung, daz er lidet, daz sin gab unfolkoraen blib
[und] undergeschlagen werd, daz wir unsern zorn und
vientschaft ablazzent gen unserni uäclistcn.' Wai,d-
REGKL 1425; , imperfecta nianere atque interrunipi';
nach Matth. 5, 23. ,Etw. mit Recht u.', durch rechts-
kräftigen Einspruch hindern. ,Es sollen auch dem
N. [bei der Fertigung eines Ziusbriefes] nach seinem
Begehren Brief und Sigel erteilt werden, es wäre dan.
dass Solches innert 14 Tagen von Jemand mit Recht
unterschlagen wurde.' GT. Gerichtsordn. XVII.; nach-
her: ,da kein Underschlagens beschecheu.' , Solches
einhellig ermehrte Dorfrecht [ist] ihnen Dorfsgnosseu
mit Urtal und Recht zu Kreften erkennt worden, ob's
innert Zit 14 Tagen von Jemand mit Recht under-
schlagen wurde. Nach Verfluss bestimbten 14 Tag,
da Niemand Solches mit Recht underschlagen und
widerfochten worden [!]. begehrte Meister E. im Namen
seiner und allen intressierten Dorfsgnosseu hierumben
... Brief und Sygel.' 1753, G Rq. 1906 (Einzugsordn.).
Mit Akk. F.: .Der tüfel underschleht die mit vil be-
trügniszen, die mit 1er und mit leben übertreffent
andre.' Waldregel 1425; lat. multis intercipit satanas
fraudibus eos. — ■ ß) aussetzen, zB. einen Tag Gl
(Leuzinger). — y) abs., die Glocken durch einzelne
Anschläge des Schwengels läuten W. , Statt des bis-
herigen Unterschiagens mit vier Glocken, während nur
eine gezogen wird, sämtliche Glocken zusammenläuten.'
W Bote 1909. — 3. (auch mit Dat. P.) Etw. heimlich
bei Seite schaffen, sich (durch Verheimlichung) wider-
rechtlich aneignen; bes. (in der lebenden Spr. wie nhd.
ausschliesslich) von anvertrautem Gut. wohl allg. Syn.
i'er-, hinder-schl. ,üu liest den nachburen ein ring under-
slagen.' 1385, Z RB.; in einer andern Zeugenaussage
, verslagen'. ,Do gieng si zuo dem müller und sprach:
worumb hant mir zwelf garben nüt me geben dann
ein müt kernen'? Do rett der müller: si hant fünf
viertel gen. Und das ein viertel hat der T. [der ,karrer']
undergeslagen und iro verseit.' 1397, ebd. ,Si sye ein
veltschi bösi veiltragerin und si slüege den lüten das
ir under.- 1413, ebd. ,Das im einer von Schaffhusen
etwas gelts uffgebe, das solte er im gen Schaffhusen
getragen haben, das schlüege er under und behüebe
das im selbs.' 1453, ebd. ,Das er sölich gelt under-
geslagen und verstollen habe.' 1474, ebd.; vorher: ,ein
raichel sum gelts ingezogen ... und ... sölich gelt
nie an tag geleitt.' ,Wer dem andren schaden tet bi
nacht und bi nebel, sin zun und türli uffbrech oder
uffdet und im das sin underschlüeg und usatzti [J. i.
.üs-a.'], der ist verfallen einem herren von Rüti drü
march silber.' ZÜÜürnt. Ofl'n. 1485. .Supprimo, heim-
lich unterdrucken, unterschlagen; interverto, unter-
schlagen, heimlich entwenden; intercipere literas,
Brieff' unterschlagen, auffangen.' Denzl. 1666; ähnlich
bei Hosp. .[Die Übervögte haben dafür zu sorgen,
dass] wofern dergleichen Gut an Orte und Ende in
oder äussert Landes fiele, gegen die man auch hierinn
den Abzug nihmt, solch schuldiger Abzug nicht unter-
schlagen, sondern gehörig eingezogen werden könne.'
Z Abzugsordn. 1786. S. noch Bd III 4n4M.; VI 1163u.
1642u. Verheimlichen übh. ,Am 5. meyens ward ...
zuo JRagett Planta klagt von wegen der bullen, das
er dieselbig hatt wellen in das werch zuo bringen
helfen und dafür kesslet in S. Martins-, S. Paulstag
und in den bytägen, auch hin und wider gritten, damit
er die saclien der bullen underschlache.' 1572, Gb; im
gleichen S. ebd. .verhalten', .verschlachen' (s. d.). ,Ich
wil nit, wie du [Verfasser eines anonymen Schmäh-
gedichtes] getan, mein Namen dir hie underschlan; den
ich hiess [1. heiss] ...' 1621. Zinsli 1911. — under-
(g''-)schlage'': 1. entspr. Bed. laß. ,Mit under-
geslagnen ogen.' 1498, Ap Erbauungsbuch. ,Ir [der
Geduld] angesicht ist freundtlich und sittsam ... die
äugen von demut, nicht von unfals wegen undergeschl.'
HBuLL. 1597. — 2. entspr. Bed. 2a. D'Gliuchi, wo-n-ech
sclton €'"»101 cerzelt ha", dass-si so gross sig, ischjetz under-
sclilage". Schwz. Frauenh. 1901 (SL.). ,In einem Trückli,
so undersehl. und in dem obern Teil Bulfer, in dem
uiideren Teil ein brünender Zündstrick gsyn.' 1610,
Z RB. .Welch beide [Häuser] nur mit einer hölzenen
Wand oder Laden undersehl.' 1698. ZGrün. S. noch
besinnen (Sp. 1064o.). En underschlage"s Zimmer Z.
,Ein unterschl. tännern Kästli.' 1815, ebd. ,ln einem
andern in zwei Teile unterschlagenen Bade.' DHess
1818. Mit verschobener Beziehung: ,UnderschIagne
wand'; s. Under- Schlacht (Sp. 22). — Mhd. uniUi-slahen
iu den nieisteu unsrer Bedd.; vgl. Sauders II 940; Martin-
Lienh. II 458 (, aufhören, unterbrechen'). — Under-
schlahung -schlagi"g f.: entspr. Bed. 3, wie nhd.
wohl allg.
e(n)t-, in Ndw It Matthys daneben er^'t-:
1. a) tr.. .schlagend' erzeugen. .Feuer e.' Ebel; vgl.
schlahenlav. (Sp. 288/9). ,Ein feür e., elicere ignem
confiictu et ictu lapidum, excutere ignem; in bletter ein
feür e., suscipere ignem foliis.' Fris.; Mal. ,Syn Gsell
[habe] mit einem Führzüg ein Führ endtschlagen und
ein Wachskerzli anzündt.' 1606, Z RB. Auch bei Denzl.
1666/1716; Hosp. ,Ein liecht e.' ,Do hat Antonius ...
das bett an tür gerukt und ein liecht entschlagen.'
ThPlatter 1572. ,Ein Liecht entschlagen.' JHFisi
1696. ,Da sy ein Liecht entschlagen, seye er unter
das Fenster geloffen.' 1730, Z. — b) intr.. den .\nfang
nehmen. ,Diu tegedinc entsluoc; fürsten, herren was
da genuoc' Reinfr. — 2. a) , schlagend' wegbringen,
entfernen, aus dem Wege räumen, a) d's Is e., das
Eis vom Brunnen, von der Tränke mit einer Hacke
udgl. wegschaffen GnGlar.. übS.,Pani; Syn.(ent-ßseren
(Bd I 535). — ß) = ab-schl. äfa. (Sp. 336). [In einem
Streitfall] wird erkannt, dass die Pfäffiker das Wasser
,nit sollent von der müUi entschlachen', da sie genügend
Wasser zur Notdurft haben. 1561, MEsterm. 1882
(Pfäff.). — f) einen Einwurf zurückweisen, entkräften.
,. .. hat alle dise Gegensatz, Einwürft" und Gegenreden
entschlagen und tapfer mit disen Worten zurück
geschlagen.' Sebast. 1730. — 8) nbh. Etw. ausser Kraft
setzen, aufheben; bes. in der Rspr. Vgl. 3b. .Als der
Kauf widerumb entschlagen ist worden.' 1621, AaB.
Rechn.; vorher: ,als uss dem Kauf Nüzig worden ist.'
.(Einem) ein (ge-, ver-)bott, den bann [nä.] e.'; s. auch
Ent-schlach-Gelt (Bd II 266/7). ,Were, das ein gast
dem burger, der in verboten hatt, des rechten mit
im cnpüegen und sin bott entschlachen wölte, des sol
im der burger unverzogenlich ingan und das rech'
409
Schlah. schieb, schlih, schloli, schluli
410
von im nemen oder aber dem gast sin bott entscblachen.'
um 1435, Zi; Burgerb. ,Won ich nun dem N. nützit
schuldig bin ... darumb ... bitt ich üwer wysheit, mir
daz gebott ze entschlachend und daz min zuofolgen
ze lassen.' 144(3, B .AM. ,Er hette im das sin an dem
Seh. in gebott geleit ... so were im mit recht bekennt
worden, das gebott zuo entsch[l]achen.' 1447, Z RB.
,An vogt zuo Nidau. Wann der kilcher die pfruond
utt'resigniere und 10 pfd zuo straff mh. gebe ... all-
dann im das verbott zuo entslachen und in mit sinem
guott faren zuo lassen.' 1523, B KM.; noch öfter.
,Wann einer ... verhütte zuo recht, es sig, was es welli,
so soll es ston bis zum nächsten gricht; und ob eint-
wederer teil darzuo täte, so soll es zum nächsten
gricht hin und ab sin; und ob einer käme und das
pott festnoti oder entschlüegi, so solls dem anderen
verkündt werden.' AAMeienb. Oft'n. 15'27. ,Dise zyt [von
Anfang März bis Ende Juni] soll gebannt und inen
innerthalb derselben zum hasen zuo schiessen ab-
gestrickt, aber darvor und darnach widerumb erloubt
und der bann entschlagen sin.' 1530, Absch. ,Gnediger
herr der bischof, wir bittend üch umb das rote gold.
(las ir uns wellend entscblachen den ban, erloben uns
zwen junge man', sollen zwei Klosterfrauen gesungen
haben'. Kessl. .Sölich verbott [s. BdVlI1821M.] sig
im ein beschwärdt und vermeint im sölich pott mit
recht entschlagen werden.' 1539, ZGreif. ,Das man
uff frytag acht tag verschinen ... den merkt pannet
... Es habe auch uff den selben frytag mengklicher
korns so gnuog fanden, das man den pann wider ent-
schlagen uff den abent.' 1560, Z RM. ,Auff der statt
begeren Hesse der bischoff seinen officiers mandat zuo-
kommen, das interdict ... zuo e.' VVurstisen 1580;
nachher .auffheben'. ,So solches erlaubtes V'erbot in drei
Wochen, nachdem es geschehen, nit entschlagen wird,
so mag alsdann der Verbieter selbs mit Recht an-
suchen und entschlagen.' GrKI. LB.; s. auch BdlV1901o.
,Ein Gebott zue entschlagen nach Gstaltsame der
Sach 1 oder 2 ß.' 1627, Bs Rq. S. noch schaffen
(Bd VIII 309u.); Bann-Schatz (ebd. 1660u.; ebso 1500,
LEscholzm. Kirchenr.); Üf-Schlag (Sp. 209/10). ,Den
haft e.'; s. Bd 11 1055. .Der haft, so H. kranier uff S.
wirts zuo Winterthur guot getan hat, ist entschlagen.'
1506, Z RM. ,Das die vorgemelten NN. den haft billich
by uns mit recht sollint entscblachen.' 1520, Z. ,Dem
botten von Uiiderwalden antwurt. Mh. können den
haft der käsen nit entslan.' 1528, B RM. ,Er [ein
,sporer'] getruwe ... im der angelegt haft [seine Ware
mit Lederzubehör zu verkaufen] entschlagen werden.'
1570, Z; an andrer Stelle .ufgelöst'. .W^ofern ein Arre-
stant ... die Monatsfrist vorbeigehn und den auf Vieh
angelegten Arrest innert den nächsten sieben Tagen
nicht prosequieren wurde, [sollen] solche Arresten ...
nichtig und kraftlos sein, auch alsobalden relaxirt und
entschlagen ... werden.' 1719, BsRq. — b)intr.. ausein-
ander kommen, sich trennen, entzweien. .Tochter
minnencliche, so sage mir an allen haz. wie mac sich
gefüegen. daz du und der ritter also sint entslagenV'
Reinpr. .Der herzog [Albrecht von Österreich] wolte
die slos wider gehuwen han; das weitend die Eigenosen
nit tuon ... Als entsluogend sü von einander, weitend
die Eigenossen hein sin geritten; als brochte sü wider
zamen der tütsche raeister von Mergenten.' 1446, Bs
Chr. — 3. mit verschobenem Obj., wesentl. = en«-
schütten 3a (Bd Vlll 1555). a) sinnlich, a) einen Weg
,e.': ,Das die von Walasellen die lantstrasse, die si
beslossen hatten, entsl. sun und das du lantstrasse
niemer me versiahen [!] sol werden.' 1314, Z. —
ß) mit Bez. auf Witterungserscheinungen. Tr.,
durch Tauen schneefrei machen, den Schnee ab-
schmelzen BR. Es viues' ohe'tdiXr''' [auf den Berg-
höhen] no''' ehalt sin, es mag nüd emmäl den Wald
Ctschlän. Refl., von Schnee, Reif (auch von Wolken,
Nebel LE.) frei werden BE., Si. (ImOb.); Gl; GaGlar.,
L., Nuf., Pani, S., Schud., Sculms, SpL; LE.; Ndw
(Matthys); Gegs. be-scht. Die schneebedeckten Bäume
e"tschlien (BSi. It Imüb.), evtschländ (Nnw It
Matthys) -sich. Der Wald hät-si''' (no''' nit) e"tschlage"
Gl; Gr; LE. Uher d'Höger i"he'' het-si''' der Wald e''t-
schlage", aber im Täli nide" hangen alli Stöderli voll
Biecht. SGfeller 1911. Der Himel, der Schimbrig tuet-
si''' e"tschlä" LE. Intr., „auftauen, bes. von Reif und
Duft, auch von Schnee. Es entschlagt Gl; LE.; Sch."
Bald der Wald entschläd, is's sicher wegen der Lauxn
GrA. ,[1407 war es] so kalt, das der Zürichsee über-
fror, und weret unz an Sant küng Karlis tag, das er
nie entschluog dan dri tag.' Z Chr. XV. ,E., wider
entfrören, regelare, egelidari.' Fris.; Mal.; ähnlich bei
Denzl. 1666/1716. ,Der Nordwind und Ostwind machen
rauch, ziehen zusammen, gefrören; der Sud- und West-
wind machen wider lind, entschlagen, gefrören auff.'
Spleess 1667. (Etwas) wärmer, temperiert werden;
Syn. über-schl. Ihf (Sp. 353). So vom Wasser Ap (T.),
von der Witterung San (Kirchh.). — b) unsinnlicher;
vgl. 2a8. .Eine kirch e.', mit Bez. auf die Aufnebung
des Interdiktes. ,Were, das dieselb kilch ze Triengen
verslagen wurde, daz man ungesungen sin müest ...
so mag ... die fro V. [die Patronatsherrin] von dez vor-
genanten kilcheren teile siner nützen nemen, daz die-
selb kilch entslagen werde.' 1392, Gfd (Schiedspruch,
ausgefertigt durch JBinder von Solothurn); wieder-
holt. ,Es hat ain Vogt das Eecht, von wessen wegen die
Kilch entschlagen wirt, das man von seinen wegen
nit singt, der nuioss ainem Vogt 5 ß d. ze Buoss und
5 ß d. an Sant Niclaus Kirchen Baw geben.' TnTrib.
Offn. XV. (jüngere Abschr.); 1. , verschlagen'? S. noch
Bann (Bd IV 1273u.). Mit Beschlag, Arrest belegtes
Gut,e.'; Syn. ledigen (Bdlll 1079); Gegs./'rönen.S (Bd 1
1301), i-er-heftenSa (Bdll 106'2),-%e»ic (Bdlll 1188),
■bieten 2 (Bd IV 1873). ,Wart du [vom Kloster Klingen-
tal wegen röckständiger Zinsen erwirkte] vrönde
dem J. mit des gerichtes brieve kunt getan und ge-
botten von dem gerichte, das er in sechs wochen daz
erbe an dem huse sölte verstan upd füegen, daz ez
entslagen werde, oder man griffe ez dannan hin mit
dem gerichte an. das man dem vorgenanten gotshuse
gülte.' 1'294. BsUB.; auch ebd. III 217. .Wirt hinder
iemand ützit verbotten mit gerichte, was der des über
das gebotte und e es entslagen wirt, von banden ... git,
das sol er bezalen und abtragen dem. von des wegen
das gebotte bescbeheu ist.' 1399, Bs Rq. ,So man ein
guot verhütet und man daz e. sol, dovon sol der
Schultheis nemmen 6 den.' 1409-. ebd. , Welcher ver-
heft oder verlait guot usser dem haft nirapt oder füert
und das mit recht vor nit entslagen hat, ist die buoss
3 pfund Pfenning.' 1487, JGöldi 1897; entspr. 1519,
Kriess. ,0b sach were, das dehainer under den landt-
lüten ... es werint frowen oder man, uss dem landt
oder grichten ziechen weltind und gälten söltind, so
mag der gült dem Schuldner das sin ... verheften ...
■111
Schlah, schleli, schlih, schloh, schluh
412
unz der Schuldner das sin mit recht entachlat oder
den gälten bezallt.' 1565, G I!q. 1900. ,[Der Gläubiger,
der] ein Ding verarrestirt nach erlaubter Form, der
soll gedachte sein Contrapart des Sequesters angents
berichten und dann soll Der, deme es verlegt, recht-
lichen entschlachen oder, da es innert drei Wochen
nicht entschlachen [!]. durch Schätzung ausgeschätzt
werden/ GrKI. LB. S. noch Bd VI 2ti5M. Mit Dat. P.
.Der kunig [Sigmund] nam im [dem Herzog Friedrich
V.Österreich] alle sloss ... [Später] entsluo[g er] im
das laut; aber im stot noch vil us; dorunib niuost er
im geben 200 000 guldin.' 1418, Bs Chr. IV 424. ,Als
du mir das min hast verholten von des satteis wegen,
also hab ich mit R. gerett, das er ... mir das min
von dir entschlach, won ich den sattel von dir ent-
lent hab in des R.s namen.' 1451, Z KB. ,Dise stuk
alle mag an wabel ainem gebieten, verlegen und ent-
schlachen, jedermans rechten on schaden, alz ob es
der vogtherr selbs getan hett.' GThurlinden Offn. 1458.
,Daz ich . . . mynen herren . . . uft'richten und geben sol
funrt'hundert gülden Rinischer ... und daz damit ...
mir das myn, durch sy in haft geleit, entschlagen sye
der sach halb.' 1474, Bs Chr. ,Dass die herren von
Zürich und Bern angends den fünf Orten die profand
entschlachen und sy, wie sy vor disen spänen in bruch
gehept, zuogon lassen sollend.' 1531, Strickl. ; in
andrer Quelle ,die profant uftuon.' , Liessend die von
Rietikon in recht tragen, das inen ein gmeind ze Uster
ein hölzly ... in verbot geleitt; das bedunke sy zuo
schwer, begärtend, dass inen solliches mit recht ent-
schlagen sol werden.' 1546, Züst. S. noch Bd VIII
310o. ,E. und ledig lassen, machen.' ,Umb die miss-
hellung ... so gewesen ist zwischent dem vesten ritter
hern Götfrid von Hünoberg, Hartman und Heinrich,
kilcher ze Mereswanden, sine süne, zuo einem teil
und hern Peter, pfruonder unser Vrouwen alter ze
Mereswanden zuo dem andern teile [haben wir
Schiedsrichter] hern P. ... geheissen, daz er hern G.
oder sinem sun dem kilchherren ... geben sol sech-
zehen malter habern ... für die zwei und drissigmalter,
darunib si in ansprechig hattun, und sule[n] aber si
ine [1. ,ime'] entsl. und lidig machen alles siner
pfruond gelt, beide zins und zehenden, die zuo sinem
alter hörent.' 1351, L. ,Von des husschillings wegen
und oucli von dryer müt kernengelts wegen, so der
selb Seh. uff gemeiner statt hat, (die ihm aber Schult-
heiss und Räte) nit gichtig warent ze geben, [ent-
scheiden die Schiedsrichter] des ersten von des hus-
schillings wegen : igt da, das unser herren von Bern dem
vorgenanten Seh. den entslachent und ledig laussent,
so söUent all versessen zins hinant ab sin.' 1429,
WMf.rz 1915. Mitpers. Obj. Von einer Verpflichtung
befreien WMü. P'' entschlän-di''' (nit), , schenke dir
den mir zugefügten Schaden (nicht).' ,[Wer einen ,uss-
bufger' ohne P^rlaubniss des Rates vor ein geistliches
Gericht zieht] der soll ... die person, ob er sy in
banne bracht hat, in sinem costen usser banne ent-
schlachen.' 1405, B StR. ,Den 3. October bin ich
sanibt anderen [aus dem Dienst der ostindischen Cora-
pagnie austretenden] Soldaten der Wehren entschlagen
und entlediget worden.' AHerport 1669. ,Die Herren
Befelchhaber . . . bedankten uns unserer trewgeleisteten
Diensten und entschlugen uns unsers Eids.' ebd.
Refl., sich einer Sache (.\ufgabe, Verpflichtung) über-
heben, entziehen, sie unterlassen; Syn. entsetzen Iby
(Bd VII 1667). Sich inere" Sach [Dat.] e., ,sich davon los-
machen' Ndw (Matthys). ,Sich des kriegs wideren und
e.. detrectare militiani.' Fris.; Mai,. ,N., weilen er sich
der Fründtlichkeit zuerst auch entsclilagen und zu-
erst zu vil begehrt.' 1773, ÄATäg. Gerichtsb. ,Sich der
Schuel e.'; s. Bd VllI 605u. Mit Inf.-Satz: ,So ent-
schluogen sich die andern Eidgnossen, im [dem fran-
zösischen König] hilf ze geben.' Ansh. Auf Etw. (ein
Recht, eine Gewohnheit, einen Vorteil) Verzicht leisten,
sich einer Sache enthalten Z; Syn. be-geben 3b (IJd II
92); müessig gän (Bd IV 498). ,Das sy sich obbemelter
dingen [Ansprüche] entslücgend und müessigoten.'
1529, B Ref. ,[Dass der dem alten Glauben ergebene
Vogt von Rheinegg, der] ain aigen gricht von itel
partijeschen personen besetz ... sich solicher frefel
entschlachen sol.' ICessl. ,Sich des gewalts e. und den
übergeben, imperium deponere.' Fris.; Mal. ,Wir ver-
manen solche [Flucher], dass sie sich dieser abscheu-
lichen wort, auch des schwerens, es sei bei dem haupt
und haai' oder anderen dergleichen sachen, entschlahen.'
HBüLL. 1597. .Supersedeo aliqua re, ob Etwas beruhen,
sich eines Dings entschlagen.' Denzl. 1666. Auch bei
Hosp. ,Sicli der Erbschaft entschlagen.' Z Erbr. 1716;
dafür im Register: , Ausschlagung des Erbs.' S. noch
Bd IV 859 u. .Sich gerichts e.'; s. Bd VI 329 M. (dazu
die Überschrift: ,Umb welche drü stück man sich
gerichts nach dem verlieren e. mag'). ,Ich niuoss din
wib um 10 ß bringen; dann ich wil mich gerichts gegen
ira entslachen.' 1437, Z RB. Mit Gen. P., sich von
Jmd freimachen, lossagen, trennen. ,Ainer, der och
gefangen was worden an der schlacht, aber nahiwerts
... sich uss glück sines hern entschluog.' Sicher 1531.
,Der welsch [hat] im verheissen, sich diser frouwen
[s. BJ VIII 1160M.] zuo vermydung grosser spänen
suber zuo entschlachen.' 1541/3, Z Ehegericht. , Har-
zwüschen hab sy ein kind von einem andern über-
kommen, welches in verursachet und bewegt, das er
sich ane einlebe andere schidigung von ira entschlageu.'
1560, B Turnib. ,Der Dolahella hatt sich ganz mir
entzogen und sich ininen entschlagen, totum se a rae
abalienavit Dolahella.' Mal. ,Derhalben brachten sye
die Statt . . . durch Practik uff ihr Party, das sye sich
des Franzosen entschlueg.' RCvs. S. noch ruetcigen
(Bd VI 1909M.). Insbes. a) Jmd (durch öffentliche
Ehrenerklärung) von einem Verdacht, einer Beschuldi-
gung udgl. entlasten, rehabilitieren, „Jmd einer Ver-
leumdung losmachen, sie widerrufen B", so Be., R. und
It Id. (.iniuriara illatam corara iudice revocare'),
Zyro (bes. mit Bez. auf die Abbitte vor dem Richter);
Gl (auch It St.); „Z"; Syn. ent-reden a (Bd VI 561),
-schuldigen (s. d. Bd VIII 665/6). ,lch hab ihn ent-
schlagen B; Gl; Z." Es sind zwen mid-enandren vor
''e)t Richter g'sin, von denen Eina den Andren hed
müessen e'tschlän, wil-er-nen g'scholten hed BR. ,Das
er dann für min herren rät und burger stau und die
unsern usserthalb der statt, so gegen im in recht ge-
standen sind, entslachen und sich bekennen und reden
solle, das er inen mit sölichen werten unrecht getan
hab.' 1489, Z RM. .Bitten wir üch [F], ir wellend ...
verfüegen, damit wir von ira [einem Gefangenen, der
den Bernern Ehrenrühriges nachgesagt bat] werden
entschlagen.' 1504. B. .Diewyl der dechan meister H.
ein lugner geschulten, das er inn endschlacbe oder
uff in bringe, das er gelogen hab.' 1525, B RM. ,So
weit sy in dernach ouch entschlachen, dann sy wüsse
413
Sclilah, schleh, schlih, schloh, schluh
414
gar nünt aigs von im.' 1526, L. .Hieiuit bracht er die
zweii umm ir ehr und von bürgeren, diewjl si über-
zöget und inn hattend müessen entschlon.' JHaller
1550/73. ,Das er sie [eine von ihm der Hexerei Be-
schuldigte] entschlach oder das er sömliche red uff sy
bringe.' 1552, Schw Ratsprot. (ADettl. 1905;. ,E., ledig
sprechen, excusare.' Mal. ,Da nit wytter leugnen vor-
handen gsin, hatt sy ernstlich ir vatter und muotter
entschlagen, als die umb ir handel [einen Kindsmord]
iiützit gewist habindt.' 1590, S. .Darum bin ich
[Guler, der wegen seiner auf Beschluss der Landschaft
erfolgten Wahl in den Geheimen Rat in Anklage-
zustand versetzt ist] der Zuversicht zu der ganzen
Landschaft, sie werde mich des Orts e. und beschirmen.'
Anhorn 1607. ,Wann Jemands underschidliche Per-
sonen mit einanderen schiltet und sy demnach ent-
schlacht [Überschrift].' B GS. 1615; später mehrmals
,Entschlachnuss tun.' .Dass ich die Herren ale one
einiche Ussred und Fürwort entschlagen sole der Ge-
stalt, dass, wie ich han gesagt, sy seigind schwarz wie
die Kolen, so solte ich jetz sagen, sy seigend so wiss
als die Kriden.' 1645, Z. ,Item hat es [ein als Hexe
angeklagtes Mädchen] wyters bekennt, dass syn Gspilen
und Gspanen gsyn seigindt, ist auch daruf gstorben
und sie nit widerumb endtschlagen wollen.' 1654. Aa
Bremg. Turmb. , Einen entschlagen, ledig sprechen,
excusare, sublevare testinionio aliquem.' Denzl. 1666.
,Es ist ein unanständig ... Ding, wann Einer redt,
dass er ... einen Widerruf tun, die Leut (die er an
Ehren angegriffen, geschendt und geschmächt) e. und
sagen muss, er wüsse Nichts über sie als alles Liebs
und Guts.' FWtss 1673. .Einen entschlagen, nicht
mehr auf Einen klagen, expedire, absolvere aliquem
crimine, sublevare testimonio aliquem.' Hosp. ,Dass
man schon oft Diss und Jenes aufsein Muter bringen
wollen, man habe sie aber wider entschlagen.' Wast.
Proz. 1701; noch öfter. .Der, so einen Menschen
schändet, wird gebüsset und muss ihn entschlagen;
Der, so Gott schändet, gehet hingegen ungestraft da-
hin.' JJÜLR. 1727/31. ,J., weil er die A. Hur gescholten,
soll disere Frau entschlagen.' 1748, AATäg. Gerichtsb.
, Einen umb etw. e.' 1471, Z RB. ,Das M. genanty
B. umb die wortt, so er von iren grett, entschlan und
Wandel tuon söl.' 1531, Z. , Einen eines dinges e.'
,Die W. Sülle herumb [wegen einer Verleumdung]
büessen und si des entslachen.' 1420, Z RB. .[Wenn
Jmd] understadt, ein sach, die er einem andern zuogleit
hat, so demselben sin eer, lyb und guot berüert, uft' inn
kundtlich und war zemachen und aber dasselbig nit ...
erzeugen mag, sonnders inn dero entschlachen muoss,
alldann soll derselbig ... ein ganz jar leisten.' B
StSatzg 1539. , Welcher dem Anderen an sein Ehr
redt ... und aber hernach bekennt, er habe im Zorn
geredt und wisse nichts Böses und Unehrliches auf
ihn, der ist zu Buss verfallen ... Er soll auch den
Gegenteil solcher Reden entschlagen.' M. XVI., ApA.
LB. 1828. .Ein durch sein eingelegte zügnuss eines
handeis e. und unschuldig geben, sublevare testimonio
aliquem.' Fris.; Mal. ,[A.bat B.] verschreit, als wann
er leichtfertiger Weis ein Weibsbild umhingezehrt,
dessen aber ihn wider entschlagen.' 1689. Z. Beklagter
,soll bevorderst dem S. bei offener Tür abreden, seine
schimpfliche und ehrenverletzliche Wort zurück-
nehmen und ihne dessen gänzlich entschlagen.' 1732,
AATäg. Gerichtsb. S. noch Versag (Bd VII 378); un-
schuldig (Bd VIII 663). Mit Dat. statt des Akk. P. ,Er-
kennt, dass LSeiler d[em] JMeyer abrede und ihme ent-
schlage.' 1743, ebd.; noch öfter. .Einen öffentlich e.';
vgl. Osenbr. 1860, 263/5. .I)er von Hochenburg ...
meint, man sölte im wandel um die wortt sinner eren,
so den die von Strassburg von im brucht bettend, und
söltend in offenlichen enschlachen.' Edlib. .Er rauoss
... sy ... söllichs uff' sy getrochnen lümbdens, schmach
und schand öffentlich entschlachen.' 1577. Z RM. S. noch
Mund (Bd IV 322). .In der kilchen, an dem kanzel
[vgl. Bd III 378 M.] e.' ,M. sol . . . die NN. der red in der
kilchen an dem kanzel entslachen.' 1410. Z RB. ,Der
oder die person, so also erwyst wirt [der Verleumdung],
soll schuldig sin, den oder die person, dero zuogredt
wäre, zuo entschlachen in dryen kilchen offenlich am
canzeL' 1454, BSi. Eq. 1914; erneuert 1494. ,[Die W.,
die zu Frau D.] in einem zorn geredt hat, ire kind
syen kelbliraacher ... soll byss suntag nechst in vanknüss
behalten und dann hinuss gon Kloten in die kilchen
gefüert und under dem fronampt an die kanzel gestellt
werden und daselbs sy entschlachen und reden ...
das sy des D. kinden mit sölicher red unrecht getan
... hab.- 1495, Z RM. ,Soll dieselbe C. in in den dry
nächsten pfarrkilchen offenlich entslachen und ge-
reden, das sy von im geseit habe, sy erdacht, erlogen.'
1526, B Ref. ,Vor (offenem, gesessnem) rät' oä.; s. Bd VI
1571 u. ,Vor den burgern entslagen werden.' 1471, Z
RM. ,Das C. den schulthais vor offen raut e. solle
mit denen Worten, das er gemelte wort von im er-
daucht, unwarlich uff in geredt und anglogen hab.'
1489, ZWth.RB. ,Bitt ich üch ernstlich, ir wellint
mich vor minen herren flisslich entschlachen.' 15"24,
Strickl. (Brief des Dekans zu ZSth.). .In hoffnnng. sy
nit werde absin, in vor genanten zweyen personen
entschlagen haben.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Ara, vor
(offnem) rechten, gericht.' ,Der schelter soll denselben,
den er bescholten hatt, an dem gericht oder rechten,
da si einandern fürnement ... offenlichen und nach
aller notturft entsl.' 1463, B StR. ,Da er mh. am fryen
gericht und in den dryen den nechsten kilchspelen
entschlachen und sagen soll, inen unrecht getan und
die wort erdacht und erlogen haben.' 1489, B RM.
,Welicher den andern heisst liegen oder nit war
sagen ... sol ... den andern vor offnem rechten ent-
schlachen.' 1509, BSi. Rq. 1912. ,Bi verschlossner tür.'
, Welcher by verschlossner Tür Jemands entschlacht
also, dass er dem Obman an Eidtsstatt mit Handtglübt
bekent, dass er die ussgeschlagnen Wort uf den
Anderen erdacht.' B GS. 1615; dazu die Überschrift:
,Wer by verschlossner Tür ... ein Entschlachnuss
tut'; s. noch Recht (Bd VI 274M.; auch B GS. 1615).
.Ist [der Verleumder] gezwungen, seine Aussage förm-
lich zu widerrufen (d. h. muss er die öffentliche Ent-
schlagung tun. öffentlich zur Tür entschlagen), so wird
er dadurch unehrlich, d. h. er verliert das Landrecht.'
Ebel 1798/1801 (ApI.). S. noch be-rechtigen (Bd VI
3i3M.). sowie SMutach 1709. 140/1. ,Bi, mit dem eid
e.' uä. .Wer den Andern wegen ehrverletzenden
Reden vor dem Richter beim Eid entschlagen oder
entschuldigen muss. soll gebüsst werden.' Gl LB. 1835;
dafür: .mit sinem eid.' 1475; ,mit glüpt oder mit dem
eid.' 1530. ,Das her A. den Junker L. by priesterlicher
wirdigkeit entslachen und gereden solle, was er dem
genampten Junker L. zuogerett, hab er uff inn erdacht.'
1521, B RM. ,Das der techan uff meister H. bringe^
415
Schlah. schieb, schlih, schloh, schluh
416
das er mit wüssen in der ketzery gesteckt, oder inii
des endscblache mit dem eid.' 1525, ebd.; nachher:
,by dem eid.' .Welcher dem anderen zuorett, es wery
... jung oder alt, der den anderen mit recht ent-
schlachen miiesty, es wery mit urteil oder mit trüw
oder eid, die sind zuo rechter buos verfallen dryssig
schillig.' SciiwReich. Hofrodel 1536. Auch ULB. (,mit
dem Eidt'). ,In eines band.' ,Das herr H. den wider-
teil in mines hern schultbeissen hand by trüw an eids
statt solle entschlachen und sich bekennen, das er
von im nützit anders wüsse denn eren und guots.'
1523, B RM. ,Hatt er die von Strassburg in des schult-
heisen hand entslagen der Worten.' 1528, ebd.; ähn-
lich noch mehrfach. ,An (des richters) stab'; vgl. Stab.
,Dass N. zuo Hutwyl hat geredt, Zwingly war ein dieb
und bäte 20 gülden ... gestolen ... [Er] entschluog den
Zw. an stab.' Ansh. ,Das der kilchher mh. Schultheis
am stab by trüw ann eides statt entslagen sijlle nach
der statt recht und gereden, das er im ... unrecht
tan.' 1528, B RM. S. noch B StR. 274. 327. 1(57; Aa
Zof. StR. 278. 350; AABr. StR. 219. Mit Handreichung.
,Der Stattbott soll dem B. die Handt geben und ent-
schlagen.' 1773, AATäg. Gerichtsb. ,Dass ... beide Teil
einanderen mit Handtbietung entschlagen sollen.' 1775,
ebd. Refl.; auch mit Gen. S. oder dass-Satz. ,Swanne
ouch in dirre Zünfte ienian unib dekein ding verleidet
wirt und er sich des mit dem eide nüt entslagen
mag ...' 1336, Z (Zunftordn. der Schmiede). Rats-
glieder, die von einer Sitzung fernbleiben, sollen mit
einer Mark Silber gebüsst werden, es ,entschlahe sich
denn' Einer ,zu den Heiligen mit einem geschwornen
Eide . . . dass er durch Leibes- oder ander ehaftige
Not' gebindert worden seie. 1370, Sch Chr. ,Were, das
der oder die [von auswärts zuziehende Handwerker]
in deheinem bösem lümden wären [so kann der Rat]
im das (antwerch) verbieten unz an die stunde, daz
er sich entschlachet.' 1392, B StR. ,Man soll ouch
die Gedinge sieben Tagen vorhin verkünden zer
Kilchen oder ze Weg; welicher aber sich entschlachen
mag, daz es im nit ze wissen worden sye und er es
nit vernommen habe, der ist der Buoss ledig.' AAHerm.
Uffn. XIV. /XV. (Arg.). ,Daz der weibel einem ieklichen
von sinem Schuldner phand geben sol urab vergichtig
schuld; were aber, daz einer dem andern siner schuld
nit gichtig wölte sin, mag er sich des mit sinem eid
nit enslachen, so sol er ime aber pbant geben.' um
1400, Aar. StR. ,Wen fünf der rät hie sind, wer denn
nach der frag kunt, git 1 ß, sy mügen sich denn uff
ir aid entsl., daz ainen rat benüegt.' 1412, ZWth. RB.
.Wir haben uns solicber siner unbillichcn schuldi-
gung und ersuochens in bywescn unsers allerheili-
gosten vatters des bapst legaten . . . und andern offen-
lich verantwurt und entschlagen.' 1477, Bs. ,Wa der
gfangen sy [.ettlicb personen in Zürichpiet', die er ,in
siner vergicht bezigen'] nit entscblacht ... sond [die
Zürcher] die bezignen personen gen Frowenfeld
schicken und stellen, und sich gegen enandern ent-
schlachen.' 1524, Absch. ,Sich gegen einem e.' Ansh.
,So muost sich her CSwend, burgermeister zuo Zürich,
vorgnieinen Eidgnossen e. eines esels vol meyländischs
gelts, so in sinem hus solt sin abgeladen.' ebd. ,N.,
caplon ze Elgöw, ist citiert uf den synodum, bat sich
aber mit krankbeit entschlagen.' 1533, Z Syn. ,Sich
eines lasters e. oder entschuldigen, ein laster beschönen
und ab im tuon, crimen purgare.' Pris.; Mal. S. noch
Bdll 1775o. (,sich mit but und balge.'); IV 144 o. (.sich
zuo den heiligen e.'). — ß) Jmd entschädigen B (Zyro). —
4. a) oft mit Dat. P., eine Ware losschlagen, zuschlagen,
erlassen AaF.; Gl; GRGlar., Pani, S., Schud.. Sculms,
Spl., Tschiertschen;UwE.; Z, so NGl. (Dan.), „Etw. um
einen gewissen Preis anbieten oder erlassen wollen .■Va;
B'R., Si. (ImOb.) ; Gl (auch It St.) ; GsHe., Nuf., Tschier-
tschen; „L" (auch It Ineichen); „Sch; S"; ThMü.;
Ndw (Matthys); „Z" (auch It Spilhnann); vgl. lösen If
(Bd III 1441). ferner aw-sc/i7. 4a. EHschlaeh-em du die
Wis! gib sie ihm auf sein Angebot bei der Ver-
steigerung ZNGl. (Dan.). Er hed-em's [zB. ein Stück
Vieh] för 5 Napeliön e"tschlage", , erlassen' AaF. „Man
hat mir dieses Landgut um 10 000 Fr. entschlagen,
d. h. zum Verkauf angeboten. Ich habe es ihm um
drei Gulden entschlagen. " Er hät-em's om 10000 Fr.
eHsclilage", ,angeboten' ThMü. ; Z It Spillmanu (,als
äussersten Preis'). Er hed de" Chabis zu 10 Rajjpe"
's Stuck eHschlage", .zugesagt' .^aF. /''' hän-mr d' Chue
esö und esö eHschlage", ,geben wollen' GnNuf. 2"*
er'"tschlä"-der das Bind um 10 Napoliendli, .bestimme
den Preis' usw. Ndw (Matthys). I''' hatn-mu das
Chuoli für 30 Füffränkler ctschlagen, ,habe ihm er-
klärt, dass ich es ihm um diesen Preis verkaufen
wolle' BR. ,Wie man den ankchen an dem morgen uff
den markt des ersten enschlat, daz man in ouch des
tages dur uss also geben soll und nicht türor.' 1371,
Z StB. ,Wär, das ain gast salz her ze markt füerti
... als bald denn der gast das selb salz eutscblagen
hat und es hin git ...' XV., G RS. ,An min herren
ist gelangt, wie der seckelmeister von Luzern gern
etlich silbergeschier von Waldmaus säligen verlasnen
stucken erkofti . . . und . . . meinti . . . daz im daz etwaz
näher gegeben werden sölti, dann im daz aber ent-
schlagen wurde.' 1489, Z RM. ,So hab H. im solich
tuoch vorhin entschlagen, nämlich ein ein urab 7 ß,
aber anders nüt; dann wo er daz wölt verkoufien, müest
daz bar gelt darneben ligen.' 1507, Z RB. ,Der ward
etwas notig, also das er dise sein Herrschaft . . . umb
ein Kauffschilling entschlueg.' RCys. , Wegen grossen
Mangel des Kernens . . . schickten mein Herren all-
hie zum Commeutur Rollen gen Tobel, ime Frucht
abzukaufen. Der entschlueg ihn ein Mut Kernen näher
nit zu erlassen [denn] 28 PL' 1622, TuPr. Uhr. S. noch
Schlag laa (Si). 186h.); zue-schl. — b) vom Vor. aus-
gehend, a) eine Ware schätzen BSi. (linOb.). —
ß) mit Akk. P., Jmd (mit Bez. auf eine Steuer) ein-
schätzen. ,Von ussburgern wegen, wie man die end-
schlagen soll. Item, wenne ein ussman burgrecht
empfahen wil, der soll es empfahen mit einem pfund
pfening und vier pfening ... und soll jerlich ein ge-
nant gelt geben, als er denne uberkhommen mag,
es were dann, das derselb ussburger harin in die statt
ziehen wurde, wie sich das füegte, wann denne soll man
ine steüren und halten, als man einen ander, der seins
gleichen ist, steüren und halten tuot.' um 1570, Aa
Lauf. StR. — e(n)t-schlage°: 1. entspr. Bed. la.
,(Ein kisslingstein wider den anderen geschlagen, feür
zegäben) das e. feür, strictfe cautes.' Fris.; Mal. —
2. entspr. Bed. Saß. Frei von Schnee, Reif, bes. mit Bez.
auf den Wald BBe.. E'. (SGfeller 1911), Gr., Ha., Int.;
„Gl"; GrV.; LE. (auch It St.); „Sch"; UwE., auch frei
von Wolken, Nebel (Gegs. he-henU Bd II 1462u.) LE.
Der M^ald ist (ho''' nid) e. „Der Wald ist schon bis
in die obern Regionen e." ,Die Fichten werfen [im
417
Schlah, schieb, schlih, schloh, schluh
418
Frühling] mit kräftigen Schwüngen ihre Last ab ...
Wie über Nacht ist der Wald z' g'rechtem eHschlagna.
Barnd. 19ü8. S. noch Fas-Nacht (Bd IV 653/4, wo die
Erklärung zu ändern ist). £s ist e. e" Bitz GrV.;
Syn. aber (Bd I 39). ,Under tagen was es [im Januar]
fast gmeinlich e., man fand schon viönle und raerzen-
bluomen.' Mal. 1593. Von Wasser, Speisen, = über-
schl. Idi (Sp. 358) ApSchwellbr. — un-: nicht befreit
von Etw. ,Der vertrieben bischoil' hielte sich zuo Basel
da er auch ... des banns unentschl. den geist auifgab.-
WüRSTISEN 1580. — Whä.entslahen; vgl. Gr. WB. III 602/4;
Diefenb.-WUlcker440; Schm.Ml 515; ChSchmidt 1901, 82;
Fischer II 738, ferner Martin-Lienh. II 458 (nur Ptc. ert-
achlaije"). Zum Bed. -Übergang unter 4a und zu 4 b vgl. als uiu-
gekehrteuFallan-scW.//.*a (Sp. 383/6).— Ent-schlahing
,-schla(c)hung, -schlagung' — f.: a) entspr. Bed. 2a 8,
.Aufhebung eines Gebotes. ,Das er minen herren ein
keibenlug fürgeben und damit ein endtschlaliung eins
bots betrüglich ussbracht hab.' 1531, Z KB. — b) entspr.
Bed. 3 b, Befreiung eines verhafteten Gutes. .Wurde
euch einem wirt oder anderem keinerlei guot oder habe,
so hinder im verbotten were, one entschlagunge und
one des clegers willen hin und enweg gelassen, der
sol darunibe vor gericht gestraft werden.' 1457, Bs Rq.;
wiederholt um 1520. ,Das sy im [die Kläger dem Be-
klagten] abtrag tuon sollen sins erlittnen costens und
Schadens mit widerkerung und entslachung sines
guotes und habe.' 1489, L. — c) entspr. Bed. 3ba,
Entlastung, Rehabilitierung (durch öffentliche Ehren-
erklärung). ,üass ir etliche wider die rät ... so un-
geschikte wort, flüech und tröwen ... bruchten, dass
...BWysshan, zuoglich junkher AvErlach um fünfzig
gülden mit eutschlahung, kefi, urfecht und bürgschaft . . .
gestraft ... worden.' Ansh. ,So muoste her E. zuo Fri-
burg gegen A. von Bern ein schwere entschlahung
verurkünden lassen und ein zit ein stat Bern und land
miden.' ebd. ,Das B. das würdig sacrament endschlach,
das er unrecht gerett hab und nit giitzenbrott sye,
und danathin die buoss der endschlachung ussrichten.'
1526, B RM. .Entslachung in der kilchen.' 1529, ebd.
,N. von der entschlachung wägen uffgleit 5 pfd.' 1540,
ebd. ,Einee. tuon.' 15'2'2. 1527, B Ref. Rechtfertigung.
Entschuldigung (zu sich e. unter 3ba): ,Ain raut liab
ir entschlachung gehört und welle' man- ietzmals das
besser globen und böser vermiden.' 1490, G RB. S. noch
Än-Sag II (Bd VII 380); ent-schlahen (Sp. 414 u.). —
Auch bei Fischer II 738. — E n t-sc h Iah niss E"tschlag-
niss, in der ä. Spr. auch ,-schla(c)hnus8' — f.: l.a) = deni
Vor. c. ,Wär im [dem Kläger] . . . das fürzüchen wurd,
das er denselbigen mit rächt zuo entslachniss und
Wandel siner eeren drengen mog.' 1526, B Ref. P. be-
schwert sich gegen das wider ihn ergangne Urteil;
weil er die ausgesprochene Schmähung schon einmal
zurückgezogen habe, sollte dies nicht zum zweiten
Mal geschehen müssen ... Seine ,winkelentschlachnuss'
wird für ungenügend erachtet. 1541, Absch. (B und F).
,N. bat ... um gnad, die ward im uf entschlachnuss
und urfech bewisen.' JHaller 1550/73. Auch 1595.
1623, AaZoI. StR. .Eine e. tuon.' ,Dass er die ent-
slagniss am offnen rechten tuon solle by geschwornem
eid.' 1527. BRef.; noch oft in den BQuellen des XVI.
Gescholtenen , Reparation und Entschlachnissen tun.'
1659, Blns Chorger. (Bärnd. 1914). Wegen der von
NN. zu AALengn. verbreiteten Schmähschrift sollen
diese vor offener Session .eine demütige Entschlag
Schweiz. Idiotikon IX.
niss und Abbitte tun.' 1723, Absc«. S. noch Ring
(Bd VI 1085M.); Schelter (Bd Vlll 726; nach BGS.
1615); Sp. 413/4. — h) = Ent-schlach(ungs)- Brief (Bd V
485). .Entschlachnuss, Entschlag, Entschlagbrief,
Quittscheltung, Quittbrief, Ledigungsbrief, Schadlos-
brief.' Spreng. — 2. entspr. ent-schlahen 5 6ß, Ent-
schädigung B (Zyro).
er-: 1. verst. schlahen 1 (Sp. 277). a) Einen durch-
prügeln Aa; B; Sch; Schw; Ndw (Matthys); Zg;
Z, so Dättl. und It Spillraann; Syn. er-hauwen 2
(Bd II 1808), ferner er-gärwen, -gatteren, -grasen,
-haberen (ebd. 448. 499. 793. 935), -jctten, -cheiben,
-lideren (Bd III 83. 104. 1093). -bürsten (Bd IV 1612),
-brüglen (Bd V 523). In den Verhörakten über eine
Prügelei in ZWth. findet ein Anwalt folgende vomUnter-
suchungsrichter eingetragene Aussage seines Klienten:
Ich bekenne, den Dienstniann L. erschlagen zu haben.
.\uf die vom .Anwalt an den Untersuchungsrichter ge-
richtete Frage, was er da geschrieben habe, erwidert
dieser: Mi" xvird amel nid mües'e" schribe" ercheibet!
(IjForrer). Er het-ne' gar gottsjdmmerlig erschlage" BE.
Han-i''''s welle" ''ein Vater säge", hät-er mi''' no''' me
erschlage" ZAnd.; Var. des Reimes Sp. 278M. Dö holt
denn 's Fräuli e" Böne"stang, juhü, und schlät de" Ma""
schier abenand, mhm, ehä, mhm. 's Mannli ist g'gange"
go" chlage", juhü. si" Frau hei-in erschlage", mhm, ehä,
mhm G. S. noch Bueb (Bd IV 926 u.). , Wolle sie den
H., als er auff Wald kommen ... dergestalten ersclilagen
haben, dass ihn der Teütfel bette nemmen mögen.'
1666, Z. .Sich mit einem e.'; vgl. Sp. 278 u. ,Do ich
. . . vernommen hab, das er darunim in dyss land
kommen ist, einem so gar inanlichen rytter den tod
zuo füegen, als Ruolland ist. do liab ich mich mit im
erschlagen.' Morgant 1530; jeme suis combattu contre
luy. ,üass er Einen geheissen habe auf den Platz
abenkommen und sich dort mit H. ersehlagen habe.'
1703. Z. Auch e-nts^v. schlahen Id (Sp. 290): ,Das die
knecht von Gott erschlagen [Var. ,geschlagen'] wurdent
mit behender blintheit.' Z Chr. XV. Von Sachen:
,Tuoch e.'; s. Schab II (Bd VIII 8u.). — b) häufig in
der Verbindung , einen ze töd(e) e.' äSpr.; vgl. Sp. 286M.
,An sweler stette euch ein burger den andern vreven-
lich angrifet und in ze tode erslat, der sol dar umbe
elos und rechtlos sin.' 1252, L. ,Der ein liblos teti
und in ze tod erslüeg.' 1357. LStB. ,Der eins burgers
sun zetod erschlat.' XIV.. BStR.; Var.: .zetot schlecht.'
,Der von Ulm und Ravenspurg fenli band jetz die
unsern ... gewunnen und die iren mit der hilf Gots
zuo tod erschlagen.' 1499, Brief der eidgen. Boten an
F. .[Satan:] WolufV und an. ir lieben gsellen! Zuo
tod wir sy all schlachen wellen ... [Malachias:]
Mordio, mordio! Was sol ich sagen? Sy band mich
schier zuo tod erschlagen.' Ruef 1539. .Er redt, es
werind ira vier einander nach glych wie er by ir gsin,
und so sy vilicht nit wiziger gsin, hettind sy vilicht
einandern z tod ersehlagen.' 1541/3, Z Ehegericht.
,I)ie künelin ... werdend mit einem bengel von den
jegern zuo tod erschlagen.' Tierb. 1563. S. noch vor
"(BdI929M.); richten I (Bd VI 394); Schaden (Bd VIII
161M.); schlahen la (Sp. '285M.). — 2. a) wie nhd.
erschlagen BO., auch It Zyro; Gl; Gr; GG.; aScuw;
Ndw; U; WG., in BSi. nach neuerer Angabe nur vom
Blitz; sonst der Volksspr. fremd (dafür z'Töd schlahen,
töden ua.). J'* bi" so gallig g'si", ich hätt-e" möge" er-
schW"! GlS. Das'-men äw'' so Eine" nit chad [kann]
419
Schiall, schleli, schlih. schloh. sehluh
420
erschlä"! U. Inn hätte-me" ersMä' sollen und siz'under-
obene" üfheichen, mit Bez. auf eine unkluge Heirat (jRPr.
,Dass dich Niemand erschlagen mag, so schreib fol-
gende Worte auf ein Papier und trag es bei dir: X3PX
Aligell.' A. XIX., BSi. In den ä. Quellen allg.; im Folg.
nur ein paar Belege. ,Wie er N. erschlagen und im
den todstich geben bab.' 1428, AaB. ,Der houptman und
die bi im warent, [wurden] alle erslagen und ertöt.'
ÜScHiLL. B.; .erstochen und erschlagen.' PvMolsheim.
,U lüt e. umb miet und galt, das ist der lauff in diser
wält.' RoEF 1539. ,Wie vil Schwyzer einer well be-
stan und e.' DMevek 1540/73. .Alles umbbringen und
e., internecare; alles in der statt e. und verbrennen,
urbem cruore et flamma delere.' Fris.; Mal. ,l)eii
Helden Samson erschlaget er [der Tod].' JMeyer 1699.
S. auch Bd V 137 u.; VI 121 u.; VIII 1395 u.; 8p. 20M.
242n. 354M. Ein Stuck Vieh e. BGt.;GMs;U. Wort-
spielend : Der Metzger N. hed e" Milchträgeri' [= Kuli]
erschlage" U.\ltd. Keichit das g'mestet Ghalh und er-
schlät's! Übers, von Luc. 15, 23. Dul. (BGt.). .Die
hund ze töten gebotten [Überschrift] ... [Sie] hatten
noch den dritten teil nit erschlagen, do [s. die Forts.
Bd VllI 915 M.].' Ansh. , Circa vulpium venationem
suis ac propriis locutionibus venatores nostri utuntur,
quales sunt: ... der fuchs wirdt ... in das garn ge-
hetzt, erschlagen oder von den hunden erwürgt.'
Gesn. 1551. .Quorum apud nostros elegantior sernio
est, de lupis eorumque venatu hunc fere in moduni
loquuntur: er ... wirt gehetzt, gefangen, von den
hunden erbissen, erwürgt, erschlagen.' ebd. Vom Eber
(vgl. Sp. 290 0.): .Gerraani circa aprorum venationem
propria quadam vocabula et locutiones proprias
habent, ut sunt: Die suw frisst oder erschlecht vi!
liund oder lüt.' ebd. Vom .schelm'; s. Bd VIII 692.
Mit Sachsubj. Der Stei" het-ne" blangg erschlage" Gl
Engl. Unpers.: Wenn-i"'' abkiti, tribe-mi''' das gäi
Wasser an d' Felsen o", dass 's-tni''' erschlüegi.
CScBNVDER 1868. Vom Blitz BGr. (Bärnd. 1908), Si.; U;
Sjn. er-schiessen 2b (Bd VIII 1396). .Von der straal
erschlagen werden, ic tu fulrainisconcidere.' Mal.; ebenso
bei Denzl. 1677. 1716. Vom Schlagfluss BBr., R. (s. Bd II
553 u.). , Wie er [Nabal] sölchs hört, wirt er erschlagen
von grossem schräcken. tet verzagen, das er etlich tag
darnacli stirbt.' Grübel 1560; = diris sternitur terro-
ribus (RGualther). Uneig. (vgl. schlahen Id Sp. 290).
.Perculit eum illud. das hat im das herz gebrochen
und in gar erschlagen.' Fris. .Die forcht und der
schräck hat die herzen erschlagen, pavor stravit corda
mortalium.' Fris.; Mal. Auch: durch Wurf töten Gr
Seh. En Ore'schläuffer erschlä", zB. mit einem Ball.
— b) mit Sacliobj., = schlahen 2c (Sp. 293). ,Nimm
der roten neuwen Ziegelsteinen ... die erschlag zu
kleinen Stücklinen, ungefehr einer Erbsen. Hantf-
samen oder Hirsskörnlin gross', zur Bereitung von
Ziegelsteinöl. JJNI'sch. 1608. Bes. vom Hagel. .[Das
Wetter] endet zletst mit einem grossen hagel, der alle
... frücht erschluog.' JHaller 1550/73. .Der hagel
erschleclit oft alles wyt und breit, was uff der heidt
Stadt.' I.Lav. 1577. .Der Hagel hat die Frucht er-
schlagen. pra;cipiti grandine segetes verberantur [usw.].'
Hosp. S. noch Schür III (Bd VllI 1205). — er-
schlagen: a) .E., cajsus, occisus.' Mal.; Denzl. 1G66.
— b) .Seine Beine waren [infolge eines Schrecks] wie
e.. er stolperte auf dem Heimweg ein Mal über das
andere.' HPest.; wie gelähmt. Sonst wesentl. wie ab-
geschlagen Ib (Sp. 347). a) physisch. I''' bi" erschlage",
schlaff und müde WMü. ,Myn glider sind mir gar e.,myne
bein die wend mich nit mer tragen.' Samson 1558. .Mein
Schwester Ursula wardt in der Kilchen [pest-]krank
... legt sich ze Bett, hatt ein Bülen am Bein, war
gleich e. und schwach.' FPlatt. 1612. .An. in (allen)
glidern (ganz) e.' ,Dass dieselbe plag [der .englische
schweiss'] den menschen erstlich mit einem schuder
oder grusel der hut und zittrung des herzens anfallt,
etlichen kumpt houptwe und werden an allen glidern
e.' 1529. B Ref. ,An glideren von grosser arbeit ganz
e. und aussgemacht, membra multo labere iam tiactus.'
Fris.; Mal. ,1u allen glidern gar e., die bein mochtend
uns nit mer tragen.' Wagn. 1581. Attrib. ,Ich sage dir
[o Gott] von Grund meines Herzens gross Lob und
Dank, dass du ... einen so sanften Schlaff' meinen e-en
Glideren gegonnet hast.' Hott. 1666 (.Morgengebett für
einen reisenden Studenten'). .Dass solche fromme
Leute in dem letsten Augenblick ... über ihre An-
fechtungen getriumphiret haben, obwoln es ihnen
wegen der erschlagnen Kräften und sterbenden Gliedern
unmöglich gewesen. Solches mit Worten oder Gebärden
zu erkennen zu geben.' AKlinrl. 1691. — ß) psychisch.
.Es was keiner, der sy [das Volk Israel] bestritte in
allem land; dann die künig warend e. und erzaget
[seit 1548 .verzaget'] zur selben zeit.' 1530/1707.
Makk. L; auvetpCßvjoav. LXX. .E. bin ich [nach dem
Tilde des Bruders] ganz und gar, dass ichs nit hinder-
denken tar; min herz müesst mir zuo stuck zerspalten.'
Ftnk. 1552. .Pavida et consternata multitudo. e., er-
schrocken und verzagt; perculsus est atrocissimis
literis, gar erschrocken, e. und erstunet.' Fris.; Weitres
bei Mal. llbc. .Da [als er der Verräterei überwiesen
worden war] ist der herzog sehr e. gewesen und hat
um gnad sines lybs und lebens gebetten.' Lind.
Wthurer Chr. .Saul [dem sein Untergang prophezeit
worden] staht uff', setzt sich nider ganz e.' Holzw.
1571. ,E. vor Forcht sein, fracto animo atque demisso
esse.' Denzl. 1716. .Der Vogt ... sagte: Verziehet mir
doch alle um Gottes willen. Er konnte nicht melir
reden, aber er sähe sie alle so wehmütig und e. an.
dass Jedermann weich ward.' HPest. S. noch blüg
(Bd V40u.); JSntt (ebd. 996M.). Attrib. .Pectus acer-
bum. ein traurig, bekümmeret und e. herz.' Fris.
.Unfruotig oder unmuotig, eines erschlagnen herzens.
abiectior animus; ein e. und schwach gmüet von leid
und kummer. mens tabida facta.' Fris.; Mal. Subst.
.Excitare aff'lictos, die bekümmerten, erschlagnen.
trostlosen, verdorbnen ■widerumb erfrischen und auf-
richten.' Fris. ,Das wir uns ... vor Gott ganz und gar
erniderind und demüetigind, damit wir ... als die rächt
bekümmerten und erschlagnen in unserem gebätt
gnädigklichen erhört werdind.' Gualth. 1559. — Ahd.
lr«lahan, mh(l. erslaheu; Tgl. Gr. 'SV'B. 111 964/5: Diefenb.- ly
VVük'ker455;Schm.«II 515; ILirtin-Lienh. II 458 ; ChSchmidt :|t
1901, 89; Fischer II 839. sowie ver-schl.
ÜS-. in Bed. 2g mit .sein', sonst mit .haben': 1. tr.
bzw. abs. a) (aus Etw.) her-, hinaus .schlagen'; .ex-
tnndere.' Id. B; Syn. usen-schl. .Ausschl., extundere.
elidere.' Fris.; Mal. .Excutio, ausschlagen, aus-
schütten, abschütten.' Denzl. 1666/1716. Als übj. er-
scheint ausser dem durch .Ausschlagen' Entfernten
auch der Gegenstand, aus dem Etw. entfernt wird, und
das durch .Ausschlagen' Bewirkte. lii"'m efnj Za",
e(s) Aug ü. ,Das er iren . . . ein zan hatt uss-
Schlah, schleli, sclilih, schloh, schluh
422
geschlagen.' 1,')28, Z Ehegericht. ,Die zän ausschl.
oder aussbrechen, edentare.' Fris.; Mal. .Einem ein
Aug, einen Zan ausschlagen.' Denzl. 1666/1716; Hosp.
,[Unter die niedere Gerichtsbarkeit fällt ua.] Haar-
ussraufen, Zahnausschlachen.' AaKb. Copialbuch. Es
ist fast cn nüive'' Schuoh g'si", dem nit e'"mäl en ein-
zige Nagel üsg'schlagne'' g'si" ist. JJöruer 1918. ,üen
Punten an einem Fass ussgschlagen.' 1621, Z. Uneig. :
s. Bd IV 1399 u. Einem Fass de" Boden ü. ,Wo
einicher söUichen [verbotenen] win verkoult und ver-
schiinkt, soll den unibgeltnern, bösspfenige][n] old in-
lässer[n] angeben [werden], die dann dem vass den boden
usslachen und der winschänk ... gestraft an gnad.' 1526,
B RM. ,Sclilag dem Fässli den vorderen Boden aus
... Hernach schlage den Boden widerumb in das
Fässli.' Weinb. XVIII. In der lebenden Spr. wohl nur
uneig.; s. Bd IV 1027 M. (auch Sch). Das [ein Einwand]
het du' bi Joggin <'em F. der Boden üsg' schlage", den
Ausschlag gegeben. Loosli 1910. In gleicher Bed.
,ein fass ü.'; s. Bd VII 15200. (wo zu lesen: ,als er ...
diss spänig fass ussgeschlagen'); Sp. .362u. (1423, Z KB.,
wo das Original beide Mal deutlich ,usschl.' schreibt).
Hieher auch (kaum zu •(): ,Und wen der win [im
Schenkfass] u.skonipt, so sol man das fass u. und sol
man inn uti' dem boden bezalen.' ZDüb. OÖ'u. XV.
,Dass Derselbe [ein Geisteskranker] ein Fenster uss-
geschlagen.' 1630, Z; wechselnd mit ,usshinschlachen.'
Hanfsöme" üsschlage", aus den Hülsen schlagen ThMü.
,[Den Samen des ,Antivi' soll man] auff einem sauberen
Brett oder Tuch ausschlagen, weilen er von gelbsten
nit fallet.' GARTf:NLusT 1702. Vom Ratschen (Bd VI
1849, Bed. 3): [Nach dem Üherrätsche"] geid ... erst
die recht Arbet an, bis das letst Stilckli [\ia,n{-]Bengcl
üsg'schlagen ist und am Bode" lld. GFient (GfiPr.).
Frucht üsschlage", durch ungeschicktes Mähen Körner
aus den Ähren schlagen ThHw. Kleinere Mengen,
Abfall von Getreide üsschlage" ThMü.; Syn. pflegten la
(BdV1241). ,[Iluth] schluog(s)auss, was sy aufgeläsen
hatt, und es was bei ei(ne)ra epha gersten.' 1525/1707,
Euth; eppapStOEv. LXX. S. noch Bd VIII 1540o. (1589,
,Tes.). ,[Hanf und Flachs werden] Handvoll um Hand-
voll nach dem Ausraufen von der anhaftenden Scholle
befreit, üsg' schlage".' Barnd. 1904. In weiterer An-
wendung, a) heraushauen uä. - ,N. .[ein ,binder']
neme ein zugmesser ... in sin band und wölte sölichen
esel [= Eselöe^ Bd I 518], als er unferr von im in
einer stud steckte, damit ussgeschlagen und als das
sin ... genomen haben.' 1468, Z BB. Mit Akk. des
Ergebnisses. Eine Schlö^ (s. SchlahenSa Sp. 273) aus-
hauen, als Grenzzeichen TuSteckb. Entspr. ,ein krüz
ü.'; s. Bd III 941. Durch tiefen Schnee mit Hacke und
Scliaufel einen Weg öffnen W (Tscheinen); vgl. Üs-
Schlag 5 (Sp. 227). Schi gent hüttu" ga" üsschlä".
,üass alle Nebendstrassen ... wo man mit Heu und
Stroh zu faliren hat, bis 8 Schue weit ausgeschlagen,
auch die Beüm und Gestrüch aufgeschneitet und weg-
gemacht werden solle[n].' 1780, BSi. Rq. 1914. —
B) aushacken, -reuten. Kartoffeln, bei der Ernte: 7*617
schU" üs, Teil lese" s'säme", Iure" d' Chörb voll i" d'Seck.
JReinb. 1901 (SL.). Weinreben ,ausstocken' ScnSt.
(Sulger). ,Des selben jars [1354] erfrurent die reben
allenthalben an dem se, daz man si muost uzschlachen.'
Z Chr. 1336/1446. ,[Die Feinde] branten und wuosten.
was vor der statt was, und sluogen vil reben us.' Z
Chr. XV.; 8. auch Sp.312o. ,[1443] erfrurend die reben
im Rintal und um den Bodensee, dass man si an vilen
orten uss muosst schlachen.' Vad. ; wiederholt. 1633
musste man nach einem strengen Winter am ZSee
die Reben ,niehrenteils ausschlagen.' JEEscher 1692.
Von Stauden: ,Die stauden ausschl. auff dem acker,
extricare agrum.' Fris.; Mal. S. noch Sp. 392 u. —
Y) (schlagend) aus-, entleeren. Eier ü. B. Mu" schläd
es Tschuppli Eier üs, zur Bereitung einer gewissen
Speise. BiKNo. 1908. S. auch Bd VII 1231 M. ,Salz ü.
und messen' ; s. Galfcn-Sah (Bd VIT 890, wo ZStdt statt
GStdt zu lesen). ,Es sol ouch nieman die kleinen
schibly [Salz] ... weder im kofhus noch sust in den
hüssren u. und messen.' 1495, Z Verordnung. ,Der
vordrist knecht [soll] allweg das salz, so sy [im Sal'Z-
liaus] zuo verkouffen gedenkend, es sygent galfen,
lörli ald schyben ... im deinen salzhüsli usschlachen
und messen.' 1542, ebd. S. noch unter 8. Das Be-
hältniss als übj. ,[Der Salzknecht soll] die rörli suber
lären und usschlan.' 1506, Z Verordnung. ,So er [der
Salzknecht] ein fass salz in die standen, das zuo ver-
kouffen, usschlacht' 1569, ebd. ,Das er ... einen Sack,
darinnen 10 V[ie]rt[el] Kernen ... inn ... synen Kasten
ussgeschlagen und veruntruwet ... volgents <len leeren
Sack hinder synen Kasten geworfen.' 1601, Z IIB.
S. auch Salz-Sack (Bd VII 637). — 6) aus-, entladen.
,Und söllent die schifflüt, so das Glarner schiff' füerend.
an die zust [bei Ziegelhrück] faren und da u. by ir
eid.' XVI., Z (Entwurf einer Schiffahrtsordnung).
,[Die Schift'meister] sönd denen von Glarus und im
Gaster und zuo Wesen ir guot an glegnen orten us-
schlachen.' 1566, Verordnung betr. die Schiffahrt auf
dem .Oberwasser'. Die folgenden Belege könnten auch
zu Y gehören. ,Wann sy [die Schiü'leute] einem bider-
nian ein fass mit wyn füerend, dass sy luogind, wenn
sy den wyn inleggind, dass sy könnind darumb ant-
wurt geben, wenn sy an das land koniment, und so
sy den wyn usschland, sollend sy biderb lüt darüber
füeren und lassen luogen, was sy da findent.' 1532.
Absch. (Schiffahrtsvertrag zw. Z, Gl und Scuw). ,Öli
ü.'; s. Sp. 336M. — e) ein Grundstück (Wiese udgl.)
ü., durch Entfernung des Zaunes dem gemeinen
Weidgang öffnen GrKI., L.; Syn. üs-lässen (Bd HI
1407/8), -tuen, -zünen. ,Es sollen auch alle die Ein-
schlag von 10 Jahren daher angehnds wieder aus-
geschlagen [oder aber ein Zehnten davon entrichtet]
werden.' 1518, Glur 1835 (raod.). ,Das einer Statt allhie
das Irig widerumb ussgeschlagen [werde].' 1623, AaZoI".
StR. (,Von unerlaubten Ynschlegeu'). ,1685 im Früh-
ling habe die Gemein .\rwangen den Wylenberg
widerumb aussgescblagen.' 1685, B Blätter 1915. Die
alten Krautgärten auf dem gemeinen Weidgang . . .
sollen auf 30 Schuh reduziert und. was darüber ist,
wieder ,ausgeschlagen' werden. 1727, JGöldi 1897.
Das Stierenmoos [eine Allmend] sei wieder ,auszu-
schlagen', dh. ein dort gemachter Einschlag soll ent-
fernt werden. 1731, .4bsch. (B). ,N. hat im untern
Brüehl eingeschlagen, sich aber anerboten, wideruin
auszuschlagen.' 1781, ThHw. Arch. S. auch Bd IV
1401 u.; Sp. 220u. 397 o. (mehrmals). Von Wegen: ,N.
soll das gessly, wie vor alter har gsiu, usschlan, doch ime
darnach nach dero, so ime verkauft, erkandtnüss ersetzt
wärden. •! 54 l,BIJlM. — 5)aussondern, -scheiden. Grund-
stücke auszäunen; sachlich eins mitin-schl. 1 ge, {ß^.o9o).
,Das her N. [Prädikant zu ZBuchs] von der rütti, so
ein gemeind uss verwilligung miner herren ussze-
Sl'liliili, sclileh. sclilih, schloh, scliluh
424
scillachen und ein gebürlichen zins daruf zu setzen,
uniler inen ufl' die husliofstatten ussteilt [den Zins
entrichten oder sie der Gemeinde zurückgeben solle] ■
1575, Z KM. .Diewyl die 18 jucharten holz, so die
gmeind zuo Hündtwangen ussgeschlagen und zuo
achern geiuachet, innert der zeig lyt [!]. wellent myn
lierren es recht darby blyben lassen; doch was einer
daruss als eigentunib verkouft hette, das soll unkreftig
syn, und was des ändts ussgerüt ist, fürer zum ge-
meinwerch dienen und ussgemarchet werden.' 1580,
ebd. ,Dass ohngefehr 37 Jaucharten diesers
Schachens . . . durch einen wälirschaften Zuhn solle
ausgeschlagen (also vom l'schlag, dem eingezäunten
urbaren Land als dessen Gegensatz getrennt) und
dissers Stuck hierait zum Widerholzaufwachs also ge-
fristet werden und belieben, dass . . . gahr kein Viech
... darin sollen getrieben werden, noch die Wyd-
weid abgeetzt werden.' 1714, Bärnh. 1904. Von Räum-
lichkeiten: .[Einer Frau war] an ihres Ehemanns Gelts-
tag ein kleines Stübli geordnet worden, welches sy
von dem Haus ausschlachen musste.' 1669, BXrnd.
1911. Von Waren, = üs-schiessen 2c^ (Bd VIII 1401 o.).
,Eid und Ordnung ... von der wegen, so den staliel
usslahen.' 1471, LWeissbuch; s. noch Üs-Schlag 7
(Sp. '228, wo .ul'slahen' in , usslahen' zu bessern ist).
.Der Z Buchdrucker Froschauer lässt den BRat hin-
sichtlich der Disputationsakten, die er vor dem Ver-
sand an die Frankfurter Hesse zur Durchsicht ab-
liefern sollte, bitten, der Rat möchte .inie günstenklich
dieselbigen uf hinvertigung usszeschlachen erlouben.'
1528, B Ref.; wohl = die zum Versand bestimmten
Exemplare ausscheiden; vgl. die Antwort des Rates
Sp. 39:^0. — r)) Vieh ü., auf die Weide treiben „Gr";
SrnSt. (Sulger); vgl. Üs-Schlag 6 (Sp. 227/8). ,[Es] sol
niemand mer [Vieh] usschlachen, dann sovil er ungevor-
lichen an dem end gewintren mag.' 1493, G Rq. 1906.
,Daz ein kilclib.err sol han ein pfarren und ein schein
und ein wider und ein eber, und mag sy usschlan'.
in alle Privatgüter. 1500, L Escholzm. Kirchenreclit.
,Als man mornendes das vech [von GStdt] usschluog.'
Vad.; vorher: ,wan si ir väch ussliessind in ir waiden.'
,Wenn man am ustag het usgeschlagen von einem frid-
ruf zum andren.' 1558, BSi. Rq. 1912; od. zu s. ,Daz man
am Früeling zu guten Trewen mag usschlagen bis uf
miten Abrel und (acht Tag) nach Sant Michelstag.'
XVl./XVII., GrS. LS. ,Die Boss sol man am Langsen
nit usschlagen by der Nacht.' ebd. ,So Einer sich nit
inkauffen teti, sol noch mag derselbig nit megen us-
schlagen.' 1609, GnObS. ,Was dan das Vih antreffen
tut, so[l] er [ein Pächter] mehr nicht ausschl. als 6
Haubt.' 1673. ScflSchL ,Dass ein Hr Predigcant ... 5
Kne und Geisen ausgeschlagen.' 1693, JAHopm. 1854.
8. schon BdVIII708o. (1417, THTrib.). ,In, üf die
weid ü.' uä. ,Man sol zum ersten ausschl. [der Maul-
tierfüllen] in die weid den sommer an die band nemmen.'
TiKRB. 1563. .Sein Hab uf anderen Löten Güäter u.'
XVI./XVll., GkS. LS. .Weiters soll er uf die Weidt
ausschlagen 5 Haubt Vieh.' 1685, ScnSchl. S. auch
BdlI1061u. ,Unbehirtet, ungehuet(et) u.' ,Welicher
Gaiss oder Schaf unbehirtet usschlecht [ist strafbar]
... Rindervech mag man u. ungehüetet.' XVI./XVIL,
(irS. LS. .[Verbot] von Mitten Aprellen hin bis auf
StGallentag einicherlei s. h. Schmal- oder Rindvieh
ungehüet auszeschlachen. seige gleich in Grund oder
Berg.' GrI). LB.; s. noch Sp. 309u. Refl. (im passiven
S.): .Röss, so sich auf die Weiden ausschlahend oder
auf der Alp sind.' 1686, GrA. — 8-) Gefangene .ü.',
= ,üs-lässen'(BdIII 1407 o.) ; s. Sp. 392 u. — i) Jmd aus-,
Verstössen, verjagen; vgl. cß. ,Slach uz der zweier
Zungen munt [einen Doppelzüngigen] uz dineni hus,
wiltu gesunt und an betrüebde bliben.' Boner.
.Brunerin d[icit], dass der N. ein jungfrouwen hatt,
die hat ein kindli bi im, die sluog er us; die gehielt
si acht tag durch Got.' 1395, Z RB. .[Wegen schlechter
Nachrede habe] sy ir mann ussgeschlagen und noch
nit wider begnaden wollen, wie wol sy ir Unschuld
darbütte.' 1473, ebd. .[Der Käufer einer Pfründe im
Johanniterhaus urkundet:] Üb sich begeh, dass die
genanten herren mich nit mer haben und mich uss-
schlachen weiten, alsdann so sollen sy. so mich also
usschlachen, mir die 200 pfund wider hinusgeben.' 1517,
ZKü. ,Es tuot wee. wenn vatter und rauoter einen
ausschlahend ... von des waaren gloubens wegen.' LLav.
1582. .Verjagen, ausschlagen, auss dem Feld schlagen
(.vertreiben.' 1666), profligare.' Denzl. 1666/1716. ,U.
wie einen hund.' .Die du hast gspist zuo aller stund,
werden dich [wenn du arm wirst] u. wie ein hund.'
Salat 1537. ,So aber er innen worden, das sy eins
kinds schwanger, schlache er sy us wie ein hund und
hette gern, das sy ein dienst suochte und von im
gienge.' 1541/3, Z Ehegericht. S. noch Bd VI 625M.
,In eilend ä.'; s. Bd VIII 1679M. Ausweisen, ver-
bannen. ,Ein teil unser burger, die von ir missetaut
wegen uzgeschlagen warent.' Z Chr. 1336/1446. ,[1339]
ward die pfafifheit Zürich usgeslagen. won si nit singen
weiten von des bannes wegen.' Z Chr. XV. .Ein teil
[der Frevler wurde] uf reder gesetzet, die andren us-
geslagen'. aus der Stadt Bern. Just. .[Die Berncr]
hetten ouch die andern j uden ze Bern all usgeschlagen.'
1421. Z RB. .[Wen das Los traf, der sollte] von dem
kungrich cnweg ziehen, als man in hetti usgeslagen.'
Stretl. Chr. S. noch Bd VI 396u. Aus der Kirche
ausstossen : .[Dem zum Tode geführten Hus wurde eine
mit Teufeln bemalte Inful aufgesetzt, wie zu Rom
Brauch ist] wan si ainen usschlachend und für ainen
ketzer usschrigend.' Vad. — x) (unangenehme) Gefühle,
Gedanken verbannen. ,Alle forcht ausschl. und hindan-
setzen, dejicere metum; traurigkeit oder unrauot auss-
schl. oder vertreiben, tristitiam extrudere; das geraüet
Schlacht den kumber und widermuot auss, angore se
dissolvit animus.' Fris.; Mal. .Flammas pectore ex-
outere. den einbrunst der liebe ausschl.; delicias ex-
cutere, wollüst ausschl. und abwäg tuon; circun-
cidere cogitationem, keinem ding nachsinnen, alle
betrachtung oder gedanken der geschäften ausschl.
oder hindan setzen.' Fris. ,[Von einem Raubvogel ver-
folgte Enten tauchen unter.] Darnach, als sy die
forcht ires feinds aussgeschlagen, schwümmend sy
widerumb oben auff dem wasser.' Vooelb. 1557. ,Abji-
cere. amovere curam, timorem, die Sorg, Forcht aus-
■ichl., fahren lassen.' Denzl. 1666/1716. — X) Sclielt-,
Schniähworte uä. ausstossen; vgl. 2 c. Der, ,so
sollich reden ussgschlagen', solle ihre Wahrheit be-
schwören. 1561, Uw. .Wann Jemands die Schältwort,
die er zuvor ussgeschlagen, nachwerts ... widerholen
wurde.' ß GS. 1615; dazu als Titel: ,Wann die uss-
geschlagnen Sehältwort nachwärts ... wideräfferet
wurdend.' ,Jee nachdem die [ehrenrührigen] Wort in
zorniger Wyss oder mit verdachten Muht, hinderrucks
oder vorwärts ussgeschlagen worden.' ebd. (noch mehr-
425
Schlah, schieb, schlih, scbloh, schluh
426
fach); darnach auch 1623, AaZoT. StR. — |i.) aus-,
unter die Leute bringen. , [Jeder der ,Nün' soll
schwören] was in eim heimlichen rad gehandlet wirt
das verschwygen und nit usschlan, und wo er das
usschlüege, so ist er erlös . . . Und sol ouch die ur-
teil nit usschlan, unz dass ein amman oder dem c^
gebeissen wirt. usschlat.' UUrs.TB. um 1500; in der näm-
lichen Quelle dafür kurz vorlier ,ufslan' (s. Sp. 363M.).
was ohne Zweifel in .usslan' zu bessern ist. .\ucb mit
Akk. P.: , Einen ausschla(ge)n. ort'enbaren, entdecken,
verklagen.' BHa. 1729; darnach liegt in der Angabe
des Id. B aaO. wohl ebf. ein Fehler für üsschlage" vor.
— b) nach aussen schlagen. Es het-mi''' fan de" Kiigg)
ousg' schlage' , infolge Ausglitschens GnCast. — c) aus
der Richtung, von sich weg schlagen, o) e" Streich
üsschlä", abweisen, parieren GrS. (Tsch.). .[Ein von
zwei Gegnern mit dem Schwert Angegriffener habe]
inen almal ire straich uftgehept und ussgeschlagen.'
1555, ZSth. .Ein streich aussehl. und abwenden, ictum
alicui depellere, detorquere vulnus.' Fkis.; Mal. ,Au.s-
schlagen, wegschlagen, excutere, ejicere; einen Streich
ausschlagen, ictuni elidere.' Denzi.. 1677. 1716. Von
Geschossen. ,Tela depellere, aussehl., abwenden.' Frif.
S. noch Bd V 1093 u. (Kessl.). Uneig. ,Repercutere
fascinationes, aussehl., abtreiben, kraftlos machen,
hindersich stossen.' Fris. S. auch Bd IV 1940 u. (LJud).
Mit Sachsubj.: .Respuore seeures dicitur lignum, die
axen aussehl.. sich nit lassen zerspalten; respuit hoc
ferri ictum, es schlacht eisen auss, lasst im nichts
mit eisinen streichen angewnnnen, tuot nichts darab,
es haft kein eisen darauff.' Fris. 1568; ähnlich schon
1541. — ß) unsinnlicher, ab-, zurückweisen, ablehnen,
verschmähen; .recusare.' Id. B. , Ausschl., verächtlich
verwerffen und nichts darauff haben, abschlahen, nit
annemmen, respuere, recusare.' Fris.; Mal. 1) mit
Akk. F.; zur Berührung mit ai vgl. u. Einen Freier
M. B (AHeimann 1899). ,Will uns doch nit füeglich
... ze sin bedanken, umb söllicher schlechten Ursachen
willen die von .Strassburg usszescblaehen, in betrach-
tnng der guottaten, so sy ie weiten gemeiner Eid-
gnosschaft bewisen.' 1529, B an Z (betr. den Abschluss
des .christlichen Burgreehts'). .Post tres repulsas,
nach dreien ausschlegeu, das ist, als man in dreimal
aussgeschlagen hat.' Fris. 1541; vgl. Sp. 199 o. N.
klagt, dass seine Gemeindegenossen ihn .von inen us
der gemeind sönderint und in darzuo nit berüefind,
glych als ob er ein frömder ... were', obgleich er
steuern müsse und .sy in ouch nit usschlüegint, so man
im gemeinwerch arbeiten und des costen tragen
müesste.' 1548, Hotz 1865. ,[Gott gibt Noah den Auf-
trag, die Menschen zu warnen:] ... Hörends dann dich
... zuo der verzyhung bin ich grüst; tuond sy das
nit, dich schlahends uss, so ist dem schimpf der bodcn
uss.' RuEF 1550; vgl. Noahs Klage nach dem Miss-
lingen seiner Sendung: ,Wär hett doch gmeint ...
I das sy [die Menschen] on forcht Gott widersträben
söltind. u. alles warnen, die Gottes gnad und sin er-
I barmen!' .Ein richtcr aussehl. und verwerffen, den nit
( annemmen, recusare, rejicere; er solt den richter nit
, aussehl. oder verwerffen, iudicem refugere non deberet.'
I Fris.; Mal. .Das der [zur Wahl Vorgeschlagene] ...
I nit ussgeschlagen ... werden soll', auch wenn er nicht
Zürcher sei. HBüll. 1572. .[König zum Prinzen und
Marschall:] Euch zweu ich nit ausschlagen wil, wan
ir mich liebendt. merkend wol: s Gubernament euch
werden sol.' JMahl. 1620. Bei manchen Belegen ist
nicht ganz sicher zu entscheiden, ob sie hieher oder
zu ai gehören. .Es sye ein mächtig gross flöchnen
frowen und kinder in die statt Strassburg. die mau
uss grosser barniherzigkeit nit usschlachen könne.'
1525, Abscb. (Z). ,[N. habe den Beklagten] diewyl er
inen beden gfrünt, nit also usschlachen wellen, sonder
im ein suppen mitteilt.' 1550. Z Ehegericht. ,Ich [Hiob]
hab allweg mit den weisslinen mitleiden gehebt, sy
nie aussge.schlagen.' LLav. 1582. .Dass sy [die Wirte]
keinen Frömbden und sonderlich die armen Passie-
renden nit usschlachen noch die Nachtherbrig ver-
sagen.' B Mand. 1628. — 2) mit (meist abstr.) Sach-
obj. E(s) Erh ü. GiK\ Tu und weiterhin. Von Gaben.
Anerbieten übh. B;Gr; L; Tn; Ndw; WG.; Z; wohl allg.
Er schlud's üs wie der Bettler 's Almuese" od. u~ie der
Hund e' Bratwurst, iron. L (Ineichen). ,An den eren,
sig und glück, so uns gott verlihen, benüegen ze haben
und den friden nit also umb kleinfuog ding uszeschl.'
1499, PBriLER 1914. ,Dann wir ye achten söllich
fründtschaft [von sechs ins christl. Burgrecht aufzu-
nehmenden Städten] keineswegs usszeschlagende sin.'
1529, Z an B. .Freündtschaft ausschlahen und nit
annemmen, excludere amicitias.' Fris.; Mal. (,-g-');
ähnlich bei Denzl. und Hosp. ,Du weist, das ich nie kein
(wein) ausschluog.' Grübel 1560. .Glaris antwort:
Diewyl sy [die V Orte] die mittel [V'erniittlung] ab-
geschlagen, könend sy darüber kein antwort gäben,
ohnet das ire landlüt kein billiche mittel u. könind.'
1561. Brief (HBull.). .Bedenken, worumb die ... den
Evangelischen Stenden ... anerbottne Correspondenz
zwahren nit usszescblaehen. jedoch aber mit der Er-
klehrung noch innzehalten syge.' 1632, Absch. (JSG.).
,.\ccipit et glebam erro, er schlaget Nichts auss.'
Denzl. 1716. ,So danne eine Gemeindt den [an-
gebotenen] Kauf ausschlagte ...' 1730, G Rq. 1903.
S. auch Bd Vll 77 M.; VIll 497 o. E(s) Amt, en Er ü.
Gr; Th; Z und sonst. Wer unter der ehemaligen Z
Staatsverfassung zu einer Ratsstelle im Grossen oder
Kleinen Rate .genamset' wurde, konnte, wenn er die
Stelle nicht annehmen wollte, dieselbe .abbitten'; be-
harrte aber der ,Namser' auf seiner ,Namsung', so
konnte zwar der für ein Amt ,Genamsete' gezwungen
werden, die Wahl über sicli ergehen zu lassen, musste
aber die Stelle ,ausschlagen bei der Satzung', dh.
nach Inhalt oder zufolge der Gesetze, und wurde damit
für eine Anzahl von Jahren wahlunfähig. St.' .Nie-
mand darf seine Ernennung in die Commission aus-
schlagen.' 1806, Z Ges. , Ein eer aussehl., nütauffeer
haben, aversari honorem.' Fris.; Mal. Von Bitten,
Forderungen, Mahnungen udgl. B; Ndw (Matthys).
,Ier [der B Rat] wellend den handel des cristenlicheu
burgrechten gegen den von Strassburg nit usschlachen.'
1529, B Ref. ,Die warnung u.' OWerdm. 1552; .in wind
schlagen.' Herborn 1587. ,Einsi bitt aussehl. oder
abschl. und nit wollen hören, aversari preces alicuius;
gehorsamme aussehl., nit wollen gehorsam und under-
tänig sein, Imperium detrectare.' Fris.; Mal. ,Die
gemeind zuo Fluonteren soll Heini Ackli, umb das er
etwan die armen abgetanen Int hilft, gen SJacobstag
inn die gnieind zuo berüeffen nit u. ald schuhen, aber
er niendertliin uff biderblüt dem allmuosen nach ald
umb hilff louffen.- 1572. Z RM. .[Die Wädenswiler Auf-
rührer haben] ohngeachtet solch begründter Wieder-
legung ihres Begierens, die kein vernünftiger Mensch
■127
Sclilali, sclilcli, schlih. schloli, soliluh
■128
oliiipassiolürt ausschlagen könnte, einfältig hartnäkig
diesen Bescheid erfolgen lassen ...■ Wauenscbw. Handel
16^16. ,N. hat ... das Gmeinwerk aussgeschlagen' und
ist deshalb bussfällig. 1750, Z. ,Das wort gottes ü.'
.Wir wellen aber üch ... ermant haben, dass ir das
wort gottes üch hiezwüschen predigen lassend und nit
usslachend.' 1528. B Ref.; älmlich mehrfach. S. nocli
Bd II -1330. und unter 1). Mit Dat. P. .[Vorschläge
zu einem Vergleich, die] aber ietweder teil noch bis-
her dem andern hat usgeslagen.' 1420, Z StB. .[Euer
Begehren] wolte ich euch nit ausschlagen.' 1755, Th
Eschl. Übertr. .Respuere aliquid dicuntur aures, per
translationem, ungern hören, ausschl.' Fris. 1541; .ein
verdruss haben zehören.' 1568. ,[Süssholz] schlaget
keinen Grund auss', gedeiht in jeder Erde. JCSdlzer
1772. — d) schlagend, .durch Hämmern ausdehnen'
Ndw (Matthys). ,Ein bläch oder blatt ausschl., laniinam
ducere.' Fris.; Mal. , Ausschl., extundere, dennen schl.
oder breitschl.' Mal. Spez., e" Segiss(e") ü , zum ersten
Mal dengeln (dh. die noch fehlende Schärfe aushämmern)
SThierst.; Tu; Z; vgl. usen-schl. — e) schlagend aus-
probieren. .Seiten ausschl., ob sy nit falsch seigind,
prxtentare chordas.' Fris.; Mal.; vgl. Ovid Met. 5, 339.
— f)auspeitschen AaF. .Efi'ligo, ausschlagen (peinigen).'
Dbnzl. 1666/1716. Meist in der Verbindung .mit ruoten
ü.'; s. schon Bd VI 1821 (wo auch Synn.); VDl 467o.
,Den gevangnen knaben wyter zu fragen und inie ein
or ab und mit motten usschlachen ze lassen.' 1483,
B RM. .[Ein Verleumder habe gesagt] mh. haben
etlich in iren raten, die mit ruotten uss sind geslagen.'
1528, BRef. ,[Dem Nachrichter] 10 ß für hentschen,
als er den armen knaben mit ruoten ussgschlagen.'
1545, AaB. Rechn. ,Ein mörder, so man mit ruoten
ausschlecht.' ÜWerdu. 1564; .ausstreicht.' Herborn
1587. ,Dem nachrichter von ... zweien personen an
das halsysen zuo stellen, den einen mit ruoten uss-
zeschl. 1 pfd 10 ß.' 1579/80, Z Seckelamtsrechn. .[Leute]
die by uns irer missetat halber müessind lang ge-
fangen ligen oder an pranger gestellt und mit ruoten
ussgeschlagen werden [schickt man andernorts auf die
Galeeren].' Mal. 1593. — 2. intr., wesentl. wie nhd.
a) = üs-hauwe7i 4 (Bd II 1809). wohl allg. Gatig nüd
z' noch, 's Boss chönntü.! Auch von Menschen. Zahlen
utid ü. B. Der Fritzli het a'fah" bäggen und i" d'Krino-
liner [der Mutter] üsschlä". RvTavel 1916. Bildl. Die
Leute im Flachland chönnd wol üsschlö", händ Platzes
g'nueg. Stiitz, Gem. [Der N.] schläd nütnme'' üs [ist
zahm geworden], sit-er selber g'schlage" worden isch.
AZiMMERM. 1916. — b) vom ührpendel. D'Ür schlöt nid
recht üs, wenn sie schief hängt Th. Sonst wohl auch
= sie schlägt die Stunde nicht aus. — c) von Lautäusse-
rungen; vgl. Mhd.WB. 112, 373a und Bed. laX. , Her-
nach höreten wir zween [Jagd-]Hünd ausschlagen oder
bellen.' Heut. 1658. — d) von Flammen. .[Man sab]
die flammen schon zu den obren tachgiblen meer dann
eines bergclafters hoch usschl.' 1585, RCys. .Das Fewr
hat aussgeschlagen, fiamma erupit.' Denzler 1G77. 1716.
— e) von Pflanzen, bes. Bäumen, wohl allg.; .effron-
descere.' Id. B. Syn. üs-schiessen 1 b (Bd VIII 1399).
D'Bäum Schlund üs, händ üsg'schlage". Er schlät wider
üs, von einem Baum oder Strauch, der schon abgestorben
schien. Binder miner Mueter (Schwigere") Hüs schlät
e(n) junge'' (alte'') Niissbaum üs, aus einem Volksreim
B; Z; s. SchivigerfinJ. S. noch Bd V 214M. Bildl.:
Bis [im Frühling] all herthölzig Häg üsschlönd und
all herthölzig Wittli"g. JILienert 1906. Die schlöt sehn"
üs, lieisst es von dünn stehender Winter-, auch Sommer-
frucbt, wenn das Wetter günstig ist Th. Keimen, von
Kartofl'eln im Keller Ai'; B (It Zyro ,auch in der
Pflanzung, durch Unwetter verursacht, so dass aus dem
Samen nichts wird') und wohl weiterhin; Syn. üs-
ivachsen. .Arbores gemmas protrudunt, die Bäum
schlagen auss, trucken.' Denzl. 1666/1716; auch bei
Hosp. .Die Bäum, in die er Todtennägel schlagen
lassen, seyen obenauss verdorben, ob sy gleich unden-
her ausschlagen.' 1675, Z. S. auch Bd V 617 o. Mit
verschobenem Subj. ,So ruch Wätter, das ... kein
Bluost an Böümen usgscli lagen bis nach miten Apreln.'
Ard. 1572/1614. , Pulli arborum, junge Schösslein, die
ausschlahen.' Denzl. 1666. — f) (üsg'schlä" B It Zyro)
einen Hautausschlag bekommen, bes. auch von der
Badekrätze Aa (H.); B (Zyro; ,scabie obduci; frequenti
usu balnei pruriginem contrahere.' Id.); Ndw (Matthys).
,Excoriari, vom Baden ausschlagen.' Denzl. 1666/1716;
Hosp. S. noch Bd IV 1014 (wasser-baden) . 1015 (üs-
baden); V 634M.; Sp. 26 u. (wiederholt). Mit ver-
schobenem Subj.: ,Und seie das [ihm eingegebene] gift
von ime in gestalt der kindesblattern an sinera lybe
ussgeschlagen.' AHaffner 1577. — g) (üsg'schlä" B It
Zyro) einen (guten oder schlimmen) Ausgang nehmen
B(Zyro; .exire, exitum habere.' Id.). .Welche meinung
ein andren weg, denn sy gemeint, ussgeschlagen ist.'
ZwiNBLi. ,Der geradtwol, ungewüsse ausswäg, da man
nit weisst, wie sy ausschlahend, ein ungewüsser auss-
trag einer sach, CKci eventus.' Fris. ; Mal. ,Wol, übel
ü.' uä. .Nun der stadt jetz diser tagen ein grosse gfar
an die band gestossen mit für inieggen, das aber von
gnaden und hilfi'Gottes woll ussgeslagen.' 1535, WMerz
1915. .Übel ausschl., übel geradten. male cadere; es
wirf übel ausschl.. es wirdt ein gross ungluck darauss
entspringen, evadet in aliquod magnum malum.' Fris.;
Mal. ,Wan zu Meilingen die Sach [das Gefecht] übel
ussgeschlagen . . . were.' 1653. G Brief aus dem Felde.
,Inn ansechung, das der stich ... der frouwen nit zum
tod gereicht, sonders wol glücket und ussgeschlagen.'
1565, Z EB. .Die Sach ist wol aussgeschlagen (ab-
geloffen), belle id cecidit.' Hosp. Mit Dat. P. ,lch
besorgt mir wol, es [ein Verrat] wurd uns übel uss-
schlachen.' Morgant 1530. ,Gott wöll, dass dir die
sach nieraer wol ausschlahe, qua res tibi vertat male.'
Fris.; Mal. ,Das es inen zuo seiner zeit ausschl.
möchte, wie es dem reichen mann im evangelio auss-
geschlagen ist.' SHocHH. 1591. ,Es ist ihm [König Usia]
übel aussgeschlagen.' FWyss 1673. .Wie tut uns das
Kriegen so übel ausschlagen!' 1714, Lied. ,Im besten
ü.'; s. Bd V331u. .Zuo etw. ü.' ,Zuo verderbnuss und
schaden geradten oder ausschl., in perniciem alicui
vertere.' Fris.; Mal. .Das er [Abraham] grosse trüeb-
sal erlitten, ist zuo seiner fürträffenliclien eer und
lob aussgeschlagen.' ÜWerdm. 15G4; .ist im zu sonder-
licher ehr und lob geraten.' Herborn 1587. .[Ein
Unternehmen] hatt ouch zuo guotten ussgschlagen.'
E. XVI., ÜEiNGHOLz 1908. ,In Luft ü.' : ,[Dass der] guten,
ehrlichen Leute Begehren und Anhalten nit in L. aus-
schlage', nicht erfolglos sei. 2. H. XVll., JBRbsch 1881.
.(Einem) lär ü.'. ungestraft bleiben. ,Wo er sölichs
oder anders [Frevelhaftes] wyter solt handien, solt e»
im 1er nit mer u.' 1532, G Blätter 1914. ,Was gilts,
wos [eure Untreue] üch müess lär usschlon!' Ktef
1540. ,Umb etwas misshandlung ungestraaft bleiben,
I
Schlah, sclileli, aclilih, schloh, schluh
430
SU eiiu etwas lär aussclileclit, inultuiu aliquiJ auferre;
es wirt inen nit also lär ausschl., es wiit inen nit
geschenkt, haud sie auferent.' Fris.; Mal. ,Es liat
sich etwas zuotragen, welches nit so lär war auss-
gsehlagen, wen ich nit euwer hett gschont dran.'
GrCbel 1500. Ähnlich: ,[Er solle] sich hinfür söUichei
und anderer bosheiten müessigen ... dann es im so
radwesch [s. d.] nit usschlachen, sonder irae der Ion
also bar werden wurde.' 1542, Z RB. Auch pers.,
geraten B, auch !t Zyro. [Ich] ha" 12 Chinder über-
cho" und si" alli guet üsg'schlage". OvIjreyerz 1911.
Z'letst am And chönni Das de" G'meiit''smanne" glich
si", gab er zum Gueten oder zum Bösen üsschläji. Loosi.i
19'21. — h) aus der Art schlagen Ap. Er het wüest üs-
g'schlage". — üs-g''-schlage": 1. a) zu Bed. 1 a. ,Üs-
g'schlagnegi War, Korn (Spelz), dein beim Dreschen
mit der Maschine viele Kernen ausgeschlagen worden
und das daher an Gewicht und Wert bedeutend ein-
gebüsst hat' S (Joacli.). ,Excussus, aussgeschlagen,
erschüttet.' Denzl. 1666/1716. — b) zu Bed. laa. ,Us-
geslagner streich': ,Des ersten so sol nieman ... der
holz in die Silen [Fluss] werchet ... kein zeichen
füerren nocli machen mit usgeslagnen noch mit blinden
streichen, won daz gemeiner statt zeichen das obrest
und das gröste an der zal mit dritthalbem streich sol
sin, und was zeichen einer füerret anders dann einen
oder zwen streich, der sol keinen blinden noch ganzen
streich zu sinem zeichen füerren. Wer aber, daz
darüber dehein holz in der Silen fanden wurde, daz
mit usgeslagnen streichen über der statt zeichen ge-
zeichnet were [davon soll man Busse geben]. Doch
gebeut wir ainem Silwaldmeister gewalt, was zeichnen
uns an ünserm zeichen nit geschaden mag, das er
die wol mag erlouben.' 1417, ZVerordn.; wiederholt
14"22/'29. Ausgehämmert: .Silberin becher mit us-
geschlagneu bucklen.' 1545, Bs Inv.; dafür auch
.silberin knorenbecher.' 1556, ebd.; vgl. Bs .IB. 1911.
268/9. — c) zu Bed. lae. In den vom Dorf ((JRSeew.)
.entferntem oder ausgeschlagenen Waldungen' darf
jedermann Holz schlagen, die nähern und tiefer ge-
legenen sind Bannwälder. Gr Sammler 1805. ,Und
stost die ingezunet vorsas . . . undersich an die übrigen
und usgeschlagen ahnend, so da noch ist.' 1498, B Si.
ßq. 1912. Ein Gut ,stosst unten an das ausgeschlagene
Traft.' 1666, JGöldi 1897. ,1). lassen': ,üen brach-
zenden sollen si gäben wie von alterhar oder uss-
geschlageu lassen.' 1525. B Ref. — d) zu Bed. lai.
,Die selben unser uzgeschlagnen burger zuo Züricli
zugent der mertail gen Raperswile.' Z Chr. 1336/1446.
,Wir die usgeslagnen von Zürich.' 1349, Vertrag. ,Die
vorgenanten usgeslagnen burger [von Z].' Just. ,[Es]
habend die bäpstler deren, so in Leon nit daheim und
nitt hussgesässen, zur statt unss [!] mit wyssen stäb-
linen verschickt . . . Diser frömbder ussgeschlagner
sollend in 2000' sin.' 1567, Brief (HBull.). S. auch
Sp. 308M. 321/2. — e) zu Bed. laX ,Ussgeschlagne
(Schält)wort'; s. Sp. 414u. 4'24u. — f) zu Bed. Icß.
.Ussgeschlagens rechtens'; s. Bd VI 270M. — 2. a) zu
Bed. 2 f, = üs-schlächtig (Sp. 44) Z. Ü. im G'sicht. ,[Die
ins Bad geschickte ,Mess'] fuor kretzig dar und rüdig
wider dannen; sie ist vast wüest usgeschlagen, aber
nüt geheilet.' NMan. .Ich hatt lang grossen durst ghaii
und was mächtig ussgschlagen', von einer Badekur.
ThPlatt. 1572. , [Viele pflegen die Säuglinge nach dem
Bade zu reiben] und gedenken nicht, wenn man ein altes
Mensch, so nach dem Bad aussgeschlagen oder sonst
räudig were, also reiben solte, wie es ihm tete.' FWürz
1612. ,Er ist jämerlich aussgeschlagen gewesen, cutis
est summos direpta per artus, nee quicquam nisi vulnus
erat.' Hosp. S. auch Bd IV 885 u.; V 634 u. (subst). —
b) zu Bed. 2g. ,Uff ilen ... erschrockenlichen ... leider
mit trurigen und kläglichen Würkungen ... uss-
geschlagnen grossen Erdbidem.' Z Mand. 1650. ,[N.
hat Verlust erlitten] an einem übel ausgeschlagenen
Ferwergewerb, da er einen welschen Ferber mit Costen
gehabt.' 1684, Z. — un-: zu Bed. lag (Sp.421 u.). ,Dera
vogt zu Steinegg schryhen, des Schlosses räben all
unussgeschlagen belyben ze lassen und inn ehren ze
halten, by niyner berren ungnad.' 1597, Z EM. —
.\hd. üßghOain. erunipere; nihd. aßahiheit in mehrern von unsern
und noch andern Bedd.; vgl. auch ür.WB, I 951/4; Martin-
Lienh. II 458; Fischer I 507/8. Nicht volkst., wenn auch heute
ziemlich verbreitet ist die Bed. ,(im Innern) mit Etw. be-
kleiden'; ein Beleg dafür findet sich schon in einem Z Mandat
von 1779: ,[Man soll sich) keiner andern als flachgemahlten
und nur mit Tuch oder Blüsch ausgeschlagenen [Kutschen und
Schlitten] bedienen.' In den G Rq. 1906, 540 (,Zue zelten, so
die gericht usgeschlagen seind) ist ,uf-' zu lesen; vgl. Bd VI
328M. (1466, G Kq.). — Üs- sc )i Iah ung, ,-schlagung,
f.: 1. a) zu Bed. las. Längerer [als 3 bis 6-jähriger]
Einschlagsgenuss [von Allmende] musste mit ,ander-
weitiger Usschlegung' [!] erkauft werden. 1617/69,
Barnd. 1911, 90 (wo Weiteres). S. auch Bd VI 1732o. —
b) zu Bed. Icß. ,Umb unbillich usslahunge rechtes
[Rechtsverweigerung] ... bin ich getrungen worden,
inen ein vyentschaft zuo schribende.' 1448, B AM.
..Ausschlagung des Erbs.' Z Erbr. 1716 (Register). Auch
bei FrWyss 1845, 32; im Wechsel mit .Ausschlagungs-
erklärung.' — 2. zu Bed. 2e. ,üerminatio, germina-
tus, Ausschlagung der Bäumen, Entsprossung.' Denzl.
1666; .das Ausschlagen.' 1677. 1716.
use°- usw.: 1. tr. a) = üs-schl. la; .extrudere.' Id. B.
a) sinnlich. Einen Nagel, Zapfen, Einem einen Zahn u.
ziemlich allg. Dem Fass de" Spunte" usse"schlä", bildl. ;
s. Bd I 1048 u. ,Clavuin lapide excutere, ein nagel mit
einem stein ausshinschl.' Fris. Ring use"schlä", ein
Spiel: Die Kinder stehen im Kreise mit nach hinten
gestreckten Händen, durch die ein Ring möglichst ver-
steckt herumgeht; ein durchs Los ausserhalb des
Kreises verwiesenes Kind sucht Einem den Ring aus
der Hand zu schlagen; gelingt es ihm, so inuss das be-
treft'ende Kind seine Rolle übernehmen. Oder auch:
Die Hände werden vorgestreckt und halten eine Schnur,
woran der Ring von Hand zu Hand geschoben wird;
das Suchende muss ihn packen können Zo.\eg. (Althen).
Noch anders Bd VI 1081 M. (vgl. dazu Hueren-Weg bei
TTobler278b). Ein Fenster ,u.' ,[N. droht, ein Fenster
mit dem Schw Wappen zu ,zerschlaclien':] Sumer botz
kuofud, ich . . . ging [!] hinuff und kugty [zu ge-hljen]
das venster an die gassen abbin! Do spreche der
I. zuo im: werist da, du liesist es als bald ston, als
du es usserschlüegist ... Do rette N. aber; sumer
botz fud, mir kein in sin, er weit onch uifhingon und
weites hinusschlachen!' 1448, Z RB. ,Wyln sy inne
[einen Geisteskranken] zuo Verhüetung, das er dheine
Fenster (denen er vast gram) usshin schlache und
zerbräche, an einen Stuol bunden.' 1636, Z. Einen
Strüss nid usischlä", durch ungeschicktes Mähen ein
Grasbüschel stehn lassen BG. (Bärnd.). Einige Tage,
nachdem man den Brischetsch ins Chds-Fass getan,
431
Sclilah, schieb, schlih, scliloli, schluh
432
'trückt, g'salse' und umg'chert liat, inuss man den Chds
ttSÄe'scWä" GrAv. D'sJett üsserschlün, aushacken Gr
Kl. (Tsch.). Rebe" uscschlage", ausreuten TuHw. Vieh
.n.', aus dem Stall treiben : .Aber sol ein keller [zu
ZKuml.] zu im nemen ein forster und den huber, so
ein man oder ein frow erst begraben wirt, von dem
dem gotshuss Zürch ein val wirt, und sol ze huss und
ze hoff gon und sol nserschlan das vich, so er hinder
im gelon hat, und sond des toten erben das best houpt
voran nemen, und sond dann darnach das best nemen,
so er hat. und das miner frowen antwurten gen Zürch
in ir hoff.' XV., ZfsR. Mit Akk. P. S. Bd VII 48u.
Den Feind uscschlä", aus dem Lande ZKn. (Schneebeli).
,Im December diss Jars ist der Fynd ... schon in der
Statt Genf gsyn, aber von Gottes Gnad ... -widerum
usshin geschlagen worden.' 1602, BNidau Chr. Aus
dem Hause treiben: ,[Ein Wirt verteidigt sich, er habe
Leuten, die gegen seinen Willen in seinem Hanse
spielten] sollich spyllen geweert, sy der straffen und
mandaten gwarnet; als sy aber nüt darum geben, habe
er sy nit köndten darum usshin schlachen oder das
sin mitt innen verschlachen.' 1552, ZElgg. — ß) un-
sinnlich. 1) eine Summe Geldes, einen Gewinn, Vorteil
herausschlagen B; S; Th; Z und weiterhin. Nütu , bei
einem Handel. Jitz well-er tw'' us ''em N. use'schlä",
was use'z'schlä" sig. Loosli 1921. Beharrlicher Fleiss
lässt Arbeiter einen Taglolin von 6 Fränkli use'schlä"
BS. (Bärnd.). Wo soll e" Bür Öppis ust'schlö", tvenn
men-em vorschribt: Du muesch' d' Milch zu dem Pris
abge"? S Zeitg 1917. — 2) Kosten, einen Verlust wett-
machen, einbringen Ap; B; GRPr.; L; G; Sch; Schw;
S; Th; Z. E" bösi ZW. me' schlöd 's lau" Wasser
nümtne'' usc, Klage einer Krämerin. AzürGilgen.
Luegi'd nummen e"chli' besser zu de" wältsche" Uüenere",
de"" legge" Die gli'*, und ir hend de" [zerbrochenen]
Chrueg ei"s-ziceu tcider use"g'schlage" ! höhnische Be-
schwichtigung. ALGassmann 1918. S. auch Bd VIII
771 u. Us, a" Öppis u. Oss de Strew^i ond oss de"
Torbe" hed-er möse" 's Ze"sli use"schlö". Ap Kai. 1916.
Und der Lix, wenn-em si" Geldseckel chlei" z' stark
g'liechtet het, he nu, het-er 'dankt, mi" schlöt's wider
usen a" der Arbeit. JReinh. 1901. Häufig unpers. Es
hat grad (od. chüm) d'Chösten usergschlage". Es
g'schlöd's nüd use", .man kann dabei nicht bestehen,
dli. der Erlös übersteigt die Einkaufssumme nicht
von der Art, dass man seinen Unterhalt dabei finden
könnte' Ap (T.). Denn muess-me' Zeis und Slüre" ge"
... Wo chasch's, a's us-''em Früchtli ne"? Und mag's
nüd use"g'schlö". Stütz, Gem. Da muess halt es ml^s
Stürg'setz here", de"" schläd's-es für-''e" Stät scho" ender
use", das'-er de" G'meinde" so vil cha"" schläuke". Schw
Gespr. — b) die Sense schärfen AAFri.; \g\.üs-schl. Id.
— 2. intr. a) = üs-schl. 3a, von Tieren und Menschen
Scuw, so E.; Ndw. S. Bd VI 1468o.; VII 1780u. —
b) herausbrechen. ,[Eine Schar Krieger] zugend ...
wider harumb und schlugen am wald den dörfern nach
harus und verbrandten alle die dörfer, darin si kamen.'
A. XVI., F Chr. (QSG.). Mit Dat. P., von Krankheits-
stoffen, in einem Ausschlag aus dem Körper treten;
eig. und bildl.; s. aift (Bd II 134 u.). — Vgl. Gr.WB.
IV 2, 1044. 1398 (,her-, hinansschlagen'); Martin-Lienh. II
458; Fischer III 1447. 1617.
ver-: tr., auch refl. (s. unter Bed. 1 be, 4ba und 5d)
und intr. (s. anter Bed. Ib, 5dand 6aa): l.a) .schlagend'
vermachen, -sperren Aa (H.); B (,mit Nägeln ver-
schliessen' It ZyroJ; Js'uw (,durch Einschlagen ver-
stopfen' It Matthys); Syn. ver-halten 3 (Bd II 1233),
-hauwenS (ebd. 1810), -legen 3h (UA III 1188), -machen 3
(Bd IV 47), -setzen laa. (Bd VII 1678). Gefässe. De"
Rüerchübel mit Negle" v.; s. Bd IV 685 u. E(s) Fass
!'., (nach der Gärung) verspunden Aa; Ap; GbObst. ;
GTa.; Sch; Th, auch nach der Entleerung die Hahn-
öffnung mit einem Kork verschliessen, um das Ein-
dringen von Schimmelpilzen zu verhindern B. ,Ver-
schlach das genant veslin wol, ne vinum vapescat.'
XVI., Bs (BAmerbach). ,Schütt im Herbst süssen Most
ins Fass, dasselb wol verschlage.' Weinb. XVIIL; an
andrer Stelle , zuschlagen, zuspon(d)ten.' Auch: de'
\Vi" verschlage", nach der Gärung (um das Verdunsten
des , Geistes' zu verhindern); bei offenen Bütten wird
der Abschluss dadurch bewirkt, dass man die auf dem
Wein liegenden Trester zu einer kompakten, nach der
Mitte zu etwas erhöhten Decke ausstreicht GaHe., Ziz.
Entspr. Most v. Th; Z. Most a'se siiess v., so dass
er nicht zum Gären kommt Z (Dan.). ,Swenne euch
ieman den win uf getuot, so ist er schuldic des vuor-
wins. Verscleht ern danne unde tuot in aber uf, er
sol aber gen den vuorwin.' Wack. DR. ,Swenne du
naglogge gelütet wirt, so sun ... alle winlüte ze
Zürich ir win versl., ir hüser besliezen und niemanne
enhein win me geben ze koufenne.' Z BBr. ,Swa ouch
Zürich eilende win, für daz so er uf getan ist, ver-
slagen oder abgelassen wirt, ald swie im geschieht,
da sol man doch volles umgelt geben von dem vasse.'
1342, Z StB. 'Wann Einer Wein auftut zu schenken,
der soll in lassen also usgahn, wie lang der goht.
Verschlächt er in, soll er in nit mehr uftun, er woU
in denn eine Mass einen Heller näher geben.' 1509,
AWiLD 1883. ,Den 26. [Oktober] wäre die Lorzen
überloff'en, wovon die ... Bligistorffer in grosse Angst
kommen, meistens die, so den neüwen Wein gesamlet,
welcher nach dem hiesigen Brauch nit verschlagen.
Nach derae solcher in höchster Eil zugemacht worden,
wäre die Sorg, das es könte die Fass versprengen.'
1730, Zg. ,Den Wein im Fasse verschlagen.' Gr Landw.
Ges. 1781. S. noch Rapinsser (Bd VI 1184); ab-schl.Se
(Sp. 336 u.). ,Den Sünder in eine Lastertonne v.'; s.
schalten (Bd VIII 710o.). De" Zapfe" v. Th. ,Die
winkelwirt ... sollend angends ... die zapfen ver-
schlachen und nit mer wirten.' 1530, ZWäd. ,Ein loch
V.' uä. ,Das B. die löcber sines huses undenen gassen
halb verslachen sol und ensol er ... enkein unsuber-
keit an die gassen schütten.' 1338, Z StB. ,Das S.
die löcher und die pfenster, so er itz durch die vor-
geseiten mur gemacht hat, wider vermachen und ver-
slachen sol.' 1382, ebd. ,Die Zündlöcher [an Ge-
schützen] v.' Kessl. ,Daz die jungen burger Zürich
... woltend understan, den Eignossen vor der kleinen
stat die houptbüchsen abzuolouffen . . . und die mit . . .
st.iften in die Zündlöcher verschlachen.' Edlib. ,Wenn
einer mit einem stein oder zwäck sein [des Spechtes]
loch, darin er nistet, verschlecht, so vermerkt er den
aiifsatz.' VoGELB. 1557. ,[Die Fischer] welche zuo stund
-iilchen spitz oder zinken [das durch die Botswaud
trodrungene Schwert eines Schwertfisches] mit einer
axt abschlachend und das loch mit einem geförmpten
nni^el ... verschlahend.' Fiscbb. 1563. S. noch 6e-
schütten (Bd VIII 1570). ,Von der selben zyt habe man
vil unghür und gespänst gesähen und vil achzens und
siiffzens gehört, also dass man die türen [der ,bad-
433
Sclilah, schieb, scblih, schloh, schluh
484
Stuben', in der Jnid erschlagen worden war] habe
müessen t.' LLäv. 15Ö9; .versperren.' ebd. 1670. ,F6nster
V.'; s. schon o. ,Das dii mure zwischent dem rathuse
und uuserm huse genieine sol sin und der burger
rathus ... alle die gewer in der mure unseres huses
haben sol, des es notdurftig ist ... und mugent ...
die bürgere ze Zürich die venster under das rathus
V., wanne si ir rathus obsich buwen wellent.' 1346, Z;
vgl. u. Zaunlücken. ,[Die von Furna haben zu Denen
von Jenatz] geschickt, daz sy daz dürly und luca uiF
dätten und sy Hessen faren, wie von alter här . . . Sy
hättent die luca och verschlagen on iro wissen und
willen.' 1512, Arcu. Jen.; s. auch Bd III 1197o. ,Den,
so eigens gwalts hindcrruggs den ingang der zeig
verschlagen.' 1556, Z Rq. 1910 (ZAdlikon). ,Das er
... die Gass nider bis zue des W.s Loch gfaren, aber
des W.s Äcker mit Schmaltzet angsett gsyn und das
Loch von der Gass verschlagen gsyn, also dass er
wider hinder sich gniüessen.' 1603, ZGreif. S. noch
Winter-Lucken (Bd III 1'256). , Einen Gatter v.': ,[N.
hat] wider die Gewohnheit den G. verschlagen.' 1732,
AATäg. Gerichtsb. Grundstücke durch LTnihegung (vgl.
in-schl.). ,Wenn euch ze meyen die rechten wisen ver-
schlagen werdent, so sol ein gemeind ze rat werden,
wenn sy höwen wöUent' ZBass. Otfn. XIV. /XV. ,Der
keller sol den brüel acht tag vor Sant Jörgentag v.
und acht tag' vor Sant Frenentag wider ufl'tuon.' Z
Benken Offn. XV. ,Man sol ouch die genennten wiss
vermachen und sol darin nienian varen durch das hag
unzit an den heiligen abent ze wiennachten; der denn
des nit enberen wil, der mag dann fruo utftuon und
zenacht wider verslaclien.' ZMettmenhasli Offn. 1436.
,Wer ouch iemand, der ein acher inschlüeg und zuo
matten wölt machen und die wölt v. in- und uszefaren,
das ist des zwings reclit.' LDietw. Twingrecht 1570.
S. noch Ge-porten (Bd IV 1633; dazu ebd. 859); In-
Schlag (Sp. 223 M.). Den Weidgang ,v.' ,Von wegen
des wingartens, so N. zuo machen lürgenommen, und
aber die gemeind dagegen vermeint, das . . . inen der
weidgang damit verschlagen ... wurde.' 1559, Z RM.
S. noch Sp. 223M. 226 (Reben-ln-scMag). Wege udgl.
,Das als Weg bezeichnete Land darf von keinem Teile
verschlagen werden.' ZVolk. Prozessakten. ,Es soll
kein Fussweg verschlagen werden dürfen.' Gl LB. 1885.
,Ze den ziten, so der win beginnet linden, so sol man
oben und niden den weg verslan, unz man den win ab
nimet.' 1295, Z. ,Das die obgenanten herren ... den
selben weg dur encheinen muotwillen verslachen
söllent.' 1349, Z Rq. 1915 (ZDurnt.). ,Wa dieselben
weg verschlagen werint, da sol man sy wider uff tuon.'
1419, Zellw. Urk. (GSchiedspr.). ,Es gat ain weg von
Rüedlingen unz gen Ellikon an das var, den sol nieman
T.' ScnBuchb. Offn. 1433. ,Ein steg ... den nieman
verschlaclien sol.' E. XV., AABrerag. StR. Uass ,ein
landtschaft nit wurde gar inbeschlossen von unsern
pundtsgenossen von Bern' und dass ,der pass nit ver-
schlagen' werde. 1536, W Blätter. ,(Den wäg oder den
pass verlegen) die straass v. und beschliessen, in-
cludere viam.' Fris.; Mal. , Einem den wäg v., das
er nit fliehen mag, fugani alicui claudere.' Mal.; bei
Fris. .vermachen'. ,.\ls dann die Pursame ... die Zyt
und Jar her in iren Zeigen hin und wider ... einen
namhaften Teil nöüwe Ynschleg und den mehrer Teil
darunder zue Wisen geniachet ... und hierdurch sy
selbs einanderen Stäg und Wäg verschlagen.' 1629, Z.
Schwell. laiottkon IX.
,Im obern Gemach haben die Flammen den Bewohnern
den Ausgang zu ihrer Salvierung alsobald völlig ver-
schlagen.' Z Nachr. 1755. S. noch ver-riglen (Bd VI
756). Wasserwege; vgl. b. ,Ouch ist ein brugg ze
Raperswile über den se geschlagen, do dez riches strass
verschlagen.' 1365, Z StB. ,Vom rathus bis ans
Schwärt ist eben manigs fach [in der Liraraat], so den
schiffweg und die fryge allgemeind verschlachend.'
1523. Z. , Einen [Pisch-]zug v.' ,So habint die vischer
von Ueriken gross stock und flüen in das wasser ynhin
gefüert und damit die züg verschlagen.' um 1580, Z.
,Es solle ... Niemand durch Faach oder Ferrinnen
einen Zug verschlagen.' Z Fischerordn. 1710/76. 1809.
Mit veränderter Fügung: ,I)as die Vatterlousen [in
Flaach] ire vischenzen mit netzinen nit nberhenkind,
sonders den ordenlichen eeruns ... plyben lassind ...
und damit die visch dest minder verschlagen
werdind, das sy an irem gang verhindert, sollen die
obern vischer von Alten dest nie ufsehens han.' 1555, Z.
Plätze, Räume durch ungehörige Inanspruchnahme,
Ablagerung (bes. von Mist, Unrat udgl.) versperren;
vgl. über-sehl. lg (Sp. 351). .Das jederman das sin in
der statt in sinen gedineren veil haben und das nüt
an die gassen stellen und die verschlachen [solle].'
1471, LWeissb. ,Die, so in stendlinen gemüeset feil
baben, söllent gheissen werden ... hinderen zuo sitzen,
damit die bruggen dester minder verschlagen [werden].'
1564, Z RM. ,[Die .Länten' in Twann sind] mit grossen
lähren Schiffen, H<ilz, Mist und Steinen verschlagen.'
.\. XVII., BBiel. ,Dass nur 4 Persohnen mit ihren
Wahren solichen Weidling verschlagen.' um 1619, Bs.
,Da man inen [durch Zuzug von auswärts] ihre Hüser
verteüre und die Wohnungen verschlahe.' 1623, ZEnibr.
,[Der Sigrist soll] auf dem Kirchhof der Gelegenheit
der Begräbnuss gewahren, damit die Platz nicht in
Unordnung verschlagen werden, die Verstorbenen
neben einander in Ordnung zu ligen kommen.' 1687,
ZBrütt. (Abschr. von 1769). S. noch Harz-Rumpf
(BdVI 950); un-über-schlagen (Sp. 359). Neben Synn.
.Personen, so des rychs stras und allmend mit ...
misthuffen ald andern dingen überbuwen und ver-
schlagen.' 1533, Z RB. ,V. und bekumberen'; s. Bd III
302. ,üen selben karrenweg [soll] nieman verschlachen
noch beküiubren.' XV., AABremg. StR. ,Daz die
[Schniiede-jzunft ... für den egenanten bogen hinnen-
liin weder Schmitten noch gedmer nicht machen,
noch sust in deheinen andern weg denselben bogen
noch türen ... nit verslachen noch damit bekumberen
Süllen [!].' 1414, Z Ratserk. ,V. und verstellen.' ,Da3
dehein burger noch bysäss in kein zwingolf weder
holz noch anders nit stellen oder den darmit ver-
schlachen und verstellen solle, sunder sollend die
zwingolf fry und unverschlagen beliben.' 1529, .4aB.
StR. S. noch roden I (BdVI 618u.). ,V. und ver-
wüesten.' ,Da in unser herren Stadt der naist von rossen
und dem rinderhaften vech geniachot an die gassen
gelegt und ... die gassen derraass damit verwüest. ver-
sclilagen und verunsuberot werdent, dass es nun ganz
ein Unwesen ...' Z Mand. 1521. S. noch In-Schlag
(Sp. 222u.). Mit Subj.-Verschiebung. ,Hauw inn ab
[den unfruchtbaren Feigenbaum]! was verschlecht er
das land?' 1530/,89, Luc; y.axapYsT; , warum machet
er auch das Eidrich unnütz?' 1667; danach: ,Waruinb
machet er auch das Erdrich unnütz, verschlagt die
gute Erden, machet, das ich von dem Boden nicht hab
28
435
Scillah, schieb, schlih, schloh, schluh
436
den Nutzen, welchen ich von anderen fruchtbaren
liäumen haben könnte?' JMüll. ICJOS. .Aniplexa iu-
gerum soll quercus, begryft, verschlecht, haltet oder
nimpt ein.' Fris. (Ei"'m) defrj Platz v., versperren
B, so E., Stdt und It Id. (,spatium alterius rei occu-
pare'), Zyro; ScnSt. (Sulger); ThMü. De"- Chaste", Tisch
verscMät z'vil Platz. Das verschlät nüd vil Platz.
Breite «'"' b'häbige'' steit-er [der alte Ül'en] i" der Stube",
tcie icenn-er es g'schribe''s u"' verbütschierts Recht hätt,
sövli Platz z'verschlä". Emmentalerbl. 1917. Schämsch-
di'*" nid, den Andere" de"iceg der Platz z' rerschlä" ?
sagt eine Blume zur andern im Frühling. SGfeller
1911. ,Die Kuh war Niclits als schön und Christen
konnte doch nicht von ihr lassen ... behielt sie im
Stalle) wo sie Nichts nützte, als einer bessern den
Platz zu verschlagen.' Gotth. .Dergleichen Dinge
[Kinderwäscbe] besiisse sie ... im Überfluss und sie
verschlügen ihr nur Platz.' ebd. ,Es bette schon in
der Zinsrechnung darvon Andeutung geschehen sollen;
weil aber der Platz daselbst verschlagen, nun hier
offen wäre, so hat man es hieher zu setzen beliebt.'
JBEscoER 1685. ,Die Pflicht dieses Achthabers ist,
gewahren, wer und wie lang man sich dieser gemeinen
Bäderen bediene, damit nicht der Platz anderen, auch
notürftigen Personen verschlagen werde.' SHott. 170'2.
, Einen Platz verschlagen, occupare locum inutiliter.'
Denzl. 1716. ,Sie [äusserlich Fromme] gehen nach
ihrer Hundsart in die Kirche, eben wie s. v. auch
etwan die Hunde, weil sie sehen Andere gehen oder
dass sie die Stund erfüllen oder ihr [Kirchen-]Ort ver-
schlagen, ihr opus operatum verrichten.' JJUlr. 1731.
Unsinnlicher. , Einem die fenster, das liecht [oä.] v.',
verbauen, den Zutritt des Lichtes versperren. ,Es
soll dem nebenthuse nieman das liecht v. noch ver-
buwen in dekeinen weg, das es hat von dem hövelin.'
1.325, Bs (WArnold 1861). ,Das man mir das lieht und
die fensteren des egenanten mines huses ... nit v. noch
benemmen soll.' 14'21, S. ,[Es] nimpt mich wunder,
ob es [ein Neubau] vil heitterer [1. -ri] in der lyberij
verschlage.' 1578, Z Brief. ,Wie wyt Einer dem Anderen
ein Liecht verschlachen oder verbauwen dörfe.' 16'23,
AaZoL StR. .[Stein- und Kernobst soll nicht neben-
einander gepflanzt werden] weil die Bäum von Kern-
obs mit ihrem starken Zunenimen dem Steinobs die
Sonnen verschlahen.' Ruag. 1639. ,[Weil er] das Dach
oben auch besser für ussen gericht hat, mir die Heiteri
verschlacht.' XVIIL, Brief. Entspr. ,die (üs)gesicht
V.'; s. Bd VII '250/1. 257 (2mal). 260. ,[N. hat] ein nüw
huss geniacliet und sy damit an ireni huss überbuwen
und ir geschieht [!] verschlagen.' 1489, WMerz 1915.
,Die zwen jungen zweigenten Böum, so am Zun gegen
des Junkeren Hus standt und ime Junkeren die Ge-
sicht verschländt.' 1629, ZErl. Noch bei JJBodnier
(Beleg bei Campe V 357). — b) spez., einen Wasser-
lauf versperren, verstopfen BSchangn. ,Daz in den
graben nieman stro noch ander ding werfen sol, daz
dem graben den Aus versiahe.' 1326, Z StB. ,Von den
ftrinen, fachern. burdinen und rüschen, damit daz
Wasser verslagen ist, daz es sinen fluss nit mag ge-
haben.' 1417, ebd. Einen Graben ,v.' (im Gegs. zu
.ufftuon'). 1489, WjMerz 1915. .[Durch die 1618 über
Flurs niedergegangene ,Rüfi'] ist die Maira [ein Bach]
anderhalb Stunden verschlagen gewesen.' Sprecher
1672. S.noch BdlI470u.; VIII 13.59 M. Einen Brunnen
,v.' .Dieser Brunnen [soll] 3 Monat bei dem Haupt-
brunnen verschlagen und niemals in wärender Zeit
geöffnet, als bei einer Wösch, und wann sie beendigt,
wider vermacht werden.' 1805, aZoll. 1899. ,Das die
von Rubenhusen iren alten, je undalhvegen gehepten
Brunnen verschlagen und ufgetriben, das er allda in
einer Grueben still lige, gar unlustig, warm und trüeb
sye.' 1603, ZGreif ,Dass das Rörenbrünneli ... mit
dem überflüssigen Wasser vom Ursprung zue Stadel-
hofen versorgt werden solle; wenn sich aber bei dem
rechten Hauptbrunnen Mangel Wassers erzeigte, soll
es verschlagen werden, bis wieder tiberflüssiges Wasser
vorhanden.' 1616, Z (jüngere Abschr.). Bildl.: Das
Volk beschuldigte den Bischof, der die Ausbeutung
einer Salzquelle wegen zu geringer Ergiebigkeit ein-
gestellt hatte, ,er hab von den kouflüten ein summ
gelts empfangen und daran einer landtschaft den Salz-
brunnen verschlagen.' 1550, W Blätter. Mit veränderter
Beziehung. ,Alle die wile, so die flösse dur [den ,slunl']
gangen, so sol si [die Müllerin] ire rat verschlan und
stellig machen [durch Absperren des Gerinnes], und
swenne die flösse dur köment, so sol man den selben
schlunt wider zuotuon unz an die stunde, daz aber die
flösse köment.' 1359, Bs ÜB. S. auch Ge-hürst (Bd II
1641). Refl., „sich verstopfen, von Flüssigkeiten, zB.
bei einer Brunnenleitung, wenn der freie Durchgang
des Wassers durch irgend ein Hinderniss in derselben
gehemmt wird BO." (St.>), so R.; GrD.-(B.), L., Seh.,
Ths; vgl. ver-hocken 3a (Bd II 1124). Das Wasser
verschlät-si''', het-si''' verschlage", in einem Graben,
einer Leitung. ,Es wäre im nit müglich, das er alzit
das wasser enpfauchen künde; es falle dick wetter
harin in der nacht, das sölich wasser kome und sich
verschlach, das es nit über das sin ab künde lofen
und sin gang haben.' 1523, G. Mit Subjektswechsel.
D's Loch het-sich verschlage", in einem Abzugsgraben
udgl., so dass das Wasser nicht mehr durchläuft B
(Zyro). D's Holz verschläd-si''' ime" Bach, ivoes Halt
mached ÜRHe., Pr. Ganz Zattete" [vom Wildbach mit-
gerissene] Schkörre" . . . hend-si''' inid dem unendlehe"
Holzwerch zUe"tcis ze Haft verschlage" zwiXsche"t den
engge" Felse". Schwzd. (GRSchs); .verstopft'. Mit Bez.
auf einen Luftstrom (vgl. verschlagen 2aa.): .[Die
Erde] ist so unkönnend und ful, so gar kan sy sich
selbs nit bewegen, das, wenn sich ein wind oder luft
in syn kluften und hülen verschlecht und darnach
ettlicher maass bewegt wirdt, das er ussbrächen muss
(daruss dann ein erdbidem volgt), es für ein ungewond
wunder gelialten wirdt, wenn sich die erden bewegt.'
LJuD 1531. Von Verstopfungen, Stauungen im Körper.
,Wie gesund ein mentsch sy, wie wol er sich regiert,
nüt dester minder belibend etliche übrige ding, die
sich unverdöwt verschlachend.' Türst, Ges. ,Galenus
sagt, er habe vil weiberen geholffen, denen sich ir
zeit verschlagen, auf disen wäg [folgt Behandlungs-
weise].' TiERB. 1563. .Ehe sich der Eiter und Wust
heraus begibt, so sucht er zwischen den Sennen und
Bendern viel Örter, darinnen er sich verschlecht und
haltet.' FWüRz 1634. S. noch Brand (Bd V 678). Un-
pers. „Es verschlagt sich ihm. von Verstopfungen im
Leibe BO." (St.'), so R. Intr. Es het verschlage", ■^on
Wasser, einer drängenden Volksmenge Gl. Es hat i"
dem Tüchel verschlage" GLÜbst. Es hat verschlage"
bi-n-em, von Leibesverstopfung GlMüII. Stopfen, von
sehr sättigenden Speisen Gl; Syn. fueren 3 (BdI975);
I chlecken 2 (Bd III 640); beschiessen Ib (Bd VIII 1414);
437
Sclilah, schleh, schlih. schloh, scliliih
438
zünen. Das verschläd! Es het-mer verschlage", = es
het-mi°'' g'settiged. Übertr. 1) ausmachen. Das ver-
schläd Nut, macht Nichts ans, tut Nichts zur Sache
Gl. 's oerschläd-mer Nüd, ist mir gleichgültig ZKn. —
2) ersetzen, zB. wenn ein vorhandenes (ob auch nicht
völlig passendes) Kleiilungsstücl^ Einem die Anschaffung
eines neuen ersjiart UT.au. Es verschliet o'"'* es Mieli,
sagt man etwa, wenn durch einen Genuss, eine Unter-
haltung odgl, eine Mahlzeit erspart bleibt, ebd. Mit
Dat. P. Der Bueb verschlät-em [dem Grossvater] schu"
e" guete" Chnecht. CStkeiff 1907 (Gl). Das [ein
Müdclien] versühlät ^em Vater der best Gummi und ä"'*
der Mueter zun"" Mägd. ebd. 1900. Hieher viel).:
.Schön und liüpsch was er [der mit einer Zeder ver-
glichene Assur] in seiner grosse und in der lenge
seiner ästen, dann sein wurzelstuond an vilen wasseren;
kein cederbaum mocht in v.' 1530/89, Ez.; .übertreffen.'
1667. — c) in weiterer uneig. Verwendung, verbieten,
verhindern. ,Daz [bei Nichterfüllung meiner Ver-
pflichtungen] min herre von Basile micli [den Grafen
von Pfirt] ze banne mag tun und min laut verscIaben.'
1278, Bs Urk. (Herrgott). Vom Interdikt, ,0b die stadt
verschlagen wurd mit dem gotsdienst von uns [dem
Bischof von Cliur], so mag man doch mess gehaben
in dem spytal mit verschlossen türen.' 1388. Mohr
CD. Dafür gew. ,die kilcli(en) v.' .Gemeinden und
sanienunge, die verscbulten die kestigunge, das ir
kilchen verslagen wären.' Schachzabelb. .Ich M., lü-
priester ze Baden, tuen kunt ... daz ich ... enphangen
hab das hus gelegen ... zwüschent der B. hus und dem
kilchhof, mit sampt der schür und dem garten dar-
nebent, vorbehebt ze begraben in dem garten, ob die
kilch dekeinest verschlagen werre.' 1377, AaB. Urk.
,Das in dem Rintal und ze Eoscliach die kilclien ver-
schlagen wurdent von der gülta wegen, so man unsern
burgern schuldig wart.' E. XIV., G RS. ,Und wer ...
ir gotshus vor ziten also arm gesin, als sy das von
ir vordren betten vernomen, das ir kilch verslagen
wurdi.' 1457, OBwSachs. .Ob ich [Pfarrer] oder mine
helffer ... uns hieltend, das dadurch die kilchen ...
von niinem heiligen vatter dem bapst oder von einem
bischoff verschlagen würde.' 1491, ScnwStein. ,Dass
die kilchen. die sacrament und gewichte gräpt ver-
schlagen was, deshalb vil muosten od sacrament sterben
und ins ungewiclit ertrich vergraben werden.' Ansii.
,lndem er [der Papst] ganze communen und lender
... verbannet ... und die kirchen verschlagen zuo
lialten geböte.' Wurstisen 1580. S. noch Bann (Bd IV
r273u.); plagen (Bd V 34); Sp. 410. ,Die schuol v.':
,So unser Herr Gott uns ouch wurde heimsuoclien mit
krancheiten oder bösen gluften. als dann wurde die
schuoU verschlagen nnd erstoret; dennoch wurde ich
[Schulmeister] mich ouch müessen erlialten.' 1576. Z.
Meist mit Dat. P., übli. Jmd an der Ausübung, Aus-
führung, am Gebrauch oder Genuss von Etw. bindern,
es ihm verunmöglichen. Etw. rersclilän, lüntertreiben
W. Einem einen Plan, eine .Absicht vereiteln Ap. I'''
will's-im scho" verscMache' ! .Darumb [weil die Thur-
gauer aucli Christen sind] ich inen die frybeit. gebott
und Satzungen Christi nit verhalten wil, wo sy mich
darumb fragen, vorus so inen das wort des heils mit
gwalt verschlagen wirt.' Zwingli. ,Wir verbünnend
ouch die selbigen fügend [der Ehelosigkeit] nieman
... wir begerend aber daby das: sytmal wir leider
erfaren band, das wir uns nit behalten mögend, darum
dass es uns Gott nit geben hat. dass ouch uns nit
verschlagen werde die ee.' ebd. ,Es mag ouch das
nein [der Nachweis, ,dass keiner der apostlen ein wyb
genommen hab'] die ee nit v.' ebd. (B Disp. 15'28);
vorher: .dass ... diss erinneren ... die frybeit der
ee verschliesse.' .Einem das reclit v.'; s. schlnbarlich 2 a
(Bd VIII 818). Mit Obj.-Satz. ,Das ... unser Eid-
gnossen etlich erst in vergangnem jar iren priesteren
by verlieren irer pfruonden verschlagen habend, in
das gespräch hie zuo Zürich gehalten ze kommen.'
ZwiNfiLi. ,Das die keiserschen daznial so vil ver-
möchtend, das sy dem herzogen verschlüegind, das sin
liandel nit möchte für kommen.' 1525, Brief. Insbes.
ix) von körperlichen Funktionen. Von der Rede. ,Daz
ein biderman durch forcht sins [des Junkers M.] zorns
nit getrengt werde ze verswigen, das in sin Vernunft
wiset ein gemeiner nutz und ze raten sin, und im sin
rede nit verschlagen werde zuo swerer engeltnusse
siner sele und sunderlicher beswerung der gewissene.'
1467, AARh. Ratsprot. .[Petrus:] Es gat der gueten
[ihrer Vorwürfe wegen zurecht gewiesenen] Marthen
schier, wenns zgschäftig sin wil, wie ouch mir: der
Herr ir dwort im mul verschlacht.' Funk. 1552. Ei"'m
d'Bed r., meist unpers. Ar; B; Tu und wohl weiter-
hin. .Die Trauer hat dem Vater die Rede verschlagen'
B. Jetz het's ''em Betli aber doch d'Bed verschlage",
ico-n-es üftuet und under ''em Türg'reis so gar e" länge
Kärli steit. BRosin 1918. [Er] het nümme'' chönne"
witer er Zelle", es het-im d' Stimm verschlage". SGfeliek
1919. ,[Wenn man Einen, der lange in einer dunkeln
Höhle eingeschlossen war, herausholt] wirt im zum
ersten and und wee tuon, der glänz im och die ogen
verschlachen, das er die ding och nit ansechen mag,
deren schatten er doch sidhär angeschowet hat.' Kessl.
Wiessc" tüend-si [die Ferkel], es verschiät Ei"'m schier
d'Öre". CZwicKY 1901. Si händ e" Lärme" verfüert,
es hat Ei"' m fast d'Öre" verschlage". CStreiff 1901;2.
Ei"'m 's G'hör v. Ap; Gl. Underdesse" händ ini Ban-
hof inne" und vorusse" d' Musige" g'spilt, es hat Ei"'m
fast d's G'hör verschlage". CStreiff 1909/10. ,I)er
[Donner-]Klapf hat ihro das Gehör verschlagen, dass
sie etliche Stunden wenig iiörte.' Golpscbm. Chr.
S. auch Ge-süs (Bd VII 1389). Es hät-em ganz der
Ö°te"' verschlage", vor körperlicher oder seelischer Er-
regung ScH. We""'s-em d's Atmen verschiät, wenn er
(im Schlaf) kaum atmen kann WLö. ,Der schmerz hat
im das greinen verschlagen oder verhalten, von grossem
schmerzen oder kumber hat er nit mögen weinen,
dolor inclusit lachrymas.' Fris.; Mal. — ß) von Ge-
schäften, Waren mit Bez. auf Gedeihen. Absatz,
Verkaufsmöglichkeit. .Es klaget W. uff M.. dass der
selb M. grass in zwei juchart reben von im kouft liab
... darnach kouft er von einem andern ouch so vil
grases ... und wolt do sins grases nit. seit im den
kouff ab ... Also verdross den genanten W. ... daz
er im das sin also verschlagen und inn ouch mit
dem, das er des grases nit wolt, ze kosten und
schaden bracht hatt.' 1440, Z RB.; später: .er bette im
damit daz sin verleit.' .Der stat ziegler hat anbracht,
wie ... im [durch einen Konkurrenten] sin ziegel-
gewerb verschlagen werde.' 1467. AARh. Ratsprot.
.Das ein söliches [Einfuhr von Veltliner Wein] ein
schädlich und verderblich ding ist, als dardurch ...
der khauf unserer landtwynen zuo grosser beschwerd
und nachteil des gemeinen mannes in stadt und land
439
Schlali, schieb, schlili, schloh, schluh
440
Terhinderet und verschlagen ... wirt.' 1589, ZKyb.
.Darmit [durch die Einfuhr von Messern] den Messer-
schniiden alhie ire Arbeit verschlagen werde.' 1009, Z.
,])as Keiner under uns Feileren nüt sülli nach den
Nünen vor Mittag warm Brott oder Ring in die Brot-
lauben bringen, nämlich am Frytag und Sanipstag,
damit er dem Anderen syn Brott verschlache.' A. XVII.,
Z; vgl. FStaub 18(38, 78. So namentlich durch ab-
fällige Äusserungen; vgl. ver-liegen 7(Bd III 1217). ,Du
Verlogner, beschissner man, das ist das ross, das du
mir verslagen und verlogen hast.' 1451, Z EH.; s. die
Forts, unter Schelm (Bd VIII 695, wo noch ein weitrer
Beleg). .Ein guot oder acker mit schälten v., das er
nichts raer gilt (verschreit machen), infamare agrum.'
Fris ; Mal. , Schelten und v.'; s. Bd VIII 722M. —
■f) mit pers. Obj. Mit Bez. auf Heiratsmöglichkeit.
,l)er vatter sprach, er bette im sin tochter angesprochen
und verschlagen, das [= weil] er geredt hab, si heig
inn genomen.' 1530/3, Z Ehegericht. ,lst K. aber er-
schinen und rats begert, wie er nun [da das ihm zu-
gesprochene Mädchen nicht mit ihm zur Kirche gehn
will] tuon solle ... batt uns umb Gotts willen im
hilflich zc sin, damit er nit also verschlagen und umb
das sin komme.' ebd. ,Üie selb [Gattin des Klägers]
sye von im kon von ebruchs wegen und aber nach
nit mit recht erduret und erkennet, desshalb ... er
also verschlagen und zuo merklichem schaden kommen
sye.' 1532, ebd. ,Sidmal ... es, das Eentschli, [ein
Mädchen] nit allein von im betrogen, sonders ouch
... verhindert und inn einer andern ee wol als bald
verschlagen und verdächt worden, das im nit zuo
kleinem nachteil dienen mocht.' 1554, ebd. Jmd mit
dem Bann belegen; vgl. o. ,Weli unser burger ald
seidner ... als vil der ist, als verre verbannet werdent,
das man von ir wegen äne singen und verslagcn muos
sin, wenne sich denne der rat ... erkennet, das si sich
von uns ziehen sülen ... so sont si von uns varen."
ScuStB. XIV. ,[Papst Julius II.] verfluocht, verbaut
und verschluog als abtrinnige kätzer und der heiligen
römschen kilchen zertrenner die franzesisch rottung mit
allem geistlichem und weltlichem anhang.' .Ansii. Von
Personalarrest; -^^X. ver -heften 3 (Bd II 10ö2), -bieten 2
(Bd IV 1873). ,Es soll ouch dwedrer des andern under-
tanen umb einicherlei schuld oder ander erlich händel
nit verschlachen, verheften noch verbieten.' 1528,
Absch. , Einen von etw. v.': ,Daz alle die, so sich zuo
beden stetten in den ban verkünden lassen, alle die
wil sy darinn sint, zuo dheiner gemeinsebaft weder
des rats noch der zunften oder geselschaften weder
zuo lieb noch zuo leid zuogelassen, sunder davon ver-
slagen und gemitten werden sollen.' um 1520, Bs Rq.
.Einen gegen einem v.', durch Verdächtigung udgl.
,üf dis des venedischen botens anbringen ward im
antwort zuo vernemen tag gesezt uf mitwoch in der
pfingsten. Als er ... uf dem selben, als er durch des
babsts botschaft [die die Eidgenossen vor Venedig
gewarnt hatte] gegen Eidgnossen verschlagen, nütset
me fruchtbars verholt ze schaffen, dankt er den Eid-
gnossen ... der eren und lieb, im von siner herschaft
wegen bewist ... Obwol sin herschaft nunraa! im un-
glük zur straf Gots stände, so hoffe er doch, Got
tiiege si begnaden, dass es bald besser werde, ... be-
gerte ... im biss zur bcsserung bi inen ufenthalt ze-
gönnen. Ward im unangesechen der hern [der vene-
zianischen Regierung] verschlahung gönnen.' Ansu.
,Si [die aus Wil vertriebnen Mönche] wurdent durch
min g. h. gen Preganz in das closter verordnet; da
sints noch ... Der WTierower ward also gegen dem
hern von Preganz verschlagen, dass eben er sin nit
wolt; also kam er von inen.' Sicher 1531. — ■ d) d'Zänd
V., stumpf machen, bes. von sauren Speisen U; vgl.
Gr.WB. XIII. 1090 (Bed. 13); Fischer II 1.305 (Bed.9).
D' Hei''peri verschländ d'Zänd. — e) refl., von einer
in Steifheit der Füsse sich äussernden Pferdekrank-
heit; vgl. Gr.WB. Xlll, 1090 (Bed. 12 intr., auch .die
füss V.'); MHöfler 1899. 577a, zur Sache auch räch IIa
(Bd VI 90). ,Wan ein Ros an einem Fus sich ver-
schlagen bat, nim Seükot und tu in in Weinessich,
mach ein Pflaster, lag ihm warm über den Fuss.'
.\rzneib. 1822. — 2. .schlagend' bedecken, verkleiden.
Von llolztäferung Bs. ,15 ß von mins herren des abt
hus V. und von 7 bömen.' 1407/8, G Seckelamtsb.
,l)em trumeter 20 d. umb tachnagel, uff dem zit-
gloggenturn zuo verschlachen sin stübli.' 1490, S
Seckelmeisterrechn. .Parietes tabulis vestire, ver-
täfelen oder v.' Fris. Von Lehmbewurf. .Den Kessler
ein tag by dem brunnen, die stuben verschluog er
mit lett, 3 ß d. für Ion.' 14(38, BLauf. Vogtrechn. —
3. , schlagend' festmachen, insbes. ein Faden-, Seil-
ende; Syn. ver-stäten. Beim Binden einen Knoten
machen Gr, so Furna; Syn. ver-chnüpfen (Bd III 756).
Du muest v. (E" Chnopf) v, einen Knoten schürzen
ScHwMuo. Insbes. a) beim Stricken, Nähen. DasGarn-
ende .versichern' F J. ; UwE. Der Füesali'g v., ,die Spitze
des Fusses zumachen', letzte Arbeit beim Stricken eines
Strumpfes GRSch.; Syn. ze-sämen-schl. — ß) bei der
Herstellung einer Heubürde, beim Laden eines Heu-
fuders bä. ,Dann [s. den Anfang unter Schlahen
Sp. 274 M.] wird der Falz, das freie Ende des Burdi-
seils, rechts und links durch die Schlagen gezogen und
so das Heu querüber eingesponnen. Das Seil wird
zuletzt mit dem Sporn verschlagen.' CSchröter 1895
(GrA.); s. auch Sei (Bd VII 709o.). Das Ende des Heu-
seils, nachdem das Schlittenfuder gebunden ist, in der
Haupt-Trüe festmachen GrL. Endlich chund d' [Heu]-
Btirdi i'g'riemet, der Falt wird a"g'leit oder verschlagen
GnNuf. .Ein Fuder Heu, Stroh, Laub odgl., nachdem
es mittelst des Wiesbaums und des Wagenseils der
Länge nach gebunden worden ist, auf der hintern und
vordem Seite mit dem Flechtseil, das quer um die Ladung
gelegt wird, auf dem Wagen noch hesser befestigen'
GrsG. (Tsch.); Syn. flechten (liRlie.). — 4. a), schlagend,
aus der Richtung, an den unrichtigen, ungewollten
Ort bringen, a) wie nhd. von Schiffen, dann auch
Personen, vom rechten Wege ab, irgendwohin treiben,
verbreitet, doch wohl überall jünger. Gew. unpers.;
vgl. Sp. 309 0. Was weiss-i''' doch, ■tvo's-mi''' hi" ver-
schlät! RvTavel 1913. Slther het's-tiü"'' i" d' Stadt ver-
schlage". JGBiRNSTiEL (GT.). — ß) von verloren gehn-
den Schüssen. ,Man kan die Mengel nit all zellen,
die täglich tun den Schützen fehlen; doch, wie ich
selbs von in hört sagen, so ist gar bald ein Schutz
verschlagen.' HHGrob 1603. — f) vom Schall, ab-
treiben, so dass er nicht zum Ohr des Hörers gelangt
Ap; Gl; Sch; Th und wohl weiterhin, 's verschlät's,
rerschlät Alls, eine Rede, Gesang im Freien bei be-
wegter Luft, in einem Raum mit schlechter Akustik.
— b) mit dem Nbsinn der Heimlichkeit, meist auch
der schlimmen Absicht, Rechtswidrigkeit, „verbergen,
verhehlen B; L; Z." a) mit pers. Obj. ,Man forcht,
Schlah, schiel], sclilili, schloli, sclilub
442
er [tier Herzog von Burgund] liatt [!] ein volk ver-
sciilagen, die uns binden wurden angriifen.' 1476, Bs
Chr. S. noch BdVI814M. Meist refl. ,Noch dan
[nach Aufhebung der Belagerung] getorstend sy nit
ab der bürg konien ... won sy forchtend, das sich
etlich versclilagen bettind.' Yolkse. ,So habe er sich
verschlagen, das sy in iiit fanden.' 1541/3, Z Ebe-
gericht. ,Sich heimlich v., verscbleüffen, immergere
se aliquo.' Fris. ; Mal. , Sich verschlagen, verbergen,
abdere se.' Uenzl. 1677. 1716. Mit ürtsbestiniinung.
,So batt sieh ouch der swertfegerknecht in dem hus
heimlich und valschlich verschlagen.' 1436, Z RB. ,Am
sambstag ... beroubten sy [Die von Rheinfelden] die
dörffer Lupsingen [usw.] und verscbluogent sich by
Liestal, der meinung, sy solten berusz kummen.' 1522,
Bs Chr. ,üb aber dieselben antwurter nach dem für-
gebott oder sunst abwesent weren, so ist der cleger
schuldig zuo warten, biss er anheimsch korapt, es were
denn, das die gerüerten antwurter sich ... in den
hüseren verschlüegen und ir gegenwirtigkeit ver-
hielten.' 1530, .\AKh. StR. (,Wie man fürbieteri sol').
,Die zween eitern, die sich heimlich [fehlt 1589] da
verschlagen haltend, daz sy Susanna beschauwtind.'
1530/89, SüS. ; .verborgen.' 1667. ,Ich ... förcbt ser,
es verschlüeg sich etwer daliinden.' Salat. ,Directarii.
heimlich dieben, die sich in kameren oder gemachen
verscblabend zastälen; obtegere se corpore alicuius,
sich hinder einem verbergen oder v.' Fuis. ,Sich vor
einem v., occultare se ab aliquo.' Mal. .Hierzwüschend
... hat sich des Künigs Volk nit wit von der Stat
verschlagen.' JJRüeger. ,A1s ich ... aus irem Haus
einest gieng, zogen mir Zwen jiach, betten mich gern
gesteubt, verschluog mich aber vor inen.' FPlatter
1612. ,Fünf frombde Mannspersohnen [haben] sich
in den Waldt begeben und darinnen verschlagen.'
16-20, Bärkp. 1914. S. noch ver-hinderen (Bd II 1419).
Mit deutlicher Richtungsbestimmung. ,In dem selben
kam die frouw, da versluog sich der K. [der die Magd
hatte vergewaltigen wollen] in ein kamer.' 1436, Z
RB. ,Die viend ... versluogent sich uf den berg und
dahinder in die reben.' DSchill. B. ,Hat sy sich ...
in ein holzgädemli verschlagen.' 1538, Z RB.; nachher:
, daselbst sy sich under den kästen uff der lauben ver-
schlagen.' ,Sicb auff das väld oder in sein haus v., sich
verbergen oder innligen, abdere se rus vel domum, ab-
dere se tectis.' Fris. (schon 1541); Mal. (Weitres ebd.
429a). ,Hat sich der fürst von Guisen mit sinem kriegs-
volk in einen waldt verschlagen.' AHaffner 1577. ,Ein
Landstrycherin ... verschluege sich in die Küchen', um
die Hostie zu stehlen. RCys. , Etliche Troupen Rüther
haben sich by dem Schloss Wildenstein ... in den
Wald verschlagen.' 1638, Z. Vom Hasen, sich ver-
bergen, zskauern Aa (Jägerspr.). Ein gejagter Hase
het-si''' iti-e" Rebenacher {"e" verschlage". — ß) mit Sach-
obj. ,Da fustet der gebur sin fust und ted gelich. als
er die wurflel verslüege. Und versluog ouch die
würffei, dass es nieman sehen sölte.' 1424, Z RB.
.Einen starken graben und dicken hag, darinnen er
[der Herzog von Burgund] me denne by drissig bücbsen
verschlagen und gericht hat.' PvMolsheim. ,Do du ...
die todten vergruobest, liessest du dein essen ston
und verschluogest sy under tags in deinem haus, daz
du sy zuo nacht vergrüebest.' 1530/89, Tob.; , ver-
bärgest.' 1667. ,Dass ein jeder fischer ... verbunden
syn solle ... zuo berbstzyten ... und hochzytlichen
tagen die tisch nit zuo verschlachen, sonders zuo den
hüseren zetragen und feil zebieten.' 1570, B (Fischer-
ordn. für den Bielersee). ,Ruser, tournoier, wechslen,
die Spuhr verschlagen, herum streichen', unter Aus-
drücken der Hirschjagd. De La Codr 1736. Bes. = under-
sohl. 3 (Sp. 407) und wie dieses zT. nhd. unter-
schlagen entsprechend, doch zumeist in weiterm S.
,[N. wird ins Gefängniss gelegt, weil er] zuogriffen
und verschlachen [!] hett etwas ysnen türlin und die
verkouft hett.' 1419, WMekz 1915. ,Das alles [die
Beute von Grandsou] sol man eigentlich in geschrift
nenien, damit das des nütz verschlagen, sunder das
alles geteilt werde.' 1476, Bs Chr. ,Aber es wart
dennocht gros guot verschlagen, das nie in die büttung
kam noch geleit ward, allermeist von frümden buoben,
die es usser dem lande vertruogen.' PvMolsheim. ,Er
hett ouch hüt verschlagen und die nit wider geben.'
1499, L Prozessakten. .Als er vor etlichen Jaren
Herren Schaffner zuo Rüti helffen tröscben. habe er
sampt den nberigen Tröschern domaln IV2 Viertel
Haber verschlagen, denselbigen sy verkouft.' 1601, Z
RB. ,Wie wollte ich dem allmächtigen Gott am
jüngsten Tag Rechenschaft geben, wenn ich den Talent
und die Gaben als ein ungetreuer Knecht verschlagen
hätte?' JGhler 1607. S. noch Bd I 1267 0.; VII 1497aL
Mit Dat. P. ,Dass der S. den burgern ir guot ver-
slagen hab, als er ir buwmeister ist gesin.' 1400, Z RB.
,Daz inen der V. zwen strängen garn verslagen hab.'
1483, ebd. ,Man hat mit den güeteren ... gemuot-
willet und den armen gar verschlagen das inen vor
allen ghört.' Zwikgli. ,Wo er gewerchet hin und
wider, habe er ir etwan ein halb elln tuoch verschlagen.'
1546, B Turmb. .[Die Müller sollen beim .Rönnlen]
dem Kunden Nichts ... verschlagen.' B Mullerordn.
1689/93; ähnlich noch 1771. S. auch Büt I (Bd IV
1918M.); under-schl. (Sp. 408). (Einem) Geld ,v.' .Der
M. [wird gestraft um] 10 pfd, umb dass er 2 Schilling
verschlagen hat.' 1379, Z RB.; vgl. Bd V 1114M. ,So
hab er sinem meister 2 fierling salz sollen kouffen,
da bab er nun einen kouft und das ander gelt ver-
slagen.' 1482, ebd. ,Dass gemelter cardinal [von
Sitten] in erobrung des herzogtuoms hätte ob 500000
ducaten ingenomraen und nit dri ussgeben und ob
200 000 dem herzogen verschlagen.' Ansh. ,[Die Ehe-
frau soll] irer bösen fulen unchristenlichen werten
abstan, kein gelt uss der hushalt verschlachen.'
1541/3, Z Ebegericht; kaum zu 6 b. ,Nit vergessen
vogt Gislers von Ure, der im Rintal gsin und offen-
lich zigen ward, dass er den 8 Orten bi 100 fl. ver-
schlagen und nit in die rechnung glait.' Vad. ,Wie er
rottmeister im krieg, habe er den knechten soldt ver-
schlagen.' 1572, Gr. Schriftstücke. ,Es were zuo be-
sorgen, sölt er [der eidg. Bote in das französische
Lager] durch Lamparten inzüben. er wurde mit den
brieten nider geworfen und wurdint dadurch die brief
verschlagen.' 1501, Z. .Ettlich habend uns unsere
brief verschlagen, damit sy mit irer practic dester bas
fürtrucken mögind.' 1572, Brief (TEgli). , Falls ein
\' ogt seine Vogtrecbnung verlöbre oder arglistig ver-
schluege/ 1752, Bs Rq. Öflentliche Abgaben, Leistungen
jeder Art. ,Wer den schuldigen Zoll abfahren oder
durch falsche Angaben, Namenleihungen oder andere
Arglist verschlagen würde.' Zollverh. 1833 (nach einer
Quelle von 1781). .Damit die göetter vor dem stab
und gericht gevertiget und nit verschlagen wärden.'
443
Sclilali, sclileli, schlili, schloh, scliluh
444
1525, B RJ[. ,Das die von Boltingen den zechenden
gäben sollen, wie m.h. den inzogen ... Wer aber dar-
wider, in straffen, als hett er den zechenden verslagen.'
1527, ebd. ,K., so den zenden verschlagen, 20 guldin
zuo buoss und straff.' 1529, ebd. ,Den 4 schiflüten
von llorges, so den zoll verschlagen, für ir buos jedem
5 fl. ufgelegt.' 1545. ebd. ,l)ass er [ein Wirt] ein
falsch Weinsiegel aus einem Hölzli geschnitten und
an etlich Fass bracht und also hieniit m. g. H. Unigeld
verschlagen.' 1570, Aar. Chr. (mod.). ,Uff das ... die 20
Pfd [liusse] nit verschlagen werdint.' 1614, B. ,[Dass
Unterbeamte] dir hinterruks Geschäfte, sogrichtlicli für
den Ambtsinann vcrwysen gewesen, item auch buss-
würdige Sachen wider ihren Eid verspriichet und dir
dem Arabtsmann verschlachen.' 1711, BSi. Rq. 1914.
,[Eine Frau beklagt sich, dass der Mann] zuweilen
verbotene Wege fahre und ihr den Ehzoll verschlage.'
SiNTEM. 1759. , Da aber Jemand Gefährde brauchen und,
es wäre gleich das Hausgeld oder den Pfundzoll hoher
Obrigkeit verschlagen würde.' Bs Mand. 1779 (.Be-
strafung Derer, so den Zoll verschlagen'). S. noch
Lob (Bd III 99.j). Verheimlichen, verschweigen;
ohne scharfe Grenze gegen das Vor. .Als die schillüt, so
das wasser ab farend, gesworn hant . . . der statt un-
gelt nicht ze verfüeren und kein ding ze verslachen,
das ungelt geben solt.' 1402, Z RB. ,So habe er ...
einem von Arow 4 pfd gelts uff ein wisen gesetzt und
die selb wisen demnach dem spitalmeister hie zuo
koffen geben und im die 4 pfd gelts daruff verschlagen.'
1486, ebd. ,Wo üch bedunken wellt, dass die hotten
der 4 Orten ... etwas [von dem .handel'] verslagen
bettend.' 1529, B an seine Boten in Z. ,[Wenn einer
der beiden Gatten stirbt, soll] das gegenwärtig Ehe-
mensch bei dem Eid erinnert werden ... alles und jedes
in Erbschaft Gehörige getreulich anzeigen und davon
Nichts zu verschlagen.' GnHald. Erbr. 1671. ,[An]age
eines Verzeichnisses] aller dieser Waaren, so hinweg
geführt werden ... damit man all wegen sehen könne,
dass keine Gefahr gebraucht und Nichts verschlagen
werde.' Z Zollordn. 1711. S. noch füren-bringen (Bd V
728). Neben verwandten Ausdrücken. ,Wann ein
Schuldenruff ergeht, soll ... der Schuldner und seine
Erben Alles bei dem Eidt anzugeben schuldig sein,
auch das sie zum Nachteil der Creditoren weder selbst
noch durch Andere auf keinerlei Weis Nichts ver-
schlagen noch hinderhalten.' Gr Ges. 1827 (nach einer
Vorlage von 1718). ,Welicher ... sölich [Wein-]ungelt
verswige oder verslüege, der sol ... umb 1 mark
Silbers ... gestraft werden.' XV., Z StB. ,N. habe mit
im gekartet und karten behept und verslagen.' 1463,
Z RB. .Die genant M. ... schumpflerte inn mitsölichen
Worten, als ob er die kuntschaft ir wüssentlich ver-
slachen und undertrucken wölte.' 1484, ebd. ,[Von
der in der Schlacht bei Grandson gemachten Beute
ist] nit der zwonzigest teil an tag komen und von
unfromen lüten heimlich über eid und über ere ver-
stolen und verslagen.' DSchill. B. ,Des usclagten
guots, so verborgen oder verschlagen were an heim-
lichen enden.' Seo. L StR. XV./XVI. ,I)ie brieff weren
vorschlagen [!] oder underdruckt' 1525, F Brief. ,Des
abts amptlüt möchtind den brief veraberwand[l]en und
villicht V.' 1532, G Brief. ,l)iewil K. in siner ambts-
verwaltung den arman [!] das ir entfrembdet, ver-
schlagen und entragen und fürer zuo veruntrüwen, zuo
beschyssen und zuo betrügen understanden.' 1540, Z.
.Abdere, verbergen, verdecken, v.; abstrudere, ver-
bärgen, verbalen, Verstössen, v.; intervertere, ein ding
underschlahen, v., verstälen, verkippen; occulere, ver-
bergen, verhalten, heimlich v.' Fris.; s. auch Mal. 429a.
.Nachdem N. . . . etlich krönen veruntruwet und ver-
schlagen.' 1547, AABremg. StR. ,lhre Wehr und
Waffen ... so sie ... versteckt, verschlagen und hinder-
halten ... nach Chur überliefferen.' Anhorn 1603/29.
.Diebstahl eines Beampteten [ist], wann ein Beamb-
teter, Verwalter und dergleichen von einem ihme an-
vertrauten Einnehmen vorsetzlich Etwas verschlagt
und veruntreuet.' SMütath 1709. ,Dass viele von denen
Zeduln, welche von den Burgern über Waaren. die sie
im Kleinen an Fremde verkauffen, den Käuft'ern er-
teilet werden, um solche unter den Toren abzugeben,
zurückbehalten und verschlagen werden, damit sie
die Abgabe eines Rappens von einem jeden solcher
Zeduln crspahren mögen.' Bs Mand. 1779. S. noch
hin-füeren (Bd 1 983). — c) v e r w e r fe n , ablehnen ; Syn.
ab-schl. Sgx (Sp. 341). ,Das si [die Unterhändler] be-
duchte, das die Aidgnossen an sölichen gebotten als
geliche, billiche gebott der herschaft und den von
Zürch gebotten betten, das sy uns mit kainem ge-
linipf die nit ze verschlachen bettln.' 1445, Absch. (G);
nachher: ,das si mit glimpf die unsern rechtlichen
gebott nit billicli verschlüegen.' ,Dass sie die ... Ver-
träge nicht mehr zu halten begehren,, sondern selbige
aufzukünden und zu verschlagen gesünet.' 1643, Bs
(jüngere Abschr.). — d) (heimlich) verlassen, auf-
geben. ,Mine herren wüssind wol, wie ir eeman ... statt
und land verschlagen.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Sy wüsse
woll, das er noch werde das Vatterlandt verschlachen
und sy und ire Kindt in Armuot und Bättelstab
ricliten.' 1612, ZEgl. D' Sehtiel v., = verschlieffen 3
(Sp. 174) Bs It Spreng (,solche versäumen, darneben
herumscbleichen, divertere schola'); G (s. auch bäte-
geren Bd IV 2037). .Weilen mehrere Buben die Schuhl
liederlich verschlagen und versäumen, daran teils sie
selbs, teils ihre schlimmen Eltern Schuld, als hat man
dieselbe samt ihren Mütteren vor Rat beschickt.' 1744,
KWiLD 1847. ,Ein einziges Mal weiss ich, dass er die
Schule verschlagen hat', sagt eine Frau von ihrem
Mann, der ausnahmsweise ihre Anweisungen niclit
befolgt hat. Sintem. 1759. In gleichem S. ,sich üs der
Schuel V.' (vgl. b); s. Bd VIII 605. .Damit sie [die
Schüler] sich nicht ... des Kilchgangs und der Schuel
entzeüchind und verschlachind.' 1599 (Abschr. von
1685), B (,Ordnung der teutschen Schuel'). Intr.
.Verschlagen aus der Schul.' Hosp. S. noch bueben
(BdlV946). — 5. verteilen. ,Die Schinder [Arma-
gnaken] haftend 20 000 in 4 hnffen verslagen.' 1444,
Bs Clir. Spez., eine Schuld (durch geteilten Verkauf
des Pfandes) auf verschiedene Schuldner verteilen Z.
so Wald; Syn. ver-schurten (Bd VIII 1314), -stössen.
Vgl. DWyss 1796, 179. — 6. a) wesentl. = er-schl 3
a) zerschlagen Aa; Bs; B, so G., S.. Stdt und It Id.
(.rumpere, conquassare'), Zyro; Gl; Gr, so D., He.
(Tsch.), Ths; G; Sch; Schw; S; Th; Ndw; Z und
wohl noch weiterhin. Stei", Zucker v. (in Bs dafür
häufiger ver-chlopfen 1 Bd 111 681). ,Die im Frühjahr
auf das Grasfeld gefahrenen [Mist-]Haufen werden mit
dem Karst g'chräuwet oder g'hacket, dann in Häufchen
zerteilt ... und schliesslich mit hölzerner Gabel ver-
schlage-.' BiRND. 1911 ; vgl. Sp.293(Bed.2czum Schluss).
Der Mättlipür [hat] der Mist verschlage", ''as'-er g''ad
445
Sclilah, schieb, sclilih, scliloh, schluh
446
w'e Staub i" der Luft umme" g'/logen ist. CStrkiff 1914.
Schölle" V., nach dem Pflügen die schweren Schollen
mit dem Karst zerkleinern ScnSchl.; Tu. Lachet ivider
en Scholle", so hart, es verschläeg-ne" en Charst nid.
ACoRR. 18(iü. S. noch schönen I (Bd VIII 8Ü7). Meist
i. S.v. zerstören; Syn.t)er-/üjeni(Bd II \\^2), -brechen la
(BdV334). G' schirr (e" Schussle", e(s) Glas, Beckeli)
V. Die cha"" Nüt a's G'schirr v., von einem Dienst-
mädchen. Wen"-i'^ nume" das Donstigs Chacheli nid
verschlage" hätt! CWeibel 1885. ,In der Eiiistel an
die Epheser: wenn-i''' hei"'chume", verschlän-i''' d'Gleser' ,
Kinderreim ZWth. ,Der Alioren [in Trunsjist mit einer
Kingmuren umgeben undderEingangmiteineraeisernen
Tor verschlossen ... Auch ist die eiserne Tür, wo den
Eingang verschliesst ... boshafter Weise verschlagen
worden.' JvWeissenfluh 1850/1. De" Stecke", Liniäl
an Ei"'m v. Th; ZSth.; s. dagegen Bd I 28o. Die Wild-
heuballen, die in die Tiefe geworfen werden, müssen
,stark gemacht sein', sonst ,verschlägt es sie' GbElm.
RA. Das hat au"'' de" Schlitte" verschlage", bat Un-
glück gebraclit, der Sache den Garaus gemacht inTn.
'shät-em de" Schlitte" verschlage", es ist ihm sclileclit
gegangen, zB. von Einem, der in Konkurs gekommen
ist Sch; ThMü. De'' se'b Blödsinn [eine unglückliche
Zeitungsnotiz] verschlöt-mer de" Schlitte"! klagt ein
Wablkandidat. AHugkenberger 1914. ,Versclilagen,
zerschlagen, contundere.' Denzl. 1677. 1716; dafür
.zerstossen, zerstampfen.' ebd. 1666. ,Icb wolte das-
selbe [ein Stück Gestein] auf einem dicken Stück Glas
mit einem eisernen Hämmericin verschlagen.' JGSulzer
1743. ,Dass ... da sie ibme heimleuchten wollen, drei
Burgerssöhne auf sie hergelaufen kommen und ihr die
Laterne verschlagen.' 1754, Z. ,[Gast zur Wirtin:]
Kreuzfluch! Wir verschlagen dir Stuhl und Bank und
Tür und Fenster und allen Teufel zusammen !' Ambiüil
1781. ,Wenn ihr mir Alles verderbt und verschlägt
und das Oberst zu unterst kehrt.' ebd. Insbes. vom
Hagel Aa; Ap; Bs; B; Soh; Th; Z und wohl weiterhin;
vgl. schlahen 4 (Sp. '297/8). De-- Hagel (oil. 's) hat Alls
verschlage". We"''s de"" [nach einer Zeit des Wachs-
tums] i" Alls tuet hagle", we""'s Alls verschlät. Loosli
1911. S. auch Bd VII 156u. ,l>aruft' [sei] ein gross
Wetter kommen, das Alles verschlagen am Metten-
berg.' 1601, ApI. ,Zue Waldhütt'en habe er mit 2 seiner
Gespanen einen Hagel gemacht, die Birnbaum zue ver-
schlagen.' 1642, AAlSremg. Turmb. .Den ... 19. July
schlueg der Hagel die Käben gar schädlich, insonder-
heit ennert der Thur ... bats die Reben und Frucht
Alles verschlagen.' 1666, Th Bauernchr. ,lhr Werkli
sie nit also wüest verschlagen wie anderer Leuten,
doch habe der Hagel es auch umb Etwas getroft'en.'
1695, ADettl. 1905. ,Ungewitter. Zu Regenstorf hat
es die Käben im Zubacher gänzlich verschlagen.'
Maao 1790. Von Körperteilen. !''• ha"(-mer) 's Chnü
verschlage", beim Sturz. Das Hleiteli ... isch du' no'''
g'stolperet und het d's Chini verschlage". EVVüterich-
Muralt. Wenn d' nor de" Grend verschliegist ! AaF.
Dere" Frau muess-me", ue""-si g'storben isch, de"" no'''
der Ghifel rerschlä", süst mofflet-si no''' lang BHuttw.
Häuüg Ei"'m defrj Grind v. Wc''"-de's [ein Mädchen]
hättisch la" hocke", su hätt-i''''-der uf mi" türi Gottsei
der Gring verschlage". Loosli 1921. We"»-me"'s nit
mit Disne" [einer politischen Partei] het, verschld"-si
Ei-m no"'' d'Gring^. JReinh. (Dekl.). Ei"'m 's Füdli"'' v. ;
s.Bd III 10-24 U.1025O. S. noch Bd VIII 973o. MitAkk.
P., verprügeln Aa; Ap; BG.; GrD., He.; Sch; Th; Z;
Syn. er-schl. la {S]). 418). Verschlach-e"! A\F. We""-
mer e'sö tö" hetti"d tvi'>-n-er [= ihr], de"" Vatter hetti's
verschlage", ebd. D' Frau v., von einem Ehemann Z.
Eine" verchnütsche" u"'' verschlä". Loosli 1921. Er hat
si" Chind elend verschlage" ScuK. 6» hV" enan''ere'' blustig
verschlage". Barnd. 1911. S. noch ver-reckt (Bd VI 812).
Hät-er-mi'''' no"'' ine (Hätmi''' DU'' no''' gar) ver-
schlage", Varr. des Anzählreims Sp. 278M. Aa und It
EStoU 1907; RSuter 1915. Eine" v. wie d's ehalt Jse*
(s. Bd I 536), dass Schtcarte" chrache" GrD. (B.). Eine"
(Öppis) z' Fetze" ( A p), z' Hudere" (s. Bd 1 1 148), z' Hudle"
(Z), z'Hudle"s(BK.), z'Chrüt(Xk; B; Z; s. auch Bd III
885o.), z' Lumpe" (s. Bd I 1148), z'Mues (ebd.), z' Murz
(s. BdlV433) und z' Fetze", z' Dreck (BE.), zum c"
Dreck (AaF.), rübis und slübis (s. Bd VI 76) v.
Z' Hudle" verschrisse" m""* z'Fetzne" verschlä' FJ. Dö
ist er in e" Täubi i"he" cho", er hätt am liebsten Alls
z' Hudels u"'' z' Fetze" verschlage". SG feller 1911.
.Innerrhoder sollen vor einem Gefechte gesagt haben:
Chö"d s', so flächi''d-mer, chö'd s' nüd, so stön-mer
bockstüll, ond wenn s'-is [= uns] z' Fetze" verschluegi"d.
ATobler 1902. S. noch Serwiss (Bd VII 1343). M^ie
's Ammei g'seht, ''ass Alls use"g'rümt und verschlagen
isch [nacli einer Schlägerei in einem Tanzsaal],
nimmt's d' Bassgigen und . . . i^erschlöt-se z' Chrüz-
stückene". Schild 1885. Intr., zerbrechen; s. Ge-rechtig-
keit (Bd VI '234). — ß) erschlagen Ap; GRh. Sonst nur
in Verwünschungen, mit Bez. auf den Blitzschlag.
Wennen no' 's Donderwetter verschlieg ! ThMü. Wenn-
di''' "umme" 'shailig Donnerwetter rerschlieg! Bs. Da
soll-mi''' d'shäilig Donnerwetter verschlä"! Bärnd. 1914
(BS.). Jez soll de"- Himel vo" z'oberst bis z' widerst ver-
rissen und das V'g'süfer mit ''em Donner verschlä" und
rerfetze". PHaller 1916 (Aa). — b) , schlagend' ver-
brauchen, a) für Hufbeschlag. ,Ussgen 4 lib. 2V2 ß
Simon Schinid am Renweg, band die Eidgenossen ver-
schlagen.' 1489, Waldm. .3 p umb 1 nüw rossysen
zuo Mellingen verschlagen.' M. XVI., .\aB. Baumeister-
rechn. S. noch Ge-Ieits-Bott (Bd IV 1887). — ß) für
Schlägereien, Kaufhändel (infolge der zu zahlenden
Busse, Entschädigung). ,Die selben güetter haut dy
fryheit, daz die nieman mag ferstechen noch ver-
schlachen, und was einer tuet von frefenen oder tot-
schlag, so mag er die [!] güetteren nüt enfrömdet werden,
wen er dem gotshus ierlich sin zins rieht.' UwStans
Offn. M. XIV. ,Wievil ein frow irem man verschlachen
ald verscbwetzen möge [Überschrift]. Es soll und
mag ouch ein frouw irem man nit mer verschwatzen
noch verschlachen dan 18 haller; was sy darüber ver-
schwätzt oder verschlacht, das soll sy uss irem guot
bezallen.' ZKn. Amtsr. 1534 (Abscbr. von 1601); über-
einstimmend ZReg. Herrschaftsr. 1538. ,0b ein man
etwas V. ald verbüessen oder sonst etwas mit fräfel
on der frouwen schuld verwürken wurde, das soll sy
zuo bezalen ouch nit schuldig syn.' um 1550, Z. ,[Als
N.] in zum andern mall anzogen, ob er einen schlachen
dörffe, do sige er vom tisch uftgestanden und d ürten
von dem wirt erforderet, ouch darby geantwurt, hin-
weg und nit mer alda zuo bliben, dan er vill mer
gsinnet, sins zuo vertrinken weder zuo verschlachen.'
1560, ZKyb. ,Was ... der Mann wehrender Ehe ver-
bürget, verschlagen etc., solle das Weib nit entgelten,
es wäre denn Sach, dass sich erscheinte, dass er zu
verschlagen Ursach gehabt.' GRHald. Erbr. 1671.
•147
Sclilah. schieb, schlih, schloli, scbluh
448
,Wann der Mann die Schulden iiit selber zu bezahlen
bette, sollen der Frawen Erben dieselben helfen
bezahlen nach Landtsrecht, vorbehalten Spillgelt,
Bärgschaft und was man verschlüge oder verhuret.'
Gr Landsatzg 1713; wesentl. übereinstimmend GRChur
Erbsatzg 1740; Gr Ges. 1827; s. auch die Fassung von
1518 unter ver-haderen (Bd II 982). S. noch durchen-
richten (Bd V1444o.). Erweitert: ,B. het gerett zuo
der 'f., sy si ein böse frow und er welle ouch ein
guldin an ir verslan.' XIV. /XV., L Ratsprot.; vgl. unter
a. ,üas sin mit einem v.' ,Zuo letst wurde im [im
Brettspiel] des H. knecht fünff angster schuldig ...
Der gebe im fippige wort daran. Zuo dem redte er:
ich wil das min nit mit dir verschlachen, gienge zuo
dem Stubenmeister, seilte im sölichs und hätte inn,
das er im hulife, das er bezalt wurde.' 1461, Z RB.
S. noch usen-schl. (Sp. 431o.). — f) übh. vergeuden,
verschwenden Aa (H.); Ap; BE. (CWeibel 1888); Gr
Gast.; GG., T.; ScHwMuo.; Z; Syn. ver-jagen 3 (Bd III
17), -chlopfen 1 (ebd. 670). -butzen 3 (Bd IV 2023), -tuen.
(D')s Gelt V. Die Buebe" verschländ Ei"'m doch au'''
es Sünde"geld! Sch*Muo. Er hed Alls im [Wirtshaus
zum] Ochse" cerschlage" ApStein. [Mann zur Frau:]
Wen" d' niid üfhörst zanke", verschlön-i''' hinlct no''' e"
par Franke"; j'* spüele" abe" de" Verdruss. EFeurer.
— c) zu Ende schlagen, von einer Glocke, Uhr. Wie
's Knglefi verschlage" het, chtint grad der Mön über
's Bord ueche". Bund 1920 (B). ,[Üie Stadttrompeter
auf dem ,nüwen turuv sollen] die stunden angents,
sobald die stund verschlecht, mit den trommeten melden
und jede stund, als vil es geschlagen hat, blasen und
so mengen streich tuon, als vil die gloggen je ge-
schlagen hat.' 1543, L. — Ver-schlahen n.: zu
Bed. 4bß. ,Ananie und Saphire v. ist kein gelübd-
bruch gewesen, sonder ein glyssnery.' Zwingli (BDisp.
1528); nach Apostelg. 5, 1 (f., wo .entwenden.' 1530,
ZBib. .[Dass Jeder] den zenden und ouch piimitz und
was ein jeder andern schuldig ... volkomnienlicb, on
einichs verschlachen ussrichte.' 1529, B Ref. ,l)as
verkippen und v., diebstal, suppressio.' Fris.; Mal. —
ver-schlage°. in ScnRamsen flekt. ver-schläne'' usw.:
1. a) zu Bed. la. , Einige raten, sie [die Erdäpfel] in
verschlagnen Fässern aufzubehalten, wo sie bis in den
April gut bleiben.' Gr Sammler 1779. S. noch Bd VI
812 u. ,Aigleuces, semper mustum, verschlagener, ge-
fangener, süsser Wein.' Denzl. 1677. 1716. , Mustum,
quod durante fermentationis actione nulli spiritus ob
denegatam omnem viam avolare potuerint, abibit in
vinum tanto generosius, fortius, excellentius ... Pro-
ductum ab hac circumstantia et procedendi atque se
producendi modo vocatur: ein verschlagner Wein.'
ÜEN. 1710. ,1 Fässli verschlagnen Wyn ganz voll;
1 Bappisserfässli Strauwyn, verschlagener von 17'24.'
17'25, ZZoll. (Herbstrodel). Wohl hieher: ,In der
kanimer in dem grossen verschlagnen kästen ... ein
rouchfarw schaniloty messgwand.' 1528, ZBub. Inv.
— b) zu Bed. Ib. .Verschlagner Wind' Aa (Rochh.);
vgl. Fischer II 1303. .Verschlagne Luft', Stickluft.
ebd. — c) ,was versitzen bleibt, eine unförmliclie Breite
hat. nicht aufgeht, zB. von missratenem Backwerk B;
VC"; L (Ineichen). Vgl. Bd V 9'24M. — d) zu Bed.
Ic. ,Ein bull, darinn den verschlagnen kirchen das
interdict relaxiert... wani.' Wükstisen 1580. — 2. a) zu
Bed. 4 b. o) eig. ,V., verborgen, delitens, abditus, ab-
sconditus, abstrusus, occultus. conditus.' Fris.; Mai,.
.Unser widerteil von Solothurn [hat] uns verklagt ...
wir heigen ein versclilagnen züg im wald gebept' 1534,
Absch. (S). .[Die Verteidiger machten einen .\usfall]
und ylten den flüchtigen nach, bys sy für die v. rot
komen by der sandgruob in der gass.' CSuter 1549;
vorher: .[Die Feinde] schluogent ein heimliclie halt.'
,Den selben [den Münstertalern] ein Haubtman geben
ward von Zürich ... der die 300 Man von Hallenbart
und Büchsen vorführt, den Feind ausspecht als mit
verschlagnen Füchsen.' 1654, Z Gedicht (Ziiisli 1911).
Zu 4bß. ,Wer, daz kein fischer, der fisch bette, inen
[den Boten der Herren vHallwil] verseite uud inen
nit geben wölt, findent sy denn die verschlagnen fisch,
die mögend sy nemen und inen darumb nütz geben.'
ÄAHallwil Seerecbt 1419; vgl. Sp.'441u. ,Sölicbe vcr-
swigne und verslagne leben.' 1494, Z RB. ,Wann ein
person im hoff mit todt abgadt, so nimpt ein herr
tuombpropst vom man das best boupt, so verlassen
ist. und ob das best v. wurd und demnach söllichs
erfunden, sodann soll dasselb v. houbt zuo sambt dem,
so ze vaall gegeben ... ist. verfallen sin.' TnPfyn üffn.
1502/72. .V. guot'. auch im weitern S. von herrenlos.
,üb versl. oder verhalten guot alda [zu AABremg.] sieb
zevinden begeben wurd. sollte von den von Brem-
garten an iren amptman den vogt von Baden nit hin-
getan noch vertädingot werden.' 1481, Absch. Dass,
ungeachtet .alles versl. guot für malefiz gehalten wird'
und dem Landgericht zugehören soll, die 7 Orte die
1000 Gulden pfalzgräfliches Geld, die hinter dem von
Landenberg gefunden worden, sich allein zugeeignet
und verteilt haben. 1511. ebd. ,M. h. vernemint, wie
etlich den zenden nit ufi'gestelt. Das sy den ufstellint
wie von alterhar, oder straffen als v. guot.' 1529, B
RM. , Ferner competiren denen regierenden Orten der
Graifschaft Baden ... folgende hohe Regalia: ... Die
.Adespota oder alles gefundene und verschlagene Gut,
als die in der Erden gefundene Schätze und andere
dergleichen Bona vacantia.' Streitschrift 1713. .Adv.
,V. oder verborgen aufl' einen warten und in anfallen,
esurgere ex insidiis.' Fris.; Mal. ,[Sie] konntend in
vilgedacbter Rebellion so v. fahren, dass er Nichts
vernara.' 1645. ZKyb. ,V-er Wis' (vgl. das Folg.):
.Dass Eines dem Andern sein Gelt nicht abnehme,
so es seiner nicht zur Ehe begehrt, und Der, so einer
Weibsperson Gelt gibt, auch kein Gefahr darinit
brauchen und nicht etwann unter dem Schein eines
Glückpfennigs in dies oder jenes Kleid oder ander ver-
schlagner Weiss Gelt ausgeben und folgends ein solche
Person um die Ehe anziehen tüege.' ApA. Ehegerichts-
ordn. 1655. — ß) uneig., wie nhd. verschlagen Aa;
B; Gr; Sch; Th; Nnw (Matthys); Zc; Z; Syn. ab-ge-
schlagen Id (Sp. 348). De'' Ma"" ist e"chU" v., tunkt's-
mi''' ScuR. In der ä. Spr. auch etwa ohne ungünstigen
Nbsinn. ,Callidus. in Sachen geüebet, verschmitzt, v.'
Denzl. 1666/1716. .Doch glaub ich nicht Alles, was
man mir tut sagen, die Züricher sind listig, die Berner
v.' BADER-Lied 1714. , Still und v., das gesetzteste
unter allen (meinen Kindern] bist du, kleine Anfälle
von boshaften Neckereyen und Stettköptigkeit aus-
genommen. Du ... schwatzst immer minder, als du
denkst.' UBrägger 1789: S. noch setzeniBi VII 1613u.).
.\ttr. Das ist en verschlagne Kärli, me" brächt Nüt
us-em use" und wäm-men-e" verschlieg. Messikommer
1910. ,Cercops. ein v-er, betriegischer Mensch; o mira
calliditate virum. o wie ein v-er Mensch!' Denzl.
449
Sclilah, schieb, schlib, schloh, sctiluh
450
1666/1716; s. noch Häl-Chatz (Bd III 592). ,Er habe
gemeint, der Knab sollte ein v. Herz und verschlossnen
Mund haben, seye aber ein ohnwirscber Hund.' 1699,
Z. Er hed e" verschlagne" Chopf, aucli mit dem wort-
spielenden Zusatz (vgl. 3a): Er ist e'"möl dur"''
d' Stegen ab g'heit L (Ineiclien). ,V-er Kopf, sihe listig.'
llosp. In Alles kan sich da Herbetslecker [der kleine
Isaak] schickä, er kan schon Bilrstä hindä und Schue
fiickä. Er hat ä recht verschlagnä Kopf. Tyrolersc.
1743. Von Handlungen: ,Aus discm Verlauf... er-
sclieint sich ... was für arge v-e untrewe Sachen und
Anschlag [die evangelischen Orte] wider uns anzettelt
und gestiftet, ja schon würklicb verübt habend.' 1655,
Absch. — b) Verstössen. ,So ist ein grosser Under-
scheid under den rotzigen Schafen und under den
rotzigen Pferden; diese seind verschlagen und werden
nicht geduldet, allein jene lassen die Schäffer under die
Waide gehen.' EKöNin 1706; kaum zu 1 a. — 3. a) zu
Bed. 6a. Von einer scliartigen Sense FJ.; Syn. wider-
litet (Bd 111 1566). ,Wüest Verschlagnigs wandert [aus
der Dreschmaschine] in die Mihi.' IÜrnd. 1914. ,Alt
T. Mettal, 80 in einem Fässlin . . . beisammen, wigt
netto 9 Centner.' 166'2, Bs Zeugiiausinv. ,NN. habend
... in dem Schopf zwei alte verschlagne Keder ge-
funden.' 1741, ZGrün. /<•'' ha" d' Hand ganzi ver-
schlagni g'ha" FJ. EfnJ (ganz) v-C Grind. Verschläni
G'sichter ScuRamsen. So hend s' üsg'seh", so v. und
wrblüetet, sagt Jnul vor dem Bilde des Rückzugs von
Marignano. JBührer 1918. — b) uneig., zerschlagen,
müde Bs; B, so E., S., Stdt; L; G; Tu; Zn; Z; Syn.
ge-schl.la^, ab-ge-schl. Ib, er-schl. b (Sp. 3'29. 347. 420).
Verschlag (ejni Glider. Der Scheggi de'' göd e'sö lamc
im Zug, 'sisch Alles v. und müed, vor einem Gewitter.
ZvBöRi. Er sig gäng ifsö müede'-n-u"'' verschlagne'', das'-
es-ne" tüech, rven"-er nume" gäng chünnt lige". l.oosi.i
1910. Auch in psychischem 8., niedergeschlagen Zg.
Müed und v. sitzt-er [ein von Heimweh Geplagter]
i"'s Egg. AUorr. 1860. Trürig und v. isch-er [der
bei seiner Heimkehr mit Vorwürfen empfangene In-
valide] tvider zur Wegmüli aben und der Stadt zue
g'wanderet. RvTavel 1904. — un-: 1. unversperrt,
unverhindert. ,Üer weg sol ... beliben u. und offen
den von Lengnang und allermenglichen.' 1358, AaKI.
(JHuber 1878). ,Das sy Hansen Clinpeter syn ross
getöt und hiemit alle recht, oucli frygheit offener rychs-
strassen, die menklichem sicher und u. syn sollen, ver-
brochen.' 1561, Z RB. S. noch verschalten (Bd VIII
715). — 2. ,incallidus, u.' Denzl. 1666. — AhA.ßrslahmi
(auch uiißrslagan), mhd. versiahen (auch unverslagen) ; vgl. Gr.
WB.XIIl, 1085/92; Diefeub.-Wülcker 565; Schal.»!! 515/6;
Martin-Lienh. 11458/9; ChSchmidt 1901, 400/1 ; Fischer II
1301/5. Die am stärlisten entwickelten Bedd. 1 und 4 sind in
einigen Anwendungen nicht sicher gegen einander abzu-
grenzen; 2 und 3 sehliesseu sich eng au 1 au. — ,V er-
schlagen h ei t f.: Listigkeit, calliditas, astutia.' Denzl.
1666/1716. — Ver-schlahnuss -schlachnuss BR. (PI.
-i), „-schlagnuss B" (St.'), ,-schlagniss' — f.: 1. zu ver
sohl. Ib, Leibesverstopfung BR. 2'* ha" scho" lang
geng es färchterli'''s Büchue »"«' da seid der Dokter,
es sig e" settegi Verschlachntiss. — 2. zu ver-schl. 4b.
.Aufrichtig, offenherzig, ohne Verschlagnis.' AKvb.
1753. Insbes. „Verhehlung gewisser Beschwerden
eines Gutes, die darauf haften, bei dessen Verkaufe B."
,Dass seit Aufrichtung gedachten Urbars [1618] ein
Jeglicher nach Belieben kaufen, verkaufen, tauschen
Sohvrelz. Idiotikon IX.
und handeln mögen . . . woraus dann eine vielfältige
Zerstückelung der Güter und der Bodenzinse, Ver-
wirrung, Unordnung und Verschlagniss vieler lehen-
pflichtigen Stücken entstanden.' Glor 1835 (nach älterer
Quelle). ,Verschlachnuss und deren Straff [Über-
schrift.] . . . Welcher dem Anderen einich ligendes Gut
... für frei, ledig und eigen verkauft ... das aber zu-
vor Anderen versetzt oder sonst beschwärt war ...'
SMdtach 1709. ,Um ... bei Geldaufbrücben alle vor-
setzliche und unhewusste Verschlagnissen zu ver-
hüten, soll in Zukunft Jeder, der sein Gut durch einen
Geldaufbruch verpfänden will, verbunden sein, sich
acht Tage vorher in der Gerichtschreiberei ... anzu-
melden und daselbst aufsuchen zu lassen, ob das zu
verpfänden vorhabende Gut nicht etwa würklich ver-
haftet seie.' 1796, BSi. Rq. 1912. , Defraudation.' Rochh.
— Stur-V.: Steuerhinterziehung. ,Die Berner Re-
gierung klagt auf Steuerverschlagniss durch den ge-
storbenen B. und verlangt eine bedeutende Naclizah-
lung.' Dan. (aus einer Zeitung). — Ver-schlahungf. :
1. zu ver-schl. 1, Ver-, Absperrung. ,Iiiterclusio, v. des
atems, so einem der atera gstadt, erstickung.' Fris.;
,die V., interclusio.' Mal. ,SoviI ... antrifft Verlegung
oder verschlachung der strass, solche uf und dannen
zetuon, mögent die von Roschach an acht Schilling
gebieten.' 1559, G Rq. 1903 (Schiedspr. der eidgen.
Boten). Zu ver-schl. Icf, s. d. (Sp. 439u.). — 2. = Ver-
schlahnuss 3. .Wenn der Kaufhausdirektor irgend...
eine Anzeige erhält, auf die man sich verlassen dürfte,
dass eine Veruntreuung oder die Verschlagung irgend
eines Gefälles vorgefallen sei, so ist er begwältiget,
die erforderliche Untersuchung anzustellen.' S Kauf-
hausordn. 1815. ,Die herren von Luzern habent ditz
jars vil zwytracht mit iren bürgeren und dem land-
volgk ghept, und haltend ettlich des rats mit ver-
schlachung der pension und anderen saciien unerbar-
lich ghandlet.' 1569, WSchodol. Tgb. ,Dass die Präfei
und Confiscationen von grossen schweren Sachen als
crimine lesa; maiestatis, Verrätereyen, von Ver-
schlachung Gleits [einer Art Zoll] ... herfiiessende,
ihr Gn. heimdienen sollen.' 1676, Aar. StR. (B Gut-
achten). Auch 1614, B. — Spätmhd. verslahunge; Tgl.
Gr. WB.XIIl, 1092. — Kilc li (en)- V.: Kirchenbann,
Interdikt. ,Uf das [den Mahnbrief] soll ufgan die kilch-
verschlachung, zu latin interdictum.' XIV., Wurstisen
1779. ,Das urteil des bans ald der kilchenverschlachung
... ze verkünden.' XV., Z (Übers, einer Bulle Inno-
cenz IV.).
für-, neuer (in der ä. Spr. seit dem XVIII.) vor-,
nur in Bed. 4 mit ursprünglichem .vor-'; in Bed. 3ba
mit ,sein', sonst mit ,haben': 1. vor Etw. oder Jmd
hin .schlagen', a) eig. ; vgl.: .Barren, ein holz oder
stäcken etwarfür g(e)schlagen, mora.' Fris.; Mal.
.Vorschlä", vor Etw. hin einrammen' Ndw (Matthys).
,Uff das der N. einen grossen stein erzuckte, wurffe
den frävenlich zuo ir [ans Fenster hinauf] also, wo
sy nit bald den laden fürgeslagen, er hette sy oder ir
kind erworffen.' 1485, Z RB. .Eine britschen fürschl.';
s. Bd V 1023o. (1515, Aar. StR.; wechselnd mit ,zuo-
tuon'). Mit Dat. P. : .Einem den fuoss fürschl. und
zeboden feilen, mit fürgehaltnem fuoss feilen, sup-
plantare.' Fris.; Mal. , Fürschl. mit etw.': .Pancratium,
ein gschwinde Gattung zeringen, da einer alle list
braucht, als mit dem fuoss fürschl. oder mit den armen.'
Fris. — b) in nnsinnlich(er)e Bed. übergehend; meist
451
Sehiah, schleli, schlih, schloh, schluh
452
mit Dat. P. a| vorführen, übergreben. Von Vieh. ,l>az
zuo inen [zwei Metzgern, die gekaul'tes Vieh nach
Hause treiben wollten] kamen NX., sprachen, si hettin
etlich stier under ir vich gebunden und hätten si, daz
si die selben stier mit ir vich triben. [Nachher sagt
der eine Metzger:] Erber lut liant ans vich für-
geslagen, von der [= deren] bett wegen haben wir es
getriben.' 1402, Z RB. Spez. = ,für den hirten schlahen'
(Sp. 310). .Jede Geiss, die, ohne dem Hirten vor-
geschlagen zu sein ... auf verbotenem Boden gefunden
wird, wird in den obrigkeitlichen Pfandstall gebracht.'
Gr Sammler 1808. ,[Der Hirt soll schwören] der herte
vich, so im fürgeschlagen und bevolchen wirt, gewar-
samlichen zuo hüeten.- 1580, AARh, StR. ,[Der
Schweinehirt von ZKlot. sagt aus] wie dann er an
einem morgen mit den schwineu ussgefaren und N.
ime das schwin ouch förgeschlagen, habe er heitter
gesagt, sy die hirtten sollind im sorg zuo dem schwin
haben.' 1559, Z. Abs.: ,\Vem das vech also gelihen
wirt [als dem von Gemeinde wegen bestellten Hirten],
dem sol menglich fürschl.; welher im aber nit für-
schl. wil, der sol sin vech sonst versorgen und dem
hirt den Ion nütz desterminder geben.' 1420, G Rq. 1906.
Im Rechtsbrauch; s. unter cß und ■;. — ß) vorzeigen.
,[B., der beschuldigt ist, aus einem Kass des A. dessen
Zeichen in betrügerischer Absicht herausgeschnitten
zu haben:] Er täte im unrecht ... er wölt im das vas
fürslachen, das man wol sieht, daz ich dir din zeichen
niendert hab usgehouwen.' 1424, Z RB.; nachher zeigt
A. dem B. das Fass. — y) anbieten, in Aussicht
stellen. ,Pr8emium proponere, fürschl., darbieten.' Fris.
,[Die Vennerkamraer soll untersuchen] was und wie
vil gnots N. niinen hern fürschlache, ine sampt siner
husfrouwen in den spital zuo Thorberg zuo pfrüenderen
anzuonemmen.' 1580, BRM. Zum Kauf anbieten; s. an-
schlahen II (Sp.SSba.: 1636, Z) —8) vor Augen stellen.
,Spem proponere, ein hoffnung geben oder fürschl.'
Fris. (.Mahnend, drohend) vorstellen, vorhalten. ,Das
gsatz schluog er mir für', der verlorne Sohn dem Vater,
der ihm sein Erbteil nicht herausgeben wollte. GBinuer
1535. ,[Als 1454 die Österreicher Schaffhausen wieder
zu unterwerfen versuchten, wagten die Bürger keinen
Widerstand, verlangten aber die Bestätigung ihrer
Freiheiten.] Welches aber die österichischen Depu-
taten oder Abgesandten nit zulassen noch annemen
wollen, sonder haben ihnen erst wytere Articul und
Betrowung fürgeschlagen, im Faal sie nit gehorsameten.'
RCts. — e) (vnr-schl.) wie nhd., einen Vorschlag
machen, wohl allg.; bes. auch in der Amtsspr. ,Vor-
schlä", consilium proponere.' Id.' B. ,Wie man der
Landsgemeinde Etwas vorschlagen möge [Überschrift].'
ApA. Verf. 1854. ,Die mittel, so durch min herren
gemein Eidgnossen . . . fürgeschlagen sind.' 1476,
Absch. .[Zur Schlichtung von Streitigkeiten] habend
wir [Eidgenossen] der benempten herschaft von Öster-
rich um alle ir Zuspruch ... dryg gar redlich from
fryg richstett ... fürgeschlagen ... und um unssere
Zuspruch ... niöcht uns die herscliaft darschlachen dry
fürsten.' Edlib. , Haben wir ... uns entslossen, dass
wir die artikel, so die früntlich mittler und under-
tädinger Underwaldschen spans halb fürgeslagen und
gestellt, annemen wellen.' 1529, B Ref, ,So nun in
denselben [Friedens-]artikel des Underwaldischen
handeis halb uns die wal fürgeslagen, den früntlich
oder reclitlich lassen ussfüeren und zerleggen, haben
wir das recht angenommen, also dass die schidlüt
darumb rechtlichen ussprechen sollend.' ebd. ,Eim
ein ding oder einen stand fürschl., etwas antragen,
conditionera alicui proponere.' Fris.; Mit ; ähnlich bei
Denzl. 1666; Hosp. S. noch Bd VI 845M.; Sp. 194u.
230o. Insbes. von Wahlvorschlägen, allg.; Syn. dar-
schl. Si händ de" N. zum Bresident, Weibel [usw.]
lorg' schlage". ,[Die Gemeinde soll] runen unib einen
vogt ... und mir [dem Vogtherrn] dryg fürschl., da
mag ich under den drygen nemmen, welchen ich will.'
ZAlt. Offn. 1502. ,So er [der Gerichtsherr] eines Vogts
notürftig ist, so soll ihme eine Gemeind drei Mann
fürsclil., darvon soll ein Vogt genommen werden, und
gefalt under den Dreyen dem Gerichtsherren Keiner,
so soll der Gerichtsherr der Gemeind Drei fürschl.,
darvon soll ein Gemeind ein Vogt wehlen.' TaNeunf.
Offn. 1523 (.\bschr. von 1697). ,[Es sei] in einer graf-
schaft Togkenburg der bruch, was von jeder gmeind
fürgeschlagen, es sye animan und weibel, das alwegen
die amptlüt einem herren söllichs zewissen tond,' 1557,
GT. Rq. ,0b man ... andere an ihre [der bisherigen
Räte] Statt hinwiderumb fürschlagen heissen [wolle].'
1605, üwE. TR. ,Und sollend ... durch unseren Ambts-
raan und die Landlüt zwen tugenlich Menner ... uns
fürgeschlagen werden, us denselben einen [zum Haupt-
mann] zu erwöUen.' 1653, BSi. Rq. 1912. ,Und wenn
... im ersten Mahl nicht Fünf vorgeschlagen wurden.'
17'28, AABr. StR.; gleichbed. ebd. ,in die Wahl geben,
schlagen.' S. noch Sp. 230 (mehrfach). ,Umb einen
f.': ,Diewyl herr N. sines dientsts und predigampts ...
stillgestelt ... sollend die herren examinatores ...
umb einen andern predieanten fürschlachen.' 1580, Z
RM. ,F, mit der Stimm': ,Item es mag ein Herr von
StGallen ... das Gericht zue Stainach im Jahr ainest
besetzen ... dergestalt, dass die Nachpuren zue Stai-
nach ainem Herrn von StGallen vier erbare Gottshaus-
man fürschlagen mit der Stim.' 1509, G Rq. 1903 (Ab-
scbr. von 1639); nachher , fürschlachen'. — J) refl.,
sich vornehmen. ,Im selbs ein Satzung fürschl., legem
sibi statuere,' Fris.; Mal. .Sibi legem innocenti» indi-
cere, sich zuo Unschuld verbinden oder im selbs ernst-
lich fürschl., Unschuld zehalten.' Fris. — c) spez. in
der Rechtsspr. a) einen Übeltäter (samt seiner Habe)
dem Kläger ausliefern, zu eigenmächtiger Bestrafung
übergeben. ,[Wir] möchten ouch wol lyden, daz sollich
orenträger [Verleumder bernischer Untertanen] mit
der warhcit umgiengend und uns oder der unsern ver-
clagten förgeschlagen wurden, sy rechtlich darumb
fürzevordren.' 1528, BRef. (Ban L). ,[Ein Angeklagter,
der sich weigert, vor Gericht zu erscheinen, soll
schliesslich] dem höuscher und ankleger ... für-
geschlagen [werden] zuo holz und veld, und wie dan
mit im harin gehandlet wirt an sinem lib und guott,
das sol also von menklichem ungestraft hüben.' 1533,
BSi. Rq. 1912; vorher ,zuoerkent werden.' Wenn eine
Frauensperson einen Totschlag begeht, soll ,ein herr-
schaft die straffen und nitt den fründen der lyb für-
geschlagen [d. i. zur Blutrache preisgegeben] werden.'
1553, BRM.; häufiger dafür: ,den lyb erlouben.' [Aus-
schüsse der Leute von Tscherlitz und Grandson, die
von Böswilligen aus Rache schwer geschädigt worden]
bitten, die Ordnung, welche im Kanton Bern bestehe,
auch bei ihnen einzuführen, nach welcher ... die Täter
... im Falle der Entdeckung ihnen , vorgeschlagen'
sein sollen. 1729, Abscb. — ß) dem Einzieher des
453
Sclilah, sclileh, sclilib, schloh, scliluh
454
.Falls' (s. Bd I 735, Bed. 2d) die fallpflichtige Habe
(insbes. die Viehhabe), auch nur die zu entrichtenden
Stücke vorführen bzw. vorlegen. .Wenn euch eins
harren aninian einen vall von eins herren wegen vordert
[so soll man das hinterlassene Vieh] one als versagen
fürtriben, da sol dann ein animan das best hopt ...
nenien. [Ist kein Vieh vorhanden] so sol man dem
aniraan an der varenden hab ... zoegen und fürschl.,
da sol der aninian das best ... nemen. Da so ist man
nit schuldig, dehein harnasch, hew noch bettgwandt
für zu schlachen, noch schuldig sin, für ein vall zu
geben, ob er anders hette ... Were euch, das dem-
selben amnian vich oder anders verseit wurd, so mag
der selb animan das, so inini fürgeschlagen ist, nemen
und nüt desterminder dem bessern val nach fragen
bis an eins herren gnad.' XIV., SchwE. Hofrodel
(Weist. 1 154); eine spätere etwas abweichende Fassung
s. ScHw Rq. 45. S. noch Bd I 736o.; IV 11 (Meier). —
Yl im Pfändungsverfahren, dem Gläubiger. Weibelt
Pfänder vorzeigen und anbieten (Syn., Pfand zeigen' BdV
1138M., .dar-schl.'); tw. dem Arrest- bzw. Konkurs-
verfahren (wofür ,Bott anlegen, tuon'; , verbieten' ua.;
s. BdIV1874tt". 1894 ff.) ausdrücklich gegenüber-
gestellt; vgl. dazu Bd V 1137 ff. 1148M. (.pfänden oder
verbieten'), zum Sachlichen bes. Aar. StU. '24t) f. 308 f.,
sowie ZfsR. VI13ff. 117 ff. .Wölte man inen [dem
.keller oder kararer' des Propstes] nit pfender geben,
so süllent si ... der husgenosseu zuo inen nemen, als
mengen si denne bedunket, das si darzuo bedürffent
... und sol danne der keller oder der kamrer pfender,
rinder oder ross, entbinden und den husgenossen für-
schlachen, die süllent denn dl« selben pfender triben
gen Fluontren in den kelnhoft".' ZFlunt. Offn. um 1400.
.Welcher nit farende pfand lied und einer eim höuw
fürschlatt.' Ndw LB.; in der Überschrift: .So einer oim
höuw zu ptand gitt.' .Nachdem bisher in meerteil
Gerichten der Bruch gewäsen, das man die louffenden
Schulden mit Pötten oder Pfänden hat inziehen mögen,
sollen die Pott hierinn nit meer gebrucht. sonder mit
Pfänden ... jirocediert werden. [Wenn Einer für eine
anerkannte Schuld vor dem Gerichtslierrn oder seinen
Amtsleuten] dem Schuldvorderer in Pfand ingat. und
dann in 14 Tagen darnach nit bezahlt wurde, mag er
dem Schuldner am Abent zur Gant verkhündten und
raorndrigs Tags im ganten lassen und der Schuldner
schuldig syn. söUicher louffenden Scliulden halb dem
Schnldvorderer. alldiewyl er habliche varende Pfand
hat, allein die selbigen und nit liggende. biss an des
Schuldvorderers Benügen, fürzeschlagen ... Schlacht
aber der Schuldvorderer [!] (wann er kein habliche
varende Pfand meer hat) liggende Güter für [so sollen
sie wie die fahrenden behandelt werden].' Th Landes-
ordn. 1575 (Abschr. des XVII.). ,Es sollen auch alle
Pfender. so durch Jemands für- oder [Var. .und'] dar-
geschlagen, es syent ligende oder varende. uff fryer
Gant ... vergantet werden.' 1604. AAZof. StR. .Welchem
umb einer Schuld willen durch den Weibel ein Ge-
bott oder zwei getan wirt und er dero eins oder mer
einmal annimpt. der soll dan darby blyben und über
Solches keineswegs befüegt syn, dem Andren erst
hernach Pfand oder das Recht fürzeschl.. sonders soll
entweders bezalen oder den Andren mit synem orden-
liclien Stattrechten fürvaren lassen.' ebd. .Welchem
dreü Pott gangen, sol keine Pfand mehr fürzeschl.
haben.' 1645. Aar. StR.; s. schon Bd V 1138M. In aus-
drücklichem Gegs. zum Recht des Gläubigers usw., die
Pfänder selbst auszuwählen; vgl. Bd V 1138M. (,uf
Pfand zeigen'), sowie ZfsR. VII 74. ,Wo inen [den
Schätzern] Pfand fürgeschlagen wurd[en] und die
Schetzer bedunkte nit werschaft werendt, blind oder
lam. so sönd sy heissen andre Pfand dargen ... Wo
Einer das nit tette. so sond die Schetzer Eim Pfand
gen old zeigen, die inen gfallen.' SchwG. LB. 1605.
.Der Gläubiger mag Pfänder nemmen nach synem Ge-
fallen ... und soll der Schuldner nit Gwalt haben,
dem Schuldforderer Pfänder nach syn des Schuldners
Gfallen fürzeschlachen.' BGS. 1615; nachher: .Getreidt,
so pfandtswys dargeschlagen'; Beides auch 1620,
AABr. StR. .Welchem man Gelt nach Landtrecht
schuldig ist. der mag nit zeigen, sondern muoss ihm
lassen an die Hand geben, und mag ihm Einer für-
schlaclien allerlei Wert, ussgenommen Ross und Har-
nisch [usw.].' GrI). LB. ,[Bei der Pfändung] mag ...
der Ansprecher. so er auf Fahrendes schätzen lässt,
nit selber zeigen, was ilim am gefälligsten ist, sondern
der Debitor soll ja gesunde und rechte Haab und keine
verwertlichen Effecten dem Creditoren fürschlagen
mögen.' JBott 1864 (ä. Gantordn.). — 8) ,gemeinen
gelten sin guot f.' oä., übergeben, -lassen, dh. sich
zahlungsunfähig erklären; vgl. dar-schl., zur Sache
auch JJLeu, Eidg. Stadt- und Landrecht 1749 IV
481/5; Seg. RG. II 582/3 und bes. ZfsR. VII 149/52.
,Von dem rechten, so einer gemeinen gelten sin gut
fürschlacht.' 1539, B StSatzg '290; Näheres ebd. 300,
sowie Bd VI 1U92 (Ge-mahel-Ring); auch 1607. AaL.
StR. 322/3. .Welcher gemeinen Gälten syn Gut für-
schlacht ... der soll [seiner Amter] priviert sein.' B
GS. 1615; auch ebd. S. 96a (wo nachher: ,de3 Guts,
so gmeinen Gälten dargeschlagen'); darnach 1620, .\a
Br. StR.; 16'23, AAZof. StR. ,Wann ein Burger old
Ingesessener in Schulden einsteckt, die nit fründtlich
und anderer Gestalt, dann er denselbigen sein Haab
und Guot fürschlacht, zu bezahlen', so soll der Kon-
kurs eingeleitet werden. 1624, jiAMell. StR. S. noch
Bd V ni3M. — e) (Ei"'m) Recht (ä. meist ,das R.')
für-, vorschl; s. Bd VI 257. Syn. R. bieten (Bd IV 1861),
dar-schl. ,Dieseu Gemeindschluss hielten die Bei-
sassen weder für verbindend noch verpflichtend; sie
schlugen R. vor und erschienen am 6. Hornung vor
den Schranken des Bezirkgerichts.' Staülin 1819. .An
aman von [Frau-JBrunnen. Mit hern Sixten [einem
Priester] und sinem sächer zuo verschaffen, einander
gerüewiget zuo lassen; wo aber der priester das nit
tuon wellt. Schlacht man inen das r. für, ungehindert
der vergangnen täding.' 15'24, B RM. ,Den potten zuo
Jena'. Allen vlyss und ernst ankeren, das die mittel
[die Vermittlung der Eidgenossen] angenomen
werdint; wo das nit, das r. nach Inhalt der pünden
fürschlacheu.' 1529, ebd.; vgl. zur Sache Absch. IV Ib,
43/7. .[R. habe] sich verwegen mit im zeschlachen,
und wiewol er im zum dritten mal das r. fürgschlagen.
batt es doch nüt mögen helft'en.' 1542, Z Ehegericht.
.Eira das rächt fürschl., indicare.' Mal. .Der graf
wäigerte sich dessen [vom .Tagen auf Klostergut ab-
zustehn]; da schluege der pfleger ... ihme das r.
für.' HOHuBER Chr. .[Regula H. hatte L. 8 Tagwan
Reben geliehen.] Und wiewol sy im hievor solich
lechen widerurab ufgseit und die in ander weg ver-
liehen, wellte doch L. nüt abzüchen und schlüege
darüber r. für.' 1576, UStdtz 1912. ,[Kapuziner aus
Scblah. sclileh, schlih, schloh, schluh
456
dem .Hof- zu Cliur wollten in der Martinskirclie Messe
halten.] Da das die Burger erseclien, haben sie es nit
wollen gestatten, sondern dem Bischoff das R. lür-
geschlagen.' Anhorn 1603/21. .(Einem) das K. für-
schlagen, dicam alicui impingere. in ius vocare.' Denzl.
1666; Hosp.; darnach bei Sulger: .Einem das R. vor-
schlagen, Einen förmlich verklagen, in ius vocare.-
S. noch Bd IV 1893u.-, V 3ö5o.; VI 257 (mehrere Be-
lege); Sp. 232 (Rechts- Vorschlag). .Das göttlich billich
recht f.- ,Als ir [des Gotteshausbundes] bitten nütt
verfaachen mögen, habend sy den 2 [andern] pundten
das g. b. r. fürgeschlagen lut und verraög der ge-
schwornen pündten.' 1566, Brief (JFabricius). .[Oberst
Guler verlangt, dass er nach dem Recht des Bundes
und nicht vom Churer Strafgericht gerichtet werde.]
Im Fahl aber ... ich Solches bei euch nicht erhalten
möchte, kan ich ihme änderst nicht tun dann euch
das g. b. R. fürschl.' Ashorn 1607. Mit Richtungs-
best.; s. schon Bd VI 257M. (um 1527, Z RB.). ,Ich
wi[r]d in das r. gen Zürich fürschlachen.' 1530. ASG.
.Diewyl die N. das r. für die zwölf fürschlahe.' 1567,
Z RM. Einmal , rechtbot f.': .Wir [Zürcher] sind ouch
die gewessen, die den von Strassburg [die jetzt bei
den Eidgenossen über Zürich Klage führen] andre
rechtbott band fürgeslagen . . . aber sy sind die ge-
wessen, die disse rechtbott ganz und gar von unss
und im [dem vorgeschlagenen Schiedsrichter] ouch
veracht habend.' Edlib. Insbes. im Betreibungs-
verfahren; s. auch hiefür Bd VI 257 und vgl. ZfsR.
VII 57 ff. 91 ff. ,Als er ira ... ernempten grundzins,
so vornacher all[w]egen richtig und gebig gsin, aner-
vordert. schlahe er im ein rächt für, der meinung.
ine mit nüt zu bezallen.' 1578, ZKyb. .Desswegen
der wirt zum Storchen den Z. mit rächt tryben
müessen und inne biss zum fachen triben, dass der Z.
alle pott angenommen, und erst jetz, als er das faach-
gelt ussgäben wellen, habe Z. das r. fürgschlagen.'
1582, Z. .Glichsfals sol ira [dem Gläubiger] der gichtig
[Schuldner] ouch das rächt nit fürschl., es sye dann,
das ein irrung zwüschen inen sye, das sy der sach
on das rächt nit überein kommen mögen.' 1595, AAZof.
StR.; ähnlich in den Satzungen von 1604 und 1623
(neben ,darschl.'). ,Wellicher sich von einem Anderen
pfenden ... lasst, derselbig aber nach Verschynung
der Pfandtagen die nit stellen, sonders erst das R.
darüber fürschlachen wurde . . .' 1610, Aar. StR.; 1533
und 1602 dafür .bieten'. .So Einen mit Rächt Pfandt
bezogen hat und Einem dan ein Pfandt geschetz[t]
hat, und nach deniselbigen so schladt er erst ira das
Recht wider für und wil in nit mit dem Sinen lahn
verfaren und git im das Geld auch nit. und so sol dan
fürhin. so Einen wider Pfandt müest nen, der drit
Pfenig abgahn.' 1622. Schw Rq. ,So die (Hussmeistere)
von des N. Schuldfordern der Bezallung halber söltint
überylt werden, so mögint sy innen R. fürschlachen;
da wirt man innen nach Gestalt der Sachen auch Ver-
nügen und Beit schaffen.' 1G37, Z. — 2. nach vorn,
vorwärts .schlagen'. a)(i-or-«cÄ^, auch Ei"'m der Vor-
schlag mache') in der Jägerspr., den Hund so führen,
dass er die verlorne Fährte wieder findet. Diana 1909;
in der deutschen Jägerspr. allg. (auch intr. vom Hunde);
vgl. Kehrein, Weidmannsspr. 314. — b) ein Unter-
nehmen aufschieben, vertagen. ,Wir wöltend ouch uch
und andern zu liebi söllich fröid und vassnacht gern
nach üwerm begeren fürgeschlagen haben.' 1465, BAnz.
(B an L). In der Reehtsspr. : .[Einige der Angeklagten
wurden ohne Weitres abgeurteilt] schultes Iberg zum
rechten fürgeschlagen', dh. die Erledigung seines Falles
wurde vertagt, einem gerichtlichen Verfahren vor-
behalten. Ansh.; vgl. Absch. III 2. 725. Aber auch:
einen Rechtshandel vor eine andre (höhere) Instanz
weisen; vgl. für-ge-schlagen 2. — c) ein Gut ,f.'. vor-
wärts, in Aufnahme bringen. .Schlahend sy [Diejenigen,
die sich der Kinder verstorbener Freunde annehmen]
dann denselben kinden ir güetly für und erbesserends
inen, so habend sy hernach iren fründen dester mehr
zuo danken.' LLav. 1583. — 3. über Etw. hinaus
.schlagen'; s. die Anm. a) für-schl. Aa (H.); ApI., M..
K. (T.); B (Gotth.. Zyro); GnCast. (Tsch.); SchwMuo.;
Ndw (Matthys), vorschl. AaF.; ApH., K. (T.); Bs; B
(Gotth.); Gl; Gr (Tsch); ScbB.; Th; Ndw (neuere
Angabe); Z ; St., einen Für-, Vorschlag (Sp. 231. Bed. 5)
machen, ersparen, erübrigen; .fürschlä", jilus accepti
quam expensi habere.' Id. B. Syn. vor-hüsen (Bd II
1743); vor-, z'best machen (Bd IV 48. 1789); Gegs.
hinderschl. Er hed es Bitzli Tuech firg'sehlage" Ndw
(Matthys). Gew. von Geld, Vermögen. .Fürschlagen,
lucrari; rem suam bene gerere. wol hausen, für-
schlagen.' Denzl. 1677. 1716. .Fürschlagen, zum Besten
machen, frugalitate et parsimonia aliquid acquirore et
in futuram necessitatem asservare.' Hosp. I'* ha" das
Jär 200 Franke" vorg'schlage". .Wenn Uli wollte [den
Bauernhof pachten], die Sache würde sich machen,
und ein Jahr in das andere gerechnet, sollte er seine
tausend Pfund vorschlagen.' Gotth. Zeise" fürschlä",
Zinsen erübrigen, sie einziehen können, ohne sie
wieder ausgeben zu müssen B (AvRütte). .Und rych
war Die [Tochter] auch ... und wenn Einer bei ihnen
wohnen wollte, so könnte er da umsonst sein. Zeise"
fürschlah" und werche", was er gerne wett.' Gotth.
,Des win und brods halben, das sy fürgeschlagen hat,
söllint sy. sovil sich das an rechnung erfindt. ihro ouch
zu geben schuldig sin', das Kloster einer austreten-
den Noune. 1524, Sch Chr. ,Und so er sin [ira Sold-
dienste] erübriget gelt rechnet, hett er daheim mit
tröschen alle tag umb 4 pfennig und spyss mee für-
geschlagen.' ZwiNCiLi. .Was wir den sumer band für-
g.schlagen. kumpt der manch im winter jagen ... dass
ich oft nit ein haller bhalt', Klage eines Bauern.
Eckst. 1526. .[2 Eheleute haben] mit einandern ge-
wirtet und inen so glücklich und wol gangen, das sy
beide mit einandern 139 keiserisch krönen für-
gschlagen.' 1561. B Turmb. ,Ao 1584, als ich ... den
winter us mit der schuol min spys und trank gwunnen
und so vil fürgschlagen. dass ich noch den hauszins
bezalt.' Ard. 1572/1612. ,[Der diebische Knecht zur
Magd:] Alsdann [im Ruhestand] wird uns wol be-
hagen. Was wir zeitig fürgeschlagen.' GMüller 1650.
.Einer, so ein schlechte Pfrund bediente, wirt gfraget,
ob er auch Etwas fürschlahe? Der. wyl er vil Kinder
hatte, antw[ortet]: Ja freilich, ich und mein Frauw
schlahend all Jahr einen silbernen Bächer für, dass
er, wann er übern Bank aben fallt, ein halb Stund
klinglet.' Schimpkr. 1651; vgl. Vor-Schlag scherzh.-iron.
vom Kindersegen (Sp. 231u.). ,[N.] ist etwan 30 oder
40 Jahr Knecht allhie gsin und hat vil tausend Pfund
fürgschlagen.' 1652, UwSa. Vil, Öppü, Nüt f. Er
scliläd eister Eppis vor, vermehrt stets sein Vermögen
Ndw. ,Er ... hat woll Gelt, und raer als dissere
Soraraa [seiner Schuld] betrifft; allein die Lüt wöllendt
457
Sclilah, schieb, schlih, schloh, schluh
458
Visch ässen, aber die Füess nit netzen, vil fürschlagen,
aber wenig darum tun.' 1653, ZGrün. ,[Die Bewohner
von BE. wenden allen Fleis's an] nicht nur ihre Unter-
haltung zu erwerben, sondern auch jährlich einen
Gewinnst beiseits zu legen und Etwas vorzuschlagen.'
17ti4, B. S. auch Bd VII 1009u. Oft abs. Er schlief,
sehn' vor, wen'-er e" rechti Frau hett SchR. Er het
stif ehömie" fürschlä", konnte ein schönes Stück Geld
ersparen, ist in seinen finanziellen Umständen ganz
erheblich vorwärtsgekommen B(AvRütte). ,So brachte
er, er mochte rechnen wie er wollte, immer die traurige
Wahrheit heraus, dass er, statt vorzuschlagen, zu
wenig hatte.' Gotth. ,Die Cristafel sollend kanten
gleser ... und ander geschirr, was der stuben zughört.
inn eeren halten, das meeren und bessren und fürschl-
das ganz jar inn ürten, das sy die stuben und das
geschirr inn eeren halten und bessren mögend.' ZElgg
Herrschaftsr. 1535; vgl. Für-schlahen 3 und KHauser
1895,282. S. noch Sp. 231M. Neben Synn. .Damit
ein Gmeind desto weniger zu Costen gebracht, sondern
Etwas erspart, erübriget und fürgeschlagen werde.'
1604, Z Rq. 1910. .Es ist bishero bräuchig gewesen,
dass Einer das Gut, so er vorschlagt oder erübriget
vermachen mögen, wem er es gönnt.' 1605, Z RM.
,Was er erübriget und fürgeschlagen.' 1650, AaKc.
In erbrechtlichen Bestimmungen. ,Was in wehrender
Ehe fürgeschlagen, [soll] für des Manns Guot geachtet
werden.' 1612, ÄABremg. StR. Ein überlebender Ehe-
gatte erbt mit dem .fahrenden Gut' auch ,alle laufende
Schulden [Guthaben] ... sie seyen gleich von Eiteren
ererbt ald fürgeschlagen worden.' 1620, .\aB. StR.
.Wäre aber von beeden Ehegeraächten in wälirender
ihrer Hausshaltung wass fürgeschlagen, soll die Frauw
denselben Fürschlag mit den Rinderen in 2 gleiche
Teil teilen.' 1680, AaK. StR. ,0b sie [Eheleute] aber
mitler Zeit bei einander fürgschlagen oder gewunnen
heften, ess were wenig oder vil, so gehört dem Mann
in dem fürgeschlagnen und gewunnenen Gut die 2 und
einer Frau der dritte Teil.' GrVI). Erbr. XVII. ,So
fern ein Mann im Kriegswesen etwas fürschlüge, soll
einer ehrs. Oberkeit anheim gesteh sein, was oder wie
die Frau des erkriegten Guts auch solle teilhaftig
werden oder nicht.' GnChur Erbr. 1740. .Dasjenige
... so eine Schwester oder ein Bruder selbst vor-
geschlagen hatten, erben ihre ein- und zweibändige
Geschwisterte.' ebd. S. noch Sp. 231 u. 236 (Minder-
Schlag). — b) intr. a) firschlä", übrig bleiben; Syn.
für-schiessen iaß (Bl VIII 1410). We''"-d-ra [einem
geizigen Weibe] appii chkini Restjini Choch old Ursini
Spis old Fleisch firg'schlagW sind . . . so het-sch' Alls
flis'ig in's Schin"sch g'chit und de" Bettlern" Nix wellu"
teilu". W Sagen (WSaas). — ß) das festgesetzte Ge-
wicht überschreiten. , Damit ... das Brodt sein er-
forderliches Gewicht haben möge, so solle solches
jeweilen den ersten Tag auf jedes Pfund ein Lot vor-
schlagen, damit es den folgenden Tag aucli das Ge-
wicht habe, wofür es verkauft wird.' Bs Mand. 1770.
4. ,vor-schl.', vorher schlagen. In der RA. ,den hund
dem löuwen v.'; s. Bd II 14'24u. (LLav. 158'2) Dazu
noch: ,Es wirf der unschuldig hund dem löwen vor-
geschlagen, damit der low im förchte, der auf sich
selbs weisst, das er seinen meister erzürnet hat.'
OWerdm. 1564; fehlt Herborn 1588. — Für-, Vor-
schlahen n.: 1. a) zu Bed. Ibs, Vorschlag. ,[Wii]
truwen, das daz ein semlich gelimpf[lich] fürsl. sig,
daz unserm herren von Tokkenburg und üch gefellig
und benüegig sy.' 1419, Gl Urk. (Gl an Z). — b) zu
Bed. 1 CS. .Herrn apt von Vischingen schryben ...
Diewyl sy die Schönenbergerin unib die ansprach der
lybeigenschaft recht fürschlaht und dann die in der
herrschaft Grüeningen umb sovil gefrygt, das man sy
über ftirschl. rechtens nitt witer zenöten, sonders das
recht darüber mit inen [1. ,iren'] bruchen soll, so möge
er die Seh., wo er syner ansprach nit abstaan wil.
wol mit recht besuocheR und anlangen.' 1568, Z RM.
— 2. zu Bed. 3a. Er het ä''mel e"kei"s Herz weder
nume" für d's Geld und d's Fürschlä", von einem Geiz-
hals B (AvRütte); vgl. Gotth. XV 13. .Wenn du mir
glauben willst, so kommst du dieses Jahr aus den
Schulden; das andere Jahr kannst du ans Vorschlagen
gehen.' Gotth. ,Der tag fürschlahens', dh. der jähr-
lichen Rechnungsablage (vgl. KHauser 1895, 524): ,Der
Cristafel sollend alwegen zween ingesessen geschworen
burger sein [!], und die, so das ampt des nechst ver-
schinen jars versehen band, die sollend am tag f-s,
wenn der seckelmeister rechnung gipt, dem vogt, raten
und den einlififen von irem ampt ... gute rechnung
geben, und so die rechnung geben und angenommen
ist, alsdann setzen ... vogt, raut samt den eilten die
zwen alten wider oder nuw Cristafel.' ZElgg Herr-
schaftsr. 1535. — für-, vor-ge-schlagen: 1. a) zu
Bed. la. .Veste prsetenta lachrymas coortas obtegis,
mit fürgeschlagnem kleid.' Fris. — b) zu Bed. Ib^-
,Er hab ... gret: ich törft einer junkfrouwen, und
wilt min sin, so nim under denen Pfenningen, welichen
du wilt ... [Das Mädchen] nenie den topletten tuggatten,
doch uff aberwandel. des fürgeschlagnen diensts halb.'
1539, Z Ehegericht. — c) zu Bed. 1 b8 (RCys.); s. Bd VII
565o. — d) zu Bed. Ibs. ,F-e mittel [Vermittlungs-
vorschläge]', uä. ,Wie üwer pott sich entschlossen hab
... die fürgeschlagnen mittel der 6 Orten von wegen
der castvogty der clöstern und gotshüsern im Thur-
göuw anzenemen.' 1530. B Ref. (B an F). ,Der Eidt-
gnossen fürgeschlageiie mitel despundtschwerens halb.'
1545, Absch. ,A1s nun beide Partyen uff solchen ihren
Klagpuncten und Beschwerden beruwet, sich aber denen
in der fürgeschlagnen Güetigkeit mit einandern selbst
nit verglichen ... da so haben wir ... gesprochen
wie Voigt.' 1605, UwE. (Schiedspruch). S. noch Bd V
435 u. Zu einem Amt vorgeschlagen. .Von und uss
welichen drigen fürgeschlagnen die gemeinden einen
niügent zu einem amman erkiesen.' 1529, .Absch. ,üss
solchen zwölfen Fürgeschlagnen mag dann ein Herr
Prelat vier ernamsen.- 1605. UwE. S. noch Sp. 307M.
— e) zu Bed. Ibi^. .Pensum, tagwerk oder uff ein mal
fürgenommen oder fürgeschlagen werk, reiseten.' Fris.
1541. .Sein tagwen oder fürgeschlagen arbeit auss-
ricbten. laboris peiisum pcragere.' Fris.; Mal. —
f)zuBed. Icf. .Fürgeschlagne Pfender.' 1604 (wieder-
holt 1623), AAZof. Stil.; wechselnd mit .dargeschlagen.'
Auch ausserhalb des Betreibungsverfahrens: ,[MH.
haben] erkennt, das N. den puren die 1000 fl. ... an
barem gelt uff Ire fürgescblagne [angebotene] under-
pfand lychen und zu banden stellen solle.' 1572. Z
RM. — g) dargelielien. .Schuldbrief... darin sonder-
bare underpfender des fürgeschlagnen guots benambset
sind.' 157'2, Aar. StR. — 2. zu Bed. 2 b (zu Ende).
,üas gericht der fürgeschlagnen (od. .fürgewisten')
Sachen', die oberste Rechtsinstanz, das Ratsgericht
im alten Freiburg; dafür auch .das casactret(-gericht).'
459
Schlah, schiel), schlih, schloh, schluh
460
,Swer hendel, so die in unser usser gericht konien,
[sollen] mit clag, antwurt, red, widerred und dem
rcclitsatz wol verhört, iu urkünd vervast und mit
solichen Urkunden in unser gericht der f. s., do all
rechthandel [!] bi uns enden sollen, gewist und sunst
nicndert usgetragen werden.' F Stl3. 1503. ,A11 rechts-
hendel, die vor unsern ussern gerichten an das
recht der f. s. gewist, die sollen von unsern statt-
schribern in das buch casuum reservatorum ... ge-
schriben werden.' ebd. — 3. zu Bed. 3a. .[Die Neu-
gläubigen in GJonschwil müssen zurückgeben] all
ander nutzungen. es seien zinsbrief, neu oder alt, sie
seien fürgeschlagen oder vor [der Kirclienspaltung]
dagewesen.' 1541, Ridhöer 1875. ,F. guot', im Erb-
recht. ,Von fürgeschlagnem guot'. dh. , [durch gutes
Haushalten] genieret und erbesseret.' 1536, Z. ,In
währender Ehe erübriget, fürgeschlagen und er-
erbtes Hab und Gut.' 1611, G Rq. 1906. ,Von vor-
geschlagenem, gewunnen- und errungenem Gut soll
man seinen Geschwisterten . . . der vierte [!] Teil,
das Erbgut aber gänzlich und völlig zukommen
lassen.' Z Erbrecht 1716. Das von Geschwistern in
gemeinsamem Haushalt , vorgeschlagne und erhausete',
im Gegs. zum ,ererbten undt zusammengebrachten
Guet'. ScHwMa. LB. 1756. S. noch Hinder-Schlag
(Sl).236). — Ahä. furiülahan i&nViKip&re), mbä.ßirnhihen; vgl.
Adeluüg IV 1-292/3 ; Schill.' II 513; Lexer 1862, 218/9;
Martin-Lieuh. II 459; Fischer II 1870/1 (auch zu 4). Die
Wendung ,das Recht f.' ist spez. schwz. In 3 a fliessen die
Bedd. .vorwärts' und ,über Etw. hinaus schlagen' in
einander. — Vor-schlaher ni. ,Cuoni der vorsleger.'
BTellb. — Vgl. AdelungV 1293. — Für-sch Iah ung f.:
zu Bed. 1 bs. ,Fürschlachungeinsanimaus.' 15'29, Absch.
,Fürschlachung der vögten.' 1539, Z Rq. 1910. ,Es solle
allwegen der Wahlniann vom Raht in Vorschlagung
einer Persohn der Erste ... sein.' 1728, AiBr. StR.
füre"-: 1. nach vorn, vorwärts .schlagen'. Mit der
Haue oder dem Karst Fura um Fura firhi"schlän,
beim Bestellen der Berg-Kartoffeläckerchen eine Quer-
furche nach der andern schlagen, wobei man in der
Richtung der Furche vorrückt BGr.; vgl. Bärnd. 1908,
267 (wo firha-). — 2 hervor , schlagen', a) tr. Der
El" ... ist ganz uberfrore", und bi alle" Trunkene"
hed-me" müense" d's Wasser mit den Agsche" fiire"schlä".
JJöRGER 1918. Hervortreiben: ,So aber der Schuldner
nit dergleichen gute Pfand [in Vieh bestehend] dar-
schlagen weite, sollend Schetzer und Weibel Pfender
nach irera Gutdunken harfürzeschlachen Gewalt haben.'
1640, BSi. Rq. 1914. — b) intr. ,[Beim Versuch,
Jerusalem wieder aufzubauen] scliluog das feur etliche
mal [aus der Erde] härfür.' LLav. 1582.
fort-: intr., gedeiiien, von Pflanzen. ,Wir ver-
setzen junge Bäumlein, welche nidit recht fortschlagen
wollen, an bessere Ort, damit sie frutiger wachsen.'
.TMevkr 1694. - Bei Gr. Wß. IV la, 29 in andern Bedd.
heim-: a) dem frühern Inhaber zurückgeben. Etw.
Gekauftes. ,[L. hat dem B.] seine . . . MüUi aberkauft
oder abtauschet und jetzund widerumb heimschlahen
wollen.' 1685, BAUMANN'sche Chr. Auch 1685. 1688, Aa
Tag. Gerichtsb. .[Seh. hat 6 ,Stöss' Alpen einem
Bündner verkauft; aber] weilen sich die Stofelgenossen
darzwüschont gelegt ... als hat obiger Pündtner die
Alpen dein Hm Scli. wieder heim geschlagen.' 1710, Z.
Ein Lehen. ,Wie der Sach zu tun wegen des See-
bacher Hooffs, so dermallen Herr JHagg besitzt und
der Gemeind heimgeschlagen, ehe die Jahr verflossen.'
um 1730, ThHw. Arch.; betrifft ein Lehen des Klosters
Ittingen an die Gemeinde, das diese für 3 Jahre an
H. weiter verliehen hatte. ,[Man habe] seidten
Kalchern sich entschlossen, den Acker der Gemeindt
wieder heimbzuschlagen, wie dann auch beschehen
in der ohngezweifelten Meinung, es werde e. e. Ge-
meindt den Acker als ein von ihro dependierendes
Lehen zu Händen zu nehmen schuldig ... sein.' 1741,
ebd.; nachher .heimgeben' (s. Bd II 90). .heinischlagen
und zruckgeben.' Ware dem Lieferanten: .Die
Schlosser dürfen kein Viertel auf Mehrschatz kauffen,
noch vil weniger beschlagen widerum verkauffen, auch
solche nicht unter dem Vorwand, dass sie nicht zu
der Kunden Vernüegen aussgefallen und ihnen heinib-
geschlagen worden, hinweggeben mögen.' 1698, Z. —
b) abtreten, übergeben übh. Ein Unterpfand dem
Gläubiger ,h.', in der Tu Rechtsspr. noch bis in die
neuere Zeit; vgl. Tu Rechtstriebsges. 1850 §§ 59/65.
S. auch Sp. 236o. Einen Schuldbrief ,h.': , Einem In-
zinser kann der ganze Brief heimgeschlagen und die
Bezahlung an ihm gefordert werden.' E.XVIL.FrWyss
1875; s. noch ebd. 153u. ,Dass von alten Zeiten hero
ein Scheur in unserm Dorf ... gestanden ... die teils
ein Gottshauss Wettingen, teils aber die Höf in Einen
halten müssen; weilen aber selbige nicht mehr ge-
brauclit, ist sie baulos worden, auch in Abgang kommen,
desswegen der ... Abt des Gottshauses Wettingen ...
uns [der Gemeinde] solche, darmit nach unserem Be-
lieben zu walten, heimgeschlagen.' 1669. AAWett.
Mem. 1769; dafür 1769 auch: .ihnen [den .Hoof-Be-
sitzeren'] oder der Gemeind überlassen.' .Denen Herren
Medicis ... muss mann determinieren und sagen,
worauss sie sich sollen erhalten, wann sie die Apo-
theken quitieren müssen ... ob ihre Apotheken und
Arznei-Mitel denen Apothekeren heimbzuschlagen,
weilen sie graduierte Doctores und nicht Ministri sind
artis.' JJHoLZHALB 1691 (JvMuralt). — Vgl. Martin-
Lienh. II 458; Fischer III 1376.
hin-: erschlagen. ,I)er [Gottes Sohn] wurde mit
der hande syn d Philister unser fynd schlahen hin.'
Samson 1558. ,So schlag mich wol der Tonner hin,
wan es dir sol ungrochen sein!' JMahl. 1620.
hin der-, tw. trennb. in Bed. Ibßy (s- dort die
Belege aus Zwingli und Parac.) und 1 c. sonst untrennb.:
1. nach hinten, zurück .schlagen', a) abs. „mit der
Sense einen breiten Strich in einem Zuge machen Aa"
(St.'); eig. nach hinten (weit) ausholend schlagen. „Du
musst brav hinterschlagen. " Anders nach neuern
Angaben aus AABrittn., F.: Beim Mähen zu weit (nach
hinten) ausgreifen, so dass die Sense beim Ansetzen
das Gras nur köpft und in einer schiefen Ebene (die
Spitze dem Boden zugekehrt) durch das Gras fährt, ein
Fehler bes. von Anfängern. — b) tr. a) hintanstellen,
-setzen. ,Eiu gericht h.' 1466, Bs. ,Etlich, die ernstliche
und nutzliche gschäft hinderschlagen habend und disem
[dem Schachspiel] allein obgelägen sind', Übersetzung
von: fuerunt enini qui posthabitis seriis huic uni
haererent. Zwingli. .Hinderschlagen, minder achten,
opes postferre libertati.' Denzl. 1716. Eine Pflicht ver-
nachlässigen. ,[Dass die Waisenvögte] von Jar zu Jar
und eines jeden Jars besonders ... Rechnung geben
und hiefür nimmer 2, 3 oder raer Jar zusammen-
kommen lassen ... söllind. Dann wellicher Vogt
sölliche Rechnungen hinterschlachen oder ufsparen und
461
J
ahilicli nit Rechnung gäbe [soll bestraft weiden], wer
es nit, das es us ehalten Ursachen unterlassen syge.'
Z Mand. 1600; erneuert 1614. — ß) „hinterhalten 1, ;
Z", ,auf eine geheime und listige Weise zurückbehalten
L; ScB' (St."'). , Hinderschlagen, supprimere, inter-
vertere; sihe hinderhalten.' Denzl. 1677; ähnlich 1716.
Mit Akk. P. ,[Wer] by jüngster allgemeinen durch-
gehnden Jiigi ald Hussuechung eine ald mehr Per-
sonen [Landstreicher] hinderschlagen ald verhalten
oder aber siderhar von nüwem beherberget hette, dass
er dieselben nachmaln anmel len und stellen solle.'
Z Mand. 1641. Diejenigen, welche sie [eine angebliche
Hexe] .hinterschlagen' und von ihr Nichts zu wissen
geschworen haben, sollen ... bestraft werden. 1055,
ADettl. 1905. Mit Sachobj. Brot ,h.', zurückhalten,
den Kunden vorenthalten, vom Bäcker; s. Sp. 207M.
(1635, Z Ratserk). Insbes. = under-schl. 3 (Sp. 407)
AaF. (zB. Von der Verheimlichung von Vermögens-
stücken bei Konkursen, Erbteilungen; heute durch
under-schl. fast ganz verdrängt); Gr (B.); ZKn.
(Schneebeli) und so wohl auch an den oben angef. Orten.
Syn. aucli hinderen-machen (Bd IV 48). Er hat hinder-
schlage". Statthalter N. [zu Beilenz] wird ... gebüsst,
weil er als alter Amtsmann den Commissarius [der
durch den Bezug von Gescheuken die Bussengelder ge-
schmälert hatte] hätte warnen sollen, damit der Kammer
Nichts .hinterschlagen' würde. 16'24, Abscb. (U. Schw
und Uw). .[Den von einer Erbschaft zu entrichtenden
.Abzug'] soll man, damit er nicht etwann in Vergessen-
heit komme und hinderschlagen werden könne, gleich
angehnds ... einfordern.' Z .Abzugsordn. 1699. Schrift-
stücke ,h.' .[Die Z Räte haben unsere, ihnen zur
Durchsicht übergebenen Freiheitsbriefe] behalten und
unseren herren [Gesandten] von Winterthur nit me
gäben dan ein gschrift, eins ietlichen briefs anfan[g]
und end, darmit wir wüsstind, das keiner ussblibe
und hinderschlagen würt und under das ys gwüscht.'
ÜMeter Chr. 1540/73. .Weilen seye [die katholischen
Toggenburger] ihre desswägen rechtmässige Bedenken
zu Papir verfasset und dem löblichen Stand Schweitz
nachrichtlichen überschickt, so aber ihme Stadler in
die Hand gefallen, welches er hinderschlagen und
Solches weder der Obrigkeit noch den Landleuten
redlich eröffnet ... Damit aber das Hinderschlagne
offenbar werde ...' Scaw Prozess 17uS. Mit abstr. Obj.
.Wenn ... die luter warheit Christi allein, nit mit
menschengesatzen vermischt, geprediget wurd und nit
durch bepstlich, keiserlich und bischoffs mandaten
hindergeschlagen [!].' Zwixgli; impediretur (Gualther).
,Es ist kein Zweifel, es seigind denkwürdige Reden
und Gespräch von ihnen [reformierten Glaubens-
märtyrern] gehört worden, die ihnen zum Ruhm
könnten aufgezeichnet werden, wen sy von den Feinden
nit mit Fleiss hinderschlagen wurdend.' 1655. Gfd. —
y) refl., ,sich im Hintergrund verbergen'; s. Bd Vll
9ö5o. Unsinnlich, seine Meinung listig verstecken:
,[lhr habt euch Theorien gemacht] damit ir also den
grossen schalk in einem gelehrten schein möchten ver-
decken ... Ir habt euch dermassen hindergeschlagen,
das keisern und bäpsten rotwelsch ist, was ir handeint.'
Parac. — c) intr., einen Rückschlag erleiden, ,in Etw.
zu wenig haben' Ndw (Matthys), .weniger bekommen-
[wohl an Ernteertrag] Sch (Kirchh.). ünpers. : , Wenn's
in Reben hinterschlägt, so hinterschlägt's auch in der
Trotte.' Sprww. 1824. „In der Ökonomie usw. zurück-
Schlah. schle''. schlih. schloh. schluli
462
kommen", mehr ausgeben als einnehmen Ap; Gl; „Gr";
G. so G. (auch It St."), ,T.", W.; Sch (It Kirchh., St.
und St.*), so Schi.; ScbwMuo.. „Tugg."; Ndw (auch
It Matthys); „Z"Dättl. und It Spillmann. Syrt.hinder-
sich-, ze-rugg-hüsen (Bd II 1743/4); ze-rugg-schl.; vgl.
auch U. - Schlag :Hß^. 2%^). Er schlät hinder .GG.; Sch'
(St.""); Z It SpiUmann; er hat hinderschlage" GW.; Sch
Schi.; ZDättl. Imene' sö-e" Summer schläd-me" e ?iinder
ScHwMuo. S. auch Bd IV 866o. .Hinderschlagen,
hindersich hausen.' Denzl. 1677; ähnlich 1716. Dem
Gegs. .vorschlagen' gegenübergestellt; s. Sp. 236 u.
(1723, GRErbr.). Mit quaut. Akk. /'» ha" hür vil
hinderschlage" ZDättl. ,1 Pfd Heller schlug die Zunft
hinder uff die Vassnacht (1489)', durch zu grosse Fest-
ausgaben. Haroer 1867. ,1599 ist [bei einem .\nlass]
hinder gemacht worden 2 pfd 18 ß.' ebd. ,[Wir haben]
den ganzen letztjährigen Profit und noch mehr dazu
verloren und hinterschlagen', infolge einer (auf eine
gute folgenden) schlechten Ernte. 1695. ORingholz
1908. — 2. hinter Jmd, Etw. .schlagen'; vgl. auch H.-
schlahung. a) (Feinde) hinterrücks, aus dem Hinter-
halt überfallen ; vgl. H.- Schlag 3 (S f. 236). .Des zugent
die von Luzern us mit ir baner ... und weiten die
[in der Nähe lagernden Feinde] hinderslagen haben.'
Z Chr. XV. .Also luf einer nach dem andren us [aus
der Stadt], und do si nu also unordenlich und un-
bedach[t]lich hinus kamen, do brachend die vigende
[aus dem Hinterhalt] uf und hindersluogen si, und
wart ein gross gefechte.' Jcst. ,Wie die von Arauw
uss ir statt wurden gezökt ... und do von cim volk
hinderslagen wurden.' 1445, AaB. • — b) fremdes Weide-
vieh überfallen, abfangen; im XV./XVI. häufig. ,Do
koment des herzogen volk ... nf daz Silfeld bi Zürich
und hinderschluogen ainen grozen roub und triben in
enweg.' Z Chr. 1336/1440; ähnlich bei HBull. Tig.
(.hinderschluogend merteil vechs'); in der Z Chr. XV.
.nament uns ain roub.' .[Die in Gl eingefallenen
Österreicher] verbranten wol 30 hüser und hatten vil
vichs hinderschlagen und wolten das hinweg han ge-
triben.' Z Chr. XV.; ähnlich bei Vad. ,[1445] kament
die fiend mit macht für Bremgarten und hinterslugen
das vech. Da luffent sie us der stadt und erylten das
wider.' Tschachtl.; dafür wiederholt: .nament.' ebd.
,.Als die von Zürich ir fech morgens ustribend. hinder-
schluogend si [im Wald versteckte Feinde] das. tribend
es hinweg.' HBrennw. Chr. Auch bei Edlib. Abs.:
.Von Regensberg sind etliche gefallen in das Wehn-
tal, habend plünderet und hinderschlagen und mit
ihnen gebracht zum läger ein grossen roub, in die
1000 haupt vech.' HBcll. Tig. — Hinder-schlahen
n.: heimtückisches Schlagen; vgl. H.- Schlag HSp.2SÖ).
,Nit und haz macht hinderslan und hinderred.' Bonkr.
— Vgl. Gr.WB. IV 2. 1516; Schm.Ml 515u.; Fischer III
166:J, aovrie hindfi-gich-achl. — Hi n de r-sc h Iah ung f.:
1. ,11. des Houpts', Enthauptung (weil durch Schlag
von hinten). .[Ein Anstifter von Aufruhr soll] ob
Jeman [dabei] vom Laben zum Tod bracht wurde, an
sinera Laben mit Hinderschlachung sines Houpts ...
hingericht werden; [wer dabei gebotenen Frieden miss-
achtete] und Jemand an sinem Lyb und doch nit an
sinem Laben verwundt wurde, dem solle glicherniassen
mit Abschlachung sines Houpts begegnet werden.'
1607, AaL. StR. 317. — 2. zu Bed. 1 bß, Unterschlagung
Gr (B.). — Hinder-schlegniss f.: = dem Vor. 2
AaF. Er hed (e'J H. g'macht.
463
Sehiah. schieb, schlib, schloli, schluh
464
her-: mit Handschlag bekräftigen; vg\.inen-sch].lb
(Sp. 404). dar-schl. ,So scblags mir her. sag mir auch
zu, dass, was ich heiss. das wellist tu"!' JMabl. 1020.
— Auch bei Schill.' II 51ü.
da(r)-her, -har-: 1. ausschlagen, von einem Pferde.
,[Der Kläger sagt aus, er sei in den Stall gegangen,
um zu fragen] wie bald man abscheiden welle; im
selben N.s rossen eins, welliches gar unstellig gsin,
unverseclienlicb dahar gscblagen und inn dermassen
antroft'en, das er zboden gfallen.' 158.i, Z; nachher, in
der fast wörtlich übereinstimmenden Aussage eines
Andern, .daher gscblagen'. — 2 .kurz und klein schlagen.'
[Die Kinder] werde" chüm Als derharschlä", während
der Abwesenheit der Mutter ßl.au. — Vgl. Fischer II 34.
here°-: Etw. (zB. Jabrzablen, mathematische
Formeln udgl.) schlagfertig hersagen B (Friedli).
nä'^''-, nö'*- Aa; BE.. Lau.; „VO." ; OnHe.; GF., G.;
Sch; SchwE.; Th; Niiw; /, nachi'- GsThs, nafcjhe"-,
no(c)he'- kr; B (in Bed. Ica), so It Id. und Zyro; Ndw
(in Bed. Ic); Z (in Bed. Iby und cf)- in Bed. Iby in B,
so Gr., G., R., Thier. und It Id., Zyro nä'''-g'-schl.,
mit ,haben', in Bed. 1 by in BE. (SGfeller 1919) und zT.
in der ä. Spr. auch mit ,sein': 1. a) tr. mit Dat.P., nach-
werfen. Uneig. .Einem ein Schlötterlin nachschlagen
oder anhängen, d. i. mit dem Gehöhne und Geläster
wie mit einer Narrenkappen liinter Einem her sein.
Einem einen Spottnamen anhängen.' Spreng. .[Beanus
zum Studenten, der ihn verspottet:] Hab gmeint, weist
mit mir disputieren, so tuostu nüt dan mich vexieren,
jedem ein spätzlin nachschlagen.' VBoltz 1551. —
b) intr. mit Dat. P. a) Einem nachfolgen, sich an ihn
anschliessen, halten. , Uff ein zit werint iren vil gsellen
und er [Zeuge] ouch zur Linden gsin, bette sich die
Wirtin [die des Ehebruchs angeklagte Frau des Claus
Müller] wyss angeleit, rette F. zuo iro, sy sölt luogen,
das sy nit buolete, sonder dem Clausen nachschlüege.'
154'2, Z Ebegeriebt. — ß) Einen nachahmen, mit Bez. auf
Gebaren, Tun und Lassen. Er schläd der Mueter wä"*,
ahmt sie nach, tut wie sie Nnw (Mattbys). ,Ettlichen
in Sitten und gstalt nachschl., weis und bärd an sich
nemraen wie sy, forraas et mores ab aliquo effingere;
er schluog den alten na<;h, fleiss sich ze reden nach der
alten weis oder gattung, prosequebatur atque imi-
tabatnr antiquitatem.' Fris.; Mal. .Nachschl., imitari.'
Mal. ,Das in [Kain] der tüfel hat verwart, in synem
gwalt also bestrickt, das er im nachschlacht, nit mer
sieht uff Gott noch alle billigkeit.' Rdef 1550. ,Seit-
inal vil gleerter menner ... etlich aus griechisch
latinisch comedias, etlich aus latinischen teütsch ge-
macht . . . verhoff auch ich, man werde es uns nit ...
zum bösen schiben, so wir schon auch inen in solchem
nachschlahend und sy uns zuo eim exempel fürstellend.'
Grübel 1560. ,[Nabal zu Eubulus, der ihn auf die
Tiere, die sich nicht betrinken, hingewiesen hat:] Was
gadt das uns an? Du magst dem vych und tieren iiach-
schlan, wen du wilt, so magst wol massiger sin; lass
mich nun auch nach dem willen min.' ebd. ,[Seneca
sagt:] Wiltu ... die götter versüenen, so sei fromm
und auffrichtig; wer ihnen nachschlabet, der hat sie
gnug geehret.' HBull. 1597. ,Er [Gott] redt nicht zu
laut, dass er leiser reden und es wolfeiler geben müsse.
Wir sollen ihm dises Oits nachschl., wir sollen unsere
Wort auf der Goldwag wegen.' FWyss 1673. .Nach-
schlagen, sihe folgen.' Hosi>. S. nocli Gugger (Bd II
186 u.). — Tf) einem Vor fall ren nacharten iu leib-
licher und geistiger Beziehung (in der ä. Spr. ohne
scharfe Grenze gegen das Vor.) Aa; Ai>; B, auch It
td. (.vestigia premere') und Zyro; GuHe., Ths; G; Sch;
ScHw; Th; Z; wohl allg.; Syn. ,näch einem schlaben'
(Sp. 32'2u.). Das Chind schlät (nüd) sV'm Vatter, siner
Muetter nä"''. Der Jung g'schläd dem Atten nä''' BE.
[R.:] Das fdlti iez no"'', das'-i"'' diheim e" Zaine" voll
jungi Durete hetti. [Ch.:] Ja, gell', reo der Alte" nö"*-
schlägti"d. [R:] 0, Die schlägti"d bim Eicher ire" nid
nähe", si schlägti"d alli nach mir Z. Der Fritz sig
en üfg'iceckte'' tifige" Pürstel u'"' schlaji ganz ''em alte"
Fritz sälig [seinem Vater] «ä'*. Loosli 1910. Si" Vatter
het g'leitig g'essen u"'' d' Mueter het bim Tisch lang
möge" un'' er [der Sohn] isch bedne" z'säme" nö'*-
g'schlage". SGfeller 1919. ,Dass ein Glied der grossen
Sippe fernen Verwandten nä''''g'$chlet.' Bärnd. 1911
(BG.). ,Nur Fabeln erzählen von Mischungen zwischen
1er Gemse und dem ihr so widerwärtigen Schaf, so
■lass en Benz enem Gemschi nä'''g' schlagen hätti.' ebd.
1908 (BGr.). Aberglaube: .Täuflinge werden in der
Gemütsart ihren Taufzeugen ühnWch (g'schlä"-ne"-nä''').'
18-23/6, BThier. Sprw.; s. gris (Bd II 799; auch Sprww.
1869). ,Gris schlät gromen nach'; s. Bd II 732; auch
XVI., Sprw. (,patris est filius'); Fris. 1541 (,aqua aquse
similis, gris Schlacht grummen nach'). ,Er sye ein
üppiger liederlicher knab und schlache deshalb siner
rauotter nach, die sye ouch all ir lebtag ein lieder-
liche frow gesin.' 1472, Z RB. .Regenerare patrem, den
vater ersetzen, im nachschl. oder gleich sein.' Fris.
.Seinem vatter mit weis und bärd nachschl., im in
tuon und lassen gleich sein, mores patris referre, mores
patris persequi; im laben grad seinem vatter nachschl.,
vitam patris exprimere, deduci ad raorera patris; dem
vatter nachschl., in seines vatters sitten wachsen und
zuonemmen, in mores patrios crescere, respondere
patri.' Fris.; Mal. ,Das ir in üwerem flyss, liebe zuo
der waarheit und zuo den dieneren derselben also für-
farind und üweren frommen, eerlichen eiteren nach-
schlahind, welche in üweren landen die leer des h.
evangeliums treffenlich geuffnet und gefürderet haben.'
LLav. 1577. ,0n zwyfcl habend sy [die Söhne Hamans]
dem vatter nachgeschlagen im bösen.' ebd. 1583.
.Laomedon, der was s Priarai vatter nun; gar artlich
schlagt ihm nach der söhn, der dazmal noch ein Jüng-
ling was, doch schon sein herz voll ueid und hass.'
GGoTTH. 1599; später: ,Der söhn schlägt nach des
Vaters art'; vgl. u. , Patrios mores imitari, dem Vatter
nachschlagen; exprimere vitam patris, dem Vatter
im Leben nachschlagen.' Denzl. 1666/1716. ,Dass er
... ein Kind von einem fruhezeitigen Beischlaff ge-
tauft und in gewöhnlichem Segenspruch angehenkt
... dise Wort: Gott gebe, dass du deinen unartigen
Eiteren nicht nachscblahist.' 1669. ZAnd. S. noch er-
soffen (Bd VII 352). Mit verschobener Beziehung.
.Mores patris persequi, seines vatters sitten nachschl.'
1'''ris. ,Die gedult ... machet, dass wir kinder Gottes
bleiben und verharren, so wir der gedult des vatters
nachschlagen.' HBull. 1597. — 8) mit Bez. auf den
ilurch die Abkunft bedingten Stand. .Alle die lüte
...die unsern herren nu zuobörend, do sol ieder man
jerlich geben 4 flerteil baberen Rinvelder nies und
ein vasnachthuon. So sol ein wip geben nüt nie denn
ein vasnachthuon jerlich, unib das es ein wisunge si,
das ir die kinde nochschlachen.' X V., Bs Rq. ( BsBettingen
Dinghofrodel). ,Der bösem band n.' ,Daz hie in
I
465
Schlah, schieb, schlih, schloh, schluh
466
Curwalhen ain gewoiihait gehalten ist, wenn ain aigen
wib ainen Walser ald ain fryen man nimpt zuo der
ee ald ain aigen man ain Walserin oder ain fry wyb
nimpt zuo der ee, die kind, die davon geboren wärdent,
zycbent und sclilaheiit der aigenschaft und der bösem
band nach.' 1430, GRCbur. ,Daz der V. sinem vatter
als der bösern band nachscblachen und an das hus
Eglisow gehören solle.' 1504, Z RM. S. noch Raub
(Bd VI 30 M.). — c) (einer Sache) nachgehn, nach-
forschen Ni)w (Matthys). , Einem Ding nach-
schlagen, inquirere in rem, investigare rem.' Denzl.
1677. 1716. , Einem Ding nachschlagen, sibe erforschen.'
Hofi". .Bosketen soll angenz nachgeschlagen werden
[Überschr.].' GrD. LB.; s. die Forts. Bd IV 17'2tiM.
,(Um Etw.) n., sich um Etw. erkundigen, einer Sache
naclifragen VO" (St.»); ,Schw; Zg' (Ithen). ,Über die
schriftliche Supplication Hren F. ward erkhendt,
wegen der Cantorei nachzuschl. und zu berichten, obe
und waz für Nachdienst er deswegen gehabt.' 1681,
Z RM. Insbes. a) wie nhd., in einem Buche AaF.;
B It Id. (.librum evolvere ad inquirendum) und Zyro;
Z und sonst. Im Buech inn n. AaF. — ß) (den Trumpf)
n. : ,In gewissen Fällen darf Derjenige, welcher die
Karten austeilt, (den Trumpf) nache"sch!ä', d. 1. so
lange von den übriggebliebenen Karten umwenden und
für sich in Anspruch nehmen, bis er auf eine solche
stösst, die nicht die Trumpffarbe zeigt.' oO. (FStaub).
— f) vom Spürhund, auf die Aufforderung, den Zuruf
des Jägers hin suchen gehn Z (Jägerspr.). — 2. (zeit-
lich) nach Etw., nachträglich .schlagen', a) vom Blitz,
Donner. De ehalt Brand (SträlJ hat nache''g' schlage";
s. ehalt (Bd III '240u.). Uneig. : Die letst Zit het-me"
g'ment, es ivöll's g'ad patsch ge" [schnell zu einem
Friedensscbluss kommen]; öfter dö het halt afC* de""
Chalt nohCg'sehlage". Volksstimme 1916 (Ap). —
b) vom Steuermann im Segner (s. Bd Vll 479), inso-
fern er, im erhöhten Hinterschiff stehend, sein zugleich
als Steuer dienendes, etwas längeres Ruder jeweilen
um ein Weniges später einsetzt als die vorne (sitzend)
Rudernden. Bodensee; vgl. .auch Klunzinger 1892, 114
und s.u. — c) wesentl. = über-schl. 3 f (Sp. 357); zur
dort angegebenen Lit. vgl. noch ZfsR. VII 19/'2ü. 80/1.
122/5. 168/93, ferner Sp.317u. a) entspr. N.-Schlag3a
(Sp. 238), bei einer Versteigerung ein höheres Angebot
machen Af (auch It T.); GF.. G. ,Es steht jedem
Zedelinhaber frei, an seinem Kapital gut zu schlagen,
so viel ihm beliebt. Was nachgeschlagen wird, fällt
den Zedeln zu, bis dieselben gedeckt sind.' Ap.^. Verf.
1854 (,Von der Gant'). — ß) entspr. N.-Schlag 3b (s. d.)
BHk. (.\n.; danach St.*); S. — Nä = ''-sch läge" n.:
a) nachträgliches Schlachten. .Das ... die rinder-
metzger hinfür ein jeder ... alle sambstag ein rind und
in der wuchen eins ... schlagen und aushauwen sollen.
So aber ... am sambstag oder in der wuchen an fleisch
mangel erscheinen wollt, soll alsdann das nachschlagen
zugelassen und also ... geordnet sein, das es ... der
Ordnung nach umbgon soll. Wann aber der, den die
Ordnung des nachschlagens berüert, zu schlagen nit
gefasst oder gerüst, so soll derselbig, bis das nach-
schlagen wider an ine kompt, fürgangen werden, der
necbst nach ime ... das nachschlagen haben.' 1567,
AARh. StR. (Metzgerordn.). — b) zu Bed. '2b. D'Segner
fere'd iezt a" ime" grosse" mächtige" Böge", chreftig
züche'd die Mannen und 's Nö'''schlage" b'sorget de''
Tiefer. ONag. 1898. — Spätmhd. nävhälahen (in Bed. Ib);
Schweiz. Idiotikou IX.
Tgl. Gr.WB. VII 113/4; Schöpf 613 (in Bed. Ib); Fischer IV
1897 (zT. in andern Bedd.). Die (wohl nur beschränkt boden-
ständige) Bed. Ica kann Spezialisierung von Ic sein, aber
auch an achhiheji 7n (Sp. 306) anschliessen.
nider-: 1. a) nieder-, zu Boden schlagen Aa (H.);
Ap; B (,prosternere.' Id.); Ndw (Matthys) und weiter-
hin, doch kaum überall volkst.; Syn. aben-schl. Ib
(Sp. 349). .[Simson] ist ein mensch, der schwärs ring
acht; er schlacbts als nider uff die macht.' Samson
1558. ,Niderschlagen, prosternere.' Denzl. 1677. 1716.
Von Holz. ,Also man ze holz niderslahet die bouma.'
NoTKER. ,Wann durch Fällung des bewilligten Holzes
anders niedergeschlagen [soll dasselbe der Obrigkeit
verfallen].' BForstordn. 1725. Von Personen. ,N. hette
ein husfrowen ghept ..., mit derselben were er ver-
argwonet dermass, das sin frow die gemelten metzen
zum andren mal nidergeschlagen bette.' 1533, Z Ehe-
gericht. ,Do bab in N. unversäehenlich nidergschlagen
und bluotrunsgmacht' 1541, Z. ,N.. affligere ad terram.'
Fris.; Mal. , Habend wir ... vernomen, das [bei Vill-
mergen] ein zimliche Anzahl durch das Geschütz er-
legt und sonsten nidergeschlagen worden.' 1656, AABr.
RM. — b)durch Niederschlagen töten, schlachten. We""-
men aw'' [bei einer Viehseuche] nid Alls fürbring, sii
bring-me" ömel e" Teil für, u"'' Das sig gang no'''
g'schider weder vore'wegg niderz'schlä", bis im ganze"
Bernpiet ke'" Scheiche" me stand. Loosli 1921. ,[Ein
Kauf wird ungültig] wenn das Stück Vieh innerhalb
des gedachten Termines eines Hauptmangels wegen
darauf geht oder aus Anordnung der Polizei nieder-
geschlagen werden musste.' JCMichel 1826. ,Es habe
sich begeben, das meister Öheins metzgerknecht inn
... gepeten hab, im ein rind niderzeschlachen, und als
er das in das schinthus gefüert und niderschlacben
weite, kerne er ... redte mer dann ein mal: du zers
amächtigs kröpf li, wollest du das rind niderschlacben?
du vermachts doch nit.' 1486, Z RB. ,[Die Metzger]
soUent kein houptmürdig 'noch presthaftig vich n.'
1500, AARh. StR. ,[Ein Bauer erklärte den Zürcher
Truppen] dass er noch da 31 houpt vechs hette, die
soltind si alle niderschlacben und essen.' 1531, Strickl.
S. auch Schlag-Ber (Bd IV 1452). — c) ,die Augen
niderschlagen', wie nhd. Denzl. 1666/1716; nicht ma.
Vgl.MJider-scÄZ. idß (Sp. 405). — d) uneig. ,Consternere
animos. erschrecken, n., machen, dass einer den muot
und herz verlürt.' Fris. — 2. a) Etw. lagern. ,Waz
leije man wiltbrsete in Wirtschaft nider slüege.' Reinfr.
,Daz alle von allem dem win, so nach dez ... heiigen
crützes tag in unser stat komet und da nider geslagen
wirt ... von ie der mass ... einen pfenning ... geben
... söllent.' 1408, BTellbuch. S. noch Sp. 336M. —
b) refl., sich niederlassen, lagern. Häufig in den Quellen
des XV. /A. XVI. .Gewisse mere, wie sich ein gros
Volk der Engeischen nidergeslagen hette in daz kloster
von Frouwenbrunnen.' Ji'ST. .Der herzöge ... sluog
sich die nacht nider zuo Krenzach, lag die nacht do.'
1445, Bs Chr. ,[Die Eidgenossen] sluogent sich do
nider in der vienden leger ... bi dem guoten win, den
die viende do gelassen hatten.' DSchill. B.; ähnlich
bei PvMolsheim. ,[Wir Zürcher] schluogent uns [im
Juni 1476] ze Bern nider und wandent da ze hüben.'
Z Chr. XV. ,Us der ursach [eines Unwetters wegen]
schluog sich das volk [die Schweden] in diser wildi
nider.' HBrennw. Chr. — nider-ge-schlagen: a) zu
Bed. Ib; s. Nöss (Bd IV 818). — b) zu Bed. Ic; s. blud
30
467
Sclilah, schieb, schlih, schloh, schluh
468
(Bii V29). .Verlieh diu soliuld deiiiüeteclich mit iiider-
^eschlagnem lib!" Zcchtspiegel 1425. — Vgl. Gr.WB. VII
787/90; Fischer IV '2036. Uuklar: .Die Bäiierinaeu [von Bs
Benken] Terfertigeu den kühlenden, niedergeschlagenen Milch-
rahni und eine Art klein geformter Ziger, die sie im Frühling
täglich der Stadt zutragen.' Lutz 1827; sollte es .nieder-
schlagenden' heissen? Vgl. aber auch yt-teUl 1 b {Bi VII 1628/9)
— Nider-sclilahuiij,' f.: zuBed. Id. ,Des gemüets
n., consternatio.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr.WB. VII 790.
b'- (in W tw. bi-): 1. .schlagend' bearbeiten.
a) Holz behauen AiFri.; G, so Ta.; Sch; SNA.; Th;
ZZoll. und wolil weiterhin; vgl. Beschlag- Span. .[Der
Zimmerraanu hatte das Hulz zum Hausbau] im Tag-
lohn zu .beschlagen', dh. vermittelst der Axt und nach
der Ronnschnur vierkantig zu machen.' vor 1850. Th
Beitr. S. auch waU-ge-recht (Bd VI 230). .Nach dem
und das holz gfellt UJid beschlagen was ...' 1520. Hotz
1865. .Für 3 tagwen zimberlüten. die laden zuo Hir[s]-
landen zuo beschlachen.' 1520, FHegi 1912. ,4 tag
holz im Gstüel [Ortsu.] bschlagen.' 1540, AaB. liau-
meisterrechn. ,58 Stuck, welche von N. und sinera
Sohn ausgehauwen und beschlagen.' 1660/1. Hotz 1865.
,Das Gottshaus soll . . . ihme [dem Baumeister] mit
der Wassersagen helfen, die Träm auszusagen, so weit
die Sagen gelangen mag; übriges soll dan mit der
Alt beschlagen werden.' 1729. IHess 1914 (.Verdings-
Accord'). ,E3 soll nicht erlaubt sein, dasselbe (Bau-
und Sägeholz) im Wald selbst beschlagen zu lassen.
sondern es rauss, wenn es von den Asten gesäubert
worden, aus dem Schlag abgeführt werden.' Bs Holz-
ordn. 1806. — b) „die Erdschollen auf der Saat zer-
schlagen, kleiner machen B''E. Chnolle" b'schlä", mit
dem ,Schärhaufenrechen'; geschieht dort, wo man sie
nicht trülle", mit der Walze zerdrücken kann BE.
De"" nimen-i''' de"" der . . . Miedreche" u"'' tue" dermit
b'schlä" (die Schollen zerschlagen), bis der Herd schön
rein (fein gekrümelt) ist. BXrnd. 1904. — 2. .schlagend'
um-, versch Hessen; vgl. in-be-schl. Grundstücke
,b.', umzäunen; s. Bd IV 391 M. (1339, ScHw); dafür
vorher in der Quelle .verschlachen'. .Uarzuo sol er [der
Angrenzer] sinen hag nicht fürer us beslachen. denne
als er nu beslachen [!] ist.' 1346. Gfd (ScuwSteinen).
Auch: eine Zaunlücke verschliessen. '[Die von
Bützighofen beklagen sich über einen von den Bamers-
bergern errichteten Hag:] Ir fich daz gieng bi dem
hag uf und bettln da als übel beschlagen, daz es obna
in gieng ... [Nachher im Urteil:] Wer oucb, daz die
von Battzighüffen ir fich inrent dien hegen fluiden ...
da mun si den hag wol brechen und ir fe us lau, si
suUen aber die luken wider beschlachen.' 1398. ebd.
(UwSa.). — 3. a) .schlagend' besetzen, bedecken.
a) mit Eisen, auch anderm Metall, zur Befestigung
oder zum Schmuck, wohl allg. ,B'schlä", ferro mu-
nire.' lo. B. Türen, Fenster. Vi Port b'schlä" W.
,l)ie Kirchentüre wurde beschlagen, die 3 Glocken
gehänket.' 1784, Gfd (SchwWoU.). Vorfeuster ,mit
Kreuzbändern und Schlenggen beschlagen.' 1837/8,
Z Baurechn. Behälter, Gelasse. .Denne N. umb phil-
legelli ze beslachen lu ß.' 1384, B StRechn. .3 pfd
N. Schlosser von lägeilen ze beschlachen.' 1478. AaB.
.Item V» guten gl. von aim zundbulferhornli zu be-
schlachen.' 1528. ScHwE. .Ein trinkgeschir oben umb
hin mit silber beschl.. circumcidere (circuncludere.
Fris.) vas argento a labris.' Fris.; Mal.; ähnlich bei
Denzl. 1677. .12 Ib. von der laden zuo beschl., darinne
miner herren Silbergeschirr ist.' 1571, AaB. Baumeister-
rechn. .N. dem Schlosser ... von zweien mälcasten zebe-
schlachen. 1583/4, BThorb. ,Ich bezahlt N. von 2 Bader-
trucken zu beschlagen 2 Fl.' Zcbers Tgb. 1691. S. auch
Glatt-Mess (Bd IV 454). Von anderm Gerät, Schmuck-
sachen. Kleidungsstücken; s. beschlagen 4 a (Sp. 472).
.Ussgen dem golder vom beigen crüz [am Eingang von
ScHwE.] zu beschlachen 11 batzen 2 Schilling.' 1558,
ORiNGHOLZ 1907. Brunnen. ,Und git man dem Schlosser
disen prunnen zu beschl. 40 pfund.' 1539, SBurkart
1909; ähnlich 1541, ebd. ,10 guldin vom wappen-
brunnen zu beschlan.' 1577. AAZof. StRechn. Wagen,
Schlittenuä. GRObS.:ScH;TH; W; Z und sonst. Weffn's
nu" Sehne gab! d' Schütte" sind scho" b'scMage" Sch. En
Wagner tcill en Wage" b'schlä": wie mänge" Nagel
mues'-er ha"? 1, 2, 3 ZWald (Anzälilreim); ähnlich
EStoll 1907. 27 (ScnDorfl.). .Gab HSchlaipfer ... 2 ß d.,
wercliot 1 tag an den vier büchsen. das si beschlaigen
wurdunt.' 1407, G Seckelamtsb. ,Daz die hammer-
schmid sich des rederbschlachens müessigen söUind,
doch wol inen und ander lüten sech und wegissen machen
und inen selbs ouch, wes si nodtwendig. es sye reder
oder anders, bschlachen mögind.' 1556, BRM. .[Den
Schlossern] allein zu machen gebühren [ua.] die offnen
Klemraerli, die Flösscbiif zu beschlagen.' 1659, Z.
,Dass der ein und ander [Schlosser in ZStdt] von
2 Syden-Rädern zu beschlachen nit minder als 100 Fl.
nemmen wollen, die utf der Landtschaft aber be-
schlachend eines umb 36 Fl.' 1662, Z; vgl. Bd VI492o.
S. noch Bd VI 543 (ent-redj; Sp. 80 u. Schueh b. AaF.;
BE., Gr. (Bärnd.), G. (ebd.) und It Zyro; GfiPr.
(Schwzd.); Ndw (Matthys); Syn. na(//eji .2 (Bd IV 691);
vgl. B'schlaq-Leist, Leist zum Beschlagen der Schuhe
(GrL.); B' Schlacht- Schit (Bd VIII 15191. .[Die Schuh-
sohle] wird an der Unterseite gehörig mit giossköpfigen
(Eoss-)Negle", sogar mit spitzig eingreifenden Mnse"-
chöpfe" b'schlage".' Bärnd. 1904. .Unten wurden d'SoU
schwer beschlagen ... hinten und vorn wurden und
werden die Sohlen mit starkem Ise" 6'.«c/(/«^e". ebd. 1911.
S noch Bd VII 767 0. (Solen II); VIII 446M. (1506. Z).
Im Volksreim; s. Bd I 1246M. (so ZStdt); VII 839 M.;
VIII 446 M. Pferde, auch Rindvieh, allg.; vgl.
B'schlag- Hammer (Bd II 1275). -Win. Zu den Währ-
schaftsmängeln gehört ua., wenn das Vieh .nicht ziehen
und sich nicht beschlagen lassen will.' JCMichel 1826.
RA. Von sehr steilem Gelände heisst es: Es ist tischets,
das'-me" mangti d'Hüenner z'b'schlä". Barnd. 1911. 'nes
stotzigs Ort, «-o-me" müesst d'Hüener b'schlä" u"'' der
Güggel spitze". BE. Nachr. 1917. Ähnlich noch Bärnd.
1904, 6 und SO feller 19 r2, 13. Im Kdld, Volksreim.
S. Bd VI 1423 M. (dazu die Var.: Mer icänd das Rössli
b'schlage", go' Bade" wäm-mer's jage" ZStdt). Zehe"
Boss an ei"'m Wage", zehe" Türl;e" muess-i''' fertig
b'schlage", muess-i''' mit der Geissle" schlage": Eins,
zwei, drei, du bist •frei! Schluss eines Anzählreims.
RocHH. 1857. Der Teufel, der die Pfaffenkellerin zur
Hölle liolt. führt die in einen weissen Esel Verwandelte
vor die Schmiede ihres Vaters und sagt: 0 Schmideli,
lieb Schmideli mi", ö b'schlö-mer du mi"s Eseli! SV.
(BsB.). Boss b'schlö", Nachahmung des Pferde-
beschlagens als Knabenspiel AAjon.f; Näheres AfV. 2'2.
100. .Es sol dhein Schmidt by nacht entweder gesten
noch burgern in den stellen beschlachen.' XV., .Aa
Mell.StR. .Unser meinung ist ouch, daz nieman [näml.
kein Stadtbote] nütz mer uö' unser statt schribe noch
469
Sclilah, schieb, schlih, schloh, schluh
470
beschlahe; denn welicher mit einem rittet, der be-
scblaliens bedarff, der mag wol besohl., doch das der
herr daz uss der zerung, so man im git, bezale.' 1439.
Z StB. ,7 ß von den zwei rossen ze beschlachen.' 1465,
AaB. Bechn. , Unser herrn burgerraeister, rät ... haben
sich erkennt, das smidlon eines huoffsmids, es sye
zuo beslachen oder ross zuo arznen, wie lang joch
das stände, lidlon sin und heissen solle.' 1496, Z StB.
,Item zuo Jenf die ross zu beschl. 13 g 9 d. ... Mer
beschlagen und unib 1 gurt 6 ß ... Zuo Troys ver-
zert IV2 tag und zuo beschl. 2 fl. 3 ß 4 d. ... Mer
zuo beschl. dem schniid 18 ß ... Zuo besciil. 5 ß', Auf-
zählung von Reiseausgaben. Rainsp. 1553. , Beschl.,
eisen aufschlahen, ein ross beschl. oder andere tier,
induere soleas iunientis; die esel oder ross beschl.,
calceare niulas.' Fris.; Mal.; ähnlich Denzl. 16Gi>/77
,Sol dem [Rats-]botten zelon werden aines tags zwen
Schilling pfenig und alle zering, pschlon und anders.'
wohl XVI., Ap LB. ,Daselbst [in Citadella] lagend wir
raorndes, die Pferd beschlachen zu lassen, den halben
Tagstill.' Z Gesandtschaftsbericht 1608. S. nochBdVI
14170. — ß) mit Holz. Eine Wand mit Brüter (GRCast.),
ein Hans mit Schiepe" (Ndw It Matthj's) 6.; Syn.
schirmen 1 (Bd VIU 1293). De" Schirm b.; s. Bd VHl
1285u. .Ein tile machen, mit laden oder prätteren
beschl. oder besetzen, compingere solum aiibus.' P^ris. ;
Mal. Hieher viell.: ,Dolböura b.' 1539, AaB. Bau-
meisterrechn.; vgl. Bd IV r247. — y) mit andern
Stoffen. ,Mit leim b.'; s. Bd VI 1058o. ,Diss [Fasanen-
liäuschen] verwart man vor dem luft allenthalben mit
getlocliten iiü.den, so mit lät beschlagen seyend.'
VoGELB, 1557. ,Mit eiern b.' ,Die stichling sind im
merzen und im anfang des meyens am besten, so sind
sy voll, so sei man sy mit eyeren beschlagen.' Manoolt;
vgl. Gr.WB. I 1573 (unter 11) {Mit Dreck) b., be-
schmieren, beschmutzen PAL; W. Demhet-mu" d'Hüs-
port mit Drech b'scMagn W. ,Mit kät b.'; s. Wüsch-
Lumpen (Bd 111 1281). Unpers.: .Das sei kein gutes
Zeichen, wenn es ihm den Brillen [mit Feuchtigkeit]
beschlage in einer Stube', weil dann die Luft darin
schlecht sei. Lötschen 1917. — 8) refl., spez. von Külien,
beim Rinderigwerden eine weissliche Flüssigkeit an
den Geschlechtsorganen ausscheiden GaRh. Die Chuo
b'schlät-si"'', het-si''' b'schlage". — b)- bedecken, von der
Bettdecke. ,Wa zwei menschen ze Gotlieben clich zu
ainander komen und gestossen, als bald die die tecky
by ainander beschlecht, so sind sy ainander recht
erben und gemainder worden an ligendem und an
farendem guot.' TnGottl. Offn. 1521. .So ... sy [zwei
Neuvermählte] die Deckhe beschlagen [hat] ...' ScuSt.
Erbrecht 1671; s. BdVII700o. — c) begatten, vom
Rehwild. JiGERSPR. (Diana 1909). Vgl. das syn. .be-
decken'. — d) eine Weide mit Vieh besetzen; Syn,
be-stössen. .Die Hofleut sollen die Waiden selbsten
beschlagen oder anderen Gotshausleuten, vorderstaber
den Jnwohnern, sie seien Hofleut oder Hindersessen,
umb ain lidenlich Gelt durch die Obrigkait taxiert
verliehen und ihnen überlassen werden.' 1639, G Bq.
1903. — 4. betreffen, angehn B; Ndw (Matthys); W.
Das b'schlät-mi''' nid. Das b'schlät das oder das Fach,
die oder die Sach W. ,Habt ihr auch nur Augen, um
zu sehen, was auf Andere geht, und Das nicht zu
sehen, was euch beschlägt?- Gottu.; .betrifft.' 1861.
,Dahin gehört auch aller Wucher mit Lebensmitteln,
durch welchen wiederum Niemand beschlagen wird
als wiederum hauptsächlich der Arme.' ebd. Kurz vor-
her in etwas anderm S., = treffen, erfassen : ,Der Wucher
[hat] eine ganz andere Ausdehnung, als gewöhnlich
angenommen wird, eine so grosse, dass er wirklich
nicht durch das Gesetz beschlagen, sondern blos durch
den christlichen Sinn gerichtet werden kann ... [Wenn
der Händler einem armen Kind für drei Strängen Garn
blos 4Va Batzen gibt] so nenne ich Dieses Wucher,
welchen das Gesetz nicht besclilagen kann.' Imschwz.
Schriftdeutsch (bes. in der Rechts-, Amts- und
Zeitungsspr.) allg. ; ein paar Beispiele mögen genügen.
,Sie [alte Gerichtsprotokolle] beschlagen fast lediglich
Kauf- und Schuldsachen.' Z Rq. 1910. ,Das zweite
Thema ... beschlägt die Krankheiten der Haustiere
und ilire Gefahren für die menschliche Gesundheit.'
NZZtg 1921. S. auch Sanders II 941''. — 5. a) ,sich
mit Etw. b. lassen', sich daran genügen lassen, damit
zufrieden geben, ,0b gleichwol die Mufti beneficarii
.ille ein stattliches Einkommen betten, so weren doch
etliche under ihnen, die sich damit nicht beschlagen
Hessen, dann sie järlich mehr verteten, als ihr Ein-
kommen ertragen möchte.' Heut. 1658. — b) zum
Schweigen bringen, zurechtweisen, auch tätlich W.
Den han-i''' b'schlagn ! Er hed-nu" verguet b(ejschlagu''.
Enandra bischJä", tüchtig ausschelten W. .Damit nun
sölliclie christenliche zuclit in der kilchhöri ze Kilch-
berg möchti erhalten werden, ist von altem also bar
kommen, das ein jegklicher mensch, man oder wyb,
der den anderen uff dem kilcliweg (das ist, wenn man
pfligt zuo und von der kilclien ze gond) beschlecht
mit Worten oder mit werken, der ist dem herren, so
den kilchensatz ze Kilchberg inne bat, zuo rechter
buoss vervallen drü pfund und ein pfening.' um 1530,
Z. S. auch er-blüwen (Bd V 252). „Jmd mit einer so
treffenden und Alles erschöpfenden Antwort entgegnen,
dass er Nichts mehr darauf zu erwidern weiss, oder
ihn so einleuchtend überweisen, dass er seinen Fehler
mit Beschämung eingestehen muss" (St.") BE., Si.
(DGemp. 1904) und It AvRütte; L (Ineichen); Zg (Zg
Kai. 1896); ZWoll. Wortspielend: I''' unll-en b., das'-
er nid brächt fürn-en andri Schmitte"s'gö'' L (Ineichen);
ähnlieh Z Woll. Er häddi-mich gere* welle" für d'sPfuri
ha", aber De" han-i''' du b'schlage", das'-er ist b'schlagne''
g'si", iV' iren"-er nit schuigt, su b'schlän-ich-ne" de""
na''' me. DGemp. 1904. D' Lüt hei" di gröst Freud
g'ha", Öppis an-in [Einen, der wegen seines bösen
Mauls bekannt war] z'bringe", filr-ne" mache" z'rede",
weder er het-se füra" b'schlage", das'-ne" der G'lust ver-
gangen isch. LoosLi 1910. De'' het-ne" [ein Zimmer-
mann einen Bauern, dem er den Stall neu bauen soll]
scho" d's erst Mal, wo-n-er-im het irelle" dri" tnüle",
b'schlage", das'-er g'wüsst het, wo der Bartel der Most
geit ga" ge" reiche", ebd. Der N. heig-ne" mit ''em
Mül b'schlage", das'-es e" Gatti'g heig g'ha". ebd. 1921.
[Eine Waschfrau] ist b'schosse" g'si" mit Antwort ge",
und tvenn-si Eine hed welle" spätzle" oder chögele", se
ister de"" g'wüss a" di Lälz äne" cho", si hede" scho"
g'wüsst z'b'schlö". Vr, Kai. 1896 (Eis.). .Dummes Zeug
haben sie ihn [die Arzte, die einen Quacksalber exami-
nierten] gefragt, aber auf Alles hat er antworten können
und b'schlagen hat er sie aus dem ff.' Gotth. .Darauf
war eine Commission im Lande herumgefahren, um
alle Schulmeister zu inquirieren, wie gelehrt ein jeder
sei ... Ich war recht gut bestanden und hatte ihnen
oft so geantwortet, dass sie gar Nichts darauf zu sagen
471
Schlah, schieb, schlih, schloh, scliluh
472
wussten. Ein anwesender Bauer meinte, Die hätte
ich recht beschlagen.' ebd. ,Ja, Herr Pfarrer, jetzt
habt ihr mich [einen Impfgegner] beschlagen, und ich
muss euch glauben.' ebd. ,0s claudere alicui, Einen
beschlagen; jugulare aliquem suis verbis, sua con-
fessione, mit seinen eigenen Worten Einen (be-)
schlagen.' Denzl. 1677. ,Mit blossen Worten lässt man
sich da nicht beschlagen, es heisset Beweis tun, es
heisset Beweistum und Proben her!' ZRhein. Beantw.
1747. Indizien ,beschlagen' den zum Geständniss ge-
drängten Verbrecher. 1789, Bärnd. 1904. — c) , Einen
beschlagen, bestechen, corrumpere largitionibus.'
Denzl. 1677 ; ,mit Miet und Gaaben bestechen.' 1G66. —
6. refl. mit an. Schi''' an Eini b'schlä", sich an eine
schlechte Weibsperson hängen GRÜbS. Schi''' anEppis
b'schlä", an einem Geschäft teilnehmen, ebd. — B«-
schlahe° n.: 1. zu Bed. la. , [Forderung des Werk-
meisters] für das Holzfellen, Bschl., Abbinden [usw.].'
1648, Z. — 2. zu Bed. 3a. Von Rädern; s. Sp. 468.
Von Pferden. ,Sol man gen [dem N.] 14 d. by be-
schlaihen.' 1408, G Seckelamtsb. S. noch Sp. 468u. —
b»-sclilage°: 1. ,mit dem Sack b.', = g 'schlage"; s.
Bd VII 609 M. und vgl. mbd. besehiahen, schlagend
treffen. — 2. zu Bed. 1 a. B'schlagnis Bolz AAFri.
Aadorf lieferte [den Brandbeschädigten] 1000 Fuss
,beschl-es' Holz kostenfrei. 1822, JNater 1898. ,Den
Zimmerleüten solle auch allein zuodienen zu machen
die Lein- und grossen Wollwäberstühle, so von
beschl-em oder Ringelholz gemacht werden.' 1786, Aa
Meli. (.Zunft-Libell'). Von Steinen: ,Beschl-e oder
Pflastersteine, die zum Besetzen gebraucht werden.'
Z techn. Inst. — 3. , beschlagen guot', verschlossen
durchgehendes Kaufniannsgut, von dem nur ein ge-
ringer Durchgangszoll zu entrichten war; s. die Anm.
,Als er [der Z Kaufmann G., der eine Sendung von
Schleiern nach Wien begleitete] gen Regenspurg
khommen, habe er ... den zolherren anzeigt, es kbämind
ime 3 kisten mit schleyerwahren, deren ein teil mit
syden, der ander mit gold geneyet sygen, und bette,
daz man die für b. g. welle passieren lassen, welliches
ime ohne ferners bedenken vergondt worden syge . . .
[W. sagt aus:] Wann man von Regenspurg nacher fare,
syge es guot zolls halb daselbst; dann so man da-
selbslen die waren für bschl. g., wie dann syden, samet,
Silber, gold, gspunnens und ungspunuen gold etc.
syge, angebe, so lasse man es gern passieren, wann
schon die Schleyer bisshar nit dafür gehalten worden.
Und tüeige man dann die eisten in das guotschiff,
welliches ohn alle gfhar für andere uss sicher gen
Wien kliomme, und zale man mehr nit also vom be-
schlagnen g. dann ','2 fl. vom centner ... [Seh. erklärt:]
Was b. g. als pfeffer, damast, syden, samet, edelgstein
etc. betreffe, syge wol wahr, das man vom gülden wert
15 crützer zalen müesse.' 1599, Z Prozess. — 4. zu
Bed. 3a. a) entspr. 3 a o. ,Ein mossbom [Mastbaum]
mit Stachel wol besclil.' Volksb. ,Mit eisen beschl.,
daran eisen ist, ferratus; mit eisen vornen beschl. oder
bewart, prsferratus.' Fris.; Mal. S. auch Bd VII 1604o.
Von Behältern udgl. ,Ein beschl. nussböumi kistlin.'
um 1372, Bs Inv. ,Ein besl. laden, darin was ein besl.
köpf und tüecher.' 1386, Z RB. ,1 besl. tröge.' 1411,
Bs Inv. ,Lidrine beschlagne laden.' 1435, ebd. ,Ein
lidrin beschlacben [!J resskist [d.i. ,reis-']; item zwuo
hülzin beschl. büchsen, darin man gelt leit.' 1480, F
Inv. ,Arca ferrata, ein beschl-er Kasten.' Denzl. 1666.
,Ein aufrechten schön beschlagnen Kasten.' Zubers
TgB.1682. S.nochBdI1137o.;III1057u. Von Massen.
,[l)er Fechter bezieht:] Für das Fechten und Berich-
tigen vom beschl-en und unbeschl-en Viertel 14 p, vom
halben Viertel 8 ß [usw.].' 1806, Z Verordn.; vgl. ebd.
an früherer Stelle: ,Kernenmass .. .: Viertel und Halb-
viertel haben eiserne Stäbe; Habermass ...: Diese
Masse sollen keine Stäbe haben'; gemeint sind wohl
oben querüber laufende, sich kreuzende Eisenstäbe.
Dazu: ,Man solle ihn [den Siebmacher B. gegen die
Schlosser] schirmen und ihm gestatten, die hier be-
schl-en Viertel ungehindert zu verkaufen.' 1698, Z;
s. auch heim-schl. a (Sp. 400). ,Und sol enhein wirt
enhein fuoterime nit haben in entwederm land [0 und
nSi.], denne das gezeichnet und beslagen si, und der
selben iminen zwei einen vierdung tuon sullen.' 1425,
BSi. Rq. 1912. ,[Dem Schlosser N.] umb ein beschlages
halb mes 1 pfd 8 s.' 1577/8, BThorb. ,Meister N. dem
Schlosser umb zwei nuw beschlagne mäs 5 pfd.' 1587/8,
ebd. Von Trinkgefässen. ,Ein fladrin köpflin, beschl.
mit Silber.' XIV., Bs Inv. ,1 kölnschi krus, mit silber
besl.' 1430, ebd. ,1 hulziner köpf mit silber beschl.-
1527, L Inv. , Schwarz [Trink-]horn, eschin becherlin,
holzi flaschen, [alle] mit silber beschl.' XVI., Bs Inv.
S. noch Bd I 1170 (fladerin); VII 1661 u. Von Tellern.
,Ein totzet zini beschl. teuer.' 1557, Z Inv. ,1 Dozet b.
Teller.' 16'27, TaBürglen Schlossinv. Von Löffeln; s.
schon Bdlll 1152. ,10 bucbsbörainlöffel mit silber besl.'
1459, Bs Inv. ,4 pschl. löft'el und ein bschlages börtli',
Pfänder. 1540, AaB. Eine der über Zwingli umgehen-
den Verleumdungen war, er habe ,zu Paris 20 gl. und
einen beschlagnen löffel gestolen.' HBull. 1572; vgl.
Zwingliana IV 47. ,[LJud] hat [in seinem Hausrat] nit
mehr dann ein silbernen bächer ... und ein dozet beschl.
löffel.' JJuD 1574. ,2 beschlagne löffel' gestohlen. 1599,
Z RB. ; wiederholt. ,1 Dotzet bschlagne Granetlöfel.'
1656, BADMANN'sche Chr. Von Messern, Schwertern uä.
,1 [Speise-]messer, mit silber besl., het an swarz hefti.'
1430, Bs Inv. ,1 degen, mit silber besl. und Über-
gült.' 1462, ebd. ,Ein gross par [Dolch-]messer, da
die scheid und messer mit silber beschl. sint; ein dein
par messer, ist die scheid mit silber beschl.' 1475, ebd.
,[Seine Frau] trage beschlagne messer und guldine
bantoffeli, das stand einer armen frowen nit zuo.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Das beschl. messer, so er ver-
kouft, sye uf sinem beschlagnen deichen gsin.' 1552,
BTurmb. ,Ein schwert, daruff ein beschlagner pfriend
und ein messer gewesen, verstolen.' 1565, Z RB. ,Ein
beschlagne bestecke, ein silbernen deichen und ein
beschl. Schwert' gestohlen. 1596, ebd. ,Auch [habe]
ime die Eva das beschl. Schwerdt noch darzuo ge-
schenkt, welches in die 15 Gl. kostet.' 1606/7, Z.
.Beschlagne Mässer und Gabel [!].' 1656, BADMANN'sche
Chr. S. noch Bd V 1283u.; VII 841 (Bruch- Silber);
Sp. 29u. Von Schmucksachen. , Ein nuss, mit silber be-
schl.' um 1372, Bs Inv. ,Winreb, mit silber besl.' 1455,
ebd. ,Ein köstlich kristallen stuckly mit gold beschl.
und ist darin heltura.' 1476, Absch. (Burgunderheute).
,Ein bschlagne rauscatnuss' gestohlen. 1563, Z RB. ;
vgl. Bd IV 8'28 u. ,Ein alt beschl. Gsangbuch ; ein woU-
beschl. Psalterium.' 1668, W Blätter (Pfarrarchiv von
Naters). Von Kleidungsstücken. Er [ein Appenzeller]
hed e" röts Brosttuech a"g'ha" ond e" Lederchappe" ond
en b'schlagnc" Hose'träger. JHaktmann 1912. Früener
händ s' [die Schützen bei den Knabenumzügen] dö die
473
Sclilah, schleh, schlih, schieb, scfalub
474
höehe', [mit Jlessingbändern] b'schl-e" Cliübel g'lia" ...
[heute] nend s' ei"fach alt Tschaggo. WHoffmann 1912.
,Ein sidin kostlich röckly, luit silber besohl. ... Item
1 sidin wappenröckly, mit silber beschl.' 1476, Abscb.
(Burgunderbeute). ,Ein brun beschl. börtlin vergult',
an einem Frauengürtel. 1475, 15s Inv. ,1 silbervergnlten
schlosgürtell, mit silber beschl.' 1545, ebd. .Da war
der knab gichtig, das ers [das Mädchen] gnommen
hett und ein besohl, gürtel uff die ehe gen (als Pfand).'
1558, MEsTERM. 1882 (Rick.). S. noch Gürtel (Bd II
446). B'schlagni Schtteh B (Zyro). Bergschueh, b. mid
fermen Ise' und mächtege" Guspe'. Schwzd. (GsPr.)
Von einem Wagen: , Einen guoten, starken, woU be-
schlognen strosswogen.' 159'2. GBöblix 1896 (Gr Rod-
Ordnung). — b) entspr. Saß. .Mit laden b.'; s. Bd III
1070o.;VlII 1382u. ,Eine besohl-e Brücken'; s. Bd V
537 u. — c) entspr. Sny. ,B-er Kalch', Kalkmörtel:
,Wo es etwan an Steinen mangelt [zum Häuserbau],
da brennt man Ziegelstein, welche aus alt-beschlagnem
Kaloh (Mertel) gebachne Stein sind.' Spleiss 1667.
Mit Thonerde überzogen, von einer Retorte (vgl.
Adelung I 900): .Man tut's [einen zerstückelten Teig
aus Roggenbrot und ,Zucker-Candit'] in ein beschl.
Glas und distillirt's, so bekommt man ein bleichgraues
Ol.' EKöNiG 1706. Von Pensfern, leicht angelaufen
Gl. Vom Wald, mit Schnee und Reif bedeckt GRValz.
Der Wald ist b. — 5. mit dem Nötigen versehen, ge-
rüstet. Viell. noch ganz eig., = mit Schlagwaffen d. i.
Prügeln versehen (vgl. beschossen 2ca Bd VIII 1421):
,Gar nach wenig Tagen Reitnauwer [der Österreich.
Anführer] ruckt auff d Steig; die Brügler wol beschl.
... männlich auff ihn angriffen, ihm erlegt liundert
Mann.' 1622, Zinsli 1911 (,Der Bündnerische Prügel-
krieg'). Uneig. Dere" [Offiziere] se't-me" ha", dö war-
me"b. JReinh. 1904. Erwdrbösb. mit so n-eme" g'rhtge"
Wibervökhli [als Frau], ebd. 1901. Im geistigen S.
a) „erfahren, in irgend einer Wissenschaft wohl be-
wandert" Aa; Bs; B; Gl; Gr (Nadig 1916); Sch; Tb;
W; Z; St.'; meist in der Verbindung guetb. oä. „Er
ist im Latinischen gut besohl." Der ist i" sl"'in Fach
gtiot b'schlagne' W. 1''' be' i" der Bible" no''' guet b.
ScHSchl. De Gmeindschriber ist i' settige' [politischen]
Sache" besser b. a's Eusereim. WMuller (AäF.). Dö
bin-i''' nid (guet) b.. da habe ich zu wenig Kenntnisse.
Erfahrung, kann ich nicht raten, mitreden Tu. Er ist
überal' em beste" b. g'si", in der Sohulprüfung. CStreiff
1914. Die Pürstli merktend's sieber bald, wenn-
er [der Lehrer] astcö nit recht b. udr. ENadig 1916.
[Pfarrer zu Einem, der ein Kind zur Taufe anmeldet,
aber noch nicht weiss, wer Pate sein soll:] Jitz mach-
di''' dervo" u"^ chum-mer ersch' ume", u-e""-de besser b.
bisch! FStauffer 1917. — b) „besonnen (in Red und
Antwort), in Antworten wohl geübt, schlagfertig" Bs;
„B-Si.; Gl; Gr (Tsch.); ,L" (auch It Ineichen); G
Wb., W.; ,ScH"R., Schi.; niTu (,gefasst'). so Mü.;
üwE.; W; „Zg; Z"0. und It Dan.; Syn. ge-fuesset (Bdl
1095); besinnt Iba, (Bd VII 1064); beschossen 5c ß
(Bd VIII 1421, wo auch die Verbindung &'sc/ios«e»iun(7 6.).
> Der ist Vschlagnc! W. Er ist uf alle" Viere", vor
und binde" b., Spiel mit 4a L (Ineichen). B. mit dem
ilfü2Bs(BMeyer). ö(/et 6. Gr (Tsch.). Er ist g schwind
I 6. ThMü. Er ist gll''' b. g'si" und hät-en malefitz aber-
'löfflet, ebd. J'* bi" nid g'-ad b. g'si", die richtige Ant-
wort ist mir nicht gleich eingefallen, ebd. B. z'si"
uf Alles, was s' [die Professoren im Examen] frögcd,
ist bim Eicher ke'n Schleck. Messikommer 1910. Übh.
einer schwierigen Lage gewachsen: .46er au"'' da [als
bei einem nächtlichen Brande das Vieh nicht aus dem
Stalle heraus will] ist der Fritz b. g'si": Hantlecher,
a's ich cha"" säge", ninnt-er d' Glogge" und d' Schelle",
reo vor •'em Gaden usse" g'hanget sind, und lait s' de"
Chilenen a" ... CStkeiff 1914. — un-: Gegs. 1. zum
Vor. 2. ,Von Kriens führt ein mit unbeschlagnem Holze
belegter Weg (welchen sie Brügel nennen) durch einen
Wald in die Höhe ...' JGSclzer 1743. — 2. zum Vor. 4a.
, Laden 5; die 4 mit 7 Schubladen, bschlagen, 1 u. mit
5 Schubladen.' vor 1578, Bs Kunstsamml. 1907. ,ü-er
köpf; s. (laderin (Bd l 1170). ,U-es Viertel'; s. Sp.472o.
,Uff24 uiigevorlich u-er löflel.' 1545, Bs Inv. eines Gold-
schmieds. , Einen u-en löffel' gestohlen. 1598, Z RB.
,Ein beschlagenes und ein u-es schwert verstolen.'
1561, ebd. U(n)b'schlagni Schueh BGr. (s. Bd VII 1255o.)
und It Zyro. — silber-: mit Silber beschlagen.
Wenn Aine^ nid e" silberb'schlagtii Pfiffe" un'' es Säge"-
tnässer het g'hä", so het-er [als zu arm] nit torffef
liiiräte". Barnd. 1914. Si" [einer Bäuerin] schwär,
silberb' schlagnig Gürtel. Schild 1885 (SL.). — Ahd.
binlidi'in, nihd. btHlahen, auch noch iu andern Bedd.; vgl.Gr.WB. I
1572 4; Schui.« II 5U/5 (auch in Bed. 5a); Martin-Lieuh. II
457/8; Fischer I 898/9 (auch iu Bed. 5 b). 4, wofür weitere
Zeugnisse bei Sauders II 941, scheint uus eigentünilicii zu sein,
ebenso 6. Zu 5 vgl. Bed. 13 bei Gr. WB. aaO. (spez. zum Zs-
hang von a und b); 5e ist wohl nur eiue besondre Anwendung
von b. Kaum schwz. ist die Verbindung .beschlagen guot'
(Sp. 47 1): unsre Belege weisen vielmehr auf bair.-österr. Ge-
biet, für das sie in ähnlicher Bed. auch sonst bezeugt ist (Schm.*
1965; II 515, dazu ,Beschlagholz' bei Uoger-Khall 70; vgl.
aber auch Be-schlaher) ; Belege für die Bed. , einschlagen, ver-
packen' s. auch im Jahresbericht des histor. Vereins für Mittel-
franken 1871/'2, 108/9. — B'schlahe" f.: Werkzeug
zum Festschlagen des Lehms in einer neuen Tenne
AAAar. — Be-schlaher m.: Derjenige, der in die voU-
gestossenen Salzkufen den obern Boden einlegt; vgl.
Schm.'II 515. ,Es sollen ouch die besl., Spanner, winder
und tregel, welich ie denn in dem Salzhof knecht sind,
keine stür geben noch wacht noch reis nicht tuon.'
1385, Sch ürk. — B'-schlahi f.: Schlagbrett, -klotz
ZBenken. — Mist- B'schlagi f.: = Bratschen 12b
(Bd V 1013) Tu. — Vgl. Fischer IV 1693 (,Mistb'schIage').
in-be-: = inschl. Igt (Sp. 393), beschl. 2. ,[Ein
Gut] stosset ... an der halb och an die almeine und
oben und niden an die eigen güeter, die inbeschlagen
sind.' 1483. Gfd (USpir.). ,Item es ensoll ouch nieman
theinen garten hinfnr me inschlan ab der allmy ane
erlouben eins bunians und der rätten und wenn einem
der garten erloubt wirt; noch soll er inn nit in-
bschlan. vor und ee im der sibner, in welichem vierteil
er sin begert hatt. zeige.' 1519. Schw LB. ,Wie dan
nun ein Zyt lang allen Gmeinmerchtgüotern (damit
Diejenigen, so solche inhabent, inbescblachen mögent
und des Etzens zuo Früeling und Herbstzytten ledig
sient) einen bewüssten Tax und Zins nach jedes Er-
tragenheit uffgelegt worden ...' 1608, ebd.; auch noch
1682, ebd. ,Der Göetteren halb, so Weit oder Gmeind-
feldt seind ... ob Einer das Sein weite einbeschlagen
und ein Ander das Seine wolte Weitfeld bleiben lassen,
der soll nit schuldig sein halben Haag zu geben; ob
aber er demnach das Sein auch mit Haag ein-
beschliessen wolte, alsdan soll er auch den halben
Haag zu geben schuldig sein.' U LB.
475
Sclllah, schieb, sclilili, scliloli, schluh
476
z'-rugg-, z'rügg-: zurück, schlagen'. .Repeicutio
zurückschlagen.' Dknzl. 1(366/1716. Weidekühe z'rugg-
schlän, von einem verbotenen Orte zurücktreiben Gr
L.; Syn. umen-jagen (Th). Refl., zurück-, abprallen
Nnw (Matthys), Unsinnlich, a) Jmd wirtschaftlich
zurückwerfen, -bringen; 3. raggeren (Bil VI 766). Intr.
= hiiider-schl. le (Sp. 461) Z, so Grün., Kn.. Stdt. Er
het z'ruggy'schlage". — b) zurückstellen, rückgängig
niaclien, aufheben. ,Ouch hette ich uch geschriben,
so hat mich mins hushaltens halb gehindert, domit
ich manche sach, doran mier nit wenig gelegen, zurück
geschlagen.' 1515, Brief (HKotter an BAmerbach).
,Wie sich unsers gnedigen herrn [des Bischofs von
Basel] amptluten [!], die burger und priesterscliaft zuo
Piirntrut . . . von der gefangnen wegen zuo recht zuo
körnen erpotten, haben wir obgen. verordneten und
gesandten [von Bern, Basel usw.] uns unsers gnedigen
herrn gemechtiget und den gestrigen Abscheidt zeruck
geschlagen.' 15'25, Absch. (Eine üble Eigenschaft)
zurückdrängen, aufgeben: ,Hette er . . . sin vertüegig
Wesen zurück geschlagen, were sy nach Ordnung der
Christenheit mit ime huss zuo halten williger dann
willig gewesen.' 1551, Scb. In den Wind schlagen,
missachten; s. schon BdVI791o. ,Beduret uns nit
wenig, wo söllichs alles [alter Brauch und Glaube]
sollt zurück geschlagen werden.' 1528, F an B.
.Sollichs [eine Verordnung] unzhar schlechtlich ge-
halten und ir [der gn. Herren] erbar billich ansechen
verachtet und zerugk geschlagen worden.' 1538, Z RB.
— Vgl. Sanders II 945".
hinder-si'^''-: 1. tr. Zurückwerfen, -treiben: , Und
schlug uns das mer [im Sturme] anderhalb hundert
luil wegs hindersich.' Stdlz 1519. Unsinnlich. (In der
Rangordnung der Gläubigeransprüche bei einem Kon-
kurs) zurückstellen: ,l)as da etlich, so den [zahlungs-
unfähigen] N. an dem rät und im umb geltschuld ver-
lorn hattend, meintend vor denen, so im iren kernen
an die heilen hattend geben, ze gänd; da aber unser
herren bedunkt, daz sölichs nit billich wer, sölten
heilen also hinder sich geslagen werden, und habend
sich darulf erkent ... das sölich heilen vor allem
rätschriben und verlieren gän söUent.' 1433, Z StB.;
vgl. Bd IV 1161/'2. Einen Aufschub bewirken: ,[Batt
Meyer will mit Elsi Siher Hochzeit machen ; da] werind
Guotli Brogli [dem Batt M. ebf. die Ehe versprochen
haben soll] oder sine fründ zuogfaren und sollichen
angesetzten hochzittag mit recht [= gerichtlich] hinder
sich geschlagen, uftghalten und inen verbotten, ane
ir rechtliche ubung dis handeis halb nit zuo kilchen
zegan.' 1541, Z Ehegericht. Von Waren, = hindersich-
habend (Bd II 915), hinder-schl. (Sp. 207 M., Beleg von
1635): .Welcher in türen Zytten Korn oder" Getraidt
hindersich Schlacht und dass, so er über seinen
notwendigen Hussbruch wol entpeeren und verkauffen
mag, uss seinen Spycheren und Kornhüsseren nit
herfürgibt und uf unseren Märcht zu verkauffen füeret
[wird streng bestraft].' L Ans. — 2. refl., sicli hintan-
stellen, demülig sein. .Sich aber daby die grcchtig-
heit <le8 gloubens [beim Zöllner]: l»as sy nüt änderst
denn sich selbs verwirft, schlecht sich liindersich und
lasst sich allein an die erbermd Gottes.' ZniNULi; ut
sese dejiciat (Gualther). — 3. intr., = hinderschl. Ic
(Sp. 461), .Rückscliläge in der Rechnung finden' ZKn.
(Schneebeli). ,Reni male gerere, übel hausen, hinder-
sich schlagen.' Denzl. 1677. 1716. — Vgl. Fischer III 1665.
z'-säme"-, in BGr. (It Bärnd. 1908) -g'schl: mit
.haben', in Bed. 1 c a in B (It Zyro) mit ,sein'.
1. a) .schlagend' zsbringen, vereinigen; .coUidere.' Id. B.
a) von Körperteilen (bzw. deren Bekleidung). D'Händ
z's., infolge einer (unliebsamen) Überraschung, Er-
staunen.s, Schreckens uä. B; Gl; Gr; PAl. (,batter le
mani'); G; Sou; S; Th; Z und sonst. l)'s Tresi ... hed
d' Uänd z's.-g'schlage" und hed g'rüepft: Nei", wie's
au"'' gä" cha"'! Jörger 1918. Underdesse" hat d'Mueter
an-enand d'Händ z's.-g'schlage" und g'jänieret, w'e Das
e" G'scIiicM werdi absetze". UStreifp 1906. ,Dle händ
zuosaraenschl., manus collidere,coniplodere.'FRis.; Mal.
.Collidere manus, die Händ zusammenschlagen; plau-
dere, die Hände zusammenschlagen, frolocken.' Denzl.
1060/1716. Wo 's Uüs abe"'bröntit isch . . . isch 's Mare-
het i" der Hnfstet hin und her g'sprunge", het g'schraue"
und d' Händ überm Ghopf z's.-g'schlage". JReijjh. 1907;
so und ähnlich weiterhin. ,Sy vermeintend, ir vatter
Josias wäre inen zuo streng, so er hingienge, so
müesste es ein anders werden; aber es ward ein
anders, dass sy die händ ob den köpfen zuosamen
schluogend.' LLav. 1583. ,[Wie er] gesehen, das er
Einen troffen, habe er im Har kratzt und die Hend
ob dem Houbt zuesammen gschlagen.' 1616, Z. ,Darab
[über eine Todesnachricht] er erschrocken und d Händ
ob dem Kopf zsamraen gschlagen.' 1697, ebd. Oft in
Drohungen, Verwünschungen udgl. ,N. hatt geredt,
daz er nit von Baden körnen, er weite vor machen,
daz ettlich die hend ob dem hopt zuosamen slachen
müesse.' 1485, AaB. Gerichtsb. .Beschäch iro ir recht,
daz si gericht werd, so raness es als übel gan, daz
noch etlich lüt die hend ob dem köpf zesaraen schl.
müessen.' 1505, Z. .[Ein Verhafteter hat] eim biderb
man im frygen Ampt offenlich getröwt, so er uss ge-
fenkniss kommen, welle er im ein letze lan, das er
die hend ob dem houpt zesammen schlachen müesse.'
1533, Z RB. .[Zwingli] zeigt an, was sy für ein friden
betten gmacht, der wurde bringen, das sy nit über
lang d hend über dem köpf zanien wurden schlan.'
ThPlatter 1572 (Boos). ,Das er ... getröüwt, er wolle
... dem Undervogt W. ein Duck tuen, das er syne
Hend oh dem Haubt müesse zesammen schlachen.' 1601,
Z RB. S. noch Schi äff I (Sp. 91). ,Das Vren H. inen
die hend zemen heig geschlagen.' 1525/7, Z Ehegericht;
Näheres über den Hergang s. Sp. 404 M. .D'Händ z's.-
schlä" und bette", complicatis manibus Denm orare.'
Id. B Syn. ze-«.-/ian (Bd II 923). Für si" Eät nid gar
z' wolfeil z'ge", het-er z'erst mit g' sänktem Chopf e"chli"
vor-sech abe"g'luegt, d' Dümen einen um ''en anderem
'trüllet und albeneinisch d'Chneu z's.-g'schlage". RvTavel
1910. D'Schueh z's.-schlä", um si'^'' z'tcärme". JJökger
1918. .Complaudo, die hend oder die füess zesamen schl.
und also frolocken oder damit anzeigen, das uns der
handel wolgefalle.' Fris. Machet, dass-er zum Loch
üs chömniet, sus schlän-ich [ich euch] d'Grinda z's., da"
s" lind chönd a's wie en g'schmalzeta Geusch. JJörokr
1912/3. S. noch Nuss-Sack (Bd VII 631; BE.). Un-
pers. Es het-ne" g'hudlet am ganze" Hb un'' im d'Zäng
z's.-g'schlage", vor Sclireck. SGfeller 1919. — ß) eine
Kiste ,z.', zsnageln; s. Brett (Bd V 892 o.). — y) Butter
.schlagend' formen GkV.; WGrächen {s. ge-risel BiVl
1365); vgl. Schlag IIb (Sp. 196). [Beim Buttern]
tl'längg-i''' die Schmal zchnolle" mit de" Hände" us dem
Chübli füre", tue-se recht z'sämme"chnette", dass d'Ä"ch-
milch drüss geit, und z'letst titen-i''' d's Schmalz z's.-
477
Schlah, schieb, scblih, schloh, schlub
478
schlä" zumene" Star oder zumem" Mali. JJörgek 1913.
— 5) Unrat, Mist ,z.'; vgl. Sp. 311. 319 u. (.zuo liüfen
schlahen'). ,l)ass ... B. und sin gesind sin egraben
rumden und das ungefüer im für sin hus und den stal
zesaraen slüeg [!].' 1413. Z RB. ,Das er ... by sinem
hus gestanden sye und sinen bu zuosaiuen geschlagen
habe.' 1487, ebd. — e) zspacken. ,Wo die krenier die
güeter, so sy in die kanirneren ufgesetzt, wider zuo-
sammen schlüegen und u( die niergkt anderschwohin
zuo verkaufen durchföeren Hessen, das soll ... für
durcbgend guot geacbt werden.' 7, Zollordn. 1567; ähn-
lich 1639 (wo nachher: ,die Wahren uffpacken und
ohnverenderet wider ynschlahen'). ,\Vas aber Brieif-
paquet sind, so über zwen Unzen steigen, soll von dem
Lot zween Batzen bezalt werden; jedoch soll Keinem
zugelassen sein, andere als seine eigne Brieffe zu-
sammenzuschlagen und in Paquet zu machen, sonsten
das Postambt des ihme gebührenden Ports frustriert
werden könte.' B Postordn. 1677. — Q es Bett z's.,
durch Zslegen abrüsten BG.; Gegs.üf-schl.lb (Sp. 360).
— rj) techn. Ausdr. beim Stricken, = verseht. oa, GRSch.:
s. Sp. 440o. - — ft) unsinnlicher, zsfügen, vereinigen.
Von Güterzslegung: Wenn jez das Marieli der Michel
hüräle" täti, se chönnten s' grat das Matt z's schlä"
und d' Marche" üsschrisse". JJörgek 1918 (GuV.);
später: das Matt z'sämnwlegge". .Endlich wurden im
Jahr 1781 der Allmosenamtsfond und das Säckligut
zusammengeschlagen und seitlier gemeinsam admini-
striert.'ZMem. 1801. .Diebeiden undern [Öchul-]Stuben
zusammen scillachen und erforderliche Bank machen,
damit die Kind genugsamt Blatz habint.' 168'2, BTli.
RM. Laute verbinden. .Zesamen schl.. zesamen
stimmen, ordinäre syllabarum literas, coagmentare syl-
labas.' Mal. .Die buochstaben recht lernen erkönnen,
recht ussprechen, fueglich zuosammenschlachen', auf
der ersten Schulstufe. F Schulordn. 1.577. ,In der
ersten Ordnung lernend die Knaben das Abc, die
Buechstaben recht kennen, zuesamnien schlaclien und
ussprechen.' B Scliulordn. 16U0. Das Spiel z's., bei
Kartenspielen (zB. beim Kreuzjass) die beiden Spiel-
parteien bestimmen, indem der Gebende jedem Spieler
so lange je eine Karte gibt, bis zwei Spieler gleiche
Karten bekommen; diese gehören dann zs. I'''ha"...
grad chönne" zueche''hocke" [zu einer Jasspartie], si
hei'"s scho" z's.-g'schlage" g'ha". JBürki 1916. Von Geld-
beträgen. Zsschiessen (6y\i. ze-s.-setzenb^ Bd VII1711.
■schiessen 2b Bd VIII 1422); s. Hof (Bd II 1023/4).
Zsrechnen B It Id. (.numero addere') und Zyro; Syn.
,zuo einer summe schlahen' (Sp. 318M.). .Dis [ver-
schiedene Beträge] werdentzesemene geschlagen 90lib.'
1381, ScHwE. ,Als man den schützen uuder allen malen
hat gegeben ze solde von ostern unz zuo ingendem
brachode, gebüret, als es zesamen ist geslagen, 300 Ib.
[usw.].' 1383. B StRechn. .Burgermeister M. von Sant
Gallen hat mir geschriben, das ir ... im umb büchsen-
^ bulfer schuldig syent 17 guldin, item 5 guldin umb
I ein Zentner bly [usw.], trifft alles zusammengeschlagen
j 48 guldin 39 ciützer.' 1499, Brief (Uw). ,Nachdem
; der costen des alten wins aller, der sye durch fueren,
ablan oder spisen daruff gelotten, zuosamen geschlagen
I und gerecht wirt, soll der wirt daruff schlahen, das
er einen guldin zuo gewin haben mag,' 1523/6, ZRB.
, Alles zesamen schl. und summieren, colligere
omnia.' Fris.; Mal. Von Vergehen mit Bez. auf die
Stratbemessung; vgl. Sp. 312 M. ,Dass ein Landamman
und Geschworner oder Rächtsprächer in Urtlen oder
Buessen steiff und stet blibend bei disen Satzungen
... auch die Fräfel nit zusamen schlachen in ein Sach,
wo ir mer dan einer begangen were, sondern ein jeden
insonderheit ... abstrafifen.' GrD. LB. .Alts und nüws
zes.' .Wo NN. mit derglichen und noch vil mindern
hendlen kommen, wurd man inen alts und nüws zuo-
sammen schlachen und nach irera verdienen bertenk-
lich straffen.' 1530. Z BB. ,Wo «yter klegt kerne, das
si ungehorsam were, so würde nüws und alts zsamen
gschlagen.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Wo er siillichs und
anderes ... übersechen und mit rainderm oder mererm
wydter kommen, wurde man im alsdann alts und nüws
zesammen schlachen.' 1542. Z RB. S. noch Segen
(Bd VII 445u.). Etw. zsstellen, arrangieren: , Einmal
berieten [in der Fastnaclit] etwa ein Dutzend Buben
und Männer auf dem Dorfplatze, was tun. L. kam
dazwischen. Chömet, mer went scho" Öppis z's.-schlö*!
rief er ihnen zu.' ALGassmann I9o8 (SÜBuchsiten). —
i) reti., sich zsschliessen, -tun. ,Was ein merklich
zal Volk da. die geachtet wurden zuo ettlichen zitten
für 6000 mann; won sy hatten sich von allen Iren
landen und herschaften zuosamen gesclilagen.' 1489,
Waldm. (B Bericht). ,Do nun das [die Zerstörung der
Stadt Ai] hortend alle künig, die yenseit des Jordans
warend ... schluogend sy sich einträchtigklich zuo-
samen, das sy wider Josua und wider Israel strittind.'
1530/1, Jos.; .samletend.' 1548; ouvv5X9-oaav. LXX.
,Die Alemannier ... haben sich ... umb das jar Christi
200 zuosamen geschlagen, sich den provincialeru zum
schrecken All-mann genennet, auss ihrem land umb
die Elb gezogen.' Wcrstisen 1580. ,1418 käme ein selt-
sammes und ungestaltes Volk in diese eidtgenössische
Lande ... genennet Ziginer oder Heiden; sie gaben
vor, wie sie aus Egypten Verstössen weren, müssten
also in dem Eilend sieben Jahr Buss würken ... und
nach sieben Jahren fuhren sie wieder heim. Sintbero
hat sich ein unnützes, gottloses Volk zusammen-
geschlagen, vorgebende, dass sie von obgedachten
Zigineren [kommen].' JEEscher 1692. — b) abs. bzw.
intr. a) auf einander los schlagen, handgemein werden;
Syn. ze-s.-hauicen (Bd II 1811 Anra.), -rüeren 2 (Bd VI
1267). ,Also möchtent sy in sölichem nit eins werden ...
Das begäbe sich so wit, daz sy beid zuosamen
schlüegen.' 1467, Z RB. .Herr HAscher ... und HWald-
man , . , band ze Walzhuot zesamen gestochen und
geschlagen.' 1468, ebd. ,Man sol nachgan und richten,
als S. und B. einandern gebaret und zuosamen ge-
slagen haben söllent.' 1481, ebd. , Zuosamen schl.,
compugnare, collidere, confligere.' Fris. (schon 1541);
Mal. ,Confligo, zusammen schlagen, streiten, mit ein-
andern scharmützieren.' Denzl. 1666/1716. S. noch
Zue-Schub (Bd VIII 86M.). Mit Angabe der Waffe.
Mit Stecke" z's.; s. Bd VIII 986 M. ,Sy woltent sich [!]
nit von einanderen lassen, sonder schlüegent zesamen
mit den fünsten.' XV., Z. ,Als er und A. im Kratz
mitschitern und benglen zuosamen geschlagen habent.'
1526/32, Z RB. ,Als er und B. mit sehufflen zuosamen
geschlagen band.' 1534, ebd. — ß) so mähen, dass ein
.Schlag' der Sense unmittelbar an den andern an-
schliesst und dazwischen kein Gras stehn bleibt.
.[Wenn auf einer Wiese viele Maulwurfshügel sind]
kann es leicht begegnen, dass man nid mid der Segi"se"
z's.-schläd oder nid dir'''mäid.' Bärnd. 1908 (BGr.). —
Y) zstrommelu. .Begebe sich ... uf den sonntag, daz
Scillali, schieb, schlih, schloh, schluh
480
gemeinen lioptlüten zuosamen wurde geschlagen', im
Felde. 1501, Z. — 8) von Glocken, zsklingen. ,Alle
gloggen schlahend zuosamen' uä., Alles wirkt zs.;
s. schon Bd II 609. ,Die radtschleg, die sy [die Gott-
losen] gmachet, dienend oft zuo irera eignen verderben;
alle gloggen schlahend zuosamen, dass sy umb-
koramind.' l.l.AV. 1583. ,Viel des Adels ... wurden
durch den Kaiser von ihren Ambteren entsetzt ...
vilen Geistlichen hat er auch nicht zuo Dank gehauset.
Solche und andere dergleichen Glocken schluogen all
zuosamen, dardurch die Söhne mit ihren Anhängeren
ihren leiblichen Vatter des Kaisertumbs entsetzt ...
haben.' Gcler 1616. — c) .schlagend' zskomraen.
a) mit Sachsubj. ,Es wird [!] auch Stänglein über die
Tränke geleget und die Netze also gestellet, dass sie über
der Tränke zusammenschlagen können', beim Vogel-
fang. EKöNiG 1706. Von Kohl, = häiiptkn (Bd II 1501)
BBe., Hk. Am VreneHag soll der Chabis z's.-schlä"
BBe; vgl. Bdl915u. Unsinnlicher: Es ischim Alles z's.-
gschlage", .alles Unglück mit einander über ihn hereinge-
brochen' B(Zyro). — p)mitpers. Subj. = at (Sp. 478o.).
, Eine Anzahl Kleinbauern vereinigen ... ihre Vehleni
zu einem Senntum ... Sie g'schlä" z's. oder tie"-si''' z's.'
BiRND. 1908. ,Und ward der beiden gar fil, won al
scharen der beiden schluogent zesamen.' Volksb. —
2. a) von Sachen, zu einer kompakt(er)en Masse
schlagen; Syn. ze-s.-hauwen. ,üer Regen und Wind
hat den Ackerboden braf zusammen geschlagen.' MiA(3
1790; s. noch rdben (Bd VI 2'2/3) und vgl. Schlag-
Segen (Bd VI 727). Bes. von Altmetall B (Zyro); Z
(Handwerkerspr.); vgl. auch b zu Ende. Alts Chupfer
z's.-schlä" Z. ,4 tannen Fass ... darinnen von altem
zusammengeschlagenem Kupfer, so am Gewicht 8 Centi
78 L.' 1634, Bs Zeughausinv. S. noch Schalen III
(Bd VIll 553; Beleg von 1448). Meist i. S. v. zer
trümmern, pemolieren Aa; B; Gl; Gr; G; Schw; Th;
Z und weiterhin. Ein (altes) Fass, einen Kasten, eine
Kiste usw. z's. Me" we^t grad möge" de" ganz Stückli-
chaste" z's.-schlä', scherzb. Verwünschung ZStdt. I'''
hett mögen Alls z's.-schlage", in meiner Wut Tb. P""
möcht alls Cheibs z's.-schlö" XiF. Er [König Saul] hat
mängxmäl 'tä', tcie wänn-er Alls tve't z's.-schlä".
AliüiiMEK. Das schlät dere" Orüberli grad z's., zer-
schlägt solche Tännchen gänzlich, von herabstürzen-
den Blöcken GRSch. All händ mit mir a"g'stösse", das'-
t'* g'meint ha", es müess all Chrüeg z's -schW". CStreifk
1898. Uneig. a) = ze-«.-AnM«jeM(BdII 1811) Bs(Seiler);
B; Gl; Gr; Sch; S; Z; vgl. auch z'Fade" schl. (Sp.312u.;
Bed. 4). Die Chind heind die Suppe" recht z's.-g'schlage"
GaPr. Si hei" das (Zug) schön z's.-g'schlage^ ! B. Speck
und 'Dige's hät-er z's.-g'schlage" wie-nen Dröscher.
APletschbr 1902. Mir all z'säme" händ das Alls
[einige Schüsseln Suppe] mit-enand z's.-g'schlage" w'e
Fänz. CStreiff 1901/2. — ß) übh. mit Etw. aufräumen,
fertig werden, es bewältigen B. Lueg selber, was hei"-
mer vom Morge" bis jitz g'macht? Hält nit Eine
alleinig in-ere" Stung das Alls z's.-g'schlage'? CWeibel
18S5. Er jiler Gemeindepräsident] het nit g'nueg
chönne" rüeme", wie si wol sige" sider fern, wo si jitz
e" Notar g'uält heige". Früer heig'"-si für-nes jedes
Bagatällhändeli ga" Bern müesse", jitz aber si"-si dem
G'läuf e"thobe". De'' schläi das Zügli z'säme", es sig
e" wäri Freud, ebd. Unpers.: ,Auch im offnen Feld
fä''d [im Frühling] der Sehne a" schwinen, es haud-
ne", es schläd-ne" z's. IUrnh. 1908. — b) von Belebtem,
nieder-, zu Boden schlagen, .schlagend' vernichten
B; Gr; L; G; Sch; Schw und wohl weiterhin, doch
zumeist metaphorisch empfunden. Nöehber, mer wend
z'säme"stö'' und eiisi Wiber z's.-schlö". ALGassmann
1906 (Es wo't e" Frau i"'s Wertshüs gö"); ähnlich G
(Bölsterli); Sch (EStoll). D' Valier sind-si''' rätig che",
si gänge" in d's Bi"wald über, schläje" dert Alls z's.
und mache" Bluettcürst druss, soll zur Sonderbundszeit
scherzb. ein Valser den (reformierten) Eheinwaldern er-
klärt haben, die ihn besorgt nach den Absichten der
(katholischen) Valser fragten. JJörger 1913. Müesam
sind d'Boss mit ''em Chore" a" d' Müli a"g'fare" und dtr
Fuerme"" hät-ene" brav ufd'Pelz 'diingehl; due se rüeft's
obe" ine" us ''em Midihüs: Tobiesel ... ir sind jez doch
e" mäneid grobe U"flöt mit de'' Gäule", schlönd s'
grad z's.! Lienert 1889. Eine" z' Hodle" ond z' Fetze"
z's Ap Kai. 1922. Z's nie (d'Js alt (s. Bd I 536; auch
Aa It Rocbh.). d's ehalt (GrHc., Pr.) Ise", wie d's süess
Chrüt (s. Bd III 885o.), wie d'Nuss-Seck (s. Bd Vll 631).
Wenn Eine'' Dem under d' Finger^ kiemti, er schlieg-
ne" z's. wie d's kalt Ise" GRMai. Wenn-i''' e"möl Ainen
am Rüpfle" trappierti, wie d's ehalt Ise" schlüeh-e'''-ne"
2's. MKdoNI 1884. — Vgl. Sanders 112, 945; Schni.» II 516;
Schöpf 61 3 ; Martiu-Lienh. II 495 (in Bed. 2). — ,Z e- s a m e n-
schlahung f.: zesanienstimmung der silben, coag-
mentura syllabarum.' Mal.
danne"-, ,dennen-': weg-, abschlagen. , Einem den
köpf d.' ,Do gab er im ein söllichen streich mit dem
Schwert, daz er im den köpf ob den achslen dannen
schluog.' Morgant 1530. ,Cervicibus caput abscidit, er
hat im den köpf von achslen dennen geschlagen.' Fris.
1541; .abgeschlagen.' 1568. Es par Made" danne"
schlä", beim Mähen. JJörger 1918. ,Schlagend' weg-
treiben, -bringen. ,Ir sond ... nach volk stellen, daz
wir si [die Belagerer] mit gewalt sehlachent dannen.'
Z Chr. 1336/1446. ,Ee daz zwen tag verschinind,
wett er ... das [feindliche] leger vor Muntabant thannen
schlachen.' Morgant 1530; frz. lever le siege. — Vgl.
ahd. dana slalian, wegschlagen.
dar-: , schlagend' wohin bringen. 1. mit blossem
Akk. Einen darsehlän, (beim Schwingen) zu Boden
werfen, besiegen. Bärnd. 1908. Wohin verschlagen,
versprengen: .[Steinbock und Hirsch sind ausgestorben.]
Dagegen gibt es. seit einigen Jahren dort darg' schlagen,
im Itramenwald einige Rehe.' ebd. Syn. mit an- schl. 2
(Sp. 380): An einem neuen Hause die Türen und Fenster
anbringen B (Zyro). — 2. zunächst mit (tw. nur ge-
dachtem) Dat. P., wesenil. = für-schl. Ib (Sp. 450u.).
a) vorwerfen. .[Sohn zum Vater, der ihn zu den bösen
Knechten im Weingarten schickt:] Ach. vatter min,
was ziehst du mich, das du mich also jemerlich ein
schaff den wolffen tuest darsclilan?' Ruef 1539. —
b) vom Spieleinsatz, = ,in die schanz schlahen'
(Bd VIII 977); vgl. auch Sp. 304. ,l)a sind täglich uf
8. Peters plaz [vom deutschen Kriegsvolk in Rom]
semliche spil beschehen, dergliehen nie gehört noch
gesehen, um kostbare kleider. siden. kleinot ... gold
und gelt, wie man spricht, wie sprür. in einem wurf
dargeschlagen.' Ansh. ,Wir [haben] alles Spilen, es
sye mit Karten, Wnrfflen, Keiglen [usw.], auch Wetten.
dardurch Gelt und desselben Wärt gewunnen oder ver-
loren wirt. gänzlich abgestelt und verbotten ... und
soll uns das Gelt, so in das Spill gesetzt, auch alles
Anders, so dargeschlagen wird und Einer dem Anderen
abgewünt, verfallen syn.' B Mand. 1628. — c) Ei"m
481
Schtah, schieb, schlih, schloh, schluh
482
Eechni"g d , vorlegen. ,Sie halte ihrem Mann nie Etwas
vor den Leuten vor, damit er ihr nicht Rechnung dar-
schlage vor den Leuten.' N. BKal. 1841 (,Eegeln für
Wirtinnen'). — d) vorschlagen, a) mit Akk. P. ,Wenn
ein Bürger den anderen Bürger wegen eigenen oder
Lehengüeteren beklagte, so wäre der Beklagte nicht
vor dem ... von der Herrschaft bestimten Stadtgericht
zn erscheinen seliuldig, sonder hatte die Freiheit, den
Herren darzuschlagen, das ist das Geschäft an denen
Gerichten ... beurteilen zu lassen, die der Landes-
herr selbst zuführen sich vorbehalten hatte.' BTh.
Handf. Jmd zur Wahl vorschlagen; Syn. dar-bieten 1
(Bd IV 1879); vgl. auch dar-schiessen 2a{M VIII 14'23).
,0b je zuo ziten unser lieber herr und burger von
Sax sinen biderben lüten der herschaft Forstegg oder
hinwider si ... im als irem herrn in anzal der drigen
personen [aus denen der ,amnian' zu wählen ist] einen
oder mer fürschlüegint, so das wort Gottes nit an-
genommen noch zum tisch Gottes gangen, dass die-
selben abgeändert und ander an ir statt dargeschlagen
werden sdltint.' 1529, Absch. (Z Schiedspruch). .An-
treffende die Rats- oder Griclitsbesatzung, da . . . soll
und mag ein ganze Gmeind der Tallüten einem Herren
Prelaten ... darschlagen zwölf ehrliclie Menner.' 1605,
UwE. TR. ,Dass ein jedes der vier Grichten einen
ehrlichen Mann selbsten in Wahl des Seckelraeister-
amts darschlagen solle.' 1699, BSi. Rq. 1914. — ß) mit
Akk. S.: ,Die undertädinger [zw. uns, den Eidgenossen,
einer-, Österreich und Zürich anderseits] würden also
ernstlich mit ... unser Widersachern reden, das si ...
sölichs [.\ugebot] billich ufnämen oder andre geliche
gebott darschlugen. Also schlugent si uns dar und
hatten die sechs churfürsten umb alle unsre zusprach,
das wir dero ainen nemen söltin, weihen wir wöltiu,
vor dem ... si uns gerecht werden weltin.' 1445,
Absch. — e) (Ei"'!)!) {d's „Aä; B", aucli It Id.; Ndw;
ST.^)Ecchtd., = an-schl.li{S\<.3S[^i).für-schl.lcz{S]>Ah-l)
Aa (auch St.); B, so G. und It Id. (,iure agere cum ali-
quo'), St., Zyro; L (Ineichen); Ndw (Matthys); St."»;
s. BdVI257M. , Einem auf Recht hin amtlich durch
den Weibel ein Verbot zustellen, Etwas zu tun,
widrigenfalls er die Befugniss zur verbotenen Hand-
lung vor Gericht zu beweisen hat' UwE. (dazu Rechts-
darschlag); vgl. auch Ndw Ges. 1868: ,Ein früher ge-
brauchtes Rechtsmittel zur Sicherung des Besitzes
gegen eigenmächtige Störungen war das Rechts-
darschlagen.' Er ... göi gradüs zum Richter und ver-
chlagt dö mi" Vogt [wegen Markenfrevels]. De Vogt
Schlot gradcwegs Recht dar. RMCller 1842. ,Welicher
über das, das im Recht anbotten und dargeschlagen
Wirt, Einen, der also Recht angebotten hat. über
Solches anfalt und in zornigem Muet fräfne Hand an
ine legte.' 1604, AaZoI'. StSatzg. .ünbekantliche oder
unrichtige Schulden . . . umb welche der Schuldner
das Recht dargeschlagen.' 1670, BSi. Rq. 1912. ,Wie
das mutwillige Recht darschlagen und Trölsüchtigkeit
in rechtmessigen Anforderungen ganz gemein werden
wolle.' 1727, ebd. ,Von ... Rechtdarschlagen [Über-
schr.]. So dann Einem Rächt dargeschlagen wirdt,
so solle er Recht halten.- SchwG. Artikelb. 1751;
wiederholt 1763. ,Von Rechtdarschlagen überhaupt
und autf Recht wehren [Überschr.]. Item ist gesetzt,
dass, wan Einer dem Anderen in allerliand Streit-
händlen Recht darschlüge, solle ein solcher ohn-
gebunden an das Recht gelassen werden.' ScuwKü.
Schweiz. Idiotikon IX.
LB. 1769. S. noch unter fa, sowie Rechts- Dar-schlahung.
— f) anbieten, überlassen, -geben. ,K. dem leermeister
. .. ist zuo lybding verordnet fronvastlich, so lang er
labt . . . darumb dass er dann minen herren sin säss-
huss an der Brunngassen dargschlagen, an pfennigen
10 pfd. dinkel 3 raütt [usw.].' 1585, B RM. Von Ehe-
gut. Beim .üarschlagen' des in die Elie gebrachten
Gutes bedingt sich oft eines der Verlobten bis 100
Gulden aus, ,z gen durch Gott oder eer, wem es si
gondt.' Auch deren Elteru behalten sich zuweilen,
wenn sie dem zu verheiratenden Kinde den Erbteil
darschlagen, fürsorglich eine Summe vor ,si ze ver-
gaben, wers umb sy verdient' THaoenb. 1882 (Sigr.);
s. auch ze-sämen-setzen (Bd VII 1711 o.). ,Diewyl ...
biswylen in sölichen Eheverpflichtungen gebrucht
worden, das etwan je eins Eemönsch dem andren syne
Kinder, so es hievor von synem vorgehnden Gmahel
erzüget. als zuo einer Morgengab dargeschlagen und
übergeben, daruss aber nachmals vil Übels, Schaden
und grosser Nachteil ervolget. ist Solches nunmer
genzlich abgestelt.' 1604, AAZof. StSatzg. Im Be-
treibung«- und Konkursrecht, a) Pfänder ,d.' .Weller
sin ligendt gut muss lan schätzen, der selb mag
darschlan sin gut, an wellem ortt er will, ab der
matten lan schätzen, daselbs solss sin Schuldner gnenn.'
Ndw LB. ,Wellicher farende pfand hat, der sol keine
ligende darschlan.' AAMeienb.Amtsr. 1529;älinlich AaF.
Amtsr. 1595. ,0b einer der fahrenden Pfendren nit gnueg
hete zu bezahlen, mag er Ardlich darschlachen.' XVI.
(Absehr. des XVIIL), BSi. Rq. 1914; .Erdtrich.' 1646.
,Der Zinsbeziehung und Schätzung halb der Pfänden ...
dass umb Zins die Herren von StUrban nit schuldig
sein sollen, ihre eigentumbliche Gneter zue nemmen,
noch die Zinsleüt gwaltig sin dieselben darzuschlachen.'
RCys.; öfter. ,Wann Einer ... an einem Burger oder
Hindcrsessen ein richtige gichtige und bekanndliche
Schuld ze vorderen hat, mag er by einem Schultheissen
die 2 ersten Bott erwerben und durch den Weibel
ordenlich 2 Tag einanderen nach tuon, es sye dann,
das ime syn Schuldner Rächt oder Pfand darschlüegi.'
1604, AaZoI. StSatzg.; noch öfter. , Welcher dem
Anderen ein Pfandt gibt oder darschlacht.' B GS. 1615.
,Wann es zum Auffahl kombt, sollen 2 Zins bim Capital
gut stehen ... umb den dritten Zins aber der soll
läuffig sein und der Schuldner Gewalt haben aus allem
Hab und Gut darzuschlagen.' 1657, SchwE. Hofr. 1702.
,Wann dann ihnen Embd. Heu, Strohw wird dar-
geschlagen, sollen sie das nit schäzen, es seye dann aus-
gebunden.' 1700, BSi. Rq. 1912 (,Der Schäzeren neüwe
Eidt'). S. noch Sp. 459 M. ,Pfandswis d.' .Welchem
Schuld- oder Gültbriefen yngsetzt oder pfandswys dar-
geschlagen werden.' 1604, AaZoI. StSatzg. ,Die Fahr-
hab, welche der Schuldner synem Glöubiger zu Be-
zahlung syner Schuld pfandtswys dargeschlagen oder
zu Versicherung derselben hinderlegt.' B GS. 1615.
,Wann ... ein Burger dem andren Wyn, Khorn, Haber
. .■. und derglychen pfandtswys dargschlagen,' 1620,
AaZoI. StR. — ß) .sein Vermögen den gemeinen
Gelten darschlagen "; s. Bd 11 275 (auch „Aa"). Dafür
auch: De' Gelte" d. B It Id. (,facultates suas creditori-
bus relinquere') und Zyro (.seinem Gläubiger alles
Eigentum anbieten'); St.*" (,den Geltstag anrufen').
,Dass sy den angefangnen costen mit der giselschaft
wende, sonst werdint m. h. das hus gemeinen gelten
darschlachen.' 1586, S RM. ,Seine Schulden zwangen
31
483
Schlah, schieb, schlili, schloh, schluh
484
ihn. sein Hab und Gut seinen Creditoren darzuschhagen.'
HPest. S. noch Sp. 454 M. — 3. ,es einem d.', durch
Handschlag Etw. bekräftigen, zusagen; Syn. her-schl.
(Sp. 463). ,Wilt mit mir gon, min gmeinder sin, mich
nit verlon, so scblach mirs dar und lob das mir!' Ruef
1539. ,Dare dextras fidenique, haud impune adultero
fore. verheissends einaiideren in die hend, schlabends
einanderen dar.' Fris. Bes. mit Bez. auf ein Ehe-
versprechen. ,Als sy inn verliess, nara er iren d band
... und schluog sine darin und jach: wolan, so scblach
mirs dar, das du mich wellist han zur ee und ich dich
ouch.' 152.5/7, Z Ebegericht. ,0b du min begerst und
wilt mich han, so wil ich sin din elicher man ... Ich
schlag dirs dar, Gott miiess sin walten!' NMän. ,Min
herzliebe Fröni ... ich hab üch längs userweit. Und
schlag mirs dar, es ist ein ee.' ebd. ,Nach disen wortten
sprach der jungling zum dritten mal: wilt mich uff-
recht und redlich zur ee, so scblach mirs dar. Do
seiti sy ouch zum driten mal jaa und schlüege ims
dar.' 1541/3, Z Ebegericht. .Einem die ee d.' , Hab er...
sich mit einer andern frowen verhyratet, dero die ee uif-
recht und redlicli dargeschlagen und zuogeseit.' 1530.
Z KB. .Habe sy als ein guotten willen zuo im als er
zuo iren, solle sy im die ee darschlacben, welliches
sy im haringeschlagen habe.' 1534, Z Ehegericht. S.
noch Bd Vlll .581M.; Sp. 404o. — MM. darslulm,; vgl.
Gr.WB. II789; Schn>.Ml515. — Dar-sch labe r m. :
wer ein Pfand ,darscblägt.' ,Vier der Geschwornen
... welche ... selbs Darscblacher der Pfändern und
darum Schetzer sein ... sollend.' 1656, BSi. Rq. 1914. —
Dar-schlahung, ,-schlagung' — ■ f.: a) zu Bed. 2d.
Zu 2da: .Wann von disen sechs Wahlmänneren fünf
Persohnen in die Wahl geschlagen wurden, so solle
es bei solchen verbleiben ...; sobald ... die Zahl der
fünf Persohnen erfült, solle mit fernerer Darsclilagung
in die Wahl ingehalten und urab solche balotiert
werden ... Wann aber in der dreimahligen Dar-
scblagung es nur auf zwei Persohnen fallen wurde, so
solle mit Erwehlung der Wahlmänneren und deren
Darscblagung so lang continuiert werden, bis drei in
der Wahl sind.' 1728, AABr. StR.; wechselnd mit ,Vor-
schlagung'. Zu 2dß: ,Nüch liessend si [die von Schwyz]
aberraalen an si [die Toggenburger] gan ... früntlich
Schriften, mit erzellung irer hendlen und darschlahung
güetiger mittlen ze vermögen, sich ze vermechtigen
und finden an irn herrn von Schwyz, wann si uss dem
Gastal abzugend.' 1 531. Salat Ref.-Chr. — b) zu Bed. 2 f a
und ß. .Darschlacbung abschetziger Pfennwerten.' B
Mand. 1613. .Freiwillig entzeucht sich der Besitzer des
Besitzes durch Verkäutf, Täusch, Schenkungen, durch
Übergab, Verlassung, Darscblagung seiner Mittlen an
einem Geltstag und was dergleichen mehr.' SMutach
1709. ,Wann der Ansprecher auf Bezahlung der Schuld
dringt, der Schuldner aber die Schuld nicht bezahlt,
so bleibt dem Schuldner sich der Gefangenschaft zu
erwehren kein Mittel übrig als die Abtrettung seiner
Güeteren und Darsclilagung derselben an einem Gelts-
tag.' ebd. — Rüchts-D.: zu Bed. 2e. ,Da nicht nur
das der Landschaft ... 1727 erteilte Laudrecht, sondern
auch die erneuerte Gerichtssatzung ... die R.-dar-
schlagungen unter denen darin vorgeschriebenen Ge-
dingen gestatten, so sollen solche ... auf gleichem Fuss
noch ferners gestattet werden.' 1768, BSi. Rq. 1912; ,das
Rechtdarschlagen.' 1796.
dur'^''-, diir'''- (B), in Bed. 2a untrennb., sonst
trennb.: Labs, a) einen Durchschlag machen in einem
Wald; s. gunten (Bd II 383). — b) beim Mähen mit der
Sense durchdringen, -kommen. , Derselbe [Klee] wächst
... so dicht, dass der Mähende nid mag dir'''g'schlän
und dass infolgedessen d'Segise" drüber üs geid.' Bärnd.
1908. — 2. tr. a) .schlagend' durchbrechen, -löchern,
zB. ein Blech mit einem Hammer ß (auch It Zyro);
vgl. D. -Schlag la (Sp, 249). .Durchschi., transverberare,
pertundere; durchschl.. vast schlahen, percudere.'
Fris.; Mal.; .transverbero, durchschlagen, durch-
stechen.' Denzl. 1666/1716. ,Habent ... mgH. gelöhtete
oder mit Neglen durchschlagne Goldsorten von und uss
Statt und Landtschaft ... hinweg ... erkent.' 1660, L. —
b) durchsieben, -seihen; vgl. Sp. 312 M., sowie D.-
Schlag Ib (Sp. 250). .(Durchlassen) durchschl., seigen.
eliquare.' Fris.; Mal. .Durchschl., austrucken. durch-
trucken. exprimere.' Mal. — 3. intr.. durchdringen,
a) eig.; Syn. d.-schiessen 1 (Bd Vlll 1423). Von Flüssig-
keiten. Farbe, Fett udgl. Aa; B; ZO. (neben dur"''«"-).
's Bluet heig s'letst niim dur'''g'schlage'', durch den
Verband. HBlattner 1902. Mit Subj. -Verschiebung:
.Charta transmittit literas. das Papier schlägt durch.'
Denzl. 1666/1716. Oft unpers. 's hat dur'''g' schlage",
zB. von der Farbe eines durchnässten Oberkleides.
„In einzelnen kleinen Flecken sichtbar werden oder
zum Vorschein kommen, zB. von Wiesen, Bergen,
die mit Schnee bedeckt sind. Es schlagt hie und da
durch, es lassen sich hie und da Flecken von Erde
sehen Uürs." — b) uneig.. durchdringen, sich durch-
setzen. .Die drei schwächsten [Regen-]Grade charakteri-
sieren sich durch vielfachen Unterbruch, durch gleich-
sam unentschlossenes Verhalten. Der erst im Beginn
begriifene Luftzug mag no''' nid dir'''g'schlän.^ Bärnd.
1908. — du rch-sc blähend. .Perfluens charta,
durchschlagend Papier.' Denzl. 1666. — durch-(ge-)
schlagen. 1. a) zuBed. 2a. ,Ein durchslagen sumber.'
Otte zem Tdrne. .Durchgscbl. laubwerch', durch-
brochenes. 1578. BsInv.(BAmerbacb). — b) zu Bed. 2b.
.Guote geniües ... rout und wiis örbis. jetz durcbge-
schl.. jetz ganz', zur Tafel. G Küchenordn. XV. — 2. mit
Fett durchzogen, gespickt. .Duae spatulae in quatuor
partes divis« primo coctie, deinde assatae, qu.'e videlicet
spatulaj debent esse durslagen', Bestandteil der Doiu-
herrnmahlzeit zu Weihnachten und Ostern, um 1190, Ba
ÜB. — Ahd. duruMalian. nihd. clurchshhni (auch in Bed. 2
des Ptc.) ; vgl. Gr. WB. III 1 69/70; Fischer 11 489. lu Bed. 2 b
auch XIV., Buch von guter Speise (wo noch .undurchgeschlagen
muos').
dar-dur'=''-: refl., sich durchschlagen. Elter Lüt
. .. wo grad z'plsten m"* z'raggere" g'nue^ hei" g'ha',
das'-si sich hei" möge" dertür'''schlä". Loosli 1921.
dur = ''e"'- (dwr'V"- B. so E., Stdt und It Zyro; LB.;
GT. tw. ; S, dürhi"- BG., dör'H"- Ar) : 1. tr. a) , schlagend'
hindurchtreiben Aa; Th; Z und weiterhin. En Nagel
d., zB. durch ein Brett. Spez. beim Mähen; vgl. d.-
hauioen 1 (Bd II 1811). Wenn d'meist, so muest
d'Segesse" aw* gam dur'''e"schlö", ned nor halb .\aF.
.•\nders: Drei extra breiti Made" han-i''' dur'''e'- '
g'schlage", öni en einzigs Möl s'wetze". AHugc.enbergeb
1914 (Th). — b) durchprügeln AaF.; LE. Mach, t'»
schlö"-di''' dur'''e"! AaF. De'' het-mi''' no''' ärger
dür'''e"g' schlage" LE.; Var. des Reimes Sp. 278 M.; vgl.
auch Sp.446o. - e) = d.-hächlen (Bd II 971) Ap; GT.
[Eine Frau beklagt sich] me" tüe-si allweg där'H"-
485
Schlah, scbleh, schlih, scliloh, schluh
486
sehlö". JMerz. Jo. jo, se'b ist Eini! De" ganz lag
Nüt als d'Lüt äur'H'schlö". B Dorfkai. 1890 (GoT.);
s. noch hös (Bd IV 1714 M.). — 2. refl., sich (mühsam)
durchbringen B; S ; Z und sicher weiterhin. [Vor
der Einführung der Armenversorgung] hV''-si''' die
Arme" selber mü-sst" dürhi''schlä'', wi'-si chönne" «'"'
möge" hJ-". BXrnd. 1911. 's Schlössli- Mariann [eine
Witwe] het-si'''' müesse" dür'''e"schlö", hert g'nue^ isch's
g'gange". JReinh. 1905. S. noch üf-schl. (Sp. 365o.). —
3. intr., durchdringen, a) von Lebewesen. ,Dagiltetes,
durch ganze Heerlager der höllischen Philistern
hindurchschlagen, wil man die hohe Zionsburg er-
oberen.' JJUlr. 1781. Durchkommen, bes. vom Über-
stehn einer Krankheit udgl. BE. D' UerzscUwechi sig
z'gröss, er [der .\rzt] glaub nid, dass Sami dür'''e"-
g'schlöi. SGfellek 1911. Es ist e" Freud z'g'seh", wi'
guet di [an der Maul- und Klauenseuche erkrankte]
Vihwar diir'''e"g'sMage" het. ebd. 1917. Es trird ömel
ha" solle" si", das'-i''' no"'' einisch ha" möge" dür'''e'-
g'schlä", Worte einer von schwerer Krankheit genesenen
alten Frau. Emmentalerbl. 1918; ähnlich bei SGfeller
1911. — b) = durch-schl. 3 a Soh; Th; Z. S. auch
Bd VII 1426 u. Von den Klängen einer Musik: Gab wi'
si d' HauHchüssi Zöpfe" het i"d'Ore" g'schoppet, Öppis
hetgäng möge" dür'''e"g'schlö". SGfeller 1911 (BE.).
wider-: 1. zurückschlagen. Bildl.: ,Ich wil dir ein
antwort geben, wie Christus den Juden, do si in
fragtend, in was gewalt er die wunder wurkte, do er
si mit einer gegenfrag widerschluog.' Zwingli. —
2. entspr. W.-Schlap 1 (Sp. 251). a) zurückgeworfen
werden, sich brechen, von Sonnenstrahlen. ,Dises Ge-
länd ist von Natur träffenlichen wol in die Sonn ge-
richt ... dardurch dises Tal wegen der feuwrigen
Sonnstralen, die am mittnächtigen Gebirg sich im
widerschlahen zweifachen, mechtig Hitz empfacht.'
Guler 1616. ~ b) intr., vom Widerhall BE.; L, so W.;
S; U. Meist unpers. Es widerschlät förchtig i" dene"
Stöcke" [Bergen] U.\msteg. Dermit ist Eisi stegenüf,
het ... a"foh" bette", dass-es im Cheller nidt" icider-
schlage" het. SGfeller 1919. Jetz läd-ech de'' Chäspi
e" Jüzer lous, ''as' 's im Berg ene" zeh'fach wider-
schlage" und all Hund 'bulle" hend. Schwzd. (LW.).
,[Bäbi liätte vor Lust beinahe] hell aufgejauchzt, dass
es zu Berg und Tal wiederschlagen.-' Gotth. Mit ver-
schiedenem Subj. [Schreien] dass d' Berg tuend mder-
schlö". JBHäffl. 1801. [Der ,Schwed' im wilden Heer]
bläst i"'s Jegerhorn, ''as' lüt der Schall vom Jura abe"
widerschlät. Schilp 1866. Wann Tri"chle", Schelle" ...
wn allne" Fliehne" luit tient mdersehlä". aGG. (U). —
Ahd. widardahan, mhd. xoiderslahen; vgl. Sanders II 945;
Fischer VI 792.
(e°-)weg-: a) = dannen-schl. allg. Jmd en grüsigi
Lärpe" e'wegsehlän GrL. Das Dorf Chiehmatten ist
durch Lawinen und Felsbruch wegg'schlage"s chon W
Lö. (Bärnd. 1908). D' StV e"wegschlän, bei dem Bd VII
1502 M. beschriebenen Spiel GrL. D'Herre" steclce"t's i"
d'Fräcl-, d'Büre" schlönd's e"tvegg, Kinderrätsel. Eochii.
1857; wohl vom Naseninhalt. Von Personen. ,Schrib
dem schultheiss von Thun, daz er die pfaffendirnen
angends ... ein jar über den Howenstein hinweg slache.'
1465. B RM. ,Den feind abtreiben und hinweg schl.,
propulsare ac propellere impetum inimicorum, de-
fendere vim.' Fris.; Mal. ,Das Volkh auf Eheinfelden
schicken und die Schwedischen hinweg schlachen.'
1634, Bs TB. 1862. — b) im Nu weg-, aufessen Gl; Th.
I Die schlond so en Napf voll Habermues e"weg, holops!
ThMü. S. auch Bd VI 916o. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 1540
(, hinwegschlagen').
z«-weg-: = ze-weg-machen {BälV 49). ,Ein biederer
[an einfache Kost gewöhnter] Inser war froh, wenn
d'Frau gäng hurti^ Oppis het chönne" z'w.' BXrnd. 1914.
wett-: .einen Wettschlag machen' (Sp. 251). ,So
nun ... vil Verletzungen geschechen durch zämen-
loufen, ouch ... treffenliche schraächungen des gloubens
halb vergangen . . . darmit das füwr am allerbequem-
lichsten usgelöscht wurde und durch die rechtfertigung
nit wider ufgestöret, ward alles wettgeschlagen.' Val.
TscBüDi 1533. Bes. Forderungen, Kosten ic. Aa (H.);
Th; Z und sonst. D'Chöste" iv. ,Die Kosten [eines
Prozesses] sollen unter beiden Partien wettgeschlagen
sein.' Stahlin 1819. , Belangend den zu beiden Teilen
ufgelüffnen Costen, habend wir denselben vons Besten
wegen ufgehebt und wettgeschlagen, also dass jede
Party den iren an sich selbs haben solle.' 1635, BSi.
Rq. 1914; ähnlich 1675. 1703. BSi. Rq. 1912. ,Die
Kosten [einer Appellation], darumb wir . . . unseren
Stiftschaffneren von habenden Ungrundts wegen zue
verfeilen gnuegsamme ürsach gehabt hätten, für diss-
malen von Bestens wegen wettschlagende.' 1703, Aa
Zof. StR. , Wegen sotaner Improcedur [werden] die
Cösten der ganzen Procedur wettgeschlagen.' 1720, B.
,Die Kosten wettschlagend, dass eine jede Partei die
ihrigen an sich selbst haben soll', Schluss eines
Appellationsentscheids. 1794, ebd.
zue-: l.abs. a) hin- (drauf-, drein-) schlagen. a)vom
Zuschläger in der Schmiede, der zuschlägt, während
ein Andrer mit der Zange das Eisen auf dem Amboss
festhält Sch; Z und wohl weiterhin. ,Er höre ... etwan
auch einen [Geist] zuoschl. und schmiden.' LLav. 1569;
,es schlagen ihrer Etliche zusamen.' 1670. — ß) beim
Weben, die Lade mit dem darin befindlichen Blatt,
nachdem man sie zuvor an sich gezogen, gegen das
Tuch schlagen, wodurch der neue Schuss fest an die
vorhergegangenen gepresst wird GT.; Z. Das Zue-
schlö" und Trette" göt-em so schlecht. NBöscb 1892
(GT.). — f) iro Kampfe; bes. in einen Kampf, Rauf-
liandel (zugunsten einer Partei) eingreifen, sich ein-
mischen. ,So zwen gegen ainander zerwerfl'end und
zuckend, ob denn ains brueder oder früud darzuo kam
und ouch zuckte und zuoschlüeg, das derselb zuo-
schleger sin buoss selbs solle liden.' 1518, G. .So sy
[= sich] iemat ... partyen und zuoschlachen wurd, der
selb zuoschlacher sol umb zwifach buoss selbs be-
zalen schuldig sin.' 1524, Kessl. .Zuschlagen, ferire,
verberare.' Denzl. 1677. .Vom Zueschlagen [Über-
schrift]. Wann zwei oder mehr mit einanderen freflen,
wer der wäre, der zuschlüege oder sonst sich parteiisch
erzeigte und nicht scheidete ...' Ap LB. 1747/1828. —
8) vom Vor. ausgehend, mit Bez. auf einen Kampf mit
Worten (Schriften). ,Wenn einer deinen vatter under
dem herd schmachte ..., so stüende es dir übel an,
wenn du zuosehlüegist und sein eer nit schirmptest,-
LLav. 1582. .Wie gmein ist das zno unseren z3-ten,
wenn man sieht, das ein fürst wider ettliche ver-
bitteret ist, das vil zuoschlahend und sy [!] wider die
selben verhetzend.' ebd. 1583. ,[Ein Pasquill] welches
einer so hochen Ijnportanz, umb das es so wol zu Ver-
kleinerung unserer wahren Religion als auch Eing-
achtung unserer Standtssachen und Verhandlungen
spötlich und schmächlich zuschlegt.' 1632, L. S. noch
487
Schlah, schieb, schlih, schloh, schluh
Bd VI 953o. (wo zu lesen .Japfer zuzuschlagen'). 1627
(bi-rätig). — s) uupers. Es schlät gar nii" zue de't! von
Unwetter, Regen Z (Dan.); vgl. 4a. — b) mit Schlagen
fortfahren Ap; B; Scu; S; Tu; Z und weiterhin. Schlag
zue! oder zueg' schlage"! zB. beim Hacken zu einem
in der .\rbeit Innehaltenden. Schlag siie, so umrd's
(bald) Sunntig! scherzh. zur Uhr ScaSt. (Sulger): Z. —
2. tr. bzw. abs. a) .schlagend' zu Jmd (Etw.) hin be-
wegen, treiben. ,Sie schlahen einanderen den Ball
zu, es lobt Einer den Anderen, mutno muli se scabunt.'
Met. 1(!P2. Da schlät df Tüfel Herre" zue, von un-
erwünschten Gästen Z8ell. (RBaur). Vgl. auch 4a.
In besondern (eig. und uneig.) Verwendungen, a) .band
i.\ (mit) Hand anlegen, lielfeu. , Unser getrüwen niit-
burger von Kriburg und Luzern ... so trostlich zuo-
lüffen und band zuoschluogen', bei der Eroberung
eines Schlosses. PvMolsheim. — P) eine Abmachung
durch Handschlag bestätigen, annehmen B (Zyro).
[Teufel:] Nu, Joggt, schlah-mer numen l"! !''• boue"
d'Brügg; tco'tsch mine-- si"? ... Z'letst ... schlät-er dem
Tüftl notti zue. GJKchn 1806. ,Item das sy [einige
Müller] im Kornhus, vor und ee der raärkt gerüeft wirt,
über die seck gaand und den kernen feilsend, und so
er inen umb ein gelt entschlagen ist, sagent sy one
ferrer markten: ei, wilt so vyl, so schlach nun zuo!'
1546, Z RB. — y) (6'&- dui'ch einen Schlag mit dem
Hammer) zusprechen, -teilen, bes. bei Versteigerungen
Ap; L; Sch; Tb; Z und weiterbin. 's Heimet ist-em
om-ene" chline" Bris zueg'schlage" würde" LG. Me"
hät-mer d' Wis um 's Pott zueg'schlage" ScuSchl. —
B) zuweisen übh. Der Frisching wird ... Ei"'m zue-
g'schlagen u"'' di' angere" [Theater-]EüHen au'''. Loosli
1910. ,Darvon dem Gricht kein Köstig zueschlachen.'
GrKI. LB. — b) , schlagend' scbliessen. allg. Ein
Fenster, eine Tür (geräuschvoll) «.; Syn. schlänzen;
schletzen. Aprille"chue, schlag d'Türe" zue! zu Einem,
den man in den April geschickt bat Sch; ZSth. S. noch
Bd I 38 (Sing- Abend); VI 1862M. (ähnlich GnThs; G;
Sch; Th; Z); Riget (Bd VI 748u.). .Ettliche entrunnen
in des Grosswirts Haus ... weitend die Tor zu-
schlacben, aber der Nachdruck ward zu gross.' Anhorn
1603/29. S. noch Bd VII 5'25o. Ei"'m d' Tür(e") vor
der Nase" z. .Die tür vor eim zuoscblalien, objicere
foras portae.' Fris.; Mal. ,N. bette die tür vor im zuo-
geschlagen.' 1587, Z. ,Sy schlugend mir die Haustür
an der Nassen zu.' 1636, ebd. 's Mül z.: Dere" mues'-
men e'"mäl na''' wännsi töd ist, 's Mül mit-eme" Wäe"-
brett zueschlä", von einer Schwätzerin ZStdt. S. noch
Sp. 363 0. Es Buech z., (aus Arger) unsanft zuklappen
B (RvTavel). ,Üie Brütschen z.'; s. Wasser-Brett
(BdV911) und vgL unter für-schl. la (Sp. 450). Die
von Heiden usw., welche bei der Mühle zu Unter-
wasser einen Wässergraben angelegt haben, sollen
diesen Graben wiederum, zuschlagen'. 1560, .\bsch. E(s)
Fass (ä. auch ,den win') z.; Syii.ver-schl. la (Sp. 432).
,Wclliche uff den ryffen [in der Erwartung einer Preis-
steigerung des Weins] die grüeften und angstochnen
vass wider zuogeschlagen und die meigen inbergetaan,
söUent innhalt der ungeltern Ordnung die buoss geben.'
1576, Z RM. ,Ein jeder, so uff das nechst leidig un-
gwiter der reben synen wyn unabbeilet zuogeschlagen,
der soll 2 march silbers ze buoss geben.' 1579, ebd.
,Da8s Fässli [wird] wider vol gemacht, wol zugschla-
gen und zugspondtet.' Weinb. XVIII.; ebd. noch oft.
,Ist das beste Gut [Tabakblätter] eingepackt, so packt
man darauf hin den Ausschuss, endigt mit dem halben
Gut, schlägt sodann das Fass zu.' Gr Samml. 1781.
S. noch Bd 1 752 fab- fallen II); VI 714o. ,Den Puntcn
z.'; s. Bd IV 1400 0. — 3. refl., = zue-machen 2 (Bd IV
49). .Sodann ein grosser missbruch uffgestanden in
den tütschen schuolen mit dem in die milch ziehen,
da da uss und hie inn grosse üppikeit wider Gottes
und unser herren Ordnungen von denen wirt an-
gericht, die sich zuoschlahend, und ein schuolmeister
die nit abwysen kau noch mag.' um 1550, Z. ,Sich
zuoschl. und einflicken, inferre se et intrudere se.'
Fris.; Mal.; die gleiche Verbindung Bd VI 1559n.
.Der sich allenthalben zuosclil. kan und in allen
zachen ist, ... omniura mensarum assecla.' ebd. ,Sich
zuo einem kläger zuoschl. und die klag mit im füeren,
subscribere.' ebd. ,Die bösen engel sind den menschen
fyend, schlahend sich allenthalben zuo.' LLav. 1569;
.gesellen sich zu denselbigen.' 1670. ,Als obgemeldet
[,brut dessen von Emps'] durch Ury und Schwyz reit,
habend sich radtsbotten der 5 orten zuogeschlagen, als
ob sy da werend .von des brutlonffs wägen [in Wirk-
lichkeit zu geheimen Verhandlungen].' HBcll. 157'2.
,Der teufel schlecht sich allenthalben bei den menschen
zuo.' LLav. 1582. ,Sich zuschlagen, inferre, iniungere
se.' Denzl. 1677. S. noch Bd VII 1435 u. — 4. intr.
a) hinzukommen, -treten. D' Wermi schlöd dö ä [= auch]
recht zue, macht sich da [zB. auf der Sonnenseite eines
Gebäudes] recht fühlbar AaF. Von Glück, Unglück
uä.; s. schon Sp. 324o. ,Da rette HSchraid: Da slach
der tüfel zuo! Spreche Cuonrat: Da slacli joch sin
muoter und das vallend übel zuo!' Verwünschung. 1447,
Z RB. .Der Fürsten Gelt hilft auch darzuo [zur Uneinig-
keit], die haben weder Rast noch Rue, [s] Schlacht alles
Unglück zue.' 1621, Zinsli 1911. Zum Folgenden
vgl. 2 a. 's hed dö näume" no''' öppis Anders zue-
g'schlage", das'-er [ein Kranker] ämel doch nömme'
dervo" cho" ist AaF. Mit Dat. P. Z (Spillmann). Es
liät-em Öppis zueg'schlage", ein Missgeschick, eine
Krankheit. Es hat Ei"'m gli''' Öppis zueg'schlage".
Es chan" Ei"'m mit de" Jären eben Allerlei z. —
b) = an-scW. ßi (Sp. 389) BsL.; B(Zyro); Z. Ei"'m wol
(giiet), übel z.; ä. auch ohne Dat. Het-der d's Land,
Bad guet zueg'schlage"? B (Zyro). Es schitit-mer,
der bös Winter . . . heig-Ech no''' gar nit so bös zue-
g'schlage". CWeibel 1888. Dem Jetti het's e'''mel o"'*
verwandt guet zueg'schlage", dass der Vater bei Tische
immer die Reitpeitsche zur Hand hatte. RvTavel 1913.
Der heit 'drüet, sit dass-der g'hiröte" sit; es het-ech
schint's guet zueg'schlage". Nat.-Ztg 1918 (BsL.). ,Das
schlagt mir wol zu, in rem meani hoc est, confert
hoc ad rationes meas [etc.].' Hosp. .Wohl zuschlagen,
emolumento, usui esse, proficere.' Denzl. 1677. ,Ein
neues gar höches Wasserrad und einen neuen Mal-
hufen, welches ihme dann den trocknen Sommer über
so wol zugeschlagen, dass er . . . Wassers genug ge-
habt' 1684, Z. , Gleich wie nun des grossen Oberuster
Zehnde[n]s halben die Sacli verhoffentlich nit übel zu-
schlagen wird.' 1686, ebd. .Engelsüss und Bibernell,
in Wasser gesotten, hat abermal wol zugeschlagen.'
Arzneib. XVII./XVllI. ,1478 reiste N. ... im Namen
der Stadt Bern nach Rom, um ein zweites Jubeljahr
für diese Kirch, da ihro das erste so wohl zugeschlagen,
anzuhalten.' Grdner 17o'2. ,Der Luft, Wasser,
Speisen und dergleichen müssen ihnen auch wohl zu-
schlagen.' Carolina 1734. Prägnant, Vohl hekoramea
489
Sclilah, schieb, schlib, scbloh, schluh
490
ScH (Kiichh.). Wenn Einer fett wird, schlagen die
Speisen an ihm zu. ebd. — zue-ge-schlagen: a) zu
Bed. 2a8. ,Der mittel truchses nimpt alles essen, das
[beim festlichen Einritt des Bischofs in Basel] uff dem
tisch dan überbelibt; wer ouch ütz ungekochter zu-
geschlagener [für die Mahlzeit bestimmter] spise über-
beliben, das hört im ouch zu.' Wack. DR. — b) zu
Bed. 2b. Eingezäunt: ,Die Landlüt [in LE.] haben
... ire Meyer- oder Purenhöf, die haben ir zugeschlagene
und besondere Matten, VVisen oder Höwwiichs zur
Winterung, zu Uffenthalt des Vychs den Winter und
fürnehmlich im Boden und an der Zäme demnach da-
hin dienende Weidungen, die auch Eigentunib und
zum Teil auch zugeschlagen oder ussgezilet.' RCys.
Zsgelegt, von Fahnen: ,[Man wolle die Landsknechte
aus Maienfeld] mit zugeschlagenen Fanen und Über-
wehren (doch aussgelöschten Lunten) abziechen lassen.'
Anborn lt)03/29; \g\. tmder-schl. laa, (Sp. 405o.). —
Mhd. zuoslahtni in ähulioheü BedJ.; ebeuso bei SanJers II 945
(wo noch einige Schweiz. Belege) und eis. (Martin-Lieuh. II 459).
— Zue-sclilaherm.:a) (Zue-schleger) i u zue-scM. laa,
Zuschläger in einer Schmiede Z. — b) (,Zuo-scblacber^
-schleger') wer in einem Raufhandel .zuschlägt'; s. zue-
sohl, la-f- Wieder aufgenommen von GKeller (.die
wackern Zuschläger', Raufbolde). • — Vgl. Sanders II 945.
dar rfj»-zue-: = zue-schl.ia GrL. Eine Frau het
g'chindbettet g'han, dann hat noch die Grippe derzue-
g'schlage". .Novum intervenit vitium, es bat ein uew
Laster darzugeschlagen.' Denzl. 1666. S. noch Sp. 324 o.
— .iuch bei MHöfler 1899, 575.
zuehe"- BE., zueche"- Gl, zuehi'- Gr: wesentl.
= zue-schl. 1. = zue-schl. iaß. ,[Der Champladc] ist
unten ... mit einer starken Querleiste beschwert, so
dass der Weber mit etwelcber Kraft jeden neuen Ein-
schlagfaden dicht an das schon gewobene Tuch fügen
kann: zuehe" schlä'.' Bärxd. 1904 (BE.). — 2. = zue-
schl. 2 a. Wunder nümmt's-mi''', wä 's-ne" in der
B'süffni no''' zuehi" sehläd! GrD. Da schlaf der Tüfel
nuch der Handorgeler Felix zueche". CStreiff 1899
(GlM.). — 3. retl., = zue-schl. 3 GrD., Hald. Alle--
dergattig Lumpe"volch hed-si''' dort zuehi"g' schlage"
GrD. ,l)oruf sy mit einandern geratschlaget, wyln der
R. sich allwegen also zuhinschlache und, wann man
die Urten bezalen solle, khein Gelt habe, was sy dem-
selben köndtind für ein Possen machen, damit er sy
ein ander Mal rüewig lasse.' 1613, Z. S. noch Bd I
1193o. — 4. intr., anschlagen, von Wasser. ,Welicher
daruf [auf den festen Grund] nit buwt, des hus wirdt
umbfallen, wann die rüns der Aussen hinzuoschl.
wirdt.' ZwiNGLi.
zer-: wesentl. wie nhd. zerschlagen; vgl. ver-schl.
1. a) eig., in Stucke schlagen, zerkleinern BE., Gr. und
It Zyro; GfiSch., V. und It Tsch. Steinhartes Brot z.
B (Zyro). Mist z. BG.; GrV.; WLö. Das alt Nuschi
ist am se'be" Tag nu'*", trutz ü^'m Briste", in d'Gänge'
üf ge" Mist zerschlä". JJürger 1910 (GrV.). ,Der
reichste Guggisberger führte um 1880 am Vormittag
... seine Gattin heim und hetamNa'''mittagmit-ere" Mist
\ zerschlage". Bärnd. 1911 (BG.). ,[Wenn der Schnee
schmilzt] mag man den Buiw zerschlä".' Lutschen
1917. In der Kochkunst, durch Schlagen mit dem Besen
zerteilen: .Nimm das Weiss von zwei Eiern, misch
Alles zusammen, zerschlabe es wol mit einer Ruten.'
Arzxeib. XVII./XVIII. Meist mit Nbsinn: schlagend
verderben, zerstören. N. hörte auf, mit Schneebällen
nach dem Fenster zu werfen; sus hätt-er ja d's Glas
zerschlage". JJörger 1918. ,Muosten die Eidgnossen ir
büchsen zerslan', bei Arbedo, um sie nicht in die Hände
der Feinde fallen zu lassen. Weisses Buch. ,Er syg
zum Frowenmünster und hab daselbs bochslet und da
die stüel zerschlagen.' 1507, Z. ,N., dwyl er gwaltigk-
lich die götzen zerschlagen wider den bestand, inlegen
2 tag und 2 necht zwasser und zbrot, und die im
gholfen hend, ouch.' 1531, B RM. .Welliche [leeren
Fässer] man hinfur an der gassen findt, die werde man
abfüeren und zerschlachen.' 1563, B RM. ,[Der .in-
geklagte hat] Jacob Buren . . . ein roggenacher an fünff
orten ... verwüestet und gschendt; dessglychen Jacob
Schellenbergen ... in synem acher den roggen an vier
und vierzig orten übel zerschlagen.' 1576, Z RB. ,Üas
hölzerne Schiff und Geschier zerschluogends [die
Plünderer].' 1629, Anhorn 1603/29. Ein Geisteskranker
habe ,in werender Zyt vill Fenster und Wappen ...
zerschlagen und brechen.' 1636, Z. .Giengen ... wol
in die Reben aussen, zerschlugen sie gar schröcken-
lich.' E. XVIl., Lied (BÜ.). .Zerschlagen, contundere,
conquassare.' Deszl. 1677. 1716. .Zerschlagen, zer-
schmeissen. contundere, frangere, confringere, con-
quassare.' Hosp. ,Den 7. Sejitember 1704 ist mit ge-
wohnten Ceremonien das Hochgericht zerschlagen und
ernüweret worden.' 1704, GWil (AfV.XIIl 210). S. noch
Sp. 254o. 400o. , Einem die häfen am grind oder köpf
zerschl., frangere anlas in caput alterius.' Fris.; Mal.;
ähnlich bei Denzl. 1677. 1716. Etv. oh Ei"mz. , Ich sei
ein böser hartnäckiger Bueb [sagte der Schulmeister];
icenn-er scho" der Linger ob-mer zerschlöi, i'* plär'' nit.'
GoTTH. .Jüngst uff' ein nacht keme der meister heim,
schlüege sy und seite, der knecht were by ir glegen
... und zerschlüege ob iro der gezügin ein kunkel.' 1546,
Z Ebegericht. ,Diser wirt nit vil Fluchens brauchen,
nit vil Regiment ob den Soldaten haben zerschl.
müssen.' FWyss 1670. S. noch Bd VIII 1510M. (.ab'
für ,ob'V). Mit pers. Obj.: ,[Die Aufständischen]
band auffgeschnitten Man und Weib ... die Kind an
d Wend [!] zerschlagen.' 1621, Zixsli 1911. — b) un-
eig. a) (Güter) zerschlagen, teilen. ,Welicher gestalt
und in wievil tail dise hernach beschribne güeter in
erbswys zerfallen und zerschlagen werden.' 1592, G
Rq. (GTa.). — ß) (Verhandlungen, eine Absicht) ver-
eiteln, zunichte machen. ,Wellent ouch helffen in die
Sachen ze reden, das die zuo guotem bracht und nit
an kleinen sacben und über semmlich rechtbotte ...
zerslagen werden möchtent.' 1448, B AM. ,Daz wollend
die von Strassburg ie um kein sacb ouch nnt tuon,
und ward die sach zerschlagen.' Edlib. .Dardurch ir
fnrnemmen zerschlagen ward.' Morgant 1530. ,Der
kauff wirt zerschlagen, gilt nichts, wirdt nichts
darauss, emptio resolvitur.' Fris.; Mal. ,Ist darnach
.\lles widerura zerschlagen und verworfen worden und
hat Brief und Siegel Nut sollen gälten.' 1602. BNidau.
.Occisa res est, die Sacb ist zerschlagen, verloren.'
Denzl, 1666. Refl., wie nhd. .Die Sach hat sich zer-
schlagen, occisa res est, pacta rescissa sunt.' Denzl.
1677. 1716. Auch bei Hosp. — 2. ,schlagend' verwunden,
zerbleuen. Körperteile. ,Da hatt einer (von) Zug ge-
redt : hett der predicant prediget, der gech tod sollt uns
kriegsknecht angan, so wer es woll, das man im den
grind zerslüege.' 1527, B Ref. ,HettiDd wir inen [wir
Katholiken den Zürchern] zuo Cappel die grind zer-
schlachen [I]. so wärind wir jetz vor inen rüewig.
491
Sclilali, schieb, schlili, schloh, schluh
492
1531, Absch. , Darnach schluog er nach einen mit der
fust, das er im den hals zerschluog. daz er tod nider
fiel.' Haimonsk. 1531, ,Götschy, du muost uns ein
niass wins bezalen oder aber wir wend dir den
grind zerschl,' 1532, Z BB, ,Prodigus: Jetz hat der
tüfel s guot und d eer, und [ich] dörft darzuo von
glück zuo sagen, dass mir nit wirt der grind zer-
schlagen,- Salat 1537, ,Den kojif zerschl. oder zer-
spalten. Caput diminuere,' Fris.; Mal. (,gesp.'). ,[0b
sie gefallen sei] dass sei möchte den Kopf zerschlagen
haben y- 1702, GRPr. Heienproz, Mit ,Akk, P, ,Wa
ein ussrer, der nit burger wäre, einen indren anrenzet
mit Worten oder mit werken , . . daz er inn des mals
zerschlat oder wundet oder ze tode schlat ,,,' XIV./
XV„ B 8tß. .Darüber zween über ine Däniker und
zween über den Kütfer Hottinger kommen und sy gutes
Dings zerschlagen,' 1658, Z, .Einen zerschlagen,
verberibus lacerare, flagellis discidere.' Denzl. 1677.
1716, .Stimmen [seien] gehört worden, als wenn man
einanderen zerschlahe und zehre,' 1669, Z, ,Mit
Streichen zerschlagen, verberibus aliquem excipere,
pugnis contundere, dorsum alicuius dedolare,' Hosp.
,Der Tüfel [habe sie] oft gar übel zerschlagen,' 1702,
GRPr, Hexenproz, Uneig, : ,Ist er derraassen er-
klüpft undt im Gemüt zerschlagen worden, dass . . ,'
KCys. — 3, verschliessen. , Zerschlag das Löchlein
mit einem Nagell.' um 1790, Gfd (Rezept von LMei.).
— 4. intr. a) eig.. entspr. Bed. 2. Bei einem Absturz
z'Hudere" und z'Fetze" z. JJörger 1918, — b) uneig.
a) mit Sachsubj., sich zerschlagen, zunichte werden,
erfolglos ausgehn; vgl. Ibß. Von (Rechts-)Geschäften.
Verhandlungen. ,Wer aber, daz die sach also nit für-
gans hett nach miner herschaft verhengnüst und daz
si zerschlüeg . . .' 1407, AaB. Urk. .Darin ... ist
man^erlai gehandelt] und all saich ganz zerschlagen,'
1497, PBütler 1914. ,Sind gman Aidgnossen und wir
in hoffnung, es zurschlaih nomen.' ebd, ,Man ist in
sorgen, es werd nit mit liebi zerschl.', eine Rats-
versammlung in S, die über die Frage der Reformation
verhandeln sollte, 1530, B. ,Muotetend die von Fry-
burg minen herren so unzimmlich artikel an, das es
alles zerschluog.' JHaller 1550/73, ,Ein tag zer-
schlecht,' ,.\lso zersluog der tag.' Just, ,A1s ir heim
schriben, das der tag zerslagen sig,' 1446, B AM. ,Das
der tag zerschlagen sie oder noch zerschlache.' ebd.
.Daselbs ir spen nit haben mögen betragen noch ent-
scheiden werden, sunder der tag zerschlagen.' F Chr.
A. XVI. ,Das band wir verwilliget, dass wir nit ur-
sach gebend, dass der tag zerschlagen und nüt ge-
schaffet wurde.' 1529, Absch. — ß) mit pers. Subj., (un-
verrichteter Dinge) auseinandergehn, nicht handels-
einig, uneins werden, in Geschäften aller Art, Ver-
handlungen usw. ,Hie seit diss buoch, wie man zuo
Kostenz die sach nüt gerichten mocht und man zer-
schluog.' Edlib. ,Domal habend sy des merts halben
zerschlagen.' 1541, Z. ,Were ouch, das einer eim ein
büchs feil butte, so soll sonst keiner demselben in
synen koutf reden, biss sy ganz mit einanderen des
kouffs zersehland.' 1553, ebd. S. noch un-he-scheiden
(Bei VIII 250). Mit ,umb' zur Bezeichnung der Differenz.
, [Verkäufer und Käufer] zersluogen unib sehs pfenning
an ieder eine.' Scuachzabelb. ,Umb kleins wollend wir
nit zerschlan-, lassen die Brüder Josephs den Kauf-
leuten sagen. Rcef 1540. ,Mit einem z.' ,l)az sich
füegte, das CStoU zerslagen hatte mit dem Wecher.'
1385. Z RB.; ähnlich 1386, ebd. ,Und verzoch die sach
so lang, das man [auf der Tagsatzung zu Stans] im
rächten zerschlagen und jederman nach mittem tag in
willen was heim ze faren.' DSchill. L. ,Keiser Karrle,
als er den richstag ze Augspurg hielt, ist er mit ett-
lichen fürsten und richstetten zerschlagen von des
gloubens wägen.' Bossh. Chr. Auch von einseitigem Ab-
bruch von Verhandlungen. ,So verr aber widergebung
und nachlass solichs landgerichts nit möchte ervolget
werden, so wellend doch darumb nit zerschlachen,
sunders daran sin, damit der handel .. . zuo verrer tag-
satzung werde angestelt.' 1499, B (Gesandtschafts-
instruktion). , Hieven wurden die Soloturnischen ge-
sandten unwillig, wolten kein antwort geben ... zer-
schluogen also ungeschafter sachen.' Wurstisen 1580.
— zer-schlage°: 1. zu Bed. la, von allerlei Gegen-
ständen. E" zerschlagni Tasse". .Die im Boden ge-
wachsenen zersehlagnen ... Kartoffeln [werden unmittel-
bar nach der Ernte gebraucht].' BIrnd. 1908 (BGr.).
,2 zerschlague Amerbachische Insigell.' 1602, Bs Kunst-
sararal. 1907. S. noch Bd VI 1830 u. — 2. zu Bed. 2.
a) eig. Der Lib vo" dem [bei einer Wassersnot vom
Rhein hergeschwemmten] Gliüeli ist nüd zerschlagne''
g'si'. CScHNVDER 18G8 (GrV.). Is [ist es, näml. das ver-
unglückte Kind] leid zerschlage"s? JJörger 1920. Im
Vergleich. ,Ich war wie zerschlagen am ganzen Leibe',
nach einem schweren Traum. Gotth.; MA.? — b) un-
eig., von Müdigkeit. .[Das Fideriser Wasser] milteret
das Ziperlein und Podagram, dienet zu den ermüdeten,
zersehlagnen und lahmen Glideren.' Gdler 1624, —
ilhi. zerslaJien; vgl. auch Sanders II 945. Bed. 3 durch Er-
satz von nuiDdartlicheni ver- durch das schriftsprachliche
,zer-'. Zu Ibß und 4b vg]. auch: .Zerschlag in einer sache,
rescissio.' Fris.; Mal. (Nachtrag zu Sp. 252). — Zer-
schlahung f.: Ermüdung; vgl. das Vor. 2b. ,Z. und
Schwere aller Glideren.' JJBreit. 1629.
ent-zwei-: entzweischlagen, a) eig. .ümb lid ent-
zwei schlan ... Wer deheinem der unsren ein lid mit ge-
waffneter hand entzwei schlecht, daz joch uswendig nit
bluotet, das der darumb glich leiste, als er inn bluotruns
machte.' XIV., B StE.; wiederholt 1539 (,schlacht-) und
1604/23, AAZof.StR.(,schlaoht'). .[Arnold von Melchtal]
schluog dem kneeht mit der garb [1. .-t'] ein finger
entzwei.'NnwChr.M. XVI. — \))entspt. zer-schlahenlha,.
,Was das hinder gmeindle antrifft, soll dasselbig durch
die landlüt ob der letzi entzwei geschlagen werden
und sollen die under der letze die wal haben zu eiut-
wedermteilzugryffen.' 1598, Ap. — Vgl. Gr. WB. 111674,
Schlaher Bs, SchleijerGv.VT., ,Schlager' (ä. Spr.),
Schhger Aa; BS.; FJ.; Th; Z — m., Schlaheri"
Schlacheri" \fK.. Schkgeri" (AHuggenberger 1914) —
f.: 1. von Personen, a) (Schleger) wer einem Andern
eine Schlagwunde beigebracht hat Aa (H.). ,Der
Schläger haftet dem Schultlieissen um 60 Schillinge
nach dem Gesätze.' BTh. Handf.; Umschreibung der
Textstelle: , Sollte ... ein Bürger einen Gast ...
schlagen, so [usw.].' Raufbold FJ. .Ein bischoff ...
sol nit zornig, nit ain schlaher, nit zwaizüngig [usw.]
sin.' Waldregel 1425. S. noch Sp. 249 M. (Fris.; Mal.).
— b) als Berufsbezeichnung. Schlaher, der die Ochsen
beim Schlacthen mit dem Schlaghammer betäubt Bs.
— 2. von Tieren. Schleijer GRPr., Schleger BS.; Z, ein
oft ausschlagendes Pferd; Syn. Hauteer. ,[Ein Pferd]
ist val und hat einen wisen swanz. ein sleger; [ein
andres] ist ein sleger mit einer wisse[n] blasse.' 1409/11,
493
Sclilah, schieb, schlili, schloh, schluh
Bs Pferderödel (KVischer-Mer.). Schlacheri" (ApK.),
Sehlegeri" (AHuggenberger 1914), von Kühen, die (bes.
beim Melken) leicht ausschlagen. — 3. (.Sclilaher')
= Breit- Schlegel: s. Sp. 2(30 und vgl. Tänn-Schl.
Ahd.nlahnri, -tj- (nur iu Zsseu); mhü. slaher, in Zssen auch
dayer, »fe/er; vgl. Gr.WB. IX 414/5; Schni.Ml .513; Diefeub.-
■WU]cker839; Fischer V 88.3. Syn.inniehreru Bedd.ist.SV*fcl/to■
(Sl). 270/1); Fehler für dieses ist wohl auch das bei Fris.
unter fistuca gedruclite ,schleger' (bei Mal. ,schlegler', wofür
Bd II 856 0. unrichtig , Schlegel'). Als PN. ,JlanegoldHs ystrio,
qui dicitur Siagere.' 1258, Bs (vgl. Bs XIV. 119). .Slager.'
XIII., Z Zinsrodel. .(Heinricus) dictus Slager.' 1279/130'2, Z.
,Chuonrat der Slager.' 1303/13, ebd. ,Chuonrat Slager dem
murer.' 1303, ebd. Heben ,aii (des) Slagers haldun.' 1324/32.
ebd. ,Frü Anna (dU) Slageriu(Slagerra).' 1330/4, ebd. ,Heiui
Schlager.' 1358, ebd. .(Katrin) Slageriu.' 1366/73, ebd.
,Von der Sciagerrun [aus U] 1 lib.' XIV., UwE. Zinsrodel.
,Jo9t Schlager von Kurwalhen', Knecht. XV., LWeissbuch.
,Deni Schlager.' 1608, UwGisw. ,Uelli Sieger.' 1384, L.
Ofen-. ,Mathys Leeman der offenschlacher von
Luttigken im hoff Stefan [wird als Burger angenommen];
doch soll er sich mit der belonung syner arbeitgegen
burgern und den meister pfistern dermassen halten,
das khein klag komme.' 1577, Z EM. — Zu in-iMnhtnS
(3p. 399u.)y
Orgele» Ordele^-Schläjer: Organist GrV.; Syn.
Orgelist (Bd I 448). Und g'ordelet hed der Kann- Alles
de"" änderst a's die jetzige" 0., iva mache": chumm-i'''
nit hüt, se chumni-i''' morse". JJörger 1918. — Vgl.
Gr.WB. VII 1344; Fischer V 81.
Gold-: Soldschläger, der Gold (und Silber) zu
dünnen Blättchen ausschlägt Bs f. ,Goldschlaher, Gold-
schläger, bracteator.' Spreng. ,Anshelra, goltslacher
(-Schlager. 1372/3).' 1366/73, Z Steuerb.; dafür .Ans-
helm von Friburg' 1357, auch .Ansheln Maler' 136'2/70.
,Henman, goltschlager.' 1375/6, ebd. ,Als Brunen dem
goltslacher gespunen golt verstoln wart.' 1399, Z RB.
Die Berufsklasse der ,goltschlager' gehörte zur Zunft
der , scherer, moler und sattler.' 1451/4, Bs (GSchönb.
1879). In der Z Seidenstickerei zum Mohrenkopf waren
um 1465 auch ein .goldslaher' und eine Goldspinnerin
beschäftigt. VöG.-Nüsch. ,An die von Ulm, mit irem
goldslacher zuo verfliegen, min herren mit guotera züg
und Wärschaft zuo versorgen.' 1488, Z RM.; s. auch
Sp. 3'29u. ,49 guldin gen von 7 büecher [Blatt-]gold,
hat der goldschlacher gen.' 1505, Z Seckelamtsrechn.
.Andres Zender, g.' war 1510 Mitglied des B Rates.
Ansh.; vgl. die Anm. .Blächmacher oder g., bractearius.'
Fris.; Mal. , Blech- (oder) Golds(ihlager, plattner,
bractearius.' üexzl. 1666/1716,
nhä. (joltslaher, -sIeger; vgl. Adelung II 750; Fischer III
743. In PNN. (doch tw. viell. noch in appellativer Bed.).
.Dominus lohannes dictus Goltslehere.' 1246, Z (wohl eins mit
dem 1240/7 erwähnten ,Jo. Goltsmit' bzw. ,Auriiaber', welches
Geschlecht in Z schon 1225 bezeugt ist). .Johannes der Golt-
sleger'. Burger. 1276, Bs; ,donius Inhaunis dicti G.' 1290.
,[Ein Weg] zwUsehen der Goldschlegerinen und des N. wisen.'
XV., ZSchlieren. ,Kattrina Goldschlacher' in Zürich. Z Gllicksh.
1504. ,Lienhart Goldschlacher, dem niesserschnüd.' 1508, B;
vgl.: ,Giildschlager, ein ausgestorbenes Geschlecht in der
Stadt Bern, ans welchem Leonhard a. 1494 des Grossen Rats
worden.' Leu Lex. Einen ,G.' als Mitglied des BRates ver-
zeichnet Aush. zu 1505 und 1515.
Grampen-. Nur als PN.: .Uli Grampenschlaher
von Stäfa', f 1531 bei Kappel. HBull. 157'2.
Hund-: öffentlich angestellter Hundetöter, ein un-
ehrliches Gewerbe. ,Denne dem hundschlacher von
48 hünden ze tötten 48 plappert.' 1482/3, B Seckel-
meisterrechn.; ähnlich öfter. ,Quiengoffer, [rotwelsch
für] hundschl.' Genu. Bettl. ,[Zur Folterung von
Ketzern] ward verordnet die under kuchi hinder der
probsti hus und ein hundschl., nit ein hänker.' Ansh.
,Den beiden hundtschlachern jedem 1 pfd zerpfennig.'
1534, B RM. ,NN., hundschlacher.' B Turmb. 1551.
,11 pfd 5 ß dein hundschlacher von 75 hund ze schlan.'
1553, AaB. Baumeisterrechn.; auch 1590. 1620, ebd.
S. noch Bd V 131 M.; VII 445 u.; VIll 915 u.; Sp. 291 M.
und vgl. B Arch. 16, 649. Sprw. ,Du wilt von dem
hundschlager ein kolben kouffen ... Hoc est, petis
quippiam ab illo qui ipse indigeat, aquam e pumice
postulas.' Gesn. 1551; vgl. Wander II 903. .Also ist
die Medicin von den Gelehrten gescheiden wie ein
"Hundsschlager von frommen Leuten.' Parac. Auch
als ehrenrühriges Schimpfwort. ,[Ein wegen wüster
Reden verklagter Schiffsknecht] habe gerett, er habe
ritter und knecht gefüert und denen gnuog ton, er
möge aber nit hundslachern gnuog tuon, und habe
söliche wort getriben, daz er [ein Zeuge] ... uss dem
schiff gienge. Und werind vil erbrer lüten im schiff.'
1454, Z RB. ,Uff das redte [Junker] Felix zu im [dem
Messerschmid N., der seinen Hund geschlagen hatte]:
du verhyter hundschlacher. warumb schlachst du den
hund?' 1487, ebd. .Hundschlacher' neben .huorenfüerer,
berentriber, badriber, henker. frowenwürf ua. 1508,
AaB. Formelbuch (,Sinonima'). ,Du Uiebshals, soltest
wider kohn, ich wett dir gän den rechten Lohn ...
Hundtsschlager, khunst mir sonsten zweg, lug, wie ich
Gassen mit dir feg!' JMahl. 1620. — Vgl. Gr.WB. IV2,
1930. 1942; Fischer III 1894.
Ha r p f e ° - Schleger (MLien.1906). auch ,-Schlagerin'.
,-ä-': Harfenschläger(in); vgl. Sp. 297o. ^jn. Harp fe-
rnst, Harpfer(iiil II 1633). .Meister Hans von Züchten
dem senger und harpfenschlacher durch der eren willen
2 guldin.' 1471, S Seckelraeisterrechn. .Harpfenschlager
oder harpfennist, der darzuo singt, citharoedus; harpfen-
schlagerin, citharistria, psaltria.' Frts.; Mal.; auch bei
Denzl. 1666 (mit dem Fem. ,-schlägerin'), dafür
,Cithar(en)schleger, -schlägerin.' 1677. 1716. S. noch
Bd VI 1135U.; VII 582 (Wasser-Be-seherJ. Sprw.:
..^ulffidus fiat, qui citharosdus esse nequit, wer ni(ch)t
ein Harffenschlager gibt, der gibt ein(en) Pfeiffer.'
Denzl. 1666/1716 (hier mit der Erklärung: ,tu soviel
du kanst-); vgl. Wander II 360/1. — Vgl. Lexer I 1187;
Gr.WB. IV '2, 477; Fischer II 1180.
Chübeli-iSc/i/ejer: verächtlich für Trommler.
,Öppen öppis so apartig Merkwürdiges, als ein CJi.
mitgemacht habe, könne man bei den Kanonieren auch
noch erleben', Kanonier zu einem renommierenden
Trommler. AHartm. 1852.
Chatte'- Schlager (s. Bd VII 417 u.), -Schlageri"
(Bs und sonst): Kartenschläger(in). Vgl. zur Sache
AfV. XIV 118 ff. — Vgl. Martin-Lienh. II 459. ,Kart-
schlageren', Flurn. SchwAlptal.
Leger- s. Furierer (Bd I 939, wo , läger-' zu lesen ;
auch bei Mal.).
Lüten-, auch .-Schlaherin': Lautenschläger(in).
.MFritschi, tescheninachers knecht, d[icit], daz er und
Ötenbach lutenslacher und Lienhart lutenslacher ...
mit einander in Nidern Dorf giengen und wollen
hofieren.' 1412, 'ZRB.; die selben Lautenschläger er-
scheinen auch 1413, ebd., neben .Mechler lutenslacher,
Schörli lutenslacher, Jos Lachman giger, RKorner
giger' als Zeugen. ,Es klaget BMeyer ... uf HMeyer,
495
Schlah, schieb, schlih, schloh, scliluh
496
als si beid [eines Handels wegen] in stallung stuonden,
daz darüber HMeyer an Sant Johans abend luten-
slacher nnd giger für BMeyers hus stalt ze hofieren.'
1412, ebd. ,Denne einem lutenslacher von Wallis
hiessen min herren geben 10 ß.' 1436, BStRecbn.; ähn-
lich mehrfach 1441/1507. .Einem lutenschlacher und
einer sängerin 1 pfd." 1442, S Seckelmeisterrechn.
,Zwein lutenschlachern, truogen graf Hans von Tier-
stein schilt, 1 pfd.' ebd. ,Der lutenschlacberin mit den
grossen tutten 11 ß.- ebd.; noch öfter 1438/92; so auch:
.Einem luttenschlacher, so hie was mitt zwoyen kinden
in den wiennechtvirtagen, 5 ß.' 1492, ebd. .Man sol
nachgan und richten, als ettlich den Wächtern stallung
verseift und sy mit Worten übel gehandelt band.
Kleblatt d[icit]. er und sin gesell sessint vor dem'
Rüden, so keme HBachs [uA.] mitt einem lutenslacher,
da wurdint sy ab dem Rüden mitt güsel beschütt, da
fluocbotind sy hinuft' ...' 1450, Z RB. ,Man sol nach-
gan, als ettlich uff ein nacht mit eim karen die Strel-
gassen gen den Wächtern hinab geloffen sint, das sy
wichen müessen, und ein gross geschrei gemacht
habint. N. d[icit], sy habint ein karen am Renweg
genomen und habint daruft'ein luttenslacher und einen
mit eim baffen [s. Hafen h Bd II 1010] gesetzt und
sigint algeraacht uff' Dorff und wider her umb gefarn',
ein Nachtbubenstreich. 1450, ebd. ,Item 1 goldgl..
3 batzen dem Gutschenkel von Bern und sim luten-
schlacher.' 1527, ScHwE. (.\usgabenbeft des Abtes);
ähnlich 1528. ,ljutenschlacher für die venner, den Ion
zu verbessern.' 1531, BRM.; ebd. auch .lutenkratzer.'
,Itera von der spillüten wegen, es siend gyger, luten-
schlacher, pfiffer oder ander spillüt . . . die der herreu
oder stett schilt und wapeu tragend oder man sunst
wüsste, dass sy solch dienst heftend, die selbigen sind
des [Brücken-]zolls lidig und fry uff der bürgeren
widerruoff und absagen.' 1530, Aar. StR.; wiederholt
1601. ,Lautenschlaher, fidicen.' Mal.; bei Fris. dafür
,lautenist'. ,Kautenschlaherin, die auff seitenspil
macht, wölche sy joch seigind, fidicina.' Fris.; Mal.;
ähnlich bei Denzl. 1606/1716. , Claus von Andras auss
Churwalen, ein künstlicher Lautenschlager, so 3 leben-
dige Weiber geheuratet und benebenst ein Dieb, wird
zu Solothurn mit dem Schwerdt gerichtet.' FrHaffner
1666. S. noch Bd V 1070M.; Bs XIV. 119.
Mhd.(M(eii«/«Afr;vgl. Gr.WB. VI3T8: FischerlV 1061. Als
FN. GNiederb.; liTh (von dort neuerdings iu ZStdt eingebür-
gert). , Hans Lutonslaher von Heldprunn, der gerwer.' 1445, L.
,Hans Luttenschlacher (zimernian) vou Bereutswil.' 1474/87,
Z; auch aus ZEmbr. (1525), Dürut. (15'26), Klot. (1559),
nach Mem. Tig. 1742 ausgestorbenes Z Geschlecht. ,Celin
(Haus) Lutenschlacher.' 1476/1532, AaZof. , Oswald Luten-
schlacher von Niderstetten.' um 1500, G Rq. 1906. .Lauten-
schlager', ein F Geschlecht (zB. A. XVII.) It Leu Lex.
Neckerlin-: wer das .neckerlin' schlägt; s. Bd IV
713. ,Uöllin dem negkerlinsch[laher] gan Lutzerron
8 ß.' 1384, B StRechn. ,Mit böggen- und nekerlin-
schlaheren', Var. zu der unter Neckerlin (Bd IV 713)
abgedruckten Stelle aus Just.; vgl. Studers Ausgabe
S. 38.
Bäuggen , Böggen-': Paukenschläger; vgl. Pauken
(Bd IV 1106), ,L)esglich komen die Windeseben pfiffer
und trumeter und böggcnslaher und hofierten do och
nach'iren sitten' zur Ehrung von Gästen. 1454, Bs
Beitr. .Tympanistria ... vulgariter ein böggensclilacher.'
1476, Bs Chr. ,5 ß dem böggenschlacher.' 1478, AaB.
Rechn. ,Dem bögkenschlacher von Rotwil 1 pfd.' 1480,
S Seckelmeisterrechn. S. auch Bd V 10S2u., sowie
Neckerlin-Schl. — Uhi.jmkeualuhfr; Tgl. Gr.WB.VII 1512;
Uiefenb.-Wülcker 169; Fischer! 70S.
Barten-, Schlager': .Geschlechtsname in Sch; vor-
mals Benennung Desjenigen, der im Schlachthause
mit der Barte den Ochsen zu schlagen hatte." St.';
vgl. Barten la (Bd IV 1619). — Auch von Leu Lex. als
ratsfahiges Sch Geschlecht erwähut. .Barteuschlaher', PN.
1489, Z RM. Vgl. den Bs FN. ,Bartenschlag'.
Blech- s. Gold-Schi.
Blick-: eine Art betrügerischer Bettler. ,Von
Schwan feldern oder blickschlahern.' Geng. Bettl.
V. 616 ff. ; im Vokabular: ,Plickschlaher, der da nacket
umblauft.' — Vgl. Gr.WB. II 118.
Britschen (,Pr.-'), , Brütschi-' : wer mit der Pritsche
schlägt; vgl. Britschen 5a (BdV 1021). ,3 pfd einem
brütschischlacher.' 1554, Z Seckelamtsrechn. ,Crepus,
(ein) Fassnacbtnarr, Pritschensclilager.' Denzl. 1666/
1716. — Vgl. Gr. Wß. 11393; VII 2136.
Pfenning-: Münzmeister. , Pfennigschlager.' 1488,
G Hdschr.
Sum(b)er- „iScWac/jer: Trommelschlager (bei uns
veraltet)." St.'; vgl. Bd VII 987 (Smnher 2); Sp. 294M.
Im XV. oft bei den G Truppen erwähnt. ,Man sol N.
4 ß 4 d. von dem banermaister und von dem sumer-
schlacher und von den pfiffer, als man gen Erdhussen
was.' 1407, G Seckelamtsb. ,Man sol N. 8 ß an 4 d.
... verzart der panerher und zwen pfifer und der
sumerslacher', auf einem Kriegszug. 1408, ebd. , Zu den
knechten allen gehörent2spilman, 1 pfiffer und 1 sumer-
schlacher.' XV., G Stiftsarch. S. auch JMHungerb.
1852, 11. ,Der Sprüngli sumberschlager.' 1494, Z EB.
, Pfiffer und sumerschlacher' spielten französischen
Herren in ihrer Herberge auf und wurden dafür be-
wirtet und beschenkt. 1507, Z. .Sumberschlaher,
tympanotriba.' Mal.; bei Fris. .trummensc laher'. —
Vgl. mhd. sumbersJeyije (auch bei Gceli).
Schallen-, Schellen-: wer das Glockenspiel
schlägt; ein mit Trommlern, Pfeifern usw. zswirkender
Musikant; vgl. Schellen (Bd VIII 560). .Denne dem
schallenslacher und och dem banwart von Buoswile,
hiessen inen die burger umb rocke geben 1 pfd 12 ß.'
1382, B StRechn. ,Zweyen gygern und schellenslachern'
wurde bei dem Besuch der Luzerner, ürner und
Schwyzer Tuch geschenkt. 1521, Bs Ausgabenrodel. —
UM. «chellemlaher; Vgl. Gr. WB. VIII 2499 ; Diefeub. 1857,
583 (,tynipauista'). Als PN.: ,Schällenschlaeher.' 1427, AaB.
Tänn-: Tennenschlägel, zum Ebnen des Tenn-
bodens, = Schlaher 3 (Sp. 492). Fris.; Mal.; s. Breit-
Schlegel (Sp. 266). Bei Fris. auch für eine dem selben
Zweck dienende Walze: ,Cylindrus, ein wallstein, ist
lang und sinnwell, damit man die tenn ebnet, tenn-
schlaher'; richtig? — Iu pers. Sinne bei Sanders II 945.
T öte'-Schleger: 1. nur im PI., geheimnissvolle
Wesen, die, zum Zeichen eines bevorstehenden Todes-
falles, am Hause (Tür, Fenster) klopfen, wie wenn
Besuch da wäre. Eothenb. — 2. Lederstreifen, der am
vordem Ende eine Bleikugel trägt oder auch in mehrere
schmalere, mit Bleikugeln versehene Streifen ausläuft;
gew. in der Hosentasche getragen AaL. (SHäramerli-
Marti). Vgl. Töd-Schleger 2 (Sp. 249).
T r u m m e ° Trommc-Schlaher ScnSchl., in der ä. Spr.
auch .trumraer-, trommer-, trummel-, tronimelschlager,
-schleger': 1. Trommelschläger ScHSchlf- Syn. Tam-
bur, Trommler; vgl. auch Sumber-Schl. ,Tr.-schIaher,
497
Sclilali, schieb, schlib, schloh, schluh
498
tympanista, tympanotriba.' Fkis. ;M4i,.; Denzl. 1666/77
(.Tiuinmelschlager, -Schläger'). S. auch Bd 1 1260 u.;
VII 853 (Über-Sold); Sp. 188u. 250 (Truppen- Schlag).
251 (Wacht- Schlag). 258 u. Bes. neben den .pt'itfern',
auch den .trorametern' unter den Spielleuten genannt;
s. schon Bd V 1082. ,Mh., des pflfers und tr.-sclilegers
und minenthalb da sönd ier merken, das ich 40 knecbt
hab an uns 3 man.' 1499, Schreiben des B Hauptmanns
an den Rat. ,üuch, gnädigen berrn, sind der jung
pfifer und trumenslacher dahinden bliben, die in das
Swaderloch geordnet waren . . . Die oder ander an
ir stat well u. gn. nacber schicken; dann an spillüt
können die ins Swaderloch nit mit eren ziecben.'
1499, Schreiben des F Hauptmanns an den Rat.
USteiner der ,truuienschlacber' zählte zu den Stadt-
pfeifern von Bern und hatte eine Jahresbesoldung von
20 Pfd. 1506, B Anz. 1898. ,Jacob trommenter und
zwen trommenscblacher', unter den ,spillüten'. 1531,
Z Kriegsrodel. Zur Aufführung eines geistlichen
Schauspiels wurden die .spyllüt' der Stadt, der ,trum-
nietter, der pfyffer und der tr.-schlacher' . . . neu be-
kleidet. 1551, MReimann 1914. ,üuch söllent [bei der
Fahrt der Büchsenscbützen nach Strassburg] zwen
tr.-schlacher und ein pfyöer uss gemeiner statt costen
die zerung haben und 20 ii. an den überigen uncosten
inen verlangen.' 1576, Z RM. ,Sch. den tr.-schlacher
nnd B. den stattpfytfer utt' die reis gan Mülhusen inii
der statt Bern färb nüw bekleiden.' 1587, B Seckel-
meisterrechn. 1620 waren bei jedem der 7 Fähnlein
eines Regiments 3 ,Tr.-schlalier' und 3 Pfeifer ein-
geteilt. vRoDT 1831. ,l)er Spillüten halb, Trunimeter,
Trommenschlager und Pfyffer.' L Ans. Beim Fritschi-
zug hatte die Gesellschaft zur Safran für das Morgen-
mahl ihrer Beamteten, der ,Trommetern', .Pfeiffern'
und , Dr. -Schlagern' aufzukommen. 1652, FHaas 1909.
,[An der Sennenkilbi gehn die Sennen nach dem Hoch-
amt] nach ihrer Ordnung und Dignitäten ... Paar
und Paar hinaus; der Trummelscbläger und Pfeifer,
auch nach ihnen beide Unter- und Ober-Fähnrich ...
gehen in der Mitte.' 1682, ORingholz 1908 (Tgb.). ,Die
Wachtmeister, Unterofficiers und alle Bruchführer
[stehen in Paradeaufstellung] ein jeder vor seinem
Bruch, die Trommenschlaher und Pfeiffer aber hinder
denselben.' Z Exerc. 1706. S. noch Bd II 1627 (Lands-
Horner); V 350 (Reis- Bruch); VIII 934 u. I. S. v. Um-
schlaher (Sp. 377); vgl. auch Üs-Rüeffer a (Bd VI 702).
,N. von Uri seit, er habe im schloss gebort, das der
trommar-schlacher umbgeschlachen habe, wer nit in das
schloss höre, das der selbig solle hinuss zühen.' 1515/6,
Z. ,Tr.-scblaher schlacht umb [und ruft:] Also, ir herren,
hola ho, es ist des künigs gbott also . . .' JMürer 1559.
.Drommenscblager, schlag umb behend!' im Lager zum
Aufbruch. Holzwart 1571. ,Der Trommenschlager ...
ruft den Friden uss.' 1644, Z. .Allen Geholten und
Verhütten, so zu Gutem der Armee von den Trom-
peteren öffentlich aussgeblasen und von den Trommel-
schlägeren verkündiget werden, [soll] gehorsamlich
... nachgekommen werden.' B Mand. 1711. ,Tromel-
schlager und Stadtpfeiff'er sind Lehen eines Herren
Stadthauptmanns. Ihre Pflicht ist, so auf dem Platz
ein Schiessent mit Lauffkuglen oder ein Nachschiessent
gehalten wird, aus Befehl eines Herren Schutzen-
meisters Solches durch die ganze Stadt auszurüfl'en.
Er [!] wird auch gebraucht, so man mit Stucken
achiesset. Auch so frömde Tier oder Rariteten allharo
Schweiz. Idiotikon IX.
kommen, soll er Selbiges durch die Stadt verkündigen.
Bleibts allezeit.' Mem. Tig. 1742. S. noch Bd II 1044o.;
VI 854M. 9'28u.; Sp. 372o. Als Parlamentär. .[Die
von den Bündnern in Maienfeld belagerten Lands-
knechte] scliicktend auch alsobald ein Trumen-
schlager zu uns in das Veld und begertend zu parla-
mentiren um ein Abzug.' Anuorn 1603/29. .Als zuvor
[vor der Landung der stadtzürcherischen , Armade']
in einem Waidling ein Trommenschlager ans Land
geschikt worden, mit einem Absag- und Aufforderungs-
Briefl" an die Wädenschweiler (welche mit weissen
Steklennen am Gestadt stunden) sie zu fragen, ob sie
sich wehren oder dieser Armee ... auf Gnad und Un-
gnad hingeben wollind.' WXkenschw. Handel 1646.
,Darauff' hat man ein Trommelschläger an die Rebellen
geschickt, ob sei wohlen die Waffen uiderlegen, ihr
Oberkeit schuldige Trew laisten.' 1658, Schreiben des
G Hauptmanns an den Rat. ,Wir haben sie [die
Bauern] dergestalt empfangen, dass sie alsbalden
zween Tromelschlager nach eiiiandren ... geschickt
und umb eilenden Stilstand gebetten.' 1653. Schreiben
des ScH Obersten an seine Obrigkeit; an andrer
Stelle: ,Die Bauren ... habend ... uns jederweilen
mit Trommelschlager- und Predikantenschicken ab-
gebalten.' .[Der Kastellan von Musso] schickte auch
ein teutschen Tr.-schlager. mit ihnen [den Eidgenossen]
zu reden und zu tractieren.' Sprecher 1672. .Dem
Trummelscbläger. durch welchen der lucernische
Schultheiss . . . um die Begrabung der Todten bei
unserer Generalität anhalten lassen.' Fluuschrift 1712
(wohl B). Bei der Tanzmusik; vgl. .zuo tanz schlahen'
(Sp. 294). ferner üf-machenSa (Bd IV 41). .[Einige
gegen Grandson auf Kundschaft .ausgeschickte] konden
noch mochten denen fromen gefangnen gesellen in
dem schlos keinen andren trost geben, denn das der
bouptman hies die pKtt'er, so sy by inen hatten, fro-
lich uffpfiffen und den trumenscbleger euch dran
schlachen nach tütschen sitten, davon die iin schloss
sich frölich erzöugtent mit tanzen und mit springen.'
PvMoLSHEiM. Die von Münster und Neudorf kamen beim
Tanz in Streit; ,der M. von Neudorf ginge zum tr.-
schlacher und hiess im uä"machen; des werte aber der
Sp. (von Münster) und wetts nit lassen gschen, denn
er und sin gsellen hettent in gedinget; je der tr.-
schlacher machte uff", füre der Sp. zu und hett im
die Schlegel . . .' 1548. MEsterm. 1882 (Rick.). ,Das
er [der Vogt] alle die, so an verschinner Knonouwer
kilcliwi tanzet, umb 10 ß ... straffen, ouch dem tr.-
schlacher 5 pfund zuo buoss abnemmen [solle].' 1568,
Z RM. .Hochzyten uff der Landschaft: ... Der Zu-
lauff ynheimscher und fremder Krämeren, Spillüten,
Trommenschlaheren und Pfitt'eren ... [ist] gänzlich
abgestrickt und verbotten.' Z Mand. 1650. S. noch
Bd I l'251o. (auch Z Mand. 1036); IV 41 M. (2mal); VI
739 M.; Vni 1427 o. Beim Kornschnitt; s. Bd V 1082u.
— 2. uneig.. Schimpfw. Der Leutpriester von Biberist
wurde vom Kapitel gebüsst, weil er den N. , einen
kaltbansen und tr.-schlager' genannt. 1575, Schmidlin
1886. — Sp&tmhd. trumbeiuleger; Tgl. Sanders II 945
Fischer II 399. Als FN. nirgends sicher anzusetzen; auch der
Typus .Bnrkhart tr.-schlacher Yon Uri.' 1504, Z ist appellativ
.lufzufasseu: ebso'wohl: ,Wie ich zus Drumenschlägera
konien.' 1641, ZgTgB. — .Trummen-Schlaherin f.:
tympanistria.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677/1716 (.-schla-
gerin')
32
499
Sclilah, schleh. schlih, scliloh, schluh
500
Wall-: Arbeiter, der Wälle festzusclilagen hat.
Unter allerlei Handwerksleuten, die ,iiian in einer
Besatzung von nöhten habe', werden na. , Walschlager'
genannt. Kriegsb. 1644. Herrn N. bezahlt ua. , wegen
der Wallschlalieren ...' 1655/6, Z Kriegskostenrechnung.
— .\iieh bei Gr. WB. XIII 1309 (, Wallschläger').
Wull(en)-: der die sortierte Wolle durchschlagen
bearbeitet .behufs Auflockerung derselben, womit auch
noch das Zerpflücken mit den Händen verbunden war'
(ABürkli). Xg\.(W.-)Chambler:.' (Bdlll '298/9); Leser3
(ebd. 1419); W.-Stricher. ,Wolweber, wollenslaher,
gratuocher und huoter sülent haben ein zunft und
ein baner.' Z Geschw. Brief 1373. ,Wäber, zimerlüt,
tachnagler, wullschläger, kürsenner.' 1373, B StR.
,Fridman dem wulsleger uff Arberg.' 1381, B StRechn.
Die .wollenslaher' sind zunftgenössig auf der Zunft
der ,schnider' und ,kürsener-. 1451/4, Bs (GSchönb.
1879). ,Wullenwäber, wuUenwerker, wullenschlaher,
lanificus, lanarius; wullkämler, wuUschlaher, wull-
streicher, carminarius.' Fris.;Mal.; s. auch Chambler 3
(Bd III 298/9). ,MCaspar Baag, ein Wollenschlaher
uff dem Graben.' 1637, Z. .WuUenschlager, lanificus,
lanifex.' Denzl. 1666/1716. Die Nachbarschaft am
Otenbach besehwert sich, weil N. in seinem Hause
,allerhand Leut von Maus- und Weibsperäohnen, von
Wullenkämbleren, WuUenlässeren, [-JSchlageren und
anderen hujus farin« zu beherbergen willens.' 1715,
ZStdt.
Mhd. w(jll(en)iilahei: -sieher, -sleijer(m) ; vgl. auch Campe V
769 (, Wollschläger'); Sauders II 9-45; Fischer VI 946. Als
PN. (in den ältesten Belegen viell. noch tw. appellativ).
,CUeüi Wulschlager.' 1376. Z (1401/2 heisst das von ihm
früher bewohnte Haus am Otenbach ,zuo dem Wolschlaher',
,zera Wullslacher'); , Walther Wulslacher.' 1385, ebd.; mit
Diesem oder dem Vor. wahrsch. identisch ,Ötenbacher Wull-
slacher, der Stechelli.' 1396, ebd. (auch nur ,Stehelli');
,Hölderli Wullschla(c)her.' U68/9, ebd. ,Wullschleger' als
VN. noch heute in AaZof. (,Hans Wullenschleger.' 1433; vgl.
auch Leu Lex.). , Heinrich Wullschleggervon Hergiswil.' 1477,
LWill. Vgl. Wull-ScMegd (Sp. 268).
Ziter(en) ,Cithar(en)-Schlager, -Schlägerin'; s.
Harpfen-Schl.
Schlaheri Schlegeri bzw. -ei — f.: wie nhd.
Schlägerei, wohl allg.; Syn. Schlegleten 2 (Sp. 271);
Schlaheten. 's het e" Schi. g'ge". ,Von Schlägereyen
[Überschrift].' vor 1688, Aar. StR. ,Der Eid, so ein
Burger by der Huldigung schwören muoss, in Schläge-
reyen zuo friden.' 1701, ebd. , Erfolgende Scheltwort
und Schlägereyen wir uns vorbehalten haben wollen,
dieselben nach Beschaffenheit der Sach abzustrafen.'
1715, ebd. (Satzungen der Kaufleutegesellschaft). ,Bei
vorfallenden Schlägereyen und Misshandlungen.' 1786,
BSi. Rq. 1912; nachher: ,der Schlägereihändlen.' —
Vgl. Gr.WB. IX 41.^.
B'-sa.tzi''g- Schlegeri: Schlägerei anlässlich einer
B'satzi'g (s. Bd VII 1593M.). Vornen im Mül hed-er
nw di platte'' Bilderne", tvil-men [= ihm] e'''mäl van
Ai'"in a''-re'' B. bim Schidege" bizuehi" all vorder Päle"-
zend %''g' schlage" worde" sind. MKüoni 1884 (GfiSchs).
Schlahete» ApK.; GRCaat., He.; GW.; TaTäg.,
Schlagete" ApH., L, M.; ScnSt. (Sulger) — f.:
1. = Schlaheri TuTäg.; Syn. Brügleten 1 (Bd V 523). —
2. zu schlahen lav. (Sp. 288), ,so viel Zunder, als nötig
ist, um einmal Feuer schlagen zu können' Ap; GRÜast.,
He.; GW.; ScuSt. E" Schi. (Zundel).
schlahig ,3(ch)lachig'. äSpr., schlagig „VO; Gr;
SiH" (nach Kirchh.), schle'gig „VO" (in Bed. Iba);
ScHw; Nnw (Matthys);Z: 1. a) von Lebewesen, = scWat;-
haftig (Sp. 25'2). ,[N. sagt aus] er habe von des
meisters im spital wib gehört, das sy redte, der S.
der were by ira gewesen und hette mit ira geredt
und ira ouch einest getröuwt zuo slachen, und da er
als slachig were, da were er billich an die Sil [den
Richtplatz] gegangen und bette da geslagen, da man
sinem vatter die kuttlen usnem.' 1459, Z RH. ,Schlegig,
der gern schlecht, plagosus, protervus.' Fris.; Mal.;
s. auch gett-lös (Bd III 1428/9). S. noch die Zwingli-
Belege unter un-be-haglich (Bd II 1078); lästerig (Bd III
1466); entspr. beiGualth. 1555 (,nit wynig, nit schlägig,
nit begirig des schandtlichen gwüns'); HBull. 1561
(,nit schlegig, kein schlegler'); nach Tit. 1, 7, wo ,nit
weinig (nit bissig), nit schlegig.' 1530/89, Bib.; , nicht
ein Schlägler.' 1667, ebd. Spez. „gern ausschlagend,
zB. von Pferden VO; Gr; Sch" (nach Kirchh.). ,Ein
schlagig Pferd' Sch (Kirchh.). — b) von Dingen.
a) von einem steinigen, holprigen Weg, auf dem der
Wagen lierumgeschleudert wird, auch von einem
Schlittweg, dessen eine Seite höher ist als die andre
ScHw, „von einer Eisbahn, die so glatt ist, dass die
Wagen oder Schlitten leicht rutschen und umschlagen
VO" (St.2). — ß) = Ä<em-sc7Ue3i£((Sp.246)NDw(Matthys).
— 2. schlagbar, von Bäumen, Wald Z. Schlegigs
Holz. — Vgl. Gr.WB. IX 419; Fischer V 884 (in Bed. la).
mann- ,raanslegig': = m.-schlächtig (Sp. 45). ,Ein
rihter niht mag schuldig wesen, das er gen Gote m.
[Var. ,raanslehte'] si, ob im der gewalt wonet bi, das
er über das bluot ze rihten hat; swie vil er mit dem
rehten slat ... an der sele er nieraer raasen empfat.'
SoHACHZABELB. — Bei Lexer I 2037 aus Strassburger Quellen.
Schlahing ,Schla(c)hung, Schlagung' — f.: das
Schlagen. ,So soll er [der Schulmeister] den schüelern
... mit guottem grossem und ganzem vlyss uff und
zuo achten, also dass sy vor unzüchtigem geschrei, ein-
ander schlachung, werffung und zuchen nach sinem
vermögen verhüett werden.' um 1515, AABr. Prägung:
.Schlagung etwelcher Scheidmünz vor ' unser Land.'
1792, Gl. Vom Stundenschlag: , Wächter sol schweren
... des zyts und schlachung der stunden eigenlich
warzenemmen, all stunden an den bestimpten blätzen
ordenlich und verstentlichen zuo rüeffen.' 1557,
AABremg. StR. Von pfandrechtlicher Sicherstellung;
s. Sp. 316 u. Dazu noch: .Ob darüber [s. den Anfang
des Belegs Sp. 317M.] sollich schlahung, Ordnung oder
widerkoufung ewiger zinsen uff' ligende güeter an
geistlichen oder weltlichen grichten . . . oder in ander
weg fürgenommen ... wurden.' 1514, Bs Rq. — Vgl.
Gr.WB. 1X426.
Wal-: das ,in die Wal schlahen'; s. Sp. 307M.
,Nachdeme mHH. über die Promotion in XXig ihre
Reflexionen walten lassen und befunden ... dass durch
die Wahlschlagung vieler Subjecten man einander
Verdriesslichkeit gemachet und manchmahl so viele
zum Austritt kommen, dass die Nomination nuhr an
sehr wenigen gestanden.' 1731, AAZof. StR.
Schlehe" ApK. (ausser Heid.); Gßlg., Mai., Schleijti
BGr., Schlc-e" GRChur; SchR,; Z tw., so W., Schliche"
Bs; L tw.; aScHw; SThierst.; U, Schlieche" Nnw,
Schliche" Gl, Schlehe" Aa (It H.; ,-h- nur schwach ge-
hört'); GRPr., so Schs; GMs, Rh. (-ea-J; ScnHemish.,
501
Schlah— Schluh. Schlak-Schluk
502
Heniment., Ranisen, St., ÜHa.; ScHwMa.; h und hiTh;
ZO.. Schle-e" Ap (ausser K.); Sch, so Ha., Schi.; Th tw.;
Z tw., so Kn., Schleie" AaF., so Muri; m und oTh. Bisch..
Illigh., Schlie" ScnBarzh., Begg., Merish., Stetten,
ScWeLE.; ScHHeniish., Hemment.. Ramsen, St., UHa.
— f., PI. unver., in GrPi'. (nach vereinzelter Angabe)
Schlehi: Sclilehe, Schwarzdorn, Prunus spin. (Syn. Schl.-
Stüden, -Dorn) bzw. die Frucht (Syn. Schl.-Ber, Per-
mollja Bd IV 1472. 1500, Schne-Früme" BGr.; WG.,
Winter-Fr. WG., Stein-Frümli BLenk). a) die Pflanze.
,Ehe die Schlehen verblüht haben, ist man vor Frost
nicht sicher', Wetterregel uTh. ,Es ist ein treulich
Land, sc. es wachsen vil Schlehen darinn, Ascra cum
hieme tum asstate mala.' Mey. 1692. — b) die Frucht.
(Schlehen, die frucht von einem schlehenbaum. spine-
tus, pruni sylvestres.' Fris. (.baccula, berle als
Schlehen, kruselbere.' 1541); Mal. (Zu Heilzwecken)
gesammelt, auch gegessen (von Kindern, in der Not);
vgl. SchJ.-Gitmpist (Bd II 318). I" d' Schle-e' gö",
Schlehen sammeln ScaSchl. ,Als Knaben haben wir
die Schlehen auf der Chü'st gedörrt; sie ergänzten
nnsern im Heustock geborgenen Ütich [s. Bd IV 575].'
ebd. ,1465 warend die trüben as hert und as un-
guot, das die wimer schieben äsend in den reben und
der trüben nit wotent.' Z Chr. XV. Gericlitsherr Mötteli
zu TnPfyn verbot seinen Bauern mit Rücksicht auf
die Jagd, kriese undschlechen, ömle.' 1547, Gfd. .[Da] si
grossen mangel an proviant ghan, habend die graeinen
knächt sich mit schieben und bromberen zwen tag
müessen behälfen.' JHaller 1550/73. Offizinell; vgl.
ScW.-BZwest (Bd VI 78). , Nimm [gegen Augenflecken ua.]
9 Schlehen, die an StJohannes Abend am Brachmonat
gewonnen sind.' XVllI., UwKerns. S. noch Bd V 319M.
Im Vergleich. De' W%' ist e'so rüch tc'e Schle-e' SchR.
,Auch das Gesicht wäre also zerrunzlet wie die bei dem
spaten Herbst von dem Reif gebrennte Schlechen oder
in dem Ofen gebratenen Apfel.' S Cal. 1758. Typisch
für etwas Wertloses. ,Er künn ein faulen schieben.'
Ring. ,Welicher nit gloube, dass fleisch und bluot
unsers herren Jesu im hochwürdigen sacrament sye,
der habe kein rechten glouben und wölte im nit ein
schlechen um sin glouben geben.' 1532, Strickl. ,A11
arbeit, tugent und mannheit gilt nüt, ist nit einr
schlechen wert.' HvRüte 1546. ,[-N]it einer butten
oder schieben wärt, quatuor obolis non aestimo.' XVI.,
Sprw. Du bist kei" Schlehe" wert! Wolf, Rel. Gespr.
Amhd. iUha, -e f.; vgl. Gr.WB. IX 556/8; dazu Martin-
Lienh. II 460 (auch Ä'Aiewe»); Fischer V 918; Follmann 450
(.Schlew'); Autenrioth 125 (,SchIewe'): aus dem Schwzd.
in einzelne rätoroman. Dialekte eutlehnt (Carisch 144; Carigiet
196). ONN. .Sohlech' Z (am Hörnli). Als 1. Glied in Zsseu.
,In Schle-Acheren.' 1653, AaWett. Arch. ,Schleyen-Acker.'
1798, ThEgD. ,Sclileh-Mis' ZGutensw. ,-Bühl' ZDürnt.
,-Rnti' LGeiiensee. ,Schlechen-Steg.' 1607, ZNGlatt. .Schieb
(,Schlen-')Tal' ZStall. (,Schleental' bei Leu Lex.); s. auch
ScU.-Stüd, -Dom. Als -2. Glied. .Rueggenschlee' GEsch.
Familienn. (hieher':') ,Hans Schlech.' nach 1500, Z (Akk.
»Schlehen').
Pfläme°-iScWe/ic'': zahme Schlehe, Prunus insit.
ScHSt. (Sulger). Syn. Chriech (Bd III 785).
Schleher m. Nur in Namen; s. die Anm. — Flur-
Jianie. ,Das burgstal dar ob und die halden dar uuder und den
Schleher.' 13'20, GHausen bei Bern. ,Schleier' ThGunters-
hausen (Sp. 3 0. zu streichen). Familienn. ,Die Schle(e)cher' Z
Mettmenhasli.
g"-schle'Hje(: (über-)schlank BE. E" G'schlejjeti,
eine hochaufgeschossene, überschlanke Frauensperson.
Bärki). 1904. Di' g'schleieti, chidigi G'stalt mit dene"
/ine" Glidere". SGfeller 1911. Wil si so vo"-re" grüsli'''
rürnämme" g'schleiete" Rassen abstammi, wolle die, San'
nicht fett werden, ebd. 1919. — Das Vi. ist völlig isoliert
und im Verschwinden begriffen. Lantl. Hesse es sich an die
Gruppe von Schlehen anschliessen ; doch lassen sich die Bedd.
nicht vermitteln.
Schlak, schlek, schlik, .schlok, schluk
bzw. srhtack usw.
Schleck m., l»im. Schleckli, in Gr tvi. Schleckji, in
B (so Hk.) auch Schleckeli: 1. a) einmaliges Lecken
Gr. Wenn ein Hund mit seiner Zunge Einem die
Wange berührt, so giH-er Ei"'m e" Schi. — b) (auch
üim.) so viel von einer (meist dickflüssigen) Sub-
stanz, als auf einmal (am eingetauchten Zeigefinger
hangen bleibt und) geleckt wird Ap; BBe., Hk.; Gl
(St."); Gr; GRli. (St."), T.; D; Sr. EfnJ Schi (e(S)
SchUck(e)li) Hung, Latuäri, Nidle", Schüm, auch Salz
(Gk). E" Schleckli Hungeli Ap. Gib der Geiss (ChueJ e"
Schi. Sah! Gr. Ntjnm e(n) Schi. {Hung usw.)! Gr; GT.
,Lass-vii''' nu" e(n) Schi, ne"! ein Maul voll Ap; Gl;
GRh.' (St."). Muesch' ö««* e" Schi ha" U. Kei" Schi,
.kein Bischen.' ebd. (DrMüIler; nach neuerer Auskunft
.höchstens etwa unter Kindern'). — 2. a) Strich Milch,
Tinte usw., mit dem Finger ins Gesicht gemacht W;
St. — b) eine best. Zeichnung bei Rindern, Kühen.
,Ein gerader, schmaler weisser Strich zwischen Stirn
und Maul trägt dem Tier den Namen Blasi oder Bläss,
ein breiter solcher die Bezeichnung Hälmi ein; steht
der Strich schief, so soll solchen Schi die danach
benannte Kuh abg'lecked hän.' BXr.m>. 1908 (BGr.). —
3. a) ,convivium festivum.' Id. B, darnach ,Gastmahl,
i'estlichkeit' bei Zyro. .Welche Almosen mehrenteils
von den Empfahenden zum Schi, und Prassen verwendet
werden.' Bs Mand. 1771. — b) Leckerbissen, leckere
(bes. süsse, fremdartige) Speise, auch Getränk Bs; B;
,Vü; Gr»; L; G; .Sch'-R.; S; Uw; Z« (St."); Z;
.allg."; doch tw. nur noch in best. Verbindungen.
Das ist für mich gar kV" Schi, kein Leckerbissen,
nichts Besonderes BSi.(Imüb.). im [=deni] Wi" sägen-i'''
süst nit ab . .. Euserein chunt gar sehe" so zu-me" Schi
BWvss 1863. In der ä. Spr. oft auch im Plur. ,A11
schleck, die man kan erdenken, wirt inen [den Nonnen]
täglich mit schenken.' NMan. ,Von Äser kumpt sein
feisst brot und er wirt den künigen schlack geben.'
1530. I. Mos.; xpu^r,'/. LXX. ,Biss nit unersettig in
allen schlacken.' 1530, Sir.; xp'j?^. LXX. ,[Koch:] Vil
schleck wird icli damit [mit Anken] guot machen.'
HvRüTE 1546. ,Dörffend wir [Karthäuser] schon kein
fleisch nit essen, wend wir ander schlack nit ver-
gessen.' VBoLTZ 1551. ,Vyl schlack, vyl wyn und
sältzam trachten,' ebd, .[Der Vogel ,gulo'] wirt nit für
ein schlack gehalten.' Vogelb. 1557. ,Die schlack,
guote meisterlose bissle oder mündvolle, cupes, cu-
pedia, cupedula, delicise.' Fris.; Mal. , Schleck ein-
kauifen.' SHochh. 1591. ,Die Schiecks Erfahrne sagen,
es seie an dem Hecht der Schwanz ... zu erwehlen.'
JLCys. 1661. ,Chocolatta und Cacoa, welche zu einem
Schi, [aus Jamaica] auch in Engelland übergebracht
503
Schlak. sclilek, sclilik, schlok, schluk
504
werden.' JRZellbr 1673. S. noch Bd III 126 o. 143 M.
173u. 14320.; V 882o.; VII 307o. 899 (Ge-säU);
Sp. 57u. Mit .-idj. E(n) guete, ßnf Schi M'i. Schnitz
(od. Sönen) u"" Speck ist (od. si") e" (gnete'J Schi, ist
der best Schi B. J'* hau e" guete" Schi: e'chli" Brot,
es Bitzli Speck. EWBTERiOH-Muralt 1921. .Kraut und
Speck ist mein Schi.' Sintem. 1759; vgl. Ilöchzit-Schl.
(I gwilss, mi" Vetter Zuckerbeck macht kei" so süesse",
guete' Schi [wie die Liebe ist]. GJKchs 1819.
,1m Wirtshaus bei einem guten Schi.' Breitesst. Dö
giH's mänge" ßne' Schi, an der Mittagstafel im Hotel
L (ERüthelin). E" Hamme", ganz en feine'' Schi
HHoppELER. ,Der räbhüeneren fleisch ist ein köstlicher
schlack der reichen.' Vogelb. 1557. , Köstlich und mit
sunderen schlacken, delicate; neuw schlack erfinden,
invenire novam voluptatem; die guoten schlack und
bissle auss der platten neramen, ligurire; meisterlose
schlack, deliciie popinales.' Fris. ; Mal. .Das fleisch
von den schiltkrotten wirdt für ein sonderbaren schlack
gehalten.' Tierb. 1563. ,Wirt da kein überfluss mit
köstlichen und frömbden schlecken getriben.' Siml.
1576. ,A.: Was band ir feil? B.: Gar seltzam schleck
ein guoten teil, fygen, rosynle. oliven und caperly,
kukumerly.' RSchmid 1579. ,So denn wirt auch in
weiss und mass [der Gastmähler] übel gfelt, da man
es kostlich beutet, vil trachten oder gricht nach ein-
andern und frömbde schleck darstellt.' LLav. 1582.
,Hat er [ein einfacher Bürger] glych nit kostliche
schlack, so schraöckt im doch ein suppen bass dann
den grossen herren ir kostlichen trachten.' ebd. 1583.
,Es ist erkendt, das diss gegenwärtig jar dhein Velt-
liner alher gfüert und verschenkt . . . werden solle
änderst noch höher dann ein köpf des guoten ge-
rechten umb 16 ß, in hofi'nung, wyl er also taxiert und
nit wol geben werden mag, man werde sölichen
frömbden schlack da ussen lassen.' 1592, Z EM. Mit
Synn. ,Da uns im nachtraal die spyss und trank alle
schleck und glüst übertriff't.' Zwingli. ,Die milch, so
zu dem andern mal gemolken, sol zuo besonderer speiss
und schlack behalten werden.' Tierb. 1563. S. noch
Bd III 1476 fWol-Lust); V 687 o. 873 CAnken-Bräten);
VIlSOu. Dim. .[Abt im Totentanz:] Die schleckli
band mir so wol getan, gross guot han ich in henden
ghan, zuo mins libs woUust han ichs gwendt.' NMan.
,Schläckly ... das sind hasteten und warm kuochen.'
Bletz1536. [IhrMann habe eine bestimmteGeldsumme]
in winklen unnützlich gebrucht und umb schleckli
ussgeben.' 1550, Z Ehegericht. S. noch Bd III 1432
fmeister-lösj; IV 198S'},1.; schlecken 3b. RAA. Ei"7n
ne" Schi dur''''s Mül zieh", Einen nach Etw. lüstern
machen LSemp : Syn. mit Speck. Anders: Ei^m
Schleckli dur''''s Mül zieh", Einen durch schöne Worte
beschwichtigen, vertrösten L (Ineichen). Mit Schi
und Dreck, auf jegliche Art: Wer hätt's aw'' 'dankt,
dass's so chvnt cho"! i«* ha" doch grüsli''' 'zablet, han
Alls 'proUert mit Schi ttnd Dr. und wie der Tüfel
'gablet. Nuw Volksbl. 1896. Uneig. auch von etw. nicht
Essbarem und übergehend in die Bed. Genuss (so Zyro
nach ,voluptas' im Id. B), Vergnügen, Annehmlich-
keit, auch Glücksfall (so ZKn. und ,Iucrum fortuna
datum.' Id. B), „Arbeit, Unternehmen, das ohne viel
Mühe vor sich geht Ai; B; VÜ; S, Vorteil, Gewinn,
allg.'; fast nur in best. Fügungen, oft ironisch; vgl.
Fressen n. (Bd I 1324); Braten. 3c (Bd V 873). ,Er
tuet' s für si" Schi, ad oblectationem, anirai relaxationem
id agit.' Id. B; darnach bei Zyro. Dtt bist zum rechte"
Schi cho"! B (Zyro); , Genuss'. , Unterdessen [bevor
die Hebamme eintraf] kam eine dicke Ktihersfrau,
welche beim Erwachen vernommen, ihre Hausbäuerin
sei zu einer Gebärenden gerufen worden, und die nun
diesen Schi, nicht versäumen wollte.' Gotth. ,Sie
begehreten gar nicht mehr dort [im Gemeinderat] zu
sitzen ... Sie wollten jetzt Andere auch dazu lassen,
Die könnten dann auch versuchen vom Schi.' ebd.
Nei", de" Schi [einen Lotteriegewinn] gönnen-i''' doch
de"" der Stürkommission nid. OvGreyerz 1909. ,Diss
[das Hetzen gegen die Barfüsser] was alles angesehen
daruinb. ob die Bruoderschaft StJacobs, so bei den
Barfüesser zuo Bern ist, von inen gelegt wurd zu
den Predigern; dem Schi, sie [die Dominikaner] nach-
giengen.' um 1510, Siml. Urk.1757; in der frz. Über-
setzung: c'estoit la proye qu'ils cerchoyent. ,ü, fliehe
diesen [der Romane] Schi, und allen Schmauss der
Welt!' GHeid. 1732. E(n) Schi ha" (a" Etw., Jmd).
,Gar manch Knechtlein verlässt seinen Platz, wenn
es eine Extra-Arbeit kommen sieht [im Gedanken:]
Da kann ein Anderer den Schi, haben.' Gotth. Die
hat (aW'') kei(n) Schi {a" od. 6t irem Ma"", a" irem
Platz [Dienststelle]) ThIsI; Zg (B Dorfkai. 1893); Z.
Efn) Schi mache". [Bauer, vom Markte kommend:]
I«* bin z'fride", t'* han e" Schi, g'macht mit mi"'r
Heimclme. MSchuid (Gr). E" guete" Schi mache",
durch eine reiche Heirat GuRh. Er het dö kei" grosse'
Schi, g'macht G (Zahner). E(n) Schi, übercho", iron.,
etwas Unangenehmes abbekommen Gl; ZO. „Der
Nachbar hat einen Schi, bekommen, dh. was er mit
Recht verdient hat, seine Strafe, statt etwas Süssem
nämlich etwas Bitteres." oO. Er hat au''' en Schi dervo"
übercho". Sprww. 1869. E(n) Schi si" {für Jmd). ,So
ein Sack voll gewonnener Eier, welch Schi, für einen
Weberbub!' Gotth. ,Ein 14 Jahr alter, doppelt ge-
kleideter, starker Bursche, dem man keinen Lohn zu
geben braucht ... ist ein Schi., nach dem Vielen der
Mund wässert.' ebd. ,Für die [Mädchen] sind so ver-
schämte, unbebülfliche und dabei rotbäckige Bursche
ein wahrer Schi.' ebd. Es heig gar netti Töchterli dert
und sö-ne" junge'' Pfarrer isch e" Schi, für Jedi.
RIscHER 1903. Das ist, war e(n) (guete) Schi! zB.
eine reiche Heirat, Erbschaft, ein vorteilhafter
Handel Aa; Ap; Bs; B; Gr; GR.; S; Th; U; Z. ,He, so
probier's, wenn du meinst, es sei so ein Schi. [Ge-
schäftsreisender zu sein].' Breitenst. Eui Schulden
uf ''e" Buggel z'lade", meinet-er, es sig ne" Schi?
JReinh. 1905. Frau Dokter oder Frau Professer! Das
war denn doch en andere' Schi a's Frau Dorfschuel-
lerer. ENadig 1916. Se'b tcär en chostlege'' Schi, den
Honig ausfliessen zu lassen. JHartmann 1914. S. noch
Bd IV 1426 M. (Ansh.). Das ist en Schi, für mich, eine
Freude Z, „etw. Angenehmes, etw. Freudiges, Das
brächte mir Vorteil, allg.", auch „etw. Leichtes, eine
Kleinigkeit, Das gibt wenig zu schaffen Aa; B;
S"; Th; „Vw; Z". , Glaubst, es sei ein Schi, für mich
gewesen ...?■ RvTavel 1919. Das isch mir (isch-mer)
e" Schi, diese Arbeit, Aufgabe macht mir Freude B
(AvRütto). Bes. häufig neg. Das (od. 's) ist ßbe", aW'',
öppe", gar) keifn) Schi, nichts Angenehmes, Ver-
gnügliches, Leichtes, keine Kleinigkeit Aa; Ap; Bs;
B; Gl; L; G; Sch; Schw; S; Th; U; Z, kein Gewinn,
Vorteil L; Sch; Th; Z. Bi derigem Wetter ist 's Heuer
kän Schi Messikommer 1910. 's Büren isch hütigs Tags
505
Sclilak, Hclilek, schlik, schlok, schluk
506
kei" Schi JReinh. 1918. Drei Üsstüren in ei"m Jör,
S^b ist aw'' kein Schi. AHuggenberger 1914. ,Es ist-
mer kei'> Schi., nullani inde voluptatein capio.' Id. B.
Am Marge" am Föufi im Winter üß'stö", isch für ne"
Achigjdrige' mi" Selke'" Schi. L(ERöthelin). A, ü"se''s
O'schäft ist de"" o«* nid geng e" Schi. HDietzi 1912.
's ist bigost kann G'spass ond Schi. . . . regiere'de'
Hoppme" 2'si". ATobler 1909. Es ist ke(i)n grosse^
(V simderc ) Schi. B. Das Alls ist wärdli''' kä'" b'simdere''
Schi, [neue Bauten zu erstellen]. Schw Fasn. 1898. —
4. Sclimeichelei UwE.; vgl. schlecken 3. — 5. der
vordere Teil der weiblichen Haartracht mit vom
Scheitel aus beidseitig glatt nach unten und über den
Ohren nach hinten gestrichenen Haaren; ,dazu werden
ausser Wasser wohl auch fettige Haarmittel gebraucht,
so dass die Haare oft glänzend aussehn, als ob sie
abgeschleckt worden wären' ül; vgl. ge-schUeket 2b.
E" Schi, mache", träge". Modisch nach vorn ge-
strichene Haarlocke: , Jedoch [sollen] die Ohrenkappen
vollkommen gemacht und nit mer binden angehänkt
werden, damit sogenannte spöttlicbe Schläkh, die man
fürohin nit mehr leiden, würdt, nicht herfürgestrichen
werden mögen.- 1707, GR. Luxusmandat. — 6. ,den
Schi, weben', den Anfang eines Stuckes Tuch (den
sog. Tisch), eine Arbeit, die im Anfang gew. mühsam
geht und schlecht ausfällt ZO. — 7. ,der aus der
Milchdrüse hervorkommende Milchstrahl' BO. (FAnd.
1898). Syn. Strod, Strupf, Zissen. — 8. Zeigefinger
GEh. — Mhd. slec. -des m., bes. in Bed. 3; vg\. Gr. WB. IX
547/9 (wo noch einige Schweiz. Belege); Martin-Lienli. II 460;
Fischer V 914 f.; Follmann 448. Bed. 6 schliesst an 3b an,
Bed. T wohl an 2. Bed. 8 ist Abliürznng für SchL-Finr/er. ON.
,Schieck-lIatt' SchwW.
Für-: als Lockung vorgehaltener Leckerbissen.
,Das [den Beschluss, die Vereinung mit Frankreich
zu halten] bracht die huldreich pension ... zuowegen
in stäten und ländern mit semlichem kluogen f.:
der pund mit dem allerkristlichsten küng wäre zuo
gmeinem nuz und mit gmeinem willen angenonien, da
niemand zereisen genötet [usw.].' Ansh.; nachher ,mit
semlichen glaten f.'
Hafen-: in einem Hafen bereitete Leckerei. ,[Koch
im Totentanz:] Die häfenschleck sind mir empfalleii,
sind mir als bitter wie ein gallen.-' NMan.; vorher
im gleichen S. .seltsam spis.' — Als schwaches Nomen
ag. (Akk. ,Hal'enschlekeH') = Topfschlecker in einem fingierten
PN. (Ring); vgl. Lexer I 1196.
,Juiiker(e°)-: Mensch, der (wie ein Junker) vor-
nehm tun will, der herrischer tun will, als es seinem
Stande angemessen ist G' (St,*). — Täller-: Teller-
schlecker. Nur als fingierter FN. B Fresspr. 1877
(s. Verzeichniss der lit. Quellens. 3c). Vgl. T.-SchVecker.
— Wiber-: Leckerei, Luxusartikel für Weiber;
s. Bd VII 306 M. (Zwingli), Dim., (trockenes) Fleisch-
stück zw. der hintern Hamme" und den Rippen ZRafz.
— Höch-zit-: hochzeitlicher Leckerbissen. ,lch bin
nun nächstens in den Jahren, mit meiner Elsen mich
zu paaren: da wünsch ich für den Hochzeitsschieck
> nur Kraut und Speck.' Sintem. 1759 (Melkerlied).
G"-schleek n.: 1. das Lecken, insbes. auch Ab-
I küssen. Mi" weisst jou, wie 's Manne"volch ist, nüd,
\ Margrete? Es G'schl. und es G'schmutz und es Hei
! jetz! %md Nöite". Lienert 1906. Du wirsch-di''' scho"
chönne" vertorle" mit di"'m Ruedi; Das wird es G'schl.
un" es 'Drück ge"! FStadffer 1917. Gäll, iez liest '
dVs G'schl. !i\ä,ia\. dessen Folgen. ALGassmann 1918. —
2. Naschwerk, Leckereien B; „VO"; Gr (auch St.);
L; „Sch; Z"; auch It St.*" (oO.). Wenn 's Katrl" am
Zistig (Markttag) e" gueti Lösi"g hed, se bringt's de"
Chinde" sicher öppis G'schl-s hei"' L. .[Das Mädchen]
sei schnäderfrässig, hätte immer gern etwas Gschlecks.'
v.^LMEN 1897. D'Wafflen it""* d's angere G'schl. JBürki
1916. ,Es sind viel junge Weiber, welche ihren
alten Männern dieses Getränk oder Geschl. [Schoko-
lade] Abends doch gar zu gerne geben.' EKönig 1706.
Uneig. : .Wären also gern Grosshansen gewesen; dem
Geschl. giengen sie nach.' 1586, Beitr. 1739. — Mhd.
.jeslecke 0. in Bed. 2; vgl. tir. WB. IV 1 b, 3917 f. (hier auch
m., das aber aus nnsern Quellen nicht sicher zu belegen ist);
Fischer III 476.
Chinde°-: Leckerei für Kinder Z (Dan.).
Schlacke" f.: naschhafte, verschwenderische
Weibsperson B. — Eis. .^chh'ck f., in Speisen wählerisches
Weib (Martin-Lionh. II 460). Vgl. Schifcki.
schlecke", 3. Sg. Präs. und Ptc. -et Aa; Ap; B;
F; Gl; Gr; L; G; Sch; S; Tu; Nnw; ZSth., -t Bs; GS.;
Z. jünger auch sonst (so AaF.; L; S): 1. a) lecken
Aa (It H. bes. auch von der Lecksucht der Rinder);
Ap; Bs; B (.lingere.' Id.); FJ. (eher von Menschen,
im Gegs. zu lecken); Gl; Gr (ausser S.); L; G; Sch;
S; Th; Uw; U; Z. Abs. La"-mi''' au''' e'"mäl schl.!
zB. an einem Zuckerstengel. S. auch Bd VIII 1830 M. In
der Däsche" han-i''' z'schlegge": chömet, chümet Alli zue!
zu Kühen. Grolimi'nd 1910 (SGrindel). RAA. (vgl. 3).
Das sind die filste" von alle' Chatze", wo vorne" tiend
schl. und hittne" chratze" ü. Die [Nachbarn] tuend
bald denand vorne" schl. und handcherum hinne'
chratze". Messikommer 1910. Jez han-i''''s g'hört, wi-
si [die Richter] vore" schlecken und hinde" bisse".
PHaller 1916. Tr. Den Körper, einen Körperteil
(putzend, kosend, heilend) schl. Tiere (Kühe. Katzen,
Hunde. Scliafe) schlecke"d ihre Jungen. De' Scheggi
schlecket-mi''' al'imöl, wenn-i''' in'n StaV chume" SchR.
Die schleckend und leckend enandere", von Verliebten
Gr (Tsch.). Enandere" chüssen und schl. ebd. ,Meis
Lieb hat gmeint, i"'' sölls schl-en und streichen.' AfV.
(älterer Druck). Einisch schleckt-mer-si und 's ander
Mol gi'd-mer-ne" de" Schueh ... ALGassmann 1918.
S. noch schösselen (Bd VIII 1465). ,So nimb Enis [usw.];
dan ein Finger genetzt und gschläcket . . .' Schw
Arzneib. XVII. RA.\. Ei" Chue schlecked die ander
GRCast. E" Chue schlecket kei" fromms [1. frömds? vgl.
Wander II 1668] Chalb. oO. Frömdi Chälber schlecke"d
enand aW'' ScuSt. (Sulger); vgl. Wander II 1103.
Das Hündli, ico-mt'* 'bisse" het, mues'mi''' wider
schl.! sagt etwa, wer seinen Katzenjammer durch
Trinken vertreibt BsL. Er isch g'chalberet iind nie
g'schlecket worde", grob, ungebildet S (Schild). Mit
präd. Adj.: ,Doch kamend die hund und schläcktend
frische S3'n [des Lazarus] wunden von dem miste.' 1592,
LiE[i. D'Finger schl. 1) (sich) d'F. schl. (chönne"),
auch mit dem Zusatz bis a" (d'J Ellboge" (hitidere"), sehr
zufrieden sein, sich glücklich schätzen (können) B.
,Das [Vreneli] kann euch kochen, es ist Allen recht,
und sie schlecken noch die F. bis an die E-en.' Gotth.
.Schöne goldgelbe Trauben, wo die Weiber die F.
schlecken bis an die E-en, wenn sie einen kriegen.'
ebd. Du würdest d'F. schl, tce"" du's hätlist. Wen"-
er Das überchunnt, so chan"-er-sech d'F. schl. (bis a"
E.). Hunderte täti" a" d%"'m Platzg d'F. schl. bis
507
Sclilak, sehlek, sclilik, schlok, schluk
508
o" d'Eltboge" hindere"! SGfeller 1911. Vereinzelt der
F. schl.: Mängi im Dorf hält der F. g'schlecicet : ne"
hübsche' Burst. JReinh. 1907 (SL.). D'F. schl. für:
Du wirschnere" g'nue» finde", wo-sech d'F. schlecke" für
sö-nes g'fande"s Sackgeld. OvGreverz 1911. — 2) (sich
Bs tw.) d'F. iiö'* Öppis schl., nach Etw. lüstern sein,
verlangen Bs; B; .Sch; S; Ndw; üwE.; Z. Mir wai'-is
[lins] d'Höchzlt schmecke" lö"; Mängs schleckti d'F.
gern dernö''' i-o" sel''e" Herrclüte". JGRadlof 1822 (Bs).
,So einen [Schulmeister] wie du bekommen sie keinen
mehr, dann werden sie die F. schl. nach dir bis an
den Ellbogen.' Gotth. Churz, es isch-der e" Hof, zvie
mängc Bür und sl" Frau icurd d'F. schl. dernö'''.
Breite.nst. [Icli] will kei" Ma"", und wenn-sich scho"
Alli d'F. 7iö'''-mer schlecke". Volksfrd (Bs). Das
[Röseli] schlecket all F. na''' ü"sem Hans. EHodler
1912. All Verein schlecke"d d'F. nä'''-em. EEschmann
1918. (D/s Mül (auch d'Lefzge" B) schl. 1) die an
den Lippen liaftenden Speisereste zslecken, (dadurch)
höch.stes Behagen über das Genossene äussern, uneig.
auch über ein willkommenes Erlebniss, Geschenk uä.
Aa ; Bs; B; L; S, auch mit dem Zusatz his a" d'Ore"
hindere" B. 's M. schl. . . . grad wie-n-e" Chatz, wenn-si
im Gänterli inn e'"möl häd chönnen en Wurstzipfel
erschneugge". AAWohl. Anz. 1917. Si esse" mit-eme"
gueten Appetit, und der Eint het 's M. g'schlecket:
Mm, Da' 'seh guet! JReixb. 1905. Ldr schlucke" u"''
troche" d's Müli schl. müesse", von einem Leckerbissen
Nichts erhalten. JBürki 1916. Da icurd en Angeri
d's M. schl., we'"-re" so Eine'' tat der Hof mache".
Grunder 1906. D's M, schl. ab Öppis B. — 2) sich
den Mund lecken in Erwartung eines Leckerbissens,
sich auf einen Genuss freuen Bs; B; L. Si het-em
[die Katze dem Mäuschen] vil vo" Liebi g'schwätzt ...
het 's Müli g'schleckt und 's Töpli g'netzt und g'sifzget.
MEY.-Mer. 1860. Der Schacherseppi [beim Anblick des
Essens] het 's Mül g'schlecket wie nes Chüngeli, wenn's
Chabisbletter giH. JReinu. 1907. Die händ 's M.
z'früe g'schlecket, sich zu früh auf eine Besoldungs-
erhöbung gefreut L (1905). 's M. m/'(S), nach (BHk.)
Öppis schl. Si schlecke" d' Müler scho" uf d'WiXrst
Ö (VVildsaulied). Audi mit verschwiegenem Obj. : iVä'*
Öppis schl., lüstern sein, 's Miggeli schlecket iez scho"
dernö''', nach allerlei Leckerbissen. L Tagbl. 1899.
,Nach eim ding schlacken, etwas begären und begir-
lich darnach stellen, ligurire rem aliquam.' Fris.; Mal.
Geräte ab-, belecken. Mi" mues' der Löffel nid so schl.,
grad wie we""-me" der Hunger ersinnet hätt B (Zym).
Biberatei" isch nid es Dorf, nummen en arme'' Flecke";
wenn-si 's Gaffe trunke" händ, tüend-se d' Beckfejli
schl. Aa (Rochh.). Schleck 's Hörn und gügg me! zu
Einem, der einen Wind hat streichen lassen L
(ERöthelin). D's alte Chöehi, wo alber dem chline"
Jlämi .so mängi Chelle" het g'ge" z' schl. RvTavel
1922. S. noch Bd 11 1006u.; VI 61 (usen-ribenj . 408o.;
VIII 1153 u. ,So bald er [ein Gotteslästerer] für den
Altar komt, soll er mit der gotteslästerlichen Zungen
ein [= das genannte] Creuz schl. ... druff vor dem
lil. Creuzaltar wieder ein Creuz schl.' 1669, ApI. LB.
Leckend aufnehmen, zslecken. Rappe" schl.; s. Bd VI
1177u. und vgl. üf-schl. .Ligurire lucra, gewün schl.,
das ist süberlich an sich zieiien.' Fris. 1541. — b) reil.
Von der sicli putzenden Katze. D' Chatz schleckt-si'''.
mer chöme"d Gent über Z (Dun.). Wenn-si''' d'Ghatz
schlecked, so giH's B'suech; schlecked-si-si''' am
Schwanz, so chunt e" u"%o'erte'' Gast; schlecked-si-si'''
aber am ganze" Lib, chratzt mit ''im Dope" hinder ''im
Ör und stricht-in über d'Nase" e"wegg, so chunt e"
werte'' Gast BsL., so Weiisl. Von Menschen : ,Si''' schl.,
moUissiino cultu se decorare.' Id. B. — 2. a) über-
gehend in die Bed. leckend essen; vgl. auch unter la.
An Öppis schl. Die Geiss schleckend an de" Mure",
wegen des Salpeterbelages Gr (Tsch.). S. noch Bd IV
365 M.; VII 5'22M. (auch B; Z). ,Sie tat sehr meister-
losig; ein Hähnelifecken war das Gemeinste, an dem
sie sctleckete.' Gotth. RA.: Am Baselstab seht., von
einer baslerischen Staatsstelle leben Bs. Us Öppis
schl., auch mit Hilfe des Zeigefingers. Wen" esö-nes
Chnechtli chan" es par Batzen erbe", [so meint] en
jiederc Schiabi, Das sig jitze" e" Hunghafe", wo-n-er
ömel ow'' drüs mües' g'schlecket ha". Loosli 1910.
RA. : De'' schleckt no''' its-eme" andere" Hunghafe", hat
neben seiner Frau noch eine Andere Bo.\a. Tr. Wo-
n-er [nacli dem Essen] jedes Brdsmeli ab ''em Finger
g'schlecket gha" het. JReinh. 1907. Salz schl.; s. Bd VII
885 M. Mit verschwiegenem Obj.; Die alte" Chile
scMecki"d aW'' no''' gern, vom verliebten Tun alter
Männer L. Hung schl.; s. Bd II 1368o.; vgl. b. Frönds
Bröd esse" isch nid H. schl. L (RBrandst.). Meine"d-
er, 's Sterbe" sei Hung g'schleckt? Messikommer 1910.
— b) Leckerbissen (bes. Süssigkeiten) mit Behagen (zu)
verzehren (pflegen), ein Leckermaul sein (und so sein
Geld vergeuden), „gerne naschen" Aa; Ap; Bs; B,
auch Si. (ImOb.); FJ.; „Vü; Gr" ; L (St."); ,SiH"Schl.;
GF., G., S.; ScHW; S; Th; Zg (St.»'); Z (auch It St).
Meist abs. Ghoche" cha""-me" für Anderi, aber nid
für Anderi schl. L (Ineichen). Gern schl. Aa; G; Sco;
Th; Z und weiterhin. I''' weiss es Vögeli . .. Das tuet
gern schl. SHÄMMERLi-Marti 1913. S. noch Bd IV 416
(markten); V 740 u.; VII 191 M.; VIII 1418 u. .Schlacken,
guote schläckle oder bissle frässen, catiUare, ligurire.'
Fris.; Mal. Hung, Nidle", Zucker (züg) udgl. schl.
,Sie hätte ihm gestern so gute Nidle gebracht, die er
so gerne schlecke.' Gottb. ,Si isch die meisti Zit uf
''em Ruebett g'lege" und het Zuckerzüg g'schlecket.
RIscher 1903. Mädi het scho" brav Chirschi g'schlecket,
es het es brandschwarzes Mül. EHodler 1912. Chumm,
es giH Öppis z'schl.! WMorf 1919. S. noch Bd VII
522o. RA.: Er het's g'schleckt, ,ist auf den Leim ge-
gangen' GS.; Syn. er het's 'packt. — 3. mit Dat. P.,
sclimeicheln Ndw (Matthys), „fuchsschwänzen, niedrig
liebkosen, heuchelnd schmeicheln, mehr mit Gebärden,
denn mit Worten, gleichsam lecken oder schlecken
nach Art der Hunde VO. Der Knecht schleckt seinem
Herrn." — Schlecke" n. 's Schl. siöt eme" Ma"" nüd
guet a". ,Es hat ein husvatter in sinem hus etwas
Satzungen und gebott, mit denen er die kind vom
schlacken und traagheit understaat zeziehen.' LJtir
1530. — g«-schlecket Aa; Av; B; Gl; GrPi-.; L;
G, auch S.; Sch; S; Th; Uw; U; Zg (St."), g'schleckt
Bs; „B" (auch St."); ,V0"; GRChur. V.; L (St."); ScH
St.(Sulger); ScHwE.; Tu; Z(St."): l.mit g'schleck(e)te
Fingere" (zB. Etw. annehmen), sehr gern, gierig Gr
Chur, Fr., V. Wen"-i''' das Heimatli überchemi, st
chauft-i''''s m. g. F. GfiFid. I''' glauber's scho", dass-
er d's Zedi [Sidonia] m. g. F. nemi. Schwzd. (GrFt.).
M. g. F. tarfst-e" (einen Freier] ne" und cha""st dem
Herrgott danke", dass-er dich nimmt. JJörger 1920. —
2. a) wie g. 1) ,wie geleckt', ungew. (glatt und) sauber
(oft mit der Vorstellung des Übertriebenen), von
509
Schlak, schiek, schlik, schlok, schluk
510
Personen, bes. weiblichen, aucli von Tieren und Sachen
Aa; Ap (auch i. S. v. schmuck, schön); B (St.''); Gl;
L (St."); G; Sch; Schw; S; Th; Z (auch St."). Si
od. er ist (chunt) all(itcU) wie g., ,wie aus dem Ei
geschält', äusserst sorgfältig gekleidet, geputzt.
,Babeli war fast immer wie g'schlecket.' III. Kai. 1851.
Es G'spusli wie-n-es g'schUckts. Lienert. S. auch Bd IV
2ü03u. Daist Allswieg., zB. in einem Hause Ap; G; Th.
Es ist i" Hüs und Hof zäntume" wie g'schleckt g'si".
Messikommer 1910. En Or''ni"g ha" wie g. Z. Üsg'seh"
wie g., auch von Geräten. ,Die Kühe werden sauber
gewaschen und sehen Atihsr wieg'schleckt&us.' AFeierab.
1873. Vieh grad wie g. JHartmann 1914. S. noch
chäuffig (Bd 111 174). Von sehr glatt gekämmten
Haaren Ar und sonst. — '2) ausserordentlicli passend,
günstig: Es Plätzli han-i''' dö wie g'schleckt, zum Zu-
schauen. JLeuthold (ZWth.). — 3) Er nimmt's wie
g'schleckt, isst mit grossem Appetit Bs. — 4) 's ist
g'gange" ivie g'schleckt, rasch, reibungslos BsL. —
b) in freiem Gebrauch, a) wesentlich wie al. So
von (weiblichen) Personen, mit Bez. auf Körper-
pflege und Kleidung, .überaus niedlich aufgeputzt,
geschniegelt, wie geleckt, von einem Mädchen"
AaF. (s. ver-schlecken a); Af; Bs; B (aucli St.); „Vü";
L (auch St."); GSaL., W.; Sch (auch St."); Th; UwE.;
U (.glatt und glänzend, schmuck'); Zg (St."); Z, ,ele-
gantissimi et mollissimi cultüs [gen. quäl.].' Id. B.
G'lecket und g'schlecket B. 's Nöchbers Mei chund i"
letster ZU so g'schlecket daher icie tcs-eme" Druckli
use" L (ERöthelin). ,Wer da [an öft'entlichen Tanz-
anlässen usw.] am meisten aufgezäumt erscheine und
geschlecket bis z'hinderst, die sei zu Hause nicht selten
die wüsteste Kosle, die es geben könne.' Gotth.
.Stüdeli ... hatte Backen wie Milch und Blut und etwas
Geschlecketes.' ebd. Nes Jungs g'schleckets Bürslli.
Bdrechost 1899. 0''' e" g'schleggets Maitli cha"" no'''
e" Fla'ze" gi- [geben], Sprw. GW. Von glatt ge-
kämmten Haaren AASt. ; Bs (s. Pfürpfl Bd V 1183); Gl
(s. Chnöpfli-Pßl ebd. 1094); vgl. dazu Sp. 213u. Von
Häusern, Geräten udgl. B; Z und weiterhin. Süfer
u'"' g'schlecket wie tis-emene" Truckli use" si" di' Hüser
da g'stange". Loosli 1910. Alls mues' 'pützlet und
g'schleckt si" uf's Fest. EEschmann 1918. Es g'schl.
ha": ,[Die Bäuerin entschuldigt sich-für die ungefegte
Stube mit den Worten] dass Jeder wohl wisse, dass
man's nicht so g'schlecket haben könne wie d'Herre"-
lüt.' FAnheregg 1893. Adv.: Di' schön 'züpfete" Mist-
hüffe", wo so g'schlecket verleit g'si" si". EGünter 1908.
— ß) glatt, schmeichlerisch, von Worten ScuSt. (Sulger);
ScHw; S. G'schleckti Wörtli ScnSt. (Sulger). Däis
muess-der zum Vorüs säge": uenn-mer es Wort nit ganz
g'schlecket use'chunt, stricÄ-t<'*'s nit dar'''. BWvss 1863.
Ergi't-em die g'schlecketste" Wort. Schild 1866. Wänti-
is [uns] Neimer erlickti, was seiti acht der Pfarr?
glaube" nüd G'schVeckts und nüd O'streichlets. mld
Liebs und nüd Eins. Lie.nert 1891. G. tue": Frili''',
d's Gäge'teil vo" Grobheit isch aW* nid.guet, we""-mer
vor de" Lüte" zue au''' gar falsch u"^ g'schlecket tuet.
t LE. Anzeiger 1918. — f) Adv., steigernd; Dö [im
Ochsen zu Gais] tvas E'nn z'esse" g'loste" tuet, Das
chont-er ober g'schlecket guet. JMerz. — un-: grob,
I derb, unmanierlich B. ,Es erzählte noch einmal, wie
es bei dem Doktor gewesen und wie der ein Hoch-
; mutiger, U''verschante'' und Ungschleckete' sei.' Gotth.
,Der Erste war ein geschlecketer Bengel und der
Andere ein ungeschlecketer.' B Hink. Bot 1911. D'Stadt-
lüt [meinen], mir Püre"lut . . . heigi" nume" sö-ne" grob-
lechten un'' ung'schleckete" Humor. Loosli 1910. —
Mha. Hld-km, nd. auch »Hrhen. aisl. »leikja; vgl. Gr. WB. IX 549/
öl (wo noch eioige Schweiz. Belege). 676 (unter .schlicken');
Martin-Lienh. II 461 ; Fischer III 476 (.geschleckef). V 915.
Über aas Verhältniss zu dem parallelen lecketi s. Bd III 1'246;
im W ist nur dieses volkst. Im Ptc, bes. im adj. Gebrauch,
driogt, uam. in den lit. Quellen, -( an Stelle von -et vor ; in GS.
gilt dagegen -et nur fürs Adj., sonst -(. En uny' schlickte'' Bär
bei LSteiner ist der entsprechenden nhd. Wendung mit ,un-
geleckt' (Gr. WB. XI 3, 738) nachgebildet.
a b - : a) eig., ablecken, allg. (wo schlecken) Honig vom
Löifel, Finger a. D'Geiss schlecket de" Salpeter %Jan-ere"
Mür ab Gr. Wenn-me" d'Nidle" mit ''em Finger nöche"
mach und ztcüschen ine" drümöl abschleck, denn chmm
d'Milch nit überlaufe", si sig ,b'ha"'. JReinh. 1905.
Mer händ Alls met enand [Eingemachtes] süber uf-
ond abg'schleckt. ATobler 1909. Wie spät isch-es?
Viertel über de" Chämistecke" ; was drüber ist, cha""st
a. ZRuss. S. noch Bd VI 14'23o. Körper(teile) a.
Stadtfrau auf dem Markte: Durüdigs,tschieppigs Bure"-
meiteli ab ''em Land, wie mängs Ei gisch um e" Batze"?
Bauernmädchen : Gnädigi Frau iiss der Stadt, schlecket-
mi''' ab, so ivirden-i''' glatt, sibni um zwe Batze" S.
D' Finger, d'Händ, 's Mül, de" Schnüz a. Es sift-ere"
e" gueti Fründi" d'Fingera a., dass di guet Feissti
nid verlöre" gangi, soll eine Furner Spüsa gesagt
haben, als sie sich beim Hochzeitsmahl am Speck,
den sie mit den Händen ass, die Finger beschmutzt
hatte Gr. RA. (Fast) d'Finger (d'Händ) a. 1) sehr
zufrieden sein Ap; GT.; Sch. /'* hettd' F. abg' schlecket,
wenn-i''' Das übercho" hett, zu Jmd, der eine Speise
verschmäht GT. Da' isch en guete' Z'nacht, de'' Kots-
herr schlecket gwüss d'F. ab bis an'n Ellboge" hinderer.
ANeher 1909. Me" tar frö se", dass's emm [ihm] de"
Weg g'gangen ist, me" tar all F. a. Ar (T.). —
2) lüstern sein nach einer Speise, auch nach andern
Dingen Ap; GBern., T. Er häet scho" lang bed Händ
(all F.) dernö'^'' abg'schleecket, zB. nach einer Erb-
schaft GBern. De" Löffel, Täller udgl. a. De" L. a.
und gö", = 's Mül umscher und gä" (Bd IV 176o.) Ap.
Die Bewohner des Landbezirkes von BsSt. wollten bei
einem Feste nicht der Baselstab a., dli. sie weigerten
sich, ihrem Zuge ein Bild vorantragen zu lassen, das
den Baselstab umgeben von drei züngelnden Löwen
(als Vertretern der drei Landgemeinden) darstellte Bs.
E" nöui Federen a., vor dem ersten Eintauchen in
die Tinte L; Z und weiterhin. S. noch Bd VllI 395 M.
— b) uneig. a) derb od. verächtlich für abküssen
Ap (.herzlich liebkosen, abherzen.' T.); B; G; Sch; Th;
Z und weiterhin. Die löt-si''' aW'' vo"-men lederen a.
Th. 's e'" Wili schlecki"d s' denand ab, ond 's e'"
fressi"d s' denand fast Ap (T.). A'fungs chöi"-si [junge
Eheleute] enandere" nid g'nue^ a. SGfeller 1911. —
ß) Einem eine Strafpredigt halten Aa. — Vgl Gr. WB. I
103; Schni.MlüOS; Martin-Lienh. II 461 ; Fischer I 63. —
.^b-schlecke" n. Eine zom A., ,zum Anbeissen', von
einem reizenden Mädchen Ar. — ab-g"-schlecket:
= ge-schlecket 2ba. Ap. En a-s Närrli. — Ab-
sch lecker m.: Schmeichler, Speichellecker. ,Der
Czar verspricht seinen A-n keine grossen Kannen-
birnen.' B Volksztg 1897. — Basel-stab-A.: Spitz-
name für Staatsbeamter Bs (vgl. Sp.508o.); Syn. B.- Ab-
schmecker. — Ab-schleckete^f.: Abküssen Ap. Ist
Das e" Göplete" ond en A. !
511
Schlak, sriilpk, schlik, sclilok, schluk
512
uf-: auflocken, wohl allg. Eine verschüttete
Flüssigkeit, einen Tintenklecks ü. Entweder oder,
Schnuder oder Choder, Eiter oder Materi: schleck üf.
Xaif'eri! SoHwBr. D'Herre" tüend's in'n Sack, d'Büre"
werff'e'd's fürt, d'Schwähe" schlecke'd's üf 7, (Dan.);
vgl. Sp. 48.5 u. Feufer ü., entspr. Rappe" schlecke'
(Bd VI 1177 u.) ZKü. (statt des Salzes wird eine russige
Pfanne verwendet). ,Item mehr hab er, als ein Kuo
die Harnwind ghan, in die Kripfen mit reverentia
brunzen raüessen, die es dann utfgeschläcket.' 1604,
ScBSt. En Täller ü.: [Das Kätzchen] schlecket alH
Täller üf u"' tritikt alli Oleser üs. GZür. 1902 (BStdt).
— Vgl. Martiii-Lieuh. II 461; Fischer I 41ß.
um-: scherzh., mit Lecken zum Einsturz bringen;
s. Bd VII llOM. — in-: einlecken; s. üs-sürpflen
(Bd VII 1334). — ine»-: (eine angenehme Äusserung,
ein erfreuliches Ereigniss) goutieren, mit Behagen
entgegennehmen Bs; GS.; Z. Er het das Kumpliment
inCg' schleckt ßs. Einen angenehmen Auftrag schteckt-
mer ine" GS. — er-: durcli Kriecherei gewinnen.
En Bür, de"' [!] ne" Sätsherre"titel erschlecket het. B
Hink. Bot 18G2.
üs-, in Ap auch use"-: auslecken, wohl allg.
, Schlecket den wyn us by eim tropfen.' Eckst. 1525
(Dial.). En Hafe", e" Blatte", e" Pfanne", en Täller
ü., bes. auch als Vergnügen für Kinder. Wer d'Schwebel-
hölzli nüd spaltet ond d'Beckeli tiüd üsschlecket, verd tiüd
rieh Ap. We""'s e" Hunghafe" war, si hätt-ne" langist
üsg' schlecket, von einer Weibsperson, die behauptet,
wenn sie hätte heiraten wollen, wäre sie leicht dazu
gekommen BE. (Biimd. 1904). Er schlecket alli Täller
üs, aus Gier. ebd. Reie" Reit" Tropfe", [d'JBuebe" mtie"-
me" chlopfe", d' Chtnde" gönd i"'s Zuckerhüs und
schlecke'd alli Häfen üs ScuGächl. S. noch Bd V 878 M.
Er macht es G'sicht derzue, tvie ivenn-er e" Uunghafe"
tut ü. JBüRKi 191Ö. De" Täller tarst denn dö nüd
mit de" Fingere" use"schl.! ATobl. 1908. Das si"
süessi Bire" g'si", het der Otti g'lachet und het d' Mül-
eggen üsg' schlecket. JReinh. 1917. — Vgl. Schm.'-' II 505;
Martin- Lieuh. II 461 ; Fischer 1416 (unter ,aufschleckeu').
ver-: 1. abküssen AaP.; GT. (Birnstiel 1919); Th;
ZKn. Die se'be" fine", g'schleckete" Jümpferli und die
papirige" Herre", wo-n- . . . enand uf offniger Ströss
umarfli"d und verschlecki"d, sind Pariser. WMüller
1903. Wenn-er meine"d, iez sei's an e" Chüsse", Om-
armeii ond V. g'gange", denn sind-er of ''ein Holzweg.
BiKNSTiEL 1919. — 2. vernaschen, für Leckereien aus-
geben, verschwenden Ap (T.); Bs; B (.ferculis opes
snasabligurire.'Id.); ,VO;Gr; Sch; Z". Sl'Sachv. .All-
gemein hiess es, sie verfressen und verschlecken ihren
Verdienst.' Gotth. ,Den mannen ghört zgan zuo dem
wyn. Ich und mynsglychen müendts v., sind alltag
völler dann die zacken.' VBoltz 1551. .Verschlacken,
verschlemmen [usw.], (ab-, ob-)ligurire.' Fris. ; Mal.
— ver-schleck(e)t: an Leckereien gewöhnt, von
einem Kinde, einer Haushaltung Z (Dan.), verwöhnt.
wählerisch im Essen und Trinken, auch sonst Bs; L;
Th. Du bist en v-ete'' Sackerment! ThHw. Tue nid
eso V.! ebd. Du bist nit v., iron. zu Jmd, der grosse
Wünsclie äussert, um ihm seine Unbescheidenheit
anzudeuten. Bes. von Mädchen mit Bez. auf die
Gattenwalil. ,Das Vreneli .sei jedenfalls ein v-es Ding,
es werde meinen, Könige und Kaiser sollten kommen
und ihm flattieren, weil es so scliön und reich sei.'
Bfeitenst. Sechs Männer hem-nw'' welle" nemme" . . .
pi> bi° z'borniert g'si" selbetsmöl xind zue v., i'* weiss-
es wol. HiNDERM. ,Frässig, verschlackt, gulosus, cibi
avidus, ingluviosus, edax, vorax; verschlackt und ver-
soffen, dissolutus, gulosus.' Fris.; Mal. ,Doch bekam
man [als Lehrling zu essen] genug, wenn man nota-
bene nicht v. war.' XVIII. , Bs Neuj. 1916. — Vgl. Gr.WK.
XII 1093 f.; Schöpf 619; Lcxer 186'2, 219; Martin-Lienh. 11
461; Fischer II 1306.
b«-: 1. belecken Gl; Gr (Tsch.); GSaL., Wb.j ü;
W; Z, so 0. D's Veh b'schlecked enandere" GRCust. Er
[ein Hund] b'schleckt-mer d'Händ und schwänzlet esö.
Stütz. ,Die wunden und geschwär, so er [der Hund]
beschläcken mag, heilt er im selber; wo er sy nit
beschläcken mag, sollend sy mit anderer arznei ge-
heilt werden,' Tierb. 1563, ,Als ich die Finger, die-
weil ich diese Arznei vermischet, beschlecket, hab ich
nach zwo verloft'ener [!] Stunden ein umbtrümlenden
Schmerzen im Haupt empfunden.' JJNüscheler 1608.
,Eine Wölfin, welche dise Kinder beschleckt und ge-
säugt,' JMüll. 1666. S. noch Bd V 727 0. Sprw. So
wit umme" a's-si"'' Eine'' selber mag b'schl., wird-er nit
räuwer U. De" Löffel b., nach vollendetem Essen Z;
ebenso 's Mül b. Gl; Gr; GSa. (s. bisten Bd IV 1794),
auch von begieriger Erwartung eines Leckerbissens,
Genusses übh. Wenn-d' rieh bist. Das ist frili''' fül,
muest au"'' e'"möle" sterbe"; die guete" Fründ all
b'schlecke"d 's Mül und freue"d-se''' ufs Erbe". Berg-
MÄNNLi 1885. E" Gü händ die Windli g'cha", i''' glaube^
schier, der Herr Abstinentismus hett nuch d's Mül
b'schlegget. CStreiff 1909/10. Eine Katze häd allimäl
de" Bart b'schleckt, ivenn-ere" de" Si"" a"'s Schmalz-
häfeli cho" ist. EScuönenb. — 2. schmähen. ,Ir werdend
sälig, wenn üch die menschen hassen und usschliessen
und bschl. werdend.' Zwinöli (Übers, von Luc. VI 22;
griech. övetdiamotv); ,scheltend.' 1530. — b"-schleckt;
= ge-schlecket 2b a. (Sp. 509). ,Dass die fromm Ein-
faltigkeit [der Priester in alten Zeiten] etwan vil
mehr Nutzes gebracht hat der Kirchen dann etlicher
vilfaltige, zarte und beschläckete, doch hochtragne
Gelehrte.' IL Helv. Con f. 1566/ 1644. ,B. daher kommen';
s. BdIV6I2o. — un-: unbeleckt. Nur: .[Eine Frau
zum Manne einer andern, von der sie mit Unrat über-
schüttet wurde:] Ich kund noch nie vernemen, warumb
sy mir daz hus verbotten hat. Biss yetz so hab ich
vernomen, das sy es dem LHöschen zuo dienst getan
hat, hab inn lieh von mir unbeschlecket und lass mich
unbeschissen.' 1462, Z RB.; in der Gegenklage: .hab
inn nun vast von mir unbeschlecket.' — Vgl. Gr. WB. I
1574; ChSchmidt 1901, 33; Fischer I 900.
z''-säme°-: zslecken. gierig aufessen; uneig. sehr
froh über Etw., höchlich zufrieden mit Etw. sein Ap;
B; Gr; Th; Z; Syn. ze-s.-nemen 2 (Bd IV 746). Acht
mal acht ist Bere"dreck, nun mal nun ist z'säme"schleek,
zeh" mal zeh" ist friss-e"! ZS. D'Chüe schleckend
d' Grüsche" und d's Salz im Barme", die hungrige'
ühind d's Mues im Täller z'säme" Gr (Tsch.). Er
schleckfejt's z's., auch eine gute Nachricht, ein günstiges
Angebot udgl. Z. Auf die Frage: Hät-er's aw* a"-
g'no" [zB. eine Entschädigung]'? erfolgt etwa die Ant-
wort: De'' hät's süber z's.'g'schlecket Th. Du cha""st
di" Frau nw z's., Die macht nüd Derigs Z (Dan.). —
z''-säme"-g"-3chlecket. Wie z's. se", überaus sauber
sein Ap (T.). — - Vgl. Schm,^ II 505; Martiri-Lieuh. II 461.
. d u r ' '■ - : durchlecken Nd w (Matthy s). De' schlecket
de" Täller no''' dur''', von einem gierigen Esser.
I
Sic
Schlak, sclilek. schlik, schlok, scliluk
514
e°-weg(g)-: weglecken, wohl allg. RA.; s.Bd 114 57 0.
(auch AaU Hüi'bin). Dazu noch: Zue-n-ere" rechte" Büchi
muess-we)i uw'' en ordli''' Büchhüs ha", Das schleckt
Jcai" Gais' e"weg Bs. iVö"* miner Ibereigr'g isch der
Stät fir e" Land 's grest Ungligg, Das schl. k. G. e.!
DMüLLER 1917. Uneig. : 's Wasser schlecket d' Erden
e''weg, am Ufer Th. — Vgl. Martin-Liciili. II 4CI.
zei-: = ver-schl. 1 ÜR (Tsch.).
Schlecker ni., -ere", -eri" f.: l.a) Schleckeri", Kuh-
name Ap (JHartniann 1914). — b) „Fuchsschwänzer,
Schmeichler niedrigster Art" Ap(T.); ßs; „VO"; UwE.
— 2 (auch Dini. Schleckerli, von Kindern) Leckermaul,
„Näscher" Ap; B, so Si.; ,V0"; Gl (St.''); Gr (auch
St.); L (St.»-); GRh.; ScH (auch St.); Th; U; Zg; Z (auch
St.); Syn. Schleck- Mül {Bd IV 18'2). ,Lise [ist] eitel wie
ein Pfau und eine Schleckerin, sie gäbe den letzten
Schilling um Zucker.' Stutz 1847. S. Bd VI 731 o.
Auch bei Fris.; Mal.; s. Fräss (Bd I 1317). —
3.a)5'cWec/,-ecm. Jägekspr. (Diana 1909), Schleckere" f.
ScHwE. (Lienert), Zunge. [Es] ist-em scho' e" b'sunders
fini B'schuvrr'g uf der Schleckere" g'sl". Lienert 1891.
— b) = Schleck 8 (Sp. 505) Ap (T.); GRSpl.; GT. —
Vgl. Gr. VVB. IX 551 f.; Martin-I,ienli. II 461 ; Fischer V 916.
A-be-ce-: Erstklässler GWb. — Egge°-
Schleckeri" : peinlich ordentliche Person Z. — Änitli-:
Stellenjägcr Bs; Sch; Th; Z.
„Götz e^-Schleckerfi"): Scheinheilige(r), [frz.] bi-
got(e) Gr." — Vgl. Oötz I I (Ba II 58(1) und gleichbed.
österr. .Crueifixbeisser*.
Hung-: wer gerne Himg (i. S. v. Uunig 1 und 2
Bd 11 13b7) nascht GRCast., Mai. - Herre»-: wer den
Herren im Staate schmeichelt, sich ihnen gegenüber
untertänig benimmt Bs; B(Gotth.). .Seit er ein Herren-
schlecker geworden, sei er kein rechter Mann mehr.'
Gotth. — Latwärje"-: wer gerne Fruchtsaft (bes.
von Holder, Kirschen) nascht GfiCast. — Meitli^:
Knabe, der den Mädchen nachstreicht Bs. Syn. M.-
Schmecker. — Nidle"-: Zeigefinger (im Fingerzähl-
reim) U. Das isch der chli" Oinggi, Das isch d's goldig
Binggi, Das isch der gross Ma"", Das isch der Pfanne"-
schlecker (oder N.), Das isch der Lise"nmrgger.
Bappe"-: = dem Vor. SThierst. — In andrer Bed.
bei Martiu-Lienh. II 461.
Pfanne»-: 1. wer (aus Gier) die- Pfanne ausleckt.
Dö chunt-si toider, die Pf- Schleckere", das Hungerloch.
JKeinh. 1901. — 2. = Nidlen-Schl. (s.d.) U. — Rad-
schine»-: (individueller) Spitzname der Bewohner
einer Gemeinde von BsL.— Sirup-: scherzh.-verächtl.
für Abstinent. Die Abstinembolde", Wasserstrolche",
SiphoHsprützer u"" Sirupschlecker. FOrsi.
Täller-: 1. a) wer (aus Gier) den Teller ausleckt
BE. (Bärnd. 1904). Er ist e" T. - b) Leckermaul.
,Baur: Ich kan nicht glouben, daz ein reicher, ein
tellerschlecker, federstreicber, recht glouben ton eira
baursman.' TStimmer 1580. — 2. a) Schmarotzer,
Parasit. ,Ir verfluochten pfaffen, ir nütsöllenden läcker,
ir tüfelsüchtigen, lasterlichen dellerschläcker.' HvEüte
1532. .Pamphagus und Pantolabus, tellerschläcker',
Rollen. GBiNDER 1535. .(Omnium) mensarum assecla,
ein gauwischer mensch, der vergebnen malern nach-
zeucht (1541), der sich allenthalben zuoschlahen kan
und in allen zachen ist, tällerschläcker oder zäch-
bruoder.' Fris.; .tällerschläcker, schmorotzer, para-
situs, assecla mensarum.' Fris.; Mal. ,Die gytigen,
die eebrächer, die tällerschläcker, die trunkuen lüt'
Si-hwH?.. Idiotikon IX.
LLav. 1577. ,Die fryhartsbuoben, gaukler, täller-
schläcker, Schwarzkünstler.' LLav. 1583. S. noch Bd III
1247o. Von b nicht immer sicher zu scheiden bzw.
damit zsüies'send. ,Die Schmeichler und Deller-
schlekker, die sommliche Badschenkenen getriben und
sieh selbs autfgeworffen zu Einzeuchern und Ge-
sandten, die Schenke zu präsentieren.' JJBreit. S. noch
Bdlti50u, (auch Mal.); VHS (CAo?en-JB/äser; auch Fris.)
und vgl.: ,Supparasitari, üattieren wie ein täller-
schläcker.' Fris. — b) Wohldiener, Schmeichler. ,He,
sagte der Kellner, es sind just Viele dagegen [gegen
die neue Verfassung]. Ja, sagte der Gemeinderat, etwa
einige Herren ... und einige Herrenschwänzler ...
und einige Wohldiener und Tellerschläcker.' AKeller
1852. ,[Es] gab vil grosser ufl'ruor wider den adel,
ouch noch vil lantlüten fürgsetzten tällerschlecker.'
CSuTER 1549. ,Glycylogus, ein tellerschläcker.' Grübel
1560. , Hierauf besuchte ich die Züricher Hauptleut
und Bekante, welche ein Stund Wegs von Parys
lagend . . . Etliche Tellerschlecker schribend nach
Zürich, dass ich abermal mit den Offenbarungen in
Parys ankomen ... were.' 1066, JJRed. (FZoU. 1905).
,Wann du ferner willst willfährig sein gegen den
Oberen, dienstwillig gegen (deines) Gleichen, gelind
und sanftmütig gegen die Geringeren, so wirst du dir
rechtschaffne Freundschaften zuwegen bringen und
wirst bei ander Leuten nicht verachtet sein wie die
Hoffertigen, Aufgeblasenen und Dellerschlecker (zu
sein) pflegen.' Spleiss 1667. ,Catulaster, Schmeichler,
Tellerschlecker.' Denzl. 1677. 1716. ,[Es sei] grossen
Herren gar treft'enlich gut, dass sie viel in Büchern
lesen, dieweil sie solche ihrer Schwachheit und Fehlers
erinneren und sie darvon abhalten, welches ihnen die
Rät und Dellerschlecker nicht dörffen unter Augen
sagen.' Lixdinner 173.3. — 3. Zuruf an die Fastnachts-
masken; s. Bd IV 1082u. — Vgl. Martiu-Lienh. II 461,
Fischern 141.
Tolgge»-: Anfänger in der Schreibekunst W,
so Rar.
Tinte"-: a) Kind, das gerne die Tinte aus der
Feder saugt Ap (It T. allg.). Primarschüler U (DrMüUer).
— b) Federfuchser, geringschätzig für einen unter-
geordneten Bureauangestellten. Schreiber, Kanzlisten
Ap; Bs; B; Gr; S; U; W (auch für missliebige Ad-
vokaten, Notare); Z; St. So g' studiert Lüt, so Tinter-
schlecker verdiene" d'Sach doch de"" gar ring. Schild
1876. Ate'' wert kä'n D. en rechte"' frW Ma"". Dekl.
(Ap). So-n-es Stadtherrli, so-ti-e" bleich süchtige' T.
FEbers. 1905. S. noch Bd V 630o. — Vgl. Martiu-Lieub. II
461; Fischer 11221.
ver-schleckere°. Nur ,ver-schleckert': = ver-
schlecket (Sp. 512). ,Masen gute ganze Milch eine vor-
trefl'liche . . . Nahrung ist, ja ihr Rahm meines Er-
achteiis vielen andern Delikatessen der heutigen ver-
schleckerten Welt zu präferieren wäre.' Sererh. 1^42.
schleckerhaft(ig): 1. lecker, von Speisen. ,[Die
Ciflibern] haben der edlen schleckerhaften Früchten
und Speisen im Wollust sich gefüllt.' jEcTscbüdi,
Gallia. ,Man darff in [den ,sweimer'] nit sonders mit
schläckerhaftigen speisen zuo ätzen.' Vogelb. 1557.
.Schläckerhaftige speiss, bellaria.- Fris.; Mal. ,Mit
kostlichen schläckerliaftigen Spysen.' Güalth. 1584. ,In
speis und trank ist alles gar schleckerhaft und anss-
erlesen.' LLav. ,Mattea, ein schleckerhaftige Speiss.'
Denzl. 1677. 1716. S. noch Lümmel (Bd III 1'269). —
515
Schlak, HChlek. schlik, sclilok, soliluk
516
2. ■wählerisch im Essen, Trinken, von Menschen.
,üarurab sagt man graeinlich von einem schläcker-
haften menschen, der sich keiner sjieiss vernüegen
lasst: er wurd auch am puluier [dem Vogel ,pluvialis']
nit vergaot haben.' Vocelb. 1557. ,Schläckerhaftig,
schläckmaul, cupes. delicatus, eruditum palatum.' Fris. ;
Mal. .[Ein Mittel] welches von Denen, so umb den
Wein nicht guten Vertrieb haben und da man etwas
schleckerhaft, nutzlich mag practicirt werden.' EKönig
170(j. — ,Schleckerhaftigkeit f.: begird ze
schlacken, liguritio.' Fris.: Mal. — ,schlecker-
haftigklich: gulose, delicate; die speisen schl.
bereiten und kochen, gulose condire cibos.' Fris.; Mal.
— Vgl. Gr. WB. IX 552 f.: Fischer V 916.
Schleckeri bzw. -ei f.: Leckerei Bs; ÜR; Th und
weiterhin. Schl-e" chauffe". ,Was sag ich von der
Schleckerei, von vil unzüchtig Gasterei?' JMahl. 1620.
— Vgl. Gr. WB. 1X552: Fischer V 9 16.
schleckerig, It FMarti g' schleckrig: 1. = schlecker-
haft 1 B (FMarti). — 2. = schleckerhaft 2 BBrisl. Si
ist schleckeri [!J wie e" Geiss. Sprww. 1869. —
Schleckerig! f.: = ScMeckerhaftigkeit B (Zyro). —
Vgl. Gr.WB. IX Ö5.'i; Jlartiu-Lienh. II 461: Fischer V 916.
schl6ckerle°: Dim. zu schlecken. Dial.
Schleckete" f.: I. a) das Lecken (von Tieren,
Menschen) Ap; B; Gr; Th und weiterhin; auch das
gegenseitige Abküssen V^erliebter Gb. Das ist an''' e"
Schi! Sprww. Grössi Schi., grössi Beckete', a.vi{ Min
intime Freundschaft folgt grosser Streit U. Ähnlich:
üs-ere' Schi, gi't's e" Dreckete" GBuchs. — b) das
Naschen von Süssigkeiten udgl. Ar; Gr; UwE. und
weiterhin. — 2. = Bupfeten 4 a (Bd VI 1215) Ap
(ausser 1.).
schleckhaft: = schleckerhaft 2 BLau., Si.; FJ.;
,V0; Gr; Sch; Z". Hieher wohl auch: ,Last eweren
Grollen fahren ... ihr möchtend vor den Jahren kommen
ins kalte Grab, wan ihr euch so erhitzget und euch
ins Hembd mit Hülfen die scbläckhaft Galle pfüzet.'
wohl E. XVll., Z Ged. — Schleckhafti f.: Nasch-
haftigkeit BSa. — Mhd. dfchajt; vgl. Gr.WB IX 553.
Schlecki m.: 1. = Schlecker 3 AaF.; Bs; B; FJ.
— 2. .Süssholzraspler' B (Dan).
schleckig B, g'schl- Aa; Schw; UwE.; Zg,
,,(g' Jsdd-'- : l. = schleckerhaft 2 Aa; B; „VO; Gr; Scb;
Z". G'schl. sind d'Ägerste" no''', de'' G'hüderchratte"
wüsst Stückli zhrichte" deno". SoHwzn. (Aa). — 2 hof-
färtigScHw; Zg, putzsüchtig UwE. — Vgl. Gr.WB. IV Ib.
3918. IX 554; Martin-Lienh. II 461; Fischer III 476. V 916.
schl6ckle°, in L schleckele" : Dim. zu schlecken,
auch in Zssen (üs-, cer-, z' sä nie' -schl. B). Der hed ei"s
g'schlvckled! sich sehr zufrieden gezeigt Ndw (Matthys).
De'" äuglc-si de" alben enangeren a' «"■* rugge' wie
Ttirtettübli W" schUcklen u"' fressen enangere". JBürki
1916. /<■* ha' [in der übstausstellung] nit g'mies'
chönner luegen u"' ha' in Ei"m zue müesse" schl-en ti"'
lär' schlucke', ml-mi''' der G'lust fasch 'tot het. ebd.
S. noch Bd VIII 898 0. .Lingere, sangen oder schläcklen.'
Fris.
g'-schl6cklet: Dim. la ge-schlecket 2b^ (Sp. &09).
G'schl. rede'; s. Bd Vlll 469o. (wo zu bessern
g'schleckled).
W iber-volcb-Sch leckler m.: wer den Weibs-
bildern nachzieht, schön tut B (Emmentalerbl. 1917).
Schleckli m. Nur als Übername einer Familie
ScHwE.
Schleckli"g m.: Leckerei. NurinderRA. Ei"m
e" Schl. diir''''s Mül zieh". Einem schöne Worte geben,
schön tun L (JBEgli); vgl. Sp. 503.
schleik. Nur in der Verbindung schleik üfgä", glatt
aufgehn BE. (SGfeller); Syn. weit üfgän. Es geit schl.
üf bei einem Tausche, wenn keine Partei herausgeben
muss. Vgl. Schleik 11 d.
^c\\\ei\i\, Schleich 11 — m.,Pl. unver.: l.wesentl-
= Schlich (Sp. 15 f.). a) Schleik Z (Fürsi), Schleich
ZFehr., = Schlich a; vgl. schleiken 1 f. De" Schleich
irgendwohin ha' ZFehr. Wenn-mer . . . nüd de' Schleik
het t" d' Wirtshüser. Fürsi. 1''' han de' Schleik
g'ha' zue-n-em [dem N.] übere', wenn-i''' z'Thun g'si'
bin. ebd. .Den Schleik in die Statt und in die Winkel
nemen.' XVII., Z Spitalakten. — b) Schleik B (It Id.,
St. und Zyro); ,L-E.; Ndw (Matthys), Schleich GFs;
ZO. und It Spillraann, = Schlich b, „Schleichweg phys.
und moral., heimlicher Ort, heimliche List, heimlicher
Vorteil B" (,via occulta, secessus, techna.' Id., .ge-
heimer Weg, geheimes Mittel, um zu einem Ziele zu
gelangen.' Zyro); „L''E. (.geheimer Ort'); GFs(Schleich-
weg, List); NDwltMatthys(,heimliche, Vorteil suchende
List); „Z'-Ü. und It Spillmann (.Schliche). Der Fux
hat der Schleich zwüsche' Mür und Bu.r GFs. All
Schleich känne" ZO. P* kän7ie' dini Schleich scho" Z
(Spillmann). Sie hend der Schleik mit enandere", so
Verkäufer und Vermittler bei einem Handel, die (zu
Ungunsten des Käufers) in geheimem Einverständniss
sind; übh. wenn zwei und mehr Personen günstige
Geschäfte machen Nnw (Matthys). .Do [auf das röm.
Gesetz, ,daz man keinen vogel essen sölte dann ein
ungemestete hennen'] hat man den schleick erfunden,
daz man sy mit speisen, so in milch getunkt warend,
speiset.' Vogelb. 1557. .Gott, der sömlichen gutzel
verbotten, den fulen schleich und müessiggang ver-
wortfen und die arbeit gebotten.' HBcll. 1561. ,Die
prelaten wüssend den schleich auch, gäbend kostliche
maal denen, die sy brucben müessend.' LLav. 1583.
, [Bettler] die von einem dorll' in das ander on alle
schäm lautfend, etwan eins tags zwei oder drei dörffer
durchstreitfend wie der hagel daz väld und also täg-
lich iren schleich wüssend.' SHochh. 1591. S. noch
Bd VI 11.370. - c) (Schleik) heimliches Geschenk „B;
L"E., bes. StNiklausgeschenk Obw. — d) (.Schleich')
Tausch; vgl. schleiken le. ,Das wir beid ... einen uf-
rechten ewigen tusch, schleich und Wechsel mit ein-
andern getroffen und getan habent mit mund und band
und wie dann ein ufrechter ewiger tusch, schleich und
Wechsel . . . kraft haben sol und mag, und nämlich
liab ich . . . für mich, min erben und nacbkomen dem
Hans L. ... gegeben, zuogeschleicht und übergeben
min scliloss Altikon.' 1517, Z. , Etwas berednuss eina
tuschs halber ... solichen sleich ze vollstrecken ...
dass sölich abwechsel ... bescbächen mög.' 1532,
Strickl. — 2. nur Schleik. a) vom Schleppen her-
rührende Spur, Verletzung. ,D's 'blessiert Zug, zB. das
unheilbar g'schuntnig Fichtenholz, das beim Schläike"
(Vorbeisehleppen) eines gefällten Baumes einen Schläik
(schwere Rindenverletzung) abbekommen hat.' BXrnd.
1914 (BS.). — b) Leitiing, Röhre von der Sodbrunnen-
stube zum Brunnenstock eines ,Scbleikbrunnens' Z
(Spillmann) — c) in der Strohflechterei ein ,Ring'
(s. Bd VI 1078 u.), an dem noch ein vierter und fünfter
Halm so eingefiochten werden, dass sie je nach drei
517
Schlak, .schlek, schlik, schlok, scliluk
518
Touren an beiden Rändern in eng angezogenem Bogen
zum Vorschein kommen, nö'''g'schleikt werden AAuF.f.
— (1) Scheltwort auf ein vagabundierendes Weib Aa
(H.); Syn. Schlei(p)f I3b (Sp. 131). Das Folg. kann
hieher oder zu Schleik II gehören. Schleikli, un-
ordentliches Weibsbild. oO. ,üemnach auch mH. mit
Missfallen beobachtet, dass etwelche Burger, sonder-
lich die jenigen, so in ihrer Jugend in der Wander-
schaft ihren Handwerken nachzeuheu . . . frömbde
Weiber, die ihnen Nichts zuebringen, alber schleppen
und dan mit ihrem Hauswesen nit fortkommen mögen,
daher dan die Almosenämbter und der Spital mit
solchen frömbden Schleiken [später gestrichen] be-
schwehrt und die Geniess den Burgeren und Burgers-
töchteren entzogen werden.' 1017, Aar. StR. — Schleik
ist Abi. vou schleiken oder im Auschliiss daran umgebildet aus
Schleich, das zu schleichen gehört, aber auch eine Ablautbildung
zu »chltchen sein kann; Tgl. die Anm. zu Schleiß' 1 (Sp. 131),
sowie Scheim mit Anm. (Bd VIII 1324). Bed. la viell. aus Ib
unter dem Eintluss des syu. Leich /;(Bd III 1009). Id ist im
Schwab, stark bezeugt (Fischer V 91'J), soust fehlt unser W.
in den WBB. Kaum hieher zu stellen ist der KN. , Schleich'
(Akk. .Schleichen'). U40, Z RB.
Schleik II AAFri., Zein.. Schleike" ZAff., S.,
„Schleik, -e" B; L; Z" -- f., VI Schl-e": wesentl.
= SMti(p)fII (Sp. 132). 1. a) = Schleijf Il2e, .hölzerne
Schleife, auf der man schwere Lasten, die man mit
Mühe auf einen Wagen laden kann, auf kleine Ent-
fernungen auf dem Boden hin sclileift' ZAft'.; darnach
St.l — b) .Schle]ipapparat, -angel ZS. (Fischerspr.);
eine Beschreibung bei AMaag 1915, Iti f. , Schlepp-
apparat (Schleike) mit einer Schnur und einem .Löffel'
oder Köderfisoh, vom Ruderboot aus gebraucht '20 Fr.
[Patenttaxe].' Z Amtsbl. (seit 1900 mehrfach). S. auch
CHelbling 191ü, 111. — 2. a) .Weibsperson, die die
kurze Nationalkleidung gegen das längere städtische
Gewand vertauscht hat' ZAff.; darnach Sf. Syn.
Schlamp. — b) (in der Kleidung und moralisch) ver-
wahrloste Weibsperson, Dirne AaF., Fri., Zein., „Buhl-
dirne B; L"; Syn. Schleift' 113. Si ist e" Schi, si
schleikt al'ewil Bliebe" nö"'' AaF. Frau A. schalt die
Frau B. .Schleikh'. 1746, AATäg. S. noch Schleik I2d.
— Bed. la schon ahd. (slelchim, trah;e) und noch bair. (Schm.^
II 497. 505) und ähnlich schwäb. (Fischer V 9'23 unter
.SchleiP II). 1 b soll nach einer Augabc erst seit der '2. H. XIX.
aufgekommen sein. Z« 2 b vgl. bair. .Sclilaik' f., langsame,
unreinliche Person (Schm. aaO.).
G»-schleik, in GLObst. It einer Ang. G' schleich
— n.: wesentl. = Ge-sehlei(p)f (Sp. 135). 1. Ge-
schleppe, a) = Ge-schlei(p)f la Aa; Bs; Z. Me" heig
g'chlagt über das schändlich für G. im Sechtstcese"
AASeengen. — b) = Ge-schlei(p)f Ib. Es O'schl. ha"
(mit Jmd), ein Getue, bes. von einem Liebesverhältniss
Aa (Schwz. ünterh. 1860); oBs (Seiler); BS.; GrD.. Rh.;
Z (EEschmann). .Ob das G. mit ihrem Bueb wieder
angehen solle.' Sc hwz. Unterh. 1860 (Aa). Was hast
nw eistet für e" G'schicht mit-em [einem Maler] und
wasßr es Tüfels G. ? EEschmann 1917. Esö-n-es G'jäuk
und G. schickt-si''' ei"fach nüd in es Pfar'hüs t"c". ebd.
1918. Auch übertrieben freundschaftliches Benehmen
zw. Verwandten, Freunden GRRh. .Heimliches Zs-
komraen' GLÜbst. — 2. a) vom Schleifen von Gegen-
ständen entstandene Spur. ,Die Spur im Schnee war nur
so ein Geschleike, zeigte keine bestimmten Umrisse,
wahrscheinlich von Finken, nicht von Schuhen.' 1877.
Z Prozessakten. — b) was man am Kleide mit-, nach-
schleift SchR. Was häst-du für e" G. a» di"'m Rock? —
c) Anhang (in verwandtschaftlichem S.) ScnR.. Gefolge,
Begleitung von Kameraden, Liebhabern ua. AABb.. F.
Si hat e" recht G. SchR. Si hed al'ewil es Huere" G.,
von einer lockern Weibsperson AaF. [Mutter:] Chinde'
ir blibe"d deheim! i"* cha"' kei"s G. so mit-mer n'e" AABb.
g"-schleik. Nur: g. che", nach städtischer Art
mit einem Schlepprock gekleidet sein ZAff. (darnach
St.^); Syn. schleikig. — Eig. präd. Srhleik II i«; <je- ist nach
Analogie anderer Adjj. vorgetreten.
schleike» (-ä- ThHw.). in Schw; Zg in Bed. Id.
in ScHw auch in Bed. la^ schlanke", in ZFehr.
in Bed. 1 f schleiche", in ZF. It Hürlimann
Schleie" (neben schleike"), 3. Sg. Pries, und Ptc. -t:
1. wesentl. als Kaus. zu schlichen 1 (Sp. 10 f.). a) Jmd
od. Etw. heimlich irgendwohin bringen; nur in spez.
Anwendungen, a) .im Geheimen tun. zB. Etw. ver-
stohlen Einem bringen, geheim aus dem Hause weg-
tragen, wie etwa untreue Hausfrauen tun' B (Zyro),
,elam auferre.' Id. B. , Stehlen' GrRIi. .Weliche ir
holz wider ufgerichte brief und sigel ... ussert den
huobcirk schleikend . . . by nacht und sonst heimlich
dasselbig... über ushin über den huobcirk verschleikend
und der Ordnung nit geläbend. die sollend unabläss-
lich darum gestraft werden.' 1573. Hotz 1865. —
ß) „schmuggeln, einschwärzen, zB. verbotene Ware
in eine Stadt L". ,Darzuo dann ouch vil uffsatz ge-
brucht ward von den sectischen, jetzt zwinglisclieu
stetten und orten, nämlich mit schicken, sohl, und zuo-
bringen der truckten irrungen [Irrlehren enthaltenden
Druckschriften].' 15'27, REF.-Avch. ,N. in die kheby,
urab das er salz uff dem wasser gan Belp geschleikt
und nit verzollet' 1530, B RM. S. noch Grtmpel-Ge-
schauwer (Bd Vlll 16'27). — y) Balle" schlanke", = B.
schläuffe" (Sp. l'25u.) Scnw; vgl. auch Bd IV 1148o.;
VIII 506u. — S) ,ein Kind aussetzen' LG. (JBEgli);
vgl.üer-scW. (Sp.5'24u.). — e). verstohlen Jmd eineBürde
aufhalsen, etw. Unangenehmes auf einen Andern
schieben' Obw. !''• will Das de"" amene" Andre" schl. —
Q Einem Etw. .in das ör schl.'. heimlich ins ühr
sagen; s. Bd Vll 87 o. — ?)) leise tun. Wem-mu"
.•^chleiku" tvill, so macht-niu" erst grob [Bd IV 33u.] W. —
9-) intr. = b. ,Schleike", furtim se subducere.' Id. B.
S. noch die Anm. zu zue-schiben (Bd VIII 64 u.). —
b) refl. a) „sich heimlich davonmachen", sich weg-
stehlen „B-E.; „VO"; ,L; Zg' (St."); „Z", zB. aus dem
Hause, aus einer Gesellschaft, ohne Abschiedsgruss,
wie Neuvermählte vom Hochzeitsmahl B (Zyro). ,Der
Hase schleikt sich aus dem Lager' BE. De"" schleike"-
mir [Hexenbanner. Schatzgräber uä.] -is [= uns] süfer-
li''', we"" mir-ech hei" üsg'soge". GJKuhn 1806. Das
sö'tit-der [= ihr] eue" Melcher chönne" frage"; aber
De'' het-si''' g'schleikt im'' isch drüs'brönnt. SGfeller
1917. De"weg g'stön-i''''s nüvime' lenger üs : am Sunndi'
schleik-e'''-mi'K ebd. 1919. S. noch Bd Vlll 761 o. ,Do
die selben die vile der feinden sahend, forchtend sy
inen übel und schleiktend sich darvon.' 1530/48,
1. Makk.; griech. ägeppurjoav. .Es komend mir uf mitt-
wucheu bi hundert, wend sich uss dem läger seh!.,
ist ein houptman mit der gesellschaft.' 1531. Strickler.
.Als er mit demselben Wallisser bis gan Wabern kon,
hab er sich von im gschleikt und sye hindersich gan
Wattenwyl zuo glüffen.' 1556, B Turmb. ,In secreta
se removere, sich hinwäg schl. und verstälen.' Fris.
Schlak, schiek, schlik. schlok, sehluk
520
,Sicli heimlich hinwäg schl., elabi et abire.' Fris.: Mal.
S. noch Bd V 70()o. Audi sicli drücken, um sich einer
lästigen Verpflichtung zu entziehen : Banz, de'' hätt-
si''' weUc scM., bei einem Rundgesang. SGfeller 1911.
— ß) sich heimlich wohin begeben, einschleichen. ,Mir
konipt ein schwinde! in das hirn, myn lyb schwanket,
ich will heimlich und still mich schl. in die hütten
und mich der ruow und schlaf ergeben.' HvRüte 1.546.
.Mein Gespan hat sich bald wider in sein vorigen
[Kirchen-]Stuel geschleikt', von dem aus er die Pre-
digt besser verstand, der aber verboten war. WLutz
1685. .Abgedankte Soldaten, die sich ins Land
schleiketen.' B Mand. 1700. ,Sich hinüber schl.'; s. Bd VI
814 u. — c) Einem hinterrücks einen Schlag versetzen
WLö.; vg]. geschleikt a. — d) schlanke' Scbw (doch
in Muo. -ei-, in Ma. ungebräuchlich); Zg (nach andrer
Angabe -ei-), sonst schleike". Einem Etw. heimlich zu-
stecken, schenken ,V0"; L; Uw; ,W; Z. Der Hans
hat seinem Mitknecht es [ein Stück Geld] in die Hand
geschleikt VO; man hat mir Etwas geschleikt, dh. Etwas
heimlich zustellen lassen, ohne dass ich darum
wusste VO; W; Z." Chund Das acht, [Gott] Vatter,
nid ro" dir? Du schleikst Ei"'m, wil-me" schloß.
JBHäffl. 1813. Spez. vom StNiklaus, in Scbw auch
vom hl. Michael (Bd IV 60), jünger und seltener vom
Christkind, zunächst heimlich schenken „VO"; LG.;
ScBw; UwE.; ,W"; Zg; ,Z", dann (jünger) auch
schenken, bescheren übh. AaF. und It Dan.; GRObS.;
L; ScHw; Ndw; U; vgl. Bd III 687 ff. (bes. 692o.), sowie
ge-schleikt. ,Der Klaus schläukt am Klaustag i" d'Zeine'
und ungefähr 4 Wochen nach Michaeli ins Bett, zu
welchem Ende die Kinjler eine Tüele" (Vertiefung) im
Bette machen' Schw. De(rJ (Sami-)Chlaiis (San Michel,
's Christchind(edi) hetf-mer) g'schleikt (g'schläuki) Het
's Christchindli g'schleikt? zu Einem, der (zB. im Spiel)
Glück hat LMenzb.; vgl. Bd VI 1253 M. S. noch Bd IV
12650.; VI 149 M. (Beleg von 1743); VII 31 o. Von den
Eltern usw., die zum St. Niklaus-Tag schenken: ,Am
letzten Samichlaustag [hat der Grossvater den Kindern
des einen Sohnes] schier z'halb mehr g'schleikt.' Ndw
Kai. 1905. In weiterer Bed. .Der Samichlaus hat
ihnen g'schleikt, sagte man ferner von Gatten, wenn
sie der Ehesegen heimsuchte.' ALüt. (L). Aller giiete"
Dinge" sind drü: 's Eveli hed-mer hüt ne" dritte" Btieb
g'schleikt. B Dorfkai. 1870 (L). Da muess es nü"'s Stür-
g'setz here", de"" schläd's-es für ''e" Stät scho" ender
use", dass-er de" G'meinde" so vil cha"" schläuke". Balz
1898 (Scbw). Auch iron. von unliebsamer (selbst in
böser Absicht erfolgter) Beschenkung aSchw. Er het-
em d'Süehi g'schläuJct, ein Bauer einem andern dadurch,
dass er dessen Stall besuchte, trotzdem sein eigener
verseucht war. — e) tauschen ; vg\. Schleik Ild. ,Ich
Felix Schwavzmurer ritter, vogt zuo Kiburg, bekenn
offenlich mit disem brieve. als Ameley, Kuoni Meyers
von Sulz elich tochter und Hansen Eters von Stadel
elich husfrouw, mit eigenschaft irs libs dem hus Kiburg
zuogehört, das ich darumb mit den ersaraen geistlichen
priorin und coventfrouwen zuo Töss ubereinkomen bin
also, daz ich inen die gemelten Amelyen geschleicht
und verwechslet liab gegen Elli Kellerin von Ruotsch-
wil. Hansen Kellers elich tochter und Bertschi
Wipfen elich husfrouw, so von eigenschaft irs libs
den bedauchten frouwcn zuogeliiirt haut.' 1486. Z. . —
f) {schleiche") intr., häufig, mit Vorliebe irgendwohin-
gehn ZFehr.; Syn. teichen II (Bd III 1011); vgl.
Schleik 1 1 a mit Anm. — 2. a) schleppen, = schleif-
fen Ulla (Sp. 136 ff.) AABb.. Br,, F., Fri., L., Ruedert.,
St. und It H.; Bs (Seiler); BO. (s. Schluderen Sp. 90 u.),
S.; GlM. (bes. in Zssen), für H. abgelehnt; GfiChur
(,kaum bodenständig'), D., Eh.; L; GF., Wb.; „ScB'ß.,
St.;AScBw, E., Ma.; SBib., L.; TiiHw. (seltener); ,W";
Z (fast allg.; auch It St.). häufig in loser Zss. mit
Richtungsadvv. (abe", u(f)e", ane". hei"', hi7idere" usw.);
s. auch die Zssen. a) = schleiffen Illlaa. ,Schl.,
schlepen, raptare humi. trahere.' Red. 1662. Abs. I'*
ha" mües'e" schl. wi' nid g'schid SobR.; Z. Die Ghtie
schleikt und treit nüd, ist kein Zugtier und wird nicht
trächtig Z. Mi" Ma"" [hat] g'schleikt und 'treit givüss
früe und spöt. Stutz. Gem. Mer händ g'hüset, g'werchet
früe und spöt und g'schleikt schier s'Töd. ebd. Sachen.
CE" BurdiJ Höh, Chris, en Ast, einen Kadaver schl.
Wil-er sini Ghörbli und Päckli fasch nit het möge"
g'schleike". JReinh. 1907. .Schlachend inn ztod ... und
schleikend inn zum garten uss." Rtef 1539. ,So hab
im ein guotter fründ geratten, wenn er nit alle tag ein
[infolge Verheiung umgestandenes] ross oder kuo inn
Ryn schleigken welle, so solle er iren müessig gan.'
1557, ZEgl. ,Da [in der Bartholomäusnacht haben] die
scharianten ... in eim turn angefangen inezgen und
töden ein nach dem anderen und demnach uff die gassen
werffen und ein helsin[g] an eim [!] hals oder an ein bein
binden und schl. durch die statt biss an das wasser.'
1572, ÜMey. Chr. ,[Der gute Hirte hat das verlorne
Scliäflein] uff die Achslen gnommeu, nit gschleikt,
sonder zur Herd treit.' 1640, JJBreit. ,[Der Knecht
soll] das Holz, so zum Huss geschleik[t] wirt, schyten.'
JJHoLZBALB 1691. ,Es ziehet der himlische Vater Die
er so ziehet, nicht, wie man ein Bloch mit Gewalt
ziehet oder schleiket, sonder er ziehet sie, wie ein
Bräutigam seine Braut ziehet.' JJUlr. 1718. ,Zum
Tod zeuhen und schläiken, wie ein Metzger den
Ochsen in das Schindhause schläiket.' ebd. 1727. ,Den
20. und 23. [Christin.] hat die ganze Holzgenossenschaft
Eichen gschleikt.' 1806, aZoll. 1899; vgl. Eichen-
Schleiket. Körperteile. De Fuchs schleikt de" Schwanz
ZFehr. Wo-n-i'* s' [die müden Füsse] schleike" über
''e" Bai" ... Lienert 1913. Di blutte" Füess [vom
Wagen aus] dilr''' d's Wasser schl. Barnd. 1914 (BS.).
Chriesibluest [lag] uf ''em Weg, ''as'-me" d'Füess drin
g'schleikt het. PHaller 1916. Personen. Muess-di'''
acht iez afen a" den Arme" zum Nest üs schl., du
Erzschlöfhübe" du! AGysi 1899. S. noch Bd VII 349o.;
Sp. 13ou. ,Daz ... der bosshaftig Richart ge-
schleikt [wird] an einem rosschwanz.' Haimonsk. 1531.
.Einen für das recht schl., in zuo verklagen, ad accusa-
tionem aliquem detrahere.' Fris.; Mal.; vgl. unten y.
.Der künig wird zum boum geschleikt und an
ein ast ufgestrickt.' RScbmid 1579. ,[Den Ermordeten
hätten] sy dryg wyt in das Holz inhin geschleikt und
vergraben.' 1614. Z RB. .Der Tod, als unparteiischer
Danzmeister, führet, zeuhet, schleiket Alle, ohne An-
sehen der Person.' CMev. 1650. .Wann sie Jahr und
Tag im Fegfeur umhin geschleikt werden.' FWvss
1675. ,Wann es ihm [dem Teufel] heut müglich wäre,
alle Menschen an einen Hälsling zu bringen und in
die Hellen zu schl., [würde] er es nicht bis morgen
sparen.' ebd. 1677. Einen ,bei den Ohren im Kot herum
schl.' Z ScHAusp. 1781. S. noch Sp. 137u. RAA. D'Chatz
dur'>' de" Bach schl; s. Bd III 589 u. (auch BS.) und vgl.
Sp. 138ü. Mir Manne" müend de" Gharre" schl dur'''
I
521
Schlak, sclilek. sclilik, sclilok, scliluk
522
Dick und Dünn ... und ir chöiid im Hus ine' d' Madam
spile". AHu(}GENBER(iER. Spez. 1) in der Fischerei,
= schleiffen Illlaal (Sp. 138) Gl; Z. — 2) = schleiffen
IIIlaa.2. „Auf dem Boden nacliziehen, zB. ein Kleid
schl., es schleifen oder schleppen Z." .Schlirpen, die
Schuhe schl., huiui tiahere calceos indutos.' Red. 1662.
— 3) de" Füchse" schl., ein Stück Aas an einer Schnur
durch das Revier ziehn, um die Füchse anzulocken Aa,
so Br. (Jägerspr.), den Füchsen Fleisch als Lockspeise
hinlegen SchK. Da' [Fleisch] gi''t de" Füchse" z'schl.
SchR. — 4) en Äcker schl., ein Seil über eine sog.
Lägge" (s. Bd III 1166) ziehn, niu den auf Ähren und
Halmen lastenden Tau, Regen abzustreifen, so dass das
Getreide sich wieder mehr aufrichtet und besser ge-
schnitten werden kann ZRafzf. — ^) = schleiffen Uli a^
(Sp. 138). An Öppis z'schl. ha" Z (ACorr.). —
Y)= schleiffen III laf (Sp. 139). Dne ist-er worde" alt
und lam; si schleike"d-e" i" Spittel. Lienert 1906.
,Bei dringenden und hausfernen Arbeiten lässt auch
der Seeländer es hurti? paräd g'machts 3Iöli zu sicli
use" schl.' Barnd. 1914 (BS.). ,Schleiktend in wider
sinen willen in Egjpten.' LLav. 1577. .Zudem [sie]
auch den Zehndenwyn etwan lang in Hüsern und un-
subern Gschirren hin und wider schleikind und stahn
lassind.' 1613, Z. S. noch Bd VII 1659u. Jmd ver-
anlassen, irgendwohin raitzugehn, tadelnd Bs; Z und
weiterhin. Er het-mi''' i"'s Wirtshüs g'schleikt. ,N.
habe ... einen meister nach dem andern für die stuben
hinuss gefüert und geschleicht und denen verbotten, das
ir keiner mit im [dem Kläger] karten solle.' 1464, Z RB.
,Es niüesse inne Niemand innert die Muren [der Stadt]
bringen und darinn umbhin schl.' 164G, Z Verhör. —
8) = schleiffen Illlai. Also diu Tanzmeister schleikst
du im Garten ume"! J.\llenspäch. ,I)esglychen das er
Cleinhans Anna Herzogin von Stadel mit ime hin und
wider gschleikt und geschwengeret.' 1596, Z RB. —
e) = schleiffen III la^. Sö-n-en grosse" G'werb elleige"
dur''' de" Gräbel diir'''''e" schl. EEschmann 1916. S. noch
pfndchsen (Bd V 1269M.). — Q es Wort vil im Mül
ume" schl., häufig brauchen ZStall. — ■»)) Einen in der
Zeitung herumziehn, heruntermachen AASt. Er ist
g'schleikt im .Setaler'. ■ — b) intr., nachschleifen. Unpers.
von Unreinigkeiten in der Schreibfeder: Es mues"
halt eine'iceg e" Hörli drin g'ha" ha:' ; drum hät's dei
e"chli" g'schleikt. AHugsenberger 1914 (Th). —
Schleike" n.: 1. e\\ts\iT. schleiken la. ,Es begegnete
bisweilen, dass sowohl auf dem Kirclüiofe im Hof als
auch bei Franziskanern Leichen in Geheim ohne Sarg
und ohne Vovwissen des Totengräbers abgelegt wurden.
Dieses Schleichen der Leichname ward 1573 strenge
untersagt.' Gkd (L). — 2. entspr. schleiken 3. S. Sp. 516u.
,Durch Beschluss der Holzbesitzer der Gemeinde
Dänikon ist in Zukunft jeder Beschädiger der Berg-
strassen resp. Wege gehalten, den Schaden, sei der-
selbe durch Schleichen, welches ... nur bei trockenem
oder gefrornem Boden stattfinden darf, oder Fahren
entstanden, sofort wieder gut zu machen.' Z Amtsbl.
1873. ,Das Schlitten und Schleiken auf den Berg-
strassen ... im Gemeindebann Dänikon.' ebd. 1904. ,üa
das Hin-und-har-Schleiken ihrer Sachen bei diser nassen
Witterung mit ihrer grossen Unglegenheit und
Schaden zugange.' 1682, Z. — g^-schleikt: a) entspr.
schleiken Ic. Einem es G'schls gen, einen arglistigen,
schlimmen Schlag; auch moral. WLö. Im gleichen S.:
Einem Eines g'schl. la" chon. ebd. — b) entspr.
schleiken Id. In SchwE. unterscheidet man der g'lauffe'd
und der g'schläukt Samichlaus: jener kommt, gew. von
Waldbrüedere", etwa auch von zwei Stummängle" be-
gleitet, durch die Gassen ins Haus, wobei die Wald-
brnder bette" bette"! rufen und mit ihren grossen Stöcken
poltern, der g'schläukt S. dagegen legt seine Gaben
heimlicherweise in die Stube oder wirft sie unversehens
durch die Tür. 's Gritli hat nächtig der g'l. S. über-
cho" und ich über d'Nacht der g'schl. Lienert.
Ahd. Klrichen (nur sliiichl. palpat, blauditur), mhä. sleichent
heimlicli, uuverseheus wohin bringen, tauschen; aus urd.
'slaikjan, Kaus. zu schlichen (Sp. 10) wie schlei(p)fen zu schliffen;
vgl. Gr.WB. IX 561 f.; Schni." II 496 r,schlaichen'). 505
(.schlaikeu'); Fischer V 920 (.schleichen"), tiberall in der nr-
spr. Bed. 1. Die bei uns seltenere Stufe ,-cli-' (s. auch unter
ab-, in-, ÜH-, ver-, en-we'g-, zue-, zer-schl.. Schleikling) erscheint
fast nur in der ä. Spr. (aber im XV./XVI. mehrfach belegtes
PriBt. und Ptc. mit ,-eht-' beweist dafUr nichts), in der lebenden
Spr. nur in achleie" aus schleiche" ZS. (vgl. zum Lautlichen etwa
aci(ch)en Bd VII 141, ferner echleinen II mit Anm.) ; s. indessen
auch unter Schleik I, Ge-schleik. Zweimaliges , Schleichen'
unter Schleiken n. wird blosse Schreibung für gespr. -i- sein
(nach Mustern wie Heiken : bleichen, rciuken : rauchen ua.).
Die Erklärung der au-Form in den nahverwandten Bedd. lay
und 1 d ist unsicher (vgl. die Anm. zu Schluck II) \ der Umstand,
dass auf dem selben Gebiete in Bed. 2 allg. -<'t- gilt, schliesstdie
.\nnahme rein lautlicher Rundung vun ei > a« aus, es wäre
denn, dass Bed. 2 von auswärts entlehut ist. Wenn auch die
Scheidung zw. 1 und dem sekundären 2 insofern nicht scharf
ist, als schon unter 1 das Moment der Heindichkeit mehrfach
zurücktritt, so besteht doch zT. geographische Trennung, in-
dem das W. im Norden und Osten im allg. nur in Bed. 2, im
Süden umgekehrt tw. nur in Bed. 1 belegt ist. In Bed. 2 hat
es sich (am weitesten in gewissen Zssen; vgl. die Anm. zu ver-
Kchl.) auf Kosten des syn. schUi(p)j'en ausgebreitet und Dieses
in einigen Gebieten (so im grössten Teil von Z; vgl. dazu die
Stelle aus der Apostelgesch. Sp. 13" u.) völlig verdrängt; in
GF. ; Seh verrät der Vokal ei statt a sein jüngeres Eindringen.
Dagegen soll im Flecken Schwyz (aber nicht in der ländlichen
Umgebung) schleiken neuerdings vor schleiji/en zurückweichen.
Anderwärts scheinen sich Ausätze zu Bed. -Differenzierung ent-
wickelt zu haben: in SchwE. bedeute schleiken z. U. von
schleipfen mehr ein derbes, rücksichtsloses Schleppen. S. noch
schlicken If. In Namen. Ortsnn. ,Schleik-Hard' AaK. ,Schleich-
Kübel', Stelle auf einer Alp GT. (nordöstl. vom Speer); vgl. (?)
, Schleichübel', Durchgang zw. Scheere und Wart G (Chur-
firsten). Familienn. .ScbleichkUbli.' XVI., B.
ab-: ,subtrahere.' Mal. Hefi., = schleikoi Iba,. ,Die
hattent sich vor allweg haimlichen vom zuosatz ab-
geschlaicht.' GWil Chr. E. XV. ,Dass ouch die knecht
... wider strenge verpot und buoss sich täglich ab und
heim schleikten.' Ansh. .Sich von einem a. und ver-
stälen, subducere; sich von der arbeit a. und ab-
ziehen, subtraliere se labori.' Fris.; Mal. Intr.: ,So
söltint die von Wil ... die (iren) hoflich und hüpsch-
lich laussen abschlaichen.' GWil Chr. E. XV. — ab-
g«-schleikt: = ab-ge-schleipft 1 b (Sp. 141) BHnttw.
En a-e' Hof. — Schwab. ub-sMaichen, tauschen (Fischer I 63).
u m e " - , in der ä. Spr. auch ,um(b)-': = u.-schleifpjfen 1
(Sp. 142), Etw. od. Jmd umherschleppen, -zerren, allg.
(im Gebiet von schleiken 2). Wa(s) schleike"d-er det
ume"? zu Kindern. I'* schleik-di''' uinme" wie d'Chatz
ire Junge" Aa (Rochh.). ,Raptari coniis, beim haar
gezogen werden oder umbhingesehleikt.' Fris. Einen
Brief im Sack u. ACorr. a) = u.-schlei(pjfen la. Es
G'schäft u. Sch; s. Bd VIII 409 o. Ein Arzt kann Ein'n
u., hinhalten Z und sonst. Es hät-e" lang ume'g'schleikt,
seine Krankheit hat lange gedauert, ebd.; Syn. u.-
zerren. Subst. Inf.: .Wurde er erzürnt von des umbher-
523
Schlak, schlek, schlik. schlok. scliluk
524
sclileikens wä^en', weil ihn das Mädchen hinhielt.
A. XVI., Z. Einen vor de" Herre", vor <'em G' rieht u.
ScHw. ,N. gelopt. die tochter mit keinen andei'n
wytern grichten noch rechten umzeschl.' 1541/3, Z
Ehegericht. .Fromm laut am rechten jar und tag umb-
hinschl.' I.Lav. 1582. .Ich habe inne zwei ganze Jar
im Rächten umhergeschleigkt.' 1605, Z. ,Tröler und
Zanksüchtige, welche ihre Glaubensgenossen vor den
Richteren berechtet und berumbgeschleikt.' JWirz
1650. ,Es gibt Kinder, die [ihre Eltern] wol gar herumb-
schleiken am Rechten.' FWvss 1655. S. noch Bd IV
12690.; Bd VI 272 u. — b) = u.-schlei(p)fenlh. ,Wenn
man sy gnuog hinummgefüert, -geschleikt und gemüedet
habe?- HBitll. 1572; oder zum einf. Vb? — c) = «.-
schleiCp)fen 1 c. .Mit einer Weibsperson unzüchtige
Tastereien vornehmen, die auf geschlechtliehen Um-
gang abzielen und schliesslich dazu führen' Z. Auch
eine Liebschaft unterhalten. ,Er wüsste, das sin
bruoder Jacob des Felixen Lemans wyb zwei jar
umhergeschleicht bette.' 1538, Z Ehegericht. ,So sy
im umbzeschl. guot gewesen, solle sy im zun eeren
ouch guot sin und im als sin eefrow zuobekennt werden.'
1541/3. ebd. ,Ee dann sy [die Tauben] sich paret
habend, so schleikt das ledig männlin einem anderen
sein weiblin umbhär.' Vogelb. 1557. ,Die münch, die
mit iren bänden die huoren berumbgeschleikt habend.'
HBüLL. Tig. ,Er bette syn hussfrauwen befraget, wie
sich syne beid dienst gehalten; uff das sy geantwort,
sy schleigkind einanderen umhin.' 1588, Z Ebegericht.
S. noch BdVIl 639M. — Ume°-schleiker m.: Arzt,
der Einen lange hinhält Z (Spillmann).
in-, i(n)er-: 1. a) einschleppen, -schmuggeln. .Dem-
nach ein Zydt bar allerband schlecht Dicken und Halb-
dicken in disers Land ingschleikt und bracht worden.'
1621, L. .Die Schlosser zu Feurtalen sollen ihrer ,\rbeit
halben gegen Schaffhausen nach den Traktaten de anno
1598 und 1617 sich halten und äussert den gewöhn-
lichen Jahrmärkten selbige nit hereinschl.' 1688, Z.
,In Ansehen des Verkauf- und Einschleikens obgedacht
verbottener Waren.' B Tabakraand. 1697. .Damit für
das Könftig nicht abernialen ... so vieljäbrige Steuren
autfschwallen und dardurch viel Unrichtiges ein-
geschleikt werde.' 1698, AAZof. StR. .Da entdeckt
wurde, dass fremder Wein eingeschleiket werden
wollen.' B Weinmand. 1739. — b) refl., sich ein-
schleichen. .Sich etwan hin einschl., immergere se
aliquo.' Fris.; Mal. .Dann man wol erfaren, das ...
sy [die fremden Botschafter] sich können in die
gmüeter, welche des gelts mer dann der frygheit
achtend, ynschl.' 1585. Absch. ,Diewyl Lüt funden
werdend, die sich an ehrlichen Hochzytmähleren un-
geladen und unverscbampt inschl. dörffend.' B Mand.
1628. ,.\llerhand unnützes Gesind hat sich ins Land
eingeschleichet.' B Mand. 1700. ,Zu Verhütung, dass
die fremden Manufacturiers und Exulanten allhier
nicht sicli vermehren oder einschleiken.' B Mand. 1711.
— 2. (ine"- usw.) her-, hineinschleppen, allg. (im Ge-
biet von schleiJcen 2). — Anihd. in- bzw. lualn.hnt in Bed.
la, ebenso bair. und schwäb. (Schm.'ll 497; Fisther II 642).
er-: = er-seh,lei(p)fen (Sp. 142). Etw. od. Jmd (nüd)
e. chönne" ScBwMa. (Schwzd.) und wohl weiterhin.
use"-. in der ä. Spr. auch ,üs-': 1. refl., sich hinaus-
scbleichen. I''' schleike"-mich us''i" iC"' bi" abg'haset
gäge" heim zue. SM. (BSa.). ,[Es sei] zuo ersorgen,
wo jetzo also ein gächliger ufbruch geschechen, dass
sich die knecht usschleichen wurden.' 1531, Strickler
(Bs). — 2. = u.-scUei(p)fen (Sp. 143). allg. (im Gebiet
von schleilien 3). U. müesste"-si-nn''' [aus dem Hause],
wenn-si-mi''' wette" dtisse" ha". PHaller 1916. Es
flöt dtir''' de" Wald iise" und schleikt öppis Lebigs use",
Rätsel vom Haar und Kamm (auch auf den Fuchs und
seinen Schwanz gedeutet) ZWila; ähnlich Aa (Rochh.
1857,261.272). De'- ist in' n Bach g' falle". De'- bät-
en use"g' schleikt, im Fingerspruch ZF., Wülfl. .Auss-
schi, der Sagbäumen. Eichen und Zimmerholzes.' 1727,
Z. Uneig.,in die Länge ziehn Aa (H.). — Vgl. Schm.'ll 497.
ver-, in ApM. (T.) -schleigge", in Gl (in Bed. Id,
dagegen -gg- in GlM. in Bed. 2); GnPr. -schleiche":
1. a) = sehleiken la (Sp. 518). a) = schleiken lact. heim-
lich wegtragen, zB. aus dem Hause (bes. von Frauen),
„heimlich bei Seite tun, zB. etw. Gestohlenes" Bs
(Seiler); B (auch 0.); ,V0"; GaPr.; „Sch"; S; Uw;
„Z". Syn. üs-, rer-flöchen(Bd 11162). D' Hiender hend
d'Eier verschleikt, an verborgene Orte gelegt UwE.
Di' untnle" Wiber verschleikend vss •'em Hüs, was ette"
ist GRGrüsch (Tsch.). Verschlaicht mues'-si [ein
Mädchen, das sich entführen Hess] Nüd ha" oder e'"möl
nid Vil. Schwzd. (GRPr.); im bandschriftl. Glossar des
Verfassers als .entwenden, mitlaufen lassen' erklärt.
,Weler 1 soum [,win, matt oder öli'j und darüber bat,
söllent die inlässer inlan; obs einer schon selbs in-
lasse, sol den inlässern den Ion geben. Wölcher aber
verschleikte [verheimlichte], sol gstraft werden nach
gstalt der Sachen.' XIV. /XV., B StR. .Zilia Nasen-
tutter [zum Ablasskrämer, den sie ausplündern hilft]:
Wo du ein haller verschleigst [verheimlichst], samer
potz huor! ich stich dich, dass du öl seigst.' NMan.
.[Die Gläubiger] band wellen luogen, was nach für
hussrat [des verstorbenen Schuldners] da syg; da ist
nüt me da gsyn und ist schon verschleikt gsin.' A.
XVI., Z. .Etwas verschleiken und ab wäg tuon. re-
movere de medio.' Fris.; Mal. .Weilen die Arbeiter
schon Alles [einen Münzfund] verschleikt und ver-
zogen, hat er mit zimlicher Mühe nur noch einige
wenige Stuck bekommen können.' XVII., Z. ,Also dass
mit Grund der Wahrheit zu sagen ist, dass dise ob-
bedeute 5 Personen mehr Anken brauchen als alle
Pfründer im Haus, ohne was verschleikt wird.' XVIIL,
ebd. ,Auf dise Tauner soll er ein wachsames Aug
tragen, damit kein Holz verschleikt werde.' 1738. Hotz
1865. Mit Dat. P. 1) eig. E" schlechti Frau ver-
schickt dem Ma"", 7vas-si cha"" BSi. ,Ja, alles das ich
myra man mag verschleiken. das will ich den heiigen
priestern zuoschmeiken.' HvRüte 1532. S. noch Bd I
492 u. — 2) Er rerschleikt-ere" [seiner Frau] Nüt. ist ihr
treu Z (Spillniann). Etw. „heimlicli an Mann bringen,
heimlich verkaufen, zB. hausrätliche Sachen L". Ein
Kind heimlich beseitigen (vgl. schleiken lab): .Als um i
pfingsten statschribers die gros tochter kindet. das
kind gern verschleikt hat ... ward ein gros murmlen.'
1534, Salat. Mit Zielangabe, heimlich wohin bringen,
einschmuggeln. ,Als die länder zuo Brunnen taget...
liat N. einen pfaffen hinyn zuo inen verschleikt; was
der mit inen ghandlet, ist guot zuogedenken.' HBüll. '
1572. ,Das Niemandts ... Gold oder Silber vermünzt
oder unvermünzt uft' Münzstett v. ... solle.' Z Münz-
mand. 1620. — ß) verheimlichen im geistigen S., nicht
mit der Sprache herausrücken BSi. (IniOb.). Ver-
schlVk-mer's nit! sag es gerade heraus! . — f) intr.,
= ba BO.. so Lau., Lenk und It Id. (,clam se sub-
525
Schlak, schlek, schlik, schlok, scliluk
dnceie, pensum negligere'; vgl. d); W (Tscheinen). —
b) rett. a) = schleikenlba GRCast; ,L; Zg' (St.'').
Schi hed-si''' duo verschleikt (zB. uss ''em Acher, wo sie
stehlen wollte) GRCast. (Tscli.). ,Es verschleichten
sich der eidgiiossischen knechten euch so vil hinweg,
dass der küng etlich hoptniänner von Bern . . . haruss
schickt, illends ander und me knecht hininzebringen.'
AssH. ,Da habe sich N. von inen verschleikt, deshalb
giengen sy im nach.' 1550, Z Ehegericht. ..Albertus
sagt .... dass die sperber ire jungen ... einen luonat
lang speisind, darnach verschleikend sy sich heimlich
von inen.' Vogels. 1557. ,Sich v., subducere se; sich
von einer gesellschaft, die sich als in ein ring zesaraen-
gestelt, v., de circulo se subdncere.' Fris. ; Mal. ,Man
kondt in [einen Wiedertäufer] nirgent begreiffen, dann
das er sich immer versclileiket.' Würstisen 1580. ,\Vie
etlich Juden darzuo kamend, verschleikt sich Petrus.'
LLav. 1584. ,Alls die Töchtern dessen [vor einem
Wüstling] verwarnet, haben sy sich heimlich ab dem
Tanz verschleikt.' ECys. (Br.). ,Wyl alle Anwesenden
... sich aus der Stuben verschleiktend.' JJBreit. um
1611. ,Wir sollen uns von der Predig des Worts
Gottes nicht äussern und v.' JWirz 1650. .Sich selb
vom Haus des Herren abziehen und v.' ebd. .Sich von
der schuol v.', wegbleiben; vgl. d. .Darmit sy sich
nit US der undern schuol verschleikend und mit der
obern versprechen [sollen die Knaben nicht ohne be-
sondere Erlaubniss publicas lectiones besuchen].' B
Schulordn. 1548. ,Wan eins von den Kindern, es weri
Knab oder Töchterli, ohne ihr [der .Zuchtrautter' des
Waisenhauses] Wüssen sich von der Schull ver-
schleikte ... solle sy Solliches den Herren Schul-
meisteren oder der Lehrgotten anzeigen.' 1676, ZWth.
— ß) = scMeiken i6ß. .Da hastu win und brot gereicht
und dich heimlich ins hus verschleicht.' NMax.
,üorunim tatend die späher [der Vüj ire herabder ab
und verschleiktend sich zuo der stetten Ordnung.'
HBüLL. 157'2. , [Rudolf von Burgund] verschleiket sich
vor keiser Arnulfen ... in die unwegsamen gebirg.'
WcRsiisEX 1580. — c) Einem heimlich Etw. schenken
BO.; Niiw (Matthys). /'■'' han dem arme" Chind mengist
eppe" es Hampfelli Nuss oder es Bitzli Bröd ver-
schleikt, dass die Andere' Nzid davon wüssen BO.
Verschenken Ndw. Nach einem Todesfall werden etwa
Kleider an die Verwandten, Armen verschleikt. Un-
eig., verjubeln Ndw. Er hat sein Vermögen, Alles
verschleikt. — d) d' Schuel v., hinter dem Piücken der
Eltern, des Lehrers versäumen AiBrittn.; B (allg., aber
jetzt tw. veraltet); „VO"; Gl; L, so E.; S; vgl. ay und
ba zu Ende. 2>e' hat d' Schuel verschleikt! ehren-
rühriger Anwurf unter Schülern B (Zyro). VSunntig-
schuel han-i''', b'sunderbar Sitmniersztt, ordinäri ver-
schleicht. Gl Volksgespr. 1834. ,Wie Mancher hat
wieder den Bättag verschleikt wie der Schulbub die
Schule.' N. BKal. 1843. [Ich will nicht] d'Schuld si",
wann die Studente" d' Schuel verschleiche'd. CStreiff
1898. — e) Eine" v., Jmd (heimlich) meiden Gl. Er
verschleicht-mi''' immer, ,verlässt mich heimlich und
sucht andere Gesellschaft auf.' Säg-mer mit grunnter
[dh. Grund der] Warheit, eb-d-tni''' mit Fliss hast
tvelle" verschleiche"? CStreiff 1904. — f) = schleikenle.
,Das sy diegemelten zinse alle urab besserung genanter
pfrnond verschlaikt und verwechslet hab mit den ersamen
geistlichen frouwen priorin und convent des closters
zuo Töss.' 1500, Z. — 2. verschleppen (dh. meist aus
Nachlässigkeit, ohne Absicht an einen unrichtigen,
verborgenen Ort, ausser Sehweite bringen), „an einent
unbekannten Ort verlegen, zB. eine Schrift usw.'
AaF. und It H.; ApM. (T.); Bs (Seiler); B, so M., S.;
^Vü"; GlM. (nicht in H.); GrD.; LE.; GF.; Sch
(auch ItSt), so R.; Ndw (Matthys); UwE.; Z (auch It
St.). Wer hed-mer mi"s Messer verschleikt? AkF. Mi'
Brülle" han-i''' verschleikt; iceisch aw* nid, ico-si ist?
SchR. [Manu zu Frau und Tochter:] GeH Dir-mer
iez mini Stümpe", Dir heit-mer-se-n-aber einisch ver-
schleikt. üvGreverz 1909. ,Wir wollen euch ... an-
raten, dass ihr ... trachtet, die abgelegnen Weiden ...
abgehen zu lassen, indem ihr alle überzeugt sein
müsset, dass mit dem Weiden auf magerem Boden der
Mist verschleikt werde.' AHöpf.n. 1788 (Zuschritt der
physikal. Gesellschaft in Zürich an die Gemeinde .\lt-
stetten). ,Wie? Ich sollte [indem ich in der Fremde
eine Weberei anfange] auch noch meinem Geburts-
land schaden, seinen Brodkorb v.?' UBrägger 1789.
Pflanzen (bes. Unkraut), Ungeziefer (zB. Wäntele'),
eine (epidemische) Krankheit v. Sch; Z und weiterhin,
auch zeitlich : en P/"nM«eri'. ebd. Eine'v. 1) verführen,
verderben Z (Spillmann). — '2) scherzh. für begleiten
ZStdt. WiVs so schon ist, will-i'''-di''' na''' e'chli' v. —
Ver-schleiken n.: entspr. ver-schl. laa. .Keine
Kilbenen mehr zu halten ... in Betrachtung ... was
Schaden, Unfall, Kupplerei, Untreu etwan die Kinder
ihren Eltern mit Verschlaichen zu Krämly be-
gandt.' GrKI. LB. — Kirchen-: entspr. «r-sc/!7. irf.
,Mit Augenverkehren. Traktätliverkaufen, Kirche-
verschleiken [Versäumen des allg. Gottesdienstes] und
Stündelilaufen [sich den Himmel erzwingen wollen].'
B Hink. Bot 18ti'2. — ver-schleikt, adv. auch -s:
1. a) entspr. ver-schl. la. „Heimlich eingebracht, ein-
geschmuggelt, zB. Waren VO; Sch; Z." ,Subreptitius
puer, verstolen, v.' Fris. — b) heimlich, a) = ge-
heim 3, heimlich 4 (Bd II 1280. 1287) B; Syn. rer-
schjiiaiikt. Adj. (bzw. subst.). E" verschteiktnige' Blick
tue". SGfeller 1911. J«* han bis döhi" nie Öppis V-s
g'ha" vor-der, Tochter zum Vater. SGfeller 1917.
V-er K'm Etw. tun. wohin gehn usw. BHa. (s. Bd VIII
1138 u.), Si. (ImOb). Im V-e(n) B (allg.). Etw. im V-e"
ha" müesse', geheim halten müssen. Im V-c Etw. tun,
wohin gehn. Jmd im V-e" a'htege". RvTavel 1922.
S. noch Bd VIJI 635 f. 1542o. Prsed. Adj. bzw. Adv.
„ F., in Geheim. Der Nachbar hat Dieses und Jenes
r. gegeben VO; Sch; Z." Mi' muess Das v-s mache".
B Dorfkai. 1864. Zum Annemäi gän-i''' z'Chült; i'*
tuC's verschli-kts, Herr Pfar''. Schwzd. (FHolzschrot).
Söttigs muess v-s gö". SGfeller 1911. Setteli het's
g'luegt v-s z'ha", seine Neigung zum Schulmeister, ebd.
So Hecht isch's nid gsi", v-s zo Eüsin z'cho". ebd. V-s
zueluege". ebd. 1919. — ß) = heimlich ö. Das sigi e"
v-c Chälzer, het-er-ne" g'seit, dem sölle'-si nume" der
Balg sträle', er heig's nötig. RvTavel 1913. — 2. ent-
spr. ver-schleiken ä. En v-e" Pfnüsel udgl. Sch; Z und
weiterhin. — Auch (in der Form mit -ch-) hei Schm.» II 497
(.verbergen, uuterdrticken') und bei Fischer II 1306 (in nnsern
Bodd. Ib uDd f); 1487 im Schwarzwald (Weist. I 399, iu
unsrer Bed. la). Die Form ver-achUigge' in Apil. deutet aut
Entlehnung (wohl aus GF.}; s. BSG. I 79. Entlehnt ist ohne
Zweifel auch Bed. 2' in Gl, wodurch sich die lautliche Differen-
zierung gegenüber 1 d erklärt. Bed. 1 a und 2 lassen sich
nicht scharf trennen (vgl. auch ver-schhi(pt/en la Sp. 143); die
acMeiken 2 entsprechende Bed. findet sich bei ver-schl. auch iu
527
Schlak. schick, schlik, schick, scliluk
528
MAA., die sie beim cinf. Vb nicht zu kennen scheinen. Vgl. die
Anm. Sp. Ö2'2. Die tr. Verwendung Id beruht viel), auf der
refl. (s. 1 ba ZH Ende); so könnte auch d'^chuel cerachh'iß'e'' auf
.sich Qs der schuol t.' zurilckgehu (Zusatz zu Sp. 174 f.); n.ach
rf'A'cAiif; cerscA/ci/.f" viell. erst ifSchuel etracldeip/e". — Ver-
schleiki°g ,-u"g' f-: entspr. ver-schl. la. a.) Hinter-
ziehung. ,[Die Wiedertäufer] brucbend ouch mit v-ung
der Zöllen und abzügen [indem sie sie nicbt ent-
richten] allerlei gfaaren.' Z Mand. 1585. — ß) heim-
liches Beiseitescliati'en, Unterschlagung. ,[Man soll
die Dienerschaft des Angeklagten Frischherz] über
die Verschleik- und Einpackung sein Frischherzen
Mobilien und Silbergschirrs ernstwörtig fragen.' 1640,
B. .[Durch Saumseligkeit im BetreibungsYerfabren
soll] nicbt zu Verschleik- und Auswegraumung der
besten Mittlen Zeit und Platz gegeben [werden].' Z
Mand. 1694; wiederholt 1715. 1761.
(hin''e°-)füre°-: hervorschleppen Aa; Z und
weiterhin (im Gebiet von schleiken 2). D'Buebe" händ
US allen Egge" iri Sache" füre"g'schleikt. FÜschw. Auch
uneig., etwas Vergessenes wieder hervorziehn Z; Syn.
(hinden-Jfmenbringen {ÜA'S lil n.). — fort-: 1. refl.,
sich wegschleichen BSi. (ImOb.). Er het-sich fort-
g'schli-kt. — 2. fortschleppen, allg. (im Gebiet von
schleiken 2). — hin-: 1. refl., sich hinschleichen;
s. Bd Vll 1127 0. — 2. hinschleppen. ,Do ward er wilder
dann ein schwyn, wollt mich h. an ein bett.' Rüef
1540. .Erlöss die. so zum tod hingeschleikt werdend.'
LLav. 1583. ,Er [Gott] Hess sie zum Teil in lang-
wirige Gefänknuss hingeschleikt werden.' JJBreit.
16"29. .Die Unfrommen werden zur Straf hingeschleikt.'
ebd. — h i n d e r -. N ur in der Abi. h i n n e r - s c h 1 e i c h i g :
sich auf Ausflüchte verlegend, von einem Schuldner
GO.; vgl. /i.-«c^tZic/ii^ (Sp. 14). — mit-: mitschleppen,
von Sachen und Personen, auch Etw. mitlaufen lassen Aa;
BS. ; GfiRb. ; Z und weiterhin (im Gebiet von schleiken 2).
— nä.'^''-, nafcjhe"- usw.: nachschleppen, allg. (soweit
schleiken 2 gilt). De' Rock n. E" Wittfrau n.; s. Bd I
1253. S. auch Üi«(ru7neni (Bd VI 1517). .Da man von
allen Orten här ihm nachgefuhrt. -getragen, -geschleikt
die Prästhaften und Kranken.' FWvss 1650. .Manglet
ein Tochter der Käuschheit, so ist als wann sie eines
Gürtels manglete und alle ihre Tugenden nachhin-
schleikte aufl' dem Herd.' ebd. Spez. von einer Weibs-
person, einen Burschen durch allerlei Verführungs-
künste an sich zielin AaF. .Huoren, die frommen leuten
ire kinder und den eeleuten die iren nachhinschleikend.'
SHocHH. 1591. — hinder-sich- s. Bd VII 759o. —
2"-särae"-: zsschleppen Aa; Z. ,1 pfd 19 ß gab ich
HMeyer von 53 eschin reilstangen zuosamenzuoschl.
und lieim zuo füeren.' 1547, Z.
dur''''(e'')-, dür'''(e''J-: 1. heimlich hindurcli (zB.
über die Grenze) bringen. ,Dass, wann auch Personen
oder Güter heimlich oder otfenlich wolten auf gefahr-
liche und verbottcne Weis hindurchgeschleikt werden,
gegen dieselbe ohne Verschonen mit schwerer und
hoher Straff verfahren werden solle.' Z Seuchenraand.
1720. — 2. hindurchschleppen; auch uneig., durch-
bringen Aa; BS. VHushalti"g helfe" d. Bärnd. 1914.
— In Bed. 1 bei Schm.Ml 4»7.
e°-w8g-: 1. refl., sich wegschleichen. ,Iezt sol sich
der münch hinwegschl,' NMan. .Proripere se repente,
sich gächlingen hinweg schl.' Fris. 1541. ,Sich lieim-
lich hinwäg schl.. elabi et abire.' Fris.; Mal. —
"2. wegschleppen, allg. (soweit schleiken 3 gilt).
zue(he°)-: 1. a) heimlich einhändigen, zustecken.
,Nun do Antipater ie wolt dem Alexander mit disem
wasser vergeben, schickt er das selbig seinem sun
Cassandern, dass er es Jolle seinem bruoder zuo-
schleichte . . . und JoUas härnach dem künig in sein
trank ... schütten sölte.' Tierb. 1563. Heimlich zu-
tragen, von Einflüsterungen. ,lch will ouch hie etlich
pfarrer und prädicanten by Gottes sun Jesu Christo,
unserem herren, ermant haben, dass sy von irem winkel-
kuchen lassind und von irem hetzen, das sy den ein-
faltigen gwaltigen zuoschleichend.' Zwingli. —
b) tauschweise übergeben; s. SchUik lld (Sp. 516). —
2. zuschleppen Aa; Z und weiterhin (wo sc/iZeiAe«5 gilt).
S. noch Wald-Hengst (Bitll 145'2). — In Bed. 1 a auch bei
Schm.' II 497. S. noch die Anm. zu zue-nchihen (Bd VIII 64).
zer-: verschleppen. ,N. grabe an underschyde-
lichen orten leim, bruchte nit die gewonliclien weg,
zergängte und zerschleikte inen [den Hubgenossen]
damit ire zun und hölzer und were innen in holz und
väld ein überlegner man.' 1545, Z.
Schleiker m.: 1. geheimer Spender von Gaben
üwE. - 2. a) wer sich mit dem Schleppen von Lasten
abgibt; s. Fasser (Bd I 106'2). — bj Schleppflscher Gl
und weiterhin; \ gl. schleiken 2a 0,1. — c) Jäger, der
schleikt (vgl. schleiken 2a 0.3) BG. und weiterhin. ,Möge
nur Keiner als Schli^kjeger, SehWker am Schli'kere" si'''
la" antrappiere" !• Bärnd. 1911 (BG.). ■ — 3. Schleppe
am Kleid AAWohl. — In andrer Bed. bei Fischer V 921.
schleikere": = schleiken 2a a. 3 BG.; s. das Vor.
Eiche°-Schleiket m.: das Schleppen gefällter
Eichen ZZoll. Der winterliche E. vom Walde zur
Stadtsäge Stadelhofen war ein kleines Dorffest; vorn
auf dem Eichstamm, der auf einem Vorderschlitten
ruhte, sass ein Trommler in roter Weste; einer der
Geschwornen kommandierte zum Aufbruch mit den
Worten: Ziehnd e" Gotts Name"! Am Abend fand ein
fröhliches Mahl im Gesellenhause statt (bis um 1831);
vgl. aZoll. 1899, 246.
Schleikete" f.: 1. a) geheime Abmachungen
unter einander UwE. — b) geheime Bescherung, bes.
zum Klaustag L; Obw ; UwE. E" Schl., Herrje, Herrje!
stöd dct im Zeindli uf-em Tisch. Zvböri (,Der Sami-
chlaus'). — 2. a) das Schleppen, so von Stauden, Reisig
udgl. Akbb. Uneig. von einer sich lange hinschleppen-
den Arbeit Z. — b) so viel man auf einmal sclileppen
kann SchR. E" Schl. Holz, Böne"stude".
Chil'^''e°-: scherzh. oder geringschätzig für die
kirchlichen Hochzeitszeremonien Oaw. Die hätti'd
d' Ch. ai [auch] e"chU" friecher derfe" ha"! von einem
jungen Ehepaar, bei dem der Storch zu früh einkehrt.
Fahrendes Volk ist ,ohne Ch.' verheiratet. Ja, Musje
Niklaus, sagte er [ein Auswanderungsagent], i'* cha""-
der säge", de'' Herr da hed sehe" mängs Pärli über
d'Gille" [das grosse Wasser] 'brächt, wo d' Ch. n«'*
nid g'ha" hed, wenn d'eppe" d'Fräiili Schoseßne" mit-
der ne" we'tist. Obw Blätter 19U0. — Die Bed. -Entw. ist
unklar; >tchleike" heisst in Obw schenken.
Schleiki 1 m., PI. -ine": Einer, der sich mit einer
Arbeit nicht beeilt BS. (Bärnd.); Syn.ScW(;j/?V7(Sp.l4G).
Mänge' het üfbegert [als die Landschätzer nach den
Manövern auf sich warten liessen]: Wenti die Cheibe"
Schleikine" nume" gli''' täte" cho"! Bäknu. 1914 (BS.).
Schleiki U f.: was man nachschleppt. E" Schl.
Törn, die man am Kleide nachschleppt AaB. Schleppe
am Kleid AAWohl. (auch Schlejipkleid).
529
Schlak, schlek, »clllik, sclilok, scliluk
530
schleikig Z (Spillinann), g'-schleikisch ZAff.
= ge-schleik (s. Sp. 518).
"Schleikli°g ,-cli-' m.: = Schleiffting 2a (Sp. 148).
,N. von Meilan liät verjechen, das er dry schleichliiig,
so an dem stad des sews legind, ie einen \>y 14 tagen
nach dem amlern genoinen und die am morgen früe
mit einem rossheinigefüert oder geschleipft.' 1473, ZRB.
Schlick m., PI. unver., Üim. Schlickli: 1. (leiclit
lösliclie) Sclileife, „Schlinge, Masche', zB. an einer
Schnur, einem Seil, Band, auch an einer Halsbinde,
einem Halstuch, = Schlaiiff'4 (Sp. 120, wo Synn.; vgl.
auch Ghlaiih- Bd 111 000) AaP., Pri.; ßsB.; Gl; GSa., T.;
Scu (auch It St.); ScHwMa.; Tu; Z, auch Kn. Efn) Schi
mache". Mach nif en Schi., das'-me'''s gli''' uider offe"
hat Z. ^ew! Vatter hast [Samiehlaus] der Schläfroclc
g'na" und z'ringelum de" Strick; i'* känne" scho" de"
Zottel und känneu ä""* de" Schi. E Eschmann. Auch für
eine Halsbinde selbst Gl. — 2. Flechte, Strähne (von
Haar, Flachs, Seide uä.). „Hand voll Flachs oder
ein Teil des Haares, woraus Zöpfe geflochten werden
Z- (St.'). En Schi. Werch (von Flachs, Hanf) Soh, so
Ha., B., Schi., St.; Dan. ,32 Schlick (= Fach; s. Bd 1
637) zu einem Zopf.' Dan. ,[Nach dem Brechen des
Hanfes] werden je drei Schlick zu einem Zopf gebunden
und dann auf der Ribi gerieben' SchR. ,Wenn der
Seiler oder Hechler einen Schi. Werg in der ,groben'
und .reinen' Hechel ausgezogen liat, so bleiben ihm
in der Hand eine Partie langer, feiner Fasern, die sog.
Riste".' ebd. S. noch Chnutten (Bd III 707); an-ntcke^i
(Bd VI 852 u.); Poppen (GnSch.); Tocketen; Zopf. ,Ein
Bündel von 25 Flotten (Rohseide; s. Bd I 1'230),
durch eine davon zsgehalten' Z. ,Das bestimmte,
überall gleiche Abteilen der Flotten in Schlicke und
Bündel erleichtert das Zählen derselben sehr.' ebd.
,Schliek macht die Spinnerin, wenn sie Baumwolle oder
Seide krempelt' ZTu. ,Accord [zw. PBodenschon von
Genf und LHolzhalb in Zürich] umb die Schlikhen
und Petmütschen [V], die Herr H. von syner Wullen
fabriciere, imme B. jeden Centner per 10 Rychstater
biss gan Morsee zeweren und es B. also anzenemmen
versprochen.' 1022, Z. — Schwab. SMUI;, Flechte, Bündel
(Haar, Flachs); s. Schm.''' II 505; Fischer V 937 f. und vgl.
Gr. \VB. 1X676 (.Schlick' 3 a, auch in der Bod. Binde, Schleife).
Für (il wird das W. als jung bezeichnet. Ejne Aug.abe,SchliDg-
ptlauzen im Wasser' ans GrChur ist ganz iiusicher.
Band-: Bandschleife AaF.
schlicke'' I, Ptc. -t: einen Schlick (in Bed. 1)
machen AaF., Fri.; TbHw.; Z. Syn. latschen (Bd III
1532); ricke^i (Bd VI 819); schlauffen laS (Sp. 124). —
Schwab. ,sclilicklcu' (Fischer V i)38) zu Schlick:'.
ver-. Nur rerschlickt, verknotet ZKn.
„schlicke" II: in Geheim schenken. Der Santi-
glaus het-mer e" schöne" Lumpe" g'schlickt, der hl.
Nikolaus hat mir ein schönes Schnupftuch in Geheim
geschenkt W" (St.«). — „Schlickete" f.: heimliche
Gabe, heimliches Gesciienk." ebd. — Von St. als besondres
' Wort behandelt unter Hinweis auf das syn. schleikm. Trotzdem
ist ein Fehler höchst wahrsch.
u in e ° - schlickle" : ,sich unruhig um Etw. herum
bewegen' BLütz. (Bülsterli); von SGfeller abgelehnt.
Schlack I m., in ThMü. in Bed. Ib (zu Ende) n.,
PI. (in Bed. 1 b) mitUml., Dim. Schläcki BLau., Si.; FJ.,
Schlückeh PJ. (neben Schlücki), Schlücheli (neben
Schlüheli) BE., Schlüheli BE., Gr. (Schlihelli), G., sonst
Sohwelz. Irtiolikon IX.
gew. Schlückli: 1. wesentl. wie nhd. wohl allg. a) das
Schlucken (von Speise, Trank), bes. der einmalige Akt
desselben, Zug. EfsJ Glas Wi" oä. in ei"'m Schi, (üs)-
trinke". Efn) Schi, und ein) Truck (auch umgekehrt
ZWth.), Kennzeichnung bastigen, gierigen Essens B;
G; ScH (auch Sprww. 1824); Tn; Z, auch Trinkens
B (,uno haustu.' Id.; s. auch hei I Bd II 852 u.); ZO.;
vgl. Gr.WB. IX 799; Martin-Lienh. 11 462. En Schi,
und en Tr., dann isch-es dun''e" g'si", zB. vom Fressen
eines hungrigen Hundes Z. En Schi, und en Tr. und
duw'en isch-es! ermunternd zu Kindern, die Etw. nicht
(auf)essen oder (aus)trinken wollen Th; Z, gleichbed:
in der Erweiterung mit Ruck (Bd VI 843 M.); anders,
als Kennzeichnung guten Appetits (bes. von Kindern).
E" Schi, und e" Dr. und e" Chlapf an'n Buch Bs. Er
gi''t-em en Schi, und en Tr., verschlingt es auf ein-
mal ScuSt. Da(s) gV'l-em grad efn) Schi, ttnd efn)
Tr., so wenig (Speise) ist es, damit wird er schnell
fertig sein GP., G.; Tu. [Die Freude ist so schnell
dahin] wie men-e" Schoggelade"schüinli versüggelet : en
Tr. und en Schi. Schwzd. (ZWth.). Das Schlucken
übh.: Etw. z'Schl. bringe" GnPr.; s. Bd V 5G0u.; VI
1206M. Fähigkeit (Flüssiges) zu schlucken. E(n) guete"
Schi, ha", von Zechern, wohl allg.; Syn. Zug. ,Wenn
ein Ross den Schi, verlürt.' ZZoll. Arzneib. 1710. Sitz
des Schluckens (verschieden von 2): Er het de" Schi.
im Hals wie de' Uallauer Stier, von einem Zecher.
Sprww. 1869. — b) auch Dim., so viel (Flussiges), als
man auf einmal schluckt, allg.; Syn. Sujjf (Bd VII
1256 f.). Efn) Schi. fe(Si SchlückliJ ne", trinke" uä.
Nimm en Schi., bis (djOppis überchunnst! trink aus
meinem Glas, bis du deinen , Schoppen' erliältst, Ein-
ladung an einen neu ankommenden Bekannten im
Wirtshaus Aa und sonst. ,Für meine Mühe gab sie
mir sechs Kreuzer; einen Schi, aus der Flasche nahm
ich ungeheissen.' Gotth. ,Beim Tanz muss das Mäd-
chen nach beendigtem Tanze einen Schluck aus dem
Glase des Tänzers trinken. Es bedeutet sonst eine
Beleidigung für den Tänzer.' BE. (AfV.). Du macht-
er d' Hand holi u"'' feckt es Schlüheli. Bäknd. 1911
(BG.). S. noch Bd V 499u.; VII 1333u. Nimm auh
etwan ä Schi.! Tvrolersp. 1743. Efn) grösser, chliner,
lange' (B), tolle'', wackere'' Schi. E" grosse Truck, e"
chline Schi. L (Ineichen). S. noch Bd V560o.; Sp. 16M.
.Klein schluck trinken, exiguis haustibus bibere.' Fris.;
Mal. E(n) Schi. fe(s) Schlückli) Kaffe, Milch, Bränz,
Wi", M''asser uä. Wenn Eine will wüsse", was-er für
e" Frau überchunnt, sell-er z' Wielmecht , s' Nacht bim
Z'sämme"lüte" zu nun Brünne" gö" und ab niederem
Brunne" drei Schluck Wasser trinke", de"" g'seht-er si"
Frau cor der Chilchtür stö" S (Schild); ähnlich B, so
E., Si. (s. SV. 1913, 88). ,Scbl. wassers oder weins,
haustus aquai, vini etc.' Fris.; Mal. Auch typisch
für eine (kleinere) Menge einer Flüssigkeit, = e"chli",
efn) Bitz uä. allg. Nimm no''' efn) Schi. (zB. Wi")\
A.: Wi't noch e" Schi. Kaffi? B.: Nei", i''' tanke", es
tttet's jetz GflThs. Es Schliickli Herte" (ein Gläsclien
Branntwein) bestellt Einer in der Wirtschaft ZO. Bi-
rne" Schlückli chüele" Wi" cheu^-mer gar frölig singe"!
ßU. Kühreihen. ,Sie [die Mutter] verdiene doch eher
ein weisses Brödchen oder einen Schi. Wein als ich.'
Gotth. Efn) guete'' Schi., ein guter Tropfen ß; S.
Jiud zu-mene" guete" Schi. i"lade". RvTavel 1918.
S. noch Bd VIII 495 u. Gleichbed. e" schilli"i'wertige''
Schi. ZEgg. Für (Gläschen) Branntwein ua. (vgl. Gr.
34
531
Sclilak, scblek, schlik, schlok, schluk
532
WB. IX 799 f.) : De'-(auch Da-) Schl.suU-mer Giftsl" (söll-
mi''' versprenge", töde"), wenn's nid wör ist! Betcuiung
ThMü. (Wepf)- — 2. Scliluntl(ei)ge), Speiseröhre.
Rachen (bei Menschen und Tieren) Aa; Ap; Bs; B;
Gl; Gr; G; Sch; Schw; Th; Uw; U; W; Z; ÄRCu.Vet.;
„allg." De"" Schi, ist-em verwachse", er kann infolge
einer Entzündung, Geschwulst nicht schlucken Ap (T.).
,Es ist im im Schi, h'hanget, in faucibus hasit.' In. B.
Es tuet-mer tce im Schi, (hinde") Aa; Z, i'* hä" im
Schi, we GRNuf., rfe*" Schi, tuet-mer ive ScuR., ich habe
.Schluekweh'. Und wämi's im Schi, llö Mose" gi''t,
es Echo muesspsj-mer gi"! Lienert 190G. Es isch g'si",
ui' wen" im 's Ualszäpfli verchert i" Schi, cho" wä',
von Einem, dem die Worte im Halse stecken blieben.
SGfeller 1918 (Ap Kai.). .Den rächen und sohl, mit
roHwem anken gsalbet.' UMey. Chr. 1540/73. ,üer
[Habicht] sei auch einen grossen schl. und gurgel
haben.' Vooelb. 1557. ,Der schl., die kälen, gula; der
schl. zuo oberst an der gurgel, fruraen; linguie partes
([MX sunt infra quam cibus devoratur, bass unden dann
da der schl. ist (1541).' Fris.; Mal. , Welchem der Schl.
oder die Kälen hart verschwuUen.' JJNüslh. 1608. ,Uie
Zahn haben darein [in die verbotene Frucht] gebissen,
der Schl. sie hinabgetruckt in den Magen.' FWtss
1650. ,[Man soll] die Wunden sambt dem Schl. Abends
und Morgens wohl ... reiben.' 1682, SchwE. (Ver-
ordnung betr. Viehpresten). ,Die Kinderkrössen und
Schl. dann sollen gar nicht zum Umgänz [s. Bd 11 IGo.]
gegeben, sondern solche sogleich weggetan und fort-
geschafft ... werden.' B Schaalordn. 1786. S. noch Sät-
Äös (Bd VI 1401); säjitew (BdVIl 1211). RAA. E"
Schl. ha" xvie-n-es olts Stifelrör Bs (Seiler); ähnlich
unter Schöpen-Ermel (Bd I 460). Er hat immer e"
trockne" Schl., immer Durst GF., G. , Einem den Schl.
zuschnüren', ihn hängen Bs (Spreng). Ei"'m Öppis
uf de" Schl. u^e" legge", eine schwere Unannehmlich-
keit bereiten (vgl. ähnliche RAA. mit Hals Bd II 1207;
Gr.WB. IV 2, 251): lez han-i'>' im Nötfall ... Öppis,
wo-n-i''' dem Chäppi cha"" uf de" Schl. ufe" legge".
AHiüGENBERGEH 1914. Be Ictz Schl; s. Bd III 1550u.
(auch Gl; Snnw; Tu; Z); Syu. Fir-, Sunn-tag-Schl.
Öha, näa, dö han-i''' iis ''em litze" Schl. g'redt, etw.
Verkehrtes gesagt. Lienert. S. noch ge-vätterlen (Bd 1
1131). — 3. .irgend etw. Enges, ein Engpass, enger
Durchgang, Isthmus' Ap(T.). .Verengung (eines Durch-
gangs)' Ndw (Matthys). a) Mastdarmende bei Schweinen
AASuhrent. Die Knaben binden den Schl., den sie vom
Metzger erbetteln, am einen Ende zs., blasen ihn dann
voll Luft, die sie durch Umdrehen des andern Endes
zspressen und schliesslich knallend entweichen lassen.
— b) in einem Ofen ein Kanal, der das Feuer auf-
fängt und an eine bestimmte Stelle hinleitet, zB. um
die Seitenwände eines gemauerten Kessels herum Z.
— c) Abzugsloch für das Strassenwasser Bs (ASocin);
Syn. Wasser- Ver-schl. — d) Schlucht AaF. ; Synn. unter
Schluecht II (Sp. 81). Im-ene" Schl. Und. Vgl. die
ÜNN. in der Anm. — 4. ,singhiozzü' PAl. (Giord.;
neben der Bed. ,sorso'). — 5. Trinker. ,lnn hat kein
bidernian genomen [zum Zunftmeisterder Kramerzunft],
inn band nun die slük genomen, die gern win trinkent
und inn gern bi dem win bi inen band.' 1426, Z RB.
Krstuhd. (in Bed. 1); s. Ür. WB. IX 798/800; Vfl. auch
Martin-Lienh. II 462 (auch iu licJ. '2); Fisclier V 956. Zu
SMüMhtU vgl. Brock 11 mit Aniu. (Bd V 559). Das ueutr.
Geschlecht iu Bed. 1 b nach Uhuli, B<ünz. Zu den Bcdd. '2 und 3
vg\. ,Schlüch 1 1 1 (Sp. 16f.);Bed.3c vdu der Beobachtuug aus,
dass der Boden Wasser schluckt. Zu Bed. 4 vgl. , Schlucken' m.,
singultus, bei Gr. WB. IX 803 und nclducken S. ,SlUk' in Bed. 5
als Fehler für ,slüch' (s. Sthlüch S Sp. 17) zu nehmen, liegt
nahe; doch ist die Lesung sicher. In Bed. 1 auch ins Rät.
(Carigiet 293) und Volksfrz. (ETappolet 1917, 150) entlehnt.
In ONN. (in Bed. 3; vgl. die ONN. unter SMüch 111, ScMüchm
Sp. IG ff.). .Schluck' LWill.-Laud; GrArosa (Einengung der
Plessur); WLö. ; ZElsau (,im Schl.'); ,die von Goldbach sollen
das türli, das daselbs [bei der , Risseren'] hanget zwischeut
Hütiuer guot im Sink ouch in eren haben.' 1410, ZZoll. In
Zssen. ,Schl.-Graben';s. BdIlG79u. ,-Uilsli,-Wald' LLutheru.
, Ober-Schi.' AaWallbaeh. ,Ober-, Unter-Schi.' LLuthern.
,Gugger-Schl.' LE. Hieher (?): ,Schlüklein', ausgestorbene
Familie. XVI., Bs (Leu, Lex.).
Z' Abend Zöbe"-: Abendtrunk. Nes Zöbe"schlückli.
JReinh. 1905.
Wasser-Ver-: unterirdischer Wasserahfluss Scu
Schl. Syn. Schluck 1 3 c. ^^ da"-i'''-mi''' g'fange" gihe",
schlüff-i''' dort in'n Mosrütene" ene" selb W. ab.
APletscber1880. — Chüe-:(über)grosser Schluck Ar;
B; Sch; Z. Efti] Ch., Chüeschlück ni". — Chämi-:
engste Stelle eines Kamins Ndw (Matthys).
Tube"-: Taubenzug, tiefer Zug, ohne abzusetzen
(wie die Tauben trinken). ,Sextus Tarquinius: Huy,
dapfer dran! wer bringt mir eins? Und das ganz uss,
sunst gar enkeins! Wolhar, ich warts, tuond tuben-
schlück.;^ HBuLL. 1533. .[Unter Weibern:] Es gilt ein
Taubenschi.! Tu Bscheid!- JMabl. 1620. — Vgl. Gr.
WB. XI 176.
Fir- tag- (Vf'Vt.),Sunn-ta.g Suntig- Ar fSonti(g)-);
Gr (allg.); G, so T., W.; TaPfyn: = Sunn-tag-Hals
(Bd II 1210). Es isch-mer in'n S. cho".
Zuri'''-. En rechten alte" Z. ha", nach alter
Zürchersitte trinken können Z. — Occasionull.
Schlucke" I -a f.: ,gola, passaggio stretto' PAl.
(Giord.); vgl. Schluck 12 und 3.
schlucke" (bzw. -o'-) AABr.; Ap; Bs; BRoggenh.
udE.; Gl; GKCliur, He.; PAl. (schlucku", in Bed. 2);
G; Sch; SchwE.; Th; ZDättl., Lunn., S., schlucke"
(bzw. schlicke" III) AaF., L. und It H.; B (ausser dem
Nordwesten); F; GrD., L., Nuf., ObS., Pr., Sch., Val.;
LE. (St. 1798); aScuw, Nuol.; S; Ndw; W, so G., Vt.
f-u"J; ZKn., Maschw., 3. Sg. Prajs. und Ptc. -J: 1. vfie
nhd. allg. ,Schl., {ver)schlinden, vorare, gulare.' Fris.;
Mal. a) von Lebewesen (als Subj.). a) eig. Abs.; von
der Schlingbewegung an sich. I''' cha"" nüd schl., t'*
ha" Schluckwe. Er mue" ned schl., er lärt's no" ine"
TuMü. Gretli, wdtsch es Pastetli? 's Chindli hed
truckt, gang nimm's und schluck! Volksreira ZS. Er
het's wie de'' Stier vo" Schlatt: er schluckt, his-er ver-
worgct ZRüschl. Als mehr oder weniger unwillkür-
liche Bewegung; vgl.ß. Ei" Harne" hebi'd s' •'em Pfar''er
g'ge", seit d'Fraii mul wuestet und schluckt, aus Ver-
legenheit. SM. (ZDättl.). Bes. von Solchen, die mit dem
Weinen, der Rührung kämpfen, 's hat schüU"'' harsch
und rü''' g'chide" [ein Gesang] ; denn e"par hand müesse"
schl. und drucke" und chause", wil-ene" 's Briegge" vil
nöcher g'stande" ist weder 's Singe". SPletscher 1903.
Der Herr Pfarrer . . . het das Briegge" verslande" . . .
erhet a«"* müesse' schlucke". JReinh. 1905. E" Zitlang
het-er-sech g'wert [gegen sein Herzweh] und g'schlückt
und g'schlückt; aber z'letscht het-er-sech nümmen e"t-
b'ha' ... RvTavel 1910. Doch 7ni"s Chind verdrückt
si"s Briegge", schluckt und luegt-mi"'' ernsthaft a".
SHÄMMERLi-Marti 1916. Lär (in BG. s'Lärem) schl.
533
Schlak, sclilek, sclilik, sclilok, sclilnk
534
[Den Andern] Iian-i''' c" BiidcUe" Most und Brot g'ge",
der Luzernerbueb aber hed müesse" . . . lär schlucke".
JBEfiLi (L). Sibe" Mal lär seht, als Mittel gegen den
Glu.rer BsL.; SL.; s. BdII657o.; VII 52 u. Jrad so
g'lustig mache", das'-im d's Wasser im Mül z'säme"-
lü-ft und er i-"s Mal um d's anw'ern z'Lärem schluckt.
BXrnp. 1911 (BG.). Wo der Vettergötti slg, het De'
g'chichet [keucliend gefragt] «"'' lär g' schluckt. JBürki
1916. i> isch verschrocke" ... und het lär g'schlüekt.
RvTavel 1904. S. noch schleckten (Sp. 515). Ectür
sohl; s. Bd VI 1634o.; gleichbed. ob-si'''-schl. L (auch
St. 1798). Troche" sohl. Er schluckt ned gern troche",
Terschmäht einen guten Tropfen nicht ThMü. ,üen
Lall ausenstrecken vor Durst und die Muleggen
schlacken und trochen schlucken.' Bieler Tagbl. 1917.
Mit Sachobj. ; oft nur gefühlsbetont für (fr)esse", trinke".
Mer händ 'trunke", wa'-mer nu" händ möge" g'schl.
ScaR. Er het d's Brot nie g'schlüekt, er hat gäng der
Hals drüber üfzoge". SGfeller 1921. Einer, der ... 's Sür
und 's Süess cha"" schlucke". PHexg. 1836. ,Als man
noch wettete, wer, während es in der Kapelle Mitter-
nacht 12 Uhr schlug, ein ganzes Mügerli g'frcsse" und
g'schhicke" mög.' um 1850, ScHwBr. , Essen [hiess bei
den Waldfänken] worgen, trinken schlucken.' Vonbün
1862. ,Die ander [Regel ist], das din spis klein ge-
schnitten, wol geküwt sye, ee das du sy schluckist.'
TiJRST Ges. Bildl. : ,Wann der Bär hätt wollen trucken
völlig damal sein Conquet [conquete], hätt Lucern er
können schl.' Pfaffenkr. 1712. Spez. von geistigen
Getränken; gew. mit verschwiegenem Obj. Nä", lieber
Äocfc-i'* do [an der Urnäscher Chilhi statt Steine zu
stossen] im Hüs ond tue" dö hantli"'' schlacke". Schwtzer-
LlNDLi. S. noch Bd V 762 u. (,Branz schl.'). ,Gen schl.
und prassen berueffen, esum et commessatuni vocare.'
Fris.; Mal. ,1614 ward der üfritt gan Burgdorf ge-
halten, darzu die Herren von Solothurn geladen worden ;
da man zu beiden Seiten so gewaltig geschluckt, dass
im Heimreiten etliche Sättel und Wägen leer worden.'
AfV. .Ein Teil henkt die Köpf und schlaft wegen
genomm[en]er Morgensuppen und zu vill geschluckten
Weins.' 1680, Z. S. noch Bd V 878 u. ; VllI 451 o. Alli
Wisheit al'ei" schl.-. s. Bd VII 348 u.; vgl. Schluck-
Brueder (Bd V 421). Von andern Dingen. Wer die
drei ersten Huflattiche, die er im Frühjahr erblickt,
gam schlickt, uberchund nie Halswe. Barnd. 1908 (BGr.).
S. auch Angel (Bd I 328). ,Do sprach der Volmar
und hatt ein blapphart in der band: siehst, und wer
der pl[apphart] als heiss, als er ie wart, ich wölt inn
wol deshalb schl., daz er mir nüt täte, daz er
[HBrunner] nit ein biderb man wer; won er rät all-
weg in sin sack.' 1430, Z RB. ,Sye betten dieselbig
Statt leichtlich ynnemen können, wo nit der guldin
geschluckte Angel [Bestechung] sye davon abgehalten.'
RCts.; vgl. , der verschluckt ...goldangel'(Bd vi 171 M.).
Er heig ena [ein Pfaffe den Soldaten] neimis gschribna
Zädeli z'schlucka und den z'glauba gä, si syget gfrora.
GöLDi 1712. S. noch Bd VI 1931 u. Unangenehmes,
bes. Arzneien schl. mii^sse". Mir [Kinder] hei" am
Bärzelistag g'wiinlich ne" Purgaz müesse" schlucke", um
die am Neujahr überladenen Mägen zu kurieren. Bari
1883. Wenn-i''' [in meiner Krankheit] AVs hett mües'e"
schlogge", wa'-mer die Vettere" ond Bäsenc" a"g'ge" ond
'brächt hand ... i''' war scho" lang onder ''em Bode".
JHiRTH 1915. .Hierbei muss man Wermuth schl., dass
das Übel tu fortrucken.' Flügschrift 1712. S. noch
Bd VII 151 0. Unmögliches schl. Me" mos' icüsse"
z'schiebe", we""-me" will en Has^iel schl. Sch (EStoU).
Z'* wette" mit-der en Ise"wegge"; du cha""st-ne" chöije"
un'' i''' wüll-ne" schlucke', scherzliafter Vorschlag zur
Güte. Barnd. 1911 (BG). Personen schl. In ei'"m
Schnapp hed-e" [den Knaben] der Leute"fresser g'nun
und g'schlüekt GRSch. (Sage). Ja ja, ge''t numen Acht,
das'-mer-ech [euch] nit .schlucke"! scherzhafte Antwort
auf die Aufforderung, bei Tisch tüchtig zuzulangen.
Barnd. 1 91 1(BG.), Es hätti-se-n-e'"melNiemer g'schlüekt,
es wäre ihr Nichts geschehen. RvTavel 1916. G'schlüekt
han-i"'' no''' niemere", aber strammi Or''ni"g wo't t'*
ha", süsch giH's Für ufde Steine". SGfeller 1920. S. noch
inen-schlieffen (Sp. 170u.). — ß) uneig. 1) etw. Unan-
genehmes (stillschweigend, ohne der dadurch hervor-
gerufenen seelischen Erregung: Zorn. Arger usw. Luft
zu macheu) hinnehmen, ertragen, sich innerlich damit
abfinden (müssen), wohl allg. ; vgl. das syn. ,(in sich)
fressen' bei Gr.WB. IVl, 136 und Bdl 1.322u. TFe""-
mer z'.süme"händ und nid lugg lond, so tcirst g'seh", wie
si's [unsre Forderungen] schlucke", sagt ein Streikender
PHaller 1916. Wenn's denn wirgglig nit anders si"
ka"", so schlugge"-mer die Sibe" [Wahlkandidaten] halt
in's Gotts Name". Bs Nationalztg 1917. ,(.Iamor) schl.
und vertöuwen oder leiden, calamitatem haurire.' Fris. ;
Mal. ,Urab deren [,des heiligen grabs ritterschaft']
willen müesste man vil grössere sorg, müe, arbeit und
gefar schl. dann sonst irgent in einem streit.' Würstisen
1580. ,Ein Kremer ... hat [aus Karten] wysgsagt,
was sy müesen schl. [: .Bruggen'].' 1621, Zixsli 1911.
,Als Der [ein Idiot] daheimen by den Eltern und
Geschwüsterten nit Hunger schl. will.' 1676, Z; vgl.
Hunger- Schlucker. Bes. von beleidigenden Äusserungen.
.Warumb hast du ein söliche red von dem büchsen-
meister geschluckt?' 1463, Z RB. ,Es klaget Jos Isen-
bach der weher uff Annan von Löphein, die iezgenant
Anna habe ... zno im geredt: Gang gen Nüwmerkt
und Stil vier brott, die best da gestolen, du gehigender
dieb, und swig nun und schlucks, du hests getan.'
1472, ebd. ,Sy habe ir selbs vor langer zitt wortgeseit,
die JPollint der metzger im zuogerett, die habe er
geschluckt und nützit doruss gemacht.' 1474, ebd. ,Do
redty der selbig xell zum Gally, er hetti nit mit im
gespilt wie ein biderman; soliche wort Gally von dem
selben xellen geschluckt und die nach bishar nach nie
ab im getan weder mit nach on recht.' 1517, Z. ,Et
unus [,raagnas ex superiore fcedero'] ita dixit: Es be-
frömbdet mich, das ir dem pfaffen habend mögen zwo
stund lossen und den geifer schluggen (hoc vocabulo
usus), und beschwärend üch, unseren dieneren in den
landen [den kathol. Priestern] ein vierteil einer stund
ze losen.' 1561, Brief (JFabricius an HBull.). ,Daby
[habe er] grett, er clage, das sy im das syn uss sinem
huss treitt habind und begärend in nüt zuo bezalen,
das hörst du und das muost schl.' 1575. Z. Etw. un-
g'schimte", ung'schawet schl.; s. Bd VIII 907. 1611. Im
Folgenden kann t. das unangenehme Erlebniss, t. die
unterdrückte Aftektäusserung (s. nachher) als Obj. ge-
dacht sein. Si hat mües'e" schl, s* langst de''t [an
jener Stelle] g'si" ist SchR. Dö [bei meinem Lehr-
meister] hed's g'hässe" pariere", folgen ond schlacke".
JHartmann 1912. D'Frau, si tmll-si''' schier nid
■schicke", tued-mer allig wie-n-es G'speist; 'smuess doch
Eine" mängist schlucke", bis-er alte Süffer heisst. In-
EicBEN 1859 (mit der Erklärung: den Zorn verhalten,
Sclilak, schlek. schlik, sclilok, schink
nicht sajreii dürfen, was man auf dem Herzen hat).
.Er hatte lange genug gesclilickt nnd geschwiegen [zu
den Schimpfreden seiner Frau]; jetzt wurde es ihm
zu dick.' X[iw Kai. 1899. .Lichtvertigkeit und solich
Wesen unrein hat die gerechtigkeit nach nider ge-
drugkt. da mit man angelten muoss und schlugkt.'
XScBRADiN 1499. ,[Gast im Abgehn zum Wirt:]
Lumpenhund! Lumpenhund! [Wirt:] Da niuss man
doch schl.!' JLAmbChl 1781. Eiiitn z'schl. ge", , Einem
zu verdauen geben. Unangenehmes ins Gesicht sagen,
das ihm Kopfarbeit macht' Ap (T.). An Oppis seid.
Da het-si hert g'ha" s'schlücke" dratme", an einer
traurigen Erfahrung. RvTavel 1910. Berzue heter a"
*i"'r Täubi g'icorget und g'schlückt. SGfelleb 1911.
Mit quant. Akk. J'* hän e"fä" Eppes g'schliclt! WEeck.
De'' hat sclw Vil mües'e' sohl..' Er ist Aine'' ro" Denne",
tco Alls schluckend und d' Sach im Stille" verwerchend.
ScHwzp. (GRPr.). J«* hä" scho" g'nueg mües'e" schl.
icege" dem Hagels Süffe"! entschuldigt sich ein Säufer
Z (Spiel mit der eig. Bed.). S. noch ropsen (Bd VI
12'21). ,Sohn ; Das [den Groll gegen den Nachbar] kann
ich nicht schlucken, was ninss ich denn machen? Vater:
Du mnsst die ganze Woche daran käuen, bis du es
am Samstag schlucken magst [um am Sonntag zur
Beichte gehn zu können].' Inderb. 1826. Wäger han-
t'* Mängs jetz g'schluckt ... 's gäd-mer a"fe" bis an'n
Hals. E Eschmann. Er hätti Das alles no''' welle"
schlucke", teenn-er nid si"s Veronika verlöre" hätti.
RtTavel 1913. .Darumb not bessers dann ich mich
trucke, solches als lyde, duld, in mich schlucke; dann
der darff, das er sich duck, 1yd vil, der auss anderen [!]
seckel zeren wil.' Grübel 1560. Die händ z Baden
uffem Tag eusere Heren . . . offeli Kätzer und Chüh-
mälcker gheissen. Das ist ein unh/deli Ding. Es isch
weder z schlucken noch z däueti. Bantle 1656; ähnlich
unter un-lidenlich (Bd III 1092u.). Arger, Täubi [uä.]
schl. , Verdniss schlucke", tsedium devorare.' Id. B.
Galle" schl. B (Zyro). Wi' ic^t-me" die [Schand]
's ganz Lebe" dur'''e" chönne" schlucke", öni dra" z' ver-
sticke"! SHiuMERLi-Marti. S. noch Bd VIII 848 o.
.Welcher Esel hat iemalen in irgend einer Stampfmüle
so grosses Ungemach aussgestanden als ein mittel-
mässiger Kinderlehrer ... teils Müh und Arbeit aus-
stehet, teils Ferdruss in sich schluckt?' DTomann 1708.
Z'* ha' der G'lust g'wüss mängisch g'schliickt [unter-
drückt] «a'"'' Ziipfli oder Wegge". EWüTERicu-Muralt
1914. — 2) Etw. für sich behalten, verschweigen.
Annemareili het g'schliickt, uas-es gern hätt möge" säge".
SGfellkr 1911. iSö macht [sagt] der Banz und schluckt
und schluckt no''' Mängs, uo-n-im schier d's Herz ab-
drückt. WMoRF. ,Was ... der zit, als er by der
Spenglcren im witwenstat gedienet, vorgangen [in
sexueller Beziehung], desselben könde er gredt haben
nit mer lougnen und glich als wenig als die frouw schl..
vertrüwter [= vertrüwt der] hoflfnungsich ouch anderes
utf inn noch sy nit erfinden werde.' 1554, Z Ehegericht.
— 3) eine Behauptung (Schraähworte) ,in sich schl.',
zurücknehmen; vgl. inen-schl. b. .Welch [mir] für-
gehaltene Sachen ... so war als Gott im hiramel lebt,
nit den dritten deill war ist gewesen, noch habe ich
mnessen in mich schl.' 1596, Brief (UGvHohensax an
Z). ,Aussgegossene nachteillige Wort wider zu sich
nehmen und in sich schl.' 1707. 1755, BS. (Bärnd. 1914).
.Schuldiget Einer den Anderen eines Mords, Ketzerei,
Raubs. Brands oder dergleichen Untaten und mag
Solches zu Recht nicht genugsam erweisen, der
besseret in seine Fusstapfen. das ist. er muss solche
Schmachworte wider zurucknemmen. in sich schl. und
dem .Anderen einen öffentlichen Widerruf tun.' Bs LO.
1757. — b) mit Sachsubj. a) von porösen Substanzen.
Gang e"tceg mit dem Schwammji, Das 7nag g'wüss Nüd
me schlucke" GrD. ,üass unser Pulver nicht nur eine
grosse Menge Säure in sich schlucke, sondern auch ...'
1766, Z. Der Bode" schluckt, saugt die Flüssigkeit,
len Regen auf Bs (Seiler), mag's [das Eegenwasser]
nütne' g'schl. Tu. ,Der sandig Bode" schluckt d's }Vasser
i" si''', terra arenosa facile aquam bibit.' In. B. —
?) von Wasserbehältern uä., aufnehmen, fassen können.
,Tänndli-Brunne" [Bd V 671] fliessen bloss, wenn die
permanente Quelle die zuströmenden Wassermassen
nicht mehr schl. kann' GT. D'Tole" hand 's Wasser
[nach starkem Regen] nummc g'schliickt Sch; Th.
Söi^el Wasser mag das [Versenkloch] g'wüss nid
schlucke" GrD. .Auch von Brücken Gr; Th und sonst.
.Die wassergruoben hat das wasser nit alles mögen
schl.' ÜMet. Chr. 1540/73. — f) verschlingen, vom
Erdboden. [Er ist] niene'' me z'finge", wie wen"-e" de'
Bode" g'schlückt hätt. Emmentalerbl. 1917. Ungerl'nist
i.sch-schi [die Kuh] -ne" albe" icegcho", ici'-wc""-se der
Bode" g'schlückt hätt. SGfkller 1919. — 8) unsinnlich.
Was hüt zu Tag am meiste" . . . vo" si"'m [des Ar-
beiters] chline" Verdienstli schluckt, sind d' Zoll uf
ä'L'ebe"smittel. oO. (Gedicht). ,Das wellend bedenken
und dass wir jetz mit schwärem krieg beladen sind, der
nun vyl gälts sluckt.' 1531, B Ref. — 2. mit Geräusch-
vorstellung, a) schluchzen Gr (Tsch.); PAl. (.singhi-
ozzare'); Syn. schluchzgen (Sp. 83). Hör schl.! zu
einem Kinde Gr (Tsch.). — b) glucksen, vom Wasser.
Eine Wasserröhre, die das Wasser stossweise von
sich gibt, schlickt Ndw (Matthys). E" Zlletc" Nebelt
si" so kurlig der Are" nä''' z'dilr'''ab g'ritte", d's Wasser
het nid wie susch alben eso arig g'griichset u"''
g'schlückt u"'' g'rüschet. Bund 1920. -r- Mhd. tlucken;
vgl. Gr. WB. IX SO 1/3; Martin-Lieuli. II 46-2; Fischer V 956.
Die unigelautete Form schiticke" wie bücke", nicke", triicke" ua.
aeben hucke" usw., daraus durch Entrundung nchlicke^; das
gleichbed. amhd sticken (vgl. Gr.WB. IX 676; Schill.'' II 505;
Fischer T 938) koninit für uns uicht in Frage. Sprechender
Xaine: .Sluckendarm.' XIV., Spiel.
ab-: hinunterschlucken. ,[Ich] muss das böss ver-
fluchte Trank a. wider meinen Dank.' 1618, Zinsli 1911.
abe°- {hzw.appe"- usw.): = dem Vor. allg. Oppis
ganz a., eine Frucht samt dem Stein a. Schluck z'erst
abe" [bevor du sprichst]! etwa bei Tisch zu einem
Kinde. [Die Kinder] sind furtg' stürmt nach ''em Esse",
si händ chüm abe"g' schluckt g'ha". LSteiner. ,Im Pro-
pheten Habakuk: tvas g'gesse" hast, hast abe" g'schlückt',
scherzh. Z (Dan.). Üsgebutzt und g'trädelet, abef-
g'schlückt und 'zäbelet, heisst's beim Austrinken des
Glases ZStdt; vgL Bd IV '2021 u. S. noch Bd VII 1609 M.
,[Man] schluck sie [die Pillen] zu abend oder morgen
hinab.' HPant. 1578. .Dieselbige [Karpfen-Galle] in
wenig Baumöl abengeschluckt.' U Rezepte 1716/24.
Mit pers. Obj.; Syn. (derber) fressen (Bd I 1322o.).
Schluck-mi''' no" nid abe"! zu Jmd. der heftig auf Einen
los-. Einen hart anfährt Sch; Z. Gang lez no" zom
Pfarer, er würt-di''' nid grad ab''i"schl.! scherzh. Sch
Schl. Häsch['s] iez g'seh"? De' schluckt-i"s nüd abe",
du brauchst also keine Angst vor ihm zu haben.
I EEscBMANN 1920. Stille'; 's chunt en Ma"" mit SiJiV/e"
5;!7
Scblak, schlek, sclilik, schlok, sclilllk
und Ol Ma"" milcrc" Truckc" und iro't AUi a. (auch
wr-schl.) Z, so F.; vgl. Bd VI 19M. Spez., die Tränen
o ; vgl. unter schlucken laa. Er het g'meint, es müess-
en verwörge", wo-n-er so 's Auge'wasser ahCg' schluckt
het. JRkinh, 1921. In uneig. Bed. übergeliond: Si het
g'meint, si chönnt 's Brüele" nit ahe" schlucke", ebd. 1904.
Obh. eine Affektiiusserung unterdrücken, zB. bittere
Worte, die man zu hören bekommt, hinnehmen BHa.
und sonst; vgl. schlucken la^l. I''' ha" der Arger
abe"g'schluckt Bs (18r)4). Allimöl so hei's-en 'drunge",
e" Wörtli z'sägi"d, wu-n-en druckt, doch immer [!] hei-
er's abH"g'schluckt. APletscher 1902. St händ de"
Turst abe"g' schluckt. ABodmer. — Vgl. Martin-Lienh. II
4(i'2; Fischer III 1601.
Über- untrennb.: refl., sich verschlucken, auch von
Tieren Ai; B; Gr; Sch; Th; Z und weiterhin. Über-
schluck-di''' nu" nüd (no'^') ! Wege" Bern [einem grossen
Bissen] überschliick-i'''-mi''' nit! GrL. üneig.: Über-
schlück-di''' nume" nid a" dem herte" Wort! ETrabot.p
1914.
üf-: aufsaugen, vom Erdreich B; Th und weiter-
hin. Was iropfe"wi,s am Bode" lU, schluckt du' der
Sode" gleiiig üf. WMorf 1917. Uneig.: D's Volk, wo
. . . vo" der Münsterporten üfg'schlückt worden isch.
RvTavel 1913. — Vgl. (ir.WB. I 726.
a"-: = dem Vor. Aa (H.). De Bode" schluckt a". ~
i°-: a) entspr. schlucken la. D'Ghue hed '"Brunne"-
seiijc" [s. Bd VII 591] cing' schluckt GfiCast. Uneig.,
Verweise ohne Widerrede hinnehmen Sch (Kirchh.). —
b) entspr. schlucken 1 b. Entwässerter Moorboden
schluckt d's Bege"wasser g'leitig V. Barni>. 1914 (BS.).
Dia Wege erfordern fortwährende Aufwendungen,
weil der weiche und schwammige Untergrund das
ihm zugeführte Material gäng ummen l"schlückt. ebd.
,Das abfliessende Regenwasser, welches der Mist bei
trockener Witterung wieder einschluckt.' Gr Samml.
1779.
ine"-; a) .Einhinschi., sich füllen, ingurgitare.'
Fris.; Mai.. — b) uneig., = schlucken la$3 (Sp.535u.).
,UiT die zit [Dreikönigen 1526] kam ich mit Hans L.
... für fogtgricht und muost er mir ain widerruof duon
und die wort, die er gerett hat, wider ininschl.' Stockar
1520/29. ,Er sige desse gichtig und bekanntlich, das
er sölliche wort geret habe, und sy sigend schon ussen
und könne die nit mer inheschl.' 1581, Z. ,L)as habe
er im öffentlich ... gsagt, habe im daz müessen inhin-
schl.' 1603, ebd. S. noch Bd VI 555 u. — Vgl. Gr. WB. IV 2,
1423; Fischer III 1268.
er-: ents\n. schlucken Iba, aufsaugen. ,Es werde
nun gleich die wassersüchtige Sonne des Radikalismus
aufsteigen und die ultramontanen Schoonwölklein ob
Niederbauen und Pilatus erschlücken.' Ndw Kai. 1887.
ÜS-: in grossen Schlucken austrinken Ap (T.),
vollends austrinken GRSch. ,Nemme nöue Eier ...
und Schlucks auss ohne Brot.' Z Rezeptb. um 1700. —
Vgl. fir.WB. 1956.
ver-: 1. Verschluckt ha", mit , Schlucken' fertig sein.
Hast verschluckt? bist du mit dem Essen fertig GRMai.
— 2. wie nhd. allg. S. cer-SKr/'/fH (Bd VII 1334). a) mit
pers. Subj. b) eig. E" Guf(e") v. !''• ha"'s scho" ver-
schluckt, es ist Nichts mehr für dich übrig (vom Essen)
Z. S. noch Bd VIII 1418u. ,Wenn die Mutter den
ersten Zahn, welcher ihrem Kinde ausfällt, verschluckt,
80 bekommt es dann sehr schöne Zähne.' Ammann 1850.
,Swenn gewischet wirt der munt, so sint die murselli
versluht.' Reinfr. ,Wie sicli der wurm tuckt, Ollyflers
liand zev.' Morgant 1530. ,[Die Wiedertäufer, die, ab-
trünnig geworden, später wieder zur Geraeinschaft
zurückkehren wollten] muossten ein seltsamm ab-
solution und disciplin han und tuon, ee sys wider zuo
'»naden in ir geraein ufneniend, und muossten den
humell noch einmal uff ein nüws v.' Salat, Ref.-Chr.;
vgl. ebd. S. 17 und Bd II 1296o. ,Alle kriechende
tierlin, würm und ander unzifer verschluckend sy', die
Enten. Vooelb. 1557. ,Es [sei] mit syner Husshal-
tung ... übel bestellt, indeme wöchentlich ein Eiraer
Wyn verbrucht werde, darvon sy die Frauw nit nur
für sich selber allein ein halben Eiraer verschlucke,
sondern auch ire minderjerigen Knaben anstatt ge-
höriger Kinderspys morgens nüchter zum Wyntrinken
anhalten tüje.' 1680, Z. ,Man hat zu allen Zeiten
so viel Milch verschluckt, als die Kuh gegeben, und
aufgeessen, was Gottes Erdboden trug.' UBragger
1792. S. noch Sp. 533 u. Etw. Unangenehmes, Unmög-
liches V. Hauptmann Örtly in Teufen pflegte zu sagen:
En G'mändshoppme" mos' chönne" Chrotte" ve'schlocke".
ATobler1905. S. noch Bd VII 255 U.586U.; VIII 1342u.
Spez., Tränen v.; vgl. ß3. 's Auge'wasser rerschlückt-er
mit G'walt, der herthölzig Ghellcmältler. JReinii. 1901.
Mit pers. Obj. ,Wer sich deckt und duckt, der wird
verschluckt' BoAa. Scherzh. sagt man etwa zu .Tmd,
der Einen angähnt: Verschluck-mi"'' no" nid! T», Gott-
lob hani''' Negel a" de" Schilehne', susch tätisch-mi'''
nu''' V. V, i''' tank-der, dass d'-mi''' nüd verschluckt
hast Z, in GWe. mit der Entgegnung: Und r* tangg-
der, dass d'-mer nid i"hi"g'chroche" bisch. Alt7iouer
Wäspeli flüge'd ober d'Iläspeli, Jlngcd ober d'Ri-brugg
üs, bis de- Tüfel alli verschluckt, Spottvers auf die
Altiiauer TnKessw. Binder ''em Hüs und vor ''em JIüs
städ en alti Trucke": Meitli, nimm kein bö.fe" 3ta"",
er chönnt-di''' sust v. ZStall. S. noch Bd I 197 u.; VII
791M.; Sp. 537o. ,üer fiend menschlichs hails, so da
stets umbher stirmet als ein wüetender low, zuo
suochen, wen er verschlicken mag.' Sai.at. — p) uneig.
1) Silben, Worte v.. wie nhd. .Die Schulmeister
[sollen] die genaueste Sorge tragen, dass sie kein Wort
verschlucken, jede Sylbe deutlich aussprechen.' um
1770, Z. — 2) eine Beleidigung, einen Einwurf .v.',
hinnehmen, sich damit abfinden, damit fertig werden;
s. Bd VII 1503 u.; VIII 1022M. — 3) einen Affekt bzw.
dessen Äusserung unterdrücken, bei sich verarbeiten
Af;G;SchwE.; Z. I'''cha""'snüdverschlugge"GP..G. /"*
ha" d'Täubi mües'e" v. Z. Alls g'ad vCschlocke" mös'e".
HKFrick 1900. £" G7«st c. LiENERT 1906. GottVodä:
... Es druckt dich gtcüss an anders Gschwehr. Abraham :
Freilich tuet mich ä Gschwär druckä, ih mein, ih
könns nit rerschluckä. Ttrolersp. 1743. — 4) (Worte)
unterdrücken, verschweigen. Zu einer Braut: ,Aber,
Mareili, er isch ja so nes Jungs Bürschli, du chönntisch
schier si" Muetter si"', ,d' Grossmuetter' het-si glück-
lech no''' verschluckt. RIscher 1903. ,Hab da so was
vernommen [von einem Liebeshandel]. ... ich kann's
nicht länger v., ich muss dem Mädchen den Kopf
zurecht setzen.' Joach. 1904. Du hast eister üppis
z'müpfe", wo d'v. chänntist! CStreiff 1907. .Dass
Manche auss Schwachheit des Fleisches die Wahrheit
verschlucken oder verläugnen.' JMey. 1699. ,Mehrmals
hatt ich schon eine lange Predigt [an meine Kinder]
studirt; aber immer war ich glücklich genug, sie noch
zu rechter Zeit zu verschlucken.' üBrägger 1789- —
SSO
Sclilak, sclilck, schlik, schlok. sclilnk
5411
b) mit Sachsulij. a) (Wasser) aufsaugen, von einem
Schwamm, poröser Erde B (Zyro). Dazu die bild-
liche Verbindung .versügen und v.': , Solch anbetten
der säligen, das ich nut änderst verston kan sin, weder
das frölich anschowen des angsichts Gottes, in dem
sy ganz versogen und verschluckt werdend.' ZwiNfiu.
— ß) verschlingen, vom Erdboden. Mit belebtem Obj.
Er isch da g'stande", u-ie wenn-er drüf warteti. dass
... der Bride" sech üftät fiir-ne" z'rerachlilcke". RvTavel
1010. Wa i''' biruni zue-mcr cho" bi", ist das üng'hür
fort g'si". me" ineinti. es hätti's der Bode" verschluckt.
.IJöROER 1918. ,X)a.!< ertrich sott uns nüt uflfenthalten,
sunders sötte sich ufftuon und uns v.' Haimonsk. 1531.
,lch weit ee, das mich das erderich verschluckt het,
ob ich solches [Spott] mer lyden wet.' Grübei. 1560.
.[Ein des Diebstahls Beschuldigter schwört] die Erden
solle inn v., wann Etwas in synem Hus fanden werde.'
1606, Z BB. .[Die Ungarn] vermeinten, irer weren so
unzählich vil, dass inen Niemand Nichts angewinnen
möchte, es were dann Sach, dass sie das Erdtreich
verschluckte.' Guler 1606. ,[Christus am Kreuze befahl
nicht] dass die Erde sich möchte auftun und seine
Peiniger lebendig v.' FWyss 1697. Mit Sachobj. ,Ouch
were nit ein wunder, das das ertrych hus und hoiT
verschluckte.' 1551, Z Ehegericht. ,ln Luterbrunnen
... fiele abe einer [!] sehr hochen felssen ein mächtig
stuck fluo harab; in allem fall tete sich das erdrich
uf und verschluckte dises grosse stuck.' 1594, B. Vor
Erdbeben, Feuer, Wassernot. .Ein feur verschluckt
den obern teil der stat' Lind., Wthurer Chr. ,Ein
feur, welches fünff Häuser verschlucket.' Wurstisen
1580. .Den Flecken Brenz ganz und gar weggeflözet,
das Dorf Banien mit 140 Personen verschluckt.' 1595,
KWii.n 1847. , Durch erschrockenliche Erdbidem, die
hin und wider ganze Statt verschluckt.' JJMdll. 1665.
S. noch Bd V 701 o. — f) übh. in sich aufnehmen. Ein
Fluss einen andern: ,Das Dorff Ragaz, unter welchem
er [der Taminafluss] bald von dem Rhein verschluckt
wirt.' Gbler 1606; ähnlich noch mehrfach. Von der
Einverleibung kleiner Ortschaften, Territorien. ,Das
Closter Aller Heiligen mit sinem Flecken Schaffhusen
[hat] dermassen zuognommen, dass er zuo einer Stat
worden und disen Flecken Fulach, wie ouch andere
mer, verschluckt hat.' J.TRüeger. ,Es habend ouch
andere fürnerame Gschlechter mer ire Güeter und
Nutzungen zuo Nüwenhusen ghan, biss si endlich
allesammen vom Closter sind verschluckt worden.' ebd.
— 2. refl., = nher-schl. Bs; B; Gr. — Mhd. venlucken; vgl.
Gr.WB. XII 1113/5; Martin-Lienh. II 462 ; Fischer II 1316.
— Kami-l-Ver-schlucker m. ,Von überflüssigem
Witz abwitziger Muckenseiger und Cameelverschlucker.'
Gespr. 1632; nach Matth. 23, '24.
z'-rugg-: (Worte) zurücknehmen. Gott Vodä der
neu: Ih han mei Wort nimmä zruck schhickhä, habs
schonlassä in d SchafPiauser Zeitung druckä. Tyrolersp.
1743.
Schluckerm.;a) Schlemmer. Fris. ; Mal. (s. Fräss
Bd 1 1317); Denzl. 1677. 1716. — b) ,guoter schl.',
Zecher. ,Docb findtman discr narren meer, ein grossen
huft'en, nach und feer, pfaflf und lei, wyb und man,
alt und kind, die desglych all guot schlucker sind.'
Aal 1549. ,Diser künig [Ahasver] hat nit, die lange
wyl zuo vertriben, im gheissen ein frisch karten- oder
brätspyl bringen, er hat nit guote schlucker oder
sprächer, Springer und ander lychtvertig lüt beruoft.'
IjIjAV. 1583. ,Der Wächter Brugger, ... welcher als
ein guter Schi, manches Trünklein mit mir nahm.'
um 1730, B. — c) arme'' Schi., wie nhd. wohl allg.,
auch armer Tropf übh. Bs (Seiler). S. noch Guraschi
(Bd IT 409). — Vgl. Gr. WB. IX 803/6 ; Martin-Lienh. II 462 ;
Fischer V 957.
Geld-: = Krönen- Fresser (Bd I 1327). .Basel straft
etlich ufwigler und geltschlucker.' Ansh. Geschäftig
wurden die Prophezeiungen einer alten frommen Begine,
der Schwester Zilia im Müsli, herumgeboten, welche
Weh auf die .gältschlucker' und ,fleischverkäufer'
herabriefen. 1560. Obw (JSG.).
Hunger-: 1. „Mensch, der Alles tut um nicht zu
verhungern, Nimmersatt, unverschämter Schmarotzer
VO; Z." — 2. Hungerleider TbMü. ,Von den wich-
tigsten Dingen [Haupt- und Staatsaktionen] wussten
wir geraeine Hungerschlucker am allerwenigsten und
kümmerten uns auch nicht viel darum.' UBrägger 1789.
— g "^ - h u n g e r s c h 1 u c k e r i g. Nur eso g'h. dri"liiege",
wie ein Hungerleider Z (Spillmann).
Bränzli-: scherzh.. kleiner Mann, der sein Gläschen
Branntwein trinkt. Mer [= wir] anderen arme" Bränzli-
.5cft?octcr Ap(Schläpfer). — Sei-: Schimpfwort. XV., Bs.
— Schatte" Schattu"- Schlicker m. : Spottname der Leute
auf der Sonnenseite für die auf der Schattenseite W;
vgl. Bd V 885u.; VIII 1492u. — Win-: Weintrinker.
.Hoflfmeister: Nun setz sich ieder nach sira staat ...
Das wirt das buobendischlin sin; do wirt gspart frylich
wenig wyn ; da werdend sitzen guot wynschlucker.' Aal
1549. , Wachend uf, ir winsohlucker, und hülend umb
den saft; die räb wil nit mer trucken, Gott band [!]
ir gnon die kraft.' XVII., Lied.
Nebel-Schlucki (-i-) in., P\. - Schlickern : Nebel-
schlucker, spöttische Bezeichnung für Städter WReck.
un-schluckig (-ü-): unangenehm, schwer zu
.schlucken', von Vorwürfen GrKI.
schlückle": a) kleine Schlucke tun, (Etw.) in
kleinen Schlucken trinken, auch trinken übh. (bes. von
geistigen Getränken) B; Gr (Tsch.); G: Scnw; Z.
D's Chindli schlücklet mit, wo's grad cha"", beim Bier-
trinken. SoBwz. Frauenh. 1904. Es rceiss ke'" Mansch,
wie lang mier dert no''' g'schlilcklet hätten u"'' gäng
früsch ume" b'stellt. JBürki 1916. Es Cliacheli ganz
heisse" Gaffe schl. Emmentalerbl. 1917. S. noch BdVII
1 333 0.; VIII 260 0. — b) ,schlücklen, saugen, lingere.'
Fris.; Mal. — Schlückle"» n. So Menge'' ist vom
Schl. Fründ. tuet aUetcil nw dürste". G Kai. 1868. B'e'
Durst, d'e' Durst, alls Schl. isch nid imstand g'si" ne"
wegz'schweihe". SGfeller 1911.
Schlückler m.: wer gerne ,schluckelt' GT.
Schluck II m.: in der Alpwirtschaft (Käserei)
a) die ,puddingähnliche' Masse, zu der die erwärmte
Milch im Käsekessel durch Zusatz von Lab gerinnt,
.Käsematte' BO. (so Br., Frut, Gr., Hk., Ha., Lau.,
Sa., Si.); GRRh., S., Sculms, Tschapp., V., auch durch
Stehen dick und sauer gewordene Buttermilch GRRh.
Synn. s. unter Fang 3 (BdI855; dazu g'fangni Milch
ebd. 717, auch Feimeten ebd. 826, Britschen IIa Bd V
1024); zur Sache Bärnd. 1908. 398 f. Vgl. Schl.-Chellen
(Bd III 202), -Messer (BSi.), -Säbel (Bd VII 37). -Dägen.
Jetz is [ist es] Schl; 's hed Schl. g'ge" GrNuL Es ist
alliwil no"'' nid Schl. Bür. S. noch Magen-Nest (BdIV
839). Als Sennenspeise, bes. lecker gemacht durch
AufgussvonRahmCSc/i?.««wdiVlrf?e";BO.(soBr.,Gr.,Ha..
541
Schlak— Scliluk. Sclüam— Schlum
542
Sa.); Syii. Schiaudi (Sp. 84). Schi, süffe"; vgl. sü/fen Ib
(Bd VII 346). Dreckige Schi., die zu Boden gesuiikeueu
Unreiiiigkeiten, die beim Umrühreu des , Schlucks'
mit der Ralimkelle samt allfälligen Kohlenstücken
(Sprangen) obenauf kommen und in den Kübel für die
Schweinetränke befördert werden BGr. (Bärnd. 1908).
— b) = „Bulleren, Bulderen' (Bd IV 1185. 1204) „BO.-,
.Käsebruch' GrA. (FAnd. 1898). Syn. Britschen IIb.
Jiit SMuckl kaum (wenigstens nicht unmittelbar) zu ver-
eiüigen (ImOb.'s Erklärung: Milch, ,die beim Geniessen unwill-
kürlich durch den Schlund hiaunterschiessf, ist lediglich ein
Deutungsversuch); vielmehr nächstverwandt mit nassauiscb
,Schluckerte' n., Mehlspeise, halb Brei halb Kloss (bei Kehrein
353 mit der etymologisierenden Fortsetzung: ,die sich glatt
und schnell schlucken lässt'), das von Gr. WB. IX 806 an-
sprechend auf , Schluckern', hin und her fahren, schwanken
(ebd.) bezogen wird. Unser W. wäre also eig. = schwankende,
schwabbelige Masse (vgl. zur Bed. etwa SMuUer-Milch Bd IV
205); es trifft in dieser Bed. zs. mit nhd. , Schlick' (aind. »M-,
dick, amhd. di(cjlt), fetter Schlamm, urspr. .glatte, schleimige,
schlüpfrige Masse' (Gr. WB. IX 6V5, wo Weitres; vgl. auch
,Schlicb' ebd. 061), dazu , schlickern', ua. vom Schwanken einer
gallertartigen Masse, auch gerinnen, von der Milch (ebd. 678).
Wie nun ,Schlick' mit sMu-hen zsgehort (vgl. zum Bedeutungs-
zshang scMuJuy S Sp. 15), so könnte uu.ser SMuck zu gleich-
bed. mhd. Meclun (Ptc. tjedochen) gestellt werden. Über weitre
A'ertreter einer germ. Wz. deuk sei auf Frauck* 6'21 (unter
riui'A-), ferner Falk-Torp, norw.-dän. etym. WB. 1066 ver-
wiesen uud hier nur noch bemerkt, dass genau so, wie
«aieAeii (Sp. 518) sich zu sMuhen verhält, die Nbform
tMiiuken (mit analogischem Umlaut; vgl. die Anm. zu rauken
Bd VI 799) sich zu mhd. diechtn verhalten könnte, eine Mög-
lichkeit, die verstärkt wird durch die im selben Gebiet be-
zeugte Sippe Schlauch (Sp. 8), für die dann allerdings die An-
nahme einer Entlehnung aufzugeben wäre. Vgl. noch Uiider-
Schhuk, SMucki.
g°-schlucket. G'schl-i Milch, ganz ,saure', schon
gebrochene Milch FJ.
Schluckete f.: = Schluck IIa, W, so G.
Under-Schluck ni.: Krankheitsname, plötzlich auf-
tretende infektiöse Schwellung der Hintergliedraasse
(bes. der Überschenkel) von Pferden BE., M.; Syn. U.-
Flug (Bd 1 1180). Luc, ipii-Hie" Nüt der'Hgäge" macht,
het ies das arme Tier o''' no''' der U. Barnd. 1904. —
Ha die Geschwulst eine ,teigige Masse' bildet, ist viell. eine
Übertragung von Schluck II anzunehmen. In der altern Schweiz.
Fachliter.atur wird die Erscheinung auch ,l)ikbeingeschwuist'
genannt.
Schlucke» II f.: Lücke. .Zwüschen iedem wort
ein klein spatium (daz ist ein klein schlücklin) lassen.'
JKoLROSS 1530. — K. war Elsässer und im Elsass ist das
W. noch lebendig; vgl. Martin-Lienh. II 40'2 ; ChSchmiilt 1891,
328, ferner Lexer II 974 («/icieJ. 990; Fischer V 956 (AÄJüctu.,
grosse Kerbe); Gr.WB. IX 801 (,Schlucke' 5). Hieher (aus
geographischen Gründen nicht zu Schlucken I Sp. 532) der ON.
,Schl-en' : ,Bis zuo dem stein, der by Terwyler Schlucken stat.'
1543, Bs Rq. ; ,bi Terwiler Schlucken d u rch das feld hinuss.' ebd.
Schlackere» f.: Pflanzenu., Wiesenknoterich, Poly-
gonum bist. LG.; Zu. (so Bauma) uud ItHSchinz 1842;
auch bei Heg. 1840 (wohl für Z), darnach Durh. Synn.
s. bei Stehler-Schröter 1889,173. — \)\K&-nin.Schlüch2hi,
Schliichen äh deuten auf etym. Zsgehörigkeit mit der Sippe von
Schluck I, doch ist der Bed.-Zshang unklar. , Schlucker Gr' bei
Pritzel-Jessen ist unrichtige Wiedergabe der Angabe Durheims.
Schlncki n., PI. -ini: Name einer geniessbaren
wilden Beerenfrucht (uud der sie tragenden Pflanze)
W, so G. a) (der Frucht) des Schneeballs, Vibumum
(lant. oder op.), — b) der Traubenkirsche, Prunus Padus;
Syn. Älätseh- (WLö.), Elsen-Ber (Bd IV 146'2). Die
Beeren werden in reifem Zustande viel gegessen, bes.
auch von Kindern, die im August oft scharenweise
in die Schluckini ziehn.
Kurzform zu Schluek-Ber (Bd IV 1472, in Bed. a); ent-
sprechende Bildungen s. unter Erd-, Ueid-, Hind-, Ram-Bcr
(Bd IV 1463 ff.). Für a und b gibt es zahlreiche gemein-
same Bezeichnungen (vgl. Pritzel-Jessen 316f. mit 434). Die
Etym. ist unsicher: wegen einer gewissen Ähnlichkeit des
Geschmacks Hesse sich an Zugehörigkeit zu Schluck II den-
ken; oder ist das W. mit Schwab. Schlucke f. kleine schwarze
Pflaume, Scliliicker m. grosse Pflaume (Fischer V 956/7 ; vgl.
auch Schluji/e ebd. 961) zszuhalteu':'
Sclilam, .schlem, schlim, sclilom, schluiu
bzw. «cltlom,,, usw. Vgl. auch Schlun I.
Schlamm I m.: wie nhd. AaF. und It H.; SchR.; Z
und weiterhin; im Allg. nicht volkst. für Chat (Bd III
557 u.); Muer (Bd IV 386); Schlich II (Sp. 10); Schlim,
doch nach einer altern Angabe für ZStdt echt (vgl.
auch b). Vom Geschiebe der Bergbäche BL. D'Brun-
ne"stuben ist halbe voll Schi, g'si" ScbR. ,Zletst
ward er glegt in kaat und schlam.' Aal 1549. ,Der
Schlam, Schleim, Muer, lama,limus,proluvies.'EED.1662.
— Spätmhd. dam (-inme«) mit mm aus ml; vgl. Gr.WB. IX
428/30; Fischer V 886f. (nicht volkst.), sowie Schlamm II.
Die Z Bibel ersetzt Luthers ,sch!am' durch andre Ausdrücke;
s. HByland 1903, 60. Ortsn. ,Schlamm-Balm' BL.
Chalch-: Kalkschlamm, Abfallprodukt der Zucker-
siederei BS. (Bärnd. 1914). — Side"- (-l'-J: grüner
Schleim in Brunucntrögeu BBe. (Dan.).
über-schlamme°: mit Schlamm überführen; s.
Bd VII 1518M.; kaum MA.
ver-: = dem Vor. ,Anderes Land wurde ver-
schlammt' Lutz 1835. — Bei Lexerlll 233; Gr.WB. XII 1,
1092 (,verschlämmen').
be-: refl., sich mit Schlamm überziehn. ,Wie der
Kot an ihnen zulegt, so beschlammet sich auch ihr
Gemüte mit Lastern.' Sintem. 1759.
schlammerig: schlammig GüStachelberg. 'sTFos-
ser ist hüt schl. weg ''em Rege".
schlammig BS., g'-schl- AaF.: = dem Vor. Es
g'schlammigs Zug AaF. Di schlammigi Anke''milch,
vom schlammigen Aarewasser. Bärnd. 1914 (BS.).
schlämme" I, Ptc. -t: ,mit fliessendem oder an-
gegossenem Wasser reinigen- ZW. Sand schlemme",
durch Aufgiessen von Wasser die feinern Teile des
Sandes von den grobem sondern Aa (H.). — Spätmhd.
(md.) dcmmeii; Vgl. auch Gr.WB. IX 431. 625 f. ; Fischer V 887.
Hieher viell. (oder zu scAiäinm.?) der Ortsn.: Reben, im Schlemm-
weg' SchGächl., Ha.
■ Schlamm U m.: Schlemmerei, Gelage. ,Adam Hass-
furt von Lucern ... der so gidige, muotfrie badeufart zu
Baden hielt ... also dass im der unmässig schlam noch
diss jars [1516] sin Jungs, frechs leben abbrach.' Ansh.
.Als dann unzhar uf dem nüwen jar, dem berchteltag
und der escheniiiittwuchen allerlei unmass mit über-
flüssigem schlemmen und brassen gebracht und für-
genommen in dem, dass einer sich siner person halb
nit vernüegen lasst, dass er früe und spat hinder dem
543
Sclilam, sclilem, schliiu, schloiu, schluin
64-1
will j,'elegen. sonder hat niüessen sine zunftbrüeder
und guot arm gsellen, so lieber daheiruen bi iren wib
und kinden bliben, mit ungeschicktem wuoll, schrygen
und bschütten zum schl. zuohinfüeren ...' 1527, ZMand.
,Sich stätigs von einem schl. zum andern füllen.' 1549,
Z RB. ,üer schl., comessatio, ein zäch, prasseten.' Mal.;
s. auch Prass (Bd V 777). ,Wehlt nur für Schl. die
Massigkeit, Genüglichkeit für Frässigkeit.' GMüller
1Ü50. S. noch Krst-Manit (Bd IV 253). ,Ein schl.
han': ,Ottli, wenn wellen wir ein guoten schl. mit
einanderen hau?' 1543, Z. ,1m schl. sitzen', prassen.
,Wie künig Baltasar [Belsazar] im schl. gesässen ...'
LLav. 1569; ,bei seiner übermütigen Mahlzeit.' 1670.
,Dass sy [die Bürger] sich auch weder in der stadt
noch auf dem land zu liederlichen Lüten, so der
trunkenheit ergäben sind, gesellindt, bei denselben
im schlam sitzind ...' Z Mand. 1581 (Museum 1784).
,Da sass er [Nabal] im sohl., was frölich und gar
trunken.' LLat. 1584. MitSynn, ,Wurdend die andren
wyber [ausser Lucretia] alle in der lychtfertigkeit ei-
griffen am tanz, im schl. etc.' HBüll. 1533. ,Es [das
Volk Israel] ligt im schl. und allem prass.' Ebef 1550.
, Füllt sich sampt synen huoren drus, lebtend also in
schl. und sus.' JMdrer 1559. ,Wann ander lüt den
hochziten und andren schlämen nachgangen und das
ir uunützlich vertan, [seien] sy daheim ... pliben.'
1567, Z. S. noch Bd Vlll 20o. (wo zu lesen 1530/80).
— Etym. eins mit Schhunm I ; vgl. Gr.WB. IX 4'28/30;
Fischer V 886 (auch ,-iiib'), dazu spätmhd. (bair. und schwäb.)
ahtmj, in., Gelage. Vgl. iinsre Sippe schlamp.
schlämme" II: schlemmen: oft mit Synn. ,Nie-
man was, der sömlichs [dass die Bauern Speise und
Trank aus den Bürgerhäusern nahmen] andete oder
widerredte, sonder es wart ales verwylget und hinut-
geben uff das gmein geschrei, es müest us des Wald-
maus guot bezalt werden: las demen, las schlemen!'
E. XV., Walum. (stadtzürch. Bericht). ,Vil reden, wie
man in sollichen Clustern schlemme und prasse.' 1531.
Z RB. ,Do füere sy gan Nüferen in das wirtshus,
schlamte tag und nacht, handlote ouch suust schant-
lich.' 1538, Z Ehegericht. , Schlemmen, im dampf ligen,
prassen, nepotari, congrajcari, comessari, helluari;
kommend all zuo mir gen schlemmen, commessatum
omnes venitote ad me.' Fris.; Mal. ,Da zwangen sye
die Geistlichen, dass sye ihnen auch raüessten güetlich
tun und woluft" zu schl. geben.' RCvs. S. noch büsen
(BdIV1745);Ä«:<^J/(BdVI1920). — Schlämmen ii.
,l)ann sich meer lindt, dass vil ... bettler ... was sy
also allenthalb überkommen, darnach üppiglich mit
schlemmen und demmen verzerren.' 1574, Z. S. noch
Bd VIII 499o.; Schlamm II; Schlämmeten. — Mhd.
,le,nmen; vgl. Gr.WB. IX 625 f.; Martin- Lienh. II 463; Fischer
V 932.
ver-: (Geld und Gut) verprassen, auch (Speise,
Trank) schlemmerisch verzehren. ,Zuo dem triten [hat
der Angeklagte] win nach her Felixen tod in gelten
uss sim keller helfen tragen und verschlemen . . . Zuo
dem fünften [gestohlenes Gut] bi huoren und buoben
verschlenipt ... Zuo dem achtenden ... het er inen
[Frauen und Kindern] alles das abgenomen, das si den
iren abtragen band, und das verschlampt.' um 1525,
Z KB. ,Nun . . . sind ... ob 60 man . . . gon Gotstat ins
kloster gezogen . . . verschlampten da sampt der spiss
2 vass win.' Ansh. ,[N. hat] das sin muotwilliger wys
verschlampt, verbrasset und vertan.' 1534, Z RB. .Das?
ich ... das min nit han verschlemmt bim wyn.' Euef
1540. ,Comedere bona alicuius, verschlemmen und
verdempfen eins anderen guot.' Fris. 1541. ,Ver-
schlemmen, abligurire; verschlampt, comesus.' Mal.
,0b sy gleich alles verschlammen und verdammen,
was sy haben.' SHochh. 1591. ,Als es schier Als ver-
schlembt war, so samblet sich die Ketzerschaar.' 1G21,
ZiNSLI 1911. — Vgl. Gr.WB. XII 109Rf.; Fischer V 1308.
Sclilämmer I m.: Schlemmer, Prasser. ,Diser
unser sun ist ... ein schlemmer und trunkner bolz.'
1530, V. Mos.; oivoyXu-'sT. LXX. ,[Nabal] was ein
knöpf, ein prasser, schlemmer, heiloser trojif.' Grübbl
1560. ,Der schlemmer, prasser, der sein guot unnütz-
lich durchbin gerichtoder verton hat, (de)coctor, helluo,
edax, edo, gluto, comessator; schlemmerin, estrix.'
Fris.; Mal. (auch: , schlämmer, catillones, comedones').
.Utlurco, wie ein frass oder ein schlemmer.' Fkis. 1562.
,Ein schlemer und zäher.' XVI./XVII., Lied. ,Der
gottlose Schl. [empfängt] sein Gutes in seinem Leben,
der fromme Lazarus aber das Böse.' JMüll. 1665.
, Etliche Schlämmer (Zächbrüder).' Spleiss 1667. ,üer
reiche Schlemmer fahret auss seinem köstlichen Habit
in die Hölle.' JMev. 1G99.
Vgl. Gr.WB. IX G2Gf.; Fischer Y 932. Als Zuuauie bzw.
Faniilieuu.; viell. auch zu SMünuner II. ,I)iebolt Borhoch,
geu. Schlemmer.' 1.500 ZAud. ,Der Schlemmer, Eberhard
Frj'g, Lienhard Fuuk' uA., 1500/ÖO in ZElgg eiugebUrgert.
KHauser 1895; vgl.: ,Hs Heiur. Ludi, der Schlemmer.' 1619,
ebd. ,Hans Schleujuier vou Bunstetteu', 1 1531. HBull. 1572.
,Der Schlemmer, der sundersiech vou Wiuterthur.' 1534,
ZRB. ,12 pfd 5 ß dem Schlemmer umb 19 mass ül.' 1552,
AaB. Spit.alrechn. ,Hans Schlemmer zuo Volligkeu.' 1569,
ZGriiu. Zuuame verschiedeuer Augehöriger der Familie
Bleuler. 1582/96, ZZoll. (,-ä-', ,-e-').
Schlämmeri, ,-ei' f.: Schlemmerei. ,[Ich] han
noch nit die füllery aussgeschlaaffen nach der
schlemmery.' Grijbel 1560. , Die schlämmerei, ingluvies;
Schlemmerei und trunkenheit, crapula [etc.].' Fris.;
Mal. S. noch PraSÄ(BdV 777 M.). -Vgl. lir. WB.1X627.
Schläminete" f.: = dem Vor. ,Uff den selbigen
tag ist ein söliche schieinmotten in her Jacobs hus
gsin und ein gross schrigen, wild gerumbel beschechen,
das in einem frowenhus nit gelitten sölte wärden.' 1529,
Z Ehegericht; nachher ,frässoten und schlämmen.'
schlamäschig: phlegmatisch BS. (Bärnd. 1914). —
Xbform zu !am-a(r)g,hig (Bd I 467, auch BS.); der Aul. durch
Kreuzung mit einem andern W., etwa Hchhimj'iij.
Schlamassel I, auch G'schl- Es — n.: Durchein-
ander, WirrwarrBs; Bauernst.1904. — Seh lamdsselll
m.: liederlicher Bursche, Lump. Bohnv 1898. — Schla-
mässe" f.: Durcheinander, Verwirrung; schlammichte
Masse äa (H.). — Aus der Ganuerspr.; vgl. Gr.WB. 1X428
(wo ebf. die Anlehnung an , Masse'); Martin-Lieuh. II 4G2f.;
Fischer V 886 (auch in pers. Bed.). Dazu noch: Schhimae»^-
Voiiel, abgefeimter, hinterlistiger, ränkesüchtiger Mensch
SchHa.
schlämm GWL, Wb.; Scu; aScnw, E., Ma.; Z
Rieht., Schön, und It Spillmann, schlemm GrD. (-e'-); j
GA., 0. f-i-J, T. C-e'-J; Soh, so Stdt, St., „schlem, 'i
schlemm AaF.; GrA..; Schw; Th; Zr.", nur als präd. ,
Adj. bzw. Adv. schläm Schw; UwE. (auch attrib.); Zo
(in OAe. -e-); ZDättl., Hörnli, Zoll, und It Prof. Grob
und Spillraann, Adv. Schlamms ZGlattf, -e'- GrL.,
-e--GRPr.; ScaSt.; Tn, so Erm.,Mü.; ZBül., Stadel, Sth.: .
1. :i) Adj. und Adv. (bzw. präd. Adj.), schief, schräg,
545
Schlam, schlem, sclilini, achloin, schlum
546
quer „AaF."; Gr,ä.", D.; GA., 0., Wl., Wb.; Sch, so Stdt,
St.; aScHwE., Ma.; ZoOAe.; ZSchön. Synn. s. u.
schelw (Bd VIII 750), auch schwebs. ,Kwer, zwerch,
schlem, tiansversus, obliquus.' Ked. 16G2. S. noch Bd
VII HöOc; VIII 75(Jn. Von schiefstehenden Gegen-
ständen. Ell schlemme'' Heustock, es schlemms Hüs-
Egg, Hüs (spitzwinklig gebaut), Wuer (schiefwinklig
gestellt), G'wett GrD. (aber nicht zB. von einer
schiefen Nase). En schl-e'' Baum ZSchön. Ivleidungs-
stücke sitzen oft schlem ZuÜAe. Wenn an Schuhen
die Absätze schief getreten sind, heisst es, das Leder
stamme von einer schleme' Kuhhaut ZgOAc. Von
Körperteilen. Schl-i Bei" SchwE. Schiemi Achsle", e"
schlemC Eugge" ZoOAe.; vgl. ß. E' schl-s G'sicht,
krumm, nicht symmetrisch Sch wMa. Der Tschargg macht
m hebsches G'schräi und derzue e" schl-s G'sicht aScnw.
,Mit überzwercheu und autf die Seiten weichenden oder
schlemmen Augen.' Spleiss 1667. Präd. Adj. bzw. Adv.
(tw. schl-s) GrL., Pr.; Sch, so St.; ScnwMa. (Schwzd,);
Tb, so Erni., Mü.; Zg; Z, so ülattf.. Rieht., Schön.
Me" miiess de" Zug schl. schnide", wenn 's muess no'''
en Ermel gi" Scu. Bitti, ist das Chäppi staubig, und
de" Povipon ganz schl. drüf druckt! EEschmann 1916.
Die Eint hat tri Perügge" ganz schl. üf. ebd. 1918.
,Ex obliquo, uberzwärch här, besyts, schlära.' Fris.
1541. ,Man machet auch die linea [des Laufgrabens]
ungleich und lauft je ein linea gegen der anderen
schlämm oder auch grad.' Kriegsb. 1644. , Schräg,
querfeldein' Tb (An.); darnach St. .Schräg hinaus an-
steigend' ScBw (schlätn). ,Schräg abwärts' Z Dättl.
(Eso) schl(-s) abe", übere", uvte", dur'''''e'' uä. Schl-s üf
GßPr. Tuech schlemvi abe" schnide" SonSt. (Sulger).
Der Weg zieht sich schläm ume" Zg. Schl. ^em Berg
nache" gät e" Sträss ZGhittf (Spillmann). Er ist-mer
schl-s über de" Boggenacker dur'''''e" g'fare" Z ^th. Schl-s
iihtr d' Chäll [Ortsn.] Schwvzerl. (TaErm ). ,Ussge-
nommen, das veld unden an Grüt, wie es die marcl.en
schlems durchbin ussweisent und scheident.' 1528,
Tfibussn. (jüngere Abschrift). .Nachin, wie sy ufhin
giengind, giengind sy schlems iiihin biss dahin ungfar,
da Felix gstanden sig.' 1534, ZKyb. ,Ein wänig
schläms von der eichen in acker abbin.' ebd. ,Da-
dannen schlems ob sich zuo dem Bendergraben . . .
biss uff den einliften stein,' 1671, Z, ,Von dem nuss-
böumli nacher söUint sy aber zwen graben , . . nitsich
schlems durch denselben iren acher, den einen uö' die
rechte[n], den andern uff die lingge[n] band, machen.'
1589, ZFlunt, ,Von demselben stein dannen schläms
oder zwärch über abbin durch die räbe[n] . , . und da-
dannen schläms dem fuosswäg nach,' 1595, TaNnf, ,Der
Marchstein zeiget über den Acher schlämm ufhin bis
an den Hag,' 1692, Z, ,Wann s [Kind bei der Geburt]
schlemm auf einer Seiten daher kommt.' JMüralt 1697.
,Dissen Fussweg schlemm hinunder bis an den Acher.'
1723, GWil. S. noch schnuer-schlecht (Sp. 65). Insbes.
«) von Holz, das sich verzogen hat, auch von ver-
arbeitetem, zB. einem Brett, einer Leiter GA.; UwE.
— ß) von Personen, Krummbeinig ScbwE, (Ochsner).
Von krummer Körperhaltung: Der war siist nu''' wol
g'rötner, wänn-er nu" nüd se schl-c war. ebd, (Lienert).
Da stäst ganz schlem ZgCAb. Vom Gang „Schw; Zc";
ZSchön. Schl. gä", zB: von einem Verwachsenen Z
Schön. ,Schläm, einer, der schlems [, Schlamms.' Fris.
1541] gadt, mit den knüwen einhinwärts, einer, der
den schlemmen wol trätten kan, compernis, obliquus.'
Bobwell. Idiotikon IX.
Fris.; Mal.; s. noch schieggen (Bd VIII 429 u.), sowie
Schlämmer II 3. — y) schl-s hi", querhin, von einer
.hingeworfenen' Äusserung. Tokter, i''' wüsst en andere"
Rät, macht schlemms hi" de" Tävet. ONag. 1898(THErm.).
Hieher viell. auch: schlemm omc, , schief hin' ScsSt.
(Sulger). — b) Adv., mit der Nbbed. des Allmählichen,
nach und nach, sachte (in schräger Richtung, in Kurven)
ansteigend bzw. fallend, von einem Wege ScnSt,; Z,
so Hörnli, Stadel, Zoll,, auch It Prof. Grob und Spill-
mann. Es gäd eso schldm üf zu dem Hüs ZZoll. Eine
Strasse geht (eso) schlems ufe" ScuSt.; ZStadel. 'sgöt
so schldm ''em Hag nö'''''e" für''e" (od. hindere") ZHörnli.
— 2. schlimm GT. Syn. chrumb 2 (Bd III 821). a) von
Sachen. Ungehörig: Eso Öppis [eine Liebelei] g'hört
e'"mäl nüd in es Pfar^hüs ine"; mer händ sust scho"
g'nueg Schlamms uf all Site". EKschmann 1918(ZRicht.).
Schlecht, gering: Aber 'sschönst G'wöndli hellst [zum
Tanz] glich nüd solle" a"legge", 's hett 's au''' e" schlem-
mersch 'tue". EFeirer. — b) von Personen. Moralisch
krumm, verdreht ScHwMa. (Schwzd.). Si lose"d nüd
im [=dem] alte", schlämme" (.krummen'), im Erzlügöser
US der Hell. Scbwzd. S. noch Schlauch I (Sp. 8).
Schlimm, boshaft GA., Wl. E" schlemme Choge". Purst.
Spätnihd. (aus südd. Quellen) s(ch)hm, Adv. gtemt in Bed. 1 ;
Tgl. ür. WB. IX 714 (unter , schlimm'; dazu .scbräiu' ebd.
1626, Mischuug mit ,schräg'?); Martin-Lienh. II 463 (HchUim);
Fischer V 943 (dazu Herrigs Arch. 38, 351); weiterhin viell.
Follmann 446 (srhlam, achliimp, hinkend, krumm, schief,
schräg); Luxemb. WB. 380 (achlamvi lahm; in der Eifel
Schlamm, iu Siebenbürgen schläm(mt, schief|. Bemerkenswert
ist, dass das W. sich nur über das nö. Viertel unsres Landes
(mit Gr) erstreckt. Das lautliche Verhältniss zu dem nächst-
verwandten syn. schlimm entspricht dem von lengj : lingg
Bd III 1340; Tgl. Gr. WB. aaO.; Fischer aaO. Nach der
Qual, des Vokals in GrD., L., Pr. (die übrigen Lautungen sind
zweideutig) niuss alter Uml., also ein AblautsTerhältniss zu
schlimm augenomnien werden. Die Angabeu mit -e- könuen
zT. zu Schlimm gehören, so die für ,AaF. ;Th", weun e als
e' zu lesen ist; auch -i- in üO. ist doppeldeutig. Das urspr.
-mh- ist auch bei schlimm nicht erhalten geblieben (immerhin
noch überliefert). Iu der zunächst auffälligeu Dehnung
schl&tn, -t- wird man gerade die lautgesetzliche Bebandlungs-
weise sehen dürfen, die nur in ähnlichen Fällen durch Formen-
ausgleich verdunkelt ist (so wird auch schlämm nach den
flekt. Formen gebildet sein); vgl. zur Dehnung bes. Ima
(Bd I 233), 7mm (BSG. IU 37) ans imb-. In Namen. Der
schlämm Gtger.Glaser (' s schlämme" Glasers), Stinel: Schlämm-MUli,
Familienzunamen SchwE. Ortsn. ,Schlenimenboden', Alp GA.
schlämme" III SHofstetten, „schlemmen Gr.^.":
1, intr., sich schief spalten, der Faser nach nach innen
zu reissen SHofstetten. D's Holz schlämmt. — 2. „refl.,
in schräger Richtung ein- oder abwärts laufen GrA.
Das Gut schlemmt sich einwärts, der untere Teil geht
weiter einwärts. Es schlemmt sich da Nichts, da
geht Alles gerade." — In andern Bedd. bei Lexer II 971;
Fischer V 931 f, ; Luxemb. WB. 383.
e''weg-: unpers., schief abspalten SHofstetten. Es
hät-mer es Stück e^w'egg' schlämmt, beim Behauen eines
Balkens oä.
Schlämmer II m.: 1. „SchlemCmJer, Person von
schiefem Gange oder schiefer Stellung ScHW; Z" (St.*).
— 2. ,Den schlemmer trätten, krumm und schlemm ein-
hinschiegken, varicari.' Fris.; Mal.; s. auch zer-gritten
(Bd II 827). — Für die RA. unter 2 bietet die selbe Quelle
auch ,den schlemmeu tr.' (s. schlämm la^). Ob nur die eine
Form richtig ist und welche, lässt sich nicht ansmacheD; an
sich sind beide gleich gut möglich. Gr. WB. IX 721 Termntet
darin die Bezeichnung eines wirklichen oder fingierten Tanzes.
35
547
Schlaiu, Schiern, sclilim. schloiu, schlum
548
schläminere" SchwE., „schlemmere": (umher-,
darvon-schl.) schief umher- oder davon gehen Schw;
Z", krumm, auch übh. nachlässig geben, schlendern
ScHwE. Schlämmere" au'''nüd as-;weg ! verschlämnierist
jo d'Schueh! Mutter zum nachlässig dahinschlendern-
den Hüben, ebd. Er ist . . . (/«r'*'« Sele's Bönfgarte"
ab g'schlämmeret. Lienert 1888. Der Älpler Bäiii
schlämmtret gäg ■'e" Vehstall. ebd. 1896.
Ter-: (die Schuhe) schieftreten SchwE.; s. das Vor.
Schlämmeri m.: a) wer sich beim Gehen krumm
halt, hinkt oder sonst schlampig geht SchwE. — b) wer
(dabei) die Schuhe schief tritt, ebd.
Schlämmi, in UwE. Schlämi f.: Schiefe, (Ver-)
Krümmung SchwE.; UwE. Ene^ göt a«'* afig e" Schi.
in schlechter, schiefer Haltung SchwE. ,l)ie Bein-
brüche werden underscheiden bald nach der Länge
bald nach der Schlemme, oft geschiht nur ein Klack-
bruch oder Spalte in die Länge.' JMdrält 1ö91. —
Eins mit ,Schleninie' f., schiefe Richtung, bei Fischer V 944
(unter Schlimme).
Schlämme" f.: 1. Schramme, Wunde BBrisl. —
2. ,Schlemvie"', Rückstand beim Buttersieden GWl.;
heute abgelehnt. Sjnn. s. unter Anken-Feim (Bd I 825).
— Beide Bedd. vereinigt auch Schlampen; s. d.
Schleim f-ä-J m.: Schleim GTa. (Zahner). — Auf-
ßllige, weil nur hier belegte Ablautform zum Folg.; vgl. allen-
falls Ulinden-Schleich neben -SMich (Sp. 8). Sollte viell. falsche
A'ermundartlichung der schriftspr. Form ,Schleim' im Spiele
sein? Kaum als Stütze kSanen einer bodenstäudigea ei-Form
die folgenden ONN. gereichen, weil sie selbst unsicherer Her-
kunft sind: .Schleumeu' (gespr. Schleume"), Dorf bei BMötsch-
wil (.Schleumen' bei Leu, Lex.), .•ichleume(r)l, Sumpfgebiet zw.
ZRaat und Windlach, ,Schleum-Berg', Weiler bei ZHofstetteu,
Schleime'-Wald GlLth.
Schlim m., in PAl. n.: 1. wie nhd. Schleim, wohl
allg. Syn. Ge-schluder (Sp. 88); Schlifer (Sp. 158).
a) im menschlichen oder tierischen Körper, in Pflanzen;
s. Bd VII 143o. ,Wie ess umb mittag ward, da kam
sy [das kranke Töchterchen] ain grosser schwaiss an
und überschoss ir das nässly und warf ain mal oder
drü lang zachen wysses schl-s uss dem mond.' 1549,
Bbiek (Vad.). ,So man die [Schleie] entweiden wil,
sol man sy in heiss wasser legen und durch ein rauch
tuoch ziehen, dass der schleim darab gange.' Manüolt.
,Wuost und Schlym' eines Seeungelieuers. RCts. (Hr.),
,Da8s sy schwach worden und von iren gange gäll
und grüen Wasser und Schi.' 1645, Z. S. noch Bd IV
125 u. (müggenj; VII 1770 u. — b) zubereitet als
Krankenkost, Heilmittel; vgl. die Zssen. Milch, Schi.
und Müesli. G Volksbl. ,Die Augen haben den Schleim
sehr gern, nemmen auch kein Arznei lieber an sich
dann Schleim und was schleimerig ist.' FWürz 1634.
,Lass über Nacht stehn, das gibt ein Schi.; denselbigen
Schi, lass in die Wunden.' ZElgg Arzneib. um 1650.
,Schl. oder Saft der Kräutren.' Z Kezeptb. um 1700.
S. noch Brümel-Kupel, -Geschirr (Bd 111 406; VIII
1170). — 2. Schlamm BGr. (Bärnd.). Synn. s. unter
Schlamm I (Sp. 542). , Durch den Schi. (Schlamm)
eines derart pluderlinden, pludrigen Erdreichs.' Barnd.
1908 (BGr.). ,[üer Herr] fuort mich ... auss dem
schleim und kaat.' 1530, Ps.; iy. Xdxv.ou laXatTimptas
xal ir^b nrjXoS Uftoj. LXX; .Schlam.' Lutlier. ,Limus,
muor und kaat, lätt, schlym.' Fkis.; ,der schlym, kaat,
limus.' Mal. ,[Die Schleien] geläbend allein des
Schleims und kaats als die äl.' Fischb. 1563. ,Die
Wasserschwemmung hat die Wiesen mit Grien, Kat
und Schiein [s. die Anni.] überschwemt.' 1790, ZNGlatt.
S. noch Muer (Bd IV 387 o.). — Amhd. »/i«, m. in Bed. 1
und 2; vgl. Gr. WB. IX 607/10; iMartin-Lienh. II 463;
Fischer V 927. Das neutr. Geschlecht ist auch mnd., ndl. und
altisl. (s. Gr. aaO.). ,Schlein' (unter 2) gibt, wenn richtig,
gesprochenes Schlt wieder; vgl. die Anm. zu Schlich II (Sp. 16).
Das W. ist aus dem Schwzd. auch in einzelne rätische Dialekte
gedrungen; vgl. Conrad! 196; Carisch 144; Carigiet 292. Zu
Bed. 2 der Bachname SchUm-Bach Obw.
Gerste"-, Haber-: Gersten-, Haferschleim, als
Krankenkost, wohl allg. S. noch Fröschen-Bein (Bd
IV 1299). — Flach s-säme"-: schleimiger Absud von
Flachssamen, als Milchzusatz beim Mästen der Kälber
BE. (Bärnd.); SchR., als Heilmittel für Magen- und
Darrakrankheiten bei Mensch und Tier SchR. —
Wasser-. ,Für das halsvvee, das oft umgat, das den
lüten ein gelwe oder wasserschlyni beruft" wachst, das
inen wirt, als wetten sy verstiken.' Arzneib. XIV. /XV.
schlimachtig. ,Schl-e materi, coacta alvi.' Fris.;
Mal.
schlime", 3. Sg. Präs. und Ptc. -et: Schleim ent-
wickeln, ziehen, in Schleim übergehen, zB. von Gerste,
die gekocht wird (vgl. muesen Bd IV 495) GW.; Z,
.Schleim absondern' Obw. Die Gerste" schllmet. — Vgl.
Gr.WB. IX 610 f.
ver-. Ptc. ver-schlimet: verschleimt Aa; Z
und weiterhin. 7"* ha' ganz e" D-e" Hals AaP. ,A1so
bin ich ouch . . . krank worden, wurd häftig verschlimt
und verstopft' ABöscn XVII. ,Ist gut für die ver-
schleimt Läber und Lunggen.' Z Rezeptb. um 1700.
— Vgl. Gr. WB. Xlll, 1096; Fischer II 1307.
seh lim er ach t ig: schleimig; s. Ge-fuer (BdI976u.).
schlim ere°: = schlimen, von Gerste Z. Geifern,
bes. auch von Kühen, die beständig , Schleim werfen'
Schw. — Im Eis. = auf dem Eise gleiten (Martin-Lienh. 11
463); vgl. unser achli/eren (Sp. 159).
g«-schlimeret: schleimig Schw; Zg.
Schlimeri m.: wer die üble Gewohnheit hat,
beständig zu geifern Schw.
schlimerig, in Z g'schllmerig, in der ä. Spr. auch
.-icht': schleimig Z {s.näusig BdlV804). Syn. schlichig
(Sp. 15). ,Spys und trank, so der person widerig und
untugenlich sind, davon sich kalte und schl-e füech-
tigkeit versariilet.' Ruef 1554. , Ossibus purulente
limosis, die von eiter schl, sind.' Fris. ,[Die See-
lerche] ist schl. und schlipferig.' Fischb. 1563. ,Mein
[der Rffitia] schöne färb ... ist rostig, schleiraerig,
grün und gälw.' 1618, Zinsli 1911. ,Dera der Mund
schlyrarig ist voll Wasser.' ZElgg Arzneib. um 1650.
.Die hier und da [im menschlichen Körper] anklebenden
sclileimerig-irdischen Teil.' JJScheuchzer 1706; vgl.
u. Schlimerigkeit. ,Dass . . . der daraus [aus dem Gras]
entsprungene Nahrungs-Saft ganz schleimerig und zähe
geworden.' Z Mand. 1751. ,Was schleimricht ist und
zähe bleibet, das ist der [Vogel-]Leim.' JCSülzer 1772.
S. noch BdII710u.;VII3ö7 ('(?«-««/•(;. 694 u.;Sp.547u.—
Vgl. Gr.WB. IX 611; Martin-Lienh. II 463; Fischer V 927. ^
— Schlimerigkeit f.: schleimige Substanz. ,[Dss
Pfäferser Wasser kann] die hier und dort an den
Wänden der kleinsten Röhrlein anklebenden Schlei-
uierigkeiten ablösen und fortführen.' JJScheuohzbr
1706. ,So ist sich nicht zu verwundern, dass . . . sich
in dem Magen, Gedärmen und übrigem Leibe viele
Schleimrichkeiten sammlen.' ebd. 1746.
549
Schlam, schlem, schlim, schlom, schlura
550
sclilimig B; PAl.; Th und wohl weiterhin, ^'-«e/i?.
Aa; Z : 1. = schlimerig. Deis g'sclil. und Wftdtig Sehnig-
gczüg. AGtsi 1881. Garn nass u"' schl. isch-es [nänil.
Ölfarbe] im dür''' ''en Acken ab g'lü/f'e". SGfeller
1919. .Schlimig Fisch verheut dir der Weis.' XVII.,
G. ,Ein dickes, schleimiges und schädliches saures
Geblü-et.' JMcRALTl7r2. ,Eine zähe, schleimichte, saure
... Materie.' 1762, L. — 2. schlammig. ,[Es ist] kalt,
doch ein Bischen schlimicht.' 1777, UBräguer. S. noch
,sumpficht (Bd VII 993). — Schlimigkeitf.: = Schli-
merigkeit. .Keckolterbeeren verdünnen die zähe Schlei-
migkeit.' KcNSTB. XVIII. — Vgl. Gr. WB. 1X612; Martin-
Lienh. 11 46.3; Fischer V 927.
schlimm bzw. -e'- (flekt. sehlimfmje'' usw.), als Adv.
in Bed.l schlimms ApK. It T.C-e^-J; GBalg. (-Cf-J, auch
in der ä. Spr.: 1. = schlämm la (Sp. 544) BSi. (IniOh.)
und It Id. (,curvus'); FJ.; Gr, so Av., Nuf., ObS.; LE.
(auch St.); PAl. (,a sghembo' Giord.); Ndw (Matthys);
W(Tscheinen; für Lö. abgelehnt), nach Angaben aus
BSi.; FJ. ; Gr bes. = von der vertikalen Richtung ab-
weichend. D' Stanga steit nit greäi üf, sie ist schl-i
FJ. Von einem Heustock, Wuhr GrAv. i> schl-e'
(schiefer) Weg GRNuf. „Ein schlimmer Fuss LE."
ScWimnu'J?«'", .krumme' Ndw (Matthys). E'schl-cMick,
in schräger Richtung angebrachter Einschnitt aScnw.
Als Eigenturasmarke erscheinen auf Flössholz der
gerade (vertikale), schlimme (von links nach rechts
ansteigende) und schräge (von rechts nach links an-
steigende) ,Hick'. ebd.; vgl. Bd II llI9o. ,Als oft du
ein anders mäldest, als oft solt dus mit den ersten
zweien puncten comnia und colon underscheiden (daz
ist mit zweien tüpflin oder mit eini schl-en strichlin).'
JKoLROss 1530. ,Gib du jezunder ein schl-es und nahes
Ziel, Signa tu jam metara obliquam et propinquam',
im Kegelspiel. Bed. 1662. ,Limus, schelb, schl., über-
zwerch; obliquus, schelb, schl., krumm, schreg; varus,
krumb, schl., schiegend.' Denzl. 1677. 1716. Präd.
Adj. bzw. Adv. (in ApK. It T.; GBalg., auch in der ä.
Spr. schl-s). Er steit schl., schief GrNuI'. Die Stud,
d's Zit stiH schl. BSi. (ImOb.). ,So man ein wort teilen
muoss, sollend allweg am end der linien ... zwei söliche
strichlin wie hie = schlims näbeneinander gesetzt wer-
den.' JKoLBoss 1530; nachher: ,Ein sämmlichs strichlin
schlimms gezogen, wie hie stodt.' ,Bis gen B. steigt
man schl. dem Berg nach hinein 3000 Schritt.' Guler
16'25. ,Sie gedenken nicht, dass die Teile des ge-
brochenen Beins nebenaus auf die rechte und linke
Seiten weichen und hiedurch das Bein sclilimms oder
krumm auf einanderen stehn könne.' FWükz 1634.
,Ich lige schlims, globus mens oblique situs est', beim
Nnssespiel. Red. 1662. S. noch Bd 1 483o.; VIII 1309
fschartächtig). — 2. wesentl. wie nhd. Aa; Gr; LE.;
Sch; Tb; Ndw; ü; W, so Lö.; Z und weiterhin; vgl.
das (zT. bodenständigere) syn. bös (Bd IV 1705 ff.),
auch schlämm 2 (Sp. 516). Verst. stock-stei''-schl. ü.
a) physisch, vorwiegend von Sachen, a) gefährlich,
schwierig. aaOO. E" schl-e"- Finger, infolge von
Eiterung schmerzend, gefährlicli; e" schl-i Ghrankheit,
eine gefährliche Seuche; e" schl-i Zit, zB. mit Bezug
auf Armut, ünsittlichkeit W (Tscheinen). E(n) schl-e'
Handel, e" schl-i G'schicht Aa; Th; Z und sonst. .Weilen
wir daselbst [die Berner in Vilmergen] ein schlimme
hohle Strass, und zwar so zu reden, dem Feind under
der Nasen, zu passiren hatten.' Flugschrift 1712. —
P) von schlechter, gering(wertig)er Beschaffenheit.
Hieher wohl die Angabe ,in bösem Zustand.' St.'' (oO.).
,MgnH. habendt erkendt, dass die Herren Factoren
klein schl. Gelt von iren Herren Principalen zu Ab-
zallung des Zolls nit nemen sollen.' 1607, Sch Rats-
prot. ,A. 1675 wurden mir im Weisenhaus 6 Ell und
forthin keine Strumpf mehr; auch hat mirs der
Schneider so schl. und klein gemacht, darzuo nit ein
Blätzlin überbliben, dass ich verursachet worden, es
forthin anderstwo machen zu lassen.' W Lutz 1685/1707.
S. noch Bd VIII 1680 u. (verderbt, ungeniessbar). —
Y) unangenehm (vom Geschmack, infolge Verderbtheit):
Der [Wein] ist um d'Wahl besser den der uss dem
hindera [Fass]; dän er häd naima ein recht schl-a
Gschmack nach dem Fass gha und darzu gältelet os
der Tüfel. Göldi 1712. — ■ 8) schl. sV, unpers. mit Dat.
P., unwohl U, blöde, ohnmächtig L (Ineiehen); vgl.
Gr.WB.IX 717u. Pers.:-,Hüni [habe] dem Biber uf-
ghebt, das er dem Hänker under Händen gsyn; dar-
gegen Biber dem Höni geandtwortet, er habe syn
Unschuld erhalten, er der Hüni aber syge so murw
und schl., das er Sölliches nit usstohn möchte, sonder
wann man inne hänken mttesste, Sälbiges inn einem
Sack bschechen [mösste].' 16'24, ZHorg. — e) (präd. Adj.
bzw.) Adv., meist nur in bestimmten Verbindungen;
in GRMai. statt arg (als Positiv zu den gebräuch-
lichen erger, ergst). ,Schl. ha", imraite tractari, in
paupertate vivere.' Id. B. Es stöt schl. mit-em, von
einem Kranken, ökonomisch Bedrängten Aa; Scb; Z und
weiterhin. Entspr.: Dö stöt's schl. ebd. .Reden Alle
französisch und italiänisch, sehr schl. aber deutsch.' Bs
Signal. 1773. ,2ra?H«cWimJHrfe",allopeggio' PAl. (Giord.).
— b) moralisch, vorwiegend von Personen, a) moralisch
minderwertig (veranlagt) ScnSt. (,nequam' It Sulger);
Ndw (Matthys) und weiterhin. i!> schl-er Bursch,
ein Nichtsnutz B (Zyro). .Jetzt wurde es dem Hans-
heiri erst klar, dass das Bäbeli samt seiner Mutter
schl-e Leute seien.' Breitenst. , Mörder und Banditen,
neaplisch schl-s Geschraeis.' 1654, Zinsli1911. Sprww.
Wie krimmer (chrümmer) tcie schl-er, Charakteri-
sierung körperlich missgestalteter Menschen, die
man für etw. bösartig hält Bs. Kommt bei einem
Solchen etw. Ungerades vor, so kann man wohl hören:
Dö g'seht-me''s wider; 's isch halt doch, wie-me' sait :
10. kr. w. schl. .Wer nit besser wird und frümmer,
der wird böser und schl-er.' ABütelrock 1682/1712.
S. noch Bd VllI 1489o. Nüd schl , keusch, züchtig:
Mier [Bündner Frauen] liebe" ü'sre Kinder, sind stille''
und nüt schlimm; me" findet niene' minder a's 6t üs
Uane'kämm. JGRadlof 1822 (GsMai.). Adv.: Wenn
sich ein Lehrjunge ,schl. aufführt', so soll er, bis er
sich unklagbar hält, nicht ledig gesprochen werden.
1750, FHaas 1909. — ß) boshaft, böswillig. ,0 Baden,
wie hast du so schl-e Nachbauren.' Bauer-Lied 1714.
Es schl-s Mül D' Lüt hei'-si [ein jugendliches Liebes-
paar] lo" lache", wenn öppen Eine nes schl-s Mül g'ha"
het und-se g'frogt het, wenn-er-ne" bigägnet isch, äb-si
z'sämeni" d' Chinderler loeUe". JReinh. 1905. Frau N.
wurde ,ires schl-eu Maules wegen dorthin ausgeliefert,
wo ir Mann daheim sei.' 1608, S Eatsprot. — y) Ei"'m
schl. und schandli''' säge", alle Grobheiten GrD. —
C) ausgehend vom Vor., in weniger strenger, entschul-
digender, wohlwollender, sogar bewundernder Auf-
fassung, a) wer dem andern (bes. dem weiblichen)
Geschlecht gefährlich ist. frz. niechant AaF. und It H.;
Ap; Bs (Seiler); B (Zyro); Tb; Z und weiterhin. E'
551
Schlara, schlem, schliin. sclilom, scblum
552
scMe-- Forst, es schl-s MaitU AaF.; Ap. Du bist (Ir
sind) en Schl-e"! sagt ein Mädchen zu einem Burschen,
der anzüglich oder zudringlich wird. Meiteli, bist du
stirnfblind, u-eist du nit, was WittU''(i sind? WittU'g
sind ganz schlimme Lüt, schlimmer als die Buebe".
FGStebler 1921 (WZeneggen). — ß) schalkhaft,
mutwillig, zu losen Streichen geneigt, oft mit einem
Stich ins Erotische AaF.; Th; Ndw (Jlatthys); ü; Z
und weiterhin; bes. auch von (zu) Kindern (Knaben).
Du bist es schl-s Büebli! AaF. Du bist, mein-i''', e"-
chli" en Schl-e^! Z. .Das schl-e Bäbeli' heisst ein .fröh-
liches, neckisches', freilich auch leichtfertiges Mädchen.
Briitenst. Hieher viell. die Stelle von 1764 unter üs-ge-
hüset (Bd II 1742). Schl-i Auge" (Äugli) mache' Th; Z
und weiterhin. ,Er sah auch, so jung er noch war, die
Mädchen sehr gerne ... Das konnte dem Häfelibäbi
nicht verborgen bleiben, dasgar schl-e Augen im Kopf
hatte und ein Mundstück wie eine Möble.' Breitenst.
Adv. Schi, und schalkhaft luege". Breitenst. .Geht ein
hübsches Mädchen bei ihm vorbei, kann er sich nicht
enthalten, nach alter Gewohnheit es seht, anzublinzeln
und eine Schmeichelei oder sonst was Possliches zu
sagen.' Joach. 1898. De' tnit de" g'chrüslete" Höre"
und de" röte" Backe", wo nit vil schwätzt tmd so schl.
doch hinte" füre" luegt. Breitenst. ,Die Mutter ...
bemerkte, sie müsse sie [ein Liebespaar] allein lassen
und zu Bette geben, es sei ihr nicht recht wohl, aber
er solle nur noch da bleiben und dem Bäbeli kurze
Zeit machen, wobei sie so schl. ihm zunickte.' ebd. —
f) pfiffig, schlau, gerieben Aa (H.); Bs; B; GRObS.;
Sch; W und weiterhin (auch Sf"), dann auch (ohne
moralischen Tadel, anerkennend) klug, gescheit Bs
(Breitenst.); BGr., G.. Ha., S., Si.; FJ.; GRRh.; W.
Das ist (ganz) e(n) Schl-e t E" schl-e' Ma'", der Rat
weiss; der's versteht, das Wasser auf seine Mühle zu
leiten; es schl-s Chind, ein gescheites BSi. (ImOb.). E"
sehl-tr Feger, ein intelligenter Bursche BS. En schl-e''
Tifel, ein gescheiter Mensch W (Stehler). .Eine
ganze Herde schl-i (intelligenter) Weidetiere würde
durch ihre Schliynmi den Alpwirt nur in Verlegenheit
setzen.' BiRNC. 1908 (BGr.). Er isch a"grifßg u.sw.;
mi' het-im Das scho" a'g'seh", xco-n-er no''' es chli"s
Chind isch g'si": e" schl-ere", g'warigere" Bueb het's
nid grad g'ge". UGk\rb \i)ll. Sprw. Es giH Nüt über
schl-i Lüt a's d' Hut BSi.; vgl. Bd Vlll 2ö3«. Schl-a
ist-er [ein Wunderdoktor] g'sin. schl-er wan en Tiechle"
[Dohle]. BcNi) 1x58 (HSa.). For mir Das a" den Augen
abz'g'seh", manglet's de"" no''' der Schl-er, weder dass
du bist! SGfei.ler 1919. ,Er ist nicht der Schlimmste',
nicht der Pfiitigste BSis. Schl. gnueg si" B. Er soll
ja doch afe" schl-C g'nueg si", für Das z'merke".
Emmentai,ekbi.. 19 ig. Sogar no''' d'Fraue" gangen o"
teilnen Orten i" d'Näijschuel . . . wo's Ei"'m düecht, si
sö'ten afe" schl-e" g'nueg si". JBBrki 191t). Mit Dat.
P.. Jind an Schlauheit, Gescheitheit gewachsen sein B.
.Das ist eine gwundrige Frau, sagte Mädi zu sich
Selbsten, die hätte mir gerne die Würmer aus der Nase
gezogen, der bin ich schl. genug gewesen.' Gotth.
Aber ohä. Da ist lätz dra. Dem sy m'r schlimm g'nue.
Da erwütscht is nit. ebd. Ei"'m z'schl. (z'wenig schl)
«»" B. .Die Weber und Krämer seien so einer Bäuerin
je länger je mehr z'schlimm.' Gott». Di« bist allw'eg
dene" Lütli z'wenig schl. CWeidkl 1891. Das ist grad,
a's we"*-mu" g'schide" Liten welti z'schl-a sin. Bärnd.
1908 (BGr.). Adv. : Nei", i'* ha" Das schl-er u""* höfliger
a'g'stellt. JBürki 1916. Von Sachen. Schl-i Auge",
es schl-s Mut uä. Der Eätsherr het schl-i Auge' g'maeht
und uf de" Stockzände" g'lacht. EvTavel 1901. De'
het-mi''' a"'blinzlet, es schl-s Mül g'maeht u"''-mi''' an
Arm g'no". JBürki 1916. Si chönnte"-mer am And dert
inne" numen es schl-s Mäuggerh maclie" oder mi''' no'''
sogar üszäpfle". ebd.
Ahd. nur slimbi (s. Schlimmi); mhd. elimp, -bes (auch »Hm,
-mmea), adv. alimben, schief, schräge, verkehrt; vgl. Gr. WB.
IX 714/20. 722; Martin-Lienh. II 463; Fischer V 943 f.,
ferner m-hlämm mit Anm. (Sp. 544/6). Zur ApForm scA(e*m».«
Tgl. BSG. I 63. Die reiche Entfaltung von Bed. 2 ist zum
guten Teil auf Rechnung des rihd. ,schlimDi' zu setzen. In zwei
von B. aus GrD. mitgeteilten Rätseln, vom Licht (Es ist
schlimmer a's en 2yüs und ßiUt doch die ganz Stuben üt) und
vom Fingerhut (s. Bd IV 1 189 u.) ist acMlmmer augeDSckeiolich
in chleiner zu ändern, wie von andrer Seite auch bestätigt
wird. In ONN. (alle zu Bed. 1). ,Schlimpel', Abhang
eines Hügels FFillisdorf (zum 2. Glied vgl. Bd IV 1096/8).
.Wiesen im Schlimpacker' ZRuss. (Amtsbl.). ,Schlimperg'
ZKilchb. (auch .Sehlimberg', 1417 ,Schlindberg'), Tagelsw.
,1 wyss ge[n]ampt das Slimmcnmass.' A. XVI., GJoüSchw.
(alte Güter- beschreibung).
schummele": ein wenig schlimm(er) werden. Dial.
schlimme", 3. Sg. Pries, und Ptc. -et: 1. ein wenig
krumm werden, sich biegen, von Holz, das sich nicht
gerade spalten lässt, von Brettern, die sich beim
Trocknen verziehn UwE. — 2. a) schlimm(er) werden,
phys. und moral. Aa (H.); Ndw (Matthys); UwE.; ü;
W (Tscheinen); St. Es schlimmet alls u"'' bessrot nit
W (Tscheinen). Spez. unpers. vom Wetter ZDättl.
Es schlimmet, sagt man, wenn der Himmel gegen
Abend sich mit leichtem Gewölk zu überziehn beginnt.
— b) gescheiter, aufgeweckter werden BSi. (ImOb.).
— Vgl. Gr. WB. 1X721; Fischer V 944. — „ver-: tr.,
schief machen und dadurch verderben, zB. einen Schuh
LE."
schlimmere" I: = schlimmen2a Ap; Sch; Th und
It St. Es het g'schlimmeret mit-em, von einem Kranken.
— Vgl. Gr. WB. IX 721.
ver-: refl.. sich verschlimmern, von Krankheiten,
Zuständen übh. AaF.; B (Zyro); Th; Ndw (Matthys);
ZStdt. — Vgl. Gr.WB. XII 1, 1106.
Schlimmi f.: Abstr. zu schlimm 2 Ndw; U. Der
isch e" Schl! U. Pfiffigkeit, Schlauheit B, so Si. und
It Zyro. Intelligenz BGr. (s. Sp. 551 u.). Vor Zeiten galt
in Handel und Verkehr , Betrug und Überredungs-
kunst noch als sogenannte Schlauheit (Schlimi).'
DGemp. 1904. — Ahd. sUmbi f., Schiefe; vgl. Gr. WB. IX
720 f.; Fischer V 944.
ver-schlimmle": (die Schuhe) schieftreten LE.
Schlimmli"g m ; 1. schlechter Mensch, Nichts-
nutz B It Zyro und Id. (.nequani'). .Schlimmes Kind,
Bursche' BSum. ,[Ein Katholik zu Reformierten:] ,Ja
ir Schlimligen mit üwerm dryssigj erigen Glauben, man
bette üch an der Kappeller Schlacht zu vollend sollen
also machen', und [habe] also mit den Armen durchbin-
geschlinget.' 1631, Gl; nach andrer Aussage: .[N. hat]
darüber die Arm uffgeworifen und darby und mit
der Hand zwickt: Ir Schlimligen raüend nach den
Weg durchbin.' ,Er hat uns unser ganzes Muttergut
durchgebracht ... aber lesen konnte er in der Bibel
trotz einem Pfarrer ... Es hat mich tausendmal ge-
wundert, wie er auch so ein Schlimmling hat sein
können, da er doch so viel wusste.' HPest. 1781. —
2. .schlimmer, schlauer Mensch' BHk. , Schlauer, bös-
artiger Mensch.' St.*" (oO.).
553
Schlam — schlam. Schlamp — schlump
554
er-schliminli°ge°: tr., Etw. durch Schlauheit
durchsetzen, erreichen BSi. Si hl-'''s erschlimmliget,
süst we'''s-ne' nit g'räte".
„schlimmere" II : heimlich naschen, bes. von Kindern
und Weibern Ap." — Viel!, mit dissim. r-Schwund ans
'gchlirmere" (zor Verdoppelung des m vgl. BSG. I 167); vgl.
unsre Synn. 8chlärmm, sMürmen, auch schlieren, zur Bildung
etwa (ver-) schleckeren (Sp. 514). unklar ist das Verhältniss zu
gleichbed. tir. (lechtal.) schliama (Zeitsohr. des Ferdinandeums
3, 21, 87).
sehliem: schlau U (DrMüller), so UMad. E' schl-e"
Blick U (DrMüller). — Nbform zu schlämm, schlimm; vgl.
Gr. WB. IX 688, auch die Auni. zu Schliempen.
Schlamm m.: einfältiger Mensch FSs. Bis doch
nid e" settigc- Schi.! — Vgl. lumm (Bd III 1269); schlum-
meren ; schlump-,
Schlumeggerm. : = dem Vor. B(Zyro). — Fehler
für Schlüne;i'j€r (s. schlünen)'^
schlummere": wie nhd. ScbR.; Th (auch dim.schlüm-
merle") und wohl auch sonst; vs^.schlünen. Der Kranlce
hat e"chlei" chäniie" schl. — Vgl. Gr. WB. IX 820/2; Fi-
scher V 958 (gaunerisch). Die Sippe schlummeren macht den
Eindruck der Entlehnung, wenn auch von der gleichen Wurzel
bodenständige Wörter (Schlamm, schlünl ausgehn.
schlnmmerig: schläfrig ZKn. S. noch Chor-
Bichter (Bd VI 452; Beleg von 1648). — Vgl. Gr.WB.
IX 818 f.
Schlamp-schlump.
Vgl. auch ichlamm-, bes. die Auni. zu schlimm (Sp. 552).
Schlamp, Sclilampe" — m. f., Dim. Schlämpli,
Schlampeli (B) : 1. Schlamp m. in Bedd. a— c, Schl-e" f. in
Bad. d, als Sachbezeichnung, a) herabhängender Lappen,
Fetzen AAWohl.; NDw(Matthys), nachlässig hängender
(Frauen-) Rocli, Stücli davon Ndw (Matthys), vollist.
für Schleppe, alter Frauenrocls AiWohl. Dini., An-
hängsel. Jedes Änitli het «»"(s^ Schlämpli, jedes noch
so unbedeutende Amt bringt Etw. ein Bs; L (auch
hed es Schi.); Z Lunn., ,es ist liein Aratli, es hat auch
ein Schlämpli.' Sfrww. 1824; vgl. Wander 173. S. noch
Plämpi n. (Bd V 102) — b) von den Frauen früher,
vor dem Trachthuet, als sommerliche Koptbedeckung
getragene Filetarbeit, im Winter durch die Chappe"
ersetzt ScnSchl. — c) .Schramme, Schlitz, Narbe.
Spalf F; Syn. Schlämmen (Sp. 547). — d) = Flang-
gen II (Bd I 1201); nur als willkürliches Reimwort im
Kinderreim. Händli Händh lampe", giHim [= dem] Müh
e" Schl-e" [in Z Flangge"] ScaTha. — 2. Schlamp m.
AiF.,St., Zein. nndlt H.; Bs; B. so Brisl., E., M.; GlS ;
L; ScB, so Schl.,Stdt; S(Schild); NDw(Matthys); UwE.;
ZBul.,Stdt,f.Ap; B,sooAa.;GL; L; GT.; L (RBrandst.):
ScBltSt." und EStoll; S; Th; Zg; ZDättl.,Präir.. Stdt, PI.
Schl-e"— Schlampe" m. B(EFriedli); LG. (Ineichen),
f. BsStdt; B, so G., Ha., Si. und It Zyro; FJ. (-a); GrD.,
He., Fr., Rh., S., Seh.; L, so E. und It ERöthelin;
GSaL., T., Widn.; Sch. so Stdt; Tb; U, als Personen-
bezeichnnng: a) von weiblichen, a) unordentliche
Weibsperson, die in schlecht sitzenden, zu langen,
auch zerrissenen, nassen, kotigen Kleidern einhergeht,
übh. ihr Äusseres vernachlässigt Aa; Ap; Bs; B;
FJ.;Gl;Gr; L; G; Sch; S; Th; Zg; Z, auch mit dem
Nbbegriff der Lässigkeit, Trägheit (im Arbeiten)
1 B; L; Sch; S; Z, auch sittlicher Verderbtheit AäF.;
Th; ZPfäff., .Weiberschimpf' BBrisl. Syn. Flangg 13
(Bd I 1201); Hätsch (Bd II 1798); Schleiff, Schleik
(Sp. 131. 517). Wie euse'' Vetter so e" Schi, cha"" hüröte",
chan"-i''' mi" Six nid use'dividiere" L (ERöthelin).
Der Schlimp het der Schi, g'funge", ein liederlicher
Mann eine liederliche Frau S (Schild); Sprww. 1869
(d'Schl). .[Tod zur Dienstmagd:] Fauler Schi.,
weg mit dem Besen! denn ich mach nicht Federlesen.
Heute soll ja Liechtmess sein, nun ich bin der Galan
dein.' B Totentanz A. XIX. .Die Schlampe oder Weib
des Balz habe Landsassen-Lisabeth geheissen.' L In-
telligenzbl. 1824. ,Die Mutter war entweder unver-
nünftig geputzt oder eine Schlampe, das erstere immer
seltener, das letztere alle Tage.' Gotth. Ume" g' macht
[geflickt] hat de"" Schi, nie Nüt. RGrieb 1911. Die
Schl-e" erfületi ganz, u-e"'-me"-si nit jagti. EHodler
191'2. E- Schi MMde" fftWen". FOscHw.1917. S. noch
Bd VII 67 u. — p) Schlamp f., .öfter in ironischem S.,
städtisch gekleidete Weibsperson im Gegs. zu einem
Mädchen in ländlicher Tracht L' (St.«»); Syn. Stadt-
Schi; Schleik II 2a. — f) träge oder zur Arbeit nicht
mehr taugliche Weibsperson U. St isch nur e" Schl-e".
En alti Schl-e", altes, untaugliches Weibsbild. —
8) Geuderin GRvPr.; vgl. schlampen 3 d. — b) von
männlichen Personen, Faulenzer GlS., lässig, träge
einhergehender Mensch Ndw (Matthys); UwE.
In gleichen oder ähnlichen Formen und Bedd. auch eis.
(Martin-Lienh. II 463), schwäb. (Fischer V 887. 888), bair.
(Schm.' II 523f.); tw. schon in der ä. Spr. und überall auch
in der uns fehlenden Bed. .Prasserei, Gelage' (vgl. Schlamm II
Sp. 542); über weitere Verbreitung und Beziehungen vgl.
Das Brot 85 f.; Gr.WB. IX 434/6. 438. 826 f. Entlehnt ins
Frz. des BJura (ETappolet 1917, 148). Dazu die ablautende
Sippe schlumjy-, mit Anlautwechsel lamp- : lump- (Bd III
1274/82); vgl. auch plami>-i.lump (Bd V 96/104), weiter
schlangij-schlunyij. Als Fauiilienn. ,Jak. Schlamp', Pfarrer in
BsWiutersingeu (XVI.). ,In Virgilii Schlampen Haus zuo
Gelterkingen.' 1611, Bs Kq.
Höch-muets-Sc?i?a»!j)e": hochmütige Schlampe.
Die H., Bettlerflotsch meint, ire" Göf sig schönner a's
ini" Gritte". G Kai. 1868 (EFeurer). — Bettler-
Schlämpli: schlampig gekleidete Bettlerin. ,Ein halb-
verhungertes B.'. als Gegs. zn einer .Staatsdame, die
drei gestärkte Unterröcke umgebunden hat.' AHartm.
I8.i2. — Stadt-Sc/i/(imj(e/i: = Schlamp 3 a^. .Diesen
Titel [näml. Dame] überlässt sie [eine wackere Bäuerin]
den Herrenfrauen und den Stadtschlampeli.' RGrieb
I91I.
schlamp: schlampig L (ERöthelin). — Wohl nur
das (präd.) Subst. ; vgl. die Parallele Schlump : schlump. Das
Adj. auch im Frz. des BJura (ETappolet 1917, 148).
G "-schlamp n.: I. a) herunterhängende Stücke
(Lappen, Fetzen) von Kleidern AaF.; Bs (Seiler); B, so
G.; SchR. Syn. (r/üwp9 II (Bd II 635); Geschlängg.
Se, u-a' hanget ä [auch] dö för es G'schl. abe"? AaF.
Am durchnässten Leib hängt das Gewand als blosses
G'schl. a'sö g'schlampet gredi a'/ta*". Bärnd. 1911 (BG.);
auch von einer herunterhängenden Kaputze. ebd. Er
tüei dasume" stolzieren «"■* der Chopf i" Acke" hingere"
drücke", dass-er si"s blaurot G'schl. e'"meljä recht chönn
spienzle". JBtJRKi I9I6. — b) verächtlich für eine
Person in zu weiten, langen Kleidern. D'Chreije"büeli
[Frau Krähenbühl] iw irem mite" u"'' lenge" Chittel
igt nädist noun ntimmen es G'schl. dar'"tgäge"
[gegenüber der alten Gottentracht]. Bärnd. 191 1 (BG.).
— 2. a) dickflüssige Flüssigkeit ScbR. Wa' ist Da'
555
Schlamp, schlemp, schlimp, schlomp, schlump
556
für e" G'schl.? — b) fades Getränk Bs (Seiler). S. noch
SOderen (Bd VII 323). — Tw. auch in andern Beiid. bei
Gr. WB. IV 1 b, 3902 ; Martin-Lieuh. II 464 ; Fischer III 474.
Zu Bed. 2 vgl. Ge-nchlämj/ S, Schlampen 2.
Spitzeli-: herabhängende Spitzenarbeit. Verächt-
lich von einem Vorhang: Es düech-ne nöije", es wä*'
nötiger g'si", der Beste vom ferndrige" Zeis z'zale;
weder sö-n-es Sp. üß'häiche". SGfeller 1911. —
Baum-wuUe" Bauele"-: verächtlich fär Baumwoll-
zeng. .Flächsiges Tuch sei denn eigentlich etwas
Anderes als das lugge Baueleng'schlamp.' B Volksztg
1900.
Schlampamp (^, in TbHw. auch j^) m. AaF.; Ap;
B; GlS.; GRChur; „G"; ThHw.; ZBül., f. AiWohl.; L;
ZStdt, PI. -e» — Schlam2)ampe' f. BSi. (ImOb.);
GroHc.. Pr.; GWb.: TuMü.: 1. a) Schleppe AiWohl. —
b)= Schlamp3a äaF.; B; GroHc., Pr.; L (anch St.);
GWb.; ThMu.; Z. .Einer, der Alles (schßampe' lässt
und selbst (sch)lampet' GRChur, Faulenzer GlS., Zu-
name eines bestimmten liederlichen Menschen TuHw.,
auch Geuderin GWb. Du bist e" rechte'' Schi.! AaF.
Das Galge" Schnaps het's [ein früher ordentliches
Mädchen] zu-n-er sö-n-e' Schi, g'macht L (ERöthelin).
S. noch ^a>i2eren(Bd IV 1408). — 2. nurm. a) Schmaus,
Gelage. ,Viel preceptores ... lassen die schul alleine
stöhn, von eim schl. zum andern gohn.' Nussigk 1581;
oder zu b? — b) örtlich, „eine Art Bordell niedrigster
Art G", Hurenhaus Ap (T.). Als (Wirts-)Hausname
ApHer.; ZOberstrass (1723: ,aus dem sogenannten
Schi.', ,in den Schi, kommen', ,der Schlampampwirt'),
Eiesb. (verrufenes Wirtshaus, wo früher auch Soldaten
angeworben wurden; vgl. Chronik der Kirchgemeinde
Neumünster 1889, 22 f.), Wäd. (,im Schi.', Wirts-
haus, als Schimpf gesagt). Flurn. ZWth. — Vgl. Gr.
WB. IX 436 f. (auch .dünne, schlechte Brühe') ; Fischer V 888.
Zur Bildung Tgl. Srhlämpämjxl zu <Mämj>. — Schlam-
pampele° f.: = Schlamp 3a .\ABremg. — Vgl. Martin-
Lienh. II 464. — schlampampe», Ptc. -et: 1. „in un-
ordentlicher, unreinlicher Kleidung uraherschlendern
L". in lässiger Haltung, zwecklos umherschlendern B
(AvRütte). Und wo-n-er [ein Hund] muess dur'''hei"'
schL, läd-er si's Schwänzli trürig lampe". Müll. Jugend-
schr. (Z). — 2. schlemmen, ,gerne gut essen, den guten
Bissen nachgehn' B (AvRütte), trinken Bs. Oder er
.. . mönti drufabe' es Liedli, Öppis vom Schi.; denn Das
ist eistert si's Thema, mit Bezug auf einen dem Trünke
ergebenen Fischer. Usteri 1853. ,Zur Fastnachtzeit
geht es vollends an ein Schi.' DHess 1818. ,Diss [das
Saufen] edelleuten lieber ist, denn was man in der
kirchen list; sie schätzen manchen armen mann, dass
sie nur zu schl. han.' NrssiOK 1581. — Vgl. Gr.vyß. IX
437; Fischer V 888. — ver-: 1. „ein Kleidungsstück
vor der Zeit zugrunde richten L." — 2. durch Nach-
lässigkeitversäumen, verlieren B(Zyro); S(v.\rx 1899).
— Ygl. Gr.WB. XII 1, 1092 f. (.vergeuden'); Fischer II 1305
(.verlieren*). — Schlampamper m., -(ejre' f.: 1. m.
GRChur, f. AAWohl.; Gr (Tsch.), = Schlamp 2,
Schlampamp Ib. — 2. en., Schlemmer. Denzl. 171ü. —
Vgl. Gr.WB. IX 437 f. (in Bed. 2); Martin-Lienh. II 464
(Schl-e' f., grossgowachsone, zerlumpt gekleidete Weibsperson).
— Schlampamperi -ei f.: Schlamperei. Der ganz
üsändig Morge' Nüt weder es Knie}) an'' e" Schi., mi'
chönnt d'Gelbsucht drängten üflese"! SGfeller 1911. —
Bei Gr.WB. IX 438 in der Bed. , Schlemmerei'. — Schlam-
pampt I m.: = Schlampamp Ib GRChur, Kl. Person
mit schleppendem Gang GaRh., unordentlicher, nach-
lässiger Mensch GT. Und 's schimpft im Herze" der
Milchma"": Was tceiss doch sö-n-e' Schi, [nämlich ein
Polizist], icie's bim Chüejere" göt! Breitenst. —
Schlampampi II ,Schl. machen': .[Während der
Meister an ein Schützenfest geht] hantieren die Ge-
sellen, wie sie wollen; machen blau am Montag, grün
am Dienstage, Schi, am Mittwoch, laufen auf den Markt
am Donnerstage.' B Hink. Bot 1842. — schlam-
pampig: nachlässig, unordentlich Th. — Vgl. Gr.WB.
1X438. — „schlarapämperle", schlamp- AaF.",
schlempemperle" Z (Spillmann): „gern und oft ein
wenig schlemmen, sich in Essen und Trinken etw.
gütlich tun AaF." Branntwein trinken Z (Spillmann).
— „US-": damit aufhören „AaF." — ver-, in B
-schlamp-: „verschlemmen AaF." ,Sein Geld ver-
schlämpämperlen' B. — Vgl. eis. versMämpämple", in der
Haushaltung vergeuden (Martin-Lienh. II 464).
Schlampe dür (-^) m.? f.? : = Schlamp 2aa BsStdtf.
Schlarapele" f.: = Schlamp 2nGRChur. — Gleich-
bed. Schwab. Schlampel f. (Fischer V 888).
schlamp ele°, -ä-; Dim. zm schlampen i und 2Ndw
(Matthys).
schlarapelig: a) schlaff herabhangend. D'Ougs-
dechle", wo schlampelig g'si' si" wie Fledermüsfecke'
RtTavel 1904. — b) schlampig, von Personen. ,Die
Erste war ihm zu arm, die Zweite zu stolz, die Dritte
zu dumm, zu schlampelig.' BLangn. Kai. 1890.
schlampe", 3. Sg. Praes. und Ptc. -et: intr. 1. mit
Sachsuhj., schlaff, lose herabhängen, bes. von Klei-
dungsstücken AABr., F. und It H.; Ap(T.); Bs; B, so
M., Si.; GRCast., He., Pr.; L; GRh.; Sch; Th; Ndw
(Matthys); U; ZDättl. und It Spillmann. Es schlampet
Alls an-em Sch; Th; ZDättl. D'ere" tued d'Jupper schl.
Gr. E" dünn dünn bauelig RöcMi ischere" [einer vor
Elend abgemagerten Frau] g'schlampet um d'Bei' und
g'hanget wie ammene" Stecke". Breitenst. Wi'-si Wulfe*
winde' iciU, so stöd're' 's G'stiiedel nienc still; 's giH
Chrängel, 's schlampet, wel'''es G'hürsch! JRoos 1892
(L). .Ein Paar Wangen ... ungeformt und schlampend
wie ein aussgepfiffener Tudelsack.' S Kai. 1737. Spez.
von welkenden Pflanzen(teilen) L; „GRh."; Ndw
(Matthys); „Z." Wie g'seht's aW'' i" de' Gärte üs!
Alles schlampet, nach einem Hagelwetter, Nachtfrost L
(ERöthelin). U"' brönnt vom Himmel d' Sunne' griis-
li"'', dass Alles schlampet. Gras u"' Laub. Dekl. (B). —
2. mit pers. Subj. a) unordentlich, nachlässig, schlot-
terig gekleidet sein, bes. von Frauenspersonen AaF.
und It H.; Bs (Seiler); L (St."); GW.; ,Sch; Zg' (St.»),
übh. nachlässig sein LG. Als Bewegungsvb (meist
zsges. mit ume"-, nä'''-, de(r)vo'-, defrßher- usw.), un-
ordentlich, nachlässig gekleidet einhergehn BSi. und
It Id. (.sordido longiorique vestitu incedere'), Zyro;
LG.; ZStdt, mit dem Nbsinn des Lässigen. Trägen
AaF.; Ap; Bs(Seiler); B; Gl; GrS.; L; GRh., We.;
S (St."); Uw ; Zg; ZBül., Rafz, Sth. Schlamped aW^ nit
esö, me' mues'-si''' jo schäme"! Bs. Wie schlampist aW*
dervo"'. ZStdt. ,Benz kam langsam in die Stube ge-
schlampt.' B Hink. Bot. 1863. Jetz gät-er hei", 's prei-
siert-em nid; er zottlet nw und schlampet. Frdl. Stimmkk
(Z). .Langsam schlampet er durch die Maden.' Ndw
Kai. 1907. N. sei ,in einem ärgerlichen Jesuitermantel
umhergeschlampet.' 1564, Sch (modernisiert). , Manchem
Hausvatter falt es beschwerlich, sein Gesinde und
Dienste in dem schändlichen Müssiggang, der des
557
Schlamp, schlemp, schlimp, schlom]), schlurai)
558
Teufels Küsse [Kissen], herumschl. zulassen.' AKungl.
1702. Jetz kan ein Jedä wider sein Weg forttrampä,
's Tünners ßrossmuettä muess hindänohäschlampä.
Tykolersp. 1743. S. noch Bd IV 341 M.; Sp. 85 u.
(schläuderenj . Von kranken Menschen, die ihre Glieder
kaum bewegen können B, kränklich sein LG. —
b) geuden, so beim Kochen GRvPr. Syn. pampen 3
(Bd IV 1261 ; s. d.). — Vgl. Gr. WB. IX 438 f. (auch ,mit Ge-
räusch schlürfen'): Martiu-Lienh. II 464 ; Fischer V 889 (auch
.hörbar essen' und noch andre Bedd.) Hieher der Zuname
,Schlamphans.' 1551, L (,einer frowen, genempt Schlamp-
hansiu'); vgl. Gr. WB. IX 439.
abe° apper-: herabhangen GaCast. Es schlampet
an der Schelle" Al's a., d' Rieme' sind zerrupft. Die
hed en zerrupßi Juppe", es schlamped-ere" Al's a. —
a"- s. an-schlämpen b.
ver-: 1. intr. a) verwelken B; L. Es isch allne"
Börter nü'* 170" hliiemele", gab ^vas der Vetter g'seit het,
Das verschlavipi bis am Ate"''. RIscher 1903. Was
nützt es, Bltiemen üsz'rlssen und-se-n-uf 'mene' Altar
la" z' V. ? KvTavel 1913. — b) von verkochten Speisen.
D'Schnöggerli [Art Bohnen], die verschlavipi^d mier
ganz und uerdi''d teigg L. — c) .schlendern, lammern'
TH(Anon.). — 2. tr., vergeuden GW. D'Zitv. „G";
TH(Anon.; s. Bd V 812). ,Wie viel Gutes könntest du
tun, indem du dem Trinken obligest! Wie manche
gute Stund wird also verschlampet, welche du Gott
zu ehren ... anwenden köntest!' JMev. 1694. — In
Bed. -2 bei Gr.WB. XII 1, 1093; Fischer II 1305.
Schlamper m.: 1. hagerer, grosser, unbeholfener,
schwerfällig einhergehender Mann GRFid., Ig., ObS.
(auch verst. Hell-Schl; vgl. HellKerli Bd III 462 u.),
nachlässiger, auch unbeholfener, vierschrötiger Mensch
(auch mit dem Nbsinn des Gutmütigen: en giiete'' Schi.)
GrKI. Langsamer, träger Arbeiter GrL. ,E1uco,
Gassentretter, Schi.' Denzler 1716; vorher: ,Elucus,
Dunimel; trag vom gestrigen Rausch.' — 2. eine Art
langgezogener (oft fast bis zur Erde reichender) Trau-
ben mit lose hangenden, grossen, süssen Beeren (im
Gegs. zu den sog. .Rislingern' mit kleinern, mehr
säuerlich schmeckenden Beeren; vgl. Bd VI 1385 0.)
SGr. — Vgl. Gr.WB. 1X439; Martiu-Lienh. II 464 (auch in
Bed. '2); Fischer V 889. In Bed. 1 ins Rät. entlehnt; .Sudler,
Lecker, Schlenderer' (Carisch), , schlottrige unordentliche
Person' (Carigiet 291: Pallioppi 652); vgl. Das Brot 85;
RBrandst. 1905, 54.
Urc°-: Perpendikel ScnHa.
Schlampere», in Th (neben -er«"); UwE. Schlam-
\peril — f.: = Schlamp3a GHFid., Jen.. L.; .L"; Tn;
UwE. (vom Gang), Dö die Schl-eri", d'Löteri", wo scho'
e" ganzi Stobef voll hat, chonnt 0""* ivider [mit einem
Kinde]! ... Demo"'' hend-si a"g' fange" d'Wiber ver-
heehle" ini ganze" Ort, das'-me" hett chönne" mäne", es
wäri"d lüter Schl-ere" im ganze" Dorf. Schwzd. (Th).
Auch eine träge, liederliche weibliche Person, die die
häuslichen Geschäfte vemachl.ässigt, nicht sparsam ist
GRFid., Grüsch, Jen. (Tsch.); Syn. Sc;t/(ifni).2aY. — Auch
ins Rät. gedrungen (s. die vor. Anm.): Schlampra, schlottrige,
funordentliche Person (Carigiet). liederliches Weib (Pallioppi).
' schlampere» (auch «mer- Gr): (herum)schlendern
;GrD., He., Pr., Seh.; „L", faulenzen GaFid., Jen., L.
|(Tsch.). Die tued Nüd es [als] eltes umerschl. — Vgl.
!Gr. WB. IX 439; Martin-Lienh. II 464.
I g'-schlamperet: unordentlich, nachlässig (ge-
kleidet) GrL. (Tsch.). Wen" Eint so g'sehl-ed umergeid,
se seid-me": es ist e" rechti Holtsche" [Bd VIII 464]. —
Zur Bildung vgl. gt-sMamjKt.
Schlamperi, -ei f.: wie nhd. Schlamperei, schlam-
piges, energieloses Wesen, Verfahren L; U; Z und
weiterhin, bes. auch in der Militärspr. — Vgl. Gr.WB.
IX 439.
Schlamperi II ni.: = Schlamper 1 GrL. (Tsch.).
— Ähnlich bei Martin-Lienh. II 464.
schlamperig: lässig, energielos in der Haltung,
im Gang GnCast., Fid., Jen., L., Lüen, Rh., Valz.; L
(Ineichen). Adv.: Der geidjez doch erschröckeHi''' seht.
GRCast. — Auch bei Martin-Lienh. II 464.
schlamperocht schlampr-: = dem Vor. GrAv.,
Rh. Schi, umhe' gä"; en schl-e" Gang ha".
g"-schlampet: 1. von Sachen. Schlaff herab-
liangend BG. (s. Ge-schlainp); Schw. E" g'schl-C Hitet,
nicht steifer Hut, Schlapphut GRFid., Jen. Welk BM.,
,0.; L; GRh." ; ScHW; U; „Z." Bi der Uitz wird 's Gras
ganz g'schl-s Schw. Spez. in der Kochkunst. G'schl-e''
Chabis, in Streifen geschnittener und in einer Milch-
sauce gekochter Weisskohl ZWth. (vgl. Chabis-Ge-
schlämp, -Schlampen). G'schl e'' Lattlech (s. %n-2)acken
Bd IV 1104), Spinet (auch länge' Sp. genannt), unzer-
schnitten, unzerhackt BStdt; so genannt, weil die
Streifen (bzw. Blätter) beim Essen von der Gabel herab-
hangen. G'sehl-i Schnegge", ,geschwämmte' (dh. wohl
ohne besondre Zubereitung gesottene) TnFr.; vgL die
Anm. — 2. von Personen. Nachlässig gekleidet
BHa. G'schl cho"; s. biisig II (Bd IV 1749). Un-
ordentlich GBuchs. Von schlaffer, lässiger Haltung
Gl; ScHW; U. Der ist g'schl Gang nid eso g'sehl-s!
ScBW. — Auch Schwab. (Fischer III 474) neben .schlampet'
(ebd. V 889); vgl. auch Gr.WB. IX 439 (unter .schlampicht').
Zu den g'schl-e" Schnegye" (unter 1) vgl. Fischer III 474;
Schm.'II 524; Gr.WB. aaO.
Schlampete" f.: loses, schlaffes Herabhangen
GaCast., oHe. Das ist e" leidi Schi., wenn d'Schell-
rieme" nid engg g'nueg angezoge' sind GaUast. Sonst
auch = Schlamperi.
Schlampi m.. PI. -ene" (so Schw; U): a) Wer zu-
nächst in seinem Äussern (bes. in den Kleidern), dann
übh. unordentlich, nachlässig ist Aa; Ap; GroHb.;
L; GT. (auch unsolider Mensch); Sch; Tu. mit dem
Nbsinn schwerfälligen Ganges Galg. Auch von Frauen
L. St ist e" Schi. Bäben isch eige'tli''' e" Hötsch, e"
Schi., e" ganz e" g'hebschi [s. Bd II 1822] Person. ALGass-
MANN 1918. — b) wer langsam, schwerfällig, träge geht
Aa (Rochh.); Ap; Gl (auch von Frauen); GRRh.; üwE.;
ZPfäff. (auch devo"-Schl.). es übh. an festem Auftreten,
fester Haltung fehlen lässt Ap; Ndw; U (DrMüller),
auch in seinen Leistungen träge ist Bs; B; GWidn.;
Schw; ü (auch infolge von Altersschwäche), auch als
Schimpfw. Ap; Bs; Schw. Er isch nur e" Schi, fe" Schl.-
Pleger), von einem schlechten Arbeiter ü. Mier alte"
Schl-ene". ebd. Mit söl'''e" verfluechte" Schl-ene' chund-
me"doch nienc hi" Schw. ,Du darfst die Wahrheit nicht
sagen, du Gerersgrind, du Schi.!' Henne 1867. [Wirtin:]
Chomm, u-end löschen ond Firöbe"t mache", vor no'''
esö en Schi, derther talpet ond zicö Stand am Glas
Most zue hocket. JHartmann. Sprww. Der Schlinipi
het der Schi, g'funde", wie unter Schlamp 3a B (Zyro);
ähnlich: [Es heisst] wenn neume" e" Schi, sig, so find-
er Si" TramjnBsh. — Auch eis. (Martiu-Lienh. II 464). .Die
uiotschlige Madam gchlampium von Scholtfung hingervUren',
' scberzh. Anlehuung eines frz. Familiennamens an unser W.
559
Schlamp, schlemp, schlimp, schlomp, schlump
560
Bieler Tagbl. 1917. .Schlampi', ILiusname ApHer. ist wohl
.als fem. Bildung znm Vb zu fusseu ; vgl. Sehlamjjnmji i h (Sp. 555).
Röckli-: = R.-Bueb 1 (Bd IV 939) ZKn. En R.
löm-mer nüd in tuser [Schul-jßanfe ine"! JSchnebeli.
schlampig, in ScaK. (neben schl.); Schw; Z (Prof.
Grob) g'-schl: 1. a) schlaff herabhängend, bes. von
Kleidern am Leibe Aa (H.); Ar; B; GrL., Valz.; LE.;
GKh.; Sch; Si-Hw; U; ZDättl. E(n) schle Rock. Min
Huet ist vam Rege" ganz schl. worde" GRValz. .Pesta-
lozzi, der hagere, nachlässig gekleidete Mann mit
langem, schlampigem Kittel.' L Fritschizug 1900.
Schl-i Che" BE. Nä'''-ti-nä''' het-er [ein Alter] sini
schl-e", dünnen Ougsdechle" icider la" zuefalle". RvTavel
1922. Insbes., welk, von PHanzen B; ,L; GRh."; U;
,Z.' — b) uneig., matt, entkräftet, so dass man kaum
stehn kann B (AvRütte). I'* bi" so schl. — 2. a) un-
ordentlich, nachlässig in der Kleidung, auch Haltung
Bs; BS. und It Id. (.negligens in vestibus induendis'),
Zyro und AvRütte; GRHe.; L (St.»"); GT.; Sch; S (St.*'):
Th; Zg (St.»»); Z. (G'Jschl. denhercho" uä. Bs (Seiler);
Sch; Th. ,Zenz sah in seinen zerrissenen Kleidern ein
wenig schl. aus.' Pilger 1884. Unordentlich, nach-
lässig übh. BHa. — b) schlaff, träge, energielos .\a (H.);
B; Gr; Schw (Fasn. 1808); Uw; Z und wohl weiterhin.
Schl. gä" Gr. E" schl-c Gang UwE. ,Ich dürfe [beim
Werbeoffizier] nicht so schl. daherschlorpen, sondern
müsse mich strecken, 's Maul auftun, wenn ich rede ...'
Ndw Kai. 190(5. Schl. da stä". 'shät gwüss aw'' Saferen
und Süfer i" dem Dorf; wenn ich so lueg, se chunnt's-
mer vor, me" g'sech's en teilwell [manchen] Hiisren a",
si stönd jo a'se dumm und g'scM. dei. Stctz. Gem.
Schl. amte". ZWth. Tagbl. 1916. Einem ,das schl-e
MOetli stächlen.' Bieler Tagbl. 1917. Schl. «""* fül;
schl. «"'' schläfrig; müed u"'' schl. B; vgl. Ib. — Vgl.
Gr.WB. IX 440; Fischer V 889.
SC hlampocht: unordentlich, nachlässig BHa.
Schlampodi n.: Schmaus. ,Da find ich noch ein
baar dar Wurst. Es will ein rechts Schl. gen.' JMabl.
1674/1761. — Bei Gr.WB. IX 440 ,Schlampodien' PI.,
Schmausereien (aus einer bair. Quelle des XVII.).
Schlampüri ra.?f.?: = Schlampedür (Sp. 556) Bs
Stdt (nach altern .Angaben). Aucli von Männern:
.Männer, die vernachlässigt und ohne Lebenskraft
einhergehen, nennen wir Schl.' Bs Nachr. 1898. —
Mischung aus Schlamp (ichlamjy-) und SMüri?
Schlamp ra.: Name einer Kuh, deren eines Hörn
dem Kopf nach sich nach unten biegt GRSch.
Heram''li-: Hemdzipf'el. unterer Teil des Hemdes.
Sprw.: ,Er verspilt's F ... mit •'em Hemmlischl. (Hemd-
zopO' S (Schild).
G'-schlämp n.: 1. a) das Schlaff-Herunterhangen
bzw. was schlaff herunterhängt, bes. von Kleidern oder
Teilen derselben Aa; Bs; GrL., ObS., Pr., Sch., V.;
ScBw; S; Z; Syn. Ge-schlamp 1 a, -schlängg. Ist-mer
Das nid es G.t Gr. 1''' u-oft das G. nüd ha"! Z (Spill-
mann). Insbes. a) von Teilen einer Speise, die in un-
ordentlicher Weise über den Rand des Gefässes
herunterhangen, zB. von Sauerkraut, von der ,Haut'
der Milch S. — ß) von schnell gewachsenen, nach
allen Seiten herunterhängenden Rebschossen ScaHa.
— b) von Fleisch. Zähes, häutiges Fleisch Schw; Syn.
Ge-hüt (Bd II 1777). Es brücht guet Zänd zu söl'''em
G'schl. ,Gedärme im Leibe' AAZein. , Zutaten zum
Fleisch, Lunge, Leber usw.' Schw; Zg. — c) ,was aus
grossen, zumal feuchten Fetzen besteht, bes. grobe,
feuchte Streue' Schw; Syn. Ge-striel. — 2. = Ge-
schlamp 3b Bs; L (s. Bd VII 330 u.); S (AHartm. 1852),
dünne Suppe GT. .Sogar nicht einmal Zikori-Päckli
in den Kaffee [gab es]; so ein Geschl. ohne Chnst
und Kraft hätte daheim keine Bettelfrau getrunken.'
AHartm. 1852. — Auch bei Fischer III 474 (eingemachte
Därme, Mägen; Lumpenpack).
Herre"-: verächtl. für Herrenvolk; Syn. H.-Gt-
fäus (Bd 1 1067). .[Bauer:] Ich pass niclit zu dem
Herrengeschlemp.' Joach. 1904. — 'Wohl mit Bez. auf die
längere Kleiduug.
Chabis-: Blätter von Chabis mit Kartoffeln und
etwas Schweinefleisch zs. gekocht, zur Winterszeit
ein geschätztes bäuerliches Gericht ZBafz; Syn. Gh.-
Schlampen.
Schlämpämpel m., PI. unver.: was herabhängt,
zB. ein Band. E" Chrom viuest ha", 's sind feil schön
Meie" dert, und lüters so Schlämpämpel dra", zu einem
Mädchen. Ineiche.n 1859. — (ver-)schlämpäraperle°
s. fver-Jschlampämperlen (Sp. 556). — schlämpämper-
lig: schlaff BsL. Es isch Ei"'m ganz schl, übel zu
Mute.
Schlämpel m.: = Schlamp 2aa und ß L (ALGass-
mann). — Vgl. schwäb. Schlämpel (Fischer V 888).
(urae°-)schlämpele°: Dim. zu schlampen 3a,
sich herumtreiben. Ein Innerrboder, der in einer Wirt-
schaft seinen Pfarrer traf, sagte in seiner Verlegenheit:
■So so, Herr Pfarrer! tüend-er ebe" aw'' e"chli" omme"-
schlämpele"? ATobler 1905.
Schlampe" m. AaF., HäggL; Ap; Bs; BBr.; .Vü";
GrKI. (in ßed. laa); L (RBrandst); GSev., T., Wl.;
SchR., St. (Sulger); Schw; S; Th. so Hw., Mü.; Ndw
(Matthys); UwE.; U; W (Schlempo, V\,-e'), so Vt.
und It Tscheinen; ZDättl.. Ratz und It Spillmann,
Stutz, f. (auch -a; PI. in BR. Schlämpi) BHa., Lac,
Lenk, R., Si.; FJ.; GRCast., L.. Rh., UVaz; LE., f. nur
in Bed. 2 AaF.; BU.; ThMü.; ZBül.: 1. a) etwas
Herabhangendes, gew. von länglicher Form (Lappen,
Fetzen udgl.) AaF.; Bs; BBr.; L; GT.; Schw; Ndw;
Z. Spez. a) .\nhängeschloss GrKI. — ß) an Kleidern,
bes. bei unordentlichen Frauenspersonen AaF.; Ap; Bs;
,V()'';GT.;ThMü.;UwE.;U; Z. .Einen Schl. an einem
Nagel reissen' Bs (Spreng). D' Schlampe" hange"d-ere'
abe" ZDättl. Was hänksch da fir ne" Schl-en appe"?
U. ,Sapperment! Da haben sich ja die ehemals so
fein aufgepützelten Leute [nach der Verheiratung] in
die schmutzigsten und lumpigsten Vogelscheuchen ver-
wandelt! Schlampe" hinne", Schlampe" vorne", Löcher
und Schräm uf alle" Site'!' Stütz 1855. [Man sab I
mich für einen Butzi-Mann an] es si"''-mer halt äso I
Fötzel und Schlampe" vo" de" Uempermlen abe"g 'lampet. i
JSenn 1864. ,Schleppe; alter Frauenrock' Aa Wohl., m ;
weit herabhangender (zerrissener, durchnässter. kot- I
beschmutzter) Frauenrock GrL. Diehed en rechti Schl.l l
GrL. — •)') PL, die herabhangenden Enden von Maschen
Bs (Seiler). — 8) in die Stirn hangende Locke. ,Glych- i
wol [werde ich] an die Canzlen bringen soliche Soldaten-
und Bubenköpf, gekrüsste Locken, entwäris über die ,
Stirnen Schlampen, Scheitlen wie ein Wyb.' JJBbeit. ''
1685 (nach der Handschr.; im Abdruck ,Schlängen'
= ,-§g-'). — e) Wamme GSev. Herabhangender Haut-,
Fleischlappen, -fetzen, infolge einer Verwundung Bs
Therw.; GT.; ScnSt. (Sulger); Schw; UwE.; ZRafz,
.klaft'ende Wunde' FJ., .Schnittwunde' BR. Er het-sich
en Schl. g'hauef BsTherw. Es sind-em ganz Schlämpe'
561
Schlamp, schlemp, schliinp, schlomp, schlump
562
Hut appe' 'plampet Schw. S. nocii aben-lampen (Bd III
1274; Würz 1634). — Q herabhangender Kotz GT.;
Tb; UwE.; Ndw (Matthys); Z. En Schi. Schnuder Tb.
E" Schi, i" der Nase" Nnw (Matthys). Hieher wohl
der Beleg unter Mutz-Schöp (Bd VIII 1015o.). —
■>)) im Kamin hangendes Fleisch.stück Gl'.; U. Er
het-tner da e"schene" Schi, appe" g'ge". — 3-) anklebendes
Kotstück AaK. ; TuMü. — b) mit Zurücktreten der Vor-
stellung des Herabhangenden, a) von einem Kleide
losgerissener Petzen ZWil b/R. — ß) abgerissener Haut-
fetzen Z (Spillmann). — y) Fetzen sclileiniiger oder
häutiger Stoffe. Schleimfetzen im Urin, Auswurf uiul
andern Absonderungen Sch; Z, von geronnenem Blut
Bs; Sch. Es sind ganz Schlampe" use"cho", bei einem
Kranken. In Suppen, zB. Hafersuppe, Suppe mit Ei.
das nicht gut gerührt worden ist Sch; S; ZDättl. Es
grüsetmer ab dene" Schlampe"! Bes. (P'etzen der) Haut,
die sich auf gekochter Milcli beim Abkülilen bildet
Bs; GWl.; SchR.; S; UwE.; U; Z. Es het Schlampe" i"
der Milch Bs. Chindli, wü'tst de" Schi.? SchR. Ei,
welig Schl-e" sind da dri"! Die Schl-e" da chan"-!'''
nit verhutze"! U. Von Fleiscli, .häutiges Zeug' Sch;
Syn. Ge-schlämp lb\ vg\. schlampig. Di« [Metzger) i/äwd
Ämm [Einem], wa'-.si ivend, Hut und Schlampe",
Chnüder und Bäner. ANkher 1895 (Sch). — 8) grosse
Scliolle, diesicli beim Pflügen von schwerer nasser Erile
bildet ScHHa.; \g\. ge-schlänipet. — c) übergehend in
quantitative Bed., Fetzen, Lappen, Streifen, (schmales)
Stück, a) von Halbflüssigem. Sä da, hesch au''' e"
Schi.! hiess es, als man sich noch im Scherz mit Schlag-
sahne bewarf U. En Schi. Teigg: Wänn's-si [die Frau
bei der Ghüechlete"] nu" nid blsst, .fust schmiert-si
gxoüss en Schi. T. a" 's G'wand. Schwzd. (Z). — g) von
(aus)gesotteneni , langem' [dh. nnzerschnittenemj Ge-
müse, Kraut. Kolli udgl. AaW oh\.; \g\. ge-schlampet 1
(Sp. 558). E" Schi. Chrüd. — y) vom Metzger abge-
schnittenes längliches Stück Fleisch ZWil b/R. —
8) von Tuch AiHäggl.; LE.; Z (Spillmann). ,Er schob
ein Schlempen [Tuch] in sein Sack.' UBrägger. —
s) (lange) dünne Schnitte (Brot, Käse) BHa., Lenk, Si. ;
ÜRRh.; WVt. und It Tscheinen, auch Fleisch BHa.,
Stück zB. Brot Ai-; GnUVaz; ScuSt. (Sulger), Fleisch
Ap; BsStdt. /"* will g''ad no''' en Schi, ne", mir ein
Stück (Brot, Fleisch) abschneiden Ap. — Q (längliches)
Stück, schmaler Streifen Land Ap; BLau.; LE.; GT.;
ZO. (JSenn), Wil b/R. 's ist nw so en Schi, von einem
Grundstück ZWil b/R. ,Er hing so verdammt zähe
mit seiner Wiese zusammen, dass, als er endlich gegen
ein Heidengeld nachgab, er beharrlich noch einen
Schlempen der Wiese für sich behielt, ohngefähr zu
einer Geiss Winterig.' Stutz 1854 (JSenn). ,I)ie Zipfel-
waid' wird an spätrer Stelle ,der Schlempen Waid'
genannt. UBragger 17S9. — d) übertr. auf Tiere,
Menschen, a) alte, unansehnliche Kuh GnCast. En
alti, leidi Schlempa. — ß) lange, ungestalte Weibs-
person BHa. Grosser, lümmelhafter Kerl W (Tscheinen).
— 2. nur f., Schlempe, dh. der Rückstand von Ge-
treide, Kartoffeln, Mais beim Branntweinbrennen, als
Viehfutter. Baüernspr. (so BU.; TbMü.; Z). ,Fades
Viehfutter aus Pflanzenstoffen' ZBül. Abwaschwasser,
mit Abfällen aller Art, zB. Kartoffeln, Rüben, ver-
mengt; dünnflüssiges Futter für Schweine AaF.
Entsprechungen zu 1 s. bei Gr. WB. IX 436; Selun.' H 524
(,Schlerape', Schleppe); Martin-Lienh. II 464; Fischer V 888;
FoUmaun 449; dagegen fehlt uns die in den Nachbarmaa. und
Schweiz. Idiotikon IS.
darüber hinaus verbreitete Bed. .Verschluss', wofür bei uns
Srhlämjijen (s. d.). Bed. 2 ist bei ims junge Entlehnung; Tgl.
Gr.Wß'. IX 438. 628; Fischer aaO., aber auch Schlämmen S
(Sp. 547). S. noch die Anm. zu an-echlümpen. In ONN. Keben
im , Schlempen' SchTha. ,Ober-, Unter-Schlempen' LFischbach
b/Zell. Acker im , Schlempen-Garten' SchStdt.
Herd-öpfel- f. := Schlampen 3. Baüernspr. (so L).
— Här-: (über die Stirn) niederhangende Haarsträhne
ZS. — Chabis- m.: Fetzen, Streifen von gesottenem
Chabis S(^hw, im PI. = Gh.-Ge-schlnmp ZRafz; vgl.
Schlampen icß. sowie Schlämpen-Chabis (Bd 111 100).
— ■ Chläri- m. : Stärkeflecken. l>ie Hausfrau tuet's
[lue gestärkte Wäsche] guet chlopfe", dass-si glich-
massig slif werdi und e'kei" Chldrischlämpe" heb nö'*
''ein Trochne". Messikommer 1910. — Kredit- in.:
= Kr.-F&tzen (Hd I 1 149) Z. — Chrüt- m.: 1. = Chr.-
Lämpen 1 (Bd 111 i'27ti) Bs; Zhättl., spez. gesottener
Mangold, früher al.s Suppeneinlage oder mit etw. Salz
gegessen, von Vielen als Leckerbissen geschätzt ZO.
— 2. Spitzname der Bewi^hrier von ZDachsen, Embr.,
Niederwil; vgl. Chr.-Lämpen 3; -Ballen (Bd IV 1151).
— Stief-mueter Steiff-müoter- f.: längliches Stück
(Brot. Fleisch), das nach viel aussieht und woran doch
wenig ist BHa — Bagge" m.: klaffende Wangen-
wunde (vgl. Schlampen las). , Backenschlempen zu
heften.' Würz lt>34 (Register).
schlampe": = schlampten 3a (Sp. 556). .Sobald
man wider blauen Himmel gesehen, hat man wider
wie zuvor sicher, frei, frisch und frech auf dem gott-
losen Weltbahn in aller Hoffart hereingeschlenderet,
geschlempet und geschwänzt.' AKlingl. 1688; ein
zweiter Beleg aus der selben Quelle unter Welt-Ban
(Bd IV 1270). — Noch heute eis. (Martin-Lienh. II 465).
S. auch die Anm. zu Schlüm^tcr.
a°-: a) (Waldbäunie) mit dem Gertel zum Fällen
anzeichnen Z It Spillmann; Syn. an-blässen (Bd V 152);
-schlahen I (Sp. 275). ,Der Forster hat einige Stücke
angeschlempt.' XIX., ZUit.a/A. Prozessakten. — b) auch
-schlampe", (ein Haus) zur Brandstiltung anzeichnen.
Verbrecuerspr. (LForrer); vgl. ,rot anstreichen.' ,Des
Sigristen Haus ist a"g'schlämpet (-g'schlampet)' , in
Prozessakten. — Setzt nach den Synn. (unter a) eine ander-
weitig nicht belegte Bed. .Zeichen' für das zugrunde liegende
Schlampen voraus; vgl. Schlätiyt/en, Schnörkel beim Schreiben.
Schlamper (in ApK. nas. -e'-) m.: 1. a) (schlaff
herabhängender) penis ApK. Er cha"" Nütz ml, er häd
g''ad no''' so en Schi, zom 's Easiermesser dra" abzüche". —
b) schlampiger, träger Mensch, Herumtreiber GRÜhur,
Kl. — 2. a) einer Spitzhaue ähnliches Werkzeug der
Maurer und Steinhauer, mit dem sie die Steine her-
beischleppen ApK. — b) Reuthaue. ebd.; Syn. Äcicer-
(Ap), Stock-Hauwen (Bd II 1813).— 3. Rausch; Syn.
Flamper 3 (Bd V 99). Er het ne" Wcltska'iione'schlem-
per g'ha". JoACH. 1881 (S). — Eis. ScMemper 1) Tnchfetzen,
2) Stück Feld (Martin-Lienh. II 465); vgl. unser Schlämpeu.
1 setzt für das zugrunde liegende Vb schlampen die Bed. .schlaff
herabhangen', 2 die tr. Bed. ,schleppen' voraus; vgl. zu
letzterer .schlampen', ,schlempeu' bei Gr. WB. IX 439 o. 62S,
sowie Schlampen, Schleppe (Sp. 560). Zu 3 vgl. BSG. XII 57.
G'-schlämper n.:= Ge-schlamp la (Sp. 554) BG.
(Bärnd. 1911).
schlämpere": = schlamperen (Sp. 558). Devo"
schl: Hol-mer gleitig d' Schnupf t^baktrucke", schlätnpere"
nüd eso devo"! häd de Grossvatter g'seit; dö ist aber
de'' Buedi devu"'pfurret . . . Messikommer 1910 (ZO.). —
Eis. herum-schlämpere", herumlungern (Martin-Lienh. II 465).
36
563
Schlamp, schlemp, sclilimp, schlomp, schlunip
504
hSrz-schlämperig: = schlampig 1 b (Sp. 559)
GRCast., Lüen; Syn. h.-lam})(erjig. 's ist-mer ganz h.,
blöde, leer im Magen.
an-8chlämperle°: Einem einen Spitznamen an-
hängen BG. (Bärnd. 1911); vgl. Schlämperling.
ver-: = ver-schlanipäm})erkn (Sp. 556), , liederlich
durchbringen' Bs (Seiler).
schlämperlig; = schlampig Ib BsL. 's ist-em
[einem hungrigen Reitpferd] mtichtlös wordf und schl.
Schlämperli°g m., PI. -t"^j B: 1. wesentl. =
Schlampen 1. a) (schmutziges) Anhängsel BE., S., Si.
und It AvRütte (zu Gotth.); L. E" Spitz und e" Spitz
und e" Schi, dra", Rätsel von Nadel und Faden B.
Spez. a) „Klunker, zB. an Kleidern L." — p) herab-
hangender Rotz an der Nase Aa (H.); B(Zyro); „L."
— b) Fetzen BE., R. Abgeschnittenes Stück (Brot,
Käse) BR. ,Als die Wirtin die Suppe brachte, sagte
sie, wir werden noch etwas Anderes auch wollen, sie
hätte ein schönes Bitzli Fleisch und noch einen
Schleraperlig von einer Sau.' Gotth. — 2. übertr.; oft
in der Verbindung mit a'hänke". a) Denkzettel. ,Wenn
nur um Gotteswillen ein Schleraperlig (böse Folge)
an der säubern Erkanntniss hinge, die Vehfreudiger
es erkennen möchten, wer es besser mit ihnen meine,
er, der Ammann, oder der Lumpenhund im Saubrunnen.'
GoTTB. ,Mach, dass der Senn fortkommt, und wenn's
möglieh ist, mit einem Schlemperlig.' ebd. — b) Be-
schimpfung, Anzüglichkeit, die man Einem ins
Gesicht sagt oder nachredet, oft auch Schimpfwort,
Spottname, der Einem nachgerufen wird ÄASt. und
It H.;B, so E., Si.;GRChur(ENadig); ,L (schimpflicher
Spitzname)"; S Rech. Syn. Schlötterling. ,Kein Be-
gegnender kam ohne Schlemperlig durch', von selten
der Jugend auf dem Wege zur Unterweisung oder
zurück. Gotth. , Verratet mich nicht, dass ich es ge-
hört, sonst hängt mir der Vetter wieder ein Schlem-
perlig an.' ebd. ,Wer eine Antwort von ihm bekam,
der fand einen Schlemperlig (Anzügliches) darin.' ebd.
,Anne Marei kannte ... die andern Weiber ... sah wohl,
wie, während der Mund etwas von Lob hören Hess,
sie doch fast immer, so gleichsam als Schwanz, einen
Schlemperling dran hängen mussten.' ebd. Zu allem
Schade' no''' u"verschanti Rede' und Schl-^, es het Ckei"
Gatti'q (fha'. .MWalden 18S4. Ä'e [Soldaten |, wo Jedem
Meitschi, wo am Weg g'standen ist, e" feldmässige" Schi.
a'g'hänkt hei'. RvTavel 1910. Se'i nit, aber fürchtigi
Spötiler sind's, vo meinend, si müessend Allem e"
SchlemperU'g a"hengge". ENadio 1916(GRChur). S. noch
Bd IV iJUOo. Ständiger Spitzname BE., G., M., R., auch
(nicht anzüglicher) Familienzuname BG.; daher ebd.
auch s.v.a. Familienzweig: ,[Uer] Familienzweig (Schi.)
Gugger des Geschlechts Beyeler.' BXRNn. 1911. — Vgl.
noch zu 1 und 2: , Landschaften, Korporationen, Truppen-
körpern, welche ihre Fahne verloren oder im Stich Hessen,
durrten eine nene anschaffen ; zur Strafe für das Imstichlassen
der alten Fahne wurde jedoch der neuen ein Schi, angehängt
in der Form eines Tuchfetzens.' KStettler (für B); vgl. die
Stelle 1539, Absch. IV 1 c, 10G3 (unter SrMün,j^cn)'i
g*-schlämpet: schollig, von einem frischgepflüg-
ten Acker ScuHa. — Zu Schlampen Ihi.
Schl&mpi f.: 1. = Schlampen Ibf, auf gesottener
Milch U. — 2. = Schlampen 3 ScnSchl.; ThMü. Abgang
aus Bierbrauereien als Viehfutter Bs. Dünne Mehl-
brühe in der Stärkefabrik GMs.
schlampig: häutig, von Fleisch Sch. Schl-s Zug,
Schl-i War. — Zu Schlampen Ihy. Anders bei Martin-
Lienh. II 465.
Schlämpis m.: = Schlampen la^ und vj U (um
ein Weniges verächtlicher), spez. = Chrüt- Schlampen
BsStdt. — Gebildet nach Bräiii (Bd V 833 f.) uä.
Schlimp m. S (Schild), Schlimpi m. B (Zyro):
schlampiger Bursche, Mann; nur im Ablautspiel mit
Schlamp, Schlampi; s. dd. — Ebenso bei Fischer V 944;
vgl. Lämp: Limp (Bd III 1275).
Schliempe" m. : 1. Lappen von Haut oder Fleisch G
Widn. Stück Fleisch ScuwE. , Fläche, welche, obwohl
ziemlich gross, doch nur als Anhängsel eines grössern
Flächenareals erscheint' GlK. — 2. Schmutz-, Russ-
fleck ,Gl''S. RA. „Einen Schi, bekommen, einen
Tadelfleck AaF., in Schaden geraten, beschädigt wer-
den Gl." — Kbform zu Schlampen; vgl. die bedentungs-
verwandten Ftienggen neben Flänggen (auch Flinggen, Flung-
gen) Bd I 1201 ff., Schlienggen neben Schlänggen, ferner Schluem-
pen mit Anm.
Schliemperli''g m.: = dem Vor. 2, zB. im Gesieht
Gl. Uneig. E" Schi überchw, eine (militärische)
Schlappe davontragen Gl (Schuler).
Schlnmp m., Schlumpe" m. f.: l. Schlump m. (PI
Schl-egn), Schlumpa f. (PI. Schl-i), wer müssig herum-
schlendert BR. Nachlässiges, unordentliches Weibs-
bild. , [Zuspruch der kranken Mutter, Anna Dietschi
aus ZWipk., an FPlatter:] Ich besorg, mein Sun, so
ich stirb, du werdest etwan, so man nit Acht uf dich
hatt, eb du kum recht erwagsest, wie unsre Studenten
tuen, ein Schlumpe, die kein Hausshalterin sy, zum
Weib nemmen; so bist du verdorben und wirt Nichts
auss dir.' FPlatter 1614 (Boos). ,Der Frei [habe]
iro gesagt Bernerschlümpli.' 1667, ZWth. Ratsprot.
,Bump, biri Pump! Liebt er dann die Schlump?'
Flcgschrift 1712 (aus dem reformierten Lager). —
2. Schlumpe' (in PAl. -a) f. (in Aa It H. m.), (Woll-)
Kardätsche Aa(H.);Bs; „LG." (St.'); PAl.(,scardasso');
„Z" (St.^; auch für Seide), , Maschine, auf welcher
Karten angebracht sind, mittels deren verschieden-
farbige und verschiedenartige Wolle durcheinander
gemischt (g' schlumpet) wird' Aa (H.); Syn. Schl.-Stuel.
— 3. Schlumpe' m., derbes Stück Brot (wie man es
etwa einem Bettler oder einem Kinde in die Schule
mitgibt) BnSi. (AvRütte); nicht bestätigt. — Vgl. im
Allg. die Anm. zu Schlamp [Sp. 5b4), zu I Gr.VPB. 1X826
(Bed. 2). 827; Fischer V 959. Bed. 2 auch bei Martin-Lienh.
II 465; Fischer aaO.; das männl. Geschlecht in Aa(H.) wohl
nach dem Syn. Schl.-Stud. In Bed. 2 ist das W. ins Frz. des
BJura entlehnt (ETappolet 1917, 150). Als Familienn.
,Schlump' B (Zyro).
schlump: a) schlaff (herabhangend), welk, von
Pflanzen (bes. Salat). Mer hend Mit uf '>em Mer'^t no'''
nid vfl schöne' Snlöt g'seh'; d' Weggiser bringe"d-tr
ned, so lang-er so schl ist L (ERöthelin). De"' lät-si
[die Seerose] iren armsdicke" Stamme' so schl. ivi'-n-es
Sein im Wasser umme' fare". Bärnd. 1914 (BS.). —
b) geschmeidig (und zum Verspinnen geeignet), von
gekardeter Wolle BBe. — Mhd. slump, schlumpig (einmal
belegt) bei Lexer 11 991. \e\. schlamp mit Anm. (Sp. 554). j
schlumpecht. ,Schl. in der Kleidung, discinctns.'
Denzl. 1677. 1716. '
schlumpelig: schlaff, nicht steif, so von einem ]
gestärkten Stoffe, der infolge Feuchtigkeit oder vom I
5ö5
Schlamp— schlamp. Schlarapf— schlumpf
566
Gebrauch seine Steifheit verloren hat (Syn. lümpelig)
B(Dän.), von der menschlichen Haut B (Gotth.). ,Die
beiden Mägde, die es sichtbar an den Tag legten, wie
zuwider es ihnen sei, in die Kirche zu gehen und
sich jetzt schon zu waschen und zu strählen, aus
Furcht, nachmittags sehe man ihnen beides nur noch
halb an, und die schön glatt und rot geriebene Haut
sei wieder gelb und schl. geworden.' Gottb.
schlumpe" (in PAl. -u"), 3. Sg. Prses. und Ptc. -et:
mit ,haben', in Bed. Ic mit ,sein.' 1. a) welk werden
B (Dan.). — b) „faulenzen, auf dem Polster liegen
Aa; B", ,terapus otio terere.' Id. B, .bummeln, raüssig
gehn' BHa., Si., lässig arbeiten B um Burgd. Hie und
da e'chli" schl, sich gehn lassen B. ,Mehr als ein-
mal Hess er [Uli] sich verführen, mit der Bande [den
jNebendiensten'] zu räsonnieren und zu sohl.' Gotth.
— C) meist ume"- („Aa; B"), umha-, umenandren- (BE.).
„lass und träge schlendern Aa; B", zwecklos, müssig
nmherschlendern, vagabundieren BLenk, R.. Si. ,[Die
Mutter zu ThPlatter:] Du bist raier nit überlägen,
alein verdrüsst mich, das du so hin und wider schlum-
pest, an zwitfel nütt lernest.' ThPlatter 157'2. ,N.,
dem mh. wider erloupt von Ylands zu ziehen, da er
jederraan angesetzt, ist allhie also ein wyl umhin-
geschlumpet.' 1573, Brief (TEgli). ,Was sclilu[m]ppet
das wyb jetzt da umbher, und [= während doch] so
vil zeschaffen ist.' um 1580, L. ,Darumb sollen sy
[die Bettler] arbeiten, nit müessig härumb schl.' SHochh.
1591. .[Schulkinder sollen] nit faul sein, schl. auf der
Gassen.' MStettler 160G. ,Jung umbbär schl.' JMahl.
1674. S. noch Bd IV 1087 u.; V 98 (umeti-plampetij.—
2. Wolle (auch Rosshaar S, „Seide LG.") karden, kar-
dätschen Aa(H.); BBe. und It Zyro; „LG.«; PAl.(Giord.);
S; TuTäg.. obenhin karden BSigr. und It Zyro. Wie
MängC, de'' uerdienti, ''ass-er am ScJilumjJStuel se'ti schl,
früher eine Hauptbeschäftigung in Strafanstalten.
Schild. OiW und Gross, Jung und Alt, Mann und
Wib, Alles rupft Wulle", macht WuUe"würstli, schlumpet,
spinnt, zwirnet und lismet wulligi MutzH. EHiNfiGi
1892. üneig. Wulle" schl.. auch bloss schl, tüchtig
durchprügeln Es. so Therw. Syn. schlunggen. — Vgl.
Gr. WB. IX 827 f.; Fischer V 959, zu 2 auch Martin-Lienh.
II 465. In Bed. 2 auch im Frz. des Berper Jura (ETappolet
1917, 150).
ume°-, nmenand- s. das Vor. Ic.
ver-: 1. a) verwahrlosen BBe. — b) (die Zeit)
„massig verschlendern", durch Nichtstun verlieren
,Aa; B", so Be. und It Zyro. ,ln sehr vielen Schulen
weiss man auch nicht, was Zeit ist, zieht sie nicht
zu Ehren, verschlumpet sie auf heillose Weise.' Gotth.
,Das soltu wissen, wen ich wisste, das du din zyt
ettlicher mass söltest v., als vätterlich ichs iez mit
dier meinen, also unbarmherzig wurde ich gägend dier
werden.' ThPlatter Br. — c) vergeuden TB. — '2. (Wolle)
mit der Kardätsche verarbeiten S; s. Bd IV 2002 o. —
Schwab, in der Bed. ,Ternachlässigen' (Fischer II 1311).
g'-schlumperig: schlaff, welkend, von Pflanzen
I BE. — Eis. schluviperig, lungerig (Martin-Lienh. II 465).
Schlumpete» f.: Schlaraflfenleben BBe. (Dan.).
Schlumpi m.: schlimmes oder faules Kind Th
I Bodensee (Dan.).
seh lumpig, in L(RBrandst.)/«c;tZ-:a) = scÄiwmi)a
L(,welk, wie ein Lumpen anzurühren' It RBrandst.);
S. — b) = schlump b BBe. — c) .schlaff, müde' B. —
' d) unordentlich in der Kleidung ScuSt. (Sulger). —
Vgl. Gr.WB. IX 830; Müller-Frai.reuth II 446.
schlümpele": D\m. zn schlumpen Ic. Das sigi'
jez di' neumodische" Bruch: Am Sunndis literle' un^
am Mändis gütterle", am Sunndin lümpek' un'' am
Mändi' schl SGfeller 1911.
Schlumpe» f: verwahrlost aussehendes Weibs-
bild. En armi Schl, wa d's ganz Jär bim Nagler a's
Magd mütssi strontc und schrisse' wie en Choge:
JJörger 1918.
zueche°-schlümpe°: vagabundierend herkom-
men. Der letscht Mensch, wa sch'dri' [auf einem alten
Kirchhof] vergrabe" heind, ist es Wip g'si", e" Bettleri".
Schi ist US der wite" Fröndi zuechcg'schlüntpet, us
Baire'. JJörger 1920. — zer-. Nur z er- seh lumpet:
verwahrlost. D's Unglück hed-mer Alls g'nw, ich bin
e" z-i Bettleri". JJörger 1920. End aller End ist-tr
due cho", aber öni Boss und öni Wage", z-e, chrankv
und elende, ebd.
Schlümper m.: verwahrloster Mensch GrV. En
arme"- Schl, bedauernd; Syn. en arme'' Schluß (Sp. 181).
Wenn die Tütsche" e''mäl all dert [in der Pariser Falle]
sind, werden seh' üfg' fresse" mit Hut, Här und Chnoche",
die arme" Schlümper. JJörger 1918.
Schlumpi m.: a) ,Ein müessiggenger, schlumpe,
operum vacuus.' Fris.; Mal. — b) = Schlümper GrV.
En arme Schl JJörger 1918.
Schluempe" m., PI. -äe-, Dira. SchlüempU: frei herab-
hangendes Ende eines Seiles beim Binden (zB. eines
Heufuders) GrL., Says, Seh., Valz., auch Seilende übh.
GrL. (auch Tsch), hervorragendes Garnende am
fertigen Strumpf GRConters, am Briefumschlag der be-
wegliche dreieckige Teil, der zum Schliessen dient
GrL. E" lengC Schl; es churz ScHüempli — Nbform
zu ScHumjx"; vgl. eckluenggen neben ichlutiggm, Lumz : Lunzen
(Bd III 1347), Schluem : Schlunz und die Anm. zu SMiempen
(Sp. 564).
g"-8Chlneinper: von hochmütigen, raschen Gebärden
»iRCast. Es g-s Meitji, Pürstli; er g-i Töchter. —
Nbform zu ge-s^-hjiuepper ; s.d.
Schlampf— schlumpf,
.Schluren-Schlempf': ein Name des Teufels. XVI.,
L Hexenprozessakten. — Im Gfd 23, 256 ohne nähere
Quellenangabe, so dass Nachprüfung unmöglich ist. Das
Ganze sieht nach einem Satznamea aus, doch ist das Einzelne
unklar. .Schlempf" könnte mit dem FN. ,SIempher' (,Ruodi
SI. von Willisowe.' 1385, LBürgerverzeichniss) als Nom. ag.
zu einem Vb ,'sehlempfen', Nbf. zn »chlämmen II (Sp. 543)
gehören; vgl. ndl. ,slenipen, slemmen, comessari' bei Kilian
(Gr. WB. IX 625).
Schlnmpf(bzw.-o'-)m., Pl.mitUml.. Dim. Schlump fli:
1. als Quantitätsbezeichnung, a) so viel Speise, als ein
Mensch (auch Tier) auf einmal in den Mund (das Maul)
nimmt oder nehmen kann, Mund-, „Maulvoll", (grosser)
Bissen Ap (auch St.); Gl; „Gr'Pt.; GA.,SaL.. T. (auch
St.), Wl., Wb., W., We.; Schw; Ü; ZF., von breiigen,
dickflüssigen Speisen ein Löffel (,oder etwas Andres')
gehäuft voll Ai> (T.); GRig., Pr.; Schw; ZF.; vgl. S.
Wenn der Stungge'werni recht schmutzige-n-ist, se lied-
men amenen einzege" Schl. g'nueg ^cuvr. Aha, hesch
metn-t«* e" Schl. dervo" [von einem Brotlaib] 'zerrt! U.
567
Schlampf— schlumpf. Sehlams— schlums
568
E('nJ Schi, (es SchlümpfliJ Brät, fleisch, Gras, Heu,
Mu€s(GRlg.), Tampf{ZV.). Wege' miner, mufflet der
Ätti, tpil-er grad er Schi, süttigheisse" Türgg ... ab-
xcürgt. ScHwzD. (GRPr.). GMötzli z' Nacht, Chlötzli z'
Nacht, Fischli z'Mittag, wie tiiet-me-s' da'" choclie',
tcie packt-me's' da" a'? Mc nents' än-e' Gable" und
bisst er Schi, ab Gl Volksreim. E(n) Schi. fuse'J ne',
aus der Schüssel Ap; Gr; Scaw; ZF. Er heten (rechter)
Schlompf us''i' g'no", mit dem Finger aus dem Honig-
topf Ap. Gend-em ne" Schi! Schw. .Nun [bei kleinerer
Familie] hofften sie am Tisch ein Schlümpfchen mehr
zu erhalten.' Toggenb. Ruedeli 1826. £" Schlömjifli
[von einem Braten] probiere". ATobler 1908. Gross
Schlumpf (chlini Schlümpfli) ne" Gl; GT. 's Mül recht
üf zum grosse' Schi! G Volksbl. 1917. [Anneli zu
Kegeli bei der Kaffeevisite:] Di« chunst sus aW'' nie
zu-mene' giiete' Schliimpfli . . . HungbrütU sind-der
[= dir] Uüre'peiss. B Dorfkai. 1890 (GoT.). Scherzh.
auch von Flüssigem: Nimm e' rechte' Schi. [Schluck]!
Gl. Uneig.: Ist i' der nü^e' Verfassi'g nid aw'' i" der
Landwirtscltaft Öppis verspräche" ? Ja frili''', und der-
zue im G'werb und im Handicerch aW'' nw'' e' Schi
Balz 1898 (Schw). — b) allgemeiner, kleineres Quan-
tum übh. GRPr.; GA. Eine Hand (gehäuft) voll Ap;
ScHwE., zB. von Kot, den man Jmd anwirft U; Zg.
Dö hesch e" Schi! ruft der Werfende. Von Salbe:
Knabe zur Mutter, die ihn bestraft hat, weil er Stramin-
Pantoffeln mit Schuhsalbe salbte: Me" cha"" Ew'' doch
aw'' Nütz recht mache"! ond ha' no''' asslig Schlompf
(,die Hände gehäuft voll') g'no"! ATobler 1902. Klum-
pen: Dö hend-Er Alls ammene" Schlompf, i'* ha"'s
g'^ad i*'s Fatzenetli ine" 'bände", sagt eine Bäuerin,
den Zins abliefernd, ebd. 1908. Haufe, Masse, von
Erde, Geld U. 's hed e' Schi, üse" 'zerrt, bei einem
Erdrutsch. Er hed e" Schi ibercho", bei einer Erb-
schaft. — 2. in der R.\. Schi üss mache", beim Karten-
spiel (Jass) nach jedem Spiel (Gang) abrechnen U;
Syn. Schlungg-üs. Man tut das etwa, so lange die
Spieler noch nicht vollzählig sind: Mer tvend einisch
Schi, tiss mache", bis die Andere' chemert. Wenn Jmd
sich auf den Boden schnauzt, sagt er selbst oder ein
Andrer scherzhaft: Sc/i/. tJss (auch Trumpf üss), morgen
isch der Schnudermercht ! — 3. Löffel (als Gerät). ,Die
alte ßägel legte ihr faltiges Kinn in die linke Hand,
während sie mit dem leeren Schi. (Löffel) auf den
Teller hämmerte.- Pieitb. 1847. , Langte nun Jedes
mit einem hölzernen Schi, in den Kessel und ver-
schluckte ein gutes Dutzend Löffel voll des braunen
Trankes.' Helv. 1853 (Reith.).
Uuser W. hat seine nächsten Beziehungen im Norden;
Tgl. nd., auch däu. norw. schwed. slump 1) (auch udl. stomp)
(wirrer) Haufe, Klumpen, Überrest — 2) (schon mud., auch
md.) Zufall, Glücksfall; Weitres bei Gr. W B. IX 825 (,Schhimpr).
830/1 (,schlumpfs', ,schlumpf(s)»eise'); Falk-Torp, Norw.-
din. etym. W'B. 1068/9. Darnach wäre unsre Bed. la eig.
als eine uns eigentümliche Spezialisierung von I b aufzufassen.
Die RA. unter 3 (= so spielen, dass der Ausfall je eines
Ganges Ober Gewinn oder Verlast entscheidet) stellt sich zn
der Bed. Glücksfall, Chance. 3 beruht vidi, auf einem
individuellen MissverstSndniss (Verwechslung von Inhalt und
GefKss); s. unter la und vgl. Löffel la |Bd III 1152). In
Namen. Spitzname eines sehr beleibten Lehrers GrChur. Als
FN. (vgl. ,M8elili(n)', ,Bislin') Ap (auch ,-o-'; seit XIV.); Es;
B (Zjro): .L'; G (seit XV.); XVI., Zg. ON. ,Schlumpfen-
Ried' GNeu StJohann.
Muetter-gottes-: die holile Stelle unter dera
stumpfen Ende des Eis (Gupf 9 Bd II 391) GMs. —
In GT. sagt man, die Mnttergottes habe an jener Stelle Etw.
abgebissen.
schlumpfe", 3. Sg. Praes. und Ptc. -et: a) gierig,
hastig essen (bzw. fressen, vom Vieh) Gl, auch S.;
GRMalans, vPr.; GMs, oT., ,von Vieh, Gras oder Hen
mit der Zunge ins Maul ziehen' GnHe., ,roh und hastig
die Speise mit dem Löffel in den Mund bringen' Scbw
Muo., ,rait überfülltem Munde, geräuschvoll essen' Gl,
, Breiiges essen, den Mund davon voll nehmen' Gslg.
Synn. u. chorben ö (Bd III 455), auch schüblen Ib
(Bd VIll 90 f.). Wie da Alli [Vieh] schlumpfend und ab-
icorgend, Hut und Balg volle'' bis in d' Hu »gertollen
üs, dass -man angste" hed müesse", dt' Gebitlöseste"
chöntttend blät ti-erde". Scuwzd. (GnvPr.). — b) ,von
Kost unerlaubt essen' .\p(T.); Syn. schläunen.
inne°-: (Speise) hinunterwürgen Gl.
Sehlams — schlums.
8chlamse°: a) belecken Ndw. — b) , naschend
schmausen.' ebd. (Matthys). — c) mit grossem Appetit,
gierig essen UwE. (auch St.'). — Weiterbildung einer
nasalierten Form zu «cWa6- (Sp. 4 ff.); '<i\. schlamjKii : scMappn
(Gr.WB. IX 438. 488), zur Bildung auch schwed. s/om/xi;
alamm, nachlässig sein (Falk-Torp, Xorw.-däu.etyni.WB. 1053),
über-: ,(was man isst) überlecken, übersudeln;
so u-ed ein Kind eine Traube, ein Stück Brot' Ndw
(Matthys). — er-, ver-: (Etw.) gierig verzehren Ndw
(Matthys).
Schlamser m.: gieriger Esser UwE.
Schlamsete" f.: a) gieriges Essen üwE. —
b) leckere Speise, Mahlzeit, ebd.
Schlamsi m.: wer gerne schmaust Ndw (Matthys).
schlanisig: gerne schmausend, ebd.
Schliemse" I f.: 1. Schmutzfleck, zB. von einem Ball
herrührend, der an eine weissgetüuchte Wand ge-
schleudert worden ist; grosser Tintenfleck GQuarten
udE. Du hast e" rechti Schi g'macht. — 2. derbes
Stück (Brot), ebd. (einzelne Angabe). E" Schi. Brot.
— Nbf. zu ' Schltttnsen, einer Weiterbildung zu Schlämptti;
Tgl. Scliliempen (Sp. 564). Beide Bedd. vereinigt auch Flärm
(Bd I 1205); vgl. auch flündmjiy (ebd. 1200), FlUnggn
(ebd. 1203).
schliemse", 3. Sg. Pries, und Ptc. -et: (mit Dat. P.)
um Einen herumstreichend, sich anschmiegend, kosend
schmeicheln, gew. mit dem Nbsinn des Heimtückischen,
Hinterlistigen, von Katzen (auch Hunden) und von
Menschen GSa., We. Si liät-em g'schliemset vjie-n-e
Chätzli. — Wahrsch. etym. mit dem Vor. zsgehorig; vgl
das syn. ftänten (Bd I 1204).
ume°-: in heimlicher, hinterlistiger Absicht herum-
streichen, auch herumschwatzen GSa., We. Si (trj
schliemset der ganz Tag ummc.
Sc h 1 i e m s e ° II f.: heimliche, hinterlistige Schmeich-
lerin, Herumstreicherin GWe.
Seh 1 iemse r (i °) m. bzw. f.: hinterlistige(r)
Schmeichler(in), von Katzen. Hunden und von Men- ,'
sehen GSa., We. Bisch e" Schliem.'ter, zu einem Hunde.
I'* will d'ere" Schliemseri" 's Mösch scho' butztr!
g*-schliemset: hinterlistig schmeichelnd GSa.
E" g'schl-er Chogtr.
569
SchlaB, schien, schlin, schlon, schlun
570
Schlan, schien, schlin, schlon, schlun.
\gl. auch die Gni|iiieii acithx usw., gfhlueh usw., sMuh usw.
(Sp. 1 ff. 7 ff. 273 ft'.).
G'-schläun (in Ndw -ei-) — n.: a) »gieriges wähle-
risches Essen' L. Dehestdoch es G.! — b) Naschen
Ndw (Matthys).
schläune° L (auch St.); Schw, so Muo.; ZeUAe.,
schieine" I L (s. die Anm.); Uw; ü, schlu'ne" BHk., „0.
(■ö-)', Si., schlöne" C-ö'-J ApM., Schön.; GF., Stdt (auch
St.), -d*- ApK. (nas.); GRh. (ausser Rheinegg udE.); Sch
St.; TnUntersee (so Steckb., Tag.) und It Pup., 3. Sg.
Pries, und Ptc. -et: 1. a) .gierig, wählerisch essen' L.
Tue doch nit so schl.! — b) naschen, Leckereien, übh.
Esswaren verstohlener, unerlaubter Weise verzehren
ApSchon. und It T.; BHk., Si.; „L.; G-F., Rh.; ScaSt.;
Schw, so Ma. ; TnUntersee; Ndw; U; ZoUAe. Z'erst
sig nur en Ädern g'si" und es Veveli, Die heige"t's
aber z'guet g'ha", drum heige't s' g'schleunet. Erz. 185(i
(aScHw). ,Der inund schlöunet, frisst und trinkt über
die niass.' Gdalther 1552. ,Das ist der gniein brauch,
dass, wenn einer sündiget und unrecht tuot, dass er
desselben nit wil wort haben, sonder wil unschuldig
sein, wie in weisen Sprüchen Solomons am 30. cap.
von der eebrächerin gemeldet wirt, wenn sy erst von
schänden aufstände, so leugne sy, als wenn einer, der
geschlöunet hat, das maul wuscht und sagt, er habe
es nit getan.' LLav. 1582; nach Prov. 30, 20, wo ,ver-
schlündt.' 1530 (.verschlinget.' Luther), .geessen hat.'
1589, ,isset.' 1683 ff.; ,comedit.' Vulg. .Als er nun
widerumb von jetzgenandter Wirtschaft und Stegen
koniinen und synes handtwerchs halben ein laden utf
dorff empfangen, were sy zuo ime kommen und gredt.
wie syn meidtli schlöünin [so!] und schlegke, daruff
er es befraget, da habe es gredt, es sigen nur dry
gebraadten öpfel (davon er den einen geessen) ge-
wessen.' 1590, Z Ehegericht. Näschereien unnützer
Weise kaufen GF., Stdt; DiN. (oO.). Etw. naschend
bzw. zum Naschen entwenden, auch von Katzen Ap
K. (von Ess- und Trinkbarem, zB. Wein); .BO.", Si.;
L„E.'; GRh., Stdt, Ta.; SchwMuo.; Uw; U, in solcher
Absicht herumschleichcn Uw. Du söllist-mer nie Nü'-
me" dere"weg go" schl. SouwMuo. S. noch Plump-Sack
(Bd VII 634); It Zyböri auch in L mit der Form
schleine", die er darnach (nach seiner eignen Mitteilung)
auch weiter verwendet hat (Zyböri II 102. 265). —
c) stibitzen übh. GRh.. so beim Spiel ApTrog. .Schlöhnen
nennt man das Stehlen im [GJRlieintal, ein Provinzialis-
mus, der noch nicht abstirbt. Das Schl. ist nicht
selten und besonders das weibliche Geschlecht soll sich
demselben hingeben. Davon zeugen manche Proto-
kolle. Wie mancher Ehemann hatte ehlichend das
grösste Unglück, das man kennt, dass er nämlich eine
Schlöhnerin bekam. Wie viele Eltern klagen, dass
die eigenen Kinder sie berauben und allerlei an Wein,
Obst, Korn, Hanf usw. verschlöhnen. Wie manche
nächtliche Gesellschaft belustigt und berauscht sich
an Geschlöhntem.' KStekser 1841. — 2. = schlecken 2b
(Sp.508)G8tdt.— 3. .schmarotzen, lungern' BSi.(Imüb.).
Auch vorarlb. (BSG. III 79). Aus V/i7.a«rict;-ie,i (mit der
gleichen Dissimilation wie in der Sippe von sMünen II; s. d.)
und nächstverwandt mit den Synn. Khnäxujgni. «chnausen, -äu-
(vgl. auch schnaiti)w- und schtauren), neben denen mit anderm
Anlaut näuggen II (Bd IV 705), nausen, -äu- (ebd. 803) stehen.
Ktym. hieher auch schtäumjgen (s. d.). Schieine' in L (s. 1 b zu
Ende) ist kaum ein durch den Reim festgehaltener Rest älterer '
Entrundung, die wenigstens in LE. früher gegolten hat (BSQ.
VII 105). sondern eher mit dem betr. Spielvers aus der ent-
rundenden Nachbarschaft (Uw?) übernommen. Für die Form
m-hlnne" in der Bed. .in diebischer Absicht herumschleichen'
käme übrigens auch Entstehung aus 'gchleichenen in Frage;
vgl. schieinen II .
ume"-: sich schmarotzend umhertreiben Ndw
(Matthys). ,Du, der du nicht gnug z'essen hast und
bei fremden Leuten umenschleinen niust, du, der du
kein ganzes Härali am Leib und keine fünf Batzen
im Geldsäckel hast, du Hungerleider, du willst mein
Thereseli [eine Ratsherrentochter] heiraten?' Ndw
Kai. 1901. — ÜS-: ausnaschen, zB. eine Küche Ndw
(Matthys), von einer naschhaften Katze, die sich in
alle Häfen und Schlupfwinkel hineindrängt, um Etw.
zum Naschen zu finden BSi. (DGemp.). — ver-: Etw.
naschend entwenden Ndw, .stehlen' G (s. schläunen Ic).
— e''-weg-: Esswaren wegstibitzen. Wie sönd die
Schnitz so süess g'se" . . . tüsi'möl süesser a's die se'be'
Holzepfel, wo-mmer öde" dem Schinderhanes off'Bänze'-
rüti oben e'w'egg'schlönet hend! .IHartmann 1912.
Schläuner (bzw. -Ö-) m., Schläuneri" (hivi.-ö-)
f.: a) naschhafte Person ApK., M. (T.); ,L; G"F., Stdt;
TaUntersee und It Pup. Auch mit Bez. auf die Lek-
türe TnSteckb. — b) (Schlöneri") diebische Person;
s. schläunen Ic.
Schläuneri, -et (bzw. -ei-, -ö-) f.: das Schläunen
(in den verschiedenen Verwendungen des Wortes).
.Das bald angehende nächtliche Rufen der Bastetlin,
Tortlin etc. [sei] sehr ohnanständig. der Sabbatsruhe
hinderlich und zu allerhand Schlöhner- auch Mausserei
beförderlich.' 1741, KWild 1847.
g'-schläunet SchwMuo., -o'-GF. (Zahner): nasch-
haft, diebisch. E" g-i Chatz, ,eine diebische, ge-
hässige Katze' SchwMuo. — Eiue Bildung wie ge-schJampet
(Sp. 558) usw.
Schläunete'' f.: Näscherei UwE. f-ai-), Nasch-
werk GStdt (-Ö-J.
Schläuni (-ei-) m.: = Schläuner b Uw. Der ver-
schrmvnist Schleim, .ein schleichender Dieb, der im
übelsten Rufe steht' Obw (aus einem Spruch).
schläunig BsL.; „L"; SchwMuo., -et- Bs (Anon.);
GRÜbS.; Ndw, -m-'- BHk., Si.. -ö- „G"?., schWnig I
Is. die Anm.) AAZein., g' -schieinig Ndw (Matthys);
U: l.a) „näschig". naschhaft BHk., Si.; „L;G"F.;Ndw
(Matthys); U, diebisch (mit Bez. auf Speisen) BSi.;
GF.; SchwMuo. ,Bes. die Weibervölker sind g'schleinig'
U. E' schlü-nigi Chatz ist e" schlechti Müs-chatz BSi.
E" schlü-nigi Chatz mues'-me" nit nebe' Speck setze".
ebd. — b) lecksüchtig, von Rindvieh, bes. Kühen Aa
Zein.; Bs; GaObS., ,eine Krankheit der Kühe, die
gew. von schlechtem Futter, Eisengras udgl. herrührt
und wo sie Holz, Leder, Mauerstein und Alles fressen
oder zernagen, was sie bekommen können' Bs(Anon.).
Syn. schtärmig. S. noch un-ge-reisig (Bd VI 1327M.).
— 2. verstohlen (schleichend) U. G'schl. dahercho",
verstohlen, leise. Er isch dervo" wie-n-ne' g'schl-e"
Hund, von Einem, der sich heimlich davonmacht, als
Dienstbote, Angestellter, auch um sich der Bezahlung
einer Schuld zu entziehen. — Schlänig als .übermundart-
liche' Form aus -äu- nach dem Verhältniss des lantgleichen
schriftd. .schleunig'': ma. -ü- (s. schlüuig II). Zu 2 vgl. den
Schluss der Anm. zu schläunen.
schleine» II. Ptc. -od: tr., streicheln; schmeicheln
PGr. i«* hän de" üun'' g'schleinod, dass der nid tiäge
571
Scblan, schien, schiin, schlon. schlnn
bella". Mädchen zum Burschen: Häst-me'h g'schhinod,
häst-mtr g'icinggt, Alls was i"t"s of de' Glaube" bringt!
Gang zem Tonder, eh well kei' Ma"! Fenn [finde] -eh
l-einc, so lach-eh dra"! VSella (Lied aus PGr. von
1851); mit der ungenauen Übers, mi sei corso
dietrO... — Aus ' achleithenen wie etwa }fttlrr-leincn aus
-leichmen (Bd III 1011), Sehlün I aus Schlüchen (Sp. 18/9).
Bei Gr. WB. IX 570 eutsprechend ,ein Pferd schleichen alias
streicheln, equum mulcere' (Quelle?), l'ie Bed. knüpft an
die Grundbed. von schhchm = gleiten au; vgl. schlichen 2,
tchlicheren (Sp. 11. 16), weiterhin anord. sUk-r glatt, auord.
'tUkja, ags. 'Mcian, glätten.
Schlonje" f.: Kauharz aus Tannen-, Lärchenharz,
auch Kaupech (als Ersatz für Schigg II (Bd VIII 427)
GRObS. Syn. Glori II (Bd II 642/3). — Aus gleichbed.
rät. tchlo</n. gchhi,jn (vgl. ScMunjtri).
Harz-: = dem Vor. GRÜbS.
schlonje": (Kauharz, Tabak) kauen GnObS. Harz,
Tabak schl. — Rät. schhgnar (echliifnar, schUiyuar).
Harz-Schlonjer m.,-eri"f.: wer Kauharz (-pech)
kaut GRObS.
Schlun 1, Schlüne": Nachtrag zu Schlüchen
(Sp. 18 f.); in Namen (s. Anm.). — .Schliln-Egg' BDiemt. (als
Faniilienn. , Walter Schlunegge von Dieniptingen.' 1398, BSi.
Rq.; Tgl. auch SchlOnegger unter Sehlün II), , -Halden.' 1529,
B (wohl Stdt), ,Schlum- (auch ,Schlaum-) Boden' BBlumen-
stein. ,Schlune°' G (am Sexmor zw. Maskeukamm uud Zieger).
,Schluneu-Wald' SchwhW.
schlun: träge, energielos. ,Institor [seine Ware
anpreisend]: Wa nu, die choufen wellent? Mih
wundert, daz si twellent; die minnere geile, die
vintent hie veile bibergeil, alrune. Si mun wol
Wesen slune, die daz niht went gewinnen, da von si
vrouwen [Nom.] minnen.' AAMuri Ostersp. A. XIII.
— Etyni. zsgehörig mit Schlmum (Sp. 553), Schlür; Über
weitre Beziehungen (got. dawan schweigen) s. Kluge Et. WB.'
399 f.; Kick* III 540 uud die Aum. zu schlünen I. An sich
könnte , slune' auch der PI. eines Subst.'s ,slün' sein; vgl.
dazu die Stelle: ,Do begund si [die böse Frau ihren Mann]
sere schelten: ir sint ain fliess [?] und ain slun [: zun].' Lass-
berg LS. I '298, 45, sowie nind. «(ime f., Beischläferin (Schiller-
LUbben IV 252).
„Schlun II m.: Schlummer L; Zg", Schlaf Gr
Kesslerspr. (JJörger 1905).
Seh lün egger m.: einfältiger, unanstelliger Mensch,
als mildester Tadel, bes. von Knaben BSi. (ImOb.). —
Eig. Einer von ,Schlünegg' (s. Anm. zu SchlOn I), mit volks-
etym. Anlehnung an die Sippe Schlun II. Vgl. Schltimegger
(Sp. 553).
schlüne"!, S.Sg.Pras. und Ptc. -et: leicht schlum-
mern (bes. aurh angekleidet, auf dem Ruhebett, einem
Stuhl, am Tische) AiBr., F. und It H.; B, so E., M.,
S., Si. und It Id. (.obdormiscere'), Zyro; L, so Ber., E.,
Snhrent. und It St.; „Zg"; ZNWen., nach einzelnen
Angaben auch schlafen übh. B Schülerspr.; Gr Kess-
lerspr. (JJiirger Ifto.S); L (gaunerisch It ALüt.). Syn.
müderen, tiauggen, nucken, nunnelen, napf(z)en, nipfen,
näpsen, näuten, tiauwelen, -eren (Bd IV 88. 701. 714. 766.
776. 851. 879 f.), tosen. Er schlünet nor AaF. La"-
mi''' no''' e'chli' schl.! L. Noch ''cm Mittaysmüti muess-
mer [als Aclitzigjähriger] es Halbstündeli go" schl. L
(ERöthelin). ,Wenn so ein alter, frommer Gotti was
Frommes vor hat, so hat sein Leib keine Ruhe, höch-
stens liegt er ein wenig ab, höchstens scblunet er
einige Minuten, aber schlafen kann er nicht.' Gotth.
Der Ätti hedg'schlünet uf''em Stei"ofen ober. WMüller
1903. [Mutter:] Säg, Fritzeli, schlöfisch öppe" sehe?
[Fritzeli:] Jo, Muetterli, i'^ tuenc schl., norde' [ver-
letzte] Düyne" wachet no"''! Vaterlanh 1906 (L). Es
halbs Jär nach''er het-es scho" unger ''em Bode" g'schlünet
un"* i"* ha" ke'"s Miietti me g'ha". Loosli 1910. — Auch
Schwab, (doch nur gaunerisch); s. Fischer V 906. Zur Etjrm.
vgl. auch gleichbed. bair. launen ua. (Schm.' I 1478). Hieher
der FN. .Schluni.' XV./XVI., S (Leu, Lex.; Dat. ,Schlunin.'
i486); nach Drucken (1628, Absch.; 1544, Aar. StR.) auch
,Schlüni.'
i°-: einschlummern BE. (Loosli 1910), Jeg.; L (It
St. und RBrandst.); „Zg." Er ist am I., ist i"g'schlünet.
— e°t-: entschlummern BE., Si. (ImOb.); „L'E.; Obw;
„Zg." ,Chlausli ist in der Ecke beim Lädeli, wo er
sich hingesetzt hatte, um auf den Agent zu passer,
gli''' einist e"tscMuined.' Obw Blätter 1910. Einisck
isch-er ömel du no''' orde'li''' fest e"tschlünet g'si", wo
der Pfarrer fertig g' macht het. Loosli 1910. Auch vom
Todesschlaf: Demo''' ist-er e"tschlünet, sorglös ici'-7i-es
Chind. SGfeller 1911.
Schlüni°g f.: Quartier Gr Kesslerspr. (JJörger
1905). — Vgl. B'-hüsi",j, H'oni-j,.
schlflnen II ; eilen. ,Uf die kam noch ein grusam
schar gar ungestüm reisig ritten har . . . Die lass ich
hin also schl. Wer mich drunib fragt, wil im me
runen. Hiemit so fuorends all für mich.' 1532, Salat.
— Mhd. slmen (dissim. aus sn-)\ vgl. Gr.WB. IX 516/8 (bes.
bair., wo noch jetzt lebendig); dazu Müller-Fraureuth II 436,
Ein weitrer Beleg in einer unechten LA. einer Wolfenbütteler
Es. zu Boner 7 7,14 kommt für uns nicht iu Betracht.
„seh lün e": eilen, schleunig tun B." — Mhd. «Wune»;
Tgl. Gr.WB. IX 657.
schlünig II: 1. schleunig Aa (H.); B; Z und
weiterhin, ,hastig und schnell' BLau. Nüni, i"'s Bett
seht.! B; Z; vgl. siben (Bd VII 46o.). In der ä. Spr.
vornehmlich vom Rechtsgang. Dem Prozess ,synen
schl-en Fortgang lassen.' 1623, Z. Einem ,8chl. ver-
kürzt Rächt widerfaren lassen.' 1626, ebd. , Damit die
Sachen desto schieiniger und ohne Sumnuss verrichtet
und ingezogen werden mögint.' B Wuchermand. 1628;
nachher: , uff das aller schlinigist.' , Dem Rechten nach
kurz und schleunig, ohne Gestattung unnötiger Bei-
hendlen ... erkennen.' 1645, Aa Rq. 1922. ,Wie sy uff
der Bruggen gewesen, schleunig darüber gangen sye.'
1651, Z. ,[Ist] von ihme ein schlöunige Antwort ge-
fordert worden.' 1656, ebd. ,So bit ich Ew. Gn., sy
wolle uss einer gut schl-en rechtlichen Sach nit ein
langsame gutliche Sach machen.' 1660, ebd. , Schleunig
Recht ist gut Recht.' PWvss 1673; s. noch Bd VI 391M.
— 2. .begierig' BLau. — Ahd. slümij, mhd. sliuncc in
Bed. 1 ; vgl. Gr. WB. IX 657 f.; Fischer V 935. Bed. I macht
den Eindruck, entlehnt oder doch von aussen aufgefrischt zu
sein; vgl. die Angabe scA/aiiii'i; UwE. (für schriftd. , schleunig')
und die Schreibung mit Diphthong im BJIand. von 1628.
un-: träge, schlaff. ,Zuo abnemmenden mons zeiten
richtet das raännlin [der Affenart cynocephalus] sein
haupt nit auf, henkt den trüssel stäts gegen der erd,
sieht niemants an, frisst nichts. Das fröuwlin ist eben
so unschlünig als das männlin, und über das hat es
auch den monatsfluss wie ein weibsbild.' Tikrb. 1563;
im lat. Original anders.
Schliinje» -a f.: Speichel GRNuf. Syn. Spüweten,
Spüwi. — Etyni. eins mit Schlonjm (Sp. 571); s. d.
573
Schland, sohlend, sclilind, schlond, Schlund
574
Schland — Schlund.
Schländer m.: gewohnter (gemächlicher, nach-
lässiger) Gang, Schlendrian. Mit Adjj. ,Bei den
meisten Kirchenrechnungen [ist] Dises [die Ver-
schleuderung der Gelder für Gastmähler, Geschenke
usw.] der gewohnte Sohlender.' AKlingl. 1(593. ,Wer
in Allem mitmachet und den alten Schleuder gern
behalten will.' JJUlr. 1727. ,Ihr alle, die ihr euch
bisher beredet habet, es seie just so schwähr nicht,
... in den Himmel zu kommen ... bei dem gemeinen
Schleuder sei Solches noch wol möglich.' ebd. 1731.
, Lasset uns unser füriges Haab und Gut, das wir bis
dahin zu einem wollüstigen Schländer missbraucht
haben, in das Könftige zur Handreichung anwenden.'
ebd. 1733. , Es gibt noch hin und wieder Schulmeister,
die nach ihrem alten Schleuder handeln wollen.' 1775,
Z. S. noch Bd VII 1066u. (wo ,Schleuders' zu lesen),
,Den Schi, verstehen', den Lauf, Kümmel, wie man
mit Jmd umgehn muss. ,Auch in diser Kurzweile [in)
Verkehr mit jungen Damen] wollte er den Schleuder,
wie seine Prahlerei lautete, so gut als die galantesten
Herren der Stadt verstehen.' Sintem. 1759. — Vgl. Gr.
WB. IX 628 f. (Bed. 1), zur RA. aus Sintern, ebd. 632.
Vor-: ein weibliches Kleidungsstück. ,L)ass ihro
der Vorschländer solle abgezogen worden sein.' 1699,
Z Sth. — Vgl. .Schleuder' für ein Fraueukleid bei Schiu.' II
525; Gr.WB. IX 629; Miiller-Fraureuth II -l-tO.
Sünden-. ,[Wenn du] in deinem alten S. -sohlender
... fortfahrest.' JJUlr. 1718. S. noch Bd VIII 1583o.
schländere" (bzw. -e-), in Ndw It Matthys mit
.haben': bes. in freier Zss. mit Advv., wie nhd.
schlendern Gr (Tsch.); Nr>w (Matthys) und sonst, auch
in der ma. Lit., doch nicht volkst. ,Ieh durfte die Nase
am Ermel abputzen und davonsohlentern.' Ambühl 1779.
Uneig. von gedankenloser Lebensführung. ,Uns seie
genug, dass wir die vergangene Zeit des Lebens den
Willen der Heiden vollbracht oder sonst in einem
kahlen, todten, lauen Wesen daher geschländeret
haben.' JJUlr. 1731. S. noch schlampen (Sp. 56'2). —
Vgl. Gr.WB. IX 629/31 (auch aus HPest.); Martiu-Licnh. II
465; Fischer V 932.
ver-: tr., (die Zeit) unnütz verbringen. ,Die 3te
überhand nemmende Unordnung sind die öffentlichen
Stubeten und das in denselben übliche Spielön, Springen
und Tanzen; darmit verschlenderen unsere junge Leut
den grössten Teil des Sontags.' 1774, Gl Syn. Ver-
schleudern übh. Ndw (Matthys). , Auf eine leichtsinnige
Art verschlendert oder doch nicht behörig zu Rate ge-
halten.' UBragger 1787. — Vgl. Gr.WB. XII 1, 1099;
Fischer II 1303.
Alpe°-Schländeri (-e-) m.: wer auf den Alpen
herumbettelt GFrümsen.
Schlä'nderiän Zg, -driän S; Ndw (Matthys); Tu;
Z und weiterhin — m.: 1. wie uhd. Schlendrian, wolil
allg., aber nicht eig. volkst. 7m alte" (gliche") Schi.
I furtfare" uä. — 2. pers. a) lässiger Mensch Ndw
I (Matthys). Müssiggänger Zg. — b) langer Mensch S. —
I Vgl. Gr.WB. IX 631 f. (in pers. Bed. spärlich, fast nur ud. be-
f legt); Martin-Lieiih. II 465 (auch pers.); Fischer V 932.
j schländerig: lässig, müssiggängeriscb. Nes
I schl-sLebe"füere". AGvsi 1899 (Aa). — Vgl. Gr.WB.lX629.
ver-schländerle" f-e-J: = ver-schländtren GRig.
l(T3ch.). ^
il°-scllländig: Entstellung aus üs-endig ScHwMa.;
8. Bd 1319 und vgL Sp. 330u.
schünden: (ver-)schlucken, -schlingen. ,Vorare,
frässen, sohl.' Fris. 1541; , Schlünden.' 1556. ,Schl.
suoch schlucken; schlucken, (ver)schlinden, vorare,
gulare.' Mal. .Hunger sohl.', ein Hungerschlucker sein :
.[Dass das verstossene Kind] nun da urab gange und
grossen hunger sohl, müesse.' 1439, Z RB.
Ähd. sUntan, mhd. slinden, schriftd. (nach verbreiteter md.
Ausspr.) ,schliugen'; vgl. Gr.WB. IX "36/9 (wo auch noch
alte Schweiz. Belege). Die urspr. Form ist bair. (zB. Schni.' II
525) und schwäb. (Fischer V 944) noch lebendig, bei uns durch
andre Ausdrücke (bes. schlucken) verdrängt; dadurch ist das
zugeliörige Schlund (s. d.) isoliert. Gesn. 1551, 511 führt aus
einem liber germanicus eine Stelle mit , schünden' an, wofür
im Tierb. 1563, 136a .schlucken'. Vgl. übrigens nchlündm
und schlingen II. Imp.-Name: ,(Daz ein knecht hie Zürich
gieng, den namd man) sunt den gireu.' 1392, ZKB.; vgl.
Bd VllI 908 0., wo das handschriftl. ,Schiud-' in .Sohlind-' zu
bessern ist.
In-: in sich hinein schlingen. , [Porcia, die Ge-
mahlin des Cssarmörders Brutus] glüend colen so lang
insohlandt, biss sie ir junges harz verbrandt.' Genq. Gm.
ver-: verschlingen, von Menschen, Tieren, Natur-
gewalten usw. ,Swen er [,der tievel, derals ein löuwe kan
gan und suochet, wen er müg gevan'] müessig vindet, vil
balde er den verslindet.' Scuachzabelb.; nach I. Petr. 5,
8, wo .verschlünde.' 1530, .verschlinde.' 1589 (so auch
Luther), .verschlinge.' 1687, ,verschlundt.'RCys. (Zitat).
,üb es nit also sye. daz ... das ertrich mich verschlind
als Datan und Aberan [V. Mos. 11, 6].' 1414, ZWth.
Ratsb. (Judeneid). ,Do kam der wurm und verschlandt
den toten [mit Gift angefüllten] mann; und von stund
an zerspielt der wurm.' HScHitRrp 1497 (adriatische
Sage). ,Liess Gott das wasser die stett [Sodora und
Gomorra] v.' NSchradin 1499. ,Darzuo ire hab und
güeter ... mit unglöuplicher tyranni verschlunden ...
werden.' Ansh. ,Die siben mageren ähern verschlun-
dend die siben grosse und volle ähern.' 15'25 ff., 1. Mos.;
seit 1667 , verschlungen' (mit Luther). .Do du dein
rechte band ausstrecktest, verschland sy die erd.' 1530ff.,
IL Mos., seit 1667 ,verschlunge' (mit Luther). , Warumb
wiltu das erbteil des Herren v.?' 1530, II. Sam.; , ver-
schlunden.' 1531. 1548, seit 1667 , verschlingen' (mit
Luther). , Christus, welcher den tod . . . durch sines
libs tod und sterben verschlindet, umbbracht und ent-
kreftiget hat.' Kessl. ,\Vie vil hab und guot die licht-
fertigen kurzwil verschlinden.' ebd. ,Sige die niuoter
von der dochter verschlonden worden.' Vad. ,Das ver-
schland der span alles.' ebd. ,V., geitigklich ässen und
trinken, ingurgitare, absorbere.' Fris.; Mal.; s. noch
Bd VII 1334 (ver-siirflen; bei Fris. ,versch[l]ünden');
VIII 577 M., sowie scWwdew. .Alle traurigkeit [usw.]
wurdint hiemit verzeert und verschlunden.' OVVerdm.
1564; .verschlungen.' Herborn 1587. ,Es hab sich
auch das erdtrich auffgeton, viel leut, velder und dörtfer
verschlunden.' Würstisen 1580. ,Das erteryoh, das
in der langwirigen hitz gross schrunden und speit
gewünut, tuet also zereden seinen mund gegen dem
ragen auf, in zuo v.' LLav. 1582. ,Der Todt [ist] von
dem Sieg verschlunden.' RSchwarzenb. 1607. ,Den
Crocodil ... des Schlund ein Kalb v. kan.' HRRebm.
1620. ,Tuot dann endtlich die Höll iren Schluud auff
und versohlindt sie [die Gottlosen].' JVVirz 1650. ,Das
nit die gottloss Radt [Rotte] sy [Gottes Kirche] läbig
mög V., zerhouwt er [Gott] ire Seil.' XVII.. Lied. S. noch
BdII235 (LLav. 1569. wo für .verschlinge.' 1670).—
XM. JarsUntan, mM. verslinden; Tgl. Gr. WB. XII 1, 1106/8;
575
Schland, schlend, schlind, schlosd, schland
576
Fischer II 1309 f., ferner Ber-«c*;iin((«i, -schlingen II. In der
ältesteu Z Bibel ist .verscliliugeu' im Anscliluss au Luther im
allg. beibehalten; vgl. HBylana 1903, 70, Das schwache Ptc.
hat Kessl. auch noch 45,31. — Fleisch- Ver-schiiii der
m. .Hier steh ich Kinderfraass, Leutplager, Kl., des
sündenvollen Volks beherzter Überwinder.' GMüller
1650. — ,Ver-schlindung f.: voratio.' Fris.; Mal.
schlindere": = schlinden. ,Für die Feiffel [s.
Fißen Bd I 685] . . . Auch wann ein Ross nicht
schlindern kann, ist Obgeraeldtes gut darzu.' EKönig
1706. — Schwz.?
Schlund, in BG. -nn — m., PI. mit Uiul.: wesentl.
wie nhd. 1. Schi, ha", Öffnung haben, nicht verstopft
sein, von einer Tole" Z Wäd.; vgl. 2bß. — 2. a) (innerer)
Hals, Rachen bei Menschen und Tieren B; FJ.; Gr; Th
(,Hals-. Speiseröhre'); Z und wohl weiterbin. Es tuet-
mer ue im Schi. hiWe" Z. 's ist-em [einem Stück Vieli]
en Öpfel im Schlond onH' sticke," 'blebe" ThMü. Da
isch-im uf ei^s Mal schier d's Herz iis •'em Schi, g'gum-
pet vor Chlupf. RvTavel 1916. ,öwenn mir der slunt
ist wines naz, daz fröuwet mich vil raichels baz.' XIV.,
Spiel. ,Ein grnseliches tier .. . glicbetti mit dem sclil.
und sunst einem wolff.' 1544, L Hexenproz. ,Der sohl.,
rictns, fauces.' Fris.; Mal. ,\Vir sagend aber das, das
wir gern hettind, das dem endchristen in unseren
landen ein biss in schl. gelegt wurde.' 157'2, Gr (TEgli
an die Gr Prädikanten). ,Was Groll und Hass mit
Herz und Wort, mit Werk treibt er [ein König] und
auch vil Mordt; khein solcher Schalk, das sag ich
rundt, ist niemal khommen in mein Schlundt.' JMahl.
16'20. .[Appenzeller, gerichtlich Abbitte leistend;] Ich
nemme auch dise bosshafte, gottloss und lügenhafte
Schandtwort und Lästerungen in meinen faulen Schlundt
und Magen, auss deme ich selbige aussgegossen, wider
zurückhe.' 173.3, KWild 1847. ,Seine Lästerworte in
seinen Schlund zurückziehen', widerrufen; noch 179U
für Ap und G als gerichtlicher Ausdruck bezeugt.
S. noch ver-schlinden. — b) übertr. a) sich verengernder
Ausgang eines Faches. Fiscbersir ; s. Bd I 638 u.
,[HSchanolt zinst] von, usser und abe min des houpt-
gülten drissig schlünd, so ich han im Griffensee,
stossend einhalb an Hans Schanolds farch [!], zur
andren siten an jungker Batten von Bostetten vach.'
1519, Z (Abschr.); zur Erklärung vgl. die Beschreibung
eines .Faches' neben der Rapperswiler Brücke Bd 1
639. — ß) (natürliche oder künstliche) Öffnung, Ein-
gang eines Wasserlaufs. ,Daz daz halbe wasser und
der schlunt, der da stat zwüschent der müle und der
schliffen, höret zuo der egenanten schliffen, und sol
der schlunt beschlossen stan, ane so man die flösse
dar dur lat. und swenne man die flösse dar dur lat,
so sol man uf tuen.' 1359, Bs ÜB.; s. noch Sp. 436o.
und vgl. Gr. WB. IX 835 (k ß). ,Aditus atque os portus,
eingang und schl. des meerhafens.' Fris. 1541. ,Der
Wasserturn ... gleich an dem Schl., da der Seew den
Usslauff nimbt undt den . . . Wasserfluss der Rüss
macht.' RC'ys. ,Mit dem heitern Vorbehalt, daz der
Schl. und Yngang diss Grabens nit tieffer und breiter,
dann er jetzmalen offen ist ... gemachet werden solle.,
1606, Z (lieasskorrektion). ,Des Giessens Schl., der
aller Dingen mit Grien erfüllet.' 1609, ebd. — y) Enge,
Schlucht, Abgrund BG.; Gr (Tsch.), , tiefer dunkler
Abgrund, bes. wo Wasser hinabstürzt' B(Zyro), „enges
Tälchen, zumal am Hange eines Berges, dessen
Öffnung unten ist und welches zu beiden Seiten von
geringen Böschungen eingeschlossen ist L." Synn.
s. unter Schluecht II (Sp. 81 f.), .Eine Strasse durch
den Schl., so man Via mala nennt.' Gr Sammler 1808.
I" de" Schlüniie", i" de" Chrinne", da ist d's G'vicht
im guete" Stamm; da ist fürnäms Fueter z'jhine", niene'
so im Unnerlann. UDürrenm. 1903. ,Schl., ein gross,
tieff ort oder loch, barathrum, chasma, gurges, abyssus,
vorago.' Fris.; Mal. ,Es facht auch an die Ruche
und Unfruchtbarkeit dises engen Schlundts und Ge-
birgs, da man kein Baumgewächs sieht dann allein
Gestüd undt Gestrüpp.' RCys. ,Es ist ein alte Sag,
diser Fläck [Plurs] sei vor Zeiten besser hinein an
dem Schl. oder Enge des Tals gestanden.' Gdler 1616.
— 8) im Festungsbau, Kehle; frz. go ige. .DieKäl...
heisst auch der Schl. des Bollwerks.' Kriegsb. 1644.
— C) Schlund, Rachen der Hölle, des Todes; vgl. a
und b. ,Uru nunku hurlibaus, böse Geister, fahret
aus! Arad Abra Höllenhund, fahre in den tiefsten
Schl.!' AaSbou, ,Nichcz ist gewisser todesschl,, nichcz
Ungewisser seiner stund.' Ring. S. uoch Sp. 574u. —
2. auch ,Schl. und Furt', (Recht zur) Durchfahrt; vgl.
Furt 1 (Bd I 1043). .Dass die Rebmeinung [so in der
Hs. i, S. V. Rebenkorporation] iren Bann und Stras und
die Zeig für sich selbsten irren Schl. und Furt habe...
[nachher:] Die R. habe irren Ban und Stras für sich
selbst und die Zeig desglichen auch ... [endlich:] Die-
wil . . . die R. irren Ban und Stras für sicli selbst [hat]
und die Zeig glichergstalt irren Schl. auch.' lö'26, Z
Höngg Meiergericht.
Auihd, alunt m., zu sf-hlintlen (s. Sp. 574); vgl. Gr.
WB. IX 831/5; dazu Jlartin-Lieuh. II 465; Fischer V 960.
Zu 2 a Tgl. auch ScMung. ONN. , Schlund' Bß. (Schlunn),
ÜBipp, S.; FTafers (,im Schl.'); Grig. (Pass nach Valz.), Teno»;
LFlUhli, Kriens (auch ,in dem Slunde.' 1'293), Malters (It
Leu, Lex. und JLCys. 1661, wo ,im Schl. zu Malters'), Sören-
berg; SchwUlberg(,im Schl.'); SGrenchen (,im Schi.'), Hägend.;
TB. (im Schlun''); Zg |,an Sinnt', Name eines Fischzugs im
Zugersee. XII./XIII., Acta Mnrensia); ZZoll. (auch tf'»(A/„nrf
n.; , im Schl.' 1786). In Zssen. ,Schl.-Bach' BFrut. ,-Bord'
LHasle. ,-Tober GrZizers. ,-Zelg' BGerzensee. ,Ober-, Uuter-'
LHasle. , Hengst-' BG. ,Muschere°-' FPIaff. .Plasselb-' F
Plasselb. ,Bregge''-' FPIaff. ,RUti-' BG. ,See-Schl.' FPIaff. j
,.Iätz-Schl.', Pass östlich des Hausstocks Gl (Lutz 1827 II 183). |
In-: Eingang (einer Schlucht). ,Zuo was sind ir
har komen an dis end und den i. disser wilde, das ir |
besehent mich armen sünder [Bruder Klaus]?- AvBonst. i
148'2. — Hölle--: 1. wie nhd.; s. Bd VIII 852u. - I
2. Name des Hundes im Kinderlied vom Haushalt L. j
— Hüener-: fingierter Name. ,Ich bin geheizen H.- j
slunt. Swenne ich sol füllen minen luunt, so bedarf |
ich vierzic wurste wol; dannoch so bin ich niht voL' |
XIV., Spiel. S. noch Ürti-Satz (Bd VII 1548u.). - j
üunia-: = Lätitschen-Mül (Bi IV 181); s.d. — Söd-. j
,[Der Schweinehirt, der die Badener Quellen entdeckt j
haben soll, fürchtete, die Tiere würden] in dem tiefen i
S., aus welchem das Wasser aufwallete, versinken.' !
DHess 1818 (nach älterer Quelle).
Schloss-, ,[Ein aus dem Schlossgefängnis Aus-
brechender] durch die ungwohnliche (rev.) Heimlikeit ,
erstlich nitsich, allwo er nit fortkommen können, sich
wider obsich den Schl. bis uff den Landenberg ohne
Merkung geschloffen, über den Landenberg fürhin an ■
einem Seil nitsich und wider nach Hus geloffen, in
der Xacht aber durch flyssige Anordnung wider by- '
gefangt oder verwardt.' 1651, ZGrün. — Wahrsch. ein '
(bedachter) Zwischenraum zwischen den Schlossgebäudcn. Der
577
Schland— Schlund. Schlang — schlung
578
Landeuberg ist eiu Teil des Schlosses, der an die Gefängnisse
stösst; Tgl. die Pläne in Z Mitt. 77, 8. 19.
G°-schlund u.; s. die Anm. zu Schlund.
ver-schlunden: = ver-schlinden (Sp. 574 ; s. auch
dort). ,V., in sicli weriTeD, devorare." Mal. ,[Die
,nieerkrotten' sind] mit so einem weiten maul [aus-
gestattet], dass sy auch einen gemeinen jaghund v.
mögend.' Fiscub. 1563. — Vgl. Gr.WB. IX 836.
Ver-schlunderer m. ,Profligator, ein vergüder,
hinrichter sins guots, v., unnütz, heillos.' Fris. 1541;
in den spätem Ausgaben fehlt das W. — Sicher Fehler
für , Verschluderer'; vgl. die Stelle aus Fris.; Mal. Bd VIII
577 M., auch ,Schluuderer' bei Fischer V 960.
Schlünden: = schlinden (Sp. 574); s. d. ,Schl.,
verschlinden, vorare.' Mal. — Auch bei Gr.WB. 1X836
(unter ,schlundea'). Aus schlinden durch Anlehnung an SMu7ul
(und Schlünden t); viell. zunächst bei entrundenden Schrift-
stellern (vgl. unter ver-schl. die Belege aus Ansh., Mangolt
und Spichtig). Die neue Beziehung mag sich um so leichter
eingestellt haben, als die urspr. i-Forni in der lebenden Spr.
bereits ausgestorben war.
vor-: = ver-schlinden; s. schon d. ,Der Herr wirt
sy V. in seinem zorn.' 1525. 1530, Ps. ,Semlichera
welt-verschlündenden gwerb [dem Brauche, die Messen
in möglichst weit entfernte Städte zu verlegen] sölt
alle oherkeit vor sin.' Ansh. ,Das die erd iren round
auftuot und verschlündet sy.' 1530/48, III. Mos.; seit
1667 .verschlinget.' ,üie hecht und der gleichen ...
verschlündend den visch mit dem angel.' Mancjolt.
,Dreu stücklin spack, als gross sy der falk v. mag.'
VoGELB. 1557. , Glutire, schlucken, v. ; absorptus, ver-
schluckt oder verschlündet.' Fris. ,Wir wollen auch
die Höh anzünden, sy muss noch manchen Jud v.'
Spichtig 1568. S. noch ver-mäncen (Bd IV 4'29). —
,Ver-sclilnnder m.: vorax.' Fris.; Mal. — ver-
schlündig. ,Das v. meer, das alle tag unzalbare
ding verschluckt, mare avidum.' Fris.; Mal. — Ver-
schlündung f. ,Voratio, verschluckung, v.' Fris.
Schlündi f.: Name einer schluchtenreichen Gross-
alp zw. BAbl. und Sa., Si.
u(n)-schlündig (in SchwMuo. .iw): a) sich nicht
gut tränken, füttern lassend, von Vieh GRHe., Seh.,
Valz. En u-e Chätzer. — b) ungebärdig übh., von
Tieren und Menschen GrL>., Seh. Missmutig, unwirsch
aScHW, Muo. J'^* %vurd nw gli'^ wschlündige'', wen'-
eriez nid chäm. — Vgl. Gr.WB. IX 836 (in Bed. b schon
1445).
u''-schlündrig: = dem Vor. b. Si nid so u. und
age"haft [.ärgerlich, streitsüchtig']! Schwzd. (GnSchs).
Schlnnden: verhüllend für .wunden', mit Anleh-
nung an Schlund. ,Des müest dich ßotz schl. sehen-
den!' Verwünschung. XV., Z.
Schlang — schlung.
Vgl. auch schlaiiyy usw. *
Schlang m. LBer. (RBrandst.; ,selten'), f. AaF. und
ItH.; Ap; Z, Fl. Schl-e", Schlange" hzya.-a (.B; FJ.;
GaHe.; L; P; Sch; Th; Nnw; WVt, PI. unver.. in BGr.;
FJ.; PAger Schlangt, Dim. Schlängli Aa; B (Zyro);
GRUe.; Th; Z, Schlängen L (ERöthelin); Ndw C-iliJ:
wie nhd. Schlange. 1. a) das Tier selbst, wohl allg.
SyD.Äteren (BdI588); Wurm. In Ndw wird It Matthys
Schweiz. Idiotikon IX.
Schi, nur für die grossen (im Lande selbst nicht vor-
kommenden) Schlangen gebraucht, die kleinern heissen
Wurm. ,Damit kroch der schl. für den keiser [Karl].'
HBrennw. ; vorher mehrfach ,wurm' (so auch Volksb.
23, 22 S.). ,Der, die schl., allerlei kriechende und
schleichende tier, die keine füess habend, serpens.
anguis, coluber.' Fris.; Mal. E" gräwi, röti, schwarzi
Schl-e" PPo. .Jaculus, fliegend schl. vel schätzwurm.'
Ebinger 1438. ,Blauwe, gefläckete. schwarze schl..
Cieruleus. maculosus, ater anguis' u. a. Mal. 855"^. In
Sprww. und im Vergleich. ,Als er [Luther] doch
allweg die schl-en, verborgen undrem krnt [nach
lat. latet anguis in herba], nit gar secheu, doch eins
teils merken liess.' Salat, Eef.-Chr.; vgl.: .Weil
er wie ein eicher auff der tann und wie ein schl. im
gras, so solle man in fragen, wie er das verstand.'
1571, Z. ,Wer auff undankbar Lent vast bauwt,
der selb wie d Schl. dem Igel trauwt.' Embl. 1622.
, Welcher Schlangeneier bruet, der wird mit Schlänglen
bissen." JCWeissenb. 1678. Volksglaube uä. E" Schl-e",
wo-men uher ''e' Tag tot, hlibt am Lebe", bis d'Sunnen
undergeit BE.; ähnlich ZO. Wenn eine Schl. Einen
gebissen hat. eilt sie zu einem Wasser oder Brunnen;
vermag der Gebissene noch vor ihr dort anzukommen,
so kann der Biss heilen, sonst nicht BBe. ,Die Schl-en
sollen mit der Zunge stechen ... ihr Gift lege sie
auf einen Stein, ehe sie ins Wasser geht' B Hink. Bot
1838. .[Viele machen's beim h. Abendmahl] mit ihrem
Hass. wie die Schl.. die ins Wasser wil mit ihrem
Gift, sie lassts von ihren; wann sie aber auss dem
Wasser kombt, nimbt sie es widerumb an sich.' FWtss
1653; der Glaube von den Nattern noch heute. .Bei
uns [in GFreienbach b/überriet] war noch der feste
Glaube, jedes Haus habe seine Schutzschlange, die
Kind und Vieh beschütze, und in der Tat tat man
nie einer solchen Etwas zu leid.' AZach (1890); dazu
die Bemerkung: .Freienbach ist im Sommer vermöge
der geschützten Lage sehr warm, darum hat es sehr
viel Schl-en; es hatte auch Vipern an den sonnigen
Halden.' .Die Wurm wonent gern under den Würzen
der Birchen ... Wo Geissen weident old Eschböüm
sind, als der Schl-en und Wurmen Find, dieselben da
nit blyben tuond.' RCvs. (Br.). S. noch Bd II 1508
(Ross-HärJ. 1667 u.; VII 351 (uber-svffen) ; Schl.-Stein.
Wetterregeln. Wenn d'Schl-i firha'' ehernen [gibt's
schlechtes Wetter]. Bärnd. 1908 (BGr.). ,Der 3. Mai ist
ein Wolf, der 7. eine Schlange' Z. Über Schlangen-
sagen s. ABirrcher 1859, 65; Vonbun 1862, 117; ALüt.
186'2, 591 (Reg.); Henne 1874. 35 f. 37/9. 92; 1879. 113 f.
117. 119. 195; GBaumb. 1903 (G). 184; Bärnd. 1908,
569; JJegerlehner 1913, 24 f. 267/9; AfV. 20, 426 f.
Spez. die Schlange im Paradies; vgl. 2aß. ,Got hat
zum scbl-en. der Evam verfüert. gesprochen.' Zwingli;
nach I. Mos. 3. 1 ff., wo ,die schl., zuo der schl-en.'
1525. 1530. ,Der Gott, so den nidigen schl-en ver-
fluQcht im paradis.' Salat, Ref.-Chr. ,Der mensch
wirdt vom schl-en versuocht.' Z Bib. 1560 (zu I. Mos. 3.
1 ff., wo im Text ,die schl.'). S. noch Bd VIII 1053u.
Im Vergleich. Si hed es Mül icw-n-e" ScM., ist sehr
beredt Aa (H.), hat eine böse Zunge AaF.; ZStdt. St
ist eso faltsch icie-n-e" Schl. AaF. S. noch Bd VIII
12440. — b) Nachbildung einer Schlange, a) die
elierne Schlange IV. Mos. 21, 9. .Das Gott den eerinen
schl-en hat heisen uffrichten, ist ein figur des alten
testaments [für Christus].' Z Disp. 1523 (LJud).
37
579
Schlang, schieng, schling, schlong, schlung
580
,Ezecbias zerbricht den ehriii schl-en.' Z Bib. 1548.
,üie erin schl.' L Bühnenr. 1545/83 (neben ,den grossen
schl-en'). .Der ebrine schl.' HBcll. 1597. .Jesus, dises
am Kreuz bangende ebrene Schlänglein.' JJUlr. 1718.
.Eine Medaille, die ährin Schl.' 1714, Z Schirmb. —
ß) im Wappen von Mailand (vgl.: ,Glycb als das luei-
landiscb wappen, die scbl., ein menschen im mul bat.'
Salat); dann als Sinnbibl für das Herzogtum Mailand.
.Nachdem die rümscb b&bstliche heilikeit hat d Eid-
gnossen mit grossen heiligen pünden ... zuo der lüt-
frässigen schl-en wider die franzesischen küng ver-
wiklet ...' Ansu. .Mit Loüwen, Scbl-en und auch
Krotten [Anspielung auf Spanien. Mailand und (?) den
Papst] speissen sy mich [die eignen Kinder die
trauernde Ktetia] gnueg zue verspotten.' 1622, Zinsli
1911. — y) ein Backwerk; vgl. Ofen-Schi. .Gefüllte
Schl-en'. als Neujahrsgescbenk. Ndw Volksbl. 1869.
Verbruetni Schl-e"; s. BdV557o. — 8) Dim.. das
Zeichen auf dem u. ,Gieb sein Schlänglein dem u,
zwei Düpflein dem ü und dem ö zwei, aber zuerst
dem i sein unentbehrliches Düpflein.' JCLav. 1794. —
2. übertr. a) auf Lebewesen, a) Dim.. die Trüsche
als ganz jung Tu; s. Moserli (Bd IV 472). — ß) aus-
gehend von der Schlange im Paradies. 1) der Teufel.
.Als aber d'Schl. verbunnt in Das und ihnen zwol in
Kuwen was. wuchs Eigennutz durch Pracht und mehr.'
1622, ZiNSLi 1911. ,Die Kirch band sie verlahn, wider
Gott woUens kriegen und zuo der Schl-en stahn.' 1685,
ebd. S. noch Bd II 12o. .Der alt sohl.' .Welcher
disen scbl-en [die eherne Schlange als Symbol Christi]
mit rechtem glouben und vertruwen ansieht, dem
schadet nut das gyft des alten schl-ens.' Z Disp. (LJud).
1523. .Der alt schl., unser vind.' Salat. .Der alt schl.
wist wol. was er in sollichem roh erlangen mocht
[indem er den Papst zum Verbot der Priesterehe ver-
anlasste].' Kessl. , Schl.', Name eines Teufels. L Spiel
1583. Der Antichrist = Papst: .Das tuot der schl.
allein darumb. das er in wollust möchte laben.' NMan.
— 2) (Schimpfwort auf ein) Weib voller Falschheit
und mit böser Zunge B; Z und sonst. Im Dim. als
kosende Anrede: ,Annli Spöri seit, er HansWyss strackt
den bächer sprechende: See, du schlengli. ich bring
dirs uff die ee.' 1539, Z Ehegericht. Für einen Mann:
Eine Frau nennt ihren Mann , schwarze Schlange'; er
habe sich geäussert, in der Lauwenen sei niclit Pulver
und Blei genug, um sie abzuschaffen. XVII./XVIII.,
BLan. Chorgericbtsman. — y) .böse' Ziege, die lieber
davon läuft statt zu fressen BHk. — b) auf Unbelebtes.
a) .Schläuche, auch Schl-en genennt, sind entweder
von Hanf oder von Leder.' Feierspr. 1790. — ß) Schlan-
gencactus ZStdt (Dan.). Wie fründli''' d'Schl. an''' zut-
der spricht, si sticht-di''', in einem Gedicht über den
Z botanischen Garten. — 3. Bezeichnung eines Fcld-
(selten auch Belagerungs-)Gescbützes mit langgestreck-
tem Rohr, verschieden an Grösse und Kaliber; vgl.
Zeitschr. für histor. Waffenkunde VI 3/l'2. 50/61; Z
Mitt. Bd XXVIll 183/458, bes. 301 f. (mit Abbildungen).
Syn. Schl.-Büchs (Bd IV 1006); Scharffentin (Bd VIII
1246), viell. auch .lange Buchs' (1476, B KM.). Wie
die schweren Artilleriegeschütze trugen auch die
Schl-en vielfacli bestimmte Namen. zT. nach den darauf
angebrachten bildlichen Darstellungen; s. Bs Zeitschr.
XIV 92. 97 f. ,Auf sie [die Rädergeschütze mit einem
Kaliber von '25 — 85 Pfund] folgten als Batterie- und
Feldgeschütz die Schlangen, Notschlangen, zu 35 — 30
Pfund Kugelgewicht, die Feldschlangen von 20 Pfund,
Halbschlangen von 15 Pfund, Falkaunen von 5 Pfund.'
XV./XVL, vRoDT 1831. .Buchsen. Item 666 Ib 16 ß 9 d
umb schl-en. hockenbuchsen und ander hie und zu
Nurenberg gemacht und harzefüeren.' 1475/6, Bs.
,Item 25 gülden demselben [meister Josen] von einer
schl-en ze giessen.' ebd. .Das die unsern us Murten
der vinden ob hundert erschossen band und sunders
in einem schütz mit einer slangen 6 man.' 1476. B.
.Zoch man im namen Götz [bei Murten] an die vind
mit ünsern buchsen, dero wir ein guotteil slangen
gehept band.' 1476, Waldm. (Bericht der Z Hauptleute).
,Ist war, das man mangel [hat] an grossem geschütz und
besunders am see zuo Hörn und Steinach. Ist an
üwer lieb unser trungenlich beger und pitt. ir wollend
den vermelten von Steinach ein slangen oder 21ychen.'
1499. PBütler 1914 (die Boten der 4 Schirmorte an G).
.Ettlich slangen und backenbüchsen erobert [bei Fra-
stenz].' 1499. Brief (L an F). .[Die Feinde] tatend
ain guote zit täglich harOber gen Armattingen zuo den
unsern ... mit schl-en schiessen, als lang, unz man
ouch etlich schlangenbüchsen von Luzern gen Armat-
tingen fuert und ouch hinüber zuoz inen schoss.' G
Wil Chr. E. XV. ,Do fienge N. an von der münz zuo
reden und bruchte mäng seltzam wort . . . das er redte:
können wir nit abermals ein fart für die statt ziehen
[wie zu Waldmanns Zeit] und ein schl-en oder zwo
inhin gon lassen? so band wir inen die nasen über-
hin.' um 1514, Z. ,Zwo und zwenzig schlangen ouch
darneben ... vagkunen, halhschl-en, backenbüchsen
gnuog', im fingierten päpstlichen Heere. NMan. ,In
den turn by dem schiessrein da hören vier hagken-
büchsen und ein schl-en [mit vier Mann].' 1535. äa
Rh. StR. .Vier stuckbüchsen. sollen zwo gelych lang
sin, louff zechen schuo und stein haben wie die grossen
notschlangen, die andern zwo louff und stein haben
wie die burgundischen schl-en. nämlich ein halben
sebuoh minder dann die vordren zwo.' 1537, S (Be-
stellung an Stückgiesser PFüssli in Z). .Bracht man
[1476 von Murten] gar ain schone hübsche wolgeruste
schl-en und ain tarrassbüchs. baid uf reder wol ge-
fasset, als si der herzog von Burgon vor Nüss und
anderswo gebrucht batt.' Vad. , Schl-en, tragen 6'/8
pfd.' 1591, Bs Zeughausin v.; s. dazu Bd VIII 397u.
,Man scbänkt inen [1592 in Frankreich] in den suren
Win mitKartanen und ouch Schl-en, Muschgettenklang,
ouch Ha[g]gengesang.' A. XVII., Lied. ,A1so band wir er-
halten [bei Dornach] 50 Sclil-en.' 1617, Zinsli 1911.
, Zwölf Stuck ... sind Falkonen, werden under die
Schl-en zeit ... schiessen 6 1. Eisen.' Bs Zeughausinv.
1634. ,lst ','8 einer Schl-en, ein gar alt Stück [wohl
aus dem XV.].' ebd. 1789. S. noch BdIV 928o.; Vll
668o.; VIII 1249M. 1367u. (auf Karl von Burgund
gehend). 1422u. Arten; vgl. auch die Zssen. ,isin.'
.Ein lange yssne slangen. die hett kein kamraer.' F
Zeughausinv. 1503. .Ein andre ysne slangen. ist etwas
kleinr -yvann die nächste, hett ouch die kammer nit.'
ebd. .Ein ganzes ysin slengli.' ebd. .Gewonnen [am ^
Schwaderloch 1499] 15 stück hübscher büchsen, uss
welchen zwo cartonen und ein isnine schl-en. mit des
römschen küngs nammen und waiien verzeichnet.'
Ansh. 2 eiserne .geschmiedete Scblängli sambt La-
veten', unter Kriegsbeute. 1711. B. .ganz'; s. u. .isin'.
,grc5ss': ,Kin grosse burgundische slangen.' F Zeug-
hausinv. 1503. .halb', mit nicht voller Ladung; vgl- .
581
ScIllaDg, schieng, schling, schlong, schlung
582
FrHaffner unter Feld-Schi., ferner Halb-Schl. mit Anm.
,Ein halbe burgundische slangen ... ein halb bur-
gundisch slängli.' F Zeughausinv. 1503. ,6 halbe
schlengly.' 1529, Bs Chr. .Unden zuo der halben
schl-en [ein Mann als Bedienung].' 1535, AARh. StR.
,Also brachte der herzog [Ulrich von Württemberg]
zamen in 8000 knächt und ein zimlich gross geschätz,
dry quartanen, ettliche schl-en und halbe schl-en.'
HBüLL. 1572. ,l>as wir uff dem schloss Clingen [bei
SceSt.] nützit dann dry klöpfer haben und kain grosse
stuck, das zur statt- und landweer langen möchte, und
deshalben zwaier halben schl-en und zwaier fackhunen
mangelbar.' 1581, ScnSt. S. noch Faggünen (Bd I 712).
,kurz': .Kurzer schl-en gewunden 2 st[uck], tragen
672 pfd.' Bs Zeughausinv. 1591. ,klein': ,Itera kleine
halbe burgundische slangen ... ist gezeichnet also.'
P Zeughausinv. 1503. .lang'; s. schon u. ,lsin'. ,6 lang
nndt 6 mitelmässige Schl-en.' RCys. (Streitmacht der
Gegner Karls V. im schmalkald. Kriege). ,raittel-mässig';
s. das Vor. ,burgundisch'; s. u. .gross', ,halb'. ,ein-
pfündig', von der Ladung. ,StJoliann-Tor, Ein ein-
pfündige Schi, [de] a° 1533, ohne N", sambt Ladzeug.
18 Kugelen und Cartetschen.' 1709, Bs. ,Auff StAlban-
Tor. Ein einpfündig Schlänglin, de a." 1549, N'^ 90,
auff einem Bockh.' 1709, ebd. ,StJohann Tor. 5 Car-
tetschen zu einer einpfündigen Schi.' 1731. ebd. ,ge-
schmidet'; s. u. ,isin'. ,doppel(t)', für doppelte Ladung;
vgl. Doppht-Schl. ,Zwo dobpler schl-en mit dracken-
köpfen, tragen eisen 15 pfd', noch zum schweren Be-
lagerungsgeschütz gehörend, Bs Zeughausinv. 1591,
,Zwo dobpeler schl-en, gewunden, 2st[uck], tragen O'/a
pfd', zum schweren Feldgeschütz gehörend, ebd. ,Zwo
dobpeler schl-en mit 8 ecken, tragen eisen 6Va pfd,' ebd,
AM.elango m. (selten sfnwy« f,), nihd. »/mii/e ni. f.. Schlange;
ZQ ichlimjen I : vgl. Gr. WB. IX 440/51 . 475"f. ; Martin-Lieuh.
II 465 f.; Fischer V 890 f. Das Mask. ist nach unsern Quellen
im XVI. noch herrschend und begegnet vereinzelt auch noch
später (vgl.: ,den halb todten Schl-en.' RCys.; .kein kalter Schi.'
GHeid. 1732); das Fem, erscheint zuerst (schon E. XV.) in
Bed. 3 (s. noch u.), für die das Mask. iibh. nicht vorkommt, dann
in den Bibelübersetzungen (und Bibelzitaten) nach Luther (vgl,
den Beleg aus ZBib, 1560 auf Sp, 578 u.), kann aber an und für
sich in einzelnen MAA. alt sein. Bed. 3 ist Übers, von it,
serpentina, frz. Serpentine, eouhuvrine in gleicher Bed., aber kaum
bei uns aufgekommen (daher ist auch nicht an Abkürzung aus
Schl-Büchs auf unserm Boden zu denken, um das Fem. zu er-
I klären); it. Herkunft sind auch die GeschUtznamenfaj(^'iiiCTi(BdI
112),Mätz4{Bäiyei'2;msmezzabomharda)a.&. ONN. .luden
1 Schl-en' GF. (am obern Schilsbach). ,Schlang-Acker' LHerg.
I Schlange'- Achei- BLüscherz. ,SchIangen-Egg,' um lööO, UwE.
,-Grnbe', WZerraatt. ,-BergH' SDorn, ,-Rain' BFrauenkappelen.
I ,-Stein'GrA. .-Winkel' BSignau. Als FN. Ilie ,SchI-en-Mühle'
I in ZWth. heisst so nach ,Othmar Schi.' aus dem Th, der sie
1632 erwarb.
,Ochsen-: boa.' Denzl. 1677. 1716. — Gelehrte
I Wiedergabe von lat. h,n. — Ofen-: Dim., ein Backwerk;
1 vgl. Schlang Iby. ,45 Offenschlängli für Mittags und
j Nachts 1 fl. 5 ß', Hochzeitsürte. 1794, Z.
! Emme"-: nach der Sage eine ungeheure Schlange,
I die von Gott im Schoss der Berge gefangen gehalten
I wird, bis gewaltige Ungewitter ihren Kerker öffnen;
I sie eilt dann durch den Rötenbach der hochgehnden
I Emrae zu, um sich vor ihr her zu winden; auf der
Stirn trägt sie ein grünes Zwerglein, das mit mächtigem
Tannenbaum ihren Ganglenkt; Schlange und Zwerg wer-
den nur von Unschuldigen gesehn; vgl. Gotth. XXIlIb.
18; dazu EB. 349. — Eig. wohl ein ,Wurm' = Drache.
Erd-. .Der, die e., chersydrus.' Mai.
Feld-: Feldschlange; s. SchlMig 3. .Falckuna oder
feldtschl-en 6 st[uck], tragen eines eisen 5 pfd.' Bs
Zeughausinv. 1591. ,FeldtschI-en 10 stu[ck], tragt
eine 4Vs pfd.' ebd. ,Zwei Stuck ... seind F-en, 15V<
Schuh lang und schiessen 12 1. Eisen.' ebd. 1634;
noch ebd. 1819 (,F., 12 Pfünder'). .Verzeichnuss aller-
hand Sorten oder Gattung des groben Geschützes nach
heutiger Manier... Ein ganze Notschlang 30 Ib. Ein
halbe N. 25 Ib. Ein ganze F. 20 Ib. Ein halbe F.
15 Ib. Ein Quartschlang 10 Ib. Ein Falkona 5 Ib.'
FrHaffner 1666. ,Feldtschlänglin.' Bs Zeughausinv.
1709/173'2. ,Sechs Stuck und ein F-en hands gführt
uf Lenzburg zu.' Flugschrift 1713. — Vgl. Gr. WB.
III 1488.
Gift-: Kreuzotter SL., 01t. (GvBurg).
Hof-. Nur .Richwin Hofslang'. Zeuge. 1289, Gl
Urk. — Wohl gleichbed. mit flüs-SM.
Halb-: = .halbe Schlang' (s. Sp. 580u.). .[Aus der
Dornacher Beute sollten wir Freiburger in Zofingen
linden] dero von Strassburg grossen slangen eine und
sust ein halbslangen. So wir aber doselbs nit mer
haben gefunden dann zwo hüpsch halbslangen oder
strit- und zwo jagbüchsen und sust 3kurz steinbüchsen,
sind wir nit wol zufriden gewesen.' 1499, Brief. ,Zur
paner ghein grösser [Geschütz] denn strytbüchsen und
h-en.' ZwiNGLi (Feldzugsplan). ,Der veldhoptman im
Swaderloch [1499] ... hat zwo h-en mit knechten des
morgens dahin [nach Ermatingen] geschickt.' Ansh.
.Vakunen. h-en und vil handgschütz.' 1528, Strickler
( Hrief BHallers), ,Facunen, halbslangen und hacken.'
1528, B Ref, ,HWürgler, der Schlosser, sol haben die
h,, den Hornung [Name],' 1585, Z RM, ,Zwo H-en auf
Räderen und 8 Feldstückli [soll Z zum Zug nach Gr
stellen],' 1007, Absch, ,2 H-en.' 1653, 6. S, noch
Faggünen (Bd 1 712); Lad-Schüflen (Bd VIII 386). —
Strenge Scheidung zw. der attributiven Verbindung und der
Zss. ist unmöglich.
Haupt-: Feldschlange schweren Kalibers. ,Die
[von Bern] füeren mit inen zwo gross houptslangen.
sechzehen stritbüchsen und einen wagen geladen mit
bocken und hackenbüchsen.' 1499, Brief eines Frei-
burgers.
Yioas-\\ä,r (-hör)-Schlängli: eine Art Wasserjung-
fern, gomphus SL.. 01t. (GvBurg). Syn. Ross-Änglen
(GRChur). — Vgl. Russ-lJar (Bd II 1508).
Hirzen-: Name einer Schlangenart, die von Hir-
schen gefressen wird; s. Bd III 798 u.
Hüs-. .Die hausschlang, coluber.' Fris.; Mal. —
Vgl. Gr. WB. IV 2, 6S9.
Chuyier-Schlange': eine Art Viper, Vipera Redii
BGr. (Bärnd.), weibliche Kreuzotter S (s, auch Wald-
Röteli Bd VI 1778), Ch.-Schlängli, jede rötliche Schlan-
genart SL., 01t, (GvBurg). — Vgl. Gr. WB. V 2768.
Chlapper- {Kl- Bs): 1. wie nhd.; s. Bd III 1253 u.
Syn. Bollen-Schi. — 2. Schwätzerin Bs, boshafte, giftige
Schwätzerin B. — Bei Gr.WB. V 'J77 nur in eig. Bed.
Krön-: gekrönte Schlange (kaum MÄ.): ,Zu diesem
[Brunnen-]Trog ist denn früher äsiä eine Kr-e ge-
kommen.' LöTSCBEN 1917. — Vgl. Gr.WB. V 2386 (,Kron-,
Kronen-Schi.').
Mer-: Meerschlange; s. Bd VII 1267 o.
'Flneh-ma.tt- Schlängeli: Zuname eines jungen
Mannes von der .Fluhmatt' wegen seines geschmei-
digen, glatten Wesens L (ERöthelin). Wenn-sech Einf
583
Schlang, schleng, schling, schlong, schlang
584
»" der Welt cha" loinde' und drdie" wie's Fl., se chann-
er's no''' wit bringet.
N6t-: Feldgeschütz mittleren Kalibers. ,[Man be-
gehrt Tom Kaiser znni Krieg gegen Frankreicli] die
dry singern. die dry dornträgern oder n-en und 7 va-
cnnen', die zu Breisach stehen. 1513, Abscb. .Die
Eidgnossen ... gewunnen dem Franzosen alles sin ge-
schQtz ab, des onniaussen vil was, wol 17 grosser n-en,
4 grosser cartonen [usw.].' 1513, Bs Chr. .Chartunen
und n-en', zur Belagerung Franz vSickingens in Land-
stuhl. Kessl. .Die n-en, tormentum aenenm bellicum.'
Mal. ,Die grossen n-en und kartonen.' Z Zeughaus-
rodel 1575. .MCBodmer, vogt zuo Eglisow, soll haben
ein n.' 1577, Z. ,[Bei einer Belagerung] ward der
from fürst Franciscns von Oinalen uss einer n-en by
einem schanzcorb, wellicher nit ussgefüllt gewesen,
den 4. tag merz [1573] erschossen.' AHaffxer 1577.
,N-en, 2 lange stuck mit drackenköpfen, tragen eisen
14 pfd.' Bs Zenghansinv. 1591. S. noch Sehlang 3,
Feld-Schi. — Tgl. Lexer II 113; Gr.WB. VII 951; Fischer
IV 2074.
.Brand-: eicetra, aspis.' Denzl. 1677. 1716. — Bei
Gr.WB. II 301 ohne Beleg.
Quart-: Viertelsschlange, ein Geschütz, = Kar-
tonen 3 (Bd III 490). Bs Zeughausinv. 1662. S. noch
Feld-Schi. — Vgl. Gr.WB. VII 2321 (.Qiiartauschlange').
Quartier-: = dem Vor. ,Qu-en 2 stück, tragen
eisen zuo 2'/* pfd.' Bs Zeughausinv. 1591. .Zuo den
quartierschlangen.' ebd. (2 mal). — Bei Gr. WB. VII 2325.
Rollen-: Klapperschlange; s. Bd VI 872u.
Spüw-: giftspeiende Schlange. ,Wann Einer von
einer bösen, giftigen Schlang, einer Aspen und Spewschl.
geheckt oder gebissen worden ist.' JWirz 1650. —
Bei Gr. WB. S 1, 2085 (,SpeischIauge').
Stein-: Feldschlange für Steinladung; vgl. St.-
Büchs (Bd IV 1007). ,Wart [bei Mnrten] uf beiden
siten mit grossen steinslangen und andern büchsen
gar vast geschossen.' ÜSchill. B. — Tüfels-. ,Hr
Diacon B. [habe] sich zu der Posshartin gekehrt und
zu ihre gesagt: Ihr sind die Teutfels-Schlang, da der
Teufel auf der Zungen sitzt.' 1710, Z. — Delphin-:
,Schlange' (Geschütz), deren Henkel Delphine bilden.
,Hans Sperlin gössen d-en.' Bs Zeughausinv. 1591.
Dopplet-: = ,doppl(et)e Schlang' (Sp. 581M.); s.
Lad-Schüflen(Bä VlII 386). — Vgl. die Anm. zu Halb-Schl.
,Wald-: coluber.' Dknzl. 1677.
Wasser-: 1. Wasserschlange SL., 01t. — 2. Fluss-
neunauge. Petromyzon fluviatilis SL., 01t. (GvBurg). —
Vgl. Sanders II 947.
Schlangere" f.: Schlangennest; Gestrüpp, in dem
sich Schlangen aufhalten B (Zyro). — .Schlangereu',
Name eines Weinbergs BTh.
G'-schläng n.: ,Benennnng der Ziegen, weil sie
allerorten durchschlüpfen, bes. dahin, wo sie nicht
sollten, nach Schlangenart. Die Geissen sind ein ver-
fluchtes G'schl.' BHk. (Anon.), darnach St.» Syn. Ge-
schlüecht (Sp. 80). Das ist es Seil- G' schleng, heisst
es etwa von Ziegen, Schafen, die dem Hirten durch
Weglaufen viel Mühe machen BHk. (jüngere Angabe).
— Vgl. Schlamj .' a y.
schlängle": a) Schlangenlinien ziehen B(Zyro).
— b) intr. (B It Zyro) oder refl. (Aa It H.; Z und sonst)
sich (irgendwohin) schlängeln. Ein Bächlein schlän-
gelet [Vers!] dur'''d'Wis. Kikoeroarten 1906 (Z). —
Vgl. Gr.WB. IX 45 1/4; Sanders II 9+7.
ummer-: sich umherschlängeln; s. zer-bäuglen {Bi
IV 1055 0.).
Schlängli°g m.: Wurst. Gaunsrspr. (ALütolf).
G'-schlingn.: 1. a) von aufgenähten verschlungenen
Zierschnüren an Kleidern, bes. Mannskleidern. ,Wir
verbieten auch alle kostlich getraiete seidene Fransen
an denen Handschuhen und allen Pferdgerüsten, zu-
samt allen [!] Geschling und seidenen Fransen an
Mann- und Weibskleidern.' Z Mand. 1703. ,[Pfr B.,
steckbrieflich verfolgt] ... gehet gemeiniglich schwarz,
bisweilen aber mit einem braunen Rock und schwarzem
Geschl. gekleidet.' 1761, Z. ,3. verbieten wir das
Tragen der kostbahren, besonders der aus der Fremde
beschickten Geschlinge an Mannskleidern; jedoch mit
der Erläuterung, dass ein einfaches in hier gearbeitetes
Geschling ohne Anhänge wohl gestattet werden möge.'
Z Mand. 1772; wiederholt 1790. — b) Zierschnur am
Tschako (um 1835) Z, Schnur um den Hut der Scharf-
schützen (vor 1850) ThHw. Uf de' Tschaggo chunnt's
nüd a", heb's oder heb's kei' G'schl. me dra". Stadt-
bote 1893. — 2. Eingeweide kleinerer Tiere .^a. Synn.
u. Ge-rick (Bd VI 818), auch Ge-schlüngg. ,Inster, Ein-
geweid, Geschl., exta. viscera.' Red. 1662. — la auch
bei Fischer III 478; bei Gr.WB. IV 1 b, 3921 .Geschlinge' in
andern Bedd. 2 viell. erst nachträglich Auf achlingfii I bezogen;
vgl. .Geschling' bei Gr.WB. aaO.; Fischer III 478 f. und unser
Ge-echlüngij.
Schlinge" (bzw. -a) f., PI. unver.: 1. wie nhd.
Schlinge, Schleife; nia. Ausdrücke s. unter Schlaujf i
(Sp. 1'20). S. noch Bd VI 1122u. (Schweiz.?). Spez.
a) = Latsch 2d (Bd III 1531). D'Schl-en üfne' Z
(Schwz. Frauenh. 1898). — b) Peitschenschnur (auch
aus Leder) Sch; Th; Z; auch Schwab. (Fischer V 944).
E" Schl-en a'mache", an den Peitschenstiel. Er hat
d'Schl. verlöre". .Ein Schl-en', unter Seilerarbsit. Bs
TOrdn. 1646. — c) unter Malergerätschaften: ,Pfil 2,
schlingen 2 stuck.' Bs Inv. vor 1578. — 2. a) Schärpe
PAL; Sch (Kirchh.), „Scherpe, dergleichen die Be-
amten, Richter in unsrer Revolutionszeit tragen
mussten VO." Sidig Schlinge". JBHaffl. 1813. Syn.
Schärpeti (Bd VIII 1303). Die V Orte machen starke
Kriegsrüstungen, indem .etlich die krütz an die schlingen
näyen lassen, dann hämisch wider und für tragen'
[usw.], 1535, Absch. ,Ein schwarze schl-en mit roten
krüzen, ein schwärt [usw.].' 1562, F (Inv. HSalats). |
.General Erlacher, deme nit weniger Angst und Not •
gewesen als den Anderen, indeme er sein Gewehr. Hut |
und Schl-en von sich geworfen." AAVillm. JzB. 1656. |
.Einer [von der österr. Partei im Prättigau 1499] als |
er kein anders Kriegszeicben. sein Gemüt zuerklären,
haben köndte, zerhawet er seines Weibs einen roten
Rock, damit ein österreichische Schl-en und Kenn-
zeichen fürzustellen.' Sprecher 1672. — b) Schärpe
zum Tragen. Der Arm i" der Schi, träge", von einem
Verwundeten Aa; Sch; Th; Z und weiterhin. ,N. trneg
ein arm in einer schl-en.' 1528, Z Ehegericht. .[N. habe]
ein wunden in der band empfangen, das er die in der
schl-en trage.' 1541/3, ebd. In kirchlicher Verwendung.
,1 rottaffete Schl-e zum Tragen des Hochwürdigsten.' '
1778/99, AAOLunkh. — 3. a) Halstuch, Halsbinde Gr
Sch., V.; Syn. Schlauffen 4 (Sp. 124). Um de" Hals und
e" Stuck derdür'* üf und derdür''' ab ist e" längt
Schiinga g'wälleti g'si", zum Schutze gegen die Kälte.
JJörqer 1918. — b) Gürtel WVt. — 4.a) Tragriemen,
Tragband an Milch- und andern Bütten, Tragkörben
585
Schlang— schlung. Schlangg— sehlungg
586
ApH. (T.). — b) Hosenträger ApH., K., M.; GRh.
— 5. s. Schlinggen. — Vgl. Gr.WB. IX 724/8 (Bed. II);
Martin-Lienh. II 466 ; Fischer V 944 f. Bedd. 3 und 4, die von
2b ausgehen, sowie '2 a scheinen nur bei uns belegt. Unsicher
ist die etyni. Zugehörigkeit der folgenden ONN. .Schlinge' Th
Kressib. ,Harnisch-Sehlinge(-Quelle)' BKeutigen. .Schlingen'
GTa. ,-Loh' ThSomm. ,-Berg' SStPantaleon. Vgl. auch:
,SchIing-Acker' ZRuss., ,-Halde' AaWiilflisw., ,-MooS' BGur-
zelen. ,N. oben am Schling.' 1386, LE.
Mantel-: Mantelschnur. ,Den zu einem Kutter
bestellten HSali hat man versehen mit einem Mantel
von Sarschentuch mit Prysen gefiltert, ist grau; hat
Knöpf, ein M-en, kost etwas zu 13 Kr.' 1680, B Blätter
1910; ähnlich 1680, ebd. 1917, 341. ,Für 1 Mantel-
schling und l'/s Lood Näy- und Steppseiden 19 Btz.'
ZcBERS TgB. 1690. .Mantelsohlingen', ins Handwerk
der Knopfmacher fallend. 1675, L. — Tanse" Täse"-:
Lederriemen, an dem die Milchtanse getragen wird
GNessl.; vgl. Schlingen ia.
schlinge" I, Cond. schlungi BStSteph., . Ptc.
g'schlunge': 1. schlingen i. S. v. winden Aa (H.); BBr.,
StSteph.; GrHb., ObS.; GRh.; Z und weiterhin, doch
ungebräuchlich statt latschen (Bd III 1532), schlauffen
(Sp. 124). Refl. ,Dann sclilang es [mein Weibchen]
sich fester an mich.' Gotth. .Sich mit zitterniien
Glaubensarmen um Gott ... hinum schl.'. vom Sünder.
JJÜLR. 1718. Den Geliebten .in die Arme schl.' Sintem.
1757. — 2. s. schlinggen. — Ahd. «/myon, nihd. «hnyra;
Tgl. Gr.WB. IX 730/6; bei uns so wenig bodenständig wie im
Eis. (wo es fehlt) und Schwab. (Fischer V 945). im Gegs. zu
8chlin(igen (s. d.).
um- untrennb.: umschlingen AaF.; BStSteph.
ver- 1: verwickeln AaF.; Z und weiterhin, 's Garn
hät-si'^ verschhinge', ist in enand verschtunge'. — Vgl.
Gr.WB. XIII. 1111/3; Fischer II 1310.
schlingle" I: intr., sich schlängeln. Nur in der
Zss. ab-schl., sich wegschlängeln: Abg'schwenkt !
kommidiert der Statthalter und schlöt ne" g'miXetlige"
chrumtne" Schlittweg i", wo dur''' nes chlei's Wäldli vo"
der Ströss abschlinglet. BWvss 1863 (S).
Schlingel (in WVt. -ill- m.) PI. Schlingla, -c (B; FJ.;
WVt.) oder unver., Dim. Schlingeli, -ili: 1. wie nhd.
I Schlingel, Taugenichts Aa; Ap; B; FJ-; L; Sch; S;
I Th; Uw; WVt.; Z; wohl zieml. allg. DafsJ ist e(n)
I Sehl! E" grobe' Schl., Flegel B (Zyro). 's sind no'*
nid alli Schlingel dö, tönen die Glocken; wenn der
Pfarrer kommt, schweigen sie ScnMer. (EStoll 1907).
; ,Dort [an der Bettlergemeinde] putzte man mir [Ver-
j dingknaben] vor Allem tüchtig ab, stellte mir vor,
I welch Schl. ich geworden sei.' Gotth. .Sie bezeigen
' sich als die fäuleste Schlingel im Dienst des Herrn.'
' JJÜLR. 1731. .Nach etlichen Jahren heuratete sie
1 einen Schl.. der ihr ein Häufchen Jungens auflud und
' sich endlich als ein Schelm aus dem Land machte.'
I UBrügger 1789. .Gestern abends, als ich nach Hause
kam, schmält mich der Bauer brav aus: Du Schl.. du
Schiengel! Wo bleibst du so lange aus?' altes Küber-
LiED. Oft (auch dim.) in abgeschwächtem S.. halb
fscherzh.-kosend zu (von) ausgelassenen Kindern, bes.
i Knaben B; Sch; Th; Z und weiterhin. Daß) ist en
Tüst'gs Schl..' Wart, du {chUne'J Schl, i"* mll-der!
— 2. unordentlich, tölpelhaft einhergehender, auch so
arbeitender Mensch WMü. — Aus der Gemeinspr. (urspr.
nd., mit < für ü); vgl. Gr.WB. IX 728 f. (wo noch Belege aus
HPest. und Gotth., auch unter , Schlingelin'). 837 (,Schlüngel') ;
so auch eis. (Martin-Lienh. II 466) und schwäb. (Fischer V 945).
Die bodenständige Form ist SMünrjgd; s. i. 2 zeigt bei ent-
lehnter Form die bodenständige Bed.
schlingelochtig: schlingelhaft. Dial.
schlingle" II: sich wie ein Schlingel aufführen
Sch (Kirchh.). — Vgl. ,schlingeln' 1 bei Gr.WB. IX 729 f.
unie°- {umhi'- BHa.): sich müsaig herumtreiben,
herumlungern BHa.; S; WG. S. noch Äbend-Schuel
(Bd VIII 607). — um-enandere°-: = dem Vor. Aa
(H.); B (Zyro).
dar der-vo°-: sich nach Arteines Schlingels (von
der Arbeit) wegbegeben. Ja, we'"de'' Güteribueb nidscho'
ume" dervo"g'schUnglet wä'^! SGfeller 1919. — ver-.
D'Schuel V. =d'Sch. ver-schlauffenS (Sp. 128) AARh.; S.
Er het 's Marianneli fasch nit dörfen a"luege', wie-ne"
Schuelbueb, wo d'Schuel verschlinglet het. JReinh. 1901.
schlinge" II, Ptc. g'schlunge": = schlinden (Sp. 574)
Aa (H.); nicht volkst. — Lehnw. aus der Gemeinspr.; vgl.
die Anm. zu uMindeit.
ver- II: = ver-schlinden (Sp. 574) eig. und uneig.,
B (Zyro); Z und sonst; doch nicht volkst. ,Dass ein
solcher grosser Übernutz und Unbilligkeit mit dem
Gantrechten bishar verübt worden, durch welche der
arme gemeine Mann seines geringen Vermögens halb
durch den eigennützigen bemitleten Reichen in kurzer
Zeit gar versclilungen werden könte.' 1670, BSi. Rq.
1912. , Sobald [bei einem Ertrunkenen] ein Atemholen
bemerkt wird, trachtet man etwas Warmes ... zu ver-
schlucken zu geben; man gibt aber nicht Frisches
nach, bis das Erste verschlungen ist.' Z Anl. A. XIX.
Schling! n.: Stachel der Insekten PAl. (Giord.).
Schlang f.: Schlundhaut, -darm der Schweine Bs
(Anon.). — Nbf. zu S'htund (Sp. 575); Tgl. (zur Lautform und
zum Geschlecht) Gr. WB. IX 831 f., sowie Ge-tchlüngy mit
Anm., zur Bed. auch noch schwäb. Schlund, Schweinsblase
(Fischer V 960) und unser Schluck I:ia (Sp. 531).
schlingsle": schwanken, wie zB. ein Kranker,
Schwäclilicher, ein Eimer, dessen Henkel nicht am
richtigen Orte sitzt GRNuf. Unpers. und uneig., schief
gehn. ebd. Im Lehen schlingslet's e'''viäl La"'sschl.! —
Vgl. schlinggen.
Schlangg — sehlungg.
Schlangg I m., PI. Schl-e": 1. a) langes herab-
hangendes Kleid wie ein Nachtrock (Schlamp) Ndw
(Matthys). — b) langes Unterteil der Jüppe Gl. —
2. pers. a) lässig einhergehender, wankender Mensch
Ndw (Matthys). — b) Taugenichts GlH. Schlingel Ndw
(jüngere Angabe). — Vgl. bair. .^chlankien) m. i) Lappen
— 2) Faulenzer (Schm.* II 528). Die Sippe schlangg-achlunyg
läuft Tielfach parallel zu schlamp-tchlump (Sp. 553/66). hängt
aber tw. (in der Bed. schwingen, schleudern) zs. mit schlin-
qen I (Sp. 585). Vgl. auch schlänzen mit Anm.
S c h 1 a n g g II f. Gl ; , L ' ; GT., Schlangge" I f. Gl ;
SNA.; U: 1. PL, grosse schwarze oder rote Kirschen
auf gepfropften Bäumen SNA. — 2. geringschätzig
für eine altmodisch gekleidete Frauensperson (e'rechti
Schl.) GT., „Schlumpe", unordentliche Weibsperson
Gl; ,L'';U, .unordentliche, herumfahrende, dem Klatsch
ergebene Weibsperson' GNessl., moralisch unsaubere,
vagabundierende Weibsperson Gl. Schimpfw. für eine
587
Schlangg, schlengg. schlingg, schlongg, schlungg
588
Weibsperson: So mache^d's d'Wiber für und für. die
u'verschanie" ScM-e"; si werf cd Ei"m de' Sacl: vor
d'Tür, jo tuend Ei"m de'xceg danke'. EFecrer.
G*-schlaiigg n.: nachlässig gekleidete Weibs-
person BSi.
Schlangge» II m.: .eiserne wie ein Gelenk lau-
fende Klammer, die Tür fest zn schliessen' äpH. (T.);
Syn. Schlänggen. — Vgl. rät. '•Iilaunra, trhlenria (s. Schläng-
t/en) f., Riegel an einem Anliängeschloss (Carisch 144).
schlangge". 3. Sg. und Ptc. -et: (auch fort-, um-
mer- GRCast.) „schlumpen, schlumpig gehn", lässig ein-
hergehn, schlendern BSi. (schwankend, auch mit den
Armen schlenkernd); „Gl"; GRCast., He., Kl., Valz.;
,L." Hin und her scM . = plumpen 3 (Bd V 97) GRValz.
Der schlangget ettes ummer, ,geht schwerfällig wie ein
Schlanggi' GRCast. (Tsch.). — Vgl. Schm.' II 528; Gr.
WB. IX 4 SO f.
da dr-vo'-: davonschlendern ZO. Von nachlässigem
Arbeiten: Da' ist nw so es D., e" grüsam glich-
gültigs Zug.
Schlanggete" f.: nachlässiges Gehn GrKI.
Schlanggi m.: = Schlangg 1 2 a Ndw (Matthys).
grosse Person mit schleppendem Gange USil., langer,
hagerer, lässig gehnder Mann GRCast. (s. schlanggen),
He., Valz. (Tsch.).
„schlanggig: schlumpig, insbesondere von Weibs-
personen, deren Kleidung äusserst unordentlich und
nachlässig ist, oft in Lappen niederhängt Gl; L."
schlangg: nur in der Verbindung schl. um gä",
im Bogen herum Z (Spillmann). Syn. schläm um, ,in
allmählichen Kurven.' ebd. (Sp. 545 nachzutragen). —
Wiihl eig. die Bewegung eines ,Schläaggeus' (s. iSMängije'
2 a a uuil ß) beschreiben? Die Kürzung wäre aus dem Ein-
fluss syn. Wendungen mit einsilbigem 1. Glied zu erklären.
Schlängglm.:!. kräftiger Schwung BS. — 2. das
Schlendern, Nichtstun; in der Verbindung de" Schi.
ha", keine Lust zur Arbeit haben ZWth. (LForrer).
— 3. pers.. Schlenderer Z (Spillmann), nachlässiger,
leichtsinniger (ZTu.). fauler und böser(ZBauma), lieder-
licher, ausschweifender Mensch ZO., Schlingel ZF.
Schlangg II f.: unordentliche Weibsperson ZW.,
Wth., Zoll.
G'-8chlängg n.: (unordentliches, wirres) Gehänge
von Kleidern GRObS.; Ndw (Matthys), tadelnd für Ge-
hänge übh., -zB. von Ohrringen GrKI., von zu viel
Schmuck übh. GfiSch. Das ist e(s) G'schL! Er hat es
G'schlingg und es G'sehlängg, zB. von Anhängseln an
der ührkette Z (Spillmann). Was gilt e" waekeri Hüs-
frau, wo na''' iüff bis a' d' Eilböge' hindere' d'Ärm i'
de" Teigg steckt? Nüt, ke''s Bröseli nie; da mues' iez
es G'hänk und es G'schlänk ['.] si». ACorr. 18ti0.
.Geschlinge' Z (Schulthess).
Schlänggel, in GFs, Ms in Bed. 1 Schlinggel 1 —
m., PI. SeWänjj/. B(KvTavel); Schw; S(BWyss), Dim.
Schlänggeli : 1. a) Perpendikel an der Uhr GA., G.,
Sev. — b) Glockenschwengel GA. — c) = Schlänggen
2aa oder ß Gl; GFs, Ms, Sev., Wl. — d) riemenartiges
Verbindungsstück an Kleidern GMs. — 2. pers. a) wer
mOssig herumschlendert, vagabundierender Müssig-
gänger, oft auch ins Moralische hinüberspielend AaF.
(seltener als Schlungg), P'ri.; L (It Eltötlielin ,gew.
ein nichtsnutziger Scliulbube, der die Schule schwänzt,
sie verschlängglet und in Feld und Wald ume"-
schlängglet'); GSa.; Schw (.verdächtiger Vagabund'). —
b) Schlingel B(RvTavel); L (Schürmann); SchwE.; S;
Ndw (auch von Weibspersonen); UwE., junger Mann
der überall dabei ist und gerne den Schwerenöter
spielt .\ABrittn., .Schlingel, Verschwender' LE. Dö het
mängi Muetter zu ire' meisterlösige' Buebe' g'seit:
's Vits Manzi isch nie'' wert als eusi Schlängglr all
z'säme'. BWvss 1863. S. auch feil (Bd I 773 u.). ',Ue
Schi.!', Schelte. Balz 1781. S. noch Schlingel (Sp. 585;
, Schiengel'). — c) ungeschickter Mensch S. — Bed. 2
uä. bei Schm.' 11 528: Fischer V 892; vgl. auch Gr.WB.
IX 634.
WeTch-ta.g(-tig)-: fingierter Personenname. Schw
Br. Bartlispiel 1829. - (Heu"-)Z umme--: als Trage-
vorrichtung für die Zumme" dienender, an einem Stricke
befestigter, ausgerindeter krummer Baumast GrLuz.;
vgl. Z.-Bretschel (Bd V 1019). — Zit-: = Schlänggel la
GA., G.
Schlängge". vereinzelt Gschl- (s. unter 2 aß) —
m. AiF., Fri. und It H.; ApI., M.; Bs; B, so Br., Gr.,
Stdt und It AvRütte; „VO; Gl"; GrAv., Churw.. D..
Kl., ObS.. Rh., Seh.. Valz.; L, so Eigental. E., G. und It
St.''; GRh., T., WL; Sch; S; Th; Ndw; UwE.; WL5.
C-enJ.Yt CSchlänggo,-uJ; ZG(St.''); ZDättl., Febr., Stdt,
Zell. PL unver.(in WVt. -e'), f. AA(Rochh.); BsL.tw.;
B, soG..Si. und It Zyro; GfiThs; LE.; W (in Bed. 6)
Mü., Vt., PL unver. B (so It Zyro). in BG., Si. Schlanggi,
Dim. Schlänggli Bs; Gr.Av., Cast, Churw., Ig.; ScH.
Schlänggji Gr.Av., Gast., Churw., KL, Valz.; WBinn:
1. etw. (ordnungsgemäss oder ungehöriger Weise) be-
weglich Herabhangendes, a), herabhangender Lappen".
Fetzen (zB. an einem Kleide), Band, lange Band-
schleife, (schleifenförmiges) Ende eines Riemens. Seiles,
Bandes (zB. der Schuhnestel) udgl. Aa; Bs; L (auch
St.); Ndw; WLö-.,Vt. und weiterhin. — b) „Schlumper
L", weibliches Schleppkleid L (St.*"). ,An dem tag
wird der Herr hinnemmen ir [der Töchter Zion] zierd
der kleidung ... schlencken und mentel [usw.].' 1530/96,
Jes.; mutatoria et palliola. Vulg. .Der tochter [,Andli
Grebel'] hab und guot... Item 1 schwarze arrissine
schuhen [gestrichen; dafür:] schlenggen mit einem :
küllrügginen fuotcr.' 1539, ZSchirmb. , Der schlencken.
langer oberrock der weiberen, prsetexta toga.' Fris.; ,
Mal.; s. noch i?usejr(/ew (Bd II 1751). ,Diewyl Ammans
frouw bewissen, das m. Jacob Nöggis seligen witwe |
iren von sondrer fründtschaft und liebe wegen ire[n] die i
besten kleider one die guot schlängen für eigen zwer- ■
den verordnet.' 1574, Z RM. — c) herabhangender Teil ;
an Gürteln. ,1 silbrin rinken... 2 silbrin schlenken |
an einem gürtel.' 1520, Bs; vgl.: ,1 silberi schwenke! j
zum gürtel.' 1551, ebd. — d) herabhangender Schlüssel- |
bund GT. (Dan.). — e) herabhangendes länglich ge- I
formtes Gewicht am Webstuhl BsL. — f) herablian- i
gendes längliches Stück eines Ohrrings Gr.\v. (der ,
ganze Ohrring heisst Ur-Bing). (Herabhangendes) j
Schmuckstück, Metallzierat L(ERöthelin). — g) herab- |
hangende Kette aus Kletten Aa. — h) = Schlampen lat ;
s. Sp. 560 u. — i) von Körperteilen, a) von den Armen i
LE. (s. den folg. Beleg); S. .Welche Schweizer
haben keine Arme, keine Beine und keinen Kopf?
Die Entlibucher. denn st hei" Sc/iZ-e", ScheihC tf'
Gring.' ZWl. — ß) von den Beinen S; vgl. Spazier-
Schi. Drüf sl*-si z'säme' hei"'g'stofflet . . . vore'uegg der
Thedori und hinde'dra" 's Meitli. 's Meitli, wo nöche'
'gümperlet isch wie nes Schöfli i" dem grosse" Bürslel
mit sine' länge" Schl-e'. JRkisb. 1901. — 2. spez. ■
von technischen Vorrichtungen (oder Bestandteileo
Schlangg, schlengg, schlingg, schlongg, schlungg
590
solcher), die, wenn ungebraucht, beweglich herab-
hangen (doch tritt diese ursprüngliche Vorstellung
zT. gegenüber andern zurück), a) als Vorrichtung
zum Schliessen, Zu-, Festhalten, a) (etwas gebogenes)
mit Loch oder Schlitz versehenes eisernes Band (in
GrL. ein schleifenföriuiges Stück Draht), das auf der
einen Seite beweglich (drehbar) befestigt ist, mit der
andern in einen Haken eingreift oder eine Ose auf-
nimmt (wobei der Verschluss vielfach mit einem durch-
gesteckten Nagel oder mit einem Hängeschloss ge-
sichertwird) Aa; Ap; Bs(auch It Anon.); „VO; Gl"; ür;
L; G; Sch (auch St. und St."); Tu; Zg (St."); Z (auch
St.), insbes. an (Stall-, Speicher- udgl.) Türen (von
St., St." und darnach in einigen andern Aufzeichnungen
irrtümlich als „Klinkhaken" erklärt) Aa; Ap; Bs; B; Gr;
L;Soh; Th; Uw; WMü.; Z, an Trügen, Kisten (oft paar
weise) Aa; Ap; B; Gr; L; Sch; Tu; Uw; Z, an Deckeln
(vgl. Lid II Bd 111 1088) Aa, weiterhin (soweit nicht zu
ß oder Y, wovon sich, wie zT. auch schon im Vor., eine
sichere Scheidung aufgrund unsrer unvollkommenen
Angaben nicht durchführen lässt) an Fensterläden BBr.,
Gr.;GT.;L(Ineichen);WVt,,anJF'Ä?-iäden(BdIII1066,
in Bed. 1) B, an Fenstern Bs (Seiler); GWl.; WBinn.
Syn. SchHess-Band 3 (Bd IV 1332). De" Schi. IHue".
,Die Türen der Ställe, Scheunen usw. wunlen sogar
zur Nachtzeit nur mit einem einfachen Schi, von aussen
her geschlossen' Z Sth. 's Schletikli [an der Garten-
tür] t»e/t hitt in der Frie scho" üsg'henkt ivorde". EKron
1867. Er hed d'Stalltürr flissig zue'tä" für de" ganze"
Winter, hed d'Schl-e" a"g'checht und die Löcher, ica nu
äppa g'si" sind, mit Blitze" rerschu2)pet. JJökher 1918.
An einem Branntweinfässchen, in einem Rätsel bei
Bühler I 316 (Schlänge"). ,Ted damit die baichen zuo
und leit das sleuggli an.' 14'26, Z RB. ,Wo unser
herren uff den tag, als für HBiegger ein bitt besche-
chen ist, sy nit geeret hätten, so wölten sy den slenggen
an der ratstuben angeleit und in die stuben gangen
sin und etlich usserm rat in vänknüss gefüert und
I gestreckt haben.' 1490, ebd. ,16 ß 4 hlr um kloben
I und schiengen an die beien im hus.' 1.533, ZAnd.
1 ,Das die frouw zum laden uss ... hinusgesprungen, er
aber Jacob die fallen und schlenggen mit einem an-
: lauft' abgerissen und in siner muoter huss entrunnen.'
] 1538, Z Ehegericht. ,1 pfd dem Schlosser umb bhenki
I und ein schlenggen an die turen.' 1567, ZGrün. ,Des-
j glychen habe er zuo Tälliken die 13 brqt ... uss einem
käller helfen verställen und mit nammen den schleng-
I gen mit einem instrument ufgeboret.' 1568, Z RB.
j .Damals [hätten die Genannten] bschlossen und den
i schlängen an die türen gelegt.' 1581, Z Ehegericht.
I ,ltem ein grosser Kornkasten mit fünft' Phalteru, alles
I mit Phenk und Gschle[n]ckhen.' GRCastels Inv. 1616.
l,Ein Laden in Stein, '2 Band, 2 Hocken, 1 Schienken,
! Kloben und Ring 16 ß 8 d. Item einen dergestalten
lin Holz zu henken 15 ß.' Bs TOrdn. 1646. ,Ein Kam-
Imertüren mit Schlenggen und Riglen.' 1647, Hotz 1865.
',Die Klinke, Turfalle, Schlenke, pessulus, vectis, obex.'
IEkd. 1662. ,Um 8 Pfd Blei ... die Höggen, Clammern
und Schienken am Grändell vor dem Schloss [Dor-
jnach] in die Felsen und Stein einzegiessen, 1 Pfd
12 ß.' 1672/4, WMerz 1909. ,So bald er nun den
Schlenggen abrigeln und zum Hus uss kommen [kön-
nen].' 1684, Z. ,Er schloss die Türen der Kammer
mit einem Schienken.' SCal.1709. S. noch Bd II 1089 u.
Neben dem ,schl.' wird oft ein ,malenschloss' genannt;
s.o. ,1 mallenschloss mit schlengeu und struben.' 1559,
ScHW. ,Umb maletschloss und schlenggen usgeben, so
ich an trog im rathus vor der burger stuben tuen
lassen.' 1564, B Staatsrechn. ,Von etlich fenstergetter,
ysin schlenggen und maletschloss ze machen an die
zwei gemach.' 1568/9, BFrienisb. ,Item ein langer
Kornkasten mit zwei Ghältern und 4 Paar Ghenk und
Gschle[n]gen, Margschlösser daran zu tuon.' GRÜastels
Inv. 1616. ,Item ein grosser Kästrog mit Phenk und
Gschlenk, Markschlosser daran zu tuon.' ebd. ,Für
1 Malenschlössli mit 2Schlüsslen und einem Schlenggli
17 ß.' 1672, Zobers TgB. ,1 newes doppletes Schloss
mit Schilt und Schiengen.' 1680, AaB.; oder zu ba3?
,Ein Maletschloss für den Keller; ein alten Schlänggen.'
1695, BStdt. Hieher wohl auch: ,Band und Schlenggen
an das Üpferstockfuoter 1 Pfd 7 ß.' 1754, AaJoh. S.
noch Sp. 467 u. — ß) am einen Ende beweglich be-
festigter,am andern rechtwinklig umgebogener eiserner
Haken, der in einen andern Haken, einen Ring oder
Ose eingehängt wird, zum Festmachen von Fenster-
läden (Jalusien), (Vor-)Fenstern, auch als Verschluss
an (kleinen) Türen Ap; Sch; Th; Z und weiterhin
(s. die Bemerkung zu den ma. Angaben unter a). Syn.
Gäuggel (Sch). Die an den Fensterläden usw. han-
genden leicht beweglichen Svhlängge" machen ein
klapperndes Geräusch, wenn sie vom Winde hin und
her bewegt werden. — y) = Vor-Biber 1 (Bd VI 64), in
Schleifenform BE. M'en"-i'* dxir''''s Chellerpfeister %"
chönnt! . . . Gottlob, e" zerheiti Schibe"! Er schläft mit
''em Arm i"he", löst uf ei"'r Site" d'Schl-en u"^ cha""
üftue" . . . Im Hui ist er dür''''s Pfeister i". SGfeller
1911. — 8) , Eisenbeschlag mit Öhr, in dem die Tür-
angel läutt' AABrittn., OEntf. und It H.; LWigg.;
SchR. — e) Schliesse an alten Bücherdeckeln Aa. —
Q Schliesshaken an Kleidern Bs (Seiler). Syn. Hög-
gen 11 (Bd II 1090). — K)) an Schlössern, Metallriemchen,
das über die Schlüsseloft^nuug geschoben werden kann,
um sie zu verdecken WVt. — S') an Glocken, zum Ver-
schluss des Achsenlagers (,Pfanne'). ,4 neüePfannen und
4 Slenggen darüber, mit 8 grossen Neglen eingesetzt und
gehärtnet.' 1704, Z. Dazu wohlauch der Belegvon 1695
(Sp. 74 0.). — i) bei zweirädrigen Wagen (sog. Binnen;
s. Bd IV 1289. Bed. 2a) an beiden Seitenwänden dreh-
bar befestigter eiserner Haken, der, über den obern Rand
der Hinterwand geschlagen, diese festhält B. — x) die
beiden an der Gabeldeichsel der ländlichen Lastwagen
befestigten kurzen Ketten ,die die Wage für den Vorspann
halten, ebd. — b) bewegliche, ringförmige oder läng-
licheHandhabe, Griff. a)zuraZiehen. l)anSchubladen
(oft paarig) AaF.; B; Z, so Bül. und It Dan. — 2) an
Fenstern, ringförmig Z. — 3) an Sehranktüren ; hieher?
.Schlenggen an eim kästen, hami ferrei.' Fris.; Mal.
,1 kriessbouminen kästen, darinn 2 schlenggen, uft' der
louben.' Z Inv. 1571. .Hamus, Schienken am Kasten.'
Denzl. 1716. ,Für Schiltli und Schlänggli zum Wand-
kasten.' 1789, Z Haush. — 4) an einer Bettlade. ,[Zu
verkaufen:] Ein schönes aufgerüstetes zweischläfiges
Bett . . . samt einer grün angestrichenen Bettstatt mit
Schl-en, ohne Himmel ...' Z Denn. -Nachr. 1757. —
5) an schweren (Haus-, Speicher-)Türen AaF.; BSi. —
6) Ring des Türklopfers AAZein.; TnAmr.; ZWangen.
— 7) an der Türklingel die bewegliche Handhabe
AABb. — 8) frei hangende Handhabe am Pumpenstiel
Aa (Rochh.). — 9) umlegbarer Handgriff an einem
Deckel ZAff. a/A. — ß) zum Heben, Tragen, Hängen.
591
Schlangg, schlengg, schlingg, schlongg, schlnngg
592
1) an Truhen, Koffern, Kisten, auch Särgen, paarig
Aa; B; Gr; Z. — 2) an Platten ZZell; vgl. Schi-
Blatten (Bd V 200). — 3) an Kannen. ,Mr. HURudolff,
der Kandtengiesser, so zwo [!] Schienggen an die
Kandten, die zum Tisch des Herren gebrucht, ge-
macht, -1 Bz.' 164ö|7. Z. An einem Napf; s. Bd IV
775 0. — 4) Henkel, Tragebogen an Kesseln und ähn-
lichen Gefässen AxBri., F.; BsHölst.(Syn. i/te«eni Bdll
1363); GrL. (am PowaBdlV 1412); ZDättl., auch Schnur-
henkel ÄAWohl. — c) in einer Kette laufender Eisen-
ring am Chrieg-Schit (Bd VIll 1515), der in den Haken,
Nagel des Pfluges, der Deichsel eingehängt wird Aa
(Rochh.); BsL. — d) am Spinnrad das ungefähr einen
Fuss lange, zwei Finger breite, mit einem Schnüerli
an der Tritte' befestigte und in die ,Würtel' gehängte
hölzerne Verbindungsstück zw. diesen B, so Si. und
It Zyro. — e) lederner Tragriemen (paarig), bes. für
die grossen flachen Milchbrenten (gew. abnehmbar,
oben und unten mit Eisenhaken zum Einhängen) Aa; Bs
L.; B (wohlallg.); L, so E., auch für , Kreuzen', Haber-
säcke S. ,Chrigel ist Milchträger mit Leib und Seele.
In der Küche nimmt er die Schl-en, auf der Laube
den Brentendeckel.' Bacernkal. 1896. 1' d' Schl-e"
schlüffe". RvTavel 1922. Ig [Hausierer] 6t" wider zum
Schl-eti üs g'schloffe" und ha" mVs Chräzli i" Egge"
g'stellt. JReinh. 1903. S. noch Sp. 164 u. — f) in
Strassenbahnwagen ein frei herabhangender Riemen,
um sich daran zu halten. Bs Nat.-Ztg 1917. — g) Leder-
teil mit Knopfloch am Hosenträger (Syn. Uosen-träger-
Schl.). Wo-n-er st"* puclct, se springt-em am Hose"-
träger es Leder; [darauf wirft er| de" ledert" SM. wit
i"'s Gibüsch. ACoRR. 1860. — h) ledernes Halsband
für die Kuhglocke AABrittn. — i) Tuchriemen zum
Binden der Hosen S. — k) Aufhänger an einem Rock,
Mantel Bs. Mi" Unggle" suechtsi" Iberzieher öni Schleng-
ge'. ScHwzD. (Bs). — 1) Masche am Strickstrumpf. Am
Strumpf e" Schi. abe"lö". ANüss. 1893 (Bs). — 3. An-
hängsel, Schnörkel; eig. und übertr. a) Schnörkel
beim Schreiben, (geschmacklose) Verzier ungange wissen
Buchstaben, bes. auch am Namenszug, einer Unter-
schrift (Syn. Zwifel- Strich) Aa; Bs; B; Gl; Sca; Tu; Z.
Syn. (Schnarr-)Gäuggel (Bd II 173. 174). En wüeste''
Schi. E(n) Schi, mache" (a" ...). Er macht blas' so en
Schi., statt der Unterschrift ThHw. Wer macht eso
Schien am Z'^ Liteget da uf der Adresse": Fräulein
Elise Zumstein! HDietzi 1899. Frau zum Manne, der
einen Brief aufgesetzt hat: Du cha'sch no'^ brav Schl-e"
mache". OvGkeyerz 1909. De Name" und en Schi.
drunder. EEschbann 1920. — b) länglicher, schnörkel-
ähnlicher Klecks, Fleck von Russ, auch Farbe, Tinte,
Kot, bes. im Gesicht, auch an den Kleidern AARek. ;
Gl; Scu (auch St.); Th; Z (auch St.), von Honig, kleb-
rigem, zähem Stoff BStdt (Schl-e" mache") . Syn. Schlirp;
Chuchi- Schlüssel. En Schi, im G' sieht, über 's G' sieht
abe". lez hast du a" di"'m neuje" Schöpe" schon en
Schi.! SchR. (JMeyer). Das ist Bluet! ... En grosse'
Schi, me en Komet! ACorr. 1860. Me" ivird-ne" [einen
in Heidelbeerenbrei gefallenen Brief] küm no''' lese"
kenne"! Lueg doch, was fir greiligi Schl-e"! FOsoiiw.
1898 (Bs). Hieher wohl (vgl. die Anm. zu Schlamper-
ling Sp. 563): ,Als in [einen ScHW Landvogt im Tu]
die biderben lüt gern gestillt, da habe er gredt: wer
sind ir von FrowenfeldV wie hajid ir eer und eid ge-
halten, und wo band ir üwer fendlyV gand reichends
und machend ein schlenggen darin oder ein schwänz
daran!' 1539, Absch. — c) von den schnörkelförmig
gewundenen, bunten Einlagen in einer Glas-Bumm
(Bd IV 1255): E" schöni Bumm, e" glesigi, mit farbige"
Schl-e" drin ine". Messikommer 1910. — d) übertr.,
t. von a, t. von b ausgehend, a) Klausel, zweideutiger
Anhang, , Häkchen' an einem Mandat, Gesetz, richter-
lichen Ausspruch; erdichteter Zusatz zu einer Er-
zählung ScnSt. (Sulger); Schw (Fasn. 1898), kritischer,
ironischer (schriftlicher oder mündlicher) Zusatz, Be-
merkung zu Etw. Sch; Th; Z; vgl. ß. En Schi, dra"
hänke", mache". ,Man machtdaran [an die Konzession für
eine Strassenbahn] so Schi, um Schi.' Schw Fasn. 1898.
Er hat aM'* wo'* mües'e" en (od. sinn) Schi, dra" mache"
Sch; Th; Syn. sin Senf derzue ge" (Bd VII 1167).
,Lüt findt man, die band den sytt, kein ding so guot
gerecht ist nit, si henken dem ein schlenken an und
wyssent doch kein grund davon.' Bletz 1549. ,Er
henkt noch einen Schienken daran, indem er sagt...'
VoLLENw. 1642. Anekdote, Witz AARek. De'' het wider
en Schi, 'brächt! — ß) was man Jmd in beleidigender
Absicht nachruft (zB. ein Übername) AAAar., Kütt,
,das herb kritisierende Wort, das Einem ins Gesicht
geworfen wird' L (RBrandst.), beissende, spöttische
Anspielung, Beleidigung, Tadel Aa; L, Schimpfwort Sch
(St.''). Ei"'m e" Schi. a"hänke" ÄAAar., Kütt. Er hed-
em e" Schi. äne"g'rüert, einen beleidigenden Vorhalt ge-
macht L. Er hed ne" Schi, ferwötscht. ebd. ,Er hat einen
Schlenggen bekommen, die nota censoria der Römer, il
a ete bläme' Th (Anon.); darnach St. („Tadelflecken").
Mit-eme" Schi, e'weg cho", mit einem Verweis, ,blauen
Auge' ZKn. ■ — y) moralischer Fleck, Makel. ,Sich
selbst en Schl-en a"henke", durch eine üble Tat sich
einen bösen Namen erwerben' Sch (Kirchh.). ,Sy [habe]
ime fürgehalten, ob er sy zur Ee haben oder sonsten
iro einen Schl-en anzehenken bedacht.' 1603, Z Ehe-
gericht. ,Das gibt ihm einen wüsten Schiengen, raa-
culam contraiit, quam vix eluet.' Mey. 1692. —
4. a) ,längeres, schmales Tuchstück' Nnw (Matthys);
WVt. — b) schmaler Streifen von Land, Wald (zB.
am Bergeshang), kleiner als Planggen II (Bd V 119)
L, so E. und It Ineichen; Uw, , Wiesen- oder Wald-
zunge' WVt., ^ein Strich Land, der sich zwischen Wald
hin oder in einen Wald hineinzieht' Schw; vgl. auch
die ONN. in der Anm. I" dem Schl-en inne" tor'el
doch d's Heu fS wenig js der Tüsi"g Schw. ,Darum
[als Ersatz für eine übernommene Leistung] hat im
CPesmer den schlencken by der gass nachgelassen.'
1532, UAltd. ,Ein langer, doch gar enger Schiengen
des unsern Grund und Bodens [wird geschenkt].' 1619,
ScHwE. Arch. — 5. Pflanzenn., = P/a^eK-iJör i (Bd VI
1237) Bs; schwz.V — 6. pers. a) hochaufgeschossener,
schlanker, hagerer Mann, Jüngling AAUEntf.; Bs (nach
einer Angabe auch mit dem Nbbegriff des Hastigen),
,grosses, schlankes Frauenzimmer' WVt. E" langer
Schi. Bs. Das esch no'''-n-en andere Schi. ! AAÜEntf. —
b) flatterhafte Weibsperson WMü. — c) wohl = Tauge-
nichts Zu. (Stutz); s. Bd II 214 0. — 7. in der RA. ,den
(faulen) Sclilänken ziehen', faulenzen; vgl. die Anm.
.[Köchin:] Kein trünkli hau ich ghept hüt nie, er aber
kann den schlengken zie. Loss ummer, buob, wo ist
der herrV JMurer 1565. , Kinder sollen ihre Eltern
nicht allein zahnen und zahlen lassen und sie den
faulen Schlengken ziehen, die Hand auf die Schooss
legen und gut Vöglein sorgen lassen, sonder sie sollen
den Eiteren mit Arbeitsame beispringen.' JWirz1650.
593
Schlangg, schlengg, schlingg, scblongg, schlungg
594
, [Leute, die] nicht arbeiten und spinnen mögen, den
Scblängken zeuben und also Nicbts verdienen.' 1693, Z.
.Margites, [iy) äpYdtyjc;, der nur den faulen Scblanken [!]
ziehet.' Denzl. 1677. 1716.
Ahd. ' slenggo m., ' »lengrja f.; mhä. dtnge f., Schleuder
(Griinaf. 'slangiwljo, -»; vgl.Gr.WB. IS 633 (,Schlenge' m.f.).
634 (,SchIeiike' m.f.); Maitin-Lienh. II 4C6 (m.f.); Fischer V
932, überall spärlich bezeugt ueben gleichbed. , Schlempen' uä.
(s. die Anm.zu SMämpm Sp. 561/2); entlehnt in rätische (s.die
Knm. zu SManijgen 1 1) \mi westschweiz. (ETappolet 19 17, 150)
MAA. 7 wohl hieher (ansgchend von einer pers. Bed.; vgl. 6),
aber wohl entlehnt. In ONN. ,(Im) Schi.' SchwAlptal, G., Ib.,
Muo. ; NdwBeck., Eunetmoos; UwE. (Vorsass); UUSchächen.
.Schlänggli' SchwBr. Zsson. ,Schl.-Ried' UwSa. ,-Weid'
LUdligenschwil. ,Geiss-Sch!.' SchwSchwyz. , Bruch-' SchwW.
.Trögli-' SchwSchwyz. Vgl. auch .Schlenk' AaThalheim.
Öre°-, in GrKI. Dini. -Schlänggji (PL -jeni):
a) Ohrgehänge, Obrgeschmeide, eig. das beweglich
herunterhangende Stück ÜRGrüsch. KL, L., S., Seh.;
L (ERötbelin); ZBaunia, F. Synn. s. unter Glanggen2
(Bd 11 ti32), dazu Ö.-Langgen (Bd III 1340); vgl.- auch
Schlänggen 1 f. Er hed siner Spüse" ztoei guldeni Ören-
schlätiggjeni g'chrämet GrKI. Ein Fräulein hat ase
röü Bäggli g'ha" und dann zwe gross, lang, guldi Öre"-
schlenggen in. Stutz, Gem. S. noch Bd 111 655. —
b) vom Stirnen-Chnopf aus über die Obren nieder-
hangendes messingenes oder silbernes Ketteben ZO.
(bis A. XIX.); s. Bd III 753o.; V 266u. — Ise'-:
= Schlänggen 3 a a. ,In der Oberstuben an der Deiren
[Tür] Phänki und ein Eise°fallen und ein Eisen-
schlängten [!].' 1811, Inv. des Hauses an der , Treib'.
Göller-: a) quer vorn (am Mieder) hangendes
Brustkettchen Aa (Roclib.), „Hals- und Brustketten,
d. i. eine von beiden Schultern bis fast an die Hüfte
hinunterbängende Kette, mit einer silbernen Birne,
Urne usw. ara Ende, bes. bei den vermöglichen Weibs-
personen BE.'; vgl. Bd II 218o. Wenn men eso nes
arms Hüdeli gset, wie n es de, so bald s e wenig i der
Stadt erwärmet ist, so ne chöstliche Puppidechel het
und Göller und Göllerschlengen und Sammet an im
Aet ... B Hist. Kai. 1777. .Ausser dem Busentucb be-
decken sie [die Zürcher Bäuerinnen] Hals und Hemde
mit einer breiten Binde, die sie Göller nennen, von
welcher eine breite Schnur oder eine messingene, auch
silberne Kette, die Göllerschlenke, sch'webend, als
Zierrat, vom Busen herab, unter den Armen zum Nacken
hinaufgellt.' Zschokke 1797. — b) silberner Haken zum
Einhängen der Göller- Ghetteli an der G.-Haft (Bd II
1053), -Rös (Bd VI 1393t'.) B It AvRütte. — Hose»-:
Hosenscbnalle Aa. Hosenträger L. — Chat- (bzw.
•ö-):^ Schlänggen 3 h, von Kot TnHw.,Mü.; Z (üän.).
— Lsder-: Knabenscbleuder, bestehend aus einem
etwa handgrossen schmalen Lederstück mit Längs-
schlitz in der Mitte und Schnüren an beiden Enden;
die eine Schnur wird um den Zeigefinger der rechten
Hand gewickelt, die andere zwischen Daumen und
Zeigefinger festgehalten; den Stein nimmt das Leder
auf; einige Umschwünge um die Schulter geben die
nötige Schwungkraft B(EFriedli). — Milch-: Trag-
band, -rienien für eine Milcbbrente L. Syn. Schlänggen
2e.~ Brente»-: = dem Vor. Aa; BsL.; L; S (JReinb.
19'21). — liness-:- SchlänggenSb, von Russ Ap; Sch;
Th; Z. .Zuweilen gibts Ruesschlenggen, aber auch
diese Schminke steht schön im Gesichte der Köchin.'
Z Kai. 1805. — Schäube"-: Schürzenband, die herab-
hängenden Schleifen und Enden AABrittn.; L. —
Sohwelz. Idiotikon IX.
Schalusi-: = Schlänggen 3a 9, an Schalusien Z und
sonst. — Spazier-: .Spazierholz' = Bein S (JReinb.
1901; s. Bd VI 1007 u.). Syn. Schlänggen li^. —
Stei°-: Steinschleuder der Knaben L. — Tür-:
a) = Schlänggen 3 a a. GnCbur; Tu; Z und sonst. Im
Winter, wann . . . d' Barbinden i'g' fröre" g'si' ist, de
Gahle'stil wie 'n tszapfen a'z'rüere" und df T. wie
Harz. JSenn 1864 (erklärt als ,ein an der Tür an-
gebrachter ringförmiger eiserner Gegenstand zum Ver-
schliessen'). — b) = Schlänggen 3ba.6 .^AZein.; WLö.
Hose''-träger-: Lederstück am Hosenträger, =
Schlänggen 3g GrV. (JJörger).
scblängge" (in WLö., Vt. -un bzw. -«"), 3. Sg.
PrsBs. und Ptc. -et (in WLö. Ptc. -ut): 1. in iterativem
Sinne, a) tr., schwingend bin- und herbewegen, schlen-
kern B; L. [Ein paar Burschen] tröli''d e" grosse" Stei"
uf ''e' Steg [über der Eisbahn] äne", lüpfcd-e", fönd-e"
a'fo" schl. und tuend dergliche", a's iv'e wenn s'-e" we'ti'd
uf's Isch abe" rüere". RBrandst. D' Händsche''' het's i"
ei"'r Hand g'schlängget. RIscher 1903. Der Oberst het
di' längen Ändi vo" de" Zügel hin und her g'schlängget.
RvTavel 1910. Dermit [mit diesen Worten] het er 's
Stöckli g'schlängget. SGfeller 1919. Eine Person, ein
Tier. ,So tanzen die Menschen Kehraus und andere
Tänze, scblenggen einander ins Grab, halten einander
die Beine vor.' Gotth. Es het-mi''' Nüt eso g' freut, tvie
wen'-i''' der Gagerist [Enterich] ha" chönnen erwütschen
u"'' Sturm schl. [d. i. schl., dass er stürm wurde], das'-er
nachher der Bach ab g'faren isch wi'-ne" Hur''libueb.
LoosLi 1910. Spez. Körperteile, bes. Arme, beine schl. B;
Sch; WVL, IuOlH.; GRÜbS.; WVt. mit verschwiegenem
Obj.; auch mit den Arme" (Ä-J, Beine" schl. ApLb.;
Sch. D'Arma schlänggun WLö. ,Er hatte die Hände
in den Hosensäcken oder schlenggete die Arme.' Gotth.;
, schleuderte.' 1850. Der Gri)id schl., von einem kran-
ken Tier BE. (Bärnd.). Er [ein Riese] het d' Zunge"
g'schlängget tvi'-ne* Chue, we""-si der G'leckchübel üs-
schlarpet. SGfeller 19'21. Der Wädel im Sand ume"
schl., von einem Löwen. RvTavel 1913. D' Zopf schl.,
von Mädchen Sch. Auch Kleidungsstücke, die man
am Leibe bat B; L. .In diesem Buche steht ... be-
schrieben, wie der Schulmeister seinen Rock apparti
scblengge.' Gotth. ünpers. Es schlengget de" Wage",
bei überschneller Fahrt Sch. Es hed-e" hen ond her
g'schlängget, no-n-er hed welle" Pflueg ha" L. Uneig.
(vgl. 3): Es het-en g'schhngget, scharf hergenommen
.ApLb.; L (zB. von Geldverlusten, vom Verlust einer
Stellung); Sch (zB. ein Examen). — b) intr. a) sich
hin und her bewegen, schwanken GStdt (Dan.); Sch.
Ein hangendes Seil schlengget im Winde. — ß) „schlen-
dern", niüssig gehn GkNuI'.; „L" (auch It Ineichen).
.Das war ein böser sun, der umhargienge schlenken
nun, wyl syn vatter gheissen hett, dass er redlich
werken sett.' Eckst. 15'25 (Klag). ,Ir [Fürsten] sind
nie dann sy [eure Vorfahren] schöllig [s. Bd VIII540f.].
Was grosser taten tuend doch ir, dann irschlenkend wider
und für, ziert allein mit aller hotfart, ietlicher treit syn
knöhelbart?' ebd. S. noch rassen (Bd VI 1'282); sametig
(Bd VII 941). — 2. tr., schleudern, mit starkem Schwung
werfen, mit (tw. zurücktretender) Zielvorstellung Aa
.\ar., Entf., F.; Af Lb.; Bs (Spreng); B; GrHc. (Tsch.);
L; G; Sch (auch It Kirchb.); S; TnTäg., ,Etw. bin und
her bewegend oder schwankend [!] schnell werfen L."
E(n) Stei" schl. ,Wie weit magst du den Stein g'schl.?'
B. De-- Wend tuet d' Schalisiläde" üf und zue schl L.
38
595
Schlangg, schlengg, schlingg, schlongg, schlungg
596
Er hed-en uf d'Siter g'schlängget ic'e Nild. ebd. Über
Da' risst d'Muetter ''em Chindli 's G'schierli [aus dem
die Schlange getrunken] mit der Milch iiss de" Händlene"
und schlengget's in'n Bach abe", da"'s petscht. Schwzd.
(ScliBargen). [Icli] ha" g'meint, es sig diir'''gän'' und
ha" due der Stecken dri" [in einen Spiegel] g'schlengget.
B Dorfkai. 1868. [Ua] ziehn-i''' mini Hosen ab u""
achlengge"-se uf-enes Tannli. ebd. 1870. Er nimmt en
A'huif, tci' icenn-er e" Mütt Rogge" we't uf d'Ächsle"
schl. SÜFELLKR 1911. Er [mein Mann] het-mer Bolli-
Auge" g'macht, t'* ha" g'meint, er well-mer-se a" Chopf
schl. MWalden 1884. S. auch nocli Uinder-Ge-schirr
(Bd Villi 164 M.). ,Da [als ich ihn ,by sinem arm' nahm]
schlangt micli der selb min man frävenlich von im.'
1477, ZRB. D'Härschl. , Fritz schlenggete seine Haare
hinterwärts, dem berühmtesten Schreiber z' Trotz.'
GoTTH. ,Der junge Herr [ein Schreiber] schlenggete
seine Kopfmähne aus dem linken Auge.' ebd. ,Ja sogar
einige Fürspreeher Hessen sich herbei [als Freier] und
breiteten rot verbrämte Mäntel stattlich aus, schläng-
geten die Haare oder strichen den Schnauz.' ebd. D'Bei"
3chl., laufen B. Di' eltiste" M^iber hei" [um die Flieger
zu sehn] d'Bei" g'lüpft «•"' g'schlängget, wi' wenn si
umme" tüsig Wuchen alt weri" u"'' der Giger g'hörti"
üfmache". Bärnd. 1914 (BS.). Was isch de'' Möntsch
desume" g'hämelet u"'' het sini dünne" Scheichli g'schläng-
get.' Mi" hätt solle" meinen, er hält emel es Halbdotze",
so gleitig het-er-se fürers g' stellt. SGfeller 1919. Im
gleichen S. mit verschwiegenem Obj.: Sovel gleitig wi'
denn het-er «o'* nie über d' Heimisegg ubere" g'schlängget.
Wi' ne" Schwick ist-er im Bergli ene" g'si". SGfeller
1911. — 3. unpers., fehlschlagen, missraten ApLb..
ScHStdt; WLö. Es hett-mer chönne" schlengge" Ap Lb.;
ScaStdt. Es hät-mu g' schlang gut WLö. — Vgl. Gr.WB.
IX 633/4 (,schleDgeD-). 635 (,schlenken') ; Martin-Lienh. II
4G6 (nchhnkm); Fischer V 933 (schlenkai). Der durchgehende
Ausgang tt (W -«(; vgl. aber BSG. II 156, richtig?) in der
3. Sg. Prajs. und im Ptc. weist auf eine Grundf. ' daiuj(w)jön
als Abi. zu Schlänggen (Sp. 593 Anm.). S. noch ScUänggia und
vgl. arMinggen.
ab-: a) tr., hin-, herunterschleudern, zB. von einem
Gefährt BE. — b) intr., (vom Wege) abschwenken.
Dert [bei einer Tanne] het Christen rechts ab-
g'schlängget. SGfeller 1919. Im letschten Auge"blick
schlängge"-si [zwei Eiclihörnchen) (j6. ebd. — üf-:
eniporsclileudern, -werfen. Jez het Annemareili si"
Traf 0"'* g'ha". Es schlängget 's Chöpfli üf wi' nes
Rössli, wo d'Geislen uberchn" het. SGfeller 1911. De"
Meitschene" jhlgi'd die Züjife" im Wind; si schlänggi"d
die Theke" w'e d' Balle" hoch üf. Zyböri.
unie"- (umh<f-, umer-J, in ä. Spr. auch ,um-': 1. tr.
a) die Beine sclilenkern GrI)., He., ObS. — b) umher-
schlendern ScH. Uneig. : 's [das Schicksal] Äö<-en bös
ume'g'schlengget. ebd.; Vfjl. umen-schlahen (Sp. 378o.).
— 2. refl., sich schroff umwenden. ,[l)ie Kinder, die]
die liebe Tante weder mit Gebärden noch Worten
begrüssten, sondern sich herumsclilenggeten und den
Rücken wiesen, wenn man sie anreden wollte.' Gotth.;
,sich umkehrten.' 1850. — 3. intr., niüssig umher-
schlendern AAAar.; GlH.; „L",, umlierpendeln' WLö.
Wenn's du so vermagst, d'Chind ume"s'sclilengge" lä" [!],
so chttnst au''' Nüt me über vom ere"de" Stillstand für
di"s Chind. Feierab. 1859. ,lr habend iicli des gbotts
[zu arbeiten] gefryet mit umschlenken.' Eckst. 1525
(Klag). — a"-: (einen Stein) anwerfen B (derb). Syn.
an-triben. — ura-enand(ere°)-: 1. tr. a) Etw. umher-
schwingen. Der Gholi het richtig ume"g'luegt, sele"-
vergnüegt der Wädel umenandere" g'schlängget. RvTavel
1910. — b) = umen-schl. Ib. Uneig.: 's [das Schicksal]
hed-e' gar grüsli''' omenandg' schlängget L. — 2. intr.,
= umenschlänggen 3. /'* bin hüt ... uf eusrer G'mües-
brugg g'si" es Wili lang. 1"* schlenggen umenand . . .
EScHÖNENB. — ÜS-: a) tr., hin-, herausschleudern Gr
He. (Tsch.). — b) intr., ausschlagen. ,Ich fasste den
ernsten Vorsatz, [icli] wolle ... ein ganzer Bauer werden,
wolle im Gehen gemächlicher tun, hin und her wäpfen
und mit den Füssen so recht ausschlenggen.' Stutz
1853. — use'-: hin-, herausschleudern AaF.; ApLb.; B
(Bärnd. 1 922). 's het-mi''' (us ''em Weg) «s*!" g'schlengget,
beim Schütteln ApLb. — da-vo° d^vo"-: nachlässig
einhergehn ScH(Kirchh.); St.''(oO.). ,lch sei wie so ein
Torenbueb davon gschlängget.' Stctz 1853. — ver-:
1. d'Arm, d' Hand v., lebhaft bewegen, gestikulieren,
vor Autregung L. Syn. ver-iverfen. — 2. a) „durch
Schlängge" (in Bed. 2) verwerfen L", auseinander-, weg-
schleudern B; L; ScH (St.''). Er hed e" ganze" Chorb
voll Berg" [Birnen] verschlängget L. ,Die Haufen
[werden] mit kleinerer Gabel zu Häufchen verschlängget
oder verworffe".' Bärnd. 1904 (BE.). ,In kleinern Ver-
hältnissen [wird] noch das alte B'schütti-V. in schönen
langgestreckten Zügen ... fortgesetzt.' ebd. Ei"smöls
verschlängget-er der Hobel u'"' trabet gäge" der Chuchi
zue. SGfeller 1911. Dermit het-er [ein Kranker] wellen
üfspringe" u"'' d'Dechi v. ebd. Peti wo't mit ''tm
Schuck di' verschlänggete" Ghole" vertrappe". ebd. 1919.
— b) verschleudern, unnütz ausgeben B; L. De'' hed
si's Wärli g'leitig verschlängget g'ha" L. ,Ein armes
Bürschli hat nicht den Verstand ... aufzuhören zu
rechter Zeit; hat er einen Batzen verschlengget, so
zieht der zehn andere nach.' Gotth. ,Michel liebte
das Geld nicht vorzugsweise, aber ein solcher Lümmel
war er doch nicht, dass er es unbeschwert so mir
nichts dir nichts zum Fenster auswarf oder ver-
schlenggete, wie man zu sagen pflegt.' ebd. ,Es sei
jetzt nicht an der Zeit, das Geld so unnütz zu ver-
schlenggen.' ebd. .Elie Mädi die gestohlenen Strümpfe
verschlenggen konnte, hatte der Krämer es beim
Fecken.' N. BKal. 1843. Er verschlängget si" Sach.
Sprww. 1869. Auch: d' Stimme" v., au einen ungeeig-
neten Kandidaten BE. — c) „verschlendern L". —
fort-, fürt-: wegsclileudern, -werfen B. Einen un-
geniessbaren Apfel f. — nä'^''-, näch''e°-: nach-
schleudern, -werfen B. R.\. Einer Sache, die man auf
gute Art (zB. durch einen vorteilhaften Verkauf) los
geworden ist, aus Freude no''' d' Chappe" (der Tsehuggf
Bd VIII 433, Holz-Schueh. ebd. 403) nä'Hchl, (zu seinem
Nachteil) noch Etw. dazugeben B, so E., G. Uneig.,
von einem Spitznamen uä. Mi"s Meitschi tcird kei'
Strauhackerin [so hat der Sprecher die Bezeichnung
.Stauffacherin' missverstanden]. 1"* lö" im de" Name"
au''' nit vo" jedem Fötzel nöche'schhngge". Dorfkal.
1878 (B). — z"-rugg-: zurückschleudern, -werfen.
,l)azu schlenggete er den Haarbüschel zurück und strich
mit gespreizten Fingern nach.' Gotth. — e('')-w8g-:'
wegschleudern, -wei;fen GrHo. (Tsch.); Sch (Kirchh.).
Schlängger I (in GnMai. -i-) m.: 1. a) = Schläng-
gel la (Sp. 587) GF., Widn. — b) = Schlänggel Ib,
Klöppel einer Schelle GWidn. — c) Kirschenpaar samt ;
dem gegabelten Stiel; Syn. (Ure")Glanggere", -Gläng- i
geri" Z. En Kriesimaie" (s. Chr.-Ühloben Bd IH 620)
597
Schlangg, schlengg, schlingg, schlongg, schlungg
598
maeht-me" noch, weisch, eine" g'ad toie fere'. Lis du
dl' röte" Schlinker ab. Schwzd. (GRlIai.). — 2. = Schläng-
gen äaa, bzw. ß, an Türen ApK. ; GaHe., an Fensterladen
Aa It Rochh. (Dim.); GWidii. — 3. Dim., .Anhängsel',
Nachton beim Singen : Listig, Uslig föht-si [die Amsel]
a", i'erst en Ton, es Schlänggerli dra". SHämmerli-Makti
1914. — 4. hochgewachsener junger Mann Bs (Seiler);
Syn. Schlänggen 6a. — 5. Schleuder S. Vgl. Schlang-
ggren. — Vgl. Gr.WB. IX 635 f. (Bed. 2); Martin-Lienh. II
466; Fischer V 933. *
Bätti-: wer sich auffällig viel mit dem Rosen-
kranz zn schaffen macht; Frömmler L.
Stei°-: Steinschleuder SB. — Z it-: = Schlängger 1 a
G (Zahner).
Schlänggere", in BsltSfreng Schlängger IJ — f.|:
1. lange magere Weibsperson Bs(Anon.); vgl. Schläng-
ger 4. — 2. = Schlängger 5 Bs It Anon. und Spreng; S
Stdt. , David: Drum nimm ich meinen hirtenstab, ein
schlanker in den ledersack; sott mir etwan ein hund
bekon, den wolt ich auch urab die lendeu schlon.'
VBoLTZ 1554. .David versuocht sich ein wenig mit der
schlenker.' HoLzw. 1571. .Steingewerff oder Schlenker'.
j Marginale. JGross 1624. — Ahd, thmjim, -um f.; mhd.
j ihnger f. ; vgl. (ir. WB. IX 635.
I schlänggere°: wesentl. = schlänggen (Sp. 594).
I 1. a) = schlänggen la, zB. die Arme, Hände. Beine Aa;
I Bs; B; S. Wenn-er [der Schnidervogel] göt, so nimnit-
i er lüter chUni Sätzli und schlängeret sine chrumme"
Ellbögleni. RMev. 1833. Schwätze" diend-si [ein Paar]
nit vil um e" Halbhatzen; aber die glaine" Finger händ-
j st z'sämme"g'hegglet und so schlenggere"-si d' Händ, dass-
I e«e"d'.Zityer(j(öt. Schwzd. (Bs). Z)ö[bei einem Tanze] Äet-
me" müesse" luege", wie-si die Bai" g'schlenggeret hai' und
dieJnnte" si" g'floge" BsL. (Meier). — b) intr., = schläng-
: genlb^ BsL.; Scuw. Vo" Sehe" ... wäm-mer ge" Lauerz
i scÄi. Schwzd. (ScBwMa.). Dann chöm-mer jö e"chli' gäge*
's Mölers hindere" schl. Messikommer 1910. — 2. = schläng-
gen 2 Aa; Bs; S, auch mit der Schleuder schiessen
Bs ( Anon.). Demo''' isch 's Eösmari 'ko" mit ''em schwar-
zem KoHegie"heft in der Hand, wo's uf's Garte"dischli
! g'schlänggeret het. DMCller 1917. Ganzi Bälleli süessen
Anlce" [sind] vür Nüt dir Nüt i"'s Für g'schlänggeret
worde". FOschw. 1919. .[Die Schweden] schlenkerten
die Abschrift der Nachricht ... in die Stadt [Ehein-
felden].' 1634, BsTB. 1862. — 5. = schlänggen 3 (Sp.
i595). ÜBraqger (s. Bastand Bd IV 1782). — Ahd. slm-
\kirm, iactere. mhd. shnhern; Tgl. Gr.WB. IX 636/8; Martin-
iLienh. II466; Fischer V 933. Dazu rät. «ciiancarjniar, herum-
schlendern (Carisch 144), achlangergnar, schlottern, unsolid
sein (Carigiet 291).
I ume°-: umherschwingen. Mit der atidere" [Ha,nA]
\het-si ires Pompadür vor Frau Fürstei's G'sicht ume"-
g'schlänggeret. RIscher 1903. — um-enand-:a) = dem
Vor. Bs (Anon.). — b) intr.. nmherschlenkern. Das
'[Leitseil] ist sine" Hände" e"twütscht g'si" icnd schleng-
geret "'em Ross a" de" Hinderbeine" umenand. FOschw.
1917. — ine"-: hineinschleudern Bs. Bes. en Ine'-
h'scUenggerete', verächtlich für Neubürger, ebd. Syn.
'." Zutg'schlunggnc, en Ine"g'schnüzte''. — ver-: = ver-
schlänggen 2b Bs (Seiler). — fürt-: = f. -schlänggen
. — zue-: zuschleudern. Etw. ü6er de" Tisch üheref z.
FOsoHw. 1898.
Schlänggerer m.: Schleuderer Bs (Spreng). —
ifgl. Gr.WB. IX 636.
Schlänggeri m.: a) wer, die Arme schlenkernd,
schwerfällig geht S. Du bisch doch e" Schi. ! — b) Schlen-
derer BsL. — Vgl. Martin-Lienh. II 467.
schlänggerle": Dim. zu schlang gferj en la. D's
Zwergli sii ... z'usserist uf •'em Elifant usse" g'höcklet
u"^ heig d'Beindli g'schlänggerlet. Bdnd 1921.
Schlänggete" f.: = Ge-schlängg (Sp. 587) Gr
Mutten.
Schlänggi m.: 1. schlampiger, fauler Kerl GRMai.
Müssiggänger ZLunn. — 2. Eisenriegel an Stalltüren
GfiDomleschg.
Schlänggis: 1. in der Verbindung Schi, tnache",
das .Schwenkspiel' machen: Kinder (je mehr, desto
grösser ist die Lustbarkeit) bilden, sich an der Hand
fassend, eine Kette; das erste dreht sich um sich selbst
und sucht die nächsten und mit diesen die ganze Kette
im Kreise herumzuschwingen, wobei die äussersten
Glieder weggeschleudert werden Sch; Syn. Chatzen-
Schwanzens. Auch auf dem Eise gespielt (ANeher 1906).
— 2. m.. = Schlänggen 5dß L, so It RBrandst. — Ver-
schiedene Bildungen: 1 ist Gen. des Gerundiums (aus Svldäng-
gnu); zu 2 vgl. ZfhM. 3, 27 ff.
schlänggle": 1. mit dem Klopfer (s. Schlänggen
2ba6) an der Haustür klopfen ZW. (Mit Dat. P.)
Hausbewohnern einen Possen spielen, indem man den
Klopfer an ihrer Tür aus einer gewissen Entfernung
mittels einer Schnur in Bewegung setzt, so dass sie
beim Oft'nen der Tür zu ihrem Ärger Niemand vor-
finden ZRafz, Wangen. Auch übh. Einem einen Possen
spielen (z'Leid werche"), um ihn zu ärgern Z Wangen.
Me" het-em g' schlang glet. — 2. = schlänggen Ib^ (Sp.
594) AAFri.. Zein.; L (auch St.); Ndw; UwE. Uf ^em
Berg ume" schl. und fülenze". AzdrGilgen. Nur vom
Schlänglä und vom Schwätzä [statt zu arbeiten] si au
wenig z'essä hend. SciiwBr. Bartlispiel 1784. — Vgl. Gr.
WB. IX 634 f.; Fischer V 934.
ume"-: 1. tr., herumschlenkern GRÜbS. D'Bainiu.
— 2. intr., entspr. umen-schlänggen 3 L (auch St.);
ScHw; ü. .Dort sah ich sie [Annclien auf einem Jahr-
markt] eins herumschlängeln.' UBrägger 1789. — ver-:
.verschleudern", (die Zeit) mit Nichtstun zubringen,
(die Schule) versäumen L (auch St.); S. JVe" Werchtig
cerplämple" und v. LHa. — fort-: weiter schlendern.
Zg Kai. 1882.
Schlingg m.: 1. das Schlenkern mit den Armen B
Schw. — 2. Schleuderbewegung mit Arm, Bein; Stoss
Ap; B, so G.; Z (Spillmann). Syn. Gingg (Bd II 365);
Schupf (Bd VIII 1078). Der Schl. ne", sich schnell und
unbemerkt, fast fluchtartig entfernen B. Da het Eine
scho" der Schl. g'no". E" Schl. übercho", einen .Traf'
bekommen, eine Abfuhr erleiden B. Der Schl. ha",
.Schmiss' haben, den Rummel verstehn B. Karisiere"
lert hie Keine'', Alli blibe" z'schüch «"■' z'lingg; aber
i" de" Stadtvereine', da lert Eine scho" der Schl. B
Volksztg 1903. — 3. Weilchen BG., Schw. P* gän
e" Schl. fürt. J«* gän e" Schling usH". ELeuthold 1913.
— In ONN. (hieher?): .Schlingg' ZSenz. ,Schliuggli' ZRiedeu
b/Wallis.
Blind- Bjendsjengg m.: Blindschleiche Pßi.
(Schottky). Syn. Bi.-Schlich (Sp.8). — Ahi. hUntsUnggo
m., cfflcula (Schm.' II 527). MSchottky (Ausland 1836, 276),
auf den die von Schott 1840, 333 gedeutete Angabe zurück-
geht, gab .Blindschjänk' ; das erste Glied ist nach hjend <^ hlind
(Schott aaO.) der IIA. angepasst.
599
Schlangg, schlengg, schlingg, schlongg, schlungg
600
G'-schlingg n.: = Oe-schlängg (Sp.587; s.d.) Z
(Spillmann).
Schlinggel II s. Schlünggel.
Schlinggele": ,ilie Sense so wetzen, dass man nur
nnten den Wetzstein mit der ganzen Hand umfasst
nnd ihn dann abwechselnd in kurzen Zügen auf
beiden Seiten der Schärfe hinstreift' ApStein (T.).
Gegs. strichen.
Schlingge*, -a f.: 1. eiserne Schlinge an der Tür.
durch welche man dieselbe schliessen kann; ihr ent-
spricht nämlich eine andre Schlinge im Türpfosten' B
Si. (ImOb.); vgl. Schlänggen 2aa (Sp. 589). ,Ring,
worein Etw. eingehakt wird' FJ.; wohl ungenau. —
2. Schleuder B (Zyro); LE.; SL.; W; Z (Schnlthess).
,üenne Halmer umbe ein panzer zuo dien schlingen
zuo dien werchen 6 Ib.' 1383, B Stadtrechn.; vgl. Werch-
Schl. ,Denne Hans Matter ... umbe ein hut zuo slingen.'
ebd. .Schlingen und senwen von Will.' 1407/8, G
Seckelaratsbuch. .Darnach schnell zog die vorhuot ...
ob der statt [Tiengen] in einem boumgarten so nach,
das einer mit der schlingen wol nioclit in die stat
werfen.' A. XVI.. F Chr. .Item wer da [im ,Rietgraben']
höwen wil. sol da helifen stäg und wäg machen, das
man faren mag; wer das nit tuon weit, der mag syn
höw mit einer schlingen an die strass werffen und
dannenhin damit faren, war er wil.' ZOrl. Offn. 1. H.
XVI. .Demnach hebst [Faber] aber an ein Goliath us
mir ze machen ... Und machst us Eggen und dir
zween David mit schlinggen citra decorum.' Zwixgli;
lat. te vero et Eccium duos Davides funditores fingis.
.Sibenhundert mann, die link warend und kondtend
mit der schlingen ein har treffen, das sy nit fäletend.'
15'25. 1530, RicHT. ; .schlingetend mit einem stein.-
1665/1707. .David ... nam die schlingen in sin band.-
1525 ff., I. S*M.; nach dieser BibeUtelle L Bühnenr.
1545; GrCbel 1560; HoLZW. 1571; JJUlr. 1718; s. auch
Schlinggeren. ,Wie die kränch gefangen werdind ...
Man ... schlinget sy mit schlingen von der höhe hinab.'
VoGELB. 1557. .Die schling, funda.' Fris.; Mal. .Die
Ungaren jlienseit Rheins ... wurffen mit schlingen
hinüber.' Würstisen 1580. ,Die Schläfider. Schünke,
funda, araentum.' Red. 1662. S. noch Bd V20 (BUden);
Schlingger. — Etym. eins mit Schlinyen (Sp. 5S4) und wohl
die eig. bodenständige Form. Unsre ä. Schreibungen mit .g'
sind aa sich zweideutig. Ahd. »Unka (slinga), mbd. dinge f..
Schleuder, aus einer Grundf. 'eliny(ic)ja; vgl. Gr. WB. IX 724
(.Schlinge'). 743 (.Sehliuke'); Fischer V 944 (.SMingej. Daraus
r&t. >chling(i)a f.. Schleuder (Carisch 144). Id ONN.
(wenigstens tw. hielier). .Schlinggen'. Hof ApHundwil (Leu,
Lex.). .Schlinggen-Acker' ZWeissl. .Schling-Leder.' 1541/9,
.Schlinggen-L.' 15.59, ZGnge (Gutsname).
„Für-iS'cWtnpe": Terzerol BSchw." — Hirten-:
Hirtenschleuder. ,Sie solten sich das Beispil des helden-
mütigen Davids zuaignen, welcher nicht mit den ent-
lehnten Waffen des Königs Sauls, sondern mit seiner
blossen Hirtenschlingen den grossen Goliath bestreiten
wollen.' Pol.Gespr. — „LSder-: Peitsche, zumal mit
einem angehängten Riemen von Leder BG." (St.*). Syn.
Schlingenlb. — Bilden-. , [Ich] gab Berschin Kurer
30 ßd- von 2 blidenschlingen.' 1405/6, G Seckelamts-
buch. — Pfil-. ,Ein Stecklein mit einer Schnur dran
und ein Pfeil aus einem Schindelstreifen geschnitzt
gaben eine Pf.' AaF. (AfV.). — Stab-: Stabschleuder.
,Ouch ist ze wüssen, daz der hoff ze Birwil, der dez von
Liebegg, hett die rechtnng, daz er uf der seilen sins
huss mit einem fuos mag stan und über daz hus mag
mit einer stabschlingen werfen, und alz verre er werfen
mag, sol man inn ungeirret lasen in dem sew.' Aa
Hallwil Seerecht 1419. — Stei°-: Steinschleuder
AaF. und It Rochh. ,Ein kräftiger Haselstecken Hess
sich auch als St. gebrauchen: mit dem Sackmesser
wurde der Stecken am dunnern Ende gespalten, in
die Spalte ein passender Stein gezwängt, dann ein
Schwung und der Stein flog soweit, als ein Stein über-
haupt ntir fliegen kann' AaF. (AfV.). — Werch-:
grosse Schleuder, Katapulte. .Denne Reschiman umb
ein hut zuo den werchslingen 2 Ib.' 1383, B Stadt-
rechn. S. noch Bd V 285u. — - ,Z wick-schlingen:
funda.' CoLLiN.
schlingge- (-«- TB.), 3- Sg. Präs. -et, in GlH.;
GRCast., Grüsch, He. -t, Coni. schlungg Aa(H.); Ndw
(Matthys), Vtc. g'schlingget AaF.; Ap; BG., S., Si. (Im
Ob.); GRGrüsch, He., Kühl.; LG.; GW.; SchR.; S; Th;
UwE. „allg.", -ot W, g'schlungge' AABb., F. und It H.;
Ap; BE., S. und It Zyro; Gl; GRGrüsch; LE., G.; GA.,
Rh.. Sa. und It Zahner; Scaw; S; U; ZHättl., F., Stdtund
It Spillmann „allg.": wesentl. = schlängqen (Sp. 594).
1. a) tT., = schlänggenla AaF.; B; FJ.. Tafers; GlK.
(W.); Sch; S; Th, zB. ein Taschentuch Ndw (Matthys),
ein Kind an den .\rmen B (Zyro). Kei"'m stöi's so
guet a", i' der Chilche"sWi'''rauchfass z'schl. JHofst.
1865. Fester trampet si ab utid herzhafter schlinqqet-si
ires Chörbli i" der Hand. .TReinb. 1905. [D'Erdberi-
bliebe"] ICO si iri läre" Chrättli über ■'e" Chopfüs g'schlung-
ge' hei', ebd. 1917. .Wenn wir auf dem Aeherli är°stlig
haben den Karst geschlunggen.' Bieler Tgbl. 1917.
Drü Mal hann-ere" [einer Dame] vii" Huet g'schlungge
und .guete" Äbe""" g'seit. FMoning 1911. Wie-nuf...
se [eine Gans] müess bim Hals ne" u'"' z'ringsitum schl.,
bis si Sturm sig. Loosli 1910; dafür gleich nachher
schlängge" (s. Sp. 594). ,Wie der [habliche] Benz die
Waldhänslere" [eine habliche Tochter, beim Tanze]
schlingge. als hätten sie ihre Neutaler in ihren Kröpfen.'
DoRFKAL. 1^66. ünpers. Eshed-ne" g'schlungge', hinnoi
her geworfen. zB. auf einem dahinsansenden Schlitten
LReiden. Spez. a) von Körperteilen, auch Kleidungs-
stücken, die man auf dem Leibe hat. „Die Hände
schl, Handbewegungen macheu, mit den Händen fech-
ten, gestikulieren, allg." .Die Hände hatte er nicht
mehr im Hosensack, sondern schlingete sie.' XHebzoo
1862. Die Arme schl. Ap; BoAa., Lau., S., Si. und It
Zyro; L; GA., W. und It Zahner; ScnSchl.; ScHwMuo.;
Uw; Z. Vor-em äne" hed-er d'Arm ("der Luft umf
g'schlungge". JRoos 1907. D'Bei" schl, sitzend oder
gehend B; ScaSchl.; UwE.; ZBül. De"" chunnt öppen
0'* der Lauer [DrLaur] vo" Brugg uechc, clw" si" Ere-
vaterbart schl. JBürki 1916. I)e(r) Schicanz schl. BE.;
ScaSchl. D'Fecke" [Rockschösse] schl, bei raschem
Gehen, auch aus Stolz, Wichtigtuerei BG. — ß) Werch
schl. ScaSchl.; vgl.: ,Wenn das Werg lind gerieben
war, was durch Anfühlen bestimmt werden konnte,
so wurden die Zöpfe nach Hause genommen, aufgelöst
und handvollweise über die Breche geschwungen
(g'schlingget), was den Zweck hatte, das krause und
verworrene Werg in geordnete und gerade Richtung
zu bringen, so dass es gehechelt werden konnte.'
APletscber (ScaSchl.). Ähnlich vom Brechen: D'Gug-
gisbergeri hP" fürhi" g'schlingget ti"'' d'Landg' richten
hinner üs. Bärsd. 1911 (BG.). — b) intr., langsam nnd
taumelnd einhergehn ApH. (T.). Hin und her geworfen
tiul
Schlangg, schlengg, schlingg, schlongg, schlungg
602
werden, schwanken ScbScHI. De*" Wage" schlingget. —
2. a) = schlänggen 3 AaF. und It H.; Bs; B, so Br.,
S., Si. (IniOb.) und It AvRütte und Zyro; F; GRigis;
GRh.; Sch; SchwMuo.; S; TB.; Tu; U; Uw; Z, so
Dättl., Kn., Wth.; „allg." E(n) Stei" schl. ,ln frühern
Jahren, als die Landstrassen noch nicht von Eadlern
und Automobilisten unsicher gemacht wurden, war an
schönen Somraernachmittagen das ühugle' trdle" ein
beliebtes Vergnügen für die jugendlichen Dörfler. Es
bildeten sich zwei Gruppen, Parteie" genannt, die sich
nun im Schi., Ah. im Werfen einer ziemlich schweren
eisernen Kugel zu übertreffen suchten. Das durfte
aber nicht ob Arm, Ah. mit hochgestrecktem Arme,
geschehen, sondern tmder Arm, dh. nach mehrfacher
kräftiger und schneller Drehung des Armes, was man
eben mit dem Ausdruck schl. bezeichnete' L (ERöthe-
lin). Der Sack über d'AchsU" uf "'e" Buggel schl. B
(AvRütte). Der erst Löffel voll [Schlagsahne] het de
Ziberi a" d'Dili ufe" g'sclilungge" zum ebigen A"gedänhe".
JRoos 1892. Under [der Biicker beim Kneten] schlingget
na''' es Möclii nebe"t use' i" sV'm Ifer. ESchönenb.
(Eschm.). [1'''] ha" 's Meitschi bim Arm g'no" und's von-
em [vom Arm seines Liebhabers] e"wegg g'schlungge'.
JJoACH. 1892. Er [Drache] schlingget 's Chind uf's
Kanape und mich [den Befreier] zum Zimmer use".
Geiienkbl. 1908 (UwE,). Oft unpers.: Es hät-mi''' uf
d'Site" g'schlingget. ,Aber klaget der Meyer, das der
selb Riff sin sun frefenlichen mit sinem arm von im
slinget.' 1380, Z RB. ,Do hette er es [das Mädchen] bi
dem arm genommen und es von im hinuss geschlun-
gen und sprochen: kyg hinweg!' 1517, Z. ,Da er das
tier ins feur gschlingget.' 1560, Apostelg. ; ,schlinkete.'
1667, ,schlenker(e)t(e).' 1530/48 (nacli Luther); griech.
änoxivd^as ; mit Bez. auf diese Stelle: ,geschling(k)et.'
JWiRz 1650. , Jacob, da er mit dem Engel die ganze
Nacht gerungen und zweifelsfrei von ihm bald dahin,
bald dorthin geschlungen und geworffen worden.'
AKlingler 1688. S. noch Bd V 324 o. Spez. mit der
Schleuder schleudern AAWohl. nnd It Rochh.; Id. B
(,funda ejicere lapides'). ,Swer ze der herren im Hof
pfenstern oder der Barfuossen wirft oder slinget, der
git 3 g, und tuot er inen dehein schaden, den muos er
inen darzuo abtuon.' iL RB. ,David tett sin band in
die täschen und nam einen stein druss und schlinget.'
1525/1667 (.scblingete'), I. Sam. ,Zuo den enten und
belchinen schiessen, schl. noch werfen.' 1525, EEgli,
Act. ,So sy [die Jagdgesellen] ire ruoten gespalten,
sollend sy stein damit schlingen und erdschollen, damit
von stund an mit disem getöss die räbhüener auf-
gejagt werdind.' VoGELB. 1557. ,Schlauderen, schlinken,
sch lingen,projicerefunda.' Red. 1662. S. noch Schling [gj-
Leder (Bd III 1073u.); rassen (Bd VI 1282); Be-
schirmung (Bd VIII 1299); Schlinggen (Sp. 599). —
V) mit den Füssen ausschlagen, von Mensch und Tier
LE.; GRh., Sa.; Th. D'Chue hed g'schlungge" GSa.
Auch tr., ausschlagend treft'en ScnSchl. D'Chue hät-
mi'>> g'schlingget. Syn. ginggen (Bd II 366). — 3. uneig.
und meist unpers. a) mit Akk. F., von Missgeschick,
schlimmen Schicksalen, Katastrophen Ap; Bs; SonHa.,
Nnk., Schl.; Obw; ZDättl., F.; t. von la (Syn. schläng-
gen la), t. von 2a ausgehend, 's hat e(n) g'schlingget
(g'schlungge" ZF.), ,das Schicksal hat ihn herumge-
schlagen' ScnNnk., er hat ,Pech', Unglück gehabt, ist
in Not gekommen Ap; ScuHa., Schl.; Obw; ZF., ,ist
finanziell zu Grunde gegangen, im Kampf ums Dasein
aus der Bahn geworfen' Bs; s. noch unter b. Es
schlingget-en doch au"'' g''ad gärt Ap. De" Ma"" hät's
g'schlingget! ScüSchl. 's chönnt-e" schl. 7,F. De" Sum-
mer hed 's »ii"* g'schlingget grad frl e'chli": sechs Geissli
erworfe", der Bock dure"g'h%d ... üawSa. 1892. — b) (in
GaKübl.; GSa.; Sch It Kirchh. mit .sein') intr., meist
mit Dat. P., = schlänggen 3, „misslingen, übel ablaufen"
Aa, so Bb., F., Ruedert. und It H.; ApI., K., M.; Gl;
GrHc., Ig., Pr.; LWigg.; GA., 0., Rh., T., W.; SchR.
und It Kirchh.; Schw, soMnc; Th; Uw; U;Z; „allg."
.erschöpft sein' TB. 's chönnt f-em, -ere") no''' schl.
Es schlingget im G'schäft GW. Es schlingget mit ''em
Verdenst 'i^akrh. Es schlingget bi-n-em 7jO. „'shed-em
(auch -ne; s. a) g'schlingget (g'schlungge"), er hat seinen
Zweck verfehlt, fürab bei Wahlen und Liebschaften."
Wenn's Ei"'m de"weg schlingget, chönnten Ei"'m
d'Flause" vergö" und 's Lebe" verleiden. BWvss 1863. Er
furcht, es chünnt-em doch e'ktschte"botts no''' schl. JSenn
1864. Üni in [als Lebensretter] hette's ere" schl. chönne".
ScHwzD. (GnPr.). Wenn's ivo't cho" ge" schl, schlingget's
grad recht. EEschmann 1912. ,Es hat ihm geschlungen,
ab asino delapsus.' Mey. 1692. Selten mit Sachsubj.
D'Chue hät(-mer) g'schlingget Ap; GWl. De" Handel
hat g'schlingget Ap. Bald treut's met Chrieg oder türer
ZU, bald tod de-- Handel schl. HKFrick 1900. Wil-ra
[einer Hexe] so iri bösi Absicht g'schlinggot hat, so hei"-
mu diser grössu" Vlue der Schlingstei" g'seit. W Sagen.
,Gugg, Galli [Abt von StGallen]. was ist Das? Dein
Hochmut schlingt, dein Herrschaft springt wie ein
Wasserblas.' Flugschrift 1712. — Schlingge" n.:
entspr. Bed. 2a. ,[Ir] muosstend ... üeben üch mit
fechten, schlingen, mit rüterspil und anderen dingen.'
HvRBte 1555. Eine verbotene Art des Fisclifangs;
s. Geisten (Bd II 466). — Häfeli-: ein Kinderspiel.
Ein Kind schlingt in hockender Stellung seine Hände
unter den Oberschenkeln durch ineinander; zwei andre
fassen es unter den Armen und ,schlinggeu' (schwin-
gen) es hin und her, bis zB. auf 5, 6 oder 10 gezählt ist;
lässt es seine Hände los, so dass es zu Boden stürzt,
bevor zu Ende gezählt ist, hat es das Spiel verloren
und ein andres Kind kommt als Häfeli an die Reihe
B. — Ring-: wohl = Schlänggis mache" (Sp. 598) Sobw
Ma. — Stei°-: Steinwerfen bzw. -schleudern; s. rochlen
(Bd VI 173). — g"-schlungge°: missraten. ,Wenn
ihm irgend ein Stück .\rbeit nicht gänzlich g'fehlt
und g'schl. ausfiel.' JSenn (ZO.). — Zu altisl. tli/ntjn-a
(dän. slynge), engl, to aling, schleudern; vgl. auch Gr. WB. IX
731 (,schlingen'II). 744 (.schlinken'); Fischer V 945 (schlingen).
Unsre Formen lassen ein neben dem st. Vb dinii(w)an stehendes
denominatives 'sUng(v>)jön erschliessen, das zu Schlingeen sich
verhält wie schlänggen zu Schlänggen (Sp. 595 Anm.); das im
schw. Vb regelrecht entwickelte gg wäre dann auch auf das st.
Vb, mit dem sich das schwache im PrEes. aufs engste berührte,
übertragen worden.
ab-: wegschleudern BGr.; SchR. und weiterhin.
's Wasser a., von den Händen nach dem Waschen, um
sie zu trocknen; d' Chleider nu' a., um rasch ins Bett
zu kommen SchR. ,Wenn die Erde wirklich eine grosse
Kugel wäre, die sich alle 24 Stunden um sich dreht.
Das tat die Vssriste" räss a-en BGr. (Bärnd. 1908). —
üf- ZF., ufe°- ZStdt, ueche"- B: hinaufschleudern. —
um-: pers. und unpers., zu Boden schleudern Z und
weiterhin. Du Slichel halt zur Bechtä und du zur
Linggä, das [= dass'sj mih nit könn umschlinggä.
Tyrolersp. 1743.
603
Schlangg, schlengg schlingg, schlongg, sehlnngg
604
ume°-: 1. heruraschwingen B; S; Npw (Matthys).
Öb-er 's Rauchfa.ts drümöl me ume'schUnggi oder nit,
uf Das chömm's-em [einem Chorknaben] nit a". BWtss
1863. Ale, Hansel, du muest o""* gan es toUs Meitschi
firha schrissen und 's es ei's umha-schlinggen, beim
Tanz. BtnJD 1920. — 2. zwecklos umherschlendern U
(DrMüller). — a°-: anschlendern, -werfen. Er häi
scho' mänge" Hos ung'schosse" gfange" . . . wänti-er-em
grad äsen orderli''' in'n Weg g'lauffe" seig, dann häig-
er-em öppen en Bängel a'g'scKlungge", das'-em 's Lauffe'
vergange" seig. JSenn 1864. — uni-enand(ere'')-: =
umen-schl. B; Tu; Z. Büer di"s Chöpfli, schlingg dl's
Zöpfli nüd so trutzig umenand! ELocHKR-Werling(W.).
— er-: schwingend schütteln Ndw (Matthys); Z (Spill-
mann). J'* ha' d' Hose" recht ersehlungge' Z (Spill-
mann). — nse°-: (auch unpers.) hinansschleudern B;
Th und sonst, 'shet-mi''' use'g'schlingget (-g'schlungge'),
zB. aus dem Schiff ins Wasser B. .Grad wie man ein
stein usshin schlingt, das niemandt weisst, wohin er
dringt, also würdt Gott euwer find vertriben, das '■
nienen werdend mögen bliben.' Grübel 1560. — ver-:
1. schlenkern. D'^rme"«., beim Gehn G (Zahner). Zue
der Hechte", zue der Lingge" tuet-er [der Hauptmann
beim Knabenumzug] sini Bei" v. Usteri 1853; dar-
nach Bühl. Chrest. 47 (GRHald.). — 2. wegschleudern
BG. (Bärnd. 1911). Nach allen Seiten auseinander-
schleudern; Hei! dö nimmt-mer die Kerli [Heu-
schochen], g'heit s' um und verschlingget s' nach Note"!
KdIIey. 1844. — 3. a) (einen Gegenstand) an den un-
richtigen Ort bringen, verlegen BLau. Auch das
Schicksal kann Einen an einen unerwarteten Ort v.
ebd. — b) verwerfen, abortieren, von Kühen Gl; U. —
4. (den Gottesdienst) versäumen BBe. Synn. unter i-er-
schlauffen 3 mit Anm. (Sp. 128). D'Predig v. Jetz
hesch aber ei's z'Predig verschlingget, Frau zu ihrem
Dienstmädchen, ebd. — füre"-: hervorschleudern.
Jede"" mücht [beim Aushacken der Kartoffeln] di
schomt Stüde" roll f. JReixh. 1901 (SL.). — fort-,
fürt-: a) tr. (auch unpers.), fortschleudern AaF.; B;
SchR.; Th; Z. ECnJ Stei" f. Beim primitiven Schnäuzen
mit zwei Fingern fi" d' Welt i"e" schnüze") wird de''
Schnuder furtg'schlungge" ZF. — b) intr. (mit .sein),
fortschnellen GRGrusch. Es ist-me [= ihm] fort-
g'schlinggt, zB. aus, von der Hand. — dure° , durch-
bin-- s. Sp. 552u. — e°wegg-: wegschlendern AaF.;
BLau.; Th; Z. ,N. habe im die scheidt ab sinem karen-
messer binweggeschlingget.' 1575, Z. — zue- (Z),
zuefta'- (BGr.): herzuschleudern. En Zueg'schlunggnc
= en Ine'g'schlänggerete" (Sp. 597) Z (Spillmaun). Er
ist nw eso en Zueg'schlunggne'. Ähnlich: Die zueha'"-
g'schlinggete" fremde" Fetzla BGr. (Bärnd. 1908).
Schlingger m.: 1. hölzerner Handgriff an der
Weberlade, mittels dessen das Schiffchen durch den
Zettel .geschossen', hin und her geschnellt wird Z. bes.
0. — 2. Berufsbezeichnung, a) scherzli. für Frosch-
schenkelhändler; s. Chafler (Bd 111 157). — b) Schleu-
derer. , Schlinger, der im krieg ein schlingen braucht,
funditor.' Fris.; Mal. — 3. leichtsinniger Bursche,
Luftibus, Windbeutel ZZoll., unzuverlässiger Mensch
Z (Jucker). Lump ZW. En arme' Schi., armer Mann,
armer Arbeiter ZU. — Ahd. tUnyari, nihd. tlingwre m. in
Bed. 2b; vgl. auch Gr.WB. IX 740o.
Bei"-: wer die Beine schlenkert, verächtlich für
einen Tanzlehrer. JAllenspach (Z). — Bli Blei-:
(scherzh. für) Infanterist Z und weiterhin (Soldatenspr.).
Schlinggere" f.: Schleuder Schw; Zg; St.' —
Vgl. Martin-Lienh. 1I4G7; auch Gr.WB. IX 740.
Stei"-: Steinschleuder Scnw; St.'
schlinggere°: l. = schlinggen la \A¥n. D'Hand
schl. — 2. = schlinggen2a AiFri., Zein.; BsTlierw.
und It Seiler; BBrisl.; GRigis; SBib. .Die seel deiner
feinden wird geschlingeret (.geschlingkeret.' 1530)
werden in mitten des letsches der schlingen.' 1581,
I. Sam.; ,wird geschleudert werden mit der schlender'.
Luther; (})Ux^/V Ixf^piBv oo'j oifSvSovYJosTat iv jisotp t^j
aifsvSdvKjs. LXX. — 3. = schlinggen 3 a. Es hät-en
g'schlinggeret, er ist zahlungsunfähig geworden AAFri.
— Vgl. Gr.WB. IX 741.745; Martin-Lienh. II 467.
e^wegg-: wegschleudern Gnlgis.
Schlinggerli°g m.: 1. was man Einem (als An-
teil) auf einmal hinwirft G. Dö hest e" Schi..' — 2. ,an-
geworfener' Spott L. Synn. Schlämperling, Schlänggen
3df (Sp. 563. 592). Si hed-em ne" Schi. g'ge".
Schlinggete" f.: das Schlenkern (der Arme,
Beine) UwE.
Schlinggi I (in WLö. -in) m.: 1. a) wer (gewohn-
heitsmässig) die Arme schlenkert BSi. — 2. = Schlingger
3b B (Zyro). — 3. halbwüchsiger, hochaufgeschossener
Bursche ohne Haltung WLö. — 4. liederlicher, in der
Kleidung und sonst nachlässiger Mensch TuArb., un-
ansehnlicher oder verkommener Mensch ZStdt. Si
hat eso en Schi, g'hürätet ZStdt. Unzuverlässiger
Mensch Z (DrJncker). unehrliche Person, die das Ver-
trauen Aller verloren hat GW. — '»SehUnggU, Familien-
zuname ZWülfl. ON. ,Schlinggis-Matt' NdwEnuetbürgen; hie-
her oder zu SchHhiggi/
Schlinggi U f.: = Schlinggen 2 (S^. 599) AaF. und
It H.; ZDättl.
Stei°-: = St. -Schlinggen (Sp. 560), sowohl die ans
einem gespaltenen Stabe wie die wesentlich aus einem
Stück Leder bestehende Schleuder AaF.
schlinggig: was .Aussicht hat zu raisslingen UwE.
Schiin ggis: 1. Schi, mache", = Schlang gis machf
(Sp.598) ZStdt. - 2. m.. guter Witz ; Syn. SchlänggenSd^
(Sp. 592). Me" hält der Mariz . . . für ne" alte" Müderi
und Wunderli chönne" a'luege", wenn-er nid öppe* . . .
ne" lustige" Flause" oder kuriosi Schnurre" oder sunst
en ttberhämische" Schi, hätt g'u-iisst z'verzeüe" L
(MSchürmann).
SchlieBgge" m.: 1. = Schlänggen la Ndw (Matthys).
— 2. = Schlänggen 4a undb. ebd. Längliches, tüchtiges
Stück, zB. Brot, Fleisch ScawE.; Ndw (Matthys). —
Verh< sich zu Schlänyym wie Schliempen (s. Sp. 564) za
.•Schlampen. Auch eis. in der Bed. grosses Stück (Martin-Lienb.
II 467).
Tanse° Täse"- (ä nas.): = Schlänggen 2e (Sp. 591)
ApI. (Frehner).
schliengge" I; = schlinggen 3b GRHe., Schs; GW.
G'siehst no'^ albig nid i", was-der beite" und wie's-der
ette" schl. chönnti? Schwzd. (GRSchs).
schliengge° II: = schie(n)ggen Ib (Bd VIIl 480)
AaZ. — Wohl Kreuzung aus schiengyen und schlinggen; Tgl.
schlenken ff mit Anm. bei Fischer V 933.
SCllWogge": naschen TaSteckb. — Weiterbildung zu
.cA/ö*iie«; s. achläunen (Sp. 569).
Schlö'ngger m., -en'f.: Näscher(in). ebd.
Schlö'nggi m.: = SchlÖ^ngger. ebd.
Sclilnngg I m., PI. mit Uml. L; Ndw, Dim. Schling-
g(i)li Ndw: 1. a) einzelne Schleuderbewegung (mit
(JCi5
Schlangg, schlengg, schlingg, schlongg, sehlungg
606
einer Schleuder ZBül. und wohl auch sonst), einmaliger
kräftiger Schwung (Stoss, Wurf) BS.; Gl; LE.; Th
(Pup); Niiw; UwE.; Z, so F., Lunn., W. Einem Glas
auf dem Tische durch eine ungeschickte rasche Hand-
bewegung e" Schi, ge", so dass es uf d'Tili uise" g'hiJ
Ndw. EAA. Es hed-em e" Schi, g'ge", von einem Schick-
salsschlag, Unfall, Fehlsclilag Ndw; üwE. Das hed-
em de" (der) Schi, g'ge", hat ihm den Garaus gemacht
Ndw (Matthys), ,den Kopf Verstössen' [dh. geistig aus
dem Geleise geworfen] Z (Spillmann). Der Schi.
ha", wiederholt Glück haben S (Schild). Ivi Schi, si",
im Gange : Und w'e sind die Wuche" g'floge' [im Militär-
dienst]; chüm isch Alles recht im Schi, g'sl", häd-me"
wider g'redt vum Hei"'gä". EEschmann 1916. Mit
Überwiegen des zeitlichen Momentes. Uf ein Schi.
GL(Leuz.), i' ei^'m (aucli i"-me" Z) Schi. B; Z tw., so
F. und It Spillmann, auf einmal, im Nu; Syn. Eutig 4
(Bd VI 1109). Z'sämCfüessli'ge" u"'' in ei"'m Schi, [hat
die Katze] möge" drüf ueche" g'satse", auf einen Stuhl.
Emmentalerbl. 1917. .[Die Drahtseilbahn aufs Stanser-
horn] hob uns ... in einem Schi, an die zweitausend
Meter.' HARusiEYER-Jenny 1900. Dem Mili isch-es g'.'il",
es fari i" ei'"m Schi, i" d'Uöll abe". ELocuER-VVerling
(M.). Im-e" Schi. i"'s Tobel abe" särre". EEschmann
1916. Es sei dö no''' en Schi, g'gange", es sei (bei
einer Steigerung) noch ein Nachgebot erfolgt ZRünil.
Spez. beim (Aus-)Schwingen: Der Schnlder, er probiert
der Schi , der Biirgi flingg, de'' schluft-em üs, er könnt
die Schlüngg, 's gi''d Nüd dö drüs. Zvböri. • — b) uneig.,
als Ausdr. beim Kartenspiel (Jass) und Tanz. Schi,
um Schi, ume" Mass, d. h. so spielen, dass es in einem
Gang (statt in mehrern) um eine Mass geht, oder so,
dass, wer bei einmaligem Ziehn oder Austeilen eine be-
stimmte Karte bekommt, eine Mass gewonnen oder
verloren hat, ,ein verrufenes Hazardspiel' ZBül. ,En
Jassschl. um en Franke"' ZO. ,En Schi., das Ergebniss
eines einzigen Spieles' ZO. (Messikommer). Im Schi.
üsmache" oder üsschlungge", abgekürztes Verfahren
beim Üsmache" (Bd IV 45 u): man schlägt lediglich die
Karten um (wer dabei eine bestimmte Karte bekommt,
hat verloren) oder macht ein Spiel ohne Blinden, wobei
Alle mitspielen müssen Zu. Sehlungg üs 1) beim
Kartenspiel (Jass); Syn. Schlumpf üs (Sp. 567); vgl.
auch Sclilunggis. Schi, üs mache", in einem Gange zu
Ende spielen AaF.; Schw, auch: im letzten Gange ums
Ganze spielen, va banque spielen AaF. Mache"d
Sehlungg üs! Aufforderung an Spieler Schw. E" Schi.
I üs! vom Ausspielen einer .Hauptkarte' L. — '2) m..
I Kehraus, ein Tanz. ,Die Säckelmeisterin keuchte, als
müsste sie mit dem Teufel den Schiunggaus (Kehr-
I aus) tanzen.' Lienert 1898. Schatz, der Schliingg-üs
I gige"d s' üf, clmm, mer wend-e" fare". ebd. 1906. Nw
I in'n Ghöpfe" gäd's na''' ume" wie ne" Trülle", und df
Schlungg-üs will Ei"'m nümen us den Öre". EEsih-
I MANN 1916. — 2. was auf einmal geschleudert wird.
' 8e dö hest ä [= auch] ('no'''J e" Schi.! ruft etwa der
Vater einem Kinde zu, indem er ihm ein Stück (Fleisch.
Käse usw.) zuwirft AaF. — 3. Rahm auf gekochter
f Milch ZW. — 4. pers., sich herumtreibender Müssig-
gänger, nichtsnutziger Kerl, Schuft AaF., schlechter
Kerl, Strolch GF.; Syn. Schlunggi. Dim. Sehlünggli,
leichtsinniges, nichtsnutziges Bürschchen Ap. — Zu
9chling(jen.
Cher-: (einmaliger) Schwung (Schlag) mit der nach
der äussern Seite umgewendeten Hand, im Spiel Töpe"
ge" (s. Täpen) ZF. — Mage°-: starkes Erbrechen Ndw
(Matthys).
Sehlungg II, in U Schlungge" — f.: schlampige,
.sich in den Häusern herumtreibende (U), liederliche
(GF.; ThHw., Mü.) Weibsperson. E" rechti Schi. Cho"
une-n-e" Schi.
schlungge": 1. müssig, unordentlich angezogen
herunigehn, sich ebenso, auch liederlich herumtreiben,
bes. von Weibspersonen Ap; ThHw., Mü., Tag. und It
Pup. Im Hüs ume" schl. ,So bald der mensch mit
keinen eerlichen und nutzlichen gschäften beladen
hin und här schlunget, wirt er mit mengerlei vom tüfel
versuocht.' Gdalth. 1559. — 2. durchprügeln BsStdt,
bes. Knabenspr. Syn. schlumpen (Sp. 565). — Vgl. Gr.
WB. IX 837; Martin-Lieuh. II 467; Fischer V 960.
ume°-: = dem Vor. 1 Ap; Th; U; ZStdt. Es tuet
nur eppis u., von einer Schlungge" U. — um-enand-:
1. tr., eine weiche Masse, zB. Teig beim Kneten, Um-
rühren, herumschleudern ApLb. — 2. intr., = umen-schl.
Ap; Th. — üs- s. unter Sehlungg IIb. — use"- usH":
(Teig beim Kneten, Umrühren über den Rand des
Gefässes) hinausschleudern .ApLb. — ver-: 1. (Wäsche)
schütteln GoT. — 2. Ptc. ver-schhmggt, nachlässig in
Kleidung und Haltung, auch schlaff, energielos BsStdt.
Schlunggere" f.: Frau, die mit den Armen viel
gestikuliert BsL. (Meier).
g«-schlungget: in der Verbindung g'schl. daher-
cho", nachlässig, unordentlich gekleidet U.
Schlunggi ra., PI. unver. Ap (T.): 1. grosser,
hagerer Mann von schwankendem Gang GrAv., Grüsch.
— 2. a) in Kleidung und Haltung höchst nachlässiger,
unordentlicher, müssiggängerischer, nichtsnutziger,
liederlicher Mensch, Tagedieb, Landstreicher, Strolch
Ap(auch It T.); GnChur (bes. auch träge einhergehend),
ObS., Seh.; GF.. Stdt, T., Wl., W.; TnÄrh., Kessw.,
Tag. und It Pup.; U (seltener als Schlungge"). En
Vetter Schi. G. En arme'' Schi, Tunichtgut GnRh.
,Es ist auch etwas Eigenes, dass ... gerade der Blitz
einschlägt, wenn ein solcher Schi, in einem Schnaps-
rausch mit der brennenden Pfeife im Heu liegt.'
JHartmann I9I2. ,Frerader Schi.', verdächtig aus-
sehender Fremder. Alphorn 1890. — b) mit stärkerer
Betonung des Moralischen, unzuverlässiger, treuloser,
wortbrüchiger Mensch Ap; GaTrimm.; GWe.,
schlechter, nichtswürdiger, charakterloser Kerl,
Schlingel, Schuft, Halunke ApLb.; GF., Rh., Stdt. —
c) Schimpfwort Ap.
Sehlungg is I. Nur Schi, mache", beim Kegeln
Alles auf ein Spiel setzen, durch einen Wurf ent-
scheiden lassen ZKn. Vgl. Schlungg-üs machet unter
Sehlungg Ib. — Ans ' Schlunc/gens.
Schlüngg el bzw. Schlinggel II (so auch S It
Hofst.) — m. : 1. Mann von schleppendem, trägem Gang
und auch Wesen W, nachlässiger Mensch WVt. —
2. Schlingel; Halunke AAWohl.; S (Hofst.). Er ist
ne"üsg' machte'' Schlinggel und Nütnule, ne" Uswürfel . . .
JHoFST. 1865. — Vgl. Schlingel mit Anm. (Sp. 585).
Schlinggel bei Hofst. könnte ein Kest der älteru Entriimiung
sein, der sich viell. unter dem Einfluss des entlehnten ,Schliuger
erhalten hat,
(ume''-)schlängge'' : = (umen-Jschlunggen Th
(Pup.).
Schlunggi m.: verächtlicher Mensch, Schlingel
ZO. — Vgl. die Anm. zu SchUnggi I (Sp. 604).
schlünggle": = fumen-Jschlunggen Th (Pup.).
607
Schlangg— sehlnngg. Schlans — scblnns. Schlanz— schlunz
Schlnnggis II m.: Eingeweide geschlachteter Tiere
Zg; Synii. s. unter Grien 3 (Bd II 748).
G"-schliingg n.: = dem Vor. AABb. (1-unge); L It
Ineichen. Syn. Ge-lüngg (Bd III 1342), -schling (Sp. 584).
— Vgl. Gr.W'B. IV I», 3921 (unter .Geschlinge'), diizu Martin-
Lieiih. II 466 (Ge-ncklung», schlunkeh) ; Fischer III 478/9
(Geschhinge, -schlungel).
schlnengge(ii) : (bes. umefr)-, dahere"-) in lässiger
Haltung und zwecklos einher-, umhergehn GnFid.,
Grüsch, Jen. Der ganz Tag umerschl. GfiFid., Jen.
les chund-er dahere'g'schluoigget GsGrüsch. — Nbf. zu
schlunggrn. Vgl. auch trchluenzen I.
Schluengge" f. (OnGrüsch), Schluenggi m. (Gr
Fid., Grüsch, Hald.. Jen.): Person, die ume(r)schluengget,
übh. faulenzt GRGrnsch, phlegmatische Mannsperson
GRHald., läppischer, fauler Mensch GfiFid., Jen.
Nichtsnutziger Kerl: Eofe"li''' troche' hinder den Öre",
henit-iit-si''' [das Mädchen] nid afan an der Erst der
Best, an eso e" ITose"htteri und karlents [Bd VII
058 0.] Schi., der nid Schwarzs für '''m Nagel hed, en
Lär-Jogg. Schwzd. (GsSchs).
u°-g"-schlänk (-1'/): ungeschlacht, unbeholfen, un-
geschickt, auch unartig, von Personen ZrS. (bes. Zoll.) f.
Syn. un-gattig (Bd II 502). Er ist eso u. — Kaum anders
ZD erklären denn als (nach Ausweis des folgenden Wortes schon
alte) Kontamination der Synn. un-ge-länk (heute nur noch als
gemeiüspr. Lehnwort bekannt und gebraucht) und un-ge-tchlacht
(Sp. 35).
un-ge-schlängge''lich: Adv. zum Vor. ,Gott be-
hüet uns vor ufrueren! Dan es kein wunder wer, das
ertreich dät sich uf, also gaat es alles ungeschlenngelich
zuo. Auro venalia cuncta. aurura ins sequitur.' 1571.
Brief von TEgli an HBull. (QSG. 25, 236). — Lesung
in der Hs. nachgeprüft. Der Briefschreiber wird das W.
aus seiner Zürcher Heimat (Leu, Lex. VI 224) gekannt haben;
aber die Schreibung (,ng' = i/i- statt yk/) entspricht der Aus-
sprache von Chur, wo Egli seit 1566 Pfarrer war.
Schlans— schluns.
Schlanser m.: Bewohner von GRSchlans; in der RA.
,die Schlanser kommen', es schläfert Einen selbst oder
Andre GfiPr. — Entspr. im rätorom. GrOberland; in Brigels
wird dafür die Erklärung gegeben, dass die Schlanser jeweilen
beim , Heugert' die Mädchen so gelangweilt hätten, dass sie
Schlaf bekamen; die Schlanser werden auch wegen ihrer lang-
samen, gedehnten, näselnden Sprechweise von den Nachbarn
geneckt.
Schiensire" -o f.: schlampig gekleidete Weibsperson,
die mit Vorliebe im Dorfe herum flaniert und dem
Klatsch ergeben ist; auch ein junges Mädchen (im Alter
von 8 — 16 Jahren, das nicht zu Hause bleiben mag,
sondern bald da, bald dort z'Hengert ist GRNuf. —
Deutscher Stamm mit rät. Suffix: der Stamm ist eins mit dem
von tchlänzenSa (mit Erleichterung von nz zu iw). Das Suffix
-ira (lat. .^ra) hat gew. abstr., dann auch koll. Bed., von der
die individuelle ausgegangen ist. Wahrsch. ist das Wort eine
rät. Schöpfung und aus einer rät. MA. entlehnt.
Schllnselc" f.: Schleimschnur, wie sie bei hoch-
trächtigen Kühen sich zeigt GWidn. — Umbildung von
■.S'cÄ(ln»e!aus Schlim-Seil wie lleusel, Leitgcl, Jtuygsel, lieiltel &us
Heu-Seil usw. (Bd VII 750. 751. 764); vgl. auch //««</ (Bd II
1687)?
Schlnnti n.: , Unterrock, Zwischenkleid, Wull-
Hämmli [Bd II 1300], etwa als notdürftigste Bekleidung
übergeworfen' S (FStaub). — Kreuzung des syn. Junti
(s. Junten ; Bd III 51) mit Schlulti; s. d.
Schlanz— schlunz.
Schlanz m., PI. mit üml. Bs; SchR. (auch unver.),
Schi.; Tu; ZRafz und weiterhin, Dim. Schlänzli Sch;
Th: a) Riss, bes. in Kleidern, übh. in Geweben, auch
Leder, Papier BsB., Stdt; BLau.; Sch, so Buch, Ha.,
Nnk.. R., Schi., Stdt, St. und It Kirchh.; Tu, so Esch.,
Fr., Hw., Mamm., Mü., Steckb., Tag.; ZAuss., Hagenb.,
Sth., Bafzerf. En Schi in'n Hose", i" der Schöss ha'.
Scho' wider en Schi, in'n Hose*, und wa' für ann!
Me" würt nie fertig mit Büeze", klagt eine Mutter Th
Hw. — b) Hautriss, grosse (Riss-)Wunde BLau.; Th
Mü. Dö föht de'' Peter a" z'chräie" ond z'brüele" wie-
M-e" Chue: Du Galge"bueb, wie hest-mi''' nöd g'hauc!
wer heilt-mer de" Schi, tvider zue? oO. — Auch schwäb.
in der selben und noch andern Bedd. (Fischer V 893), wozu die
Verbreitung auf unserm Gebiet in der Hauptsache stimmt. Vgl.
Schräm und die Anm. zu echlänzen. Hieher (?) der ON.
, Schlanz' ZLuf.; vgl. allenfalls das Folg. 2.
Schlanz (bzw. -e-). PI. Schlänza BG., Dim.
„Schlenzli". Schlänze° LE. (in Bed. 2) — m.: 1. = dem
Vor. a BsB., Stdt; BG.; „Sch". D'Jumpferf L. het
Ai'"m . . . der Schi, in der Junten oder im Sehirzli uff
der letze' Site" z'sämme'g'nait. AffiHLER 1912 (Bs).
Maschinengesponnenes Garn hinterlässt ,im Tuch gern
Sclilitze : d's Tuech tuet-si''' haW'e", es giH nso Schlänza.'
BXrnd. 1911 (BG.). — 2. „Schiern', nach andrer An-
gabe Schlenze", „ein Stück Land, durch Gräben ab-
geschnitten oder zwischen einem Walde" LE. — Die
ein- und zweisilbige Form in Bed. 1 auch bei Martin-Lienh. II
467/8. Die umgelautete Bildung wird vom Vb scWän«n aas-
gegangen sein.
schlänze" (bzw. -e-), 3. Sg. Praes. und Ptc. -t:
l.(zer)reissen. a)tr., bes. Kleidungsstücke, übh. Gewebe I
BsB., Stdt; BG.; ScnNnk., R., SchL, Stdt und It Kirchh., I
St.; ThHw., Mamm., Mü.; ZRafzerf., Sth. D'Hutschl. I
(schräme"), vom Metzger beim Schinte" BG. (Bärud.). I
Zug, Tuech schl., dem Faden nach zerreissen Sch; Tb. (
Baumwoll-, Linnenzeug schlänzt-me', statt es mit der I
Schere zu zerschneiden. Daß) Zug löt-si''' guet schl. I
Verderben, zerstören; s. Bd II 438 (1474, Lied). — |
b) abs. und unpers. Es schlänzt beim Pflügen, wenn ]
der Pflug grosse Stücke vom nassen Lehmboden auf- I
und wegreisst ZBuch a/L, wenn der nasse Lehmboden I
vom Pfluge zerschnitten und hingelegt wird w'e-n-«* j
Brett ScuNnk., wenn die Erde grosse Klumpen wirft '
Th It Anon. (darnach St.). — c) intr., reissen ZWil I
b/R. J'* ha' wellen e" Pfiffe" mache", dö hät-mtr |
d' Rintsche' g'schlänzt. — 2. a) ruckweise heftig '
reissen, zerren Th. Tr., mit Richtungsbest. 's Chüdi i
... schlenzt sin Herr Meister [der einen Versuch mit '
ihm machte] dur''' d'Schür hin und her. Hacskal. 1863 i
(Th). Einem Etw. ms de" Hände" schl, gewaltsam ent- '■
reissen ThHw., Mü.,.Täg. Abs. Schlanz nid eso! iB.
zu Einem, der ruckweise und zu heftig an einem Seile ;
zieht ThHw. Zugtiere schlänze'd, wenn sie ruckweise
anziehen, ebd. — b) (beim Hinausgehen) die Tür heftig '
zuschlagen mTs; Syn. schletzen. Vgl. üf-, zue-schl. —
c) stehlen Sch. — 3. a) schlendern „L"; Ndw ;
609
Scblanz, schlenz, scblinz, schlonz, schlunz
610
(Matthys), Subst. Inf.; s. Bd II 1310o. (FrHaffner 1666).
— b) „schleudern W". Auf die Seite, wegschleudern
TflTäg. — 4. schreien, vom Fuchs ZWil b/E. (neben
schräme").
Auch bei Gr.WB. IX 639 (iia. in Bed. 1 und 3); Schm.'II
529 (in Bed. 3, aucli .schnalzen'); Martin-Lieuh. (na. iuBed. 1);
Fischer V 893 (in Bed. 1 und 3). Kllr unser W. ist eine zwie-
fache etym. Gruudlage anznnehuicu : in Bed. 1 (2 und 4) ist es
umgebildet aus tchränzen (s. d.), dem urspr. allein Bed. 1 zu-
kommt; in Bed. 3 beruht es auf eiuer Grundform 'schlenr/gezen,
einer Weiterbildung von sMämjgen (Sp. 594 ff.). Die Umbildung
von schrämen zu »chlänzen dürfte so zu erklären sein, dass
ichrämen und urspr. tchlänzen (aus '«ehlenggezen) in ihrer Bed.-
Entw. sich berührten und infolgedessen lautliche Ver-
mischung zugunsten der Form mit sohl, in Bed. 1 und den
davon ausgeheuden Bedd. eintrat. Die Angabe aus ThTäg.
unter 3 b Hesse sich auch von 2 a aus erklären, wofür geogr.
Gründe sprecheu.
ab-: ab-, wegreissen, mit Bezug auf Tuch, Haut,
Binde, einen Ast Sch; Th. Von einem Stück Zeug
Etw. a. Du bist allweg b'hanget, es hät-der en grosse"
Fetzen am Rock abg'schlenzt SchR. Wer hat aw'' dem
Bäumli d'Hüt abg'schlenzt? ebd. — Auch bei Martin-
Lieuh. II 467.
abe°-: von oben bis unten zerreissen Sch. Da'
Tuech cha""-me" guet a. Du hast dl" Hemp con obe"
bis unnen abe'g'schlänzt, dem Faden nach lierunter-
gerissen.
ab-enand-: entzwei reissen Sou; Tu. — Auch bei
Martin-Lienh. II 467.
üf-: 1. aufreissen, -schlitzen Sch; Th. Ein Stück
Zeug ü. Und dö hät-men ^em Wolf de" Buch üfg'schlänzt,
im Märchen vom Kotkäppcben. — 2. (eine Tür) auf-
reissen Soh; Th. Vgl. zue-schl. — In Bed. 1 auch bei
Martin-Lienh. II 467.
äs-: ausreissen, bes. von einem Knopfloch, tr. und
intr. ThHw., Mü. Vom Ohrläppchen: Das Mädchen ist
rät worde" bis an si" üsg'schlenzt Ore"läppli. Scuw2d.(Bs).
ver-: 1. zerreissen. a) tr. Bs; „Sch", so Barzh.,
Buch, Ha., Nnk., B., Schi., Stdt; mTn, Hw., Mü.; ZSth.
ümme"rüttle" an de" Store" und ein verschlenzen in
der Hoch, vom Sturm. JMahly 1856. Neckvers der
Kinder auf die Soldaten: Soldent, Soldcnt, hat d'Hoser
verschlenzt! SchScIiI.; auch mit der Fortsetzung: Sol-
dat, Soldfit, hat d'Hose" verlät. ebd. Wetterregel.
(StJLorenz aU(i) Wetter verschlenzt BsL.; ScnSt. (Sul-
ger), de' Lorenz het's Wetter verschlenzt ScuNnk.,
Laurenz d'Nebel verschlenzt. Sprww. 1824; zu ßd III
1366o. Dazu: ,Der Lorenz als Wetterverschlenz.'
WWiLDBERGER 1919 (wohl individuell). Zerstören, ver-
derben, vernichten, so einen Plan ScuNnk. W'e macht-
men a" der Grenze" Am [Einem] 's Lieben aw'' .«o schwer,
a's ive't-men-is [uns] verschlenze" de" Handel chrüz und
(luer! SWiNz. — b) intr. a) splittern Bs. — ß) uneig.,
zunichte werden ScuNnk. .Hotfentlich verschlenzt's nif,
ein Plan.— 2. a) „verschlendern L" (auch JBHäffl.);
Ndw; UwE. D'Zit V. Tuend nur nid mit Ghlinigkeite"
d'Zit V. öni Not! JBHäffl. 1801. 1813. — b) „ver-
schleudern W." - Bei Martin-Lienh. II 468; Fischer II
1308 in Bed. 1, bei Schm.' II 529 iu Bed. 2a.
dur^i-e»-: durchreissen, zB. ein Stück Zeug Soh;
Th. — - Auch bei Martin-Lienh. II 467.
e"-weg.: wegreissen Sch; Th. — zue-: =schlänzen
26 Th. Oft üf- und zue-schl. — Schlänzene" f.,
Schlänzi m.: Schlenderer(in) Ndw (Matthys).
Schweiz. Idiotikon IX.
Schlänzer m.: eiserner Stift am Federmesser zum
Aufreissen der Kielfedern Bsf (Seiler). — Bei Martin-
Lienh. II 468; Fischer V 894 in audorn Bedd.
(g"-)schlänzig: zum Schlendern geneigt Ndw
(Matthys). — Auch bei Schm.' II 529.
Schlänzli°g m.: abgerissenes Schoss einer Zier-
pflanze als Setzling ScuNnk., St. (Sulger), , PI., Ableger
von jungen Nelken' Th (Anon.), .junge Nelken und
andere Blumenstöcke' Sch (Kirchh.); darnach „Ableger
einer jungen Nelke Sch" (St.'), „G; Th" (St.'). — Vgl.
eis. Schlänz m., Steckreis, Ableger der Rebe (Martiu-Lienh.
II 467).
„Schlunz m.: 1. a) Kotfleck, zumal von schmelzen-
dem Schnee ScHwMa." (St.'). — b) Schnee mit Regen
vermischt W, so Unterbäch. — 2. ein Kopftuch SchKI.
— Vgl. Gr.WB. IX 837; auch SMunggll (Sp. 606), sowie
SMurnz. In einer W Angabe einmal SMxtnt geschrieben.
Hieher Cr') der ON. .Schlunz' SSeewen.
Schlün zel m.: = dem Vor. 2 SchKI.
Schlü n zli°g m.: 1. „Kotfleck, zB. an einem Kleide
LE." — 2. a) Knoten an einem Faden mit Anhängsel,
vorstehendes Ende eines Knotens Z, so B. Spez. in
der Weberei Z 1) im Geschirr gerissener Zettelfaden,
dessen vor dem Gescliirr befindliches Ende eingewoben
wird, wenn der Weber den Bruch nicht beachtet, aber
in unordentlicher Weise. — 2) nicht gut eingewobener
Schussfaden am Ende des Schusses. Schlünzli"g üs-
hawe", die vorstehenden Enden beseitigen. — b) .Kno-
ten-, Verdickung in einer Flüssigkeit: .Und nun strömt
das rauchende Blut [des abgestochenen Schweines] in
Ruedelis Pfanne, von ihm eifrig gerührt, damit es
keine Schlunzlig gibt, sondern schön gleichmässig ge-
rinnt.' 1898, Z (Volksbl. von Meilen). — Zu 2a vgl. thür.
Schiunze f., Verwirrung im Zwirn, Garn bei Gr. WB. IX 838.
Schlnenz I m., PI. -e" Ndw (Matthys), Dim. Schluen-
z(i)li. ebd.: 1. uf ''etn Schi. s%", immer auf Besuchen
im Dorf herum sein GnSpl. — 2. lange Wunde BLenk.
— 3. pers., , schlechte, ärgerliche, ausschweifende
Person, bes. Weibsperson' Ndw (Matthys). — Die Sippe
steht neben Schlunz wie schluenggai neben schlunggm uä. (vgl.
Sp. 607); schlunzen kann auf 'echlunggczen beruhen; parallel
laufen die Synn. lum- : lucu- (Bd III 1347 f.); vgl. auch die
Sippe von Luvgen (Bd III 1339). 1 vom Vb schlueiizm 1 aus;
vgl. Lufuz I zu lucnzen (Bd III 1347f.).
Schluenz U (PI. -r) Aa (H.); GG., Ms, Wb., W.,
We.; ScHwE., Lach., Muo.; UwE.; Z (DrJucker),
Schluenze''BBr. (^-en); GR(auch -a); UUrs.,„ScÄ/«en-
z(e") Ar; Gr"; L; „Uw" — f., Dim. Schlüenzli ScHwE.:
a) (in der Kleidung) unordentliche, nachlässige (Gr
Av., D., Mai., Pani, Ths; GG., Wb., W., We.; Uürs.,
müssiggängerische. träge (Gr It Tsch. wohl allg.), bes.
aber (zugleich) sittlich anrüchige, liederliche (vaga-
bundierende) Weibsperson, (Gelegenheits-)l)irne, „feile
Metze" Aa (H.); „Ap"; BBr.; „Gr", so Chur. He., L.,
ObS., S., Sch., It Tsch. wohl allg.; GG., Ms, Wb.;
ScHwE., Lach., Muo.; ,Uw"E.; Z (DrJucker). Schi ist
en barentegi Schl-e" GrL. Na'*" dem-er si" Sach alli
alle" Schlüenze" a"g'hänkt hed, Übers, von Luc. 15, 30.
DiAL. (ÜBwAlpn.). ,Du Schandweib, du Schluenz!'
Lienert 1898. S.-noch Bd VI 972o. Verächtlich für
Frau, Mädchen, Weibsbild (in erotischer Beziehung)
iibh. Es ist [auf dem Gemälde am Tor der Festhalle]
eswas Schl-e* 7nit zwei Fär'''li underm Arm abcj'mälet
g'sin druf. GFient 1898. D's Hannestunnis Bueba
39
611
Schlanz— schlnnz. Schlap(p)— schlup(p)
lauffe" a«'* sc/io" alle' Schluome" mö'*. JJimr.KR 1898.
Scliin Liebsti . . . hed-er liberament vergessen wegen denen
Tonders Schl-en f?ö.GR Generalanzeiger 1922(GRPr.). —
b) abgeschwächt. Weibsbild, das von einem Haus ins
andre i'äen^ert lau ftGRNuf.,Spl. Kokettes, gefallsüch-
tiges Weibsbild GrL. , Junges ungeschlachtes Weibs-
bild' GrU Vaz. Er hat en Hengert mit ere" fremde' Schl-e'.
— Vgl. .SchluDZ' 2 bei Gr. WB. IX S38, weiter Martiu-
Lienh. II468; Fischer V 960; auch Schluengycn (Sp. 60V).
Aus dem Schwzd. stammt gleichbed. rät. nchluoma f. (RBrandst.
1905, 54), engad. >Muo„zn, f., Hure (Pallioppi).
schluenze" I, Ttc. -ed UwE.: bes. ume"- (bzw.
umhe^-, umer-), wie eine SchluemfenJ müssiggänge-
risch (Gr It Tsch), bes. aber liederlich, in unlauterer
Absicht umherschlendern, vagieren BBe.; Gr, so Gast,
He., L., Pr., S., Seh.; UwE.; Ndw (Matthys). Die tiied
Nüd j's umerschl-en GrL. Beständig im Dorf
herum auf Besuch gehn, bald da bald dort, bes. von
Frauen GRSpl. — Vgl. Gr. WB. IX 8:3s f., auch schluenggen
(Sp. 607).
schlnenze" 11: 1. .lecken', mit der Zunge oder den
Fingern BLau. Syn. schlappen. — 2. , schmunzeln'
BLan. — Wohl urspr. eins mit dem Vor.
Sclilap(p), schlep(p), schlip(p), schlop(p), schlap(p).
Vgl. »chlab usw. (Sp. 4/7), »cA/a// usw., »chlapa usw.
schlapp: „schlumperig", schlaiF BsSt.; „Gl; L";
Ndw (Matthys); W (Tscheinen); „Z". D's Chrüt im
Oartw ist hitt alls schlapps, es chxint bald leid
(schlechtes Wetter) W. .Welches [Bauchgrimmen] die
Nerven des ganzen Leibes schlapp gemacht hat.'
JJÜLR.-Haug 1731. ,Die Halme werden davon [von der
feuchten Witterung] schlapp und schwach und lagern
sich.' Gr Landw. Ges. 178'2. Unpers., es ist (wirdj-mir
schl., schwach, elend, „der Magen ist so leer, dass er
gleichsam herunterhängt" BsSt.; „Gl; L; Z". Göt's-
mer hitte' Itnapp, wird's-mer ed und sohl., mor^'n ka""'s
wider besser si'. MEv.-Mer. 1857. Ha' scho' lang fce'"s
Liedli g'sunge', 's tued's halt nid bim läre' Buch;
's macht Ei"m schl. und tröchnet d' Zunge', und de' Hals
macht's grüssli''' rüch. JBHXffl. 1801. 181ö.
Nach allg. Annahme (s. Ur.WB. IX 481/3) aus dem Nd.
eutlehnt. Sicher ist, dass das W. neuerdings tw. iu die Stadt-
sprachen Eingang findet, wenn es auch als fremd empfunden
wird. Davon hebt sich eine ältere Entlehnung ab, vielleicht
auch (vgl. Fischer V 894) ein bodenständiger Rest, der mit
andern Vertretern der Sippe schl-pp zsgehäreu kann. In Namen
(ob wirklich zu der Sippe gehörig?). ,(Agnes) Schlapp.' 1540,
B RM. ,Schlappi.' BHa., S., Si.; ,Hans Scbleppis torechtig
sun.' 1558, B RM. .Schläppi.' 1704, BLeuk (zweimal).
.Schlippli', Hof ZTu. (,Schl.-ipplin.' Leu, Lex.).
Schlapp m., PI. ungebräuchlich : ziemliches Quan-
tum von einer Flüssigkeit, zB. Milch, Kaffee, Suppe
GrI)., He., L., Pr., Seh. En (hübsche') Schl. Milch
gibt eine Kuh. Ziege bei einmaligem Melken. Die
Chue (Geiss) hed hinicht en Schl. Milch g'gen GrL.
Der (Die) hed doch en grusige' Schl. Gafji getrü(c)he'.
D' Schwein mögend en grousege' (od. wackere') Schl.
(fresse') GnCast., Lüen. — Kanu etym. auch SrMnh ver-
treten (mit Fortisierung der Lenis im Auslaut).
U»-: verstärktes Schlapp GrScIi. Er hed en U.
Milch g'suffef (- en U'suff Milch getan). — Haupt
Hopt-: = dem Vor. Im Miss si s" [die Hermesserin
Bd IV 459] uf d'Mel'hi cho' bis uf dri Binner und ölf
Löffel; so Ettes sl e" Hopt-Schl. und kai" ander Chile
hajend sinere" nid uf di Bii d's Bögli hebe' chönne'.
Schwzd. (GRvPr.).
G"-schlapp B; Gr.^v., Mutten; ScuHa., R., Schl.;
W; ZWil b/R., G'-schläpp „VO"; Gl (auch St.);
,GR''Chur, D., He., Pr., Seh.; Sch (üirchh.); ScuwE.;
U (DrMuUer) — n. : 1. dünner Strassenkot, bes. von
schmelzendem Schnee B, so oAa., Si. ,Der Wind
peitschte den Regen gegen die Fenster und löste den
tiefen Schnee in ein wüstes Gschlapp auf.' B Dorfkai.
1873. — 2. a) dünnes, breiiges Schweinefutter (aus zer-
stosseneu Kartoffeln. Rüben, allerlei Küchenabfällen
mit Milch, Wasser, Schotte' mit Mehl) BSi.; GL(Volks-
gespr. 1834); Gr; ScuHa., R., Schl.; ZWil b/Rafz. Zii
de' g'sottne" Herdöpße' müe'-mer bald das gletsch-
chalt Wasser trinke' und sind nu' nümmen im Stand,
d's Milchli zum G'schlepp üfz'trlbe'. Gl Volksgespr.
1834. — b) schlecht, unappetitlich zubereitete bzw.
fade breiige Speisen, Getränke, zB. Suppe, Kaffee ß,
so Lau., R., S., Stdt; „VO"; Gl (auch It St.); Gr (auch
It St.); ScbR. und It Kirchh.; SchwE.; U, ,jusculum
minus bene paratum.' Id. B. Das ist (nun) es G'schl!
Gr und weiterhin. Die Lüt heind nun G'schläpp Gr
Kl. Wa' ist Da' für e' G'schl? StuR. Mainst, mier
essi'd da' G'schl.? ebd. ,[Es gibt] ganze Haus-
haltungen, die viele Tage hintereinander ihre Zichorien-
oder Erbsenbrühe, mit etwas wenigem Kaffee ver-
mischt, ganz ohne Milch hineinschlürfen; ein um so
schädlicheres und elenderes Geschläpp!' Steinm. 1802.
S. noch Bd VI 1536M. — c) , durcheinandergekochte
Speisen' W. — Vgl. Gr.WB. IV 1 b, 3903 (,-a-' und ,-ä-' in
Bed. 2 und andern); Fischer III 474 (,Klatseherei').
Herd-öpfel-: Brei aus zerstossenen Kartoffeln für
die Schweine ScaSchl. — Kaffi-ff'scWä^j/j: fader
Kaffee Ap (Kai. 1838); Gl. ,In Bauernhäusern [sollte]
das blöde Kaffeegeschläpp an das nahrhafte Habermus
oder an eine kräftige Suppe vertauscht werden.' Ap
Kai. 1838.
Nächhi" iV^öi-Schlapp m.: wer am Silvester-
morgen als Zweiter (nach dem Stube'-Tapp = Stube'-
Fuchs Bd I 658) die Stube betritt GSa. (AfV. X 218).—
Nach neuerlicher Erkundigung nicht allg. üblich. Zum 2. Teil
Tgl. das für GSa. freilich nicht bezeugte sMajypen Sc.
Schlappe", in GSev. Schlarpe" 1 — m. f.: 1. „PI.
Sc/jZab&e«", Schweinsohren; s. ScfeiafteHcn (Sp. 4). Vgl. |
Här-Schl, ab-schlappig. — 2. Teil der Kleidung, a) f., j
eine Kopfbedeckung. ,Ein rott schlepjilin vor einem |
hus verstolen.' 1533, Z RB. ,Zuo Hilterfingen ein 1
schläpli und ein bar schuo samt einem zwilchinen i
giplin entragen und das schläpli umb 5 ß verkoufet,' |
BTurmb.1556. ,In Teutschenland werdend auch hüetle j
oder schl-en darauss [aus Otterfell] gemacht oder an- I
dere damit gefüllt.' TiERB. 1563. ,Ferales sumere vittas, |
die hauben oder schl-en, so man einem menschen oder I
vych aufsetzt, so man sy tödten will.' Fris. 1568.
,Schl-en 4'2'A dotzet.' 1571, Z Inv. .Schlapp, pilens ^,
latus, rica.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Gugelllld''
(Bd II 155); Schl.-Hüb (ebd. 954). a) für Männer; vgl. ■
Schlapp-Huet (Bd 11 179'2). ,Schlappa, .berrettone
[Barett der Richter, Advokaten]' PAl. (Giord.). ,Chuoni
mit der schl-en.' 1357, Z Steuerbuch. ,Der doctor und ;
tuomher von Costenz, der imm vordren gspräch [bei j
der Disputation von 1523] in der roten schl-en sas.' 1
613
Selilap(p), schlei)(p), schlip(p), schlop(p), schlup(p)
ZwiNGLi; lat. rubro pileo tectus. ,Ttein ö batzen dem
landschriber von Schwitz, koft im [= sicli] ain schleppli.'
1530, ScHwE. ,Hans von Brandy, der hatt wyss hosen
an, sind ganz, ein kuttennierte juppen und ein wysse
sl-en uft'.' 1533, B (Steckbrief). ,[N. hat] ein böse
juppen an, ein schwarz schläppli uff und dehein hosen
an." 1535, S. ,[Wir] verraeintend aber nit änderst,
dann es [Luther] were an riiter, so er nach lands-
gewonhait da sass in ainem roten schlepli, in blossen
hasen [!] und wammes, an schwert an der siten, mit der
rechten band uf des Schwerts knöpf, mit der anderen
das hefte umbfangen.' Kessl. ,1 roti schlappen.' 1544,
Es (Inv. über den Nachlass eines Goldschmieds). ,Cri-
stan [habe] hosen und rock wie Hans und 1 schwarz
schlepli.' 1545, BTurmb. ,Hast nitt ein schl-en, so
magst eine kouft'en', nachträgliche Randbemerkung des
Verfassers zu der Stelle: ,Pugionem mitto. Pileoluni
habes: non estquod inutiles sumptus facias. Wo kämm
ich darzuo, müest ich dir alle mal daz machen lassen,
daz an iedem ort der sitt ist! Tuo more et .veste
ntere, nitt länger du an einem ort blipst. und denk
sy° nun nienan, daz du machist, was an iedem ort der
brucli ist: ein hüetli ist ein hiietli; ists dir nitt guot,
so leg den huot darzuo uff.' 1553, Brief HBullingers
an seinen zu Strassburg studierenden Sohn. ThRein-
hai'd sei in der Grafschaft Ottingen ua. ein ,daffatin
schl-en' räuberisch genommen worden. 1555, Absch.
,An hüetli: 2 schl-en.' 1564, Z (Inv. von Junker Job.
Escher). ,[1553 in Montpellier] ... kompt einer auf
teutsch kleidt, hatt ein Schleplin, wie domolen die
Kinder druegen, auf dem Haupt ... war Henricus Pan-
taleon, der zuo Basel Helfer zuo StPeter gwesen.'
FPlatter 16ri. S. noch Blatien-BarH (Bd IV 1443).
Als Teil der militärischen Ausrüstung (unter dem Helm
getragener lederner NackenschirmV vgl. Gr. WB. IX
483 aus Schiller-Lübben IV 230). ,Man schribet allen
reten ze wisseoe. daz uf dem Nüwen turne sint be-
halten: ... 27 sl-en und cöller ... Item baner, zetten-
hent und sl-en ettewe vil.' A. XIV., Z StB. , Darzuo
sol er [der ins Burgrecht Aufgenommene], ob er fünfzig
phunt phenning Schafhuser münze wert hat ald darob,
aines mannes hernasch; hat er aber darunder, so sol
er ain beggelliuben mit schl-en und ain gollir und
zwen hentschuoch. in dez ratz gewalt antwurten, daz
der hernasch warte der statt und och der statt belibe.
ob er von dem burgrecht käme.' 1388, Sch StB. —
ß) Dim., für Kinder; vgl. auch schon unter a (FPlatter
1612). ,Disem knaben ein par schuoch und ein par
hosen, ein schlepli.' 1547, B RM. , Einem kindt für
ein släppli 6 s.' 1534, BFrienisb. ,Han ich umb 2 dozet
schläpplini geben, so man den a[r]m khinden kouft,
3pfd6ß8d.' 1562, BStaatsrechn. — y) für das weib-
liche Geschlecht, Haube aus schwarzen Spitzen mit
zwei hochragenden Flügeln links und rechts, die sich
oben einander nähern, von Frauen und erwachsenen
Mädchen (vgl. Schl.-Chappen Bd III 395) bei feierlichen
Anlässen (so zu Pfingsten, Fronleichnam) getragen Ap
(in 1. noch heute; 1831 noch für Stein bezeugt), .ehe-
dem eine sehr kleine, schwarzsaminetene Mädchen-
haube, welche die Haarflechte freiliess; Weiber und
unzüchtige Mädchen durften keine mehr tragen' Ap
(T.; = B/eteiaeBdV266u.), „Art Haube oder Kopfputz
von schwarzem Sammet für Weibspersonen (in ZWth.
Stirnen) GT.»; ScaSt. (Sulger), ,eine Art Kopfputz auf
dem Land- GT. (St.»-); Sch (It Kirchh. und St.''),
(schwarze, bei Kindern bunte) Bandhaube mit Spitzen-
kranz, früher bei feierlichen Anlässen, an Sonntagen
getragen, jetzt nur noch von einigen alten Frauen
GnObS. , Mädchen tragen zur Schi, in den Zöpfen die
lötfelartige Rosennadel [den sog. Keuschheitswächter];
nur den verheirateten Frauen ist es gestattet, zwischen
den schwarzen Spitzenflügeln der Schi, noch den kost-
baren weissen Spitzeneinsatz sowie das Goldhäubchen
mit den über den Rücken hinabfallenden roten oder
schwarzen Bändern anzubringen' Ap (Bund 1900).
Hübe" sind kefy' Schl-e', Schl-e" sind ke(i)" Hübe", in
einem Kettenreim ZO. ,Ouch hette er iro [ein Zürcher
der Barbara Trogerin von Konstanz] ein bolonier
[polnische Münze] zuo letzy geben und iro ein wytere
zuosag geton, iro zuo Zurzach ein schl-en ze kouffen
und ze schicken, welichs er ouch erstattet und voln-
streckt.' 1553, Z Ehegericht. .Obschon auch die Perlin,
Borten und .lungfrawen-Bändel, so von alters hero
bei dieser Statt üblich gewest, grossen Kosten forderen
und vielleicht um solcher, auch anderer Betrachtungen
halber die gänzliche Abschaffung derselbigen nicht
unratsam sein möchte: so haben wir doch, aus be-
wegenden Ursachen, Solches noch zur Zeit ein und
allen ledigen Töchteren frei gestellt, ob sie sich sol-
cher jungfräwlichen Zierde hinfüro gebrauchen oder
aber die an andern Orten übliche Kränzlin auif Schl-en
tragen und zu Solchem, mit Underlassung der Schau-
ben, die ihnen erlaubten Röcke oder Kutten gebrauchen
wollen. Doch ist auch solchenfalls mit den Schl-en
und Kränzlin gebürende Maass zu halten und nicht,
was an einem Ort eingezogen, andernteils durch Un-
ordnung zu missbrauchen.' Bs Ref.-Ordn. 1637. ,Die
[Ap] Frauen trugen [im XVIII.] Pelzkappen und Hau-
ben und die Töchtern Schl-en von verschiedenen
Farben, bis 1760 die Zughauben aufgekommen, wo-
durch der Unterschied zwischen verheiratet und ledig
allmählig verschwand.' BfjRGERFR. 1819. Weitres zur
Geschichte der ,Schlappen' in Ap und G s. ApKal. 1916,
S. 20/5. — b) m., in BBiel ,Schleppli', = Schlapp- Schueh
(Bd VIII 484), Schuh, Pantoffel ohne Fersenstück, alter,
ausgetretener Schub (oft mit ausgeschnittenem Hinter-
quartier) AAZein. und It Hürbin; ApK.; Bs, bes. L.;
BBiel (Freudenberger, darnach St.') und weiterhin.
Syn. Schlarpen. S. htzig (Bd LH 1568); Här-Schueh
(BdVIII474).— 3. a)in. Ap(T.) und tw. in derä.Spr.,
f. ApK. (nach neuerer Angabe); GSev. (ScMarpf), von
einem kantigen Gegenstand verursachte klaffende
Wunde, auch die davon herrührende Narbe GSev., .Lap-
pen' [Wunde] Ap (T.), Schläge (auf den Kopf) ApK.
(neuere Angabe), Schlag, Backenstreich. äSpr. ,Die
schl-en oder backenstreich, alapa, colaphus.' Fris. (s.
auch Öring Bd I 418); Mal. , Schl-en, Maultäschen.'
Denzler 1677. 1716. Ei"'m e" Schi, ge", Schläge (auf den
Kopf), Prügel ApK. (Syn. uf de' Grend ge"). ,Er solle
ussgelassen haben, wann sy im wurde, weite er iro ein
schl-en geben, das iro die kuttlen under den füessen
liggen müesstind.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Depalmare,
ducere colaphum alicui, (einem) ein wäffling, schl-en
oder backenstreich (oder ein öring) geben.' Fbis. So
auch ,ein schl. hauwen, setzen, kouffen.' ,N. kombt
dem Wagner zuo hilff, dummlet sich gwaltig, setzt
dem Kempten noch einen schl-en.' 1. H. XVI., Steiner,
Acta. ,Eim ein backenstreich oder schl-en setzen,
depalmare, colaphum infligere.' Mal. ,Er were wol
gichtig und anred, das er Jacoben Büeler mit züchten
615
Schlap(p), schlep(p). schlip(p), schlop(p), schlup(p)
zuo reden uifs füdloch niderghouwen, hette aber so-
lichs nottlialber tuon müessen, dann B. hette im an
ettlichen orten tröwt, er weite im ein schl-en kouften.'
1568, ZFlaacli. S. noch Bd VII 10 M. (1486, Z RB.;
Tgl. Bd VIII 947 0.). 348 o. (Schlapp). En (nach
neuerer Angabe «") Schi, übercho'. .einen Stoss (Wunde)
erhalten' Ap (T.). Schlage (auf den Kopf), Prügel be-
kommen ApK. (Syn. uf de' Grend übercho"). — b) f. (in
,L; Sch; Zg' It St." m.) uneig., (empfindlicher) Schaden,
Verlust Aa Zein. (.Schlag, Verlust. Nachteil'); ApK.;
GSev.. T.; Sch It Kirchh.; ThMü.; ,L; Sch; Zg' {»t.^).
E" Schi, ge' Schw. Bas [Unglück im Stall, der Tod
der Frau] hed-em e" Schi. g'ge'. E" Schi, öbercho; zB. im
Geschäft, vor Gericht (durch von ihm verhängte Bussen,
Strafen) ApK.; GT.; ThMü. Dön hrt-er e" g'chörigi
Schlarpe" ermitscht GSev. E" Schi, ha" ApK. De-^ het e"
Schi! ,Der Müller von Eschitz sige im ouch noch
schuldig; so er inher koni, müess er in ouch zalen
oder geb ers im nit, er müess ein schl-en han.' 1550,
Z. ,Ein schl-en verdienen,' uneig., eine Strafe übh.
.[Bürgermeister und Räte von Z haben] hiemit fer-
meint, wir [Winterthurer] hettind wol ein guot schl-en
ferdient [für unsre Verfehlungen], sy wellind aber nit
herren, sunder vätter sin, wie wir dan hernach werdind
hören.' ÜMey. Chr. 1540/73. Insbes. von militärischer
Niederlage, wohl allg., aber nicht eig. volkst. ,[1'289 zog
Herzog Albrecht von Oesterreich mit grossem Volk un-
versehens gegen Bern] seines Vermuts, uns den unge-
warnetenBerneren ein Schl-en zu geben.' Grasser 1624.
,Drum Gott durch dises Balgen dem Feind die Schlapen
gab, dass er dort bei dem Galgen gefunden hat sein Grab.'
Flügschrift 1712. ,So ist demnach die von eben disen
Cantonen unseren Vätteren vor 56 Jahren zugefügte
Vilmerger-Schlappen, nachdem wir solche zu Brem-
garten bereits ausgewetzet, durch unsere nunmalige
preisswürdigste Vilmergische Victori wol zehenfaltig
gerochen.' Pfafpenkrieg 1712. S. noch Scharmützel
(Bd VIII 1274). — 4. in der RA. [Ei"'m e"J Schlappen
a'henken, Einern Eins anhängen Bs (Anon.). ,Kein
Weib lassen sie für sich gähn, sie hengen ihr ein schl-en
an.' NussiGK 1581. — 5. f., Mund, Maul Bs (Knaben-
spr.). Ei"'m uf d'Schl. ge". D'Schl. halte". — 6. f.,
Vulva ApK. — 7. pers. a) m., Schimpfname für Zimmer-
leute Bs, (nach einer Angabe norddeutscher) Zimmer-
mannsgeselle Bs, so Stdt. — b) f., Schimpfname für
weibliche Personen ApK. E" strölegi Schi. — c) f.,
heimliche Näscherin „F."
Mh(i. dappe f. in Bed. 2 a; vgl. Gr. WB. IX 483/7. 491;
FischerV894f.; Martin-Lienh. II 4G8 (inBe(].2b und für ein
unordentliches, leichtsinniges Weib). Möglicherweise gehören
die verschiedenen Bedd. etyni. zs., wenn auch für Bed. 2 a
(deren Grundlage Bed. 1 erkennen lässt; vgl. ysi-hlappet, mit
Schlappuhren bei Fischer III 474) Wanderung in Betracht
kommt, fUr Bed. 3 b im militürischen S. lit. Beeinflussung sicher
steht. Die Bedd. , Wunde' und .Schlag' unter 3a haben viell.
verschiedene Ausgangspunkte. 4 geht wohl von 2a aus ; vgl.
aber auch Gr. WB. IX 487 (d). 5 wird nach einer Angabe auf
2b bezogen, .weil Einer beim Schimpfen, Blagieron das Maul
so weit auftue wie ein Schlappschuh'; die Bed. Mund bei Gr.
WB. aaO. (so aus Posen); .herabhängendes Maul' Fischer aaO.
(Bed. 4; ebd. 960 SMup. Maul). Bed. 7 a stellt sich zu 2 b,
7b zu 6. 7c zn schlappen Ib. In Bed. 2b auch in der Waadt.
in der Bed. schmutzige Weibsperson im Wallis (ETappolct
1917. 148/9). Vgl. auch rät. tUippa (il-) in Bud. 2a.
Füst-: Faustschlag. ,Wenn er im [der Verfolgte
dem Verfolger] were worden, er wollte im ein funst-
schlappen geben han.' 1511, Z RB. — Haupt-:
= Schlappen 2a. ,Es ist etwan der biberbalg in hohem
grad ward gehalten und sind gmeinlich houptschlappen
darauss gemacht worden; yetzund aber hat man nit
grosse acht darauflf in unseren landen.' Tierb. 1563. —
Här-: .Haarlappen', für das Ohr im Rätsel von (Füssen.
Ohren. Augen, Schwanz) der Kuh: Vier Dilitappef
(Dielentreter), zwei Uärschlappe", Zwei reisen für «"-
iceg (weisen den Weg) tind Eine'' besmet hinne'nä'''
(schwänzt hinten nach) GrD. (Tsch.). Vgl. Schlappen 1.
— Nacht-: Nachthaube (?). XVII., Inv. — Beiz- f.:
Pelzmütze, -barett. ,Ein schamlatine b-en verstellen.'
f573. Z RB. .[Ich] weis auch, was Freudt mein Vatter
hatt. do man Wasser fandt [um 1544 beim Graben eines
Sodbrunnens], und wie er mit der B-en (wie man domol
druog und meim Vatter sein Schwester einraol eine
geweschen hatt und darob verspottet wardt) die Vile
des Wassers antätet.' FPlatter 1612 (Boos). —
Bettel-s.BdVI836M. — Sammet-: = ScWap;)ew2aß,
von Sanimet. .[In Hosen und Wams] brangte ich gar
lang, drueg auch gemeinlieh ein Sammatschlepplin.
das mir Junker N. geschenkt hatt.' FPlatter 1612
(Boos). — Schwaben- f.: besondre Art Schlappen
(in Bed. 2a.y). .Eine Schw. bestand aus zwei Hauben,
einer schwarzen und einer weissen, die jede an den
Seiten mit breiten, bis gegen die Achseln fallenden
Volants oder Rüschen versehen war. Die schwarze,
welche zuerst aufgesetzt wurde, legte, bis auf die
Augen herabreichend, drei nebeneinander liegende
Spitzenzacken auf die Stirne. Die weisse Haube schloss
oben mit einem geraden Band oder einem Saum an
die schwarzen Zacken an und legte seitwärts ihre
weissen Volants direkt auf die schwarzen. Entweder
kam noch eine farbige Damastkappe glatt anschliessend
oben und hinten auf die beiden Spitzenhauben zu
liegen, oder man setzte den ,Huet' (so hiess in StGallen
die Pelzkappe) darauf.' Ap Kai. 1916 (XVII., G). ,ln
StGaller Ratsprotokollen und Mandatbüchern [des
XVII.] finden sich Erlasse wegen der ohnlängst auf-
gekommenen Schwabenschlutten und Schwaben-
schlappen.'ebd. — Spitze»- f.: = Schlappen 2 ay Ap
(Bund 1900). — Stüche"- f.: weisse Haube für den
Kirchenbesuch (Ap Kai. 1916; für das alte StGallen).
.[Es wird verfügt, dass] die weisse und schwarze Spitze,
die von unförmlicher Grösse, an Stauchen-Schlappen,
Janken, Röcken. Schlutten ... Männiglich hinfüro
hintansetze und fahren lasse.' G Sittenmand. 1702
(KWild 1847). S. noch hol (Bd II 1156). — Wiber-
f.: weibliche (Pelz-)Mütze. .Zwei schwarzbelzin wiber-
schlappen', unter gestohlenem Gut. 1578, Z RB.
Wasser- f.: zu dünne Suppe ApLb. — Vgl. (?«-
schlapp, schlappen, Scklappeten.
Zimmer- m.: = Schlappen Ta Bs.
schlappe», 3. Sg. Präs. und Ptc. -et: 1. a) läppen,
(Halb-)Flüssiges auflecken Ap; GlK. (W.), von Tieren
Aa (H.), so Schweinen BGr., Si.; GrAv., He., Rh.; W,
Hunden B; GrAv., He.; GT.; ü, Katzen GSa., T.;
ZO. D'Schwin schlappe" lustig us ■'em Trogg GrAv.
Milch schl. GSa.; ZO. Gelegentlich auch von Menschen.
Zwerg zum andern: Schlapp's du brav! näml. Rahm.
Alpenp. 1874 (W). .[Frau zum Mann:] Dyn raeinung
war, das ich wasser labt und allen unflat in mich
schlabt; wenn ich ein mässlin wyn tuon kautfen, so
meinst, vor armuot muest entlauffen.' VBoltz 1550.
,Er ist ein Abt, vil Wein er schlapt im Kloster zu
StGallen.' 1683, Libd. — b) „heimlich naschen F." —
017
Schlapfp), sclilep(p), schlip(p), schlop(p), schlnp(p)
618
3. a) unsorgsain, geräuschvoll durch Strassenkot waten
BSi. Syii. flotschen 5 (Bd I 1237). — b) in zu weiten
Schuhen geräusclivoll einhertappen Gr, so Gast., He.,
Lüen, Valz., von Schuhen, nicht fest am Fuss an-
liegen, sclilotterig sein GrKI., Mutten; Syn. schlopsen,
schlopfen. Du schlappist (in de" SchuehJ Gr (Tsch.).
D'Schi<eh schlappe' GßMutten. In schlappenden
Schuehnen gän GrKI. — c) nachlässig einhergehn
ApK.; Syn. schlampen (Sp. 5.56). — Vgl. Gr. WB. IX 487 f. ;
Jlartin-Liciih. II 468; Fischer V 895 f. (Beii. 1), sowie lappai I
(Bd III 134S). lu Bed. 1 und 2b aucli in westschweiz. Patois
gedrungen (ETappolet 1917, 149).
ab-. Nur Abi. ab-schlappig: „herab-, nieder-
hangend, zB. abschlabbige Ohren Z."
er-: erschlaffen rnaclien. , Lange Euhe und vieles
Sitzen erschlappt die festen Teile [des Körpers].' Gr
Samml. 1783. — Ebenso wenig echt wie die von Matthys fUr
Ndw angegebene intr. Bed.
Schlapper ni.: schlampig, wanlfend einhergehen-
der, auch geistig zurückgebliebener Menscli GKRh.
Suppe"- m.: , Suppenlecker' d.i. Zeigefinger Gr
Pani. Syn. Mnes-, fSchJLeck-Finger(B(i 1 864), SchUcker
(Sp. 513).
G''-sclilapper n.: breiartig zubereiteter Prass für
Schweine, Hunde BHk., „0.; LE." — Ygl. Gr.WB. IV
Ib, 3903.
Schlappere" -a f.: unordentlich gekleidete, nach-
lässige, unsaubere Weibsperson W (Tscheinen).
Schlapperete" Schlapprata \V (Tscheinen),
G'-schlapperte" SG. — f.: a) was beim Kartoffel-
brennen übrig bleibt und dem Vieh als Futter gegeben
wild SG. Syn. Drasch- Suppen, ebd. — b) schlechte
Brühe, dicker Brei W.
Schlappete" {-de'' Bs tw.) f.: 1. Zustand einer
Strasse bei der Schneeschmelze GrV. — 2. a) bei Tisch
verschüttete (halb)flüssige Speisereste Bs (Seiler). —
b) (dicke, gallertartige) Brülie Bs. E' Süresse' an-ere"
dicke" brüne" werschafte" Schi. Brkitknst. ,Was von
Tieren gelappt werden kann, Brühe' Aa (H.). Brei aus
Mehl, Kleie, Kartoffeln als Futter für Haustiere Aa
Zein. Brühe aus Kleie, Mehl und Wasser, die in be-
sondern Fällen (in Krankheiten, vor aussergewöhn-
lichen Leistungen, zB. vor der Geburt) dem Vieh als
Kräftigungsmittel verabreicht wurde ScHSt.f (lieute
durch Kraftfuttermittel ersetzt). — c) „schales, un-
schmackhaftes Getränk, Brühe, Brei VO; Gl; Gr",
kraftloses Getränk, Geschlabber ApI., M. (T.); LE. —
Vgl. Gr.WB. IX 490 und Lappelen (Bd III 1349).
Chrüsch-: Kleie mit Wasser als Pferdefutter S
Thierst. — Mel"-: Mehlbrühe als Viehfutter ZKn.
Schlappi 1 m.: 1. wer .schlappt', unordentlich,
schmatzend isst BSi. — 2. = Schlampi b (Sp. 558)
ApK., schlaffer, gleichgültiger, etwas stumpfer Mensch
BSi. (ImOb.), einfältiger, gutmütiger Kerl GrRIi., V.,
auch von gutmütigen männlichen Tieren wie Ochsen,
Widdern GRNuf. Syn. Lappi II (Bd Ul 1350). Der
arm Schi., mitleidig von einem Verunglückten.
CSCHNYDER 1911. — Vgl. Martin-Lienh. II 469. In der
Waadt verächtlich filr Schuhmacher (ETapiiolet 1916, 149).
Seil lappi II f.: Brühe für Hunde, unschmackhafte
Speise L (Ineichen).
schlappicht GfiValz., -ocht Ndw (Matthys):
(etwas) schlaff, vom Gang.
schlappig, in Ndw It Matthys auch g'-schl:
= scWaj3p (Sp. 611) „Gl; L; Z", von zu weiten Schuhen
GrHb., von schlaffem, schleppendem Gang ApK. (neben
schlampisi); BS. (Bärnd.); Ndw (Matthys), uneig. von
flauem Geschäftsgang ApK. (",s göf schlappt^). Schal,
von einer Brühe Bs (Seiler). E" schl-i (Suppe"-)Brüeji
Bs (Seiler). ,Der Spalthuf des viel schl-er [als das
Pferd] auftretenden Rindes.' Barnd. 1911. — Vgl. Gr.
WB. 1X491; Fischer V 896.
Schlappigkeit f.: Schlaffheit. , Denjenigen, die ...
zu Gicht, Sand und Gries und Schi, geneigt sind.' Gr
Samml. 1783.
Schlapp] e" -a f.: = Schlapperen (Sp. 617) W
(Tscheinen).
Schlapp riän m.: fingierter Name; vgl. Schlap-
pen 3 (Sp. 614). ,Ich bin geheizen Slaprian; swer zuo
mir wil ze strite gan, dem werdent streich von mir
beschert, der er sich vil kum erwert.' XIV., Spiel.
schläppele": Dim. zu schlappen la, von Hunden
und Katzen U.
V er- seh läppere" (,-e-'): (Eier) schlagen und glatt
rühren ZBül. (S|iillmann); niclit bestätigt. — Wahrsch.
Fehler für rer-tliläiipi-rc", das aus dem benachbarten Seh in
der selben (Bd III 665 nachzutragenden) Bed. bezeugt ist.
Schläpperli°g (r^-'J m.: .Schimpfwort wegen
kleiner, wenig bedeutender Fehler' AaZ. 1815. Synn.
unter Schlämperling (Sp. 563).
Schlappernitfnt s. Bd VII 656 M. Ähnliche Entstel-
lungen. .Botz Schlappermorgen.' 1670, Z. .Beim
Schlippernient, Herr!' Z Schauspiel 1793. — Vgl. auch
Gr.WB. IX 4 88 f.
Schlepp m. BsStdt; B(Hink. Bot 1862); LSurs. (1821),
f. AaF., jünger Schleppe" f.: Schleppe am Kleid (Spr.
der Städter und Gebildeten). Der Schi.? De'' dient
i"'s Hüs nie üserlese", er wuscht is [uns] Steg und
Kuchi toie-n-e" Bese", in einem Fastnachtslied. 1821,
LSurs. (JStaffelbach 1882). Dö muess der Schi, no'''
g'rangschiert und d' Wantalie" vor ''etn Spiegel 'probiert
werde" BsStdt (Erzählung aus dem XVIIL). Jmd de"
Schi. bzw. d' Schleppfe") träge" AaF.; B und sonst.
Uneig., zu Willen sein: ,Wo Hochmut ist, felilt Dumm-
heit nie; sie trägt den SchL ihm spät und früh.' B
Hink. Bot 1862. — Entlehnt (wohl mit der Sache) aus
schriftd. ,Schlepp' m., .Schleppe' f. ; vgl. Gr.WB. IX 640/'2;
Martiu-Lienh. II 469; Fischer V 934.
Stadt-: .Stadtschleppe', Stadtfrau mit Bez. auf die
städtische Schleppentracht; vgl. Schläk iI.2a(Sp. 517).
.[Bäuerin, die ihrem Manne nicht in das neugegründete
Bern folgen will:] ,Do aussen [auf dem Lande] mag
ich han mein Schwung; was frag ich den Stattschleppen
nan [:lan]?' Myricaus 1630.
G^-schlepp n.: 1. das mühsame Tragen (B It Zyro)
und das so Getragene: ,copia rerum . quam magno
nostro incommodo nobiscum trahimus.' Id. B. ,übh.
etwas Schleppendes; vorzüglich wird es von Appen-
zellerweiberengebraucht.wenn Etwas ihremGeschmack
zuwider ist bei Kleideren, welche etwas Schleppendes,
zB. bei Kopfzeugen oder Leibröcken, haben. So e"
Hä.re'-G. möcht-i''' nid han, so etwas Schleppendes
möchte ich nicht tragen Ap: GRh.' (St."). Grosser
Anhang, Gefolge Soh (Kircbh.). — 2. schlecht beleum-
dete Weibspersoi) (aus dürftigen Verhältnissen) GSev.
.G'schläpp, Gassenhure.' St." — Echt ma. GesMei(r)/.
-«■««i (Sp. 135. 517/S). Vgl. Gr.WB. IV 1 b, 3919; Fischer
III 478, zu Bed. 2 .Schleppe' 3 bei Gr.WB. IX 641 und
SMeiff II 3. Schhik II ab (Sp. 133/4. 517).
619
Schlap(p)— schlui){i>). Schlaps— schlups. Sehlapf— schlupf
620
schleppe" (in W -ö-). Ptc. -t: 1. wie nhd. schlep-
pen; auch uneig. von einem kranken Körper, einer
schweren Haushaltung Aa (H.); B (Zyro) und weiter-
hin, doch nicht volkst. üneig. : ,Zuo dem [einem hohen
frz. Beamten] sagt ich: Der canzler will mich nit
fertigen. Geh man mir doch zuo antwurt. man weite
mich nit fertigen, so künde ich das mh. und obern ...
anzaigen, wie man mich hin und wider schleppete.
Und bat in, er sölte das best tuon; dann man hette
mich lang gnuog umherzogen.' Rainsp. 1553. S. noch
Sp. 517 0. (1G17, Aar. StR.). — 2. refl., sich (von einer
Arbeit) drücken, sicli aus dem Staube machen W(allg.).
Ber hät-si''' g'scMäppt! Aha! du häst-di''' g' schlappt.
— g'-schleppt. G. st" mit Ei"'m od. Öiipis, Müh
und Plage damit haben Z (Spillmann). Men ist g. mit
vil Chinde".
Vgl. Gr. WB. IX 642/7; Martin-Lieuh. II 469; Fischer V
934. Echt ma. ist >chhi(p)/en, schleik-en (Sp. 136. 518); zu 2
\g}.Sfez.tchleiken Ib. Über das etym. Verhältniss zu schlei(ji)/en
s die Anm. Sp. 141 o. Zur Behandlung des Vokals (-ä- auch
U. Ge-aclilepp S, Zwili-Schlepper, ge-svhle}t]iet und sMeppicht)
vgl. etwa A« (Bd 11132). Bemerkeuswert ist, dass die (lit.)
Entlehnung ihren Weg auch in entlegene Alpentäler gefunden
hat. Unabhängig von ScMeppien) und sMqijim und schon
früher ist das Scliimpfw. SchUpp-Sack (Bd VII 639) zugewandert.
um -ein anderen-: umherschleppen. ,[WeibelN.,
über gewisse Exzesse verhört, sagt aus, er] wolte gern
Alles sagen, wenn er nur Etwas wüsste ... wolte weder
imme noch denen [beteiligten] Herren schonen, damit
er nit [vor den Gerichten] so umeinanderen geschleppet
würde.' 1719/20, Z. — üs-: her-, hinausschleppen.
Aus einem Hause: ,N. seie indecenter und wider alle
Ehrbarkeit aussgeschleppet worden.' 1720, TnFisch.
be-: refl., sich mit Jmd schleppen, Jmd an sich
ziehn, nehmen; s. Bd VI 1609u. (Ansh.). — In der Bed.
,hesudeln' bei Gr. WB. I 1576; SchnL^II 531 ; Fischer I 900.
Schlepper m.: 1. Schleppfuchs. Stcdentenspr. —
2. Art Gauner, Hochstapler, die sich als Geistliche aus-
geben. Bettl. Vs 54 0/81 (.von Scieppern') ; vgl. ebd. : ,Diss
Schlepper gern ir narung hand uff dem Schwarzwald
und im Schwizerland an orten, do nit vil priester sind.'
— - Vgl. (auch zu Bed. 2) Gr. WB. IX 647; Fischer V 934.
Zfigli-: ,Pflasterschlepper'; scherzh. und verächt-
lich für Wundarzt. ,Ihr Meister Zäuglinschläpper.'
XVII./XVIII., Gedicht. — Über ,-ä-' vgl. die Anm. zu
schleppen,
g'-sch leppet f-ä-) : schleppend, vom GangGaValz.
E' g'schl-c Gang; er geit so g'schl.
Schleppete» f.: , Last' B (Zyro). — Vgl. Schm.'II
530 f.; Martin-Lienh. II 469.
Chilche°-Schleppi f.: kirchliche Trauung. Syn.
Ch.-Schleikeien (Sp. 528). Ch. ha", Hochzeit halten.
Vater zur jugendlichen Tochter, die in einigen Monaten
gegen seinen Willen heiraten will: Säg, warum hest
nit scho' mor^'n Gh.? B Bauernkai. 1889.
schleppicht (-ä-): = ge-schleppet GRValz.
Schleip (-ä-J ni.: Schleppschiff TaArb. — Kurzform
für Schlap-Schiff (für Sehlapf-Schiff ivl »Meipfm III Sp. 136);
vgl. zum Lautliclien sMopaen für echlopfmu, Hakilork für
Ilakjc- uam., zur Kürzung Tampfm. für .Dampfschiff'. DasMask.
nach dem zugrunde liegenden ,(Schlepp-)Dampfer', wofür auch
,Schlepper'.
schlipperig (in GrAv. auch -ppr-), in Aa It H. (neben
schlipperig); LE. g'-schlipperig: = schliberig (Sp.7),
schliferig 1 und 2 (Sp. lüO) „Gl; L; Zg", schleimicht
L (St.''). schlüpferig Aa (H.); GrAv. (vom Erdboden),
glatt LE. Im Früeli'g, wenn's entlimt ist, ist der Wase^
schhpprigc' GrAv.
Schlipperment s. Schlapperm'ent (Sp. 618).
Schlaps^schlups.
„Sclllaps m.: Strich, zB. von Milch, Rahm oder
verdickter Brühe, so viel man mit dem Zeigefinger
fassen kann W." Syn. Schied; (Sp. 502). — Vom Vb aus
gebildet.
G"- schlaps, inNnw (Matthysl auch -schläps — n.:
1. geräusclivolles Essen WLö. — 2. a) etwas weich Ge-
kochtes WLö. — b) durcheinander Gekochtes; fade
Brühe Ndw (Matthys). — Vgl.'schwäb. (rsMäptn., übel
gekochte Speise (Fischer III 474), sowie Ge-8chlapp (Sp. 612).
schlapse" (-iw WLö.), in Ndw It Matthys auch
schläpse'. 1. a) „mit dem Zeigefinger auffassen und
schlecken W." — b) (in Ndw -a- und -ä-) schmatzend,
läppend essen, von Menschen, zB. Kindern Ndw
(Matthys); WLö. Vgl. Schlaps-Gueni (Bd II 336). —
2. a) (nur -ä-) im Nassen, auch mit Wasser in den
Schuhen geräuschvoll gehn Ndw (Matthys). — b) in
zu weitem Schuhwerk gehn GlS. — Weiterbilduug zu
sM„ltii(S],. 4), «cj;i././«'"(Sl'.616); vgl. Gr. WB. IX 493, auch
.Mopsen.
Schlapsi m.: wer in zu weitem Schuhwerk geht
GlS.
Schlips m.: (Halsbinde als) Krawatte Ap; Bs; G;
Sch; Th; Z und weiterhin; kaum volkst. — Aus gleich-
bed. engl. «?i>« (PI. von sUp; etym. zu schleif- Sp. 129 ff.);
vgl. Gr.WB. IX 75Io.; Fisclier V 946 (Anm. zu , Schlipplein').
schlopse": a) von dem dumpfen, klatschenden Ge-
räusch, das beim Gehn in zu weiten Schuhen entsteht
UwE. (auch St.), .in zu weiten Schuhen gehn, so dass
es klatscht' Ndw (Matthys). — b) geräuschvoll,
schmatzend essen Ndw (Matthys). — c) schluchzen,
bei verhaltenem Weinen UwE. — Aus 'echhpßen; vgl.
schlopfen, aber auch schlapsen.
Schlapscbladiniu. ,Wely frow ir bluomen zuo vil
habe i. schl-ura [Überschrift]. Es spricht ein meister
heisset Demetrius, das daz krud [Koriander] den
frowen steillet die überflüsigen hlüemly und alsmenig
tag, als raennigkörnly sy isset.' Künste. 1474. — Letzte
Quelle des Kezeptes ist uach Plinius NH. 20, 2 18 der Pharmako-
loge Xenokrates (1. Jahrh. n. Chr.). Wann und wie der .meister
Demetrius' in die Überlieferung hereingekommen ist, verniögeu
wir nicht festzustellen. Unklarer (doch kaum Schweiz.) Her-
kunft ist auch der Krankheitsname ,SchI.'
Sehlapf— schlupf.
S. auch schlaf tß^nchlu/Q'l.
Sehlapf m.: Schwall einer Flüssigkeit GnChar.
Synn. u. Gutz I (Bd II 582). — Vgl. Schlapp (Sp. 611).
Im Schi., Fluruame WMü.
b'=-schlänpfe° -schlöpfe": sich mausern, die Federn
wechseln TB. — Nachtrag zu be-schläuffen (Sp. 128); znr
Bed. vgl. schlauß-en S (Sp. 125).
Schleipf(en),schleipfens.ScWei;f(«n;,scW«#'«n
(Sp. 129 ff.).
&>l
Schlapf, schlepf, schlipf, scblopf, schlupf
Schlipf I ni. : (auch Hörpfel-) ein oblonger ge-
flochtener Korb, in den die gesottenen Kartotl'eln ge-
schüttet wurden, um das Wasser abtriefen zu lassen,
an Stelle der spätem Herd-öpfel-Gelte" (Bd II 283o.,
auch Dim.) ZO., so F.f.
Schlipf II, PI. unver., Dim. Schlipßi (in Gr tw.
Schllpfji), Schliff II {in ONN.; s. die Anm.) — m.:
1. a) das (Aus-)Gleiten, „Glitsch. Fall" Ap (T.); Gr
(auch St.); U (UrMuller). Ein [= im] Schi, gö", von
einer dickflüssigen Masse, in einem Male, ohne Unter-
brechung wegfliessen ."ip (T.). E(n) Schi, tue", aus-
gleiten (auf glatter Stelle, infolge eines Feliltritts)
,Gr", so Nuf. und It Tsch. 2"* han apper und apper
kei's Schlipfji getan Gr (Tsch.). Uneig. : ,Er isch uf
^em Schi., er muss fallen' Bs (Spreng). ,Ir [der falschen
Propheten] weg wirf als ein häle oder schl. [Bed. I b]
in der ünsternus; sy werdend gestossen und in irnni
Valien etc. Ich wird sy mit wermuot spisen und mit
gallen trenken etc. Sich den schl., den val in irer
finsternuss der unwüssenheit.' Zwingli; inhaltlich nach
Jes. 30, 13 ff. ,Schl., schlipfung, das niderschlipfen,
fall, (pro)lapsio, lapsus.' Fris.; Mal. — b) glatte Stelle,
wo man leicht ausgleitet; s. die Zwinglistelle unter
la. — 2. ,in engerm Sinne ein Herabglitschen einer
Menge weicher Materie", auch die herabgleitende Masse
selbst, a) von Schnee. ,[Die Besitzer von Häusern
mit hohen Giebeln sollen] zur künftigen Sicherheit
Latten auf dem Dach vorspannen lassen, damit nicht
durch einesmal herabfallende Schlipf Leut und Gut
in Gefahr und Schaden gesetzt werden.' 1782, Gl.
(Kleine) Rutschlawine Gl; U und gewiss weiterhin.
,Die Alpler nennen diese schleichenden Schneelagen in
einigen Gegenden (zB. Uri) Schlipfe.' Kohl 1851. —
b) (kleinerer) Erdrutsch, auch die Stelle, wo ein solcher
stattgefunden hat .\a (H.); Ap (,Erdglitsch an einem
Hügel oder Berghange' T.); Bs; B; Gl; (jRHe., sG. und
ltSt.>;GRh.,Sa., T.; „Schw"E.; Tu; Uw; U; Zu.,, Berg-
rufe, die sich senket, it. der Ort, wo sich ein Berg
oder Hügel also geschält hat' Bs (Spreng). Synn. unter
Bufinen (Bd VI 673). En Schl. ist abe" ZO. und weiter-
hin. Es ist en Schl. g' gange" 1) eig. Ap (T.). — "2) ,es
hat ein Missl'all (Verlust) stattgefunden' ApI.. M. (T.).
,Die Wurzeln [von Tannen] waren mit breiter Erd-
mutte losgerissen und starrten auf einem sumpfig
triefenden Schl. in die regenverschleierte Luft.'
RvTavel 1917. ,Hat ja sogar einmal über einem
Schlipf, der seine Weide beschädigte, die eigene Hoch-
zeit vergessen.' Birxstiel 1919. S. noch ver-schoren
(Bd Vlll 12U1). ,An grosser schL [ist] in die Sitter
gangen und gefallen, mit im hinfüerende ainen grossen
tail aines bergs und buochwalds.' Kessl. ,Les pluyes
ont cause encore un Schl.' LZellweger 1750 (Brief).
,Die kleine Bach, besonders der Eiedertaler Bach [sind]
stark angeloffen, massen ein Schlüpf und einige Tannen-
baym darin gefallen.' 17ö8, U. ,Der Weg, der durch
einige gefährliche Schl-e geht.' Gr Samml. 1780. ,Be-
schreibung des Schl-es in der Tangwiese bei Eglisau',
I Archivnotiz. E. XVIII., Z. S. noch Wasser-Quss (Bd II
478); Rufi, (Bd VI 674 u. 675 o.). Spez. ,trichterförmige
Einsenkung, öfter auf Bergen, wo ein tiefer, erdiger
Untergrund sich befindet. Es gibt Erdbrüche von 30
Fuss Weite und Tiefe. Besonders häufig sind sie an der
nordwestlichen Abdachung der Hochalp' ApH. (T.). —
3. a) geformte Menge Talg udgl. Gl. E" Schl. Uschlet.
~ b) abgeschürftes Stück Haut. ebd. Syn. Schripf.
AmhJ. sUp/ in. (auch bei Nutkor) iu Bed. 1; vgl. Gr.WB.
IX 745; ChSchmidt 1901, 306; FischorV945 (nur in ONN.).
SMip/ani Schliff (s. die ONN., luich Lexer II 976) verhalten
sich so zu einander, dass Schlijif slIs Verbalsubst. zu sMipfen,
SiMiff (morpliologisch eins mit Schliff I Sp. 157/3) zu echlif-
fen gebildet ist. Gelegentlich wird unser W. au achlupfen
angelehnt; s. unter Schlip/Sb, Ab-, Schne-Schlipif, Stein-Schlipfi,
sowie ..SVA/yj/ (Schllipf)' bei T. 388 nnd vgl. ,Schhipf, Bruch,
Fall von Erde und Steinen, die den Berg hinabrollen und die
Wege, besonders im Frühling, unsicher machen Gr' (St.**). Über
die umgekehrte Anlehuuug von achlupf- an echlipf- s. Durch-,
Xnn-Schlup/. (Ha,j-, Zun-) Schlüpfer. Vgl. noch Schlipfen, gchli-
li/(er)igmitAumm. Zu 3a vgl. ,Schlitf' 5 bei Gr. WB. IX 712'.'
In ONN. , Schlipf AaOberwil; ApGais (auch Leu, Lex.), Heid.
(auch Leu, Lex.), Lb. (,im Schl.'), Teufen; BsRiehen (Wein-
gelände; ,an dem Sliflfe.' 135'2); Grig. (,im Schl.'); GBern. (,im
Schl.' 1550), Eggersr., G., Stdt, Ta.,Tüb.(auch Leu, Lex.); Schw
Altend. (auch Leu, Lex.) ; ThHeiligkr., Wittenwil ; ZAnd., Wald,
,Schliff' Bs (.Schlief, gespr. Schlief) Arboldswi], Bretzwil
(,am Schliff.' 1476), Therw. (,am Sliffe.' 1371); BPruntrut;
SchBarg.; SErschwil (.Schlif), Laupersd. (.Schlief). Hieher
oder zu Schlipfen: U de" Schlipfu" WG. (FGStebler 1901),
, vor den .Schlüpfen' ObwSachs. Als 1. Glied in Zssen. ,Schlipf-
Au' SchwOIb. (FN. ,Schlipfouwer.' 1421, Schw). ,-Loch'
SchwLacheu. ,-Bach' ApReute. ,-ßerg' BsRiehen. ,-Rain'
AaOFrick. ,-Wengi-Alp' BSaxeten. ,Schlif-Boden' SNunn.
,Schlilf-Wa)d' NdwStaus. Abi. ,Schliefleteu' SMatzend. Der
Seht., Übername einer Familie SchwE.; zB. 'aSehlipfe" Gusti.
Ab-: 1. = Schlipf Ib od. 26; s. ver-fallen (Bd I 755;
, Abschlüpf.' RCys.), — 2. Lapsus, Fehler, Irrtum. ,[Es
ist] zu verwundern ab einem so groben Abschlüpf.'
RCvs. — Erd-, in UwE. Herd-:= Schlipf 2b GRh., Sa.;
UwE.;„allg." £'silf«Zjaeew.E. ZTagesanz. 1910. ,Erst
seit drei Jahren sah man zum zweitenmal jene grössern
E-e erneuert (wir können dies Provinzialwort nicht
entbehren).' Gr Samml. 1807. .Bergsehlipfe oder E-e.'
ebd.; noch oft in dieser Quelle. .Wenn durch einen E.
Erde von einem oberen auf ein unteres Grundstück
fällt...' ZPR. S. noch Bd VI 1146. — Berg-: =
Schlipf 2b G (Zahner). .Spreitenbach ... ist den B-en
sehr ausgesetzt, welche schon bedeutende Verwüstun-
gen verursacht haben.' Li-xz 1827 (noch mehrfach).
S. noch Erd-Schl. — Sehne"-: = Schlipf 3a. ,allg.";
auch It St."» (, wegen ihres Abschlüpfens über die schie-
fen Flächen des Gebirgs hat man sie [die .Wind-
lauinen'] Schneeschlüpfen ... genannt.' oO.). .Leichte
Lawinen oder vielmehr blosse Schneestürze (Schnee-
schlipfe, Sctiflds) fallen [in Silvaplana] alle Jahre von
einer Halde am See.' Gr Samml. 1807. .Wann diese
Schnee-Schlupf angehen, so erbedmet [I], donnert und
erzitteret das ganze Tal Poenina.' Aeg.Tschpdi, Gallia.
.Dann von grimmigen Getön und Hall die Schnee-
Schlüpf angehen.' ebd. S. noch Schn.-Bruch (Bd V
376). — Durch-. Nur Dim.; s. D.-Schlupf. — Zun-.
Nur Dim.; s. Z.-Schlupf.
Schlipfe", ,Schlifien'(s. die Anm.)— f. ■.=Schlipf2b
ScHwMuo.; U, bes. R. .Item wo aber gross schlipfen
in die Strassen kämend, die sollen eine gemeind helfen
machen.' TaKessw. Offn. 1506.
' Vgl. Fischer V 945 (nur in CNN.). In ONN. (möglich
wäre auch eiu Dat. PI. von Schlipf) .Schlipfen' ApGonteu;
LHildisr. ,Schlipfen-Bodeu' 1653, AaWett. ,-Berg' ThWeinf.
(aucJi Leu, Lex.); ,-Platteu' BWimmis. .Schliffeu-Haldeu' Scb
Barzh., Schl.,Tha. ,ünzan Schliftenniatten und uuderSchliften-
aker.' um 1510, AaMell. StR.; 1. .-ff-"!» ,Ab miner matten
genempt Schliffenm.atten.' 1510, AaZof. ; ,Slyffenmatten.'
1535, ebd.
schlipfe- {-u" WVt. und It Tscheinen), auch
schlüpfe" I, 3. Sg. Prajs. und Ptc. -t, in SohwMuo. -et
623
Schlapf, schlepf, schlipf, schlopf, schlupf
624
(in lied. Ib), in W It Tscheinen -ot: mit ,seiu', in
Bed. 1 b auch mit .haben.' 1. eig. (aus)gleiten. wohl
allg. ,Schl., zuo hauffen fallen, (col)labi, prolabi;
schlipfende, labens.' Fris.; Mal. .Gleiten, das ist sohl.'
Z Anl. 1701. a) von Personen. Heb Sorg, dassd'nüd
schlipfest Ap (T.) und weiterhin. /'■'■ bi" g'schUpft, Ant-
wort auf die Frage, warum man gefallen sei. S. noch
Bd VI 782 0. ,Als er im nachträtte. schupfte er und
viele.' 1465, Z RB. ,Als sy schier hinzuo konien, da
sye sy geschlipft, daz sy schier gevallen were.' 1472,
ebd. .Darnach sol man den hüeneren stägen machen
mit kleinen brätlinen an die wand geheft, die sollend
ein wenig rauch sein, als wärind es stafflen, dass die
hüener darauf geflogen nit schlipfind.' Vogelb. 1557.
.Der selbig schlipft ein wenig, das er fiel.' ThPlatter
(Boos). ..Auf ein andere Zeit hab ich da uf dem Felssig
ein dürre Urnen abghauwen und bin geschlipft.' ABösch
XVII. .Wie ein Gleisner so leiss nit kann gehen.
das er nit scblipfe. also ists auch diesem Schreiber
des Briefs gangen.' Anhorn 1623/9. ,[1634 ist] mein
Haussfrauwen ... vor dem Metzgertor, nach bei dem
Fussstäg. geschlipft (dann es wägen Rägens und darauf
erfolgter Gfrorst glatzend und schlipfrig war).' JGuler.
.Schlipfte das Pferd, stürzte ihn ab.' SihwE. Chr. 1752.
S. noch Bd II 1133 (Hälill); IV 735 u. 1270 (Welt-
Ban;,- VII 482 0. .Der fuoss tritt, schlipft'; vgl.: .Der
schl. wil mit dem fuoss, ist (wie) ein verachtete facklen
im sinn der rüwigen.' LLav. 1582 (übers, von Hiob
12,5); dazu in der Erläuterung: .wenn im ein fuoss
entschlipft.' .Mir die raach und widergeltung: zuo
seiner zeit sol ir [der Feinde Gottes] fuoss schl.. dann
die zeit ires unfals ist nach.' 1530/1667. V. Mos. .Mein
tritt bette gar nach gescblipfet.' 1530, Ps.; ,geschli-
pferet.' 1525; .geglitten.' Luther. ,Ein fauler zan und
schlüpfender [schlupf- 1525] fuoss.' 1530, Prov.; ,glei-
tender.' Luther. ,Fallere vestigiura dicitur locus lu-
bricus, den fuoss schl. lassen.' Fris. 1541. Bildlich
(vgl.2a): ,Sojemaudten der fuoss schlipfet.' Wurstisen
1580. — b) von Sachen. Der Strich schlipft uss ''em
Latsch üss G R ( T seh . ). 's wt-ni er us de" Hände" g 'seh Upft,
zB. ein Geschirr. Es hed g'schUpft. es ist Erde ge-
stürzt .\p(T.). Es schlipfet, es gibt Erdrutsche Schw
Muo. ; s. die Anm. .Daz im die axen an dem karren
ab enander schlipften.' 1424. Z RB. .Delapsa de mani-
bus arma ceciderunt. auss den henden geschlipft.'
Fris. .Was zerknitschet ist, das bleibet gern, wie du
es legest, aber die abgesprungenen [Knochen beim
Beinbruch] schlipfen gern ab einandern, haften auch
und heilen viel ungerner denn die zerstossenen.'
FWüRz 1612. .Soll Niemand an den Orten, wo die
Strassen seind an den Bergen, dass Holz dännen hauen
oder rüten. dardurch die Strassen schl. möchten.'
XVII./XVIII., ApI. LB. — 2. uneig. a) straucheln,
irren. Von einem Verseben. .Weitnow ist nicht das
Weitnow im Wiesental. als ich in meinem Epitome
gescblipfet.' Wcrstisen 1580. Vom Reden. .Es schlipft
oft einer, aber nit mit willen; dann war ist der, der
mit seiner zungen nie gefälet habe?' 1530/1667, Sir.
Moralisch. ,Der Herr Jesus hat gar wol gewüsst, wie
geneigt wir Menschen seien zum Schl. oder Fallen.'
JJBreit. 16-12. — b) 's ist-im g'schUpft, er hat einen
Misserfolg erlitten ScuHa. — g*-schlipft. 0ha (ohe)
g'schUpft! .Ausruf der Verwunderung, des Hohnes, zli.
wenn Jmd fällt, auch = weit gefehlt, daraus wird Nichts
GRChur, Landq., Seh.
Amhd. slip/en, latensivbiliiuug zu schliffen (Sp. 149); vgl.
Gr. WB. IX 745; M,<»rtiu-Lienh. II 470 (,schlüpfeii'l; Fischer
V 945. Die auf Anlelmuug an die Sippe schlvj,/- beruhenden
-ii-Formen treten gelegentlich auch hier auf, t. in lit. Schrei-
bungeu, t. in Angaben aus der lebenden Spr. (auch neben
-1-) ; s. oben unter 1 a und ver-, ent-, ««-, usen-stU. ; vgl. die
Anm. zu Schlipf II, ferner »chlipferig. In einzelnen Belegen
unter 1 b gibt sich das Vb. im Gegs. zum gewöhnlichen Ver-
hältniss. deutlich als Abi. von Schlipf zu erkennen ; damit
hängt zT. auch der Ausgang -e( in der 3. Sg. Pries, und Ptc.
zs. Eine Bed. .ablassen von, im Stiche lassen' (vgl. ah-schl.2a)
scheint an der folgenden syntaktisch verworrenen Stelle vor-
zuliegen: .Was sy [der schwäbische Bund] dem römschen
rieh weren schuldig, das wolten sy mit ereu gern gehorsam
sin und halten, aber von iren punt nit schalten wölten si
schl. lan mit gwalt.' JLenz um 1500.
ab-: 1. eig.. abgleiten Aa;,Bs; G; Scb; Th; Z und
weiterhin. I'* bi" a" der hdle" Halden abg'schlipft.
's Messer ist (-mer) abg'schlipft, beim Schneiden. —
2. uneig. a) sich unvermerkt, unversehens (zB. von
einer Gesellschaft) entfernen, von einer Sache (zB.
von einem unternehmen) zurnckziehn Aa; Th; Z und
weiterhin. Mit Dat. P. Werm-er-is nw nüd wider
abschlipft! seine Kandidatur zurückzieht. LSteiner.
.\uch: Einen im Stiche lassen, ihm untreu werden Z
(LForrer). — b) .abfahren', einen Misserfolg erleiden
Z (LSteiner). — ab-g»-schlipft. ,Tröst Gott die Ä-e"
(die Unseligen)!' GBern.. Rh. Trost Gott die Ä-e"!
de'' Letst ist en Öler g'sl", hät-scho" mögen abe"! RA.,
die gebraucht wird, wenn Jmd strauchelt GLicht. Helf
Gott den a-e" StGallere"! heisst es, wenn Etw. zu
Boden fällt und zerbricht. DXn. (oO.). — Vgl. Gr. WB.
I 105 (.abschlüpfen').
abe°-, in B -tschl-: hin-, heruntergleiten Ap; B;
Th und sonst. Doch hurtig schlipft er abe" drüf, von
einem Baum. ESchönexb. (Eschm.). D's Zangli isch-mer
numen abe"'tschlipft, vom Zahn des Rosses. FStatffer
1917. Uneig. ,N., wo in der Wahl auch abe°tschlipft
ist.' BiELER Tagbl. 1917. Nebe"t-abe" schl: .Einen
kleinen Fehler haben die Zählungsbeaniten von Fahr-
wangen gemacht. Beim Addiren nämlich sind ihnen
ungefähr die Hälfte der Einwohner der Gemeinde
nebetabegschlipft. Der Fehler wurde in Bern entdeckt.'
Zeitungsnotiz. — Zur Form -IsM- vgl. die Aum. zu ent-acM.
uine°-: hin- und hergleiten GPfäf. — a"-; ,an-
brechen', von einem Erdrutsch Ndw (Matthys).
e(n)t-, in Bs tw.; B tw. "tschlipfe" : 1. aus-, ent-
gleiten „Aa"; Bs; B; „VO"; Gl; Gr, so Av.. He., Nof.,
V.; L, so E.; GSa.; ScH (St."); ,S"; UwE.; Ndw; W;
Zg (St."); ,Z.'' Z"* bin entschlipft und due bin i**
z'Bode" g'hit GrAv. Der G'schidist cha"" e., winn's
recht glatt ist GSa. Am Sunntig het's Isch g'ge", da
bin-i''' ftschlipft Ndw (Gedicht). Es ist-mer e"tschUpft,
ein Glas aus den Händen BM., S. (AvKütte). A.: Er
[ein Naturforscher] Itäd g'said, er well Nätere" mit
hei"' bringe". B.: Potz Herrschaft! wenn' s-em nu" nüd
e"tschlipft sind! LSteiner. ,Habe er geschruwen: o wee,
0 wee! und inne gbeissen das Messer usshin züchen;
Das er tun wellen, es syge aber ime die Hand so vollen
Blut gsyn, das es ime allezyt entschlipft.' 1611, Z.
Vom Fuss; s. schlipfen la (Sp. 623 M). Bildlich; vgl. 2 b.
,Hab der genannt Kethass offenlich geredt, der ge-
nannten jungfrow Elsbethen sye ein fuoss entslipft
und hab ein kind bracht.' 1497, Z RM. ,ln meinung
aber, das sy daran [an seinem Ehebruch] nit di«
wenigist ursach. dann sy etliche zyt mit im nit frünt-
ti-J5
Schlapf, sclilepf, schlipf, schlopf, schlupf
626
lieh, aber andernial so unfrüntlich gwässen, das im
dis ändts ein fuoss entschlipft, das aber im leid.' 1548,
Z Ehegericht. ,I)ann habend gleich die allerheiligisten
menschen so guot sorg, als sy ieraer wöUind, so ent-
schlipft inen auss anerborner menschlicher blödigkeit
etwan ein fuoss.' LLav. 1582. S. noch Sp. 373o. —
2. uneig. a) entwischen, -schlüpfen. Von unbedachten
Worten BM., S. (AvRütte). 's ist-mer e"tschUpft. Si's
O'wüsse" hed-en g'schuUe", ist Ei"'m e" Lug ftschlipft,
in der alten Zeit. JBHaffl. 1813 (L). Von Personen.
,Im [Gott] mag nieman endrünnen. Entschlipft im
einer glych uss diser zyt, so hat er inn erst dort bim
har.' ZwiNGLi. , Damit sy in der bekanntnuss des
glaubens nit arglistigklich entschlipftind, sonder ge-
trungen wurdind zu bekennen die waaren wäsenlichen
Gottheit Christi.' HBüll. 1571. — b) entgleisen, sich
verfehlen, irren. Der g'mischt Chor het si" Sach wider
einisch t" der Or''ni"g g'macht . . . Die par HS'tschlipfte",
abah, die hei" nume" Die g'merkt, wo d's Stück b'chöimt
hei". LoosLi 1910. So u"flätig eHschlipft der alt Christi...
nit, dass er sich betrinken würde. Bieler Tagbl. 1917.
— Mhd. endlip/en; Tgl. Gr. WB. III 608 f. Zum Verstummen
des Vokals der Vorsilbe Tgl. etwa kjfiijtji'' «e"'/-), ent-
haupten (TliHw.; Z). Dass der urspr. SacliTerhalt nicht mehr
gefühlt wird, zeigen die Zsseu <tben-, itfi(en)-tschl.
er-ent ert-: l. = ent-schl. 1 Bs; B; Schw; S; Ndw
(Matthys). Mit Süfzge" het-si verzellt, wie-si ertschlipft
sig viit ''em Wasserchessel. JKeinb. 1901. — 2. ent-
wischen BsL.; vgl. ent-schl. 2a. — ver-eut vert-, in
L It Zyböri -schhq>fe": 1. = dem Vor. 1 AaF.; Bs; GRHe.;
L (Zyböri); G (Zahner); S (JReinh.); Th; Ndw
(Matthys); Z. Es Gämschi setzt über am obere" Band,
vertschlüpft mit de" hindere" Beine". Zyböri. S. noch
Bd VI 645 0. — 2. = ent-schl. 2a GF., G.; Z (Dan.). Es
ist-mer en u"rechts Wörtli vertschlipft GF., G.
US-, in Bs tw. -tschl-, in GRHint. (neben -i-); S
(JReinh.) -schlüpfe": 1. ausgleiten Ap; Bs; B; Gl; Gr;
SCH ; S ; Th ; Ndw (Matthys) ; W ; Z. Wo's so vil Isch g'ha"
het, dö isch-si üsg'schlüpft uf ''em Weg. JReinh. 1905.
Schlipf nüd üs, chlini Müs, sust lauff ich dir drüs!
Tanzliedchen. Kindergarten 1906. S. noch Bd VllI
1716M. ,Ausschl., elabi.' Fris.; Mal. — 2. = ent-schl. 2a.
,N., welcher als ein rechter Proteus sich in allerlei
Gestalten zu verstellen und als ein schlipferiger Aal
in allweg ausszuschlipfen ein Haubtmeister ist.' um
1700, Z. — Zu M-t>M. Tgl. die Anm. zu mt-schl.
use"-, in BG. -tschlüpfe" : 1. hin-, herausgleiten.
,Weh aber auch, wenn der gefrorene Stamm die ein-
geschlagene Spitze nicht tief genug eindringen lässt und
daher der Zeppi löslät, üse'tschlüpft oder üswirft! Bärnd.
1911 (BG.). — 2. uneig., = ent-schl. 2a. Von Worten:
Jfe" maint's nit bes [wenn man den Namen Gottes
unnötiger Weise braucht], 's schlipft Ai"'m halt e'so
Mse". A(Ehler 191'2. Von Personen: Wäre't Al's vom
Schnider verzellt, ist-er use"g' schlipft, d'Ströss ab zo
Möllers ab. JHirth 1916.
Ter-: 1. a) ausgleiten GG. — b), bei einem Erdbruche
zerfallen' Ap(allg.ltT.);GT.(s.Bd VI 1010 u.). ,[Wann]
wuotgessinen [1. ,-güssinen'?] oder erdbrüch kämint, da-
von ain weg verschliplty, den sond gmain nachburen dem
[Anstösser] helfen machen und wider ze buw bringen,
wenn er si dazuo beruoft.' GMagdenau Uffn. XV.
[Wer einen Zinsbrief errichtet und entweder das Pfand
aufgrund einer Schätzung annimmt] older es wil ainer
aim aus vertruwen ongsechen, und es kompt über kurz
Schweiz. Idiotikon IX.
ald lang zitt, das das pfand verschlipft ald siis nütguot
ist, und ainer weite erst dan komen und sagen, es ist
nüt gnuog pfand [so wird sein Anspruch nicht ge-
schützt].' 1548, Ap LB.; wiederholt 1583 (,dass das pfand
verschlipfte'). ,An N. in Heiden, welchem Haus, Stadel,
Mühle, Wald und Strasse verschlipft waren, 11 Fl. 6 Kr.'
1745, JJScHLiPFER 1839. Durch lange anhaltende
Regen- und Wassergüsse sei eine sehr grosse Zahl
von hochgelegenen Weinbergen und Gütern samt ihrem
Grund und Boden von ihrer Stelle weg , gesunken und
verschlipfet'. 1771, JGöldi 1897. — 2. uneig., verloren,
zugrunde gehn Ap (allg. It T.). E'"s om 's E'" ist-mer
verschlipft. — Vgl. Fischer II 1310. — Ver-schlip f ung
f.: zu Bed. Ib. ,Dein Besitzer der Hammerschmitten,
welcher wegen V. eines Wuohres oder sonsten etwas
Erdreichs bedürftig.' 1771, GBern.
g'-: = Schlipfen 1 (Sp. 622) Aa (H.); Zu. — üs-
g'-: = üs-schlipfen 1. Dö, g'rad vor ''em Hirsche" zue,
g'schlipft Eine von-ene" [den Sargträgern] üs. Messi-
KOMMER 1910. — nider-. ,Prolabi, fürsichfallen oder
-Schlipfen, n., niderfallen.' Fris. 1541; s. auch Schlipf la
(Sp.620). ,Prolapsio, das Fürsichfallen, Niderschlipfen.'
Denzl. 1666.
b"- (in W tw. -u"), Ptc. b'schliftV AI.: = schupfen 1
BHa., Lau.; PAl. (,sdrucciolare'); TB.; W (auch St.»).
,N. beslipft mit eim fuoss und viel in daz wasser.' 1379,
Z RB. ,Do sluog inn der Hans Rüedger mit dem swert-
balg schalklich an sinen hals, daz im we geschach,
und mit dem selben so beslipft er, daz er viel.' 1394,
ebd. — Mhd. heuhp/en. Zuui Ptc. l/lchliß Tgl. gsMifl uuter
nMupfen, dazu Braune S 362.
nid-sich-. ,Nidsichschlipfen, prolabi.' Fris.; Mal.
Schlipfer 1 m.: 1. eine Weinsorte, vom , Schlipf'
bei Riehen BsStdt. Achte"'vierzgertcird'ss%";i''' wette",
's isch Riechemer Schi. Breitenst. — 2. s. Schlupfer. —
ON. ,Schlipfersegg' ApUrn.
Hag-, Zün-Schlipfer s. H.-, Z.- Schlupf er.
8chlipferecht(ig): schlüpfrig; s. Bd VIlI 1406M.
,Schl-ächtig, lubrice.' Fris.; Mal. Unsicher: ,Schl-äch-
tige und falende tritt, titubata vestigia.' ebd.
schlipfere": = schlipfen 1; s. Sp. 623 M. und Bd VI
1495u. — Vgl. Gr. WB. IX 747 f.; Martin-Lienb. II 470
(,9chliipfern'): ChSchmidt 1901, 306; Fischer V 945 f.
schlipferig(aucli -pfr-) Aa, soHäggl., Z.; ApH., I.,
M.; Bs; B (auch Zyro); GRChur, Hint, Ths und It Tsch.;
G; Sch; Th; WMü.; Z, ge- AiSt; L; SchR.; SchwE.;
Z, schlüpf (e)rig Gr (Tsch.), p'- SSchön.: wesentl. wie
nhd. schlüpfrig. Syn. glatt I (Bd II 652); hdl (ebd.
1131; s.d.); schlipfig. 1. a) glatt, sodass man leicht
ausgleitet, vom Boden, Wege. allg. Heb Sorg, 's ist
schl.! En g' schlipf er ige' Bode". ACorr. ,Da wir vorher
nicht das Auge von unsrem schlipfrigen Pfad abwenden
konnten.' JvWeissenflüh 1850/1. S. noch ge-schlichig
(Sp. 15). ,Paludum lubricum, schl-er kat oder luuor.'
Fris. ,Schl. machen, lubricare.' Fris.; Mal. ,[Am
Hauenstein muss man] die geladnen wägen mit grossen
seileren über die gäben klimsen hinab lassen ... Doch
ist der rauhe stotzige weg in kurzen jaren also ge-
schlissen, das man sie one solchen behilfl" (aussgenora-
men Winterszeit, wann es schl.) herab bringen kan.'
WiiRSTisEN 1580. ,Ich [wollte] in nit gan lassen, kerte all
min Sterke an, [so] daz ich mit Jacob uif die schl. Brach
oder Feld fiele und er uff mich.' 1619, Z. ,Die schl-en
Seiten des Gebürgs.' Gbler 1625. ,Daruni vergleicht
die h. Schrift den Zustand des Gottlosen ... mit einem
627
Sclilapf, sclilepf, schlipf, schlopf, schluiif
628
schlipfrigeii Eiss.' AKlisgl. 1ö91. ,Der glatte Gunst
viller Juiigfrauwen ist ein zerbrücliig, schlipfrig Eiss.'
XVII./XVIII., LiKD. S. noch Kd VII 5'25M.; VIII 1700 u.;
Sp. 622. — b) beim Anfassen leicht entgleitend, zB.
von Fischen Bs: Gr; Siu; Tb; Z und weiterhin. ,üiser
[Vogel] hat zän in seinem schnabel, welcher als ein
Sichel gestaltet ist, mit welchen er die schlipfrigen
hälen fisch behebt, als äl und dergleichen.' Vogelb.
1557. , Neunaugen ... Ist ein angenelimer delicater
Fisch, schl. und schwarz.' EKöniq 1706. S. noch
Sp. 548 u.; üs-schlipfen 2. Bildlich; ,Es ist oft der und
diser Meineid so augenscheinlich, dass man ihn mit
Händen greifen muss, aber er ist auch so schl., dass
ihn Niemand fassen kan.' JMüller 1673. — 2. in uneig.
Bed. übergehend, a) unsicher, bedenklich, gefährlich.
Hüttigstags ist's Prozidiere" üppis Schl-s. ELeüthold
1913. ,Auf einem schl-en Fuss, schl. stän' uä. ,Wie
kützlich nnd schl. diser handel stände.' 1572, Brief
(TEgli). ,Wo Gerechtigkeit regiert, da haben die Re-
giment einen steilTen Fuss; wo si dargegen hinkt und
sinkt, da stehen die Regiment schl., auf der Gnepfe,
und mögen sich des Fahls kaum erwehren.' FWyss
1673. ,Von unserem gemeinen Amtsmann zu Baaden
ist . . . uns . . . vorgestellt worden, auf was für einem [!J
schl-en Fuess der loblich zu Baaden regierenden Orten
Collatur-Recht [zu AaZ.] von . . . dem Herrn BischolTen
von Constanz gesetzt werden wolle.' 1725, Brief (B
an Z). ,[Pfr. N.s Haushaltung] stehet eben jetzt
schlüpfrig.' 1790, Z. ,Schl-er' Zustand: Ob aber in
dem Schreiben an Genf des .schlüpfrigen' Innern Zu-
stands dieser Stadt gedacht werden soll, darüber
wünscht Bern Zürichs Ansicht zu vernehmen. 1737,
Absch. Gefährlich, verführerisch: ,So befindt sich der
Kostnitzer Bezirk [zur Zeit des Konzils] unter der
Herrschaft der schlüpfrigen Venus.' Helv. Kai. 1780;
Übers, von: sub lubrice luxurioseque Veneris damna-
tione [!]. — b) hinfällig, vergänglich. ,Vfir hiebei
auch in gedachtung gefüert, das menschlich Vernunft
hinfellig, schl. und solche hendell mitler will in
vergess gestellt werden möchten.' 1576, Z (Grenzbe-
schreibung; spätere Kopie). Der Vogt empfiehlt dem
Abt, sich über das Versprechen der Bernanger eine
Verschreibung geben zu lassen: ,dann ire wort (Sind)
häl, die werk gar schl. und abfellig, glich vergessen.'
1592, JGöLDi 1897. ,Die Gemeind hat sich zum öfteren
beklagt und gepeteu, weilen alle Menschen sterblich
und die Gedechtnus sohl., das man wollte zwei gleich-
lautende instrumenta aufrichten.' 1672, AxWett. Arch.
— C) ränkevoll, falsch SchR. 's ist en Schl-e'^.
,Der fyend ist stark und schlipfrig und krümpt sich
in tusent bück.' Zwingli. ,Und als aber der anschlag
was gemacht, uf Jennow zeziehen, legt sich der babst
darin, die bed herzogen mitenandren zuo vertragen,
das siner schlüpferigen heilikeit von Eidgnossen ward
vergont; und also so ward gemachter anschlag un-
nüzlicb, ja vast schädlich, gar versumpf und zuo nüt.'
Ansb. — Mhd. Mp/eric; vgl. Gr. WB. IX 746 f. 8+6/8 ; .Martin-
Lienh. II 471 : Fischer V 946. Zur «-Form vgl. die Aura, zu
tchUjifen (Sp. G'24); bes. in lit. Quellen kommt Einfluss der
Gemeinspr.in Frage. ACorrodis einmaliges (;'»iiiii//<rii(/ (BDorf-
kal. 1888, 69) gegenüber dem sonst bei ihm Üblichen j'scWyyerii/
hängt viell. mit dem Druckort zusammen.
ab-: abschüssig. ,Auf a-en und ringsweis härumb
mit gehen Schrofen von Natur befestneten Bergen.'
Gdler 1616. , Durch des Bergs a-e, hangende Seiten.'
ebd. ,Der Namra Haldenstein langt här von der alten
Veste, die ein wenig im Berg oben auf einem ab-
schlipfrigen und haldenden Stein oder Felsen ligt.' ebd.
häl-: glatt. ,Er begegnet allen den Fragen, die
man ihm fürgewortfen, mit solcher Redkunst, dass,
wo sichs Hesse ansehen, er wäre verstrickt nun recht
wol, er dennoch sich heraus gehauen wie ein h-e
Schlang.' 1641, JJBreit. — Tautologisch.
b«-: schlüpfrig, glatt BHa. — Zu he-mMipfen (Sp. 6-26).
Schlipferigif.: Schlüpfrigkeit(im eig. S.) B(Zyro).
Schlipferigkeit f.: = dem Vor. ,Welicher ge-
burtglider ir gebürliche reinigung zefücht habend ...
den natürlichen somen von wägen sölicher schl. nit
behalten mögend.' Rüef 1554. ,Erstlichen trägt sichs
oft zu, dass in der Geburt ... die Gebärmutter gar
trocken wird und ohne Feuchtigkeit ist, ihre rechte
Schlipfrigkeit und Glattigkeit (die zum Gebären auffs
Höchste nötig ist) nicht hat.' JMdralt 1691.
Schlipfi f.: = Schlipf II 3b, Schlipfen (Sp. 621. 622)
B (Zyro). ,0b schlipfinen in die gassen oder straussen
kemint, die den anstössern zuo swer wärint, so sol
ain gemaind inen helffen.' GMuolen Offn. 1467; ähnlich
noch oft (s. Bd V 845u.; G Rq. 1903, 220. 359. 868.
388.401.420.525; 1906,244; SchaubergRq.il 67). ,Wo
aber erdbrüstinen oder schlipflnen oder wassergüssinen
die weg zergangtint.' GFlaw. Offn. 1472; ähnlich
GRq. 1903, 597. ,Wan Schlipfinen oder Sümpfinen
in denen Landtstrassen fürohin sich ergeben, so solle
es die ganze Gmeindt einanderen helfen machen.' Th
Hemmerswil Offn. 1711. — In OXN. (uur so bei Fischer \'
94.i). , Schlipfe' BRüscheg?. , Schlipfi' GOberstetteu. .Schlupfi'
AaSeon.
Erd-: = Erd-Schlipf (Sp. 622). ,Wa aber erd-
schlipfinen oder wassergüssinen die weg zergangend
[vgl. das Vor.].' GZuckenriet Offn. 1543. — Sehne'-:
1. = Schn.-Schlipf (Sp. 622). ,Uie zweite Gattung von
Lauinen, die durch das Losreissen einer grossen Schnee-
masse entsteht, heisst Schlag-, Grund- oder Schloss-
lauine (auch Schneescblipfe).' OßGem. — 2. = Schn.-
Schhifflla (Sp. 147). ,Was inheldy [s. Häldi f. Bd 11
1180] der bergen ist und schneeschlipfin hinin, ge-
höret in den gerichtszwang in Rindal.' GRindal Offn,
1484, — • Stei"-. , Steinschlüpfe, Steinriesen heisst in
der Schweiz, wenn ganze Lasten von Steintrümmern
durch vielen Regen und Wind ins Glitschen geraten
und über die Bergwände ins Tal hinabgleiten,' Ebki
1801; darnach St.«
s c h 1 i p f ig, in Gfi.Ca.st. schlüpfig I: l.a,).=schlipferigla
AaZ.; Ap(T.); GaCalfr., Oast, He.; ScHR.,Schl.; UwE.;
WVt.; Si.» Heb Sorg, es ist schl! SihR., Schl „Ein
schl-er Weg." ,Schl., häl, glatt, lubricus; schl-er
wäg, via lubrica.' Fris. (auch 1541); Mal. — b) =
schlipferig 1 b. , Lubricus anguis, hall und schl., also
dass sy eim auss den henden entwütscht.' Fris. —
2. a) = schlipferig 2a. .Lubrica adolescentia, darin
einer bald gefält hat, schl.' Fris. — b) = schlipferig 2c.
,Es kan nieman gnuogsam sagen, wie glychsnery so
ein schl-s laster ist, wie es die Stirnen und angsicht
fry entdecken und das grauet heimlich vertecken kan.'
GBiNDER 1526; lat. est hypocrisis lubricum ac versutnm
malum. — Mhd. «/iy/«-,- vgl. Gr. WB. IX 748. Zu icMüpß^
vgl. die Anm. zu nchUpfen (Sp. 624).
ab-: = ab-schlipferig (Sp. 627) GRPurna (Tsch.).
,Auff solchen hohen, gäben und a-en Schrofen.' Güler
1616. — hin-: = schlipferig 3 b (Sp. 627). ,Wann
Sclilapf, sclilepf, schlipf, sclilopf, sclilapf
630
der menschen leben kurz ist, ir gedächtnus h.' A.XVI.,
AiWett.; Übers, von .memoria labilis' (Z ÜB. III 166).
Schlipfni f.: Butter AAHäggl. (Hausierer- und
Vagabundenspr.).
Schlopf I m.: Tier, das immer abseits der Herde
geht Uürs. Vgl. Schlupfen II.
schlopf e", 3. Sg. Praas. und Ptc. -et: = schlössen a
(Sji. 620). a) „nicht genau einpassen, übel schliessen
BO. Die Schuhe schlopfen." — b) von Personen, in
zu weiten, nicht eng anschliessenden Schuhen einher-
gehn BAmt Buren. — Vgl. a.hlu/en mit Anm. (Sp. 179);
H,hl.,i,i,tn (Sp. CID.
Schlopfi m.: 1. a) Mannsperson, die in zu weiten
Schuhen einhergeht BAmt Büren. — b) ,ein ehrlicher,
gemächlicher Mensch' B (nicht näher bestimmbar).
Schlopfli'g m.: = Schlopfi-Schueh (Bd VIII 484)
BGr.
Schlopf II m. ,W", soYt, Schlopfaf. WLö., Schloff
m. GSev., We.; ScHwE., Schlöffe" m. AaF.; aScHw,
Muo. (PI. -0-), f. UwE.; U, Dim. SchlopfjiW. Schhpfli,
■ili Ndw (Matthys), SchlöffU aScBW, E., Muo.; ZF.,
Schlüffeli aScHW, G., Muo.: 1. a) „enger Kaum", Sclilupf-
winkel, zB. in einem Hause aScHW, Muo.; Ndw (It
Matthys Dim.); UwE.; „W-Vt., Winkel. Ecke AaP.;
ScHW (so in einer Stube); U. De chonntist aiC'' im-
ene" Schlöffe" stille'' hocke", de müestist nid eisder
umenandere"figge" ! AÜcayi . ,Es sollen auch keine Spinn-
hoppen in den Winkelen sein, kein Güsel in den
Schlöffen.' ScHwBr. Bartlispiel 1829. Für das Spiel
SchlöffU, SchlöffU in allen Egge" besetzen vier Spielende
die Ecken der Stube, während das fünfte sich in der
Mitte aufstellt. Auf dessen Kuf SchlöffU, Schlöff'li
«s allen Egge"! haben die Viere ihre Plätze zu
tauschen; gelingt es dabei de'iii in der Mitte Stehenden,
einen Winkel zu gewinnen, hat das leer Ausgehende
dessen Rolle zu übernehmen aScnw. Auch eine vor-
springende Ecke U (PfrMüller). In e" Schlöffe" use"
stä"; Eine" in e" Schlaffe" use" stelle", dricke". —
b) Winkel zw. Dach und Dachboden ZF. (Dim.), Dach-
raum für Reiswellen usw. GSev., We. Gang i"'s
SchlöffU ufe" und hol e" par Blitz abe"! ZF. — c) enge
kleine Wohnung AaF.; SchwE.; U (PfrMüller),
(Dim.) kleine schlechte Wohnung armer Leute W
(Tscheinen). Nid e'"niäl en eigni Schlöffe" ha", sehr
arm, heimatlos sein U (PfrMüller). Heiwili [Name],
findst kei" eigne" Schloff, dl" Bäsi lit im Chil'^e"hof.
MLiEKERT 1913. — d) enge Schlucht zw. Felsen, Ge-
stein usw. UwE. ,[Weil Herkules und seine Begleiter]
von Überlast des Schnees verhindert worden weiter
zu ziehen und in den innersten Schlöffen der alp-
gebürgeten Täleren müessen bleiben.' J^g.Tschddi,
Gallia; vgl. die Anm. — 2. Augenwinkel AaF. Strich's
gäg ^em Schlöffe"! zu Einem, dem Etw. ins Auge
gekommen ist. — 3. a) Abteil im Stall für ein oder
I zwei Stück Vieh WLö.; Syn. Under- Schlacht (Sp. 23).
1,Als N. dort das Vieh verpflegte, wollte er sich in die
erste Schlopfe bei der Türe hinsetzen.' W Sagen. —
b) Stück Wiese oder Weide zw. zwei , Gutem' (Stein-
haufen) oder Erdhügeln WLö. — Alul. ü-Mn/n., lustrum
(feranim) ; nihd. »/o;y', Sclilupfwinkel, auch Schlinge; vgl. diis
syn. achlu])f(en}. Bei Acg.Tschiidi unter 1 d könnte auch
,schluff' vorliegen, da ,ö' und ,ü' leicht verwechselt werden;
Jas Gleiche gilt für Berg-ScM. Schlage" f. UI., Chatze'-Sehloffe"
f. UAtt,, Güternamen. ,Schlöfli', Häuser SchwFreienbach.
Ofe" Ofu"-Schlopf m. „W, so Baltschieder, Vt.,
Ofi"-Schlopfa f. WLö.: a) „Loch, Öffnung, die zw. dem
Ofen und der Wand durchgeht W", Raum zw. Wand
und Ofen WBaltschieder (JHunz. 1900), Winkel hinter
dem Ofen WVt. Syn. (vgl. JHunz. 1910, 41 f.) Hinder-
Ofen (Bd I 111). Ofen-Eggli BPieterlen (.THunz. 1910,
41), HeUSh (Bd II 1137), Ofen-Chlupf, -Chrucken 2,
-Chratz, -Chrutz (Bd III 684. 807. 928. 938), -G'-lotz W
Fürgangen (JHunz. 1900, 217), -Sims, -Sitz (Bd VII
995.1728), Schlupf 2 b^, Ofen-Schmugg, -Schroten,
-Stegen, -Tritt, -Winkel — b) Ofenröhre WLö. Syn.
Bör4if, Ofen-Börb (Bd VI 1231. 1234). — Auge°-
Schloffe" m.: = Schlopf 112 AaF. — Berg-: Bergkinft,
-Schlucht. ,Sie [die Druiden] lehrnen die Edleste unter
dem Volk vielerlei Dingen heimlich und oft 20 Jahr
lang in Hölinen oder an heimlichen verborgnen Berg-
schlöflinen oder Winklen.' /Eg.Tschüdi, Gallia.
„Schiopfer m.: Handschuh, worin man beide
Hände einstecken kann W"; Syn. Schlujffer.
Schlupf AAWohl. und It H.; Bs; B, so E., G., K.,
M., Si. (IniOb.); „Gl", so Engi; GRObS. und sonst;
L It St.' und St.*, E.; ,G"; ScH It St.'', Schi.; ScHW
E.; „Th", so Hw., Tag.; Ndw (Matthys); Zg (St.' und
St.''), Schluff (bzw. -o') Ap; GbEngi; GRHint., Ig.,
Malix, Pr., Seh., UVaz; GMs, Rh., T.; Tb (Pup.):
,Vw\ ZDättl. — m., PI. -ü- (bzw.-i-), Dim. SchUpfU
bzw. -ffli, in GsCast., Ig. Schlüffji: 1. Ort zum Durch-
schlüpfen, enger Durchgang Bs (Spreng); Gr; Ndw
(Matthys), zB. ein enger Gang zw. zwei Häusern GuCast.
(Dim ), Ig., Pr. Es hed de" Schi, funden, von einem Tier,
das irgendwo durch ein Loch hindurchschlüpfen konnte
GRig. Von Lücken im Dach, die den Regen durch-
lassen: [Ich muss] CS par Miisele" ze Schindle" zer-
spalte", denn d's Wetter chund a"fa" bode"wacker dür''' es
par Schlaff' vam Tach a'her. Scbwzd. (GRPr.). In der
Spr. der Antiquare allg. von engen (oft geheimen)
Durchgängen in (Burg-, Stadt-)Mauern, auch im Innern
der Häuser. ,Eine besondere schmale Zugbrücke ...
vermittelte den Zugang zu dem kleinen Eingang
(,Schl.')fürFussgänger.'Z Ant.Mitt.l893(Beschreibung
der Burg Rapperswil). .[Beelspriester:] Yeder syns
huses schl. bewar. Daran stadt unser glück allsand.
Dann werdend dise schlüpf erkant, so ist es gwiss-
lich mit uns uss.' SBirk 1535. ,Küng: Kurzurab, ir
[Priester] sönd mir zeigen an, wo ir die schlüpf inn
tempel band, durch welche ir znacht ynher gand ...
ich sag, ir band ein heimlich tür. [Der Oberpriester
gibt zu:] Hie underm altar ist ein gang.' ebd. ,Cyrus:
Du bist in der statt gsin so lang, weist nienen kein
heimlichen gang? Spächer: Ich hab erfaren manchen
list, als vil mir müglich gwesen ist, aber derglych
kein schl. vernommen, dardurch wir heimlich möchtend
kommen, es wäre dann durchs wasser fort, da d statt
ist offen an dem ort.' JMurir 1559. ,[Belsazars Ge-
mahlin träumt: Schlangen uä. kamen aus dem Euphrat]
und habind die ganz statt yngnon, vil lüt verschluckt,
vergift dermassen, dass alle hüser, schlüpf und Strassen
[voll] todtner, zerrissner cörplen lagen.' ebd.; kaum zu
2a. .Weil sie aber den heimlichen schl. [einen unter-
irdischen Abzugslfanal] nit wol verseilen, ist er an
vil orten widerumb eingesunken.' Wurstisen 1580.
, Etliche drang die forcht so stark, dass sie durch die
Wassergräben unter dem eisernen gerämbs und für-
schiessendeu gättern mit schmerzen sich herauss-
C31
Scblajif. schlepf, schlipf, schlopf, schlnpf
632
zwangen, welchen sclil. Hans Isenflamm, der stadt-
fändrich, den seinen gewiesen hat.' Zwinger 1586.
.Dann er ihren Siebnen Anleitung gäben, wie sie
heimlicher Weise durch verborgne Schlüpf zuo ge-
wisser Zeit in das Schloss kommen möchten.' Gcleb
1616. ,Wann Jemands ... über der Statt Ringmur
binusstygen, springen oder sonst durch Schlüpf und
Löcher sich hinusslassen wurde, ein sölicbe Tat soll
für malefizisch glialten [werden].' 1623, ÄAZof. Gerichts-
satzg. .Wo aber das Gems zwischen dem Jäger und
dem Felsen einen kleinen Schi, findet, da dringt es
sich hinein.' JJSoheüciiz. 1706. .Endlich wollen sie zu
diesem oder jenem Krinnlein und Schlüpflein durch
die enge Hiramels-Pforten in das Leben durchschleichen
können.' JJÜLR. 17.33. S. noch Bd IlI1146o. Mit Synn.
(Dem Wind) ScMuff und Weg ge"; s. Bd V 1088u.
AllriJ Schlüpf [Schlüll GRig., Hint., Malis. Pr., Seh.)
und Gang wüsse" (kenne'J, überall durchkommen, alle
Scbleichwege kennen, zB. von Schmugglern, Jägern,
auch Nachtbuben; oft uneig. Gr, alle Familien-
verhältnisse im Dorf kennen, ein geriebener Kerl sein
GRMalii. Bildlich. , Er wirt wol ein schlupfli finden,
das er engat, vias novit, quibus efFugit Eucrates.' XVL,
Sprw. ,Huobend an wider pension, miet und gaben
ratschlagen und, doch nit on ein schl., beschliessen,
ouch mit dem schwert zuon misstätern grifen.' Ansh.
,Er hat der weit den angel gleit, mit stricken alle
schlüpf vermacht, damit er disen hirzen facht.'
HvRüTE 1546. , [Klage Michals, als Saul zur Hexe von
Endor aufbricht:] 0 vatter, vatter, gwüsslich gwüss
wirt dir Gott nimmer schenken diss, das du so gott-
loss und vermocht bist und all schlnpf und winkel
suochst, David mein mann zuo bringen nmb.' Holz-
wart 1571. ,Wenn wir kein schlüpfly nienen findent,
dardurcb wir dem leiden entfliehen mögind, söUind wir
nicbts desterrainder nit verzweiflen.' LLav. 1582. ,Der
entchrist und die gottlosen vermachend alle schlüfile,
dass der wind des göttlichen worts nienen under
sy komme.' ebd. Insbes. a) Öffnung zum Hinein-,
Durchschlüpfen an Kleidungsstücken, so Hosen,
Schuhen. Strümpfen Bs; ThHw.; Syn. In-Schlupf. —
b) enger Durchpass im Gelände GRÜast.. Pr., „Schlucht,
bes. eine schmale, doch lange Vertiefung, zB. an einem
Berge, Felsen Vw." D' Schaf gand-is [uns] albig dert
ohne" dür''' den Schluß' ous GnCast. In der Müsfalle",
wie-me" dem engge" Schluff' [einer durch Lawinen ge-
fährdeten Stelle bei Felsenbach an der Hauptstrasse
des Prättigaus] guet säge' chönnti. Schwzd. (GnPr.).
,Als ich vernim, band si bi Ülten an einem slupf
herinbrechen wellen.' 14*48, B AM. ,Das sloss Vamerkü
... woltend wir wider gewinnen; denn es in einem
slupf lyt, dass es beschlüst den berg und den see.'
1476, Bs Chr. ,[Bern fordert von Savoyen, dass der
Lamparter] geng durch die schlüpf der bergen, die
unsern vordem zuo getrüwer bewamng nit minder
dann ir eigen muren erschossen sind, gewent werden.'
1474, DScBiLL. B. ,Engadiner und Munstertaler, denen
der nächsten Bergen herumben Schluß', Weeg und Gang
am besten bekannt waren.' Sprecher 1672. .[Die
Österreicher flohen] durch des Bergs Schlüpfe auf
Nauders zu.' ebd. — 2. a) ohne die Möglichkeit scharfer
Scheidung vom Vor., (enger) Kaum, in den man
hineinschlüpft, Schlupfwinkel, Versteck (im Hause
oder im Freien) AAWohl.; Ap (T.); Bs It Spreng
(,Schlupfwinkel'); GLEngi; GRObS., UVaz; GMs; Sch
Schl.: Th (Pup.); Ndw (Matthys); ZDättL, S., auch
spez. = Chobel II (Bd III 109) Ap (ältere Angabe). ,Er
hat den Schluff gefunden', von einem Diebe GrDVez;
auch im Versteckensspiel der Kinder, ebd. Die
[Wespen] u-ei"-mer de"" üstribe" ns irem SchL! Alpen-
rosen 1915 (B). ,[Die ,in die hülinen der wüeste' ge-
flüchteten Juden, die aufgefordert wurden, herauszu-
kommen] gabend kein andre antwurt, sy wurffend
auch kein stein in sy [die Soldaten des Antiochos]
noch bewartend sy ire heimlichen schlüpf.' 1530/48,
I. Make.; griech. oüSe ^vicppagav xou; xpucfous. ,Schl.
oder lang gegraben loch, cuniculus; schlüpf, da die
tier sich enthaltend und ruowend, cubilia ferarnm,
cavus etcavum, cuniculus, latibulum, latebrfe ferarum;
ein ort vol hülinen und schlüpfen, locus latebrosus;
fleissig und alle schlüpfle ersüochen, rimari; du hast
ein wunderbar schlnpflin troft'en, te mirificara in late-
bram coniecisti.' Fris.; Mal. ,[Die Kaninchen] wonend
ein die löcher und schlüpf, so sy inen selber grabend
under den boden.' Tierb. 1563. ,Bei der nacht facht
man sy [die Groppen] one arbeit bei dem monschein,
zuo welcher zeit sy ire schlüpfle und stein verlassend.'
Fische. 1563. ,Die Findt [haben] alle Schlupf und
Ort umb das Closter mit Späch undt Wachten flüssig
[fleissig] umbiegt.' RCys. , Welche in disem Zug dem
Theodosio entwütscht, die haben sich in unwägsame
Einöden und heimliche Schlüpf des Schwarzwalds
verkrochen.' Guler 1616. .[Die Helvetier wurden]
durch die Wald, auch grad in Hölinen und Schlüpfen
erschlagen.' ebd. Die in die Hunderte sich belaufenden
.Stände und Schlüpfe' [der Fische] in der Aare.
1673, Türler 1895. ,Latibulura, Hole, Schl.. Kluft,
Schlieff'winkel.' Denzl. 1677. 1716. Übergehend in die
Bed. Unterkunft, Obdach, Wohnung. En Schl. ha".
Wo hat acht De'' sin7i Schl.'^ TnHw. ,In dem haus
hat keiner platz oder ja ein klein schlnpf-
lin.' LLav. 1587. Es Schlüfpjfli finde". I«* wirdef
wol na''' neime" es Schlüffli finde"! ZDättl. Imetur
so e" Tribel inne" wär-i''' bim Eid ni'imme'', 's war
goppel aw'' amene" anderen Ort no''' öppen es
Schlüffli z'finde"! ZG. Und jedes Pärli ziehd davo"
tvie narchtig — doch, wo untercho"'? Wo iez es Schlüpßi
finde"? PHexg. 1836. .[Ei]n schlupfli finden, reperire
rimam.' XVL, Sprw. Jmd ,ein Schlupfli' geben oä.
,[Eine Lehrgotte bittet, ihr] in dem Haus zu StJacob
etwan ufFder Winden ... ein Schlupfli zu vergünstigen.'
1693, Z. Insbes. „kleine, geringe, unansehnliche
Wohnung Gl; L; Te" (auch Dim.), , kleines Häuschen,
in das man gleichsam schlüpfen muss L; Sch; Zg'
(St.''), kärgliche Wohnung armer Leute TaTäg. Da'
ist jo blös' en Schl. vo"me" Hüs, von einem kleinen,
engen Hause ThHw. 's hed Hängen a«'* si"s Schlupfli
erst g'reneviert und g'flicTct [gehabt, als es brannte].
JBHaffl. 1813; erklärt als .kleine, schlechte Wohnung'.
,Wer hätte sie nicht gekannt, das Wallerbabeli und
seine Schwester Mareili! Seit 50 Jahren wohnten sie
im gleichen Schl. drunten in einem Hintergebäude am
Gütsch.' Vaterland 1905. Neimen andersthi", so mue"- j
me" nüd im alte" Schl. verroste"! Ander Lüt, en andri 'i
Gege'd! EEschmann 1916. .Quamvis parvis Italioe late-
briscontentus essem, ich wärezefridenan einem gottgeb
wie kleinem schluff Italie, ich wäre an einem schluff j
Italie zefriden, wie klein er loch wäre.' Fris. 1541. 1568
(.schlüpfle'). .Der schl.. heimliche wonung, latebra,
latibulum.' Fris.; Mal. .Für das ander sygind der für-
i
(533
öchlapf, sclilepf, schlipf, schlopf, schlupf
köuffleren ... vil, die nebend dem samenthaften ver-
kouff der schabzigeren den einsamen kouff bruchind und
benantlichen meererteils inn alle schlüpf und winkel
der landschaft genistet und usserthalb dhein kilwi,
hochzyt ald jarstag verschyne, daran sy ir waar, die
schab- und ander ziger ... nit feil büttend.' 1582, Z.
,So er aber der sach nachfragte, funde er, das das hus
ein kleins schlüpfli were.' 1586, ebd. ,[Luther:] Myn
laben hab ich zuogebracht in kleinen schlüpfen one
pracht, bin in die künigshöff nie kon, da ich solt
titel glernet han.' JUGrob 1599. ,Das Sehulhauss [zu
ZElgg] könte ein Wohnhaus sein, wann mau Vill yer-
bouwen wölte. Dissmahlen besitzt es des Schul-
m[eiste]rs eltister Sohn in einem geringen Kämmer-
lin und Schlüpflin.' 1672, Z. ,Uu [Gott] wilt wohnen
in dem Hauss der Gleubigen, in dem engen Schlüpflein
unserer Seelen.' AKlingler 1688. ,NN. hat in seinem
Schlüpfli überall Nichts als eine arme Frau mit 4
hungrigen Kindern.' 1692, HMorf 1896. — b) Be-
zeichnung bestimmter Räume, a) Winkel zw.. Dach
und Dachboden (und Dachkammerwand), Dachboden
übh., als Aufbewahrungsort zB. für Laub (s. Laub-
Schi). Kleinholz, alten Hausrat uä. Ap; GaL., Rh.
(so Widn.), T., auch allgemeiner: enger Raum in Haus
oder Scheune zur Aufnahme alten Gerumpels GNessl.
(EFeurer). [Vater, sich zur Alpfahrt rüstend, zu seinen
Buben:] lez gö''-mer [= mir] weidli''' de't uf d'Kemi-
diu iife' und holind d' Kammseiler und Kamme" . . .
d' Schelle" ne""nd (/•'ad aw'' ahe" . . . si hangend im
Schluß' hine", undrem Dach oben a" der Stang. JJliriL.
Onder Obe"ts bin-i''' he"' ond ha" ap ''ein Schloß' aben
eso e" rötschi stauberegi Beistäsche" g'holet. JHartmann
1912. ,Da [in meinem elterlichen Hause in GT.] waren,
dass ich gleich vom Erdgeschoss unters Dach springe,
heimelige und unheimliche Dachstuben, Schlüfl'e und
Winden, in denen es ganz entschieden nicht geheuer
war.' BiRNSTiEL 1916. En Schloß' voll Raritete", alt
Pfanne", Plonder ond Bostv'g. Ap Kai. 1922. —
P) ,Schlupfwinkel zw. Ofen und Ruhebett (Gütsche")'
Ap (T.); vgl. auch JHunz. 1910, 42. Synn. unter Ofen-
Schlopf (Sp. 630). — Y) = Under- Schlacht 1 (Sp. 22;
s. d.). — 3. a) Mieder BG. — b) Muff Aa (It H. und
Rochh.); Bs (Dim.); B, so E., K., S., Si. (ImOb.), Stdt
und It Zyro; L, so E. und It St. und St.""; ,G; ScH";
ScHwE.; ,Zg" (auch St.""). Synn. s. unter Schlaiiff 3b^
(Sp. 120). ,Es war kalt, die Kirche ziemlich leer, von
den Wärmemitteln, Mänteln, Schwals [!], Wärmpfanne,
Schlüpfen usw. weiss man auf dem Lande noch wenig.'
GoTTH. Chindli. chitmm ! Da nimm di"s warme Schliqtfli
und bind's Hahtüechh um ! EWcTERiCH-Muralt. S. noch
Fuess-Sack (Bd Vll 620). Rätsel vom Schi: Ringsum
Hör drum tmd e" Mocke' Fleisch drin Aa (H.). ,Ein
weiser Schi, mit gleichfarbiger Ceintüre', Bestandteil
der ausdrücklich als männlich bezeichneten Tracht
des .Affenkleidträgers.' 1752, B. ,Wir verbieten den
schwarzen Fuchs, Zobel, Hermelin, fremden Marter
und dergleichen Pelzwerk ausgenommen zu Schlüpf,
Palatinos und Kappen zu tragen.' B Mand. 1767. ,Der
Schluf, die Muffe.' Zscuokke 1797. S. noch Palatinen,
Baref (Bd IV 1147. 1443 M.).
Mhii. shtp/, aluf(-ffeii) ni., das Schlüpfen, Schlupfwinkel ; Tgl.
Gr.WB. IX 809. 839/4 l;Martin-Lienh. II 455 (Schluß). 469;
ChSchmidt 1901. 306; Fischer V 960 f. (auch iu Bed. 3b), so-
wie das syn. Schlopf II. Das Nebeneinauder von Schlupf:
Schluß erklärt sich wie ."Schlipf: Schliff (s. Sp. 6'22). In ONN.
.Schlupf BBolligen (Engpass), Diesbach (Haus), Gadm. (Haus),
Gerzeasee (Haus), Längenbühl (Haus), bei Meir. (an der
Hohfluh), S., am Wetterhorn (,ini Schi.; äusserer und innerer
Schi.'). ,Schlupf-Matte' BLüscherz, ,-Wald' BHermigen.
,Schluf-Weg' ZKlot. .Schlüpfli' BG. (Haus). Dazu wohl der
Familicnn. ,Schlu(p)fer'. ,Hernians seligen Sluffers eliche
tochter.' 1355, GK. ,Ruodolf Schlupfer.' 1431, ZRB. Hieher
auch (?) ,Jenni S(ch)liltfe.' um 1390, Schw (Gl Urk.). - Die
Zssen entsprechen tw. den betr. Zssen von achUeffen
(Sp. 161 ff.), parallel den Bildungen mit -schlauff (Sp. 120 ff.).
0{e'-Schlupf: 1. a) Öffnung ober dem Ofen (= O.-
Loch 3 Bd III 1022) ThHw. — b) = O.-Schlopf (Sp. 630)
GDietfurt. — 2. ein Backwerk, wohl = O.-Chüechli
(lid III 134). Jez choche'd-mer dann aber att''' 's ganz
Mari Chübler [ein Kochbuch] dur'''e": Biftegg, Forelle",
Ofe"schlupf vo" Heidelbergermurre". LSteiner. — Zu 2
Tgl. Schwab. Ofen-Schlupfer, Auflauf aus Milch, Wecken und
Eiern (Fischer V 45).
1"- {In- BSi.) in ApK. (T.) -Schlo'ff, Dim. In-
schlüpfli BR.: 1. Öffnung, durch die man in Etw. hinein-
schlüpft. An Kleidungsstücken (Rockärraeln, Taschen,
Hosen, Schuhen) Ap; SThierst. ; Z. Die Schueh händ
en änge" I. Z. ,[Es wird beantragt] hinfüro alle Fäld
binden und vornen an denen Achslen-Ermlen gänzlich
zu verbieten, an denen ausgeschnitenen aber die Weite
des Einschlufs binden von einer Ell und 114 Fälden,
vornen aber keine zu erlauben bi 10 Pfd Buss.' 1699,
Z; ,die Weite des Einschluffs.' Z Mand. 1703. An einer
Fischreuse ZS. An einer Höhle, einem Gebäude uä.,
so der Eingang zur Höhle eines kleinen wilden Tieres
(Iltis, Wiesel), zum Nest einer Erd-, Holzwespe B
(AvRütte). ,Sie dachten manchmal daran, es wäre
doch vielleicht gut, wenn sie den Eglihannes bei sich
hätten, der kenne den Yschlupf wie Keiner. Wenn
sie sich auch dicht vors Loch stellten, um, wenn
so eine der geheimnissvollen Türen aufgieng, gleich bei
der Hand zu sein, so stand ein Anderer hinter ihnen,
sein Name wurde gerufen, er rasch durch sie durch.'
GoTTH. ,Zuo Zeiten bedecket es [das Kaninchen] seine
einschlüpf mit erden oder stoub. damit es nit gemerkt
noch begriffen werde.' Tierb. 1563. — 2. Unterkunft.
Obdach, „heimlicher Unterstand" B,0.", R., Si. und
It AvRütte. Zufluchtsort im schlimmen und guten
Sinne B (Zyro) TVen" Eine wiV en Hüshalti"g a"-
steUen, su ist es Stücki L Ei"s vorn Nötigsten, u"''
we""'s z'lescht nummen e" g'ringc ist BR. Wome"-
se het use"g'heit, hei"-si e'"mel du doch imene" Schürli
(en) I. g'f'inge" B (AvRütte). Wo di' Schelme" iren
I. hei", ist unbekannt, ebd. Bis zur Hüli, wo der
Läng si" I. g'ha" het. SGfeller 1921.
Vnier-Schlupf AaL., WohL und It H.; Bs; B, so
,0.', R.; FJ.; L, so E. und It St."; S (BWyss); Th,
so Hw., Mü.; Ndw (Matthys); U; Zc. (St.*"), -Schluff Ar
(T.); ZWth.: = U.-Schlauff Ib (Sp. 1'20). aaOO.
Jungi Pärsön, g'sundi Pärsön, China tot, ke'" A"hang,
kc" U., Empfehlung einer Amme. RIscher 1903. U.
finde". "Wil d' Nacht kei"'m Mönsche"chind g'frünt
ist, so seft-me" i^or ''em I"nachte" e" guete" U. g'funde"
ha" L. U. ha". En U. muess-me" ha" . . ., wenn's o'"*
mime" war, für im. eige"te" Bett chönne" z'sterbe".
RIscher 1903. ,Für was hätte sie denn zwei Herz-
kammern als dazu, dass sowohl der Hans wie der Xaveri
in ihrem Herzen Unterschlupf hätten, ohne dass Einer
vom Andern Etwas wusste!' Vaterland 1906. Ei"'m
U. ge" uä. Wer giH •'cm Schlampamp [einem lieder-
lichen Menschen] all no''- V. ? TnHw. Somene" arme"
Büebli Unterschlupf [!J ge". BWyss 1863. Es seien
635
Scblajif, sclilepf, schlipf, schlopf, sclilnpf
636
aucli längst etliche solcher .banditen', die hier in
die Stadt gekuraiiien, weggewiesen und ihnen aller
Aufenthalt (.underschluff) verweigert worden. 1526,
S Brief. ,Wer einem [Täufer] behausung oder under-
schluff gäbe ... der ist zbuoss verfallen 5 pfd pf.'
1584. ApI. LB. 1828. üneig. .Underschluff zuo Rom',
Bemerkung zu der Stelle: .Die closterbrüeder [von
StGallen] sich geistlicher ghorsamen halb von den
hischofen [von Konstanz] zogen und eigens gwalts
worden, doch um Schutzes willen sich dem stuol zuo
Eom underzogen.' Vad. — Mhd. undersluf: auch eis.
(Martin-Lienh. II 469) uria bair. (Schm.* II 511 ; -/).
Üs-: a) eig., Öffnung zum Aus-, Entschlüpfen.
jSich aus dem garn zuo entziehen ... sol er [der Karpfen]
ein ausschluff oder loch suochen.' Fische. 1563. —
b) uneig., Ausflucht; Rückzug (von einer Unter-
nehmung). ,üem [den Ausführungen Ecks] Zwingli
keins wegs gstan, sunder mit sinen alefanzen und us-
schlüpfen handlet.' Salat, Ref.-Chr. ,Der ausschlupf,
detractio; hindersich zaufen, aussflucht und ausschlüpf
suochen, sich winden oder zaufen und nit wollen zuo
träffen kommen, betriegen und nit auff den werten
bleiben, einem nit still halten und zum zil trätten,
tergiversari.' Fris. (auch 1541); Mal. ,One einichen vor-
behält noch usschluff.' 1581, S. ,Den Ausschl. nemen',
sich (von einer Unternehmung) zurückziehn. ,[Das Be-
gehren] man mit keinen Fugen abzuschlagen gewüsst,
der Meinung, die übrigen Ort sambtlich sich darzuo
auch würdent verstehen wollen, so aber ihren Aus-
schluf genommen, nambtlich die 5 Ort sarabt Frei-
burg.' 1635, S Wbl. 1846. — Vgl. Gr.WB. I 956, sowie Us-
Schlauff(Sp. 123).
Feder-: = Federen-Schlauff (Sp. 123). ,So sind
auch verbotten die neuaufgekoramenen Fürtücher von
Seiden, an Werktagen, und die von der feinen creppe
und gaze, ohn Underscheid, und die Fäderschlüpf.'
B Mand. 1686. — Ver-: Schlupfwinkel, Versteck.
M^ege" dessi hätt-i'''-mi''' einCtveg nümmen us mi"'m
V. use" g'lä". Loosli 1921.
Hag- Schlö'ff'li: ,Art Vogel, die uns nicht genau
angegeben wurde' ApH. (T.), sicher = H.-Schlieffer 2
(Sp. 178), -Schlüpfer (Sp. 637). — Setzt ein Nom.ag. (ahd.
'-üoffa, liini. 'sln/ßlm) zu schlieffen voraus; vgl. Muren-, Zün-
Schl.
Holz-: Dachraura für die Aufbewahrung von Holz.
, Unsere Wohnung bestand aus einer Stube und zwei
Zimmern, dazu kamen eine kleine Küche, ein winziger
Keller, eine Dachstube und ein H.' Ndw Kai. 1906.
Hüener-: Name einer Waldlichtung (am Luegi-
Hubel) BBe. — Vgl. Imir. Hnmcn-S<'hlujr 111., diin-h den
die Hühner an der Steige ein- und auskriechen (Schin.' II ."i I 1).
Chat ze"-: unten in einer Tür ausgesägtes Schlupf-
loch für Katzen, im Burgen- und Wohnbau übh. (Sprache
der Antiquare). — Vgl. den ON. C/i.-äVWo/cti inderAnni. zu
S.hlopf / / .
La,\ib-Scldulf' (bzw. -o'-): Uachraum (zu beiden
Seiten der First- ühammer), wo früher das für die
Laubsäcke bestimmte Laub untergebracht wurde Ap
Wienacht; GT.
Müre''-Schlüpf Mure"- Schlipf, Dim. -Schlipfi:
= Hag-Schl. U; Syn. M.- Schlieffer (Sp. 178). - Nonieu
sg. zu «Müp/cn: vgl. BSO. XII l:{3 f.
Niibent-: Nebenkluft; s.Ab-Gang3c (Bd II 340).
— Site"-: Seitenkluft. De't obe" neivie", ime' S. ver-
borge", städ si"s Vatlerhüs. EEschmann 1916.
,Durch-schlüpfle.' Mal., ,-schlipfle.' Fris.; s. Üs-
Schlatiff (Sp. 123).
Zun- .Schlipflin' : = Hag-Schl. ; Syn. Zun- Schlupf er.
,Das zaunschlipflin ist das aller kleinst [Vögelein],
aussgenomiuen das goldhendlin.' Vogelb. 1557. ,Von
dem zaunschlipflin, passer, troglodytes.' ebd. ,Das
zunschlipfly, mit liechtem schyn, syn stimm ladt es
erklingen.' Vorelgesang um 1560. — Zur Bildung vgl.
Müren-Scliliij)/, zur Vermischung von schlupf- und eehlipf- die
Änin. zu Schlipf II (Sp. 622), auch Fischer V 961 f.
Schlupfe- I m. LW. (St." und St.<>); „Schw", f.
„ScHw;Uw", ,Schluffe"t VC.": l.a), Winkel, Ecke,
zB. eines Wohnzimmers LW.; Schw." , Jeder Winkel,
jede Ecke eines Ortes' LW. (St.''). ,Der Stücken stod
im Schlupfen.' ebd. — b) „eine enge, schmale Höhle
ScHw; Uw." „Schlucht, bes. eine schmale, doch lange
Vertiefung, zB. an einem Berge, Felsen VO." —
2. Schlupfe" PI., alte Schuhe U. — Zu 1 vgl. Gr.WB.
IX 841 f.; Schm. 1855, 233 {ScMuffa f., Schlucht) und das
parallele ScMopfcn (Sp. 629), zu 2 Gr. WB. IX 485 o. 766
(,Schloppen').
schlupfe", in GsVal.; LE. und It ERöthelin; Schw
Ma.; TB.; Ndw; U schlüpfe" II {hiw. Schlipfe" 11),
3. Sg. Praes. undPtc.-*, inGsVal. Ptc.^'sc/tJi/ü: schlüpfen,
= schlieffen (Sp. 161 ff.) GRVal., V.; LE.; SchR. (beim
Spiel); SiHwMa.; Tu; Ndw; St. (oO ). /" 's MÜH ine*
schl (: tupfe"), Kinderreim. Sobwzd. '26, 13 (örtlich un-
bestimmt). ,Wir schlupften bald alle in das Futer.'
JvWeissenfluh 1850/1; richtig ,-u-'? Er [Teufel] stellt
ab, und 's Müeiterli das schlipft g'schwind hindre" Stet".
Ndw Kai. 1906. ,Wenn er in [Zwingli Luther auf dem
Marburger Gespräch] schon yetz in eira winkel hat,
schlupft er im gerad wider daruss und ward geredter
und bekennter Worten wideruinb abred.' 1529, B Ref.
— Mhd.»;«;/«., -«-; vgl. auch Gr.WB. 842/4; Martin-Lienh.II
469 f.; Fischer V 961 f. Die schwache Bezeugung des Vbs und
seiner Zssen für unser Gebiet erklärt sii-,h daraus, dass bei uns
das Grundvb noch durchaus lebendig ist (s. Sp. 161 ff.). Auch
die umgelautete Form ist bei uns bodenständig; vgl. zur Ver-
breitung zB. hvpfen:-ü- (Bd II 1492 f.), lupfen : -u- (Bd III
1355 mit Aum.). Zum Ptc. fschlift vgl. die Anni. zu be-achlipfen
(Sp. 626).
e-t-: entschlüpfen, entwischen; s. Sp. 281M. — Ahd.
intulupfen. mhd. cnUlüpfen; vgl. Gr. WB. III 608 f.
ver-: 1. entgehn, aus dem Gesichte kommen Ndw
(Matthys). — 2. refl., wie nhd. sich verschlupfen Sca.
D'Nödle" hät-si"' verschlupft. — Vgl. Gr.WB. XII 1115;
Martin-Lienh. II 470; Fischer II 1311.
dur'=''e"-: durchschlüpfen, zB. durch eine Hecke
TaMü., uneig. bei einer Prüfung L (ERöthelin; s. Bd VI
1728M.); ThMü., einem Spiel SchR.. übh. ungeschlagen,
mit heiler Haut davonkommen SouSt. (Sulger). — Vgl.
Martin-Lienh. II 470; Fischer II 490.
Schlupfer (bzw. -o'-) AaF.. Fri.; ApH., M.; Bs;
Gr (einzelne Angabe); ,L"; GF., Rh., Stdt, T.; Sch;
S; Th; U (DrMüller); „Zg"; ZBenken, Bül., Sth.,
Wtli., Schlüpfer GRCast, He., Malans, Valz.; ScHSchl.,
Schlipfer II GRAr.. L., Nuf., Val. (Dim.); ScHHa.,
R. — m., Dim. Schlupferli GRLq.; U (DrMüller),
Schlüpfern (bzw. -ö'-) Ap; Sch; Z und wo Schlüpfer
gilt, Schlipferli (zu Schlipfer): 1. im Kegelspiel ein
Wurf, bei dem die Kugel mitten durchs Ries schlüpft,
ohne zu treffen Z (RSchoch). — 2. a) auch Dim. Ap;
Sch (Kirchh.); U (DrMüller), = Schlupf .3b (Sp. 633)
AaF., Fri.; Ap (T.); Bs (Seiler); Gr (-M-; vereinzelte
637
Schlapf— sehlnpf. Sclila(r)— schlu(r)
638
ältere Angabe); „L-; GF., Eh., Stdt, T.; ScHStdt, St.
und It Kirchh.; Tb; U (ürMüller); ,Zg"; ZBenken,
Bül., Sth., Wth. En tickf Schi, wie-n-e' grössi Chatz
ZWth. .Verloren: Ein Schi, von einer schwarzen
Bärenhaut mit seidenem Futter.' 1808, S (Zeitungs-
inserat); vgl. Bären-Schi. ,1 Schi, oder Jesuitermufl'
wurde einem Scliweizer Feldscher im siebenjährigen
Kriege 1757 entwendet. N. ZZtg 1899. ,1 Schi, und
Handschuh Gl. 0,48.' Sca Inv. 1788. ,Ein Schi. 1 Gl.' ebd.
1796. ,Sie [eine Lehrerin] führte im Sommer einen
Fächer, im Winter ein Schlupferli (kleiner Mutf) von
ihrer seligen Mutter.' E. XVIII., DHess. — b) in ApK.;
GRLq., Val.; Z, so Bül., Stdt nur Dim., (gestrickter)
Halbhandschuh, Pulswärmer ApK. ; GrAt., Gast., He.,
L., Malans, Nuf., Val., Valz.; ScuHa., R., Schi.; Z, so
Bül., Stdt. Syn. Handelen (Bd II 1400); Miten (Bd IV
565); (An-, Arm-, Vor-JStdssli. S. noch Sp. 119u. (Red.
166'2). — c) aus feinem Garn oder Seide gestrickte
Bekleidung des Vorderarms, vorn mit fünf über die
Finger gezogenen Schlaufen, hinter dem Ellbogen mit
einem Band befestigt, ein Teil des alten Sonntags-
staates der Frauen ScnHa. — Vgl. Gr. WB. IX 844;
Martin-Iiienh. II 470; Fischer V 962. Zur Anlehnung an
Schlipf- Tgl. die Anm. zu Zün-SiMupf. In Bed. 2 b ins Engadin.
entlehnt (»Möffei- m. bei Pallioppi). Schlüpfer (statt -o-) in GF.,
Stdt deutet auf Entlehnung.
Bach-ofe"-. Nur Dim. B. -schlupferli, wer im Spiel
Vögelt, ruck de' Stuel (Bd I 691 u.) am längsten nicht
gefangen wird und am öftesten das Ziel erreicht Aa.
Hag-. Nur Dim. H.-Schlupferli L; SG., NA.; Sch;
Z (Schauberg), -Schlupferli AaF., St.; Bs (Seiler;
nicht oBs); GRh.; SchR., St. (Sulger); mTu, Mü. und
It Pup.; Obw; St. (oO.), -Schlipferli AiBb., Zein. und
It H.; SThierst: 1. = H.-Schlupf (Sp. 635); Syn. H-
Schnupferli. ,Haagschlüpferli, der fahle Sänger, Sylvia
cinerea.' Meisn. d. Schinz 1815. , Zaunkönig, Zaun-
schlüpferli, Hagschlüpferli, Troglodytes.' HSchinz 1842.
.Zaunkönig, Troglodytes vulgaris, Hagschlüpferli.'
TscHUDi, Tierl. , Still wie ein Hagschlüpferli wende
ich mich abseits und stelle mich hinter die dicke
Buche, um nicht bemerkt zu werden.' Pilger 1879.
In der Volksmedizin. ,Nim drei oder neun Mertel
(Eegenwürmer), drei oder neun Dötze (Pfötchen) voll
Hühnerplütz (Mist), drei oder neun Wicken (Loosung)
vom Hagschlüpferli (regulus), so macht jene Pille
einen Stuhlgang' AALeer. (Rochh.). — 2. = (Bein-)
Schlicher (Sp. 14) AAWohl. — lu Bed. Tauch eis. (Martin-
Lienh. II 470). Zur Anlehnung an schlipf- vgl. die Anm. zu
Zan-Schlupf tSp. liSi;).
Bare"-: Dim., Mutf aus Bärenfell; vgl. unter Schlu-
pfer 2a. ,Ein Bärenschlüpferlein für den Sohn Wernhard.'
um 1730, Bs (EHetzel 1879). — S c h u e h - ScWii/)/"«)- :
SchuhlöfiFel S (,in verschiedenen Teilen des Kantons').
Zu". Schlupfer Gl, -(G') Schlupferli Z, -Schlipferli
ZZoll., , Zun- Schlupf er, -Schlupferli B; VO; S; Z":
= Hag-Schl. ,Zunschlipferle.' RCvs. ,Passer troglo-
dytes, Zaunschlüpferle.' Cappeler 1767. ,Das Rot-
kehlchen und der Zannschlüpfer.' UBrägger 1792. —
Vgl. Gr. WB. 1X844; Martiu-Lienh. II 470; Sohm.» II 532,
zur i-Form die Anm. zu flag-Schl.
Schlnpfere" f., Dim. Schlupferli: .Schliefärmel-
ZW. (Schulthess); wohl = Schlupfer 2c.
Schläpferli°gm.,Pl.unver.: = Schlupf er 2 aGKRe.
schlüpfig II. Nur schlüffig ApK. (in H., I., M.
•ö'-, tw. schlöffi^); GrHb. : a) leicht durchschlüpfend,
von Speisen Gatte. — b) zum (Durch-)Schlüpfen ge-
eignet, bequem Ap. Es schlöffigs Chemi, durch das
der Essenkehrer leicht hinaufschlüpft (T.). B'Strömpf
wüer'i'd schlöffiger, wenn sie auf eine bestimmte Art
gestrickt wurden. ATobler 1909. — Vgl. eis. ,kurz-
schlUpfig' bei Martin-Lienh. II 471.
W - schlüffig : Gegs. zum Vor. a GnHe.
.schlüpflachtig: volschlüpflinen [s. Schlupf2b'(]
und underschlächtlinen, loculosus.' Mal.
Schlupfe» II Scklüjifa f.: säumige Kuh WG. Vgl.
Schlopfl (Sp. 629).
Schlar(r), schler(r), schlir(r). schlor(r), schlnr(r).
Schlafe" (-0'-): Zeichen an zu fällenden Bäumen;
man haut mit dem Beil ein Stück Rinde aus und streicht
die Stelle mit Rötel an THßerl. — Eins mit dem geogr.
benachbarten SMö^-e" (s. SMahen Sa mit Anm. Sp. 274/5).
Einschub eines hiatustilgenden r ist unsrer MA. sonst fremd
(vgl. immerhin BSG. I ISO).
schläre" (-ö'-): (auch a'-schl.) einen Baum in der
angegebenen Weise zum Fällen bezeichnen TaBerl.
Syn. an-schlahen I (Sp. 275).
Schlari (-ä- Gl, -ä- Ap; GT.) m.: nachlässiger,
liederlicher Mensch, Schlingel; auch blosses Schimpf-
wort Ap (nach einer Angabe ,dummer Kerl'); Gl; GT.;
Uw (s. süffen Bd VII 349 u.). Syn. Schlufi (Sp. 182).
Die Gritte" . . . .lig e'"möl sogar uf Bern mit-eme' Schi,
desertiert. EFkurer. .Als es sich in einer Gemeinde
um Anschaffung neuer Heiligenbilder handelte, meinte
Einer: i"^* war deför, das'-men en Ilälege" chaufe"
seft för ztcähondert Franke'; för hondert ge''d's g''ad
e.so en Schi. ATobler 1905. En füle Schi. Ap; GT. —
Vgl. iS''-A/(ir( m., dummer Kerl, bei Fischer V 893, sowie die Sippe
.schlarr' bei Gr. WB. IX 499/500, auch /.ar./(BdIII 1362).
sciilanre" (bzw. -ou-, -ai-). in BSa. It Zyro -öu-, It
AvRütte -au-: 1. „schlendern", müssig herumlungern,
-streichen BSa. (Syn. je-?üre« .2 Bd III 1377); ,L-E.,
G., Stdt, gleichgültig, nachlässig, unachtsam sein Ndw.
Ziiöt Manne" fülcher hend-e' [den Brandstifter] g'seh"
um die Broust ume" schl. RBrasdst. — 2. „heimlich
naschen LE." (auch St.''); Syn. sehläunen Ib (Sp. 569).
— Die Sippe verhält sich zu der von nrhUtiuter€7t Jl (Sp. 84)
wie htiuriH zu hamhren (Bd II 1519. 984). Vgl. zu Bed. 1 auch
achlnm, achlürm. Die Bedd. 1 und 2 vereinigt auch sihlürmeu.
Schlauri m.: 1. gleichgültiger, nachlässiger
Mensch, Müssiggänger, Tagdieb, „Schlendrian L'E.,
G., Stdt; Ndw; W. auch von weiblichen Personen L.
Syn. Schlari, Schlon. S. Schlufi (Sp. 182M.). —
2. .Näscher LE." — Als FN. GXiederb.
„schlaurig: näschig LE."
Schlier, in ApHaslau [l.Haslen?] It T. SchU'her —
m., PI. -a WVt.: 1. Lehm, Schlamm. ,Den ... einige Zeit
verlegenen erdhaften Schi, auf Pflanzbetten, Gärten,
Wiesen, Pflanzfelder verteilen, ist die Quintessenz des
Dungs.' EKöNiG 1706. ,Die Wiesen, so nachlassen zu
tragen ... mit etwas Gassenerde, Dung oder Schi, oder
Schwemmkoht überwerffen', unter Herbstarbeiten, ebd. ;
noch öfter. Vgl. auch die Flurnamen in der Anm. —
2. a) Eiterbeule, Geschwür, (grosser) Abszess Ap; G
Ta. ; W. In der ä. Spr. bes. von venerischen Geschwüren.
,Wit ein schliegren [!] vertriben. Wen dir ein schl.
639
Sclilar(r), schle(r), sch)i(r), schlo(r), schlu(i)
040
wil waschen [!], daz du in griffett [!|, rib den schliegren
recht wol mit der lougeu.' Kunstb. 1474. ,Er wer krank
und möchte niendert komen, dan er mit lob zwen schl-en
bette, die werent im noch nit ussgangen.' um 1510, Z.
,Das dritägig kalt we, der hellische roucb, schl., eissen,
huosten, fluss, toubsucht, flö, lus und flgwerzeu syen
din frucht!' Mutter verwünschend zur Tochter. NMän.
,Sy hab ... mit lob zuo schryben ein schl-en, ouch
den grind gehept.' 1546, L Hexenproz. ,N. im obern
spittal sin schl. arznen.' 1548, BRM. ,So dir in einer
pestilenz ein schl-en gewachsen wäri.' Vogelb. 1557.
.Die N. habe ... ein schl-en an eim Schenkel ghan,
sonst bette er züg keinen offnen schaden an iren
gsüchen.' 1501, ZAnd. , Schl-en, geschwulst oder ge-
schwär oder trüesen nähend den gemachten und under
den uochsen, bubones, ulcus inguinarium.' Fris.; Mal.
,Ues baren bluot. über kolben, schwenten, schl. und
andere des leihs gschwär gelegt, heilet es alles.' Tierb.
1563. .Satyrus, geissmännle [Uberschr,]. Die geiss-
männlin sind von stinkender, böckischer unküuschheit,
also das von inen här die krankheit, so man den schl.
heisst, seinen nammen erholt bat und satyriasis ge-
heissen worden.' ebd. ,Den krebs, die fistel, die schl-en
und die bösen blateren.' LLav. 1587. .Demnach der
schl. oder das geschwullen uttgangen oder gebrochen
ist, mit salben verbinden.' Zg Arzneib. 1588. ,Aqua
vita; heilet ... alle fliessenden Geschwer, Kolben,
Schl-en und dergleichen Schaden.' JRLändenb. 1608.
,Die Kliere, Schl-e, Drüse, Schwinte, hubo, glandula.'
Red. 1602. , Under rechter Uochs ... zwo Schl-en oder
Schwinten.' 1067, Z. ,Scbl., bubo.' Denzl. 1677. 1716.
.Brandblatern, Beulen oder Schl.' Hauptweu. ,Ge-
schwnren und Schl-en.' B Arzneib. XVII. S. noch sus
(Bd VII 1399 M.). — b) Schwellung des Kuheuters (und
seiner Umgebung) zur Zeit des (ersten) Kalbens BGr., G.
(AKohli), Si. (Zyro, It ImOb. Schlijjer; vgl. Schleier 3
mit Anm. Sp. '2/3). Synn. s. unter Hüntsch I (Bd II
1475), dazu rte>--r€JZ(Bärnd.l908,335);s.auchdieAnm.
Nach Angaben aus BG., Si. gilt der Schl. nicht als
krankhaft; Manche schliessen daraus im Gegenteil auf
reichliche Milchabsonderung. Meist verliert er sich
nach einigen Tagen von selbst; doch werden auch
Mittel dagegen angewendet.: ,[Eine Kuh] hat den Schl.
und von dem zur Heilung aufgestrichenen, später ab-
getrockneten Leim werden die Striche ser.' Bärnd.
1908; vgl. ebd. S. 335 und das Vb .schlieren' 2 bei Gr.
WB. IX 690. Einen ä. Beleg s. unter Chnaben-Brünzel
(Bd V 770).
AM. nur ,sclierrun, fnistis' (Ahd. Gl. II 464, 28 ; hieher 'f) ;
nihd. sliere m.. stier nm. in Bed. 1 und 2a; vgl. Gr. WB. IX 688/
90; Martin-Lienh. II 471; Fischer V 940/1, ferner MHüfler
1899, 581. Das h von Schleher ist sicher nur graphisch.
.Schliere' f. bei Red. 1662 wird, wie anderwärts, eig. PI. -Form
soin. Die weit verbreitete, wohl ursprüngliche Bed. 1 wird
nicht durch die Belege bei KKönig 1706, wohl aber durch
zahlreiche Flurnamen (s. u.) auch für unser Gebiet als heimisch
erwiesen. Zu Bed. 21): Die Def. für BG. ,lehmartige Milch-
absonderung von Tieren, die unlängst geworfen haben' (Bärnd.
1911. 146) ist nicht bestätigt (Missverständniss für Biest
Bd IV 1795?); vgl. indessen die Bezeichnung .Euterfluss'
(HHartmann, Der Bauer als Tierarzt, Schiers 1922, S. 11). so-
wie .Euter-Schlier' bei MHüfler aaO., auch unser «Mieren. Zu
der Angabo .Schlier m., Schweiz. Kule' bei Fulda 448 (darnach
bei (Janipe) vgl. Gr. WB. aaO. (unter III 2). Was ist ,schlier,
in .schlierbrat, lumbus' (Voc. opt.)':* lu Ortsnamen (vgl. Gfd
20, 293/4 ; Sonntagsbl. dos Bund 1879, 300). Schliere" AaAsp
(,in (der) Schl-en'), B.. Ehr.; BKön. (.Schliern', Dorf, bei Leu.
Lex. .Schlier'; dazu ,Schliern-Bcrg'). Leiss.; LE. (.die Schl-en'
Berg; vgl. JXSchnid. 1782, 15. 18. 31. 248; bei Leu. Lex.
.Schl. -Berg'); UwAlpn. (.die grosse, kleine Schl-en', .Längen-
schwand-, Wängen-Schl.'. alles Bäche ; .von 7 Brunnen bis hin in
die Kilchschlieren.' 1427 ; s. auch unter Rufmen Bd VI 674/5);
UI. (.der Schl-en'. Berg); ZDUrnt. (.Vorder-. Hinter-Schl-en').
Schlieren (Dorf; .Sleirou.' 828. .Slierra.' 1110, .Slieron.' 1245.
1287, ,Slierrun.' 1286, , Schlieren.' 1299; weitre Belege bei
HMey. 1 849, 27) ; dazu : Wänn-i'''AlMene''hä', «o isl Seht. Trumpf,
RA. beim Kartenspiel ZO. ; s. auch die Abfertigungen unter
Her I (Bd II 1524); Schelten (Bd VIII 561 M.). Als I. Glied.
,Schlier-Egg'BSigr.; ZWäd. (Wald; schon 1506: ,au die Schl.').
,-Matt' BBelp. ,-Bach' (s. schon Bd IV 952) BTh. (Häuser-
gruppe); L (Bach uud Dorf; ,bonun) quod dicitur in Slierb.'
E. XlI.,UwE. ürb. ; ,Ruof von Schl.' 1183; vgl. Attenh. 1829,
113); XV., BsStdt (dazu ,Schlierbachshot\ Hausn. 1587, Bs
Stadtb. 1890); 1544, B RM.; XV.. SStdt; als FN. 1422, Aa
Rq. 1922, 175 (,eiu frow genenit die Slierbachin'). .-Tal' Aa
Seon. , Schlieren-Gasse' ZMeil. ,-Bach' (s. schon Bd IV 952)
AaUEnd.; SchwKil.; ZMeil. (nur 1689: ,3 Mannwerch Höu-
wachs gen. im Schl.'), Sth. ,-Tal' AaStetten (schon 1422:
.einen aker im Schl.'). .Schlierer'. FN. XIV. /XVl.. LStJt
(.JSlierer.' 1361, L Bürgerb.; , Peter Smit, alio nomine Slierer.'
1377, ebd.), auch Ortsn. XV.. AaB. (.ein juchart rebeu. buwte
der N. ..., nanipte man den Schl.' 1456; ,wiugarteu, genant
der Schl.' 1460). .Schlieri' LW. (Häusergruppe; dazu .Schl.-
Berg'). .Schlierli' UwAlpn. (Bach); als FN. : .Heini Schlierli.'
1386, Ndw (Aeg.Tschudi Chr.). ,Schliebrig' ThSulgen (Flurn.),
aus , Schlier-Berg' y
schliere" I: von einer Ziegenkrankheit, bei der
die befallenen Tiere Blut statt Milch geben BBr. —
Vgl. Gr.WB. IX 690 (Bed. 1).
schlierig: mit Schankergeschwüren behaftet.
,Von einer schl-en Mätzen.' Päracels. — Vgl. Gr.WB.
1X691; Fischer V941; MHüfler 1899. 581.
schliere" II: naschen GStdt (seltener als schlöne'
Sp. 569; heute anscheinend t). Syn. auch schlauren 2
(Sp. 638). schlärvien. — Sonst bes. schwäb.; vgl. Gr. WB. IX
690 (Bed. 3); Fischer V 941.
schlieren III: = schilferen 1 (Sp. 159). Red. 1062;
s. schliffen (Sp. 151 u.). — Kaum Schweiz. Vgl. Gr. WB. IX
690/1 (Bed. 4).
Schlöre" f: unstetes, unordentliches Frauen-
zimmer Gl. — Wohin der Flurn. .(Reben) im Schloren' Z
Züuikon?
schlöre", 3. Sg. Prass. und Ptc. -ei: schleppend,
schwerfällig, nachlässig gehn, mit dem Nbsinn des Ge-
räuschvollen Gl, so H.. M.; Syn. schlauren, schlurfen,
schlarggen. Wie schlörist aW''! Dur''' d's Gras schl. -
Die Vokallänge kann .alt oder aus einer Grundf. schlurren ent-
wickelt sein. Vgl. Gr.WB. 1X706 (,schlorren'); Fischer V949
(schloren), ferner loren II (Bd III 1374); weiteres bei Falk-
Torp 1910/11, 1057. 1074.
umme°-: schleppend, träge, zwecklos umhergehn,
umherschlendern Gl. Er schlöret der ganz lieb läng
Tag umme". — ver-: durch Schloren zertreten, ver-
derben GlH. D' China heid d's Oras verschlöret.
Schlöri m.: wer schleppend, nachlässig zu gehn
pflegt, nachlässiger, ungezogener, nichtsnutziger Mensch
übh. GlH., M.; Syn. Schlauri (Sp. 038). En elände;
en ewige"" Schl. Gl. Esö-n-e" g'walttdtige' Schl. vumene"
Üf sicher. CStreiff 1900/1. ZioV dere" Schlorene"
[Zöllner] sind zueche' g'juggt und häm-mi''' tvelle" o"-
pagge". ebd. — Vgl. Gr.WB. IX 853 (unter ,schlurig').
G'-schli'ir n.: allerlei gröberes, schlingartiges Gras
GWl.
schlure": unordentlich sein Gl (Lienhard).
641
Schla(r)— schlu(r). Schlarf— schlurf. Sclilargg — schluigg
642
g'-schlöret: unordentlich Gl (ebso).
Schlöri m. En arme'' Schi., arraei, bedauerns-
werter, guter Mensch GO.
Schlur ,Schlü'ch' — ■ ra.: langsamer, träger Mensch
BsStdt. ,Du saetregel, du rechter sluri' Pferd zum
Esel. Boner. — Mhd. dür; vgl. MartiB-Lienli. 11-171; Schm.^
II 532 (,SchIaur'). Über >■>/ vgl. AHeusIer 1888, 81/2.
Entsprechend wird huren (Bd II 1581) in BsStdt vom Sprach-
gefUlil vielfach als hüchen aufgefasst. Fluru. ,Schlur-Halden,
-Berg' ThWeerswilen; hieherV
Schlürebe ,Schlü'chebf' f.: träge schleichendes
Weibsbild BsStdt (Spreng, Ochs). — Bildung unklar.
Volksetym. erklärt aus dem Satz: Ha, «o achlüch ebt**, wenn d'nit
iß' mcifjut! Vgl. das Folg.
schlüre"; 1. ,schlü'che"' (Ptc. g'schlüche"), lang.sara
gehn, schleichen, auch heimtückisch verfahren BsStdt.
Er isch dur'''e"g'scMuche'', wie wenn-er Ebbis g'stole"
hätt. Wo sunst di" [Hebels] Markgraf het logiert, so
lang er z'Basel residiert, dö schlucke" d'Spittler i' und
üs. KRHageni). 1863; mit der Erklärung: schlendern,
schleichen, wie ein Kranker oder Gebrechlicher. S. auch
die Anm. zum Vor. — 2. im Halbschlummer liegen,
, unruhig schlummern Gi."Obst. — Vgl. Gr. WB. 1X518
(.schlanren'l; Martin-Lienh. II471 ; Schm.'II532 (,schlauren'),
weiterhin Falk-Torp 1910/11, 1057, noch bireu I (Bd 111
1376/7). Das Ptc. y-«chluche" ist zu schlü,.ht" olTenbar nach
dem Muster von ij's<hliehe" zu »iMiflun gebildet.
Schlürere" ,Schlv'chere'" f.: = Schlürebe BsStdt.
Schlöri m.: 1. ,Sehlü'chi', langsamer, träger
Mensch BsStdt; Syn. Schlufi2b (Sp. 181). Äpjm,
mit dem Scklüehi isch jo Nit a'z fange"! Laufet was
gisch and ivas hesch, die Schlüchi (ico no''' öppen im
Dorf in alle" Finte" si''' g'sümt hei") z'sämme" go"
reiche"! zu einer Wahl. Breitenst. 1864. Dasmölen isch
unsrc grosse Bueb, der Schlüchi, g'schwind bi der
Heck g'si" mit der Äntiiort. EHetzel 1885. 's isch
halber achti ivorde". die Hose" sin'' alls no'''nig dö
g'si" . . . Endlig, endlig bringt-si sö-ne" Schlüchi. Schwzd.
Oft in moralischem S., Schleicher, heimtückischer
Mensch. Df Schlüchi soll-mer nummen i"s Hüs cho"!
Nim in für •'e" Richter, de" Schelm, de" Schi, de" Brüeli!
Breitenst. 1863. Auch von Tieren :'sj)resster<nn[= dem]
Schneck nit uf si"'/« Gang, e" Schi, blibt-er lebe"slang.
HiNDERM. — 2. Schluri, verwahrloster Mensch G,
soWe.(-ü-; unsichere Angabe); Syt\. Schhinggi {Sp.öOd).
— Auch bei Martiu-Lienh. II 471 (.Mensch mit nachlässigem,
schleppendem Gang; arbeitsscheuer Mensch'); Fullmanu 453.
Schlürif.: ,Erdäpfelbrühe aus gesottenen, nachher
gestossenen Erdäpfeln' SchwE. (Ochsner). — Quant.-An-
gabe fehlt. Zum Zshaug mit dem Vor. vgl. Schluri 1) Mensch
mitschleppendem Gang, 2) schlechter Kaffee (Follmanu 453),
auch Schlampen S (Sp. 561).
Schluri (-i'-J m.: grosser, nachlässiger Mensch
uRObS. — Schwab. Schlure, unordentliche Weibsperson
(Fischer V 962).
schlgrch (-e'-J: link PIss., Rima, Ri. (BSG. VI 178). —
Das W.verhält sich zu gleichbed. mhd. to-c wie .schliuk' (Gr.VfB.
IX 743) zu ,link'.
Schlarf— schlurf.
j Schlerfe° f. ZBenken (nach unbestätigter Angabe
lauch -a-), Uhw., Schlerpfe" m. uTh: abgeschürftes, ab-
gespaltenes Stück, Splitter, Fetzen, von Holz, Haut
Sohweli. IdioUkon IX.
USW. Syn. Flärren 2, Flätsch III 1 (Bd I 1205. 123.5);
Scherffen (Bd VIII 1247); Schlampen (Sp. 560). En Schi
abhawe", beim Anzeichnen schlagreifen Holzes uTa;
Syn. an-schlämpen (Sp. 562). E" Schi ab ha", = en Bletz
ab (Bd V 257) ZBenken. — Auch bei Gr. WB. 1X499
(,-e-'); Fischer V 898 (,-a-' uud ,-e-'), daneben auch mit der
Bed. alter Schuh, Pantoffel ; zu spätmhd. sler/en, nhd. ,schlarfen
(scblarpfen), schlärfen', schleppend gehn, schlurfen (Gr. WB.
aaO.; Schm.'II533; FischerV899);vgl.»c/i!n»vi/en. DieBedd.
alter Schuh und Fetzen, Lappen vereinigt auch Schlarjmi II
(Sp. 651f.).
schlerf'e": schürfen SchSI.; Syn. flutschen III
(Bd 1 1235).
G •- schlarf ('-ü-^ n.: unanständiges Schlürfen, auch
beim Essen von Suppe GRGrüsch, He. (Tsch.). — Vgl.
Gr. WB. IVI, 3923/4; Fischer III 479.
schlurfe", schlur pfe", -ü-: 1. i) schlurfe", = schlören
(Sp. 640), B, so £.; S; oft zsges. uvie"-. ine"-schl. usw.
,Im schlampigen Hauskleid herumschlurfen.' vAlmen
1897. ,Peter ... schlurfte gemächlich heim.' MWalden
1880. .Nach einer Weile kommt der Bauer wieder
hereingeschlurft.' Joacb. 1881. — b) = schurffen 2
(BdVIll 1249), von einem Geschoss. .Der stein schlürpft
zwüschen inu, dem einen inn sin schoss.' Edlib.; nach
NSchradin 1499, wo ,schurpft' (s. aaO). — 2. schlurfe"
W, schlürfe" GMarb. f-ii'-J, schlurpfe" BGr. (Bärnd.);
GW., scWür^/e" ApK.; GrPt.; ScuSchl. ('-m-^; TuKessw.
(-ö'-J, schlürfen, beim Trinken, auch Essen; Syn. (zT.
volkstümlicher) surpf(ljen (Bd VII 1332(3), schürften
(Bd VIII 1250). schläferen (Sp. 185), schlurflen,
schnurflen. To nid so wüest schl! ScuSchl. S. noch
Süger (ßd VII 518). — Vgl. Gr.WB. IX 850/2 ; Martin-Lienh.
II 473; Fischer V 963. Zw. I und 2 vermittelt die Geräusch-
vorstelluug; vgl. „my.jen I (Bd VII 1322).
i°-: einschlürfen. ,Als der angefüllte Becher ...
den Menschen zum Genüsse dargereicht wurde,
schlürpften manche unmässig ein.' JJSohlXpf. 1839.
schlur fle°scftZur/}'M''P.\l.(Giord.), schlirp feile"
BGr. (Bärnd. 1908): = schlurfen 2. — Auch bei Martin-
Lienh. II 473 (scMürpfle"); Lexer 1862, 221 («cMurßn).
n b e "- schlur fle": = hinunterschlürfen. Ei"s Chacheli
Kaffi «ö'*-n-em andere" a. Nationalztq 1917 (Bs).
Kaffe-Schlürferin f.: Kaffeeschwester; s. eer-
gerwen (Bd II 448).
Schlürfi (bzw. -t) m.: träge einhergehender
Mensch, ,Leimsieder' B (AvRütte), einfältiger, nach-
lässiger Mensch Ndw. [Mutter zur Tochter:] Li/e*
doch, )fo Ha>ts un'' Joggi .si" . . . Aber du losist-mer
Nüt, i''' tcirde" no'*" selber dene" Stopfine" nä''' müesse",
dene" schiessigc" Schlürfene". Gotth.
Schlargg— schlurgg.
G°-schlargg (-ä-), in Aa (It H.) auch G'schlärgg
(-ä-) — n.: l.mschlarggenl. a) das Umgehn, Bestreichen
mit' dickflüssigen, klebrigen Stoffen; meist in tadeln-
dem S., „Sudelei", Geschmier, bes. von schlechter
Malerei, Schrift Aa (H.); BsLaug.; B, so Si. (ImOb.),
Stdt und It Zyro; ,L-; Ndw (Matthys); üwE ; „Zg";
Syn. Ge-char (Bd 111 421). Du macliseh o«'* es G.! —
b) (verächtlich für eine) breiige, klebrige Masse, von
Latwerge, Brei udgl. B, so E., S. und It Zyro; LE.
,Wir haben das G. angerührt', Eierfarbe. JBI'rki.
Dass d'mer da nid mit Balsam it"'' derigem G. an im
643
Schlargg, schlergg, schlirgg, schlorgg, schlurgg
644
t4»H«" toKeriscÄ.' FStacffer 1917. Er ...Hetzern Ruedeli
e" Junte' Brot abg'haue" ... het Anl^e" u"' G. drüf-
g'stricher. FBI'rki (B). Auch von Nebel, Wolken; vgl.
übtr-schjarggen, ge-schlarggig 1, ferner Ge-schlirgg Ib,
schlirpen iß. ,\Vir ... haben in das G. unger ü°s
zuechen abeng'lnegt', in ein Nebelnieer. JBBrki. Di
wisse' Fädc «"'' das G. nebe" de" schwarze" Wulche"
zuehe" g' falle"-iner Nüt. LWENGER-Gfeller 1916. —
c) uneig. es G. erwütsche", sein Teil abbekommen;
vgl. Sehlarggen 1 a zum Schluss. , Weh aber dem Bauer,
der mit seiner Frau e" Schueh voll use"g'no" oder es G.
erwütscht het! BXrnd. 1911 (BG.); vgl. Bd VllI 44911. —
2. zu sehlarggen 3, „Gelatsch, I-atschung Gr; L". —
Schwab. (j''->chlärk, minderwertige Weichteile am Fleisch
(Kischer 111475).
Schlargg(e''), Schlärgg(e°), wohl allg. mit
Dehnung: 1. Schlargg m. AiBrittn.; B, so Be., E., E.,
S., Si., Stdt, Th.; ,L'; Ndw (Matthys); ,Zg", PI. -a B.
in BR. -ega: a) (verstrichener) Schmutz-, , Sudelfleck',
Klecks. aaOO.; Syn. Flarz 1 (Bd I 1207); ScMänggen 3b
(Sp. 591). E" Schi, im G'sicht AABrittn. !''• mache"
de"" g'tciss mänge" Schi, uf d's Bapir Ndw (Matthys).
,Die Säüffe", welche . . . das Gewand in Behandlung
nimmt und jeden Schi, und en iederi Masse" . . . entfernt.
Bärxd. 1914. Uneig.; vgl. Ge-schlargg Ic. Schlarggi II
Schlirpen Ib. Er het i" dem [anrüchigen] G'schäft e"
triieste" Schi, erwütscht B. Er isch ... 's Gfiiel nid
lös icorde", er heig e" wüeste", mieste" Schi, übercho",
durch sein Vorgehn. SGfei.ler 1911. — b) ,grober Brei,
den man auch sudelhaft verstreichen kann' Ndw
(Matthys). — 2. Schlargg m. Gl (Rochb.); Gr, so Cast.,
D. (B.), He. (so Mai.). Pr., Rh., Schlargg GrAv., Gast,
Chur, D., L., Pr., Schlargge" m. Gl; GRChur, He. (so
Mai.), ObS., Pr., Eh.; GBuchs und It Zahner (wohlG.),
f. GrI).. Ths; ,L; Zg' (St.«»), ,m. f. Gr; L", Schlargge"
m. GrAv., L., PI. Schlargg GrAv., He. (so Mai.), L., Pr.,
Rh., Schlargge" Gl (nach einer Angabe auch Schlagge");
Gr, so Chur, Mai., Pr., Eh.; L (It EEöthelin f); GG.,
Wl., We.; ScBwE., Schlargge" GRSch. (so Gast.), Dim.
Schlärggli GfiHe., Eh., „Latsche", (abgetragener, aus-
getretener) Schuh, der nur im Haus getragen wird,
bequemer Hausschuh, Pantoffel (bes. ohne Hinterteil);
Syn. Schabatten 1 (Bd VIII 24); Schlieff-, Schlarggi-
Schueh (ebd. 484). I" de" Schlargge" gü", ume'schlufe"
Gl. Mit dene" leide" Schlargge" umhe'tschargge" Gr.\v..
L. Wie d'aw'' schlerggist i" dine" ab'trampete"
Schlargge"! L (ERöthelin). Es Maitli ... ist ase bar-
fuess se flingg über der Stei"weg üs 'beindelet, esicie
wänn's Sehlarggen a"hät. Lienert 1893. J'* legge"
's Vaters Sehlarggen a" und tanze" lustig, heideUdum,
i'* legge" s' Vaters Sehlarggen a" und tanze" lustig zue.
Der Atti löt-mer d' Schlargge" nid und seit, i'* sei e",
heideUdum, der Atti löt-mer d' Schlargge" nid und seit,
i'* sei e" Chue, Spinnstubenrers GBuchs; vgl.
Schlirggen 2. — 3. pers. (Syn. Pflunggen Bd V 1249)
a) Schlargg m., in GRSch. auch Schlargg, wer schleppend,
schwerfällig, liederlich geht GRRh. (Tsch.), Scli.; Schw
E.; WMü. 'sisch doch e" foule' Schi! GRGast. Du
bist en arme Schi. ebd. En alte Schi, altersschwacher
Mensch GRSch. E" alte unartige Schi. [,ienekt 1891.
WieiDOul i'* e" alte Schi, bi", über-ne" drig'lättlede"
Hag üs gump-i''' hüt nw'' wie Bux. ebd. — b) Schlargge,
in GRPr. (so Furna, Kl.) Schlargge — f. a) Frauens-
person, die mit Vorliehe gerade schmutzige Arbeiten
verrichtet, Schmierfink BE. — ß) Frauensperson mit
schleppendem Gang und trägem, auch tölpischem Wesen
BR.; W, die in Pantoffeln herumschlurft, schleppend,
schwerfällig geht, unordentlich gekleidet ist GRChur,
Hald., Pr. (so Furna), armseliges Weib GRPr. (Kuoni);
Syn. Flarzen 3 (Bd 1 1208); Hätsch (Bd II 1798). Auch
eine schleppend gehende Kuh GRFurna.
Vgl. Gr. WB. IX 499 (unter ,schlarkeu', wo auch -ü-);
Fischer V 899 (Schlarye, Pantoffel). Die Formen mit -ä- unter
2 lassen sich aus dem (in dieser Bed. uaturgemäss überwiegen-
den) PI. erklären, der zT. auch Übertritt ins Fem. bewirkt hat;
sie sind dann auch in die entsprechende Bed. des Tbs (s.
sMarggen S) und von da aus wieder in unsre Bed. 3 gelangt.
Zu Bed. 2, die nach unsern Angaben allerdings im Westen
fehlt, stellt sich nach ETappolet 1917, 149 ilirti/a, ,alter Schuh'
(BDevelier).
schlargge" (-«" W tw.), schlargge", wohl über-
all mit Dehnung, 3. Sg. Prass. und Ptc.-et: 1. schlargge
(in Aa It H. auch schlargge"). mit dickflüssigen, klebrigen
Stoffen uuigehn (zB. beim Glacieren von Lebkuchen,
.\ufstreichen von Honig, Eingemachtem auf Brot,
Prüfen von Farben B); meist mit tadelndem S.,
schmieren, „sudeln, bes. im Malen, Zeichnen, Schrei-
ben' AABrittn., Kulmert. und It H.; B, so Br., E., S.,
Si., Stdt und It Id. (.oblinendo fcedare'), auch Zyro;
„L'E. und It St.*»; Ndw; üwE.; „Zg"; Syn. Cäsaren I
(Bd III 421); tolggen; targgen. Das Kind schlargget
Tinte in sein Schulheft BStdt. Das ist nid g'schribe,
das isch nume g'schlargget! AABrittn. Von unsauberer,
liederlicher Arbeit übh.: Das ist g'schlargget ! zB. von
Schneiderarbeit, ebd. — 2. schlargge", in OnHe., Nuf.,
Pr., Seh. schlargge", = schlurfen la (Sp. iU2), „schlapfen,
latschen", von dauernder Eigentümlichkeit des Ganges
oder als Folge ausgetretener, absatzloser, auch schwerer
Schuhe, auch verächtlich für gehn übh. B, so G., Lau.,
R., Si.. Twann; Gl, so H.; „GR'Chur, Hald., He., L.;
Nuf., Pr., Ths, V.; L (auch St. und St."); GMs, Wb., W.,
We.; ScHwE.; S, so Ölten; U; W, so Brig, Mü.; Zg
(St.''); Syn. tscharggen. Er chunt cho" sohl BG. Der
Atti, der wege serhafte Ferschene" und Agerstenäuger
afe" mi- schlargget und tschargget a's gaid. MKuom
1884. Meist mit Richtnngsbest. Wa schlärggist hin?
GnL., Valz. J'* 6;« in Gottes Xammen dür'"" d' Lender
ab g'schlargget und Chur zue. GFiest 1898. [Die Kranke
ist] eso allg'mach uf d' Stege" üs g'schlargget. JJörgkb
1918. Der Hannestunni ist zum Mueme" Stini in d's
Fürhüs i" g'schlargget. ebd. TT'e"^ schlargget so spät
no''' rfor* d'Feldgass i"? Werdenbercer 1922 (GW.).
Sattli''', sattli''' schlarggid-er uf d's Milchhüs zueehtf.
Dienert 1892. S. noch geschlagen (Sp. 329o.). — Vgl.
Gr. WB. IX 499 ; Fischer V 899, auch larggen (Bd III 1381).
Über die ä-Formen in Bed. 2 s. die Anm. zum Vor.; für das
in Bed. 1 aus Aa belegte -a- kommt eine Ablautstnfe -t- in
Frage. Vgl. auch schlirggen, achlurggen, sowie die Gruppe tchl-rp.
Über-, über-: über-, verschmieren, so Papier, Tuch
B, so Lau. Von Nebel (vgl. Ge-schlargg Ib Sp. 643):
,ln den Teufinen niden heig der Nebel ... schon nmen
Alls überschlargget.' JBürki; noch öfter. — ume'
umhe'^- BE.. timmer- GrD., He.. Pr., Seh.: entspr.
sehlarggen 2 Gr, zwecklos herumschlendern BR. —
a"-: .Farben anbringen mit oder wider Willen' B'
(Zyro). — i"-: entspr. sehlarggen 1. Einem Kinde Brei
odgl. i. B. ,[Dem Kinde wird] der Chindsbri . . . mit
dem zuvor durchspeichelten Finger %"g' schlargget.'
BiRND. 1911. ,[Flnche bildeten] die Tischgespräche
dieses Ehepaares und machten zugleich die Gebete vor
und nach dem Essen aus, die Voressen und den Dessert,
645
Schlargg, schlergg, sclilirgg, schlorgg, schlargg
646
während welchem Mädi selbst ass und einem kleinen
Kinde etwas Essen einschlarggete.' N. BKal. 1843. —
ÜS-: „[Schuhe] aus-, niederlatschen Gr; L." — ver-:
1. verschmieren, „besudeln, verderben" ÄABrittn., L.;
B, so Lau., Si., Stdt und It Zyro; „L"; S; UwE.; „Zr,".
Etw. mit Farbe, Tinte, auch Kot v. Das Kind ver-
sclilargget sein Gesicht mit Heidelbeeren B. ,Ich habe ...
Tinten versprützt und Papier verschlargget.' JBürki.
Du hesch es schmi verschlarggets G'sicht! B (Zyro). De
verschlargget Offizier, dem ein Mädchen Teig über Ge-
sicht und Uniform gegossen hat.' FOscnw. 1019. Von
bewölktem Himmel (vgl. über-schl.): Der Himmel [ist]
scho" bis loit über ''e" Belpberg ine" grau verschlargget
g'si", vor einem Gewitter. RvTavel 1916. Uneig.,
vertuschen: I"* hilfe" nid gern Öppis v. üvGbeverz
1913. Tinte, Farbe v. B. Vergeuden BLau. — 2. = üs-
sehl. „Gr" (auch Tsch.); „L"; Syn. ver-chriempen,
■lärpschen, -lartschen (Bd III 824. 1385/6), -schieggen la
(BdVIll 430/1). D'Schueh V. GrVv. Aach : D' Hose"
un^e" um v. ebd. — nä"^''-. D'Fiess n., beim Gehn
nachziehn WBrig. — z'-särae°-: (eine Speise) auf un-
ordentliche, unappetitliche Weise zubereiten. ,Chrausi-
Mues ... ein unappetitliches G'schlapp, G'charst,
G'schlargg, G'schlirgg, das eine unberufene Hand z's.-
g'schlargget oder -g'schlirgget het. Bärnh. 1914 (BS.).
Schlarggerm.: 1. , Latscher Gr; L". — 2.= Schlarg-
gen ,2 F. — Bei Schopf 617. 621 auch in beiden Bedd.
g«-schlargget, -ed: schleppend, vom Gang. E"
g'schl-e'' Gang; g'schl. daherlaufe" GMs, Wl. Geit De'
jez g'schlargged! GRCast.
Schlarggete" f.: = Ge-schlargg l,hea. von sudel-
hafter Malerei, Schrift UwE. und sonst im Gebiet von
Schiarggen la.
Schlarggi I (PI. Schlarggega BR.), in GRChur,
Furna, L. Schlarggi — m.; 1. Schmierer, Sudler, bes.
ein schlechter Maler, Schreiber B; LE.; S. Schlechter
Arbeiter, Pfuscher übh. BE. — 2. langsam und
schleppend, übh. mühsam einhergehender, schlaffer,
unordentlicher, auch geistig schwacher Mensch; auch
als mehr oder weniger kräftiges Schimpfw. B; Gl-, so
S.; GRChur, He., L., Nuf., Pr.; GBuchs; Syn. ScMöri,
Schlürf (Sp. 642), Schlirggi, Schlurggi, Schlarpi,
Schlirpi, Schlorpi, Schlurpi. Du bist (doch) efnj Schi. !
Er ist en arvie' Schi. GRFid., Jen., L.(Tsch.). ,Ein ...
als en ei"fältige' 2'schisi, als Lap)pi, als Tschampel,
als Schi, ungestraft [vom Gericht] Entlassener.' Bärnd.
1908. Von einem säumigen Tier BHä.; UMai. En
alte Schi. UMai.
Saxet-: dem .Schottisch' verwandter Tanz BLau f
(Bund 1920) — Das 1. Glied zum Ortsü.,Saxeten' (s.Bd VII
lölTo.). Zur Bildung vgl. BSG. Xll 117.
Schlarggi II n.: (verstrichener) Schmutzfleck;
I auch Beule, Wundmal BG. An der grossen Frnhlings-
I und Herbstwäsche wird ,all dag b'flözl oder b'schlözt,
I dreckig, g'muslet oder g'schmusict Zug all seiner Targge"
I und Schlarggenc"' entledigt. Barnd. 1911. Uneig. es
I Schi, erwiltsehe", wie Ge-schlargg Ic (Sp. 643) zB. mit
i Bez. auf Geldstrafen, Bürgschaftsverptlichtungen BG.
f — Eig. Dini. zu Schlur,i<i,_n In.
I ,(g''-)schlarggig'',3'sc/i7. ÄABrittn. ;LE.: l.„sude-
1 lig L; Zg." Fleckig ÄABrittn. Er het es g-s G'sicht,
\ von einem Trinker. Auch vom Föhnhimrael, der mit
dünnen, nicht deutlich gegeneinander abgegrenzten
Wolkenstreifen bedeckt ist. ebd. Zähtiiissig, teigig
LE., so von Milch, die Fäden zieht, vom aufgeweichten
Erdboden, wenn sich der Schmutz an die Schuhe hängt
ÄABrittn. — 2. „latschig Gr; L." — Bei Fischer V 899
in der Bed. , nachlässig gekleidet'.
Schlargg ine", PI. :HolzbodenschuheBG.(AKohli).
Vgl. Schlarpinen. — Eig. PI. von SrhJanj^i m. ; vgl. Tati(nc").
Schlarggli°g m.: = Schiarggen la BHk.
Schlirggi-Schlärggi m.: nachlässig einher-
gehender Mensch GRFurna; Syn. Plampila (BdV99).
Schlärggism.: Schlarggling L ; Sy n . Schlirggis. —
Vgl. zur Bildung ZfhM. III 32.
schlii'gg: (infolge Nachlässigkeit) in unrichtiger
Lage, schräg, verzogen BHa. Was ist Das fir-nes Wibli?
Es hed der Lüder [Kopftuch] schl. umg'chnipfte". —
schlirggi i''ge° ■•ige": Adv. zum Vor. BHa. Sich
ein Tuch schl. umlegen. — Wohl zur folg. Gruppe. Ver-
wandtschaft mit schlgrch (Sp. 641) ist aus lautlichen Grtlnden
unwahrsch.
G"-schlirgg (bzw. -i-, -e'-, -e'-) n.: 1. a) = Ge-
schlargg la (Sp. 642) Bs (auch It Spreng); Ndw; UwE.
Es wiests G., von einer Schrift Ndw (Mattbys). —
b) = Ge-schlargg i 6 Bs ; B (Gatschet) ; S. Zweu Porziöne"
ro" dem G., von Gefrornem BLie. Fleisch isch doch
schön z'choche" gege" sö-nes G. antene" Fasttag, Chnöpfli,
Pfhitte" [usw.]. JoALH. 1881. Strälizüg und Pummade"-
g'schl JRkinh. 1907. Von Wolken: Der Fön ... hat
•e lenger i' stercher a'fo" blöse", 's G. am Himmel obe"
ist us-enand. Lienert 1888. — 2. = Ge-schlargg 2 L.
Wel''' es G.' nid so lama''sehig! ALGassmann 1918.
E, uel''' es G.! chömi"d doch iez einisch! ebd. Uneig.,
Nachschleppen, von einem Instrument im Orchester;
s. mutieren (Bd IV 579). — • Auch hei Martiu-Lienh. II 472
(in Bed. 1).
schlirggele°: schmierig sein BStdt.
Schlirgg(e°): 1. SchUrgg, in Z (It EEschmann)
Schlirgge" — m., PI. unver. AaF.; GrD.; SihwMuo.,
= Schiarggen la (Sp. 643), so von Kot, Tinte, Flüssig-
keit übh. AaF., Fri.; Bs; B; GrD.; L; SchwMuo.; Ndw
(Mattbys); Z (EEschmann) D' Chue hetdi''' mit dim
[= dem] Schwanz 'droffe", de hesch e" ganze" Schl. vo"
Chüedreck a" de" Hose" Bs. De" Schlirgge" nä''' möchte-
me" meine", er weri in Ettes getrete" GrD. (B.). Schierg
und Mösen allerhand, an einem Kleide. WMüllek 1906.
— 2. Schlirgge", PI., = Schiarggen 2a Gl; GF.; Z
Hombr. Er trcit Schlirgge" ZHombr. Leg du nur
's Vaters Schlirggen a" und tanz gar lustig, hddelidum !
Vaterland 1909 (örtlich unbestimmbar); vgl. Schlir-
penSa. — 3. SchUrgg m., = Schlargg 3 a, auch Mensch
von trägem Wesen übh. W.
schlirgge" (-«" W tw.), tw. mit Dehnung, in LE.
(neben -j-); ScuwNuol. -ie-, in BsL. (neben -t'-)
schliirgge" I, 3. Sg. Pries, und Ptc. -et (in Bs auch -t):
1.= schlarggenl (Sp. 644), bes. auch als verächtlicher
Ausdr. für schlechtes, pfuscherhaftes Malen, Schreiben
Aa, so Brittn., Kaiseraugst, F., Fri.; Bs; B, so
Herz., S., Si. und It Id. (.oblinere'); Gl (auch St.);
L (auch St. und St.''); GSa.; Scaw; S, so Rech.; Th
(einzelne Angabe); Uw; U; W; „Zg" (auch St.*");
Z, „schleudern W". Einem Kinde Brei odgl. in den
Mund schl. B, so Si.; vgl. in-schl. De hesch-di''' ganz
roll Daig (Dreck, SalbiJ g'schlirgged Bs (Seiler).
G'schlirkt ist riit g'mölt. ebd. (Spreng) Und das seil
g'mölet heisse", Das isch jo nur g'schlergget! L
(ERöthelin). Was schVrggist iez den uf dem Papir
ume"? ScBwMuo. Farbe auf Papier, Leinwand [usw.]
647
Schlargg, schlergg, schlirgg, schlorgg, schlnrgg
schl. Z. Wo bi irne" Näte" d's Blatte füre* clw isch,
hei-si bräi- Tinte" drüfg'schliigget. RvTävel 1904. Sich
Sämfi' d'Aiige" schl. lö"; s. Bd VII 11(57. ,Ein Lehiknab
[hat] dem SJentzer die Lehr autfgetan ... ein ganzen
Schübel s. h. Menschendräck hinein getragen und auiT
des H[errn] Bächlis Tisch, allwo er sitzt, die Bücher
[usw.] legt ... geschlirgget.' WLütz 1685/1707. Mit
Akk. des Ergebnisses: Zalt dö Einf für e" g'mäleti
Cime zelftüsi'g Franke", für eini zu-me" Mälerchübel
üs und iif en icisse" Blitz ane" g'schlirgget. EEscbmann
1917 (Z). Sich mit Wolken überziehn L (Schürmann);
vgl. Ge-schlirgg Ib. Es föhd a" schl. — 2. = schlarggen 2
Bs: B, so oAa., E., Lf,; Gl (auch St.); L (auch St. und
St."); GMs, Wl.; S; W; „Zg"; Z, auch eine Arbeit odgl.
schleppend, langsam verrichten AABirrwil, Brittn.,
Buchs, Köll., Zof.; Bs; B (EFriedli); l.Ber.; S, so
Bech.; Z. S. auch schläfferig (Sp. 114u.); Schlarggen 2
(Sp. 643). — Vgl. Gr.WB. IX 751; Martiu-Lienh. II 472.
ScMürcjije" \\\ BsL. erklärt sich durch falsche Restitutiou in
der Nachbarschaft eines entrundenden Gebietes unter dem
Einfluss des daneben stehenden syn. schlurgyen (s. d.).
über-: = über-schlarggen {S\). öi-l) Bs; BSi. (IniOb.);
L (auch St."); Zg (St."). Eitse'' Herr VHari hed Leder-
hosen a", mit Schnuder überschlergget und Char'e"salb
dra" L; vgl. Bd VII 804M. Uneig., übertünchen, ver-
tuschen Bs; B; Syn. ver-schl. Was-vie" denkt, das soll-
me" nit mit Pille" versüesse" welle" . . . der Firniss und
der Lack, de" brücht kei" Ere"ma"", um's z'ü. JMähly
1856. — Auch bei Martin-Lienh. II 472.
ume°-: 1. herumschmieren, -sudeln Gl; GSa. Tr.:
Chind, de muest nit Alls u.! GSa. — 2. = u.-schlarggen
(Sp. 644) B; ZHonibr. — Vgl. Martiu-Lienh. II 472.
a° - : = an-schlarggen .\ABrittn. ; Bs (Spreng) ; B (Zyro).
— Vgl. Martiü-Lieuh. II 472.
i"-: = in-schlarggen (Sp. 644). Einem Kinde (auf
unsäuberliche Art) Brei, auch Arznei i. Bs; B, so E.
(Bärnd. 1904) und It Zyro; L. D' Sau chömi"d selte"
z'heiss z' fressen über, de" Chinde" schlergget-me"'s i",
wie's chund. S Kai. 1887. üneig. (Jrad) Etw. i.
1) (Kenntnisse) eintrichtern. Einem Etw. unvermerkt
beibringen B. — 2) Etw. unvermerkt einschalten,
zB. eine Klausel in einen Vertrag, ebd. ,Da stand
der Bauer auf: So, meinst, meinst, du seiest listig
g'nue«^. Das so einzuschl., dass man Nichts merke, was
ihr im Sinn habt? ... Es ist da wäger keine böse
Absicht, sagte Resli, und Nichts einzuschl.' Gotth. —
Vgl. ine'sMirije" bei Martiii-Lieuh. II 472.
V e r - : = ter-schlarggen 1 (Sp. 645), bes. durch schlech-
tes Malen, Schreiben AABrittn., F., Fri.; Bs (auch
Spreng); B, so Si.; Gl; L (auch St."); GSa.; ScHwMuo..
Nuol.; Ndw; UwE.; U; Zg (St."); Z (EEscbmann). Eine
Wand, Kleider, Papier, ein Buch v. Milch auf dem
Tisch, Sputum auf dem Boden v. Aa; Bs; B. Tinte"
of ''em Papir v., ''ass's ganz verschlargget üsg'set Aa
Brittn. Gemaltes, Geschriebenes v. Vil ist dri" [in
einer Schrift] verschlirgged Ndw (Matthys). Uneig.
(einen Fehler, ein Vergehn, einen schlimmen Handel)
vertuschen, überkleistern B; Syn. über-schl. Si hi-"'s
du verschlirgget, es ist nie üscho" BSi. N. het geng
no''' g'hoffet, es g'räti der Regierung, der Ko>i/Hkt z'v.
RvTavel 1922. ,Da sie ... nie zur Überwindung, zu
sittlichen Kraftanstrengungen, sondern zu Listen und
Ränken, zum V., zu Deckmänteln riet.' Gotth.; ,Uber-
tüDchen.' 1861. Durch Schlirgge" verschwenden Bs
(Spreng). Das [Geld] Alles s^t für d' C}iil'''e" ver-
butzt, rersalbet itnd verschlirgget werde"? EEscbmann
1910. Eine Angelegenheit, einen .\uftrag usw. durch
Säumigkeit gegenstandslos machen B (EFriedli). —
Vgl. Martin-Lieuh. II 472.
z°-säme°-: = z's.-schlarggen, von einem Brei.
BiRXD. 1914 (BS.1. Durch (schlechtes) Malen zustande
bringen: Die Helge" möeht-i''' aw'' g'seh", wo die
Jümpferli z's.-schlerggi'd. WMüller 1918.
Schlirgger ra.: 1.= Schlarggi 1 1 (Sp. 645) L
(St."); ScHwMuo.; Zg (St."). — 2. = Schlarggi 12 L
(St."). — Vgl. Martiu-Lienh. II 472.
Schlirggerl -ei f.: = Ge-schlirgg la Bs; B. Vo'
dl"'r nöimödische" Schl. brüchen-i''' Nüt z'verstä'.
BTraeold 1914; vorher: Malerei. — Vgl. Martin-
Lieuh. II 472.
g'-schlirgget: = ge-schlargget (Sp. 645) GMs. E*
g-C Gang.
Schlirggete",in Sch wNuol. -ie — f. : = Schlirggeri,
so von schlechter Malerei, Schrift SchwNuoL; UwE.
Von einer schlecht zubereiteten Mehlspeise W; vgL
Schlirggi IL
Schlirggi I m.: 1.= Schlarggi 1 1 (Sp.645) AaF.,
Fri.; B; L; ScBwMuo.; UwE.; Z (EEscbmann), Schmier-
fink AAKulraert; B, so Si. und It Zyro, schlechter Ar-
beiter, Pfuscher übh. BBe. De'' Schl., wo vor-nes par
Järe" der Storche"brunne" so verhunzt het. Bari. Son-e"
Tänntorschl., blosser Anstreicher im Gegs. zum wirk-
lichen Kunstler. EEschmann 1920. — 2. = Schlarggil 2,
langsamer, unbeholfener, energieloser, auch geistig
beschränkter Mensch AaEtI., Kulmert.; Bs; B, so oAa.;
L, so E., Semp. und It St."; Schw; S; W; ZHombr.
Er isch e" Schl., me" chunt uff der liebe" Welt niene'
ane" mit-im Bs. En alte'' Schl. L (ERöthelin). En
arme Schl. W. Z'letst hoschet-er doch no''' a", de'' Schl,
de'' langsam Gritti. Schild 1863. Du Schl., du wärsch
guet nö''' ''em Tod z'schicke"! ebd. 1876. S. noch Hätti
(Bd II 1768); sanft{Bä VU mia.);setzen (ebd. 1628M.).
Vgl. Martin-Lieuh. II 472. Als Übername: .Schlirgi.'SchwBr.
Bartlispiel 1829.
Schlirggi II (-i'i-) f.: verächtlich, Brühe BsL.;
Syn. Schlirggeten. Auch Mel"'-Schl. — VTegeu -ü- vgl.
die Anm. zu a<-Mirg/jen.
schlirggig; a.) = ge-schlarggig (Sp.645), was sich
leicht schmiert, schmierig. , Peinlich sauber und
appetitlich, nicht una"schaulig, tanggelig und schlirggig
muss das delikate Gebilde [eine Anke'balle"] aussehen.'
BXrxd. 1904. — b) verfilzt, von Zeug, Flanell B. —
Vgl. Martin-Lieuh. II 472.
Schlirggis m.: = Sehlärggis (Sp. 646) Bs; LBer.
Schlirggli°g (-e-J m.: = Schlirggen 1 L (Boos)
Schlorgge" (-ö-J m.: gew. PI., Holzbodenschuh(e)
BLaup.; F, so J., Ss. Syn. Schlargginen (Sp. 646).
Di Alti wo't ga" tanze" u"' het no''' keini Schuck; si
leit dem Alte" d' Schlarggen a" u"'' tanzet lustig zut.
GZüR. 1902 (BLaup.). — Vgl. Gr. WB. IX 766 (,schlorken');
Fischer V 949, sowie Schlunjgen.
Schlörgg m.: langsamer Mensch Gl. — Zu -ff- »gl.
das ebf. für Gl bezeugte schlm-e" (Sp. 640).
Schlnrgg(e°) bzw. -«*-: 1. Schlurgg m., einzelner
Zug beim Trinken GRoHe., Ig. (Tsch.). E" Schl. Gaffi,
Wi", Milch )ie". — 2. a) Schlurgg m. U, Schlurgger
(in BsL. auch -rk/e") m. Bs (auch Spreng). PI. -<",
= Schlarggen 2 (Sp. 643). Alt Gherb und alt Schlurgger
sind nimme' guet z'ßicke" UAItd. — b) Schlurgge" id.,
(.49
Schlargg — schlurgg. Selilarni— schlurni
650
dicker Kot an den Sclnilien, zB. nach einem Gang
über einen nassen Acker Bs; Syn. Schlirpen 3b. —
3. pers. a) Schlurgg m. ScaSt. (Sulger); UAltd.; Zr,,
Schlurgge" m. Bs, ein mit schlechtem, ungeschnürtem
Schuhwerk, schlepiiend einhergehender, auch träger,
unbrauchbarer (UAltd.). unordentlich gekleideter (Sch
St. It Sulger; heute abgelehnt), nachlässiger (Zg)
Mensch, langsame, schleppende Person Bs (Syn. Schlür
Sp. 641). — b) Schlurgge" f., = Schiarggen 3b? (Sp. 043)
UAltd. — Vgl. Gr. WB. IX 853 ; Martiu-Lienh. II 473 {SMurrh
m., langsamer Moiiscli); Fischer V 963 (Sckinrrje m., alter
Schuh), sowie schhtrg<jen. k/ (statt jy) in BsL. erklärt sich als
falsche Restitution ia einer au ein reines Fortisgebiet grenzenden
Zone; vgl. dazu BSG. IX 114/5.
schlurgge", in GaoHe., Ig. schlurgge' II, 3. Sg.
PriEs. und Ptc. -et: 1. a) = schlurfen 2 (Sp. 642), in
abgesetzten Zügen trinken GnoHe., Ig. (Tsch.). Der
Gaffi, Wi". Most schl. — b) ,[Die gärenden Käse
werden] g'lifted ... damit sie nicht ankleben. Ein
schlürfendes Geräusch, ein Schlurggen, zeigt an, wie
notig diese kleine Bemühung war.' Barnd. 1908 (BGr.)
Vgl. Schlurggi3. — 2. = schlirggcn 2 (Sp. 647) Bs; „U".
[Die zum Mittagessen gerufenen Dienste" sind] cho"
cho' laufe", cho" schlurgen und chruckle" und an'n
Tisch cho" ge" sitze". Breitenst. 1864. — Spätmhd. (md.)
flurkeii, ülorken, ingurgitare, sorbcre (Diefenb. 1857, 298c.
543a); vgl. Gr. WB. IX 853; Martin-Lienh.Il 473 (in Bed.2):
FischerV963(aHchinBed.2), auch Falk-Torp 1910/11, 1069,
&QViieIoniijen,luigge7i{Bd 111 1381/2). Die Bed.-Eutw. entspricht
der von schlurfen (Sp. ()42); Ib könnte auch von 2 ausgehn.
abe° ahi"schlürgge" : hinunterschlürfen GRoHe.,
Ig. (Tsch.). — ume°-: = u.-schlirggen 2 (Sp. 647). Der
Herzog sig nur eso es Bitzeli i" de" Chlöstergänge" ume"-
g'sehlurget. Scuweizerm. 1891 (Zg).
Schlurggete- (-ü-J f.: Geschlürfe GRoHe. (Tsch.)
Ist-mer Das aw'' e" Schi.!
Schlurggi m.: = Schlurggen oa Bs (bes. auch mit
Bez. auf den Charakter), armer, verwahrloster Mensch
ü, so Altd. — 2. Schlüerggi m., ganz junger Käse, der
noch üsrinnt GrAv. (Tsch.); vgl. schlurggen Ib. — Vgl.
Martin-Lienh. II 473 (in pers. Bed.).
Schiarm — schlurm.
schlärme" (bzw. -ä), 3. Sg. Pra>s. und Ptc. -et:
1. , lecken, wie die Hunde", auch vom Vieh (zB. an
salzigen Steinen, an saftigem Holz), auch „die Leck-
sucht der Kühe als deren Krankheit bezeichnend. Die
Kuh schlärmet BO.", Si.; Syn. schlecken 1 (Sp. 506).
,Den Rest von Speisen, gew. die Sauce, mit den Fingern
aufessen' B (örtlich nicht näher bestimmbar). —
2. „heimlich naschen", von .Menschen und Tieren
(Ziegen) BE.. ,0." — Vgl. scMürmen, auch schlimmeren mit
Aum. (Sp. 553).
„Über-: überlecken Bü." — ume"-: herum-
naschen, naschend herumstreifen BE. (auch desume"-
schl), Hk. Die Chue ist xfhirtig, si sehlärmet numme"
umhi" BHk. ,[Wer bei Tisch wählerisch ist] setzt sich
durch solch meisterlosiges Verhalten dem Verdacht
aus, er oder sie stille den Hunger heimlich noch ander-
wärts, es warte ihrer irgendwo etwas Meisterlödgs ...
oder sie gehen naschend auf verbotenen Wegen . . .
sie schlärme" oder schlürme" dür'''e"w<:gg desume", sind
Sehlärmine" oder Schlürmine", schlärmig.' Barno. 1904.
— ÜS-: ausnaschen. ,Dert gaben sie mir einen grossen
Napf voll Kirschensturm, da hab ich ihn mit Händen
und Füssen ausgeschlärmt.' B Nachtspruch.
Schiärmer m.: „Näscher BD." (St.').
Schlärmi m.: = dem Vor. BE.; s. umen-schlärmen.
Anke"-. .Der alte Ankenschlärme', Übername.
RWtss 1891.
sch lärm ig: 1. lecksüchtig, vom Vieh B, so E., G.,lt
St."" und Zy ro. ,ScÄ/n>»ie3»(lecksüchtige) Tiereni.' Bärnh.
1911. ,[Der Ackerschachtelhalm macht] die Weidekühe
schl.' ebd. — 2. wählerisch im Essen, leckerhaft, „näschig
B"E., Hk., „0." (St.'). S.; Synn. s. unter ungeschlacht 2b
(Sp. 30). ,Dem schle" Tier', der Ziege. Barno. 1904.
Von Menschen, auch uneig., leckerhaft übh. Di
schl-e" Hagle", von Knechten, die nur Chüechli essen
wollen. SGfeller 1919. S. auch umen-schlärmen. ,.Ie
weniger christlich die Eltern werden, desto heilloser
versündigen sie sich an ihren Kindern, desto übler
geht es den Gemeinden, welchen die armen Würmer,
welcher Niemand sich erbarmen will, vorab liederliche
Wittweiber und schl-e Wittwer nicht, zugeschoben
werden.' Gotth.; ,schlürmige.' 1861.
Schlärmigi {-egi BG.) f.: I. Lecksucht des Viehs
B, so G. und It Zyro. ,Die Schl., welche sich besonders
im Abschlecke" von Holz- und Mauerstücken äussert,
deutet auf Kalkbedürfniss.' Bärnd. 1911. — 2. Ge-
näschigkeit B, so G., M., Si. ,Sie [die Ziegen] schliirne"
gern (stehlen Näschereien) und riefen damit der spass-
haften Selbstverabschiedung: Zürnet Nüt u"' schlürnet
Nüt! Solcher Schliirnegi, Schnousegi, Schl., Schnäder-
fresegi, Hofnü-'schegi mnss, wer auch einen Winternutzen
von der Ziege haben will, nach Tunlichkeit z'lieb lebe".'
Bärnd. 1911. Von Menschen, auch uneig. Einem für
d' Schl. tue", ,die Wunderlichkeit vertreiben' BSi. (Im
Ob.); Syn. (Ge-J Wunder. Dö liest für d'Schl..' BM.
Si" [eines Mädchens] Mueter isch grad so g'si", stolz
!("'' het g'meint, ander Lüt sigi" nume" da für ire" ttw'
irem O'sichtli Er z'erulse"; doch si het übercho" für
d'Schl Hausfrü 1883 (B). Mängem, der [beim Vorüber-
ziehen der wilden Jagd] vor G'wunder scho" der Chopf
zum Fenster use"g'st reckt, er het-ne" fast nid z'iück-
zieh" chöttne" weg'" der grosse" G' [schjwulst, die-n-er
für d'Schl. het übercho". KSalzm. 1870. — SMärmig für
B in Bed. 1 bei St.^ ist sicher Fehler für ScMärmiyi.
Schlärmigkeit f.: = dem Vor. 1 B (Blätter für
Landwirtschaft 1892, 137).
Schlürme" f.: (bes. im Essen) wählerische, unzu-
friedene Person BE.
schlürme" (bzw.-w^-), in B tw. (so G. und It Zyro)
schlürne", 3. Sg. Pra;s. und Ptc. -t (in BE. auch -et):
herumstreichen, bes. auf verdächtige Weise, um Etw.
auszuspüren, Obst udgl. (im Kleinen) zu stehlen; in
Allem herumschnüffeln, so namentlich von Weidetieren,
die, ohne recht zu fressen, sich bald dahin, bald dort-
hin wenden B, so Boll., E., Gerz., G., M., Stdt. Was
Tuners heit-der o'* dö so um d's Hüs ume" z'schl.?
CWeibel 1885. S. auch Schlärmigi. Naschen, bes. von
Katzen, die sich über die Milchhäfen, den Küchen-
schrank machen, auch von Menschen BE., Stdt und
It Zyro. Er geit-mer aber einisch hinder d's Konfitüre"-
schäftli ga" schl. BStdt. Es slg-mer nid grad em
Baste", i''' heig allw'eg neuis U"guets g'schlürmet »"''
heig der ganz Morge" Büchtee g'ha". Loosli 1910. —
Vgl. sMärmen. zur Bed. bes. achlaui-eii (Sp. 638), auch gchlarpen.
651
Schlarm— schlurm. Sehlarp— schlurp
nme°-,auch das-,desume'-: = dem Vor. B, so Bümpl.,
E., M., Sum. Di Lammerau pläret im Stall und möeht
mit irne" junge" Bdggeli ga" dasume'schl. JBI'rki. Von
Menschen; s. auch u.- sohl armen. Die hei"-sv'' 4 Tag
lang dö üfg'halte" ««■' si" dür'''har ume'g'schlürmt B
Sum. [Der Landjäger] sig eso fllssig desume'g'scMürmt.
LoosLi 1921. — ÜS-: tr., (bis in den hintersten
Winkel) begehrlich durchstöbern B, so E. .Elsässer
Viehhändler schlürmen alle Ställe aus', um Vieh zu
kaufen. N.ZZtg 1893 (B). .Wartet nur, euch [Krähen]
will ich verleiden, die ganze Hofstatt auszuschl. und
diejungen Singvögelein auszunehmen.' SGfeller 19'21.
Schlürnii ra. : = Schlärmi (Sp. 650); s. ««!ej(-
schlärmen.
schlürmig, in Btw. (soG. und ItZyro) schlürnig:
naschhaft, begehrlich B, so E., G., Stdt und It Zjro.
E' schli Chats B (Zyro). Von lecksüchtigem Vieh B
(Wochenbl. f. Landwirtschaft 1847). Von Menschen,
bes. Kindern, die nach Süssigkeiten udgl. verlangen.
,Schl-i Chitm'' sorgen . . . mit ihrem de" Hege" nä''' ga"
nKsse" dafür, dass nur wenige Früchte [Haselnüsse] zur
Reife kommen.' Barnd. 1911. Wiede'Ma"" albe" isch
fürt g'st", het-si [die Frau] a"fah" tanggle" utid brösele",
chüechle" und eiertätschle". De"" hei'-si nid nume"
g'mäiselet, si und tri schl-e Burst, da si"-si de"" i"che"-
g'lege" [haben tüchtig zugegriffen]. Schwz. Lehrerinnen-
ztg 1905 (BBurgd.). Uneig., zudringlich, zB. von
Fliegen, auch von naseweisen Kindern B, so Stdt
(AvRütte). S. noch schlärmig 3 (Sp. 650).
Schlürmigi f., in BG. Schlürnegi: = Schlärmigi-
(s. d.) BG. Zudringlichkeit, naseweises Wesen B, so
Stdt ('AvRutte). Sä, da hesch Ei"s für d'Schl!
Schlarp — schlurp.
G'-schlarp (-ä-J n.: 1. = Ge-schlargg 1 (Sp. 642),
bes. von schlechter Malerei, Schrift, auch von einer
breiigen Masse AaF. Die [nach Petroleum schmeckende]
Gumfitüre" wird-mer wol no''' chönnen uf's Bröd striche"
... Die Chline" händ ... d' Finger dernö"'' g' schlecket
tmd es hed i" kei"'m Nüd 'tö"; das G. ist amel z'säme"-
g'schletst worde". WMüller 1918. ,Sordes pavimenti
calceamentis advecta.' Id. B (danach Zyro); Syn.
Schlurggen 3b (Sp. 648). — 2. = Ge-schlargg 3 BStdt
und It Zyro. Der Chlchi-Gläis vo" der Tanggelen isch
cho" s'tschirgge" . . . Si"s G. und si"s Schnupe" hei
d' Hund geng ganz b'sunderbar g'helkt. RvTavel 1910.
Schlarpe° I s. Schlappen 3a (Sp. 614).
Schlarp(e°) II, Schlärp(e°), gew. mit Dehnung:
1. Schlarp m. a) = Schleck la (Sp. 502) BE.; LE. Potz
Sackerhageli! das [ein Kuss] het aw'' en anderi Wiir-
kung [!] g'ha" weder öppen e" Schi. vo"-re" ruhe" Chile-
Zunge". SGfeller 1911 (BE.). Wen" eini [der Kühe]
«ö'*-n-i»i [dem übellaunigen Knecht] e" Schi, 'tö"
het, ist-eren e" herti Füst uf d'Nase" g'fare". ebd. —
b) = Schleck 11), bes. von Nidel, ebd. Ü"se Eitere''
[Vater] nimmt de"" albe" sö-ne" Schi. [Nidel] u"'' rer-
succht de"", berichtet ein Emmentaler (wobei er mit
dem Zeigefinger die entsprechende Bewegung macht).
— 2. Schlarp m., breiartige Masse GO. — 3. Schlarp m.
Aa (H.); B; Z, so Bül., ()., Schlarp m. U, Schlarpe"
m. Aa (verbreitet, bes. im Südwesten); G, so 0.; ScuR.;
ScHwMuo., f. AABremg., oF.; L (St."); G; Tu, so Hw.,
Kessw. ; Zg (luch St."), „m. f.", Schlarpe" m. Ndw
(Matthys), PI. Schlarpe" Aa; Ap; B, so E., Lau., Stdt
und It Zyro; L; GA., 0., Rh., T., Wl., W.; SchR.;
ScHw; Th; U; Z, Schlarpe" BHa.; GMs, Sa.; U, Dim.
Schlärpli B; GfiObS.; G; SchR.; SchwE. und weiter-
hin, Schlärpeli BE.: = Schiarggen 3 (Sp. 643); Syn.
Schlarp-Schueh (Bd VIII 484). Was macht en Schueh
üs? Antw.: 's Hinderquartier, sust tvär's en Schi. Z;
s. auch BdV1809u. Nimm aW'' es Gütterli Wunder-
balsayn mit [auf die Reise] und d' Schlarpe", ''ass-mer
nid d'Schueh muess a'legge", wem-mer s'Nacht use" seft.
WMüLLER 1918. [Die zu spät erwachten Schraiede-
gesellen] wi' 's Bisiwetter i" Hose", Höm''li und
Schlarpen i"e" und i' d' Schmitten abe"! JRoos. Toneli,
wenn [d'] tanze" ici't, häb-mer Schritt! Göd's ned im
Älplertritt, nimm es Par Schlarpe" mit! Ztböri. Und
^venn-i''' nümmc tanze" cha"", so legg-i''' es Par alt
Schlarpe" a" ZStall. (Lied). S. noch Bd VIII 443u. I«»
w^t, i'* war 's röt Büseli, wo uf si"'m [des geliebten
Mädchens] Schlärpli lit! Lienert 1906. ,So fahren die
armen Trücher (liederliche Menscher) herum mit
schönen Halstüchlene" am Kopf und Schlärplene"
(schlechte Schuhe) an den Beinen.' Gotth. Wem-mef
cha"" e" Schlarp (e" Geldseckel, e" Stei"J drl" [in den
Regenbogen] riere", so wird-er zu Gold (so chund-er
voll Gold z'rugg) U ; vgl. Bd VIII 455 o. Von den pantoffel-
artig ausgewachsenen (Stall-)Klauen der Ziegen: , Viele
Aussteller brachten ihre Böcke mit argen Schlarpen
auf den Schauplatz. Verdrehungen der Gliedmassen
[usw.] sind Folgen ungenügender Pflege der Klauen.
Diese sollten wenigstens zweimal jährlich mit einem
scharfen Taschenmesser beschnitten werden.' Z Amtsbl.
1904. — 4. Schlarpe" (m.? f.?), grosser Stofflappen,
zB. zum Einsetzen WLö. — 5. Schlarp m., = Flarz 6
(Bd 1 1208) ZO. (Messikommer 1910, 132 Anm.). —
6. Schlarpe" PI. a) = Engeländer 1 (Bd I 335) Z; vgl.
ZfG. 1845, 23, ferner Schlirpen3a. — b) eine Art
Chiiechli. Dan. (Z); vgl. Herd-epfel-Schh, ferner Schlir- f
2)en 2c. — 7. a) von Personen, a) Schlarp m. Aa (H.); '
B; G, so Stdt, Wl.; Schw, so E.; Z, so Bül., Hinw.,
S., Schlarpe" (m.?) G, langsam und schleppend gehen-
der, körperlich und geistig schlaffer, unordentlicher
Mensch. En alte'' Schi. ScuwE. Du unartige'' Schi.! i
Lienert 1888. Wi't-du g'sieh" vil Schlarpe", muest g''ad \
gö" gi" Marpe''' [GMarbach] ... Händ kä" Chereche"- '■
tach, es lit im Chrotte"bach. ATobler 1899. De'' Schi!
scherzh. Bezeichnung des langsam fahrenden ersten •■
Dampfschiffs auf dem Zürichsee ZHorgen. — g) Schlarp i
m. AAßrittn.; B, so oAa., E.; ScHwE.; SOlten; Zg; Z, ,
so Hinw., 0., Wila, f. AABrittn. (seltener); GA.; Z, |
Schlarpe" f. Aa (Rochh.); B, so Be., Br., Si.; GRChur; i
G; Z, spez. von langsamen, trägen, unordentlichen, j
übh. minderwertigen Weibspersonen. Dem si" Frau ;
isch doch e" rechte (e" rechti) Schi.! AABrittn. De '
bist en Tmiders Schi! eine dumme, gleichgültige |
Person ZO. Me" cha"" da nid Jedem Eämpeli und jeder '
Schlarpen e" Tracht a"hänke". üvGreyerz 1913. ,Wenii i
man [bei den Dienstmädchen] nicht hinten und vorne
sei, so sei Nichts gemacht, es sei immer eins ein i
ärgerer Sohl, (nachlässig Mensch, Schlumpe) als das '
andere.' Gotth. ,Das Peinlichste für Lisi war das Vor- .
weisen der Leiche. Fast jedes Tschudi oder Tschäggeli,
jede Tschiegge oder Schlarpe sagte: Wenn es Nichts ■
mache, möchte es die Frau gerne sehen.' ebd. Häufig
im Dim. Schlärpli (auch -eli BE.), bes. von Mädchen, >
körperlich unbedeutendes, zumeist auch schlampiges,
653
Schlarp, schlerp, schlirp, schlorp, schlurp
faules, dummes, leichtfertiges Ding Aa, so Brittn., L.;
Bs; B; GRHe.; G; SohwE.; S; Z, so Bül., Kn., Wila.
Synn. s. unter Fazzelet 3 (Bd I 1146). Und wänn-i'''
bloss es Schi, bi", es luegt-mi"'' Mängen a". Lienert.
,Er meine, da [durcli Einheirat] Bauer zu werden ; aber
das komme nicht nur auf das Schi, an und die alte
Stürme, da predige dann noch ein Anderer.' Gotth.;
.Püppchen.' 1850. 1861. , Sassen die Knechte am Abend
auf dem Bänkli vor dem Stalle, so kam Elisi mit einer
Giesskanne zum Brunnen und tat so ungeschickt und
schüttete sich Wasser in die Schuhe, bis Uli ging und
half, während die andern ... ziemlicli unverholen über
das Schi, spotteten.' ebd.; ,dumme Ding.' 1850. 1861.
([Heutzutage] meint jeder Pflartsch, zur Arbeit sei er
zu vornehm, und so manches Schi, weiss nicht, wo
die Nadel ihr Loch hat, ob oben oder unten.' ebd. , Wenn
ein Schi, als Schi, wieder aus dem Welschland komme,
so dürfe es Niemand mehr als Schi, ansehen, sondern
man müsse von ihm sagen, es sei eine gebildete
Tochter. Es ist ... Nichts lustiger als so ein ehe-
maliges Schi, und nunmehrige Tochter lismend durch
das Dorf stolpern zu sehen, das Klungeli im Fürtuch-
sack.' ebd.; dazu die Stelle unter Parasöl (Bd IV 1438).
.Solche Schlärpli, wie heutzutage die meisten Mädclien
seien, geben gar teure Frauen.' ebd. ,Es hängt sich
endlich ein Schlärgli [1. ,-p-'] an seine [des Knechtes]
verhudelte Kutte, hungernde Kinder unikriechen ihn.'
N. BKal. 1841. ,So ein Schi., so eine Bettlertochter,
zu welcher Jeder kiinne, der nur wolle, wenn er nur
so grobane" ein Gesicht habe.' Bitt, 1857. So [wie
andre Bräute] chönnt itze" mi"s Bäbeli o'"'' derhere"
eho", wenn's nit es ei'fältigs Schi, g'si" wdri, indem
es sich mit einem Unbekannten zu weit einliess.
DoRFKAL. 1893. ,Wie er [des Ammanns Sohn] im
Ochsen in einem entlegenen Gaststüblein das Sehlärp-
chen, das ausgelassene, gewissenlose Ding, die Nähterin,
köstlich bewirtete.' Joach. 1898. Selbi Zu, wo d'Fa-
brigge" soguet g'loff'en isch und jedes Schi., wenn's chüm
selber het chönne" d'Nase" schnitze", drei, vier Franke"
verdienet het. JReinh. 1903. S. noch Bd VIII 1089 o.
— b) Schlarpe" f., langsames, säumiges Tier LE. — Vgl.
Gr.WB. IX 498/9 (unter .Schlarfe'); Fischer V 898 (Schlarbe
ni. f.), sowie larggen (Bd III 1381). SchJarp- steht neben
ichlarrjg- (Sp. 642 ff.) wie »chHqi- neben svhliryg-, schlurjj- neben
schlurijg-; Parallelen finden sich unter den Gruppen l-r/i und
l-rgg (Bd III 1385. 1381 f.). Zu den rt-Formen Tgl. die Anni.
zn Schiarggen (Sp. 644). Zur Bed.-Entw. vgl. ausser den ge-
nannten Gruppen auch Flarz (Bd I 1207 f.), zn 4 spez. auch
Lärpen (Bd III 1385), sowie Lär2en mit Anm. (ebd. 1388). In
Bed. 3 ist das W. in westschweiz. Patois gedrungen (ETappolet
! 1917, 149). Als FN. .Schlärply' oder ,Grob'. XVI., ZHinw.
I (ANäf 1869).
Herd-epfel Her (d)-öpfel- Schlarpe", PL: bes. zur
i Neujahrs-, Fastnacht-, auch Marktzeit bereitetes Ge-
bäck, dessen Teig aus einer Mischung von 5 — 6 Teilen
j Kartoft'eln mit 1 Teil Mehl unter Zusatz von ganz
! wenig Rahm (wofür etwa auch Butter und Kümmel)
I besteht und entweder in langsamer Hitze hart oder
[ in schneller Hitze weich ausgebacken wird ZO. (so
I Bauma, Hittn.); vgl. das Vor. Cb. ,In euern warmen
! Stuben riecht es um diese Zeit [Jahreswechsel] von
i Wähen und Weggen, Erdäpfelschlarpen und Brod.'
Stutz (B.) 1855. I" de" Höchene" . . . ico-me" [infolge
grössern Hungers] d' Hir^öpfelschlarpe" für Ghüechli
nimmt. JSenn 1864. — Arm- Schlarjje", PL: Puls-
wärmer Zßeg.; Syn. Amadisli (Bd I 214); Miten (Bd IV
565); Schlupfer 2b (Sp. 637); A.-Stöss.
Fliege'- Schlarp m.: = Fl.-Schiss (Bd VIII 1351)
B (Dan.).
schlarpe" C-ä-), in Aa (H.; neben -o-); FJ.; Gr,
so Cast, He.; U schlarpe", 3. Sg. Praes. und Ptc. -et:
1. Etw. ab-, aufschlecken, sei es unmittelbar mit der
Zunge oder so, dass man es auf den rechten Zeige-
finger nimmt und in den Mund streicht BE.; LE.
Z' Marpech tüi"-si Nidle" schl., aus einem Spottreim
auf die Entlebucher Orte LE.; s. auch AfV. VII 273. -
2. a) = schlarggen 1 (Sp. 644) ÄAZein.; Bs; ZS. (seltener
als schlirpe"). — b) zähe sein, wie feuchtes Erdreich
Aa; zw. ^ 3. = schlarggen 2 Aa, so Brittn., F., L.,
Zof. und It H.; ApK.; BsL.; B allg.; FJ.; GlK.; Gr, so
Cast., He., ObS.; L allg. (auch St. und St.''); G, so A.,
0., Rh., T., WL, W.; SchR.; Schw, so E., Muo., Schwyz;
Th, so Hw.; UwE.; Ü; ,Zg" (auch St.»); Z, so Auss.,
Kn., Sth., Wtli. Er lauft nid recht, er schlarpet nu"
SchR. Lüpf d' Füess und tue nid eso schl.! Schw
Muo.; Z. lez chunt-er wider z'schl. SchR. Dö göd
d' Stube"s-tör ; t'* g'hören-e" cho" z'schl. JRoos 1907.
S. noch Taschen- Lampi (Bd III 1275). Mit Rich-
tungsbest. '« Tschampi-Änni schlarpet uf sinen üs-
'trampete" Schuehne" d'Stegen ab. FOschw. 1900. Im
Hüs umenand schl. Dorfkal. 1882. Gäg-em Morgen
anhi" ist-er [der Betrunkene] h\'m 'zäggetu"'' g'schlarpet.
Bärni). 1911. .Endlich kam es [das Stubenmädchen im
Gasthaus] verstrupft daher geschlarpet.' Gotth. —
Vgl. Gr.WB. IX 499 (unter .schlarfen'); Martiu-Lienh. IHT1
(unter »chlurhe"); Schöpf 621 (in Bed. 1); Miillei-Fraureuth II
436 (unter srhlarfon). Als Lehnw. in Bed. 3 im Patois des
BJura; s. ETappolet 1914, 27; 1917, 149.
ab-: durch Schlarpe" (in Bed. 3) abnützen. W'e
si i" irne" abg'schlarpete" Holztrogline" um 's Bus ume"
chniepet. SGfeli.er 1919 (BE.). — Vgl. das syu. ah-sM„rß,i
bei Fischer I 63.
ume"- (in B auch des-ume"-): = u.-schlarggen
(Sp. 644) B ; L ; GSa. ; ScHwMuo. ; UwE. ; ZO. und weiter-
hin. Was schlarpist au''' ume"? L. Wie lang weit-er
0'"'' desume"schl., dir verßuechte" Schnürflihüng ? Schwz.
Unterh. 1860. Das Ume'plämperle" und U. tmd Mül-
affe"feilha" ist-mer iez verleidet ... iee g'leitig e"chli"!
Messikommer 1910. — undere"-: = u.-sudlen (Bd VII
328) AAZein.; s. u.-rollen (Bd VI 877). — üs-: aus-
lecken BE.; s. schlänggen (Sp. 594 M.). — ver-, in Gr
Chur -schlarpe": 1. = ver-schlarggen 1 (Sp. 645) .\AFri.,
Wohl.; Bs; SchR.; ZS. (seltener als verschlirpe" ; s.d.).
De hest mit dine" dreckige" Hände" 's G' sieht ganz ver-
schlarpet ZS. Die Schrift ist Ja ganz verschlarpet. ebd.
Bes. mit den Schuhen verwischen, auch (zu einem
Brei) zertreten AaF.; Gr; G; SchR.; ZHombr., S.
Nasse Brocken udgl. v. AaF. Verschlarp ««'* de"
selb Chöderli"g de't am Sode"! ZS. Die Trübe", [Blumen-]
Stöclcli sind verschlarpet worde" SchK. S. noch Erd-
Ber (Bd IV 1463). — 2. = ver-schlarggen 2 GviChwr ; „L" ;
GT.; ,Zg"; ZSchön., S. (häufiger als verschlirpe").
Schuhe V. A's ledigs Meitli han-i''' so z'säge" kein Tanz
üsg'lö" und mengs Schuehsöleli verschlarpet. EFeurer.
Schlarper, in FJ. Schlärper (PI. -n) m.:
1. = Schlargger 1 (,Sp. 645) „L; Zg". — 2. = Schlargger 2
F J. — Auch bei Fischer V 898 (in beiden Bedd.) ; Schöpf 62 1
(in Bed. 1).
g'-schlarpet: = ge-schlargget (Sp. 645) GWl. G.
delierlaufe".
655
Schlarp, schlerp, schlirji, sclilorp, schlurp
656
Sclilarpete" f.: schleppendes üelin UwE.
Schlarpi (Tschl- BBiel), in Aa It H. (neben -a-);
BoÄa. ; GMs; U tw. Schlarpi — m.: = Schlarggilä Aa
Brittn., F.; ArK.; B allg.; L; G, so A., F., 0., T,
W.; SchR.; U. so Sil.; Z, so Auss., Kn., Stdt, Stli. Bist
e(n) rechte' Schi! Er ist e" b'sessne'' Schi. ÜSil. iV
[der mit dem bestellten Getränk lange ausbleibende
Wirt] timlct-mi''' nätttne'' e"chli" e" Schi. AAJon. Mach
ow* fchli" fürsi''', du Schi.! ACorr. 1879. Spring
e'chli", du Chätzers Schi.! KvTavel 1913. Wo't acht
de" Schi, vo" Sigerist nid baV ineHütt"? FStacffer
1917. Jede' Schlirp hat si" Schi, sagt man, wenn zwei
(körperlich oder geistig) Minderwertige einander hei-
raten GWl.; vgl. Schlamp (Sp. 554). En iedere" Schi,
wo't ieze" der Schueh an im [einein in ökonomische
Bedrängniss Geratenen] abputze". Bärnh. 1904. De'
. . . lät-sech nid vo" de" Regente" z' Bern a" der Nase"
umerfüere", wie mänge' dumme'' Schi. Hügli 1919. S.
noch Bd 111 1350 u. (BoAa.). Auch von einem lang-
samen Tier Uürs.
schlarpig: schleppend, schwerfällig mit Bez. auf
den Gang ßSi. (ImÜb.); L; UwE. E" schl-e' Gang
UwE. Öppe" g'hörst, ivie-ne" schl-C Stallchnecht geinet,
an einem Sommermorgen. JRoos 1885.
Schlarpine» PI.: = Schlarpen 113 BE.; vgl.
Schlargginen (Sp. 646). ,Dem noch Mittellosen fehlen
gute Lederschuhe, bloss ein Paar üs'trappeti Schi, sind
sein eigen.' Barnd. 1904. [Die Hosenbeine] sin-en ...
b'ständig uf d' Schlarpine" nide" g'hocket u"'' hei" Würze"
g'schlage" gäge" Bode" zue. SGfeller 1919.
schlarpi: in der Verbindung schlirpi-schl. (gä"
udgl.), schlürfenden, schleppenden Schrittes. Und
schl.-schl. schlicht dur''' d'Sträss das Volch mit miede"
Schrittet, im heissen Sommer. U Wochenbl. 1911.
schlärple» BE. (Gotth.); G, schlärpele" BE., Stdt;
Dim. zu schlarpen 3. Wemi's [ein Mädchen] de"" so
müed hinde"dri" g'sehlärpelet isch, so het-im der Vetter
der Arm g'ge". RIsoher 1903. , Warum so spät? fragt
die Lehrerin [ein zu spät kommendes Geschwister-
paar]. Der Fridel isch gäng g'sehlärpelet, brümelet die
Schwester, und der Bruder mümelet: D's Eösi isch
gäng 'trampelet' RGrieb 1911 (BE.). D' [Winter-]
Su7ine" . . . chunnt müedi cho" z'schlärpele" i" irne"
Ändifinke". Esimentalerbl. 1916. ,Wenn er [der heirats-
lustige Uli] dann das Elisi schlärplen sah, so gab es
ihm einen Tolgg in seine Rechnung.' Gottb. ; ,sicli
herumschleppen sah so träge und mühselig.' 1850.
,Ein [reiches, nicht arbeitsames] Bauerntöchterchen
steit am Nüni üf, schlärplet um d's Hfts u"'' geit um
eilß [nach dem Essen zu fragen].' ebd.
Yer-schlärple": vertrödeln. D'Zit z'Töd schlah"
oder V. JBfRKi (BE.).
G"- schlirp (bzw. -e'-, -t--, -e'-) n.: \. = Ge-schlirgg 1
(Sp. 640), Geschmier, von schlechter Malerei, Schrift
AaF.; ScnHa.; Z, auch von einer breiigen, schleimigen
oder klebrigen Masse AaF.; GlS.; ScaSchl. und It Kirchh.
(.unordentlich gekochte, breiartige Suppe oder Gemüse';
danach St.''). An den Schuhsohlen haftender breiiger
Kot: [A.:] lez würd's nass si" uf 'em Feld^ [B.:] Nid
fTmoll sogar, aber es giH ammig e" G. a" d'Schueh here"
ScaSchl.; vgl. Schlirpenäb. — 2. beim Hinunterrutschen
durch das Schleifen der Füsse im (feuchten) Boden ent-
stehende Spuren. ,Ich sollte ihm ... den Ort zeigen,
wo ich [in eine Schlucht] heruntergepurzelt. Ich konnte
ihn nicht finden. Zuletzt fand ich ihn am Geschlirpe,
das ich beim Hinabrutschen gemacht.' UBRioGER.
Schlirp(e°): 1. a) Schlirp m., = Schlirggen 1
(Sp. 646) Z, so 0. und It FStaub; Syn. Schlirpling. —
h) Schlierpe", Niederlage, Verlust Gl; 'vg\. Schiarggen la
(Sp. 643). E" Schi, überchu". — 2. a) Schlirp m. ZO.
(auch It Stutz), Schlirpe" m. AAAbtwil, Auw, Birr-
wil, Br., Buchs, F., Köll., Ku., L., Schi., Schöftl., Seeng.,
St., Velth.; ApK. (T.); G, so Rh.; ScnNnk., Schi., St.;
ScHwMuo.; TuEsch.; Z (auch It FStaub), f. ApH., L,
M. (T.), PI. Schlirpe" Aa, so Bb., F., Köll., Schöftl.;
Ap; BTwann (Bärnd. 1922); Gl, so Moll.; G, so A.,
Rh.; ScH, so Buchth., Ha. (-ie-J, St. (-ie-J; ScawMuo.;
ThMü.. Pfin, Weinf.; Z, so Äff., Auss., Dättl., Fäll., F.,
Kn., 0., Stdt, Stil., Wth., Dim. Schlirpli ScnSchl.,
= Schlirggen 2- Syn. Schlirj)- Schueh (Bd VIII 484). Zu
Hause trägt man gew. Schlirpe" GRh. E" Bar neu
Schlirpe". ATobler 1909. Onder de" Better onn hed's
Schueh ond Schlirpe". JHartmann 1912. Wie tanze"d
die Schlirpe", wie chlepfe"d die Schueh! Ap. 0 Mueter,
i''' mächt go" tanze" und ha" doch keini Schueh; dö
legg-i''' 'sÄttis Schlirpen a", dö seit-er, t'* sei e" ühue
ZFälL; Varr. bei Rochh. 1857, 313; Ap VL. 1903, 13;
EStoll 1907, 76; vgl. auch Bd VIII 443u., ferner
Schiarggen 2 (Sp. 643). ,Sie [hatte] so seltsame Ge-
lüste zum Essen ... So sagte sie jüngst zu Schnäder-
raädle ... sie möchte ihr einen Schlirp (alter Schuh)
kochen, es gelüste sie so tausends nach altem Leder.'
Stutz 1847. Herdöpfel icie Schlirpe", ungemein grosse
ZO.; vgl. Schlarpen II (Ja (Sp. 652). RA.: Für alt
Schlirpe" sorge", sich unnütze Sorgen machen ScnNnk.;
vgl. Bd III 301 0.; VUI 445u. S. noch ge-rad (Ud VI
509o.). — b) Schlierpe" Fl, = SchlurggenSb (Sp. 648)
ScuHa. ; vgl. Ge-schlirp 1. — c) 'bachni Schlirpe",
.Leckerli in Teig gebacken' Gr; vgl. Schlarpen HO b. —
5. a) Schlirp m., = Schlirggen 3 (Sp. 646) Z, so
0. J"* hä"'s wol g'wüsst, das'-er en Chätzers Schi,
ist Z. Nei", chunnst du aw'' no''', alte' Schi.! Stütz.
Gem. — b) Schlirp in. GWL; ScuHa. (-ie-J; ZAuss.. 0.,
f. GA.; Z, Schlirpe" AaKu., L., f. ZBül., von Weibs-
personen = Schlarpen 117 a^. Si ist en rechte Schi. Z
Auss. E" langiciligi Schi. Z (Dan.). St ehunnt doch
niene' hi", de' Dumis Uammis Schi.! Stütz (B.) 1852.
S. noch Schlarpi (Sp. 655). Dim. Schlirpli, ,von Gestalt
geringes und zugleich unordentliches Frauenzimmer'
ScnSchl.; Syn. Schlärpli (Sp. 65'2) — Zu 2a bzw. 5 ge-
liüieu die Überuamen Schlerjje"wert GStdt, d'üladlschleQx". ebd.
Sstiaraet- Schlir2)li: eig. zum Vor. 2.a. Uneig. mit
Bez. auf eine eitle, anspruchsvolle, nicht haushälte-
rische Frau (vgl. Schlirpen ab): letz lirt er [ein in der
Jugend nicht zum Sparen Angehaltener] nüd rechne",
bis er Nüt me z'rechne" hat. Wie unüsg'rechnet hät-er
nüd Si" Frau, si"s itel S. g'no"! Stütz, Gem.
schlirpe», in ApK. -ie- (neben -e-), in SThierst.
-M-, 3. Sg. Pries, und Ptc. -et: 1. = schlirggen 1 (Sp. 646)
AaF.; Bs (Spreng); „L; Z", so Kn., 0., S.; St." De'
Maler cha""'s nüd guet, er schlirpet nu" ZS. Unpers.
es schlirpet a) von einer aufgeweichten Landstrasse Z
Ust. — ß) vom Himmel, wenn er sich mit leichten, '
fetzenartigen Wolken bedeckt ZHorg. ; vgl. ge-schlir-
pet II. — 2. = schlirggen 2 AABb., Brittn., F. (eher .
seltener als schlarj)c"). Ku., L., St., Zof., Z.; Ap; Bs
(Spreng); B It Id. (,pedes trahere'), Gotth. und Zyro; ■
Gl; „L" (auch St."); G, so A., Rh., Stdt, T., Wl.; SchR., .
Schi, und It Kirchh. und St.»-; SchwMuo.; SBib., ült,
657
Sclilar]), schlerp, scillirp, schlorp, schlurp
658
Thierst.; TuHw., Kessw., Mü., Steckb.; UwE.; Z«
(St."); „Z"Auss., Bül., Dättl., Kn., 0., Stdt, «tli.; Tgl.
Schllrp-Oras (Bd II 79G). Wie De'' schlirpet, han-i'''
mlncr Lebtig no"'' Keine" cj'hört schl. Z. ,Im dunkeln
Hintergründe schien es sicli nun zu regen und bald
in dieser Ecke, bald in jener Gestalten aufzutauchen,
zu schl. und zu stöhnen.' Gotth. ; , schleichen.' 1848.
Wer chunnt jets au''' no''' dur''' de" Hüserni i"? Am
Schl. a" ischf'sj mein-V'' g'wüss de'' N. Stutz, Gem.;
s. noch Bd Vll 2öil. ,Das sy [die Mönche] sich samt
etlichen, so inen anhengig, hinder der canzeln enert
der muren im eher enthaltend, daselbst etwa sunst
under der predig us- und ynlouft'end mit huosten,
rüspern, schlürpen [!] mit den füessen.' 1534, ZWetz.
(JOZupp. 1S94). , Suspenso gradu ire, hüpschlich und
lins gon, nit schlirppen ; pedes impercussos movere, gon
QU alles rauschen oder schlirppen, die füess nienen
anstossen.' Fris. .Schlirppen, langsam oder gemach
einhin trätten, lento gradu procedere; zwaspen, mit
den füessen ein getüss oder gereüsch machen, als wenn
man schlirpet, strepere; das sclilirppen und gereüsch
derfüessen,crepituspeduni.' Fris.; Mal.; s. noch Sp. lOu.
,Wenn ich nit ordentlich m[eine] Gedanken darauf
richte und nachsinne, dass ich den selben [den kranken
Fuss beim Gelin] express lupfe und zur frisclien Be-
wegung aufmuntere, ich mit dem selben dann gemein-
lich auf rauem Boden schlirpe, anderstwo auf der Gass
oder Weg aber anstosse.' 1761, ZVolk. S. noch Sp. 5'21 o.
Mit Richtungsbest. Wie schlirpist aW'' devo"! Er
... schlirpet d' Stege" üf, er göt i"'s Bett. AI'letscher
1902. ,Über drei Treppen hinauf schlirpete . . .
Marianne, die runde, ihrer Ruhe zu nach dem schweren
Tagewerke.' Gotth. .[N. habe] in seiner Persohn den
Tüfel agiert, an einer Nacht ... die Stegen herunter
geschlirpet, die Türen zugeschletzt.' 17Ü5, Z (Prozess-
akten); noch öfter. Auch zu langsam, ohne rechten
Erfolg arbeiten Aa, so Brittn., Zof.; ZSth. und sicher
weiterhin. l)u schlirpist an''' a" dem Zug ume"! ZSth.
Übh. nachlässig, energielos sein BHerz. — 3. einen
Säugling (mit Geld, Silbergegenständen udgl.), etwa
auch dessen Mutter beschenken, gew. bei der sogen.
Schlirpete" (s. d.), zu der sich Paten, Verwandte,
Freunde usw. einige Wochen nach der Taufe im Hause
der Kindeseltern zsfanden. M. XVIli./M. XIX., ZStdt;
^g\.i,n-binden4a (Bd IV 1350). ,Ein paar Wochen nach
der Taufe geht die Gote mit des Götins seiner Frauen
oder, so er noch unverehlicht, mit einer seiner nächsten
Verwandtinnen, die Kindbetterin zu besuchen, die denn
nebst dem Kinde stattlich beschenkt wird, welchen
Besuch man das Schl. heisst.' Herrlib. 1751. ,An der
Schlirbeten geben Grossmütter der Vorgängerin von
12 ß bis auf 1 Fl. ... Auf die Schlirbeten schickt Gotti
und Gotte jede Partey 1 Torten oder 1 Blaten Con-
fekt oder Tabakrollen, Grossmütter aber etwa Küchli
oder so Etwas. Grosseltern schlirpen 5 FL, und wenn
ihnen zu Ehren das Kind ihren Namen trägt, dafür
gewöhnlich 1 silbern Löffel. Geschwister, Oncle und
Tante und gute Freund geben am Wert von lN[eu] Taler
bis 1 Ducaten.' um 1790, ZStdt. ,Von meinen 1. Eltern
geschlirpet ein Saffrantaler.' A. XIX., ebd. ,1808,
9. März, eingebunden von Herrn Götti, dito von der
Gotten [folgen Gaben]. 3. April, geschlirpet von Herrn
Götti, dito von der Gotten, dito von [folgen Gross-
eltern, Onkel, Tanten usw., jeweilen mit Anführung
der Gabe, als Geld, Silberlöflfel, Silberbleistift udgl.].'
Schweiz. Idiotikon IX.
ebd. (.Haubtbuch für mein lieb Söhnlein JCBluntschli,
geboren am 7. März 1808, getauft am 9. März'). , Herrn
K.s Kind beim Schl. samt einer Torte ä 2 FL' 1819,
ebd. ,Fttrs Schl. bei Herrn N. 5 FL, nämlich der 1. Frau
gegeben.' 1832, ebd. — ■ schlirpend: zu schlirpen 2.
RCts.; s. Bd VII 17'23M. — g°-schlirpet I: zu schlir-
pen 1?. De Himel ist g., mit leichten, fetzenartigen
Wolken überzogen Z (FStaub); Syn. über-, ver-schlirpet;
vgl. auch ge-nidlig (Bd IV 675). — Vgl. Gr.WB. IX 751.
850 (unter ,sclilurfcu'), auch lothr., luxemb. achUrjisen (FoU-
mann 451; Luxemb. WB. 384). Zu schlürpen (STliierst.) vgl.
die Aniii. zu scidirggen (Sp. 647). Bed. ."5 ist wohl erst von
SchUrpi:ten 3 (s. d.) ans entwickelt worden ; vgl. ichlotleren 4.
ab-: = ab-schlarpen (Sp. 654) Ap (T.; doch in H.
dafür häutiger abe"-schl.). Göf, lueg, wie d'enest aW''
d'Schueh a. tuest! — ab e°- : a) durch nachlässiges Gehn
das Überleder des Schuhes hinten niedertreten Ap(T.).
Ahe"g' schier pet Schnell. — b) = ab-schl. ApH. (T.).
über-: = ü.-schlirggen (Sp. 647) GbObst.; GA.; Z
(Spillmann); St.''. Eine" mit Dreck ü. Z (Spillmann).
Von einer schlecht getünchten Mauer sagt man, sie sei
überschlirpet GtObst. Uneig., überhudeln; \g\.schlirg-
genSa. , Etliche hebainmen [geben sich zur Frucht-
abtreibnngherjsamptetlichen schärern undungeleerten
arzeten, die das krüterbuoch mit missverstand über-
schlirpet und bloss überlesen habend.' Rvkf 1554 (das
W. felilt in den spätem Aufl.). — über-schlirpet.
,Überschlirp(p)et, illitus.' Fris.; Mal. Spez. = ge-
schlirpet I. En ü-C Himmel GA.
ume"-: 1. herumschmieren ZS. De'' Mürer schlirpet
nw a" der Wand ume", Das ist nüd g'wissget. —
2. = u-schlirggen 3 (Sp. 647) B; Gl; Scb; Th; Z. Si
schlirpet de" ganz Tag in'n Finken ume". Du Frau,
schlirp-mer jiz nit geng da ume"! MWalden 1880. S.
noch rüspelen (Bd VI 1495; LLav. 1569). Auch ver-
ächtlich für: ohne Zweck herumgehn Gl; Th. Wo
schlirpet De'' wider ume"?
use°-. D' Wort u., träge und wenig verständlich
reden Ap (T.). — Verwandte Sippen zeigen die Beziehung
auf Mtindgeiäusche von Anfang an stärker entwickelt; vgl.
Schlurtjgm (Sp. 648), dazu lurp," (Bd III 1385).
ver-; 1. a) = v.-schlirggen (Sp. 647) .\ABremg.,
Wohl.; GLObst.; GA.; Z, so DättL, Kn., S. (häufiger
als verschlarpe"); St."" (.beschmieren, mit Farben be-
flecken, illinire'). Wie hast aw'' di" Schrift verschlirpet !
Z Dättl. Min Namen ist ja ganz verschlirpet, in einer
Unterschrift. LSteiner. Bes. Etw. (absichtlich oder
unabsichtlich) mit den Schuhen verwischen, vertreten
Aa, so f.; SihR., SchL; ThHw.; Z, so DättL, Zoll.
Gang verschlerp se'b Oliöderli"g de't am Bode"! AaF.
I"- ha" de" Wurm verschlirpet ZDättl. Dö ist en
Schnegge" verschlirpet worde" SchR. Einer aus BO. soll
eine für einen Käfer gehaltene Uhr verschlirpet haben.
Dan.; vgl. die Anm. zu Dunner-Gueg (Bd II 163). I'''
wefte" möge"v.! ZDättl. S.auch ErdBer^Bd IV 1463 u.)
und vgl. dazu Pftffer (Bd V IO660.). Etw. .behutsam
ausloschen' Gl (Leuzinger). Gehend mit den Schuhen
beschmutzen ScnSchL, Stdt. Tond-mer nid wider de"
Stube"hoder v. mit öuerne" Stallschuene" ! SciiSchl. Ir
[Bauer] stecke'd doch all Bege"tag de" Chopf zur Türen
i" ... und g'wiiss händ-er-mer de" ganz Hüsgang ver-
schlirped. ANeher 1906. — b) uneig., (ein Geschäft)
in die Länge ziehn Gl (Leuzinger). — 2. = v.-schlarpen3
Ap (T.); GT. (EFeurer): ZS. (seltener als verschlarpe").
D'Schueh p. — ver-schlirpet: = geschlirpet I Z.
659
Schlarp, schlerp, sclilii']), sehlorp, schlnri»
600
De' Himel ist V. — In BeJ. 1 auch jenseits AaK., zB. <"
vernckUrpete' Katze**dr?c/:.
h°-: beschmieren, besudeln Bs (Spreng). ,Iuter-
linere, b., ein ding durchstreichen und durchtuon; lu-
tare, mit kaat b. oder verwüesten; cceno obliti, mit
kaat beschlirpetoder besülcht.' Fris. (schon ir)41). ,B..
etwarauff dinten schütten und verwüesten, inter-
linere.' Fris.; Mal.; s. noch be-stirplen (Bd VII 1332:
auch Mal.); scÄnnrfen (Bd VIII 888 M.; auch Mal.); be-
schissen (ebd. 133.50.). ,B., collinere, oblinere, ob-
limare.' Dexzl. IGtiO/lTlö. — zue-: mangelhafte Stellen
an Bauten, auf Strassen flüchtig, ungenügend ver-
streichen, statt sie gründlich auszubessern ZBül.
(Utzinger).
Schi ir per ni.:l. = ScWJ»-(?5reri(Sp. 648) Bs (Spreng);
Z. D'Schlirper müend z'erst fürt si", eh df Maler
cha"" clw, mit Bez. auf die bei einem Neubau be-
schäftigten Maurer Z. — 2. = Schlirgger 3 Ap (T.);
Bs (Spreng). ,üie schlirpper, attse, langsamer genger.'
Mal.; s. noch Lurtschi (Bd III 1388). ,Atta, Schi.,
der die Füess nicht aufhebt.' De.vzl. 1666/1716. —
Auch Schlirperi' f. ZBül.; Syn. Pflunggerin (Bd V
1249). — Vgl. Gr.WB. IX 7.51 (unter ,schlirpeu').
Schlirperi -et f. : schleppendes Gehn. Wiechunt's-
der chli" und tiimm iez [im Frühling] für, da' Chü'st-
und Stube'sitze', die Schi, dur"'' Stall und Schür und
zo der Kaffistize"! SPletscher (ScaSchl.).
g«-schlirpetll: = ge-schlirgget {S f. GiS) Gl; GWl.
G. daher laufe" GWl. Mit-eme' so-n-e" g-e" Dingeier
umme^spaziere". CStreiff 1902.
Schlirpete» f.: 1. = Schlirggeten (Sp. 648). So
Chünstlerinne" sind herrgotte"frö, icem-men iri Schi,
g'schauet. LSteiner (Z). , Unordentlich gekochte, brei-
artige Suppe oder Gemüse' Seil (Kirchh.). — 2.Gelatsche
.\? (T.); wohl überall, wo schlirperi 2 gilt. — 3. „Besuch
bei einer Sechswöchnerin, bei der nach ihren Wochen
alle ihre Freundinnen zu einem Schmause ZEkoiumen."
M. XVIII./2. H. XIX., „ Z-Stdt, auch It St.* (,die ehemals
mit Geschenken begleiteten Besuche der Taufpatinnen
und andrer V'erwandteii bei den Sechswöchnerinnen,
eine ehemalige Sitte in Zürich'), Dan. (.der erste Ge-
samtbesuch der Freundinnen bei der gewesenen
Wöchnerin'); vgl. In-bindeten (Bd IV 1351), -stricketen,
ferner Tauffeten. .Dannethiu sollen alle Verehrungen
gegen den Kindbetern und jungen Rinderen samt denen
sogenannten Schlierpeten sowohl von Götti und Gotten
als Geschwisterten, Gefreundten, Anverwandten, Ge-
spielen und Jedermänniglich allerdings abgekennt sein.'
Z Mand. 1755. 1757. ,Dass in Ansehung der Kind-
hebeten und Gutjahrschenkungen der Kindern von
Gotten und Götti höchstens eine Ducaten eingebunden
werden möge und den Kindbeteren und Rinderen weder
von Götti noch Gotten keine weitere Verehrung mit
keiner Kindbetschenke, noch Schl-en, auch sonst von
Niemand ... keine Verehrung gegeben werden soll.'
Z Mand. 1763. 1765. 1772; ähnlich 1779 (Z Ges. 1757/93
V 377). 1790. ,Ein Blatten Confekt Fr. Schwöster an
die Schl-en 2 Fl.' 1763, Z Haush. .Den 17. Hörn. Trink-
gelt für der Fr. Grossm[utter] Schl-en 20 ß. Den 20.
Hörn. Trinkgelt für der Fr. N. Magd für die Schl-en
luß.' 1764, ebd. S. noch Ghindbetti-Schenki {iW^lW
966) und schlirpen 3. — Bed. 3 ist im Gruiule wohl nichts
andres als 2: der gesellige Anlass wurde scherzh. oder .luch
spüttisch als Gescbltirfe, Gelaufe bezeichnet.
Schlirpi (in SThierst. -«-) m., PI. -ine", -ene" li:
1. = SchlirggiIl (Sp.648). Von einer schlechten Malerin:
De' Schi, däim" Mäleri". LSteiner (Z).^ — 2.= SchlirggiS
AABrittn., F.; Ap; B (It AvRütte allg.); GliUoII.;
L (St."); GA., Stdt, Wl.; ScuR.; Schw, so Muo.;
SBib., Thierst.; UwE.; Zg (St."); Z, so Bül., 0., Sth.
Bist en rechte'' Schi. Er ist en Schi, unter Ausdrücken
für , Faulpelz'. Sprww. 1869. De' jung Hannis ... ist
fiif* no''' en rechte' Holzbock . . . Bigert de' halbbatzig
Schi, letsti nüd, i''' sell-en au''' rorschloh" als Ghil'''«"-
rngt! Messikommer 1910. ,Als Alle [nach dem Mittag-
essen] wieder in die nassen Erdäpfel gegangen, sogar
die Mutter, der Vater aber, ein ehrlicher Schi., irgend-
wo auf dem Ohr lag ...' Gotth. ,Der schlirppe, schwär
und langsam im gon, tardus incessu filius.' Fris.; Mal.
um-her-schlirplen: (zwecklos) herumstreichen;
s. sämper (Bd VII 990; HBuU. 1540).
Schlirpli°g m., Pl.unver.: = Schlirpenla (Sp.656)
ZKn., S. We' hed wider eso en Schi g'macht a"
d' Wand, d' Feisterschibe"? De hest 's G'sicht ganz voll
Schlirpli"g.
Sclilorp(e°) : 1. Schlarp m. Ndw (Matthys), PI. Schlor-
pe" Niiw (Matthys); UwE., = Schlirpen 2a (Sp. 656). —
2. Schlorp m., schleppend, mühsam einhergehender,
übh. (zB. vor Alter) körperlich, auch geistig schwacher
Mann Ndw. S. umen-schleiffen (Sp. 142 M.). — Vgl. (auch
für das Vb sei;«-;«") Gr.WB. IX 766 (unter .Schlorfe'); Schm."
II 534; Martin-Lieub. II471 (\\at<sT SMnrbe"); Fischer V 948
(unter ScMorb'), zur Volalstufe auch SMorggen (Sp. G4S).
schlorpe", 3. Sg. Prtes. und Ptc.-et: = schlirpen 2
(Sp. 656/7) Uw. De'' sc/tfor^ed WM)' Ndw (Matthys). ,Er
war [nach einer Abfertigung] so sturn, wie wenn ihm
Einer einen Cliläipen zum Kopf gegeben hätte,
schlorpete hinaus.' Ouw Blätter 1899. ,Er ... schlorpete
über die ächzende Stiege zum Bethli in die Laube
hinauf.' Ndw Kai. 1904. .Zornigen Blickes schaut das
Bethli sich nach dem saumseligen Peter um; langsam
scblorpet dieser vom Gaden her.' ebd. 1907. S. noch
schlampig (Sp. 559). — ume"-: = u.-schlirpen 2 (Sp. 658)
Uw, so Sachs.
S c h 1 0 r p i m. : = Schlirpi 2 Ndw. En alte' Schi , auch i
mit wohl'wollendem Nbsinn. |
Schliirp(e") (bzw. -«S -ö''-): 1- Schlurp m. UAltd., j
Schlurpe" m. AAFri.. Leugg., Rheingebiet; Bs (auch j
It Spreng); S, so NA., 01t., Thierst.; ÜAItd., PI. |
Schlurpe" (auch Obw), Dini. Schlürpli, = Schlurggen2a I
(Sp. 648). 1" Schlurpe" ume'tschiengye" BsStdt. Dort \
unde", dort obe", wo 's Bächeli abclauft, dort het der |
Kapuziner si" Kutte" verkauft, het d'Schlürpli ab'zogf
und 's Noster üfg'hängt. Bs Reime. Ziseli, Süseli, j
ratata, chum, mer wei" i" d's Wirtshüs gä". Z., B., r., i
i''' ha" keini Schüelili a". Z., B , r., so legen-i''' d's |
Vatters Schlürjtli a". GZür. 1902 (BStdt); lies SchlärpU? j
RAA. Er bikert-si''' tcie-n-en alte' Schlurpe" Bs; vgl. i
Bd VIII 445/6, ferner besseren 4 c (Bd IV 1675). E" !
Schlurpe" im Hals ha", bei Heiserkeit, Schnupfen Bs
(auch It Seiler). Auch in freierer Verwendung = rauher
Hals: , Bärendreck ... half gegen zweiundvierzig
Krankheiten, namentlich gegen den Schl-en.' ebd. —
2. Schlurp selten, sonst Schlurpe" m. (f. Dorfkai. 1893),
= Schlurggen3 a nnA b, langsame, unordentliche (Weibs-)
Person Bs; S, dumme, liederliche Mannsperson SKech.
Auch im wohlwollenden S.: 's Schachen-Änni isch e"
bravi Schi. . . . u"' werche" cha""'s wie der Tüfel so
661
Schlarp— scliluri». Schlarz sclilnrz
662
(jUHig. DORFKAL. 1893 (BV). — Vgl. Gr. WB. 1X854 (iiuter
,sclilin-pen'); Martin-Lienh. II 4" 1 ; Fischer V 869. Sddurpe"
(-Pack), Übername eines Baumeisters N.imens Pack, weil ihm
lose Viigel einen ausgetretenen Schuh au seine Haustur genagelt
hatten BsStdtf. Über ilurp f. in Bed. 1 als Lehnwort in west-
schweiz. Patois s. ETappolet 1914, 87; 1917, 150.
schlurpe" (bzw. -ü'-, -ö'-), 3. Sg. PiEes. und Ptc.
■et (in Bs -t): = schlurggenS (Sp. 649) AAFri.; Bs (aucli
Spreng); LG.; SciiwG.; S; ,U'. 'sAnneli ... isch am
Bode" g'schlurpt [machte Kratzlusse] wie er, der
Schorsch. Schwzd. (Bs). Der Wolfvik ... schlurpet inen
und i"'s Bett. JIIeinu. 1'J07. .Gähnend schlurpte der
Wirt ins Nebenstäbchen.' Hadsfkd 1SS5 (.Jurassische
Dorfgeschichte'). Auch: eine Arbeit langsam und
schleppend verrichten; langsam und undeutlich reden
LG. — Vgl. Gr. WB. IX 854; Martin-Lienh. II 471/2 ; Foll-
maun 453 ; Fischer V 869, auch lurjmi Bd III 1385. Als ilurli
erscheint das W. als Lohnw. iu Patois des BJura (ETappolet
1917, 151).
ab-, abe"-: = ab-sehlarpen (Sp. 654) Bs (Seiler). ^
näche"-: die Fusse beim Gehn nachschleppen. Der
Fiiess imene" WeidU"y vo" Pantuffle" nöclifschluerpe"
miesse", als Gichtkranker. Sohwzu. (Bs).
Schlurpi m.: = Schlurggi 1 (!Sp. 649) Bs; LG.;
SCHWG.; S. — Auch eis. (Martin-Lieuli. II 472).
g*-schlurpig: breiig, von Schnee UMad.
G'-schlürp n.: schlechtes Getränk GL(Lienhard).
— Setzt ein Vb eddurpe" (geJdiiriie") in der Bed. , schlürfend
trinken' voraus; vgl. die parallele Entwicklung in der Sippe
Khhnjrj- (Sp. 64 8 f.), auch »Murf- (Sp. 642).
schlürple": pfuscherhaft arbeiten. ,Weil Menge'
nid gern arbeitet, so hed er si° Arbet hoch im Pris und
möcht gern für si° Schi, ne" schöne" guete" Lohn.'
Hdw. KaL 1851 (Aa).
schlariife" (-ä-J: = schlarpen 3 (Sp. 654) ApK.
(seltener als schlarpen). ,Schl., pedes cum strepitu
trahere.' Denzl. 1677. 1716. — Nhform zu .schlarfen' (Gr.
WB. IX 499); vgl. ,schlurpfen' uehen ,schlnrfen' (ebd. 850 f.),
auch Martiu-Lienh. II 473.
ver-: durch unhaushälterisches Wesen zu gründe
richten G (einzelne .Angabe).
Schlerpfen s. Schlerfen (Sp. 64.1).
Schlarz— schlurz.
Schlarze" f.: schmutziges, nachlässiges Weib GrV.
Er icä'' e" rechte'' Ma"", aber si ist nw e" Tonders Schi.
— Auch bei Gr.WB. IX 500 (est- und westpreuss.).
schlarze", 3, Sg. Pnüs. und Ptc. -et: auch um-schl.,
(heruni-)schmieren, sudeln GrV. Er schlarzet d'Nidle"
itf *em ganze' Tisch um. — Aus 'scMmjgmn zu s,!,h,r,jgeii
(Sp. 644)V
Sohlarzete" f.: Schmiererei GrV. Was macht-er
jez für e" Schi. ?
schlärzig s. schleizig.
Schiorz ScBw (Schwzd.), Schlörz /UwE. — f.: nach-
lässig, unsauber und zerlumpt gekleidete Weibsperson
UwE. Vom Fastnachtpopanz: Da"" wird d'Fassnacht
vergrabe", die Schi. Schwzd. (Sohw); mit der Erklärung
, Dirne'. — Vgl. zur gauzen Sippe die Gruppe schlöz-,
Schlörz II m.: 1. kotiges Kleid UwE. — 2. dicke
Bauernsuppe, ebd.
G°-schlörz n.: verschiedene untereinander ge-
kochte oder gemengte Speisen (weniger flüssig als
G'schlüder Sp. 88/9), „Mischmasch von Speisen" (St.')
UwE.
schlörze" (bzw. -e-): 1. durch nassen Kot gehn,
darin arbeiten, dass es klatscht und spritzt Nnw
(Matthys), auf nassem, kotigem Wege oder hei der
Arbeit die Kleider untenher besudeln UwE. —
2. Allerlei durcheinander kochen, ,so dass man nicht
mehr weiss, was es ist' UwE. (auch St.'). — Vgl.
schlörzen, schlürfen bei Schröer 1864, 140, zur Verknüpfung
derBedd. bes. die Sippen von«c/i;<ii-3</«i,«cJJar//«i(Sp. 644.054).
ver-: Etw. mit kotiger Flüssigkeit besudeln Ndw
(Matthys).
Schlörzete" f.: l.das Gehn, Arbeiten in der Nässe,
im Kot UwE. — 2. dicke, kotige Flüssigkeit Nuw
(Matthys).
Schlörzi 1 m.: Nom. ag. zu schlörzen 1 Ndw
(Matthys).
Schlörzi II f.: breiartige Flüssigkeit, zB. vom In-
halt einer Pfütze Schw, so Muo. ,Den Brunnen ge-
reinigt. Es waren 12 Eimer voll Schi, darinn' aScaw.
— Abe°d-. Nur in der Wetterregel Morge"dröki (auch
-röti), Ä. Scuw, so Muo.; s. Bd VI 842 M. und vgl. Ä.-
Flözi (Bd I 1240), -Chat (Bd III 559).
schlörzig: kotig Ndw (Matthys); UwE.
Scbllirz r-iiS -ö'-) f., PI. -er kv, mit Uml. ZO. : nach-
lässig gekleidete, unordentliche, schmutzige, unhaus-
hälterische Weibsperson Ap (auch T.); Zu., „Strunze,
liederliches, faules Geschöpf Ap." Das ist e" rechti
Schi, zB. von einem Dienstmädchen.
Schlurz II (-ö'-J m. : sudelhafte, schlechte Naht
Aa (H.).
G»-schlurz n.: a) „Sudelei", Geschmier Bs; „Z".
— b) verächtlich für (schlechtes) Nähen Aa. Lose"d,
Mueter [erklärt der besorgte Sohn], das Donnstigs G.
mtiess jetzt denn einist üf'höre"! ... Lönd-ech's doch
a"fo" [= endlich] wol si"! Aa.
schlurzächtig: verwahrlost mit Bez. auf die
Kleidung (Syn. ge-schlurzig); s. Frl-Häz (Bd II 1315;
HBull. 1561).
schlurze" (bzw. -m^-, -ö'-), in B (auch It St.) in
Bed. 1 b schlurze" (-u'-J, 3. Sg. Prajs. und Ptc. -e<
B (s. ver-schl); SchR. (s. ver-schl); Z, -t Bs; B; L (s.
ver-schl.); S: 1. a) mit (halb-)flüssigen Dingen (Tinte,
Farbe, auch Speisen) unsäuberlich umgehn, sudeln,
auch von schlechtem Malen Z, so Dättl., S. und It St.
— b) geuden, „unwirtschaftlich mit Etw. umgehn, zB.
mit Kleidern, Geld", Nahrungsmitteln usw. B (auch
St.); Z, so Bül., S.. Stdt; Syn. ursen (Bd I 469). Das
isch ja g'schlürzt! Unser Lebtig brücht-me" für en
Eiertätsch nid söcel Eier B (AvRütte). [Knecht:] I'*
hä" nti" g'schicind welle" cho" frage", icie's stand mit
dem Mel und dem Churzfuetter. I''' s^t's nötwändig
ha". [Bauer:] Scho" wider nü' me? Es isch-mer jetz
da"" efä z'dicktüechi", wie dö g'schlurzet imrd. [Knecht:]
Vu" Schlurzen und Güden ist e"ke'" Red. EEschmann
1919. — c) (oft z'säme"-schl.) mit langen Stichen, oben-
hin, „schlecht flicken, zB. ein Loch an einem Kleide"
Aa, so Kulmert,, Leer., St.; „BO."; S. !'>• ha"'s
g'schtcind z'säme"g'schlorzt S. S. noch Bd V 265 o. (wo
schlurpet doch wohl für schlurzet verdruckt ist). —
2. tr., verschmausen. [Es] cha"" nüt Bessers ge" für
chlini Burst z^ttn Znüni und zum Zäbi"g i" der Em
663
Schlarz— schlnrz. Schla8(8)— schlus(s)
664
[als schwarze Kirschen], tmd an''' die Grösse"
schlurze"d s" na''' so gern. ESchönenb. (Z). — Bei Martiu-
Lieuh. II 173 = schlürfen, schlendern (dazu ScMurzcn m., alter
Schuh); vgl. auch mhd. slurziy (uebeu Itrz, hirz), link. Die tr.
Verwendung unter 2 ist viell. individuell.
uiiie"-: schmutzig lierumgehn Z. — Auch bei Martin-
Lienh. II 473 (herunischleudern).
a°-: = an-sudlen (Bd VIT 328) Z; Syn. auch an-
sülchen (Bd VII 847). -schmuslen. Fiischgewaschene
oder neue Kleidungsstücke, Tischtücher, Geschirre usw.
a. De" Täller ist iez fcho' a'g'schlurzet, brüch-en nu".
Na''' e" dritts Blatt schliirz-i''' dann doch nümmen a".
ACoRR. 1860. Übertr.: De' Tag ist iez scho" a'-
g'schlurzet [mag nun der Rest auch noch draufgehn!]
Z (Dan.). — ane"-: eine Arbeit sudelhaft, unordent-
lich verrichten Z ; Syn. a.-pfudlen, -2>fnudlen (Bd V
1056. 1271). Öppis a., zB. in der Küche, wenn man
zu spät mit dem Kochen begonnen hat.
ver-, in B -schlürze": verschmieren (zB. Papier,
Farbe) Z, übh. durch unsorgsame, unwirtschaftliche
Behandlung verderben, vergeuden (bes. in der Küche,
im Haushalt) B, so M. und It St.; L; Sca, so K.; niTn,
Kessw., Mü,; Z, so ü., S., Stdt; Syn. ver-schlarggen,
-schlirggen (Sp. 645. 647). Se, du darfst nüd eso vil Papir
V., Mutter zu einem kritzelnden Kinde ZS. D' Sach
V. ZO. Gelt, Anke", Holz, Fade", G'schirr usw. v. Z.
's Ghalb hat d'Milch verschlurzet, durch Verschütten
SruE. Die Wöscheri" verschlurzet vil Säupfe" und
bringt's doch nüd süber ZStdt. Lehrer: Wer schmiert-
mer immer d' Wandtafele" voll und verschlurzet-vier
d'Chride"? ebd. ,Am Küchenherd wird, altzürcherisch
zu reden, Viel verschlurzt, sei es aus Faulheit oder
Unkenntniss.' ZPost 1899. Was chunst i" dem Wetter
daher? Weisch d'Chleider nid besser diir'''e"z'mache"
nnd z'v., chosti"d die iV^rf.? AzikGilgen. Längt's acht
t" drü vier Jöre" wider zuynene" Firtigrock? Mi" iezig
isch au''' gar verschlorzt. KBrandst. 1889. ,Wie mit
den Kleidern gieng's mit allem Andern auch; es wurde
Nichts geratsamet, Alles nur verschlurzet [!].' B Hink.
Bot 1893. ZU V., , liederlich verbringen" B (auch St.);
Z. Das verzelli''' nüd, da müesst-i''' zwo Stund
deinit v. Z. Wi' häi" mier nid d' Zit verschlirzet mit
Spargamänter un'' anderi Flause"! Bärnd. 1922. .Da-
mit nit Zeit verschlurzt werde.' 1640, B. — ver-
schlurzet. E' v-s G'witter, das in einen Landregen
ausläuft Z.
z''-weg-: zsflicken, -pfuschen. Die Zite", wo
d'Mueter irem Bueb tis <'em alte" Wiberunderrock e"
Sunntigstät het chönne" z-, sind scho" lang übere" g'sl".
FOscHw. (AaL.).
Schlurzete" f.: 1. Schmiererei, Sudelei Z; Syn.
Schlarzeten (Sp. 661). Was hast aW'' für e" Schi,
g'macht'^ ZDättl. Das ist e" rechti Schi., von einem
unsorgfältig, in Eile zubereiteten Gericht Z, —
2. fSchlö'rzete"J uns gekochten Dörrbirnen, auch Äpfeln,
Rhabarber, Zwetschgen, etwa auch aus Nidel bereitete
breiartige Füllung der Flade" (s. Bd 1 1167) GT.
Schlurzi I m.: Noni. ag. a) zu schlurzen Ib, un-
haushälterischer Mensch Z, so Bül., Stdt. — b) zu
schlurzen Ic S.
Schlurzi II Schlö'rzi GT., G'schlö'rzi. ebd.,
Schlurzi GLicht.; TnFr. — f.: = Schhirzeten 3 GT.
(etwa als Bire'- und Nidel-Schl. unterschieden), Füllsel
auf (Eier-)Kuchen Tb Er. Flade" und dick G'schl.
druff. S. noch seb (Bd VII 39).
g»-schlurzig: = schlurzächtig. Es schint-mer sust
en artigi Frau, nu" chunt-si näimen e"chli" g. derthar.
JSenn 1864 (ZO.).
Schlas(s), schles(s), schlis(s), schlos(s), schlns(s).
„schlass, schlassevi, schlässem Gr; ü; W" (St.'),
schlaseyn Gr, so A., Centers, D. {-<jm B.), He., Kühl.,
L., Pr., Spl., schläsem BTwanu; GrAv., Nuf., ObS., Rh.,
S., Tschapp.; U (in Seh. -ä-, sonst -ä-); W (scWesm It
ImÜb.), schläsum ^\t., schlusnm GrAv. (B.), flekt.
schlasfsjme-- (bzw. -ä-, -e-) GRKübY, L., ObS., Pr., S.; D
Urs., -we'- GrV. (JJörger 1918); W (Tscheinen),
g'-schläsem BHa. : a) „weicl) (im Gegs. von hart),
von Schnee, wenn er zu schmelzen beginnt." aaOO.;
Gegs. grull (Bd II 730); blitzgend (Bd V 294M.). (E")
schlasfsime'' {schlässme'' usw.) Sehne Gr, so Nuf., Pr.,
V.; ,U"; W (auch It St.«). ,28.111: Dichter Schnee-
fall, schleswer Schnee.' 1862, W Tgb. (Tscheinen).
,26. XL: Über 2 Schuh hoher Schnee gefallen (schles-
wer).' ebd. Der Sehne ist (liütj seht, {schlässme'' usw.)
Gr, so Av., Conters, He., L., S. Wenn der Schnee
,schl.', d. h. durchweicht ist, fährt die Lawine zu Tal.
CScHRöTER 1895 (GrA.). Zum Andere" hed ... d'Äbe"d-
sunne" in die Schrote" zue g'schunne" und der Sehne
ist ganz schlässive'' cho", dass-er dem Mannli ...
g'wallig Tolle" a" de" Schuehne" g'macht hed. JJörger
1918. (Ejs ist schl., wenn der Schnee auf den Strassen
schmilzt GREh. (stärker als ent-llmen; s. Bd III 1268);
UAltd., auch von nassem, mit Regen untermischtem
Schneien GrA.. Rh. Adv.: Schi, schnijen GrA. —
b) welk, halbdürr, so von abgemähtem Gras BHa.
(FStaub), Twann (Bärnd. 1922). — c) „schlaff, matt,
zB. schlässme Augen Gr." — i) faul, träge GrL. E"
schlässme'' Man".
Bair. schwäb. schlass, schlapp, schlaff, weich (Schm.' II
534); vgl. auch schloss. Zsgehörigkeit mit gleichbed. dän. »(<i(
(slalteyi, slaltell ist schon Gr.WB. V5 vermutet; doch ist das
lautliche Verhältniss unklar (Näheres bei Ffilk-Torp 1909, 535;
1910/11, 1058). Die auf uuserm Gebiet fast ausschliesslich
herrschende, sonst aber unbezeugte Erweiterung durch ein m-
Sufüx ist möglicherweise nichts weiter als eine Neubildung
nach dem Muster des begrifflich nahestehenden icütem (neben
loes); s.d. Die Fortis es und die (sekundäre) Lenis » verteilen
sich im allg. so, dass diese intervokalisch, jene in den flekt.
Formen auftritt [schlässme'' usw. : schhsem usw.). Die Qual,
des e-Lautes erlaubt an sich keinen Schluss auf den etyni. Wert
(germ. e oder Sekundäruml.), doch ist Sekundäruml. (ausgehend
von Formen auf-m, i <C "') wahrsch.; ganz analog ist icesevi tw. zu
wesem (Qual, des Primärunilautes von a) umgelautet; vgl. BSG.
VII 141; X 54 (mit weitern Beispielen). Wenn übrigens die
Annahme zuträfe, dass sMasem usw. auf dem Einfiuss von
Wisent beruht, so könnte sMäsem auch im Vokal von diesem
beeinflusst sein, und dann dürften die für unser W. spora-
disch überlieferten e in schhsm W, Schhsem- (U), Schlesuw- {yi)
Lauwelen (Bd III 1542) wohl mehr als bloss ungenaue Schrei-
bungen sein. Für -jce' (GrV.; W) statt -me'' ist an den nicht
seltenen Wechsel von postkons. m und w zu erinnern (wobei
allerdings meist ro der ürsprungslaut ist); vgl. dazu auch
Wilmanus II 431 (,zwessme' neben ,zwesswe' auch bei EStagel).
Die Angabe ImOb.'s: ,gnisam [s. Bd II 810], im Oberwallis
schlesm' beruht wohl aufjlissverständniss. Rätselhaft ist das
von Buhler für Gr.\v. angegebene schbtsnm.
Schlass GRRh., Schläsem Gr, so Kl. und It St.,
Schläsfejm UAltd. — m. : „Schnee, der sich leicht ballt,
ziemlich nass ist Gr"; UAltd., I., R., bes. der mit
Steinen, Schlamm gemischte Lawinenschnee GrKI. Es
665
Schlas(s), schles(s), schlis(s), schloB(s), schlus(s)
666
het «" Schi. Sehne g'maehet, eine Menge weichen Schnees
GRßh. S. noch Grund-TMUwelen{hilU\h42; Sererh.
1742). _ Hieher viel), der ON. .Schlasim' GrStürvis i/Oberh.
„schlassme" Obw" (St.*, in Bed. 2b), sonst
schläs(s)iue° (-u" W tw.), in W auch schlässwu",
in BSi. (It DGenip.) auch g'-schläsme": 1. intr.
a) „ein wenig auftauen, weich werden", von Schnee
„Gk", so Rh.; „U"AItd., Urs.; W. auch (unpers.) nass
schneien GnEh. Der Sehne (Es) schläsfsjmet ("schläss-
jfd), het g' schläsfsjmet. — b) „welken, von Pflanze«
Gl; Obw", oberflächlich dürr werden, von Gras an dei
Sonne, grünem Holz an der Luft uä. BE. (s. >Sp. 358 u.)
und It Zyro. Wen" einisch der Bettag nachen ist, su
cha'"-vie" lang mäje", ä's Gras dor''et nid me, 's schliismet
nume' B (Zyro). Von Fleisch (vgl. 2b): D's Fleisch
schläsmet grad e"chli'' BE. — c) „kränkeln, von
Menschen Gl; Obw." — 2. tr., aus feuclitem Zustand
in halbtrockenen überführen BSi. (ImÜb.). a) Wäsche
langsam trocknen lassen BSi. (DGerap.). — b) „an-
schmäuchen", (nur ein wenig) räuchern, dörren; von
nicht zu längerer Aufbewahrung bestimmtem Fleisch B,
so E. und It Id. (,carnem fumo durare'), St. und St.'';
Obw (St."). — g°-schläs(s)rae t: 1. von Dingen,
a) = sehlass a UAltd. Es ist g , der Schnee ist feucht
und schwer. Kotig Scbw; Zg. — b) = sehlass b, so von
Pflanzen(teilen), Gras, Holz, Reisig B, so E., Gr., G..
Ins, Twann (Bärnd. 1922) und It Zyro; „Gl; Obw";
Syr\. tscherpet (Bd VIII 1231); geschlumperig (Sp. 565)
,Wenn die Löwenzahnröhrchen welken ... g. chöme".'
Bärnd. 1911. ,[Der Bauer hat Missfallen] an dem durch
einseitige Aschendiingung hervorgelockten limi''e" Llri-
gras, ica nit z'erdörren ist, an dem g-e", g'htmperige"
... Gras, wa nit z'erviHjen ist.' ebd. [Beim 3Iosheiiet1
het-ma" . . . für ziivi Esse" doch o''' chläi" Schatte'
z'ha", zwo Gablen üfg'steckt W' g-s (welkes) Gros
drüber g'hänkt. ebd. 1914. Auch von halbgedörrten
Apfelschnitzen B (Zyro), von der Stärke an Hemden,
wenn sie beginnt trocken zu werden BhE. — e) von
eingelegter Wäsche, angeweicht B (Hau.). — d) vom
Erdboden, oberflächlich getrocknet, auch nur leicht
gefroren, so dass man einsinkt BsGelt. ; Syn. ge-bachen
(uBsL). 's isch g. — e) von (Schweine-, auch Rind-)
Fleisch, (gesalzen und) „angeräuchert" B, so E., G.,
Herz, und It St., St.", Zyro (s. Sp. 35Su.); Syn. auch
»iiiw-6(ic?ien5 (BdIV960). „Geschl-es Fleisch." ,Grüens
FIVsch (ungeräuchertes) oder g-s (angeräuchertes) oder
g'rü^kts neben Speck und Ifamme",' als Sonntags-
1 gerichte. Bäkni>. 1911. Sobald das Fleisch e"chh" g.
isch, tvei'-vier's de"" us ''em Chemi ne" B. D's sehtcinig
1 Fleisch ist am beste", ivetrn es afen e'chli" g. ist. ebd.
1 Es Schnäfeli Schwinigs rutscht zu allne" Zite",
\ b'sunijers wew-es ebe" recht g. und Hng g'chochet ist.
I SGfei.ler 1919. .Würste und Hamme", die jetzt so
I eben recht geschl. waren.' DoRFKAL. 1873. ,l>ieHammen
I und das viele geräucherte (geschlessmete) Fleisch,
1 welches von der Schüssel bis oben an die Stuben auf-
i getürmet war', bei einem Taufmahl. B Hink. Bot 1777.
I Sühst.. G'schläs(s)mets. Da [beim Pfarrer] sl" Mass-
t guttere' mit Wi" «"■' Brot u"' Chds u""* t«* troue" gang
W* neuis G-s uf "em Tisch g'si". Loosli 1910; mit
der Erklärung: Dörrfleisch. [Dem Pfarrer ist] mängi
Zupfen u"" mängs Bitzli G-s . . . i" d's Hüs cho". ebd.
Es Bitzli G-s oder es Pfung Gaffe oder e" Zucker-
stock, als Geschenke, ebd. Si si" neue" nie zue-n-i"s
che' oder si heige" e" tolli Anlceballe" oder es schdns
StäcMi G-s 'brächt, wil der Pajm das G-r gar b'sunger-
bar gern g'ha" het. Biui. ,In vielen bessern Wirts-
liäusern auf dem Lande, namentlich im Emmental,
wird immer ein gutes Stück G-s bereit gehalten, das
meist kalt zu einem guten Schoppen genossen eine
wirkliche Delikatesse bildet. Dieses G-e ist nichts
Anderes als Rindfleisch aus dem Salz, manchmal etwas
angeräuchert.' B Volksztg 1888. — f) uueig. Ab-
gebraucht, .baufällig', von Kleidern BBurgd. (Dan.).
G-i War, mittelmässiges Fleisch. Metzgkrspr. (Bs It
BMeyer). 2. von Lebewesen, a) von le übertr.; vgl.:
,Da sollen sie [die Polen] denn seinetwegen ihren g-en
Stöffl machen auf den Treu z'hocken, wo sie noch
im Salz beigen.' JBürki. Halberwachsen, ,grün', von
Mädchen B. ,Vor drei Jahren kam ein Mädchen hieher
in die Unterweisung, wie man keine hübschere,
sauberere Person sehen konnte im ganzen Länder-
und Bernbiet. [Der Pfarrer setzte ihm] auseinander,
wie es schade sei ... wenn es nur so ein Herdpleuel
abgebe. Da wüsste er ihm etwas Anderes, für ihns
Passenderes und Besseres. Was denn das wäre, das
der Herr Pfarrer meine, fragte das g-e Ding.' Hausfrd
1882. ,Die Königin von England ... kam als junges
g-es Meitschi auf den Tron.' B Volksztg 1898. Von
einer entweder niclit mehr ganz jungen (bald 50jäh-
rigen) oder geschlechtlich nicht unberührten Frauens-
person B, so Bigl., Sa. und It Zyro. Abgebraucht
(Syn. schitterig 2a Bd VIU 1526) BBurgd. (Dan.); vgl.
1 f . — b) „kränklich", schlaif, matt, sich unwohl, un-
behaglich fühlend (vor Beginn einer Krankheit) Gl
(auch St. und St."»); „Obw"; GUnterterzen; Z (bes. von
Kindern); Syn. ge-chlüderet 2 (Bd 111 625); macht-lös
(ebd. 1-131); ab-ge-schlagen Ib (Sp. 347); Gegs.trüehaft.
P* weiss nit, di Geiss ist hüt ganz g., die ist nit z'weg,
me" g'siehi-er's an de" Auge" a" GUnterterzen. Auch
in psychischem S., betrübt, gedruckt Gl. G. ume"gü".
— C) süsslich, weinerlich, zimpferlich Z (DrvMuralt).
— Zu 1 .1 vgl. bair. zertchUüatn, zorgchn (von Zucker) bei
Schm." II 534. G'»chläii(s)mel ist seiner Bildung nach zT. (so
vor allem in Bed. 2 b) nach Wint. 1S7G, 153. 204 zu beurteilen.
über- bzw. über-: 1. (-schlns(s)me") intr. a) ein
wenig schmelzen, von Reif udgl. New (Matthys). —
b) oberflächlich trocken werden BSi. (ImOb.), so von
Wäsche, leicht geräuchertem Fleisch Ndw (Matthys).
— c) ein wenig wärmer werden, von Flüssigkeiten,
einem Gemach Nnw (I\Iatthys); Syn. üher-schlahen Ihx
(Sp. 353). — 2. (-sehhissme"J = schlassmen2b ,0bw" (St.^).
er-''°t-sc/i7äs»je"(in BsL. ,-st7iteHie"'): = dem Vor.l b
BsL., vertropfen. von Wäsche SBb., Schw. D'Wösch
cha"" am Seil e. D' Lindüecher si" er'"tschläsmet. —
Mer-^'t-schläsme": = dem Vor. Vom Erdboden: Es
ist ordli''' ver'"tsehläsmet, .abgetrocknet, eben recht
trocken' AAMagden.
ex-sehlassme": a) weich werden, von Schnee GRValz.
Der Sehne ersehlassmet. — b) „schlaff werden, er-
sclilaffen GrA."
vei-schläs(sjme^: = er-ent-sehläsmen BsL.; BSi.
(ImÜb); Obw (St.*"), sich nach einem Bade gründlich
austrocknen, sei es im Bett oder anderswo BsStdt.
Vom Erdboden. Es het afe" (scho") e"chU" verschtäsmet
BSi. (ImOb). Der Weg isch scho" verschläsmet; 's isch
gli''' e'chli" rerschläsmet BsBub. Von Wäsche BsL.;
BSi. Die Wäsche isch e"fange" verschläsmet BsBinn.
Von Fleisch: Verschläsmets Fleisch, = ge-schläsmet le
BSi. (ImOb.). — g'-schläsme": ein wenig kühle^
667
Scblas(s), Nchles(8), gcbli»i(g), schlos(s), scblu8(s)
668
werden Bs; vgl. über-schl. Ic Wenn-me' d'Sttppe' g. löt,
so verbreunt-me" 's j\Iül nit. Iss doch nit so g'schmnd;
wart doch, bis d'Stqipe" e"chli" g'schläsmet isch!
h'-schläsme": = ein wenig trocknen oBs. Der Luft
het 's Blunder afe" Cchli' b'schläsmed. — b''-
scbläs(s)met: a) = geschlässmet Id Bs (aucb An. ad
St.). Hinecht het's schröckli''' g'regned, me" cha"" iez
nit use", bis 's e^chli" b'schläsmed isch. — b) = ge-
schlässmet JJb GlS. und It Ebel.
Schiassmete" f.: von dem Zustand des Erdbodens,
wenn er mit weichem, nassem Schnee bedeckt ist GrKI.
(Tscb.). Hut chan" man fast nid für di Tür, es ist
en grüsigi Schi.
scbläs(s)mig, in BE., Twann aucb g'-schläsmig:
9.) = ge-schlä.<met la (iRTscbapp.; UAltd. Es ist schl.;
hiit ischf's] mächtig schl. — b) = ge-schlässmct Ib, zB.
von Gras B, so E. (s. überschlagen Sp. 358 u.), Twann
(Bärnd. 1922). — c) = ge-schlässmet le BE. Da chöi"
mir ü'sers gnapp Brot u"' G'schl-s u"' Schmutzigs
mit dene" ung'schante' Trible" [ausländischen Deser-
teuren] ga" teile". E.mmentalekbl. 1918; echt? —
(1) .schleimig' BsLang. ; Syn. schliferig la (Sp. 160).
Schlesi, .-ing' f.: Schlesien. ,N. uss der Scblesi.'
1568, Z Seckelamtsrecbn.; ebenso LLav. 1576 (Mise.
T. 12, 39). ,Gan Prässlaw in die Scblesin.' TiiPlatter
1572. .Böhmen und Schlesing.' AKlingl. 1688. — Bei
Dcnzl. 1666 .Schlesien'. .Schlesing' noch ans der lebenden
Spr. bei JlUller-Fraureuth II 441. Vgl. die Anm. zum Folg.
Schlesiger ni. .[Unter den aus fremden Kriegs-
diensten Zurückgekehrten befand sich auch ein ge-
wisser] Z., der nach seinem Dienst in Schleswig als
Polizeidiener seinen schier 30 Jahre alten Mantel bis
zum letzten Fetzen auftrug, woraufhin jedem un-
ordentlich Angezogenen zugerufen wurde: Du chunst
grad dahar wi der alt Schl.!' Bärnd. 1911. — Vgl. (auch
zur Sache) Schheiciger bei Fischer V 935. Sonst ist .Schlesinger'
= Schlesier (so noch schwäb. nach Fischer aaO., auch österr.);
aber schon Mal. und Denzl. 1666 haben .Schlesier'.
Schliss, Schlis m. n.: 1. (Schlls) in Gl n., in Gr
UVaz nach einer Angabe m. (sonst ohne Gescblechts-
angabe), gezupfte Leinwand, Charpie Gl (Leuzinger);
GRUVaz;GBucbs,P.h.,We.;ST.''(oO.). Syn.Sc/j/iSi/e/;«?,
Schlissi, SchHssling, ferner Fasen II, Vs-fäser(et)en,
Fäsmeten (Bd 1 1058. 10G4/5); Busch 4, Bmchotilen 2a
(Bd IV 17(i7. 1776); Scharpi (ßd VIII 1803); Schneisen;
(Blätzli-)Zupfeten. .[Die hl. Jungfrau zu Jetzer:] ...
so gib ich dir hie ... uf den brief ... zwei sigel von
reinem schl. [vgl. Schl. -Sigel Bd VII 496], geschahen
ab den diechlin, darin ich minen sun ... hab gewiklet.'
Ansh.; dazu: ,. . . vermeinten ein wunder sin, dass das
plnot so ganz und unzerflossen uf die zarte sclilisslin
gössen war.' ebd.; s. auch Ab-schabet (Bd VIII 16).
,Tät schl. in die wunden.' ebd. — 2. (in AAWoblen
und It H.; BE., G., S.; I- Schlis) m. a) die einer Per-
son von Rechtswegen, durch Verniächtniss, Vertrag
usw. (meist auf Lebenszeit) zustehende Nutzniessung
von Kapitalien, Liegenschaften ua., insbes. „Leibgeding
einer Witwe, bestehend aus dem Witwensitz oder
[,und' St.""] aus dem Niessbrauch eines Kapitals usw."
B„0.- und It AvKütte, Zyro; L (auch St. und St."-):
Sf. Vgl. Schltss-Recht (Bd VI 300), schlissen 3b a,
Schlisser la, über das ä. Recht AABr. StR. (Register)
und FStB. 372/82. Si [zB. eine Witwe] het der Schl.
(derw), von der Hinterlassenschaft B. Ein Eigen-
mann des Stifts ÄAZof. bat seiner Frau für die Dauer
ihres Lebens sein Gut vermacht, was von Bern an-
gefochten wird; Luzern bittet, den Gemächtsbrief bis
zum Tode der Frau besteben zu lassen, da es nur
ein ,schlüss' sei und den Erben nichts entzogen
werde. 1551, Absch. ,Da sy von dem ... vorhin ge-
hebten mann gar nüt, weder eigens noch schl., hette.'
2. H. XVI., AAßr. StR. ,Wil die Tochter und ire
Gschwüsterte noch ein Schl. zu erwarten, soll er [ihr
Prokurator] demselben nachfragen, was er wärt, damit,
wo es zu Fal kommt, der Tochter Teil zu m. H. Händen
bezogen werde.' 1611, B RM. (B Blätter). ,[Ein Mann
mag seiner Frau] ain zimblichen Schl. synes Guts ...
ordnen und setzen.' F StB. ,In Fal er [der Witwer]
als ein Schlysser sich der Nutzung nit benügen, sunders
der abgestorbenen Frauwen Guter minderen, verkaufen
oder vertun wurde oder wollte, so soll ein Oberkeit
uf Anrufen der Kinden den Vatter anhalten, ihnen das-
selbig ohn Yntrag werden zelasseu, diewyln er syn
Schl. oder Schlyssrecht übertretten hat.' ebd. ,Ver-
sicberung des Schlysses: Wann ein Schlysser lycht-
verig, vertüig oder sunst nit habend ist, die Geding
und Conditionen des Schlysses zeerstatten', soll er ,umb
solchen synen Schl.' Bürgschaft stellen oder aber ,von
dem Schl. Verstössen werden.- ebd. ,Was ein Ehemann
im Val syner verstorbenen Frauwen Schl-es zetun
schuldig.' ebd. ,Derjenig, welchem die Güter des
Sobl-es heimbfallen sollend und eigentumblich ge-
hörend, der mag dieselben ungehindert des währenden
Schl-es verkaufen.' ebd.; vgl. Sc/i/.-ßue« (Bd II 552).
.Schultheiss 1). erhält den 3. Teil des confiscierten
Schl-es der hingerichteten Barbli Hayo.' 1655, Absch.
(B und F). ,[nie Bestimmung des S Stadtrechts aus
dem XVIII., dass Eltern ihre Kinder beerbten, wenn
diese selbst kinderlos blieben] wurde durch spätere
Übung dahin modifiziert, dass Eltern nur die Nutz-
niessung (den Schleiss) ... erbten, das Hauptgut aber
an die Familie zurückfiel.' JJAm. 1865. Auch 1758,
AATäg. Gerichtsb. Mit obj. Gen.; s. schon oben.
Dem ehemaligen Komtur von BHerz., der .niendert sin
leben lieber dann by uns schlissen und ein guoter
Berner ersterben' möchte, werden ein Schloss und
Güter als Wohnung und zum Unterhalt angewiesen:
.Also by söllichera schl. obbemelter güeter ... wellen
wir gedachten hern comendur ... sin leben lang be-
liben lassen.' 1529, B Ref. N. bittet, ihm das Gut
seiner Frau, welche verbrannt worden ist, insbesondere
den , schliss des hus' sein Leben lang zu belassen.
1547, Absch. (B und F). ,Vom Scbl. des Viehs:
Welchem ein Härd ... Viehs scblysswys zenutzen ge-
geben würd', soll sie .nach Usgang des Schl-es' un-
vermindert zurückerstatten. F StB. ,Zuo, in schl.'
Die verwitwete Prinzessin von Orenge befürchtet, ihr j
Schwiegersohn werde ,si umb das guot, so iro ir ge- |
macbel, desgelichen der sune selig zuo schl-e ge- i
macht, diewyl er by dem kaiser mächtig, anlangen' i
und bittet uin Schutz. 1591, S Ratsb. (Strick!.). .Das
ligend guot zuo einem schl. erben'; s. Schl.-Guet (Bdll ■
552). ,Der Berg Scbafmatt, welchen der Schuldner !
von seiner Ehefrau inSchleiss besitzt.' 1785, S Prozess-
akten. , Seine Verlassenschaft reicht nicht hin, sein i
Weibergut zu ersetzen und ist in Schleiss der hinter-
lasscnen Wittwe gefallen.' 1834, S Wbl. ,Ini schl. ;
ligen' uä. ,Das des vätterlichen erbguttes halb die i
frow [Witwe] im schl. glegen biss utf iren abgang j
669
.Sehlas(s), sehles(s), schlis(s), schlos(s), schlus(s)
670
oder ii' verendrung und dannanthin das züg den [1. der]
kinden eins sin [sollte].' 1530, S (Z Anz.). ,Bis 1853
blieb dieses [zur Gründung eines Altersheims ver-
machte] Kapital im Scbleiss. Anno 1854 wurde das
Legat der Stadt Solothurn ausbezahlt. Aus dem Zins-
ertrag ... werden jährlich einige Pfrümler verkost-
geldet.' Z Neuj. H. 1885 (S). ,(In) schl(-es) wis'; s. schon
0. ,[Beira Tode des Gatten] sol derselben siner ge-
macliel voruss gefolgen ir zupracht . . . gute und darzu
von irs enians gut vorus die morgengab [uA.] für ir
fry eigen gute, ocli alles ander sin gute in schlyss-
wyse innzehaben bis zu end ir wyl ... [Beim Tode
der Gattin jedoch] soll ir egemachel alles irs ver-
lassene[n] guts herr und meister, doch nur in schlyss-
wyse heissen und sin.' 1495, S Ebebrief (B Anz.).
,[Nach dem Tode der iSJutter gehören dem Sohne als
Erben] in den 40 pfund gelts, die aber N. [der Vater]
in schl.-w. ... sol nutzen und niessen.' 1509, 13 Ehe-
brief. ,[Vom gemeinsam erworbenen Ehegut soll der
Witwe] der dritt teil für ir fry eigen guot gevolgen
und die andern zwen teil in schl.-w.' 15r2/3, AABr.
StK.; nachher ,in schlysses wys.' ,Zu Vergeltung eh-
licher trüw ... ordnen ich ir [meiner Gattin] 15 pfund
jerlichs zins, die soll und mag sy ir laben lang in
schlisses wys nutzen und innämen.' 1544, B Blätter.
,[Der Witwer] hat auch in allen seiner verstorbenen
Frauen Gütern den Sitz oder Sclileiss, Nutz und
Niessung sein Leben lang ... doch alles allein schleiss-
weiss und unverändert, auch ohne Schwinnung des
Hauptguts.' 1636, S Stadtr. (Scherz-Oberlin). Rente,
Einkünfte übh.: ,Der Königin [von England] sagte
man, sie hätte selbst einen schönen Scbleiss, den solle
sie mit ihrem Manne teilen' und schlug ihr eine be-
sondre Zivilliste für den König ab. N.B Kai. 1842;
vgl. Schliss-Frau (Bd I 125'2u.). Auch = Schl.-Guet
(BdlI552): ,Die Verfangenschaft oder der schl. sol
also gefrygt sin, das weder der man noch das wyb die
vertuen sollend mögen, sunder sol den kinden warten
und belyben.' 1556, AABr. StR. — b) das dem bis-
herigen Besitzer, seiner Witwe, Geschwistern usw.
vorbehaltene (lebenslängliche) Wohnrecht in einem
durch Vermächtniss, Verkauf oder Versteigerung in
andre Hände übergegangenen Hause AaF.; L; W; vgl.
schon unter a. Syn. Uer-berg 5 (Bd IV 1568/9); Sitz
(s. Bd VII 17250.); vgl. auch Schl-Hüs (Bd II 1730),
-Woning. De" Schi, (im, imene" HüsJ ha". Am Schi.
haftet die Verpflichtung. Stür und Bruch (Bd V 347/S).
die auf dem Hause lasten, zu tragen L; mit dem
Wohnrecht wird bei Verkäufen bisweilen auch die
Nutzniessung eines Ackers odgl. verbunden LE. In
einem Testament v. J. 1592 wird einer Frau auf des
Mannes Tod hin ,schlis, schatten und schärraen' im
Hause vorbehalten. 159'2, LSemp.; vgl. BdVlII l'279/80.
,[Beim Auskauf eines Heimwesens] habe" auch die 8
Verkäufer vorbehalten der Schliss, dort 8 Tagschliss [!]
im Hus zu Wonne", wenn sie ledig hüben, und können
i Holz US dene" Walde" nämme" ...' 1777, LSchupfh.
IS. auch Sc/ii.-Bne/ (Bd V 485/6; öfter in der betr.
I Quelle). Lt üchs in dieser spez. Verwendung früher
jauch in Bs: ,Die Witwe hat [bei Erbfällen] den
I Witwensitz, den man Schliess nennt'; mit Bezugnahme
auf Bs LO. 1757 (s. Bs Rq. 11 310). In freierer Ver-
wendung. GiH's uf der Welt es Paradis, hend mir
Luserner drin de" Schi, dh. so ist es das Lusernerhiet .
ScHwzD. Die ärmste" üüslüt, s'e'b isch' ivör, die hend
bi mier der Schlis: si woni"d jetzt scho" sibe" Jör und
zdle" nie kei" Zi"s, näml. ein Schwalbenpaar. Ztböri.
[I<J]s par Chräije" hend nor no"'' der Schlis [nach dem
Wegzug der andern Vögel]; dur''' d'Fur'''e" chömi"d
s' schare"tcis cho" nüele" i" de" G'söine". ebd. —
C) Altersrente in Geld (und Naturalien), welche den
Eltern (bzw. deren überlebendem Teil) von den Erben
(Söhnen, Schwiegersöhnen usw.) auszurichten ist,
denen sie schon zu Lebzeiten ihr Heimwesen oder
Geschäft, gew. unter Vorbehalt eines Anteils an
Wohnung und Pflanzland, abgetreten haben (s. Schi.-
Vater Bd I 1130) B, so E., G., S., Si.; LE., .Rente, die
den ihr Vermögen abtretenden Eltern etc. von den
Kindern ausgeworfen wird' Aa lt H. (vgl. ver-
schlissen 4); BsL. (s.u.). Sachlich identisch, jedoch
anders aufgefasst: ,Schl., das Abtreten eines Teils der
in Besitz habenden Güter der Eltern (die sich hernach
als Schl.-Lüt in das StöcMi zurückziehen) an die
Kinder; das Land, das die Eltern für sich zurück-
behalten, heisst Schl.-Land' FMu. ,Mir gö" i"'s Stöclli,
sagen des Bauern betagte Eltern, die Jenem Haus und
Hof übergeben haben unter Vorbehalt einer aus-
kömmlichen Altersversorgung, eines auskömmlichen
Schi.- Barno. 1904. ,Die Witwe ... entschliesst sich
in betracht ihres vorgerückten Alters und dass durch
die nachstehenden Bedingungen ihr Lebensunterhalt
hinlänglich gesichert ist, ihren gesetzlichen Drittel
an vorhandenem Massenvermögen mit Ausnahme des
nachbeschriebenen Vorbehalts ohne Rückzugsrecht an
die [5] Kinder abzutreten. Vorbehalt der Übergeberin;
kn Liegenschaften: 1 Acker, Garten hinterm Haus ...
An Fahrnissen: Bett, Kommode [usw.], was zu eigenem
Haushalt nötig ist. Scbleiss: Von jedem der Inter-
essenten jährlich in bar Fr. 75 ... Sicherheit für den
Scbleiss: Aus jedem der 5 Lose einGrundstück ... Haus-
sitz in der vorhandenen Wohnung ... bestehend in der
obern Stube und Nebenstube, Recht zum Kochen,
Backen und Waschen in der untern Küche [usw.]. Die
als Sicherheit für richtige Entrichtung des Sclileisses
bestimmten Liegenschaften dürfen von den betr. Eigen-
tümern zu Lebzeiten der Übergeberin weder ver-
pfändet noch veräussert werden.' 1874, BsTherw.
Protokoll; vgl. dazu die Angabe bei Seiler 256. , Witt-
männer und Wittfrauen, welche ... sich ihres Anteils
an den Güteren entschlagen und solche ihren Kindern
gegen einen Scbleiss oder gegen Gülten abgetreten',
verlieren ihr Nutzungsrecht auf die Allmende. 1775,
BSi. Rq. 1914. ,4 Zuber Most und 8 Kübli Trauben
als Schi.' hat sich 1791 eine Mutter gesichert. BiRNn.
1914. .(Einen) Schi, üsrichten.' ,Wenn sie [die Eltern]
mit dem ganzen Vermögen nicht fahren möchten, wie
sollte es denn der Bub machen können, wenn er den
Geschwistern herausgeben und dazu ihnen [den Eltern]
noch einen grossen Scbleiss (Nutzniess in Geld und
Naturalien) ausrichten uiüsste'r" Gotth. .[Uli] rechnete
Alles massig und ... glaubte, wenn er weder Zins
noch Scbleiss auszurichten hätte, so wollte er wohl
eher 4 als nur 3000 Pfd jährlich vorsparen.' ebd. 1841;
,Zins noch andere Lasten.' 1850. 1688 klagte Einer
vor Chorgericht, der Sohn wolle ihm ,syn geordneter
Schi, uit mit suberem Korn üsrichten.' BiRNo. 1914.
,Uf Schi, setzen': , Denjenigen Kinden, mit denen der
Vater oder Mutter teilen müssen und die den Vater
oder Mutter auf Lipding und Schi, gesetzt.' 1620, B
(ZfsR.). ,In Scbleiss choV oO.; vgl. dazu die (wohl
671
Sclilas(s), 8cliles(s), sclilis(s), schlos(s), schlus(s)
672
ungenaue) Angabe von Kochli. 1807 ', 123, dass das
Stöckli ,bei uns' Schi, genannt werde. — 3. (Schlis)
Gewinn, zB. im Vieh- oder Liegenschaftenbandel L
Suhr. (selten); vgl. verschlissen 3c. Er hed ne" schöne"
Schi, g'macht. — Vgl. Gr.WB. IX 6 U (nicht in Bed. I, in
Beii. 2 nur Schweiz. Belege); Martiu-Lieuli. II 473 (in Bed. 1
und 2); Fischer V 928 (iu Bed. 1). Zu 1 vgl. nuch die Anm.
zu SchUsten. Über die mit Schi, zsgesetzten ONN. s. die Anm.
zu 8chlusen.
Ver- s. Ver-Schliss. — Mueter-: Leibgedinge
einer Mutter. 1777, LFlübli (L Kantonsbl. 1866).
Schlissele" 1 (auch -s-). nur PI.: Fasern, wie sie
an Kleidern haften. ,flocci-; auch = Schllss 1 Sch
St. (Sulgei). ,Ein Sälblein, mit Schleisslen in das Ge-
schwär zu legen.' JHLav. 1668; wohl eher ,Schleiss-
lein' zu lesen (vgl. das Folg.).
Schlisse» I f., Dim. Schlisfsßi I, auch -eli (s. u.),
meist, nacli vielen Angaben nur PI.: 1. a) Fasern von
(altem) Weisszeug, wie sie zB. an dunkeln Kleidern,
an abgetrockneten Gläsern haften AaZ. (An. 1815);
Bs; B; GWe.; Z; in der ä. Spr. auch Dim. De hast
(VHose" voll Schl-e'. Schl-e" fje". Zum Fensterputzen
vermeidet man Tücher, die Schle" g'end GWe.; Z. Vil
Wisse' giH vil Schl-e", vieles Waschen nützt die Kleider
ab ZWl. Beim Abreiben noch zu nasser Trinkgläser
giH's Schi. ZStdt. ,Wa ouch an irren juppen und
ermlen ein fäsli, zötzeli oder schlissli am gwaud wäre,
hanggete an jedem ein glünsli', bei Elmsfeuer. 15.38,
AaL. (.\fV.). ,Titivilitium ... schleissen, so vom tuoch
falt und sich abschleisst, flluni putridum e tela deci-
dens.' Fris. ,Die Schleisse, Flet, Fasen, titivilitium,
termentarium.' Red. 1662. ,Der ... Rock Christi be-
deutet die Christlich Kirch. Zwar werden Schleissen
fallen von disem Rock ... doch wird der Rock darvon
nit Schaden leiden, sondern nur gesäuberet werden.'
FWtss 165.3. .Schleissen lesen' 1) Bezeichnung einer
Gehirnkrankheit; s. Bd VI 499 u. und vgl. MHöfler
1899, 366. 2) ,Floccos demere. Einem schmeicheln,
die Schleissen ab den Kleidern lesen, v-poxiSt^etv.'
Denzl. 1666/1716. ,Er kan wol Schleissleiu ablesen,
schraeichlen.' Mev. 1692. Von Fasern übh. ,So die
Nieren sich nun fäsen und werden plumosisch. alsdann
ausswendig auch geschehen mag, dass Schäden werden,
die sich in Hars Weise oder wie die Schieisslein vom
Fleisch abzehren ... Wie nun im Harn solche Ab-
schleissle ligen ...' Parac. Flachs sei zu grossen
Dingen nütze, obwohl seine Pflanze niedrig sei und
zudem .zuvor in kleine Fetzlein und Schleissen [müsse]
gebrochen, zerstossen, gebläuet und durchgeliechlet
werden.' JCNäg. 1738. I. S. v. Mimer 3 (Bd IV 227)
ApH. (T.). — b) = Schliss 1 Ap (T.); Bs; B; Gr, so
Gast., lg., Schs (Tsch.), Tschiertschen; h (St.'); Sch
(auch St.»-); G, so Rh., Sa.; Zg; Z, auch Dim. Schlissli
AaB. (Schlisli) und It AKeller 1852; B; S (SchlisUj;
TaRom. (Schlisseli); Ndw. Schl-e" mache", zupfe" Z
Stdt, Schlissli rupfe" S; Syn. (üs-)fäs(ljen (Bd 1 1064/5).
,[Im Sonderbundskrieg] hat der Frauenverein für die
Verwundeten in deinem Haus nicht einmal alte Lumpen
zu Schlisslene" bekommen', zu einem Geizhals. AKeller
1852. ,Linamentum, flächsin lümple oder schl-en,
oder ein meissel auss schl-en (schleissle) gemacht, so
man in die wunden stosst (legt).' Kris.; auch Denzl.
1G77 (,pannus'). ,Die schleissen, wie man sy in die
wunden legt, concerpta lineola.' Mal. .Legs [Eiweiss]
mit schl-en in die löcher: es heilet sy bald.' Zg
Arzneib. 1588. , Linde Schleisslin.' JJNüsch. 1608.
.Diesem [entzündeter Haut] zu begegnen, so nehmen
etliche Leute Schl-en und legen sie [dem Säugling]
zwischen die Beinlein, welche nichts schaden, nach-
dem sie die Schl-en machen; denn etliche schaben sie
rein mit dem Messer, welche nichts nütz sind, etliche
aber zerren sie ab von reinem Tuch [usw.].' FWürz
1612. .Verstopfe die Wunden nicht mit Meissel oder
Schleissen.' ebd. .Netze Fasen oder Schleissen von
Lumpen und lege sie in die Wunden.' ebd.; weitere
Belege bei Gr. WB. IX 692 (.Schliesse' 7). 865 (.Schluss'
2 d). ,Schlyssli oder Lümpli.' B Arzneib. XVIL;
auch ,Schlüssen'. ,Hernach füllet mau das [Wund-]
Loch vollends mit zusammengelegten Schleissen zu.'
.IMüRALT 1691. .Schlyssli von wyssem Tuch' in
Branntwein genetzt und auf Eiterzähne gelegt. Z
Rezeptbucli um 1700. S. noch Schliss 1. — 2. (Schlisse")
.\usdr. in der Seidenweberei für einen Fehler im Ge-
webe Z (FStaub); heute anscheinend t> wahrsch.
= Zis(s)en, Streifen im Gewebe infolge nicht ein-
geflochtener oder zu weit auseinanderliegender Schüsse
(s. Spann-Bletz Bd V 283, Faden-Bruch ebd. 372); vgl.
auch Fausel (Bd I 1066). Ein Gewebe ist .voller
Schliessen (und grober Schütz).' — Vgl. Gr. WB. 1X614/5
{, Schleisse'). 624 (.Schieisslein' 2, mit nur Schweiz. Belegen);
Maitin-Lieuh. II 473; Fischer V 928. Das Dim. SchluiU
könnte auch zu Schhss 1 gehöreu.
Ab-: Fasern (im Harn). Parac; s. die Stelle unter
Schlissen la (Dim.).
G a r n - : = Schlissen 1 a. .Titivilitium, Garnschleissen,
nichtswertige Ding.'DENZL.1666; im Register, Schleissen
vom Garn.' ,Da hin und her die Garnschleissen herab-
fallen', beim Weben. Spleiss 1667.
Lin-wät .Leinwand-Schleissen': ausgezupfte LeiD-
wandfäden. Gr Sammler 1780.
schlisse» 1, in AaF.; GRÜhur; GBuchs, Rh. in
Bed. 2a bzw. c schlise", Kond. schli-s Ndw (Matthys),
schlissli SchR.; Ndw (Matthys) und wohl weiterhin,
Ptc. g'schlisse": 1. a) tr., Etw. (gewaltsam) in (seine)
Teile auflösen, zerstören, a) Gewebe, bes. Leinwand
in Fäden auseinanderziehn, Charpie zupfen GRh., Sa.;
GRUVaz; TiiRora. — ß) Geräte, Maschinen udgl. ausein-
andernehmen, zerlegen; vgl. 3 b. Einen Schrank, eine
Bettstelle, einen Wagen schl. Z; Sy n. ab-brechen (Bd V
323), -.ichiahen (Sp. 336). Me" uirt iez go" Better schl!
iron. Ablehnung des Ansinnens, für einen Besuch ein
Bett in ein anderes Zimmer zu verbringen. Eine
bei einer Notlandung beschädigte Flugmaschine rausste
man zur Wegbeförderung schl. De" Christbaum schl.,
den Schmuck abnehmen. Alte Kleider zertrennen
L (.selten'); GWe.; Z, ähnlich von unbrauchbar ge-
wordenen Geräten Z. Den Rest eines Auflaufs schl,
in kleine Stücke zerhacken Z. Ein geschlachtetes
Stück Vieh zerlegen, vom Metzger AaF. Werd-er [der
Stier] g'metzget? .K.: Er ist bireits g'schlisse". Auch
i. S. V. ver-hijenlb (Bd II 1102). ge-schänden 3b (Bd VIII
889), bes. von Kindern mit Bez. auf ihr Spielzeug AaF.;
GWe.; Zg; Z und sonst. Mu's' iz Da' scho" g'schlisse"
sl"? Vater zu seinem ßüblein, das eben daran ist
ein Spielzeug zu zerstören AaF. Du muest o«'* ÄIU
schl ! tadelnd zu einem Kinde. [Mutter zum Knaben:]
üin neue" Schatte" hast verheit? Nei" aber, vie mi'*
Das jetz g'heit! Du muest doch Alks schl! ELocuer-
Werling. Das Biirstli ... häd halt dem Ma"" en Galter .
g'schlisse" im Gärtli. Müller, Jugendschr. Ein Bnch
673
Schlas(s), 8chles(s), gchli8(8), schlos(8), schlus(s)
614
sohl, die Deckel ab- und die Bogen auseinander-
reissen Z. Sog. .unzeneissbare' BiMeibücher werden
eben doch von den Kindern oft g'scläisse". — y) Ge-
bäulichkeiten und Teile davon, übh. etw. Erriclitetes
abreissen, -brechen. E(s) Hüs, e(n) Qade' usvp. schl.
kk (nicht in Brittn.); Gr (walseriscb); L; G, so We.;
ScHW; SSchön.; Tu, so Mü.; U\v; U; Zg; Z. Bas Oäschi
sette-me" schl, sus stitzt's nu''' z'säme' GRObS. Mir
hei" Chöste" g'ha" mit dem Umbou: nie" het gar grüs-
li'i> Vil müesse' schl. 8Schön. So schlisseH's mir-a"
denn: mich schlisst der Tod bald! der alte Schulmeister
beim Abbrechen seines Schulhiiuscbens. Stitz 1854.
Es sind ja giieti Ghind, und nu" bis z'Äbi"g uerde"ds'
's Hüs ttüd schl , auch wenn sie solange allein zu-
hause sind. EScHüNENB. (Eschni.). D' Nachtbuehe" haind
mier d's Hisi fast g'schlisse" GnObS. .[Schloss] Kotz-
berg mit sonderbarer List eines Buhlers b'stiegen und
g'schli.ssen ist', alter Vers. Feierab. 18G0. ,Da3 hus
solten wir sl., won der hat uns widerseit, des es ist.'
1386, Z RB. ,[NN. haben zwei Frauen] ein sprach-
hüsli mit gewalt und ane recht geslissen.' 1400, ebd.
,Uf dem huse [Schloss] ze Homburg daz nider hus
schl., die schüren wanden [usw.].' 1449, Bs Uft'nungsb.;
auch abs.: ,im nideren huse ze schl.' 1449, Bs Jahr-
rechn. ,Ouch seit er, das der selb Hans Egolff im
geseit hab, das er Haussen Meyer ... pfanty; das muott
in so übel, das er sin huss schleiss und satz[t] es über
den [Grenz-]bach, das er nit me in Kiburger graff-
schaft wer.' 1465, ZKyb. ,Hans Hemman von dem huss
im Rietholz ... [als] min lierren das schlissent, 30 ß.'
1490, S Seckelmeisterrechn. ,Wie ettliche unrüewige
lüt . . . sich zesamen geton, Vorhabens die Schlösser
und klöster ze schl.' 150'2, Brief (JFabricius). .Damit
nun ihnen [den Baslern] auffs künftig auss dem schloss
Istein kein feindtschaft mehr begegnete, schleissen
[Prjet.] sie dasselbig ... und warffen es in Rhein.'
WcRSTisEN 1580. Auf verwirkten Allniendplätzen er-
baute Häuser sollen die Amtleute ,schl.' B Maud. 1613.
,[Der Baumeister soll] in seinem Kosten das ab-
gebrandteGebeüw schleissen [usw.].' 17'29, JHess 1914
(Bauvertrag). , Die alte Kirchen ... schleissen ... die
neue aufrichten.' 1781, ScbwWoH. E" Mür schl. Aa
(H.). ,Der statt ringmuren gschlissen und domit der
statt graben usgfült.' HBull. 1582. .Starkes Geraür,
80 sich gar hart undt kümerlich schl. lasst.' RCvs.
Es ward den Zugern [von ihrer Landschaft] gedroht,
,ihnendieTorabzulupfen und die Muhren zu schleissen.'
1677, Zg (JSG.). ,Dass die Abbtissin ... die [Kirchen-]
Mauern schl. lassen.' E. XVIL, TnTiin. Chr. ,SchL ab'
(vgl. 2a): ,Dass einlebe Studenten sich erfrechen tuend,
Bank, Fenster und Öfen zu verderben, auch ab den
Mauren zu schleissen.' 1719, L Ratsprot. Altäre; s, auch
un-ge-schlissen. ,Also wurden in disem grülichen stürm
[1528] in der lütkilchen 25 altar und das sacrament-
hus geschlissen.' Ansh. Öfen: Zwo Chöist händ s' [die
Feuerwehr] verschlage" und drei Öfe" g'schlisse". .TMader
1896; vgl. in-schl, Weg-schlissung. Ein Flusswuhr
.schleissen'. 1637, Z. Von .Fachen'; s. schon Bd 1 639o.
,Üas er ... keine . .. fach da mache; darzuo die er ge-
macht habe, dieselben schl.' 1549, ZGreif. .Jerlichendie
Facht den 20. oder 2. Merzen, als zu welicher Zyt
die Nasen und Eschen leichend. ze machen und uft' den
20. Aprellen daruff selbige widerumb ze sclil.' 1647. Z.
Häge schl. Ndw (Matthys). .[Nachdem der Jungwald
erstarkt ist, sollen] die Häg auch widerum ... ge-
Sohwelz. Idiotikon IX.
schlissen und der Weidgang ... geöffnet werden.' 1660.
aZoll. 1899. ,Gar (und ganz) schl.' Die schon tw. ab-
getragene Pfalz auf dem Lindenhof wurde ,mit der
zyt gar geschlissen und in ander büw der stat ge-
brucht.' HBrennw. Chr.; ähnlich Mem. Tig. 1702 (,ge-
schleisst'); s. Vög.-Nüsch. I 663. ,Disse begreptniss
[ein Heiligengrab] wart gar und ganz geschlissen.'
1524, Z; vorher: ,(hin- und) abgeschlissen.' .Spinöil
[ein ehemaliges römisches Kastell] ist gar geschlissen
und zuo einem Weingartgerahten.' Güler 1616; s. auch
Bd Vll 69 M. (,sauber'). Z' Bode" schl. (aScHw) uä.
,Die von Basel zugend uss mit eime grossen volk ...
für [das Schloss] Pfeffingen, in der meinung, das zuo
sl. uf den grünt.' 1446, Bs Chr. ,Nachdem er si [die
belagerte Feste Schnabelburg] behoupted, da lies er
die schl. [Var. ,schleizen'] uff den grund. Da dannen
zog er für die vesti Eschenbach ... gewan die ouch,
verbrant und schleiz[t] sy uff den boden.' HBrennw.
Chr. .Sover der Conte de Fuentes die Vestung angenz
uff dem [!] Boden wel schlyseu lassen.' Ard. 1572/1614.
.Da fingen an die Bätthäuser und Kirchen ... auf den
Boden geschlissen ... zu werden.' Lindinnkr 1733. .Ein
Schloss .uf ein hüten schl.' 1524. Absch.(B). Neben oder
wechselnd mit verwandten Ausdrücken. D'Wilde"-
burg händ s' verbrannt und g'schlisse", Alles rübis und
stübis z'säme"g' schlage'. Schwzd. (Zg). .Slis'sents und
zerbrachents', das Schloss Istein. um 1400. Bs Chr.
Ein Haus .abbrechen und (ganz) sl.' 1435. Z StB.;
wiederholt. .Welicher der burgren das [Aufgebot zu
einem Kriegszug] hört und nit usszücht ... dem sol
man sin hus von grund schl.' M. X\'.. ÄABremg. Handf.;
Übers, von ,domus eius ... funditus destruetur'; in den
aus der selben Vorlage übersetzten Handfesten von
AaL. (2. H. XIV.) .zerstören und niderwerfen', von
LSurs. (2. H. XIV.) ,niderzerren', von ÄAAar. (XV.)
.zerbrechen'. ,Die häuser und mauren geschlissen.'
1. Makk. 1530/89; .niedergerissen.' 1665/7. ,Die von
Mellingen [sollen] die tor an irer statt ... abbrechen
und niderschlissen, desglichen sollend sy ire ring-
mur brechen und schl., wo sömlichs gesin mag nn-
zerbrochen der hüsern.' 1531, Absch. (VO). .Demoliri
parietem, ein wand abbrechen, ab werffen oder schl.' Fris.
.Sein eigen hauss schleissen und abbrechen, »des suas
disturbare.' Mal.; bei Fris. dafür .sehleitzen'. .Tiberius
hatt den [lsis-]tenipel lassen schl.' LLav. 1569; ,auf
den Grund zerstören.' 1670. ,Das er solliche [ohne
Erlaubniss gebaute] pfisterig wider dannen tuon und
schl. Sülle.' 1570, Z RM. .[Häuser sollen] geschlissen
und hintangetan werden.' 1653. L Ratsprot. S. noch
Bd IV 187 0.; Sp. 145 (zer-schleiffen) . Bildl. ,Wir [Re-
formierten] habend vil ding [kirchliche Einrichtungen
udgl.] gschlissen und abgebrochen, was habend wir
aber an des selbigen statt wider aufgebauwen?'
Lambert!, Sendbr. ,Söniliche [schlechte] Prediger
buwend die Küchen nit, sonder schlyssend und ver-
derbend dieselben.' JJBreit. 1634. .[Ein Geistlicher
mit schlechtem Wandel] ist ... deren Einer, die Jacobs
Stimm und Esaus Händ haben, die mit der einen Hand
bauen und mit der anderen wider schleissen.' FWvss
1673. ,Was Rechte baut, die Linke schleisst.' GMüller
1674; ähnlich bei JMüller 1661, 93. ,Zank und Wol-
lusts widriges Gemische schleisst das Haus und lähret
ab die Tische.' Z Neuj. M. 1712. Insbes. 1) eine Stadt
,schl.' ,[Karl der Kühne prahlt] er welle ... under-
ston, Safoy wider inzenemmen, Jenff zuo sl. und das
43
675
Schlas(s), schles(s), gchlis(8), 8chlos{s), schlus{s)
676
«brig land zuo verderben.' 1476, I5s Chr. ,1162 do
wart stat Meiland zerstört und geschlissen.' CSuter
15-19. ,Wie d statt würd auf den boden gschlissen und
alle bau gar nidergrissen.' GGotth. 1599. — 2) ,das
v8ld, Igger schl.', ein Heerlager aufheben; vgl. ,das
feld brechen' (Bd I 806 u.). , [Heute] werden wir initt
der ussern gemaind reden, daz [si] uss dem veld
ziehen ... Haben wir trüwen, diewil und Waldmann
gericht ist, sy schlyssen das veld.' 1489, Waldm. (8cb
Bericht). ,[Als König Rudolf den von ihm belagerten
Bernern] nit witer abgebrechen kond, schleiss er das
leger und zog davon.' HBrennw. Chr. ,Uie Zürycher
huobend an ir läger schl. [nach dem Friedensschluss
zu Kappel 15'29].' HBüll. 157'2. ,Ehe man aber [1531]
zum friedensbeschluss kommen, schleissen die Berner
in verlauffung des volks ... ir heerleger.' Wurstisen
1580; ,schlissen.' 1765. — 3) den Markt ,schl.'; vgl.
Schliss-Märkt {Bd IV 414), -Män-tag. ,Den merkt ge-
schlissen.' 1514,AaB. Baumeisterrechn.; Gegs. .besetzt'.
— 4) ,(den) hof schl.', nur uneig., abziehn, das Feld
räumen, .einpacken'. ,Du wolltest gern dich schönen,
werest als rächt gern fromm, glich als solle man
wenen, du habest umb und umb mitt eeren hoff ge-
schlissen, doch einest ans bett geschissen.' Eckst. 1527
(Spottgedicht auf Murner), ,r)ann so inen [den ,Bäpst-
lern'] die' grichtshendel [Rechtsprechung] entzogen
werdend, muoss man on zwyfel den hof schl.' Zwingli;
nam administratione iuris et forensibus actionibus ab-
latis attenuabuntur eorum res (LJud). Die Convent-
herren sollen ... das Kloster [StGallen nach dessen
Verkauf an die Stadt] räumen, ,hof schl.' und sich
anderwärts setzen. 1530, Absch. (Gl und Z); wieder-
holt; vgl. auch ab-schl. ,Wie bald muess der reiche
Baur hof-schleissen! Grad in der Nacht spricht Gott
zu ihm: Du Narr [usw.; s. Luc. 12, 20].' JWirz 1650;
ähnlich Bd VI 508M. (LLav. 1577) .Nicht nur werden
sie [die Verdammten] an ihr Ort gehen, wie etwann
Einer an einem frönibden Ort in ein Wirtshauss gehet,
da er bald wider von danhin gehen und hoffschleissen
wil [sondern die Pein wird ewig dauern].' FWtss 1675.
.[Gottes Gegenwart in einem Herzen veranlasst den
Teufel] Hof zuschleissen und den Weiten zu geben.'
JJUlr. 1718. ,Und darum bey Zeiten hinauf zu ihm,
0 ihr noch an der Erde klebende Seelen! Sclileisset
bei Zeiten hier Hof und bauet dort Hütten!' ebd. 1727
(wiederholt). Vgl. noch: ,Wir mussten Haus und Hof
schleissen [verlassen].' JJScheuchz. (Adelung). —
8) in der Rspr. Eine Gült schl, abbezahlen L, nach
ä. Angabe s. v. a. schlitze', den abbezahlten Gültbrief
durch Zerschneiden ungültig machen; ia.zwcg'schlissni
fg'schlitzti) Gült. Eine Schuldforderung sohl, ganz
oder tw. erlassen L (Ineichen: ,am bedungenen Preise
nachlassen'); Z (Spillmann); Syn. in-schl Er hcd
miiesse" Öppis schl, zB. beim Güterhandel, wenn unter
dem Nennwert verkauft wird, oder beim Viehhandel,
wenn der Verkäufer im Preise zurück muss LSuhrent.
Ein Landvogt habe gesagt, für sich selber nehme er
[von einer fälligen Schuld] nicht weniger als 50 fl.; was
dann u. gn. Herren antrefVe, so könne er schon etwas
.schleissen.' um 1760, Z. Ein Recht annullieren: ,N.
hat sein Gerechtigkeit [s. Bd VI 232, Bed.Sca] verkauft
[einem Ortsfremden] und wil die alte nit schleissen.'
1676, ZHott. (Massnahmen gegen Überfremdung). —
b) refl., ausoinandergehn, von Menschen; vgl. cß, ,Zuo
ussgendem jenner schleiss sich das volk, des gar vil
was in der statt Bern [zur Disputation], und zog
iederman heim an sin gwarsanime.' HBdll. 1572. —
c) intr. a) reissen, bes. von fadenscheinigen Geweben
Gl; GRCliur; GBuchs; SciiSt. (,anfangen, sich in die
einzelnen Fäden aufzulösen, von altem Zeug.' Kirchh.);
TuBisch., Tag. (,in Fetzen auseinandergehen', von
schlechtem oder altem Zeug), ,sich abnutzen, ausfasern,
aus der Naht gehen' Aa (H.); Syn. faslen II (Bd I
1063). Vgl. 3a. Unpers., von Gebälk: Es schlisst im
G'wecht [s. Ge-wett]. es chlöpft und chracht, bei einem
Erdrutsch. Zyböri (L). — ß) = b (Syn. zer-schliffen
Sp. 153) oder = ein Ende nehmen (vgl. 3cß). .[Beim
Einbruch der Nacht] zersleif der hof und muose
slizen.' Reinfr. .Der hof begonde slizen.' ebd. ,üä
von sach man slizen dise höhgezit.' ebd.; auch .zergän'.
— 2. a) tr., Etw. (gewaltsam) aus einem Zsbang lösen,
ab-, wegziehn, -reissen. a) eine Hülle uä. 1) die Rinde
vom grünen, saftigen Holze abziehn Gr\v., L. (in Seh.
schleizen), Nuf. ; LV.; aScHw; Ndw; UwE.; U; W; Syn.
schaben, schell'n, schinden (Bd VIII 11. 549/50. 903, in
GkNuC. im Gegs. zu schlissen vom Abschaben der dürren
Rinde; vgl. auch rueppen Bd VI 1198). S. Bd VI 1036 u.
Loif [lange Riemen aus Rinde zur Fassung des Alp-
käses] schl W. E' Rumpf [Behälter aus Rinde für
das Tannenpech; s. Bd VI 949] schl ebd. Meist mit
verschob. Obj, Holz, Bäum, Tanne" schl. GrAv. (Tsch.);
LV.; aScHw; U; W. Das im Winter gehauene Holz wird
im Sommer g'schlisse^ LV.; vgl. DMäder 1871, 54. Me'
mues' en iedere" Trämel schl. : d's Holz bllbt vil besser
aScHw. Erle" sohl., um Färbestott' zu gewinnen W.
,üer Spendzieger von Ferden wird in Formen aus
Tannenrinde bereitet, zu welchem Zweck d'Spänd-
herren en Tannun schlissen' WLö. (Pfr Siegen), Hanf
schl GRUVaz. — 2) .die Haut von Tieren abstreifen'
W (Tscheinen). — 3) Federe" seht., an den grossen
Deck federn des Geflügels die Fahne vom Kiel ab-
reissen, zur Füllung von Bettstücken ZBül. — ß) Erd-
reich, 1) Uferland wegreissen, -schwemmen; s. auch
dannen-, hin-weg-schl. , Schl. ab': ,Es füege sich über
kurz oder über lang, das ... die Thur ab der Höhywis
schlisse und der weidgang geschwecht wurde, so solle
... ich ... in der Giessenwis widerumb usschlüssen
und uft'tuon, so vil dan ab der Höhywis geschlissen
were. Und ob es aber sach were, das die Thur die
Höhywis allerting und gar abschlisse ... das der weid-
gang nit mer were, so solle dan diser tusch nützid
mer gelten.' 1556, ZAlt. (Tauschvertrag über zwei
Wiesen). — 2) eine Erderhöhung, einen Felsen ab-
tragen (.ziehend herunterreissen und ausebnen') B
(Zyro), „ein Bort, einen Rein schl. d. i. verebnen. " St.*
,Rat und hundert haut sich erkent. daz die appentegger
von Zürich, so dan Hans Kielen hus erkouft, den felsen
unden am hus durch hindersich bis an die mur sl. und
daselbs buwen mag [!], daz inen zuo nutz des huses
dienen mag.' um 1500, L RB, (Gfd). ,An abt von
Frienisperg, denen, so die liuo schl. werden, ir essen
zu geben.' 1509, B RM.; vgl.: ,An abbt von F.. daran
ze sind, der wäg by dem closter by der fluo ... zu ^
bessern.' 1505, ebd. .Bei dem schloss Honberg ...
wirt er [der Jura] der Nider Hawenstein und bei
Wallenburg ... der Ober Hawenstein genennet, von
den felsen. welche an beiden orten also durchgehaweii
und geschlissen seind, das man die lastwägen liinübcr
bringen mag.' Wurstisen 1580. 1765. ,[ Während eines
Spans mit Bs begannen die Solotburner] ein neuweu
677
Schlas(s), schles(s), schlis(8), schlos(s), schlus(s)
678
weg über das gebirg in ihrem gebiet zuomachen und
den Beinweiler Berg zuoschleissen .... ihr grob ge-
schütz hinüber zuobringen.' ebd. 1580. An der Mauer
hinter dem Schloss wird ein Felsen abgesprengt (,ge-
schlissen"), wohl um den Zugang ... verbarrikadieren
zu können. 1633, S (WMerz 1909). ,(HiDweg-)rümen
und sohl.'); s. Bd VI 917 u. 923/4. Einen rauhen holp-
rigen Weg durch längere Benutzung eben, gangbar(er)
machen; s. schlipferig {8\>. 626; Wurstisen 1580); vgl. 3a,
sowie schlissen II mit Anm. — b) refl., sich abspalten,
-splittern. ,Uie schivern unde sprizeu slizen unde clieben
begunden sich von scheften', beim Turnier. Kv WOhzeirc;,
— 3. a) Etw. durch Reibung, Gebrauch abnutzen, ver-
derben. ,Schleissen, (con)terere.' Fris.; Mal.; s. auch
BdVI55u. .Deterius facere, verböseren, schleissen.'
Fris. 1541. Gewebe: Und wie starch, gell' aber au'''!
's ist gar nüd zum Schi Messikommer 1910 (ZU.). I'*
H'o'f 's Velo [Fahrrad] halt nüd mit G'walt seht, des-
halb fahre ich es bei Schneewetter nicht ZStdt. ,Boves
subterunt pedes, schl(e)yssend ir(e) füess unden.' Fris.
1541. 1568; danach bei Denzl. 1666, wofür 1677. 1716:
,unden wegschleissen'. Reti. ,Und geschieht hie den
anserwelten wie dem eisen: so man das braucht, so
schleisst es sich wol etwas; so man es aber nicht
übet und brauchet, so frisst es der rost noch viel
mehr.' HBdll. 1597. ,So aber ... etwas notwendig
zu verbesseren, es wäre an Fensteren ... und andern
Dingen, die sich täglich schlyssend ...' AABr. (a. Schul-
ordnung). Von Seelischem : ,Es war allda [in B Wangen]
gar ein widerwärtiger Amman, der hatte vi! Anliangs;
da meinten sie, es wurde sich der Widerwillen
schleissen', durch die Berufung eines guten Predigers.
M. XVI., GStähelin (Mise. T. 1723). Intr.; s. die Aa
Angabe unter Ico. — b) übh. auf-, verbrauchen,
-zehren, den Garaus machen, a) von Sachen. Speisen
schl; aufessen Z, so And. Mer händ de" Chueche"
halt gester g' schlisse", drum ist heute nichts mehr vor-
handen davon. Scho" wider de" Schmalzhaf'e" g 'schlisse"!
TbMü. Eine Kasse, ein Vermögen schl., verbrauchen,
durchbringen aScHw; ZOberr., gewonnenes oder ge-
schenktes Geld vertrinken oder verteilen LV.; vgl. laß.
's Fer»iöpe"ii[der Zunft] scÄi., verteilen. Z Festspiel 1883.
Distanzen schl. Z(Dän.). In derRspr. in abgeschwächtem
&., = nutzen 7i(BdIV892). ,Dem human sol obgenantes
gotshus amtman holz geben us der Banneg zuo zwein
schiben ... Die sol ouch der selb buman sl. und nieman
geben noch verkouffen.' ZThalw. Offn. E. XIV. ,Ein
ow sl. und brüchen'; s. dannen-schl. (1425, AaKI. StR,).
Bes. = den Schliss han (Sp.667) S. Er isch Wittli"g und
schlisst 's Vermöge" ro" si"'r Frau sälig. ,Wann dann
... vill Klegnussen bis dato der Schleissgüeteren ins-
gemein wegen fürkommen, insonderheit dass Etliche
die Fahrnuss von Leinwat, Bettgewandt und Haus-
rat dergestalten geschlyssen, dass zu Zeiten desfahls
Denjenigen, so des Schlysses erb gewesen, ganz schlecht
und zerbrochen die geschlyssene Fahrnuss an die
Handt gegeben worden, ist deswegen ... geordnet, dass
fürohin Leinwat, Fäder- oder Betgewandt, allerlei
metalline und holzine Kuchengeschirn, Hausrat,
Schreinerwerk [usw.] nit mer sollent geschlissen, son-
ders in zutragenden Erbfählen insgemein den rechten
natürlichen Erben zugestelt werden.' 1636, S Stadt-
recht (Scherz-Oberlin). ,Wann der Ehemann syner
verstorbenen Frauwen Gut also zeschl. hat.' F Stadtb.;
,le mari ayant ainsi la jouissance des biens de sa femme
defuncte.' ,Anstatt des gewohnlichen Widerfahls und
Wittwensitzes ist verabredet worden, dass ... die über-
lebende Partei der abgestorbenen Mittel lebensläng-
lichen ... schleissen und zu Nutzen haben solle.' 1756,
B Ehebrief. S. noch Schliss-Guet (Bd II 552). — ß) von
Personen, = ver-brüchen 2b^ (Bd V 362). Er het-mi'''
[durch ungestümes Bitten] fastg'schlisse",bis-me[=ihui]
am MarH e" Mülgige" g'chauft 'ha" GnübS. E" Zementer
[Cementarbeiter] muess g'sund si", sust schlisst's-ne"
im Schnupf, reibt es ihn rasch auf Vw (AvRütte).
S. auch die Stelle ans Stutz unter lay. Sich schl.
lä", sich unterkriegen lassen, klein beigeben, auch
schwächer: ,sich brauchen lassen', sich zu einer
Leistung, einem Opfer verstehn; vgl. schlissig ieß.
Vier Süw sind obenüs [s. Bd VII 1500]! ,Jä nei",
nu nid, i''' liV'-mi''' nid la" schl.', seid de' Melk [einer
der Spieler] . . . ,vier Bure" Aan-t'* z'wise", die butzi"d
ab nach altem Kechf, beim Jass. Ndw Vbl. 1867. ,Und
habend fromme leut sich für und für schleissen lassen',
für Stiftungen an die Kirche. Vad. ,Weil man aber
dem abt [im Kriege] zuozogen und von dem adel nit
kleinfuoge hilf ... bewisen was, muosst er abt ... sich
schleissen lassen und sich zuo reichlicher zalung ver-
wilgen.' ebd. ,Wenn glych die prediger mit allem
ernst und guoten gründen an sy stond, so wellend sy
[eigensinnige Leute] es nit für guot haben, nach sich
wysen lassen, ja da sy sich sunst wol als bald liessind
schl., so wurdend sys erst nit tuon, wenn die selben
darzuo redtind.' LLav. 1584. Die .jung Wasserin'
schilt, ,der Obervogt habe ihro [und ihrer Mutter] den
Hoff abgesprochen wie ein anderer Schelm und Dieb
... Die Herren haben draussen in dem Stall geredt,
die Alte Hesse sich woll schl., aber die Jung uitt.
Wann sie die Sach verliere, solle man sie zerhacken
wie ein Mezger Fischweiss verbacke!' 1666, ScaSt. ;
nach andrer Zeugenaussage: ,Man habe ... gredt, man
wolte woll mitt der Alten zweg kommen, aber mitt
ihro nitt.' Mit nähern Bestimmungen. ,[Die ZRäte
haben versprochen] das sy sich mit wyterer stür und
hilff [zum Bau eines Schützenhauses] schl. lassen
wöltint.' 1545, Z RB. ; dazu: ,Unangesechen das sy [die
Räte] sich vornacher so rychlich schl. lassen', be-
gehrten die Schützen nochmaligen Zuschuss. 1546,
ebd. ,Um etw.' ,Uud begab[en] sich NN., dass si sich
weitend um zimlichs und billichs schl. Ion', für einen
Totschlag gütlich Entschädigung erlegen. Vad. Ge-
such an Einen, der eine hohe Arztrechnung gestellt
hat, dass er ,sich um ein par krönen weite schl. lassen.'
1595, Scaw (AfV.). Ähnlich auch refl. ,sich schl.':
,[Der Herr des Weinberges, nachdem seine Boten
wiederholt abgewiesen und misshandelt worden sind:]
Es ist der tnffel in den lüten, sy keerend sich an kein
verhüten. Noch einmal ich mich schl. wil, es ist sin
gnuog, jaa schier ze fil [er entschliesst sich, seinen
Sohn zu senden].' Rcef 1539. — c) zeitlich, a) einen
Zeitabschnitt da und da, auf die und die Weise ver-
bringen, zu Ende bringen; -vgl. ver-schl. Der Adam
im Paradis, wie hett-er sust [dh. ohne Gesang] au'''
[d'] Zit welle" schl, bevor-er häd müesse" in'n Opfel
bisse"! NAT.-Ztg 1903 (Z). ,Das leben [uä.] schl.' ,ln
der meinung, daz er sin leben by inen wölte schl.'
1510, Z RM. ,Dass ir . .. in haltung angenomner regel
und deshalb inbeschlossen üwer laben sollen schl.',
Ablehnung des Begehrens der Nonnen von Königs-
felden nach evangelischer Freiheit. 1523, B Eef*
679
Schlas(s), schles(s), schlis(8), schlos(s), schlus(s)
680
,[Mi5nche] so in den clöstern beliben und ir laben da
schl. wollend.' 1528, ebd. ,Sunst schlyssend ir die
jungen tag mit arbeit, mangel und vil plag.' HBüll.
153.3. ,Die wüesti ... da er [StGallus] demnach wonete
und sin leben schleiss.' HBrennw. Chr. ,Er zog gen
Einsidlen, da schliss er sin laben.' GMan^olt 1561.
.Thobis, darin wir unsre Jugend gschlissen.' JWagner
1581. ,StVerena hat zuo Soloturii gwont manches jar,
zuo Zurzaeh hats ir leben gschlissen.' ebd. N. bittet
um Entlassung ans dem Gefängnis, weil er ,ietz in
6 Wuchen alda geschlissen.' 1641, Z. S. noch Schliss
(Sp. 668). — ß) refl., ein Ende nehmen; vgl. 1 c ß.
,[Reinfrid bittet die Turniergenossen] daz sich iht ir
beliben sliz da üf ein zerriten; daz si durch in da
biten noch einen tac', um sich von ihm bewirten zu
lassen. Reinfr. — Schlissen II n.: zu Bed. 3a. .[Be-
trügerische Schuster machen ihre zu dünnen Sohlen
durch Brennen hart und scheinbar stark. Einem Un-
erfahrenen] ist ... gar umbekant, wavon si also herte
sint, e das ers an dem sl-ne empfliit; wan si werent
gar unlange vrist.' Schachzabelb. ,Tritus, das reiben
und schleissen wider ein anderen.' Fris. 1568. —
schlissend: zu Bed. 3a, eig., was sich (im Gebrauche)
abnutzt. ,Schl. geschirr', Gebrauchsgegenstände: Bei
der Verleihung zweier Mühlen werden ,die reder und
mülistein, och alles schlissent geschier besechen', und
bei der künftigen Rückgabe soll der Pächter , reder,
stain und das schlissent geschier alles in den eren
laussen, als er yetz funden hat.' 1482, TnGriessenb.;
Schwab, reich belegt (Fischer V 9'29/30). — g'-
schlisse": 1. a) zu Bed. lay. , Geschlissen, denio-
litus.' Fris.; Mal. ,Von der längst geschlissenen und
nun unbekannten Stadt Mumm [im Bergell].' Sererh.
1742. Von einer Schanze; s. Bd VIII 98'2. Von einer
Strasse; s. Bd III 1559u. — b) zu Bed. Ia8; s. d. —
2. zu Bed. 2aa GRNuf.; UwE. G'schlisse"s Holz, en
g'schlissne'' Biirre', im Saft entrindet; Gegs. g'rueppet
(UwE.), g'schiinde" (GaNuf.). — 3. a) zu Bed. 3a.
Schadhaft, abgenutzt, fadenscheinig, von Leinenzeug,
Kleidern B, so G. (nur im Ptc), Si. (ebso); W; Zc,
(Schwzd.); Syn. schlissig. Es g'schlissC's Hem''li;
g'schlisse"s Bettzüg BG. ,Deter(us),geschl.,böss; obsoleta
vestis, geschl., veraltet.' Fris. 1541; , verschlissen.'
ebd. 1568 und bei Mal. ,Lacerna trita, gebraucht,
geschl.; ut eum paulo obsoletius vestitum videret, mit
etwas geschlissneren und schlächteren kleideren.' Fris.
1568. Auch von Kuchengeschirr: es g'schlisscs Chessi
BG. Abgerieben, von Steinen: .Attritus lapillus in
unda, ein steinle geschl. im wasser.' Fris. 1541; ,ver
schlissen.' ebd. 1568. — b) zu Bed. 3ba; s. d. (1636
S Stadtrecht). — c) zu Bed. 3bß. Hinicht fem-i«* (ganz)
g'schlissc g'si", erschöpft ZStdt (individuell). — un-
ge-sch lissen: zu Bed. laf. ,[Dass] euch etlich
götzen in der kilchen [von BRüegg.] und die altaren
ungesl. syend.' 1528, B Ref.; folgt der Befehl, man solle
,die gbtzen ... verbrennen, die altaren süssen.'
Gerni.«/tf«ji. amhd. shßan, -en in den nieisteu unsrer Btnld.;
Tgl. dazu Gr.WB. 1X615/22; Martin-Lionh. II 473 (nur aus
ä. Quelle in Bod. 1 ay); Fischer V 929/30. Über das Verliält-
niss zu dem Kaus. »chhizfn s. d.; vgl. auch schlitzen, ferner
»rhUisen II. Wohl hieher zu stellen (da ein Subst. mit passender
Bed. fehlt) sind die folgeoden ONN., alle zu Bed. 2aßl oder
2 b gehörig: ,Schliesraatt' (gespr. Schlm-) BUietersw. b/Rapp.
(flaches Gelände in der Nähe von Bächen), ,Schleissniatten' B
Hellsau b/Kopp. (Gelände an einem FlUsscben), .Schliessmatten'
SZuchw. (Ebene zw. Aare und Emnie; damit wohl identisch
,Schlismatt.' um 1700, SBib. It LRSchmidlin 1886; ,jetzt ver-
schwunden"), .Schlismattägerten' SBreit. (Abhang); ,Schliess-
wald' UwAlpn. (bewaldeter Abhang auf schlierigem Grunde,
Rutschgebiet); wahrsch. auch , Schleussberg' (gespr. Schlüsa-)
ZGriln. (Moränenhügel, an Sumpfgebiet grenzend). Vgl. noch
(als Nachtrag zu Bd IV 1031) Schliss- Bode", feine ange-
schwemmte Erde oder Sand (ThDozw.; auch bei Fischer V 928),
dazu Schh-Saud (Bd VII 1114), für das sicher auch Schliss-Sand
als etyni. Grundlage in Betracht kommt.
ab-: 1. a) tr. a) = schlissen laf ÄAWohl.; SchR.;
Ndw; ZAff. und weiterhin; Syn. hin-schl. 1. E(s) Hüs,
e(n) Gade", e" 31ür a. ,[Die Basler] schlissen ab die
innren, hüser und böum vor der statt.' 1444, Bs Chr.
,Sy band gnuog lang geherschet in stetten und uff
den schlössen, und es tuot nit guot, wir schlissend
dann aller stett und schloss muren ab.' 1489, Waldm.
(Drohrede eines Aufrührers). ,Wir haben das stettli
zu bulfer verbrent, das slossli, so darin lag, abge-
slissen.' 1499, F Brief aus dem Felde (QSG.). .Des
Jätzers zell a.' Ansu. ,Bede hüser a.' 1538, UwE.
,[Ein Erdbeben] hat die Turn und Kilchen geschädiget,
das man ettlich Teil müessen a. und wider nüw machen.'
RCts.; s. auch Sp. '244u. ,Dass der Feindt ... ein
steinerne Brukh zu seiner Sicherheit abgeschlissen.'
Anhorn 1603/29. ,[Die aufständischen Bauern sollen]
ire autfgeworffene Schanzen gestracks anfangen und
vorzue abschleisseu.' 1653, Vw Schiedspruch (Absch.).
,Der Feinden auffgeworffne Bollwerk ... abgeschlissen.'
Sprecher 1672. Ein baufälliges Schulhaus ,a.' 1712,
Ndw Beitr. ,Es wurde aber dieses Hauss ... An. 1694
abgeschliessen.' Mem. Tig. 174'2. S. noch Bd 11 27M.;
VIII 738 0. Mit steigernden Zusätzen. ,Des sennen
huss ward gar abgeschlissen.' LBossh. Chr. ,Dass er
ir kloster uft' den boden hab wollen a. lassen.' LLav.
1569. ,[NN. haben] das Schloss Cöss ... auff den
Grund abgeschlissen.' Sprecher 1672. , Dasselbe [alte
Gebäude sei] bis auf den Grund völlig abzuschleissen.'
1752, Z. Neben Synn. .Nachdem schultheiss und rat
zu Zoffingen ... ir sagen zuo Murgoten mit dem wuor
abgeslissen und danna geton habent.' 1481, WMerz
1915. ,Die Altar abschleissen. zerbrechen und dannen
tun.' um 1530, BHa. (Abschr. von 1781); auch .nider-
scbleissen.' ebd. S. auch Bd V 630 M. ,Hin- und a.'
,[15'24] ward abgeschlissen der touffstein. der da ...
stund bin der sul . . ., und ward gesetzet für daz grab
unsers herren ..., und selbig grab ward euch mit dem
costlichen werk, daz erst nüw ... gemacht ward, hin
und abgeschlissen.' 1524. Z. .Daz man alle altar zum
Münster und in allen kilchen [usw.], die noch stöndint
... hin- und a. sölt.' 1526, ebd. ,A. an': ,JKrenzlin
hett 5 tag gemuret und abgeschlissen an der zinnen.'
1463, BLauf. Vogtrechn. — ß) abs. und uneig., das
Feld räumen; Syn. ,den hof schlissen' (Sp. 675). ,[Auf
die Bitte eines alten Kanzlisten um Versorgung] haben
wir dem houptraann bevolchen, das er . .. am hof, unz
die conventherren abschlyssend, das best mit im tuon.
und demnach [weiter] luogen solle.' 1530, Absch. (Z
und Gl). — b) intr., = schlissen 1 ca., ausfasern, von
Geweben Aa; SchR. Da' Tuech schlisst ab. — 2. a) tr.,
= schlissen 2a. a) Rinde a. Ndw (Matthys). — ß) von
Erdbewegung. 1) Uferlandwegschwemmen. 1556, ZAlt.;
s. schlissen 3a^l. — 2) eine Erderhebung .ziehend
verebnen' Bf (Zyro; neuer ver-schl.). — 3) an einer
Wiese ,eine Abdachung machen, damit das Wasser Fall
bekommt' SG., NA. (heute abgelehnt), nach neuerer
Angabe vom Abhacken der alljährlich entstehenden
681
Schlas(s), schles(s), schlis(s), sclilos(s), schlus(s)
682
Rasenstreifen an Weg- und Strassenrändern, eine Ar-
beit des Wegmachers SRech. — b) refl., = schlisseti 2h:
sich ablösen, von Fasern. Fris.; s. Schlissenll (Si).671).
Abbröclieln, uneig. : ,Das her schlyst sich vast ab
und [hält] böse Ordnung.' 1499, Schreiben aus dem
Felde (GWil Chr. E. XV.). — 3. a) = schlissest 3 a.
Clileider a. Nnw (Matthys). .Detero, abschleissen, ab-
reiben, minderen, verzeeren.' Fris. 1541. Refl.: .Dann
solcher [Zähne des Pferdes] lenge und scherpfe schleisst
sich ab von dem biss oder zoum, von welchem sy be-
rüert werdend.' Tierb. 1563. — Ab-schlissen n.:
Ablösung, Minderung. .[Von den Bewohnern dreier dem
Vogteigericht nicht unterworfener Gerichte ausserhalb
ihres Gebietes erworbene Güter] sollen one alles a-
des hailigen richs vogtye zwinggehörig und gehor-
sam sin.' XV., Offn. der Tu Vogtei Eggen; vgl. ah-
schlissig. — ab-g'-schlisse": 1. zu ab-scldissen la.
,[Man sagt] das vor zytten ein Dorff daselbs gewesen.
Das bezügt sich durch vil der alten, abgeschlissnen
oder verbrunnenen Hofstetten, so noch daselbs ze sehen
und ze merken.' RCvs. (Br.). — 2. zu abschlissen 3a.
,Als man ... in StPeters Kilchen allhie etwas am
Innern Gebüw erbessert und die Obertili dannen-
geschlissen, ein nüwe darzemachen, hatt es der volgen-
den Nacht, als die abgeschlissnen Laden ... urt' dem
Boden gelegen [gespukt].' RCvs. (Br.). Mit verschobenem
Subj., von einem infolge Ablösung von Gestein, Erde
glatt abfallenden Berghang: ,Das burgstal Scheideck
[liegt] auff einem hohen köpf, gegen dem landtweg
also gäbe abgeschlissen, das ihn selbiges orts zuo er-
steigen unmöglich.' Worstisen 1580; darnach bei Leu,
Lex. 16, 281. — 3. zu abschlissen 3a. Von (Kleider-)
Stoffen, abgetragen, fadenscheinig BSi.; GrD., Rh.;
GG.; Uw. Si" Clileider sind a. Abg'schlissni Ghleider.
Auch von Münzen, abgenützt GG. Abg'schlisse"s Gelt.
,Subtrit» (asinorum) ungulae, unden abg(e)schlissen.'
Fris.; Mal.; vgl. Sp. 677 o. — Mhd. ahcslu-en in Bed. la
und 2a; vgl. auch Gr. WB. I 104; Schni.» II 535. — ab-
schlissig: wovon Etw. abgelöst, weggenommen wird.
,[Von neu erworbenen Gütern soll eine Abgabe ent-
richtet werden] zuo ainem urkund, das sölliche vogt-
bare güeter nit a. der dienst und verdecket der zins
komen in Vergessenheit.' XV., üffn. der Th Vogtei
Eggen. — Mhii. ahtf^hßcc, abgenutzt.
abe°-: 1. tr., = ab-schlissen la Nnw (Matthys). —
2. (a^ha''-schl ) intr., zerbröckeln und herunterfallen,
von Felsen BL.
i°-: 1. (ein Bauwerk) einreissen. ,[Bei der Reno-
vation der ,Wachtstuben' soll] der grosse Offen urab
Ersparung Holzes yngeschlissen und allein das Kamyn
... gebracht [werden].' 1664, Z; vgl. xxnin In-schlahen 3
(Sp. 399u.). — 2 = iH-schlahen 4a-( (Sp. 400), „einen
Nachlass von einer Geldforderung tun (um für das
Ganze bezahlt werden zu können)" BSi.; „L. Ich habe
einen Dritteil einschleissen müssen"; vgl. schlissen lai.
ÜS-. Im Ptc. üs-g'schlisse": a) ausgefasert, von
I Nähten; Syn. üs-ge-fiseret. D'Nöt isch ä Aa. — b) = ge-
I schlissen 3 a; Syn. verschlissen. Von Kleidern: s. Bd V
I 334M. .Defloccatus pannns, aussgeschlissen (abgetra-
I gen) Tuch.' Denzl. 1666. Von einem Siegel; s. Schatz-
Gänter (Bd II 382o.). Von Inschriften: ,Wie mancher
setzet die Weisheit ... in der Dechifrierung einicher
aussgeschlissnen Buchstaben auf einem alten Leichen-
I oder anderen Stein.' JJUlr. 1733; .alteausgeschliessene
Inscriptionen.' ebd. 1731. ~ Vgl. Gr. WB. I 955.
ver-: 1. zu schlissen la. a) es Zit v., eine Uhr zer-
legen U. — b) zerreissen. ebd. iY hel-mer d' Hose"
verschlisse"; auch: Dör het-mi''' sehe" verschlisse"! ,[l>ie
fliehenden Feinde haben] ihr Fendlein ... all ver-
schlyssen undt von den Stangen wag[!] geryssen.' 1621,
ZiNsLi 1909 (Spottlied). — c) ,die spis v.', verdauen;
vgl. ver-rissen (Bd VI 1352 u.). , Nachdem ouch in disem
jar ... vil hungers gestorben und vil also erhungert,
dass von verstrupfungire[r] magen undgeder, wenn man
inen zessen gab, si die spis nit me möchten v.' Ansh. —
2. a) f ur älteres abschl.3a^2 B (Zyro) ; s. Sp.680. — b) ab-
schleifen, uneig.; s. Bd V 709u. (F Schulordn. 1577).
— 3. a) = schlifsen 3a. ,Attero, anreiben oder zer-
reiben, verschleissen.' Fris.; s. auch chniisten (Bd 111
765), zer-brechen (Bd V .337). , Detero, abreiben, auss-
nutzen, verschleissen.' Denzl. 1677. 1716 (neben ,ver-
schliessen'); ,usu deteri, durch Brauch verschlissen
werden.' ebd. 1666. Personif. von der Zeit, vom Alter:
,Die frässig und verzeerend zeit (elte), die alles (alle
ding) verzeert und verschleisst, edax rerum tenipus
(vetustas).' Fris.; Mal. ,Mit der zeit wird es alles
verschlissen, depereunt sevo omnia.' Mal. a) Metall,
Stein uä. ,[Gott gibt seinen Getreuen] in sineme ewigin
riebe ... eine al soliche corone mit riebe betalle
[petalum], der newedirz niemir nehein alter virslizit.'
XIL, Wack. 1876. ,Die stein werden vom wasser ver-
schlissen.' 1548/1707, Hiob; AO-ooe iXsxvav öäxTa. LXX.
,Das eisen durch langen brauch verschleissen und ver-
zeeren, ferrum usu conterere.' Fris.; Mal. .Manibus
deterere tabollas, versudlen oder aussnutzen.' Fris
,Ye mer man [ein Messer] braucht, ob schon darab
etwas verschlissen, wirdt es mithinzuo dest glanzer.'
OWerdm. 1564/87. Refl.: , Holzwerk, das sich in ein-
andron verschlissen hat, attrita inter se ligna.' Mal.
— ß) Gewebe, bes. Kleider (durch den Gebrauch) ab-
nutzen, zugrunde richten AaF.; UwE., ganz aus-
tragen ScH. iSt verschtisi"d vil Clileider, klagt eine
Mutter von ihren Kindern AaF. Ein Kissen soll bei
Erbschaften , unverändert' heissen, ,wie dick joch
ziechen darüber verslisscn würdent und ander wider-
gemacht.' 1427, Bs Rq. Der Rat verordnet, dass ,nie-
mands hinfür kein zerhuwen kleid machen lasse ...
Doch die zerhuwnen hosen, die vor datum diss ge-
macht sind, mag man v., wiewol uns angenämer, dass
man die vernaihte oder sunst Überzüge.' 1529, B Ref.;
1530 im gleichen S. .zerbrechen'. Auch in G wird
1533 die Verfertigung geschlitzter Hosen mit Busse
belegt; die schon gemachten jedoch ,werde man vil-
licht v. lassen.' G Blätter 1914. .[N. habe] zuo Basel
2 par schuo gestolen, die verschlissen.' 1554, B Turmb.
,N. habe ein [gestohlenes] par hosen selbs tragen und
verschlyssen.' ebd. .Vestis teritnr assidne. wirt ver-
schlissen, aussgenutzt.' Fris. .[N. habe] ein par
strumpf verstolen und dieselben an synem lyb ver-
schlissen.' 1583, Z RB. ,[ln S.] habe er ein nüws par
schuo verstollen und dasselbig verschlissen.' 1587.
ebd.; ähnlich öfter in der Quelle. .Ein kleid legt man
an, man zeucht es ab, es wirt verschlissen: also
werdend alle ding anff erden verzeert.' LLav. 1582;
zu Hiob 38, 14. ,Mit lieb v.'; vgl. Lieb^a^M 111 987/8).
,Gott loss [V] in m. 1. v.!' Glückwunsch, den der
.duochman' dem Knechte mitgibt, der für seinen Herrn
Tuch zu einem Kleide gekauft hat. XV., Mone, Schausp.
,Es klaget Heini Ungericht ... uff Üelin Lügtschggen,
dass der selb Lügtschgg zuo im sprach, ob er ein rock
683
Schlas(s), schles(s), 8chli8(»), schlos(s), schlus(s)
konffen wijlt; do sprach der M.: nein ich, ich hab mar
röken dann du; do sprach aber der L.: ich bitten
Gott, dass du kein rok niemer m. 1. verschlissest, und
hicss in daruf mer dann einest liegen frefenlich.' 1426,
Z KB. ,M. 1. verschleissen, ein tjattung zuo wünschen,
so einer oder eine ein nüw kleid zum ersten mal anlegt.'
Mal. Refl.: ,Wann das Kleid alt wird, so verschleisst
es sich, dass es rauss gefliket und gar abgeleget
werden.' JMever 1700. Intr. .[Gott] hat sy [die Israe-
liten auf der Wüstenreise] ouch gespyst, getrenkt und
ire kleider nit v. lassen.' Zwingli. ,Jetz stirbt ein alter
Mann: das übst vom Baume reisst, wann es wol zeitig
ist; das alte Kleid verschleisst.' GMüller 1650. Vgl.
bß. — b) = schlissen 3b; zT. in bewusster Übertragung
von a. a) Sachen. Glieder ,v.', ihre Kraft durch den
Gebrauch erschöpfen. ,l)ie hend redlich brauchen und
von grosser arbeit verschleissen, raanus attenuare.'
Fris.; Mal. ,Er verschleisset seine Zunge gern in dem
Lobe Gottes.' JJUin. 1718 (wiederholt). ,Ja, das heilige
Lob Gottes ist immerdar in seinem Mund und ver-
schleisset gleichsam darmit seine Zunge.' JCNag. 1738;
vgl. Psalm 34, 2. Refl. ,Worzu sind euere Zungen als
sich in dem Lob des teuresten Jesu zu verschleissen?'
JJUlr. 1718. , Seine Augen haben sich in Beschauung
der Wunderen Gottes gleichsam verschlissen.' ebd.
1734. Unsinnlicher. Geld und Gut verbrauchen,
durchbringen Sch; Scaw; UwE. Die Gesundheit zu
gründe richten UwE. — ß) Personen; oft in ausdrück-
lichem Vergleich mit a. ,Siht man nicht ... alle
Creaturen sich nach und nach verzehren, veralten,
verrosten, verschleissen gleich ein [!] Kleid?' AKlingler
1688; nach Ps. 102, 27 (wo .veralten'). ,[Dass Lehrer
und Prediger] als brennende und scheinende Kerzen
sich zu ihrer [der Herde Gottes] Seligkeit im Dienst
des Evangelii gern verschleissen.' JJUlr. 1781. S. noch
ver-rosten (Bd VI 1526; LJud 1530). , Hurend uf,
spricht Arnos [8, 4/8], ir, die den armen [durch Wucher]
verschlyssend oder zerknistend und mit üwerem ge-
walt vertruckend.' Zwingli; qui conteritis pauperem.
Vulg. ,[Gott] weisst, wie der in müessiffgang fulet und,
so er nit gebrucht wirdt, verdirbt. Er weisst, wie der
ander für und für in langwiriger arbeit und lyden
verschlissen und verbrucht wirt, und brucht in nüt
destiuinder ye mee und mee.' LJod 1530. S. schon
Vettlen (Bd I 1134; auch bei Mal.). Refl. ,Er hat in
Zürich einsam und ingeschlossen in Kumber und
Melancholy und Verwirrung sin [1. sich] selbs ver-
schlissen.' RCts. (MEsterm. 1876). Intr.: .[Kaiser
Friedrich IL liess seinen Sohn] in einen kerker
schliessen, darin er um so ongötlicher verräterei willen
ellenklich verschleiss und also zuoletzst starb.' Vad.
— c) Waren u., durch Klein verkauf vertreiben, , bes. vom
Handel ohne eigentlichen Geschäftsbetrieb' Aa(H.); L
Suhrent. Mc luegt di War-n-eso nödisnö [nach und
nach] 2' y. LSuhrent. .[Zollfrei passieren sollen] alle und
jede kaulfmanswahren, so . . . auss den selben [öster-
reichischen] landen in die Eidtgnosschaft und zu der-
selbigen notdürftigen täglichen bruch gefuert, der
enden verkauft und aber verner nit daruss an andere
ort verfüert oder verhandiert, sonder darinn verbrucht
und verschlissen werden.' 1561, Zollvertrag mit dem
Kaiser (Absch. IV 2, 1468); dazu: ,Als sich dann ...
ettwas missverstandts des wörtlis verschlissen und
verbruchens halb zuotragen, daruss dann den unsern
an den keisserlichen zollstetten allerlei ungepürliche
anvordrung und anlobung angemuotet', gibt der Kaiser
auf Verlangen in einem Beibrief die Erläuterung, dass
nicht nur die Waren, die in der Eidgenossenschaft
selber verbraucht, sondern auch ,die waaren und güetter,
so in die Eydtgnoschaft gfüert, darinn uftgetan, iren
umbligenden und anstossenden nachpuren und anderen
by ganzen und halben stücken verkouft und verrer
und wytter nit mit dem saraetkouff uff widerverkouff
daruss [an] andere ort verfüert werden', Zollfreiheit
geniessen. 1563, Absch.; vgl. auch ebd. IV 2, 140. 176.
— d) = schlissen 3ca AaF.; Schw; Zg; ZO. (Stutz);
in der ä. Spr. allg. (viel häufiger als das einfache W.).
D' Csi", vil) Zit, sV(s) Lebe" [uä.] r., gew. mit Orts-
oder modaler Best., t. im neutralen oder guten, t. im
üblen Sinne; in der ä. Spr. oft auch von genauer be-
stimmten Zeitabschnitten. Mit Ortsbest. ,Da wil ich
min leben f. nu fürhin.' Stulz 1519. ,Hab minn junge
tag nu mehr biss in das 42. jar im orden verschlissen.'
1529, Bs Chr. ,Welt gern min leben Zürich v., wann
da ainigkeit ... were.' 1533, Brief (GRMai.). ,Bym
vich habend ir [Hirten] üwer leben verschlissen, im
mist und im kat.' Ruef 1540. ,Wan es gotz will wäre,
mochte ich wol noch vor mira end ein tag bei üch
verschleissen.' 1593, Brief. , Grosse Hansen vom Adel
... wöllche im Vatterland in gmeinen Schuolen vil ...
Zyts, ja ouch in frömbden Landen uff' hohen Schuolen
vil Jar verschlissen', haben doch nichts gelernt.
RCts. (Br.). ,Än diesen Orten wollte er sein Leben
verschlussen.' Stockm. 1606; ebd. auch das Ptc. ,ver-
schlüsen' (aber .geschlissen). .Nachdem Carolus 8 Tag
in Rom verschlissen, hat er sich widerumb für Pavey
begeben.' Gdler 1616. Über einen Pfarrer wird ge-
klagt, ,dass er mehr Zeit hin und wider im Dorff dann
aber in seinem Museo verschleisse.' 1650, Z. S. noch
Bd VII 303 0. Mit Umstands- oder Art- und Weise-
best. Die Zeit mit Kartenspiel, Geschäften usw. v.
Schw. Und ir [alten Eltern] chönnt eure Zit i" Frid
und Freud v. bis a"'s End. Stütz, Gem. ,So begüss
ich mine kleider mit heissen trähern, darin ich nun
min leben muoss v.' Ziely 1521. ,Sy verschleissend
ire tag in glücksäligkeit' Bib. 1531/1667. ,Die hattend
... die halbe nacht mit fröden verschlissen.' Vad.
,Darumb er [ein Raubvogel] etwan 2 oder 3 vierteil
einer stund ob einer enten zefahen verschleisst.'
VoGELB. 1557. ,Degere omnera statem in tranquillitate,
all sein laben in frid und ruow verschleissen.' Fris.
,Sein alter in leid und kumber verschleissen, senium
trahere luctu.' Fris.; Mal. ,[Die Königin Agnes] be-
gäbe sich, daselbst [im Kloster Königsfelden] im
gottesdienst ihr leben zuo verschleissen.' Würstiskn
1580. Die ,lehrmeister' klagen, dass die Schüler ,ihre
zeit in unseren lehren nur mit unnützem, unablässigem
gschwätz . . . zeverschleissen begehren.' 1595, B
(jüngere Abschr.). ,Die Mittagszeit aber soll iram
truckten Lesen mit den Schuleren verschlyssen werden.'
1643, ZKilchb. Schulordn. ,Die Zeit mit Kurzweil
verschleissen.' JCWeissenb. 1672. ,[Im Gebet eines
Frommen ist gar bald] ein Halbstündlein mit Gott
verschlissen.' FWvss 1677. .Mancher Bürgersmann
verschleisset den ganzen geschlagenen Tag mit Sorgen
der Nahrung.' JJUlr. 1733. .Weil auch dise Wittfrau
ihre jungem Jahr und vornembste Zeit in dissem Hauss
mit flcissiger Arbeit und Hausshalten verschlissen.'
AATäg. Gerichtsb. 175'2. S. noch Bd II 624o.; VI 964u.
Mit Modaladv. .Nachdem er viele Zeit vergebe n
685
Schlas(s), schles(s), seMi8(8), schlos(s), schlus(s)
686
verschlissen . . . und im geringsten nichts gelernet.'
JvWeissenfluu 1792/1821. .[Königin Agnes] die da [im
Kloster Königsfelden] 48 jare ir leben loblich ver-
schlissen hat.' Just. ,Muost du [ein armes Kind] ...
din junges leben so hert v.' NMan. Das Stift solle
die jungen Chorherren in die Schule senden, damit
sie ihre Zeit ,nit hinlässlich verschlyssend.' 1. H. XVI.,
MEsTERM. 1870. ,.4gere .'etatem desidiose, sein alter
faulklich und in müessiggang verschleissen.' Fris.
,Sein alter eerlich verschleissen, agere honoratam
senectutera.' Fris.; Mai,. ,Und wie du siehst, wie
schlecht min anfang, gfiirlich min laben verschlissen
ist worden, das ich denech zuo ziralichem glick und
eeren bin kummen.' ThPlatter 1572. ,üo er [ein
verstümmelter Franzose] ... ze Mompelier also sein
Leben ellentglich v. muosst.' FPlatter 1012 (Boos).
,Also blind und toll ... verschleisst der arme Mensch
sein ganz Leben.' HRRebm. 1020. 3 Schwestern haben
als Einsiedlerinnen ,ir Leben heiliglich verschlissen.'
JLCys. 1001. ,Ein Bauw, daran so lange Zeit sorg-
sarab wurde verschlissen', vom Turm zu Babel.
JCWeissenb. 1078. Neben syn. Ausdrücken. ,Daz ich
ouch min vergangen tag nit allweg in dem willen und
gefallen Gots verschlissen und verzeret hab.' 1495, Tu
Arb. Urk. ,Das sy [Eheleute] ... ir leben one einleben
usszug by einander v. und verzeren müessint', Urteil.
1546, Z RB. ,f Der Christ muss] sin liiben hie uff erden
under denen [Unfrommen] ussfüeren und v.' Gdalth.
1559. ,Eum diem ibi consumpsi, ich hab da denselbigen
tag vertriben oder verschlissen ; den sumraer etwan
an einem ort verschleissen oder vertreiben, »statera
consumere in loco aliquo.' Fris. , Laben, sein alter
verschliessen (,verschleissen'. Fris.) oder vollstrecken,
traducere atatem; die zeit hinbringen und verschleissen
(Fris. 1541), vertreiben (ebd. 1508), brauchen und ver-
schleissen, tempus transmittere.' Fris.; Mal. , Damit
er die kostlich Zyt syner Jugent ... nit unnützlich
verschlysse und hinbringe.' 1604, Z. ,[l)ie Studien]
darbei er [ein Student] sein Leben zu verschleissen
hat.' Hott. 1660; nachher: ,in welcher [Wissenschaft]
Einer sein Leben begert zuzubringen.' ,Wie man den
ganzen Sonntag so fein, still und ehrbar zugebracht
und verschlissen.' FVVvss 1097. Übergehend (viell.
schon in einzelnen frühem Belegen) in die prägnante
Bed. ,unnütz verbringen, vertrödeln.' ,Man sölte im
sy [die Frau] nit uflfzwingen noch sin laben v. lassen;
dann er begärte nach dem bevelch Gotes die weit zuo
meren ... das möge er ... by dero nit verbringen',
Scheidungsbegehren. 1539, Z Ehegericht. ,Contrivi
diein, ich hab den ganzen tag verzeert oder ver-
schlissen.' Fris. ,Den tag vertreiben und (,oder'. Fris.) v.,
diem absuinere et decipere.' Fris.; Mal. — 4. a) jjjypis
V., den Schliss (Sp. 667, Bed. 2 a) von Etw. be-
zahlen, namentlich von Sühnen gesagt, welche an ihre
noch lebende Mutter für das ihnen abgetretene Ver-
mögen eine gewisse Jahresrente entrichten' Aa (H.).
— b) eine Ehefrau mit einem Schllss ausstatten. ,An
I die priesterschaft. Diewil diser gewarsame hatt, das
im ein wib zno nämmen zuogelassen sye. und ouch
j eihe genommen und verschlissen hatt, alldann in fürer
I zuo der ee griffen ze lassen.' 1513, B RM. — ver-
; schlisse": a) zu Bed. 3a. .Spare er dises [Lecker-
bissen] biss ins alter, so im die zän yetz und der
rächen verschlissen sind.' Zwingli; .dentibus tandem
obtnsis, palato detrito.' .[Ein guter Hausvater] weisst,
I
wöliches [Ding] rostig ist, wöliches v., wöliches ganz
etc.' LJuD 1530. ,Usu aliquid deteri, v. sein und auss-
gemachet werden; meutum simulachri attritius. v. von
fast küssen.' Fris. .V.. geriben, zerriben, zerstossen,
tritus; ein steinle inn dem wasser, v. und wol auss-
poliert oder glatt, attritus lapillus; v. und aussgehölet
(sein) von strenge des wassers, lapides adesi; (ge-)
brauchter, verschlissner wägiss, attritus voraer; ein
aussgenutz(e)ter, verschlissner pfluog, aratrura emeri-
tum.' Fris.; Mal.; s. noch Bd IV 1709M. (auch Mal.);
VIII 884 M. .Verschlissne handhaben, attrita ansa.'
Mal. , Demnach unser statt minder secret insigel von
viljärigem statten bruch dermassen v., das nit allein
die uinbgschrift gar nach unlässlich, sonders ouch
unser ehrenzeichen an vil orten unvollkommen und
gar nach unsichtbar'; darum soll ein neues Siegel ge-
macht und inskünftig ,an statt des v-en gebrucht'
werden. 1590, B. .Wie dann die damals [1432] ein-
geschlagne und nunmehr mechtig verschlissne hölzine
[Brücken-]Pfäl zuo unseren Tagen bei stillem See ...
noch gesehen werden.' Gller 1010. .Zwo Vestungen
... im underen Engadein ... deren abgebrochne und
nunmehr verschleissne [!] Mauren noch auff heutigen
Tag zusehen.' Sprecher 1072. .Auf dem Grabstein
wird der Kamm und Jahrzahl zuo finden sein, wann
es nicht V. ist.' 1700, Z; yg\. üs-ge-schlissen. Bes. von
Geweben. Kleidungsstücken B (BvTavel 1910); Gl (ab-
genutzt, blöde, von Leinenzeug); GStdt, W., We.;
ZBül., doch nicht durchweg volkst.; Syn. (ab-)ge-
schlissen. Alts v-s Zug ZBül. En v-nf Rock GWe.
Ich und min Mw" hnnd Wtd'Cstrümpf a", verrisse',
('., gät niemer nüt a" weder mich und min Ma'", Scherz-
reim. RScTER 1915. .Aussgenutzet kleid und v., vestis
trita; ein (schlächt) veraltet (und) v. kleid, vestis
obsoleta.' Fris.; Mal.; s. noch be-schaben (Bd VIII 17;
auch Vad.). ,Die Gibeoniter kamen zu Josua mit v-en
Kleideren und schimlechtem Brodt, als wann sie gar
von ferne herkommen wären.' JMeyer 1700. Der
Bärentöter Frey bittet den Rat um ein neues Kleid,
,in Betracht die letzt erhaltene Ehrenfarb bereits ver-
schlissen.' 1779, S (N. Z Ztg). — b) zu Bed. 3 b. .Ein alter
schuolmeister. der in vil künsten, voruss des geistlichen
retschens — wie heisst es? rechtens — v.undussgenutzet
ist.' ZwisGLi. — c) zu Bed. 3d. ,[Um] min vergangen tag
unnutzbarlich v. etlicher mass zu ergetzen und wider zu
bringen', stifte ich eine Jahrzeit. 1495, TnArb. Urk. —
Ahci. /a,s?iySa.i, nüui. verdißen ; vgl. Gr. WB. XII 1096/8;
Sclim.'^ II 534/5; Fischer II 1307/8. Vermiscliuüg mit ver-
sMietKn (daudere), die anderwärts tw. bis zu vülligem formalen
Anschluss au dieses Vb geführt bat (vgl. Adelung III 1522;
Gr. WB. 1X616 und aaO.; Sanders II' 954, dazu Fischer
II 1309), ist unserm Gebiet fremd (lautlicher Zsfall der beideu
Vbeu im Prass. ist nur iu Ndw; U eingetreten); Schreibungen
mit ,-ie-' (neben ,-y-', .-ei-') begegaeo zwar wiederholt schon
bei Mal., dann seit dem XVII., bei JJRüeger. Denzler (171C
häutiger als 1666/77), JCWeissenb. 1678, Wurstiseu 1765
(nicht 1580), fast ausschliesslich in Bed. 3d (nur bei Denzler
auch in Bed. 3a). sie gehen aber sicher auf fremden Einfluss
zurück. Bed. 3 c ist bair.. schwäb. und weiterhin (Adelung IV
1122/3; Gr.WB. aaO.;Schm.'II535; Fischer aaO.) besser be-
glaubigt als bei uns; für die ä. Belege, die sich alle auf
Zollverhandlungen mit Kaiser Ferdinand I. beziehn, kommt
Einfluss der üsterr. Kanzleispr. in Frage; vgl. indessen SMUs.1
und Ver-schlüs S (das aber, weil erst seit E. XVII. bei uns
auftretend, der Entlehuuug verdächtig ist). 4 ist Abi. von
SchhsäSa. — Ver-schlisser , verschlusser: der etwas
verschleisst oder verwüestet, contritor.' Fris.; Mal. —
687
Schlas(s), schles(s), schli8(8), schlos(8), schlns(s)
Vgl. Gr.WB. XII 1098. — Ver-sch lissung ,-ei-' f.:
a) zu ver-schl.Sa. ,Attritus, v., anreibung.' Kris. (ebenso
Denzl. 1666/1716); ,v.. (de- at-)tritus, abusus.' Mal.
,V. der schuohen, attritus calceamentorum.' Fris.
(.schleissnng.- 1541); Mal. — b) zu rer-schl. 3d. Die
Vorsteher des Waisenhauses wurden ... ersucht, .dem
ganz kraftlosen N. zu V. seines Lebens etwas Mehreres
in Speiss und Trank zu geben.' 1660, B EM. — Vg!.
Gr.WB. XII 1098.
hin-: \.\,r. = ab-scM.laa.; Syn. dannen-, fl>'^n-)weg-
schl. .Das söliche fach hingeschlissen und die [Fisch-]
allgenieind gerumpt werde.' um 1540, Z. Etwas ,hin-
und abschl.'; s. Sp. 680. — 2. intr., schwinden, von Ge-
dächtnissinhalten; wie das häufigere Syn. hinschlichen
(Sp. 13) als Wiedergabe von ,labi' der lat. Urkunden-
spr.; vgl. auch hin-schlipfig (Sp. 628/9). ,Nachdein und
das mensclilich gemüet ... ungewon ist, die ding, so
in zyt bescheen und nit der geschrift bevolhen werden,
in langwiriger gedechtnüsse ze behalten, sunder mit
der zyt hinschlissen ...' um 1475, Bs Chr. (Einleitung
einer Chronik). .Üiewyl ... die kräft menschlicher
sinn und Vernunft ... mit vergeslichkeit beladen, das
die länge der zytt die tatten und handlungen, so . . .
ewige[r] gedächtnus würdig sint, hinschlissen und in
vergeslichkeit stellen [!] . . .' Bündniss zw. W und den
7 kath. Orten (W Blätter I '238; Abschr. von 1541);
ebenso in der zeitgenössischen S Abschr. und bei
Bluntschli, Bundesrecht II 114 (.hinschleissen'); in der
L Abschr. dagegen .hinschlychen' (Absch. IV 1 b 1464;
vgl. ebd. 95/6). — Tgl. Gr.WB. IV 2, 1471 (vergehen, von
leiblicher Schönheit); Fischer III 1644 (,mit Hiiischleissuug
söllicber Zytte').
n i de r- : -abschl. laa. ,Die altar niderschleissen, die
bilder und götzen ... verbrennen.' Haslerchr.; auch
,ab-schl.' ebd. ,Den alten spittal . . . abbrechen und
n. lassen.' 1530, B Kef. ,[1443] kam das geschrei in
die stat [Z], si [die Eidgenossen] wöltind gen Rieden
und den galgen daselbs n.' HBrennw. Chr.; auch ,nider-
howen.' ebd. ,Das schloss G. und statt [wurden] nider-
geschlissen.' 1567, HBdll. D. Troia sei , auf den boden
nidergschlissen.' GGotth. 1599. ,Man sol ime ouch
[einem Totschläger], was hüsern er in der statt bette,
dieselbigen n.' L Geschw. Brief (RCys.); lat. con-
fringentur, wofür in der Übers, von 1252 , niderbrechen'.
Wer in L zum Bürger angenommen wird, muss ,ein
altes Hans kaufen, niderschleisen und an dessen Statt
ein steinernes Haus neuerdingen aufbauen.' Leu, Lex.
S. noch Bd IV 1024o.; V 482M. (bildl.); Sp. 680.
z»-säme°-: = zesämen-rlssen (Bd VI 1354) GR.
und wohl weiterhin. Ptc. ,zusamraengeschlissen': Ein
Gut grenzt ,an die ehemals z-e Strasse'. 1876, L
Kantonsbl.; \g]. geschlissen la (Sp. 679). — dannen-:
a) = hinsaht. 1. ,Ein trotten . . . die man d. müesste.'
1543, UStötz 1912. ,Ein hus uff den boden d.' 1564,
Z RM.; ähnlich 1569, ebd.; 1597, AAWett. Arch. ,Sidt-
malen inn N.s huss ... ein sechtoffen, herdblatten
und kunstöfen sind, die kein kämi habent und fürens
halber gar gfarlich ist, so soll herr buwmeister ...
das alles heissen ... hinweg- und dannenschlyssen.'
1598, Z RM.; vgl. Wegschlissung. ,[Der LRat ver-
spricht] unser Statt Waappen an diser [verkauften]
Behusung dannennemmen und schlyssen lassen und das
Spatium desselbigen . . . widerumb vermuwren zelassen.'
KCvs.; 3. auch ab-geschlissen 3 (Sp. 681). Ein Haus
soll .dannengescblissen werden'. 1G03, AaZoL (WMerz
192-2). Flussfache ,d.'; s. Bd VII 69M. — b) ein Stück
Land wegschwemmen; vgl. schlissen 5a ßJ (Sp. 676)
und hin-tcegschl. Ib. ,Aber ist beret von des öwlins
wegen, so vor dem obgenanten wuor litt, das unsers
ohgenanten herren von Sant Blesins [!] ist, das die von
Clingnouw dasselb öwli jetzo oder hienacli, wen inen
das fuegt oder sy des notturft dunket sin, so inngent
sy es d. halb oder ganz. Ist aber, das unser ... her
von Sant Blasien der selben ow bedarff zu sinem buw,
so mag er sy den süssen [s. Sp. 677] und bruchen nach
siner notturft. Aber ist beret von des nidern öwlins
wegen, das an unsers obgenanten herren von Sant
Blasien matten stosset, das die von Clingnouw jetz
oder hienach das selb öuwelin wol dannentuon und
entwegflötzen mugent unz in den graben der hagstelli,
als dick inen das notturft ist.' 1425, AaKI. Kopialbuch
1546 (sachlich nicht ganz klar).
(hin-) weg-: 1. a) = dem Vor. a. ,Das kleine Stublin,
so darinnen [in dem zu verkaufenden Hause], soll hin-
weggeschlissen und der Verkäüft'erin überlassen werden.'
1672, aZoll. 1899 (Kaufvertrag). ,Das rote Häussli ...
welch es über die March hinausstehet und gar unanständig
ist... hinwegzuschleissen.' 1679, Z. S. noch Bd VIII737n.
,Hinw6g- und dannenschl.'; s. dan-nenschl. — b) = dem
Vor. b. ,Das in kurzer zytt das ermelt wasser söUiche
ire güeter gar hinwegschlyssen und -nemen werde.'
1532, Z; vorher: .hinwägfressen'. Mit pers. Subj. (vgl.
dannenschl. 6): Der Besitzer eines Hauses am See soll
.verschaffen, das gegen nechstkünftigen herpst diser
garten am see, so zu gemeiner statt gehört, gar hin-
weggeschlissen werde.' 1597. Z RM. — 2. refl.. weg-
schmelzen, von Eis. ,Und fiel warm wetter an. das
sich das ysz [im Rhein] von tag zu tag hinwegschleisz.'
1514. Bs Chr. — Weg-schlissung (,-ei-') f.: zu Bed.
la. ,Diejenige Häusser, allwo wägen Stuben-, Bad-
stübli- und Seechtöffen Verbesserung oder ... gar die
W. notwendig erachtet worden.' 1681, Z RM.
zer-: 1. = schlissen lay, zerstören. .Das des von
Goldenbergs altar . . . uss der kilchen getan und zer-
schlissen werde.' 1527/9, Z RB. Karl der Kühne hat
die Stadt Lüttich ,mit lüt und guot on underscheid
und verschonen, nie dann türkisch, zu boden zer-
schlissen, ouch vil ander stät und platz wüest gelegt.'
Ansh. Die Genfer haben unsre Häuser geplündert und
.darnach den merenteil dermass so heftig zerzeert
und zerschlissen [dass wir andres Obdach suchen
mussten].' 1535, Bittschrift; vgl. Abscli. IV 1 c 541.
,So fehr die Veste werde zerschlissen.' Anhorn 1607.
— 2. = schlissen 3 a. .Deterere calces, mit aneiuanderen
ryben zerschl(e)yasen.' Fris. .Atterere, zerreiben, anss-
uiachen. zerschleissen; conterere. zerstossen. zer-
schleissen, zerschmettern [usw.].' Denzl. 1666/1716.
Refl.: .Conteritur ferrum, das Eisen zerschleisst sich.'
ebd. 1716. Intr.: ,Wer mit Christo Jesu bekleidet, der
hat ein fürtrefl'liches ... ja ein unzerbrüchliches Kleid
an; er darff nicht sorgen, dass sein Kleid veralte, zer-
reisse, zerschleisse.' JHHott. 1671. — zer-schlisse":
zerrissen, zB. von Schuhwerk PPu., zerfetzt, zB. von
einer Fahne B (Zyro). , Attritus, zerrieben, z., ver-
zehrt' Denzl. 1666/1716. — Ahd. za-, zM/km. mhd. «CW-
slißen, zerreissen, -brechen usw. (auch intr.); vgl. auch
Sauders 11 2, 954; Schm.» II 534/5; ChSchmidt 1901, 438.
Schlisser m., -erin f.: 1. pers. a) wer den Schliss
(Sp. 667) geniesst BS. ( Schliser, f. -ere") ; S f ; vgl. Schliss-
Vatter (Bd 1 1130), -Lüt (Füberried), -Mueter (Bd IV
689
Schla8(s), schles(s), sclllis(s), sclilos(s), sclilus(s)
690
595). ,Ein Schleisbrief [s. Bd V 485/6] ... vom Jahre
1805 sichert der Mutter (Schiisnmeter, Schllsere") als
Schlistvoni'g, also schliswis die hindert Stube" nebst
Anteil an Küche und Keller, Bühne und Garten, Platz
für ei" Chue und e" Säüstall, ferner den Dritteil des
Obstes vo" der Husmatte", des Getreides und Weines,
sowie 10 Garben Ruschstrau.' BIrnd. 1914. ,Iin Jahre
1882 fiel diess [einer Stiftung verschriebene] Vermögen
nach Ableben der Schleisserin [der Schwester des
Legators] dem Staate resp. der betr. Stiftung zu.' Z
Neuj.H. 1885 (S). ,Ein Schlyss wird geendet erstlich,
wann ein Schi, oder Schl-in Tods vergabt.' F StB.
381, wo Weiteres. S. auch Sp. 668o. ,Als (ein) schl.'
,Ein der Frau N., vormals Witwe N. als Schleisserin
zugehöriger Bodenzins.' 18'25, S. Um die Herrschaft
La Serra herrscht Streit .zwischen der witfrowen von
La Serra als schlüsserin ... und den hern von T.
als vom herzogen begabten.' Ansh. Der Rat hat ,us
gnaden dieselb sin wittwen ir läbenlang als ein schl-in
darin [in den Lehen ihres Mannes; s. Bd VlII 716u.]
lassen sitzen.' 1562, BSi. Rq. 1912. Ein Witwer be-
hält sich (1687) im ,Teillibell' als ein Schllser vor:
die Stuben und die Kuchi, sowie angenehme Haus-
genossen als Mietsleute seines Sohnes. BiiiND. 1914.
S. noch Bd VI 736/7. ,Zur Schl-in ordnen, setzen.'
,Wann der Mann syn Ehewyb zur Schl-in ordnet by
Leben siner Kinderen ...' F StB. ,[N.] setzte seinen
Neven ... zum Haupterben und seine betrübte Wittwen
zur Schleisserin des ganzen Guts.' 1726, B Blätter
1913. ,Schl(-in) sin.' Eine Witwe vermacht der Kirche
300 Pfd mit dem Vorbehalt, ,dass si der 15 pfund gälts,
von dem angezöugten houptguot .. . zuo järlichem zins
vallend, ein schl-in sin, unvertribenlich des houpt-
guots.' 1522, B Ref. Nachdem der Rat der Sechzig
die ,pfruond, so wylend her MLedrach sälig in unser
pfarr Sant Vinzenzen gestift und geordnet hat', zuerst
einem MLüty zugesprochen hatte, ,die (sin leben
lang) in schlysswys inzuohaben, nutzen und niessen',
entschied der Grosse Rat, ,dass er [Lüty] von ob-
bestimpter pfruond stan und sich dero genzlich ent-
ziehen und dhein schl. sin, sonders [dass sie] ...
NLedrach als rechten erben . . . gevolgen . . . solle.'
1529, ebd. N. soll einen Kelch, den er als angeb-
licher Erbe bezogen hat, zurückerstatten, weil er, wie
man vernimmt, nicht Erbe, sondern nur ,sl.' des
hinterlassenen Vermögens sei. 1530, Absch. (B). S. noch
Bdn552 (Schhss-Guet); VI 301 o. — b) ,Schleisser,
tritor.' Fris.; Mal. — 2. (Schlisser) keil- oder meissel-
förmiges, V2 m langes Werkzeug zum Lösen (und Ab-
ziehen) von Tannenrinde, oft von Eisen, oft auch nur
aus einem dürren Ast gebildet GrL. (in Seh. Schldzer),
Nuf., S. — Vgl. Gr. WB. IX 622. Bed. 1 a nur Schweiz. ; zu 2 vgl.
,Sehleisseisen' bei Gr. WB. IX 615. Als FN.: ,Die Schlysserin
and ir tochter.' 1538, Z; ,Elsbeth Schlisser.' 1567, ZZoll.
Schanzen-: Arbeiter, der Schanzen ,schleisst'.
,Schanzenbauweren und Sch.-schlysseren.' 1656, Z
(Kriegsrechn.).
Schlissete" I f.: was sich von Etw. ablöst, ab-
f fällt; Syn. SchKss. , Schutt eines Gebäudes, zer-
i bröckelte Stein- und Kalkteile, allg.- (St.*). Ab-
1 schleifsei: ,Nim ein Gauflen voll Feillenspän und halb
] so vil Schleisseten vom Schleiffstein', zur Herstellung
einer schwarzen Holzbeize. HKKünzli, Ohr.
Mür-: = dem Vor. (St.*). ,Alle Gang oder äussere
Weeg [eines Gartens] werden mit Maurschleisseten,
Bohwelz. Idiotikon IX.
wann mans haben kan, ist besser als mit Kiss, oder
andern Materien beschüttet.' Bot. 1687.
Schlissi I f.: 1. a) = Schlissen la (Sp. 671). Vil
Wissene" vil Schlissene" Z, Var. der ebd. angeführten
RA. — b) = Schlissen Ib AaF., Kulm, L. und It H. —
2. was man zum Lebensunterhalt braucht; in der
Wendung: Si hed grad no''' e'chli" Schl, ein Restchen
Vermögen aufzubrauchen AAGeb.
Vgl. (zu 1) , Schleisse' bei Gr. WB. IX 614. In unklarer
Bed. (= Kehraus':*) liegt unser W. viell. in einem bei uns ver-
breiteten Ringelreihen vor, dessen Spracliform aber auf
fremde Herkunft weist. Die Kinder (Mädchen) hüpfen oder
gehn, sich die Hände reichend, im Kreise herum und singen
dazu : ,Hüre (Th ; ZBül., 0., Regensd., Wäd., Stdt, ,Here' ZWth.,
, Hole' Seh, ,Hole' Z) auf der Wiese (gespr. Wtse'; auf die, Weise'
Z nach einer Angabe), drei (Seh; Th; Z, so 0., Wth., Stdt,
.sieben' Z, so Wald, , sechs' Z nach einer Angabe) Tag (,zur' ZWald)
Schlies(s)e (gespr. SMu(>)e'; ,Schleiso' Z nach einer Angabe),
acht (Seh; Th; Z, so 0., Wth., ,drei' Z, so 0., Stdt, ,sieben' Z
nach einer Angabe) Tag Runipedibum (auch ,Rumpelibum' oä.),
NN. kehrt (auch chert) si(ch) um — das Genannte kehrt sich
auswärts — NN. hät-si(ch) umgekehrt (auch unKj'cherl), «i häl
der Chatz de" Schicajiz ünzert (, auszehrt' ZO. tw.)' und so weiter,
bis der ganze Kreis auswärts gekehrt ist. Weitere Varr. s.
Bd VII 54o.; Rochh. 1857, 468. 380 (mit Lit.); GZür. 1902,
117, eine schwäbische bei EMeier, Deutsche Kinderreime und
Kinderspiele ans Schwaben S. 106; Weiteres bei EBühme,
Deutsches Kinderlied und Kinderspiel S. 448 ff. ON. SMiiei
(gesch r. , Schleisse') A p Walz. ; früher soll dort die sog. , Schleisse-
mühle' gestanden haben (vgl. ,Sohleissmüle' bei Fischer V 931).
schlissig, in Ndw (in Bed. la); Z, so F., Stdt (in
Bed. Ic) auch g'-sehl.: 1. a) leicht schälbar, von Holz,
das im Safte steht, bzw. von dessen Rinde Uw. —
b) was sich leicht zerreissen, zerrupfen lässt Gl (Leuz.).
Von Papier: N. hat einen ihm wichtigen ,papyrinen
brieff, der nun aber schl. wäre'; er möchte ihn auf
Pergament abschreiben lassen. 1530, GUzn. (Gfd).
„Durchgestossen, abgetragen, von Kleidern VO." —
c) was (zu) rasch schwindet, verbraucht, aufgezehrt
ist. Von einem Licht (vgl. unter verschlissen 3b^ den
Beleg aus JJUlr. 1731): ,Es ist um das Liecht ein
sehleissig Ding, das Öl verzehrt sich, die Ampelen
brünntauss.' FWvss 1673; vgl. d. Von Seife: Schlissegi
Säiipfe" ist zu schnell verbraucht Z. Von Vorräten
ZO. Insbes. von Speisen, (leicht eingehend, aber) un-
ergiebig, daher teuer im Verbrauch Ap (T.); BE.; LE.;
GoT.; Schw; WLö. (mit etwas andrer Auffassung:
,was leicht schleift [d. i. schlüft], wie Butter oder
Speck'); ZO., S., Stdt; Gegs. be-schiessig, be-schutsig,
■lieh (Bd VIII 14-22. 1728). So von frischem Brot (GoT.;
Z), neuem Wein (GoT.), von Käse (Ap; Schw), Butter,
Öl, auch Eingemachtem (Z), Das ist Nüt für öis [eine
zahlreiche Familie], Bas ist vil z'schl., Käuferin zum
Bäcker, der frischgebackenes Brot bringt Z. 's Heu
ist hür sohl., klagt ein Bauer Z Wangen. (De'') Chäs
ist e(s) schl-s Esse' Ap; Schw. Spez. „weich, mild",
von Käse BE. (Gotth.); „LE. Das ist ein scbl-er Käs."
,Soll der Käs zart und sehleissig werden', so darf die
Temperatur beim Käsen nicht zu hoch sein. Gotth.
XX; ,schlenssig.' 1861. — d) vom Vor. übertr., ver-
gänglich, unbeständig, hinfällig. ,Sein Glück ist so
sehleissig als das [vom Wurm angefressene] Gewächs
Jonas.' FWvss 167'2. ,Ein schl. Ding'; vgl. c. .[Mit
dem Menschen ist] es nit ... ein wärhaft, sondern gar
ein sehleissig Ding.' ebd. 1650. ,Wie so ein sehleissig
Ding umb das zeitlich Gut sey.' ebd. 1672. ,Schleissig,
fugax.' Denzl. 1716 (Register); wozu im Text ,anni
6dl
Scblas(s), schles(s), sclilis(s), schlos(s), sclilus(s)
692
fugaces.' Adv. .Daher der Evangelist nicht einfältig
sagt: er wohnete under uns, sondern ioxr,vu)oEv, welches
heisst schleissig wohnen, wie Die, so in Hütten zu
wohnen pflegen.' FWyss 1650; s. auch Pilgeri (Bd IV
1213). — e) von Personen, a) liränklich GlS. E"
schl-e' Mätisch. — p) .bereit in Etw. einzuwilligen'
Obw; vgl. die liX. sich schlissen Zän (Sp. 678o.). Frau
zum Manne: Hit ist-er [der Landammann] schl-C, t'*
g'sehn-em's a"; machjez und fräg-e" [um die Gevatter-
schaft] 1 Obw Sa. 1902. .Dieweil in solcher ganzen
underhandlung wir uns dermassen schleissig und will-
färig gegen Ew. E. W. erwiesen ...' 1591, GSax. —
2. voll von Schlissen (Sp. 671) ,Wenn die Weberin
den Tuchbaum zu besserm Schutze mit einem (weissen)
Bauniwolltuche bedeckt, so lösen sich etwa Fasern
CSchlissexJ davon ab und bleiben am Gewebe hängen,
welches dann schlissig ist' Z. — Mhd. sHßec, abgenutzt
(von Geweben), auch uneig.; vgl. Gr. WB. 1X623; Martiu-
Lienh. II 473/4; Fischer V 931 (in Bed. Ib und 2), sowie die
synn. achleizig, «L-hlitzig.
u°-: nicht leicht zu schlissen Ndw (Matthys). —
Mhd, «us/t-ßtc, integer.
schlissige" -ege": intr., schlissig(er) (in Bed. la)
werden, von Bäumen Ndw (Matthys).
Schllssing, ,-ung' f.: 1. zu schlissen lay,
Schleifung. ,Schl. des schlosz Rinfelden.' 1-146, Bs Chr.;
ähnlich öfter in den ä. Quellen. Ein neues Haus ,uff
das alte, von der Schi, übrige Gemür' bauen. 1649,
ZEmbr. ,Schl. der Vestung.' Sprecher 1672. S. auch
Hand-reichung (Bd VI 146). — 2. zu schlissen 3 a, Ab-
nützung. ,[Von 2 Gl. Taggeld soll] der ein guldi ...
der rjtlon sin und der ander für die verwüestung und
schl. der kleideren dienen.' 1552, Z RB. — Vgl. Gr.WB.
IS 624; Fischer V 931 (,Slissunge der Cit').
schlissle" I: abs., auch tr., ,(Etw. zu) Charpie
machen' Ndw (Matthys).
Schlissli°g, nur PI.: einzelne Fäden von zer-
fetztem Tuch Ndw (D.), Charpie B; NDW;UwE.('-et-^; Zg.
schussele" Tu, so Äad., Fr., Mü.; ZEH. a/Th.,
schlisele" TuErm., Hw., Isl., Kreuzl., Üssl., Wängi;
ZDättl., schlissle' II TnErra., Kreuzl., abs. mit
, haben', bei Richtungsbest. mit ,sein': auf den blossen
Schallen über eine Eisbahn (übh. über eine glatte
Fläche) gleiten, bes. als Belustigung der Jugend. aaüO.
Synn. s. unter giessen 2 (Bd 11 469; güsse" auch Aa
End., Siggent.), schliffen Ib {Sf. 149; auch AiAar., B.,
Br., F. tw., L., Ruppersw., Suliren- und Wynent., Zof.;
TiiArb., Roggw., Rom.); dazu noch schlideren (Sp. 85),
ziber(ljen, zipfen, zissen, zislen. Jo, dö cha""-me" scho"
schl. : 's Is ist dick g'nueg ThHw. Freier, vom Schlitten :
's schliselet, 's riselet, 's rutscht uf Is: Fuerme"" tcis!
ONageli 1910 (jSchlitte" fare'"J. Von Regentropfen:
Schlisele'd am Nase'spitz, risele"d atn Hals in'n
Schlitz, ebd.
Schlissele» II (s-J f.: = Schliferen I (Sp. 159),
schmale Gleitbahn auf Strassen und Wegen, zuge-
frornen Teichen, Giäben usw. ThHw. E" schöni Schl.
Schlisseletc'' TuFr., -s- TuErra., Isl., Kreuzl.,
SchlissletC TuErm., Kreuzl. — f. : = dem Vor.; Syn.
Schliffeten (Sp. 156), Schlifereten (.Sp. 159). E- Schl. a"-
tribe', mit Anläufen wiederholt über eine (unebene)
Eisflache, auch gefrornen Schnee hingleiten, um eine
glatte Bahn herzustellen.
schlisse" II (in ZWl. und wohl auch sonst -«-),
Ptc. ^'scWisse" (so ZO., Obf): = schlisselen AABeinw.
a/See, Birrw., Br., F., Möhlin, Rheinf., Sarm., Seengen,
Schi., Velth., Zein., Zuzgen; ApH. (T.) und It St.; Bs;
GGoss., Rh., T., üUzw.; SchR., St. (Sulger); TuAad.,
Krad., Mattw., Sulgen; Obw (auch St. und St.*"); Z
Eidb., Erl.t, Fehr., Grafstall, 0., Obf-f, Schlaft, Schneit
b|Elgg, Stall. (, Belustigung, wobei es darauf ankommt,
sich im Gleichgewicht zu erhalten'), Tu., Wl., Wila,
Zell. .Schlittschuhe oder gar Fassdaubenskier kannten
wir noch nicht. Wohl aber vergnügten wir uns recht
lebhaft auf dem blanken Eis mit Schl. (Schleifen),
wozu die in Dorfnähe ziemlich zahlreich vorhandenen
.Roosen' [s. Bd VI 1147] ... die beste Gelegenheit
boten.' AfV. (ZWl.). Chomm, mer wand go" schl!
Händ-er wider e'"mäl g'schlisSe"? zu Knaben ZObf.
ß'hürli"ge'' [in tiefer Kniebeuge] schl. AaBosw. Übertr.
Etw. (d'Sach) schl. lö", seinen Anspruch auf Etw. fahren
lassen, zugunsten eines Andern (zB. bei einem Haus-
kauf) zurücktreten GGoss. f (dafür jetzt d'Sach fare"
lö", de" Char''e" schtisse" lö"); Tu; Syn. Schlitten län.
Me" wörd's [eine Schuldforderung] mües'e" schl. lö" Th.
Elym. eins mit iihliastn I (Sp. 672 ff.); den Ausgangspunkt
bildete dessen Bed. 2 aß 2: Erderhöhungen verebnen, einen
unebenen Weg (durch Begehen) eben, glatt machen; vgl. den
unter .SchlisseUten beschriebenen Vorgang. Die Gruppe ist bes.
durch schliffen und die zugehörigen Bildungen zurückgedrängt
würdeu, ein Prozess, der nach Angaben aus Aa; Th; Z noch
jetzt im Gange ist. Ihre einstige weitere Verbreitung wird
auch durch die Entlehnung ins Rät. bewiesen; Tgl. /or Hg
Schlisien, auf dem Schlittschuh fahren bei Conradi I 197; dazu
wohl ebd. Schliisen, Eis vom Schnee [!].
Schlisse" II {.: = SchlisselenTaA&d.; öZ, so Eidb.,
Schneit b/Elgg, Tu., Wl.
schlissere", in BsL. auch -s-: = schlissen II AiBi.,
Fri., Hold., Kütt., Velth.; BsL. (auch Seiler); TnAHnau,
Erlen; ZElsau. Syn. a.\ich schli/j'eren (X^LaxiL), schli-
feren (TuÄrb., Emmish., Roggw., Rom., Steckb.).
Schlissere" TnErlen, Schlisseri AAFri., Hold.
— f.: = Schlisselen. Syn. auch Schliferen (TnEmmish.,
Steckb.), Schliferi (TnArb., Roggw., Rom.).
Schlissete" II f.: = dem Vor. TuMattw.; ZDättl.
Uf ''em Weier hät's e" schöni Schl.
Schlissi II f.: = dem Vor. Aa, so F., Zein. (,Schlitt-
schuhbahn') und It St."; Bs; GMarb.; TnKrad., Sulgen
und It Pup.; ZFehr., 0., Wil b/R., Wila, Zell. Syn.
Schliß'i II (Sp. 156; auch oTh). , Bildet sich einem Weg
entlang, auf einem Teichlein oder auf einer Wiese
eine Eisfläche, so wird sofort eine Schl a"g'macht.'
ApV. (AaF.).
Schliseren : eine Birnenart GW. (Steinm. 1804); heute
nicht mehr bekannt.
Schlisserli, in AaKI. -s-: Pflanzenn., = Anken- Bal-
len äbS (Bd IV 1149u.) AaKI. (Ran. bulb., auch ac),
Leugg., Überfl. (Ran. ac), Rein b/Br. (Ran. rep.). Syn.
Hanen-Fuess (Bd I 1091/2); Glissen, Gliss(e)li, Olis-
seren (Bd II 048/9, wo weitere Synn.); Anken-Blüemli
(Bd V 72) — Zshang mit der Sippe von sMismn I ist sicher,
aber unklar.
Schlissli II f-s-J: eine HahnenfussartS, soKest.—
Schwab. SchleiaiCejIe, eine Hahneufussart (Fischer V 929).
SchlTss m.: 1. a) ,das Schleissen'; s. schlissen lay
(Sp. 672/3). Syn. Ab-Schliss. ,Von des slisses wegen,
was das urteil darumb innehielte, dem wolten wir nacli-
kommen', Antwort von AARh. auf die mehrmalige Auf-
693
Schlas(s), schles(s), gchlig(8), schlos(s), schlus(s)
694
foiderung Oesterreiclis, wieder aufzubauen, was sie
an ihrem Schlosse .zursliessen' hätten. 1448, AARh.
StE. — b) Abbruchmaterial von Häusern ZBül., Dättl.
und It Spillmann. De^ Schi, c/'hört ''em Mürer. .Der
Schi, einer abzutragenden Werkstatt' wird auf öH'ent-
liche Steigerung gebracht. 1871, Z Anitsbl. (ZEnibi.).
— 2. ,Riss, der aber dem Faden nach geht' GRChur.
— 3. Verschleiss, Absatz; Syn. Ver-schliss. Der Er-
trag des Weinuingeldes war in ü um 1340 gering, weil
,der wein in ringem gelt gewerdet und gar ein kleinen
schliss gehept hat.' Vau. — In andrer Bed. bei Schm.' II
535. Bei Fischer V 928 in Bed. 2 und 3 Schleus.
Ab-: =deni Vor. la ZKn. und ItSpillniann; s.Schliss-
Holz (Bd II 1'260).
Ver-: 1. a) ,das durch den Gebrauch Abgenützte.
Der V. der Kleider, verbrauchte Kleider' Ap (St.''). —
b) „Vergätung, die einer Witwe wegen erlittenen
Schadens am Hausgeräte usw. gemacht werden rauss
Ap." — 2. = Schliss 3. .Weil wir [Apotheker] wegen
der vilen Haussapotheken der H. Doktoren ... keinen
Abgang noch V. der Arzneyen haben.' J JHolzhalb 1691.
,Die fremden und einheimschen Husierer und land-
streichende Krämer [haben durch ihr Überhandnehmen]
unsern verburgerten Krämeren grossen Abbruch in dem
V. ihrer Waren getan.' Z Mand. 1696. .Derjenigen
Wahren, welche in eüwere und unsere Land zum V.
und Consumo gehören und gegen einandren ab- und
hingefüehret werden', im Gegs. zu .Transitwahren'.
1732, SCHW an Z. — Für Ib gibt St.» Verschlii», St.» Ver-
Khlm. Zn Bed. 2 vgl. Adelung IV 1123 (.Verschliess'); Gr.
WB. XII 109G (unter .Verschleiss'); Fischer II 1309 (,Ver-
schliess'). 1311 (.Verschluss'), sowie die Anm. zu ver-schhueen.
Scliliesse" f., in Ap (in Bed. 2b); Bs (in Bed. 3,
neben dem f.) m.: Vorrichtung zum Schliessen.
1. Schliesseisen zum Fesseln eines Gefangnen B (Zyro).
— 2. a) Verschlusstück. Am Mieder: 's Mieder . . . mit
silberne" Chetteli und Schliesse" ns türer Filigränarbet
verhenkt THMurgtal. An einer Halskette: ,Ein Hals-
kettelein mit einem Schliesslein.' Z Donn. -Nachr. 1787.
Übertr., beim Spiel Ghettene''-Schmidi"gs (s. d.) das das
' Endglied der Kette bildende, die Türschnalle fest-
1 haltende Kind. Rochh. 1857. — b) Schliesshaken. Vor-
legband an einer Tür Ap (T.); Syn. An-Henker Id
(Bd II 1464). — c) Eisenband, a) den für die Auf-
, nähme des Kienspans durch Sägenschnitt gespaltenen
I Lüchtstock uraschliessend BGrossaff. f; vgl. JHunz.
I 1908, 134. — p) zur Aufnahme des hintern Deichsel-
j endes, um dessen Herabfallen zu verhindern S Kriegst.,
WA.; Syn. Tragen. — ■ d) ,Einriclitung, Messer zurück-
j zuhalten' Nnw (Matthys); vgl. Schliesser. — e) durch
I Schlitzzapfeu und Holznägel hergestellte Verbindung
I zweier sich kreuzender Schwellen .\AKirchleerau;
I BoAa.. Leimen; vgl. JHunz. 1910. 7. — f) hölzerner
I oder eiserner Verschlusstift. -keil AaF.; Gr (Tsch.);
j vgl. Schliess-Ntigel (Bd IV 689). Schliessnagel ScuSt.
1 (Sulger; vgl. ebd. ,Schl , conipages'). Hieher wohl der
I Beleg von 1697 unter MüU-Ge-schirr (Bd VIII 1168).
[ Insbes. a) am G'schirr der (Zug-)Tiere. Durch die
beiden Enden der Chämme" (s, Chambll2 Bd III 299)
i gesteckter Verschlusspflock GaPagig; Syn. Chämmen-
! Schlüssel. Verschlusstift am Pferdegeschirr FJ. —
j P) an Fuhrwerken. Durch das Öhr der Züg-Spilk"
', (s. d.) gesteckter Vorstecker aus Eisenblech GrNuL
An der Gabeldeichsel CS«aiä/;GRHe. (Tsch.). Am Wäg-
Nagel; s. Bd IV 691. — y) am Webstuhl, kleines Keil-
holz, das durch die Enden der Spangen getrieben wird,
ura diese festzuhalten Z. — 8) der Verbindung der
beiden Teile dienender Keil am Boden, an der Decke
oderRückwand einesDoppelkastensAAF. — s., = Rigelld
(Bd VI 749); Schlauffen 3b (Sp. 124) Aa, so Fri.; Gr.
so Gast.. He. (Tsch.); Z. so Kn. und It Spillmann. Am
Rührkübel GRValz. (Tsch.), Butterfass Ndw (Spann-
bogen, womit der Teckel befestigt wird). — g) (meist
PI.) zum Verkeilen des Fasses auf dem Fasslager
dienendes Holzstück von dreieckigem Querschnitt Aa;
BS.; Z. Auch im Schiffbau, die den Schlitten {s.A.) fest-
haltenden Keile: Ist [bei der Übernahme eines neu
gebauten Schiffes] Alls t" der Or''ni"g, denn wer''i''d
d' Schliesse" am Schielte" lösg' schlage" ond 's Schiff
rutschet i"'s Wasser. JHirth (ThKcssw.). — h) (keil-
förmiges) Verschlussholz für die bei längern Brunnen-
leitungen in gewissen Abständen angebrachten, der
Prüfung, Reinigung der Leitung dienenden Offnungen
(H.), hölzerner Pflock, mittelst dessen der Schlitz
im Brunne" -Stöckli (s. d.) gew. verschlossen gehalten
wird (FStaub) Aa. ,Da g'sehn i'"" denn die zwee Galge°-
buebe" bei der Brunnstube", die hem-mer Steindli i»
d'Dünkel inne"" g'schoppet. P'' rechne" die Kosten
für Eisendraht. Lumpen. Kuder. dass i"^ d'Schl-en
ha° chonne" vermache".' Wolf. Rel. Gespr. (ZKn.).
.Schlicsen zum brunnen gemacht.' 1539, AaB. Bau-
meisterrechn. (Zimmermannsarbeit). ,So jemant ... von
der brunnenstuben bis zuo dem brunbett ein schlis-
sen [!] oder etwas an gemelter stuben uffdett, dem
aber das ... nit erloupt und das die notturft nit er-
hiesch. den sölit die brunraeister ... um zechen
Schilling gestraft werden [!].' 1561, Aa Rq. 1922 (Aa
Aarb). — 3. Schleuse(nbrett) Bs; Ndw (Matthys). Vgl.
Schliessi. ,In den leztern Jahren ... haben sie [die
Tiroler Holzknechte] Schwellenen gemacht, womit sie
das Wasser aufgeschwellet wie einen See; wann sie
dann die Schl-en eröffnet, schwemmte es das bereitete
Holz mit sich hinweg.' Sererh. 1742. — Vgl. Gr.WB. IX
69 1 /2 ; Martin-Lieuh. II 474 (auch m.) ; Schm.^Il 535; Crecelius
1897, 740 (in Bed. 3) ; Follmaun 45 1 (in Bed. 3); Fischer V 941 .
VIell. hieher der FN. ,Schliess(e)negger.' 1492/1515, AaB.
(auch,Schliessnegg.' 1492, AaB. Urk.); 1551, ZHorg. AlsLehnw.
ins Rät. gedrungen: Schliesaa f.. Bundkloben (Carigiet 292).
schliesse° B, so E., Kon., Stdt; GrA., Gast., Cliw..
ObS.,Pr.; PIss. (auch -t-aus ä. -ie-); Ndw; \], Schlüsse"
Aa (H.; ,meist durch b'schl. ersetzt'); GRChur, He.; Scb,
soR., Schi.; Th; Z,p'sc/tW«se"GR.; ZEIgg. Imf. schliess
bzw. -M-, in BGoldb.,Kön. -s', in GRUaslsc/iföiiss (neben
■ie-, It Tsch.), Kond. schhiss Aa (-s', It H.), schlussi GrA.
('Tsch.).schlössiBStit.schliesstiBaoldh.,M.,schlüsstiGR
He.; SchR.: wesentlich wie nhd. schliessen. 1. a) (eine
Tür udgl.) zumachen; nicht volkst. Einen Gefangnen
.sclil.' .Ein Maleficanten zu schl. und wider den
Banden zu entledigen.' 1740. GRChur. ,Den H. für
einige Zeit an den Karren schl. zu lassen.' 1783, Z
Unsinnlicher. .Einen in Etw. schl.'. einbegreifeu (vgl.
in-schl.a); s. Brö( (Bd V 942u.). .Welche Kindskind
US diser Repräsentation geschlossen sind.' F StB. ; frz.
sont exclus. — b) .schliessend' ein zshangendes Ganzes
herstellen. .Die Ruer schl.'; s. Bd VI l'243u. [Die
Bauern waren so aufgestellt] dass sie alsobaUie einen
halben Mond schlössen.' 1653, Brief aus dem Felde.
Militärisch. ,[Die Mannschaft soll] in Lehr und
Fassung der Handgrifen, Toplen [Doppelreihen bilden].
695
Schlas(s), schles(s), gchlis(8), ßchlos(s), schlas(s)
696
Schi., Wendungen, Zug- und Schlachtordnungen ge-
übt werden.' 1635, Z. .Rechts schliesset [.beschliesset.'
1044] eure Glider ... Links schliesset eure Eeyen ...
Vorwerts schliesset eure Glider!' Kriegsb. 1667. —
2. uneig. a) (einen Brief, eine Rede udgl.) endigen,
verbreitet, doch nicht volkst. — b) einen Beschluss
fassen; vgl. Schliess- Stimm . ,Zuo Augspurg ist diss
jars ein rychstag gsin ... ist vil gehandlet worden ...
und entlich dahin geschlossen worden, das ieder teil
den anderen ungefecht by siner religion bliben lassen
solle.' JHaller 1550/73. ,[Die Verordneten sahen sich]
gedrungen ze schl., si [zwei zum Studium der Medizin
bestimmte Jünglinge] zum anfang gen Parys ... ze
schicken.' 1552, HBull. , Alles ward zu Dank an-
genommen und doch darbei einhellig geschlossen, man
solle ...' KnWiRz 1653. .Ward auch darbei geschlossen,
dass ...' AaZoL Holzordn. 1735; auch ebd. 1738. ,Es
wurde geschlossen und erkannt ...' 1746, Blns Chor-
gericht. — c) einen Schluss ziehn; Syn. be-schl. 3c.
,Reor, ratiocinor, vernünftiglich schl.' Denzl. 1666/1716.
, Daraus [dass Jesus mit den Sündern ass und trank]
Schlüssen nun die Pharisäer ... er seye hiemit selber
ein Fresser und Weinsaufer.' JJUlr. 1727/31. —
d) einen Schluss gestatten, beweisend sein. ,A11 uwere
red schlüsst nüt wider uns,' B Disp. 1528 (BHaller). —
g»-schlosse°: 1. a) zu Bed. la. 'hotte', g., d'Tür ist
zue, Rigel für u"'' Punkt! beim Spiel Tschiggis (s.d.).
Bärnd. 1911. .Geschlossene Halstücher'; s. Bd II 218M.
,Wann mann einen Stein in beiden Händen geschl.
trägt, so geht mann viell leichter.' Künstb. XVIII. Von
einem Gefangnen, gefesselt, bes. mit Daumeisen B
(Zyro); Th; Z undsonst; Syn. (/e-i«H(to. Insbes. a)eine
Streitsache i" g'sehlossni Hand ge", sie Schiedsrichtern
übergeben zur Erledigung durch nicht zu begründen-
den und unberufbaren Spruch TuMü.f. Die streitenden
Parteien haben ihren Streithandel dem Gericht über-
geben ,mit geschloss(e)ner Handt.' 1756, AATäg. Ge-
richtsb. Vgl.: ,NN. habent verwilliget, güetlich inn
Sachen handien ze lassen, doch mit offner band [in-
dem sie sich freie Hand vorbehalten] und am rechten
unschädlich.' 1596, Z. — ß) «s gs (auch h'schlosse"s)
Fad, durch Felsen oder Zaun abgeschlossene Wildheu-
planke Gl. (Gegs. es fris F.); s. Bd I 670. Als ON.
am Glärnisch und Wiggis. — f) ,geschlosseue Zeit',
während deren das Betreten, Befahren der Wiesen ver-
boten ist: ,[Verboten] während geschlossener Zeit
(1. llai — 5. Okt.) neben den allgemeinen Fahr- und Fuss-
wegen zu fahren und zu gehen' GRSeew. (öffentlicher
Anschlag). — 5) es ist g., ,wenn der Schnee überall
den Boden bedeckt' Ap (T.); Syn. be-schl. — b) zu
Bed. 1 b. ,Geschlossene Ordnung.' Militarspr.; Gegs.
, zerstreute.' — c) von Käse, der keine (grossen) Löcher
aufweist. Die g' schlossne" [Käse] het-er [der Einkäufer]
öni witers g'no"; mi" het denn no''' lieber Chäs g'ha"
als Löcher. EGünter 1908 (B). .Geschlossener Teig
des Käses.' Schwz. Blätter für Gesundheitspflege 1888;
Gegs. ,gelocliter'. — 2. zu Bed. 2a. ,Vor geschlossener
Nacht sollen zwei Schildwachten vor dem Piquet hinter
jedes Bataillon gestellt werden.' B Kriegsordn. 1764. —
3. „demütig, niedergeschlagen. Sich g. halten, sich
nicht viel herausnehmen Z"; ^ gl. gesetzt Id (Bd VII
1629). ,Ein geschlosseneres Betragen wäre noch
wünschenswert.' 1861. Z (Eintrag in ein Klassenbuch).
— eng-g.: von Frauen, ein enges Becken habend Ap
(T.); yg\. Schloss. E.se".
Ahd. slioßan, mhd. stießen; vgl. Gr. WB. IX 692/707;
Martin-Lienh. II 434; Fischer V 941/2 ; II 478 (-/"-«cWo«««",
auch in unsrer Bed. 3); in den JIAA.zT. nicht volkst. wie bei
uns, wo b'schl. (in einem beschränkten Gebiet auch g'sM.) die
bodenständige Form ist. Die Verteilung von -ie- und -ß- (bzw.
-i-) im Praes. stimmt in der lebenden Spr. meist mit der bei
h'schl. iiberein und fi ist wohl auch von dort übernommen; wo
(wie in Ndw; U) einem -il- (bzw. -i-) bei b'scM. in unserm W.
-iV- gegenübersteht, kennzeichnet dieses die Entlehnung aus der
Schri ftspr. ; Entsprechendes gilt von den Zssen. Vereinzelt be-
gegnet schwache Fle.xiou: .König R. ... schliesste mit ihme
[Herzog B.) einen Frieden.' Sprecher 1672; ,Der Kichter
schliesste mit diesen Worten.' S Kai. 1730. Vgl. Sfhlützen.
ab-, in ScbR.; ZElgg -g'schlüsse": 1. (mit dem
Schlüssel) absperren, 's Hüs, d'Chammer, de" Chaste" a.
Gr; Sch; Th; U f-ie-J; Z und weiterhin, doch nicht
überall volkst. G'schlüss d'ClieUertüre" ab! SchR. —
2. a) ein Geschäft, einen Vertrag, eine Rechnung udgl. a.
verbreitet, doch nicht eig. volkst. — b) Der Landröt
het's hütte" scho" abg'schlosse", den Beschluss gefasst
BsL. (Frei). — ab-g'-schlosse": vom Charakter, ver-
schlossen; Syn. ver-schl. , Kinder im Skorpion geboren
haben einen abgeschlossenen Charakter und ein ver-
stecktes Temperament.' B Hink. Bot 1870. — Vgl. Gr.
WB. I 104/5.
üf-: 1. wie nhd. aufschliessen, öffnen; nicht volkst.;
Syn. üf-ent-schl. (s. d). be-schl. Dimmerli Dämmerli,
tanzet im Chämmerli, schlüsst [man erwartet -te-j üf
und zue, lasst Niemand i"e"! Rätsel vom Auge.
ABirrcuer 1859 (AAFri.). ,Beschliessen und aufschl.,
claudere et reserare.' Mal. , Seche er unden im hus
ein liecht; deshalb gienge er ylents und weit uf-
schlüssen, aber die tür wer verspert.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. ,Als die stattknecht sambt dem Schlosser biss-
har von einem jeden schuldvorderen, so irem Schuldner
das hus oder gemach beschliessen lassen, vier batzen
... zuo belonung gehept und aber im uftuon und wider-
umb u. grad sovil genommen.' 1564. Z RM. Refl.:
.Nu mugint ir sprechin: Daz burgetor ist beslozzin.
wa suln wir inchoniin? Daz sagen wir iu: Diu fur-
burge slizzint [!] sich uf. swenne ir selbe wellint.'
1. H. XII.. Wack. 1876. Uneig.: .Das euangelium ...
welches den menschen anzeigt und ufschlüsst, wie sy
sälig werdind.' Zwingli; aperit (LJud.). — 2. „ein Hans
verschliessen, es so verlassen, dass Niemand mehr
darin hauset Gr". so Pr.; Syn. üf-be-schl. — üf-
schliessend: zu Bed. 1. Von Tauwetter (vgl. «/-
gän 4 Bd II 14): Die Eisdecke auf dem ßielersee bricht
erst .bei aufschliessender Witterung' ein. 1703. Bärnd.
1914. — Üf-schliessung f.: Eröffnung (eines
Rechtsverfahrens). .N. verhofft, man solle im die
selbigen lüt. so sölichs [Äusserungen, die ein früheres
Urteil hinfällig machen] von ira ghört habind. mit u.
eins nüwen rechten verhören [!].' 1539. Z Ehegericht.
— Mhd. iißließen; vgl. Gr. WB. I 725/6; Fischerl 416. zu der
anderweitig nicht belegten Bed. 2 («/- i. S. v. ver-) etwa fl/-
brüchen (Bd V 361), feiner Bd I 120.
a"-: wie nhd., nicht volkst. ,[Die Fischereiaufseher]
sehen ua. darauf, dass die Fischer uf d'Nacht ihre
Fahrzeuge a"ÄC/i/iesse".' Barnd. 1922. Einen Gefangnen
udgl. ,a.' .[Ein kleptoraanes Mädchen ist] wegen seinem
ohnverbesserlichen Natursraangel in seiner Mutter
Haus auf dero Kosten angeschlossen worden.' 1748,
Gl. .[Verfügt, dass] die W. für ein halbes Jahr lang
in einem Hause angeschlossen . . . werde.' 1775, JHefti
1914. — Vgl. Gr. WB. 1444.
697
Schlas(s), schles(s), schlis(s), schlos(s), schlus(s)
698
i(ii)-, in ZElgg -g' Schlüsse": a) wie nhd. (Mit dem
Schlüssel) einschliessen, -sperren; Syn. in-be-schl. Ich
han-si ing'scMossni WLö. .Einen ein(,-be-' Fris.)sclil.,
gefenklich behalten, concludere, includere; das vych ein-
schl. und einsperren, claudere in aliquo loco pecuJes;
eingeschlossen sein, sub clavi esse; die seclen sind in
cörpel der menschen glych als gefangen und ein-
geschlossen, aniraie clausie tenebris et carcere caeeo.'
Fris.; Mal. ,In das Stadtknechtstüblein Jemand ein-
zuschl.' 1740, GRÜhur. Von klösterlicher Klausur:
,Die Schwestern am Brüel . .. warend ein offen closter.
Die sind darnach von allerhand verdechtlicher Ursachen
wegen zuosamen eingeschlossen worden ... und also
pliben bis uf den zweispalt des gloubens, in welchem
si ein burgermeister und rat derselben stat zuo
S. Gallen widerum entschlossen und irer angebondenen
religion ledig gemacht hat.' Vad. Mit Sachobj. : ,Im
Winter ist es [das Bad] nicht gut von wegen des umb-
gehenden kalten luft, so die ... schweisslöchlin ver-
stopfet und die böse feuchtigkeit einschleusset.' HPant.
1578. Uneig. : .Wie oft scheinet es bei uns, wir seyen
im Kreuz und Leid also eingeschlossen, dass es un-
möglich, dass Hülfe und Trost uns beikommen könne.'
JMeter 1700. In sich schliessen, einbeziehen: , Alles,
so mit einhelliger stimm von der kilchen . . . an-
genommen, die ouch die hirten und die schaff in-
schlüsset ...' Z Disp. 15'23; continet (Gualth.). ,Dem-
nachhin der spanischen Articklen auch die Punkten
und Vertrag, so ein lioch labliche Haus Österreich und
die Pündt gegen einanderen haben (die uns unbewust),
anzogen und ingeschlossen worden.' Anhorn 1003/29.
Refl.; s. in-ver-schl. — b) spez., = in-schlahen Jr/e
(Sp. 393). ,Füro so habint sy trett und traib und
holzhouw ... in den hölzern Kregenstaig [usw.], weliche
hölzer zuo disen ziten ingefangen, ingeschlossen und
ain tail gerütt sigen.' 146t;/150'2, G Rq. 1906 (G Bich-
wil). .üffnetend und verlachend beid gemeinden ...
wie B. der sig, der da hab ein guott, das er inschlüss
zuo einem inbesehlossen guott, und hoffend und trü-
wend wol, er solle si [!] ufftuon als wol, als si ir
brachwissen ufftuegind.' 1513, Z Eq. 1915(ZDorlikon).
,I>as obgenante Schultheis etc. zuo Baden angezeigte
erkoufte güeter (die vormalen yngeschlossene güeter
gewesen) wol ynsehlachen, ynschl. und zuo einem
weidgang machen mögen.' 1559, AaB. StR. — in-ge-
schlossen: a) zu Bed. a. ,Unser amman zuo über-
hasle hat uns der banditen . . . halb geschriben, als
ir an ingeslossner abschritt sechend.' 15'29, B Ref. —
b) zu Bed. b (s. d.); Syn. in-be-schlossen. ,In die stroffel-
weid werend weder sin vordem noch er zuo inen nie
gefaren, betten ouch darzuo kein recht, dann sin hoff
ein ingeschlossner hoff" were und deshalb billich uff
im selbs pliben sölte.' 1508, ZHegi. ,Was zwüschen
den jetzermelten beider gemeinden inschlossen [!] und
usgedingoten blitzen ligge, es sigen ouch wysen, win-
gärten [usw.], sölleu die beid gmeinden daselbs den
weidgang in gemein nutzen und niessen.' 1545, Z Rq.
1910 (ZAdlikon). — Mhd. imließen; vgl. Gr. WB. III
278; Fischer II 643. — In-schliessung f. ,Einschl..
interclusio, coarctatio.' Fris.; Mal.; auch bei Denzl.
1666/1716. — Mhd. imließumjc: vgl. Sauders II 959.
ent-, in W tw. (so Vt.) antschliessu" : 1. a) = «/'-
seht. lu. a.) tr. W, so Lö., Vt. En Spiher e. Lötschen
1917. ,Hiute hat inslozzin daz himilisge burgetor unsir
herre Crist mit sime fleisge, da e nie niemin in kom;
hiute hat den himil uf getan daz frone hostirlamp.'
E. Xll., Wack. 1876. ,Und sönd ouch die selben unser
burger ... die Schlüssel zuo dem selben türlin zuo
iren banden haben und das beschliessen und e. tags
und nachts . . . doch sond sy uns das selbe türli tags
ze rechter zit e. und uf tuon die stäte ... und mu-
gent und sullent auch das selb türli wider bescliliessen
zuo rechter zit' 1383, AALauf. StR. ,10 d. dem
schwarzen pfatt'en, do er die sakrasty entschloss.'
1402, Z Seckelamtsrechn. ,I)o gieng der H. zuo sinera
lius und entslos das und beslos es ouch und gieng
darinn.' 1404, Z RB. ,Wit ein schlos uftuon. Item
verschlag eines spechten nest, so er sinen jungen zessen
bringet, zuo band bringet er ein krud, da rüeret er
das nest darniit an, so gat es uf, und nim war, daz
dir daz selb krud werde, wenn er lat es fallen; damit
enschlüss alle schlos.' Künstb. 1474. Von Wegen :
,Das die von Arow den selben wäg wider ufftuon und
e. sollend, umb das jederman den oberen oder nideren
wäg ... faren mag.' 1443, Aar. StR. (Abschr.). Von
(versiegelten) Sclireiben. ,Uf das ist uns ... ein schritt
von unserm herren, dem bischof zuo Costenz, zuo-
geschickt, an unser Eidgnosschaft rät gemeinlich
wisende, doch mit beger, ob die Versammlung des
tags zuo Luczern verritten were, das wir dann söllich
scbriben entsl. ... wellen.' 1499, Z. .Herren N. ... seinem
insonders hochgeehrten Herren grossgünstig ze e.',
Adressformel. 1714/5, Z; öfter, wechselnd mit .er-
öffnen'. Mit pers. Obj., einen Eingeschlossenen be-
freien; s. in-schl. a (Vad.). — ß) refl. ,Dü venster
an dem tempel entschlussent sich und tatent sich uf',
in der Nacht, als Christus geboren wurde. Waldregel
1425. Bildlich: .Der Tag hat sich entschlossen.'
JCWeissenb. 1681. — b) ,E. (ausschliessen, von ein-
anderen scheiden, sünderen),discludere.' Fris.; Mal. —
2. in der Rechtsspr. a) = ent-schlahen 3b (Sp. 410),
von pfandrechtlich belastetem Gut. ,Wir [Rat und
Bürger von Zürich] veri[e]chen offenlich umb die vier
und zwenzig stuk geltes, so RNegellis wirtin uf dem
hove ze Wangen hat, das wir da gemeinlich haben
gelobt, dieselben vier und zwenzig stuck geltes ab
demselben hove ze ledigenne und ze lösenne mit
drissig marken guoten silbers . . . durch das unserm
herren graven Friderich von Toggenburg sin cinse
von disem jare und ouch hinnen hin entslosset [!]
und erlediget werden.' 1344, Gfd. — b) ein Verbot
aufheben; eig. einen Verschluss auftun. ,Es soll khein
V'erbot ohne Erlouptnuss eines Tscbaclitlans oder
Venners oder Statthalters beschächen; ob aber das
Verbot beschäche, soll das gehalten werden, unzit
das es mit Rächt entschlossen wirt.' 2. H. XVI.. BSi.
Rq. 1914 (jüngere Abschr.). — 3. Etw. (aus Etw.)
erscliliessen, entnehmen. ,Wan dan wir [die zu Luzern
versammelten Vertreter der 8 katholischen Orte] auf
vorhergehnde freundliche eidgnössische und brüeder-
liche Empfachung, Begrüessung und Anerbietung ent-
schlossen und verstanden, dass underscheidliche Ge-
sandte vorhanden, die für uns ihre Fürtrag zue tuen
begeren ...' Anhorn 1603/29. — 4. a) Etw. (Geheimes)
aufdecken, offenbaren. ,Man sol nit ieglichen hain-
liche ding e. [s. die Forts. Sp. 56 M.]' Waldregel 1425.
,Got si pris und eer, der mit sinem ewigwerenden
wort disen trug [die Verirrungen des Möncbswesens]
entschlossen und der weit für die ougen gestelt hat.'
Vad. ,[Bs, das nach U; Schw; Uw auftritt:] Es habens
699
Schlas{s), schles(8), schli8(s), 8chlos(s), schlus(s)
700
die dry ersten Eidgnossen gar eigentlich nnd fyn
entschlossen', näml. die Folgen der Uneinigkeit und
Untreue. VBoltz 1551; vorher: ,wer uns die laster
tuot entdecken.' — b) Etw. eröffnen, äussern, erklären ;
vom Vor. nicht scharf zu trennen, a) tr. ,[Wir] ver-
lassend nns uf unser yngetragne erklärung, so wir
villycht wyters in anzeigung irer gründ mit der gnad
Gottes e. werdend.' BDisp. 1528. ,Ist uff hüt ir ersam
pottschaft vor uns erschinen und irer hern und obern
der V Orten antwurt uf unser schriben entschlossen
und benamptlich, dass ...' 1530, B Eef. Mit abh. Satz:
,Sind wir . . . zogen bis gan Rimula [Rimini] und da-
selbs der herr legat ... uns gemeinen houptlüten aber
entdeckt und entschlossen, uf unser beger . . . uns
geschütz, onch reisigen zuo geben.' 15'21, Strickl.
(B Brief aus dem Felde). — ß) refl. Mit Gen. S. .Dar-
nach beschicktend mine herren von Chur mich [Co-
mander] und entschlussen sich ires willens gegen mir.'
1526, Brief. ,So er [ein Mann] sich sins letsten
Willens und Ordnung e. und erlüttern will, das er
zwen oder mer erbar man ... zuo im berneffen, inen
sinen willen und Ordnung offenbaren und entdecken
[solle].' B StSatzg 1539; ebso 1608, Aa Eq. 1922 (Graf-
schaft Lenzburg). .Deferre iusiurandum, sich embieten
ein cid etwar umb zetuon, sich eids e.' Fris. Bes.
von Botschaften. ,Nach dem wir die hotten uns unser
herrn und obren bevelche entschlossen, haben unser
getruwen lieben Eidtgnossen von Bern anwiilt an-
gezeigt, das ...' 1533, Absch. ,ünd wann uff disen
tag die gsandten der unsern von Baden abermaln
vor uns [den Boten der VIII Orte] erschinen und sich
daruf ieder bott siner herren und obren bevelch und
antwurt entschlossen.' 1564, AaB. StR. Mit abh.
Satz statt des Gen. Von Behörden. ,Hetten sich
die herren vom regiment und adel im artigkel des
selben abscheids . . . lutter entschlossen und be-
geben .. ., das sy ...' 1525, Bs Chr. ,Es habent unser
lieben und guoten fründ ... richtern am eegricht zuo
Schaffliusen ... mine herren gebetten sich zuo e., so
sy disen oder dergliclien hendel hetten, wes sy sich
erkennen wurden.' 1541/3, Z Ehegericht. Von Einzel-
personen. .[Ein Gesandter der V Orte] hat sich [auf der
Durchreise in Bern] gegen N. so vyl entschlossen,
dass er gen Wallis ryte und dass slechtlich die fünf
Ort den friden, wie die Züricher den verstand, nit
wellen.' 1529, ß Ref ,[Die N. zeigt an] wie sy sich
dann nechstmals durch iren bruoder ... beitter cndt-
schlossen und begäben, kundschaften zuo stellen.'
1539, Z Ehegericht. ,Zwen Tag hernoch schreib ich aber
ein Brief [an meinen Vater]. Dorin entschlies ich mich,
dass ich mit Th. im zuokünftigen Jar nach Paris ver-
reisen wel.' FPlatt. 1612 (Boos). ,In der Pfarr Pfätti-
kon sind noch folg. Widertöuffer: HYsenecker ... er
hat sich entschlossen, uf Jiser Sect abzesterben.' 1634,
Z. — c) mit Zurücktreten des Begriffes der Kundgabe,
von einem (amtlichen) Entscheid, Beschluss. a) tr.
.Ich will ... nüt feilen ... mich niorn früe uff dem
feld finden ze lassen, den stryt ze tuon, als er ent-
schlossen worden ist.' Morijant 1530. ,Ein vertrag
hetens gmachet, solt weren zehen jar... enschlossen
den friden gar. Der keiser hielt in nit ein stund.'
1543, Lied (Lil.); vgl. schliessen 2h. S. noch Ziie-
sätzer (Bd VII 1571). Mit abh. Satz. ,Nachdera ob-
begriffner anzug beschechen ... habend min herren
entschlossen und angesechen, das ...' 1527/9, Z RB.
,Den 7. Äugusti ward ein Landsgmeind zu Mayenfeldt
gehalten und entschlossen, dem Hauptman Planta
ein anderes Gericht zu halten.' Anhorn 1603/'29. ,Als
wir sachend den Mangel gedachter Munition ... habend
wir Amptleüt einhellig endtschlossen, mit sicheren
Geleid des Herrn Marschallen den Hauptmann N
zu schicken.' ebd.; noch öfter. S. auch BdV328u. —
ß) refl., ohne scharfe Grenze gegen bß; vgl. zR.; ,Dass
die von ünderwalden sich irer antwurt vor allen dingen
offenlich entsl. sollend.' 15'29, B Ref. Mit Gen. S.,
auch mit ,halb'. ,[Der päpstliche Legat hat] uns daruf
gebetten, wir wöltind uns unsers willens luter e. und
üwer heligkeit sölichs selbs zuoschriben, so wellt er
darnebent uwerer heligkeit, wie Sachen stüendint,
euch schriben, der hoffnung, ü. ht wurde sich des-
halb ouch endlich e.' 1521, Absch. (Z). ,Dass ir
[Zürich] noch wir uns unser antwurt entschliessind,
biss die V Ort ir antwurt vorhin gebind.' 1529,
B Ref. ,Uf obgemelts des römschen babsts anschlag
und anbringen ... haben d Eidgnossen ... uf den
8. tag jenner an egemeltem ort sich einer antwort,
wie hier volgt, entschlossen . . .' Ansh. ,üo hegert er
in nammen eines ganzen gerichts zuo Stammen hilff
und rat, denn inen der handel zuo schwer were, das
si nit wüsstind, wie oder wes si sich e. köndind.'
1530/3, Z Ehegericht. ,Es entschloss sich ouch ein
synodus aller strafen halb arger taten [geistlicher
Personen], hindangesetzt das malefitz.' Vad. .Nach-
dem . . . Herr vogt zuo Grüeningen von mynen gnedigen
herren bscheids begert, wie er sich in disem fal
halten solle, habent sy rayn gnedig herren sich dar-
über dessen entschlossen [folgt Entscheid].' 1572, Z
RB. .Wir wollend dardurch Niemand, was und wessen
sich ein jede ehrsame Gmeind e. solle, fürgeschrieben
haben, sondern selbiges einer jeden frei gestelt haben.'
Anhorn 1603/29. Mit Gen. P.: ,[Die Münstertaler be-
klagen sich, es] sey jetzund kein Hauptman uff Fürsten-
burg . . . begerend, gniein Gotshus sole inen ainen
setzen . . . Daruff wir Anweit anstat e. f. G. den
Münstertaler[n] Antwurt getan ... e. f. G. werde sich
in Kürze aines Hauptmans e.' A. XVIIL. PFoffa 1864.
Mit abh. Satz. ,Wöllent wir uns . . . mit unsern christ.
mitb. von Zürich entschlossen haben, den V Orten die
profant ... abzeschlachen.' 1530, BRef. ,Uftdas [die Dar-
legungen der streitenden Parteien] wir uns entschlossen,
das wir es genzlichen by semlichem ... artickel beliben
lassen.- 1545, AaK. StR. (Schiedspr.). ,Wiewol myn
gnedig herren burgermeister und rat der statt Zürich
... sich mit iren getruwen lieben Eidtgnossen von
den V Orten [usw.] inn abscheidts wyse entschlossen,
das ...' 1572, Z RB. S. noch BJ VIIl 732 o. Wie nhd.
sich entschliessen: ,Ich hab mich entschlossen, mihi
decretum et constitutum est.' Denzl. 1677. 1716. —
Ent-schliessen n.: Darlegung, Erörterung. , Disen
inzug hab ich darumb geton, das ich in dem e. der
articklen [näml. in der Schrift ,Uslegen und gründ
der Schlussreden oder articklen'] des gegenwurfs ver-
gessen hatt.' ZwiNGLi. — ent-schlossen: 1. geöffnet
GRPr. ,So er [der pfändende Meier] inkumpt, so di«
Tür e. ist, weret es ihm Jeman, das soll es [1. .er']
besseren dem Meiger und dem Vogte.' TuEsch. Offn.
1296 (jüngere Absclir.). Von Grundstücken: ,[A. darf
sein Gut] mit allen kaniren und kamerwegen beschlossen
und zuogetan han ... und sollen des vorgen. L. leben-
güeter furohin e. und uffgetan sin und heissen ...
701
Schlas(s), schles(s), schlis{s), schlos(s), sclilu8(s)
702
und ouch das von 40 jaren unzhar offen und e. ge-
wesen ist.' 1433, ZKü. — 2. entschieden; s. entscheiden 2
(Bd VIII 243). — ,Ent-scliliessung f.: dogma, di-
iudicatio.' Fris.; Mal. — AM. intsUoßan (in Bed. 1), mlid.
entsUeßen; vgl. Gr. WB. III 605/8; Fischer II 738 (beide auch
,Ent-schliessuug').
üt'-ent-: = ent-schl. laa. ,Do man die porten
uf entsloz.' KvWürzbbrg; noch öfter. ,So er [der
Torwächter] das tor ufentschliesset.' FrUnd 1446; da-
nach bei Aeg.Tschudi (Chr.), wo: , Alsbald er das tor
ufgeschlossen.' ,Die wächter uff dem turn söUent
schweren ... uff dem turn ze sind, wenne man die
betgloggen lüttet, und nit herab, bis die tor uff ent-
schlossen werdent und die graben ergangen.' um 1480,
AaK. StR. — Mhd. ü/enidießen.
ÜS-: 1. wie nhd. (Jmd aus einer Gemeinschaft, von
einem Recht udgl.) ausschliessen. ,Also bistu ... aller
menschen bruoder; hab sy nun styft' darfür, ob sy dich
glych nit wöltind darfür han. Denn welcher dich us-
schlüsst, der ist nümmen ein sun Gottes. Schlüsst er
dich darumb us, dass du nit gelt ggeben hast, so ist
er von Got usgeschlossen; schlüsst er dich nit us,
sunder bitt für dich one galt, so tuot er wie du und
ist denn aller menschen bruoder.' Zwingli; s. noch
be-schlecken 3 (8^.512). .Christus leert, wie und wen
man solle u., nämlich der nach brüederlicher warnung
ouch die kilch nit hört', nach Matth. 18, 17. SHofmstr
1526; noch öfter. , Ausschl., vor der tür beschliessen,
excludere, discludere; ausschl. (nebendsich schliessen),
aus der geselschaft tuoii, dissociare, disiungere, se-
cludere.' Fris.; Mal.; s. noch ent-schl. Ih. ,l)er eitere
Knab [habe] sich syner Tisch frauwen mit beharrlichem
Ungehorsam widersetzt ... dass sy den Knaben endt-
lich uss irem Hus würklich usgeschlossen.' 1658, Z.
,Von der Gesellschaft ausschl., secludere, disiungere
a consortio.' Denzl. 1677. 1716. Im Erbrecht. ,Wann
... die Mutter si [ihre Kinder] überlebt, so erbt die
Mutter si alle in ihren Gütern und schleusst alle
andere nächste Fründ us.' F StB.; frz. excluroit.
,Wenn eine Person ... in aufsteigender Linie Vater
oder Mutter hinterliesse, so erben dieselben ihre Kinder
und schliessen Alle aus, die sonst in aufsteigender
Linie gefreundet sind.' A. XVIIL, S. — 2. = üs-
schlahen las (Sp. 422); s. schlissen äa^ (Sp. 676). —
Üs-schliessen n.: entspr. Bed. 1. ,In den werten
Christi [Matth. 18, 17] lyt die ganze kraft des banns ...
Darumb wellend wir den sinn und meinung Christi
bsehen, uff welche sünd er dis u. leine.' Zwingli.
— üs-ge-schlosseu: 1. zu Bed. 1. Als abs. Ptc.
,Das uns, den obgenanten von Bern ... zuogehören sol ...
I das Schöngöu ... harin usgesl. die zwen höfe ... der
ein genant in der Löwen, der ander Siberslen.' 1470,
Aa Rq. 1922. ,[Auf dem Rathausplatz soll] durch die
kessler, haffengiesser, küeffer. kühler ald andere, gar
niemands u., einicherlei geschirs und zügs ... nit raer
feil gehept [werden].' 1538, Z RB. Mit Gen.: Mit dem
Kirchenbann soll man es halten ,der gstalt und wie
die von Basel angenomen band, u. des ledsten puncte[n]s
' in dem brieff getrucket.' 1531, EEgli, AR. Neben
Synn. ,Unser brief [soll] vestenklich von beiden teilen
, ... gehalten werden, gfärd und arglist vermitten und
u.' 1529, Absch. (Burgrecht der 7 katholischen Orte
und W). .Hindangesetzt und ü.'; s. Bd VII 1712. — 2. zu
Bed. 2. Dass alle solche gemeine und eigene Stücke
und Güter ... hinfort uneingefriedet (,u.') genutzet
I
und genossen und auch nicht angesäet werden sollen.
JGöldi 1897. — Üs-sch Messung f. ,Die beständige
Verschupf- und Ausschliessung von Ehren und Ämtern.'
1657, Bs. ,Exclusio, Ausschl.' Denzl. 1666/1716. —
Mhd. üßtließen; vgl. Gr.WB. I 955/6 (auch ,Ausachliessung');
Fischer 1 509.
use"-, in ScbR.; SchwE.; ZElgg -jf'ÄCÄMsse": mit
Akk. P., hinaus schliessen. lez hed-er [ein Bursche]
welle" zum Schibli ine' schlüffe", aber d's Maitli hed's
hurtig zueg'slösse" . . . Aber i'* nimmer a", 's ist ''em
Rösli tiid eso fürchtig Er'ist g'si" mid Use"g'schl.
LiENERT 1891. — In der Form uie'-ichl. kaum volkst.; über
i/schtüste" s. die Anm. zu schliessen. Vgl. auch usen-bt-achl.
ver-: wie nhd. ,V., intercludere, concludere,
claudere, obserare, occludere [usw.].' Fris.; Mal.;
ähnlich bei Denzl. 1677. 1716 (fehlt 1666). a) ab-
schliessen, versperren. ,V. und von andern dingen ab-
sünderen, discludere.' Fris.; Mal. ,Die Tür wil ich
gschwind v.' PSpicutig 1658. In der Rechtsspr. : ,Die
gericht v.', vom Rechtsstillstand. ,E3 solle ... in Aus-
führung der Rechten über einen Schuldner ... folgende
Ordnung beobachtet werden: Vierzehen Tag vor dem
h. Weihnachtstag bisauf Hilari [usw.] sollen die Recht
in Stadt und Land verschlossen, in der übrigen Zeit
aber offen sein.' Scu Auffahls-Ordn. 1743. 1773. Schon
bei Fris.; s. Sp. 369 u. Uneig., ab-, beschliessen, ent-
scheiden. ,Wir bitten üwer früntschaft, das ir ... die
Sachen mit uns wellent ufnemen und versl.' 1445,
B ,\M. (B an W) ,Da ward ... diser handel uf den
zwenzigosten tag obgeinelts monats also verschlossen
und verbrieft, dass ...' Ansh.; ,beschlossen.' ebd.'
,Diewyl ... min g. herren ir disputation halb ver-
schlossen habend, nüt ynzefüeren in diser disputation,
dann so in biblischer gschrift begriffen ist.' B Disp.
1528. — b) = in-schl. la. Mit Akk. P. ,Das kloster
Far ... darin gar ein frome geistliche frow ingesegnot
und verschlossen was.' HBrbnnw. Chr. ,Concludere,
einbeschliessen, gefangen legen, v.' Fris.; Mal. ,letz
[nachdem ich meine Frau Verstössen habe] hab ich
Rast, dass ich verhoff, der Teufel ist mir aus dem
Hoff. Und ist sie [die Frau] sunst verschlossen wol'r"
JMahl. 1620. Mit Sachobj. ,Seige dises Schreiben
in einem Stuck weissen Brots verschlossen gewesen.'
1080, Z. S. noch Ge-halt (Bd II 1218). Unsinnlich.
,Diwil klag und antwurt gedachtes handeis [die Aus-
Auslegung der heiligen Schrift usw.] verfasset und ver-
schlüst.' 1522, B Ref. ,ln wöUichen zweyen stucken
soll mynn vogtsun kein recht noch ansprach haben, die-
wyll sy in diserm khoutf begriffen und verschlosse[n]
ist [!].' 1586, S. — ver-schlosse°: a) zu Bed.a. ,Das
die von Walasellen die vorgenanten lantstrass verslagen
betten mit einem versl. zun.' 1314, Z. Jmd ,bi v-er
tür entschlahen'; s. Sp. 414u. .Clausus ex omni aditu,
der massen verschlossen und allenthalben verwaret,
dass niemandts zuo im kommen mag oder dass nienen
kein zuogang ist.' Fris. , Winterszeit bei Vile des
Schnees ist diser Berg v.' Güler 1616. ,V. Geschirr';
s. be-hah (Bd II 870), auch Ge-halt (ebd. 1219M.). Von
einem (versiegelten) Schriftstück. ,Wir glouben ouch
nit, das ir dieselbe versl. missiv ufgetan habend.' 1529,
B Ref. (B an W); später: ,dass man üwer versl. brief
ufbräche.' ,Daz ein Jeder ... ein verschlossnen Bricht
von dem Amptsman ... mit sich bringe.' 1645, Aa Rq.
19'22. ,Er [der Siegelbewahrer] mnsste schwören'
keinen v-en Brief ohne den Schultheiss und zwei Rats-
703
Schlas(s), schles(s), sclllis(s), schlos(8), sclilus(s)
704
herren zu besiglen. V-e Briefe sind Sendschreiben
Policei- und Kaufmannssachen etc. ansehend, wir finden
auch den Namen der v-en Briefen, die zwischen zweien
Parteien Kauf, Täusch, Gcrichtssachen, ausgemachte
Sachen anselien etc. Offene Briefe waren Diploniata,
Freiheitshriefe, Friedens- und Absagbriefe, welche
entweder oft'entlich adsgefertiget oder durch einen
Boten ofi'en gesandt warden.' BTh. Handf. ,V-e Kunt-
schaft'; s. be-schinigen (Bd VIII 832). ,V-er rechtstag';
s. Sp. 371o. Von Personen. ,Sie ist v., gelegentlich
für steril; sonst fehlt dafür ein eigentlicher Volks-
ausdruck.' AfV. (OStoU); vgl.: ,Der Herr hat mich v.,
dass ich nichts gebären kan.' 1530/1707, I. Mos. (nach
Luther). Uneig. vom Charakter, wie nhd., doch kaum
volkst. Das' er [ein Knabe] so verschlossnen isch g'si".
LoosLi 19'il. Er ist ehe" so verschlossne'', er gunnet
Ei"'m d'sWort nüd. CStreipf 1908. — b) zu Bed. b;
S.BdVI1448u.— ilhä. verfließen; Tgl.Gr.WB.XII 1, nO'2/6
(mit Belegeu aus Zwingli); Fischer U 1309. — un-ver-
schliesslich: unbegrenzbar, unendlich. ,Gott ist on-
ermässlich und onv. allenthalb.' 1548, Bib. (Inhalts-
übersicht); ,unv.' 1667. — ,Ver-schliessung f.:
occlusio, oppilatio, obturatio [usw.].' Fris.; Mal. —
Schon nihd.
in-ver-: = rer-schl.b. Ptc. , inverschlossen': ,Dann
sy [die Erde bei einem Erdbeben] sich selbs nit be-
wegt . . . folgt, das sy von eim andern bewegt wirt.
Das ander [bewegende Moment] aber, so es glych zum
nächsten der y. luft genennet wirt, tuot ers ouch nit
von im selbs, dann er hat nit Vernunft; dann wo er
Vernunft hätte, sclilusse ersieh selbs nit yn.' Zwingli.
— Auch bei Opitz (Saiidors II 960a).
vor-. , Einem Etw. v.', vor Einem verschliessen.
,Also wenig hat inen weder diss testament noch sonst
yemandt anderer (Gott habe lob) den himmel vorzuo-
schl. ; billicher aber wurde der himmel denen vor-
geschlossen, die sich von der warheit zur unwarheit
bekartind.' HBcll. 1571. — Vgl. Diefeulj. 1857, -1521]
(iprecludere'); Schni.' II 53G.
b'-schliesse" AAFri.; Bs; B (allg.); FJ.; GrD., Nuf.,
Pr., Sch.; PAl., Iss. (-«- < -ie-), Ei.; S; W, so Lö.,
Vt., Zerni., -Schlüsse" (bzw. i-) AiBr., Brittn., F., Leer.;
Ap; Gl; GnHe.; LE., G.; PPo.; G; Sc»; SciiwE.; TB.;
Th; Ndw; UwE. (-oi-J; WMü.; Zg; Z, Prses. -ie- oder
■ü-, im Allg. ohne Wechsel (doch in BSa., Si. im Sg.
■ie- oder -ü-, im PI. -ie-; in GaSch. in der 3. Sg. -m-
bzw. -öü-, in der 1. Sg. schwankend zw. -ie- und -»(-
bzw. -oil-), Imp. -ie- bzw. -ü- (in AaF. -s), Kond.
-schlu^s sviAa; BsL.; BoAa. f-ü'-J; LE., -schlussi Bi>a.,
Si.; FJ., -schlüssti Gl; GT.; SohR.; ZS., Ptc. -schlösse",
g'spliesse" FJ. (seltener als b'schl-), g's2ilüsse" Gl;
Scu, so Kl., R. (häufiger als b'scTti-, Kond. g'siMssti);
ScHwE. (neben b'schl-); Th, so Fr. und sonst (neben
b'schl-); ZBerg a/L, Schiein., Trüll., Ptc. g'splosse",
auch B(üvGreyerz 1911,44); FJ. (häufiger als b'schl-):
1. ,Be3chI., operire, concludere, claudere.' Fris.; Mal.;
Weiteres s. ebd. S.60d. 61 a. a) rings ein-, umschliessen.
,Wo uns [den V Orten] die statt Bremgarten entwert,
so wurden wir umringet und beschlossen und raöcht
uns alle profand und narung abgeschlagen werden.'
1529, Absch. ,Pharao wirt sagen von den kinderen
Israels: Sy wüssend nit. wo aus im land. die wüesti
bat sy beschlossen.' 1530/1707, II. Mos.; aoyxexXeins.
LXX. ,Ein ander netz hatt ein form als ein gezelt ...
und beschleüsst alle visch, die es findt.' Mangolt.
,Als si dasselbig [Auswerfen des Netzes] getahn, be-
schlossen sie eine grosse Menge der Fischen.' 1667/
1707, Luc; ,fiengent.' 1530/89; gr. ouvexXeioav. Von der
Bettdecke, als Zeichen der geschlossenen Ehe; vgl.
Beschliessiing 1, ferner be-schlahen 3 b (Sp. 469). ,So
2 unverdingt und one hüratsberedung sich mit ein-
anderen vereelichent, ouch die ee mit gewonlichem
kilchgang und hochzyt bekreftigent und sy die tecki
darnacli beschlnsst, welliches dann daruf vor dem
anderen one eeliche kind ... mit tod abgat, so soll das
eegemächt, so noch in laben ist, sin guot vorus ... nemen.'
Th Erbrecht 1542; ,und sy die decky beschlossen hat.'
TflFr. Erbrecht 1566. Anders gewendet: ,Den obge-
melten elüten, sobald sie die tecky beschlüssend, sol
sölich guot ir eigen [sein].' 1495, S Ehebrief (B Anz.
1897); dazu u. Mit Sachobj: ,0b sy [die Witwe]
solch irs maus verlaussen guots sich in erbs wise nit
underziehen ... wölte, das mag sy tuon und damit ir
gwand, wie sy das zuo hochzitlichen tagen zuo kilchen
und strausse an ir treit, under ir gurtel am lib be-
schlossen, mit ir nemen.' 1485, ZWth. ,Es soll auch
des Falliten Weib und Kinder mehr nicht, als sie an
ihrem Leib in Kleideren tragen und der Gürtel be-
schleüsst, hinauss gefolgt werden.' Bs Gerichtsordn.
1648. S. auch Schänkel (Bd VIII 968). In der Land-
schaft. ,Und vacht die vogty an und ist ze ring umb
beslossen, als hie nach geschriben stat.' ZAugstOffn.
1412. .Ein edel land ... das lit beschlossen zwüschen
berg vil fester dann mit muren.' 1477, LTobler, VL.
,Das schloss Fammarkhy [Vauxmarcus], welliches das
gebürg und see mit siner gelegeuheit beschlösse.'
AHafpner 1577. ,[Der Walensee] ist ... mit hochem,
gechem und felssachtem Gebirg ingefangen und be-
schlossen.' Z Gesandtschaftsber. 1608. ,Ein Tal, das
von einigen Felsenfirsten gänzlich beschlossen scheint.'
Helv. Kai. 1798. Von Ummauerung. ,Dise baiden stett
besloz der küng.' Z Chr. 1336/1446. ,Wyl ouch die
grossen städt selber mit keinen ganzen muren be-
schlossen sind.' JMal. 1593. ,Ein stettlin, welches
beschlossen und umbmaurt.' ThPlatter 1595. ,üiss
seindt die beschlossnen Stett und Ort, Zürich, Bern,
Lucern, Basel, Fryburg, Solothurn, Schaft'husen, aber
die anderen Ort, so man Länder heisst und nit mit
Muren beschlossen, noch einiche beschlossne Fleckhen
... handt.' RCvs. , Gedachte ussere Ringgraur, so die
ganze Statt beschlüsst.' Z Gesandtschaftsber. 1608. —
b) in einen Raum einschliessen; Syn. in-ver-schl., in-
be-schl. Mit pers. Akk. ,Do liez er si vachen und
schamlich zuo dem kerker ziechen und liez si darin
beschliezen in ain gar enge huot.' Z Chr. 1336/1446.
,Do Hess er den selben altar inwendig hol machen,
und das geschach darumb, ob ienian besessen ward
von dem bösen geist, das man den darin beslusse.'
Stretl. Chr. ,Die [Judith] hat ir selbs im obren ge-
mach ires hauses ein heimlichs wonungly gemachet,
da sy mit iren raägdten beschlossen wonet.' 1531/1707,
Judith; clausa. Vulg. Von klösterlicher Klausur: ,Dac ,
du klos [zu Linthal] iemerme mit Gottes hilf bestand j
ein beslossen hus, und alle die swestren, die iemer j
darinne beslossen wand werden, die sunt weder geist- ;
liebe noch weltliclie darumbe bitten wan den cardian .
[der Franziskaner zu Zürich] und sine bruoder.' 1340, j
Gl Urk. Refl. : ,Vor vorcht beschloss er [der Papst] ;
sich in sin veste Engelburg.' Ansh. Ohne Ortsbest.: j
,[Nach dem Verhör] beschloss man uns heftig wider j
705
Schlas(s), schles(s), HC]lli8(8), schlos(s), schlus(s)
706
wie vor.' WFluri 1524/38. Bildlich: ,Gott hat alles
beschlossen under den Unglauben, auft' das er sich
aller erbarme.' 1530/89, Rom. (,hat sie Alle in die
Ungehorsame beschlossen.' 1667/1707; gr. ouv^äXeios
xoü{ Tidvcas sie äTtEO-siav) ; danach Z Disp. 15'23 (,hat
sy all underii unglouben beschlossen'). Mit Sachobj.
,Disen vogel soll man sieden, waschen, darnach in
einen hafen beschl.' Vooelb, 1557. ,Der Bussner [des
CoIIegium niusicum soll die Bücher] nach vollendtem
Eiercitio wider dahin [in das .Kästlin'] besclil.' 1695,
G. S. noch ira;<-P/is<er (Bd V 1197). Ohne Ortsbest.:
,Die beiden sind in dem land, darum bschlüss den
blunder allcnsand.' L Neujahrspiel XV. ,Vor, hinder
einem b.'; vgl. vor-be-schl. ,Er beschlüsse vor iren
die spiss und anderes.' 1527, Z Ehegericht. ,Wie die
disputation in fünf büecher ... was verfasset und mit
rat der Eidgnossen hinder iren lantvogt zuo Baden
beschlossen biss zuo usstrag, was damit witer zc-
handlen.' Ansh. ,In die Hand b.' .Aller Kräuter nimmst
jedes ein Hand vol.als vildumitden Stiinglen und Kraut
in die Hand beschl. magst.' Z Rezeptb. um 1700. .Streit-
kraut ... so vil als du in ein Hand beschl. kanst.' ebd.
Bildlich. ,Die arche, da beslozzin inne was ganzliche
der richtuom aller wisheite.' E. XII., Wack. 1876.
,Das Herz muss sich gegen den Geboten Gottes offnen
und die in sich beschl.' FWyss 1650. ,I)ass wir in
allem Betten unsere Sinn und Gedanken beschlossen
haben können in uns, wie wir selbs ins Kämmerlein
uns einbeschliessen.' ebd. 1677. Uneig. In sich auf-
nehmen, fassen: ,Diser Tempel ... hat (seit ich hier
gepredigt) die grosse Menge fast niemal beschl. können,
sonder ein grosser Teil für den Kirchentüren ... sich
gedultig beholffen.' AKlinsl. 1688. Einbeziehen, -be-
greifen. .Diewyl . . . der vermeint abt [von StGallen]
...im friden nit beschlossen.' 1529, Absch. Mit dem
Abt [von StGallen] zu reden, dass er . . . diesen Betrag
bezahle, zumal ,die letst rechnung die erst beschlüsst.'
1534, ebd. — c) ab-, ver-, zuschliessen; Syn. ab-, ver-,
zue-schl. a.) mit pers. Subj. Von Bauwerken, mit Bez.
auf Seitenwände, Eindeckung udgl. ,Den turn ze
tremellene und us ze bereitenne mit tremeln, mit
techern und aller ander koste in ze besliessenne, das
gebürt alles '23 1b. 12 p.' 1381, B StRechn. ,2 Ib. ver-
zert die knecht, murer und Schlosser ... wie sy den
brunnen hant beschlossen.' 1565, AaB. Baumeister-
rechn. ,R. begärt holz zuo sinem schöpf zuo be-
schlüssen.' 1569, Hotz 1865. S. auch Üf-heU (BAlldiO).
Refl. : ,Ini Monat September hat sich endlich das ganze
Kirchgewölb beschlossen durch P. Oeconomum, so den
letsten Ziegel darauf gelegt.' 1734, IHess 1914. Von
Gebieten, mit Bez. auf den Zugang; vgl. da. .Jungen
[Jougne in Burgund] ist ein guote vest, under den
fünffen die alerbest, und beschlüsst Safoier lande.'
1475, Lied. ,Kein hilffliche Püntnuss mit ihnen [Mai-
land und Venedig] zu machen, sondern das Land be-
schlossen zu halten.' Anhorn 1603/29. ,Dises Gebiet
wirdt gegen dem untern Teil Lands an der rächten
Seiten des Chumersees beschlossen mit einem hohen
Felsen.' Guler 1616. Reü. : ,Zuo underist beschleüsst
sich das Pretigow gar wunderbarlich. Die berg gond
also nach zesamen, dass diss land, von natur beschlossen,
an dem end durch wenig leüt grosser macht möchte
vorgehalten werden.' JStbmpf. Von Wegen, Zugängen.
,Daz ein offen weg . . . gan sol zuo dez G.s hus, den
nieman beschleissen [!] noch verkumbern sol.' XV.,
Schweiz. Idiotikon IX.
AiBremg. StR. ,Uf den selben tag ward beschlossen
und verhäpt der zuogang unser reisigen zuo den Eid-
gnossen.' Ansh. ,Viam includere, ein wäg vermachen
und beschl. oder verhalten.' Fris. 1541; s.noch Sp. 433u.
,Die Päss zu dem Schloss Trasp sind von den Enga-
dineren beschlossen worden.' Anborn 1603/29. S. noch
Sp. 410o. Von Öffnungen: , Weilen die undern Luft-
löcher alsdann beschlossen seind.' Bs Mand. 1669.
Uneig.: ,[Es sei, da] noch vil junge burgerssöhn an
der frömbde inn der Wanderschaft gwessen, das burg-
recht bis uff jetzt zuogetan und beschlossen worden.'
1596, Z RB.; vgl. u. den Beleg von 1541, Z RB. Insbes.
mit Schloss und Schlüssel (auch Riegel) b. allg.; in
der ä. Spr. tw. auch i. S. v. zumachen übh. (wofür in
der lebenden Ma. zue-machen, -tuen). 1) Tore, Türen,
Läden udgl. Hast d' Hüstür(e"), d' Lade" b'schlosse"^
B'schliess d'Türe",so chann-er nüd ine'! Er [StNiklaus]
cha"" zäntume" (/ur"*«", wann d'Türe" scho" b'schlosse"
ist Zg (AfV.). De' [Fenster-jLade" ist b'schlosse".
UsTERi 1853. ,Des selben mauls [nach Albrecbts Er-
mordung] beschluzzent die von Zürich ir tor ... also
muost man den herd vor den toren rumen, daz man
si zuo getuon künde, wan si vor in vilen jaren nie
beschlozzen wurden.' Z Chr. 1336/1446. ,[Ein Vater
kann seinen Sohn enterben] ob ein sun sinen vatter
...an sinem testament und leste Ordnung ... hinderet,
irret und die tör beschlüsset.' 1438, B PES. .Wenn
ir sy [eure Hausfrau] wend schlachen, so beschlüssen
die türen, dass sy üch nit entloutfe.' 1529, Z Ehegericht.
,I)ie wechter . . . sollend ouch schweren, so sy nachts
das tor beschlossen habend, das sy angends einem ober-
vogt die Schlüssel geben.' 1539, Aa Rq. 1922 (AaL.).
.Obdere forem. die tur zuotuon und beschl.' Fris.
.Die fenster wider beschl.' RCvs. ,Die Gmacht halt
man [in Montpellier im Winter] zue, beschliesst die
Fenster.' FPlatt. 1612. ,Die Creuzgangtüren [sollen]
durch den Siegrist bei angehender Nacht beschlossen
und erst bei der Frühmessglock wieder geöfnet werden.'
vMoos 1778. S. noch Oster-Lamb 2 (Bd III 1271);
^e-se% (BdVII 730); Schemen (Bd VIll 772 u.); ü{-,
ent-schl. (Sp. 696/7). .Die tür vor, nach einem b.' .Der
kilchher ... beslos die tür der kilchen vor im [einem
Herankommenden].' Stretl. Chr. ,So wir betten wellind,
so söUind wir in unser kämerlin gon und die tür nach
uns beschl.' Zwincsli; nach Matth. 6, 6, wo: ,schleüss
die tür zuo.' 1530. ,So die fürgeschower ... umgien-
giut ... und etwer die hus- oder ander türen vor inen
beschlüsse ... um zechen Schilling buos zuo strafen.'
1561, AARq. 1922 (AAAarb.). Bildlich. ,NN. sollent
der gfaaren halb, so mit dem burgkreclit bruclit wirt,
und ob man nit hinfür mit uffnemmen frömbder bür-
geren die türr beschl. welle, ratschlagen.' 1541, Z RB.
,Darumb hat Gott die tür beschlossen und gestattet
nit, dass yemants, der gestorben ist, widerkomme.'
LLav. 1578; ,verschlossen.' 1670. .Dieweil gmein drei
Punt ihre Haustür gegen dem Haus Mailand aurt'geton,
so müsse er [Conte de Fuentes] sein Haustür gegen
ihnen beschl. und sein Land mit Vestineu und Volk
uffs Best verwaren.' Axborn 1603/'29. Refl. (=Pass.):
,Die tür beschleüsst sich mit dem schloss.' Mal. —
2) (Wohn-)Räume udgl. We""-mr furtgeit, mues'-men
Alls b. B (Zyro). Am helle" hätere" Tag 's Hüs b.
JHartmann 1914. (De'- Schmid b'schlüsst d' Schmide"
Z Wald) de(rj Schmid hat d'Schmitte" (Schmide" Z Wald)
b'schlosse", Schnellsprech vers Bs (Seil.); GBuchs ; Z Wald.
707
Schlas(s), schles(s), gchlis(8) schlo8(s), schlus(s)
708
,Nini lieii Schlüssel ab der wand, beschlüss den spicber
und duo die hüener in.' L Neujahrsspiel XV. ,Hett
W. das bus zuogetan und beschlossen gehaben.' 1465,
Z liB. ,An die von Murten, ir statt ze besli[e]ssen
und die niuren zuo vermachen, damitt die statt behüet
sye.' H8ü, BRM. ,So werdend ouch die hüser und
keller, die vorhin iederman offen und gmein gsin,
widerumb beschlossen.' 2. H. XVI., Gl JB. 1893. ,E.,
der Nadler, der eben sein Handtwerksladen auf der
Wühre beschlossen.' 1G5'2, TBFr. Chr. ,Daz etliche
Liit an den Sonntagen bachen und das Üffenhaus nit
byzyten beschliessen.' 1657, Bärnd. 1914. ,Das mihr
[dem hl. Josef wegen seiner Armut] d Wirdsheuser
werden beschlossen.' PSpicHTin 1658. ,Um 2 Ubr wird
sie [die Börse in Amsterdam] wieder beschlossen.' um
1780, Z. S. noch Erb-Gift (Bd II 135); Schenk-Hof
(ebd. 1032; zweimal); C/ie«er-Ha/s (ebd. 1208/9); ver-
riglen (Bd VI 756), -schlahen (Sp. 432 M.); üf-, ent-
schl. (Sp. 696/8). Im Kinderreim und -spiel. V^si
alti Annemari isch hundert Jär im Himel g'si", het
wider abe" müesse", ga" d's Chirschmuesgade" b. GZür.
1902 (BBlank., Därst.). Herr Professer Öpfelschnitz,
chumm mer gönd i" 's Himelrich, 's Uimelrich ist
bischlosse" und de' Schlüssel abgebroche" [!] ! SchR.
D'Briigg ist b'schlosse", im Kinderspiel. Rochh. 1857,
373; vgl.: ,Üie steinerne Brücke ... auf der einen
Seite von einem Tor beschlossen.' Helv. Kai. 1820.
RAA. und Sprww. Ei"'m d' Chuchi b.; s. Bd III 129 M.
Hüst d' Chuchi b'schlosse"? s. ebd. (auch ThMü.). ,Wer
einen Russüeck abgekriegt hat, erklärt dies etwa mit
der Rede: P* ha' drum d' Chuchi b'schlosse'.' Barnd,
1904. i>' Chöehi" hat d' Chuchi b'schlosse" OrHc., Ig.,
Mai. ,Mich dunkt, er hab ein tumben muot, der nach
des rosses diupstal alrerst besl. wil den stal.' Boner.
,Es ist ein gemein Sprichwort : Es ist ze spat, den stal ze
beschl., so die ross druss siutgenomen.' Zielv 1521; vgl.
Wander IV 768/9, ferner: Es ist z'spät, denGülle"chasten
e'b , wenn d's Chalb ersuffen ist GRPr. ,[Sie] wellend den
Stall beschl. gschwindt, so Kue und Kalb verloren sindt.'
1618, ZiNSLi 1909. Schränke, Schubladen, Behälter
übh. Vor Dem mue"-me" 's Chuchichästli b'schlüsse",
vor einem naschhaften Hausgenossen Th. , Sorgsam
beschliesst er das schwere, mit Messing beschlagene
Schreibpult.' Stutz 1850/5. ,N. tette die [Fische] in sinen
grausen und beslusse den.' 1447, Z KB. ,Bschliesst
die Plann!' Kommando. Z Exerc. 1706. ,[Die Enga-
diner backen] in kleinen Bakofen und die sie
während des Bakens niemals beschliessen.' Sererh.
174'2. , Einen hafen b.'; s. ver-richten (Bd VI 427 o.).
Uneig. : ,Zum ersten [haben] des herzigen oberisten
feldlierreu sich vereinbart und entschlossen, dass sy
für guot wellent ansechen, dass man Legg [Lecco] us-
machi ... darumb sy vermeint, dass man ein fart Legg
zuo end bringen solli, und doch, diewyl wir gern das
schloss nötigen wettind, so bald die kettinen gesclilagen
und die brugg zu Legg abgeschossen wurde, so wellend
dann sy daran sin, dass uns ein geschütz zuokäme,
damit wir den hafen beschliessend und dann unser
züg zuosamen niögi kan.' 1531, Absch. (Z). Kleidungs-
stücke; s. Bd II 1054o. , Insonderheit sollen die Männer
und Knaben in der Kirchen die Rock, Camisol oder
Wullhemeder nit offen, sondern wohl beschlossen
tragen.' GWil Sittenmand. 1728. Einen Wahlzettel:
,Soll ein Stattschreiber Jedem ein besonders Zedelin
anschriben und danne selbige zusammenwickhlen und
beschl.', bei einer Wahl. 1625, AaMbU. StR. — 3) bildl.
.Sankt Peter, nimm die Schlüssel in die rechti Hand,
bschliess wol dem Bären sin Gang, dem Wolf der
Zahn, dem Luchs der Chräuel, dem Rappen der
Schnabel, dem Wurm der Schweif, dem Stein der
Sprung!' Abendruf GSa. (LTobler. VL.); wesentl. über-
einstimmend FAnd. 1898, 706 (GO.); Alpenwelt 1889,
255; .bschliess wohl uf dem Bären sin Gang [usw.]!'
Alpenr. 1867 (GSa.); vgl. auch WManz 1916, 90. —
4) abs. allg. Gang go" b.! Tue denn g'spl, wenn d'furt
gast! SchR. [M.:] Dräi de"" der Schlüssel [der Stnben-
tür] wider, g'hörsch! [K. :] Eür rvas mues' jitz da
wider g'splosse* sV? OvGrevkrz 1911. [A.:] We"'
nume" du un^ t'* uf der Welt wäre", so brüchti-mt"
Ntlt z'b. [B.:] Un'' i''' b'schlussi! BSa.; ähnlich nach
einer Angabe oü. B. macht treu Lüt Z Wangen. ,Do
lüffe si zur tür us in ein kamer und beschlüsse, wölte
nitufftuon.' 1530/31, Z Ehegericht. , Mit dem Schlüssel
beschl., obserare.' Fris. ; Mal. ,Man muss Gott trauen
und doch wachen, beschl., auf sein Schanz sehen.'
FWyss 1672. ,Bei entstehender Brunst ... soll der
Wacht oder den Torwarteren bei ihren Eiden obligen,
alsobald zu beschl.' B Feuerordn. 1700. ,Ein Bedienter
... öffnete sogleich die Türe, liess den Herrn hinein
und beschloas wieder.' Sintkm. 1759. S. noch Sp. 589u.
Bildlich: , Sollt ich ... den Schlüssel der wysheit
Gottes, wie Christus spricht Lucä am XI. [52], in den
bänden haben und nit uftuon den unwtissenden, sunder
ouch den wüssenden vor iren ougen beschlüssen?'
ZwiNGLi. ,Vor einem b.' ,Über das [sei] er zwei mal
zuo ir kommen in ir kammer ... dan sy vor im nit
bschlüssen können, dann er über den höwkaren uff-
hin gstigen.' 1541, Z Ehegericht. ,Das der Gmeind
Binzicon Öffnung gegen der Burgerschaft zuo Grüe-
ningen hinfürter . . . gähn und sich erstrecken solle,
nämlich der Anfang by einem Türli in der Sonhalden
...Da solle man vor inen bschl.' 1623, Z Rq. 1915.
S. noch ver-riglen (Bd VI 756). Mit sekundärem Akk.:
, Einen b. vor.' ,Ir sint bislozzin von iuweren sundon
vor deme burgitor des himilesgin chunigis, nu stent
niut lange davor.' E. XII., Wack. 1876. ,So clagt er
[Ehemann], sy bschlüss inn vor der kamer.' 1541/3,
Z Ehegericht. .Einen vor dem anderen beschl. oder
verhinderen, dass keiner zum anderen komme, ex-
cludere aliquem ab alio.' Fris.; Mal.; s. noch üs-schl. 1
(Sp. 701). ,Uie tür vor einem zuoschliessen, einen
daussen beschl., prasoludere.' Fris.; Mal. Im gleichen
S. einmal mit blossem Akk.: .Da sig R. an die türen
komen, und als die beschlossen wer, da rüefte er
sinem wibe, das sy inn inliesse, und rette: Der zers-
schein! hat mich beschlossen.' 1483, Z RB.; ist ein
Ortsadv. ausgefallen? — p) mit Sachsubj. ,N. ordnet
und macht ... siner elichen wirtin [als Leibgedinge]
... daz nidrest gemach in sinem hus, darin er ietz
hushablich ist, was die kuchitür beschlüsset und ein
gadem in dem selben hus.' 1431, Z RB. Abs. = ver-
haben 3a (Bd II 9u9) B (Zyro); GnNuf. Ein Fenster,
eine Tür b'schliesst nit guet. Mit Dat.; s. Sarren III ^
(Bd VII 1261). — d) in besonderer Anwendung,
a) von GTiindstncken,=m-schlahen lg B (Sp. 393ff.); vgl.
auch »H-(^e-^«cÄ^.(Sp. 697 M.). ,Werdiealineindeinvahet
[Überschr.]. Wer die almeinde beslüszet oder si in
sinen nutz zühet, wer daz dem schultheiszen klaget,
besseret er daz nüt ienre, also daz er daz slosz, daz '
er danna sol tuon, nüt danna tuot, der sol einem
709
Schlas(s), schles(s), schli8(8), schlos(s), schlus(s)
710
iegklichen, der daz von im klaget, büezen mit drin
pfunden.' F Handf. 1249 ( Übers, von 1410); lat. clauserit.
,Daz daz zelgly alweg sig beschlossen gsin.' 1502, Z.
,Den graben betreffen[d], so wylandt der Schönkind
selig by dem schloss inschlachen lossen, diewyl das der
Schlossgraben, und so er glichwol offen, dheinen nutz
der gemeinde geberen möcht, kennen wir den nit uff-
tuon, sonder wellen wir den also beschlossen Ion.' 1525,
Bs Ref. .Damals sige der brachwäg über des M.s aeher
nssen gangen, und wan die zeig halt were, dass man
sy pschlusse, syge ein hurt vor dem salben brachwäg
ghangendt.' 1543, ZReg. ,Clathrare, vergatteren, ver-
sperren, mit gätteren bewaren oder bescbl.' Fris. ,l)as
... die kornzeigen umb Sant Michels tag und die haber-
zeigen anfang aprilis gehaget und beschlossen syend.'
1553, Aar. StR. ,Es solle ein innhaber des scblosses
Dübelstein undenhar den zun ... bis üben den Visch-
bach Überhin machen, daselbsten ein gmeind Düben-
dorff das holz beschl.' 1594, Z Ratsentsch. .Solche
Markher [! gemeint sind Vermarkungen] aber sollen
iedes Jahrsz ... uszgefüert, sodann von heiligen Creuz
desz Früelings bisz wider heiligen Creuz zue Herbst
berüerte Markhung inngehalten und beschlossen
pleiben.' 1627, Bs Rq. ,Die Zäune sind notwendig, um
Wiesen von Ackern zu sondern, weil das Vieh in diese
auslaufen würde, wenn sie nicht beschlossen wären.-
Z Anl. 1764. S. noch entschlossen (Sp. 700). Refl.
,Ouch sol der hof im obern Hard sich selber zünen und
im frid [refl.] geben ... Üuch sol der hof im nidern Hard
sich selber beschl. und zünen ... Item ouch sprechent
sy, das alle beschlossnen gnetter, die in ir zeigen
ligent, in die stroffelweid söllent geben.' ZWied. Offn.
XV. ,Es ist ouch unsers hofs rächt, das sich die nach-
geschribnen güeter vor uns söllent beschl.' XV., Z.
Von Rebland. ,Das mandat, so sy [,unser gnedig
herren'] verschinens sontags zuo Höngg an der canzel
daselbs umb die reben zuo beschl. verkünden lassen.'
1580, Z RB. ; später: ,zum vermachen der reben.'
üneig.: De" (Reb-JBerg b., ,den Kindern und den
Hühnern verbieten' ZUhw. (Dan.). — ß) refl., zu-
frieren ; s. Ge-fröri(ßd 1 1315/0; danach bei JJScheuchzer
1706). .Beschlossen sin' uä. ,Der Rhein war mit
eis 14 tag beschl.' 1515, Bs. ,Der Undersee ist zum
vierten Mal überfroren, aber nie lang beschl. bliben.'
1557, HÜHiBER, Chr. ,Die strenge, winterliche Zeit,
die von Martini bis in Merzen gewäret, also dass der
Rhein immer beschl. war.' Gclkr 1616. ,1623 war
ein sehr kalter Winter ... und bleibe der Untersee
beschl. bis halben Merzen.' TnFr. Clir. Von einer
Schneedecke. Es ist h. = ge-schl. lat (Sp. 695) ApI.
'sist no''' b. bis wit abe". ,In den Alpen ist noch Alles
beschl. von Sehne.' UBragger 1775. — y) von Körper-
teilen. , Einem die äugen b.', (nach dem Tode) zu-
drücken: , [Tobias] ist kommen zuo seinem schwäher;
den und sein schwiger fand er gesund und guots alters
und versorgt sy; und er beschloss inen die äugen und
erbt alle haab des haus Raguels.' 1530/1707, Tob.;
clansit oculos eorum. Vu!g. ,Die ören b. vor', Etw.
nicht hören wollen: ,So man uns aber umb dise miss-
taten mit der evangelischen leer, die ist das wort
Gottes, straffet ... wellend wirs nit hören, wir be-
schlüssen die oreu davor.' Zwingli. Vom Mund. , Sinkt
man [beim Baden], so beschliesse man den Mund, halte
den Atem an.' Z Anl. Den Mund halten, 's Karlineli
... hat es hurtigs Schnäbel', 's gi'fs selte", •'as'f'sj es
b'schlüsst. MLiENERT 1906. ,Der Blik der [sterbenden]
Frauen auf diese Rede machte dem Pfarrer das Wort
im Maul erstarren. Wenn ich diesen Blik mahlen
könnte ... ich bin wie meines Lebens sicher, man würde
lieber den Mund beschl.' HPest. , Einem das mül b.'
[Auf die Klage von B und Z über Beschimpfung der
Neugläabigen in den katholischen Orten antworten
diese] dass auf beiden Seiten ungeschickte Leute seien,
und wenn solche zusammenkommen, so fangen etwa
die von Zürich oder Bern an ... Wenn Dieses ab-
gestellt würde, so könnte eine Obrigkeit den Ihrigen
auch eher ,die Mäuler beschl.' 1531, Absch. ,Inn ver-
gangnem pundtstag habend die grossen Hansen und
rechten redlifüerer der pensionen ... ein gmeins gschrei
und treuwung durch h. doctor R. uns ufgetrohen und
enbieten lassen, man werde uns das mul bschlüsen.'
1573, Brief (TEgli); später: ,das grad dieselbigen ir
mul nitt uftuon dörfend, die uns unsere muler bschl.
wellen.' ,Wer lehrt dich solche Sachen? Ich will dir
gleich den Mund beschl.' LMev. 1767. ,(Einem) die
band b.'; uneig. ,Wer sind aber wir, dass wir die us-
gestreckten gnädigen band Gottes widernm beschl.
wollend, dass er ja nit nach siner güete fry für und für
würke.' Zwingli. Neg., Jmd freie Hand lassen. ,Ist ...
bekant [= beschlossen], daz ein rate im selbs der Ver-
warnung halb des sacraments die band darinn nit
beschl. solle, sunder darinn handien möge,, wie einem
rate das nach gelegenheit und gestalt der Sachen ge-
liept.' 14S4, Bs Rq.; Zusatz zu der Stelle: ,Wann man
hinfür ab einem richten welle, daz man den drye oder
vier tag vorhin, ee man in für recht stelle, mit dem
heiigen sacrament ... versorgen und berichten [solle].'
,Dem ersten [Arbeiter] ward geleistet, das im ver-
heissen was, und darumb raocht er die fryen band des
Herren nit beschl., das er andren nit ouch gäbe, das
im geviel.' Zwingli; vgl. Matth. 20, 12/15. ,So ... er ir
etwas tüege, das sy tapfer Ursachen habe, möge sy wider
kommen und soll ir darinn dhand nit bschlossen sin.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Den magen b.': .Claudere coenuni
dicitur cibus, die den magen beschleüsst oder die man
zeletst isst.' Fris. — 8) ,deu [Gerichts-]ring b.'; s. Bd VI
682 (BStSatzg 1539). 1084 u. (1540, Z; zu dem ebd. ab-
gedruckten Beleg aus GRVDörf. LS. 1692 vgl. e). Im
gleichen S. .das gericht b.': ,So disse ding [das Voran-
gehende s. Bd VI 682] an den drig Strassen also ge-
schechend und niemant kümpt, der sich wil des tod-
schlags annämen . . . dan hept der richter an und tuot
wider ein frag an unseren fürspräch und spricht: Die-
wil niemant kümpt ans gericht ... so frag ich dich
abermals, das du da entscheidist, was witter ze tuon
sige. [Dieser antwortet:] Nun diewil ir, her richter,
mich aber fragend, so dunkt mich rächt und guott,
das das landtgricht solle wider mit den drig schranken
an den drig ortten beschlossen werden, darmit das das
landtgricht beschlossen sige.' 1549, UMey. Chr. Un-
sinnlich. , Einem die gericht, das recht b.', das Recht
verweigern. ,Si [die Appenzeller ,anweld'] betten im
ouch alwegen fürderlich recht ergen Janssen und im
die geriebt nie beschlossen gewessen, ouch etwan
rechttag gesezt, ee im lieb wäre.' 1504, Zellw. Urk.
,Also bitten wir «uch [die Schirmorte] ... fürhin einem
Herrn Prelaten das Recht nit mer beschl. lassen, wie
es zuvor bei dem abgestorbnen Herrn beschechen ist.'
1619, üwE. (Klageschrift der Talleute). ,Die gericht,
gant b.' uä., vom Rechtsstillstand; s. vf-schlahen
711
Schlas(s), scbles(s), 8chlis(s), schlos(s), schlus(s)
712
(Sp. 370o.) und vgl. Bd VI 328. .Wenn Gericht und
Gandt albie bei uns beschlossen oder offen sein soll.'
GrKI. LB. (s. die Forts. Bd IV 1955o.); später: ,von
Salary Richter und Gerichts in beschlossnen Zeiten.'
,Wenn ein Frönider ... hat bei uns einzuziehen Gelt-
schulden oder Anders, so sind sie schuldig, bei ihrem
Eidt zu melden, ob in ihrem Heimat die Gandt zu
oder offen seye. Ist alsdann die Gandt bei ihnen be-
schlossen, so soll sie bei uns Demselbigen, so bei uns
einziehen will, auch beschlossen sein, so lang und
viel sie bei ihm beschlossen ist' ebd. ,Silentiu7n est
causarum et iuris, die Gerichte sind beschlossen.'
Denzl. 1660/1716. ,In dieser Zwischenzeit sind die
Rechte beschlossen.' vMoos 1774/7. S. noch Schulden-
ße-richt (Bd VI 369). — s) vom Anlegen eines amt-
lichen Verschlusses, bes. im Pfändungsverfahren; Syn.
,des richs schloss anschlahen' (BdVI 153u.; Sp. 382o.).
,Dass noch vor der Leichbestattung die Mittel ver-
wahrlich beschlossen ... werden.' Z Erbr. 1831.
,Darumb ouch von einem scbultheissen und rat ze Baden
mit der statt hotten geschaffen worden were, daz si
des [nach einem Diebstahl flüchtigen] S. güetter be-
halten und beschlossen wurdent [!], bis daz man säch,
wer recht zuo dem guot hett.' 1430, AaB. ,0b ein
person verdarb, von land füere und schulden hinder
im verliesse, des sol sich ein schultheiss und rätt
nnderziehan, so ver des sinen etwas da wäre, anschriben
und beschl.' um 1480, AaK. StR. .Herr Rennwart
Göldlis tocbterman ... bittet vor den väten ... diewil
sy über berr Rennwarten und sin lib und guot ge-
richt habint, daz sy so gnedig sin und . . . berr R.s
tochter das guot. so bishar beschlossen und hr R.s
were, woltind zuo banden stellen.' 1523/6, Z RB. Mit
Dat. P. ,Dass W. den zwifel über inn swuor und
schuof, dass im das sin beslossen wart, do er nit doheim
was, und beschalketen inn also, darüber dass es sich
an dem gericht erfand, dass er im nüt schuldig was.'
1399, Z RB. ,Sover undervogt B. zuo Menidorff denen,
so die hüser iren schuldvorderern zuo beschl. be-
gerend, dasselbig nitt erstatten will.' 1565, Z RM.;
vorher: ,Wie er sich mit dem beschl. der schuldneren
hüser halten, namlicb das er einen Schlosser ald schraid,
desglychen einen des grichts ... zuo im neramen und
beschl. lassen [solle].' ,Hand sy mich ... hätten, ich
soll inen um 30 Gl. hälffen, dan sy werdend von Eim
... tryben umb Gleti, und wan ich nit hälffe, so werd
ynen das Hus bschlossen.' 1606, Z. S. noch Bd IV
1723u.; VI 243o.; VII 435n., dazu Bd VIII 665o.
(Ei"m) h., ,die Habseligkeiten des Schuldners unter
Siegel legen', pfänden Ap (T.); ThMü.; ZO.; wohl
überall f- -3^«" hät(-em) h'schlosse'; es ist(-em)
b'schlosse" worde' Ap (T.); TbMü. ,Swer dem andern
ze Zürich beslüsset, das man da ieclichcm sol geben
und gelten noch der marchzal.' 1333, Z (FrWyss 1845);
wiederholt 1343, Z StB.; s. die Forts. Bd VII 1306o.
,S. [klagt] uff den 0., dass im der beslossen hat
darüber dass er im nüt schuldig ist.' 1383, Z RB. ,0b er
[Schuldner M.] inn nit zuo verpfenden bette, wo er
[Ciläubiger] dann M.s guot ankommen möge, er daruf
faren und im beschl. lassen so lang, bis er abtragen
... werde.' 1505, Z RM. ,Als die ingewünner ... uft"
anrüeffen W. des müUers umb desselben schuld und
erlangt recht Niklausen B. beschl. wellen und also
die knecht sampt dem Schlosser das zuo vollstrecken
geheissen und wie sy das häbli in ein kamercn getan und
das blech altem brach nach angeschlagen.' 1530, Z. —
e) = schliessen 1 b (s. Sp. 694). zsschliessen. ,Die
Ordnung wölln wir bschl. fest und nicht drein lassen
dise gest.' GGotth. 1599. ,Von Glider und Reyen
beschl. [Überschr.]. Es möchte Mancher gedenken,
warumb ich heisse die Glieder beschl., so man doch
under den heutigen Kriegern die Reyen beschl. heisset,
und dargegen die Reyen beschl. heisse, da sonst in
exercitiis der Soldaten das Widerspil gebräuchig seye.'
Krieosb. 1644; dafür .schliessen'. ebd. 1667. — 2. a) den
.\bschluss zu Etw. machen, Etw. zum Abschluss brin-
gen; Syn. ab-schl. 2 a. Im Übergang von Bed 1: De"
Strumpf b., ,am neuen Strumpf den Abschluss machen,
die Endmaschen stricken' AaBosw. De" Zug &., im
militärischen S. Usteri 1853; danach Bühl. ,Die
Ordnung beschl., claudere aciem; er hat die Ordnung
mit inen beschlossen oder sy zeletst gestelt, triariis
postremam aciem clausit.' Mal. Unsinnlicher a) eine
Rechnung ,b.' ,Do wir diss buoch summoten und
unser rechnung beslussen, waz der kost 3 Ib.' 1430,
BStRechn.; s. auch summen I (Bd VII 974). , Damit
ist dise rechnung beschlossen.' 1475, BLauf. (Vogt-
rechn.). — ß) Verträge udgl. ,b.' ,Als aber der edel
küng von Frankrich Franz hat bedingt, einen bericht
und pund allein mit gmeiner Eidgnoschaft anzenemen
. . . ilt er ... mit den 8 Orten zuo beschl.' Ansh.
.Etlich under inen [den eidgen. Hauptleuten] haben
on underlas praticken und handlungen eines berichts
mit dem küng von Frankrieb so . . . offenlich gehalten,
dass bäpstlich heilikeit und ander puntgnossen und
alle weit glowt haben, die bericht wäre schon be-
schlossen.' ebd. .Die potten von Basel erschinen von
des burgrechts wegen. Vierder raten undderratschriber
von des burgrecbten wegen begärt, das ze besl.' 1529,
B RM. .Glarner abscheid, da man den tnrgowischen
vertrag beschl. solt'. Überschr. 1530, Z. ,Ein schönen
pundt band mir beschlossen, dorumb mir gnent sind
Eidgnossen.' VBoltz 1551. Refl.: , Zweihundert und
zachen Jar verflossen, hat sich eine bsonder Vereinnng
bioschen [!] zwiscbent loplichem Wallislandt und den
vier Waldstetten.' Stockm. 1633 (nach einer Quelle
von 1578). .Einen friden b.' , Daruf der friden mit
dem keiser bschlossen ward.' JHai.ler 1550/73. ,Der
frid ist gemacht und beschlossen, convenit pax.' Fris.;
Mal. Von Verlöbnissen. .Do hab er zuo iren gseitt:
Meittly, wilt das gelt uft" die eV Do sprech si: ja.
Do gebe ers iren ... verhofft, die wil und der handel
verwinkouffet und bschlossen sye, solle es darby
blyben.' 1530/3. Z Ehegericht. .Hiemit den ganzen
handel ... unz an den handtklapf suber beschlossen.'
1541/3, ebd. .Eine e b.': .Das sacranient der ee nach
dem althargebrachten bruch in angesicht Christen-
lieber kilchen ze beschl.' 1523. Bs Ref.; vorher: ,be-
schloszne ee.' .Einen kouf, markt b.' ,Und wurde
der merkt beschlossen umb zwenzig pfund.' 1518, Z
Stäfa. ,Myn herren . . . habent . . . herrn landvogt T.
. . . vollen gwalt geben den kouft" zuo beschl.' 1580,
Z RM. ,\Van Einer ein Haus, Scheur oder ander
lygende Güeter erkhaufen, das derselbig . . . den Khanf
in Beisein zwei oder dreyen Persohnen offendtlichen
beschh und dann gleich angenz vor Recht fertigen
lassen ... solle.' 1611, Bs Rq. ,Wan zwei mit ein-
anderen ein Marcht getan und beschlossen haben.'
GrVD. LS. Im Übergang zum Folg.: , Welcher Burger
auch einem Frömbden ... ützit syner ligender Güeter
713
Schlas(s), schles(s), Hchlis(s), schlos(s), schlus(s)
714
ynsetzen, verpfenden oder verschryben weite, das soll
. . . vor dem Stattgricht beschehen und gevertiget
werden ... Es sol auch Sölchs vorhin under zweyen
underschidenlichen Malen offenlich an Gricht eroft'net
... werden; am dritten Grichtstag aber soll man die
Sach besohl, und die Ynsatzung mit der Urteil be-
stätigen.' 1604, AiZof. StSatzg. — y) beendigen übh.
,Concludere, beschl., ausmachen, enden; clausula, das
da beschleSsst, das end.' Fris. , Beschl. für enden,
concludere.' Mal. , Demnach uf den dritten und vierden
tag ward sin vergicht und process beschlossen und
in zwölf bogen papir geschriben.' Ansh. .Sollen die
Herren prseceptores morgens im Sommer prascise um
7 Uhr und im Winter um 8 Ulir mit Gebätt anheben
und im Sommer um 9, im Winter aber um 10 Uhr
beschl., dessgleichen nach Mittag von 12 bis 3 Uhr
bei den Knaben sein, auch diese Stunden mit einem
Gebätt anfangen und beschl.' Aar. Schulordn. 1758.
.Endtlichen beschlüsste man den Tag der Feüerlich-
keit mit anmutigen Entzückungen der zärtlichsten
Vergnügenheit, der Belustigung und der Ehre.' 1760,
UwSa. ,Etw. in ein ende b.' uä. , Dieselben venre
und heimlicher mit reten und zweihunderten gar dick
ze rate giengen, wie und in welen weg si iren vigenden
widerstan möchtin und den grossen krieg in ein erlich
ende besl.' Jüst. .[Einer, der] das gegenwurtig leben
mit dem nöchsten end beschlosen hat.' 1508, AaB.
(Formelb.). ,Sin end b.': .Demnach ... mancher also
im bann onn alle sacrament sin end bschlossen.' 1525,
BsRef. Bes. von mündlichen oder schriftlichen Äusse-
rungen. ,Und dass ich vil mit wenig Worten besliesse,
so schribt man das von im, dass ...' Stretl. Chr. ,Ein
red beschl. und enden, concludere ac definire oratio-
nem; nach meinem brauch wil ich mein brieff beschl.,
ntar ea clausula qua soleo.' Fris.; Mal. ,Im summer
nach osteren sol der pfarer alwäg den 3. oder 4. suntag
nach der bredig die 10 gebott sprechen ... und dar-
nach das vatter unser und glauben, hiemitniderknuwen,
hätten und nachmals die bredig beschleissen [!].' 1532,
aZoll. 1899. .[Zeuge] bschloss hiemit syn sag.' 1580,
Z Ehegericht. .Heute, da ich die Acta beschliesste.'
1758, Z. S. noch Bd VI 901 o. Abs.; s. Bd VI 1266 o.
,B. mit.' .Dass herr Dr Egg erst uf hüt dato dis mit
sinen beschlussreden gegen sinen widerwcrtigen ge-
recht worden und beschlossen hat.' 1526, Absch. ,Be-
schliesse darniit in diser Eil und befehle den Herren
Schwager [usw.] göttlicher Beschützung', Briefschluss.
Gespb. 1632. ,Im obern und höhern Chor beschleusset
die Stimm der grossen Schar . . . mit dem mächtigen
Halleluja.' AKlingl. 1688; nach Oli'enb. 19. — b) einen
Beschluss fassen; allg. ; s. die Anni. Was händ-er
b'schhsse"? Si tuend iezcd no''' drüber b. ,So ist ouch
zwüschend uns berett und beslossen, das ...' 1470,
Aa Rq. 1922 (Vertrag); noch öfter. .Das ... diserm
entscheid, mit aller teil guotera gunst, wüssen und
willen beschlossen und vollzogen, geläpt ... solle
werden.' 1518. ebd. .Wellend wir doch an üch nützit
besl.' 1530, B Ref. .Des menschen sun gadt hin, wie es
beschlossen ist.' 1530/1707, Luc; gr. v.(xxä to öiptoiidvov.
,Wär aber ... beschleusst sölichs in seinem herzen,
sein junkfraw zuo behalten, der tuot wol.' 1530/89,
I. Cor.; ,hat in seinem Herzen beschlossen.' 1667;
gr. xexpixsv. .Beschl., fürnemmen. statuere; es ist
(also) beschlossen, geordnet und angesehen, statutum
est. certa res est; ich hab endtlich beschlossen und
für mich genommen, stat sententia, statutum est mihi
(in animo); etwas endtlichs beschl., finem alicuius rei
statuere; ich hab noch nit beschlossen, was ich tuon
wolle, non certum est mihi quid agam.' Fris.; Mal.
(Weiteres ebd. 61 a/b). ,Ist . . . erkent, abgerahten und
beschlossen [folgt Entscheid].' 1589. Aa Rq. 1922
(AAAarb.). .Dass der lobl. Zünften Abordnende ...
alles zur Reraedur Nötige nit allein beraten, sondern
auch beschl. helffen mögen sollen [!].' 1713, Z. S. noch
Bd 111 1514 u.; VI 1600u. (zweimal); Sp. 631 M.
,Wirdt er sagen: Es ist guot, so Stadt es wol umb
deinen knecht; wirdt er aber ergrimmen, so wirstu
merken, das böses bei im beschlossen ist.' 1530/1707,
I. Sam.; auvTEXEXiaxai. LXX. ,Bei im selbs beschl., decer-
nere; das ist bei mir beschlossen, dise nieinung hab ich
mir schon fürgesetzt, animo meo sententia constat.' Fris. ;
Mal. Refl. : ,Utf den 7. tag novembris . . . hett man bed
rät ghalten und sich mit einhelligem rat bschlossen
und erkent, das ...' 1561, ZWth. — c) (logisch) zs-
fassen, einen Schluss ziehn; Syn. schliessen 3 c;
vgl. dazu Be-schluss-Red (Bd VI 539). , Etwas aus-
läsen und beschl. als aus vil anzeigungen, coUigere;
du beschlüst übel, raendose colligis.' Fris.; Mal.
, Appenzell [als letzter der den Bundesschwur in die
Hand des Bruders Klaus erneuernden Orte]: Nit lass
dich, heiiger man, verdriessen, ich muoss myn meinung
auch bsohl. [folgt Begründung, warum das Bündniss zu
erneuern sei].' VBoltz 1551. ,rs etw. b.' .Wollten wir
aber darus [aus II. Cor. 8] beschl., das ...' B Disp.
1528. ,Us obgehörtem Bescheid ist zebeschl., dass ...'
F StB.; frz. conclure. - Be-sch Hessen n.:= Schluss-
Red 1 (Bd VI 539); vgl. JMüll. SG. IV 177. .Besauten
wir beider teilen hotten ... begerten an si, ob si über
sidiche schrifte, als si geben betten, fürer ätzet von
der Sache wegen fürbringen ... wölten. Da öffneten si
von mund, villicht lüterer beider sit, denn si in schrift
fürgewendet betten; doch beliben sy by dem besl.,
als si vormals versigelt hatten.' 1425, BSchiedspr.;
vorher: , nachdem und ouch dieselben beid teile iro
anclag, fürlegung, red und widerred wol besigelt in
beschliessung wise . . . fürbracht . . . hant.' .Nach anclag
und antwürt, anred und widerred, nach clag und be-
schl. und nach erhörung beider teilen briefen, fry-
heiten und Urkunden ... do wart in dem rat einhellenc-
lich erkent und erteilet, das ..." 1440, Aar. StR. —
b'-schlosse", in L flekt. b'schhssnige'' usw.: 1. a) zu
be- schliessen la — c. .Beschl., prseclusus, clausus, oc-
clusus.' Fris.; Mal. Eingeschlossen. ,Dass er uns uss
acht lassen welle nach wisung eines solichen briefs,
als dann des ein abgeschrift in disem brief beschl.
wiset.' 1418, Z Schreiben (Aeg.Tschudi Chr.). ,Wie
oft er gen dem Speicher [in dem die Liebste ein-
geschlossen war] sach und gedacht im: Häliger Christ,
beschl. prot, wie süess du pist!' Rinc;. ,Zwo gross
hostien ... nach dem ampt in die custery bhalten
zuo dem andern heiltuomb und bschlossnen kelchen.'
1588, ScHW. RA.; s. Bd VI 1892o. Hieher (?): ,Es
gab in früheren Zeiten . . . Büchsen mit rollendem
Stein oder Roll- oder Trollbüchsen, wo die Kugel
durch das Rohr hinuntergerollt oder -getrolt [wurde],
Büchsen mit Zwangstein oder beschl-em Stein, wo
man die Kugel mit dem Ladstock hinunterschieben
musste.' AKücBLER 1895. Abgeschlossen, verschlossen.
,B. land.' .[Der spanische Gesandte] rüemet ... die
Khetos irer sterke ... halb; so habind sy ein beschl.
715
Schlas(s), schles(s), schlig(8), schlos(s), schlus(s)
716
land, grade niäniier.' 1565, Brief (JFabricius). In
aiiderni S. Bd VII 985 M. .Besclil. ort, clausuni.' Fbis.;
M*L. Von Baulichkeiten. ,Icli [Wirt] sol euch mit
rechtem geding machen und haben vier besluste
gedraer, zwen beslozzen stell und ein beslussen tenn
in der vorgen. tafferren.' 1488, Z Eq. 1015 (ZDiet.).
,Beschl. haus, penates clausi.' Fris.; Mal. Von einem
Kloster; s. Sp. 704 u. ,Das beschlozzen päd ze Baden.'
1364, AaB. ürk.; vgl.: ,Wann man ... in beschl. ge-
machen bleiben und den kalten luft vermeiden köndte,
möcht es [das Bad] auch den cholerischen ... zu-
gelassen werden.' HPant. 1578. Von Türen usw.
D'Siinne" schint ... i" di b'schlossnige" Pfeister. JRoos
1885. ,Der kilchherr sprach hinus zuo im mit be-
slossnen türen.' Stretl. Chr. ,I)as ... in einem Stettlin
am Bodensee . . . urab Nachtessens Zyt by unlustigem,
nassem und kotigem Winterwetter und beschlossnen
Porten man gehört von der undern Porten haruff ...
ein selzame Procession ... dahar zühen.' RCys. ,Bei
beschlossnen Kirchentüren.' Hott. 1666. Im Recht,
,Als ich mit beschlossner duren ein verbannen gricht
gehalten.' 1527, Z. .Auf 30 Fäden Fähler ein Zuspruch
neben Ofen stehend bei beschlossner Tür, 40, 50 und
60 beim Ofen stehend bei offner Tür', Bestrafung der
Spinner bei Garndiebstahl. 1796, Gl Ratsprot. S. noch
BdVI557M. Von Behältern, Möbelstücken. ,Ain besl.
kist.' 1394, Aa Rq. 192'2 (AAAarb. Zollordn.). .Einen
beslossnen ghalt', für Wein, 1448, B AM. ,In einer
beschlossnen trucken'. WFlüry 1524/38. ,Ein kästen
... hat zuo allen vier selten beschlossne behalter.'
1586, Bs Inv. ,Die evangelischen Kilchgenossen [sollen]
mit einem beschlossnen Ghalter in der Kirchen zum
Taufkessel und anderen zu ihrem Gottsdienst ... ge-
hörigen Sachen ... versehen werden.' 1639, AAWett.
Arch. ,Ein beschl. Kästli.' 1666, JGöldi 1897. S. noch
Bd II 1218 u.; VIII 1156 u. ,Ein beschlossnen Sidelen-
stuel.' 1607, Z. ,2 neue beschl-e nussbäumene gewohn-
liche Beichtstühle.' 1778/99, AAÜLunkh. S. noch Bd VIII
878 M. ,1 bschl. zuosammengleit tischli.' XVI., Z
Teilrodel. Ein , beschlossner Tisch', im Rathaus zu
GBern. 1666, JGöldi 1897. Vom Herd: In der Küche
sind überal beschl-e Kunstöfen errichtet, die ... aus
gehauenen Sandblatten bestehen.' Gr Sammler 1782.
Von Schriftstücken. ,Ir wellent . . . uns des [des Er-
gebnisses eines Verhörs] in gloubwirdiger beschlossner
geschrift berichten.' 15'23, B Ref. ,ln berüertem paret-
fuoter [waren] vil beschlossner briefen.' 1559, B Turmb.
,Geschriftliche beschlossne Khundtschaft.' 1591, ZEgl.;
später: ,die beschlossnen kundtschaftbrief.' ,B-er Bruch',
Gegs. zu , Schlitzbruch'; s. Bd V 376o. ,B-er Göller';
s. Bd II 218 M. ,Beschl-e Helm.' 1634, Bs Zeughausinv.
,Zwo schwarz- und sechs weisse gar beschl. Rüstungen.'
1662, ebd.; 1. ,beschossne' (s. Bd VIII 1420 u.)V ,B-e
Ab(ge)sicht, b-es Absähen', am Gewehr; s. Bd VII
246. 258; Bd VllI 416 (geschiftet) und vgl. Bd VII
544/5. Unsicher: ,Gab N. ... 18 ß umb 1 schloss und
1 gehenkt zuo der büchs uff dem ärgger bi des K.s
hus und 18 p umb 1 schloss und 1 gehenkt uffMüle-
tor zuo der büchs und 18 ß von 1 nüwer büchs be-
schlagen und beschlossen und 12 ß von 4 nüwen trogen
beschlossen und beschlagen und 18 ß umb 1 schloss
uff den ärgger bi des S.s hus.' 1404, G Seckelamtsb.;
vgl. Z Ant. Mitt. 82, 215. — b) zu be-schliessen Id.
a) entspr. Ida. ,B-er hof; vgl. ZfsR. la 36. ,Und
sol der hoff Haggenberg ein beschlosner hoff syn, das
der selb hoff hierus niemand schaden tüege.' TnAad.
üffn. 1469. ,Wie er . . . ein hus und hoff zuo Mellingen
habe ... das nu ein beschlossner hoff sye ... da aber
die ... von Mellingen ... vermeintten, das sölicher sin
hoff ein offner hoff were.' 1529, AaMcII. StR. ,B. guot';
s. Bd VI 1808 u. ; Sp. 709. Von Grundstücken. S. Sp. 695 u.
,Es klaget H. uff Z., dass er im in ein besl. matten
fuor mit schaffen und geissen und atzt im da sin emd
ab.' 1391, Z RB. ,Es sol kein beschlossner byfang sin
denn N.s.' ZBachs Offn. 1509. ,Das ist ein beschlosne
ess, das darin nieman weiden noch binden noch ein-
kein vich darin schlachen [solle].' um 1510, AaMcII.
StR. ,Im beschl-en Hau.' 1684, AATäg. Gerichtsb.
,B-e zeig.' ,So schlachind sy ir fleh von Gutenschwil
durch ir inbeschlossen inzünung hindurch in dero von
Folkenschwyl essen, weiden und ägerten und durch ir
beschl. zeigen in ir wald und hölzer.' 1511, Z Volk.
,Das K. einen faden vor einer verbannenen, beschlossnen
zeig freffenlichen ... uffbrochen hab.' 1514, Z. ,Die
von Niderkulm [sollen] mit tribner ruoten in dero
von Überkulm beschl. zeigen keineswegs ... triben
noch . . . faren.' 1536, Aa Rq. 1922. ,In beschl-er Zeig.'
1728, AATäg. Gerichtsb. S. noch Bd VI 1807 u.
Bildlich: ,Daz [die Jungfrau Maria] ist der ... garte
beslozzener.' E. XII., Wack. 1876. — ß) entspr.
1 d Y- ,Halb beschlossne und eingefallne äugen',
als Kennzeichen kranker Kühe. Tierb. 1563. Uneig.
,Was ... von König Philippe . . . sainbt e. Mt und
deren weisen Rät in Sachen mit beschlossnen Augen
gehandlet.' Anhobn 1603/29. ,Sie haben beschl-e
Hände und Herzen gegen den Menschen.' JMey. 1700.
(Ei"'m) Öppis i" b'schlossni Hand (überjge", ,vor Kreis-,
Schiedsgericht' Z (Spillmann); vgl. geschlossen laa
(Sp. 695). ,Das civilgerichtliche Verfahren von damals
[vor 1830] war ... von dem jetzigen sehr verschieden ...
Fand das Gericht nach einem doppelten Vortrage die
Sache nicht spruchreif, so ward sie an eine Commission
gewiesen. Diese lud die Parteien vor ... suchte die-
selben zur Übergabe in beschl-e Hand zu bereden,
und wenn dies gelang, so machte sie einen sogenannten
inappellabeln Conipromisspruch.' Surber 1869. Ver-
gleiche ,in beschl-e Hand' werden verboten. 1832, Z
(Verordnung des Obergerichts). Die Deputierten von
Wyl ... wollen die Sache , einem gütlichen Ausspruch
und zwar zu beschl-er Hand' überlassen. 1733, Absch.;
vgl. ebd. VIII, 1338; 2, 1233. Die Gesandtschaft von
Nidwaiden ... erklärt ... dass sie, bevor der Streit
der Session in ,beschl-e Hände' übergeben werden
könne, Antwort auf folgende Fragen haben müsse.
1756, ebd. ,Mein Schwager und ich giengen ... zu ihm
[einem Senator] und baten ihn, er möchte zwischen
uns vermitteln ... Er fleug damit an, ob wir die Sache
ihm in beschl-e Hand übergeben wollten.' Unsichtb.
1793. Er [der Schiedsrichter] hat b'schlossni Hand,
er cha'"''s mache", wie-n-er will Z (Spillmann). JE"
b'schlosse''s Hämpfli, als ungefähre Massbezeichnung:
[Frau:] Was hast a" die [Tee-]Chrüter 'iö"? [Magd:]
Nüt a's Wasser und e" b'schlosse"s Hämpfli Salz. Stutz,
Gem. — 5) von geheimen, hinter geschlossneii Türen
stattfindenden Sitzungen einer Behörde; vgl. Sp. 715o.
,Er sye by sinen meistern in einem beslossnen heim-
lichen bott gesessen.' 1462, Z RB. ,B-er rät'; vgl. Bd VI
1571 M. .Varenpüeller ... hat zuo Baden, do die vier
ort, nämlich Zürich, Luzern, Schwits und Glarus, in
beschlossnen! rat gesessen sind, unervordert och un-
717
Schlas(8), scliles(s), schlis(s), schlos(s), schlus(s)
718
bevolhen mit sinem aignen gewalt die stubentür uf-
gestossen und ist zuo den vier orten hiningangen.'
um l-IOO, PBüTLER 1914. S. noch Höch-Ge-richt (Bd VI
354). .Stellung vor beschl-en Stillstand' gegen Straf-
fällige verhängt. 1786, ZGrün. Anitsrechn. ,N. . . . sol
den Pfiichteid leisten und vor dem beschl-en Stillstand
ein Zuspruch erhalten.' 1795, Z. — e) entspr. IdB.
,B'schlossni G'richt, Gerichtsvakanz, Gerichtsferien.
Sie finden in Ausserrhoden 3 Wochen lang an Ostern,
Pfingsten, am Bettage und an Weihnachten statt' Ap
(T.). ,B-eGant'; s. BdII379. ,Von beschlossner Gand
[Öberschr.]. Weiters ist gesetzt, das von Micheli bis
eingehenden Brachmonat Gricht ghalten werden möge;
unib Geltschulden aber solle von eingehenden Brach-
monat bis auf Micheli Gricht und Recht eingestellt sein.'
Gr Landsatzg 1718; wiederholt Gk Ges. 18'27. — Qvon
Zeitabschnitten, in denen Etw. .beschlossen' ist; Syn.
geschl. laf (Sp. 695). B'schlossni ZU, .die Zeit, da
Alles mit Schnee zugedeckt ist, Winterszeit' BHk.
,Das 6. Zu (Frost- und Schneeperiode) und d's IhzU,
wo es aber ist.' BiRNn. 1908. Entspr. a: ,Er habe in
beschlossnen Tagen Holz zusammengetragen.' 1760, Z.
Entspr. e. .B-e Tage . . . hiess man in früherer Zeit
im Gerichtsverfahren diejenigen Zeiträume, während
deren die Gerichte keine Sitzung hielten, Weihnachten,
Ostern. Pfingsten usw.' Z; vgl. auch KHauser 1895,
240. ,Die ordenlich Gandttage . . . sind durch das
ganze Jahr (ausserthalb den beschl-en Zeiten) allwegen
auf Freitag ze halten angesehen.' 1645, BSi. Rq. 1912.
.Damit ... festgesetzt werde, wie es der beschl-en Zeit
halb gehalten sein solle, so haben wir nötig erachtet
... die 16. und 35. Satzung der Gantordnung zu er-
läutern und derselben wegen der beschl-en Zeit ein
neue Sazung beizufügen.' 1778, BSi. Rq. 1914; noch
öfter. S. noch Sp. 711o. — rj) ,b-e reden', dunkle:
.Welicher mag von eins menschen wort warlich ur-
teilen, wie es der redend geraeint hab, weder allein
der, so es gredt hat? ... Sich, wie so in mengen weg
sind die paradoxa Stoicoruni, die verborgnen reden
Pythagoreorum, die zwyfelhaften antwurten der ab-
götten und ander beschl. reden gezogen und von den
menschen nit verstanden! Zwingli; nachher .verborgen
wort'. — c) zu be-schliessen le, = geschlossen Ib, lücken-
los, dicht, kompakt. ,[Die ,Huotmeister' haben darüber
z« wachen, dass] die Hetzi und Huoten unzertrennt
in guoter steiffer Ordnung je lenger je tikher und be-
schlossner werde[n] bis zum Garn hinzu . . . Die [, Hetz-
meister'] sollend die Hetzi, von einer Huot an die
andere, in eine guote wolbeschlossne Ordnung richten
und guote Achtung haben, dass die Huoten allenthalben
wohlbeschl. seigen.' GrD. LB. (.Gejegtsordnung'). Von
einer Mauer: .[Der Besitzer des Schlosses Bottmingen
hat] in seinem eigenen costen machen lossen die
] bruckhen des Schlosses, das meyerhaus, ein beschl-e
1 Muren ...' 1595. Bs (WMerz 1909). Von Grünhägen:
.Die Zäune werden ... von dieser [Holunder-jStauden
allein nie dicht oder beschl. werden.' Gr Sammler 1779.
Vom Graswuehs: .Auf geeignetem Boden aber bewirken
( gerade der Huftritt und das Atzen, dass d's Gras nume"
] schöner nahe"g' schiesst. Der Rasen wird b'schlossener,
j er hanget besser z'säme", der Graswuchs wird glichleher
\ ... und dichter, sogar bürste'dicTc.' Barnd. 1911. Von
I Trauben: .Die Trauben hatten in kurzer Zeit ver-
blühet, um StJohanitag waren etliche schon schier
beschl.' 1718, ZElgg (KHauser 1895). Von Holz: ,Das
einmal verarbeitete widersunnig Holz [bekommt]
weniger Spalt oder Chleck; es blibd b'schIosse''s oder
b'häbs; das sunnigii dagegen tued's üf.' Bärnd. 1908.
.Eine Art Rottannenholz, welches sehr hart, schwer
und beschl., kleinjährig ... zart und eng gestreift ist.'
Gr Sammler 1781. B'schlosse"s Bröd GnUe. (Tsch.).
Vom (tierischen) Körper, rund, voll (Syn. ehech 3 Bd III
121): ,Eine Kuh, wia ... in der Kreuzgegend d'Gnageni
nid lad z'alle" SUen üsH-garren, also geng no'''
b'schlossni ist.' Barnd. 1908. — 2. a) zu be-schliessen 2a.
Entspr. 2ap. .Her tuombrobst ... verspricht ... ime,
DAliesch, mit abgeredten und beschlossnen bürg-
schaften und cautionibus zum capitelama anzuonemen.'
1586, CJecklin 1920. .B-er kouf, markt' uä. .Der
mensch lasst im nach beschlossnem contract oder kouf
nüts meer andingen.' Zwinoli. ,Uft" das habe M. den
mert abgeseit, bete aber lieber ein beschl. mert getan.'
1553, ZMänn. .Domalen J. dem F. und U. bed mülinen
feil hotten und mit inen wellen ein bschlossnen merkt
machen.' 1571, ZKyb. ,[Er habe] nüt anders vermeint,
dann es sige ein beschlossnen Merkt.' 1611, ZHorg.
S. noch Sp. 404 0. Entspr. 2aY. ,Bi b-er Nacht', bei
Tagesanbruch (vgl. ge-sehl. 2): .Im Jahr 1575 den
14. Junii wollen die Schweitzer ... bei beschlossner
Nacht nacher Diam sich begeben.' Sprecher 1672. —
b) inbe-schliessen 2b. .Beschl. und zuo endlichem ausweg
(.austrag.' Fris.) kommen, constitutum.' Fris.; Mal. —
u(n)-b'-sc blosse": Gegs. zum Vor. la. ,Tür und Tor
und Kisten und Kasten Tag und Nacht u"b. lä'.' Barnh.
1908; ähnlich ebd. 1911. Sogar mir jungi Meitschi
si" fast verfrore" t" dem unb'schlussne" [!] Slübli inn
bi dem schlechten Ofe"werch, während eines kalten
Winters. Joach. 1892. ,Die stat stuond wie ein ver-
brunnes dorf und unbeschl.. dann der ober turn und
die tor warend ouch verbrunnen.' AABr. Chr. 1. H. XVI.
.üaz man Springer ausläse, die bei den rossen auf-
erzogen seyend ... deshalben, dass sy frei auft'derweid
und unbeschl. dester küener sind.' Tierb. 1563. Von
klösterlicher Klausur: In Tedlingen ... lebten die
Schwestern bis anher [E. XIII.] .unbeschl.' ImOb. 1878.
Als abs. Ptc: .Welcher vor oder nach einem bot
schwüere ... oder ein Unzucht begieng mit überessen
oder -trinken, der verpessert einem handwerk ... fünt
Schilling, doch hierinnen meiner herren band in al-
weg unbeschl.', indem ihnen freie Hand gelassen ist, die
Busse herabzusetzen oder zu erlassen. 1582, AARh. StR. ;
vgl. be-schliessen Idy (Sp. 710). — Ahd. UaHoßan, mlid.
bealießen; Tgl. Gr. WB. I 1577; XI 3, 34'2 (,unbeschlosseii');
Martin-Lienh. II 474; Fischer l 900/2; VI 125 OmUgchhsKen).
für das Lautliche etwa svhies»en (Bd VIII 1357). Über das Ver-
hältniss zum einf. scliiiessfn s. die Auni. Sp. 696. Die Form
(f'j'l- (auch bei Fischer aaO.) ist ohue Zweifel vom Ptc. aus-
gegangen, wu sie auch weitere Verbreitung hat (vgl. BSG. X
'251/2, wo auch y'spltttje", y'sjilnh" fiir l/schl.). Nach einer
neuem Angabe soll sie in ZO. nur von Kindern gebraucht
werden. Die Bewohner von ZSchlein. werden ihretwegen
von den Nachbarn verspottet mit den Worten: HeCri''', hivti
ij'gploes€**f Wiinn d' nüd (f'splosst'^ haut, se gany g'splüsH! Nicht
durchweg eindeutig sind die Formen der südlichen WAusseu-
gebiete. wo -i- aus altem iu oder ie entwickelt sein kann (BSG.
VI 124. 233/4). lu den schriftspr. beeiuflussten Bedd. gilt
zT. -in- statt des bodenstäudigeii -Ä- (bzw. -i-), so iu Bed. 2b:
Tgl. die Anm. zu aMiesten (Sp. 696). Den selben Einfluss ver-
rilt die in GrNuf. in Bed. 2 b neuerdings häufiger werdende
Praifixform he-, hi-. Bemerkenswert ist auch das im XVIII.
gelegentlich auttretende schwache Prat. (s. Sp. 713). — Be-
schliesser 111.: wie nhd. Als Klosteramt. [Bei dem
719
Schlas(s), schles(s), 8clilis(8), schlos{s), schlus(s)
720
Bildersturm in Rheinau wurden] fast alle Schloss ab
den Türen gerissen, die Gästen und Trog (olingeacht
der Bschl. solche aufschliessen wollen) eingeschlagen.'
1656, Z. .Clausor, Beschl. in einem Kloster.' Denzl.
1666; dafür .Besohl., clausor, ianitor.' ebd. 1677. 1716.
— Vgl. Gr.WB. I liSO. — Tor-B.: Torwächter. ,K.
was torbeschlüsser.' 1405, G Seckelamtsrechn. ,N.,
niiner herren torbeschliesser in Nidcrdorff.' 1470, Z
BB.; wechselnd mit ,torschliesser'. ,So iemandt hinus
muesse [aus der Stadt], sol derselbig an dem abend
zuo einem burgerniaister gon und sin anligen, ouch
wenn er hinus welle, erscheinen und dann ainem statt-
knecht befelhen, den torbschlüssern anzezeigen.' 1560,
G. — Vgl. .Torsohliessei' bei Gr. WB. XI 1, 40i. — Be-
schliesseri f.: Pförtnerei in einem Kloster. ,Die
under Porten und Beschliesserei.' XVII., Tu KD. (,Ab-
riss des abgebrandten Gottshaus Creutzlingen.'). —
B»-3chliesseri° (in GRoHe., hPr. auch -M-) f.: wie
nhd. ,Beschl-in,ianitrix.' Denzl. 1677. 1716. Aufseherin
über das Leinenzeug im Kloster Ndw. ,Beschl-in, als in
eira kloster.' Mal. Haushälterin übh. GRoHe., hPr.
(Tsch.). — Auch mhd. ; vgl. Gr.WB. 1 1 580 ; Fischer I 90'2. —
be-schliesslich: abschliessend, endgültig. , Als der
tag soll angsetzt syn der pensionen halb etc., sollen
unsere hotten sagen, es welle uns yetzuomal ... nit
guott bedunken, beschl. darvon ze reden.' 1521, Bs
Ref. ,Dis artickel des fridens . . . werden wir stellen
und üch zuoschicken, doch an unser Eidgnossen ...
von Zürich wüssen und willen nit beschl. annenien.'
1529, ebd. ,Mins Erachtens, doch keinswegs beschl.,
muotmass ich filicht ein ürsingen . . . disem Tal den
Nammen geben haben Orsingertal.' JJRUegek. Eine
Zsfassung einleitend, wie kurz uä. ,Von dem [Pfarrer]
zaigend sy an niengerlai verkomnussen ... doch beschl.
geredt: wenn er [als] gnuogsam erkennt werd, wollend
si in gern han.' 1530, G Synodalprot. , Daher vilmall
das Verderben und Undergang . . . der ansächlichisten
und eltesten Geschlechter des ganzen Tals [Veltlin]
erfolgt. Besohl., so man wol zu Gemüet füert, was
in Zeiten des römischen Regiments die Sicilianer . . .
gelitten under der Beherrschung des verleumbteten
Verrio, würt sich befinden, dass die armen Veltliner
. . . noch vill mehr under der Hand so vyller Verrinen
ausgestanden.' Anhorn 1603/29. ,Beschlies8lichen':
,B-en, dieweil wegen eines Brieifs ... nit geringer
Missverständt endtstanden, so ist abgeredt, dass ...'
1625, AaMbII. StR. Attrib. ,l)as niemands nutzit mit
inen [den Klöstern] handien nach furzenemen, sonder
uff unserer herren beschl. handlung erwarten solle.'
1525, Bs Ref. S. noch Schluss-Red (üdYlbSd). Subst.
,Nichts B-es mögen usriohten'. um 1570, AxLauf. StR.
,Ira angehenden Aprellen zogend aber vil Fendli uft'
Piarenen zuosammen; da ward aber nichts Beschl-s
gemacht, sondern allein gezanket und geschruwen.'
Anhorn 1607. — Vgl. Gr.WB. I 1580; Fischer I 902. —
Be-schliessung f.: 1. a) za be-schliessen la. ,B. der
decki', bei Verraälilten. ,Soll den beiden eegemäohten
... zuogelassen syn, nach beschl. der tecke über kurz
oder lange zyt sich beider syt mit einanderen eins
anderen ze vereinigen und ziralich gcschäft und ge-
mächt zetuon.' Tb Erbr. 1542; TuFr. Erbr.1566. ,Es be-
gibt sich zu Zeiten, dass zwei Gemachte nach verrichteni
Kirchgang und Beschl. der Dekhi eines, so in ehelichem
Stand gewesen und Kinder erzeuget hat, seiner Kin-
deren eins oder mehr dem anderen seinem ledigen
Ehegemächt zur Morgengab gibt.' 1680, AaK. StR. —
b) zu be-schliessen 1 b. Von klösterlicher Klausur:
,De8 ersten so sol ein besl. beschehen nach notdurft,
nach Ordnung der reformation an turen und venstren,
wo sich das erheischen wirt ... Item es sol ouch nie-
nians der frowen ... uss dem begriff der beslutz gon, es
begeh sich dann durch redlich ursach ...' 1470, Verord-
nung des Bischofs von Konstanz betr. das Frauniünster-
stift in Zürich). — c) zu be-schliessen Ide vom An-
legen eines amtlichen Verschlusses. ,Herr Hüöldlis
schuldvordern soll myn herr burgermeister wie uff
andere burger und landtlut mit beschl. dessen, was
im pfarrhus des synen ist, das recht ergaan lassen.'
1582, Z RM. ,ln Fallimentssachen sollen fürbass Weib,
Kinder, so über 14 Jahr, Knecht [usw.] gleich nach
der Beschl. von des Stadtgerichts Arateren beschickt
... werden.' BsGerichtsordn. 1648. .Diejenige fahrende
Haab und Gütere, so verdorbenen, flüchtigen oder erb-
losen Leuten zugehöret, sollen, nachdeme die Beschl.
erkannt, durch den Gerichtsschreiber oder seinen Sub-
stituten in Beisein der Ämptern inventirt ... werden.'
1719, BsBq. .Pfänder zu fordern von Seiten des Herrn
Schultheissen kostet eine Beschl. 2 Pf.' Bs TOrdn. 1722.
— 2. a) zu be-schliessen 2a. ,Neher denn zwen tag
band sy [die Unterhändler] geworben in mossen, dasz
sy [den Handel] zuo guoteni friden brocht band ...
und wolt der kung, dass der herre M. und ich [Herzog
Johann von Bourbon] allein gegenwärtig weren diser
beschl.' 1475, Bs Chr. ,Dasz disz Alles ... den Ehe-
steurbriefen und Eheberedungen, so Eheleut gegen
einanderen vor Beschl. der Ehe uffgericht haben oder
utfrichten werden, ohnvergriffen und ohne Schaden
seye.' 1611, BsRq.; wiederholt 1757. .Nach B. aller
der Statt Rechnungen.' 1625, AAMell. StR. Beendi-
gung; s. In-Satz (Bd VII 1542M.). — b) = Be-schlisssen
(s. Sp. 714). ,Habent also ... die sachen angehept
mit unsern fründen und eitgenossen als kleger unser
anklagen, die von Zürich ir antwurt, wir unser nach-
red, sy daruff ir widerred und wir daruff unser beschl.'
1446, B AM. ,[Der beklagten Partei] antwurt, nach-
rede und besl. und kuntschaft.' 1471, JSG. ,Ir beder
teillen klegten, antwurten, reden und Widerreden, onch
nachreden und besl-en.' Edlib. — Mhd. besUeßunge (in
Bed. 1); vgl. Gr. WB. I 1580; Diefeiib. 1857, 452 b; Diefenb.-
Wülckev 201. 504; Fischer I 902.
ab-b"-: 1. = ab-schl. 1 (Sp. 696). Vreneli rümt der
Reste" vo" si"'m Trösseli i" d's Trögli, b'schliesst aft
und ... EBalmer 1923 (ß). — 2. = ab-schl 3b. ,Daruf ist
im brachmonet zuo Chur ein bytag observiert worden
. . . Es ward ouch bschlossen ein stillstand des kriegs
halben . . . Ouch solte man mit dem Strafgericht zuo
Ilanz stilllialten. Das wart alles abbeschlossen uf
gfallen der gmeinden, deren entschluss uf dem pundts-
tag zuo Ilanz ervolgen sol.'. Ard. 1572/1614. ,Znra
Ersten ist es mit einhälligem Rat und Mehr meiner
Herrn und ganzer Gemeindt von Ybersaxen gesetzt
und abbeschlossen [folgt der Beschluss].' 1650, GRÜbS.;
wechselnd mit .abgesetzt', .gesetzt und beschlossen.'
üf-be-: 1. = üf-schl. 1 (Sp. 696) Bs (Seiler); B,
so E. (Bärnd. 1904). D's Segretäri ü. RIscber 1903.
.Denne habend sy ... mit den schlüsslen einen trog
ufbschlossen.' 1556. B Turmb. — 2. a) = üf-schl. i,
bes. bei vorübergehendem Wegzug GnCast.. He.. Pr.;
W. Offe' yä" tued d's Bad g'ivönli''' Mitti Maje" ...
und üfb' schlösse" würd's etten um de" Hellege"chrüsstig
721
Sclilas(s), ,schles(s), sclilis(8), sclilos(s), schliis(s)
722
um. MKuoNi 1886/7. — b) bildlich im Alpsegen; s.
Sp. 708 0. (Var. : Schliess üfal'e" wilde' Tieren ire' böse'
Gang GCalf.) — Bei Maitln-LieDh. II 474 iu Bed. I.
an-be-: = an-schl (Sp. 696). Ndw Mand. 1691;
s. Bd Vlll SbS,).
i°-b''-, in Gl (und sonst, wo g'spl- im einfachen
W.) -g's2)hisse' (Ptc. -g'splosse'): 1. a) = In-schl. a
(Sp.697) Kk; B; Gl; Gr; Sch; Tu; Uw; U; Z und weiter-
hin. So sicher a's ir d's Brot t'g'splüsse'd, so sieher nend
d'Chind, wio-.?i finde'd. CStreiff 1901; s. auch Bd V
94 IM. (wo i'g'sjiMsse" zu lesen). Mi" cha" nit dilr'''har
Allst., wegen eines diebischen Mädchens. M Walden 1879.
,Der schafner nam ... die buzenkleider und beschloss die
in siner zel in zwen schäft in.' Ansh. ,[Ein Dieb hat]
welches noch das Ergest ist, Vieh ab den Alpen triben.
welche Sachen nit einzubeschl., sonder auf der Weite
... noch aller Stett- und Landrechten Bruch frei sicher
sein soltent.' XVIIl., UwE. Kormelbuch. Ei"'m (od. vor
Ei"m) Öppis l. ,Eine ... Frau, wo Ei"' m der Faden
l'b'schlosse" hei W'-ne' numme' zum Schlüsselloch üs het
la" zieh', für das'-er minder brüch, strafte der Schneider
lachend durch zehnfachen Verbrauch.' BXrnd. 1914.
Die Kinder händ e" ZU . . . ico-vi-me" Alls mues' i.
vor-ene". Messikommer 1910. Eine" i., absichtlich oder
unabsichtlich. ,In Zeiten strenger Feldarbeit ... werden
wir Invalide für ganze Halbtage i"b'schlosse" finden.'
BXrnd. 1914. ,[Ein Vater kann seinen Sohn enterben]
ob ein sun sinen vatter oder inuoter äne der herschaft
und der nechsten fründen rat, wüssen und willen
vachet, inbeschlüsset und also unervolget des rechten
lasset sterben.' 1438, B PES. ,Bschlüssend in nun
weidlich yn', in den Turm. JMürer 1575. S. noch
Sp. 697 0. Refl. Er hed-sv'' ... i" der Alphütta i"-
b'schlossen. Barnd. 1911. ,Dass sie [Eheleute] über
einanderen alsdann fluochind und schwerind und der
Mann sich etwann in eine Kammer einbeschliesse, die
I Läden zuotüege und kein Antwort gebe.' 1686, Z.
S. noch Sal (Bd Vll 687); be-schliessen Ib (Sp. 705).
I Uneig., im Mühlespiel: Vor i''' recht umme'g'lueget ij'ha"
liä", hät-er-mi''' ei" fach i"b'schlosse", das' [ich] mi«*
nüme'' hä" chönne' verrode". Messikommer 1910. In der
ä. Spr. in weiterm S. ,Inn dem versaralet Marsilia
sin Volk, also das die krysten innbeschlossen warend
I zuo allen ortten.' MoRSANT 1530. , Zu diser Zeit zeucht
Marcus Grassus. auss zuvor mit dem Medigin gehalten
I ßat.darmitsie die Pündtner beider Seitseinbeschlussen,
j durch Val Sasen in das Bittertal.' Sprecher 1672. ,ln
i diser ihrer Statt, welche mit hochen, starken Kink-
mauren umbgeben und einbeschlossen.' ehd. Von Bau-
! werken; vgl. 6e-sc7iWessCT( ica (zu Anfang). ,An schult-
I heissen von Büren ... mitt dem [N.] zuo verschaffen,
I sinen gibel inzuobeschl., damitt dem kilchern dehein
I schad bescheche an sinem hus.' 1523, B RM. ,Sonn-
i tag nach Mauricii 1584 ist das closter Paradyss im
Thurgow inbeschlossen.' RCys.; vgl. Leu, Lex. XIV
1 387. S. noch Bd VIII 1211 o. Bildlich: ,Nimme der-
halben, o du löbliches Regiment, dise meine gringe
I Arbeit an . . . und wollest mit deinem grossmächtigen
(Schirm dieselbige ... vor allem Unbill beschirmen
und in den Schoos deiner Gnaden einbeschl. und be-
j halten.' Sprecher 1672 (Vorr.). RA.: ,Nachdem unser
j gn. Herren ... mit höchstem Missfallen verspüren
' müessen, was Massen sich etliche . . . untrüwe Lelien-
lüt befindent, weliche . . . ihnen Selbsten [s. die Ports.
Bd VII 1246 0.] zu Herbstzyten starke Mostsuppen
Schweiz. Idiotikon IX.
schöpfint und, wie sy es ohn Gebüh[r] nambsint, Fuchs
ynbschliessint, [so ergeht die Verfügung] dass ein jeder
I^ehenmann sich . . . der selbstnemmenden Mostsuppen
und schandtlichen ganz ohngebürlichen Füchsen genz-
lich müessigen ... tüeye.' 1643, Z; vgl. Ftichs 4 (Bd I
657), ferner Fischer II 1808 (Fuchs sj. ~ b) spez.
- in-schl. Ib; Syn. in-be-schlahen (s. Sp. 474). ,Wie
das si almende . . . die doch armen und riehen glich
ligen und offen sin sol, inbeschlossen und umb zinse
verlachen heften und rebgarten und matten darns
gemacht.' 1402, B StR. ,Wenn ouch die obgenant zeig
in ess lid und mit körn oder mit haber inbeslossen
ist, so sol der egenant werd ouch beslossen sin.' 1410,
Z StB. ,Der hoff ze Farr und der hoff' ze Nötistorff
sollend bede inbeschlossen sin bi eim steken.' Aa
Reussegg Herrschaftsr. 1423. ,Mettlen und Baselrüti
. . . nempt man ouch Holzhöff und sond ouch inbe-
beschlossen sin, und ob kein zun möchti helfen, so
sol man ein mur darfär machen.' ZWermatswil OÖn.
1508. , Semliche ausbestimmte Güeter mögen ihre
Inhaber einbeschlossen behalten, bis dass sie Heu
und Ämd daraus geführt haben.' 1574, TiiHw. Arch.
(jüngere Abschr.); vorher , eingeschlagen.' S. noch
Sp. 396u. — 2. (ein Schloss) zuschliessen. .Einer
solt ein Malenschloss an einem Stal einbschl.. das
kann er mit keim Lieb zubringen und sagt daruf zue
ihm selbs: ich hett ein bösen Dieb geben; wann ich
nit kann zuebschliessen, wie wolt ich erst können
uftuen?' ScHiMPFR. 1651. — i''-b''-sc blosse": a) = i"-
ge-schlossen a (Sp. 697). I'b'schhssni Luft = i"g'no"'^ni
(s. Bd IV 742 0.) B (AvRütte). .[Bei einer Himmelser-
scheinung sei in einem weissen Ring] ein ynbeschlosses
wyses crütz worden in form und gestalt, wie man hie
[in Chur] die pfund mit der kryden malet.' 1572, Brief
(TEgli) ,Und ist Wallis ein einbeschl-es fruchtbares
Land.' jEg.Tschudi, Gallia. Von klösterlicher Klausur
,Das Closter zu einem rechten inbeschlossnen Closter
gemacht.' RCys. S. auch Bd VII 919 u.; Sp. 678 u.
Als abs. Ptc, inbegriffen, einschliesslich: ,Das vater-
mage erben süllent unz an das vierde glit, das
selwe vierde glit inbesl., das es ouch erben sol.'
1384, L Ratssatzg. — b) = in-ge-schlossen b. Di »"-
b'schlosse" AUmeini, Eigentum einer engern Genossen-
schaft, im Gegs. zur anstossenden tcUe' A., die der
Korporation Uri gebort und als echte Allmend offen
ist UAltd. ,Wann sy ... in demselben holz ... wyter
ze howen bedacht, mögint sy dasselbig jederzyt ouch
inschlachen und also inbeschl. so lang, bis es dem
vech entwachsen, behalten.' 1560, Z Rq. 1915 (ZDielsd.).
,Es sol ouch niemand . . . kein ander gläck nit gäben
dann salz und rouwen haber; wellicher aber ander
gläck gäbe one inn syner inbeschlossnen weid und
trenke, ist ze buoss 3 pfund haller verfallen.' SobwE.
Waldstattb. 1572; vgl. ORingholz 1908, 17/8. S. noch
beschlossen 1ha. (Sp. 716). ,i. guot'. ,Bettnou ist
ain. inbeschl. guot und hat uf Utzwiler güeter kein
trett.' GOUzw. Offn. vor 1436. .Das die von Gachnang
ein inbeschl. guot habind gegen denen von Hünigkon.'
1540, ZAnd. ,Söllich holz solle ein inbeschl. guot
syn und blyben, damit dasselb sin ufwachs gehaben
möge.' 1592, Z Rq. 1915 (ZDäll.). .Eingeschlagne und
einbeschlossne Güter.' 1594. TuHw. Arch. (jüngere
Abschr.). ,Was ietzzuomal inbeschlossne Stuck und
Güeter sind.' 16'20, Z Rq. 1915 (ZBinzikon). S. noch
E-Guet (Bd II 547); in-schliessen Ib (Sp. 697). ,I-er
4G
723
Schlas(s), scliles(s), schlis(8), schlos(s), schlus(s)
724
hof.' ,E3 sol ouch der liof ze Breiteniiiatt ein iii-
beschlosner hof sin, und was schaden er herus tuot,
das sol er ablegen.' ZAugst Offn. 1U2. Der Hot
Lüpplyschwand sei ein ,inbeschlossner hoft'.' E. XV.,
AABremg. StR. S. noch Bd VI 1669o. — In-be-
schliessung f.: klösterliche Klausur. .Mangels der
Klausur oder I.' RCvs. — ilbd. mbeslUßen (aus eis. Quelle);
Tgl. Gr.WB. III U9; Martin-Lieuh. II 474; Fischer II 590.
e-'t-b"-; = ent-schl. laa. (Sp. 697). Wann er het
ebb' schlösse" d'Tür. JJRomang (BSa.); vorher: tuet üf
die Tür!
us-b'-: = üs-schl. 1 (Sp. 701) B It Id. (,domo prohi-
bere clausis portis') und Zyro; Gr (Tsch.). Sihei'-mi'''
nächti üsb' schlösse" B (Zyro). ,Balbianus ... klopfet
zu finsterer Nacht an am Schloss ... wurd ihiue vom
Burgvogt ... aud'getan, zeucht darauff Balbianus mit den
Seinen hinein und wird der Castellan ausbeschlossen.'
Sprecher 1672. Unsinnlicher. ,A11 die, so von alter-
har zuo der pfarr Kerzers gehört band, [sollen] uf
demselben tag by einandern sin ... und sol da keiner
der kilchgenossen usbeslossen werden, so sy doch die
kilchen muessen helfen in eeren han.' 1529, B Ref.
,L)ass üwer ht [der Papst] ... den allerchristenlichisten
könig hat wellen darmit usbeschl. und in der frucht
des conciliums berouben.' 1544, Absch. ,Dwyll sy die-
selbigen beid, nämlich den predicanten und den zollner
usbeschlossen', bei einer Teilung. 1545, Arcb. Laup.
,Das . . . etliche frembde Regularen oder Mönchen von
uns ausbeschlossen, ist nit beschechen die Religion
ze verhindern.' Anhorn 1603/29. Mit Sachobj. ,Alle
zuogäng und mittel, so verbanden, das concilium ze-
halten, usbeschl.' 1544, Absch. ,Zuoletst ist ussbe-
schlossen und vorbehalten: waii sach, dass ... [folgt
der besondre Fall].' 1557, Aa Rq. 1922. Jmd ,us, von
etw. ü.' ,Derselb [Gewählte] müesse Castlan sein des
Jahrs ohn . . . Widerred; so er aber nit annehmen weite,
soll dcrselb erweit Castlan ausbeschlossen sein und Ver-
stössen von allem Gericht und Ehren.' 1418, W Blätter
(Abschr. E.XVII.). ,So wird ich von allen raadtschlegen
ussbeslossen." 1564, Brief (JFabricius). , Welchen
[Cicero] auch wir nimmer us der scliuol wollen us-
bschlossen han.' F Schulordn. 1577. ,Das er in gmeinen
dryen pündten rhäten und täten möge gebrucht werden,
aber von den empteren usbeschlossen.' 1572, Gr. —
üs-be-schlossen: 1. wie nhd. ausgeschlossen, als
abs. Ptc. , Hierin ... behalten wir uff beiden partigen
vor all elter pündt, darin wir vor datura obgeinelts
burgk- und landtrechts verfasst sind, allein usbeschl.
den artikel berüerend den cristlichen glouben.' 1529,
Absch. (Burgrecht zw. den VII katholischen Orten und
W). — 2. Gegs. zu in-be-schlossen b, ohne Einfriedung.
,[Die Leute] gesachent, wie die kilch und kilchhof
untrüwlich und vast vil minder denn vor was wider
gebuwen, und ouch der heiig brunn, davon vil grosser
zeichen vormals warent geschechen, was usbeslossen
und nit in semliche ere komen was [!], als es vor-
mals was gesin.' Stretl. Chr. 148; vgl. ebd. 135: .noch
[ward] die kilch uf die grosse, als si vor was gesin,
gebuwen, noch der kilchhof [auf dem der Quell sich
befand] widerumb ingeslagen.' — 3. ,'s isch üsb'schlosse",
es lässt sich kein Beschluss nehmen, es nützt nichts'
B (Zyro). — Mhd. fljSi<«/i</Jrn (rell.).
us(s)e°-b"'-, in SchR. (und wohl auch sonst, wo
d'spl- im einfachen W.) -g'splüsse" : = u.-schliessen
(Sp. 701) Aa; Bs; B; ScH; ScuwE.; Th; Z. Wenn d'spöt
hai"' ehtinst, g'splüss-i''' äi''' usse" SchR. Wenn d'Heb-
amm use"b' schlösse" g'si" isch, het sö-ne" Kindbettere"
laiig könne" mörte" Bs. letz heisst's drüf und dra",
su"st chOnd s' [die Luftscliiffer] vor mir im Himmel a"
und tüend-mi'''' use"b'schlüsse". Lienert 1896.
vor-be-. .Einem etw. v.', vor Jmd Etw. ein-, ver-
schliessen; vgl. Sp. 705 o. .Swenne man für schriget,
beslüsset denne ieman dien burgern sin türe vor, der
muoz ein iar vor der statt sin.' äLRB. ,Dozwüschent
warent si ouch von Burgdorf harzuo gezogen und
lagent lang vor der stat Bern, das man si darin nit wolt
lassen ... das si gar übel verdros und meinten, wolt
man inen also die stat vorbeschl., so woltent si durch
die Aren watten.' DScbill. B. .Klagt sich das Barbely,
wie er sy von im gestossen und beschliess ir die spis
vor.' 1533/8, Z Ehegericht. S. noch ßd VII 1232 M. —
Schon nihd. (Mhd.WB. II 2, 410a.).
ze-sämen-be-: zsschliessen, verbinden. ,Wir [B
und F] sollen und wellen also hinfür iemer ewenk-
lichen verbrüedert und zuosamenbeslossen sin und
bliben.' 1480, Absch.
zue-b'-: zuschliessen Gl; Th; Z; seltener als 6c-
schl. Isch d's Gäde"'li volle'' [Wildheu] g'si", hät-me"'s
zueb' Schlüsse" [!]. Gl Nachr. 1901. Uf ander Lüt hockt-
er [der Gemeindepräsident bei der Besteuerung] ufe"
und 's eigi" Chästli b'schhlsst-er zue. Limmat 1873.
,Änige, bänige, Taffetband, es ist nüd wit vo" Engelland,
Engelland ist zuebeschlosse" und der Schlüssel ab-
gebroche"', Anzählreim ZS.; Varr. (mit , zugeschlossen')
bei GZür. 1902; EStoU 1907; RSuter 1915. ,Stalknecht,
gang hin und hüet unseri kuo und beschlüs den stal
wider zuo!- Fastn. XV. ,Als sin schwöster ... uff ein
zitt in ir hus gienge und die tür zuobeschl. weite,
gienge ir die selb N. nach und stiese die tür uff.' 1482,
Z RB. ,Der künig Johans gieng inn sin kammer mit
acht grafl'en und beschlussend die tür wol zuo.'
Haimonsk. 1531. S. noch in-be-schl. 2. ,Uie tür vor,
hinder einem z.' ,Lot gieng zuo inen für die tür und
beschloss die tür hinder im zuo.' 1530/89, I. Mos.;
,schlosse die Türe hinder sich zuo.' 1677; , schloss ...
zu.' Luther. ,Bschlossen ihr Tür vor ihm zu.' 1563,
LWill. — Zue-be-schliessungf. : = Be-schliessung 1
(Sp.719). ,11. üctobris Mittwuch ist von 3 rhinauischen
Gottshuspriestern ... ein vergüldtes Houpt, da oben
uft'm Deckel ein chrystallin Knopf, uss unsrer Für-
witz also geöffnet, darby man liechtlich sidt der ersten
Z. ... Niemandt darüber ggangen sin könden spüren.'
1606, ZRhein. — Auch eis. (M.artiu-Lienh. II 474).
nebend-sich-: = üs-schl. 1 (s. Sp. 701; Fris.).
zue-, in ZElgg, Wth. -g'schlässe": wie nhd. zu-
schliessen; Syn. zue-be-schl. (s.d.). .Eine kleine Kaffe-
bohne reiset nach Amerika: Amerika ist zugeschlossen
und der Schlüssel abgebrochen', Anzählreim Z Wäd. ,Z.,
zuotuon, occludere, operire, obturare, serare, obserare.'
Fris.; Mal. S. noch üf-schl. (Sp. 696). Eine Tür ,z.'
,Wenn aber du hättest, so gang in dein kämerlin und
schlüss die tür zuo.' 1530/1707, Matth.; gr. xXeioas.
,Do man die tor wolt z.' 1530/89, Jos.; ,zuschleussen.' ;
1667. Bildlich: ,Uff den hüttigen tag hat man den'
Jesuiteren die uswysung geben ... Aber ich kan üch '
nit verhalten ... das diejenigen, so den Jesuitischen
ir galt abgenommen, nüt dester minder, als man die
tür zuogeschlossen ... wider die Jesuiten ire sentenz
geholt band.' 1561, Brief (JFabricius). S. noch be- \
ÄcW. ica (Sp. 7ü6u.). In weiterer Verwendung. ,Wenn >
Schlas(s), schles(s), schlis(s), schlos(8), schlus(s)
726
die Wunden ganz genau und wol verwahrt und zu-
geschlossen ist' FWüRz 1612. ,Man schleuss nur zu
der tauhen Kuh den Brodtkorb, so wirds graten.'
1633, Lied. , (Einem) den mund z.'; vgl. 6e-Äc/iZ. Idy.
.Palatum obserare, den mund z., das maul zutuen und
nit mer reden; eim den mund z., gegenwirtig sein,
wenn er den geist aufgibt, excipere extremum spiri-
tum alicuius.' Fris.; Mal. ,Un[d] will man uns das
mul z., wen wir aller bescheidenheitt noch das unrecht
erofnet.' 1572, Brief (TEgli). Intr.; s. Bd II 870 o. —
Mhd. zvotUeßin; vgl. Sanders II 9()0a.
Schliesser m.: .schliessender' Teil eines Gerätes.
a) Klappe an der Schliesse" des Messers (s. Sp. 693,
Bed. 2d) Ndw (Matthys). — b) Querstück an der Kuh-
kette, durch das diese in der Bärmcwand festgehalten
wird GrS.; vgl. Schliessen 2f. — Bei Gr.WB. IX 707/8;
Fischer V 942 in pers. BeJ. (vgl. das Folg.). Gehört zu dieser
der Hofuanie ,SchlUsserli' LSenip. y
Tor-: = Tor-Be-schliesser (s. Sp. 719). ,Der trum-
meter [hat], ob ouch etwar zuo zyten am ussern tor
klopfen ... wurde ... demselben zuozesprechen, wannen
har er kome, was er . . . begere, und, so er guoten
bescheid git, alsdan im gegen dem t. forderlich ze-
sind, das er inglassen . . . werde.' 1564, AABremg. StR.
,T. Aid [Überschr.]. Ir werdet schweren, zuo vorderst
die übergebenen Schlüssel wol zu verwahren, zuo
rechter Zeit, obens und morgens, euch zuo der Porten
zuo verfüegen, auf- und zuotuon [usw.].' E. XVI.,
AiLauf. StR. (jüngere Abschr.). — Auch mhd.; vgl. Gr.
WB. XI 1, -tüi, auch (Tor-)SMü>«ler.
schliesslich: = be-schliesslich (Sp. 719). ,Schl., ut
coHcludain.' Denzl. 1666/1716. Attrib.; ,Hiemit ist unser
schl-e gnedige Meinung, daz ...', Schlussforniel eines
Erlasses. 1653, Aa Rq. 1922. Subst.: .Haben unsere g.
Hb. ... in Ansehung, dass Diss ein Sach von höchster
Wichtigkeit ... ohne vorhin eingeholte anderwertigen
Bericht darüber nichts Schl-es abfassen wollen.' 1733,
L (Reber 1898/9). ,Schl-en', wie nhd. schliesslich:
,L)ass man beiderseits zusammen geschritten, die vor-
koramene Sachen ihrer Notdurft nach gnuegsam er-
daurt, und schl-en diese hernachstehende Vorkomra-
nus mit einanderen gemacht hat.' 1685, Streitschrift
1713. — Vgl. Gr.WB. IX 710; Fischer V 942.
scllloss schlöii (in PMac. -uo-), ,'schlosen': 1. =
schlass a (Sp. 664) Gr; zu erschliessen aus ,Schloss-,
Schlosen-Lauwen' (s. Bd III 1542; aus JJScheuchzer
1706 1 149 stammt die Angabe GrGem. 245 und wohl
auch Bandlin und Vogel 1868,76). — 2. die Milch leicht
aus dem Euter entlassend, von Kühen PMac. (Gysling).
Die Kuh isch schluosi; Gegs. zjeji [zähe]. — 3. ,schlos,
I nachlässig'. Fulda 449 (.schweizerisch'). ,Schloos, hin-
I lässig.' Uenzl. 1716. — Vgl. Gr.WB. IX 767 (,schloss').
776 (,schlossen'). 7 78 (, schlossig'); Fischer V 952 (.Schlossig-
j keif), zur Etym. auch die Anni. zu si/hlasn (Sp. 664). sowie
Falk-Tni-p 1910/), 1066/7.
I Scliloss, auch Schlös (meist in Bed. 2) BE., Gr. (It
I Bärnd. 1908 in Bed. 4). 0.. Si. (It IraOb. in Bed. 5)
I und It Zyro (.bäurisch'); FJ.; PAl. (Giord.); UwE.
t — D.. PI. unver. (meist in Bed. 2) Aa (It H. auch
I SchKsser); L; GTa. (in Bed. 5b); SchR. (in Bed. 3b.
in Bed. 2 neben Schlösser); Schw; ThHw. (auch in
I Bed. 5b); Z (auch in Bed. 5b), Schlösser (bzw. -e)
i AiltH.; BS.; FJ.; GR(Tsch.): LE.; PAl., Po.; GT.;
! Sch; S; TB.; Th; ZSth., Diiu. meist Schlössli, in
GrKI. Schlössji, in GRHe., sG. Schlössli, Schlossji, bes.
im Kdid auch Schlössen, Schlössen (BBr.), Schlössi
(BDärst.): 1. abstr., Abschluss, Erledigung? ,Bitten
üwer wisheit ze bedenken, daz semlich unser begeren
ein guot schlos und fürgang hab.' 1445, B AM. —
2. Vorrichtung zum (Ab-, Ver-)Schliessen, Verschluss,
a) = Schliessen 3 (Sp. 694). ,Den graben ab dem bach
ze wisenne und ein slos dazuo ze machenne.' 1379,
B StRechn. — b) am Tansenreif ; vgl. Reiff-Schl., sowie
Gr. WB. IX 770 u. ,Die Herstellung der breiten, scharf
ineinandergreifenden .Schlösser' der Tansenreife er-
fordert einen hohen Grad handwerklicher Geschick-
lichkeit.' AfV. XVI 5 (.Die ostschweiz. Weissküblerei';
mit Abbildg). Dim.: .Die zum mehrfachen Binden um
den Tutel [Milchtanse] gelegten tannenen Schlessli-
reiffa mit den Schlesslinen, den so elegant gefertigten
Bindestellen.' Bärnd. 1908 (BGr.). Auch am Käse-
formreif GlEIui. — c) an (Türen von) Gebäuden,
(Wohn-)Räumen, Behältern udgl. ,Sera, sclos; clau-
strum, hulzin sclos.' Voc. opt. ,Sclil., sera. claustrum.'
Fris.; Mal. Holzriegel, der aus einem am Türpfosten
der Sennhütte befestigten Holzbogen vorgeschoben
wird ApI. (Frehner). Zumeist wie nhd. (metallenes,
mittels eines Schlüssels zu öffnendes und zu schliessen-
des) Schloss. allg. (Und) üs ischf's] mit mir. (und)
's (od. mi") Hüs hed kei' Tür, (und) d' (od. mi") Tür
hed 1;ei"(sJ Schi, tmd vom Schätzel(i) hin-i''' lös Z
(Dan.). ,Gab N. 10 pfg urab 1 schl.. kam uff Spisertor
uff das wachterhüssli.' 1407/8, G Seckelamtsb. ,Gab
N. ... 10 pfg von 1 schlos an die blaichi.' ebd.; noch
öfter. ,Und was sy [die Schmiede] alts schmidwerch
an der statt werch abbrechent, es syendt sloss, ge-
hengkt oder anders, söllent sy ouch äne eins buw-
raeisters urloub nit verschmiden. sunder das eim
buwraeister inantwurten.' 1471. Gfd (L). ,Das der
obgesait tailstock [eines Brunnens] mit zwain schlössen
beschlossen werden und jettweder taile ainen schlussel
darzuo haben sol.' 1471, G. .1 kensterli in der grossen
Stuben mit 2 schlössen.' 1515, BsPfeff. Schlossinv.
.Einen schönen nüwen Schryn oder Trucken, mit
schönen möschinen Schlässeren [!] beschlagen.' 1617, W
Brig Inv. (AfV.). .Schlosser-Tax. wann der Schlosser
das Isen zu der Arbeit gibt ... An Riglen und ver-
deckten Schlössen mit aller Zugehörd für 1 Gl. 5 ß.
Item für ein ledig Schloss, Schlüssel und Schilt 15 ß,
auch 16 ß 8 Pfg ... Item für ein doppelt Schloss mit
gelötetem Eingericht und Schlüssel 3 Pfd ... Item für
ein Stubentüren mit geflammten Banden, Schloss mit
gelötetem Eingericht, Rigel und Fallen auffs säuberist
6 Pfd ... Item für ein Banktröglein zu beschlagen mit
2 Bändlein, Schloss und Schlüssel 1 Pfd 5 ß.' Bs TOrdn.
1646. S. noch Bd II 1218 u.;VI345u. (zweimal). ir22M.;
Sp. 398 u. D'Türe" ist nid im Schi, nur angelehnt
Sch; Th; Z; Syn. uf der Fallen (Bd I 747). Tue si
[die Tür] recht i"'s Schi! Stutz, Gem. ,HAschers kiiid
hab das sin zu den gemachten übel gestossen; also
hab er die tnr. die nit im sl. were, uftgetan und das
kiiid mit der band in ars geslagen.' 1484. Z RB. Efs)
Schi, üfmache", -tue" (in Gr auch off'e" tue'). Due
is"'-ne" g'räte", das LotterschlössK [an einer Tür] off'e"
s'tiie". JJöRGER 19'20. .[Gibt der Schuldner keine
Pfänder] so sol der weibelsbott in das hus gan und
im die gediner und schloss heissen uff tuon und da
selber pfender suochen und nemen ... Wölte aber der
secher dem weibelbotten die gedmer und schloss uit
uff tuon und die beschlossen weren ...' XIV./XV..
727
Schlas(s), scbles(s), schlis(8), schlos(s), schlus(s)
728
B StK.; s. auch Bd II 1020 u. ,üas nieinan in sim
tuphas ... enkeinen schlag noch valtürli ... haben
sol ... und sol ouch unser gerichtschriber zuo dem
minsten zem manod einest daruff gan und sol im ouch
iederman schloss und türen unverzogenlich uft'tuon.'
1403, ebd. ,Also sye die Sp. darnach zuo iro [der
eines Diebstahls Verdächtigen] in ir hus, da sy zehus
sye, nachgangen und an sy begert, das sy ir ire ge-
mach und sloss ufftüege ...' 1453, Z ßB. .Man solle
nicht befügt sein, einem Knecht oder Magt ein Schi,
auffzutun ohne Befehl von ihrem Herren oder Meister
oder Frauwen, ausgenommen eine Garten- oder Stahl-
türen.' 1786, ÄAMell. StR. (Zunftlibell für Bauhand-
werker). Abergläubisches. .Schliiser auf zu machen
[Überschrift]. Tode eine Laubfrosch, lege sie 3 Tag
in die Sone, dan mache ein Bulfer daraus, dan wen
du ein wenig in ein Schlos tust, so geht es von selbst
auf.' M. XIX., ZHorgen (AfV.). ,Dass sich ouch der
selb knecht rüemte, er könde alle sloss ufftuon und
alle sloss müesten gen im uftgan.' 1399, Z RB. ,Wit
elli Schlösser uftuon [Überschr.]. Item r[ecipe] ein
zung von einer schlangen und los 9 messen trüber
hi[n]gen und r[ecipe] den forderen teil der zungen und
rüe[r] ein schlos damit an, so gat es uf, und mit dem
hinderen teil rüe[r] es an. so ist es beschlossen.'
KcNSTB. 1474; s. noch ent-schliessen 1 a (Sp. 698o.). ,Was
nun die zauberischen Künste betriift, durch welche
manchmahlen bei den Elieleuten die ehelichen Werk
... verhinderet werden, bestehen dieselbigen fürnem-
lich in dem Nestelknüpfen und Schlossbeschliessen
... Solches Band währe eintweders einen, zween oder
drei Tag ... je nach dem mit diesen oder jennen Cere-
monien und Worten der Nestel geknüpfet oder das
Schloss geschlossen worden, oder es währe Jahr und
Tag, so kurz oder so lang, biss der Nestel widerumb
aufgelöst und das Schloss widerumb aufgeschlossen
werde. Dieses Nestelknüpfen und Schlossschliessen
geschiehet auf ungleiche Weise und mit ungleich er-
folgender Wnrkung.' Anhorn 1674; vgl. Bed. 5ba. Schi,
und Rigel; s. Bd VI 748 M. ,Dür und Dor, heb dich
empor, beschliess die Schlos und Rigel tin, so können
wir sicher sin mit Freud und Muot', Anf. einer In-
schrift auf einem Scheunentor AABrittn. (JHunz. 1908).
,Schl. und band'; s. Bd IV 13'28M. Wir, Schultheiss
und Rat von Zofingen verpflichten uns, zwei ver-
gabungsbriefe ,hinder unser sl. und gehalt zuo andern
unsern brieffen zuo behalten.' 1466, WMerz 1915.
,In, under schl-en', unter Verschluss. ,Daz sie [die
Nonnen von Klingental] gewalt haut, eine gevüege
tür ze machende . . . durh die burcmure in dem ge-
dingde, dac sie ünsern burgern ein michel tore machen
niderthalp der ziegelmüli, dac die burger bruchen ze
iren nottürften under ir selbs slozzen.' 1278, Bs ÜB.
,I)az nieman den andern phenden sol. wand daz iek-
ligcr von dem andern recht sol nemen, ez were denne
mit gedingcn, daz einer den andern sin guot erloupte,
daz sul er noch denne nit nemen wand an velde und
in holze und in keinen Blossen.' 1347, BSi. Kq. 1912.
,Der burger sohl.' uä. ,Swer bi dem swibogen (grendel
ald anderswa dur der burger slos) in gat nachtes und
er den Wächtern not entwurten wil, beschicht dem
icht, das besseret im nieman.' äL RB. ,WeIer dur
der burger sl. oder ringniure nachtes, so es beslossen
ist, in gat, der sol gen die alte buosse, das ist 1 üb.'
1371, LKatssatzg; ähnlich L StR. um 1480. ,Des
richs schl.'; s. Bd VI 153 u.; Sp. 382o. sowie das syn.
Ricks- SM , ferner be-schliessen Ids. (Sp. 711). Bildlich.
Ued Eine' öppis Rechts z'säge", se söU-er's herzhaß
säge". Ich wo't g'tcüss a" Niemerem es SchlössU a"'s
Redhüs hänke". MLienert. ,Er niüesse inn allen Din-
gen schuldig syn, die Sach komme ganz uff inn, er
werde ins könftig ein Schi, an syn Mul leggen.' 1645,
Z. S. noch Bd VIII 1457 o. und vgl. Mül-Schl. ,Dic
[Gott, Christus und der hl. Geist] behüten mir mein
Vieh, sein Fleisch und Blut und machen einen Ring
um mein Vieh. Und den Ring hat gemacht Maria,
ihr liebes Kind, und der Ring ist beschlossen mit 77
Schlösser.' WManz 1916 (Gebet beim ersten Austrieb
des Viehs auf die Weide). Die 7 Schlösser, Name eines
Gebetes (vgl. Schm.MI 536; Fischer V 949): Z'letst
betet 's [Bäbi] »W* die 7 Schlösser und die 13 heilige'
Stitng. BWyss 1863; mit der Bemerkung: ,ein schmaler
Riemen Papier, auf welchem nebeneinander sieben
Gebete gedruckt stehen; von römischen Gardisten
heimgebracht.' — d) (in der lebenden, tw. auch in der
ä. Spr. Dim.) Knippschloss an Schmuckgegenständen,
bes. Halsketten, Armbändern udgl. An einem Korallen-
halsband; s. BdIII808M. und vgl. Chrallen- Schi .[Der
Chrälligurt der Frauentracht] wurde beidseitig mit
Metallhaften, Schlösslene", versehen.' Barnd. 1911 (BG.).
,1 Gürtlein mit 4 gegossenen silbernen Schlössen.'
1657, Z; vgl. Gürtel-Schi. ,An 1 glatten Kettinen und
Armbanden mit geschmelzten Schlössen 67 Cron. ...
2 Fach rohte Corallen mit 9 Sonnenkronen und einem
Schi. ... 6 Fach Granaten mit einem Schi. ... 11 Fach
lährer Granötli um den Hals, Granötli mit 5 vergülten
Bollen, samt 1 vergülten silbernen Schi.' Z Teilr. 1697.
,1 Fahr glatt .Armband mit geschmelzten Schlössen.'
1701, Z. , Insgemein aber wollen wir allen Weibs-
Persohnen ... hiermit alles Ernst[s] verbotten haben
. . . die mit Diamanten oder anderen Edelgesteinen
besetzte Schloss.' Bs POrdn. 1715; an andrer Stelle:
,die Edelgestein auf den Schlössen.' ,1 Fach schwarze
Corallen mit 18 guldi Bölleli und Schlössli.' 1716,
Z Inv. .Drittens sollen die Weibsbilder äussert den
Ringen, aller Edelgesteinen, es seye gleich auff den
Schlössen der güldenen Ketten, auf Büchern oder auf
andern Geschmeiden sich enthalten.' Bs ROrdn. 1727.
, Schloss auf die Hand', d. i. an einem Armband. 1772,
Z luv. .Eine goldene Erbsenketten mit einem email-
lierten Schlössli.' 1799, Z Inv. S. noch Bd III 565
(Flaschen- Chetten); IV 1631 o. - e) (It St.'' Dim.)
Schliesshaken an einem Buch, bes. an Gebet-, Gesang-
büchern udgl. ,L; ScH' (St."); Tu; ,Zg' (St."); Z und
weiterhin. Ein reiches Mädchen hat es [Kirchen-
gesang-]Bi(ec7j mit silberne" Schlosse" ...; dennoch trägt
es beim Kirchgang bescheiden es Buech vom Ätti selig,
alti Schlössli dra" vo" Zi"". Stutz, Gem. ,1 Psalmen-
buch mit Schlössen, Eggen und dem Namnien . . .
1 Psalmenbuch mit silbernen Schlösslinen ... 1 Testa-
ment mit halben silbernen Schlösslenen.' 1697, Z Teilr.
,1 Buch mit Silber und vergoldten Schlössen.' 1709,
Z Schirmb. ,1 Testament und Psalmenbuch in schwari ]
Chagrin gebunden mit breiten silbernen und vergoldten 1
Schlössen. 1 dito mit breiten Schlössen, so silbern ;
und vergoldt von geschmelzter und Rosenketten-Arbeit.
1 Nachtmahlbüchli in Sammet gebunden, ringsum mit j
einem fingerbreiten silbernen und vergoldten Beschlag •
und Schlössen.' 1773, ebd. ,1 Kirchenbuch mit Silber i
und vergülten Schlössen 7 Gl.; 1 Nachtmahlbuch mit
729
Schlas(s), scliles(s). sclilis(s), schlos(8), sclilus(s)
730
vergulten Sclilosslein[!] 3 Gl.; 1 Testament mit grossen
silbernen Schlössen 5 Gl.' 1788, Scu Inv. ,Eine Luthe-
rische Bibel mit Silber und vergulden Schlössen ...
Ein Zeügnuss mit Silber und verguldten Schlössli.'
1789, Z Inv. ,3 Bücher mit silbern Schlössen.' 1797,
Z Tu. Inv. .Bin Buch mit Silber und vergolten Schlös-
sen.' 1807, ZZoll. Pfandb. ,1 ditto [Buch] mit silbernen
Schlössen 1 fl. 20 ß.' 1808, ZZoll. Inv.; s. noch Bd VII
839u. — f) an Feuerwaffen. ,15 ß MSetzstaben umb
6 schlössli zun büchsen inn das veld.' 1531, Z Seckel-
raeisterrechn. ,14 pfd dem büchsenschmid von den
ti haggen ... zuo borren und rürlen, auch von einem
model sampt den sclilossen zuo machen.' 1579, ZGrün.
Amtsrechn. ,Eira [Schützen] was Etwas am Schi,
zerbrochen, dem andren war ein Stich drein gstochen.
Dem dritten hat das Schi, gelossen, des hat er in den
Stock geschossen ... Der neündt das Schi, nit kont
gestächeu ... Dem eilften war das Schi, gehangen, im
Schiessen nit zu mal umbgangen. So war dem zwölften
s Schi, zu hart, wolt nicht umgehn zu einer Fart ...
Eim andren gieng das Schi, zfast autf.' HHGrob 1603.
,Item ein Stänglein in ein Schlösslein [einer Muskete]
1 ß 4 Pfg.' Bs TOrdn. 1046. .Diese Frei-Compagneyen
[sollen] mit 2 löhtig-, wenigst siebenquintligen wer-
schaften Rohren und Schlössen, guten Bandtägen und
Patrontäschen sich armieren.' 1699, Z. S. noch Sp. 715 u.
— g) den Abschluss bildender Balken im Dachgefüge;
vgl., Schlossbalken' bei Gr. WB. IX 773, auch iSc/i7Ȁse?3i,
,Itera ob jemand den anderen freffenlich yberlauftunder
sinem ruossigen rafen, das ist die buoss von jedem
schlossrafen zechen pfundt. Und so einer den anderen
uss dem huss und uss dem synen ladt, ist die buoss
auch zechen pfundt von jedem schl.' ZWen. Oifn. 1562.
S. noch Bd V391M. (1593, ZWäd.). — h) in einem
Schiff. .Ordnung von der nawen wegen ze machen
... Item und ist am boden die wite, als daz mess von
alter har ist komen, an l'üntf enden ze messen, sunder
in der mitte und vor dem joch und vor by der dritten
nadel [vgl. Bd IV 667 Bed. 3 b], by dem hindern schl.
euch, als daz mess inn het.' 1469. L RB. (Seg. RG.).
— i) künstlich hergestellter Knoten in der Peitschen-
scblinge L. — 3. a) (auch Dira.), am sog. aufgesetzten
Brot die krustige Fuge, die entsteht, wo die beiden
Hälften des Laibes sich begegnen ZB., 0. (FStaub);
vgl. Mund 3 (Bd IV 322), ferner FStaub 1868, 41. —
b) bei der Rebe die Stelle des alten dicken Holzteils, wo
die jungen kräftigen Triebe herauswachsen SchR. Me"
mu" halt d'Rebe" bi'n Schlosse" dui'''en a'binde'. —
4. a) Schloss als Gebäude wie nhd. allg. (vgl. Schl.-
Hund Bd II 1433), auch ,grossartigeres Herrenhaus
auf dem Lande' B (Zyro); vgl. Burg 1 (Bd IV 1577 o.)
and die Anm. Im Kdld (Rössli : SchlössliJ ; s. Bd V
656u.; VI 14-23 u., ferner GZür. 1906; 1902, 27/33
(B); EStoll 1907, 14/5 (Sch); AfV. VI 151 (Th);
VII 275 (LE.). ,Spez. das Amthaus, weil der Amt-
mann meist (so BAarw., Belp, Nid., Trachs.) in der
Burg wohnt' B (Zyro), Amthaus zu Interlaken BHk.;
vgl. schlössen. ,Wenn er [der Kalendermacher] in
einem Schl. befehlen täte', als Regierungsstatthalter.
B Hink. Bot 1900. f//'''em (Im) Schl, vor Gericht B.
.Es wurde unterlassen, das vorgeschriebene Wasser
auf den Platz [vor der später abgebrannten Hütte] zu
stellen, wofür auch später der Kurzackerbauer auf
dem Schl-e mit einer Busse bedacht wurde.' CWeibel
1885. [Landjäger:] Hesch es Padent oder süsch Neuis
vo" Schrifte", so mach füre"! Oder mer gä' uf d's Schl.
mit-der. OvGreverz 1913. Du het im du der G'meinrät
der Landjeger ttf''e" Hals g'reiset, u"'' der Halm het mit-
im i" d's Schl. müesse". Loosli 1910. Mir möchti"'«
gern no''' erlebe", dass wider anger Zite" chäme", wo-me"
nid vo" Vorschrifte" u""* Parigrafe" %"'gänterlet war u"'
schier nid weiss wie trappe" dass-me" nid i" d's Schl.
muess. E.MMENTÄLERBL. 1917. Eitle" i" d's Schl. bringe".
Barnd. 1911. S. auch Bd VIIl 693 o. (Gotth.). ,Wurd
inen [der Vorstadt Aarau] gebotten, ir [der Stadt
Aarau] schl. ze hneten.' 1441, Aar. StR. (B Schied-
spruch). ,Der slos halp, die die Eigenosen gebrochen
hattend.' 1446, Bs Chr. ,So wurden ouch ettlich schlos
dazwüschent ingenomen und verbrönt.' PvMolsbeim.
,Den heuwzenden zuo Lenzburg, so ein amptman vom
hofmeister järlich umb 10 gl. empfangen, ist zum sl.
gleitt. Das huss. reben und mettli der capellani im
sl. by einandern blyben und ussgelichen werden zuo
erblechen.' 1528. B RM. .Schl., werlich ort, das auft'
der höhe ligt, arx, castrum. castellura, propugnaculum.'
Fris.; Mal.; Weitres ebd. 356 c/d (PI. .Schlösser').
.Claudius Drusus. welcher allein ... wider die Deut-
schen fünfzig Schlösser am Rhein bauwen lassen.'
Gi-LER 1616. S. noch Bdlll 739M.; IV 672 (berg-nider);
VII 1694 u.; Sp. 140M. und 409u. .Offen schL'; vgl.
Lexer II 143. .Das ouch die statt Baden zuo allen
iren nöten ir [der VII Orte] offen schl. sin sol, also
das si soldner und folk dar in legen ... söllent und
mögent. wie dik inen das notdurftig ist.' 1443, AaB.
StR.; entspr. 1450, AABremg. StR. 79; 1450, AaMcII.
StR. 311. ,Hab der Wegman von Zürich, domaln
landtvogt [im Th], das [den Einritt des neuen .A.btes
von Reichenau in Frauenfeld] nit wellen beschechen
lassen von wegen das die statt Frowenfeld miner
gnedigen herren der Aidtgnossen offen schl. sig.' 1539.
Schreiben des Klostervogts von TnEeldbach an Z.
Neben verwandten Ausdrücken. .Sin [des Regens-
bergers] veste und sloz.' Z Chr. 1336/1446. ,Bi dem
sloss oder bürg Stretlingen.' Stretl. Chr. .[Wir
haben den Solothurnern] diser tagen geschriben, still
zu sitzen und dero im feld nächrung zu erwarten mit
versächung ir slöss. rigk und passen.' 1499, B an F.
.Castrum, ein schl. oder bürg, veste; castellum, ein
schlösslin oder veste, ein vester platz.' Fris. .Ich
achte auch, dass in ganz Europa kein Land, das nicht
grösser ist als dieses [Gr], mit so vil alten Schlössern
und Turnen ... als eben Retia besetzt sei.' Guler
1616. , Schloss und sitz-; s. schon Bd VII 1725 u.
1730 (Fri-Sitz). ,Das söliche koüff der schlosseren,
sitzen oder gerichtsherlichaiten im Thurgouw nit vor
den nideren gerichten, sonder vor E. W. fryen land-
gericht im Thurgouw wie von alterhar gevertiget ...
werden sollen.' 1572, Z. ,Schl. und statt.' ,Als ...
die ganz gemeinde der statt von Zofingen ... uns [B]
in namen des heiligen römischen riches und ouch als
unser ofl'en statt und sl. zuo allen unseren nöten ge-
huldet und gesworn hant, ganz trüw und warheit ze
leisten ...' 1415, AaZoI'. StR. .Beschäch aber, das
zuo keinen künftigen ziten die in der statt Arouw
bedücht. das die ein tafern, so sy zelichen band, irem
schl. und statt als schädlichen und als schwär anligend
wölt syn ...' l443, Aar. StR. ,Und söllent ouch die
genannten Eidtgenossen nu und hienach Öffnung haben
derselben vier stetten und slossen [Rheiufelden.
Säckiugen, Laufenburg und Waldshut] zu allen iren
731
Schlas(s), scliles(s), sclilis(s), schlos(s). scblus(s)
732
nöten.' 1-17-1, Absch. ,So brachten ouch etlich lands-
lierren und ander ir slüssel zuo iren stetten und
slossen und antwnrtent die den houptlüten.' DSchill.
B; ,zuo iren schlössen.' PvMolsheira. .Dan wir nit
anders ermessen können, wo wir die statt und sl.
[Bellinzona] zu unser Eidtgenossen banden brechten,
unser aller grosser nutz inu künftigen tagen sin wurde.'
1500, U an Scbw. ,Die verwüestind und verbrantind
stett und schlösser.' Morgant 1530; noch oft. ,Und
die kinder Israels naniend gefangen ... all ir vych
... und verbrannten mit feür alle ire stett irer wonung
und alle schlösser.' 1548/1707, IV. Mos.; ,burg.' 1530/1;
Ti; äTtaüXe;;. LXX. S. noch Bd VII 214 M. 1694/5.
Erweitert. ,Er tat im [Herzog Liutpolt dem Kaiser]
grozen schaden an schlozzen und an stetten und an
Hut und an land.' Z Chr. 1.336/1446. ,Alle die, so
uns [Basel und Rheinfelden] bekriegent ... mit beiigen
vor unsern stetten, schlössen und vestenen . . .' 1445,
AiKh. StR. ,Umb daz wir unser slosz, stett, land
und lüt dester bas enthalten und ouch den benempten
unsern Eidgnossen trostlichen sin möchten.' 1449, B
Si. Eq. 1912. S. noch Bd IV 1323o.; VII 577o. Bildl.
.Spanisch Schi.' (vgl. Gr. WB. X 1, 1888): ,0 wie über-
steigen sich solche [, Maulchristen'] in ihrer torachten
Rechnung! Wie machen sie die Zäch liinder dem Wirt!
Das sind spanische Schlösser in der Luft, Häuser auf
das Sand ohne Fundament gehauen.' AKlingler 1688.
— b) (Dim.) übertr. a) besondre Spielart beim Schus-
sern. ,Beira Schlösslein wird auf drei Schusser oder
Nüsse eine oben aufgesetzt und so das Schloss gebildet,
das Derjenige gewinnt, der es aus bestimmter Ent-
fernung mit seinem Schusser einwirft.' Rochh. 1857. —
ß) aus einem Hölzchen oder Kork mit durchgesteckter
Federspule bestehnder Schwimmer an der Angelschnur
TnBodensee. — 5. von Teilen des menschlichen oder
tierischen Körpers, a) in der Bibelspr. in verschie-
dener Anwendung. ,Ich wil sie [Gott die Israeliten]
anfallen wie ein Bär, der seiner Jungen beraubet ist,
ich wil ihnen das Schi, ihres Herzens zerreissen,'
1667/1868, Hos.; ,ir verzweiflet (verstockt) herz.' 1530/
89; ouY-/.?.Eia|iöv xapdiaj. LXX. Zu den folg. Stellen
vgl. b. ,Die schloss in der lenden'r ,Sein [des Königs
Belsazar] gedanken erschrecktend in, das im die schloss
(,schlosse.' 1531. 1667/1707) in der lenden aufgiengend
und im die kneüw aneinander klopftend.' 1530/1707,
Dan. 5, 6; o; crJvSsaiiot 1^5 da^öog. LXX.; danach: ,Ich
zittere, dass mir die Schloss an denen Lenden aufF-
gehen und die Knie aneinandern stossen.' 1723, B TB.
1858 (HMFüeslin von Z); .gehen euch die Schlosse
der Lenden nicht auf?' JJUlr. 1731; s. noch Gr.WB.
IX 769 u. (JCLav.). , Meine schloss habend sich in
der gesiebt [Vision] entweget, das ich grad aller kraft
entsetzet bin.' ebd. 10,16; tx Ivxös (lou iv i^ioL LXX. —
b) spez. Becken(knochen). ,So man sich mit diesem
[Eschbaum-]! '1 salbet autf der linken Seiten zwischen
den Schlössen und Weichen, darzu getrunken mit
Wein, entlediget gewaltigklich den Menschen von der
Verstopfung des Milzes.' JRLandenb. 1608; lat. id
oleum hypochondrio sinistro illitum. (Meist, in GTa.
nur PI.) insbes. am weiblichen Körper; vgl. Schi-Bein
(Bd IV 130.3). a) (Schlussbein am) Becken, Becken-
ausgang Aa (H.); Gl; GTa., , weiblicher Schoss' Ap
(T.), .weibliche Geburtsteile" Bs; „GR"Pr.; „üuw"
(auch It St.*"), äussere weibliche Geschlechtsteile L,
so G. ; U. Schmerz i" de- Schlosse" GTa. Eng i' de'
Schlosse", ebd.; Syn, eng-ge-schlossen (Sp. 695). Das
Kind Ud i" de" Schlosse", ist im Durchtritt L; GTa.
.Wie er [Christus] geboren [.by'?] ungeöffneten schlössen
und wie ein muoter ein jungkfrouw sye.' B Disp.
1528. .[Drei unersättliche Dinge:] Die hell, eins weibs
schloss und ein erdsumpf.' 1531, Prov.; ,der frauwen
bauch.' 1530; ,ein beschlossne bärmuoter.' 1548/89;
.eine verschlossene Gebärmuter.' 1667/1707; ipto;
vuva'.y.ds. LXX, .Diss Wasser ist gar gut den Frauen,
die in Kindesarbeit gehen, dass sie desto ehr geboren;
dann es tut auf die Schloss und fürdert und treibt
auss die Geburt.' Arzneib. XVII./XVIII. — ß) .Becken-
knochen des tierischen Körpers Gr; übw". (.\ussere)
Geburtsteile einer Kuh BSi. (ImOb.); LE., G.; ThHw.;
Z, so S., After einer Kuh BS (Zyro). Eine Kuh hat
abe"g'heiti Schlosse" ZS., g'heit in'n Schlosse" abe"; s.
Bd IIUOSu. und vgl. iJiti in (Bd VI 1663). D'Schloss
sind dun''e" Z. S. noch schlieffen (Öp. 166u.). Vulva
suis BE. ,Ir [der Fledermaus] bärmuoter hat auch
schloss, dieweil sy die jungen tregt, darurab das sy
etwas läbendigs gebirt.' Vorelb. 1557. — (i. Schlössli,
PI., Pflanzenn., Lotus corniculatus ZZoll.; Syn. Stadt-
Schi.; vgl. auch Fräuli-Schl.
AmM. slöS, sh,ß Q.; vgl. Gr. WB. IX 767/73. 774. 778/9;
Sehm.' II 536 (auch in Bed. 5b, zT. in der Form ,Geschloss',
wozu .tteschloss' 3 bei Gr.WB. IV 1, 3923 zu vergleichen);
JUrtin-Lienh. II 474; Fischer V 949/50 (auch als Pflanzenn.),
zu Bed. 5 b auch noch MHöfler 1899, 582. Ob und inwieweit
unsre Formen mit -0- alte Länge fortsetzen, ist unsicher; vgl.
die Anm. zu Ge-ichoes (Bd VIII 1469). Der PI. .schlösser' er-
scheint (in Bed. i) zufrühst 1521 in einem Reisebericht und
bei NMan.; dem vereinzelten PI. .schloss' (1499. B, in Bed. 2c)
st«llt sich vereinzeltes ,ländt' (Bd III 1299 Anm.) zur Seite; vgl.
im übrigen Beitr. 31,340/1. In Namen. '» Srhiossli-Mwiann,
Beiuame. JReinh. 1921. Herr-em-SchlösKli, Übername eines
Mannes, dessen Vater nach Vollendung seines Hauses gesagt
haben soll, er sei jetzt wie ein ,Herr im Schlössli' ZSth. AlsFN.
.Ruodi Schloss.' 1415, AaBremg. StR. In toponümastischer Ver-
wendung wohl durchaus zu Bed. 4, doch, da t. auf bestehnde
Schlösser (in weitermS. auch auf schlossartige Gebäude) gehend,
t. au Örtlichkeiten haftend, wo früher ein Schloss stand, viel-
fach ohne scharfe Grenze gegen das Appellativ und ohne die
Möglichkeit strenger Scheidung von Haus- und Flurn. Nach-
stehend eine Auswahl. .Schloss' Aa (mehrfach als Flurn.; auch
.im Schi.'); BGr. (Schlöa, Stelle am Eiger. auch .Wild-Schi.').
G. {bim alte" SM., Flurn.), Sa. (Flurn.); Gr (mehrfach, so Mal.,
Pagig; in D., Pr. mit Bez. auf die einst durch Schloss Frag-
stein bewachte Klus; vgl. .Eine Clauss ... allda vor Zeiten die
Vestung Fragstein gestanden ist. und nennet man das Ort im
Schloss gemeinlich.' Sprecher 1672; daher /«r, vor ^em Schi.
von der vor der Klus liegenden Gegend, insbes. VD,. He.:
Für "rm SM. heil firm Dokter r/hüiet. GFient 1898; /iir d't
.S'cAi. s. Bd IV 1983 u.; vgl. auch Für-SM«ii«tr) ; SchStetten
(,im Schi.'); Z (mehrfach als Flurn.. auch .im Schi.'; .Rubeo-
huseu: ... des guldin Schi, güetter.' 1482, ZKyb. Urb.; als
Hausn. ZStdt: ,zumgrüenen Schi.' 1531, HBull.P.). .Schlössli'
AaBald. (Haus von 1667; vgl. JHuuz. 1908. 213). Wohl.
(Haus, schon 1762); BHuttw. (Hügel mit Burgruine); GrHald.
(im iVi?ü„(,-, Haus der Familie Balis), lg. (Ijim SMiimli): LBer.
{.Sümmerhüsli, genannt Schlössli.' 1631; heute Bauernhaus;
vgl. MEsterm. 1897, 56); ThBettw. (,dass unser [des Abtes
von Fischingen] Schloss unterhalb dem Dorf ... vulgo Wslters-
holz oder im Schlössli genannt, seit Menschengedenken in einen
Steinhaufen zerfallen.' 1628, Th KD.); Ndw (2mal, in Büren
ein Holzhaus auf den Grundmauern des alten Edelsitzes; vgl.
Ndw Beitr. II 83: l'w KD. 72); ZBauma (Hof). Horg. (,ini
Schlössli', Haus), Sth. (Flurn.). Weiteres bei Leu, Le.x. XVI
362/3. luZssen. a) als 1. Glied. ,Schloss-Ebnit' B (2). .-Egg'
ZStdt (,im Schi.'), .-Ecken' Bs. .-Acker' Aa; B; Seh; Th:Z
(.im Schi.' ZEmbr.), ,-Äcker' Th. ,-Feld' Bs; G. .-Fluh' ß
733
Schlat(s), sclilef(s), schlis(3), sclilos(s), schlus(s)
734
{-Flueh BTwaun); S. , -Galten' Z. , -Gasse' BsStilt (auf dem
, Schi. -Berg'; ,iü (der) Slossgasseii.' 1282/9'2). ,-Gut' Bs (2);
B (3); S (3), , -Guter' B. ,-Grabcii' Bs. ,-Hubel' B (4); S.
,-Hof' Aa; Bs; S; Th; Zg; Z (2). ,-HUgel' Z. .-Höhe' S. ,-Hal-
de{u), G; Seh (2); Th ; Z. ,-Holz' Bs; G; Seh; Z, ,-Hölzli' S.
■Hören BGr. (au der SO.-Seite des Eigers). ,-HUsli' B. .-Hütte'
Schw (zum Schloss Pfäffikun gehörend). ,-Kopf' Z. -LouiBGr.
(SMo,-L., am Eigei). ,-Matt(en)' Aa(3); Bs(2); B (6); F (5);
S(2). ,-Mühlb' Bs. ,-BUhl' G;Z. ,-Buck' Seh; Th; Z. ,-Baan'
Aa. ,-Berg' Aa (2); Bs (2), so Stdt (,uf dem Sl.' 1353; vgl. n.);
B (T), so E. (x- X, seltener x i); L (2); S; Th; U; Zg; Z (4),
,-Bergli' Th. ,-Ober-burg' F. -Biuttm BÜr. {Srhlot-Bl., am
Eiger). ,-Brugg' GrLq. (,von dem unweit darvon ehemals ge-
weseneu Schloss Fragstein.' Leu, Lex.; vgl. o.). , -Brunnen' Bs.
,-Breite' Z. ,-Reben' B; Seh; Th (2); Z. ,-Ried' G. ,-Rued'
Aa. ,-Eain' Aa (8); S; Z (2). -Ramh' Seh (die Ruinen der
Randenburg tragender Teil des Berges). ,-Ruti' G. ,-Stock'
U (2). ,-Stück' F. ,-Tobel' Th. ,-Tiefo' U. ,-THrli' Schw.
,-Weid(e)' Aa; Bs; B (3); F; G ; S, ,-Weidli' S. ,-Weg' Aa;
B(3); G.,- Winkel' Z. ,-Wies'G; Schw (,Schlosswiese.' XVIII.,
Woll.);Th. ,Schlossli-Feld' LBer. (A. XIX.). -HiieA BG. (l'l.),
,-Hiigel' ZTüss (Burghügel). ,-Hütte' Gl. ,-Kopf' G. ,-Buck'
Seh. ,- Wald' Gr. ,-Wiese' Z. ,Schlossis-Boden' V (a\k\\ SMomi»-
Böddi). — b) als 2. Glied. ,Ober-Schloss' B; ZTu. (Weiler).
,Kaiser-egg-' F (Passhöhe). ,Alt-' F; S; Z. .Hinter-' B; S.
Vn-ij'-hür- BTwaun (Hügel). ,Heu-' L. .Junkern-, Junkers-'
Bs. ,Neu-'B. .Pilger-' F. .Büren-' S. .Birmi-' Zg. .Brand-' Z.
,Säli-' SOlt. (.Sähleschloss.' 1792; heute -.VcÄtoWi; s. Bd VII
688 u.). .Weiher-' Th. .Ludiger-Schlössli' LRömerswil (um
1668 Soninierschlössclien des Stiftssekretärs von LBer.. jetzt
Bauernhaus). .Mett-' BMett. .Buchen-' BBätterkindon (Flurn.;
vgl. SKD. 37). .Pfaffen-' Th. TJü.«"- ZStäfa (schlüssähnliches
Haus, dessen Name auf eine Begebenheit jener Zeit zurück-
geführt wird, da russische Truppen in Stäfa lagen). .Rother-' I..
Arm-: , Schloss' (in Bed. 2d) an einem Armbaml.
,Ein Paar silberne Armschlösser', unter als .Ehepfand'
gegebenen Schmuckstücken. 1759, ScHwArth. — Auch
bei Sanders II aG3a.
Ort-: Grenzschloss, -festung. ,Das der burgunsch
herzog ... sin läger by unser statt Murten ... ge-
schlagen ... Die sinen understanden täglich ... unser
ortsloss ze besttlrmen und benötigen.' 1476. Ochsenu.
.Und solte man das schlos Junge [Jougne] anstossen
und brönnen, das euch beschach, wiewol es unserhalb
nit guot was. denn übel getan, denn es ein guot ort-
schlos was und ein rechte pas des landes wider Burgun
in.' PvMoLsiiEiM. Dass jedes Ort an allen .ortslossen'
und Wassern fremde Bettler abhalten soll. 1499,
Absch. .[Der Bischof von Basel liabe] die ortschlösser,
so in diese landt dieneten, versorgen müessen. damit
die feindt das Suntgow, Elsass und andere ort nicht
beschedigten.' Wurstisen 1580. — Auch bei Fischer V 88.
Vi,\\- Schlös PAL, in der ä. Spr. .Fallen-': wie nhd..
Klinkenschloss mit hebender Falle. .Fallenschloss.'
1857, Z Baurechn. .[Dem Schmied] 11 ß d. umb ein
fallenschloss an den gatteren.' 14t)l. BLauf. Vogtrechn.
,Ein Schloss und Federen und Fallenschlösslein.' Bs
TOrdn. 1646. — Vgl. Gr.WB. III 1290 (.Fallschloss'), ferner
MothesMl 284/5.
Ver-: Verschluss. ,Die bäpstler ... die den armen
conscienzen der eelichen werken halb selzame ver-
schluss, band und gfengknussen habend angeschlagen.'
ZwiNGLi; sera> (LJud). — Verbalsubst. zu i>er-«.;i(ic»«eri ;
vgl. Gr.WB. XIII, lll;!.
Für-: das seit 1515 aufgekommene Radschloss, bei
dem ein Stück Schwefelkies auf einer in schnelle Um-
drehung versetzten stählernen Scheibe schleift und die
entstehenden Funken das Pulver in der Pfanne ent-
zünden; vgl. vRodt 1831 II 62; Müller-Mothes I 408
(mit Abbildg); MJähns 1880. 1203/4; FMarti 1898,44.
.Das ein jeder schütz winterzyt am mentag mit dem
fhürschl. ald zündstrick nach eines jeden gefallen und
glegenheit und nit nieer mit dem zündmändli schiessen
[solle].' XVI., Z. , [Jeder Schütz soll haben] ein fh. und
weder schwumm noch seil, sondern ein fhürstein.'
1560, ebd. ,Zuo Basel habe er ab einem laden ein
fhürschl. genommen.' 1576, Z RB. .Einen kunstlichen
Dopelhaggen mit einem Schnapphanen und Feüerschl.,
den man von hinten laden kan.' 1581, KWild 1847.
,Das der, so nachmalen mit dem fhürschl. oder zünd-
menli zeschiessen Vorhabens, dasselbig vermög der
alten Ordnung allein mit dem graden zug tuon möge.'
1585, Z; an andrer Stelle: ,die aber nachmalen das
fliür- und mänlischloss füeren wellend.' ,Diewyl durch
die jüngst gemachten Schützenordnung die schützen
mehr ab- dann zuonemend, wegen [!] sy zum fhürschl.
den krummen loutf nit bruchen dörifend.' 1586, Z RM.
.Musceten mit feirschlossen. musceten mit schwamm-
schlossen, halbhagken mit feirschlossen, halbhagken
mit schwammschlossen ... dobpelhaggen mit fair-
schlossen.' 1591. Bs Zeughausinv. Den im J. 1614 zu
errichten beschlossenen Carabins wird ein langes Rohr
vorgeschrieben .mit Füwrschl. oder Manly oder je
beiden Mittlen zugleich versehen.' vRonx 1831
(B Kriegsratsnian.). .Die kunstlichen Feuwrschloss
seind ... Anno 1517 zuo Augspurg und Nürnberg aufl'-
kommen.' Gfler 1016. .15 Fewrschlösser.' 1634. Bs
Zeughausinv. .Ein Puffer mit Fusilschloss, ein Puffer
mit Feurschl.' 1666, Z Schirmb. S. noch FüüII {\U I
1085; schon Z Schützenmand. 1676); (Für-)Seil(^A VII
746u. 748); geschiftet (Bd VIII 416). — Vgl. Gr.WB. III
1602; Fischer II 1460.
Füsi-: das um 1630 aufgekommene Steinschloss,
Flintenschloss; vgl. F.-Stein, zur Sache auch FMarti
1898, 50. .Alle Die, so gezogene Rohre oder Füse-
schlosse führen, haben das Quartier verwürkt.' Kriegsb.
1644. , Werden Diejenigen am Besten tun, welche sich
zu einem Rohr mit einem Schnapper- und zugleich
mit einem Füsilschl. versehen können.' Z Schützen-
mand. 1676. ,Ein Paar ßistolen mit einem F.' 1680,
BWohlen (Kirchenurbar). ,Dem Mstr N. Büchsen-
schmid zne Underwalden für ein neu F. 2 Fl. Das
alt Radschloss und gegäbner Spanner, so ich ihme
darzue gegäben, rechne ich 28 p.' 1688, Zubers TgB.
.Dass man so vil möglich 2 lötige Rolir einführen, zu
dem End zu solch 21ötigen Rohren werschaft Füsi-
schloss auf den Schiessplätzen erlauben [solle].' 1697.
Z. ,Zu einem zweilötigen Rohr soll man ein gutes
F. gebrauchen.' Z Mand. 1698. ,[NN.] sollen ... ihrer
Musketen ein F. aufmachen lassen.' 1701, ürKI.
(Musterungsrodel). ,N. soll ein anderes Rohr haben
und am F. eine andere Nuss.' ebd. S. noch Füsi II
(Bd I 1085. wo .Fusil- oder Feurschloss' zu lesen sein
wird);i/Mj:)en-B<iJone«(BdlV1100);Eör(BdVIl'230u.);
Äb-Stcht, Äb-Ge-sicht (Bd VII '246. 258); Für-Sehl. —
Fisch-: „Fischbehälter, zumal ein solcher, der in
einem Bache an einer Kette hängt S" (St.-); vgl.
Salmen-Schl.
Vexier-: wie nhd. wohlallg.; vgl. Mothes* IV 142.
— Auch bei Fis(;her II 1465.
Flinten-: = Füsi-Schl; s. Häpen-Bajoiiet (Bd l^
1100). — Vgl. Gr.WB. III 1803; Fischer II 1574.
FTä.n\i- Schlössli: Pflanaenn. a) von verschiedenen
Primelarten. „Primula elatior oder auricula Gr",
735
Schlas(s), schles(s). schlis(s), sclilos(8), sclilus(.s)
736
Priimila elatior und officinalis. ebd. (Durh.); Syn.
Himinel-Schl., Frauweyi- Schlüssel. — b) Anthyllis
vulneraria Gr. — Bei Fischer II 1717 in Bed. 1. Vgl.
5i7,/o.» 6, zur Peutung FStaub 1868, 41: Gr. Mytii.* II 999 ;
Henne 1874, 3-20/21; 1879, 79; Aigremout 1910 11 65.
G'-schloss: = Schloss 4a (Sp. 72P). B's Mnrge's am
rieri schläfert alli Tierli: ei"s im Chlöster, ei"s im G.
[usw.]. RocHH. 1857. Hoppe, hopperli-hö. die Biiebli
riten esö, uf-eme" höUnige' Eüssli, si ritete' [!] gern i"'s
G'schlössli [usw.]. ebd. ,Das wir im [der Bischof von
Bs dem Herzog Leopold] mit den vesten und ge-
slossen Liestal, Waidenburg [usw.] und och mit allen
andern unsers gotshuses vesten und geslossen ... be-
holfen sin [wollen].' 1381. Bs; ähnlich 1392/141.5 in
einem Vertrag des Bischofs von Chur mit Albrecht von
Österreich (Mohr, CD. IV 212; PFoffa 1864, 52. 77).
,Der stette zuo Basel gezug von buchsen, arnbresten,
bnhsenpulver [usw.] in der stadt Basel und in den
usseren geslossen zuo Liestal, ze Waidenburg [usw.].'
1415, Bs Zeughausinv. .[Wir] hoffen, mit der hiltf Gots
üwer geschl. [Brugg] wol ze entschütten.' 1445, B AM.
,Das geschl. zuo Dornach.' 14P9, S. Auch XVI., Aa
Wildenstein Arch. — AmhA.ga-, r/nhjß; vgl. Gr.WB. IVl,
3922/3; Diefenb.-Wülcker 615; Schöpf 624; Fischer III 478,
ferner die Anni. zu Malchen-Schl.; heute wesentl. bair. Woher
bei Kochh. 1857 ':•
Gürtle"-; Schloss (in Bed. 2d) an einem Gürtel.
G.-schloss mit Edelstei" hat ein reiches Mädchen.
Stutz, Gera. ,Er nahm das Anneli bim Gürtelschl. und
schwung's hinderen uf's höhere Boss.' LTobler, VL.
(Lied vom Schötzerschniied- Anneli); vgl. ALüt. (Sagen)
70, ferner SV. 1918, 5/7 (wo weitere Lit.). 17 (mit einer
Var. aus ßsBirs.: ,er nahm sie bei dem Gürgelischl.').
, Einem kraraer us der crätzen ein gürtelschl. [ge-
nommen].' 1503, B Turmb. — Auch bei Sauders II 963 a.
Hals-: Schloss an einer Halskette. ,Ein goldenes
Halskreüzgen und ein Halsschlüssli.' 1789, Z Inv. ,Ein
Paar silber und vergoldte Schoosschloss, zwei silber
und vergoldte Halsschloss.' 1797, ZTu. Inv. — Auch
bei Sanders II 963 a.
H i m m e 1 - Sc/iWss/t : = Fräuli-Schl, Primula elatior
und officinalis GRJen. (Tsch.); Syn. H.-Schlüssel.
Hang-, Schloss': Vorhängeschloss. ,Sera pensilis,
ein Hang, Mal- oder Vorlegschloss.' Denzl. 16ö6; ,Hang-
oiler Malschloss.' ebd. 1677. 1716. — Kaum ma. ; vgl.
,Uäiigeschloss' bei Gr. W'B. IV '3, 453.
An-henk-: = dem Vor. ,Für ein A. 30 ß.' 1785,
Z Hausb. — Hag-(h)er'e°-: Burg, auf der einst ein
Hag-Her sass Z, so 0.; s. Bd II 1530/1 (wo weitere
Belege), dazu Z Ant. Mitt. 1893, 265. ,Im obere" Hölzli
... bei Uster soll ein H. gestanden haben.' Z Chr.
1902. ,Jetz haben wir eins [ein Armenhaus], 's ist
wie ein Hagheerenschl.' Stctz 1839. — Twing-
her'e»- F, Zwing- BGr. (Bärnd. 1908, 533); Gr:
= dem Vor., in F von der Burgruine Bellegarde (Jaun).
Kammer-: Schloss an einer Kammer(tür). ,[Dre
M.] hab ir ... ein slüssel genomen und in irem kambersl.
zerslagen.' 1464, Z RB. ,Ein K. mit Kloben und
Schiltschlüsseln.' Bs TOrdn. 1646. — Vgl. Gr.V?B. V129
(unter .Kanimerschlüsser).
Kuppel-: Schloss an der Säbelkoppel. ,Ein Brust-
blatt und ein K.' Z Donn.-Nachr. 1787. ,1 Pajonet,
1 K.' 1790, ZOttikon [s. den Anfang des Beleges
Bd VII 640M.]. — Auch bei Sanders II 963 b.
Chapsle"-: Zündhütchenscliloss am Gewehr Gr
(Tsch.). — Chlaffe-- BG., Chlepf(er)- BE.: (ge-
räuschvoll) einspringendes altertümliches Schloss am
Trog. Syn. Schnäpper; vgl. Bärnd. 1904, 206. 313. —
Clirägli- .Krägli-Schlössli': Verschlussvorrichtung
am Halskragen; vgl. Bd III 790/1. ,Ein Paar silberne
Kr., welche ihm der StNiklaus geschenkt., 1767, Schw
Inv. — Chralle(n)-, Sinch - Schlossli, -Schlossji GKÜe.,
sG., -Schlössji GrKI.: entspr. Schloss 2 d (Tsch.).
Lunden-: Gewehrschloss, in dessen Hahn eine
Lunte eingespannt ist; vgl. vRodt 11^31 II 62; FMarti
1898,43; L Schützenf. 1901, 126. ,143 Knabenilintlein,
darunder 17 mit L.-Schlossen.' 1747, Z Zeughausinv.
— Vgl. Gr.WB. VI 1309.
Mul-: bildl., Schweigsamkeit; vgl. Sp. 727/8. ,[AIIe
Frauen sollen von Sarah lernen] dultigkeit und ghorsam-
keit, m., demuot, mit schäm bekleit.' Haberer 1562.
Malchen- (ä. Spr.), Male"- AAWohl. r'-ä-J; ApH.
(T.); Bs C-ä-); GrS. (-(!■) ; GRh.; SchR. (-ä-J, Schi.;
Th (-ä-i, so Egn., Hw., Kessw., Mü., Mal- AAReck.;
F C-ä-J; ScaSt. (,Mabl-' It Sulger); iuTh; Z (Dan.),
Maler- ZGlattf. (-ä-), 0. f-ä-J, Stdt (-ä-J, Malet- Aa
Bremg. (-Ü-), Leer. f-ä-J; „Ap"; B, so E. f-ä-), M. (-ä-J,
S. fn-), Stdt f-ä-J und It St., AyUiitte f ä-J; S, Mäleg-
BBe., Malete"- AAWohl. f-ä-J, Malesse"- EG., MalitzferJ-
BBe., Malze"- B, so E. (auch Bärnd. 1904), Hk., Int.,
,0." (St.*), Si. (Imüb.) und It Zyro, Malzer- BE.
(SGfeller 1919), March- GRSch., Marge"- AAWohl.
f-ä-J, Marg- AaF. (auch St.); L (auch St.); „Schw";
UwE.; ,Zg", MarefnJ- ApK. f-ä-), M. f-ä-J, Stein f-ä-)
und It St.; Gl; Gr, so Chur f-ä-J, He. f-ä-J, Mai. f-ä-
und -ä-), UVaz f-ä-) und It St.; GRh. f-ä-, auch It
St.), Stdt f-ä-J, T. f-ä-J, W.; TuArb., Mar- GrD. f-ä-J,
L. (-«-; auch It Jecklin 1878), Pr. f-ä-J, Ths f-ä),
Marchet- Gl, so H., S.; L (Zyböri). Marget- „AaF.-;
LStdt f-gg-J und It St.; „Schw; Zg", Marcher- UwE..
Marger- UwE., Margel- GBuchs, We., Marbel- GSa.,
Marfel- „GlU."; Ndw; UwE.; WLeuk f-il-J, Lö., Rar.
f-ol-J, Visp f-ol-), Made"- XkEhv.; Ap; „Gl"; GRh.;
ScH, so Ha., R. f-ä-); TuPfin, Steckb., Tag.; ZLunn.
f-ä-), Marder- GA.; ZO., Mader- Z()., auch It einer i
ä. Angabe f-ä-J, Mäne"- Sch (Manna- It Kirchh.); G I
Ebn. f-nn-J, Stdt, Ta. (auch Mani-). Münet- Zllln., |
Magat- ApI. (T.), M:\gesse"- BLütz., Schmäle"- AAEff.,
F., Schmalze"- B, so E. (auch Bärnd. 1904), in der
ä. Spr. auch ,malfen-', .molfen-', ,marniel-': oft (in GrD.
meist) Dim., „Vorhänge- oder Vorlegeschloss, serrure |
ii ressort" ; vgl. M.-Schlüssel. Demo''' ist-er [Einer, i
der bestohlen zu werden fürchtet] druflös «'"' het afo" I
B'schlüsine" mache" tc"* ke" Ruew g'ha", bis amen iedere" (
G'hältli es Malzerschlössli g'hanget isch. SGfeller 1919.
Mir hei"-se [eine verlassene Alphütte] doch wider esö ;
g'rangschiert, dass-me" drinn het chönne" lebe", hei ... ;
im Stübli inne" Felläde" ume'g'macht, Malze'schlössU |
a"g'hänkt. EBalmer 1923. D's Trineli ... het d's Malet- i
schl. no''' nid a" d'Chetti vom Schiff g'leit g'ha". RvTavel j
1922. Der hat e" Stall voll Chüe und Boss und Taler '
hinderm Marbelschl. GSa. (JAlbr.). .Das kistli ... mit 1
einem nialensl.' 1380, B Inv. ,[Die N. hat gestohlen]
ein malchenschloss, ein trächterli und ein winhanen.'
1429, Z RB. ,Ein malenschl. ... an die kamer legen.'
1483, ebd. ,Als ... in der U. hus etwer zuogangen
ist und do an einer beslossnen kamer mit eim mass-
raesser grüblot het, dass der spitz von dem messer
indem molfensl. abgebrochen ist.' 1494, ebd. ,üfdas j
737
Schlas(s), schles(s), sclilis(s), schlo$(8), schlus(s)
sind Varnbüeler und Gaist sanipt der von Nüeremberg
sechs knechten harunib gangen und habent in im
lianden tragen malaschloss. Wa si gewelb fundint,
darin der von Sant Gallen guot weri, so woltent si
die gewelb mit denselben im schlössen beschliessen.'
1497, PBüTLER 1914. ,1 gesmelzt patemoster, daran
ein ... nialensl. vergult.' ir)r2, I3s Inv. ,1 reisstrog
vor dem turn mit 1 malschl.' 1515, BsPfeif. Schlossinv.
,3 p von dem raarfelschl. an dem dofstein.' 1515, Uw
Kl). ,Die Väter . . . gurtten im [Jetzer] die keten mit
gwalt eng um und schlussends mit zweien malen-
schlösslinen zuo.' Ansh. ,Bi Langnow us einem Spycher,
da syner Gsellen Einer das Malerschl. mit einer Alsen
geöffnet, 7 Buschlen Garn [usw.] entwendet.' 1608,
Z RB. ,Ein kleins Kastli mit Plienkh und daz man
ein Marghschl. daran tuen khan.' IGIG, GnCastels Inv.;
öfter, wechselnd mit ,Markh-'. ,Versperret, bschliesset
s Hus dermossen mit gueten, starken Malletschlossen,
dass kein Mensch bald mög kommen drein.' GGotth.
1619. ,Ein Mahlschl. an die Kellertür anlegen.' 1711,
Z Sth. S. noch Bd IV 1214M. (, Mader-'); V 12u.
(.Mallen-'); VI 1122M.(,malchen-', dafür ,malfen-'. 1490,
Z StB.); VII 647 u. (.malen-'); Sp. '249 u. (,malet-'). 589/
90 (,nial(l)en-',, malet-', .Marg-',, Mark-'). 722o.(,Malen-').
735 (,Mal-'). .Geglettete raahlenschloss'; s. Schlosser.
Bildl.; Vgl. SchlossSc (Sp. 727u.), ferner Mül-Schl.
Längi ZUi hrücht-me" . . . nid z'ha", we""-mf" selber
nid grad uf d's Miil hocket u"'' Ae'"« Mahe'schlössli
vor d's Lachdruchli duet. Emmentalkrbl. 1917. ,Wie
ein Maletschl. hing es dem Dursli vor dem Munde.'
GoTTH. Beim sog. ,Girizi-Jagen' (vgl. Bd IV 470/2)
wurde ein aus Karton nachgebildetes vergrössertes
.Maletschl.' (Sinnbild für böse Zungen) dem Wagen
vorangetragen und vor dem Haus des ältesten Jung-
gesellen aufgehängt. Dieser musste es aufbewahren
bis zur nächsten Fastnacht, wo es dann bei ihm ab-
geholt wurde AiBremg. ,Das ein solche täterin durch
die stattknechte an dem wochenraarkt . . . anderen zum
exempel herumbgfüehrt wirt und ein klapper oder
lasterstein am hals tragen muoss bei 25 pfunden schwer,
geformiert wie eines weibs haupt, so an ausgestreckter
zung ein malschl. hat.' Wdrstisen 1580 (,Straff der
falschen zungen an Weibspersonen').
Spätmlid. 7tm!(ih)-, auch mahel-, marhenshß, zu ahd.
mal(u)ha, mild, maihe, Reisesack, -tasche fwoher frz. malle); vgl.
Gr. WB. VI 1510 (,MalschIoss'): Martiu-Lienh. II 474;
ChSchmiat I90I,'233; Schm.M 1575 (,Mageiischloss'): Foll-
mann 351; Fischer IV 1427, ferner Malen, Maleten (Bd IV
168). In GEbn. wird Manne''-Schl. volksetyni. erklärt als ein
Schloss, zu dessen Öffnung es .Wanne" brauche. Die Umbildungen
des 1. Gliedes sind zumeist schon aus der it. Spr. nachweisbar;
nachstehend nocli einige Formen: ,Malcheu-.' 1431, ZStB.;
.malen-.' XIV., B; I4'25, AaB. (Reisrodel); 14S6, Z RB.; E.
XV., GHdschr. ; 1503, AaZof. StRechn.; 15'26, Bs; 1527,
SchwE.; 1542, ZGriin. Amtsrechn.; 1556, B Turuib.; 155",
Bärnd. 1911; 1569, AaB. Baumeisterrechn.; 1582. Z RB.;
1680. Z; 1691, I. Uugeltbuch (.Mallen-'); 1789. Bärnd. 1904
(.Mahlen-'), .Mala-.' 1629, G. .Male-.' Spleiss 1G67. .mal-.'
1462, BLauf. Vogtrechn.; 1515, Bs; ,malnen-.' 1529, AaB.
Baumeisterrechn.; , Maler-.' 1612. Z RB.; .malet-.' 1561, B
Turmb.(,malot-'); 1564, Bärnd. 1911; GKönig 1715 (,MalIet-');
Kued 1740; ,malTa-.' 1533'", Z RB.; .Malzen-, Halsen-.' 1792,
Bärnd. 1904; .niarch-.' 1474, ZRB.; ,Marg-.' 1753, AaJon.;
,margel-.' 1538, L; .marmel-.' Aeg.Tschudi 1534. In Afiille.i-
«cWo«. BBe. steckt viell. (le-sMos, (s. Sp. 734/5). Als Lehnw.
auch im Rät.; vgl. Carisch 95»; Carigiet 183 (surselv. mi-, ma-
schloaa); Pallioppi 44 7 {eug.ma(r)achliiss).
Schweiz. Idiotikon IX.
Männli-: Gewehrschloss, dessen Hahn ein Stück
Zunder(s.ilfnKn7rfEBdIV243) enthält; Syn.Sc/wamm-
Schl; vgl. PMarti 1898, 45/7. ,So ist ouch zuo der
zyt durch ein offen mandat gepotten worden, dass
alle, so uff den gmeinen zilstetten umb m. hm gaben
schiessend, sich der bishar gebruchten mänlinschlossen
und schwummen söllind abtuen und allein sich der
schnappen [1. .-er'] und zündstricken oder führseilen
gebruchen.' 1583, AFldri 1894. S. auch vRodt 1831 2,
63, sowie BdV11538o.; Sp. 734. — Merle»: hölzer-
nes Schloss von altertümlicher Bauart, bes. an Keller-,
Speichertüren (\g\. Spicher-Schl), das durch ein herab-
fallendes Holzklötzchen (Merle") geschlossen und mit
einem Holzsthlüssel (Glidli-Schlüssel, Lirer) geöffnet
wird BG.t; s. Bärnd. 1911,358 (mit Abbildg). Syn.
Fall-brittli- Schi — Musketen-: (Schnapplunten-)
Schloss einer Muskete: vgl. Schnapper-Schi. ,Dass
man zue den 7quintligen Rohren allein Schnapper-
oder Musquetenschloss nach den Gaben zu schiessen
passieren lassen [solle].' 1697, Z. — Buech-: =
Schloss 2e (Sp. 728). .Ein silbernes und vergoldtes
Buchschlössli.' Z Donn. -Nachr. 1787.
Birs-: Schloss eines Jagdgewehrs; vgl. B.-Büchs
(Bd IV 1004). -Hör (Bd VI 1'236). .Ein gut währschaft
B., ein Stechschlösslin.' Bs Türdn. 1646. .Flickarbeit
an B-en: ein Zundpfannen, ein gross Federen, ein
Hanenfederen, ein Wendelbaum [usw.]' ebd.; s. noch
Rör (Bd VI 1230).
Basquill-: Schloss mit Schnellfeder, Schnapp-
schloss. Z Baurechn. 1837. — Frz. aen-ure <> laecnU. Vgl.
Bas.piilla bei Fischer I 665.
Bloch Block-: Vorhängeschloss, dessen Gehäuse
aus einem derben Stück Holz besteht GrL. Di best
B'schlussi'g ist noch immer es rechts Bl. .Blockschi.,
sera pensilis.' Denzl. 1666 (nur im Index; vgl. Hang-
Schi), ,sera laconica.' 1677.1716. — Fall-brittli-:
= Merlen-Schl. BG. — Rich(s)-: = ,des richs schloss';
s. Sp. 727 u. und vgl. Arg. I 93; Osenbr. (Stud.) 1868, 81.
,üb ouch ein man verschrüwen und im das r. an-
geschlagen wurde, so mag die frouw gegürtet usgan,
wie si denn an den vier hochzitlichen tagen zuo
kilchen und stras gangen ist ... Welcher burger. bi-
ses oder gast zins in unser statt oder gerichten hett
... und die lenger ston lond denn dry jarzins, die
selben dry jarzins mag man inziehen am r. und mit
pfänden.' 1384, AaB. StR. ,Uff Sant Hilarius tag ...
band sich rät und vierzig erlütert des r. halb, wie
das von alter har brucht sy. [Das gepfändete Gut des
Schuldners soll] sechs wuchen und dry tag ... im r.
ligen, und wenn die selb zit verloffen, sol sölich guot
alles, so im r. lit, verkouft ... werden.' 1504, ebd.
,Wenn nu hinfür einer zuo minem herr schultheissen
kompt und gegen einem umb das r. anrüefen wil, da
sol ein Schultheis eim der statt recht ... on Verzug
ergan lassen.' 1512, ebd. ,Von des richs schloss
wegen, das niemant zum schultheissen sol gan und
in bitten, ob einem r. geschlagen sölte werden . . .
Wer dem andern schuldig ist, der sol und mag umb
das r. anrüefen.' 1531, ebd. S. noch Sp. 382 0.
Rad-: = Für-Schi; s. Füsi-Schl — Vgl. Gr.WB.
VIll 54.
Reiff-: = Schloss 3b (Sp. 7'25) Z lt. Dan. (Küfer-
spr.). ,Doppeltes R.', wenn das Reifende zwei, die ent-
sprechenden Fortsätze des andern Endes aufnehmende
Einkerbungen enthält.
^39
Schlas(s), schles(s), sclilis(s), 8cIllos(8), sclilus(s)
740
Kigel-: (Tür-)Scliloss, an dein sich ein Riegel
befindet GrAt. — Vgl. (ir. WB. Vlll yäö ; Fischer V 347/8.
Kieme"-, PI.: die Nieten, welche die Enden eines
Transmissionsriemens verbinden Z (technische Spr.);
vgl. Beiff-Schl. — Birs-ror-: = Birs-Schl. Bs TÜrdn.
lÜlO. — Seckel-: entspr. SchlossjSc. ,1 Seckelschl.
8 Lot.' 1788, Si;h Inv. — Sahnen-: Behälter für
lebende Salrae; vgl. Fisch-Schi. ,9 ß N. Schlosser
umb zwei s.-schloss.' 1531, AaB. Baumeisterrechn. —
Sar- (ä-J: = Bigel-Schl. ,Doppelflüglige Chelltrdor
. . . mit festem S. und Holschlüssel,' an den Wein-
kellern. Barnd. 1923. — Schöss-: entspr. Schloss3d,
an den Bändern einer Schürze; s. Hals-Schi, und vgl.
das Folg. — Für-schöss-: = dem Vor., meist aus
edlem Metall, auch mit Steinen besetzt ZDüb.f, 0.
(Stutz). Hundert Guller wiss ivie Ghride", F.-schloss
und Stime'chnöpf, Schöss-scimüer vo" der ßtiste" Side"
besitzt ein reiches Mädchen; aber es trägt diese Dinge
nicht zur Schau : F.-Schloss und Gölkrchetteli wird-men
aw'' nie an-em g'seh". Stütz, Gem.; mit der Erklärung:
,eine ehemalige Zierart [IJ, welche die Bauernmädchen
in den Schürzbändern trugen.' — Schnapper-:
Gewehrschloss mit einem Hahn (,Schnapper'), in dessen
Spalt die Lunte eingeklemmt ist, sog. Schnapplunten-
schloss; vgl. Schn.-Biichs (13d IV 1U06), ferner vRodt
1831 2 Ü2/3; FMarti 1898, 43u. 40/7. Die Landsge-
meinde verfügt, dass alle Gaben mit dem ,Sehn. . . .
verschossen werden'. 1602, Ndw. ,Es sollend ouch
alle Musquetten ... Schn.-schloss haben, ouch besagte
Schnapper dem Tägel nit näher stahn dann zween
Zoll.' B Musketenschützenordn. 1614. .Wellicher mit
einem Sehn, schiesseu wil, der soll den Schnapper
der Gstalt haben, dass er mit einem Trückel oder
Schlüsseiden Hauen in Tigel oder Zündpfannen ziehen
müesse.' Z Mand. 1619. ,Alt guot Knabenhaaggen mit
Schn.-schlossen.' 1651/4, Z Zeughausinv. (mehrmals).
Ein ,Schn.' zu den Musketen kostete 1657 den Staat
10 Btz. vRouT 1834. S. noch Bd V 365 (brüchig); VI
1325 M.; VIII 1434 (Trang- Schiessen); Sp. 734. 738.
Schwamm-: = Männli-Schl.; s. Für-Schi. — Vgl.
Gr. W^B. IX 2-200; Fischer V 1233.
SpicherS'pi/ier-:Schloss von altertümlicher Bauart
(s. Merlen-Schl.) an Speichertüren BG. (Bärnd. 1911).
— Stube"-: Schloss an einer Stubentür. 1801, Z(Dän.).
Stech-, , stich-': Gewehrschloss mit iS(ec/ier (s. d.).
,Die schützen mit dem stichschl.' 1597, Übw Staats-
prot.; vgl. dazu: ,Es gab in früheren Zeiten Hagen-
büchsen, Musketen, Büchsen mit Stichschi, [usw.].'
AKUCHLKR 1895. S. noch Birs-Schl. (Sp. 738). — Vgl.
Gr.Wh. X 2, 1283.
Für-stei°-: im XVII. aufgekommenes Gewehr-
schloss, dessen Hahn einen Feuerstein enthält Bs; B;
Gr; G (Tsch.) und weiterhin; überall mit der Sache f-
1 Far gelbi Sammethouse" mit-eme" F. GSa. (scherz-
hafte Gantanzeige). — Vgl. ,Steiiisch]oss' hei Sauders II
9G3h, ferner Müller-Mothos II 408.
Stadt- Schlössli: Pfianzenn., = SchlossO (Sp. 732)
GNeut. (BWartm. 1874).
Taschen-: Schloss an einer Tasche; vgl. T.-Be-
schlacht (Sp. 31). ,Dem Schlosser [für] 2 newe grosse
T.-schloss und ein klein Schloss.' 1690, AaB. Kechn.
— Vgl. Gr. WB. XII, 153.
Schlag-zünd-: = Für-stein-Schl. , Leichtere
Reisemusketen ... mit Schi.' 1708, Inv. des Schlosses
Knonau.
schlösse", 3. Sg. Pries, und Ptc. -et: a) (mit
.Irad) auf das Schloss (s. unter Schloss 4), dh. vor den
Richter gehn BE.; vgl. Schiosseten. ,Mu" chlöstred
oder richtred dort [in Blnt.j etwa so, wie die Emmen-
taler auf die hochgelegenen Schlösser zu Burgdorf
und Trachselwald als auf ihre Brozidierhiiger gö" ga"
sclil' Bärnd. 1908. Der Sepp het-nen w'zeigt u""* du
hei"-si z'sämen a"f'ah" schl. Loosli 1910. Z'säme' zum
Schi, cho", wegen einer Schuld, ebd. — b) als Gefan-
gener im Schloss sein B. — Auders hei Gr. WB. IX 775.
Schlosser in.: wie nhd. allg. ,In der Epistel an
die Kolosser: min Vatter ist en Schi.', Kdreim Z (Dan.);
der Nachsatz auch: ivenn-i''' b'hört [konfirmiert] bi", so
wird-i''' en Schi. ZWth. Lustig, Schi., hämere ['.] fln,
's Ise" das mties' g'hämeret si"! Wa' ut't du us dem
Ise" mache" Y Gar vil schöni fitvi Sache". Lustig, Schi.,
hämere ßn [usw.] ZW. Wie machi'd's denn die
Schlosser ? So machi"d si 's : Si hämmerli'd ond pöpper-
li"d, bis-ene" d'Hose" chlötterli"d. Ap VL. 1903; s. auch
chlotteren (Bd III 703). , Gedenke mein, so lang ich
werd ein Schi, sein, vergiss nicht mein, so lang ich
werd dein eigen sein' B (Platteninschrift). S. noch
Bd VI 17 M. ,Es sol ouch kein schinid noch schl. noch
hamerschmid kein kol in sin hus tuen, es sig dann
dryg tag usserthalb der kolgruoben gelegen und wol
erlöschen.' 1510, Aar. StR. ,Es sol hinfür niemandt
glettete mahlenschloss, gespengel, klein und gross
schlenken, fenstergleich, ringwürbel, struben zuo fen-
stern [usw.] hieliar bringen, feil haben noch ver-
kautfen, sonder durch die Schlosser alleinig verkauft
und gemacht werden.' 1526, Bs (.Neue reformation der
schmiden'). ,Der schl., claustrarius, artifices claustro-
ruin, faber ferrarius.' Fris.; Mal.; Denzl. 1666/1716.
Unter den Neubürgern der Jahre 1600/99 in ZStdt
befanden sich 5 Schlosser; vgl. SDaszynska 1891, 32.
, Wegen Verhüetung fernerer Stümpelei hat man ge-
ordnet, dass kein [Messerschmied-]Meister weder von
einem Schl. oder anderem Feürwerker, der nit ein
Messerschmid ist, kein Stuk, das dem Messerschraid-
handwerk anhängig ist, soll lassen schmiden.' um
1720, Aar. StR. S. noch (Salinen-, Taschen-) Schloss
(Sp. 726. 738/9).
UM. tloßßer; vgl Gr.WB.IX770;Schm.''11536; Fischer
V 951. In Ühernameu. aüiuj-hü-Schl. Loosli 1921, 87 ff.
Lu/t-Schl. Blns (Bärnd. 1914,384). Als Beiname (zT. noch
eig. BeruishezeichnuDg). ,Cuoni Zeller, genant der kurz sl.,
hurger ze Baden.' 1391, AaB. Urk. .Lorenz der sohl.' 1456,
LStdt. ,Othmar Kgg, genant schl.' 1581, ZSth. , Hanns
OUr, der sohl.' 1586, S. Als FN. Aa (1502, Aar. StR.;
XVII., Zof.); BsStdt (XVI./XVII., Leu, Lex.; 1524, Bs Rq.;
1525, BsRef.); BStdt (1357/1449, BStRechn.; XVI., Leu,
Lex.); L (,Ue Slosserin.' XV., LKatsprot.); G (1515, Vad.;
, Jacob Schl., genanipt Keiser |PfarrerJ zuo Schwerzenbach',
aus GUzn. 1528, HBull. 1572; dafür: ,herr JKeiser, genanipt
Schl.' Val. Tschudi 1533); Schw (1531, EEgli 1873); SStdt
(XVI., Leu, Lex.); Zg (1531, EF.gli 1873); Z (Sth. t; 1456/
1549, Stdt). Flurn. ,Schlosser' ZHorgen. Als 1. Glied. , Schl.'
Acker' BLang. ,-Kgg' ZWald. ,-Matt' AaUiniken; LHerg-
,-Buck' ZSth. ,-Rain' AaSchlossrued. ,-Weid' BHasli. ,- Wiese.
SchwGalg. Als Lehnwort in rät. und westschweiz. MAA.; vgl.
Carigiet 293; Pallioppi 653; ETappolet 1917, 150. '
Chnoche"-: Sanitätssoldat. Soldatenspr. —
Sele"-: Feldprediger. Soldatenspr. — Schanzen-:
von der Regierung bes. für die Arbeiten an den
Schanzen bestellter Schlosser. 2. H. XVII./XVllI., Z;
vgl. FHegi 1912, 181. ,Dass die Meister Schlosser
ihne nicht by dem gedachten Seh. über die bestiinbte
711
Schlas{s), schles(s), schlis(s), schlos(s), schlns(s)
742
Anzahl Gsellen arbeiten lassen wollind.' 1675, Z.
,Sch. Dieser Dienst ist ein Lähen vom Rat und [hat]
von vieler oberkeitlicher Arbeit seihen namhaften
Gewiin, ein neu Haus und grosse Schmidten, muss
aber jährlich u. gn. H. 50 ß erlegen.' M. XVIII., ebd.
Stadt-: 1. von der Stadt angestellter Schlosser.
XVIII., ScHÄmterb.; vgl. das Vor. — 2. -Schlossere" f.,
scherzli. für Hebamme Bs. — In Bed. 1 auch bei Gr.
WB. X2, 497.
schlossere": „das Schlossergewerk treiben." wohl
allg. Du het-es-si''' du 'zeigt, das' der Hans nid nutne'
het g'lert sohl. T.oosli 1921. — Auch bei Martin-Lienh. II
474; Fischer V 9.51.
ver-: für Schlosserarbeit ausgeben. , Verschlos-
seret', Ausgabenrubrik. 1569, AaB. (Baurechn. für die
Brücke).
Schlosser! .-ei' f. Als Flurn. UwSa. — Vgl.
Gr.WB. IX 777.
Schlossete" f.: Nom. actionis zu schlössen a
(Sp.739) BE.; vgl. Bärnd. 1908, 537. Isch amenen Ort
(J'[Maul- und K\a.uen-]Süch früsch üs'broche", su het De'',
wo se z'ersch g'ha" het, müesse" d' Schuld si"; es het bdsi
Wort »"'* Händel W'' Schlossete' g'ge". Loosli 1921.
scblössele". Es sehlösselet, riecht wie in einem
alten Schloss A*.
Für-Schlösser, It Gr Sammler 1811, 364
, -Schlössler' — m. : a) Bezeichnung Derer, die ausserhalb
der (den Eingang ins Prättigau bildenden, früher durch
das Schloss Fragstein bewachten) Klüs ansässig sind,
bes. der Herrsehäftler, Fünfdörfler, im weitern S. der
Bewohner des Rheintals von der StGaller Grenze bis
Reichenau übh. GrD.. Pr.; vgl. Gr Mbl. 1916, 12. ,Sie
[die Klus] heisst so von dem Schlosse Fragstein,
dessen bedeutende Überreste sich unter einem über-
wölbenden Felsen zeigen und dessen ehemalige Wich-
tigkeit dem ganzen Pass seinen Namen gegeben hat.
Ich will zum Schloss herein oder zum Schloss her-
aus, sagt der Brättigäuer und nennt die Bewohner
der Hochgerichte der 5 Dörfer und Mayenfeld Fnr-
schlössler.' Gr Sammler 1811. — b) Westwind GRPr.
— Abi. aus für "ein OVs) SMms; Tgl. die Anni. zu SMosh
(Sp. 732), zu b auch die Anin. zu Seiser (Bd VII 1388).
a^'-schlössle": = an-schliessen (Sp. 696). ,Ein
zänkisches Ehepaar [wurde von Gerichtswegen] am
rechte' Düme' und am rechte' grosse' Zefe" a'g'schlöss-
let.' BiRNn. 1914 (Blns).
Schlössen, PI.: Hagelkörner. ,Er [Gott] wirft seine
schloosen wie bissen.' 1530, Ps.; ,sein eis stuekweis.'
1589; .schlössen'. Luther. — Uhi. sh.mc) : vgl. Gr.WB.
IX 774; Martin-Lieuh. II 474 : Fischer V 951. Bei uns nicht
bodenständig; vgl. iramerhiu sMöss-wus.
Schlnss (in UwE. -ü's) m.: 1. von einem ge-
schlossenen Gefüge. ,Die Äste der stehenbleibenden
Bäume müssen noch einander berühren, oder, wie man
sagt, der Wald muss im Schi, bleiben und keine Lücken
darein gehauen werden.' Kasth. 18'29; vgl. Behlen
1840/6 V 502. — 2. a) abschliessender Entscheid, Be-
schlussAA(H.);NDw. Erhet de' Schi, g' fasset. , Der Vor-
schlag gefalt mir zwar wol, sorge aber, wann der Schi,
ergangen und der Knopf schon gemachet, er werde
kaum mehr aufzulösen sein.' 1665, Z Brief. ,Wann
einem loblichen Stand Schweitz beliebte, ein Schi,
abzufassen, dass ...■ Schw Prozess 1708. , Kommen
sonderbar wichtige Geschäfte vor ... so schreibet der
König einen Landtag aus, da aus jedem Stadtgerichte
des Reiches zween Weise ... erscheinen und durch
das Mehr einen Schi, abfassen helfen.' Sinte.m. 1759.
— b) logischer Schluss. ,Illatio, Hineinbringung,
Schi.' Denzl. 1666; , Schluss. Beweisung, argumentatio;
einen ungereimten Schi, machen, a baeulo ad angulum
argnmentari.' ebd. 1677. 1716. — c) Abschluss, Ende,
wohl allg., doch nicht eig.volkst. ,Conclusio, Beschluss,
Schi.' Denzl. 1666. — Spätmhd. «iu^, Schluss, Knoten; vgl.
Gr.WB. IX S6.5 70; Martin-Lienh. II 475; Fischer V 963.
Als Flurn. , Schluss' GGrb. .Sohl. -Bach.' ebd. ,Schl.-Berg.'
1623, ZBinzikon.
In-: 1. , Einschl., gefenknuss, inclusio.' Fris.; Mal.
— 2. = tn-ScUag 5a (Sp. 220). ,Die von Gachnang
und sy von Dorff die habind wund und weid, dritt und
drätt zuosamen; nu habind die von Gachnang ietzuo-
mal ein inschluss tuon.' 1540, ZAnd.; später: ,denn
ein gmeind zuo Dorff yewältenhar in solichem innschl.
ein offenn drätt gehept habend.' ,Als sich dann etwas
gespans ... wun, weiden, die inschluss der güeteren
und Übersetzung des vechs berüerende ... zuogetragen,
da sich die tagnöuwer treffenlich erclagt ... das die
purslüt ire wysen und ächer, welche vormals all-
wegen ein offen trätt gwäsen, zno rechten inschlüssen
inzuntend [so wird ein Schiedsgericht eingesetzt],
und von der inschlüssen wegen habend die tädungs-
lüt erkennt, diewyl es niemants im ampt zuoglassen
wirt, wysen oder ächer zuo rechten inschlüssen inzuo-
zünen, ouch solliche inschlöss [!] den armen ... zuo
nochteil und schaden reichend, so sollind derhalben alle
inschluss widerum uffgetan werden . . . CFryen sol zuo
synem hus, schür und alten hoffstetten ... zuo einem
inschl. hüben die wyss under der gassen.' 1552, Z Rq.
1915 (ZDorlikon); noch öfter. .Zuodem söUint sy ire
ynschlüss, darumb [s]y nit brief und sigel habend,
dass dieselben recht inbschlossen güeter sygen, die
man von ein«m schnee zum andern inhaben möge,
widerumb ... uftnon.' 1588, ebd. 1910 (ZAlten). ,Die
Güeter, so eingeschlagen sind und ... wider aufgetan
und ausgelegt werden sollen, nemlich S.s Infang an
der Braiten, bei 10 Jahren eingeschlagen, item M.s
Einschl. an der Breiten unter den Reben, bei 16 Jahren
eingeschlagen.' 1594, ThHw. Arch. (jüngere Äbschr.).
,Wisen genannt im Müllis Binz, sy ligt in einem sonder-
baren Ynschl.' 1643, ZRick. — Vgl. Gr. WB. III 280.
Under-: Grenze. ,Die Saruneter [haben] ihren
Namen von dem Wässerlein Saren (darunter sie ge-
lägen und dardureh sie von den Rhucantiern unter-
scheiden werden) empfangen ... An disem Bächlein,
gleich als einem Unterschi, (dahin das retisch Wörtlein
Sarun deutet), hebt an der Saruneter Landschaft.' Gdler
1616. — Gnlers Etym. knüpft an rät. «arar, -er (Carisch 139;
Pallioppi 674) an.
Ent-: Eröffnung, Erklärung, (kundgegebener) Be-
schluss. ,Darnff die genant tochter minen herren in
ireni entlichen e. des bericht, das sy uff in nit tringe,
sonder begere ledig zuo werden.' 1543, Z Ehegericht.
Bes. von Behörden. ,Nachdem und üwerersambotschaft
zuo uns abgefertiget und uns ... vorgeläsen beide
mandat und demnach an uns begert e. ze tuon, bi
wölchem wir beliben wollend, ist under uns das nier
worden, dass wir wollend bi dem alten glouben be-
liben.' 1527, B Ref. (Huttwil und Eriswil an B). ,Dwyl
unser gestriger ratslag und entsl., berüerend den Under-
waldischen handel ... üch noch nit mögen worden sin
7-13
Schlas(s), scliles(s), schlis(s), schlos(s), $chlas(s)
744
so lassens wir doch by demselben unserm gestrigen
schryben belybeii.' 1529, ebd. (B ins Feld). ,Darus
[aus der Wiederholung eines abgelehnten Gesuches]
wir gemutmasset, dass villicht ihrae solche unsre
meinung und resolution nit zukommen sin möchte, da
so haben wir söllichen unsern vorigen e. hiemit aller-
dings widerum bestett.' 1599, L. ,M. g. h. haben inne
nochmals abgewisen und es by vorigem e. blyben
lassen.' 1599, RCys. S. noch Sp. 720 u. — Abi. zu ent-
»cA;.M«en; vgl. Gr.WB. III 609.
Ver-: wie nhd. Öpjns i" V. tue", ,in einen Schrank
oder Kasten verbergen und einschliessen' B (Zyro).
Konkr., Verschlussvorrichtung am Gewehr, Geschütz.
MiLiTÄRSPR. ; s. auch Vetterli-Sang 1878, 7. — Abi. zu
i-er-sMUsstn: vgl. Gr.WB. XII 1, 1116.
,Für-: Verhinderung, allerlei, darmit man etwas
verschleüsst, obiectaculum.' Fris. (schon 1541) ; Mal. —
Vgl. vor-schlietsen (Sp. 703).
Mage°-: krankhafte Verengerung des Magen-
mundes, Pförtners, Schlundes Bs (Seiler) und sonst.
Sy n. M.-Be-schl. ; vgl. AfV. V 176. — G "- ra e i n d s - Ndw,
.Gemeind-.' 1812/22, AABübl. Gemeindeprot.: Beschluss
einer Gemeindeversammlung. — Miss-: Fehlschluss.
, Damit nun nicht Jemand hieraus [aus den Worten
Christi Matth. 7, 1] schliessen mochte, wie dann in der
Tat viele Menschen diesen M. machen, als ob über
gar Nichts und Niemanden dörffe gerichtet werden ...
so wil Jesus diesem vorkommen.' JJÜlr. 1727/81.
B«-, in B It Zyro (,bäurisch); UwE. -schlü^s:
1. entspr. be-schliessen 1 (Sp. 703), t. das ,Beschliessen'
(ScnSt. It Sulger), t. Das, was ,beschliesst' (B It Zyro;
ScaSt. It Sulger; Z) oder , beschlossen' ist. Die Tür
hat kann guete" B., verschliesst nicht gut ScuSt.
(Sulger). En guete' B., der nicht leicht geöönet
werden kann. ebd. ,Junker N. . . . den wier euch
umb sin sigel zuo beschl. diss briefs hätten band.'
1528, B Ref. ,Wie ein stat Bern hat vergönnen irem
stiftsprobst N. ein capel zebuwen ... und die ufgefiert
was biss zuo beschl. der fenstren.' Ansh. Uneig. vom
Rechtsstillstand: , Beschl. der gerichten. iustitium.'
Mal. Mit Bez. auf Einfriedungen von Grundstücken.
,Der [Acker] habe einn hag, das syge einn evad und
ein bschl. der zälg.' 1558, ZRegensd. ,Wie dann die-
selbige zeig mit der eefatt iren beschl. und begrilfung
hatt.' 1579, G Urk. Abschluss des Zugangs zu einem
Gebiete: ,Dis wesen [das neue Kloster Rorschach]
würd ain beschl. und ain eins des ganzen lands, also
das niemant uft" noch nider körnen möcht denn mit
wissen und gunst ains herren.' 1483, G Mitt. Grenze:
,Des jüngsten pundbriefs von den drien steten Bern,
Friburg und Soloturn angenon ... der da wist, in
der herzogen [von SavoyenJ landen beschlus keinen
burger ufzenemen.' Ansh.; de non accepter ni recevoir
en bourgeois nul dedans ni dehors les terres et limites
des pays dun coste et dautres. 1529, Absch. Ver-
schlossener Raum. ,So hat das Gottshaus Fryet [eine
Freistatt] in seinen Muren und Beschlüssen allen und
ieden Sünderen.' 1479, AxWett. Arch. .Demnach das
dorf Stötten an der Wisen mier [LvSchönau] erblich
zuogeteilt und gehörig ist ... und ich aber an be-
raeltem ort kein sondere vengknus noch beschl. nit
hab ... derhalben ich ... Schultheis und rat zuo Rein-
felden . . . umb iren turn, das übel und args . . . ze
strafen, pitten lassen.' 1557, AaRH. StR. • — 2 a) entspr.
be-schliessen 2a. a.) .\bschluss eines Neubaus; mit
Bed. 1 sich berührend (s. be-schliessen Ica. zu Anfang).
,Den buw der vermelten bropstye ... zu begirlichem
ende und beschl. usbuwen und volpringen.' um 1485,
G Mitt. Dabei wird den Arbeitern oft ein Trunk (vgl.
B.-Win), auch ein Mahl verabreicht; vgl. Uf-richti
(Bd VI 405). Die Akkordsumme [für einen Brücken-
bau] betrug 246 Gl. nebst 2 Neutaler Trinkgeld und
1 Trunk beim ,Bschl.' 1809, JLüscher 1898. ,7 Lb.
... umb allerlei essige Spys zum Beschl. des Züghus.'
1614, AaB. Baumeisterrechn. — P) Abschluss einer
Rechnung. , Nachdem der vögten und amptlüten schul-
den von einem nüwen missbruch harkomment, also
das im beschlus irer rechnungen, das sy bezalt, ge-
standen ... da aber sy im seckelbuocb noch Schuldner
gewesen.' 1551, Z RB. — y) Abschluss einer Ver-
einbarung udgl.; von S oft nicht sicher zu scheiden.
Von Verlöbnissen. ,Do kerne er zuo ira und seite:
man spottet doch unser, wir habind einander genommen;
lass uns grad mit einander zuo kilchen gan, so wirts war.
Sunst habind sy heidi der ee halb kein andern beschl.
getan.' 1588/40, Z Ehegericht. ,[Nach der Verlobung]
gebe er ir ein halben dicken pfenning zuo beschl.'
1543, ebd. Von sonstigen Abmachungen. ,Wir von
Bern haben ... zuo besl. diser früntschaft [mit W]
usgevertiget die edlen herrn [folgen die Namen].'
1475, BSi. Rq. 1912. ,Dass ain frid zwischen in zuo
ward geseit ganz fründlich . . . Als sich nun der bschl.
gendet hat ...' Salat. ,Will es dan inen gelieben,
so werden unsere herren bede ret hotten verordnen
und mit inen entlich und bitz uff den beschl. handien.'
1525, Bs Ref. ,[Wir, Herzog von Mailand, haben mit
den Boten] vil tagen von allen Sachen gehandlet . . .
So si aber nüt wolten verwilligen, sunders on einleben
beschl. mit etlichem Unwillen von uns .. . schieden
... sind wir inen in eigner person nachgeriten.' Ansh.
,Ich wil noch iemerdar schwerlich glouben, das der
handel mit dem b[ischof] also abgan werde, ich höre
dann den beschl.' 1561, Brief (HBull.). S. noch
Bd VIII 203 0. — 5) übh. Beendigung, Schluss. ,üer
beschl. und die letst handlung eines ampts, extrema
pars et conclusio muneris.' Fris.; Mal. ,Der Beschl.
sol endlich das Werk beziehreu.' JJÜLR.-Haug 1731.
,Der Anfang und Beschl. wird bei allen Schulstunden
... mit dem Gebett gemacht.' 1762, MReimann 1914.
Von Geschriebenem, Gesprochenem. ,B. folgt', An-
kündigung des Schlusses eines Geschichte. Schweizerb.
1835. ,Das end und der beschl. in einem brief, clausula i
epistolffl.' Fris.; Mal. .Epilogus, peroiatio, Beschl.
der Red.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Bd VllI 1056o. |
,Den b. machen.' ,An langem gsang hatt man verdruss, I
ich wils nit übertryben: ich mache des liedlins bschl. I
und wils daby lau blyben.' BGlett. I hat no vü j
z'säga . . . aber i muess de Bschl. macha. AKornuofker j
1656. In präp. Verbindungen. ,Er sig weder byin |
anfang noch byni bschlus [der Verhandlungen] gwesen.' ■
1525, Bs Ref. ,Und also mit dem beschl. hat gemeldter I
J. geredt, dass . . .'. Schluss einer Zeugenaussage. 1530, <
F. ,Glych vor dem bschl. [eines Artikels].' 1593, RCts. I
Bes. mit ,zu'. Gib zum B. mir en Chttss! ONag. 1910
(TnErm.). ,Zuo anfang [haben die Boten] erscheint, i
wie truwlich leid inen diss krieglich ufruor sie ...
und zuo beschlus so haben si ...' 1499, S. , Nachdem
darüber der handel volfüert, sind zuo beschl. etwas ur-
teilen ergangen darumb.' 1530, B Ref. (B an S). ,Uf das '
hat er [der frz. König] mir geantwort, dass er alle zit
745
Schlas(s), scliles(s), schli8(8), schlos(s), schlas(8)
746
bereit sie ... früntschaft zeliaben mit den Eidgnossen
... Und zuo einem besclil. so ist sin wil, in eigner
person zeziehen.' Ansh. ,Nun singt zum Bschl., wans
euch gefeit, Gott bhüt Roban, den küenen Helt!'
Liedscbluss. 1()3.5, Zinsli 1911. ,In dem Eingang der
Predigt baben wir von den Ursachen, die uns an der
Buss verhinderen, geredt, zum Bschl. wollen wir . . .'
JMüLL. 1665. ,[1767] hatten wir zum Beschl. der
Kornernd einen dreifachen Hai;elschlag.' JNaier 1898.
Erweitert. ,Zuni entlichen beschl. welle üwergnoden ...',
letzter Punkt einer Rechtfertigungsschrift. 1520, BRef.
,Zuo allem bescIil. sag ich ücb, dass . . .' Morgant 1530.
— b) entspr. be-schliessen 3 b, Beschluss. allg., doch
nicht eig. volkst. ,Ist ir aller einhelliger besclil., by ein-
ander ze bliben.' 1467, AARh. Ratsprot. ,Utt' sölichen
rainer herren beschl.' 1468, Z RB.; vorher: .nachdem
min herren . . . angesechen haben.' ,Constitutiones,
das sind Satzung und beschluss.' Z Disp. 15'23. .Nach
dem stritt . . . verreint sich Karly gen Sarragossa zuo
züchen ... Nach dyssem beschl. zog Karly ... gegen Sarra-
gossa.' Morgant 1530. ,Ein beschl. (und abred) gelerter
leüten.decretum.' Fris.; Mal. .Decretum, Erkanntnus,
Beschl.' Denzl. 1666/1716. , Einen b. tuon, machen.'
,[Die] verordneten des herren von Belle [sollen] ...
mit üch und uns verkommen und beschl. tuon, als
sich der notturft nach wirdt gebüren.' 1522, BRef.
.Damit wir mit unsern lieben Eidgnossen beschl. und
abredung tuon.' 1524, ebd. ,Der beschl. ist gmacht,
daz du in dinem land haben wyrst Ruolland.' Morgant
1530. .Ain beschl. tuon. der allen nutz und erlich
ist.' 1556. Brief (PhGallicius). -- c) entspr. be-schlies-
sen 2c, Zsfassung. .Darumb tuend fiyssig merken in
disera kurzen bschl., doch tuot sich dsach wyt strecken'.
mit Bez. auf die Pläne Papst Julius II. A. XVI., Lieh
(Beginn der letzten der 6 Strophen). ,B. und recbt-
satz'; s. Bd VII 1562 u. und vgl. (Be-jScMuss-Bed
(Bd VI 539). 1. S. V. folglich: .Örden sind menschlicli
leer und gbott, bschl.: so sind sy vergeben; hier hilft
ghein inreden.' Zwingli. — Vgl. Gr. \VB. I 1580/1;
Fischer I 902. — Fridens-B. : Friedensschluss; s.
schlissen I (Sp. 675). ~ Mage°-B. : = M.-Schluss
(Sp. 743) AaF.; Ap (T.); Z und weiterhin. De- Vetter
Jokeb hat scho" lang über MagCchrämpf g'chlagt . . .
er hat g' furcht, es geb de" M. Messikommer 1910. —
Boden- B.: unterer Abschluss einer (hohlen) Büste.
,Umb kupfern bodenbschl. in S. Felixen brustbild 8 ß.'
1503. Z (Baurechn. des Grossmünsterstiftes).
Rebe"-: Verbot, die Weinberge zu betreten; vgl.
Sp. 709M.. ferner Bd IV 1271 o. 1872 u. In manchen
Dörfern zB. am Untersee wird zur Zeit der Weinlese
die Erlaubniss zum Eintritt in den Weinberg durch
ein Zeichen mit der grossen Glocke gegeben, des-
gleichen abends oder bei einfallendem Regenwetter
zum Verlassen derselben; vor und nachher steht der
,R.' in Kraft. Th Beitr. — Wald-: (befristetes) Ver-
bot des Holzfällens in einem Walde; vgl. Bann la
(Bd IV 1270). .Ihren Waldbann üben die Burger-
^ gemeinden, auch andere Korporationen und gelegent-
lich der Staat durch den jeweils von der Forstkom-
mission angeordneten W. Dieser dauert vom Nach-
winter oder Frühling weg bis in den Spätherbst.'
BiRND. 1911 (BG.). ,1m nämlichen Jahr [1780] ver-
ordnete die Regierung W. vom I.Mai bis 1. November.'
ebd. 1914 (Blns).
b"-schluss: .wohl verhaltend. zB. von einer Tür.'
1815, AaZ. (An.). Die Tür ist 6. — Wohl Rückbildung
aus dem syn. be-schliissig.
B"-schlussi"g Gr. so D., Lq. (-o-J, L. (s. Block-
Sehloss Sp. 738), Luz.. Mai. und It St.; GW.. -sehlüssi"g
BSi. (ImOb.); GRThs - f.. PI. -e" Gr (Tsch.): koll.,
Schliesswerk. „Alles, was den Dienst eines Schlosses
an den Türen usw. versieht." — Koll.-Abl. zu Be-sMiu» i
(Sp. 743); vgl. zur Bildung Scho/:fing, Schupfing (Bd VIII 1077.
1093) uä.
Bo-schlüss -schlüsst ApK., -schlö'sst ApH., L, M.
— n.: ,ein Schloss. ubh. was schliesst' (T.); Syn. Be-
schluss 1 (Sp. 743). — Wie das Vor. Koll.-Bilduug zu £c-
schhiss; Tgl. etwa Be-sMeg (Sp. 253). Zur Vokaldehnuug und
(-Epithese Tgl. BSG. 1 109. 143.
B°-schlüssi -schlüsi f.: = dem Vor. B. so E.. Stdt
und It Zyro. Dem Buechbinder het-er Alles versproche",
waser nume" welle" het, für-ne" schöne" Lcder dechel
[an ein Spruchbuech]; hätt-er ZU g'ha", so hätti no'''-
ne" guldigi B. dra" müesse". RvTavel 1913. S. noch
Malchen- Schloss (Sp. 736). — Zur Bildung vgl. Be-HchM(n)i
(Bd VIII 1748), auch Be-sMegi (Sp. 25:5).
schlüssig (in BE. -«-): nur in der Verbindung scW.
werdet, wie nhd. Aa; B; Tu; Z und weiterhin, doch nicht
eig. volkst. Me" müess jitze" schl. tcerdc", was gä" soll.
RvTavel 1910. Zu dem Schlüsse kommen. Er isch
z'letstamänd schlüsig worde", es slg jede"falls ''em
Pfistersameli nid Alts z'gloube'. Loosli 1921. Er . . .
het si''' Alls ... lä" dür''' ''e" Chopf gä" u"'' z'letst-
amänd isch-er schlüsig worde", der Drätti slg e" rechte'
Ma"". ebd. — Vgl. ür.WB. IX 864/5.
h'- schlüssig (in B, so E.. G. und It Zyro -s-), in der
ä. Spr. vereinzelt .beschlussig' (s. Bd VIII 401u.): 1. ver-
schliessbar. von Türen. Behältern udgl. B, so Stdt und
It Zyro; W; a. Spr., in der lebenden Spr. meist prägii.
„was gut verschliesst, genau einpasst" B, so E., G.
und It Zyro; „Gl; L". auch It Ineichen; ScaSt. (Sulger);
Tu; UwE.; „Zg; Z"; Syn. be-schluss. Di Porte" sind
alli b-i W. D'Töre" and d' Feister send ned b. ThMü.
Zum Glück isch-es [ein Schiff] nid mit-ere" b-e" Chetti
a"'bunde" g'si". RvTavel 1922. .Die selben tor sollend
oucli beschl. sin.' AAWett. Offn. XV.; wiederholt Aa
Wett. Proz. 1769. .Ein kaufhus zuo Ölten ... obenan
und undenan besl. mit laden und türen und einer besl-en
Stegen mit einer türen.' 1412. Bs (Bauvertrag). .In
einem kleinen besclil-en Tröglin seind angefülte An-
zünder zu Handgranaten.' 1048, Bs Zeughausinv. .Ein
danniger beschl-er Schreibtisch ... drei dannig gross
beschl-e Trog ... ein dannigen beschlüsigen Kleider-
schaft.' 1667. B (Gültbrief). S. noch Bd VIII 401 (2mal).
,Wol b.' .[Der Landvogt von Wangen] sol die stat mit
guoten toren und wol besl. versorgen.' 1408. B Blätter
1912. .Das mh. [dem] Fllerman erloubt haben, bi sinem
hus ein tür durch die ringmur ze machen, doch das
er die wol beschl. hab.' 1497. B RM. B. mache". Die
Türen wurden b. gemacht, bei der Renovation der
Kirche. Bärnd. 1911. .Buwher Nideggturn bschl.
machen.' 1542. B R.M. ,An die munitioncainmer ein
schloss, solche beschl. zuo machen.' 1549, Bs. ,pass
die Statt zwüsehent dem Papyrerwerd und dem Öten-
bacherspitz mit eichinen Pfälen von beiden Syten . . .
bschl. gemacht ,und verschlagen werde.' 1657. Z. ,Uf
was Weis und Forinb der Kircbhoft' zum Grossen
Münster beschl. gemacht werden könnte.' 1670. ebd.
.Das Holzhaus beschl. zemachen, das getruckte Bibel-
papyr . . . zeverschliessen. dem Schlosser und Zimmer-
747
Schlas(8), schles(s), sclilis(s), schlos(s), schlns(s)
748
mann zalt 3 Cr.' 1682, B Blätter 1917. ,Deiii Schlosser,
(las Ofenhaus bschl. zu machen, 9 Btz.' Rted 1745.
,Die in allweg geschwundenen Türen wieder bescbl.
gemacht.' 1771, Z. ,Dass fürohin alles zu Weid
Treiben in die Hölzer in den zwölf ersten Jahren,
nachdem das Holz abgeschlagen worden ist ... ver-
botten sein solle. Zu dem Ende hin sollen die jungen
Banne sorgfältig eingeheget oder durch Gräben-
aufwerfen verwahrt und beschl. gemacht werden.' Z
Mand. 1773. Bildlich und uneig. ,So b. und b'häbig
wie jene [die Arche Noah] ist dieser Kasten [Russ-
land] nicht; das Wasser dringt zu allen Fugen hinein.'
Bacernst. 1904. NU vergebe' het's Thurin g'jtickt ...
im [einem Mädchen] vor der ganze" Stube" voll es b-s
MüHtschi ufs Göscheli z'brönne". SGfeller 1911; mit
der Erklärung: gut schliessend. Eisi het ... nö'''-mene"
P/lästerli g'suecht für-ne" [Spöttern] mit die unkuviöde"
Schnäbel z'rerchleipe" ... Es het mtmen es Auge"-
blickli müesse" wärioeise", icelers dass am b-ste" ver-
miech. ebd. 1919. — 2. endgültig UwE. (zB. von einem
Handel) ; Syn. Cbe-)schUesslich(Sp.7\Q. 7'25) ; (be-Jschlüss-
lieh. [F ersucht Z] damit dieser Handel nicht weiter auf-
getagt werde, die Boten auf den nächsten Tag mit
,beschl-en' Vollmachten abzufertigen. 1543, Absch.
Nachdem von Basel die Erlaubniss zum Verkaufe [des
Schlosses Benken] eingeholt war, wurde der Verkauf
,zuo einem beschl-en' gemacht. 1576, WMerz 1909. —
Mhd. (eis.) Ijesliißßec (mit der Nbforni hesHitzec; vgl. uusre
Gruppe Be-schlulz) in Bed. 1 ; vgl. auch Gr. WB. I 1580;
Martin-Lienh. II 475.
u(n)-b.: Gegs. zum Vor. B (Zyro); „Gl; L", auch
Itlneicben; „Zg; Z". Verbesserung des ,trülls [Drill-
häuschens], so etlichermassen abgandig und unbschl.
ist.' 1565, Absch. (B). Türen und Fenster sind ,ohn-
beschl.', so dass Wind und Regen ungehindert ein-
dringen können. 1758, WMerz 1909 (Vogt Wallier auf
Schloss Dorneck an S).
schlüsslich: = schliesslich (Sp. 725). ,Dem allen
nach so solle man unseren Eidgnossen . . . endtlich
und schl. sagen, wir habint . . .' 1531, Absch. (Z).
,Schl-e Erinnerung an den günstigen Leser', mit
Bez. auf das Nachwort. Parisische Reis 1664. — Vgl.
Gr.WB. IX 872.
be-, auch ,-schlusslich': = be-schlüssig 3 ; Syn. auch
be-schliesslich (Sp. 719). ,Es haben uns unser botten
. . . anzeigt, dass sy ein abscheid mit herrn Gran-
meister und andern k' Mt von Frankrich anwälten
gemacht . . . des Inhalts und mit beschl-en werten
[folgt der Inhalt].' 1522, Strickl. (Bs); nachher: ,das
sye luter ... angenommen und beslossen'; ,by solichem
zuosagen und beslnss.' , Begärende hierait üwer beschl.
antwurt', auf eine Anfrage wegen Behandlung der
Kirchengüter. 1530, B Ref. (B an F). .Schriftlich
oder mündtlich besl. antwurt geben.' ebd. (B an die
VO). .Unser potten ... haben ... uns noch der länge
erzellt, was zuo Arouw, desglychen by üch gehandlet
und beschl. verabschidet worden." 1531, ebd. (BanZ).
Was sie [die Gesandten von B] gestern vor den Boten
der Eidgenossen mit dem Herzog , beschl. geredet.'
1534, Absch. ,Ableinung der beschlusslichen Ermah-
nung der papistischen Orten an die vier evangelischen
Statt der Eidgnoschaft.' Gegenher. 1588/1658. ,[Der
französische Gesandte begehrt] von uns ein beschluss-
liche Erläuterung, ob wir dasselbige [die alten Ver-
einigungen mit Frankreich] zu halten gesinnet seycn.'
Anhorn 1607. ,Aldan gibt er [der Angeklagte] Ant-
wort uf die beschächne Clag und dan erwartet er der
beschl-en Urteil.' 1622, AABr. StR. Subst. ,Wie wol
dero [gewisser Ordenshäuser] halb etwas veranlassens
mit üch beschechen und aber nüt besl-s gehandlet
worden.' 1530, B Ref. (B an den Landcomtur deutschen
Ordens). ,Wo sich aber etwas witers ... zuotragen
wurde ... so sollend ir allweg uns das in il berichten
und nützit beschl-s zuosagen one unser vorwüssen.'
1531, ebd. (Bau die Boten zu Aarau). ,B-en', schliesslich:
,Derwägen fil underschidliche Opinionen und Meinun-
gen, Einem so, dem Andern also bedänklich fürfallent,
beschluslichen aber fast einmündig vor Jedermänigk-
licheni übereingestimpt wird, diewil . . .' 1619, UAltd.
(Satzungen der Bruderschaft zum Straussen). — Zu
Be-aMns« ? (Sp. 743). Sclieint anderweitig nicht belegt.
un-b.: unbegrenzt. ,In den kalender der guldin
zal, so angehebt hatt im 82. und ist weren, bis man
zel fünfhundert jar unbeschlüsslich.' Türst Ges. —
Vgl. .unbeschliesslich' bei Gr.WB. XI 3, 342.
üs-b.: unter Ausschluss von Etw. ; vgl. üs-be-
schlossen 1 (Sp. 723). ,üas die obgenannten unser
guoten fründ und puntgnossen ... fürhin mit ir lib
und güeter, ouch der kouft'manschatz in dem herzog-
tumb Meyland und in iren landen und gebieten jetz
gewachsen oder gemacht werden möcht und in allem
herzogtumb Meyland bys uft'den stattgraben zu Meyland
usbeschlüsslich, fry und sicher aller zollen, gleiten,
weggelts, fürleite . . . hin und wider füeren sollen und
mögen.' 1512, Absch. (Vertrag des Herzogs von Mai-
land mit den 12 Orten); vorher: ,fryung und exemption
aller zollen, weggelts, fürleite.'
tn-schlüssling m.: wer eingeschlossen, in klöster-
licher Klausur lebt. ,So werdend wir nun verniög des
gebots vermant, uns nit von gemeinsame des nächsten
zuo sondern . . . Und wirt das nit ein antwort sein,
ob iemand sagte, söllich eingeschlossen menner oder
frauen erscheussend doch der gemeind mit täglichem |
fürpitt. Dan noch vil mer löblicher und notwendiger i
werk brüederlicher liebe vorhanden sind, an denen i
Gott ein sonder wolgefallen ttegt, dero keins von söUi- j
chen einschl-en angelegt werden mögend.' Vad. — Zu j
in-Schlms (Sp. 742). \g]. zur KMuDg In-schleglimj (Sp. 253). \
Schlüssel (-«7 GRh.; ,WLeuk, Rar., V.' It Dial.), in '
BAd., E. (neben -ü-), G., Lau., Sa., Schw., Si. und It
Zyro; FL, Mu., Ss. (jünger -m-); GRObS., S., V.; PPo,;
WG., Lö. Schlüssel (-il PAL, Po. tw., RL, Sah; TB.; ;
uW, so Lenk, Vt.) — m., PI. Schlüssle,, -; BG., Si., !
Schw.; F, so J., Ss.; GRÜbS.; P; W, Schlüssja (bzw. '
-U-) PAl.; W,Leuk, Rar., V.' It Dial., Vt., Schlusstsr j
TB., sonst meist unver., Dim. Schlüssen, -ili (so auch ,
BGr., Si.; FSs.), in GrL. Schlüsselti, in PAl. Schhmatti
(neben Schlissulti). in PSal.; W (in Bed. 5) Schlussi:
wesentl. wie nhd. 1. a) eig. ; nach der Verwendung
unterschieden als Chammer-, Laube"-, Schür-, Stube-,
Stall-Schi, usw.; vgl. auch die Zssen. ,N. machte by
dem [gestohlenen] sl. ein ander sl.' 1453, Z RB. ,Es
ist von mh. den meistern erkent, das endhein Schlosser
dietrichhagen oder dheinen abtruckten, abgemachten
oder abgerissnen schl. weder von wachs, blyg, zi"
noch gar in dhein ander weg machen solle, dann
allein von den alten schl-n oder vom rechten sclilos.'
1527, Z. ,Die Schlüssel verenderen, andere Schlüssel
lassen machen, imponere claves alias portis.' Fris.;
749
.Sclilas(s), scliles(s), schlis(s), schlo8(s), selilus(s)
750
Mal. ,Es sollen ... weder [Sclilosser-JMeister noch
Gesellen noch Lelirknab befügt sein, einen Schi, zu
machen, der etwan in Leinib oder Wax oder wie es
niüchte abgezeichnet sein [!J, bei zu gewarten habender
Straf.' 178(J, AaMbU. StK. ,Auch solle . . . keinem
Knächt oder einer Magtgar kein Schi, gemacht werden,
es habe dan ein [Schlosser-JÄIeister von einem Herren
oder Meister oder Frauwen selbst den Befehl.' ebd.;
vgl. Schloss (Sp. 72Gu.). Der äclil. an d'Chellerlür a"-
tuc. CScHNYDER 1868. ,Den schl. in die turen tuon,
iiniionere claves portis.' Mal. DefrJ Schi träije",
unidrehn und stecken lassen. Si hein-im der Schi,
mn'träit, haben ilin von seiner Stelle entfernt li.
l)e(r) liclil. ahne" (B), -zieh". V Schlüssel ahne", einen
Ort nicht melir besuchen BSi. (Zyro). (Ei'"m) de"
Schi. leg(g)e"; s. Bd III 1174 o. Tue-mer d's Schlüsselti
an d's Negelti üf heichen! Charakterisierung der Sprache
von GrL. E(n) Bund (,ein burdi') Schlüssel; s. Bd IV
1356M. 1543 u. ,lch sott dirs schlagen umb den köpf,
die grossen schweren burdi scliluissel', Drohung. Rcef
1539. ,[N.s zweite Frau habe] inne und sine kind
geschulten, sy syent eines diebischen gschlechts, das
inn verursacht, das er sy mit einer burdin Schlüssel ins
angsicht gschlagen.' 1541/43, Z Ehegericht. ,Das [I]
einte Geist sei ein Weibsgestalt, so weiss bekleidet und
eine Bürdi Schlüssel trage.' 17'20, Z (AfV.). In Recht
und Brauch. ,[Wenn ein Schuldner die oilentliche
Schätzung vermeiden will, ist er verptiichtet, seinen
Gläubigern] sein Vermögen, Liegends und Fahrends,
furzuschlagen und die Schlüssel an die Hand zu geben
und lassen teilen.' GrKI. LB. ,Die Zurückstellung
oder Zurückschlagung eines Gutes an den hintersten
Creditoren [kann] mit Befolgung der vorgeschriebenen
Bedingungen einzig bis auf einen jedem Bezirksrate
zu bestimmen überlassenen Termin statthnden, und
mit Verfluss dieses anberaumten Termins hat dieses
Befugniss aufgehört und der Schi, muss nicht mehr
angenommen werden.' Schw Ges. 1860, 160/'2 (wo
Weiteres); vgl. dazu Schlüssel-Schicken (Bd VIII 51'2o.).
,In den Schi, bissen', Handwerksbraucb der Schmiede-
zunft bei der Aufnahme neuer Gesellen in den Ge-
sellenkreis: Der Altgesell erötfnete die Sitzung, indem
er mit einem Schi, dreimal auf den Tisch klopfte.
Die neu Aufzunehmenden mussten den Schi, in den
Bart beissen. XVII., Bs; vgl. Fallet-Scheuer, Gesch.
der Uhrmacherkunst in Basel 1917, 149, ferner SV.
1916, 14/5, sowie i" d'Chette" (Bd 111 504), i" de" Chnebel
(ebd. 713u.), Bengel (Bd IV 1371) bisse" (müesse"), wozu
Gr.WB. V 63'2; Fischer I 8r2, auch , Kuhschlüssel' bei
Sauders II 968a. Genfer Ubrmachergesellen werden
samt ihrem Meister gebüsst, weil sie .nicht in den
Schlüssel beissen wollen'. 1674, Bs (Akten der Schmiede-
zunft). Aberglaube; vgl. Chriiz-Schl. Legt ein Mäd-
chen in der hl. Nacht von 11 — 12 Uhr auf die 4 Ecken
eines Tisclies je einen Spiegel, einen Schi., ein Buch
und ein Glas und geht dann mit verbundenen Augen
um den Tisch herum, bis es endlich an einer Tisch-
ecke stillsteht, so verrät die Beschai^'enheit des Gegen-
standes auf dieser Ecke die Beschaffenheit des Ge-
mahls: der Spiegel bedeutet Neigung zur Hoffart, der
Schi. Neigung zum Geiz, das Glas Neigung zum Trunk
und das Buch Geistlichkeit. RoTHENB. Im Spiel. Schies-
sen mit Schl-n, Knabenbelustigung Tu; Z und weiter-
hin; vgl. ScM -Buchs (Bd IV 1006); Buffer I (ebd. 1046)
und s. Bd VllI 1425U. (1589, Z KM.). Vf-eme" Schi.
pßß'e", gelegentlich von Knaben geübt Th und sicher
weiterhin. Schi, chlopfe", biete"; s. Bd III 681; Bd IV
1860M. Gem-mer ö'"'* de" Schi, i«* wo't i" d'ChiV'e"
go" bette", sagt die Hüendlistileri" im Spiel Hüendli
Stele" AaF.; vgl. AfV. XXII 95. ,Schlüsse]spiel', ein
Wortspiel, bei dem das Erste in rascher Sprache an-
hebt: ,Hier hast du den Schi, des hölzernen Hauses',
das Zweite ebenso rasch fortfährt: ,Hier hast du den
Sclilüssel der hölzernen Tür des hölzernen Hauses',
das Dritte: ,Hier hast du den Schi, der hölzernen Tür
des hölzernen Zimmers des hölzernen Hauses' usw.
Dasjenige, das stecken bleibt, hat ein Pfand zu leisten
GT. (GBaumb. 1903), ähnlicli Scn; Th. Im Abzählreim;
s. Engel-Land I (Bd III 1300); ziie-schliessen (Sp. 7'24),
dazu Kochh. 1857,398; EStoll 1907,30. Spez. a) Haus-
se h 1 ü s s e 1 ; vgl. Büs-Schl. De(r) Schi, i" d'Hand, Form
des Bauvertrages, wonach der Baumeister dem Bau-
herrn einen Neubau schlüsselfertig zu übergeben hat
B; Tu; Z und weiterhin. P* ha"'s [ein Haus zu
bauen] verge", de" Schi, i" d' H. Tu. ,5 d. umb ein
Schlüssel an die schuol.' 1407/8, G Seckelauitsb. ,üb
eines, daz slüssel zu einem hus hett, ze mitternacht
... in ein hus gan [würde, um zu stehlen].' 1481, Z
KB. , Darum wir [die Stadt StGallen] unser schlüssel
in das münster und uf den turn habend, in und uss
ze kernen, wan es uns geliebt ... Den platz der wacht
versorgend wir mit aignen schlössen und sind inen
[Abt und Konvent] gmain schlüssel ze lassen nit
schuldig.' Vap. — ß) Sclilüssel zu Kisten und Kasten.
,[Fridli Z.] spreche zuo ... Jergen sagende, daz die
zal an im, wirt [der Schmiedegesellen] zuo sin, were,
wollte im ouch den schlüssel geben.' 1486, Z RB.;
vgl. Wirt. Als Symbol der hausfraulichen Gewalt;
vgl. 0. (1720, Z), auch Bd IV 1543u. (1665, Bs), ferner
Schl.-Ge-walt. ,[N. zu seiner jungen Frau:] Stand uf,
gang nider, wen du wilt, iss und trink als gut wir
s band, gang an merkt, henk d schlüssel an dich, in
summa regier die hushalt, wie es dir gefallt.' 1541/3,
Z Ehegericht. ,[Adelheit S. beklagt sich über ihren
Ehemann] wie er sy . . . gar schmechlich, hert und
übel hielte, ouch iro die schlüssel und allen gwalt
im hus genommen.' 1551, ebd. ,[Mann und Frau
zanken sich.] Daruf er iro ire schlüssel ab irem lyb
gerissen, über ire beschlossne gehalt gangen.' 1583,
ebd. ,Habe er oft ein blaw muoss mit guotem willen
und sy [seine Frau] darnebent wol gebreglete süppli
gessen; denn sy selbs habe den schl. zum brot und er
nach sine kind nit gehaben.' 1590, ebd. Die Schlüssel
einer Frau vom ,Fall' ausgenommen; s. Bd I 735 u.
!''• g'höre" d' Frau i" d' Chammer gä", i''' g'hure" de"
Seid, chlingle", i"* hoffe", si werd-mer Opjns bringe",
F'orts. des Kinderreims unter Chüechli- Rauch (Bd VI
98) ZW.; ähnlich ZAnd., Buchs, Örlingen, Kegensb.;
s. auch Pfarrer (Bd V 1173o.); weitre Varr. AfV. VI
213 (SFlühen); Grolimund 1910, 75 (SGrindel); SV.
1912, 13. 22 (BsL.). Vgl. noch Schl.-Jimg-frau (Bd 1
r249), -Frau (ebd. 1252; in ZRafz erzählt man sich,
die ,Schlusselfrau' sei bei einem grossen Sterben jedem
Leichenzug mit einem Schl. an der Seite nachgefolgt;
erst mit ihrem Tode sei die Seuche erloschen; sie
habe in der Mühle gewohnt, wo man unartigen Kindern
zu drohen pflegte: Sei artig oder die Sclilüsselfrau
kommt!). Schl. zu gemeinschaftlichen, öffentlichen
Kassen. ,Die Weinschetzer söllind auch von den Wirten
all Fronfasten das Umbgelt ziechen und das in ein
751
Sclilas(s), sclilcs(s), schlis(s), sclilos(s), sc)iliis(s)
752
Büchsen legen ... Es soll auch ein Bidermann, der von
dem Eaht gesetzt wird, den Schi, zuo der Büchsen haben
und der, der die Buchsen hat, nit.' 1476, Aa Rq. 1922
(.\bschr. von 1680). .Deswegen, das die von Regenstorf
sich des gewideret, das die von .Adliken euch ein schl.
zu ireni kilchguot haben, und vermeint, das es an
zweigen schlüsslen gnuog wäre, ist erkent, diewyl
von alter har dryg Schlüssel zum kilchenguot under
inen im bruch gewessen, so solle es nochmalen by
demselben alten bruch blyben.' 1564, Z RM. .[Der
bischüdiche Vogt übergibt nach den Beamtenwahlen]
einem Schulthessen der Statt ... die Schlüssel zu den
Laaden und zweyen vom Rat die Schlüssel zu der
Statt Gewölb.' 1687, AaK. StR. .Jeder Teil [Meister
und Gesellen, soll] einen Schi, zu der Gesellen Lad
haben.' Z Schlosserordn. 1701. Vgl. Laden-Schi. —
Y) Schlüssel zu den Stadttoren; vgl. Tor-(Be-)SMiesser
(Sp. 718. 725), -Schlüssler. ,[Bei Feuersbrunst oder Auf-
lauf sind geordnet] zuo dem Himelrichtor K. und der, so
denne den schl. het zuo dem selben tor. Item zuo
dem Üuwtor NN. und der, so den schl. het.' 1415,
AABremg. StR. ,Uft" fritag in der phingstwochen sind
die slüssel zu den toren versorgt und empholhen, als
hernach stat.' 1467, AAEh. StR. ,Die, so die Schlüssel
haut, es sy zuo toren und türlin, solen schweren, ir
Schlüssel mit flyss und wol allzit versächen, damit
sy inen nit verstolen und geenderet werden.' 1493,
AABr. StR.; wiederholt 1505 (mit der Überschr. ,Der
schlüssler cid'). ,Der Bürgermeister seige ... nachts
zum Tor auss gangen den Huren nach und die Schlüssel
an das Tor ghenkt.' 1666, Z. , Einem die Schlüssel
entgegen tragen, bringen', Zeichen der Huldigung,
Übergabe einer Stadt. ,Das die aigenschaft der statt
[TaFr.] ... dem gotzhus [Reichenau] zuogehörig, und
wan ain nüwer her gesetzt werd und der by inen
nach altera bruch inryte . . . sigen im von alterhar
die Schlüssel zuo den toren der statt dienende engegen
tragen zu anzaigung siner gerechtigkeit der gerüerten
aigenschaft.' 1539, Brief; vgl. Sp.730M. .[Ein Reisen-
der berichtet, der Prinz von Üianicn besetze Poitiers,
Angers usw.] der adel und volk falle imm zuo, bringe
imm die Schlüssel.' 1568, HBbll. (Brief). .Jechonias
ergab sich den Babylonieren, truog inen, wie wir sagend,
die Schlüssel entgegen.' LLav. 1583. — b) bildlich,
a) Schl. zum Himmelreich; nach Matth. 16, 19. Als
Attribut des h. Petrus; s. be-schliessen 1 c 3 (Sp. 707u.).
,Schl. der Kirche': , Christus hat die Schlüssel der
kirchen mit grosser verheissung und tröwung geben.'
1530, Absch. Als Symbol der päpstlichen, übh. kirch-
lichen Gewalt. ,Ach, wo was do ze mal [zu Pauli
Zeiten] der unrüewig stuol, die touben Schlüssel und
derglychen narrenwys't" Zwinoli; ,insaniE claves'
(LJud). ,0b ich schon gsehen hab etlich vom fägfür,
von der fürbitt der heiligen, von der heimlichen bycht,
von den schlüsslen, von den bilden ... nit so gar erber-
lich und luter schryben . . .' ebd. ,Dass die piipstler
und die widerteufer nit an ursach uns schmächen, wir
syend nit ein christenlich kilch; wir band kein schl.
zuozuoschliessen und kein ban.' 1530, Absch. — ß) Schi.
zum Herzen. Ml's Herzli ist zue, 's cha""'s Niemer
üftue", en einzige'' Bue(h) het de" Schl. derzue ZF., Stdt,
um Wth.; ähnlich BRüsch.; vgl. auch Messikoniraer
1910,214. — c) übertr., was den Zugang zu, den Aus-
weg aus Etw. ermöglicht, erleichtert. ,I)er Sclil. zum
Himmel ist Marter und Pein. Wer ihn nicht ver-
suchet, der kommt nicht hinein.' EStoll 1907 (aus
einem a. Schnitterinnenliede). Die Braut verschliesst
sich in ihre Kammer und will vom Geholtwerden
[durch den Hochzeitslader] Nichts wissen. Der Hoch-
zeitslader begibt sich also zu der Mutter, fordert ihr
in äusserst wohlgesetzten Worten die Tochter ab und
übergibt ihr ein Silberstück, welches ,der Schl. zur
Brautkammer' heisst. Die Mutter rechtfertigt das
Vertrauen des Hochzeitsladers und gibt die Tochter
heraus. Hoohzeitsb. 1871 (AATeg). De" Schl. finde'.
Hänge' meint, mit eüs [Eidgenossen] stöi's numme"
lützel. Wer aw'' all List und Rmik wüsst, fund für
fd'] ZuTiun/t, dank, doch chüm der Schl. JBHäkfl. 1813.
,Den Schl. zum Feld finden', sich davon machen; vgl.
Wander IV 251/2; Sanders Erg. 454 b. ,[Die Feinde]
Hessen 200 tod ligen und fanden den Schl. zum Felde;
so warens zu Schanden.' 1714, Lied. ,l>ie Schlüssel
suochen'; vgl. Wander aaO. ,Zürych aber schluogsöm-
lichs [Rechtsanerbieten des aus StGallen geflohenen
Abtes] glatt ab, wolltend sich vom lantsfriden ... nit
trängen lassen, sunder der statt Sangallen und gotts-
huslüten understan zuo hälffen. Das [1. ,des'] sich
dann der appt vil guots embutt, suochte der münch
nach dem sprüchwort die Schlüssel.' HBull. 1572.
,Wie es der Haman mit dem künig können, das er in
für ander gefürderet, also sind vil under der gmeind,
die wol könnend glychsnen und die Schlüssel suochen.'
LLav. 1583. Insbes. in strategischem S. ,Das
Mümpelgart den Eidgnossen und allem tütschen lande
als wol gelegen und ein rechter sl. des landes were.'
DScHiLi.. (B); ,ein rechter schl. in dütsche land.'
PvMoLSHEiM. ,Der schl. (eingang) oder pass des reichs,
regni alicuius claustra.' Fris.; Mal. ,Die Schlüssel
und pass innhalten, claustra regni teuere.' Mal. Von
Konstanz. .Dasselbig [Burgrecbt] zuo guotem der
Eidgnoschaft ... gemacht ist. in ansechung dass die
statt Costanz ein sl. diser landen, und wo die im
Schwabenkrieg uff unser syten . . . bette es gar wol
erschossen.' 1529, Absch. ,[Die] statt Costantz ...
zwar ein schl., so uns den P'unf Orten vill konilicher
und nutzlicher gewesen, dann üch, unsern g. 1. a. E.
von Bern, die stadt Genft'.' 1586, ebd.; nachher: .wie
dise statt ein schl. und starke mur oder vorweere der
Eidtgnosschaft sye.' ,Was mag auch dises wol be-
deuten . . . dass sie [die katholischen Orte] jetzo so
hart darauff tringen. man solle und müsse Costanz
entsetzen, es seye ein Schl. der Eidgnosschaft'? Mein,
warumb haben sie vor Jahren, als die Statt in den
eidgnossischen Bundt mit eingenommen zu werden so
embsig gebätten, solchen Schl. nicht achten, sondern
verwerffen wollen?' Gespr. 1632. Von Genf. ,Wo |
üwere fromme vorderen von einer statt Genff weren
ersuocht worden, sy zu einer vorwere einer loblichen I
Eidgnoschaft zubruchen und anzunemmen. sy betten zu
erhaltung der frygheiten und vatterlands ein solchen
glückhaften schl. nit uss henden gelassen.' 1585,
Absch.; s. noch BdIV382o. (Vor-Mür). ,Da3 dann
ir so vill daruff setzend, wie dise statt [Genf] ein schl.
und starke mur oder vorweere der Eidgenosschaft sye.
und wo die erobert, unsre land nit mehr beschlossen,
sonder an der gfaarliciiisten sytten offen genamset
werden mögen.' 1586, ebd. ,[Es sei] ein alt ge-
sprochen Wort, dass Jempf ein Schl. der Eidgenoss-
schaft seie.' 1. H. XVII., Tu Chr. Unsinnlicher: .Velt-
lein das edel Landt, ein Schl. Gottes Kirchen, ist
753
Sclilas(s), scliles(s), sclilis(s), sclilos(s), schltts(s)
754
in des C^paiiicis UaiiJt.' llJ85, Zinsli 1911. —
d) Notensclilüssel. .[Zulassung zu theol. Studien setzt
voraus] aufs Wenigst diejenigen Fundament ... die
erforderet werden, einen Psalmen zu singen und in
den underscliiedliclien Stimmen und Schlüsslen die
Noten zu namsen.' 1725, MReimann 1914. S. noch
Bd VII 1201/2. — 2. Nachbildung eines Schlüssels;
vgl.; .Schlüsselbrüeder', als Name eines Mönchs-
ordens. Eckst. 1525 (Klag). Als militärisches Ab-
zeichen. ,Als die [feindlichen] Franzosen euch wysse
crütz füerend, haben wir [Eidgenossen] uns ver-
einbart, das wir wysse crütz und wyss Schlüssel [das
päpstliche Abzeichen; vgl. o.] darzuo füeren wöUent,
und wer unser rat .. . daz keis. mt lüt die ouch füerten
um merung guots willens. Well inn das nit gefallen,
daz si dan crütz fuerend, wie si wellend, und ouch dar-
zuo einen wyssen schl.' 1513, .^bsch.; vgl. EGagliardi,
Novara und Dijon 1907, 220 Anm. 2. Mehrfach in
(Gemeinde-, Kantons-)Waiipen, t. als Abzeichen des
Kirchenpatrons S.Petrus (vgl. 1 ba), t. als Zeiche» eines
.Kelhofes'. ,Ein Stat wilt du [Ludwig XIV.] angreiften,
die halb Adler, [halb] Schi, führt-, nämlich Genf. XVIL,
Lied. Als Hauszeichen GWe. (WSenn 1871). —
3. a) schlüsselartiges Werkzeug zum Schliessen und
Öffnen eines Brunnenhahns; s. Bd V 655 M. Hieher
oder zu la: .Wirtin zur Kronen vor dem tor soll den
schl., so sy zu dem brunnen daselbs hat, dem buw-
meister überantwurten.' 1558, Z KM. — b) Schrauben-
schlüssel, allg. (Handwerkerspr.). — c) Spannschlüssel
an Schusswaft'en. a) an der Armbrust; vgL Arm-brust-
Schl, ferner Müller-Mothes I 95. ,0 ß von 1 schl. in
ain armbrust.' 1407/8, G Seckelamtsb. ,5 pfd raeister
N. umb kruken [s. Bd III 806, Bed. 6] und schl.- 1416,
Z Seckelmeisterrechn. S. noch Bd VI 658 u. 1255
(rüeren 8J; VII 793o. — ß) an Handfeuerwatt'en. ,So
mag ... der Schnapper [einer Muskete] ... durch Züngli
oder mit dem Schl. iugezogen werden.' B Mand. 1614
(JSteinemann 1919). Bei den sonntäglichen Schiess-
übungen in ScuHa. waren die alten Handrohre niitStell-
schloss oder ,Blächen- dh. mit Luntenschloss verboten;
jeder Schütze sollte nach Kriegsgebrauch der Eidge-
nossen ,frei mit dem Schl. oder Schnapper zu dem für-
gesetzten Ziel losschiessen.' 1628, Sch (FAStocker 1888,
117). — d) in der Fischerei. a)aufder6beru Holzscheibe
des Stellliaspels angebracliter schlüsselförniiger Eisen-
teil, durch dessen Drehung eine in ein Zahnrad greifende
Feder gespannt oder entspannt wird. Klunzinger 1892,
137/8 (mit Abbildg). — ß) schlüsseiförmiger Eisen-
teil am Ruder, der an seinem Ende die auf den , Ruder-
zapfen' anfsteckbare Hülse trägt, ebd. 107/8 (mit Ab-
bildg). — e) Werkzeug, mittels dessen die Eäm-
Schnuer in den Rävi (Bd VI 884) gedrückt wird.
ZiMMERMANNssPR. (so AAFri.). — f) am Schraubstock, der
durch den Chopf der Schraube gesteckte Hebel Z. —
g) eiserner, 1 Fuss langer Hebel, mittels dessen der
Spannstrick (s.d.) gespannt oder nachgelassen wird Aa
(üürbin); vgl. Spann-Uulz (Bd II 1261), -Nagel (Bd IV
690). — li) = Chämhen-Schl. GrLuz. — i) = Schluss-
Laden (Bd 111 1069) BLau.; Syn. auch Welbi-Schl,
ferner Schieben la (Bd VIII 75). — 4. meist iJim.,
Pflanzenname; vgl. das Syn. Schlüssel-Bluem (Bd V 88),
sowie die Zssen. a) Schlüssen, Primel (ohne nähere
Angabe) BU. (Friedli); GrHb.; GO., W., We.; SL.; Z
Benken und It Hürlimann. Insbes. a) hohe Primel,
Prim. elat. BE. (auch tvildi Schlüsseli, z. U. von den im
Schweiz. Idiotikon IX.
Garten gezogenen) GWe.; SchR.; TaMamni.; ZRafzer-
feld, Sth. (auch ivildi Schlüsseli, z. U. von den Garte"-
Schl), Steiuin. Syn. Frauwen-, Puren-, Bettler-,
Schmalz-, Wasser-Schi — ß) wolilriechende Primel,
Prim. offic. BE.; GSa. (aucli chlinni Schlüsseli); GlM.;
ZNeer. Syn. Anken-, Frauwen-, Himmels-, Heren-,
Schmalz-, Te-, Dunnen-Schl. Der Hueste" hei''-mer
bireits möge' g'stelle"; aber es steit no''' grad jetz gäng
e" Uafe" voll Te im Guggeli vo" Schlüsseli, Ziteröseli
u'"' Saniggel. Emmentalerbl. 1917. — y) jvälschi (GÜa,.,
W.), g'mel"eti (GMs) Schlüsseli, Garteu-Aurikel, Prim.
pubescens (Bastard aus Prim. auricula X hirsuta).
Syn. Garten-, Leder-, Sammet-, Dunnen-Schl; vgl. aucli
Berg-, Stein-Schi — 6) mehlige Primel, Prim. farin.
GlS. Syn. Biet-Schl — s) .blaues oder klebriges
Schlüsseli-, Prim. viscosa [Vill., = Prim. hirsuta AU.]
BO. (Durh.). — Vj Lerchensporn, Uoryd. cava GWe.
Syn. Frauwen- Schl. — c) Schlüsseli, Gartenliyazinthe,
llyac. or. BLaup. udE., S. Syn. Garten-Schi ,J/äie"-
hefelli vor den Fenstern voll Granium, Schlüsseli udgl.-
BiRNii. 1914. — d) Schlössen, Frucht des Bergahorns,
Acer pseudopl. GoT. — 5. Schlussi, Name für eine
Kuh mit weissem Strich am Kopf W.
Ahd. KittßM, mild. sUißßd; vgl. Gr. WB. IX 854/9 ; Martiu-
hieuli. U 475; Fischer V 964, zum Sachlichen Muthes IV 143.
159/60. Die unilautlose Furm ist um so auffälliger, als sie
einem Gebiet angehört, wo der Umlaut von u iu weiterm Um-
t'aug als sonst im Obd. durchgeführt ist; einen Erklärungs-
versuch s. BSG. X 62. Vgl. auch .Schüs«d mit Anm. (Bd VIII
1473/4). Iu Namen. Als Haus-, bes. Wirtshaasuame. XIV. /
XVI,, AaK. (,1mis zuo dem (zeiii) S(ch)l.' 1346/1543; ,wirts-
luis zuo üem Schüssel.' 1467, Z KB.; ,by dem wirt zum Schl.'
1556, ebd.); XVII., BsLie. (,wir assen daselbst das Alittagmol
und schaukt mir der Wirt ... die Irte.' FPlatt. 161'2); BStdt
(Wirtshaus; .veusterarbeit iu das iubüw zum Schl. uf der
Schützeumatt.' 1569); XIV. /XVl., ZStdt (,wirt zum Schl.'; s.
SiholaKliku Bd VIII 598; ,hns zem guldiu Sclil.' 1357; danach
heute .Schl.-Gasse'; vgl. Vüg.-Nüsch. I 570). In Flurnamen;
vgl. Ür.VNB. IX 859u. (Bed. 5ea); Schm.'II 537. .Schlüssel'
BLangii.; LHild. .Schlüsseli' ZgBaar. .Schlüssel- Acker' B
Hilterf.; FFlaff.; WVisp, ,-Äcker' (Rebgelände) WV. ,-Fluh'
SchwSchwyz. ,-EoV GWe. (Leu, Lex.). ,-Horn' NdwBuoehs.
,-Korb' ThEgu. , -Matte' BSpiez; WLö. (,iu der Schl.-Mattu').
.-matte°-Gräbli' BHilterf. In Faujilienu. ,VV. zem S(ch)lüssel.'
E. XIII., Bs. .Schlüssel.' 1509, BStdt (,durch her HSchl., der
Stift pedelleu.' Ansh.); 1511, ThDiess. (s. Bd VIII 640o.);
XIII. JxiV., ZStdt (auch ,Sclilüsseli'; .Waltherus dictus Sliuz-
zeli.' I'259, Gfd; Tgl. Leu, Lex. XVI 365). .Claus Schrenk-
Jenschlussel von Swebscheuwerd.' 1409, Z RB. ; später
,Schreukschlüssel'.
Alp-. ,A. an der Uhrkette' BBe. (Dan.); wohlNach-
bildung eines Alphüttenschlüssels. — Engel-:
Pttanzenn.; zu folgern aus: .Engelschlüssel- oder
engelsüsswasser-, Arzneimittel. Scaw Arzneib. XV. —
Xnken- Schlüsseli: Pflanzenn., = Schlüssel 4 a^ GSa. —
Üre"-: wie nhd. ührschlüssel. allg.
Archen-. .[Verloren] eine Sackuhr von Similor ...
Sie hat ein doppeltes Gehäus, auf einer Seite ein Glas,
eine Gattung Kriegsmunition darauf graviert, samt einer
Similorkette, mit einem A., ist inwendig mit Diamanten
besetzt.' Z Donn. -Nachr. 1787. — Vermutlich ein Truhen-
schlUssel(chen). zur Sicherheit an der Uhr getragen, zu Arche",
längliche Truhe (Sclilosserspr., ohne nähere Lokalisierung).
Feld-: als Brecheisen benutztes ,Sech' (vgl. Bd Vll
137 u.). ,[N. habe] uffgebrochen dry feldstöck an dem
Rin, darinn habe er nit vil funden, und die stock
habe er uögebrochen mit einem sech, das man nemme
den veldtschL' 1518, Z RB.
48
755
Sclilas(s), scliles(.s), sclilis(s), schlos(s), 8ChIns(s)
756
Fass-: eiserner Schlüssel zum Anziehen der
Schraube am Fasstürchen, mit einem zur Schrauben-
mutter passenden geschlossenen oder offenen Ohr;
auch ein zum selben Zweck verwendeter sog. englischei
Schlüssel B (Bärnd. 1922, 431); Scu; Tu; Z und weiter-
hin. Syn. Türli-Schl. — Vgl. MartiiiLienli. II 475.
Frauke"-: 1. a.) = Schlüssel 4 aa GRSchs (Aülrich
1897). — b) = Schlüssel 4a^ CxRPr. (It St., Durh. und
schriftl. Angabe von Aülrich). — 2. = Schlüssel 4b G
Marb.,,oRh.'. — Zu 1 vgl. das syn. FräuU-SchlösslHSv. 734/5).
Gable"-: Schraubenschlüssel mit offenem, gabel-
ähnlichem Öhr, oft an beiden Enden Th; Z und weiterhin.
Gurte" -Schlüssen: Pflanzenn. a) = Schlüssel 4a'(
GSa.; ZSth. — b) = Schlüssel 4c BLaup. udE. — lu
andern Bedd. bei Gr.WB. IV la, 1413; Fischer III 76.
Glidli-: langer eiserner Schlüssel mit vier beweg-
lichen Gliedern statt des Bartes, deren letztes in eine
Rille des die Tür von innen verschliessenden Riegels
eingreift BG.; vgl. Bärnd. 1911, 358 (mit Abbildg).
S. auch Merlen-Schloss (Sp. 738).
Hägge"-: aus einem hakenförmig gebogenen Eisen
bestehender bartloser Schlüssel BG. (auch It Bärnd.
1911,359). ^yn. Sperr-, Zinggen-Schl. Als Diebswerk-
zeug, Dietrich. ,Welicher raeister oder gesell ouch ein
Schlüssel nach wachs, haggensl. oder diettrich machte,
der selb sölt ... zwen guldin zu buoss vervallen sin.'
Z Schlosserordn. 1467. ,Soll kein Gsell oder Jünger
einleben Hoggen-Schl. bei sich tragen bei der Buss
eines Wocbenlobns.' ebd. 1693. ,Solle ein [Schlosser-]
Meister keinem Herren oder einem Meister oder einer
Frauwen kein Haubtschlüssel oder Zingen- oder Hagen-
schl. machen, es habe dann ein Meister einem Herren ...
schone eine Zeitlang in Treuwen gearbeitet.' 1786, kk
Meli. StR. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 182; Fischer III 1048.
Hol-: wie nhd. Hohlschlüssel BTwann (Bärnd.
1922). S. Sar-Schloss (Sp. 739) und vgl. BufferI3{ßU\'
1046). — Vgl. Fischer III 1 7 78, zum Sachlichen Jloth es IV 143.
Himmel(s)-: Pflanzenn. ,Mellilotum, himelschl.'
Ebinger 1438. ,Mellilotum, Corona regia, himelsl.' Voc.
opt. a) Dim., = Schlüssel- Bluem Ib (Bd V 88) BTrub;
SchKI. Syn. auch H.-Schlössji (Sp. 735; auch für Prim.
elat. und vulg.). — b) = Schlüssel-Bluem 3 (Bd V 88)
GRli. — c) Dim., = Schlüssel-Bluem 5 GGoss., Stdt.
Ta., uT. Syn. auch Chtichi-, Cheller-Schl. — tl) Dim.,
= Schlüssel-Bluem 6 GG., Rh., T. Syn. auch Stadt-
SchlössU (Sp. 739), Chuchi-Schl. — • e) (Dim. ausser GT.)
Frnhlingsenzian, Gent, verna BU. (Zyro); Gr; GRh.,
oT.; TnBez. Kreuzungen und Steckb., im niTn blaui
H.-Schlüsseli. .Himmelschlüssel (Gentianella), ein hold-
seliges, glänzendblaues und saphirfärbiges Frühlings-
blümlein.' EKöNiG 1706. — Mhd. UmehVußßcl eig. und als
Pflanzenn. (bes. in Bed.a); vgl. Gr.WB. IV 2, 1352; Diefenb.
1857, 354c; Schni.' I IUI; Lexer 1862, 221; Unger-Khull
347; Martiu-Lieuh. II 475; Fischer III 1595, zu a auch das
syn. ,PetersschlUsse!' (Gr.WB. VII 1578), dazu Reling-Bohn-
horst. Unsere Pflanzen * 92 ff.
Haupt-: Schlüssel, der zu allen Türen (eines
Hauses) passt, Passepartout Z und wohl allg. in der
Schlosserspr. S. auch Häggen-Schl. — Vgl. Gr.WB. IT
2, 628.
H e r e ° He^re"- Schlüssen : Pflanzenn., = Schlüssel 4 a^
GW.; vgl. Puren-, Bettler-Schi.
HÜS-: Hausschlüssel, allg. RA.; s. Chuchi-Schl.
Als Ehepfand: ,Syge ... er ... mit verheissung der
ee ... an sy kumiuen und ... sovil vermögen, dass sy
... mit im heimgangen und im, nachdem er ireu synen
h. zum Wortzeichen geben, eelicher werchen zewilen
worden.' 1543, Z Ehegericht. — Vgl. Gr. WB. IV2, 689;
Fischer III 1293.
Chuchi-: 1. a) eig., Knchenschlüssel. allg. RA.
De" Gh. ab-, mitne' ,GRHe., Ig.' (Tsch.); GWe., a'henke"
Aa, einen Russfleck im Gesicht oder an der Hand
haben; Syn. cl'Ghuchi be-schliessen, ziie-tuen (Bd IH
129M.); vgl. aucli Bd VIII 1342u. — b) Russfleck im
Gesicht (auch an den Händen), „zumal wenn ein solcher
Jmd bei einem naseweisen Besuche zwar vorsätzlich, doch
ungemerkt angekleckset wird" BsStdt (auch Spreng);
BHa.; „G"; Sch; Z. >iyn. Brdmling, Be-rrhnsi (BdVI
888. 958); (Buess-J Schlänggen (Sp. 591. 593). Du hest
en schene" Gh., wa hesch-si''' esö 'brdmd? BHa. De''
Gh. am G'sicht SouBib. (EStoll). Du hesch noch der
Gh. (Housscldüssel) an (uf) der Nase", zu Jmd mit
einem Russfleck auf der Nase GnCast. ,Da hat unsre
Mädi wieder einmal einen Kucbischl. auf der Nase.
Lach es aus, Liselü' Reith. 1845. Ehemals vergnügte
sich die männliche Schuljugend von BsStdt am Ascher-
mittwoch damit, den Mädchen mit Kohle oder Russ
einen Kiichi-Schl. auf die Backen zu schmieren. .\fV.;
vgl. zur Sache Bd IV 648u.; VI 886M.; VIII l'208u.
.Lateinischer oder gelehrter Küclienschl., ein Dinten-
flecken um Mund und Nase.' Spreng. — 2. Dim., Pflanzenn.
a) = Himmels- Schi, c GoT. — b) = Himmels- Schi, d
GNeut. — c) Schneckenklee, Medicago GT. — Vgl. Gr.
WB. V 2509; Schni.'I 1221. II 537; Martiu-Lienh. II 475;
FischerlV 315, überall in Bed. la und b.
CheUer-, Gher-: 1. (in PSal. Dim. -Sc/i^ttssi) wie
nhd. Kellerscblüssel. wohl allg. — 2. Dim., Pflanzenn.,
= dem Vor. 2a GoT. — Bei Gr. WB. V 520; Fischer IV 325
nur in Bed. 1.
Chilche"-: 1. Kirchenschlüssel. allg. Wenn in der
Landvogtei Scliwarzenburg der freiburgische Landvogt
den bernischen ablöste, het der Pfar'er [von BAlbligeii]
ntüesse" d'Ghülhe"schlussl^ abge". Bärnh. 1911. .Darauf
forderet man von im [einem die Zahlung des Zehnten
verweigernden Mesner] den Kilchenschlüsel und gab
man seinem Bruder das Mesmer-.^mbt.' 1689, Z. —
2. bildl., ,der der Erste und Letste in allen Predigten
ist, concionalis senex vel vetula.' Spreng. — Chämbe"
Ghämme"-, in GrD. It B. f.: durch die Enden der
Ghimme" gesteckter, an einem Ende gekerbter, am
andern mit einer Handhabe versehener Verschluss-
pflock GrAv., ObS., Rh., S., Scuolms, sG., Tschapp.;
s. Chamb 2 (Bd HI 299) und vgl. Schlüssel 3h (Sp. 753).
Syn. Gh.-Bigel (Bd VI 751); Schliesse" 3fa (Sp. 693). —
Chlupper-: Gerät des Handstickers ApV. ,2 Klupper-
schlössel.' 1912, ApLb. Gantanzeige (.Fährnis' eines
Stickers).
Chriiz-: Schlüssel mit kreuzförmigem Ausschnitt
im Bart, oft zum Weissagen und Zauber benutzt. Zur
Erlangung eines Lebensorakels wird ein K. in eine
Bibel so eingebunden, dass das Kreuz auf die Stelle
Offenb. 22, 7 zu liegen kommt; hängt man dann das
Ganze an einem an dem Schlüssel befestigten Band
frei auf, so gibt die Zahl, die man bei schnellem Zählen
erreicht, bevor sich die Bibel zu drehen anfängt, die
Jahre an, die man noch zu leben hat ZHorg. (AfV.);
ähnlich BFrut. (ebd. XII 142); TuSteckb. (SV. 1913, 75;
mit Abbildg); vgl. auch Johannes (Bd III 30 u.), ferner
schlüsslen. ,Die Schlüssel-Zauberei ist diese: wann
einer, der Etwas verlohren, einen Kreuzschi, nimmt.
757
Schlas(8), schlos(s), SL-hlis(.s), schlos(s), sclllns(s)
758
denselben oben an dem Kreuz in das Newe Testa-
ment und mit Nammen in das erste Capitul Johannis
einschliesset samt einem umbgewikleten Zedulin, dar-
innen die Nammen der Argwöhnischen angeschrieben,
wann er dann das Testament und Schlüssel mit gewissen
gemurmleten Zauberworten einer Jungfrawen zuhalten
gibt und die Nammen der in dem Zedul eingeschriebenen
Argwöhnischen widerumb einanderen nach nennet, soll
bei der Benennung des Schuldigen das Zedulin zitteren
und der Schlüssel in dem Buch sich bewegen.' Anhorn
1674. Wenn mau durch das Schlüsselloch, in dem ein
Kr. gesteckt hat, in einen Tanzsaal blickt, sieht man
aber jedem tanzenden Paar ein Teufelchen schweben
ZHorg.-Berg (AfV.). — Vgl. Gr. WB. V 2198; Unger-
Khnll 414.
Lad-: Schlüssel zu einer Lade. Zur Zunftlade:
,[Obmann N. hat im Zorn über eine zuerteilte Strafe
bei einem ,Bott' der Schlossermeister] die Lad-Schlüssel
mit Ungestüm der Meisterschaft vorgeworfen.' 1766,
J5. _ Vgl. Gr.WB. VI 60.
Leiet-Schliisseli: Pflanzenn. = Schlüssel 4a-( GSa.
— Ler-: Schlüssel zur Schule. ,Weil ... mir [dem
abtretenden Schulmeister] die Lehrschlüssel Niemand
mit 15 Bz. abgelöst.' WLdtz 1685/1707; vorher: .Und
ist der Brauch gsin, dass ein neüwer Lehrmeister
seinem Vorfahren für die Schlüssellosung 15 Bz. geben.'
— Malchen ,malen-': Schlüssel zu einem M.-Schhss
(Sp. 736). .Clavis argentea que vulgo dicitur malen-
sluzzel.' 1294, B.
Nach-: wie nhd. ,Es klaget Rotwilerin uff die
Snewlinen tochter, daz si frefenlich zu iro sprach: du
bösi nachslüsslerin; do rett si: waz seist? do sprach
Snewlinen tochter aber: ich sag, daz du nachslüssel
best gehept zu unserm gemach und bist us und in-
gangen.' 1398, Z RH. ,N. ist ... in das selb hus gangen,
hat da slüssel genomen und hat nachslüssel dabi ge-
macht.' 1422, ebd. — Vgl. Ur.WB. VII 116; Fischer IV
1897. — Näch-schlüsslerin f.: Abi. vom Vor.; s. d.
Bi-: Nach-, Reserveschlüssel. ,Ein Schlüssel und
ein Beischi, ohne Bart an einer Schnur [verloren].'
ZDonn.-Nachr. 1787. — Vgl. Gr.WB. I 1392; Sanders II 2,
968; MothesI 327.
Pemunter-: wohl s. v. a. Brecheisen; vgl. Feld-
Schi. ,[Von den aufrülirerischen Mühlhausern Ge-
fangene wurden nach der Erstürmung der Stadt durch
die Eidgenossen befreit.] Weil man aber den Schlüssel
zum Walgkenturn nit haben möchte, in dem der stadt-
schreiber gefangen lag, befalch ernanter von Erlach
I [der eidg. Hauptmann] mit dem P. die gefengknuss zu
I öffnen.' Zwincer 1586; dafür ,Piemonter-' bei Basler
I 1644. — Bunten-: Schlüssel zum Törchen einer Bunt
I (Bd IV 1401). ,[N. hat einen Schrank, zu dem er den
I Schlüssel verloren] seithar mit seinem Beunden-Schl.
i aufgetan.' WLutz 1685/1707. — Pnye'-Schlüsseli:
Pflanzenn., = Schlüssel 4 a tx, üW., We. Syn. Bettler-
1 Schi.; vgl. auch Heren-Schi. — Ber g-Schlösseli:
t Pflanzenn., Aurikel, Prim. auric. GSa. — Peters-. Un-
I eig. mit Bez. auf Zauberkünste; vgl. ScWüÄseZJba. ,Es
I sind Alles nur Schulerbubensachen, was die Geistlichen
i darüber [über Mittel wider den Teufel] wissen; es
i hat Keiner mehr den P. zum Lösen und zum Binden
I als etwan hier und dort ein Kapuziner', behauptet der
I zauberkundige Doktor Triefang. HPest. — Bettler-
' Schlüssen-. Pflanzenn., = Schlüssel 4a a GWe.; Syn.
Püren-Schl. — Plampen-. 1793, BTrachselw. (Bärnd.
1904, 206). — Brunnen-; (grössere) Brunnenstube,
Wasserschloss. .Gwölbte brunnenstuben oder br., ein-
geschlossene gruoben in den brunnenleitungen, auss
wölchen die teuchel das wasser fassend und demnach
allenthalben in mancherlei ort, statt und höf orden-
lich ausstellend, castella.' Fris.; Mal. — Arm-brust-:
= Schlüssel 3 ca.. ,3'/« pfd smit von Feldkilch umb
arbrostschlüssel machen.' 1416. Z Seckelmeisterrechn.
,Dem schmid von Louffen 8 ß für 2 armbrostschlüssel
zuo machen.' 1468, BLauf. Vogtrechn. — Riet-
Schlüsseli- : Pflanzenn., = Schlüssel 4ai GG. — Samet-
Schlüsseli: Pflanzenn., = Schlüssel 4af GWe. —
San(k)t-Huberti-: stählerner Nagel, der als Kopf
eine in der Form eines Jagdhorns ausgeschnittene
Platte trägt, welche, glühend gemacht und in die durch
den Biss eines wütenden Tieres verursachte Wunde
oder in die Stirn eingedrückt, den Ausbruch der Wut-
krankheit verhüten sollte, bes. bei Tieren, seltener
Menschen angewendet; s. AfV. XIII 305 (1731. BDelsb.;
dort noch heute bekannt). XVII 50 (mit Abbildg eines
aus L stammenden Stückes). XXII 50. ,[Viel Vieh war
von einem wütenden Hund gebissen worden; man
besohloss] dass, weil der Nachrichter nicht mehr zu
helfen sich getraut, alles geschädigte Vieh mit Sancti
Huberti-Schl. ... gebrannt werde.' 1745, SchwE. ,Die
[von einem wütenden Hund gebissenen Menschen und
Haustiere hat] man sobald mit St Uberts Schi, brennen
lassen und, soweit indessen bekannt, mit gutem Er-
folge.' 1762, ebd. — Schilt- s. Kammer- Schloss
(Sp. 735) und vgl. Schilt i c ß (Bd VIII 736). —
Sc hmalz-iSc/i fesselt: Pflanzenn., = Schlüssel 4 aa nni
ß GSa. — Spicher-, Spiher-, Spir-: (altertümlicher)
Schlüssel zum Speicher B (s. die Abbildg Bärnd. 1904,
207); L und weiterhin; vgl. Sp.-Schhss (Sp. 739). ,Wie
die Grossmutter ... mit dem Speicherschi, im ganzen
Hause herumlief.' Gotth.; später .Spycherschl.' Lueg,
es sitecht der Sp., sagt man von einem abgemagerten
Pferd. Barnd. 1904. S. noch Bd VII 713o. , Der gross
keiser, der ... zwen spicherschlüssel im paner fiert',
vom Papst. NMak. ,Syg der sp. an der Stegen ghanget.'
1553, B Turmb.
Sperr-: = Häggen-Schl. .[N. habe] die Haus- und
Kuchitür mit Zinggenschlüsseln aufspeeren ... wollen,
wobei ihme aber beide Mal ein Stück von dem Speer-
schi, in dem Schloss abgebrochen und zurückgeblieben.'
1778, Z. — Vgl. Fischer V 1520, auch ,Sperrhaken' bei Gr.
WB. XI, 2184.
Sprang-: \. = Spr.-Gablen (Bd II 60) Z. — 2. Werk-
zeug, das beim Sprengen von Gestein zur Einführung
des Pulvers dient FJ. — Buech-staben-: Chiffre-
schlüssel. ,Es solte auch iedere Stadt mit einem B.
sich verfasset machen und selbigen gegen einanderen
uswechslen, damit man dessen sich im Fahl der Not
kumlich bedienen könne.' 1659, Z (Vereinbarung zw.
Z und B). — Stei°-ScÄ?üÄ«eii: Pflanzenn., = Berg-
Schi. GSa., W., We. — T e- Schlüsselt: Pflanzenn.,
= Schlüssel 4a^ GRHe.
Dieb-: = Sperr-Schl. ,[Ein Schmied] sol ouch nie-
manne machen diebslüssel, das doch dik beschiht.'
SciTACHZiBELB. — Vgl. Lexer Nachtr. 122; Gr.WB. II 1097;
Fischer II 194.
Tufels-: Pflanzenn. ,Est in Bernensium agro
niedicus quidam empiricus, plane illiteratus, sed medi-
cinie successu, circa ulcera pr.Tsertim cnranda ...
felis et peritus: de quo amicus quidam noster, vir
759
Schlas(s)— sclilus{s). Schlat(t)— schlnt(f)
760
doctus, h,Tc ad nos scripsit . . . Norainare cum hanc
lieibulani [Lunaria minor, = Mondraute, Botrychiuni
Lunaria L.] clavem diaboli (t-1) et affirmare in semine
vim veneni esse: id si vel equns vel bos depascatur,
mox intumescere et perire; quod si ita affecto animali
herba et folia eiusdem plant» exhibeantur, venenuni
dispelli et liberari animal. Semen aperire ac reserare
meatus adeo vehementer, ut homini etiam periculosum
Sit, nisi folia ei coniungat, qua; seminis venenum ex-
pellant . . . magnam etiam radici vim inesse . . . Semen
solidum nou est, sed pulvis quidam luteus: qualis etiam
seminis !ierlj£P quam Tragus inter nuisci genera de-
scribit, Gerraani pedem ursinum vocant, alii lupinum
(unde Lycopodii noraen üodonieus finxit) [= Bärlapp,
Lycop. clavatum L.], iraperiti quidam pliarmacopolse ...
spicam Celticam.' Gesn. \hhb, 35.
Dunne°-, in Scuauch Dummer-, Donner- Schlüssel):
Pflanzenn. a) = Schlüssel 4 a^ScBK\. — b) = Schlüssel4a.-(
20. — St.' (I 124) gibt ilumte Schlihseli = Primula veris
elatior, St.' dünne Schlimeli = Primula veris elatior. Zu dem
etym. unklaren 1. Glied vgl. schles. , Dumme', Prini. elatior
(Pritzel-Jessen 307), sodana auch Dunnm-Fnrz (Bd I 1047),
sowie das mit unserra W. syu. und wnhl volksetym. daraus um-
gebildete Timnen-Schmiüi (Bd VIII 1474).
Tor-: wie nhd. ,[N. nahm dem Torhüter der Burg]
die tarschlüssel und tet das tar uf.' Haimonsk. 1531.
.Herr Schultheiss leget altüblicheni Gebrauch nach die
Stadtsignet und die Torschlüssel auf den Tisch, wor-
nach eine ehrsame Burgerschaft ... in die grosse Rats-
stube vorberufen wird', bei der Bürgerversammlung
am jährlichen, Schwörtag'. 1756, AABh. StR. — Türli-:
= Fass-Schl. Z. — W eWii- Schlüssel: = Schlüssel 3 i
(Sp. 753) BLau. — W naser -Schlüssen : Pflanzenn..
= Schlüssel 4aa.GR}ie.; GSa. — Zinggen-: = Häggen-,
Sperr-Schh; s. dd.
schlüssle": einen in die ütt'enb. Joh. gebundenen
Kreuzschlüssel als Lebensorakel gebrauchen Z; vgl.
Ghrüz- Schlüssel. — ["-schlüssle": den Schlüssel (s.
Welbi- Schlüssel) von aussen in eine Zimmerdecke ein-
schlagen BLau.; vgl. Schübel-Laden (Bd III 1069). E"
Lade" i.
Schlttssler, in Bauch -u- (in Flurnn.; s. die Anm.)
— m.: Schlüsselbewahrer „B"; Scaw; Z. Spez. a) Be-
wahrer der Stadttorschlüssel, „Torhüter B". ,l)ie
schlüssler zuo den taren söllent schweren, die tar trü-
liehen zuo beschliessen und uff ze tuond und nachtes
niemants in nach uss ze lassent.' um 1480, AaK. StR.
48; s. auch ebd. 111 f. ,Der schlüssler zun toren eid.'
um 15'20, AaB. StR. 194. , Schlüssler zuo allen toren.'
1557, AABremg. StR. 108. ,Schlüsslerseid zue dem
Müli-Törlin.' XVIII., AaB. StR. — b) Mitglied eines
(meist drei- oder mehrgliedrigen) Kollegiums, dem die
Schlüssel zu einem Archiv, einer Kasse anvertraut
sind; vgl. Schlüssel- Herr (Bd II 1544), ,Der schlüssler
eid. Die dry, so die Schlüssel zum turn band, sond
schweren, so dick und vil mh. sy heissent in turn
gan, das sy alle dry miteinandern darin gangen ...
und ganz nüzit uss dem turn nemen noch niemant
geben, mh. heissent dann sy.' um 1520, AaB. StR.; s.auch
ebd. 355. ,JHEscher, sclil. zur sacrasty.' 1541, Z RB.;
vgl. Vög.-Nüsch.1 15*2.197. .Schlüssler. NN. [3 Namen]
söllent diss halb jar die schlussel zu der statt grossem
insigel, paner und kästen haben.' seit 1545. ebil.; vgl.:
,NN. [3 Namen] hant die slüssel zuo dem insigel.' 1376.
ebd.; ,NN. süllent dis halb jar die slüssel zuo dem
insigel haben.' 1414. ebd. Noch bei Simler-Leu 17'22,
460. Mitglied des Waisenanits Schw; Z. .Die Schirm-
lade wird von drei Schlüsslern, dem Vorstande des
Waisenamtes und zwei weitern, alljährlich von der Be-
hörde neu zu Wälllenden Mitgliedern ... besorgt ...
Zwei der Schlussler besitzen die Schlüssel zum Schirm-
laderaum und zu den Wertschriftenkasten . . . Den
Schlüsslern liegt in Verbindung mit dem Wertschriften-
sekretär der gesamte Schirmladeverkehr . . . ob.' Z
Reglement über den Wertschriften- und Schirmlade-
verkehr des Waisenamts 1908; vgl. auch Einführungs-
ges. z. Schweiz. Zivilgesetzb. Zürich 1911, 27; Kommen-
tar z. Schweiz. Zivilgesetzb., Familienrecht. Zürich
1914, 252. Mitglied einer Familienkuratel, das die
Schlüssel zum Familienfonds .(vgl. Familien- Chisten
Bd III 543) führt ZStdt. Vorstandsmitglied der (kan-
tonalen) Ersparnisskasse (neben Kassier, Aktuar usw.).
1825/7, Z. — c) .Schi, des Himmels', vom Papst.
HPest.; vgl. Schlüssellba {S]).15l). — Wtü. •<lußßel,m;
vgl. Gr.WB. IX 861 (.Schlüsseler'). 872; Üuger-Khull 545;
Fischer V 965/6. Als Fluru. .Schlüssler.' GSax. , Ein Acher
uent sich der Schlussler.' 1645, BS. (Bärnd. 1914). S.Mumln-
Acher BMüutscheuiier, Sis.
Tor-: = T.-Schliesser (Sp. 725). ,15 Lb. den 3 Tor-
schlüsaleren für das halb Jar.' 1616, AaB. .Tor-
schlüssleren Eid.' 1620. ÄABr. StR. .Es soll ein Seckel-
raeister von und aus dem Rat gesetzt werden . . . item
zween Torschlüssler zum oberen Toor; item zween
Schlüssler zum underen Toor.' 1687, AaK. StR. ,Der
Torschlüssleren Ordnung.' 1715, AABr. StR.
Schlüse" Aa (H.); ZStdt (auch -ss-), -äu- Blns
(Bärnd. 1914) — f.: wie nhd. Schleuse; verbreitet;
volkst. dafür Stell-Fallen (Bd I 748); Chlüs 2 (Bd III
699); iös-ia<7ew (ebd. 1068); BnVscÄe» J; (Bd V 102'2);
Schützen 113 (Bd VIII 174(i); Strümpfel. ,Im Hornung .
... ist die grosse Canalschleüsse in der Abischern
Byfang ... zu Endt des Jänners angfangen, aufgraacht
worden. Am Pfingstmontag 18. May ... hat Mr E.,
der Canalzimmermeister, ein Holländer, allhier undert-
halb der oberen Brugg des ersten Mals von der Aaren
das Wasser durch die kleinere Brütschen der Halb-
schlüssen in Canal louffen lassen. Am 9. July . . .
hatt mann zum ersten Mal im Canal von der halben
Schleüssen nechst bey der Aaren biss zur ganzen
Schlüssen obenfür mit dem Garn gvischet.' 1646, BIrnd.
1914 (Bericht des Aarberger Predikanten Forer).
.Schleuss, Lossladen. Cataracta.' Denzl. 1716; noch
nicht 1677. ,Wie der Fisch im Wasser in Schlaussen
fällt, wo seinem Lautf sonst keine Öffnung gemacht
ist. so fiel unser Volk dem H. in seine Hände, als
er izt noch Wirt und Müller geworden.' HPest. S. noch
Schuss-Brett (Bd V 908; Red. 1662). — Aus ndl. »iui«;
vgl. Gr. \VB. IX 659/60; Kluge» 396, feruer iiiiseru Beleg von
1646. Auch bei Fischer V 935 (Schleis). Der auch ander-
weitig zu beobachtende Aaschluss an si-hl iensen (Sp.694; vgl.
ebd. auch SthUeasen3) beförderte die Terrauudartlichuug von
üu "> ft und führte tw. zum Ersatz von « durch »s.
Schlat(t), schlet(t). schlit(t), schlot(t), schlut(t).
Vgl. auch «c/,/,<,/ usw. (Sp. S4 ff.).
Scbliit I m.: Schlot. Syn. Chämin (Bd 111 257). ,Swa
ain bachoven ist, da sol ain slät ob sin', unter andern
761
Schlat(t), schlct(t), schlit(f), ,s(,-lilot(t). schlnt(t)
762
feuer]iolizeiIiclien Vorsclirifteii TnDiess. StR.; s. noch
Äsen (Bii I 504). Oft in Verbindung mit einer Dörr-
Torrichtimsr (vg-l. Äsen aaO., sowie MHeyne HA. II
3.SP/-10): .[Diu minne] derrt.lie weit, als ein slät [: rät].'
UvZjzikhovex; v?1. aucli Minnesangs Frühling (1914)
.'504. 2. — Mhd.Wadii.; vgl. Gr.WB. IX 78 1/3. Für eiustige
weitre Verbreitung (vgl. Fischer V 899) sprechen auch uusre
Belege für das heute auch der Gebildctenspr. aubekaunte W.
Schlat II ScMff'dm.: koll., in Rietgräben wachsende
Grasart ijMarb. — Vorarlb. Schlo-,/, Srhlowl m.. ,Hou nach
der Fretzung, schlechtes Heu'; vgl. fräiik., oberpfälz. .SV/i?o(eii
f., Schilfrohr bei Schm.' II .538. Im Ablaut zu SMaii I: vgl.
zB. ahd. rata .- Ilnlte" (Fick* III 337). Mhd. >late f. beruht nur
auf , der slaten mark; slatenkraut' bei KdvouMegenberg(s. Gr.
WB. IX 501), wo ebenso gut die Kürze gelesen werden kann.
Hieher (?) der Flurname Sihlöl SchMerish.
Scillatt I n., PI. Schletter GsNuf. (nach einer Angabe
als f. Sg.), S., Vers.: 1. Pflanzenname. a) ,kurze Streue
in den Sümpfen' GBuclis. Auf feuchten, fetten Wiesen
wachsendes, als Viehfutter beliebtes Gras GGams.
Grabs. — b) für grossblättrige Pflanzen, a) (auch
Sand-Schi) = Sand-Blacken (Rd V 56/7) GrS., Vers.
Vgl. Ge-schlätter-Blacken (Bd V 57). — ß) (Schletter ,f.')
.breite, grosse Blätter im scliattigen Walde, Adeno-
styles albifrons' GRNuf. (Trepp). — y) (Schletter) Mul-
gedium alpinum OnNuf. (Trepp). — 2. grosses PHaiizen-
blatt übh. GRVers. Es par Schletter Chrüt. — Vgl.
Schwab. SMuli m., schmales, langes Sumpfgras (Fischer V 900);
.Schlatteu' f., Schilfrohr bei Gr.WB. IX 500 f., ferner SMat I]
mit Anm. Aus fremdeV Quelle stammt die Stelle: ,Die Woiher-
schlaten oder Weiherrohre mit der Seuse aussmähen, wann
die Weiher vorher zur Notdurft abgelassen siud. Die Sclilateu
aber und das Geröhrig entweder zum Decken oder in den Mist
gehranchen', eine Arbeit des Brachmonats. EKiinig 1706; vgl.
zum Inhalt die Ansp. Verordn. von 1673 bei Schm.' II 538.
Hieher wohl (eher als zu SMatt II) der ON. SMe'iier (als
urspr.Pl.) ApGonteu, Hundw. (imSM.), KUte, Teuf. (.Schletter-
haus' bei Leu, Lex.); GIMitl. (V de" SMettere') ; Scbw (,iu die
Riedtschletter.' 1530). Hieher, nicht zu srhlmt-, wohl auch
die ONN. gleicher Lautung aus entrundendeu MAA.: .S'<7,(e'(to
BHasliberg; GrObS. (-ToUl): PPo. (-Tun"); UwGisiv. (die
SM.); üünterschächen ft" ih" Schl.-Plülze"); WBellw. Vgl.
auch Ge-schlclter, Si:hlet leren und die Anm. zu nchlotteren.
Sand-: PL, Blätter des Huflattichs (Tussilago favf.)
GRVers.; vgl. ScWnHiJöa.
seh latt ig: von der Beschaffenheit des .Schlatt-
grases' GBuchs. Schl-s Gras (Schlatt-GräsJ, .schatten-
halb gewachsenes Gras". Dere' schlnttige" Zug isch nid
nielch. — Vgl. die vorarlb. Angabe in der Anm. zu Srhlat IL
G»-schletter, in ScnwMuo.-n-— n.:a), schlechtes,
moosiges, wässeriges Gras' üw, .grobes, saftiges Gras,
das nicht recht dürr werden will' SchwMuo. (vgl. G.
Gras, -Heu. ebd.). .langes, grobes Wildgras auf Sumpf-
oder Sandboden' D, ,grosses, grobes Gras, bes. ver-
worrenes' Ndw (Matthys). Wenn-mer d's Veh mit
söll'^m G. müe"'nd hirte', se melchen-mer nid vü
ScHwMuo. — b) ,grobe Stengelptianzer) auf Wiesen,
wie zB. Disteln, Eisenliut. Trommelschlegel, Ross-
huben usw.' UwE., „Pflanzen wie Kletten usw., der-
gleichen das Rindvieh in der Krippe übrig lässt ü"
(St.2j. Vgl. Ge-schlätter-Blacken (Bd V 57).^— c) ,ein
dichtes Durcheinander von verschiedenen Gesträuchen.
Schmarotzer- und Schlingpflanzen, wie sie namentlicli
abgeholzten Waldboden gern zu überwuchern pflegen'
UwE. — Khfr PI. von S.lihii I mit sekundärem ;,<■- (in An-
lehnung .an <:,schleit.,--f) als K(illektivbildung zu einem urspr.
«-Stamm. Die Form von SchwMuo. ist durch svhUti- boeinflusst;
vgl. umgekehrt .SVA/«(«r(cj.. Als ON. üMad. ,(;.-Alp, -Schlag-
wald' BGadra. ,-Zig' USil. — g-'-schl eiterig g'schle'-
tirig: von der Be.schafl'enheit von G' schletter a Nnw
(Matthys).
Sclilettere» f.: Name für Weidebezirke, wo
G'schlelter wächst Uw, Ort mit vielen sumpfigen Stellen,
bes. auf Alpen UwE. — Vgl. zur Bildung Uüiari-n (Bd IV
'20-29 0. Anm.), Hmler.n (Bd VI 1735) uä.; viell.aber umgebildet
aus dem bat. PI. zu SMatt I. Als ON. ,Schlettern' ApGais;
BBolt. (.Schletter!'); GlBetschw. (.Schlätteru'), Kl.; LSchwarz!
(-«'-, geschr. auch ,-ä-'); GA.; ZEmbr. (,in Schletteren', nach
HMey. 1849 mit der ,schuposze slehJorn.' 1517 zshangeud),
Lnf. (,iu der Schi.', zweimal). Zssen. ,Schl.-Wald' GA.; 1645,
üwE. ,Wängeu-Schl.' LwAlpn. Vgl. auch die Anm. zu s'.IiIhii I
(Sp. 761) und zu schtotteren.
Schlaft 11 (vereinzelt Schlad. -ä-, G'-schlatt) n.
(nur ä. .<pr.) und ni. (BRoggw. It Glur 1835, S. It A vRütte;
GNessl. It Wint. 1S76; üwSa.; ä. Spr.), Sehlatte" ni.
Nur in Orts- und darauf beruhenden Personennamen,
seit M. VIII.; s. die Anm.
SM. n. deckt sich formell mit ags. »lad n., flaches Sumpf-
land, Tal, wozu ueuengl. alaf!(e), Tal, Mulde, Abhaug eines
Hügels, Weideplatz auf einem Hügel, Waldstück, Wiesland zw.
Wäldern oder Äckern (Bosworth, Aiiglo-Saxon Dict. 881 und
Suppl. 700; Wright Engl. Dial. Üict. V 493 f.), norw. dial.
Slad n. (neben Stade m.), schwach geneigter Abhang, Ein-
senkuug, isl. »torfr n., kleine Einseukung (Aasen, Norsk Ord-
bog 697 f.); zum Neutr. wohl auch die CNN. Vorarlberg, im
SM., schwarzwäld. ,im Schi.' (aus alter Quelle bei Gr.WB. IX
500; Weist. V 228), schwäb. am, im SM. (Fischer V 900); die
isl. Form lässt auch weiterhin alten »-Stamm vernniten.
SMail(,") ni. kehrt wieder in eis. SMatte' m., tiefe Schlacht
in den Hochvngesen, bes. steil sich senkender Hohlweg, auf
welchem Holz zu Tal geführt wird, (von Wildwasser aus-
gewaschener) Bi rgschrund (Martin-Lienh. II 475). Vgl. weiter
westfäl. SImh f., Talung, Bergschlncht (Woeste 238), hess.
S,Hude f., Flurname (Vilmar 351), wozu die Belege aus hess.
und mittolrhein. Urkunden beiLcxerll 952; schwäb. SMatt f.,
SMät, .^Metten, Flurname (Fischer aaC), Umburg.'ßledde f.,
Waldlichtung (DM. IV 268), luxemb. SM^t f., Be'rgabhang
(Lu.\emb. WB. 384), lothr. Sehlät m., Name eines Weinberg-
bezirkes (Follmaun 447). Zu SMad (auch schwäb.) vgl. Bind
< Blatt (Bd V 179); .SMad ist tw. wohl aus Zssen losgelöst,
wo die Form uach dem Brandstetterschen Gesetze aus SMdtt-
hervorgehn konnte. d'iMati (auch schwäb.) hat sekundäres //e-.
Die geographischen Verhältnisse der SMaii-Otte sind mit den
aus dem Vorangebndi-u sich ergebendeu Hauptbedeutungen
.Abhang, Bodensenkung' im Einklang; die betreffenden Orte sind
(Käuder von) Hügelknppen, Terrassen, Mulden, ab und zu auch
feuchtes oder ansgesprocheu sumpfiges Gebiet (so in BAms.,
Beutigen; ZWindlach, wogegen in Ap; Gl; G Sumpfcharakter
nicht in Krage kommt). Vgl. zur Bed. noch .SMat bei Schm.^
II 495 u. (nach Popowitsch), mnd. fris. «Uii (Schiller-Lübbeu,
Mud.WB. I V 230; Kichthofen, Altfris.WB. 1 036; doch wohl hie-
hergehörig); weitere Beziehungen bei Fick*III 535: Falk-Torp
1911, 1073. In ONN. (bzw. PNN.) Schkttt lim SM.) Aa (10
mal ItTopogr. Atlas, Matten ,in dem Slatte.' 1333, wohlThalh.;
.bis an daz Seh!.' 1363, Birm. : [bis] ,an den Schlaft.' 1470.
1618, wohl Rued.: ,oben am Schi.' U99, Zof. Jahrzeitb.; ,im
Schladt.' 1653, Wett. Arch.); Ap (7 mal. ,in dem Slatte.' XIII..
ApSchlatt; ,Eberli im ScIilatt.' 1370, ebd.); BsNnuniugen; B
(15 mal, ,nomus <|uod ai.pellatur Slath.' 1249. 1260, Koggw.;
,W. von Slat', Bürger zu Thuu. 1337. 1342; ,N. im S(ch)latte.'
1349, Iseltw.; 1350, Gurz.); FAIt., La Roche; Gl (6mal, i,/
SchT. Mitl.; wohl liieher ,Schlattscbar; s. Bd VIU 299 und
vgl. %y<-..-.s'riä/ebd. 296); L (6mal, ,im Schi.' 1453, Geiss);
G (Smal. ,im Schi.' 1420, OUzw.; ,unz an das Schi.' 1465.
ebd.; ,ze Schi.' 1-137, Nessl.; ,N. von Schi,, uss dem Schi.'
1437/1638, ebd.); SchDörflingen; SchwSattel, ,im Schlaft,
des goniers Sehlatte.' XV./XVI., Morsch, (heute .SMntili); S
(4m.al); Th (lOmal, ,SIat, de Slate.' 858 = Ober-, Mett- und
Schlat(t), schlet(t), !ichlit(t), sclilot(t). schlut(t)
Uut«r-Schlatt b/I)iess., wuzu die Stelle von 1493 bei JJRUeger
762 Audi.: ,zu den drj'eu Sclilattcn by Diessenhoven gelegen',
sowie die KAA. bei Sulger : Er iit «e dumm nit Je'' Stier ru" S.M.
und Bd VI 1608«. ; Sp. 532u.; ,vou Sohl.' 1392, Hugelsh.;
,dez Schlatts ..., daz da zu dem kelnhoff geholt.' 1403, Wig.
Offu.); CwWolf.. ,N. im Schlattc' 1334, Alzellen, ,stosset an
den Schlaf 1399, Kerns; ZgHnn., 1570, Ae.; Z (11 mal,
.auf Schi.' Hettl. It Amtsbl.; .in Sciatte.' 754, Schhatt b/Rät.,
dafür auch, wenn richtig gelesen, ,de SKati.' 1240, ,de Slattc
1247, ,de Slaton.' 1252, de Slat(t)a.' 1254. 1260. 1276; bis-
her: ,NN. de Slatte.' USO, Kyburgisches Ministerialen-
geschlecht; zur RA. Du 6i«( gop/Kl ro" Schi. ZElgg Tgl. o. ; ,(iin
usw.)Schl.' um 1450, Schlier.; 1454/1696, Alt. (Wald); 1497.
Feldbach; 1503. Zoll, (auch ,uf dem, am'; heute G'tchhli);
1509, Bachs; 1559, Grün.). In Zssen. l)als I. Glied. .Schlatt-
Eichli' ZZoll. ,-Egg' GKapp.; ThBasadingen. ,-Acker' Th
Wängi; ZHettl. (,-ächerli.' 1805), Schlier. ,-Alp' GIKI. (dazu
.Schlattalpenruus.' 1571); UwAIpn. ,-Feld' BsRün., Winters.; B
Arcb b. Büren. ,(Ponierinm dictum) Slatgarte (situm in Richen-
se).' nni 1303. L. ,-Gasse' GSchmer. , -Graben' AaSchöftl.; B
Rüscb. ,-Hubel-BLinden,Meikirch(,Schl.-h.-Acker'). .-Hof.'Bs
Pfeff.; ThHag. ,-Höfe' AaZeih. ,-Hüfli.' SWelsch. , -Halde' Aa
Gans. ,-Holz'ZGrüii. ,-Hölzli' ZSchlier. ,-Horn' ThAlterswikn.
, -Mühle' BSi. ,-Matt' AaGans. ,-Matten' AaEgliswil, Staffel-
bach; SLostorf. ,-Bach' BSign. (,Schlaphach'; wohl hieher;
alsFN. 1427 31, Z; 1539, B RM.); GlRüti. , -Boden' AaLeugg.;
BThun. ,-Buck'ScbDörfl. ,-Bühl' GKriu. ,-Berg' GlKl., Mitl.;
GHnlftegg, dazu ,-bcrgtobel' ebd. ; SchwE. (ScWtyj^jitpr; kaum
aus .Schlagberg'). .-Berge" GlHasIen, Luchs. , -Brunnen' Z
Schöffl. ,-Rübi' üwAlpn. ,-Rain' AaEik.; BGelterfingen; ZAlt.
,-Reuti' ZAlt. ,-Siten' LGeiss. ,-Schürli' BRUsch. ,-Weid' B
Si. ,-Wcidli' BOtterbach. ,-Weg' BsLauwil; vgl. ,Schlate-
wech.' 1300, LBerom. ,-Wald' AaGeltw., Seeng.; BGurnigel,
Rüsch., Sutz. ,-Wäldli- ZgHun. ,-Wis' ThEgn. (Beleg Tun
1798), Neukirch a. d. Tb.; 146S, Z Vogtei aRegensb. (Gfd).
,-Wisen'ThEngish., Wagerswil; ZAlt. ,-ZeIg-' ZKlot. ,-Zelgli'
AaGans. ,-Zun' BTuscherz. — 2) als 2. Glied. ,Ober-' Aa
Seeng.; ApTeuf. : BKoggw.; LMarb. (,im obern Schi.' 1524);
GHemherg, L"zn. (Zinsrodel XV.); ThSchlatt; ZgAe. (a. March-
brief); ZSchlatt b. Rät. ,Alt-' ZgAe. [a. Marchbrief). .Unter-'
ApTeuf.; LMarb.; GHemberg; ZSchlatt b. Rät. ,-Vorder-'
LRothenb. .Geiger-' SchBarzh. .Hinter-' BWichtrach; L
Rothenb., Schwarz,; GN'euStJoh.; ZHombr. ,Lugi-' BLinden.
,Läu"i-' GSennw. (Alp am Hohen Kasten; dazu: ,der Leuen-
schlatt.' 1678, GSax Alpenordn.); , Meier-' ZBachs. .Mett-'
ThSchlatt. .Mittler-' LMarb. .Nider-' BRoggw.; GGomm.; Zg
Ae. (a. Marchbrief). .Neu-' ThHauptwil. ,Bacli-.' 1673. ZHott.
(heute im BasMiy, /'-). .Peter-' Schßuchth. .Teuf-' BFahrui.
.Tannen-' ApSchwende. .Drei-' GKriu. .Zihlschlacht' Th
(,Zilleslata.' 817 und öfter; ,Zilschlatt.' 1471; ,Zilschlacht.'
1473; .Zillschlatt.' 1739. 1810; die gleiche Umbildung von
,-schlatt' > , -Schlacht' kommt für einzelne derJSp. 21. 29 an-
geführten ONN. in Frage, bes. für .Niderschlacht' n. ZBub.,
,im N.' ZTu.). Silihid. Schläd AaLengn. (nur ,ÄA/ad-Feld,
Holz, -Wiesen'; ,Schlatholz.' 1604); GlElm (nur Wümhehlfidli;
.Wendschlatt.' 1864); UwGisw. [Schläd; auch Schlidhode".
ebd.), Sa. (Schldd m.; ,das Schläd.' 1499; vgl. auch: ,deu
Öchlat.' 1399, UwKerns); ZBonst. (,im Schläd'), Rüti (-a-).
(Der, Iml Schlaf le-, bewaldeter, trockener Abhang mit
Bachrinne BsZunzgen. ,Schlatten-Pünt' ZMarth. Dim. .Im
Scblatti' BBrienz, Diemt., Hasliberg, , (Claus) im Schlattin.'
1363, 0.; SchwSchwyz; ZBül.,;Windlach (wo auch .Schlatti-
hoP). SchU'ui. Familienn. 3oSi. (,Anna Schlätti.' 1620, B
Zweis.; ,Cathrin |usw.| Schletti.' 1620/65, ebd.; in , um-
gekehrter Schreibung' .Hensli Schliitis [patronym. Gen. |.' 1449,
FBezirk Bulle; .Kuoff Schliity.' 1553. BSi.). .Schlattli- FDüd.,
Gnrmels, Plasselb; SchwMuo. , Schlattli' ApHundw., Teuf.;
GlBetschw.; LMarb.; GNessI.; ThHüttl. .Schlettli' ApGonteu;
GlHasIen i-c'-); LBallw. Vgl. auch i,„ <r,chlüllli S. so Rech!
Ableitungen. .(N.) d e r S(ch)latter.' AaMell. (1323/4); Seh
Stdt(1330); Z (.Elsbethen der Slatterine.' 1309. 1361, wohl
aus dem Rittergeschlecht von ZSchlatt; vgl. o.), so Stdt (1331),
Wies. (1320, auch. Cuour. von Slatte'). ¥1i. Schlalhr 1665. Aa
Gont.; ApHer. (1566/9 aus GFlaw. und Straub, eingewandert);
BsStdt (1400, It Leu, Lex. ausgestorbenes Ratsgeschlecht des
XV.); BLaugn. (1340), Stdt (1484/1552), Wattenw. ( 1 344);
GStdt (.Celi Schi.', auch .von Schlatt.' 1439. It Leu. Lex. Rats-
geschlecht seit dem XV.; vgl. die Spitznamen Tide"-, Tarkirt"-
Schl. (G Tagbl. 1913 Nr 42 Beilage) und den Neckreim: Dtr
Schi, hmder ■*.». Twm, er jindt en alte' Wurm ^ er ,nürß-eu über
de" Hag und frisot-eu morn z Mittag), Wil (1399); Seh (1461);
ThBisch. (1666, It Leu, Lex. Geschlecht des XVIU.; schon
1430 ,Hans von Schlatt', Ratsherr), Fr. (1553); ZOtelf. (1605),
Stdt (1442. It Leu, Lex. ausgestorbenes Ratsgeschlecht des
XVI./XVIII.), Wth. (1405). Flurname (iml Schlatter Th
.Metzikon; ZFhirl.,Russ. Zssen. , Schi. -Hof SchBegg. ; 1686, G
Stdt. , Schi. -Halde.' ZHombr. ,Schlatterle(h)u' ApTenf.(,Slaters
lene.' XIII. /XIV.). Schlattiuge", Dorf bei ThSchlatt (,in
Slattingar(r)o marcho.' 897. 900; .in villa Slattinga.' 962;
.S(ch)lattingen.' seit 1263. Vgl. anch die Anni. zu Schlatt I.
Schletter m.: 1. a) pers., zerlumpt gekleideter, übti.
nachlässiger Mann WG., Vt. Ja e" rechte Schi, bist du!
— b) von Sachen, Etw. Verlottertes, zB. von einem
Gebäude, Dach, Korb, Schirm, von Kleidungsstücken,
von durchlöchertem, auseinanderfalleudera Gewebe ü.
Es isch nur (me) e" Schi. — 2. als 1. Glied der Zss. in
pejorativer Bed. U. bes. zur Bezeichnung alter, ver-
lotterter Gegenstände, zB. Schh-Fitike", alte, aus-
getretene Fin1;en (Bd I 868/9), -Hämmli, -Hose", -Hüet
(Sg.); -Hüs, -Hitte", -Dach; (en alte, verhidlete') Schi-
Chorb, auch pers.: Schl.-Hunt, gemeiner Kerl. — Vgl.
Schwab. Schlatte" m. 1) breitrandiger Hut 2) nachlässiger
Mensch, bes. in der Kleidung (Fischer V 900), Schlauer m. in
von den unsern abweichenden Bedd.. (ebd.), bair. «chlatl,
schlapp, Schlotte f., herabhängende Unterlippe (Schm.* II 537),
weiter Fick * III 535; Latter usw. (Bd III 1486/8); »chlott-.
achluti-. Für Bed. la kommt Entstehung aus 'SchliVerer in
Betracht (BSG. XII 9 f.).
G'-scliletter n.: 1. a) Fetzen, Anhängsel am zer-
lumpten Kleid WVt, verlottertes Zeug, wertloses Ge-
rumpel U; Syn. Ge-schlötter. — b) Hure WVt. —
2. a) Gesudel. Was hesch da fir nes G'schl.?, was
kleckerst du da? U. Verschüttete Flüssigkeit, verun-
reinigende Masse SoHwMuo.; vgl. Ge-fleder (Bd 1 1173).
— b) Kotspritzer am Kleide Schw. — c) Sudelwetter ü.
— Vgl. Gr. WB. IV 1 b, 3901 und Ge-schletler mit Anm.
(Sp. 761).
Schl6tt(e)re°, in W -a f.: unordentlich, zerlumpt
gekleidetes, auch flatterhaftes, liederliches Weib, Dirne
U; W, so G., Lö., Vt; Syn. Letteren (Bd III 1486/7);
Ge-schlod (Sp. 86) ; Schlotteren. Da gät mider e" rechti
Schi, iber d' Sträss ü. — Das W. gilt als starker Schimpf,
stärker als Schletter.
schlett(e)re° (-u» W), 3. Sg. und Ptc. -e«, in W
■ot, -ut: meist intr. 1. schlenkern, schlottern; Syn.
ftoderen (B 11173). a) von an die Luft geratenen, zB.
au der Angel emporgezogenen Fischen GWidn. —
b) von den Hosen WG. D'Hose" schlettrunt-nm um die
Bein. — 2. mit Bezug auf (Halb-)F]ässiges. a) von
Pers., Kot von Händen oder Füssen schütteln SchwE.
Von Kühen, Pferden, die am Fusse hangenden Kot
wegzuschleudern suchen GWidn. Sich beim Gehn die
Kleider mit Kot bespritzen Schw. Tr., „mit Kot usw.
bespritzen Schw; Zg" (St.^ wohl bes. in den Zssen
„über-, ver-'). — b) beim Essen oder Schöpfen Flüssig-
keiten oder Speisen nebenaus fallen lassen, kleckern,
sudeln Schw, so Muo. (derb); ü. Syi\. fläderen, (pj/lederen
(Hd 1 1170/3). Gib Acht, dass nit eso schUtterisch!
Schletterc" nüd e'so (über's G'icand inne")! Scuw. Tue
nit e.io iber d's Hämmli appe" schl. ü. — c) lierab-
765
Sfhlat.(t), schlet(t), sclilit(t), sclilot(t), sclilnt(t)
766
trollten, zlS. von Brei (über das Gelass herunter), von
auf dem Tiscli verscliütteter Milch (es schletteret uf
''e" Boden appe'J, vom Regen (durch ein defektes
Dach, aus der Traufe: d's Dachträtvpf schletteret) U.
— 3. a) es schletteret, hät(-em) tf schlitteret, niisslingen
Th, so Esch., Mü., Tilg.; Syn. schlinggen (8p. 601/2). —
b)«cÄ/. /«", den Dingen aus Ohnmacht, Gleichgültigkeit
den Lauf lassen GWidn.; Syn. faren, ßäderen (Bd 1
1171), gätteren (Bd II 504), schlitt(er)en län. Wer dem
Konkurs nicht mehr entgelin kann, ,lässt einfach
sehl.' , Seine Kinder einfach schl. lassen', sich nicht
um ihre Erziehung kümmern.
In den gleichen oder ähnlieheu Bedd. bei Gr.WB. IX 6.52;
Schm.'II 537; Schöpf 624; Uiifer-Khuli 542; Fischer V 900 f.
(vgl. III 475 o.); Weitres in der Anni. zu Schlmei: Zu Bed. 2
Tgl. noch den Vers: Mi" Fiidle''' ist e" Hclihtterhrh, irtr here"
will, atHl bere", den ein Bursche zur Einlösung eines verlorenen
Pfandes zum Fenster hinaus rufen niuss Th (AfV. VI 150; vgl.
zum Brauch berm Bd IV 1458). Die Bed. von umher-stht. a wird
für das einfache W. wohl vorausgesetzt durch ScMe'tter-Gollu
(= Schlotter-G .) W (nach vereinzelter Angabe), sowie 'durch
ScM-etler-Büelan der Stelle : ,| Auf dem WaWmel bei WUlr. zeigte
sich ein wunderbares Marienbild, zu dem das Volk oft hinzog].
Die Pfarrgeistlichkeit sah in der ganzen Geschichte nur einen
gefährlichen Aberglauben und eine Gelegenheit zur Aus-
schweifung, indem der Bilbuel zuerst zum Pliilerbud [vgl.
Binder ^, blädereii 4 BdV17/8j, nachher zum Schli-Itcibiml
wurde.' W Sagen. Unbestätigt ist geblieben «ihläiirn" .fallen,
gleiten' WVt. (BSG. II 82); vgl. Bed. Ib, 2cV
„Über-"; s. das Vor. 2a. — umher-: a) in zer-
rissenem Kleide umhergehn WVt. — b) mit Einem
(als Liebhaber) unilierziehn, ein unsittliches Leben
führen WG., Vt. Si schUttrot nüt-im umha. — üs
üs-schlettru" : tr., ein Kleid bis zu dessen gänzlichem
Zerfall ausbrauchen WG.. Vt.
ver-: 1. intr. mit ,sein'; in Stücke zerspringen, zer-
fahren ThHw. Ein stürzendes Stück Holz zB. ist ganz
verschletteret. — 2. tr., = schlitteren 3a ScuwMuo.
D'Mürer verschletteri''d me Pflaster weder a's s'brüchi'd.
Etw. durch Verschütten verunreinigen „Siuw''Muo.;
U; „Zg" (St.*; s. schletterenSa). Du tüesch d's G'wand
V. U. — Vgl. Fischer II 1305. — v e r-schl8tter e t:
1. .gelockert, abgetragen, zB. ein Hut, Buch' U (nacl)
neuerer Angabe dafür eher rerhudlet); vgl. Schlüter.
— 2. verliedert, nachlässig? , Die 2 Drittel des Zehndens
Leuk ... sollen inskünftig bei allen Landsgemeinden
vor dem verschletterten Drittel [der an einem gemein-
samen Aufstand nicht teilgenommen hatte und auch
erst später an der betr. Landsgemeinde erschienen war]
den Vorzug haben.' 1732. W Verordn. ( W Monatsschr.).
zer-; = üs-schl. WVt. Ptc. serschlettrut, zerrissen,
zerfetzt, auch übertr. in moralischem S. ebd.; vgl. zer-
SChitteret (Bd VIII 1526). — Schles. zersMuiert, banföllig
(Weinh. 1S55. 8-t).
Schletterete" Schiettrete* f.: von grossen, meist
in einem Tobel gelegenen, unebenen und vernach-
lässigten Wiesen, auf denen nur schlechte, grobe
Kräuter wachsen WG. — Vgl. Ge-sMetiera.
Schletteri m.: Spitzname eines gewissen unrein-
lichen, unansehnlichen Mannes Uf; vgl. schlitteren 3b.
Schl(Jtteri''g Schlettrig m.: nachlässiger Mann
Schletterli''g m.: 1. Rotz, oder jede ähnliche ekle
Flüssigkeit ScawMuo. — 2 Beleidigung, Verleumdung.
in der Verbindung Ei"'m e" Schi. a"hänke'' ebd. —
Zn 2 Tgl. gleichbed. Sihl/iUer(liny), Schniillerling bei Fischer V
900. 901 ; weiter SiMüUerUmj mit Anni. Für SchwMuo. besteht
allerdings auch die Möglichkeit, dass ein aus .Scldoitcihng cut-
rundetcs Schhtt- an achlfi/- angelehnt wurde; vgl. die Anm. zn
He-nchhller {Sy. 761).
S c h 1 e 1 1 i n : Spitzname unbekannter Bed. W Kippelf.
— Dim. -Bildung zu einem pers. Subst. der Gruppe nach Art
von Briiedi, XfUetti uä. (EOdermatt 1'303, 63).
Schielt f.: herumziehende Weibsperson GG. — Nach
älterer Aufzeichnung (Abschrift); unbestätigt. Wohl Fehler
für .SV7i/ti/(Sp. 133; beute in GG. nur SMeij,/, in Bed. 3) oder
Schkiz.
schielt: a) (leicht) geneigt, von einem Abhang, Dach
BHerz. (stärker geneigt als lag Bd III 1166); S ; ZDättl.,
W.; Syn. schleitlich. — b) scliief AAMell.
Amhd. 'aleii zu ahd. 'hIuhii (ags. slidnn), mhii. eitlen, gleiten,
wozu auch SchliKeii usw.; nicht oder doch nicht überall ledig-
lich ein irrtümlicher Positiv zu dem als Komparativ uiiss-
Terstandeneu achleiier (s. d.). obscbon der Einsender von ZDättl.
das Verhaltniss »chltit : sMeiter so auffasst. Sicher gehört zu
der Sippe auch der ON. .Schleithoim'. gespr. SMaW (vgl.
Bd VIII 1346M.) Seh (.SIeithein.' 1242; Abi. SMstemer),
in dessen 1. Gliede jedoch eher als unser Adj. ein etymologisch
zugehöriges Subst. iu der Bed. , Abh.ing' vorliegen wird ; weitere
ONN. bei Förstemann ONN. * II 803; Fischer V 391.
ab-sclilcite°,Ptc.-et:tr., Etw..zB,einBorf(BdlV
1628/9. Bed. 1 f ) abschrägen ZDättl.
schleiter. in TflFr.^'itTsi., in BsStdt (neben -fer);
Zg schleider: 1. a) sanft abfallend bzw. ansteigend,
von einem .\bhang. Dach, Weg AaB.. Br., F., Zein..
Zof. undltH.; Bs; BBrisl.; „I-'G.; S (AHartm. 185'2);
TnFr.t; ZDättl. Syn. haldig (Bd II 1177, wo weitere);
Gegs. gäch4 (Bd II 101). Attrib. E- schl-e'- Weg Aa
(H.); Bs; S. ,Eine schl-e Halde.' AHartm. 1852.
Häufiger präd. (bzw. adv.) AaF.; Bs; L; TaFr. G'schl.
abe"zue TaFr. „Der Weg geht schl. L" (St.'), schl. ob-
si''' AaWoIiI. 's göt ganz schl. (ufe", ane") Bs. —
b) schräg abwärts bzw. aufwärts führend, „übereck,
überzwerch, von einem Wege über einen Hügel, Berg"
AAAugst, B., F.. Meli., Thalh.. Wohl., Z. (1815); „L"
(St.'')E., G., Semp.; UwE.; Zo; ZLunn., .schräg vorbei
schleifend, streichend, schräg vorüber.' Pfr MKlotz
(wohl für TB.''^teckb., nicht für Gr); Syn. (auch zu c)
schürhis(ßA VIII 1228); scWämmr«; (Sp. 544/6); sc/irads.
De"" Weg (Es) gät schl. (ob-si''', nid-si''', über ''e" Berg
od. am Bort ufe"). Mit pers. Subj.: Schl. über <'e" Hubel,
es Bort abe" fare". gö" AAWohl.; L. — c) schief übh.
AAWohl. [Mutter zur Tochter:] Zu settig rücher
Chuchiarbe't hänkt-mer d'Jüppe" schl. unders Für-
ttiech üf. De'' Chäspi hed d'Chappe" hüt toider schl.
uff, De' wird g'röte' bis z'Obig! — 2. a) dünn, flüssig
BsSt. (Seiler; heute abgelehnt). E" schlauer Sterkeli,
für Hemden. — b) ,schlaiter Tuch, dünnes und sehr
durchsichtiges, wodurch die Hühner Haber fressen
könnten' Bs (Spreng; heute nicht mehr bekannt); Syn.
schitter (Bd VIII 1524); schlissig (Sp. 690).
Amhd. 'sleitar bzw. -er neben ags. slidor (engl. sUdder).
schlüpfrig, wie got. baitm neben ahd. biliar; vgl. Weitres in der
Anni. zu »ehleil, ferner Gr. WB. IX 624; Martiu-Lienh. II 475.
Zur (sekundären) Nebenform schleider vgl. schlideren (Sp. 85)
neben achlitleren. Hass das Wort tw. abstirbt, zeigt auch die
(irrtümliche) Def. jStark geneigt' für den Beispielsatz: Gib Acht
döj 'sisch y'frore" umi der Wgy Jüert schl. ab h (ERöthelin).
Für die Entstehung der unter 2 zsgefassten, zunächst sehr .-luf-
fälligen Bedd. gibt viell. die von der Bed. .sanft abgedacht' aus
leicht verständliche eis. Bed. 3 bei Martin-Lienh. aaO. einen
Anhalt: ,seicht, nicht tief, vom Pflügen und vom Wasser', zB.
.das Wasser is' schl.; schl. z'Acker fare"'; daraus wäre der Be-
griff ,dann (fliessend)', dann ,dUnn ilbh.' abstrahiert. Diese
767
Schlat(t), schlet(t), schlit(t), schlot(t), schlut(t)
Aiin'u.ssuug ibl aucli tür lieJ. 'i b nalirschciuliclior als diu Au-
iiahnte einer MiäChuug von vckleiter mit Hchittcr oder die Auf-
stellung eines besondern Etymons (formell wäre ein nilid.
'tieiler neben »chlumn Sp. 672 möglich, wie got. Imiin : hcilan,
luhd. biller : lißen; vgl. zur Bed. nchiller, nchlsssiy); für gemciu-
■lamen Ursprung von achl. 1 und ;' spricht auch die geogra-
phische Verbreitung.
ab-, auch ab- schieiterig: - dem Vor. la. zB. vom
Gelände, den Schultern AaWoIiI. Abschleiterig Ächsle".
— Auch eis. (Martin-Lieuh. II 475).
ab-, US-, ver-sch leitere": = ab-schleiten BsL.
Me" muess da' Bort »W* ne" tvenig a., weniger steil
machen. — ab-g'-sch leite ret: schlag abfallend, von
den Schultern AaF. Abg' schieiteret Ächsle'.
Schleiteri''g ,-ung' f.: .unmerkliche, allmähliche
Steigung eines Weges' Bs (aus literar. Quelle).
schleitli'^'': = sMeit a ÄABremg.
Schutte" (-en, -m» PAl.; W tw., -o WVt.) bzw. -e'-
usw. — ra., in BLig. f. (vgl. Bärnd. 1922, lU), PI. un-
ver., in WVt. Schlittma, Uim. Schlittli Ap (T.); BE..
ü., Si. und It Zyro; Gl; GRÜbS., Rh.; ZuMenz.,
Schlitten Th; Z, -ili Scu; Schlittji Gr tw., so Kl.:
wesentl. wie nhd. Sclilitten. 1. als (winterliches) Fahr-
zeug. Ober Verbreitung, .\lter usw. des Schlittens
und seiner Arten vgl. GHuber, Les appellations du
traineau [etc.] Heidelberg 1914; AfV. X 6 ff.; Bärnd.
1908, 85 f., wo überall auch Abbildungen; SV. 1921,
57 und die Zsseu. a) Lastschlitten in verschiedenen
Formen, tw. auch als Sommerschlitteu gebi'aucht (vgl.
Egten-, Fass-, Herne-, Berg-, Pflueg-Sehl. und Schleiffen
Sp. 132). , Wägen ... slitten, soumer, karren.' Reinkr.
,Von iecklicheiB ross alder anderem vich, daz darüber
[Rheinbrücke] vorgeladen wegen, karren und schütten
züchet, zwen pfening.' 137T (Abschrift des XV.), Aa
Lauf. StE.; ähnlich Bd 111 4'23u. (1430, G). ,Der [Sack]
were als swer, daz sy den nit getragen niöchtind,
snnder walotind sy den uff den sl.' 1465, Z EB. ,[Die
Saaner ,fuortend' eine Unschuldige von der Folter weg]
lam uf eim schl. für gricht.' Ansh. ,[Man soll den
Verbrecher] uff ein schl. rügglingen leggen.' 1531,
ZRB.; entspr. Bd VI 793 u. (mit ,brett'), zur Sache vgl.
auch Schleiffen 2e (Sp. 133M.). ,Der schl., vehiculum.'
Mal. ,Von einem schl. für 1 ross 6 d., für 2 ross oder
mehr 1 ß.' 1570, BNSi. Zollordn. ,L)omit niemandt uff
wuchmertstag noch mit Schlitten, benneu, korben noch
andrem, so zu schaden mücht langen ... nidt über
noch durch den merkt far.' 1572, WBrig Marktordn.
,Das die von Aschentz vil Schl-en mit Holz daruss
[einem Walde] gefürt.' um 1000, ZSth. Der Abt von
UwE. verpflichtet sich in einem Vertrag mit Stein-
hauern, ,ihuen nur ein Schl. zum Herabführen machen
[zu] lassen, darzu sie die Kuchen geben ... mögen.'
1733, IHess 1914. ,Dem N. wegen einem dargegebenen
Schl. und Schl.-Kruramen 1 Gl. 10 ß', unter Prozess-
kosten. 1733/4, SoBw. S. noch Bd V 1241 0. Neben
.Schlei(p)fe'; s. Sp. 132/3 (mehrmals). Zur Wasser-
bcschaö'uug bei Feuersbrünsten wurden It Bs Feuer-
ordu. 1777, 8/9 auf , Schl-en oder Schlaiö'en' geladene
, Bockten' (Bd IV 1143/4) verwendet. In RAA., bes.
mit Bez. auf die schwierige, gefährliclie Handhabung
(vgl. Horn-Schl., schütten). Z>e" Schl. zieh" uä. D'Ei"-
fältigw miessunt fast allzit du' Schlittu" zieh", die
schwerste Arbeit tun W; Syn. den Charren z. (Bd III
422/3j; vgl. auch ziehen. KSchmid emptiehlt dem
Scherer, den von HSchmid in einem ßaufliandel ver-
letzten N. gut zu pflegen, ,dänn er achte wohl, wir
Schmid müessend den schl. zien.' 1504, Z Reg. .Einem
den Schl. nachziehn', schmeicheln, sich untertänig ge-
bärden Gl; vgl. Land-Schi. ,üen schl. dannen ziehn',
erfolglos abziehnV ,[A., foppend zu dem von der
Buhlerin Magdalena im Stiche gelassenen Nero:] Was
fyncn buolers kaust mir syn! meint wol, es wurd dir
rägnen Jrj'n. [B. zu Nero:] Ein solches buolen sach ich
nie; ietz kannst den schl. dannen ziehn.' L Osterspiel
1597. ,Der schl. gät' uä. .[Der Buliler;] Erplick ich
eine, die fält [entgeht] mir nit. Hatt sy schon glych
einen eeman, den selben ich wol blenden kan, das er die
Sachen nit verstod, biss das der schl. naher godt', eig.
in Lauf kommt (vgl. «äcÄ-/ier4 Bd II 15(j3u.; Fischer iV
1880M.). VBoLTz 1551. , Damit nun der schl. gange
[der König seinem Rat folge; s. Esther 3, S], so ver-
lieisst der Haman dem künig [eine Geldsumme].' LLiv.
1583. Ei"'m de" Schl. verschlah" (eig. zerschellen, wie
es an zu steilen Orten geschehen kann), von (un-
erwartetem) Misserfolg; s. Sp. 445o., wozu noch GBern.,
uT., We.; Z. Synn. s. Chübel (Bd III 10); schlänggmS
(Sp. 595) ; schütteren (Sp. 7cl5o.). De^ hä^ts de" Schle^tta
g'chörig verschlage" GBern. D'Liebi häd-em de" Schl.
verschlage", die Laufbahn verderbt Z. Von einer ein-
zelnen schlechten Note im Zeugniss: das Fach het-em
de" Schl. verschlage" GuT. Dem Tüf'el ab ''em Schl.
g'lnt si" (freier auch g'hie"), von Lumpenpack B; Gr
V.; Z; syn. RAA. s. Bd II 231 o. (GalgenJ.UTd fhotteren);
VI 482M. (RadJ; VIII Ho.; Tüfel. De- N. und was
siist dem Tüfel g'meinggli''' no'^ hinn^en ab ''em Schl.
g'heii, sagt der aufgebrachte Statthalter von einem
widersetzlichen Wirt. JSenn 1804. Wer ab d's Tüfels
Schl. g'heit, reicht-er mit der Banne", Spruch auf einem
Essgeschirr. JBürki 1910. Um Nut strittet-me" nit,
we""-me" nit dem Tüfel ab ''em Seid, g'chit ist. JJörgek
1918. Eine" hinder ''e" Schl. bringen, ökonomisch
ruinieren BGr.; vgl. Bärnd. 1908. 87/8; Wander IV 243
(,hinter den Schl. kommen'). Vum Schl. flühe", die
gemeinsame Sache im Stiche lassen. ChrBeüsch 1898.
S. noch die RA. Bd VI 1421 u. — b) Rennschlitten (vgl.
auch Schlitten- Gatter Bd II 498), der Gibe" gegenüber-
tjestellt (B; s. Bd VI I6660.). Kinderreim. Soli, söU,
söli (schlaf ml"s Ghindli wolij, bis (dassj di(ch) de(r)
Liehgott holi imene" (uf-eme") goldene" Schlitteli (Schl.),
nimm di"s Müeterli mit-der(lij, setz di"s Vätterli hinde'-
drüf und fare"d mitenander in'n Himmel üf (und def
Vatter au"'' derzue, denn fare"d-7nir in'n Himmel ufef)
ZEls. und It Bölsterli; vgl die GLVar. Bd VI 1893u.,
sowie Fischer V 946 u. Da därdurinä [an einem Gast-
haus vorbei] sindjetz vor Altäm ciel Wägä und Gutschä
und Heräioägeli und Schlittä und Stosschärä därlkär
cho. ScuwBr. Bartlispiel 18'.i9. Beim G Klosterbruclie
1489 giengen uA. .vil schöner schütten' zugrunde.
XV./XVL, G Mitt. (Im, uf, mit "emj Schl. fare" (AaF.;
Ap; B; GStdt; Scu; S; Th; ZoMenz.; Z), rite" uä.;
s. Bd VI 1606/7 (auch zu Bed. c), auch rammlen (BiVl
896); Sedien (Bd VlI 300u.); vgl. Heren-, Rit-Schl.
,NN. jeder 10 ß [Busse], als sy nachts mit lächlen in
grossem wind in schütten gfaru sind.' 1508, Z UM.
,[Der Papst] den man, da [auf den Schultern] treit oder
lüert in dem vergulten schl.' NMan. ,1m schl. faren,
aurigare.' Fris.; Mal.; ,traha vehi.' De.nzl. 1677. 1716.
,Die uamen derer, so [maskiert] uff den schütten umher
gefareu oder umbzogen [sind, sollen verzeigt werden].'
1579, B Mand. — c) (kleiner) Knaben-, Kinder-
Schlat(t), schlet(t), sclilit(t), schlot(t), schlut(t)
770
Schlitten (vgl. aucli Fuen.i: Bd I 870), in Uiilg. nur vom
beschlagenen Schlitten im Gegs. zum Griitsch (Tsch.
661, wo Weitres), in ZStdt früher spez. = Geiss-Schi, a,
im Gegs. zum Ghessler und zum Geiss-Schi. b. Warmi
Chleidli im Winter, alli Strasse" voU Sehne" ; wenn en
Schi, umbiirzlet, su riieft-me" juhe, zweite Strophe des
Kinderliedes Köti Rösli (s. Bd VI 1331) G (Bölsterli).
dann gän-i''' go" schlitle", das freut-mi"'', juhe! ZWth.
,Als sy ... die Strälgassen uft' gienge ... liiere N. mit
eira sclil., daruff er siise, an sy [so dass sie gestürzt
sei].' 1483, Z ÜB. ,Zedel an canzel, daz mh. das
schlittenrytten [,mit schütten r.' 1533, ,das r. ufl
Schlitten.' 158ii] zuo Marsilly [usw.] verholten. Zedel
an torwart und brunnenhüeter, denen so ryten, die
schütten nänien.' 1505, B Arch. ,Voin Schlittenfahren.
Weilen mgH. das Schl.-f. als ein unschuldige Ergötz-
lichkeit der Jugend ansehend, dafern es innert seinen
gebührenden Schranken beschehe, so wollend selbe
solches auch den Knaben und Töchteren an geraeinen
Tagen biss Abends um 6 Uhren zugelassen haben
[usw.].' 1715, B Mand. ,[An Kommunionsfeiertagen]
solle das Schl.-f. in Gesellschaften verbotten seyn.'
1795, U Mand. (AfV.). S. noch Bd VI 16(56; Sp. 151 u.
(Gl LB.). — 2. übertr. auf andere Geräte, a) die aus
horizontalem Gebälk bestehende Unterlage für zu
bauende oder auszubessernde Segelschitfe TnBodensee
(Schififerspr. ; sie rutscht zugleich mit dem fertigen
Schiff in den Schienen des Untergestells ins Wasser,
um dort zufolge ihrer Beschwerung etwas zu sinken).
Mengmul hö-'"d s' halt scho" ö-s [ein Scliitf] of 'hm
Schlette" zom Flicke", dann ist kein Platz zum Bau
eines neuen. JHirtu. S. noch Sp. b94o. — b) = Haupt4b
(Bd II 1497), auf dem Grunde der Furche schleifendes
Längsholz, au Stelzpflügen (auch dem Hüß'lipflueg
BsL.) zur Regelung des Tiefganges BsL.; Z, so Febr.,
Oberr. Vgl. dagegen Pßueg-Schl. — c) ,der schwebende
1 Sitz zB. für einen Maler, der an einem Turme oder
I andern hohen Gebäuden seine Arbeit verrichtet' Ap
1 (T.). — d) ,eine Art Pfanne mit Kufen, worauf sie
; leicht in die Ofenröhre oder in den Ofen selbst hinein-
j und herausgeschoben werden kann' AfH., 1., M. (T.);
I vgl. Mues-Schl. — e) der Teil von Maschinen, wo zwei
j Metallstreifen aufeinander laufen Bs (Mecbanikerspr.).
i — 8. (gew. mit Attribut, bes. alt) als 'verächtliche Be-
I Zeichnung a) von Gegenständen. En alte' Schi., zB.
ein altes, schwerfälliges Bügeleisen, ein alter Frauen-
rock ZStdt. — b) en alte'' Schi., alte (liässliche) Kuh
GT.; SchR.; S; Syn. Waggen. S. noch Bd VI 1674o.;
I VIII 751 u. — c) von Menschen, bes. Weibspersonen.
En alte'' Schi., verächtl. von einem alten Weibe GW.;
ZS., auch Manne GsPr. (s. Bd VI 1717o.); Dan. (wohl
Z); Syn. en a. Charte" (Bd 111 4'2ö u.). Eso en alte'' Schi.
nennt eine alte Frau sich selber ZS. Da' ist doch en alte
Schl.,viin Ma"", De'' chuntnienchi". L>an, En fülcSchl,
fauler Mensch Ap. E" grosse'' (auch : e" rechte'') Schi., un-
j geschlachter, grober Mensch GnThs. E" leide'' Schi.,
I unansehnliche, gebrechliche Weibsperson GsPr. Der
I leid, wüest Schi, Schelte auf eine Hexe. MKdoni 1884.
f Nachlässige, träge (Bs; L It Ineichen), liederliche,
I moralisch anrüchige (Bs; BG.; L It Ineichen; Schw;
S) Weibsperson ; Syn. SchleiffllS (Sp. 133). Der Tafel
het d' Schutte" ersinnet und d' Grossmueter d' Chäre"
[Wortspiel zw. Charten 3 und Chären 1] S; vgl. Bd 111
423 0. Die het e"kai" Or''ni"g im Hüs, si isch halt e"
Prattler Schi.! Bs (Seil.; die Bewohner von Pratteln
Schweiz. Idiotikon IX.
stehn im Ruf der Langsamkeit). Es grüselechs Mords-
schlittli va"mene" Möntsch, liederliches Weibsbild BG.
(Bärnd. 1911). ,Sie wollen ihm ja auch den GüUenbur-
Schlitten anhängen', ihn mit der liederlichen Tochter
des , Güllenbauern' verheiraten. Joach. 1881.
Aiiihd. alito bzw. -e ni. in Beil. 1 ; vgl. (auch zu Bed. 2 und
3) Ür. WB. IX 752/5; Schni.^ 11 .357 ; Martin-Lieuh. II 475;
ChSchmidt 1901, 306; Unger-Kbull 544; Fischer V 946 f.;
Luxenib.WB. 384; Foliiuaun 450; Müller-Fraureuth II 443;
zur Etymologie vgl. die Anm. zu »Meit (Sp. 766). Der W PI.
Siliiittma nach dem Vorbild von Fado, PI. Fadma; vgl. BSG. II
164, auch HGubler 1920, 176. 179 und Fälle wie "Wemntr (zu
Wesen), ZnUikumer (zu Zollikon) ; dazu sMUtmen (unter ichlitten).
lu roiii. Greuz-MAA. als Mii(ai uä. (meist f.) entlehnt; vgl.
GHuber 1914 (s. .f.WiOenzu Auf.), 8 (f.; ETappolet 1917, 150;
Bäiud. 1920, 10. ONN. (meist für Bachrunseu au, zT. bewal-
deten. Hängen; vgl. auch die Anm. zu schlitteren Sp. 783); die
Zssen mit .Schlitt-' als 1. Glied lassen sich auch Aa( nchlitien be-
ziehn. , Schlitten' ZHorg. ,Schlitteu-felsen-Hau' AaArni. ,-Legi.'
1571, ZThalw. ,-Mos (Sehlitt-)' BSa. ,-Boden (im).' 1757, B
Si. (Grenze zw. BBiilt. und Oberwil). ,-Ried' SchwKUsn. ,-Weg
(Schutt-)' BsEtt. ,Buch-Schlittli' GKapp. Hieher?: , Hinter
Schlittingen' ZSth. (schon 1654, .Schnittinge.' 1494).
Ochse"-: Schlitten, der mit Rindvieh bespannt
wird GsHald. (B.). — Egte°-: unbeschlagener, ganz
niedriger Schlitten, worauf die Egge (auch Sommers)
aufs Feld geführt wurde, im Winter von den Kindern
zum Schütteln benutzt BsSiss.f (heute durch den
Wagen ersetzt). Vgl. Pßueg-Schl.
Herd-öpfel-: flach muldenförmiger Korb mit
spitz-eiförmigem Grundriss, in dem man die gesottenen
Kartoffeln abtropfen lässt und nachher auf den Tisch
bringt Z am Hörnli (.\bbildg im Wanderer 1 136); Syn.
Schlipf I (Sp. 621), Zuengg. ■ — Die Beuennuug umfasste
urspr. wohl auch das Gestell, in das der Korb gestellt wird;
vgl. dazu Mues-.'ichl.
Ars Ars-: einplätziger, nur aus Brettern gefertigter
Knabenschlitten der altern Art, tw. mit eisernem Kufen-
beschläge und beim Fahren klirrenden Ringen BG.,
Si.; GStdtt (neuer Hock-Schl, Höcker). Syn. Hock-,
Chessel-, Chistli-, Chrucken-, Fild-Uch-, Brettli-Schl.,
auch Hobel 3 (Bd II 946 1; Gegs. Geiss-Schi. — Das W.
wird im SWbl. 1810, 73 f. als Spezialitat van GStdt lächer-
lich gemacht.
Is /«■-: Eisschlitten BS. Von all diesen (auf der
Schneebahn gebrauchten) Schneeschlitte" unterscheidet
sich der als Sesselischlitte" gebaute I., dessen Insasse
sich mittels zweier Stöcke auf dem Eise ziemlich rasch
vorwärts bewegt. Es bietet dies einigen Ersatz für
das Ziberle" (Gleiten) und das Schliff schuehne". Bärxd.
19'22 (BS). - iseli: = Ars-Schl. ZW. — Veh-:
Schlitten für Viehbespannung Z (Amtsbl.). — Vor-;
der vordere von zwei durch eine Landwiä (s. Lan-
detilb Bd III 1312) verbundenen Halbschlitten, zum
Transport von Langholz Z; vgl. Schleik-Schl., Gälli
(Bd II 207). Syn. Vorder-Schl.
Fuer-: wie nhd. AaB. (Schlitten mit 2 .Pfulmen',
4 .Beinen' und 4 ,Nägeln'); GRMai., Rh. (wird durch
Aufbinden von starken, oft drehbaren Pfül'^e" zum
Holz-Schi); Th; Z (grösserer Schlitten mit Brücke,
auch von einfachen oder hintereinander geschalteten
Doppel-Schlitten ohne Brücke zum Holztransport) und
weiterhin ; Syn. Hobel 3 (Bd II 946). ,[Um 1760 wusste
man in GRSilvaplana Nichts] von Schlittenparteien;
wer in Geschäften ausfahren musste, band einen Heu-
sack auf den Fuhrschi.' Gr Sammler 1807. ,1 Renn-
1 Schlitten ... 1 Schleik-, 2 Fuhr- und 2 Bockschlitten',
771
Schlat(t), 8chlet(t), 8ehlit(t), schlot(t), schlut(t)
772
unter landwirtscliaftlicben Geräten. Z Anitsbl. 1883. —
Vgl. Gr.WB. IVla, 473.
Vorder-: = Vor-Schl. ZisMenz. Gegs. Hinder-Schl
— Fass-: ini Sommer auf zwei Walzen geführter,
plumper Schlitten zur Beförderung grosser Fässer Sch
Ha. Er gehörte der Gemeinde und durfte von Küfern
und Privatleuten unentgeltl. benutzt werden (liis
nach 1850); vgl. zur Sache SchlUtenla. Schleiffen 2 e
(Sp. 767. 132/3).
Gibel-: zweiplätziger Geiss-Schi a AABrittn. —
Vgl. Giben S (BJ II 98).
Güfi-: Kennsclilitten (mit einem Güß Bd II 133 f.).
Syn. Heren-Schi. .1 Gufischl.' [1. ,-ü-']. L Kantonsbl.
1849. ,Ein neuer solider und angestrichener Güfflschl.
(Kennschlitten) zu verkaufen.' B Volksztg 1904. —
Gan.ser-: Kiiabenschlitten BBe. (AvRütte); vgl.
Ganser 3, Günsel (Bd 11 374); Syn. Geiss-Schi.
Ganz-: im Gegs. zum Halb Schi., längerer Vieli-
schlitteu mit zwei (GrKI.; ZsMenz.) bis drei (GpCast.)
Jochen zur Beförderung von Kurzholz, Heu uA. (iR
Gast. Kl.; ZoMenz. Zu den G-en ffehören die Heu"-
und Buttner-Schlitten GRPr. ; Syn. Grans-, Leng-Schi.
,Ein Ganz- und ein Halb-Schlitten.- 1818, Za.Ae. Kauf-
brief. — Vgl. Unger-Khull 267.
Geiss-, Gäss- Ap, Geisse"- ScnStdt (jünger): = dem
bäufigern (RU-)Geiss (Bd II 460 Bed. 3a, wo Näheres)
Ap; ScnStilt; ZcMenz.; Z, so 0. .Mehrere Gaisschlitten
und Handschlitten.' G Taghl. I8ti.5. Spez. (vgl. Schlit-
ten Ic) a) mit Sitz aus einem bequem geformten, oft
bunt bemalten (tw. mit einer Rücklehne versehenen)
Brett, das auf vier hohen, meist eisernen Beinen ruht
ScnStdt; Z und weiterhin. — b) mit Sitz und Unter-
gestell aus Holzstäben wie beim Davosersehlitten Zo
Menz. undauch weiterhin. — BeideSchlittenformen beruhen
auf boilenständiger Überlieferung; doch dürfte a immerhin
jünger sein und in den Gebirgsgegenden nicht vorkommen.
Auch bei Schm. II 537; Unger-Khull 276. 544; Fischer III
241/2.
Gatter- BsLang., Gätterli- SKest.: = dem Vor. b.
[Im Winter] het-me' der Schütte" füre' g'no" ab ''em
Estrig abe", de' Gätterlischl , wo scho" der Älti selig
'brücht het i" sine" liuebe'jöre", und ne" Geis'rolle'
[Schelle I dra" 'bunde" und en Hälsi"g zum Füere".
JoiCH. 1885. — Gitzi-: = GitziS, öms 5a (Bd II 578.
460) Ai (H.); vgl. Geiss-Schi. — G n e p f- : mit 2 Rädern
versehener Hornschlitten zum Holz- und Streutransport
aus den Alpen ScBwKutal; zur Sache vgl. Heuw-Schl. d;
Bärnd. 1908, 87.406. — Grund-: Schlitten zur Be-
förderung von Erde und Mist ZUSth.; Syn. Herd-
Schi. — Grans-: Schlitten mit Grüns (Bd 11 782/3)
GsCburw. (Tscb.), D. (zweijöcbig, It B. jeder Schlitten
mit Ausnahme der Ruttner- und der Bockschlitten),
Hald. (Tsch.), Kl., Sch. Syn. Hand-, Horn-Schl. Mit
und ohne Bespannung zur Beförderung von Heu, Streue,
Kurzholz, Hausrat usw. gebraucht GrÜ. (B. 124). —
Hock- ApH. (T.); BBe.; GStdt; mTn, HöcMi- 1.,
Hocker- TnEmmish.: \. = Ars-Schl., in Ap (und sonst
tw.) mit zwischen den Kufenbrettern vertieftem Sitz
(vgl. T. 120b); Syn. Hocker 3 (Bd II 1125); Füdlich-
Hock, -Schi.; Sessel-Schi. Und au''' t"'" Sehne zum
Winters^nl e" schöne" Höcklischl. wünschen sich arme
Kinder zu Weihnachten. L Vateil. 1917 (PHalter). —
2. = Horn-Schl. 1 BBe.
Halb-: im Gegs. zum Ganz-Schl., kurzer Vieh-
schlitten zum Holzschleifen mit 1 oder 3 Jochen B
Langn,; GrAv., Masein, Pr.,S., Sch. (auchTsch.); L,E."
(St.'). Auf dem bes. starken (Mittel-)Joch wird das
dickere Ende der Baumstämme befestigt; es ist mit
einer beweglichen Lenkstange verbunden BLangn. Oft
bilden zwei Schlitten zusammen ein Gefährt Gr (s. u.).
Spez. .Schlitten, bei dem der vordere Teil spielen kann',
mit Gelenk FJ. Syn. Holz-, Churz-, Bock-, Frättigauer-,
Schleik-Schl. ,1 Rennschlitten, 1 Kriesschlitten, 1 H.
[usw.].' Schweizer Bauer 1897 (BBigl.). ,1 H. samt
Böckli, 1 Kriesschlitten, 1 Milchschlittli [usw.].' B
Volksztg 191(1 (BLütz.). ,Ein Landwirt im Albulatal
sucht zu kaufen 1 guten, breiten Hinter-H. (cazop) zur
Holzfuhr, [zu verkaufen] 3 Vorder-H. (.Bocker' wie im
Prätigau).' 1917, Gr Ztgsanz. — Vgl Unger-Khull 323.
Holz-: Schlitten zur 'Beförderung (meist mittels
Nachschleifens) von (Lang-)Holz AaF., Brittn.; BsL.;
BE., Hk. und It Zyro; GnCast., He., Kl. (auch Tsch.),
Rh.; GSa.; S (JReinh.); ThMü.; Z und weiterhin. Spez.
a) ein kurzer, schwerer Vielischlitten (Syn. Halb-,
Schleik-Schl, s. auch Fuer-Schl) AABrittn.; Gr; Z und
weiterhin. Zur Fuhr von Langholz wird er durch
eine Gabeldeichsel mit einem zweiten gleichen
Schlitten, dem A'-henkSchl. verbunden GRRh.; vgl. zur
Sache Halb-Schl. — b) ein Handschlitten (Syn. Bock-3,
Stecken- Schi., Gems Bd 11 321, Tüss, Wiser), der tw.
auch von der Jugend zum Schütteln benutzt wird AaF.
(s.u.); BE., Hk.; GSa.; S (JReinh. 1917, 116). Auf
den ,Füdlischlitten', auch Truckliichlitte" geheissen,
... konnte nur ein Kind sitzen, auf den Geissen zwei
bis drei, auf den H-n. die den Bauern zum Heimschatfen
des Holzes aus dem Wald dienten und deshalb an
einer Seite eine Handdeichsel hatten, mehrere .AaF.
(SMeier). Unger ne" H. sig-er cho", ein Verunglückter.
SGfeller 1919. — Auch Gr.WB. IV2, 1779.
Hand-: von Hand (mittels eines Seiles GRRh.,
einer Stange S) gezogener bzw. gelenkter Schlitten zur [
Beförderung kleinerer Lasten Gr; S (Joach.); Z (Gegs. 1
Ochsen-, Fuer-, Zug-Schi usw.), = Grans-Schl. (jRHald.
(B.), Ig., Mai., Schs. Valz. (Tsch.), Heu- oder Holz- I
Schlitten BBe. (AvRütte, nach neuerer Angabe dafür (
Hock-). = Giben (IM II 98), Schlitten zur Beförderung
von kleinem! Holz oder War, auch mit einem Zug-
tier B (Zyro) Der het a'se zweie'^nünzgi uf Munt üf '
noch e" H. 'träge". Sohwzd. (GrScIis). ,lhr [Taglöhner j
ohne Zugvieh] habt eure Handschlitten, schüttelt, bis |
Ihr's [Euer Holz] geschüttelt habt, wie bisher auch.' |
Joach. 1898. S. auch Geiss-Schi. — Auch bei Gr.WB. IV |
2, 415; Fischer III 1129. Nicht bestätigt (wohl schriftd.) j
ist Bulllers Angabe: Kinderschlitten GrD. — band- |
schlittne": tr., mit dem Hand-Schi, befördern Gslg. j
(Tsch.). D'StreW'i h. i
Hinder-: Gegs. zum Vorder-Schl. ZoMenz. — A"- j
henk-: Anhängeschlitten GRRh.; s. Holz-Schi. a. j
, Einen Deichsel- und einen Anhängschlitten, einen |
unbeschlagenen Sackscliütten [usw.].' 1865, ApHeid. >
(Gantanzeige). — Here"- Gr, so Mai.; Sch; Z, so I
Stdtt, San., Herre"- Ai>H., 1. (T.); Gl; L; U; Zg; ZF.;
St.* (oO.): 1. „Rennschlitten, dessen sich die Herren I
oder reiche Leute bedienen" ApH., I. (T.); Gl; Gr
(Tsch.), so Mai. (mit Chaisenkasten ; Syn. Sitz-Sehl); '•
L; ScHHa. (Gegs. Püren-Schl.; vgl. d.), Stdt, St.(Sulger); !
U; Zß; ZF., Stdt, Sün., auch Amtsbl. 1883; Syn. Güfi-, j
Hüs-, Renn-, Schellen-, Schdsen-, Wurst-Schi. ,Traha i
picta, H.' Denzl. 1677. 1716. ,Bey Wagner Nözli im '
Kraz sind in Comraission zu haben zwey H-n, in wohl- j
773
Sclilat(t), schlet(t), schlit(t), schlot(t), sclilut(t)
774
feilem Preis.' Z Donn.-Naclir. 1747. Im H. fare", ein
Wintervergnügeii bes. zur Fastnacht.szeit. Tryner
1840; vgl. Bit-Schi. a. ,Ach, wenn ich euch Drei
[kleinern Geschwister] nur hier bei mir hätte, wir
würden recht oft im H. fahren.' Lohbaüer 1864. ,Als
am 12. Dez. 1560 in Wien ein sehr grosser schnee
gefallen, ist künig Maxiniilianus morndess im h. mit
sampt sineni gemahel in der statt unihergfaren.' 1561,
WicK. — 2. übh. stattlicher Schlitten, auch Stoss-
schlitten für Kinder ScuStdt. — Herd-: = Grund-
Schi. L. — Hürdli-: Schlitten mit einer HurdSb
(Bd II 1604). uü. (wohl Z).
Hörn- Ap, Höre"- AaF.; BG., Lau.. oSi.; Gl. so
Elm, Mitl., Obst, Riedern, Schwändi; GrAv. (Tsch.),
ObS., Eh., S., Scuolms, Ths, Tschapp.; GA., G.; Schw
E.; UGösch.-Alp; WMü., Ulr., Hörner- SThierst.,
Hort- BGr. (Uärnd. 1908, auch nur Hori m., vgl. Bd II
1618),oHa.; WKippel, i^onji- BBr.(Böselig.); l.a)meist
von Hand geführter Lastschlitten für Heu, Holz,
Dünger usw., dessen Kufen vorn in nach oben, ge-
bogene lange Hörner (als Handhaben für den Führer)
auslaufen. aaOO. Syn. Graiis-, Hand-, Wald- Schi ;
Rüggling (Bd VI 793); vgl. die Abbildg Bärnd. 1908. 85.
Mit einem besondern Gestell versehen auch zur Be-
förderung von Milcbtansen im Winter verwendet Zg
Menz.; vgl. Milch-Schi. ,[lm Dezember] geht der Älpler
mit seinem .Horischlitten' zu Berg, um das Wildheu zu
Tal zu bringen; diese Arbeit ist nicht nur beschwer-
lich, sondern auch gefährlich' BoHa. (.AUg. Scliweiz.
Ztg 1898). Auch in WUlr. werden die Heulasten
{Rammete") im Winter auf H-e" zu Tal befördert.
Müsele" u'"' Spielte" [bei Schnee] mit ''em H. hei"'-
! leische" (Gegs. füere, mit einem Zugtier auf trockenem
1 Boden). ChrReichenb. 1916 (BLau.). Im Herbst wird
' der Zieger in Säcke gefasst und in Hornschlitten (H-e")
j zu Tal geschafft GlEItu (Frehner). N. gestattet den
I Winterweg über seine Liegenschaft, ,indess nur mit
dem Hornschlitten für Heu und Streue ... zu ge-
I brauchen.' Gl Amtsbl. 1900. Maitli wi't-du i/ere" rite",
I chum bi mir verbi; spann mi''' i" di" H., will-der 'sBössli
si". LiENEKT 1893. Im Herbst da zieh'-si d's Nutsli
I kein uf iren Horigschlitten. Röseligarte (Lied vom
1 .Brienzer Burli'). — b)spöttiscli für ein mageresPferd:
I Mit söttege" H-e" ic'e-n-ir händ, wo nie" d'Hüet
z'ringelum dra" chännt ufhängge", da hett's üch ja
• schu" nüd g'fäh, bei einer Pferdeprämierung. CStreiff
I 1904. — 2. Rennschlitten mit vorn hornartig anf-
I ragenden Kufen BsL. — Auch bei Fischer III 1823. Hori
ist uicht, wie Bd II I61S angeuommen, Dini., sondern Abi.
(vgl. das syn. Homer Z und Horni ni. Bd II 16'27}; das 2. Glied
der Zss. ist lediglich verdeutlichend. Horiij wird Bärnd. 1 908,
406 0. bestätigt. Zu Bed. 2 vgl. £oci-&A;. i mit Anm.
Hüs-: .leichte Schlichten [!| oder Wülste, deren
man sich zu einer kurzen Lusttährt auf der Schnee-
bahn bedienet. Sie seyn gemeiniglicli mit einem aus-
geschnidtenen Bilde geziert' Bs (Spreng), der schmucke
Schlitten zum Spazierenlahren BsL. Syn. Heren-Schi.
I ,Zu einer Übung spannt man sie [die Pferde im Winter]
ffür die Hausschlitten, welches, wie Hr. D. Patin in
I seinen Voyages [1695] meldet, zu Basel sehr prächtig
zu sehen.' EKönig 1706. Gegen den .übermässigen
I Pracht', der in Bs ,mit Kutschen und Equipagen ge-
I trieben wird', ergeht die Vorschrift, ,dass aller Sammet
' und Seiden, die seidenen Umhäng von Taflet allein
ausgenommen, an Kutschen und all andern Equipagen
verbotten und nach Verfluss eines Jahrs von jetz an
keine andere Kutschen, Gefährde noch Hausschlitten
geführt werden sollen als jenige, die mit Tuch, Moc-
quet oder Plüsch ausgefüttert, ohne Vergoldung, es
seye gut oder falsch, ohne Bronsierung, ohne Ge-
mähld und nur mit zwei Farben, ohne kostbares
Schnitzwerk [usw.].' 1769. Bs lland. (Bs Neuj. 1916). —
Heu"-: Schlitten verschiedener Bauart zum (sommer-
lichen oder winterlichen) Heutransport im Gebirge.
.'2 Schleifschlitten, 1 heuwschl.' 1515. BsPfetr. (Scliloss-
inventar). ,Umb 1 höuwschl. 10 s.' 154'2, BAarb. Spez.
a) eine Art Ganz-Schl, leicht, tragbar GRpr., lang,
für Zugtiere GRCast. (auch It Tsch.). mit sehr breiten,
dünnen Kufen wie Skier, von Hand zu fähren GrL.
(nicht in GRSch.). Ähnl. in WLötsch.; s. die Abbildg
LöTsCHEN 1917. '280. — b) Kurzschlitten mit nur einem
Beinpaar und einem Pfulf, aut dem zwei mit ihren
hintern Enden auf der Strasse schleifende Stangen zur
.Aufnahme der Heubürden befestigt sind, im Sommer
mit einem Zugtier gebraucht GnSeew. (Dan.); vgl. Gälli
(Bd II 207). — C) = Färlen (Bd I 1014) GrAv., Rh.
(Tsch.). V.; vgl. Färlen-, Hemv-Schit (Bd VIII 1514).—
— d) vorn und hinten aufgebogene, leiterähnlich durch
Sprossen verbundene, auf einem in der Mitte an-
gebrachten Eollenpaar laufende Kufen, von Hand zu
ziehen GrA. (CSchröter 1895, 175; mit Abbildg).
Chue-: Schlitten, der mit einer Kuh bespannt wird
WMü. — Vgl. Ochsen-, Vih-, liosa-Schl.
Chueche"-: .der grosse Holzschlitten' Z (FStaub).
Chasi-; wie die entspr. Milch wagen gebauter Stoss-
schlitten, auf dem die Milch (in Tansen) aus der Käserei
verführt wird AABrittn.; vgl. Milch-Scld — Chessel-
AaB.; TbHw.; Zübf., ühessler- Z It Dan. und Prof.
Grob, Chessli- BsL.: ein Ars-Schl. {«.>].), der an den
Seitenbrettern und einer unter dem Sitz laufenden
Querstange mit Ringen beliängt ist, die beim Fabren
klirren. aaOO.; Syn. Chessler{Bd 111 523); Bumpler (Gl
Mitl); Iseli-, Bolli-Schl. — Chaste"-: ,gleichsam ein
Kasten auf einem Schlitten, zu Spazierfahrten mit
Zugtieren im Winter' Ndw (Matthys); Syn. Güfi-,
Schäsen-Schl. .Den 22. Horner seind unser 4 Persohnen
... in einem K. iber dass Isch [des Sees zu einer
Hochzeit nach Stans] gefaren.' 1830, DwHerg. .In
[ScBw]Ibach wurde derselbe [Wagen] gegen einen alt-
modischen otfenen K. umgetauscht.' AFeierab. 1873.
,Die hübsche ... Mähre ... hat im K. -fahren einen
Fuss ausgekegelt.' Ndw Kai. 1889. — Chistli-: primi-
tiver, nach Art des Ars-Schl. aus einer Kiste ver-
fertigter, mit Reifen beschlagener Kinderscblitten
BsL. — Chnabe"-: = Buebe"-Schl. B (Zyro). .Dem
N. dem wagner einen kn. entfrömdet.' 1556, B Turmb.
Chrucke"- Aa (Rochh.). Chruckli- Aa, so Brittn.
und It H.; oBsL.: = Ars-Schl, einplätziger Kinder-
schlitten mit ganzen Kufenbreltclien; Syn. Chritcken4
(Bd III 806, wo Weitres); 3Iutt(tJen is'ihd IV 571, in
GSa. auch das Dim.). — Mit der Sache im Abgang be-
griffen.
Chris-: (ca 3 m langer, 1 m breiter und Va m
hoher BLangn.) Gesiiannschlitten zum Führen von
Reisig, Kurzholz, auch Heu, Dünger ndgl. BBigl., E.; s.
schon HalbSchl. und vgl. schliltnen. U"'' vre"" si de""
welli" Schutte" fare", so soUe'-si's de"" säge". ÖppC der
alt Bönnschlitte", uo sit zuämg Jöre" uf der Beiti obe"
sig oder e" Chr. chönn-mer-ne" de"" scho" e"tlehne".
SGfeller 1911. Vor einer verabredeten Schlittenfahrt
775
Schlat(t), schlet(t), schlit(t), schlot(t), schlut(t)
wurde aus Schabernack der Rennschlitten entwendet.
,Nun! gefahren niuss doch sein. Zwey Kriesschlitten
werden angespannt. Sitze aufgebunden, und büh
träräre!' Da die Schlitten aber ausleeren, kommt zum
Schaden noch der Spott. B Hink. Bot 1810.
Füd-li'''-, Füd-le'''-(li'H): Kinderschlitten aus zwei
Seiten-(Kufen-)brettern mit oder ebne Eisensohle und
einem Sitzbrett, tw. (so AäF.; Th) mit muldenförmig
vertieftem Sitz und in weitern Formvarianten AaB.,
UEntf., F.; BE., S.; ScbR., Stdt; Tb, so Mü.; Z, so 0.,
Stb., NWen.; wohl weiterhin; Synn. unter ArsSchl
(Sp. 770; dazu noch F.-Hopper ZWil b/Rafz, -Pfiipfer
ZRafz); Sessel-, Tnickli-Schl; F.-TrucUn; Gegs. Geiss-,
Rit-Schl. Das ist a'mig zueg'gange" bim Schlitte"! !''•
hä" en-so-en F. mit iserne' Ringe" dra" g'ha": ine" hat
's G'schell u-lt umme'' g'hört; De'' ist g'loffe", säg[-ichy
der, icie->t-e" Chiigele" zum Kör üs. HMessikom.mer 1910.
S. noch Hoh-Schl. — Anol. bei M.irtin-LiL.nh. II -476;
Fischern 1817.
Lenli Ländli-: Kinderschlitten mit Lehne (vgl.
Geiss-Schi, a) .\ABrittn.
Land-: grosser, mit bis zu 10 Pferden bespannter
Schneepflug, der im Winter von GlL. bis GlGI. durch
alle Dörfer geführt wird Gl; vgl. Pfad-Schi. RA. „Den
L-en ziehen", zur Erlangung eines Amtes Bestechung
treiben „Gi." (bestätigt); Syn. giizen (Bd II 583); vgl.
Sp. 768o. — Die KA. wird erklärt als ,Ton einem Haus,
Ort des Landes zum andern frelien wie der L.'
Leng-: langer Schlitten, auf dem die Last ganz ruht
(Gegs. Halb-Schl.) GrAv. (Tsch.); L. Syn. Ganz-
Schl. — Latte"-: Halb- oder BocTc-Schl. mit Latten
(Bd III 1482; Bed. 2e) für ein Zugtier GrKI. (Tsch.);
vgl. Stangen-Schi. — Luxus-: modern für Heren-Schi.
GbD.; Z. — Milch-: .Hornschlitten', der vom Milch-
Mann (Bd IV 268) im Winter zur Beförderung seiner
Milchtansen verwendet wird B; L und weiterhin. —
Mann-, in SchwMuo. Männer-: ganz flacher, niedriger,
meist zum .Ausmännen' (s. Bd IV 297) des Düngers
benutzter Schlitten GLÜbst., Lastschlitten, zB. für Holz
ScBw; Ndw; Syi^. (Horen-JMennel, -er (Bd IV 296); vgl.
Fuer-Schl. — Mörder-: Schlitten, auf dem Mörder
zur Richtstätte geschleppt wurden; vgl. Sp. 133 M.;
767 M. ,Tu diligentissime inquire in Concilium, dann
ich hör, es sye am usswäben [Sterben] und salbe man
schon den m-en.' 1563. Brief (HBull. an JFabricius).
— Mues-: Dreifuss, auf den die (Brei-lPfanne auf
den Tisch gestellt wird; er ist mit einem Arm ver-
sehen, in dessen Gabel der Pfannenstiel ruht GRObS.
Syn. Dri-Fuess (Bd I 1094; eine Abbildg Bärnd. 1911,
378); Pfannen- Chnecht (Bd III 727); vgl. Schlitten 3 d,
Herd-öpfel-Schl. — Mist-: = Grund-, Herd- Schi. Aa
Brittn.; BGr. (Bärnd. 1908). Ein Weib, das trotz eines
Verbotes auf der Alp bleiben wollte, wurde uf nem
M-en i" d's Tal a'hi" g'fergged. BiiiND. 1908. — Fas-
nacht Fasnecht-: in der Fastnachtszeit gebrauchter
Rennschlitten (vgl. Narren-, Trögli-Scld.) ApH.. I. (T.).
Narre"-: Schlitten, bestehend aus einer Bank,
auf welcher der Kutschierende rittlings sitzt AABb.;
Syu. Fas-nacht-Schl. — Vgl. Gr. WB. YII 379.
Buebe°-: Kinderschlitten im AUg. BsL., aus zwei
buchenen Kufen- und einem Sitzbrett gebaut B(Zyro);
Syn. Chnaben-, Füd-lich-Schl.
Böge"-: niederer, von Hand gezogener Last-
schlitten, dessen vorn verlängerte Kufen in einem
flachen Bogen zslaufen WMü. — Vgl. Hom-SM.
Bock-: 1.^ Halb-Schl. GrD. (B.). Ig. (Tsch.), Pr.,
S., Seh., Tschapp.; GA., Ms, ohne nähere Beschreibung
ScHHa.; üwE.; Z Amtsbl. 1886. Spez. a) Schlitten mit
nur einem Beinpaar und Joch (Pfulf) GrKI., Mai., Pr.
(ca 1 m lang). Seh.; GA.; Syn. Prättigauer-Schl. —
b) mit 2 — 3 Jochen GRPr., Seh., etwa l'/s ni lang, sehr
niedrig und stark GRRh. (-schlUtli), mit stärkerm, über
statt unter den Spangen angebrachtem Hinterjoch GrKI.
(Tsch.), von Hand gezogener Holzschlitten, etw. länger
als die Halbschlitten für Viehbespannung GRValz.
(Tsch,); Syn. Bock 4«ß, Böclder (Bd IV im. 1138);
vgl. Gälli (Bd II 207). Der B. soll in GRConters i.Pr.
bes. häufig im Gebrauch sein, daher der Neckreim:
Vil Länder vil Sitte", vier (vil) Gtmterscher fü"f fvil)
B-e". BcHL.; mit der Erklärung: ,Conterser ohne Bock-
schlitten gibt es nicht, und wo die meisten Bock-
schlitten, das ist Centers.' ,Wie der B. erfunden wurde:
Eine Haushaltung in Centers, die es überdrüssig war,
die Suppe in die Stube zu tragen, wollte dieselbe
hineinschütten; da sie aber nicht z'Räeh [Bd VI 1134]
kamen, so sägten sie den hintern Teil des Schlittens
ab.' GfiPr. — 2. = Horn-Schl. 1 GSa.; Syn. HolzSchl.b,
Holz-Bock (B.i IV 1130). — 3. = Geis^-Schl. Bs; mTs;
Syn. (Geiss-)Bock iaa.. — 4. a) kleinerer einspänniger
Fuhrschlitten, der mit einem Sitz {Bock 4 f Bd IV 1124)
versehen ist Z; s. schon Fuer-Schl. — b) = Püren-Schl.,
Schlitten für 4 — 5 rittlings sitzende Personen, dessen
Fuhrmann vorn auf den Kufen stand und die Kar-
watsche" (Bd III 449) schwang ScuHa.f; Gegs. flere«-,
Schäsen-Schl. — Auch bei Schni.^II 537. Aus dem Deutschen
obereng. jiocks'hlii m. in Bed, 4, Schlitten mit einer Rmn-
Bänmn (Bd IV 1291) und vorn zu einem hohen Bogen horn-
artig verbundenen Kufen (Tsch. 43; GHuber 1914 [s. Schlitln
zu Anf.] 18 f., mit Abbildgn). Zur Namengebung vgl. öei»»-
Schl., jedoch soll in SchHa. (Bed. 4 b) der Name vom hänfigeu
Überbocken (Bd IV 1 135) des Gefährts genommen sein.
Ban-: = Pfad-Schi. GRKl.f, Rh. — Das W. muss
früher weitre Verbreitung gehabt haben; vgl. die entlehnten
eng. obw. 6an«cÄ/!t m., Schneepflug, sowie Martin-Lienh. II 475;
Fischer 1 622 (in ders. Bed.).
Püre°-: = Bock- Schi , einfacher Personenschlitten
ScHHa.f.
Berg-: Schlitten zum sommerlichen Heutransport
aus den Bergwiesen, der mittels einer anschraubbaren
Achse (A"schilt m.) bergauf auf Räder gestellt wird
GnSufers. — Gleichbed. tir. (DM. V 439). einsitziger Kinder-
schlitten bei Fischer 1 622.
Post-: Schlitten der Post AABrittn.; GnRh, und
weiterhin. — Bloch- AaZ.; .Ap" ; L, P/oc/j- ApH., M.
(T.), Block- ApK. (T.), Blöcker- GrD.: = Bock-Schi. 1,
zum Schleifen von , Blöckern' AaZ.; .Ap' (2jöchig It
T.); GrD. (grosser Pferdeschlitten); L (Ineichen); vgl.
Blocker (Bd V 1 4). — P r ä 1 1 i g a u e r Brätiger- : = Bock-
Schi, la GfiCast. — Brettli-: = Chrucken-Sehl. Ai
(Rochh.); Sjn.Bretthr4 (BdV 916). — Pfad-: Schnee-
pflug, bestehend aus 2 Brettern, die vorn in eine
Spitze zslaufen und hinten um etw. weniger als Strassen-
breite von einander abstehen; auf den quer zwischen
ihnen verlaufenden Stützbalken ist oft ein Fnhrmanna-
sitz angebracht Ap (tw.); SchR., Schi.; TuWeinf.; Z;
Syn. Land-, Ban-, Schnew-Schl, Schnetc-Schiff{Bd VIII
370, wo weitere), 's Levog's [FN.] händ mit •'em grösser
Pf. 's Dorf üs 'pfadet ScnR. Mier chönd nid gu-
Pfade", ü'sen Pf.-sehlittiU ist z'säme'g'heit. ebd.
Z'Schläte" [ScaSchl] hät-me" amed [im Weinjahr 1865]
777
Sclilat(t), schlet(t), sclilit(t). schlot(t), 3clilnt(t)
778
früe de" Pf. ij'füert zom Die ico's [im Rausch] über-
man'et hat, e'wen'ge" ms Weg schalte". Sch Bote 1904.
— Ein-, Dri-Pfülfer-: Schlitten mit einem, drei
Pfülf (Bd V 1101) GrD., r,., auch kurz Einpfülfer m.
Zur Sache vgl. Halb-, Bodr-Schl.
Pflueg-: Gerät, auf dem der Pflug älterer Art
zum und vom Acker geschleift wird TnArb., Hw.,
Kreuzl. Spez. a) ein ganz niederer, einfacher Schlitten
ThHw.; vgl. die Ahbildg bei Tschudi, LB. 1863, 74. —
b) = Bis V, Eisen II (Bd VI 1374 f.), Gestell aus zwei
ca 2 m langen, im spitzen Winkel zsstossenden
Stangen, dessen Spitze auf den Pflugbalken und auf
dessen Schenkel die Pflugschar so gelegt wird, dass
sie den Boden nicht berührt TnArb. — In Bed. b .lucli
bei Martin-Lienl). II 476.
RoUi-; = Chessel-Schl. ScHwTuggen. — Verdeut-
lichende Erweiterung des syn. Uotli m.
Renn-, Bonn- B (Zyro), Rennt- Ap tw. (BSG. 1
186): von Pferden gezogener ein- oder mehrplätziger,
meist mit Malereien verzierter und gepolsterter Per-
sonenschlitten verschiedener Bauart AiBrittn.; ApH.,1.
(T.); Bs; B, so Gr. (Bärnd. 1908). R., Si., Twann und It
Zyro; Gl und weiterhin; Syn. Heren-, Schellen-, Wurst-
Schi, Renn-Bennen (Bd IV 1291). .Bennschlitte" ... bei
wehender Bise mit einem Segel oder in Ermangelung
eines solchen auch nur mit üfifspannetem Parisöl be-
flügelt, gange" [auf dem gefrorenen See] wi'-nen Ise"-
pan.' BSrnd. 1922 (BTwann). ,Ein so viel als neu mit
Pelz garnierter einspänniger R.', in einer Gantanzeige.
1864, BsArl. ,Zu verkaufen ein neuer R.' B Volksztg
1906. S. auch Fuer-, Halb-Schl. — Vgl. (ir.WB. VIII
814; MUller-Fraureutli II 443.
Eänk Bengg-: grösserer Schlitten für ein Gespann
HiTh. — AiisÄ«nji(-(s. das Vor.) in Anlehnung an ra)i/,'cn(Bd VI
11390.)?
Ross-: mit einem Pferd bespannter Lastschlitten
WMü. — Vgl. Chuf-.'^cM.
Rft-: (Personen-)Sclilitten zum rite" (s. Bd VI
166S/6). a) = Renn-Schl. HsL. (Syn. Hüs-Schl); Sch
Ha. (Syn. Bock-Schi 4b): Schw; Z, so Horg. und It
Kai. 1825. , Auf dem Keitschlitten fahren', ein Winter-
vergnügen. Z Kai. 1825; vgl. Heren-Schi. — b) Knaben-,
Kinderschlitten Ndw (Matthys); UwE.; WKippel, inder
Form des Geiss-Schi, b Zr.Menz., = Seö/e (Bd VII 42)
GrAv. (Tsch.), 1» (= Tavöser-Schl), Hald. (B.), lg., Kl.,
Mutten (Tsch.). übS., Pr., Rh., Sch.; Syn. (Rit-jGögel
(Bd II 154; Tsch. 543/4); Gegs. GrutschfenJ 3 (Bd II
830). — Vgl. Gr. WB. VIII 789; Martin-Lienh. II 476.
Ruttner-: langer, schmaler, stark gebauter und
beschlagener Schlitten zu Fuhren auf grössere Ent-
fernung, ua. von den Ruttnern (Bd VI 1803, mit Beleg
aus Sererh. 1742) gebraucht GrD. (B. I 124), Kl, L.
(Tsch.), Pr. (auch GFient 1896). Auf dem B. wird zu-
weilen die Benn-Bännen (Bd IV 1291) befestigt GrKI,,
auch Tsch. — Sag-: Sägeschlitten. -wagen, dh. der dem
Sägeholz als Unterlage dienende horizontal verschieb-
bare Teil der Blocksäge B (RvTavel). ,üem [reichen
Glöcksvogel] ghejen die hundertjährigen Tannen grad
exakt auf den S.' RvTavei, 1917. — Sack-: ein dem
Trögli-Schl. ähnlicher liankartiger Rennschlitten,
dessen Sitz durch einen mit Heu gestopften Sack ge-
polstert ist Ap; mTn. ,Ein beschlagener Schlitten, der
als Waaren- und als Sackschlitten gebraucht werden
kann.' ApHer. Avisblatt 1809. ,Auf leichten Sack-
schlittlein die zahlreichen Schlangenwindungen der
Talstrasse [von GT.] herab und herauf kamen die
Industriellen des Landes herangeflogen in langen,
langen Reihen mit ihren Frauen und Töchtern im
schmucken Winterputze.' Schweiz 1858 (AFeierab.).
S. schon An-henl'-Schl. — Seil-. Nur an der Stelle
unter Sil-Ge-schirr (Bd VIII 1171; s. d.); unbestätigt.
— Sessel(i)-: a) (Sessel-) = Hock-Schl. ApK. (auch It
T.). — b) (Sesseli-) = Oeiss-Schl. a mit eisernem Unter-
2estell und Rückenlehne ZRafz, ähnl. wohl BS. (s. Is-
Schl). Vgl. Sattel-, Stuel-Schl.
Sattel-: hoher bretterner Kinderschlitten mit
sattelförmigem Sitze und schmalem hohem Kufen-
beschläge GfiMal. (Tsch.); Syn. Muelten le, Murrenil
(Bd IV 216. 385); vgl. das Vor. — Für die unter /?oci-j„ß
(Bd IV 1 124) genannte Bed. liegen keine weitern Angaben vor.
Sitz- GrRIi., I"-sitz GrA. (-setz), P.: Schlitten
mit Sitzkasten GrD. (chaisenartig, im Gegs. zur Betin-
Bänna Bd IV 1291), Rh., mit Kutschenkasten GrA.
Syn. Schdsen-Schl. — Sche\\e''-: = Heren-Schi SchSI.
(Sulger); s. Bd VI 880o. — Schäse"-: Schlitten mit
aufgesetztem Kutschenkasten mTn; Z (Dan.); Syn. Güfi-,
Chasten-, Sitz-Schi; vgl. Schäsen{Bi VllI 132'2/3), zur
Sache auch Chris-, Ruttner-, Sack-Schi ,Zum Verkauf
angetragen ein noch fast neuer, sehr gut gemachter ein-
spänniger Cliaise-Sohlitten, in Riemen hangend, samt
Schlittgeschirr.' Z Donn.-Nachr. 1787. — Sc hl ei k- Z
(s. schon Fuer-Schl). Schleich- Z tw.: = Halb-Schl,
einfacher, möglichst niedriger Vor-Schlitten zum Holz-
schleifen.
Schlei(p)f-; = SchleiffllSe (Sp. 132). Ein .so-
genannter Schleipf- oder Zugschlitten' diente zur Be-
förderung eines 9\'2 Zentner schweren Pulverfasses.
IJw Gera. S. auch Heuiv-Schl — Auch Unger-Kliull 543.
Schnorre" Schnö-re"-: gelegentliche scherzhafte
Entstellung für Hor(e)n-Schl. BoSi. — S c h n e " - , in Ap
tw. SchneH- (BSG. I 88): Lauf Schneebahn verwendeter
Schlitten BS. ; s. Is-Sehl - 2. = P/'«(i-ScÄi. Ap(auch T.);
ZO.; Beschreibung bei T. 395. — St8cke°-: Schlitten
zur winterlichen Beförderung von .Blöchern', an dem
vorn eine Lenkstange angebracht ist GSev. Syn. Holz-
Schi, b. — G"-stell-: (zwei hintereinander gekoppelte
leichte TnArb.) Fuhrschlitten mit dem Obergestell
eines Leiterwagens zur Beförderung von Heu und
Stroh GStdt; TuArb. — Stuel-: = Chessel-Schl Bs
Stdt; Syn. Sessel-Schi
Stange" -u"-: Schlitten zur Bespannung mit einem
Pferd oder Maultier WKippel. — Stmu/eii = Deichsel;
vgl. Latten-, Dichsel-Sdil.
Stein-: Schlitten zur Beförderung von Steinen.
.Dem Wagner zahlt, so er an den Steinwegen, St-n und
2 newe[n] Vorzug verdient.' 1676, AaB. Rechn.; s. noch
Stein-Schleipf (Sp. 135o.).
Stöss-: hoher Schlitten mit Lehne und Griffstange,
in dem bei Schlittbahn alte Leute, kleine Kinder spa-
zieren geführt werden GStdt (selten); ScnStdt (vgL
Heren-Schi); ZStdt. — Neuerdings mit der Sache zurück-
gehend.
Strasse"-: Schlitten, der nur zum Strassentrans-
port benutzt wird GRÜast. Syn. Winter-Schi. —
Uichsel-, , Teichsei-': Schlitten mit einer Deichsel.
Z Amtsbl. 1883; s. auch An-henk-Schl Vgl. Stangen-Schi
Tavöser-, auch nur Tavöserm.: ziemlich niedriger
und breiter, aus Stäben gebauter lehnenloser Schlitten
zum Schütteln, wohl allg. (modern). ,Ein 3plätziger
Davoser.' Z Tagbl. 1923. — Der T. ist nach einer Angabe
779
Schlat(t), schlet(t), sclllit(t) 8clilot(t), schlut(t)
780
aus GrD. die dort einheimische Form des Jitl-Scbl. (vgl. d., so-
wie die Abbildung des gleichgebauten Beim, BeinW Bärnd.
1908, 85). Anderaorts scheint der T. gegenwärtig die alten
Kinderschlitten (^»'ci»«-, Cheswl-Si-hl. usw.) allmählich zu ver-
drängen.
Teile r -:= Ars- Schi , mitganz ebenem Sitz, ohneVer-
tiefung wie beim Hock- oder Sessel-ScM. Ap; vgl. Trögli-
Schl. — Trag -d-: leicliterer, tragbarer Scblitten
GMs; vgl. Heuw-Sclil. a. — Trögli-: 1. Rennschlitten,
auf dessen durch eine in der Längsrichtung liegende,
lange und schmale Truhe gebildeter Bank mehrere
Personen rittlings sitzen können ApK., M. (auch T.);
vgl. Sack-Schi. — 2. = ChesselSchl. AAZein.; Syn.
Chübdi (ZoMenz), Miielten le (BdIV216), Teller-,
Truckli-Schl. — Truckli-: = Füd-Uch- {Yg\. Trögli-)
Schi. AaB.; s. Uolz-Schl. — Wald-: = Uorn-Schl. la,
meist im Walde zur Holzfuhr, aber auch für Heu ge-
brauclit WKippel. — Winter-: nur im Winter, auf
der Strasse für grössere Entfernungen gebrauchter
Schlitten GnCast. (Tsch.); Syn. Fuer-, Strassen-, Zug-
Schi. — Waren-; s. Sack-Schi. — Wurst-: a) grosser
Personenschlitten, dessen 8 — 12 einwärts gerichtete
Sitze in länglich ovaler Reihe, einer zsgelegten Wurst
ähnlich, ringsumlaufen BsStdt. — b) Rennschlitten
mit einem längsgerichteten Banktrog, auf dem man
rittlings sitzt GuMai. Syn. Trögli-Schl. — In Bed. b auch
bei Adelung IV 1633; Fischer VI 1001 ; Müller-Fraureuth II
443. Vgl. das in beiden Bedd. syn. Wunt.
Wasser-: Boot, spez. früheres Verkehrsmittel auf
dem BThunersee (Bärnd. 1908|. .Als riskierter Luxus
galt es bereits, wenn er [der Zi's-tregerl in Neuhaus
sich in einen W. oder eine Strueffa (Kahn) setzte, um
sich in solchem bis nach Thun und dann bis nach
Bern in einem Weidli"g rudern zu lassen.' Bärnd. 1908.
Scherzi), für Dampfschiff: Drei Stürmanne" hend dem
tüsu'b'sesse'' grosse' W. de" Weg g'we.ie". J Hartmann
1912 (ApHeid.)
Zucht-. GStdt (ohne Bedeutungsangabe). — Un-
bestätigt. Wohl = dem Folg.
Zug-, in Ap tw.; GStdt Zog-: a) Viehschlitten Z.
S. auch Schleipf-Schl. — }>] kleiner, von Hand ge-
zogener Hörn- Schulten, für die Holz-, Milchfulir usw.
Ap; GStdt; Syn. Hand-Schi. Vgl. noch das Vor. —
zug- ApK., zögschlette" .\p1., M.: ,einen Zugschlitten
ziehen oder fahren' (T.).
Zieh-: = Zug-Schi, b L, so E.; UwE., um im Winter
das Heu aus den Heuschürli (Bd VIII 1220) ins Tal zu
befördern LE. — Zock-: mit Stroh wänden gegen die
Witterung geschützter Schlitten, von dem aus auf dem
zugefrornen See in eigens gebrochenen Eislöchern ge-
fischt wird THSteckb.; vgl. zocfcen. — Höch-zit-. Nur
in der RA. si'* an de" H. spanne" lä", sich verheiraten
lassen: [Mädchen:] Net" aw'', jez will der alt Esel
st''' gar nW'' an de" H. la" spanne" und meint, ich sö'ti
ufde" Schütte" sitze" und ritte". Hüräte' wellet-der mich ?
Aber ich will nit. JJörger 1918.
seh litte", sc lilittle", seh littne°,schlittme''
bzw. schle'tte" usw.: mit ,haben', in Bed. 2a und b und
3a (auch) mit ,sein': 1. a) schütte" AABrittn. (ver-
altet); Ap; BS. (Bärnd. 1922) und It Zyro (doch gew.
sehlittne"); GStdt; Sch; Th; WKippel (-un); ZoMenz.
(vgl. u.); Z; iSpR., schüttle" .AABrittn.; Bs; GRC'a.st.,
Chur; SciiwMuo.; S; Ndw (Matthys); UwE., Gisw. (vgl.
u.); ZcMenz.. schüttne(n) BBe., Gr., Hk., Lau., Si. und
It Zyro; FJ. und It Eichhorn; Gl; GrVD. (Tsch.), Mai.,
hPr.(B.); GMs, Sa., \^^;UwGi8w. (häufiger als «cWiHZe");
U; W, so Gampel, G., schlittmefn) BHa.; GRvPr.; WVt.
(-U"), , auf einem Schlitten führen, zB. Ware." allg.; vgl.
nse«(BdVI1368); schiäffen III (Sp.\U). In UwE. be-
zeichnet sc/tH((fc" nur den Gebrauch des Hand-Schlitte"
(Gegs. mannen, mit Gespann), in UwGisw. bes. die Beför-
derung grösserer Lasten auf Hand- und Viehschlitten.
In ZaMenz. bedeutet nach einer AngabescWi(iZe"das Ab-
vvärtsfahren des Lenkers auf dem (mit Holz) beladenen
Hore"-Män"er, (Holz) schlitte" dagegen die Beförderung
mittels des bespannten Fuer- Schlitte". a) intr. bzw.
abs. Hast aW'' nW'' z'schlittne", Holz heimzuführen?
GG. Bis Saas [GRPr.] heind s' g'schUttnet, und due
heind s" wagne" [sich der Wagen bedienen] müesse",
weil sie auf trockenen Boden kamen. Bühler .Gegen-
über dem Schleif für Schlittner, welche mit dem Last-
schlitten, dem Hori [vgl. Horn-Schlitten] schüttnen,
dient der Ritiviig als Bahn für Schlittler [s. die Forts.
Bd VI 1667 o.].' Bärnd. 1908. An den .Schicksalstagen'
soll man keine gefährlichen Arbeiten unternehmen, wie
,ins Holz gehen' oder ,schlittnen', weil man leicht .un-
gfellig'wird.HZAHLER 1898(BSi.). , Karren undschlitten'
s. Bd III 425M. (ebd. auch als subst. Inf.), (Gän) go"
schl. Mor:"n göt's i"'" Wald, go" schüttle" ! JReinh. 1917.
Ond mö'"nds' denn go" pöschele" (Reiswellen machen)
oder gi" schielte" (das Holz mit Schlitten holen) ...
HKFrick 1900. Subst. Inf. Er hed-si''' bim Schlittmer
leid g'wursed, verletzt BHa. Bald sckickt-me" Maschinef
denn mo'* i"'s Feld zom Pflanzen ond Heulen ond
Schielte". HKFrick 1900. ,[Die schlechten Kartoffeln
sollen die Schweine fressen, denn] d's Su'Hier heige
bässer Zit, dem Budehcieh [Bauchweh] z'lose" u"'
z'schisse" weder wier zum Schliltne" u"'' G'werbe".
CReichenb. 1916 (BLau.). Sprww. Schlitten ist g'ütte",
,so lange man im Winter auf Rädern fahren kann,
soll man es nicht mit dem Schlitten probieren' Z
Wangen ; ähnlich Fischer V 047 o. Schlittle" öni Sehne,
Wibe" öni E, Bete" öni Andächt, Das het der Tüfel
erdächt GfiMutten (B.). — p) tr. Bes. (d's) Holz, Heu"
schl., oft mit Richtungsbest. (vgl. die Zssen). Hut
7Hiiend-mer Holz schlette" TnArb. Mer hend drei Fueder
Holz uss ''em Lärche"icäldli a'ha"" g'schUttnet Gnlg.
(Tsch.). .[Damals] hett er den ganzen tag holz
gschlittet.' 1560, Z Eliegericht. ,Der Tauwneren und
Taglöhneren halber, die weder mit Ross, Wagen noch
Kahren versechen, dieselben sollendt ihr Schyter, auch
gemacht Ofen- und Brennholz, was sy nit zuohin füeren
lassen, sonder tragen oder Schlitten wollen, sollendt
sy Solches allwegen an einem Mittwuchen und Sams-
tag tuen; were aber Sach, dass es Winterszeit Schlitt-
weg gebe und sy uff andere dann obbestimpte zwen
Tag inn der Wuchen Holz zuehinziechen und scblitten
wollten, soll ein Jeder die Geschwornen dessen umb
Bewilligung fragen.' 1623, AASchafish. , Dessen [Holzes],
so gmeine Burger den Winter durch uss dem Baanhoh
hinunder schütten.' 1684, AäZoC. (WMeiz 192'2). ,M.
ist in das Underholz in ein Hauw zu Weidt gfahren
und hat Holz gschlitet ... L. hat in gleichem Holz ge-
hauwen und nach Hus geschlitet' 1704, Z Bussenrodel;
ebd. ,das Holz heim geschlitet'. ,heim geführt'. S. noch
Bd VI 1146U. (Gl); AfV.XX 520(BSi.). Subst. Holz-
schlitte". [Der Vater] ist bim Holzschlitte" im RandlT
[Wald] u"glücMich norde" und a" der Stell g'storbe".
SPletsch. 1903. Von Anderm. Steine schüttle' SThierst.;
UwE. und weiterhin. ,Grie° schütten' s. Bd VIII ll98u.
781
Sclilat(t), schlet(t), schlit(t), sehlot(t), schlut(t)
782
Butter uiul Käse aus der Alp lierunter schlittne" Gr
Mai. Ärz schlittne", aus dein Gonzeiibergwerk zutal
GSa.; vgl. WSenii 1870, 289. .Einen Leichnam nach
dem Dorfe [W Ergisch b. Gampel] hinunter schlittnen.'
W Sagen. No''' es par Jdrleni geid's velicht no''', sa
tuend- s' mi''' über Frodavös [ON.] ab schlitima, zum
Friedhuf. Schwzd. (GnSchs). — b) uneig., 's mögefnj
g'schlittle" (HR.), g'schlittnen (BHk ), sich ökonomisch
(knapp) über Wasser zu halten, (eben noch) dem Kon-
kurs zu entgehen vermögen; Syn. g'faren mögen (Bd I
892 JI.). Es ist im z' gönnen, das'-er's no''' grad hed
möge' g'schlittnen, biss er hed cliönne" sterben BHk. —
2. a) schlitte", „mit ,sein', auf einem [Renn-]ScliIitten
fahren" Ap (T.); B (Zyro); „Gl; L'- ; ScH (It Kirchh.
und St.); „Zb" (für Menz. Iieute abgelehnt); „Z"; dafür
häufiger Schütte" fare" (Sp. 768 u.), en Schlitten-Fart
(Üs-FartJ machen, üs-sehlitten. ,[13t)3 war] der Zürich-
see stät beschlossen und hert gefroren, dass mengk-
lich darüber reit und schlittet.' iEo.TsCHi'Di. Siibst.
Inf. , Das Schlitten, aurigatio.' Fris.;Mal. — h\ schlitte"
AABrittn., F. und It Hürbin; B ItGotth.; GSldt, Widn.;
Sch; Th; Z, schüttle" Aa tw.; Bs; BE., Gr. (Bärnd.)_
S., Stdt und It Zyro; FMu.; Gi-Mitl. (neben ahe"rUe")'-
Gr (It B.), so Chur, He. (Tsch.), in Sch. rite"; GW.J
ScHW, so Muo.; S; Niiw; UwGisw.; Zo (in Menz. med.
für Schlitte" rite"), schlittne" Gl (vgl. o.); GG. (meist
rite"), mit .haben' Ae (T.); Bs; BStdt; Sch; Th; Z und
It St., mit ,sein- neben Kichtungsbeist. AaK.; GKÜhur;
Th; Z und weiterhin, an abschüssigen Orten auf
Knaben-, Kinderschlitten fahren, schütteln, rodeln;
Syn. (Schutte") rite" (Bd VI ItitUi). Wem-mer go" schl.?-
3. auch Sp. 130 M.; 7ti9o. De" Berg ab, über de" Hübe^
übe" sohl. .[Winters konnten] bei gutem Wetter ...
alle Schüler, ohne nur einmal abzusitzen, in die eine
Viertelstunde entfernte Schule .schütten'; dieses
Schlitten erlustigte uns oft ganze Stunden lang.' AfV.
(mTu). Hest no''' nüd g'nueg g'schlettet? Ar (T.). Im
Winter het me" de"" w"'' g'schlitilet i«'"* ist nid nume"
so es Högerli abe" g'fare" wie's d' Bliebe" hüt-zu-Tag
mache". BJri 1885, ö7/8. ,Es war der bekannte Rai",
wo wir [als Kinder] schütteten.' Gotth. S. noch Bd V
1179o.; Sp. 775o. .Daz er wie andre kind schüttete.'
1484, Z RB.; dafür ebd. ,mit, uf dem, schlittly herab-
i ritte.' S. auch Bd VI 1549 M. (oder zu la'? 2a?). Subst.
I Inf. Nicht selten wird .das sclil.' obrigkeitlich ver-
boten; s. schon Sp. 151 u. und vgl. Sp. 150o.;769o. ,Uft'
morn sonntag dass schnewelen und schütten den alten
bi dem Wellenberg und den jungen bi der Gätteri ver-
bieten.' 1583, Z RH. .Zedelluf den canzel, das schütten
mit allem ernst ze verpietten.' 1579, B. ,Daz die Eiteren
I ire Kinder von dem Schlitten an ofnen Strassen ... als
I ouch dem Zyben mit Ernst abhalten.' 1606. B Arch.
I — 3. übertr.. rutschen, gleiten ühh. a) intr., mit
I .sein' a) schlitte" ScaR.; WKippel, schlittle" Bsü.; BE.,
S., Stdt; S; Nnw. schlittne" Gl (CStreitf). eig.. (ab-
sichtlich oder unfreiwillig) sitzend über eine ab-
schüssige Stelle hinunterrutschen; Syn. riselen 3 (^\ii VI
1335); riten iaa., aben-riten 3 (ebd. 1677. 1680). 's heb
halt doch Kei"s eso schön chönne" schlittle" wie Es, eine
Treppe hinunter BsLie. Eine Frau möchte lieber uf
^em blatte" Hingere" über ''e" Fansrütter [steiler Ort]
ache" schlittle" weder de" Chuppi [s. chüpen Bd III 406]
no«* einisch hüräte". Emsiestalerbl. 1917. Eine fette
Person ist ausgeglitscht und .auf ihrer ... Sitzkisten
|über das Bort aben geschüttet.' Bieier Tagbl. 1917.
I
Von Kühen, die an steilen Orten in aufgeweichtem
Erdreich ins Rutschen kommen und dabei die Beine
steif aufstemmen WKippel (selten). (ZB. i" der Stube"
ume") schl, hin und her rutschen. Nö'''tis)iö''' het eusi
[j uiige I Hü.sho!ti"g a"föh" wachse". Buebe" und Meilschi
si" in der Stube" ume" g'schlitilet. BV\'y.ss 1863. —
^)=ze-rugg-hüsen3(M 11 1743 f.) SL.; vgl. bcrg-ab(gän)
(Bd I 32); holteren iö (Bd II 1773). Si schlitte" mit irem
Vermöge". — f) schlitte" .\a (H.); BS. (auch schlittle')
und It GJKuhn. Gottli.. Zyro (neben schlittle"); Z,
schlittle" AABrittn.; BBurgd., E.. Gr.. U.. S. (vgl. c).
Stdt und It Zyro (vgl. o.); F (Dan.); S, schlittne" BHk..
uneig.. es {d' Sach, Alls uä.) la" schl., (bes. aus Gleich-
gültigkeit, Leichtsinn) gehn lassen, wie es gehn mag,
ohne tatkräftig einzugreifen. aaOü., .negligere.' Ii>. B.
Syn. es lampen (Bd 111 1274). rutschen (Bd VI 1858 u.,
wo weitre Synn.), schlitteren (Sp. 765o.), schlitteren län.
Alles lä" schlittlen, sorglos in den Tag hinein leben BGr.
(Bärnd.). Er mt genij en Glichgeltegane"'' Idd's
schlittnen, biss er Nüd me' hed BHk. Me" mues' es
(d'Sach Z) nume" so (nu" e"chll") la"schlitt(lje" F (Dan.);
Z (Dan.). Me" het [während der Helvetik] d'Sach halt
so la" schlitte". Alles la" in Euders [isd I 91] gä".
GJKuhn 1806. .[Leute von] der behaglichen Sorte,
welche viel auf ilirer Sache halten, daneben nur tun,
was sie müssen, das Übrige schütten lassen.' Gotth.
Ig glaube", mi" hält das Zug no''' einisch vier Jär chönne"
la" schlittle", dh. den bisherigen Vertreter im Grossen
Rat für eine neue Amtsdauer bestätigen. CWeibel 1888;
älinl. wiederholt. Alles müessti"d-mer la" schlitte", heim
Einrücken ins Militär während der Heuernte. EEsch-
MANN. [Es ging rückwärts auf dem Bauernliofe] wil
Keine'' me'' zum Zügli g'luegt het, wil Jede'' d'Sach het
lu" schlittle". IReish. 1905. [Des kranken (Jüedes wegen]
zum Viikter z'gö" isch-es im si" nid derwert g'si", un^
er löt di Sach schlittle". SGfeller 1919. Spez. 1) die
Schuldbetreibung, den Konkurs über sich ergehen
lassen S. Er löt' slö" schlittle". [Schuldner:] Jete »lue«'-
er [der Wucherer] Nüt ha" [bekommen], i''' lö"'s
schlittle". JHoFST. 1S65. — 2) hingehn lassen, von einer
Beliörde. einem Vorgesetzten. St hei"'s lä" schlittle", die
Behörden das Vergehen B. .Tage lang liess ich [in
der Schule disziplinarisch] Alles schütten, ward dann
wieder einen halben streng.' Gotth. S. auch Gusli
(Bd II 475 u.). Vereinzelt es schlittet witer, geht weiter:
,Weun man nicht Fehler in der Jahresrechnung ge-
funden hätte, so wär's [die Misswirtschaft] witer
g'schlittet.' ZStdt. — b) tr., es schlittled-e", wenn Einer
auf den Hintern fällt uud rutscht Nnw (Matthys). Un-
eig. Es hed-e" g'schlittled, herumgeworfen, es ist ihm
schlimm ergangen, ebd.
Ausserscliweiz. ist in den WBB. fast nur , schütten' belegt
(gew. in unsrer Bed. äa, für die bei uns ebenfalls nur diese
Form bezeugt ist); vgl. Gr. WB. IX 755 (aus Frisch und nd.);
Martiu-Lienii. II 476 (aus Murner bei ChSchnüdt 1901, 306, in
derieb. MA. aucli , auf dem Eise rutschen'); Fischer V 947 (ver-
einzelt); Follmanu 450 (auch in unsrer Bed. la); als Lehuwort
aus dem Schwzd. und Eis. in frz. MAA. bei ETappolet 1917,
150. Im Eis. (aber wohl auch weiterhin) daneben das intensiv-
iterative s(A(i((/e" (bei Martiu-Lienh. aaO. in nnsren Bedd. la,
'2a und b, 3 b, auch = ,ScliIittschub laufen' und ,iu grossen
Hojzschuheu mühsam gehn'). Bei uns dringt neuerdings
«Mittle" in Bed. 2 b gegeuüber «c7i(i((ra, riten vor (nach Jüngern
Angaben aus B; GStdt; ZStdt), infolge von Dialektmiscliung
oder aus dem bei uns als Schriftform gebrauchten .schlitteln';
dass scUittle" einst auch in Gl verbreiteter war, zeigt der
altbezeugte Familienn. u. .Schlüter. Nur in den Gebirgskantonen
783
Sclilat(t). schlet(t). sclilit(t), sclilot(t), schlut(t)
784
eisclieiut nfhliliiu" (vyl. zur weitem Vurbreitunt: ilie Aiini. zu
Schliller), kaum die vom »-Stamm Sihlitte" zu eiwaiteiido alte
Bildung', da iu einzehien MAA. verbale Ableitungen mit n sich
stark ausgebreitet haben (vgl. zB. (il fjoilm" neben uberbothie"
BdIV IT'JT. 19Ü5). Das engste, nicht räumlich, abergeschicht-
lieh zshäDgende Gebiet hat gchliilme", mit sekundärem -m-, nie
der PI. Sihlitima (s. Schlilltn mit Anm.); die gleiche Ver-
breitung zeigt schattme^ (neben sonstigem 'icfiatte**, Hchattiie**),
mit -lim- ans älterem -dr- (s. die Anni. Bd VIII 149i>o.).
a bc°-: 1. entspr. schlttienla. .Bei geeigiieteiu Schleif
werden schwere Lasten [Heu, Holz usw., Kurgäste]
o'Ät"- oder uehi'g'schlittned.' Bärxd. 1908; vgl.: ,Bevg-
heu, welches von den Heubergen ... im Winter
heruntergeschlittet wird.' Gr Sammler 1809. — 2. ent-
spr. Schlitten 3 a a. Auf einem glatten Felsen, der
Treppcnlehne «., Belustigung der Kinder BS.; SchE.
Von Sachen. Uoledijutz! jez sl'-si [mit Butter ge-
schmierte Pillen] a''he"gschlittlet wi'-ne" Bits Seifen
über nes nasses Waschbrett. SGfeller 1921.
US-: 1. eatspr. sehlitten la. Diinger auf der Mist-
binne' [ßd IV 1'291M.] ,ausschlittnen' GMs. — 2. ent-
spr. Schlitten 3a. Hut ivert üsg'scMettet TH.\rb. —
3. mit dem Schlittenfahren zu Ende sein Z. Jez ist
üsg' schüttet, bei Tauwetter. — -2 nach v.a-fann i e (Bd I S97).
fürt-: entspr. Schlitten 3a-(. De'iveg isch Das furt-
g'schlittlet; Tag für Tag [sing es denselben Gang].
JReinh. 19U1. Sylt, im alten Tramp furtgän. — zuo-
hin-: entspr. scWitten i a. ,Da man ... die Reckhol-
deren eintweders zuohin treit oder auch schlittet', zum
Fastnachtfeuer. Fred. löül.
Schütter TuErm., Schlittler BGr. (zu schlittlenSb),
SchUttner BGr. (zu schlittnen la), Schlittmerfi") GuPr.;
WVt. — m.(f.): 1. Schlittenfalirer.-lenker, bes. mit Bez.
auf 2for«-(oä.) und Kinderschlitten. aaOO.iSc/fZrttnierfi'y,
Teilnehmer(in) an einer Schlitt-Fart (Bd 1 1036) GePt.
(B.). ,Traharius,Schlittner.-L»ENZL. ltiÖti;i716. S. noch
ßd VIII 1242u. (WVt.); Sp. 780o. Insbes. von einem
best. Beruf: , Wagner- und , Schüttler' hiessen Fuhr-
leute, die gleich den .Säumern' den Warentransport
auf grössere Strecken besorgten. Sprecher 1875, 'ihijl.
— 2. -tter, Hobel. oO. — Vgl. Gr. WB. IX 755; Sanders 112,
96'2 (.Schlittener, -ttner'. Schlittenfahrer aus Klopst. und
Voss); Martin-Lienh. II476; Unger-Khull 544. Zur Berufs-
bezeichnung der Familienn. .Schlitiler Gl, nach Leu, Le.':. (wo
.Schütter') seit 1444 bezeugt; vgl. noch: .Cristeu Schlitler.'
M. XV.. SchwMa.; .Fridlin Schi, von Glaruss.' 1478, Z RB.
Erz-.schlittner': wer auf einem Hornschhtten be-
rufsmässig Eisenerz vom Gonzen zutal schlittnet
(WSenn 1870, 283 ff.) GSa.; vgl.scWi«ew iaß (Sp.781o).
Holz- schlittler: wer (mit dem Handschlitten) Holz
schlittlet BS. (Bärnd. 1922). — Bei Sanders II 2, 962 aus
Tschudi. Tierl. (,-schlitter').
schlittere». Nur in der U.K. Etw. sckl. lö", der
Sache (zum Verderben) ihren Lauf (zB. untätig den
Konkurs über sich ergehn) lassen GW.; TiiMü. C-e-J;
Syn. Schlitten Say.
Amhd. 'tlitarcm bzw. -en (vgl. ags. tlidrian, engl. dial. didder,
gleiten); vgl. weiter Gr. WB. IX 758; Martin-Lienh. II 44:j
(auf dem Eis rutschen, im Schiitton fahren); Müller-Fraureuth
II 443 (ausrutschen); Falk-Torp 1911, 1072 (norw.dial.rfi'rfra,
gleiten). Zur Nebenform »Midertn (Sp. 85 f.) vgl. achleider
neben aehleiter (Sp. 766). Die Angabe von Thllii.. die sich
nicht bestätigen liess, gebort bieher, wenn -e- als -e'- zu fassen
ist; -e- kann aber auch -<*- meinen (in diesem Falle gehört die
Angabe zu achlelteren Sp.764/5). Zu einer Abi. vou »ehi. in der
ursp. Bed. .gleiten' wohl die ONN. .Schlitteren' ApBUhler (,in
der Schi.' Leu. Lex.). .Schlitterich' AaTlialh. ; auch .im Schütter'
ApGais (Leu, Lex.) ist wohl eher so aufzufassen als auf einen
gleicblaut. Familienn. zu beziehn.
Schüttete", Schlittlete», Schlittnete° f.:
1. a) Schlittlete", entspr. scWi(terj in, ,das Ziehen auf
Schlitten- B (Zjro). — b) Schiittete" B (Gotth.); GrKI.
C-ed^, Schlittlete" BsWint. ; BLütz. (Bärnd.), Schlitten-
fahrt imßennschlitten; Syn. Schlitt(en)-Fart{Mi 1 103ö;
auch GSa.; Zr.Menz.), -Parti (Bd IV 1624). ,Ich rede
hier ... nicht von Schlärplene, welche für Kichts Sinn
haben als ... für das, was sie um den Leib legen und
in die Haare tun und allfällig noch für ein Fahri,
eine Schiitteten, ein Mnsikfest oder einen Schiesset.'
GoTTB. — c) Schlittlete", das gemeinsame Schlitteln der
Jugend auf Kinderschlitten GT. und weiterhin; vgL
Wett-Schlitteten. — 2. a) Schiittete", -a BE., G., Lau. und
It Zyro; FJ.; Gr (Tsch.), so Gast. ÜbS.; GW.; WLö.,
Schlittnete" BSi. (Im üb.), ein Schlitten voll Holz, Heu
usw., auch e" Schi. Buche" W; Syn. Fert 11 (Bd 1
1038); Ledi (Bd IU 1074). Jmd hat .eine ganze
Schüttete altes [Dürr-]Fleiscli [aus dem Dorf] heraus-
gezogen.' LöTscHEN 1917. Wo-mt'* d' Schütteten üsg'jagt
u"'' mit-mer über d'Flueh üs welle" het, ist mir ein
Kamerad zu Hülfe geeilt. SGfeller 19i9. D' Schiittete"
oufgügere", das Schlittenfnder hoch auftürmen GRCast.
(Tsch.). S. auch Sp. 301 u. — b) „so viel Ware als
man mit einem Pferd auf einem Schütten füllten kann
Gl; Gr (D. It B.); L; Zg; Z- (St.). ,Eiu Fuder [Holz],
was man hier [in GrD.] eine Schiittete nennt (d.i. so
viel man mit Einem lioss und Schlitten auf einmal
bequem wegführt), besteht in einem Tannenbaum, 18
Schuh lang und etwas mehr als 1 Schuh dick, und
kostet... ca '/a A.'Gr Sammler 1806. — Zu Bed. 1 b vgl. auch
eng. sehlittäda, -eda f., traditionelle Schlittenfahrt der Jugeud
zur Neujahrszeit; s. AfV. II 147 ; XIX 25 f.
Fuess- .fuosschlyttet': eine gewisse Last. ,[\Ver
im Bannwald Holz schlägt, wird gebüsst:] ein fuoder
10 Schilling, ein karret 5 Schilling, ein schleikboum
3 seh., ein ledi 2 seh., ein f. 2 seh., ein burdy 1 seh.'
1378, AaB. StR. — Hieber oder m.':" Eine Schlittenladung, j
die man zu Fuss (ohne Gespann?) wegschaffen kann?
H e r e " - Uerre'schlittete" : für den Plärrer bestimmte ■
Schlittenladung Holz GrA. (Tsch.). — Wett-. PI.
schlittleti: Wettschlitteln der Kinder. Bärnd. 1908. j
Schlotten f., PI. Schlotti: weite altmodische Jacke I
BHa. Die Schlotti sin firüs es gäbigs Trägen da so im j
Summer zem Uewwen. — Nebenform zu Sddutten. Vgl. !
srhlod-, schlud- (Sp. 86. 87/91), auch aMaud- (Sp. 84 f.). weiter !
nMett- (Sp. 764), sMotz-, auch »diod-, -It- (Bd VIII 276. IÖ29). |
Schlotten: schlottern B, so ße. (Dan.), Sa. Si I
[die Geister] hei"-mu gueten Abend 'botten, den Meister- i
chniecht het's anfahn schl. JJKo.mang 1864 (IJSa.). — Vgl. j
,herzschlotten' in einer Quelle vou 1400 bei Gr.VPB. IX 785. I
Schlotter m.: 1. konkr. a) .alles Weite, Hängende' i
Aa (Rochh.). Spez., hängender Rotz, Geifer, ebd. — I
b) Hosenbein GRÜbS. Syn. Hosen-Ge-schlötter. — '
c) Frauenhemd ohne ,Tätzü' (Bündchen au den Ärmeln) I
GfiCast. — 2. a) Schüttelfrost Aa; Ar; Bs; B; OrHc.,
Pr.; ScHwMuo.; Th; Z. De(r) Schi. ha". Audi: in e" !
Schi, eho", e" Schi, übercho", im Schi, si" GrHc., Fr.
E" ganz ganz chli'-s Bettfläschli zom de" Schi. W-
tribe", wenn Ann fast rerfrüre" will im warme" Bett i
inne". ATobler 19o9. — b) (Zittern, Beben aus) Angst,
Furcht Aa (H.); Bs; B; GrNuI'., Pr.; ScuwMuo.; Th;
UwE.; Z; wohl allg. DefrJ Schi, ha", überclw". Ei"'m >
e" Schi. a"hängge", Furcht einflössen BsStdt. .Wobei
785
Schlat(t), sclilet(t), schlit(t), selilot(t), schlut(t)
[beim Anblick der Kosaken] zuerst den guten Schweizern
ein Schi, mag angekommen sein.' 1813, Bs. ,üie Alten
[alte Pfarrherren] muss man aussterben lassen,
ihnen bloss, so lange sie leben, alle Tage den Teufel
im Gntterli zeigen, damit sie das Maul halten und
nicht aus dem Schi, kommen.' Gotth. ,[Käthi und ihr
Enkel] erholten sich langsam, der Schi, [vor den bösen
Geistern] verliess sie jedoch nicht, mit Beben giengen
sie weiter.' ebd. ,Das Erziehungs-Departeraent wagte
es auch nicht einmal, die eingeford[erten] Wünsche
des Volkes in Bezug auf das Schulwesen aufrichtig
and ehrlich bekannt zu machen, so schlotterte es vor
dem Volke. Dieser Schi, rächt sich nun, denn die
Säumnisse im Bildungsgang werden jetzt dem Erzieh. -
Depart. und nicht dem Volk zugeschrieben. Aber so
ist es halt im Canton Bern, je unverschämter Einer
ein Geschrei erhebt, desto mehr schlottert man vor
ihm.' ebd. ,Bald wird überall mit der Verfütterung
von Beifutter begonnen werden, damit die an einigen
Orten etwas niedern Heu- und Emdstöcke nicht sthon
vor Lichtmess den Schi, bekommen.' B Blätter für Land-
wirtschaft 1892. Aber bim erste" Blick ... chunt-ere"
sö-ne' Schi, i" d'Clmeu, dass . . . FÜschw. 1919. S. noch
guxen (Bd 11 57'2o.); Sichten (Bd Vll 189). — 3. nur Dim.
Schlötterli (bzw. -e-) a) anzügliche (derbe, nicht eben
ehrenrührige) Bemerkung, Spottwort, bes. auch Spitz-,
Übername Bs. Ärmi Schlucker, Falliten und Lumpe"
hei [bei einer Walil] viänge" Möt üs'teilt und Schlötterli
hi"g'no". Breitenst. ,Das schlötterle, spätzle, schmütz-
wort, aculeus et maledictum.' Fris.; Mal.; s. noch
Schlötterling 5 a. Schlötterli mache" Bs. Er macht doch
numme" zue Allem slni schöfele" Witz und Schletterli,
me-n-er's im Bruch het. Breitenst. , Einer von Hans-
heiris Freunden machte zuerst allerlei neckende Be-
merkungen und Schlötterlein über dieselben, die nicht
viel zu bedeuten hatten, wie: Lueget auch wie arig.
Die hat die Nase über dem Mund und den Mund unter
der Nase, oder andere dergleichen Anzüglichkeiten.'
ebd. Ihid wenn e" Mannsbild numme" dur'^'e'göt und
Epper baresar am Feiinter stöt, du meuittne" jede"faU,
er kam express, macht Schletterli und alli Maitlig'späss.
RKelterb. Ei"'m e" Schlötterli (oder PI. Schlötterli) a"-
henke" 1) , einem Vorübergehenden einen Schimpfnamen
anhenken' Bs(Anon.), Einen mitSpottreden überhäufen;
Einem Übles nachreden Bs. Er hänkt alle" Lüte"
I Schlötterli und Übernamen a" Bs (Seiler). Wenn Einen
j imen Ere"ma"" e" Schletterli a"henke" ka"", dö spart-
er's nit, 's wird 'druckt Bs (Hagenbach). .[Narr:] Ich
I bin sonst gar ein witzig man und nimb mich doch
I narren wyss an, will aber nit sin grober schwanken,
I niemandt kein schlötterlin anhänken.' Mone, Schausp.
(XVI., B). ,Eim ein schlötterle anhenken, einem ein böss
igeschrei machen, innrere notam; ein eewigs schlötterle
i anhenken, innrere aternas maculas alicui; im selbs ein
schlötterle anhenken, sich selber geschenden und ent-
juneeren, infiigere sibi turpitudinem; oblinere aliquem
fatris versibus, mit schmächlichem schreiben eim ein
Ischlötterle anhenken und schmächen.' Fris.; Mal.;
fs. noch Schlötterling. ,Gleich rächnung hat es auch
|in empfahung des h. sacraments des leibs und bluots
Christi, da er [ein Kapuziner] sagt, wir [Reformierte]
gangind harzuo, als wenn man ein spend austeile, will
also ganz spottlicher weiss den [1. dem] h. christen-
lichen brauch des sacraments ein schlötterli anhenken.'
1589, Zellw. Urk. ,Dass er ... so eiferig ist, der hl.
Schweiz. Idiotikon IX.
Schrift immerzu faule Schlötterlein anzuhenken oder
schmählich zu reden, indem er sie mit solchen Titlen
bekrönt.' Vollenw. 1042. , Einem ein Schlötterlin nach-
schlagen oder anhängen' Bs (Spreng); s. Sp. 463. —
2) Einem ,e" Schlötterli a"henke", Einem was weis
machen' Bs (Püchs). ,Ein Schi, an sich han', einen
sittlichen Makel: ,lntegri Status homo, der nit ver-
lümbdet ist noch kein schlötterle an im hat.' Fris. —
b) Denkzettel. E" Schlötterli übercho": Aber si will
nit Meie" haisse", wenn der Möler [für eine ihr an-
getane Beleidigung] nit au"'' no''' si" Schletterli uff der
Buggel iberkunnt. Schwzd. (Bs); sie bringt ihn dafür
später in Lebensgefahr. , Einem ein schlötterli
schlahen, setzen.' ,Es klagt UBrager uli' die Buscheier
gebrüeder ... daz sy ... uff der kürsiner stuben ze-
nacht gessen habint; also habint die Buscheier mit des
Stubenknechts knecht gespilt; da rette der Buscheier
... zuo dem stubenknecht: du hast es verloren. Da
rette der knab: ich hab es nit verloren. Da rette der
ander Buscheier zuo sinem bruoder: kaust im denn
nit ein schlötterly setzen? Also rette der obgeuant
Brager: worumb sölt er im denn ein schlötterly setzen,
so ir im das gelt darzuo angewinnent? Do rette der
Buscheier zuo im: es gat dich nützit an. Rette der
Brager: es gieng mich joch an; weltint ir im ein
schlötterly setzen, möcht ich denn, ich weit darvor
sin.' 1454, Z RB.; vgl.: ,Da zugt [= ,-kt'] ich und kart
mich und im keren stach ich leider den Hans zuo tod
und weich damit; da schreig Hans sin bruoder an
und sprach: louff und stich den boswicht! Aber er
bezoch mich nit, ich rett aber zuo im: samer Gott! last
du dich harzuo, ich setz dir euch ein schlötterlin [!].'
1479, ebd. ,Uff das redte Müller zuo im: du hast mir
ein spetzly geschossen, und kernest du, da es mir eben
were, ich wolte dir ein schlötterly daruinb slachen.'
1459, ebd. , Einem ein schlötterli halten mnessen', von
Einem Eins abbekommen. Einem herhalten müssen.
,Man sol nachgan und richten, als HMerkli sinem wib
ein bein mit einem slegel zerslagen . . . het. [Ein
Zeuge sagt aus:] Da battent sy inn ... das er sy zuo
im neme und ir früntlich täte. Also nach vil Worten,
da rett HM. uft' den eid ... er vergeh es ir niemer
und sy müesse im darumb ein schlötterly halten, ein
recht guots, und sölte es inn sin houpt kosten." 1431,
Z RB. ,Do Sprech er: Ich han inn redlich angegriffen,
won ich han minera gevatter D. und sinem wib ge-
seilt, er raüess mir ein schlötter[li] halten, und sölt
ich es im ein jar nachtragen.' 1450, ebd. .Nach der
stallung rette der obgenaut HFunk zuo dem genanten
Fryman fräffenlich: du rauost mir ein schlötterly
halten, und stüendint wir noch einest mit einaudern in
stallung.' 14(34, ebd. — 4. pers. a) „Kerl in zerrissenen
Kleidern W", physisch und moralisch nachlässiger
Mann WLö. — b) Stellvertreter des Paten (Synn.
s. Bd II 531 u.); Pate, der Nichts gibt Aa (Rochh.). —
.5. = Schlotter-Milch 1 (Bd IV 205) GrNuL (A. XIX.; nicht
allg.). — Vgl. Gr.WB. IX785(bes. Bedd. 1, 2, 4, T). Bed. 1 b
(auch bei Gr. aaO.) wohl abgekürzt aus SM.-Uosen, 1 c viell.
aus einem Schl.-Schöi>en, 4 b sicher &as Schl.-Götti; vgl. Schlot-
lera, Brautmutter bei Schöpf 624. Das Dim. (unter 3) bedeutet
eig. Klapper ; vgl. Gr. aaO. (Bed. 2) und .Schletterlein, Schlötter-
lein, -Ö-' ebd. 651 f. (wo ein Schweiz. Beleg aus Thurneisser).
788, auch Martin-Lieiih. II 476; ChSchmidt 190 1,305. Bed. 5
auch bei Fischer V 953 (Bed. 3).
Hose"»-. De" H. ha", von einem Betrunkenen Tu
Hw., uneig. mutlos sein ZSth.
787
Schlat(t), schlet(t), sclilit(t), sclilot(t), schlut(t)
788
C'liiiü"-: eig. und uneig., = Schlolter 2b B; Tu;
Z. — Auch tirol. (Schürf 624).
G°-schlotter n.: 1. a) von irgend einem schlam-
pig angezogenen, schlecht sitzenden Kleidungsstück
GStdt; üwE. Das ist es G. ! — b) Überhose für Melker
BG. (Bärnd. 1911, 429); vgl. Hosen-Ge-scldötter. —
2. = Schlotter 2b. I''' troue"-mi''' eine"weg nid [ein
Mädchen um die Ehe zu fragen]; Das gab es G. W''
G'staggel! t'* schivitze' scho", imnn-i''' nume' dra"
danke". FStauffer 1917. — Bed. 2 bei Gr. WB. IV 1 b,
3923; Fischer III 4TS.
Hose"-: von schlecht angezogenen Hosen (die
schlampig herabhängen, deren Laden geöffnet ist), bei
kleinen Knaben BMülchi. Das ist es H.! — Nerve°-:
Nervenerschütterung BHerz.
schlotteracht: schlampig BGr. Eine Person, die
schl. daharchimd. Bärnd. 1908.
Schlottere", It Tscheinen Schlottra — f.: schlot-
terig, liederlich gekleidetes Weibsbild U, „Weibs-
person in zerrissenen Kleidern W", zerlumptes Weibs-
bild W (Tscheinen), unordentliches, unreinliches Weibs-
bild W (nach andrer Angabe). — In andrer Bed. (Braut-
mutter) bei Schöpf 624. Vgl. auch Slotr f., nachlässig gekleidetes
Frauenzimmer, und das Vb ilotre, einen Frauen rock durch
Nachschleppen beschädigen, im Patois des BJura (ETappolet
1917, 151).
Wiener-: scherzh. für Zither B (EFriedli).
schlottere", in BSi. (ImOb.); WLö. und It
Tscheinen schlottre" (bzw. -uCnJ): 1. a) wackeln, von
losen Balken, Türen, Geräteteilen (zB. der am ,Worb'
nicht festsitzenden Sense) GnNuf., von Fenstern SDorn.
Syn. chlotterenl, lodelenl, loderen 3, lottelenl, lotteren 1
(Bd III 703. 1100. 1503). ,Weler müller, meister oder
knecht, sinen wagen füeret in unser stat und den nit
besorget, in semlicher mass daz das brett slottret
und die lüt töibet, daz der 10 ß stöbler unsrem seckel-
meister geben sol, als digk er das tuot.' 1403, BStR.;
,schlottert.' B StSatzg 1539. S. noch lodelen 1. Etw.
schl. lä" 1) eig., von einer betrügerischen Manipulation
des Müllers. Schachzaeelb.; s. Buchs 3b (Bd IV 1000)
und vgl. Schlötterlen a. — 2) uneig., einer Sache den
Lauf lassen GkNuI'. ; Synn. Sp. 782o. Lä"'s schl.! —
b) schlampen, von zu weiten, nicht anliegenden Kleidern
BSi. (ImOb.) und It Zyro; GfiFid., Grüsch, Jen.; Scb
KL, St.; Th; Ndw (Matthys); UwE.; WLö. und It
Tscheinen. Synn. lottelen 2, lotteren 2 (Bd III 1503 f.).
Mi''s Zweut hed allig g' schlotteret, doch jetz, sid AUs
nur hotteret, träid's Eine'' spitz, der Ander lang, und
Mänge" wit und MängC trang . . . JBHiPFL. 1813
(in der Charade von den Schwizerhose' ; erklärt als
,weit sein, sich hängend bewegen'). D's G'wand ttcet-mu
jetz völlig am Lxb schlottru" W (Tscheinen). Es
schlotteret Alzen (Alls) an-em, von einem Abgemagerten,
von einem Mann in zerlumpten Kleidern BSi. (ImOb.),
von einem Abgemagerten Gr; Scb; Th. , Schlotterende
kleider, weite oder lucke kleider, die nit aufgestürzt
sind, fluxa vestimenta.' Fris. (schon 1541); Mal. Auch
mit pers. Subj. Er schlotteret, von Einem, der aus den
Kleidern fällt Gr. Von der Haut. ,Sein [des Walfischs]
haut lampet oder schlotteret nit, wie an anderen tieren
als an ochsen lampend die wammen aben, sonderlich
am mageren vych ist vil leerer haut, aber an disem
visch nit.' LLav. 1582. — c) mit de" Beine" schl., sie
bewegen, schlenkern. Was het-er [der Liebliaber] bi-
der 'tö"? Er het en Furz i" d'Hose" g'lö", er schlotteret
mit de" Beine", er meint, er sei diheime", aus einem
Volksreim. Messikommer 1909. Das ist [von Seiten eines
Liedersängers] es Fleugaste" g'sl" mit den Arme" un''
es Manövere" mit de" Beine", bal' het-er der Fuess g'lüpft
oder mit de" Chneue" g' schlotteret, bal'' der Buch verha"
oder der Rügge" g'striche". SGfeller 1911. — 2. a) intr.,
mit pers., seltener Sachsubj., zittern, bes. vor Prost,
infolge von Gemütsbewegungen (vorab Furcht), wohl
allg. (auch It St.), selten auch vibrieren infolge einer
körperlichen Erschütterung, so ScnHa. ,Trepidare,
zitteren, beben, schl.' Denzl. 1677. ,Bebe, zitere,
schlotere, trepida.' Reu. 1092. Vor Chelti schl. Sihät
a"fe" g' schlottered vo" Frnre". Schwzd. (IiTh). Schl. und
früre" Ap; B; Z und weiterhin. Wenn-d" de"" nurnid
öppe" z'früre" oder gar z'schl. chunst. WMIJller 1918.
S. noch Sp. 62o. ,Schl., als von frost oder schräcken,
tremere, trepidare; der kalt luft machet schl., aura
frigida concitat artus.' Fris.; Mal. .[Er] habe ge-
schlotheret und gefroren, sich hinder den Ofen geleget.'
1701, Z. , Selbiger [Handwerksbursehe, der nachher
tot aufgefunden wurde] habe zitteret und geschlotteret
und den Schaum vor dem Maul gehabt.' 1703, ebd.
Schl. vor Angst uä. Mer händ scho" lang e"chli"
g'schlotteret drufhi", aufs Examen. Messikommer 1910.
[Beim Photographen :] Hansli, schlottre" nüd so sc/wJ"*-
li"''! 's tuet-der g'wüss ke'"s Bitzli ice! EWütkricb-
Muralt. ,l)er h. Basilius schrybt, vil tier, die ein
guoten vorsprung habind und dem löuwen entfliehen
möchtind, werdind durch sin brüelen dermassen er-
schreckt, dass sy schlotterind und nit fliehen mögind.'
LLav. 1583. .Demnach sähend wir, wie Gott sin volk
und kirchen etwan in grosse gefaar kommen lasst, dass
die glöubigen anfahend schl.' ebd. ,Vor Jind schl.';
s. Schlotter 2b. Vor Freude. ,Ich schlotterte ordent-
lich vor Freude.' Gotth. Es [ein Mädchen] het ganz
g'schlotteret vor Fröid. Grunder 1920. „Vor Alters-
schwäche zittern, fürab zitternd gehen G". Mit Ver-
gleich. Schl. uii'-n-es aspigs (espi"s) Laub BS.; GfiSch.
und weiterhin. S. noch Bd VI 939 u. Schl. wie-n-C
nasses Chalb (Ghälbli) Ap ; Tu ; Zu., wie-n-ef nasse'' Hung
B (Loosli 1910), Fudel BsL. D's Trini hat g'schlotteret
a's wie es dünns Türgge"muess. JJörger 1911. I''' ha*
a"fe" g'schlotteret wie-n-es alts Müliioerch. JBijrki 1916.
,So ein forcht und schräcken in einen kompt, so kan
er nichts, er stadt zuo schl., als ob in das feber
schütte.' LLav. 1583. ,Ich hab geschlotteret, als wenn
mich das kalt Weh schüttlete.' Gespr. (Iv.) 17r2. Am
ganze" Llb, a" alle" Glidere" schl. ,Mi" Bueb . . . het's
[das durchgegangene Pferd] nit la" gä", bis-er's ...
g'stellt gha" het, dass es überall geschlotteret hat',
rühmt Anne Bäbi. Gotth. Mit Sachsubj. (Körperteile).
,Vor acht Tagen habe er eine Predigt gehabt, Leib und
Seele hätte noch lange geschlottert.' Gotth. DumSenrU)
heind die Bei" a"g'fangu" schlottru", vor dem Teufel.
SM. (WVt.). I'* g'spilre" no''' gäng d'Chneu schl, vor
Schreck. JKeinh. 1917. D's Herz chlopfet-mer u"'' Alls
a"-mer schlotteret. AFankh. 1917. ,Es schlotteret im
sein herz, corde suo trepidat.' Fris. ; Mal. ,Die donner-
kläpf machend, dass mir das herz schlotteret.' LLav.
1582. , Haben dem König Belsazar seine Beine zitteret
und der ganze Leib geschlotteret.' FWyss 1073. Un-
pers. mit Dat. P. Es heig de" Lnte" g'schlotteret, teo \
über d'Brügg hei" müesse", vor der Tiefe. EFischer
1922. Es het-em g'schlotteret i" de" Beine", ebd. —
b) tr., unpers., zittern machen Bs; B, so Hk.; GR(Tsch.);
11
789
Sclilat(t), sclilet{t), sclilit(t), sclllot(t), schlut(t)
790
SoHwMuo. A'sscWoHecei-mi"*, vor Frost Gr(Tsc1i.). Es
hed-mi''' vor Chelti g' schlotteret SchwMuo. Es schlottered-
mt"* ganz, vor Kälte. Schrecken BHk. ,Nun gedachte
ich ans Etiile des Liedes, an den Empfang daheim,
es wollte mich fast schlottern.' Gotth. ,Mädi fand, es
hätte viel 'bessert, es schlottere ihn [den Fieber-
kranken] ja gar nicht mehr.' ebd. Doruf, wil's-en
g'schlottret het, isch der Meister heim in's Bett. Hinderm.
1886. Am ganze" Lib g'schlotteret het es's [ Jettin j.
SGfeller 1919. — 3. brodeln, vom Ton kochender,
siedender Speisen ZF. (s. Bd VII 655 u.), Hausen; vgl.
schlötterkn, schlutteren, schlütterlen und schloderen
(Sp. 86). Dem Für zueluege", bis d' Herdöpfel schlotte-
ri'd ZHausen. .Bilbere, schlotteren.' Denzl. 1716. —
4. a) entspr. Schlotter-Gottenl-3, -Gotti 1-3 (Bd II 526.
531 f.). a) als sog. Schlotter-Gotte" (in Bed. 2) zudienen
(geschieht in der Kegel von einem jungem Mädchen) Z
Linim. — ß) „die Stelle eines Taufpaten oder einer
Taufpatin für Jmd vertreten B", so Scliw. und It Zyro;
FJ.; Obw; „Z". 1'* muess am Suntig schl. , Er [Konig
Wilhelm IV. von Preussen] musste ihrem Kinde [der
Königin Viktoria] Götti sein und sie schrieben ein-
ander charmante Briefchen, so dass endlich der König
selbst nach England ging, statt für sich schl. zu lassen,
wie er es anfangs im Sinne hatte.' N. BKal. 1844.
,Benz fuhr fort: Hans ist der Götti und ich schlottere
bloss für ihn.' Gotth. ^ y) „zu Gevatter stehen W".
— b) „den Taufpaten oder die Taufpatin zur feier-
lichen Taufhandlung dahin- und zurückbegleiten", bei
einer Taufe das Ehrengefolge bilden (von Freunden
und Freundinnen der Paten, nam. lediger Paten) Aa
Bb., F.; „VO"; S; U, am kirchlichen Taufakte teil-
nehmen ÄAWohl. ; S; UwE., an der Taufe und au dem
nachfolgenden Mahl teilnelimen AaF.; LSemp.; SG.;
UwE.. .einen Täufling begleiten bzw. hinter einem
Taufpaten einherraar.-ichieren und in der Kirche und
beim Taufschniaus einen aufmerksamsten Diener
spielen' U; vgl. auch c und d. „Ich und mein Freund
haben dem Taufgötti geschlottert." /"■* ha' chönne" go'
schl. AaP. !''• mitess avi Vieri go" ßotte" si" und
's Hanneli darf au''' cho" schl. I'* bi" nur no''' g'achivind
mit ''em Babeli uf ^e" WVmärt ufe" g'si", bim Pastete"-
beclc Atte'hofer go" Dessärt hole" für d' Schlotterte'.
EMoHR. — c) von b nicht scharf zu trennen, am Tauf-
mahl teilnehmen ÄABb., F.; L, Taufe feiern AAHäggl,
Taufe und Taufmahl halten B (Zahner); L It Schür-
mann und Zahner, einen Taufschmaus halten AABb.,
Ki., Sins, Wohl.; B (Zahner). — d) vgl. b. ,Am Sonn-
tag nach der Taufe brachte die Patin das Kind aber-
mals in die Kirche, um es da Gott zu opfern. Zu
diesem Ende trug sie dasselbe nach der Opferung um
den Altar, begleitet von allen anwesenden Jungfrauen.
Man nannte dies schlottern- BsB.f (in Ettingen noch bis
A. XIX.); vgl. unter Schlotteretenla. — schlotternd:
a) schlampig, von Kleidern: ,Weil der Schweizer in
altem Zeiten beiden feierlichen, religiösen sowohl als
politischen Festen seine weiten (schlotternden) Pracht-
kleider und vorzüglich die sogenannten Schweizer-
hosen anzog.' St.» — b) zitternd. Mi"s schl. Gangieerch.
J Jörger 1920. Jez lueg de"", wische'- Kaplä", me"
möchti meine", es Miä' nit mügli''', dass Der uf schine"
scM-e" Beine" und öni Weg efso früe com Platz ieche"
hätti möge", ebd. ,0 wie bin ich [das personifizierte
Graubünden] ... wurmstichig, löcherig und durch-
sichtig, veraltlich, schloterend und uurichtig.' 1618,
ZiNsLi 1911. Vor Furcht; s. Bd lV274o. , Aller in
der Finsternuss und den kalten Schrecken des Todes
von Natur sitzenden und schl-en Seelen.' JJUlr. 1718.
Mit verschobener Beziehung. ,Die schl-ende Forcht
des bevorstehenden Todes.' JJUlr. 1718. .Mit schl-en-
dem Schrecken ... aussruffon.' ebd. — Schlottere"
n.: entspr. sc7itotte?"en4fc und c AaF. (WMüller); S; Uw.
Das ist no"'' an es Schl. g'gange". Wer umme" g'si"
ist, hed müesse" mitmache". WMüller 1908. ,1672 er-
schien die höchst weise Verordnung, dass das sog.
Schlottern bei Kindestaufen gänzlich soll abgestellt
sein.' Attenh. 1829.
Mhd. nloirrn, zittern; klappern; schwatzen; in Bedd. 1 und
'2 bei Gr. WB. IX 789/92 (wo noch einige Schweiz. Belege);
Martiu-Lienh. II 476; Fischer V 95.3. Bed. 3 durrh Über-
tragung des Tons loser fester Körper auf Flüssigkeiten, die
einen ähnlichen Schall vernrsachen. Bed. 4 durch rückläufige
Ableitung aus Schlotler-Gotlen, -Gölli; Tgl. dazu Schwab, (in
Ringgenweiler bei Ravensburg) , Hochzeitsgeschenke machen
wie die Anverwandten' (Fischer aaO.), auch Gfd 60, 29. 160.
Zuname: ,Elss Kellerin, genannt Schlotter-Elsi.' Iö39, Z RB.
Vgl. auch die Anm. zu Schluiieren. Hieber wohl die ONN.
, Schlotter-Boden' AAElf. ,-Moos' ZWit., vieil. auch .Schlötter-
Mos' BLandiswil, ,in der Schlottere"' BRöteubach; vgl. aber
SMeller (Anm. zu .Schlau 1), Schieiteren (Sp. 761/2).
ume° umha-schlottrun: vagabundieren WLö. —
umenand-: (vor Frost) schlotternd umhergehn.
Under de" Eege"schirme" it., infolge nasskalten Wetters,
von Kurgästen. FOscuw. 1918. — er-: = schlotteren 2b
ScHwMuo. Es hed-mi''' rar Chälti erschlotteret. Der
Tunder hed 's Hits erschlotteret.
ver-: 1. vor Frost umkommen AABb.; ScH(Schwzd.);
Z (ESchönenb.). I'* früre" so, i''' verschlottere" schier
AiBb. Dass d'nid verschlottrist in [.'] Sehne und Wind,
pack de" Mantel dö l". Schwzd. (Sch). Lueg d' Vögel
dussen uf ''ein Ast! Si trüre'd und verschlottere"d fast!
EScüöNENB. (Eschni.). — 2. ein Kind v., seine Taufe
feiern. Du hest-mi''' a"g'frögt, vas us dem Chind uorde"
sig, wo dö so grössartig verschlotteret Korde" esch L
Wigg. (Luzerner Landbote). — In andrer Bed. bei Gr.
WB. XIII, 1113 (aus Stieler).
zer-. Nur im Ptc. zer-sehlotteret: verlottert BHa.
Schlotterer m.: = Schlotter- Götti 2 (Bd II 531),
Diener des Taufpaten Ndw (Matthys). — In andrer Bed.
bei Qr.WB. IX 786.
Schlotterete» AaF.; B (It Zahner), Schlotter-
te" AABb., Ki.; BsB.; B (Zahner); L, so Ber., G.,
Semp.; Ndw; UwE.; U; Zg, „ Schlotter fote" VO" — f.:
I. a) Begleitschaft, Geleite der engern Taufgesellschaft
(Täufling, Eltern und Paten), bestehend aus Freunden
und Freundinnen der Paten, aus Verwandten und Be-
kannten L, so Semp. und It St.""; Zg (St.*"), ans Jung-
frauen bestehendes Geleite der Patin beim Opfergang
um den Altar, den sie mit dem Patenkind nach dem
Otl'ertorium des Priesters acht Tage nach der Taufe
ausführt BsB.; vgl. schlotteren 4d. ,Darbei [sei] auch
aberkennt die so unnötig genannte Schlotterten, der-
gestalten, dass fürohin Niemandts mehr als die Gotten
sambt des Göttin Frauwen nacher Haus begleiten solle.'
G R. Luxusmand. 1707. — b) (die ganze) Taufgesell-
schaft, Taufzug AaF.; U; , Zentralschweiz'. — 2. Tauf-
fest AAWohl.; L, insbes. Taufschmaus AABb., F., Ki.;
B (Zahner); L, so G., Semp.; Ndw; UwE.; U; Zg,
„Schmaus der Paten und ihres Geleites nach der Taufe
VO." Synn. Chindli-Ver-trinken,Götti-Win. Die Schl.
findet im Wirtshause statt LG. Der Götti und die
Gatte" halten jedes getrennt eine Schl, der Götti
791
Sclilat(t), schlet(t), schlit(t), schlot(t), schlut(t)
792
(gew. im Wirtshause) für die männlichen, die Götter
für die weiblichen Gäste L. Der Götti bestreitet die
Kosten, bekommt aber nachträglich dafür von der
Götter ein Geschenk L; GT. ,Die Schlotterten oder
Kindstaufen... Darum ertönen häufige Böllerschüsse
zur Tauffeier. Nach der Taufe führt dann der Götti
seine Gotten zum festlichen Mahle, an dem neben dem
taufenden Geistlichen, dem Sigrist und Organist und
den beidseitigen allfälligen Ehehälften und andern
Schlotterleuten auch bisweilen das Kindbettiraannli
bescheidenen Anteil nehmen kann. Doch wird ihm
nicht, wie im Kanton Bern, am Ende noch die Bürde
auferlegt, die ganze Rechnung zu bezahlen, sondern
Einbände und die Kindbettitrageten bringen vielmehr
reichliche Gaben in seine oft dürftige Hütte.' AFeierab.
1843 (L). E" Schi, ha" LG. und weiterhin. Händ-er
e'kei" Schi.? An-ere" rechte" Schi, hed der Götti
z'letst no''' Russeliung [Roussillon, eine Weinsorte]
lo" üfspazierer L. An einer Schi, wird Elsässer auf-
gestellt ÄAWohl. ,Die bessern [Schüler] mussten eine
Schi. (Tanfeten) für 13 Personen machen [berechnen],
was sie Alles geben wollen, dass die Person nicht mehr
als 13 Batzen zu zahlen habe.' XHerz. 1862. ,[Wirt:]
Nur nicht so pressiert, Herr hübsche Götti, ihr werdet
doch auf einmal nicht aus der Ürti laufen wollen;
die Schlotterte kostet 32 Fr. samt dem Pferd; das
Schiessen will ich an mir selber tragen.' Zg Kai. 1881.
,Die grossartigste Schi., an der ein Sarner Anteil ge-
nommen [war die Prinzentaufe in Frankreich 1548].'
AKücHLER 1895. S. noch schlotteren 4b.
Schlotteri m.: 1. pers. a) wer sehlotternde, dh.
lose hängende, zu weite Kleider trägt CnFid., Jen. —
b) dem Zittern unterworfener Mann GNessl. En alte''
Schi., alter gebrechlicher Mann. ebd. [Wib:] I"'' sorg
für alte Tage" drum . . . Wenn du en alte" Schlottre gi''st,
Ntlt s'bisse", z'breche" ume" ist, wo wiH denn use'?
[Ma"":J Wer seit, dass ich en Schlottre geb und dass
ich so und so lang leb? EFeürer. — 2. = Schlotter 3a
und b Bs; GRFid., Jen.; L; G (Zahner); Z und weiter-
hin. De' Schi, ha", übercho". — Eis. Schlotteri m. 1) lang-
saoier Mensch 2) Zittern; Schluttere m., Mann mit weiten Hosen
(Martin-Lienh. II 176).
schlotterig, in SuL.; Ndw (Matthys, neben
sohl.) g'schl.: 1. a) wacklig, von Gerätschaften uä.
D' Schür viit schlottrigem Tor. ACorr. 1860. ,Das
schlotterige Meerrohrgestell.' JRoos (L). Von Beinen,
Händen, zitterig. G'schlottrigi Bei" S\iL. Nes brüchigs
Manndli mit dünne" schl-e" Hagstecke"beindUne".
JReinh. 1907. Wenn-er met sine" tonne" schl-e" Bali
mit chuerze" tifege" Schrettli derther che" ist. JHart-
MANN 1912. Mini Bei" sind nw'' schl-er cho" imd reelle"
der Dienst nümme' tue". JJörger1920. S. noch Sp.288u.
Hieher wohl: uneig. .unsicher' Bs (vereinzelte Angabe);
vgl.: /°* [als Verliebter] 6t" so schlottreg ond so müed,
ond was mi''' halt no''' chrenker macht, ist dass-me"
ober mi''' no" lacht. Lenggenhager 1830. — b) von Klei-
dungsstücken (Hose, Kock). schlampig, lose herunter-
hangend Bs; Tu; Ndw. Es dunkt Ann [Einen] schier,
De" [der Tod] bring mint Guets im schl-e" Schöpe".
SWiNz. Adv.: ,Es traten eines Sonntags drei Menschen
in die Gaststube; die beiden ersten waren gut, doch
etwas schlottrig angezogen.' Gotth. — • 2. a) zitternd
vor Frost, Angst B (/yro); Gr (Tsch.); Ndw; Z, so
Bül. E'hungrigs, g'schl-sVögi. ACoKR. 1860. 's Exame"
druckt de" Sepp esö, und drum stöt-er so g'schl. dö.
Mull. Jugendschr. .Am andern Morgen schlich ich mit
zitterndem Herzen und schlottrigen Beinen des Bachli-
chaspers zu.' Ndw Kai. 1906. — b) „frostig", vom
Wetter, „allg." „Schl-es Wetter." ,Das schl-e Regen-
wetter der geistlichen Bangigkeit und Trostlosigkeit.'
JJÜLR. 1718. — Vgl. Gr. WB. IX 787.
Schlotteri°g Schlottri"g m. : zerlumpter Kerl W
(Tscheinen).
Schlotterli°g -ligg m.: armer Kerl GRÜbS.
schlotterocht: wackelig; vernachlässigt (so in der
Kleidung) BHa. Du chu"st hiit newwen schl dchar.
Schlottete» f.: = Schlottereten 2 L. — Wohl laut-
lich aus .Schlotterte".
Schlotti m. : leichte Armelweste der Frauen, ohne
Taille Aa (H.). Syn. Schlutti. — Vgl. .Schlotten (Sp. 784);
wahi'sch. stammt jedoch H.s Angabe aus einer MA., die mhd.
(( zu o werden lässt.
Nacht-Schlötteli n.: Armelweste, von Kindern
bei Nacht getragen Aa (H.). — Dim. zu einem A^acit-
Schlotti ni.; formell auch auf ein Nacht-Sehlotte" f. beziehbar.
Vgl. auch die Anm. zum Vor.
G'^-schlötter (bzw. -e-) n.: 1. a) zu weites, herab-
liängendes Kleid B (Zyro), ,laxitudo vestium' Id. B.
Spez. = Hosen-Ge-schlotter, -Ge-sclilötter a (s. d). —
b) oberer (weiter) Teil der Hose BSi. (ImOb.); Obw,
,das Weite, Leere, Schlumpige der Beinkleider in Ge-
stalt eines Sackes L, zumal E." Es Höseli, ke'"s
O'schlötterli dra". ALGassmann 1906. — 2. a) zerlumptes,
zerfetztes Kleidungsstück BHa., .Hudelgewand' BGr.
Der Schluß ist o'"'' afen ßn es G'schletter, es gäbt
am besten es Bözi BHa. — b) Person in zerlumptem
Gewand BGr. — c) Gegenstand, der im Zerfall begriffen
ist FTaf. (zB. ein Wagen); U (zB. ein ,verlechtes', de-
fektes Holzgeschirr). — d) schlechte nichtsnutzige
Ware; oft auch von Menschen, Gelichter SchwMuo.
Es ist eben eso G. und e"kei" rechte" Ma"" bim Tanz
q'sl". — 3. a) „Geleite der Taufpaten VO", Taufgesell-
schaft, bestehend aus Täufling. Eltern, Taufpaten usw.
LSemp. — b) Tauffest, -mahl LSemp. und It Zyro.
Hose»-: a) = H.-Ge-schlotter (Sp. 787) BMülchi.
,Im H.', nur mit (Hemd und) Hose bekleidet: ,Da seige
PSchäppi einfeltig im Hosengschlötter, one (rev.) Schu
und Strumpf, uss siner Stuben aben kommen.' 1662,
Z; nachher: .indem PSchäppi barfuss, im Gschlötter,
darzukoramen.' — b) Schwinghose (vgl. Ge-schlotter Ib).
.Dazu kommt noch, dass beim Endkampfe am Boden
der Turner den Schwinger etwa im untern H. anfasst,
was dem ersten von grossem Vorteil ist.' BVolksztg
1898. — C) = dem Vor. Ib BG., Si. (ImOb.). — d) oft
imPl., = /ScÄZoHeri6; Hoseübh.BE.. Si.; FJ. .Erputüt
es [ein Taschenmesser] ab am H.' RGrieb 1911. ,Da8
Mannenvolch in den Hosengschlöttern [sei] viel besser
yg'richtet für abz'springen [von einem Wagen].' Bieler
Tagbl. 1916. ,In die braveren Hosengschlötter und
Sunntigschuh Schlaufen.' ebd. ,Süst werden sie denn
gefitzt, dass ihnen das Blut dür'^'' die Hosengschlötter
achentropfet.' Emmentalerbl. 1917. Ein Mann isch
desume" g'fägiert, dass im d' Hose"g'schlötter nttme" so
g'fleutet hei". SGfeller 1919. Er het denn blaui Hose"-
g'schlötterli anne"g'ha" un'' es röts ZöttelichäppU
'trat. Der kleine Bdnd 1921. Verächtlich für Manns-
person: Jedem H. süessi Auge" mache". JBi'rki 1916.
Es gi't 0'"'' Manne", nid nume" H. H^Ellen.
„Schlottere"", in WLö. Schlettrin (Dat. PI.
SchlettrinunJ — f.: „Weibsperson in zerrissenen
703
Schlat(t), schlet(t), schlit(t), schlot(t), sclllQt(f)
794
Kleidern W" (St.'); ,leiclitfertige Weibsperson, die bald
mit diesem, bald mit jenem Bekanntschaft hat' WLö.
g'-schlöttere° (-e-): in schlampigen Kleidern ein-
hergehn BGr. (Bärnd. 1008). Er chund z'g' schieiteren.
schlötter le°: ftw. nur noch formelles) Dim. zu
schlotteren. 1. a) = st7i/o«erew 7 a BBurgd. De' Tisch
schlottertet. Es lä" seht, der ISache ihren Lauf lassen
BG., Hk. Der het's la" schl — b) mit de" Bäne" schl.,
beim Tanzen Ap. .Uurchs hörbare Doppelieren [sollen]
die Musikanten beim Üfmache" stramm unter sich zu-
sammengehalten werden, namentlich dann, ivenn-s' off'
^em Tanzboden onne" e"fangen e" Betzeli erber rdss
chnotteri''d ond ebe" au''' e'fange" mit de' Bäne-
schlötterli''d.' ATobler (AfV.). — 2. = schlotteren 3a B,
sooAa. ; „.'^CHwMa. (vor Frost an allen Gliedern beben)";
ZStdt. Wie-n-es scMötterlet! von einem frierenden
Kätzchen ZStdt. De'' het g' schlottertet! BoAa. Mit
Sachsubj. (Körperteil). Miner Bugglen uf ''ern Gring
obe" tiei" fei" so g' schlottertet, vor Freude über den
guten Salami. JBürki 1910. ,l)ie Knüppen auf seinem
[des massleidigen Vettergöttis] blutten Plauel waggeln
und schlötterlen wie Gallerichköpfli.' Emmentalerbl.
1917. Unpers. mit Dat. P.; Syn. tatterten. Dem N. liet's
e" Bitz g'scJilöiterlet. JJöKfiER 1912. I^^or sotta" Schäf-
ehrömme" tied's jetz summe" Buebe" e" Bitz a'g'fange"
seht. ebd. 1918. — 3. = schlotteren 3 SchwE. (Lienert),
Muo.; Z. Syn. schnatterten. Es ist es g'freuts Lose",
wenn's Ei"'m e'so schön schlottertet im Pfänndti. Schw
Muo. Im Eierti'ipfi seht, von eingeschlagenen Eiern
ScnwE. (Lienert). ,Er hat seine Freude daran, wenn
die Stierenaugen in dem Tellerchen schlötterlen.'
Lienert 1891. — Schlötterle" n.: a) entspr. la, von
einer betrügerischen Praktik des Müllers (vgl. sclitot-
terenla): De' Mütter kennt das Schl. im Handel g''ad
im Ganze", tot Rüchs i"'s JViss ie" trödele", im macht's
en grosse" Banze". NBösch 189'2. — b) entspr. 1 b.
.Während des Tanzes [Ländterti] wird abwechslungs-
weise g'stämpflet ond g'jüctizet. Dieses Stämpfeln
nennt man mit de" Bäne" appe"z'etterte", bdnte, schl,
doppetiere". Das Soto-Appe"zenerte" mit de" Bäne" ist
eine Fertigkeit, die bedeutende Kraft und Ausdauer
verlangt. Es besteht darin, dass ein Tänzer entweder
I für sich allein oder als Intermezzo zum Tanze neben
1 seiner im Schritte Hand in Hand einhergehenden
I Tänzerin streng im Takte der Musik und ganz lang-
i sam sich vorwärtsbewegend so schnell als nur niög-
i lieh mit den Absätzen wirbelnd stämpfelt.' ATobler
1 (AfV. Vlll 11); vgl. auch ATobler 1909, 63 (mit den
I Arme" ond Bäne" appe"zetlerte"J.
Schlötterler m.: wer (vor Frost) zittert B.
g*-schlötterlet: brodelnd. Er hat es pär Äuge"
g'macht icie g'schtüttertiti Eier im Pfändti. MLienert.
Schlötterligi f.: = Schlotter 3b. ,[Es] lächeret
mich beim Hageli nummen im Hals hinger, wenn sie
[Fürsten, deren Throne wanken] fast müssen ver-
gitzlen vor Schl. und den Buchlauf überkomen vor
Angst.' BlELER Tagbl. 1917. — Zu einem vorschwebenden
schletUtUy.
Schlötterli°g, inSca-itig. in ApM.tw., V. -i— m.,
PLunver., in S tw. -e"; l.a) „herabhängender Rotz, allg."
— b) ekelhafter Speicliel, Auswurf aus Mund oder Nase
Schw It Kothing; Ndw; UwE. — 2. Fleck, zB. von Brei
auf dem Rock Aa. — 3. PL, Gericht aus jungen, weissen,
in Salzwasser gekochten Rüben Aa. Syn. Schnötterling.
— 4. = Schlotter 3a und 6, Scldotteri 3. M^ie Der [ein
Bauer] g'siehd, das' der Chnecht mit-eme' einzige" Föust-
li"g de' grast Ox z'Bode" schlatul, das'-er überduz drölet,
hed-er de" Seid, überchon. Schwzd. (GRPeist). —
5. a) = Schtotter 3a (Sp. 785), „Schimpfname, Schand-
fleck" Ai, so F., Reck., St. und It H.; Ar; Bs; Gl;
L; G, so 0., Rh., Ta., T., W.; Sch; SchwE., Muo.; S;
Th; Uw; U; Z; .Ostschweiz', „allg." E" Lob dö und en
tüchtige Schl. dort wirtct vil. APletscher 1902. 's muess
hütt leden öppen e" Schl. ha". ALGassmann 1918.
[Alein Buch] ist recltt herzti'''' frö, tvenn's ... Icein Schl.
muess g'höre". PHeng. 183t). ,Es gibt, besonders auf
dem linken Ufer der Reuss, mehr wie eine Gemeinde,
wo es oft nur wenig braucht, um einen Schl. zu be-
kommen, der bald genug zum Übernamen wird.' AfV.
(AaF.). Bes. häutig Ei"'m e(n) Scfil., (alti) Schlötter-
li(n)g a"hänke". aaOO. 7er alti von eurer Famili, bis
z'rugg zum Stintcäni, hend's atlewil i" der Mode" g'ha",
de" Lüte" Schtötterti'g a"z'häntie" L (ERöthelin). De''
cha" Nünt als alle" Lüte" Schlötterli"g a"henke" Th.
Dofür henlce"-si dir jetz de" Scldetierti"g n", de heigscti
au''' garkei" Sinn für 3Iusik g'ha". KRHahenbach 1863.
D' Züri'''bieter und d'Togge"burger und d'Schwöbe" Hand
de" Turgnucre" iri G'schidheit rergunnet [und] tiand-
ne" de" Schl. Tröter a'g'henkt. Schwzu. (Tb). ,Wie
überall, so gibt es auch hier Ortsneckereien, in denen
man in mehr oder weniger harmloser, zutreffender,
auch unflätiger Weise den Einwohnern der einzelnen
Gemeinden en Seht. a"henkt.' Ap VL. 1903. ,Wenn die
Frau ein Wörtlein zu ihm sagt, so hängt er [der
Trunkenbold von Mann] ihr einen Schlötterlig an.' Ndw
Kai. 1905. .Dicteria dicis in omnes, du henkst yeder-
raan ein schlöterling an.' Fris. 1541 (,schlötterle.' ebd.
1568). ,Die einem Jeden ein Schl-ing anhänktend; den
Herrn Heinrich Thoman nenntend sy Peterly ufl' allen
Suppen, Herrn HJHofl'mann die gross Bracbmoren,
andern Herren gabend sy andere Namen.' 1644, Z.
, Einem ein Schl-ing anhenken.' Mey. 1692. Die Hexe
habe dem geistlichen Herrn allerhand ,wäst Schlötter-
lig' angehängt. 1753, ADettl. 1905. S. noch Bd VI
423u. Vereinzelt e" Schl. dra" hänke", = Schtänggen 4 a a.
WMüller1903. Auch Ei"'mefn) Seht. nä'''-,nache'rüeffe-
(GRh.; Th; U; Z; s. auch Bd VI 707). arwerffe" (GTa,.,
Wl.; UwE.), sä^e" (Gl; Z) uä. Das sind wiesti Chind,
Die tient de" Liten atti Schletterti"g näctie"rieffe" U. Dö
het de'' Dinte"schlecker vo" Scfiriber . . . a"foh" tvettere"
und [einem Geldbedürftigen] altertet Schtöiterti"ge" tvie
Fotzetpack, Fritigmannti, Getdstager. Zitahstelernöche"-
'bengtet. JHofst. 1865. D'Lüt . . . hein-em die ärgste"
Sctilötterli"g nö''''brüetet. Schwzd. (S). ,Sagt ihm seinen
Schlötterling nicht mehr!' Pilger 1896. , Sagte der
Götti oder die Mutter Etwas, so cholderte der Karli
[in seiner Betrunkenheit] und warf ihnen ein Schletter-
li°g nach dem andern an den Kopf.' Ndw Kai. 1896.
Wo Der eme" ßne", scliüne" Meitti allerlei Schlötterli"g
g'seithet... CStreiff 1899 (GlM.). .Einem den Sclilötter-
ling offenbarer Gottlosigkeit vorwerffen.' JJülr. 1727.
— b) böser Leumund, Brandmal (uneig.). ,Wann sy
unss ein Schlötterlig köndten anhenken, sy wurdend ess
nit sparen.' 1632, Z. ,Nota, Schandmase, böser Leum-
den, Schl-ing.' Denzl. 1677. 1716. ,Inurere notam, ein
Schl-ing anhenken.' ebd. ,[Ich habe unter den Gemeinde-
vorstehern] keinen gewusst, der nit einen wüesten Schl.
s. V. an sich habe.' 1703, Z. — c) PI., Possen. ,Im Winter
wurde von unserem alten Schuelmeister alle Woche
einmal abends Nachtstubete" gehalten, wobei Gesang-
795
Schlat(t), schlet(t), sclilit(t), schlot(t), schlnt(t)
796
bnchlieder gesungen nnd daneben von den Buben
dem Lehrer allerlei Schlötterling, dli. Possen gespielt
wurden.' AfV. (Tb). — In Bed. 5 a aucli eis. (llartiu-
Lieuh. II 476); Tgl. dazu Schletterli (unter Scklotter a) mit
Anni.; Schlitlerling (Sp. 765); Schnötterling ; Schlämptrrlinrj S
(Sp. 563).
SchlQtt m. GRChur, D., Nuf., Pr., Seh. und It Tsch.,
Vassali; ZEicht., Schlutte» (bzw. -o'-) f. AaP.; Ap
(auch It St.); BSi. (Imüb.); „F": Gl (auch It St.»); Gr
Chur; L, so .G." und It ERöthelin; GKh., Sev.,
„T.", We.; SCH (auch It St.); SchwE.; Th; W\t. (-a);
Z (auch It St.). Dim. Schhitti BO., Stdt. Schluttin W
Lö., Schhittli AaF. und It Rochh.; BO. (früher allg.);
GaNuf., V.; ,Z". Schluttji WVt., Schlutteli B, so E.;
L (ERöthelin), Schlütth Ak (Rochh.); Bs;BoE.; Gl;Gr
Pr., Seh.; Sch ; Tu ; Z (auch It St.), Schlutteli Bs : I. wesentl.
= Schöp 1 (Bd VIII 1006), weites, nicht anschliessen-
des Oberkleid, Jacke mit Ärmeln (tw. auch mit Zug-
bändern), a) für Mannspersonen Ap (T.); GRh. ,Die
Männer-Schlotte" [!] ist etwas länger als der Kittel und
altmodischer; sie geht darum immer mehr ab. In K.
aber sagt man Kittel selten, sondern dafür Schlutte"'
Ap (T.). ,Noch nicht sehr lange ist es, da kam er
[der Ap Milchler] noch in der roten Weste oder in der
weissgelben Schlutte" mit schön gestickten Über-
schlägen und im ledernen Sennenkäppli zur Stadt
[StGallen].' .\fV. (Weites) Chorhemd, wohl scherzh.
U (DrMüller; nicht bestätigt). — b) für Frauen und
Kinder (hier auch ohne Ärmel) Aa; Ap; BSi. (ImOb.);
Gr; L; GRh., Sev.; Sch; ScbwE.; Th; Ni.w; WLö.
(erst seit etwa 50 Jahren), Vt.; Z, gew. aus leichtem
Stoff (blau, weiss), in GlH. auch aus schwerem Tuch,
jetzt tw. nur noch im Hause (Gl; GRChur, vPr.) ge-
tragen, insbes. von schwangern Frauen (GfiPany) oder
als Nachtkleid (Gr, so Chur; Z), früher allg, auch als
Ausgeh-, Arbeitskleid; jetzt tw. scherzh. oder verächtlich
für jede weite Jacke Sch; Z, „weites Hemd, welches,
über ein anderes angezogen, kaum auf den halben Leib
geht F; LG., weiter Oberrock mit weiten Ärmeln Ap;
GT.; Sch, ein den Oberleib deckendes, weites, mit
Ärmeln versehenes Kleidungsstück, dessen man sich
im Bette bedient Z, Nacht- oder Schlafrock Gl". Vgl.
JHeierli 1922. 34. 77. ,Die Röcke der Weibsleute
hatten [im mTfi um 1850] entweder Ärmel, die oben
weit und faltig, unten dagegen eng waren; oder sie
waren ohne Ärmel, und in diesem Falle wurde eine
Schi, angezogen.' Th Beitr. ,Die schwarzleinene Jacke
{Schöpe" oder Schl-e"), die stets zum Kirchenbesuch
angezogen wurde, war ausser diesem nur etwa bei
Regen- oder Winterwetter im Gebrauch. Sie hatte nur
12 cm breite Vorderteile, welche Brusttuch und Nest-
lung völlig unbedeckt Hessen.' AfV. (SchKI.). De"-
Vogel ist abe"l:ät wie e" Schl-e" Ap (ATobler). Me"
cha"" ja die Schle" zieh" bis anno Tuback! ZNeer. Hest
e" N(isli icie-n e" Chefertä"sli und e" Schl-e" tvien e"
B'schüttidrugge", Spinnstubenvers GBuchs. Salemeli,
Toreteli, siibe" Jör im Him'"elg's%", hat icider abe" inües'e"
go" d'Schl-e" büese", Kinderspruch SoHSchl. Sammt a"
der Schl-e" und e'kei" Schmäh uf der Suppe", Sprw.
AfV. (oO.). ,1)68 Winters kommen Korsetten und Schl-en
zum Vorschein', bei der weiblichen Kleidung. GLHartm.
1817. ,Gemacht wurden [vom Frauenverein Chur] ...
Unterhosen 50 Paar, Schlütt 10, Nachthauben 46.' Gr
Mbl. 1854. , Seine [eines alten Mädcliens] Schl-en und
Tschöppen waren nach dem allerältesten illuster ge-
schnitten.' Ndw Kai. 1906. Sönd ler e"fangen «» ticld
Blutlere" i" euere" neumödige" SchJ-en inne"! ATobler
1909. Bi Eisin hetes gäng no''' Sturvi a"'zeigt, bi im
het's unger ^em Schlutteli no"'' g'sur'^et wie-n e" g'giisleti
Wäspere". SGfeller 1919. S. noch Bd VIII 1004o.
1010 n. ,Item II sl-en', Inv. von BKretzingerin. 1462,
Bs. ,N. hat der Stieftochter ein schl-en zerhowen.'
1528, Z. ,Wiberghess mit langen schl-en.' Ruef 1538.
.Als sy uf das rathus kam, zerraiss sy [eine Wieder-
täuferin] ir schl-en und sprach ...' Kessl. ,Die wibs-
bilder [Wiedertäuferinnen], so vorhin ir harbändli,
bendel, juppen, schluten und kragen verbrennt und
hinweggeworfen, machtend sollichs alles widerumb
zwifach, sprungend und tanztend.' ebd. Es wirt den
Bettelvögten befohlen, den Atmen, so den Stock ge-
messen, anzuzeigen, dass sie, bei Verlurst des Stocks,
das ihnen angewiesene Zeichen, die Männer an den
Hüten, die Weiber aber an den Schl-en tragen sollen.
1565, KWiLD 1847. ,Syn mätz [habe] am abent ...
zwo juppen und ein schl-en veruntrüwet.' 1599, Z RB.
,Verbotten sind ganz samniate Hosen und Schl-en.'
G Mand, 1611. ,1 Schl-en', unter Frauenkleidern. 16'29,
TuTän. ,[.\n den Tanztagen] mögen die junge ledige
Manns- und Weibspersonen ... züchtig, und mit Namen
die Weiber in Schl-en bekleidt, nachmittag in einer
öffentlichen Tafernen zuesamen kommen und allda
... einen öffentlichen ehrbaren Danz mit einander
halten.' 1663. 1670, G. .[Auf der Jagd habe er eine
der Hexerei Angeklagte] grad vorüber gesehen, und
habe die Schl-en an einem Arm gehabt.' 1674, Ap.
,[Die Mädchen sollen] ändrige [?] Bändelin binden in
Mitten an denen Schl-en nit haben.' 1683, GWil. ,üm
schwarze Schnüerli auf 1 Schl-en 15 ß.' 1690, Zubers
TgB. ,Die Frauen vom Stand sollen ... an Schluten,
Stösslenen und Hembderen mehrer nit dan ein ein-
facher Überschlag oder Manchet tragen.' L Kleider-
reform 1696. ,Item sollen allerhand Gold-, Silber- und
anderlei Spitzli und Bindellen an Kleidern, Manschetten,
Schl-en, Gellern und Fürscheiben, auch die Bindellen
an den Käplen, zu tragen verbotten sein bei 20 Gl,
Buess.' 1704, Obw. , Schl-en und Fürgürtli', Teil einer
Braut-Aussteuer. 1715, AWild 1883. ,Es sollen keine
Corsets anstatt der Schl-en getragen werden von
Leuten aus dem gemeinen Stand.' G Kleiderordn. 1727,
,Die aussgeschnittene Schl-en sollen als leichtfertige
Trachten nit mehr geduldet werden.' ebd. ,Die Schl-en
und GöUer sollen nit mit mehr als 2Va Ellen
7 schilligwertigen Spitzlenen besetzt werden. Selbiges
aber von oben nur glatt und ohne Gekräuss beschächen.'
1740, Obw. , Weilen seiner Eheliebsten wegen habenden
Leibsbeschwerden ohnniöglich falle, teutsche Kleider,
voraus die sog. Mueder und Schl-en, zu tragen, als
bäte er [FrSchlumpf, der mit seiner Familie viele Jahre
in Frankreich gewohnt hatte] gehorsam, seiner Ehe-
liebsten eine bescheidene ehrbare französische Klei-
dung etc. zu erlauben.' 1742, KWild 1847. S. noch
Flieh (Bd I 1192); Grob-Grän (Bd II 741); Ge-krüs
(BdIlIS61);ii6(ebd.97Pu.);BZe<.'-(BdV'267o.);Bru«<Ä,;
(ebd. 385); Affen-Bock (Bd VI 827); Schoflen (BdVIII
381); Schöss (ebd. 1453M.); Stüchen- Schlappen (Sp.
616). — c) unklar: ,ein Leibchen mit Fischbein, für
Frauenspersonen' G (1790), ,Korsett' Z (M. XIX;
MKottinger). — d) Dim., Kinderjäckchen, ,-tschöpli'
Bs; BoE.; OnNuf.; SchR., Schi., Leibchen für Wiegen- ;
kinder Aa (AGysi); Z („Gewand der Wiegenkinder," ,
797
Schlat(t) — sclilut(t). Schlaw — scliluw
798
St.^J, Nachtleibchet) für Kiiulor Aä (Koclili.); L
(ERöthelin). Wann si diheim g'si" wärcd, helt 's Jesus-
Chindli e" rechts Babeli g'ha" und es SchlüUU und es
Umtuech und en Muesueli, wie-n-euri chline" Schwüsterli
diheim händ. ABodmer (Z). Es brüns Läni, es röts
Merino- Schluttli und es Zughübi vom JJoggli- Babeli
sälig. JJöRGER 1911. S. noch Bd V '2r2u. — 2. Juden-
kirsche, Physalis Alkekengi Aä (H.); GW.; Z (llürli-
mami). ,Halicacabum, judenkirsen, boberellen oder
schl-eu.' Pris. ,Schl-en oder Boberellen.' JJNüscheler
1608. — 3. Hängemaul, = Latsch 3 (Bi 111 1531) GSev..
We. E' Schl-e" mache". — 4. pers. a) von Weibs-
personen, a) en alti Schl-e", alte Frau ZKn. — P) faule,
schlampige (Bs), nachlässige (SchwE.), unsaubere (L
It ERöthelin) Weibsperson. — ■ y) .schlechte' Weibs-
person ScHwE. — b) furchtsame, cliarakterschwache-
Mannsperson, die zu .Allem ja sagt TeTäg. — Vgl
Gr.WB. IX875f. (zuBed. 1, 2,4a; iiiBed. lausDiefeub. 1867
in Glossaren von E. XV.); auch ebd. 784 f. (Bed. 6); Schöpf 626
(Vorarlberg); Martiu-Licnh. II 476 (zu Bed. 2 und 4 a); Fischer
V 966 (zu Bed. 1, 2, 4a); ferner .'■Ichtollen mit Anui. (Sp. 784).
Zur Bed.-Entwicklung vgl. auch Ftauteii usw. (Bd I 1229).
Die Uim. werden tw. auf Sclilulli m. bezogen. ON. ,iui
Schlutteu-Ärmel' SchNnk.
¥ Meter -Schlotte", auch Dim. -Sehlöttli: = F.-Hemd
(Bd II 1299) Ap. — Auch vorarlb. (Vonbun 1862, 73).
iM'^e'-Schlutte": = Schlutt 2 GWe.
Chue-ScÄiMtte": Herbstzeitlose, Colchicum aut.
ZBauraa. Syn. Hunds-Fuda(h& 1 68'2). — Auchschwäb.
(Fischer IV 873).
Chind- (GTa.), Chinde"- (Tu; Z), Chinds- (Z)
Schluttli : = Schlutt Id. — Luntsche" -Schluttli : weite
Hausjacke für Frauen Sch (Kirchh.). — Männer-
s. Schlutt la.
Nicht- Schlutt GRChur, -Schlutte" (bzw. -o-) Aa;
Ap; Gl; GTa.; Sch; Th; Z, (formelles) Dim. -Schlutti
Bs, Dim. (mit Dim.- Bed.) -Schluttli B: Nachtjacke.
,Eine Nachtschlutte der Kinder.' 18'27, Th (JAPupi-
kofer). E" N.-Schlotte", vorne" g'füeteret. ATobler 1909.
— Auch Schwab. (Fischer IV 1913; K.ivensburg). Vgl. noch
Nacht-Schluchti mit Anni. (Sp. 79).
Barche°t-. Als alti Wibli schlari)e"t-s' [die Mäd-
chen an der Herisauer Fastnacht] de'ther, mit graue"
Höre' ond B.-schlotte" Ar (Illustr. Schülerztg 1918).
— Bett- Schlutte" : = Nacht-Schi B (Bührer 1918); Z.—
Chini-bettei- Schlutte': weite (Bett-)Jacke für eine
Wöchnerin ZNeer. — Sammat- Schliittli: Pflanzenn.,
fliegentragende Ragwurz, Ophrys musc. oTh. —
Sch-m khe'- s. Schw.-Schlappen(Sp.()lt)). — Werch-
t>ig- Schlutte": Werkstagsjacke (für Weibspersonen)
Z. — Z VI ilch- Schlutte": Zwilchjacke der Sennen GT.
schlutte" = scWo<«eJTnib, so in zu weiten Schuhen
ZStdt (vereinzelt). Ich habe keine zu engen Schuhe,
I im Gegenteil ich schlutte" «if so drin. — Wohl okkasionell
zu SchliUten; Tgl. nMothn (Sp. 784).
I schluttere": brodeln, von siedendem Wasser U.
^^n. schludere" (USchäch.), schlotteren 3.
, ver-. Ptc. verschbttteret: lotterig U. Der Chaste"
iäch alle'' v-edc, ganz aus dem Leim U.
Schlutti m.: 1. a) zu weites, meist auch zu langes
Kleidungsstück, zB. (llänner-)Hose, -Rock BM. —
h) = Schlutt IbAA, so Zeil).; Bs; BE., G., M., Si. (ImOb.),
Twann; L (RBrandst.); S, ,weites Weibercorset mit
Ärmeln' Bs (Anon.). I«* g'sieh"-mi''' no'* am Fenster
stö" und ha" NU a's e" Schi, und e" Jüntli a", bei
einer Feuersbrunst. MEv.-Mer. 1857. Im lilafarbige"
Schi, mit der Nachthüben uf de" graulechte", spärlige"
Höre", von einem alten Mädchen. EKron 1867. Es
schiessen us jediceder Hüstür Frauen und Mägt im
Morge"g'stät, t"* mainen im Schi, und im Underrock.
Breitenst. [Du, Mutter] muesch-mer für ''er Winter
das wermist Belzli ha", und 's Mei e" nöie" Schi mit
sidege" Franse" dra". Schwzd. (L). Wo-n-er eppe" zeh"-
möl 'klopft het, luegt en alti Frau im Schi, und Hibli
oben üse". Bs National-Ztg 1917. E" festi, g'modleti
Mocke", si het fast der Schi versprängt. SG feller. —
c) .alter, abgetragener Rock' BSi. (Gempeler). S. noch
ratinin (Bd VI 1629). — 2. pers. a) wer zu weite
Kleider trägt BM. — b) ,wer liederlich und schlampig
aufzieht und träge zu Werke geht' Bs (Spreng),
schlampiger Mann Bs, nachlässiges Weib AAFri. —
In Bed. I auch eis. (ilartin-Lienh. II 476), in Bed. 2b auch
Schwab. (Fischer V 966). Vgl. noch SMotti, Nacht-Sehtmieli
mit Anm. (Sp. 792).
Nacht-: Nacbtjacke der Frauen Bs (Anon.). —
Vgl. auch N.-Schluchti mit Anm. (Sp. 79).
Werch-tag tig-: = W.-Schlutten BSi.
g'-schluttig: schlampig Z. Di-' Rock chunnt-der
eso g'schl. De chunnst eso g'schl. i" dem Bock. —
Schwab, achluttüj 1) ungeordnet, unreinlich 2) regnerisch
(Fischer V 966).
Schluttli m.: liederlicher Mensch G (1799).
Schlütter f-ö'-): = Schlutt Ib LSuhr.
schlütter (bzw. -ö'-): a) haltlos infolge von
Witterungseintiüssen, von Gras, Getreide LE. Das
G-ras uf de" Matte" [im Herbst] isch schl und dünn;
's isch g'dmdet und g'ärnet und 's meisti isch drinn LE.
(Anzeiger 1917). — b) kraftlos, fade von Getränken
LTriengen. Schlottere' Wi".
schlütterig -irig: = dem Vor. a LE.
schlütterle": = schlotteren 3, schlötterlen 3 GnPr.
Sütterle" und schl.
Schluete" s. Schluecht I (Sp. 79).
Schlaw, schlew, schliw. schlow, schluw.
Schlawilgg ZAnd., SMawagg I AABr., F., Zein.;
Bs; B; L; GP.; ZStdt, iSc/tiaieacfc BTwann, Schlabagg
GWe., Schloivägg ZStdt — m. : 1. a) Volksname, Slo-
vake AABr. (nach einer Angabe auch Slovene). F.; Bs;
B, im Volke jedoch ohne scharfe ethnographische Vor-
stellungen. Er chunnt de'ther iiie en Schlarcagg, sieht
fremdländisch, verdächtig aus ZStdt. ,Man kann nicht
von jedem Schlawagg verlangen, dass er sich in allen
Winkeln der Schweiz auskennt.' B Volksztg 1904.
,Viel besser passt [ans Bs Theater statt eines Ein-
heimischen] e" Pol oder Schlawack, e" Witsch, c" Zki
oder e" Tschan und Zack.' Bs Fastii. 1911. Als Händler.
,Schlawaggen mit den Weckeren und Ulirendrucken
und bschissnen Stückli.' Bieler Tagbl. 1916. — b) (un-
garischer) Mäusefallenhändler ZAnd., Stdt. — 2. übertr.
a) Vagabund, Strolch Bs. Nichtsnutz AAZein. Un-
ehrlicher Mensch, Spitzbube, Halunke GF., We. —
b) unreinlicher, Mensch L. Nachlässiger Kerl AaF. —
C) dummer Kerl, Tölpel AATägerig; BTwann. Du
Huere" Schlawagg! AATägerig. — d) roher Kerl L. —
,Schlawa(c)k(e)' in ähnlichen Bedd. bei Gr. WB. 1X518 (.aus
Tirol, Hessen, Thüringen); Martin-Lienh. II 477; Fischer V
799
Schlaw — schliiw. Schlaz— schluz
800
906 (auch .Scliluwaoku'); KuUmami 448; ,sclilc,«akcii', iiii-
Terstäudlieh roden Scliiii.* II 539. SMowaijtj gibt Jie uispr.
Form des Volksnaiiiens (vgl. dazu Slowägije'-Meitli = Polagge'-
M , polnische Saisonarbeiterin BS.). Der Ton liegt meist (so für
B; ü; Z angegeben) auf der 2. Silbe, Betonung der 1. ist für
BTwann (neben Betonung der 2.); h bezeugt. Vgl. auch
Hannagg (Bd II 1310); Schtagg (Sp. 272).
Schlawagg II m.: Verlegenheit, Tinte, Patsche,
Pech ZBenk. — Wohl vom Vor. ausgehend.
Schlawiggel L (ERöthelin). Schlawittich ZStdl
— m. Nur in der Verbindung £ine" am, bim Schi, ne",
beim.Schlafittich' packen. — Vgl. eis. SMawUiiel (Martln-
Lienh. II 477), Schwab. Schlaioittich (Fischer V 907), lothr.
Schlawittchen (Follmann 448), ferner Gr.WB. IX 298/9; bei
uns entlehnt.
schlew GRÜast., D., Fan., Furna, schieb OnFan..
Furna, Valz., schle USil., schläufw) GrHc. (Tseh.),
Schlei Aa (Rochh.). schlai Zg; 1. kraftlos, schwach.
a) mit Bez. auf Gebalt, Geschmack, von Getränken Aa
(Rochh.), so Most GrPt., Suppe Aa (Rocbh.). Lieber
nw es lews Chrüd zer Chost, lieber nW e" schl-e" Most
a's [unangenehme Hausgenossen]. Schwzd. (GaPr.). ^
b) unpers., von körperlichen Scliwächezuständen.
.Blödigkeit' USil. £'stsc/i-»!e?"Äc/(?e, von Brechreiz. Uff'
das Erbrechen ufe" ischmer eso schle icorde". D'Milch
macht Ei"'m schle, d's Kaff'e macht Ei'"m Hecht. —
c) vom Fuss: 's stöd uf der Welt Nüd uf se schlaye"
Füesse". 1821, Zg. — d) vom Gang. E" schl-C Gang
(ha") GRÜast., He. (Tsch.). — e) von Menschen, (Zug-)
Tieren, träge, energielos Gr aaOO. E" (fülc) schl-e'
Kärli. E" schl-i Meni. — f) Adv., entspr. e GfiCast.,
Lüen, Valz. Ganz schieb und liederli'^ meije" GRValz.
Schleie tuon GRÜast., Lüen. — 2. unangenehm, wider-
wärtig. ,Er [Lienhard] war im Fehler und konnte nicht
gehen [zum Landvogt], es war ein höchst schlehes
Ding!' HPest., Christ, und Else. — Amhd. glHo) (Gen.
dtwes), stumpf, matt; Tgl. Gr.WB. IX 556; Schm.* II 540;
Schöpf 623 f.; Fischer V 907 (.ungesalzen'); Follmann 448
(,nicht ganz trocken'). Die Formen schläutw), achlei, schlai
wohl durch Mischung mit dem In der Bed. nahestehenden lätc
(Bd III 1538; Tgl. dazu Fischer aaO.). Hieher (?) die ONN.
,Sch]ei' ZTaggenberg b/Wülfl. ; ,Schlei-Feld' ZHüutw.; vgl.
auch die Anm. zu Schleim (Sp. 547).
er-schlewen GRÜast., D., Fan., Seh., Valz., -schle-
be(nj GRFan., Furna, Valz., -schläuCwJe" GrHc.: 3. Sg.
Pries, und Ptc. -et: matt, lässig werden, von Menschen
und (Zug-)Tieren. Der Chnecht ist erschlewet GRÜast.
Min Meni ziehdnüme" munter; si ist erschiebet GRFan.
Schlewi GRCast., D., Fan., Furna, Valz., Schlebi
GRFan., Furna, Valz.. Schläu(wji GrHb. — f : Mattig-
keit, Lässigkeit, von Menschen und (Zug-)Tieren.
Schlaz, schlez, schliz, schloz, sckluz
bzw. Hchlatz USW.
Schiatz m.: ansehnliche Menge, tüchtiges Quantum
von irgend Etw., bes. von Flüssigem und Halbflüssigem,
zB. Milch, Wasser, Schnee GnChur, ObS., Rh., Ths,
V.; Zo (,zB. Krapfen'). Syn. Schlapf (Sp. (i20). — Zu
scMetzen nach dem Verhältnlss zB. von Chralz : chrelzen, ein
Tjpus, der bes. in Gr lebendig geblieben ist; lautlich verschie-
den ist kilrnt. tirol. niederösterr. Sihlalz, Schleim, schleimiger
Schmutz (Gr. WB. IX 501), dcsstn n auf Sckundäruml. deutet
(Tgl. schlatzig, schleimig, glatt, ebd.). Dur Bed. nach urspr. wohl
, weggeschleuderte, ausgegossene' Flüssigkeit; vgl. schlelzen 1 a.
Vgl. auch Schlelz.
schiatze": schmatzend essen GlS. — \g]. »chletzen
3 und .5.
Schlänz SchhVz m.: fahrlässiger Mensch (als leich-
terer Tadel) BSi. (ImOb.), unverschämte, rohe Manns-
person BoSi. — Vgl. sehlözen mit Anm.
Schläuze" Schlü'za f.: vagabundierende, lieder-
liche Weibsperson BSi. (ImOb.); gelinder als Luenz.
Schletz m.: einmaliges geräuschvolles Zuschlagen
der Tür U. — Vom Vb schhizen aus gebildet, wie zB. Chretz
von chrelzen; daneben In andrer Bed. Schiatz.
G'-schletzn.: das Zuschlagen von Türen, Fenstern
B, so E. (JBürki 1916); L; Z und weiterhin. ,Man
hört den ganzen Tag das G'schl. von den Türen' B.
Was ist Das au"'' für nes Wsinnigs G'schl. ? De' Weg
g'heii'd g'wüss no''' einist d'Pfeisterschibe" uss de'
Rame't L. .Durch die Tür, die mit Geschletz er hinter
sich warf in ihr Schloss.' Helv. 1852.
Schletze" f.: unsittliche Weibsperson, Dirne äa
Schüftl., Bez. Zof. und angrenz. Bernbiet. — Eis. Schleize'
f. und Schlelz m., unsittliche Weibsperson (Martin-Llenh. II
477). Vgl. die Anm. zu schktzen, vmenand-schletztn.
schletze", 3. Sg. Präs. und Ptc. -t: 1. a) (irgend-
wohin) schleudern. Bim se'be" Strässe'boge" hät's-mi'''
uf d'Site' g'schletzt; fast tcär-i''' abe'g'floge', hett-i'*
nüd tüchtig g'chretzt, beim Schlitten. KFisler 1915.
.Impingere, wider etwas schl. oder stossen.' Fris. 1541.
S. noch WinkelGrueb (Bd II 695). — b) = rutzen (Bd VI
1934), wohl in der Bed. ruckweise stossen, zerren UwE.
(nicht bestätigt). — c) über eine geneigte Fläche
(zB. Schnee) herabfahren U; vgl. schletzig. — d) un-
eig. a.) tr., = schlinggen 3 a (Sp. 601) L. Es hed-e'
g'schletzt, er hat einen empfindlichen (Geld-)Verlust
erlitten. — ß) fehlschlagen L. Syn. schlänggen 3,
schlinggen 3 b (Sp. 595. 602); schlitzen Ic. 's lied
g'schletzt. Potz Tonner, tänk-i''', iez hed's g'fält! die
G'schicht chönnt doch no''' schl., bei Empfang eines
Zahlungsbefehls. JRoos 1907. — 2. a) die geöffnete
Klinge eines Taschenmessers zurückspringen lassen
SRech. ,Von Sackmessern, die durch starke Federn
leicht zufallen' AABb. ,Die Haspelfeder schletzt', fällt
nieder Tu (Pup.). Er nopiiert am Chaste" [der Photo-
graph am Photographenkasten], bis es schletzt, ein-,
zuschnappt. RMohr 1872. Ein besonders konstruiertes
Kasten-, Türschloss (ohne Klinke) einschnappen lassen:
[Wollt ihr vor meiner Rückkehr weggehn] so wüsset-
der ja, dass-me' nume" brücht z'sehl. bim Use'gä'.
RIscHER 1903. — b) (hiiufig zue-sehl.) tr., (Türen,
Fenster, Läden) hart, heftig (hörbar) zuschlagen, j
-werfen, von Personen, vom Wind AABb., F., L.; Es; i
B, so E., U.; Gl, auch H., K.; LE., Mü.; GG., Sa., i
Stdt, T.; Sch; SchwMuo.; SRech.; Uw; ü; ZaAe.; Z, so j
Bül., Dättl., 0., S. Syn. petschen 3 c (Bd IV 1927); J
schnatteren. Abs. Wer schletzt o'"'* geng? B (Zyro). i
Schletz aW'' nid eso! Er schimpft u"' schletzt u"' '■
geit i" d'Stube', u"' d' Frau chunt richtig o'"'' i"
d's Für. Em.mentalerbl. 1917. [Icli] trill ... nümmcviit
der Türe" schl. Kindergarten 1906 (AaL.). D' Lade",
Türe' schl. aaOO. 's Bäbeli heig d'Töre" g'schletzt, ''ass
d'Pfäster g'chliiU'eret hend. JHEoLi 1871. Zur Stuben
üs isch'Si wie der Wind, und wär's nid Sunntig g'sV,
801
Schlaz, scillez, scbliz, scbloz, schluz
802
so hätt-si am And no''' d'Türe" g'schletzt, vor Ärger.
BlstUER 19u3. .Nannte der Jaggi seine Schwester ein
Luiini, so war es aus mit ileiu Disput, und das Mili
scbletzte in der Täubi die Türe.' Ndw Kai. 1904. Der
Luft het um alli Hüsegge" 'pfiffen und het d'Felläde"
g'schletzt. UvTiVEL 1910. Intr., infolge An-, Zu-
scblagens drobnen, klirren Aa (H); B(Zyro); L; Nuw
(Mattbys); Z, „scbniettern Gl; L; Zg; Z." D'Pfeister-
läde" schletzi''d Nnw. D' Fenster, d' Falläde" hei"
g'seldctzt U (Ziiro). Dö und de't im Dorf umenand hed
e" Tore" g'schletzt, sust hest Nüme' g'hört. JHoos 19u7.
,A.: Hast du Nichts gehört? B. : Ks hat ein Felladen
g'scliletzt.' Ndw Kai. 1907. Unpers.: Wie's a«'* schletzi
[erklärt durch ,zuscliniettern] und tae's a«'* windi,
^'Äif-ec dodi «ü(ii"[ ein alter Letz i-TurniJ.ScH wzD.(Scuw
Ma.). KA. /Je" Gaffer sc/W. Zä", im Übel fluss aufstellen
lassen; sich gross maclien L (Ineicbeu); ScHw (s. Bd 11
495); Tgl. lied. 4. ,Es darf den Gatter schl. lassen.'
Sprww. 1824. Tosen, vom Wind; wolil nur dichteriscli.
ZvBÖRi (zB.: Wider schletzt [im Frühling] der Wind
dur''''s Hüs}. — c) ein Bucli, die Augen schnell zu-
schlagen Ndw (ilattbys). D's Vreni isch da g'stange",
het g'schletzt mit den Ougsdechle". Dek Sonntag 1922
(B). — (1) 's Schiffli sclil., beim Weben, hin- und her-
schiessen lassen ; Int Anes 's Betli, u-o de't tvibt und
's Schiffli schletzt, ''ass's rücht und slülit? Lienert 1918.
— 3. schnalzen (mit der Zunge): Der Schacherseppi
het g'schletzt mit der Zunge": ,. . . Der [aufs Feld mit-
1 genommenen] Wi" cha""-)i)e" nit lo" warme".' JKeinu.
1907. — 4. es schl. lä" AiBb., Kulmeit., schl. Bs; Gl;
l G, soü., T.; Z, bei einem Anlass Etw. drauf gehn lassen,
I grosstueriscb Geld verschwenden; vgl. de" Gatter schl.
! lä" unter 2b zu Ende. Die hend a" der Chilbi ordli"''
1 g'schletzt ZS. Mer händ l'g'schänict, bis a"fe"d dri
Flasche" uf ''em l'isch g'.stande" sind ... Mich hät's
j trürig g'schämt, dass mir uf si" Rechm'g eso schletze"d.
\ CStreiff 1S99. D's Studiere" [sei] Nibe"dsach ^^nd
I g'schletzt [werde], •'ass's e" Name" keig. ebd. 190ö. Dö
I [bei einer gewissen Familie] wird g'schletzt u)id ist en
\ Verbrüch uf alle" Flangge". Messikommer 1910. Mit
\ Etw. schl., verschwenderiscli umgelin ZF. Me" cha""
i mit Dem nid eso schl. Vereinzelt 's schl: 'shät Mänge''
I g'hüset lang drujhi" [auf's Öechseläuteu], dass er's denn
i recht chönn schl. Z (Sechseläutenlied); vgl. gleichbed.
j es hamven Z. Spez. (bzw. mit syntakt. Verschiebung)
i a) in der Kleidung es nobel geben, hoffärtig sein Aa
Zof.;Bs. Syii. fitzen IT (lid 11102}; den Bless machen 1
I (BdV 150). De (Die) schletzt! Du schletzst aw''! —
I b) e" Flasche", e" Maidli schl, in's T''eäter schl , dafür
I (grosstuerisch) Geld ausgeben Bs. — 5. a) gierig essen
I (in Obw auch trinken) L; ScuwE.; Übw, ,niit Heiss-
I hunger verschlingen, mit schnappendem Munde essen'
j L (Ineichen). Gi'f's Specl;, si schletzt-e" wie niid g'schid
und löt de" Alte" d'Böne". Lienert 190G. — b) tr.,
schnabulieren L. Muetterli, isch der Eiertätsch g'rech?
j Bring-e"ine', mer tcend-e"mitenand schl.! l.i^liöiheWn).
I Wer Tag für Tos si"s Melmues schletzt . . . alle"falls
\Schlottermilch schletzt i" der Arn, De' ist scho" ender
}vo" Luzern. JJKoos 1892. — 6. .Beim Schletzi"smache"
wird g'schletzt, dh. dem Eingefangenen je ein Schlag
versetzt' ZF.
Auchels.(iuunseruBei3d.2b und 5; ILirtin-Lienh. II 477).
Viell. verwandt mit sMiiierm (Sp. 764): die Bedd. lassen sich
vermittelü (vgl. auch die Aum. zu ScMatz Sp. 799 f.), doch ist der
Wz.-Auslaut verschieden ; vgl. auch schlass (Sp. 664). Die Her-
leitung aus einem ahd. %?nynzzen (zueiaJaii; Beitr. XIV 461)
Bohwels. IdtoUkon IX.
lässt den Primär-Uralaut unerklärt (vgl. dagegen staUen aus
' ataijijatzen) und passt auch nicht rerht zur Bed. Der Bed.
«egen ist auch die Zugehörigkeit einiger andrer lautlich an-
klingender Wörter fraglich: bair. aMeizen, lierumschweifen
Schm.Ml 540; Lexer 1862, 219 (,'leichbed. unsre S.ldetzen,
umenauil-achletzen), kämt, schlelzcn, sMtIzln, mit Schnell-
kilgeh-hcn spielen Lexer 1862, 220, ,schletz', ,schletzend',
schlaff herabhängend. Gr. \VB. IX 652, ahd. nlezo, incubns, wo-
zu Fischer V 935 den Zunamen ,Sletz' stellt, ist wohl Fehler
für .intübus' (Ahd. ül. III 4><9. 4. 501, 30; Pfianzengloäsare).
Bed. I c hieher oder ein andres W.V Bed. 6 beruhtauf .S'cAfefzi//
(s.d.). Vgl. noch mlileizen ff. (wo hin und wieder die Schreibung
.schletzen'), echlitzen 3 mit Anni.
ab-: abläuten (am Telephon). Göd-mi''' Nüd a"!
hed-er [der Polizeikommissär] g'seid und abg'schletzt L
(aus einem Schwank). — abe"- bzw. appe"-: gierig
hinunterschlingen AABb.; ScuwE.; UwE.; Usw. Der
Lieni . . . hat Alls uf einist welle" a. und ine"tcorgle".
Lienert 1891. — ubcre-- s. Bd IV 1189u. — üf-.
,1'ie Stalltüre wurde auf- und sofort wieder zue-
g'schletzt.' Obw Blätter 1900. Es het d' Feiläden üf-
und zueg'schletzt. KvTavel 1922. — unie°-: Etw. hin-
uud herschlagen Ndw (Matthys). So vom Winde; Der
Wind schletzt d'Pfeistcrläden ume".
umenand-: sich als Dirne herumtreiben Aa
Schbftl. — Zu Schletzen (Sp. 800).
an-. .Uolaphum iiifligere, einschmutzen, an-
schmutzen, ansehl.; impacti fluctus, angeschletzt
wällen oder angeschlagen.' Fris. 1541. — Vgl. nn-sMeizm
mit Anm. (Sp. 807).
i°-: 1. ,1 n entere, einschl.' Fhis. — 2. intr., ins Schloss
fallen. D'Uüstöre' schletzt »". JKoos 1907. — ine°-:
(Speisen) gierig hineinschlingen SchwMuo.; UwE. —
ver-: 1. (Vorräte, Geld, Zeit) vergeuden, verschwenden
B; ZBauma, Bül., F., Kn. Alls r. Er hed Geld und
Zit verschletzt ZKn. — 2 (Speisen) gierig verschlingen
Aa; S (JKeinh.). Euse' Französ packlet sine" [Esskorb]
... und föht das Zugs ung'scheniert und as% ivarm a" v.
AGysi 1881. D'Suppe" v. wie b'sesse". ebd. 1899. Ig
ha" numme" Chummer g'ha", er well d' Platten au''' no'''
dermit [mit der Blutwurst] r. JHeinh. 1901. [In der
Budenstadt] ico-n e" Wilde mit grusligem G' schrei jung
Tube" verschletzt und sust allerlei. W Müller 1908. —
z"-rugg-: zurücksclileudern, -werfen. , Darum fuhr
er [der Vater anf die Rede des Sohnes] erstaunt auf
und schletzte den Kopf rückwärts, dass am Hals schier
die Scharnier krachte.' Ndw Kai. 1889. 's Mosbetli
schletzt si"s [Fenster-]Sc/äWt z'rugg. Lienert 1913. —
z'-säine°-: = schletzen 5 .\aF.; L. Syn. z.-hauwen
(Bd 11 1811). Si händ das Zug z'sä7ne"g'schl(tzt AaF.
Vil Stadtherre", ganz und halb, wo spotte" über 's Bure"-
chalb, tuend aic* Uerdöpfel z's., und niemer a's de'
Bür tuedf's] setze" L. 'Wie die Chind die dichg'sottne"
Eier z'sämme"schletzi"d ..., es ist e" wäri Freud zue-
z'luege". WMüller 1908. S. noch (?€-sc/t?a)-j>(Sp. 051 u.).
— dnr':''''e''-: durchbringen, = ver-schl. 1 ZBauma.
zue-: entspr. scft^efzen .2. a) ein Taschenmesser z.,
= schletzen Sa BK. — b) = schletzen 3b, „schmetternd
oder mit starkem Geräusch zuschlagen, zB. eine Türe"
Aa; Bs; B; Gl; L; G; Sch; S; ThMü.; Ndw; U; „Zg";
Z. Schletz d'Chuchitür zue! BStdt; Gl; GWe.; Z.
Var. zum Volkgreim Bd II 200 u.; VI 1802M. Schletz
d'Türe" nid so zue! Der Luft hed d'Türe" zueg'schletzt
B. Es hät-mer d'Türe" vor der Nase" zueg'schletzt.
D'TugeH findt in irem Tempel nur eleinig Frid und
Bue" und der Frechheit, zum E.iempel, schlätzt-s'-e"
51
803
Schlaz, scblez, schliz, schloz, schluz
804
vor der Nase' zue. JBHXffl. 1813. Ein Fliehender
schletzt 's Tenntor hitifier im zue. I'steri 1853. [Er]
seit's, schletzt 's Fetsterli zue. ACorr. 18(50. Ich Han-
ne' de"' derfür [ftir den Spott] d'Tür aw'' zueg' schletzt,
es hat 'tunet i' dem Hüs inne'. CStreiff 19(i1/2. Je
me'-nie" bläst, je me' gi'Ts Für, tmd uem-me' zue-
schletzt, chrachet d'Tür. ONao. 1910. 8. noch chesslen
(Bd HI 5i!0); üf-schl. Em Geisteskranker .schletzt
Türen zu.' IdSO, Z. .[Dann] warf es eine Sidelen die
obern Stegen herunter und schletzte der Mägden
Kamniertür zu', von einem Spuk. 1703, ebd. S. noch
Sp. 6.S7M. Intr. Der Banz isch use', d'Tür schletzt
zue WMoRF 1917. I''' g'höre' 's Gätterli dehenn, es giret
und schletzt zue. Schwz. Heini-Kal. 1918 (AaL.). —
C) 's MuH z. Ndw (Matthy.-). Der hät-ere' 's Ptapper-
türli zueg' schletzt. Lienert 1889. — In Bed. b bei Martin-
Lieuh. II 477.
zer-: mit Gewalt zerschlagen BGr., Ha. D's Bistal'
u"' d' Seilen hed's alls süfer zerschletzt BHa. Einen
Zettelfaden z. BGr.; s. reitlen (Bd VI 1658M.). Auch
intr.: Ein Zettelfaden zerschletzt. ebd.
Schletzens. Nur in der Verbindung Schletzis
mache' ZF. = d' Schiet zi ge'; s. schletzen 6, Schletzi II
mit Anm.
Sehletzer ni.: 1. pers. a) wer gewohnheitsmässig
die Tür hart zuschlägt UwE. — b) Vergeuder, der alle
Vergntigungen mitmacht Z. Das ist en andere'' Schi.!
— 2. als Sachbezeichnung, a) „Aderlassschnäpper Aa
F.; L." — b) Fälladen LÄsch. — c) Frack ZO. (Hürli-
mann); vg\. schletzen 4a.
Gänterli-. Der G. ha', an Abführen leiden U,
so Sil. — Eig. wohl: oft in den Fall kommen, das Gnnlerli-
tirli (die Tür zum Abtritt; vgl. <J Unter S Bd II 38 1) ,zuzu-
schletzen'; vgl. Türli-Oiyer (BJ II 153).
Schletzete" f.: entspr. .sc/i/e<^en i 6 und 3 UwE.
Schletzi 1 m.: 1. wer schletzt (in Bed. Ib) UwE.
— 2. = Sehletzer la L (RBrand.st.).
8cliletzi 11 f.: auch Nacht-Schi., = Letziöaf.
Nacht-L. (Bd III 156'2 f.) ZF. D' (Nacht) Schi. ye". —
Aus Lnzi durcb .Anlehnung an »Motzen (etwa weil dabei auch
das ,Tttrschletzen' eine Rolle spielen kann '/). Vgl. noch scldeizm 6.
Schletzie m.: Hoffartsnarr Bs. P* xc(/t Nit sage',
wenn-er no''' de"" Schi, to' frieher war; dö isch-em Nit
sehen und süfer g'nueg g'si'. Hetzel 1885. — Jlit frz.
Suffix -ier; vgl. BSG. XII 3 Fussn. 2.
schletzig; seitlich geneigt, abschüssig Ndw
(Matthys); ü; zu schletzen Ic. — Vgl. die Anm. zu schJelzen
(Sp. 802). Nicht bestätigt ,schkizuj [ohne BcJ.-Augabe] GT. ;
Z'; allenfalls zu nchletzen ä oder 4.
Schletzangf. ,Flictus, schl., getöss, das pletschen.'
Fris. 1541.
Schleiz I m.: was beim .Schleizen' (in Bed. 2) ab-
fällt, abgezogene Bohnenfäden, Maiskolbenblätter Hanf-
stengel GGr. — Ein Nom. ag. (ahd. "ileizzo) in .Schleiz', Per-
soneun. 1518, Z; vgl. die Anm. zu Schhizfr.
.Schleiz II C-ä-Jf.. PI Schle": .Weibsperson, welche
das Eigentum schledit zu Hate hält, un^l es, so nament-
lich Speisen, in andere Häuser verträgt' ApK. — Vgl.
Urnen-, txr-tchleizen S, ferner Silileil mit .4nm. (Sp. 7fi6).
schleize°. 3. Sg. Präs. und Ptc. -t: wesentl.
= schlissen I (Sp. G72). 1. a) zerreissen, spalten GWl.
,Es habe gehagelt, dass die langen Türkenblätter ganz
g'schleizt (geschlitzt) worden seien.' — b) = schlissen
laf, schleifpjfen III2a (Sp. 140). a) ein Gebäude, eine
Stadt niederlegen. .Daz sy daz selb hus [das ihnen
auf dem Lehensgut zu bauen verstattet wird] ab der
vorgen. hofstatt, wenne es inen füeklich ist, mugent
schl. und dannen ziehen.' 1403, Z. ,[In der Wasser-
not von 1343] runnent dri müllinen uf der A mit dem
hus enweg, das her Hans Müllers was ... und ge-
stuond an der brugg ... Und do man das hus sleizen
wolt [um die Brücke zu retten], do brach die brugg
und ran als enweg.' Z Chr. XV. ,NN. band der statt
[StGalleu] getröwt und gefluochet: Sölt dir Gott den
rufen [1. .ritten'] gen, wie lang du dich werst, so muost
dannocht geschlaizt werden,' 1490, G. ,übgemelte pläz
zegwinnen oder zeschleizen.' Ansh, ,Es wer geordnet
[von den Führern des thurgauischen Aufstandes] ufif
sechs bletz zuo kommen, da sy all tag sechs Schlösser
schlaizen, bis sy alle abgeton und geebnet.' 1530, Z.
.Ist das der ... die stett geschleizt hat?' 1530. Jes.
.Sonnenberg ward gschlaizt.' Sicher 1531, ,Es solte
auch denen von Zug ir kilchen erlich widerum ziert
werden, so inen in dem krieg geschleizt,' Val,Tschudi
1533. ,Tecta adsequare solo, schl,, niderbrechen ; urbem
funditus sustollere, zerstören, schl.' Fris, 1541; ähn-
lieh in den spätem Auflagen und bei Mal.; s. noch
Sp, 674u, ,Gott hctts myni vatter nit vertreit, dass
er im hett ^yn tempel gschleizt.' JMurer 1559, ,Wie
Caraillus ,.. die statt Veios eroberet und gschleizt.'
LLav, 1569; .verwüstet.' 1670. ,Das Mord zu rechen
und Wesen zu schl,' RCts. .Zürich schleizte Utzna-
berg,' Hott, 1666, S, noch Bd VI 379 u. 433 u, (GGotth.
1599), Noch A, XIX.: .Aussgehends Augstmonat[1815]
ist die Vestung Hünningen bei Basel von den
Schweizern und Allierten beschossen und eroberet
worden, bald hernach geschleizt.' Bai'er.nchr, Neben
,(ver)brennen,' ,[1350] brachen! der burgermaister und
die von Zürich des ersten die bürg [Rapperswil] und
brantent ouch die und schlaiztent si geinzlich,' Z Chr.
M, XV, , Brünnen, schl., schadgen und wuosten,' FrSnd
1446, ,[Die Österreicher haben im Münstertal] alles
verbrent und geschlaizt,' 1499, Cälvexf, 1899, ,Die
huren brennen und schleizend', ein Schloss, Kessl.
,Uf den grund, boden schl,' uä, ,Die zwei Schlösser
,,, wurden geschleizt uf den grund,' Z Chr. XV.; an
andern Stellen ,uf den boden, herd schl.' .Ephron ...
geplünderet und autf den boden geschleizt,' Z Bib, 1548
(,Zeiger'), ,Die vesti [Belp] ward uff den grund ge-
schleizt.' ^EcTscBüDi, ,Anft' den grundboden schl,,
Square solo; vom grund auff schl,, niderbrächen,
schleissen, tecta adaequare solo,' Fris. (auch ,zuo boden.
auss dem grund ausshin'); Mal, .Nun ist das klösterli i
Vaar ganz buwloss gewässen, die muren und holz- '
gezimmer ,., alles uf den grundboden erfulet, alss '
das maus uff den boden müessen schl.' um 1567, SchwE. '
,l)as er [der Türke] alles in grund geschleizt.' 1574. j
HBcLL. D. .Sie werden dich [Jerusalem] auff den Boden I
schl.' JMüLi. 1665 (Übers, von Luk. 19. 44. statt '
.schleipfen' der Bibelübersetzungen; griech. üaffioSoIv :
3e). S. nochBdII771u.;lV10'24o.; scWtssen(Sp.ti74o.). I
— ß) niederreissen. zerstören, verderben übh. .Schleizt.'
1474, Lied (Var. zur Stelle Bd II 438 Anm.), ,[Die_-
Glarner haben] die mess und sacrament abgeton. die
pildnussen der heiligen und die altar geschleizt,' 1531, '
Strickler, .Affiicta senio aut tempestate arbor, nider-
geworffen. zeboden geschleizt.' Fris. 1541, .Branntnian
den widerspännigen. so in der statt [Wil] oder davor
garten, hüser. wysen oder anders haltend, schleiztend
die zun. namend inen, was da was.' Bossh. Chr. ,[Ein
805
Schlaz, sclilez, scliliz, schloz, scliluz
Lehenmann hat uA.] die ligerling uss dem keller ge-
nomraen, die wand zwischen dem kiiey- und rossstal
geschleizt.' 1550, Z BB. .Karzuo ouch etlich das holz
in iren liüseren gar wüestlich bruchind und in dem
füeren des holzesden neclisteii [,weg] durch die jungen
höw farind und gar scliädlich sclileizind.' 1570, Hutz
1865. ,I)ie Zeunung und Stiekel [wurden] verbrennt
und Alles [in Haus und Hof] iäraerlich geschleizt.'
1622, Gr (Supplikation J(julers). — y) ,ein land sohl.',
verheeren. .Vermeinten ouch, die ganz Eidgnoschaft
in eim monat ganz ze schl.' 1499, Gfd. (L Chron.).
,Understan ... das ganz Tliurgöw zuo schlaizen.' GWil
Chr. E. XV. ,So sy den Venedigern ir land schleiztind.'
1521, Strickler. ,l)ass soUicIi kriegsvolk in das Sund-
göw ... komen, das sehl. und verderben ... werde.'
1525, Absch. .Understond das ganz land [Engadin]
zeschl.' Ansh. ,Do sorgt man stets, her Markquart von
Ems wurd ... das Rintail und Turgow schlaizen und
schädigen.' Sicher 1531. ,üer küng Hasan wirdt er-
schlagen, die land werdend eingenommen und ge-
schleizt.' 1531. 1548, V. Mos. (Überschrift). ,Gesehleizt
und verwüest mit krieg, attrita bellis Aethiopia.' Fris.;
Mal. ,A1s die retischen Land ... von Bayerlürsten ge-
schleizt wurden.' Gdler 1616. Neben ,(ver)brennen.'
,Zugend in daz Hege, fiengend an das schl. und allent-
halben ... ze verbrnnnen.' DSchill. L. ,I)as Münster-
tall [wurde] geschletzt und verbrennt.' Edlib. .Brantend
und schleiztend das land wüestlich biss an Hiuidwil.'
Vad. ,Der herzog von Österrich hat vorhin das land
alles lassen schl. und verbrennen.' JiG.TscBCDi. Das
Volk an Stelle des Landes als Olij. ,Ist der herzog
von Meiland begirig ... uns [die Puschlaver] und die
gemein Pünd ganz nider ze trucken, ze schl., zer-
stören und vertilgen.' 1499, Gr. ,Wo ir [ilie Gemeinden
am Zürichsee] üch senilichs angenoinnen fridens
weigern ... so wellent wir [die VO] üch nit verhalten,
dann dass wir ane Verzug uff üch ziehen, die [die
Zürcher] mit roub, brand und wie sich gepürt, schl.
und undertrucken.' 1531, Abscb. ,üass unsere fygend
von den fünf orten ... die unsern zuo Horgen und
da umb schleizend und verderbent.' 1531, Strickler.
— 5) schädigen, verderben mit abstr. übj. ,Doniit nun
ein Volk und der gmein nutz, fromm und eer ge-
schleizt würt.' HßüLL. 1533. ,Sy [die .bäpstlei'] band
innert 15 jareu diegrosten und sterkesten Völker wider
einandren zerrütt, das so vil seelen, eere, lybs und
guots geschleizt ist, das es nit ze rechnung komen
mag.' ZwiNGLi. — c) = schlei(p)fen IIl2b. „Ein Land-
gut seiner Zugaben, zB. des Düngers, Holzes, der land-
wirtschaftlichen Werkzeuge plündern, den Wert des-
selben dadurch sclimälern, wie es fallierende Land-
wirte zu tun pflegen L; Zg", ,in der Landwirtschaft.
dieGüter auf schädliche Weise abnutzen' Schw (Glossar
zum Schw LB.). ,Die Hypothekargläubiger bzw. In-
haber dinglicher Rechte können bei der Vollziehung
dieses Schuldenrufs gegen die Anliandnahme der
Liegenschaft folgende Einreden geltend machen: ...
dass dieselbe seit Errichtung ihrer Hypothek oder
[ihres dingliehen Rechtes durch positive Handlungen
oder Unterlassungen der Besitzer erheblich entwertet
^Ggeschleizt) worden sei.' Schw Schuldenruf- und Gant-
ordnung 1867. Belege aus dem XVII. s. unter fül
|(BdI789o.); Fliss (ebd. 1211o.); Zue-satz (Bd Vll
1566u.). Einen Wald durch Raubbau entwerten. ,W^ere
aber daz die ... Manessen den berg und die holzmark
ze Manegge [an denen benachbarten Höfen Nutzungs-
rechte zustehen] verkouffen ald sust holzer bouwen
ald sleizen weiten ... daz sol nicht beschehen.' 1345, Z;
,den berg und die holzmarch ze Manegg . .. verkouffen
ald sust hölzer houwen oder schl.' 1437, ebd. ,Das
ouch mit heiterm geding von dem geineinwerch hin-
füro gar nützit mehr gerütet noch dhein holz un-
gebnrlich geschleizt werden one erlouptnus und be-
willigen unser oder jedes unsers vogts zuo Knonow.'
1563, Z Hq. 1915. ,[Die Wälder der Alp Sentis] sollen
.. in keinem weg geschediget noch geschleizt werden.'
1.583, GKapp. 1847. S. noch raten (Bd VI I8O80). —
2. wesentl. = schlissen 2 (Sp. 67b). a) grüne Bäume
(Sträucher, Hölzer) entrinden, „die grüne Rinde von
den Tannen streifen" Gr^A.", L., ObS., Pr.. Seh.. sG.
Holz schl. GrA., Cast.. s(j., Valz. En Baum schl Gr
Kl. Di' Geiss hend dt' Born grad g'schleizt GaGrüsch,
Valz. S. noch TannBüschli (Bd IV 1768). einen ä.
Beleg unter choren II (Bd III 4461. — ß) „den Hanf-
bast von den .Stengeln ziehen, streifen", eine nachbar-
lich-gesellschaftliche Herbstarbeit der Frauen und
Mädchen Gl; „Gr'D., He., L., Mai., ObS. (spez. Fuess-
Hampf). Pr., S.. Seh., Ths, UVaz, Val.; GG., Gr., 0.,
We.; SchwE. ,Die Hanfstengel werden anfeine Wiese
gelegt, bis sie rös' sind. Nachher werden sie g'schleizt,
dh. eine Handvoll Stengel wird unter den linken Arm
genommen, Wurzeln nach vorn gerichtet; die linke
Hand hält das Bündel oberhalb der Wurzeln. Nun
kommt Stengel um Stengel dran. Etwa 15 cm über
der Wurzel wird abgebrochen, weil dieses Stück zu
holzig ist. Der Stengel wird mit seinem untern Ende
auf das mittlere Glied des rechten Zeigefingers gelegt
und mit dem rechten Daumen festgehalten. Einige
cm weit wird der Stengel mit diesen zwei Fingern
zerknüllt, so dass die Fasern zum Vorschein kommen.
Einige derselben werden gefasst und dem Stengel
entlang gezogen, wobei der Stengel, lose mit dem
linken Arm und der linken Hand gehalten, vorwärts
marschiert. So werden die Fasern rings um den
Stengel beseitigt. Die gewonnenen Fasern wickelt man
zunächst um den rechten Zeigefinger, bis man genötigt
ist, sie wegzulegen. Die Arbeit geht erstaunlich rasch
vor sich' GSev. (DBrütsch). Mer hend (fertig) g'schleitt
CrHc. Si chommetid de' Hanf die Woche' nid alle
3'schl. Gr (Tsch.). S. noch ratschen (Bd VI 1849o.).
,Man lässt den Samenhanf 3 Wochen und den andern
(Fimmel) 8 Tage im Wasser rozen (rösten) und pflegt
den meisten nicht zu brechen, sondern abzuziehen
(schleizen).' Gr Sammler 1808. ,Der bessere [Hanf]
wurde geschleizt, dh. der Bast von Hand vom Stengel
gelöst. Das Schl. war ein erstes Festlein.' GBaümb.
1913 (GSa). ,Es soll ouch nieraan schlaizen in der
stat noch zwuschen den toren noch uf den bruggen
noch uf der mur.' GfiMai. äStR. XV.; wiederholt: .Es
ensol ouch niemand in der stat und vor der stat in
den husren ouch nit uf den prucken kainen hanf schl.'
GRMai. Stadtrodel 1539. Uneig. Es (Das) göt me
g'schleizt, hemmungslos, rasch GrCIiut; vgl. es schlaizt,
geht handlich, bei Fischer V 930 (unter schleissen 115).
— y) Türgge' (GGr., Sa.l, Chifel (GGr., 0.) schl., die
Maiskolben blätter. Bohnen fäden abziehen. DerTiirgge'
weir g'schleizt und d' Herdöpfel werend au''' g'sotte',
winn der Messmer si' Pflicht nit 'tue' hett, durch sein
Läuten das anziehende Gewitter nicht verscheucht
hätte. AiBR. 1888. — 8) „den Balg, Haut von Tieren"
807
Schlaz, schlez, schliz, schloz, schluz
808
abziehen, ausbälgen, schinden Gl (auch It St.). —
3. eierig (we^)e>!.'!en; \g\. dannen-schl, Schleieer 1 c,
Schleizi sowie schlissen I3b (Sp. 677). ,Zwüschenii
RVVillin von Wäiliswyl eins und den knechten, so ver-
gangner jaren zuo den Einsideln utf den römschen
keiser [dh. auf dessen Kosten] zert und gesclileytd
[1. .geschleytztd'; vgl. ,urfechtd' uä. in der gleichen
Quelle) habent, anders teils ist erkcnt, daz die knecht
Willin umb das, so ein jeder geessen und trunken hab,
usrichten und bennegig machen söllent.' 1510. Z EH.;
vgl. zur Sache Schleizi. S. noch Heuer (Bd 11 1821). —
Schleize" n.: \. e»t!<\n. sehleizen Ih. , Mit miet, gaben,
kriegen, brennen, schl., töUen und allerhand Übels.'
ZwiNGH. ,Nit on merklichen schaden baider bistumb
in claustern und schlossern mit blundern, schl., zer-
schlachen und verbrennen.' Kessl. ,Ein grausam ge-
tün ist allweg in seinen oren und im friden kommt
im verderbniss und schl.' 1560, Hiob. ,Bei vorerzeliltem
Jammer, bei dem Nemmen, bei dem Schl. der Kirchen
kan man doch den Zugang zu der Gnad Gottes be-
halten.' JMüLL. 1665. — 2. entspr. sehleizen 5ß (s. auch
d.) (iR; GSa. Si sind am Schl; Jetz geid denn bald
d's Schl. an Gr He. Si hen'' mit Schl bis nö''' Mitter-
nacht a'g'hebt GRlJVaz. ,Das Schl. in den Kuchenen
solle auch gänzlichen verbotten sein.' GrThs Feuer-
ordn. 1767. ,Pas Sohl., wie es hier genennt wird, oder
Schelen des Hanfes ist bei uns gewönlich, und eine
sehr langweilige, höchst verdriessliche Arbeit.' Gr
Landw. Ges. 1781. — un-ge-schleizt ,-sst': nicht
entwertet; zu sehleizen Ic. .Solle ein solcher Güter-
besitzer das Unterpfand also zurückstellen, wie er
dasselbe angetreten hat, also ungeschleisst. unverändert
in seinen Gränzen [usw.].' Scnw Ges. 18'28 (nach dem
Abdruck von 1860). — Mhd. sehleizen, formell Kaus. zu
»cÄiwsen / (Sp. 6T2), mit Diesem wesentl. gleichbed.; in ein-
zelneu Auwendungen noch schwäb. und vorarlb.; s. Schm.^ II
5i0; Fiscber V 9:!0, ältere Belege aiicli bei LexerII9Tl; Ur.
WB. IX G16. 617 f.; Sehm.» II 534. Unsicher ist Rochh.'s
Angabe für Gl: ,in Schlissen gehen.' .Ungeschleisst' kaum
altertümlich wie zB. verecheisst : veraeheizen (Bd VIII 169-t),
sondern halb nhd. Vgl. auch die Anm. zu tehletzen (Sp. 801);
schlitzen .?.
ab-: wegreissen GnSchs. Wettertanne" hed's 'bäuggt
und va" Bueche" Gamme" abg'schleizt. Scuwzd. (GRSchs).
.Üisturbo, ab-, zerstürraen, niderbrächen, a.' Fris.; Mal.
— ab-g«-schleizt: heruntergewirtschaftet, ent-
wertet. ,Weisst ja, wie man es mit einem gründlich
abgeschleizten Hof hat.' Gotth.
üf-. De" Hampfü., zu Ende .sehleizen' (in Bed. 2ß}
GRig. (Tsch.).
ume"-: vagabundieren GG. — Vgl. Schleizer ul, auch
Schleiz II.
an-. ,Ällidere, anstossen, anschl.. anschmutzen,
znohinschl.' Fris. 1541. — Vermischung mit nn-achletzen
(Sp. 802).
üs(s)- (bzw. OUS-): a.) = sehleizen ^a. GrHb. —
ß) zu Ende .sehleizen' (in Bed. 2p) GRCast. Wer heind
ousg'schleizt. — y) = sehleizen 2y Gl.
ver- (-ä- ApI.. M., -ä- ApK.): 1. a), wegreissen' aScHw.
Dö g'sehnd-er, da.«« d'Muota äste einist so hüflcge''
chund, dass-si Steg und Weg, d'Chrütbetti und d' Matte"
verschleizt, ver.iü"'et und vergrinnet ! — b) = sehleizen Iba,;
s. Bd 11 771 u. — c) verderben. ,Wo Einer dem Andren
sine Güeter verschleizte oder verwüeste [Titel] ...
Wo Einer dem Anderen durch sin Guot holzeti, fiert
oder mendt und im da Schaden tuet.' SchwG. LB. 1605.
— 2. ,n)it dem Eigentum, bes. mit den Speisen ver-
schwenderisch umgehen und sie wegschleppen' Ap (T.)
I., K., M. ,Abt Berthold der liess dem kloster 14 kelch
... Die wurdend al im krieg verschlaizt, dass etwa
lang das gotzhns kainen aignen kelch hatt ... Der
gross kelch ward hern Walthern von Elgöw versetzt,
der fuort in gen Zürich under die Juden.' Vad. — Zu
'2 vgl. .SMeiz II; ver-sMeipfen, -sMeiken, -srhmauehen.
hin-: aufbrauchen. , Wo nun alle ding söltind gmein
sin, meinst du nit, das sömliche zigynerrott [nämlich die
Wiedertäufer] diu güetly hinschl. wurde?' HBull. 1531.
— zue-hin-: = an-schl; s. d. (auch die Anm.).
nider-: = sehleizenlba. .Also ward ... die ringmure
nidergeschleizot.' Z Chr. 1336/1446. ,So heig er daz
schloss zuo Lodenn [Lodi] an einem ort nider lassen
schl.' 1516, Z. ,Da sy [Aufständische] all tag sechs
Schlösser niderschlaizen, bis sy alle abgetan.' 1530,
ebd. ,N., destruere. diruere; in planum eifundere
muros. die raauren n., abbrächen.' Fris.; Mal. .Begab
es sieh, dass . . . die Chumer . . . das Schloss zue Cosio
... stürmten und auf den Grundboden niderschleizten.'
Güler 1616. — ,Nider-schleizung f.; disturbatio.'
Fris.; Mal.
dannen-: aufessen; \g]. sehleizen 3. , [Die Herren
vom Löffelbund deuteten durch ihr Abzeichen, den
Löffel auf dem Hut, an] sy wöltend Genff uffrässen,
wie man ein suppen mit löffeln dannen schleizt.' HBull.
1572. — (hin-)weg-: = sehleizen Ibahzv!. ^. N. habe
,als mh. zum panner vergangnen jars ussgnommen ...
gerett: pots wunden und pots liden, si wend mit fulen
Sachen unibgan. ich wolt, das küng und keiser kemint
und es alles uff den grundboden hinweg schleitztint.'
1530, Z RB. ,Dann es [Schloss Müss] ward geschleizt
gar hinweg.' Val.Tschüdi 1533. ,Man vermeinte, es
wäre am besten, selbiges [Haus] auf dem Boden weg-
zuschl., weilen keine Güter darzu beworben werden.'
1718, Z.
zer-: a) = sehleizen Ib. ,Z., (de)vastare, demolire.
depopulari, concutere, destruere, exterminare, in solitn-
dinem redigere.' Fris.; Mal. a.) = sehleizen Iba. .Als
nun die Eignossen daz huss Griftense gar unn ganz
zurschleitz[t] haftend.' Edlib. ,Das hauss dess Herren
habent sy verbrent. und alle kostliche gebeuw und herr-
liche ding zerschleitzt und zerrissen.' 1530/48, III. Esra;
.zerschleitzet.' 1667. ,Do zugend des herzogen lüt fflr
Sonnenberg und zerschlaiztents.' Sicher 1531. .So sie
nit eingelassen, zerschleizten si denen, so auf des abts
Seiten waren, ire geben vor der stat.' Val.Tschudi
1533. ,Uf sollichs habend die Grawen bündter das
schloss ... bald angehept abbrechen, zerstören und
z.' Kessl. ,Die altär z. und zeboden werffen, diripere
aras.' Fius. ; Mal. .Belägertend das schloss, gwunnends
und zersclileiztends.' HBull. 1572. ,Etwan sind durch
Erdbidem, Brünsten. Krieg . . . ire alten Staramhüser ...
zerrüttet, verderbt und zerschleizt worden.' JJRüegkr
1606. .[Barbarossa] verbrennet und zerschleitzet sie
[die Stadt Mailand] biss auf den Grund.- Gcler 1616. '
, Jerusalem ist zerschleitzt worden.' FWyss 1655. S. :
noch Bd IV 1861 M. — ß) = sehleizen ifiß. ,Desshalb '
hat Ezechias, der fromm künig. disen vorgemalteii .
schlangen, als im die Juden anfiengen reuchen und
opfern, zerschleizet.' LJun (nach II. Kön. 18,4, wo in
der Z Bibel ,zerstiess' nach Luther). ,[N.] hab ... im
sin huss und alle verschlossne gemach uffgeschlossen,
Schlaz. schlcz, scliliz, schlez, schluz
810
durclisuocht und zerscliloizt.' 1530, Z. ,Als dann etlicli
... daselbst [zu Uznach] die gezierliclihait, die zno
lob und eer Gottes gewe.sen. zerschleiz[t] und zer-
brochen habend.' Kessl. .Wird das luiss übell in eren
mit tach und gniacli gehalten, an venstern und andern
dingen zerschleizt und presthaft gemacht.' 15-13, Z.
,[Die StGaller sollen den Abt entschädigen] ouch unini
alles, daz sy darin [im Klosterneubau zu Rorschach]
zerschlagen, zerbrochen, zerschleizt, daruss verenderet
oder enteeret habend.' HBüll. 1572. Uneig., von Hand-
lungen, Einrichtungen. ,Es wurdent ouch fil fromer
erlicher lütten begreptnis zurschleiz[t], zurrissen und
abtan', infolge der Reformation. Edlib. ,Noch wenn
alle ding zerschleizt und verderbt sind, so müssen sy
zum letzten . . . die billigkeit an d band nemmen.'
ZwiNGUi. — y) = schleizen Ibf. ,Das ganz Insubria
[wurde] von järlichem kriegen dermassen erschepft.
verderbt, zerschletz[t] und gar verwüest.' Kessl. .Als
sich der löuw [Babylon] in hochmuot setzt, mit über-
muot vil rych zerschletzt.' JMurer 1559. , Die [Re-
bellen] dann der eergyt also greizt, das inen schier
war das land zerschleitzt.' Madritiana 1581. , [Totila]
so Italiam zerschleitzt.' RCvs. ,Die ... das Land
der Alenianniern weit und fern zerschleitzten.' Gtler
1616. .Stadt und Ringkraaur [wurden] von den Türken
sehr zerschleitzt.' Amm. 1630. S. noch ent-plütideren
(BdV119). .Völker z.': .Auflf den heutigen tag setz
ich dich über die Völker und künigreich, das du auss-
reutist, abbrccbist, verderbist und zerschleizist.' 1530/
60, Jer. — b) (Kulturen, Wälder) durch (unvorsich-
tiges oder böswilliges) Betreten verderben; vgl. ay
und schleizen Ib^. .In dem syen sy im in daz sin glott'en,
haben im daz sin zergengt und zerschleizt.' 1489, Z
EM. ,Dass hinfür weder gmeinden noch sonder per-
sonen die rechten ebölzer und fronwäld nit mer wie
unzbar schädlich zergengend, abhouwind und zer-
schleizind, sunder unverwüest bliben lassind.' 15'28.
EEgii Act. ,Alss ThGrossmann von Hiingk ... Heini
i Notzen by nacht und nebel on alle not und ursach,
allein uss angenommenem nyd unil hass etlichs ghäld
1 räben zerschleizt ... hat.' 1540, Z RB. ,N. bruchte
i nit die gewonlichen weg, zergangte und zerscbleitzte
I inen damit ire zun und hölzer.' 1545, Hotz 1865.
i ,Tnendt gar grossen schaden in ... opss. reben und
allerlei fruchten, die sy biderben lütten zerschleizent.'
!1564. Z. .Wenn einer gross kosten durch das ganz
jar im fäld gehebt hat und es an dem ist, dass einer
einschneiden sollte, ein anderer das auf dem feld stat,
, verbrennt und zerschleizt.' LLav. 1582. ,Wo die Jar-
I geng aus gotlicber Benedeiung also guet und richlich
an Obs, Eichlen und anderen Früchten, soll er [der
Senn] dasselbig von Frömbden nit z., enttragen noch
veruntreuwen lassen.' ÄAMuri GOrdn. XVII. — Zer-
schleizen n.: a) ents\>x. zer-schleizen aa.. ,.\ber die
Spanier habend nit minder schaden tuon . . . mit zer-
schletzen, rohen und brennen ... dann die Türken.'
Kessl. — b) Vergeuden: .Ist ... angezeigt worden, das
... mit verkouffen des holzes von etlichen gmeindts-
I gnossen eben grosse gfar und unmass gebrucht werde.
I Derhalben und darmit nit einer gmeind zuo Rieden
i mitlerzyt durch söllich überflüssig z. der hölzeren an
\ holz manglen begegne [usw.].' 1584, Z. — Zer-
i schleizung f.: Zerstörung. Verderbung, Vernichtung.
' ,Die Zerstörung und z. der bilden.' LJüd. ,Von z.
Ninive.' Z Bib. 1531. .Zerstörung, z. der kilcben.' 1531.
Salat. .Z. der fruchten.' 1533, Z. ,Was anderer Völker
z. und undergang ursach geben hatt.' 1585, Absch.
.Für serst Zerstörung s Regiments, demnach Z. s Vater-
lands.' Gespr. 1599.
S c h 1 e i z e r m. : 1 . a) Zerstörer. .Der Widersacher zer-
knist uns, der schl. macht uns auss, und der zertretter
vertreibt uns auss unserem land.' 1530/48. Jes. .Die
sind vom schl. umbkommen und von schlangen getödt
worden.' 1530/48. Jrn; .Verherger.' 1667/1701; zitiert
von OWerdm. 1564 (dafür Herb. 1587 .verderber').
.Schl.. depopulator. direptor, grassator.' Fris. (auch
1541); Mal. — h) wer Hanf.schleizt'. dafür gedungener
Arbeiter OrHo. — c) Fresser. .Ein schl., fresser. hnmo
edax. edo.' Fris. fauch 1541); Mal.; s. auch Fräss
(Bd I 1317); Rfim-üf (Bä VI 922). ,Du Schl.', Josua
zum gefangenen König von Ai. RScbmid 1579; nach dem
Zshang eher hieher als zu a. — d) Vagant GG. —
2. Werkzeug. = Hoh-Schelhr (Bd VllI 552) GnCast..
He.. ObS. — Zu 1 c vgl. scMeizni 3, zu 1 il umen-Khleh(er)en.
.Sehleizer'. Personeon. 1.538, Z.
Heiden-. ,Der h. ist schon von seinem ort auff-
brochen.' 1530/87, Jer.; iJ&Xo&psücuv l^-jt]. — Holz-:
= n.-Scheller (Bd VIII 552). Sehleizer 2 GrA.. hPr.
ume"-schleizere": vagabundieren GG. — Zu
Sehleizer I d.
Schleizeri" f., in GrKI.. Seh. PI. -erne": Fem. zu
Sehleizer Ib GRHe., Kl.. Seh. En Purst und zwei
Sehleizerna GRSch.
Schleizet m. GRGrüscb. Kl., Seh., -te" GRSch.,
Ths; GW., -ti GRCast, L.. -iti GGr. — f.: 1. das (ge-
meinsame Hanf-). Schleizen' (der Frauen und Mädchen).
aaOO.; vgl. dazu AfV. XIV 19/35; Gr Mbl. 1923. 82/5.
An de" Schl. fd' Sch-te', -ti) gän. E" feini Schl-e". .Es
sol nieman kain schlaizty han ze nacht vor der stat
weder in hüsern noch höfen noch an den Strassen.'
GRMai. StR. XV. — 2. a) ungefähr bestimmte Menge
Hanfgarben. die einer .Schleizerin' zum .Schleizen'
aufgegeben wird GW. — b) Lage, Haufen abgezogener
Bohnenfäden GGr.
Schleizi f.: Prasserei. ,In dem jar [1509] hatt der
römisch keiser ein grosse schleze zuo Einsidlen, und
am III. tag merzen bran Einsidlen und das münster.'
WSteineh Chr.; vgl. ORingbolz. Geschichte von Eins. I
(1904) 559 f. 561 (wo betr. den Brand aus Schodoler:
.Domalen meint Jedermann, dass der Unfall daher
käme, dass die Wirt den Knechten zuviel geschrieben
und der römische König bezahlen müssen, das sie ver-
zehrt hätten'). 563 f.. und nnter schleizen3(S\t. SOI o.). —
ON. .Schleizi-Wieseu' ZEH.; vgl. Jie Anni. zu Sehlu^i (Sp. 690).
Früse" Früsche"-: Zweige einer jungen Lärche,
aus denen man eine Früsen (Bd I 1330) macht GrAv.
Hütt will-i"'' Fr. abne" und e" Früscha mache''.
Schlei zig. in Ap schläzig bzw. -zi, in Bed. 2d
schlärzig: 1. a) ,was sich gern abstreifen lässt Gl".
.was sich leicht abziehen lässt, Rinde, Haut udergl.'
ScH (Mey.). — b) was sich leicht spalten lässt. von
Schindelholz GGr. — 2. a) geschmeidig, biegsam GO.
— b) .geschmeidig, anziehend, reizend, reizvoll, allg.'
Ap (T.). — c) leicht, hemmungslos von Statten gehend
Ap. Von Tänzen. Kommt mer nend no''' e" sehläzis
Ruggüsserli oss ''em Tobler-Büechli. Ap Anzeiger 1897.
Di' se'be" schläzege" Appe-zeller-Büchriberli, wo den
älteste" Lüte" no''' t" d' Bd" fari'd. ATobl. 1909.
's Gigampferli, se'b sehläzis Wälserli, wo d'denn all so
gern kört ond 'tanzet hest. JHartmann 1912. Adv.
811
Schlaz, schlez, schliz, schloz, schluz
812
Schi. gö'. M'enn-i''' denn die Zäuerli a'se" schläzig oss
''ein Halszäpßi vöre" 'trollt ha". JHiRiMsNN 1912.
Die Vortragsanweisuiig scÄ/äst wird bei ATobler 1899.
340 als .gemäclilicli, gemütlicli', S. 368 als .neckisch,
launisch' erklärt. .Im Gegensatze zu den Nicht-Appen-
zellem, die das Lied gewölinlich in galoppniässigem
Tempo ... herunterhaspeln, singen wir Appenzeller es
in behaglicher, gemässigt langsamer Gangart, wie wir
sagen ehe' grad a'se" schlcizi.' Ar VL. 1903. — i)schlar-
zig, .weich, schlüpfrig, zB. von ganz weichem Käse
fSulz-ChdsJ, der gern den Hals hinuntergeht' Ap. —
e) fügsam, willig, gutmütig GoT. — f) e" schläzige''
Brueder, Clieih, ein .urchi^er, flotter Typ' Ap. —
3. gefrässig (vgl. schleizen 3)'^ ,Die Geistlichen aus
Zürich seien bettelhafter, schmarotziger und schl-er.'
ÜBrXgg. 1782. ^ H"-: unfügsam, widersetzlich GoT.
Schleizi°g f.: 1. entspr. schleizen Ib. ,Als wir
allda [bei Mailand] mit zweien der unsern wolgerüsten
Schlachtordnungen hinder dem geschütz. ouch spla-
naden, so wir uf ein myl wegs rings umb mit ver-
züchung der graben und scbl-ungen der böumen, do-
mit wir sy dester bas sehen und inen nach würkung
unsers geschütz in ir Ordnung on hindernuss der
graben loufen möchten, gehalten und gestanden.' 152-1,
Strickler. .Zerstörung und schl-ung der landen.' LJcd
1530. ,Was für Zerstörungen und schl-ungen er autf
erden geton habe.' 1531/60, Ps. ,Als die selbigen
[Goten usw.] mit erbäruiklicher schl-ung alle land
durchzogen sind.' Gualth. 1553. — 2.= Schle.izet GsHe.,
Kl., Valz. D'Schl. han. En kcrjösi Schi. — Vgl.
Fischer V 931.
Schlitz m.: 1. Schlitz, (Ein-)Schnitt AaF. und It H.;
Ap; B; LE.; Gr; GEh.; Scu; Th; Ndw und weiterhin,
doch gew. nur in besondern Anwendungen. .Fissura
in cute vel vestimento.' Id. B. a) Schnitt in der (mensch-
lichen, tierischen) Haut, Schnittwunde BE. und ItZyro;
L (Ineichen), Kiss am Ohr eines Menschen, zB. infolge
.\usschlitzens eines Ohrrings Schw. Mach im e" Schi,
i" d's Ör! B (Zyro). S. noch Bd V 213o. (in der Ver-
mnndartlichung bei OvGreyerz 1897 Schlitzi); Sp. 162 o.
Spez. von der Ohrenspitze aus 2 — 3 cm tief ins Ohr
hinein geführter Schnitt als Zeichnung von Nutztieren
ScHW. — b) in Tuch, Kleidungsstücken, a) .Riss in
Kleidern' L (Ineichen). .Durch Schneiden gemachter
Riss in Tuch' B (Zyro), .verlängerter Einschnitt in
einem Tuch, Kleid' ScawMuo.; Z. S. Bd VllI 214u.
(1550, B), — P) zur Verzierung. Am Jeppe"chuUli der
Tracht von BG. : Hinn''er i" der Mitti ist e" Schi., 13 cm
höj. Der ist i"g'fusset mit eine" schmale" röte" Sü^m,
wi' 0'"* d's ganz Chuttli unw'er u"'' vor. BXrnd. 1911.
451 (Abbildung). Bes. in cler alten Tracht; vgl. zer-
hauwen 1 (Bd 11 1810); zerschlitzt; Schl.-Rock 1 (Bd V]
838). ,\Vo dannenthin iemands zerhüwen hosen trüege,
die syend nüw oder alt, wellen wir, dass die buoss von
inen an alle gnad gezogen werd ... So dann ouch etlich
nach ussgang erster Ordnung zuogefaren und ir hosen uf
den knüwen zerhüwen, etlich ob den knüwen ab-
geschnitten, etlich einen oder zwen slitz drin gemacht,
über ort oder grad.' 1530, B Ref. Auf die alte Zeit
gehn auch die folgenden Stellen. D'Ermel vom olive"-
grüene" Chleid [eines Junkers]«" vortun abe" g' schlitzt
g'si" . . . Z'beidsite' vom Schi, si" engt Reihe" g'sV vo"
chitgelförmige" rerguldete" Chnöpfli. RvTavel 1910.
,Erstens\ het der Landvogt g'stit, ,si" Eni Oberermel
[verbotenerweise] g'schlitzt ...' D'Jumpfer Manuel
het es dunlcelbrüns Chleid g'ha", und us de" Schl-e" a"
den Ermel het di' wissi Slde" vo" der Füetteri füre"-
g'gugget. ebd. — y) am Frauenrock. Einschnitt oder
offen gelassene Naht zur Erraöglichung des Ein-
schlüpfens (am Unterrock hinten, am Oberrock hinten,
seitlich, in einzelnen Trachten vorn) oder (zugleich)
als Zugang zur Tasche (gew. seitlich oder hinten am
Oberrock) AAWohl.; Ap; Bs; OnNuf., Pr.; GW.; S, so
Thierst. (.Öffnung auf der vordem Seite im Unterteil
des Rockes'); W (Tscheinen); Z, „Öffnung in den
Weiberröcken, wodurch man nach der Tasche langt,
übh, jede solche ausgeschnittene Stelle. zB. ganz vorn
am Weiberrock, allg."; vgl. Schl.-Eock 2 (Bd VI 838).
.Die Werktagsröcke wie die Unterröcke waren an
ärmellose Gestalten angenäht und deshalb hatten beide
den Schi, vorn', in Obw bis A. XX. JHeierli 192'2.
In de" Schi. griffe", obsc. GRGrüsch (Tsch.) ; vgl. Bed. 3b
und u. Juppen-Sehl. Auch die Brustöffnung einer aus-
geschnittenen Frauenbluse GrD. — 8) am Männer-
hemd l) die Hemdöffnung auf der Brust Ap (auch bei
Futterblusen); GF.; Th; U. S. noch scWisseZe»j(Sp.691).
— 2) der Einschnitt am Stock Z. — 3) (SchlitzU) der
Einschnitt an den Ärmeln Z. — i) der Einschnitt zum
Einschlüpfen an Blusenärmeln, .Armstössen' Z. —
;) an Männerhosen, l) an Kniehosen zum Einschlüpfen.
.Hansli Jowäger hatte noch Speckseitenkutten, Gilet,
wo die Säcke Deckel hatten, und wenn er nicht Spitz-
hosen trug, so waren seine Hosen doch aufgeschlitzt
bis zum Knie, und selten war der lange Schi, zu-
geknöpft.' GoTTH.; vgl. dazu: ,Schlitzli an den Seiten
[der Hosen] mit Knöpfen oder Schnallen ermöglichen
das An- und Ausziehen.' Bärn[>. 1904. Die änge",gratie'
Hose" si" bis under d'Wade" g'gange" und hei" z'underst
uf der ussere" Site" ne" fingerlangen offene" Schi. g'ha".
RvTavel 1913. — 2) Hosenladen Ap; GrD.; niTH; Z
(ältere Angabe), (auch SchlitzU) Hosenladen an Hosen
für kleine Knaben (ohne Verschluss) Z. De" Schleti
off ha", zueviache" Ap. ,War also der Sehl. zur Seite
altmodisch geworden, so gab dagegen der Schi., der
den Latz, den Hose'lade", das Hose"tdri allmählich
verdrängte, um 1850 den Gegenstand eines heftigen
Federkrieges unter den militärischen Verwaltungs-
behörden ab.' Bärni). 1904. — c) in andern Stoffen, bes.
in Holz und Metall in technischer Verwendung, a) an
der Kielfeder Z (Spillm.). — ß) an der Sparbüchse.
Es si-em richtig e" par Batze" zum Schi, use" g'falltf.
VoLKsFRD. ■ — y) ä" einem Stuhl zum Fassen Aa
(Hürbin). — 8) in einer hölzernen Unterlage zum Ein-
stecken von Figuren: Figüre" us Pappe"dechel, wa-
rnen i" hölzigi Füessli mit eme" Schi, het chönneti »"•
siecA'c". OvGreyerz. — e) an der Tül- Ler {Bd III 1366«.)
zur Aufnahme der Bohrerstange Z. — 5) = Kolte7i-Schl.
THArb, — ri) Öse der Nadel im Rätsel: E' Spitz und
e" Schi, und e" Schlämperli"g dra" B ( Kunz). — 6-) Ösen-
artige Öffnung des .Schlänggens' (in Bed. 2a) .\ABachs
b/Aar., Mandach. — t) am Bayonett. ,[Es sollen] beide
Schlytz nit wyter gemacht [werden], alss die Mugg
in irer Dicke und Lenge erlyden mag. ouch der Quer-
schlitz nur so wyt hinyn gefylet, dass die Bajonet dem
Ladstecken nit zu nach kommen.' 1708, Z. — x) an
Kuchen. ,Schlifferli, dh, Schlifchüechli, aus bandförmig
langgezogenem Teig, deren eines Ende man durch den
Schi, des andern macht dur'''e"z' schliffe", durchzu-
schlüpfen.' Barnd. 1922. — 2. Tasche im Weiberrock Aa
(Rochh.); B; „GL"Schw.; GSa., We., Tasche übh. Gi;
813
Schlaz, schlez, schliz, schloz, schluz
814
GFs, F., Ms, Sev., T., Wl., Wb.; S<ihwE., Hosentasche
GlK. (Sack nur in der Verbindung im Sack ha"); GA.,
Sa., S.. VV.. We. Etw. in'n Schi, ne" GMs und weiter-
hin. Er het de" ganz Tay d' Hend im Schi. GSa., W.
Er het Gelt in alle" Schi e" (iLMoll. Er het ken Franke"
im Schi. GT. De" Wibre" deheimed mer bringe"d am
Älie"d di' läre" Schlitz hei". An[)E«l. 1S52. Es Tüechli
händ-si zu jeder Perm" g'leit |an der Hoteltatel], ivie
wann die Lüt e"kei"s Schnupftiiechli im Schi, g'cha"
hette'd für d's Mül abz'butze". CStbeiff 1890. D'Eids
genosse^schaft loerdi da wider kand so wagger i" Schi,
griffe", a's wie bim Chlause". ebd. 1900/1. D's Anrieh
cha"" d'Lismete" i" Schi. n¥". ebd. 1902. — 3. .Spalte'
BLenIt; Gl; Ndw (Matthys). Da het der Professer N. ...
si"s süber g'rasierte" Mül zu mene" breite* Schi, verzöge".
EvTavel 1910. Spez. a) als Feliler des Käses B. ,Bei
anormaler Gärung liönnen ... oft statt runder Löcher
sog. Spalte (Schlitzen) . . . entstehen.' FAnd. 1890. ,So
dass oft statt runder Löcher (Augen) längliche Spalten,
Schlitze, wie sie die Gläsler und die geblähten und
gespaltenen Käse zeigen, auftreten.' FAnd. 1898. —
b) pud. mul. Aa (H.); B (Zyro); St.' (,ini Scherze"). —
4. = Schöss 2a (bd VUl 1454 f.) AfK. Si hed 's Kind
uffem Schi. — 5. wohl = dem heutigen Schl.-Sack (bes.
von Hausierern über die Schultern getragener, an beiden
Enden geschlossener, in der Mitte geschlitzter Sack.
für Sämereien, auch Knoblauch, Zwiebeln, getrocknete
Wachholderbeeren, in neuerer Zeit auch Wetzsteine,
beim Militär (Artillerie) für Hafer, übers Pferd ge-
legt Tb; Z; MiLiTARSPR.). ,Were och, daz ienian urab
dehainen ussniann hinne in der statt körn köfte, daz
er uf den markt bringet in schüsslan oder in schlizzen
ungevarlich, da sol daz körn zu des messers banden
I kernen.' Tnüiess. StU. um 1400; Lesung sicher. —
Mhd. sin m.\ vgl. Gr.WB. IX 760 f.; Martin-Lienh. II 477;
1 Fischer V 987. Zur Bed.-Eutwicklung vgl. Schrämpfen. Un-
' sieber: <Si icenj hi der Spekutaziön e" tjrösmitige" SM. mache",
Gewinn Bs (altere Angabe); Verwechslung mit Schniii.'
Auge"-: IMni., Spalte zw. den fast geschlossenen
Augenlidern. Es hed üsg'iieh", %vie nenn es dem Prinz
z'vil z'tüe gab, sini Ougsdechle" z'lilpfe"; aber der Junker
W. het der P'druck g'ha", der Prinz g'sej dür''' das
I Ouge'schlitzli, won-er offe" g'la" het, .me'' als hundert
I Anderi vüt Sperrangel üfg'rissnen Ouge". RvTavel 1910.
— Angles-: .Engländertasche' hinten an den Hosen.
I [Ich sagte zu dem Hoteldiener] er werdi wol e" Pßffe"
1 ha" w'e d'Engiländer und richtig hät-er eini uss ''ein
\A. vo" hindenusse" rüre" g'nu". CStreiff 1909/10. —
Fecke"-: die Ötfnung zw. den hintern Rockschössen.
\Der Wirt wa/t-ne" fasse". Wi-ne" Tübe"habch schiesst
\im Köbeli o", packt-ne" mit ''em linggen Arm um ''f
\L%b, reckt im mit der rechte" Hand i" F. hindere"
\u"^ het a" der Fecke" wi' mit ere" Zange". SGfeller
1919. — Gloschli-: (Taschen-)Öffnung am Frauen-
rock BGr. (s. Bd VII6'26u.).
I Henib'" Himp- GMs, Sa., Hember- SrnSchl..
jffem_pc)--Ai'tw,(T.);Z, HämmZi-NDw (Mattlivs); UwE.;
ü: = Schlitz IbS. Chelber [s. Chalb 2d Bd l'll '217] wie
\Himpschlitz. Prophet 1855 (GSa.). — Vgl. Gr.WB. IV '2,
|983; Fischer III 1419.
Hüppe"-: = Gloschli-Schl. ScBSchL — Herz-:
= Schlitz Ibtl ZStdt.
Hose°-, in W Hosu"-: 1. a) Einschnitt hinten im
Hosen-Band (in Bed. 3 Bd IV 1330), wo der Hosen-
;V^M«eiangebrachtistNDw(Matthys). — h)= Schlitz lbZ,3
AaF. und It H.; Ap; Scbw; raTH; W (Tscheinen). —
2. HosentascheGL;GMs. — Vgl.Gr. WB. IV2, 983; Fischer
III 1835.
Juppe°-Aptw.(T.);GWe.;ScHSt.(Sulger),JüiJ;je»-
AaF,; BsL.; L; SchScIiL; Ndw (Matthys): = Gloschli-,
Hüppen-Schl. Grabserin zur Näherin: Mach-mer en
waggere" Juppe"schl., 'ha' e'so e" Mone"füst Platz het
un'' e" Wiberhon'' cha"" nohi" gu" were"! GWe.; vgl.
in den Schlitz griffe" (Sp. 81'2o.). Mer händ de" Pfütz
im Häfeli, schütt-mer de" Chrueg nüd um! schütt-mer-
e" nüd in'n Jüppe"schl. und schüttmere" nüd in'n
Hose"latz! Var. zum Spielreim unter Pfütz 3 (Bd V
r2u9f.) ZF. De' chann iez zum Jüppe"schl. üs gugge",
von Einem, der in einen Hof eingeheiratet hat L.
Dur''' de" Juppe"schl. zum Amt chu", durch Heirat Sch
St. (Sulger); s. noch Eren-Sitz (Bd VII 1730). — Vgl.
Fischer IV 134.
Chtte-: Schlitz (s.d. la) zur Zeichnung von Kühen.
,Wie hiess doch der Bengel zu U.storf, der nicht ab
dem Felde wollte, als es in seinem Dorfe hinter ihm
brannte? So Einem sollte man einen Kühschlitz in
die Ohren machen.' N. BKal. 1843. — Quer-. Am
Bayonett; s. Schlitz Ic (Sp. 81'2). — Rauch-, PI.
-schlitza BLissach: = H.-Loch 1 (Bd 111 1037), in der
Küchenwand BErsigen, Grossaff.. Lissacb, NBipp, Rüti
b/Arch, Vorimholz. — Rock-: Rocktasche Gl. Eine''
hat nuch e" Guttere" im R. g'cha". CStreiff 1900. —
Rolle»-: Spalte im Mastbaum des Segelschiffes zur
Aufnahme der Holle" TsArb. — Site°-: seitlich an-
gebrachter Schlitz. .Jede der Töchtern zog ihr Sack-
messerchen aus der Tasche zwischen dem Seitenschlitz
ihres Rockes hervor.' B Hink. Bot 1857. ,Zu diesem
Behuf [zum Schütteln des Strohsackes] greifen die
Hände durch den Hauptschlitz in der Mitte oder durch
je einen der vier Site"schlitz, welche auch die einzigen
.Angriffspunkte zum Transportieren bilden.' Bärnh. 1904
(BE). — Westen-: Westentasche Gl. Geld im W.
ha", in'n W. (ine") schoppe". Chüngeli hät's g'cha"
w'e chlini Herdöpfeli, me" hett's chännen in e" W. ine"
ni-n. CStreiff 1904.
Schlitze" I -M f.: 1. Riss TB. — 2. s. Schlützen I.
— Zu 1 Tgl. .Schlitze' f. bei Gr. WB. IX 762 und .Ritze' neben
,Kitz'. Dazu (?) , Schlitzen', Flurn. ScIiGuuten.
schlitze", in WMü. -u", 3. Sg. Prass. und Ptc. -t:
1. a) tr. bzw. abs., mit .haben', schlitzen Aa (H.); Ap; B;
Gl; Gr; LE.; ThMü.; Ndw (Matthys) und weiterhin.
Spez. a) ein Tier schl., zum Auswei<len GRPr.,
„schinden, ausschinden W", so Mü. ,Der Metzger
schlitzt das Tier' WMü. — g) (einem Tier, Menschen)
d'Ore", Üter, .d'nasen.d'baggen', d' Zunge" schl. D'Öre"
schl, als Merkzeichen, den Schafen B (Zyro), aus-
rangierten Militärpferden. Militärspr. Als Verstümme-
lung bei Menschen. .[Ein Appenzeller habe gesagt]
sy hettindt in irem laiid euch gesellen, die es ein-
ander also [in verbotener Weise] brächtindt; do redti
einer, er wölti, welicher es dem andern brechti, daz
man im ein or schlitzti, und welicher gelt von eim
herren näm, ders nit nemen sölt, daz man im die nassen
schlitzti; do redti der herr von Appenzell: wir wellend
einander die oren nit schl. und die nasen och nit, wir
wend guot xellen sin und einander lassen bliben und
sprechy zuo der wirtin, daz sy inen die ürten machti
und sy nider füerti.' 1513, Z. .Ammarentia Wäsch-
blätz, des alten buwren wib: Ja, solt ich [als junges
Mädchen statt zu tanzen] also gwerchet han, dass ich
815
Sclilaz, schlez, scliliz. scliloz, scliluz
816
also hett inöessen schwitzen, ich hett mir e lau d'oren
sclil.' HKJIan. 1548. ,Hat er [gejstolen: mit ruoteu
ussgeschlageii werden oder ein or scbl. oiler abliauwen.'
XVI./XVIL, Gl. S. noch üsbräitnen {HA V 02H). De"
Chüene' d'Üter g' schlitzt het-er, de'' Halungg! ein
früherer Melker, aus Rache. Süfeller 1017. D'Zunge'
schl. So ne'' bluetjunge'' Mansch und so e" Lurggi;
ine' srt t" so Ei'"m d' Zunge" schl.' L. ,[Der Beklagte
Süll] gottslesterliche wort ussgestossen haben, kam aber
mit dem laben dervon, doch au ihren [!J guot gestrafft.
die Zungen geschlitzt etc.' 1581, ZWetz. ,üas man
inn für Landtgricht stellen und die Zungen schl. oder
mit Ruten usstrichen lassen solle.' 1610, ZGiün. ,üass
er ein fulcr verlogner meineider Man und wirdig syge,
dass man imnie syn Zungen schlitze.' 16'2'2, Z. ,Dass
noch vor der Eiecution dess lebendigen Verbrennens
iro Zanerin die Zungen, mit welcher sie dass hoch-
würdigste Guet geraubt und verspüet, geschlitzt und
die rechte Handt, womit sie Solches und dass Cruci-
fix nidergeworffen und die heilige Firmung aus-
gekratzet, mit einem Biel abgehauen werden solle.'
1695, Gl. , Durch die nasen schl.': Für Nasenbletz
[s. Bd V 281] war kein Stempel vorhanden, wie es
scheint. Man soll ein solches Tuch ,mit dem Bensei
durch die Kassen schl.' wohl um 1000, G (JHäne 1899).
— Y) einen Baum schl., bes. vom Förster, ein Stück
Rinde wegschneiden, um ihn anzeichnen zu können
(mit dem Wahl-Hawcr, einer Art Messer) Schw. Holz
schl-W = rinden 1 (Bd VI 10-10) W. — i) ^ schkizen 'ß.
,Dass Niemand in Häusern Hanipf schl. soll. Item es
soll Niemand in Häuseren oder Ställen bei den Lichtern
nit Hampf schl.; war Das übersach, ist die Buss ein
Pfund Pfennig.' GfiMal. Statut, (urspr. von 1538). —
e) ein Tucli schl., zu Knopflöchern B (Zyro). — 1^) mit
der Schlitz- Sage" (Bd Vll 429 f.). der Faser entlang
sägen, vom Schreiner, zB. um an einem Brette für
gestemmte Türen oder Wände einen Zapfen zu
schneiden Aa; Ap; Gl; Gr; Th. Z'erst macht-er hen''en-
ane" en vierlcant A"hau, w'e-me" öppe" en l'fo-'l o"fangt
schl. Tu.-Vrb. D'Tiirfries, d'Fensterrame" schl. Gk. —
•q) einen ausgelösten oder sonst entwerteten Schuld-
titel schl., durch Zerschneiden ungültig machen, vom
Notar Schw; Uw; U. Syi). schlissen (Sp. 675 u.). —
8-) uneig., aufteilen; so wohl zu verstellen die ältere
Angabe: Si händ d'dritte" Klasse" g'schlitzt Bs
(DrMünch; nicht bestätigt). — t) refl., sich mit einem
scharfen Instrument eine Wunde aufreissen. Selb
Summer . . . het-sich dcrt Eine'" mit ere" Sägesse" u-iiesch
g'schlitzt M'"' Hit" het im 's Bluet nit chönne" g'stelle".
SGfeller 1919. — b) intr., sich spalten Aa (H.); Ndw
(Matthys). — c) unpers., es hät-em g'schlitzt, ist ihm
misslungen, zB. von einer verfehlten Spekulation G
(Id.); TnTäg. und ItPup.; vgl. auch schletzen Id und
schlitzen 3. — 2. a) ungenau schliessen, so dass, ob-
schon die Türe lest im Schloss ist, ein Spalt entsteht
BoAa., S.; SBb. Türen und Fenster, die ungenau
schlössen (g'lodelel oder g'schlitzt häi"). Barnd. 1914
(BS.). — b) obsc. = in de" Schlitz gritj'e" (Sp. Sl'2o.) Gr
Grüsch. — S. = schletzen 2b intr. (Sp. 801) GGoss.
D'Tiir schl. lö". — g'-schlitzt: euts\)r. schlitzen la.
a) g'schli Äugli, Sclilitzaugen S (JKeinh. 1905). —
P) e" g'schl-i Schnäugge", gespaltenes Maul von Tieren,
so von gewissen Hundearten B(JBürki 1910). — y) ein
,g-es Loch' s. Bd 111 lOlSu. — 8) g'schl-i Ermel, in der
alten Tracht B (Zyro). S. noch Schlitz Ib^ (Sp. 811 u).
Es g'schl-s Jctggli; s. Bd V 212u. — e) g'schlitzt (auch
g'schlitznig L) Gülte", zersclinittene, annullierte
Schuldbriefe L; Scnw; Uw; U. — Q ,g'schl. heisst
auch das Weib' B(Zyrü) — Aiiihd.«/itoii; vgl. Gr.WB. IX
762 f. ; Martin-Lienh. II 477 ; Kischer V 948 (auch in Bed. J c).
3 entstellt aus achleUen (Sp. 800 f.); Tgl. auch 2ue-sM.; (zw)-
schlitzt" für (zue)8chl€tzen auch eis. (Martin-Lieuh. II 477).
ab-: intr., abreisseu Nnw (Matthys). ,Die schönsten
Bögen springen oft bei dem Binden oder schlitzen am
Stocke ab, wenn . . .' Gr Landw. Ges. 1781.
üf-: aufschlitzen Aa (H.); B; L; SchR.; Z und
weiterhin. Ei"'m de" Buch ü. — nf-g*-schlitzt; von
Hosen; s. Sp. 81'2M. — Vgl. Gr.WB. I 7'26.
ÜS-: ausreissen a) tr. ,Das ime sin Zungen mit
einem ysinen nagel uff ein stock geheftet und er mit
ruoten geschwungen werden solle, biss er die zungen
usschlitze und ledig mache.' 1551, Z RB. — b) intr.
a) eig., aus der Naht gehn, von Stieben, ausreissen,
von Knopflöchern, ülirringen(löchern) Aa; L; Schw;
Nnw und weiterhin; St. D' Nut ist üsg'schlitzt AaF.
S. noch sich 4 (Bd Vll 151). -- ß) uneig., unpers. oder
mit(allg.) Sachsubj.. ausgehn, -schlagen. ,Lär ü.'; vgl.
Sp. 428 u. ,Da [näml. vor Gericht] ich mich versech, es
schlitz dir nit läruss.' 1407, Z RB. ,Es wäreiralss weuig
lärr ussgeschlitzt als im [näml. der untreuen Frau
und ilirem Liebhaber], war sy mir zum ersten in die
hend gangen als er, so wäre ir zum ersten ir teil euch
worden.' 1526. Z. .[Baalspriester:] Ich glaub khuui,
das d sach lär usschlitz [ohne schwere Folgen ablaufe],
band sorg, ir brueder, bruchend witz.' SBirk 1535.
,Innsonder ist inen ouch gseit, das sy nit meer zoo-
samen schlüft'eu söllint, oder es wurd inen nit 1er n.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Es sye etwas von iro wägen
vor den eegoumern gwesen, das schier nit lär uss-
gschlitzt were.' ebd. ,[Dem Dauphin wird 1444, falls
er seine Truppen nicht zurückziehe, vom Kaiser Ge-
walt angedroht:] dann nie keinem teutsche nation
dermassen anzuoreizen lär aussgeschlitzet.' Wcrstisen
1580. ,Die Sach ist mächtig schwer, die uns nit wird
ausschlitzen 1er.' MvRicius 1630. , Arnold [von Melch-
tal] forcht, es wurde ime nit lär usschlützen, floh gan
üry.' Stockm. 1633. ,Es wird ihnen nicht lär aus-
schlitzen, allezeit vor Gott nicht, wann sie gleich vor
der Oberkeit ledig aussgiengen.' FWyss 1673. ,Ubel j
(,nit vergeben, n. ganz, n. lichtlich, n. wol'), also u.' |
,Des der N. aber redte; es schlitz[t] dir nit vergeben I
uss.' 1467, Z RB. ,Ich han wol gedacht zur stund, ,'
das es nit ganz u. kund denen von Schaft'usen daz spyl; |
dann sy lagen wol zum zyl den Hegowern an irem j
land.' JLenz um 1500. ,Wo es fürer unserthalb übel i
u. sölt (darvor uns der allmechtig trüwlich behüete).' |
1531, B Ref. ,Es dörfte dir nit als wol u. als dem
Josaphat.' HBi'll. 1531. ,Wiewol ich ... mir auch nit
liederlich entsitz, das mir die sach übel usschllti.' I
HvlU'TE 1532. ,\Vir übel fürchtend, sötte er me an |
die ort kon, do er vormals gsin ist, es wurde im uit
vergebens u.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Wo sollich oder
ander derglichen gschrey meer kommen, wurd ir sach ,
nit so lichtlich u.' 1541. ebd. ,Judas: Gwüss wird s
[Jesus in Jerusalem] nit also u.; er wird einmal
im angstbad schwitzen.' Fdnk. 1552. ,Ich bsorg, die '
sach schlitz übel uss.' Haberer 1562. .Der äff greifft '
die sach an also, dass sy verkeerter weiss und etwan
übel usschlitzt.' Tierb. 1503. S. noch Bd Vll 1516u.—
Vgl. Gr. WB. I 956; Fischer I 509. :
817
Schlaz, schlez, scbliz, schloz, schlnz
818
ver-: zerreissen. 's hed ... alli Bäum verschlitzt
(■.'blitzt). Hindern. (Bs). Verderben Ndw (Matthys).
z'-rugg-: = hinderen-litzen (Bd III ISöti) GsHe. —
Aus z.-Hlzen entstellt; vgl. ab-achlitzig mit Aum.
z •- s ä m e ° -. Nur z.-g' schlitzt; s. z.-geschäret (Bd VIII
1113) BVoriniholz; LLutherii. — e°-weg-. Er hed-
em [Petrus dem Malchus] grad ei''s vo" den Ore" ganz
süber vom Grind e"ivegg' schielst. AfV. (älteres Ged. aus
AaF.).
zue-; = zue-schletzen (Sp. 802) GW.; Z (nach ver-
einzelter Angabe). — Vgl. die Anm. zu sMiizen.
zer-. Nur .zerschlitzt' = geschlitzt 8 (Sp. 815).
,Da ward gold, saraat und siden so gmein, dass man
das nie gesehen, die hosen nunhin niinme abgehowen,
aber ganz uf d kni zerschlitzt und zerhackt damit
füetret, also dass die füetre me dan der uberzug und
das zerhowen nie dan s neien kostet.' Ansh.
Ore''-Schlitze° n.: das Schlitzen der Ohren; vgl.
Sp. 814. ,Dem predicanten, so mit j[ung?] Ludwig
knecht ufF orenslitzen zuotrunken, die pfruond ab-
kundt und den eiJ ussem land. Uss gnaden, dann
grosser straff würdig.' 15'28, B Ref. — Zunge"-: das
Schlitzen der Zunge; vgl. Sp. 814. [N. habe sich] nur
mit 60 Ducaten von der Strafe des Z-s loskaufen
können. 1664, Absch. (GT.). ,Wo unser gnH. ... by Z.
[Schmähungen des frz. Königs] verbietind.' 1672, Z.
,Das Z., Ohren- oder Nasenabhauen 5 Pfd', Taxe des
Scharfrichters. 1729, Absch. (ennetbirgische Vogteien);
vgl. noch Bd V 619M.
Mül-Schlitzer m.: ein saurer Wein, der Einem
den Mund schlitzt ZMönch.
schlitzig: 1. , leicht zu schlitzen' Ndw (Matthys).
Schl-s Zug, das leicht ausschlitzt Z. — 2. freigebig
ZZell. Er ist nüd so sohl. — Zu 1 vgl. ,schlitzicht,
schlitzig' 1 bei Gr.WB. IX 764. 2 entstellt aus »cknKziy.
ab-schlitzig: schief geneigt ScuSt. (Sulger). —
Entstellt aus 'ab-Htzii;; vgl. ein-litzig (Bd III 1567) in gleicher
Bed. (Syn. ah-läij. ebd. 1166).
Schlitzli°g m.: Kerbe, Spalte BStdt.
G"-schlolz n.: was unordentlich herunterhängt
BHa. Es ist nummen eso es (?., zB. von fade ge-
kochtem Kohl.
Schlotze- f.: PI., Milchgerinusei, fleckige Milch,
entstehend bei eiternder Euterkrankheit der Kühe B
(AvRutte). — Bei Schm." II 540 iu andrer Bed. (.'<ch!otzen,
-u-, unreinliche Weibsperson). Hieher (?) auch, Schlotzen', Reb-
1 gelande SchTha.
1 schlotze", in BHa. -ew, 3. Sg. Prses. -erf BHa., -t
j Bs: 1. unordentlich lierunterliangen, von Kleidern BHa.
I Dem schlotzed d's G 'loand vellig, Der ist recht üs den
\Ghleideren g'hit. — 2. an Etw. saugen Bs; Tu. Syn.
.lotschen Uli, lutschen 1 (Bd III 1537) ; nuggelen (Bd IV
711). Er schlotzt ame" Messmoche" (einer Leckerei) Bs.
— Vgl. Schm.» II 540 («Motzen, mit Schmutz zu tun haben;
nachlässig, träge .sein ; am Saugläppchen saugen) ; Fischer V 954
)(«ci!o(z«n, lutschen); vgl. auch Gr.WB. IX 793 und tchlutzen.
jFürBed. 1 kommt auch «-Abi. von sMoüen (Sp. 784) in Be-
itracht, flieher (?) der Zuname (?) ,Schlotzelli, Meister Friedrich
Sachsen Baase, so toub ist.' 1540, Seh Chr.
j Schlotzer m.: Lutschbeutel für Kinder AaF., Fri.
iundltRochh.; Bs (schon It Spreng); L (Ineichen). Syn.
IMtr la (Bd III 1262); Nuggel 1 (Bd IV 711). —
jVgl. Gr.WB. IX 793; Fischer V 954.
Schlotzi m.: in seinem Äussern vernachlässigter
tfensch BGadm.
Schweiz. Idiotikon IX.
schlotzocht: unordentlich, mit Bezug auf schlecht
sitzende Kleidung BHa. Schi, dehar chun.
schlötzle": sich's bei Speise und Trank recht
wohl sein lassen, dieselben recht langsam mit Behagen
verzehren Scb It Kirchh. und St'. Nom. ag. Schlötz-
lerfi") ra. f. ebd.
„Sclilüze" f.: Weibsperson, die in verdächtigen Ab-
sichten hin- und herschlendert L."
schlöze": 1. Etw. herumschmieren, eine Sudelei
veranlassen GrV.; GWb.; WMü. (auch refl.). D's Chind
schlözt mit der Nidhi (Suppn) in der ganza Stiibn ummn
GrV. — 2. a) „in verdächtiger Absicht hin- und her-
schlendern L.' — b) „in einem dürftigen Zustand sich be-
finden, seine Tage kümmerlich durchbringen LE." — Im
Bregeuzerwald in der Bed. , schmieren, streichen' (Gr.WB. IX
793); Schwab. SMeze f., ünsauberkeit (Fischer V 955 aus
Neuhausen im OA. Tuttlingen). Vgl. zunächst ScMäuz(en)
(Sp. 800), weiter tcMotzm, aMulzen, auch echlaud-, tchlötl-,
tchlud-, zum Formellen Floz, -3-, Hotz, -u- (Bd I 1213. 1240).
Eins mit nnsrer Gruppe ist die Gruppe echlorz- (Sp. 661), mit
r-Elnschub. Hieher die folgenden Namen (?). ,Schlöz-Bach'
SchwWaag (bei Ib.). ,BSlüzer.' 1289, GRhein. ,Im Schlözer',
Flurn. SchSchl.
ubei-schleze": verschmieren BGr. (Bärnd.); s. be-
sclil. — nm e'-schleze": im Kote umhergehn Obw. —
b"-, in BGr., Ha. -schleze": verunreinigen, bes. ein
frischgewaschenes Kleidungsstück, ein sauberes Ge-
schirr, Gerät, indem man es in Gebrauch nimmt, an-
braucht BGr., G., Ha., Lau., Si. Synn. an-sudlen
(Bd VII 828); an-schlurzen (Sp. 663). Wo bist aber
g'si"? g'gugg wien dti dich b'schlözt hesp! von Ver-
unreinigung der Kleider durch Wasser ßSi. (DGemp.
1904). /;■ söU-mer net ging Hemmleni b., Mutter zu
den Buben, die mit der Wäsche keine Ordnung haben,
zB. für einen Tag ein friscligewaschenes Hemd in
Gebrauch nehmen und wieder ablegen BSi. (ImOb.).
Bes. häufig im Ptc. Es b'sclilozts Hemmli, ein frisch-
gewaschenes, das man einen Tag getragen hat BSi.
(IniOb.). Nimm en andere" Leffel, disc ist b'schlezte'
BHa. Es b'schlezts Chachtelli. ebd. t/""* denn heid
ier-mer ja no''' e" b'schlezte' (uberschlizte") Leffel g'ge't
Bärnd. 1908 (BGr.). Das b'schlözt G'schir'. ebd. 1911
(BG.).
ume°-schlÖzene° -e-: = u.-schlözen Obw.
Schlözete" -a f.: Schmiererei, bes. verschüttete
Flüssigkeiten GrV. Hest du en Schi, g'macht! bei
Tisch. Jez sind [beim Butterschwiiigen] birum Ulli
Göfli da, striche" mit dem Fingschi der A"chstecke"
und der Heize" ab und lecke" dra". Ich hä" krat fri
z'werre": Machet-mer aw'' nit e'so en Schi, in der
ganze" Stube" um. JJörger 1913. Auch von einer
dicken, schleimigen, unappetitlichen Suppe GrV. Das
ist e" Schi — Leim-: durch Lehm getrübte Flüssig-
keit. ,Was der Jordan tribt, ist wie ein I-en und
schlicht gar gemach und fast letach.' Stülz 1519.
S c h I i) z i I m. : unordentlicher, verwahrloster, nach-
lässiger, unzuverlässiger Mensch GMs.
Schläzi II -e- f.: Kotlache Obw. Es ist e" r'echti
Schlezi i" der Slträss. Von einer unangenehmen Medi-
zin: Der Dokter hed-mer e" rechti Schlezi g'ge" Obw.
— Auch Schwab..; s. die Aum. zu acldozen.
Be-sclllutz m.: klösterliche Klausur. Syn. Be-
Schliessung Ib (Sp. 720). ,Item es sol ouch unser
frowen [Äbtissin von Zürich] ein gemach gegeben
werden in dem beslutz.' 1470, GvWvss 1851/8 (Ver-
52
819
Scblaz— schluz. Schma — schmu
fOgnne des Bischofs von Konstanz); vorher: ,Uss dem
begriff der beslutz gon.' (Sp. 720o.). — Lesung sicher.
Das Masc. ist von be-arhliiuen aus gebildet. Das Fem. wohl
durch Mischung von .beslutz' ni. mit .beslützt' f., wenn nicht
geradezu letzteres W. zu lesen ist (-tz fUr -tzt begegnet nicht
selten). Vgl. die Abi. ,beslntzig' (oder ,-ü-'?), verschliessbar
Weist IV 199 (.Da sollent die huober han bereitet eine
truikene hiltte und einen beslutzigen stal dem vihe.' XV., OfFn.
Ton Metzeral im Elsass).
Schlütze" I -a GrD. (B.), Nuf., Schlitze" II -a
Grü. (nach jüngerer Angabe) Frauenk. — f., PI. un-
ver., Üiin. Schlitzt: altertünjliclier, einfacher, hölzerner
Verschluss an Türen, bestehend in einem inwendig
an der Türe angebrachten Riegel, der in einen Ein-
schnitt im Türpfosten eingreift und durch Drehung
eines durch die Tür gehenden Querstabes gehoben
wird GbD., Nuf. (veraltend). Und er, was liest, was
gist, d'Schl. var [von derl Tür um'drdt! SM. (GRNuf.).
— Zu einem Vb 'tchluize", Intensivbildung zu schliesten (vgl.
zB. , nützen' zu ,nies3en', , Schütze' zu .schiessen'). Die Form
mit -1- wohl durch sachlich bedingte Anlehnung an achlilzen;
für Annahme eines Restes früherer Entrundung bietet die betr.
MA. keinen Anhalt.
b'-sc li lütze": ein-, verschliessen. ,Wil ich ver-
dieben min herze ab der lieben, dar zuo mich dekeine
fuoge nützet; so gar in stricke haut ir ougen blicke
sinne, herze und da bi muot beslützet.' Schwz. MS. —
b'-schlützt: dicht verschlossen ScnHa.. Schi. Guet
b. ,Umb die veste drie graben schön beslützet giengen.'
Reinfr ,Ez ist ouch beredet, daz wir dien selben
metziern und ir nachkomen beidü wir und unser nach-
komen die selben metzie süllen besluste geben ouch
ane alle geverde.' I34'2, AaZoL StR. ,Daz der egenant
Henman Rüschlin ein gangk haben sol durch des
vorgenanten UoUi Klingnowers hös, doch also, daz
der selb HR. den obenempten gangk invassen, machen
und büwen sol beschlüst, daz er demselben Kl. und
derstat keinen schaden bringen [!].' 1411, WMerz 1915
(AAZof). S. noch Sp. 715o. — un-: unverschlossen.
.Etlich mh. Satzungen der raetzger, wins und ander
band, so in dem unbeschlitzten trog in der canzly
gelegen sint' '2. H. XV., Z (Inhaltsangabe auf der
Rückseite eines Aktenstückes). — Bei Lexer I 220 nnd
Nachtr. 70 aus Nürnberg und aus einer md. Quelle; bei
Fischer I 903 das Ptc. ,beschlutzt'. Über das Verhältniss zu
be-tchlifaBcn vgl. die Änm. zu Schlützen J. Beachtenswert ist
die Form ,beslust'; vgl. zB. die Anm. zu be-aehlipfen (Sf. 626);
achleizen (Sp. 807). Die eutrundete Form ,unbeschlitzt' deutet
auf einen fremden Schreiber.
Be-schlützung f.: = Be-schlutz. ,Underwisung
über ein recht redliche b. der swestren ... daz all
swestren ... söllent ewigklichen under einer ewigen
b. beliben und wonen in Iren clöstren.' XV., B. ,Sust
solt des Ordens gwonliche ghorsame, kleidung und
b. unveränderlich bliben', aus einer Verfügung des
B Rates über das Kloster Königsfelden. 1523, Ansh. —
Bei Fischer I 903 aus alter Quelle in der Bed. , Verschluss'.
schlntze": 1. = schlotzenS LStdt. — 2. naschen, auch
zudringlich erhaschen (Esswaren durch Betteln) ü, —
In Bed. 1 bei Gr. WB. IX 876; Martin-Lienh. II 478 (auch
= schlürfen). Vgl. noch die Anm. zu schlabulzen (Sp. 7).
ver-: zerfetzen; s. Fas-nacht-Butz (Bd IV '2008).
schlutzig, in U g'schl.: 1. unsäuberlich und un-
ordentlich gekleidet AaZ. (1815); darnach St.'. —
2 zudringlich, unverschämt bettelnd U. E' g'schl-
egc Bieger. — Vgl. Schm.» II 540 (»cMatzig, -ü-, klebrig,
schmutzig, morastig; träge, langweilig); Schöpf 626 {tchlulzig,
-o-, glatt, schleimig, morastig); Lexer 1862,219 {achlutziy,
schleimig, glatt); auch Gr.WB. IX 877.
Schlütze" II -i- f.: unordentliche Person WMü.
Be-8Cliliitzt f.: 1. = Be-schlutz. ,Ich bestetten üwer
b-e und wil nit, daz ieman, der under mir ist,
zuo üch ingang umb keiner band sach, weder umb
visitierens willen noch von capitels wegen [habe].'
1403, B. ,Der bichter [soll] die beschlütz[t] also wol
halten als die andren.' 1415, ebd. ,üie ... Privilegien
der b-e halb des usganges und inganges.' 1446, ebd.
,Das die swestren von der Observanz in tütschen landen
die höchsten und strengsten b-e halten sönd.' XV., ebd.;
nachlier ,beschlütz3chte'. — 2. Verschluss als Gerät.
,Sunstvil türen und schlossund beschlützte.' 1468, Gfp.
(RMötteli). — Mhd. *6e»(ii(z(e f. aus ahd. '-ida. Bei Gr.WB. I
1581 aus GvKeisersb. Vgl. auch die Anm. zu Be-schluiz.
Scilin-
Schma, schme, schmi, sclinio, schmu.
Schma (nach einer Angabe mit nas. d) m.: die zur
Bildung einer Figur am Jaccardwebstuhl erforderliche
Anzahl von Schnüren, Rapport Ap (Weberspr.). —
Frz. chemin.
schmie"; nur er-, rer-schm.
eT-schmie' BG., 0. (tw. -ew), so Br., Brienzwiler,
Ebligen, Gadm., Gr., Hk., Haslib., Hofst., Lau., L., Sa.;
GrD. (B.). L. C-en), Pr. (so Kl., -en Grüsch), Rh. (in Nuf.
auch -ihe"), V.; U; WGlis. Mund, Nat., Rar. wiE.C-ihWj,
Ried b/Brig. \t.(e'), -schmije" BR.. Sa. fen), Si.; GrD.;
ÜGurtnellen; WMü. und It Tscheincn (-WJ, -schme'ie"
BBe. (Dan.); GRCast., Ig., ObS. (-e'ije"), ,er-schmie",
•schmeie".' St., 3. Sg. Prses. und Ptc. -schmlt GrÜ. (lt.),
Hinterrh., L. (-dj, ObS. (-e'it); W Vt., -schmiet hivi.-ijet,
-exet BGr. (-d), G., Hk. (-d), Ha. (-d), Lau., R. (-dJ, Si.;
GrD. (-d), Ig., Kl., Rh. (auch Hinterrh.), V. ; W aaOO. (Ptc. j
-iÄot Rar.). Cond.-sc/imJe<iBR.:l. von der Äusserungstar- |
ker Gemütsbewegung, a) intr., mit, sein', „verblüfft, d.i. |
ganz verwirrt und bestürzt werden B; Gr; W" (auch |
Mü. und It Tscheinen), .erschrecken, in hohem Grade I
betreten, verblüfft werden' BSi. (ImOb.), erschrecken, ,
in jähen, heftig(st)en (einer Ohnmacht nahen) Schrecken
geraten (und dabei erbleichen), zsfahren, -schrecken,
zB. infolge einer unerwarteten Nachricht, eines grauen-
haften Anblicks, eines schlechten Gewissens BBe., Gr., ^,
G., Ha., Lau., R., Sa., Si.; GrD., Ig., L., ObS., Pr. (so
Grüsch, Kl.), Rh. (so zB. Nuf.), V.; U (ziemlich allg., ,
auch Urs.), .schamrot werden' GRÜast., L., , schäm- i
voll werden' GrV., auch ,erstaunen' GrD., , kleinlaut
werden' GRPr., nach verschiedenen Angaben .mehr
seelisch, körperlich' erchlüpfen (Bd III 683; Gega.er-
herzen GrKI.); vgl.: ,Erschmijer würde mit dem Wort
821
echma, schine, schmi, schtno, schrau
822
erschrecken ganz unvollständig bezeichnet sein. Mit
e. bezeichnet der Sininientalerdialekt mehr einen
moralischen Affekt, die allmähliche Einwirkung des
Schreckens, veranlasst durch das böse Gewissen, wenn
man sich über Etwas, das man wohl verwahrt glaubt
und Ursache hat zu verbergen, entdeckt sieht. Es
ist die Wirkung der Reflexion über die allfälligen
Folgen, die eintreten könnten, die Angst, die nicht
weicht und die sich bis zur Fassungslosigkeit in dem
immer blasser werdenden üesioht abspiegelt, nament-
lich wenn der Fall unerwartet plötzlich eintritt und
dem Überraschten die Möglichkeit fehlt sich zu fassen.'
DGemp. 1904. Nach neuerlicher Erkundigung in BR.
veraltend und hauptsächlich von alten Frauen in
Gespenstergeschichten gebrauiht, in BG. tw. nicht
mehr bekannt. Ich erschmiju" allimäl, uen'-i'''-si; [sie]
(jf'seÄ" W (Tscheinen). E. und erchlipfe" (ertattere")
U. Er ist tötäsche''bleiche'' g'si", so ist er erschmiet, nach
einer grossen Gefahr ebd. Kommt frühmorgens der
Pfarrer plötzlich ins unaufgeräumte Haus, da erschmiet
d's Wibervolch. ebd. Die het nid es guets G'wüsse'-
hest g'seh", wie-si erschmijet ist! BSi. Er ist (fürchtig,
ganz, g'hörig, recht, g'rad, schön u. ä.) erschmiet (usw.).
aaOO. Als entlarvter Verleumder. Betrüger ist-er grad
erschmiet Gr, so Hinterrh., Kl. Da [beim Zwetschen-
mausen] sim-mer sehen erschmiet U. Wie-i''' cho" bin,
ist-er grad erschmiet, ,ist kleinlaut geworden, hat sich
geduckt' GrKI. Jetz erschmijed-er aber, .jetzt wird er
stille und schämt sich' GrÜ.; Syn. er -stillen; vgl. Bed.'2.
Er ist ab-mer erschmiet BLau. Wie bin-i''' jete dessi
[darüber] erscAnüft.'VV. Wie d's Schniderli [\m Märchen]
die Kärliga g'seh" heig, si's süss scho" l;rad erschmiet,
aber doch heig's de"" chönne' tue", toi' wenn's-in [sich]
gar Nüt für'Heti GrV. (Bühl. Chr.). En Andere'' vä''
g'wüss krat erschmiet, der Kann- Alles aber ist ke'"
Dingi erchlüpft [vor dem leibhaften Tode]. JJörükr
1918. JeS'is, Jes<js, es Ung'hür! hed's [ein WeibsbiM]
g'rüepft und ist krat erschmiet vor Chliipf. ebd. Ime"
Augenblick ist der Gade" volle'' Für g'si"; d'Meigga
ist erschmiet und uf ^em Fleck stä" 'Mibe", a's hätti-
m(i''-sa [sie^ a"g'naglet. ebd. 1920. ,Darab [infolge der
Niederlage bei Kappel] die Züricher trettenlich er-
schmiet und by glouben gar erhaset, wo ir sy nit mit
üwerm zuozug getrost hettend.' 1531, B Ref. (BHaupt-
lente im Feld an den Rat). ,[l>er Statthalter Karls des
Kühnen zu Blamont liess 1474 den Absagebrief der
Eidgenossen] seinem Herren vor Neuss überantworten;
der erschmeyet darab, ergrimmete und kondte ein Zeit-
lang vor Zorn Nichts reden.' MStkttler 1626/7; vgl.:
,Der wart darab ganz übel content und entsetzt und
als gar entrüst, das er von rechtem zorn in einer langen
guoten wile nit reden wolt.' DSchill. B. — b) ,tr.. ver-
blüffen B"; Sa.; ,Gr; U" (St.'). .verblüfft, d. i. bestürzt
undganz verwirrt machen Gk; U" (St.*); WGlis, Mund,
Nat., Ried b/Brig. Tiet-mi''' doch nit-so e.l W aaOO.
— 2. ,bildl., vom Lärm nachlassen, still werden GrA.";
\&jn. er-stillen; vgl. den Beispielsatz aus GrD. unter
fl*. — er-schmlet: erschrocken U. Hei diesem An-
blick sig-er doch erchlipften und erdatterede" und er-
schmieder g'si". Uneig., von Blumen, bei Frost BBr.
'^D' Bliemleni sin grisli'^'' irsehmijeti wegen der schiz-
\lichen Chelti.
Das Gnmdvb wäre in ahd. Form einerseits 'smien (nach
ig. Prses. und Ptc. -ft<-hmii; vgl. die allerdings auf ahd.
Formen mit -w- zurückführenden hnjjm : ktt Bd II 1100 ff.,
ti-hni(j)en : »chnit; nach solchen Mustern chien : chu Bd III
149), anderseits 'amlen oder 'umiön (vgl. 3. Sg. Präs. und Ptc.
-achmut a.\\% ahd. -et oder -st; zur Bildung auf-eii ahd./iMi, yien,
auf -üngot./,t/flii; ahd. -en verbürgt -e' in WVt.; vgl. BSG. II
257; ebd. zum Praes. -le', -i»t, -ff); urverwandt sind sskr.
smdyafe, lächelt (verlegen, verschämt), seltener errötet (so
vom Himmel, Blitz), vUm-, wird betroffen, bestürzt, er erstaunt;
lett. smeju gew. refi., lache; altslav. HmijnU refl., lachen, mit
weiterbildenden Elementen griec-h. <fiiXoii(iEi3rjj (aus -ap,-),
gerne lächelnd, von Aphrodite, (iEiäu)a<0, läi-hle, lat. mtru» (aus
«m-), wunderbar (über engl.»iniVe, mhd. »mieUn, inneren, lächeln
s.u. »ehmieren ]); vgl.Fick*I 151. III5-29; Falk-Torp 1911,
1082; Trautmaun, Balt.-slav. WB. 270 f. Die Form -ichmije"
(diese, nicht -[/- ist wohl auch mit der Schreibung -ij- gemeint)
zeigt etymologisch wertlosen Übergangslaut (vgl. zB. Bi Bd IV
909; Sehirn Bd VIII 11; ebenso -sehmihe". Die Form er-aehmeit
GrObS. zeigt -ei- statt -i nach den Formen mit Hiatus-Diphthon-
gierung. Geographisch bemerkenswert ist die Verbreitung
über BO.; W (G. bis Rar. udE., abgelehut für Birchen, Lö.,
Törbel); U; Gr (Walsergebiet). Die wahrsch. sekundäre Bed. 1 b
darf jedenfalls nicht als Stütze dienen für die lautlich und
geographisch bedenkliche Zurückführung unsres W.esaufafrz.
esmaier, mettre en önioi, troubler. inquieter; etre en emoi, s'ef-
frayer, s'etonner bei LTobl. 1887, 109. Bed. 2 (nur bei St.)
ist kaum mehr als occasionelle Anwendung von Bed. 1 a. Vgl.
auch ei-echmlken.
\er-schmije" BSi., -schme'ie" B (s. u.): = dem Vor.
la, , verwirrt, erschreckt, beschämt, betreten werden'
BSi.,, fast wort- und bewusstlos werden- B It Freudenb.
(darnach St.'). ,so betroffen werden, dass es Einem
fast übel wird' B (Zyro). ,aus den Wolken fallen' B
(.\vRütte zu Gotth ). .verschmeje", erubescere, obmute-
scere.' Id. B. Wo-me"-mer Das g'seit het, su bin-i'''
fast verschmeiet B (Freudenb). 1''' bi" ganz ver-
schmeiet B (Zyro). ,Wie erstaunte und verschmeyete
aber Derselbe [ein Schulmeister, der sich ein Kleid
,lialb stettlich un halb barsch' hatte machen lassen],
als dieses merkwürdige Stück nach dem buchstäblichen
Befehl von oben bis unten aus zwei ganz verschiedenen
Hälften bestand, wovon die einte weit mit breitem
Rockschoss mit einer grossen Taschen und aufge-
stelltem Kragen, nach dem Baurenschnitt, die andere
aber enger, mehr zurück geschnitten, die Tasche in
den Falten mit hohem langem zurückgefaltetem Kragen
und ganz nach stättischem Zuschnitt gemacht war.'
B Hink. Bot 1825. .[Der Testamentsvollstrecker] schob
ihnen [den beiden Erben] den wüsten Kübel dar, nahm
das Papier weg, welches drinn lag, und fast halb voll
grober Silberstücke war er. Da verschmeieten Beide
fast, und ZUseli sah den Alten an mit einem Blicke,
als ob es sagen wollte: Warum hältst du uns zum
Besten?' Gotth. — Ptc. \er -schme'iet (geschrieben
auch ,-schmejet, -schmeyet'), in BG. -iet: vor Erstannen,
Schreck (bleich und) sprachlos, verblüfft, verdutzt,
verwundert, peinlich überrascht, eingeschüchtert B, so
E., Gerzensee, Stdt. ,U.' Fast nur präd. (bzw. ailv.); oft
mit Synn. V. si". J"* bi" ganz v. g'si". Der Gläubiger
was schier verschmiet, über den fröhlichen Gesang des
Schuldners. B Dorlkal. 1871 (BG). .Peter war [über
die Aussicht auf eine Erbschaft] ganz v.' MW*lien
1880. Wo du Drätti di' alte" [K8.muchen] g'metzget het,
bin-i''' lang tauben «'"' v-c g'si". Luo-li 1910. Wenn
öppe" mithine" e" g'meintc [eingebildeter] Schriber-
ne" [einen gewissen Bauern] a'räfet, ist [er] nicht v.
und wird niclit tüch. RGrieb 1911. Du-st"-si beidi
ganz v. g'si" wige" der u'verni'mftig höche' Summe".
EWüTKRicH-Muralt. Liselt, red nid so! Bis nid de"weg
erchlüpften und v-f. LWENouR-Gfeller 1916. D's
823
Schraa— scliinn. Schmach — schmnch
824
Änncmari isch ganz v. g'si' ob der Neicigkeit imd het
natilrlech Nüt nie'' mögen esse". RvTavel 1916. Da
bin-i''' de"' nid öppe" v-s, we"" Die ivunderliger st"
weder länge'' Most. Emmentalerbl. 1917. Dö ist-er
doch en Auge"blick v-e' g'si", infolge eines Schusses.
SGfeller 1919. V. cho", (a")luege", (dä)sitze", stä" ua.
,ünterdessen war Anne Bäbi da gestanden wie ver-
sclimeyet (vom Donner geifihrt).' Gotth. ,Der Gumi
sass bleich und v., wie ein armer Sünder, da.' Scawz.
ünterh. 1860. .Unschlüssig und v. steht er da, wie
Einer, der das Öl verschüttet hat.' B Dorfkai. 1863
Bisch chranl; ...? schnauzt ins [ein Lehrmädchen]
d' Tante" ... a", wo-n-es wider so bleich und i"g' falle"
vor ''ein Gafetassli g'sesse' isch ii"'' so v. i" das dünn
Gafewasser ine" stünet. Schwzd. (BoAa.). Öppen es
halbs Stündli drüf chunt der Köbi wider i" d'Chuchi,
ganz v. und düeh, wi-n-es Bilssi. RvTavel 1901. [Da]
heig-er doch du der Schlolter ubercho" u"'' säg du ganz
v-e'' zuen-ere" . . . Loosli 1910. V. luege'-si-nen [einen
Blutüberströmten] a". SGfeller 1911. V. staggele".
ebd. F. hocke" d'Bursch um ^e" Tisch. Der Bond 1911.
JDä isch-er ganz v-en ab. JBCrki 1916. Einen ,mass-
leidig und v. la° abzöttelen.' Bieler Tagbl. 1917.
Im Komp. Das guet Chind piet] nümme^ tciter g'wüsst
und isch no"'' v-er g'si" als vorher. EvTavel 1904.
We"" vor Bänze"s Augen urplötzlig der Himel wä'
letze'' worde" ... er hätt nid chönne" v-er si". SGfeller
1911. Im umschriebenen Superl. Am meiste" v. isch
d's Veröfiika g'si". RvTavel 1913. Attributiv: I" de"
v-e" G'sichter vo" si"'r Stiefmuetter und vom Pfarrer.
ebd. 1910. — Im Gegs. zu er-schm. bes. noch im Ptc. lebendig.
Schmn m.: Betrug, unredlicher Gewinn, fast nur
in der RA. Schmü mache", betrügen, bes. im ge-
schäftlichen Verkehr, unredlichen Gewinn machen
Bs; BS.; SchwE.; S; mTa; Z und wohl weiterhin,
aber tw. auf bestimmte Kreise der Bevölkerung be-
schränkt. Dass eppr dö kai Schmü passiert. Nichts
unterschlagen werde. Bs Carn. 1903. Sag's offen, öni
Schmü, Hinterlist! ebd. 1919. — Aus dem Hebr. (Ave
LallemantIV 472); vgl. auch Gr.WB. IX 1112; Martia-Lienh.
II 478; Fischer V 1014; Luxemb.WB. 389; Miiller-Fraiiieuth
II 453. Vgl. Schmal. Schmus.
Schmach, schmech, schmich, schmoch, schmnch.
Vgl. auch «<Am«(7i( usw.
Schmach f. (in ä. Spr. vereinzelt auch m.), .smehede
(2b), schmächt, schmächt' f. ä. Si'r. (vgl. die Anm.):
1. wesentl. wie nhd. Schmach; oft mit Synn., bes. in
formelhaften Verbindungen, so ,schm. und schand (s.
schon Bd VllI 876 f. 880), ,schm. und schalk' (ebd. 678 o),
,schm. und spott', ,schm. und Unzucht', ,schm. und
schaden' (ebd. 171 o). ,Die schmaach, uneer, oppro-
brium, dedecus, delionestamentum, crimen, deformatio;
Schmach und schand (uneer), probrum, ignominia, in-
famia.' Fris.; Mal. a) als Tatbestand, zuständlich.
Etw. für e" Schm. ha" S (Schild), ,üfneuien' uä. Hätte
der Sohn nicht mit seinem Reiclitum geprahlt, so hätt
's si" Atti ... für e" Schm. g'ha". Schild 1885. [Die
Solothurner setzten in Grenzstreitigkeiten] ein nüwen
galgen ... ulf miner herren [von Bs] ertrich . . . das
nu billich mine herren gröslicli besclimocht, dan ess
frillich billich für ein schmoch, schand und lesterliche
schmoch uffzenemen ist.' 1531, Bs Chr. ,Für ein
schmaach zuomässen oder an eim schälten und als
ein laster autfheben, vertere vitio.' Fris.; Mal. , Einem
etwas zur schmaach fürhalten und aufheben, objicere
probrum.' ebd.; s. auch Bd II 896u. Es ist e" Schm.
funde" Schand) Aa (auch It H.); Gl; SchR.; Ndw (Mat-
tliys); Z und weiterhin, zB. wie-n-ier's eurer alte" Muetter
mache"d! Z. uie-s' es efä" tribi"d AaF. 's ist e* Schm.
für di' ganz G'meind, zB. der baufällige Zustand der
Kirche, die Existenz eines Trunkenbolds SchR.; Z.
.Das [die Ausweisung aus der Stadt] im doch ein
grossy schm-t sye.' 1459. Z RB. ,Das im nu ein
grosse schm. und schand were, also uss üwer gnaden
landschaft zu schweren, dann er ie vermeint, söliche...
verschult ze haben.' 1516, AiB. (DHess 1818). ,Es
ist ein schmaach und ein schand, dedecus habetur
opprobriumque.' Fris.; Mal. ,Bist du dann gleert, so
lab darnach; die groben bricht [Imper.], ist dir kein
schm.' Fris. 1562. ,In schm. komen, sin' (s. Bd VIII
876u.) uä. (vgl. noch unter aß). .Wenn ichs tan hätte,
so kam ich in schm. und schand. kumber und kosten.'
155'2. B Turmb. ,Es gscheed im [einem Trunkenbold]
rächt, kombt er in Schm. [: darnach].' JMahler 1674.
,0 dass Gott klaget und erbarmet, . . . dass sei [eine
verhörte Hexe] in dis Übel und Schm. kommen
sei.' 1702, GrKI. S. noch Bd VIII 877 u. (1532, Z).
.Mit schm. bekleidet (bedeckt), besessen sin.' ,Da ...
bedeckest in mit schmaach.' 1530, Ps.; , schand.' 1589/
1638; ,hohn.' Luther; aiax,üvrjv. LXX; vgl.: , [Meine
Feinde] werden mit schmaach und schand bekleidet.'
1589/1707, Ps. ; 1530 : .schand und schäm' (nach Luther);
aiaxüvrjv xai eviponv/V. LXX. ,Ir [der Ankläger der
Susanna] herz ist bsessen mit schmoch [in andrer Hss.
,-aa-'] und schand.' SBirk 1532. In der Bibelspr. auch
pers.; s. Bd VIII 877 M. und vgl. Gr. WB. IX 881.
Spez. a) durch sexuellen Fehltritt erwachsene
Schmach. ,üb sy [ein Mädchen] sich on schand und
schm. verehlichet.' 1529, B Ref. ,\Velliche Tochter
. . . sich verfellen Hesse, die soll ir Schm. an iro selbs
haben und der Teter iro dess Magtumbs halber nutzit
schuldig syn.' 1609, Z Mand. S. noch Bd VIII 880o. '
— ß) durcli Beleidigung (s. bß) erwachsene Schmach; ;
s. Bd VIII 171 0. (1494, G; in andrer, nicht Schweiz, i
Quelle dafür ,der injurien und sm. halben'). 876u. I
(1492, G). .Einem ein schm. zuoziehn.' ,NN. haben |
Hansen Br. umb die unzucht, sm-t und frevel, so im
zuogezogen ist, ouch für sin schmerzen und costen ... |
genzlich ussgericht.' 1436, Z StB. ,Tätt im sölich sm-t |
we, die im der Ächtertinger zuozogen.' 1440, Z KB. i
.Denn die schm-t die N. im [einem von zwei Brüdern] ,
zuogezogen hett, tott inen beiden we, gieng inen so (
nach ze hertzen, das sy sich selben nit überheben |
mochtend, sy raüestind inn darumb straffen.' 1441, ebd. ;
.Einem die schm. ablegen', dafür Genugtuung leisten; i
in gleicher Bed. ,um die schm. wandel tuen' uä. .Umb ;
den louf und die smechte, alz die von Luzern ...
übel gehandelet und geschlagen haut den ainman von
Zuge ... [wird geurteilt:] die selben smechte suUen ,,
si ablegen und besseren unserm herren dem herzogen
und demselben sinem amptman.' 1351, Absch. (AaKöd.).
,Da manet üch [die der Hurerei bezichtigte] Grett im
Hof, was si üch manen mag, das ir ira dis richtent,
daz ira ir sm-t abgeleit werd.' 1381, Z RB. ,[ Wer die
gerichtliclie Klage auf Einlösung eines Eheversprechens
verliert, soll] dem herren buossen zehen pfunt pfening .
825
Schmach, schmecb, schtnicb, schmoch, scbmucb
826
und sol dem andern sin scbra-t abieggen, als dann be-
scbeidenlicb ist.' ZBass. Offn. XIV. /XV. .Getrüwet er
man sülle den Ströilin darumb [um eine Verleumdung]
büessen und sülle im ouch die grossen red und die
sm-t ablegen.' 1411, Z RB. ,Des [infolge Verleumdung
vor Gericht] sy zuo grossem kumber, kosten und
scbaden komen ist, vil schand und schm-t davon ge-
bept hat und getrüwt wol ... NN. söllent ira ir
schand, schm-t, schmerz, kumber, kosten und arbeit,
darin sy sy bracht habent unvcrschult und unverdient,
ablegen.' 1435, ebd. ,Das die von Baden ... [einer
ungerecht Verurteilten] umb den schni. wandel tnon
sölten.' 1438, Sch. Ein von Raufbolden Verwundeter
verlangt, dass ihm ,sins scbm-s, costen und schmerzen
zimlicherabtrag... beschee.' 1477, Bs Chr. ,[Der Abtvon
G]begertoch wandeis umb die schra. und abwisung [.Auf-
wieglung mittels Verleumdungen] der gotzhuslüten
[durch die Appenzeller und StGaller], och umb die
[verleumderische] verklagung. so si vor ... den Eid-
gnossen . . . getan band.' E. XV., G Mitt. ,0 Gott, du
grechter richter hoch, die Unschuld rett, rieh hie die
schmoch.' SBirk 1532. ,lr hant uns bscliissen mit der
Sach, drum müesst ir bssalen dise Schm.' JMahl.
1620. S. auch Bd VIII 171 o. (Beleg von 1491). —
b) als Vorgangsbezeichnung, a) ehrenrührige Hand-
lung. ,Sich vor keiner schand und uneer nit hueten
(Fris.), von keiner schmaach abston, dedecore nullo
abstinere.' Fkis.; Mal. — • ß) ehrenrührige Behandlung,
Entwürdigung, Demütigung (in Wort und bzw. oder
Tat); nicht scharf zu scheiden von 1 a ß und 2 a. ,Ver-
gangner tagen syen für unsern offitial . . . von wegen
ainer schm. in recht gewachsen NN.' 15'24, Schreiben
des Bischofs von Konstanz; vgl. dazu Abscb. IVla,
520 f. .Herr [Richter], mich dunkt, dass nun ihr, mein
Herren, an seiner [des Angeklagten] schwären, härten,
langwirigen Gefänknuss, grosser Marterung und öfter
Schra. ... ein Benüögen habend.' Gl Blutg. ,Schm.
liden.' .Unser Herre Got leid uf erde smäht und spot.'
ScHACHZABELB. .[Die fchlbareu Untertanen] wanden, si
hettin ein ablegung damit getan mit der smecht und
mit der schand, so si do [auf einem Gerichtstage]
litten.' um 1382, LE. Ein Frauenschänder ,muoss
endlich zaalen mit sym bluot oder doch lyden glycbe
schmoch.' SBiRK 1532. S. noch Bd VII 534u. ,Schm.
widerfärt, beschicht' uä. Botschaft der Waldstätte an
Z, dass es ,den grossen schaden und sm-t, so inen von
dem herren von Meilan beschehen' sei, rächen helfe.
1424, Z StB. ,Seit im, was sm-t im vom Reigen be-
schehen were.' 1434, Z RB. ,[Wenn Jmdm bei einem
Auflauf] einiche schmauch oder letzung an sinem lib
begegnote.' 1512/3, ÄABr. StR. ,[Der gefangen gesetzte
König Maximilian klagt] dass im semliche schmäh von
denen wiederfiere, für welche er sin lib und leben oft
gewagt.' Ansh. .Einem (mit Worten und werken) ein
: schm. erbieten (und zuoziebn).' Der Vogt von Kyburg
soll den Probst bei Gericht .behüeten vor aller fiäfln
und schm-t, und wäre, das ieman den probst orzürnde
^... mit Worten oder mit werken, so sol ein propst ...
uffstan und sol einem vogt von Kyburg klagen von
ider schm-t, so im erbotten ist.' ZNöschikon Offn. XIV.
j,[N. klagt] das im von ettlichen lüten . . . ettwas
lunzucht und schmäht mit Worten und werken erbotten
und beschehen sig.' 1436, Z StB. ,Uise schm-t und
ichalkhaftigkeit habend sy im erbotten und zuo-
jezogen.' 1438, Z EB. Trotz gerichtlichen Verbotes
sei HsWaldmann seinem Stiefvater B. .fräffenlicb und
schalkbarlicb in sin hus geloffen, in der meinung, daz
er im ein schm-t erbieten wölte. [B., der dies sah]
zuckte ein swert, wartote sin ebnen an der stegen,
in der meinung, wölte er ira ein schmach erbotten
haben, daz er im desselbs vor weite gewesen sin, ob
er bette mögen.' 1459, Waldm. ,Do wart inen [eidgen.
Gesandten] von den von Jenff grosse schm. und nn-
zucht erbotten mit Worten und mit werken ... [Die
Eidgenossen wollen] semlich schm. an inen [Genfern]
rechen.' PvMolsheim. (an-)tuen. Ttie-mer die Schm.
nüd a" (zB. das'-me" di''' z' Nacht g'seht ume'striche")!
Mutter zur Tochter ZStdt. .Die unredlichen sm-t und
frefenheit [unbegründete Einsprache gegen eine Hei-
rat] liat er dien armen lüten getan an schuld.' 1394,
Z RB. ,[N. hat] ünsern hotten uff dem selben tag vil
sm-t mit sinen geberden, stan und gan getan.' 1444,
ebd. ,Dann ... acht ich die, so mich kennent, woll
wissen, ich weenig lüten schraäch [1. -ä-?] und über-
trang tüege.' 1523, Bs Ref. (Verteidigung gegen eine
Verleumdungsklage). ,Do ward mier der N. fiend, ge-
dacht mier ein sclim. zuo tuon. [Platter wird darauf
von N. beschimpft und geschlagen].' ThPlatter 1572.
.[Kuppler] wollend wir mit Gfengknuss, Verwysung
von Statt und Land, ja auch mit Antüeyung offner
Schm. und Schand straaft'en.' 1609, Z Mand. .Aber
ach, der grösste Feind lebt noch, tut mir an gross Un-
gmach und Schmoch.' JMahler 1620. S. auch Bd VIII
876u. (PvMolsheim, wo ,getan und erzöügt'). 877 u.
(1463, L). .bewisen'. .[Die V Orte] triben vil tratzung
gegen den Züricher und Berner: wo derselben einer
in die lender kam, wart im vil schmoch und schand
bewisen.' 1529. Bs Chr. Wer den in der Neujahrs-
nacht umherziehenden Sängern Nichts geben will,
dem wird von ihnen .Schm. und Tratz' bewiesen.
XVl./XVIl., BsL. (JWHess 1905). .erzöügen'. .Wir
Sorgens, daz denen, so schm. und schand erzeigt ist,
sich rechen möchten.' 1446, B an F. .[Feinde haben]
uns ... vil smoch erzögt.' 1475, Bs Chr. (B an Bs).
,Der schm-t halb, so sy [Untertanen] mh. potten
erzöigt.' 1528, B Ref. .Uf eines schm. und schaden
(oder .schand') gän'. .Einen uf siner schm. und schaden
finden' uä.; s. Bd VIII 161 M. 880M. ,Uss schm.', in
beleidigender Absicht. Die .\mtleute sollen darauf
achten, dass nicht .uss wyderwillen, tratz und schm.
mer pfarrer [zu Kriegszügen] usszogen [werden],
dann aber die anzal ervordert, sonder dass die pfarrer
nit wyter beladen werden dann ander.' 1530, B Ref.
.Schra. halb.' .Alle vergangnen Sachen, so uns [von
Seiten Oesterreichs] ... beschechen sind, werten, wer-
ken, sm-t und schaden halb.' 1443, Absoh. (Schw). ,Zuo
schm.' ,Das were inen zuo schmoch und schänden
geschehen.' 1476, Bs Chr. .[Pamphlete, die uns] nit
zuo kleiner schm. und Verletzung, sonder zuo grosser
Verachtung und Verspottung gemacht sind.' 1528, L.
.Ir wüsst ouch wol, wie by üch . . . vilerley red uns
. . . zuo Schmach und tratz ussgossen wärt.' 1530,
B Ref. S. noch Bd VII 1179u.; VIII 678 u. 876. (1470,
Z). ,Mit schm.', mit schmachvoller Behandlung. .[Die
Geschichte lehrt uns] die lasterlichen mit [samt] den
lastren zuo bescbmäben und zuo vernüten, an welchen
exerapel und Warnung verloren, allein mit schmäh
und straf gezüchtiget oder gar abgesündret werdend.'
Ansh. .[Richter in Bez. auf Susanna:] Lond uns er-
messen ob s sich schick, mit schmoch meren eim sin
827
Schmaeb, schmech, schmicli, schmoch, achmuch
unglick.' SBiRK 1532. ,Nuii merkt, was z Heran
gschalie: die Gysel dreissig drei der Feind wie Kraut
mit Schmähe zerhackt, kein Recht half sei.' 1617,
ZiNSLi 1911. Insbes. von der Schmach einer Nieder-
lage, Schlappe im Kriege. Die Unordnung im eidg.
Lager Hess befürchten, ,inen wer nit unbillich ain
grosse schmauch der tag ains zuogefüegt.' GWil Clir.
E. XV. (wiederholt); im gleichen S.: .verlurst, schad
und schand.' ebd. ,Das villicht uss der statt Costenz,
da sich denn ain tretfenlicher züg [Feinde] von tag
ze tag merete, zuo ziten, unversichtlich den im undern
Thurgöw, so zuo Hugelzhofen lägint. ain schand und
schra. und sunst och dem Thurgöw ain grosser schad
möcht geschechen und zuogefüegt werden.' GWil Chr.
E. XV. ,Dann an zwifel unsere fyend wol bericht
sind, dass ir üch us Lenzburg gelassen, an zweien
orten liggend. sy also an üch an einem ort schm.
bewysend, das keins wegs sparen wurdind.' 1581, Brief
(Z an B). — 2. a) Schmähung, Schmähworte; ohne
scharfe Trennung von 1 bß. , Falsche und bosshaftige
auffgetrochne schmaach, calumnia; ein verkeerte und
zTio[gllegte schmaach gewaltiklich ableinen und ze-
nüte machen, obterere atque contundere calumniam;
nnkreftige oder unverletzliche schmaach, die einem
nicht schaden mag. calumnia ieiuna.' Fris.; Mal. ,Con-
ferre omnia maledicta in aliquem, allerley args und
böses wider einen reden, eira alle schmaach zuolegen.'
Fris.; Mal. 529 (wo Weitres). S. noch Bd VIII 678o.
Im PI. ,Die schmaachen deren, die dich schmachten,
fielen auflfmich.' 1589/1638 (.schmähend'), Ps.; ,schma-
hen ... schmähen.' Zwingli; .schmaach ... schmähend.'
1530 (nach Luther); , Schmähungen ... sehmähen.'
1665/7; V. öv£t5'.a|io'. -tSv övsi5'.5<5vtü)V oe. LXX. S. noch
Bd IV 1870o. — b) spez. (Gottes-)Lästerung (auch als
Vorgang). ,Swer gegen ünserm Herren Gotte oder
sinr lieben mnoter oder sinen heiligen dehein smehede
oder Scheltwort getar tuon oder gereden, der git die
alten buosse.' äL PiB. .Eine smechte gegen Gott
sprechen', lästern. XIV., L. ,Alle sünd und schm.
werde den menschen verzigen, on die schm. in den
heiligen geist.' Zwingli; nach Matth. 12, 31 (wo ,leste-
rung. lä-.' 1530/1707). ,Das [eine Behauptung] aber
ein mindrung und schm. wäre dem opfer [Christi].'
ebd. ,Wenn wellend sy hören Got schmähen? Dann
ist das nit ein schandtliche schm. Gottes und ein hin-
werifen Jesu Christi, wenn sy redend ...'?■ ebd. ,Ein
schm. der säligen.' ebd. Im PI. ,Und wissend, das die
schmähen der junkfrow Marien, so mir utfgetrochen,
falsch sind zuogeredt.' ebd. ,Zwo freffenliche schmä-
hen Gottes.' ebd.
Von unsern altern, nur in Bed. 1 erscheinenden Formen
.schniächt' (XIV. /XVI.) und ,schiiiächt' (XIV.) setzt die zweite
gloichbed. mhd. smahedc (auch nimht) f. fort; die jüngere
Form , Schmach' (seit XV., in Bed. 2 a allein belegt) ist als
Masc. Rückbildungzu Hchmäehm (vgl. Paare wie Ckmiz : chrelzen,
Schalk : «chrlken). ,Schmäi;ht' (soweit nicht bloss graphisch
für ,-S-') ist eher Fortsetzung eines ahd. 'tmähdn f.
(synkopierte Form zu 'nnahula, bezeugt nur fcrgmahida f.,
contemptio; vgl. ahd. «alda nebeu sslid«, mhd. ««(de und
unser Gacht Bd II 109 neben ahd. gahidu) als Kreuzung
aus .schmächt' uud ,sclinmch.' ,Schuiach' f. kann ein ahd.
'tmttha f. fortsetzen (nebeu dem Adj. mnahi wie hona ueben
ÄBni), kann aber auch aus dem Masc. uuterEinfluss TOM ,schmacht,
-ä-' oder von J!arh uil. entstanden sein, ist aber viell. nur
(lautliche oder nualogische) Nebenform von ,schmächt'; vgl.
zum Nebeneinander von Formen mit und (sekundär) ohne -(
bes. ,(ver-)fech(t)' ua. (Bd I 645 f.), auch Oe-schlMcha) (Sp. 80),
iie-srhmuech(t). Das Nebeneinander von ,schmächt, -I-' f.,
,schmäch' f. m. hat eine Parallele bei den auch bedeutungs-
verwaudten ahd. hönUla, hiindn f., mhd. hande f., ahd, Aöiia f.,
mhd.Aöi. m., H.ihn. Vgl. auch Gr.WB.IXSTT/Sl (.Schmach f.,
bei GvKeisersb. ua. m.). 885 (,Schmacht'); Schm.' II 546;
Martin-Lieuh. II 478; Fischer V 967 (auch .Schmähe' f.);
Lu.-cemb. WB. 388 {Schmach, Sehmöd f.); Follmanu 455. Auf
Kiitlehnung (aus der Kauzleispr.V) deutet auch das durchgehnde
a (auch wo « > ö gilt) in dem nicht eig. volkst. Schmach der
leb. MA.; vgl. dagegen .sohmoch' (Sp. 8'25u.>, echmöchlich (s.
schmachlich). In den ZBib. dienen ,schmäch, (rer-)schmachen'
als Ersatz für Luthers ,h6D, (ver-)h8uen' ; s. HByland 1903,
48. 69. Durch Verwechslung mit ,ge-schmackt' : ,-cht' m. (s.
Ge-fchviack) ist veranlasst ,schmakt' m. 1447, Z KB. (,nmb
sölichen schmakt wandel tuon'). Vereinzeltes .schmäch' (wenn
richtig, aus ,schmächt') s. Sp. 826 o.
Ver-, schmäch' (selten ), ,-schmächt' (einmal ,-ä-')
— f.: 1. Geringschätzung, Verachtung, entspr. ver-
schmdehen 1. ,Nu möchtest du sprechen ; ich volgoti
gern der versmächt der weit, aber daz ich lass, daz
hau ich nit.' Waldregel 1425; lat. imitari huius mundi
contemptores. , [Judas wäre beim Abendmahl] nit mit
verschmächt einer sölichen eerlichen geselschaft hin-
gangen, sinen herren zuo verraten.' LJüd 1530; vgl.
Bd V 342 0. .[Der Prediger will] dester komlicher zu
verschmächt aller creaturen den menschen allein auf
Gott ftteren.' 1531/60. Preo. (Kapitelüberschrift). Die
Bibel war durch Irrlehren ,gar nach in allen abgang,
verschmächt und Verachtung komen.' Vad. — 2. entspr.
ver-schmächen 2a. a) = dem Vor. 1 a. .[Die evan-
gelische Lehre] ist im [einem Altgläubigen] ein nüwe
buobery und ein verschmecht', eine konkrete Beleidi-
gung. 1528, B Ref. .Es hat sie [Gesandte] auch ür-
satius, dess Kaysers ... Hofmeister ... rauch ange-
fahren, das sie zuo grosser Verschmach aufnamen.'
GüLER 1616. — b) = dem Vor. 1 b ß. N. vergleicht
sich mit dem Kloster Rüti .umbe den schaden und
die versmachte, so mir waz von in gesehen.' 1294,
ZRüti. ,Im [Abt Cuno] geschach gros verschmach
von sin aigen lütten.' Ap Krieg 1405. ,[Wir wollen
die Truppen zurückziehen] won wir besorgent, ziehent
wir hin in das land. falle zammen und beschäch ünss
villicht ain verschmecht.' 1499. GfiChur. .Lidet er
[Gottes Diener] arrauot und grosse verschmecht [: dur-
ächt].' NMan. , Fallt denn eira armuot zuo. schand
und Schmach, krankheit. beroubung der kinderen,
verschmächt. Verachtung [so kann ihn der Glaube
trösten].' LJüd 1530. ,Die [erlittene] verschmächd
und Verachtung [ist] uns eben als hoch angelegen als
der verlurst und scliad.' 1531, Absch. (VO). .[Wir]
werdend ... nachgedenken, wie wir witer der schand,
schaden, verschmächt und widerdriess, so si uns er- j
zeigt, an inen zuokommind." 1531, Strickl. ,[Die
Boten von Z] erzalten ... vil verschmecht, laster und
schändlicher worten und werken, so innen begegnete
von den V orten.' 1531, Bs Chr. ,[Der Ehemann] Hesse
sy sitzen, und tettind ira der vatter und menklich
so vil verschmecht und lydens an, das sys zuoletst
nit mer erdulden möchte.' 1538/40, Z Ehegericht. ^
,[.Ms die V] alten ort so gross verschmecht mit «orten, 'I
taten, werken, spätzlen [Foppen] ... gelitten.' Salat. ,
S. noch Bdlll 1193u.; IV 1870o.
K\\i. feramähida f., contemptio (Notk.), üxM. verinurhtit,
-smnhic, -mäht f. auch in unsrer Bed. 2; vgl. auch ChScbmidt
1901,401; Fischern 1311 (au beiden Stelleu ,verschmSchii');
zu rer-Khmachrn. Die .jüngere Form , versehmäch' erscheiot ;
uur Ap Krieg 1405 und, deutlich f., bei Guler 1616, ausser- ,
829
Schmach, schmech, schmich, schmoch, schmuch
830
Schweiz, bei Gr.WB. XII 1116; Schm. ' II 547 f. (in., liörper-
liche Verunstaltung: Empfindlichkeit); Schöpf 62" (in., Enip-
fiDdlichlieit); Uuger-Khull 227 (f., Schmähung, Schimpf);
Fischer aaO. (m., Verdruss); vgl. die Anm. zu Schmach.
Be-. Nur ,-schmächt ( d)' f.: = Schmach ifcß.
,[Wir Tersichern] das wir ... deheiii besiuälid, ab-
brach und dienstbarkeiteii nf das heilig rieh, üch und
ander lassen wachsen.' 1476, DSchill. B. ,Das [ein
Bericht] ist mit vil früntlicher Worten, die dehein
besniähd oder abbruch der unibsässen [die sich über
Verunglimpfung beklagten] ertragen haben, vor uns
gebrucht.' 1489, VV*li>m. (B). — Zu be-achmächeu; vgl.
,Beschmache' f. hei Fischer I 903 und die Anm. zu ( Ic;-)
Schmach.
Ter-, be-sch mächen s. ver-, be-schmächen mit
Anm.
schmächhaftig ,schuiaachh.: der ein böss und
schandtlich maul hat, coiitunieliosus.' Fris.; Mal.; vgl.
Schmach 2. — Vgl. Gr. WB. IX 906; Fischer V 968.
Schniächheit, meist .s(ch)inacheit' — f.: wesentl.
= Schmach 1 (Sp. 823). a) = Schmach la. .Es spricht
och Salomon: wo hoflart ist, da ist smachliait, und
wo derauot ist, da ist wizzhait.' Waluregel 1425; nach
Sprüche 3, 35 (wo ,ignominia'. Vulg.). Spez. = Schmach
Jap (8p. 824); meist in den gleichen und älinl. Ver-
bindungen. ,[Wer einen Burger von Freiburg ,freven-
lichen wundete oder schlüege', soll] den frevel und
dem geserten sinen schaden und schm. ablegen und
bessren.' 1407, B StSatzg. ,Das ir . . . mir schaffent,
sölich smaucheit und unrecht von inen [meinen Ver-
gewaltigern] benomen und abgeleit werde.' 1426, BsL.
Bittgesuch. ,So wend wir seralicher schm. und spottes
dester fürer vergessen.' 1445, B AM. , [Befehl] die
sm. ze straffen und daran sin, das er von im [seinem
Beleidiger] unbekümbert blib.' 1470, B RM. ,L>as
unser vordem söliche schm. nit so lang ungerochen
gelassen bettend.' 1499, S Brief; vorher , sölich schmach
\ und schaden ... ze rechen.' — b) = Schmach i 6 ß
I (Sp. 825). ,Schm. (er)liden.' ,lch hau gross schm.
t ze Bern gelitten . . . von unwisen ratlüten.' 1404,
B Brief (Gfo.). ,üie vil verdriesses und schm. von inen
[einer feindlichen Truppe] müestent liden.' PvMols-
agiM. ,[Begehr] dass gmeinen Eidgnossen ... abtrag,
Wandel und widerkerung getan werde der schm.,
schänden und schaden, kosten und Verlust, durch si er-
litten und inen zuogefiegt durch disen krieg.' 1499,
Absch. (Ansh.). ,Schm. beschicht' uä. ,Hievon aber
|ttnser stat vil bi grosse sm., Unlust und frevel were
Ibescheehen.' 1378, B (wiederholt). ,Uer smocheit halb,
'so mins gnedigen herren ... bottschaft ... zuo Jenff
begegnet ist.' 1476, Bs Chr.; in gleichem S. ,smoch'.
ebd. ,Von solicher sm. wegen, die dem küng hiemit
ibescheehen.' 1499, F Brief. .Beklagt sich der bapst
jetlicher schmachheiten, ihme von N. widerfahren.'
iWcRSTisEN 1580. .Einem (mit Worten und werken)
ichm. erbieten, (an)tuon' uä. .Sider die vorgeu. lüte
.. demselben JvTüdingen ... vil grosses freveis und
m- hant getan.' 1376, B (wiederholt). .Und darüber,
llas er ein stallung mit im hatte, do tet er im die sm.
ein totes Kind in seinem Hause abzulegen] schalk-
ich und frevenlich.' 1384, Z KB. ,[Die öchwjzer]
amend ... das schmer von sinem [des toten Stüssi]
|b und salbatend die stifel und die schuoch damit
nd tatend im ander gross schmachaiten an.' Z Chr.
V. ,Von der zuosprüchen und Übergriffes und grossen
frefels und sm. wegen, so . . . herzog Fridrieh ... an
der gemeinen cristanheit [usw.] ... begangen solle
haben.' 1415, Aar. StR.; ähnl. 1415, AaZoI'. StR.; 1450,
AABrenig.. Meli. StKR. .Von der geschichte und der
schm. wegen, so den unsern in üwer statt erholten ist.'
1446. B au F. .Üarzu die ampllnte uf der vesti inen
[den Appenzellem] vil sm. taten an iren wiben.
tochtren und jungfrowen, die si mit gewalt in die
vesti namen und mit lepten als si wolten.' Just, ,0b
ieman ... sich understan wölt, inen dhein schm. [mit]
Worten oder werken ze tuond ...' 1448. B Geleitsbrief.
,[N.] hat erzalt ... wie im ... soll ein schm. zuo-
gefüegt worden sin.' 1467, ÄAllh. Ratsprot. .[Über-
lingen habe den Zürchern] insunderheit vil sm. und
urdrutz bewist.' 1499, F Brief. .Das der von Hagen-
bach denen von Strasburg [usw.] gar gros sm. erbot.'
1474, DÖcHiLL. B. ,[Leute, denen] von den Savoyschen
diser tagen gross sm. zuogefüegt ist.' 1526. Absch. (B).
S. noch Bd V 391 o. — Mhd. smacheit, smaheit f., zu sm(Bhe
(s. unser achmäch) ; vgl. Ur. WB. IX 882 f. ; Fischer V 968 f.
schmächlich, sc hui ach lieh (in iS It Holst, -ö-).
auch .schmählich, -ä-': 1. verächtlich, von Personen.
, Einen schm. achten, meinen', geringschätzen, miss-
achten. .Das [Verweigerung freien Geleites durch
einen verbündeten Fürsten] doch zuo hören eben swer
ist und uns hoch befrömbdet und verschmächt. nit so-
vil von unser personen wegen, sunder von üwer mh.
... wegen, die so liecht und schmächlich geachtet sind.'
1521, B Brief aus dem Felde. Den .Gislern' [Bd II 468
Bed. 1] wird .wider Diejenigen, welche sy erhachtlich
[1. ,vera-'] und schmechlich meinen und autasten
weiten, ... gepürliche Ebrbewahrung zuogestelt' und
besonderer Rechtsschutz geboten. 1614, B Mand.
(ALechner 1906). — 2. schmachvoll, ehrenrührig, fast
nur von Sachen; oft in formelhafter Verbindung mit
.schandlich' oä. a) was dem Urheber. Täter, Inhaber
Schande bringt; ohne scharfe Trennung von b. ,Wann
sy ... uns schmauhlich Sachen zuoredend oder
-schribend, daz sich mit warhait nimer erfinden sol ...'
um 1469, Gfd. ,[N. gesteht, dass er sich] der ver-
bottnen zauberyg und tuffelskünsteu angenommen,
auch den helgen namen Gottes zu söllichen schmäh-
lichen Sachen gebrucht.' XVI., ZVVthur Ratsb. .Es
ist schm.' ,Wie schmächlich, schantlich und nach-
teilig [es sei], vor ustrag des handeis also beugsam,
zaghaft und unverschaffter sach abzezüchen.' 1531, B
Ref. .Es weri ouch ... gar schmächlich, so jemant
den eelichen statt [Stand], den Gott allen menschen
ingesetzt hat, sölte nemmen einen unküschen ... statt.'
1525, BRef. öpez. (Syn. verschmächt 2 c, d) a) von .un-
ehrlichen' Hantierungen. .Indem [bei der Ap Narren-
gemeinde; s. Bd IV 306] underschidlichen Leuten un-
beliebige, ja etwa schmächlich Ambter auferlegt
worden.' 1680, Ai- Mand. (ATobler 1909). Ein Chor-
gerichts-Weibel sei .schmähliche Sachen zu verrichten
obligiert' und könne darum nicht auch das Abend-
mahl austeilen. 1710, Bärnd. 1914. — ß) ,da3 schm.
Ort', der Schindanger. .Solle derjenige, so in
solchem vermessenen Kampf sein Leben verlieren
wurde, nicht zu den ehrlich Abgestorbenen im Kirch-
hof, sondern gehörig verdienter Massen an schmäch-
liche Ort vergraben werden.' 1710, B Mand. —
b) (für einen Andern) entehrend, beleidigend; vgl. zu a.
a) Adj. ,Mit smächlicher ungehorsame.' 1497, Missiv
der Eidgen. an den Kaiser. Familienglieder sollen
831
Schmach, schmecli, scbraich, sclimocb, schrauch
mit .hendeln, die schmechlicli oder eereuverletzlicb
weren [üegs. Eigentumsstreitigkeiten]' nicht vor das
öffentliche Gericht gehen. 1530, AARh. StR. ,Wie
schinächlich sein [Christi] Tod gewesen.' JMeyer 1700.
Die öffentlichen Bussübungen, die man Unzüclitigen
auferlegte, waren ,so schmäcblich, dass, um dieselben
auszuweichen. Viele ... in noch ärgere Laster ver-
fielen.' Z Nachr. 1756. Mit Dat. P. ,Das [ein Vertrag]
in [ihnen] unlidlich und uns ouch nit lilein schmäcb-
lich sy.' 1489, Waldm. (B). ,Jlit vi! me ungeschickten
werten, so uns [Eidgenossen] schmählich und unliden-
licb sind.' 1524, Bs Kef. ,Dise, ganzer tütscher nation
.. . schmächlicbe bandlung.' Ansh. ,Es ist im schmäcb-
lich und autl'hablicb, criminosum hoc ei est'. Fris.;
Mal. Bes. ,schm. wort' oä. ,Es sol mit den rats-
redern geraeinlich geredt werden, irre wort und red
bescbeidenlich und züchtenlich zuo bruchen und die
sm-en anzog der vergangnen bändellen ... zuo raiden.'
1490, Z RM.; vgl.: ,Als bisbar unzimmlicb Sachen
mit schraechligen werten und zuoreden an eim gericht
fürgangen.' 1538, AaB. StR. , Sollich büechli und
schmäcblich trück [eine Schrift Murners] uns nit
minder dann üch allweg missfallen.' 15'28, Brief (B an
L); auch ,scbmächbüecbli'. , Schmächlicbe, unbilliche
und auffhabliche red, erirainosa oratio.' Fris.; Mal.
,\Vas der pfarrer und heiter zuo Gossow uf der canzlen
geprediget und für unfletige, schmelicbe, unbescbeidne
wort ussgestossen.' 1578, Z. ,Die unseren gsanten ...
mit trutzlicben, schmöchlicben Worten ... angeredt.'
1589, Obw. .Gründtlicbe Widerlag ... über unwar-
hafte und scbmäcbliche Beschrybung [eines in LSurs.
vorgefallenen Ketzerhandels].' 1609, L. .Welches
[Scherzwort] aber H[err] Friscbing nit schimpf- und
glimpflich, sonder für schmäcblich und sehr übel auff-
genomen.' 1685, B. S. noch Bd VI 764o.; VIII 88'2u.
(schandbar). Selten von Pers.; s. Bd VII 1653o. —
P) Adv. Zwei beim Ehebruch Ertappte und Getötete
.wurdend schm. uastragen und begraben.' JHaller
1550/73. .Schmächlicben, contnmeliose.' Fris.; Mal.
,Wie het nit Gott gröüwlich gestraft, schmechlicb die
Tiraney abgeschafft.' 1653, Lied. .Seine Kinder haben
... schmäcblich sterben müssen.' JMeyer 1700. , Einen
schm. haben, halten' uä. Den abgesetzten Räten wird
vorgeworfen, ,das si arme lüte berte und smalicb mit
ir rede hatten, so si umb ir notdurft für si kamen.'
1336, Z StB. , [Verleumdungen wegen] werde er von
sinen meistern dester smecblicber gehalten.' 1451, Z
RB. Ein Z Gesandter wurde 1529 ,gar scblächtlich
und zum teil schmäcblich gehalten ... von Schwytzern.'
HBüll. 1572. ,Wie schmechlicb sey [aufständische
Bauern] die Oberkeit tractiert haben.' 1653, G Brief.
,Als dann Etlich ... zum dickermabl die Amtleut
schmechlicb haltend [zB. körperlich misshandeln].'
Streitschrift 1713. ,Scbm. mit Einem handeln' uä.
,[Zwei abgewiesene Liebhaber] hei' ... 'brückt me
iheue' und 's dene" Meitschene" so recht schmöchlig
g'maeht: si fare' lieber mit Husierer und Studente'
«me" als mit rechte" Büre-silne". JHofst. 1865. ,Dann
sy wol verneine, wie er siner lybplichen muotter so
lätz und schmechlicb täte, da wol zuo besorgen, er
iro [als Frau] lätzer tuon wurde.' 1543, Z Ehegericht.
,Da8s der jenige nun so herrlich seie, mit dem man
in der Welt so schmäcblich habe gehandelt, als wann
er der böste und grosseste Übeltäter wäre.' JMeyer
1700. S. noch BdVlI1503M. .Einen (Einem) schm.
an-(zuo-)reden' uä. ,Hüet dich, daz du ieraer ainen
andern zornlich angrynnest oder smächlicb und un-
gunstlich anredest.' Zdcbtspiegel 1425. .Es clagen die
von Zug ... uff Elsen Scbadin, das die inen smäch-
licb und schändtlich zuogeredt hab.' 1481, Z RM.
N. wurde hingerichtet, .weil er der Oberkeit übel
und schmäcblich zuogeredt . . . hatte.' HÜHuber Chr.
.[Farel] kan uns nit übel und smächlicb genuog zuo-
reden.' 1530, B Ref. (Beschwerde des Bischofs von Bs);
.uns smechlich und verächtlich znozereden.' ebd. ,Zao
dem etlich ... das gotswort und die verkünder des-
selben verlachind und schmäcblich anziechind.' 1530,
Z Mand. .[Goliath:] Ich hab heüts tags dem zefig
Israels verächtlich und schmälicb zuogesprochen.'
1580 ff.. I. Sam.; .schmäcblich znozereden.' 1707; ,hohn
gesprochen.' Luther; .exprobravi'. Vulg. Die Katholi-
schen haben .uns ouch so scbantlicb, schmäcblich und
verächtlich zuogeredt ... und so unmenschliche, nn-
cbristenliche. üppige schmach-, schand- und Schelt-
wort zuogeleit [usw.].' 1531. Z (Absch.). .Einen mit
schmaachworten überschütten, einem übel und schändt-
lich oder schmäcblich zuoreden. fundere convitia in
aliquem.' Fris.; Mal. .Schmäcblich von der Oberkeit
reden.' JMüLLEK 1665. S. noch BdVllI 887 M.; Sp.486u.
— Ahd. s7ua(hlhh, vilis. mhd. imäch-, sitmhelich auch in nnsrer
Bad. 2; vgl. Gr. WB. IX 903/6; ChSchmidt 1901.3'29; Fischer
V 968. Uaumgelautet bei uns nur selten aus dem XIV. /XTI.
Schmach, auch .schmäh': 1. gering, verächtlich.
Syn. schmächlich 1. Von t^acben. .Dicke ich wol ge-
höret han: smäbiu hohvart nider lit.' Reinfr.; vgl.
Sprüche 3.34. 35 (stultorum exaltatio ignominia. Vulg.).
.Do gefiel er ir [der Leib der ihn betrachtenden Seele]
gar übel und dunkt sy gar ungehür und schm.' Elsbsi
Stagel. Von Personen. ,[Ich] achten mich selber
unwirdiger und scbm-er vor dinen ougen denn ainen
wurm.' ebd. — 2. = schmächlich 2b. .Hat ... der herzog
... sy [Ratsberren] übel mit smecben üpigen werten
schelke, bösswicht und morder gescholten.' 1476, Bs
Chr. ,Do sy [die Eidgenossen vor Grandson] der iren
so schm-en tod vernomen.' E. XV.. SchwE. .Die grech-
tigkeit befolchen bat. dass ir empfaben von unser
band den schra-en tod [durch Steinigung].' SBirk 1532.
.[Ludovico Moro] war ouch verdacht, er wäre nit un-
schuldig an sines bruoders schmähen und hernach an
sines vetters verdachten tod.' Ansh. .Es giebt aber
Freundlichkeits-Nicken [der Damen], esgiebt schmähes,
es giebt ehrerbietiges [usw.]: Alles bedeutet Grüssen.
nachdem der Mann ist.' 1755, Bs (wohl JJSpreng).
Adv. Die Juden zu Z beklagen sich vor Geriebt, dass
.biderb lüt [sie, eines Mordgerächtes wegen] etwan
schmeh ansebind.' 1430. Z StB. .Unseres reichen Josten
Tochter hätte den Hirten Heinrich niemals so schmäch
empfangen können.' 1755. Bs (wohl JJSpreng). —
Ahd. tmahi, parvus. exiguus. abiectus. vilis. mhd.wiiaÄeauchin
Bed. 2 ; Tgl. Gr. WB. 1X881; Schm.» II 546 ; ChSchmidt 1901,
328; Fischer V 967 f.; Unger-Khull 546 (aach .schmSchig').
schmäche" B (Zyro; nur ver-schm.; i.A.), , schmä-
he"' Gl; äSpr., schtnäje", Ptc. g'schmäd Nnw (Mattbys):
oft mit Synn. 1. (ein Rechtsgeschäft) auf die leichte
Schulter nehmen, sich nicht daran kehren; Syn. «r-
schm. ibaß. ,[Die Verkäufer versprechen, Nichts la
tun] damite dirre vovgescbriben kouf geirret, gesumet,
gesmehet oder widertriben möchte werden in keinen
weg.' 1354, AaB. Urk. — 2. a) (Jmd) herab-
setzen, verunebren, mit Schmach belegen, schmählich
833
Scliniacll, scliiiiech, schmicli, sclunoeh, schniucli
834
behandeln (auf beliebige Weise). N. klagt, er werde
vom Rat unrechtmässig gepfändet und ,och in ander
weg grösslich gesmecht.' 1404, Aa B. Urk. ,Wiltu
aberdim Widersacher widerstan und dich erfechten und
die andern seclient zuo, zesraächent üch baid samen
als zwen hund, die sich mit enander crbissent . . .'
ZucHTSPiEüEL 1425. ,Hat er [wer im Septimer-Hospiz
Herberge sucht] gelt, er sol im [dem Mönche] daz
bezalen; hat er nüz, er [der Mönch] sol in darumb
nit smehen.' XV., FJecklin 1915. ,\Viewol si [die
Eidgenossen] dennocht von gnaden Gottes derselben
endrung unenteret waren, dennocht muostent si von
im [1484 von Karl dem Kühnen, der sie ,Switzer'
statt, wie herkömmlich, ,Eidgnossen' nannte] also ge-
smecht werden.' DSchill. B (1 93). ,0b ouch demnach
üwer ersam wysheit nit vermeinte geschmächt sin mit
minera schlechten gebett ...' Zwingli (Bittgesuch an
den Rat von ZWth.). .[Es] kam och darzuo, dass die
boten von Zürich allenthalb geschmecht wurdent.'
Sicher 1531. ,Der dem armen gwalt tuot, der schmächt
seinen [,Desselb(ig)en.' seit 1638] Schöpfer.' 1531/1868,
Prov. (,lestert.' Luther; ,exprobrat.' Vulg.); s. noch
HByland 1903, 48. ,[Uie Freiburger haben diss jars
[1530] etlich der iren umbs gloubens willen mit gfenk-
nus und mit dem henker geschmächt [dh. gefoltert]
und verjagt.' Ansh. ,A1s er [ein Saturnuspriester] diser
misstaten überzüget und bekanntlich gsjn . . . sind
die hüser oder geschlächte der [beteiligten] beiden
übel geschmächt und geschendt worden, diewyl sich
erfunden, dass die müeteren eebruch, die vätter bluot-
schand begangen haftend und ire kinder bastarten
warend.' LLav. 1569; .damit [wurde] Schand und Un-
ehr über alle namhafte Häuser ... gezogen.' 1670.
,So Jemand an den VVeiblen, Wächteren [usw.] ...
fräflen, Hand anlegen, sich inen widersetzen oder (,8y.'
1623) sonsten schmähen wurden', wird streng bestraft.
1604/'2.3, AAZof. StSatzg. S. noch Bd V 1058M.; VllI
688M. 887 0. ,Mit Worten oder werken schm.'; vgl.
■ dazu be-schalken a (Bd VIU 68'2) und '2 b. ,[Wer ge-
j wisse Personen] bekümberte oder schmachte ni. w. o.
' m. w. ...' 1415, AABremg. StK. ,Wenn die begabt
' person den begaber letzte oder sraechte an seinen
I eeren, lib oder guot, m. w. o. w.', darf ein Geschenk
] zurückgezogen werden. 1530, AARh. StR. , Schmähen,
■ zeschanden bringen, m. wo. oder sunst, ignominia affi-
I cere, criminari, calumniari [usw.].' Pris.; Mal. ,(Mit
j Worten oder werken) schm., (an)fech(t)en und hassen
I (tratzen).' ,Zum achtenden, das er [ein gemassregelter
I Vogt] die biderben lüt, so uff mh. erforderen kunt-
I Schaft über inn gesagt, gar nieman weder schmechen,
I vechen noch hassen solle, wie er sich dann schon
jhette vermerken lassen.' 1543, Z. ,Das sy mit ein-
; ander zfriden sin und einander über dise handlung
^[gerichtlicher Anspruch auf Eheschliessung von selten
jeines geschädigten Mädchens] nit feechten, tratzen
inoch schmechen, sonder guot, lieb und getrüw nach-
ipuren sin sollent.' 1543, Z Ehegericht, ,0b dan Nie-
pand wäre, der jetzt oder hernach dess armen Men-
|ächen Todt änzti oder äfferti oder schmächti ... oder
Niemand darumb fächti, has[s]ti oder schmächti, mit
|8ächt, mit Worten oder mit den Werken . . .' Gl
ilutg. Wer einen Gisler (Bd II 468) ,mit Worten
'der Werken beleidigen, tratzen, schmechen und
nfechten wurde', wird bestraft. 1614, B Schirm-
Tief; vgl.: ,das sy ... dess gysslens halb nit ver-
Sohwelt. Idiotikon IS.
dacht, angetastet noch verschmecht werdint.' ebd.
a) = schänden Ih^ (Bd VIII 888o.; s. d.). ,[PvHagen-
bach, der] frowen und dochtern gewalticlicheu ge-
schenndt und geschmächt.' 1474, Bs Chr. Ein Mäd-
chen ,sm. und notzogen.' 1498, Z RM. ,Kein priester,
kind, alt und krank lüt noch frowenbild an irera lib
ze schedigen noch ze schmähen.' 1521, .^bsch. (Kriegs-
eid); zum Anf. vgl. schänden .3aa (Bd VIll 888). ,Es
hotte derselb her Jost ... einem unserer burger sin
eeliche dochter ... geschmecht.' 1524, Bs Ref. ,So
einer ein magt, dochter oder jungfrow verfeit, ge-
schmächt oder geschwecht hette . . .' 1525, Z Ehe-
gerichtsordn. ,Als er dises lange zyt getriben und
vilen ire wyber geschmächt und geschendt.' LLav.
1569. — ß) (Heiliges) entweihen. ,ltem das man [im
Felde] kein kilchen uffbrech, beroub, noch das sacra-
ment . . . handle, sineche, noch ienen hin trage noch
ziehe.' 1448, B StSatzg. ,Ach Herr, verschone deines
Volks, und lass dein Erbteil nicht also geschmächt
werden, dass die Antichristische über sie herrschen
mögen.' JMüller 1673. .— b) spez. mit Worten ver-
unehren; vgl. unter 2 a. a) Jrad mit übler, verleumde-
rischer Nachrede belegen. .Welcher die rät schmecht.
[Überschrift]. Wer auch, das iemand ... seinen [!]
. . . geschwornen rat . . . semlichs zuoredte, das im
ehre, leib oder guete berüertc und das geraeine statt
antreffe ...' 1444 (Abschr. von 1570), Aa Lauf. StR.
,Mit Worten einen schmähen und beleidigen, übel ver-
tragen und verschwätzen (eim übelreden oder etwas
zur schmaach fürhin ziehen. Fris.), contumeliam dicere,
opprobrare; einen abwäsenden hinderreden, schänden
und schmähen, contumeliose dicere aliquid de absen-
tibus; einsi wandel schmähen, conjicere maledicta in
Vitara alicuius; ein oberkeit schmehen und schedigen,
(verletzen oder vernütigen. Fris.), imminuere raaie-
statem; einen schmähen, calumniari.' Fris.; Mal.; s.
noch Bd III 1098n.; VI 575u.; VIII 719o. Eine des
Diebstahls Bezichtigte klagt, N. ,begere ... sy ... mit
einer gürtlen, die sy [als Kind] ... ufgelesen, ze
schmechen und in alweg ze sehenden.' 1561, Z Ehe-
gericht. .Wenn einer deinen vatter under dem herd
schmachte, sagte von im, das nit wäre [s. die Fort-
setzung Sp. 486 u.].' LLav. 1582. ,An eren schm.';
s. Sp. 278 n. 413M. — ß) wie nhd. (Einen) schmähen,
mit Schinäh-, Schimpfworten belegen. ,So hat sich
begeben, das der K. ein klag uft" mich getan und mich
darinn geschmecht hat anders dann im nott gewesen sy;
demnach hab ich mit RThoman ... davon gerett und
im sölich schmechen erseheint und inn gepetten, mit
sinera fründ dem K. zuo reden, mich dero schmacherten
[1. ,-worten''?] ze vertragen.' 1474, Z RB. ,Anna Weltin
spricht, er [ihr Mann] gebe ir nüdt, sohmäche und
lestere si mit Worten und sage, si sye nit für ein
frowen guot.' 1533. Z Ehegericht. ,So man die
Übeltäter straaffen solle, die aber, so von der catho-
lischen kilchen abgefallen, die grössten Übeltäter
[seien], solle man sy billich straaft'en. und anders
meer, darmit er unser religion schmächt [sprach der
frz. Gesandte].' 1565, Brief (JFabricius an HBull.).
Wer Jmd mit , unzüchtigen, eerverletzlichen schelt-
worten' belegt, ,der soll Denjenigen, welchen er also
geschmecht [entschädigen].' 1604, AAZof. StSatzg. S.
noch Sp. 751 u. ,Schm. und lästeren, schelken (Bd VIII
687 u.), schelten (Bd VI 576o.; VllI 721 o.). schänden
(Bd VIII 887/8), schänzelen (ebd. 986u. 987o. 988
.53
835
Schmach, schmecli, schmich, schmocli. schmucli
836
wiederholt).' ,Es soll ouch das nieman für schälkeii
oder schmähen rechnen, so ich [segenüber Luther]
sag: Das ist nit.' Zwixqli. ,[Ein Pfarrer solle] sich
der Schmäh- und Schandpredigten ... fürterhin ent-
halten, [Unrechtes der Obrigkeit verzeigen] und nit
nach seinem passionierten Geniüet, wie bis dato mit-
hin geschehen, mit Schanden [1. ,-ä-'] und Schmähen
verfahren.' 1650, SBrRKARi 1909 (AARh.). ,Ist Jemand
zänkisch, zu lästeren, schm.. schänden geneigt . . .'
Hott. 166Ü. Schmutze' und schmähe", schimpfen, Jmd
auf ehrenrührige Weise verdächtigen Gl. ,\Vie einer
... sy [Andersgläubige] geschmutzt und geschraecht
bette.' 15'24, Z. ,Fräfler, die ... alle ding velschend,
schmähend und schmutzend, das vil gelerter ... ge-
zwungen werdend, ire gschriften ... ze bewaren.'
ZwisGLi. ,Umb dess [Urteils] willen genannter Cläwi
und sin vatter so vil ungeschickter Worten usstiessend,
damit sy unser herren ein ersamen rat und die erlebter
ze schmatzen und schmechen understandend, biss das
sy einmal gcpastet wurdend.' 1530, Z Ehegericht.
,Wän hast du geschmutzt und geschmächt'r" 1530;
1638, Jes.; .geschmähet und gelästeret.' 1665(1707
(wie Luther); cui exprobrasti et quem blasphemasti?
Vulg. .Es soll ouch thein teil den andern von des
gloubens wegen weder schmutzen noch schm.' 1531,
Absch. (2. Landfriede); ebenfalls in konfessionellem
S., meist mit ansdrticklichem Bezug auf das Obige
1531, Lied auf die Schlacht b/Kappel (.mit schmechen,
schmutzen Gottes eer'); um 1533, BsChr. (, schmutzen');
Salat; Vad.; 1560/1, Z (mehrfach, so: ,das sy auch
einanderen ... im land Glarus ... nit tratzen, schelten,
schmutzen, schmechen, vechen noch hassen söUent.'
Missiv; ,[nian liess] die frommen Glarner und unsern
waren glouben schm. und schmutzen.' Brief von JFa-
bricins); Lind. Wth. Chr.; 1627. -Sch Schreiben; 1653,
Eid eines Schw Priesters im Ta; Bs/Ar Urthel 1657
(.des Schmitzens und Schmehens halb); Hott. 1666
(L); ClSchob. 1695; 1712, .Absch. und öfter; 1695,'1757,
Z Mand. (.wegen Schmitzens und Schmähens'). .Sachen,
dardnrch yemand werd geschmutzt old gschniächt.'
HvRCte 1555. ,Dann nachred, schmutzen, schmächen,
sehenden ist gmein, man hörts an allen enden.' Grübel
1560. ,üas alles Schelten, Schmutzen und Schmechen
abgeschaft'et werd.' 1588. Ap. .[Nach einer Grenz-
bereiniguug soll keine Partei mehr] sclimützen,
schmechen, vehen oder hassen.' 1645, JGöldi 1897. Die
Bauern weder ,zu schmutzen noch zu schmähen.' 16.53,
Zg. .Schm. und tratzen.' .Wojemands ... den andren da-
mit [einer erledigten Sache] wyter schmächen, tratzen.
unlydenliche schraach-, schmutz- und Schaltwort wurde
tuon', wird er gebüsst. 1553, .\ab. StPi. .[Gottes] fyend,
die sinen nammen tratzend, schmähend und schändend.'
GcALTHER 1559. ,[Es soll] niemand von seines Glau-
bens wegen geschmächt und getratzet werden.' Streit-
schrift 1713. S. noch Bd VIII 988M. - y) (Heiliges)
lästern. ,Gott, die heiligen'; vgl. (Gotts-)Schmdcher.
Einer der ,Got geschmecht' hat, wird getürmt. 1470,
ÄAlih. Ratsprot. .Dann die schmähend die heiigen,
die Gott schmähend.' Zwingli; s. auch Sp. 827 u. ,0b
iemand Got ... oder die lieben heiligen mit werten oder
mit andren lasterlichen und uncristenlichen swieren
übel handlete und schmachte ...' .-Vnsh. Jmd wird
geköpft ,von wägen sins ungottsförchtigen ... laben und
synes schantlichen gottslesteren, damit er den Gott
und unseren säligmacher so schantlich und lästerlich
gschmächt.' 1563, ZWth. Chr. .Das dann vil Lüt in
der Völle nit wüssend, ob sy Gott glopt und pryssen
oder Gott und syn heiligen namen gschmecht und
glesteret habindt.' 1612, Z. .Herr, behüet uns, dass
dyn Namm und Ehr umb unsers Lebens willen nienen
geschmächt werde.' Z Lit. 1644. S. auch Sp. 63 n.
284o. .Den glouben' bzw. die Glaubenseinrichtungen;
vgl. Sp. 835o. ,Wond wir ... haben gemerket, dass die
Juden uns in [Var. .und'] dem cristanlichera [!] ge-
louben smechent.' 1427, B StSatzg. ,Wer der sie, der
den Römscben ablas also geschmächt haben solL' 1478,
B RM. ,Als dann etlich muotwillig lüt den predi-
canten oö'enlich widerredend und ouch sunst heimlich
ir 1er scheltend, sy schraechend und verachten.' 1530,
B Ref. .Wo man selbige [die Religion] lästeret und
schmächt.' Hott. 1666. S. auch Bd VIII 733 u. —
ge-schmächt: entspr. Bed. 2 ha. Subst. Wer Jmd
zu Unrecht des Meineids bezichtigt, soll ,dem ge-
schmechten' 3 Pfd bezahlen. XIV., B StSatzg. —
un- ung'schmäd: entspr. Bed. 2b Ndw (Matthys). C'
chund-er nid dervo". ,An kilchhern von Arberg, das er
sin töchtern daran halt, die vögtin, und ander lüt mit,
von üppigen werten ungesmecht zu laussen, oder mh.
wellen si von land slachen.' 1479, B RM. — Ahd.
tmäheii « "-j"")' infirmare, huniiliare, mbä. smahui auch in
unsrerBed. 2 ; vgl. Gr. WB. IX 903/6 ; Schm.'II 546 ; ChSchmidt
1901, 329; Fischer V 968. S. noch die Anm. zu Sehmatk
(Sp. 82T/S).
Yet-sehmäche" B (Zyro) und äSpr. (Ptc. ,yer-
schmächt, -schmächt'). seltener (vgl. die Anm.)
,-schmächeB, -6-' (3. Sg. Prses. und Ptc. ,-schmäcbet,
-Ö-): tr. 1. verschmähen, geringschätzen, niissachten,
keiner Beachtung würdigen; .verwerfen, zu gering
achten' B (Zyro). a) mit .\cc. P. ,Du gesichst wol,
das ir zwo oder dryg mit einandern [zur Kirche] gand
und sy [eine Bescholtene] allein land gan und sy ver-
smächent', Nichts mit ihr zu schaffen haben wollen.
1462, Z RB. .Darum schryeud sy ietz: Sol man die
lieben helgen nümmen eeren? 0, die muoter Gottes
wirt verschmacht!' Zwingli. ,[Da die Zürcher] nie
änderst dann fromm Eidgnossen gefunden [worden sind,
geht es nicht an], dass si von jemant gesündert, ver-
schmacht. noch zuo tagen nit selten zuogelassen
werden.' 1526, BThun (B Ref.). Oft negiert oder in
negativen Sätzen. .[Bedenke, wie Christus] nieman
versmachat hat, wie im von nieman grülat [vgl.
gnlwelen Bd II 834] hat. ob er joch ussetzig was.'
ZtcHTSPiESEL 1425. ,Das iederman in semlichen kriegs-
sachen und legem guot sorg haben und niemant sin
viend versmachen noch verachten sol.' DSohill. B.
,0b wir schon sind so schlecht und klein, unsersglych
verschmachst du [Jesus] eukein.' L Osterspiel 1597.
,[Der Zöllner Matthäus zu Jesus:] 0 Herre mein, ich
dank dir vast. daz du mich armen Sünder hast hie |
nit verschmacht und gnommen an.' ebd. 1616. ,[Der |
Bischof von Konstanz] gebietet [1414] dem Probst und i
Capitul zu Zürich, dass sie an den Leichbegängnussen |
und an St. Fidesfest sich bey der Abtey Zürich ein- 'I
findend und die Frau Äbtissin nit verschmähind.'
XVIII., Z (Regest; im Orig. ,non considerantes in con- ;
teinptum ... abbatisse'). — b) mit Acc. S. ,Dera [be- i
schriebenen] toren sint al die gelich, die wisheit, kunst. 1
er unde guot versmahent durch ir tumben muot.' Bokkr- .
,S. Jeronimus spricht, daz lichter wer der sekel ver-
suiachet denn der aigenlusf, Geiz wird eher über- 1
837
Scliliuicii, schmeclj, sclimicli. schniooL, schmuch
838
wunden als sinnliche Begier. Walukegel 1425; lat.
contemnitur. ,[Die Märtyrer] versclmiäcliten die pin
... von der ewigen sälikeit wegen, und mit fröliclieni
herzen spottotend si der pin.' Z Chr. 133ti/144(l. ,Dass
ein teil [der Bürger] ging zu den vorbemelten predi-
eanten und hurt das gotswort verkünden, verschmachten
und verachteten die alten ceremonien vorbemelt.' 152Ü,
Bs Chr. ,Was klein ist, verschmähet er [der ,gerfalk']
und stosset allein die grossen vögel.' Vogelb. 1557.
Häufig auch negiert. ,Wann nu der allmechtig Gott
nit verschraacht das weinen und süfzeii eines ieg-
lichen rüwigen herzen . . .' Stretl. Chr. ,So du sein
gebätt nit verschmaachst.' 1531/60, Bib. ,lch ver-
schmäch glück nit, aber . . .', Ablehnung eines Glück-
wunsches. ,Sesse ein guot gsell bi dem [Trink]ti8cli
und fragte in [den vermeintl. Bräutigam], ob er im
glück sollt wünschen; den fragte er, welicher gstalt
oder warumb. In dem gebe er kundschafter im den
becher, den nemme er im ab und seite: glück ver-
sehraach ich nit, aber hab iclj sy gnommen, so stoss
mir der trunk das herz abl' 1541, Z Ehegericht.
,Doruif [nach einem erzwungenen Verlöbnisshand-
schlag] syn gsell aber gret: got gab üch glück! Do seyt
sy: ich verschmach glück nit, aber syn wette sy dheins
wägs.' ebd. In Hoflichkeitswendungen. , [Fechtjünger:]
Meister wotten irs nit verschmohen, ich dörft ein
gengli mitt üch wogen.' VBoltz 1551. .Bitten eüwer
V. W. demüetigklich, wöllind diss min buoch als ein
kleinfüege anzeigung mins dienstwilligen ... gemüet.s
gegen V. W. nit verschmähen, sonder in gnaden von
mir ufnemnien.' LLav. 1569; , verschmähen.' 167lt.
Spez. a) ein Gebot durch Nichtbefolgung missachten.
,Daz selb gebott [Verfügung des Rates] er versmachet
und uns ungehorsam wart.' 1371, Z StB. ,l)az sy ...
diss gebot und unser erkantnuss versmachety.' ebd.
,[Die Thebäer] verschmachtend des gebott, der da was
wider dem küng der himlen.' Z Chr. 133Ö/1446. ,Da
der Büeller ein sölich Ordnung [Übereinkunft], so die
gesellen gemacht hattent, versmachet [dawider ge-
handelt habe].' 1449, Z RB. S. noch Bd VI 476o. —
ß) ,das recht, gericht v.', einer gerichtlichen Vor-
ladung, einem Rechtsvorschlag keine Folge geben.
.Ward Uli' den eid erteilt, daz man' die Strassen [des
Ringes beim Landgericht] wider zesamenlassen sölt,
sidmals und NN. sich utt" enkeinen der drytagen ver-
sprochen hett und daz gericht verschmächt hett.' 1428,
AaB. Urk. .[Wenn ein Gläubiger auf Rechtsvorschlag]
für gericlit nit käme und darinn das recht ver-
schmahote [in späterer Redaktion .versmachte']', so
darf er nicht mehr betreiben. 1431, Z StB. .Daruff
rett der egenant HMeyer: wiltu dann miner herren
recht von mir versmachen? Do sprach der Griessen-
berg: nein, icli wil es nit versmachen, won miner
herren recht ist mir vast lieb.' 1434, Z RB. ,Da im
der Walder ... recht bott für mh., das er mer denn
einmal abschluog ... also lougnet der Walder nit, da
Casper miner herren recht versmachet [habe er sein
Messer gezückt].' 1440, ebd. .Welicher oft'en gebott
oder rechttag verschmächt oder überklegden duot . . .
desgelich welicher offen lanttag verschmächt [bezahlt
Busse].' 1471, Aa Rq. 1922 (B); ähnl. 1541, ebd. ,Und
ist das gesetzt, das man das gericht nit verschmachte.'
1485, ZWtii. .Die ussern gemeinden sollen utf hütt
gegen NN. warten, und ob sy das recht versmachen
und nit erschinen. so wellen mh. den handel für sich
nemen und «rteil geben.' 1489, Z RM. Wer durch
Ausbleiben das ... Chorgericht .verachtet' (1576) ...
oder .verschmecht' (1576) hat. Bärnd. 1914 (BS.). ,Item
wo auch Einer das Gricht verschmachte, der ist einem
Vogt verfallen 3 ß Pf.' ZRorb.Otfn. 1605. — 2. a) verun-
ehren, = schviächen :ia und b. ,Uas habe nun die
Rüsseggerinen verdrossen, das es [ein Mädchen] ir kind
also offenlich verschmechte [durch ehrenrührigen Zu-
ruf über die Gasse; s. brüten Bd V 1002 u.].' 1453, Z
RB. ,Mit ... ungeschickten Worten, dardurch die
heiligen sacrament versehmächt und verachtet werdend.'
1524, Absch. (Z). ,Wär den gottlosen straaft, der
muoss verschmachet werden.' 1530, Prov. ; ,gehönet.'
Luther; |iü)|jir)oETa'. la'jtäv. LXX. ,Her, sprach Ruol-
land, ... land ir inn [den gefangenen Richart] töden,
so Wirt mir kein mentsch niemmer mer vertruwen;
darumm ich mengklichen bit, daz inn keiner erhänke,
dann icli wurd versmecht.' Haimonsk. 1531; frz. je
seroye diffame. .[Durch erfolgte Selbstmorde sind] viel
ehrliche Hausshaltungen betrübt, viel Unscliuldige
verschmächt ... worden.' AKlingler 1691. ,Wir ver-
nemmen aber täglich . . . dass ihr [Hebammen von Z
Stdt] . . . anstatt guter Nachred . . . einandern schelten
und schmutzen, aussmachen, verschmähen und ein
Übel über das ander einanderen nachreden.' JMüralt
1697. S. noch Bd Vlll 144 (schüchig). 687 o. — b) mit
Sachsubj., bei Jmdm (gegen einen Andern, eingeführt
durch ,an') das Gefühl einer Schmach, Beleidigung
aufkommen lassen. Jmdn kränken, erbittern. ,Daz
[schlechte Behandlung seitens Bs] doch die von Zürich
gar übel verdross und versmohet an die von Basel.'
PvMoLSBEiM. ,[Da N. geglaubt habe, von seinem Rauf-
gegner hinterlistig verwundet worden zu sein] ver-
sclimachote inn sölichs heben.' 1481, Z RB. S. noch
schwächlich (Sp. 830 o. ; , verschmächt'). — L'rspr. zwei vei -
schieüeue Bildungen: ahd. jerimiahcn « '-]»»), spernere (auch
bei Notker), mhi. versmcehen in unsren Bedd. 1, '2a, und ahd.
fersmälien, vilescere, mhd. rermiiühen in unsrer Bed. 2 1). Diesu
Doppelheit ist im Bair. und Schwab, bis heute erbalten (vgl.
Schm.'II 546 f.; Schöpf 626 f.; Fischer II 1311 f.); bei uns
haben sich die Formen früh vermischt und ist der urspr. Unter-
schied in der Rektion (Acc. in Bed. 1 und 3 a. Dat. in Bed. 2 b)
aufgegeben worden; vgl. dazu Lexer III 236; Gr.WB. XII
lllS/21. Die Form mit -ä- überwiegt allerdings noch in unseru
wenigen Belegen ftir Bed. 2 b, ist aber auch in Bed. 1 und 2 a
bis ins XVI. häufig. Lediglieh durch die Keiniuot scheint ver-
anlasst die Nbform , verschmachten' an der Stelle: ,Er [Pater
Fidelis] nahm ihm für, ohn allen Verdruss sein Leben zu ver-
schmachten |:, Rechten'].' 1622, Ziusli 1911. Vgl. auch Ver-
„ehinat-h, -schiiiätht und die Anm. zu Schmärh (Sp. 827). —
ver-schmächeud ,-ä-': entspr. la. Subst.: ,Die ge-
liorsamen und die milten [Schüler] fleche, daz si bas
zuonement, die bösen und versmachenden schilt.'
Waldregel 1425; lat. negligentes et contemnentes. —
ver-schmächt (bei Jilahl. 1620 ,-u-): 1. a) eig.,
gevinggescbätzt, raissachtet. , [Feldsiechen bitten] ze
verschaffen, daz si uns daz obgenant vich als armen
eilenden lüten, die versmecht sind, widerkereu wellen.'
1448. B AM. .[WvStretlingen war betrübt, weil] er
gesach, dass die kilch sant Michels ... also v. und
verlassen was. dass nieman me kein gnad noch liebe
dar hatt ze komen als vor.' Stretl. Chr. ,[Es] wachst
die leer Gottes nit von den hohen houpteren herab,
suuder von den kleinen verschmachten wachst es bis
an die höupter.' Zwingli. ,Ist dann der ehelich Stand
839
Schmach, schmech, schmich, schmocli, schmuch
840
iiit rächt, dass er dir also ist v.?' JMahl. 1674.
.[RiBtia klagt:] Mein Kind die sind verschmächt; vor-
hin warens Freilierren, iez sind sie arme Knächt.'
1685, ZiNSLi 1911. .Pfaffen und Mönchen schwätzen
euch Solches ein, um uns bei euch verschmähet und
verhasset zumachen.' Gespr. 1712. — b) uneig;.
a) „ärmlich, elend Gr. Ein v-es Gütchen, Häuschen."
Auch .Adv." — ß) (auch ver-schmächtig GRValz.)
von Pflanzen. Tieren, Menschen, = serwelig (Bd VII
1338), nicht gedeihend Gr It Tsch.. so Valz. Es
v-s Göfji, Chalbji, mager, elend. Von Blumen, ver-
welkt GsPr. (Aülrich). — y) übel, unangenehm übh.
GRFurna. Das ist es v-s Crüetji, ein abgelegenes, schwer
zu bearbeitendes (vgl. a), es v-s Heu, schlechtes,
staubiges, aus Unkraut bestehendes, en v-i G'schichti
(vgl. 2 b). — 2. a) von Personen, (moralisch) verworfen.
,Treger, fuler ... mensch, versumpf, verschmecht, ver-
acht, verschlagen, ungevertiget, usschlecht', Zsstellung
von Synn. AaB. Formelbuch 1508. ,Was sy tuend.
das ist alles recht; wer ihn dryn redt, der ist ver-
schmächt' VBoLTz 1551. ,l)o sagt ich, wie er wer
verschmocht [: ,umgebrocht.' Bd VIII 608 u.].' JMahi.
1620. .Dieser Mörder wäre ein verschraähete Person:
doch würdiget der Herr [am Kreuz] denselben einer
Antwort.' JMeyer 1700. — b) von Sachen, schändlich,
schimpflich. Synn. sehmächlich 2, schmäch 3. Das ist
es v-s Tuen, schlecht GsFurna. Oni Huet tarfst e'"-
mäl bigott nid hei"'; ... wenn-der Esiver begegneti, icär's
für rfi'"* ... grusig v.; tue" ehönnti ja meine", es chämi
e» Wilter old e- B'stäuhte. MKüom 1866/7 (GRSchs).
,Den versmächten, eilenden tod sines vatters hegert
[Alarich] von ganzem herzen ze rechen.' Stretl. Chr.
,Das es sich ... begeben, daz mir der selb Stoss selig
mit im zestechen trätzlich und mit vil verschmechten
anzügen usgepotten hat.' 1484, Z RB. ,Das wir
unser fryheit und des unseren beroupt, den Walchen
[usw.] underworffen und zuo der verschmächtisten
dienstbarkeit gezwungen werdint.' 1567, Brief (aus
Z an HBnll.). — C) = sehmächlich 2aa. (Sp. 830). spez.
vom Scharfrichter(amt). , Einem verschmechten diener
und landtstrycher von einem abgefalnen rind usze-
züchen und ettlich hund abweg zetuond 1 pfd 10 ß 8 d.'
1583/4, BFrienisberg Amtsrechn. ,üff Pauli Volmers
dess nachrichters bitt wellent mh. ime die 4 pfd
wochenlich uss dem wynungelt, wie es syn vorfar
gehept, inn ansehung des verschmechten diensts euch
volgen lassen.' 1587, Z RM. .[Rechnung über] Glaser-
werk inn des wärchmeisters . . . und des v-en dieners
hüseren.' 1590, B Seckelmeisterrechn. ,34 pfd 5 ß M.
Pauli dem nachrichter, so er mit hinrichten armer
verurteilten lüten, item mit sübern dess hochgrichts
und houptgruoben und inn ander weg nach synes
verschmechten diensts pflicht durchs jar lut synes
zedels verdient hat.' 1598/9, Z Seckelamtsrechn. .Dem
v-en Diener.' 1610, AaL. Manual (JMüller 1867). Die
.Wasenmeister' von BSi. beklagen sich, dass Unberech-
tigte ,ihnen in disem verschmachten Dienst Eingriff
tüind', und sie dadurch schädigen. 1676, BSi. Rq.
1914. — d) = sehmächlich 2 a^. ,Es solle dieser unglük-
selige N. als ein Dieb und Todschläger ... [erhängt]
und nachwerts an das verschmähte Ort verscharret
werden.' 1755, B Urteil (Z Nachr. 1755); ähnl. 1749,
B. — Da in GrPr. der regelrechte Umlaut von « als t er-
scheint, wäre 'ver-fchmichi ZU erwarten ; das allein hezougte ver-
ichmriclii mit ilberoffeuem ä schliesst sich als .iüngerc Bildung
an Schmach au; -ä- ist System-Uiul. (vgl. zB. üayye'':-i-). —
Ver-schmächer m.: Verächter. ,Also mugent die
versm-er der weit etwaz begriffen am schawent leben,
ob si sich mit ganzer andacht dazuo kerent.' Waluregkl
1425; lat. contemptores. ,[Unsre Vorfahren haben] die
Verächter der geboten Gottes und der heiligen kilchen
v-er hart gestraft.' 1524. B Ref. (AAZof.). — ver-
Schmach lieh: 1. = sehmächlich 1 (Sp. 830). ,Der
widerlüchtet vor Got mit grosser gnad, der diser
weit V. ist.' Waloregel 1425; lat. contemptibilis. —
2. = sehmächlich 2. ,Wan aber im das [eine Drohung,
ihm die Ausübung seines Handwerkes zu verunmög-
lichen], wa sölichs bescheche, v. und in grossen costen
bringen [würde].' 1470, Z RB. , Jedoch wurde im [der
eine Schuld einziehen wollte]' mit so v-en Worten der
mas begegnot. daz er . . . hinweg gon weite.' 1486, ebd.
Adv. .[Ein Märtyrer ist] verschmächlich begraben,
aber hernach wider aussgegraben ... worden.' JMüLter
1673. — 51hd. rersnmhelich in Bod. 2 ; vgl. Gr. WB. XII 1121.
— un-: Gegs. zu sehmächlich 2 a^, ver-sehmächt 2d.
Der Abt solle gestatten, dass die Evangelischen von
GT. entweder die vorhandenen Taufsteine mit be-
nützen oder aber eigene in alle Kirchen an .ehr-
liche und unverschmähliche Orte' setzen. 1620, Gl. —
Ver-schmächniss f.: = Schmäch Ib^. entspr. ver-
schmächen 2 a. ,Wiltu davon [übler Nachrede] vil
anfechtung fry syn. so lern versmächnis glichmüetek-
lich liden.' Zdchtspiegel 1425. ,[N. klagt, Einer habe
ihm bei einer ,ürten' das Glas weggenommen usw.].
Und wann im daz ein verschmechniss und verachtniss
ist [und er nachweisen könne] ... daz er nichtz uff
im hab, dadurch er also veraclit und verschmecht
solle werden ...' 1486, Z RB. — Mhd. r«-8M,tA™i.»e f.,
repudium. — Ve r-sch mäch ung, ,-ä-' f.: 1. Gering-
schätzung. Missachtung, a.) euU^w ver-schmäehen la.
,In diemuot, in armuot. in versmechung, in küscheit
[usw. leben]', von Nonnen. 1340, Gl Urk. — b) ent-
spr. ver-schmächen iftß. ,Wer sich usclagen [vergeb-
lich betreiben] lasset, der sol dem gericht urab die
versmachung des gerichtes vervallen sin 10 ß.' um
1400, B StR.; erweitert 1539, ebd. — 2. a) = Schmach
iaß, 6ß, entspr. ver-schmächen 2a. ,[N. verlangt, dass
die] Kesslerin umb obgenannt unwarlich schuldigung,
die doch ... im Hb und leben, ere und güete berüere
und im ... von vatter und rauotter ein eewig nff-
hebung und verschmechung were', gestraft werde.
1471, Z RB. ,Wie wol ich unwerd und verschmechung
muos erwarten, wenn er mir [als Ehemann] zuoge-
sprechen wirt.' 1525, Z Ehegericht. ,[Bern solle] gegen
denen von Zürich keinerlei verschmächung noch Un-
einigkeit fürnemen. sunder den pund ... stät halten.'
1526, B Ref. — b) Entrüstung über eine (vermeint-
liche) Schmach, entspr. ver-schmächen 2b. ,Din wort
sond sin lind und demüetig, güetig und nit mit zorn, •
versmachung oder Ungunst.' Zuohtspiegel 1425. —
Spätmhd. versfiinhuuye, -n- f., aspematio, contemptio, recusatio; (
vgl. Gr. WB. XII 1121; Fischer III I3I2. j
be-, auch ,-schmächen' : a) = rer-sehm. 2 a "^
(Sp. 838). ,In ansechen, dass alle billikeit niement ;
also unverhordt [durch öffentliche Bestrafung] be- ;
schmächen wil.' 1516, AaB. Bittschrift (DHess 1818). I
S. noch Sp. 826 u. — b) = ver-schm. 2b. ,Wywol uns i
die [Abweisung unserer Gesandten] nit dein, sunder i
hoch beschmocht' 1525, Bs Ref. ,Das [ein Aufruhr in l
Interlaken] uns hoch beschmecht und beturet.' 1528,
841
Scliiuacli, schmecli, scliiiiicli, schiiiocli, .schniucli
842
BThun (Schreiben an B). Als die Reichsstände sich über
eine Forderung Karls des Kühnen erst beraten wollten,
,beschniahet es den herzogen, das sie ihm nicht am
fuossstapfeii willfahrig geantwortet.' Wurstisen 1580.
,Solchs [die Hinrichtung Conradins 1267] beschinahct
die Teutschen höchlich am bapst.' ebd. S. noch Bd \'
251 0. (1. .beschniachet.' 1581, Strickler). ;i91o. (144i:.
B); Sp. 823 u. — be-schmächt: = ver-schmächt 2a
(Sp. 839). ,B. frowen', Kurtisanen. .[Cesare Borgia]
vertreib und verderbt den herzog von Urbin und vil
ander fürsten, herren und beschniächt frowen, Hess
ouch fürnäni, edel Römer würgen und berowen.' Ansii.
— Ahd. bismahni (<^ '-J<"^), iufinnare, Hocci facere, spernere,
mhd. bestmehen, beleidigen für Bed. a, ahd. Oiamäheii, sordc-
scere, spätnilid. (Lexer Naclitr. 71) hesmahen (unpers. mit Acc.l
fih- Bed. b; vgl. die Aiim. zu mr-sihm. und Gr. WB. I 1581;
Fischer I 903, feruer lie-svhmtcht (Sp. 829).
Seh mäch er m.: wer Jnid mit Worten schmäht,
geschmäht hat. Die evang. Orte verlangen Bestrafung
der ,muotwiller, (g)schender und schmächer', die sie
mit den unflätigsten Beschimpfungen (.schmechungen')
Übergossen haben. 1531, Aiiscn. (Z); ebenso Bs Chr.;
B Ref. , Schmäher (der ein laster oder schmaach auf-
triebt oder zuolegt), convitiator, criminosus.' Fris.;
Mal. S. noch Bd Vlll 719u. Spez. Lästerer von etw.
Heiligem. ,Diser pfaft' und schm. der wirdigosten
jungfrouwen Marie', der sie .liederliches wyb' ge-
scholten haben sollte. 1524, Ausch. (Bs Ref.). — Vfl.
Lexer II 999; Gr.WB. IX 906; Scbiii.« II Ö46.
Gotts-: Lästerer Christi. ,Wo sölich G-er, nach
solicher straf, darvon nit wurden lassen [näml. ,Got
oder siner muoter ze fluochen'] ...' Ansh.
Schmächung, vereinzelt ,-ä-' f.: a) schmähliche
Behandlung, = Schmach Ib^ (Sp. 825), entspr. schwa-
chen 2a. NN. haben durch Übernahme einer Bürg-
schaft ,kost und smächung emphangen.' 1481, B RiVI.
(Waldm.). Spez. entspr. schmächen 2aa,. Söldner
haben im Sundgau ,mit lesterung und Schmähung der
frouwen und jungfrouwen' uA. übel gehaust, um 1475,
Bs Chr.; Var. ,1. und nottrengung.' — b) Schmähung,
entspr. schmächen 3 b. N. hat die Obrigkeit der Falsch-
münzerei bezichtigt und soll sie .gobruchter schuldi-
gung und schmächung ... entschlachen,' 1518, WMerz
1915. Ein Pfarrer, der verkündigt hat, es sei Sünde,
für die zuletzt vor Mailand Gefallenen zu beten, soll
bestraft werden, ,dannt ander ursach mögen haben,
sich sollicher schmechung und unbillicher wort zu
überheben.' 1522, B Ref. , Schmähung, schmützung.
vituperatio, compellatio, criminatio ... offensa, Vitium.'
Fris.; Mal. .Schmach- und Schendungen triben.'
1678, Z (s. Schändung Bd VIII 900); im gleichen S.:
.Schmach- und Lasterwort fallen lassen.' ebd. S. noch
Schmächer. — Mhd. mmhungc f.. Beschimpfung; vgl. Gr.
WB. IX 909; Fischer V 970.
Schmauch. Nur Fress-Schmauk m.: .Mensch
der immer ans Essen denkt und beständig nach etwas
Essbarem hascht', = Mauch 4b, Fress-Matich (Bd IV
57 f.) aScHW. — Zu srhmauchen IS: also tautologiseh. Das
einfache W. in audrer Bed. (Betrüger. frUhnhd.; vgl. achmau-
cJen 1 1 b und <•) bei Gr. WB. IX 95'2 u.
schmauche» I „Ap"; Gl (auch It St.); „Sch; Zg;
Z". so Kn., schmauche" 1 L; G C-ö-) 0., We.; Ndw
! (-tti-J, schmauke" L (seltener als -äu-), schmäulce'' 1
j Aa(H.); Gl (vereinzelt); L (auch ItSt.); ScnwE., 3. Sg.
1 Präs. und Ptc.-(: 1. a) ,im Geheimen Etw. tun, treiben,
von verstecktem, verschlagenem Gebaren' L, „ver-
bergen, verheimlichen L; Zg; Z." — b) .einschmuggeln'
Aa(H.). Heimlich irgendwohin schaffen (vgl. »waucÄifcwi
Bd IV 59): .[Die junge Frau habe ihrem Grossvater
ilire Kleider gebracht und ihn] gebeten, das er ir die
cleider behalten, dasselb er doch iren nit gstattnen
wellen ... Letstlich hab sy die on syn wüssen wider-
umb in syn hus gschmöucht und Verstössen.' 1561.
Z Ehegericht. (Waren) heimlich (irgendwohin schaffen
und) absetzen ; vgl. auch ver-schm. b. Jede Stadt und
jeder Hof hat darauf zu achten, dass das .Schmauchen
und Täuschlen anderwertigen Salzes' vermieden werde.
1778, G Altst. Handelsvertrag ( JGöldi 1897). — c) Jmdm
Etw. heimlich geben, zustecken GO.; SchwE. Syn.
schleiken 1 d (Sp. 519). ,Do man [Sold] bezalte,
schmochte der bojitraan die [angebotenen] 15 toppel-
tuggaten im mit der bezalung; fragte er inn. waz
daz were? seite er. es were daz gelt; redte er aber,
er weit sin nit.' 1512/4, Z. Von einer mündlichen
geheimen Mitteilung: .[Eidgen. Hauptleute] sind uf
begeren des castlans [von Musso] on wissen und willen
der Pünten uf ain tag zuo im . . . gangen und im ge-
loset; hat er sich hoch beklagt, dass die Aidgnosscn
wider in ligend ... Was er inen witer geschmocht hab,
ist verborgen.' Vad. — d) „Kleinigkeiten mausen L";
Nüw (Matthys), spez. „Naschwerk, Esswaren heimlich
entwenden Ap; Gl"; L (auch It St.); „Sch"; Ndw
(Matthys); „Z", ,Etw. für sich auf die Seite schaffen,
um es dann lieimlich zu essen' L (RBrandst.). Syn.
fauken 2b (Bd I 725). Los Meitschi, wenn-[ich]di'''
»io'* einist am Schmmike" attrapiere", giebt es Strafe
L (ERöthelin). Heimlich essen und trinken GWe. —
e) refl.. .sich zurückziehen, das Sichere suchen, sich
mäuschenstille halten, verbergen' ScnwE. (Ochsner).
Syn. schleiken Ib (Sp. 518 f.). Was hat echt aw'' der
Morgcstern im Chopf, dass-er-si''' . . . de't hinder 's
Wändli schtnäukt? ebd. (Gedicht). — 2. gierig essen
L, schmausen, essen ZKn., .heisshungrig tun' GWe. —
3. Einem Eins stecken, von einem Schlag, einer Ohr-
feige GlEIhi, Mitl. Er het-mer Hi's g'schmaucht. —
4. schinäuke", = mäuchelen 2 (Bd IV 59), mildernd für
stinken L (für heute abgelehnt); Syn. fauken Je (Bd 1
725). — g--schviäukt: eng sich anschmiegend, an-
liegend, fast zu eng, von einem Kleid, an das zu wenig
Zeug verwendet wurde SchwE. Syn. (ge-)schmog(en) .
Es [ein Kleid] ist-der e'chli" z'g., sö'tisch [es] e'chli"
üslö", — Kausativ zu »chmBtheH (wo über weitere Be-
ziehungen); vgl. Gr. WB. 1X955 (friihuhd. .schmauchen',
heimlich verfahren uä.); Fischer V 1009 (unter nchmogen).
Bed. 2 (ausgehend von 1 d) auch bei Fischer V 985. Bed. 3
geht aus vou 1 c. Syuu. zu 1 und 2 miituh(l)eH, maulcen.
müch(l)en. mtikeu II (Bd IV 59. 1 39 f. 62 f. 142 f.); Bed. -1
entspricht den Begriffen .weich, faul', die die eben genannte
Sippe mauch- usw. neben dem Begriff der Heimlichkeit auf-
weist.
vor- „schmauche" Zg; Z", -schmauche" ScnwMa.,
■schmauke" ZZoll.; Ostschweiz (Lindinner), -scÄmäxfce"
Aa, so Hold, und It H.; L; SchwE.; S; Zg: a) = dem
Vor. 1 a. verbergen, verheimlichen Aa, so Hold, und
It H.; L; ScHw; Zg (auch It St.); „Z-Zoll. Gigeligupf
und Uase"schnöäz, d' Schnegge" häm-mer 's Gelt ver-
schmöükt, Ende des unter Gigeli-Gupf (Bi II 392) ab-
gedruckten Reimes Aa (H.). Was 's [das Christkind]
macht i'schleike", Das muess 's vor (rem [der Kinder]
Wundafitz verschmäuche", .eilig verstecken.' Schwzd.
ScluiiBcli schuiecli, sclimicli, soliuioch. schiuuch
844
(SoHwMa.; für eine andre Stelle die Erläuterung .ver-
hehlen'). In einer Rechnung betrügerisch unter-
schlagen. OsTscHWKiz (I.indinner). Er hed 's ver-
schmaukt und ver<^uantet, .schlau unterschlagen und
tückisch verborgen.' — b) Handelsware unter der
Hand absetzen; vgl. das Vor. unter Ib. .[Die Fische]
sollen alle auf den Fischmarkt gebracht ... und alle
diejenige Personen, so Fische ausser Landes ver-
kaufen oder im Land verschniauchen. oder ... in die
Stadt bringen und dem Fischmarkt entziehen ... ge-
straft werden.' Z Fischerordn. 1710/76. — C) = cer-
schleiffen la, -schkilcen J«a (Sp. 143. 524), Etw. heim-
lich entwenden L; S; Zg. Mängi Frau verschmeuht,
was-si cha" S. .Die [neue Magd] war nun ihnen
[Mutter und ürossniutter] recht, aber dem Vater nicht
... [Er meinte] sie helfe den Weibern allerhand ver-
schmauchen.' UBräoger 1789. Mit Acc. P.: ,Zu ver-
hinderen, dass das Volk nicht [durch Kriegswerber]
auss dem Land heimblich getischet und verschmaucht
werde.' 1710. Z. — ver-schmaucht Z (FStaub).
-schmöcht GBuchs. Sev., We., -schmaukt ÄAFri. (Hür-
bin); Z, so Kn., Stdt. -schmaukt Aa. so Br., Ruedert..
St.. Zof.. Z. und It H.; BsL.; L (auch It St.); ScHwE.;
S; ZRicht.: a) entspr. ver-schm. a Aa; S; Z. Ver-
sehmäukti CrüHbriefi. vor der Steuerbehörde ver-
heimlichte. HBlattner 190'2. — b) entspr. c. Fötif Söu
gend nun Siten und Eini verschmäukt, Sprw. Aa (H.).
,Eine verschraäukte (heimlich gestohlene) Ware L." —
C) heimlich. Syn. ver-schleikt Ib (Sp. 5'26). a) = ge-
heim 3 (Bd II 1'280). Adj. (bzw. subst.). .Diese ver-
schmaukte Geschichte', unlauteres Einverständniss
Zweier mit der Absicht, einen Dritten zu hinter-
gehen. XIX.. Z Prozessakten. Im Verschmäukte". ins-
geheim A». so Br., Zof.; BsL.; L; S; ZRicht. Im V.
um ■'e" Hüsegge" spanlfle" [Bd IV 680]. JReinh. 1917.
[Die Mutter flickte die zerrissenen Kinderkleider] i"
der Chammer ene" im V., ''ass de'' Vater Nüd merki.
EEsiHMANN 1917. D' Mueter ... het-mer im V. Eine"
[einen BAtzen] g'längt. lis Nat.Ztg 1918 (BsL.). S. noch
Bd VI 646o. Adv. (bzw. präd.). heimlich, verstohlen,
hinterrücks AABr.. Fri.. St.. Zof., Z. undltH.; BsL.;
L (auch It St.); üBnchs, Sev., We. (,auf schlaue,
hinterlistige Weise'); ScnwE.; S; Z, so Kn., Stdt.
Das [Mädchen] sig si'"m G'spüsli"g W'trü" g'si", htig
's mit ''ein Jäger k'cha", verschmäukt. MLienert 1913.
Er hed 's esu verschmäukt uf d' Site" 'tö", beiseite ge-
schafft L; in ähnl. S. ganz verschmäukt BsL. V. ease",
trinke" Aa; L; 8; '/,. [Die Landfahrer hatten] Kaffe,tco
selbi Zit "ume" richi Büre"tciber 'trunke" hei", und erst
no''' verschmäukt, ''ass-es 's Manne"volk nit hätt seile"
vierke". .Toach. 1881. Der Soldat nimmt beim Inibiss
verschmäukt . . . us der M'äntele" es Schlüekli [Schnaps].
EEscHMANN 1910. ,Man sollte [bei einer Wahlsitzung]
nicht voraussen auf der Lauben verscbmaucht trinken,
sonder in der Stuben.' 1704, aZoll. 1899. V. ge^.
„Er hat mir 's verschmäukt (in Geheim) gegeben L."
V. lache". Jö, ivenn-i''' Geld hätt! seit dernö''' d'Frau
[die sich fälschli. h als verniüglich ausgegeben hatte].
und hei so verschmäukt g'lachet. BWvss 1863. V. Juege"
uä. Ain verschmäukt [Syn. unden-füren] aHuege" oBs
(Seiler). Einem Feste eso verschmäukt und hinden-
ume" zueluegc". AG\ii. Verschmäukt biegt 's [ein über-
raschtes Mädchen] nö''"'em Oarte"haii. Lienkrt 1913.
1'. säge". Er hed 's eso rerschntäukt g'seid, .unbestimmt,
verblümt' L. Niene"hinig »der verschmöcht briiUe",
.hinterrücks schwatzen oder verschwatzen, in bos-
hafter, auch geringschätziger Weise' GWe.; vgL
(tHien-scftHemsm{Sp.508). — ß) = heimlichö (Bdll 1288),
unaufrichtig, verschlagen. [Ich zürnte] ml ü'se'' Isi-
dör eso verschmeukt g'si" ist. JEkixh. 1905. — Vjrl. m-
maulcti. -mäukt (Bd IV l;j9f.).
zue-.scbmeiken': = schmauchen Ilc; s. Sp. 524u.
(HvRüte 1532).
Schmauche", nur -äu- (gespr. -ö-) f.: Weibs-
person, die heimlich bzw. heisshungrig, gierig isst
und trinkt GWe.
Schmaucher bzw. -äu- (in GWe. -Ö-) m.: Masc.
zum Vor. GWe. Schmaucheri" f., weiblicher Viel-
frass (vgl. Fress-Schmauk Sp. 841) ZO. (Stutz). .[Eine
V^agabundin] ist eine Schmaucheri° und Fresseri», wie
es keine solche mehr geben kann : hat immer den
Bumbel voll Brod oder Brocken, Wurstzipfel oder Käs,
und von ihr ... ist kein Kriesbaum. kein Bir- und
Öpfelliaum sicher.' Stütz 1852. — Pas Mast-, liei Fischer V
9SÖ = uuersättlicher, niissgünstiger Mensch, = Betrüger bei
Gr.WB. IX 955.
G'-schmäuch -k n.: heimliches Tun Aa (H.).
schmauche" II Z. so Kn., schmauche" II -äi-
Xi)W (Matthj's). schmäuke" II GRoHe. (Tsch.), Pr.;
L: 1. eine Pfeife (Tabak) schmauchen, behaglich
rauchen. Abs. ,ii heind g'schmäukt wie d'Chemi Gu
Kl. S. noch Becher -Ffxffen (Bd V 1073). Eini [Pfeife]
schmäuke" OnPr, [Plaudernde Männer] heind ran Zit
z'Zit Eiiii ing' füllt, angesünt, g'schmäukt und g'legent-
li^'' e" Schluck [Wein] g'nun. GFient 1898. [Ein Knabe]
teti nid ung'ere" au"'' Eini schm., wenn er dürfte.
GRSchuders. .llir werdet mir erlauben, dass ich hin
und her spaziere und eine Pfeife schmäuke.' 1800,
ZEmhr. (Rechtfertigungsrede eines Pfarrers). Tabak
schm. Di Beeherpßfe" muess-i''' b'halten; r* tuen denn
dcrnä''' ividerum es Bitzji Hanauer [Tabak] schmäu-
ken. GFiENT 1898. .Wenn ein Landvogt ... Einen
beschickt und vorhaltet, er habe Tobak geschmaucht.'
Ink. 1713. Subst. Inf. D's Schmäuke" chund dür''' e"
neui l"füllete" noch e"mäl in de" höchst Flöribus, aus
der Schilderung eines Hengert (Bd II 434). Schwzd.
(GBSchs). .Tabak-Schm.- .1 Gl zalt N. wegen
Tabac-Schmauchens zum öfteren.' 1685. GSax Amts-
rechn. .Wegen dises liederlichen Hudelgesinds gefähr-
lichen und starken Tobak-Schniaucbens.' 1715. Z. —
2. (Menschen) rösten. .[Märtyrer habe man] in den
Bauch eines eisernen Ochsen hineingestecket. darunter
Feuer angezündet und sie also mit unbeschreiblicher
Marter zu Tod geschmauchet.' JJUlr. 1727; ähnl.
1718. ,Sie werden mit diesem Verderben gestraffet,
in diesem Feuer geschmauchet.' ebd. 1731. — 1 und 2
urspr. verschiedeue Bildungen (1 -en bzw. -ö«-Vb, 2 -^au-Vb),
doch früh vermischt (vgl. dazu die Anm. zu cer-sckmätihen
Sp. 838); bei uns uicht bodenständig; vgl. Gr. WB. IX 953/5;
Martin-Lienh. II 478; Fischer V 985; Müller-Fraurcuth II
449; FoUmanu 45C. Bed. 1, mit dem Tabakraucheu auch bei >
uns eingedrungen, ist heute durch die Sjun. laurhen, lavlttn, I
-Uli- (Bd VI 99. 798. SOG f.) zurllckgedrängt und nur noch iu ,
entlegeneren Gegenden- gebräuchlich. Vgl. noch Schmöhr.
Sciliueich: Mehltau. Damker (wohl für Z). — j
Nicht bestätigt und kaum Schweiz., da der echte Mehltau erst j
etwa 1850 iu die Schweiz vordrang, der falsche 1882 zuerst |
beobachtet wurde. Vgl. allenfalls .Kaupenschmeich', Raupeu- \
L'oschmeiss bei Gr.WB. IX 975 o. 1
845
Sclimaoli, scliiiit>eli, sclmiicli, seliiiiocli, scliniiicli
84 H
schllieiche° : (heuchleriscli, betrügerisch) scliöntun,
sich glatt benehmeil. Nur Ptc. ,schin-nd'. ,[Varn-
bühler ist] in ennessung sins raisshanJels in r!er rat-
stubeii zuo dem tisch hinfür gangen und liat das
[Stadt-]sigel schraaichend und stillschwigend uf den
tisch gelegt [und sich damit des Bürgermeisteramtes
entäussert].' 1492, G (PBütler 1914). — Amhd. «meirhe,,,
adulari; vgl. Gr.WB. IX 98S/01; Fischer V 991 ; Stammvl,
zum Folg.; etymologisch wohl verwandt mit Kchiiied-tr (s. d.),
schmeichle", in BG.; FJ. -i--, in AA'i'ägerig; LE.;
S (Hofst.) -äu; in AaF. sehmüchle" (s. die Anm.),
Dim. schmeichele" New (Matthys): schmeicheln AaF.;
Ap; GRh., T.; SchK.; Ndw; U; W, so Mü.; /.. Eichlf".
Die Uc-mer schm. ! Ausruf beim Kartenspiel U. Wenn
mi''s Chätsli fresse" macht, so schmeichlet es der Frau
Z (Lied). Wenn numen Eine' recht schwarz i" der
Wulle" g' färbt g'si" isch und het chönne" heuchle" und
schmeuchle", so het-er [Franz von Neapel] -ne" chönne"
brücke". JHofst. 1865. ,Uise ding alle [das äussere
Auftreten] sei er [der Zögling] der gestalt massigen,
dass sy der waarheit dienind, nit anderen schmöuch-
lind.' ZwiNOLi; lat. lenocinentur. ,lr käl ist ein offens
grab; mit irer zungen aber schmeiehlen sy.' 1560, Ps.;
.liebkosend.' 1530; .heuchlen.' Luther. .Schmeiehlen,
liebkosen, flattieren, adliibere (admovere) blanditias,
adulationem induere, adulari, assentari, blandiri, de-
mulcere; das zum schm. oder flattieren dienet, adula-
torius.' Fris.; Mal. ,Weliclie [Pfarrer dem gemeinen
Manne] ... ungeschickt schmeiehlen und liebkosen
und tun Das, darum sy in selbs den gemeinen Mann
anhängig machen.' B Syn. 1728. ,Ich musste [gegen-
über den Ziegen] die glatten Wort und das Streicheln
und Schmeicheln zur Hand nehmen.' UBrauo. 1789.
Ptc. ,schm-nd.' ,[Abt Ulr. Rösch war] gegen ieder-
man früntlicher Worten und schmachlender red.' Vad.
,[Ein Bewerber um ein Zunftmeisteramt sei] von einem
tisch zum anderen gangen, [habe] den gemeinen zünftern
mit Schmeichlenden Worten zuogesprochen.' 1594, Z
RB. — Si)iUi.jhii.«w.iiWii; vgl. Gr. WB. IX 980/ü; Martin-
I-ienh. II47S; Fisclier V 991, ferner zum Vor. Zum gerundeten
»rhmänchle" (,schmeuchlen.' A Biitelrock 1 6S'2/ 1 7 1 2) vgl.schniän-
derW'', ijachmüud'uj (u. achmeid-). Die hautforni -ei- iu Ap;
[ GRh., T. ; SchK. deutet auf Einfluss der Sehriftsjir. ; die Form
whnncUt' aus AaF. (uur huchte" u„d ichmüMt" Bd II 980,
ttoben trhmäuchli:" in AaTSgerig) macht den Eindruck einer
j Verrauudartlicluing von (liemihle" und) nchmeurlih" (vgl. o. den
Beleg aus .JHofst. 18fi.5).
I ab-: (Einem Etw.) absdimeicheln ScuK.; Z und
I weiterhin. — i"-: refl., sich (bei Jmdm) einschmeicheln
I S (Hofst. 1865); Z und weiterhin. St werde" rfitig,
I äj welle" z'ersch no''' einisch probiere", eb-si-si''' nit bi
j dine* Töchterc" ... chönne" i"schmeuchle". JHofst. 1865.
Schmeichlerin.: wie nhd. AaF.; SchR.; W, so
Mü.; Z und weiterhin. Er ist e(n) Schm. .Er [Ne-
bukadnezar] rust ein fürin ofen zuo; die schmöuchler
haltend ganz kein ruo; es muostend die dry männer
dryn [nach Dan. 3, Stf.].' SBirk 1535. ,Der Schmeichler,
I assentator.adulator, palpator; schm-in,adulatrix.'FRis;
l Mal. — Sr.ätiniul. umekheler m. ; vgl. Gr. WB. IX 992 f. 99i ;
i Martin-Lienh. II 478; Fischer Y 991.
1 Bäpst-: wer dem Papst schmeichelt. .Dass du
I [Efasnius] vormals ... ein verstendiger christenmeusch
' wärest und itzt ... ein grosser b. und unverschampter
; gotslesterer bist.' Gespr. 1522.
I Schmeic hl er i, -ei' f.: Schmeichelei. .Dieschraeich-
lerey, betrug, blanditia. palpatio, adulatio, assentatio.-
Fnis. (1568 .sehmöuchlercy); Mal. , Liebet Einer und
der Ander Schni-eyen, Liebkosungen in seinen Sünden
... der verhofTe und erwarte sie nicht von mir.' AKlinol.
ICSB. S. noch Falsch (Bd I 816 u.). — Vgl. Gr. WH. IX
99:3 f.: Fischer V 991.
sclimeiclilerisch ; wie nhd. , Schmeichlerisch,
durch flattieren oderschmeichlerey,assentatorie.' Fris.;
Mal. ,Da er sie [die Sünde] doch an sich selber liebet
und sich darin schm-er und schändlicher Weise flat-
tiret.' JJUlr. 1731. — Vgl. Gr. WB. IX 994.
,Schineichlung [f.]: lenocinium, blandimentum,
blanditia;.' Fris.; Mal. ,Schra-en, glatte oder häle
wort, blanditiie.' ebd. — Vgl. (ir. WB. IX 995.
schmuch AaF.; Gl (Leuz.); Gr (Vassali), ^'scftm.
Aa, so Schenk.; BsStdt; GrKI.; LStdt; Z, so 0., Stdt,
Wth.; St.' (oO.). Nur es ist (tvirdj-mer (g')schm.,
übel, von (momentanem) körperlichem Übelbefinden
Aa; Gl (.sonderbar zu Mute, schlecht, unwohl.' Leuz.);
Gr (Vassali). Spez. 1) .blöd im Magen' Aa; LStdt (It
Tagbl.); Syn. blöd laa. (Bd V24/5). Mit dem Trinken
eilet" isch-es aber nid g'macht, es wird Ei"'m sust
g'schm. ... drum het-mer [für das Buflfet einer Aus-
stellung] aif* e" saftige" Spiszedel g'macht. L Tagbl.
1899. — 2) ans seelischen Ursachen (Angst, Schreck),
gew. mit der Einschränkung ganz, schier g'schm. Aa
Schenk.; GnKI. (,angst werden'); Z, so 0. 's ist-mer
ganz g'schm. worde", ,icli war nahe daran, die Besinnung
zu verlieren, vor Schlägen, Schreck usw.' ZO. Der
Ätti cha"" mängist wiiest balge", ''ass so-mene" Maitli,
wo mues' z'Acher tribe", ganz g'schm. wird. Aa Neuj.
1895 (AASclienk.). Geradezu = , ohnmächtig', zB. vor
Hitze AaF.; Z. — Anscheinend nur im Anlaut verschieden
von müch, iu gedrückter Stimmung (Bd IV «2); der Bed. nach
stehen nälier mnuchi, miichä (ebd. 57. 63); vgl. weiter die Anm.
zum Folg. uud zum Syn. (/e-sehmucchi.
schmüche" ApLb.; Z, so Kii., (lediglich formelles
Dim.) schmüchele" Nnw; ZF., sehmüchle' Ndw; Z, so
0., S., schmüchele" bzw. -i- ,Schw; Uw- (für Ndw auch
ausser St. bezeugt); Z (Spillmann); Ostschweiz: a) sich
(unter die Decke) ducken Z, so Kn. (nach einer nicht
lokalisierbaren Z Angabe gleichbed. retl ), ,sich leicht
schmiegen an Etw., mit Wangen und Gesicht, um
freundlich zu ruhen' Ndw (Matthys), .sich anschmiegend
schlafen', ebd. (nach anderer Angabe). ,Ich schmuchelte
(sclilüpfte und schmiegte mich) tief unter die Decke
und entschlief.' Reith. 1843; gleich nachher: ,Ich
schmuchte mich also wieder unter die Decke und
kelirte mich frischerdings aufs Ohr.' ebd. Jetz
schmücMe"d mir, dem Winter z' Trotz, ganz hinderen
in'nOfe"chratz. EScHöNE.\B.(Eschm.). — b) „sich liebend
an einander lehnen Schw; Uw, , zusammen liebeln',
von einem Liebespaar ApLb., sich an Jmd schmiegen
ZF. und It Spillm., ,sich an Etw. zärtlich anschmiegen'
Ostschweiz, .sich schmeichelnd an Etw. anschmiegen'
Ndw. — G rundvbzu sdimavclmt I usw. (Sp. S4 1 f.) : formell Eins
mit Sachs. , schmauchen', in sich gekehrt, verschlossen sein
(Mliller-Franreuth II 449; ebd. auch ein in der Bed. tw. mit
dem Schweiz. Vb sich deckendes Subst. , Schmauch', sich an-
schmiegendes Kind; iu sich gekehrter, verschlossener Mensch;
vgl. dazu .Schmuch', stiller Mensch, hinter dem mehr steckt,
als es den Ausf-hein h;it Vilmar 360); mnl. smüken, sich
kriecherisch gebaren (Mnl. WB. VII 1382); gleichbed. mit
achmauchm I ist eis. sohmttchehit, heimlich wegnehmen (Martin-
Lienh. II 478). .\hnliche Bedd. zeigt die Sippe much- (Bd IV
62), zu der .tihmuch- eine Wechselibrm bekannter Art sein kann
(vgl. zB. Itrl-en : acldSck-en, lampen : schtnmjjeti. (le-miirler : Ge-
847
Schmach — schmuch. Schmacht — schmucht
848
ncJiniirfn-). Es konnte freilich aiicli (alte) Misohuug voiliegeu
zw. den Sippen müch- und schmieg- (wozu ags. ««lujaii, sich
schniiegeo, mitdem jedoch unser schmüchen nur unter Anuahme
einer verschiedenen Stufe des wurzelauslautenden Konsonanten
sich gleichsetzen Hesse); dafür spricht die ähnl. Bed. von ge-
achmiiukt, ge-schmogen, nchmucken. Tgl. noch das Vor. und ge-
tchmuecht mit Anm.
a'-schmicheh": sich (an Jmd) schmiegen Nnw (Mat-
thys). — awAe TS"- schmücke": = schmüchen a. Syn.
u.-müchen (Bd IV 62); -schmucken. Guet Nacht, ir
Chind! tuend ordli''' u., ir werdend hinicht kei" Schläf-
pulver brücke". Müll. Jugemischr. — er-schmichele":
Jmd sich anschmiegend liehkosen Nnw (Matthys). —
z"-säine°-, in ApLb. z'semme"-sckmücke", iu „Scaw;
Uw" -sehmüchele": - schmüchen b ApLb., „gleichsam
in einen Körper verschlungen heisammenliegen oder
-schlafen Schw; Uw."
Schmucheli -i- m.: wer gerne schmüchelet Nnw
(Matthys).
(g «-) s c h m ü c h e 1 i g -t- : geneigt zn sehmüchele" Ndw
(Matthys).
schmüchlisch. Nur .schmöüchlischer Weise',
meuchlings. .Nachdeme ... Pfalzgraf Otto von Wietels-
pach Philippum den Kaiser . . . schm. W. erstochen
hat, grad hundert Jahr vor gleichförmiger Entleibung
K[aiser] Albrechten.' Guler 1616. — Vom syn. nhd
,nieHchli3ch' (zu .meucheln', versteckt, hinterhältig handeln.
heimlich naschen Gr. WB. VI 2164. 2161) nur im Anlaut ver-
schieden; vgl. die Anm. zu schmüchen.
schmüchle° s. schmeichlen (Sp. 845).
(g'-)3chrauech s. ge-schmuecht.
Schmacht — schmucht.
Vgl. auch Schmach usw., 8chmack(t) usw.
(Ver-, Be-)Schmächt bzw. -ä- s. (Ver- Be-J
Schmach (Sp. 823. 828 f.).
g'-schmächt-ö'-oBsL., „-schmacht BO.; L;S" : „Adj.
und Adv., kraftlos, nicht wohl (als Folge eines schwer-
leidenden Hangers) BO.; L; S", halb elend, infolge von
Hanger, leerem Magen oBs. „Es ist mir so g'schm.,
ist mir so wehe, so schwächlich (wegen Hunger), dass
ich mich kaum halten kann, ich muss vor Kraftlosigkeit
beinahe niedersinken." Es wird-mer ganz g'schmöcht
oBs. G'nöt und g'schmöcht Itiege" (vgl. die Anm.):
's schlickt bim Bluest au"'' scho" selb ene" ne" Grüenc
zum Chare" [des Milchhändlers], biegt gar g'nöt und
g'schmöcht und macht si" stillt Bitrachti"g über die
dünni Milch. Breitenst.
Nach den Formen g'schmöcht, rerschmachle", ->.- (s. r«-
schmachlen) Sowie nach schmöchde" im benachbarten Baden
(Lörrach) sind mhd. (bes. nid.) smaht m., verzehrender Hunger,
smahlen, das GefUhl verzehrenden Hungers haben; schmachten
mit nrspr. langem ö anzusetzen, ebenso dasjön-Vb ahd. casmah-
teot (u5.) als Übersetzung von lat. .ccoliscU' (Ahd. Gl. 1 li'2, 2);
anf (seknndSres?) a deutet nach ,versraaichten.' XV., Köln
(DM. III 53); das bei uns erhaltene ä wurde anderswo gekttrzt
(vgl. Wilmanns l'§ 250, im Nd. schon in mnd. Zeit nach
ALasch Mnd. Gramm. § 68, 2b). St.'s Angabe g'schmucht ist
für die Form nicht verwertbar. Schmacht-I.uch" Z (Kn. oder
StdtV);«i>AmrtcA(e"Gl(nichtalsechtempfundeu), «cjHiÄcAd'jr. ebd.
sind viell. nur Vcrmundartlichungen der schriftd. Formen nach
Vorbildern wie ,Verdiicht, gebracht'. Für Bs g' schmucht ist
auch eine ältere Form g' schmachtet denkbar; es könnte aber
auch das Subst. mhd. smaht m. zugrunde liegen (vgl. angst, ernst
umgedeutet aus Angst, ßmst). Vgl. tlber die Verbreitung von
,Schmacht, schmachten' Gr. WB. IX 884/90; llnl. WB. VII
1325;FaIk-Torp 1911, 10TS;hieherauch schwäb. jsiAmö-rfcn,
zierlich von einem Mädchen (Fischer III 481; vgl. zur Bed.
sihmächiig)y Etymologisch können ge-schmächt und das nach
AHeusler 18S8, 7." damit ablautende Syn. ge-srhmuecht (s. d.)
mit slav. smng-, verbrannt, dürr, dunkel werden nä. (Miklosich
Etym. WB. 309) zsgehören; nach Form und Bed. Hesse sich
gf-schmächt auch auf slav. *smeng-, aufspringen von den Lippen;
austrocknen, 'smong- in russ. amughjj, schwärzlich (ebd. 309.
311) beziehen; doch unterliegen nach Mitteilung von Prof.
Eßerneker die slav. Formen mit Nasal dem Verdachte, aus
sekundärer Kreuzung entstanden zu sein. Bei Breitenstein
liegt wohl Beeinflussung durch die syn. Verbindung g'nöt
biege" vor {g'n. l. = , unter der Wirkung zehrenden Hungers
bittend, begehrlich schauen' oBs); oder hat Breit, an das nhd.
, schmachten' gedacht? Für die heutige MA. wird g'schm. luege*
abgelehnt.
a°-schmachts°: anschmachten, von Verliebten!
städtisch, so BStdt; ZStdt. — • Vgl. die Anm. zu ver-schm.
ÜS-: ausschwaclien, ausgemergelt werden. ,Ich
fand sie [einige Bekannte] allerseits vor Gram und
Schwärmut so entstellt und ausgeschmachtet, dass ich
sie an einem andern Orte unmöglich mehr erkannt
hätte.' Sintemal 1759. — Vgl. Gr. WB. I 957 und die Anm.
zum Folg.
ver-, in W, so Mü. -ä-, in Bs -Ö-: vor Durst ver-
sclimachten AaF.; Bs; üw; W; Z und weiterhin.
I''' muess fast v. Es ist zum V. Austrocknen: ,Sein
[des Bären] gedärra ist zur selben zeit [Winterschlaf]
so lär, dass es gleich aneinander kläbt und ver-
schmachtet.' TiERB. 1563. (Hungers) sterben. ,Uen
Kauffman ist alsbald ein Forcht und Frosten an-
kommen, dass er schwärlich ohne Verschmachten anf
dem Weg die nächste Herberg erreichen mögen.' Ah-
HORN 1674. ,Mit guten Zähnen und hungerigem Banch
kont er Nichts essen [weil ihm das Essen nur gezeigt,
nicht gegeben wurde]; darum er ellendiglich v. müssen.'
AKlingl. 1688. , Hungers und Dursts jämerlich sterben
und V.' ebd. ,Hr Pfr zu Altnau meldet, dass innert
Jahrsfrist in seiner Pfarr von Hunger aussgezehrt,
auch anf den Strassen, in den Schweinställen s.v. nnd
sonst hin und wider verschmachtet und todt gefunden
worden 28 Personen.' 1692, Th. — ver-schmachtend,
,Wann es voraussen Sommerszeit eine v-e Hitz machte,
so fände man hingegen in dieser Hole ... eine em-
pfindliche Kälte.' Sererh. 1742. — Sicher bodenständig
sind bei uns nur die Formen mit -ä-, -ö-; vgl. die Anm. zu ge-
schmächt; sekundäre Dehnung wie bei Martin-Lienb. II 478;
Fischer II 478 kommt bei uns nicht in Frage; vgl. auch Gr.
WB. XH II 16/8. Auch das entlehnte lei-scAiurfcAfe" (APetri
1523 ersetzt ,t.' durch ,erkameu, verderben, erligen') ist bei
uns bodenständiger als an-, us-schm., schmächtehn. Eis. ist, Ter-
schmachen' bei SBirk 1532 (,Myn herz verschmachet'; in der
ZBcarbeitung ,verschwynet'); vgl. Martin-Lienh. II 478, wo
neben verschmachten auch verschmächen (von der 3. Sg. PräBS.
nersrhmacht ZU verschmachte" aus entstanden); vgl. ZfdM. XIX |
150 f. '
„g"-schmachtig": = ge-schmächt „BO.; L; S." — ,
Vgl. dort die Anm.
schraächtele": Dim. zu schmachten. , [Eine so
schöne Tragödie, dass manch] süsses Kind am Ende ','
jedes Actes sanft hinschmächteln wird.' WociiENBLiTKR
1780. — Vgl. die Anm. zu verschmachten. |
schmächtig -rf-, in Gl -k-: a) wie nhd., über- .
schlank, von Personen B (Zyro); Gl; GRÜast., D., He.,
Pr.; SchR.; Ndw (Matthy.s); W; ZStdt. doch nirgend« ,
volkst. für be-ring (Bd VI 1068). Er ist al'itoil e»i ;
sckm-c Bueb g'si" SchR. E" schm-s Pürstli ZStdt. E" j
840
Sclmiaclit, schmecht, sclimiclit. schraocht, schmnclit
850
Sch-i GRFiil., Jen. — b) schm-illose", zu eng, zu knapp
GRFid., Jen. — Mhd. smahlec (uach Auni. zu r/e-schmacht
iirspr. mit -fl-), hungrig, langsam liinschwindeud, ulid. ,schniäcli-
tig' iu uDsrer Bed. a, woraus unser W. entlehnt ist (Zshang
mit den verw. Wörtern wird sowenig mehr wie im Nhd. em-
pfunden); Tgl. noch Gr.WB. IX S90/1; Martin-Lienh. II 478;
Fischer V 970; Mul. WB. VII 1325. Zu Gl -ä- vgl. die Anm.
zu ge-schniächt.
Schmichtn. Nur kei" Schm., nicht das Geringste
WV., so Törbel, Vt., Zerni. (veraltet) und It PRuppen.
Synn. kein Bits (Bd IV 1990), Brösmen (Bd V 803),
Fiechti, Flichtu, Ftättru, Griiso (WEar.; vgl. Bd II
8i0n.), Spulchen, Strappu. Kei" Schm. Aichu, Schmutz,
Hob, Hew. Kei" Schm. icert. keinen Pfirt'erling WVt.
Es frisst kei" Schm. WZerm. Da ist kei" Schm.
z'fvessu". ebd. — Viell. ein romanischer Rest (vgl. froi-
burg. on Li vi inüjota, on n'y voit absolument rien); nach
Mitteilung von LGauchat. Deutung aus germau. Mitteln (mit
Sufüx ahd. -(«om oder altgerni. -tm- bei Wilraanns II* §.233
zur Wurzel von sfhmeichen, schmedcer) ist wenig wahrschein-
lich. Das W. ist in WG., Gondo, Lö., Kar. udE. nicht bekannt.
Schmuecht, ß'-schm. (vgl. die Anm.) — f.: körper-
liche Ermattung, Erschöpfung SG. D'Sehm. ist-em
eho". [Das ausgehungerte] Meitli het fast nümme''
chönne" rede" vor Elan di und O. EFisiher 1922 (S.).
— Eis. ,Schmud' (««ii/( Waldhambaeh) f., Schwüle (Martin-
Lienh. II 479) deutet, wenn hergehörig (als älteres "Ä-ioMiecif).
doch auf ein altes W., obschou Schmuecht (beim Artikel diese
Form) lautlich aus d' ß. entstanden und dieses nach Beispielen
wie €8 ist mir angHt, e'nist : Än'jst, Enut zu g'achmuecht hinzu-
j gebildet sein könnte; vgl. weiter die Anm. zum Folg. (wo ein
I bad. Sehmiiech m.) und zu ivr-, rje-schmuechlfit, !/e-schmuechli,j.
' g'-schmuecht BsL. (It Seiler auch schmuecht,
I in Wensl. nach einer Angabe schviücht], Stdt; B, so
I Er., E., Gr., G., Lenk, R., Si., Stdt und It Gotth., Zyro;
iGLS.;GKÜ.; L; S (flekt. g'schviuechtnig), g'schmuech
'(nach vereinzelten Angaben für Aa ; BsStdt; Sca
schmtiech) Aa, so B., Br., L., Ruedert., St., Wohl.
Und It H.; BsLie., Stdt; BBe.. M., Stdt; L; GBuchs,
jStdt; ScBwE.; ZSell., Stdt: a) fast nur unpers. präd.,
1= scÄmtiffe (Sp. 846), .(ohnmächtig oder) der Ohnmacht
nahe, (sterbens)übel' Aa (.nicht recht wohl'), so B.,
Wohl.; BsL., Stdt (.schwach, kraftlos')^ B, so Be., G.,
Stdt und It Zyro; L; GBuchs; SohwE. (,blöd, kurios,
,iuch fast ängstlich zu Mut'); SOlt.; Z, so Stdt; Synn.
\;jbel, elend (Bd I 55. 176); macht-, muchtlös (Bd III
11431); Idter; schlecht {Sp.aOo.); ye-schmächt (S\<.8i7);
\ie-spässig. ZB. infolge von heisser, schlechter Luft
lä. I»* mag d' Chil'''e"hift nid guet rerlide", es tvird-
wer grad g'schmuech drin inne" L. 's werd im all-
\oeg schlecht u"'' g'schmuecht, einem Knaben vom
llauchen. GStucki 1908. Infolge von Hunger und
lärmüdnng Aa (auch It H.: .Leere im Magen spüren');
isL, Stdt; B, 80 Br., Lenk, M., „0.", R., Si. (selten,
ilmOb.); GrD.; L (auch It St.); GStdt; Sch; S (auch
pst.); Ndw; „Zg" (St.«); ZSell.; Syn. auch öf/ (Bd I
i'''). „Es ist mir so geschraucht L; Zg." Es het-ne"
üecht,jit3 möcht-er öppis Spis: suist-es im g'schmuech
si". ScHwzD. (BM.). 's ist-mer schmiiech tcie ''em Pfaff
Ostere" Sch. Bildl.: ,Nach Jahresfrist ... ist es dem
ield-]Säckli g'schmuecht worde°, und es het nume'
i>'^'' es Ränzli wie Öpper. der a° der Uszehri°g g'storbe"
t.' GoTTH. Infolge von seelischer Beklemmung (bes.
folge von Angst. Schreck, auch freudiger Über-
schung) Aa. so Wohl; B, so E., Gr., Stdt; L; S
|id weiterhin. ,Es [Bäbi] solle einen Schoppen Roten
I Schwell. Idiotikon IS.
trinken, es werde ihm weniger g'schmucht [für ,-ue-']
und chönn [vor Gericht] checher schweren.' Gottb.
.[Eine arme Frau lehnt die Einladung zu einer Wagen-
fahrt ab:] Ihr Lebtag hätte sie es nie getan und
müsste sich ja schämen ihr Leben lang, wenn man
sie auf einem Reitwägeli sehen würde; sie glaube, sie
ertrüge es nicht, es würde ihr g'schmuecht (ohnmäch-
tig).' ebd. Nur mier tvird's g'schmuecht und trürig als
[jeweilen im Frühling], als drditi's 's Herz mier um.
JRoos 1885. .Dem Fritz wurde es bei diesen [Liebes-]
Worten froh und auch wieder g'schmucht [für .-ue-']
nm's Herz.' BLangn. Kai. 1890. 0, i''' ha" nümme
chönne" luege": g'schmuecht isch's-mer worde", sagt
eine Mutter, deren Sohn man ins Zuchthaus abgeführt
hat. JReinii. 1901. We""-si''' d's Marianni scho" nid
grad g'ßrchtet het, su isch-es im bi Langem doch bal''
e"chli" g'schmuecht mv' u'heimelig worde", wegen eines
Betrunkenen. Loosli 1910. Von ausgesprochener Ohn-
macht ÄAStauf.; BE.. G. (It Id.), Stdt; GlS.; GRPr.
(B.); LStdt; S und weiterhin. .Änneli! schrie Bethi
auf [beim Anblick einer Ohnmächtigen] ... ist's tot?
— Nein, hiess es, ... urae° es bitzli g'schmuecht
(ohnmächtig) ist's ihm werde".' Gottu. Es ist-ere"
g'schmuecht! Wasser! LWENSER-Gfeller 1916. Pers..
ohnmächtig: Wo-mer die G'schmuechtnigi im Hinter-
stübli uf ''em Eueihbett g'ha" hei", so het's-ere" d'Stirne"
und d'Schlöfe" g'ribe". JReinh. 1903. In den gleichen
Verwendungen oft auch mit fast, bald, schier uä.
Hör einist üf mit Slagiere", de [du] machst-vier bald
g'schmuech (oder: es tcird-mer fast g'schmuech) Aa
Wohl.; Syn. ver-leiderisch. ebd. ,Das [angebrannte
Sauerkraut] stinkt ja, es wird Einem fastg'schniu[e]cht,
das darf man nicht aufstellen!' schilt die Bäuerin.
GoTiH. ,Da wurde ihr fast g'schmuecht', einer Mutter,
die die Schwangerschaft ihrer Tochter entdeckt, ebd.
.Der [Pfarrer] las mir ein Kapitel, dass mir fast
g'schmuecht wurde.' ebd. ,Es ging wüst draussen
[bei einer Schlägerei], und hie und da kam Einer
iierein, mit Blut überströmt, sagte, es werde ihm
fast g'schmuecht, und man solle ihm Wasser geben.'
ebd. II; ,er werde fast ohnmächtig.' 1850. .Der [Vater]
kehrte sich um. als das arme Hüdeli [die Leiche des
auf dem Meere gestorbenen und versenkten Kindes]
ins Wasser plumpste, und sagte, es wolle ihm näume"
fast ein wenig g'schmuecht werden.' AHartm. 1852.
— b) schwül, betäubend, von Hitze BG. Es ist eso
(fschmuechts Wetter, e"g'schmuechtiZit. E"g'schmuechti
an'' er fulartegi (einschläfernde) Hitz. Barnd. 1911.
Einige Belege für ver-, ge-schmuechten bezeugen das W.
für das XVI./XVII. ; aus nicht Schweiz. MAA. gehurt wahrsch.
(als älteres 'schmuechtig) hieher eis. .schmudig, schinuedig',
schwül (Martin-Lienh. II 478; vgl. auch bad. ,schmodich',
schwül aus Oberhausen bei Bruchsal; eine kürzere Form wird
für das Wiesental udE. vorausgesetzt durch das Subst. ,i«
Schmucch' kommen = nnserm ver-schmiiechien bei HBurte,
Madlee 1923, 6; nach Mitteilung aus den Sammlungen für das
Bad. WB.): bair. .schmodig, schmudig, schmudrig', schwül,
drückend heiss, gewitterhaft (Schm.« II 545); Schwab. ,schmude-
rig', gewitterschwül (Fischer V lOlG; schwach bezeugt); hess.
.schmudrig', feuchtwarm, schwül (Crecelius 748; dazu auch
Gr.WB. IX 1130);' darnach mag unsre Bed. b, die an sich
leicht von a aus erklärt werden kann, gerade die urspr. sein.
Ein sicheres Urteil über das W. ist so wenig möglich wie
liei den anscheinend nahestehenden muech, mu(e)cht, müecht
(Bd IV 65. 70 f.). In -ue- kann Ablaut vorliegen zu -au-, -ü-,
aber auch zu -ä- (vgl. die Anm. zu ge-schmächt Sp. 848);
ausserdem kommt für -uecht- Entstehung aus -firJii- in Frage
851
Schmaclit— schuiuclit. Sclnuail— sclmiud
852
(soZfJM. IV 1517; vfl. die Aiiin. zu g.hUudit l «w\ U »p. iJI.
82- St.'s Schruibuug ,,,-Kkmu>:ht L; Zg" iiieiul jedoch -i.t-);
./-ist viell. in bekaunter Weise scltimdär augotioteu (wolil
sicher iu sc/imfn7i(), köunte aber auch solcnudiii- gefalleu seiu
(vgl Ge-sMüe.U mit Aum. Sp. 80 f.). VPie bei .je->"^h,n«chi
(s. d.), darf man auch bei r -")•""''':'>< »» «'"" Subst.-Bil-
dnng der S. Spr. als Grundlage denken; Tgl. dazu Sflumiecht
mit Anm. Sicher alt nml urspr. getrennt sind »lüch- und
fchmächl-; wie viel von den Formen (ich)mauL-Ii-, -li-, -ucch(t)
urspr. ist, »io viel auf sekundärer Kreuzung der lautlich
und 'begrifflich ankliugendeu Sippen m-ch(l) und schm-ch(0
benTht, lässt sich bei der jungen Bezeugung der fraglichen
■Wörter nicht ausmachen. Für „u,(e)cht kann auch Kürzung
aus dem Syn. much,- 0,n,e,-l„-. ch-)lö. (Bd III U31) in
Betracht gezogen werden.
ver-schmuechte°: oliniiuichtig werden, zB. vor
Staunen. ,[Speismeister:] Bin -warlich scliier drab
verschmucht [= ,-tet'] vor grossem Wunder', mit Bez.
auf die Verwandlung von Wasser in Wem an der
Hochzeit zu Kana. MStettlek 1606. — Steht nebeu
Schmueeht wie w,-Khmachten neben ,Schmachf .
g«. schmuechte", 3. Sg. Prss. und Ptc. -et, in Z
{It Dan.) g'schmuecht, in GRCast. -schmueche'iß.Sg.
Pra!s. -et): intr. mit ,haben' Bs (Seiler); B It Id.; S;
Z (Dan.), mit ,sein' B It Gotth.; S; UUrs., unpers. mit
Dat. F., übel, ohnmächtig werden BsL. (Seiler); BoAa.,
E , „0.", S. und It Id. (,fatiscere, linqui animo'); J'";
S '(auch It St.'); Uürs., zB. vor Erschöpfung („vor
Hunger beinahe ohnmächtig werden" St.»), vor Schwin-
del, Hitze, üblem Geruch, starken seelischen Ein-
drücken. Es g'schmuechet-mer = es g'nueget-mer Gr
Gast. ,Es hett im g'schmuechtet, animus eura reliquit.'
Id. B. I»* darf nit hoch ufhe" gCr, es fäht-mer grad
a' g'schm , .schwindeln' BoAa. ,Nach der Flegelte»
gieng das Lehren an und wurde allerdings uuerchannt
getrieben, dass es mir zuweilen fast g'schmuechtete.'
Gotth. .Aber [das schwangere] Bäbi wurde immer
dicker; es träumte ihm nichts Gutes, es g'schmuechtete
ihm fast, wenn es daran dachte, was sein könnte.'
ebd. [Die Bäuerin] het-si''' müesse" ha" am Tisch,
•lass's-ere" nit g'schmuechtet isch, so hart wurde die
Tür zugeschlagen. JReinh. 1901. Es Zucker ditti, ico-'s-
em g'schmuechti, wenn's hi-meiie" Chüestall verbi göi.
ebd. 1903. ,l)o ward der stryt [mit dem Drachen, dem
bereits die beiden Flügel abgeschlagen waren] so hert
und streng, das der from ritter Vallentin sin arss nit
mer uffheben mocht, so ganz was im geschmuochtet
von hitz, und er dacht, dass er uff einen bouin kein
und do enklein ruowet.' Ziely 1521. ,Mir gschmuoch-
tet, das ich möcht versinken.' JWägn. 1581. — Zu
ge-tchmiiichl oder zu Ge-srhmuechl ; vgl. die Anm. zum Vor.
Die Form g nchmuerhe' GrCast. geht anscheinend von i/schmuefh
aus, kann aber auch sekundär aus einer 3.Sg.Pr!es.(/'«c'/im««Vi(
gewonnen sein; vgl. die Anm. zu vei-schmuchten.
g'-schmuechtig, in BInt. (It Dan.) schmüech-
tig: = ge-schmuecht a AiSeet. (,schlecht, ohnmächtig');
BsL. (bes. vor Hunger It Seiler); BInt. (.unwohl' It
Dan.) und U Id.; LG. (,müde, abgemattet'); S. ,Es ist
im g., deliquium animi patitur.' Id. B. Der Tanten
isch's vor Schrecke" schier g. worde". Joach. 1885.
Vereinzelt auch pers. G. werde": [Ein Wurf] trifft
s'Änneli grad ufe" Ghopf, es wird g., fallt ab ''em Dach
abe". JHoFST. 1866. — Abgesehen von •/<- formell Eins
mit eis. bair. ,schmudig' uä. (s. die Anm. zu ye-schmuechl);
eher Abi. zu (Ge-)ScUiuKhi als blosse Erweiterung von ^f-
ifhmui-vlit; vgl. (auch zur l'ml.-Fonii) i;„,l,lig : TvrH.
Schrnad, schmed, schiuid, schmod, schmnd.
!S. auch sihmvit usw.
„schmadere" ; schmudeln d.i. sudeln ; sudelig machen,
von" Flüssigkeiten F." — Vgl. sckvmti- und (V) die ONN.
,Im Schrnad' BObertal bei Zäziwil.,Schmadri-Bach'(-,filetscher'
usw.) BL.
schmadere": langsam fressen, zB. von einem
kranken Tier GaNuf. — Vgl. sehiiu-hr-rmin, -/mmi,j (Bd I
.■>02. 131»).
schnieidelig : gemein, niederträchtig GoT. — Die
Sippe steht im Ablaut zu Ge-xehmid, Schmid; vgl. zur Stufe -<•■-
ahd. smeidar m., artifex. Die Bed. .gemein' in nehm., achmeidtr
usw. geht aus von der Bed. .klein, gering' (s. tchmeiderlkh S,
«■hmeidig S).
schmeider: gemein, schnöde. ,Des fürsten schm-e
antwurt.' HBull. Tig. Adv. ,[Nabals Frau] ist in dem
[ihrer Unterwürfigkeit] dem Nabal unglych, der schm.
von im redt: war ist der Danid, der son Isai?' LLav.
1584. — Zur Bildung vgl. Wilmauus» II § 322.
be-schmeidere": schnöde behandeln. .Welche
Kunst [näml. die ars apophthegmatica] nötig ist, wann
man die Unschuldigen b-n wilL' GHeid. 1732; mit Be-
zug darauf ,dass ein spanischer Richter einem Roten
[Bothaarigen] den Staupbesen geben lassen und auf
Befragen, was er getan, geantwortet, entweder habe
er es verdient oder werde es noch verdienen.' ebd.
g°-schmeiderig, auch -ä«-: (moralisch) gemein,
unsauber, von Handlungen, Personen ZF. — Hieher
wohl ,g'gchmünderU<i, verächtlich, schlecht, ärmlich.' Ebel (Ab-
schrift; Fehler für -A«-).
Schmeiderli n.: Bisschen, Schnittchen (von einer
Speise, zB. Fleisch, Käse) BLau. — Zur Bed. ,klein,
gering'; vgl. die Anm. zu Kchmcidelig.
schmeiderlich. äSpk., schmäu-. FCrsi, g'schmäu-
ZRüti und It Dr Jucker: 1. = ge-schmeiderig ZKüti.
Eh g-e'- Ma"": e" g-s Bine""". Ad\. AndersUs het
de'- Breggfuerme" mit sine" 600 Fränklene" schmeuder-
li''' müessen abfare". Fürsi. Jedes Freudli von Andere"
schmeuderli''' verderbe", ebd. ,Ins Gmein aber und by ;
allen Stenden werdend die trüwherzigisten, täglichen, I
ja stundlichen Waruungen von hochen und niederen |
Orten, so gar nit nur nit beobachtet, sonder verachtet
so schm., derglychen in keinen Historien weder ge-
funden noch gelesen worden.' JJBreit. 1613/48. Ah
der Kaiser Juliauus seiner [eines blinden Bischofs] j
gespottet, ihm sein Blindheit schm. fürgeworfen.' ,
JWiRZ 1650. ,Wann man von der überkeit redt schm.,
schimpflieh, spöttlich, lästerlich.' FWyss 1073. ,Die
Kinder Israels in der Wüste, welche das Manna ver- j
achtet und schm. davon geredt.' ebd. 1677. .Kinder
Belials, welche den Oberkeiten schimpflich und schm.
nachreden.' AKlingl. 1688. ,Er [der Befehlshaber] |
floh darvon ganz schm. und Hess die Stadt wol m d«™:
Stich.' Lied 1712. — 2. ganz klein, geringfügig ^i
(DrJucker). - Zu sclmau- vgl. das Folg. und .cÄme.rJi«.-
mit Aum. (Sp. 845). . . J
schmeidig GRCast, Pr.; ZElgg, g«-schineidig'
Bs; B; GrHc., Valz.; ZStdt und weiterhin, ■«"»■ ^^
Nuf.: 1. a) geschmeidig, schmiegsam, von Stoffen (zb|
Haut), Handlungen, vom Charakter Bs; B; Z und!
weiterhin. Syn. glimpfig, -«- (Bd II 628 f.). Lenge'
und g schm-e'- dagegen gihl der Fax war.;in. BiB>n.
19U8 (BGr.). Das Strich'e"salb . . . macht die /itzeii
' ffschm-er. ebd. Schramme' (Seiminne") und Chkeki.»^
85o
Scliiiiail, schmcil, sclilllid, scliiuoJ, sclinmd
854
der nicht mehr glimplige" (g'schmäidige-J, sondern röste"
Haut. ebd. 1922 (BTwann). Zähe und g'schmäidigi
Lcderhänder. ebd. Wo der Karludi ine"cho" isch und
e" g'schm-e" Serviteur [Bückling] g'macht het. RvTavei.
1913. Adv. Oäbig und g'schm. (leicht und ohne Be-
schwerde) schreitet er [ein Wanderer] den steilen
Hang hinauf, hinunter. Barnd. 1908. — b) schleimig,
von lange gekochter Suppe ZElgg. — c) schmuck Bs.
E" g'schm. Chöp/Ii, nett, wohl proportioniert. ,[Der
Gefangene] ist mit schönen g-en Ketten und Zierden
geschmückt, möcht wünschen, das der Herr Capitain
disen üssrisser und schönen Gesellen in seinem Schmuck
sehen mochte.' 1638, Z. ,[Wenn der Eigentümer] des
Hauses zum Leuwenstein ... ein gschm. Winterhaus
machen und aufrichten lassen will, [sollen] die Be-
sitzer des Hauses zum Blauen Fahnen ihnen Selbiges
nit zu wehren haben.' 1650, ebd. — d) ,g-er, com-
presse.' Fris.; Mal.; vgl. Gr. WB. IV 1 b, 3940 u. —
2. a) mager, schmächtig GRÜast., He., Nuf., Valz.. Es
g'schm-s BürstU, Meidli. — b) spärlich, dürftig GfiNuf,
Pr. £" g'schmeudigs Liter Milch. ,Sie [die Engadiner]
legen ihrem Viech drei Mal des Tags Futter vor, nior-
gends, mittags und abends, aber schm. genug, nemlicli
nur ein Wusch zur Mal, halb Heu und halb Stroh.'
Sererh. 1742. — G"-schmeidegi f.: a) Schraächtig-
keit GRig., Valz. — b) Knappheit, von Kleidern,
ebd. — Eis. achmeidiij, zart gebaut; vüu kränklichem Aus-
sehen (Martin-Lienh. II 479). Zu den Bedd. vgl. ge-schmlduj
mit Anm. (Zugehörigkeit zu diesem, also Entlehnung aus der
Schriftspr., kommt für unsre Angaben mit -ei- nur vereinzelt
iu Betracht) und eis. ;/'»t7i«urfi</, geschmeidig, schlank; zart
gebaut, schwächlich; eng (Martiu-Lienh. aaO.). Vgl. die Anm.
zn schilciderlich .
G°-schmld, in BLau. -i'-, in äSpr. auch ,-t' —
I n.: 1. a) Schmiedearbeit, zB. Axt, Beil, Hobel BLau.
I Es riezes G. ,Eins smides name begrift'en hat alles,
das gesmide heissen mag, es würke giessen oder hamer-
slag von golde, silber, kupfer oder bli, zin, messing,
stahel, isen, swas erz es si, dis gehört alles den smiden
; zuo.' ScHACHZABELB. ,Och sol man von ainem zimber-
; man oder wer der ist, der mit g-t umbgat, daz syn
g-t neraen [als .Fall'], ob er nüt sün lat, die es
billich erbend.' 1385, ScnSt. ,Wen och airn [1. ,ainer']
abgat, da aim herren ain ganz loss wirt, so sol
ain keller neman, was begosses geschier ist, und dar-
nach ain waibel als daz g., das da ist, und gürtell-
gewand, däschen, hossen, kajipen, schuoch, hempli und
wass gefalten ist.' TuErm. Ütfn. XIV.; vgl.: ,Wenn
min herren erbent von todes wegen, das da der keller
i3ol nemmen das g., es sig howen, axen, biel, negber
|Oder ander g., so der gotzhusman oder frow lat, und
der koch das gewand, als si ze kilchen gand au den
jebannen firtagen.' ZEmbr. Offn. ,Item 6 pfd gaben
jWir Hans von Feltkilch, macht g. an die spangürtel.'
jl404, Z Seckelmeisterrechn. ,ltera 8 pfd 13 ß 4 d gaben
,»ir meister Hans von Veltkilch von krapfen und g.
im da geserf, du KTanner gemacht hat.' ebd. ,Das
(iie krämer sölich g., als vor stat, so sy von Nüeren-
j)erg har bringent, wol verkouft'en mugent, nämlich
lifannen, stegretf, biss und ringgen by totzen oder
lialbem totzen, latten- und balchennagel by tusent oder
jünffhunderten und nit darunder ungevarlich, und
iöUent die smid inen daz nit werren.' 1430, Z StB.
temNN. 4 Ib 11 ß an Costenzer umb g. in die müli
en Sitterdorfl'.' 1451, G. ,Denne Jöryen Vssenhuot
umb g. zuo drin totzend gürtel 111 Ib X ß.' 1452, B
StRechn. ,Item desglichen salz, ysen, stachel, alle
g., schloss, gehenkt und anderes [man] umb ain guots
nächer [in Rorschach] den zuo StGallen gehaben mag.'
1468, G (Plan der Verlegung des Klosters nach Ror-
schach). ,Item alles g. von ysen, das hie ob in den
andren stucken nit gestimpt ist.' 1468, Gfd. ,Brimel-
wer, sailer, kromer und einer, der g. fail hat, und ain
huotmacher 4 d.', als Marktgeld. 147'2, ScnSt. (JVetter
1747). ,6Va pfd von dem glasfenster ze machen des
g-s uff dem chor.' 1480, Z. ,PNoll umb allerlei g.
gen Arberg gefüert.' 1482/3, B Seckelmeister-Rechenb.
,PHMegking 42 pfd uff daz g. zuo dem nüwen rathus.'
1483, S. jPHMegking für g., als die brugk zuo Ölten
deckt ist, 40 pfd 12 ß.' ebd. ,Umb g. gan Wartenfels
zuo den velladen an den ergglen.' 1489, ebd. ,NN.
heind mir [dem Kirchherrn zu Stüswald] etwas ge-
schenkt an dem g., das sy gemachet hattend.' vor
1491, Zg; wohl hieher. ,Um 89 pfd g-dt in den offen
im rathaus, cost yegklich pfd 2 ß, tuot 8 pfd 18 ß.' 1492,
S. ,Des Andern [soll] ein ieder Bruoder, sonderlich so
Schlosser- und Schmidhandwärgks ist old anderer der-
glichen, was Handwärgks sige, sich synes Handwärgks
behelfen und Keinem in das Synig griffen nach Der-
selbigen Arbeit und G-dt machen.' 1609, AABremg.
StR. S. noch Bd VI 117M. — b) Goldschmiedearbeit.
,ünde also daz wahe gesmide gezieret wirt mit derae
edelen gesteine, also was der herest engil, der da hiez
Lucifer.' Xll., Wack. 1876. ,Daz sint diu niun chore
der heiligen engele, mit den daz himilriche gecierit
ist, alse daz wahe gesmide mit deme edelin gesteine.'
ebd. ,[Als] Zeiner uö" ein zit vor Hansen goldschmids
an der strälgassen laden gestanden sye und mit dem
selben umb daz, so er im gemacht hette, wellen rechnen,
..., schütte des Felixen frow allerlei wuost obnen us
irem hus und uff inn gedachten Zeiner, der wueste
im sine kleider und das g., so im der goldschmid
gemacht hette.' 1486, Z RB. ,Item aber ein wysz
damast corporallad, oben umbher mit vergultenn syl-
berenn g-dt, hat geben frow Clara Yselerin.' 1525, Bs
Ref. (Inventar der Kirchenzierden der Hohen Stift
und des Stifts zu StPeter). — 2. „Angesicht BSa."
Gesichtsbildung beim Mensclien BLau. Syn. Ge-sünII2
(Bd VII 1104). Va" ß. glichet-er den Andere' Nüt. -
Auihd. Dtamide u., metallum; Schmiedearbeit; Geschmeide;
vgl. Gr.WB. IV 1 b, 393G/9: Fischer III 482. Vgl. noch die
Anm. zum Fiilg. uud iSUber-jGe-achmeisti.
t s e n - : eiserne Schmiedearbeit. ,Da zuo disen dingen
eben vil inseng, komen ist, das also dise obberüerte
stuck alle kostent hundert und sibenzig und zwei
pfund hlr.' 1468, Gfd. S. noch Bd VIII 834 o. —
Möglich wäre auch die Auffassung ,iseu [Adj.] gesohmid'.
Nüeren-bärg-: Nürnbergerschmiedearbeit. ,Ein
Zentner kupfer, zin, möschingdratt oder sust Nurem-
bergg., gitt zuo gleit XVIII d.' bald nach 1435, B. —
Silber-: Goldschmiedearbeit. ,Ime ze sagen, wann
er uns die hundert guldin, die er uns schuldig, uss-
richt, das wir ime sin s., so wir pfands wyss hinder
uns haben, zuostellen werden.' 1539, B.
chli''-g*-schraid chlt'g'schml'd: mit feinen Ge-
sichtszügen BLau. Ä min Zit, was heit ler da (er
ues chl-s eilende! Das est Jez e"mal es chl-s Biiebe!
g'-schmidig: 1. Adj., klein. ,üie Wybsbilder
[,im Oberland, Emmental und in den Landgrichten'
sollen] sich auch g-eren und kleinen Ermlen wie an
855
Scliiiiad, sclmied, schiiiid, schiiioJ, schmud
856
anderen Orten gebruchen.' B Mand. 1628. — 2. Ad?.,
behutsam. , Einem jeden puren und tagnöuwer [von
Affoltern soll] jerlichen uss angezognera fronwald ein
houw gevolgen, doch das sy zuo allen teilen mit dem
holzhouweu und -ussgäben geschrajdig und eigentlich
farint und benantlicheu dhein pur nach tagnöuwer
gwalt haben von und uss synem holz ... zuo ver-
kouffen [usw.].- ZAff. Holzbrief 1584. .Solle vogt K.
schuldig sin, das gmür im rigelspann . . . hinweg-
brechen zuo lassen und dargegen F. mit ziegel- ald
mitelsteinen dasselbiggschmydig widerumb vermachen
lassen.' 1595, Z. ,Er solle inn des G.s Sach gschmydig
faren.' 1604, ebd. — Mhd. jesmirfec, leicht zu bearbeiteu, ge-
staltbar, geschmeidig; nachgiebig; vgl. Gr.WB. IV 1 b, 3939/4 1 :
IX 996 f. (auch iu den Bedd. dünn; hager; gering); Schm.^ II
545 (geschmeidig; gering); Fischer III 482 (2n Schmiedearbeit
taoglich; bequem; gering, schmal). Vgl. auch (ije-)scluiiei(li<j
mit Aum.
G'-schmidler m.: Goldschmied. ,Bi Meister Erz-
berger, dem Gschmeidler uf dem Fischmärt.' 1622, Bs
Familienchr. — Bair. ,Geschmeidler' Gr. WB. I V 1 b, 394 1 .
Schmid GrsG.; P.\1., Po.; ScnSchl.; WBinn, -f Gr
ObS.; TB.; U.Alt., Urs., Schmed Ap tw.; TnKessw.;
„zumal Ap; F; G", Schmid bzw. -t--, -e- Aa, so F.,
Häggl.; Ap; B, so Br., E., Ha.; FJ.; Gl; GnChurw.,
He., Mastr.; SchR.; GRag., Rh. (-ii-), T.; Th; Ndw
(Matthys); Z. Schmied LE. — m., PI. Schmide", in
GRNnf. -e-, in Ndw (It Matthys, auch Schmide"}; UUrs.
nnver., Dira. Schmidli, in Ndw -i-, im Fem. Schmidin
ScaSchl. (PI. Schmidinne'); Z und weiterhin. Schme-
dene" AaF., -t- Ndw (Matthys): 1. (Grob-)Schmied,
insbes. auch Hufschmied (bzw. dessen Frau), allg.
Vgl. FHegi 1912. ,Das Buwen ist e schöni Lust, doch
was es kost, han ich net gwusst, drum bhüt mich
Gott zu jeder Zit vor Murer, Schmid und Zimmerlüt'.
Hausinschrift. UGemp. 1904. ,Ruodolf und Johans
gebruedre, Wernhers süne des Bischofs, des smits.
ünsers burgers.' 1293, Z ÜB. ,Zuo menger bände
Sache ein riter eines smides bedarf; swert, messer,
spies, du den vinden sarf sien, du sol im machen
ein srait ... Ein riter bedarf ouch harneschcs wol,
zoume, sporn, rossisen, das im alles sol bereiten ein
getrüwer smit ... er sol ouch niemanne machen dieb-
slüssel ... ein goltsmit heisset ouch ein smit.' Schach-
ZABELB.; s. noch Ge-schmld (Sp. 853M.). ,Es sol och
nieman kof ze bank legen noch kein kofmanschaft da
veil haben, dann allein ein pflster sin brot und ein
schm. sin isen, das er in siner Schmitten gewürket hett.'
1. H. XIV.. AABremg. StR. ,Denn umb die schmide
haben wir geordnett: wenn ein schm. wil werden
meister sines antwerks, des vatter nit ein schm. waz,
der sol uns geben V ß angster von erst an unsern
buw und darnach sinem antwerk ze win unz an 1 pfj
angster und nit darüber.' 1363, B StR. ,ltem es söllendt
ouch alle schmid an heiligen schwären nützit zever-
schmiden, daran der statt zeichen ist, on eines buw-
raeisters erlouben ... Und was sy altz schmidwerch
an der statt wercli abbrechent, es syendt sloss, ge-
hengkt oder anders, söllent sy oucli aue eins buw-
meisters urloub nit verschmiden.' 1471, L. .Item von
der schm-en wegen setzen wir: daz schmidwerch jegk-
licher, das er kan issen und stachel ze kouffen, das
so einer in siner Schmitten verschmiden wil, ein ant-
werch heisen und sin; doch sol einer das isen und
den stachel, so er kouft hat, unverwerchot nit ver-
koufen.' 1472, ebd. ,Des erberu hantwerchs und der
meistern der schm-en zuo Baden ersamen hotten' er-
halten einen Entscheid in einer Klage gegen ihre
Knechte. 1475, AaB. StR. 114/6. ,Uff das [nach einem
Einbruch] neme er einen schm. und Hesse das gwelb
allenthalb beschliessen.' 1512/4, Z. ,Ein Ordnung von
der schm-en wegen ...: wenn nu hinfür die fuorlflt
an sambstagen oder andern virtagen harkoment und
zuo beschlachen notdurftig werent, wenn dann der
fuorman und der schmid beid für min herrn lütpriester
kernen und in bitten, so mag und sol er inen erlouben,
wenn die notdurft das ervordert, und süss nit.' 1513,
AaB. StR. ,Item der schm-en arbeit und Ion können die
lantlüt nit wol geschetzen noch erkennen, enphelen
das unser hern wisheit.' 1514, BSi. Rq. 1912. .[Zwei
Meister ,uss dem Frankenland'] band angfangen
schmiden und ein amboss stächelen dem schm. von
Brütten, der ist gsin der erst. Darnach hett das
schmiden den andern lütten als den anderen schm-en
als wol und guot gfallen, das der LWidmer sinen
amboss auch hett lassen machen.' 1551, UMev. Chr.
1540/73. ,Der schm., faber ferrarius, fabricator.' Fris.;
Mal. .Klage, wie dass besagter HKern . . . einen
Schm. auf sein Schmitten nit allein auf- und an-
zunemen, sondern auch ime, ohne der Gemeiud Wussen
und Willen. Waidgang, Holz und Anders wie einem
Dorfsgenossen zu versprechen und zu geben sich
understande.' 1643, GNiederburen. ,Diewil sich durch
Kundschaft sovil befunden, dass man einem Schm. zu
Niederbüren ... Holz, Weidgang und Anderes wie einem
andern Dorfsgnossen gegeben, derselbig Schm. aber
den Dorfsgnossen nächer als Andern schmiden müssen.'
ebd. ,Es sollen auch die Schmid und Zeugschmid
sich folgender Arbeit enthalten: erstlich in ein Banw
oder Scheuer die Stürzel- und Treischübelklammern
... Dass Beschlagen des hölzernen Masses solle den
Schlosseren zugehören.' 1786, AaMcII. StR. S. noch
Win-Schenic (BdVI11934); he-schliessen (Sp. 711u.);
Schlosser (Sp. 740); Armbrust- Schlüssel (Sp. 758). D'
Schmide", die Zunft ,zur Schmieden', Schmiedezunft
ZStdt. ,Man sol nacbgan und richten, als NN. ein
gelöiff gehebt band in der schm-en [näml. ,stuben'] ze
dem guldin hörn.' 1414, Z RB. ,Am 24 aprellen spiltend
die zun schm-en das 4. und 5. capitel der Offenbarung
Joannis zun Barfüessen.' JHaller 1550/73. S. noch
BdlV 1287 u.; VIII 1130o. Vgl.: ,Schmidt, Swertfeger,
Kannengiesser, Gloggener, Sprengeller [1. .Speng-'],
Sarwürkel, Schärer und Bader habend all ein Zunft
und ein Panner.' Z Geschw. Brief 1393 (spätere Kopie).
Volkskundliches. Die Trinklust der Schmiede
wird daraus erklärt, dass der erste Schmied einen
glühenden Amboss verschluckt, nun müssten die spätem
helfen, den Brand zu löschen B. Schm. öni Schmittir
s.BdVI970o. S. noch Sp. 706 u. (auch AaUH.). Volks-
reime. Schm., Schm., Schm., bring di" Hämmerli mit!
wenn-tu wi't di' Eössli b'schlage", muest di' Hämmerli
bi-der trage", Schm., Schm., Schm., bring di" Hämmerli
mit! gesungen, indem man dem Kindchen mit einem i,
leichten Holz auf die Schuhsohlen klopft Sch; Z. S. noch ■
Sp. 468 u. (ähnl. im Lied von Sclwtzerschmids Annüi; ■
s. SV. 1918,3/7). Im Kettenreim s.Bd VII 761 0. BAA. ,
und Sprww. Lieber zum Schm. gä" als zum Schmidli!
man soll sich für eine Arbeit an einen (wenn auch
vielleicht teuren) Sachverständigen wenden, nicht an
einen (vielleicht billigen) Pfuscher Z; in gleicher Bed.
857
Sclimad, scliiiied, sclniiid, scliinocl, scliinud
858
's ist besser, nie" gang zum Schm. a's zum Schmidh.
ebd. (.Es ist besser, man geht zum Schmied statt bloss
zum Schmidli.' Nat.-Eat Sulzer von ZWth. in der
Sitzung des Nat.-Rates vom 30. IX. 1908), me" mues'
zum Schm. gä", nid zum Schmidli ZW., tcenn-me" en
Schm. weisst, sell-me" nid zum Schmidli gä" Z, gönd zum
Herr Schm., nüd zum Herr Schmidli! ZZoll. Entspr.
in äSpr.; s. Bd IV 359 u.; V 657 u. Er isch dur''' der
Schme" Hof g' gange", hat Glück gehabt Bs (BBecker)
,Du gsichst wie ein schm. [umb] mittag, nihil differs
a Chierephonte.' Sprw. XVI. Der Schmied als Arzt,
bes. für Pferde. Der Schm., e" halbe'' Dokter, het mängi
Geiss kuriert, und tco es Chalb am Sterbe", het-er si"
Kunst 'probiert. U Wochenbl. 1877. ,Wele smit deheini
rosse lat, der sol das bluot enpfan in ein kübel oder
in ein gon, also das es nüt an die Strasse kome.' äL RB,
,Wem aber dehain ross [in der Stadt Dienst] sust
gebresthaft wirt, daz man es in unsern marstal stellet
ze arzenent, swenne denn unser smid, der uns darumb
gesworn hette, sait uff sinen aide, den er gesworn hett,
daz es des gebresten genesen sigi, so sol der selb.
des es ist, daz rosse wider nemen und sol man im es
aber von dem smit ane sinen schaden lösen. Und
swem sin ross also gebresthaft wirt, der sol es stellen
in unsers smides stal, der unser statt umb sölich ding
ie gesworen hett und sol es nit in sinem hus haben,
der rat ald der mertail des rates erloub im es denne.'
1381, ScH StB. ,Wie ich gen Bellitz gekommen, hab
ich in [den Gaul] daselbst den besten schmidt in der
selben statt sechen lassen und befunden, daz der
gaull an den äugen monsüchtig gewessen.' 1548, L.
.Also habind sy nach anderen Mitlen getrachtet [zur
Heilung eines Kranken], sygind zu Einem gwysen
worden, der zuvor auch Einem zu Uster ghulffen, der
wone im Nüwbruch, syge ein Schm., der syge zu
inen inn ir Huss kommen, sich zum Tisch gsetzt. Was
er nur über Felixen [den Kranken] brumlet. habind
sy nit verstanden, doch hab er entlich grett, es werde
ein Frauw kommen. Die habe ime sömlich Krankheit
angeton.' 1626, Z. ,Wann seinem Veich Etwas ge-
schehen, seie er etliche Mahl zum Schm. gen Hailau,
' etliche Mahl zum Schm. in ihrem Dorf gegangen.' Wast.
j Proz. 1701. ,Als die Wildin [eine Hexe] ihme einen
'. geschwolnen Kopf gemacht, habe HB., der Schm., ihne
beräucht.' ebd. .Die Wildin habe ihme ein Stier glämt
und seira Sohn ein bösen Wind gegeben; den Stier
I habe ihme der Schm. beräucht und für den Sohn habe
iihme der Basler Schärer einen Rauch gegeben.' ebd.
.Da uns wohl bekannt, was gestalten die Meister
Schmied kraft ihrer Profession sich bisweilen mit
, Heilung der Pferdt-Krankheiten abgeben müsten. so
.lassen wir es uns auch weiters gefallen, dass die Ver-
lätändigen und Erfahrnen unter ihnen, wie bisher, mit
Arznung der Pferden fortfahren dörfen. jedoch mit
dem ausgedruckten Vorbehalt, dass sie sich auch diess-
falls in wichtigern Fällen und bei jeder der An-
liteckung unterworfenen Krankheit sogleich an unser
jäanitäts-Kammer wenden sollen.' Z Mand.1776. S. noch
\3chueh-macher (Bd IV 53); Bd VIII 1132u. Mit der
jirztlichen Tätigkeit hängt das Unheimliche im Wesen
les Schmieds zs., das JBosshart in seinen Novellen
iTugendkönigin' und .Der Böse' (Erzählungen Bd IV
nd VI) zeichnet. — 2. schwarzer Schnellkäfer B, so
ta.; GsHald., Mal. Synn. unter Chlepfer (! (Bd III 678).
pie Larven der Schnellkäfer oder Schmiede, den
Mehlwürmern sehr ähnlich, verzehren die Wurzeln
sämtlicher Feld- und Wiesenpflanzen ... Diese Larven,
Drahtwürmer genannt, leben mehr in der Tiefe.' B
Hink. Bot 1872. — 3. Dim.. der vierte Finger an der
Hand Ndw. — 4. im Schwur .Boxsmit'. 1465, B; ent-
stellt aus ,-switz'.
Amhd. smit (-d), Geu. -ih» \a Bed. 1; vgl. Gr.WB. IX
1053/7 (ebd. 105-t .schniid des holzes.' Paracelsus). 1067;
Martin-Lienh. II 479; Fischer V 998/1000; Mul. WB. VII
1371 f.; eine audre Bildung (ji-Stamm; vgl. got. ahamnipa)
im (Familieu-)N. .Smido.' 9i6. 963, Z; ,deu Schniideu [Sg.].'
1563, ebd. Als Zuname bzw. im Übergang zum Famileun.
■» Sclunid«, -de" Z. •« IIene"aehmidt, d' Hen-e"schmidin SchR.
.Ruodolf der smit von Mitlödi.' 1289, Gl Urk. .Des alten smitz
wib von Fhinis.' 1322. ebd. .üolrich Rodeller und Jacob, dem
[man] sprach der smit.' 1314, L. ,Ruof der smit.' 1386, L. ,Es
klaget der alt Studier uf smit von Bassolstorf.' 1386, Z. .Der
schmit von Vilmeringen.' 1402, Aa. .Wernly Müller von Mar-
tellen, genant der jung schmit.' 1415, AaB. ,Hans Farner.
genannt Schmid; Hans F., Dietrich F.,dieSchmid.' 1518, ZSth.;
vgl.: , Ursel Schmid, alias Farner.' 1536, ebd. In zsgesetzten
Zunamen (bzw. Familienn.) , Schm. -Eiden [= Eidam]', Familena.
WG.f (Leu, Lex.). -Jerli [Bd III 67] SchHa. ,-Friedlis-Raiu'
AaUEnd. ,-Heini', Familienn. G. -Han» BS. f-i«-J. -Haltle" f.
[vgl. Halden 4 Bd 11 1768?] ThEsch. -Koneret (Konr.
Schlatter, Schmied) SchHa. ,-Mann', Familienn. BsStdt(Leu.
Lex.). ,Hans Smidweber genent h'otzli.' 1462. GGoss. Di'
Schmieden-Anker BS. Als Familienn. wohl allg., heute gew. in
der Form ,Schmi(e)d'. im W .Schmidt, -tt'; in äSpr. XIV. bis
etwa 1500 häufig Koni. ,S(ch)mil(t)'; früh auch als Adels-
geschlecht (seit XI II. in Z); in lat. Urkunden ,Faber'; die Neben-
form , Smido' s.o.; vgl. im Allg. FHcgi 1912, II f. ,Uellinus
Smiden [Geu. PI.].' 1356, F RB. (wohl BG.); .von der Smiden
hus.' ebd. Über die scherzhaften .Rückbildungen' SehmudW,
Schmutk" für die Familiennamen ,Schmi(e)d(t)' vgl. AfV. XXI
1. 9. Im Dim. Als Zuname. Sclimidji PPo. ; WZerni.
('s Schmidjisch, Zuname eines Zweiges der Familie Zumtaug-
wald). .Chuonr. sniideli [oder ,Sm.'].' 1295. ZRuml. .Schmidel-
1er.' 1431. ZHauscn, ,SmideIler.' 1432, Z RB. Als Familienn.
,Sclimi(e)dli(n).' weniger verbreitet als .Schiui(e)d', so L; Seh
(Leu, Lex.); Z (auch Leu. Lex.). .Chuonr. Smidli.' um 1330.
Z. .Meister Heinr. Schmidly seiller.' XV., Z. .AnnaSchniderin
Schmidlis Wirts eliche wirtin.' 1487. Z RB. .Cleinhans und
Ruodi die Schmidlinen.' 1569. ZAltst. In ONN. .Schm.' Th
Tag. (Haus). Reben .im Schm.' SchOst. .Zen Schmieden' W
Eisten (Bez. Visp.). .Schmidli' ApGonten; BSeehof; GBruun-
adern. OHelf. ; SBeinw. Als 1. Glied in Zssen (bzw. im Gen.
.Schmids-'). .Schm.-Acker' ZJIeil.; ThGündelhart. ,-Äcker' B
Buhl b/Lyss. ,-s-Egg' BGoldb., Sehwarzeiiegg. Schmi-d-E.j.je"
BTreiten. ,-s-Fang' BGsteig. ,-s-Wein-garten' ZBachenbül.
,-Gass' Ap (Leu. Lex.) Gais, Her.; GStdt; SchwHurden (XV.),
Schw. (Leu, Lex.) ; ,-s-Hub' BLÜtz. ,-Hof' ThZetzikon; ZgBaar,
,-s-' ThBussn. (auch It Leu, Lex.). , -Halde' SchHem.; ThDiet-
wil; ZRog. ,-Holz' LSchUpfh.; ThWäldi (auch ,-s-'), Wig.
(Leu, Lex.). ,-H«lzli' ThSehlatt. ,-Haus' BTrachs., ,-s-' Ap
Hundw.. ,-H(a)useu' ApHer. (seit 1441 bezeugt; dazu der
Familienn. ,-huser'; .Sclimidhusersberg.' 1398). .-s-Hau' Seh
Begg. ,-s-Lehn'BLütz. ,-Moos'BTier. ,-Matte(n)'SchwSattel;
WBrig, ,-s-Matte' BL., ,-s-Mätteli' LHasle. ,-Bach-W.ald' B
Röteubach. .-Boden' Z am Hiirnli. .-s-' LE. (auch Leu. Lex.);
GBruunadern; UwWolf. ,-Berg' AaBfittst. (auch Leu. Lex.);
BRüegs.; GWattw. (auch Leu. Lex.), .-s-' 1420, Schw
Schwendi. ,-s-Gericht' SchwArth. ,-Ried' BStSteph. (anch
,-s-'). Zweis. (,-s-'). ,-Rued' AaKu. .-s-Roos' ZF. ,-Rüti' Zllln.,
Tu. (auch Leu. Lex.). ,-Woidli' BGr. .-Wald' BHuttw., .-s-
W.' BGampeleu; GWildh. ,-Wies' Thillh.; ZNWen. Ab-
leitungen. .Schiuidig' (vgl. zur Bildung Festgabe Kajgi 1919.
219 f. 228 f.) Familienn. SchwMuo. (Leu, Lex.); ,die Schmidig
von Wisstannen.' 1531. Strickler; .Schmidig.' ebd.; ander-
wärts in ONN.: , Schmiedig' USeel. .Schmidigberg' USpir.
.Schmidigen' BDürrenrot, Walt.; UAnJ., Realp, Sil. In
Srhmiditjm liidmenen BGr. .Schmidigcnhiiusern' WBinn
859
Scliniacl. schnieil, sclnnid, schmoil, sclimud
860
(,Scliiu.-Hau9s.' Leu, Lex.)- .SclimiJigei' BLauperswil (Walt.
It Leu, Lex.); WEisten b/Visj) (Leu, Lex.). .Schniiederuen'
ON. WStNikl. ,(0b der) Schniiedeueu' ON. SchwRoth. (Zur
frommen) Sihmulja ; sclioch, d' atl Srhmidja spinnt noch. Vi
Sagen 1907 II 151. ISO (wohl zu Schmidjl wie Meiija zu
Meitji BSG. II § 242). Vgl. zu Schm. und Zssen auch Schmilten
uud Zsseu. Für , Grobschmied' gilt bei uns Schmid, für .Blecli-
schmied' Sjmn^jhr. Vgl. auch „chmeid-, schmid- ff. (Sp. 852 tf.).
Alt-. ,Umb die uncristenlichen wort, so der a.
von Ottenbach gebrucht bat.' 1502, Z EM. — Oder
zu lesen ,alt schmid' (bzw. .Schraid')?
U n d e r - . , Jb. Frei, Unterscbmieds, von Glattfelden.'
Z Amtsbl. 1880.
Isen-: = Schmid 1. Gegs. Gold-, Silber-Schm.
,Von WTböning dem i. im Louffen.' 1484, Sch. ,Y.
de Marlie.' 1489, F. ,9 Ib 3 ß dem y. von Lenzburg
umb 2 Zentner ysen.' 1525, AaB. ,Denne meister Löler
y.' 1540, F. ,Dem i-dt zu Worlouffen umb ein nüwen
antägel zuo einem mülistein ...' 1581, B. — Mhd.
mnsmit. Als Familienn. B (,Hans 1.' 1521). ,1.' XVI., Th.
,Heini Iss.' 1527/9, Z RB.
Fäule"-: wer aus Eisenschlacken (Fäulen 2 Bd I
767) Eisen herstellt; vgl. FHegi 1912, 183. ,Man sol
nachgan und richten als der schmid uff Dorff by dem
tor und Kröil der föilenschmid von Adliswil ein andern
vor meister Widmers hus geslagen band.' 1464, Z RB.
(an andrer Stelle ,follenschm.'). ,Der alt föylschm. zuo
Mediken.' 1557, ZGrün. ,Der jung föylschm.' ebd.
.Zwüschend dem foylenschm. zuo Wetziken mit by-
stand der gemeind daselbs . . . eins und LWidmer von
Winterthur anders teils, von wegen einer nüwen
foülenschmidten, so W. inn der grafschaft Kyburg
zuo buwen fiirgenomen und aber die klegere sich
des treffenlich gewideret, und ist erkennt, die-
wyl die foülenschmidten zuo Wetziken fry lange zyt
alda gsin und des W.s unver darvon und so man im
dero gestattnen, das die selbig zuo nute und verderben
gericht und es ouch den anstossenden dörffren am
holz grossen schaden und nachteil bringen mochte,
[so soll] W. des landes dhein schmidten buwen, sonder
rüewig sin.' 1557, Z EM. ,N., gewesener Föulenschm.
zu Medikon.' 1606, Z. ,[Dass] auch Niemand die alten
Faulen oder altes Eisen äussert mgnH. Gebiet ver-
kaufen, sondern solches dem Faülenschm. zu kaufen
geben solle.' 1628, ebd. .Ändress Apt von Bosswyl,
Feulenschm.' 1650, ebd. — Vgl. ,Feileuscbmide' f. bei
Fischern 1021.
F e 1 d - : einer Truppenabteilung zugeteilter Schmied.
,N., F.' 1659, Z (mehrfach). ,F«chloterer, F.' 1797, ebd.
Fanen-: = dem Vor., eig. einer Kompagnie (i'^awew .2
Bd I 828) zugeteilter Schmied. ,JSteinegger, F.', am
Schlüsse der Stabsliste. 1659, Z. — Vgl. Gr. WB. 111 1242.
Gauggel-. Zuname: ,Der Schmid zu überglatt,
den man bei ihnen G., an andern Orten den Lüteri-
schmid geheissen.' 1701, Z.
Gold-; 1. Goldschmied (dli. Kunstarbeiter in Edel-
metall übli.; vgl. Silber-Schm. mit Anm.). allg. Syn.
Jubilie(re)r (Bd III 5). ,Ritter, Edelleute ... Wächseier,
Goldschmide und Salzlütte, die soll man nennen Con-
stavel.' Z Geschw. Brief 1393 (spätere Kopie). ,Mathis
der goltsmit.' 1443, L. , Meister Cuonrat der g.' 1487,
AiRh. StR. ,HJEollenbutz, der G. und Jubilierer.'
A. XVII., Z. Im XVII. erscheint unter den Bürgern
Zürichs ein G. neben sieben Huf- uml zwei Messer-
schmieden. SDasztnska 1891. ,l)ass auch kein Krämer,
G. noch andere Handwerk nie eingreifen sollend mit
ausgemachter Arbeit.' 1748, Z (Zitat aus einer Urk.
von 1602). S. noch 5'cĻiid(Sii. 855u.). Sprw. Si dankt
ii-c" Teil nie 's G-s Jung. Spkww. 1869. Doch achtens
wir z letzst kein hissige Zung, idr denken uns unser
Teil vrie s G-s Jung. Tyrolersp. 1743. — 2. a) Arten
von Käfern; ohne genauere Angabe ScuSt. a) Gold-
käfer BSi. (ImOb.); Gr (Kai. 1884). — ß) = Schmid 3
GRRh. — b) Holzwurm GRig. Hieher wohl auch:
,Wenn das G-li sich hören lässt, so soll im Haus
oder in der Familie Jemand sterben.' Glur 1835. —
Mhd. goltsmit m. in Bed. 1; auch in Bed. 2aa bei Martin-
Lienh. II 479; Fischer III 743; zu Bed. 2 b vgl. bair. Sdimidet,
ternies fatidicus und Vi'eitres bei Gr.WB. IX 1067. Als Zu-
name. ,Aiuer den man den g. nanipt.' Vad. (zum Jahr 1294).
S. noch Bd V 558 o. Als Familienn. XV., B. (.Goltsmit'); XV.,
L (,G.', ,Goltsmit'); Z (seit XVI. ; vgl. ,H. et F. Aurifabri [oder
,a.'].' 1225, ÜB.). — ver-gold-schmidet: mit Gold-
schmiedearbeit verziert. , Lange krüzmesser, welsche
rappier und vast kostlich vergoldschraidet Schwyzer-
dolchen.' Ansh.
Gross-. ,Von allen meistern der hammerschmiden
des isengewerhs, so man nent die gr-e.' 1494, AALauf.
StR. — Sachlich wohl = ,Grobschuiied'.
Hüben-: Waffenschmied, der Eisenhauben ver-
fertigt. ,Dem h-smit hiessen min horren liehen, daz
er dester bas beliben niöcht, XX Ib.' 1430, B StRechn.
.Dem jungen h-smit zwo fronvasten.' 1444, ebd.
,Hubenschmid', unter .schmide.' Bs Steuerbuch 1446.
,Es klaget HMichel von Münster der h., Hansen Öster-
richers des h-s knechte.' 1474, Z RB. ,Es klaget EH.
uft' LTWyss den h. zuo Schaffhusen.' 1481, ebd. ,Dess
ersten, das ein jeder Meister allhie den Anderen, der
das Handtwerk vollkommenlich gelernt und getriben,
aber keinen Frömbden, für einen H. bruchen möge;
wo aber Einer so wyt im Handtwerk nit kommen, der-
selbig allein inn Gesellen Wys und gänzlich in keinem
Stuckwerk by im arbeiten solle.' 1602, Z. S. noch
Bd VIII 867 0. — Bei Lexer I 1373 aus einer Nürn-
berger Quelle vou 1424. Als Zuname. ,Baltasser Sam, genant
h.' 1520, Z. Als Familienn.; s. schon unter Haben 3 (Bill
950). , Balthasar H.' 1485, ZRB. ,Herr Caspar H., predicant
zuo Sulgüilw.' 1563, Z R.M.
Hueb Hub- ZKn., Stdt: Hufschmied. ,Weler huob-
schmit mit deheim pferit bi dem obgenanten bach liesse
als nach, das das bluot dar in rünn.' 1403, B StK.
,Sitz der huobschm. von Hasle.' 1409, Z. ,Huobschmit
und ir knecht warent 92 [am Konzil zu Konstanz].'
JüST. ,Da3 sraidlon eines huoffsmids, es sye zuo be-
slachen oder ross zuo arznen, wie lang joch das stände,
lidlon sin und heissen solle.' 1484, Z RM.; vgl.: ,Soain
huofschm. solle sinen lidlon haben uff dem bluomen,
daruff sy geschmidet haben . . . doch das söUicher
schmidlon ein jar und nit lenger lidlon heissen und
sin solle.' 1527, ebd. ,Du würdest schwern, guot nf-
sehen zuo haben, das alles eisen ... es kaufens die
huofschmid hie oder andere, in das eisenhauss uod
an die wag komme.' um 1570, AxLauf. StR. ,Obgleich
dieses [das Handwerk der Sägenschmiede] in der Statti
Zürich ein altes Handwerk ist, massen in dem Ein-
schreibbuch der Zünfteren nur von dem Geschlecht
der Breminen in die zehen anzutreffen, so habe jedoch
von dessen Freiheiten und Rechtsamenen Nichts zur
Hand bringen können, äussert dem Wenigen, was bei,
■•\nlass dess neuw entstandenen Näper-, Zeug- nnil
Zirkolschmids, so sich auch ein Sagenschmid nennct,|
861
Schmad, sclimed. scllinid, scliinoii, schniud
862
in der iSticitigkeit zwischen ilinio und dan Sclilosseien,
wie aiicli den UutF- und Walienschmiden vermeldet
worden, als dann unter hie vorstellendem Titel der
Neperschmiden zu ersehen.' 1700, Z. ,Die Hurt- und
Waffenschraid sollen befugt sein. Alles wass sie ohne
Feilen für grobe Arbeit auss dem Feuer schmiden
könen, zu machen, und die Schlosser ihnen daran
kein Eintrag tun sollen.' 1786, AaMbII. StR. ,Es
sollen die HeüÖ'schmid keine andere alss ihrem Hand-
werk angehende ... Nägel zu machen befnegt sein.'
ebd. S.nochBdVIlI1170o.; Gold-Schm. — Vgl. Lexerll
1391; Fischer III 1856. Die Form ,huobs(ch)iiiit. -d' auch
1398. U68, L; 1419, GBern.; 1446. 1465. 1484, Z; 1483,
AaBremg., .huoffschmid.' 1468/1608, Z; .Hufschmid.' 1610,
B. Als Faniilienu. //»i»c7im/./ B; auch , Hufschmid.' ,BHunb-
schmj-dina.' 1379, F. .UHuobsclimid.' 1670, BNesselnbach.
.JHuefschniid.' 1715, ZBirm. ,UHuefschmid.' 1811, SHäg.
Hammer-: 1. wer einen Eisen-, Kupferhammer
betreibt GT. (M.XIX); vgl. FHegi 1912, 183. ,H.', als
Abteilung der Schmiede. 1451. 1454, Bs. ,Zuo Ölten
bi dem h.' 1551, B Turnib. ,In dem artikel berüerend
den h.' 1553, AaL. StR. ,Yssen dem ham-dt von
Louft'enberg zuo den zangen.' 1568, AaB. .[Zu einer
Gewehrfabrik brauclit man vor Allem] vier gute H-d,
welche Rolir schweissen, bohren, läuteren, schleißen
und verscbrauben, auch erfordertenfahls selbst Eisen
machen ki3nnen.' 1708/10, Z; vgl.: ,Denen H-en
(welches zugleich die Eohrschweisser, Bohrer und
Schleifer . . . sein können, weil :"i parte H-e bei Ma-
chung so wenigen Eisens sich das Jahr hindurch
nicht nähren könnten) wird vom Ctr Eisen zu machen
bezahlt 36 Kreuzer.' ebd. S. noch Neben-Schlag
(Sp. 238); Schlosser (Sp. 740); Gröss-Schmid. —
2. Schmetterlingsart mit T-förmiger Zeichnung. DiNiKER
(oO.). — Tgl. Uxer I 1164; (ir.\YB. 1 V '2, :!20; Fischer III
1093. Als Faniilienu. ,Hauiersmit der alt.' 1412, ZRS.
.CHamerschmid.' 1431, ebd. ,H.' F.. XV.. AaZof. ,H. von
Swytz.' Änsh.
Schwarz-Hammer-: Grobschmied, , Schmied, der
seine Produkte nur unter dem Hammer und auf dem
Ambos, ohne Verwendung von Feilen usw., herstellt'
GßHe. Syn. Schtvarz-Schm.
Chalt-: Schmied, der ohne Feuer arbeitet, Kessel-,
' Kapterschraied. .Wernher der kaltsmit vor Spalon.'
1293, Bs ÜB. — Vgl. Lexer II 1500; Gr.WB. V92; Fischer
'; IV 171. Als Faniilienn. ,(Titerli colit) Kaldsmides (hiiobam).'
11306, LErmensee. ,K.' bzw. ,K-smit.- XV./XVl., AaK. ,Hans
Kaltschmidle von Keiserstiiol, von üb klein, aber von rat und
tat gross.' Aush. ,JIegy K.' Ulirs. Jahrzeitb.
Chupfer-: 1. Kupferschmied, wohl allg. Sprw. s.
I hm (Bd I 536). ,Der Bremgarter kuphersmit.- 1331,
Z ÜB. ,Wir von stetten und lendern unser Eidtgno-
1 Schaft anwält und hotten . . . erlouben inen [dem Ver-
! bände der eidgen. .kupferschmid und kessler'] mit kraft
diss briefs, ob darüber einich ander kupferschmid und
kessler, die in iren tag und gesellschaft nit dienten
(und gehorten [= ,die frömden kessler'], in den selben
funser Eidtgnoschaft ... gepietten umbziechen und da-
Iselbs sölich ir handtwerch und gewärb understan
jWurden zuo bruchen und zuo üeben, das sy zuo denen
lallen griffen, sy vänklicheu annämen ...mögen.' 1487,
AaB. StR. ,Der kupferschmid, aerarins.' Fris.; Mal.
,Der frömbden Kesslern halber habend mgnH. erkeut,
das der Kantengiesser und K., wan frömde Kessler har-
kommend, solle" sy ihnen lassen durch den Weibel
by der Buess 5 Pfd H. hinweg bieten.' 16ul, AaB. StE.
,ln den Jahren 1784/8 zählte Lichteusteig 11 Wirte
. .. 1 K. ... 1 Messerschmid.' JMHdngerb. 1852. Der
fahrende K. (vgl. Chessler Ib ßd III 522 und oben die
Belege von 1487 nnd 1601); in Volksreimen. Gueten
Ohi-'g, Gh.! Dank-i [eucli] Gott, da (Herr) Vetter.
Händ-er Nienier über Nacht? Wol, mer händ e" grosses
Dach, aber iceniy Better ZO. (Stutz). Det oben uff''em
Bergli, wo der Kucker schon singt, tanzet de' Wald-
brtteder mit 's Ch-s Chind AaJou.; ähnl. ZHorg. S. noch
Bd 111 5'22('C%ess;ei-Jrt;; V 1172M.(auch GWe.; ScaSt.);
VI871M. — 2 auch C/i-ec/if'er;, Apfelname; 3. BdI376u.
(Ch-ech auch in B; Zg). — J.IM. kup/n-tmit m.; vgl. Gr.
WB. V 2768; Fischer IV 856. Als Familienn. seit XIV./XV.
für B; L; G; Schw; U; Z bezeugt; tw. uoch heute. ,Uans
Kuiiherschmif, eig. H Vogel. 1405, G. .Kupferschmied', Häuser
AaAarb.
Chlinge°-: Schmied, der (Messer-, Üegen-)Klingen
verfertigt. ,HSchelharaer der kl.' 1470, Z RB. ,Es
klaget FStelzer der messerschmid uff CWidenman den
cl.' 1472, ebd. .UDiefsteter, cl. zuo München.' 1570,
Z Seckelmeisterrechn. — Vgl. Lexer 11 1626 (Beleg von
1363); Gr.WB. V 1191; Fischer IV 492. Als Familienn.
,JK1.' 1531. Seh.
Lüteri-. Zuname; s. Gauggel-Schm.
Messer-: Messerschmied, wohl allg. ,UFaber ra-
smit unser burger.' 1372, Z StB. ,Messersmid [PI.].'
1404, ScB. ,M.', unter den Schmieden. 1446, Bs. ,Hans
in. [oder M.] von Wangen uss dem Algöw.' 1479, Z RB.
.Mässerschm., faber cultrarius. gladiarius.' Fris.; Mal.
,ltem die Waftenschmid [erhalten] von einer halbarten
[zu polieren] 8 ß, von einer Strytax 3 p, von einer ge-
meinen Halbarten 6 ß und von einer Partisanen 8 ß.
L'nd dann die Messerschmid von einer Wehrklingen
2 ß 6 Hlr und von einer Klingen über entweris 1 p
3 Hlr.' 1629, Z. .Eines ehrsammen Handwerks der
Degen- und Messerschmiden.' 1748, ebd. S. noch
Schlosser (Sp. 740); Gold-, Chupfer-Schm. — Mhd.
meßßersmil m.; vgl. Gr.WB. VI 2131; Fischer IV 1634. Als
Familienn. ,Johans M-smit von Diessenhofen.' 1378, L. ,Jo.M-
smit und sin niuoter Vabers wi)).' 1396, Z RB. ,PM.. der
bader.' 1472, ebd.
Kurz-messer-. ,Ein einziger K- und Langmesser-
schmid, JVögeli, kaufte 1737 die Zunftgerechtigkeit.'
FHegi 19r2. — Vgl. dazu und zum Folg. Gr.WB. V 2852;
VI 176.
Lang-messer-. ,Über die von Basel getane Ein-
frag, obe eines Langmessers-Schmideu Wittwen, deren
Ehemann hiebevor oingefallnen Kriegszeiten gegen
,\bstattung gewüsser Gebühr Schwertfeger-Gesellen
zu fürderen erlaubt worden, anjetzo von dem Lang-
messer-Schmiden gänzlich abgehen und sich zu den
■Schwertfegeren halten könne oder nicht, und darüber
von denen H. Vorgesetzten 1. Zunft zun Schmiden ein-
geholt belesnem Bericht, dass das Begehren des L.-
Schmids Witwe sowohl den Handwerks-Articuln als
hiessigen Ordnungen und Gebräuchen schnurstracks
zuwider und Niemand, der sich dessen unterstehen
wolte, desswegen allhier gelitten wurde, ward er-
kennet, dass solche Nachricht an Basel antwortlich
übersendet werden solle.' 1721, Z. — Vgl. zum Vor.
Nagel-; Nagelschmied G; S (182'2). ,Wiewohlen
Niemanden alss den N-en einige Nägel zu verkauffen
zugelassen sein solte, solle jedoch, wie anderen Orten
auch gebräuchlich, den Issenherren oder Issenhändler ...
863
Sclimad, scliined, sehniiil. scliinod, schmud
864
die Baunägel feil iii haben erlaubt sein, die Üchunägel
aber sollen allein den N-en zu verkauften zugelassen
sein, und sollen alsso alle Krämnier und Griiiuiiler dess
Feilhabenss und Verkauffenss aller Schwarznäglen,
klein und gross, sich enthalten.' 1786, AAlIell. StB. —
Vgl. Gr.WB. VII 209; Martin-Lienh. II 479; Fischer IV 1932.
Schwarz-nagel-: Schmied, der schwarze, un-
verzinnte Nägel verfertigt; Gegs. ,Weissnagelschraied.'
,Der Schw-en nüw Hantwerks-Artikel, 19 an der Zahl,
wurden verlessen und von mgnH. einhelig gut ge-
heissen.' 1723, Z. ,Articul eines ehrsamen Schlosser-,
Bichsenmacher- und Schw-Handwerks.' 1768, .\ARh.
StR. — Vgl. Gr. WB. IX 2341 ; Fischer V 1249.
Näpper-: Schmied, der Bohrer verfertigt. ,Ich,
Isaak Ziegler, Zeug- und Neperschmidt, Burger der
Statt Basel.' 1662, Bs. S. noch Hueb-Schm. —
airgge"-Schmidi: Frau des ,N.-Schinieds' (zum ON.
.Nirggen'). ,Üas [verbotene] Hin-u"^- Widertragen von
Waren durch die N. und deren Gränipler.' Bärnd. 1908
(nach 1683, BGr. Chorgerichtsnianual).
Büchsen-: Büchsenmacher GT. (M. XIX.) ,l)ie
büchsenschmid, aerarii.' Fris.; Mal. ,LErmatinger,
der b.' 1576, HOHüber Chr. 1637 zählte Zürich 5,
1671 6 selbständige ,Bächsenschmidt'. SDasztnska
1891. — Vgl. Gr. WB. 11478; Fischer 11498. Bei uns jetzt
Biuhser (Bd IV 1008) und Büchte'-umrhcr (zu Bd IV 53) Z und
weiterhin.
Bajonett-, 's B-s, Zuname ZLindau. — Bijel-:
Schmied, der Beile verfertigt. Nur als Familienn.
,JB., tuombherr.' 1510, BS. — Butzen-. Zuname.
,HFeer, genannt B.' 1573, ZSth. — Breit-. Familienn.
AAZof. (HLehmann 1884); ZLangn. (schon 1526).
Pfannen-. Nur als Familienn. Bs (,-dt.' XVI./
XVIII.). — Vgl. Gr.WB. VII 1617; Fischer I 1012.
Rime°-: Reimschmied. B Volksztg 1896. — Vgl.
,Eeim(en)schniied' Gr.WB. VIII 077.
Rit-: (wohl berittener) Hufschmied bzw. Pferde-
arzt. ,Sarapt . . . einem Reitschmid, einem Gutscher
und einem Beiläuffer.' Parisiscbe Reis 1664. — Vgl.
Gr.WB. VIII 789; Fischer V 298.
Rot-: ,Messingarbeiter.' vMülinen (aus alter B
Quelle). — Vgl. .jedoch zur Def. das wohl syu. R.-Gicsm-
(BdII471) und Gr.WB. VllI 1314; Fischer V 440.
Sichel-. ,Falcarius faber, S- oder Segeisenschmid.'
Denzl. 1677. — Vgl. Gr.WB. 1X717; Fischer V 1388.
Sagen-: Schmied, der Sägen verfertigt, ausbessert.
Unter den Zürcher Handwerkern gab es 1687 ,1 S.'
SDaszynska 1891. ,HBrämi, Obmann, Schlosser, S.'
1660, Z. ,5 Ib 6 ß meister Bremi dem S., für das er
Denen, die mH. das Holz ufgemachet, von 3 Jaren
naher die Sagen gefjlet und verbesseret.' 1670, Hotz
1865. S. noch Hueb-Schm. — Vgl. Gr. WB. IX 1661 ;
Fischer V 537.
Segensen-: Schmied, derSensen verfertigt. ,PGati-
ker, der s.' 1479, Z RB. .HJustingers, des s-s sun.'
1514, L. ,lnn dem spau zwischenn minen meistern den
schmiden eins und dem nüwen segissenschin. anders-
teils [verlangen die Schmiede], das er bedachter segis-
senschmid ... mit recht erkennt werden sollte, nit
wyter zeschmiden dann eben allein die zwei stugk,
nammlich tuochscheren und segisen.' 1532, Z RB.
,PWetzel, der segissenschra. selig.' 1543, Z RB. ,l)ie
sägisenschmiJ, serrarii.' Fris.; Mal. S. noch Sichel-
Schm. — Vgl. Gr. WB. IX fiU ; Fischer V 131:J. Als Fa-
milionu. ,y.' 152:!, Absch.
Silber-: Silberschmied ZStdt. Vgl.: .Heinricus
argentifaber dictus Terrere.' 1263, Z ÜB. — Vgl. Gr.
WB. IX 1043; Fischer V 1405: auch bei uus ist das Gewerbe
des S.s selteu mehr von dem des Goldschmieds getrennt. Als
Familienu. ,Judenta S.' 1295, Z. , Heurice S-smit unsero [der
Äbtissin] schriber.' 1303, ebd. ,Des S-smitz guot.' 1320/30,
ebd. Als Hausuame (das Haus gehörte ursprünglich der o.
genannten Familie). ,(Das hus) zuo dem [oder ,zum'] S.' XV./
XVI., Z.
Suppen-. Zuname; \g]. schmiden 3a. ,UGebner,
genannt S.' 1539, AAAar. — Schelmen-, Zuname;
s. die Anm. zu .^er-SacA- (Bd VII 648). — Schwarz-:
= Schtv.-Uammer-ScIim.GRWe. — Tuech-. Familienn.,
so TaThund. (auch ausserschweiz.).
Däge°-: ,Schwertfeger L'; Sch; Zg' (St."") 1671
gab es in Zürich 7 D-e (1637 keinen). SDaszynska
1891. ,Dem Tegeuschmit Viten für 1 neuwen Tegen
3 Tlr.' 1674, Zubers TgB. ,Tegenschmid Veiten zu
Schaffhausen von einem Schiesseisen zu machen und
zu vergulden samt Zwingen 3 H.' 1675, ebd. ,M[eiste]r
Schmidli der T.' 1686, Z. Wän du scho D. wärest,
muest nottä sägen: wer dö? Helv. in face 1694. S. noch
Messer-Schm. -— Vgl. Gr.WB. II 901.
Dolch-. Z TB. 1879, 145. — Tolgge»-: Tinten-
kleckser, , Sudler' Bs (Spreng). — Töte"-: Zuname
eines gelernten Schmiedes, der gelegentlich als Toten-
gräber arbeitete GStdt.
Trat-: Drahtzieher. , Engelhart tr.' 1423, Z RB.
,Clewi tr.(-knecht).' 1434, ebd. ,Ein spezieller Draht-
schmid Uly Hämmerli werde 1431 vom Rate als zur
Schmidenzunft gehörig beurteilt.' FHegi 1912. — Bei
Fischer II 324 nur ,Drahtschmide' f. für die entspr. Werkstatt.
Tratschmidli. Haus ZStdt (.Trattschmidlifach.' 1700).
Waffen-: Waffenschmied; vgl. FHegi 1912, 187.
.Waffensmit', unter den Schmieden. 1451. 1454, Bs.
,Hans woflenschm., Stemelins knecht.' 1465, Z RB.
S. noch Hueb-, Messer-Schm. — Vgl. Gr.WB. XII 1, 317.
Winde"-: = W.-SIacher (Bd IV 55) B(Zyro); vgl.
FHegi 1912, 197 f. — Aach bei Gr.WB. XIV 2, 297.
Wort-. ,Die hohen reden der ^oyoSaiSdcXeov, das
ist w-en.' Zwingli.
Zug-: Zeugschmied GT. (1851); ScnSchl. S. noch
Sp. 856M.; Hueb-, Näpper-Schm. — Zirkel-: Zirkel-
schmied. ,SHeiborth, dem Z.' 1679, Bs Stadtb. 1890.
,Mstr HRÜchsners des Circulschmidts.' 1728, Z. S.
noch Hueb-Schm |
Schraide" f. s. Schmitten. 1
schmide" bzw. -e- (in Ndw It Matthys -t-, in B I
Twann -r-), in PAl.; TB.; WSaas -u-, Ptc. -et, in |
WSaas g'schmidu" : wesentl. wie nhd. schmieden, j
1. a) eig., auch iSv. das Schmiedehandwerk betreiben, j
wohl allg. Er hat da dri Jär g'schmidu" WSaas. I
,Swer in der stat für completzit unz mornande, das i
man dien pfistern Intet, sniidet, der git 3 ß, als dike
ez beschicht.' äL RB. ,Wölt er inn [,ein wegisen'] I
ze siniden tragen.' 1413, Z RB. ,Er sye in sins vatters •
Schmitten gestanden und habe geschmidet.' 1469, ebd. ;
,Item die alten ysen anderwerts geschraidt ... 3 pfd ''
6ß.' 1492, S. .[Mädchen:] Ich will dir helffen schm. i
und werchen, das du sechen seit, das ich dir will
hushann.' 1555, Z Ehegericht. ,Schm., schlahen, (ei)-
cndere, fabricare, accudere, conflare; die kunst ze ;
schm., fabrica.' Fris.; Mal. ,Das Doggeli schmiedet''
sagte man im XVII. beim Klopfen der Totenuhr. ,
FStirnimans 1900. , Etliche Jar und Zyt har [hat]!
Schmad, schnieil, Ncliuiitl, sclimoJ. schmuil
866
uwer Bürger Herr l'Hirzel sich underuommeu, alt
Kupfer hin und -wider uifzekauffen und dasselbig in
sjnem Hammer wideruuib schmelzen und schni. lassen.'
1605, Z. , Nachdem imme von einem Buren zu Wald
geraten worden, das er zu Heilung syner ungsunden
Schonkien drü Metzgermesser, so zuvor schon gehrucht
worden, breit schm. lassen, die über den Schaden
leggen und derselben Schuld zu Eschen brennen solle,
da habe er inn eines Metzgers Huss ... demselben
syne Metzgerraesser entwendt.' 1617, Z RB. ,1m 1656.
Jahr, als er den Eglischen [Dat.] geschniidet.' 1663,
ZGrün. S. noch seilen (Bd VII 759u.); Bd VIII 1149o.;
gue-schlahen (Sp. 486 M.); (Hueb-)Schmid. Im Spiel
mitBed. 2 b. ,üer Schmid [Kommissar Schraid von
Grüneck] schmidet auch Tag und Nacht [am Straf-
gericht zu Thusis]; von unss würdt er gar nit ver-
acht; er hilft und rat zur Billigkeit.' 1618, Zinsli
1911; vgl. ebd. 1909, 66. ,Zue Heiland taten schm.
vil Schmid einen neuwen Bundt.' 16'22, ebd. RAA.
und Sprww. (Me" mues'J 's Ise" schm., so Jang's (in
GNessl. wil's) warm ist, man soll eine günstige
Gelegenheit benutzen B; GNessl.; TuRom.; Z und
weiterhin. ,Die wil daz isen hitz ist vol, vil bald
man ez denn sraiden sol.' Boner. ,Das Eisen helffen
schm., weil es noch warm ist.' Gesfr. 1632. Chalt
schm. ist rerhote". Sprw. 1869; s. noch Bd I 536 u.
,Das Sprichwort lehrt, dass man hienieden durch
Schm. bloss auch lerne schm.' HSülzer 1830.
Etw., Jmd in Etw. schm. uä. .Lieber her schmit
[Joh. Faber], ... wievil negel habt ir in ewer jung-
frenlichen keusclieit ... im Costnitzer nonnencloster
geschmidet?' Gespr. 1522. D'Lüt a" d' Mure" here"
schm., in einem Gefängniss. Messikommer 1910. .Einen
in isen schm.' ,Die dry gefangen von Hassly ent-
halten biss nach dem tag zuo Baden und in ysen
schm.' 1529, B Ref. .Habind die bauren den h(erren)
von Rezüns erst in eisen geschmiedet." 1572, Brief
(TEgli an HBull.). Münzen ,schm.', schlagen. Vgl.:
.[König Wenzel verleiht den Luzernern] das sy . . .
eine silberne münze . . . alsdann ouch andere richs-
stette slahen und münzen, slahen und machen und
ouch smitten lassen mugen.' 1418, Se«. RG. ,N. hab
gesehen werklüt, münzer und münzerknecht, arbeiten
und smiden in einem werkhus, das darzuo geordnet
was.' 142'2, AAZof. StR. .Rette der Stoll [dessen Geld
tw. als ,verrüeft' zurückgewiesen wird]: man müest
j üch villicht gelt schm.' 1459, Z RB. .[Die Burgunder]
I Schüssen ouch mit bogen pfil hinin in die statt Murten
I raitpapirin zedlen, daran geschriben stuond: ir puren,
gend die statt uft", ir mügen üch nit enthalten, denne
1 all hamer möchtent nit geltes gnuog schmideu, das
I ir damit erlöst möchtent werden.' PvMolsheim; in
1 der Vorlage (DSchill.) .slachen.' ,Doch erbarmet und
rüwet mich von herzen, das die ... von Strasburg ...
idie vorgeröerten achttusent güldin haben müessen
geben, es wer weger, si waren nie gesmidt worden.'
|1482, DSchill. B. — b) schlagen übh. (nicht mehr
(mit Bez. auf Metalle). /"'' ha' druf g'schmidet if''
ig schmeizt u"'' g'schmätteret, was-i''' ha' mögen i" Gring
■bringe', beim Spalten eines Baumstrunkes. SGfeller
11919. Spec. a) mit pers. Obj. Het Eini [von den
jKahen] bim Träichen es unebe's Tritteli 'tö'. loi'-ne'
*Schin isch-schr Banz go" schm. SGfeller 1911. ,A1
jl'eufel zmahl, in einer Zahl schraid si auf einen
laufen.' 1681, Lied. — ß) .einhauen', mit den hintern
1 Schweiz. Idiotikon IX.
Hufen hörbar an die vordem schlagen, von schlecht
ausgreifenden Pferden Ap (T.); BE., G.; Gl. — y) (ein
Kartenspiel) spielen B. Syn. schlahen (Sp. 293 u.).
,Bald wurde ein Vierer geschmiedet, dass die Schwarten
krachten.' B Hink. Bot 1900. — 2. (kunstreich) her-
stellen, zu wege bringen, veranstalten, a) mit konkr.
Ergebniss. ,Gält schm. oder samlen und zuosamen-
legen, pecuniam conflare.' Fris.; Mal. ,Ein suppen
schm.' s. Bd VII 313 M.; vgl. Sup})en-Schmid (Sp. 864).
Reime schm. ,Es par wolmenende Riragedicht uff das
hochzittliche Fürfest [Vorfeier] geschmiedet und nff-
gericht.' 1675, Bs. — b) mit abstr. Ergebniss. Rank
schm. GNessl. Was die Antwort der Gotteshausleute
anbetrifft , verstand wir [die äbtischen Räte], das die
antwurt vast durch Santgaller und Appenzeller ge-
schmidet und all glich sigint.' 1489, G. ,Wiewol ich
gewüsst hab, solchen lug von erst uf in üwer wysheit
statt gehört sin, hab ich doch wol mögen gedenken,
solchen nit von den üwren erstlich geschmidt.' 1523,
Brief (Zwingli an Konstanz). , Einen krieg schm. oder
anrichten, bellum conflare.' Fris.; Mal. ,Man sagt, es
syend ettliche prattika geschmidet, die man usslegen
werde utf üwerm pundtstag.' 1561, Brief (HBull.).
,Nun bald brüeff man den Pfaffen har, dan d Sach ist
ie geschmidet gar.' JMaul. 1620. .Weil man diese
Wort zum Teil gar unrecht verstehet und böse Fol-
gereien darauss schmiedet.' JMet. 1700. , Welches
klärlich zeiget, dass alle dise Unwahrheiten ... einig
und allein auf unsern ündergang geschmiedet gewesen.'
FLüascHRiFT 1712. — g'-schmidet: 1. entspr. la;
s. Sp. 580 u. — 2. entspr. 2 b. ,So dann kein Wunder,
weil eben in dem Rat Diejenigen oder von derjenigen
Schmidten, Amboss, Hammer, Zucht und Herkommen,
die ihr Vatterland verraten und durch den zuvor un-
erhörten und new geschmiedeten Eid, der jetzigem
Erzherzog Leopold geläistet worden, dem römischen
Reich gänzlich entzogen, seiner Freiheiten beraubet
und der österreichischen Dienstbarkeit underwürffig
gemachet.' Gespr. 1632. — Ainhd. umidön bzw. -en in Bed. 1 ;
rgl. Gl. WB. IX 1062/6; Martin-Lienh. II 479; Fischer V
1000.
ab-; heimlich verabreden, ausmachen ZGlattf. Das
ist ahg'schmidet, en abg'schmidets Zug. — In andrer
Bed. bei Dr. WB. I 106.
über-: schmiedend überarbeiten. ,M[ei3ter] PAl-
brechten dem Schlosser und dem schmid zuo Medikhen
von dem kall der grossen gloggen zum Münster ein
nüw öri daran ze machen, item der staag in der mitti
abzehouwen und wider an einandern ze stossen, ouch
ze überschm., 30 pfd.' 1590, Z. — Vgl. Sanders II 9781..
a"-: anschmieden AaF. und weiterhin. .Den gfang-
nen in die Insel, daselbs anzeschm.' 1545, B RM. —
Vgl. Gr.VVB. I Hb.
in-: in Fesseln schmieden. , Besonder solle inen
[den. itiailändischen Gesandten] etwan getröwt sin
ynzeschm. und gefangen z legen, do das galt nit fürder-
lieh komen wolt.' 1489, Wald.m. .Die ... knecht ...
zuo Napols gefangen und ufs raer ingeschmidet.' Ansh.
,Die gfangnen [wurden] gon Bern in ofne herberg zuor
Sonnen ... ingeschmidt und da biss zuo usstrag der
sach verhüet.' ebd. .Umb schulden willen einge-
schmidet werden, nexum inire; eingeschmidet, ein-
gelegt, in eisen gelegt, compede vinctus, constrictus
catenis.' Fris.; Mal. — Mhd. i»««mV«, in glei.-her Bod.;
vgl. Gr.WB. III •2?I.
867
Schiiiad — scliiiiud. Sehmag— schniug
868
ver-: 1. - dem Vor. ,Iii sollicher erobenuig liabend
sy by 10000 personell und darob, so in Thunis ge-
fangen US nianigerlai christenlichen uationeu gewesen,
sampt vilen sciaveu, das sind libaigen knechte, so in
den löcher und gruoben hertigklich verschmidet, fry
baira gelassen.' Kessl. — 2. a) (Eisen) verarbeiten.
,N. hat verjechen, das er ... yerstoln hab des ersten
dem schmid von Ossingen ein stuck isen und das dem
schmid zuo Trüllikon geben zuo v.' 1476, Z KB. ,[N.
habe] ein burdy stabysen Hannsen schmid von Eich-
tenswil ze schicken an sy [zwei Schmiede] gevordert
und sölich isen selbs verschmidt und das dem schmid
von Richtiswil nit gebracht.' 1478, ebd. ,Was stempf-
yssen nüdt mer nütz, sollend verschmidet und hinweg
getaan werden.' 1578, Z EM. S. noch Sp. 726M. 855 u.
— b) für Schmiedearbeit ausgeben. ,12 ß verschmidet
zuo Klingnow ann büchsen.' 1499, AaB. ,8 pfd C ß
zuo Schännis im imbissmal verzert sampt der letzi und
verschmidet.' 1584, Z. S. noch ver-sattlen (Bd Vll
1441). — Mhd. r.:r,miden iu Bed. 1 und Sa; vgl. Or.WB.
XII 1, 1126; Fischern 1313.
da-her-: entspr. schmiden 3b; s. Säu-Glogg (Bi II
617o.). — z'-säme°-: zusammenschmieden, wohl allg.
— zue-: (schmiedend) zuschlagen. , Haben dannethin
beidte Scharpfrichter ganz unbarmherziglich bis zue
irer selbst eignen Ermüedung nüwer Dingen mit dry
benedicierten haslenen Zwicken undt einer ganzen
Handt voll birkener Rueten uff des armen Menschen
entblössten Leib zuogeschmidtet.' 1695, äDettl. 1905.
schmidig, in Nnw It Matthys -i- (auch (jr'sc/i»«.):
leicht schmiedbar aScaw; Ndw (Matthys). — Gleichbed.
mal. amiJich ( Mal.WB. VII 1370); iu andrer Bed. eis. i)'schmijit,
(s. die Auni. zu sihmeidiy).
Chettene''-Schmidigs n.: Name eines Ketten-
spiels. ,Eine andere Spielform heisst das Kettene-
schmiedigs.- Eochh. 1857, 468 (Beschreibung). — Wohl
zu lesen -s'hmiili^s, zu nchmiJen.
Schmuder -o'- m.: Strassenschmutz, bes. schmel-
zender Schnee, Gemenge aus Schmutz und Schnee
Ap. — Vgl. ,Schmud|d)el' m., Schmutz; schmutzige Person,
,schDiHd(d)eln', sudeln hei Gr. WB. IX 1129 f., schwäb. .^cJlmii-
del m., schmutzige Person, schmudW, beschmutzen (Fischer V
1016), e]s. schmudere', nach verbranntem Fett riechen, »chmxi-
derig, klebrig verdorben (Martin-Lienh. II 479).
G^-schmüder, in Ap (T.) -ö'- — n.: 1. = dem
Vor. Ap (T.). — 2. wertlose Abfälle, Kehricht, weg-
geworfen oder verbrannt Tu; Z, zB. von Heizung,
Gemüse ZZoll., bes. Eeisicht, Einde als Abgang beim
Holzfällen, -scheiten ZO. Synn. unter Oiisel, ße-hüder
(Bd II 476. 999). — Wohl Nebenform zu dem in Bed. 2 syu.
Ge-miider (BdIVSO); vgl. zB. die Aum. zu ■<,), mu r>,en (Sp. 846).
schmüderig schmöderig bzw. -ri: mit Wasser und
Schmutz vermengt, von Schnee Ap. Schmöderigf Sehne.
schmudere": schlummern Gl. — Nehenform zu dem
syn. müdtren 1 <■ (Bd IV 88); Tgl. die Anm. zu Gf-chmüdf,-.
Sehmag, schmeg, schmig, schniog, schmng.
Vgl. 9ehmacfq nsw.
Schmägeli. ,Der Herr Schm.', fingierter Name.
Pilger 1884 (Seh).
schmaager: ärmlich, gering fiBrisl. Schm. aus-
sehen. — Im Ablaut zu (ge)tchmnrier (s. ge-ni-hmogrn und vgl.
dort Bed. 2) hzsT. zu S'/iiniejfii.i'
schmiege" .\kV., in GrA. schmaugen: 1. (in AaF.
nur a'-schmicge". -schmiegele") wohl rctt.. sich an-
schmiegen AaF. (von Kindern); Gr.\. — 2 refl., sich
Jucken. ,Arme, fromme und arbeitsame Knächt Gottes
... die sich [haben] schmiegen und leiden müessen.'
Gdler 1616. — ge-schmogen s.u. — Mhd.«»iiejni;
vgl. Gr. WB. IX 1068. Bei uns wie anderwärts (vgl. Schm.» II
54.5/6; Lexer 1862, 222 ; Fischer V 1001) meist durch scÄmudtcn
ersetzt; sicher bodenständig in GrA. (vgl. !ai</, tief). Vgl. auch
ige-)schmo'/(eii). Srhmiiek und die Anm. zu schmüchen (Sp. 846).
Schmiegheit f.: Duckmäuserei. ,Were ouch, daz
der, dem der schaden oder du haftunge beschehen
ist, von verebten oder von smiekeit das [gerichtliche
Ahndung] Hesse, so ist der rat derselben stat und
die andern des gebunden doch ze oft'enne.' 1325, Z
ÜB. X 335 (Bündniss zwischen Konstanz, Zürich, Über-
lingen und Lindau; kaum Schweiz.). — Zu einem uu-
bezeugten Ad.j. 'schmiaj (mhd. '»iiiiec), schmiegsam. An mhd.
x„ir;,:],eit f., blandities ist der Bed. wegen nicht zu denken.
8Chmog -Ö-; knapp geschnitten, eng, von Kleidern
Gl (ältere, nicht bestätigte Angabe); Sjn. ge-schmogen
Ic. — Zu schmiegen wie hol zu heleiu ndd. //o(( zu ßUssen: vgl.
Wilmanns II Ȥ 309.
g"-schmoge°, iu GW. g'schmoget (in Bed. 1 b),
in Ap tw. schmoge' (in Bed. laß; vgl. die Anm.), in
ApH., M. It T. g'schmoger (in Bed. 2; Komp. Snperl.
5r'scÄniö(7erer,-eresf),in WBürchen.Törbel^'sc/imuÄ«":
1. räuml. a) in Bez. auf einen auszufüllenden Kaum;
nur pranl. bzw. adv. a) ,was mit Not durch eine
Öffnung zu schlüpfen imstande ist' GSa., Wl. (.ge-
drückt, knapp hineinpassend'); ähnl. GlEIto, Mitl.;
ScHwMuo. Mer hend eso g. möge" dur''''s Loch dur^V
ScHwMuo. Der Kasten ging g. zur TüröH'nung hin-
ein GbElm. Es gät g'ad eso g., zB. von einer eher
zu grossen Schublade GLMitl. — ß) ,eng beisammen',
von Personen auf knappem Eaum G (auch It Alpen-
post). Ganz g., eng in-enand hend d' Wiber sich
g'lageret, an einem Volksfest. Alpenp. 1876. G. Platz
ha', si" uä., knapp Ap; GlEIui; GSev. ,Die Leute
liatten sich so zsschmiegen müssen, dass die Letzten
nur noch g. Platz fanden' GLElm. Von einem Ein-
zelnen, i«* ha" g. Platz g'ha" GSev. i'* ha" hold
ehe" g'ad schmoge Platz de'för Ap. Mit verschobenem
Subj.: ,[Zu Gästen:] Müend's halt ne" wie's ist, ist
halt e"chlv g. Blatz, zum Schlafen. JHartmann (Ap); j
später: !'>• ha" ja g'säd, mer heii"d g. Blatz! von 1
drei Personen in einem Bett. — b) -•Vdj. und Adv., von r
Hohlmassen (beim Ausschank von Milch, Wein usw.), |
eben (genau) voll, ohne Zue-Mess (Bd IV 456) Ap; i
GW. (Syn. spitzig, gestrichen; vgl. Strich-Mess Bd IV |
455), öfter i. S. v. knapp, nicht ganz voll, schwach ;
gemessen Gl, so Engl; GRMai. ; GA., Ta., Wb., W. i
(g'schmoget); Syn. lugg 3 (Bd III 1235). EfsJ g-s Miss ■
Ap; GA., Ta., W. Adv., knapp in Mass und Gewicht
übh. Ap; GLEngi; GG., Wb. G. messe" GLEngi, wegf ,
GG. Er hed g'ad eso g. 's Mess g'cha" :om d' MHid«r- '
sttlr zale", dh. um militärfrei zu werden. ArKal.
1917. — c) (praed.) Adj. bzw. Adv., (fast zu) eng, von '
Kleidungsstücken, zB. Hemd, Bluse Ap; Gl (,eng an- ,
schliessend'), so Elm; GSev., We.; WBürcheu, Törbel.
Syn. ge-schmäidt (Sp. 842 u.). E' so en g-gne' ChitUi ■
GWe. I''' g'sieh"-si hüt no''', ivie-si am se'ben Obffd
.. . i" crem cho'ze", g'schmognem Hempli hererg' stände"
ist Ap. Prsed. bzw. adv. Der Rock isch-mer g. GWe.
Das Ühleid geit-tim g'schmithu" \\ aaOO. Es [ein ,
Soliiuag— sclimug. .Scliiiiagg sclimiigg. Scliuiuk— scluiiuk
KleidJ isch-iiier ;/. rieht QSev. Von Stoffeu, (in der
Breite, Länge) niclit ausreichend. ,L)er Stoff ist g-n,
er langt kaum' G. De'' Umhang yö'^t i/., ist fast zu
schmal oder zu kurz GT. Es langet g'ad g. zume"
Häs' GWe.; Syn. 's het g''ad 's Strichmess [vgl. üdIV
455]. ebd. — ■ d) (pried.) Adj. bzw. Adv., von Personen
bzw. Körperteilen, a) schmächtig ÜRMai. , Wann einer
arm und hungerig ist, so hat er klein geschmugen [!|
hend.' Frosch. 1545; bei SFranck (s. Fischer III 484):
,geschniagen.' — ß) .knapp, schofel, gering' ZVeltheim
udE. Er g'seht g. üs. — 2. Adj. und Adv.. „kümmer-
lich, knapp" übli., gew. vom Lebensunterhalt, der
Nahrung Ap (auch T.); GiElm; GrD.; GA., Eh., Sa.,
Sev., umStdt, Ta., T. (auch It St.), Wl., W., VVe.;
ScHwMuc, ,kaura hinreichend, sparsam' Ap It T.;
ScHwE., , spärlich, nicht genug, schmale Kost haben'
GoT. E" g'schmogCs (ApL, K., M. tw., in H., M.
tw. g'schmogers) Eise", , knappes Mahl' Ap (T.) Etw.
(j. ha". Mer hen g. Milch GWe. [Ein Armer] het
denn ntet achträppegem Henne'mel"' g'chüechlet ond
Erdepfet 'plaget i" de'' Pfannen inn, wil-er eben aw''
all [immer] g. Schmalz g'cha" hed. JHartmann 1912.
Meist prffid. Adj. bzw. „Adv." (vgl. den vorherg. Beleg).
,(?. essen, gering, kärglich' GSev. G. lebe". Jmd kann
bei hohem Einkommen grosse Ersparnisse machen,
ohne dass er g. (,enge') müesst lebe" GT. ,[N.] hat
... ouch, wie vast Jederman ... zur selben türen Zeit,
g-n leben müessen.' ABöscii XVII. Modal, ,kaum,
mit Not' GRh. Er mag esu g. g'cho" mit si^'m Löndli
ScHwMuo. Mit der Chost geit's g'schmtihu", sie ist
spärlich W aaÜÜ. Es gf'l's eso g., , reicht mit Not hin'
GA. G. zu leben haben, = Mos" g'schlü/f'e" möge"
(Sp. 168), von der Hand in den Mund leben' GWl.
[Ein Kleiubauer] hed esu g. 3 Gasse" chönne" ha",
j 's Ander ist fast alles Streu" i- und Turbe"bode" g'se".
Ap Kai. 1916. Von der Zeit Ap; GT. De'' het no'''
so g. möge" g'cho". er kam knapp zur rechten Zeit
GT. — Isoliertes Ptc. zu schmiegen; schon rahd. geamo^jin
I auch = augeschniiegt, anliegend, zsgeschmiegt, -gezojeu, -ge-
j druckt; vgl. Gr. WB. IV 1 b, 3946. IX 1074 f.; Schm." II 546
I (schmächtig, knapp, klein); Lexer 1862, 222 (geschmeidig);
! Fischer III 484. V 1001. G-et nach dem Vorbild andrer Mass-
bestimmungen wie 'bisset, 'hräglet (coli). Zu (g )'achmoyer vgl.
I schmauger mit Auin. (an sich Hesse sich -er auch aus dem in
j Ap beimischen Zsfall von unbetontem -en und -er erklären;
I Tgl. BSG. I § 167/8). Die VV-Forui g'schmuhu" scheint einen
iinf. ahd. 'smiolum vorauszusetzen, von dem -h- ausginge; Bei-
spiele für -11- statt -ij- im Ptc. s. in der Anm. zu süffeii (Bd Vll
350; bes. g'ßuhe"). Zur Bed.-Eutwicklung vgl. ausser den o.
j genannten die (tw. formell entspr.) Synn. ge-ßrhl (Bd I 662 u.) ;
|»e-iiö( 9, ,iötig 4 (Bd IV 860. 861); ge-briaen (Bd V 792);
I fcÄmec/cer; ge-schnohen(s) ', gt-, be-schnotten.
I h'-schmoge": kärglich GStdt. — Mhd. besmogen, ge-
juckt; vgl. Fischer V 1009 (unter .schmogeu').
SclimiTgcle" f. Nur e" Schm. mache", ,den Mund
verdriesslich oder verwundert hervorheben, verstellen'
,AiWohl.,, schmollen', ebd. Syn. St7w);/'eZ. — Vgl. das Folg.
! „schniugle": küssen L." Auch „über-, ver-schm.,
über und über küssen." ebd. — Vgl. westfäl. ^,.^lrfc^l.
anhaltend küssen (Woeste i44), das formell an unser adimugg-
I erinnert, weiter schmoll-, Schmtin.
Schmagg — Schmugg.
Vgl. auch schmak usw.
zer-schniägge" -.«-: zerquetschen GftObS. — Aus
gleichbed. obwald. simiciar.
schmuggle'' I: tr. (auch a"-, er-, ver-), liebkosen
Ndw (Matthys). — Vgl. schmugtm mit Anm.; auch «c7t»iie-
geti und Schwab, schmugelig, einschmeichelnd, lieblich, uott
(Fisrlior V 1016), weiter sr/i„uichen Sp. 846).
schmuggle" II bzw. -o-: wie nhd. schmuggeln AaF.;
BsStdt; L; Ndw (Matthys); Z. wohl allg., jedoch
nicht recht volkst. — Nhd. verbreitetes Lehnwort aus dem
Norden: vgl. Adelung III 1581; Gr. WB. IX 1130/1; Kluge «
401 und die MA.-WBB. Auch die Ableitungen Scimu^gre? ni.
und Schmuggler sind bei uns, bes. in gewissen Grenzgebieten,
bekannt, ohne als bodenständig empfunden zu werden.
1"-, i''e''-: Etw. her-, hinein schmuggeln AaF.;
Z und weiterhin. — ummer-: (ein Gerücht) unter
der Hand herumbieten GrA.
schmähen, seh m aj e " s. schmäche" (Sp. 832).
g'-sch muhen s. ge-schmugen (Sp. 868).
(er-, ver-)schmije° (-Ih-J s. (er-, rer-Jschmien
(Sp. 819 ff.).
Schuiak, schmek, .schuiik, schmok, schiiiuk.
Schmaek m.: 1. a) Geruch GrA. Abzählreim
Stink, stank, Sehm., es chund us di"''m Sack! GRCast.
(Tsch.), D. (B.); dafür G'schmack GrNuL ,Swas smakes
eiu nüwes vas gevat, vil kum ald niemer es verlat
den sm., er si bös oder guot.' Schachzabelb. .Wann
... deren von Oningen veech daruff [auf eine mit
Ochsenblut begossne Wiese] khomen und den schm.
empfunden ...' 1572, Z. ,Guoter, böser schm.' uä.;
s. schon 0. ,Do sy ainest in dem advent in den kor
kam, do was der kor als fol guottes schm-es, als in
dem Summer die rosen schmekent.' EStagel. ,Und
gieng ain als gar uss der massen süesser schm. von
den bahnen und was . . . der süess schm. als zart,
das es unsäglich ist.' ebd. ,Ich HHödli, burger ze
Baden, vergich ... daz die fromen, wiseu min lieben
lierren Schultheis [usw.] mir gönt band ... daz ich
usser minem hus zem Rost . . . getolet hab ... bis in
die Lyumag den usfluss mines sprachhuses ... Beschäch
aber, daz es ze vil arges sm-s brächti ... so söUent
ich oder mine erben ... die tolen unverzogenlich ab
und hin tuon.' 1422, AaB. Urk. ,Dis vorgeschriben
Wasser ist guot für den gepresten und für all bös
gift und für allen giftigen luft und allen bösen sm.'
E. XV., G. ,Da lagend noch über 8 tag ob 1100
rossen uft' der walstat, die darnach die von Basel be-
graben liessend von des bösen schm-s wegen.' ^Eg.
TscHDiii. .[Viele Tierkadaver] lagen nit tief in der
erden vergraben. Darumb ... fieng es an tretfenlich
übel schmecken, also das der bös schm. in ganzen
Rom dermass von tag zuo tag überhand nam, das
ain heftiger sterbend under die knecht kam.' Kessl.
S. noch Herbst-Rös (Bd VI 1395). .Schm. und gestank':
.Nach diser slacht [bei Näfels] fuor abbt Bilgeri von
Rüti ... hinuf gen Glaris und gruob die todten lichnam
wider us . . . und achtet nit des grossen smaches und
gestanks, der da was, wan die todten lichnam waren
871
Schmak, scbraek, schinik, schuiok, sclimuk
872
noch uit vergesen.' 1889, Gl Urk.; Var. : ,de9 böseu
geschraacks.' Bildlich. ,[Die h. Maria ist] ein bluorae,
von deme alliu disiu weilt gecieret ist unde guoten
sniag hat.' E. XII., Wack. 1876. ,In dem selben haiigen
[Dominikaner-]orden so hat die ewig lebendig sunn
... gezwiget als mengen edlen wurzgarten, in dem
sint gestanden die edlen und hochen bom, die da mit
der bluost der süessen himelschlichen 1er und mit ir
volkumnen hochen werken aller der kristenhait hant
ain kreftigen götlichen schm. gegeben.' EStagel. —
b) Geschmack(sinn). ,Mein Scbm., mein ekler Mund,
mein Nase und mein Schlund das Best wollt allzeit
haben.' Lötscben 1917 (altes Gedicht). — 2. uneig.,
Geschmack. ,Mithin ist hier als in einer olla potrida
von Allem ein Schm., daraus Mancher ein wenig dis-
curriren lehrnen kan.' Acerra 1708. ,Es sind die
Sachen, so wir weggetan, und etliche wenige andere,
so wir stehen lassen . . . von gar unphilologischem
unerbaulichem Schm., nicht aus guten autoribus, son-
dern vom Zaun herunter gebrochen.' ebd. ,An, in
Etw. Schm. finden.' , Erhebet man ihme dise geist-
liche und unsichtbahre Güter über die leibliche und
sichtbahre ..., in denen doch der fleischliche Mensch
so vil Schm-s und Ergetzliclikeit findet ..., so ver-
lachet er das Alles mit Unglauben.' JJÜlr. 1718. ,An
solchen Bemühungen einen wahren Gust und Schm.
finden.' ebd. 1731. ,Sie haben in den Worten zimm-
lichen Grund und vil Schm-s und Vergnügung ge-
funden.' ebd. ,In geistlichen Beschäftigungen findet
unser armes Fleisch und Blut von Natur einmal keinen
Schm.' ebd. Vorgeschmack : ,Ja, sprechen sie, er [Jesus]
hatte aber vorhin seine Klarheit die drei Jünger aufi'
dem Berge sehen lassen. Das ist wohl wahr, aber
mit derselben Klarheit hat er ihnen allein einen Schm.
der Unsterblichkeit geben wollen.' ThZwixger 1655.
— AM. smac(h), gustiis. s-ipor, m]\ä. smac(h) in Bed. lab;
vgl. Gr. WB. 1X893/6. 973 (.Schmeckleiu'); ChSchmidt 1901,
328; Schm.' II 542; Fischer V 970. Zur Anordnimg vgl.
Ge-schm. Im Abzätilreim uüter 1 a könnte pliouotisch auch
G'schmick (s. d.) stecken. , Violsmac', Name eines Kitters.
Schansp. XIV. In der Bed. Geschmack in westschweiz. MAA.
(ETappolet 1914, 85. 151) und ins Untereng. (Pallioppi 690)
übernommen.
Vor-: uneig., Vorgeschmack. ,[Vor dem Markt-
tag] suchten, was Musikanten von Profession im Orte
waren, ihre Geigen und Hörner hervor und stimmten
sie zurecht und gaben Einem schon einen V. von den
seligen Freuden des kommenden Tages.' Breitenst.
186U. — Vgl. Sanders II 969 c; Fischer II 1671.
G"-, in Ap(lt T., neben -schmack); L tw. -schmacTct
— m., PI. -ä- Ap; Gr; Sch; Z, in Bed. 2b ■schmäcker
AaF.; BStdt; GnHe. (It Tsch., scherzh.); Z, so 0., Stdt
(neben -schmück). Dim. G'schmäckli Aa; Ap; Es; B;
Gr; L; Sch; Z: 1. a) obj., von der Wirkung auf
Geruchs-, Geschmackssinn; in der äSpr. zT. ohne
scharfe Scheidung beider Sinne, a) Geruch, allg. (auch
It Ebel); Syn. Schmack la, ferner Rauch 4, ße-ruch 1
(Bd VI 97. 192); vgl. G.-Biichs (Bd IV 1006), - TFnsser.
Me' schmeckt-s' [die Holunderblüten] seho" va" loitem;
aber vil Lit haind der G. nit gere" GaObS. Was lioschi
im HuttU g'han hat, weis'-i"'' nit sieher . . . Wie-n-i'''
alben estie hinder-mo tiahi" g'luff'e' hi", hät's-mi''' 'doncht,
i"* berchümi alliiot en andere" G. under d'Na.'se'. F
Kai. 1914. Der Wetterluft het der G. vo" 'brätnige'
Öpfel u"' a"'bränntete' Herdöpfel bis zu iVs uf d'Sträss
übere''lreit. EBalmkr 1923. , Vermache sie [die in Wein
gelegten Gewürze] wohl, dass kein Qeschm. darvou
kan.' Arzneib. 1822. ,Bei Diemtigen befindet sich der
sogen. Unschlitt- oder Talgbrunnen . . . Das Wasser
ist frisch, ohne Geschm. und trinkbar.' Jahn 1857.
,Glych wie der ärde[n] hafen und alle geschirr der
dingen geschm. lang behaltend, die zum ersten darin
geton werdend, also ouch die warheit, so in der jugent
und kindheit gefasst, gar vest hangt und styff blybt.'
PiGrossmann 1536. ,Dise visch habend ein wunder-
barliche natur, dann sy ein geschm-t an inen habend,
dabei sy die fischer nachts erkennend, ee sy gesähen
werdend.' Mangolt. ,Der gschm. der selben [Biber-]
geilin hab iro vier, so daran geschmeckt, das bluot
zur nasen ausgezogen.' Tierb. 1563. ,Odore prosequi,
dem geschm. oder gspor nach gon.' Fris.; s. noch
Bd I 1027 0.; Sp. 323 M. ,Von stund an schmöcken, ein
geschm. empfinden, sagire; schmöcken, riechen, einen
geschm. haben [bei Fris. auch ,geben'], resipere, re-
dolere, olere; schraöckend, daz schmöckt und ein ge-
schm. [,gschmackt.' Fris.] gibt, olens.' Fris.; Mal.;
s. noch branselen (Bd V 739 u.); Tüsend-Schön (Bd VIII
866). ,So man Schlangeneyer ins Füwr würfi't, kompt
ouch die Muotter harzuo, zücht dem Geschm. nach.'
RCvs. (Br.) .Schmecken, riechen, ein Geschm. haben,
redolere, olere, odorem emittere.' Denzl. 1677. 1716. In
präp. Verbindungen. ,EttlichLüt haben ein Abschähen
ab dem Geschm. des Weckholders, als sollte er zue
dem Ussatz neigen.' RCvs. (Br.). ,Die Flügen und
Wurm sterbend ab dem Geschm-t [des Branntweins].'
ZElgg Arzneib. um 1650. S. noch Bd VIII 126 u.
,Üdore pardi coitum sentit in adultera leo, der lönw
merkt am geschm., wenn die löuwin ein pardum zuo
ir gelassen hat.' Fris. 1541. , Schmöcken, am geschm.
befinden, olfacere, odorari, sentire.' Fris.; Mal. ,Würm,
wann sy in die Ohren kriechend. Nimm ein wol-
schmöcketen Opfel, wärm in by dein Für und leg ihn
uf das Ohr, stand daruf still, so kriechends in Opfel
von G-t.' ZElgg Arzneib. um 1650. .Weil sie [eine
Pflanze] aber zweyerley gleicher Gstalt, so muss maus
also erkennen ... am Geschm-t.' Z Rezeptb. um 1700.
Wider giH's dort [in einem Märchenland] Lüt ... si
esse'd Nut und lebe'd »im" vom G. Stütz, Gem. Vom
G. g'nueg ha' Bs (Seil.). Das het wider es Mal es
G'jufel g'ge" a" dem Mittag i" der Chuchi. P* An"
selber nüd mögen esse" «"■* ha" com G. g'nue^ über-
che". EBalmer 1923. Der Choch hed g'nueg am G.
L (Ineichen). ,Am g. (,des geköchs.' Fris. 1541)
gnuog haben (oder bey dem kuchigschmack essen),
coenare in odorem culinse.' Fris.; Mal. ,Wer dieses
Wasser ein wenig trinkt und das Herzgrübli darmit
waschet, so behalts alle Speisen im Magen bey ihm
Geschm-ten und lasst sie nicht faulen noch wurmig
werden.' Arzneib. XVII./XVIII. In (beliebig zu meh-
renden) Zssen wie El- (Now), Gamfcr- (Gl Nachr.
1917), Heu"- (Emmentalerbl. 1917), Pappe"- (Rischer i
1903), Heu"-blueme"- (JReinh. 1907), Seikeli- (Z It
FStaub), Stall- (Bärnd. 1922) G. I'" hä" de" Chüechlig. >
scho" i" der Nase" g'ha". Messikommer 1910. Wo-rc'
der Chüechlig het i" d'Nase" g'rücht. JBübki
1916. Wo-n-e"mäl der Fü'" e"chlei" 'plängglet hat, da.
händ Die im Stalde" der Bräti'sg. [von einem in der
Nachbarschaft stattfindenden Mahl] au«* in irer Stubeii
inne" g'ha". CStreiff 1914. Wetm öppen albeneinist
der Sürchabis- u"'' Hammlig. doch schier heig möge",
vorb'cho", so Helge" mier de*" albe" beid z'samen ü"»«'j
87S
Schniak, schmek. schmik, schmok, schniuk
874
Büsslen üfg'streckt. JBürki. ,Für kiioblochgescbm. Wer
knobloch gessen hab, der kügwe 3 oder 4 coriander-
körnlin, so 3tink[t] er nit.' Ki'nstb. 1474. ,Ich [Schul-
meister W.] hau 50 Jar dem Altar dient und den
Sohuelgschm. gnueg eingenommen.' 1Ö31, Z Brief. Ein
Angeklagter gibt an, die Hexen erkenne man an ihrem
,Katzengeschm.' 1655, Schmid u. Sprecher 1919; vgl.:
,Der böse Geist [hat] einen solchen Gschm. ron sich
gelassen, das ich vermeint, müesse myn Tod syn.' 1603,
Z. .Römischer Werrauht . . . hat einen anrauhtigen
Würzgeschm.'EKöNiG 1700. .DuUetihrdenSalbgeschm.,
liebet ihr den Schnupftabak?' 1720, Lieu. ,Gilgen-g.',
mit Bez. auf die Lilie des französischen Wappens; vgl.
JMüll. SG. V 2, 383. ,Zuo aller des römschen küngs
beger [um Hilfeleistung] was ein wise stat Bern wol
gneigt und beraten; aber der stark g.-g. zoch für.' Ansh.
,Dem listigen fuchs [Leo X.] was der stark g.-g. nit so
widrig.' ebd. Vgl. noch Äawc^j (Bd VI 97 M.). ,Kuchi-g.';
s. 0. Mit adj. Bestimmung. ,Dass es [bei einer
bestimmten Witterungsart] nf ''em Mist Schmlmm giH
und dass a'so-n-en artige", kuriose'' G. die Lnft erfüllt.'
BiRND. 1922. ,E" bräntelegf G. erfüllt weit in der
Runde die Luft', wenn Kartoffeln anbrennen, ebd. 1911.
Im Cheller «nw'e" hätt-me" de" möstelig G. vo" ultem
schof g'schmöckt. Messikommer 1910. S. noch Bd VII
1151u. , Starker und grosser geschm., vastitas odoris.'
Fris.; Mal. ,Zwo Wettinen oder Pfützen, daruss ein
wüester Grund sehr starkes Geschra-s von Schwebel
herfürgezogen wirt.' 1608, Z Gesandtschaftsreise. ,Die
Nasen seind ... eines weichen Fleisches und öden
Geschm-s.' JEEslher 1692; nach Fischb. 1563, wo ,ödes
geruchs'. En guete" G. ha" GkNuC; SchR. und weiter-
hin. Denn bringt de'' Wind so guet G'schmäck na"'',
wie Röstnari" und Maierö". Stutz, Gem. Wüestc G.
Es (Seil.). In der Stiibe" sind ung'sund G'schmäck
GrKI. (Tsch.). ,Zu Rama was ein grosser fechtod, dan
es lag vill fech uf der heid und was gar ein böser
gschm.' Stulz 1519. ,Sy [die Leichen auf hoher See
Verstorbner] fiengen ain so übel stinken, und hett es
langgeweret, so bettend wier sy och im mier geworffen.
wie die anderen, das wiers nit bettend mügen erliden
den bösen geschm.' Stockär 1519. ,Der böss geschm.,
so von dem tier gieng.' Ziely 1521. ,Was meinstu, das
die kluogen bychtsün und bychttochteren vor inen
\ heigind ghan, wenn sy ein so gelerte, süesse bycht
mit schönen Worten und geschmäcken, mit wurzen-
] küwen geton band?' Zwi.ngli; nee id sine aromaticis
I odoribus quos vel olfactoriolis aureis ferrent vel re-
censentes ore commanducarent. LJud. ,üas rouchfass
sol man in den nüwen spital tuen, den bösen gschm.
in der bettlerstuben zuo vertriben.' NMän. ,Dass
er, der hochfertig abt Franciscus, den suwstal . . .
unden an den nüwen stal im hof zuonächst hin an
, S. Laurenzen kirchen ufrichten Hess, damit wir
I [StGallen] des kostlichen geschm-s nit beroubt werend.'
ViD. ,Ein lieblichen und angnämen gschm. gäben, iu-
cunde olere; gscbmackreich, wol geschmackt, das einen
'lieblichen geschm-t gibt, odorifer; geschmackt machen
!und verbesseren, eim ding ein guoteu geschm. gäben,
jcondire; ein tödtlichen, pestilenzischen oder vergiften
igeschm. gäben, mortiferum spiritum exhalare.' Fris.;
jMiL. ,[Ein Abtritt ist so anzulegen, dass die Nach-
|barn] desto minder mit unlydenlichem geschm. be-
(ächwert werdind.' 1562, Z. .Deren [der Krankenpfleger]
Bin guote anzaal um unlidenlichs geschm-s willen in
schwere krankheit gefallen.' HBi'll. (Ref.-G.) 1572.
,Ein edler gschmackb lat sich hie [in der Kapelle des
h. Meinrad nach dessen Ermordung] khünden.' Meijjrad
1576. ,[A.:] Ey wie so gar ein guoter gschm. kumpt
mir für die nasen myn, ich gloub, es sey ein pasteten
gsyn. [B. :] Ja, ja. es ist aso neuwis muoss. ich sachs
vor hacken den Melchior Buoss. er truog es zuohin
in eim sack, das gibt also ein lieblichen gschm.' Samson
1588. ,So ir [der Rebe] Bluest dann fürhersticht. die
Badenden sy gar wol erquickt mit irem Gschra. so
lieplich vast.' RCvs. (Br.). .Dass ein schätzlicher Track
. . . daharkomen ist schiessen . . . mit einer füwr-
rtammenden grossen Hitz, euch unlydenlichem bösem
Geschmackh.' ebd.; an andrer Stelle ,by dem bösen
Gesclim. und Dampf'; vgl. u. .Was dann der Kohlen-
staub [einer Schmiede] in den unseren Häuseren für
Ungelägenheit niachete, item das Rossarznen . . . und
-aderlassen für allerley ungueten Geschm. und groben
Fleügengescbmeiss rev. nach sich ziehen, dasselbige
. .. wurde besorglich die Erfahrenheit nur gar zu vil
bezeugen.' 1679, Z. ,Es haben ... etwelche Wald-
bruoder allhie in der Stnben ihr Schlaff- und Ruhe-
bett [!) gehabt, welches aber wegen vilmolen unguoten
Geschmachts nit anstendig.' ABütelrock 1682/1712.
.Das Wasser der Tugend ... vertreibt ... den bösen
Geschm. derNasslöcher.'ARZNEiB. XVII. |X VIII. S. noch
übersieh, Ge-sicht, Buech-Sack, Grund- Suppen, Sirup
(Bd VII 158.257M. 631. 1237. 1270); Geschirr {Bd VIII
1155u.); Be-rätschlagung (Sp. 244). Bildl. .Der sel-
ber [!] Römer waz ain bekanter man und waz erfüllet
mit guotem gesm-e dez hailigen gaistes.' Waldregel
1425. .Die glöbigen Gottes ... die alz wol smakent
mit dem süessen geschm. der fugenden.' ebd. ,[Die
Apokalypse ist] von dheinem recht gelerten Jobansen
dem evangelisten zuogemessen, sunder eim Johansen,
der euch eim [!] bischoff in Epheso xin ist; denn- es
hat gheinen gschm. des herzens und geistes Johannis.'
ZwiNGLi. .Dass ouch by den glöubigen menschen din
trüwer flyss ein läblicher gschm. ist.' ebd.; vivificns
odor. Gualth. ,Vier büecher nymm du in ein sack,
in denen ist gar guotter gschmackb.' Meinbad 1576.
S. noch «a«en(Bd VII 1430). Dim. Eseige"tsG'schmäckli
isch zor Chuchitür üs cho", gar heUisch es guets.
SGpeller 1911. We"" [du] de"" d'Nase" recht t" m
[der Friesli] ßng'fiserete Blettli stössisch . . . de"" chunnt-
der es guets G'schniäckli e"tgäge". EBalmer 1923 (B).
Verrötsch's nit a" dem herlige" G'schmäggli, was fir
gaeti Sache" da ummenander sten'P beim Santiklaus
Bs (Nö'''-n-eme" Briefli vo" 1858). Die [Zigarre] häd
e" herrli^H G'schniäckli. EEscumann 1916. Dann und
ivann hct de'' Wind es herrlichs Heu g'schniäckli sue-n-em
ane" 'treit Z. Prägn. 1) Wohlgeruch, Duft, so von
Blumen, Parfüms udgl. An.<:tatt dem G. vo" Böse" ist
in der Stube" der Tantpf vom El üfg'stige" GRThs.
Wo 'm Theodor e" G. i" d'Nase" cho" isch als ivie
i-o" Bösen und Veieli us irem Bor. JReinh. 1907.
D' Büschel friesli und die hundertbletterige" Böse"
schmücke", dass-me' nid g'nueg cha"" ubercho" vom G.
Emmentalerbl. 1917. Irer vürnämc" Schmöckschlter
slge" sich . . . me u" Pariser G'sehmäckli g'wanet weder
a" Stalldousl. JBürki. Es schmecki jets doch e" Güeti
döhonn''e", es töü esö rüessele" ond den'ebe"t sei no'''
esö e" G. ro" wisstännegem Bese"ris. JHartmann 1912.
S. noch Bd VII 801 u. (1530/1688. Job.). 808M. (F Wy.ss
1665). Von Speisen. Das ist en G..' wenn die Nach-
875
Schmak, sclunek, scliinik. sclnuuk, scliiiiuk
870
bariü küchelt GNessl. Aber wie iach au''' en G.! Aha,
ai chüeclile'd, die Wiber. KdMey. 1844. 's chund e" O.
dur'''s Gängli her. Das bräitselet zur Cliuchi üs, a's
wenn eusers ganzi Uüs nur ei" ChiiecMistube" war.
Ztböri. Ä, wie mir au''' en G. i" d'Nase" chunnt! De'
Beeke" Hans het g'wüss Chrütwdhe' g'macht. Stütz,
Gem. G'schmöcist die G'schmück? GeW, wie's au'''
schmöckt! beim Backen einer Chrütuähe". ebd.
Schmöcked-er die G'schmück vom Anke"? HNag.
(D'ClmechUte"). ll'ii de"' Näsi d'Käse"lOcher üftued,
''as' er-ömel a«'* alli G'schmäckli heig vo" d'ene" Blued-,
Leber- und Brödwiirste" . . . JRoos 1P07. Zur Chuchis-
Tür üs ist es G'schmäckli 'zöge", reich" isch nume"
iScÄnwp/"(fe)-(;ä5e". SGfeller 1919. liAA. I''' tve't lieber
vom Hü/f'e" a's vom G., .lieber viel als fein' L. Wenn
der Hüffe" so gross war icie der G., se chäm-i"'' aw''
dervo" über, ,es ist zu fein und zu wenig für mich
da.' ebd. ,Ein zecheneimerigs vass des verndrigen
guoten alten wyns, der geschm. und farw habe, uff-
tnon.' 1537, Z RB. — 2) übler Geruch, Gestank; vgl.
g.-voll, übelriechend, stinkend ZStdt. DafsJ ist e(n)
G. (AaF.; Ap; Z), e(s) G'schmäckli (AaF.; B; SchR.;
Z).' zB. in einer schlecht gelüfteten Stube. Ir hand
e"moll e" G'schmäckli i" der Stube"! ScuSchl. Es
G'chrott isch Das g'sV i" der Stube" [der Arbeits-
schule] und es G'schmäckli! ÜvGreyerz 1911. Pfui der
Tüfel, sti'cht's da [in einem Stall] nit! Da chönnt-i'''
nit lebe", der G. tätf-mer Alls ueche" schrisse". JJörger
1918. S. noch Bd VIII '235 o., ferner den Abzählreim
unter Schmack la (Sp. 870) und dazu Bd VII öl4o.;
auch B (us di"'m Sack); S (us si"'m eigne" Sack It
Schild 1873); ZReg. ,Were ouch, das jeman deheiu
vich stürbe, der sol das fürderlich ... in das ertrich
vergraben in der tieffe, das dehein gesra. noch gebrest
davon kome.' 1437, Z StB.; in andrer Redaktion: ,kein
geschm., schad oder gebrest.' ,Wenn er [der Gerichtete]
gestorben ist, so sol man inu dann ab dem galgeu
nemen und in daz ertrich vergraben, umb daz biderben
Inten ... von dem gesni. nit schad kome.' 1438/9, Z.
,Dem der mund stinket [Überschr.]. Zitwan ist guot
für des mundes geschm.' Kunstb. 1474. .Wie F. Iren
das ufgeloulfen zergelt ouch abgehöuschet, sy glych
wie zuo llur sich irer kleidern halb entblösst und
gredt ... [es] ghyge sy nndt wirs, das sy inen inn
der nacht nit inn die stuben (mit züchten) gschissen,
so hetten sy ein gschm. by inen ghept.' 1572, Z RB.
Neben bedeutungsverwandten Begritfen. Was
da für e" Dampf und e" G. g'si" isch in der Chuchi
inne"! Bs Blätter 1884. ,üie Stat [hat] lustige, wite
und luftige Gassen, damit ouch bösem Gschm. und Luft
minder ßlatz geben wärt, dann in engen Gassen.'
JJRüEGER. .Dis Wasser ist gut für den Frästen, Ver-
giftung, vergifte Lüfte, bösen Geschmackh, Dampf.'
Z Rezeptb. um 1700. ,G. und rouch'; s. Bd V 841 M.;
VII löSOM. (gesetzt). Mit de" Fiesse" raschlet-men
im g'fallene" Laub [im Herbst], 'ä schwimmt uff de"
Wassergräbli und de'' G'ruch derzue! (Mir Basler
fröge": Wie dunggt-di''' de'' G-O- Schwzd. So en
G'ruch han-i''' i" der Nas, so es rerapiteggerlets Tüfels-
g'schmäckli. H Bleiler- Waser 1911. .Welche phiolen
voll warend gerüchen oder gschmäcken.' Zwinkli.
,Wol schmöcken, einen guoten geruch und [,oder.' Fris.]
geschm. gäben, fragrare, bene. recte, iucunde olere.'
Fris.; Mal. ,Von disem [verdorbnon Würsten] kam
der bös gschm.' Mai,. 1593; später: ,ist auch fürbass
der bös gruch vergangen.' ,Wird das 5. Wesen [quiuta
essentia] zu oberst auf einen Turn gesetzt, so vermag
es mit seinem edlen Geruch und Geschm-t allerley
Geschlecht und Gattung der Vöglen hinzu zu locken.'
JRLandenb. 1608. ,G. und gestank.' ,Er möcht den
geschm. und gestank [einer kranken Frau] nit in der
Stuben liden.' 1484, Z RB. ,Und hain ich im [einem
Kranken] gewachet 3 dag und nacht und vil bieses
geschmack[s] von im ingnommen und gestank[s].'
Stockar 1519. ,Da ... vil unlusts, geschm-s und ge-
stanks von solichen misthüfen allenthalben in der
Stadt kompt.' Z Mand. 1521. ,Das N. ... sinen schwin-
stal ... an andern ort, da der gestank und geschm.
niemanden irre, von der schuol hinweg setzen solle.'
1540, Bs. , Böser gschm. und götank, ater odor.' Fris.;
Mal. ,Ich han irem Man sälig gwachet und Gschm. und
Gstank yngnan.' 1606, Z. ,So meiner Meister der
Fünfen einer oder zween berüeft sind worden zu oder
über ein entleibten Menschen, besonders auf der Land-
schaft, soll einem des Tags 1 ß und Fuhter uud Mahl
von wegen Gstank und Gschm-s.' 1650, Z (JJHolz-
halb 1691). In Gegenüberstellung. ,Sidmals die töch-
teren Zion hochmüetig sind worden . . . darumb wirt
der Herr das haupt der töchtern Zion beschären ...
Und wirdt by inen an statt des guoten geschm-s
gstank werden.' HBull. 1540; nach Jes. 3, 16/'24, wo
.geruchs'. 1530, Z Bib. ,Wo er [der Bisam] ... an
gschm. abnirapt, so henken sy in in einem glass, das
oben offen oder in einem yrdinen gschirr in ein
spraachhaus oder privet, da dem gestank zewider er
sein wolriechende kraft erholt und widerumb eroberet,
gleich also im streit sein vorigen geruch erwindende.'
Tiere. 1563. ,G. und uurät.' ,Dass dise frow und ir
gsind ... inn einer kammer zu den zweyen beyen us
... vilmalen den harn, mentschenkat und ander wnost
inn den selben iren garten schuttind und wnrffind,
weliches aber inen von geschm-ts und unrats wegen
vorhar von iren voreitern nitgebrucht.' 1548, Z. ,Da8S
sie [die die Pestkranken Besuchenden] vom Geschm.,
Dunst und Unrat stürben.' JJBreit. 1629. ,Ein ehr-
sam Gmeind zu ZoUikon [erhebt Einsprache gegen
die Erbauung eines Schweinestalles] wegen irem nächst
darby stehnden Gemeindlius, desnachen zustehnden
bösen Gschm-s und Unrats.' 1636, aZoll. 1899. Über-
gehend in koukr. Bed. 1) wohlriechende Blätter,
wie Rosmarin udgl. GrNuI'. ; vgl. eis. Schmacket (Martin-
Lienh. II 480). — 2) eine stinkende Lockspeise: .Dise j
tier [Hummer] werdend gefangen mit geschm-t und aas.' |
Fische. 1563. — ß) Geschmack; verbreitet (so Ap; Bs |
It Seil.; B It Zyro; PAL; U). doch nirgends volkst. j
(abgelehnt für Gl; Z); dafür Gü, Gust II (Bd II 52. j
492); Ghust Ib (Bd III 554); Mang (Bd IV 325); vgl. j
auch Schmack Ib. Die folg. zwei Belege hieher oder \
zu Bed. 1 a a. , Wirts [Orangenkontitüre] nit rächt I
gekochet, so bekomts einen uulieblichen Geschm-t.' i
Z Kochb. XVm./XIX. ,So vil ich aus dem versuochen '
und gschm-t ... abnemmen kan, vermein ich, dass
es [das .rothuon'] ein seer guote und lobliche speis'
seye.' Vogelb. 1557. .An statt aber sölicher straaff;
hast du dein Volk wol beleitet und im guots geton. ]
nämlich inen geben einen neuwen und ungewonlicher
geschm. und kust nach irer begird, hast inen zuo
speis bereitet die wachtlen.' 1530/89, Weish.; .Geschm..
und Speise.' 1667; yeSoiv. LXX. ,I>as haus Israel hiessj
es [das Brot] man und es ... hat ein geschm. wiel
Sclnnak, schinek, scliinik, sclnnok, sclinnik
878
simleii mit hotiig.' 15yO/17o7, II. Mos.; yaOiia. I.XX.;
.scliinack.' Luther. .Haben iiit die oreii einen liist an
den Worten und der inund an dem geschm-t des, das
er isset?' 1589, Hiob; ,Gesclini.' 1607; , merkt nit das
er die red und der mund schmeckt die speis?' 1530;
Xäpuyg 5s aixa ysiexaL LXX. .Salsilago, ein gsalzner
gschni.' Fkis.; ,salzgeschm.' Mal.; s. noch Sp. 323o.
,Gschm. am versuochen, sapor.' Mal. — y) (in der
lebenden M A. meist Dira.) insbes. übler, ungehöriger Ge-
ruch und Geschmack, Beigeschmack einer (verdorbnen)
Speise Bs; B; GkNuI'.; L; Synn. Jcfc (Bd 1163); Gustll,
Hie (Bd II 492. 856); Mang (Bd IV 325); Ziel:. Das
Fleisch hed es O'schmäckli. Im Summer het 's Flaisch
gli''' e" O'sclunäckli. Sprex«. Joggeli, wen" iV wotsch
Nidle" schwinge", muesch es chupfrigs Chesseli ha",
ime" Blechy' schirr tued's ned g'linge", d'Nidle" ■nimmt
es G'schmäclli a". Zyböri. .Die Kartoli'eln aus solch
torfigem Neuland ... häi" e" Mosg., sie riechen und
schmecken nach dem Moor.' Barnd. 191-1. ,Mosg. (das
Mösele") der Schleie".' ebd. 1922. Von Wein; vgl.
schmecken la. ,\Vann ein Wein nach dem Einschlag
stinkt, so nihm ein heiss Brot ... leg dasselb auf den
Spondt und lass es ligen, bis es kalt wird, so zeöchts
den Geschm. an sich.' Weinb. XVIII. S. noch Sp. 57 u.
,Das Mäuseln oder Mäusegeschm. des Weines.'
Baiiernst. 1911. , Böser G.'; s. gräwelen (Bd II 833) und
Tgl. 0. .Damit niclit ... der Wein, so in dergleichen [un-
reine] Fass kommt, ein bösen Geschm. gewinne.' EKöniu
1706. — b) subj. a) Geruchssinn, -emplindung, -ver-
mögen B It Zy ro und Bärnd. 1922 ; GSa. ; Ndw (Matthys) ;
Syn. Gust 13 (Bd II 492); vgl. Schmeck- SchU 7 (Bd VllI
1519). E"kei" G. (i" der Nase") ha", zB. wegen eines
Schnupfens. ,Ein duftender Blumenquell ... entgegnete
hier [auf einer Alp] unsrem Geschm.' JvWeissenflüh
1850/1. .Geschni., geruch, einer von den fünf sinnen,
odoratus, -atio; das schmöcken oder geschra-t [.ge-
schmack.' Fris.], die empflndtligkeit des schmöckens,
odoratus, olfactus sensus, olfactio.' Fris.; Mal. ,Aus
den jaghünden . . . sind etlich genatürt, den grossen
gewilden nachzuostellen, etlich aber dem kleinen ...
gewild, solche zuo fahen, in die garn zuo treiben.
, mit dem geschm-t dem ban nach zuo leiten oder mit
I schnelle zuo treiben.' Tiere. 1563. .[Die Spürhunde]
' sind von natur mit gar scharpfem Geschm-t begaabet.'
! ebd.; vgl. Schmed-Hund (Bd II 1433). — ß) Ge-
1 schmacksemptindung; kaum volkst.; Syn. C/i!<s«i(BdllI
554). E"kei" G. (uf der Zunge") ha" ScaSchl.; Ndw
I (Matthys), .Frucht aus Canaan . . . die den Augen lieb-
lich, dem Geruch angenehm, dem Geschm. süss.'
AKlingl. 1688. — 2. uneig. a) Vorgeschmack; Syn.
I Schmack 2 (S\\ 871). ,9 Pfd 12 p einer Adelsperson von
Cremona, so ein Gschm-t unserer wahren Religion
; empfangen haben sol.' 1638/9, Z Seckelamtsrechn. —
b) Geschmacksrichtung Aa; Ap; B; Gr; Z und weiter-
]hin; nirgends volkst. Allerlei G'schmäcker ZStdt.
''sgi''d halt verschideni G'schmäcker AaF. D'G'schmäck
sind verschide". ACorr. 1860. Zum Glück sind
>d' G'schmäcker verschide", sust gäb's nie Ledigi. Messi-
KOMMER 1910. Das isch-mer jetz glich en ardlechc G.:
■,ä' Kommode" decki geH en Frack, bei einem Fastnachts-
'zug. ScHÜLERZTG 1918 (Ap). ,Das neue Rathaus [in
^Neuenbürg], welches nach dem neuesten Geschm. er-
baut und auf Säulen stunde.' 1805, Z. En guete-,
^chlechte" G. ha". Das freut-mi''' doch für ech, dass
ier so-ne" guete" G. [habt], mit Bez. auf eine Verlobung.
«)vGre\-erz 191(1. 'sLisehrtli [ist] mit dum ühöbi, dem
Dragüner im Reine"! Kr chunntsi''' cho" i"%nbe", De''
hätbivi Eicher kän schlechte" G. Messikommer 1910. Was
die Mathematiker nüd für G'schmäcker händ! EEsch-
MANN- 1920. Spielend mit Bed. laa: Min Ma"" hed
halt eil äge"s G'schmäclli in'n Hose". ATobler 1902.
Prägn. Du hest kei" G. GnNuf. Si hätt au'>' gar ka"
G. ScbR. — khä. ijimmc, i/ismah(ho). sapor, mM. gesmnr(h),
«eriicli, Geschmack; rgl. ür. WB. IV 1, 3924/32. 33 (,Ge-
schniäcklein'), ferner Martin-Lienh. II i80; ChSchmidt 1901,
136.323: ScIun.'II 541; Schöpf 626; Follmann 199 (in Bed.
lag); Fischer HI 479/80. Bei der Form mit -( kann .iüngre
(analogische) Epithese (vgl. BSG. I 148) oder alte Bildangs-
verschiederihelt (vgl. Gr. Gr. II 210; Wilmanns II 337) vor-
iiegeu; das frühe Auftreten (aiK-h ,geschmacht', so Kunstli.
1474; ABntelrock 1682/1714) macht Letztres wahrsch. Die
Ausbreitung von laa auf Kosten von ß teilen wir mit andern
..lid. MAA.
Ab-G. : übler Geschmack Bs (s. Bisen-Gelw-Büeben
Bd VI 84). — Vgl. Gr. WB. I 48; Martin-Lienh. II 480.
Un-G.: übler Geruch. ,Und ouch ein semlich
grüwenlicher grosser ungeschm. und stinken von dem
ussetzigen gieng. dass . . .' Stretl. Chr. — Vgl. Gr. WB.
XI 3. 8Ö2/3, ferner ünqm-hmach hei Schm.* II 541 ; Unger-
Khull 610.
Vor-G.: = V.-Schmack (Sp. 871). .Die zeitlichen
Straifen [sind] ein Vorgeschm-t der ewigen.' JMüll.
1666. — Vgl. Sanders II 969 c; Fischern 1655.
g*-schmack, ,-schmackt'; a) wohlriechend. ,Dass
allen frömbden undersiechen einem ein tag und ein
nacht gnuog zams, geschm. mattenhöw werd', als Lager
im Siechenhaus. 1522. Zg. ,Geschm-t, odoratus, odorus.'
Fris.; Mal. ,Wo1 g.' uä. ,Üb du dich sclion mit nitro
wäschest und mit dem wolriechenden kraut borit wol-
geschm. machest.' 1530, Jer.; ,wohlgeschmackt.' 1531.
1589. ,Dise beder muostu alle Süden und den sack
dorin mit dem züg [Tannenrinde, Wachholderzweige
usw.] und von im selbs lassen kalten ... so wirt es
gar ein guott wal geschra-t badt.' Arzneib. 1556. .Ye
verrer sy [die ßisamtiere] vom meer ... wonen, ye
bessere spicanardi sy haben, desgleiclien auch andere
wolriechende kreüter, doch ist ein ort nit wie das
ander, dann da sind die kreüter etwas bass geschm-ter
dann dort ... Derhalben so sy gegen dem meer zuo
ir wonung haben, frässen sy myrrhen, das bringt
mit im, daz der bisem nit so gschui. als anders-
wo.' TiERB. 1563; später; ,und wirt der bisem ganz
geschm. und wolriechend.' ,Cipressen ist die Insel
voll, davon sie ist geschmacket [!] wol.' HRRebm.
1620. S. noch Ge-schmack laa {&^. 873n.). — b) wohl-
schmeckend, schmackhaft Aa (ältre Angabe). Im Spiel
Frau Böse" (s. Bd VI 1404 M.): [Fragendes Kind:] /''•
het gern es Hilendli g'ha", 's isch-mer i" d' Äsche" g' falle".
[Frau Rose;] Heb's üf und icäsch's! [F. K.:] 's wo't
itet lö". [F. R.:] Gib's ''im Hund! [F. K.:] 's ist net
gsund. [F. R.;] Gib's der Chatz! [F. K. :] 's ist net g.
Aa It Rochh. 1857; ähnl. ('s ist-ere" nid g.) bei Hunz.
,Und gibt der see desselben ents [bei ThRoiu.] sonder
guot und geschm. visch.' Vah. ,Ainen alten guoten
geschmaken win.' Vad. Br. ,Dass sölichs [der Eich-
hörnchen] fleisch lieblich, geschm-t.' Tierb. 1563;
s. noch bräglen (Bd V 514 M.). ,Ein Wunderding an
disem Ort, dass, obgleich wol die Sonnen mit ihrem
Schein ... diss Gut vor mittem Merzen nit erreichen
mag . . . dannoch ... die Öpfel. Byren und ander Obs
daselbsten ebenso schiin, gut und vollkommen, ja noch
879
Schinak. schniek. schiiiik, sclimok, sclimuk
88(1
gescliiu-tei als voiüber zu Wäggis ... liervorkouiuieii
uud gezeitiget werden.' JLCys. 1661. .Liebliclie Spei-
sen, wie rar, wie gesclim-t sie auch immer sind, sind
... docli nur Schauessen für die Seelen.' AKlingl.
1088. , [Pflaumenmus wird] mit Zimmetpulfer geschm-t
gemacht.' Z Kezeptb. um 1700. S. noch Salsen (Bd VII
870); Geschmack laa, (Sp. 873 u.). — Ahd. gisiinn-, -smnh,
iiihd. (jts„mc(h): vgl. Gr. WB. IV 1. 3932. Heute bes. in bair.
und Schwab. UAA.; vgl. Schni.* ji 541; Schöpf 6'2C; Lexei
1862, 221; Ungcr-Khull285; Fischer III 479 (g'->,chmach).
4S0 (if-schmack). Die Form mit -( (vgl. Wilnianns II 4+7/8)
berührt sich mit dem ,ri\ck«mgelauteten' Ptc. von schmecl-en
und ist von diesem beeinflusst (vgl. 0. den Beleg aus HREcbm.
1620). Für die Scheidung von a und b gilt die Bemerkung zu
O'e-achmack la (Sp. 871).
tkh-g'schmaclit: ohne Geschmack, geschmacklos.
a) eig. ,üass man die büxen der species suber und
trochen behalte, wol beschlossen oder in sidenen
secklinen . . . damit sy nit ver[r]iechen, och mit subrem
papyr ingefasst und oft gerüert, damit sy nit schinilen
oder a. und nüechtend [werden].' 1588, Eeber 1898
(.Visitanz der appothegke'). ,Es ist ... zu merken,
dass das frische Fleisch [der Stiere] sehr a. auch für
die Dienste ist; daher ist es besser, das Fleisch ein-
zusalzen, damit es hernach mit grösserer Lust ge-
nossen werde.' 1779, ORingholz 1908. — b) uneig.,
wie nhd. Bs; GrD., Ths; Sch; Z und weiterhin, doch
ausser Gr kaum überall volkst. En a-C Höchmuets-
narr. Bühl.; später: in siner Äbg'schmäckti. ,[T.,
stud. theol., auf Ferien im Elternhaus:] E"mäl hett-
t'* solle" bredige' i" der Spa''"iceid [einer Versorgungs-
anstalt] un''e". [Magd:] Und warutn hast nüd? [T.:]
Ich de" Hüs-chinde" bredige"? Soll der das Ei an'n
Cliopf rüere", a-i Tuntle"? ACorr. [Mutter mit Bez.
auf den Hundenamen Bijou:] Da' chönnt no''' manche'
Herr iif sich beziehe". [Tochter:] Da' miiesst aber en
recht V'bildete'', a-e' si". ANeher 190<). So Werter,
KD Si vorig 'brücht händ [näml. Böseläfzge", Ilp usw.],
die verstöt jo scho" kai" Mensch me und suem Dail
sind si recht a. DMüller 1917. ,Sich a. benehmen',
allen Anstandsregelu zuwider Z. — Vgl. (3r. WB. 1 48;
Martin-Lienh. II 480; Fischer I 28. Partizipialbildung zu nl-
schmecken (s. d.) kommt nicht in Frage; vgl. die Anm. zum Vor.
— Ab-g'-schraackti GRFurna, ObS., -schmäckti Gr
D., Schs f-e-), Ths — f.: entspr. dem Vor. b (s.d.),
abgeschmacktes, törichtes Wesen. Ir tued e" Leidi und
en A.! GRFurna. M^'äge" lüter A. magen-nen nid. ebd.
Vit Wiber . . . die hittigs Tags us lüter A. dem Ghind di
best und göttli''' Nari"g e"tzühend, indem sie es nicht
säugen. MKdoni 1884.
u(n)-, in Z (It Spillm.) auch -g'schmackt: 1. a) üegs.
zu ge:schtnack a (Sp. 878). ,U-er Geruch'; s. bad-
ehrütelen (Bd III 918); doch vgl. auch 2b. — b) Gegs.
zu ge-schmack b, geschmacklos. ,E3 ist kein brot noch
Wasser hie [in der Wüste] und unser seel unwillet ab
diser leichten ungeschm-ten speis.' 15'2.5/89, IV. Mos.;
fehlt 1()67; iv x<i> äcTio -ff' Siav.ävf.i toötm. LXX. ,Der
teuf sye nüts dann kalt, ungschm-t wasser.' Zwingli.
,Ein ungsalzne brüeyen oder ungschm-t, ius male con-
ditum.' Fris.; Mal. ,Fatuus, de cibis, ungeschm-t;
blax, ein schlechter ungeschm-ter fisch.' Denzl. 1666/
1716. ,Je ungeschm-ter, klärer. ungefärbter, leichter
und ohne Geruch ein Wasser ist, je besser ist es.'
JMuRALT 1712. ,Ein Kraut- oder Kuchengarten soll
nicht nass sein ... damit die Gewächse nicht faulen
oder uugeschni-t werden.' JCSclzer 1772. ,l)er Saft
[einer Traubensorte] ist sulzig, aber eher ungeschm-t.'
(jR Sammler 1781. ,U. ding.' .Vermisch win und wasser
zemen glych vil, so empündstu eigenlich, dass dweders
sin natur und kraft behalten mag, sunder ist es ein
ungeschm-t ding.' Zwingli. ,Beta insipidior, ein un-
gesclim-tes ding.' Denzl. 1666/1716. Von übler Ge-
ächmacksempfiiidung im Mund: ,Ist es [das Blut] voll
Schleim, so ist der Mund ungeschm-t.' S Kai. 1724.
Bildlich. .[Christus hat durch das Wunder auf der
Hochzeit zu Kana den Eheleuten] wellen zuo verstau
geben, dass er könne das ungeschm-t wasser aller
trüebsalen in den süessen wein seines trosts verkeren.'
LLav. 1582. ,Verkehr ihnen das ungeschm-t Wasser
aller Trüebsalen in den süessen Wyn dynes gnaden-
rychen Trosts.' Z Lit. 1644. , Einem ein u-e spis sin'
uä.; vgl. 2 b. ,Als müessen wir unser kirchenfäst und
religionsüebungen nach des papsts gebott und für-
schryben anrichten oder synen bann darob förchten,
welches muoss uns ein ungeschm-te spyss ist.' Gegen-
BER. 1588/1658. , Welches [das Erscheinen zur Recht-
fertigung ohne freies Geleit] ihme ein ungeschm-t
Essen und ein ungereimt Ding sein wurde.' 1604, Z.
.Der Tod ist dem natürlichen Menschen ein un-
ijeschm-tes Essen.' JMeter 1700. ,Den Weltkinderen
ist das Wort Gottes ein ungeschm-tes Manna.' ebd. —
2. uueig. a) = ab-g. b (Sp. 879). ,Wenn er [Christus]
spricht, das man dem schediger nit widerstou solle und
ander derglychen gesatzt, das on zwyfel vil menschen
ungeschm-t wirf bedunken.' Zwingli; absurdum. LJpd.
Von einer Rede (vgl. un-ge-salzen b Bd VII 896): ,Von
Christen sollen alle ding in der kilchen schynbarlich
beschechen, dagegen etliche us uns gar ungeschin-t
und ungsalzen reden füeren.' B Syn. 1532/1775. — b) un-
willkommen, unangenehm, widerwärtig Z (It FStanb
und Spillm.). Von düsterm, trübem Wetter UGösch.
,Ihr [der verschwenderischen Kaufleute] Zachen und
(iasten lährt Seckel und Kasten und volgt druif ein
ungeschra-t Fasten.' Schimpfr. 1651. ,[Weil du dich
nicht gebessert hast] so hat dich Gott in dise unge- i
schm-te Schul geführet', zu einem Gefangnen. JMevkr t
1694. ,In beschwehrlichen und ungeschm-ten Dingen.' i
ebd. 1700. Ei"'m u. vorcha" Z (Spillm.). ,Es wider- j
fahret dir gewiss eine grössere Genade, wann sie ,
gleich deinem verderbten Fleisch noch ungeschm-t für- 1
kommt.' JMeyer 1694; ähnlich öfter. ,Esgibtzwar Aller- 1
ley in den Predigen, welches dem Fleisch ungeschm-t 1
l'ürkoramt, es wird aber Alles durch Christum ... (
versüssget.' ebd. 1700. Jmdm ,u. sin, wgrden' uä. 1
,Der Zelle anikait wirt dich verdriezzen, daz gebett ,
wirt dir ungesinak, die letzge wirt dir laiden.' Zucht- .
SPIEGEL 1425. ,Als dero [der Feinde] ye einer und |
der ander sach, wie man inn zuo ader liess das bluott, 1
bedungket sy das nit vast guott und was inen euch
ganz ungeschmagk, als sy uns komen waren in den ;
sagk.' NScHRADiN 1499. ,Wenn man inen [den Wieder-
täufern] in iro unggründt unordenlich geschwätz redt
und man etwas statthafters begärt, so ists inen un-'
gesehni-t.' HBi'll. ,1531. .Künig Sigmund ... ward
bericht, wie der bapst von Rom ein grossen schätz
mit im bracht hette [nach Constanz], etlechnet von
im gelt, das dem bapst gar ungeschm-t was.' B088H.
Chr. ,Der fürnemst artikel, ob nemlich der bischofl
oder sine anwält sölle[n] in den raten sitzen etc.,
soll uff nächstkUnftigen pundstag . . . ussgeschribenj
881
Sclimak, schniek. sclitnik, scliiiiok, schrauk
882
werden ... Das ist dem bisclioff ungesclitnack.' 1560,
Brief (JFabiicius an HBull.). ,Es ist ir giad so un-
geschniack, als wann eira esel enipfalt der sack.' iron.
Haberer 1562. ,Die bilder hatten sie zerliackt, also
gscliacli iren köpfen, was inen ungesclmi-t.' 1569,
LToBL. VL. ,Als die spraaclien und guoten künst
wider anhiiobend grüenen, was das den theologis,
sonderlich aber den predigerraünchen ungeschm-t.'
LLav. 1576. ,Bin also dohin [in die Scliule] gangen
mit wenig lusts, die schuol und disciplin mir jederzit
ungesehra-t gewesen.' ARtff 1592. ,[Dass] by einem
fast grossen Teil das Wort Gottes wegen mitlauffenden
Triiebsalen eben noch ungeschm-t war.' JJBreit. 1642.
.Seine Reden und Schriften sind ihm ungesclim-t ge-
we.sen.' JMeter 1700. Neben Synn. .Wellicher ...
under inen hinfüro fleisch, fisch oder ander ding, so
dem vech ungeschin-t und zewider ist, in genielte
brunnen tete. stiesse oder wüesche.' 1571, Z Rq. 1910
(Z.^dliswil). .Bitter und u.' .Haben wir uns . ; . des-
selben [der Priesterehe] entzigen. diewil es wider
üweren willen ist, ouch durch den langen brucli dem
geineinen volk widerwertig, bitter und ungeschm-t.'
1524. B Ref. (Kapitel zu Büren an B). ,üb er sy schon
understanden uff den henden zuo tragen, so were
doch sin tuon und laan bitter und ungschmack gsin.'
1546, Z RB. .Di.sc Freud macliet alle irdische Freud
gläubigen Kinderen Gottes durch ihre verzuckende
Süssigkeit ungeschm-t und bitter.' J.IUlk. 1718.
Ahd. unyiamnh, tiihd. umjesvmclh) ; vgl. Gr. WB. XI 3, 853/5;
Diefenb.-Wfllcker6I5:Martin-Lieuh.II480; CliSchmidt 1901,
370; Schill.'^ II 54'2; Schöpf 6'2G; Fischer VI 177.
■woX-g'schmack Bs (ältre Angabe), -g'sehmackt. ebd.
(Spreng): a) = ge-schmack a (Sp. 878) Bs (Spreng).
,Wolgeschm-ter bäum, odora arbor; wolgeschm-ter
cederbaum, odorata cedrus.' Mal.; s. noch ßd IV 6u.
968 (pichen); Oeschmad' Ina (8p. 873u.). .Dass ich
schöne wolgeschni-te Küs.selin, so ich underwegen
gekauft halt, des Willens heimzeschicken, zerreiss und
in Rhotten schüttet.' FPlatt. 1612. ,Ein Stock wohl-
geschm-tes Heu.' .Avi^blatt 1732 (Bs). .Eine Partey
wohlgeschm-tes Enibd.' ebd. S. nocli die Belege aus
Gesn. 1542 unter Süw-Bröt (Bd V 982); Maien-Eis
(Bd VI 1331 u.). — b) = ge-schmackb Bs (auch It Spreng).
.In dem jar 1387 do gab mau 7 änier guots wol-
geschm-tes win[s] ain Sant Margareten abend Zürich
umb ain guldin.' Z Chr. XV. (G Hdschr.). ,Diser vogel
[das ,rothuon'] ist seer wolgschm-t in der speis.'
VooELB. 1557. ,Ir [der Lerche] fleisch ist seer lieblich
und wolilgeschm-t.' ebd. .Ein gewürzte, wolbereitete
und wolgeschm-te brüey, ins eondituni.' Fris.; Mal.
.Der gemeine landtmann behilft sich des viehs und
werden nirgent bessere käs dann in disem strich ge-
macht, doch i.st das fleisch nirgent also wol geschm-t,
als das in der Eidtgnoschaft feilet.' Würstisen 1580.
.Ein wolgschm-ts vi.scblin.' Manc.olt. .Nimm des
Wassers nit mer dann zweymal als vil als des essichs.
so wirt der visch ganz blaw, lustig und wolgschm-t.'
ebd. .[Der Veltliner] ist ein bestendiger Wein ... je
elter je kreftiger er wirt und wolgschm-ter.' Güler
1616. ,[Üer Statthalter muss dem Ürdensmeister liefern]
•4 Centner gesottnen gueten unverfälschten Anken
sambt Zehen Käsen, da er sich auch insonderheit auf
etwas Guets befleissen und nicht Bubigkheimer sonder
ander wolgeschm-ter Art sein sollen.' 1643, ZBub.
,Wie man einen lauteren Wein und auch wolgeschm-t
Schweiz. Idiotikon IS.
machen kann.' Weinb. XVIIl. .Nach deinem Belieben
solt du des Weins in ein Fass eines anderen groben
Weins tun. so wird der Wein mildt und wolgesclim-t.'
ebd. ,[Ein Land, voll] der nehrhattesten Speise an
Brodt und Fleiscli. auch allerhand Geflügel und Wild-
prett. Alles wohlgesclim-t.' SLutz 1732. .Der Roggen
ist [in Schuls] auch von vortrefflicher Qualität, wovon
man sonderlich schönes, wohlgeschm-tes Brod machet'
Sererh. 1742. ,Ein Korb voll solchen liarten, jedoch
wohlgeschm-ten angenehmen Brods.' ebd. S. noch
fründ-gäb (Bd II 64); Saft, Ge-würz-Sack, Zue-Satz
(Bd VII 363 u. 645. 1565M.). Bildlich. .[Gott] der sine
irrende schäffli ... ab den ruchen distlen mentsch-
licher erfindungen mit dem stab sins göttlichen, war-
haftigen wordts uff die wolgeschmacke, allersäessiste
weid sines allerheiligisten evangelions ... ze leidtenn
... gemocht hatt.' 1524/5, Bs Ref. ,Also kochet man
dise rüebenn und gibt der tüfel salz darzuo und speck
und i.st dises essen so vil wolgeschmachter, das es
die gern kochetend. die s kind im hus sind', mit Bez.
auf gewisse den Reformierten in Veltlin nachteilige
Pläne. 1572, Brief (TEgli und UCampell). — Mhd.
iroh/e»)jiar ; vgl. Fischer VI 935. Syn. in beiden Bedd. ist tcol-
(ge-),chmeckig (s. d.).
un-schmack bar öschmackber : übelriechend, zB.
von Heu Ap (ATobler); 8yn. un-ge-schmack la (."^p. 879).
g'-schniackber: .wohlschmackbar, wohlriechend' Ap
H., K.. M. (T.).
schniacken: a) riechen. , Wol ;ichm.'. einen guten
Geruch von sich geben; s. Ge-schmack lax (Sp. 874M.),
RAA. .Das schmakt nach dem Dorff, rusticatium hoc
est.' Mev. 1692; vgl. schmecken la. ,Das schmakt nach
dem Geiz, avaritite indiciuni est, avaritiam sapit.' ebd.
Mit dem Geruch wahrnehmen: .Si haut oren und ge-
hörent niut, si haut nasen und smekkent niut . . . si
haut hende und rüercnt niut, si hant füesse und gant
niut. WarumbeV Got ist ir sechen und ir sprechen
und ir berüerde und ir smakken und ir gan und
slan und alles ir tuon.' XIV., Wack. 1876 (UwE.). —
I)) (wohl)schniecken. Uneig.. angenehm, gelegen sein:
,Gott will nicht, dass wir unsere Buss verweilen und
aufzeuhen, bis es uns schmackt.' JWirz 1650. —
wol-schmackend: = w.-geschmacka (8p. 881); Syn.
w.-schmeckend. Bildlich: .[Der wegen eines Bündnisses
mit den Eidgenossen verhandelnde englische Gesandte]
ward erst im december, wie der keiser, mit guoten
Worten abgevertiget, und doch, zu gleitigen des fran-
zesisclien küngs w-e däschen [um den König zu Geld-
spenden bereitwilliger zu machen], nuzlich so lang
underbalten.' Ansh. Auch = w. -ge-schmack b. ,Wiltu
wol sniacken[d] fleisch machen.' Kdnstb. 1474 ^ Ahd.
\machen, smachhan; mhd. »»mo/l-en; vgl. Gr. WB. IX 897/9:
Martin-Lienh. II 479/80; ChScbmidt 1901, 328; Schni." H
54'2 ; Fischer V 986/9 (unter schmecke"), zumeist noch aus der
lebenden MA. (aus dem Eis. auch westschweiz. imakn; vgl.
ETappolet 1917, 151). wie bei uns nur das Folg. Ein andres,
nicht Schweiz. »cAm.icA-eH s. imtet putschen (ßd IV 1938; ReJ.
1662).
g»-, 3. Sg. Pra:s.-i: wohlschmecken, munden ScnL.;
ZRafz; verbreiteter das syn. ge-schmecken (s. d ) Es
g'schmackt-mer. Sich es g. lü". — Ahd. gümuchen, -smnh-
her,: mhi.yesmackei,; Tgl. Gr.WB. IV 3933; Martin-Lienh. II
480: Schm.Ml542; Fischer IIH81. Trotz -( für zu erwar-
tendes -e( in der 3.Sg. kaum jüugre Neubilduug zu ge-achmack
(Sp. 878) bzw. Ue-achmack (Sp. 871).
883
Schnuik, scliliiek, sclnnik, sclimok, schinuk
884
seh macker s. schmecker.
schmackhaft: (übel)riechend: Herr Pfarer, de''
l'atter ist g'storbe", vier möchti''d e" gern früener be-
grabe" lö", bis em Mektig werd-er sös schm. ATobler
1902; okkasioneller Scherz; \g\. sclwiackbar. — Mhd.
amachufi, Wohlriechend, -schmeckend; vgl. Gr.WB. IX S99.
Schmackung f.: Geruch. ,üb die spis etwaz ge-
bresten hab, es sy an smakung, salzung oder an-
kochung.' ZoCHTäPlEGEL 1425. — Mhd. «maciunj^f f. ; vgl.
Gr. WB. I.\ 901; ChSchniidt 1901,306; Fischer V 990 (unter
Schmei^kung).
Schmauk,schraauke°,-äu-IundIIs. Schmauch,
schmauchen -äu- (Sji. 841).
schmeck -ö-. Nur in der RA.: Es wird-mer schier
schm., Ausdr. grossen Erstaunens Sch (ältre Angaben).
— Eig. Imp. zu schmecken (s. d. Sp. 898 f.).
G'^-schraeck-ö-n.: Gerieche. Uneig. vomZsstecken
mit dem andern Geschlecht, Liebelei (vgl. schmecken
3 c a, ferner Junten-, Maitli-, Blieben- Schmecker) :
[Vater zur Tochter:] Wann d'öppe" der Wendel g'sehst
vom Holz z'rugg cho" ... se mach di" Sach, hest Arbet
g'nueg und fach-mer nid öppe' das G. loider a"! Lienert
1891 (ScHwE.). — Auch bei Fischer III 482.
Wasser- Schmeck m.: Quellensucher; vgl. das
syn. W.-Schmecker 1 a. ,Die Bewohner der üssen-
dir'Hgen Ort [sind] zufrieden, wenn ihnen für eine
neuerdings erforderte Brunne'leiti der W. eine . . .
Quelle entdeckt.' Bärnd. 1908 (BGr.). — Zur Bildung
vgl. BSG. XII 126 fl-.
schmecke" (bzw. -u") Ar; BsL. (neben -ö-), Stdt;
BErl. (neben -Ö-), Gr., Ins, S., Si.; Gr, so Chur, D.,
ObS., Pr., Sch., Ths, V.; PAl., Ma.; G, so Bern., Buchs,
Nessl., Eh., We.; Sch, so Ha., Kl. (neben -Ö-), Schi.,
St. (neben -ö-); niTw, Erm. (neben -ö-), Kessw.,
Ma., Steckb.; TB.; Uw; Nnw; U; W, so Mö., V., Vt,
-ö- ÄA, so F., Häggl., Jon., Leer.; BsL. (neben -«-);
B, so ßiel, Büren, Därst., E., Erl. (neben -ö-), G., Lau.,
Nid., Sis., Stdt, Th., Twann und It Id. und Zyro; F,
so J.; Gl, so K., M., S.; L, so Ber., E.; G, so F., G.,
SaL., T., Wb.; See, so Kl. (neben -e-), II., Stdt, St.
(neben -e-): Schw, so E.; S, so Bb., L.; Th, so Erm.
(neben -e-); UwE.; Z, so Dättl., Eis., F., Flaach,
Gundetsw., 0., Stdt, Stall., Sth., Wila, Wth., Wülfl.,
g'-schmecke" in Bed. Ib Ap; Bs; B, so Si.; ScnSt.;
ThMü. (neben schm), -ö- Aa, so F., Fri.; Bs; B, so
E., Twann und It Id. und Zyro; L; GSa.; ScnSt,
Stdt; Z, so 0., W., in Bed. 2a (zumeist neben schm.;
vgl. auch die Anm.) GlK.; L; Z, so 0., 3. Sg. Präs.
-t, Ind. Prset. ,schmackte', , schmachte'. äSpr., Cond.
(g')schmeckli (bzw. -ö-), Ptc. geschmeckt (bzw. -ö-), in
der äSpr. auch .geschmackt': 1. obj., einen Geruch,
Geschmack von sich geben, a) riechen, allg.; dafür
weniger volkst. riechen 3a (s. d. Anm. zu Diesem Bd VI
170/1 und vgl. TTobler 392 b; nach einer von andrer
Seite abgelehnten Angabe in Bs im Gegs. zu schm.
von schwächerm Geruch); Syn. auch schmacken a
(Sp. 882); vgl. Schmeck- bzw. Schmöck-Gütterli (Bd II
534). -Buchs {Bd IV lOOt), -Bös {M VI 1402), -Seiffen
(Bd VII 125(J). - Wasser. Uf ^em Tritt [des Ofens] dern-
me" Opfel, im Muli schmückt es Mues. Emmentalerbl.
191t>. S. noch Herd-öpfel-Bransi (Bd V 743). .Odorqui
efflatur e floribus, der reüclit oder schmückt; inodorus,
das nit schmöcket.' Fris. 1541. ,Des Lenkers Bads
Wasser schmeckt gar nicht, dann es hat kein Schwefel.'
SMtlNsTER. S. noch Ge-sc/jmacfc iaa(Sp.872o.). Unpers.
Wüsse", wies am-nen Ort üsg'seht W'' schmöckt. AHei-
M4NN 1899. ,Es schmöckt nichts [,nit.' Fris.], nihil ölet.'
Fris.; Mal. Die Blueme" schmöckt Nüt B (V^yro). ,4 ß
verzarten die knecht, die da wachenten, do es für
schmackte an der gassen.' 1434, AaB. Rechn. Vo"
Öppisem schm. [Ein Mädchen] het g'schmöckt vo"
Pummade" und Seipfe". JReinh. 1907. Me" schmöckt
[s. 2ao] -st sehe" vo" Witem cho", so schmöcki"d-si vo"
Gang-mer-nö''', die Stadtmädchen. Schweizerb. 1805
(L). Vo" Tanne'harz schmöckt's i" der Luft, im Berg-
wald. Zybüri. Schmöckt's acht no"'' nüt vom Chueche",
tvo's Müetti 'bache" het? SHiMMERLi-Marti 1916. Die
Pitte" het bis ins Vorhous ous van Zimetöl g'schmeggt
GrScIi. Die Imbli . . . schmöcke"d no''' vum Maie"-
staub, bei der Heimkehr. KdMey. 1844. Wier heind,
V01- wer am Äbcd spät (i''^ hän gwänt, es schmecki
scho" va" Bufene") vo" Fleis [Ortsn.] e"weg sind, nw''
us-eme* Stall um Tobel es Chüeli füre" 'tä"; wer heind
g'für'''t, es chönnti" Bufenen ache" cho". CSchnvder
1868. ,Alliatus. das von knoblauch schmöckt.' Fris.
1541. Nach Öppisem schm. Er het ... na''' W%"
g'schmöckt. RvTavel 1913. Dünn schmöcked ir Ja
noch Schnaps, das' 's Ei^m fast umschloht. ANeher
1906. [Ein hoifärtiges Bauernniädchen] wo't "ume"
rüsche" i" sldige" Böcke", na''' Chüedreck wo't es nümmef
schm. UWZüHicHER (B). ,Wie ieclich brate suse und
traht na'^'' würzen smegge.' Reinfr ,Vinum redolere,
weinelen, nach wein schm.' Fris. 1541. .Brenn ihn
[den .Branntenwein aus Äpfeln'] fein wie den andern
ßrandten wein allgemach, er rinn et anfangs gar schlecht,
nur dass er ein wenig nach Brandtenwein schmöcket.'
EKönig 1706. S. noch möselen (Bd IV 472). Von
Wein; vgl. Ge-schmack laf (Sp. 877). ,Fläsche"wV,
welcher beim Ligge" von einem unreinen Zapfen a"-
g'no" het, na''' '''m Zapfe" schmeckt, Zapfe'chust het,
vom Zapfe" het oder zäpfelet.' Bärnd. 192'2. ,Wann
ein Wein nach dem Fass schmöckt.' Weinb. XVIII.
S. noch rezent (Bd VI 1921). 's schmeckt no''' WV,
Öjifle" Bs. 's schmeggt no''' Weggli ... in der Dalben
us-eme" Begge"lade". UMöller 1913. Nach PetroUum
het's g'schmöckt, in einer Waldlichtung. N. Freie Ztg
1917 (SOlt.). ,Es schmöckt nach päch, resipit picem;
es schmöckt nach myrrhen, myrrham ölet.' Fris.; Mal.
Unsinnlich, 's schmeckt no''' me, man möchte noch
mehr davon, zunächst von Speisen (vgl. b), dann in
weiterm S. Bs. Da' schmöckt noch ^cm Dorf ScnSt.
(Sulger); s. noch Bd IV 1567 M. und yg\. schmacken a
(Sp. 882). Er heig scho" lang eso-nes Hüesteli, wo nach i
tannigem. Holz [des Sarges] schmucki. Loosli 1910. ]''' '
ha" nit Geld, wo no''' Wi" schmöckt, ,auf eine Ein- .
ladung ins Wirtshaus.' Schild 1873. ,Uie andren zwo
meinungen (des bapsts und der pfaffen) schmöckend '
nach dem fleisch.' Zwingli. ,Die wort oder reden des i
Herren sind rein ... so muoss ie volgen, das darinn
nüts erfunden wirt, das nach den irdischen anfecli-
tungen schmeckt.' ebd. ;resipiat.üualth. , Etwas, das nach
den irdischen anfechtungen schmöcke.' OWbrdm. 1552; :
.schmecke.' Herborn 1588. ,Die Frucht schmöckt nach
der Wurzel', mit Bez, auf den Bauernführer BMatter.
1. H. XVII., AaEiI. Chorgerichtsprot. ,Das schmöckt
auch nach einer starken Abgötterey.' FWvss 1677.
,Wir müssen .Alles verleugnen, was immer nach dem
Heidentum schmäcket.' JMet 1700. S. noch Erd-
schollen (Bd VIII 600). Starch schm. Die Nägeli
schmecke"d cmoll starch ScHSchl. ,Si [die Leichen[ j
885
Schuiak, schmek. schniik, sdiinok, scliiiiuk
schraackteiui so stark, das nieraan beliben mocbt.'
HBrennw. Chr. ,Ein biseiiikuttel ... scbmöckt stark
nach bisem.' Fisihb. 1563. ,6 ß. N. schuoruacher von
einer liiierinen fläschen z bicken, schniackt so stark
von harz, das ich sy anderist bicken Hess." 1565, Z.
,Es schniäokhe gar starkh [s. die Forts. Bd V 644 u.].'
17"26, Bs. ,Dass demselben [einem toten Kind] Etwas
wie Blut, so stark geschmöckt, zum Maul hinaus ge-
kommen.' 1742, ZGrün. Es schicke sich nicht, jetzt
zu ihr [einer Kranken] zu gehen, ila es .stark schmöke.'
1750 (iL JB. 1867. Gttet yvA. schm. D' Nägeli, Böse"
schvieckfd Csclimöcke"dJ quet. allg. En Maije' ... der
tmmdemam guet g'schmeckt hed. MKuoni 1884. .Der
wild Bchehn [Quendel], tvo so guet schmeckt.' BXrnd.
1914. [Pfarrer im (iarten zu einem Mädchen:] Du
bist doch die schönst Rosen im Garte", Anneli! [Mäd-
chen:] Das freut mi''', Herr Pfar'er, aber i''' schmecke"
halt nüd ase" guet. ATobleu 1905. ler [Teufel] Idt
neue" en heisse" Ate'" hiw'e" usse", schm. tuet-er au'''
nit grad guet, eher a's nit sti'che" a's wie en Bläger.
JJöROER 1913. Du muest-der a«'* z'erst mit g'stolnem
Lavendelöl de" Tschupe" i'schmiere", eh d' guet seh möckst.
ACoRR. (Most.). Eigurs Lob schmeckt nit guet W.
Zwi" Finger üsg'streckt, i" 's Loch g'stopft, ivider zue-
'teckt, 's het wider guet g'schmöckt, Rätsel von der
Pfeife Z (Dan.). Es schmöckt guet i" üer Ghuchi; t"*
iMrke", das gi''d es herrlichs Süppeli ab L. Es schmöckt
nüd so sali guet da iune" Z. 's het eso guet g'schmöckt
von-em i" der Stube", nach der Rückkehr vom Coiflfeur.
JReinh. 1907. D's Bindfleisch isch zwar mängisch
KOl feisses g'sl" für ü'serein [einen Städter] u"'' d's
Schwinigi wol räss, aber es het Alls eso starch u"'' guet
g'schmöckt u"' so-ne" apartigi Chust g'ha". EBalmer
1923. E" malio schönt Jumpfere" . . . hed-mi''' an en
'teckte" Tisch here" g'füert, der Zilg hed doch e" Güeti
g'schmeckt. JHartmann 1912. Wie hend die Schelferen
[einer Orange] e" Gueti g'schmeckt! ebd. is. noch
Ge-schmack 1 an (Sp. 874 u.). Sihei'-sech g'fröit, dass
d'Blueme" so herriech schmöcke". RIscher 19o3. Es
schmeggt ganz herlig iber d'Gärten ine" . . . no''' frischem
Hai. DMüLLER 1913. E" Teil Veieli schmöcke"d lieb-
li''' ZF. .lucuude olere, lieplich(en) sohniöcken oder
riechen.' Fris. 1541/68. Wie sclmöckt's aW'' dö so
iüfelsg'luMig ! bei einem Hochzeitsmahl. KRHaoenbach
(oBsL.). GlV'' druf het's a"fo" schm. dur"'' d'Chuchi
bis i" Gang use", so süess, ''ass im [dem] Gattungen
frei 's Herz üfg'gangen isch. JReinh. 1905. Wol schm.
Aa; Ap; Bs; B, auch It Id. (.iucundum odoreui spar-
gere'); L; Sch; Z; vgl. wol-schmeckend. De' Valander
[s. Bd III 1108] schmeckt wol ScuSchl. .[Baldrian]
dessen Absud so xi-ol schmeckt (riecht).' Bärnd. 1908.
Schu'meister gim-mer vo" di"'m [Tabak], er schmöckt
gar wol. Gotih. V; fehlt 1861, Wie das Zug (frisch
getrocknete Wäsche] aw'' eso wol schmöckt! FOschw.
1919. Wie het's au''' eso wol g'schmöckt vo" de" harzige"
Tanne"! am Waldrand. N. Z Ztg 1895. S. noch die
Kinderreime unter Anke"-Milch (Bd IV 201). auch Bs;
BDärst. (Süri Anke'milch w"' blaui Tinte" ...); LE.
(vgl. AfV. VU 277); Chrusel-Beri (Bd IV 1469). auch
Ap It T. (Beckholderber . . .): B (Brämheristüdeli und
Brämberitinte" ...; vgl. GZür. 1902,91), so Th. für'',
peristüdeli u"'> Er-^peritinte" ...); Z und It Rochh.
1857. 78; samaringgen (Bd Vll 928). ,Wier ... giengend
in der statt [Rliodus] uiner und sachend ... die batter-
noster [aus parfümierten Lehmkugeln] da machen, die
so wol schmücken [!].' Stockar 1519. ,Herr Gott, wie
schmeckts so wol alsant', mit Bez. auf aufgetragene
Speisen. Grübel 1560. .Minime odorati flores, die nit
wol schmeckend.' Fris.; s. noch Ge-schmack laa,
(Sp. 875u.). ,üie Studenten [in Montpellier] zünden,
Rosmarin an, gibt ein mechtigen Flammen und schmeckt
wol.' FPlatt. 1612. ,Wül schm., bene, suaviter olere,
bene fragrare.' Hosp. S. noch BdVl 168 u. ,l)a kommen
dann aus dem Hintergrunde parfümierte, nach allen
Schmöckwassern riechende Herren ... und sprechen:
GTalle" mir ech nit vil besser und schmöcke" mir nit
besser als die Mistfinken da? Goith. I; fehlt 1861.
.Specie nie gesniacte baz.' WvRheinao. Du schmöckst
aber nid am Beste", zu Einem, der getrunken hat.
RvTavel 1910. ,Es [ein Mädchen] frug alle Leute,
wo man wohl das beste Schmöckwasser zu kaufen
bekomme, zu Bern oder zu Burgdorf, oder ob es das-
selbe sollte von Neuenburg kommen lassen. Man
hätte ihm gesagt, dort schmöcke man weitaus am
Besten.' Gotth. II; .wohlriechende Wasser ... rieche.'
1850. Übel uä. schm., ,fcetere, male olere.' Id. B;
vgl. übel-schmeckend, -schmeckig. .Und erschluog man
da . . . 20 tusint man ... und wart also übel schm.'
Z Chr. XV. ,Abt Bilgeri von Rüti ... gruob der toten
[nach der Schlacht bei Näfels] vil us und hiess si gen
Rüti füeren ... wie wol es übel schmeckt.' HBrennw.
Chr. ,Ructu gravis herba, ein kraut, das übel schmeckt,
görpsen gibt.' Fris. 1541. .Übel schmöcken. stinken,
fcetere.' Fris.; Mal. ,So der frouwen mund übel
schmöckt oder stinkt.' Rcep 1554. .Ich mein, er [Saul]
verkehr seine äugen ... darzuo er auch so übel schmeckt,
dass es eim schier sein herz ersteckt.' Holzw. 1571.
,Ubel schm., male, graviter olere [usw.].' Hosp. S. noch
Bd V740o.; Sp. 870 u. Bildlich: , [Im 3. Kriegsjahr fängt
es] an allen Orten z'rings i° der Ründi umen an, un-
guets zu schmöcken und tötelet und bräntelet gar
u°flätig.' JBrRKi. Damit 's nit no''' ärger schmecki,
so heind s Bucht drüf getan, die Sache vertuscht W;
vgl. Bd IV 1008/9. ,Wolfsmilch, welche die Milch rot
färbte und wovon diese . . . schlecht g'schmeckt het.'
Bärnd. 1914. 's schmöckt Öppis g'spässig B (Zyro).
Hönder ''em Uüs göt e" Wegli dör'''e" ond öppe" e"möl
schmeckt's e"chli" ardleg. Wandervogel 1917 (Ap).
Weg'" dem Watfe"stillstand, da het-er no''' z'mitts i"
der Nacht wolle" mit-mer drüber dischgeriere", aber
Das het mir z'chalte" g'schmöckt itn Stübli inn, i''' ha"
mi" Nase" no''' einisch ume" i" d'Dechi g'steckt. Emmen-
talerbl. 1917. S. noch Bd VllI 1374 o. Mit Ver-
gleichen. D'Meitschi schmöcki"t wie-n-es Nägili und
d'Buebe" wie-n-es Gägili LE. 's Chüedreckchäppli,
d'Geissüterhose" di schmöcken e als eini Böse" LScIiüpfh.
E" junge'' Schnüfer, der g'schmöckt hat ime-n-e" Pumade-
hafe". CStreiff 1898. Schm wte en ChiXeferschurz Sca
Schi. A's wie-nes Fessli schmöcksch jo gäng zum Mül
üs. JReinh. 1907. Bist du der [auferstandene] Brueder
L'azare'^ ... Du schmeckst als wie de füle" Mist, de''
sibe" Jär gelege" ist TuFisch. (Lied). Unn''en und oben
im Loch b'schobe" und schmeckt wie Ziger, Rätsel von
Gurtnellen U; vgl. SV. 1917, '2. S. noch Bisam (Bd IV
1700); Bosöli (Bd VI 1445); Schab II (Bd VIII 8M.).
,Die Griechen habend im [dem Fisch Thymallus] seinen
iiamraen gäben von dem süessen geruch, dann er
schmöcken sol ... wie das kraut thymus.' Fiscbb.
1563. ,Wyl derselbig [Most] wie Schwebe! stargkh
geschmögkt.' 1601, Z Ehegericht. .In ein Stat Tolosen.
Schniak, Ncliniek schniik. sclimok. sclimiik
do ligen die zwelf Apostel guet, die schmerken wie
die Rosen.' KPi.att. 1612. .V^'as von ilmen [Kranken]
geht, sclmiöckt übel wie Katzenkat.' Z Kezeptb. um
1700. S. ni.ch B.i VI 1272o. VII 529o. G'schwöckt
het'a vie in-ere" Srifcstederei. RvTavel 1922. I" dene"
[Stiiti'-]Lärfe" itie' hät's da'" mänqmäl g'schmöggt wie
in-ert" Truggstube". Gl Nachr. 1907. G'schmöggt hät's
[in der Küclie] w'e ämene" Höchset CStheikf 1907. £s
heb zwcinzg Schritt «•»( g'schmöckt um's Uüllli ume" wie
an-ere" Taufete". JReinh. S. noch geschissen {Bi\l\i
1333o.). In der Stube" het's g'schmeggt, wie AUs volle''
Böse' wäretit GeThs. S. noch bränzen II (Bd V 7(37;
1449, Bs Chr.). Präjjn. 1) duften, so von Pflanzen,
Speisen. Parfüms. Ganz feisterröti sl" dranne" [an den
Erdbeerpflanzen] g'si", die hei" g'schmöckt! SGfeller
1919. Das het g'schmöckt dnis use" [aus einem Garten]
fo" de" Meie"! JRei.vh. 1917. D'Meisteri" ... hat
Schwi>n"fett üsg'sotte" ... Wie schmöcke"d aw'' die
Grübe", es int e" wöii Pracht! Mes.<ikommer 1910.
Schmeckiwasser fäl au''' nit, da.'<s schmeckt d's Här
zu jeder Zit GrV. D's g'mdit^ Gras het g'schmöckt,
me" het nid g'nueg dervo" chönnen i'zieh". RvTavbl
1916. Das uird-di''' scho" tvider lustig mache", wenn-
der die guete" Brölli so i" d'Nase" schmöcke". JReinh.
1905. S. noch Bluemen (Bd V (J4); Ge-schmack laa
(Sp. 87.5o.). ,D.Gessner sagt, dass er ein stuck meer-
schaum, als in die apothecker nennend, gesehen hab,
welchen die geleerten für alcjonium haltend ... So
es angezünt, scbmöckt es nit, sunder stinkt gar übel.'
VoGKLB. 1557. , Rieche wol (schmöke), fragra, odora.'
Red. 16t)2. S. noch Schmackla (Sp. 870u.). — 2) übel
riechen, „stinken"; wohl allg., .tetrum odorem spar-
gere.' lu. B. (Ejs het (schüU''') g'schmöckt (da inne")!
in einer schlecht gelüfteten Stube B; Scb; Z. Da
schmeckt's! von Brandgeruch Gn (Tsch.). ,[Zu den
Vorzügen des elektrischen Betriebes gehört] der gänz-
liche Wegfall der Belästigung durch Rauch und Ge-
ruch, es rauchnet Nüt u"'' schmeckt Nüt.' Bärnd. 1914.
Der Of'e" schmeckt Gr (Tsch.). Von Fäkalien. Wenn
der Xhtr'iU schmöckt, kommt Regenwetter BsL. S. noch
rüttleti (Bii VI 1801). Von verdorbnen Speisen, insbes.
faulendem Fleisch; Syn. herrschelfn 2 ( Bd II 1635);
jünkerlen 3 (Kd III 51); maggelen 2 (IM IV 119; s. d.):
vgl. Ge-schmack .Z a x ( ^p- 877 ) ; schmeckend b; schmeckigb.
(DJs Fleisch schmeckt (schmöcktj Aa; Ap; B, auch It
Id. (.carnes pntorem, fcetcirem redolent') und Zyro; G;
Sch; Th; Z. 's Flaisch chunt z'schm. SchR. De"" Uas
ist ja niimme'' frisch, de'' schmöckl ja scho" Z. Der
Schungge" schmöckt GSa. Schm., weist eso dem Uamme'-
6ei'" na'*e" Z. Von Leichen Ap; GRChur, Valz ; Z. Me"
hed-e" mös'e" inn Bomm ine" tue", er hed hall
g'schmeckt, ,nian musste den Leichnam einsargen, denn
er verbreitete einen faulen Geruch' Ap (T ). Si [eine
Leiche] ist über di ZU g'l'eije" und hed g'schmeckt, dass-
me"'s fast nümme' hed üshalte" chönne" in dem enqe"
Stühli GRValz. (Tsch.). Furt mit dir, du schmöckst!
grub mit Bez. auf einen Leiclmam Z. Hieher wohl:
Hut chund Keine' z'sihiu , .von einem Tage mit hef-
tigem Wind- ZZoll. (Illiruppacher); vgl. Bd III 269
(Bed. 2bßi. Zum Mül üs schm., , einen übelriechenden
Atem haben' Bs; Z, so 0. (Messikommer 1910). ,Es
began smeken [nach den nassen Kleidern eines
Schirters], dass die herren die in dem scliift" warend,
Unlust darab genomen möchtind haben.' 1432, Z RB.
.Wem der autem schniöck, der sol garteninünze sieden
in essich und sol sy essen.' Kunstb. 1474. ,Es ge-
schieht allwegen, dass eine Wunde stark schmecket.'
KWt'RZ 1634. .Welchem der Mund schmöckt von dem
Fieber, der nemm kalt Brunnenwasser und salze das
wol und esse warm Ro<kenbrodt daraus ... 3 Tag
nüchtern, so wird der MuTid von innen heraus wol-
sehmöckend.' Arzneib. XVII./XVIII. S. noch Bd VII
900 u. — b) wie nhd. schmecken. Guet schm. uä. Ap;
B; Gl; Gr; G; Sch; Z und weiterhin, doch niclit recht
volkst.; dafür guet (Bd 11 539, Bed. 8), chustig (Bd III
556) sin, Eine" guet dunke". Ich [Bauer] brüche" ...
ke" Flöte" ond Trompete", dass 's Esse" besser
g'schmeckt. Dekl. (Ap) S. noch Bd V 942o.; VI 731M.
,Die Speis schmeckt wol, ad palatum facit cibus, iucun-
dissime sapit.' Ho<p. -Pem Jaggli hät's guet g'schmöggt,
er hat Hunger g'ha". Gl Nachr. 1901. i"* weis' nid ivie,
hiit schmeckend -mer d'Bezockel nüme" gued Gr (Tsch.).
's [ein El] häl-em guet g'schmeckt. G Blätter 1916.
's isch Öppis so wiss tcie Sehne, so grüen tvie Chle, so
röt wie Bluet, allne" Ching g'schmöckt-es guet, Rätsel
von der Erdbeere. Kirsche B. S. noch Bd V 882o.;
VI 6t'<i6 (Mif). ,0 hetteut wir dez brotes und der stükli,
die Christus hat gebettlot, si smaktent mir bas denn
kain spis, die die weit gemachen kan.' Waldregel 1425.
,Die armen tisch der evangelisten habind iiu nit ge-
schmöckt, er sye gen Sant Luci gangen, da sye er
hinder die silberen stönfF kummcn, die schmöckind
im bass.'SHoFMsTRl526. ,Es schmackt mirals so lycham
wol [bei einem Mahl], dass ich des gschmacks noch
hüt bin vol, vorus wenn ich an d finger schniöck [vgl.
2aa] und mich also umbs mul her leck.' GBindkr1535;
vgl. die Bemerkung unter Ge-schmack la (Sp. 871u.).
,Der wyn, der schmöckt uns allen bass dann eine rauhe
tracht von bonen.' BGlett. ,Nuu ist aber herr land-
ammann B. berichtet gesyn, ich sye tag und nacht im
schloss und schmecke mir der pfaft'en spys wol.' 1566,
Brief (JFabricius). ,Den Delphinischen schmecket
der Elsässer wein, welchen sie one gelt kaufften, also
wol, das si ungern weichen wolten.' Würstisen 1580.
,üer [Wein] habe inen allensamen gar wol ge-
schmöckt.' 1601, ZGreif. , [Teufel, der seinem Herrn
eine willkommene Beute bringt:] iVIit Gitzifleisch wil
ich dich mesten, das würd dir schmöcken by dem Besten.'
RCys. (Br.). .Die Speis schmeckt mir wol, iucundissime
cibus sapit.' Denzl. 1677. 1716. ,0 wie lieblich schmekt
dise Speis [,das Brot des Lebens'] einer sterbenden
Seelen.' AKlingl. 1688; au andrer Stelle: ,0 wie wol
schmeket das einer angefochtenen hungerigen Seelen.'
S. noch Sp. 503 M. Präg»., wohlschinecken, munden
Aa; Bs; B; Gr; L; Sch; Th; WMü.; Z; zT. als fremd
empfunden; vgl. die wortspieleiiden Scherze Postlieiri
1865, 19; 1866, 184. 'Wa' g'schmöckt u"versuechl? sprach
der Abt zur Jungfrau SonSt. (Snlger). U"versuecM
g'schmöckt «)d. ebd ; vgl. Wander IV 1488. , Unversucht
schmäket nicht.' JMby. 1700. (G')schmeckt's? Gruss-
frage an Essende Bs; ScnSchl. Hät's g'schmeckt?
Frage nach dem Essen ScnSchl. S. noch (Zucker-jBröt
(BdV9'<;4u.989). MitDat.P. De'' Wi" schmeckt-mer Scb .
Schi. O'schmöcke'd die Trübe" dem Herre" ? ACorr. 1860.
, Manchmal hätt mir etwas Besseres auch g'schmöckt.'
vAlmen 1897. Wen"-er Öppis ß»gt, das im g'schmöcM,
so isst er's. C Weisel 1888. Er isst grad nume", ko»
im g'schmöckt, ,was seinen (wählerischen) Geschmack
befriedigt' B. ,Dann wolle es [ein Mädchen, wenn es
Frau sei] kochen, was ihrag'schmöcke.' Gotth. II; ,wa8 i
88P
Schiiiali, scliniek, schinik, schraok, schiiiuk
890
ihr schmecke.' 1850. (Ejs g'schmeckt (g' schmöcki j -
nur Bs; U; Z. De darf seh jHz Alles versuechen und
wenn's-der (i'schmeqgt, au"'' i'stigge" Bs (Nö'''-n-eme"
Briefli vo" arino ItiöSJ. 's het-eiien ordlig g'schmi.-ckt,
dfu Knechten heim Mittaftessen. Brkitenst. 18ii4.
(G'jschmeckt's-der? ThMü. Wie g'schmöckt's ech? L.
,£■« g'schmökt im nid, non sapit, displicet.' ]d. B
G'sclimöckt's der (öjipe") nid (recht)? Frage an einen
nicht zulangeniien (ia^t A*; L. (Der) Hunger ist de(r)
beste Chuch, g'schmöckt's Ei"'ni nüd (icenn's Ei"tn nüd
g'schwöckt), so isst-ine'''s duch ZWansjen, VV. S. nocli
berchlelen (Bd IV 1538; Üe^p^. 1656). Er lät sich's
(ttn's StiiSt. It Snlger) schm. (g'schm.) Aa; Bs; G; Sch.
Gäg'" de" Viere" zue händ sich d'Chncchte" 's Kcffe
gar wol lo" g'schm. VVMI'ller 1918. Holet e" feiss
Chalb und metzget'sl Mer icend['s] i's g'schm. lö" und
ntiefer si", Übeis. von Luc. 15. 23. Dial. (AaFii.)
S. noch Sp. 507 0. Bildlicli. Es isch-mer wäger gra''
glich, güb-ech Das, wo-n-i'''n-ech da üfstelle", g'schmöcki
oder nit, mit Bez. auf ein Buch. Loosli 1921. ,Er
[der Feind] nam syn Flucht utf Valen<las, da dem Stier
[Uri] recht ward grüst das Ass, s ruch Heüw weit ihm
nit schmöcken.' 1621, Zinsli 1909. .Der Baldaron ...
bat ... ein Ausfall ton ... gen Zizers auff die Schanz,
weit da sein Heil versuechen, aber die Brügelkuecben
im schraöcktend nit so ganz.' 1622, ebd.; später: ,das
weit dem Feind nit schmöcken.' ,[Gerüclite meinen]
wir werdind bald in unseren Landen ettwas Neüws
haben, und koche Ettwas im Glarnerland, das weder
den Züricheren noch Anderen schmücken werde.' 1682,
ZSchlier. Uneig.. behagen, gefallen, zusagen Aa; Ap;
B; L; Z; Synn. kumfenieren (Bd III 3(t4); schmacken b
(Sp. 882). Da chönnt ja Eine'', wen"-er z'Nacht nit
bi si"'r Brut irär, bi-nere" iedere" Huer si". we"'''s im
g'schmöckti. Gotth. VI; fehlt 1861. ,Man läuft hier
Niemand nach; wenn Einer Etwas will, so kann er es
sagen. Wir haben nicht Zeit, araenen ledere" untere"-
z'gugge", was ihm g'schmöki.' ebd. (Hdschr.). Uf der
angere" Site" bin-i"'' ow'' nid grad gern ro" Grüsli"ge"
fürt; nid das'-i''' nid e" Flatzg g'funge" hält, wo-mer
g'schmOckt hätt, weder d'B'hüsi'g het-mi'''g'roue". Loosli
1910. Was isch da Alts g'si" z'reklamiere" . . . bis Jede'
st"s G'liger u"' si"s Trögli het g'hä", %co n-im 'passt
u"* g'schmöckt het. JBürki 1916. Es g'schm eckt -em
nüd, ,sagt ihm nicht zu' Ae (T). Will-mer neime"
nümme" so recht g'schm., das herthölzi" Hamberch [Hand-
werk]. HBLEULEK-Waser 1911. ,Wein das Liedli nüd
mag g'schmi-g'schma-g'schmecke", Der ka"''-mer g'ad
im Hendere" li-la-Lebere°wörst ond Schwarte^mage"
ka''°-nie'' i" dem Wertshaus habe".' Ap VL. 19u3. Das
lied-ech, mein-i''', nid am Beste" g'schmöckt ? mit Bez. auf
einen unangenehmen Handel L. Hest en üsg'icachsne"
Äff g' ha"? Jelz g'schmöckt-der 's Plegere" nid übel. ebd.
Dem Schniderli het di Sach [naclits Etw. auf dem Fried-
hof zu holen] nid grad b'sunders g'schmöckt. Loosli
1910. 's g'schmöckt im md z'cho" B (Zyro). Das
g'schmöckt mer nud, das'-i''' bi dem Wetter na''' mnes'
^ üsgä"'/. (Dan.). S. noch Bd 11 14'23u.; 111 413 (Mollen-
Chopf); VII 1692 0. ,Das [ein Vorschlag] wolt aber
i den keiserlichen hotten nit sm. noch gevallen.' DSchill.
B. ; ,das ... dem keiser ... nit schm. wolle.' PvMols-
HSiM. ,Der küng von Hispanyen hat unserm [dem fran-
I zösischen] küng gescbriben, er bitt in als sineu vatter.
j im verholfeu zesin, damit er keiser möge werden, wöl
er umb in verdienen, dan im die churfiirsten etwas
verheissen haben bi des alten keisers zitten; das
Nchmeckt uns nit vast wol.' 1519, BSchreiben; überein-
stimmend .Ansh.' IV 293'4. , [Luther] riert den boden.
daz dem heiligen vatter und der Römer wesen nit wol
sclimecken wirt.' 1520, F Brief (HKutter). ,Dass der
Murner ... willen hah, sich gan Strassbnrg zuo füegen.
Dann der bass zuo Brugg wil im nümen schm.' 1529,
B Ref. .Dan Gott wil sin wort pflanzen, Gott geb,
wie es euch schmöck, den reyen müsst ir danzen, uss-
zrüten dise bock.' 1532, Lied. ,lch weiss nit, wie es
[eine Nachrii ht] den Chorherren schmöckt; es ist inen
nütt heimlich darby.' 1565, Brief (JFabricius). ,Gott
der Herr hat den Propheten Jonani gen Ninive be-
rüeift, dass er dahin gehen und predigen solle ...
Diser Beruef hat dem Propheten nicht geschmöckt,
darum hat er sich aus dem Staub gemachet.' FWvss
1672. S. noch nisten (Bd IV 844). — 2. subj., von den
Empfinilungen des Geruchs-, Gesclimackssinnes. ai vom
Geruch, a) eig. allg. ; Syn. schmacken a (Sp. 882), ferner
riechen 3b (Bd VI 17u); vgl, unter 1 a, sowie: Der
icichtig Grund [fhr die Abtragung des Riehentors in
BsStdt] isch ebe" de'', wil d' Basler nie vier Sinne"
wcnd und ume'sunst ir Nase" hend, das heisst, si ötme"
nur derdur"'', si rieche" nit, si schmecke" nur; was
nutzt das Tor von unseren Ane", das Ei"'m an's Rieche"
nur tuet mane"? Drum fürt dermit, sait der Kanton,
mer schmecke" äne"uege" dron. Hinhekm. (.Der Geist
des Riehentors selig) und: Schmeggsch den" au''',
wie d'Erde" riecht? DJIüller 1913, doch auch: Riech,
wie's schmeckt! Bs (LSieber), ferner Schmeck-Schit 2
(Bd VIII 1519). .Schmöcken, oUactare.' Fris; Mal.; s.
noch Ge-schmack laa. (Sp. 872o.). .Schmecken, em-
pfinden, olfacere. odorari, odorem capere.' Denzi,. 1677.
1716. Geruchsfähigkeit besitzen, riechen können.
De Ruess häd-em [dem Kaminfeger] a" de" Nase"-
löcher a"g'setzt ond deti Augen ond Öre" ond . . . jetz
g'sech ond schmeck ond g'hor er fast Nunt me. ATobler
1909. Abs. .Sy [die Polypen] schmöckend auch, dann
sy nahend sich zuo den ölböunien. so bey nächst am
meer gelägen, raubend auch allerley andere frücht.'
FiscHB. 1563. .Sy [die Delphine] habend kein naslöcher
oder Instrument zuo schmöcken.' ebd. .Odora canum
vis, die kraft zeschmöcken. so die hünd habend.' Fris.
,Scharpf schm.': .Das grösser gschlächt [der Geier]
schmöckt gar scharpf, also dass es zwen oder drey
tag vorhin an dem ort umbbär fleugt, da ein cörper hin-
kommen wirt.' VooELB. 1557. Etw. durch den Geruch
wahrnehmen. Mit Akk. P. D's Schätzili rom Selbe"-
hch, g'seh-di''' nit, so g'schmöck-di''' doch LE.; s. noch
Kad-Nehent-, Bollen-Loch (Bd III 1035/6); Bönen-Ross
(Bd VI 1433); sehen (Bd VU 532o.). .Das F. uud ett-
lich ander gesellen ... in dem selben [öffentlichen]
hus in der stuben gesessen sigint; sye C. mit B. ouch
hinin zuo inen körnen, und als er ein wil in der
Stuben gesessen sye, habe er geredt, er schmackte
einen, dem der zers mer denn halb ful were.' 1468,
Z RB. .Es lige ein todter Mensch draussen, er habe
ihn geschmöckt.- 1668, ZUster Neuj. 1868. S. noch
Blag (Bd V 35); Scheiss (Bd VIII 1324). Mit Akk. S.
Isch-mer bi-me" Büre"hof verbi cho", so hed-mer neus
Most g schmöckt oder früsches Träsch, im Herbst.
L Hanskai. 1901. Wen' EmC [wie der Mesner] fast
d's ganz Lebe" lang in der Chilche" ume-'zündet hat,
se schmeckt-er nu' me der Wierauch. JJörgek 1911.
Mer chöme"d zume" Dörfli, i''' g'schmöeke" Hüser, RA.,
891
Sclimak, schmek, schniik, schmok, schmuk
892
wenn man einen Bauchwind riecht Z (FStaub). Ein
Schüler, dessen Banknachbarn Nebes 'passiert ist, er-
klärt dem Lehrer die Veranlassung seines Lachens:
Wenn-er dei g'hoclcet tcäred, wo-n-i''', ond so hettid-
e''s g'schmeckt. JHartmann 1912. Ga ga ga qa gak, ich
han en Eili g'lät, /ia"'s hinder'^em Off versteclct, das'fsj
de' Ma" nid schmöckt Z.Sth.; vgl. ß. Der Podesiät
hed nit g'raticht, aber 's gere" g'schmeckt. .IJökgeu 1918.
S. noch Bd V 173 u. ti84 (branden). 88'2o. (dafür .ge-
rochen'. Gotth. 1H6I); Bi^^l\b■^b(■Mel^c-R^stiJ■,SY>.B^bo.
(Ge-schmack laa). .Mir ist, ich schmeck guot pa-
steten.' Laz. 1529. .Der Herr schniackt den üpplichen
geruch.' 1530/89, 1. Mos.; , röche.' Iti67; tüaiypdvST;. LXX.
,Ich tuon s Toressen schni." Samson 1558. ,l>as gab ein
solchen dicken Rauch, mich dunkts. ich tue ihn schm.
nach.' ViLM. Lied 1656. .Mir ist fürwar, schmeck
schon den Rauch von dem Fewr, so dir ist bereit.'
Z Laz. 1663. S. noch Bisam (Bd IV 1700); bränzelen II
(Bd V 767); Rauch, Buch (Bd VI 97 Anm. 191 1. Etw.
vo" witevi uä. schm. 's zieht e" Chüechliduft dur''' 's
Hüs . . . und uf d'Matte", ''ass-me'''s vo" iciteyn schmeckt.
Breitenst. 1864. So schmeggt-me" co" ivitem sehe" 's
Kaffi Mjwi die 'bräglete" Herdöpfel. Scbwzd. (BsL.). Im
Früeli"g hät-me" de" Linde"bluest halbi Stunde" wit
g'schmöckt. BStell 1888. Gueten alte" Chäs, dass-men-
e" uf en halb Stund g'schmeckt hed. GFient 1898. Huss
Tüfel, wie tuest du wirtshüsele", mi" g'schmöggt's uf
ene"halb Stund ! CStreifv 1901. S. noch Ge-sch7»ack(S^.
871u.873o.). ,[BeiraBrand der Totenkapelle] hates einen
solchen Gstank wegen den verbrunnenen Beinen der
Todten abgeben, das man es schier nit hat mögen
verleiden, und hat man es ein lange Zeit uff 2 Stund
Wegs von der Statt gschmnckt.' 16'24, Liebenaü 1881.
Mit Ortsbest. Me" schmeckt der Wi" no"'' us alle"
Chellerlöchere" Bs. Hut isch Silvester, mer schmöckt's
im Hüs, 's Müetti tuet buche". SHiMMERLi-Marti 1913.
Er [der Wein] het-ech es Bugge, mi" schmeckt's i" der
ganze" Stuben umme". BArnd. 1922. ,Sie hat geküchelt,
dass man es im ganzen Dorf g'schmöckt hat.' Gotth.;
.gerochen.' 1850. Me" se't nid eso nächzue hüräte",
dass-me" de" Bachbese" vu" diheim schmöckt ZEls.
,Wer will, dass man den Wyn nit von im schniöcke,
der esse 4 oder 5 Erbsen.' ZElgg Arzneib. um 1650.
Nüt schm Es ist Rauch in der Stube", schmeckst du
Nüd? Gr (Tsch.). Ich gloub, es brü"sselet, schmeckst
du Nüt? ScuSchl. .Däucht's dich nicht, es brändtele?
... Schmöckist Nüt?' RvTavel 1917. .Du schläfst ja
unter den Kühen beim Melken ein, siehst, hörst,
schniöckest Nichts.' Gotth. II; .riechst.' 1850. ,So ne°
BureHotsch ... sehe Nichts, wisse Nichts, schniöcke
Nichts, nicht einmal, wie es stinke in den Hunds-
tagen.' ebd. V; fehlt 1848. ,Obe.«iB naris iuvenis, der
nichts schmöckt.' Fris. S. noch schmücken (Sp. 882M.).
Beriechen. , Peter Josi scheisst in'sHosi; schmeck
d'Hand und schlag's an d'Wand!- PMa. ,Dieweil
grösser Bescheisserey in der Arzney umblanft, als
... geben Messen zu halten, Fasten und Betten ...
seine [des Heiligen] Hand zu schm. und dem Heiligen
gfletiglich opfern.' Parac. Spec. von der Witterung
der Tiere. ,Mit hoch erhobener Schnü-gge^ ... schmöcke"
(wittern) sie die Spuren der kommenden und gehenden
Menschen', von Stieren. Bärnd. 1911. «S'j [die Rehe]
schmeckend Ai"'n> wie d'Gemsche" bis uf 300 Schritt Gr
Obs. i'* tar'' fast nommen off de Ströss laufe", d'Koss
wem-mi"'' all fresse", si schmecki'd halt de" Haber am-7ner,
sagt Einer, der in der Armenanstalt viel Hafermus
bekommt. ATobier 190'2. S. noch Bd VIII 1022 o.
,Er [der Adler] smechit das tote fieiz al ubir daz mer.'
E. XIL, Wack. 1876. ,Der vuchs ... sach die spise und
smakt si wol, des wart sin lip gelustos vol.' Boner.
,Key den tritten schmecken oder gspüren (dem gspor
nach empfinden), vestigiis odorari.' Fri.«. (schon 1541);
Mal. ,Die guoten jaghünd oder vogelhünd sehmöckend
von weitnus die räbhüener.' Vogelb. 1557. ,[Der Bär
habe] die Jäger nicht spüren, auch wegen des ihnen
entgegen kommenden Windes nit riechen könden, bis
entlich der Wind sich geendert und der Bär den Jäger
geschmöckt.' JI.Cys. Iti61. .Unser ... Vych [geht auf
dem neben der Wasenmeisterei gelegnen Landjzn Weid
... Wann nun diss arme Vych Etwas von abgangnen
Sachen rev. schmöken und vernemmen tete ...' 1690,
ZWied. .Dera Hund, wenn er den Wolf schmeckt.'
HPest. Halb scherzh. auch von Menschen. We"" amen
Ort e" Hammen über ist, so schmöcke" si's [die Schul-
meister] niängi Sttmd wit u"'' lö'-si"'' zuehe". SGfeller
1911. Hesch's g'schmöckt? fragt man einen Gast, der
unverhofft zu einer Mahlzeit kommt Bs (Seil.). Me"
bringt si [die Taglöhner] nit zum Hüs zue, bis si 's
Esse" schmöcke" uf ^em Tisch. Joach. 1881. Wo Beid
enandre" g'schmöckt händ . . . sind si in Ifer cho" und
händ enA"läss zum Strlt g'suecht. RMüller 1842 (Aa).
, [Jäger, die Flasche ansetzend:] Ich schmöck ein herr-
lichs Gwild.' JMahl. 1674. In festen Wendungen und
RAA. Für schm. 1) eig. ; vgl. Für- Schmecker. ,Die
Scharwächter söllent schweren ... in dehein hus nach
gemach ze komen, es war dan sach, das sy für sächend
oder schmachtend oder ander römörisch sachen, da
möchtent sy zuo louffen.' um 1480, AaK. StR. .Des
W. dem B. umb sin hus gangen und für geschmeckt,
als er meint in des B.s hus were; das nun B. seche
und zu dem W. rette, er sölte im niendert umb sin
hus gan schm. [intr.; s. u.].' 1483, Z RB. .Wo sy [die
Wächter] für schmaektind, da sollen sy nit dannen
gan sonder das melden.' 1535, KHauser 1895. .Wächter
sol schweren ... ob nämlich er fhür schmagkte, das
in beduchte. schaden darus volgen weite, die nach-
puren desselben orts ... ufzemunteren und heissen sorg
zehaben.' 1557, AABremg. StR. S. noch munteren
(BdIV345). — •!) uneig.; s. Bd I 942o.; Syn. Wind
übercho", sowie im Folg. ,Das behutsame Tier [die
katholischen Orte] hat das Feuer geschmeckt; es wollte
sich diesmal mit seinen Jungen nicht aus dem Neste
lassen.' 1603, Gfd (W; modernisiert). ,Er hat aber
Feür geschmöckt und ist zuvor zum Creüz gekrochen.'
1686, ZSth. .Seine [eines wegen Mordverdachts Flüch-
tigen] Verwandte schmeckten Feur und schaffen ihn
drey Tag nach seiner Ankunft wider aus dem Land.'
Sererh. 1742. Lunte"schm., riechen; volk-iit.'? l)eig.. bei
einer Schlacht ins Feuer kommen. Wevi-men einisch
Lunde" g'schmöckt hed [kann man von fremdem Kriegs-
dienst nicht lassen]. Vaterland 1912 (L). — 2) un-
eig., Verdacht schöpfen Bs (Seil.); B. Er het d'Luntf
g'schmöckt, aber Nüt dergllche" 'tä". RvTavel 1916. '
Bulfer schm. 1) = Lunten schm. 1 B; L; S; vgl.:
.Das zage Gsind [der Feind] darfl" nicht auf offnem
Plan sich reiben an uns je; nun greift ihrs tapfer i
an. was gälts, es werde bald von Tann zu Tann zrnk
springen, so es schmeckt ewer Kraut [Chrüt i> .
Bd 111 886].' 1654, Zinsli 1911. GeH-em. [einem Sol-
daten] nume" mithin e'chlei" Pulver z'schm., daes-er 1
893
Sclimak, scilllipk. sclimik. .sclimok, sclmiuk
S'!M
nit verplaget. BWyss. -De"" Vater isch . . . emel [im
Krieg] (/'si', hed Pulver g'schmöckt und d'Kanone"
g'seh" füre"". ALGassmann 1918. En alten Oberst ...
wo i" junge" Jären i" Neapel Chriegsdienst 'iä" und
vil Pulver g'schmöckt het. RvTavel. — 2) = Lunten
sehn. 2 GBern. (s. Bd IV 1205); Z. Bluet schm. Er het
jetz Bluet g'schmöckt, ,will nun vom angenehm Em-
pfundenen nicht mehr lassen' BsL. De" Brate" (s.
BdV872M.; auch B; Gl; Gk; G; L; Z), 's Bräti"s
(ebd. 888 0.) schm ,Er het der Brate' g'schmöckt, sub-
odoratus est.' Id. B. Die [Mütter zweier Verliebten]
händ der Brate" vW witem g'schmöggt. CStbeiff 1914.
Dö, schmeck de" Brote"! ,da hast du die saubere Ge-
schichte' Ap (T.); vgl. Sp. 898 f. Beim Fingerraten : Wie
vil Finger (Hörner) streckt de'' Bock? Drei! Hasch er-
rate", schmöck de" Brate"! Föuf! Steched de" Bock,
steched de" Bock! Z (Dan.); s. noch Bd VI 1602M.
und vgl. Bd V 878 M., sowie Sprww. 1869, 19. ,Mir
ist schier, ich schmeck den braten, ich glaub aucii, ich
wöl s erraten, warumb sy [die im Spiel angegrift'nen
Trinkgesellen] hinnen auti' tüeging [1. ,-ind'] schien.'
Grübel 156ü. .lulianus schmöcket bald den Braaten,
dass nämlich ein heimlicher Anschlag zwischen Con-
stantio und Vadomario gemacht were.' Guler 1616.
jSubolet hoc mihi, ich schmäcke den Braten.' Denzl.
1666/1716. ,Die Bursch in der Stuben schmeckten den
Braten', dass man ihnen näml. den Spielmann weg-
locken wolle. UBRÄ8C3. 1789. S. noch Bd VI 906o.
De" Pfeffer (G'leck, SpeckJ schm.; s. Bd V 1066 u. (auch
Bs; Gr; G). De' Ma"" ... si rdtig cho", nett [den
alten Esel] iif d'Site" z'tue". Mi" Esel aber heig de"
Pfeffer g'schmeckt, er si rawi Herren e'tveg g'lüffe".
Bühl. (GrV,). Die hei" iri Hüet und Steckli g'no"
g'ha", n-o si der Pfeffer g'schmöckt hei" und sl" zu der
vordere' Stiiblis-l'itr ns. JReinh. 1903. ,\Vär's Etwas
mit dir, du liefest nicht stundenweit einem armen
unehelichen Meitli nach. Die Sorte, von der du einer
bist, kenn ich; gel', ig ha" g'raerkt, wo d'Geiss G'leck
achmöckt':" wo der Hase im Pfeffer liegt. vAlmen 1897.
Er [ein Viehhändler, der den Rückgang der Vieb-
preise voraussah] hed Nüt g'chauft, er hed der Speck
zer Zit g'schmeckt und blibt daheime". JJöroer 1920.
Der Tubak schm., eine versteckte Andeutung ver-
stehn: Won-er afen ei"s [Glas Schnaps] uf ''em Zan
g'ha" het, seit er no'''. uf ei"'m Bei" chöni-me" doch nit
stö". Ig ha" wol oder übel der Tubak müesse" schm.
JRkinh. 1916. Junte" schm., den Frauenzimmern nach-
laufen BsSt.; vgl. Jzinten-Schmecker. , Herren schm.',
' sich an Höhergestellte heranmachen, liebedienern. Ebel.
I ,Andre verfolgen mich mit allerley bittern Stichel-
I reden, die auf nichts Geringeres als auf Vorwürfe
von Ohrenblasen, Schmarotzen, H. udgl. hinauszielen.'
ÜBrXgoi. 1792. Es Mamie"volch schm.: s. Bd V 883M.
Einen Brunnen schm., ,durch besondere Kunstgriffe
einen Brunnquell ausfindig machen; wahrsch. wurde
ehedem der Boden wirklich berochen, um aus dem Ge-
ruch auf das Vorhandensein einer Quelle zu schliessen'
' Ap (T.); vgl. Bd V 653 M.; Bd VI 1828/9. 1834 (Glücks-
I Buel). 1839 ( Wasser- BttetJ, ferner Brunnen-, Wasser-
I Schmecker. De'' Mesmer . . . chlagt an A"'m Trom, es
I stiNünt me met si'"mm B'ruefond es icel'i"djo kä" Litt
I me sterbe" ond met ''em Bronne"schm . sei's o'"'' nomme"
Uhostli'''. AToBLER 1909. 's Wetter schm.: ,Nirgends
1 grösser als hier [auf einem Hochgipfel] ist aber auch
für Einen, der nicht nach erprobter Führer Art gleich-
sam d's Wetter schmeckt (die Blitzgefahr aus der ße-
schatfenheit der Luft herausriecht), das Risiko ... er-
schlageniu werden.' Bärnd.1908; vgl. Wetter- Schmecker.
Böse" schvi , Spiel, bei dem die Karten eines Jass-
spieles an die Stirn eines mit verbundnen Augen Da-
sitzenden gehalten werden, der die , Rosen' zu erraten
hat Ap; vgl.: De' Res-Toni ... het mit si"'m Schnopf-
tuech d'Auge" zue'bonde" ond e" G'spil Jasscharte" mit
beide" Uend of d'Stirne" here'g'häbed. Jedesmal, wenn
e" Böse" cho" ist, het-er 'tue", ob er ame" Eöse'stock
zue war ond d'Nase"löcher üfg'speirt: 0, nie schmeckt
Das e" Wäuli, e" Böse", e" R.! Ap Kai. 1922. Messer,
Rüetli. Steckli schm., Spiel, bei dem eine Anzahl
Messer auf den Tisch gelegt oder Ruten in den Boden
gesteckt wird, worauf einer der Mitspielenden un-
bemerkt ein Messer, eine Rute berührt, ein andrer
den berührten Gegenstand durch Beriechen heraus-
zufinden (d. h. zu erraten) hat B, so Herz, und It
AvRütte, auch als Scherz unter vorherigem Einver-
ständniss der zwei Spieler (vgl. das Folg.) B (EFriedli).
Steckli schmöck i"s mache": zwei einverstandne Spielteil-
nehmer beriechen einen Stock, worauf A. hinausgeht,
B. den Stock über die Köpfe der Dasitzenden hält
und ruft: 's Steckli li''l! Nach der Antwort des A.:
So li'l's! ruft ß.: 's Steckli b'städ uf ir'em? worauf A.
mit den Worten: Uf''em N.! den Namen der vorher
vereinbarten Person nennt Z (Dan.). E" Brut schm.;
s. Bd V995 0. (dazu Bd IV 798 M.). Im Vergleich; vgl.ß.
Es isch grad, a's ob er's g'schmeckt hält Gr (Tsch.).
Druf so gi't-er ''im Bitebli ... si" Hand und längt im
e" Ouezeli umme" . . . '.< chömmen, as wenn si's schmeck-
te", wo'* zweti so Hudeli-Budi hinde"füre". Breitenst.
1863. Es isch g'si", wi' tce""'s d'lA'tt schmöckti" ; wen"-
er [ein Spassvogel] amenen Ort zueche" g'ha" het, su
isch es nid lang g'gange", su isch d'Sttibe" voll Lüt
g'si". liOOsLi 1910. Der Jost ... het si" Schaffiser-
schnabel use"g'steckt, wie wenn-er d's Wetter chönti
schm. RvTavel 1913; vgl. o. 's isch grad, wie wenn
si Öppis sehmöckte", d'Hüener, si gaggle" hüt i" allnen
Eggen inne". JReixh. Dernä''' ist-er [der Weibel, der
Holzunterschleif vermutet], icie wenn er eppes U'rechts
schmecke" täti, amene" halb zueg'schnite" G'spor nä'''
i" d'Stüde" dUr'''. Dert g'seht er es'O en Wölbi"g im
Sehne, wie wenn es Tütschelti drunder li^li. JJökger
1918. Etw. nit schm. (chönne"). 1) P'' ha"'s (Das
han-i''') dnch nit chön"e" schm ! grob für: Das hätte
man mir sagen sollen GRChur; Th; Z; vgl. ab-schm. 1,
an-schm. 3b. Das' -er der Kumission ... nie Nüt vo"
dem Üftrag g'seit g'ha" het, das han-i'''' doch nit chönne"
schm. Emmestalerbl. 1917. [Bauer:] He, mir hei"'s nid
g'schmöckt, dir chöi"ts dank wol a'schrlbe", ein Verbot.
EWtiTERiCH-Muralt 1914 (ß). — '2) Etw. (bes. eine
Speise, ein Getränk) nüd (g'jschm. chönne", möge",
nicht (einmal) riechen mögen. ,1'* cha"" der Chnoblech
nit, schm., odorem allii non fero.' Id. B. /"* mag de"
Speck nid g'schm., verschwige" g'esse" SchR. Da sind
Fisch chu" [bei einem Essen] und die han-i'"'' nüd
chänne" g'schm. CStreiff 1898. De" [Nidel] chan"-i'''
gar nüd g'schm. ESchöxexb. (Eschm.). S. noch Bd V
763o. ,Nimiu ein guoten, starken win, der schmeckt
[vgl. Ib] dem xunden wol. Der aber an einer sucht
oder fieber krank ligt, mag inn nit schm., wil ge-
schwigen trinken.' Zwinoli. ,Er mag Das nur nicht
schm., illius ne olfactuui quidem fert.' Denzl. 1677.
1716. [Bauer, der die andern einexerziert:] Jetz gänd
89ri
Schuiak, .schmek. scluiiik. schniok. scliimik
896
Feür tifj'ä halbe Jtlaa. So sig's recht, weder ich glaub,
der Bimdi kön das Feür nit schiiiöcken und der Haussi
weiss nit, wo das hinder Fiürloch sej. Helv. in pace 1Ö94.
S. noch BdVlI876o. — 3) unsiiinlicher, übh. Etw.
nicht leiden können Aa; Bs; B; Sch; 7, und weiterhin;
Synn. uf der Latt (Bd III l-182u.) uf •'ein Strich ha".
DZ'ündhölzli [statt des Zunderleueizeutrs] hät-er nie
recht möge" schm. Schwzd. (Sch). Die lüsi"gs Politik,
I'* cha"''-se nid schm. OvGretekz 1911. Fine" nüd
(g')schm. chötine", möge" Ai; Ap; Bs; B; Gr; G; ^ch;
ScHw; S; Th; Uw; Z; Syn. eCtiJ Bigge" uf Öpper ha"
(BdIV1079). Mit ausgeführtem Bild: Si ma^mi''' nüm-
jne" schm., wie wenn-ig g'stinkig tcär. JReinb. 1907. De''
cfto""-»)i'* gar nümme" schm. ACorr. ISöO. D'Herre"
mag-i''' nid g'schm. Schw Fastn. 18ti9. Das arm Eoseli
chöyint-mi''' notti düre", der Alt ma'J's ja nit schm.
EHoDLER 1912. /i'*7 ha" Die nie sclim. möge", bi Dene"
wä's g'heisse" hed: Gasse'lächler, Hüshächler. MKüoni
188 1. Lit . . . wo sich nit händ schm. kenne". DMüller
1917. Mer si" enangere" so verleidet, dass Kei's me d's
Ander schm. ma-', erklärt ein Eliepaar mit Scheidungs-
absicliten. G Kai. 1863 (B). /'* chan" in an kaim Egge"
schm. Bs; Syn. er cha"" mer's a" kei)» Fgge" (Bd I
1.56 u.). Eine" nüd g'seh" und nüd (g'Jschm. chönne"
Bs; Z, möge* GF., G. /''■ chan" in nit g'seh" und
nit schm. Breitenst. 1864. Nebert weder sieh" no'''
schm. chönne" Ap (T.), Vgl.: ,Ich kann gar viele
Schulmeister nit schmöcke", das ist mir ein widerlich
Volk.' GoTTH. VI; , nicht sehen, nicht riechen.' 1848.
Eine" weder lide" noch schm. chönne"; s. Bd III 1090o.
Si chönne"d enand wede>- lide" no''' schm. ond sind
doch so noch Fründ mitenand Sch Ha. Mängi Tochter,
wo z'erst en Her'' nit heig lide" und schm. chönnen
und heig e" Degu g'ha", heig in just umso lieber nacher
übercho". Breitenst. 1863. Sit der Zit hed s" [eine
Kranke] die Dökter nümme" lide" und nümme" schm.
chönne". JJörger 1915. Mit Obj.-Satz. 1'* schmöcke"
scho" da us.se", dass guete" [Schnaps) hest. B Kiltspruch.
I" der Chuchi inne" schmöckt-er, ''ass d' Herdöpfel a"-
g'lwcket sind. L Tagbl. 1898. Me" heig's vo" Witem
g'schmöckt, dass der Melcher bi-re" g'lege" sig. Gotth.
,Er [Einer, der sich für einen Schatzgräber ausgibt]
habe am ersten Glas Wein geschniöckt, dass er, der
Wirt, einen Schatz im Keller habe sit dem Heidentum
her.- 1681, Z TB. 191.5/7. Schmöck, wie's stinkt! AaF.
D'Mel"'suppe". g'schmöcksch nüd, wie si bräuseiet'?
EEsOHMANN 1920. Schmöck e'möl, wie's [eine Torte]
schmöckt! ELocHER-Werling (M.). ,Nie nieman ge-
smagte so rehte, wie suoze unser Herre ist, so sin
niuoter.' E. XII., Wack. 1876. ,Ich solle nur schmücken,
ob ilas Kind einen bösen Geruch hätte.' Gotth. VI;
.riechen.' 1848. Intr., das Geruchsorgan betätigen.
Es wolschmöckigs Eätichli isch obsig cho" [nach dem
Fencrschlagen] w' het-mer i" der Nase" g'chutzelet,
»"<' i«* ha" a" fäll" schm. Loo.sli 1910. ,Wenii du denn
siehst, dass er [der Jagdhund] emsig ist, stäts schmöckt
und den schwänz on underlass regt, so wüss, dass die
räbhuener daselbst verborgen ligend.' Vogelb. 1557.
,Wan einer sagt: iss oder schmeck! Welchs wurd mir
bass erschiessen?' TStimmir 1580. S. noch Bii VIII
695o. , Einen schm. lassen', zB. um ihn zu chloro-
formieren L. ,S. habe . . . käekat inn henden gehept.
ein denkblüemli dryn gesteckt, das blüemlin fürhin
gon und dann die lüt schmecken lassen; wenn dann
einer geschmöckt, habe er demselben alls zur nasen
gstossen.' 1556, Z. Mit Orts-(Richtungs-)Bestiramung.
.Venus [nachdem ihr ,der alt gonch' seine Liebe er-
klärt liat]: Circis, nira an den alten gouch, im tuot
noch worlich wol der rouch, schmeckt nach der kuchi
wie ein hundt.' Gen«. Gm. E" Nase" voll schm. ab
de" alte", liebe" Garte"schlüsseli. E.mme.\talerbl. 1917.
Mit an. An Öppisem schm. 1) eig. allg. Schmeck
an dem Nägeli! GR(Tsch.). .Er musste bald au diesem,
bald an jenem [Maienstock] schmöcken.' Gotth. II;
,an jener Blume riechen.' 1850. Wer an Cyklamen
.schmöckt'. bekommt keine Kinder. Me-:.sikommer 1909.
Ke"s Fischli wo't-em [dem Fischer] bisse", schmöcki'd
a" dem Mertel nor. Zyböri. Der [liir] müesst bigost
kei"s Möckli [von der erlegten Wildsau] ha", me" löt-ech
gar nit schm. dra". ApV. (SÜlt ). .Aufgedeckt, darin
gestipft, daran geschmeckt, zugedeckt, eingesteckt',
Rätel von der Schnupftabaksdose ü; ähnlich ZWila
(s. Sp. 280u.). S. noch Bd VI 1075o. ,Das er in die
wasserkilchen sig gangen und habe da an den ölihafen
gesmekt, da das öli inn ist, da stinkt das öl ze glicher
wis, als schmalz darunder sig.' 1430. Z RB. ,Ich han
ein flniönlin in minen henden ghept . . . und dran
gschmöckt.' UMet. Chr. 1540/73. ,Dass die gmeinen
Leüt ... bei diser Wohlfeile des Korns und Weius so
meisterlos und übermütig [werden] ... dass sie nit
mehr rauches Brot begehrind, sondern Alles von guetem
Kernen und bestem Weissbrot, an das sie vor den
Läden schmöckind und hin und her antopind. eh sie
s kaufen.' 1697/8, Z Syn. S. noch Bisam-Epfel (Bd I
383; ähnl. Denzl. 1666/1716). In der Volksmedizin
uä. ,Wiltu versuochen, ob ein frow ein niagt sy oder
nit, so r[ecipe] epfeu und verbrens ze pulver und hebs
einer für die nas und heiss [sie] den trän schmöcken; ist
kein junfrow. so beseich[t] sy sich ein wegs.' Kcnstb.
1474. ,An bibergeilin geschmöckt macht niessen und
bringt auch den schlauft' wider.' Tierb. 1563; s. auch
Ge-schmack laa.(Sp. 87 2 o). , Für das Grimmen im Leib.
... Nimm Bibergeil und schmöck oft daran, so weicht
es auch.' Arzneib. XVll./XVIlI. ,Werch oder Flachs
... unil Räbhünerfedern tus auf ein Ghit und schmöck
doran, ist gut Kindbeteren.' Z Rezcptb. um 1700.
S. noch Tannen-Chris (Bd III 855) und unter 1 b. —
2) uneig. [G. :] Bim Amme"" hesch es g'lunge" g'seid.
[J.:] Dö chan" er lang no''' schm. dra". .ALGassmakk;
ähnl. Stctz, Gem. Er muess an Allem g'schmöckt ha",
von einem Gourmand, auch von Einem, der zudring-
lich Alles wissen will L. Es möchtjetz en ledere" duf
dra" schm., sich (flüchtig) damit beschäftigen, seine
Neugierde befriedigen, ebd. Jede streckt d'Ntise" dri"
[in einen gedruckten Vers], schmeckt dra" und schnupft.
ONaoeli 1910. .[A.;] Ich wollte dem F. geraten haben, ',
Denen vom Bären ... nicht den Benggel zwischen die |
Füsse zu werfen. [B.:] Ich hab's ihm schon all die I
Tage unter die Nase gestrichen, aber er will mir noch
immer nicht recht dran schmöcke°.' RvTavkl 1917. i
,Als er ... den Wirt darumb bezalt, habe er zae im
und synem Son gsagt, es werde sich über 3 Wochen !
... nit verziehen, das Mancher an das Gelt schmöcken «
und es töuwen müsse.' 1621, ZGrün. — 3) RAA.
Wenn Ein ame" Dreck schtnockt, muess [er ihn] i'Utzst
no''' fresse" S. ,[Er] hätte mir nicht an den Hosen
geschmöckt, ob ich ein Zürcher oder ein Genfer oder
ein Basler sei.' Gotth. A" 's Salomons Hose" schm :
s. Bd VII 698. Am Chitn schm.; s. Bd III 3'20. A»'
läre" Stand schm. wie de'' Chdsma""; s. Bd IV 265. —
897
Schniak, Kcliniek, schmik, schniok, schmuk
898
4) Schmöck-dra", Pflanzenn., Keseda odor. Rochh.
1857; Syn. Schmecker 5cß. Sterne"blueme'', Tulipä",
Maje'risli. Schm., clium, mer wandt es SchöppH ha"!
ebd. Schmöck-am-Gütterli, Wink, Fingerzeig:
,Ihre [der Japaner] Armee soll innert fünf Jahren
auf 300000 Streiter gebracht ... werden. Ein Sehiu.
für die chinahungrigen Europäer.' Bauernst. 1899.
An Ei"'!!! schm. ,Der Bär ... schmecket an ihm
[dem am Boden liegenden Jäger], vermeint, er sei
todt, und lauft wider von ihm.' MtricXüs 1630. ,Der
Tod schmeckt an ihnen', sagt man, wenn sich bei
Kindern leichte Schauer als Vorbote spätrer epilep-
tischer Anfälle einstellen. Sch Bote 1891; vgl. an-
riechen (Bd VI 172). An Einere" schm; vgl.: Es göd
im Mäie'garte" spaziere" mänge' Ghnab und schmöckt
a" mängem Rösli, doch ei"s nur bricht er ab. P Halter.
ferner: Wer an alle" Bliemlene" schmeckt, sert z'letst
nW e" Siivrösen ab U (SV. 1917). , Einer, von dem
es heisst, er strichi al'e" Meitlene" nö''' und schmöck
an-eren ledere".' AfV. (.\aF.). Kei" Hand hat an-se
g'schniöckt, von einem Mädclien, das keine Verehrer
gefunden hat. BLau. An Eine" schm., sich ihm (in
feindseliger Absicht) nähern BE. 's soll Eine"" cho"
ammi''' schm.! SGfeller 1919. Dir junge" Gitmple"
s&it no''' nid trelle" cho" ammi''' schm. ebd. 1917. ,An
etw. schm. wellen-, sich an Etw. heranwagen. ,So
ich ie sich, das wir an die vollkummenheit der göt-
lichen grechtigheit nit schm. wellend.' Zwingli. ,Wie-
wol ... bapst Martin [die Kirchenreforni] nit wolt an
die band nemen und die gesellen [auf dem Constanzer
Konzil] an dieselbig stol nit schm. weitend.' Vad.
.Einen rüch an etw. schm. län': ,Ich wett im sicher
gunnen wol, das er in [der Hausherr den Knecht]
Hesse an den stuol dermassen schmöcken also ruch,
wie es dann ist sin won und bruch.' Rüef 15.39. In
Öppis (ine") schm. 1) eig. Will der Ma"" in d'Chuchi
schm., gon e" Häfeli üfdecke", ,jo do rennt er süfer a".
JDettwvier (Bs); vgl. Chucki-Schmecker. Ei"'m i"
der Üsstelh"g Alls cho" üs.'ichnausefi un'' i" d'Pfanne"
[ schm. JBüRKi 1910. .Wir haben eine Jungfrau ge-
habt, die hat allemal, wenn sie vom Felde kam, in
allen Kachelene" g'schniöckt und hat allemal es
richtig erraten, wenn ein Kaffee gemacht worden, von
' dem sie Nichts erhielt.' Gotth. II; ,in alle Töpfe ge-
j rochen.' 1851. — 2) uneig.; vgl. Schmöck-Nasen (Bd IV
I 801). 7" Alls ine" schm., seine Nase überall hinein-
stecken B (GZür.). All dri" ine" schm. Ar (T.). In
Öppis ine" schm., sich oberfiäclilich mit einem Gegen-
I stand beschäftigen, einen Ort flüchtig betreten B; Gi.;
j Gr; Sch; Z. Er schmöckt chüm i"d'Schuel(d' Stadt) ine",
i se meint-er, xvas-er sei ScnSt. Es fluechi'd die junge"
Purst, es soll's Eine'' wäge", in ires Dorf ine" z'schm.,
si schlagi"d bim Hagel de" Hund z'Töd. Ustkri 1853.
Wenn ette" en Purst in e" fröndi G'meind in g'schmeckt
hed, im Namme" z'Hengert z'gän, so heind-s'en mit
Schlier e'weg g'speukt. GFient 1898. Wibervolch hat
hi lÄb und Leben e"kei"s törfen i' Sal ine" schm., bei
feinem Sängermahl. CStreiff 1914. Nacht z'nacht isch-
\'i-mer in Endifinken um 's Hüs ume" nä'''e"'lüslet ...
I Überall gäd si go" ine"schm. EEschmann 1919. S. noch
\Laxiering (Bdlll 1546; aus Gotth.). ,Als die lender
die herschaft Grüeningen ... besetzt haftend, schik-
tend si der tagen botschaft hin . . . dass man inen
solle schweren ... Doch wichend etlich ... und ver-
maintend schirm ze finden, durch den si sölichs aides
Schweiz. Idiotikon IX,
ledig sin raöchtend. Aber kurz, wollend si in die her-
schaft [s. Bd II 1554, Bed. 4] schmeken, so muosstend
si schweren.' Vad. ,Der wärt hab in gheissen bezalen,
aber darby verholten, er sölt im nit in das hus
schmöcken.' 1556. B Turrab. ,Die von N. haben ir
holz und schachen verbannet, dass [die ,schachenlüt']
nit daryn dörfent schm.' 1569, B. ,Der heilig tempel
Salomons ist jetz ein tempel der Türken und darff kein
Christ darin schm., er wöll dann ein Türk werden.'
EcKL. 1575. ,Es dörffte auch kein Bawr, bis die
Sacra fürüber, in kein Wirtshaus schmäcken.' Heut.
1658. .Dergleichen [nichtsnutzige] Bursche sollen
in unsere Werkstätte nur nicht schm.' Sintem. 1759.
In ähnl. Fügungen mit andern Präpp. und Advv. Nid
nW einist im Jör [soll man die Kommunion empfangen],
und dann nümm, tiie d' Filrg'schawer nW einist e"chli"
i" d'Chämi ufe" schmöcki"d. Wohler Anzeiger 1916.
Nid zum Hüs ns schm., .sich von Haus gar nicht ent-
fernen dürfen' GRPr. Der Atti verhüete-si in-ere" Wis
und Art. dass-si hofe"li''' mi'' zum Hüs üs schm. törfi.
U KuoNi 1884. Var 's Hüs use" schm. Z (Dan.) ; vgl. cor-
tisen-schm. .Ich wolle schon einen Ort finden, wo der
Landvogt nicht hin schmöcke.' Gotth. ,Die, so sich
für apostel oder propheten uffwerffend ... blybend nit
in iren kilchen, sonder louft'end in ander kilchen ...
Dieselben kilchen verwirrend sy und schmeckend nit
under die kilchen der unglöubigen.' Zwingli; nee un-
quam infidelium ccetibus vel ecclesiis sese admiscent.
Gualth. .Den Wächtern [in Hasle] by hocher straf
gepieteu, dass sy mit den ünderwaldischen Wächtern
kein grüen red noch Wortzeichen haltend, sonders wo
sy für ir wacht und uf unser ertrich treten, sy venk-
lich annemen und ganz und gar nit haruber schm.
lassen.' 1529, B Ref. ,Wir wend mit gweif, gschoss
und steinen zur muren lassen schmöcken keinen', der
sich ihr als Feind nähert. RSchmih 1579. .Die Ungarn,
als sie bei Seckingen auch über Rhein geschmeckt,
wieder hinüber schlagen.' Kriegsr. 1704. ,Mein Haus
stand ... leer; es schmeckte mir Keiner hin.' Z Scbaüsp.
1781. Er isch gll''' drüber cho", wer de'' Kärli sig,
wo um 's Hüsli ume" g'schmöckt het. Joach. 189'2; vgl.
umen-schm. Abs., schnüffeln, nachspüren. Die Hed-
wig, die ist nii'' cho" schm. . . . ob der Adolf scho" da
sei. ACoRR. 1860. Was het Die in euserm Hüs inne"
z'tüend ? Hesch g'meint, si seig icäge" dine" cho" schm. .?
PHaller 1916. Er geit go" schm , ,von Haus zu Haus
vor die Fenster gehen, zu sehen, wer drinnen ist.'
Schild 1863. ,Gebe im [B., der sich wegen Ver-
leumdungen beklagt] meister G. zuo antwurt, er solle
nun anhin gon und rüewig sin und sich an eins
sölichen fröwlins red nützit keren. Und er. B.. im
daruff antwurte, daz im damit noch ungeholfen were,
dann im das uftgehebt möchte werden, so stäche er
denn eim den hals ab. Da im meister G. aber ant-
wurte, er sölte nun anhin gon, welcher denn schm.
weit, der möchte schm.' 1483, Z RB. Imp.. mehr oder
weniger formelhaft; vgl. auch Sp. 883o. 897 o. Schmeck
(Schmöck) am Fass (Fässli, Stitzli), es gräuelet!
höhnisch, wenn man Jmd eine Abfertigung, Zurecht-
weisung hat zuteil werden lassen, ihn betroffen sieht
GBuchs; Sprww. 1869. Schmöck am Spunte"! L
(ERöthelin). Schmöck a" der Chelle"! s. Bd 111 200 o.
Schmöck am Bese"! S. Schmeck (Schmöck) dra"! Av
(It T. auch mit dem Zusatz: most g'nueg ha"!); GSa.;
' ScaSchl. Trompf ond dreu ond schmeck dra"! RA. beim
8P0
Sclnnak. sclinu>k, sclimik, schniok, schniuk
!"0l)
Kartenspiel Ap Kai. 1922. Hatis, schmöck du dra"! S.
,Da der G. die schyen nemeii wölt, rette das töcbterly:
luog man, wie tuost! Do spreche der G. zuo dem
töchterlin: Küss fud und schniek ir daran! und trüege
damit die schyen enweg.' 1453. Z RB.: vgl.: ,[XN..
die einen Knaben beraubt haben, haben] volgents,
wie etliche junge Burger uss der Statt alliie darzue
khommen, ire Wehr halb ussgezuckt und sy daran
schmücken geheissen.' 1606/7. ebd. Schmöck dei!
ZDättl.. 0. (,Ja hast du esl'; It Messikommer bes. beim
Kartenspiel). Schmöck iez dei! Esö göt's, wäm-me'
nüd üfpasset lÜEssiKOuyiER 1910. Schmeck, wie'ssWcht!
,d. h. 's ist nicht so arg. so gefährlich mit dem Gut-
riechen, iron.. indem Der, welcher eine wirklich wohl-
riechende Sache hat, damit zu verstehen geben will,
dass er sich auf den Besitz dieser so wohlriechenden
Sache nicht so viel einbilde, während er des Wertes
sich ganz wohl bewusst ist' GrD. (B.). Schmöck, uenn-
i'''(-der) chüechh"! s. Bd III 143 u.; auch BE. (.merk's
Marx, was ich da sage, ist auf dich gemünzt' It Bärnd.
1904); L. Schmeck, Fuchs, es ist Eäbsupjte" ! Gr (Tsch.).
Schmeck! Das geht dich an! W. ,Schmeck! ein Wort
des Unwillens, welches in der anständigen Konver-
satioiissprache heissen soll: Schweig still! Lass mich
ungeschoren!- B; L(ltSt.''); Sca, so Ha. und It Kirchh.,
St.»'; W; Zg (It St."); Z, so Flaach, Kn. ,Jedesiual
wenn ich meine Grossmutter unaufhörlich mit einer
langweiligen vorwitzigen Frage belästigte und [sie]
mich dann schliesslich mit dem geförchteten schluss-
gebietenden, kurzen, barschen schmeck! anherrschte,
dann wusste ich, dass ein weitres Fragen nutzlos wäre.'
Neckomh (ScnHa.). Wentis der nid g'fdlU, so schmöck!
ßs (Seil.). Hans Ruedi, bist s'Mär''t g'si", hest Chns
g'chauft? Ja, Chäs g'chauft. Isch guet g'sl"? Ja, guet
g'si". Schmöck! Nachahmung des Rufes der Wild-
taube Z (Dan.). Turteltübli, tco bist g'si"? Z' Züri'''.
Wa'hest'tä"? Weggli g'chauft. Tür g'sV? Schmöck!
Turteltaubenruf ZFlaach. Das sägen-i''' . . . it""* !t>e"""s
jits nit churzum guetet, so geit denn e" Fack [usw.],
Schmöck, we"" d'm't, e" Jede'', wo's a"geit, dert z' Paris
ene"! JBürki. , Verzeiht, Frau Sime Sämelene, sagte
Jacobli halb ärgerlich, halb demütig ... ich wollte
Jungfer Züseli nur zeigen, wie wir den Salat rüsten
... Schmök, ja wolle", lehre" den Salat rüsten! sagte
Frau Sime Sämelene.' Gotth. ,Da sagte ich, wie denn
Die heissen, die den Armen nach ihrer Saeh trachten.
Schmöck! sagte sie und schnurrte ins Nebenstüblein
hinein. Ich wollte aber nicht schmecken, sondern
trank aus ... und ging fort.' AKeller 1852; noch
öfter. [Bauer A., der die andern einexerziert:] Lug,
schau, Dori, wie kaust dahär! [Bauer B. :] Schmöck,
du Grossgrind, wie wotti dahär ko, icie's ämä Bider-
man astoht! Helv. in pace 1694. /«* ha' 'tankt: Schmöck
(dra' L)! erzählt Einer, erfreut über eine gelungene
Abfuhr Aa; B; L; S; Z. Dernä''' bin-i''' üfg' stangen
u""* fürt u"' ha' 'täicht: Schmöck jitzen ow'', du hund-
härige" Fötzelhung iras-de bisch! Loosli 1910. Äh,
schmöck-mer doch e'fange' (auch schmöck Dreck)! sagt
Einer, der einer Quälerei, Neckerei satt ist Z (Dan.).
Schmeck's, ,da liast du es!' Ap(T.). Auch infinitivisch:
Schmücke'! SchR. PI.: ,Es stinkt ... wenn die Be-
teiligten mitstimmen können, sobald es sich ... um
Abschaffungen oder Niederschätzungen handelt. Ich
habe einmal gehört, dass vor Jahren, als es sich um
das Ohmgeld handelte, die Rebbesitzer abtreten
mussten an einem gewissen Orte. Schmökel ! Wenn
die jetzige Ordnung der Dinge fällt, so geschieht es
nur, weil gar zu viele von Denen, die sie aufrecht-
erhalten sollten ... ein Privatgelüsten befriedigen
wollen.' Gotth. (Hdschr.); vgl. ß. — ß) übergehend in
die Bezeichnung (geistiger) Wahrnehmung übh.;
vgl. zum Übergang von Bed. a: ,ütf das fragte J.
den B., wo er zuo wiu gesin were. Antwurte er im,
er were zum Saffran gesin. Uff das redte er wyter,
er schmackte daz wol an siner red, köndte inn och
nit änderst achten, denn das er voll wins were.'
1510/20, Z. 's chunt-mer z'Sinn, t'* hält jo au'^ no'''
Öbbis z' verrechne' mit dem Schacherjud ... Und tcartet,
t«* icill-im der Chümi under d'Nase' riben, er het
g'nueg z'schmecken; i"* bin-ech guet derfür, er chunnt
das Geld ech niimme' clio" heusche". Breitenst. 1863.
Nä'Hinä''' het der Peter e' fini Naseti übercho' . . .
Aber Alles het-er doch nid g'schmöckt. RvTavel 1916.
,Das sei Einer, der d'Sach sclimöck, aber sie doch
für Das halte, was sie sei und d'Nase abseits dreh.'
Gotth.; vorher: .Junge Bursche haben öppe" nicht
immer die feinste Nase, Alles riechen sie nicht, sie
müssen es erst greifen.' S. noch Pfnüsel II (Bd V
1274; RGwerb 1646). Schm. und g'seh' uä. En Aller-
iceltsfraubas, tco Alles weiss und Alles schmöckt und
g'seht und füelt und g'hört. ACorr. 1873. .Dann fuhr
ich [der beim Weben Träumende] empor und Hess
das Schifflein fliegen, aber wenn der Vater dann
Webenester sah [usw.], dann gieng Donner- und Prügel-
wetter erst an und er wollte wissen, warum ich nicht
sehen und schmücken könne.' Gotth. V; .riechen.' 1848.
.Dass Kegenten gar oft . . . gar Nichts mehr sehen
und schmöcken, als wer vor ihnen sich beuge." ebd. VI;
fehlt 1848. Bisch doch e" Donstigs Lümmel, schmöckst
u'd merkst de" gar Nüt me? ebd. V; , riechst' 1848.
Ei"m Öppis z'schm. ge', „Einem seine Unzufriedenheit
mit Stichworten äussern- Aa; Ap (T.); B, auch It Id. j
(.odorandum prabere, exprobrare alioui aliquid'); Gr;
L; G; S; UwE.; Nnw; W ; Syn. z' schnupfe' ge', ferner |
um d'Nasen ume' ribe" (Bd IV' 798 u.). Dem will-i''''s (
scho' -noch z'schm. gen GRThs. „Einem Eins zu scbm. |
geben." St. P'' hä'-mu Eins z'schm. g'ge' Yf. Er het- I
mer öppe' g'nue> g'ge" z'schm. B (Zyro). [A.:] Weder |
die jungi Frau no''' 's Ziisi neme' si''' Oppis um 's
Hüswesen a'. [B. :] i'* danken-ech, ''ass-der-mer Das I
säget, i''' tvill Das dene' Bede' dobe' scho' z'schm. j
ge". Schild 1885; mit der Erklärung .verdeuteo'. |
Der N. het-ne' du richtig Ei's üsg'lachet un'' im z'schm. j
g'ge', er sig schint's no''' nit wit umenangere" chO'. |
JBüRKi 1916. Was fiir-nes Eeppermandi, ''ass-i''' ■''w |
Ödel z'schm. g'ge' heig. JEoos 1907. .Einen lassen i
schm.', ihm empfindliche Anspielungen machen W. Dö \
chan'-er schm., ,an Dem, was ihm unter die Nase ge- |
rieben wurde, mag er sich nun zerarbeiten, er mag
den ihm gemachten Tadel fühlen' Ap (T.); vgl. Sp.S96u. |
Dö ehaust schm., ,da kannst dir was merken!' Aa (H.).
Die hend schm. chönne' Gr (Tsch.). Wol, Dem hau-
i«*'« g'seit ...; er het du chönnC schm. Gotth. Er'
het's möge" g'schm. B (Zyro). Er solVs schm., ,ich
werde ihm die Beleidigung eintreiben !' ebd. .Er mues'-
mer's schm., injuriam mihi illatam sentiet!' Id. B. •
Das muess-er-mer no''' schm.! W. In freierer Ver-
wendung, merken, erkennen, .erfahren, meistens i« .
bösem S.' (St.''), auch voraussehen, ahnen Ap (.einer
Sache auf die Spur kommen.' T.); B; Gr; L (anch
901
Schmak, schmek. schmik, sclimok, schmuk
90'2
ltSt.'');G; Sch; S;Th; Uw; ZG(St.'); Z. Er schmeckt-
sus W. ,Er het's g'schmöckt, subodoratus est.' Id. B.
Er hed's grad g'schmeckt Gr (TrcIi ) Er schmeckt
Alls pll''' Ndw (Matthy-f). Schmöckst Öppis? Sch. !"•
hän Öppis dermi" g'schmöggt GG. I''' ha" no"'' Nüt
devo" g'schmöckt B (Zyro). Hast Nild von-em ume"
g'schmöckt, nicht semerkt, dass er in der Nähe istV
Z (Spillin.). Di' Gäxnase" het Öppis g'schmöckt.
RvTavel 1922. .Es sei mit Kä^jofrgis Bäbi heim
Schiess nicht riehtig ... u'"' die .^lte° .sö'te» afe° Öppis
scbmorke»'. nänil. dass ihre Tochter g'eschwängert sei.
GoTTH. Nöchi Erbe" hed de Chläis e"keni g'ha", aber
defür recht vil, die's gern hätte" ivelle" werde". Das
hed-er sclio" g'schmöckt. Vatekland 19U8 (LWief?.).
,Aha, dai-hte sie. Das hab ich doch geschniöckt. üja,
sie hatte sranz richtig geraten, die erfahrene Gotte.'
RvTavel 1917. . Wenn er so dumm isch «"'' Dan [dass
ich ihn foppe] nid schmeckt, so kann icii dem Tropt
nicht halfen.' Bäknd. 1914. [A.:] Do him-i''-'s [Geld]
alle'thalbe" verlochet im ganze" Wald umenand [B.:]
Dö hät's de'' Zwerg g'schmöckt und wo'tder's ne".
ACoRR. 1875. Was si [die Mutter] 'tö" hed für di
arme" Lüt! . . . Ke" Bettler ist vom Hüs e'w'egg, er
hed nid Öppis i" Pumper übercho". Wenn's aw'' de
Vater nid eister g'schmöckt hed. ALGassmann 1918.
Es [ein Kind] hed eso u"b'holfe" g'antworlet, dass
d'Muetter neuives Nitrechls g'schmeckt hed. JJörger
1912. Am Abe"'' (vor einem Kampf] het-me" no''' nüt
Verdächtigs g'schmöckt. ELeütholp 1913. Der Barixel
[Bd IV 144.')] schm. JReinh. 1901. ,Do unser herrn den
list schmaktend, saitend si inen zuo, das sie begert
hattend.' Vad. ,ülfeci ego, ich hab es geschmeckt, das
ist gemerkt oder befunden.' Fris. 1541. .Etwas
schmöcken, merken und spüren, etwaran zweifflen,
obolere; schmöcken, ein ding erfaren, subolere; der
schmöckt mein gold, es zweiflet im, ich habe gold,
ölet huic aurum; schmöckts der vatter nit, wil im
nit etwas bedanken, zweiftletim nichts daran, nunquid
patri subolet?' Fris.; M.\i,. ,Der Bös ... schmeckt
gar bald des Menschen Will.' GGotth. 1619. ,In
der dreyfachen güldenen Krön des Papsts war
diser Titul Geheimnus [Otfenb. 17, 5] eingegraben
. . . biss endtlich Papst Julius der 3. solchen ge-
schmäkt, ihn auskratzen und an dessen Statt ein-
1 graben lassen Julius, der obriste prioster.' ClSchob.
i 1699. S. noch Chinder-Schueh (Bd VIII 475).
j Mit Obj.-Satz. Si [zurückgekehrte Reisläufer] hei"
I g'schmöckt, dass nid guet Wetter isch, und hev'-sech
I t" d'Freistatt verzöge". RvTavel 1913. [Vieh] z'säme"-
I g'chauft, so vil-me" cha"" und ma", bevor d'Püre"
sehmöcke"d, dass de' Fleischüfschlag chunt! sagt ein
j Metzger. AHdggenb. D' dumpfere" hed hit der wüester
I Schatz verchoift, si hed's g'schmeckt, dass am Abe"'' e"
j schönere'' zioche" loift UwSchwändi (Kiltspruch). ,Die
{ Herren sollen dann [an der Landsgemeinde] schmecke»,
i dass man keine Landvögt mehr wolle.' Obw Blätter
i 1900. ,D6r von Gerolzecke . . . lies si [die Strass-
f burger] ganz unverkümbert; er smeket wol, das si
I die von Bern und ander Eidgnossen nie betten ver-
llassen.' DSchill. B. ,Sind hegirig nach der verneunf-
(tigen [!]. unverfelschten milch, als die yetzgehornen
kindlin, auf dass ir durch dieselbig erwachsind, so ir
anders habend geschmöckt, dass der Herr fr.eüntlich
'ist.- 15.S0/89, I.Petri; ,versucht.' 1«67; £yeüo«o8-s. LXX.
Der Houp'me"" het g'schmöckt, uf wen Das g'münzt
g'si" ist. EvTavel 1904. ,Du bist heut nicht merkige"^
gewesen . . . Hast nicht geschmöckt, wie der Hase
läuftV- ebd. 1917. Der Xandi het ganz guet g'schmöckt,
ivo's use" wo't. ebd. 1922. ,Aber dieselben schmackten
villicht wol, was sy doran gewinnen wurtten [die kath.
Orte mit der Hilfeleistung an die Simmentaler] und
komen nit.' 1528, BsChr. Jetz schmöck ih, was da Stock
ioiW. Ttrolersp. 1743 S. noch Bd VI 14öu. Etw. (durch
körperliche Empfindung) kennen lernen, spüren,
fühlen. , [Henker:] Botz Schlapperment, der Pfaft'
muss schmöckhen meine Hend.' JMahl. Itt20. Dass
söttige Lüt . . . ohne dass si amal 's Fegfür z'schmäcka
kommind, dem Tafel z'hinderst i 's Füdli fahrind. Göldi
1712. ,Sie [ilie Berner] müssen dis Treffen noch lange
Zeit schmeken.' ÜADEK-Lied 1714. .Den töd schra.'
.Es stond etlich liie, die nit schm. wenlend den tod.'
1530, Matth.; .schmöcken.- 1589; .versuihen.' 1667;
.schmecken.' 1868; gr. -j-eöoujvcai .[Jesus] ist durch das
leiden und den tod gekrönt mit preis und eer. auf
das er von Gnttes gnaden für alle den tod schmackte.'
1530/89, EuR.; .versuchte.' 1667; .schmecken wollte.'
1868; gr. Ysuarjxai. Mit Sachsubj. .Er aber zerreiss
die seil, wie ein geflochtne schnuor zerreisst. wenn
sy das fheür schmeckt.' 1530/89, Richt.; .berühret.'
1667; iv i(f> 6acppav9-^vai. LXX. — b) .schmecken',
durch den Geschmack erkennen, (kostend) versuchen;
Syn. ver-suechen 3by (Bd VII 224/5). D'Chust schm.;
s. BdIlI554M. (Scliild). ,Eine spis schm.'; vgl. zu
Ge-schmack la (Sp. 871 u.). .Die Speis schm.. sihe ver-
suchen.'Hosp. S. noch Sp. 877 0. .Die kriegsknecht ...
gabend ... im [Jesus] essich zuo trinken mit gallen
vermischet. Und do er es schmöcket. weit er nit
trinken.' 1530. Matth.; .do ers versuocht.' 1589; gr.
YiuadnEv&g. ,Man muss glauben, der Leib Christi seye
zugegen, den man nicht sielit. Brot und Wein aber,
das man sieht, greift und schmöckt, seyen nicht mehr
vorhanden.' Hott. 1666. ,Schm., kosten, gustare, libare.'
Denzl. 1677. 1716; nicht 1666. ,Dises Alles [aus-
erlesene Leckerbissen] ist Nichts für die traurigen
Gast zu Zion, es sind blosse Schauessen für die Seelen,
sie sihts wol, si riechts wol, aber sie kan es nicht
schmäken, sie versterken und vergrösseren nur den
Hunger und Durst.' Kltogl. 1688. Mit Gen. S.. von
Etw. kosten: ,Daz [die h. Maria] ist der brunne be-
sigiliter ... da uns uz geflozzin ist fons aquae salientis
in vitam feternam. Des muozzen wir gesmecchen in
sinera riche, alsolich so er ist, per omnia secula.'
E. XII., Wack. 1876. — Anihd. (ge)smevke>i in alleu unseru
Bedd.; vgl. Gr. WB. IX 961/71. 1 105 ; Martiu-Lieuh. II 4S1/2 ;
ChSchmidt 1901, 3-28; Fischer III 482; V 986/9, zu den KAA.
auch Wauder IV 257/62. Die Rundung e ^ ö (vgl. dazu die
einzelneu B,ände der BSG., sowie AfdA. 24,31) ist unterblieben
in einer der Nordostgrenze vorgelagerten Zune, deren südliche
Begrenzung etwa durch die Endpunkte SchSchl. und GBuchs
gegeben wird, ferner im BO., S. (tw.) und im Südosten (Gr);
die entrundenden Gebiete (Bstw.; GrObS.; P; TB.; Uw;ü; W)
fallen ausser Betracht. lu der ä. Lit. erscheint ,-ö-' seit 2. V.
XVI. wesentl. auf dem heutigen Ruudungsgebiet; 1530, Bib.;
Zwingli; Fris. 1541/68 schwanken zw. ,-e ' und ,-ö-'. Seit
M. XVII. findet sich vereinzelt die etymologisierende Schrei-
bung ,-ä-'. Die Form mit ge- herrscht heute iu Bed. 1 b, ist
dagegen i. S.v. (fetw. durch den Geruch) wahrnehmen (2 a),
wenn mau von den Verbindungen (nüd) y'schm. cliönne", möge"
(so auchB, so E. und ItZyro; Gl; SchR.; Schw It Fastn. 1896:
Z, so Hombr. und It Spillm., EEscbmann) absieht, wenig ver-
breitet und zT. neben der (häufigem) Form ohne ge- in Ge-
brauch; diese gilt uneingeschr&nkt in der intr. Verwendung
903
Schiiiak, schlliek. scliinik, sclmiük, scbiiiuk
9U1
voa2a.[Sp. 89ö\). [Vg]. : üchmöcke'mal! O'achmöA-st yat.' G\K.),
ferner (2 b fällt als nicht lebenskräftig ausser Betracht) in
Bed. 1 a ; vgl. Bd II 46 u. 47/9, ferner (cje-)»ehm (Bd VII 523/4.
542). Die spärlichen Belege für die Form mit </e- aus der
ä.Spr. verteilen sich auf 1 a (WvRheinau), 1 b (Gespr. 1656;
s. buchteten Bd IV 1538) und 2 h (E. XII., W.ack. 1876). Das
Ptc. Priet. ist hinsichtlich der zugehörigen Pr;es.-Form nicht
eindeutig. RUckumgelautete Formen, die im (literarischen)
Ind. Pr»t. bis E. XVI. uneingeschränkt gelten, lassen sich auch
auf achmavk-tii (Sp. 882) beziehen; vgl. auch die Anm. zu
ye-schmack (Sp. 879). Die starke Entfaltung von 1 a, 2 a auf
Kosten lou 1 b, 2 b (zur Scheidung in der ä.Spr. vgl. die Beni.
zu Oe-sehmack- lu Sp. 871) entspricht dem Verhältniss der
meisten obd. MAA. Flurn.: ,Schmekwies, ein Haus und Guter
in der Pfarr [Th]Wigoltingen.' Leu, Lex. Als Lehnw. (imeke,
tmöka) in bernischen Patois in den Bedd. riechen, wittern,
schnüffeln; niundeu; ahnen, merken. Vgl. noch schmatzen. —
Sc lim ecke" 1 bzw. -ö- — r.: 1. entspr. 1 a. So herr-
iech het's g'heirelet über d'Lade'wand ine" zum Schm.
!0" de" Blnevie". RvTavel 1922. — 2. entspr. 2aa.
Met allem Schm. han-i''' dö use" 'brächt, ''as''s Mandel-
eherne" g'se" sönd, näinl. Bölleli auf Hungtörtli. JHart-
M4NN. Nes anders Mol het-er [ein mit dem Wirtshaus-
Essen Unzufriedener] 's Chacheli gar nit iiftö". Er
chöm vom Schm. g'nue^ über. JReinh. 1905; vgl. Ge-
schmack laa, (Sp. 872u). ,[Ein Städter] der nuuiiue"
der halb Teil vom Jar halb g'nue^ z'esse" het und
der anger halb Teil vom Schm. muess lebe", was mir
Bauren araene" Zistig fresse" z'Bern inn.' Gotth. VI;
fehlt 1848. Vom Schm. het-me" halt nid g'lebt, mi"
het 0'* gern es Chüstli. EWüTERiCH-Muralt 1914 (B).
Vum Schm. schu" glH's här e" RilschH GO. (Anz. 1868).
's het-mi''' 'dunkt, mi" slg vom Schm. [eines Mostfasses]
wider nuefer werde". JReinh. 1917. Für's Essen es Mül
und für's Schm. e" Nase". Usteri 1853. Dö hest für's
Schm., zu Einem, der eine Abfertigung erhalten hat.
ALGässmann 1918; vgl. schmecken 2att. zum Schluss.
S. noch ße-schmack Iba (Sp. 877; Fris.; Mal.). —
schmeckend (bzw. ,-ö-'). äSfr., g'schmecket (bzw.
■U-) Gl; LBer.; GRh., We.; SchwE., „(ge)8chmecket"
St., g'schmöckt L It Ineichen (vgl. die Anm.): entspr.
1 a, „riechend" L (Ineichen); St.; Syn. schmeckig.
,SchmiJckeude (riechende), odorans." Fris.; Mal.; s.
noch Ge-schmack laa (Sp. 872o.). Prägn. a) wolil-
riechend, duftend Gl, so M., S.; ScuwE. (Ochsner);
St. Dernegs g'schm-s Mel"', wo Ei"'m der Goafför i"
der Stadt »lä'* "'«»» Rasiere" i" d's G'sicht stricht.
CStheiff 1902. G'schm-s Wasser Parfüm Gl; St.'
(«geschmecktes"); Syn. Ge-schmack-, Schmeck -Wasser.
En g'schm-e'' Maie' wird von der Besitzerin in der
Kirche zu allgemeinem Genuss lierumgeboten GlS.
G'schm-i Älpe"röse"; s. Bd VI 1392 (Bed. 2). G'schvi.'s
Viundli, Viola odor. LBer. (RBrandst. 1883); Syn.
Schmeckeröndli. ,Inn iren bedern warend vyl schm-er
krüttern.' Haimonsk. 1531. — b) übelriechend, stinkend
ScHwE. (Ochsner). ,Ez treit mang mensche eis engols
schin und hat doch tiuvellichen sin. Der ist als ein
besniter mist, der innan vul und sm-t ist.' Boner.
,Rancidus, iracundus [!] vel meggend vel schm.' Ebinger
1438. ,Du ... bist ein böse, smeckende frow.' XV.,
L (RBrandst.). .[Ein an einem fressenden Geschwür
Erkrankter] ward so vast schm., dass niemand um in
gern bleiben wolt.' VAn. Bes. von faulendem Fleisch,
Leichen. ,Uie, so über metzgerhantwerk geseczt wer-
den, sönd schwären, was sy in der motzg finden ...
das nit wärschaft ist, es syo von frischem Heiscli oder
das so schm. worden wer, das sollen sy heissen hin-
weg tuon.' um 1520, AaB. StR. ,By Burganova sind
die corpor [der Gefallenen] uf ainem hochen hufen
gelegen und zum tail schm. worden.' Kessl. Des
gstorbnen pfawen fleisch dorret nit aus, wirt auch nit
schmückend, sunder bleibt, als ob es mit specereyeu
verbalsamiert seye.' Vogelb. 1557. S. noch Bd VIII
401 u. .Schmeckender ateni, ftetidum os.' Mal. ,Ohne
Zwyfel war sy pristig ynwendig umb Lungen und
Leberen, wie sie ... wann sy zu Ader gelassen, wüest
blawyss ßluet ghan hatt, ouch einen stark schmäkenden
Atem.' ABöscH XVII. .[Pulver] für den schmöckenden
Atem.' Arzneib. XVII./XVIII. — Für (y )3chmeckrt (auch
bei Fischer V 990) kommt zT. auch das Ad.j.-Suff. -echt in Frage
(vgl. ,schmeckicht' Gr.WB. 1X973); vgl. zur Bildung scJtaJcurf,
ge-Hchlachet (Sp. 327), ge-echlampet (Sp. 558), sowie Wint. 153.
204f. 230. — Übel-: = schmeckend b; vgl. Sp. 886o.
,Eiuen kühel mit unfletigem und ü-em wuost.' 1486,
Z RB. .Stinkend, u., putidus, foetidus, olidus, ranci-
dulus, virosus.' Fris.; Mal. S. noch Bd III 558o. —
Vgl. Gr.WB. XI 2 44. — un- ung'schmöcket: Gegs. zu
schmeckend a. U-s Viönli LE.; s. Bd I ö34. — wol-:
= schmeckend a; Syn. w.-schmackend (Sp. 882): vgl.
Sp. 885/t). , Wol schmöckend.' Fris.; Mal. , Ein schöner
garten mit w-en linden . . . bezieret.' HPakt. 1578.
,Die Holzbigen, daruf si [die alten Deutschen] ire
Toten verbrent, habend si weder mit Kleideren be-
deckt noch mit w-en Dingen angemacht.' JJRüeger;
nach Tac. Germ. c. 27. S. noch Ge-schmack laa
(Sp. 872M.); schmecken la {Sp. 888o.). — Vgl. Diefeub.
1857, 511c; Fischer VI 950.
ab-: entspr. schmecken 2a. 1. Einem Etw. .ab-
riechen', es durch Riechen entnehmen, erkennen Sch
R.; vgl. Sp. 894u. Hettsch-mer's du recht g'sait; i'''ha*-
der's jo nid chün"en a.! — 2 intr., abblitzen. Gell'et,
dir weit mi''' lo" vogte", dir Ch. . . .'. Aber dir werdet
wol a. .. . und mit ''<■)» Erbe" müesst-er no''' warte',
potz millidie! Joach. 1881 (S); vgl. Sp. 898 f. — Vgl.
Gr.WB. I 105 (in andrer Bed.); Fischer I 64 (in Bed. 2). —
Basel-stab-Ab-schmecker m.: = B.-Ab-schleeker
(Sp. 510) Bs.
üf-: 1. riechend die Nase in die Höhe heben. Nur
in Schmuck-üf m.. , Einer, der die Nase zu hoch
trägt' B. so E. De'' windig Schm. het hie Nüt z'suechef.
SGfeller 1911. — 2. durch Schnütieln auffassen, aus-
spionieren, heimlich horchen BsSt. Muest denn aW''
Alls ü.! Minder Ef'm ü., ,nachtreten, nehmen, was
ein Anderer nicht will.' ebd. .Aufnaschen, ausspähen,
dem Schmarotzen nachstreichen, zB. man darf kein
Papier vor dem Burschen liegen lassen, er schmeckt
Alles auf. In allen Küchen aufschmecken. Ich mag
nicht hinter ihm aufschmecken d. h. nachtreten und
mit dem vorlieb nehmen, was er verschmäht. Ein
Mädchen nehmen, das einem Vorbuhler verleidet ist'
Spreng. Subst. Inf.: 'ä Ü. und Schnaigge" isch sunst nit
ml" Bruch Bs (Seil.). Nom. agentis Üf-schmecker m.,
-schmeckere" f. BsSt. (auch It Spreng). — InBed.2
auch eis. (Martiu-Lienh. II 482; auch Ußchmecker).
ume"-, bzw. Mm*e"-, iimer- usw.: herumriechen, i
-schnüffeln Aa; Ap; B; Gr; Z und weiterhin; vgl.
schmecken 2aa. (Sp. 897/8). [Die Mutter hat] der Luft .
dar''' d'Nase" 'zage" und ume"g'schmeckt, da in der (
Nähe eine aus dem Gülle"loch gezogne Kappe lag.
.TJüRGER 1918. Wo-n-i''' öppen ume"schmöcke" [nach i
einer Frau], es isch mi" Sei e" Hägge" dra". Loosii
1911. ,Da fängt plötzlich eins der altern Tiere [einer |
905
Sclimak, svlllliek. scliniik, .scliiiiük, schimik
906
Rinderherde I an, mit liocli erhobener Nase eso im Luft
umher z'schm.' Barnd. 1908. Der hungrig Hund hed
i" der ganze" Stube" unWg'schmeckt, ob er Näd z'fresse"
ßndi Gr (Tscli.). De wo'tst an Al'em ome"schm. AaF.
Do . . . g' sehn-i"'' , wie-nen grosse" Hund obe" a" der
Zaine" mne"schmöckt und 's Bei" lupft Z. D's Hündli . . .
het a" dene" Schueh ume"g'schmöckt. WiMorf. Er [ein
Hund] isvhtner schu" am Stutz e"'gäge"cho" z'gumpe"
u."'' het a"-mer ume"g'schmöckt. EBalmer 1923. [Eine
nicht ernst zu nehmende Käuferin einer altertünilicheu
Uhr] werde eho" g'wundere" und öppen e"chlei" drann
uine"schm. und nache" wider gä". ÜfGreverz 1909. Noin-
agentis Ume"-Schmöcker in. H^Ellen.
a"-: „anriechen" L (Ineichen); Sr. 1. entspr.
schmecken 1. Mit Akk. P. a) eig., Jnidm eine (an-
genehme oder unangenehme) Geruclisemptindung er-
regen ScH.St.; Z. Es schmöckt-mi"'' da mein Öppis a",
ich empfinde hier einen (sonderbaren, unangenehmen)
Geruch, zB. wenn Etw. verbrannt wird ZStdt. De''
Brote" schmöckt-mi''' herrlich a" ScnSt. (Sulger). Prägn.,
angenehm in die Nase riechen, Gelüste erregen übh.
(Syn. möchtelen Bd IV 70) GRCast., He., Pr.; ScuSt.
(Sulger). Es tuet-mi''' a. Es hed-mi''' recht a"g'schmeckt.
— b) uneig., = an-ge-sehen 7 (Bd VII 657). Da der
König den Anfang gemacht habe [mit der Abstellung
gewisser Übelstände bei der Söldnerrekrutierung], so
finde der Eat nicht gut, ihn nachträglich zu hindern.
,dann sy der handel glych anschraöcke, des küngs sach
unser sach sin.' 1543, Abscb. (U). ,Denn wie mich
d sach will schmöcken [Var. ,sehen'] an, darf es wol
kosten manchen mann.' Maüritiana 1581. — 2. ent-
spr. schmecken 2. a) (Jrad, Etw.) an-, beriechen, be-
schnüffeln Ap (auch It T.). Nebes (d'Hand, 's Heu") a.
,Vil schier gegangen kam der her zuozini, da er so
stille lag. Er wand, ez waer ein vulez phlag, und
warf in umb und smacht in an [Var. ,smacht dran'].'
Boner. — b) Jnidm Etw. (bes. eine genossene Speise,
getrunknen Wein) anriechen Aa; Bs; B, auch It Id.
(,ex odore iiitelligere) und Zyro; L; Sch; Z und weiter-
hin. Um Liechtmess ume" schmöckt-me"-der d'Leber-
vmrst vo" Wltem a". Gotth. VI; .riecht dir an.' 1848.
I"* schmöck-der's a", de hest Ghes g'ha" AaF. Eesch
Böte"g'ha"? I"'' schmöck-der's a".Z-!BdRi. ,Me"schmöckt
' im a",das'-er Wi" 'tränke" het, fumus vini eum tradit.'
' Id. B. Mer hat im's a"g'schmöckf, das'-er Franz g'ha"
hat SchR. Wo . . . öppen en Schuelpfleger cho" isch,
j häd-men-em scho" vun-ere" Stund wit a"g'schmöckt,
I woher er cho" ist, seb us ''em Ochse" oder us ''em Stal'.
! EEscu.iiANN 1917. ,Hat er [der Veltliner Wein] etwas
; Tadels, dass er auf Essig sticht [usw.] und man ihm
jdise Mängel erstens, wann man in aufladet, keümer-
ilichen und zum Teil Nichts anschmecket, wird er im
jScbottlen und Führen je lenger je Schlächter und
'[Stinkender.' Güler 1616. Me" cha""-der's e"mäl nid a.,
was d'gere" möchtisch, du muesch's säge"! unwillige Auf-
iforderung B (Zyro); Z; vgl. schmöcken 2aa (Sp. 894u.);
ia6-scÄm. i (Sp. 904). RA; s. ßdII239u. (Sulger; auch
JB Volksztg 1887). Bildlich bzw. uneig. i. S. v. an-
jmerken übh. B; Z. ,Auch der jetzigen Regierung des
jLandes, die in Bern sitzt, will man Bernergerüclilein
ivnschmöken.' Gotth. (Hdschr.). Me" hät-em's bim
ibige" Wetter uf hundert Stund chönne" a., das'-er
mder öppis Guggers im Sinn g'ha" hat. Messikomjier
910. — Bei Gr. WB. 1445; Schm.» II 543; Martin-Lienh. II
81 ; Fischer I 255 zT. in andern Bedd.
er-: „erriechen", durcli den Geruchssinn auffassen,
erkennen L (Ineiclien); St. ,Diser [Hund] loufft hin
und här so lang, biss er seine [des Diebes] tritt oder
pfad erschmöckt hatt' Tierb. 1563; ähnl. noch mehr-
fach. .Ein sonderbare ardt habend dise fisch ... näm-
lich dass sy ... umb sy [die Schitte] här schwümmend
one underlass so lang, biss sy den boden und gestad
erschmöckend.' Pischb. 1563. Vom Tod: ,Ich glaub,
der todt hie in [Nabal] schon erschmeckt, also ligt
er dainnen gesteckt; ich furcht, es sey umb in ver-
geben.' GrCbel 1560. Mit Bez. auf Abstraktes, merken,
„erfaliren, doch meistens im bösen [tadelnden. St.'] S."
B(ltSt.''); L(ltSt.'' und Ineichen); St.; Syn. er-lickenlc
(Bd III 1250). „Der Junge hat's erschmeckt, d. h. zu
seinem Nachteil." Sx.' .Ich ha"'s erschmöckt, ich weiss
davon zu sprechen B; L' (St.''). , Jetzt kann sie es
erschmöcken, was das für Leute sind da oben', wohin
sie (unglücklich) geheiratet hat. Gotth. ,Alle ge-
tüuften, under denen vil verworfner sind, die kein
glouben nie erschmacket haben.' B Disp. 1528. ,Mit
narry gond sy allsam um. War ich nit gar ein esel
gsyn, so hett ich sölichs erschmöckt vorbin.' Fünk.
1552. -- MhJ. ermiecken; vgl. Gr.WB. Ill 966; Schm.« 11
543; Schöpf 629; Fischer II 840, ferner Martin-Lienh. II 481
(derschnieckc").
US-: aus-, durchschnüffeln. Al's ü. icölle" Ap (T.).
Alli Gänterli hed-er üsg'schmöckt, ob ned Öppis drin
seig; das isch halt e" schlaue Ma"", ürsc Polizeikomisär
LWolhusen. — Vgl. Gr.WB. I 957; Martin-Lienh. II 482;
Fischer I 500 (in andrer BeJ.).
use"-: herausmerken, -fühlen; •^g\. schmecken 2a^
(Sp.900u.). Si" Chünstlernase" [hetj d' Hand vom Schriber
use"g'schmöckt. RvTavel 1913 (BStdt) Uf Öppis hi"
arbeite", a" das-mer selber nid gloubt, isch e" Schinterei
. . . Das het eben o"'* der Lombach am Ludi itse'-
g'schmöckt. und der Ludi het's g'merkt und g'meint,
jitz werde"'s de"" sini Lüt o""* u. ebd. 1904; auch u.,
dass ... (wo ...). ebd. — vor-use"-: die Nase, das
Gesicht zum Fenster, zur Tür hinausstrecken, um zu
prüfen, wie das Wetter, die Temperatur sei, auch vors
Haus, (ein wenig) an die frische Luft gehn Ap (T.);
Z (Dan.); vgl. schmeckenSaa-CS,^. 898o). Den Patienten
erlaubt man, dass sie e" Betzli r. töri"d Ap (T.). —
füre"-: die Nase hervorstrecken; s. den Reim BdVIII
384 o. (auch Z It Dan.); vgl. f.-schlieffen (Sp. 175), ferner
BdIII672u.
nach-: 1. enta\n. schmecken 1, nach Etw. riechen.
,Wann der Hanfsamen vor den Nusskernen genialen
wurde, hernach [würde] das Nussöhl dem Hanfsamen
nachschmöcken.' 1652, ZBül. — 2. entspr. schmecken 2,
nachsch nüffeln, -spüren., Prosequiodore,nachschmöcken
und spüren.' Fris. 1541. Sich um Etw. kümmern: ,Das
ich aber vom touft' der kinderen ye ein niissgfallens
oder demwidertoutf nachgschmeckthab, das hatt keiner,
der . . . warheit lieb hatt, nie von mir gesagt' Zwingli.
— Bei Gr.WB. VII 1 IG/7; Fischer IV 1897 in auderu Bedd.
zue-: (flüchtig) hinkommen. = dem Folg. ,Der
liebe Gott hat noch Winkel auf seinem Erdboden, wo
kein Teufel zuschmecken darf.' Z Schausp. 1779. —
zuehe"-: einem Ort einen (flüchtigen) Besuch ab-
statten, sich irgendwo blicken lassen ß, so E. Des
Schu'meisters heig-me"-si''' doch nid g'achtet; mi" heig
ender no''' g'glaubt, er tcell im Einderhüs Itiege" zueche"
z'schm., mit einer Werbung. SGfeller 1911. ö. noch en-
ueg-be-räuken (Bd VI S04); ab-schüsselen (Bd VIII 1475).
907
Scbniak, schniek, scliinik, schiuok, ächmuk
908
Schill ecke" II bzw. -ö- — f.: (grob oder scherzb.
für) Nase (als Geruchsorgan) BE., Ins; Syn. Schmeckill,
ferner Schnauggen. [Infolge eines Weintrauraes bat]
mi" Schm. z'mitts im G'sicht allweg vor Freud . . . e"chli"
me Färb übercho". JBürki 191(i. ,l)en Auf- und Zu-
dringlichen, M'o mttess si" Schmecl-i oder Schm. bi Allem
ha".' Barnd. 1914. Geruchssinn, -enipfindung BE.; ZO.
Er hat (gar) e" fini, gueti Schm., auch uneig. Zu., so
F. ,\Ver dem Küher, der ohnehin eine fini Schm. habe,
einen Deut gegeben habe.' .Alpenh. 1871 (BE.). —
Vgl. (zT. ohne die Möglichkeit der Scheidung vou ,)!rhmecki 1 1 ;
s. d.) Gr. WB. IX 960; Schm.^ II 543 (in andrer Bed.); Lexer
1S62, 221; Schöpf «29; Unger-KhuU 547; Fischer V 986,
zur Bildung BSG. XII 137.
Schniecker bzw. -ö- / — m.: 1. Schnüffler B, so
E.; GWb.; Schw; Syn. Schmecki I. Das isch o"'^-nef
rechte" Schm., vor dem muess-mCsi''' in Acht ne", we""-
men Öppis uo't g'heim b'halte" B (.AvRütte). So-ne"
pomadige'' Schm, von einem staatlichen Inspektor.
Emmentalerbl. 1917. Als typischer Name einer Person.
Schw Fasn. 1898. — 2. = Schmecken II Aa; Bs (auch
It Spreng); B (in Si. It ImOb. ,etwa scherzh., aber
selten'); Gr (JJörger 1905); L; S;Uw; W; Z(FStaub);
St.; St.*". insbes. keck aufgestülpte Nase B; Syn.
Schmeckerin 3. D'Buebe" . . . chledre" iif Tanne" und
Bueche", ^ve^" Nester und Eier üfsueche" . . . verchräble"
der Schm. 2um Gruse". Schweizerb. 18'27. De" hat o""*-
ne" rechte" Schm. !, eine Kupfer-, Trinknase- B(AvRütte).
Nächti het-er e" züntröte" Schm. g'ha". OvGreyerz 1913.
Me" brückt im kei" Laterne" z'reiche", si" röte" Schm.
zündt-emscho". KKHagenbach(oBsL.). Erhetsi" Schm.
geng z'vorderisch, , steckt seine Nase in Alles' B (Zyro).
Du meinsch ämel o"''', du müessisch di" Schm. i" Allem
ha", wo di''' Nüt a"geit. ebd. (AvRütte). Brückst di"
Schm. nüd überall ine" z'ha"! L. ,Sie soll mir nur
nicht auch noch ihren Schmöcker hier herein strecken.'
KvTavbl 1919. Wie streckt de" Schm. Menge" uif!
beim Singen Uw. De" Schm. üf ha", die Nase hoch
tragen, hochmütig sein AaF.; L (auch It Ineichen);
Uw; Syn. meinen .2 (BdIV311). De" hed de" Schm.
üf! Wi d' Seppe" jez de" Schm. üfhed, sid-si der rieh
Galdri erlöst hed! L (IRöthelin). Der treit de" Schm.
hoch Z (FStaub). E" fine" Schm. ha", eine feine
Witterung, meist uneig. L. Der [du] hesch i" der Sack e"
fine" Schm. g'ha". S. noch verschieben (Bd VIII 71;
1618, Zinsli 1911). — 3. a) wohlriechender Schnupf-
tabak üwE. — b) Schmeckerli, Name einer Birnen-
sorte ToSteckb.; s. Bd IV 1496 und vgl. Schmeck-Bir
(ebd. 1501). — c) Schmöckerli, Pflanzenn. a) Pfefter-
kraut, Satureja hortensis Aa It Mühlb. 1880. — ß) Re-
seda. Res. od. AaF. und It Rochh. 1857, Mühlb. 1880;
L; Syn. Schmöckdra" (Sp. 897o.) — 4. s. Schmöker. —
Vgl. Gr.WB. IX 971/3; Diefonb.-Wulcker 841 ; Martin-Lienh.
II 482 (in Bed. 1. 2); ChSchmidt 1896, 94 (in Bed. 2); Fischer
V 989/90 (in Bed. 1. 2. Scji); L'nger-Khull 547 (in Bed. 2).
Füdli''''-: unsaubrer, schlüpfriger Mensch SciiR.
Er ist en F. — Fön Pfö"-. Als Übername: Me"
säd-em g"ad de" Pf. ond Sterne'gugyer, wil-er bim Laufen
al'ewile" de" Grend eso kenn''euusi" i" d'Uöchi habet.
AToBLER 19()'2; vgl. sc/tHiecAe» ^'aa (Sp. 89on.), ferner
Bis-luft-Schm., Für-Schmecki. — Fur-:sclierzli.füri^.-
Schauwer (Bd VllI lti'23) BE. (SGfeller); vgl. Sp. 892M.
— Gänterli-: wer im Gänterli nach Leckerem zu
suchen pflegt, bes. von Kindern Aa, so Br. ; S; vgl.
G.-Rümer (BdV1924). — Brunz-guttere"-: scherzh.
für Sanitätssoldat. Soldatenspr.; vgl. AfV. XIX 254. —
Gütterli-: wer seine Nase in alle Flaschen steckt,
um deren Inhalt zu prüfen; vgl. (T.-Ge-scÄaHtt'er(BdVIII
1627). .Diese imposante Zahl von Schubladen- und G.-
schmöckern. Fleisch- und Wurstschauern', im Gefolge
eines neuen Lebensmittelgesetzes. B Volksztg 1904.
— Glesli-: wer gern ins Glas guckt. JReinh. 1907.
Häfeli-: Topfgucker BsSt. — Auch bei Martin-Lienh.
II 482; Fischer III 1023 (Hä/e"-sch„uck-er).
Junte"-: Mädchenjäger BsSt.; vgl. Sp. 898u. —
Jnppe(n-). ..Jüppe"-" : = dem Vor., „Lecker, der den
Mädchen nachläuft, frz. daraoiseau" Gr, so Kl.. L.
(Tsoh.); St.
Chuclii-: = Häfeli-Schm. Aa; Bs; B; G; Sch, so
St. und It Kirchh.; Z; Syn. Chuehi- Mattder, -Mutz
(lidlV 83.618/9); Schnäuggi; vgl.,^p. 897u. .hasMüetti
könne die Kucliischmöcker überhaupt nicht leiden.'
B Hink. Bot. Ch -schmöcker, Tellerschlecker SchSI.
(Sulger). S. noch Bd 111 -^Odo. (auch ScnSt. It Sulger).
— Vgl. Gr.WB. V2Ö09; Martin-Lienh. II 482; FischerlV 815.
Chüechli-: grosser, mildsäuerliclier, frühreifer
Apfel, der bes. als Ch.-Öpfel (s. Bd 1 370) Verwendung
findet ZO., so Wetz. Wie hät's amig zu miner ZU
no''' Ämmerli und Chriesi, Mürmerrenette" und Ch.-
sehmöcker g'ge" ! Die Böüm sind ganz abg'gange". Mesbi-
KOMMER 1910. ,In den an der Backmulde klebenden
und nachträglich zusammengescharrten Teig, der
Multe"ckratzete", wurden grosse Apfel, Pfundäpfel und
Ch.-schmocker gewickelt und im Ofen gebacken.' ebd.
1911. — Zu echmeche" in einer nicht belegten Bed. Geruch
(Geschmack) verleihen, würzen.
Chinde°-:=CÄ.-ifoHt"5(BdVI879).-S'%er(BdVn
518) Z, so F. Ch., Chinde"trät CBuebe'trät), wo de"
Chinde" na'''e"gät Z; vgl. Maitli-, Bueben-Schm. —
Katze"-: scherzh. für Einen, dem bei der eidgen. Vieh-
zählung die Zählung der Katzen obliegt. NATioNAL-Ztg
1919; okkasionell. — Schub-lade°-: wer alle
Schubladen auf ihren Inhalt durchsucht; s. Gütterli-
Schm. — Bis-luft-: scherzh., grosser Mensch BoE.;
vgl. Fön-Schm., ferner Luft-Schmeckerin.
Maitli- bzw. -ej- Aa; Bs; B; Sch; ScbwE.; UwE.;
Z; St., Maitle"- Ap (-ä-J; GRChur, D., L., Nuf., Rh..
Maitje"- GrD., Maidji-, -je"-, -ju"- W, Meitschi- BE.; S:
= Chinden-Schm. aaOO. ; Syn. Juppen-Schm., ferner
Maitscheler (Bd IV 83); M.-Bolli (Bd VI 879), -Biier
(GRHald., oHe., Ig.). D' Wiedlisbacher, die Süchte" u,"''
M.-schmöcker! H .E llen. Chönd g'leitig z'la iiffe', Buebe"!
's ätzt Eine" ü"ser Weide", e" frönde" 31., mer wend-
em's go" verleide"! Lienert 1906 (Nachtbuebe'Hedli).
[Mädchen ;] Wart dxi numme", du M., a's de bisch;
laufsch-mer sicher ivider nö'''! JReinh. 1905. ,MeitIi-
schm., Bubendrobt, lauft den Meitlinen hinne" no''.'
Sprww. 1824; vgl. Chinden-Schm. S.noch BdIV1082u.;
VIII 866 (SchÖneli); Sp. 153o. — Vgl. .Martin-Lienh. II I
482; FischerlV 1380/1. Lt Tsch. auch bei den, deutschen Ober-
engadinern: Meith'schmeclier für si fah" [sie zu fangen] tau/1 1
de" Metth" atbig jin"*.' '
N äge 1 i -. Schinheilige" N., in den 30er Jahren Über- 1
name eines wegen seiner Angebereien unbeliebten»
Schülers, der die Gunst des Lehrers durch häufigei
Nelkenspenden zu erwerben suchte L (ERöthelin). .
Buebe°-, in GrD., Rh.; Z (neben -Schmöektr)-
-Sckmeckeri" (bzw. -ö) (f.): = B-Fari (Bd I 902), -RoUi
(Bd VI 879), -Eiteri" (ÜRMai.) Bs; Gr; S; Z. B., ButhC-'
drät, der de" Buebe" näche'gät Z; vgl. Chinden-Schm
— Vgl. Martin-Lienh. II 482; Fischer I 1488.
i
909
Scliinivk, sclinick. schiiiik. sclimok. scliiiiuk
910
Brunne"-: a) „eine Art Leute, die sich mit Auf-
suchung von Wasseradern beschäftigen" Aa; Ap (U
T. .Einer, der sich auf das Schlagen der Wünschel-
rute versteht'); Bs; „B"; Gr; „L; S"; Th; Zg und
weiterhin; Syn. Wasser-Schm.; vgl. Sp. 893u., sowie
AfV. III 173/5. Denn sffti'd-mer en Br. ha" i" de'' Röd,
ebe" KÜ-mer e'fange" Wassermangel händ. ATobler
1909. — b) Quacksalber. ,Mau benehme dem Volk
sein Vorurteil, das blinde Zutrauen zu den Afterärzten
Brunnenschnieckern, Marktschreiern, Schindern, man
bringe ihm gesunde Begriffe von den Einsichten eines
wahren Arztes bei, so ist schon viel gewonnen.' ür
Sammler 1780. — In Bed. a auch scliwäb. (Fischer I 1474),
ferner eiitlelmt (brun-, brvnsmekr) im Patois von Bern und
Neuenburg (vgl. ETappulet 1914, 37; 1917, 23). Bed. b zu
Brunnen 4 (BdV659): vgl. Wasser-Schm. 1 h.
Pfanne"-: = Häfeh-Schm. BE.; Tb. ,Das gang
däicb keinen Pf.-schmöcker keine Buttlen nüt an, für
wie mängi Rösti es noch Feisses heig', sagt eine über
die Überwachung des Fettverbrauchs Erbitterte.
JBüRKi. — G°-rümpel-: Antiquitätenhändler Schw.
— Side"-: wer sich bes. gut auf Seide versteht Z
(FStaub). — Chuchi-scbaft-: = Gän<eWs-/Sc7jOT. ,Aus
dem [Burschen] gibt's ... ke° Chrüpfe°trücker und
ke" Ch.-schmöcker.' RGrieb 1911 (B). — StSrne"-:
Sterngucker, Astronom. Jetzsi ne' Platz off zum l"trete"
bimene" Herr Per fesser oder St. Joach. 1 892. — W i b e r - :
Weiberjäger Z (Dan.); Syn. W.-Faiislen (Bd I 1066);
\g{.Maitli- Schm. — Wulke°-:,Hochniutsnarr.'SpRww.
1869; Syn. W.-Schürgger ifc (Bd VIII 1256); vgl. Fön-
Schtn. (Sp. 907). — Wasser-: 1. a) = W. -Schmeck
(Sp. 883), Brunnen-Schm. a ApH.; Bs; B, so E., G.;
GtRChw., hPr.; Sch; Schw; üwE.; Z, so Mettra., 0.,
Sth., Wald und weiterhin; Syn. Büetli-Mann (Bd IV
277). , Menschen ... welche die merkwürdige Eigen-
schaft besitzen, laufende unterirdische Quellen durch
ihr Gefühl entdecken zu können, Menschen, die in
der Schweiz unter dem Namen W. (d. h. Wasserriecher)
( allgemein bekannt sind und sehr häufig zu Ent-
j deckung von Quellen gebraucht werden.' DHess 1818.
Um 18'28 lebte in Ins der W. Sch. Bärnd. 1914.
M. XIX. wendete man sich in SrnSchl. an einen W.
aus dem Thurgau. APletscher. ,[A1s] Brunnquellen-
'■ forscher (W.J wird empfohlen St., Brunnengräber in
Köthenbach bei Herzogenbuchsee.' Schweizer Bauer
I 1899. .Schwindler ... diskreditieren mitihrer Wünschel-
rute die allerdings äusserst seltenen wirklichen W.-
schmöcker, deren eigene Begabung (es zieht-ne'J nur
I seichte Aufklärerei leugnet' Bärnd. 1911. S. noch
I Bd VI 18'28/9 und vgl. Messikommer 1909, 62/3. Durch
I die verfehlte Plazierung des Triebrades [am Wasser-
I werk] durch den StGaller ,W.-schmöcker' seien unsere
I Herren und Oberen zu dem so kostlichen Abtrag der
iPischenzen veranlasst worden. 1663, Z Gutachten
|(N. Z Ztg 1899). ,Ich sollte veranstalten, dass unsere
Gegenden durch einen gewissen P. untersucht werden,
um allda guten Wasserquellen nachzuspüren, da dieser
fP. eine ganz eigene Gabe zu dergleichen Entdeckungen
[besitze. Ich Hess nach dem Stadtbaumeister und denen
jBrunnenmeistern fragen, um solche dem fremden
W.-schmecker mitzugeben.' Cburer Beitr. 1792. —
b) = Brunnen-Schm. b BE. (Bärnd. 1904); Synn. W-
pe-scÄaujcer (Bd VIII 1631), -iJofcfe?-. ,[Arzt:] Schabt
|hr's, ihr Hagelsbauern ... Rette ich Hunderten das
Lieben und bringe sie davon, so denkt mir kaum Einer
daran. Tut ihm der Bauch wieder weh, läuft er zu
einem andern Arzt oder gar so zu einem verfluchten
W. -schmöcker.' Gotth. — 2. Pflanzenn., Engelwurz,
Angelica archang. Scuw (Durh.); Syn. Garten- Angelik
(Bd I 329). — Vgl. Gr. WB. XIII '2499 (mit Beleg aus Federer) ;
Martiii-Lieuh. II 482; Fischer VI 494, zu Bed. Ib auch die
Anm. zu Brunnen-Schm. Bed. 2 wohl weil die Pflanze feuchten
Grund liebt.
Wetter-: wer sich mit der Vorausbestimmung des
Wetters befasst, Meteorologe. ,Als die W.-schmöcker
[in F] ein heisses, trockenes Jahr prophezeiten.'
Schweizer Bauer 1898 (B); vgl. Sp. 893u.
Schmeckerin f.: 1. pers.; vgl. Schmecker 1 (Sp.
907). ,Schmöckerin, die schmöckt, olfactrix.' Fris.;
Mal. — 2. „Schmeckere'"' , -ö-, = Schmecker 3 Schw; Zg;
St." („pöbelhaft"). Jetzt gib-der de"" Ei"s uf d'Schm.
ine", dass d'uf d'Stinkere" use" g'hist! Scaw. — Vgl.
Gr. WB. IX 972 (iu beiden Bedd.); Martiu-Lienh. II 482 (in
pers. Bed.), zu 2 auch BSG. XII 24 f.
Lait-Schtnöekeri': Übername einer Frauensperson,
die die Nase hoch trägt AaF.; vgl. Bis-luft- Schmecker
(Sp. 908); Fiir-Schmecki. — Bnebe°- Schmeckeri"
(bzw. -Ö-) s. B.-Schmecker (Sp. 908).
Schmeckerle" -ö-: schnüffeln. Uf d's Mal
rümpft d' Tante" d'Nase", fäht a" schm. u"'' gV't-mer
[einem Knaben, der einen Bauchwind streichen Hess]
e" böse", stränge" Blick. EBalmer 1923 (B).
Schmeckeröndli Schmö- - n.: Pflanzenn., Viola
odor. LSemp. — Zsbilduug von Viündli (s. Bd I 633) mit
einem unsrer Sippe entstammenden Element; vgl. unter
schmech-end a zum Schluss (Sp. 903 u.).
(g»-)schmecket s. schmeckend (Sp. 903).
Schmecki I -ü- — m. = Schmecker 1 (Sp. 907) BE.
und It Zyro (, Tadel'). Hab du nume" di" Nase" dänne"!
Es brücht ke" frömde" Schm. !''• Ki^s', was-i'^'' wo'l.
AFankh. 1917. .[Wirtin zu einem allein von auswärts ge-
kommenen Tänzer, der mehrere Tänze mit dem Stuben-
meitli getanzt hat:] Bist du noch da, du donnstigs
Tanzgöhl ... Es dunkt mich, du solltest genug haben,
und das andere Mal lasse mir meine Meitli in Ruhe
oder bring Eine mit. wenn du tanzen willst, für solche
Schmökeni habe ich meine Meitleni nicht.' Gotth.
Für-: wer die Nase hoch trägt, im eig. S. ZNer. ;
vgl. dazu Fön-Schniecker (Sp. 907); Luft- Schmeckerin.
— Jung-frau"e" Jumpfere"-: = Juppen- Schmecker
(Sp. 908) ZWila. — Jüppe"-: = dem Vor. Zu., so
Wila. Das ist en J. und dann ist er nüd heikel, jung
und alt, schön und n-üest, wänn's nu'' en Underrock
ist. Messikom.mer 1910. — Chinde°-: = Ch.-Schmecker
(Sp.908) ZWila. — Buebe°-: = B.-Sc/uHecAer(Sp.908)
Zu. 's Müllers Rösi ist e" rechti Meisterchatz ... nnd
dann säge"d di Andere", es sei en B. Messikommer 1910.
Schmecki II bzw. -ö-, in GT. G'schmeggi — f.:
= Schmecken II (s. d. Sp. 907), auch vom Geruchssinn,
eig. und uneig. B, so Ins; GT.; Z (FStaub). E" churzi
Freud und e" langi Schm. Z (FStaub); Sprww. 1869;
vgl. Bd IV 794 M. .Eine gute G'schmecke haben', von
Hunden, auch von Leuten, die einen Vorteil schnell
und leicht wahrzunehmen verstehn GNessl. Wenn . . .
de'' Hund im Lauh ine" d'Oschm. verlürt und gär
e"kei" G'spur und kei" Wild me g'spürt. NBösch 1892.
Etw. ei"fach dür''' si" Schmöcki, Instinkt seit-me" gloub
der Sach, z' wegbringe". EGönter 1908. — Vgl. die Aum.
zu .?o7traeci«l // (Sp. 907).
911
Sclimak, ürlinifk, sclimik. srhniok. schmnk
912
schmeckig bzw. -ö-, in FJ. -eg, in Ai (It H.); Bs
(neben sehnt); L; ScbR.; STbieist.; Z, so 0. g'schm,
in oBsL. (It Seil.) g'schmöcknig: = schmeckend (Sp.903|.
Stark schm-i Sache Bs. Piäsrn. a) = schmeckend a
Bs; B; F; L; G; S; Z. I" der Stube" bim Rüssi [s.
Bd VI 1449] ist's ang'nem ...«"<' bi der schm-e" Suppe",
bei schlechtem Wetter. ELErTHOtn 1913 (F). Schm-s
Wasser, Parfüm FJ. Schmöckwasser w'' Schmöck-
seife' ist esöili 'brückt norde" [von zwei heiratsüchtigen
Mädclien]. dass Hinderhüsers speter derselbe" ZU nume"
der schm. Hüstage" g'seit hei". 'ice""-si öppe" sl" drüf
z'b' richte" cho". SGfeller 1911. G' schm-s Heu". PHalter.
Ich chan aW' Meie' mache" und schont g' schm-i. ACorr.
1875. D'Jutnpfere" isch in e" schöne" Garte" cho" mit
ri/e" Bächline" und allerhand schm-e" Meien und
Stüde". EFiscHER 1922. E" schm-s Strüssli aus Ros-
marin, Lavendel. Nelken, Geranium usw. hatten früher
die altern Frauen auf dem Gesangbuch, wenn sie zur
Kirche gingen GT. Hand die vürnämme" Fraue" iri
Schmöckbüchsli bi der Hand g'ha", so händ d'Püre"-
hlt, tvänn-s' z'Ckille" sind, alliwil e" par Blilemli mit-
g'no" und 's Manne"volch e" g'füllts Nägeli i" 's Mül,
es hat öppis G'schm-s mües'e" si". Messiko.mmer 1910.
— b) = schmeckend b Bs; B, auch It Id. (.fcetidus').
Wenn ammenen Ort d'Lüt schm-i Häfe" unde^ ''im
Bett versteckt ... hei", bei vornehmem Besuch. Breiten-
ST. 1864. Bes. von faulendem Fleisch Aa (H.); Ap (T.);
B, so Si. (ImOb.) und It Zyro; L; Sch; SThierst.;
Ndw (Matthys) Schm-s (G'schm-s) Fleisch. D'Wiirst
sind al'i g'schm. icorde" SchR. Uneig. : ,Die Eulen-
burger Schmutzgeschichte in Deutschland wird je
länger, je schmökiger.' Bafernst. 1908. — Spätmlid.
simckic, saporosns (Diefeub. 1857, 511c); vgl. Gr. WB. IX 973;
Diefenb.-Wülcker 841 ; Martin- Lienh. II 482; Fischer V 990.
Übel-: = ü.-schmeckend (Sp. 904) B, so Stdt und
It Id., Zyro. D's Liechtli ro" dem ü-e" Tegel. RvTavel
1917. — Vgl. Gr. WB. XI 2, 44.
gnet-<?'sc?iHi.: wohlriechend AaF.; Z. Gar g-i und
schön g'färbti Blüemli. WMüller 1906. Was hast
auch G-s? mit Bez. auf eine Blume, Speise udgl. Z
(Dan.).
wol-, in S (It Joach., neben -schmöckig); ZO. (Stutz)
g'schm.: = w.-ge-schmack a (Sp. 881), tv. -schmeckend
(Sp. 904) Bs; BE., Stdt und It Id. (.odorifer'), Zyro;
ScHSchl.; S; ZO. (Stutz). Wie-n-i''' i" dem linde",
warme", ic.-schm-e" Bett druff und dra" g'si" bi" für
i"z'schlöfe". Joach. 1892. Von Blumen udgl. E(nJ
jc-e"' Meie" B, Strüs' ScHSchl. J'* ... ha" hie und
da und dert e" Rimel voll g'no" us de" schönsten m"''
u'-ste" Rose". JBürki 1916. [Die Sonne] het es Heu"
der't, so guets u"^ w-s, dass ... Emmentalerbl. 1917.
Von Speisen. Es w-s Gaffe a"richfe". Emmentalerpi..
1917. .Eine währschafte, w-e und küstige Herdöpfel-
suppen.' JBilRKi. 's isch Hunig drin [in den Blumen-
kelchen] und Zucker, w. obe'dri". MEV.-Mer. 1860.
Von Tabak. ,Von ü"sem w-en Tubak.' JBürki. .Eine
Prise \Vol-g'schm-e°.' Stütz (B.) 1850. S. noch schmecken
laa. (Sp. 895u.). Von (parfümierten) Personen. Vor
''em Wiberrolch, wo da so vürnäm u"'' w. dasume"-
wadlet, in der Ausstellung. JBCrki 1916. ,Sidige,
w-e Madamen.' ebd. 1917. .G'salbete, uf'ptitzlete, w-e
Selbenhäfeler.' ebd. Uneig. .[Die Ernennung bürger-
licher Beamter gereicht] dem Kaiser, den ich sonst
nicht in allen Teilen w. finde, nur zur Ehre.' Bai;ernst.
1907. — Spätmhd. wolimeckir (Diefenb. 1857, 511c).
Sehmeckigi -ü- f.: (ungehörige) Neugierde, Vor-
witz; vgl. schmecken laa. (Sp. 897 u.). Da hest wider
Ei"s für d'Schm.! sagt Einer, der durch Neugierde
in eine schwierige Lage geraten ist, zu sich selbst.
Bauernst. 1900.
Gold-Schmeckler m.: Name einer Birnensorte
Th; s. schon BdIV 1496o.
sclimecker Bs (Linder), schmacker AAAarb.. Zof.;
Bs (Spreng): a) schmächtig, dünn, mager Bs. ,Schm.
üsseh", wie Einer, der aus dem Fieber kommt oder
Hunger gelitten bat.' Spreno. .Unt was ir antlüt über
al von trehen smecker unde val.' WvRheinaü. —
b) kärglich, armselig, dürftig AAAarb., Zof. Schm.
esse". — Ahd. tmechnr, smtJÄni-, elegans, delicatas; mhd.
smecker, schlank, schmal, schmächtig; gew. zu sehmeichen
(Sp. 845) gestellt (vgl. aber auch Fiek* III 530). Dieser Deutung
widerspricht die sonst nicht bezeugte Abl.-Form mit-a-, wenn
sie nicht eine junge Ausweichung d.irstcllt (Beeinflussung durch
die Synn. mager, Bchnayer'if).
schmeckere": ,-a-, die Schwindsucht haben.'
Spreng. — Vgl. ahd. smechnren, tabescere.
schmecker lieh -lig, It Breiten st. 1860 schmeck-
berlig, in BsLie. g'schmeckberlig. a) = schmecker a
Bs, so Stdt. Schm. üsseh". Matt und schm. g' sieht
er [ein genesender Knabe] frili''' drl" Bs (Nö''''-neme"
Briefli von a" 1S.5S). — b) = schmecker b Bs, so Lie.,
Stdt. Mit dem Bitzli Fuetter het das Veh g'schmeck-
berlig dur'''e"miiesse" BsLie. ,Es gab im ganzen Dorfe
keine fleissigeren Posamenter ... Dabei lebten sie
schmäckberlig genug und hatten Nichts, als alle Tage
dreimal schwachen Kaffee und Erdäpfel.' Breitenst.
1860. — Ahd. smecharhh. Zu sekundärem -her statt -er vgl.
muckber neben mucker (Bd IV 143), tmchber neben leacker, auch
die volksetymologische Auffassung von hufper (Bd IV 1777);
s. noch Zfdlla. XIX 215 f.
e r - schmike" bzw. -u": tr., überraschend in Furcht,
Schrecken setzen WMü., Rar. ndE. — (Sekund.äres) Kans.
zu er-schmihu" (s. er-sehmlen Sp. 819); vgl. die Anm. zu enl-
«.•Jiiieken (Bd VIII 529).
er-scliinicke" -«": tr.. im Vorbeihuschen (kaum,
eben noch) erblicken WBürchen, Törbel. Syn. er-
sehwicken.
Schmöker BsStdt (Schmegger); ZStdt. auch
Schmöcker II BsStdt f-H; ScaStdt; ZStdt — m. Nor
in der Verbindung en alte'' Schm., ein alter Schmöker,
ein altes Buch. aaOO. (bes. in der Pennäler- und Stn-
dentenspr.). Synn. u. Schunggen 3 (Bd VIII 930). —
Eig. .nach Tabaksqualm riechendes Bucli'; zu nd. tmöken. \
rauchen (vgl. eng). «nmJ-e; schmaucheu 11 Sp. 844); s. Kluge Et. |
WB.' 402. Die Form Schmöcker aus der geschriebenen bzw. :
gedruckten Spr., indem .Schmöker' (früher) auch von Gebildeten |
ohne Weitres als , Schmöcker' gesprochen wurde (wie ,Ekel', I
mit i-, als ,Eckel'); die damit gegebene Beziehnnganf »cÄmwl»"
schien auch der Sache nach zu passen.
Schmnck Im.: Kurzform zu Johann Nepomuk Nowt
— Vgl. Mock (Bd IV 140). ,
Sclimnck II -o- ra.: 1. Kuss PGr. (VSella); Synn.
Chuss, Liebi III (Bd III 527. 992). Geb-mer e- Schm.l
— 2. Schmockji, Schätzchen PGr. (V^ella). E- rechte'
. . . Ma"" häd si"s Schm. on'' geid nid derva", ,resta ;
fedele alla propria ganza.' — Zur Senkung von u la " .
vgl. BSG. VI 114. Die Form .Schmuck' in Bed. I auch bei ■
Gr.WB. IX 1115 (Bed. 4, in nd. Quellen; vgl. ebd. 1126 f. ;
!)13
Schmak, schmek, scbmik, schinok, gchmak
914
über nd. .smucken', küssen); Fischer V 1014 ; vgl. Schmutz.
Zshaug mit dem Folg. ist möglich (vgl. Liebeli fUr Kuss und
Liebkosung Bd III 989), liegt aber für Bed. 2 näher als für 1.
Scliniack III m.: 1. enger Ort, Durchgang, Gässclien,
Winkel, wo allerlei nutzlose Gegenstände abgelegt
werden Gl. Synn. Schlopf II, Schlupf (Sp. 629 f.).
Spez. a) bedeckter, eingevvandeter Vorplatz, bes. vor
Stalltüren Gl. — ß) = Ofen-Schm. Gl. — 2. wie nhd.
Schmuck(saclien) Aa, so F. und It H.; B, so E. und
It Zyro und weiterhin, doch so wenig yolkst. als die
Sache. Syn. Ge-schni. Mei", Diehede" chüstlege" Schm.!
AaF. Die Schuhe, zuweilen auch den Rock und den
.Schni.' erhielt die Braut vom Bräutigam geschenkt, ebd.
, Schul., ornatus.' Denzl. 1677. 1716. ,Gerad als wann
der heilige Gott die Augen weidete mit dem Schm.
des Leibs und des innerlichen Menschen keine Rech-
nung hette.' JMbver 1700. Zssen. Jedweders HälniK
...treit Chrällelischm., bei Raubreif. Emmentalerbl.
1917. ,Mit einer schönen Halsketten oder Perlen-
achm.' JMeyer 1700. — Mhd. «müc m.. Anschmiegen, Um-
armung; vgl. Ur.WB. IX 1112/.'i: Fischer V 1014/5. 1 zu
schmucken 1, zu 2 vgl. die Aura, zu »chmuckcn; bezeichnend ist
folg. Beleg: ,Zum zehenten spricht Luther: Bilder, glücken,
messgewand, kirchenschmtick, altär, liecht und derglychen halt
ich frey. ... Kirchenschmuck verston ich [Zwingli] die kost-
lichen heiltumzier, ist eines werts mit den bilden, doch so vil
böser, das sy oft'entlicher uf den gutzel sehend.' Zwingli.
Ofe"-: = O.-Sitz 4 (ßd VII 1728) Gl, so Engi, L.,
S.; vgl. JHunz. 1910, 42.
G"-, auch ,-schmüek, -schmückt', in der äSpr. auch
n.: = Schmuck III 2 ScuSt. (ItSulger; abgelehnt); Schw;
Syn. Chleinöd (Bd III 655). ,[G. habe] gschmückt mit
berlinen ... verstolen.' 1579, Z RB. ,Die bilder mit
allem geachm. muossten herhalten', beim Bildersturm.
: WuRSTisEN 1580. .[Sie haben] kein gescbm. am hals.'
JWetzel 1583. ,Der weiber gschm.' GGotth. 1599.
,Was die kleine Kinder betrifft ... werden wir wegen
I «twas geringern ehrnbarn Geschra-s ... kein Bedenken
tragen.' L Kleiderref. 1671. Neben verwandten Be-
griffen. ,War ist hin kan myn guldin ketten, gschmück
' und ring?- GBinder 1535. ,An so schandtlichen, über-
flüssigen, kostbarlichen klaider und kleinot, ringen,
kettinen und ander gscbm.' Ke-isl. ,Die wyber wend
[ ban ... haarschnüer, guldine lock, vil andere gschmück
i U8 gold und Silber.' Aal 1549. .Lenocinium, hüerische
I zierd und kleidung, üppige zierd, g^eschm.' Fris.
,äeschm. und kleinoter, cimelium.' Fris.; Mal. ,Ein
geiferen ald schrynen, in dem geschmück, cleinoter.'
j 1579, Z RB. ,Man hat sy [Esther] mit kleinotern,
ikleideren und anderem, das zum geschni. dienet, sollen
i versähen.' Lav. 1583; ,mit zierung der weiberen.' 1589,
.Esth.; ,Geschm.' 1667; xot; ajiviypaci. LXX. ,400 fl.
ifür kleider, kleinoter, gschmuckli und gepend.' 1591,
,G Sax. ,Die töchtern [sollen] in den stamnihüseren
ir läbenlang, so sy unverhürottet blyben, irem fryg-
jherrlichen ... stand gemess mit bekleidung, zierd und
tgschm., auch spys und trank erhalten werden.' 1598,
pbd. ,Die natürliche Scliönheit [der Königin], Sittig-
jkeit der Gebärden, prächtige Auffzug von Edelgestein,
Perlen und anderen Geschm.' Parisische Reis 1664.
Welcher auch hinfüro neuwe Moden von Kleideren,
ichuen und anderen Geschmuckhen, so den Menschen
iieren oder bedecken, aus Frankreich oder anderen
Jhrten herbringe [wird bestraft].' GWil Sittenmand.
•683. ,Der Frau Mutter sei. Gschm. an Gold, Ringen
Schweiz. Idiotikon IS.
und Cleinodien.' Z Inv. 1700; s. noch BdV694u. ,Was
der Mutter Kleider, Kleinoder und andere an ihren
Leib gehörige Geschmuck und Zierden ... belangen
tuet, sollen dieselben ... ihren Töchteren aus erster
und anderer Elie einzig zue erben gebühren.' SMdtacu
1709. .An Geschm., Gold und Silber Gld. '296.' Sch
Inv. 1788; älinlich ebd. 1796. Vom Schmuck der Rede.
,Disein allem nach ... wil ich dich betten haben, ob
du dise Verzeichnungen wurdest überlesen, nit ze
achten, das die so grob und büresch und on allen
geschmückt gesetzt sind.' Kessl. .Es wellend och die
historien sich zuo mermalen, so uf warhait lieb tragend,
mit gesuoehtem gschmück nit beklaiden lassen.' ebd.
,Wir werden in h. Schrift finden so vil schöner Arten
Redens ... dass wir vil Zuesatzes und frönden Ge-
scbniucks nit werdend manglen.' JJBbeit. 1617. — Mhd.
,je»muc; vgl. Gr.WB. IVl, 3946/8; Diefenb.-Wulcker 615;
Martin-Lienh. II482; ChSchmidt 1901, 137; Schm.» II 544;
Schöpf 633; Fischer III 485, zur Form mit -( die Anm. zu
Ge-tckmack (Sp. 878).
Christ-baum-; wie nhd.; verbreitet. \^om Wehr-
gehänge der Offiziere. Soldatenspr.
schmuck: wie nhd. Aa (H.); B (It Zyro , selten');
doch kaum volkst. — Vgl. Gr. WB. IX 1115/6.
ge-: schmiegsam. ,Zara, tu^am, g., cicur.' RCvs.
(Voc). — Vgl. Gr. WB. IV I, 3948, ferner die Anm. zu
schmucl:en.
schmucke" Aa, so Bb., F., Ku.; Ap (-o- ausser
K.); Gl, so Mitl., S.; Gr, so Hald.. Mai.; L It Ineichen;
G, so A., Ms, Nessl., Wl., Wb., W.; Sch, so Ha., Nnk.,
Schi.; Th, so Mü.; Z, so Dättl., Eis., ü., Rüml., Sth.,
W., schmücke' Aa It H.; GnCast. (neben -u-), D., Fid.
(neben -«-), He., Jen. (neben -«-), Ig., Nuf., Schs,
Spl., Ths. Valz. (neben -M-); LBer., E.; GWe.; U,
3. Sg. PriBs. und Ptc. -t: 1. ,sclimiegen', an-, zsdrücken,
-ziehen. ,Schmuken, smiegen, ducken, subsidere, ver-
gere.' Reo. 1662. a) tr. Von Körperteilen. D'Üre"
schm., zurücklegen, von bissigen Pferden GrNuI'. ,Do
inn Bayard [Pferdename] ersach, do fieng er an die
oren schmucken und schluog binden ulf so vast, daz
er im nüt dorft gnachen.' Haimonsk. 1531. ,Die flugel
schm.': ,0 kunst, schmuck dine flugel. erheb dich nit
zuo fast.' Val. Tschudi 1533. Den Schwanz ,schm.',
einziehen. ,.'\ch low, was schmückest du dinen wadel'?'
1386, LiL. (Serapacberlied); ähnlich (,wie schmuckst')
bei HBrennw. Chr.; s. noch rüssen II (Bd VI 1447).
,Der ber wart von in [den Hunden] gerupft ... der
her smuckte sinen swanz.' Just. ,Den hals schmucken,
contrahere collum.' Mal.; bei Fris.: ,den hals einziehen,
einschmucken.' .Die Achsel (Ach.sleii) schm.', zucken.
,Er hat darüber die .\ehsel geschmückt und geraeint,
man könne dise Wort verstellen, wie man wolle.'
ClSohob. 1695. ,Solte ... dem Capuziner die heil.
Schrift noch weiters so dunkel in die Augen scheinen,
so schranken die Evangelische desswegen die Achslen
mit 'herzlichem Mitleiden.' ebd. 1699. ,Die Geschei-
disten müessen die Achslen schmucken und schweigen.'
Gespr. 1708. Mit Akk. P.;eig.; s. u. (Boltz; Tieib); un-
eig. : ,Es war für war die beste lehr, das wir unsere
kinder zugend, diewyl sy noch sind in zarter jugendt,
wyl man sy wol mag buckhen. mit gottsforcht und
guoten sytten schraucken'. ducken, bescheiden machen.
MErNRADl576. Mit Richtungsbestiramung. .Diegsellen
tuond mich [Mädchen beim Tanz] zuo ihn schmucken.'
VBoLTZ 1551. ,Dieweil ... der äff sy [die ,dutten']
915
Schmak. schiiiek, solimik. schmok. schmilk
9ie
oben habe, sey im wie den weiberen von natur zwen
arm angebenkt, damit er zuo saugen seine jungen auf-
heben, zuo sich schmucken und tragen mög.' Tierb.
1563. .Die Breite [des Veitlins] ist ungewiss und
auch ungleich, dann bey StBritien in Wormbser Ge-
biet, bey StJacob in Teller Gebiet [usw.] wird es in
fast zugezogene Engenen geschmückt und eingetan.'
Sprecher 1672; vgl.: ,Die Breite dises Tals ist un-
gleich, dann an etlichen Orten zerzeücht es sich weit
von einander, anderstwo demnach schmücket es sich
wider zuesamen.' Guler 1616. Bergen, verbergen.
.Welcher herr ist, der nit schmuck und berge all
sine ratschlegV Aber Got hat üch sine weg, sinu und
meinung fri ufgetan.' Zwingli. ,So ir Gotts wort also
truckend, üwern nutz darhinder schmückend.' Eckst.
1525 (Klag). — b)refl. aaOO.; Syn. grüpen l(ßiinS9).
Mit Richtungsbestimmung; vgl. die Zssen. Sich under
d'Declii (underey schm., unter die (wärmende) Bett-
decke verkriechen ScHNnk., Schi. ; ZDättl., 0. (Spillni.);
vgl. underen-schm.; schmüch(el)en (Sp, 846). Jetst
chönnt-si''' de'' Pfar'er wider i" 's Chüssi scitm., nach-
dem seine Frau mit ihren Berichten zu Ende ge-
kommen ist. UsTERi 1853. Er hätsi''' hinder der Ofe"
g'schmuckt Z (Spillm.) Sieh an Opper schm., bes. von
Kindern mit Bez. auf die Mutter Z. Hest du e" Freud
ol'' hest es Que, schmückdi''' an Gott alleng'rime
[Bd 1 21]! MKüoNi 1884. Wo-n-i"'' uffi" g'stige" bi' i"
Turm un'' abiHueg, toie d'Stadt si"'' unden umme"
schmückt ... da"" tuet si"'' 's Herz Kit üf. Henne 1824
(G). Es [das Glück] schmuckt-si''' nüd i" d'Egge", es tcill
dir immer z'vorderst st". Schwzd. (Tu). Wie schmuckt-
si''' d'Sunne" verstole" i" d'Wulche"! KdMev. 1860.
Si"'' i" d'Ghleider schm., zsschrunipfen, abmagern, eine
gebückte Haltung annehmen, infolge von Krankheit,
Altersschwäche Ai, so Bb., Ehr.; vgl. Sp. 917u. Er
schmuckt-si''' grüseli''' i" d'Ghleider. In der ä. Spr. zT.
im weitern S., sich (heimlich, verstohlen) irgendwohin
begeben, .drücken.' ,Si [die Feinde] smucktend sich
all in die stett', aus Furcht vor dem Gegner. 1368,
LToBLER, VL.; ähnlich bei Just. ,Von den werten
erschrack der abgott Appolo . . . und schmückt sich
vast in die sul.' Volksb. , Wilhelm sach sich umb
und sach Renwartten niena, wann er sass dörtt und
hatt sich in ein andren geschmucket.' ebd. ,Do kament
dorther gar schnell vierzechen von Appenzell . . . Si
[die StGaller] haftend daruif spech und wurdent sich
trucken und hinder tannen schmucken.' Ap Krieg 1405.
.Den herren waz gach zuo den Eidgnossen; die hatten
sich so noch gesrauockt [!] und vachten mit dem spitze
und namen des ersten grossen schaden.' Just. ,Zu
den vyenden tetten sy sich schmucken.' JLenz um
1500; vorher: ,zun fygenden wurden sy gachen.' .Wie
wol ich gang an einer krucken, wolt ich mich dan-
nocht früntlich smucken zu fraw Venus.' Geng. Gm.
,Do fielen sy iun an und katzbalgetind inn . . . und
er schmückte sich allweg mit der frowen für und für,
damit im nit ein kammerlöngli wurdi ... dann man
schutti vast heruss.' um 1510, Z. ,So sy autf den
bergen beregnet und nass werdend, habend sy keinen
schärmen, sunder schmückend sich an die felsen hin-
an.' 1531/89. Hiob; .raüessend sich zuo den velsen
halten.' 1530; ,so umschlagen sie die Felsen.' 1667;
itsptsisdXovTo. LXX. .Die vor in purpur und Schar-
lach erzogen sind, schmückend sich yetz zum mist.'
1530/89. Klägel.; .ligen jetz im Kaht.' 1667; nspts-
ᄎXovxo. LXX. .Wir ... schmucktend uns haimlich by
der tür uf ain benkli nider.' Kessl. .Biss ... sich alle
mönch und pfaffen von ansechen und ghorsame welt-
lichs gwalts under die flügel des papsts geschmückt
band.' Vad. ..41s ... die nacht kommen, schmücket sie
sich zuo iram. urabfahet in.' JWeizel 1583. .[Petrus]
schmückt sich zum Füwr.' RCys. (Br.). .Keiner kan
sich schmucken in ein so änges Ortlein, verbergen
hinder die Leut.' FWvss 1653. (Uneig. :) .Zuodem
förcht ich ein Fürstentuck. der sich veilicht darhinder
schmückt.' JMahl. 1674. S. noch Bd Vll 774 u. Ohne
Richtungsbestimmung, sich zsschmiegen, „sich in einen
kleinen Platz eindrängen, den Körper zsziehen, ge-
drängt sitzen" Aa It H. (.selten'); Gl; Gr, so D., Hald.,
Nuf.. Spl.; Th; Z, so Dättl., Eis.; St. Schmück-di'''
e" bitz, .nimm weniger Raum ein'! GrNuI. Mer wänd-
i"s scho" schm., zB. um Platz auf einem Wagen zu
finden ZDättl. Mit recht -si''' -schm. händ seho" Alli
Platz uf ^em Wage" Gr. .Sie war halt gar "postiert
geworden im Winter und musste sich deshalb schüli'''
schm. auf dem Bock neben Herr Ch.' ONSg. 1898.
Insbes. im Bett, um warm zu bekommen, die (wohlige)
Wärme zu geniessen (vgl. o.) Gl; Sch, auch übh. sichs
(an einem warmen, sichern Ort) wohl sein lassen Sch
Ha.; ZRüml. Schmuck-di''' ! sagt die Mutter, wenn sie
das kleine Kind in das warme Bett einhüllt ScuHa.;
Syn. schoch (Bd Vlll 11'2). 's Sömli i" si"'m chüele"
Grund, es schmuckt-si"'' under ''em Teekili wiss, im
Winter. APletsch. Unsinnlich, sich ducken, beugen,
„demütigen, ganz still und leise tun. zB. aus Furcht'
AaF.; Ap; Gl; Gr.. so D.; L, so Ber.. E. (auch: sich
unterwürfig zeigen, .Bücklinge machen') und It St.;
GNessl.. \Vb.; „Sch"; ThMü.; U; Z, so Dättl.. Sth.
und It St., sich in enge Verhältnisse fügen, schicken,
nach der Decke strecken, namentlich von finanzieller
Einschränkung Gr. so Fid., Jen., lg.; GA., Ms, W.;
Sch; Z; Syn. Zirfen id (Bdlll 1U90). Sich schm. miXes'ef.
Dö mue"-me" sich schm. ThMü. Du muest-di''' e"weng |
schw. ZSth. Was! Wem hast du dernä'''z' frage"? |
Das fälti! Du, e" Ma"" vu" sechzg Järe" sö'tist d»'* i
mües'e" schm. w'e-n-e" Schuelbueb! CStkeiff 1909/10. i
De'' Lotterispiller verlürt Beides [.\cbtung und Kredit], |
er tar'-si''' no'' schm., ivenn-er di betterste" Vorwarf |
mos' schlacke". HKFrick 1900. Magst-di''' ebe" schm.! I
U. Sich , drücken', (vor einer Beleidigung) zurück- |
ziehen Gl, so S.; GWl., We. i'* ha"-mi'''' g'schmüggt bis
z'letst, gezögert, bei Etw. mitzumachen GWe. .Man i
sach nit vil blosser schwert uff dem veld die puren |
zucken; sy wurden sich darnach schmucken.' .\p Krieg |
1405. ,üie [Städte] muosten sich vast smucken vor j
der herren gewalt.' Jdst. .Als nu die von Bern leider
grossen schaden empfangen hatten von dem künge I
. . . smuckten sich die von Bern etzwemeng jar und |
ubersachen und vertruogen, waz si mochten.' ebd. ;
.Der milt Job muost sich liden. was Got verhengnus|
git; also hat sich ouch geschmückt das edel pluot:
von Österrich.' 1474, LTobler, VL. ,Die krei [Tirol],
was sich schmucken, in dem wald si umhar floch, dien
federn ward man ir rupfen.' 1499, ebd. ,Dann wie,
füchsischer ir üch schmückend, sind ir frässig wölf, diC;
zuckend.' Eckst. 1525 (Klag). ,Der freudig hapk hielt;
noch ob dem verzagten huon, muost sich schmucken.' •
Ansh. ,Nach dem krieg der Eidgnossen folget ein,
wunderbare Veränderung aller dingen. Dann wie die
von Zürich ... vorhin den pracht bhieltend in allenj
917
Schmak, schniek, schniik, schmok, 8chnmk
handlungen, muosstend sich die V Ort schmucken, jetz
dann fuorend die fürwerts mit irem pracht und die
anderen muostend sich niderhan.' Val, Tschudi 1533.
,Da tet man zsaramenrucken uf einer heide griien, ich
gsach sich keinen schmucken, die fyend warend küen.'
1544, LToBLER, VL. ,[Narr:] Torlicliem schimpf si
[die Fastnaclit] ursach git, des wirt vil understanden.
Des fröw ich mich in mim gedieht, sunst müest ich
mich tuon schmucken.' HsRMan. 1548. ,Die möncli,
die muostend sich schmucken und leiden.' Vad. .In
disen ... unglickhaftigen kriegen haben sich die refor-
mierten fürsten, grafen und herren schniicken und
zuo merer Sicherheit etwan exulieren miesen.' 1546,
Bs Chr. (PKyff). ,Ich rauoss mich Armuet halber
schmucken.' Com. Beati. ,Er mag still schweigen, sich
schmucken und verbergen.' FWürz 1634. ,Wie werden
sich [am jüngsten Gericht] Die schmucken und schämen,
die dem Herren Christo ein Krön von Dornen ge-
flochten.' FWyss 1675. ,Was sich jetz muess schmucken,
Gott richtet wider auf.' JCWeis.senb. 1678. .Sich
schmucken, sihe ducken.' Denzl. 1716. Oft in (reimen-
der) Verbindung mit Synn. Sich schm. und bucl'e"
L (Ineiohen). Schmücl-di''' und bück-di''', so chunst
dur'^ d'Weh! LBer. ,Wenn mit dem langen tragen
sol der kurze, so bedarf er wol, daz sich der lange
bücke, der kurze sich nicht smucke.' Boner. ,Wem
unfrid was laid, der muoss sich do schmucken und
sich die lan hucken, die anstall hattend geben, des
menger kam unib sin leben.' Ap Krieg 1405. S. noch
BdlV1141M. ,Duck dich und schmuck dich!' Sprww.
1824. ,Das ror sprach wider zuo der eich : . . . ich
kan mich vil wol tucken und zuo der erde smucken.'
BoNER. .Dieweil sein [des Caligula] veter Tiberius
in leben was, kond er sich tucken und schmucken.'
Vad. .Necessitatem edere, sich ducken und schmucken.'
Denzl. 1716. ,So sich der Menscli nur recht nach
diser Pforte bieget, schmücket und ducket.' JJUlr.
1731. 8i''' schm. ond tocke mös'e" Ap. ,Die Frommen
werden sich ducken und schmucken müssen.' PWvss
1655. ,ünder heidnischen Oberen leben, sich ducken
und schmucken ... müssen.' ebd. 1673. ,Sie müssen sich
ducken und schmucken.' JIVIever 1700. Die Gross- und
Ghline" trucke"d-si''' i" d' Schlitten inn und schmucke"d-
st«*. GNäg. 1910. ,Wäre uns waarlich vor denen von
Zürich not gesin, dass wir uns zuo rettung unsern
eeren in empörung wider die verletzenden erhept
hetten, wo wir uns nit allweg der güetigkeit umb
I erhaltung gemeiner unser Eidtgnoschaft gefiissen, ge-
I schmugkt, getrugkt und verhoft't hetten, die von Zürich
I sölten sich zuo bekanntnuss bewegen lassen.' 1531,
I Absch. (VO). ,[Abt Franciscus lebte zu Rorschach]
I als ain gefangner man mit vil schm. und trucken.'
I Sicher 1531. ,Contrahere se, sich einziehen, trucken
, und schmucken.' Fris. ; ,sich schmucken und trucken.'
I Mal. ,Die altglöubigen (als die übervorteilten und
I übermereten) sich derowyl geschmückt, getruckt und
! gelitten hettendt.' 1562, VO (Klagschrifi); in einer Gl
fRedaktion: ,uns gern lyden. schmucken und trucken
iwolten,' .lovianus muosst sich schmucken und trucken
under den keiser lulianus.' LI.av. 1583. .Je mehr
sie sieh sclimukhend und drukhend . . . da-is ihr
Sach nur des böser werd.' 1598, Ap Memorial (mo-
dernisiert). Mager(er) werden, abnelinien GrD.. Mai.,
PR-, Valz., ,allg.' (Tscb.); GW.; Sprww. 1869; Synn.
böm-en lba.(Bi IV 17'^3); ramen II (Bd VI 895); vgl.
Sp. 915M. Du hasch- di''' g' schmückt GkVx:. !"'• ylaube"s
(jrad aW''. dass d's arem Tier [eine Ziege] in e" Wind
cho" ist . . . G'ranet hed's und si"* g' schmückt in de"
letzte" zwei Tage", es ist grad e" Sach. MKuoni 1884
(GfiSchs); mit der Erklärung: abmagern. — c) intr.,
= b. Wer wellend en bitz schm. Gr (Tsch.). — 2. wie
nbd. schmücken; nicht volkst.; dafür üf-mutzen 3,
blitzen 115 (Bd IV 620. 2017) ua. .Hoptman AvomStein
[habe] uss Meyland gebracht 10 000 krönen und sin
wib mit silberim underrock und guldiner schuhen
bekleidet und der glichen mit kleinoten geschmukt,
als in Bern nie gesehen.' Ansh. .Schmucken, zieren,
sticken, exornare, acu pingere.' Mal. ,Orno, zieren,
schmucken, rüsten.' Denzl. 1666/1716. ,Die Cabala
des Theoplirasti Paracelsi . . . welche seine Lehrer
hoch erheben und mit dem glenzenden Titul lucis
natura ... schminken und schmucken.' Anborn 1674.
Refl. ,Dass die tiichteren so vil arbeit anlegend, sich
reinigend, schmückend und zierend, dass sy disem künig
... gefallen mögind.' LLav. 1583. , Ihr lieben Weiber,
wolt ihr euch schmucken und gebutzt einher gehen,
so schmückend und schmierend euch mit dem aposto-
lischen Schmuck und Farben.' JHHott. 1671. ,Biss
sich die Wyber schmücken u[nd] zieren, tuet sich
ein Jahr verlieren, dum comuntur, dura moliuntur,
annus est.' Sprw. XVI. (Zusatz des XVllI.). — ge-
schmückt, in Gr It Tsch. in Bed. 1 b g'schmucht, in
SchKI. in Bed. la auch g'schmuck: 1. a) entspr. 1.
a) von Körperteilen. ,G-e legören'; s. Bd II 760 o.
„Gebogen, bes. wenn der Kopf in den Achseln ruht
Gl; Scu", so Kl., Nnk.; „Z"; vgl. Schmuckli. G. de-
vo'laufe", ,mit eingezognen Achseln und Armen' Sch
Nnk. — ß) niedergedrückt, auch in psychischem S.
,Es ist ain bös mär, das biderblüt also werdent ge-
drugkt. Si giengent in der statt geschm. und törstend
nit regen ir oren.' kr Krieg 1405. ,Gerächtigkait wirt
underdruckt, all fromkait ranoss dann sein geschm.'
Geng. .Unser conscienz, die was geschm., glych wie
des löuwen wadel.' aLied.; vgl. a. ferner Sp. 914 u. — •
y) wenig Platz beanspruchend, einnehmend, klein.
,Ouch sind usgelassen der merteil protestationen, so
nit in die fäder geredt. Dessglichen sind die under-
schribungen beider partyen hierin nit vergriffen,
damit die acten dester geschm-er und der läser, ouch
zuohörer nit verdrüssig wurden.' B Disp. 1528. ,Die
raisigen habend wol gros fanen gefüert ... aber das fuos-
volk gar geschm-e, klaine und tätige zaichen.' Kessi.
.Es geschieht oft, das der glaub in angst und not gar
klein und geschm. sich einzeucht.' OWerdm. 1564;
, klein und geschmuck.' Herborn 1587. — b) g'schm-i
Hose", (zu) enge Gr (Tsch.). Syn. ge-schmäukt, ge-schmo-
gen (Sp. 842. 868). — 2. a) entspr. 2. ,Ein corraantel
... vast wol geschm. mit edlen gestein und bärlin.'
1530, Bs Chr. ,Ein guldin eerlich, wolgemacht krön ...
was mit saphir, balas und ander edel gestein geschm-et.'
ebd.; übereinstimmend bei Kessl. (.geschmückt'). ,In
kostlichen, mit gold. silber. berlin, edelgstain ... ge-
schmückten bischofhüeten.' Kessl. Ohne präp. Be-
stimmung. .Etliche aber der statt gwaltigen, so ... dem
bundt günstig wfarend. verschuofend mit geschmückten
Worten, das in klain- und grossen raten zuoletst das
mer ward, die bündtschen inzelassen.' Kessl. .Wie
hat dich [Holofernes] dan dein Got bewart, wie hastu
Mannes Herz gespart, das dich betördt ein jüdisch
Weib mit ihrem gschm-en schönen Leib.' HBEebm.
919
Schmak, schiiiek, scbiuik, schrook, schniuk
920
1620; vgl. Judith 10. — b) schmuck BBe. !> g-e
Burscht — Mhd. «muotoi, -ii- iu Bed. 1 und 2 (ahd. unbelegt;
.Tcrsuiuchtiu, attritis' zu V. Mos.23, 1, das GraffVI 819 liieher
zieht, wird durch die Paiallelglosseu Ahd. Ul. I 369, 54 als
Fehler für ,vernuisclitiu' erwiesen; vgl. Schiii." I 1681; rer-
musrhm S Bd IV 506); Kaus. (lutens.) zu „;hmiey,n (Sp. 868);
vgl. Gr. WB. IX 1117/27; Diefeuh.-Wilkker 842; ChSchuiidt
1901,329; Fischer V 1015; Uuger-Khull 548. Zur Verbrei-
tung des Umlauts vgl. etwa buch-en (Bd IV 1141); schlucken
(Sp. 532), zucicm. Bed. 2, unter md.-schriftspr. Einfluss seit
dem XVI. erscheinend (vgl. ASchiitt 1908, 68; KBachmaun
1909, 75/6, ferner die Auin. zu .SVimiicJ- //7), ist der JIA. fremd;
in Halbmuudart gilt -ü- auch iu uichtunilautendem Gebiet. Zur
Form gschmucht des Ptc. vgl. BSG. VI 241, zur Bed. auch
echmtuhtig, schmächtig bei Fischer V 1014. Die Form ohne -(
kann auf (f'tchmu,:l-t zurflckgehn; doch ist eher letztres aus
ije-sclimucl- (s. d., Sp. 914), das auch iu Bed. 2 b vorliegen
könnte, durch Anlehnung an das Ptc. hervorgegangen; vgl.
ge-achmack mit Anm. (Sp. 878/9). Kaum hieher; ,Ein guot,
genant Schmuckendössli.' 1524, GrMal. (FJecklin 1911).
an-: refl., sich auschraiegen GsPr. Chiin, schmück-
rfi'* a"! zu einem Kinde.
i°-: ein-, zsziehcn. a) tr. Von Körperteilen. Er hat
de' Chopf Vg'schmuckt, ,in die Achseln hinabgezogen'
Z (Spillm.). ,Uen hals einschm.'; s. schmucken la
(Sp. 914; Fris.). — b) refl., sich zsziehen, verkleinern.
,Die verderblich Niderlag [der Helvetier] zue Baden
hat ihr Macht also zerbrochen und sich ihr Ruhm,
Nam und Ansehen also eingesebmuckt, dass dessen
hernach wenig mehr bey den römischen Geschicht-
schreibern gedacht wirdt.' Gcler 1616. ,Erst nach
dem ... der retisch Kreiss in oberzehlte biscliottliche
Ziel und Märchen sich widerumb eingeschmuckt, das
Bistumb [Chur] entstanden sein müsse.' ebd. — i°-
go-scbmuckt. Entspr. a: .Demissis humeris virgo,
mit abgeschleilften achslen oder eingeschmuckten, als
ob sy gestossen wärind.' Fris.; vgl. geschmückt 1 aa
(Sp. 918). /. si" a) ,in die Umhüllung zurückgezogen
(um sich vor Kälte zu schützen)' ScuSchl. — ß) .in eng
und gut passenden Kleidern' BBe.; vgl.ge-schmiickt Ib.
Verkleinert, eingeengt; .Dergestalt verlieren die Römer
... neben anderen Provinzen Italierlands auch unsere
wider eingeschmuckte retische Land,' Gdlkr 1616. —
Mhd. immmken; vgl. Gr. WB. III 281 ; Fischer II 644.
undere"-: refl., sich unter die Bettdecke ver-
kriechen Z, so Stdt und It Spillm.; vgl. schmucken Ib
(Sp.915).
ver-: a) ,v., den hals einziehen, Collum contrabere.'
Fris. (schon 1541 ); Mal. ; \g\.inschm.a. — b) verbergen.
,Last sich solch Übeltat verschmücken und verbergen V
Pfaffknkr. 171 '2. t^pez., verborgen kauen ApI. Wa'
ce'schmocksl all? — vev-schmuekt: verborgen. Hr
halt-si''' hüt de" ganz Tag eso v. Z (Spillm.). ,Man
söllo den schäum, den er [der Eselhengst] im springen
von im lasst, mit einem roten fläcklin auffassen, das
selbig in silber v. antragen', gegen Impotenz. Tierb.
1563. — Mhd. versmtickcn (ahd. unbelegt; vgl. die Auui. zu
«lAmuctoi); vgl.Gr.WB. XII 1, 1 128; Schm.»!! 544; Fischer 11
1314. Zur Angabo aus Apl. vgl. .Schmucker laa mit Anni.
g'-: refl., sicli ducken Th (ABachmann 1886). —
Auch schwÄb. (Fischer III 485).
z^-säme"-: a) refl., sich eng zsschmiegen, -drücken,
so von einem Vogel, der sich vor Kälte zsduckt, meist
von einer Meluheit von Personen (um Platz zu ge-
winnen, im Bett, um .sich zu erwärmen), von Scliafen
auf der Weide udgl. Gr, so Fid., Jen., lg.; Z, so W.
und It Dan.; Synn. z.-schmücklen, forner z.-grüpen
(Bd 11 790); pfüten I (Bd V 1203). ,Sich von fro.sts
wägen zesaiiien.sclini., membra corripere.' Fris.; Mal.
,Dass der Helvetier Nachburen, so nach dem Stryt
gar wenig nberbliben warend, als si widerum zue-
hus küininen, sich naher dann vormals zuesaramen-
geschmuckt habind.' JJRüeger. S. noch schmucken la
(Sp. 9l5o.). — b) intr., = dem Vor. Die tuend z., .tanzen
so, dass sie sich zsschmiegen' Gr (Tsch.). — ze-
sämen-ge-schmuckt. , Beider Hb zeserane nach
gesmücket.' Hadl. — Vgl. Fischer VI 1373.
dar-: (heimlich) irgendwohin bringen, verbergen;
s. üs-supfen (Bd Vll 1257; UEckst. 1525).
Schmucker, in BBe. It Zyro in Bed. Ib auch
-0- — m. : 1. entspr. schmucken 1. a) pers. a) wer
(im Kleinen) stiehlt oder frevelt ApI.; vgl. schmucken
la zum Schluss. — P) spöttisch für Bergknappe als
Schimpfname der Tiroler (Etscbländer). XV./XVI.;
vgl. Lil. II 395; LTobler, VL. II 81. ,Uff dem hochen
donstag ... sind die vigent ab der Etzsch, uss Schwa-
ben und allenthalben uss der landtschaft umb Feld-
kilch über Rin gegen Forstegg zogen mit grosser
macht ... Ab der Etzsch nampt man die schmücker
und erzknaben, ertrunken all.' 1499, L (,üie schlacht
zuo Hart by Bregetz bescbeclien'). ,ln dem die lants-
knecht wider zugen zamen mit grosser macht, das
Etsch vil erzknaben bracht, die do sint schmucker
genant, samleten sich zuo Tirol genant, das disen
krieg angefangen hatt, zuo Merana in der statt.' JLenz;
noch öfter. ,Der Steinbock was sich nit sumen, er
macht sich uf gar bald . . . Die schmucker wellen wir
grifen an, dass menge frow muoss weinen umb Iren
elichen man.' 1499, LTobler, VL.; noch öfter; vgl.
Calvenf. 1899, 53 ft'. ,Schm. und Schwab'; vgl. Birl.
1890, 46. ,Käinid Schwaben und schmucker gnuog,
fürsten und ander herren, so liessend wir [Eidgenossen]
s frölich hargon.' 1499, Ansh. ,Do fluochte er im,
daz dich Gots fünf wunden und Gots lyden sehend,
und redte, er wer ein Swab und sm., und er wölt
inn ze stucken howen.' 1502, Z RB. — b) Name einer
Kartoffelsorte; s. Bd 1 381 (auch B, so Be., Th. und
It Zyro). — 2 entspr. schmucken 3. ,Concinnator can-
sarum, ein flicker und schm. böser Sachen, der ein
böse understadt guot ze machen.' Fris. 1541. — Vgl,
Gr.WB. IX 1127 (iu Bed. 2); Martin-Lienh. II 483 (, Schmeich-
ler'); Fischer V 1016 (nur als Name). Zu Bed. laa vgl. «r-
schmuckcii; Mischung mit (ver-)achmauchen bzw. -ö- (Sp.84I/2)y
laß zu 8tAmiic/.-e», sich (unter die Erde) ducken. FN., Schmucker.'
XVI./XVII.,SchSt.(,JSchm.'XVI.,Sch Jzb.). In Bed. 1 b-o-in
BBe. (wo Senkung to o nicht bezeugt) viell. durch Anlehnung
an den (etym. wohl hiehergehörigen) Fluru..SVÄmo(fo''. ebd. (dazu
Schmocker, FN. BBe., Hk., schon 1798; , Heini Schmocker,der
Grichtsäs.' 1651), der alten Wechsel « : o haben dürfte.
Or^'- Sckmäckerli: Pferd, das gerne beisst GRNnf.;
vgl. schmucken la (Sp. 914).
FSder-: wie nhd. Federschinücker. ,ParetinachBr,
sydensticker, fäderschmucker [sind] ein fryg handt- j
werch und gwerb.' 1597, Z. ,Die Seidensticker (Feder- !
schmüker), welche mit luanclierlei farbicbten Faden
sticken, bisweilen auch mit Perlen. Edelgesteinen.i.
Federn.' Spleiss 1667. — Vgl. Gr.WB.lII 1406; SanderslI ,
981 b/c. ;
Huet-: wer gewerbsmässig Hüte mit Aufputz ver-|
sieht, so geputzte Hüte verkauft. XVII,, ZStdt; Syr. !
H.- Staffierer; vgl. SDaszynska 1891,42. ,F. der Huet-,
schmucker.' 1605, ZStdt. ,G., Huotschniucker.' 1671,
obd. — Vgl, Schm.M 1190. I
921
Schmak— »chmuk. Schmal(!)— schmul(l)
922
Sclimuckete°. -eze" — f. Nur in der Verbindune
Schm. mache" = Ver-bergete", Ver-bergeze" mache" {Bd IV
1571) /. Sth.
g"-scli muckig -Ü-: behaglich warm ZStdt; vgl.
schmucken Ib.
seh muck le° -n-, in liBr. (schmickellen neben
schmicklen); UwE. -ele": Dim. zu schmucken 1 b
(Sp. 915), „sich anschmiegen, zB. von eineiu Kind an
die Mutterbrust" BBr.; GrHb., lg., Pr.; Snu; UwE.
(auch It St.^). Si tuend en Bitz schm., von (schlafenden)
Kindern GRPr. Sich an Jind a'schm. Sch; UwE.
Du bist halt mi" galante Ghnecht ... schmaicMet d's
Maitli dem Liebster, wil-se-si"'' hert an-e" ziiehi"-
schmücklet, a's ob si grnd in-nen i" schlnffe" w^ti.
MKuOM 1884; mit der Erklärung: schmiegen. Sich
(im Bett) z'säme"schm. BBr. (PSchild); GRFid., Jen., Ig.
(Tsch.); vgl. ze-sämen-schmucken (Sp. 919). Gleichbed.
intr. im Kinderspruch unter Chrüseli II (Bd III 863;
anch GRTschapp., wo schmugglet, vom Einsender kaum
richtig als ,lächelt' definiert). — Vgl. Gr. WB. IX 1117;
Martiu-Lienh. II -182; Fischer Y 1016. Statt .suiückelen' Bs
Chr. III 562, 17 ist die Yar. ,siiuc,kelen' in den Text zu setzeu
(Tgl. sümjgden -Ih Bd YII 1209; Beleg aus Goiigeub. Bettl.).
Schmuckli m.: „Person mit eingezogenem Halse
Sch" (nach Kirehh.); vgl. ge-schmuckt 1 a a (Sp. 918).
— Als FN. Gl (auch Schmiulci); 15S+, LSomp.
Ge-schmackt,ge-schmackt, Ge-schtnückts.
Oe-schmack, ge-schmack, Ge-schmuck (Sp. 871. 878. 913).
8chmal(]), sclimel(l), sclmiil(l), .schiuol(l),
schniHl(l).
SClimal BG.. 0. (so Hr., hau., Si. It ImOb.); GrL.,
ObS. C-ll); ScuSchl.; S; Th tw., so Hw., Mü.; WLö.,
meist gedehnt, so Aa; Ap; BU.; PJ.; Gl; GRChur, He.,
L., ObS.; LE.; PAl. f-ö-J: GRh., T.; ScnAltorf (dekt.
-0-), R.; S; oTn; Nuw; U; WVt.; Z, schmell GRHint.,
V.; TB. (-C--, flekt. schme-W und -e--, Neutr. schme-Us)
— Komp. schmeler AäE. und It H,; BBr.; GfiObS.; !Soh;
'VBtvi.(-ell-J,schvmler BLau.. Si. (luiOb.); FJ. [schmäller
und -e--): LE. (schmäller und -e--); SOlt., schmeler Ap
C-ll-); BBurgd., G.; FJ. (-ie-, selten); Gl; GnPr.; LE.
(-m-J; G {-ll-J Rh., T.; ScuSchl. (■ei'-J, Stdt; SStdt;
oTh; Ndw; WVt.; Z (-e'-J, Sup. schmelist Aa (H.),
schmelst AaF.; GRÜbS. (schmeltstj, schmälst BLau ;
FJ. (neben -e^-), schmelst Ap; Gl; LE.; GRh.; Scn
I SchL (-ei-J; oTh; Nnw: 1. a) klein (an Ausdehnung,
Maass, Umfang), a) von Tieren bzw. davon ausgehend.
. ,Schin-es vich' 1) Kleinvieh, bes. von Ziegen und
Schafen; vgl. Schm.-Vich (Bd 1 (551), -Hab (Bd 11 869),
-War. Grosses und ,schni-es' Vieh kaufen und
schlachten. 1663, KHaüser 1895. ,Den Weidgang be-
Itreffent, wird ein Gottshaus sich mit seinem schweren
und schm-en Vieh auf seinen eignen Güetteren inner-
fbalb den Hegenen behelfen.- 1672, AAWett. Arch. —
1 2) kleine Stücke Vieh, auch von Rindern. ,Dass schmall
jvich, nammlich küegis und stieris, sollen sy [die
IMetzger] ain jedes pfund nach der geschwornen
jschätzeren erkantnus gäben und usswägen.' 1588, Sch
jSt. Metzgerordn. (Abschrift). ,Die zungen, die megen
lund die arsderm, so vom schmallen vich kommen,
sollen [die Metzger] jedes stuck umb zwen batzen
eeben zum stolzen und nid türer.' ebd. ,Schm-e rinder,
s. Bd VI 1028o.; 8p 291 u.; dazu ,das schm. rindfleisch,
(oder ,schm-r.'): ,[Die Metzger] sond nun fürhin das
schm. rindfleisch nit mit einandren gemein haben,
sunders yetlicher für sich selbs; wol was gespeckter
ochsen sind, mögend sy wol gemein haben.' 1510, Aar.
StR. .Schm-es leder', urspr. von , schm-en' Rindern oä.?
.[Übereinkunft zwischen Gerbern und Schuhmachern]
der rouwen hüten, so die gerwer hie und anderstwo
koulfent und also rouw und ungewerchet wider ver-
kouifent, euch des schm-en läders ald anderer stucken
halb.' 1537, Z RB. — ß) sehmächtig, schlank, dünn,
von Lebewesen, Körperteilen; in der leb. MA. tw. auf
Bed. 2 bezogen; vgl. schmalen 1. Das ist e" schm-s
Persdndli! Z. E" schm-e' Bueb, zugleich schwächlich B.
E" schm-i Geis' WLö. Schmal(i) Bagge" (Bäggli) ha",
bes. nach einer Krankheit; vgl. schm.backig (Bd IV
1076). Du hast schmalli B., ein mageres Gesicht ThMü.
Sider ''ass-i''' g'wibet ha", han-i schm-i Bäggli; wenn-si
numme'' trage" ma", so hängg-si an e" Steggli SGrindel
(Grolimund 1910). Es wits Mül und schmäl Bagge"!
scherzhafte Antw. auf die Frage Was lachist'/ Aa (H.).
.Den frawen ist der ars ze präyt, das herz ze sm.' Ring.
— y) von konkr. Sachen. Von Kleidungsstücken.
, Weilen ihre [der Frauen] Käppiein gar zuo schmahl,
dass sie ihr Haupt nit bedekhet haben, wider die
austruckentliche Ermahnung des hl. Apostels Pauli,
dass die Weibspersonen ihr Haujit sollen bedecken.'
1732, UUrs. Von einer Hofstatt. , Caspar Isler ... hettan
Jacob Fryen als der eine ledige hofstatt hett, begert,
dass er im die gab und zuo husen zuoliesse, des
widerte er sich und meinte, es war bim kirchhof ein
hofstatt, die sölt man zuovor undergon und luogen
ob daselbst gehuset werden möcht. Da aber er Isler
dieselb im ze schm. und dein sin sich erklagt, wie
dann das von einer gemeind als die usgemarchet. funden
sig.' 1550, Z. Von der Zubehör, dem Umkreis einer kirch-
lichen Pfründe. ,N. lütpriester zuo Bonstetten erklagt
sieh treffenlich sinerarmuot, unddasserbi der schmallen
competenz derselben kilchen (so sich nit wyter dan
in die 60 stuck erstreckt) uss vyle siner kinden, nit
blihen möge.' 1542, Z. — 8) von Abstraktem. ,Es
ist nicht new, wie sm. sey aller werlten trew und dar-
zuo churz ir stätichait. ir sünde michel unde prayt.'
Ring. ,Compan vom sm-en glück weg.' Bs Schinipfw.
,Ein 3chm-e hoffnung haben, in arcto spem ponere.'
Fris.: Mal. ,Wie werden nun die Kinderlein [beim
Bergsturz von Plurs] iren Eltern angeloffen sein, bey
inen Hilf zu erwerben; so war derselben Trost gar
schm.. weil sie verdürben allzumahl.' 1618, Zinsli 1911.
S. noch Bd V 918 0. — b) knapp, karg, dürftig (an
Menge), a) von Sachen. Von der Saat, Ernte. , Schm-e
Saat- s. Bd VII 1423o. ,An. 1509 ward das Korn dünn,
die Ernd schm., aber ein voller Herpst.' FrHaffn. 1666;
vgl. dazu: .Schm-er Ruf', Angebot; s. Bd VI 680 u. Von
der' Nahrung; s. Bd II 290u.; vgl. b t- (Des Esels]
Fuelter isch so schm. GStucki 1908. .Kinder oder Er-
wachsene [die fremde Reisende anbetteln] sollen ...
auf '24 Stunden bei schm-er Kost in Spital zu Staus
versetzt werden und im Wiederholungsfalle ... auf
4 bis 8 Tage jeden zweiten Tag mit schm-er Kost
inhaftiert werden.' Ndw Ges. 1867. Von Brot(stücken).
.Wie dann die andern Eidgnossen im birg harinziechen.
schm-e brötlin essen.' 1521, Abscb. .Lasst mich nur
ruhig meine Strasse ziehn. Mit meinen altern Kindern
923
Schllial(l). schmel(l), sclimil(l), schraol(l), schmul(l)
924
wird's mir wohl möglich werden, uns allen ein schm-es
Stücklein Brod zu erwerben.- UBrXgg. 1789. Vom Ein-
kommen. Monge' htd e" G'halt, ne" schm-e", dass-er
cliüm cha"" d'SchitUle' zale". L Gedicht. ,[Der Leut-
priester zu Riehen bittet den Abt von Wettingen wegen
hoher Kosten eines Hausbaus] im in ansächung. das
sin pfründle eben tünn und sclim., euch zuo diser zyt
Til zuofäl mit opfer und andern dingen, deren sich
die luttpriestere unzhiir behelffen müszen. abgangen
wärend, ... ze hilff ze komenn.' 1524, Es Ref. .[Bei
den von Karl V. aus dem tunesischen Feldzug ent-
lassenen Söldnern] ist clag der türen profand und
schm-en besoldung. ja glichsam inen nit ... haltung
und vollkomne ussrichtung geschehen sije.' Kessl.
, [Baalspriester:] Wir niüessend städts im tempel ston
und band darvon ein schm-en Ion. dann unser pfründen
synd ganz sclilecbt.' SBirk 1535. ,Ein schm. raer':
,[Vor einer Volksabstimmung über die Zugehörigkeit
von Gaster und Wesen zu Glarus und Schwyz] tribend
si [die von Gl und Scuw] die sach so lang an die
landschaft mit mancherlai pratiken ... da si[ch] das
Volk guotz tails zuo verwilgung ergab, wienol es al-
weg ain schm. nier ward." Vad. — ß) von Personen.
Arm. Gend-mer au''' Öppis, i''' bi" halt en schm-e Herr.
Wolf, Dreierwahl, 's hed gester Eine' zu-mer g'seid
(und derzue hei' Schm-e') . . . ebd. Karg, knauserig. En
schm-e'' HöchzUer, ,der Nichts gibt' ZHinw. Gemein
von Charakter Z. Eso Eine'' ist ja scho" en schm-e''
Schisshund, , ein Spitzbube, der Andere zu übervorteilen
sucht' (Spillraann). En Schm-e'' Z. — y) P'ißd. und adv.
in formelhaften Verbindungen. 1) von (kärglichem)
Leben(sunterhalt); vgl. auch unter ba. Es schm. (in
Ap schm-r) ha", mit wenig auskommen müssen Ap;
Z und weiterhin, = schm. dur'''e'' mües'e" Sch; Th; Z
und weiterhin. Ermli''' Lüt, wo müend recht schm.
^iiYchfn gcHR. Si mue" förchtig schmall dor'''e'' TuMü.
,Sich schm. durchziehen'; s. Sp. 70o. Schm. l'ebe"
Aa (H.): B; GRig.; SchR.; Th; Ndw. ,Wir hätten ja
noch so viel nötig und so schm. gelebt und im Wirts-
haus keinen Kreuzer vertan.' Gotth. .[Eine Witwe
klagt, dass] iro ... nit me gelts ... mocht werden weder
52 pfd 10 p, die sy von pfingsten in der hushaltung
mit iren kinden irer grossen notturft nach bis zuo
herbst zit ... verbrucht und dennocht eben schm.
glept hat.' 1545, Z Schirmb. .Wie durch die ver-
schiedenen Fehljahr das ganze Land in eine solche
Not geraten, das auch vill vor Diesem zimblich be-
mittlete Haushaltungen anjetzo sehr schm. leben ...
müssen.' 1693, ADenzler 1920. S. noch sehm.-mülen
(Bd IV 183); vgl. auch schm.-barten (ebd. 1628). Schm.
esse". Z%''sherre" hocke"d z'mitzt im Sal, si esscd,
trinke"d nüd fri schm. Lienert 1906. ,Sy sige Lybs
und Lebens bi ime [ihrem ehemaligen Manne] nitt
sicher gsin, und so ire Eltern nitgwessen.hette syschm.
ässen müssen.' 1603, Z Ehegericht. ,Es truket sie etwa
hart der Sattel der Armut, dass sie bey ilirer Arbeit
nocli schm. essen müssen.' .IMeyer 1700. Schm. viüesse"
abbisse" B; s. Bd IV 1689. Schm. zuegä" GRig.; Ndw.
Da gäd's schm. zue Nnw. ,lch und mein liebe Hauss-
frauw, so oft und dick wir unsere ... kinder mit nassen
Augen anschauwend, das ihr Nahrung so schmall bar
gand [!. dass] ein herter Stein sich erbarmen [!].' 1644,
Z (Bittschrift). — 2) ,nit schm.', nicht wenig. ,Dass
eine Zeit daher die unerlaubten Pintenschenken ...
in diesem Ambt sich nit schmahl gemehret.' 1668, Aa
Rq. 1922. — 2. wie nhd. schmal, als Gegs. zu breit in
dessen jüngerer Bed. (vgl. Bd V 917 tf.). wolil allg.;
vgl. auch laß. ,Schm., eng, einzogen, angustus, coac-
tus.' Mal. , Angustus, eng, schm., arctus. zusammen-
gehalten, schm., eng.' Denzl. 1666. E" sehmsG'sichtli
E" schm-i Hand. En schm-e' Rugger (auch an Kleidern),
Saum (s. Sp. 811u.). Schm-i Band. Zu einer best.
Kleidung braucht man schme-leri Band Z. Es giH's
nü^d, es ist z'schm , ein Stoß' für ein Kleid, ebd. , Schm-es
tuoch'; s. Bd V918o. 's Brett ist z'schm. .Angustioribus
foliis herbiE. mit kleineren oder schmeleren bletteren.'
Fris. Unn''e" breit und obne" schm. und loenn-mq-mi''''
in's Wasser tued, vergän-i''' doch, Rätsel vom Zucker-
hut GrL. (Tsch.). Bes. e" schme' Weg, Steg uä. wohl
allg K'rat über ''em Abbruch [eines Berges] hed-si'^
es chli"s Bändli chüm schuehbreits dür''' de" Felse" i'chi"-
'zöge" wie es schmells Geisswi'gli. JJörger 1920. E"
schmells St'egli. ebd. Ein Hagelfall nimmt in der Regel
e" schm-e Streich (Strich) oder auch nur es schm-s
Streichli, Bärnd. 1908 (BGr.). S. noch Bd VI 634o. I68O0.
, Semita. ein fuosswäg oder schm-er wäg.' Fris.; Mal.
,Um zwei Uhr rief der [Nacht-] Wächter: Zwei Wege
hat der Mensch vor sich. Herr, den schm-en führe
mich.' APletscher; vgl. Matth. 7, 13/14; ähnl. in einer
Hausinschrift BAlbligen (Bärnd. 1911). Mit ''emschm-ef
Ziigli, mit der Schmalspurbahn. CStreiff 1909/10.
Praed. bzw. adv. ,Wer ouch ze schm. wirket, daz es
den buosswirdig dunket, der dar über gesetzet wirt,
der git der zunft 1 ß.' 1364, AARh. StR. (Zunftbrief
der Weber). S. noch Bd VI 225 0. Nit schm-e'' (bzw.
-i) cho" uä., .breit', selbstbewusst BLau. Die est ntt
schm-e cho" en crem nüwe" Clileid! Da han-ech ...
mi"'m nmcer Wib wälle" zeige", wäteg guet Ghüe e**
heige «•"' ha''-ses e" Stal' 'zökt u'"* be" net schm-e'' under
mi" Zindla [eine furchtsame Kuh, um sie zu melken].
ChrReichenb. 1916 (BLau.).
Amhd. emal (auch bei Notker, in Bed. 1 aa uud 2) : vgl. Gr.
WB. 1X910/5; Schm.Ml548; Schöpf 627; Martiu-Lienh. II
483; Fischer V 970; nur in Bed. 1 das verwandte engl. »mall.
Zum Nebeneinauder von schmal ;-e- vgl. hart : -e- (Bd II 1641),
lamj:-ä- (Bd III 13'21), auch die Aura, za /a,t (Bd I 1113).
Die Anuahme eines besondern Etymons für Bed. laa (s. Gr.
aaO.) lässt sich durch unser Material nicht stützen. Personenn.
,Hans Schm. der schnochniacher.' 1449, L (ßfd). ,üeu Sinai-
hiutz,'1449, ZRB. ,Heinr. Schnialdank.' RCys. .Schmaldienst' j
XVI., B. ONN. /'■s«/im. P/ad BGr. (am Wetterhorn); vgl. I
,Schm-en-Pfad' (Bd V 105'2o.j. Das ,schm-e Wegle.' 1«00, Aa j
Kh. ,Znm schm-en weg.' 15-14, AaLauf. ,Schui.-Äckerli.' 1798, |
TliEgn. ,-Eggen' WBinn. ,-Ort.' 1635, UAltd. , -Gletscher' j
WRauda. ,-Laiii' GIS. (,-zug'); SchwMuo., ,-Laueuen' BGr.
(-loum,,l-^yal^l)■, W bei Brig. , -Stock' SchwMuo. ,-Weg' Aa
Murgental. ,Suhm-fU-Egg' BTrachs. ,-Hals' BBe. ,-Leist' Gl I
Moll. ,-Weg'BObergoldb. ,S(ch)mal(eD)-Egg', HausDame(B«de- t
Stube). XIV./XVII., ZStdt (dafür ,in der s(ch)malen egg.' XV./
XVI., ,in der schmal(eu-)er.' XVI.). Vgl. auch Schyiuihhen,
schmale": 1. meist -ä- (in GRValz. -Ö-), 3. Sg. '
Prit's. und Ptc. -ei, schmal(er) werden B (.coaretari.' |
Id.); Gr; LE.; Uw; Z; Dial. und weiterhin. Meist I
entspr. schmal 3. Der Weg schm-et da B (Zyro). Der ;
Jan, die Wis schm-et obtie" GRig., Saas, Valz. (Tscb.). 1'
Der Stutz [Wiese, beim Mähen], Heustock schmet afC :
GuValz. (Tsch.). Entspr. schmal la^, von Personen, 1
(infolge von Krankheit, Kummer) mager, schinächtif 1
werden GrD. (B.); Z und wohl weiterhin, üf d'Letsti '
[vor seinem Ende] hed-er afa" wacker g'schmet (jBÜ. ;
(B.). Si [hat] g'hübschet, nw es btrebitzeli g'schm-et, '
aus Kummer. ACorr. 1860. — 2, tr. a) schmäler machen, I
it25
Sclimal(l), scliiiiel(l), scliniil(l), sclimol(l), sclimul(l)
926
schmälern (auch nneig.): ,Schni., smälen, smäleren.
tenuare, detrahere.' Red. 1662. — b) übertr.; vgl.
schmälen 2 a. Zanken, schmähen; scheel sehen (?).
,Schnialin, uhel reden oder sehen.' Bettl. ; vgl. ebd.:
,Schraalkachel, ubelredner.' ,Ab etw. schm.', über Etw.
schelten. .[Solothurn beschwört den Bund]. Darbyplybt
sy mit herz und raundt. So jemans würd darab schm.,
der dörfft wol raiiessen d ürten zalen.' VBoltz 1551.
.[Deutschland will nicht von der Unmässigkeit ab-
lassen] Ab aller Warnung tuond sy schm.; ich bsorg,
sy niüessend [d] ürten zalen.' ebd. — Schmalen n.:
Schelten; Unwillen, Abscheu y vgl. 2 b und AhSchin.
,Ein schm. und schuhen ab einem han' : ,Wie er [ein Be-
trunkener] vilicht genierckht, das sy [seine Gesellen]
ein schm. und scliühen ab im gehept, hab es inn ver-
drossen und angefangen, mit werten wider N. zu
broeklien.' 1544, ZSth. — k\>- schmale": , Ekel, Grausen'
SoHHa.f Er het e"fange" en A. g'ha' ab-em. — Mhd.
»mn;>i iu ßeil. 1 und 2 a; Bed. 2 b aiR-h bei Gr. WB. IX 916 u.;
bei Fischer V 971 wohl in der Bed. kargen.
schmalocht -ä- Ndw (iVlatthys; auch -echt),
schmalochtig. Dial.: ,ein wenig schmal.' — Eis.
ickmallechl (Martiu-Lieuli. II 483).
ü°-schn)äl -ä- n.: Koll. z\i schmälen 3 a, Verweise.
Tadel UwE. Syn. Schnuileten.
schmäle" -ä- bzw. -e--, in BLau. -te-, 3. Sg. Prses.
und Ptc. -(: 1. schmäler machen, schmälern, ^schmalen
2a oTh; Nnw (Matthys). -- 2. a) leicht, glimpflich
tadeln (schimpfen, schelten), bes. von den Eltern (der
j Mutter) gegenüber den Kindern Aa; BLau., U.; F; Gl;
I GrAv., Pr. und It Tsch.; L (derber als balgen 4 Bd IV
I 1211); ÜA., Stdt, T., Wb.; ScH (in Schi, veraltet);
; ScHw; S; Tu; Uw; WVt; Zg (seltener als chlben Ib
I Bdlll 107, balgen); Z, so Dättl., Febr., Sth., weitere
I Synn. u. chiben, dazu chetzeren (Bd III 597'); brummlen
I 3c (Bd V 61.3); Schalken 3, be-schalken 2b. schimpfen 2,
I (ge-)schänden Iba. (Bd VIII 681. 688. 789. 887). Eine"
1 schm. Hät-di'^ der Vatterli g' schmält ? AkF., Fri. De'
I Vatter hät-mi"'' g'schmält ZDättl. 1''' wör''e" g'schmält,
I wen'-i''' z'spöt hä'" chom TuMü. I''' chaw-ech's gar
nit säge", wie-mi''' Das drückt und quält, wil gester
uf der Stege" mi''' 's Liseli het g'schmält. Schild 1853.
S. noch Bd VI 228 M. .Sie habe die Rosa [wegen ihres
I nächtlichen Aufstehens] am Morgen geschmält.' 1753,
; ADettl. 1905. Ih ha doch au fir nä holbä Tay Rueh,
Idass mich dar Baschi nid schmält, nid schimpft und
,nid ginggt. Talhochz. 1781. Mit direkter Rede, tadelnd
jsagen. Abä, schmält d'Berta, De'' [eine Traube] ist
\ja buslig vor FiUi. ACorr. 1860. Der Vatter schmält:
^Du schtvache'' Tropf [ein Kind], du stvingst-en nid,
\d%n Zweris-Chopf! SWinz. Dickist het-es [eine Frau]
si''' nümme' chönnen überha" u'"' het g'schmält: Rosi,
iRösi [Magd], uas meinst eige'tlig au''' du? SGfeller
1911. Was seisch? Hudilump? schmäli-si [die Mutter
flie Tochter, die ein altes Wäschestück H. genannt hatte].
jFOscHw. 1019. Abs., auch aufbegehren, murren.
isich be)klagen; Synn. (vgl. auch zu Auf.) belferen
|Bd IV 1204); brummlen 3 b (Bd V 6r2); bramen (ebd.
|'61); surren laa. (Bd VII 1288). Los' Das si", der
Vatter schmält! Th; ZDättl. Schmälid au'>< nid, i'*
\cill's g'wüss nümme' mache"' sagte ein Knabe zum
I'farrer, dessen wiederholte Frage, wer die Welt er-
chaffen habe, er nicht beantworten konnte L. Er
chmält immer, er ist nie zufrieden GlH. Si fressi'd
ister Mwd sehmäli"d äister, Sprw. von unzufriedenen
Kostgängern UwE. Es seigi de" Äbi"g gar en ghcaltige'
Lärmen im Dorf, me" schviäli und dräui [weil die
Pfarrerstochter gegen ihren Willen verheiratet werden
solle]. UsTERi 1831. Ha" nit e"möl dörfe" chlage" oder
schm., denn 's Meitschi isch so lisimüetig g'si". Joach.
1892. Redet [ihr Parlamentarier] bis-ech d'Zunge"
brönnt, schwätzet, schmälet und ermanet! B Volks-
zeitung 1894. Ist öppe" g'schmält morde" [in einer
Fabrik], het's g'heisse": ... sind z'fride"! Gl Nachr.
1901. I"'' voH Das nümme ha", het der Papa 'pul-
veret. Schmäl doch nid, Papali [begütigt die Frau]/
RIscHER 1903. Da [in Bez. auf das Wohlergehn
meiner Familie] chan"-i''' nüd schm. UStreiff 1907.
E" Jede macht jez, was-er cha"", u"'' blibt derbi e"
brave Ma"", u"'' mir lönd d' Wiber schm. Grolimünd
1911 (AAÜthm.). Nid eister schm., surren und brumm-
le" wi'-n-es Hornussi! ALGassmann 1918. /'''' bi" nid
sträng, tue nid gern schm., eine Hausfrau in der Mägde-
not. EWüTERicH-Muralt. ,Z'schm. mache", actionibus
suis invidiam vulgi in se concitare.' Id. B.; darnach
,d'Lüt z'schm. m., sich Tadel zuziehn' B (Zyro). ,Necht
haben wir 30 Man zur Wacht bei der Artilleri geben
müssen, welches euch ein grosse Ehr. Major H., als er
mir die Order gebracht, sagte zu mir: Bruder Haupt-
mann, du mochtest ettwan schmelen, wan ich dich
nit ouch dahin comandierte.' 1653, G Brief. ,Seigend
die beiden Nachtvögel davon gloifen und habind in
[den sie belästigt hatten] lassen schmelen.' 1672, Z.
.[Einem Pfarrer eröfl'net der Visitator] das er sich sind
lesterem Mahl gebesseret habe; ist er aufgebrunen,
sagende: was Besserens, ich hab allzeit so gebrediget
... Ich meinte, er sollte über dissen Bericht Freud
bezeugen und nicht böss werden; fuhr er doch fort
zu schmehlen.' 1755, ebd. (Eine") schm., dass ... ,Der
Pfarrer schmälte die Kinder, dass sie Das [was Liba-
non sei] nicht wnssten.' Gotth. D'Muetter het recht
g'schmält, dass der Fritzi so schlecht üf'passet het.
EWüTERicH-Muralt. ,Ich schmälte, dass er das Amt
ausgeschlagen.' Z Schauspiel 1779. über (üf, wider)
Eine". Öppis schm. Über d'Lüt schm. GoT. ,Schm.
über Öp2)is, invehi in aliquid.' Id. B. ,Er schmält oft
über das, was im Lande geschieht.' ÜHegner 1828.
.[Einige Herren] schmählten nicht über das Volk, wie
es viele Andere tun.' AKeller 1852. D'Lüt chönne"t
wol so schm. über dich, du chOnnist Nüt. Stütz, Gem.
Über bösi Zite" schm.. Das hilft euser Lebtig Nüt. AaB.
Kai. 1895. Min Uli soll nie me so über d'Glarner schm.
ChrBeusch 1898 (G We.). [Am Tisch] het Nüt manggiert,
dass-me" drüber hätt chönne" schm. SGfeller 1911.
,Er [habe] sich entschuldiget, wüss nit. wo er [ein
Nestel] hinkommen, darüber die andern angfangen
schmelen.' 1684, Z. .Sein Vatter seye mit dem Salpeter-
brenner, der über die Herren zu Winterthur geschmält,
nach Winterthur gegangen.' 1701. ebd. ,Im Fortgehen
habe er sye allezeit gestirzt und über sy geschmelt.
sagende: du fuli Hur, s.v. fuli Täsch. fuli Blitzg ...■
1705. ebd.; ähnl. noch oft. ,Ein Büchlein ... worinnen
häft'tig wieder die Tortur geschmählet wird.' JRWalp-
KIROH 1710. ,Soll ich nichts Anders auf der Gasse
vernehmen als schmählen und brummen wider dich?'
Disc. 1721. ;Man wird auf euch schm.' Z Schauspiel
1793. Mit Ei"'m schm. De"- Vatter hed ur'''e" mid-
mer g'schmäld Ndw (Matthys). [Mann zur Frau:]
Wer chönnti ufd'Längi mid-der schm.: Scbwzd. (Gr
Schs). [Junge Frau:] Herrschaft, i''' sö't hei-, .tun seh
927
SchTnal(l), schmel(l), schiTiil(l), schmom), scliniul(l)
i>28
schmält mi's Meitli mii-mer. HDietzi 1912. Wil' das
Babi wasche", streik'', ait''' ned einisch mit-em schm.
Ztbori. Dö schmält me" allewil mit de" Dienste", me"
verbrech so inl G'schier'! ANeher 1906. S. noch ßd VI
1078 u. .Worüber sie [bei einem Streit] mit einandern
gschmält, grupft und gstossen.' 1682, Z. Eine Magd
fand auf der Feuerplatte eine Hexe, habe mit ihr
,g'schraält' und ge.sagt: ,Du bist die füllst Hex, me
setti ins Für inen ghien.' 1737, ADettl. 1905 (L).
D'Junfere het mit mir gschmält wie der Tusig. B Hink. Bot
1777. ,Übel' uä. ,schm.', Schmähungen ausstossen.
,Uer Herr Pfahrer aber habe alzeit übel geschmelet
und ihro [seiner Frau] gesagt Hexen-Hur, s. v. Pauren-
wust. Habe Hr. Pfahrer geruffen, alles Volk verführt
meine Frau und habe übel geschmelet.' 1705, Z. ,[Eine
Magd sagt aus] dass sie die Riederin gehört auö'en
und aben lauffen und abscheuwlich scbmehlen.' 1708,
ebd.; nach andrer Aussage: .gleichsamb rasend und
schraehlend: Lumpengsind, Diebsgsind [usw.].' Schmä-
hen, lästern. .Wollte Gott, dass ihr die h. Schrift
nicht schmähltet und schändtet.' 1666, Z. ,Die Evan-
gelische [verlangen] keine Wunderwerk mehr, nicht
auss Forcht, weilen sie sonst handgreiflich weren
überwisen, dass sie seyen unrecht daran, wie dieser
Gesell abermal schmählen tut, sonder ...' ClSchob.
1695. — b) in der Jägerspr., bellen B (Dan.), schreien
von (Hirschen und) Rehen ThMü.; Z. ,[Der Rehe]
Stimme ist eine Art von Bellen, die Jäger nennen es
Schm.; sie lassen es dreimal hintereinander hören und
setzen es so lange fort, bis sie den Gegenstand, den sie
fürchten, deutlich erkennen.' HSchinz 1842. — Mhd.
tmtln, verkleinern, verringern (vgl. auch ßr. WB. IX 917);
nhd. nur in Bed. 2 (vgl. Gr. aaO. 916/9; Schm.» II 548;
Schöpf 627; Martiü-I.ienh. II +83; Fischer V 971; bei Hebel).
Unsre Formeu -(i-, -e-- küuueu uicht auf iiihd. «mrf« zurückgehn,
sondern deuten auf zugrunde liegendes -s-, also (da mau darin
nicht eine besondre Ablautform sehen wird) auf Ableitung von
(sekundär aus sihmnl gedehntem) acJimal (s. BSG. VII 115).
Das passt aber semasiologisch nur für Bed. 1, die zu si-IhihiI s
gehört, nicht für Bed. 2, die an das früh zurückgegangene
«chmal Ja anschliesst (vgl. nihd. ajttehi), wenn auch heute
schmiüen 2 als ein andres W. empfunden wird; für Orte, die
Kchmiil neben m-hmale" -J haben, ist es ohnehin uicht mög-
lich, von nchmäl auszugehen. Hier mindestens muss darnach
schmäh" 2 eingewandert sein, und viell. gelten die Zweifel an
der Bodcnständigseit des W.es im Schwab, (bei Fischer aaO.)
auch für unser Gebiet übh.; vgl. dazu das entlehnte .«»e/e, (ein
Kind) schelten im Patois von Beifort (ETappolet 1914, 2:i).
Vgl. Krhmalai, «chmäldcn. — Schmäle" -ö- n.: entspr.
schmälen 2 a. .Das Schm., criminatio ; Schm. tuet nitgiiet,
tutius est a convitiis abstinere.' In. ß. Z'letst ivurdi"d
.i' [die Pfarrer] müed mit Schm. uf's Chiltgö" und uf
's Stele". .IBHiFFi.. 181.3. Da [gegenüber einem Wag-
halsigen] hilft Bäte" Nut u"'> Schm. G.IKdhk 1819.
Der Herr Seckelmeister het g'funde", mit Schm. sigi da
Nüt g'macht. KvTavei. 191(». , Franz Trogers Schmählen
uff dem Rapperschweiler Boden über den sauren Wein
[Überschr.].' 1667, Z. , Alles Schm. und Käzern der
Geistlichen sowolil auf als äussert den Canzlen soll
gänzlich abgescliafft ... werden; wir sollen von den
Catholischen Evangelische, sie aber von uns Catho-
lische genannt werden.' Bs Briefe 1712. .Was hat sein
Schmählen Guts der Welt getan?' AvHai.i.er 1732;
später ersetzt durch .Tadel.' ,[I)em Trinkpliilister ist]
das Schmählen Bürgeriifliclit.' ebd. Nemht also mit
dem guetten Willä [der Spieler] verlieb und macht uns
nit unser Freud mit Schmählen triieh. Tvrolkrsp. 1743.
,[Am Schiesset von 1743] war ein ernstlich Schmählen
under allen Schützen wegen den schlechten Gaben.'
WWildberger 1917. ,Man sol [einen politisch un-
ruliigen Kopf] wegen seinem Schmellen ins Verhör
nehmen.'1795,Z. S. noch Bd VIII 888o. — Schmälens
Schmäli"s B, Schmelis GRPr. - n. B (RvTavel) : Tadel,
Schelte ß; GRPr., bes. gegenüber Kindern und Dienst-
boten ßStdt. Syn. Balgens (Bd IV 1212). Richtig han-
i''' mit de" Chole" mini rvisse" Strumpf verbrämt u"''
Das het du sehn" wider Schm. abg'setzt. Bari 1883.
Adie tvol, i"* muess gä", sünsch' gi''t's Schm. FEbers.
1897. [Zu Einem, der an einem Sängerfest Aufsehen
erregt:] Tüed bitt-i''' üf passen, es gäbi sus' Schmälis.
GFiENT 1898; mit der Erklärung: .Aufsehen erregen,
Tadel oder Unwillen hervorrufen.' Schm. tuet nid we,
RTraboli) 1914. [Einer, die aufbegehren wollte] isch
d's Schm. schön im Hals 'blibe" stecke'. RvTavel 1913.
ab-: abkanzeln ScuR. Gel', de Vatter hät-di''' ab-
g' schmält?
US ÖÜS-: ausschelten UwE. S. noch Schlingel
(Sp. 585). — Vgl. Gr. WB. I 957.
ver-: Einen, Etwas .tadeln und herabwürdigen'
UwE., ,bei Andern als schlecht darstellen' Ndw
(Matthys). ,[Zwei mit Erbschaftsansprüchen ab-
gewiesene Ausländer haben] seithero, als ob tit. Pfar-
lier zue Kernss nit an die Handt gehen wollen mit
iVufschlag der Taufbücher, sowohl zu Constanz als
Lucern diessfalls verschmehlt.' 1738, UwSachs.
Schmäler -ä- bzw. -e-- m., -eri" f.: wer zu tadeln,
schelten liebt ß; ScnSt. (Sulger); üw. ,Schm., con-
vitiator, criminator.' Id. B. ,Simei hat den König ge-
lästeret, ihn einen Bluthund geschulten. Davids Leut
haben disen Schmäbler wollen beim Kopf nemmen,
aber David hat es nicht wollen.' FWvss 1677. ,Die
gscheide Leut erkennen schon den Fehler [in des
Dicliters Versen], ünwüssende, dann Schmehler [erst
recht].' JCWeissexb. 1701. — Vgl. Gr. WB. IX 919 f.
schraälere" -ä- bzw. -e% in Aa (H.) -e-: 1. tr.,
schmälern Aa (H.); B (Zyro). a) entspr. schmal 1,
(widerrechtlich) verringern, mindern. ,Schmeleren und
minderen, imminuere, violare.' Mal. a) mit Akk. S.
Flügel, stutzen. ,Der Stadt Bern wurden ihre stolzen
Pfäkenfligel durch diesen Zufal [Abtrennung des
Aargaus und der Waadt] zimlich geschmelert; denn
es blibe der Stadt Bern Nichts übrig als das in Schulden
stekende Überland.' JvVVeissenfluh 1792/1821. Grund-
eigentum; s. ftratercw (Bd V 92'2). Weidgang. .Habend
sy, die von Ossingen, iren Weidgang dermassen ge-
schwecht, gestümplet und geschmelert, dass sy jetzt
uff uns [Andeliiiiger] als einer kleinen armen Gmeind
zu Ritter wellend werden.' 1604, Z. ,Ist bekant, als j
Einige understanden ... auf dem Klybeckfeld Reben i
einzuschlagen ... was Massen ... der- Weidgang ge- :
ring seye und durch dergleichen Einfang und Ein- •
schlag noch mehrers eingeschrcnkt und geschmähleret |
wurde.' 1705, Bs Rq. .Eines er schm.' uä. ,Sin gmüet i
nie gsin, ze schmeleren mh. eer.' 1532, B Ref. , Einem
sein guot lob oder Inmbden schmeleren, in schand und ii
schmaach bringen, verlümbden. ausschreyen. atterere
faniam alicuius.' Fris.; Mal. .Delibare de gloria ali-
cuius, eines Ehre schmälern, mindern.' Denzl. 1666. — i
ß) mit Akk. P., benachteiligen, zB. bei einer Erbteilung j
7,0. (Messikommer 1910). — b) entspr. schmal 2. i
.Schmälern, schmal machen.' Denzl. 1666. — 2. intr.. ;
= schmalen 1 (Sp. 924) Ap. — Mhd. „„ftem: vgl. Or. WB. |
929
Schinal(l), scbniel(l), schmil(l), schmol(l), schraul(l)
930
IX 920/1; Schm.^ II 548; Martin-Lienh. II 483; Fisclior
V 972.
ver-: a) = dem Vor. 1 a. .Abschränzen, von der
Nahrung' B(Zyio). Weide, Holzgerechtigkeit. ,[N. be-
klagt sich] dass ein Jeder, der da ynzüche, zu Sommers
Zyt ein Khu anstelle und solche uif die Braacbzelg
und StroiFelweid schlache, so denn synera Zugvych die
Weid und Atzung verschmälere.' 1651, Z. Subst. Inf.
,Es möchte aber einer oder eine in gemelten iren fron-
wälden und hölzern so gröblich und schädlich howen,
also das sy die mit undertryben, verschraelern ald
anderm schädlichem howen . . . zuo abgang . . . richten
weiten, denne sol ein araptman ... diesälben . . . ze
büessen haben.' 1551, Z Rq. 1015. Jmd ,v.', = dem Vor.
lap. .[AaZoC. verwahrt sich dagegen, dass Bern in
seinem Gebiet das Bauen neuer Haushofstätten er-
laube, da dies] ire gmeine Gnoschaft in Wun und Weid
ein wenig verschmelere.' I(i03, WMerz 1922. — b) = dem
Vor. 1 b. ,Uns [ist] daran gelegen, dass diese verbesserte
Strassen nicht ... teils aus Nachlässigkeit der Ge-
meinden, solche gebührend zu erhalten, teils durch
Anticipationen und Verwüstungen von Seiten der An-
stösseren verschmähleret und verderbt werden.' B
Strassenregl. 1744. S. noch riten 3ai (Bd VI 1671 M.).
— Vgl. Fischer II 1312. — Ver -schmälerung f.:
Schmälerung, Beeinträchtigung eines Rechtes. ,[Die
Grafen von Hallwil beklagen sich] darwendende, wann
wir [Bern] ... die straften von zerliouwnen kleideren,
schwüeren, übertrinken und derglichen den nideren
gerichten heimfelligen buossen an uns bringen wurden,
das inen zuo genzlicher undertruckung und ver-
schmel. ir nideren gerichten reichen [würde].' 1535. B.
,Von diser ... vermindrung obgerührts trattengelds
wegen ... dass dieselb uns an unserem oberkeitUchen
gwalt kein v. noch böse nachfolg gepären solle.' 1598,
BSi. Rq. ,[Üie Schwarzfärber klagen] was trätfenlichen
Missbruchs und Verschmel. ihres Handwerks ihnen von
Stünipleren hin und wider in unseren Landen . . . ge-
brucht und geübt werde.' 1602, Aar. StR. ,Was grosser
Unglegenheit und Verschmel. ihnen [den Aarburgern]
an ihrer gemeinen Veldt- und Weidtfahrt die Zeit
dahero widerfahren seye.' 1622, Aa Rq. 1922.
Schmäler! ,-ei' f.: PI., Klagen, Reklamationen.
,Dies Jahr hat es Schm-en abgesetzt', wegen mangel-
hafter Verpflegung der Leute, die auf der Alp ihr Vieh
abholten. 1775/82, ÜRingholz 1908 (SchwE.). , Damit
allen Schm-en [der Einsiedler, wegen der Streue]
|Torgebogen würde.' 1775/82, ebd. — In der Bed. Tadel-
[sucht bei Gr. WB. IX 92il.
1 Schmälerung ,-e-' f.: = Ver-schm. ,Das [die Ge-
tfangensetzung eines bischöflichen Untertanen durch den
BsEat] nun ime dem coadjutori und decauo [des Stifts]
Isüo schm. und verkleinung siner ordenlichen oberkeit
'' .. reichte und diente.' 1524, Bs Ref. ,Diewyl [Strass-
purger Handelshäuser beabsichtigen] die kouflüt
lindere Strassen [nach Italien] zesuochen verursachen
md hiemit rah. an irem zoll und andern gefallen inn
rer statt abbruch und schm. begegnen möchte.' 1577,
; RM. — Vgl. Gr.WB. IX 921 ; Fischer V 972.
Schmälete" -d- f.: Schelten, Tadeln; auch die
inzelne Schelte B; UwE.
Schmäli -e- Aa (H.); GnCast., übS., Valz.; LE.,
!- Ap; B; Gl; GRChur, He.; GRh., T.; oTu; Ndw;
'Urs. (-ei-J, Schmält B (Dial.); PAl. (-ö-J; Ndw
.üatthys, -ä-) — f.: Schmäle, Schmalheit. aaOO.
I Schweiz. Idiotikon IX.
und weiterhin. Entspr. sc?tmaZi 6a. Vom Einkommen,
Lebensunterhalt. ,Herr Jacob der lütpriester zuo
Stalligken ... hat sich yetz manig jar schmele und
geringe gemeldter collatur crklagt, sich aber für und
für inn grosser armuot erbermclich gelitten.' 1543, Z.
Entspr. schmal 2. Von Stoffen; s. Oröbi (Bd 11 691).
Von Wegen. ,l)ie enge oder schmäle (.schmele.' Fris.)
der straassen oder des wägs, angusta viarum.' Fris.;
Mal. — Alid. tmah, \„uh, mhd. nmtr f.; vgl. Gr.V\'B. IX 916 ;
Schill.' II 548; Martin-Lieuh. II 483; ChSchmidt 1901, 329
(,smele'); Fischer V 971. Flurn. , Acker im obern Ziel oder
Schmelli.' ZBül.
schmälig: =schmal2. .[Bildhauer Inderbitzi soll]
das ganze Chorgestüel . . . mit . . . Laubwerk auszieren,
also dass das Laubwerk oder Zieraden an den aller-
schmäligsten Orten wenigstens ein starker Werkschuo
hoch seye, in der Mitte aber ... wenigstens 3 starke
Schuo dis Laub in die Höehe getrieben werde.' 1737,
JHe^s 1914.
Schmale" -«- B tw., so Br. (-enj, E., G., R. und It
Dan., Zyro; GLEnn. (s. Anm.); SciiR., St.; aScHw; Tb
Hw.; WMü.; Zg, ä- Aa; Bs; B tw., so E., S.; F.;
GRMai.; L; SchwE.; S; TuEsch. (WepQ; Uw; U; Zg;
ZBül., Febr., Mönch., 0., Wangen, Schmäle" -ä-
BE.; GrD., Fr., auch Kl.; LE. und It St."; GMarb.
(,-eV und •-«-'); ScH {-€-■) Ha., Schi.; W, so Lö.;
ZRafzerf. (-e--), -ä- LE.; Uw (Gem.), „-d-, -ä- Bs
(St.'); B (St.2): L; W" — f., PI. unver., in BG., R.
Schniali, in BSi. (nur Fl.) Schmeli — Dim. (in B
Gr. an Stelle des Grundworts) Schmäli BE., Gr. (PI.
■leni), G., Sehviäleli (-ili) bzw. -ä- LE.; ScbR.; Ndw;
UwE.; ZFehr., Schmülti Ndw: 1. a) Schmiele, (langer,
dünner) Grashalm, -steugel (samt Ähre oder Rispe)
.AARued., Zein. und It H.; Bs; BE., Gr. (auch bei Ried-
gräsern, Binsen), Twann und It A vRütte (.langer, stai ker
Halm'); SchR., Schi., St.; SG.; ThHw.; Ndw; UwE.; Z
Febr. Läng und mager uie-n-e" Schmalen im Heuet steht
der Böse vor einem armen Holzhauer. EP'ischer 1922.
Dui hest es Schmälti im Här! Ndw. Eine" mit-ere"
Schmale" chutzele", ,ihm mit der Rispe einer Schmiele
die Lippen kitzeln' BE. (Bärnd. 1904) E" Schmäle"
im Mund, gegen den Durst BTwann (ebd. 1922). ,Er
brach sich eine starke Schmahle aus dem Zaun', als
Zahnstocher. Gotth. Sl" Hitet het 's Emeli mit Schmale",
Margritli und rotem Mön [!] garniert. RIscher 19u3.
,l)ie feinsten und steifsten Halme [der lAscha; s. Bd III
1459] werden als Schmäleni zu Schmal-Besen für den
Küchenherd ausgewählt.' Bärxd. 1908 (BGr.). Von
Kindern zum Aufreihen von Beeren gebraucht (s.
Chrallen Bd III 808; vgl. Biesselen Bd VI 1385); daher
die RA.: Er seit Alles üf wie an-ere" Schmele", ohne
Betonung und Pausen ZRafz. Als Orakel. Ei"smöl
het's [ein junges Mädchen] es Jungs Schmäli üs'zogen
US der Blattscheide", het's umg'chert, holzgredi üf g'ha"
u"'' mit Düme'nagel u"'' Zeigfinger es Tröpfli Saft
drüs' 'drückt. , Wei" einist liiege", gab der Schu'meister
au''' i" Himel chöm.' A"fangs isch 's Tröpfli schön
oben uf ■'em Hähnli blibe" stö, u"'' Grittli het scho"
g'rüeft: ,er chunnt i" Himel!' Aber Annemareili het
gäng no''' me Saft uehe"'drückt, bis der Tropf z' schwäre'
worden «•"' neben-a'he" g'lüfj'en isch. ,Oggeli ivetscli',
lachet Annemareili ... ,er chunnt wäger u-dger i"
d'HelU' SGfellek 1911. Um zu erfahren, wo die (der)
Geliebte wohne, nehmen heiratslustige Bursche oder
Mädchen einen Grashalm (Schmale") und drücken den
59
931
Schinal(l), schniel(l), schmil(l), schniol(l), sclimul(l)
932
Saft heraus; in der Richtung, in der der Safttropfen
fällt, soll sie (er) wohnen AARued.; vgl. SchätzU-Gras
(Kd II 796 Anm.). Wenn Kinder, die im Walde ver-
botener Weise Gras sammeln, erfahren wollen, wo der
Förster sei, stellt sich Eines in die Mitte des Kreises
und spricht: Schmäle", Schm., gang i"'s Land, zäg-i''s,
tvo de'" Fö''ster statid ! De'' Fö''ster stöt uf sine" Füesse",
lut al'i Grasermeitli grüesse" IScaSchl. (APletscher); s.
noch EStoll 1907, 55. Wend Schmähli abfresse"! blökt
das Schaf, oü. No'''-n-e" Schmale" ne"! no'''-n-e"
Schmäle" iie"! sagt die Aue" im Kinderlied BE. (Bärnd.
1904). Zu einem Kinde, das gröusset: Weist, wie '« alt
Schaf zum junge" seit: Mer irei" gö"; aber chumm, mer
wei" numme" no''' e" Schmäle" aöfeJÄse" AAZein. — b) meist
im koU. PI. als Sammelname für lange dünne Gras-
halme und die betr. Grasarten, übh. alle Wiesen- und
Futtergräser (Gramineen) z. U. von den Futterkräutern
Aa (,alle Angehörigen der Gattung Aira und ihrer
Verwandten'); Bs; B, so Br., E. (, Alles, was zur Familie
der Gräser gehört.' SGfeller), G., S., Si. und It Zyro;
F; GrD., Mai., Pr.; L; Sch; aScHw; S; Th; Uw; WMü.;
Zg; Z, geringes Wildgras W; vgl. Gras (Bd II 792);
Riesselen (Bd VI 1385); Salchen 3 (Bd VII 844). ,Die
meisten [Gramineen] werden vom Volke als Schmalen
und Spitzgras zusammengefasst.' Mühlbercs 1880 (Aa).
,Der Landmann [ist] gewohnt, die Futerkräuter unter
die dreifache Abteilung der Schmahlen, des Klees und
der Wiesenkräuter zu bringen ... Unter dem Namen
Schmahlen versteht unser Bauer alle eigentliche Gras-
arten, die zur Zeit der Blüte keine sichtbaren Blumen-
blätter hervorbringen.' Z Anl. 1770. 's hat vil Schmale"
drin, im Heugras TuHw. D' Schmäle" sind iiüd eho":
es hat z'wenig Täuer g'g'e" ZFehr. Botz Wetter! wie
zündet Das [das Düngen] dene" Matte": wo Lischen
und Büsseli si", chöme" die schönste" Schmäle" [erklärt
als ,Cynosnrus-Arten'], chunnt saftigs Seublueme"chrüt
und der schönst Natürchle scho" 's erst Jär bürste"dick
füre". Schild. D'Chappeler hei" vil Chorn und Schmäle"!
in einem Kinderlied S (BWyss 1863). Gegenüber den
Futterkräutern geringer geschätzt, 's hat nw Schmale"
SchR. D'Äcker sind Idr g'si" und brach, nw rolle''
Schmäle" und Distle". KuMeter 1844. ,An ganzen
unfruchtbaren Kasenstrecken, wo sozusagen g'hi'"s
Schmäli wachst.' Bahnd. 1911 (BG). Nebe" der StaV-
tvand steit der Götti mit-eme" schtvdre" üeiggelehnüttel
i" der Füst u"' brätschet bi-mene" jedere" Wort uf
d' Wand, wi' 7cen"-er we't Sehmale" trösehe". SGfkller
191 1. Dür''' d' Schmälen üs i" grüent" Chle gseh", Hoff-
nung auf (ökonomische) Besserstellung haben. WJIorf
1919 (B). Ihre Reife (Blute) bestimmt den Beginn der
Heuernte; vgl. auch s, Z, und v.. sowie Riesselen (Bd VI
1385). Wenn d'Schmale" riff sind, fäht-me" a" heire"
aScHw. D'Schmale" stübe"d, 's Gras ist riff ZFehr.;
entspr. BE. D'Bluemmen sin am Verrisen u"'' d'Schmali
gelben oben inha' u"' stöuppen, wem-mu" an-si fard,
es ist Zeit zum Heuen BR. Da glänze" «"'' schimmere"
alli Schmäle" wie quldegi Stäubli, gerade vor der Heu-
ernte. Emmentai.krbi.. 1917. Mannen-üf! der Güggel
chräit, d' Segesse" si" 'dänglet ; zittg üf isch halber
g'mäit; d'Schmale" hei'-si''' g'stänglet, Mähderlied.
JReinh. 1913. Wetterregeln. M^'enn's am Maitag
regnet, so gi''t's wenig Fueter, und wenn jedi Schmäle"
en Wage" roll Heu gab, ,dh. auch wenn es viel Heu
gibt, ist dasselbe schlecht und unergiebig' ZWangen;
ähnlich: Wenn's am Maitag regnet, wird das Heu so
rar, als müsste jede Schm. ein Fuder sein, ebd.; vgl.
auch riffnen (Bd VI 665), sowie Fischer V 993. So hoch
Schmäle", so höche' Sehne im Winter ZO. Nach An-
gaben für bestimmte Grasarten, doch ohne strenge
Scheidung vom Vor. und untereinander; Synn. s. unter
den Zssen und unter denen von Gras, Halm. ,Ein
Rispengras' GlEuu., ,zwei Grasarten mit scharfen
schneidenden Blättern' U. a) Schmiele (im engern S.),
Aira Aa, so Brittn., Schi., Zein.; „Bs" (dafür B in St. 2);
BGoldb., Si.; „L" (auch St."); ScnHa., Schi.; SThierst.
— ß) frz. Raygras, Fromental, Arrhenatherum elat.
h und uTh, Kreuzl., Seerücken, Steckb., Untersee. —
Y) engl. Raygras, ausdauernder Lolch, Lolium per. Aa.
,Chäs messe": Um ein Kind mit diesem Spiel bekannt zu
machen, werden ihm zwei Hahne von Schmäle" (Ray-
gras) kreuzweise auf die Zunge gelegt, darauf heisst
man es den Mund schliessen, zieht die Halme schnell
lieraus, so dass die Spelzen abgestreift werden und
im Munde zurückbleiben.' AfV. (AABeinw.); vgl. Ei"m
's Hälmli dur''"s Mül zieh" (Bd II 1'201), ferner Schm.*
I 1094; Fischer III 1070. - 8) Quecke, Triticum rep.
BG.; GR(Durh.); Th; Uw(Gem.); „W" (auch It Durh.).
— £) in BSi. (Imüb.) nur Dim., wolliges Honiggras,
Holcus lan. BSi. (ImÜb.) und It Durh., Zyro; Z (Heg.
1840); dafür röti Schmale" (PI.) BG. ,Die Blütezeit der
Schmalen bestimmt an vielen Orten, namentlich im
Kt. Zürich, den Anfang der Heuernte.' Heg. 1840.
,[\Venn im Juli] d'Sclwiali anfeh" röte", su ist's nalia'
für z'heue". Namentlich aber das Emd wird durch sie
rostig (rostrot), aber ebenso auffällig auch gut. Zu-
dem ist die Pflanze so genügsam, dass auch auf einet
recht vernachlässigten Wiese doch immer noch röt
Schmali... fortkommen.' Bärnd. 1911. — i^)gem. Knäuel-
gras, Dactylis glom. LW.; GMarb. Wenn d'Schmale" \
blüei"t, fangt-me" a" heue" GMarb. — yj) (Wiesen-, i
Rot-)Schwingel, Festuca prat. und rubra TuDiess., i
Steckb. — ft) Blaugras, Besenried, Molinia coer. BS. ]
(schwarzi Schmäle", gutes Futter für Pferde und Galt- |
vieh); Ndw. .Vom Schwarzgrabe" über das Schabli i
(Chablais) ... breiten sich grosse, im Herbst rötlich i
anlaufende Ebenen von schwarze" Schmäle".' BXknd. i
1914. — i) schwarzi Schmäli (PI.), Wiesenrispengras, i
Poa prat. BE. — x) , braune Schmale': ,In manchen i
Berggegenden ist das gemeine Straussgras [Agrostis i
vulg.] ein so auffallender Bestandteil der Narbe, dass i
die Heuernte sich nach ihm richtet; so in BTrub, wo j
man die Wiesen erst dann schneidet, wenn die ,braune :
Schm.' ihre Rispen entfaltet.' SiKBLER-Schröter 1889.
— X) , Schmalen, ein krut, hordeum murinum [Mäuse- (
gerste].' Mal. — p.) , Schmahlen: so heisst dieses Gras
[Avenaprat.] vorzüglich, sonst eigentlich Wiesenhafer; i
ist sehr gemein auf unsern guten Wiesen und vorzfig- 1
lieh gut zum Heumachen.' Z Anl. 1776. — 2. langes i
schmales Blatt; vgl.: ,Anas iuncea vel graminea, ein i
schmilente, wirt bei den Meissnern also genenntdarumb, i
dass sy ein besunder gras oder binzen isset, welches
von wägen der schmalen bletteren [,a foliorum an-
gustia.' Gesn.] schmalen gnieinlich genennt wirt.;,
Voc.elb. 1557; die Blätter von Gräsern, auch Getreide-,
arten GfiPr., auch die Blätter einer Seggenart (Carex),
mit stark hervortretender, schneidender Mittelrippeii
GrKI., dann übh. längliches Blatt von Wiesenpflanzen.'
zB. Narzissen, Safran, sogar von Löwenzahn WLö.;
vgl. auch Josefs-Schm. Im Frühling tiend die Buebti
Schmäle" zwischen di' Fingrin b'chlemm'", dantai
i
933
Schinal(l), schiuel(l), sclimil(l), 8Cllllloi{l), schraul(l)
934
gissitn, ,die Knaben klemmen Gräserblätter, am liebsten
scharfes Riedgras oder Roggengräser zw. die Finger,
blasen hinein und erzeugen einen schrillen Ton' WI;ö.
Ahd. (bair.; s. Ahil. Gl. III 54, 7. 44, 50/1; Schni.Ml
549 f.) imelhn (XI.), smelekc [!], tmelohe (XII.), mirica; nihd.
tmel(e)he, tmele vimeo, Diyrica; über Formen und Verbreitung
s. Gr. WB. IX 1076/7 "(,Schmiele'). 1010 (.Schmelm'), zur
Etym. (wie schon im Vogelb. 1557 wird das W. gew. anf
Khmal bezogen) auch Fick»III528; Falk-Torp 1911. 1079 f.;
Tgl. ferner Schm. aaO. {Schmellic', Schmelh-, .Schmelme, -i-');
Schöpf 630 (.Schnielchen'); Lexer 1862, 221 (,Schnielchc');
Unger-Khull 547 (.Schmelche' )); FischerV993 (,SchnieI='',
Schmelchen'); bad., Seh mehle' (Hebel); Crecelins746(,Schmele,
Schniell(e)'); Müller-Fraureuth 451 f. (,Schmele, -ä-'). An die
im Obd. vorherrschenden Formen mit -e- (wohl germ. -1-; vgl.
Fischer aaO.) schliessen sich unsre Formen mit -ä- (für germ.
-i- spricht namentlich die Form \on GMarb., aber Sehmeli BSi.
hat die Qualität desPrimäruml.s). Die -a-Form (ebenfalls neben
der -ö-Form) erscheint ausser bei uns nur noch eis. (Martin-
Lienh. II 483), Hesse sich also allenfalls als sekundärer Sg. zum
PI. ScAmo/e" fassen. Zur Behandlung des bei uns nicht belegten.
Dach andern MAA. als urspr. anzunehmenden -l(c)h- vgl.
Bakhen IS, Bahhen II, Behhen mit Anm. (Bd IV 1189 ff.).
Schmiele" Aa It H. (, grösserer Grashalm als Srhmäle") ist
halbgelehrter Import ohne Gewähr. Hieher wohl (vgl. Fischer
aaO.) die ONK. , Schmalen' SErschwil, .Schmälen' GlElui,
,Schmelen' GlEnn. (heute wird das W. für Gl abgelehnt, die
junge Angabe .^ehmule" aus Fun. istder Entlehnung verdächtig).
tse°- Schmale': geringschätzige Bezeichnung für
Schmalen Ibl^ BE. Syn. I.-Trät; vgl. zur Bezeichnung
I.-Gras (Bd II 793). Mehr als Grünfutter geschätzt,
da die Halme bald sehr hart werden; mit Bez. darauf
sagt Einer im Scherz zB., er well ga" heue", sü'st
chönn's A-e'" Möntsch me fresse". Bärxd. 1904.
Ge-fäll G'fäl- Schmäle": auch Dim., Alpenrispen-
gras, Poa alpina LE. Syn. Hahnen-Gras (Bd II 794);
Heuw-Schm. — ,Weil die Pflanze sich hauptsächlich auf den
gedüngten Stellen der Alp (dem G'/äl [Bd I 745] oder StaxTel)
findet.' Stehler-Schröter 1S89.
¥otze\- Schmäle": Zwenke, Brachyp. Pal. Aa. —
Fromendäner-Sc/iiHaie": = Schmalen Ibf BE. —
Franz6se°-&/jmäZe": = dem Vor. BE. — Haber-
Sehmale": Garteutrespe. Bromus mollis BG. — Halm-
Schmale": = Schmalen Ib^ LHellb. — Hunig Huyq-
Schmale" (bzw. -ä-): a) = Schmalen Ibe Aa; B; Syn.
Zucker- Schm. — b) = Schtnalen Iby Aa. — Hirsch-
Schmale": scherzh. statt Re-Schm. (s. die Aum. zu
Diesem) BE. — Heu"-: a) -Schmäle". = Ge-fäll-Schm.
jLE. — b) -Schmale", = Schmalen ifcj^ NDwBuocbs. —
Josefs-iScÄmä^c": Pyrenäen-Hahneufuss, Ran. p^-re-
uaeus WLö. — Chorn- Schmäle": a.)= Schmalen lb-( Bs.
— b) = Sehmalen Ib^ ZF. Die starken Halme dienen
snm Reinigen der Pfeifenrohre. — Chnuttel(i)-
'Schmale": = Schmalen IbZ, BE. — Leiterli-Schmäle":
1= Schmalen Iby Aa. — Natur-Sc/jm«7e": Geruchgras.
Anthoxanthum odor. BE. Syn. Hung-Gras (Bd II 794);
Silber-Schm. — Be se'- Schmale" (hzvi. -ä-): = Schma-
\enlbS- LE., Surs., Will.
Pflanz-Sc/MHä/e": = Schmalen Ib^ LE. — .Weil auf
ngepfiariztem, dh. Ackerland, wachsend.' Khiner.
Ue- Schmäle": ital. und engl. Raygras, Lolium ital.
ndper. BE. Syn. Schmalen Iby. — Vgl ll„i-, Ra-Graa
8411796) mit Anm, Scherzh. als ,Reh-Schm.' gefasst; vgl.
Hmh-.'^chm.
,ßied-SchmahIen: Aira cesp.; nehmen mit einem
ichten Haselgrund . . . vorlieb . . , und geben das vor-
efFlichste Heu.' Z Anl. 1776.
Boss- Schmale" (bzw. -ä-) : a) = Schmalen i 6 i; Aa Sins;
LE., Stdt udE. — • b) = Schmalenlb^ ,wenn gross' Ndw
Buochs. — a It Rhiner ,iveil hart zu fressen'; vgl. Inen-Schm.
Silber-. Nur Dim. Sülber-Schmäli : = Natür-Schm.
BG. ,Auf magerem Boden gibt's sülberigs Heu", wenn
dort d'S.-Schmäli vorherrschen.' Barnd. 1911 (BG.). —
Vgl. Gr. VfB. X 1042.
S ch VI slt z - Schmäle" : = Schmalenlb^'LE. — Spitz-
Schmale" (bzw. -ä-): = Schmalen Ibi AaSius; F; LE.,
Stdt udE., Surs., Will.; Ndw.
Wäntele^'-ScÄma/e": Zittergras, Briza media BE.;
Syn. Flöh-Gras (Bd II 793); Züter-Schm. — Vgl. Gr.VlB.
X 1938 (.vyanzenschmilmc').
, Wasser-Schmalen: Aira aquatica; ist in Wasser-
wiesen ... das beste Putterkraut.' Z Anl. 177t). — Vgl.
Gr. WB. X2499; Sanders II 979.
Zncker-iScftmn/e" (bzw. -ö-): a) = Schmalen lb&
BE.; Syn. Hunig-Schm. — b) = Schmalen lb6 LE. —
b It Rhiner ,weil die Halme süss sind.'
Zip per-. Nur Dim. -Schmäh: = Schmalen Ibi BG.
— Zitter-iScAmaZe": = Wäntelen- Schm. BE. —
Zottel-iSf?tHm/e''(bzw.-a'-): eine Grasart F. a.) = Schma-
len Ibt, LE. Syn. Geislen-Gras (Bd II 793). — b) Zutteli-,
= Schmalen i6ß B.
g»-schmalet: Heu mit vielen Schmielen BG.
(Bärnd, 1911), ,Das me 'bletterete Heu ist schwerer als
me g'schm-s Heu.'
schmelig: = dem Vor. BSi. Schm-s Heu im Gegs.
zum Kleeheu.
schmolle", 3. Sg. Prses. und Ptc. -et : lachen GRKessler-
spr.(J Jörger 1 905); G (Zahner), .beigeschlossenen Lippen
lachen'GWe.,,lächeln'G, .spöttisch, auf den Stockzähnen,
momentan lächeln' GlS., ,auf den Stockzähnen lächeln'
GSennw., , lächeln, seine heimliche Freude und Hoff-
nung in seiner Gebärdung merken lassen' Bs (Spreng).
.Das hat mir glonet uf den tag, desshalben ich wol
schm. mag.' Jüdher 1559. ,Arridere. anlaclien, mit
schm. oder lachen uns etwas gefallen lassen.' Fris,
,Schm., schmöllelen, schandlächlen. subridere.' Mal.
(bei Fris. ,subr., lächlen, schmöllelen, ein wenig lachen').
.Dieser [Hartknopf] schmollete mit dem Maul, wie wenn
er Zucker ässe. da er sich so loben hörte.' HPest. 1790;
.schmöllelete.' 1783. .Sein [des Christkinds] Wängelein
schmollen, als wären s' geschwollen' ZcAe. (altes
Weihnachtslied). S. noch Stuben-Ofen (Bd I 112:
.früntlich schm.'); glimpfen (Bd II 627; neben .lachen);
Garten-Has (ebd. 1Ü69). — MM. »molhn, subridere; vgl.
Gr.WB. IX 1105 f.; Schm.Ml549; Martin-Lienh. II 482 f.;
Fischer V 1009 (., zur Etymologie auch die Anm. zu schmieren I.
Die nhd. Bed. ist uns völlig fremd (die Belege aus GKeller bei
Gr. aaO. sind nicht für die ilA. in Anspruch zu nehmen).
,an-: anlachen, arridere.' Mal. — er-: zu schmun-
zeln beginnen. ,Es sollend die rotterischen predger
nit e.. wie sy früntlich könnend, das ich dise meinung
anzeig.' Zwingli; ridere (Gualth).
sc hraöllele'': l. in U schmel-, lächeln ApK. ; Gr
(Tsch.) ; GF., Marb., Sev., Stdt, T. ; Schw ; U, nach den An-
gaben auch genauer: mit geschlossenen Lippen lächeln
GWe., leise, ein wenig, momentan lächeln, die Lippen zu
einem Lächeln verziehen. , subridere' B (Id.); GlS.; G
Nessl,; Ndw; U, „heimlich lächeln, schmunzeln L; Z."
Anderi [Schüler] hend off d'Ze" 'besse", •'as' 's Lache"
besser hend chönne" venrocke" ... /'* för mi''' ha" . . . nüd
g'wüsst, tcorom ''ass dt' ene" Göfen eso laehi'd ond
schmölleli'd. JHartmann 1912. .Renidere, den mund
935
Schmal(l), schiuel(l), scbmil(l), sclinioI())' schmnl(l)
936
auftuon ze lächlen oder schni.' Fris. .Homo renidens,
der lächlet oder schmöllelet.' Fris.; Mal. ,Schni., ein
wenig läelilen.subridere; das sclini..subrisio.' Mal. ,Sub-
ridere, lächeln, schm.' I'enzl. 1710. S. noch schmollen.
Bes. 1) schlau, schelmisch (zB. nach einem gelungenen
Streich), spöttisch (ungläubig) lächeln Ap; Gl, so S.;
Gr. so Pr., V.. Valz.; GG., Stdt, T.; ScawE. (Liencrt); ü.
Di' beide' Sewnser, die me a's nW Chriesi esse' hend
chönne' ... tuend bi Valtintschis Gilss [Valentinchens
Ergüssen] schm. und Eine gi''d dem Andere' so es
heimli'''s Sehgüffli [schwacher Stoss mit dem Ellbogen].
SrHwzD. (GnSchs). Dise'' het blöiss g'spienzlet und
g'schmöllelet vor Schaäe'freud, nie der Tüfel, wänn-er
e' Schübel Höchsiglüt im Amtsblatt g'seht. Lienert
1899 (ScHwE.). D'Lüt im Wage' händ [über eine
naive Bemerkung meiner Frau] a'g'fange' schm. und
ich aW'', aber nW heimli''', sust wänn-i''' 's da" hett
wellen üslache", so wär's-mer mit ^em nechste" Zug
sicher tcider hei"'g'fare'. CStreiff 1900. De' Tokter hed
g'schmöllelet vor-em he', die Krankheit (eines Trinkers)
durchschauend. JHartmann 1912. N., vom Arzt ge-
fragt, wann er zuerst die Abnahme des Augenlichts
bemerkt habe, schmöllelet [und sagt:] Es ist bim Jasse'
g'si', Herr Tolcter, t"* ha" d'Schilte'- und d'Schelle'-
sü" e'fange" verwechslet . . . Jetz ist 's Schm. am Bro-
fesser g'si'. Birnstiel 1919 (GT.). — 2) vergnügt,
wohlgefällig lächeln, schmunzeln ApH., K., M.; Bs
Binu., Stdt und It Spreng (.lächeln vor Vergnügen');
BBrisl.f (.er het möge' schm., lachen' ; hieher oder zu 1);
Gl; GWil; ScawE.; mundoTu; Ndw (Matthys); UwE.
(,rait geringem Verziehen des Mundes heimlich und
wohlgefällig lächeln'); ZDättl., „sich lächelnd merken
lassen, dass Einem Etw. gütlich tut L; Z", zB. das
Essen, Lobeserhebungen SceSt. (Sulger). Er tued,
a's öb-er taub sei, ond mos' doch schm. Ap (T.) De"
hat g'schmöllelet, wo-n-i"'' em's g'seit ha' ZDättl. ,Er
schmöllelet schon in der Hoffnung' Bs (Spreng). .Schon
sieht Elisabeth das liebe Ping [Kindlein] schm. oder
schmunzeln und lächeln.' TTobler 18.Su. G'schmunz-
led und g'schmelleled het die gueti Muetter bim Name'
,d'Jumpfere' Verwaltere'.' EKron 18ö7. Die [Ochsen-
wirtin] hat möge' schm., über die gute Lö.n'g. CStreiff
1902. Blöiss 's Betli schmöllelet und wie! aus Freude
über die scheinbare Befreiung von einer Nebenbuhlerin.
Lienert 1913. Hat Einer eine gute, freundliche Haus-
frau, so schmöllelet-er dick e'chlei' und denkt: Mi'
Wib tuet herzig frei. Scuwtzerl. (inTa). — 2. übertr.
a) (übergehend in die Bed.) spötteln, sticheln GrD., Pr..
Der [ein Patsch, Messer] haut brezis, was-er g'siehd!
schmöllelet N. ScHwzn. (GnSchs). Der Weibel hat
g'schmöllelet: irie usw. JJörger 1911; duSür g'fretzlet.
ebd. 1918. — b) ,sichs behaglich wohl sein lassen'
ScH (Kirchh.), „sich recht behaglich sein lassen, bes.
bei und mit dem Essen Gl; Sch." — c) Etw. sehr
gerne fressen, von Tieren SRechersw., schmell- begierig
essen S (vereinzelte Angabe). — lu Bed. 1 auch bei Schm.^
II .549; Martin-Lienh. II 483. Formell bemerkenswert sind
»chmd- (statt -M- < -all-) V und nhmcll- S (als Rest früherer
Entrundung). Vgl. die Nebeuforni urhmiirelcn.
a°-: tr., anlächeln Ar (allg. It T.). ,Der einen an-
lachet oder (Fris.) anschiuöllelet, arrisor.' Fris.; Mal.
Sch in ö 11 el er m.: entsf r. schmöllelen 1 („L; Z")
und 2b („Gl; Sch").
schmöllelig: „heimlich und mit Wohlgefallen
lächelnd L; Z. Das Mädchen lugt so schm. drein.''
SchmoUis n., vereinzelt als m. Z (Tagesanzeiger);
Bruderschaft i. S. v. Düzi's (s. d.). Stddentenspr., doch
auch weiter verbreitet; nur in den Verbindungen
Schtn. mache', trinke' (beide auch BTwann It Bärnd.
1925^). si' (mit Ei"mJ, Ei"m 's (It Z Tagesanzeiger
1912 de) Schm. chünde'. ,Handkehrura können sie
[gewisse Regierende] sich wieder so geraein machen,
als ob sie mit jedem Bruder Leipziger an der Schwein-
furter Messe Schm. gemacht.' Gotth. — Aus der Studenten-
spr. ist/aire iimolits auch in die westschweiz. Volksspr. (sogar
des W| eingedrungen (ETappolet 1917, 152). Vgl. im Übrigen
Gr. WB. IX 1108; FischerV 1010.
Schinul. Nur in der RA. Schm. mache", = Schmü
mache' (Sp. 823), zB. von einem Schneider, der Stoff-
reste unterschlägt Aa; Z. — Zur ?-Form vgl. ,Schmul'
(Gr. WB. IX 113'2), d.izu Schmuel-Gtlt (Bd II 267).
schmalen: sich schämen. Gr Kesslerspr. (JJörger
1905).
schmullie" (-i-e"), Ptc. g'schmulli-et: seine Unzu-
friedenheit äussern, räsonnieren, schimpfen GbV., ,für
sich hin unverständlich schimpfen und klagen' GRNuf.
Für was hed-ma* aW'' es Mannli, u'enn's Ei"'m nit
emäl hilft [bei einer Meinungsverschiedenheit], hed
d's Tresi g'schmulliet, ist zer Tiirr üs pfurret und hed
es ganze" Tags leid g'luegt. JJörger 1918. Schvi ,
futtere" und chriege". ebd. 1920. — Aus rät. imuMir (gespr.
imuldjir, mit palatalisiertem d), schimpfen, ans lat. maUdkere;
die Entlehnung geht aus vom rät. Ptc. auf -djet (RvPlanta).
.Schnielbele" f.: weisser Gänsefuss, Chenop. albam'
ß. — Nicht bestätigt. Nbform zu (oder Missverständniss für)
Mdbden (Bd IV 222 u.). Vgl. allenfalls auch ,Schmerbel' (Gr.
WB. IX 1033), zum Aulautswechsel .Schmalden.
Sehniilbe" in gold-schm.-gelw (Bd II 294). — Zu
,Schmilbe' f. (Bergmannspr.), verschieden gefärbter Mergel in
lockerem oder weichem Zustaüde(Unger-Khull 548) ; ,3chmilleD,
Schmielen, schmilgar', Bezeichnung eines ockerfarbigen Minerals
(Gr.WB. IX 1077, Bed. 7).
Schmalde" f.: Melde, Atriplex hört. Soa. — Vgl. die
ebf. Meldenarten bezeichnenden Schias-Mnlteren, Mdten, Mdgenl
(Bd IV 214 f. 212), zum Aulautswechsel Schmdbden.
sclimälden: = schmälen 3 a (Sp. 925). ,Sie sollen
weder streiten noch schmalden.' GRRh. LB. 1599/1841.
— Unsicher; viel!, verlesen für .schmächen.'
„Schniolfis", nach neuerer Angabe Schmulfis —
m.: „Duns mit einem schwankenden Fettbauche", Dick-
kopf UUrs.
Schmelger: Apfelsorte GRh. (Steinm. 1804); Tb. I
Schmälten f : 1. Schmelz(glas), Email. ,Under diseii |
[.allerlei revers, nuwe und abgus von alten münzen'] ■
sind dry von schm. gemachte angsicht.' 1586, Bs Kiinst-
sainml. 1907. — 2. Kobaltblau. ,1 Pfd schöne Schm.,
und Vi Pfd schön Hafner-Gelb.' 1681, Zdbers Tgb.
.5 meergrüene mit weisen Gesimsseren, Friesen und ab-
gezognen Calunen und Schm. sauber geniahlten Offen.'
1737, JHess 1914. — Vgl. Gr. WB. 1X925; Fischer V 973.
Maler-: = dem Vor. 2. .Mit der so genannton
Mahler-Smalte oder blauen Stärk übereinkommende
Blätter.' EKöniq 1706. '■
937
Sclmial(l) — schmiil(l). Schmalz — schimilz
938
schinaltieren: mit Sclunelz auslegen, emaillieren.
,Item ... dem Herrn sein Ritercrüz gesehmaltiert, ist
ß 20.' Iöl3, U, — (ge-)schnialtiert, ,-ld-'; emailliert.
,Ein nüwen geschmaltierten Jesusring gemacht.' 1628,
U. ,Der Frau Äbtissin ... von Esclienbach geschmal-
diertes Wappen.' 1647/74, ERothenhäüsler 1HÜ2. ,Der
Kelch ist geschmaldiert.' 1723, ebd. Ein .smaltiertes
guldines Hemptlin.' 1697, Schw. ,Von Gold gestampfte
Rossen, so schmaldiert.' 1790, L. .Ein alte kupferne
schmaldirte und inwendig vergoldete Verwahr-Capsa.'
E. XIII., AAÜLunkh.
schmulter GRÜast., -ue- Grü., He., Valz.: ganz,
durchgängig feit (nicht mit Pleischstreifen durch-
wachsen), von Unschlitt, Kochfett. D's Schwinschmalz
(Schmer) ist schm., wenn's grusig feisst ist. — ,Ahd.
mullai, liquidus, serenus' (nur bei Gr. Gr. II 32 Nr 350; ans
dem altsächs. W. erschlossen?), altsächs. smuhro .\iiv., sauft,
ruhig (Heliaiid '2'25T), zu Schmalz, Hchmthnn (vgl. zur Bildung
Sp. "67o.); eig. wohl ,2um Schmelzen geeignet, keine Biiok-
stände ergebend.' -ue- für -u- beruht auf rät. Sprechgewuhn-
heit (vgl. »MuMngijen Sp. 606. 607).
Schmalz — schmulz.
Schmalz bzw. -ä- (in TnWeinf. mit nasal, -ä-) — n..
in Aa (H.); Ai'A. (nach vereinzelter Angabe); BoAa.
(BVolksztg 190.^1); ScHwE. (Lienert) und It St." m.,
Dim. Schmähli Ai' (bes. in der Sprache der Zufrieden-
heit und des Wohlgefallens'); ZElgg: 1. a) ausge-
schmolzenes Fett verschiedener Herkunft, bes. für den
Küchengebrauch {Syn.I''eissti2a Bd 1 1073; Ge-schmalz)
Aa It H. (.ausgelassenes Tierfett; allgemeiner gefasst
auch Butter in sich begreifend'); FJ. (.ausgekochtes
Tierfett'), Ss.; GnThs; Ndw; WVt.; Z; doch in der
I lebenden MA. wohl fast immer auf eine der spez.
\ Bedil. a — y bezogen. En Hafe" voll Schm., mit-eme"
I Ohäs'deckt,ist, wasde" Adcokate" schmöclit Z (Dr Jucker).
I 2'* ha" miner Mutter na''' nie Ni'id g'slole" weder es
! Häfeli volle Schm. und en silberne" Löffel, Pfänder-
I spiel Z. Wann s' an''' nii" afed einist e" Geltschisser
j erfunde"d oder ''as'-s' es chö""te"d i"richte", ''as' de"
, Wibere" der Schm. im Hafe" nie üsgiengt! Lienert.
I S. noch die Reime unter Bügel, Bingel-Bös (Bd VI 761.
' 1401). Auch in den folgenden ä. Belegen tw. wohl in
I spezieller Bed. verstanden. .Von ainem zentnersm.4d.'.
j Zoll. 1394, Aa Rq. 1922 (AAAarb.). ,Als ir man [ein
I Schuhmacher] herwider keme, wölte leder schmirwen,
j da bette er kein schin.' 1457, Z RB.; vorher: , wölte
i darnach in Jakob metzgers hus gen schm. kott'en'; s.
jnoch Bd VIII 11.56M. ,Diewil ich win im keller, mel
, in der standen, brot uf der brothangen, schm. im kübel,
j fleisch in der kammer [hatte], do . . . warend mir alle
'geneigt ze helfen.' 1528, B Ref. .Ussgen 2 pfd 18 ß
|um schm. zuo dem muosmel in Barner [l.,-ä-'] krieg.'
|1530, ZWth. Seckelamtsrechn. ,Üoch kemend sy mit
leinanderen in die stuben ussen; im selbigen bette die
tgemelt frow schm. ob dem für.' 1559, Z. .Demnach
|habe er züg gesehen AHerttensteinin ein hatten vollen
jschm. uss dem schloss in der N. hus tragen.' 1571,
|ZKyb. ,Um 20 Pfd Schm. dem Küeffer.' 1690, AaB.
jRechn. ,Polei klein geschnetzlet. nimm ein Löffel vol
pchm. und ein Ei, bach die Polei dorein und iss es.'
Z Rezeptb. um 17uO. ,Fur den Magen. Nimm Sefl,
- Peckholderbeeri, die grün sind, jedes 1 Hand vol, stoss
in einandren, und gewässeret Schm. und lass es zer-
gahn allgemach.' ebd.; vgl. b. ,Die Erdapfel [!] sind ja
eine Frucht ... die gut essen ist auch ohne Schm. und,
wann sie gezeuget wird, eine delicate Speise abgibt.'
AHöPFN. 1788. S. nochBdIV198So.; VII8150. .Schm.
sieden'; s.BdIV1293M. ,120 Pfd eingesottenes Schm.',
unter Festungsproviant. 1741, AARh. (SBurkart 1909).
.Ungesotten Schm.': .Nimm darzu [zu einer Salbe]
Geissmilch und ungesotten Schm. einer Nuss gross.'
Arzneib. XVII./XVIII. Im Vergleich: .Meilendische
botschaft hat bed partyen besannt zuo Basel uff bischoff-
liche pfalz. redende guot wortt als feisdt wie sra.'
NScHRADiN 1499. Neben und zT. unterschieden von
begriffsverwandten Ausdrücken; vgl.u. .Liquamen, zer-
lassen, geschmelz[t] schm., feisste.' Fris. ; ,das schm.,
feisste, liciuamen.' Mal. ,Was wässerig[er] Art, als
Schliin oder Saft der Kräuteren, die werdend anfänglich
in Öhl oder Schm. versotten', bei der Bereitung von
Salben. Z Rezeptb. um 1700. .Für Öhl und Schm. zu
den Gloggen und Uhren.' 1798, ZGrün. Amtsrechn.; vgl.
Gloggen-Schm. Im Gegs. zu .unslit' (,anken, schmer');
meist wohl i. S. von a. .Was ouch keiner unser burger
oder gast in unser stat unschlit, smer oder sm. kouft
und hinan füert. der sol von jedem pfunt 1 Schill,
geben.' 1360, Z Ratserk. (Beitr. 1739); ähnlich 1371, Z
StB. ; 1376/9, ebd. (.unslitz, sraalz, anken oder smerwes').
Im Jahr 1429 kamen Klagen vor wegen Zusatz von
Schm. oder Unschlitt zur Butter. Bodmer 1894. ,Es
mag ouch ein jeglicher metzger das unstlitt und das
schm., das er macht von dem vich, so er nietzget,
verketten in sinem hus und by bechern, by pfunden
oder wie er wil; aber by grossen stökken, by Zentnern
und halben Zentnern und by Vierlingen schm. und
unstlit mugent sy in der metzgg oder in hüsern . . .
verkoft'en.' 1431, Z StB. (.Wie sich metzger- und
gremplerzunft gegen einander halten süllent'); erweitert
(.das kein metzger kein unslyt stechen, sunder an ganzen
schyben verkouffen ... sol; dessglich das ein metzger
sines eignen sm-es nit minder usmesseu und ver-
koutt'en sol dann einen halben becher, er habe dann
der grempler zunff). 1497. ebd. ,l)er F. hette M. dem
schuomacher sm. ze kouffen geben, des werentwol zwen
teil unschlitt.' 1460, Z RB. ,Spyss und notdurft von
virnen hirsz. sm.,kese. unschlitt, wintliecht, smer onzal.'
1475, Bs Chr. .Ein haffen mit anken, ein baffen mit
schm. und ein angehouwen schabziger verstollen.' 1590,
ebd.; vorher: ,ein schyben unschlit.' .Anken, Unschlit.
Schmär, Schm., so in die Stadt kommt, zahlt Nichts.'
B Kaufhausordn. 1754; an andrer Stelle: .Jederlei [Fett],
es sei Anken. Schmär, Unschlit, Fisch- oder Schweiuen-
schm.' (Frischer) Butter gegenübergestellt; vgl. y-
,Ein halben Vierling Speck und so vil Schm. oder B.
genommen und in einanderen zerlassen', zu einem
Heilmittel für krankes Vieh. JJHolzhalb 1C91. S. auch
Bd VII 815 0. (dafür bei JJHolzhalb 1691: .mit Anken
oder Salbschmalz'). Spez. a) ausgelassenes Schweine-
fett (nach Z Angaben auch rohes). Schwini" Schm.
Ap; Sca; Ta; Z; Zg; Syn. Schuin-Schm. ,Nira Viol-
kraut eine Hand vol. alt schwinig Schm. ...' Arzneib.
1822; s. noch S^ipfen (Bd VII l'255u.). ,Das schwinin
schm.' VoGELB. 1557. ,Hür umb pfingsten habe er . . .
uss einem keller 8 brott, 2 mass schwyne schm. und
ein schmärleib verstollen.' 1587, Z RB. ,[N. habe]
zween häffen mit anken und 2 mass schwyni schm.
verstollen, das schm. dem S. gschenkt.' ebd. .[2 Diebe
939
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schraulz
940
sind] in ein Keller gebrochen, daruss ein Beckli mit
schwynenem Schm. veruntrüwt.' Itil3, ebd. ,Wann
man sie [die ,Meisterwurz'] zu Pulver reibet, mit
schweinern Schra. vermischet und über die Wunden
leget, so ziehet sie die Kuglen und Pfeile aus dem
Leib heraus.' JMdralt 1715. S. noch Bd IV 1008 (Süw-
Burst); V 1154M., sowie o. Auch ohne Bestimmung
AaB.; BG. (Bärnd. 1911) und It Zyro; FS., Ss.; ÜRRh.
(seltener als y); ZBül., Glattf., 0.; vgl.: ,Die Butter
wurde in der Bauernküche ganz wenig verwendet, sie
war zu wertvoll; dafür wurde Schweins- und Rinds-
fett in Würfel geschnitten und ausgesotten zu Schm.'
Messikommer 1911 und dazu g. ,I)er diele ... Speck
wird meist g'ni-kt, der dünn samt dem Sch7ner (Fett)
zu Schm. ... zerlassen.' Bärnd. 1911. , Brandsalb ...
Nim einer gmeinen Nuss gross Wachs und eines
kleinen Eis gross Seüfeisti; das Wachs muss zuerst
verlassen werden und dan erst das Schm. darin.'
Arzneie. 182'2. ,Von dem schmär, spack, schm., feisste
[des Schweines] udgl.' Tierb. 1563. .Nimm rotbergin
Schmer . . . und wickel darumb 3 bogen bapir und
darnach so vyl kölbletter, koch sy also mit einanderen
... leg es under ein pressen, druck das schm. harus.'
Zr, Arzneib. 1588 (,für den grind'). ,Fur den Grind
... Hundshoden undNiesswurzen und rotberger Schmer,
aber Schm. wäre besser.' ZElgg Arzneib. um 1650; noch
öfter. S. noch Bd V 934 M. — P) ausgelassenes Rinder-,
Schaf-, Ziegenfett, Un seh litt BGr.. Ha., Si. und It
AvRütte (.Pvinderfetf); PAl. (,sego' It Giord.); UAnd.;
WErnen, Lö., Mü.; vgl.: ,Gestern Schm. -Kerzen ge-
macht.' 1861, W TgB. ,Wie Nierenfett siedet die
Bäuerin auch das Schmer der Schweine mit Butter zu-
sammen. Ebenso wird das Schm. der Wiederkäuer
und mitunter sogar der Schmutz junger Pferde heute
nicht mehr von der Küche ausgeschlossen.' Bärnd.
1908. ,[Polenta] i" Schm. und Anken brate".' ebd.
Schm. üslä" (WErnen), ranne' (WMü.; s. Bd VI 962 o.).
R.\.: No'''-n-es Tropf li derzue, so geit d's Schm. übere",
,so überläuft der Topf, ist das gute Einvernehmen auf
lange gestört' BBe.; oder zu a. S. noch Bd VIII 49 M.
(1756, W Blätter). Hieher od. zum Folg.: ,Ein viertel
küeis schm.' 1399, Zellw. Urk. — ■() „Butter, sowohl
frische als gesottene" Ap (auch It St.); „Gr". so A.,
Av., Chur, U., He., L., ObS. (bes. gesotten), Pr., Rh.,
Scb., Schmitten, Ths, Val., V., Versam; „G" (allg. mit
Ausn. von A., G., S., Wl.; doch s. die Anm.); ScH, so Ha.,
Nnk., R., Schi., Stdt, St. und It Kirchh.; „Tu" (bes. ge-
sotten), so Erm., Fr., Hw., Kessw., Mü., Tägerschen
und wohl allg.; ZBenken, Elggf. EU.a/Th.f, Gundetsw.,
Huggenb., Kleinandelf., Oberwil-Dägerlen (nur von
gesottener Butter, frische heisst Anke"). Orlingenf,
Rudolf., Sth.; ,Nordostschweiz'; vgl. Schm.-Vorß (Bd 1
709), -Hafen, Hüs (Bd II 1016. 1730; dazu Ta KD.
Tafel 111), -Chübel, -iwen (Bd 111 116. 1.378u.), -Mues
(Bd IV 494), -Blättli, -Britegg (Bd V 200. 549), -Schuften
(Bd VIII 388). D's Z'sämme"zieh' vom Schm. geit nit
eister glich guet. Wenn d'Nidle" z'chälti g'si" ist, will
d's Schm. nit zumene Chnolle" z'sämme'gä", de"" gi''t'x
nu" eso en leide Trisslete". JJörger 1913. Jetz gi''t's
e" feins Schm.! Ausruf beim Buttern GRNuf. P'' ha"
sooel [Most] 'trunke", ''as''s denn g'ad g'gotzlet hed i"
vii"'m Buch inn wie ime" Büdcr inne" . . . ond hed denn
glich ke'* Schm. g'ge". JHaktmann 1912; mit der Er-
klärung: süsse Butter. ,Üer berülimte Palästinafalirer
Dr Titus Tobler (1806/1877) schrieb nach über-
standenem nächtlichen Sturm auf dem Meere: Wär-
me" Rom g'sl", so wär-me" bis em Morge" o"fälbar Schm.
ivorde".' ATobler 1908. S. noch Bd VI 898M.; Sp.869M.
Schm. mache" Ap (T.); GRFelsb., Luz. Schm. (üs)-
rüere"; s. Bd VI 1251 u. 1264. Chüechli ond Örli . . . viit
frisch 'büderetem Schm. 'bacheti. Anz. vom Alpstein 1918;
vgl. u. Sc/ij«. ftere"; s. BdlV 1459o. De" Schm.i'packe",
die kleinen Butterballen in eine mit feuchten Tüchern
ausgeschlagene Kiste (Schm.-Chiste") schichten ApA.
Er hed e" schd"s Schmälzli, , ziemlich viel und gar
schöne, gute Butter' Ap (T.). E" Ribel brücht ivagger
Schm., sust nimmt-en der Pföe" GWe. Im Schm.
schwümme" tvie d'Fisch im Rhi", von (allzu) fetten
Speisen. ANeher 1909. ,Sie [die in einem Wirtshaus
Einkehrenden] huldigten alle dem alten Spruch: Der
Fisch muss dreimal schwimmen, im Wasser, im Schm.
und im Wein.' üNägeli 1898. S. noch Bd IV 1994
(Bizoggel). ,Wann die Kinder böse Kopf haben, nira
Buckelkraut, bregels im Schm., schmiere damit die
Kopf.' M. XIX., GSa. Auch von dem aus dem Biest
sich aussiedenden Fett: ,Biest mit etwas Mehl ver-
mischt, in den Bratofen gestellt und so lange backen
gelassen, bis das Schm. zündgoldgelb füre"sütterlet, gibt
ein Essen, dass es eine Freude ist.' AfV. (GSa.).
Reimereien udgl. Hut nid hei'" und morn nid hei",
denn giH's e" churzi Wuche", und we""-mer g''ad kei"
Schm. mea hän'', so esse"-mer d'Hörpfel truche" GBuchs,
We. 's Chüeli giH-der Milchli, 's Milchli giH-der
Schmälzli, 's Schmälzli gi''t-der Chüechli, d' Chüechli
cha""-mer esse", dann tuet-mer Nüt vergesse" ZElgg;
heute auf die allgemeine Bed.a bezogen. Judith, bist
z' Wil g'si", hast Schm. g'chauft, ischf'sj tür g 'si" ? Nach-
ahmung des Rufes der Wildtaube ThMü. Müf/iU
(MiffiliJ, Mäffili, Schm. im Chächili, Holz im Ößli,
Stübili warm, Häspili Garn, Chrüsili Chrö"' (, Königs
Krön'), Der soll mit Namen ussH" gö" ScHSchl.; Näheres
bei EStoll 1907, 13. Flack üs, flack üs über alli Spitz
und Berg üs! Schm. in der Pfanne", Chorn in der
Wanne", Pflueg in der Erde", Gott Alls g'röte" löt
zwüsche"t alle" Stege" und Wege", Spruch beim Schibef-
schlah" GRPr.; vgl. Bd VIII 39/41, ferner AtV. XI '247.
jch wip.icii Etwas sage", i'''' wil'-i'"'' frei früntli'^'' of
d'Fasnachtzeit lade» ... Nend-Si Mel und Schm. mit!' '•
Spruch des Fasnachtbutz ApUrn. (T. 177). S. noch
Bd II 185 u. (Bauernregel); VI 1009 (üs-rinnen); VIII !
1328 M. RAA. nä. Ich han kei"s Mel"', sunst w^t-ich \
dir grad en Tatsch chochen; aber ich han d's Schm. ;
uf ''em Undersäss. Schwzd. (GrA.). /«* wör'' ge'n |
chüechle", wenn-i"'' Schm. hett, i''' ha" no' ke'" Mülch j
ond ke'" Eier. .\p Kai. 1922; ähnlich Cwenn-i"'' nW Mel"
hett, aber i''' ha" kei" Schm.) Z Wangen, Use" mifem*
Schm., so cha"" d'Mueter chüechle"! RA. im Karten- i
spiel, als scherzh. Aufforderung zum Ausspielen Ap Kai. '
1922; auch bei JHartmann (S). Hat Einer Zahnweh, so '
rät man ihm: Nimm e" Stückli Schm. i"'s Mül, es vergött
denn! Tu Ztg 1897; ähnlich G, so Buchs und It Kai.'
1863; vgl. Bd VII 886 u. Ist nüd Alls Sch7n., was höbsch
ond gel" üsg'siehd, ond nüd Alls Zocker, was im Müh
vergöd. JHartmann (S.). Wa' we'tist aW'' du wüsse",
wa' 's Schm. gilt z' Sant Galle"! Abfertigung eines'
Vorlauten ScnSchl. Schm über Öppis bränne"; s. Bd VI
619 u., auch GRPr. ('Sc/im. drüber a'hi''br.); GW., ferner'
ebd. 1106 fPfupfJ. Gang jetzt in's Bett! Schläfen tuet^
dier besser, a's Schm. drüber brennen wellen. Präitii:.
Ztg 1918. .[Sohn, der ein armes Mädchen heiraten:
941
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
942
will, zur Mutter:] Ihr seid auch nicht reich gewesen,
als ihr heiratetet, und habet doch euer Hauswesen
mit Ehren geführt und seid mir eine brave liebe Mutter
worden. Ich wünsche keine bessere. [Mutter:] Du
streichst mir Hung uf's Schm. (Honig auf die Butter,
Lieblingsessen in Appenzell), dass es besser rutschet.'
Henne 1867. iJs göd wie Schm., sehr leicht (so leicht
wie das Zerstreichen der Butter) Ai' (T.); GW.; Syn.
tcie g'schmalse". £^r [Ihr] chönd bigopp au''' u/H" [auf
den Altraann] wie Schm., das säg-i''' g'ad g'wöss!
Alpenr. 1837. S. noch Bd VI 913 (Rom III); Sp. 795 u.
Zur Einordnung der folg. ä. Belege vgl. die Anm.
,Schra., butyrum.' XV., G Voc. ,Gab R. 5 ß d. umb
schm., kam gen Altstetten.' 1405, G Seckelamtsb. ,Des
obgenanten zinstags galt 1 m[ü]t kernen 15 p d., der
haber und sm. bestuond bim vorigen wesen.' GWil
Chr. E. XV. ,Das schm. was [1531] abher körnen uf
7 d.' Vad.; noch öfter. ,Angands niaijen fiel by uns
an Schnee ... und uf dem gebirg und in Abba.tcell
so hoch, das die sennen nit haben ... mögen ir vich
zuo alp füeren ... Und schluog das schm. uf, das sy
1 lib. umb vier krüzer verkoftend.' Kessl. ,Hab er im
Sibental ein Kue gelempt von wegen dass in der Knecht
balget, warum er nit werche und so starch sye, hab
im aber Schm. zum Ahuusen gen.' 1(303, ESchiess 1919.
,[Infolge einer Kauferei während des Kücheins] kam
das Schm. an.' 1773, Bauernchr. S. noch Bd V III80.;
VII 14'2'2o.; VIII 5'27 (un-ge-schicklichj; Sp. 301 u. Neben
verwandten Begriffen. JVa"'* Landrecht ist d'sKoss [das
auf dem Weg von der Alp abgestürzte Saumross] dem
WasCmeister g' fallen g'sin; der hed aber b'hauptet,
\ im g'höri au"'' d'Fert, dh. d's Schm., der Chäs und
I der Ziger. GFient 1898. Appenzell und Herisau sind
, zwei gueti Ländli: Chäs und Schm. im Überfluss und
; de' Hau im Pfändli. EStoll 1907. i's zcär e" gär guets
Sömmerli g'se", de' Chäs ond 's SchntälzU ist wol g'röte".
I JHiRTMANN (S.). S. noch Bd VIII 1535u.(Dim.). ,Wer
I des niarkts wolt pflegen gen Sant Gallen in die statt.
, dem nanieiults, das er hatt ... sy nament käss und
j schm.' Ap Krieg 1405. ,Gab R. 2 p pfd, fuort schm.
I und ziger gen Fuossach.' 1406, G Seckelamtsb. ,Es
I ist ze wissen, was landswerung ist. Item am ersten
... käs, ziger und schm., siner und unschlicht.' 14'27,
I PFoFFA 1804; erweitert 159'2, ebd. ,Dass kain merzler
I kain schm., kess noch ziger, das er wider in sinem
i laden verkoffen welli, am samhstag vor den zechnen
bestellen noch ufkoffen sollen [!].' 1489, G RB. ,Die
bettelörden, die ... die dörfer und klainfüegesten
imaijerhöf umb schm., kes und aijer usgeterminiert
ihaben.' Kessl. ,[Nach der Münzverschlechterung von
jl6'21] golt um StMartinstag ein Pfund Schm. 4 Batzen,
ein Pfund Schmär 0 Btz.' 1. H. XVII., Th Ohr. ,Die
Milch, den Käs, das Schm., so Appenzellerland uns
häufig traget ein.' JWetter lt)4'2. ,Schm., Kess und
jFIeisch den Überfluss jerlich ein unus[s]prechlich
IGnuss, das haben üwere fromme Alten in Friden bsässen
iund erhalten.' 1018, Zinsli 1911. .Einige Artikel [sind]
teurer als in den teuersten Siebenzigerjahren, als
jVieh, Schm., Fleisch, Unschlitt udgl.' UBräqoer 1794.
S. noch Bd IV 826 u.; V 1154M.; VI 680 M. 693 (niehr-
juals); VII 1006 (er-sennen). ,Schm. oder Butter-;
]i. Bd VI 119o. ,l)erhalben ist man in disem Ort [in
|lem an Weiden reichen Veltlin] mit Milch, Käs, Ziger,
j5chm. oder Butter, mit Fleisch, Läder und Unschlit
Ivol versehen.' Güler 1616. E" Ankete" (GT.),
Chäsede' (Ap), Büderede' (Ap), Berete' (s. Bd IV 1460
Schm. E'^möl büdere" geH e" Chäsede" Schm. bime'
Senne", zwämöl büdere' ge't e" Zol'e' ApI. Es Mali
Sch7n.; a. Bd IV 149o. ,30 Nidlen Schm.' 1439,
.TMHiTNfiERB. 1852. E' Brüttli Schm.; s. BdV997n.
E" Schlage' Schm.; s. Sp. 274o. sowie u. En Zolle'
(E" Zölleli) Schm. Ap; G; Sch; Th und vgl. Zölleli-
Schm., ferner Schm.-Zollen. .Wenn der Senn 8 Zollen
Schm. (dh. 8, lU bis 14 Pfund schwere Butterballen)
. . . beisammen hat, so lässt er dieselben dann durch
[den] Molchengrempler mit seinen Packpferden ab-
holen. Eine kleine Butterballe heisst ein Zölleli Schm.'
Steinm. 1804. Dö schiclct-i''' [euch, Pfarrer] der Vatter
en Chrom, e' Zölleli Schm. isch's, ond nend so verlieb,
er het's vor-me' Wili ü'* büderet z'lieb. JMerz; danach
bei ATobler 1902, wo nachher: Dc Her'' werd wol
. . . 's Schmälzli nüd omme'sös abn'e'. ,.\nfangs ward
ain klag gfüert von der von Schwitz wegen gägen
denen von Rappoltswil, nämlich ainen zollen schm.
betreuend und ander torlich anzüg.' Vad. ,Den 29. Juni
[1622] sind ettlich Schweizer in Trisner Alp gefallen,
haben seer vil Stuckh Schm. genommen.' Anhor.i 1603/29.
,Ein Viertel schm.'; s. schon 0. .Der N. 12ß umb 1 viertel
schm.' 1401, 6 Seckelamtsb.; öfter. ,Ein becher schm.';
s. Bd IV 966 M. ,Ein mass schm.' ,Die Walleser ab
Matug gend [ua.] 48 mass sm. von zinsgüeteren.' 1398,
GSa. Urb. ,Der Kalberzehenden [beträgt] vür jedes
Kalb ein Mass Schm.' XVII., GSax Urb. ,Es wurde Alles
teur; ... 1 Pfd Schm. [galt] 7 Bz., ein Mas Schm. 1 Fl.
bis 10 Bz.' 1786, Bauernchr. Eine Hexe soll dem N.
,das Achen gespert' und sich gerühmt haben, ihr ,gebe
es mehr als die Krine Schm. von der Gebseten.' 1657,
GrL. ,2 Ster Schm.' E. XVII., Gr; s. noch u. ,Ein
tafel schm.' ,Es sol och in dem [!] selben spital geben
werden ... iegliehü zehent tavelle sm-es und ieglich
der zehent käs und der zehent zigerling, die uss der
alp Ramutz komeut.' GRChurStadtordn. 1368/76. ,[NN.
sollen] alle Jahr zinsen und geben von der .Alp sechs
wert Käs und ein Daveila Schm. und ein Ziger.' Anhorn
1603/29 (,Copia eines Spruchbrieft's entzwüschend
H. Abbt GVitleren einesteils und der Landschaft Chur-
walden andersteils, ausgangen anno 1527'). ,Ein Saum
schm.'; s. Bd VII 948. ,1 soum schm., 8 viertel für
ein soum, gibt 8 pfennige [Zoll].' 15'24, Gr (JKuoni
1921). E' G'schir Schm.; s. Bd VIII I157M. ,Wenn
das Schm. harkommt ... wie viel das an der Waag
ist, es sye ain Geschir oder mer, wie das angefangen
wirt zu geben, also sol euch das für und für gegeben
werden.' 1509, Sch Chr. IV 18 (wo Weiteres). ,Ein Kübel
Schm. wigt Leichtgewicht, den Kübel abgezogen,
48 Pfd.' Sch Inv. 1788. E' Güllili Schm.; s. Türggen-
Mues (Bd IV 494) und vgl. Bd II 223o. E" Gümpli
Schm.; s. Bd II 316 M. E" Seki Schm.; s. Bd VII 678.
E" Zötteli Schm. GRSch. Als Abgabe, Zins; s. schon 0.
und vgl. Schm.-Zins. ,Dise gült sint des Jungen von
Roschach ... 7 viertel sm-es.' XIV., Zellw. Urk. ,Das
ich [Graf RvMontfort] dem capitel ze Chur aigenlich
geben han ... ab minem bof ze Suldis ... ain pfund
und vier Schilling pfennig ... und zwei viertel sm-s.'
1369, Mohr, CD. ,Ain viertel schm. und vier müt
kernen, alles Bischofl'zeller messes, hundert aiger und
acht guoti herbsthüener', als Zins. 14.3'2, G. ,Und sind
diss die zins, so an das schloss Yberg gehörent ...
Item zwei vierteil schm., bringt 36 pfd, sond alle die,
so die hofgüeter genampt inne liand zuo Cappell im
943
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
944
Thurtal.' 1527, G Rq. 1906 (Spruch von Schw und Gl).
.N. sol jerlichen zins ein viertal schm.' GBuchs JzB.
1540. .Ab Klausenwang in Sappün gebent jerlich zwen
krinen schm., darfür 8 pfening zuo rechnen.' 1574.
GrL. Zinsrodel. ,Us ... Öaier Alp [usw.] halt das Hus
Sai jerlichs Zinses fünf Viertel Schm., dryssig Käs
und fünf Ziger.- 1615, GSax. ,l)ie kleinern Abgaben,
als ... Bruderzelten, Schm., Staufwein ... und andere
dgl. Beschwerden, so in Geld entrichtet werden, sind
zu allen Zeiten mit doppeltem Kapital auslöslich.-
1795, G. S. noch 2i.i*-il/eie)-(BdIV 14). ,Ua er [Vater]
einmal der Grossmutter in der Hitz ein Habermus-
becken nachgeschmisseu, lief sie davon ... Die Saeh
kam vor die Amtsleut. Der Vater musst ihr alle Wochen
6 Batzen und etwas Schm. geben.' UBragger 1789.
Oft als Abgabe an Kirchen, Kapellen für die Speisung
des ewigen Lichtes; vgl. AfV. XV '2'27 ff. (für Gr mit
Belegen), zur Sache auch Anken (Bd I 34'2), Brand-
Schm., ferner den Beleg unter schmecken (Sp. 896o.).
wozu in einer andern Zeugenaussage: .Der sigrist ze
Sant Fetter d[icit], das er öli von T. koufte, das ...
wolt nit brünen . . . Also koufte er tun schm. von dem
P. und bränt das in ampulen.' ,[2 Alpen] sind ...
gebunden Sant Petern uf dem Setnien [Septimer] jär-
lich zwo hurra sm., ieklich alp ein burr an geverd,
ze zündent damit in dem gotshus.' 2. H. XV., FJecklin
1915. .unser Frowen kilchen zuo Bonidutz 4 kr[innen]
schm. ab einem hof.' 1515, FJecklin 1911. [Die Ge-
meinde Diepoldsau trägt ua. zur Pfrund bei] jährlich
von jeder Kuh ein Pfund Schm. .zur Ampleu'. 17ü7.
JGöLDi 1897. In GrV. noch heute. ,Dem Leichenzug
werden Totenkranz und Totenfahne vorangetragen,
vier Männer folgen mit dem ungestrichenen weissen
Sarge und ein weibliches Göttikind mit dem Schm.
auf dem Teller. Das Schm. bestand früher in einem
cylinderförmigen Butterstollen, dem Star, dessen Grösse
der Wohlhabenheit und Freigebigkeit der Erben anheim-
gestellt war. Das Totenschinalz war eine Spende für
• die Kirchenlampen, das ewige Licht. Während des
feierlichen Totenamtes wird der Sarg in der Kirche
aufgebahrt, das Schm. wird in einen Kranz brennender
Kerzen mit einem Lichtlein in der Mitte auf den Sarg
gestellt.' JJöRGER 1913; entspr. auch im roman. Gr;
vgl. AfV. XIV 79 ff. (mit Abbildg). Es Wip mid-eme"
Star Schm. uf-eme" glänzende" Zt'"täUer a's G'schenk
für d's ewig Liecht im Ghappeli ist dem [Tute'-] Baum
nä'>'g' gange". J Jörger 1920. Vgl.: Bert hed's [das
Öternlein] nit" es Bitdi üf- und ah' zuckt, wie es LiechtU,
dem d's Schm. üsgeit. ebd. 1918. Hieher viell.: E"
llailigen öni Schm. Gr (Killias; ohne nähere Angabe).
Qual, bestimmt. Betters [bitteres] Schm., .ranzige
Butter' Ap (T.). Sachs Schm.; s. Bd VI 92 (auch GWe.).
Insbes. zur Unterscheidung frischer und eingesottener
Butter. Jinu''sSc;jm.;s. BdVI1866M. SüessfesJ Schm.;
s. Bd VU 1407 0. (auch GrD. ; GRh., We.; ScB ; Th ; ZSth.).
Grö" Schm.; s. Bd 11 750M.; in SciiSchl. (im Gegs. zu
süess Schm.) eingesottene Butter. .Neues Schm.' III.
Kai. 1851 (GT.), mit der Erkl. .frische Butter'; vgl.
Nüw-Schm. Frisches Schm. AToblek 1902. Schm. üs-
lö" (Ap; GWe.; SchK., Schi.; Tu und sonst), ß"-,üs-)
siede" (s. Bd VU 314). Di erste" Schlage" Schm., wa
t«* anke", schick-e'^-der, süd s' aber ime" guete" Zeihe":
lueg uf d's Nidsi"'gent und tue's tüd im Übsi'''gent,
wil's-der sus in d's Für übertaube" chunnti. JIKuoKi
1884. ,D. 7. Merzen ... in dem grossen Schmalzkübel
100 Crinen Schm. gesotten, so teils Alpschm. und teils
Rinderschm. wäre ... Den 4. Juni 79 Crinen Winter-
schm. in dem kleineren Schmalzkübel eingesotten ...
Den 2. November in dem grossen Schmalzkübel 96
Crinen Alpschm. gesotten, worunter 4 Ballen Rhein-
walder Schm. waren . . . Den 28. Nov. von dem den
2. Nov. gesottnen Schm. angefangen zu brauchen.'
1762/8, GRTam. Üsg'lö" (Ap; Th und sonst), g'sotte's (Gr
Av., L., Pr., V.; ThMü.), üsg'sotte"s (GO., Rli.) Schm. ,V(
siben" tag maien [153'2]. wie wir uns mit ainem Vorrat
gsotteus schmalz versechen haftend, nämlich mit 42
centnern und 12 centner unschlitz. und aber das schm.
zuo ingender werm nit on gfar und schaden wol mocht
erhalten werden . . .' Vad. ,Säss Schm. 1 Pfd 3 Vierling
... gsotten Schm. IVj Pfd', unter den ,Cösten der Amts-
besatzuug.' 1785, JGöldi 1897. Eher zu a: ,Uss Cur-
walden müli sond allü iar werden den siechen zuo Mas-
sanes ain wert swin und 23 masse smalzes zelassenes.'
1368/76, GRChnr. Hung und Schm.; vgl. Sp. 941o.
Siiessi Wort wie U. u. Schm. GSa. Neben Brot. Zwei
Schilt Brot sind aW" uf •'ew Tisch g'sln . . . und alte-- «n«
nöüwe' Chäs und Schm., beim Hanfschleizen GnSch.
In der Stube" ist zier 'deckt g'si": Brut, Chäs, Schm.,
Bige's und sogar PfannbrÖtli, ine iti der Fasstuicht,
stnd uf'>em Tisch g'stande". J Jörger 1918. Hung ond
Schm ond Eierbröt wölVs [ein Mädchen] -Hier all Tag
üftische". Anz. V. Alpstein 1918. Do cho""t ebe" Brot
ond Schm. ond Hung ond Täghnfelilatwäri zom Chaffi
ofde" Tisch. G Tghl. 1923 (TnTägerschen). ,Der Spys
halber ist abgeredt. das er ime geben soll notturftige
Spys und Trank, Mues, Käs und Brott ... Item zur
VVuchen 1 Mall oder 2 Schm. zum Brott.' 1611/7,
Ap Waldstatt (Verpfründungsurk). S. noch BdV946o.;
VI 656 (Fueter-Bexfi). Schm. und Brot 1) eig., = Schw.-
Brot 1. Brut Sa, Anken-Brüt 1, (Schm.-)BrÜten, Brfitseh
(Bd V 983. 997/8. 1003/4. 1027) Ap (T.); Gr (s. ebd. 934);
G. Mini Müli göt, dini Müli b'stöt, mini Müli htd j
Schm. undBröt, diniMüh lidt Hungersmt G(Götzinger).
_ 2) Pflanzenu. Gr ; s. Bd V 934 o. ; Syn. Chäs und Brot \
{ßimhOh);Herr-Gotten-Supi)cn (BdVII1237); Gugger- <
Schmälzli; Vgl. rät. i^aw« fe chaschol) cucü. Ei(t)r-t--^
Schm.; s. Bd I 13 (dazu: .Eieri"schm., eine Mahlzeit,'
die meistens an dem Tag nach dem Hochzeitstag ge-|
feiert wird.' 1799, G; nach andrer Angabe eine in den;
ersten Wochen nach der Hochzeit stattfindende Be-j
wirtung mit Kaffee oder Schokolade); vgl. Gr. WB. IXj
927; Martin-Lienh. II 484; Fischer 11 566. 974u. Afij
es (Zumene") E. i"lade". 1631 wird gestattet, 51 Per-j
sonen an die Hochzeitmähler zu laden, das sogeii.|
Eier im Sclira.' solle aber gänzlich verboten sein.j
KWiLi) 1847. 1713 wird vom Grossen Rat angeordnet,,
dass wenn die Neuverlobten wirklich 2000 Fl. 2S-|
bringen, sie eine Gasthochzeit halten mögen, dass diej
Eier im Schm.' gänzlich verboten sein sollen.' ebd,
— B) in (formelhafter) Verbindung mit Salz; s. schoii|
Bd VII 884/5. ,Solich usslandisch guot, es sye saUi
schm., wollen oder was [es] sye, das die von Ure kauffein
und im lande ze Ure den frömbden widerunib Im,;
kouffen geben.' 1491, B Schiedspr. zw. U und L; Schw
Uw. .[Bodenfrüchte, die sie] gegen salz, schm., stach'li
ysen oder anderem vertuschent, verwechslend ode.
verkauöend.' 1514, ScuSt. ,Da [in Glurns] was ga
Nüt geflöchnet; da was Salz, Schm., Gschüz, Pul'er
Bly und was zur Wer dienet, gnuog.' um 1640, CalvW'
1899 (nach älterer Quelle). .[Französische Soldatei
945
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
946
haben] Brot, Käs, Schm., Salz und ander Victualien
erkauft.' 1643, ebd. S. noch BdVI693u. 1621 (Fasteii-
Ge-rätJ. Oft im Reim. Ho Lobe", chönd ahe", gind
Milch und Schm. ! I'* will-i''' was gebe" ['.], es Hämpfeli
Sah Ap (Bölsterli). Du [Zeitungsredaktor] bist der
nötig Ghoch für ü"si Chuchi, gist-ere" der Schm. und
g'heisch derzue e" Hampfeie" Salz. B Volksztg 1905
(BoAa.). ,Die Mutter [Gottes] ist arm; sie hatte kein
Pfännlein, zu kochen dem Kindlein, kein Brot und
kein Schm., kein Mehl und kein Salz', Weihnachts-
lied. LToBLER, VL. (ZKn.). Ennege bennege rumpeldi,
riffel raffet manewi : Angge", Bare", Schm., Haber,
Mel"' und Salz [usw.], Anzählreim GSa. S. noch Bd VI
Itiu. (Sälzli : Schmälzli); VII 53M.; mit den Varr.:
Eier und Salz, Milch und Schm., Butter und Mel'" Sch
(EStüU 1907), Eier und Salz, Butter und Schm , Milch
md Mel" BsL.; ZS., Wila und It KSuter 1915. ,So
spricht si dan [die Hausfrau zum Mann:] Ach, daz ich
ie kan zuo dir! Jan haben wir den witte [Brennholz]
noch daz sra. noch daz fleisch noch vische . . . Son
hau wir niender salz.' Hadl. S. auch Bd IV 148'2M.
und vgl. Schm.-Bir (ebd. 1490). KAA. ,Ein Pfund Salz
gibt ein Pfund Schm.' Wänuer (,Schweiz'); vgl. Bd Vll
885/ti. Sa/^^eit /"ür Sc/tm., , Butter' Bü. (Zyro). Glaube
und Brauch. Um Jen Dieb zu zwingen, Gestohlenes
I dem Eigentümer wiederzubringen, formt man vor
■ Sonnenaufgang 3 Ballen, einen aus Salz, einen aus
Schm. und den dritten aus Brot und legt sie in die
Feuersglut mit den Worten: ,Ich lasse Salz, Schm. und
I Brot in das Feuer, dass es dir tut Schmerzen machen,
I dass dir die Adern krachen. Es soll dir Schmerzen
; machen so lange, bis du das Gestohlene tust, woher
du es genommen' GFs (WManz 1916); ähnlich AfV. II
266 (M. XIX., ZHorg.). ,Wenn Sie es haben wollen,
j das ich die Diebe bezwingen soll, das sie die Ware
und das Geld wiederbringen müssen, so senden Sie
I mir vorläufig 3 Bröcklein Brod, 3 Bröcklein Schm. und
I 3 Sprodlein Salz.' SV. 1912 (,Zuschrift aus der Üst-
, Schweiz' gelegentlich eines Einbruchsdiebstahls in
I BsLie.). S. noch Bd VII 888u. — b) zu Salben udgl.
\ verwendetes tierisches Fett. bes. in der Volksmedizin;
.gewisse Art Fett von Katzen, Hunden udgl.' B (Zyro).
In attrib. Verbindungen und Zssen -(s. auch d.); im
Vogelb. 1557; Tierb. 1563 oft mit ,feisste- wechselnd.
I ,Entenschra. hat den preiss under allem andern
i schm.' VoGELB. 1557; vgl. Fischer II 728; ChSchmidt
1901,307. , Enten-, Gens-, Beiger-, Hunds-, Capaunen-,
Biber-, Wildkatzen-, Köngelein-, Boss-, Hüner-,
Menschen-, Hasen-, Hecht-, Wolfs-, Murmeltierlein-,
Schweinen-, Schlangen-, Dachs-, Aschen-, Viperen-,
Klawen-, Bären-, Fuchsschm.' Bs Apothekertax 1647
(.Einfache Arzneyen von Tieren genommen'). ,Das e s e 1-
schm. vertreibt die wundfläcken.' Tierb. 1563. Fuchs-,
Chatze"-, Tachsschm., bei Erfrierungen der Hände,
IFusse angewendet ZStdt; vgl. Gr.WB. IV 1,351; Fischer
|II 1810. Der Schmutz des Murmeltieres steht gleich
|dem Fux- und Gemschischm. im Rufe hoher Heilkräfte.
|BiRNi). 1908 (BGr.). ,^'' hab en alts Weib 'kuriert,
ji'^'' han-er Hase''schm., Fochsschm., Wentele°krös,
iSpinnmogge-hirni [gegeben]', Spruch des Fasnacht-
jÖMte Apürn. (T.). ,Wann ein Kind einen Bruch hat, das-
läelbeschmir mit Fuchsschm., der Bruch heilet' M. XIX.,
'GSa. ,So dir wasser in die oren kommen, so ist darzuo
i,?äns-, fuchs- oder büenerschm. ... seer dienstlich.'
IVoGELB. 1557. ,Er habe ein salb gemacht ... darin
Sohweli. Idiotikon IX.
hab er ton wachs, menschenmark und menschenschmftr,
murraelischra., fuchsenschm., gembsenfeisi und marder-
schm. ... mit disem salb habe er den N. von wegen
siner bösen beinen arznen wellen.' 1583, L Turmh.
,Fürschwyni an rossen und vych. Nimm nüwen merzen-
anken, nüws wachs und rotbergin schraär, schaatfschm.,
schnurenschm., hirzenschm., lütenschm., bärenschm.
und fuchsschm., das alls ob einem koolfüwr zer-
lassen.' B Arzneib. 1584/1640. ,Nimb Murmeltierli-
scbin., Dachsenschm., Fuchsschm., Gemsunschlit, iedes
ein Fierling, von einem verschnitnen über [1. ,äber']
das Netz und Heiligdreifaltigkeitsalz ein Löffel fol und
etwas mer als ein Gwertli frisch Brunnenwasser und
Jiss gesotten, bis das Wasser verrochen, dan mit disem
salben', gegen .Gliderwehe'. Schw Arzneib. XVII. S. noch
Tierb. 1563, 34a. Gemschischm.; s. o. ,Für schwache
Fües nimb Hirschenschm., Bockscbm., Gemsschm.'
XVIII., HZahler1898. ,Gyrenschm.'; s. Vogelb. 1557,
75b. ,Hanenschm.'; s. ebd. 61b. Trocke" voll Bare'-,
Honds-, Henne"-, Chatze"-, Schwi"-, Gans- and
Schlange"- ond Arme"sönderschm., bei einem Arzt.
AToiiLER 1909. , Siede Fliegen im Hennenschm., trucks
dann durch ein Tuch und salbe den Kopf darmit.,
Arzneib. XVII./XVIII. S. noch Vogelb. 1557, 60b f. und
vgl. Fischer III 1433. .Hüenerschm.'; s. o. und Vogelb.
1557, 82h. , Capaunen- oder Hünderschraalz', zu einem
Kräftigungsmittel. M. XIX., GSa. ,Gilgenöl und süess
Mandelöl ... auch Heünerschm. [!].' JJHolzhalb 1691.
Hunds-, Hase"-, Chatze"-, Tachse"schm., zum Einreiben
bei verschiedenen Gebresten FSs. ; LSuhrent. ,Ein
halben Vieriig Hundsschm., ein halben Vieriig weissen
Zucker, ein halben Schoppen Häpfbrantenwein und
zwei LodTerpenteinöl', gegen die, Gleichsucht'. M.XIX.,
Z. ,Nim ein Lot Hundsschm. und Menschenschm. und
Bärenschm. ... Va Pfd frischen Anken . . . zerlass es',
zu einer Salbe gegen die .Schweinig'. Arzneib. 1822.
,Eis guts Salb für Euter. Hundsschm. und süsses Butter
sieden und rot Ochsenzungenwurza dazu.' XIX., Ap.
.Hundsfeisste oder -schmalz.' Tierb. 1563,88b. S. noch
0., sowie Bd VIII 546 (Nuss- Schalen) und vgl. Martin-
Lienh. II 484; Fischer III 1894. ,Hapchenschm.'; s.
Vogelb. 1557, 142b. ,Umb drü pfund häringschm.
I pfd 8 s.' 1587, BThorberg. S. noch Häring- Schmälzi.
,Hirzenschin.'; s. o., sowie Vogelb. 1557, 60a und vgl.
Fisclier III 1689. .Hasenschm., anxugia [!] leporis.'
Sl'hw Arzneib. XV. ,Wie man ein pfil usziehen sol
... Stos einen krebs gar wol zuo rauos, t[uo] daz mit
also vil hasenschni., daz dovon werde ein pflaster, und
bind daz über daz loch, do der pfil hinin komen ist.'
KuNsTB. 1474. .Für den pfil. so das ysen in dem
menschen bliben ist. So nim santpeterwurz ... und
hasenschm. und schlach daz um die würzen und leg
uf den schaden.' ebd. S. auch o. und vgl. Roehh. 1856
II 54. Chunelischm. FSs. Es Töpfli Ghüngelschm. für
d' Wade', einem einrückenden Soldaten. HHoppeler(Z).
.Küniglinschm.' BsApothekertax 1701; s. schon o. Wenn
e" Chind underivachse" [rachitisch] isch, so mues'men
um Gottswille" [ohne nach den Kosten zu fragen] go"
Kahüne"schm. heusche" Bs (Seiler); vgl. Fischer III
201. , Welcher den Krampf hat, der neine ein halb
pfund hirzenunsclilitt und misch darunder ein pfund
capaunenschm.' Vogelb. 1557. ,Kapaunensclim.,pinguedo
capi.'MAL. S. noch 0. und Bd VII 1255 u. Chatze" schm.:
s. 0. und vgl. Fischer IV '28'2. ,Nim Kazenschm. und
salb den Bugen damit', bei ,Rugenweli'. Arzneib. 1822.
947
Sehmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
948
Rindermark, Wildkatzen- und Dachsenschm. zu einer
Salbe für ein böses Bein, um 1597, L Turnib. (ALüt).
,I)as Fett [der Katzcl, zumal das wilde Katzenschm.
lindert ... die Gliederschmerzen.' EKöxig 1706.
^Dussel und alle harte geschwär, die man weiken muoss,
werdend ganzkreftigklich mit gänsschm. geneert; eben
dise kraft hat auch des kranchen schra. Kryen-
schm. zerlassen, weikt alle düssel und harte geschwär.'
VoGEi.B. 1557; s. auch ebd. tila. ,P.[elc. boumöl, wachs
und liderschm.' Arzneib. XIV./XV.; zu Lideren(M 111
1093). .Marder-, Bockschm.'; s.o. .Einem schwar-
zen Ross ein weisses Zeichen zu machen ... Nim ein
läbendigen Schäär ... und süde den zu einem Mus
und lass ihn über Nacht stehn, so wirst du ein Schm.
darauffinden, nim darzu Bärenschm. und Honig und
bestriche dem Ross drei Blassen damit' Akzneib, 18'22.
Bärenschm. ist zuo vilen dingen guot.' Tierb. 1563,
18b ff. (wo eine Reihe von Rezepten). ,Nim gersten-
raäl oder gerstenbrot, brenne es zuo bulffer . . . mischles
mit salz und bärenschm. und salb damit das haupt,
so wachset es [das Haar].' Zg Arzneib. 1588. S. auch
c, sowie BdV 10'28u.; VI 1340o. 1775 o.; Vogelb. 1557,
60 und vgl. Gr.WB. I 1130. ,Nimm reigerschm. ein
löffel voll und seüd das vast wol in einem pfänlin, das
es bränzelet wirdt, und tuo ein löffel voll honigs Jarzuo
... und damit salb deine band und füess ... so wirst
du wunder erfaren', beim Fischfang. Mangolt; ähnlich
bei EKönig 1706, 894; vgl. Gr.WB.Vm 661; Fischer V
264. ,Die rossarzet heissend den pfärden ire äugen
mit wachtlen- oder reigelschra. bestreichen, damit sy
gsund und heiter werdiud.' Vogelb. 1557. .Reigerschm.,
Hirschenunschlig oder -marg zerlass under einandren',
zu einer Salbe gegen Warzen. Z Rezeptb. um 1700.
S. noch MwmeUierli-Schm. ,Rossschin.'; s.o. und
Tgl. Gr. WB. Vlll 1274; Fischer V 425. ,Schaaff-,
Schwanenschm.'; s. Vogelb. 1557, 61ab. 220a. ,Ouch
ist guott daryn [in eine Salbe] geton sparen schm.'
XIV. /XV., Arzneib. ,So einem Menschen die Sprach
' verwehlt oder das Zepflein, schmiere oben am Kopf den
Wurbel mit Storchschm.' M. XIX., GSa. TachsCe")-
schm.; s. o., sowie Tierb. 1563, 34a und vgl. Gr.WB.
II 667; Fischer II 9; V975u. .Wan ein Ross oder Veich
die Schwinig hat, so nim Cartinenöl, Dach[s]schin.,
rotberger Schmär, unbrauch[t]s Wachs, Merzenanken,
das Alles zu einem Salb gemacht.' Arzneib. 1822.
,Dachsenschm., so mit dem Mond zu- und abnehmen
soll, stillet sonderlich den Nierenschmerzen.' EKönig
1706. .Schneide ... gelbe Büblein oder Möhren in
kleine Scheiblein, beschmiere diese Scheiblein mit
dem Dachsenschm. ... und tu sie ... in die Laufflöcher
der Mäusen.' JCSui-zer 1772. Fuchse" schmutz, D.,
FuchsCschmutz, Dachscschmutz, Schnellsprechvers
FS. ,Waclitel.«ichni. 1 lott.' Arzneib. XIV./XV.; vgl.
Gr.WB. Xlll 181. ,So einem Menschen oder Vieh ein
Fäll über die Augen wachset, rp. Wachtlenschm. von
dem Hälslein oder Hinderen, zerschneid es klein, zer-
lass es und Streichs mit einem Federlein über das
Fäll.' ebd. XVIl./XVIIl. S. noch o. und Vogelb. 1557,
256a. Ausruf: ,Boz offenleim und wachtlenschm.!' Ruef
1538. .Das wolfssclim. ist nit minder breüchlich dann
das hundsschm.' Tierb. 1563, 155a. S. auch o. und
Tgl. Fischer VI932. Salbe übh.; s.Brand-Salb (Bd VII
806) und vgl. Bäben-, Salh-Schm. — C) Fett im mensch-
lichen Körper. De'' hat kei' Schm. in'n D''rme", von
einem Magern ArLb. — d) = Ören-Schm. B (Zyro).
.Die pauren touftend ir kinder selb, zuchend schm.
aus den oren und strichend in es für chrisam an die
stirne, und wurdend vil üebungen der kirchen zuo
ganzem und grossem verachten zogen.' Vad.; vgl.
ChSchmidt 1901, 3'29 (.ürsmer';. — 2 uneig., ,Mark',
Kraft; vgl. Arm-, Ellbogen-, Ruggen-Schm., ferner
, Bein-Schmalz' bei MHöller 1899, 585. ,Dazu [zum
Schlagen der Sahne] braucht's ... Difigkeit, Kraft ira
Ann und Speuz oder Schm. im Handgelenk.' Bund 1900
(GT.). Er het i' Gotts heilige-' Name" doch o"'* gar
e"kei" Schm. t" de" Ghnoche", von einem energielosen
Menschen B (AvRütte). Er het ke'" Schm. i" den Ell-
böge", ,ist ein schwacher Kerl' AaF. Lüt, wo Schm,
händ i" den Ellboge". 1798, AiJon. Schm. hinderm
Ellboge" ha"; s. Bd III 1355 (Itosen-lüpfen); IV 1064M.
Amha amah n., adeps, liquanien, unguentuni, (ausge-
lassenes) Fett, Butter; vgl. Gr.WB. IX 926/8, Martin-Lienh.
II 483/4; ChSchmidt 1901, 306/7; Fischer V 9 ,4/6 (auch
in Bed. 2). 980/1 (H.h mahle'"); Crecelius 1897, 745 (auch iu
Bed. 2), feruer MHüfler 1899, 585 (auch iu Bed. 2). Der
Geschlechtswechsel unter dem Eiulluss von Syuii. ^\e Schmerw,
Schmutz, auch wohl -hd-e". Als Gruudbed. des W. ist ge-
schmolzenes Fett anzunehmen; für die Spezialisierung auf
Bed. la-( (vgl. .milchsmalz, butirura.' Ahd. Gl. III 617, 37)
ist iu Betracht zu ziehen, dass Butter namentlich in Gegenden
mit starker Vieh- und Alpwii tschaft das Kochfett xax'i^oX'iv
ist uud noch mehr war. Das heutige Kerngehiet der Bed. (Ap;
Gr; G tw.; Seh; Th; uöZ; vgl. zur Verbreitung auch Tobl.
392a; ASociu 1889, 331) lässt ihre Entwicklung schon iu den
frilhesteu örtlich bestimmbareu Belegen erkennen; ä. Belege
aus diesem Gebiet sind daher auch dann unter lay eingereiht,
wenn sonstige Kriterien für die Spezialisierung fehlen. Offen-
bar hat sich aber die Bed., die im Norden und Osten über
unsre Grenzen hinausgreift (vgl. Schm.» II 550/1 ; Lexer 1862,
221- Schöpf 627; Fischer aaO. 674 M.), früher auch bei una
weiter erstreckt; vgl.: ,Wer sm. dem gotshus sol Zinsen, der
sol gesotten sm. geben, daz gelutert sy, und tet [er] des mt
und sich daz befund, der sol anders geben als vil, als des waz
... Uud wer och ziger sol, git er minder, denn er sol, so ist er
in der selben buozz als umb den ankeu.' SchwE. Hofrecht
E. XIV.; dafür: ,Schmalzzins ... Welicher der ist, der uuder
seclis becher bringt, dem sol man sin geschier wider geben
[das Weitere s. unter Becher II Bd IV 966] ... Welicher och
bös schm. oder sust ze Kitzel schra. brechte, das mag ein her
... nemen und dennocht nut desterminder urab me und euch
bessers heisseu pfenden . . . Desglichen umb den ziger, der nit
genera were, mag ein her . .. wie von dem angken ob geschribeo
stat, ouch tuon.' ebd. XVI., feruer: ,Was grossen gälts und
guots das ertregt, wenn einer nuu ein senten von zwenzig
kUeyen sommer und wintor erhalten mag; dann das fleisch,
milch, schm., käs, ziger und anders, so man ouch m andere ;
land fertiget, giltet vil.' LLav. 1584, sowie Bossh. Chr. »b ,
(Im Jahre 1480 wurde der Kuhhirt jiu ZWth.] angewiesen, j
von seinem Einkommen jährlich dem Schultheissen 34 Mass ,
Schm. abzugeben. Im Jahre 1521 wurde dem Schultheissen
die Jahresbesoldung auf 20 Pfd Haller aufgebessert nebst j
Schm. uud Brand'), wohl auch die fulg. zwei Belege: ,Weri,
daz cheiner von TUnrton oder ir nachkomen wider disen ;
usspruche tetti in cheineu weg . . . der sol geben ■■■'f"'
du bürg gegen Grüeningen ein halb viertel sm.' 134». i- ,
Kq 1915; ,es soll ouch jederman ... d.az sin, was er zuo mert
triben will, viell [1. ,-ei-'] haben und verküffen will, des ersten
uff unserem merkt . . . tuon ... es sy garu, tuoch, kes feorn,,
fisch, schm., und soll daz schm. also verkUifen . . . S«''"*"'-
LB A XV. Der Verstoss des (nach einer ähnlichen Beu.^
Eutw.'; vgl". Fick» III 11) mit Schm. konkurrierenden A<>t'
(s Bd'l 341/2, auch über das geogr. Verhältniss der beide";
Wörter) dürfte so erfolgt sein, dass sich, wohl im Zshang mit'
der Verdrängung der Butter aus der Stellung als alein-
herrschendes Kochfett, ein Gegensatz zw. frischer und ge■.
s,lttenorButte^ausbildete und J..fo-zunächstiuderersternBeu.,
949
Schmalz, schmelz, sclimilz, schmolz, schniulz
950
sich festsetzte (nach Angaben aus Gr, auch Th gut Seh m. oline
weitem Zusatz bes. für gesottene Butter; vgl. noch Sp. 943 ii.).
Auf einen solchen Gegensatz deutet auch, dass zT., nani. in der
Grenzzone, neben Scfimah .Butter' (und ackmahen , buttern'
GrD.) das Vb an!.-cn (Bd I 344) und die Zssen AnkO:n)-Ch„bel
(Bdlll 112), -Milrh (Bd IV 201) stehn, so in GrAv., Chw., U.,
ObS., S., V.; GFs, Ms, T. (auch Anhtten'ßi I 345; zioö Anl.-[eilf"
Schm. hct ■ a Si-hehm'tUr [eine Katze] a'gfreaae". EFeurer), W.;
Tgl. dazu: ,3 ganz Achpalla ... 2 Schmalzbrüeg, der ein foll
Schm.. und 3 AchkUbye' (1655, GrFid. Inv.), ferner Sp. 941 u.
In GoT. (Henib., Wattw.) soll nach neulicher Auskunft neben
Schm. .etwa' auch Ankt" gebraucht werden; anderseits wird
das Bd I 341 für GrHe. ; GO., We. angegebene Ankt'' heute ab-
gelehnt. An der Ostgrenze des Kantons Z (Elgg, Ell. a/Th.) ist
Sehn, in der Bed. frische Butter heute durch Anke" fast voll-
ständig verdrängt und nur noch in der Zss. Schm.-Bint etw.
lebenskräftiger. Nachstehend noch drei bemerkenswerte Belege
aus der ä. Spr.: .Den 26. tag februarii hett mau in unserer
statt 1 pfd schm. ungesotten geben um 17 d. un[dj ist kein
fremder aukeu iu unserem schnialzhus gsin.' UMey. Chr.
1540/73; .Etlich seyen der Kunst so wol bericht, dass sie auch
das Schm. oder, wie wir es nennen, ein Ankenballen also ver-
härten können, dass ., .' Gwerb 1646 ; , Anken (die Herrschafts-
leüt heissen es Schm.).' CThoman 1741. Vgl. auch SAmalzh-r.
Neben Anke" kommt Butler (Bd IV 1915/6) als (der Schriftspr.
entstammender) Konkurrent erst in jüngerer Zeit in Betracht;
Tgl.Sp.938u. 94 1 u., ferner: ,Buttorsieden d.i. Schmalzauslassen.'
G Feuernrdn. 1811, sowie Bulter-Sekm. Wanderung unsres
W-es in RAA., festen Wendungen udgl. kann es mit sich ge-
bracht haben, dass die zunächst vorliegende Beziehung auf 1 ay
durcli jene auf die allgemeine Bed. oder auf eine andere, dem
Einwanderuugsgebiet geläufige Spezialisierung ersetzt wird;
vgl. die Angabe aus ZWangen Sp. 940u. und bes. die (reimenden)
Verbindungen mit Sah unter la8; Zyros Angabe .Butter BO.'
ist wohl nur aus der KA. gefolgert. Auch laß gehört einem
durch verschiedene sprachliche Erscheinungen verbundenen,
weseutl. einheitlichen Gebiet an (BO. ; UAnd.; W mit sudlichen
Aussenorten). 1 aa ist zerstreut, gilt aber auf dem Gebiet von
laY(ß) kaum ausserhalb der Verbindung «cAi(i»)u"ÄcAm. oder der
Zss. SchH-iH-S<lim. In Namen. Schm.-Zualc", Übername eines
Mädchens. Feier.ab. 1860 (Th). FN. Schmalz BBüren, Nid.
(schon XVI.; .RSchm., venner.' 1528/48), Stdt (M. XVI. /
I E. XVIII.; vgl. Leu, Lex. XVI 369, ferner WTobler-Meyer
• 1894, 159; dazu wohl; ,Marx Schm., predicant zuo Könitz.'
I 1531, BRef.). .Johansen Schm. [Acc] von [ZJUrdorf.' 1366,
I Gfd (Konstanzer Urk.). .Fetter Schm. [Acc. ,-en'].' 1450, Z
KB.; viell. identisch mit , Fetter Schmalzhart.' 1447, ebd.
t ,Smelz(e)U.' 1284/7, Bs. ,Anna Schmälzjin.' 1603, ZZoll.
' Taufb. Flurn. ,Schm.-Gass' SchBegg., Ha. ,-Grub'; s. Bd II
J695 (auch ApAppeuzell, Her.; GTa.; ZgStdt It Leu, Lex.;
ZWUlfl.) und vgl. KStucki 1916, 283, ferner: .Ehemals soll
'der Ort [BZollikofen], obschon wasserarm, wegen Reichtum an
j Giltern und Weiden die Schm. -grübe geheissen haben.' Jahn,
1857, 696; , Zürich, du bist von unendlichen Jahren her eine
I rechte Schm. -grübe gewesen und hast dich au Brot satt ge-
essen.' JJUlr. 1718; .Lutherus heissetdise Stadt [Sodom] und
das ihro zugehörige Land eine rechte Schm. -grübe.' ebd.; auch
IChSchmidt 1901,307; Schm.Ml 55 1 ; Fischer V 978. ,-Hof' Aa
JKu.,-Lad'GFs. .-Matt'SHau. -ßo(/c"GrChw.,Rh. ,-Raiu'GWsst.
I Eier-; aus harten Eidottern sich ausschmorendes
Fett. ,Wann ein Brust verschworen ist ... nimm
Honig und niilts Schmalz und rührs wohl under ein-
inderen und leg es pflasterweis über, so heilt es vom
iSrund, oder E. tut es auch.' Z ßezeptb. um 1700. —
fiuch bei Fischer II 567 (Beleg aus Mynsinger).
i Affe°-: 1. eig., ung. simiarum Zf (Apotheker
jVogel). .Den [erkrankten] Kindern half man mit A.'
^Kelterb. (Bs). - 2. a) = Schmalz Id Bs. — b) Speichel
Bs; BLenk; ZGlattf. (Spillra.), bes. mit Bez. auf die
Anwendung zum Glätten des Haares, als Ersatz für
i^omade (Syn. Kapuziner-, Studenten- Wichsi) Aa; Bs
Stdt; Z. — 3. nur in der RA. ,mit a. schmiren',
durch gleisnerische Worte günstig zu stimmen, zu
betören suchen. ,Pfarr [zum Bauern, der ihn der
Buhlerei bezichtigt:] Nicht also, mein lieber man. h
niiesst die Sachen recht verston. Nach dem die frow
hat guot lob, da wolt ichs setzen auff die prob, auif
daz ir er noch bass erschin. Hat nichts args sunst
in meim synn. Baur Gorg: Daz haisst mit a. schmiren.
Mir nicht! daz ir mein weih probieren. Der teuffei dank
euch ewerer prob.' TStiumer 1580. — 4. unklar: ,Abt
Diethelm kompt mir seltzam für, der so vil öl hat
gstrichen an ... vierfaltig wihe müessen han, dannocht
nie gbrucht dhein kuchesalz, darzuo gar nie kein a.
Das schmalz hat er in dkuchi geben, daruss vil äffen
möchtend gleben ... Verziehe mir, wer schuldig ist,
eira ieden menschen etwas prist. und gang der für-
har, der gar nie mit a. besudlet sie.' Vau. III 4'29 (,Ain
Spruch, so ain guoter gsell diss tag von abt Diethelmen
wiche zuo Rorschach gediclitet hat'); wiederholt. —
Mhd. affenamah iu Bed. 2 ; vgl. Gr. WB. IX 928 (als komischer
Name, unter .Schmalz' 2); Martin- Lienh. II 484 (in Bed. 1 oä.
und 2); ChSchmidt 1901, 307/8 (unter .schmieren'); Fischer I
109 (als Name), ferner mhd. affenaalbe (Lexer I 23; Schm.' I
41) und dazu Fischer aaO. Als Spottname: ,Es klaget W. ...
uff F., wie dass sich gefUegt hab, das er und ander gesellen in
der brottlouben gezert habind. Also sprach einer under den
gesellen zuo F., ob er [F.] im törst sprechen a., und er rüeft im
ouch a. Do ... gebe der, dem sy jähen a., F. eins ins mul.'
1432, ZRB.
AI-: (ausgesottenes) Aalfett. ,Ein Blanetensalb zu
machen . . . nimm 3 Lot Ohlschm.' ZElgg Arzneib. um
16,50. Soweit noch in der Apotheke verlangt, ersetzt
durcii Chläxce"- Schm. {i.A.) Z (Apotheker Vogel); vgl.
Aschen-, Hecht-Schm., ferner Schlangen- Schm. — A Ip-:
auf der Alp hergestelltes Schmalz (in Bed. lay) Gr,
so Chur, Furna, Ig., Kl., Tscbapp. (Tsch.); Syn. Sumer-,
Sennen-Schm. ,In den besten Alpen ... hat man auf den
Bener schon ausgeteilt 10 — 17 Krinnen Schmalz, 18 — 20
Kr. Käs und 10 Kr. Ziger ... Wenn man nun den Käs
und den Ziger ganz für den Gebrauch des Laudmanns
rechnet, dieser aber seine Oekonomie so eingerichtet
hätte ... dass er sein A. ganz verkaufen könnte ...' Gr
Sammler 1809. ,Den 27. October im kleinen Schmalz-
kübel 8 Stör wisses A. ingesotten.' 1768, GnTam.;
s. noch Sp. 943u. — Aprillen-: im April gewonnenes
.Schmalz' (in Bed. lay)- ,Ein Salb 3 monatschmalz
genannt. Samle Merz-, .Aprellen- und Meyenschm. un-
gewässeret. das behalt, ist zu vilen Dingen gut, in-
sonders für die jungen Kind, welche von Muterleib
ein Mangel hat [!] an einem Glid, dass es brechen
were, so salbs.' Z Bezeptb. um 1700. — Epfel-,
Öpfel-: .Apfelspäne und frische Butter mit einander
gekocht, Apfelsalbe; dient als Hausarznei' Ap(T.), .ge-
kochtes Apfelmus mit Butter uml gezupftem Brot',
beliebtes Gericht GRh., Sev., We.
9re°-; wie nhd. = Schmalz Id (^\>.9il). allg.; Syn.
auch Aff'en-Schm. .Für Bissen und Juken ... streich
Ohrenschm. darüber, so vergat es dir.' Arzneib. 1822.
,0., sordes aurium.' Mal. .Das o. von dem maultier,
.so es in hirzenliaut verwicklet und nach dem moiiat-
fluss dem weib ann arm gehenkt, macht sy unfrucht-
bar.' TiKRB. 1563. .Cerumcn. Ohrenschm.' Denzl. Iti66/
1716. — Vgl. Gr.WB. VII 1259: Diefenb.-WUlcker 789;
Diefenb. 1857, 63a; Martin-Lienh. II 484; Fischer V 78,
ferner MHöfler 1899, 535.
951
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
952
Arm-, in B It Id., St."" und Zyro Arme"-: entspr.
Schmäh 2, Kraft in den Armen Bs; B (.vires brachi-
orum.' Id.); L (Sf); ScaSt. (Sulger) und It St."; Zo
(St.'"); Z; Syn. EU-bogen-Schm. Er het giiet A., viribus
pollet. Id. B. , Bruder Lorenzen gefalt die schreibfeder
besser als der niörselstänipfel . . . hatt . . . solchen
denen bevolhen, die mer a. hiiizuo zuo setzen hendt
dass er.' 1599, L Brief (Reber 1899). ,Es braucht A.',
Kraft, Anstrengung ScnSt. (Sulger). 's brückt orde"hg
A., das Rühren des Leckerliteiges Bs. ,Es braucht
A. darzu, labore paratur, desudandum est.' JIet. 1677.
1692; ähnlich bei Denzl. 1716. ,So ein Gut ... braucht
Hand und A.' ÜBrXgoer 1789. — Vgl. Gr.WB. I 560;
Martin-Lienh, II -184; Fischer I 3'23; Wander I 139, ferner
MHüfler 1899, 585, auch DM. VII 409 (bair. Eisemchmoh).
Erz-: was aus Erz ausgeschraolzen ist. ,Von
Metallen der Schwebel zwar gleich wie ein E. kommet
har, doch von Natur gekochet rein ganz kreftiglich
zu einem Stein.' HRRebm. 16'20.
Äsche"-: (ausgesottenes) Fett der Asche. ,Das
ä. wirt auch breitet als ein sondere arznei zuo allem
brand, es seye von fheür oder wasser.' Fische. 1563.
S. noch Sp. 945 u. Für A. wird heute in der Apotheke
Chläwe'-Schm. (s. d.) oder oleum jecoris rubr. verab-
folgt Z (Apotheker Vogel); vgl. Al-, Hecht-Schm. — •
Auch bei Fischer I 339.
Für-. ,Ist ... die Milch von jeder Kuh ... ge-
wogen, so wird das erfundene Gewicht aufgeschrieben
und für jeden Alpbesitzer die Ausrechnung nach dem
obigen Maasstabe gemacht. Bleibt dem Senn in einem
guten Jahrgange nach der auf diese Weise vor-
genommenen Verteilung der Alpenprodukte noch ein
Überschuss übrig, das er F. nennt, so wird dieser
unter alle Teilliaber verhältnissmässig verteilt.' Steinm.
1804 (GRh.).
Fässli-: in Fässern versandtes minderwertiges
Fett meist amerikanischer Herkunft Gr; vgl. Chübel-
Anken (Bd I 343). — Auch bei Martiu-Lieuh. II 484.
Fisch-: 1. „Fischtran, allg."; W; vg]. Äl-, Äschen-
Schm. .Das in so grosser Menge ausgegrabene Fisch-
[sch]m. an dem Baltischen Meer.' Ziegler 1647. S. noch
Schmalz la (Sp. 938 u.). — 2. Fett, in dem ein Fisch ge-
backen wurde und das infolgedessen fischelet Ap (T).
— a auch bei Gr.WB. III 1688; Fischer II 15'22. — Jisch-
schmälzelen: nach Fischtran riechen, allg."
G ugge ' - Schmälzli : Pflanzenn., Sauerklee, Ox. acet.
ApHer. Syn. Schmalz und Brot (8\i.9HU.); vgl. G.-Chäs
(Bd III 506), ferner Gugger 11 (Bd II 186M.).
Gans- Ap (ATobler 1909), Gans- WLö.: (aus-
gesottenes) Gänsefett. aaOO. und sonst. ,Von den arz-
neyen des gänsschmalzes.' Vogelb. 1557,59 b tt'., wo
eine Menge Belege (wechselnd mit ,der gänsen schmalz').
S. noch BdVI961M.; Sp. 945u. 947 o. — Spätmhd.
gm>fe)'mnU; vgl. Gr. WB. IV 1, l'JT8; Uiefenb.-Willcker 601 ;
Fischer III 58.
Geiss-, nach OFrehncr -«•: Butter aus Ziegen-
milch ApA. ,Das Gaisschm., d.h. die Butter von der
Ziegenmilch, liält der Senn für ein vorzügliches
Heilungsmittel für verschiedene äussere Schäden, z. E.
bei Verrenkungen, Quetschungen udgl.; die meisten
Sennen haben daher immer ein wenig davon im Vor-
rate, von dem er [!] zugleich glaubt, je älter desto wirk-
samer sei er.' Steinm. 1804. — Auch bei Fischer III 242.
Glogge"-: das Fett (meist Chläwf-Schm.; s.d.),
das zum Schmieren der Turmglockenzapfen und -riemen.
auch der Turmuhren verwendet worden ist und als
heilkräftig gilt (zB. bei Gehörleiden) Z. — Vgl. Sanders
II 970c; Schal." II 551; Fischer III 704.
Gras (-ä-): = Gr.-Anken (Bd I 342) Äp (T.); vgl.
Gr.-Milch (Bd IV 202).
Hecht-: (ausgesottenes) Fett des Hechtes. ,Wan
Einer nicht schlafen kan: H. mit Safran untereinander
gerühret und dei Schlaf damit bestrichen.' Arzneib. 1822.
S. noch Sp. 945 u. In der Apotheke verlangt, aber durch
CJiläive'-Schm. (s. d.) ersetzt Z (Apotheker Vogel); vgl.
Äl; Äschen-Schm. — Auch bei Fischer III 1316.
Chüe-: = Schmalz laf GSaL., W.; vgl. .küeis
schmalz' (Sp. 939). Gegen , Bissen' lege man aus-
gesottenes ,Kuhschm.' (Butter), ,Cheislichrutt' [ua.]
auf. WManz 1916 (GSaL.).
Choch-: Koch fett (zB. Schweinefett) ApReh., T. —
Vgl. Sanders II 970c-.
Chuchi-: gesottene Butter GRVal. — Vgl. Gr.VIB.
V 2509 (mit einem Beleg aus Parac); Fischer IV 815.
Chalber-: (ausgesottenes) Kälberfett. ,Wenn
yemants wölte gäns-, hüener- oder kelberschm. un-
verderbt erhalten ...' Vogelb. 1557. — Ros s-chambe''
-chame"-: (ausgesottenes) Fett vom Nacken wohlgenähr-
ter Pferde, zu Heilzwecken verwendet FSs. — Chas-
ra.: Übers, des frz. fondue. AHartmann (S). .Einen
Käseschm. bereiten.'
Chläwe" Chlöe"-, Chlor-: aus (Rinder-)Klauen aus-
gesottenes Fett Z, so 0., Stdt. ,Eine Salbe zu machen,
welche die Wunden des Wurms und alle Scheden heilt.
Nim gebrauten Alaun, weiss Pech, Wachs, Klauenschm.,
das koch zu Salb.' M. XIX., GSa. ,Klawenschm.' Bs
.\pothekertax 1701. ,0hl und Klauenschm. zu den
Gloggen und Uhren.' 1786, ZGrün. Amtsrechn. S. nocb
Bd IV 1 608 (Süw-Burst) ; Sp. 945u. und vgl. Äl-, Äschen-,
Gloggen-, Hecht- Schlangen- Schm. — Vgl. Gr.VPB. V 1034;
Schm.» 11319; Fischer V 461; MHofler 1899, 585.
Leim-: fetter Lehm? ,Eine bewehrte ... Salbe für
den Brand ... Nim L. 1 P[f]und, zerschmelze es in
einem irdenen Geschirr, dann hebe es ab und sehnte
ein 4tel Pfund Leinöl darzu.' M. XIX., GSa. — Lüten-:
Menschenfett; s. Sp. 946o. Syn. Mensehen- Schm.
Maie»-: .Butter, welche im Mai bereitet wird, die
schön gelblich ist, fetter sein soll und zum Zerlassen
vorzüglich benätzt wird' Ap (T.); G, so Rh.; Syn. M.-
Anken (Bd I 343). ,M. machen' GRh. ,Bei den Köhen
macht sie [die Brennessel] mehr Milch und die Butter j
von solcher Milch ähnelt an Färb uml Geschmack i
allzeit dem M.' G Kai. 1859. S. noch Aprillen- Schm. — j
Vgl. Schm. 2 II 551 ; Fischer IV 1407. j
Dri-monat .Dreimonat-': Salbe, diedurch Zssieden
gleicher Teile der aus drei aufeinanderfolgenden i
Monaten (Mai, Juni, Juli) stammenden Butter, etwa |
unter Zusatz von einem Teil Baumöl, gewonnen und )
das ganze Jahr aufbewahrt wird; bes. gegen Brand- i
schaden Tu (AfV.). ,3monatschm. ist gut für die Gold- |
ader.' Arzneib. XVII./XVIII. ,Wan ein Kind ein bösen i
Fluss von Ruten im Angesicht oder auf dem Hanbt
hat, so nimm ein Ei und verbränns in Schmalz und tu ,,
3monatschm. dorunder, salb es wohl.' Z Rezeptb. nm
1700; s. noch ApriUen- Schm .
Menschen-: = Lüten- Schm.; vgl. Armen-sünder- ,
Schm. ,M. Iq.' Arzneib. XIV. /XV. ,Für dasPadogra[l].
Nimb M. von einem drissigen [!] jerigen Man, so gsund
und hingricht wird, lass es ludlecht aus, tun solches .
in ein Gutteren, verkleibe mit malefizgesegnetem ;
953
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
954
Wachs, lass Alles bcnedicieren, bind ein Schnürli
daran, mach ein Loch in die Erden ... tun gutten
hitzigen Rossmist in das Locli ... dieGutteren inmitten
darin gsetzt. mit Erden bedeckt.' Schw Arzneib. XVII.
S. noch Sp. 945 u. 946 M. — Vgl. Gr.WB. IX 928 (unter
,Schmalz' 2); Fischer IV 1609, ferner: ,Als der nachrichter
gebeten, iiiie nach erganguer execution das schmalz tou dem
armen menschen zuo vergönnen, ist ime dasselb abgelaint
worden.' 1552, Bauniannsche Chr. (Nürnberger Ratserlass).
MeT2en-;s.Aprillen-Schm. — Nu"-: frische Butter
Gr, so Pr. und It FAnd. 1898; vgl. ,nüwes Schmalz'
(Sp. 943u.), sowie Anken (Bd I oJl). .Neüwschm. und
ein wenig Salz under einander geknetten', als Wund-
salbe. J.IH0LZ11ALB 1C91; danach bei EKönig 1706.
.Arzneisalb ze machen. R. Gamfer ... Bleiweiss ...
Hirzenunschlitt ... ein wenig Neüschm.' Arzneib. XVIl./
XVIIl. — Buch-: Bauchl'ett des geschlachteten
Schweines TuHw.; ZUhw. — Ell-boge"-: = Arm-
Sc/im. (Sp. 951) AaKöII., Wohl.; Ap; B, so E.; L; Schw,
so Muo.; S (BWyss); Ndw; Z (.selten'), „körperliche
Stärke in launiger Sprechart. " St.*. Muest für ne"
Batse" E. chau/fe"! sagt man scherzh. zu Einem, der
die Axt ungeschickt handhabt B; vgl. i?e-rcic/«ns (Bd VI
15'2). .Nebst der Treffsicherheit bedarf der Zimmer-
mann einer bedeutenden Muskelkraft der Arme. Auch
die ist glücklicherweise in Grindelwald als Ermelwind,
in Iiützelflüh als E. käuflich zu erstehen.' Bär.nd. 1908.
D'Hiiüi ro" Wange' si' eister gross Lüt g'si", ehre fügt,
stattlig Manne" mit E. und breite" Hände". BWtss
1863. Er hed E. L (Ineichen). Öuse' Metzgerchnecht
di'' hed no''' E., er lüpft de' HaW'boch vi'-nes Bierglas
umenand AaWoIü. Die hiittige" Lüt hend halt i" Gotts-
name" kei" E. nie. AZimmebmann 1916. S. noch BdlV
296 (mennerenj; V 430 u. (eben,so in Ap It Anz. vom
Alpstein 1919). — Büle°- s. Bül 2 (Bd IV 1186). —
Pure"-: im Gegs. zum Sennen-Schm. (s. d.) im Kleinen
bereitete, für weniger fett gehaltene Butter Ap(T.). — •
Besen-: Zaubersalbe, zunächst jene, mit der die
Hexen die Besen bestrichen, auf denen sie durch die
Luft fuhren; vgl. Rochh. 1857. 344. ,Do reichet der
suppriol ... ein wundsalb, von meister H. genommen,
vermischt mit eigner kunst b., damit die wunden [die
angeblichen 5 Wundmale Christi am Leibe des Jetzer]
vor grossen schmerzen, vor geschwulst, schwären, eiter
lund füle ze bewaren.' Ansh.; später: .strimen bi sinen
Iwunden, im mit b. zuora zeichen gemacht'; s. auch
ebd. 111 1'20, '20 und vgl. ebd. VI 338/9, ferner BBlätter
.1905, 175. — Biest-: aus Biest (Bd IV 1795, Bed. 1)
fjreitete Butter GRPr.
Butter-: = Schmalz lay (Sp. 989). .Brandsalb,
eiche gut ist. Nim B. 1 Pfd, darin seüde ein Pfd
?rüene Räkhalterberi.' Arzneib. 182'2. .Nemrat Tanne-
jech, Rinderunschlitt, B., jedes gleich vill'. zu einer
3albe. S Kai. 1732. — Vgl. Schm.M 311; II 551 ; Lexer
1862, iS; Schöpf 70; Ünger-Khull 125; Fischer I 1568,
erner die Aum. zu Schmalz.
Brand-: (tierisches) Fett zu Beleuchtungszweckeu;
gl. Br. -Unschlicht (Bd 1 348), ferner Sp. 943. ,Es klaget
w. metzyer ... uff Z. schuomacher, wie sich gefüegt
lab, dass er dem selben Z. swinin brandsm. ze kouffen
eben hab; dasselb smalz habe T. und St. metzyer us-
etrukt in des T.s trotten und haben des Z. knecht
nd auch K.s knecht das smalz in der trotten ge-
omen und haben das an die wag getragen ... Do
prach der Z.. er hette im kat geben und hette im
unslit under das smalz getan.' 1424. Z RB. — Räbe°-:
aus Butter und geschabten weissen Rüben bereitete,
kühlende Salbe Ap (T); vgl. Sp. 947u.
Ruggen-: Rückenmark; vgl. Schmalz 2 (Sp. 948).
,0 R., wie tuest so weehe!' nach harter Arbeit. JMahl.
1674. — Auch bei Fischer V 460.
Rind(s)-, Rinder-: a) (Rind(s)-) ausgesottene
Butter ZKleinandelf.. Örlingen; vgl. ChileSchm. —
b) (Rinder-) ausgesottenes Rinderfett GrKI. .Gäns-
und rinderschm.' Vogelb. 1557. .Man muost [bei einer
Teuerung 1601] 6 Gl. um ein Stück Rindenschm. [!],
so sonst 3 Fl. costet. gen.' Ard. 1572/1614. S. noch
Sp. 944o. — Auch österr. Rind(s) schmäh in Bed. a. Vgl.
KiiuUchmunk bei Fischer V 353.
Salb-: als Salbe dienendes Fett. JJHolzhalb 1691;
s. Sp. 938 u. — Sumer-: während des Sommers auf der
Alp bereitete Butter; Syn. Älp-Schm. (Sp. 950); Gegs.
Winter-Schm. .Eben so schwer ist es zu bestimmen,
wie viel die Landschaft [Daves] jährlich an Butter ver-
kauft ... doch findet sich, dass nur aus ... den 25
dortigen Alpen allein an Sommerschm. jährlich ungefähr
6000 Krinnen verkauft werden.' Gr Sammler 1806. —
Senne"-: von einem Sennen bereitete Butter Ap(T.);
Syn. S.-Anken (Bd I 344); vgl. auch das Vor., sowie
Püren-Schm. — Senneri-, -et-: = dem Vor. Gr, so
Rh., Ths (Tsch.).
Arme°-sünder-: ,axungia hominis, womitaber die
Apotheker keine Gewissenssache machen' (T.), für heil-
und zauberkräftig gehalten und in der Apotheke ver-
langt Aä (H.); Ap; ZHorg., Zoll, und weiterhin, doch
wohl t; \g\. Menschen- Schm. Selbe"häfeli, wo vor fü'fzg
Järe" der Urgrössmueter sälig d'Glider sucht hei" rer-
trihe", Arms., Dokterzüggütterli u"'' Idr Schuehsalbi-
büchse", unter alten Sachen in einem Keller. JBürki
(BE.). Die zur Bannung eines Diebes dienenden
Nägel müssen mit A. geschmiert werden. AfV. II 265/6
(ZHorgen). XXV 67 (GSa.). S. noch Sp. 946. — Vgl.
Fischer I 322.
Sü"- SchR., Söü- AaF. und It H.: = Schmalz laa.
(Sp. 938); auch etwa als Schueh-Salb verwendet. Syn.
Schwin-Schm. — Vgl. Gr.WB. VIII 1928; Fischer V 631.
Schäf-:(ausgesottenes)Schafsfett(vgI.iS'c/jma/zJap
Sp. 939); s. Sp. 946 0.
Schlange"-: (ausgesottenes) Schlangenfett, das
als Heilmittel gilt Ap (s. Sp. 946), vom Apotheker gew.
durch ühlMce"- Sehnt, (s.d.) ersetzt Z (Apotheker Vogel).
,Vor das Herzgesper oder Abnehmen der Kinder: Schi.
... Murmertierschmalz.' A. XIX., HZahler 1898. ,Nim
schl. und schmiere ein leder domit recht wol und
brenne den daz leder; so witt es denne die würm
schmückent, sy flühent oder sterbent.' Künste. 1474. —
Vgl. Gr.WB. IX 469; Fischer V 892.
Schnurre"-: „Klauenfett" (St.'), .Schmalz aus den
Rohrknochen der Tiere' (Sf) LE. S. auch Sp. 946o.
(B Arzneib. 1584/1640).
S'chwi»- (-(- Ap). in PSs. Sehtrine"-: = Süw-Schm.
Ap; GrD., Pr., Seh., Ths, Val.; GMs. W.. We.; vgL
schwini" Schmalz Sp. 938 u. Wunde Zitzen der Kühe
werden vor dem Melken und während desselben mit
Schw. eingefettet Ap. Bi B'sehürele" [s. Bd VllI 1209]
wer verbei, aber »■■* 61» noch ufdi hütig Stund rtiessigi ...
Die heind, sa g'wüss a'ss »'* da lebe", noch Schtvei"schm.
in de" Bues' getan. At\ .(GRSch.). S. noch BdVll 314 ('ms-
sieden); Sp. 946. .Schwein- oder gänsschmalz.' Vouelb.
1557. .Nimm Lohröl für zwei Kreuzer, Schweinschra.
955
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
956
ein Löffel voll, ungelöschten Kalk einen Apfel gross',
zur Vertilgung der Maulwürfe. JCSülzer 1772. S. noch
BdV198u. (Herd-Blatten). — Vgl. Ur.WB. IX 2452,
feroer die Anni. zu Schmäh. Auch österr.
Schwizer-: aus der übrigen Schweiz (s. Schtciz)
in Kübeln eingeführtes (Rin(ier-)Fett Gr. ,In Pündten
ward ein Stuck Schwyzerschm., so 3 Gl. wärt, um
6 Gl. 14 Cr. verkouft', bei einer Teuerung 1602. ärd.
1572/1614.
Tanne"-: Harz der Weisstanne, insofern es als
Salbe dient oder dazu verarbeitet wird. ,Die Weiss-
tanne [liefert] an den Saftstauungsstellen das ... für
Salbenbereitung besonders geschätzte Kutschharz ...
Angesichts solcher Feinheit verurteilte ein Freiburger
die Bezeichnung Harz. Das ist, meinte er, doch es grobs
Wort; miersägen-im T.' Barnd. 1911; vgl. Raben- Schvi.,
zur Sache auch Büggeli-Harz (Bd II 1655). — M u rni e 1-
tierli-, .Murmeli-': (ausgesottenes) Murmeltierfett,
das als heilkräftig gilt, aber, in der Apotheke verlangt,
gew. durch ol. olivar. opt. ersetzt wird Z (.\potheker
Vogel). ,Nimm M., Eeigelschm. . . . misch es under
einandern und salb dich 8 Tag morgens und abends
nacheinandern bei einer Wärme, so wirst du gesund
an deinen Glideren.' Arzneib. XVII./XVIII. S. noch
Sp. 945/6 (2mal); Schlangen- Schm. — ise°-wegge°-.
.Brantewein und Lebkuchen, L und überzuckerte Besen-
stielen.' B Kiltspr.; gemeint ist wohl ,Schm.' zum Ein-
fetten der Eisenkeile. — Winter-: während des
Winters im Tal bereitete Butter; Gegs. Sunier-Schm.
S. noch Sp. 944o. — Zölleli-: Butter, die in Zölleli
geformt ist, auch das aus solcher Butter ausgesottene
Fett ScHSt. (Sulger); vgl. Sp. 942o.
Zapfe"-: Bleisalbe, ung. plumb. B. — Eig. wohl Fett
zum Einfetteu der Zapfe" (s. Znj'/cn).
Schmalzacher-, -echer: Apfelsorte; s. Bd I 376
und vgl. Schmalzer 2, Schmalziger, Schmälzier 2.
schmalzen \, 3. Sg. Pries, -et Gr, so Nuf., Ths;
ScbR., Ptc. in Bed. 1 -et Gr, so Furna, Nuf. Ths. in
Bed.2 g'schmalze" (in GrL.. Ths -et, aber als Adj. -«"):
1. a) = anken la (Bd I 344) ApLb.; GrD. (B.), He., Eh.,
Schmitten, Ths, UVaz; GW., We. ,Li allen Alpen hat
man [1609] wol käset und gschmalzet.' Ann. 1572/1614,
,Dass sei [eine Hexe] Käsis und Schnialzis halben vil
zue tuen gehabt.' 1702, GrKI.; vorher , Käsis und Ahis
halben'; noch öfter. ,Zu einem Senium von 100 oder
mehr Milchkühen werden 5 Personen erfodert, nem-
lich der Senn ... der Alles anordnet, schmalzet, käset
[usw.]' Gr Landw. Ges. 1782. S. noch Linsibüel-P/leger
(Bd V 1235), — b) unpers., = anken Ib Gr, so Furna,
He., Nuf. Tuet's gitet schm., gibt es viel Butter? Gr
Nuf Es ist z'chalt, es jHll hüt gär nit schm. GrHc.
,Oft bewirken die Hexen, dass es den Leuten, wenn
sie Butter bereiten wollen, tiid schmähet, d. h. dass
die Butter von der Milch sich nicht scheidet' Gr (Tsch.).
Wen' dt' gel^e" Glisse' im Tuen sind, schmalzet's de"
Chiie'guet, .gibt ihre Milch viel Butter' GnEurna (ebd.).
— 2. a) Speisen bei der Zubereitung Fett (Butter) zu-
setzen, auch beim .Anrichten darüber giessen (vgl. (oben-)
ab-schm.) Aa(H.); Ap; B(Zyro); L(lneichen); GrD.(B.),
Hint., L.,Ths, Val,; GSa., W.; Sch; Th; Syn, a»ite«(BdI
344), schmälzen, zügen. Ir hand jo die Chnöpfli nid
g'schmalze" SciiSelil. Er hcd's guet g'schmalzet GrL.
(doch häutiger: Schmalz dran tuen). S. noch anrichten
(Bd VI 407). ,Schm., condire butyro.' Denzl, 1666/1716.
,Ein Weib schmalzt das Muss nur vor ihrem Ührt...
[da] träjet der Mann mithin die Blatten herum, biss
s gschnialzen Ohrt ihm worden.' Schimpfr. 1651. S. noch
schmälzen la. Reimend mit salze" (vgl. Sp. 945 und u.):
[Wildma"":] Das G'chech ist schmutzig me ro" D. ...
als vom Anke" u"'' vom Speck . . . Es [das Wildwlb]
tued's nid siede" «'"' nidsclun., aber de"" doch nu''' Alls
versalze". UwGem.; vgl. auch FAnd. 1898. 712. — b) un-
eig. o) Ei"'m Eini schm., = salzen 3 (Bd VII 895) Bs
(Knabenspr.). — ß) .nicht lang schm, an Etw,', keck
mit der Sprache herausfahren W, — 3. fett werden,
von einer Wiese GRÜbS, — g^-schuialze", in Aa
It AGysi; GrV, -et: entspr, schmalzen 2a. a) eig. Aa;
Ap; Bs (Spreng); B; Gr; L; G; Sch; Tu; U; Z. Das
G'miles ist nit g.SvREKQ. Guetg., fett gekocht. Mueter,
was häm-mer z' Nacht? Nudle", dass 's pfupft und
chracht. D' Mueter schnüzt (Mueter, schnüz Sea)
d'Nase" dri": d'Nudle" mües'e" (milend Sch) g. si" G
Buchs; Sch (EStoll), Attrib. E" g'schmalzetc Geusch;
s. Sp. 476u, S. auch schmalzen 2 a (Schimpfr, 1651).
RA, Gä" wi' g., mühelos, leicht, ,nach Wunsch' Ap
(auch beim Kartenspiel); Gr; G; uiTh; U; Syn. icie
'pfiffe". g'salb(e)t, g'sunge", g'seipfet, g'schliff'e" (Bd V
1077 u.; VII 813 u, 1198. 1'256; Sp. 152o,), g'schmirwt,
'tankt ; tvie Buchs, Schmalz ( Bd I V 999 ; Sp. 94 1 ), Dur'''-
ab isch-es [das Tram] g'loffe" mit-i"s wie g'schmalzet.
AGysi. Reimend mit (g'Jsalze"; s. schon Bd VII 894
(wie dort auch Ap It T.; B It GZür. 1902; Z) und bes.
895. Die Suppe" häd kei" Saft und Chraft . . . si ist
allweg nüd g's. und nüd g'schm. ESchöxenb, (Eschra.).
G'schm. und g's., .gut zubereitet' Aa (H.). Nur chli'
g'schm. und g's., Das butzt. ALGassmann, ,[Die Milch]
so zuo aufenthaltung der jungen kinden, speiss und
narung der menschen ganz bequemlich, gleich ges, und
geschm,' Tierb. 1563, ,Die Suppen [gemeint ist Wein] \
dörft der Koch nit zerst salzen, sie war schon kochet ,
und gschm.' Mtricäus 1630, S, noch in-brocken \
(Bd V 502 u.). RAA,; vgl, b. Drü Möl g'schm. und \
kei" Möl g's., von vielen vergeblichen Kosten ScaSt, j
(Sulger); auch Sprww, 1824, Von der Rede: .Syne j
predigen warend geschm, und ges,' JJud 1574, Von ,
Personen : Er ist weder g'salze" no''' g'schmalze" Sca j
St, (Sulger), — b) = gesalzen Ib (Bd VII 895). a) was I
kräftig, tüchtig, üppig ist, aufträgt, in geistigem S, Sca, ;
Da' ist g.! — ß) kostspielig, teuer GStdt udE, D'E-pper \
send jetzt noch z'g., zu teuer für mich, — u(n)-g"- |
schmalze", bei Gotth, -et: Gegs, zum Vor, a Aa (H,); :
Bs; B It Gotth,, AvRütte, Zyro;'GR; GSa,; SchE.;.Tb, j
so Mü, Etw, u. esse" Aa (H,), D'Herdupfel müend-si j
[arme Leute] u, esse" SchR, Da' cha""-me" u. essf,
von einer guten, gehaltreichen Speise ThMu, Attrib. i
Ung'schmalzni Chost, Bezockel Gr (Tsch,). ,ün-l
geschmalzet Kraut,' Gotth,; s, Länder-Süw (ßiWl.
1507). Si" wie-n-e" o"g'sehmalzni Soppe", energielos.
TuMü. Bildl. .Eine ungeschmalzene Predigt.' Sprbk«.
Reimend mit ufnjg'salze'' B (Zyro); G ; Th (s. Bd Vll
896M.); Ndw (Matthys) und weiterhin. Si müesse"
wärli''' ung's. un'' ung'schm-en esse" B (Zyro), ü'x
g'schm. und u"g's. fueret nit GSa. ,Den Kaffee unges.
und ungeschm. trinken', ohne Zucker und Milch.
Spreng; vgl. schmälzen la. ,Du bist bishar zwar auch,
zu Kirchen gegangen, aber ... du hast wenig ver-
standen, die Predigten sind dir gewesen wie ein nn-.
gesalzne, ungeschmalzne Speis, jetzt aber emptiiidest.
auch etwas Kraft darin.' FWvss 1677. — Mhd. (spiilidii
957
Sclinialz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
958
bezeugt) tmahen (Vtcgemahen); vgl. Gr.WB. IX 930/1. XI 3,
855 (,ungeschinalzeu'); Martin-Lieiih. II 484 (aiu-h un-
g'gchmake"); ChSchmidt 1901, 307; Fischer V 977. VI 177
(u'-g'schmalze"). Die 3. Sg. Praes. -el weist auf eiue In-, ön-Abl.
zu Schmalz. Das in der Verbindung mit sähe" uneingeschränkt
geltende st.Ptc. beruht auf dem Einfluss dieses Vbs; vgl. Gr.
WB. aaO. .Uugeschniack' (s. Sp. 880) ist zu losen an der Stelle :
,Dasder widerpartigar ungeschmalz was.' HB renn w. Chr. 151 7.
ab-: a) eig., beim Anrichten mit Fett übergiessen
ZWth.- — b)uneig., Jrad derb abfertigen, ausschimpfen
GMs; ScH, so Ramsen, St. (Sulger), züchtigen G; Th.
Auch = ab-salpeteren {BdYll 809) ScuHa. (Neukomm).
— Auch Schwab, in versciiiedenen übertr. Bedd. (Fischer I 64)
in eig. Bed. (= schmähen 21 österr. ; vgl auch ab-schmälzen.
oben-ab- Soh, -abe" Th: = dem Vor. a, so Erdäpfel,
Äpfel-, Hafermus. aaOÜ. Obenabg'schmahni Herdöpfel.
ANeher ly95 (Sch). Eine grosse Rolle spielt [im
Tu] das , schlegeldicke, obenabe°g'schmalzene' Haber-
mus mit Milch, das nicht nur oft morgens statt des
Kaffees, sondern auch gewölinlich abends, während des
Herbstes mit der Zugabe von köstlich schmeckenden
,teigen' Birnen genossen wurde. AkV.
Schmalzer ni.: 1. PI. (auch Schmalz-Bich), Spitz-
name der Bewohner von UAnd. (■sV.); ,weil sie es
vermögen ihre Speisen gut zu schmalzen.' — 2. Apfel-
sorte; s. Bd 1 376 (auch GSa. It Albr. 1888) und vgl.
Schmahacher (Sp. 955).
Schmalzeri" f.: Knhname Av (Kuhreihen; vgl.
T.125); GWe. Büefder SaUeri", rüef der Schmalzen",
sölli"d beidsamme" in'n Stalli"e"cho" ! ,Stubetilied' G VVe.
— Anders bei Fischer V 978.
Schmalzete° f.: wohl = Anketen (Bd I 345) Gr
,allg.' It Tsch. (ohne Bed.).
schmalzig: 1. voll Fett, fettig. ,[Ein Bauer]
warff des spekes in den mund so eben, secht, daz
im sein part mit enander smalczich wart.' Rino. —
2. a) weicli wie Butter Sch (Kirchh.). - b) „molsch,
saftig, zunächst von Obst L"; Syn. mah(ig) (Bd IV
224 0.). — Mhd. «,,
Fischer V 979/80.
Schmalziger
(Sp. 955) U.
Ge-schmälz -.schmelz' I — n.: Fett(zusatz beim
Kochen). ,An ein gesottne gans macht man dise brüe-
yen: pfäffer. römscher kiiniich . . . g. und öl.' Vogelb.
1557. ,Die gäns werdend bei uns gelobt von der
feisste, darauss man ein g. niocht, welches die Hebreer
füraus zum kochen pflägend ze brauchen.' ebd.; s. noch
Schmähi.
„schmälze" Ap; Gr; G; Th", schmelze"! Bs; B
Goldb.; Th (%. oben-aben-schm.), S. Sg.Prfes. und Ptc. -t:
1. a) = schmalzen 3a (Sp. 955), „mit Butter würzen,
zB. eine Speise." aaOO.; vgl. Schnieh-BrötU(M\ 983).
^Herdöpfel schm. Bs (Seiler). .Hettist öl und anken
Igeben den armen [statt der Kirche für das ewige
JLicht], so hetti°ds damit geschmelzt [im Druck von
il592 ,gschnialzt'] ir suppen; sunst schmirpt [1592
j.schniirt'] der sigrist mit syn juppen und zündt den
ptzen durch die nacht.' Eckst. 1525 (Conc). , Bemühe
llich mit ihr [der Frau] in der Küche und gib ihr
(Lehren, wie sie salzen und schmelzen [!] solle.' Sintem.
11759. ,Den Kaffee schm.'; s. Bd. VII 876 o. und vgl.
\tn-ge-schmalzen (Sp. 956). — b) der zu verkäsenden
Milch während des Erwärmens unter Umrühren Rahm
Usetzen. FAnd. 1898. — 2. ,Etw. zu schm. haben',
in Bed. 1 ; vgl. Gr. WB. 1 92'2/3;
Apfelsorte, = Schmalzacher
Etw. zuzusetzen haben, über Mittel verfügen: ,Da8
Trinkgelage . . . welches Bräutigam und Braut, die
Etwas zu schmelzen haben, iliren Freunden und
Freundinnen zu guter Letzte des ledigen Standes ver-
anstalten.' ToBL. — Mhd. smeken in Bed. 1 a, Jon-Abi. zu
.Schmäh; Tgl. Or.WB. 1X930/1. 1024/5 (unter .schmelzen');
Martin-Lienh. II 484; Schöpf 627; Fischer V 977/8. St.s
Ansatz mit -ä- ist sicher etymologisierende Schreibung.
a b - : = ab-schmalzen a AAFri. ; Bs. Herdöpfel, Zibele"
a. BsL. Gnepfli mit Zibele" abg'schmelzt BsStdt (Nö'''
eme" Brießi vo" ISöbJ. — Auch bei Fisclier 1 64.
oben-abe°-: = dem Vor. Bs; Tu (ONägeli 1898).
O.-g'schmelzti Herdöpfel Bs (Seiler). — i°-: = schmälzen
Ib. FAND. 1898.
Schmälzeri° -e" f.: Huhn, das mit Fettsucht be-
haftet ist und daher nicht mehr legt. Tierw. 1898.
Schmälzi, ,-e-' I— f.: = Ge-schmälz. , Die schmelze,
liquamen.' Mal. (nicht bei Fris.). ,Tuo die ent inn liafen
mit öl und schmelze ... koch sy ein wenig.' Vogelb.
1557. .Zerstoss pfäffer, laubstickel, tosten und iraber,
schütt schmelze darüber.' ebd.; vorher: ,seüd es in
gschmelz, öl und wein.' ,In einen gesottnen straussen:
pfäfferminz ... gesottnen wein, schmelze und ein wenig
öl.' ebd.; öfter wechselnd mit ,g(e)schmelz.' — Vgl. Gr.
WB. IX 913 (mit einigen weitern Belegen aus Vogelb. 1557).
Häring-: Häringsfett. ,Sein [des Härings] ge-
salzne brüeye ... ist zuo manchem prästen brüchlich,
nit allein die h.-schmelze, sonder aller rouw einge-
salzner flsclien brüeyen.' Fischb. 156.3; vorher: ,die
häringfeisste oder häringschmalz'; vgl. Sp. 946u.
schmälzig GWe., schmälzi" GMarb.: mit(reich-
lichem) Fettzusatz. E" schm-s Mues, ganz dicke Mehl-
suppe, Alpspeise GWe. (LSenn-Rohrer).
sch mälz le°: mit Butter handeln Ap (T.). — In
andrer Bed. (nach Schmalz riechen) bei Fischer V 981.
Schmälzier m.: 1. „Einer, der mit Butter Handel
treibt, denselben in grösseren Posten zum Verkaufe
bringt Ap'H., M.(T.); „Gr"; ScnSt. (Schmalzhändler,
-Säumer' It Sulger; lieute abgelehnt); „G"T.; Th (auch
It St.«); Syn. Anken-Grämpler (Bd II 738). Den
, schmälzlern' wird aufgetragen, den , anken' nur von
solchen Leuten zu kaufen, die ihn machen. 1488, Z.
Den , Schmelzlern' wird eine neue Ordnung gestellt.
1509, Sch Chr. ,Es kheinendt schmälzier von Appen-
zell, die schmalz, käs am mentag, zinstag oder mitt-
wochen bringendt und das verkhouffendt.' 1543, G
Bern.; vgl. JGöldi 1897, 19'2. .Die Schmälzier und
die, so Anken aus dem Land führen, sollen einen Eid
schwören, Sommer- und Winterszeit dem Waagmeister
anzuzeigen, wie sie den Anken verkauft haben.' 1566, Gl
(Steinm. 1802, 158; modernisiert); fehlerhaft, Schmälzer'
bei FAnd. 1898, 534. ,Als u. g. Hb. Ordnung der Anken-
grempleren halb von Zürich vermag, dass allhie sy uf
unseren Merchten keine Knecht oder ünderkeüfler haben
sollend, und sy, die Schmelzler, sich a" 1613 dessen vast
beschwert und by ihrer Oberkeit zu Zürich erklagt.' L
Ans. ,Das ein Waagmstr und Ihnzoller an der kleinen
Ankenwaag von dem Anken, so von den Schmälzlern
oder Fürköüffern an andern Orten ufgekouft, allhar
uf den Wochenmerkt geführt und verkouft wird, vom
Zäntner 8 Hlr für den Ihnzoll inzezüchen hat.' 1667,
Z Seckelamtsurk. .Besoldung eines Oborwagmeisters ...
Von denen allhiesigen Schmälzleren von jeder Per-
son wöchentlich 4 Kr.' Sch Ämterb. XVIll. S. noch
Bd I 342M. und vgL zum Sachlichen FAnd. 1898,
959
Schmalz, schmelz, sclimilz, sclimolz, schmalz
960
534/5. — 2. Schviehler, Apfelsorte Th; s. Bd I 376
und vgl. Schmaher 2. — 3. mit (Kalk und) Fett zu-
bereiteter Scliiiupl'tabak Z (Tagesanz. 1906). — In
Bed. 1 auch bei Gr. WB. IX 933; Schopf 628; Fischer V 981.
3 stammt mit der Sache aus dem Bair.; vgl. Schm.' II 551,
auch Fischer aaO. Als Familieun. ,Sclimelzler.' 1362,
ZStcuerb. ,Schmälzler.' U90, ZRB.; 1589/1604, ZZoll.
Taufb. .Gerdrudis Smelzelerin.' XIII., Bs. Hieher oder zu 1 :
,1 goldgl. des schmelzlers kind iugebuudeu uff Audree.' 1530,
SchwE. (Ausgabenheft des Abtes). Flurn. .Schmälzlers-Wies.'
1789, ThEgn.
, Anken-schmelzler': = dem Vor. 1. 1574, Z
(Strickl. 1882).
schmalzen II: tr., einen Acker mit Schmal-Sät (s.
Bd Vll 1421) bestellen. ,Dass sy und ir forderig Man
sälig des W.s Acker vor 42 Jaren inghan, und so sy
den mit Korn abgschniten, so habendt sy den darnach
den Acker groget, grebat und gschmalzet und auch
etwan Hanf und Hirs daran gsett.' 1603, ZGreif.; in
andern Aussagen: ,Dass des W.s Acker mengmaal
gschmalzet und auch grebatt'; ,wie das W. syn Acker
von und ab der Zeig ynzünt und den gschmalzet.' —
Viell. eher ',sclimalzeten' anzusetzen, zu der Bd Vll 1421
mehrfach bezeugten Nbform .schmalzet' ; dazu unser Ptc. , ge-
schmalzet', von dem aus allerdings ein Inf. ,schmalzeu' hätte
gebildet werden können.
Schmelz, in AAVillm. nach einer Angabe in
Bed. 1 -i- — m.: 1. wie nhd., Schmelzglas AaF.
(so Bosw., Villm.). Schm. wurde bis in die 1870er
Jahre häufig als Kleiderschmuck verwendet, wozu die
schwarzen, von einem dünnen Eisendraht durchzogenen
Glasröhrchen in Entfernungen von 1—2 mm geknickt
und in Windungen auf einem etwa 1,5 cm breiten,
auf der Rückseite schwarz gefütterten Kartonring an-
gebracht wurden. — 2. Zinn Gr Kesslerspr. (JJörger
1905); vgl. Schmelzer 3. — Vgl. Gr.WB. IX 1010/2, auch
Martin-Lienh. II 484 (iu andrer Bed.). Flurn. .Schmelz' Gr
Fläsch; Nbf. zu Schmdzill (s.d.)?
Ge-schmelz II n.: Schmelzwerk, Email; vgl.
schmelzen 112. Den Kopf bedeckte ein .Kugelhut' ...
Reichere trugen an demselben Verzierungen von Gold,
Silber, ,G-e' oder auch Perlen. Bs XIV. ,1539 ... han
ich in das gewelb minen gn. herren überantwurt 6
silberi becher und 32 guldin und vergult ring, ettlich
g.' AFldri 1894. ,M. goldschmid von dem g. in J.s
loüfferbüchs ... 2 pfd.' 1571/2, Z Seckelamtsrechn.
,2 Pfd 10 p M[ei8ter] Öri von N.s gemeiner Statt Pfyfer
miner Herren Ehrenschilt widerumb zu verbessern,
da das Gschm. allerdings usgsprungen.' 1624/5, ebd.
,Pfd 38 Herrn T. dem Goldschmid umh ein 14'/! lötigen
vergälten silbernen Bächer samptniynergn. Hm Ehren-
wappen an einem Gschm. darinnen.' 1652, ebd. S. noch
Bd IV 1331 (Nädel-Band); VI 118 M. (PI. ,geschmelzi').
— Ahd. </i«m«fei, eloctruni; nihd. ijesmehe (auch yeamilze); vgl.
Gr. WB. IV 1, 3944; Diefenb.-WUlcker 615; Fischer IU 483.
In dem Beleg: .Uass der aiugeboru son Got und das wort si
flaisch worden und sich selbs fllr uns zuo ainem opfer geben
hab aiuer versUenung aines lieplichen geschmalz' (Vad. III
4ül) ist .geschmacks' zu lesen, wie der Wortlaut der Vor-
lage (Fulgentius. De fide cap. XIX) zeigt, wo: se pro nobis
obtulisse sacrificinm et hostiam Deo in odoreni suavitatis (nach
Eph. 5, 2). Vgl. noch SilimalUn (Sp. 930).
schmelze" II, schmSlze": 1. schmelze' ApGais;
GnSch.; GBalg. (-e''^,-J; WVt., -o^- Ai-Eggerst., schmelze"
(Qual, des Primärumlauts) Aa, so F., Häggl., üEntf.
und It H.; Ap; Bs; BKön., StSteph., S., Stdt und It Zyro;
FJ.; Gl; GRHe., ObS.; L, so E.; G, so Altst., Eichb.,
Marb., Oberr., Sennw., T., W.; Scb; TB.; Th; Ndw;
Z. so 0.. -ö- BoAa.; FJ., schvnlze" ? M (Giord.); GRüti;
ScHw; Ndw (häufiger als -e-), -ü- BsL. (s. ze-sämen-
schm.). Ind. Prses. Sg. 1. schmilze" swAa und It H.;
BS. ; GlM., -m- BoAa., schmelze' ApGais. -o-- ApEggerst.,
schmelze" (Qual, des Primärumlauts) AAÜEntf.; BKön.,
Stdt; GMarb., T.; Th; ZRicht. 3. schmilzt AAKästh.
und It H.; Bs; BKön., StSteph., Stdt und It Zyro;
GrHb., Seh.; GRüti; ScnSchl.; ThHw.; Ndw; ZO., -ü-
BoAa, schmelzt ApGais, -Ö-- ApEggerst., schmelzt GW.;
TnKessw., I m p. schmilz sw A a und It H. ; GlM., -m- BoAa.,
schmelz GT.; ZRicht. Kond. schmulz swAa, Kästh.
und It H.; Gl; Ndw, schmulzi BStSteph., schmilzti
GRHe.,schmelzti GT.; ZRicht., Ptc. g'schmolze" AaF.,
OEntf.; Ap; BStSteph., Stdt; FJ.; GrHc., Scb.; GAltst.,
Balg.. Eichb., Oberr.. Sennw.. T., W.; SoHSchl.; Th;
Ndw; WVt.; Z, so 0., g'schmulze" AAKästh. und It H.;
Bs; BoAa.. Kön.. S.; Gl; GRüti; Ndw; Z, g'schmilzt,
g'schmuls-tCe'-J PAl. (Giord.) — intr.: a) (in BoAa.; Gr
Seh. mit , haben') wie nhd., flüssig werden, zergehu;
doch im Ganzen nicht recht volkst. (in LSuhrent. un-
üblich), dafür ver-gän (Bd II 27). 's Wachs, 's Blei
.schmilzt, ist g'schmohe". .Mach ein Feiler um den obern
Hafen, so schmilzt der Fisch und das Öl flisst in den
untern Hafen.' M. XIX., AfV. (GSaL.). ,[Uer Blitz
schlug] in das gloghus, das was mit bly decket ...
Als das bly smalz . . .' 1460, BsChr. ,Das er ... in die
4 Pfd Anken verstolen, da ime aber die Ankenballen
geschmolzen, also das er darvon ein wenig geessen
und den überigen Teil für ein Hus daselbsten gelegt.*
1612, ZRB. S. noch Bd VII 883 u. 887 (mehrmals).
Bes. von Schnee. ,üer Schnee, der vor wienächten
gefallen, schmelz [!] und das ys zergieng.' 1567, HBoll.
D. ,üa bei schmilzendem Schnee Alles voll Wasser
ist.' FWyss 1655. ,So senkt sieh der Schnee bei dem
Schmilzen nach und nach.' JCSulzer 177'2. Mit Rich-
tungsangabe öfter in Grenzbestimmungen, mit Bei.
auf den Abfluss des Schmelzwassers; vgl. Schneu)-
Schmelzi 2, ferner entspr. gr. &; u8u)p fst tü)(ißpiov.
,Dannan über das gebirge die richti gen Mümpelgard,
als der sne herin smilzet.' 1333, Z ÜB. ,Von Enzen-
fluo, als der sne herin smilzt, herab zuo den zwein
tannen ob Eriswile.' 1408, Aa Rq. 192'2. ,So verr als
der schneuw herwert in die Silen schmilzet.' 1408,
Z; ähnlich wiederholt 1543.1547. ,Was in den zilen
snews harin sehrailzet.' um 1465, ebd. .Denn von
aller höchi der Waltfluo hin, da und als der snee zuo
beiden siten liinsniilzet, gan Horwen.' 1470, Aa Rq.
1922 (Vertrag zw. B und L); später: ,als der snee zuo
beiden teilen liarin smilzet'; noch öfter, wechselnd mit:
,der (buche und) sneesmilzi nach.' — b) bildl., von
Menschen, mager(er) werden AAHäggl. und It H.; LE.;
Z It Dan., Spillmann. Er het g'schmulze" Aa (H.); Z
(Spillrnann). — 2. schmelze" (Qual, des Primär-
umlauts) Aa (H.); Ap; Bs; B. so Gr.. S. und It Zyro;
GrHc., UbS.; PAl. (Giord.); G; ScHSchl.; Th; Ndw; Z,so
0., -M- BsL. (Breitenst. 1864), Ind. Pra;s. Sg. 3. schmelzt
Bs; BS.; GrHc.; GW.; ScnSchl., schmilzt ScaSchl.;
ZO. (PI. sclunelze'd). Kond. schmelzti Bs; GuHe., Ptc.
g'schmelzt BS.; FJ.; Gnlle.; PAl. (nehen g'schmuls-t(e^J);
SciiSchl., g'schmolze" GnThs; GAltst., Eichb. Oberr.,
Sennw., W.; ScHSchl.; ThHw., -u- GRüti; ZO. — tr.:
a) wie nlul., zerfliessen machen; docli im Allg. weniger
volkst. als (er-, ver-, zer-)gängen (Bd 11 357), ms-, »er-
961
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
962
lassen (Bd III 1408/9); türm machen. D'Sunn hat de"
Sehne g'schmolse" ScuSchl. BiUll.: Der Segen und
d'Wärmi, tvo von obe' chunnt und ait"* die verhärtetsle"
Herze" schmülze" cha"". Breitenst. 1864. RA.: Ja gelt,
du woUtist da umhi" ei"s chon ga" Zucker schm.! ,süss
tun.' Bärni). 1908. S. noch Bd VIII 836 (Sad-Schinen).
,Wer ... nachtes inn der statt oder in sim lius unslit
oder angken schmelzet oder südet, der gitt als digk
zuo buoss 10 ß one gnad.' 1471, L; s. schon Bor II
(Bd IV 1508; äLRB.). ,Schm., zerlassen, lind oder
weich machen, liquefacere, liqnare, eliquare, fundere.'
FRts.; Mal. .Liquo, liquefacio, schm.' Denzl. 1066/1716.
,[Die Schirt'leute schickten sicl\ an, von dein Hai] die
Leberen zu nemmen, welche sie schmelzten und einen
zimlichen Teil Tran darvon bekamen.' FCSpöri 1677.
S. noch sünggeUn(ÜA Vll 1209). In teclinischem S., von
Metallen. , [Elektrische] Vorrichtungen für z'choche",
a'löte", z'schm. BiRN». 1914. ,N. ein ticken plaphart ...
zuo bottenbrot, als inn meister S. [.der ysengiesser']
haruf schickt, do er anhuob zuo sclim.' 1496, 7, Seckel-
amtsrechn. ,Darmit die, so diss bergwerk in unser
grafschaft Salgans entfangen haben, dester flyssiger
und begiriger arbeiten, so lassen wir beschehen, dass
sy ir süber, kiipfer, gold und anders, so sy allda er-
funden und geschmelzt oder nit geschmelzt haben,
fry, wo sy am besten des wissen zuo geniessen, hin-
füeren und verkoufen mögen.' 15'21, Absi'b. (Vll Orte).
,Die, die das Bergwerk betreiben, [sollen] uns ... den
zehenten Teil Erzes ... zu geben schuldig sein ...
Was dann aber weiter für Kosten darauf gehen mit
Herabfuhren, Schm. udgl., den Kosten müssen wir an
uns haben. Ob wir aber keine eigene Schmelzhütte
... bauen werden, so sollen uns gedachte unsere Land-
leute den Zehenden geschmelzt geben, doch sollen wir
ihnen dann den zehenden Pfennig an Kosten in der
Hätten zu schm. abrichten.' 1530 (erneut 1569), Gl
(Steinm. 1802). ,Conflare metallum, schm.' Denzl. 1666.
, Einem Zinngiesser das Kratz [s. Bd 111 932]-Schm. in
der Stadt abgestrickt.' 1G81, Z. S. noch Bd VIII 579o.
Bes. Edelmetalle ein-, umschmelzen; Syn. brännenSg,
ver-brännen Ic (Bd V 620. 631). ,Zwo barillen mon-
stranzen ... sind geschwelzet [!] und zwo nüw daruss
gemacht.' 1525, Bs Inv. ,Soll das silber und golt von
kilclienzierden und -gaben geschmelzt und geniünzet
werden.' 1528, B Ratsbeschl. ,Habe er dem S. auch
ein Stuckh Brandsilber probiert, vermeine, er habe es
selber geschmelzt und in ein ysin Pfändlin gegossen.'
1647, Z. .Intertrimentum, Abgang von Silber oder
Metall, so man es wiederum schmelzt.' Denzl. 1677.
S.nochBdIII1516u.;VIII228o. Von Münzen. ,[Münz-
meister und Goldschmiede sollen] nicht sm. noch
brennen ... in enkeinerlei wise, es were dann, ob
dehein bidernian ... im selben von sölicheni gelt dehein
kleinot oder Silbergeschirr machen wölt. so mügent sy
das gelt darzuo wol brennen.' 1425, Z (Münzvertrag).
I ,Von Schadens wegen, den man an klaineni gelt nam,
wie man das schmalzt.' Vai>. ,I>amit die guot silberin
münz nit geschmelz[t] und bösere darus geraachet
werde.' 1564, Z RM. ,An den Venedischen cronen und
nüwen achtbetzingen, so sind geschmelzt und probiert
worden, ist abgangen 6 pfd 5 ß.' 1.588/9. Z Seckelamts-
rechn. .Was Schadens allen landen bringe das niünz-
felschen, die beschneiden, die guot[en] schm. und
böse schlahen.' SHochh. 1591. .Das den nüwen Mün-
zeren das Schm. der schweristen Münzen abgestrickt...
Schweiz. Idiotikon IX.
werde.' 1600, Z RM. ,An einander schm.', schweissen:
,Da doch Gott ... dise zwei geistliche Ring an der
güldenen Ketten unsers Heils in dem Blut des Herren
Jesu selber an einander geschmelzet hat.' JJUlr. 1718.
Refl., = schmelzen 1. ,[Der Hase] wonet gern ... an
solchen orten, wo sich der schnee zum ersten schmelzt.'
Tierr. 1563. — b) mit Obj.-Verschiebnng, mit Schmelz-
werk (vgl. Oe-schmelz II) versehen, emaillieren. ,K.
von einem silbernen schilt wider nüw ze machen, des-
glychen ettlich bottenbüchsen wider zuo schm. und
zuo vergülden.' 1577/8, Z Seckelamtsrechn. Auch vom
.\uftragen der Schmelzfarben in der Glasmalerei: ,Mr
Z. dem Glasmaler, umb das er in das Hus zum Schützen
5 grosse Wapen verbesseret, geschmelzt, genialen und
nüw yngefasset, zalt 22 Pfd.' 1605, B Seckelmeister-
rechn. — S.sc/imeZse" (Qual. desPriinärumlauts). cacare,
nur in der RA. i^' schmelz-der dri" uä., ich gebe Nichts
darauf, lass mich in Ruhe! LBer.; GTa.; ThHw., Wag.;
Syn. i''' blas, pßf}', schlss, schmeiss-der dri" (drüf) (Bd V
142. 1078; VllI 1330). Was häm-mer ufder Welt, rcenn
Frid und Fründschaft fält? /"* schmelz uf's Geld.
Ineichen 1859. JA schmelz der dri und ouf d'Hoch-
zyt. Talhochz. 1781. — ge-schmelzt: a) zw schmel-
zen Sa (s. schon d.). .Zerlasse geschiiielz[t]e Butter
und wirfe die Rosen und Fischlein hinein ... so hast
du ein gute und bewährte Salb.' Akzneib. 1822. ,Wol-
geschnielzt und bereit schmalz.' Vogelb.1557. .Sölicher
haller und pfennig oder das darus geschmelz[t]e
Silber.' 1578, ZKyb. ,Drei starke kupfere Geschürr,
warinnen der g-e [gegossene] Zeug gemacht wird.'
1662, Bs Zeughausinv. ,Fusus, gegossen, g.' Denzl.
1666, auch 1677. 1716. — b) zu schmelzen 3b. ,1 g.
paternoster.' 1512, Bs Inv. ,Ein silbriner vergulter g-er
gleichgurtel.' 1539, ebd. ,Schraelzwerk, g. arbeit, ein
gebrennt gemäl und die kunst also einzebrennen, als
in gleseren und irdinem geschirr, encaustice.' Fris.;
JIal. ,Geschmelz[t]e geleich von armbanden.' 1589,
Z (Verzeichniss von Hochzeitsgaben für eine Freiin
von Hohensax). ,Der alten gschm-en Bildnussen und
Wappen', im Chor einer Kirche. RCvs. ,Ein paar
Armband von Trahtarbeit mit weiss geschmälzten
Köslinen.' 1700, Z Inv. ,Ein Ringlein, darauf ein ge-
schmälztes Hündlin.' ebd. .Verbotten . . . das Tragen
... g-er Kettenen, Gürtlen und Armbanden ausser den
Schlössen.' Z Mand. 1703. ,Ein Halsband von g-er
Dratarbeit.' 1743, Z. ,1 p[a]r g. Hemperknöpf.' 1772,
Z Inv. ,Ein goldenes g-es Keteli.' 1789, ebd. S. noch
Sp.212o. 728 (mehrmals).
Bed. 1 nud 2 stehu im Verhältuis des st. Gnindvbs (amhd.
smehun, -eil) zum schw. Kausativ (amhd. smehcn), doch hat for-
mal weitgehnder (schon mhd. beginueuder) Ausgleich statt-
gefunden. Im Prais. des st. Vbs zeigen die *-Foniicn weit über-
wiegend, die i-Formen zT. die Lautung des Kausativs. Ander-
seits ist i (iij auch in die urspr. e-Formea des st. Vbs, ver-
einzelt auch in die 3. Sg. des Kausativs gedrungen. Im Ptc.
sind die urspr. Verhältnisse, von einzelnen Übergriffen ab-
gesehen, bewahrt. Vgl. zum Formalen im Allg. die BSG., zum
Ptc. in PAl. [y'schmiht bzw. gachmdzt : ./sihmulmtle'-)) bes.
BSG. VI 241. Form uud Bed.-EntwickUing haben auswärts
Parallelen; vgl. Gr. WB. IX 1013/25; Martin-Lienh. II 484:
Schm.' II 552; Fischer V 994. Ansätze zur Vermischung des
st. uud sw. Verbs finden sich schon in der ä. Spr., so auch in
folgendem Beleg: ,Das schmalz, das mau darein [iu den ,hafeu']
tuon wil uud schm ; alles, was darvon schmelzet, sol in
einen andern hafeu gesigen werden so laug, dass das feisst alles
zerschmelzet.' Vogelb. 1557. Die der Gaunerspr. (vgl. Kluge
RW. I 480) angehörende, auch schwäb. (Fischer V978, Bed. 5)
61
963
Schmalz, schmelz, schmilz, schmolz, schmulz
964
und tir. (ZfhM. VII 93) bezeugte Bed. 3 könnte an sich auch
zu schmalzen (Sp. 957) gestellt werden; doch vgl. Verwijs-
Verdam VII 1363. In Faniilienn. .JSmelzbach.' 1357/66, Z
Steuerb., dazu ,Sniel2(en)bachin' 1371/6, ebd. .Schmelzisen.'
XV., Seh JzB.; 1459, G. Flurn. ,Schuielz-Boden' Grl). (Hütten-
werk; Tgl. Lutz 1835, 350). Nicht hieher: ,Schmelz-Berg'
ZFlunt. (,deSnellisperge.' 1264, ,Snellesbcrg.' 1316, ,Schmelz-
berg.' 1436; Weiteres bei HMey. 1S49 Nr 820).
abe"-: intr., herabschmelzen. Wann du [ein sich
gegen den neuzeitlichen Geist verschliessender Dekan]
tiüd eso en alts abe"g'schmulze"s Chill'''e"liecht wärest.
ACORR. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 1012.
i"-: tr., einschmelzen. Me" het-si [die bei einem
Kirchenbrand herabgestürzten und zersprungenen
Glocken] na'''her l'g'schmohe'. SM. 1914 (GnThs). —
Vgl. Gr.WB. III 2S0/1.
US-: tr., wie nhd. ausschmelzen. ,Eliquamen, die
ausgeschmelzt feisste oder die durchgesigen feuchte.'
Fris. — Vgl. Gr.WB. 1957.
V er-:l. intr., entspr. sc?inic/zeni. 'sischverschmuhc",
von Schnee, Eis Bs. Me' ist fast ferschmohe", vor Hitze
mTH. ,Man liset, das in der Hünen lant ... viele ein
gros hagele in der nacht [der Geburt Christi]. Aber
under andern steinen des selben hageles viel ein stein,
der was gevormet nach einer schönen juncfrouwen
und diu hatte ein kint an ir schos. Den hagelsteine
leident [!] die Hünen zuo dem fiure und an die sannen
und wolt nie versm. Und do siu in nit versm. [zu 2]
mochten, do satzten si in in den tempel in ein winkele,
unt an der stunde, do diu menscheit Jesu Christi an
sira lip erstarp an dem criuce, do versmalz er aller
erste und fiel nider.' XIV., Wack. 1876; ähnlich Wald-
REciEL 1425. ,Als bishar das salz, so im kouft'lius glägen
... nit so vil luft gehept, dann das es durch mangel
desselben zum teil verschmulzen oder verscliwitzt und
dermass vertroft'en, das sich sollich salz träil'enlich
gemindert.' 1541, Z. ,l)ie alten gletscher verschmulzend
[in einem heissen Sommer] und war in alpen grosser
■ mangel an wasser.' Ard. 1572/1614. ,Die verschmulzen
matery.' 1588, SchwE. Arch. S. noch Bd VI 1067 u.
Bildl.: ,Das alls [Pracht und Geld] wirt v. vom fhür
am Ictsten tag.' XVI./XVII., Lied. — 2. tr., entspr.
schmelzend, a) eig.; s. schon unter 1. Bes. von Erz,
Metall. ,Als man ... selbige v. wellen, hat die selbige
Erz nicht Eisen, sondern nur Schlaken geben und
blibe seer vil von diser Erz hin und wieder unver-
schmelzf JvWEissENtLUH 1792/1S22. ,I)ass er L. ettwe
vil Silbererzes verstoln und das an die drü stuk ver-
snielz[t] hab, als ir das da gegenwürtig sehent.' 14.36,
Z EB. ,Do wurden verschmelzt die kunstlichen, köst-
lichen brustbilder StVincenz und Achatius.' Ansii. ,Das
übrige [vergoldete Geschirr] niussten sy Schulden wegen
V. und hiemit verbrauchen.' 1692, Z. ,[Der Glocken-
giesser hat] wider unseres Raten das Metall zu 2
Gloggen verschmelzet.' 1731, IHess 1914. — b) uneig.,
verzehren. ,So wurde ich in dem fiure der minne gar
versmelzet.' KvWiJRznuRO. ,Daz herze, da der haz inne
lit verborgen, daz versmelzent sorgen, sam der rost
daz isen.' KFleck. — un-ver-schmelzt; s. unter 2a.
— Schon amhd. in Bed. 1 und 2; vgl. Gr.WB. XII 1123/4;
Diefenb.-Wülcker 565/6; Fischer II 1313.
hSr-: Geld zu einem Zwecke .flüssig machen', her-
geben. ,Da kann man aufs Rathaus spazieren, etlich
Mark Silber h. [als Steuer] und es noch für Gnad halten,
wenn man nur wieder unter sein Dach zurückkehren
darf.' Z Schausp. 1781. ,Einen Jahrgewinnat h.'
UBraggek.
zo-säme»-: wie nhd. Bildl.: So cha'"'s Ei'"m gö'
mit de' Zite", wo-me" verlebt: si schmalzen Ei-'m
z'sämme" zue-mene" Tropf li. Breitenst. 1863. — Vgl.
Sauders II 976a/b; Fischer V 1373.
zer-: 1. = ver-schm. 1. ,An vil orten in der statt
lagend sy [die Hagelkörner] 8 ganzer tag, e sy zer-
schmulzend.' 1501, Z. ,Das ys ist an Sant Pauls be-
kerung tag zerschmulzen.' Bossh. Chr. .Das salz zer-
gadt, zerschmilzt, tabescit sah' Fris.; Mal. ,[Der ver-
grabene Tonhafen] syge so lange da glägen, das er
zerschmulzen, müesse einen andern herdinen hafen
haben.' 1598, Z. ,Lass es [verschiedene Chemikalien]
mit einandern zerschmelzen.' JJNüsca. 1608. , Unter
welchen Eistafeln je die vordersten von den untersten
alweg leicht werden abgelöst, ehe sie von der Sonnen
gänzlich zerschmilzen mögen.' Gdler 1616. .Colliqueo,
eliquesco, zerschmilzen.' Denzl. 1666/1716. .Nehme
ein Hut Zucker und tu ihn auf das Führ ... in ein
Pfannen ... So kann man anfänglich ein Glas Wein
daruff schütten, das der Zucker desto besser zer-
schmelzt. So er nun recht zerschmulzen ist ...' Weinb.
XVlll. S. noch Sp. 962Anm. Bildl.: .Der stat sekel
ist arm und verdorben und gat alles under und zer-
schmilz[t] uns als der sehne.' 1499. F. Übertr.. ver-
gehn, hinschwinden. .Meine brüeder gond für mich
wie ein bach, wie die wasserstrora fürhin fliessend;
doch welche sich vor dem reiften entsitzend, über
die wirdt der schnee fallen; zur zeit, wenn sy die hitz
trocknen wirdt, werdend sy v. und wenn inen heiss
wirdt, werdend sy vergon.' 1525/31, Hiob; .verfallen.'
1638; ,verschmachten.' Luther; peribunt. Vulg. .Nichts
ist so fest, das dem erzürnten Gott möge widerheben;
Alles muss vor im zerschmilzen.' FWyss 1655. .In
trehern z.' ,Do sy daz hortten, do wurdend sy so leidig,
das sy all inn trehern zerschmulzend.' Morgant 1530.
-- 2. = ver-schm. 3a. S. Sp. 952u. (M. XIX., GSa.). ,Die
[Gans-]läber ist guot den läbersiechen. Die gesalzen
zerschmelz mit spicanarden.' Vogels. 1557. ,Colliqnare,
liquefacere, z.; liquatus, liquelactus, zerschmolzen.'
Denzl. 1666/1716. — Scheu amhd. in Bed. I und 2; vgl.
Sanders II 976a; Fischer VI 1 148.
Schmelzer ra.: zu schmelzen 112; ,fonditore' PAl.
(Giord.). ,Excoctor. Schm.' Denzl. 1666/1716. 1. a) in
Hüttenwerken Derjenige, der das Schmelzen des Erzes
zu überwachen bat SThierst.; vgl. Schmelzt II 3 an.
,Sölich wäld soll der bergrichter den bergherren und
schm-n verlyhen zun hütten und bergwerk [in GSa.].'
1521, Absoh. (Vll Orte). ,Luzern schryben, was keis.
majestätden schm-n in Ledertal von wegen des silbers,
so sy machen, zuogeschriben.' 1563, Z RM. — b) in
Glashütten Derjenige, der das Gemenge in die Glas-
tiegel einwirft und dafür zu sorgen hat, dass die Masse i
den gehörigen Fluss hat SThierst. ; vgl. Schmelzi II3al j
— 2. Verzinner Gr Kesslerspr. (JJürger 1905); vgl. I
Schmelz 3 (Sp. 959). — Spätnihd. „mh,'r iu Bed. la; vgl. i
Gr.WB. IX 1025; Fischer V 994, zu la auch Hühner 1789.ij
II 1848. AlsFanülienu. BO.; XVI./XVII., BStdt (Len, Lei.); |
,NSchni., so er ein wUrtshus buwen und würtetzuo Frutigen..." I
1533, BRM. _ '
Cherze--: Spottname für katholische Geistliche,!
bes. solche, die langsam Messe lesen Schw, so B.; W. ,
so Ems, Gainpel. .Unterwegs schimpfte der Geist aut(
die drei Pfarrer [von Visp, die ihn gefangen wegführten] j
965
Schmalz — scliiuulz. — Sclimaii — schniun
966
unJ nannte sie Kerzenschmelzer und Seelentischer.'
JJererlehner 1913. — Vgl. das Folg., sowie engl, nindtc-
lauier, a coutemptuüus appellation for hard students (Halli-
well 229).
Wachs-: = dem Vor. W; Sprww. 1869, 121 (wo
Weiteres). S. nocliBd VIII1242u. — Vgl.Gr.WB.XIII 145.
Schmelzete" f.: in Hüttenwerken die Zeit vom
ersten Einlegen an, bis die tiüssige Masse ausgelassen
wird SThierst.
Schraelzi II f.: 1. als Vorgangsbezeichnung, vom
Schmelzen des Schnees W; vgl. Riqif (Bd VI 1201 o.).
— 2. a) Schmelzanlage, ,.Schmelzofen', ,fonderia' PAl.
(üiord.); DuL.; Syn. Schmelz- Hütten (Bd II 1783); vgl.
auch die Anm. Insbes. a) Hütten «erk, Hochofen Bs
Laug.; SThierst.; Syn. Isen-Schm. ,Sie kontten aber
aus derselben Erz kein Eisen machen, dass man es
bruchen konte, und hätten darzu noch beinalie die
ganze Öchm-e verderbt.' JvWeissenfluh 1792/1821.
,Die schm-e zuo Baistal.' 1551, B Turmb.; vgl. Lutz
1827 I 101. BildL: .Wann zu disem Blasbalg [der
Ohrenbeichte] komt das Kegfeur und dann die Ess oder
die Schmälze, die Mess, so ist dann desgleichen kein
so reiches Bergwerk, weder in Ost- noch Westindien ...
anzutrefl'eu.' ClSchob. 1695. — ß) Glashütte SThierst.
(Auch eine Glashütte fand hier [im Boowald bei Aa
Zof] Holzes genug, um ihre Schmelzen zu bestreiten.
Jetzt ist nur noch der Name übrig, das Schmelzen hat
längst aufgeliört.' AAGeni. — b) entspr. schmelzen o
(Sp. 962), = Schissi III (Bd VllI 1350) Bs (Fastn.
1913). — :5. = Ge-schmelz II (Sp. 959). ,Schm-e 3 pfd
in einer laden.' vor 1578, Bs Inv.(B.Amerbach). S. noch
BdVII18M. (wecliselnd mit dem PI. ,geschmelzi'). —
4. (PI. -ene") Blase(n) mit wässerigem Inhalt am Ge-
kröse des geschlachteten Schafes; man glaubt, das
Wasser habe sich beim Abmagern des Schafes aus
früher vorhanden gewesenem Fett gebildet GrNuT —
Vgl. Gr.WB.IX 1012/3. lu Fliunn.; wohl durohweg (zT. noch
halbappell.) zu 2 a. ,Schmelzi' BLiesberg (Glashütte), dazu
,Schmelze-Ried (-Feld, -Reben)'; GHaslach (1586, HWartni.
1887); SBalsth., Gäiisbr. (,auf der Schmelze'), M.itz. (.obere,
untere Schul.'); UwKäg.; ZHorg. (bei Leu, Lex. ,Schmelze').
,Si;hnielzi-Hor SAederm., Balsth., Gäusbr., ,-Bach' GMs.
Ise»-: = dem Vor. 2aa Gr (Tsch). ,Bei der Eisen-
I schni-e im Mühlital.' JvWeissenfluh 1850/1. Die.Eisen-
I schm-e' im Oberliasle. vRodt 1834. — Vgl. Gr. WB. III 373.
Silber-. Nur als Flurn. ZWit. (i;' der S.). — Als
Appell, bei Gr.WB. ,\ 1, 1043.
I Schne^' -Schme'lzi, in BG. (It Bärnd. 1911) -ö-, in
I der äSpr. auch ,-schmilzi, -ü-' — f.: 1. = Schmehi III
\ Gr (Tsch.). ,Als . . . der summer yetz an der band und
I deshalb durch die schneeschmUlzinen und grosse wasser
schaden und hindernüss [bei der Eglisauer Rhein-
brücke] zu ersorgen.' 1542, Z RB. ,Der Tarten, so wol
ein kleines, aber bisweilen, wann es durch Schnee-
; schm-inen und starke Ragen antrieben wirt, ein sehr
wuetendes Wasser ist.' Gri.ER 1616. — 2. .oberster Grat
I eines Gebirges, wo der Schnee an beiden Teilen herab-
l schmilzt- BGr. (Bärnd. 1908), G. (ebd. 1911) und It
I Zyro; „LE."; Zg. ,Diesere dorsa heissen auch Schnee-
I schmilzen, weilen daselbst der Schnee früher pflegt
; abzugehen.' JJScHErcuz. 1708; danach wohl: ,Grat,
; iugum vel dorsum montis. Dorsa hsec etiam vocantur
I Schneeschmilzen.'ScHCLZE. Bes. in Grenzbestimmungen;
j ^gl schmelzen la, sowie das ähnlich gebrauchte Sehn.-
I Schleiffi (Sp. 147; 2mal); dazu BirL 1890, 50 f.; Gr.
RA.*I 117. ,Da[im Frühling] fliesst das Schmelzwasser
so reichlich von jedem Grat . . . dass schon deswegen
von aUersher der Sehn, gleich dem Bein grenz-
bestimmende Bedeutung zukam.' Bärnd. 1908. ,Ein
Stück Amtsgrenze ... folgt der Sehn.' ebd. 1911. ,Auch
macht hier nicht die Schneeschm-e die March zwischen
Bern und Wallis, sondern der Wallisor hat auf den
Abhengen der nördlichen Site bedeutende Gras-
benutzungen.' JvWeissenfluh 1850/1. ,Was schne-
schmilzi gäbe herwert, gehörte gen Baden, und was
sclinesclimilzi gäbe hinwert, gehörte den von Visslis-
pach.' AADättw. üffn. 1456; öfter. ,Den grat hinuf bis
an den Hyltenberg, was die schneeschuiilze gegen dem
Rin gytt ... nider bis gen Rinsfelden; also was schnee-
schuiilze da allenthalb gegen Rin gytt bys gen Rins-
felden ab, da sollend die von Seglingen ir ackert darin
bruchen und niessen.' 1497, ZBül. ,Miii guot ... stost
... zuo der andern .sitten an des meyerhoffs von Ur-
dorff güeter ob sich, so witt die schneschmülzi nitt
sich gatt.' 1502, ZUrd. .Demnach [läuft die Grenze]
ans bruoderhus au schneeschmilzy. da dannen an das
Jungholz ouch an die Schneeschmelze.' 1543, Z Rq. 1915
(ZBuchenegg). .[Die Grenze verläuft] den berg ...
uffhin hiss uff die houchin [!]. wie die schn-in am
gradt herab fielst.' 1558 (Abschr. von 1648), BsL.
(WMerz 1909). ,Der Ehelad nach durchbin an die
Schneeschm-e und der Schneeschm-e under der Ring-
licker und der Diggelmannen Güeteren nach auf die
Silberegg.' 1. H. XVII., Z Rq. 1910 (ZBirm.); wieder-
holt (.-in ). ,Dass ... ihre Landtmarchen gegen Denen
von Frutigen zu Haanenmoos auf die Schneeschm.,
dafürhin an beide Ohrt ein- und auswärts alle Höche
gangen sein.' 1606, BSi. Rq. 1912; öfter. ,Vychweiden,
die sich biss uf die Schneeschuiilze des Bergs er-
streckend.' RCys. ,Der erste [Markstein] sitzt auf dem
Herteustein an der Strass, deutet über die Schnee-
schm. gegen dem Höchental.' 1684, AaB. StR.; wieder-
holt. ,Der 2. Stein zwischen dem Fussweg und Hoch-
gericht und der Schneeschm-e.' 1722. AALauf. StR.
(.Verzeiclinuss cler mehreren Statt Laufenbuig hochen
Marksteine'). ,Etwan ein Viertelstund weit von der
Schneeschm-en, welche das Land Entlebuch von ob
benantem Canton [übw] scheidet.' 2. H. XVIIL, Brief
(ACCapeller). S. noch Bd VI 1370u.; VIII 261 (Land-
ScheidiJ. — Vgl. Gr.WB. IX 1240, wo einige weitere (auch
eis.) Belege für Bed. 2. Im folg. Beleg wird , Schnee-' statt
,See-' zu lesen sein : .Zwischen Arosa und Parpan ist ein wildes
Tal... Zu Oberst in diesem Tal ist ein See ... Eine Tradition
von diesem See lautet auch, dass vor alten Zeiten der Ort, wo
jez der See ist, ein Alpsäss gewesen sei, der aber in einer
Seeschni-e versunken und dieser See entstanden.' Sererh. 1742.
Als Flurn. .Schne"-Schmehi AaVill.; SchNnk., Schi.
Tag-: Witterung, bei der es tagsüber taut, während
der Nacht friert Ap. T.-Schmelzene" sönd im Früeli"^
nöd guet.
-scliraelzig: flüssig; s. Salz (Bd VII883u.; nicht
bei Fris.). — Mhd. .«mAc; vgl. Gr.WB. IX 1027.
Schmelzung f.: ,fusione' PAl. (Giord.). — Vgl. Gr.
WB. IX 1029.
Schmaii, scliinen, schmiu, sclimon, .schiuim.
schniänesse" (*-.): Grimassen schneiden GnObS. —
Aus iM. »manitiymr (BSG. XI 194).
Schmaii, schiueii, schmin, sclimou, schmnn
scliniine": denken, vermuten GrObS. — Aus rät.
inar (BSG. XI 111).
Schlimni: Butter. GArNERspR.(ÜKyd). \'g\.Schmiingg.
ist
Schmäng m.: dünner, liagerer Mensch GoT
Möglicherweise »ngenaiie Schreibung für Schmiingy; -<
viell. nach BSG. IX S. 59 Aniu. 2 zu beurteilen. Vgl. Inthr
.schniaok', schlank, biegsam, mager (Follmann +54)?
G'-sehmangg n.: Sndelei BHa. — Nbform zu (Ge-
miny,j-) Gi-muntjtj (BilIV330); Vgl. zum Aulautwechsel die
Auin. zu ac-achmiiJtr. mhnnideren (Sp. S6T), Schmaiöji.
g'-scliniangget -d: verschmiert, besudelt BHa.
Twon-nii'* nid a"tipfen ese g-tc!
Schniinggel ni., PI. Schminggl; B: a) (junger) Laffe,
Geck BBr., E., S. (Stadtherrclien-). Stdt; S, .Zierbengel,
ein Mensch, dem man die innere Verworfenheit auch
äusserlich ansielit" (vgl. b) B. ,[Der Sohn] kam ins
Welschland, kostete ein Sündengeld und war ein Schm.
von der Sorte, welche sich aufdonnert nach Möglich-
keit mit Gold und Guttucli und innerlich versinkt in
Schweinerei und Dünkel.' Gotth. ,Wie Elisi dieses
sagte, fuhr eine schöne Chaise vors Haus, ein ge-
putzter Herr darin. [Elisis Vater sollte sich schön
machen und den Freier begrüssen.] Aber Joggeli
wollte nicht. Dem Schm. laufe er nicht nach.' ebd.
,Eine andere Kutte ziehe er nicht an, seine sei für
so einen Schm. gut genug.' ebd. ,Wo ein solcher
Hallunk Tochterniann sei, da sei seines [des Knechtes
Uli] Bleiben nicht. Er musste sich sagen, dass wenn
er nur die Hälfte des Zehntens gehabt, welchen der
Schm. vorspiegle, er an Elisi nie gedacht hätte.' ebd.
,Lueg, da ist der Schm. schon wieder!' näml. ,der ge-
schniegelte Kellner.' Eeith. 1845. , [Bauernbursche
zu einem Studenten aus der Stadt:] Wer sagt dir, du
Schm., dass ich Hans heisse'? Benz heisse ich. Benz.'
BiTT. 1857. [Ich] wo't vo" Sladtzüg Nüt u'"' Schminggle".
■ B Volksfrd 1888. [Bursche zur Geliebten:] Ja, ja, du
mrsch-es dem Schm. uf ''em Schloss, dem junge" Land-
vogt, öppe' guet cltönne". Gründer 190tj. Das neu-
nUidisch Schm.-Volch uf zwcine" Helge" [in der Kunst-
ausstellung] ... Halhblutti ung'schämti Wibervölchli ...
Und ^gnn dig Schminggle, tvo-si bi-ne" hei"! Pfi Tüfel!
Ke'"s Säftli !("■' ke'"s Chräftli hei"-si me! JBürki 1916.
,Er trug genau Das auf sich, was noch vor zwei
Jahren nach der Mutter Wertschätzung dem bravsten
Mann die Bezeichnung Schm. eingetragen hätte! Ein
gesprenkeltes Complet, ein gestärktes Hemd mit Steh-
kragen und eine weisse, rot getüpfelte Kravatte.'
KvTavei. 1917. |Man bekommt schwer ordentliche
Dienstmädchen.] Es rasslet Alls i" d' Fabrigge" ! Wo-
rum':' Mi" brücht minger unger der Geisle" z'laufe" . . .
Am Öbe"'' früech Füröbe"'', rfa.«s-»ic" dernö''' mit irge"t-
eme" Schm. cha"" go" umc"flachse". SGfeller 1920. —
b) Schlingel, Taugeniclits, Halunke B, so üAa.(. Gauner'),
E.. Ha., Si. Er ist für Nüt, er ist nummeti e" Schm.
BSi. Wo het acht das guet Babi de" Schm. [einen
Heiratsschwindler] üfg'gablel? KIscuer 19ü3. Fritz:
E" Spitzbueb isch-er, der Junker, c" Ilallungg! dann
zu dessen Diener: E" glichlige' Schm. bisch-de, wie
d%" Meister! Gründer 190ti. Du g'fälte'' Schm., ''ass
de bisch! zu einem ortsfremden Kilter. JKeinh. 1907.
Wer isch de"" freier weder e" Für uf si"'m Hof?
Uppen Eine, wo-n-e" l'angsiön het «"•' vor Jedem
muess e" Chratzfuess mache", sig's e" Schm. oder e"
Her? LWENGER-Gfeller 1910. — c) mit dem Nbbegriff
ausländischer Herkunft, zu a und b; vgl. Fotzel 5 zu
Ende (Bd 1 1155); Schlüffel 3 a (Sp. 184). .Ungezogener
Bursclie, meist von fremden Handwerksgesellen gesagt,
mit dem Begriff von coquetterie verbunden oder doch
von einem etw. geputzten Wesen' B (Freudenberger);
darnach bei St.'. Es hocket e" Schm. dusse" uf ■'ewi
Bank, er wird Oppis z'Mittag welle". Schwz. Unterh.
1860. Jung Sprützli'gr u"'' Schminggle us allne'
M'eUg'hüderegge" füre" [machen sich in Bern breit].
Emmentai.erbl. 1917. Mit frönde" Schminggle" sich
g'mein mache". UDürrenmatt 1903. ,Man stelle ja
jeden fremden Schm. an, wenn man nur von weitem
hoffe, dass er Fünfe zählen könne.' Gotth. ,Es hätte
sein Lebtag nie gehört, dass ein Herr von meiner
Währung auf die Nacht Bier holen lasse; Das möge
etwa angehen bei Unterstübli-Leuten oder Schminggeln,
von denen man nicht wisse, wo sie daheim seien.' ebd.
— d) verächtliche Bezeichnung für einen unbequemen
Gast ScnHa. — Kaum zu , schminken' ("schmluggeu), das
bei uns in der Form schminkte" nur als junges Lehuw. aus der
Schriftspr. bekannt ist (immerhin schon bei Anhorn 1674 be-
legt; s. Sp. 91So.), den nördlichen Nachbarmundarten ganz
fremd zu sein scheint. Eher liegt ein (schwäb.) ,SchniUnkel'
zu gründe als Abi. von schwäb. ,Schmunk', Tölpel, unordent-
licher Mensch (Fischer V 1016). Zu i au Stelle von ii vgl. B
ScMiffd unter Schliiffd (Sp. 184).
Herre"-: = dem Vor. a B. E" grosshansige'' H.
Spinnet. S. noch Halb-Hudel (Bdll 998), — Stadt-:
= Schminggel a, verächtliche Bezeichnung der Städter
im Munde der Bauern BE., M.. grüner Junge, der sieh
noch abends spät herumtreibt BBiel. ,Breicht aber
Benzli nicht [in der Schiessbude], entfernt er sich unter
dem spöttischen Lächeln der Stadtschininggle" und
Gassenjungen. Alpenr. 1868 (B). iiV [ein ,ßürolist']Äef
behauptet, er macht kei"s Büre"meitschi zur Frau und
es het de"" g'seit: B'hüet-mi''' Gott vor-mene" St.!
Schwz. Frauenh. 1908 (B). Da ivird-ne" [einen auf ver-
botenem Wege fahrenden Bauern] e" St. erlickt ha"?
ELeothold 1913.
Schminggis m.: = Schminggel b. Het d's Gong-
stangsse" mit Dem a"'bändlet g'ha"? Mit dem Schm.
[einem alten Studenten]':' OvGreyerz. — Zur Bildung
vgl. die Anm. zu .•^iehllngnis J (Sp. 598).
schminggle": sich liederlich, ohne zu arbeiten
umhertreiben BSi.
g«-schmingglet: geziert, geckenhaft, bes. in der
Kleidung B (AvRutte).
Sclimiengge" f.: vulva. Klndenspr. — Vgl. gleich-
bed. ,Schmu(e)' Ave-Lallemaut IV 60 1 : .sv;,,,,,,,: Fischer V 1009.
Schliiungg fSehmung' : = Schmuni Gr Kesslerspr.
(JJörger 1905). ,Schmunk, schmalz.' Geng. Bettl. —
Sehmung ist, wie auch schmunggii/ zeigt, nur ungenaue Schrei-
bung für Schmungg; vgl. gleichbed. ,Schmunk' bei Ave-Lalle-
mant IV 601; Gr. WB. IX 1132; Fischer V 1016. Hieher
auch rotwalsch (Edlib.),schuienk,anken.' Ave-LallemantlVSS; ,
Lesung sicher.
schmunggig: fett Gr Kesslerspr. (JJörger 1905)'
— A'gl. ,schnuinkig', schmutzig (Fischer V 101").
Schmuuze° f.: Katze GRHint.
Schmunzli m.: ein aus persönlichem Interesse
übertrieben freundlicher, zutulicher Mensch GrKI. ;
969
Schlliar{r), schmei(i), schmir(r), sclimoi(i), sclimur(r)
970
glatter, falsclier Mann GrNuI'. E" 1'oiiilers Schm. Gk
Kl. Der Haxe" Schm. chann den Lüten guet Mel ins
Mfil streWen od. Spiele dür''' d's Mül ziehn. ebrl. -
Zum VI) s.'hmHHze' («r. WB. IX 1134) bzw. nchvnmzle" f^M.
II33/4; Maitin-Lieuli. 11 481; Fischer V 1017) iu der spez.
Bed. .falsch lächeln, schiiielchelu' (ein Ansatz dazu bei Gr.
WB. aaO. : ..Eiueiii ins Gesicht schmunzeln'). In der nhd. Bcd.
ist HchmunzU:" bei uns verschiedentlich, aiicii in der Ina. Lil.
bezeugt, aber nicht bodenständig.
Scliuiar(r), schiner(r), schmir(r), scliiiior(r),
sc}imui'(r).
Sciiniaragd (,-kt', ,-tt'), Schmarald ni.: Smaragd.
,Uft' dem bäpstlielien huot [war] v)'l balas, saphir,
schmaiald, diemant.' 1530, Bs Chr. .Ein kostlich Hals-
band, geziert mit dyanianten, rubin und schniarackten
und kostlichen perlen.' Morgant 1.530. ,1 ring mit einem
scliinarackt uss der glasliiitten.' l.')70, Z Schirinb. ,Des
Herzogen [von Venedig] Hut . . . mit vil schönen
Schm-en, Rubinen ... gezieret.' 1608, Z (Gesandt-
schaftsreise). ,1 Schniaragkt.' 16'20, Z Schirmb. ,Co-
rallen, Carmiol, Schmaratten und roter Blutstein.' Z
Bezeptb. um 1700. — Lat. smarugilua (inhd. smarac, -et, -i/t;
vgl. Fischer V 982 f.; Unger-Khull ',iS) bzw. it. »mcmWu (vgl.
,Schmarall' Schm.» II 553).
Schmai'äglele" (-ggl-), nach .Angaben aus GW. auch
G'schmaraijlete", Schmaragleti — f.: Haufe von kleinen
(minderwertigen)Dingen, bes. Frtichten, wie Äpfeln,
Kartoffeln GO., so W. — Das Vb iu ,schniaraklen, -ageln',
eine Art Kegolspiel iGr.WB. 1X937 ; Sehm.'II 553; Fischer V
982) ; doch ist der Bed. -Zshang nicht ganz klar. \g\.SchmammjKl.
G"-schmarägel (^^^) n.: a) = dem Vor. GKÜliur,
Chw., Grüsch, He., Seh., Valz., auch von minderwerti-
gem Vieh, Menschen (ßyn.Ge-schmeiss I) GBGrüscli,
He. Alls z'semme" ist nw eswas Gegägel und G., eine
Ansammlung von kleinen Dingen Git. — b) kleine,
unentwickelte Fruclit GrPt. Syn. Schmarf/len. —
In Bed. a schwäb. G'-scJimiirmkel (Fischer III 481).
g'-schmaräggelet: blass infolge von Kränklich-
keit U. — Die Bed. geht wohl vom Vor. b aus; vgl. Cirven-
I achcr (Bd II 754).
j Scliniaranipeim.: (wirrer) Haufe. , Endlich schliesst
er [der gegnerische .Concipist'] fol. 40 einen ganzen
I Schm. Klägden zusammen.' Z Kliein. 1747. — Zur Bil-
I düng vgl. das syn. Ka(r)suii,j,tl (Bd III 4 7 7).
Sflnnaranzer ni.: Feinschmecker. De"" grusig Schm.,
I von Einem, der feine Liköre und Zigarren liebt. ACorr.
I 1860. Du grusige Schm.! Friss du mira Fisch und
Vögel und Anke"bachi''s und lass du mir mini erliche"
Herdöpfel! ebd. (Most.). — Nbform zu S,-hmaroizcr.
schmai'rele°: schmutzig, klebrig sein BBöz. Mi"
IGhrage" schmarrelet = ,isch dreckig, er chleht-mer a"
der Hut.' — Vgl. zur Bed. got. smurna f., Mist, Kot; ver-
wandt mit S'-hmVrw.
schmarrelig: schmutzig, von einer Binde BBiel
j(Dän.).
SchmaiTe» m. Aa (H.; in Bed. 1); B; GRChur, f. Aa
(H.; in Bed. 'ia); SchR.: 1. Stück, Bissen (bneiscb,
Brot usw.) Aa (H,). — '2. a) Wunde Aa (H.); ZKn.
S. noch Galgen- Gesicht (Bd VII '261). — b) Narbe im
(Besicht B; ScnR. Er [ein polnischer Freiheitsheld]
het e" Sclunarren itber der Nase". OvGreyerz 1911. --
3. wie nhd. Schmarren für ein wertloses Geistespro-
dukt, Prahlerei udgl. Bliiel; GfiChur (Schülerspr.)
und sonst in der Spr. der Intellektuellen. Da' 'seh
en andere'' Schm.! I''' han-im e" schöne" Schm. üf-
'bunde". — 4. Jetz hesch der Schm.! die Bescherung
GRChur (Schülerspr.). — Vgl. Gr. WB IX 942 f.; S.-.hm."lI
553; Martin-Lieuh. II 484; Fischer V 983 f. Bed. 3 ist
zweifellos junge Entlehnung, aber auch die andern Bcdd. sind
kaum bodenständig. Vgl. noch Schmimn, tichmurrcn.
Ejifel-: im Ofen gekochte oder gebackene leckere
Speise aus A|ifeln, Brot, Zucker un<l Hutter Scu
(EStoU). — is- s. (Is-JMarren I (Bd IV 3.53) mit
.\nm. Ein weiterer Beleg unter aben-bräglen (Bd V
.5150.).
seil mar re°: unnutz viel plaudern Z (Spillmann). —
Vgl. Sclunarren 3 und schwäb. , Schmarre' m., langweiliges, wert-
loses, breites Gerede (Fischer V 984).
Schmariggel m.: ,etw. Gutes, ein Leckerbissen,
nebenbei gekocht und meistens geheim' AaB. — Vgl.
schwäb. ,Schniaringele' n. 1) Überbleibsel der Mahlzeit,
2) Leckerbissen, Konfekt (ffischer V 983); formell = dem
Folg. Als Zuname. .KMüller der Schumacher genant Schm.,
von Küssnach.' 1G24, Z. .Schmarigglin', Zuname einer Frau.
XVIII., aZoll. 1899 (,von Schmariggel = Tutsch, Omelette';
woher V),
Schmaringgel (4 ., -) m.: gemischtes Gericht aus
Kartoffeln mit(Sauer-)KrautoderMehlklösschcn ZRafz.
— Vgl. die Anui. zum Vor., auch .iehorrlnjgd (Bd VIII 1104).
Sclimai'ödi (^^..) f.: Diebstahl, bes. von Obst S.
Er göt uf d'Schm. — Nbform zu Marödi (Bd IV 358); vgl.
zum Anlaut die Anm. zu Ge-sckmmujg, wo VVeiteres.
schmarotze", in der ä. Spr. tw. , schmor-', Ptc. -et
BS. und wohl auch sonst: 1. a) wie nhd., auf Kosten
Anderer (gut) essen und trinken, übh. leben Aa; Ap;
B; GRPr.; Sch; S; Th; Z und weiterhin; oft mit dem
Nbsinn des Schmeichlerischen, Zudringlichen, Bettel-
liaften. Er geid ga" schm., zB. von Einem, der auf
dem Markt um die Bauern herumstreicht in der Hoff-
nung, bei eiHem guten Handel auch Etwas von dem
üblichen Trunk zu bekommen GrKI. Du bist o'"'' vo"
dene" Donnere" Eine'', wo d'Lüt üfrcise" für chönne"
z'schm., zu einem Agitator. Gotth. E" rechte' Möntsch
. . . tco't doch nid si"'r Lebtig uf den Eiteren ume"
schm. FStai'kfer 1917; vgl. 2. ,[Roland zu einem
Boten an Kaiser Karl:] Sag im ... das ich durch inn
[Ganelon] und durch sin zenzlerry müess inn dei'
weit ummhar ritten schm. under den fj-enden unsers
gloubens.' Morgant 1530. , Schleckmaul: Wa ich
weiss, da man wol soll laben on niynen schaden und
vergäben, da gsell ich mich ins selbig hus, dselbst
füll ich mich und suffs gar us; tuot man mich bspotten
und trotzen, ich lydts, nun dass ich mög schmor.'
VBöLTZ 1551. , Schmor., schmeichlen umb des bauchs
willen, parasitari; die kunst ze schmor., ars para-
sitandi.' Fris.; Mal. S. noch BdVSIOu. — b) sich
gütlich tun, schwelgen. Mer hei" so recht chönne"
schm., bei einem guten und reichlichen Mahl S. Aber
g'hört-si [die Base] dernä''', dass öppe" de'' dürftig Herr
Vetter [dem sie aus der Not geholfen] z'Ähi"g bim
Lang oder Michel [.Kaffee- und Weinhäuser'] und i"
der Bnmngass schmarotzi und si"s Skärtli machi . . .
denn cha""-n-er en andcrsmäl piasse" [auf ihre Hilfe].
971
Schmar(r), schmer(r), sclmiir(r), sclimor(r), schmur(r)
072
UsTERi 1831. Ein Schlaraffenleben führen BS. —
c) Schleckwareii lieben, im Cieheimen gute Sachen
essen, auch: wählerisch im Essen sein BS. Vgl.
Schmarotzer 1. — 2. übh. schmeicheln, um irgend-
etwas zu erlialten; die Güte andrer Leute missbrauchen
(Syn. den andere" Lüt uf der Wurst ume"rite") BS.
Chunsch wider cho' schm.'^ Mutter zu einem Kinde,
das sich besonders artig benimmt, um einen Wunsch
erfüllt zu erhalten. — 3. (auch ummer-schm. GrKI.)
herumstreichen, spionieren in der .Absicht, Etw. für
sich zu ergattern BS.; GrKI. Was hat Der ummer-
z'schm. [zH. um ein Haus herum]? GrKI. De'' Donner
chunnt allhot cho' schm., , kommt in einem fort zu
uns ins Haus, um Etw. ausfindig zu machen, was ihm
zu statten kommt- BS. — 4. ausgelassen, übermütig
sein, prahlen BS. Sehnt., •'as' es kei" Art het. Die
hei" g'schmarotzet wi' scho" lang Niemer viel — Vgl.
Gr. WB. IX 937; Martin-Lienh. U 485; ChSchniidt 1901,
307/8; Fischer V 983, ferner Sich marmuer, auch echmiirzlen.
Auch in frz. P.itois entlelmt und zT. semasiologisch weiter
eutwickelt; s. ETappolet 1917, 151.
ab-: (Einem Etw.) durch Schmarotzen entfremden;
s. BdV1901M.; VlII 1375 u.
Schmarotzer, in FJ. Schmäj-, in der ä. Spr.
auch , schmor-' — ni.: 1. a) wie nhd. Aa; B; GnPr.;
Sch; S; Th; Z und weiterhin. Du bist e(n) rechte''
Schm.! ,Nos tales parasitos vocamus schmorotzer und
tellerlecker.' Gesn. 1551. Ä Hcmffä Schmaroser.
TvROLERsp. 1743. S. noch Mül-Vich 4 (Bd 1 (iöO). —
b) Leckermaul, Nascher FJ. .Zucker und Zimniet und
Mandelikern essen die kleinen Schmarotzerli gern',
Kinderreim Sch. — 2. entspr. schmarotzen 3 GrKI. —
3. entspr. schmarotzen 4, Prahlhans BSi. Das sl"
rechti Schmarotzer g'sl".
schmarotzere" schmi'ij-: sich als Leckermaul
zeigen, naschen FJ.
Schmarotzeri f. ,Es ist sich nicht zu verwun-
dern, wenn ein Haupt Vieh, welches nicht ordentlich
behirtet ist, von einer dürren .allgemeine auf eine
schöne Winterfrucht oder fette Wiesen, die ohne Zaun
oder so gut als ohne Zaun dastehen, verführt wird.
Es gelingt ihm und diese Schmarutzerei wird bei ihm
zur Gewohnheit.' Gr Samml. 1779.
sclimarotzig: schmarotzerhaft, schmarotzend; s.
Schiebeten (BdVlIlSl; .schmor-'); schleizig (Sp. 811).
Schmarotzler m.: = Schmarotzer 1 a. ,Habe
SMeyer zuo im gret, er sige ein schm. und brössler.'
1568, Z.
g'^-schniariinggelet: unansehnlich, ärmlich (aus-
sehend, bes. gekleidet) Gl, so S. Er g'si'-ht so g. üs.
Er ist eSO g. (a"g'leit). — Vgl. zur Bed. ge-Behmaräijjielel,
bair. , Schmarren', karg sein, ,scbniarriscli', sparsam, karg
(Schm.* II 554), zur Bildung Schnur in,j,jd.
sclimitr: beinahe Scuwib. (einzelne Angabe). P*
war nW'' schm. cho". — Nach andrer Angabe (uud ohne
Zweifel urspr.) f» mär (i''' war ci mär i" Bach rj'/alle", me" häll-
mi'>' e» mär irrwülicht) zu mär (Bd IV 358/60, WO die Bed. , bei-
nahe' fehlt). Schm&r beruht viell. nur auf einem Hörfehler.
Schmer, Schmir (-ie-), schmiren (schmie-
ren II) usw. s. Schmerw usw.
Schmirre" -a f.: derbes Stück, zB. Brot, Käse Gr
Fr. E" Schm. Brot, C/tii«, Speck, Pitta GRFid.. Jen.
Herrgott, hest du da e" Schm. Schmalz uf ''em Bröd!
ebd. E" wackeri Schm. Fagäschipitta. Schwzh. — Vgl.
Schmarren.
Schmier I m. : Wächter. Galnerspr. (ALütolf). — Vgl.
Ave-LallemantlV 596; Fischer V 1002 f. {Schmir f., Wache);
Loritza, Idioticon Viennense 1847, 116 {Schmier f., nächtliche
Polizeipatrouille); Müller-Fraureuth II 452 (,SchHiiere stehen',
aufpassen. Diebes- und Schülerspr.).
schmieren I: lächeln. Subst. Inf. ,Im hiez diu
minnecliche meit den heln selbe binden dan. Ir lieplich
sm. sach in an und sprach ...' Reinfr. — Mhd. «mt>r«ii
(auch bei KvWürzburg) neben emiden, lächeln (spätahd. in
Virgilglossen «miVenfer, smierenle, smierondi. Xl.jXlL; s. Abd.
Gl. II 646, 27; 690, 67; 704, 54); engl, mile (dial. auch
,smeer'. Wright, EDD. V 552); gew. mit «chmollen (Sp. 934)
auf eine Wurzel "««m bezogen (vgl. Gr.WB. IX 1086 ; Fischer V
1001; Fick*lII531). Doch zeigt ft/e" (schon ahd./t?«). Fiele"
(Bd I 779) aus a.hä. J'i(h)ala, Feile, dass als ahd. Grundformen
'smiiilön, -arön vermutet werden können, als Ableitungen zu
schmien (Sp. 819 ff., wo Weiteres); zur Entw. von -in-, -ie- zu -i-,
-ie- vgl. noch Fient (Bd I 846); Biel (Bd IV 912); Siencn (Bd VII
591). Hieher wohl (sicher nicht zu schmieren 11) , Heinrich
Schmierer, Paly pfiffers bruoder.' 1487, Z RB.
an- 1: tr., anlächeln. ,Du scholt nach meinem sin
oft und dick sey [die Liebste] smieren an mit spunden
äugen hin und dan.' Ring.
er-: zu lächeln anheben. ,Und do sy [Schwester
Beli] an irem tod lag ... do sprach ain schwester: sy
züchet hin. Do sprach sy: wer züchetV Uo sprach
die Schwester: das tuond ir. Und sy erschmiret und
sprach: des muos ich lachen.' Elsbet Stagel. ,Wie
vil da [bei einem grossen Empfang am mailändischen
Hof] schimpfen vergiengend, es were von spillütten,
von moren oder von fatzlütten als meyer [V], so sach
doch unser keinner kein frow oder junfrowen nüt er-
lachen, besunder selten erschmeret [!| etwen einnA'
under innen gar güetlichen und ztichtenklich mit aller
schäm.' Eumb.
Sclimür Schmü-r m.: Tranksame. Si versetze" für j
de" Schmür de" Wage". Bs Fastn. 1914 (BsBinn.).
schmüre°, in Bs auch schmü^re", Ptc. -i BsStdt: I
I. a) trinken BsStdt (bes. in der Handwerker- und
Studentenspr.);SoLiiATENspR. G'schmörthänd-si\ Bäcker- ■
bursclien bei ihrer Fahnenweihe] und aW'' no''' 'tanzt '
BsStdt (Schnitzelbank-Ztg 1903). Bim Bmke''t in der i
Dalbe" iiss wird zünftig g'schmurt. Bs Fastn. 1912. i
Z'schmure" zale". ebd. 1914 (BsBinn.). — b) gut essen, j
auch: es sich schmecken lassen BsStdt; GRÜhur
(Schülerspr.). Dö häm-mer g'schmört! Audi Essen !
schlechthin. Soldatenspr. — 2. kacken. Kündenspr. (so i
ZStdt). — Vgl. zu Bed. la Gr.WB. IX 1110 (,schmoren' 5); j
Fischer V 1011. Die Bedd. Ib und 2 zeigen Übertragung von j
Bed. 1 a auf verwandte od. damit zshäugende Handlungen.
umenander-st7wiür€": herumtrinken. Bs Fastn.
1922. — ver-: vertrinken, 's Geld isch verfresse" und I
rerschmurrt. Bs Fastn. 1920. |
schmorre", in UwE. schmore" (neben schviurre"; j
s.d.), 3. Sg. Prss. und Ptc. -et: zsschrnmpfen Aa (H.); ,
B (Zyro); UwE. D'Öpfel sind g'schmorret, vor Alter i
runzlig geworden Aa (H.). S. noch schmurren (Red.
1662). — g'^-schmorret -ed: eingetrocknet, von j
Speisen BGr.; s. Bd VlII 1192 u. — Mhd..-™-™. (nurtw-); «
vgl. Gr.WB. IX 1110 (Bed. 6); Schm.» II 556; Fischer HI
485; V 1011; Vilmar 360. Hunzikers Angabe könnte auch
-8'- <; -M- meinen, also zu schmurrm gehören (vgl. die Aura. '/.«
Schlolti Sp. 792).
in-: einschrumpfen. Eig.; s. S'üw-Bön^Bi IV 1314:
.einschmarrend'; hieher oder für ,-u-'?). Uneig.: .Dann
werden syne fynd verzagen, von grosser forcht yn- :
973
Schraar(i), schmei(i), schrair(r), schmoi(i), sclimur(r)
974
sclimorren bliends, so s hören werden den sentenz.'
JJWagner 1581. — z'-säme"-: zssclirurapfen Aa (H.).
's Fleisch schmorret z'säine", beim Kochen. ,[Sie] ist
zu einem WeibsbiUl zusanimengesehmort, das nicht
viel mehr wiegt als eine Dachschindel.' Lienert. Der
Bundesgeldseckel schmoret s'säme". Ü Anz. 1917.
schmorele": .lachen' Zo. Spöttisch lächeln: Ja,
schmörele" nur! Mier isch Das härdupfglich und ei'
Tue". Schweizer«. 1891 ('^f,). — Dissiui. aus sihmiitUUn
(Sp. 934).
Schniurr: Prügel (koll.) BStdt (Gassenspr.). Du
überchunst de"' Schm , wart numme"! Morn cha"'sch
de"" Sclim. ha", so vil dass d'wi't. OvGreverz 1898. —
Eütstellt aus dem syu. Schmier II (s. Schmiric); Tgl. die Anm.
zu Schloff (Sp. 179), auch Sch,„uerli.
seh murre" I, auch ab-sehm.: (ab)prügeln BStdt.
schninrrele" „schmurrlen": auch „ver-, zusamraen-
schni., schrumpfen." St. (oO.). Verschmurrlet, ein-
geschrumpft Gl (St.""). — g'-schmurrelet: zs-
geschrumpft, runzlig GlH. G. (Herd-)Öpfel.
schmurre" (in W It Tscheinen -u') bzw. -ü'- (Aa
F., doch in Wohl. -M-; ArH., 1., M.; LG.; ThMü.). -ü'-
(BE.,S.; FMu.; S; Ndw), -He-(ApK.), in BE. auch, in LG.
häutiger (ji'-scfc HJ., 3. Sg. Prses. und Ptc. -e<: = Schmarren
AABb., F.; Ap (, Runzeln oder Falten bekommen und
dabei an Umfang verlieren, indem der Saft teils ver-
dunstet, teils sich verdickt.' T.); BBr., E. und It Zyro; F
Mu.; Gl (St.''); LE.; GA., Ms, Sa. und It Zahner;
ScHwE.; ThMü.; UwE.; Ni.w; U; W, so It Tscheinen;
Zg; St. (oü.), bes. von Früchten, der (menschlichen)
Haut, auch von Blumen (SihwE.). D'Bere" schmorret
Äp (T.). D'Trühe'heri schmurre"d. bei Überreife GMs.
Im Sommer schmü'ri"d afig di alte" Herdepfel Ndw
(Matthys). ,Und die Uhr hat zahn geschlage" und es
gschmuret mir der Mage°', Lied. SGfeller 1911.
.Schmooren, schniurren, einstrupfen, excoqui, vaporare.
exsiccari.' Rei>. lOli'i. ,[Die Nabelschnur soll vor dem
Abschneiden! wohl underbunden werilen, ... damit sich
das Kind nicht zu Todt blute, welches gar oft ge-
schehen, sonderlich wann die Schnur feisst ist und
nach und nach schmurret.' JMcralt 1697. — g"-
schmurret (bzw. -o'-, -m'-): zsgeschrumpft, bes. von
Früchten, übst AaF.; B (Zyro); GuObS.; LG.; GA.,
Ms, W., We. und It Zahner; SoaHa.; ThMü.; ZLunn.
D'Trübe'beri sind g. GMs. Die Öpfel send ganz
g'schmorret, si send ned recht riff g'si" ThMü. Die
Zwetschgen sind vollreif, wenn-si g. sind am de" Stil
omme" ScnHa. ; sie sind am besten, wenn-si afig g-i
Födeli [Bd 111 1027, Bed. 5a] hend, wenn sie in der
Stielgegend anfangen zu schrumpfen LG. G-i (Herd-)
Opfel. G'schmurretnigi Hördöpfel b'schüs'i'd nümnie'
j vil AaF. E" g-c Geltseckel, ein leerer LG.; dazu das
' Rätsel: Es göt en Ma"" hinn''er d's IIüs und paggt
üs und seit: Ä Pfutter Tüger (TüfelJ, wie han-i''' e"
\g-s Ding! G Buchs. G-i Hand LG. Es g-s Wibli, ein
runzliges GA. — Vgl. schmorrm, gchmurwen. l>ie Stufe -«-
listauch eis. (Maitin-Lieuh. II486). Dazu als Weiterbildung
schmurz- (s. d.). Neben schm. steht gleichbed. schnurren (s.d.),
I Hieber wohl der Faniilieniibername Schmuri [uhqU andrer An-
gabe Schmuli) ni., zB. der ."ichmuri-Matlhei SchwE. (Lienert).
I i°-: einschrumpfen Ap (T.); Bs (Spreng); B; ,Gl;
L' (St.''); GA.; ScnSt. (Sulger); Nnw (Matthys); Zo.
Solche Wunden sind cölschbraun und schmurren ge-
meinlich ein.' FWüKz. 1634. ,Bei trockenem Luft
wird die Saite dürr, schmurret ein,' EKönig 1706.
,Eine medicina, welche ... die sonst einschmurrende
Gestalt der Adern in einer erforderlichen Ausdehnung
unterhaltet.' JJScheuchz. 1707/1746. S. noch Bd VII
I647o. — i°-g''-schmurret: eingeschrumpft. Es alts
i"- {od. z'sävie'-)g-s GsichtUB. — Auch eis. (Martin- Lienh. II
48fi). Sprengs Erklärung , eindorren, vor Dürre sich ruDzelicht
einziehen, wie vom Hauche, von altd. smoren, räuchern' ist am
Schluss von der angenommenen Etym. beeinflusst.
ver-: a) zsschrumpfen, bes. von Kartofl'eln, Obst
AaF.; Ap (T.); Bs (Spreng); B, so R.; Gl (St.»); Gr
Gast., He.; L(St.''); GA., oT.; ScnSt. (Sulger); ScBwE.;
Ndw (Matthys): UwE.; U; Zu; St. (oO.). ,l)ass mir das
Eingeweit im Leib vor grossem Hunger verschmurtt.'
1634, Bs. , Hungers sterben ist langsam, mit Schmerzen
des Magens und Eingeweids, die allgemach abnemmen,
verschmurren und verstrupfen, absterben.' JWirz 1650.
, [Leute] welche in ihren Klagten gleichsam verschmur-
ren.' SLüTz 11S2. ,V. wie altes Schuhleder beim Ofen.'
UBragger. — b)uneig., vor Langeweile vergehnZBachs,
— ver-schmur ret, in W It Tscheinen -ot: = ge-
schmurret .-^aF., L.; B, so It Zyro; GroHc., Schs; L;
GA., Sa.; ScuHa.; UwE.; W (Tscheinen). Ganz r.,
von Pflanzen, Blumen, Fleisch B (Zyro). D' Herdöpfja
sind scho' v-oti W (Tscheinen). Die Biren ist v. w'e-n-
en alts Wib GSa. Das Wibli ist ganz v. G.K. Si [eine
Alte] ist jo ganz verschmü-ret wi'-n es dür's Chirsi.
SGfeller 1919. Di v-e" Hend. Sruwzn. (GfiSchs). i"*
bi" bald einisch üsdürret wie-n e" v-e Zwätschge". FOscnw.
1919. — Vgl. mhd. versmurren und Gr.WB. XII I, I 127.
z''-säm(m)e°-: = ver-schm. a AaF.; Ap (T.); Bs; B,
so Br., E., S. und It Zyro; GRCast, He. ; LG.; GA.; ScnSt.
(Sulger); S; ThMü.; Ndw; Ü; W (Tscheinen); ZW.;
St. (üO.). Das Wibli schmurret »i«"* ganz z'säme' G.\.
Z'simme'schm. we-n-e" dürre Höttle". Prophet 1855 (G
Sa.). So ist äntlig aw'' der Schallhäsen ire" G'tcaltszorn
a"foh" z's.-g'schmü-ren wi'-n c" Süessgrauech gäg ''em
Hüstaoe". SGfeller 1911. Mir alte" u"^ g'schmü-re"
.;'*'. wf d' Channe'bire" uf ''em Der'hurtli. LWencer-
Gfeller 1916. Si ist grüse"li''' z'säme"g'schmorret u'e-n-
e" tör'i Ber LG. Der dick Laiidjeger [ist] i" mine"
Träume" eister chliner worde" und ist z'säme"g' schmü-ret
wie n-e" fülen Öpfel im Ofe". JReinh. 1917. Vor iren
i-geten U-ge' sig das [gespenstische] Tier z'säme"-
g'schmü-ret u"' chlinner worde". SGfeller 1919. ,Das
überschwemmte Land wurde schivummig und ist nach
dem Ablauf der Gewässer z'seme"g'schmü-ret.' Bärnd.
1914. ,Ein schlechter Pflegvater wäre der, der seinem
Pflegkind die Eingeweide vor Hunger zusammen-
schmurren Hesse.' JJUlr. 1733. — z^säme^-g"-
schmurret: = ge-schmurret AaF.; B; LG.; S; Th
Mü. Z'seme"g'schmorreti Eüebli im Cher oWe" ThMü.
Es alts, chrumms Froueli . . . mit-eme" z's.-g'schmü^rete"
G'sicht. Gründer 19'20 (B). Dö het's en 'dunkt, 's sig
elter worde", chliner. z's.-g'schmü-ret. JReinh. 1921.
S. noch In-ge-schmurret, ent-schläfft (Sp. 117 u.; 1709,
KNLang). — Auch eis. (Martin-Lieuli. II 486).
schmurrig S f-ü'-J; Ndw, sonst g'-schmurrig (in
Bs; BE.,S.; % -ü^-): = ge-schmurret 'ß^; B,soE„ Kirchb.,
Twann; L; S; Ndw (Matthys). D'Öpfel si" g. worde"
S. Uf einist %ed-me" wissi Hör und g. Hand und
schwachi Bei". Schwzd. (L). -ÄVs olts g-s Fraueli.
Bcrechost 1899 (JReinh.). Das Briegge" y<i\\\es Kindes]
het-em wol 'tö" bis uf si"s alte, g'schmü'rige Herzgrüebli
ine". JReinh. 1907.
975
Schmar(i)— schmur(r). Schmarw— schmurw
976
Schill urris, in Bs -ü^- (auch -Ö-) — m.: Mehl-
speise mit Eiern Bs (ASocin); L (Ineichen), auch mit
Brot und gedörrtem Speck oder mit Äpfeln Bs; Syn.
Vogel-Heuw2 (Bd II 1818). — Auch bei Hebel. Zur Bil-
dung vgl. die Anni. zu Sdilänggin 2 (Sp. 598), zur Bed. (das
auch etym. uahesteheude) schwäb. Ge-schmorr(e''), Mus aus
Obst (Fischer III -185), weiterhin Geachmorkel, Schtnorgd, zer-
hackter Eierkucheo (ebd. lil 48+; V 1011). In Bs scheint das
W. zT. an die Sippe Si-hmr,r (Sp. ST'2) .ingelehnt zu werden.
schmürrele": = schmurrelen Gl; auch in den
Zssen ver-, z'säme'-schm. — g*-schmürrelet, in
ThMü. -ö'-: - ge-schmurrelet, von Früchten, von der
Haut Gl; Gils; TiiMü. St ist ganz g'schmörrelet TaMü
g'-schmürrelig: = ge-schmurrelet. oO. (Feier-
abend). G-i Öpfel.
.Schmarre" (-ü^-) f.: = Schmirren BS. (Bärnd. 1914).
— lihd. (österr.) «miin-c f., Wnnde; schwäb. ,Schnuirr"' f.
Narbe; "Wunde (Fischer V 1017), ,Schniurre' f., Hieb bei
HSachs n. A. (Schm.» II 556; Gr. WB. IX 1134); lothr.
,Schmurre' m., Klumpen, Brocken (Follmann 456), zum Ver-
lialtuiss der Bedd. vgl. Schmarren, Schmirren, auch Flärnn (Bd I
1205). Nur zuaUig ist Syn. Mtimn IS (Bd IV 385).
Scliniaerli m.: Schmierfink Z (Dan.). — Eins mit
eh.SrhmuciHm., Schmutzfink (Martin-Lieuh. II 487) und wohl
irgendwie daraus geflossen. In Bs wird das W. abgelehnt.
Als bodenständiges W. liesse sich die ZForm nur durch An-
nahme willkürlicher Entstellung aus Schmierli (zu schmirwen)
erklären; vgl. dazu immerhin Srhmurr (Sp. 973).
g°-8Chmarbänzelig: .schmürzelig', knauserig ZKyh.
— Vgl. gleicilbed. scha(r)bauzelig (Bd VIII 10).
schmerb-, schmirb-, -ü- s. schvienv-, schmirto-.
ScliDiirbele" f.: Griff am Worb der Sense AiSchenk.
— Aus Sehirirheh-n (s. d.); vgl. er-schmickett für -schti'icken
(Sp. 912).
„Schniorfien PL: leere Ausflüchte Gr." — „Aus
dem it. smorßn, Ziererei, Grimasse."
„Schmargle" f.: schlechte, unreife Obstl'rucht L."
— Vgl. das syn. Ge-sehmarägel (Sp. 969), ferner Mtirglen,
Märggelen (Bd IV 403. 405).
Sclimergel m.: Pflanzeun. a) guter Heinrich,
Chenop. boiius Henricus. Z Anl. 177ti. Synn. u. Hein-
rich 2e (Bd 11 1311). — b) gein. Feigwurz, Ranunc.
lic. ebd.: wohl darnach bei Durh. Synn. u. Jäger-
Chrüt (Bd III 895). — Kaum Schweiz. Vgl. (ir. WB. IX
1034, dazu ,Schmcrbel' (ebd. 1033, auch hei Fischer V 995)
und die Anm. zu Schmirwelen.
Schmirgel, in FJ. ; Zu. -ü- m.: 1. wie nhd. Schmir-
gel Aa; B; Sch; Th; Ndw; wolil allg. bekannt. ,Schm..
den die glaser brauchend, adamas.' Mal. S. noch
ge-rissen (lid VI 1348). — 2. schmieriges Zeug FJ. —
Ana it. meHglio, Schmirgel ; vgl. Gr.WB. IX 1093 f. f, Schmirgel,
Schmergel'); Martin-Lienh. II 487; Fischer V 1005, auch
Sehminrd. Zu Malers Angabe vgl. noch: ,Smiris, Schmergel,
mit dem die Glaser die Scheiben entzwei schneiden, lapis Vitra
scindens.' Deuzl. 1066. 1677. 1716.
schmirgle": schmirgeln Aa; B; Z und weiterhin.
Selimirg(g)el m.: Schmirggel, verächtlicher Mensch
B (Zyro). — Wohl zu «cA.iuVen (s. »ehmirn-). Über das suffixal
empfundene-jscis. WHodlorl911, 129; HGubler 1920, 128 f.;
vgl. auch Suggel I (Bd VII 520), S\hmi„ggel (Sp. 967).
Tinte "-Schmirgel: verächtlich für Tintenkleckser,
Schreiber BE.
Schmerlin n., -ling m.: Fischnarae. , Schmerling,
Cobitis barbatella.- Fatio 1890. ,Schm., ein gründele,
fundulus.' Mal. , Cobitis barhatula, Schmeerling.' Denzl.
Itj77. 1716. , Schmerlein und andere kleine Fische.'
EKoNici 1706. — Vgl. .Schmerle' Gr.WB. IX 1035; Martin-
Lienh. II 487; Unger-Khull547, zur Etym. auch Fick* III 527
(unter t'intrvt).
Schmirlin n.: Vogelnamc, eine Falkenart. ,An
valken, hebchen, sraierlin, sperwer und was krim-
vogel mag sin, tuben, tistelvinken und sparn [lässt
sich die Monogamie beobachten].' Schachzabelb. ,Die
Falken, Sperwer, Habich, Blawfüess, Schrairlein ...',
unter den Vögeln am Vw-See. JIjCys. 1061. .Aesalon,
ein Ahm, Schmirlein.' Denzl. 1677. 1716. — Mhd. «m^rf,
umirl m.; vgl. Gr.WB. IX 1034. 1095; Martin-Lienh. II 487;
Fischer V 1006. zur Etym. auch Fick* III 527. Zu ,smierlin'
für ,smirliu' im Schachzabelb. vgl. sehmien" (s. scAmirwen).
G"-schmai'S n.: Geschmier BGr., Ha.
ver-schmarset (in BGr. -«-): zerdruckt. Das ist
eppa gued, ive"" d'Berreni süfer z'säme" g'lesni sin u""*
nid zertroseti u"'' verschmärscti us ''em Wald ehernen, dass
Alls ei's G'schmärs u'"' G'schmusel ist. BXrnd. 1908
(BGr.). — Vgl. BHa. mwsrn, kneten (Bd IV 422) mit Anm.
(g*-)schmarsig s. (ge-)schmar.rig.
Schmarw — schmurw.
Schmer" mit bewahrter Kürze BBr.; GrAv., D.,
L., Nuf., ObS., V.; TB.; TuHw., Mu., Steckb.; UUrs.;
W, so Mü., VI, -e^r GRh.. sonst -e-, Schmeru PAl.
(Giord.), ä. einmal ,smerg' (1492, Z KB.) — n. BBe., i
Ha., S., Si., Th.; GrAv., L.. Nuf., ObS., S., Val., V. und |
It Tsch.; LE.; PAl.; GSa.; ScuSt.; TB.; Th; Ndw; ]
WMü., Vt.; Z, so 0., Stdt, m. AAßb., Fri.; Bs; BE. '>
(JBürki und Emraentalerbl. 1917); FJ., Ss.; Gl, so Mitl.; '
Gr, so Gast., Ths (im Kinderreim) und It Tsch.; L,
so E.; GA., Bern., Wb., We.; SchR.; S, so Bb., L.
(JReinh.); UOrs.; WVt.; Z, so Stdt, Wil b/R., f. Z
(s. Anm.): 1. wie nhd. Schmer, rohes tierisches Fett
FSs. (bes. vom Schwein und Hund); GRÜbS., V.; L
(in E. nach einer Angabe nur gelegentlich in uneig. j
S., sonst in Bed. aa); PAl. (,sungia' It Giord.); GA. (,daB 1
Fett an den Eingeweiden der Tiere'), Sa.; SThierst.; j
Ndw; ZBül., Embr. (,das fetteste Fett'), Felir. (angeb- ;
lieh ä. Ausdr. für heutiges Schmutz, Ouschlig), Hott,
(geringes rohes Kochfett unbestimmt welcher Art),
Stdt; wohl überall auch in Bed. aa (vgl. die Anm.). |
Der [, Kannalles'] hed krat von-ere" verreckte" Chatif \
Murtoete'feissti üsg'sotte" für si" Dokteri. Er hed's de*" '
nit eso g'nau g'nw wie en Apeti'ker, im hed au''' ei's |
Schm. für d's Andere sgusiert. JJöR(.er 1908 (GrV.).
Von den im Dienste des Klosters GsDisentis erlegten
Gemsen, Bären ,sambt vill anderen Gewildt und i
Vögel[n] ... hatten die Jäger die Halsstück, das Schniär,
Leder und Unsclilitt: das war ihr Jägerrecht.' Chcrek
Wochenbl. 1842 (nach einer Gr Quelle von 1570). Vgl.
auch Hunds-, Munggetcn-, Trachen-Schm. a) rohes
Schweine fett BBe., Lau., S.; GrAv., lg., Nuf.; LFlühli,
Sörenberg (s. Sp. 979); GVfb. (.altes Schweinefett'; vgl.
u.); ScHHa.; TB.; Th; UUrs.; UwGisw.; W, so Kippel,
I
977
Sclimarw, scliinerw, schmirw, sclimorw, schmurw
978
Mü.; Z, so 0. Iiisbes. a) Jas die innern Baucliwände
des Schweines zw. Bauchl'ell und Muskulatur aus-
kleidende und die Nieren umhüllende Fett ÄAFri.;
Ap; BGr., G., Ha., Si. (Imüb.) und It Zyro; FJ., Ss.
(,das überflüssige, ungesunde Fett, bes. am Bauch der
Schweine, von gelblicher Farbe'); Gl, so Mitl. (auch
von dem mit Speck üs. eingesottenen Schweinefett);
GRÜhur, L., Mai. (.weicher Speck'), Rh., S.; GF.; Scn,
so R.; S, so Bb. (,das klumpige, weiche Bauchfett
des Schweines'); ThHw., Steckb.; W; Zg; Z, so
Hott., Stdt, Wil b/R., Wth., bes. in der Metzgerspr.
auch weiterhin, im Gegs. zu Speck und Börsen (Bd IV
1601). D'Sü" hat vil Schm. SchR. l'* hett gern drü
Pfund Schm., heim Metzger. Zur Einordnung der
folgenden Belege vgl. die Anm. ,Ein ceiitner snierws.'
1435, B Zolltarif. .Ein sester habern dem somer über
nacht, als sy daz fleisch und daz schm. gan Telschberg
fuortend.' 146'2, AALauf. Vogtrechn. ,Verkouft eim für
ein krüzer schm." NMan. ,4 ß um IV2 pfd schm.' 1530.
AaB. Baunieisterrechn. ,[Ein geschlachtetes Schwein]
hett ... nitt ttl schm. ghan.' 1570, UMey. Chr.
1540/73. Im alten Recht; s. Bd VI 787 0. £» Leib
(GrS.), en Lib (AeLb.) Schm.: = Schmer-Leib, -Lib
(Bd III 954. 980); vgl. ß, zur Sache ver-reitlen (Bd VI
1660). ,Ein leib schm.' 1589, Z RB.; s. Bd Vlll 49.
Dafür auch en Schm. ZWil b/R. (GEgli). We''"-mer
mexet, luet-mer en Schm. e"weg zum Schuehsalbe".
,Diniidium arvine, quod vulgo dicitur ein halbes smer.'
1293, Z Propsteiurk. ,Dem N. 4 sitten swinis fleisch,
ein sraär und ein armbrust uss sinem spicher verstollen.'
1459, Z RB. ,Das er ... dem grempler ... uss synem
keller ... zwo ankenballen, zwen kess und zwei schmär
gehulfen verstälen.' 1586, ebd. ,Zuo Kürflingen habe
er ... nachts ... uss einem Wäbgaden ... ein Schm,
veruntruwet.' 1601, ebd. Neben sinnverwandten Aus-
drücken. ,Drü stuki smerg, 1 stuki [!] unslit.' 1429,
Z RB. (Lesung sicher). ,[Zoll] von 1 Zentner schmär
4 pfennig, von 1 Zentner unslit 4 pfennig.' M. XV.,
ÄABremg. Handfeste (aus ,arvine, sepi' übersetzt); vgl.:
,Von einem Zendtner Schm. oder Angken 1 g. Von
einem Zendtner U[n]schlitt 1 ß.' 1603, ebd. Zollordn.
,Eiu Schiba Unschlet und ein Stuck Schmär.' 1655.
GaFid. Inv. ,8 Pfd Schmär, 10 Pfd -gsottnen Anken'
usw. sind mit einem Hause verbrannt. 1656, Z Horg.
.Unschlig und Schmär', neben , Anken'. 1665, ZWoll.
Inv. ,Den Speck oder Schmeer sollen sie [die Metzger]
weder im Herbst noch zu andern Zeiten unter das
Unschlitt vermischen oder zerlassen.' 1735/55. ApI.
Metzgerordn. ,Aus Käse, Unschlitt. Schmeer etc. löst
sie [eine Saninauner Haushaltung jährlich] etwa 12 bis
15 fl.' Gr Sammler 1808. S. noch Bd VI 1334 M. ; Sp. 938
(viermal, schon 1360, Z). 939 (Tierb. 1563). 941 u.
(zweimal). Zum Gebrauch als Speisefett wird das
Schm. gew. zerlassen (Schm. üslö" Ap; Z und sonst,
Wannen s. Bd VI 962 0.), oft auch, bes. mit Butter oder
iNierenfett vom Rind, gemischt; s. Sp. 939. ,Ein Haupt-
'|Ziel der (Schweine-)Mast ist das Fett: d'Niere^ßissi
'und der übrige Schmutz (Müntschemier) oder das
iSchm. (Lengnau). Daneben wird der Talg der Wieder-
käuer (d's U"schlig . . J als Speisefett gemieden.' Bärnd.
}1914 (BS.). .Für lO'A Batzen Brot, 7 Btz. Milch,
il'/! Btz. Salz, 5 Btz. Anken oder Schmeer, 4 Btz. Mehl
find 3 Btz. Karte ist wahrhaftig wenig für 6 Personen
in der Woche].' Gotth. [Marktweiber in Mailand
laben Frösche geschunden] und sofort i" heissen Aiigge"
\ Schweiz. Idiotikon IX.
oder Schm. g'worffe". CStreifp 1901/2. Nun Ghinder!
mängisch' bittri Not ... Und mängisch' d's ChuchischäftU
lär, kei" Anke", nid e'"mäl chli" Schm. EWüterich-
Muralt 1914. .Speck und Schmär zum Ansiassen.'
1923, Z Zeitgsanz. ,Pauperes apud nos ex adipe ab-
dominis suilli (schmär vocant) ad huc recenti (aliter
enim virus resipit) liquamen faciunt, quo olei aut
butyri loco utnntur.' Gesn. 1551. .Darzuo soll man im
[dem Prädikanten zu Rüti] geben alle jar 10 pfd un-
schlit zuo liechteren, 3 pfd schmär. 2 ke» und 1 zigern,
wie mans zuo Rüti hat, doch gar kein anken darneben,
diewyl er doch die spys vom gottshus hat.' XVI., Z.
.Nach meiner Rechnung wäre es besser, mehr Schweine
zu raetzgen, denn es gibt auf solche Weise mehr Schmer
und Feise in die Knclie und erspart Anken.' 1777,
ORiNOHOi.z 1908 (ScHwE.). Als Schmiere, zB. für
Schuhe SThierst; ZWil b/R. (s.o.). .Swer ze Zur[ich]
gerwen wil chordewan ... sol ouch das leder nüt ver-
weschen noch vereschern. Und sol es banden, das es
linde si von snierwe unde nit von wasser.' Z KBr.
1304; vgl. zur Sache MHeyne HA. III 211 u. ö. ,1 pfd
20 ß umb sclim. dem Springer zuo den bälgen.' 1478,
.\aB. Rechn. .\m Tag vor der Schlacht an der Calven
,do hatt Hans Nigg von Brandis von ainer köchin schm.
vefordert [1. er-V ver-?], er wel sin stifel vor noch ain
mal mustern lassen. Do hat ain andrer [gesagt]:
was wilt damit am haiigen [Pfingst]tag anfahen? Du
kompst si" niorn wol. Da hatt Nig geantwurt: sind
die Grawen Puren da und wellen angriff'en, welcher
dan morn umb dis zit hie stifel schmirbt, dem will
ich stifel und schm. vergebens genuong [!] gen oder
schenken.' 1499, Ualvenf. 1899; ähnlich bei Sprecher
1672. 126. ,lias schmär [des Hausschweins] wirf von
den schuochzeren gebraucht, das läder damit zelinderen,
zuo bereiten.' Tierb. 1563. ,2 ß uirib schmär, zum palm-
esel brucht worden zuo salben.' 1567, AaB. Baunieister-
rechn.; vgl. dazu Bd I 520/1. .Schmär, die seil zuo
salben.' 1568, ebd. , Darnach ein andrer [nachlässiger
Schütze] ti'at dahär, der selb vergässen hat das Schmär.'
HHGrob 1603; vgl. ebd.: .Der eilft der hat sich gar
verihrt und nit zuvor die Kugel gschmirt.' ,Itera zu
dem Fewrwerk Speck. Geissniilch, Unschlit, Anken,
allerlei Ol, ... Schmär [usw.]', Feldinventar. Kriegsb.
1644. , Deren [Eicheln] sy aber zu irer Schwynen Mäs-
tung und Fortpflanzung Specks, Schraärs zum Karren-
salb und Läders hoch von nöten habind.' 1647, Hotz
1865. S. noch BdIV667o.; VII 804 0.; IX 78o. Als
volkst. Heilmittel wurde Schm. besonders früher
jahrelang aufbewahrt (s. auch u.); in AAFri. fand sich
It Hürbin in jedem Küehenkasten ein ergrautes Stück.
Es wurde bes. auf entzündete Stellen, zB. Furunkeln
und Wunden aufgelegt und musste hiezu mindestens
o — 4 Jahre alt sein, je älter desto besser LE.; vgl.
Geiss-Schmah (Sp. 951). Anderseits wird auch frisches
Schm. zum Aufweichen von Gescliwnren udgl. ver-
wemletSBb.; ZGlattbr. Wer sich mit einem schneiden-
den Instrument schwer verletzt hat, steckte dieses in
Schm.. damit die Wunde schneller heile AAFri. (vgl.
M'äffen-Salb Bd VII 807). Vgl. noch Schm.-Hütli (Bd II
1777u., auch bei Unger-Khull 547); Hunds-Schm. ,Die
Einen meinten; süsser Anken wäre gut [als Salbe
für den pockenkranken Jakobli]. An<lere gaben dem
Schmeer den Vorzug .. . und zuletzt trug dann Hansli
wohl noch, was sie meinten, wie Wagensalb wäre,
das sei sonst bsunderbar heilsam.' Gotth. ,Es gieng
979
Scbmarw, schnierw, scliniirw, sclimoiw, sclimurw
ein Hirsch über eine Heide, er gieng nach seiner grünen
Weide; da verrückt er sein Bein an einem Stein; da
kam der Herr Jesu Clirist und schmiert es mit Salz
und Schm., dass er gieng hin und her. Im Namen ftt-
Amen", Spruch gegen Verstauchung GSaL. (VVManz
191(5, 75). ,Schmär wirdt in manches pflaster, vil salb
gebraucht ... zuo welchen dingen es allein ein matery
ist, andere arzneyen darein zuo fassen und zuo brau-
clien.'TiKRB. 15(53,146 (wo mehrere Rezepte). .Nimbzwen
Löffel foll gestossnen Schweffei und einer Fust gross
Schm. aus disem Schwin [einem .verschnittenen Eber';
vgl. bärgin Schm.] . . . also warm, zerscbnetzle solches,
misch den Schwäbel unJer einanderen [usw.]', zu einem
Mittel gegen den , Ungenant'. Schw Arzneib. XVII.
.Quecksilber in Schniär getätet [1. -ö-] und damit ge-
schmeiret' vertreibt den Schweinen die Läuse. Arzneib.
18'22; vgl. zur Sache Bd VII 840u. Ähnliches ZEIgg
Arzneib. um 1650; 1746, ORingholz 1908, 34. Altf
Schm., .3 — 4 Stücke Schm., zsgeroUt an kühlem Orte
mehrere Jahre lang als Hausmittel aufbewahrt L
Schüpfh., in Flühli, Sörenb. von altem, geräuchertem,
aber ungesalzenem Speck, selten von altem zerlassenem
Speck in gleicher Verwendung. ,Hestu die filzlns, so
r[ecipe] alt schm. und salb dich darmit recht woL'
KiNsTB. 1474. ,Alt Schm.', zu Heilmitteln gegen Brand
und Geschwülste an Hand und Fuss. ZElgg Arzneib.
um 1650. ,Wärms [eine Mischung] in altem Schmär
und schönem Wasser.' Arzneib. XVII./XVIII. .Zerstoss
['s] mit altem Schmär.' Z Rezeptb. um 1700. Ahnlich:
,Üer nem [zu einer Wundsalbe] des allerfülisten
Schmers.' ZElgg Arzneib. um 1650. .Altflrnen schmär',
als Köder für Aale. Mangolt 1557; wohl danach ,alt
Fürniss-Schmeer' [!] bei EKönig 1706. ,Schwinin schm.':
.Ein pflesterlin von schweinen schm.' Zu Arzneib. 1588.
, Bärgin sm.'; s. Bd IV 1549 und vgl. Bärger-Schm. , Röt-
bärgin schm.'; s. rötbärgin (Bd IV 1548 u.); Sp.939o.
946 0. und vgl. Böt-bärger-Schm., sowie: ,Nostri phar-
macopola ad unguenta quaedam paranda porcellum
masculum lactantem castrant eiusque pinguedinem
auferunt, illam maxime, qu» in venire intra carnem
circa peritonseum habetur, plerique de porcello ruft'o
malunt. Vocant autera axungiam vulgo schmär, Galli
üing quasi unguen.' Gesn. 1551. RAA. und Sprww.
Me' muess nit Schmutz mit Schm. vertribe" weih".
Si'Rww. 1869; schon bei GvKeisersb. (Gr. WB. IX 103'2).
[Zu einem Volksredner:] Er sig de"' hingägen e"
Prachtsgügger «■"' heig der Möre" der Schm. g'griff't"! es
den Leuten deutsch gesagt. JBürki 1916; vgl. Bd II
713. 7"20. .Einem das sm. uslassen wellen', Drohung;
s. Bd VI 142 0. Er wird sinn Schm. (öfter Schmutz) woll
no''' abclü", seine Ansprüche heruntersetzen ScuR.;
Syn. d'Milch a. (Bd IV 198/9). Wenn d's Schm. isch
verloffe" und d's Glas isch üsg'snffe", si' o'""* d'Fründ%
verloffe", Spruch auf Bauerngescliirr HTh. (AfV).
,[Verarmter zum reichen Prahler (s. Welt-Ratz Bd VI
1916 u.):] Zudem hastu nach vor dir, was ich schon
überkommen hab, und ist zbesorgen, dass d nit nur
an Lyb und Gut, sonder auch an Seel und Mut ver-
derbL-it etc. Von feissten Schwynen nimpt man vil
Schmähr.' Schimi'fr. 1651. S. auch Sp. 163 u. (ähn-
lich bei SBrant; s. ChSclimidt 1901, 3'29). In Ver-
bindung mit der (auf Schm. erpichten) Katze; s. schon
Bd 111585 0. (3ma;). Danket, {''• ha" miner Chatz
selber Schm.! Ablehnungsformel L. Er macht's wie
's N.s Chatz: si hat 's Brett g'fresse" ond 's Schm. ligge"
lö", iron. ThMü. ,[üie Stadt Bern] schikt ... ire beder
raten boten und brief den [widersetzlichen] lioptlüten,
die katzen dem schm. nach'; die Boten Hessen sich
nämlich bestechen. Ansh. (die RA. auch bei Gr. WB.
IX 1032 M.). ,Er [der Bischof] trachte ouch das bis-
tum zuo übergeben ... So muos man ein lantskind
zuo einem bischof nemen, so veer er nit weite; ich
gloub aber, es sye im grad erleidet wie der katzen
daz schmär.' 1568, Brief (TEgli an HBull.). Der
Chatz {Katze" Ap Lb. tw.; GBern.) defr) bzw. fd'js
(auch ohne Art.) Schm. abchauff'e" AiBb., Fri. (d. Ck.
go" Sch7n. a.J; Ap Lb.; Bs; BSi. (vo" der, zur Ch. ga"
(d's) Schm. a)\ L; GBern.; S, so Bb., L. (JReinh.); Z,
so BüL, Glattbr., Stdt. It Spillmann de" Chatze" 's Schm.,
It Dan. der Chatz e" Schm., It einer Angabe für Hott.
der Ch. go" d'Schm. a., It Reg.-Rat Ott bi der Chatze"
Schm. chauffe; von einem Profitmacher, aus zweiter
Hand, im Kleinen statt im Grossen, übh. unvorteilhaft
einkaufen. aaOO. (s. schon Bd 111 583 u.), .Einem alle
Ehre antun müssen, um Etw. zu bekommen' SL.( JReinh.);
auch: den Bock zum Gärtner setzen Z (Reg.-Rat Ott), übh.
eine Dummlieit machen Ap Lb., in irgend einer Weise
betrogen werden, zu kurz kommen SBb. Syn. de"
Speck vo" de" Muse" chauffe" (Bd IV 474 u). Wascht
(du) der Ch. de" Schm. a.? I''' icfft aw'' der Ch. de"
Schvi. a.! iron. De(rJ chauft au''' (wider) der Ch. de(r)
Schm ab! Für Das, wo im Garten und a" de" Bäume"
wachst, laufe" d'Stadtlüt fasch' d'Schuehsole" ab: loer
we't drum jetz vom BüreHisch e"wegg no"'' i" d' Stadt
ine" gö", wo-men i-der Chatz muess der Schm. abchaufe"?
JlvEiNH. (SL.). Andlige", wo-n-er-em [dem verstimm-
ten Liebchen] g'nue^ g'fläderlecklet und i-der Chati
der Schm. abg'chauft g'ha" het, dö het-er's [den Grund
ihres Kummers] use"'bröcht. ebd. 1901. ,Mag der
Kriegsrat ein Haubt-Commissari über das Proviant
setzen, also müessen wir von der Katzen Schmär
kauffen und, so wir ihnen das Wenigste nit recht
teten, gar under der Contribution leben.' 1677, Absch.
(Schmähschrift der kath. Orte gegen das eidgen. De-
fensionale). Umgebildet. Er chauft der Sau der Schm.
ab, auch: Me" muess-im [dem Verkäufer] der Schm.
abchauffe", zu viel bezahlen BsMutt. ,Der mit Herren
kirssen essen wil, der wirt oft gworffen mit dem stil,
den spot den muoss er haben. Wer esels bgert wol
umb das schm., der wirt oft von imm geschlagen.'
Geno.; in jüngerer Var.: .Der von dem esel begert
das schm.' E" Chatz an e" Schm. tusche", ,wenn der
letzte Betrug ärger ist als der erste.' Dan. (wohl för
Z). — ß) ,das Fett von den Schweinen, welches
an den Eingeweiden hängt und in kleinen Käsen (nach
einer Angabe aus Mü. tellergross, Leib genannt) auf-
bewahrt wird' Tu. Vgl. Schmer-Leib von dem ins Fett-
netz eingebundenen und in Käschenform gedrückten
Darmfett des Schweines; es wird getrocknet zum
Schmieren von Lederstricken benützt GRÜast. Syn.
Börsen (Bd IV 1601). — f) (f. It Dan.; s. Anm.) Nabel
des Schweines, der samt dem umgebenden Fett heraus-
geschnitten und zum Einfetten (zB. von Sägeblättern)
gebraucht wird AABb.; Z tw. (.Nabelschnur' It D&n.).
Syn. Nabel (Bd IV 631, in Ap; Z tw. Söü-Nabel); vgl.
Martin-Lienh. I 749. — b) rohes Fett von den Ein-
geweiden des Kindviehs GRCast. (vgl. aber aß. sowie
Schwin- Schm.). .Unschlitt aus Rindsfett' THSteckb.
(nach neuerer Auskunft in Bed. aa). — c) Bauch-
fett des Menschen Bund sonst; meistscherzh. Syn. Buch-
981
Schmarw, schmerw, schmirw, schmorw, schmurw
982
Schm. ; vgl. auch Schm.-Bnch(M IV 975; auch bei Mal.),
-Sammler (Bd VJI 924), -Sessel (Gr It Tsch.). Er ...
het der Buggel voll g'lachet: Das [Bergsteigen] sigi
g'sung u"' mach Ei"'m der Schm. z'mingere". Emmen-
TALERBL. 1917. Im Kiiiderieini ; s. Bd IV 1449o., wozu
die weitern Varr.: Es chunt e" Bär ru' Beriu- her
und nint (frisst) ''em Hansli (Poppi GR'I'hs) der Speck
und der Schm. Gl; GBuclis, alle" Schm. GnThs. , Arvina,
anxugia, snier.' Voc. opt. ,Das Sclimär, feisste, der
bauch des menschen bei dem nabel, da alle eingeweid
ligend, abdomen, arvina.' Kris.; Mal. Menschenfett
wurde früher aus den Leiclinamen Hingericliteter und
in der Schlacht Gefallener geschnitten und bis in
neuere Zeit als Heil- und Zaubermittel in Apotheken
verkauft; vgl. Z Anz. 1901, 187/9; SV. 1915,20/1, sowie
(Armen-sünder-)Schmalz (Sp. 954). ,N. hat ouch witter
geret, daz er und ... ander Tütschen [Luzerner] zu
Mailland gangen, da sigen inen soldner begegnet. Do
hab ein solduer gerett: wir sollen denen Schelmen
ouch daz schmer ushouwen, und rett darby, er het
ein gesellen, er und derselb betten [nach der Schlacht
an der Crevola] so vil schmers usgehüwen den Tütschen,
daz [si] wol darob 9 tugatten gelöst betten.' 1487,
L Verhör. ,Sy haben etlich Datschen, d[i]ewil sy
denn noch gelept band, uffgehüwen und inen daz
schmer harusgeschnitten. ouch daz derm us dem Hb
getan und hant wellen lugen und versuchen, wie lang
einer demnach leben möcbt.' ebd. (noch öfter). Ahn-
liches BdVIl 810u.; Sp. 829u. (in lat. Fassung: Et
ipsi ... pectus aperuerunt et cordis sui massam inte-
graliter de suis visceribus enervarunt et 8agim[in]e
suo tamquam pinguedine porcorum ocreas et calcia-
menta ... perunxerunt; s. B Anz. 1914,229). Auch in
einem Lied desselben Autors: ,A11 Christen söttend
tuon darzuo, dass si mit christenlüten schm. schmir-
wend ire schuc 1443, B Anz. 1914, 221 (auch bei
LiLI393). — 2. Knochenmark LE. (BSG. VII); von
anderer Seite abgelehnt. — 3. Strassenkot; nur in der
Verbindung Dreck und Schm. L (ERöthelin; scberzh.?);
Syn. Ge-schmirw, Speck; vgl. auch Schmutz sowie die
Anni. I'* hutze" mini Schueh selber, mag nid dur"''
Dreck und Schm. spaziere". ERöthelin.
Ahd. smero(-nres) i)., mbi. smi rdnn) u. (in.), adeps, axuugia
uä.; Weiteres bei Gr. WB. IX 10:30/3 (ii. ni.); Diefenbach-
Wüleker 842; Schm.» II 554 (n.); Schöpf 630 (f.); Martiu-
Lieiih. II 485(111.); ChSchmidt 1901, 329 (u.); Fischer V 994/5
(m.u.); Luxeinb.WB. 387 (Sehmier [. n.); MUller-Fraureuth II
45 1 (m. n.). Das w des Stammes zeigt sich ausser in deu ältesten
Belegen noch als u in der Form vou PAl. (vgl. dazu BSG. VI
154. 185) und (zumeist als lautgerecht aus w entwickeltes h)
in den Abi. (s. d., bes. auch nchminren und seine Gruppe). Zu
der einmal belegten ä. Form mit ,g' vgl. .Schmergel', , Schmir-
gel' 2, .schmirgeln' 2 (Gr. WB. IX 1034. 1093. 1094). Das
! Geschlecht des W. ist in der ä. Spr., soweit erkennbar, noch
regelmässig n. (m. nur bei Mangolt 155"; Schweiz.?); das
heute verbreitete Masc. dürfte zT. vou .Sjuici-, auch Schmutz
beeinflusst sein; vgl. auch Schimih (Sp.937). Das Fem., das
in den von Dan. aufgezeichneten Varr. der RA. .der Katze das
j Schm. verkaufen' (Sp.980o.) erscheint (■«"Ä-Am.; in einer andern
iZ Var. d'Schm) und von Dan. auch für Bed. 1 ay angegeben
iwird, ist viell. daraus zu erklären, dass in überliefertem 'der
\Ckatze' Cs) .Schm. a. (vgl. die Z Var. bi der Chatze" Schm. chaujfe')
der unüblich gewordene schwache Dat. als Chatz e" niissver-
jstanden wurde; einen andern Versuch, sich mit der anstössigeu
Form abzufinden, zeigt Spillnianns Var. de" Chatze" 's Schm. a.
Die vielfach zu Tage tretende Unsicherheit im Gebrauch unseres
W. und dessen damit zshängender Rückgang stammen bezeugter-
Imassen aus Uukeuntniss der Sache, da die genauere Unter-
scheidung der tierischen Fette fast nur noch dem Metzger geläufig
und deren Verwendung zu Heilzwecken in Abgang gekommen
ist. Nach mebrern Z Angaben ist das W. der altern Generation
nicht (mehr) geläufig und höchstens in der nnbestinimteu Bed. 1
bekannt; die jüngere Geueratiun kennt es aus der Metzgerspr.
in Bed. laa. Im übrigen ist diese Bed. auf unscrm Gebiete
so alt und gut bezeugt, dass es sich rechtfertigen lässt, auch
die weniger sichern ä. Belege dort einzureihen. Von Luther
übernommen ist der Vergleich: ,Ir [der Stolzen] herz ist dick
[,feisst.' 1665/ 1707] wie schmär.' 1530. 16R5/ 1707, Ps.; 1589/
1638 dafür: ,feisst wie (ein) unschlit'; coagulatum ... sicut
lac. Vulg. (entspr. LXX.). Die Mehrzahl der RAA. ist auch
ausserschweiz. bezeugt; vgl. bes. Wander II 1168 ff. (Katze);
IV 266 f. (Schmer). Die nicht mehr verstandene Wendung der
C'hulz f«; Schm. alichauffe" wird zT. auf das eigene Fett der
Katze gedeutet (vgl. GKeller, Spiegel das Kätzchen, und dessen
Brief an Vischer vom 29. VI 1875). — Schm. in Namen. Als
FN. .Johans und Jakob die Schmer, die snider gebrüeder.*
1399, Z KB. ,Jakob, Jekli Schm.' 1432. 1438, ebd. .Johannes
Schnierli.' 1319, Z (Leu, Le.x.; liieherV). In Fluru. wohl mit
Bez. auf die Bodenart; vgl. (auch zu Bed. 3) , Schmer-Erz, -Ge-
birge, -Kalk, -Kluft (Gr.WB. IX 1033 f.), -Stein' (Schm.» II
554), ferner das Kinderspiel Schm.-bickeln (Schm. aaO.), -«lejjjien
(Fischer V 995, wo auch ONN.), sowie die ONN. unter Schmalz
(Sp. 949). , Schmer-Acher' ZHittn. , -Halden.' ZF. ,(Am, im,
uff dem) Smerlaib, Schmerlab, -p.' 1281/1669, SchNnk. (heute
.Schmfrlati, Waldstück; s. schon Bd 111 954 und vgl. ChSchmidt
1901, 329). ,-Bach.' 1453, GBern.; ZBär. ,-BUel' SchBegg. ;
ZBär. ,-SchUr' ZBär.; .Smertilla, -e.' 1268. 1297, ZZoll.
(1686: ,in der Schmertling', heute Schmertle" {., Waldstück).
.-Wis.' 1653, AaWett. Arch.
Ore(n)-, in der ä. Spr. .6r-' — m. GrKI. (Tsch.):
= Ören- Schmalz (Sp. 950) BLau.;GRKl.; WLö. .[Laien]
touftend ir kind selbe und namen o. uz den oren und
strichent ez den kinden an für den crisam.' Z Chr.
183U/144Ü. ,Hest gift gesseii, so r[ecipe] din harn und o.
und trink daz, so schadet es dir nüd.' Kcnstb. 1474
(wiederholt). — Ainhd. örsmi-no) n.
Arm Aru-: = Arm-Schmalz (Sp. 951) W. Ä. hän.
Röt-gärber-. Nur in der Stelle: .Sieds [Fenchel-
kraut] in Geissmilch oder R. -schmär, legs . . . warm . . .
auf die Brust,' gegen ,Brustwee'. Z Kezeptb. um 1700. —
Entstellt aus Jiöt-liäryer-Schm. (s. d.).
Hunds-: Schm. von Hunden. Man spart es auf
als Hausmittel für Wunden, Verrenkungen usw. FSs.
— Kutten-: verächtlich vom Ol der geistlichen
Weihen; s. Bd IV 1440o. (wo .Kuttenscbmer' als Zss.
zu lesen). — Munggete"-: Murmeltierfett Gr. Vgl.
Murweten-Feissti unter Schmertcl (JJörger 1912/3). —
Menschen-: = Schmerw Ic; s. Sp. 946o. — Buch
.Bauch-schmär: abdomen.' Denzl. 1666/1716; vgl.
Sp. 981 0. (Fris.; Mal.).
Bärger-: Schmer von einem Barg. ,R[ecipe]
Rhein [- rein] Bergerscbmär', zu einer Brandsalbe.
Z Arzneib. XVII./XVIIL — VgL Schm.' II 554 o. (.rein
pergeiu sweines smerb'); ChSchmidt 1901, 329 (,mit bergem
schm.').
Röt-bärger-: = röt-härgin Schm. (Sp. 979 M.). .Das
Gelb eines Eis, Lorsch eben so vil. Botbergerschmär
halb so vil. Mache alles unter einander zu einem
üigestivsälblein.' KNLang. Vgl. Röt-gärber- Schm. S.
auch Bd IV 1548u. (röt-6a>^m; mehrfach); VI 1750u.
(Arzneib. 1882; zu berichtigen); Sp. 939. 947 u.
Rinder-: beabsichtigt komische Bildung durch
Vertauschung von ,schm.' und ,unschlitt' in der Stelle:
,[Narr:] Botz Sewenunschlitt, R.-sciimär, was sindt
mir das für newe Mähr [usw.]!' GGotth. 1619; vgl.
das Folg.
983
Selimarw, sclmierw, schmirn', schmorw, schmurw
984
Sftw-: = Schmer laa Ndw (Matthys: ,Jas eigent-
liche Schmeei"). ,fas Seüwschmär, adeps suillus.'
Mal. — Vgl. Gr. WB. VIII 19'28. Als fingiertor Name eines
Bauern: ,Batt Süwschniär.' NMan.
Scliwi»- 111.: = dem Vor. GuHe., Ca.st, It Tscli.
allg. — Vgl. Gr.WB. IX 2452.
Trachen ,-ck-'. Nur in dem fingierten Namen
.Doctor Uriel Trackensclimär.' NMan.
Wiber- n.: Fett von Weibern. ,L)as Weiberschmer
gilt so vil, das hat einen furchtbaren Preis', antwortet
der Arme den Reichen, die darauf hin ihre Weiber
erschlagen. JJegerlehnkr 1913, 230.
Wagen-, schniär': Wagenschmiere; in einem Mittel
gegen die Käude der Schafe. Arzneib. 1822; ebd. auch
,W.-schmir.' — Mhd. wnyensmer D. m.; Tgl. Gr. WB. XIII
46S; Schm.Ml .i54.
schmerwele" schmerbele" LE.. schmerele" Ni>w.
schmirbele' Aa It H.; Sc\iw, schmürbele" XkF. (-ö'-),
Wohl.; ScH, so St. (It Kirchh. und Sulger); Z, so Mönch.,
0. (im oTösst. -Ö-). Stdt, Wil b/R. (-Ö), ,schmirhelen,
schmerbelen, schmürbelen' St. (oO.). auch schmierelen.
DiAL. : a) nach (zu viel) Fett riechen oder schmecken
(Syn. schmiitzelen) LE.; Sch (Kirchh.); Ndw (Matthys);
Dan. (wohl Z). nach ranzigem Fett riechen oder
schmecken, vom Fette (zB. Butter) selbst (Syn. n'ichelen
Bd VI 92), wie von den damit zubereiteten Speisen Aa,
so F. und It H.; LE. (von Fett, Öl; von Butter da-
gegen gräjele" Bd II S3o); ScuSt. (Sulger); Z. so Mönch.,
0., Stdt, Wil b/R. und It DXn. (tw. von schniiitzeleti
unterschieden), ^nach Schmer, Fett, bes. nach ver-
dorbenem Schmer oder verdorbener Butter riechen."
St. (oO.). Der ÄnVe" tuet schmörbele" ZWil b/R. Das
schmürbelet iez da! wenn Jind mit schlechtem Fett
kocht ZStdt. I"'s Banoggelis hinn''e" händ's gester
g'chüechlet, aber es schmürbelet und hient [Bd II 8.57]
hat no''' nach se'bem Schrmitz. Messikommer 1910. —
b) von ähnlichen Übeln Gerüchen, 's Fleisch schmörbelct,
bei beginnender Fäulniss ZF. Brenzeln (Syn. brünselen
Bd V 744) AAWohl. Es schmürbelet Öppis. Es schmür-
belet ganz wie verbrünntnigs Leder. Von Personen,
stinken (stärker als tna'(77e/e« .2 BdIV119) Schw. Die
Frau hed nüd lustig g'sehmirbelet! — Vgl. Gr.WB. IX
1094 (.schmirgeln'). io95 (,selimirkeln'); Schm.» II 556o.
(schmirbdn. Khmürhtln). hol (achmirl-cln); CliScliiiiidt 1901,
308 (,schiiiirwelen' aus Geiler); Fischer V 996 (schmerbelen,
Mchmergelen). Die Formen mit -i- (bzw. -ii-) lehnen sich an die
Sippe von nchmirwen an; die heute meistenorts fehlende laut-
liche Übereinstimmung erklärt sieh aus dem Überhandnehmen
der Form srlimieren (s. die Anni. zu Hchminceti); vgl. übrigens
nchmierelen in der Dial.
(g«-)schmerwelig schmerbelig BLangn.; LE.,
schmürbelig ScHHa.; Z (auch g'schm.). so F. (ö-J, Kn.,
„schmirbelig, schmerbelig, schn>ürbelig.'i^T.(oO.): „wider-
lich fett oder ranzig" liLangn.; LE. Schm.si", =schmer-
bele' LE. G'schm. iverde", verderben, von Butter Z.
Auch vom widerlichen Geruch und Geschmack ver-
wesenden Fleisches, zB. unrichtig konservierten Rauch-
fleisches SciiHa.; Z, so F., Kn., Lunn. (.unschmack-
halV). (G'Jschm-s Fleisch. ,l)ie ... zwar etwas alte und
schmürbelige Hanime aus dem Kamin zu nehmen.' Z
Kai. 1838. -- Vgl. Gr.WB. IX 1095 (schmirgeli.j g, neben
tchmirklig); Fischer V 996 (ichmcrltUg, -rg-L
sc\\mexyi\g schmärbig: schmerzlich, verdriesslich,
bemühend BG. .[Fortzugehen.] ohne meinem künftigen
Fraueli noch ein Mündschi zu geben, hätte mich doch
wohl schm-s gedrückt [1. .gedünkt'].' Hausfrd 1881.
,Das [eine Abfertigung] ist schm., aber gar nicht
unverdient.' B Volksztg 1907. 's ist oppa schm. g'nue'
g'si' [als wir um unser Vermögen kamen]. BiRNo.
191 1. Esistbi dene" Tödesiirte'l schm-s, dass d's G'richt
der Hüshalti'g Allz furtputzt u"'' di arme" Chindlini
uf d'Gassa g'stöUt werde". ELeutholu 1913. — Doch wohl
etym. eins mit mhd. smeneec, schmierig (auch bei Gr.WB. IX
1034; Fischer V 996). Zur Bed.-Entw. vgl. etwa Svhmim 2.
Schraerwling,schmei(b)ling' — m.: 1. fettes Reb-
schoss? .[Ein Frost schadete besonders den Wein-
bergen, allein es] schussend die reben wyder U8.s
und wurdend lang smerbling.' 1437, G Hdschr. —
2. Pttanzenname. .Cicuta. wüetrich vel Schmerling.'
Ebinger 1438. — Zn 2. Bei Martin-Lienh. II 435 ist Schmer-
Unij für eine Pihart (Boletus gran.) und für Chenop. bon. Henr.
bezeugt (ebeuso bei Pritzel-Jessen 91. 458; vgl. auch Gr.WB.
IX 1036). üusre Bed. , cicuta' findet, wenn nicht ein Fehler
für das gleichbed. .Scherliug' (Bd VIII 1261) vorliegt, eine
Stütze nicht nur an der Beschaffenheit der Pflanze, sondern
auch an dem ahd. Pflanzenn. smiriwci (s. die Anm. zu Schmiricen).
Sclimir'" Bs(-i^-); B It Zyro, Schmier II Aa.F.; Ap
Reh.; BE.; ScbR.; S (JReinh.); Tn, so Hw., Mü.; Z
— f., hei ClSchob. 1099 n: 1. a) Salbe. ,Dass man
einsmals einer solchen gefangenen Hexen ihr Schmir
[Zaubersalbe] und Gabel in ein gewiss Zimmer ge-
geben' und sie zu fliegen aufgefordert habe. Hedt.
1658. ,Wenn sie [die Katlioliken bei der Priesterweihe]
wollen geschmiert sein, warum lassen sie sich lieber
mit Öl dann mit Blut bestreichen? ... Derhalben
stinket ihr Schmier, weil es Mangel hat an Salz, das
ist an Gottes Wort.' ClSchob. 1099 (nach dem Latein
Calvins). — b) schmierige Masse, Geschmier. Da' ist
e" Schm. im Feld osse" bi dem Wetter!, von Land-
arbeit bei kotigem Wetter ThMü. — 2. unangenehme,
missliche Sache, ,Geschichte', meist verächtlich Aa; !
Ap;Bs; B;Sch;S;Th;Z. Synn. s. Bd VIII 1.54 u. 850o.
Das ist e" Schm.! Jetz h&mmer d'Schm.! .Einem eine I
Schm. anreisen', eine Suppe einbrocken B. ,Es ist |
nicht schön von den [unbeanstandet hereingelassenen] '
italienischen Ochsen, unsrer löblichen Regierung eine i
solche Schm. zu bereiten', durch Einschleppung einer
Seuche. Schweizer Bauer 1898. Meist mit steigernden
Attributen. Di ganzfi) Schm., .Alles zusammen' Aa;
Bs; B; Th; Z und sonst. [Ich dachte, Ihr] wüs.iit ...
vo" der ganze" Schm. [einem Bergrutsch] no'* Niit.
LWENGER-Gfeller 191(5. Iez chunt di ganz Schm. [heim- j
lieh gemachte Schulden usw.] üs. ACorr. (Most.). ;
E" rechti, netti, süberi, schöni Schm. Dö hei"-mer jeti i
e" schöni Schm.! S. Er het e" süferi Schm. a"g'stellt i
B(Friedli). Bes. von (übertrieben) hohen Forderungen, |
Verpflichtungen, (Geld-)Strafen usw. ,Es wäre offen- i
bar klüger gewesen, man hätte ... die Schm. [Schaden- (
ersatzforderungen] ohne Weiteres bezahlt.' S<'hwkizeb |
Bauer 1900. 6 Franke" 60 Rappe" hat di ganz Schm. <
g'chost't, nid war? höhnisch von einem bestellten ^
Schmähgedicht. AHir.GExiiERnER 1914. Er hat deH «" '
rechti Schm , Geldschuld SchR. Da' gi''t alluig e" ;
netti Schm.! zB. von einer Kostenrechnung Th. D<^ ,'
Kärli chunnt alhveg e" schöni Schm. [Strafe] über! Hs
(Seiler). De'' het-mer e" schöni Schm. [Rechnung]
ane'g'macht! ebd. E" türi Schm. ,Die Frage der ,
Haftbarmachung [wegen Kreditüberschreituiigen] soll i
sofort grundlich untersucht werden. E" t. Schm.!' ;
Schweizer Bauer 1900 (B). Es wird e" t. Schm. ab- •
setze"! die Anschaffung eines Kirchengemäldes. EEscb- |
985
Sclimaiw, sclimerw, scliniii'w, schniorw, schniui\
986
MANN 1920. Das chönnt (na"'') e" t. Schm. ge"! von den
Fo!s;en eines dummen Streiches Z. Anch missliclie
Laffe (Syn. Schmirwi): Er ist iez i'-re' rechte" Schm.
li (Friedli). — 3.{gew. ohne Art.) Prügel Aa; B;
Sch; Th; Z und weiterhin; Synn. s. Sp. 187 o. Mei",
wann de Vatter hei"'chunnt, giH's Schm! Drohung
zu Kindern. Er hat (/'hörig Schm. übercho". , Lehrer
von der Art. welche alle Tage dreimal Schmiere mit
der Rute nötig hätten.' Gotth. — Vgl. Gr. WB. IX 1078
(.Schmier' n.). 1080 (.Schmiere' f.): Martin-Lieuh. 11 485
{Schill ier(e) f.); ChSchuiidt 1901, 307; Fischer V 1002
(.^Lhmirb(e), SchmuT f.); Schöpf 63'2 {Schiniih, Schmier f.);
Luxemb. WB. 387 [Schmier f.); Follmann 455 [Schmer. Schmier
f.); Müller-Fraureuth U 45'2 (Schmiere f.), sowie Schminri
(dem die vorstehenden Formen zT. der Bildung: nach ent-
sprechen), zu Bed. 3 auch Schmurr (Sp. 972). Flurn. Schmier-
Weid ZF. (schon 1671; Weide mit lehmigem, undurchlässigein
Untergmüd).
Wagen-: Wagenschmiere. E König 1706 (,-schniier');
Arzneib. 182'2 (s. Wagen- Schmerw Sp. 983). — . Vgl.
Gr. WB. XIII 468/9, sowie W.-Schminri.
G " - s c h ni i r " Bs (-i'-J ; B It Zyro ; Sü. (-i--J, -schmier
EM., Zweis.; ÜRChur; Sch; Th; Z und sonst — n.:
wie nhd. Geschmier. Uf ''em Tisch ist e(s) G. E(s)
G. mache". Wenn's regnet, gi''t's es prächtigs G. auf
den Strassen von Tlinn BM. (Ztgsbericht). Bes. auch
von unordentlich, flüchtig Geschriebenem. aaOO. Ist
das es G.! .«chämfejst-di'" nüd? — Vgl. Gi-.WB. IVl,
3945; Martiu-Lienh. 11 486; Fischer III 484.
Schmir"alien .Schniirb-' (PI.): Mittel zur Be-
stechung. ,[N. liätte] bei disem seinem Gevattermann
[dem Obervogt] wo niclit mit guten Worten, docli ...
mit guten Werken und Schrairbalien die Verabt'olgung
des Urbarii ... bewürken können.' ZRhein. Heantw.
1747. — Vgl. Gr. WB. IX 1078/9; Sohm." II .556 ; Schöpf
631; Fischer V 1002.
Sclimir"^äri Schmirb- n.; = dem Vor. Ar (TTobler).
Er ne"'d Sch. a", lässt sich bestechen. — .\ucli hei
Fischer V 1002.
Sclimir"'äschi, Schmier- ».: 1. = Ge-schmirw Gr
He.; Z und wohl weiterhin. — 2. = dem Vor. Ap
(TTobler). Syn. auch Schmirwi II. — Auch hei Gr.
WB. IX 1079 (-n»c7ic); Martin-Lienh. II 485; Fischer V 1002.
Schrair^ax Schmier-m.: Schmierfink; Syn. Schmir-
wi I. Und bieg aw'', tcie-n-er 'tolgget het ! Weder 's
nimmt-mi"'' nid Wunder, er ist jo a'men »'" der Schuel
immer der ärgst Schm. g'si". FOschw: 1900. — Vgl.
Gr. WB. IX 1078 (anch Schmiernlce, .S'c7ini;«-m.r): .Schm.Ml 554 ;
Müller-Fraiueutli II 452.
Schmirwel Schmirbel m.: Schmirgel Z (Spill-
mann). Auch in Schmirbel -Papir ThMü. (HWepf). —
Entstellung aus Äc7imiri/i7(Sp. 975) in Anlehnuug.an nnsrcSippe.
Zu dieser gehört wohl auch der Flarn. Schmurbel (< 'Schmir-
wel) SNuun. (Kulturland); vgl. etwa die Flurnn. in der Anm.
zu Sehmlrw (Sp. 982).
Sclimirwele" IiSc/»?mV6e?e" ScHwE., Ib., Schmirble"
GoT. (so Wildh.), in Nessl. Sclim''rble", Schmurbele"
SoHwE. — f.: .Sumpfdotterblume, Caltha pal. Syn.
^Anken-, Schmalz-, auch Schwirmel-Bluem (Bd V 72. 88.
89), Schmirwen. — Auch bei Fischer V 1002 {Schmirhehn.);
vgl. ferner Gr. WB. IX 1 033 (,Schmerbel' neben .Schrner-
blume'); Luxemb. WB. 387 (Schmerhel f.), auch Schmergel
[(Sp. 975). sowie Pritzel-Jessen 73/4.
Schmirwele" II Sehmürhele" f.: Ohrfeige GRHe.
Zu schiniriren I t-O-; vgl. unser Schmvnr, sowie bair. Schmir-
fen. Schlag, Streich (Schm.- II 555), zur Bildung die (auch Gr)
Synn. .?rii;7cl.n (Bd VII 1190), Srhiräntrlen (neben Schwänien),
Tus(enm.
Schrairwe" f. Nur ,Gugger-Sehmirbe'' f.":
= Schmirwelen I „LE. (weil sie aufwächst zur Zeit,
wo der Gugger schreit." St.'). — Die Form deckt sich
mit ahd. smiriira, colocinthia (nach Diefeub. 1857, 133 ua.
vom Schierling und ähnlichen Doldenkräutern); vgl. auch ahd.
Hiiifrina. exungilogia (auch ,ex-, axungiola) vel sintice (ZfdW. III
277), weiterhin Schmirken bei Schm.' II 557.
schmirwe" Ndw (Matthys), schmirhe" Ap (in I.
schme'be'): GrU.! (B.), Nuf.f (Trepp), V. (It J.Törger
in Bed. laa); GTa. (-i'^-): SohwE. (It Ochsner in der
Bed. .salben-); St. (oO.), schm^rbe" AfK.; GRh.; Th
Steckb. (lieute in Bed. Icrj), schmürbe" GroHc.. Valz.
(beides ItTsch); GMs (in Bed. 1 et), Sa., Wb.,«(;/i»j««r6e-
ApK.; GRh.; TuTäg., schmire" AaP., Fri. (beide It
Hürbin), Zof. ; Ap It TTobler (häufiger als sehmirbe');
BsL.. Stdt (-i^-J; B, so Biel (-i-J und Umg. (-i^-J,
Ha. It Id. (-rr-J; FJ.. S., Ss. (auch -ü); GfiObS.; L
C-i^; GAltStJoh., Wildh. (auch -e'-); S f-i'-J; TB.
('-e'-J; Uw, so E.. Gisw.; U, auch Urs. f-rr-); WMü.,
Vt. (schmirrW), jünger (vgl. o.) in GrV. (-rr- It JJörger
in Bed. 2a); SchwE. (■%'- It Lienert); Ndw It Deschw.,
schmiere' Aa It H.; BE., S. ohne Biel und Umg..
Stdt und It Id. (schmierre"); Gl, so Mitl., S.; GRCast.,
Chur, Hald. (B.), He., L., Ths und It Tsch.; L (nur It In-
eichen und Zyböri); PAl. (sc/tmiar»-e" It Giordani); GF.,
T. (ohne AltStJoh., Wildh.); Sch, so R., Schi.; SL. (nur
lit. bei Joach., Schild); TuErm. (ONäg.), Hw., Kessw.,
Mü. und It AHuggenb.; Z, so 0., S., Stdt, jünger
(vgl. 0.) in AaF.; Ap; GrD., Nuf.; GMs (so in Bed.
Icv)), Rh., .3. Sg. Pr«s. und Ptc. -t. seltener -c< (s. Anm.):
weseutl. = salben (Bd VII 808 ff.), ausgen. die Bedd.
Icft bis i. 1. mit einem fettigen Stoff (Salbe, Ol)
bestreichen. Der Habicht ist gesund, ,wenn seine
faderen, als ob sy geschmirbt wärend, scheinend.'
VoGELD. 1557. ,Schm., bestreichen, linire, linere,
nnguere [etc.].' Mal. Oft formelhaft mit salben ver-
bunden. So im Sprw. Schmiren (schmirben GrV..
schmiierben TuTäg.. schmieren Bs; S) und salbe' hilft
alle"thalbe", bes. im S. von a a, ce auch crj angewendet;
s. Bd VII 808. .Schmieren und salben ist gar fast im
Brauch, macht lind und weich, was sonst ist liart und
rauch.' oO. (FStaub); vgl. dazu Bd III 1316M. (Sylloge
1H76). .Perlinire. wol bestreichen, schm. und salben.'
Fris. a)vommenschliclien.auchtierischenKörper. a) zu
Heilzwecken Ap; Bs; B; GrV.; Sch; Th und weiter-
hin. E" Salbu a'mache" mid de" Eogge" ond de" Buch . . .
wacker mit schmierbe", gegen Rückensclimerz. AToeler
1905. Häufig (neben ,salben') in den a. Arzneibüchern.
,Wo ein glid were, do kein bluot innen were, so
sclimirwe es damit.' Arzneib. XIV. /XV. ,Sclimierwe
dich wol um die lende.' Künste. 1474. .[Das Genick]
schmirren mit unschlitt und öl.' Tierb. 1563. .Sehmirbe
oft das har und das houpt.- Zg Arzneib. 1588; neben
,sch'miren.' ,So man das Ort auswendig damit waschet
und schmirbet.' J.lNitscH. 1608. .Schmiere das Glied, so
dir weh tut, furwärts und nicht hindersich.' aArzneie.
,0 hätt ich ein gute Salben, die das Alter hindren trib,
so wollt ich mich allenthalben schmieren, dass icli
jünger blib.' 1772, BLangn.(Sprucli auf einer Schüssel).
S. noch BdV6'20M.; VII 290 (ge-süchtig). 292 fmisel-
süchtig). 1647u.; Sp. 945u. 979o. Mit Dat. P.: I'* han-
im mües'e" schmiere" ScnR. Schm. und salbe". Mit ''em
Fritz het-es ei"fach nid welle" bessere", geb wi' me"
987
Schmarw, schmerw, gchmirw, schmorw, schmurw
988
'dokteret u""* g'schmiert u"' g'salbet het. Loosli 1910.
Die Jumpfere" hed früeher Jär üs Jär i" i^ill 'dokteret,
g'schmirbet und g'salbet, aber Alls hed Nüt welle" helfe".
.IJöROER 1915. — ß) zur Pflege iles Körpers. ,Ceronia,
ein öl, darmit sich die fächter salbtenj ^oder schrairw-
tend. 15Ö8/74).' Fris. 1541/1574; vgl.: ,Bei den Fecht-
spileii schmirbeten die unctore.s oder Scliniirber die
Fechter am ganzen Leib mit ()!.' JUütt 1736. Bei
Tieren: .Sehmiib im [dem Habicht bei der Mauser]
das fleisch mit leintotteröl.' Vouelb. 1557. .Den schnabel
sol man im auch spitzen und sclimirben.' ebd. — f) als
Schminke. .[Gesindel, das] sich mit Schmierben unter-
standen ihnen [den Zigeunern] gleicliförmig schwarz
zuo machen.' Gülek Itilß. ,Sich schmucken und
schmieren'; s. Sp. 918o. — 5) zur Weihung. ,Wyhen,
schmirben, consecrieren, mess han, biderb lüt ver-
tieren kumpt allein vom tu fei har.' U Eckst. 1525 (Klag).
,ÜnIang darnach ward er [Abt Dietlielm] ein pfaft'; vil
besser wärs, er war ein all' und ward [1. ,wurd'] dazuo
geschmirbet wol, wan änderst scbmirben helfen sol.'
Vad. (Schmähgedicht); wiederholt. ,[Abisai:] Uieweil
s gweicht öl nüt an im [Saul] bschiessen tuot, müesst
er bass gschmirpt werden mit sein [1. ,-m'] bluot.'
ÜRüBEL 1560; vgl. I. Sam. 2(\ 8/9. ,[Ein Zürcher] züget,
es seige ihme und einem von Bassel zuo Nürenberg
fürgehalten worden, wir seigind im Schwyzerland so
grobe Lüt und bättind [uA.:] Er sclimirbt mir myn
Grind mit Anken und schenket mir einen grossen
Bächer vollen Wyn in [vgl. Ps. '23, 5].' 1657, Z ; vgl. auch
Bd VII 810M.; Sp. 283 u.. ferner JvMüUer, Werke (Tü-
bingen 1810) VI 409/10; JJMezger 1876, 7'<i; Kluge 1918,
72. — e) im weitern S. : , Einen mit nesslen schmiren',
einreiben. Geng. Bettl.; s.sünggelen(BAYll 1209); kaum
zu cS-. — b) von Gegenständen, a) ,Wäfen schmiren';
8. Bd VII 809/10 und vgl. ScAmem(Sp.978M.). — P) Leder,
zur Konservierung. Stricke" schmiere" GRÜast. , Eimer
schmyrben. Der tiäschenmaclier hat schriftlich an
mine Herren langen lassen, im zuo vergönnen, die
füereimer [!] einmal zeschmirben und widerumb zuoze-
rüsten.' 1529, Z RB. ; die Feuereimer jener Zeit waren
ledern. ,Dem sattler geben von 2tubelhütten [üchsen-
häuten] zewerclien und zeschmirben 5 pfd 9 ß 4 d.'
1567/8, B Rechn. .Von den orgienbeigen zu schniierwen.'
1576, L Rechn. ,Recept vor Blassbalg [!] zu schmieren
oder Schürzfehl.' Weinb. XVllI.; nachher: .Schmiere
deine Schleüch, Blassbelg oder Scliurzfehl darmit.'
S.auch Bd V809o. (1429, Z); V11645u.; Sp.937u. Ins-
bes. d'Schueh sclun. AiF. (mit warmem Fett; vgl.
BdVII811o.); B (Zyro); GnChur, L.; Sch; SThierst.;
Tu; Z und weiterhin. ,16 Ib. N. hatt 2 par wasser-
stifel gemäht, nie 21b. ime darvon zuo schm. und zuo
seien.' 1568, AaB. Baurechn. S.auch Sp. 978M. Aber-
glaube: ,Am Sonntag soll man die Schuhe nicht
schmieren; es tut den Tieren in der Haut weh, oder:
man tötet die Tiere dadurch.' HZahler 1898. — y) auf-
einander gleitende Metall-, auch Holzteile, um die
Reibung zu vermindern. Von Türen B; Th; Z und
sonst. D'Türe" gxret, me" mne"-si schmiere" Th. Wenn
d's Wibervolch der Chopf verliert und 's Manne"volch
kei"s Tori schmiert und sünsch' Nüt macht im Hüsh
z'weg, geht es mit dem Hause bergab. WMokf. Von
Maschinen uä. (BS.; Syn. iilcn), zB. von der R(lbe"müli
(SohR.), vom Trottbaum (.\AFri.). .Wann die Kader
in einer Uhr oder anderen Maschine mit Öl recht sind
geschmieret, so gehen sie ohne Drang in einer sehr
leichten und sanften Bewegung fort' JJUlr. 1731.
Bes. e(nj Wage", Gharre" schm. Aa; BsBinn.; B; Gl;
Gr; L (Zyböri); Sch; Th; Z; Vestie. 169'2. D'Frau
Sitnne" schmiert iren Wage", zur Ausfahrt. ONäo. 1898
(Nachtwächterspruch). Uneig. im S. von ce. ,Es was
Tiit gelt vorhanden, mit dem man den herrenwagen
hett schmirben mögen; darum gieng es nit [ein poli-
tisches Unternehmen].' Vad. S. auch Hamer-Anken
(Bd I 343); Gharren-Salb (Bd VlI 804/5). Sprw. Wer
giiet schmirt, fartguet B(Zyro); ve\. Bd VII 811 u., sowie
Wander 1 V 76/8. Ha eister g'höret [!] : wer giiet schmiert,
da fart guet. JGRadlof 1822 (oBs). , Die Kugel [vor dem
Einschieben in den Lauf] schm.'; s.Sp.978u. Scherzh.:
l" Dem [in der Abgabe der Butter] ist d'Regieri"g ivürkli'''
uf de" guet Wille" von'n Puren a"g'ivise', und drum w<^t-
si de" dank eben e"chli" schmiere", durch Zubilligung
einer grössern Ration. 1917, Z Ztgsart. — 8) Safran
,mit boumöl schmirgen' (1450, Z RB.); s. BdVII43o.;
vgl. dazu in einer Bs Verordnung von 1420: ,Dass der
Salfran ... von Niemanden mit Baumöl oder anderm
getränkt werde, damit er schwerer oder anders ge-
macht sei, als er wirklich an sich selbst ist. Auch
soll ihn Niemand in ge.salbten oder geschniierten.
sondern trocknen und dürren Säcken tun . . .' (Ochs III
189), ferner TGeering 1886, 238. — c) übertr.
a) d'Gurgfeße" schmiere" oä., mit Trinken Bs; B; Z;
in BLütz., S. auch ohne Ubj. in der Verbindung
schmiere" u"'' salbe". BiHNu. 1904. 1922. , Einem den
Hals schm.', ihn regalieren. ,[Mein jetziger Gegner]
war wol zuofriden mit mir, so ich gwaltig aussgab ...
damit ich ihm und den Synen den Hals schmirren
könde.' 1604, Z. — ß) mit Etw. ,sin juppen schmirben',
sich daran gütlich tun. UEckst. 1525; s. schmähen
(Sp. 957). — y) ^f'*" üä. schmiere", wie nhd.. .durch
Zusätze scheinbar verbessern' Aa (H.). — 8) schminken,
aufputzen. ,Was gond mich sine [des Priesters] fahlen i
an, die er findt im Esopo stau? Die schmirbt er denn I
mit heidenmist ... von legenden, märlin und dem ban.' I
NMan. — • e) Einem ,die hend schm.', ihn mit (Geld-) !
Geschenken bestechen. ,Die von Baden . . . habint den !
Eidgnossen die hend geschmirpt und guote schmürbe
gehept.' 1487, AaB. Gerichtsb. , [Ingenium:] Wer will,
das ich im d sach sol zieren, muoss mir die hend voranen (
schmieren.' VBoltz 1551. ,Die band mit gaben schm.';
s. Bd III 422u. (Fris.). .Sich die hend schm. lassen',
bestechlich sein. .[Bruder Klaus an die Eidgenossen:] ■
Lond üch d hend mit gold nit schmieren! Mit '
schmeichelred sy [die freniiien Herren] vyl verfüeren.' i
VBoLTz 1551. ,Zwarn aller Orten gibts Leut, die noch i
redlich gnug sind und kein Person ansehen, auch ;
ihnen die Hand nicht schmieren lassen.' Ge<pr. 1712. i
In der lebenden Spr. mit pers. Obj., und zwar mit Dat. I
Ap; B It Id.; GLMitl.; Gr; L; Th, (geläufiger) mit j
Akk. Aa It H.; Ap; BM., S.; GrKI.; L; SchR.; Th; Z. '
Ei"'m sehmier(r)e", ,corrurapere aliquem pecunia.' Id. B. I
Den haind s' g'schmiert, sus hätt-er nid so garedt GrKI. '
Mer hei" denn z'mäl e" Kapnräl g'ha", so ne" Gasernt"- ;
hund, tvo-me" het g'hörig mües'e" schmiere", ue""-ine" ,'
nid all Nase" läng het welle" d' Gurvcehose" ga" a"- J 1
lege". OvGreyekz 1911. Wil si [die Richter] g'schmiert < 1
Würde" sind, so hend-si-si''' nöd g'schämet, 's Becht i ■
::'vertrölle". Schwzd. (Th). , Einen schmieren, niuneri- i i
bus, largitionibus aliquem corrumpere.' Denzl. 1677/ » .
1716. Si''- schm. lä" B; L; S; Th; Z. Min Edelma" i
göt uf der Stell zue-mene" Winkela^vekat, wo-st'*|
Schiuarw, schnierw, sclimirw, schmorw, schmurw
990
schmiere" lö" hat. Schwzd. (Th). Mer händ gottlob no'''
Bichter .. . jf^o-st'* nüd lönd lo" schmiere". Messikommer
1910. ,Der [untreue Verwalter] Hess sich mit gelt
sclirairben und erwerben, wie zuom nieeren mal be-
schicht.' Vau. Ott abs. Er hed g'schmiert ViMü. We""-
me" nid schmiert, chunt-me" Nünt über, zB. bei der
Vergebung von Lobnarbeiten Th. Subst. Inf. Was-
me" mit Schmiere" Alls erreiche" cha"", weiss e" jede'
Rainhbür. SZtg 1916. ,Jetz aber gült Fuchsscbwenzen,
Schmieren, das Federlegen, Zungen füehren, Fals
hinderstechen ohne Keüw mehr dan ein Centner wahre
Treüw.' Bs Statut 1609. ,Dissere ungeheure Siind poro-
phagia, meineide Gaabenfresserei, ist heutzutag auch
in solichem Schwung, dass das geringste Aratlein mit
Schmieren erkaiU't werden muss.' um 1700, Z. ,Dass
Schrairben verboten bei Verlierung des Anhaltens
[um ein Amt].' 1741, Ap LB. 1585. 1828, 96. Schm.
und Hilbe"; s. Bd VII 812/3 und das Sprw. Sp. 986u.,
das It Tseh. in der erweiterten Form (s. CharrenllBd III
422) auch in GkAv., Rh. gebraucht wird: Schmieren
und sallie" liilft alle"thalbe" : hilft's nüd am Wage", so
hilft's doch bi'n AdvoTcate". /'* macht au''' unisse", wie
De' hiess, uo-si''' nüd schmiere" und salbe" Hess. FStadb
(oO.); ohne den Mittelsatz aucli L It Ineichen. , Strichen
und schm.': ,Wann man mit jenem [Gold] nur wol
streichet und schmieret, kan der Compass gar bald sich
änderen und das Zünglein von einem Polo gegen den
andern sicli wenden.' Gespr. 1712. — !^) Einen be-
schwatzen, betrügen U. In ähnlichem S. : , Einem die
backen schm.'; vgl. SBrant, Narrenschitf 18, 23 (.Einem
sin Stirn schm.), auch Fischer 1 .565 u. ,Biss bhüet vor
denen [Bettlern] im lotterholz, ir zung ist schneller
dan ein bolz, do mit si dir die backen schnüren.' Genq.
Bettl. S. auch Affen-Schmalz 3 (Sp. 950o.). — ■»)) beim
Karten.«piel, bes. dem sog. Chrüs-Jass (Bd 111 70). eine
Karte (mit hoher Punktzahl), mit der man selbst keine
I Aussicht hat zu stechen, bei Gelegenheit in den Stich
I des Partners werfen, denselben dadurch gleichsam fett
machen Aa; Ap; B.s; BE.; L; Tu; U; Z; wohl allg.
\ Schmier {aw'')! Zuruf an den Partner, wenn man
leine Karte ausgespielt hat, die sicher stechen wird.
I'ucb das Sprw. Schmiere' und salbe" hilft aUe"thalbe"
ideutet für den Partner die Aufforderung zum
ihmire" BsL. (SV.); wolil im gleichen S. wird es im
p Kai. 1922 als ,K.\. beim Kartenspiel' bezeiclinet.
r. Es Ass, en Zehner [usw.] schm. I''' bi" hei'"
id-ere" [einer Karte] oder i"'' ha"-ssi hei"''tä", dh. ich
ibe sie bei gunstiger Gelegenheit g'sehmirt, eine
ifährdete, aber gut z.ählende Karte gut ausgenützt.
V. (U). — 8-) durchbleuen; schlagen Bs; B, so
a. (Id.; ,dedolare-) und It Zyro; CrNuI'.; GMs, VVb.
mit der Rute streichen-); SThierst.; vgl. ab-, üs-,
'tren-schm. ,Schm. mit.' .Mit eim bengel schmieren.'
KNG. Gm. ,Mit ruoten schmirbtend sy den einen,
Jen andern braclitends umb mit steinen.' Rpef 1539;
fgl. Matth. 21, 35. .(Die Lenden) mit der geisslen schm..
1agellare.'FRis.;MAL. Ohne .\ngabe des Mittels. .Wann
fan dir [Wahrsager] auch so schmürbt die Icnden, als
iian di°''r junckvraw hat getan, so liest ungeschent
jianch frommen man.' Gexg. Gm. .Einen redlich über die
chslen (auch ,über den ruggen.' F^is.) einhin schm.,
18 er ein wunden darvon bringt, indere cicatrices in
;apulas alicuius.' Fris.; Mal. .[Ein Katholik droht:]
as uns dan Gottswunden schändi, das wir [Eid-
mossen] nit langest einanderen geschmirbt habend;
dan es muoss doch syn. Daa hatt j[unker] Petter
Traverss geantworten: Wie schmirben? ir hands vil-
licht langest im sinn gehan. band aber das harz nit
gehan.' 1560, QSG. (JPabricius). ,Die Appenzeller
... schmirtend sy [die Schwäbischen] der mas umb
d grind, dass . . .' um 1570, Inschrift auf einer Ap
Wappenscheibe. Ein Spieler zum betrügerischen
Partner: ,Fält diser wurlT, han ich dir gschworen, ich
wil dich schmieren also gnuog.' Meinrad 1576. 1653
entdeckte man in UwStans eine geheime Verbindung
der Schüler, die ,'willens gsin, den Schuolmeister zu
schmirben und auch in anderwägen zuo traktieren.'
Ni)w Beitr. ,Schm. in': .So will ich [Saulus] ... mit
geisslen dapfer in sy [die Christen] schmieren so lang,
bis3 in der gammel glyt.' VBoltz 1546. .Mit Einem
schm.': Ein Berner Hauptmann habe die Freiburger
.Walen' geschimpft und gedroht, .man werde noch mitt
inen schmirben und das bald.' 1590. Absch. Mit innerm
Akk.: I''' hän-m^ Ei"s g'schmiert, .aufgewixt' GRNuf.
Er schmiert ( fenti, näml. Schläge), .er schlägt sehr stark.'
ebd. — t) mit Wucht werfen, schraeissen ApV.; GrCIiut,
Nuf. ;GMs. EineiiM/'rfe" JBof?e"sc/i»ntere'' ApV. Schmier-
»ij's ichi"! .wirf es ihm mit VVucht hinein' GRNuf.
(Trepp). Ichhän-m^en Stei" g'schmiert. ehi. Unpers. von
heftigem, sturniiiepeitschtein Regen GMs; vgl. Schmurw.
Lueg, wie schmürbt's dur''''s F%"ster Vhc! Herrgott, hät's-
mir in's G'sicht g'schmürbt! — 2. a) etw. Schmieriges
(ungehöriger Weise) wohin streichen B; Gr; Sch; Th;
Z und weiterhin. Mit der einte" Hand hed f [ein
wider Willen geküsstes Mädchen] irra G'sicht ab-
g'wüscht und abg'ribe", a's hätti der Kärli Dreck drüf-
g'schmirrt g'chä". JJöruer 1920. Heit-der's o"'* scho"
mit süessem Anke" 'probiert [als Augensalbe] .^ ...
(Mer 0"''' mit Schmer, aber de"" toll drüf schmiere"!
ÜvGrevkrz 1897. D'LaiuJärJe" (-rij um 's Mül, im
G'sicht ume" (umer Gr) schm. Gr; Th; Z und weiter-
hin. Nur gelegentlieh ohne Zielbestimmung: Tuend
brav Hiing und Anle" [aufs Brot] schmiere", 's wird-
sj'"* yoppel Kei's scheniere"! Aufforderung zum Zu-
greifen. EScHöNENB. .[Der Notzüchtiger] gäbe . . .
dissem Töchterlin Gift von einer Spinnen gestrichen
und geschmiert auf ein Stüekli oder Schnittlein Brot
zu essen.' 1656, Z. .Theriak auf ein Schnitten Brot
geschmieret.' EKönig 1706. .Schmeir s [ein .Wund-
iil] auf dei Wunden.' Arzneib. 1822 (neben .streichen').
Bildl. Einem Etw. um 's Mül ume" schmiere", Einen
nach Etw. gelüsten machen ScbR.; Syn. de"
Schmutz (Speck) dur''' 's Mül zieh". — b) sudelnd
streichen übh. Öppis voll schm. Er schmiert mit
si"'m Chalch dt ganz Welt roll SchR. An Öppis umef
schm , zB. mit den Fingern an den Fensterscheiben
Bs; Th. Spez. von unordentlichem, flüchtigem Malen,
Zeichnen oder Schreiben (in diesem Fall auch etwa
auf die sprachliche Form und den Inhalt bezogen)
Bs; B; Sch; Th; Z und weiterhin. E" ganzi Site", e(s)
ganzes Heft roll schm. S. auch ver-schlurzen (Sp. 663).
Meist abs. Da' ist nid g'schribe", da' ist g'schmiert!
Th. S. auch sudlen (Bd VII 327u.). Mit Akk. des Ergeb-
nisses. Da schmiere"d s' g' schwind en Name" drüf, als
.Adresse auf einen Brief. 1905, Z Gedicht. ,N. weisst
schöne Vers zu schmieren.' 2. H. XVIIL, ebd. —
C) Etw. (zB. ein Buch) in'n [schmierigen] Händen
ume" schmiere" Th. Uneig.: Jmd i" der ZUi"g ume'
schm., durch Zeitungsartikel in den Schmutz ziehn. —
d) schmierig sein. .Sevosus, das salbet oder schmirbt
991
Schmarw, schmerw, xchniirw, schmorw, scbmurw
992
(scliiuirwt. 1568) wie unschlit.' Fbis.; ,dem unsohlit
gleich schinirbende.' 1541. — Ahd.»miri»»i, nihJ.»Mtrir«i,
irnim, «Wim., im XV. auch »micren; vgl. feruer Gr.WB.lX 1033
(.schmercü'). 1081; Schm.' II 554 (schmirhen. gchmi(e)ren);
Schöpf 631 (ebso); Martiii-Lienh. 11485 (svhmiren, schmerm,
schmieren); ChSchniiJt 1901, 307/8 (.schmieren', nur bei Geiler
,beschmürben'); Fischer V 1003 (trhrnirben, schmirmen, srhmi-
rm); Abi. von Sctimenr (Sp. 976). Von unsern Formeu setzen
schmirwen und schviirhen iavJimiirhen) das urspr. smirwm
Cimincjan) fort, achmir(r)e' und Kchmiere" dagegen dürften
nach Ausweis des i-r in den MAA., die altes rr und r wenig-
stens nach kurzem Vokal getrennt erbalten haben («c/iminii" W
Vt., mhmii-rt' KHa.; UUrs. ; vgl. auch »cAmierre" Id. B, schmiar-
re" PAl.)zunächstauf »nuVreiK: •«MiiYicT/nnznrückgehn. ic war
schon ahd. im Prsct. und in den flektierten Formen des Ptc.
Hrffit., weil im Silbeuauslaut stehend, vukalisiert (,gcsmireter'
bei Notker), doch genügt das kaum zur Erklärung des durch-
gehnden Schwundes; viell. ist Dissimilation gegenüber dem
anl. »m anzunehmen und -rj- dann zu -rr- geworden (vgl. alt-
alem. ntrren < mrjan; dazu PSchild II 370; BSG. II 107/8;
IV 64). Zur ma. Vertretung der Grappe -irr- durch -irlr)-.
-i^r- und -i'er- wäre auf Parallelen wie irren (Bd I 408)
Ge-tchirr (Bd VllI 1145) mit ihren Sippen zu verweisen. Das
vereinzelte ,schmirgen' (1450, Z RB.) stellt sich zu dem ebt.
vereinzelten ,schraerg' (s. Schmenc mit Anm.). Das in der leb.
MA. zuweilen erscheinende Ptc. auf -c( {y'sr.Jimirbet und tj'aalbet
bei JJörger, uny'aehmieret bei KvTavel, ung'schmired UwE.) ist
wohl aus dem Einfluss von g'mlbet zu erklären. Heute sind die
-rip- und -ri-Formen örtlich sehr beschränkt: für -rir- liegt einzig
die Angabe von Matthys für Ndw vor, -rb- ist nur noch längs
der Nordost-Ostgrenze bezeugt und geht auch hier stark
zurück (viel weiter verbreitet sind -rt-Formen bei achmenoelen,
sehmgrwduj, schmenrig Sp. 983/4); im übrigen herrscht -ir(r)
wesentl. im Westen, Süden und im Zentrum, -ier- auf einem
breiten Streifen, der sich von Seh nach Gr hinzieht, sowie in
den Städten B und L samt deren Einflnsszoncn. Demgegenüber
belegen unsre Quellen des SV. und XVI. für AaB. ; Ap; B; Gr;
L; G; ThDiess.; Kdw; Zg; Z (sehr häufig und bis ins XVIII.)
fast nur .schmirben' neben ,schmirwen' (noch im XVI. als rein
lit. Form gebraucht). ,Schmir(r)eu' tritt zuerst bei Geug., Aush.
und im Tierb. 1563 auf und ist im XVII. (zB. in Z) nicht selten;
.schniieren'zuerstbei Geng.,VBoltzl 546, iniTierb.l Ö63, Fischb.
1563, Meinrad 1576 und bei JWetzel 1583, seit M. XVII. öfter
auch in B Quellen. Durch die Schriftspr. gestützt, gewinnt diese
Form seit längerer Zeit und auch heute noch stets neuen Boden.
Die Angabe aus GrNuf. ,«c7;miV!<e", die Pfanne reinigen' (wofür
sonst »cAimrie") muss auf einem Irrtum beruhen. Als si-hmirer,
besudeln, ist unser VV. ins Volksfrz. des B Jura entlehnt worden
(ETappolet 1917, 15'2). — Sc hniir'e°s Schmi-ris Bs;
S, Schmieris Aa: = SchmirwS ÄALeer., St.; Bs (Seiler);
S, so Thierst. Ei'"m Schm. ge"; Sehm. übercho".
Weisch nümme", wie d' einiscli vom Atti Schm. über-
cho" hesl? AALeer. — g*-schmi r(w)t: a) eig., entspr.
schmirwen la und b. ,Unctus, gesalbet, gesehmirwbt
(.gschinirbt.' 1541. 1562, .gschmirwt.' 1556), schmutzig;
largo oleo uuctura cadaver, geölet, mit öl geschmirbt
oder gesalbet.' Fris. ; s. auch salbächtig (Bd VII 808;
bei Fris. .gesehmirwbt oder bestrichen'). ,Atz in [den
Habicht] mit junger bünden fleisch, mit späck ge-
schmirbt.' VoGELB. 1557. a) entspr. sehmiruen i6ß.
von Leder (als Qualitätsbezeichnung). .Der schuh
[der Schüler] syg ussgesclinitten, mit riemen und von
gutem gsclimirbtem leder, die man inen wider buzen
könde.' 1578, Z Schulprot. (ÜErnst 1879). Schuhe
.von geschniiertem Leder' werden als mittlere Qualität
den bessern aus ,Carduan'-Leder gegenübergestellt. Bs
TÜrdn. 1646. ,Für ein Par geschmürt Weiberschueh
1 Pfd.' BsL. TOrdn. 1646. .Alles Läder. so uss dem
Lauw gearbeitet wird, als ganz Ochsen- und Schmal-
veeh-Hüt, gescbmirbte Kalbl'ähl und wyssgetrogete
Schaftahl, wie auch die an statt der abgangenen ge-
schmirbten Fahlen ueüw ufkommene trockne Hut
und Fahl' dürfen nur von den Rotgerbern verkauft
werden. 1676, Z; ähnlich schon 1646 (,geschiuirte').
S. noch Bd VIII 445 M. — ß) entspr. schmirwen Iby.
[Früher] isch ü"si Stätsgütsche" g'salbet und g'schmiert
dür''' ü'sers schön,. . . . Ländli g'lüff'e". BBurgd. TagbL
1918. (Gä") wie g'schmiert, wie nhd. zur Kennzeich-
nung leichter, rascher Bewegung, mühelosen Fort-
ganges, wohl allg. ; Synn. s. Sp. 956 o. S. Scharnier
(Bd VllI 1301). Es gät (lauft) tcie g'schm., zB. vou
flinker Arbeit, flottem Geschäftsgang usw. Es geit ja
so si'iferli''; %vie g'schm., vom Zahnziehen. FStacffkr
1917. Der Ma"' redt nume" schriftlig [Schriftdeutsch]
W'' gleitig wie g'schmiert, sagt eine Bäuerin von einem
Reichsdeutschen. RTrabold 1914. Er hat e" g'schmierts
Mal, eine geläufige Zunge SchR. Scherzh.: G'faren
ist-er [ein Automobilist] wie-n-e" g' schmierte'' Blitz.
WMüLLER 1903; Syn. ivie-n-en y'ülete' Blitz (Z). —
y) verächtlich von (katholischen) Geistlichen. ,G-er
pfaff.' Wein und Brot des Abendmahles seien nicht
so heilig, dass sie Niemand anrühren dürfe denn die
,geschmirbten pfafi'en.' 1530, EEgli AR. (Komthur
KSchniid von ZKüsn.). ,Als ... D. Oecolompadius ...
vom rechten Gebrauch des Taufl's . . . geprediget,
wütschet einer von den Bauren aufl' und sagte: man
soll disen geschmierten Pfafl'en und listigen Wurm
über die Canzel ab werften.' JGross 1624. .G-e rott.'
,[Petrus schreibt] wir sygind ein künigklich priester-
tuomb. da meint er glöubig umb und umb: nit blettlig
und die gschmirpten rott, sunder all die sind gwycht
von Gott.' UEcKST. 1525; mehrfach. .Mit des bapsts
hilf und rat, ouch syner gschmürwten pfaft'en rott.'
1548, Lied (JRuef). Auch von den Katholiken übh.:
.Darbi [an dem Sieg der Berner über Savoyeu bei
Nyon] man spürt gross Gottes gnad, die er den sinen
geben hat, der geschmirwten rott zu schänden.' 1535/6,
LToBLER, VL. ,Geschm-er touf': Der Prädikant zu Tb
Diess. ist von den Katholiken verklagt, er habe ,ouch
von dem touf gesagt, man habe zweierlei touf. ein ge-
schmyrpten und dan den rechten touf.' 1534, Absch. —
b) uneig. a) entspr. schmirwen Ice GRHald. (B.); Z
und wohl weiterhin. Es Mül ha" wie en g'schmierten
Avikat. Z Tagesauz. 1906; vgl. auch aß. — ß) ,g-e
wort', glatte. Heuchelworte. .Frauen, die dem Mann
gend gschmierte Wort.' MStettler 1606. .Derohalben
dann ich schliesse, dass aufi' keine geschnürte Worte
und schriftliche oder mündliche Zusagung [Oester-
reichs] zu sehen noch zu bawen.' Gespr. 1632. —
Y) als Schimpfwort in nicht näher bestimmbarer Bed.
,Es klaget [eine Frau] ... die selbig tochter habe
geredt zuo iro, sy sige ein gesehmirbte huor, und weite
ir man des nit enberen, so weite sy im das sagen.'
1482, Z RB.; = abgefeimt? ,Da er [Zeuge] heim gangen,
seig der ganz geschrairt Hüften by einanderen ge-
standen'; gemeint sind Rädelsführer einer Bewegung
gegen drückende Steuerlasten. 1645. ZEmbr. (Be-
richt eines Obrigkeitstreuen an den Landvogt). —
Vgl. Gr.WB. IV Ib, 3945; Unger-Khull '286. Zu Bed. a«
vgl. .Schmerleder' bei Gr.WB. IX 1035, zu bß auch LexerU
1015; ChSchmidt 1901, 307 f.; Fischer V 1004 u. — u(n)-
g«-schmir"t: Gegs. zum Vor. Der Waldi [Hund]
het 'gixet toie-n-en ung'schmiereti Stössbere", wegen
eines Fusstritts. RvTavel 1904. [Auch der Arme
braucht sein Vergnügen, denn] 's gi''d nid e'"mäl es
993
Schmarw, schmerw, scliniirw, schiuorw, schmurw
994
Müirad, wo eigCt ung'schmird umCgäd. Uw Gedicht.
Der Banz ... nimmt öppen o""* ne" starche" Tropf, dass
d's Gangwerch, wie-n-er für-sech seit, nid ung' schmiert
US den Angle" geit. WMorf.
ab-: 1. im Wortspiel: Was üfg' schmiert ist, cha"'-
me" wider a., dli. etw. Verschmiertes kann man wieder
reinigen ScnR.f. — 2. a) = schmirwen lc9- Aa; Ap;
Bs; B; Gr; Sch; S; Th; Z; Syn. ab-salben (Bi \ II 814),
-wichsen. ,Hätt-ich ein braver Prügel bei mir, den
Buggel we't-i'^''-der abschmiere". — Der Buggel ab-
schraiere°, das lass-i'''-raer nit ...' Grolimdnd 1911 (Aa
Holziken). Streitende n'eme" e'nand i" d'Fingr^, sie
chragiie", bürste", erwalche" e'nand, sie schmi''^re"-sich
ab oder üs. Barnd. 1922 (BS.). Eine" gottsvergesse",
vatterUindisch a. Ein Kind wird vexiert mit dem Auf-
trag, in der Apotheke für 10 Santim Schmi-r-mi'''-ab
zu holen SStdt. ,Wie der Stallmeister sie mit feusten
und fassen gewaltig abschmieret.' JWetzkl 1583.
,[Ein Angetrunkener droht] er welle N. ... nach gwaltig
abschmirben.' 1604, Z RB. ,Mit grossen Knütteln ab-
geschmiert.' 1G35, Lied (LTobler). ,Es sint auch et-
liche [Aufständische] uss der Vogty Horgen daselbst
[in ZWäd.] gewesen, darvon aber dry im Heimbgahn
abgeschnürt worden.' 1646, Z (Schreiben des Landvogts
Grebel). ,l)everberare, wol schlagen, abschmiren (,-ie-'.
1716), abtrocknen mit fausten.' Uenzl. 1677. 1716; 1666
dafür: ,wol abschlagen'. .Abschmirben, converberare.'
ebd. 1677. 1716. — b) Einen im Kartenspiel verlieren
machen Tu; Z und gewiss weiterhin. Di" wäin-mer a.'.
— 3. Etw. unordentlich, liederlich abschreiben,
-zeichnen ScbR. (Meyer). Du hast iez die Bechning
schö" abg'schmicrt .' — Vgl. ttr. WB. 1 106 (auch in Bed. 1);
Schni. II 555u.; Schöpf 631 (bestechen); Martia-Lieuh. 11
486; Fischer I 64. Für Bed. '2a werden iu Z und weiterliiu
die Syuu. üs- und bes. dtiren-schm. als die neutralera, korrektoru
Ausdrücke empfunden, ab-sehm. als burschikoser; die erstem
werden eher von Eltern den Kindern gegenüber, das letztere
bes. von Knaben unter sich gebraucht. Für '2 b gibt Fischer I
510 ttusschmiren.
Über- untrennb.: wie nhd. B It Zyro; Gr ItTsch.;
St. (-schmirben). D's O' sieht ü. Gr (Tsch.). .Salben,
uberschrairben (-schmirwen. Fris.), inungere [usw.].'
Fris.; Mal. ,Uberschmier die Geschwulst damit [mit
einer Salbe].' EKönig 1706. Auch i. S. v. schmirtven 2b.
En Böge" Papir ü. Gr (Tsch.). ,Ehe ich diese Blätter
[meines Buches] weiss noch selbst nicht mit was vor
Zeug überschraiere.' UBrägoer 1789.
üf-: 1. aufschmieren. ,Die äschen von der ge-
branten igelshaut . . . mit bärenschraalz . . . auf-
geschrairret, bringt wider das verloren haar.' Tierb.
1563; wiederholt (,-geschmiret'). — 2. entspr. schmir-
wen IcZ,, Einem Etw. .aufbinden' SchR. Einem eine
Ware betrügerisch aufhalsen Obw. ,Um es [ein gering-
wertiges Stück Vieh] einem unerfahrenen Bauern . . .
auzurühmen und mit Profit aufzuschmieren.' Obw
Blätter 1899. — Vgl. Gr. WB. I 727.
um-. ,Urabschmirwen (umbstreichen, umbsalben).
circumlinire.' Fris.; Mal. — ume°-: herumschmieren
Tb; Z und woiil weiterhin. Syn. n.-salben (Bd Vll
814). Schmier doch d'Sach nid so ume"!
a°-: 1. a) eineSalbe udgl. aufschmieren. Ein Stiefel-
putzer schmiert Selben a". JBtlRKi 1916. .Anschmirwen,
anaalben (anstreichen. Fris.), allinere.' Fris.; Mal.
,Sein [des ,Vielfrass'] marg mit öl und seiner galten
angeschraiert ist nutzlich zuo allen schmerzen der
nerffaderen.' Tierb. 1563; so öfter. — b) beschmieren.
Schweiz. Idiotikon IX.
.Wann man den Cristall mit Öhl angeschmieret', zur
Zauberei. Anhorn 1674. S. noch an-salben (Bd VII 814).
Wenn-i''' mein, i"* sei am beste" dra", se chunt e"
Müs und schmiert-mi''' a" ZRingwil; zum Folg. V —
2. a) Jmd anführen, betrügen Aa; Ap; Bs; B; Gr; L;
Sch; Schw; S; Th; Uw; Z; wohl allg. Der Herr A.
sigi z'Lyon tcüest a"g'schmiert worde", bei einem Kauf.
RvTavel 1913. Dem seit-me" d'Lüt a"g'schmiert!
EWi)TEKiCH-Muralt 1914. U"'' doch hi'g-er [ein Knecht]
•'em Chüejer . . . versprochen g'ha", er well de"" blibe"
ynd y^ffi fidi öppen a'schmiere", durch Davonlaufen in
Verlegenheit bringen. SGfeller 1919. S. auch Schelwil
(Bd VUl 755). Jmd mit Etw. o. .Wenn ich ein rechtes
HeiPtli liatte. so habe ich noch allemal verkaufen
können; habe icli einen Bieger. so will ich damit
Niemanden anschmieren.' Oew Blätter 1899. Der Wirt
het chönne" Sorg ha", dass-er der Vatter de"" nid öppe"
het a"g'schmiert mit ''em Wi". SGfeller 1921. A"-
g'schmiert si" (mit Etw. oder Jmd). Das Stadtfraueli
isch 0"'* a., wo het g'meint, es chauf früschi Eier [und
statt dessen alte bekam]. EBalmer 1923. Der Tod
. . . hed g'seit, er soll das Trätze" la" plibe", si bed sie" a.
g'nueg vo" der Jumpfere". JJörger 1915. 3Iit Dem
isch-men a. hingen und vorne", auf Den ist auch gar
kein Verlass Sch; Th; Z. Meinsch ... di" Gotte" ...
si hättsi''' derfür, ''im Götti nes Hdtscheli [als Frau]
zuez'ha": Ei"s, wo-men a. war uf ''em LindC'hof?
JReinu. — b) spez. ein Mädclien schwängern und sitzen
lassen Aa; S; Th; Z. Er het Eini a'g'schmiert. —
Vgl. Gr.WB. 1446; Schm.Ml 555 u.; Schöpf 031; Martin-
Lienh. II 486; Fischer I 255.
ane°-: hinschmieren. Bes. uneig., Etw. unordent-
lich und flüchtig hinschreiben Th. Er hät's no' so
ane"g' schmiert.
i'-: = in-salben (Bd Vll 815) Bs; B; Gr; L; Th;
W; Z; wohl allg. So (kranke) Körperteile, Lederzeug
(Schuhe), Maschinen usw. S. Bd V 996o.; Sp. 885o.
Scherzh. übertr. ; vgl. schmirwen 1 c a. D' Stimme" i.,
bes. mit Trinken; s. Bd VII 1176o. 's Halszäpflt i. Aa
Wohl.Anz. 1917. — Vgl. Gr.WB. III 281 ; Martin-Lieuh. 11
486; Fischer II 643.
ine" i"he"-: uneig.. ins Pech bringen. Du bisch
d'Schuld ... du hesch-mi''' eso i"he"g' schmiert. I''' war
nie sövli es dumms Verding i"g'gange", wirft ein un-
zufriedener Knecht dem andern vor. SGfeller 1919.
ÜS-: = abschmirwen 1 (s. die Anm. dazu) Aa; .\p;
B; Gl; Sch; Th; Z und weiterhin; nach einer Angabe
aus AaF. bes. vom Ausklopfen mit der blossen Hand.
Er hede" doch iv"'' verrecktisch üsg'schmiert AaP.
Wen"-er no'''-n-e" Finger üfheig gägen im, so schmier-
er-nen üs, bis er blau Fäde" von im geb. SGfeller 1911.
fSiJ schmier in üs wie ne" Nussacl;, Drohung. JBürki
1916, — Vgl. Gr.WB. I 95V; Fischer I 510.
ver-: 1.= ver-salben la (Bi Vll 81b) Tu und sicher
weiterhin. S. auch Ramer-anlien-Salb (Bd VII 803). —
2. = ver-salben 3 Aa; Ap; Bs; B; FJ.; Gl; G; Scb;
S; Th; Z; wohl allg. De" Tisch, 's Gsicht r., zB. von
Kindern beim Essen. De" Chrage" hast mein-i''' glück-
lech verschmiert, mit deinen unreinen Händen. AHuggen-
BERGER. Sich V. B (Zyro). S. noch Bd VI 65'2M. Auch
durch unordentliches Beschreiben. I^f's Grötwol hi" e"
Zettelv. BsFastn. 192'2. — Vgl. Gr.WB XII 1126; Martiu-
Menh. II 486; Fischer II 131:i/4. — V e r-schmi r"er
(-ie-) m. s. Ver-süwer (Bd VII 1514; in GRChur Ver-
sudler und V-er).
63
995
Scbmarw, gchmerw, schmirw, schmorw, schmarw
996
be-: a) eig. wie iihd. beschmieren. .Bescbmirwen,
exungere.' Fris. (,-scbmirrwen'); Mal. ,Beschmirb
den rächen [des kranken Habichts] darmit.' Vogelb.
1557. .Krebse mit Milchraum beschmieren.' EKönig
170G. .Beschmeire die Augen damit.' Arzneib. 1822.
S. auch Bd VII 1378 u. — b) uneig., moralisch be-
flecken. ,Doch hört, ihr guten Freunde, wolt ihr nicht
werden beschmiert, so scheut ein solch Gesinde.'
2. H. XVIII., Lied (Z). — Amhd. 61-, bexminm,; vgl. Gr.
WB. I \bäi (mit Beleg aus UBrägger); Fischer 1903. — Be-
schmirwung f. s. be-salben (Bd VII 816; bei Mal.
,beschmirbung').
durch- trennb. : durch und durch, gehörig .schmie-
ren' (in Bed. Ics). ,Zwen fürpündig ... man, die in
vergangnen händlen dem [frz.] küng sunderlich wider-
wärtig waren gsin, aber iez, mit heilsamem gilgenöl
durchgeschmirt, ganz milt waren.' Ansh. — Mhd. durcA-
miinreii, durch und durch schniiereii; vgl. Gr. WB. II 1674
(untrenub.).
dur'=''e''-: durchprügeln Gl; Soh; Tb; Z. — Vgl.
Martin-Lienh. U 486.
Sehmirwer m. s. Salber (Bd VII 816). — Char'o"-
Schmierer: Vogelname, Drosselrohrsänger, Acrocepha-
lus arund. VSV. 1916.
Stit'el-: Stiefelschmierer, einer der niedrigsten
Berufe. ,Wie müessend etwan furnem eerlich lüt
vom adel in irer Jugend sich lyden, ouch von stall-
knecliten und stift'elschmirweren, die sy mit den gablen
etwan schlahend; hernach aber werdend herrlich lüt
uss inen.' LLav. 1583. Als Schimpfwort: .[In einem
Streit zwischen den städtischen , Läufern' und ,Rütern'
über den Anteil am , Botenbrot'] habent Leüifer NN.
gredt, es gehöre den Lumpen-ßüteren, Stiffelschmireren
nüzit.' 1640, Z; die Reiter werden ebd. auch ,Schmutz-
buoben. Schmutzrüter' tituliert. — Vgl. Fischer V 1762,
auch ,Scbuhschniierer' bei Gr. WB. IX 1864. Im Beleg von
1640 bezieht sich die Bezeichnung ,St.' vielleicht darauf, dass
das Schmieren der hohen Reiterstiefel viel zu tun gab.
Schmir"eri Schmi(e)rerei — f.: wie nhd. Aa; Bs;
Sch; Tnund weiterhin. Geringschätzig von schriftstelle-
rischer Arbeit: ,Auf Ihr Ansuchen, Ihnen etwas von
meinen ältesten Schmierereyen zu übermachen, folgt
liier das allererste Bändchen ... worein ich von Jugend
an alle meine Lapalien aufgezeichnet hatte.' UBRiQGER
1792; vgl. Uber-sckmirwen. — Vgl. Gr. WB. IX 1087.
Schmir"ete" Schmirede" Hs (Spreng), Schmierete"
Af; GRCast., He. (Tsch.); Th und weiterhin — f.:
a) = dem Vor. aaO(». £" Schm. mache". — b) Be-
stechung eines Richters Bs (Spreng). — Vgl. Martin-
I.ienh. II 486; Fischer V lOO.",.
Schmir"i 1 Schmiri Bs (-V-); ScHW (-x-). Schmiert
AaF.; Z — m., in Schw auch f.: Schmierer(in), unrein-
licher Mensch. aaOÜ. und sicher weiterhin.
Schmirwi II Schmürbif GaoHe., Valz. (beide in
Bed. 1 It Tsch.), Schmiri B (Zyro); L (Schürmann);
S (-V-J; WVt. (Schmirri), Schmieri AaF. und It H.;
Gr (It Tsch. in Bed. 3), so Nuf.; GT.; S (BWyss); Z
— f.: 1. Schmiere (für Schuhe, Wagen, Maschinen
usw.). aaOü., , Salbe' B (Zyro); WVt. Einem Wagen
Schmieri ge'; a. Bd VII 804 (bildl.). /- der Schm. si",
(frisch) geschmiert sein; bildl.: 's isch-mer g'si", i'''
sig wider früsch i" der Schmieri, so ring bin-ig g'laufe'
und so Hecht isch-mer Alls g'gange", sagt ein alter Mann.
BWyss 1863. , Durch Schmiere von Kirchturraglocken
sollen Taubstumme wieder redend gemacht werden.'
HZahler 1898; vgl. Gloggen- Schmalz (Sp. 951 u.). —
2. Geld zu Bestechungen. ,Guote schmürbe han.' 1487,
AaB.; s. Sp. 988o. ,Apt Uoli der hat schmirwi gnuog,
das ist gar wol der [eidgenöss.] boten fuog. die er damit
tuet salben.' 1489, G Lied. — 'i. = Schmirw 3. Schuld,
Rechnung (insbes. für einen begangenen Fehler). Er
lud müesse" di ganz Schmiri e'lei" zale" L (Schürraann).
Z)' ganz Schmieri ist 100 Franke" gsin Gr (Tsch.).
Missliche Lage, Verlegenheit L (Schürmann). Du
ehältst dö in e" schöni Schmiri ine"cho"J — Vgl. Schminc
mit Anm.
Schueh-: = Schueh-Salb (Bd VII 806) AaF.; B
tw.; Gr; Th; Z und weiterhin. — Vgl. Gr. WB. IX 864.
Türli-: Schmiere zum Verstreichen (Abdichten)
des Türli an Fässern Z.
Wage--, in GRValz. It Tsch. -Schmürbif: = W.-
Schmirw AaF.; Gr; GT.; S; WMü.; Z. Wann [in
einem unordentlichen Haushalt] 's Brännöl und 's
Petroll bim Änkchafe" in der Almdri inne" bi-n-enand
zue sind und 's Brot und d' W.-schmieri an'''. Messi-
KOMMER 1910. /'* bi" nid d'Schuld, dass 's Pulver
chlöpft und d' W.-schmieri nüd GT. — Vgl. Gr. WB. XIII
468; Fischer VI 3.50/1.
Schmir"iän m.: = Schmirwi I BsStdt (Seiler).
schmir"ig B (Zyro); L, schmierig Gl; Sch; Th;
Z, auch g'-schm. Z (Spillmann): schmierig. aaÜO.
und weiterhin; , sudelig. ekelhaft' ß(Zyro). Buebe" mit
schm-em G'sicht L. — Vgl. Gr. WB. IX 1087 f.; Martin-
Lienh. II 486; Fischer V 1006.
schmir"le° schmierte": sudeln, von kleinen Kin-
dern Z. — Schmir"li (-ie-) m.: kleines Kind, das
schmiertet, ebd.
Schmirwung f. s. Salbing (Bd VII 816).
Schmurw Sctmmrb m.: 1. Schlag ins Gesicht, an
den Kopf GMs. Der het e'"möl e" Schm. überchu"! —
2. heftiger Regenschauer, ebd. — Rückbildung zu achmür-
Ini; s. schmiriren 1 ci (Sp. 989 u.). I auch bei Fischer V I0I7.
Zu '2 vgl. das gleichbed. Srhrneiat zn ichmeiwen, Schmutz za
scliniui'we" schmürbe": (meist z'stmme"-schm.) zs-
schrumpfen, bes. von Früchten GMs. D'Öpfel schmur-
ben z'simme", im Keller gegen das Frülijahr hin. — Wohl
durch Kreuzung des gleichbed. ach/nurren (Sp. 972/3) mit munc
(murb) ; s. Bd IV 429.
„schmarx: gering, ärmlich, spärlich, bettelhaft L.
Ein schm-es Essen."
„ Schmarxel m., Schmarxle" f.: etwas Kleines,
Unansehnliches. Verhüttetes im AUg.. von lebendigen
und leblosen Dingen L." — Vgl. SrhmargUn (Sp. 975).
„schmarxe": kümmerlich, knapp wirtschaften,
spärlich leben, zB. mit Etw. schm., mit Etw. zur
Notdurft auskommen L. Mein Freund muss schm.,
muss sich bis auf das Unentbelirlichste einschränken."
„er-: Etw. durch oder mit Schmarxen, dh. mit
Selbstentbehrung, gleichsam mit Hungerleiden ge-
winnen, erübrigen L."
»Sohmarxer m.: Person, die schmarxet L."
(g " -) s c h m a r X i g „(g'-)schmarsig" : = schmarx ,L.
Es geht (g')schmarsig zu." — Ha St. bei gleicher Orts-
angabe sonst überall -rx- (geschrieben -rrjs-) gibt, ist das ein-
malige -rs- wohl lediglich ein Versehen. Auch stimmt die
Bed. nicht zur Gruppe schmara (Sp. 975).
997
Schmarz, sclinierz, schmirz, schniorz, scliniuiz
Schmarz — schmurz.
Schmerz (bzw. -e-) AaF., Häggl. (-e*-, auch -ä-); Gr
ObS.; PAl. (Giord.); GUh. (-e'^-); Z, Schmerze" Ap; ß
Goldb., S.; FJ.; Gl; GrD., He., Luz.; LE.; GT.; Th;
Ndw — m., PI. -e": 1. wie nhd. wohl allg., doch ausser
in best. Wendungen nicht eig. volkst. Meist nur im
Fl., in körperlichem, auch seelischem S. Schm-e" ha"
Ap; Gr; G; Srn; Th; Z und weiterhin. Schm-e" ha"
wie-n-e(s) Eoss; s. Bd VI 1416o. D'Schm-e" händ nö'''-
g'ffe", nachgelassen Th. 7"* legge"-mi''' nider tinder
d' Schm-e" Christi, i"* legge'-mi''' nider under d's Lide"
Christi. SV. 1914 (Abendgebet aus USchattdorf). /"
der sibe"te" Stund befilen-ich mich de" sibe" Schm-e"
und Freide" Maria, ebd. (Stundengebet aus UGurtn.).
,üer schmärzen, dolor; beharrlicher (und langwiriger)
schmarz, pertinax dolor; schmärzen und wee haben,
dolere.' Fris.; Mal. (Weiteres ebd. 357 c/d. 358a).
,Löuwenfüess ist ein papelgschlecht, legs über hunds-
byss ... wert dem schm-en.' Zc, Arzneib. 1588. ,l)a sich
dann der Schm-en [eines Erkrankten] bald gestillet.'
1789, ZGrün. Zssen ; in der Volksspr. dafür - We. , Wer
hier tut beten recht von Herzen. Dem wird nachlasen
der Zahntschm-en.' FGStebler 1903 (Kapelleninschr.
in WBellw.). ,Von dem Trunk an habe sie grausame
Herzschm-en bekommen.' 1701, Z. Psychisch. ,Was
sollen die, so überwunden sind in iren eignen con-
scienzen, anders tuen, weder iren schm-en mit wybi-
schem schelken uswerfen?' B Disp. 1528. , Schmarz und
kumber der bürgeren, municipalis dolor.' Fris.; Mal.
,Mit schm-en.' ,Das es [das unter Ausbeutung der
Untertanen erworbene Gut der Fürsten] mit so grossem
schm-en widrumb harus schwären muoss', mit Bez.
auf grosse Kriegskosten. Zwingli. ,Und kompt mich
ouch für mit schm-en, das ... von ettlichen zuo Malans
sye gerett worden, als ob ...' 1572, Brief (TEgli). Mit
Schm-e" uf Öppis warte", mit Angst, Ungeduld Th.
,. . . haben sy von Nachmittag um halb zwei bis um
halb siben Uhr den Ausgang der Sache mit Schra-en
abgewartet.' 1766, Z. .Mit Schm-en Jmd erkennen',
nur mit Mühe, kaum ZW. Verblasst, mit Bez. auf
Dinge, die Jnid am Herzen liegen, ihn beschäftigen,
bekümmern. Er het Schm-e", es plagt ihn Etw. (zB.
Schulden, Geldsorgen) Bs. Was hesch für Schm-e",
für ein Anliegen? ebd. Da' macht-mer kani (grosse")
Schm-e", keinen Kummer ThMü. Di chline" Chinn''
hV" G'cher' um Niiss, de" grüsse" macht e" Lübi Schm-e",
dt chline" stä" P"'m uf •'e" Fuess, di grüsse" afe" de""
uf d's Herze". ELedthold 1913. Insbes. im Recht;
Tgl. Schmerzen-Gelt (Bd II 267). ,H. hat begert, in
ungelts fry ze setzen an sinen sm-en ze stüre, als er
in der stat werch sin Schenkel gewirset hat.' 1469,
AARh. Ratsprot. .Zwüschen dem gsellen und der
tochter, die mit im getanzet und den arm abgevallen,
do er sy also unibgeswungen hat, ist erkennt ... der
gsell [solle] den arzatlon geben und die tochter den
sm-en an ir selbs haben.' 1485, Z RM. .Einem den
schm-en abtragen' uä. ,Der, so wie obstat zückt, je-
mand an sinen lib letzen oder wunden würde, [soll]
schuldig sin, demselben würt und arzet und ouch den
schm-en abzuotragen.' 1509, BSi. Rq. 1912. ,r>a8 er
dem bemelten priester. so er geschediget hatt, welle
costen und schm-en abtragen.' 15'24, Bs Ref. S. noch
BdVIII1133M. ,Schm. und versümniss' oä. ,Umb den
schm-en und versumpnisse sol stan zuo erkanntnisse
biderber lüten.' 1457, BSi. Rq. 1912. ,Der geletzten
frouwen iren arzetlon und schaden ... ouch für sumsele
und schm-en nach zimlikeit abtragtuon.' 1497, WMerz
1915. ,Wenn die sächer nit mngent eins werden mit
einandern umb die sumsäli und zerig und schm-en,
so soll es an einem undervogt ston.' AAMeienburg AR.
1527. ,Demnach soll der Getäter dem Verserten allen
synen erlittnen Costen, als Würt, Schärer, Versumnuss
und Schmärzen abtragen und ersetzen.' 1604, AAZof.
StR. S. noch BdVII966o. 968 M. (3 mal). 969 (Süm-
säligkeit). .Schaden und schm.'; s. schon Bd VIII 170.
.Der weltlich [soll bei Händeln] dem geistlichen
schaden und sm-en abtragen.' 1473, AAZof. StR. ,Were
auch, das yeraand den andern wundeti mit gewaft'neter
band ... der soll ... dem cleger gewonlichen schaden
und den arzat ablegen; den schm-en ist er ime nit
gebunden abzuolegen.' um 1570, AALauf. StR. ,Die
von Obervaz [sollen] den Witwen und Weisen, so durch
die Totschlag im Gericht Churwalden gemacht, für
ihren verlohren Mann und Vater, dazu Denen, die im
Stooss wund worden sind, an ihr Schm-en und Schaden
geben ... sechshundert Pfund Pfenning.' 1776, Gr
MBl. 1904 (nach älterer Quelle). .Schmach und schm.';
s. Sp. 825 0. ,[S.] sluog den W. an sinen schedel ...
und getruwet der W. also, der S. und sin tochterman . . .
sollen ... im sin smacht und sm-en ablegen.' 1421
Z RS. , Schreck und schm.': ,[N., der eine Dirne auf
offener Strasse mit dem Schwert niedergeschlagen, soll]
dem wyberlin für sin erlittnen schrägken und schmärzen
... 2 pfd .. . erleggen.' 1536, Z RB. — 2. schmerzhafte
wunde Stelle am Körper. ,Aufgebrochne Brüst der
Franwen [Überschr.]. Blauwe Gilgenwurzen, Kess-
pappeln [usw.], stoss Alles zesamen, legs uff den
Schm-en.' Z Rezeptb. um 1700. — Ahd. «M.v:<if., »mfrzo
m., mhd. umtne ni.; Tg). Gr. WB. IX 1036/9; Martin-Lienh. II
487; Schm.» II 557; Schöpf 630; Fischer V 997/8.
schmeTiele" schmirzele", in ScHwBr. (It Kyd 1860)
schmürzeh" I: Dim. zum Folg. I a spez.. (leicht) brennend
schmerzen Bs; ScHwBr., E.; ü. 's hät-mi''' frili'''
e"chli" g'schmirzeled, bis-mer der Schnatt i" der Hand
verheilt ist SfHwE. (Dienert). D'Döire" [Dornen] fühnd
a"schm., si hränncdmi''' wie Für. Lienekt 1906. Dem
Bür hed scho" d'Hüt a" bede" Di'tme" und Zeigfingere"
g'schmürzelet, beim Melken einer verhexten Kuh mit
glühendem Euter. Ktd 1860; wohl eher zu schmür-
zelenlll. — Auch bei Martin-Lienh. II 487 (schmiirztlen I).
schmerze", in echter MA. und nach unsern An-
gaben auch in der äSpr. nur schmirze" (bzw. -i'^-.
-e'-) Aa, so Br., F., Hold. (-ie-J, Kulmert., Leer., L.,
Zein., Zof.; Bs (auch It Spreng); B, so E., Gr., G.,
Si. und It Zyro; „VO"; Gl, so H., S.; GrD., Pr.; L,
so E. (auch -ie-); G, so Nessl.; ScnHa. (-ie-J, R., Schi.;
ScHW, so E., Muc; S, so L.; Ndw (Matthys); UwE.; U;
Z (auch It St.), schmürze" I (bzw. -»--) B, so Be., R.,
Si. (neben -t-) und It Id.; PJ.; „Gl"; ScnSt. (Sulger)
und It Kirchh. (danach St.). 3. Sg. Prais. und Ptc. -f.
1. wie nhd. schmerzen, a) körperlich; volkst. nur in
der spez. Bed. (s. u.); Syn. tve tuen ua. Einisch föh"-
mi''' d'Zän a" schmerze". JHofst. 1865. Wenn veriiarhti
Wunder wider schmerze", kommt Regenwetter BsL.
.Krankheit empfinden, anfahen schmirzen, indolescere.'
Fris.; Mal. , Dolere, schmirzen, wehe tuon.' Denzl.
1677. 1716. Mit Akk. P. ,Ain dritten tag [nach der
Beschneidung], do sy es schmirz(e)t.' 1.5.30/1707, I.Mos.
.Mich schmirzt der bauch.' Gkübel 1560. ,0, wie
999
Schmarz, schmerz, schmirz, schmorz, schmurz
1000
schmirzt mich der Afterdarra!' JMahl. 1620. .Und
der Bauch, der schmirzt mich auch.' SGfeller 1911
(aus einem alten Chöttelirimme'). Spez. ,eine be-
sondere Art eines brennenden, beissenden Schmerzens,
zunächst von einer wunden Stelle", von Brand-, Schärf-,
(kleinern) Schnitt- oder Stichwunden (bes. auch bei
Berülirun? mit scharfen Stoffen wie Salz. Essig, einem
Zugpflaster), „oder einer entzündeten Haut", zB. in-
folge Reibung, auch eines erlittenen Schlages, Stosses.
aaüO. (ausser GlH.. S.; GrD., Pr.). ,Die Wunde
schmirzt VO; Z"; ebso bei Spreng (.schmirzet'). Bas
Pflaster schmirzt Aa (H.). Das [ein Salzschiiss] dieg
mainaidig schm. Nationalztr 1922 (Bs). Langsam
chimnt der Wolfvik füre", der Clwpf verbünde" . . . und
grlft dran ufe" ... Ah, das schmirzt! JReinh. 1907".
.Schrairzen, schmerzen empfinden, als so man salz in
ein wunden wirft, dolorem sentire.' Mal. Mit .Akk. P.
De' Chräbel schmirzt-mi''; tco-n-i''' vo" dem Dorn über-
cho' ha' äaKu.. L. D'BletZt;, wo-mi''' afe' orde'li'''
g'schmiirzt hei". EBalmer 1923. Wen"-er nume" nid
scho" d'Händ voll Blötere" g'ha" hätt, wo-ne" 'brönnt
11"'' g'schmirzt hei". SGfeller 1911. D' Bade" het-ne"
a"fa'' schm., von einer Ohrfeige. EBalmer 1923. Un-
pers. ,Es schmirzt mich VO; Z". /''* han-mi''' gester
a" der Hand chönne" brönne", es schmirzt-mi''' doch
meineidig L. We""-men e" Bl'etz mit Essech wäscht,
se schmirzt's Ei"'m ScHwMuo. De'' schüsst [beim
Spiel] a" d'Egge", De'' bürzlet uf d'Stei"; 's schmirzt
Ein, sobald men a" Härteres bütscht. Usteri 1853.
S. noch Bd VII 1263/4. Ein Priester rühmt von sich,
er habe .so heftig in reben gewerchet, das in die hend
schmirzen.' um 1535, AaB. .Uri virgis, mit ruoten ge-
strichen werden, das einen übel schmirzt und brennt'
Fris. , [Tobias, dem sein Sohn Galle auf das kranke
Auge streicht:] Botz, botz, wie brennt und schmirzt
es michl [Sohn:] Myn lieber Vatter, lyde dich, s wirdt
dich bald nimmer schmirzen nun.' GGotth. 1619. —
b) seelisch. Im Vergleich War 's G'liger voll Döire"
...es sehmirzti nüd me, als Heimweh. Lienert 1913.
.Wann mir were ein Glid, ein Arm oder Schenkel
... abgeschnitten, ja gar ussgerissen worden, kann ich
nit glauben, dass es mir wirers [!] getan und mich
mehr geschmirzt bette, als mir tuot die grosse Schmach,
so ich jetzt über etliche Tag erfahren und lyden
muessen.' 1670, Z. ,Die Mästung zwar ergetzt, doch
eine kurze Zeit, die Schlachtung aber schmirzt wie
Feür in Ewigkeit.' GMlller 1674. Oft in gleichen
oder älinlichen Wendungen wie unter a. ,Dargegen
schmirzet die graven die treffenlich wunden, so sie
in gedachtem streit, sonderlich an verlurst des adels
entpfangen.' Wurstisen 1580. ,l)ie Gebundenen, Ge-
fangenen [usw.] sollen uns erbarmen ... ihre Ketten
sollen uns beschweren ... ihr Hunger sol uns schmir-
zen.' FWvss 1697. ,Was wil aber Einer rühmen ...
wann ihn die Ruhten schmirzet, die er ihm selbst
auf den Rugken hat gebunden?' JMeter 1700. ,üa
[bei der .\ufgabe übler Gewohnheiten] muss das Herz
notwendig bluten, eiteren, schmirzen.' JJUlr. 1718.
,Der Pfahl im Fleisch hat heftig geschmirzet.' ebd.
1731. S. noch Bd VI 953o. In weiterer Verwendung,
seelisch schmerzen, kränken AAZein.; Bs (Spreng); BE..
R. (auch: Kachegefühl erregen); S; Z. ,Das sclimirzt
den Mann, brennt ihn auf der Brust.' Spreng. Das
Blüemli blüeit, ach, nit für mi''', t'* darfs nit brachen
ab. Es miiess en andre Kärli si", das schmürztini'''
drumsogrüseU'''.GJKvfni\SOG. Das Wort, ico der alt W.
schier z' Tod g'schmirzt het. SGfeller 1911. ,Daz senen ...
fröüwet in dem leide und srairzet in der liebe.' Reinfr.
,Die Geschädigten begunnt der Schaden schmürzen.'
^G.TscBUDi (Helv. 1826). .Dieser schad [eine mili-
tärische Niederlage] schmirzet die graven von Pfirt
... also sehr, das ...' Wurstisen 1580. .Diese Bad-
schenkenen schmirztind manchen Hausvatter heirab-
lich übel.' JJBreit. (DHess 1818). ,Der unerhörte
Jammer [infolge einer Feuersbrunst] ist an sich selbs
so schmerzlich gross, dass er unsere Herzen betrübt
hat jetz und lange Zeit, uns schmirzen wird unser
Laben lang.' 1663, Z. .Selbige [Soldaten] sagten, er
habe sie in die Metzg geführt, und schmürzet sie noch
die Pratick [der sie zum OpfeT gefallen].' Sprecher
1672. ,[Ein Einnahmenausfall] so mich eben heftig
schmirzet.' 1691, Z. ,Je unsinniger sie die Welt
lieben, je mehr wird sie das Scheiden von derselben
schmirzen.' JMeter 1700. ,Hrn Bull[iDger] rauss diser
Tod [eines Pfarrers] sehr geschmirzt haben.' Mise. T.
1722. S. noch Bd I 553o. Neben Synn. Nüt hätt-tie"
me g'schmirzt u"'' g'heglet, als der Vorwurf langsamer
Arbeit. SGfeller 1919. .Wenn wir [in Prüfungen]
der band Gottes still haltend, obs uns wol schmirzt
und wee tuot.' OWerdm. 1564; .schmerzt und wehe
tut.' Herborn 1587. Unpers. Es tcird-ne" no''' schm.
u""* hert ha", die [Geldstücke] us de" Fingere" z'lä".
Emmentalerbl. 1917. 's Töte"glöggli, wenn's g'lüte" wird,
wie schmirzt's-e" nit rf«;""* Marg und Bei"! Schild 1876.
— 2. wund sein, werden, bes. von Kindern Gl, so H.,
S.; GrD.. Pr.; GFs; Syn. fratten (Bd I 1338); an-laufen
Id (Bd III 1132). Wil's [ein kleines Kind; Nom.] gär
erschröcke'U''' schmirzt. MKdoni 1884. S. noch Bützel
(BdIV 2011). — schmerzend .schmirzend'; entspr. 1.
.Mordax folium, stächend, beissend, schmirzend, bren-
nend wie nesslen.' Fris. (schon 1541). ,Es sol auch
fürhin dem Hause Israel kein stechender Dorn noch
schmirzender Stachel mehr sein von allen Denen, die
ringsweise um sie ligen.' 1667/1707. Ez.; .wnrsender
spreiss.' 1530/1638; äxavd'a öSüvt];. LXX. ,Ein nagendes
und schmirzendes Gewissen.' JJUlr. 1733. — Amhd.
tmi:i-z<m, -en st. Vb, nihd. auch xmirzeii sw. Vb in Bed. 1 ; Tgl.
Gr. WB. IX 1039/41; M.irtin-Lieiih. II 487 [schynine" in
uuserii Bedd.); ChSchmidt 1901, 308 (,schmirzen'). 309
(.schmürzeu'); Schm. '11 557 (,schnierzen, schmirzen'); Fischer
V 1006/7 [schmerze", echmirze" in gleicher Verteilung wie bei
uns). -I- (woraus -ii- durch EiuBuss der Nachbailaute), wie
anderweitig und schon früh, durch Verallgenieiueruug des Vok.
der bes. häufigen 3. Sg., was Übertritt zur schwachen Flexion
nach sich zog; gegen die Annahme einer schwachen j-Bildung
spricht das späte Auftreten beweisender Formen. Ein Beleg
für das st. Ptc. : .Welches [strategische Erfolge der Re-
formierten] dann die Pfafheit heftig geschmorzen.' 1712,
ZAff. ; vgl. ver-schm. 2 beruht auf der spez. Bed. von 1 mit
Subj.- Verschiebung.
ver-sc/iwer^e» AaF.; B (It OvGreyerz, WMorf);
SchR.; S (JReinh.); Tu, -schmirze" Bs (auch It
Spreng); L; ScHHa. (-it-). -schmürze" I B It Id.; SBb.; ,
ZSth., Ptc. -t, in B It OvGreyerz -et, in der äSpr. gew.
.verschmurzen, -o-': 1. mit Sachsubj. und Akk. P., Jmd
keinen Schmerz mehr verursachen, ihn zu schmerzen
aufhören; nur in der äSpr. .Do fasset er mich gar
woll, leit mich über ein stuoll und streich mich gar
übel. Wie mich das verschmurzt ..." ThPlatt. 1572. '
Unpers.; s. profass (Bd V 503). Psychisch; meist neg. 1
1001
Sclimarz, sclimeiz, schmiiis. schmorz, 8cliniai'Z
1002
,So uns noch nit die raeilandisclien krieg und sunders
die schlaclit zuo Marion hat verschmurzen.' 1532,
Strickl. (Z). ,Si liaben noch an den vorigen schaden
[eine Feuersbrunst] gedacht, dann der si noch nit
verschmurzen.' 1576, WSchodol. Tgb. ,Es hat Eliphaz
nach nit verschmurzen, das Job geredt ...' LLav. 1582.
,Do der gross schaden noch nit yederman verschmurzen
hat.' GuALTH. 1584. ,Dann ... mich die 70 Gl. nach
nit verschmurzen.' 1ÜÜ6, Z. ,Wyl der albereit vor-
mals ergangne Umbkosten sy nach nit verschmurzen.'
1672, ZGrün. — 2. a) einen Schmerz nicht mehr
empfinden, ihn zu empfinden aufhören. ,Verschmirzen,
des vorgenden schmerzens nit mer empfinden und ver-
gässen.' Mal. Wie nhd. (mit pers. Subj. und Akk.S.)
Etw. verwinden, darüber hinwegkommen AaF.; Bs,
auch It Spreng (.einen Verdruss und Gram verdrucken
und verschlucken, sich eines Verlustes trösten'); B,
auch It Id. (,cum dolore, po^iitudine oblivisci'); L;
ScHHa., R.; SBib. und It JReinh.; Th; ZSth. und in
der Form verschmerze" (vgl. die Anm.) weiterhin, i'^*
ka"" Das wol v., zB. einen Verlust Bs. Das (So vilj
ehan'-i'^ no"'' v. AaF.; Th. Da' war iez no''' z'v.,
wenn's tw nit no'''' schlimmer chtmnt, zB. von einem
leichten Frost im Frühjahr ZSth. Er hät's fast nid
chönne v., das'-er nid G'maindröt worden ist SchE.
,Daz mir eine neuwe widerwertigkeit uff den hals ge-
wachsen und der alt schmerz noch nitgarverschmurzen.'
1522, Z. ,Mit der mess ein zytli still zuo stand, bis
verschmurzen were der bilder abtuon.' HBill.
1572. .Nach sömlichem grossen schaden, den nocli nit
gar verschmurzen hab die burgerschaft.' HBiill. Tig.
, Hatten sie [die Alemannen] sclion die vielfeltigen
wundstreiclie, under weilant keiser luliani heer-
führung entpfangen, also gar verschmirzet, das ...'
WuRSTiSEN 1580. ,Jene Geiselstreich hat er langest
verschmurzen.' FWtss 1650. ,Ich kann das nit ver-
schniirzen, sihe verdeuen' [wo: ,ich kan das nicht
verdeuen, concoquere, devorare eam iniuriam non
possum']. Hosp. ,Ein etwelches Verlürstlein verschmir-
zen.' JJUlr. 1731. ,Er verschmirzet die angetane Un-
billen.' ebd, ; noch öfter. Vergessen und verschmerze",
Überschr. eines Gedichts. JReinh. 1913. Er het Das
[Mangel an Dankbarkeit] lengste" ' verschmerzet und
vergesse". ÜvGreyerz 1911. , Deren [einer schweren
Schätzung] were zuo beiden syten mit der zyt ver-
gessen und verschmorzen worden.' ThFrickart 1470;
dafür moderner , verschmirzet.' Helv. Bibl. 1735. Abs.;
s. iisen-seiferen (Bd VII 344). In weiterm S., die
Erinnerung an Etw. verlieren. ,Das sie [die welt-
lichen Obern] bei Denjenigen, so christenlicher Kirchen
Disciplin halben schon verschmurzen, das Schwert ...
wider rauchlose Leute brauchen wollen.' Bs Mord
1665. — mui.vcr^merzen, -mirzen; vgl. Gr. WB. XII ll'24/.^;
Martin-Lienh. 11487 (veiKhmirze"); ChSchmidt 1901 (,ver-
schmirzen'); Schni.'II557 (,verschmirzeD'); Fischer II 1313
(verichmlnen, -aehmirzen), ferner die Aum. zum Vor. Die
Formen mit -e- siud überall jung und lialbma. — un-ver-
schmerzlich ,-sclimirzlich': was sich nicht ver-
schmerzen lässt. ,Mit merklichem u-em Schaden und
Kumber.' JJBreit. 1639.
schmerzhaft: im kirchlichen S., wie nhd. kath.
Schweiz. E" schm-i Muetter Gottis. Lötschen 1917.
,Der freudenreiche, der schm-e und der glorreiche
Rosenkranz.' ebd. 308a, wo Weiteres. .Wegen 2 Altären,
nemlich dem Carmeliter- und schm-eu Altar.' 1734,
IHess 1914. — Spätnihd. «m.raiiAo/»; vgl.Or.WB. IX 1045;
Schm.' II .557; Fischer V 998. ,Zur schm-eii Mutter, ein
Filialcapell von der Pfarr Lachen.' Leu, Lex. In der sonstigen
nhd. Bed. nicht ina.
be-schm8rzigen:in Schmerz versetzen, betrüben.
Subst. Inf.: .Das [unsere freundschaftliche Gesinnung]
welle üwer lieb warlich glouben und besunder das uns
zuo hochem besmärzigen käme, was dieselben oder
die im in so sweren [!] irrungen möcht füeren.' 1489.
B an S. — Vgl. spätmhd. smerzit/eri, feruer .beschnierzen' bei
Gr. WB. I 1584; Fischer I 903.
schmSrzlich, ,schmgrzen(k)lich': wesentl. wie
nhd. .Sclimärzlichen, dolenter.' Mal.; dafür bei Fris. :
,traurigklichen, mit kummer und schmerzen.' S. nocli
BdVII 1341 (üs-serwen); Sp. 999u. Attrib. , Er [Gott]
hat das wyb gestraft mit der schmerzenlichen geburt.'
ZwiNGLi. ,Des schmerzenklichen passions [Christi].'
Moruant 1530. ,Zuodem müesse sy täglichs ... von
im mit schmerzlichen Worten ein pfaffenlos. pfaffen-
bankhart und märch geschulten werden.' 1544, Z Ehe-
gericht. ,Mit schmerzlichem mittlyden.' 1575, B. —
Mbd.sme>z;ieA;Tgl.Gr.WB. IX 1045/6; Martin-Lienh. II 487 ;
Fischer V 998.
schmorz (-ö): = murz (Bd IV 433) New (Matthys).
Schill. Alls (od. Alls schm) hed-er uifg'esse". Schm.
Nid [Nichts]. — Nbfnrm zu .Schmurz I ; s. d. Der Vok.
uusres W. ist altes o, nicht jüngere Senkung aus u; über ein
entsprechendes morz (.rnord»') in Obw s. die Anm. zu murz.
schmürzle": , lateinisch zehren' GWl.; vgl. latinisch
(Bd III 1485/6). — Dim. zu \rhmorzen, mit den Synn.
,schmorotzen' {s. »ehmuroizen Sp. 970; nach Gr. WB. IX 938
auch .knausern') und »chmurzen Weiterbildung zu Hchmorren
bzw. arhmurren (Sp. 973). Den Zshang der Bedd. , knausern'
und , schmarotzen' veranschaulicht Schmörzler. Zur weitern
Entfaltung der Sippe vgl. auch die Annim. zu echmurzen und
■<chmürz,lc„ II.
Schmörzler m.: , Einer, der nicht gerne bezahlt,
bes. beim Trinken' GWl.
Schmui'Z I (bzw. -M^-, -o'-, -ö'-): = Murz (Bd IV
433). a) in der Verbindung Etw. z'Schm. (L). z'Schmur-
ze" (Bs, so L; BBrisl.; S, in Bs; S auch z'Schmürze").
zumene" Schm. (S It JReinh ) (verjschlah", verhaW'e"
uä. Der Hagel het Alls z'Schm-e" verschlage" BBrisl.
E" Zweipfünder-lse'chugele" ... flügt-mer a" 's Bei" und
hct-nier d'Chneuschibe" z'Schm-e" verschlage". BWvss
1863. !''• schlöhn-em d' Bassgigen ufder Nase" z'Schmür-
ze", ''ass er i" Zuekunft hinden use" muess schnüze".
EWvss 1913. Wenn-er-mi'''' zumene" Schm. g'schlage"
hätt. JReinh. 1907. Etw. z'Schm-e" verdrücke" BsL.;
S (Postheiri; .zusammenknütschen'). Erweitert. [Eine
Kuli liegt] t»( Tohelschlund unde" . . . z'Schm. und
z' Fetze" verschlage". IRöthelin 1882. Eine^ z'Schm-e"
und Fetze" verrisse" BsL. — b) z'Schm. Alles dur'''e"-
mßche", vom Vermögen L (Schürmann). Bim Schtii.
(auch adv. schm.) üfesse", ohne Etw. übrig zu lassen
UwE. — Vgl. schmorz. Wohl umgebildet aus Murz infolge
Kreuzung mit der folgenden Sippe; vgl. bes. Ge-schmürz äh.
Schinurz II m: Knauser, Filz (mit stärkerm Tadel
als Schmürzeler; s. d.) SouwMuo. Vgl. auch ,Schin.-
Bauer', armer Kerl GLEngi. — Zu ach murzeti 2 ; zur Bildung
vgl. BSG. XII 127
schmurze" (-o'-) L in Bed. 1 b, sonst schmür-
ze" II (bzw. -ü^; -ö>-, -ö'-). 3. Sg. Pra!s. und Ptc. -t, in
1003
Schmarz, schmerz, schmirz, schmorz, gchmnrz
BLau. (It ChrReichenb. 1916) -et: 1. a) „sengerisch",
nach Angebranntem, Verbranntem „riechen", so beim
Kochen (zB. wenn Speisen mit zu wenig Fett bereitet
werden oder wenn Fett auf die Herdplatte spritzt),
von verbrannten Haaren, Knochen, StolTen udgl., auch
von Russ, einem überheizten Ofen, einer Brandstätte,
Aa, so Er., Hold., Sins, St., Zof. und It H. (,im Feuer
schmoren und Brandgeruch verbreiten'); Bs; B, so
Brisl., Lau., M., R., Si. und It Id. (,ob concremationem
alicuius rei ingratum odorem dare, combustum re-
dolere'), Zyro; Gl, so H., M., Näf.; LG.; GS.; Schw,
so Muo.; S, so L.; üw; St., .angebrannt riechen oder
schmecken Gl; L; Zg' (St.""), auch von dem Ge-
räusch, das durch eine schmorende Speise, durch einen
auf eine heisse Platte fallenden Wassertropfen erzeugt
wird BSi. (DGenip.); Syn. bränclekn (Bd V 682, wo
Weiteres). Was schmürzt aw'' so? Aa. D'Büchi
schmürzt. Breitenst. 1864. E" wnllege" Hudel am Für
ga" heisse" [Adj.] mache", bis dass-er hat bm"schet u"''
g'schmürset. OhrReiobenb. 1916. Das hed a«'* nu"
g'neistet ro" Flamme" und Funket und hat ungüetig
g'schmürzt und g'stunke", beim Erscheinen des Teufels.
Scuw Fasn. 1898. Unpers. Es schmürzt i" der Chuchi
AABr., Zof. 's isch aUweg Öppis a"g'gange", 's schmürzt
eso grüseli'''. JReinh. 1905. Es hed im ganze" Tal ume"
g'schmürzt, joo d's Hüs verbrunnen ist SchwMuo. Es
schmorst Näümis; hesch g'wüss wider dini Socke" i"'"
fürheiss Chunstofe" ine" g'leid L. RAA. Ein unersätl-
lieber Geizhals nimmt, bis im 's Uär a" de" Fingere"
schmürzt L (Ineichen); vgl. 2. Wänn-i''' nüd zale" well,
so chänn-i''' da inne" [im 'Arrest] blibe", bis-i''' schmürzi.
CStreifp 1898. .Der alte Mann [ein Schulmeister]
hatte seit vielen Jahren, da es in seiner Nachbarschaft
brannte, eine entsetzliche Forcht vor dem Feuer.
Wann dann der H. nicht gern lernte, so warf er Sachen
ins Feuer, die schmürzten. damit er erschrecke.' HPest.
1783. S. noch bruttelen (Bd V lOOG), sowie Ge-schmürz.
— b) von den sengenden Strahlen der Sonne. Wenn
d'Tage" a"ßhnd churzer, so föhd d'Sunne" a"foh" schm.
,so beginnt der Sommer erst recht, indem dann die
Hitze so zunimmt, dass es schviürzf LSurs. (Schür-
mann). — 2. „knausern", übermässig sparen, kargen
Aa (H.); Bs; ER. (,nur mit Mühe durchkommen'); Gl,
so Engl (.armselig leben'), H.; LE. und It Ineichen;
Niiw (It Matthys bes. bei Ess- und Trinkgelagen.
Geschenken); St.; Syn. chnorzen 5 (Bd 111 760), auch
schmal-harten (Bd IV IG'23). 's Esse" guet und g'icürzt,
's het der Wirt nit g'schmürzt, näi", er het si" Sach
recht g'macht. Breitenst. Dir ... brüchet nit z' schm.,
dir heit's jö. ebd. 1864. Vo" si"'m schöne" Lön, dö gi''t-er
mängist kei" Kappe" in d'IIüshalii"g ine"; dö chan"-i'''
schm. und luege", wie-n-i'''-mi''' dur'''e"bring. ebd. 1863.
, Wir haben lange genug schm. und schmachten müssen.'
ebd. 1860. Hut ist Heiligtay, soll chüechle", wer's ver-
mag; wer's nit vermag, soll mit U"schlig schm. und
z'wulerobsi''' über d'Stege" ab bürzle" LE. (AfV.). —
3. schmarotzen GFs. — 4. ,mit Worten Jmd beleidigen
wollen' B um Eurgd.; vgl. schmürzelen 3. — g"-
schmurze°^-ö'-j. ,Eshetg., ist im Feuer zsgeschmort
und verbreitet einen brandigen Geruch' Aa (H.). —
Weiterbildimg zu ti'hmurren, »chmurren (s.nchm'hzhn); vgl.brem.
WB. II 869 (fmurien, dämpfen, die Luft benehmen) ; Gr. WB. IX
1112 (.versehmorzeu', verdorren); Martiu-Iiienb. II 487
(«cAniiiraen in Bed. 1); Luxemb. WB. 389 {schmurien, muffig
riechen); Follmaun456 {arhmorzen, langsam brennen, qualmen);
dazu mit gutturaler Erweiterung der Wurzel nd. .smorken',
rauchen, schwelen, langsam kochen oder braten, .schmorchen',
dorren; karg leben, übermässig sparen (Gr. WB. IX 1109),
,scbniorgen', übermässig sparen, ohne Not darben (ebd. 1111),
Schwab, achmorklen, einschrumpfen (Fischer V 1011), zu dem
gleichbed. (::' säme"-)si:hmurgg(el)e" (U) nachzutragen wäre. Die
unilaullose Form »cimtirze" wird durch ÄAmuiz //auch für Bed. 2
und einen weitern geogr. Bereich gesichert. Bed. 2 lässt sich
mit 1 nur mittelbar verknüpfen: mit Rücksicht darauf, dass
bei dem syn. schmürzelen ? die Beziehung aufs Kochen in unsern
Angaben stark hervortritt, liegt es nahe. Verallgemeinerung
einer Bed. .mit Fett sparen' anzunehmen (es schmihst dort, wo
man mit Fett spart). Bed. 4 kann von 2 ausgehn; vgl. etwa
gnirben 1 und 2 (Bd II 673). niggeUn 2 und .3 (Bd IV 708).
Schwierigkeiteti macht das isolierte st. Ptc. ; es mit Hunziker
auf mhd. t/€.^morzt?n (zum st. Vb smerzett) zurückzuführen, ver-
bietctdie Bed. EineParalleledazu biIdetdasPtc.,verschmorren'
(Gr. WB. XII 1 127), ,eingeschmorren' (Schm.' II 556).
ver-schmürze" II: 1. a) durch Hitze eintrocknen,
schrumpfen L (Ineichen). — b) tr., Etw. am Feuer
einschmoren lassen Aa. — 2. uneig. a) Etwas nach
und nach unvermerkt erledigen Aa. — b) s. chözen 2
(Bd III 600/1).
G'-schmürz. , -schmürzt' — n.: 1. brenzliger
Geruch. .Das geschmürz (geschmürzt. Mal.), das
schraürzen. geschmack eines gebrennten, gerösten oder
gebraatnen dings, nidor.' Fris. (schon 1541); Mal. —
2. a) zsgeschmorte, übh. missratene Speise, ,miss-
beliebiges Gericht' Bs. Zur Verknüpfung mit dem Folg.
vgl.: [Brächte man bei einer Gesetzesvorlage nicht die
schlagenden Gründe zum Schluss] so gieng's Ei"'m wi'
bi-n-eme" grosse" Esse" ... we""-me" z'End war, sohiess-
es: Gang-mer e"w'egg mit dem ganze" G.! Dorfkal. 1882.
— b) in weiterm S. a) Abfall aller Art, Zeug, Kram,
verächtlich von Wertlosem, Unbedeutendem übh. Aa,
so F. (bes. Reste von Esswaren); Bs (Seiler; .miss-
beliebige Sache übh.'); B. so E., Lenk; L; Sch; S;
Th; vgl. G.-Rusting (Bd VI 1539). Gang-mer aW'' mit
dem G. cwegg! Bs (Seiler). Da' ist mint Rechts, da'
ist alls no'' G. Th. Nimm se'b G. z'säme"! AAWohl.
's Bulvermäs' . . . i"'" Lauf abe" g'schüttet, 's Schmutz-
bletzli und d'Ghugle" drüf, z'erst mit dem Stämpfel
öppe" handbreit i"'" Lauf abe" g'schlage". Ladstock drüf,
abe" mit dem G.! beim Gewehrladen. JRoos 1907.
.Die Halme werden nicht mehr sorgfältig zusammen-
gelesen. Zue mit dem G., Meitelene", g'flingg! komman-
dieren die Männer', beim Herannahen eines Gewitters
zur Erntezeit. Joach. 1881. Von schlechtem Geld; vgl.
G.-Gelt (Bd II 267). So, so, lüter faltsches Geld! Nemet
das G. z'rugg! Schild 1876. Von kleinen, unbedeuten-
den Beträgen. ,Wenn die Marei das G., das sind die
kleinen Auslagen, aus dem Eiergeld bestritt.' Vater-
land 1906. Mi" Heimetg'mein het I"spruch g'macht
[gegen meine Heiratsabsicht], wil-i''' als Büebli us der
Ärme"kasse" g'nosse" heb. Afäng han-i''' g'seit, i''' toill
das G. zale". Joach. 1881. Verächtlich von (gering-
fügigen, dabei unangenehmen) Angelegenheiten. Vor-
gängen. I"* bi" frö, ''ass das G. bald überen isch, von
einer Aufführung, die lange Vorbereitungen erfordert
hat Bs (Seiler). Längtviligs G. B. Anger Verhand-
li"ge" werden [bei der Abtelti"g, der Chäsgeld- Verteili'g]
alt"'' no''' si" g'si"; i''' cha""'s emel nümme" säge", tni'
däicht de"" albe" me a"'s Abtelti"gsmöl weder a" disers
G. SGfeller 1919. — ß)Geschmeiss, Gesindel, Lumpen-
pack Bs; Zg; Syn. Ge-schlüecht 3 (Sp. 80); Ge-schmeiss.
Vagante"-: herumziehendes Gesindel. ,Eine Sorte
von Armen . . . deren beträchtlicher Teil aus zucht-
1005
Schniarz, schmerz, schmirz, schmorz, sclimiirz
1006
losem Gesindel bestand, aus V.' Bärnd. 1911 (BG.). —
Herre"-: verächtlich für H.-Lüt (Bd IIl 1521) Zg. —
Cliorze"-: Geschwele von Kerzen; T/g\. schmurzen la.
[Vater zur Tochter, die Bedenken trägt, ihren Sohn ins
katholische Frankreich zu schicken:] Di" Ma"" isch
emel o'"' dinne" g'si' und isch o""* nid erstickt i" dem Gh.
BvTavel 1910 (BStdt). — Zucker-: verächtlich für
Zuckerzeug. Wer ... Nüd isst weder Z., Le''kueche"-
süg und Nunne"förz. JRoos 1892 (L).
Schmürzel m.: zsgeschmortes Obst BsLang.
G°-sch mürzel n.: Knausern, Gespare B(AvRütte);
s. üf-sagen (Bd Vll 402 u.) und vgl. Schmilrzeleten.
schmürzelachtig, ,schmürz(e)lecht, -icht': knau-
serig, filzig. .Schmürzelachtig, unfrei, sordide.' Mal.;
bei Fris.: ,schandtlich, unfrei, geitigklich.' ,Ficos divi-
dere, schmürz(e)lecht leben; luto lutulentior, untlätig
und schmürzelicht.' Denzl. 1677. 1716.
schmürzel e" 11, in GnNuf. sc/imttw/e" (in Bed. 2):
\. = schmurzenla AABb., Bremg., Ehr., F., Z. undltH.;
Bs, auch It Spreng (, riechen wie verbranntes Fett; von
einem allzuheissen Ofen, von dem man das Hafner-
geschmirre riechet') und Andrea; 1763; BAfl., Burgd., E.,
M., S., Si. und !t AvRütte; Gl, so Engi, Mitl.; GrV.; L,
so G. und It St."»; Schw; UwE.; Zg (St."); St. Wil er
[der sich niedersetzende Teufel] es heisslächtigs Fütl-
li''' . . . g'ha" het, so fähnt die Chrissäst um-ne" um
a"fah" brünstele", tschüsche" und schm. JJörgkr 1913.
Bie Diplomate" [in der Hölle] sprüt2e"-ne" ganz
Schwettene' Wasser a", dass de" Tüf'le" die heiss Hut
tsehüschet und schmürzelet. ebd. 1918. Scherzh. und
wohl okkasionell vom Tabakrauchen: Gärher Schang
het ... si" Halleliijaruete" (Zigarre) scho" a"'züntet
g'ha" . . . Si" Nebe'ma"" . . . het amene" Nase"icermerli
(Zigarette) g' schmürzelet, wie Schang g'seit het. Mittel-
LÄND. Volksbl. 1917. Meist unpers. Es schmürzelet
(na''' OppisJ Aa; B; Gl. ,Schmürzelen tuet's und
bräntelen und tötelen', von den russischen Zuständen.
.TBüRiii. Es schmürzelet Öj^pis (Neids); u-ö isch es
acht? B; L. Bildl., es stimmt Etw. nicht, ist nicht in
der Ordnung Bs; B. ,ln dem Berlin oben hat's vor
Hitz fei" so 'bräntelet ... Aber mit Schin schmürzelet's
bei den angeren [Monarchen] nicht minder.' Emmen-
TALERBL. 1917. Es schmürzelet ... i" der Fechtschuel.
FEbers. 1905; vgl, Bd VIII 608/9. — 2. = schmurzen 2
Aa, so Bb., Br., Ehr., F., Kulmert, Zein., Zof., Z. und
It H.; Bs, auch It Spreng und Andre» 1763 (,karg
sein, knickern'); B, so oAa., Biel, E., Si., Stdt und
It Id. (,parce vivere'), AvRütte (bes. von der Hausfrau,
sowohl mit Bez. auf die Menge des Aufgetragenen als
auf dessen Zubereitung), Zyro; GRNuf. (beim Kochen);
L, so G. (bes. beim Kochen); G; SchR., Schi.; Schw,
80 E., iMuo., NuoL; S, so L.; TnFr., Hw., Pfyn; üwE.;
Z«, so UAeg.; Z, so Bül. (bes. beim Kochen), 0., Stdt;
,Innerschweiz' ; St., auch : ,um des Geldes willen gleich-
sam in jeden Unflat greifen L; Zg' (St.''). Unpers.:
,Es schmürzelet besonders da, wo Mittel vorhanden
wären, wo man aber dennoch die Gäste schlecht be-
wirtet. In dem Pfarrhaus soll's nach der Ansicht der
Bauern nicht schm.' BSi.(ImOb.). Sonst gew. mit pers.
Subj. D' Meisteri" fäht a" schm. i" der Chuchi B
(AvRütte). Si schmürzelet «nd möcht's doch g'sehwulle"
ge" AaWoIiI. Wo-n-er du Olles het dir'''e" 'putzt g'ho",
SU isch du i" dem Land Olles grüseli''' dir icorde" und
erhetmiessen o"foh" schmirzele", nach Luc. 15, 14. Dial.
(BBiel). Si hei" müesse" rechne" u"'' schm. Loosli 1910.
Da müesse"-mer chüm tue" und grüseli''', grüseli''' sehm.
MWalden 1880. ,Die Sichelten ist einer der Haupttage
im Bauernleben . . . Der Geizigste schämt sich an
diesem Tag zu schm., und wenn es ihn schon reut,
er verbirgt es.' Gotth.; , sparen.' 1850. ,Der Sapper-
ments Chümmispalter hat nur ein einzigs Halb-
schöppli Wein getrunken ... Ja, das ist ein Gitchrage"
... Wer auch so schm., so schinden und spare" mag!'
Stütz (B.) 1854. Eine'', wo nur eso schmürzelet (ander-
wärts: wo 's Gelt reut), soll nit spile" SchwMuo. Schm.
mit Öppis. 1''' mues' schm. mit ''em Anke" Aa: B; L.
Me" muess nid mit dem Anke" schm., wenn der Chueche"
soll guet werde" B (AvRütte). Uüt wird nit g'schmürzelet
mit der Milch. S Tagbl. 1917. Wenn-me" [am Weih-
nachtsbaum] mit de" Ltechtli schmürzelet, so het's kai"
Gatti"g. EHetzel. Wenn de"" d's Geld so fürig hesch
. . . so brüchtisch de"" o"'* nid eso z'schm. mit dem Hüs-
halti"ggeld. RIsiher 1903. Schm. bi Öppis. ,Es wird
beim Essen nid g'schmürzelet.' RGrieb 1911. We""-men
es G'schänk macht, sö't-me" nit schm. derbi B (AvRütte).
's chiint atnme" gleitig ummenander, we""-me' bi settige"
Sache" [Sammlungen für wohltätige Zwecke] schmür-
zelet BsLie. Schm. an Ei"'m. Dass de'' Herr ... a"
sinen eigne" Lüt ... gar eso schm. tuet! EKron 1867.
Er main's uffrichtig mit dem junge" Biirst und er tvell
nit an-em schm. EHetzel (Schwzd.). ,Uass sie die
Haushaltung machen solle mit Nichts, gegen die Armen
schm. (knickern), dass man ihr jede Kelle Mehl nach-
rechnen werde.' Gotth. II; fehltl850. — 'ii. = schmurzen 4,
sticheln B, so Afl., E., G., M. Abs. Schmürzele" du
nume"! JBürki. ,Los, Sami, zu schm. brauchst nicht,
ich habe ein gutes Gewissen wegen Röseli.' vAlmen
1897. Mitpron.Akk. All siner Tubäkler- Sibe"sache" het-
er o""* dert [beim Ofen], u"'' sOll-me"-si''' nid erfräve",
Öppis dervo" furtz'rüme", süsch schmürzelet Drätti de""
Neids vo" exakts u"'' i"tressierts Wibervolch. Esimen-
talerbl. 1918. Mit indir. Rede. ,Es hat ... die Augen
gewüscht und geschmürzelet, es we't denn nadist go°
gen luegen . . .' JBürki. J'* ... ha" so süferli''' a"fah"
mütterle" u"'' schm, es düech-mi"'' ... ebd. 1916. Mit
Dat. P., gegen Jmd versteckte anzügliche Bemerkungen
machen. Du chaist-mer lang schm..' BAU. I''' ha"-
der doch nit welle" schm.; aber du chaisch nit si" öni
z'stichle". SGfeller 1911. [ii.] föht-mer z'g'rechtem a"
schm. ivege" Tanne"reses Jitvipfere". ebd. 1919. Mir
het-er a"g'fange" schm. w'eg'"''em Süffe". AFankh. 1917.
Er het-mer icelle" schm., i''' heig o"''' mini Finger
drinne" g'ha", in einer unsaubcrn Angelegenheit B.
D' Lüt hei" ''em Cholhütter mängisch g'schmürzelet,
gab er •'em [magern] Esel öppe" alt Stei"chrätte"
oder Jepsfässli z'fresse" geb. SGfeller 1919. —
4. a) mit der Hand abwischen, zB. Schweiss FSs. —
b) schmeicheln FS. — Schmürzele" n. Entspr.
Bed. 1; s. Bd V 745 o. (auch Denzl. 1716). Entspr.
Bed. 3 : Gäbjez das Schm. scho" wider müess a"foh", von
abfälligen Bemerkungen über eine Familie. SGfeller
1911. — Auch bei Martiu-Lienh. II 487 (in Bed. 1 naii 2);
Fischer V 1007 (s,:hmirzlt" in Bed. 2); Lexer 1862,222 (iu
Bed. 2; auch , schmarotzen'). Schm'ürzle" 'm GrNuf. kaun durch
.'ichmtirz fll (s. d.) beeinflusst sein. Zu dem entrundeten schmir-
:,ic" BBiel (Uiaf.) vgl. BSG. XIV 66. Bed. 4 unklar; obhieherV
ver-: versengt werden, von Haaren. Z'letst het-er
doch du das Pulfer i" si"'m Pßffli chönnen a"zünte" ti"''
das' derbi grad es par Schnauzhär oW'' mit verschmür-
zelet si", het Danin weneli''' Molest g' macht. Loosli 1910.
1007
Schmarz — gclimnrz. Schmas(s) — schmus(s)
1008
Schmürzeler m.: „Knauser", Geizhals AAHold.;
Bs, auch It Spreng (.karger Filz, den auch jede Kleinig-
keit reut'); BE., Si. (IraOb.); L; SchR., Schi.; Schw;
S; THPfyn; Ndw (Matthys); UwE.; ZBül., S.; .Inner-
schweiz'; St.; Sprww. 1809, auch: ,ein Mensch, der
um des Geldes willen in jeden Unflat greift L; Zg'
(St.""). Er ist en (rechte) Sckm. Er isch e'kei" Schm.
g'si' und het de" hüte" 's Esst" möge" gönne". Bs Blätter
1884. ,Er ist ein Schm., ficos dividit.' Met. 169'2.
S. noch nissig (Bd IV 816; Fris.; Mal.). — Vgl. Gr. WB.
IS 113i/5 (aus SBraut); Martin-Lienh. U iST (aus SBraut);
ChiSchmidt 1901,309; Fischer V 1007. zur Def. bei St."- (eiit^
spr. unter srhmiirzeJen S) die Angabe bei Fris. ; Mal. unter niBslg.
g»-schniürzelet -ed: = scUmürzelachtig (Sp. 1004)
ScHwE. (Lienert). Tuen an''' nüd eso g.!
Schmürzelete" f.: Knauserei B (It AvEütte z.U.
von G'scÄHiMrjei dasGewohnheitsmässigebetonend); ZS.
Es ist neime" e" grüseligi Schm. g'si" a" dem Höchsig ZS.
Schniürzeli ni.: = Schmürzeler BsLang. ; B
(AvRütte); ZO., S. Selber ist-er en trürige' Schmürzeli
und Oitchrage" g'si". Messikommer 1910.
schmürzelig, in AAWohl.; L (auch St.''); G
(neben schtn.); SchR.; Th (neben schm.); Zg (St.*"); Z
(neben schm.). so Bül., 0., S., Stdt g'-schmürzelig,
bei JMuralt 1715 , schmürzelig': 1. brenzlig riechend
B (EFriedli); Syn. brändelig, hränselig (Bd V684. 744).
.Unangenehme Gerüche sind die schimlichten, schmur-
zelige, was von verbrennten oder gebratneu Fleische,
von faulenden Leichen und von angezündter Feisste
herkommet.' JMdralt 1715. — 2 = ge-schmürzelet
AAWohl.; Bs; B, so E., S. und It AvRütte; L (auch
St.»»); G, so Buchs, T.; SceHa., R., Schi.; S; Tu, so
Hw., Md., Pfyn; Ndw (Mattliys); UwE.; Zg (St.'');
Z, so Bül., Dättl., 0., S., Stdt; St.; Syn. auch gnirbig
(Bd II 673); nis.iig 1 (Bd IV816); näch-suechig b (Bd VII
234). En schm-C Ma""; e" schm-s Esse" ZDättl. ,[Ein
Mädchen, dem] es Nüt macht... mit einem schm-e"
Geizhals z'sämme"g'ge", an ihn vermannt zu werden.'
■ BiRND. 192'2. Er ist (aw'' gar) (g')schm. SchR.; Th.
Me" soft nid (gär) eso (g')schm. si" Th. M^enn ich
Dem si"s Vermöge" hett, se ice't-i"'' nüd eso g'schm. si"
mit de" Dienste" ZS. Es göt schm. bin-ene" her Sca
Schi. Schm. lebe" müesse". EPischer 1922. Jiz isch
Alles so schm. da fa" der Junkere"gass] , dass-me" frö
si" muess, u-e""-me" nume" g'nue'> überchunnt. Gotth.
,Ins Bad nach Weissenburg, wo man ... nicht so schm.
z'esse" bekomme wie nicht weit davon in einem andern
Bade.' ebd. ,Schm., sordidus, alter Patroclus.' Denzl.
1677.1716. — Vgl. Fischer V 1006 {«rhmirzeh.j, besteciilicli).
Schmürze" f.: Knauserin B (AvRütte).
Schraürzer m.: 1. = Schmürzeler Ndw (Matthys);
UwE.; St. — 2. Schmarotzer GFs.
Schmürzete" f.: 1. Brandgeruch UwE. —
2. = Schmürzeleten. ebd.
Schmürzi m.: = Schmürzeli B (AvRütte).
g • - s c h m ü r z i g (-6-) : = schmürzelig 3 LBer.
Schmnrz 111 m.: FettGRÜbS., Rh. (so Nuf.). Ist das
en Schm..' viel Fett GnNuf. — Nbforni zu Schmutz uuter
dem Einfluss der vor. Sippe; vgl. bes. das Folg. und dazu
•chmürzdenll 1 mit Anm. (Sp. 1004).
schmurzele": nach Fett riechen GRObS.
schmurzig: fett, von Speisen, zB. Suppe GuNuf.
Schmas(s), schmes(s), schiuis(s), schnios(s),
schniiis(s).
SchmaasI (-ai-Nnw, -äu- U, -öt-TB.) m.,PI.mitUml.:
wie nhd. Sehmaus Aa; B; LG.; Sch; TB.; Th; U; Ndw
(Matthys); Zund weiterhin, doch niclitrechtvolkst. ,Das
Bärnerische Volk halt einen guten Schniauss über dem,
was sie erbeutet, und was sie an klein- und grossem Viech
nicht verzehren können, haben sie mitgehen lassen.'
Flügschrift 1712. .Mein Haus-Kreuz lässt empfehlen
sich ... sie wird bei diesem grimmen Schm. [dem
Wimmiser Käsmahl] die Wirtin sein.' 1741, B. Zss.
Ghilwi-Schm. U. Auch uneig. : Das ist e" Schm. fir in!
ein Vergnügen, Genuss Ndw (Matthys). — Vgl. Gr.WB.
IX 956; Fischer V 986; Martiu-Li*uh. II 488 (Schmün).
schmause" I (-ai- Nnw, -äu- U, -öü- WBinn).
in Bo.\a. (BVolksztg 1901, im Reim auf uerüse"); LG.
(selten neben schmause") schmuse" I, Ptc. -etGuMai.;
ScH; Th; Ndw: a) wie nhd. schmausen B; GRMai., Pr.;
LG.; U und sonst, doch nicht recht volkst. Mer hend
wacker g'schmauset GRMai. Es göt-mer uf der ganze"
Welt Nüd über d's Kriesischm. [: Flause"]. ebd.
(Schwzd.). Wer i" der Jüngi nid mag hause": mues'
im Alter mager schmause" BG. (Bärnd. 1911). — b) im
Geheimen etwas Leckeres essen LG., naschen Ndw
(Matthys); WBinn. Syn. schnausen. Vgl. auch Schmaus-
C/ia<i;(13dllI593) — Vgl. Gr.WB. IX 958; Martin-Lienh.
II 487; Fischer V 986. ,5cAmu»e" durch falsche Vermundart-
lichuug, wohl iu Aulehuuug an echmmt" II', vgl. Fischer aaO.
und I0I8 («lAmiwc", Unerlaubtes geniessen ; vgl. unser b).
schmausele" I (-ai-): naschen Ndw (Matthys).
Schmausete° f.: Schmauserei GrKI.
S c h m a u s i ■' g f. : = dem V or. GrPt. Hend-er d'Schm.
verbi g'richt? 's ist en Schm. g'sin GrKI.
sc hmausle" 1, in GnPr. schmäusle" : „oft, gern und
wohlbehaglich schmausen" GRÜhur, Pr.; „Schw; Uw";
ZSth. (von kleinen Kindern). Hend-er guet g'schmäus-
let? GrI'c.
üf-: aufschmausen „Schw; Uw".
G'-schmäus I n.: , unbefugtes, uuzeitgemässes,
geräuschvolles Tafeln mit Essen und Trinken,
Schmauserei' B (AvRütte). Vgl. Ge-schmeiss.
Schmaus II m.: Abkürzung für Schmaus- Jass (BAIU
70) AaF.; B; L; Sch; Th; Z und weiterhin. Syn. Schnaus.
, Der Schm. oder Raubjass.' Jassreglehent. E(nJ Schm.
mache". — Huuzikers Angabe, dass beim ScIimnus-JuM
,.SrhmiiHs gemacht, dh. gewisse Karten ausgetauscht werden*,
wird nicht bestätigt und ist nach mehrfachen Erkundigungen
jedenfalls sachlich unzutreffend.
schmause°Il, Ptc. -et : Schmaus (s. das Vor.) spielen
Aa; B; L; G; Sch; Tb; Z und weiterhin. — Mit Bez. auf
das für das Spiel charakteristische Aufnehmen der Karten vom
Stock (vgl. das syn. .Raubjass') von schnuiuecn I (hl übertragen?
ÜS-: tr., Schmaus spielen um Etw. Z; vgl. Bd IV
45 (unter d[j). E" Flasche" Wi" ü.
Schmaus III, schmausen 111 usw. s. Schmüt, \
schmusen usw. Schmaus IV s. Schmeiss. :
Schmansel m.: unreinliclier Mensch, Schimpfname)
L. — Vgl. zur ganzen Gruppe die nach Bildung und Bed. ent- ]
sprechenden Gruppen «•Ani»»-/»i7im««-, wozu schon im Folg. die |
Angaben aus St. (-»«- ist lediglich Bezeichnung der Vokalkürze). '
„Ge-schmausel, -schmussei n.: Geschmudel,
Gesudel B; L."
Schmauseli n. Nes Schm. mache", einen Kuss
geben LG., so Suhrent. Vgl. schmausten 3.
1009
Schmas(s), .schmes(s), schmis(s), schraos(s), schraus(s)
1010
ver -seil mause" (-äu-J: verschmieren, verun-
reinigen U. Tue nid esö d's O'sicht v.! zB. beim
Kirschenessen. Du hesch der Tschöpe" verschmäusete",
d's Häm''li verschmäusets.
sc hm aus ig: von Dörrfleisch, das noch nicht trocken
ist und an einem dumpfen, feuchten Ort aufbewahrt
wird, also , lindes' Fleisch ÜRNuf. (Trepp).
„Seil mausle", Schniussle" f.: schmudelige
Weibsperson B; L."
schmausle° II, in U It DrMüUer sc/twiaMÄcZe" //:
1. „schmausein, schmussein, schmudeln, sudeln B;
L." a) tr., besudeln, beschmutzen Sch (Kirchh.);
ScHwMuo.; Ndw (Matthys; auch zerknittern); U; Zg
(St.""). — b) intr., , etwas unsauber, zerknittert werden'
Ndw (Matthys). — 2. liebkosen, liebeln, mit Küssen
bedecken L, auch It Ineichen; Zschokke 1797. Vgl.
Schmausel-Chatz (Bd III 59:i). — Zum Zshang von 2 mit 1
vgl. ver-chu98len mit Auni. (Bd III 528), ferner 8chmau8elen bei
Fischer V 986, auch ,schmiiddelu' bei Gr. WB. IX 1129/30, zu
2 noch mauieleii 3 (Bd IV 447).
„ühev-schmauseln, ■ schmussein: 1. überschmudelii,
-sudeln, bes. mit einer klebrigen, feuchten ünreinig-
keit. — 2. (in der launigen Sprechart) eine Weibs-
person nach Herzenslust über und über küssen B;
L." — „\>e-schinauseln, -schmussein: heswAiXn B; L."
y e r - schmausle" : 1. = ver-sehmausen L, so E. und It
St.''; Sch (St.'')r SohwE., Muo. (liäufiger als schmaus-
le"); Ndw; U; Zg (St."»). De liest d's Hamm fri
artig möge" v. ScuwMuo. — 2. = (über-Jschmauslen 2
L; (iT. (St.""). Syn. ver-chüssen. — ver-schmauslet:
von Erdbeeren, unansehnlich geworden, ,vergrift"en'
GT. (Dan.); Z. — In Bed. 1 auch bei Martiu-Lieiih. U 488;
Fischern 1312.
Schmausli m.: Beschmutzer Bs.
schmauslig BsLang.; Ndw (Matthys, -ai-), g'-
schmauslig Z (Spillniann), „schmatislich (schmauslig.
St.'), geschmauslich, schmusslig B; L": unsauber, nicht
mehr ganz rein. aaOÜ. ,Die äussersten Blätter meiner
Hefte werden an der äussern Seite oft schm.; trage
ich ein Hemd einen Tag, so wird es schon schm.'
Matthys. Si chunnt g'schm. derther Z (Spillmann). —
Schwab, schmatiselig, Tou Erdbeeren, die durch Liegen feucht
und weich weiden (Fischer V 986).
sch mäu selig: a) = dem Vor., bes. von Wäsche
Bs; GStdt, T. E' schm-i Blase'', Tecki GStdt. — b) leicht
beschmutzbar, von Stoffen, diealleUnreinigkeitengleich
annehmen, heikel GStdt; Syn. schmuslig.
ver-schniäusere°: (Spinat) als dem Leckermaul
nicht gefällig auf dem Teller herumschmieren und so
ungeniessbar machen BBurgd. (Dan.).
,schmäusig: widerwärtig, widerlich.' TTobler
(oO.). Der schm. Chrieg. — Hieher'.'
Scliliieiss(bzw.-i«-) „BO.", so Lenk; WItP.Furrer
und Tscbeinen, -s BBe. (in Bed. 3a), Br., Gr., G., R.,
Si.(ImOb.) undItZyro, Scfemeiz ,B"Be. (in Bed. 2aß).
E., Hk., Ha. und It Id.; Gl (auch It St.), so H.; „Gr;
L"; GWb.; WLö., Mü., -äu- Z (Spillmann) - m., PI.
SchmeisSi KR., -ze BE., Hk., Ha. (-zen), Dim. Schmi-sli
BSi. (ImOb.) — Schmaus III (vgl. die Anm.) m.
TaAltn., Erra., Graltshausen, Kessw., Mü., Sulgen,
PI. -äu- TnPfyn, Sulgen, Schmauz m. S (Schild):
1. tierisches Exkrement. ,Do viel im oben herab auss
der schwalinen [Schwalben. l(jt)7] näst der warm
schmeiss auf seine äugen, das er [Tobias] erblindet.'
1530/16Ö7, Tob.; d^eiSeuoav . . . 8-£p[i6v (LXX.); vgl.
Schweiz. Idiotikon IX.
Schwalwen-Ge-sehmeiss. .Nicht weniger hat man des
Miltaus wegen in Erfahrung gebracht, dass es ent-
.-itehen könne von dem Schmeiss s. v. gewüsser kleiner
Tierlein oder Käferlein, welcher hernach durch die
Hitz der Sonnen aussgebrntet, lebendig und zugleichen
Unziffer wird.' JCNao. 1738. — 2. a) eig. a) Wurf
H (Zyro); GWb.; WLö. ,Aber über die Abeiid.sitzer
ist mein Ettru gekommen, hat Einen nach dem Andern
ergriffen und im Wurf über das Dach vom Schwein-
stall, Wurf um Wurf und ein Schmeiz nach dem
andern.' Lötschen 1917. (Einem, Etw.) en Schmeiz
(bzw. -äu-)!/«^»^, heftig wegsclmieissen WLö.; Z (Spill-
mann). .Zuletzt habe ich Dem, wo auf dem Schwein
gesessen ist, einen Schmeiz gegeben.' Lötschen 1917.
, Dieser hat ihm einen solchen Schmeiz in die Weite
gegeben, dass das Michelliii entsetzlich gebrüllt hat.'
ebd. — ß) Schlag, Streich, Hieb BBe.. Gr., R. (,heftig,
unvorsichtig') und It Zyro; GlH. (nach einer Angabe
,leicht, kurz, im Vorbeigehn); GWb., spez. Ruten-
streich Aa (H); ,B; Gl; Gr; L", Peitschenhieb S
(Schild). E" Schmeis an'n Grind BGr. Er hed im
Schmeissa g'gen, das'-i''' 'teicht han, er zerrüer im Arm
«"'' Bein BR. Er giH ''em Boss e" Schmauz und fart
's Gäu üf. Schild 1885. — y) in der RA. (zu a oder ß)
z'Schmeis chon, zu Etw. Gelegenheit haben BR. /'*
icär langist g'eren ei"s gan N. g'gangen, aber i''' ha"
no''' nie chönnen z' Schmeis chon. Er hed nüd vil z'tüen,
aber ivenn-er den" ei"s cha"" z'Schmeis chon, su hed er
den" alben d's Messer zuehi". — b) Platzregen, heftiger
Regenguss Gl; TnAltn., Berg, Eriu., Kessw., Mü.,
Sulgen; W (FStaub), „Schlagregen oder vielmehr ein
vom Wind schiefgepeit.schtes Andringen eines Regens
oder Schnees, sonst auch Wetter- Schmeiss oder -Schmeiz
genannt BO." Syn. Schmutz I. E" hässige'' Schtneiss W
(FStaub). 's chonnt wider en Schmaus Tu aaüü. Hat
gi''t's da"" glaubt''' mich e" g'chörige" Schmeiz (Ge-
witter). JHefti 1905. R.A. All Schmaus, alle Augen-
blicke TnPfyn, sulgen; Syn. all Bott (Bd IV 1898);
alli SchutzCelßeni(liiVlll lt)99o.). — c) Wischer, Tadel,
Zurechtweisung, Schimpfwort B, so E., Hasleb. und
It Id. (.exprobratio') und Zyro. Es gi''t-mer Mänge'' der-
durchwillen en Schmeiz BHasleb. ,Ai'"'m e" Schmeiz ge",
dicterio alicui exprobrare aliquid.' Id. B. E" g'salzne"
(scharfe") Schmeiz erwütsche" (übercho"). JBürki 1916.
.Joggeli heig im wüest g'seit derwegen wie einem toten
Ross ... Da hat er jetz ... einen Schmeiz auf sein
Laverimul, der Pralaggi.' Emmentalerbl. 1917. Die
zügigste" Schmeiz^ sauft verlide" möge", ebd. S. noch
Bd VIII 1'242 M. — 3. a) Strecke Weges, Landes B„0.", so
Br. (.länglicher Streifen'), G., R.; WMü. und ItP.Purrer
und Tscheinen, Fläche (Landes) Blie., Lenk (,grosse
Fläche'), Si. (It ImOb. .Fläche von unbest. Mass, Be-
zirk'). In ebenerren Lendren tüe"-si ander Schmeissa
Choren pflanzen tcan bin us [uns] im Oberland BR.
Mu" g sehd ganz Schmeissa niime" hei" Wasem me,
infolge der Engerlinge, ebd. E" grosse' Schmeis Wegs
HR.. Land BBe., Br., R. Es getd no''' en grosse"
Schmeis, bis das'-mu" z'N. ist BR. i'* bin e" Schmeiz
g'luffe" WMü. „Es het e" grüsse" Schmeiss Alls ver-
haglet BO." Er het e" grosse" Schmi-s g'miejt BSi.
(ImOb.). — b) Haufen, Menge BHk., Ha. SchmVz^
Gras, Heu, Emd, Schnee BHk. Hit hed der Pfarrer
im Unservater ganz Schmeizen iUg'lä" BHa. E" grüsse"
Schmeis, adv., ein gutes Stück BG. ,Es regnet rez ...
Das hilft nun doch schon e" grüsse" Schmeis', gegen
1011
Schmas(s), schmes(8), schmis(s), 3chmos(s), scliraus(s)
1012
die Trockenheit. Bärnd. 1911 (BG.). — Mhd. •>meiß
(zu arnißen) bzw. ' ameiz (zu tmeizen); vgl. Gr. WB. IX
998 (Schlag; Kot); Schm.» 11 557 (Schlag); Fischer V 991
(Schiiifita, -2, Kot; feiner Regen; Treibschnur der Peitsche);
Schöpf 6i7 {Sckmoaas, glücklicher Erfolg); Uuger-Khull 547
(Hieb; Schnürchen der Peitsche; Vogelkot). Die Form Schmaus
(-Z) ist sekundär entstanden zu (plnr. verstandenem) Schviäun
(-z), dies gerundet aus Schmeis (-z) bzw. zu schmausen (-z-) aus
schmeisen (-Z-) ; Tgl. Schmutz neben schmltzen (s. d.). Zu Bed. 2 c
Tgl. Schmeisaer m., Verweis, bei Schm.' II 558; Schöpf 630.
Zur Entwicklung von Bed. 3 aus Bed. 2 vgl. zB. Flanggen, -ie-,
Ftürrtn (Bd I 1201 «f. 1205). Ist Schmeich (Sp. 814) Fehler
für &hmeißr
FÖiie" Fenen-Schmeiz : heftiger Föhnregen BHa.
Merhei''hitei's F. — .Fliege"- Schmeis: excrementum
rauscae.' Id. B. — Hagel-Schmeis: heftiger Hagel-
schauer BBr. — Lnit-Schmeiss: Luftdruck (einer
Lawine). Der L. hät-mech g'macht füre"z'sprenge" u"''
hät-mech völlig g'schicdcht [zum Schwanken gebracht].
ChrKeichenb. 1916 (BLau.). — Rege"- Schmeis: hef-
tiger Regenschauer BBr. — \V etter - Schmeiss BGr.,
Hk. C-i'-J, ,0.", Si. C-i'-J, -s BIseltw., R., auch
„-Schmelz". St.* (oO.): a) = Schmeiss 3b (s. schon d.).
aaOO. Die Wand ist sevel am Wetterschmeis, si ist
jetz den" gli''' füll BR. ,Die Frontseite der Häuser der
Sonne zugekehrt, die Hiuterseite zugewandet gegen
den Wetterschmiss und die rauhen Lüfte.' üGemp. 1904.
,Die Hinterwand [ist] vor Wetterschmeiss geschützt
durch einen Anbau.' BSrnd. 1908. — b) Wetterseite
(eines Hauses) BIseltw. Syn. Schmeissi Ib.
voll-schmeiss (-s, flekt. -ss-): mit ganzer Kraft
BR. Eppis ix)lhchnieis' (oder -sses) treffen. Epper
voltschmeisses z'Boden rüerren. — Zur Bildung vgl. die
Anm. zu Breit-schei,s (Bd VIII 1325).
G'-schmeiss 1 B, so Si. (-Vs) und It Id.; ScnHa.
{■äss, meist -öS, neben -aus); Bs (-aiss, -als): GRMutten;
Ndw (auch -s); U, -schmäuss bzw. -öi- BsL.; BE..
Sa. und It Id.; GaGrüsch, He.; S (Schild); Th (Anon.);
Z, -schmaus II bzw. -öi- AABb., F., Fri., L. und It
H.; Ap; Bs; B, so Be., E., G., S. und It Zyro; GlH.;
GRÜhur; L, so E.; G, so G. ; ScuHa., St.; ScHw; S;
mTn, Erm., Mü., Tag. und It Anon.; UwE.; Zg; Z,
-schmaust .\p, -schmelz (in Bed. 1) GRGrüsch, Ig.;
Ndw (Matthys) — n.: 1. G'schmciz, Vorgangs- bzw. Er-
gebnissbezeichnung zu sc/imetssewi und 5 Ndw (Matthys),
zu schmeissen Sby, von Regen, Schnee GRGrüsch, Ig.
— 2. a) Unrat U (DrAMüller). Exkremente von Tieren.
,Es ist auch ein vogel, mit des selbigen gschraeiss
so verfelscht man den bisem.' Tierb. 1563. ,Der esel,
der erst geworffen, gibt polean [lat. poleara] von im.
das ist das erst gschmeiss, so er tuot.' ebd. , Anfressen
können es [das Getreide] Mäuse, Käfer, Würmer; sie
könnens dabei annoch mit ihrem Geschmeise verun-
reinigen.' AHöPFN. 1787; vgl. das Folg. — b) Eier.
Brut der Insekten L (Ineichen). ,G'schmeiss, semen
insectorum aliquo coniectum.' Id. B. ,Das geschmeiss
der fliegenden Pappen oder Sommervöglen oder Pfyfl'-
holtern.' RUts. (Br.). — c) Ungeziefer Bs; B (It AvRütte
bes. geflügeltes); L (Ineichen), Mücken BS., Fliegen Bs;
BGoldb. (,Schmeissfliegen') und It Zyro; SceHa. (auch
Stechmücken); Ndw; U. 's het en Hüffe" G'schmäs dö
inne"! ScnHa. , Wespen, Fliegen, Mücken, Würmer,
blutte Schnecken und noch anderes Geschmeis.' 1810,
Bs Brief, 's isch «o'* früel de" Marge" g'si" ... 's het scho"
d'Sunne" g'stochen und 's hei" scho' d'Brämen und
's G'schmeuss alls Ein'n schier 's Guggers g'macht.
Breitenst. 1863. Das [faulende Kalbfleiscli] ist voll
G'schmeiss. Alpenh. 1871 (B). Das verdammte Hagels-
G'schmäus, von Wanzen. Ntdegger 1888. ,Die Kühe
wanderten mit, um nach dem Melken sich im Stall
vor G'schmäus und Hitze zu bergen.' Bärnd. 1914.
Das ist doch es grüsigs G'schmeuss, von einer Spinne.
Landbote 1918 (Z). Im Spiel mit Bed. 4 b. Die u"-
verschantisti Nation slge" d'Kräi/e" [die uf-ene" Cheib
kommen] nit . . . hundertmal u"verschanter sig das
G'schmäus. wo Ei"'m bi lebigem Lib plag, ire""-me"-
si''' nit were" chönn, u'e""-me" schlaf oder we""-me" ess.
GoTTH. Der Sch^l'meister wird aw'' öppe" sö-nff'
G'lustihund sV, wie-si g'wönlig si". We"" amen Ort e"
Mammen über ist, so schmöcl;e"-si's mängi Stund wit
u"'' ld"-si''' zuehc. Söligs G'schviöiss isch merkig u"'
chunnt zo Allem. SGfeller 1911. — 3.a) Gemengsei,
Durcheinander, tw. schon mit der Bed. des Verächtlichen
AaF., Fri., Häggl.; Ap; BBr.; Ndw (Matthys), , wertloses
Vielerlei' ZO. (vgl. 3b). Durcheinander, Mischmasch
von Speisen Bs; LE.; ScnHa. (-aus, .allerlei gute
und schlechte Speisen auf einem Tisch'); ScawE.;
Ndw (Matthys). Als Bezeichnung bestimmter ge-
mischter Speisen, a) Zwiebeln und Brot in Butter
gebacken Bs, .gekochte Zwiebeln' SThierst. Syn.
Zibele"-G. — ß) , Speise von übrig gebliebenem und
klein geschnittenem Fleisch in Sauce' SchwE., ,Vor-
essen' ü. ,Der Kreuzwirt unten metzget, da richtet
er es immer, dass er auf den Sonntag Kappeler-Kuttle,
so lieisst er sie, hat, so etwas unganzes Geschmäus,
Lebern. Hirn, Würste, apart für die Kappeier.' XHerz.
1863. ,An Fleischtagen gibt man [den Bauern, die ihre
Kühe von der Alp abholen, im Kloster] am Abend
Geschmäus (Sauerfleisch).' 1775/82, ORingholz 1908. —
Y) , Teile der Eingeweide eines Schlachtochsen, als
Zugabe zum Fleiscli (?)' Bs (ältere .Angabe). Lunge und
Leber Bs. Vgl. Kopf-, Kuttle"-G. — 8) (allerlei kleines)
Naschwerk, Delikatessen Aa (H.); B; L (Ineichen); Th
Mü.; ZO., „Mengsei, bes. Naschereien L; Sch; Zg; Z."
— e) Futter für Tiere. Das Veh isch aber gli''' z'fride'
g'si", wojedi [Kuh] ne" Bar'e" voll G'schmeus vor an-ere"
g'ha" het. JReiku. 1901. Würmli sind-em [einem Vogel]
'sliebsti G'schmeus. WMüli.er 1908. — b) wertloses,
unnützes Zeug AAWohl. (.alter Plunder'); B; Sch;
ScHwE.; Th, ,allerlei Lästiges und Überlästiges, das
hinausgeschmissen wird' TnTäg., „Mengsei, bes. von
unbedeutenden, nichtswerten Sachen L; Sch; Zq; Z",
geringe Ware GlH.; GG.; ScawMuo., Küchen- und
Gartenabfälle Zg, geringes Gemüse TuMü., Abfälle,
bes. Fallobst, schlechtes übst AABb.; GlH. (mit dem
Nbsinn des zerstreut Herumliegenden); GRGrüsch, He.,
Mutten; S; TuTäg., auch schlechtes Vieh GRGrüsch,
He., Mutten, tw. auch nur verächtlicher Ausdruck
für irgend Etw. (zB. für ein unschmackhaftes oder dem
Essenden unbekanntes und verdächtiges Gericht BE.).
0 wer w^t denn o"'* so G'schmäus üfb'halte": de'' ganz
Plunder ist jo Icani drei Batze" teert! Sch. Di beste"
Schnitz hend-er g'mi" und d's G'schmäus hend-er la"
si" SoHwM uo. Er hat nw G'schmäus, schlechte Karten,
die nicht viel zählen, beim Kartenspiel ZO. Es isch'
nu" es G. g'lege". von Fallobst GlH. Einisch im
Herbst gi't's-mer denn aW'' es Chörbli voll l'fles-Opfel
... 's hei-mi''' 'dankt ... 's möcht au''' chli" öppis Bessers
mögen erlide" a's "ume" so G'schmeus. BWyss 1863.
Abe' mit ''em Boge"chörbli und mit dem G'schmäuss,
wo drin isch'! Schild. Was hest sust no''' öppe" für
1013
Sclitiias(s), scllliies(s), schrais(s), sclimos(s), .sclimus(s)
1014
G'schmäus [d.i. allerhand IFac für eine Reise]? FOschw.
1900. Allerhand G'schmeus, Chnebeli, Zug und Snche".
SHXMMERLi-Maiti 1913. Gherze" ... nebft-dem neumödige"
elektrische" G' schmaus. AfV. (GWil). S. nocli Bd VIIöu.
,Das sy [fremde Krämer] ammelmä!, lorbonen und
ander geschraöiss, da.s aber nitdarziio dienstlich, under
das gewürz stampfen und zuo bulver machen sollen.'
1534, Z. ,Ihr [der Feinde] Obrist bette ein Teufels-
kunst bei sich, war aber umbsunst; dann er mit Pichsen
wurdt tractirt, dass er kein teuffliscb Gschmeiss mebr
führt.' 10'21, ZiNSLi 1911. .Usstrayerte unnutz Sorten
oder ander Geschmei.ss schmelzen.' um 1680, Z. Spez.
das Kleinzeug bei einer Wäsche (Manschetten, Hauben
ua.) Z It Spillm. (AusJr. der Glätterinnen). — 4. a) (un-
geordnete) Schar, Menge (von Menschen, Tieren); von
b nicht scharf zu trennen. Das ist es G'schmäiis dar'''
d'Sträss üf, von Frauen ZBül. Mi" mues' e'"mel o"''' all
Winter im Lische"bedli e" Spinnet a"stelle" ; d'Lüt si"-si°''
so g'wanet, u"'' ne" nnies'-me", tvas chunt. E" nobli G'sell-
schaft giH's albe" nid. Es het gar allergatti"g apartigs
G'suhmäiis hie umenand. Spinnet. Wa' hat de'' [Staren-]
Vatter nid e" Mordsfreud mit si"'m chllne" G'schmäus!
SWiNz. ,Es ist unverantwortlich, solch kleines, noch
nicht schulpflichtiges Geschmäus so sich selbst zu
überlassen.' B Volksztg 1903. Dö hätt-si fast solle"
lache", wo-si das G'schmeus g'seh" het, e" Ilüffe" Chinder,
ei"s chliner a's 's ander. EFischer 192'2 (SG.). , Ent-
lich kämmen auch die Herren von Visp an und sie
brachte" bei sich ein ganzes Geschmeis der theischeu
[deutschen, dh. aus dem , Teutschland', der übrigen
deutschen Schweiz, eingewanderten] Inwohner ... so-
bald die Soldaten dises Geschmeis ersachte» [!], jagte"
sie dies Geschmeis aus der Matten.' Chronik des Saas-
tales 1809. Spez. (von einer Schar) Schmalvieh BSi.
D'Gi^ss si" fin es G'schmi-s(s), .eine herumvagabun-
dierende Rotte' BSi. (ImOb. und FAnd. 1898). [/"■'
het-er [der Ziegenhirt] de"" d's G'schmi-s vom ganzen
Umchri^s, so tuet-er di Gibe" desuehi" de"" tribe".
DGemp. 1904. — b) Gelichter, Gesindel AaF., Fri.; Bs;
B; Gr; gg.; L; Sch; Scuw; Uw; U. ,Gesellschaft zu-
dringlicher Leute, sowohl Bettler als sich in Gesell-
schaften unberufen Eindrängende' B (AvRütte).
,G'schmeiss dicitur de progenie horainum mala; notae.'
Id. B; ,G'schmöuss, fiex populi.' ebd., ,G'schmäuss sagt
man auch von einem Trüppchen Frauenzimmer der
zweiten Ordnung, die zu den Jungfern (im edeln Sinne
der alten Deutschen) sich verhalten wie paperasses
zum papier' Th (Anon.); darnach St.* für L; Tu.
„Frage: Was für Frauenzimmer waren auf dem Tanz-
boden? Antwort: Nur G'schmäus L; Th." 's chonnt
e"fange' vil G'schmäs' i" üse'' Dorf, aus der Fremde
Eingewanderte ScnHa. Der Holzboden i" d'Chneuäcke",
das war der best Tokterzüg for seUigs G'schmöis, faule
Knechte. SGfeller 1911. 3Iier hei" ja afe" ganz
Räblete" frömds G'schmöis in üsers Schwizerhüsi ichen
ubercho". JBürki 1917. ,Warumb sollte dann S[eine]
K[aiserliche M[ajestät] solches Geschmeiss [näml. , Ver-
räter, Meuchelmörder' usw.], wann es seiner Buben-
stucke und Verräterei überwiesen, nicht straffen oder
verjagen?' Gespr. 1632. S. noch Sp.550u. Von Tieren.
.Erhebliche Beiträge liefert hierzu [zum Stickstoft"des
Moors] das G'schmäus der Breme", Fläuge" und
Mügge" mit ihrem sehr langsam sich zersetzenden
Hautpanzer.' Barnd. 1914. Wege" <''m G'schmäus vo"
dene" Müggen «"■* Flöh. ebd. Das frömd, vürnäm
G'schmöis, von Hunden an einer Ausstellung. JBürki
1916. — In den Bedd. 3 und 4 oft in freien, beliebig zu
bildenden Zssen, zB. Winter-G'schmäus, der Winter
und Zubehör Z, fürt mit dem Händ-Si-, Wänd-Si-
G'schmeus [händ-Si, wänd-Si statt bernd. heit-er, weit-
er]! B (UDürrenmatt).
tilhil. geameiße a. in Bed. 2a; vgl. Gr.WB. IV 1 b, 3942/4:
Schill.''' II 558; Schöpf 627; Martiii-Lienh. II 488; Fischer V
483; Crccelius 548. Von ansern Formen geht G'achmeiz mit
dem Vb schmelzen (unter schmeissen) zs.; dagegen erscheint
G'schmeisa auch an Orten, die als Vb schmelzen (nicht schmeissen)
brauchen; das deutet kaum darauf, dass schmeissen einst ver-
breiteter war, sondern darauf, dass G'schmeiss zu Schmeiss
(nicht zu «c*niei«»en) gehört. Dass G'schmeiss in Bed. 2 ff. im
Sprachgefühl gegenüber Schmeiss und schmeissen isoliert ist,
zeigt die weitgehende Durchführung der Labialisioruug; -ei-
lst nur ganz vereinzelt altes -ei- (einzelne literar. Schreibungen
mit -ei-, so Schwzd. 3, 30 [im Reim auf wetssjund bei RvTavel
1913', 190 beruhen auf Einfiuss der Schriftspr.). In SchHa.
ist -d- (-=; -ei-) bodenständig, -äu- entlehnt. Zur Bed.-Entw.
bieten die Synn. unter Gusel (Bd II 474) Entsprechungen; vgl.
auch Ge-vicht (Bd I 608), -scMüecht (Sp. 80 f.).
Öpfel-ff'«t7(»icM«: Mischmasch von Äpfeln, Brot
und Butter Bs (GLinder). — Otter-: Ottergezücht.
,Abriss einer wunderseltsamen ... Spinnstuben, von
dem sawitischen [jesuitischen] Ottergeschnieiss ... er-
dacht.' 1620, ZiNSLi 1909. — Vagante"-G'sc/tmÖMs:
Vagantengesindel BS. (Bärnd. 1914). — Fliegen-
,FleHgen-Geschmeiss' : Fliegenkot. 1679, Z. — Herre°-,
Here"-G' schmeiss. -äus(s), in W It Tscheinen Heru"-
G'schmeiss: Herrengesindel, verächtliche Bezeichnung
des Herrenstandes Bs; B; ScuHa.; W (Tscheinen). 's ist
hütt vil so Herre"g'sclimäs in'n Reben omme" g'loffe",
von Spaziergängern ans der Stadt SceHa. ,[Wirtin:]
Was ich doch das Donnstigs-Herrengeschmeis hasse,
wo Nichts kann als befehle" und gränne" über Alles,
was man ihm aufstellt.' Gotth. — Halb-berre°-:
Halbherrengesindel; s. Sp. 139M.
Ko pf-G'scAmaiss: Kopf, Herz, Lunge, Leber, Milz
und Füsse des geschlachteten Tieres Bs. — Vgl. Ge-
sch7tieiss Sa"^ und das Folg., auch Schmeissel.
Kuttle"- G'scAmam: Magen und Darm des ge-
schlachteten Tieres Bs. — Vgl. das Vor.
Mönch-: Möuchsgelichter. , [Allerhand] Mönch-
geschmeiss.' 1651,Abscb. — Büren-: Bauerngelichter.
,Von den Khüeraelkern, Bawrengschmeiss.' JMahl.
1674. — Pfaffen-: Pfaffengelichter. ,Dem Papst und
allem Pfaffengeschmeiss.' Gespr. 163'2. S. noch Bd VIII
ir25M. — Religiöns-: verächtlich für Religion.
,Der Calvin und der Zwinglian ... die sonst in ihr
Religionsgschmeiss stimten uberein wie schwarz und
weiss.' 1621, Zinsli 1911. — San de" -G'schmeiss: sünd-
hafte Gesellschaft. Es scft e" neui Sündflut [!] cho" u"''
das ganz S. e"icegspüele". FEbers. 190.'i. — Schache"-:
Gesindel aus einem Schachen {üdNWl 105 f., Bed. Ibß).
, Ganze Haufen [Bewerber um eine Bauerntochter] ...
und dann nicht etwa so nur ... Schachengeschmäus
oiler Geissenbauern.' Gotth. — Schwalwen-:
Schwalbenkot. ,s ist mir herab ein Schwalmen-
gscliraeiss in d Augen gfallen also heiss.' GGotth.
1619; vgl. Sp. 1009u. — Tufels-: Teufelsgezücht.
,Das dis tüffelsgeschmeiss [näral. Mönche] daadannen
möchte bracht werden.' 1563, Brief (JFabricius).
,Wyl nun Lucern bewohnet ist von eitlem Teuffels-
geschmeisse, in welchem gar kein Gottsforcht ist.'
Pamphlet eines reformierten Predigers 1659. —
Wiber-: wegwerfend für Weibsleute Z. Dö i"e" gön-
1015
Schmas(s), schmes{s), schmis(s), schmos(s), sclimus(s)
1016
t'* nüd; es hät-mer z'vil Wiberg'schmeus ZWila. Si
g'hört au''' so zum Wiberg'schmöus, unter der Über-
schrift .auf Abwegen.' SpRww.lStifl. — Zvie-G'schmöus:
Beigabe, Nachtisch Aa (H.). — Zauber-. Gschmäiss':
Zanberergesindel; s. Jetzen 5 6 (Bd III 1557).
Zih ele'-G'schmäusßJ: Brot und Zwiebel(schnitte)n
in Butter gebacken AAFri. (als Fastenspeise); Bs; B.
Syn. Oe-schmeiss3aa. — Auch eis. (Martin-Lienh. II 488).
Schmeissel Schmäusel m.: Speiseröhre des
Schweins AaF. ,Mit einem Schm., den man sich beim
Schweineschlachten vom Metzger erbeten hatte, Hess
sich, wenn man ihn mit den Lippen aufblies und nach-
her am obern Ende schnell zudrehte, knallen nach
Noten.' AfV. (AaF.). — Vgl. Ge-schmeü, S n y, Koj.f-,
Kuttlen-G.
G'-schmeissel ,G' schmäusel' n. : = Ge-schmeiss
3 und i. St.
Schmeisse" GNessl., sonst Sc/un eise" (in GMarb.
•oa-, in GG. -äu-) — f.: 1. a) Brut (Maden, Eier) der
Schmeissfliege GlH.; ÜRHald.; GNessl., Wh., Wl. —
b) Schmeissfliege, auch -mücke B; Gl (auch St."");
,GR''Chur;,L"E.,G.;GG.; ScH;ü(s.BdVll 1289 0.).—
2. streifenförmiges (Föhn-)GewöIk GMarb., Wb., Wl.
Es het Schmoaze'. Vgl. sehmeissnen. — In Bed. 1 b bei
Gr. WB. 1X998: M.irtiü-Lienh. II 488 [Schmehs, -enf.); vgl.
zur Bildung auch Schmaiste f., Kolik bei Schm.' II 557.
Wurm-: Würmer(gezücht). .Das Grab zuletzt
auch Sterhensforcht einsenkt; das Madennest, Wurm-
schmäisse, Schlangenbruot dem stolzen Kot yerbittert
Freud und Muot, wann er zuvil an dise Ding ge-
denkt.' GMC'LLER 1650.
schmeisse" (vgl. die Anm.) Bs; BS. und It Zyro;
L (RMohr); iSpR., schmeise" (tw., so in Ap; Th, als
nicht bodenständig empfunden) nach vereinzelten An-
gaben in Ap; Bs; Scu; Th; Z, schmäusse" AATäg.;
BsL.; oTh, so Kessw., schmause" Aa, so Zein.; Ap (T.);
GTa., Ptc. g'schmisse", in ä. Spr. auch .geschmeisst',
schmeize" (in BBr. -en, in W tw. -u") bzw. -i-- AaF.,
Hold, und It H.; BBe., Br., E., Hk., Lau.. Lenk, R..
Si. (ImOb.) und It Id.; F, so J., Mu., Ss.. Tafers; Gl
H., K.; GrD., Nuf., ObS., Pr. (in Kl. in Bed. '2by), S.
(in Bed. 2bY); L; GNessl., Wl., Wb.; S; üw; ü; W,
so Bürchen, G.. Törbel, Vt. und It Tscheinen; iSpR.,
schviäuze" AATäg.; Bs; FMu. (ä. Angabe); ZO. (jetzt f)
und It Schöiienberger, Ptc. g'sckmeizt bzw. -äu-,
scbmisse(n). Ptc.(7'gc^iJHme('n>(in Bed. 2a und by) Gr
Chur, 1)., Kl., Bh., Val. (nach ä. Angabe schmisen):
1. Exkremente von sich geben, abstossen. a) von
Tieren. Von Insekten (auch Eier) Uw; U, vom
Reinigungsflug der Bienen BSi. (ImOb.), in der ä. Spr.
auch von Vögeln, Fischen. Tieren übh. Die Bienen
schmi'ze' im März BSi. ,So du in [den abgerichteten
Habicht] biss umb die zwei getragen, so luog, ob er
denn sclimeizen möge.' Vogelb. 1557. ,Ein tisch von
getüpfletem holz, gleich als ob die bynle darauf ge-
schmeisst hettind, apiata mensa.' Fris. (geschmelzt.'
1541); Mal. ,Der niarder schmeisst auch ein kaat,
das etwas dem bisem am gschmack zuostreicht.' Tierb.
1563. ,Zuo dem tuot es sich oftmals füegen, das Vögel
in der Kilchen fliegen, die sitzen druf und schmelzen
dryn, vor Fliegen blybt es ouch nit rein.' 1603. B
(GHernianns Psalmenbuch). .Wil der alt Tobias also
ruht, schmeisst ihm ein Schwalmen in sein Angesicht.'
GGoTTH. 1619; vgl. u. Schmeiss 1. ,Luog, wie "r [ein
gefangener Fisch] so gwaltig schmeissen tuot! er ist
noch frisch und gsund um s Herz.' ebd. Im Folgenden
Bed. 2a nahestehend. ,Der reigel ... schmelzt merteils
die speiss schier ungetöuwet von im.' Vogelb. 1557.
.Naclidem er sich wider beholet, dem fliegenden
Tracken nochgeblickt, hatt er gesehen, dass er, der
Track, Ettwas von im geschmeizt utf die Erden
[s. die Forts, unter besichtigen Bd VII 270].' RCvs.
(Br.). ,In seiner Flucht wirfts [.Bonasus das Wunder-
tier'] auss sein Kaat ... und schmelzt den Wust un-
säglich weit.' HRRebmann 1620. — b) von Personen.
,In d hosen schmelzen'; s. Bd V 164 u. (RSchmid 1579).
RA. 1''' schmeus-der drl" GTa.; oTh, i'* schmeiz-der
dröüfUviE., ich pfeife dir drauf; vgl. Bd VIII 1330o.;
Sp. 962 (schmelzen 3). , Claus narr: Gelt, ätte küng,
du hast mich s gheissen, ich soll nun weidlich uf sy
[die unruhigen Zuschauer] schmeissen.' JMtrer 1575.
— 2. a) (Etw., Jmd) heftig werfen, schleudern AaF.,
Hold., Zein.; Ap; Bs; B; F; Gl; GRÜhur, D.. Pr. (auch
Kl.), Rh., Val.; GNessl., Wl.. Wb.; Sih; Th; Ndw;
W, so Vt.; ZO. Selten mit blossem Akk. Er hed en
Stein g' schmissen GrKI. Einem Etw. schm., hinwerfen
F; GrKI. Er hed-mer für die Chue 500 Franken ge-
botten; duo ha'-me'-se grad g'schmissen GrKI. S. noch
Bd VI 1072 u. Gew. zugleich mit Angabe des Zieles,
der Wurfweite. D' Chleider in en Egge" schtneisse" B
(Zyro). De" Pflaster an e" Mure" schmeize(n) GR(Tsch.).
Geld uf d'Gass use" schmeisse", unnütz ausgeben L
(RMohr). Ei"'m Oppisi"'s G'sicht schmeise" Tw. Ein'n
in'n Boden use" schmäuze" ZO. Eine" z'Bodc", zur Tür
üs schmeize(n) BE.; GRFid., Jen., Kl. Der schmalzt
di' zerfungget Brattig uf d's Büffet. Schwzd. (OnPr.).
Wenn Eine will dör''' Häde" [Heiden] reise", so tond-s-
em Dreck i" d' Schnorre" schmeise". Ap VL. 1903. Van
alle" Slten heind-s [sie] ein'n Eimer volle" Wasser um
den andern uf-nen g'schmeizt, um ihn zu reinigen.
GFiENT 1898. I" der Täubi .. . schmeizt-si dem Pürstel
di ganzi Glunggen i" 'sG'fräs'. SGfeller 1911. Der
Luft pied] der ganz Brägel . . . dem Gxisti vur d'Füess
g'schmeizt. CurReichenb. 1916. .Schmelzt ein Stück
Fleisch in den Haien!' soll der Letzte, der das Ab-
fo'drun der Braut ausübte, gesagt haben. Lötscheh
1917, 250. S. noch Bd III 560 u. (Fischerregel); VI
1842o. .An ein ding schmeissen, illidere.' Fris.; Mal.
,Man meldet ouch, dass die [rätischen] Weiber in disem
Streit [mit den Römern] ... ihre selbst eignen Kinder
genommen, zuo Boden geschmissen und den Feinden
unters Gesicht geworft'en haben.' Güler 1616. .Er
seie öfters in d Kuchi kommen, sie einmal in den Boden
geschmeisst und understanden zu betasten.' 1705, Z.
.Es [ein .Wetter' = einschlagender Blitz] hat die Kinder
in der Wiegen an eine Wand geschmeisst mitsamt der
Wiegen.' 1710, Bauernchr. .Als ilime [einem verur-
teilten Süser] der Tod angekündigt worden, Hesse er |
sich Wein holen und schmisse denselben samt dem I
Geschirr dem Henker an den Kopf.' Sererh. 1742. ,Bei j
viel 100000 solcher Eisstüker [werden bei Tauwetter] i
auf die Seite aus geschmissen.' ebd. ,In den Turm
hätte ich ihn schmeissen sollen.' Z Schauspiel 1793. ;
Unsinnlicher. A* der nächste" B'satzi"g [müssen] di
Widerhärege" us ''em G'richt g'schmeizt werde". Schwzd.
(GuPr.). Uneig. 's Luggi isch e" lustig Chind ... 's cha""
so gueti Trümpfli schm. [sich geschickt verteidigen],
wenn-me" mit-im g'spasse" tuet. Blcemestrüssli 1873
(BsL). .Mit soHchem schin und bettel habend sy [die
Bettelmöucbe] fürstenrichtumb und so vil der wittwen |
1017
Sclimas(s), schmes(8), schrais(s), schmos(s), schruus(s)
1018
hüser fressen, biss sy aigen land und liit under sich
gebracht und geschnieiz[t] habend.' Kessl, Spez.,
= bämmelen I (Bd IV 1229) FJ.; vgl. Gr.WB. IX 1002
(unter g). — b) schlagen im Allg. BE. (SGfeller); G
Wb. (.hauen). .4»» liebste'^ hätt-er im d'Pfannen um
•^e" Schädel ume" (/schmelzt un'' im dermit der Grind
verschlage". SGfeller 1911. S. noch Sp. 8G5u. ,Narr:
Ir wybern, ich will lieh verhoissen, wann eine schwätzt,
ich wil si schmeissen mit raynera kolben, dass sy
gschwillt.' JMiiRER 1567. .Nach Diesem habe N. zwo
Kerzen bringen lassen und gesagt, sy müssen nicht
heim, biss selbige verbrennt; als sy aber gar nicht
länger bleiben wollen, habe N. die Kerzen genommen
und ganz ertaubet selbige so lang umb die Wand ge-
schmissen, biss ihm Nichts mehr als die Dächten in
der Hand geblieben.' 1671, Z. ,Wie Helden sich haben
die Züricher gewissen, der Feinden vil 100 zu Tode
geschmissen.' 1714, Lied. ,Mit Einem schm.', sich mit
Einem schlagen; vgl. ba. .Batuator, der mit Einem
sclimeisst.' Denzl. 1716. Spez. a) refl. oder .einander',
sich schlagen bzw. prügeln. ,Wann wir nur allhier
in der Eidtgnosschaft in Frieden sitzen können, sie [im
Schwabenland] mögen sich so lang schmeissen. biss
sie müd seind, werden hernach wol autt'hören.' Gespr.
1632. .Einer, so contract und podagrämisch war, sach
Zwee uff der Gass einanderen schmeissen.' Schimpfr.
1651. ,Sich für Einen schm.': ,Wie solten doch für
uns Schwed, Sachsen und Preussen, wie für euch die
päbstlichen Fürsten sich schmeissen'?' 1714, Lieu. —
P) Jmd (bes. Kinder, auch Hunde) mit einer Rute,
einem zsgelegten Strick uä. züchtigen, auspeitschen
Aa(H.); B, so Br., E., R., Si.; FJ.; L (auch St.''); S;
WBürchen, Törbel; Zo (St.""), körperlich züchtigen.
(zur Strafe) schlagen übh. Blie., Hk., Lau.; FJ.; S;
WBürchen, Törbel; Syn. ab-schm. D's Chind schmeizw
W. Los, me" sf^t-di''' schmelze" !\j. Schmeize" sö't-me"-se
[Tagediebe], »''we'*, i''''häu e" Geisle" da. RvTavel 1913.
Mit Ruten streichen, auspeitschen, als (offizielle) Strafe
(für Erwachsene), .virgis caidere'. Id. B. Du [Franzose]
hest-is [uns] z'tanze" (/macht ...Es tanzet-si''' nil guet,
wC-me" Ei"'m z'erst der Buggel schmelzt. Scnwzn.
(1802, GJKuhn). Liebeshriefli sckribc'-si, u"fldtigi, dass-
me"-se dür''' e" Profös soft la" schmeize". Gotth.
Einen mit •'em Muni/isel la" schmeize" un'' erbrätsche".
JBüRKi. Kehren sie [Wiedertäufer] zurück, so werden
sie .geschmelzt'. JLüscher 1898 (nach einem B Mandat
von 1644). Eine der Hexerei Verdächtige wurde auf-
gezogen, .über das gsschmeuzt und in der Klupen uf
den Stock gesetzt.' 1657, GrL. ,Frörabde vagierende
Timen ... soll man mit Rueten schmelzen und fort-
schicken.' B Mand. 1661. ,[Ein weibliches Lästermaul]
solle von hierzu verordneten Leuten mit dem Rinder-
rienien wol empfindlich geschraeisst und gezüchtigt
werden.' 1672, Z. ,Wie dann einst im Examen vor des
Herrn Blauners Gegenwart ihren Zwen ... umb ge-
ringster Ursach willen einandern geschlagen und by
I den Haaren herumbgezogen, dass ich scheiden und
|, sie schmelzen müessen.' 1684, WLütz 1685/1707. ,[lm
1 Falle fortgesetzten Kinderbettels] sollend wir dessen
'. berichtet werden, demnach zu erkennen, ob die Eiteren
I nicht vor das Burgerenzihl zu bannisieren und die
Kinder durch die Bättelvögte mit Ruten zeschmeizen.'
B Mand. 1690. .[Ein Kind war] angebunden und ge-
schmelzt worden.' HPest. — y) vom (Sturm-)Wind B,
gew. aber unpers. 1) mit ausgesetztem Obj. (Rege",
Sehne uä). Das schmeizt (schmäuzt) de" Hege" a"
d'Mür! FMu. Wänn's de" liegen esö schmeizt BFrut.
[Da] hetim d' Bisen e" Gouffele" Sehne dri" [in den Mund]
(/schmeizt. SGfeller 1919. Strösse"wüschete" hampfle"-
wis schmeusst-er [der Wind] an d'Fenster. NiT.-Ztg
1922. — 2) mit verschwiegenem Obj.. gew. unpers..
„von Regen oder Schnee, den ein brausender Wind
zB. an die Fensterscheiben ungestüm hinjagt; es regnet
oder schneit in schräge anwerfender Richtung Aa; B"
Hk.,Ha., Lenk; GL(auch ItSt.); ,GR''Ohurw.,D.,Grüsch.
Kl., Nuf.. S., Ths; L('auch ItSt.); SchwG.; S; UGösch.-
Alp; WG. und It Tscheinen. Der Fen schmeizt hit aber
Ei"s! BHa. Es schmeizt us ''em Fö" Gl. Es tuet eso
schmeizefn) GrS. Es schmeizt und regnot W (Tscheinen ).
Im Winter, wenn's rorusse" schmeizt. Zvböri. Es
schmeizt an di Pfenster Gr (Tsch.). Lueg, ivie's
schmeizt a" d'Pfäister ane"! ScbwG. — 8) schmeize",
.den (Walliser) Wein peitschen', um ihn zu verbessern
B (Dan.); Synn. üf-chlöpfen, -päutschen, schmirwen
(Sp. 9S8M.); vgl. zur Sache a6-6räjüew5 (Bd V 1031).—
3. in der Weberei, = sehlichten iaß (Sp. 73) GfiNuf.,
ObS., Fr. Es Wiipp schmHze(n). — S c h m e i s s e n , in
GnThs; UUrs, Schmeizen — n.: entspr. 2b. , Wir [Söhne]
wollen ihm [dem Vater] sein Schlagen, Schmeissen,
Stossen, Balgen ... eintränken.' Schimpfr. 1650. ,Drum
waren die Länder entschlossen zum Schmeissen; sie
zogen die Länder und Amter zuhanden, die ihnen nit
waren allein zugestanden.' 1714, Lied. Spez. entspr.
2 b Y. von Gewitterregen, Schnee GfiThs; üürs. —
g°-schmeisst -schmeizt, g'-schmisse": 1. entspr.
Bed. 3 GRNuf. Es g'schmeizts Wupp. — 2. g'schmisser,
knapp anliegend GrD. (B.). Das Häss geid-ere" g'schm.
Amlld. »m!&(«, -en (Pti-, »mi/SyS.m, -en) st.Vb, s/neißen sw.
Vb in ähnlichen Bedd.; vgl. Gr. WB. IX 999/1008; Schni.Ml
557 f.; Schöpf 630; Martin-Lienh. II 488; Fischer V 991 f.
Bei uns ist das st. Yb vom schwachen nicht durchweg zu
scheiden; in der Form schmeisse" setzt sich tw. das sw. Vb fort
(Mal. 's ,-ei-' ist meist altes ei), tw. ist echmeis(ii)e" einfach
das gemeinsprachliche .schmeissen', das als gefühlsbetonter
Ausdruck entlehnt wurde. In weiterm Umfang als bei uns ist
altes smsßen («eben ameißm) im Eis.. Schwab, und Bair. erhalten.
Zu 2 Tgl. schmirwen Ic^ uud l (Sp. 989). Bed. 3 kuUpft an
1 an; dazu entlehntes i&t. smizzar, wenn nicht eher zu gleich-
bed. (bei uns allerdings unbelegtem) schmilzeti (vgl. Gr.WB. IX
1104, Bed. k). Unklar ist ge-schmiseen S und der Zuname
Schmciser-Anne SchHa. Vgl. zur Gruppe auch Sckiniss, Schmitz.
ii.\> - schmelze* : = schmeissen 2b^, auch Vieh mit der
Peitsche Aa (H,); B. Der Kari het halt geng miiesse"
ga" trummle", wenn-men Einen öffe"tlech abg' schmeizt het.
RvTavel 1901. D's Veronika icie-n-en abg'schmeizti
Sünderin hinde'dri". ebd. 1913. — Vgl. Gr.WB. I 105 f.
abe°-sc/iwei^e": unpers., in Strömen regnen L. Es
hed abe"g' schmeizt. — über uber-schmeize": bekacken
Ndw (Matthys). D's U'zifer uberschmeizd d's Fleisch
gere" Ndw (Matthys). D' Fleigen uberschmeizi"d Alls.
ebd. ,Item so uberlautfen und uberschmeissend sie [die
Störche] die grassreichen Matten.' JLCvs. 1661.
nf-schmi'ze": = üf-schlahen 1, von Pferden. Tänzern
BG. (Bärnd.). ,Das übermütige Üfschm¥ze" mit heiAen
Hinterfüssen zugleich.' Bärnd. 1911. ,Auch von einer
sonst ganz einwandfreien, des kunstreichen Figürlens
kundigen Tänzerin heisst es: Si het üfg'mi'zt oder
üfg'schmVzt.' ebd. — Vgl. zur Bed. Gr.WB. IX 1004
(.schmeissen' 2h); in andrer Bed. .aufschmeisseu'. ebd. 1 727.
&."- schmeisse' B (Zyro), -schmeize" BE.; Ndw
(Matthys): a) anwerfend besudeln. .Ulf ein Zeit sind
1019
Schmas(s), schmes(s), schmis(s), sehraos(s), schraus(s)
1020
mir [zum Trocknen aufgehängte] Leiulachen und
Kinderzüg niciit [1. mit] weiss nit wass für Farwen
angeschmeizt worden, dass ich sy nicht mehr hrauchen
kann.' 1640, Z. — b) anwerfen übh. Ei"'m Öppis a ,
zB. Kot B (Zj-ro). Oni B'sinne" schmeizt-es [Eisi]
Settin d' Chuchiwüscheten a". SGfeller 1919. ■ — Ahd.
(tmomlßiin, afflgero (Notk.); vgl. weiter Gr. WB. I 4-t5; Stlim.^
II ööT (besudeln).
ane° anhi" schmi^ze' : (Einem Etw.) hinwerfen FTaf.
i" -schmissen: a) besudeln. ,Erst nüwlichen [haben
Nachbarn] mir ... etliche Windtlen mit schandtlichem
Unflat und Farwen ingesclimeizt.' 1640, Z. — b) vom
Eierlegen. .Erstlich wird nach dem Winter [beim
Herausnehmen des Honigs aus dem Bienenstock] das
Gewebe mehrenteils ausgeschnitten und nur so viel
darinnen gelassen, als zur Einschmeissung der jungen
Brut nötig.' EKönig 1706. — c) hineinwerfen GkNuI'. —
Vgl. Gr. WB. III 280; Fischer II 643.
in e°- schmelze" (in BHk. -»^-): Regen oder Schnee
hineinpeitschen, vom Wind (BHk.) oder unpers. (BHk.;
L). 's hed ine"g'schtneizt.
er- schmelze": tüchtig (mit der Rute) züchtigen BSi.;
Gl; Ndw (ilatthys); bei St. (für B; Gl; Gr; L) ohne
Bed.-Angabe. — Vgl. Gr. WB. III 967.
ts-schmeize" B; Gr (Tsch.); L; Ndw; W, -schmissen
(Ptc. -g'schmisse") GrKI., Val.: 1. a) Kot werfen, von
Bienen und andern Insekten Ndw (Matthys). Von
einem ,Drachen'; s. besichtigen (Bd VII 270). — b) Jmd
hinausschmeissen, -werfen Gr, so Kl., Val. und It Tsch.;
W (FGStebler). ,Wenn Jmd sich daselbst [in Törbel]
hinter den Ofen legt, um auszuruhen, so wird er vom
Botzen herausgeschmeizt.' FGStebler 1921. —
2. = schmeissen 3b^ B, so R. (,infolge gerichtlichen
Urteils Rutenstreiche geben'). S. und It Zyro; L. Die
[die Mutter] zvird-di''' schön üsschmeize" ! A Heimann
1899. Me" seH die zwe Meisterlös recht üsschmeize"!
schrien zwei alte Weiber, als zwei etwas liberal an-
gehauchte Stiftskapläne nach dem Sonderbundskrieg
zum ersten Male lange Hosen statt Kniehosen trugen
L. ,Noch erinnere ich mich der Zeit, wo Dirnen ötfent-
lich üsg'schmeizt und in Prozession durch die Stadt
geführt wurden.' Zyro. ,[Des Landes verwiesene
Wiedertäufer sollen im Betretungsfalle] mit Ruten
aussgeschmeizt, bezeichnet und widerum ... des Lands
verwiesen werden.' B Mand. 1695. ,Frömbde vagierende
Dirnen sollen fürs erste Mal mit Gefangenschaft ge-
straft und das andere Mal mit Ruten aussgeschmeizt
und wiederumb fortgeschickt werden.' SMuiach 1709.
,Für den dritten Fahler soll dieselbe [Ehebrecherin]
aussgeschmeizt, ewig bannisiert und bei der Wieder-
betrettung im Land mit dem Schwert hingerichtet
werden.' BMand. 1712. ,Des Tryners Sohn Jakobli hat
mit einer Schlüsselbüchs auf dem Mist geschossen.
Erkennt: Der Schulmeister soll ihn ausschmeizen.'
1724, AaL. Das Gericht von Grandson ersucht, man
möchte die Gewohnheit aufheben, nach welcher das
Gericht einen Maleficanten, wenn derselbe ,aus-
geschmeizt' werde, in corpore die Stadt hinunter zu
begleiten pflege. 1739, Absch. ,Wo ist dein verfluchtes
Kind? Ich will, ich muss es ausschmeizen, dass kein
Fetzen mehr an ihm gut ist.' HPest. — Üs-, schmelzen'
n.: zu Bed. 2. Es wird der Antrag ad referendum ge-
nommen, dem Turmweibel zu Murten für das , Aus-
schmeizen' und Ausführen eines Delinquenten zu-
sammen 2 Pfd, statt wie früher für jenes 1 Pfd, für
dieses 3 Pfd zu geben, und dem Weibel von Kerzers
3 statt 6 Pfd. 1743, Absch. — Üs-, Schmelzung' f.:
= dem Vor. ,Wasserschwemmung, Landsverweisung,
Ausschmeizung und Brennung', unter Strafen für ,offene
und umschweiffende Timen.' B Mand. 1712. — Ahd.
aßamißan, cjicere; ebenso bei Gr. WB. I 957 ; Fischer I 509.
US e''-schmeisse" Bs, -schmäuze" AATäg. : (Einen)
hinausschmeissen.
vei-schmeize" B; Gl; Uw; U; Z (-äu-J, -schmisse" (?)
PPo.: 1. durch Exkremente (cacando) besudeln Uw.
D'Fleige" hend der Tisch verschmelzt UwE. — 2. a) weg-,
auf die Seite schmeissen PPo.; Ndw (Matthys); U; Z
(Spillm.). D'Giceri [die früher in einem Turm unter-
gebracht waren] sind verschmissni cho" PPo. — b) .ver-
werfen', eine Fehlgeburt tun, von Rindvieh Gl. —
3. = schmeissen 2 b fi. 's Hingere verschmeize" sö't-men
im, dnss-er vierz'che" Tag niXinmC chönnt abhocke".
SGfeller 1917. — Vgl. Gr.WB. XII 1, 1 122; Fischer II 1313.
Für PPo. ist nur das Ptc. verachmiese" belegt.
für -schmäuze": vorwerfen (im eig. S.) Z (Spillm.).
Ei"'m Öppis fürschmäuze". — fürt (bzw./'ort)-»cfc»i«se"
Ap, -schmeize" GLEngi; Z (-äu-, It Spillmann): weg-
schmeissen.
h'-schmeisse" B (Zyro). „-schmeize" B; Gl; Gr; L":
a) = wr-sc/m». i „B; Gl; Gr; L". Von Menschen. .[Frau
N. weigert sich eine Forderung des M. zu erfüllen.]
Des sprach der M. zuo ir frefenlich, si versnites breitt-
mul, si müest ims joch geben, ald si und ir man müesten
ein turn besmissen.' 1377, Z RB. Von Fliegen B (Zyro).
,Kein Angesicht [ist] so lieblich, kein Spiegel so sauber,
darauf ein unverschämte Flieg sich nicht setze und
die mit ihrem Unrat nicht beschmeisse ... Also was
ist der leidige Satan [.der Fliegenherr' Beelzebub] nicht
für ein unverschämte Hellenflieg! Wer ist so heilig
auf dieser Erden, den dise Höllenflieg nicht verun-
reiniget und beschmeisst?' AKlingler 1688. S. noch
netzen (Bd IV 887; .beschmeissen'). — b) besudeln,
verunreinigen übh. ,Wo Einer mit Unflätigkeit wurde
das Huss beschmeissen, soll er syn Wust selbst weg-
tun.' B Schulordn. 1591. ,Das heilig Angesicht [Christi
am Kreuz] beschmeissten sie mit ihrem unreinen
Speichel.' FWyss 1697. ,Den Leib mit Trunkenheit
zerrütten und in das Grab richten oder mit Geilheit
beschmeissen und stinkend machen.' JMet. 1700. ,Ich
darf mit selbigen [gotteslästerlichen Worten eines
Sektierers] dies Papier nicht beschmeissen.' 1755, SiUL.
Urk. — be-schmissen: besudelt. .Mit Ruess und
Äschenkat bist ganz und gar b.' Wahrs. 1675. S. noch
beschissen (Bd VIII 1343o.). — un-: unbesudelt. .Des
sprach er aber schalklich und frefenlich zuo ir: Da
versnites gesnyloch, du muost rairs joch geben, und
von versnitnen gesnurren kumt nieman unbesraissen,
und meint si damit und rett ir dis under ougen.' 1377,
Z RB.; nach einer Zeugenaussage in der Form ,on-
beschissen' (Bd VIII 1345u.). — Ahd. 6i>mf^a)i, -»mei^«!
(auch unhumißßan); Vgl. Gr.WB. I 1582 f. 1584 f.; Schra.MI
557; Martin-Lienh. II 488 (GeilervKeis.); ChSchmIdt 1901,
33; Fischer I 903.
durch-: ents^^r. schmeissen 3b 9. .[Zwei Kloster-
mägde] die das Kind ... anbanden und unbarmherzig
... durchschmeizten.' HPest.
(e''-)v,''eg-schmeisse" Th. -schmeize' .AaF.; Z (-öu-,
It Spillmann): wegschmoissen. ,Und sagten ouch die
pfaft'en, die gmeind uifwysende, wann ich [ein znr
Reformation Übergetretener] schon hundert köpf hette. ;
1021
Schmas(s), 8chmeB(8), schinis(s), sclimos(s), schnius(s)
so niüeste er [!] liiiiweggescliiiieizt werden, oder aber
es müeste ir leben costen.' 1585, F.
z \i eh i"- schmelze": unpers., den Regen zupeitschen
BBe., Gr.; GRGrüsch, Kl. Ein stärkerer Kampf [in der
Atmosphäre] führt zur Spritzeten ... oder gar zur
Schmeizeten, wa's vom Wind de" Rege" tribd, dass's-
nen under alli Tücher zuehi'schmeizd. Barnii. 1908
(BGr.). Dass's d's Wetter [= Regen] nid zuehi"schnieisi.
ebd. Mit verschwiegenem Obj. GRGrüsch, Kl. Es
schmeizt an d'Fenster zuehi" GRGrüsch. — Vgl. Fischer
VI 1387.
zer-: 1. a) auseinanderwerfen, zerstreuen. , Ihren
[der Hexen] Zauber zu brechen, läuteten die alten
Schanfigger die grosse Glocke in StPeter, die als
Wetterglocke galt, im Volksraunde von sich sagte:
StÄnna heiss-i''', bösi Wetter zerschmeiss-i"''.' Schmih
u. Sprecher 1919. — b) zerstören, vernichten. ,üann
ein Volk wirdt das ander zerschmeissen und ein stadt
die ander.' 1525.1530, II. Par.; ,zerschlahen.' 1589;
.sie werden zerschmissen je ein Volk von dem anderen.'
1683. 1707; .zerschmeissen.' Luther; TioXeiiy^aei. LXX.
,Und schluog die stral in das hus ... dem huswirt
durch die kamnier, verbrant und zerschmietz [wohl
= ,-schmeizt'] im sin hempt und schwert, nebet der
bettstat besitz [= ,besits'] ligend.' Kessl. ,Da kamen
die Amalekiter ... und schlugen und zerschmeissten
sie bis gen Horma.' 1683. 1707, IV. Mos.; .zerschmissen.'
1802; .sclilugen und zerstreuten.' 1868; nur .schluo-
gen(d) sy.' 1530. 1589; , zuschmissen.' Luther; ixpEt|;avTO
xal xatixo'l'av. LXX. ,l)ie Blätter, so zerrissen [vom
Hagel], die sagen: meid den Praclit, sonst wirst uns gleich
zerschmissen.' 1802, ZZoll. Lied. S. noch Sp. 490o. —
2. rSchmeize", schlagen' Gl (St.""). — Vgl. Fischer V
1148. .Zerschmissen' bei Gotth. II 33 (,zerschmyssen' bei
Vetter V 42) ist Druckfehler für ,zerschrysseu' (EB. 460).
Schraeissete" Schmeizete" — f. : 1 . z u schmeissen 1 a
üwE. — 2. a) zu schmeissen 3b^ B, so Be. und It Zyro.
— b) heftiger Regenschauer (mit Wind) BGr. {s.zuehin-
schvteizen); LE.
Schmeissi Schmeizi — f.: 1. a) vom Wind ge-
peitschter Regenschauer GnÜbS. — b) Nordseite eines
Hauses GfiCast. Syn. Wetter- Schmeiss b. Die Wand
ist an der Schmeizi. — 2. a) Weberschlichte (aus rohen
Kartoffeln. Mehl und Unschlitt) GRÜast., ObS.. Pr.,
Eh. — b) dünne, schleimige, schlecht gekochte Suppe
GRCast, Nuf.
I g*-schmeissig I (-äu-J. Nur subst. Neutr.
G'schmäussigs, Zuspeise AABr. (Eochh.). — Abi. zu Ge-
schmeiea I.
j schmeissne" schmeizne": unpers., es schmeiznet,
j wenn sich am Himmel lange, schmale Wolkenstreifen
zeigen, als Anzeichen eines Witterungsumschlages
GMs. Wsst. — Abi. zu SchmeissmS (Sp. 1015).
G'-schmeiss II n.: Geschmeide. Nur in den Zssen
.Gold-, 8ilber-G,' ,Es stehe ein Jeder und eine Jede
tür ihren eigenen Spiegel und beschaue sich von oben
an biss auf den Schuh und frage sich selbs, ob die
ivHiite, Hütlein, Schleyer . . . Bändel, Nestel, Silber- und
|Goldgeschraeiss, Perlein, Granätlein, Anders und
j Anders ihrem Stand, Land, Alter, Harkommen gemäss.'
JMüLL. 1673. ,[Der beklagte Ehemann sei] ohnwüssend
Ider Frau und Sohnsfrauen über die Lad gegangen,
letwas Silbergeschmeiss darauss genommen.' 1677, Z
(wiederholt; wechselnd mit, Silberwahr'). — Vgl. Gr.WB.
IV Ib, 3936; Fischer III 483 (Gf-sehmelss III, auch G.-Macher
(Bd IV 54). Das Verhältuiss zu dem syn. Ge-schmid (Sp. 853)
ist unklar.
g«-schraeissig II: geschmeidig, schlank BsB. • —
Nbform zn (ge-)s^hmeidi,j (Sp. 852); Tgl. Gr.WB. IV 1 b, 3944.
IX 1 009 ; Schm.» II 558/9 (auch ijaechmeMen, ,^hmi»sig, ebenso
bei Uuger-Khull 286. 547); Schöpf 629; Fischer V 992 f.
Scliniiäs m.: a) Schmiss. Stddentenspr. und tw. von
da aus weiter gedrungen (so TuMü.), , Streich, Wunde'
Aa (H.). [Zu einem Studenten:] Chum-re" [einem
Mädclien] niime" nid z'nä''', süst hest de"" fer sicher
es Dotze"'' Schmiss im Visäschi! Ebers. 1905. —
b) Flecken von angeworfenem Schmutz im Gesicht Bs
Stdt. Der Hafner het gel^i Schmiss im G'sicht. — Vgl.
Gr.WB. IX 1096; Schm.* II 558 f.; Martin-Lienh. U 488;
Fischer V 1007, auch Schmiti.
schmissen 1 s. schmeissen (Sp. 1015).
Scliinlsse" f. :Schlittenspur(von beliebigen Schlitten)
UUrs. — Wohl zu schmisse" (s. das Vor); Yg). Schhhe" 3 h
(Sp. 273).
schmisse" 11, Ptc. -et: Leitspuren für die (Renn-)
Schlitten schaufeln, von den Wegknechten UUrs. —
Abi. zum Vor.
G"-schiniseI n.: ,ein Allerlei nichtssagender Dinge'
ScHW. — Wohl für ■ G^-srhmüsel, also ein Überrest der früher
in Schw herrschenden Entrundung; vgl. das syn. Oe-müsel
(BdIV 487).
Schmisette" Aa; Ap; BsStdt; BO.; F; Gl; Gr;
L; GF., Stdt; S; Scb; Th; Z (in 0. auch -ss-) — f..
Schmisett BsBiim.; B; WUnterb. (-ss-), G'schmisett Gh
(Volksgespr. 1834) — n.. vorwiegend (zT. ausschliess-
lich) im Dim. Schmisettli Aa (auch Fri.); Ap; Bs; B;
GRSchs; G; Sch (in Ha. -ss-); Th; Z (in 0. auch -ss-),
Schmus- AAFri. (Hürbin), Scheinis- Z (Usteri): Chemi-
sette, a) ein Zierstück der frühern Frauenmode
Bs. a) nur Dim., = GöUer-Mänteli (s. Mantel 4b Bd IV
342) bei der sog. Berner Tracht AABrittn., L., Zof.;
ähnlich bei der Wehntaler Tracht der viereckige ge-
stickte Latz ZW. Göller und Brusttuch Z. Mini
gofferierte" Schmisettli. FOschw. 1900. Es rein g'fältlets
Schmisettli vom ßnste" flächsige" G'spinst. ebd. 1919. —
ß) kleines weisses Vorhemd mit glatter Brust und
kleinem Kragen (Ssyw. Kredit-Fetzen) ScuHa., den Hals-
ausschnitt deckender weisser Einsatz mit kleinem
(Spitzen-)Krageu GStdt; TuFr. (,Spitzenkragen mit
einer unter das Kleid reichenden gestickten Fort-
setzung, dem sog. Brüstli'); ZStdt, bei hoch ge-
schlossenem Kleide ein 4 — 5 cm breiter, umgelegter
weisser Zierkragen (mit Spitzen besetzt, gehäkelt, ge-
stickt oder g'rörlet Bd VI 1241 u.), entw. an ein un-
sichtbares (Under-jG'stältli angenäht oder mit Bändern
oder Knöpfen befestigt; auch etwa von Kindern ge-
tragen (Syn. Chrägli) AaF.; L; ScnSt.; Th; ZBuL,
Schwam., 0., Sth. und weiterhin, Halskrause AAFri.
(Hürbin); Ap (T.), weisses Halstüchlein mit Spitzen
GlH. Chrägen und Schmissette" wünscht sicli ein Land-
mädchen, wenn es reich würde. Stütz. So, hasch
's SchmissettU no''' umg'leit? . . . Ja, jetz bist schön, de
g'falUt-em g'wäss, Mutter zur Tochter, die den Besuch
eines Freiers ej-wartet. ebd. Und das Schemisettli —
warhaftig, si hebi z'erst g' meint g'ha", 's seigi"d di gliche"
Spitz, tco-n-iri Bäbe" anei"'m heb. Usteri. S. noch Bd VI
869 0. RA. Es stöt-em a" tv'e-n-ere" Chue e" Schm., \oü
etw. Unpassendem Th. — b) als Bestandteil der Männer-
kleidung, a) Vorhemd (mit Kragen) AABrittn. und It H.;
1023
Sclimas(s), schmes{s), sclimis(s), sclimos{8), sclimu8(8)
1024
Bs; B; GRÜhnr; ZB&l., 0. Syn. BrisU, Brust (Bd V
TqÖ 8(32); Be-schisser, Be-schisshng (B.l \ 111 1346.
1353)- Vor-steclcer. [Sohn:] Mama, hesch-mer d'Mang-
schelte' W" (Vs Schmisett g' rüstet? UW Züricher. -
8) Krause am Hemdschlitz Ap (T.). - Frz. '^'"'"f':-
Tgl Martin-Lienh. II 488; Schöpf 632; Fischer V 100 ,.
Zwischenvok. .. für s in Fremdwörtern findet sich sonst in der
Regel nur in vortoniger Stellung {Plädier, ras^re", „usscrabd
usw )• weist .8 in unsern. Fall auf eine ä. Betonung Schmis-
,{i,e'f Für Z Terzeichnet ESteiner 1921, 348 auch den Aus-
gang-efe". Tgl. dazu Mamcheue' mit Anm. (Bd IV 336); sonst
gilt in der 2. Silbe t. e', t. e«; Näheres darüber bei EStemer aaO.
Vgl. noch Ge-schmüi.
Schmösi, Schraosli, -elim.: unreinlicher Mensch,
bes. von Kindern, zB. solchen, die sich beim Beeren-
essen Mund und Gesicht verschmiert haben ÜK
(Bärnd ) — Vgl. die Gruppe Schmusei. zum Nebeneinander
Ton .. und o moselen : Musel (Bd IV 472. 4S3).
er-schmosle": herzhaft abküssen BE.; Sjn. ver-
schmausUn (Sp. 1009), -schmuslen. Grad het-er 's Mul
'büschelet, um Lusin [ein Mädchen] recht Domtigs ze.
SOfeller 1911. - Zum Zshang mit dem Vor. Tgl. die Aum.
lüHAnrnmUnll (Sp. 1009).
Schmas-^AF. undltH.;Bs;B;S; ZBül., Schmaus IV
Aa It H ; B; LG.; S; Z — ra.: 1. Gerede, Geschwätz mit
dem Nbs'inn t. der Übertreibung, des Schwindels, t. des
Durcheinanders ZStdt (Schülerspr.). Die rede-d en
Schv,. z'säme"! - 2. = Schmas(sJ-Gelt (Bd II 26.), bes.
beim Vieh- und Liegeuschaftenhandel AaF. und It H.
( Gewinn, Vorteil bei einem Handel, bes. als Lohn für
die Unterhandlung; Nebengewinn, Trinkgeld'); BE.;
S- Z cutes Geschäft in jüdischem Sinne' AaF.; LG.,
unlauterer Gewinn, Bestechung BS. (Bärnd.). Schm. ne"
bzw 36». ,Ich muss ihm einen Neutaler Schm. gehen',
einem Juden für die Vermittlung eines Pferdehandels.
JoACH. Schm. mache", durch Vermittlung eines Handels
einen Protit machen, (unlautern) Gewinn aus Etw.
ziehn Aa (H.); Bs; B, so E., S. (Syn. i" eigete" Sacl-
' mache"; s. Bd VII 61 IM.). So zB. von einer üienst-
magd, die nach geheimer Vereinbarung mit dem Metzger
von dem für die Herrschaft gekauften Fleisch eine Pro-
vision bezieht Bs. Esgi't Schm., es fällt Etw. ab Aa (H.).
Aus dem Hebr. bzw. Judendeutsch; Tgl. die Anm. zu
Schma,(>)-Clttl. auch Schmu, Schmül (Sp. 823. 9361, zur weitern
Verbreitung unsres Wortes (fast ausschliesslich in der Form
Schmus) Gr. WB. IX 957. 1155; Sauders II' 981 (unter
Schmu'); Schm.» II 559; Martin-Lienh. II 488; Fischer V
J017; Follmann 456; Crecelius 748/9; JlüUer-Fiaureuth II
454. ' Dafür im Norden (nd., ndl., fries., dän.) eine diphthon-
gische Form smou8, smaus in pers. Bed. als Schimpfw. für Jude,
Wucherer, Betrüger (Tgl. auch ,Schmansel' bei Gr.WB. IX
958); ist hei uns einmal als PN. belegtes ,Schmous' (,Annli
Ochsner des Schmousen wib zuo Wittikon.' Z Glücksh. 1504)
ahnlich zu erklären? Hieher nach Ausweis des syn. ndl. smous-
jasKn auch Seh mau» // (Sp. 1 008, wo die Anm. darnach zu berich-
tigen). Zur Form mit au Tgl. Falk-Torp 1911, 1077 (-Sniou«//;.
Schmüseli-wüs, auch Schmattseli-watis: in der
Verbindung Schm. mache" mit Ei-'m, Jmd durch
Schmeicheleien zu Etw. zu überreden suchen BsStdt
(ASocin). Syn. Wüseli-wüs (bzw. Wauseli-waus), auch
Büseli-büs (Bd IV 1738). — Zum Folg.
schmuse" II Bs; B, so Si.; Gr (Kesslerspr.); Scn
Ha ; TuTäg. und It Anon. (darnach St.«: „schmüssen');
Z, schmause" III BE., G.; St.'(oO.), 3. Sg. und Ptc. -et,
in Bs -t: 1. reden. Gaunehspr., ,antworten, befehlen,
bekennen, erzählen' Gulvesslerspr. (JJörger 1905).
Spez. a) ,zusprechen bei einem Kaufe, den Unterhändler
machen' Th Anon. (darnach St.= ), Tag. (,beim Handel
zwischenreden, jedem Teil z'Best reden und von beiden
Seiten sich lohnen lassen'), = Schmus machen (s.o.) B, so
E. — b) schmeicheln, schön tun, um Etw. zu erlangen,
zB. einem Lehrer, Vorgesetzten Bs; Z; bes. in der
Schüler- und Soldatenspr. Auch von Katzen Z. Im ero-
tischen S , (auf gemeine Art) kosen, liebeln, poussieren
Bs; ScnHa. (,von stillem Beisammensein eines Liebes-
päärchens'); Z (auch Studentenspr.). Si hend z'säm&>
g'schmüst; er göt (e-chli") go" schm. Bs. Mit Einer
schm. Bs Fastn. 1914. Mit den Worten: Cha""st nüd
schm.? sollen unzüchtige Frauen die Männer locken
ZStdt. Nach einer alleinstehenden BAngabe auch
für liebäugeln, mit den Augen kokettieren: Was
schmüsisch jelz icider? — c) .Angeben, verschwätzen,
schm., vermassern, pfeiften.' Bs Mand. 1735 (Wörter-
verzeichniss der Sprache einer Diebsbande). Vgl. ver-
schm. — 2. auf nicht ganz einwandfreiem Wege Klein-
handel treiben ZSth. Synn. s. unter händelen 1 (Bd U
1408). — 3. Bestechung üben B, so oAa., G. Gelt zum
Schmause". ELeüthold 1913(BoAa.); nachher: Eine"mit
Gelt g'wänne". [Ein Bauer lührt einen Prozess] rät
Schviause"; der Anif^er [der Gegner] de- het dug'schoppet
u"" g'tcunne". ebd. (BG.). — 4. Unterschlagung hegehn
BG. De'Pösteler[Posthea.\nte]hetg'schmausetu"''hetdu
müesse" gä". — 5. sich schlecht vorbereitet durch eine
Unterrichtsstunde hindurchschwindeln ZStdt (Schüler-
spr.); schwach bezeugt. — Schmüsens Schmüsis:
.Antwort Gr Kesslerspr. (JJörger 1905). — Vgl. Gr.WB.
IX 1135; Sanders 11» 981 (unter ,Schmu'); Schm.' II 559;
Martin-Lieuh. II489: Fischer V 1017/8; Follmann456; Cre-
celius 749; MüUer-Fraureuth 11 454; DM. II 461, auch ndl.
mwusm, betrügen, fuscheln, falsch spielen. Die Form mit ..,
die viel), urspr. ist (vgl. jüd. ,schmuoss' bei Gr.WB. aaO.),
kehrt unter Schmuler wieder.
ume°-sc/»»HMse": sich poussierend herumtreiben Bs
gtJt. — Vgl. Martin-Lienh. II 489.
a°-scft»si(se": refl., sich schmeichelnd an Jmd heran-
machen, um einen Zweck zu erreichen. Bs Fastn. 1919.
I"-: refl., sich einschmeicheln, von Personen (zB.
von Schülern beim Lehrer), auch von Katzen Z.
er -schmause": Etw. durch schmuse" (in Bed. 2) er-
werben (eintauschen usw.) ZSth. Wo hät-er jez Da'
[zB. eine Uhr, ein Grundstück] wider erschmaustt?
Syn. er-grützen. — Spillmann (Z) gibt ohne Bed. Eine" er-
schiiiaus(i)e"; hieher?
^ er -schmuse": tr.. Nachteiliges über Einen aus-
bringen Z (Gaunerspr.). Sträflinge zB. verschmüse-d
einander beim Direktor, dh. Einer bringt dem Andern
hausordnungswidrige Handlungen aus (Mitteilung aus
der Z Strafanstalt).
Schmuser TuTäg.; Z, so Bül. und It SpiUmann,
Seh maus er B; S - m.: (jüdischer) Anschicksmann,
(unredlicher, interessierter) Vermittler, Zwischen-
händler, bes. beim Viehhandel. [Schweinehandler
über einen nicht zustande gekommenen Verkaul
klagend:] Eige"tlig isch der Nazi d' Schuld S'«»"'/«" '
Schmauser; de- het-en [den Käufer] uf d' Site" g nä". i
JOAC«. 1883. ,Wo [der Käufer] konkretere Zusiche- ,
rungen. sogar schriftliche, haben will [über das tehlen
von Währschaftsmängeln bei einem Stück Vieh|,
werden ihm ein geriebener Viehhändler, sowie die als
unparteiische Drittinänner herumstehenden Schmaustr ;
mit dem ehrlichsten Gesicht der Welt ihr Erstaunen'
über sein Misstrauen kundgeben und ihn mit leeren
1025
Scliiiias(s), schmes(s), schmis(s), scbraos(s), sclimus(s)
1026
Kedensarten ... abspeisen ... Vor Gericht bezeugen
dann diese Schmauser das Gegenteil [über die münd-
lichen Garantien des Verliäiifers].' Z Anitsbl. 1901. —
Vgl. Gr. WB. IX 1135; Schill.' II 559 ; Martiu-Lienh. II 489;
Fischer V 1018; Follmarm 456; Mtlller-Fraureuth II 454.
schul u sie": reden. Gauneksfr. (ALüt.). — Vgl.
adimueeln bei Schul.' II 559.
Schinüsler Schmaussler S (Scbild)ni.: = Schmuser.
E" Schm. steit hinger de" Jude", wo der Gröt-Joggi [dem
die Juden ein Plerd aufschwatzen wollen] und si"s
Uüswese" bis enen-üse" b'chünnt wie-n-en alte Bern-
batze"; de'' guet Frilnd het d'Häng i" de" IIose"bieleren
und chrüschlet i" par Fränklene", won-em d'Jude"
g'scltoppet hei"; er rüe/'t ''em, Gröt-Joggi uf d'Siten und
schwätzt-em das Brünli a". Schild IStiti. Hieher viell.:
Du alte'' Schmausler! Z (Spillmann; ohne Bed.-Angabe).
— Zur Form mit ss vgl. die Auni. zu schntüseii.
Schmüsel in.: Liebliaber SchwE. [Frau zu ilirem
Manne bei einem Schmaus:] Kumm, du Schm, schenk
äs y! Eliata 17(i2.
schmüsle": liebkosen ScuwE.
G'-scIinnis m.: kleine Halskrause Z (Dan.; ohne
näliere Angabe). Syn. Schmisetten. — Stimmt auffallend
zu gleichbed. Ä7imü» m. bei Fischer V 1007 (unter Schmu);
aber die bei Fischer gegebene Erklärung ist auf die ZForm
nicht anwendbar. Oh das wohl nur auf eineu eugeu Kreis be-
schränkte W. etwa durch ein schwabisches Uienstuiädchen ein-
geschleppt worden ist?
sclimusanlisch:voii unordentlichem Äussern. HBull.
1561; s. Fri-Ueiz (Bd 11 1315). -— Big. eine burschikose
Bildung, nach ,bachantisch' uä. Über solchen Adjj. zugrunde
liegende subst. Bildungen auf ,-ant' s. Kluge 1895, 36.
Schmusei m.: = Schinausel (Sp. lOOSu.) L, bes.
von Kindern BsL. (s. ver-sülchen Bd Vll 847). — Vgl.
zur ganzen Gruppe neben den Gruppen Schmauael und Schmosi
(Sp. 1008. 1023) auch die parallele Gruppe Musel (Bd IV 483 «f.).
Über die Schreibungeu mit ss bei St. (auch St.'') s. die Anm.
Sp. 1008 u. Zur Etym. (Zshaug m'\t Schmaus 1) Tgl. Falk-Torp
I91I, 1077 (Smaus I).
G'-schmusel n.: = Ge-schmausel „B; L". So von
zerdrückten Beeren BGr. ; s. ver-schmarset (Sp. 976).
g'-schmusel: = gemusel (Bd IV 484), unordent-
lich, unsauber, von Kleidern, Wäsche usw. BLau.,
,beschmutzt, bes. von Kindern, die sich mit Angreifen
der Speisen verunreinigen BO., Si.' (KWMüller 1850),
schmierig, schleimig, feucht und schmutzig ER.
g«-schmuse°: beschmutzt, niclit mehr rein, zB.
von einem Hemde ZZoll.f.
Schmusi B, Schmusli Bs; B (auch -eli); Gl;
ScHW;UwE.; Z — m.: unreinlicher Mensch (bes. Kind),
Schmierfink. Du bist en ebige' Schm.! Gl. — Eis.
Schmusli und SchmuesU (Martin-Lieuh. II 489).
Schmusle" ,B; L"; ThHw.; ZSth., Schmüsle" B
(Zyro) — f. : = Schmauslen (auch ZSchwam. und It
I Spillm.). Du bist e" rechti Schm.!
schmüsle": = schmauslen II. a) von Personen.
;, a)intr., schmieren, sudeln AaF. undlt H.; Bs; B, soR.;
; Gl; „L"; SouSt. (Sulger). — ß) tr., (leicht) besudeln,
beschmutzen, ,bes. mit einer fetten Materie oder un-
reinlichen Feuchtigkeit' AaF.; B (Zyro); Gl (auch
St.«"); L (St."); Ndw; UwE.; Zg (St."); ZS., auch leicht
zerknittern Ndw (Matthys). — b) von Sachen, etw.
unsauber, zerknittert werden Nnw (Matthys). Auch
heikel sein, leicht schmutzig (schmusUg) werden, von
Sohwelr. Idiotikon IX.
hellen ( Woll-)Stoften Sch; ThHw.; Z. Ein dunkler
Stolf schmuslet nid. De'' Roch hat eisster esö g'schmuslet,
drum hät-men-en g'färbt. — go-schmuslet, in Gl
(neben -u-); GV/h. g'schmueslet, in B (KvTavel) auch
g'schmüselet: (leicht) beschmutzt, schmierig, nicht
mehr ganz rein, bes. von Wäsche, Kleidungsstücken
Bs; B;GL;GWb.; ScHHa.; Schw; ZS. und It Prof. Grob.
D'Buebe" solle" ... Fürtechli a'legge", damit [!] d'Sunntig-
chleidli nid öppe" g. werde". EWütkkich Muralt. Hut
w^t-i''' lieber md esö es g-s IIiim''li a"ha" SchwMuo.
Es rans Bürstli [ein Student] imene" g'schmüselete"
Flauss. RvTavel 1916. F" g-s Heft, e" g-i [Schreib-]
Tafele" Gl. ,Es wäre ihm doch zuwider den Brief
zurUckzunehuieii, sagte der Polizeier, er sei g., er
zwyfli, dass der Postbalter ihn wieder nehme; darauf
der Empfänger: ,lch ha" den Brief nicht verschmuslet...'
GoTTH. S. noch Schlarggi II (Sp. 645). Von Per-
sonen: Dm bisch g. B (/,yro). — Zur Form g'schmueskt
vgl. (ve,-)mu,len : nmeshu, vermuealet (Bd IV 484. 495), auch
die Auinm. zu Sckjnusi und schmusHy.
a°-: = an-sudlen (Bil Vll 328) Z. Ein Hemd a.
ver-: 1. = ver-schmausß)en Bs; B; Gl (auch St.");
L (auch St."); Scaw; S; UwE.; Zg (St."); Z. Es v-et
Alls. Wäsche, Kleider, Papier v. Der Chräije"büel het
[beim Tanze] der Nase"lum2)e" 'brücht für '^em Annelisi
's Sammetg'stältli nid z'v. EGünter 1908. Wie Die
Ei"'m wider 's [!J Bach verschmusle" mit irne" Metzgele"
für de" Marti"stag ! brummt eine Wasserfrau. E Fischer
1922 (SG.). Kinder verhürsche" und verschmusle" ihr
Garn beim Stricken BE. (RGrieb). Das Gesicht v., von
Kindern BSi. Chlini Chind verschmiisle'd d's Pätschi
mit Schoggeläde" Gl. S. noch süwelen 3 {tid \ II 1515);
ge-schmuslet. Auch refl. BSi.; Schw; UwE.;Zg. — 2. über
und über küssen GWe.; ,1«; ZG'(St."); Syn. verschnuslen.
— ver-schmuslet: = ge-schmuslet Aa; B; Gl; Sch;
S; Z. E" v-s Hämp; vi Chleider. S. auch Un-södigkeit
(Bd VII 322). Ö ivie bist du v-e'', wie siebst du aus! B
Si. (Imüb.). ,Sü eine verschrauselte Karresalbe-Gret.'
GoTTU. — In Bed. 1 auch bei Martin-Lieuh. II 489. Zu 2 vgl.
er-schmoalen mit Auui.
g'-: = dem Vor. 1 BU.
Schmuslete" f.: Sudelei, Geschmier Gl; UwE.
schmuslig AaF.; Bs; B, so E., R.; Gl; Sch; Th
Hw.; UwE.; Z, so Kn., 0., Stdt. g'-schmusUg kkhh., F.,
St. und It H.; B, so E., M., S.; LG.; Z, so Bül,, 0.,
schmuselig Bs; B, schmüselig B (KvTavel): a) = ge-
schmuslet. Von Wäsche. Kleidungsstücken, Kleider-
und andern Stoffen. aaüO. (ohne Gl); auch i. S. v.
.verschossen', missfärbig gewonien, von hellen Woll-
stoffen SchR. E(s) (g'jschm-s Hämp (HäW'liJ, Chleid.
Die Bluse" cha""st nüme'' a'leyge", si ist e'fangs e"clili"
schm. Z. E" schm-s Heft SchR. ,Aus dem schmüseligen
Sackkalender des Krämers im Walpersboden.' RvTavel
1917. Von Fensterscheiben AAÖt. Von Früchten, von
denen der Duft tw. weggewischt ist, die durch Be-
tasten leicht beschädigt sind AABb. G'schm-i Chirschi,
vom eignen Safte schmierig BE. Von Äpfeln, die fleckig
und weich werden Bs; s. muselig (Bd IV 484). Von
Gesicht und Händen AiBb., St.; B; GrD.; SchR.; Z.
G'schm-i Hand, Bagge" bekommen Kinder beim Essen
von saftigen Früchten, Beeren udgl. AASt. .Stüdeli
sah hie und da etwas schm. aus, besonders an Hemd
und Händen, dass man es eher für eine Jungfere"
[.Magd] angesehen hätte als für die Sohnsfrau.' Gotth.
E" schmtiselige'- Savoyard mit-mene" Murmeltierli uf
1027
Schmas(s)— seliinns(s). Schmatt— schrautt
1028
*«« Arm. RvTavel 1913. — b) = schmäuselig b (Sp. 1009)
Gl. Man kauft einen Stoff, ein Kleid, einen Hut nicht,
weil er g'schm. ist. — Vgl. eis. srhmuesl {••],, schmierig, be-
schmutzt (Martin-Lienh. 11 489).
ver-schmüseret: ärmlich, von Kleidern AäSL
G'-Schmiisli f-ü'-) n.: Brotschnitte mit Butter und
Eingemachtem, in der Kdspr. BSi. (IraOb.). Wilt-du
es G.? sagt die Mutter zum Kinde. — N.ich IinOb. d.iher,
weil sich die Kinder damit gerne Hände und Gesicht ver-
schmieren (verschmusW) , also zur vorigen Gruppe; dagegen
spricht aber der nach ImOb.s eigener Angabe , spitze' (dh. ge-
schlossene) Vokal, der auf alte Länge weist. Zu adimaunen I
(echmünen) f
Schmatt, schmett, Schmitt, schmott, schmntt.
Scliniattere" f.: Quetschung ApM. — Im Ablauts-
verhältniss zur Gruppe Sc7im*((e)-; über die weitere Verbreitung
der a-Stufe s. unter , schmaddern' und , schmettern' bei Gr.
WB. 1X902. 1050. Zur Bed. vgl. Schwab. »cAmiVferen, quetschen
(Fischer V 998).
schmattere°; klirrend tönen. ,l)en [einen Gallier]
Papirius mit seinem helffenbeinernen Stabe auf den
Kopf bewillkommet, dass ihm das Feuer zu den Augen
ausgegangen und die Hirnschale geschmatteret, wo-
gegen der Soldat ergrimmet.' GHeid. 1732. — Viell. nur
Druckfehler für ,geschmätteret' (s. schmetteren).
schmatterig: ,aus allerlei Stücklein bestehend,
Ndw (Matthys); Syn. schmetterig.
Schmetter m. : 1. in der Verbindung z' Schmettere"
gä" oä. (was aber auch zu Schmettere" f., gehören kann),
in Stücke gehn. Uf ''e" Tisch händ-si g'schlage", i'''
ha' g'meint, es mües' Alls z' Schmettere" .' CStreiff
1909/10. D'Schüehli sim-mer z' Schmettere" g'gange".
FGStebler 1907 (WG.). Z'(Hudlen und) Schm. schlah",
in Stücke schlagen U. .Hättst du liinet nit Nagens,
Kissens und Bissens, so weit i di zu kleinen Schmettern
zerrissen! JJegerlehner 1913 (WOampel). — 2. Schrot-
(stückchen); Syn. Geschmetter. Die Piraten schössen
... allerlei Schrot (.Schmäter'). E. XVll., Zg. —
3. a) Gericht, bestehend aus ganzen geschwellten Weiss-
rüben ZBül.; s. Bd VI 15 u. — b) (Speck-) Schmettern,
die Speckstückchen, die beim Auslassen des Speckes
als sog. Grübe" (s. Bd II (386) zurückbleiben TnMärst. —
4. Rausch. Er süft in ainem fürt, . . . der Schm. uf-en
lürt. Bs Fastn. 1919. Ganz schnell het er e" Schmettern,
drüfknnnt 's Delirium, ebd. — Zu 1 vgl. .Schmetter' bei
Gr. WB. IX 1047 ; Fischer V 998, zu 3 b Schwab. S,hmulter S
bei Fischer V 1018, zu 4 eis. Sclimttier, Schlag, Hieb (Martin-
Lienh. II 489) und dazu Hieb 3 (Bd II 945).
G'-schmetter n., in GRJenins G'schmeder — n.:
1. von einem halb zerfallenen Stall, einem ,lialb ver-
dorbenen' Wagen, Schlitten GrAv. (Tsch.). Der Stall
ist es G. Von unansehnlichem Vieh GRGrüsch (Tsch.).
— 2 etw. Durcheinandergeworfenes, „Mischmasch'
GrCIiut, Kl., kleine Dinge, Mischniascli von solchen
Ndw (Mattliys). a) kleine Steinsplitter beim Sprengen
Obw. — b) = Schmettern, „Schrot für Vögel" Schw.
so E.; Ndw (Matthys); U; Zg. Si hend mit G. [,einem
Haufen Eisenstücke'] g'schosse" Nnw (Mattliys). —
c) zsfassender Ausdr. für die (icrünen) Zutaten zur
Suppe: (Schmtt-)Lauch, Selleri, Peterli. Bölle"-RörU,
Metigelt- Chrüt, Eüebli usw. GRCliur, D., Feisb., He.,
Pr., Ths;dazu G. -Suppe",, die a.\a Einlage alles Mögliche
durcheinander enthält' GrKI. E" BitzH G. GnFelsb.
Auch spez. = Lauch lila (Bd III 1006). FGStebler
1899, 108. — 3. ein Gericht, = Gunggis 1 (Bd II 368),
Miggis 3 (Bd IV 124) Bs (Seiler). — Zur Bed. vgl. Ue-
«cAmews (Sp. 101-2).
Schmetteracht: was leicht brechen kann, haupt-
sächlich von spröden Holzarten ZAff. a/A.; darnach
St." („Z").
Schmettere", -a, in WLö. iSc/imettra — f.: I.Ohr-
feige GrV. Der Hannes hätti dem Christ«" möge"
en r'echti Schm. um d'Ore" ge". JJörger 1918. —
2. Bruchstück, Splitter, zB. von einem vom Blitze
getroffenen Stamme OBwLung., von Glas WLö.; Syn.
Sprissen. — 3. fette, schwerfällige Weibsperson Gr
Jg., UVaz; GoT., W., We., Wl.; ZO. — Zu 1 und 3 vgl.
das syn. Schmutieren.
schmettere": wie nhd. schmettern Aa (H.); Ndw.
1. intr. a) .den Schall hervorbringen, welchen das
Zeitwort nachahmt, zB. vom Platzregen, patschen' Ap
(T.). Unpers. Darzue het's g'rasslet u"'' 'blitzget u"''
g'schvietteret u"^ g'chätzeret vom Flinte"für. Barnd. 1914
(BS.). Mit pers. Subj. Er schmetteret mit der Füst
uf ■'e" Tischzopfe", dass der ganz Tisch e" Gump üf
tuet. SGfeller 1911. S. noch Sp. 865u. Von Vogel-
gesang, Trompeten ua. Die [Stare] händ g'schmetteret
mit ire" Schnäble"! WMüller 1918. Gar Tüsi'gs
Donnerli schön schmetteret dert ene" d'Blechmüsig xo"
Guggisberg. EBalmer 19'23. [Ein Musikant] nimmt si"s
Gorne [Cornet] . . . u"'' schmetteret e" Schottisch i"
d's Freien üse". Bärnd. 1922. Nach Analogie der Verba
des Sagens: Wi'-ne" Schleich hei"-si [die Teile des
Webstuhls] a"foh" jubiliere" «'"' schm.: Eiertätseh,
Eiertätsch! SGfeller 1919. — b) schmetternd fallen
GT.; Z und wohl weiterhin. E" Glas, en Täller, en
[D ach -]Ziegel ist uf de" Bode" g'schmetteret (und ver-
sprützt). Der Dachdecker ist uf d' B' setzt abe'
g'schmetteret GT. Uf ei'mäl ist en Stei" z'flüge" cho"
und uf d'Filess [einer Statue] abe" g^ schmetteret, so
dass-es g'chrachet hat und die Figur verschlage" und
verbröcMet ist. ABodmer. — c) aufbegehren, räsonnieren
BLau. — 2. tr. a) schmetternd werfen Bs; B; Ge;
G; Ndw (Matthys) und weiterhin. D'Tiire" schm. Bs
(auch abs.); B. fF''] ha" d' Dire" g'schmetteret undbi'
miner Wege" g' gange". ückw zu. (Bs). Gew. mitBichtungs-
best. Er het wider einisch d'Türen i" d's Schloss
g'schmetteret, dass-si schier us dett Angle" g'gumpet ist.
SGfeller 1911. Einen, Etw. uf de", z'Bode" schm.
En Stei" in e" [Fenster-]SeÄi6e" schm. Der Uiimi het
g'schümet vor Täubi und no"'' drü-, viermal der Chlopftr
a" d'Tür g'schmetteret. RvTavel 1922. E' Brief, too-
nen i"'s ungerist^ Chrotte"loch a''he" g'schmetteret het,
vom Gemütseindruck. SGfeller 1919. ,Da hab ich
einen grossen Stein anglahn, nicht achtende, dass er
[mein Sohn] darunder gestanden . . . und, wo er ihn :
getroffen, in die Tur usshin geschraätteret hette.' I
ABöscH XVII. ,Ich wollte ... ihm den Kopf auf die
Stein schmetteren.' HKeller 1729. — b) Ei"'m Eini
(ane"-)schm., Schülerspr. Bs; Z: ,Wer Streit anfängt,
von dem heisst's : Er het Krach g'schlage" . . ., der Sieger ,
rühmt: Demhan-i''' Einig' ge", g'schmetteret. '^^ .\^^'i —
c) beim Jassen die Karten auf den Tisch schlagen Ap;
GrHb. — d) mit innerm Obj. a) en Jass (Eine') schm.,
einen Jass , schlagen' B; GnHe.; G; Z. Erster Soldat:
We"'"-merna''' Eine" schm.? Zweiter Soldat: D Charte"
her! EEschmann 1917. — ß) TaMschritt schm. Soldatkn-
SPR. — y) *" i""" Cognäkli schm., trinken. Taobs- |
1029
Schmatt, scbmett, Schmitt, sclimott, schinutt
Anzeiger 1907. — g = -sclimetteret: zerquetscht.
,M[eister] N., Scliiirer, [hat] befunden, das die Wunden
[eines getroffenen Zeigers] gesclimetteret gewesen und
die Kuglen zwüsclient Hutt und Fleisch gelegen; das
er d Kuglen begelirt, syg kheiner anderen Ursach ge-
schehen, als damit man sehen möge, oh dieselbe ganz
oder abgeschmetteret gsjn . ..; das er aber solte gredt
haben, er wolle sich der Kuglen zun Arzneien ze-
bedienen, sy ganz nit.' 1641, Z. — Vgl. Gr. WB. IX 1050/2;
Maitiii-Lieuh. II 489; Fischer V 998, feruer arhnetleien.
ab-. Nur ab-ge-schnigtteret: durch den Anprall
abgeplattet, von einer Kugel; s. das Vor.
abe"-, appe"-: a) intr., schmetternd zu Boden
fallen. E" Fenster ist abe"g'schmetteret GT. — b) tr.,
zu Boden schmettern GT.; Ndw (Matthys).
Ter-: a) intr., schmetternd in Stücke gehn. 's Glas
ist zo hundert Stucke" verschmetteret GT. Dass d'ver-
schmetterist ..., Var. zu ver-bläderist im Kinderreim
Schnegge-, SchneggcHüsli (Ud V 18) Z, so Ebm., Kü.,
0. — b) tr., zerschmettern Aa; Ap; B; Gr; G; Ndw
(Matthys) und weiterhin. Btm N. isch der eint Arm
verschmetteret toorde". RvTavel 1910. — z'-säme»-:
a) intr., schmetternd zsstürzen. 's Hüs ist z'säme"-
g' schmetteret GT. — b) tr., zsschmettern Tb (ONiig. 1910)
und weiterhin. — zue-: (zB. die Tür) zuschmettern
Aa (H.); B (SGfeller 1911); Gr.
zer-, in WLö. -schmettrun: a) intr., = ver-schm. a;
s. Bd VI 1338u.(Zwingli). — b)tr.. = ver-schm.b GnOhS.;
WLö. ,üer Herr ... wirdt zerschmätteren die künig am
tag seines zorns.' 1525/31, Ps.; .zuschmeissen.' Luther.
(Zerschmätteren, conquassare, collidere, cassare.' Fris.;
Mal. ,Rüegg [hat] nach Ussag eines zehenjehrigen
Knabens uff des Wilden Kopf ein Reb zerschmetteret.'
1668, Z. ,Ein in etwas hartes Ungewitter oder roher
Wind . . . wurde [die Alpraäuse] sterben machen
oder von einem Berg auf einen andern hinwäyen
und in Stücken zerschmettern.' JJUlr. 1731. — zer-
schmetteret: entspr. h. .Zerschmätteret, conquas-
satus.' Fris.; Mal. ,Das der kylchen one das zer-
schmätteret tach kein schaden beschähen.' 1572, Brief
(HBull.). ,Das drifache Gwelb des Chors war ganz
zerschmeteret.' 1655, Z.
schmetterig Z (s.u.), g"- Ndw; Z : l.a) =schmatte-
riß Ndw (Matthys). — b) = schmetteracht, bes. von rasch
aufgeschossenem Jungholz (zB. Weisstannen) und bes.
an der Sonnenseite der Stämme Z, so Bül., Limin., 0.,
Zoll., auch etwa von Obst ZO. Syn. buchsig (Bd IV
1000); Gegs. gäch. G'schm-s Holz, das gern in Stücke
oder Splitter geht, 's buechi" Holz ist schm. Z (ver-
einzelte Angabe). .Schmätterig, das iun vil stucke zer-
falt, als murb erstickt holz, putredine corruptum.' Mal.
- 2. fett, vom Hanf auf dem Felde ZGlattf.
Schmetterli°g m.: Ohrfeige Gl. — Vgl. Gr.WB.
IX 1049 (BeJ. -2).
Schmitte" (bzw. -a, in TB. -u) f.: Schmiede, allg.,
soweit nicht Schmitti (s. d.) gilt. ,In Kippel findet sich
der Talschaft Schmidte.' FGStebler 1907. Mit-eme"
Boss i' d'Schm. gä", zum Beschlagen. I" d'Schm.
zum Einbrennen des Anerkennungszeichens der prä-
mierten Pferde, an der Pferdeausstellung. Bärnd. 1904.
Uf dem Schümel isch-er [der Böse] g'ritte" für
's Vätterlis Hüs i" d'Schm., Lied von Schötzer-Schmieds
Anneli L. S. noch Bd VIII 1149o. ,Es sol nieman kof
ze bank legen noch kein kofmanschaft da veil haben I
dann allein ein pfister sin brot und ein schmid sin
isen, das er in siner schm-en gewürket hat.' 1. H. XIV.,
AABremg. StR.; wiederholt 1649. .Fragt die frow, war
ich sig geritten, so sprechent, ich sig zuo der schm-en.'
L Neujahrsspiel XV. ,In miner herren sin-en.' 1431,
Z RB. ,Das ziegeltächi hus, das man die schm-en
nempt.' 1468, ZReg. (Gfd). ,Uff den schiffen sind ...
badstuben, schm-en und bachöfen, als wol zuogerüst',
ungarische Vorbereitungen für den Türkenzug. 1475,
Bs Chr. ,Die schm-en, des schmids Werkstatt, fabrica
ferrea, ferraria olflcina.' Fris.; Mal. ,Neme man ire
brief und schicke mans ... dem Vulcano in sin schm.
und werfe mans in die ess und ins für.' 1572, Brief
(UCampell). ,üie Philister [hatten] den Israeliten den
gurt dermassen yngeton, dass sy inen kein schm-en
im land liessend.' LLav. 1583 (nach I. Sam. 13, 19).
.[Wir] kämmend hiermit [in Venedig] in die Schm-en,
darinn söUiche Ancher geschmidet werdent' 1608, Z.
.[Ein gewisses leichtes Geschütz] kommt auss des
Meyers Ess und meisterlicher Sclim-en.' LLav. 1644.
S. auch noch Bd V '253 (Blüwi); VIII Ul^ (Schmid-Ge-
schirr) ■ Sp. 434 u. 741 f Schanzen- Schlosser). 855 f. (mehr-
fach). Lage. .Gegen der nidren grossen sm-en vor
dem nidren tor uss.' 1384. WMerz 1915. ,De agro sito
hinder der grossen schm-en am dorfbach in Uolrichs
von Ruswils bifang.' 1423, ebd. ,Wem die statt also
verpotten wirt, der soll yenent Rheins über den Andiss-
bach auss für alle schmidten.' um 1570, ÄALauf. StR.
Stellung der Schmiede im Wegrecht, in der Feuer-
polizei, im Erbrecht. .Wir band och die recht in dem
dort', das wir wol mugent einem verbieten an offner
strass sin guot ald in den hüssern ald wo wir das
begriffen mugent, uff' ein recht, an [= ohne] den. der
zuo der schm-en fert und zuo der müUi.' ZAnd. Offn.;
vgl.: , Denselben weg sollend die von Gwinden und
Balterschwyl ze kilchen, euch mit brutt und bar
farren, zuo der schm-en und zuo der müUi nach not-
turft.' um 1560, ZDiet. .Sollent die Schmidt zu Nacht
[wegen Feuersgefahr] weder Burgern noch Gesten in
den Ställen beschlagen, sonder der Würt die Pferdt
zu der Schm-en oder für den Stall ussen füeren heissen.'
1624, AaMcII. StR. ,Bergh[erren] zu Stäg sollen
im Föhn weder Tags noch Nachts alda in der Schm-en
nit teuren.' 17'24, U LB.; vgl. Bd V 443o. 1198
(Pfisteren). ,Üen Söhnen gehört voraus die Mann-Lehen
und andere ligende Güter und Häuser. Gerichtsherrlich-
keiten, Müllenen, Wirtschaften, Mezgbänke, Schm-en
und andere dergleichen Ehehaften in leidenlichem
Preis.' Z Erbrechte 1831. Beschränkung für den Be-
trieb, die Errichtung von Schmieden, die zT. Ehehaften
(s. Ehaft Bd I 8) sind; häufig in den Z RMM. des XVI./
XVIII. ,Sy [unsere Herren von Z] möchten wol ab-
gesprochen han, dass ainer nit schm-en, badstuben
oder niülinen buwen soll on verwilgen der oberherren.'
1530, Absch. ,N. ward seines Vorhabens, eine neue
Schm-en zu bauen, abgewisen.' 1630, Z. ,Dass zu Rudel-
fingen nit zwo, sonder nur ein Schmidten ... wyters wie
von alterhar verblybe.' 1639, Z RM. .Kein Knecht
darf Lehrknaben annehmen noch Schm-en bewerben.
Nur Witwen von Schmidmeistern dürfen ihre Schm-en
durch Knechte bewerben lassen. Wenn ein nicht
ordentlich gelernter Hufschmid eine Schm-e kauft
oder Jemandem eine solche auffahlsweise zufällt, hat
sie ein Meister zu bewerben.' 1700, FHegi 1912. S. noch
Ehaft-Gelt (Bd II 240); Pfisteren (Bd V 1198). Volks-
1031
Sclimatt, scbmett, sclimitt, schniott, schrautt
1032
knndliches. Sprechspiel; s. Sp. 706n. Sprww. J»-ere"
Schm-ett und in-eren Apeteg sell-me" Nüt a"rüere" S
(Schild), üs der Schm., us ''em Buech! sagt der Schmied,
wenn ihm ein Kunde, der ihm noch Geld schuldet,
abtrünnig wird ZBül. S. noch Bd VI 970o. RAA.;
s. schon Sp. 470 u. Der Chopf (Gring) la" hange' wie-
we" Esel vor der Schm. BE., G., loie Anke"ma'"'s E.
V. d. Schm. JBüRKi 1916. ,Wilt du sin [des Fechtens]
nit enbern, so bin ich euch in der sra-en gesin und
hab als wol stachel und isen bi mir als du', bin be-
waffnet und bereit. 1422, Z RB. I" d'Schm. gä", zum
Pfarrer, von einem Brautpaar (um sich verkünden
zu lassen), einem streitenden Ehepaar Z (Spillmann).
(Mit Ei"'m, mit enand) vor (in GRPr. tiß d'Schm. gä",
müesse' uä. Aa; Ap; GRPr., Rh.; ThMü.; Z, vor der
Schm. si" ScHSt., vor Gericht (bes. Ehegericht ScaSt.).
Si sind mit enand vor der Schni. g'si' ScaSt. Vor
d'Schm. müesse", zur Verantwortung gezogen werden
ü. Er füerte" vor d'Schm., verlangt von ihm Rechen-
schaft S (Schild). .Lucas Nichts schreibt, dass hohe
Oberkeit dem Undertan auf Bitten Alles nachlass, wann
er Eid überschritten, will umb Das mit dir nicht für
dSchm-en.' Lied auf die Vilmergerschlacht 1656. ,Es
wäre notwendie, dass er [der Verleumdete] mit ihm
[dem Verleumder] führe für die Sclim-en und ihm sein
Handwerk niderlegte.' 1690 Z Syn. Dafür auch vor
di recht(i) Schm. gö' Ai, so Köll.; B (auch i" di rechti
Schm. od. nur i" d'Schm ); S; Tb. I"* will denn scho"
mit em vor di r. Schm. gö", vor den Richter TuMü.
!''• wirde" grad vor di r. Schm gö', vor Obergericht
S. Ähnlich: J"* tceiss scho', wo di rechti Schm. ist,
dh. ich werde mich an einen Advokaten, an das Gericht
wenden BhE. Auch in andern! S.: Vor di recht (letz)
Schm. gä', vor der rechte' (letze") Schm. .H", an die
(an der) richtige(n) Stelle (zB. um eine Arbeit aus-
führen zu lassen, einen Bescheid zu erhalten) B; G;
Sch; Tb; Z und weiterhin. Du be.st ned vor di recht
Schmette" g'gange'TüMü. S. noch Bd VI 199M. 'sisch
scho' menge Vürnemerc dur''' die Schtn g'gange", liat
den Konkurs erklären müssen. JHofst. 186.5 (S). /"
der grosse" Schm., wo-n-i''' g'si" bi", im Gefäiigniss.
AZimmermann 1916 (LW.). .Einem hinter die Schm.
laufen', hintergehn. , [Schmied zu einem Gesellen, der
einem Barbier statt eines vom Meister verfertigten
Rasiermessers sein eigenes, mangelhaftes Probestück
übersandt hat:] Du hättest ... Dem, der dir so buben-
mässig hinter die Schmiede gelaufen, gezeigt, wo der
Zimmermann das Loch geinachthabe.' Scbwz. Unterh.
1854 (JSenn). Tjpisch für Werkstätte übh. (auch in
geistigem S). Die Spruch und Streich und SchnÖgge",
wönen Pajass i" der eigne" Schm. vorzue macht und
lad la' sprütze'. EEschmann 1916. ,[Wicliffs, Luthers
und Zwingiis Lehren] sin drü werch uss einer schm-en.'
Salat, Ref. Chr. S. noch Sp. 866 M.
Amhd. imitia, -e f.; vgl. Gr. WB. IX 1058 f.; Martin-Lienh.
II 490; Fis.her V 1007 f.; zu Srhmid (Sp. 855 ff.). Als Haiis-
und Ortsn. (auch als 1. Glied in Zssen) über das ganze Gebiet
verbreitet (ohne durchgängige Scheulung von Schmid Sp. 858,
bes. in der schriftsprachlichen Form ,Schnii(e)deu' für boden-
ständiges .Schmitten'; vgl. ,bis nlf die Schuiidcu.' 1632, Obw
Sachs.; ,zurSchmi(len.'Leu,Lex.). ,Inderschmittcn',Faniilienn.
WBinn, G. .Franz zur Schniidten (aus PPo.j, einfach Schmidt,
auch Stiffülder genannt.' XV II. ,U. .HensliGötschi, uuncSpring-
indschmitten.' E. XIV., AaZof.; vgl. .Ringindiesmitten' (Bd VI
1087 u.). .Schmitter', Dorf und Familienn. GRh. .Schmittlen'
GT. Zu den Zssen vgl. die entspr. von Schmid (Sp. 859 ff.).
lse°-: Eisenschmiede. .Ferriücina.isensmitta.' Voc.
opt. .Die selb ysensm-en.' 1404. Sch. ,Denne Fridrich
hamermeister hat man geheissen liehen uff sin werk
der isensm-en ze Hasli 17 pfd.' 1438, B StRechn. N.
habe ,sich underwunden, ein y-en by uns uffzerichten.'
1557, ZBär. ,Die eisenschm-en, ferraria officina.' Fris.
(schon 1541); Mal. ,N., so ein y-en anzerichten willens.'
1584, Z RM. .Morgendts sindt wir durch die eisen-
schmidte geritten [bei Schloss Falkenstein].' 1595, Bs
JB. (Reise ThPlatters d. J.). S. noch Fäulen (Bd I 767).
— Vgl. Gr. WB. III 373; Fischer II 679.
Fäulen-: Werkstätte eines ,F.-Schmids' (Sp. 859;
8. schon d.). ,Wie er vor im habe ... urab sines und
siner kinden meres nutzes willen ein föulenschm-en
zu Müetispach ... zebuwen.' 1557, Z. ,Zuppinger in
der Feul- oder Hammerschm-en zuo Medikon.' 1605.
ebd. S. noch Fäulen (Bd I 767). — Vgl. Fischer II 1021
(.Feileuschmide'). 1619 (.Fölenschmide'); V IOO80. (.Föhlen-
schmitte' ON.).
Feld-: Feldschraiede. Potz F. jawol! flucht ein
alter Kanonier. ACorr. 1860. ,Ein F.' Kriegsb. 1644.
— Funggeli-: Bezeichnung der Marktstände, an
denen Röse'-Chüechli (Bd III 141) und dergleichen Ge-
bäck bereitet wurden BStdt (Bubenspr.). — Fotzel-:
armselige Schmiede. Mein Nebenbuhler um ein Mäd-
chen hat nur so-n-e' F., es Bitzeli Hofstet und es
par Stelzenächer. EWyss 1913. — Gold-. .Auriflcira,
goltsmitta.' Voc. opt. — GSlt-: Geldschmiede; scherzh.
,Es [der Ort Guggersbach] ist e" tcäri G. g'si'.' Bärnd.
1911 (EG.). — Huef-: Hufschmiede. .Gesamt ehr-
sam Handwerk und Besteliere der ehehaften Huff-
schmitten.' 1738. Z; vgl. FHegi 1912. 185.
Hammer-: Hammerschmiede (auch verbunden mit
Hochofen). ,N. 2 wysstannen im Sedelbach zuo der
hamerschraidten zuo Worlouffen.' 1542, BRM. .Das die-
jenigen Strafen, so sich wegen der Hamerschraidten
zuotragen, inen [den Edlen von Schönau] allein und
der Statt nit mit abzustrafen gebürt.' 1606, ÄALauf.
StR. ,Gen der H-en zu Hir.slanden.' 1625. Z. .Be-
gehren [des Junkers DZoIlikofer], die bewusste H.-
oder Segissenschmitten zu Maschwanden ... ufzn-
richten.' 1636, Z RM.; so wiederholt. ,Den 2. Juni
[1642] wird eine Hammerschmidte vor Müllertor zu
erbauen zugelassen.' KWild 1847. .Der Hamnier-
schraid N. von Mediken [befragt] wer ihrae die Per-
mission erteilt, sich zu Medikon aufzuhalten [antwortet,
er und sein Bruder] habind vor circa l*/» Jahren dem
Haubtmann Hirzel seine H-en abgekauft ... habe nicht
gewusst. dass weitere Permission nötig seie.' 1753,
ZGrün. .Darzu machte er widerum den Plan für die
Wiederaufbuwung der H-en [im Mühletal] zu seinem
Nutzen.' JvWeissenfluh 1792/1821. S, noch das Folg.,
ferner Isen- Fletsche" (Bd 1 1236). — Vgl. Fischer III 1093. {
AlsON.LNeb.;GWidu.;SGerl.;ThTodtnacht; Zg; 1644,ZHirsl. 1
eil upfer-hammer-: Werkstätte eines .Kupfer- ;
liammerschmieds'; s. JHübner 1746, 1123. .Eineneüwe '
K-en, weliche ermelter St. [,der Kupferhammerschniidt']
ob Herr N.'s K-en ufzurichten vermeint.' 1664, Z RM.; ;
dafür ,Kupferschmidten' (1669), .Hammerschmitten'
(1670, ebd.). — HÜS-: Hansschmiede. Öüers Hüs-
schmittli chunnt de' Nächbürline' wol. ELedtbold 1913
(BG.). Vgl.: /" der unn''ere" G'mVn het gli''' en iederif
Bür es i'ge'ts Schmittli. ebd. — Kupfer-: Kupfer- ,
schmiede. ,Die K-en. agraria officina.' Mal. .In dem '■
Haus, welches ... von langen Zeiten her ... eine K-en |
1033
Schniatt — schmntt. Schmatz — schmutz
1034
gewesen.' JVetter 1747. S. noch Chupfer-hammer-
Schm. — Löffel-: = L.-SchUffi 2 (Sp. 157). Z Basel
j" der L. Aa (Rochh.). — Münz-: Münze. ,Als sy [<lie
ZRäte] den lustigen und zierlichen brunnen zunechst
an die münzschniidten setzen lassen.' 1596, Z.
Messer-: Messerschmiede. ,Weil das Schwert ...
in der und diser M.- oder Schwertschmidten gemacliet
worden.' JMüll. 16ti5. — Vg). Gr.WB. VI 2710; Fischer
IV 1819. Als ON. BBurgd.
Naeel-: Nagelschmiede B; Ndw und weiterhin.
,üass Herr N. zu Winltel eine N-en ufzurichten hie-
mit verwilliget, also dass. er Negel, Gertel und Räb-
messer ... machen möge.' 1668, Z RM. ,A. 1689 ...
entstund ein Feuersbrunst in einer N-en.' Grunek 1732.
— Vgl. Gr.WB. VIT 269; Fischer IV 19.32. Als ON. BBelp;
LKriens; ScliwWang., Weil. (1770).
Büchse"-: Büchsenschmiede ZZoll. .[Dass N.]
die B-en ... wegen noch nit aussgestandnen Wanders-
jahren nit bewerben könne.' XVIII., Z. Als Ortsn. Z
Herrlib. — Blueme"-: Name der Schmiede gegenüber
dem Gasthaus zur Blume. Bs Stadtb. 1890, 157.
Bretzele"-: ,BretzeIschmiede, nämlich ein Lokal'
wo man Bretzeln backt und ausspielt, was nament-
lich am B'erzelis-Tag Sitte ist' Aa (H.). — Bei Roehh.
1856 I 247 .Bertzelenschuiitte'; Anlehnung an Berztlis-Tag
oder eher Fehler.
Kolle"-: Hausname ZStdt.
S8ge°sse"-: Sensenschniiede. 1520, S fSchmidlin
1886). S. noch Hammer-Schm. — Vgl. Gr.WB. XI, 611.
Sele°-: Bett, Lagerstätte. Soudatenspr. — Silber-.
Hausnarae ZStdt (IS.'^g). ,D[a]c hus Zürich, d[a]c da
beizzetzider Silbersmitten.' 1272, Z ÜB. — Scböcli li-.
Hausnarae (Schmiede ira Besitz einer Familie Schöchli)
ZStdt. — Schanzen-: Schmiede des .Schanzen-
Schlossers'; s.Sp.741o. ,Was das Schlosserhandwerch
anbetreffen tut, solle Mr. N. der Schanzensehlosser
j dasselbige zu der Sch.-schmidten frei und ohn-
I yngeschrenket ... tryben mögen.' 1665, Z RM. —
1 Schlosser-: Schlosserwerkstatt. ,Dass ... ihme zu
i keinen Zeiten gestattet werde, seine Ess und Schl-en
in bedeuten! an sich ziehenden Stöckli aufzurichten,
i damit das oberkeitliche, jenseits der Strass gegenüber-
I stehende, mit Schindlen gedeckte Brodthäusli vor
I Peursgefahr gesicheret bleibe.' 1763, BSi. Rq, 1914. —
I — Schwert-: Schwertschmiede; s. Messer-Schm. —
Stahel-: Stahlschmiede; \g\. Isen-Schm. ,Zu Flums
ist eine St., zu der das Erz von dem Berg Gonzen her-
I gebracht wird.' Grüner 1760. — Statt-: städtische
j Schmiede. XVIII., ZEgl. (AWild 1883, 267. 374). —
j Tfifels-, Als ÜN.: ,Under der Rüti hin unz an T-en.'
! XV., AANeuenhof Offn.; gleich nachher: ,des Tüfels
I schm-en.' — Trat-. ,By der Tr-en.' 1600, Z. Vgl.
'' Trät-Schmid mit Anm. (Sp. 864).
Wasser-: an einem laufenden Wasser gelegene,
durch Wasserkraft betriebene Schmiede GrHc. .Bei
dem Mulewerk und W.. so in einem grünen Tal stehen
j, [bei Sondrio im Veltlin].' Goi.er 1616. ,Nun stehet ein
, frequentirtes Wirtsliaus, ein W-en, Gerbe und Walke
' änderten.' Sererh. 1742. .Eine Wasserschmidte, Ried-
I schmidte genannt, östlich der Landstrasse unterhalb
I Marschlins,' Alp. 1809. — Vgl. Gr. WB. XIII 2499.
Zein .Zain-': .Schmiedewerkstatt, in der Zeinen,
I dh. Stabeisen oder stabförmige Metalle übh. ge-
' schmiedet werden' Bs (um 1800); s. SV. 1920. 16.
Schmitti f.: = Schmitten Bs (auch Spreng); BLig.,
Twann; Sch. .Zum sibenzechenden beschwere sy, dass
ein arm man utf das sin nit buwen darf das. so im
wol kumpt ... als nämlich schmittinen, metzinen und
pfisterigen.' 1530. Absch. (Th); zur Sache vgl. unter
Pfhteren (Bd V 1198). .Die 16. Gmeind ist Fusine. da
vor Zeiten vil Schmidtenen gewesen, daher das Dorff
den Namen bekommen.' Sprecher 1672. RAA. .Eine"
vor d'Schm. ne", vor d'Schm. mües'e", vor Gericht
Bs. .Vor der (grossen) Schm. sein, vor dem Richter
oder einer hohen obrigkeitlichen Versammlung zu
schaffen haben.' Spreng. — Die Bildung auf -i kommt auch
eis. (M.irtiu-Lienh. II 490) und schwäb. (PI. .Schmittenen' bei
Fischer V 1007). sowie bei Hebel Tor.
schmottere": brodeln, schmoren. Un'' mämmöl
g'säche't-s' OpfelscMMi i" Teig und Anke" lustig schm.
FeIERAB. 1860 (ScHwMa.). — Vgl. »chnotteren, auch »chlol-
teren 3 mit Synn. (Sp. 789). ferner schmolzeren.
Schmnttere" f.: 1. = Schmetteren 1, auch Schlag übh.
GMs, — 2. = Schmetteren 3 AAWohl.. Zein.; ApRebet.;
Gl; GRChur, Ig., L.; GWe.; aScHW, E.; ZAuss., Dättl..
Glattf., Ner.. Stdt. Sth.. Zoll., auch mit dem Nebenbegriff
des Üppigen AAWohl. (auch Leichtfertigen); ZWI.,
Schmierigen, Unsaubern Lf (ERöthelin); Z (RSchoch).
E" g'hörigi, ticki, ivüesti Schm. — 3. Kasserolle,
Schmorpfanne ZSth. (FStaub); für heute abgelehnt.
— Vgl. TOrarlb. Schviuttera f., Beule (DM. V 483); schwäb.
Schmutter f., Narbe, Strieme; fettes Weib (Fischer V 1018).
Schmütterli n.: vulva TaWag.
Schmütterl i"g m.: eine Käsespeise Ap; s. Blatten-
Biter (Bd VI 1702).
Schmatz, schmetz, Schmitz, schmotz, schmatz
bzw. schmatzg usw.
Schmatz m.. PI. Schmatz, Dim. Schmätzli, -eli: 1. oft
im Dim., etw. derb für (schallender) Kuss Aa; ApK.;
B; Gl; L; GWe.; ScaSt.; Scnw; S; Th; W; Z. Syn.
Chuss (Bd 111 527); Liebeli, Liebi (ebd. 989. 99'2);
Mimtschi, Munzi, Mutz II (Bd IV 346. 347. 62'2);
Schmuck II (Sp. 912); Schmutz II. Es Schmätzeli, es
Schätzen si" zweu gar schöni Ding. BWtss 1863. S.
noch Bd VI 432 (ge-richten) . Ei"'m e(n) Schm , (es)
Schmätzfeßi ge". Meiteli, gim-mer g'schwind en Schm.!
SHA.MMERLi-Maiti. Si ... hät-em öppen e'"mol d' Hand
'druckt und-em en Schm. g'ge". JHäberlin (Th). .[Das
Mädchen] würde ... mir vielleicht einen tüchtigen
Schm. geben.' Gotth. .Ich riss mein Liebchen in meine
.\rme. gab ihr wohl tausend Sclimätzchen auf ihr
zartes Gesichtlin.' UBrägger 1789. — 2. „Strecke
Weges'',Stück Landes udgl.„U"Bürglen,Gurtn.;hcute f.
Syn. Bung 5, Biitsch 3 (Bd VI 1 109. 1856); Schmeiss 3a
(8p, 1010). Mer went nw'' e" Schm. [in Angriff] ne".
31er hend e" schene" Schm. g'mäijet, 'büive" [gedüngt].
sind e" schene" Schtn. g'luffe", g'sprunge".
Rückbildung zu echmatzi<j)en; s. d. Zu Bed. I vgl. Gr.WB.
1X945/6; Martiu-Lienh. II 490 (Sclnnülz); Fischer V 984.
Sie ist bei uns im Allg. weniger echt als die oben angefillirten
Synn.; gegen bodenständige Entw. spricht auch die durch-
gehende Form Schmatz gegenüber der herrschenden Form
gehiiintzgen beim Vb, sowie der Umstand, dass beim Vb die
Bed. küssen viel schwacher bezeugt, zT. ebf. der Entlehnung
verdächtig ist. Spreng bezeichnet .Schmatz, Schmätzchen'
1035
Schmatz, schmetz, Schmitz, schmotz, schmatz
1036
z. U. von basl. Schmutz. Schmüldi (s. Schmulz II) als fr&nkisch.
Der sonst nirgends gebuchten Bed. 2 liegt wohl .schmatzen' i.S.
V. klatschen (vgl, die Anni. zu achinatzereii)^ dann schlagen,
werfen (dass es klatscht) zugrunde (Gr. VVB. IX 919 unter 3
und 4, = .schmacken' ebd. 899 unter 6 und 7), welche Bed.
freilich heute bei uns zu fehlen scheint; es läge also eine ge-
naue Entsprechung vor zu dem Verhältniss des syn. Schmeü«
(s. 0.) zu »> Aniei«»eii.
G"-schmatz G'schmatzg n.: zum Folg. la. Ge-
schmatze. Der ... hed es O.g'ha" toie-n-e" Sü in-ere'
Melchtere" U. De"" [wenn eine «ute Suppe aufgetragen
wird] tse^nm Tisch ... es G. EWCxERicH-Muralt 1914. —
Vgl. Gr. WB. IV 1, 3936; Martin-Lienh. II 490 t G'-achmätz) \
Fischer III 481 (G'-schmatzy).
schmatze» GWe.; ScHSt.; U (überall neben
schmatsge'), sonst in der lebenden Spr. schmatzge"
(docli s. die Zssen und Weiterbildungen), Dim. (in Bed. 3)
schtnätegle' ScaSt. (Sulger): 1. wie nhd. schmatzen.
a) mit klatschendem Geräusch (fr)essen, von Tieren,
bes. Scliweinen (Syn. schnapplen), und (als unmanier-
liche Äusserung des Behagens) von Menschen (bes.
Kindern), auch bei einer Kostprobe, in Erwartung eines
guten Bissens Bs; B, auch It Id. (.edendo ore strepere,
cum strepitu oris cibum capere') und Zyro; GnCast.
(It Tsch. von Vieh, das den Bristen hat; s. Bd V 838 u.),
D., He., Nuf., ObS.; G, so T., We.; Sch; S; TaFr.,
Kreuzl., Mü., Steckb. ; U ; Z, so Bül., Dättl., 0., Stdt, Wth.
Syn. schmatzeren, schmatz(g)len, ferner flutschen II
(Bd I 1235). gätschen I, gnatschen (Bd II 558/9. 676),
chätschen, chnamsen, chna(t)sch(l)en (Bd III 578. 743.
763. 770); nätschen, nätzgen(Bi IV 878. 894); pfnatsch-
(g)en, pfnatzgen (Bd V 1278/9); schlaberen (Sp. 4);
schnalzen; schnatzgen, schnätzgen, schnotzgen. Tue
aW'' nid so schm. (wie-n-e' Sü)! Götti versiiecht [vom
angebotnen Wein] und schmatzget. ACorr. 1860. ü"-
chli' sür, sait de" Hei''ri''' und schmatzget, bei einer
Weinprobe. SM. 1914 (ZDättl.). Wenn ... er [ein be-
geisterter Obstzüchter] Ei-'m denn es Stückli [von
einem Apfel] üfwartet und scho" zum vorüs es Bitzeli
sürflet und schmatzget. Schwzi).(Z Wth.). ,Uie Hammen-
schnitte zeigte sie mir . . . steckte sie dann in den
Mund und schmatzete nach Herzenslust.' Gotth. S.
noch Bd VII 896 o. .Pei hüenren lernt man gachezgen,
pei sweinen seuwisch smaczgen.' Ring. I'&cfoso^cstv,
schmatzgen.' Gesn. 1551. ,Te vitare velim, cupidus ne
ut lurco sonoras distendas fauces; mandere rite decet,
du solt nit schmatzen wie ein fraass, s nml wyt uft"-
tuon ist über d maass.' Fris. 1562. .Nicht schmatze
wie das Schwein.' Z Neuj. St. 1645 (Tischzucht).
.Schmatzgen wie die Schwein, diductis labiis porcorum
mandentium sonos «mulare.' Denzl. 1677. 1716. ,Schm.
öppernä''', cibum vehementer appetere.'I d. B. ,Das
mül schmatzt einem (nach etw.)' uä. ; auch bildl. .So-
bald man eim liept gelt für d nas, so facht im s raul
an schmatzen und schmollet wie ein gartenhas.'
HsRMaxdel. ,Wie inen [den Fürsten] der mund stets
nach unsern landen schmatzet ... das khönnend sy nit
bergen.' 1585, Absch. (.Fürtrag der 4 Zwinglisclien
stetten Zürich, Bern, Basel und Schaflfhusen'); danach
Gulden Bund 1586/1658, wo ferner: .Wie ihnen, den
Fürsten, der Mund noch stäts nach unsern Landen
schmatze.' S. noch Bd III 211o. (kollatzen) ; VII 354o.
(versoffen) und vgl.: ,Merk hier, dass Satan sei der
Sünden erster Stifter ... und dass des Menschen Fall
nicht nur der Fruchte Schmatz- und Lustbegierde sei;
er hat das ganz Gesatz darinnen übersehen.' GMUller
1650; danach SWolf 1759. Als Äusserung des Be-
hagens. Wohlgefallens übh. Das [der Abschluss eines
guten Geschäftes mit der Kronenwirtin] hät-en i" de [!]
Sei ine' g' freut, und wenn er 'trunlce" hat, so hät-er
allimöl vo" Freude' g'schmatzget, dass-er grad zii-n-ere'
so e" g'legene" ZU i" d'Chröne' cho" sei. B Dorfkai. 1887
(Th). ,Ir werdend schmatzen und lust haben an der
reiche irer macht.' 1530/89, Jes.; .aussaugen.' 1667;
§x9^jXKaavt£;. LXX. ,Vil lüt [Zuhörer] uf söliche ge-
grundte christenliche red [eines sich verantwortenden
Wiedertäufers] schon daliiiinen anfiengend schmatzen
und sünfzen und um sich sechen. als Got man spricht
[als ob sie sagen wollten; s. BdII519o.]: wer wil doch
ainen sölichen man für bös, ierrend oder straflich
achten ?'Vad. — b)(schmatzend)1tussen. Syn. pfiiatschen
(s. ver-pfn. 2), pfnätzen (Bd V 1278/9); schmutzen II.
,So lange wir [Mädclien] frei sind, ist nichts als
schmutzen und schmatzen, küssen und lecken binden
und fernen.' UBrägger 1780. Vgl. ab-, ver-schm., auch
Schmatzeten 1. — 2. unterdrückt lachen GRMai. It Tsch.
(,ein wenig lachen, indem man das Lachen zurück-
lialten will'). Syn. pfupfen, pfmtzgen{Bd V 1 167. 1279);
schnitzgen. — 3 Dim. schmätzgle', lächeln, schmunzeln
ScnSt. (Sulger). Syn. schmatzeren; schmutzlen.
Mhd. «»ia(zen (in Bed, 1 a|, aus mhd. umaisl-ezeii (schmatzen,
eig. schmecken, kosten), einer Weiterbildung zu mhd. smwkea
(s. ichmacken Sp. 882, bei Gr. WB. IX 898/9 auch i. S. T.
schmatzen, küssen ; engl, «wioci); zur lautlichen Entw. vgl. etwa
blitz(y)en (Bd V 293) aus bUckezen. Vgl. Gr. WB. IX 901
(.schmacksen'). 947/9 (.schmatzen'); Martin-Lienh. II 490
(«cl,malztg)eii. achmätzeii) ; ChSchmidt 1901, 307; Fischer V
98Ö (^sehmatz(<i)en, auch in Bed. 3). Die Form schmalzen ist
noch weiter verbreitet, aber wohl überall schriftspr. beein-
flusst. 3 berührt sich mit la als Ausdr. des Behagens, Wohl-
gefallens und ist wohl durch Ausscheiden der Schallvorstel-
lung daraus entwickelt; vgl. zum Übergang den Beleg aus
SPletscher unter »chmatzlen.
ah •schmatze, Ptc. -et GWe.: abküssen GfiLq.; G
We. — Vgl. Gr.WB. I 105.
y e r • schmatze' : = dem Vor. Si händ-si''' umarmet
und verschmatzt under alle" Lüte". Messikommer 1910
(ZO.). — Anders bei Gr.WB. Xlll, 1122; Fischer II 1312.
schmatz(e)re'' BGr., Lau., Si.; „Gl; L; Sohw;
Now"; W (tw. -u'), schmatzgere" B (Schwz. Unterh.
1853); „Gl; L'E., Dim. „schmätzerle' Schw; Ndw":
1. = schmatzen la. aaOO. (ohne „Si'hw; Ndw"). Du
schmatzrost wie es Schwi' W. Due ist due d'sSchm. lös-
g'gange', bei Kindern vor einer Schüssel voll Nidel.
BiRND. 1908. Mit Dat. P., von der Begierde nach Etw.
Unpers.: .Brauchst gar nicht so ab ihr [einem reichen
Mädchen] z'speuze" ... Es schmatzgeret wärli'^''
Manchem nach ihr.' Schwz. Unterh. 1853. ,Der Müsser
war gar landfrässig und schmatzeret im sin mul fast
nach dem Vältlin.' HBdll. 1572; später: ,Dorumra iram
sin mul häftig darnach schmatzeret' (danach bei RCys.).
— 2. „(auch schmätzerle') spreizen, spratzen, zB. von
einem Öl- oder Talglicht Schw ; Ndw.' Syn. schmotzeren;
spratzlen, sprätzlen. — 3. = schmatzen 3 BLau. — Zam
Verhältniss der Bedd. 1 und 2 vgl. etwa chnmchlen (Bd III 763). ,
Zu einer Bed. klatschen, iiuatsohen (vgl. schmatzen in diesem
Sinne bei Gr.WB. 1X949; Schm.Ml 560; Fischer V 985) ge-
hürt wohl der Flurn. .Schmatzeren' SchwE.. als Bezeichnung '
einer sumpfigen Gegend, wo beim Auftreten ein quatschendes
Geräusch entsteht.
schmatzerig: begierig, neugierig. Der PosthaUer
het's verplauderet, wie streng die GeldpäckU a'rucke'
[bei Einem, der sich auf das Strohflechten geworfen j
1037
Schmatz, achmetz, Schmitz, schmotz, schmutz
1038
hat]. Und d'Lüt sV schm. worden und si" cho" frage",
ob si der Niklausi nit a«"* das StraW^ flechte' zcell lere".
JOACH. (S).
Schmatzete" ApK., Schmatzgete" GaMai.
(Tsch.) — f.: 1. entspr. schmatzen Ib ApV. Hend Die
all e* Schm.! von Liebesleuten. — 2. entspr. schmatzen 2
GRMai. (Tsch.).
schmatzig. .Sonoras fauces, den schm-en Schlund
oder das schmatzend mul.' Fris. 1562. — ■ Anders bei
Fischer V t'8.^.
schmatzle°,inTHPr. (ttehen schmatzge"); Z ItDän.
schmatzgle",iB '/j'Wth.u.V mg. schmaxle": = schmatzenla
„Gl"; GnChur; „L'-; ScH, so Ha., R., Schi.; TuFr., Hw.,
Rom.; Z, so Lunn., 0., Sth. und It Dan. Mai", Die händ
g'schmatzlet, wo-n-i''' d' Bratwurst 'brächt ha"! SchR.
Auch ohne Geräuschvorstellung, übh. mit Genuss essen
ZSth. Liieg aw'', w'e's schmatzlet! von einem kleinen
Kinde. Demo''' schm., nach einer leckern Speise ver-
langen, zB. von Kindern, ebd. Als Zeichen innerer
Freude (oder = schmatzen 3?): De' Vogt Peyer . . . hat
früntli''' g'schmatzlet und g'sät: ... De'' Vetterma""
Orel hat bim Wetter ka'" besseri Or^ning g'ha" . . .
weder de'' Tüsi"gs Burst dö, de'' Hans! SPletscher 1903.
— Vgl. Fischer V 985 (unter schiimtzei,). Zur Form srhimu-k"
vgl. Me.r, mexe" für jUelzy, meUye" (Bd IV 623/4).
Ge-schmätz n.: Geschwätz. HBull. 1533; s. Bd V
396 u. (wo irrtümlich ,geschwätz). — Spätmhd. geametze,
I zu mhd.smeizen, schniatzeD, sciiwatzeu, (sekundär) uiugelautete
I Nbform zu schmatzen; vgl. Hr. WB. IV 1, 3936; IX 947/9
1 (unter ,schniatzen', bes. Bed. b); Schm.' II 560; Martiu-Lieuh.
I II490(=schmatzeii); Fischer V 985 (ebso). Die Bedd. schmatzen
und schwatzen finden sich öfter beisammen; vgl. noch clmalxlien
I (Bd III 770), näischeii (Bd IV 878) uam.
Seh mauz, Schmelz, sc hmeizen usw. s.Sehmeiss,
schmeissen usw. (Sp. 1019 ff.).
Schmitz ZKn. (Schneebeli; in Bed. 1 b), sonst
I Schmutz 1 — m., PI. Schmutza W, sonst Schmutz bzw.
j -ö- (so auch GRChur Schülerspr.; s. Anm.), Dini.
, Sehmützli, Sehmützji Gr (Tsch.): 1. a) als Vorgangs-
i bezeichnung. a) Wurf mit der Angelschnur, ,bei den
I Fischern' TuHorn It T. (nur PL). Wurf, Treffer beim
1 Ballspiel der Kinder GWe. Auch beim Würfelspiel,
I in der RA. , (Einem, für einen) guoter schmutz sin',
I ein glücklicher Wurf, von Vorteil, erwünscht sein.
1 .[Spieler zum andern:] Far hin! Das [dein Schelten
I über deinen Verlust beim Würfeln] ist mir guoter
schm., din treuwen bringt mir wenig trutz.' Meinrah
] 1576. ,Das ist gut Schm. für mich, e re mea est.' Mey.
I 1692. All Schmutz 1) eig., bei jedem Wurf mit der
I Angelschnur TnHorn (T.). — 2) uneig., jedesmal, ebd.,
alle Augenblicke, einmal übers andre Ap; GG., Gr.,
Ta., Bez. Wil; Syn. all Schmeiss (Sp lOlOM.). 's chunt
I all Schm. gu" regne" GGr. In alle" Schmutz hin han-i'''
Ino'* vergesse" ..., in aller Eile. ebd. In de" Schtnütz
\hin si", Eile haben, ebd. Vgl. unter t — ß) kurzer,
! leichter Schlag, Streich, Hieb, bes. mit einer Peitsche.
|Rute Gr, so D., Hald., He., Mai., Pany, S., Schud.,
.Sculms, Tschapp., Tschiertschen; W; Syn. Fitzl(Bdl
1151); Zwick. Gib dem Schümmel noch en Schm , sus
chomme"-wer nid abstett! GrD. (B.). Eme" Chind es
par Schmutz g'e(n), mit der Rute Gr (Tsch.). E" Schm.
mit der Gretzu" ge" W. P). Schmötz, Schläge, Prügel
GRChur (Schülerspr.). Schm. kriege". Tue recht, süss
i's Schm.! — f) Stoss, bes. insofern derselbe eine
schnelle Bewegung auslöst GrNuL, Pr., S., Ths,
Tschapp. Ei"'m e(n) Schmutz ge(n). Hans, gib-mir
e" rechte" Schm.! auf der Schlittbahn GnNuf. Gib-ere"
en Schm.! der Uhr, damit sie in Gang kommt, ebd.
Gib-ere" en Schm. um! eine rasche Drehung, zB. einer
Heublaclie GrS. .Besagtes [dämonisches] Männchen
gab einem Kieselstein, den es in Händen hatte, einen
Schm., dass der Stein sofort in Fünklein wie Mehl
so fein zerstob.' GFient 1896. .Chuonz der schre:
Drucz, morder, drucz! ledem [der Streitenden] gab
er einen smucz und schied si von einander bäid.' Ring.
Übh. von schneller Bewegung. Der Kater gi^'t en Schm.,
macht einen Sprung GrS. Schm. ha" (vgl. Fischer V
1019o.): ,Eine Kugel hat Schm.', wenn sie schnell
läuft GnThs. Schi het e" Schm. um g'nu", hat eine jähe
Wendung gemacht GRTschapp. Im Schm., im Flug,
in Eile, schnell GnNuf., S., Tschapp. Gang im Schm.!
Er chund (Das geitj im Schm. Schi sind $ö im Schm.
verbig' fare", dass ich-se nit hän chenne' chönne" Gr
Nuf. Wä wi't hi" in allem Schm.? GrS. (Tsch.); Syn.
in allem Ilutz (vgl. Bd 11 1837). Da chumm-i''' (chund
mi" Schutte") in der Schm. GnNuf. — ■ 8) Schlag-,
„Platzregen" GrAv., D. (,Wurf, zB. Regen' It B.), Ig.,
Pr., Tschapp.; GSax (It St. und Sf); Syn. Schlag-,
Schmeiz-Begen (Bd\n28); Sc/mum (Sp. 996); S^mitz.
Auch: E" Schm. iJe^c"GRlg.,Pr., Tschapp. UfdenÄbe't
chönnti's e" Schm. Rege"ge". MKugni 1884 (GnSchs); mit
der Erklärung: Lokalregen, Gewitter. — b) Spur, die
von einem (Peitschen-, Ruten-)Hieb zurückbleibt,
Strieme, Narbe GrD. (B.). Ein Kind hed d's ganz
Är^schi [Armchen] voll Schmutz g'ha", voll Peitschen-
hiebstriemen. Schmiss, Wunde ZKn. (Schneebeli). —
c) Schmitze, äusserstes Ende der Peitsche GnObS. —
2. uneig., ,Hieb', den man Jmd versetzt, a) durch
Handlungen. .Wollt er uns [Berchtold dem Adel durch
die Erbauung Berns] tuen den Trutz, so hab er auch
von uns den Schm.', mit Bez. auf die Vergiftung von
Berchtolds Sohn. Mtricaus 1630. Schlappe. ,Man gäbe
inen [den VO] daz schwert in die händ und entblösind
sich die stett gägen inen, damit sy inen den vorteil
und vorstreich übergäbe[n]. Wenn man bald ein schm.
erlyde, werde schräcken in das volk und abfaal
kunimen.' HBoll. 1572. ,Da sagte ich zuo ime [einem
Zuger]: Wann Jänff were nach irem [der VO] guoten
bedünken underobsich geworffen, so were es dann den
nechsten an denen von Bern. Antwortet er: Es schüedi
auch nüt, wann inen schon ein schm. wurde.' 1577, Z. —
b) durch Worte, „Stichrede", scharfe, beissende, .träfe'
Bemerkung, An twort^GR"!)., Hald. ,S., Sculms, Tschapp.;
GSev., W.; Syn. Brise« (BdV797); Spick. Ei"'m en
Schm. gen GrD. (B.). Tschapp.; GW. In der ä. Spr. auch
s. v. a. Sclimähung, Verleumdung uä. .Es hat mich ouch
die eer sines [näml. Gottes] worts gezwungen, die gründ
diser schlussreden uss dem lutren, eigenlichen wort
Gottes ze erscheinen, damit menklich den unzimmlichen,
ungemässen schm., den warhaften schlussreden ggeben
... unbillich beschehen sin erkante.' Zwinoli. ,Das
sy mit dem argwönigen schm. das euangelion vor den
menschen verliimbdetind.' ebd. ,So nun zuo diser zyt
aller dero. so dem götlichen wort nit gehällend, ge-
mein schelten des gotsworts ist, es mache ufruoren,
so sollend wir sölichen schm. uff Gottes wort gheinen
wäg sitzen lassen.' ebd. ,So vil über den schm., da
du uns schiltest, wir missbruchind die spraachen.' ebd.
.[Trotz der geringen Siegesaussichten] so kan ich doch
in mir nit finden, das wir noch yetz söUind erwinden;
1039
Schmatz, schmetz. Schmitz, schmolz, schmutz
1040
es brächt uus weder ehr nocli nutz, sonders vil ee
nachred und schm.' HvRüte 1555. ,Den ovangel.
Schiedsrichtern einen Schm. anzuhenken.' Düplica
1657. ,Dem uuschuldigeu Gesatz und Evangelio ein
Stich und Schm. zugeben.' FWirss 1697.
AhJ. 8WIU (= kaum = ß], debtus; aihd. smi: (-tzes), Flecken
(auf der Haut), Rutenstreich ua.; vgl. Gr.WB. IX 1097/8
(.Schmitz'); Fischer V 1008 (Schmilz iu Bed. laß und 2).
1018/9 {Schmutz in Bed. 1 aaßä und c; vgl. auch Zeitschr. des
deutschen und Österreich. Alpeavereius 1898, 170); Schöpf
632 {Schmilz in Bed. 1 c), ferner Svhmehs (Sp. 1010), Schmiss
(Sp. 1022). Wie Schmilz zu schnitzen, stellt sich Schmutz zu
dessen gerundeter Nbform tchmiiizen nach dem Vorbild von
Paaren wie Kulz : riilzen (Bd VI 1933/4), Sprutz : sprülzen uam.;
entsprechend erklärt sich Schmurb zu schmiirben < uchmiricen
(Sp.996), auch5cima«»zu achmäuaen<achmeials)m (Sp. 1011).
Doch s. auch die Anm. zu achmitzen. Das ö der Pl.-Form
Schmälz (GrChur Schülerspr.) stimmt nicht zu der örtlichen
Lautentwicklung, der Senkung von ii > « fremd ist; vgl. das
parallele achmötzcn unter achmitzen.
G'-schmitz G'schmütz 1 n. Nai Ha fner-G., Lehm
zum Verstreichen der Öfen ScaSt. (Sulger). Dafür
,Hafnergeschmirre' bei Spreng (s. Sp. 1005 unter
schmürzehn II). — Der sachlich am nächsten liegenden Be-
ziehung auf ,schmitzen' i. S. v. mit Kot bewerfen, beschmieren,
bestreichen (Gr.WB. IX 1103) steht entgegen, dass diese alte
Bed. im Wesentlichen nur noch nd. erhalten ist (vgl. immerhin
unser be-achmitzen und ge-achmiilzlet); doch könnte der Hand-
werkerausdr. leicht zugewandert sein. Anderseits kommt
Zugehörigkeit zu Schmutz III in Frage. Über ein sicher zu
,schmitzen' gehöriges, aber in der Bed. abweichendes ,Ge-
schmütz' s. Fischer 111 486.
Schmitze(n) f.: = Schmitz ä. ,Gott dich beschütze
vor Schand und Schmitze, des Todes Flitze', Schluss-
reimerei. FrHaffn. 1666. ,L)ie Teutschen erlegten der
ßömeren 1*20000 Mann. Nit lang hernach wurde diese
Schm-en denen Teutschen von den Römeren aberniahl
wettgemacht.' Grimm 1786. , — Mhd.«m!(ze, Hieb; vgl. Gr.
WB. IX 1098 ff.; Schm.* II 561/2; Fischer V 1008; Crecelius
747; Ungcr-Khull 547, zT, in andern Bedd.
sclimitzen, .schmutzen' I. auch .schmutzen' I
(ä. Spr.), in der lebenden M A. scftwaUze" (bzw.-j-), in Gr
Chur (Schülerspr.) schmatze", 3. Sg. Pra;<. und Ptc. -t:
1. a) werfen, schleudern GRÜhnr (Schülerspr.), V.
En Stei' schm. Spez. im Ballspiel GWe. Beim Sünderi"s
[einem Ballspiel] kann man dreimal schm. Meist mit
Eichtungsangabe. Etw. oder Jmd uf (an) de" Bode", an
d'Wand schvi. GrV. (J.Iörger). [Eine Ziege hat einen
Knaben] bi sine" Höselene" pfaclt und ... in d' Mi st-
iegt i" g'schmützt. JJörgeh 1918. Das Miclielti ... hed
. . . mit der hole" Hand us dem ChesseUi en Schivetti
Wasser g'nu" ttnd's dem Marieli platsch in d's G'sicht
g'schmützt. ebd. Der Ma"" ... hed ... d's Ghübelti
uf de" eigne" Kügg g'schmützt. ebd. Mid-eme" mächtige"
Schilling hed-er das Gitzi ab der A.rle" g'schmützt. ebd.
1920. ,[,Huskneclit' zum ,handbuob', der ihn ver-
spottet:] Mich glust, ich sclimutzt dich an ein wand.'
KcEF 1539. .Zeboden schmutzen, elfligcre.' Fris. (schon
1541); Mal. ,l)er Herr hat iren thron uf die erden
gesclimützt' HBüLL. 1557. ,Die, so uf die erden nider
geschmitzt werden, sind überwunden.' LLav. 1587.
,[Das] landtsigel, welches der landtamnian mithinzuo
ufi" den tisch ufhin schmutzt.' 1588. .\pHer. (Brief). —
b) schlagen, bes. mit einer Peitsche, Kute (daher
Schmütz-Ruete" Gn'i^Vii.) „GR''Cast.,Chur, D.. He.,ObS.,
Eh,, S., Sculms, Tschapp., Ths. Valz., ,allg.' (Tsch.);
GSa., W.; W; Syn.fUzenll (Bd 1 1152); schmirwen Icä-
(Sf. 989); zwicken. Er schmutzt albig (druf lös). Hör
üf z'schm., sus ivill-der denn schon dervon helfe"! Es
Chind (mid-ere" Ruete"), es Ross (mid-ere" Geissle")
schm. N. ... .schmutzte' ihn [einen Hund] mit der
Peitsche. W Sagen. .[Eine Betrügerin] mit benglen
schmutzen oder mit ruoten uft' den lyb.' Geng. Bettl.
.Wenn Einer nicht schmalzen könne, soll er den Rahm
ins Kübeli schütten, ein gut gross Feuer machen, das
Kübeli zuerst zwischen die Beine nehmen und etliche
Züge tun, darnach an das Feuer halten und es mit
3 im selben Jahr gewachsenen, in den 3 h, N[amen]
gebrochenen Haselschossen in des Teufels Nameu
schmutzen, so werde die Person, so es tan habi, kommen,'
1655, ScHMiü u. Sprecher 1919 (GaPr.; modernisiert).
Hieher oder zum Vor.: ,Seu fuoren her gemuotes frei,
auch mit chuglen von dem plei ... und wurffend gen
dem herzen ... seu smuczten gen den haubtern dar,
das seu die sinn verluren gar.' King. ; s. auch ebd. 1 1"". 2.
Übh. von schneller Bewegung: .Smuczen über seu [die
Feinde] her ze ross und z luoss mit scliilt und sper,
mit schlahen. hawen und mit stechen.' ebd. —
c) „regnen, dass es platzt", bes. von schräg einfallen-
dem Regen bei starkem Wind GMs, Sa., „Sax" (auch
St."*), Wb., \V., Wsst., \Ve.; Syn. schmeissen 2 h f
(Sp. 1017/8), fernersc/iJnirMJenici (Sp. 990). Der Rege"
het an d'Schibe" g'schmützt GWe. Meist unpers. Das
schmutzt fest! GBuchs, We. Es schmutzt an d'Pß'ster
here" GMs; vgl. her-schm. — 2. „moralische Schmitze
versetzen Gr", bes. „mit Worten beschimpfen, tadeln"
Ap (T.); B It Id. (,perstringere'); Gr, so D. (B.), Pany,
S., Sculms; ,G' (St.'j; Syu. fitzen I2(Bdl 1152), ferner
schmürzelen 113 (Sp. 1006); vgl. Schtnütz-Red (Bd VI
539), - H'oit. In der ä. Spr. häutig, zumal im XVI. .Her
grave Hug ... schmutzt den küng [von Frankreich]
höcher und vester, denn er je vor geschmütz[t] ward.'
1478, S. ,Also für und für in die gemeind und hülfen
zereden und schmutzen möge nit erlitten werden.' 1515, j
Absch. ,Wenn einer inn schmutzen weite vor minen 1
lierren, so weit er inn ouch schmutzen.' 1523, Z. |
,[N.] schmutzt on zwyfel die von Chur', durch eine j
Bemerkung. SHofmstr 15'26. ,Das sy m. h. hinfür nit |
irs christenlichen gloubens halb schmutzen.' 15'29, B j
Ref.; noch öfter. , [Der abgesetzte Pfleger] begert vom |
rat ein copy unser supplication und meint ie, wir betten |
in ze fast gesmytzet . . . Doch da im ein copy vom rat '
überantwortet wurde, mocht er nit anders finden dan j
die luter warheit.' 1529, Bs Chr. ,[N. habe] nie im sin .
ghan, m. h. an iren eeren ze schmutzen.' 1532, B KM, j
,0b aber der selb Jörg geschmitzt ward berüerend das |
burgrecht zuo Bern.' 1529, W Blätter 1906. ,Rengnold |
. . . sprach zu Ruolland [der mit einem Heiden kämpft]: i
Ritter, wo ist diu könheit? Ich gloub, du dankest |
an diu holdschaft, das dysser heid so lang gegen dir i
wert. Do Ruolland verstuond, das inn Rengnold l
schmutzt, do ward er vast zornig.' Morgant 1530. .Der- j
halb [wegen seiner Stellungnahme gegen Frankreich] '
sin person in den franzesischen gschriften unbillich
geschmutzt werd.' Ansh.; noch öfter (,-i-' und ,-0-' <
wechselnd). .Schmutzen, einem sein herz verseeren
und verwunden, perstringere aliquera. sugillare. car-
pere, apologare. taxare; einen an dergemeindschniötien •
und mit naminen härfür ziehen und beschreyen, coro- .
pellare in concione; du schmutzest yedermann (oder
henkst eim yeden ein schlötterle an), dicteria dicis
in omnes.' Fris.; Mal. .Der Griechen sprüchwurt .., |
1041
Schmatz, schmetz, sclimitz, schmotz, sclimutz
1042
es rauoss ainweders ain küng oder ain narr geboren
werden, mit welchem wort 8i von alter har der fürsten
torhait geschmutzt hand.' Vad. ,[l)ass] die evange-
lischen von irer widerpart in irem glouben geschmutzt
möchtind werden.' 1553, Sch Ratsprot. ,[Er habe sich]
in diser predig beflissen ... liein .sunderbare person,
vil weniger ein wyss oberkeit zu schnützen (!], aber
ingemein die laster ze straifen.' 1588, L (Gfd). Man
solle einander dergestalt [durch Beschwerden in
Religionssachen] nicht , schmutzen'. 1641, Absch.
, Einen schmutzen, emittere aculeos in aliijuem. per-
stringere, carpere aliquem.' Denzl. 1677. 1716. S. noch
Bd VI 191 M. (Eüchling). 1929 (ritzig I). Mit Akk. S.:
,[Die Gelehrten hätten] mine wert, uss griechisch in
tütsch kert, lychtlich mögen schmutzen, wo ich die
nitwol bewart.' Zwingli; calumniare (LJud). Mit abh.
Satz. ,Ua3 man unbillich schilt, man habe hie niit
zuo handien, wie denn der vicarius von Costenz ...
vormals oueh geschmutzt hat, unsere vordry versainni-
lung habe nit gewalt ützid zuo erkennen.' Z Disp.
1523. ,So ir trettenlich schmutzend, wie gelert die
alten gegen den jetzigen sygind.' ZwiNcin; non sine
mordacibus dicteriis ... prseferatis (Gualth.). Neben
Synn. .Scbniutzind und schelkind ir, was ir wellind.'
Zwingli. ,Si sollend ouch die Luterschen an den canzlen
noch sust nit schmutzen noch sehenden in keinen weg.'
1526, B Ref. ,Wie die üwern zuo Erlispach die unsern
daselbs etlicher gestalt schmutzen und verachten von
des wegen, das sy uf den firtagen, die wir abgesetzt
haben, werken.' 1527, ebd. ,üas sy dis red anzüchend,
sam die von Abbencell durch in geschmutzt oder [an]
iren eeren verletzt werend.' Kessl. , Einen schmutzen,
verspotten, aceto quempiani perfundere, amara morda-
citate reprehendere.' Fris.; Mal. ,Schm. und lesteren.'
,Wie wol sy ... heftig den muten Christum und sines
Worts verkunder lestrend und schmutzend.' Z Disp.
1523. ,Canina eloquentia, wenn einer auss anfächtung
. und verbunst in seinem reden yemerdar schmutzt und
lesteret.' Fkis. ,Schm. und schelten'; s. Bd VIII 720 u.
,Alle, so in sincr predigen halben geschmtitzt oder ge-
scholten betten.' Zwingli. ,Redt einer eim zuo, schmilzt
den und schilt', so versündigt er sich. Rdef 1538.
,[Dass die Prädikanten] kain ort mit- namen an der
• kanzlen scheltind noch schmützind.' 1544, Sch Ratsprot.
,[N. sei] ein füllen tawner ze sin geschmützet und
' gescholten worden.' 1566, Z. ,Schm. und schänz(el)en';
s. BdVIll 986 M. 987 M. 989. Schm. und schmähe";
|3. Sp. 835. Gehäuft. , Einanderen hinfür dheins wegs
I schmutzen, ketzeren noch andere schmachwort zuo-
reden.' Z Disp. 1523; ebenso bei Ansh. , [Niemand]
anzuhen, schmutzen noch reizen weder mit werten noch
werken.' 1524, Z Ratserlass. ,Das3 ... darin niemands
geschmutzt, gescholten, geketzert, recht old unrecht
geben noch anzogen werd.' 1527, ß Ref. , Schmutzen,
schelten, beleidigen, ältVen, anden.' 1530, Z. , Carpere,
begreiffen, schälten, straaft'en, anklagen, schinützen,
übel zuoreden.' Fris. .Beider Religionen Verwandte
J^soUen] einanderen von des Glaubens wegen weder
;Schmutzen, schelten, tratzen, stumpfieren noch hassen.'
1600, Streitschrift 1713. ,Die Metzger [sollen] die
verordneten Fleischschätzer nicht schmutzen noch
iächmähen, schelten noch hassen.' ApI. Metzgerordn.
J1735 (Steinm. 1804). S. noch Bd I 1146 ffatzen); Bd VI
i789o. 1590 (Land-RätJ. — 3. (schwarz) färben; vgl.
fSchmitzerä. ,K. dem tuochscliärer zuo Bern von 2'
BoUwelz. Idiotikon IS.
stücken horber und 4'/a eilen löntsch zesehären und
ettliche zwilchen zesehmützen tuotSpfd [usw.].' 1578/9,
BThorb. Rechn. ,Das er von Meister J. dem Wyss-
gerwer ... Bocksfäl erkauft ... und die ... Meister R.
dem Schniützer alhie ze schmitzen übergäben.' 1629,
Z. , Kleider schmutzen, tingere vestes nigro colore.'
Denzl. 1677. 1716. — Schmitzen (,-ä-', ,-u-') n.: zu
Bed. 2. ,[Zwingli wurde] von etlichen ein verfüerer,
von den andern ein ketzer gescholten ... hat ouch
sölichs nachredens und schmützens kein end sin wellen.'
Z Disp. 1523. ,VVie von baiden tailen grosses schmutzen
ain der kanzel gschech.' Sicher 1531. ,Mit vil zigs,
schmützens, verwyssens und anderer lasterlichen
dingen.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Das ... der schmach-
worteii und schniutzen[s] halb ein ernstlich inandat
uf allen canzlen im landt solle verkündt ... werden.'
1588, ApHer. (Brief). ,Mit ungerynipten Reden,
Spetzlen und Schmutzen wider ir eerliche Oberkeit.'
RCts. (ßr.). ,Ihnen Amtleuten [ist] mandiert worden,
sich alles Spetzlens, Schmützens, Schmähens vor Ge-
richt gänzlichen zu müssigen.' 1603, ßs Rq. ,Er [soll]
sich friedsam ohn alles Schmutzen und Schmähen ver-
halten.' 1660, ApI. LB. ,Dass Schmutzen und Schmechen,
item Spitzlen und Trätzlen in dein Thurgöw vil Übels
und Ungemachs anrichten ... tuet.' 1664, Z. S. noch
Bd 1763 (für-fällig); BdVI 1440o.; ^^.IQU(schmiUlen).
— Eren-: Ehrverletzniig. ,Dass ein Jedwederer sich
alles Ehrenschraitzens, Schmähens und Schändens mit
Worten, Singen, Schreyen, Auspfeitlen, Klopfen und
in alle andere Wege ... enthalten [solle].' Bs POrdn.
1715. — un-ge-schmitzt (.-ü-', ,-u-'): entspr.
schmitzen 2. ,Das sy mich schelten als einen verloffenen,
ich wil ungescbmätz[t] syn; denn ich hoff, ich sig mit
niiner lieben muotter . . . mit eeren daheim abzogen
und in diss land kumen.' GBrcnner 1522. ,Das die
puren sich benüegen 10 pfd, so inen die Chorherren
Zofingen an ir costen geben werden, und sy wyter
gerüewiget lassen und ungeschmützt.' 1527, B RM.;
noch öfter. ,Dass sy die unsern ungeschmützt und un-
geschmecht lassen.' 1528, B Ref.; noch öfter. ,Die von
Bern sehribend in die frien ämpter, dass si von inen
weltind ungeschmützt und onbehaglet sin.' Vad.
Mild, smitzen, beschmieren, beflecken (sinnl. und nioral.;
auch unijesmitzet, unbefleckt), schlagen, heftig bewegen : Intensiv-
biliiung zu amlßen (s. schmeißen Sp. 1015/8), mit ähnlicher
Bed.-Entw.; vgl. Grimm WB. IX 1100/4 (auch ,-ii-'). 1138/9
(,-u-', ,-11-'); ChSchmidt 1901, 308 (auch ,-il-'); Fischer V
1008/9; VI 177 {u'-g'-srhinilzt in andrer Bed.). Sclniiützen ist
gerundete Nbforni zu .schmitzen', das bei uns nur noch in der
ä. Sjir. uud auch da ausserhalb entrundender Quellen nur spär-
lich und ziemlich spät nachzuweisen ist (LLav. 1587; Guler
16-2Ö; 1629, Z; Biderm. 1710; Z Ges. 1757; s. auch die Zssen).
Die ebf. nur iu ä. Quellen erscheinende Form , schmutzen' (meist
in Bed. 2, nur im Riug und bei Ruef 1539 auch in Bed. laundb)
könnte, sofern nicht bloss ungenaue Schreibung vorliegt, allen-
falls eine von Schmutz I ausgehende Neubildung sein (für ,-u-'
im Prset. und Ptc. Prset. kommt auch .Rückumlaut' zu dem als
Uml.äut empfundenen ,-11-' des Prass. in Frage); doch ist für
Bed. 1 b auch Zugehörigkeit zu st-hmutzen II nicht aus-
geschlossen; vgl. die Anm. Sp. 10+6. Über die Grundlage von
Bed. 2 s. Gr.WB. IX 1102 unter !;. Zu 3 vgl. ebd. 1103
(unter e).
üh -schmutze': entspr. schmitzen 1 a. Wer beim
Ballspiel Sünden"s seine drei , Leben' (Bd III 968)
verloren hat, wird ah- g' schmutzt, dh. jeder Spieler
darf dreimal nach ihm werfen, wodurch er, ob ge-
troft'en oder nicht, seine drei .Leben' wieder gewinnt
06
1043
Schmatz, schmetz, Schmitz, sclimotz, schmutz
1044
GWe.; \g\. ab-uerfen. — ab-ge-schmitzt. ,-ä-': ver-
schuiitzt, verschlagen; Syn. ab-ge-schlagen Id (Sp. 348).
,Abgeschiiiützter Vogel", von einem Schwindler. RCts.
(Br.). ,Du [Teufel] bist mir ein abgeschmitzter Gsell,
dein Strick und Netz sind mächtig gut.' GGotth.
IblO. .[Die Juden] sind listig und abgeschmitzte Leut.'
ebd. .Franciscus, der Herzog zu Mayland, ein listiger
und abgeschmitzter Fürst.' Sprecher 1672. .Einen
sehr abgeschmützten Sophisten.' ClSchob. Ib99.
üf-: = Schmitz en 2. .Si [die VÜ] farind mit irem
trutz für und komniind dennocht zeletst, wen si
unseren glouben genuog uffgeschmützt, zuo einer
guoten täding.' 1560, Brief (JFabricins). — Anders
bei Gr.WB. I 727.
&"- schmutze" I: entspr. schmitzenlab. Ei"tn Oppis
a., anwerfen GrV. Es ist-ere" . .. e'Si"" cho", der Eimer
volle" Wasser mitsant der Früsche" dem Ung'hür a"-
z'schm. JJöRGER 1918. .Allidere, anstossen, an-
schmutzen, anpütschen.' Fris.; .anschmutzen, allidere,
an einen fräfenlich werffen.' Mal.; s. noch Sp. 802
(an-schletzen). 807 fan-schleizenj. Uneig., vorwerfen:
,Die Hasser und Widersacher des Calvini wollen aus
disem Schreiben demselbigen eine leichtfertige Un-
beständigkeit anschmitzen.' ThZwinger 1655. — Vgl.
Gr. WB. I 44G (.anschmitzen').
in- I; s. an-schletzen (Sp. 802). — ine" %"he"-
schmütze": entspr. schmitzen Ic. Es schmutzt i"he",
der Wind peitscht den Regen hinein GWsst. — üs-
schmütze" : entspr. schmitzen Ib. Korngarben an der Ledi
ü. GfiPr.; s. Bd III 1075. Insbes. „mit Ruten aus-
streichen Gr"; It Tsch.f. ,Dass Weibsbildt mit Ruten
ausgeschmützt und verwisen werden sollen.' 1726, Gr.
,[Ein jugendlicher Opferstockdieb ist] ausgeschmützt
und von unserm Territorium lebenslänglich verbandas-
siert worden.' 1753, ebd. — use"-: her-, hinauswerfen.
,Der küng von Engelland ist unser [der Reisläufer]
fuog, wann er hat gold und gelt genuog, der wirts
dapfer ussherschraützen.' Geng.
ver-schmütze" I: 1. = ver-schmeissen 2b (Sp. 1020)
GW. — 2. = schmitzen 2. Subst. Inf.: ,Das unser herr
doctor JvWatt, burgermaister, mich nit nun ainmal,
hab ich etwas ze schriben fürgenomnien ... fürzefaren
... ermanet, acht ich grosser und erschiest by mir mer
dann aller unverständigen widerred und verschmutzen.'
Kessl. — ver-schmitzt,in der ä.Spr. auch ,-schmützt':
wie nhd. B, so E., Stdt und It Zyro; ThMü. und weiter-
hin; Syn. verschlagen (Sp. 448 u.); ab-ge-schmitzt. Si
hei" ... enandre" v. a"g'luegt. RvTavel 1913. Frei
erchli" D. het's [BetliJ dri" g'luegt. BRosin 1918. Es
[ein Mädchen] liet v. g'lachet. SGfeller 1921. ,Ein
verschmutzter Hach.' JMahl. 1620. ,In dergleichen
Versamlungen haben mehrteils verschmutzte Leut den
Vorsitz.' PWyss 1655. .Cäsar wil verschmüzte Leut
oder ganze Toren haben.' .TGrob 1678. .Proteus, ein
veränderlicher, verschmutzter Mensch.' Denzl. 1677.
1716; 8. dagegen Sp. 448u. (.ver-schmitzf). .Meine ver-
schmitzte Jahel [vgl. Rieht. 5, 24] kann zwar nichts Ge-
schriebenes lesen, aber sie stellte ihren Buben an [ihr
ans meinem Tagebuch vorzulesen].' UBräroer 1792. —
Vgl. Gr.WB. XII n'2G/7. -i'- im Ptc. \crr&t die Kntlelmung.
hei -schmutze": (den Regen) herpeitschen, von
starkem Wind GWe.
be-: beflecken, beschmutzen; Syn. be-schmeissen
(Sp. 1020). .Also flieget der Pfau denen Schätzen Jerusa-
lems hinten nach, ob er sie etwa beschmitzen könne.'
SLuTz 1756. Uneig. ,Auch ist diese Ausgabe ... mit
wichtigen Druckfehlern beschmizt.' GEvHaller 1785.
Bes. durch Schmähungen, Beschimpfungen. ,[N. hat
den Rat] beschmutzt und geschmäht ... sie tüiend
Alles verfressen und versufen.' 1601, JMüll. 1867.
.Von der schweren Zulag der Verrähterei, damit Herr
Z. beschmitzt worden.' Gegenber. 1658. ,Weil man
sich nicht förchtet in dem Papsttum, die evangelische
Religion mit solchen Schmach- und Lääterreden zu
beschmüzen.' ClSchob. 1695. .Wer Gott gefallen will,
muss nicht den Freund beschmutzen [: nützen].' Z
Flugschrift 1713. S. noch Schmäch-Vogel (Bd I 696).
— un-be-schmitzt ,-ü-': unbefleckt, -geschmäht.
.Immittelst aber bat man a. 1546 denen von Rheinau
zurückgekommenen Edelleuten befohlen, dass sie die
evangelische Religion ... unbeschmützet lassen sollen.'
Leu. Lex. — Be-schmitzung f.: Befleckung, Be-
schimpfung. .Werden also alle dieselben Zulagen als
offenbar und handgreift'lich falsche B-en insgemein
widersprochen.' Gegenber. 1658. — Ahi. bismizzen, dell-
buere. illiuere ; mlid. besmitzen (auch unbesmiizei) ; vgl. Gr.WB. 1
1585; Diefenb.-Wülcker 202 (beide auch für ,BeschmitzHng'};
Schm.' II 561. In Bodmers Miltonübersetznng schwankt die
1. Ausgabe (1732) zw. ,-i-', ,-ü-' uud ,-u-' (Anlehnung an die
Sippe von Schvwiz III; vgl. Gr.WB. I 1586), die Ausgaben
von 1742. 1754 und 1759 haben nur ,-ü-' (JSchuiitter
1913, 43/4).
ze-sämen-: zusammenschlagen, -stossen. ,Colli-
dere, zesamenschmützen und an einandren zerstossen.'
Fris. (schon 1541). .Zesamenschmützen oder zesamen-
pütschen. tribulare, obterere. coUidere, elidere; zuo-
samenschmützen. mit einanderen streiten uud kerapfen,
confligere, coUidere.' Fris.; Mal. — dannen .denen-':
= d.-schlahen (Sp. 480). ,Da ward inen [den auf-
ständischen Bauern] ir mistat zum teil glonet und
schluog man dem fennrich H. von Entlibuoch den köpf
ab ...; ouch eim puren ... us Willisower ampt ward
der grind denen gschmützt.' Salat. — zuehi" zui-
sclwiütze" : entspr. schmitzen Ic, von Schlagregen GWe.
Es het zuig' schmutzt. — zex-schmiXtze": zerschlagen.
.Wie eines haffners geschirr solt du sy [die Heiden]
zerschmützen.' 1525/31. Ps.; .zermürsen.' 1589; ,zer-
schmeissen.' 1667; , zerschmettern.' Luther. Durch-
peitschen GRPr. Es Boss z. (mit der Oeissle") GRFid.,
Jen. (Tsch.). S. noch gummeien (Bd II 309).
Schmitz er .Schmützer' 1 m.: 1. zu Schmitzens.
.Üft'necalumniatores, schmtitzer und verkeerer.' ZwiNGLi.
.(Ein umbtreiber. fatzmann, spätzier) schmützer j
(schänzeler), exagitator.' Fris. (1541; .schmützler.'
1568); Mal. — 2. zu Schmitzens-, s.d. — Vgl. Gr.WB. IX j
1104. für Bed. 'J auch Schui.' II r,ljl (.Fellschmitzer'); Unger- |
Khull 547; Fischer V 1009; in .andrer Bed. bei Lexer 1862,
222; Schöpf 135. 63'2. j
Stei°- Schmützer m.: Steinschmätzer. Saxicola |
oenanthe B (Zyro); „Gr"; Syn. Sehne- Vogel 3 (Bd 1 j
696). — Wohl zu unsrer Sippe: der Lockruf des Vogels er- .
innert au den beim Aufeinanderschlagen zweier Steine ent- ;
stehenden Klang; vgl. die Synn. Si.-Klitsch (Bd III 705), -Buierf
(SV. 1916, 34), ferner Leuais T. 229. ;
schmitzle" sehmützle" I: 1. s. die Anm. zu gt--
schmitzlet. — 2. „oft und viel tadeln, oft und viel mitJ
Worten beschimpfen LE." (St.'); vgl schmitze» 2. {
.Lächerliches Gespey, Schmützlen, Spätzlen nnd,j
Lesteren.' Z Kirchenordn. 1628; dafür .schmutzen.',
1532 (s. Bd VIII 788o.). 1581. 1711, Z Mand. — g'|
1045
Schmatz, sclmietz, Schmitz, schmotz, schmatz
1046
schmitzlet (-ü-): gesprenkelt, so von Personen mit
Sommersprossen, von Vieh, Pflanzen (zB. Nelken) Gr
Fid., Jen. (Tsch.). — Das adj. Ptc. setzt ein achmitzk"
(BchmützU") in der Bed. (mit Kot oä.) bewerfen, l)esprengen
voraus; vgl. etwa das gleiciibed. .gesprengt' (Gr. WB. IV I,
4168) zu .sprengen'.
Schmitzler Schmützler m.: Nomen agentis zu
schmitzleiia „LE." (St."). Auch bei Fris. 1568; s. unter
Schmitzer 1.
schmitzlich: schimpflich. ,Dass aber die von
Underwalden bewisener schmach nit gestendig, ist an
irer antwort schin, die voller schmach nüt anders
suocht, den ein lobliche stat Bern zeschmähen. Was
ouch si mit öfter eferung schmizlich anzühend des
alten und nüwen glowens halb, ist vorhin völlig er-
efret und widerlegt.' Ansh. — Vgl. Gr. VCB. IX 1104;
Fischer V 1009.
S c h m i t z u n g (,-ü-') f. : Beschimpfung. .Nützit dann
wyter schraützung, schand und schmach, vertieiung
und verlümbdung unserer eren und guoten glimpfs ..,
erlangen.' 15'29, B Ref. .[Meine Predigt ist] nit ein
straf old schnützung [!], sunder ein 1er ... wie man
sich nemlich in erwellung der kilchendiener solle
halten.' 1588, L (Gfd). S. noch Schmächung (Sp. 841;
schon Fris. 1541). — Vgl. Gr.WB. IX 1104/5.
schmotzere": brutzeln, von Butter, die in einer
Pfanne erhitzt wird Schw. — Vgl. achmatzercn s (Sp. 1036).
Schmutz II (bzw. -o'-) m., PI. mit Ural. Es; BHa.;
L; G; Schw; Tb und weiterhin, Dira. Schmutzli BTh.;
SL.; UwGisw., Schmutzli Aa; Ap (It T. in K. selten);
Bs (auch Spreng); BHa.; L; G; Scn; Schw; S. so
L.; Ta; Uw; U; W ( Schmützji) ; Z, auch Schmützeli
Aa; BHa. (-ellij; L (It Angabe häufiger als Schmutzli);
GmT.(Dial.): meist formal Dim.. = Schmatz 1 (Sp. 1034,
wo weitere Synn.) Aa; Ap(auch St.''); B8(auch Spreng);
B, so Ha.. Th.; Gl (St."); GRCast., Chur, He., Valz.;
L (auch St."); G; Scn (auch Kirchh. und St."); Scaw;
S; Th; Uw; U; Zg (auch St."); Z; St. (oO.). En Schm.
ist en i'rechte'' Ghlapf uf 's Mül GPs, Ms. E' Schm.
und e" Furz und e" Grüez isch Alls z'säme" glich güets
'i U. Ali und Schmutzli GT . Es Ali und zwöi Schmützeli.
I SHiMHERLi-lIarti 1916. 's erst Schimitzli. PHaller
I 1916. S. noch hi-räten (Bd VI 1584). ,Schm. oder kuss.
! osculum, basium.' Fris.; Mal.; .dasschmützle, suavium,
I osculum.' Mal. ,Osculura, Kuss, Schm.' Denzl. 1677.
j 1716. ,Der jungen Köchin, nunraehro Closterfrau, und
I dem lieben Göttin Nepomucen ein Schmützlin', Nacli-
j Schrift. 1730. Zg Brief. (Ei-'m) e(n) Schm. ftis)
I Schmutzli) ge" Aä; Ap (T.); Bs; BHa., Th.; L;GA., Ms;
j ScBW; S; Tu; Ndw; Z. Bäre"mutzli, gib es Schmutzli,
I Bäre'mutzli, gib e» Schm.! GZür. 190'2 (BTh.). Wenn
er ir [der kleine Bräutigam der grossen Braut] tcill
es Schmutzli ge", so muess-er jö ne" Laitre" ne'.
JGRadlof 182'2 (Bs). Scherzh.: [Bursche:] Was gisch-
I mer, wenn-der Öppis säge"? [Mädchen:] Nes Schmutzli
I mit der flache" Hand. JReinh. 1907. S. noch Bd IV
I^SO (Berner- Maitli). 1379 (bunggen); V 996o. ,Das
I N. die armen urabschlagen hat und iren ein schm. gab
I uff dem bett sitzend.' 1525, Z Ehegericht. ,Ein kuss
joder schm. gäben, affigere oscula, collabellare, deos-
jculari; (treüwlich und wol küssen, einen guoten schm.
geben, deosculari); ein kuss oder schmützle gäben,
küssen, suavium dare.' Fris. (schon 1541); Mal.; s.noch
lBdVI581u. ,Schm. geben, s[ihe] küssen.' Denzl. 1716.
(Ei"'m) e(n) Schm. Ce(S) SchmiitzliJ mache" Aa; Ap (T.);
L; GO., T.; ScuR.; ScHwE.; Th; Z, so F., 0. Er
. . . het-e" [der Vater den zurückgekehrten Sohn] um-
halset und e" Schmützeli g'machet, Übers, von Luc. 15,
'20. DiAL. (GmT.). Mer händ ... ere" [die Kinder der
Mutter] es Ali und es Schmutzli und es Stricherli
g'macht. Messikommer 1910. ,Das Schmutzli mache" ist
bei unsern Landsleuten nicht sonderlich Mode.' AfV.
(AaF.). — Spätmhd. smuz (-tzu). wohl RikkbilduTig vom Vb
».•Am„(2«.//(s.d.); vgl. Gr.WB. 1X1135/6. 114 l/'2 (.Schmütz-
lein'); Martin-Lienb. II 490/1 ; ChScbmidt 1896, 95 ; 1901,
309; Fischer V 1019; Schöpf 633, auch das Syo. Mutz II
(Bd IV 6'2'2). Zur Bed. vgl. uoch: ,Das W. Schmütdi ahmt den
Laut nach, welcher beim Küssen entsteht; übrigens wird da-
mit auch der sehr wenig veruehmliche, also nichts weniger als
schmatzende Kuss bezeichnet, ob man gleich für einen völlig
leisen Kuss lieber e" Chömli gebraucht.' Tobl. Entlehnt in frz.
Maa. des BJiira; vgl. ETappolet 1914, 41; 1917, 152.
G*-schmutz n.: Geküsse Bs; ScuwE. (s. Sp. 505 u.)
und weiterhin. Gli''' nö''' 's Dellis Uochzit han-i'''
d' Brutbüchi vorg'no"; denn so lang-me" das G. im Hüs
het, isch doch kai" Art und kai" Gatti"g in der Arbet
Bs. — Bei Gr.WB. IX 3948 = Schmunzeln; vg]. arhmutzleng
mit Aum.
schmutze°IIBs(anchSpreng); L(auchSt."); Schw,
so E.; üw; ü; Zg (St."), schmützenll AaF. (Dial.) und It
Rochh. 1857; BsStdt; L (auch St."j; UwStans (Dial.);
Zg (St."); St., 3. Sg. Prais. und Ptc. -t AaF. (Dial.) und
It Rochh. 1857; Bs; L; Schw; UwStans (Dial.). -et Uw
Alpn. (Dial.); UUrs. (Dial.), schmutzge" I ,L; Zg'
(St.^), schmützge" I GVih.: „schmatzend küssen." Syn.
schmatzen. Mer gönd-e" ge" schm., den gekreuzigten
Heiland am Karfreitag. Sohwzd. (Schw). Enandere"
schm. JBHäffl. 1801. Waldhrueder im Uüttli het
's Slübli g'wüscht, het 's B'esli lo" falle" und 's Jumpferli
g'schmützt. Rochh. 1857. ,Er liat das Kind geschmuzt
und gedruckt.' Spreng. [Der Vater] ximhalset-e" [den
heimkehrenden Sohn] und schmützt-e" (UwStans), het-
e" umhahet und g'schmutzet (UUrs.), hed-e" umärflet
imd g'schmützt (AaF.), Übers, von Luc. 15, 20. Dial.;
s. noch Bd VII 148 M. (Obw). Gleitig . . . ist-em 's Seppeli
um ''e" Hals g'hanget und si hend enand nu"'' schier
rau"' g'schmützt. Lienert. ,Wer die nur alle 100 Jahre
einmal zum Vorschein kommende Chdsere"chrott auf
der Mürle" schmutzt, der kann einen Eisenkasten
plündern' ScHwlb. (Lienert). RAA. Herre", wo vor
Nöbli mit de" Chöpfe" eso i" d'Luft sind, dasss' hätti'd
chöH"e" d'Dili schm. Scii w E. Er chönnt e" Geiss z wüsche"
de" Homere" (Höre") schm., von einem selir Magern L
FAnd. 1898); U. so Sil. S. noch Bif (Bd VI 666o.).
,Schm. und schmatzen'; s. Sp. 1036 (ÜBrägger 1780).
In gleicher Bed. bei Martin- Lienh. U 490/1 (^chmUU(,j)en);
Fischer V 1 0 1 9 (schmutzeu). Wohl aus \mmkezen (Beitr. XIV
459), mit Schmuck n (Sp. 912) zu schmudcn (Sp.914 ff.), nd.
auch i. S. V. (schmatzend) küssen, nd.-md., mit ähnlicher Bed.-
Entw. wie schmatzen, .auch = klatschen (so von Schlagregen),
(mit Gerte oder Peitsche) schlagen (Gr. WB. IX 1 126/7), wozu
vieir., ebf. als Intensivabi. auf -czin, spätmhd. smutzen, schwarz-
w&li. schmutzen, schlagen (Gr.WB. IX 1138/9) zu stellen ist;
s. die Anm. zu schmitzen. Die Schallbed. des Vbs dürfte sich
in der Verwendung für , küssen' entwickelt haben. Eine Bil-
dung ' schviuckezen wird anch durch Schmutz IIa (bei Fischer V
1019) in seinem Verhältniss zu unserm Schmuck Uli (Sp. 913)
vorausgesetzt. Tgl. noch die Anm. zu Chuchi-Schmutz. Über die
Entlehnung unsres Wortes (als smutse) in die frz. MA. des
BJura s. ETappolet 1917, 152.
üh - schmutze" : = ab-schmatzen (Sp. 1036) Bs. Du
liesseseh-di''' sogar ro" de" Schire"birzler [s. Bd IV
1047
Schmatz, sclimetz, Bchmitz, schmotz, schnintz
1048
1647] a., wirft eine Frau ihrem Manne vor. BsNational-
ztg 1899. — Auch bei Fischer I 64.
ü\>6r -schmutze": mit Küssen bedecken. [Der
Vater] hed-en iiberschmüUt, daas's e" Freud g'sin ist,
Übers, von Luc. 15, 20. Dial. (LStdt). — e\- schmutze"
SCHW, so Muc; Obw; U; 7m, -schmutze". St.: = dem
Vor. Enand e. Der Vater hed-e" umarflet und er-
schmutzt, Übers, von Luc. 15, 20. LUal. (Zg). ,Jetzt
kam der Agent dem Chlausli doch vor wie ein Engel
vom Himmel und er hätt ihn grad e. chenne».' Obw
Blätter 1900.
yer-schmutze" Bs; Scuw; S, -schmutze" II kk?.;
St.: = ver-schmatzen. Bö hat Eine'' si"s Wibli ver-
schmutzt. LiENERT 1888. Doli isch-es [ein Mädchen]
worde", nei", 7ne" kennt's v. RKelterb.; vgl. ver-chnotten
(Bd III 760). Er ... het 's Chind uf •'en Arm g'no"
und's mängisch fasch' welle" v. JReinh. 1901. — Auch
bei Martiu-Lienh. II 491.
let -schmutze": = dem Vor. Bs (auch It Spreng).
S c h m u t z e r m. ; = Schmutz. Nur im Dini. Schrnutzerli
in dem Wiegenlied: Soli söli sali so, schlaf st-mer i",
se bin-i''' frö, schläfst-mer nüd, se mues'-i''' lache" und
der na''' es Chüssli (Schm.J mache", sali söli sali so Z
(Dan.). — Auch Schwab. (Fischer V 1019); vgl. das gleich-
hei. Schmalzer (ebd. 985; Gr.WB. IX 950).
Schmutzete" (in Bs -ede") f.: = Ge-schmutz
(Sp. 1046) Bs (JMähly); UwE. (.allgemeines Küssen
beim Bewillkommnen und Verabschieden').
schmutzle» I BGt. (Dial.), Ha.; Z It Usteri 1831
(in Bed. 2), -ele" kkSt, schmutzle" II Ak¥.; Ap(St.");
Bs; B, auch It Zyro; L; GT. (St."); SchwE., Ma.; SB.;
Z (in Bed. 1); St., -ele" Bs: 1. = schmutzen. aaOO.
Händli ge" und schm., von einem Kind. PHeng. 1836.
Wenn am Morgen e" Muetter d' Chindli schmützlet und
weckt. Breitenst. 1864. !''• schmützle"'s [ein Mädchen],
i''' herze"'s, i''' halse's wie Bu.r. Lienert 1906. Er ...
isch im um ''en Hals g' fallen und het-ne" g'schmutzlet.
Übers, von Luc. 15, 20. Dial. (BGt). S. noch Bd II
• 564 u.; V 32 (hlüderlen). — 2. schmunzeln Z It Usteri
1831; &yn. schmatzen 3 (Sp. 1036). Wolgifällig bi-
trachtet di [Tochter] d'Muetter und schmützlet im
Innere". Usteri 1831. De"" rezitiert mit fründlichem
Schm. e" ganzes Inventarium abe". ebd. .Dieser mit mir
discurrierende Herr schmützelte ein wenig über dieses
mein Fürbringen.' Kriegsk. 1704.
1 auch bei Maitiu-Lieuh. II 491 («chmüukn). Zu 2 vgl.
gleichbed. mhd. smutzen (aucli nnutzehi, smulzeni, uiiiotzen,
smUtzeh), dazu Gv.WB. IX 1137/8 (.schmutzein', , schmutzen') ;
Fischer V 1012 (achmotzen). 1014 {schmotzleii, schmotz(e)hn ;
Schmötzder, Schmeichler). 1019 (achmutzen, schvnitzlen) , auch
unser mützeren 3 (Bd IV 623). Ob 2, wie meist angenommen
wird, mit 1 etym. zsgehöit (Gr. WB. aaO. 1138), ist aus iu-
haltlicheu GrQndeu zweifelhaft; Falk-Torp 1911, 1082 (unter
amilc) denken au Zshang mit mnd. »muttercn, schmeicheln. Vgl.
auch die Aum. zu achmatzen:s.
er-sehmützle" (-0'-): = er-schmictzen Ak¥. Erhed-si
erschmötzlet. — v er -schmutzle": = dem Vor. AaF.; Bs;
ScHwE.; S; Z (EEschmann). Wo si"s ... G'spüsli...
e" willv. Lienert 1899. Jedem Burst, wo-nam Ilöchstig
si" Brut verschmützlet. EEschmjnn 1912. Im graste"
Rege" hei" si-nander umärfelet, hei"-nand verschmützlet.
JReinh. 1905. Lieb i.sch's-ere" g'si", das Biiebli, si hätt's
mängisch dusse" tif ''em Acherli möge" n'e" tmd ver-
drücke" und i: ebd.
Sclimutzlll (bzw.-o'-)m., in Aa tw.; LG.; ScuSchl.;
S; Ndw in Bed. la n., Dim. Schmützli (in Bed. 3) Aa,
auch etwa Schmützeli (in Bed. la) B; 1. a) tierisches
„Fett" verschiedener Herkunft und Qualität, t. zum
Kochen, t. auch (oder nur) zu andern Zwecken, als
Salbe, Schmiere verwendet, oft Fett übh. Aa, so Kaiser-
augst, Ku., Leer., L., Zein. und It H.; ApA. (,Fettübh.')
und It T.; BsL.; B (nach Angaben .jegliches Speise-
fett ausser Butter, doch oft mit solcher gemischt'), so
E., Gr., G., Lau., M. (.Kochfett, dann Fett übh.'), S.
und It Id. (.pinguedo') und Zschokke 1797; FJ.; „VO";
Gl; GRChur, D. (.Tierfett, bes. an den Eingeweiden' B.),
L., Ths; L; GA., Ms, Oberriet, Sa., Ta., T., WL (,Fett
zweiter Güte'), We. (,geringeres Tierfett jeder Arf);
ScH, so R., Schi. (bes. .geringwertiges, zum Kochen
nicht verwendbares Fett von Fleischabfällen oder
auch fettige Abfälle selbst, zB. Geschlechtsteile des
Schweines') und It Kirchh.; Schw (nach einer Angabe
.jedes Fett ausser Butter'); S; Th (bes. zu Schmiere);
Uw (in E. .Fett jeder Art'); U (nach einer Angabe
nur Kochfett); Z (auch St.), ausdrücklich mit Einschluss
der Butter Bs It Spreng {,Schm. an ein Gemüse, die
Butter oder ander Fett, dasselbige zu schmelzen oder
zu kochen'); BE., Ha., Si. und It Zyro (.Tierfett, Koch-
fett, auch Butter'); „GL'Engi (,Fett aller Art, auch
Butter'); GrD., Hald., Rh.; „Sch"; Schw, so Ma.; W,
soV.; ZBüL, Zoll.; St." (.Butter, Schmalz, übh. alles
Fette' L; Sch; Zg'); Ebel 1804 (,jede Art Fett, sogar
Butter'), nach speziellem Angaben (ausgelassenes, tw.
auch rohes) Schweinefett. „Schweineschmalz" Aa. so
F.. Murgent., Lauf., Wynent; Ae (T.); BsL.; B; F;
„VC"; LG.; GFs. W.. Wb.; ScnSchl. (auch schwini"
Schm.); S; Tu; Z. so Bül.. 0.. S. und It St.. Darm-.
Nierenfett des Schweines Th, (ausgelassener) Seiten-
und Rückenspeck F, so Ss., Rinderfett B (AvRütte);
G, so W., Unschlitt GRRh.; G, so Ms; Th, Hühner-
fett B, so Gr.; GFs; S, Fett von Pferden BsL.; BGr.
(s. Sp. 939 M.); GFs, W., We., von Hunden, Katzen Aa
F.; B, so Si.; GWe., von kleinern Wildtieren (Murmel-
tieren, Füchsen usw.) AaF.; BGr., Ha., Si.; Gl; Gr. so
D.; GFs, Sa.. S.. W.. We.; WLö.. von Schlangen W
Lö.; s. auch die Zssen. Vgl. Feiss(tji (Bd I 1073).
Schmalz (Sp. 937 ff.), Schmerw (Sp. 976 ff), Speck,
's Fär'Hi (Säuli) hat brav Schm. g'ha", wo-mer's 'gmetzget
händ G; Th. ,üie Gans ist fett, gibt ... eine gute
Weile Schm. i° d'Hushaltung.' Gotth. Schm. üslö" (Aa;
G; Th; Z und weiterhin), vergänge" {&). Es Hämmli,
es Schnörrli und Schm. zum Üslä" von-ere" Metzgete.
EEschmann 1918. Eau"e Schm. zum Üslü" us der Boss-
metzg GWe. .Der schöne weisse Schm. in den grauen
Stehkrügen.' Nationalztg 1918 (Bs). Fronde"- Schm.
.Der Talg der Wiederkäuer [wird] als Speisefett gleicli
sehr gemieden wie der frönd Schm., zumal der Ameri-
kaner.' BXrnd. 1914. S. noch u. Mit Schm. choche".
.Wir in der Schweiz kochen Alles mit Schm.'. soll
eine Frau einer die Vorzüge der Margarine lobenden
Darmstädterin erklärt haben. N. ZZtg 1895; vgl.
schmutzig inß. Schm. dra" tue', an eine Speise; 'sist
(hat) kei" (z'tvenig, z'vilj Schm. dra". [A., das auf-
getragene Essen bekrittelnd:] Lueg doch de" Speck!
[B.:] U"'' das Fleisch! Es Schmützeli isch es Schmützeli,
tcas-i''' dran cha"" g'seh". M Wallen 1880 (BM.); viell.
aber eher von dem am Fleisch sitzenden Fett. Hut
liest e'"mäl de" Schm. nit g'spart GfiNuf. Ü'serein
soll ke'"s Schmützeli ha", Klage über die Fett-
rationierung. Emmentalerbl. 1917. Di armi Frau het
kei" Schm., keini Eier, kei" Milch. Bari. [Ein Jäger hat
1049
Schmatz, sclimetz, Schmitz, schmotz, schmatz
1050
unter den Gemsen so aufgeräumt, dass] di Titri nach
u"' nach so Vsüeshigi si' worde" wie bin den arme'
Lütef im Ü'ijste" der Schm. ÜGemp. (BSi.). ,Alle sahen
voraus, dieses saure Gesicht den ganzen Winter über
vor sich sehen zu müssen, wenn der Schm. in der
Küche fehlte und fast das Salz auf dem Tisch.' Gotth.V ;
,Butter.' 1848. Eh Herrjeses Gott im Himel obe", loie
manglet Das Sc/im. .'jammert ein Mädchen beim Kücheln.
SGfeller 1919. Lupfet de" Chutz, ir Manne", chönd
... Ghiiechli nuiffle", lötige" Schm.! an der Fecker-Chilbi.
ScHWZD. (ScHwMa.); , reine Butter'. S. auch schmerzvelen
(Sp. 983). B'Böne" brüche"d vil Schm. SchR. ,0b der
Sauerkabis auch Schm. bekommen habe oder nur die
Kelle.' GoTTH. VI; .Schmalz.' 1848. Z"* ha" ... ge"!i
g'sün"et,wi' Schm. »"Bin [Fett mit Birnen zsgekocht]es
Esse" sigi. BXrnd. 1911 (F). Mit Schm. 'brägleti Siede-
kartoffeln, ebd. Si heig-im, sehlnt's, z'weni^ Schm. i"
d' Basti 'tä", darum habe er sie nicht geheiratet.
FStabffer 1917. ,Zum Brägle" ... ibertö", soll jede
Resti im sprudlige" Schm. der Pfanne pfiffe".' Barnd.
1922. S. noch Bd VI 1524 o. Im Schm. schwümme"
wie-ne" Chneubletz. Emuentalerbl. 1917. En Teil Pure"
meine" noch jetz, d' Herdöpfel sie" nid guet, tcenn s' nid
im Schm. schwimtnend GrD. (B.). En Fisch mues' drü-
mal schwimme" : im Wasser, im Schm., im Wi" ZZoll.;
ähnlich Bärnd. 19'22, 43; vgl. auch Sp. 940o. Obenauf
schwimmender, herausfliessender Schm. ,Der Schm.
ahne", pinguedinem tollere.' Id. B., der Schm. uf der
Suppe" abne" B (Zyro). SpücJi esse", das' Ei"'m de
Schm. über d' Müleggen ab (zu beide" Müleggen üsj
hilft Z, so Sth., Zoll. S. noch Bd I 412u., ferner usen-
bräten (Bd V 881). De' Schm. ist g'chalet G; Tb.
B'chalete'' Schm., zB. in der Pfanne BE. Der Schm.
la" z'heiss icerde" BHa. ,Wehe, wenn gar etwa
siedendes Fett Feuer fängt, wenn der Schm. a"fähd
glänzen.' Bärnd. 1908. Da ... isch-ne" i' der Chüechli-
chuchi [auf der Landesausstellung] d's Für i" Schm.
cho". JBüRKi 1916. Da hört e" Chüechlimueter üf
chüechle", we"" d's Für im Schm. isch, mit Bez. auf
vergebliche Bemühungen, ein heimwehkrankes Mäd-
chen zu trösten. EBalmer 1923. Neben Anke".
D' Chüechli müessi" de"" im pürlüteren Anke" 'bache"
st", frönde" Schm. müg-er de"" nid schmöcke"^. SGfellek
1919. 's isch iveis' Gott loi" lang, sed mer es Tröpfli
Anken im Hüs enn g'ha" händ; mer chochi"d halt fast
Alls mit Schm. AaP. ,Das Essen ist haupttändisch
(ausgezeichnet) brav ... Z'viel ist nicht an die Sache
getan, öppe° so u''vernünftig Anke" oder Schm. (zer-
lassenes Schweinefett) ... ist nicht daran.' Gotth.
S. noch Bd VII 1242o., sowie u. Neben Schmer; s. die
RA. Sp. 979 u. Neben SpecA;. Es geit e"chli" länger,
bis-si [die Schweine einer gewissen Rasse] feiss si";
aber de"" het-mc" au''' Fleisch im Chämi und nit nume"
Speck und Schm. FAnd. 1893. Wenn's doch nu" aW''
ibrav Schm. und Sjtick druff' hat! auf der ChrütweH".
Stutz, Gem.; s. auch brav (Bd V 431). Er het-mer
iSchm. u"" Broiit üfg'stellt BSi. (ImOb.); , Butter und
fBrot.' Als(Heil-)Saibe, Schmiere; s. auch die Zssen.
Offene Wunden an Beinen wurden früher mit Schm.
: (Schweineschmalz) bestrichen. AfV. (AaF.). S. noch
BdVI1393o. (von Pomade). 810 M. 812 u. Zum
i Schmieren von Schuhen, Lederzeug übh., auch Wagen
juä. Aap.; Ap; B; Sch; S (s. Bd VIII 893o.); Tu (vgl.
\Schm.-Pfännli Bd V 1107/S) und wohl weiterhin.
.[Soldat] der bei einer Inspektion seiner ungeschmierten
Schuhe halber gerüffelt worden : Herr Haup'ma"", i'*
ha" z'weni' Schm. g'ha", u"'' da het ämmel afa" mVs
Chäpslig'wer z'erst müesse" g'salbet si".' Barnd. 1914.
RA. Si" Zunge" lauft würkli''' wi- im Schm. AHuggenb.
Als Leuchtstoff (vgl. Liecht-Schm.): Daist e"kei" Schm.
Hiiedn", in einer verlöschenden Lampe. ChrReichenbach
1916 (BLau.). Weitere RAA. [Im Artherkrieg] si"
ü"ser Väter ferm Heide" g'si", wil-ne" d' Berner der Schm.
dür''' d's Mal 'zöge" hV". ELeitthold 1913; vgl. Speck.
Use" mit ''em Schm., so cha"" d'Müeter chiechle" (so
chö"''-mer chüechle" ZRuss.).' scherzh. zu Jmd, der sich
stark räuspert U, sich schneuzt ZRuss.; vgl. Sp. 94üu.,
auch schmutzig la^. De'' best Schm. chocht-me" nit,
in einem Rätsel vom Dünger Aa; vgl. vorarlb. Der
Bode" sö't guet im Schm. [gut gedüngt] si". Schm.
uf "em Ermel ha"; s. Bd I 459 o.; auch It Id. B (,de-
trimentum capere cum opprobrio') und Zyro (Der
Schm. ...). ,Von diesen Herzensergiessungen hat dann
natürlich der Pfarrer den Schm. auf dem Ermel.'
Gotth.V; ,den Verdruss.' 1848. ,Es freut mich, dass
es niclit so ist; ich hätte auch noch Schm. davon auf
den Ärmel gekriegt.' ebd. IL ,So entstehe ... ein Ge-
setz, das Niemand gefalle ... und das am Ende Niemand
gemacht haben wolle, sondern Jeder dem Andern den
Schm. auf den Ärmel zu streichen suche." ebd. I.
Reimereien, i"* miechi geren en Amelette", t"* miechi
geren en Eiertätsch, wenn-i"'' numen Eier hätii u"" M'el
u"'' Schm. en ganze" Bätsch BSi. (DGenip.). I'* tanke"
(Tank-der) für di' hürig (de" fefrjnd(e)rig) Anke" (undj
für de" ferndrig (hürig) Schm. und du bist Nünt (NüfJ
nutz (de seigist en Nütnutz od. kein Blutzger nutz)!
scherzhafter Dank Sch (EStoU); Z, so Ehm., Russ. (vgl.
Bd VII 1294o.), Wth., auch zu Einem, der geniest hat
ZO. (Messikommer 1910). Fasnachtbutz hed d'Nase"
nöd 'blitzt: gi''-mer e" Schusselt volle" Schm.! Ruf, mit
dem die Kinder an der Fastnacht hinter den Ver-
kleideten drein laufen ApHeid.; s. auch ver-rupfen
(Bd VI 1212) und vgl. dazu Jfas-«ac7it-BM(^(Bd IV 2008).
S. noch Bd V 513u. 742u.; VI 1010 (usen-ri)men), ferner
Bd V 754 u. (auch bei DGemp. 1904). Als Bestandteil
des lebenden Körpers. A" di"'m Banse" hange"d all-
weg aw'' etlechi Pfund Schm. vu" dene" Häupthne",
wo-der ich vil z'bilUg g'gi'" [verkauft] ha", zu einem
fettleibigen Viehhändler. CStreiff 1904. Die [magere
Schweine] wärt" besser V'g'richtet für's Springe", der
Schm. u'"' 's Fleisch plögeti-se Nüt. SGfeller 1919.
,[Der Karpfen, der] in exemplarischer Fülkit Schm.
(Fett) a"setzt.' Barnd. 1922. il/o/«, du bisch so dick
u"'' feiss . .. lauf du chlei" de" Hase" nä''', de"" wird-
dir der Schm. vergä". GStucki 1908. We"'-me" hi der
Hits eso streng tverchet, se vergäd Ei"'m der Schm.
nu" fri artig. oO. Es umr-mer mc weder recht . . . icenn
mi''' das Bade" tat a"griffe" «'"' vo" mi"'tn Schm. ab-
streipfti. Emmentalerbl. 1917. Er hat de" Schm. ver-
löre", zB. nach einer Krankheit SchR. S. auch die
RA.' Sp. 979 u. ,Yedes hödlin [des Bibers] hat sein
thättlin oder hülbälglin, darinn ist ein weisse feisste
feüchtigkeit gleich schleimächt wie honig ... [Nach-
her:] diser schm. ...' Tierb. 1563. ,Der saft und schm.,
so in den belgheutlinen [des Bibers] stäckt.' ebd. ,[Der
Sigrist erhält iia.] ein Monat vor Martini 4 Pfd für
Schm., Zeit etc.' 1691, aZoll. 1899; vgl. Gloggen-
Schmalz (Sp. 951/2). ,Ehe sie hieher kommen, habens
ohngezeüget essen müssen; davor habe ihnen der
Metzger zu Kaiserstul Schm. aus Nieren gegeben.'
Schmatz, schmetz, Schmitz, schmotz, schmntz
1052
1701, Z. ,Die iieuwe Fürsprützen' wurde ,biobirt' und
,in Schm. gelegt' um 1763, Sruw. S. noch Unmuess
(Bd IV 498). — b) Holzsplint. .Dringt man . . . von der
Binde'' oder Schixte* des Stammes ... durch den Speck
oder Schm. (Splint) zum Marg oder Marghoh (Kern-
holz) vor ...' Barnd. 1911 (BG.). — 2. wie nhd. AaF.,
Häggl., Zein. und It H.; Bs; B, so Si. (DGemp.) und It
Zyro (.Unflat am Kleid'); OnHe.; P.\l. (.sudiciume.'
Giord.); G, so Buchs, Wb.; S; Th; Ndw; USil.; Z und
weiterhin; doch kaum volkst. (vgl. indessen die Anm.)-
Hut im Putz und murn im Schm., sagt ein Zürcher
Bauer über die Zuger Mädchen. UHegner 1818. S. auch
Butz II (Bd IV 2012). .Einem Schm. in die Suppe
rühren', die Freude, das Spiel verderben; Syn. Ei"'m
Dreck, Wuest i' d'Milch mache' (Bd IV 199). ,Wenn
die Hexe Etwas von Weitem riechen [merken] würde,
so rührte ihr dieselbe Schm. in die Suppe.' Gotth. IV.
,M3'n Schatz isch vom Adel, heisst Annekatri", het
Schm. a" de" Wadel und Dregg an de" Knie"'. Spinn-
stubenvers GBuchs; ähnlich (,hät schrautzigi Wadel
bis oben a° d'Chnu) Z; deutlicher Import. —
3. SchmützU, = MuesUeli 2 (Bd I 185) Aa (H.); Syn.
auch Schmutzli 2.
Spätmhd. (bair.) «mi« (-(rtsj ni.. Schmiere; vgl. Gr. WB. IX
1 136/7, ferner, bes. fllr die Verbreitung von Bed. 1 a, Martin-
Lienh. II 490; ChSchniidt 1896, 95; Fischer V 1011 (Schmolz,
Ä-*m«(z). 1014 (&Am.j(ze!c(e-, Butter); Schöpf 633 (unteriuntal.).
Nächst verwandt sind engl, smut, Schmutz(fleck), smuttij,
schmutzig, mc. smotteren, besudeln. 2 ist wohl die urspr. Bed.
und viell. auch bei uns einmal bodenständig gewesen; vgl.
schmulzleti mit Zssen und Abi., bes. SchmulzU, sowie die bei
Diesem angeführten Zssen, auch ScÄm.-(;o«en(Bd II 526), -CA i((f?
(Bd 111 569), -Rock (Bd VI 838). Das Neutr. in Bed. 1 a ist
von Synn. wie Svhmak, St-hmfrw beeinflusst. Vgl. noch das
syn. Schmurz III (Sp. 1007) und die Aum. zu Schmutz IV.
Waadtl. jniKl«, Unrat, Schwindel, Betrug (dazu imutsi, be-
schummeln) entstammt eher der Schriftspr. ; vgl. ETappolet
1914, 41.47; 1917, 152. - In Namen. ,Schm.-Kätter',
Übern, eines Mädchens. JErnst 1866. ,HBachofner gen. Schm.
von FröUdwyl.' 1645, Z; wechselnd mit ,(H)Schmutz'. Als
Familienn. 1495, Aa Rq. 1923 (,der [Vogt zu WildeggJ hette
einen knecht zuo Hapspurg sitzen, der hiess der Schm.'); B, so
Dietersw.. lns(um 182SltBärnd. 1914), Vech. (1798); XVI./
XVIL.Th (.LSchmutz', Bürger zu Frauenfeld. 1522 ;, ASchmutz',
LeutpriesterzuLeutmerken. 1529; ,ThrineSchniutzinenHaus.'
1602, ThFr. Chr.); E. XV./XVIIl., ZStdt (auch It Leu, Lex.
,HSchmutzeu schuomachers knecht.' 1480, Z RB. ; ,diezuored
zwüschen der Schmutzin, des jungen Frytags frowen, und Iren
schwöstern.' 1555, ZRM.; , Hans Heinr. Schm. der Schnyder.'
1619, ebd.). Als Wirtshausname (zunächst viell. Name eines
Besitzers) XVl./XVII.. Zg (.er syge vergangner tagen zuo Zug
bim Schm. gcsin und hab daselbs zuo nacht geessen, und nach
dem nachtmal kämint etlich gesellen uss der statt ouch zum
Schm.' 1522, Strickl.; ,syge er ... an einem hochzitgesin und
iu der abendttrti zum Schm.' ebd.; ,an der Kilbi verzehrt die
Amtsleut und Trommenschlager im Schm. 5 Gl. 30 Seh.' 1679,
ZgNeuj. 1891 ; jetzt Gasthof zum Löwmi). Flurn. (vgl. die Aum.
zu.ScÄ»».fc-C<iitlBdII695)ApApp.;ZZoll. (dafür :,lV2Tagweu
Reben sanibt 1 Juch. Acherdarby in der Schmutzen.' 1634, aZoll.
1899). ,Schm.-Fluh' BsEpt. ,-Loch' BSchüpb. ,-Berg' BsEpt.
,-Bl&tz* ZUessikon. ,Schmutzen-Küpf' AaMenz. , -Bach.' 1622,
ThEgn. ,-Wies.' 1546/1622, ebd. ,Schmutzli'FPlasse!b(2mall.
.Schmutxena.' ebd. Zu den folg. Zssen vgl. die entsprechenden
mit -Schmäh (Sp. 945/7. 949/55), -Schmirw (Sp. 982/3).
Ente"-: Entenfett. [Der Wassergeist als Tauf-
pate hat das Kind] Oppe" drümöl im Wasser ume"
g'schlänggtt, dertxö''' mit E. ~i"(j'riben und in es Boss-
huebe'blatt g'leit. EFischer 1922 (S) — Öre°-: = Ö.-
Schmerw (Sp. 98'2) BSchw. (AfV.). — Atere" Ö-.
Schlangenfett. Wenn Kinder schlecht aussehen, heisst
es etwa: Die chochen wel'''e''ieeq dehei'" mit Ö., dh. mit
dem schlechtesten Fett GWe. — Fuchs- WLö., sonst
Fuchse"-: Fuchsfett AaF.; Gr (doch in Kl. F.-Feissti);
GFs, We.; WLö. Als Heilmittel, bes. für erfrorne
Gliedraassen, heute noch in Hausapotheken GrD. (B.),
Fanas. Schnellsprechverse. F., Dachse"schmutz, F.,
Dachse'schmutz GBuchs, S. (s. Sp. 947 u.. wo irrtüm-
lich FS.), ühatze'schmotz ond Fochse"schmotz AaF. —
Färli-: Schweinefett FJ. — Flame"-: = Flamen 112
(Bd I 1196) Aa. — Fleisch-: von der Fleischbrühe
abgeschöpftes Fett BE.; s. Räppigi (Bd VI 1186). -
Gätzi-: scherzh. für Wasser. E' Blatte" voll Chüechli
mit G. EBalmer 1923 (B). — Hamme»-: Schinken-
fett ZZoll. — Henne" Uinne"-: Hennenfett GFs. —
Hü euer Hiender-: Hühnerfett. ,Das Striche'salb aus
Butter, Baumöl und Eiweiss oder noch lieber aus H.'
Bärnd. 1908 (BGr.). — Hund(s)-: Hundefett B, so
Si. ; GWe. ,[Das gehe keinen ,Pfannenschmöcker' Etwas
an] ob es mit H. oder mit Affenschmalz küechle.' JBürki.
Als Salbe BE. (auch It SGfeller). ,Die blauen Mosen
auf dem Hoger mit H. salben.' JBdrki. Als Mittel
gegen Schwindsucht GSaL. — Hase"-: Hasenfett, als
Hausmittel GrD. (B.). — Häsi-: = Färli-Schm. Aa
Täg.f. Gem-mer ä [auch] für ne" Halbbatze" H.,
d'Mueter wo't 's Bräusi salbe", soll einmal ein Knabe
verlangt haben (SMeier). — Chuchi- I: Fett für die
Küche. ,Der Zingel und der Gabel [Kuhnamen] gänd mir
viel Kucheschm.' 1791, B Ged. — Chüechli-: Fett,
das beim Chüeehle" verwendet wird, zurückbleibt B;
ZZoll. (s. Sp. 333 0.). Heit dir ...so üsg'wässereti Mäge",
dass-der es Bitzeli Ch. nid möiit vertrage"? EBalmer
1923. — Chatze"-: Kutzenfett XaF. {s. Fuchs-Schm.);
B (It .Apotheker Lindt auch axungia ursi). Als Salbe
BE. (SGfeller). — Liecht-: zum Speisen der Lampe
dienende Mischung aus einem Teil Tannenharz und
3 Teilen Butter BGr.; s. Schueh-Salb {BäYU 806\i.)
und vgl. Sp. 1050o. ,[Man] zog ... dem Flachssamen-
öl noch lange, ja auf der Alp bis um 1850, die Hart-
feissti oder den L. vor.' Bärnd. 1908 (BGr.). — Melch-:
Fett (Unschlitt, auch Butter), das man beim Melken,
bes. bei scharfer Kälte, an die Finger nimmt, damit
die Euter nicht abgerieben werden; in einem oben
an der Wand des Gade" befindlichen Loch aufbewahrt
aScBW. — Mungge"- GtEngi; Gr; GFs, Sa., W.,
Murmede(n)- BSi.; Gr, so D., Murbete"- BHa. (s. »w-
salben Bd VII 815): Murmeltierfett. aaOO. und weiter-
hin. Beliebtes Hausmittel, so als Salbe, bes. bei Brand- i
wunden (vgl. WManz 1916, 63); es ,soll, innerlich ge-
nommen, das Gebähren erleichtern, so auch das ausser- |
liehe Schmieren, zugleich die Nachwelien vertreiben, '
überhaupt bei Menschen und Vieh eine erweichende !
und schmerzstillende Kraft haben.' Gr Sammler 1782,
'236, wo Weiteres; vgl. auch Bühler I 95. — Kind(s)-;'
Rinderfett, bes. das (minderwertige) Darmfett GW. — i
Ross-: Pferdefett BsL.; BGr.; GFs., W.. We. D'Stifel'
sl" nass und hörnig worde"; dö het-se d'Magd müesse"
mit E. schmiere", ''ass-si wider glimpfig worde" si" BsL.<
— Arme"-sünder-: = A.-Schmalz (Sp. 954), in der
Apotheke verlangt, doch durch Hundefett ersetzt BO.
— Su" Süü (bzw. -ö()-: = Färli-Schm. Aa; B, so E.,
G.; F; LSuhr.; S; ZO. S. auch Bd V 511 (Herd-üpfel-
Brägel); VII 815 (in-salbenj. — Schueh-: Fett zum.
Einfetten der Schuhe Ap (Anz. v. Alpstein 1918). — '
I Schlange"-: Schlangenfett WLö.; vgL itercn-ScAw.j
1053
Schmatz, sclimetz, Schmitz, sclimotz, schmatz
1054
— Schwi"-: = Silw-Schvi., bes. das (minderwertige)
Darmfett GA., Fs, Ta., W.; vgl. schwini" Schmutz
(Sp. 1048M.). — Dachse"-: Dachsfett GFs, S., We.;
s. Fuchs-Schm. — Darm- AABrittn.; GBuchs, Dann-
BTwann: Darmfett, bes. des Schweines. Als Wagen-
schmiere diente früher ein Gemisch aus Rapsöl, Tann-
harz ani D. Bärnd.1922. — Zugi-: Fett zum Schmalzen
der Speisen Z (Spezereihandel 1917). — Zitteri-:
Sulz, Gallerte GlH.
Schmutzacher: Apfelsorte; s. Bd I 37(5U. (wo
weitere Formen) und vgl. ebd. Sehmutz-Epfel (dazu
einen Beleg von 1780 Bd IV 1075o.), sowie Schmalzacher
(Sp. 955).
schniutzele° BsSt. (Seiler); BG. (Bänid. 1911, in
Bed. la), Si. (Iniüb.), schmützele" Ap; Bs; B, so G.
(Bärnd. 1911, in Bed. Ib) und It Zyro; , VO"; Gl (auch
St.); L, so E. und It St."; GWb. und It Zahner; Sch
(St. und St."); TuMü.; U; ZG(St.'>); „Z" , schmützgele" S
(Dan.): 1. a) nach (verbranntem, verdorbenem, etwa
auch erkaltetem) Fett riechen oder schmecken. aaOÜ.
Kaffee schmützelet, wenn die Pfanne vorher zur Zu-
bereitung fetter Speisen (zB. Herdöpfelrösti) gedient
hatB. IJ'Suppe" schmützelet Us. Ujipers. 'sschiiiüizelet.
ebd. — b) ,nach einer feuchten, klebrigen Unreinigkeit
riechen oder schmecken' BG. (Bärnd. 1911); ,Ij; Sch;
Zg' (St."). fE" ivüesta, bösa Weg, auf welchem es von
Bri, von anheichlichem, chlebigem Dreck drecket,
schmützelet.' Bakno. 1911. — 2. knausern, übermässig
sparen G (Zahner), übh. schmutzig und gemein handeln
GWb. — Eis. schvmlzlen iu Bed. la (Martia-Lieuh. II 490),
Schwab, schmotzlen, auch schmotz-, schmützehn in Bed. 1 a und
andern Bedd. (Fischer V 1014). Mischung der ii-Form mit
dem in beiden Bedd. syn. schmürzelen II (Sp. 1005) liegt, bes.
für Gebiete mit wenig energischem oder iiugerolltem )•, nahe;
2 istviell. lediglich Umbildung aus jenem; vgl. auch das Folg.
schmutzelig (-ü-) Ap; Sch, g'schmützelig G;
1. etwas schmutzig Ap (T.). — 2. knauserig, niedrig
gewinnsüchtig Ap (T.), übh. niedrig, geraein im Handeln
G. — Zu 2 vgl. das syn. arhmiirzeUij i> (Sp. 1007) und die Anni.
zum Vor.
schmutze" 111 Bs (auch bei Spreng); B; ScuR.,
schmutze" III Ap; Gl; GRÜhur; GW., We.; SchR.;
[ Th, so Hw., Mü.; Z, so Dättl., Kn., Stdt, Tu.. 3. Sg.
I Prses. und Etc. -t Ap; B (Schweizer Bauer 1895); Gr
Chur; SohR.; Tb; ZDättl., schmutzge" II Aa; Bs;
B, so E., G., S. und It Id. und Zyro; Gnlg. (Tsch.);
LE.; S, so L.; Ndw (Matthys), schmützgen II B, so
E., Si. (ImOb.), Stdt und It Zyro; UwE.; Z. so Kn.,
0. (Spillmann), Stdt, Zoll., „schmutzen, schmutzen,
schmützgen, schmützgen VO; Gl; Sch; Z": 1. a) tr.
o) einer Speise Fett zusetzen Bs; B, so E., G., S., Si.
(ImOb.) und It Zyro; „VO"; Gl (auch St. und St.*);
GRChur, Ig.; L (St."); ScuR. und It St. und St.''; S, so
L.; Ndw (Matthys); Zg (St."); Z, so 0. (Spillraann),
Stdt und It St.; Syn. schmälzen la (Sp. 957). Die
Kartoffelsuppe schmutzge", indem man sie vor dem An-
richten mit zerlassenem Fett übergiesst, d's Schmutziga
drüber brönnt. BSrnd. 1911 (BG.). D'üerdöpfel (Her''-
bkre") schm. GRlg.; SchR.; S und sonst. E" Rösti
schm. B. Wo d's Rösi . . . d'Rösti schmutzget mit dem
Speck. WMoRF 1919. O'nueg schm. ZStdt. Überleitend
zu p. Me" cha"" jo chüm recht d'Pfanne" schm., mit
der ßutterration. Scawz. Familie 1918 (Z). ,Den Löffel
am Stil schm.', üppig leben (?): ,Um das zieht er
[Statthalter Ceberg als Pensionär Frankreichs] jähr-
lich ein grosses Geld, so er über die tausend Gulden
zählt; dieses aber nützet ihm gar nicht viel, er
schmutzet doch den Löffel oft am Stiel.' vEuw 1708.
— ß) mit Fett einreiben, schmieren, so Lederzeug (bes.
Schuhe), die Lager einer Maschine, die Haare (mit
Pomade) Aa (H.); Ap; B, so S., Stdt und It Id. (.pingue-
dine imbuere'), Zyro; „Gl"; L, so E. und It St.; GW.,
We.; SchR. und It St.; S; Tu, so Mü.; Ndw (Matthys);
UwE.; ,Zg"; Z, so Dättl., Kn., Stdt, Tu., Zoll, und
It St.; Syn. salben Ib (Bd VII 810); schmirwen 1
(Sp. 986). D' Schueh, Rieme" schm. D' Hand schm,
wenn sie rauh sind ZTu. Jetz geit der Grötjoggi hinger
's Füchsli . . . bingt-em der Stü üf, schmutzget und
schwärzt-em sini rüche", fasch' hornspäüige" Hüef.
Schild 1866. l'* will-der de"" mit dem [Kerzen-]iS'(M»i^e"
der Gring cho" schm. RvTavel 1913. Bes. beim Weben,
indem man nach dem Schlichte" mit der Schmutz-Bürste"
(Bd IV 1610) zuerst über ein Klötzchen Unsclilitt, dann
über den Zettel fährt ZO.; Syn. an-schm. — b) intr.
m) schmutzge", Fett von sich geben Nuw (Matthys). Jitz
lese"-si Buech [Bucheckern], das schmutzget. ELedthold
1913 (BG.); .gibt Öl als Schmalz.' — [i) ,schmutzge",
pinguedine se contaminare.' Id. B; bei Zyro refl., ,sich
besudeln.' — y) schmutzge", unsauber sein Ndw
(Matthys). — 2. schmutze", uneig. = schmirtoen Ic-q
(Sp. 989). Jasserspr. (nach einer Angabe im oTh und an-
grenzenden G, selten auch in TuFr.). — g"-schmutz-
(g)et, hzw. g'schmützfgejt: zu la. Von Speisen. Die
Rösti, Suppe" isch guet (schlecht) g. B und weiterhin.
[Die Stribli] si" guet ?<■"* di 'bachne" Fisch o'"'', nuinme"
fir zum Wi" vil z'hert g'schviutzget, mit zu viel Fett
gebacken. Bärnd. 1922. Allem a" isch di" Suppe" bas'
g'schmutzget weder mini. MWalden 1880. ß'schmütztc
Ribel G We. Otiet g-i Rösti, Suppe" B; G und weiterhin.
Böne" ... so recht g'schmutzget. OvGreverz 1909. Ent-
spr. laß 's ist Sonntig, wenn d' Halder g' schmutzt Schueh
hand. Ap Kai. 1863. Frisch g'schmutzget [Gewehr-]
Chölbe". EEschmann 1916. Pomadisiert. Glatts, schön
g'schmutsgets Här. RIscher 1903. Dene" g'schmützgete"
Wädeler.i\i\iR-s.\. Uneig.von Bestechung: DasPro^idter-
rad muess g'schmutzget u"^ g'salbet si". ELeuthold 1913
(BG.). — u(n)-. U"g'schmiitzti G'mües GflChur. ,An
ere° ung'schmutzete" Erdäpfelrösti.' Gorrn. Troche"
wie-nen ung'schmutzgeti Herdöpfelrösti B. — • Vgl. Gr.
WB. IX 1138 (.schmutzen', in tw. andern Bedd.); Martin-
Lienh. II 490 (aehmutzm in Bed. laa; auch un-y'-schmutzt);
Fischer V 1012 («■//mofze« in Bed. 1 aß). Zur Form mit -tzg-
vgl. BSG. XIV 105Anm. 2 ist eig. beabsichtigter, komisch
wirkender Ersatz des syn. «chmiemi.
an- II: = schmutzen la^ (s. d. zum Schluss). ,Dass
die Seidenwinderinnen bei Abwinden der Seide teils
zur Erleichterung der Arbeit, sonderlich aber zu un-
vermerkter Entwendung der War allerhand verbotene
. . . Mittel, sonderlich durch das Anschmutz- und An-
feuchten der Seiden gebraucht werde [!].' 1743, B. —
In andrer Bed. bei Gr. WB. I 446.
i°- II: (Leder, Metallteile usw.) einfetten Aa (H.);
SchR.; Th; ZKn. 's G'wer i. ZKn. Waren die Riemen
,eingeschmutzt' (eingeschmiert), so wurden sie mit den
,Trichlen' den Tieren umgehängt, zur Alpfahrt.
FGStebler 1901 (WVt). ,Alle Abend schmutzten sie
[zwei Frauenspersonen] mehr Lumpen darniit [mit
Schminke] ein als manche Scherer und Siechen in
einem Blaternhause.' Sintem. 1759. — Vgl. Fischer II
G43/4 (ei".,rhmotze«); in .andrer Bed. bei Gr.WB. III 2S2.
1055
Schmatz, scbmetz, Schmitz, schmotz, gchmntz
1056
Ter- III: besudeln UwE.; Syn. ver-schmuslen
(Sp. 1026). — Vgl. Gr.WB. XIII, 1128; Fischer II 1314
(ver-schmolze') \ in andrer Bed. bei Martin-Lienh. 11 -190.
Schrautzer m.: = Schmutzaeher; s. BdI376u.
schmutzig(-i» Ap tw.), in Ndw (ilattliys); Z, so Ü.
auch g'schmutzig, Suy. schmüteigist Gl: 1. a) fett;
Syn. feissl (Bd I 1071). ,Ö1, Anlten, Unschlit und was
schra. ist.' Kbag. 1ö39. ,Schm. von Feisste, unctus.'
Deszl. 1(377. 1716. ,An einem Morgen, wenn die Sonn
am beissesten ist, so zerschneide sie [das erst in Harn,
dann in Milch eingelegte Netz einer Ziege] zu Stuckh-
lenen und tu es in ein Beckhe ...; wann es anfacht
schni. werden, so ...' Z Rezeptb. um 1700. S. noch
ge-schmirwt (Sp. 991). Attrib. ,üise ganz subteil und
schm-e arzneyen', vom Bibergeil. Tierb. 1563. ,Kein
schm-e Materi als Ül, Salben und was desgleichen ist,
darein [in eine Wunde] brauchen.' F Würz 16r2; , nichts
Schm-es ... von Ölen, Salben oder Anderm.' ebd. 1634.
,\Vem schm-e Mittel nicht widerig.' JHLav. 1668. ,Da
das Unschlitt ein schm-e War, so nit ins Kouthus
diene, so solle dasselbig fürhin in der Fronwag ...
verlönt und verzollet werden.' Z Zollonln. 1610/40.
,üie Schiffmeister, so die Limat hinunter uf die Markt
fahren, sollend all ihre schm-e Wahren an der Anken-
waag undt sonst nirgendtwo in die Schiff laden.' ebd.
1641. Insbes. a) von Fleisch als Nahrungsmittel B,
so K.; GrL.; LE.; Z (s. unter ß). Schm-s Fleisch. ,Man
lobt [in B] schmutziges Fleisch.' Zschokke 1797. Si
säge" der Frau Wirti", si soll bringen e"chli'' Fleisch,
nid eso sehm. und doch e"ehli" feiss LE. (Spottlied der
Schärliger auf die Marbacher). — ß) von Speisen mit
(zu) reichem Fettzusatz Aa (auch It H.); Ar; Bs, so
Stdtt; B, so E., M., R., S., Si. (ImOb.) uud It Zschokke
1797; FJ.; ürHc., Seh., Valz.; G, so Sa., T., We.; Sch
R., Schi.; ScHW; S; Ndw (Matthys); Uw, so E.; U;
Z; Ebkl 1804. Die Chiieehli sind aber e'"mol schm.!
ScuSchl. D' Eerdüpfel sind z'schm. SchH. ,Ich danke
für dieses Gericht, es ist mir zu schm.', angebliche
Äusserung einer Baslerin in Berlin; Ahnliches von
einer Bernerin. Mueter, schnitz d'j^ase" drl", dass-si
[d' Nudle"?] recht schm. si". Dan.; Var. des Reims
Sp. 956 0. Schm-s ß'chöch BR. Schmutzegi Herdöpfel
GRCast., He., Valz. (Tsch.); S, Chnöpfli, Rdsti Aa; B;
S. Schmutzegi Gumelifueri'dScBvi^lno. Schm.choche".
ebd. ,Schm-e oder stark gesalzne oder blähende
Speisen.' 1771, Z Ges. 1757/93. S. noch BdIlI8S6o.
(HvRüte 1546). Schm-i Suppe"; s. Bd VII l'228u. (auch
Aa; BSi.; GW., We.; ScuR.; S; Ebel 1804; der Schnell-
sprechvers auch BsStdt). Bildl. für ein gespendetes
gutes Mahl, meist i. S. v. flüchtiger Genuss oder Vorteil,
Bagatelle. ,Uft" Befragen, was er by NN. ... verrichtet,
gab er [ein wegen Unruhestiftung Verhörter] die Ant-
wort, er habe inen ouch von der Sach [Beschwerde-
führung beim Landvogt] gesagt, aber sy wollind nit,
forchtind, es gange inen im Schloss ein schm-e Suppen
ab.' 1645, ZKyb. ,Heutigs Tags, da man bald Leut
hette, die eine schm-e Suppen uemen und sagten, was
man begehrte.' FWyss 1650. ,Um Miet und Gaben,
um einer schm-en Suppen willen wider den Nächsten
falsche Zeugnus geben.' AKlinql. 170'2. ,Der alte Geiz-
hund, der seine Kinder verhungern lässt und der
allen schm-en Suppen nachläuft.' HPest. ,Umb einer
sclim-en Suppen willen' uä. .Predicanten ... so um
einer schm-en Suppen und anderer Verehrung willen
zu dergleichen Ehen in verbottnen Graden verhulffen.'
JJBreit. 1630 (Mise. T. 1722/4). ,Urab einer schm-en
Suppen willen, brevis voluptatis causa, levi de causa.'
Denzl. 1677. 1716. ,Dass es Deren mithin gibt, die
ihrer Gewüssne ... so weit vergessen, dass sie um ein
Mass Wein, um ein schm-e Suppen Einem sagen, was
man wil.' FWyss 1697. Spielend mit Bed. 2. 's isch
Alles schm., was's dert [in einem Wirtshaus] gi''t, nu'
d' Wurst und 's Fleisch [s.a.] und d'Suppe" nit. Jon. Met.
1866 (Z); ähnlich Dekl. 111 132. S. noch Sp. 956o.
Subst. Schmutzigs, Fett Aa, so L. und It H.; Bs; B,
so E.; S. Fs ist nit vil Schm-s a" de" Böne" Aa (H.).
Herdöpfel und Schm-s spare". S Ztg 1917. Es Bitzli
Brot M""* Schm-s der''' Gotlsicülle" ! ruft ein Bettler.
ELei'thold 1913; an andrer citelle: Mel" u"'' Schm-s.
!''• bi" selber uf de" Seine" für Öppis bi-der z'e"tlehnef.
!''• ha" 'denkt, wenn's numen am Fnd e" Schübtl
Schm-s g'si" ledr und es par Chochcte" Herdöpfel.
FOscHw. 1897. ,Nur für Schm-es musste 5—6 Batzen
ausgegeben werden.' Gotth. VI; , Butter uud Fett.'
1848. Öppis Schm-s B. , Fleisch ... und etwas Schm-es
ins Kraut.' Gotth. II; ,Fett.' 1850. .Lebensmittel aller
.\rt [fehlten mir] . . . Salz, Mehl, etwas Schm-es.'
ebd. V; ,Fett.' 1848; noch öfter. S. noch Bd V 1189 M.;
BdV111169M.; Sp. 667 (schlässmig). B's Sch-a;
s. schmutzen la (Sp. 1053). — y) mit Fett beschmiert,
fettig. E" schm-i Pfanne" GRCast, He., Valz. (Tsch.).
, Darum man ietz ein kutten heisat stinkend und schm.,
darzuo feiss', mit Bez. auf die Salbung. Vad. (,Ain
Spruch, so ain guoter gsell diss tags von abt Diet-
helmen wiche zuo Rorschach gedichtet hat'); vgl. n.
,Auf einem Brett, so mit Rosenöl schm. gemacht.'
FWüRz 1634. .Mach ein weisswullenen Lumpen ein
wenig schm. mit Baumöhl.' Z Rezeptb. um 1700. ,Ein
wol geschmierte', warme'', irdene' Hafendeckel ist auch
gut sammt einem schm-en Tischlachen aufgelegt, wo
dir weh ist.' Arzneib. XVII./XVIII. Er macht e" schm ,
Med, .schmarotzt'. Sprww. 1869; s. noch Bd V 511o.
uud vgl. Schöpf 633. ,[Der durch langes Siechtum I
abgemagerte HBullinger sagte auf dem Totenbett] (
corpus suum nequaquam lautas et opimas vermiam i
epulas futurum, die Wurme werden nicht viel Kost- |
liches und Saftiges an ihm zu verzehren finden. Vil- J
leicht hat er sich eben der unter uns noch üblichen j
Redensart gebraucht: Sie werden nicht mit dem \
schmuzigen Maul zu seinem Todtenbaum hinaus lugen.' j
Mise. T. 1722. Scherzh. oder spöttisch von Menschen. I
Der chennt-men im Anke" backe', se wurt-er nur \
schm-C, aber nit feisse'', sagt man von Einem, der trotz j
guter Nahrung mager bleibt U. En isige'' (stürzene' |
Z Wila) Vatter, e" schm-i Mueter, e(s) wulligs (bau"'weligs ■
UAltd.; ZWila) Ckind, Leuchter. Kerze, Docht B (mit l
dem Zusatz und e" fürige'- Grind); UAltd. (SV. 1917); I
ZWila. .Ich han ettwan gesechen. das man anderswo |
mit einem schm-en apt zwenz[g]mal meer wäsens i
gemacht hat, dan mit diser grosser herren bottschaft ;
geschäche', mit Bez. auf die Salbung [vgl. o.. ferner
Kutten- Schmerw Sp. 982]. 1561, Brief (JFabricius). —
d) von Zeiten. Schm-i ZU, in der sicli's wohl leben j
lässt; s. BdV1730u.; dafür (mit Unideutung ant
Bed. 2): ,We'"''s regnet u"'' schneit, isch e" schra-e Zeit.'
GZüR. 1902. DeO'J schm. Dunstig, Fritig, Zistig, Be- ■
Zeichnung von Fastnachttagen, wo man im Hinblick
auf die kommende Fastenzeit mit dem Fett nicht spart, ,
üppig lebt; s. Bd IV 645/6; Näheres unter Dunners-,
Fri-, Zis-Tag. — b) sich wie Fett anfühlend, fetticht ;
1057
Scliniatz, sclinict'z, Schmitz, sclniiotz, solinnitz
1058
B, so Gr., G., S.; GrL. Es schm-s (sich fettig an-
fühlendes) Seckli van-ere" Sü" plätern , als Geldbörse.
Bärnd. 1911. ,Dä ist fürnäms Fueter z'finde" . . . fettig
oder schm. sich anfühlend.' ebd. .Das schmutzig (fett)
anzufühlende, saftige Blatt [gewisser Rumexarten].'
ebd. 1908. Von Tonerde: ,Der triss Lett, den ... der
Landmann gern als schm-e" Lett auf den frischen
Ackerfurchen speckig glänzen sieht.' Bärnh. 1914. —
2. a) wie nhd. schmutzig AaF. und It H.; Ap; Gl; L
(auch It JBHäffl. 1801); PAl. (.sudieio'); GRh., T.;
ScuSt. (auch Sulgcr); Tn; üw; Z und weiterhin, doch
überall jung (echt dafür ge-choslet, chötig 1 Bd III 5'27.
559; beschissen 1 a Bd VIII 1312; schmuslig Sp. 1026;
dreckig; wüest); von lay nicht immer sicher zu
scheiden. A'" schm-i Hand macht hei" wiss G'wand
ScHSt. (Sulger). Si [die heimkehrenden Sennen]
viüesste"t-si''' schäme", wenn s' chämiH wie d'Säu mit
schm-e" Hose" und dreckige" Bei". Uw Kuhreihen (FAnd.
1898). ,Habe er sich nur inn synen schm-en Hoosen
und ohne ein Wehr, dann er z .\cher wollen, gen Alt-
dorff inhin gfüegt.' 1645, ZKyb. ,Schm., sordidus, in-
quinatus.' Denzl. 1677. 1716; nicht 1666. Von einer
Kladde : J'* ha" min Brief afe" schm. g' macht, den , Sudel'
davon geschrieben GRFlims. Von Personen. Das
Choche" macht-mi'''' so müed [klagt eine Frau] ... Dann
mird-me" no"'' so g'schm. drab. Stutz, 's ist nu" de
g'schm. Joggeli, hat wolle" zum Anneli z' Liecht ZO.,
Var. des Reimes Bd VI 939 M. (rumplen); vgl. Schmutz-
Joggel (Bd III 26 M.). Z"* chome" nid Site dir i" d' Hütte"
und i'^ chome" nid zue dir uf d'Alp : bist gar e" schm-C
Joggeli, heseh gar e" steinegi Alp. ALGassmann 1906
(LWauwil). Wenn-i''' scho" e" schm-s Meitli bi", krieg-
i'* glich eil Ma"" : 's gi''t vil schm-i Joggili, si miiend
ou'^ Wiber ha". KStoi.l 1907 (ScnSt.); ähnlich Z.
Wenn-i''' aw'' chorz ond g'stompet bi", so will-i''' enest
att"* en Ma"": es gV'd no"'' sövel schmotzi« Bliebe", si
mönd au"'' allsanim Wlber ha". Ar VL. 1903. — b) im
moralischen S. a) sittlich minderwertig, anrüchig,
unlauter, gemein BE. (SGfeller); GnCast., He., Nuf. ;
L (JBHäffl.) ; GNessl., Ta.; SchR. E" schmutzege Kärli
GRL'ast., He. (Tsch.); Syn. he-trogen. Mit dir mag-i'''
gar nit rede", du bist-mer vill z'schm-e'' GfiNuf. E"
settige" schm-e" Verdienst hani'^'' nid welle", mit Bez.
auf angebotenes Schweigegeld. S(ifeller 1919. Von
(Äusserungen. Er isch-mer schm. chu" SchR.; Syn.
I dreckig. Hätt g'meint, esö-ne" g' schule' Ma"" [wie der
j Redaktor des Schweizerboten] näm kei"s se schm-s
I Liedli a"; in allne" drüne" (hed-er's g'hört?) meint Ei"'m,
es wurdi"d Zotte" g'lert. JEHäffi,. (L). E" schm-e''
Git B und sonst; vgl. p ,üer ganz gemeine schm.
Eigennutz.' Barnd. 1914. — ß) insbes. niedrig gewinn-
süchtig, filzig Bs; B, so ü., S.; Gr; GTa.; S; Th; Z;
! Syn. schmutzelig 2 (Si\ 1053). EftiJ sehm-e' Ma"", Hund.
'En sehmotzige'' Fink ThMü.; Syn. Schmutz-Fink.
|, Nicht den Rappen sollen jene schm-en Leut [Kauf-
lleute, die streikenden Arbeitern Nichts auf Kredit
; geben wollen] mehr von uns zu verdienen kriegen.'
f JoACH. 1904. De' Tokter . . . holt 's Fleisch bi mir ... dö
mag-i''' au''' nid schm. si" [sondern will ihm auch etwas
zu verdienen geben]. ONägeli 1910. ,Wie schm. [ist]
das Gebahren jenes reichen Batze"chlömpers [der einer
armen Näherin Geld vorenthält].' Bärno. 1911. Wenn
de Joggli denn said, er ziehi uf Maie" zur G'meind
üs mit si"'m Vermöge", nu, nu, das dimkt-mi''' es Bitzeli
sehm. Müll., Jugendschr. Er hed'.s schm g'macht,
Schweiz. Idiotikon IX.
,filzig' Gr (Tsch.). — 3 reich Soh (Kirchh.) — Vgl.
Gr.WB. IX II 40/1; Schm.^ II 56'2, ferner, bes. für Bed. 1,
Martin-Lienh. 11 490; ChSchmidt 1896, 95; 1901, 309;
Fischer V 1013 (ichmouiij, auch = bestechlich), sowie Schöpf
633 (schmutzig; schmarotzerisch ; eigennützig); Ünger-Khnll
548 (in Bed.2ab). 3 (auch bei Martin-Lienh. aaO.) schliesst
an I an ; vgl. schmolzen, reich sein (Fischer V 1012). Schmotzig-
.Süber, Übername GStdt.
schmutzige": ,sordescere.' Dial.
Schmutzle" f.: unreinliche Weib.sperson Gr;
ScBw; Syn. Schmauslen, Schmusien (Sp. 1009. 1025).
schmutzle" II, (It ELocher-Werling) in Bed. 1
schmiitzgle": 1. = schmutzen la^ (Sp. 1053). Wänn's
[das Haar mit Ol] eso recht tüchtig g'schmützglet ist,
das' kei"s Hörlimeüfstät. ELocHEK-Werliiig — 2. intr.,
, schmutzen, schmutzige Arbeit verrichten' Ap (T.). —
Vgl. arhmotzlen bei Fischer V 1014.
V er -schmutzle": verschmieren, -schmutzen Ap; Gr
Gast., He.; Syn. ver-schmuslen (Sp. 1026). E" Häss,
das erst z'letst au''' esoglenzt, rvenn's ganz i^cschmotzlet
ischondveschrenzt. HKFrick 1900. — Vgl. t>«-»c/imofz(en
hei Fischer II 1314.
Schmutzlete" f.: Schmiererei Ap; GfiCast., He.
S c h m u t z 1 i , in L in der Kinderspr. auch -eli (s. unter
1 b) — m., PI. unver. neben -ene" L: 1. a) „Schmudel,
bes. als Schimpfname auf eine Sudelköchin" Ap; „Gl" ;
GRCast., He. und It St.; L, so E., Kricns und It St.;
UwE.; „Zg"; \g\, Schmiitz-Ampelen 3, -Ursel, -Fink
(Bd I 239. 468. 868), -Giiggel, -Hans (Bd II 194. 1473;
auch in WLö. als Name einer Person im Kinderspiel ; vgl.
SV. 1922, 24), -Baches (G). -Bäb(eri), -Ballen, -Pasteten
(BdIV918. 1151. 1785), -Turten; Syn. auch Mist-Fink
(Bd I 868); Dreck-Chäfer 3 (Bd III 162). .[Lehrer zum
Schüler:] Du Schmotzli du! Wie hast du deine" weisse"
Böge" verschmiert!' ATobler 1901/2. Im moralischen
Sinne L. Auch als allgemeiner Schimpfname Ap. [N.,
sich gegen das Siezen wendend :] Ist all no''' schönner,
wc""-me" cha"" säge" : Er sönd en rvackerc Biderma"" ...
a's we""-me" müesst säge" : Si sönd jetz doch aW'' en
Tandes Zattli oder Si sönd jetz en b'sessne Schmotzli.
JHartmann. — b) schreckhafter, die strafende Birken-
rute, aber auch den mit Nüssen, Äpfeln usw. gefüllten
Sack tragender. Gaben austeilender Begleiter des hl.
Nikolaus (s. Chlaus Bd III 689/90) „eine Art Ruprecht,
d. i. Spuck zum Schrecken unartiger Kinder" AaF.;
,V0"; L, so E., Semp., Stdt und It St."; Schw; S; Uw;
U; Zg, so Aeg. (bei kleinern Umzügen oft fehlend)
und It St."; Syn. Böli-Mänggel (Bd IV 331); Fitzli-
Butzli (ebd. 2011); vgl. Schm.-Naclit (ebd. 658), ferner:
Der Samichlaus, de isch so g'recht, er teilt das Zug
[die Geschenke] scho" l" und sorgt, das' an''' der Schm.-
Chnecht mues' still und rue"ig si". Zyeöki. Er [der
hl. Nikolaus] chitnt. Dienerschaft e" ganzi Ströss breit,
branilschtcarzi G'selle" chome" vorüs mit Geisle", Gloggen
und Schelle" . . . Hindtr der Müsig chunt der Schm ,
im [dem] StNiklaus si" Meisterchnecht, mit de" Last-
esle", wo 's Gepäck 'treit hei". Der Schtn. , . . springt
rechts und links ab der Gass in d'Hüser, und wenn-
in d'Chinder g'hore" und wei" furtspringe" ...so risst-
er scho" d' Türen üf und schmeisst e" ganze" Chorb
voll StNiklau^war in d' Stuben i"he". BWyss 1868.
Du chunst de" Schm. über! sagt man zu einem un-
artigen Kinde AaF. Wel'''e" miies'-i''' iez i"lö", de"
Samichlaus oder de" Schm.? mahnende Frage an ein
Kind AAWohl. M^as brüeht-men i" der Sclwiz? Frid,
1059
Sclniiatz. sclimetz, Schmitz, scliniotz, scliniotz
ineo
lüjügl'eit und Kae, Vertrouhheil iJenue, dass Eine'
hübsch der Ander dolt nnd Keine'' wie de" Schm. holt.
JBHaffl. 1813; mit der Erklärung: Knecht Ruprecht.
De" Schm. jage"; s. Schaub-Oeislen (Bd II 466) und
vgl. Bd I11688M. Bei grö.ssern Umzügen treten gew.
mehrere Bursclieii als Schvi. auf. Er [der Samichlaus]
isch e" lounderschöne' Ma"" ... D' Schmutsli sind es
minders Pack, gar wicesti Möggel schwarz mid rüch,
e" dicke" H(ilsi"g um ''e" Bück, e" Buete" gugged us
•'ein Sack. Zvböri. Der Samichlam [ist] ßrlech derher
z'laufe" cho" im Ghorwintel mit l"felen und Stab;
neb'"-em zue hed-er swe" Leriten i" den Überröcke" und
voren und hinde" Ghörlibuebe" mit Zeine" voll Leb-
chüechlene" für die brave" Chind g'ha"; hinde" dra"
sind e" Hufe" Bursche" mit Fackle" g'loffe" und der
Schluss hend ztve" cholcschwarzi Schmutzlene" g'macht.
Vaterland 1919 (LKrieiis). ,8 bis 4 Schmutzli, schwarz
gekleidete Burschen, Gesicht und Hände mit Russ ver-
brämt, über den Überkörper ein Pferdegeröll gehängt
und bewaffnet mit einer Rute, rennen vor und nach
dem Zuge', beim ,Saniichlausjagen.' ebd. 1909 (LE.).
Auch als Begleiter des gabenspendenden Christkindes.
O'rüstet ist au"'' ml" Chnecht [schreibt das Christ-
chindli a" die chline" Büebli und Meiteli], er mächt
scho" uf d' Beis gö"; d' Chräzen ist g' füllt und der
Stecken ist z'weg, d'Belzchappen und d'Holzschueh ...
D'Ghindeli (dampet-er) b'langi"d scho" lang und rüeff'd-
mer: Schmutzeli, chomm aw''! Schwzd. (L); vgl. auch
Zyböri I 115 ('s Chrisichind und der Schm ). 135 (Vor
•'em WielmechtbaumJ. Das , Weihnachtskindlein' war
gew. begleitet von einem Esel und dem ,Schm.'. Jener
trug die Geschenke und dieser sollte die Bestrafung
der Fehlbaren vollziehen. Es wurde dabei vorzüg-
lich darauf gesehen, ob die Kinder gern beteten. Sie
mussten zu diesem Ende ein Stäbchen vorweisen, auf
welchem durch Einschnitte verzeichnet war, wie viel
sie gebetet hatten. War dieses nicht befriedigend, so
nahm der ,Schm.' das Hölzchen und schwärzte es, was
als eine Schande galt. AfV. (BsB.). Vgl. auch AFeierab.
1843, 159; Rochh. 185311 12; Vonbun 1862, 69; ALüt.
(Sagen) 38. 98; Nat.-Kal. 1866,61 (mit Abbildg); Henne
1874, 383; 1879, 521; HHerz. 1884, '288/9; AfV. 1 64;
ATobler 1897, 3; Gr. Myth.* 1 426; FStirniraann 1900,
37; LTagbl. 1901 Nr 256 (3. XL); Vaterland 1904 Nr 282
(6. XII.); SV. 1911, 94/5; KGisler 1911, 106; N. ZZtg
V. 7. Xll. 1920. - 2. = Schmutz 3 (Sp. 1051), „Geifer-
lappen" Ai> (It T. nicht in K.); „GRh." (St.^). D'Soldate"
müend 's Mül mit dem Ermel abbotze", d'ünderoffizier
chönd en Schmotzli ober, ml sü di schönnere" Bluse"
händ. Ai" Anz. 1916. ■ — Abi. von dem allerdings scliwach
bezeugteu «c/iiiiute/cn (BSG. XII 93 ff.), die mask. Eutsprechuog
zu dem Fem. SchmulzUn. 1 b wegen der Benissung au Gesicht
lind Händen, der äussern Erscheinung Ubli.; zu 2 vgl. mueden:
Mumli 3 (Bd IV 49.5/fi).
G"-schmätz II n.: fette Fleisch wäre THSteckb.
Schmützi f.: 1. (fetthaltige) Salbe GBuchs. Uf
e" Schliff tuet-me" Schm. — 2. unordentliche Frau
oder Mädchen GlH. Das ist e" Schm.!
Scllinntz IV m. In der Zss. Chuch i-Sclimu tz 11:
a,)=Ch.-Mutz2, Person, „welche die niedrigsten Dienste
in der Küche verrichtet", Aschenbrödel B, so E.
(ßärnd. 1904); ZnStdt; „allg."-, welche die im Vergleich
zu den Stubengeschäften gröbere und schmutzigere
Arbeit in der Küche verrichtet, Küchenmagd ThHw.;
ZO. und It FStaub. Syn. auch Ch.-Butz (Bd IV '2012),
•Schmützer. De" Gh. mache", die Rollo des Aschen-
puttels haben Z (FStaub). „Person, die öfter in einer
Küche sich aufhält und Russflecke bekömmt, im
Scherze" B; Schw; Zg, so Stdt; „allg." (St.');
Syn. Gh.-Schmecker (8p. 908). Unreinliche Person S.
,Du ungeschickter Kuchyschm.!' zu einem Diener.
PSpichtig 1658. ,Kuchischra.', als komische Person.
L Spiel 1733. — b) wer am Sitvestermorgen als erster
die Küche betritt Zf; vgl. Bd VII 864/5. — Zu einem
(wohl mit schmutzen II Sp. 1046 identischen) schmulien aus
'smuvkezfn, zu dem sich mit Anlautwcchsel mutzen II (BJ IV
619, wozu Cli.-Muiz) stellt; vgl. Fick* III 531/2; ferner die
Anm. zu schmücken (Sp. 846/7). Heute zT. auf Schmutz IUI
(Sp. 1051) bezogen.
Schmützel m.: Mucker, Duckmäuser. ,Du wotist
gwüss nit mit is hau; o lauf, du Schm., Pfennwerts-
knecht [s. die Forts. Bd 111 733o.].' JMahl. 1620.
Öv-Schmitzel: Tausendfüssler GRÖbS. (BSG. XI
41). — Wohl zunächst Bezeichnung des Ohrwurms; vgl. '),rii-
MiitzeJ(er){Bdl\' (y22).
schmutze- IV: sich schmücken LE. (BSG. V1I184).
Bes. im Ptc. g"-schmützt: „schmuck, fein zugespitzt.
Ein geschm-es (schmuckes) Mädclien; ein geschm-es
Pferd, d.i. mit einem feinzugespitzteii Kopf LE." Es
g'schm s Meiischi, Boss LE. — Auch bei Fischer III 486
(,/'-schmiitzl).
Schmützer II, in Bed. '^b Schmützger — m.:
1. = Mützer lila (Bd IV 622) B, so E.; LE. (auch St.).
Wö-si [die Landjeger] e" Ghafz oder e" Hund, e" Batt, e"
Schm. . . . g'seh" hei", hei"-si Alls ache'' g'schosse". Loosli
1921. — 2. a) = Mützer 112 BE.; GWb. E" bluetjunge,
brüetige Schm. JBürki 1916. — b) Schmützger, eine
Sorte kleiner Apfel; nach andern Angaben ein im
Herbst übliches Gericht aus solchen, mit ganzen
kleinen Kartoffeln zs. gekochten Äpfeln AAWohl. —
Zu 2 b vgl. atützgcr (PI.) von kleinen .\ptelu und Kartoffeln
(Bd IV 623 0.).
C h uch i- : = Gh.-Schmutz a BE.
schmütz(e)re": 1. (schmützre"), einen zischenden
Laut von sich geben, von Nachtbuben B. — 2. um
Eine' ume" schmützere", stutzerhaft aufgeputzt, mit
viel Komplimenten um Jmd herumtänzeln. Es par
vo" dene" frömde" Ziti"gsschriber ... sl" uni-mich ume"
g'wädelet u"'' g'schmützeret. JBürki 1916 (BE.). — Abi.
zu Schmülzer. Zu 1 vgl. wiilzerei, ;' (Bd IV 623).
schmützlen III: schmücken, putzen, nur mit Bez.
auf Jlenschen BR. E" g'schmiitzleti Töchter.
Sclinab, sclmeb, schnib, schnob, scliiiub
1062
Schii-
Sclina — ^schiiu s. die Giuijpen schii-j und sehn -ic.
Sclmab, schneb, schnib, schnob, schuub.
Vgl. schnaplp) usw.
Schnabel (-il GBein., Rli.; ZBerg a/I., -ul P. so AI.;
uW bis Morel, -oll WVt), mit Vokaldehnung GRChur,
He. (aber PI.-«-); Bs; P.M. (aber Dim. -«-); GDiep.,
U., Schniitter, Widn.; TB.; UK.; WG., Ulr. — m., PI.
Schnäbel, in TB.; WVt. Schnabla, -j, Dim. meist
Schnäbeli (-elli BGr., Ha., -ili Sch, so R., Schi.), in Gr
sG. (Tscb.) Schnäbeln, in PAl. Schnabulli, -elti, in Bed.
2d Schnäbi Ali; B (neben Schnäbeli), so E., S. und It
Zyro; Z (neben Schnäbeli): wesentl. wie nhd. Schnabel.
1. a) im eig. S. allg. [In BG. sagt man, wenn der
Kuckuck] hori brüele", su wachsi im der Sehn. ann''ers,
es gebi e" Stechvof/elschn. drüs. BiRNn. 1911. Wen" es
Vögeli aV 1000 Jär an e" Berg zuehi" flugi und sin
Sehn, dran loetzti, se düreti d' Ewigkeit doch no"'' länger,
a's bis d's Vögeli de" Berg abg'icetzt hätti Gr (Tscli.).
Es ist en Vogil über de" Irchil g'/logen und hat en Zedil
im Schnabil g'ha", Ver.-^pottung der Ma. von ZBerg a/I.
Starke"-, Starke"- (bzw. Storche"-, Storche"-jHeini mit
dine" lange" Beini, mit dinem lange' Schnibel-Schn.,
Ruf, womit die Kinder den Storch begrüssen Bs.
Storch, Storch, Schnibel-Schn., will-di''' lere" Silber
trage", trag-mi"'' go" StGalle", loss-mi"'' neane'' falle"!
GBuchs, St., St., Silberschn ... ZStdt; s. auch Bd Vlll
443M. (Schniggi- Schnabel) und vgl. schnablenü. Storch,
Storch, Schnibel-Schn., langet bis uf Basel abe", langet
wider uh": Bring mer aw* e" Brüederli ufe"! ZSth.;
vgl. Storch-Schn 1. Storch, Storch, Schnibel- {Schnipper-
It RSuter 1915) Sehn, mit der langen ()fe"gabd, flüg-mer
über 's Becke" Hüs, tiimm (hol)-mer aw'' drü (e" par)
Wegge" drüs! Z, so Kü., Volk.; weitere Varr. s. Unoth
51; Messikommer 1909, 101; Bärnd. 1914, 261. ,Be-
schliess ... dem Rappen der Sehn.'; im Alpsegen; s.
Sp. 708o. Sprw.; s. Bd I ö91 u. (auch AaL.). ,L)er sehn.
eines vogels, rostrum; schnäbele, rostellum.' Fris.;
Mal. ,Und sollend die Güeter, so anstössig sind,
zäunen und den Zaun für die Gans machen eins Knüs
iioch, und wän die Gans darüber flügend, so soll [!]
die genomen werden und ir den Sehn, in den Zaun
stossen und überhin geworfen werden und sy also
hangen lassen.' ZRuss. Üffn. 1594 (Abschr. des XVlIl.).
,Schn. macht Schnäbel, a bove maiore discit arare
minor.' Mey. 1677. 1692; vgl. Wander IV '28'2. Von dem
(als Vogel gedachten) Horni"g; s. Bd II 1628. ,Da die
münde selten sin, daz waren lange snebel rot', bei den
sagenhaften geschnäbelten Menschen. Retnfr.; vgl. ge-
schnabel, ferner das Folg. — b) vom menschlichen
1 .Mund"; wolil allg. Zunächst im Bilde. Er mischt
\ de" Sehn, am Boden ab me d'Hüener, erreicht sein
i Ziel nicht. Schild 1863; danach Sprww. 1869 (von
j einem .Pechvogel'). ,Den sehn, henken'; s. Bd 11 1457 o.
UUEckst.). In freier Verwendung, meist aö'ektisch
(kosend, geringschätzig), zT. noch mit deutlicher Be-
I Ziehung auf a und in den gleichen Wendungen wie
jdort; vgl. Gösch (Bd 11480); Schnorren. Demo'''
het-si der Sehn, krumm 'zöge", indem sie spöttisch
lachte. Nationalztg 1903 (Bs). Der Tschudi und si"
Frau, si tanze'd uf <'em G'straW, der Tschudi zieht
der Säbel üs und haut i" der Frau der Sehn, iis SchwE.
(Lienert). Vom Plaudere" giH's en trockne" Sehn.
GEngeli. [Ein Mädchen] hat chrlde"unssi Zändli, e"
heisse" Sehn. dra". Lienert 1906. Er macht es werk-
li'''s [drolliges] Schnäbelli BHa. Das rot Schnäbeli
eines Kindes. Lienert 1899. Isst-men-e" fSürchabisJ
mit ''em Gäbeli, >'berchunt-men es röts Schnäbeli. GZür.
1902 (BAarb.). Wart nw, Bäbeli (wart nw, BäbeliJ,
toart, i«* krieg {cerumtsch GBuchs) ■di''' scho" am (bim)
Schnäbeli, Tanzvers Bs; LE.; GBuchs, Sa.; vgl. AfV.
VIII 58. Bijsst dem läderigen Feurkübeli s Käppli mit
em Sehn, äweg tmd ghyts ins [Zünd-]iyOcfc abä!
Kommando. Helv. in pace 1694. Insbes. als Organ der
Mitteilung, Bede; vgl.: I''' [der Sant Urse"-Güggel]
tcünsche' zum vorü.s i" allne" liebe" Friinde" e" g'segneti
Wiehnecht und a«"* allne" Dene", wo-n-i''' einisch mit
mi"'m Sehn, sö'ti hön g'macht ha". S Anz. 1916; auch:
Sehn., .viel Mundwerk' BSi. (IniOb.). Wo hesch der
Sehn, g'lö"? zu einem Kind, das nicht reden will Bs.
E(n) guete" Sehn, (eis) guets Schnäbeli) ha" Bs; BSi.
(ImOb.); L; Sch; Th; ZF.; Syn. e" guets Eedhüs (Bd II
1724). U"si Luzernerinne" hend gar gueti Schnäbeli,
wenn s' e" Maschgere" üf hend. RMohr 1909 (L).
S. noch Sp. 709/10. Die het en Sehn.! eine rede-
lustige (Aa; B It Zyro; U), böse (Ap It T.; U) Zunge.
S. noch Midi-Rad (Bd VI 490). Rede" (auch schwätze"
Aa ; Bs; B), jt'ie Ei"'m de(r) Sehn, g'wachsen ist; s. Bd VI
549 0. (auch B; L; Sch). Lachet-ir nur, ir Herren Affi-
kate", i''' schwätz, toie-mer der Sehn, g'icachsen ist! soll
ein Fricktaler seine Rede im Grossen Rat begonnen
haben. Ninun mi" Grobheit für en Er üf und dengg,
i'* heig g' schwätzt, wie me[rj der Sehn, g'wachsen isch!
SciiwzD. (BsL.). Brediget, ivi'-n-ech der Sehn, g'wachsen
isch! rät ein Pfarrer seinem Helfer, der seine Predigten
mit Fremdwörtern und Gelehrsamkeit schmückt.
FStauffer 1917. De" Sehn, wetze" Aa: Bs; ß; Th ;
Z; vgl. unter a. Jetzt d'Örli g'spitzt und d' Schnäbeli
g'wetzt! im Englischkränzchen. LSteiner. Unpers. So
ime" G'schäft inne" mues'-tne" chönne' mit de" Lilte"
verchere"; das wetzt Ei"'m der Sehn. OvGreverz 1909.
En g'wetzte" Sehn, ha" B; Th; vgl. schn.-räss (Bd VI
1279). Der Vogt het ... der g'wetzter Sehn, g'liäbe',
in einem Streitfall. ELeuthold 1913. De" Sehn,
schliffe": e(n) g' schliff ne' Sehn. ; s. Sp. 151/2. [ A. :] Er ...
redt nit vil fer-ne" Batze". [B. :] Derfiir brüche" Anderi
der Sehn., dass Ev"m schier d'Ore" waggle". F Ebers.
1905. ,Die von männlichen und weiblichen Klatsch-
basen besorgten ... Arbeiten, während deren auf Grund
alberner Fabeleien d's G'fräs' g'füert und der Sehn,
g'schüttlet wird.' Barnd. 1922. De" Sehn, offe" (Af). off
(AaF.). tiffiüs) ha". Du niuest di" Sehn, al'etctl off ha"!
AaF. Hest ä""* 's Schnäbeli scho" wider off? ebd. lez
isch Gläise" [dem Nikiaus] gli''' einisch der Sehn, üf-
g'gange". SGfellek 1911. De" Sehn, zueha" AaF.; L;
GG.-, Nessl.; Sch; Th; Z. Heb (e'"mäl) de" (dln) Sehn,
zue! , Haltet den Sehn., ihr Beisszangen!' Lienert 1898.
D'Jumpfere" A. lud 's Schnäbeli vorsichtig zue'bisse",
eine Bemerkung unterdrückt. Vaterland 1912. Ei"'m
de" Sehn, zuetue", ihn zum Schweigen bringen L.
[Eisi in einem religiösen Gespräcli mit zwei Haus-
genossen] het nö'''-neme" geistlige" Pflnsterli [einem
Bibelspruch] g'suecht, für-ne" mit di unkomode" Schnäbel
z'cerchleipe". SGfeller 1919. S. noch Bd VI 1239/40;
ebso (Schnäbeli) bei ALGassmann. Ei"'m (wüest) über
1063
Sclinul), schneb, schnib, schnob, schnub
1064
de" Seh», fare" Z. De(rJ Sehn, in Allem ha" (GG.),
in Alles hänke" (Bs). in Alles dreinreden. Als Organ
der Nahrungsaufnahme, 's brückt halt Öppis für sibe"
Schnäbel, sagt ein kinderreicher Familienvater SchK.
Ich ha" mhie" C'/jiwrf ai''' nit vil chenne" ge". ich han-
nen e'"mel zum Fideli''' und zum Schnäheli g'lüegt,
sie trocken und reinlich gehalten und genügend ge-
nährt UI. Erdheri für 's eige" Schnäbeli sammelt ein
Kind. JoAOH. 1892. Jl/ac/t (Sper'J de" Sehn. ('sSchnäbili)
üf! zu einem Kinde, das man futtern will SchScIiI.; Th.
, Inschenk [zum Koch, der Burgunderwein will]: Den
sehn, henk an wasserkruog ... spüelwasser schied dir
nit ein har.' KSchmid 1579. Ü"seri Buebe" ond Maidli,
wenn s' üsg'schuelet send, wend nümmc dehei"' blibe".
Fort ond i"'s G'schäft. Dehei"' wird de'- Sehn, 'putzet
ond leider fort, üstscuweiz 1918; Syn. 's Mül g' wuscht.
D'Chind, wa an der Nidlen tri Schnäbelleni wetzen.
Barnd. 1908. letz könt är da Sehn, wetzä und den lääre
Mage rechtschaffen ergötzä. Ttrolersp. 1743. Bie alt
Nagleri" . . . chäuet de" ganz Tag und hat de" Sehn,
voll. Stütz, Gera. Metonym. vom ganzen Gesicht; vgl.:
,Er [Zwingli] was . . . rotbrächt umb den sehn.
[:parabel].' Salat; dazu: ,Sin [Zwingiis] angsicht fruut-
lich und rotfarb.' Kessl. L'n bleiche" Sehn, ha", bleich
sein, von Krankheit, Frost udgl., namentlich in Bez.
auf Kinder Sch ; Th ; vgl. Bleich-Schn. 's händ al'i blaieh
Schnäbel vun-ene", einer Familie ScuK. Du hast e"
Wachs Schnäbeli Th. — c) (durch Ziehen an einer
Schnur auf- und zuklappbares, der Aufnahme von
Gaben dienendes) Maul des von einem der .Klause'
getragenen Eselskopfes ZEmbr., Luf.; vgl. EStauber
1924, 113, ferner Bd III 689u. — d) als Quantitäts-
bezeichnung. Eine" Sehn, voll Wi" sägen-i''' nid ab.
SGfeller 1917. Im gleichen S. auch nur Sehn. E"
Sehn, vom Bundesgift [Alkohol]. Gastwirt 1920. Es
Schnäbeli Branntwein AALind. ,Schnäbeli, kleines
Stück' LE. — 2. von schnabelähn liehen Dingen.
a) (Dira.) infolge Auswachsens des Griffels schnabel-
■ artige Frucht des Storchschnabels (Geranium Rob.)
Gl.; ZF.; vgl. Barometer 3 mit Anm. (Bd IV 1446).
D'Blüemli und d'Schnäbeli [von Ger. Bob.] sind de"
Chinden öppis Liebs ZF. — b) von Geräten udgl. oder
deren Teilen, a) Schiffsspitze B (Zyro); L. Hinterteil
des Weidlings. Eochh. S. noch Bd VIII 372 M. (Beleg
von 16U8). — ß) nach oben gerichteter, gebogener (das
Entweichen erschwerender) Eisenarra am Halsring der
Zuchthäusler (Schallt"ieercher) B (auch It Zyro; Syn.
Gätzi-Stil), auch von der ganzen Vorrichtung L (In-
eiclien); Ndw; überall |; vgl. Sehn.-Kostüm (Bd III
553), ferner Durh. 1859, 90 Anm., sowie Fischer V 1021
(Bed. 5e). ,Für fünf Jahre bekam es [das Chropflitrini]
Unterkunft im Zuchthaus und als Halsschmuck den
sogenannten Sehn.' Ndw Kai. 1894. ,Da [im , Schallen-
haus' werden] die Schallenleut oder sogenannte im
Schallen werk Gefangene eingeschlossen . . . Dahin
werden condemniert Leut Übeln Verhaltens ab dem
Land, da die einen ad vitam, andere nur eine Zeit lang
mit eisernen langen Schnäblen an eisernen Halskrägen
... unter Aufsicht eines Schallenprofosen die Stadt
räumen ... müssen.' Grüner 1732. — y) Kran; vgl.
Winden-, Uf-zügi-Schn.; Sehn.-Galgen (Bd II 232),
ferner , Kranschnabel' bei Sanders II 982c, .Storchen-
schnabel' Say bei Gr.WB. X 3, 382/3, sowie Mothes^
III 219. ,Den sehn, und uffzug binden gegem höfflin
mag N. zur notdurft bruchen oder im eelbs einen
andern nüwen sehn, und uffzug gegen der straas
machen.' 15'28, Z Kaufbrief (Abschr.). — 8) (in ZStdt
auch Dira.) Ausgussfortsatz eines Gefässes Bs; B, so
G. (It Bärnd. 1911 am obern Rande, unterschieden von
dem die Gefässwand durchbrechenden EÖrli); FJ.; Gr
Hint. (zB. am Nidle'eimer); S, hR., Schi.; S; Th; W
(zB. am Jlelkgefäss, auch am Chäs-Brett), so G., Ulr.;
Z, so 0., Stdt (auch vom Ausgussrohr der Teekanne);
Syn. Gauggen, Golggen II, Gautel (Bd II 170. 233. 505);
Mfil 4 (Bd IV 179). De-- Hafe" hat seho" wider de-
Schn. ab SruR. Hast de" Sehn, am Milchhafe" icider
a'g'chläubt? ebd. D'Gaffechanne" mit ''em glänzige"
Sehn, und der 'blüemlet Milchhafe" standen auf deiu
Tisch. JReinh. 1917. ,1 giesskannen miteinemschneblin.'
1480, F Inv. ,Der Känel oder Ror, welcher vom Helm
[s. Bdll 1204, Bed. 4] herfür geht und undersich bogen
ist, wird genannt mit mancherlei Naramen, als da ist
ein Känel, Sehn., Rören.' JRLandenb, 1608; s. auch
Bd IV 1982u.; Bd V llOu.; noch öfter. — j) (zur Auf-
nahrae des , Zündstricks' gespaltener) Hahn am
Schnappluntenschloss; vgl. Sp. 739 M. Nembt da Für-
strick, icänd er auh einen händt, spannt ä auff da gssig
Sehn. Helv. in pace 1694. — c) an Kleidungsstücken.
a| von spitz zulaufenden Teilen des Kleides U. Spitze
des Mieders der alten Fraueiitracht Ap (T.); Z; vgl.
Schn.-Mueder (Bd IV 90), ferner JHeierli 1922, 50.
,Das Tschöpli oder Schagettli . . . nach unten in einen
Sehn, oder Spitz auslaufend.' Bäknd. 1914. Am Schn.-
SchÖpli verschiuälern sich die beiden nicht zs-
schliessenden Vorderteile in Schnäbel ScnSchl. Die
Mädchen sollen die .Schlutten' [s. Sp. 796M.] nicht
,wie die Schnäbel ausspitzen lassen.' GWil Sittenmand.
1683. - ß) an den Schuhen; s. schon Bd VIII 444/5.
485 (Spitz- Sehueh) und vgl. Schneblen-Schueh (ebd.
484). ,Si [die Ritter bei Sempach] bundend uf ir helme
und woltends fürhin tragen, von sclmochen huwends
d schnebel, man het gefüllt zwen wagen.' 2. H. XV.,
Lied. ,Von der schneblen wegen, das die hinfür ouch
niemant lenger trüege dann ein jeklicher als lang von
dein grossen zechen, als sin zeigvinger ist.- Z Mand.
1472. ,[1470] ward den edlen Frauen erlaubt, Gold,
Edelsteine, Sammet, Perlen, Schwänze an Kleidern
einer Hand breit und Schnäbel an Schuhen eines
vorderen Gleichs lang zu tragen.' Grüner 173'2. ,Ihr
fehlen nur noch die Schnäbel an den Schuhen', Vor-
wurf der Hoffart im XV./XVl. AvOkelli 1797. -
r) an der Bode"- Ghappe"; s. Bd III 392 M. ( Z Mand. 1703)
und vgl. ge-schnablet 2 b, ferner Hübe"- Schnabel bei
Martin-Lienh. II49'2, sowie Schnabel- Haube bei Fischer
V 1021. — 8) Vordach, Schirm einer Kappe Gl, so
M., S.; vgl. Sehn.-Chüz (Bd III 604). [Studenten-]
Chappe" mit Schnäble". CStreiff 1907. - d) penis Z
(DrJucker). Ira Dira. bes. vom Gescblechtsglied kleiner
Knaben Aa; B, so E., S. und It Zyro; Th; Z (auch It Dan.
und Spillmann). Nu, mach d's Sehnäbi füre" ! sagt etwa
die Wärterin B (Zyro). — 3. Träger eines .Schnabels',
a) Dim., mittelgrosser Hecht, „Hecht, Esox lucius, als
in der Jugend." Bodensee, auch It GLHartm. 18'27
(danach wohl St.^); Fatio 1890. 420; vgl.: Chretzer
mit stachlige" Flössen und Hechtli mit spitiigf
Schnäble". ONag.1898, ferner Spitzli. Alles, wa' g' fangen
ist, d' Hürli"g und d' Chretzer, d' Logeltr, d'Fürtdi,
Schnäbeli o"-* no'>' e" par. üNio. 1898. — b) von
Menschen, a) Schwätzmaul Ndw (Matthys), bes. von
vorlauten, naseweisen Kindern (Syn. ScÄw.-Peier Bd IV
10(55
Scliuab. scliiieb, sclinib, schnob, achiiub
1066
184'2; Witz- Sehn.) AkBh.; BE.; GitoHe., Valz. (Tsch.),
auch von Weibspersonen (Syn. Schn.-Griten Bd II 826)
B It Id. (.ganula) ZO. (Stutz). „Du Schnabel, du
Naseweis! allg." (8t.'). [Mädchen, über eine Mahnung
der Tante ärgerlich :] Das chunnt-mer selber au'''
z'Sinn! [Tante, ihm nachrufend:] Sehn.! SGfeller
1920. [A. von B., die der Bitte um eine Gefälligkeit
mit einem Wortschwall ausgewichen:] Das ist en
Chätzers Sehn., die macht's churz, wenn-si Ei'"in se't
en G' falle" tue"! Stutz. .[Gertrud:] ü, du erzählst
nicht recht ... ich weiss, es hat nicht so angefangen.
[Lienhard:] Warum das nicht, du Schn.V Wie denn
anders'?' HPest. Dini., Plappermäulclien, „naseweises
Kind, Mädchen" Ap (T.); B, so Si. (ImOb.) und It St.';
,ScH" (St.^); Z (Dan.), zungenfertige Weibsperson
UwE. — ß) l)im., Leckermäulchen Z (l)än.).
Amhd. KuaOul, -d; vgl. Ür. WB. l.\ 114'2/«. 1146/7
(,Schnäbelclien'); Oiefoub.-Wiilcker 84'2; Martiu-Lienh. II
492/3; ChSchniidt 1890, 96; Fischer V 1020/1, ferner
MHöfler 1899, 588/9 (auch in Bea.2d), zu Schitübi in Beil. 2d
BSG. XIV 58/9. Zur Katw. bei Id vgl. etwa Gaufrl (Bd 11
127). Unsicher ist die Deutung von ,Schu.' in dem Beleg
Bd VII 739 M. (Haberer 1562); zu 20 i.S.v. penis erectus?
— In Nanieu. ,Schu.-Babi', Beiname der Frau des .Schuabel-
bauers.' AHartui. 18öö. ,JBriiuuass, den man nennt Sehn.'
1340, BsStdt. ,Sehn. (von Schnabelburg)', Adelsgeschlecht.
XIIl./XIV., BMelchu. (s. schon Bd IV 1578o.), seit 1336 Zu-
uame der durch Erbschaft in den Besitz der Schnabelburg ge-
langten Ritter von Grünenberg (,Üer Schu. von GrUenenberg.'
1383, Just.; HBrennw. Chr.); vgl. Leu Lex. XVI 406/7.
,Schnabelburg.' XV., GStdt (Leu Lex.). ,PSchnabelburger.'
1320/30, ZMeil. ,Geug(g)en-, Göggenschuabel.' 1. H. XV.,
ThDiess. (dafür ,DBöggenschu.' 1409); s. schon Gaut/ijen (Bd II
170). ,Huwenschnabel.' 1479/80, Z. ,R. dictus Tubuusnabil'
XIL, Bs. ,Schnäbelein' BsStdtt (BsStadtb. 1890). Als Haus-
name AaWohl.f (später GImerhm; vgl. Bd V 755o.); XV./XVI.,
AaB, (,Hus zum Sehn.' 1461/78; ,die Stapferin zem Sehn.'
1461); XV./XVIII., BsSt.lt (.Herberg zum Sehn.' 1466,
Wurstisen 1580; ,Frau Jleriau zum Sehn.' 1798, Bs Stadtb.
1890); XV./XVI., ZStdt (,Hns zum Sehn.' 1489/90. 1529).
,ZumgälenSchu.'ZStc1t(Mem. Tig. 1820). Flurnu. (vgl. HMey.
1849, 21). .Schnabel' AaSchöftl.; BAtf., Birrmoos, Hk.,
Schwarzeuegg, Sigr., Unterseen; GIBilt.; LRomoos, Schüpfh.;
GBeru. (Reben ,an der Humpi.ssen Sehn.' 1550, JGoldi 1897),
Fs, AStJoh. ; SchwWoll. ; UwS.a. ; ZAlbis, Ausl., TrUII. (,Reben
im Sehn.'), Wallikou. ,Schn.-Egg' SchwW.. ,-Acker' LSenip.
(auf dem Schlachtfeld; vgl. den 1. Beleg unter 2cß':'): ZKyb.
,-Lncke' ZAlbis. ,-Matt' LSchüpfh. ,-Berg' SohwE. (auch
.Schnabels-'; vgl. , Reben auf dem Schnabel.' 1596, SchwE.);
ZAlbis (It Leu Lex. auch ,-Burg'; vgl. HMey. 1849. 48).
.-Burg' BMelchn. ,-Rüti' SchwE. ,-Wald' BSchwarzeuegg; vgl.
auch Schn.-Weid. ,Herren-Sclin.' BSchwarzeuegg; LSchüpfh.
.Schnäheli' Glllatt. Als Lehnw. im Rät ; s. Conradi 197;
Carisch U5. Vgl. auch Sdniebd.
über-: Vogelname, Avosettsäbler, Recurvirostra
avocetta. VSV. 1916. ,Um die Revier dises Sees gibt
es ... mancherlei kostliche grosse und kleine Wasser-
schnepfe, Uberschnabel, Heerschnepfe.' J E Es.^er 1 692.
— Der lange Schnabel des Vogels ist nach oben geschwungen.
Ente»-: 1. eig., wie nhd. allg. — 2. geburtshilf-
liches Werkzeug; vgl. Storch-Schn. 2. ,0b aber das
itodt kind von siner grosse wägen ... der hebanimen
nit werden möchte, denn mag die hebamm das kind
mit disem yetz gesetzten Instrument, der e. genannt,
erwütschen.' Rüef 1554, 45a (mit Abbildg). — Vgl. Gr.
,WB. III 511 ; Fischer U 728 (auch iu Hcd. 2).
Gägge»- (k-J BGr., G., Grägge"- Gr: 1. eig.,
Krähenschnabel. .Zwischen . . . Schweher, Schwäger
und Schwigersun ... in spe kann es zu Auseinander-
setzungen kommen, deren Schlusserklärung vielleicht
lautet: Nimm miera" Pni mit-eme" G., aber picke" län-
{"•-mi"'' nit!' Baknd. 1911 (BG.). — 2. Pflanzenn.
a) Storchschnabel, Geranium BGr. (Bärnd. 1908), G.
(ebd. 1911). — b) Frulilingsenzian, Gent, verna Gr
(A Ulrich); Syn. Himmd-Bläweli 1 (Bd V 246).
Göl"-: Gelbschnabel BsStdt. — In der scbriftspr.
Form Gi'lh- auch sonst (so Z). Vgl. ür. WB. IV 1, 2888 ; Fischer
III 266, ferner MHofler 1899, 589.
Gire°-: Pflanzenn.. = Gäggen-Schn. 2b GrScIis
(AUlrich 1896). — Flum. ,Gyreu-Schn.' WG.
Griien-: wie nhd. Grünschnabel. RvTavel 1913. -
Vgl. Sauders II 982c (mit einem Beleg aus GKeller 1854);
Fischer III 883.
Grind-: Saatkrähe, Corvns frugilegus S (GvBurg);
Syn. Feld-Ghräjen, Sät-Bapp; vgl. VSV. 1916, 11.
Krumb-: Kreuzschnabel, Loxia curvirostra; Syn.
Ghrüz-Schn. ,Von dem krützvogel oder kr.' Vouelb.
1557. ,Der Krummscbn. oder Kreuzschnabel.' EKöniü
1706. — Mhd. k,uin,,siuibd; vgl. Gr. WB. V 2465, ferner Vou-
bun 1862, HO.
Chruz-: = dem Vor. SchwE. ; S (GvBurg); Syn.
Chr.- Vogel (Bd I 695), -Schnäbler; Chrüzer (S); vgl.
VSV. 1916, 17, ferner Tschudi, Tierl. 74. ,Der Kreuz-
schn. ist ein hübscher Vogel ... Dass sie in der Stube
alle bösen Dünste an sich ziehen, dass die. deren Ober-
schnabel rechts herabgeht, für die Krankheiten der
Mannspersonen, die, deren Oberschnabel links herab-
geht, für die Weibspersonen gesund seien, das sind
Narrenpossen.' B Hink. Bot 1837. Das Jümpferli ...
hat a"föh" singe" so trürig wie-n-es Möseli, wo t" die
teufste" Grotzli ine'schlüft und will sterbe" wie-n-es
Chrüzschnäbeli i" der he'lige" Nacht. Lienert 1899. —
Vgl. Gr.WB. V 2198; Fischer IV 745, ferner Germ. XX 352.
Lag(g)öto°-. in BBiel (It FMolz 1864) Lagotte"-:
Trinkernase, auch vom Träger einer solchen B, so
Biel, E.; FSs. (Volkskal. für F und W 1915); Syn.
Chupfer- Nasen, ferner Schaf fiser- Sehn. Ungereinisch
steit Eine' mit-emne" fürzündgüegeliröten m'"* chöltsch-
blau verbängleten «"•* verchremänzlete" Lagöte"sehn.
cor-mer. JBürki 1916. [Enimenthaler haben in Vevey
entdeckt] dass «««* der Lawowi" u""* der Fangdang
nid z'verachte" si"; mi" het bisher itii Ammetal inne"
nume" Laggöte"schnäbel g'ehennt g'ha". EGünter 1908.
(Bisher war es in deutschen Kantonen üblich von Lacote-
schnäbeln zu sprechen, wenn die des starken Wein-
genusses Verdächtigen rote Nasen zur Schau trugen.'
B Volksztg 1905. — La t'öte, eine der bcsteu W'einlageu
des Kantons Waadt; vgl. L.-Wm.
Buch-: Nabel Ap (häufiger B.-Nabel). so A.; Gr
ObS.; GBern., T.; ThHw. !'>' ha" Hunger g'cha" wie
en Wolf . . . i'* ha" Nünt me döa't g'ha", wo de'' Buch
häat söl'e" si"; t'* ha" e'fange" kün"e" mit dem B. am
Rugge" hean [hinten] kratzen GBern. 's hät-mer wol
'tue" bis an'n B. (a" 's Büchschnäbeli) abe", höchster Grad
des Wohlgefühls ThHw. — Auch bei Fischer I 692 (Baiuh-
Mlnmbde'"). Umbildung aus dem syn. B.-Xabd (BdlV63l).
Bleich-: oft Dim., bleich aussehender Mensch, bes.
von Kindern Ap; Bs; ScbR.; Z und sonst; Üyn.Bl.-Böppi
(Bs), ferner Grüen-Ftnk (Bd I 867); vgl. Schnabel Ib
zum Schluss. Da' ist aW* en BL! SchR. Isch au'''
eppen e"möl e" Blaichsehnäbeli drunder [unter den Schul-
mädchen] g'si", so hen dt maiste" doch g'sundi, röti
Backe" g'ha". A (Ehler 1912. — Vgl. Sanders II '.»82c (mit
einem Beleg aus GKeller 1854); Fischer I 1193.
k I
lOiiT
Sclinab. schneb, bchnib, scliiiub, schnub
li
Breit-; Löffelente, Spatula clyp. VSV. 1916.
Kanpe"-- 1. eig:., Schnabel eines Bappe"; s. den
Anzählrein, unter Bunggen II (Bd VI nS2- Rabe"-
Schn) - 2. Pttanzenn.. = Gäggen-Schn. Ja bLtngi,
S., It FGStebler 1899 (PI. .Schniibel) insbes^ Ger. silv.
(Syn. Hunger-ChrütS, Nagd-Chrüt Ic Bd 111 89o. 903;
(in andrer Bed.) Fischer V 139; MHofier If«.^»-»" *?*
kmilien„.;s.BdVl 1172. Flurn. AaKietlu; «cUwW; «AI .
(zerrissene Felspartie, von der die Sage geht, s,e hat^e Altdorf
ichl längst begraben, wenn sie ni.bt von Engeln nut goldenen
Ketten angebunden worden wäre; vgl. Af\ . X\ 1 l^")-
Silber- s. Schnabel la (Sp. lOtJlM.).
Schaffiser-: = Laggöten-Schn. B (s. Sp. 894M.;
EvTavel 1913). - mScha/ßs = Chavannos b/Neuvev.lle,
wo ein guter Wein wächst. , uH R»-R
Storch- AAGipp., Schi., Storchr- Aa It H.; Bs, B,
so G • Sch; SBib., L., Zuchw.; ZF., Store"- Aa so St.,
Veltii undltH.. Mtihlb.1880; L. soE.: l.eig. Lange",
lange" St., langet bis gu" Basel abe". EStoll 1907 (fecH
Ost )• vgl. Schnabel la. - 2. chirurgisches Werkzeug,
kleine Zange zur Entfernung von Fremdkörpern aus
Wunden- vgl. Enten-Schn. 2. ,Uhreninacher t. ...
macht einem ehrenden Publikum bekannt, dass noch
einiche fertige Storchenschnäbel bei ihme ^-i ''^ben
sind, das Stück ä 3 ¥V Z Donn.-Nachr 1787^ -
3 ausser B, so G.; L (neben .Schnabeli) D.ra
Pflanzen«, a) von Geraniaceen. a) Storchschnabel
Geranium(Syn. St-BluevmU Bd V »;i'^,-R"^f.^»;*'= '"„J
Aa so Schi., Velth. und It H. (meist PL). Muhlb. 1880,
Bs' BG ■ L- SBib.. L., Zuchw., und zwar zumeist ber.
Eob (Syr,.' Stinh, Wäntelen-Chrüt Bd III 913 915;
Barometer 2 Bd IV 1446; Herr-gotts-, ChoPf-we-Bluemen
Bd V 76 91) AASchi., Velth. und It Mühlb. 1880; L
(meist PL), so E. (Rhiner 1866); ZF., auch Ger. pu-
sillum AAGipp.; vgl. auch Schnabel2a (Sp. 1063), terner
St.-schnäbeli-Chrüt (Bd 111 911). Der ganz Summer
bringe"-si[Ki»i<^t]-merBluemc"vo" de" .Matte", Benund
Storche"schnäbeli und Brumberibletter, das'-i'--chonn
■ Tee mache". Schwz. Frauenh. 1904 (SL.). ,Gegen Scha'-
röti GiecM zwüsche" Hut u"" BVn, welche ein Glied
rotbraun schimmernd aufschwellen macht, helfen neben
chernigmi Mel-" in Form von Bädern Gottsgnad oder
St und Mannschraft.^ Baknd. 1911. ,Weis Wägluger-
würze Tormentilbenedikten, Breitwägnch. Storchen-
schn. [usw.] deisse [!J Kräuter sind alle gut für dei
Aucen und Schweinungen.' Arzneib. 1822. ,Storken-
schn geranium.' Gesn. 1542. ,Ein Handvoll Gotts-
gnad (ist ein Gattung Storkenschn., sonsten auch ge-
nant Gichtkraut, Rotlauttliraut, Ruprechtskraut)', in
einem Mittel gegen eine Viehseuche. 1682, üRingholz
1908. ,Nimm Storkenschn., nimm das Saft darvon und
reib die Warzen wol darmit.' Abzneie. XVIl./XVIll.
S noch Gottes-Gnäd (Bd II 661) - ,i) Reiherschnabel,
Erodium cicut. B (Durh.). - b) Wiesenschaumkraut,
Card. prat.ScH Barg., Ber.,Buchth.,Guntm.,Nnk.,SibL;
Syn St.-Blumen :', WisenBlüemli (Bd V 89. 92). —
c) = Giren-Schn. BsL. - Mhd. .lonh.naUt (in verschiedenen
ilbertragungen); vgl. Gr.WB. >^^^- 382/4; Dielenb.-WlUcker
867- Martin-Lienh. II 429 (in Bed. 3a); Fischer V 1802 (in
Bed.'l und 3), zu 2 auch CBrunner 1903, 121.
Trauffe--: Ausguss am C/tds-Iran// (s. d.) WUlr.
— Winde--: unter der grossen Öffnung des .Winde-
bodens' stehender, auswärts drehbarer Kran Z (FStaub).
10 P umb 2 wellen in windenschn. uf der trotten.'
1535 ZGrüu. AR. - Witz-: vorwitziges Kind Zu.
Üf-zügi-: = Schnabel2b-( (Sp. 1063). ,Oucb hatt
Mötteli gemacht [auf der Burg Altregensberg] ein
kostlich utt'zug, eichi" rad mit uffzngischnäblen, und
ouch uff dem turn einen windenuffzug.' 1468, L(Gfd). —
Lesung richtig. Wohl zu einem Fem. •,üfzUgi' (s. Ziigi).
ge-schnabel: geschnäbelt; Syn. (/e-scftwaWet. ,Daj
gesn. her.' Reinfr.; vorher; .snebel lanc von rotem
hörn fuort er und siner rotten schar'; vgl. Schnabel la
zum Schluss. — Auch sonst mlid.; zur Bildung vgl. Wil-
niannsII419. .
schnabeliere", in GG. auch -altere", in GrPi.;
ScHSt. It Sulger -iliere", in Aa; BsLie.; BS. und It
OvGreyerz 1911; L; SchR.; Th; Z -uta-e" (zT neben
-eliere"): 1. schnäbeln BE. (s. scharwänzlen Bd VIII
1316M.); Syn. schnäbelen 1. — 2. schnell und un-
verständlich sprechen; Syn. schnablen 1. [Der Trinker]
schnäderet, tschäderet, schnäblet, schnabuliert, päpplet.
Bärnd 1922. — 3. wie nhd. schnabelieren, (etw. Gutes,
Leckeres) mit Lust und Behagen essen, schmausen,
wohlbehaglich, in kleinen Bissen kosten" Aa; Ap; Bs;
B- FJ.; Gl (auch St."); L (auch St. und St."); G; Sch
(auch St."); ScHw; Tb; Zg (St."); Z, mit verächtlichem
Nbsinn: schnell, gierig hinunterwnrgen GA., schma-
rotzen GG ; vgl. schnablen 2. Bald föhnd s' a"foh"
schnabuliere", beim Nidelessen. Zvböri. De"" [nach
dem Tischgebet] fällt d's Sehn, a" BGr. Sehn, u,^
pokuHere". ACorr. (Most.) 1882. Mir händ fterri.'*
g'schnabeliert und der guet Wl" 'tränke". CStueiff 1900.
1 Die Chind dö tuend tröstli'" sehn. ZF. Wmr^»
■s Mutschli g'schnabeliert hed. Schw/d. (L) Dogtts
Övpis zum Sehn. Tu. E" Wirtshüs, wo's Oppis
z'schnahuliere" geb BsLie. - Vgl. e-^B; '^ '/^^
JIartin-Lieuh.11492; ChSchmidt 1896,96; Fischer \ 1028,
alle in Bed. 3. 1 ist viell. nur okkasionell. Als Lehn».
(schmhnlar) auch ins Rät. gedrungen; s. Carigiet 293;
MKuoni 1886, 28.
üf-schnabtliere": mit Behagen verzehren GRPr.;
s Heins (Bd V 122 u.). - Vgl. Cir.WB. 1 727; Martin-
Lienh. II 492 (unter schuab'Ue,:") : ChSchmidt 1896, 96.
vei-schnabeliere": = dem Vor. Ap (1.). - »«'■
Fischer 11 1314. ,
g.-sch nabelocht: schnell, undeutlich, von der
Rede BBe. G. lese", .schnablig', flüchtig.
Schnäble" f.: geschwätzige Weibsperson GBHe.
schnäble": l. = schnabelieren2(s.A.), „schneU, eil-
fertig reden", meist mit dem Nbsinn des Undeutlichen
\aF • Ap (insbes. .ungründliches Zeug'); Bs; B, so u,.,
S. G.";GHHe.;L;G,soG.;S;T„;üw;U;Zso
F und It Usteri; Syn. auch schnäbelen 2. schnüxlen.
Wa- händ-erjez scho« wider '''<^^''-? ^^'^■'}}:'Z
welche] dütsch «••" wältsch glich guet schnäble". BAbnd
1922 Er . wäJtschet u"" schnäblet. JBirki 1910^
So hätte Liseli ... noch lange g'^'^b'f l«f ""j
^tschäderet, g-chäderet «"d g'cbiHet | -hnib let und
g'schnablef Schwz. Lehrer.nnenztg 1905 (BE.)- ,A»
all dem Schnäbeln und Sclinattern [\^e.er Frauen!
merkte ich endlich heraus, dass ;■ -•. ^'"^ »^^i' 2„
S. noch munggen (Bd IV 383). ^,7>f' /""J;^
I^- säge", mach-mer kei" Verdruss! het d's St»re-«m
''sehn g'ha". WMorf 1919. D'Agerste" hend fc«
Versammli"g uf-eme" Nussbaum... ^c'^'^'f ^«".«"» *J^
tüend-si. Vaterland 1912. - 2. „hastig", >»''?"';«»
Appetit essen BSi. (ImOb.); ,Gl", ^che-zh. für esj
ubh Bs- B so E.. Münch., Si. (ImOb.) und It Zyro
GBHeVPeist; Th; üw; Z, so Kn., Reg., Wila, nasche.
106fl
Scliiial), .scluieb, schiiil), scliiioh, scliiiiili
lö7ff
GRValz. (Tscli.); vgl. schnabeheren 3, schnäbelen H. Si
hei" fi" g'schnahht, mit Appetit zugegriffen BSi. (ImOb.).
Schnäblet Das! ,in der launigsten Familiensprache.'
ebd. Bäd's [ein Ki] eti S2)ning, so städ »ü"s Chind
paräd und schnäblet' s g' schwind. ESohönenb. (Escbm.);
noch öfter. Mi" Alti het-mer ... e" Zupfe" %"'pacl;t
[zur Grossratssitzung]. Im Sal inne" han-i''' . . . das
Ziig nit chönne" esse" und so gangen-i"'' . . . use" uf
''en Abtritt; dert han i"* du g' schwing de" Bitz welle"
sehn. DoRFKSL. 1808. ,Wenn ich in den Keller geh
und will Äpfel schnäbeln, steht das Buckelmännchen
Ja mit der Üfengabel.' GZür. 1902 (BMünch.). ,Der
junge Herr schnäbelte so hastig, als ob er Furcht
liabe, er möclite zu kurz kommen.' Gutth. S. noch
Bd IV '236/7; VI 1099M. (ebso ZWila), Von Vi'.geln.
Storch, Storch, lange Sehn., i''' will-di''' lere" z'lmbiss
sehn. ZReg.; vgl. Schnabel la (Sp. 10(11). RA. ,I)a
söll's grad der Giiggel picken oder süst ein grosses
Huhn sehn., wenn ich mich letz tat trumpieren.' JBUrki.
Esön-es G' sprang giH's de"" richtig o"'* nit gäng ...
süst sö't's doch de"" afe" der Güggel picke" oder es
grosses Huen sehn. ebd. 1916. — Vgl. CJr.WB. IX 1118;
Maitiu-Lienh. II 492/3: ChSchmidt 1896, 96 (in Bed. 1);
Fischer V 1031 (unter »c/;«n/>;vfc"), sowie schnäbelett. Für die
Uebiete, die silbenausl. henis vor I fortisieren (vgl. für Gr
BSG. XI 138/9; XIII 158), ist die Scheidung vnu dem in
beiden Bedd, syu. eclmnj'phn (s. d.) uumoglicli. Zu den folg.
Zsseu vgl. die entspr. mit ncbnaj'fileti.
abe"-. in ZO. auch oben-abe"-: 1. entspr. sc/iwa6Ze)i 1,
mechanisch herunterschnattern, zB. ein Gedicht, Gebet
B; Th; Z. — 2. entspr. schnablen ^', Speisen hastig
verzehren Bs; SchK. Du niuest nid so a , wenn d'issist!
ÜchK. ,Beim Mittagessen, wo sie [die Städter] das
Essen hinunterschnabelten, als ob sie es im Verding
hätten.' Breitenst. 1860. — über-: , Einen durch un-
1 sinnigen Lärm nicht zu Worten kommen lassen' Ap
! (T.). — umer-: herumnaschen GRValz. (Tsch.). Es
\ gi''d ere" [\] Chind, die im Hüs überall u.-sehnablend und
\ de"" sind s' de"' über Tisch unessegi. — ver-: refl.,
I durch unüberlegtes Reden verraten BBe. (s. Bd VI
547M., wo das erste Kirf in Niid zu ändern ist); UwE.
1 Schnabler m.: schnabelförmiges Ende der Dach-
;balken WVt.
Schnableri -ei f.: Rederei. ,'Wir hein am
S.Jänner ... en B'stelleten g'häben, wo wir von wegen
ünsem alljärlichem Abe"sitz allergatti°g verhandlet
und b'richtet hein. Us denen komplizierten Schnable-
reien het Das da fnrha"' g'gugget ...' B Intelligenzbl.
1887 (BSi.).
ge-schnablet, ,-ä-': = ge-schnabel. .Geschnäblet,
rostratus.' Mal. .Geschnäbelt, rostratus.' Denzl. 1666.
1677; ,geschnäbelt,' 1716. 1. a) ents\n\ Schnabel la
'(Sp. 1061). ,Die Vögel . . . sind alle gefäderet (haben
Flugfäderen), geflaumet und gesclinabelt, aus-
pnommen die Fledermaus.' Spleiss 1667. — b) ent-
spr. Schnabel Ib. ,Wie Einer gesinnet, also ist er auch
geschnäbelt; wer Feur im Maul hat. der speyet'
jS Kai. 1714. — 2. a) entspr. Schnabel :1b. ,Geschnäblete
[ind vornen gespitzte schiff, rostrat* naves.' Fris.;
Mal. — b) entspr. Schnabel :.' c. ,G-er schuoh'; s.
pdVllI 444/5, ferner ge-ringget (Bd VI 1126o.). Von
Ber Mtitsche'-Hübe" (s. BdII952): ,l)ie geschnablete
Wutschenhauben [ist] mit '2'/2 Ellen 10 Schillig wertigen
ppitzlenen zu umgeben zugelassen.' 1740, übw LB.;
kl. die Abbildg bei JHeierli 1922, 40. ferner Schnabel
'"Y- ~ Vgl. Gr. WB. IV 1,3948.
Schnablete" f.: 1. schnelles Reden, Gewäsch Ap
(T.); GRHe.; UwE. — 2. eilfertiges Essen GRHe.,
Ig., Valz.
Schnabli m.: plaudersüchtiger Mensch, Schwätzer
AaF.; BE.; GrHc.; ZÜ.; Syn. Blauderi (Bd V 20).
schnablig. in Bg'-schn.: l. s.) = geschnabeloeht
GfiValz. (Tsch.). E'tes sehn, hersäge". — b) g'sehniblig
u"'' g'schn., vorlaut B (Dan.) — 2. gefrässig, nasch-
haft. D's Auli schint z'si" gär es g'scheyitigs und es
schn-s, allpott rupft's es Mül volle" Fux ab de" Heime".
MKuoNi (GnSchs). — Vgl. Diefeub.-WUlckcr 84-2 (.schnabe-
lig, rostratus'); Fischer V 1023 (in Bed. 1 b).
seh nabele», in Aa (It H.); W (-u") in Bed. 1, in
L: SoHwE. in Bed. 2 (neben -de"), in „L"; Z in Bed. 3
auch schnäble": 1. wie nhd. schnäbeln, von Vögeln,
auch von verliebten Menschen Aa (IL); S; W; Z, so
Kn.; Syn. schnabeheren 1 (Sp. 1068). Schi heint mit
anandre" g'sclmäblot, haben einander geküsst W. Wo
si [2 Verliebte] a"g'fange" hei" sehn, und nander fasch
hei" tvelle" fresse". JReinh. 1905. , Zarte Mädchen wählen
ein Kanarienvögelchen zum Herzen und Schnäbeln.'
GoTTii. ,SchnäbIen, küssen, labra labellis componere;
einanderen schnablen, collabellare.' Fris.; Mal. ,Die-
weil sy [die , Rappen'] einanderen (als die tauben)
schnäbelend.' Vogelr. 1557. — 2. „mit geläufiger Zunge
schwatzen, vorlaut sein, zunächst von Weibspersonen"
Ap (T.); B; GrV.; „L"; ScnSt. (Sulger) und It St.;
ScHwE.; UwE. (nur von Mädchen); Z, so 0. (bes. von
Kindern); Syn. schnablen 1 (Sp. 1068), Won-i''' [mit
der Absicht, ein Spottgedicht auf die Schneider herzu-
sagen] t" d' Stube" chume" u"'' wo't a"foh'' sehn., dö
luegt der Schnlder üf u"'' seit : !''• cha"" das Versli o"*
.. . Säg das lieber ninnin ! Kinherfrei'nd 1917 (B). Die
zwei Göfli heind . . . wUer g'schnäbelet vom schönem
Gärtli usw.. statt zu schlafen. JJörger 1920. Dem
[Pfarrer] isch ganz warm worde", wil das Meiieli eso
chätzersguet verstände" häd e"chli" z'pländerle" und
z'schn. EEscHMANN 1918. Da lachet-si [ein Mädchen
in Gesellschaft des Tanzmeisters] und schnäbelet und
tänzelet. JAllenspac h. Uneig.. von Vögeln; vgl. schnab-
len 1 zum Schlnss. Was hend s' acht öppe' z'sehnäble"
g'ha" ufire" grüene" Zwlge"? ... He, 's [Zeisig-] IFiWi
hat zum Mändli g'sait: ... Liknfrt 1906. D' Star-
mätzeli räbli'd, d' Bu'''finkeli schnäbli"d, Das göd-mer
aw* zue! im Mai. Ztböri. .Hoppe heisst die Henne,
am Morge" frie i" d's Tenne, si schnipperlet und
schnäpperlet und schnäbelet', Refrain eines Liedes LE.
(AfV.); hieher? — 3. = schnabeheren 3 (Sp. 1068) ,L"
(St.^), schnell essen Ndw (Matthys), scherzh. vom
Essen übh. Bs; ScnR. ; Z; vgl. schnablen 3. Si ist
wider hinde'ruggs go" sehn. ScnR. Si hat al'iwil öppis
Guets z'schn. ebd. S. noch Bd IV 16G6 (üs-bausen II).
2021 u., mit der Var. üfgebutzt und g'wädelet und mit
''em Schnäbeli g'schnäbelet Z (Dan.). — Vgl. Gr. V\'B. IX
1148/9; Fischer V 1022 (in Bed. 1).
ü'S-: ausplaudern ,,L; Srii". — ver-: refl., = rer-
schnablen BG.; ,L; Scn"; UwE. St... hi^"-si''' grüse-
li''' g' freut, das' . . . si''' d'Chind nid rerschnäbelet
hi-". Bärnd. 1911. — z'-säme''-scftnä6?e": verspeisen
Z. Das [hungrige Vögelchen] hat das Zug z'säme"-
g'schnäblet.
S c h n ä b e 1 e r m. : Kartoifelart Gl : s. Bd I 381 u. und
vgl. HdgglerS (Bd II 1098).
„schnäbelig, g'sehn-: geschwätzig, mit dem
Munde vorschnell L; Sch".
1071
Schnab, sclineb, sclinib. schnob, sclinnl)
107'2
C li r ü z - S c li n ä b 1 e r Chrüzschne^bler — m. : = Chr.-
Schnabel Blns (bärnd. 1914).
sclmabe" I. Im Anzählreim u. Bollen (Bd VI 873).
schnabe" II; kriechen, so von Kindern, die nocli
nicht gellen können F (Eiclihorn). Syn. schnäggen. —
Die Quant, des Vokals ist unsicher.
schnabe" III: stürzen, stolpern, straucheln. ,Es
machet menger eini ein graben, darin er selb tuot
sehn.' JLenz nm 1500. ,Selbs falt in d gruob, wers
andern grabt; wer stain an weg legt, selbs dran snabt.'
ü Vögelin 1534; advolvens saxum in ipsum impinget
(Melanchthon); vgl. Prov. 26, 27. — Mhd. in der selben
und andern Bedd. Nliform zu schnapptn; s.d. und vgl. Gr.
WB. IX 1 170 (iiuter .schnappen').
Schnabe°dnz m.: = Schlabutz la (Sp. 6) SchwE.
(Ochsner).
Schnabis Aa(H.); Bs (Seiler), Schnabus. Stddenten-
SPR. — m.: (scherzh. für) Schnaps. — .^.-Aiiniii« ist studen-
tische Entstelloug für Sehnajis (s. d.), zur Abschleifung von -ii»
in -u Vfl. etwa Malchus (Bd IV 193), dazu ZfhM. III 26 ff.
Scbnabix: ein Kartenspiel Tnf. ,Die Lieblings-
spiele waren Mariage, Ramsen, Schwarzpeter, Piff-paft'-
puft' (wobei man jeweils drei aufeinanderfolgende
Karten der gleichen Farbe nacheinander auszuspielen
suchte) und Schnipp. Schnapp. Schnoribus, Schnap-
pöpperle". Sehn, (das gleiche Spiel mit fünf Karten).'
AfV. (JHäberlin-Schaltegger).
g'-scbnilbig (-e--): gesprächig, unterhaltend Z (,in
der Gegend von And. gegen TnFr. hin'). Das ist au"''
en g'schn-e' Mensch. — Vgl. c/e-scimüjxr.
Schne'bel GT. (so Nessl.); ZWl., Zoll, (der Ein-
sender schwankt zw. -e- und -t-) — m., Schnibele"
f. ZBauma: 1. eine Haarkrankheit (bes. bei Frauen),
infolge deren sich die Haare zu äusserst gabelförmig
spalten ZWl., Zoll.f (1820/30 noch gebraucht). Syn.
Gablen (ScnStdt). Me" miies' d'Här i'ippe'die usse'
dur"**«" abzwicke', sust giH's de" Schnebel (sust
chöme'd s' de' Sehn, über) ZZoll. ,Wenn man sich
dreimal im wachsenden Mond im Zeichen des Widders
die Haare schneiden lässt. bekommt man Locken (es
Rolle'här); im Zeichen der Zwillinge dagegen gibt es
den Schnebel, dh. die Haarspitzen spalten sich, womit
zugleich der Haarwuchs aufhört' ZWl. — 2. Eiter-
geschwür (Gerstenkorn) am Auge GT. (so Nessl.).
Synn. u. Vrseli (Bd I 408); Gretli (Bd II 825). Aus-
schwitzung an den Augenlidern ZBauma. — Die Bed.
spricht für Anschluss an Schnabel (Sp. lOGl); vgl. zur Entw.
von Bed. 2 das Folg. Formell Hesse sich Si:hnebel am ein-
fachsten als PI. zu Schnahtl fassen; freilich hat der bezeugte
PI. Schnabel abweichenden Vokal (Sekundär-Uml.). Aber eine
ahd. Nbform '«netiV zu mibul (so BSG. IX 24) ist weniger
wahrsch. Hieher wohl auch der Bergname Schne'hel-Hilm (an
der Grenze zwischen ZO. und GT.).
Schnebelitz m. Nur: ,Tinee, snebeltzin [PI.]
vel milvin.' Voc. opt. — Vgl. .scinifes, snebilazir' (Ahd.
Gl. IV 45.'?, 36) und Weiteres ZfdW. I 275 f. Zu .■^chimbd, indem
MHüfler 1899, 588 die Glossenwörter erklärt als .Mitesser
(Würmer, Läuse), die man sich mit Rüsseln und Schnäbeln aus-
gerüstet vorstellte'; vgl. dazu: , Wider die Schneblitz und
Rütiuen der Antlitz.' 1472, Fischer V 1044. Also das gleiche
W. wie jSnebeliz, ciconides, menschen, die schnablen haben.'
Diefenb. 1867, 117 c. Vgl. auch das Vor. 2.
Schnibel 1. Nur als Ablautbildung zu Schnabel
im Kinderreim; s. Sclniabel (Sp. 1001).
Schnibel II m.: ,.wer hurtig und schnippisch redet,
am häufigsten von Mädchen B" (St.), redefertiges, zu-
gleich gescheites, witziges, schlaues Mädchen B (Zyro),
geschwätziges Ding BBe., schnippisches Ding B. Syo.
Riffel 3b (Bd VI ötiü).
schnibele" BE.(JBürki),U.(EFriedli),sc7int6/e»
B nach altern Angaben (so Id., Freudenberger, Zyro):
rasch, geläufig reden B It Id. (,lingua volubili loqui') und
Zyro. Syn. schnablen (s. Sp. 1068). Es [ein welsches
Mädchen] jvöll's de"" deheimen ''em Papa säge", hef»
g'schnibelet, de'' chauf-im de"" scho" so eini [Mäh-
maschine!]. JBl'RKi 1916. Mit dem Nbbegriff des
Schlauen B It Zyro, Schnippischen B, so It Freuden-
berger. Büecher hei"-si-mer unger ''en Arm g'schoppä,
e" ganzi Bigi, da sig die ganzi- Üsstelli"g drin, het Ei's
vo" denen Übergitzeli g'schnibelet. JBI'rki 1918. Vor-
laut, rechthaberisch, aufbegehrend, tadelnd reden BE.
(JBürki), U. (EFriedli). Du hest doch geng Öppis
z' schnibele" BU. (EFriedli). ,Sö, Der sU-mer e" Sübere,
Pierre [dass Ihr Handschuhe und Stiefel Eures Herrn
tragt], schnibelte Anna.' N. BKal. 1841. ,Wie clwmti-
Der aber so g'mein, Dir Sit doch geng no''' der glich
Peter, schnibelte Anna.' ebd. Es düecht-mi''', i''^ g'stH
!<"•' g'hör-se, icie-si i" de" Chuchine" ume" . . . d'Nase^
rümpfe" u"'' schnibele", was jitz doch esö en alte'', lidige''
Chutter vo" Dem tcfft verstä". JBirki 1916. — Verwandt
mit nhd. .schnippen, schnippisch' (vgl. Gr.WB. IX 1333 (f.),
weiterhin mit uuserm achniflen, wozu wolil auch schiiaben Hl
(Sp. 1071). Vgl. auch die Gruppe Sfhti'übel mit Anm.
„schnibe": hurtig und schnippisch reden B" (St.'j.
— Fehler für sehniblen?
g*-schniblig: vorlaut B (Dan.).
Sehnibe: Löffel Gr Kesslerspr. (JJurger 1905).
g'-schnobe" (-ö--) G, so Stdt, g'schnobis G und
It Pup. (oO.): eng beisammen; genau, knapp. Es ist
g'schn. g'gange", bes. bei Zimmerleuten üblich. Die
Schmier ist g'schn. lang g'nueg. — Entstellt aus dem syn.
tj'schinoijen (Sp. 868) unter dem Eiutluss von gnohin (s. i/no;>ia
Bd II 670)? Vgl. auch näh-bU (Bd IV 1700).
schnobere": schnuppem B (so AvRütte zuGotth.). —
Im Ablaut zu achnüben; vgl. , schnobern' (Gr.WB. IX 1370).
über-: (ein Blatt, Buch) flüchtig durchsehn B
(Zyro). Syn. ü.-schnuderen. — b'-: beschnuppern.
,Wo alsobald der Hund ... ihn [den Hasen] be-
schnoberte.' GOTTH.
schnöberle": ein Spiel. = bmielenSa (BdIV 1315)
Aa (Rochh. 1857,428). — Eig. , beschnuppern'?
schnilbe", Ptc. -et: schnauben GnVal. ,Auss solcher
Teilen Schnauben [: Glauben] der Jammer all ensteht' j
Fligscbrift 1712. ,Es gehöret Mühe, Schnauben und I
Keichen dazu, sie [stotzige Felsen] zu besteigen.' .
JJÜi.R. 1731. ,Ein auf den breiten Höllenwegen daher .
schnaubender sicherer Sünder.' ebd. .Schnaubend ge- |
laufen kommen.' Sererh.1742. ,Der Schnitter schnaubt, j
der sich zur Erde beugt.' Grimm 1762. S. noch Vor- \
Boss (Bd VI 1429 c). — Mhd.«.iü(.f-i, emuugere, stertere; vgl.
Gr.WB. IX 1200/1204; Martin-Lienh. II 495; Fischer V 1037.
Die altern Belege stammen wohl alle aus der Gemeinspr. >
APetri glossiert Luthers .schnaubet' durch .träwet, «n-
schnawbet' (s. an-afhnauiren). Vgl. achnoberen, achnüfen (wo ■
Weiteres).
a"-: anschnauben. .Sie wird die Perlen etwanri
einen Augenblick anschauen und anschnauben und
daran riechen.' J.TÜi.r 1731. — er-: Atem holen; Sjn.
rer-schnüfen. .Dass die trüebsalen nit lang wereii|
I
1073
Schiiab — schniib. Sclinad— sclinutl
1074
werden, Süiuler ilass sie [die Gläubigen] allweg dar-
zwischen ruhen und ersclinauben werden.' LLav. 1587.
— ver-: = dem Vor. ,Lass mich auch verschnauben,
quid me inquietas? sine respirem, ad nie redeam.' Hosp.
1683. ,Ateni holen und von diesen Beschwerden einiger
Maasse verschnauben.' JJUi.n-Haug 1731. ,Da sezt
man sich nieder, verschnaubet.' Z Neuj. M. 1790,
Scliniibel m.: Schnippchen. Nur d's Sclm-s si",
Nichts bedeuten, wert sein GlS. Du bist ja nw
d's Sehn-s!
schnübele": 1. schnellen, spicken, mit einem
Schnellkügelchen ; nach jüngerer Angabe schnellen, mit
Schwung werfen übh. Gl. Derhel's nüd leid ufd'Site"
g'schniibelet, als er vom Pferde geschlagen wurde. Der
het die Pürstli nüd leid i" d'Kante" [Strassengraben]
ine' g'schniibelet. JHefti 1905. Jmd einen Nasenstüber
gehen, „ein Schnippchen schlagen" Gl. — 2. zornig
reden Gl, so auch S. Es het niit-mer g'schniibelet, ''as'-
i''' so lang nüd hei'" diu" bi" am Suntig. — 3. hervor-
keimen, aus der Erde hervorkommen, zl5. Kartoffeln
Gl (Ijeuzinger). — Als gerundete Form eins mit schnibehn
(Sp. 1072), aber iu Bed. 1 uocli mit uhd. ,scbnippeB' (vgl. auch
,Schiiippchen') zsgeheiid. Bed. 2 setzt die Bed. von aohnibden
I voraus. Bed. 3 (heute abgeleliut) gleichs. hervorschnelleu?
unie°-: a) tr., aufgeregt, zornig Etvv. (geräusch-
voll) lierumwerfen Gl, so S. Der hed das Buech
nüd leid iimme"g'schnübelet ! Was schnübelist wider
! d'Sichele" umme"? die sind nüd d'Schuld a" der [dich
aufregenden] G'sehicht. — b) iutr., aufgeregt, zornig
(und geräuschvoll) herumfahren, ebd. Der schnübelet
umme" tind tuet wie närr'sch! — ane°-: Etw. gleich-
gültig, verächtlicli hinwerfen GlH. Tue d'Sach nüd
■eso a.! — fort-: in der Aufregung wegwerfen GlS.
scliniichele": .nahe an Etw. hinkauern' ZStdt. —
Nbform zu schmüchden (Sp. 846); vgl. auch eis. tchmicUei
neben ichmudden (Martin-Lienh. II 499. 482).
Schnüclis (-ö'-J f.: Schmarotzerin ApH. (T.). Vgl.
Schnüchser.
• schnüchse" Ap (in H., I., M. -ö'-); GF., T. (so
Nessl.), schmixe' ArK. (auch It T.|, schnüchzge" G
iStdt (auch schon 1799): a) schnüffeln, die Nase in
lAUes stecken, ausspionieren Ap (auch mit dem Nbsinn
lies Missgünstigen); GF., Stdt (.aussuchen.' 1799), T.
•Jelz gönd s' [die Kriegführenden] so go" schmöcke" und
\Khn , wie's öppe" bim Andre" mächt gö". G Volksbl.
11917. — b) naschen Ap (T.); GStdt, T., .(z.U. von
fchlönen Sp.569) offenkundig naschen, stehlen, zB. beim
j^piel' ApTrogen, ,in den Speisen herumschnüffeln, bloss
laschen statt ordentlich zu essen' GT, Hung sehn.,
l'on Kindern Ap. — Vgl. .Schuichse' (< ,-ü-'), Schnauze
Gr.WB. IX 1326), auch ,schuökeru',,schnuckeni, schuBckern',
chnüffelo, naschen (ebd. 1377. 1382), nordische Verwandte
ei Falk-Torp 1911, 1089 (smgc). 1098 (mag II). 1103.
ume° ovime"-schnö'chse" ApH., L, M., -schnüxe"
kpK.; umherstänkern (T.). — üs-: ausschnüffeln.
J'Sehwi" hend d' Hose"stöss und Alls üsg'schnüchset,
ei Einem, der zu ilmen in den Bahnwagen gesperrt
rnrde. NBösoh 1912 (GT.).
Schnüchser (-ö'-) ApH., I,, M., Schnü.rer ApK. —
I.: , Wurstreiter', Schmarotzer Ap (T.).
Schnüchsete" (in Ap -ö'-) f.: Schnüffelei Ap; GT.
eti isch e" fangen en verstömplete'' Chrom, en erbarm-
Sohweli. Idiotikon IX.
li''' vergö"stegi Sehn. [,raissgünstige Schnüffeleien']
dromm, bei der Frauenwahl. HKFrick; danach: 's ist
e" Sehn, [bei der Wlberwal] ufe" und abe" grad wie
den i" 's Wehers Bazarlade". NBösca 1892 (GT.).
schnüchsle" (-ö'-J: = schnüchsen a ApGais.
ume° omme"-: herumschnüffeln, von Hunden, zB.
in fremden Häusern; auch von Menschen {o. ivie en
Hond) ApEeh.
selinächzge", schnächz(g)e'': 1. schnö^chzge" Ap
V., schnüchzge" (wohl sicher -ä-) G, = pfnächsen 1,
pfndchsen Ib (Bd V 1209). — 2. a) schnö'chzge" ApV.,
schnö-chze" ApH., V., = schnüchsen a. — b) „schnöchze""
(wohl -ö*-), = schnüchsenb „G". — Viell. durch Kreuzung
zw. den für das selbe Gebiet bezeugten Synn. mit anl. p/n- und
solchen mit aul. sehn-. Zu 2a gehört der Übername ,Schnd°ch}ier-
KUnzli' ApHeiden f.
Schnö^chzete'' f.: = Schnüchseten. 's isch halt
hüttisstags eben ase e'fange" e" schüli''' vergö"stigi Sehn.,
en tolle" and wackere" ond brave" Uoppme" [Gemeinde-
vorstand] fönde". AToBLKR 1909. — AToblers Erklärung
, besonders schwieriger Umstand' beruht nach Erkundigungen
auf MissverstÄndniss.
Schuad, scliued, schuld, scliuod, schnud.
Vgl. auch achiiat(t} usw.
scliiiatlele" (-eilen BBr.), in Ndw It Matthys auch
schnädele", in W It Tscheinen schnedullu": a) mit
den Zähnen klappern, (am ganzen Leibe) zittern; meist
vor Frost ,Bs"; B, so Br., E., Rohrb., Si. und It Zyro;
.I.'-E., G.; Uw, so E.; USeh.; ,W", auch It Tscheinen;
Syn. schlöbelen (Sp. 7); schlotteren (Sp. 788). Wie si
im Winter im ehalte" Dachchämmerli und elände"
Bettli g'schnadelet heige". JBEiiLi 1871. ledweders het
g'schnadelet u"'' isch' gäg ''em Ofe" zue, de" ga" er-
tätschle", beim Eintreten aus der Kälte in die geheizte
Stube. Emmentalerbl. 1917. Es het a"fah" gütterle";
es het g'schnadelet und 's het ins g'hudlet am ganze"
Hb, von einem fiebernden Mädchen, das aus der Stube
ins Freie kommt. RGriec 1911. ,Schn., dass einem
die Zähne klappern wie eine alte Kornröndel.' B Volks-
ztg 1897. ,Sciin. wie eine hundertjährige Röndlen.'
EjiMENTALERBL. 1917. Schn. wic-ncs Jiasses Hüngli. ebd.
,Der gestrige Katzenjammer war nun gänzlich ver-
dämmeret; dafür hat er aber vor Frost g'schnadeled
wie ein ausgesetztes Kind.' übw Blätter 1900. Infolge
von Gemütserregungen wie Angst, Schreck B; W, auch
Zorn Ndw. Schn. wie-nes aspi"s Laub, vor Angst B
Rohrb. Schn. vor Angst u"^ Chelti. EBalmer 1923. Es
ist-em e" Tonners G'sehicht passiert und er schtiadelet
fast vor Ghummer, dass er an den Pranger gestellt wer-
den könnte. Gückk. 1843. [Ein Gespenst] het du" bös-
haftu" Nachtbuob so erschreckt, dass-er vor Chlupf
schnedullundu ist heimcho". W Sagen. Unpers. BE.;
UScIi. Es het-ne" g'schnadelet [vor Kälte] über und über.
SGKELLtR 1919. — b) spez. von den Beinen. D'Bei"
hein-im g'schnadelet, vor Schreck und Erschöpfung.
SGpeller 1921. Auch im kaus. S., = zittern machen.
Es nimt Ei"'in nume" Wunder, dass-es ne" [den
Schwätzerinnen, die Stunden lang beieinander stehen]
d'Bei" nid schnadelet. ebd. 1911. i'* ha" g'meint, dir
heigit es Tanzfieber, dass-es-ech d'Bei" schnadeli, sagt
ein Musikant, nachdem zu der erbetenen Tanzmusik
68
1075
Schnall, schned, scliiiid, schnoil, sclinud
1076
Niemand getanzt hat. ebd. — Vgl. schnaJerert. Die ;-Abl.
scheint nur schwz. zu sein.
schnadelig: zäbneklappeind, schlotternd (vor
Kälte)„Bs";BE.undltZyro; „L";Nd\v;„W". Eigentüm-
lich: , [Ein Mädchen solle nicht modisch gekleidet zur
Kirche gehen] zB. ... im Winter wie ein Sommervogel
und schön himmelblau und sehn, im Gesicht.' Gotth.
G«-schnader, -schnäder n.: 1. als Vorgangs-
bezeichnnng. a) (-a- Aa It SLandolt 1845; Ndw It
Matthys, sonst -ä-) Geschnatter von Gänsen und Enten
Aä; B It Id. (.garritus, proprie anserura'); ScuSchl.;
Ndw (Matthys); ZDättl. Das Gänse-g'schärli hi
's Nöchbers Mist, icie-si es G. verfüere". SLandolt 1845.
,Die Gänse mit ihrem Geschnader.' JJUlr. 1727/31.
Von andern Vögeln: ,Die Vögel haben ein sehr ver-
wunderliches Geschrey und Geschnader geführt.'
Wasterk. Proz. 1701. — b) (-a- Ndw It Matthys und
einmal bei ACorr. 1860, sonst -ä-) abschätzig für
schnelles und lautes (Durcheinander-)Reden, Ge-
schwätz, Geplapper; bes. von weiblichen Personen,
Kindern Aa. so F.; Ar; Bs (auch bei Spreng); B, auch
It Id.; Gr, so oHe., Valz. (Tsch.); L; GT.; ScH, so Ha.;
S; Tu; Uw; Z; .Ostschweiz'; „allg.". Hand Die e(s)
G.! Das ist e(s) G.! zB. in einer Waschküche, 's iseh
ai' G. und ai" G'schrai g'sl" iberall, in einem Taiiz-
saal. ScHWZD. (Bs). Eini um di ander hed Öppis z'säge"
g'wüsst ... und 's het bald es G. abg'setzt. Vatfr-
land 1923. Scho' vor der Visite'stuben usse" het-me"
's G. g'hert, von jungen Mädchen, die zu einem Be-
such geladen sind. Schwzd. (Bs). Am G. a" [kommen
jetzt die Mädchen], sagen Zuschauer bei einem Um-
zug. Ap Ged. Fraubasigs G. ACorr. 1860. D'G'sell-
sehaft . . . het-sech under lustigem G. eueche" g'setzt.
RvTavel 1904, Das G. der lieb läng Tag! auf einem
Jahrmärkte. S Anz. 1916. Se'b G. und G'wüel! an
einem Schützenfest. NBösch 189'2. S. auch Melw-
suppen-Röst (Bd VI 15'22). Von unverständlichem
schnellem Sprechen, zB. in einer fremden Sprache Aa
F.; B; UwE. und weiterhin. Das Ghoge" G. und G'tvösch
vo" denen Ussländere" ! WMüller 1918. Das 'Parlier
u"' G. iseh' Nüt g'sV für ins [für das bernische Dienst-
mädchen einer welschen Herrschaft]. EBalmer 1923.
Von leerem, einfältigem Gerede: Hör e'"möl üf met
dV'm ... G.! AToBi.ER 1909. — 2. (-ä-J pers., schwatz-
hafte, vorlaute Weibsperson ; naseweises Kind, Mädchen
GR.)He., Valz.; GA., Ms, Sa., oT.; .Ostschweiz-. Dim.
G'schnäderli, liebkosend für ein kleines Kind, das
eben zu plaudern anfängt GSa. — 3. (-ä-) .Speise-
gemengsel' L, , zerfallendes verdorbenes Fleisch' Aa
Lind. — In Bed. 1 b verzeichnet Tsch. für GrValz. un-
bestätigtes .Schnäder u. Zu 3 vgl. das Folg.
Gans- (Z It Spillmann). Gans- (Sch; Z, auch It
Dan.). Gänse"- (Th Anon.; danach St.') G'schnäder: die
Eingeweide (Lunge. Leber, Herz, Magen), auch Kopf,
Hals. Füsse und Flügel der Gans, die besonders ver-
kauft und. an einer Brühe gekocht, genossen werden,
, Gansvoressen'. Syn. Chrägli-Mägli (Bd IV 100). —
Auch Schwab. (Gatu-)U'-Khnaller, -schnäder (Fischer III 55.
487); vgl. dazu gleichbed. üans-Oe-schrei (ebd. III 55), sowie
Chatzcn-Ge-nchrei als Bezeichnung eines aus kleingehackten Be-
standteilen zsgesetzteu Gericlits. Die Bed. erklärt sich als Über-
tragung vom Gehörseiudruck (Durcheinander von Schällen) auf
den Gesichtseindruck (sichtbares Durcheinander. Gemengsei).
schnaderächt: schwatzhaft. klatschsüchtig.
.Gleich einem schn-en Weib, die niemahlen daheim ist.'
JJUlr. 1727/31.
schnad(e)re'', schnäd(e)re" 1 (auch -e-; s.u.):
1. a) -a- Bs (Spreng); B (Gotth.); LG. (neben -ä-); Ndw
(Matthys); Zu. (Stutz); äSpr (auch ,-ä-'), sonst -ä-:
(durcheinander) schnattern, von Gänsen und Enten Aa
Bb., F.; Bs; BE., S. und It Id. (.gingrire'), AvRütte;
L, so G.; G, auch It Zahner; Sch; Th; Ndw; Z, so
Bnl.. Dättl., 0.. Thalw.; .Ostschweiz'. Vo" witems hed-
mer g'hört Güggel chräje", Ante" sehn., Söi"" tceissen
und Rindveh mügge". JUoos 1907. Ante" schnädere" uf
''em Se. Bärnd. 1922 (BTwann). ,Uie Enten schnaderten
in der Mistgülle.' Gotth. Im Kinderreim; s. Bd VII
1479M. 's stöt-ere" [der Gans] gar nid b'sunders a",
aber si miies' halt g'schnäderet ha". EStoll1907. Sprw.;
s. BdII370M.; auch bei HPest. (Gr. WB. IX 1197o.).
.Gingrire. glacitare, gagen wie ein gans oder schnäderen.'
Fris.; .schnäderen wie ein endten, gingrire, glacitare.'
Mal. .Enten schnakeren, schnäderen, gingrire. tetrin-
nire.' Red. 1662. .Anas retrinit[!]. die Ente schnadert'
Denzl. 1716. .Die Gans ... schnaderet.' JCWeissenb.
1678. Auch vom Gezwitscher von Sperlingen, Staren.
Elstern ua. B; S; Z. D'Spatze" schnädere" uf ^em
Dach. EWüTERioH-Muralt; wiederholt. XJndpipet wird
und 'bettlet und g'schnäderet und 'tä", von hungrigen
Spatzen und Amseln vor dem Fenster. Z Ged. 1918.
E" Hilfe" Chräie" . . . hei" g'schnäderet und g'rdret.
EFiscBER 1922 (SG.). D'Vögeli hei" g'schnäderet.
RvTavel 1913. .Der Stahr schwätzt, schnaderet und
singt.' Vogelgesang 1737. Vom Klappern des Storches:
.Der Storch schwatzt, schnaderet, singt und pfiff
Stütz, Gem. (Lied). — b) -a- BSigr. (sehnadre" und
schnedre" It Zyro); LG. (neben -ä-); G Wb. und It Zahuer
(neben -ä-); Ndw It Matthys (neben -ä-). sonst nur -ö-
(doch in BSi. It DGemp. auch -e-): schnell und laut
(eifrig, aufgeregt) reden (bes. durcheinanderreden),
„ohne Überlegung, verworren, in einem fort plappern',
schwatzen; zumeist von weiblichen Personen, Kindern
AaP., Zein.; Ap; Bs; BoAa., Br., E., S., Si. und It Id.
(.garrire'). AvRütte, Zyro (,= d's Mül brüche", doch
freundlich, nicht = müle", eher plaudern'); Gl; GaThs
und It Tsch.; GWl., Wb. und It Zahner; ScuNnk., R..
St.; Th, so Hw., Mü.; Uw; U (DrMüller); ZoUAeg.;
Z. so Bül., Dättl.. Sth.; .Ostschweiz'; „allg." Si hei'
g'schnäderet, mi" het mit ke'"'m Hämmerli derewüscher
chönne" B (Friedli). Si schnaderet wiene" laufendi
Schuld. W Müller 19u3. Si [die Mägde] hopperend
d'Stegen üf und ab und schnäderend wie Trompete",
Kinderreira GRThs; vgl. 2a. ,So gleitig die Weiber
sonst schnaderten. jetzt fand keins eine rasche Ant-
wort.' Gotth. .Die Spinnräder schnurren und die Weib-
same schnadert.' AHartm. 1852. Es nimmt-mi''' W'
Wunder, tvas die Wiber alliwil z'schn. händ! ZDättl.
Dert rüscht der Dorfbrunne", wo z'Öbe"' d'Mmtli ...
z'semme" g'schnäderet hän''. Schwzd. (Bs). Sehn, warn-
mer dann bis g'nueg! bei der Katl'eevisite. Gl Nachr.
1918 (ZTüss). Das wird-mer aW'' es Sehn. ge"l von
einer Damengesellschaft beim Kaffee. Z Ged. Dür'*-
enangere" sehn , von einer Schar von Weibern. Loosli
1917. D' Fisch si" verbi g'si" und um. ''e" Tisch het-
me" g'schnäderet. RIscher 1903. [Die ganze Gesell-
schaft ist] mit lieve'ränzle". Sehn, und Komplimentieret
bin-enandere" g'stande". RvTavel 1922. Sehn, undmük".
JJökger1918. S. noch unter 4. Von Kindern. Hdreri
üf mit Sehn.! zu Kindern, die der Mutter aufgeregt
und durcheinander von ihren Erlebnissen berichten.
SHAMMERLi-Marti 1913. Lue', Meieli, we"" d'jetz ifT
1077
Schnad, sclined, schnirt, schnocJ, schnud
1078
gäng schnäderisch' u'"' tschäderisch', de"" wird-di'''
d'Lerere" schön wüschen u"'' tschuppe", sagt die Mutter
zu ihrem scliwatzhaften Mädchen, das zum ersten Mal
zur Schule geht. RGrieb 1911. [Die Scltulmädcheii]
waschlen und braschle", si scltnädere" und plafere".
ebd. Mit stärker hervortretendem Nbsinn. Von
(schnellem und) unverständlichem Reden üwE.; Zg
UAeg., in einer fremden Sprache, mit fremdem Akzent
sprechen B. Parleivu frangse sehn. RTrabold 1914.
Von unbedeutendem, gehaltlosem (Ap It T.; liSi), un-
gereimtem (GW b.) Geschwätz, gedankenlosem Her unter-
plappern zB. eines Gebetes (Obw). Vorlaut, recht-
haberisch, zänkisch reden B, so E. IlUf numen o'*
MO'* grad! so schnäderi" de"" zwo, sagt ein erboster
Mann, als seine mit ihm zankende Frau von einer
andern unterstützt wird. AFankh. 1917. ,D's Hubacher-
grit schnäderte in einem fort über dich, wie viel mal
du eigentlich noch beim Bühlgräbeler neujahren
wollest.' Bdni) S. 1922. unbedacht reden, ausplaudern
BoAa., Br.; GWl. 's ander Mal, wenn-der söne"
Kleppertäschen Oppes schnäderet, so bis nit so lang
mit hinder-etn Hag, Mann zu seinem schwatzhaften
Weibe. Dorfkal. 1862. ,üas mul, das närsche ding
nun sagt, sins schnädrens straf selbs bi im tragt.'
GVöGELiN 1534; dat poenas stultiloquentiaj os futile
(Melanchthon); vgl. Prov. 16, 22. ,Was gleich diser
oder jener Klüglinger und von überflüssigem Witz ab-
witziger Muckenseiger und Cameelverschlucker dar-
wider grüblen, sch\Yätzen und schnaderen mag.' Gespr.
1632. , Schnaken, plaudern, schnaderen, fabulari,
gannire, garrire.' Red. 1662. S. noch binderen (Bd V
30). — 2. (-ä-J von andern intermittierenden «chällen.
a) vom Trompetengeschmetter GnThs; vgl. sehn, me
Trompete' unter 1 b. Dazu sehnäderedang, Nachahmung
des Trorapetenschalls Th; Z, der türkischen Musik
AAWohl. S. auch gäng (Bd II 303); nach LTobler in
Z schnäderegänggängg. Schnäderegäggäggägg lütet
mim Trompete", in einem Liede L. — b) schnurren,
von Kadern. So vom Spinnrad: Wie's sehn, tuet!
KdMever 1844 (Z). 's Rädelt ... schnäderet um: brum!
brum! brum! ebd. Sehn, lä": Ir chönnte"d bis z'Nacht
mir-a" eueri Zunge" sehn, lä", drauflos schwatzen.
Möller Jugendschr.; vgl. Ib. — 3. -a- „B?'; B; „L"
G.; Ndw (Matthys); „Vf\ -ä- FJ.; GRÜbS.; LG.; W It
Tscheinen ('sc/mädruV, auch It St.' = schnadelen. ,Am
ganzen Leibe schnadern.'GoTXH. Einmal als Richtungs-
vb: ,Eine Gleichgiltigkeit, welche jedem Freund des
[Guten unwillkürlich Gänsehaut den ganzen Rücken
; auf schnadern lässt.- ebd. ; vgl. ge-schnäderlet. Unpers.
£s schnäderet-mi''' FJ. — 4. im Ablautspiel mit
schnidere". Zu Bed. Ib: [Die ziehenden Schwalben
zwitschern : Die Weiber] wibere" und wabere", schnidere"
und schnädere". Bs Ged. (1898). Im Anzählreim; s.
pfnaderen{Bd V 1271). — Vgl. achnatteren, Khnälteren, zu den
iSchallnachahnumgen unter '2 a Schm.'IIö68 (schnederegeng) ;
IFischerV 1035 (schnätleregink).
I abe°-«c/innrfere": herunterschnattern. Wenn Eine'
jTin einer Versammlung] sl" Sach nüd grad eso perfekt
fo. chd"". ZGlattf. Ztgsbericht.
I a.°- schnädere": barsch anfahren SchwMuo. (.mehr
|nur scherzh.'). 1'* erchliipfe" nild, du cha""st-mi'''
|a"«cÄn., we d'wi't.
dri"-: abschätzig für dreinreden B. Schnäderet-
mer nit gäng dri"! ÖvGreverz 1911.
Schnaderete" Ap, sonst Schnäderete" (in Bs
«(Je») — f.: 1. = Ge-schnaderlbAv; Bs; GRValz. (Tsch.);
UwE. und weiterhin. — 2. scherzh. oder spöttisch für
Kindtaufschmaus „Aa", so Br., St., Zein. und nach
JLüscher 1898. — Zu Bed. 2 vgl. allenfalls Schnadergild bei
Uuger-KhuU 549.
schnaderig, schnäderig, It St. in Bed. 2 auch
g'-schnäderig : 1. (-a-J = schnadelig „Bs; L; W". —
2. {-ä-, in Ap It T. -a- und -ä-) schwatzhaft, auch vor-
laut Ap; Bs; GRCast., oHe., Valz.; G; „allg."
g"-schnäder: viel und laut, töricht redend. ,Ain
närsche, gschnädre, häle frow sitzt undert thür fürs
hus zur schow.' GVögelin 1534; mulier fatua, clamosa,
blanda (Melanchthon); vgl. Prov. 9, 13. ,Wer wenig
redet, vil verstat; ain gschnädern gaist der bsinnt nit
hat.' GVögelin 1534; nee est futilis spiritus homini
cordato (Melanchthon); vgl. Prov. 17, 27.
Sehn ädere", in GroHc. It Tsch. G'schnädere" —
f.: 1. Elster, Pica loquax. Id. B. — 2. Plappermaul (von
Kindern). Schwätzerin, Klatschbase Bs; B, so E. und
It AvRütte; GrKI. u. It Tsch.; GWL; ScaHa., Nnk., R.,
Stdt;ScHwE.;TH,soHw.,Mä.; Z.soBül. Syn. Sätschen
(Bd VI 1845) Si ist e" förchtigi Sehn. TuMü. Di' Sehn,
het-mi''' iez doch g'tcüss e" ganzi Stund versümt ScbR.
,Geht zum Teufel, ihr Schnaderen!' zu einer Schar
klatschender Weiber. Lienert 1898. S. noch Rätsch-
Bäsi (Bd IV 1649). Auch Iiim. Scluiäderli, Plapper-
mäulchen ZNeer. — 3. geläufiges Mundwerk BE.; Sch
Nnk.; ZO. ; .Ostschweiz'. Die het e" Sehn.! [Dem
Mädchen] ist d'Schn. so gleitig g'lüffe" wi' emene"
Wasserstelzli 's Schicänzli. SGfeller 1911. S. noch
Brudli (Hd V 412M.). — Zu der Form G'schnädere" vgl.
Oe-schuader ;'.
Stuiit- Schnädere": zum Vor. 2. D'Frau Feusi!
da' tsch' jo di ärgst St.! Dö cÄwmm-i'* jez i" aller
Lüt 3Iiiler. ANeber 1906.
Schnäderer m. Obw; „allg.", -eri» I f. Obw:
Plappermaul, Schwätzer(in).
Schnäderi II m.: = dem Vor. .AAWohl.; Bs; B, so
Lutz.; GG., WL; UwE., Person, die schnell und un-
verständlich redetNow, ,Mann mitböser Zunge'GWl. —
Dazu der Übername Schn.-Miggel Sti.
schnäderle°: (immerfort) plaudern, von kleinen
Kindern BoAa.
g"-schnäderlet: mit einer Gänsehaut überlaufen
ScaHa. Vgl. den Beleg aus Gotth. unter schnaderen 3.
Schnäderli n.: Plappermäulchen GG. (Zaliner). —
Schnädeili-Heini. Übername eines Schwätzers Bs (Breitenst,
1863).
schnädere" II: ohne Lust, unwillig essen GRNuf. —
Vgl. tchmäderen (Sp. 852), ferner achnäder- neben achmäder-
l/r)M»ig (Bd I 502. 1319).
Über uber-schn. , Der junge Hirt erhält von seinem
Vater den Befehl, er solle das Vieh am ersten Tag
nicht die ganze Weide über schnädere" lassen, also die
Weide abteilen, dass er an den folgenden Tagen auch
frische Weide habe' OrNuL (Trepp).
Schnander ni.: das aber die Stirn herabhängende
Haar LG. (Ineichen). — Aus LSchlierb. wird itauder int
.kurz geschnittenes, über die Stirn heruntergekämmtes Haar
bei jungen Mädchen oder Frauen' augegeben.
Schneid, Schneidet, Schneideten, schnei-
dig s. Schnid usw.
schneidien s. schneitlen.
Schnid (in Bed. 1 a, 3 und 4), Schnide" I (in Bed.
lab und 2), Sehneid, -t (in Bed. 4) - f., in Bed. 4
1079
Schnad, schned, sclinid, schnöd, schnud
1080
(einmal in Bed. la; s. u.) auch m.: 1. a) Schnid (nur
in der Formel Rugg oder Sehn.), sonst Sdimde",
Schneide am Messer, Beil usw. (Syn. 'shamvig, scharpf
Ort, di haiiwig Siten; s. Bd 1 48'2o.; II 1814u.) AABr.,
Fri.; BG. und It Id. (acies cultri'); Z, auch Messer-
klinge (im Gegs. zum Heft) B !t Zyro; GlMoII.; ,L;
Sch; Zg' (St.''). Bugg oder Schnid, ein Losspiel; s.
BdVI788o. Glaube und Brauch. Man soll kein Messer,
übh. nichts Schneidendes mit der Schneide nach oben
hinlegen, es tut den Engeln im Himmel weh Th, es
tuet der Heiland haue" oder es si" einist 3 Bluets-
tropfe' vom Himmel abe" g'falle" B (Friedli), es ver-
schnidt de" Himmel Z, der Teufel hockt drauf BE.;
s. noch schniden 2aa.. ,Wer sich mit einer Axt haut,
soll die Schneide in die Erde schlagen, so wird die
Wunde nicht gichtig.' DGemp. 1904 (BSi.). S. auch
Bd 11 1457 M. ,Daz dieselben wunden von einem messer,
daz zwo schniden hab, beschechen syent, und nit von
einem stetzier.' 1467, Waldm. .Das messer habe ein
guote schn-en ghept.' 155ti, B Turmb. ,Die schneiden
eines räbmässers fast wol gewetzt oder gescherpft,
exacta falcis acies; ax, die zwo schneiden hat, anceps
securis.' Fbis.; Mal.; s. schon Bd VIII r244u. (ent-
schärffen). r245o. ,üas N. erstlichen mit dem Wehr
flächlingen, letstlich aber mit der Schn-en und Spitzen
utf den Gossouwer zugeschlagen und gehouwen.' 1626,
Z. ,Von der Hüpp [Ansteckrohr des Bajonetts] nach
soll die runde Stangen ein zimliche Stärke haben und
sich nach und nach ein wenig gegen der Schn-en
verliehren.' 1708, Z. Einmal .Schuld' m.: .Also liess
Decius etliche reder ufrichten, die warend vol scharpfer
und schnidender mässor und also geschickt, das ie
zwei mit irem schnyd gegen einanderen giengent.'
HBrennw. Chr. (Lesung sicher); dafür in einer bessern
Hdschr. ,iren schniden.' — b) (Schnida) Vorrichtung
zum Zerschneiden des gedörrten Roggenbrotes, be-
stehend aus einem langen Messer, das durch ein Gelenk
auf einer hölzernen Unterlage befestigt istPAl.(Giord.).
• — 2. (Schnx'da) Berggrat BG. ,Zwei unter spitzem
Winkel .sich annähernd schneidende Gehänge bilden
einen Grat oder ein Gretli, eine Schnida oder eine
Egg.' Bärnd. 1911. — 3. (Schnid) ,böses, schneidendes
Maul' ApL, H., M. (T.); vgl. hinder- schniden. —
4. Schnid L (.selten'); GW.; ZKn. (Schneebeli) und It
Spillmann, sonst Schneid, in GRFurna (Tsch.), Mal.,
Nuf.. Spl.; L It Schurmann; Z tw. Schneit — f. Sch;
Th; Z. so Bül., m. Aa; B; GnNuf., Spl. und It Tsch.;
L It Schürmann ; S; ü : a) forsclies, entschiedenes Wesen,
frischer Mut. Energie Aa; Bs; B; GRÜhur, Nuf.. Spl.;
L; G; Sch; S; Th; U; Z; zumal in der Soldatenspr. und
ihrem Einflussbereich wohl allg. De(r) (Ma"") hat
Sehn.! ist energisch, tatbereit, übh. ein ganzer Kerl.
Er hat z'wenig, (e'Jkei" Sehn, (im Jtame")! ,Du wärst
der anger Bursch g'si" d'Gnosse"sehaft z'leite" als der
Blölerler a" der Matte" ... sagte Fritz oft und viel
zu Hans; du hättist der anger Sehn, g'ha" mit so schlaue"
Düngjude' z'verchere"!' FAnd. 1893. Auch: Da(s) hat
(e"jkei" Sehn.! keinen ,Zug', von irgendwelchem Tun
GW.; Sch; Th und weiterhin, bes. von einer matten,
schwachen Rede Bs (Seiler). Was-er seit, hat Sehn.
ZBQl. — ß) Geschick, Sinn und Verständniss für Etw.
L. auch It Schtirraann. Er hed ne"ke'" Sehn, (derzuej!
[Tannen] b'haue", g'schrötet und verschränkt vom
Zimmerma"" mit Schigg und Sehn. Zvböri. — y) Lust,
Neigung zu Etw. Gr, so Gast., Chur, Furna, He., Mal,
zB. zu einem Kaufe, Unternehmen Z (Spillmann).
Kei" (nit recht) Sehn, ha" (zu Ettes) Gr. Er hat ke'"
Schnid, ,mag nicht anbeissen' Z (Spillmann). Sehn,
über Ojjpis ha", Verlangen nach Etw. L (Schürmann).
— 8) e" Schneid mache", der Sehn, zeige", glänzen,
Staat machen mit der Kleidung oder sonst einer Sache;
meist iron. AAZein. Die macht e" g'hörige" Sehn.!
Auch unpers.: Das macht e'"möl e" Sehn., wenn Deini
[Jene] üfzieht! 'sbasst aber grad'z'.fäme" wie-n-e" Füst
uf en Aug.
Mhd. «lüde stswf. in Bed. la; Weiteres bei Gr. WB. IX
1245/8; Schill.» II 571/'2 (Schneid f. = 1 a, 2, 4aY); Martin-
Lienh. II 493 (.Schuld f. = 1 a, 4y)! Fischer V 1051 (Schnid,
Schneid f. = 1 a, 2, 4 a). Die einsilbige Form Schuld setzt
viell. das alte st. Fem. fort; in der Formel unter la könnt«
sie auf Augleichuug au Jiugij beruhen (doch ist zu be-
achten, dass sie auch in der von 1 a übertragenen Bed. 3 gilt);
in Bed. -1 ist Schmd wohl als Verniundavtlichnng aus Schneid
zu erklären (wie etwa/iy ans feig Bd I 688). Schneid ist durch
den Diphthongen als Frenidw. gekennzeichnet und wird auch
überwiegend noch als solches gefühlt. Als Quelle kommt,
worauf schon das verbreitete Mask. weist, zunächst die gemein-
deutsche Soldaten- und Uiugangsspr. in Betracht, die ihrerseits
das W. in Bed. 4a, unter Umbildung zum Mask., nach all-
gemeiner Annahme aus dem bair. Schneid f. bezogen hat. Die
übrigen Verweudungsweisen könnten sich auf unserm Boden
aus a entwickelt haben; doch spricht die Übereinstimmung von
4y mit dem Bair. und Eis. auch für direkten Einfluss süd-
deutscher MAA., der sich gewiss urspr. auch auf -ta erstreckt
(vgl. das Fem. im NO.) und nachträglich mit dem gemein-
deutschen Einfluss verquickt hat. In der Stelle aus Fris. unter
flächlingen (Bd I 1159) wird , schneiden' blosse Übers, des
gleichbed. lat. cuffer sein. Sp. 865 0.(161", Z RB.) ist , Schnid'
in , Scheid' zu bessern. Unsicher ist die Beurteilung von
.schneyden' in Ring 43 c, 17; vgl. Schm. aaO., dazu Gr. WB.
IX 1248 (.Schneide' 3). Zu Bed. 2 gehört der Ortsn. .Schnyden',
Gebirgszug bei UwSachs. (Leu Lex.). It JJWagner 1680m.
(wohl unter dem Einfluss von Grat; heute .Schnidengratli').
Vgl. noch Schntdi, schuldig.
Faetev-Schnide": Maschine zum Schneiden von
Häckerling; Syn. Fueter-schnid-Maschinen; Sehnid-
Stuel. — G' - so ä-Schnide": ,Gestell mit grossem
Messer zum Schneiden des Grünfutters für Schweine
und Rindvieh' GhKI.
schnide- (-i'- BG., M., Si.; FJ. tw.; GOberr., Rüti,
T.), im uW -u", 2. Sg. schnidst Ap; BE.. M., S. (bzw.
-?-); LE.; GRh.; Th; Z. -ist Ap. -esJ FJ.; P (Schott), -0»«
uW, schnidt Aa; BE., M., S. (bzw. -i-); L; P (Schott);
GRh.; SThierst.; Th; Z, sehnidet BSi.; FJ. (-i-); Gr
Chur, Ths; SLb.; Ndw; ZRicht., Kond. schnitt Aa;
BE., M.. S., Stdt, sehnitti BE., Si., Stdt; FJ.; GrL,
schnidti SchR.; Ndw (Matthys); ZRicht., schnideli
GrHc., -iti Ndw (Matthys), -oti WVt.. -uti WSimp.. Ptc.
g'schnitte" (bzw. -c'-). in hYia,. g'schnitted, in P (Schott)
.g'schne^dded': wesentl. wienhd. schneiden. .Schneiden,
spalten, schroten, (in)secare, scindere, deputare.' Fris.;
Mal. 1. von dem Vorgang an sich, 's schnidt, sagt der
Bauer, wenn bei nassem, schwerem Erdreich der Pflug I
grosse Schollen mitglatter, glänzenderSchnittflächeauf- l
wirft ZBül, Dafür: 's sc/tmrff'sAABb. S.auch Bd VI 18o. j
Von der Fähigkeit zu schneiden, scharf sein; in echter j
MA. dafür meist hauwen. Miner Mueter Chabismässer
schnidt uf beide" Site" : Schätzeli, wenn-du mi''' nid
toi't, so säg du mir's bi Zite". JGRadlof 1822 (FMu.); i
Var. haut. , Anceps (ferrum). das an beiden seifen hauwt |
oder schneit.' Fris.; Mal. Als Var. von scheren in dem :,
Sprw. Bd VIII1119U.: .Kein Mässer ist, das scherfer ,
schnit, als wenn der Knächt zum Herren wirt.' XVU./
1081
Schnad, schned, sclinid, schnöd, schnud
1082
XVIII., JLüscHER 1898. Ahnlich bei UBrägger 1789.
,Schn. gegen': N. droht, die luzernischen Parteigänger
des Abtes von G .söllent sich wol versehen : ir Schwerter
wurdint nit sehn, gegen den von Appenzell.' um
1490, Z. Im Vergleich: ,Mit denie innecglichen sere
[Schmerz], daz beidinhalb sneit alse ein swert.' 2. H.
XII., Wack. 1876. .Deine Zunge ... schneidet (mit
Lugen) wie ein scharffes Schermesser.' 1638/1707, Ps.
(nach Luther); danach JMejer 1700; s. Bd VII
1738o. — 2. in Etw. einschneiden (ev. um Etw. weg-,
auszuschneiden), a) in den menschlichen, auch tieri-
schen Körper, a) schneidend verwunden, 's offnig
Messer tarf-mer nid uf de" Rugge" legge", 's schnidt
sust de" lieb Gott AaF.; vgl. Schnul la. In Beseg-
nungen; s. Bd VII 126651. ,Dass mich ... keine Waffe,
Eisen oder Stahl kann ... schneiden [usw.].' SV. (alte
Besegnung). Auch von den Tragbändern eines Rücken-
korbes, der Tragschnur eines schweren Sackes oä. :
Es schnidt-mi''' Z. ,Eine wunden sehn.': ,Bei uns
schneidend sy im [dem Hahn zur Kastration; vgl bp]
bei dem hinderen ein söliche wunden, dass man einen
finger darein stossen und also damit beide hödlin
suochen mag.' Vogelb. 1557. Eefl. si(ch) sehn. AaF.;
B, so G. und It Zyro (.nur bei Gebildeten üblich'); Th;
OßwGisw.; Z und weiterhin, doch weniger volkst. als
Äauicen. Auch etwa von einer Schere, deren Klingen
beim Schliessen sich reiben: Si schnidt-si"'' selber
ZRuss. Er hät-si''' in'n Finger, Bagge" g'schnitte",
zB. beim Brotschneiden, Rasieren Z. ,Sim selb in sin
hSrz sehn.', Verwünschung; s. Bd V 932M. (wo ,sin'
Fehler); in der selben Quelle auch: ,das er dem selben
sin herz möcht sehn.' Uneig. 1) sich zu seinem Nach-
teil verrechnen BsStdt. Die hän''-sich schicdr dra"
g'schnitte" und e" zünftig Defizit biko". Bs Fastn. 1922.
Sich i" 's äge" Fleisch sehn., wie nhd. Tb. Wen"-er's
tuet, so schnidt-er-si''' i" d'Finger ZBül, .[Rhetus:]
Da tet sich Mancher schneiden, der mir griff in den
Bart ...' ZiNSLi 1911; nachlier: ,Das Haar das tet sy
stächen, es war in vil zu grob.' — 2) 's hät-si''' Opper
in'n Finger g'schnitte", verblümt für , einen Bauchwind
■ streichen lassen' Z; Syn. hauwen 3 a^ (Bd II 1805 u.).
— p) von chirurgischen Eingriffen, aa) im
Allg., an Menschen und Tieren. Eine"schn., operieren
LE.t; GSa.; ScuR. (Meyer); Tu; NDwf, (z.U. von
operiere") nur von leichtern Einschnitten an der Körper-
oberfläche ApReh.; GlEIui; Z, so Stdt und weiter-
hin. Vgl. schneflen. Me" hät-en mües'e" sehn., zB. an
[einem Furunkel. Er ist g'schnitte" worde". Wort-
I spielend (vgl. Bed. 3 a): Ein Mann, der im Korn-
schneiden weniger flink ist als seine Frau, macht mit
ihr eine Wette, dass er am Ende des Tages doch mehr
verdient haben wolle. Sie geht in die Ernte, er auf
|die Strasse, wo er jeden hablichen Mann mit den
i Worten anbettelt, er löi d'Frau sehn. L (FStauh).
In den folg. Belegen kann es sich zT. auch um Bruch-
operationen handeln; vgl. u. ,Wenn du einen sehn.
,oder sempliches tuen wilt, daz du denn eira andrem [!J
'*iie wil daz we gist, daz [er] es die wil für den siechen
(trag ... sprich also: [folgt ein Zauberspruch].' Künstb.
1474. ,Wer ouch sach, das ein frouw sturb an einem
-kinde und das kind nach das leben hett, da sollen ir
idie toten frouwen sehn,, umb das dem kind ein sele
und dem almechtigen Got nit entzogen werd.' 1530,
jAARh. StR. (,Der hebanien eid'). , Meister Jörg Better
ioachgelassen, zu Brugg in der statt ze sehn., wellich
presthaftig sind und im sunst dahin gebracht werdint.'
1540, B RM. , Meister Jost ein zedel an spittalmeister
der Isel. Wan er lüt schnydet, daz er denen, so im
helffen, die suppen, wie von alter bar, werden ze
lassen [!].' 1557, ebd.; noch oft. , [Der Meister wusste
nicht, dass der Starkranke huste] er wett in sunst
nit a[n]gnumen han ze sehn.' UMey. 1540/73. ,Wie
... gedachter D. Fuchs dem Vogt zu Arben ein Kind
geschniten.' 1601, Z RB. ,Sich sehn. lassen.' ,Hab
ein jar gehabt vergangen, do ich mich hab lassen sehn,
und nit vil verdienet, aber vil versünipt.' 1525, Bs
Ref. (Vermögensabrechnung eines Kaplans). .Cunratt
für wenn er sich sehn. lasse, 4 Ib.' 1551, B RM. ,6 ß
einem armen man, hat sich lassen sehn.' 1552, AaB.
Spitalrechn. ,Dem JFries wil man den [Wappen-]
schildtlon gän, so er sich losst sehn., und noch 1 Kr.'
1574, Obw (Z Anz). Insbes. von Bruchoperationen
Aa (H.); GrL.; LE. und sonst. ,Wie er [Vater] ein
Jungs kneblin, das ainen gepresten, nemlich ainen
karnöffel [Hodenbruch] ... habe, darumb er ... es sehn,
zelassen in willen.' 1529, GStdt; nachher ,besniden.'
,Das sin knäbli, so ein karnöff'el hat, geschnitten
[werde].' 1540, Z RB. ,3 s. einem brochnen knaben, wolt
sich lassen sehn.' 1540, ADenzler 1920. , Meister Jost
[den] HTreyer, so gebrochen, sehn.' 1555, BRM. .Einer,
so sich schneiden lassen, wirt von dem Bruchschneider
tröst: der Schmerzen wäre länger nit als etwann ein
Vatterunser.' Schimpfr. 1651. .[Bei einigen von N.
Operierten hätten] sich nach der Chur Oberbrüch er-
zeiget; [so bei] HMesmer. der feer 1701 gschnitten wor-
den ... So seye auch geschnitten worden und habe einen
Oberbruch HLaubi.' JJHolzhalb 1691 (Nachtr.). Da im
XVI. und später die Bruchoperation mit der Zerstörung
oder Wegnahme des betr. Hodens verbunden war, kam
sie einer teilweisen oder völligen Kastration gleich;
vgl. CBrunner 1903, 362. ,Er ist geschnitten und ir daz
verhalten'. Klage einer Neuvermählten. 1530/3. 2 Ehe-
gericht; vgl. ebd.: .Er lig die ganz nacht uff ir und
tüeye nit wie ein ander man.' .Einen schneiden, einem
ausshauwen, nierabra alicuius secare.' Fris.; Mal.; vgl.
ebd: ,Das ausshauwen, castratio.' Ein Vater widersetzt
sich der Heirat seiner Tochter ua. deshalb, weil ,der
knab ... geschnitten worden sige.' 1582, Z Ehegericht.
,Dessglychen habe er [ein Irrsinniger] im ouch nit
ussnemmen lassen wollen, das einer syner Söhnen in
Italia ... geschnitten und castriert worden syge.' 1636,
Z. ,An etw. sehn.' .VOtter am bruch sehn, in der
Insel." 1542, B RM. ,Die arme frow ussem Ormont
an ougen sehn.' 1548, ebd. .JHofman sehn, am oug.'
1553, ebd. .Am 15. Meyens liess sich N. an einem
bruch, den er lang getragen ... uss unlidige des langen
schmerzens sehn.; der schnitt griet wol.' JHaller
1550/73. ,Daz er [, Meister Jacob'] ein weltschen am
ryssenden stein geschnitten.' 1556, Z RM. .WHägler,
der seinen Sohn an einem Stein schneiden lassen', be-
kommt dafür eine öffentliche Unterstützung. 1600, BsL.
(JWHess 1905). ,10 ß einem von Frauwenfeld, hat
sich an beiden .Augen sehn, lassen.' 1605, AaB. Rechn.
S. auch BdVl 1608M. ,Zum bruch, stein sehn.' ,Her
Paulis bruoder sehn, zum stein in der Insel.' 1541,
BRM. ,WWyUr 2 krönen zum bruch zschn.' 1543, ebd.
Mit Gen. , Claude de Morgex des steins sehn., meister
Jost' 1553, B RM. ,M. Jost sol Ciaudo Huguts sun der
ougen sehn.' 1560, ebd. ,M. Jost sins arzetlons, mit
dem knaben ufgeloffen, den er sins lystenbruchs
1083
Schnad, schned, schnid. schnöd, schnud
1084
geschnitten, ze vernüegen.' 1561, ebd. S. noch Bd VI
1339o. Mit Akk. S. £'w£'me"«c/in. ZOberr. Mfhät's
[ein Geschwür] »löse" sehn. Th. £> Chropf sehn. B.
Bänder sehn.; s. Bd IV 1325 M. Mit Dat. P. [Den N.l
here'b'sölde", dass-er der Mentsehe" [Bd IV 334] und
dem Eötschi di Bender schnidi. ScHWZD.(GRSchs). Ei'"m
de' Star sehn. SchR. (Meyer). ,N. soll M. Hanssen dem
scherer ... so syner tochter den starren ^schnitten,
für syn ansprach lydlons 8 fl. g'eben.' 1590, Z EM.
.Einem sine äugen sehn.'; s. Bd VIII llooo. (mit der
Forts.: ,er was for, eb er in schneid, gar blind ...
nnd wie er in gschneid. do sach er, was man im für-
hielt'). ,Da guot gsellen gredt, das er im [einem
.mönigen' Pferd] den nagel sehn, lassen müesste, snnst
er [das Pferd] unib das oug kommen und plindt wurde.'
1555, Z. Mit blossem Dat. P. Ei"'m am Rügg
[oä.] sehn. GrL. Es ist-ere" Materi a" der Brust
g'wachse", der Tolcter het-ere" mües'e" sehn. GtElm.
Der Chropf truckt-em uf d'Luftie'eg, si müend-em sehn.
ebd. Abs. Er het e" grössi Eisse" g'ha", si hend
mües'e' sehn. GtElni; Th. Er mues' gu" sehn, lü"
GtElm. Dö het-me" halt g'schnitte", das Geschwür ge-
öffnet AaL. .Ulrich Falk erloupt zu sehn, in mh. piet.
Steinschnyder.' 1545, B RM. ,Wolflfgang Sässeli ouch
angnonimen ze sehn., so lang es mh. gvallt; ein jar
umb 60 Ib., 8 mütt dinkel.' 1546, ebd. Neben sinn-
verwandten Ausdrücken. ,Schn. und arznen.' ,Den
meistern bruchschnyder ein offnen brieff, wo fr8rab[d]
meister im land. so an mh. urlob schnydend old arznend,
nss dem land wysen.' 1554, B RM. .Meister Jost PHart-
mann sehn, und a.' 1556. ebd. ,Ine des andern ougs
ze sehn, und a.' 1558, ebd. ,N. sins bruchs sehn, und
a.' um 1560. ebd.; noch oft. ,Schn. und heilen': ,Der
arm mentsch, so den ryssenden stein hat, soll in spittal
genommen und daselbs geschnitten und gheilet werden.'
1556, Z RM. — Pß) spez. Haustiere (Schweine, Hunde
usw.) verschneiden Ar (vom Bock früher häte"): Gl
Elm (öfter heile"); GrLuz. (vom Stierkalb) und It Tsch.
(vom Schwein); GSa. (vom Widder); Th; WMü. (vom
Schwein); ZOberr.; Synn. s. u. heilen (Bd II 1145).
wozu noch blitzen II (Bd IV 2012/3), rüsten (Bd VI
1546), ver-schniden. Derb vom Menschen: Me' sö't-
di''' sehn, (häler)! zu einem Schürzenjäger, auch zu
einem ausgelassenen Kerl Ap. Nur von weiblichen
Tieren, bes. Schweinen (Ausschneiden der Eierstöcke)
BGr. (neben galzlen; vom Eber heillen); GlK.; GrD.
(vom Schwein It B. eher pinggen), L., ObS., Ths; LE.
(neben blitzen; nach andrer Angabe vom männlichen
Ferkel). 2«* hä'-der de" idder es Färggli zum Sehn.
GlK. ,Dass ein Hund mit dir laufe, wohin du willst.
Nimm die matricem einer Hündin, wenn sie geschnitten
worden, und lass einen Hund daran riechen.' aBArzneib.
— y) '^°'" Schächten der Juden ; vgl. Bd VIII 149. ,Die
Metzger sollendt an dem Freitag die Juden in der Metzg
Nichts schneiden lassen, auch anFeirtagen und gebottnen
Fasttagen nit.' 1654, AaB. RM.; am Rande : , Judenschnit,'
— 6) (mitschneidender Waffe) hauen; \g\. hauuen Ib
(Bd II 1804). ,Botz marter sacker liden, wir wollend
gan Meiland zien! Die Schwyzer wend wir sehn, und
wend sie nümmen flien!' prahlen die Landsknechte.
NMan. (Bicoccalied). , [Wächter zum Scherenschleifer:]
Säg. wer d sigist, sonst schnid der eis auff da Schädel,
dass der s Hirn zun Augen ausspritz[t].' Hklv. in pace
1694. — s) obszön. .BStelzer von Stadel sagt, als er
dem puren zuo Elsow gschnitten [vgl. 3a], were her
Cuonrats [des Pfarrers] tischgenger für sy gangen ...
Fragte in des puren son, ob er nit lustig were z sehn.
Kr ime geantwort, könte nit sehn. Uff welichs des
puren son gret: er syge nun lustig umb die closter-
frowen zuo Tennikon zeschn. und in binden die jüppen
uffzehebcn.' 1551, ZKyb. — Q uneig., mit abstr. Subj.
Mit Richtungsbest. Es het-nere' Alles i' d's Herz
g'schnitte", was der Töldi 'plaget het. RvTavel 1910.
,Neid, Tadel, Hass ... welches einem ehrlichen Bider-
mann durch Bein und Marg schneidet.' AKlingler 1688.
.Dieses schneidet den guten Jüngern sehr zum Herzen.'
JMeter 1699. ,Nichts ist, das einem gutartigen Kind
tiefer zu Herzen schneidet, als ...' JJUlrich 1718.
Abs.: .Der lästerliche Brauch hat leider tieff ge-
schnitten, und wird die böse Welt nicht lassen ihre
Sitten,' CMeter 1657, — rj) von ,schneidenden' Schmer-
zen; zunächst unpers. Von den Eröffnungswehen der
Kreissenden (vgl. Schnideten) : Es sehnldt-si (die Ge-
bärende), wenn das Kind in die Öffnung des , Schlosses'
(Sp, 731 u.) dringt, welche Phase des Geburtsaktes die
Sclinidi heisst Ai (H.). Es schnidi leie mit Messerir,
von heftigen Leibschmerzen ZOberr. Vom Seiten-
stechen (vgl. Milzi-Schmden n.): Es tuet-mer d's Mihi
sehn. GRNuf.. mier tuet d's M. sehn. GrS. (Tsch,), 's M.
schnidfejt-mi''' BSi. (s. auch Bd VI 209 u. l ; SThierst. und
wohl weiterhin; s. 3Iilzi (Bd IV 224). — b) Zeichen
einschneiden, a) in ein Kerbholz oä., als (amtliche)
Notierung einer Zahl, Schuld bzw. Forderung, eines
Masses; vgl, Beilen (BdIV 1161 ff.). ,Ein beiglen ...
voll krinnen geschnitten an allen orten'; s. Bd IV
1162o. ,An (in) ein heilen sehn.'; Syn. schlahtn
(Sp. 315 u.), an-schniden. Der Keller des Klosters in
Blnt. wird beschuldigt, er habe Einem .mer an die
heilen geschnitten, denn er im gehen hab.' 1454,
B Blätter 1908. ,An diser schlacht [bei Kappel] sind
beliben, so an die heillen gschniten, die sy vergraben
band (achten woU, es na'h dennocht nitt a'ls Züricher
gwäsen) duot in summam angschnittner 402 man.'
1531, BossH. Chr.; vgl. dazu Bd IV 1161 M. (HBull. 1572),
auch Cherb-Holz (Bd II 1253; Wurstisen 1580). ,[Der
, zoller' soll] von des mülenguots wegen die müller
ungevorlicli fragen, was der pfister guot seye und das-
selbig stracks mit den müllern an die bellen schneiden,
auch dass guot für das türlin nit usshinlassen, es seye
dann zuvor angeschnitten worden.' um 1570, AiLanf
StR,; vgl, an-schn. Bäcker und Metzger sollen in ein
.Bayllen' schneiden, was sie in jedes Haus [auf obrig-
keitliche Kosten] geben, 1580, GWil (AfV,). ,Wyn
an die kerbhölzer sehn.'; s. Bd II 1253u. Eichzeichen
,üf ein fass sehn.': ,[N. bekennt, dass er] ab ettlichen
vassen die sinnen und yche, die dann der statt Sch[aff- i
husen] geswornen sinner und ycber daruff geschnitten I
haben, geendert und gefälscht und ab etlichem vass I
minder geschnitten hab, ab etlichen mer dann dem >
andren, also das der selben vassen 22 sindt, daruff \
sollich falsch befunden worden, und das sich das, so
abgeschnitten ist, trifft 11 som.' 1508, Sch. Entspr.
,üf die Reiff sehn.' ,Erstlichen sollen die Tavernen- '
und Mäyen-Wirt alle diejenige Fass, worinnen sie
ihren Wein holen, ordentlich sinnen und was dieselbige
eigentlich halten, nicht nur auf die Reiff schneiden,
sondern auf den vordem Fassboden brennen.' 1780,
Bs Mand, — ß) den auf Jrad entfallenden Anteil an ,
Lohn oder Leistungen (amtlich) festsetzen, eig. ms ■
Kerbholz schneiden. 1) in der Alpwirtschaft; vgl. |
1085
Schnad, schned, schnid, schnöd, schiiud
1086
Älplön-Schniden n. Ein Teil des Alphirtenlohnes wurde
in GsBrigels auf die Kühe verteilt (.geschnitten').
FüStebler, AW. ,Üen [AIp-]Knechten soll man lieinen
Besserigkäs [= Chüejer-, Chnechten-Chds Bd III 507/8]
geben, sondern 8 Batzen dafür ,schn.'. 1093, GnUYaz
(Gr Mbl.)- — 2) von Feudalleistungen, Steuern udgl.
,Stür und dienst üf [Lehen-]güeter sclin.' ,N. hat ver-
sprochen für sich und sin erben ze geben und ze dienen
uns, unsren nachkommen und unser vesty Aspermunt
die järlichen stür und dienst, als den" von unsren
lüten ze Aspermnnt by iren trüwen daruff wirt ge-
schnitten järlichen.' 1419, Gr Amterb. ,Üas sy jer-
lichen söllent dienen uns ... mit der järlichen stür
und mit andren diensten und rechten, so uff die ligen-
den güeter geschnitten wirt.' ebd. Güter ,schn.';
Auf die Klage Jnides, der sowohl von seiner Wohn-
gemeinde als auch dort, wo seine Güter liegen, be-
steuert wird, wird festgestellt, dass alle Gerichte in
den ,Pünten' diejenigen Güter ,schnyden', die auf ilirem
Gebiete liegen. 1-191, Gr Mbl. 1903; vgl. zu dem Rechts-
brauch ZfsE. '25, '293 (wo ,schnitzen'). Mit Akk. P.:
Eltern dürfen an ausserordentlichen Vermächtnissen
für einzelne Kinder ,aufinachen undverlassen von jedem
Tausent, so er [!] geschnitten ist, namblichen 30 Gulden
und nicht mehr.' Gr Erbr. — c) Bildwerke udgl. ein-
schneiden; s. Bed. 6a. — 'i. ab-, wegschneiden.
,(Etw.) ab, von etw. sehn.' ,Uas stück zwilch ... darab
[N.] zwo ein mit dem sigel gesnitten und wider daran
mit faden geniaclit hat.' 14ö8, B RM. ,Das er [ein
Flötenmacher] vermeinen wellte den pfyffen wider
zheltfen, drab zu sehn, und allso wärschaft zmaclien,
daran kerne er nüt, es hete kein bstand; dann sclinite
er jetzt drab und hulffe sovil, das sy in einandren
giengind, wurdind sy allwegen im summer uss ein-
andren fallen und in der hitz zu klein werden.' 1554,
Z. Von Brot; s. BdV938o. Von Körperteilen. ,Diser
frowen [einer Diebin] ... nach gnaden ein or von irem
houpt geschnitten.' 1535, Z RB. S. auch Bd II 114lio.
Einen zum Tode Geführten ,dera nächrichter ab (von)
der band sehn.', frülier ein Recht hochgestellter
Frauen; s. schon Bd VI 455 (zwei Belege) und vgl.
ZfsR. IV '20; Ta Beitr. 53, 12; SBurkart 1909, 239 f.
,Als inn der nächrichter demnach in die wallstat ge-
fuert, hat inn miner frowen gnad zuo Frowenmünster
dem von der band gschnitten und ist also ledig ge-
■ lasen.' 1484, Z RB. Ein zum Tode Verurteilter wird
durch eine Freiin zu Gerolzeck ,us sondern angebornen
gnaden craft irer Privilegien und freiheiten dem nach-
irichter ab der band geschnitten.' 153«, ÄARh. StRh.
Ohne adv. Bestimmung; vgl. auch 4. Schnid-mer noch
^ es Stückli Brot (abj GfiChur. S. auch BdV945o. (zwei-
mal). Butter ,schn.'; s. Bd VIII lOu. Den Honig sehn.,
Iwie nhd. B (Zyro); Syn. üs-hauwen Id (Bd II 1809).
,Holz sehn.'; s. Sp. 347o. Trübeli sehn., in einem
IKinderspiel ähnlich dem d' Müs jage" (BdIV474u.):
Was machst i" mi"'m Garte" ? Tr. sehn. Wer hed-di'''
,g'heisse"? 's Tüfels Geisse" (od. de"- Seckelmeister) AaF.
jMit Resultatsobj. E" Buete", e(nj Stecke" sehn. B; Th;
iZ und weiterliin; doch weniger volkst. als hautcen.
G'sehdser sehn.; s. Bd VIII 1468 u. ,Item welcher ein
purde limpast [s. Bd IV 1781] schnid[t], der selb git
10 ß.' 1530, AiRh. StR. (.Holzeinung'). Insbes.
i) Getreide sehn., zunächst von dem bis um M. XIX.
lUein üblichen Schneiden mit der Sichel (vgl. Bd Vll
1187 0., dazu SV. 19'24, 07 f.; AfV. 25, 221). allg., jünger
auch etwa von dem Mähen des Getreides mit der Sense
(so W It Tscheinen), wofür gew. mdje". Oft in die
allgemeinere Bed. , (Getreide) ernten' übergehend.
Frucht, Chorn [usw.] sehn. Heid-ier d's Chorn
(fschnitted? BHa. Sprw. Me" mues' 's Chorn sehn.,
H-enn's riff ist Sch (EStoll); vgl. u. S. auch Roggen
(Bd VI 773); dazu die Var. Bd II 931M. .Morgens
wollen wir Haber schneiden, abends wollen wir binden.
Welches ist die schönste Braut unter diesen Kinden?'
Z Reigen (Iten). ,Wenn einer sin körn und haber
schnide.' 1507, Z RM. ,Ze Sant Freuen tag was noch
vil haber ze sehn.' 1529, Bossh. Chr. , Schneiden, körn
schneiden, (de-, e-)metere, messem facere.' Fris.; Mal.
.Letzten Sommer die Gersten geschnitten.' 1601, BiRNo.
1914. S. auch Bd Vll 187u.925o.; VllI 165u. Mit pro-
noni. Übj. ,Wenn NN. ... etwas säen, das sollen sie ein-
zäunen; wenn es aber geschnitten und eingebracht
ist, sollen sie es wider auftun.' 1451, SchwE. (mod.).
,Wass dis Jars uff dem Woller Hoff geschniten worden.'
1644, AaF. ,[N.] hat 4 Kind, ein fynes Güetli, schnydt,
so uns Gott behüet, järlich für s[in] Haushaltung vast
zu essen gnueg.' 1664, ZUst. .Haushaltungen ... die
keine für sich selbst Etwas zu schneiden hat.' 1795,
aZoll. 1899. S. noch Bd I 405 (üher-eren); VII 510M.,
ferner Bd VII 187u. .Z'Müli sehn.': ,Die erst Class
begreift etwa 9 bis 10 Parteyen, die (wie man sagt) gnug
z'Mülli schneiden und wohlhabend sind.' 1807, ANip
1891 (Armenbericht). .Einen acker [oä.] sehn.' ,Daz
N. by sines swechers ackern einen [!] uff dem Silveld
uff, was geschnitten, geritten sye.' 1448, Z RB. .Das
die von Adlicken die zeigen, so man sehn, wil, ver-
pannen ... sollen.' ZAdl. Offn. (Abschr. des XVI.). ,So
die guötter seindt geschnitten', sollen .fridzün' gemacht
werden. 1545, LBer. (Abschr. von 1739). ,Das by diser
wyntüre und niangelbare menger eerlicher man, so
selbs ein hüpsch guot ze sehn, halt, sich sampt synem
gsind on wyn enthalten.' 1589, Z. , Welcher Burger
... ein Juchart zu sehn, [hat] in der Statt Gricht, der
soll ein Lüttgarb undt ein Vorstergarben zu geben
schuldig sein.' 1609, GWil. ,N. geben 6 Bz. von dem
Eichakerli sehn.' 1693/4, TuEschl. S. noch Bd VII
821 u. ,[Ein Grundstück] mit körn sehn.': ,Man hett
hür die rütinen vorm Winterthurer wald mit körn
geschnitten.' 1531, Bossb. Chr.; vgl. a6-Äc7i>i. Mit einer
Massbestimmung als Obj. , Zähen mütt von einer ju-
charten schneiden oder nutzen, arare decem raedimna
ex iugere.' Fris.; Mal. ,Es ist hie zu wüssen ...
dass die Gemeind ... von allem Veld, so sie an-
blüemt, mehr nit als 100 biss 120 Korn- und 30 bis
40 Habergarben schneidt.' 1703, ZLuf. S. noch Pfarrlll
(BdV1169). Mit Akk. des Ergebnisses. Garbe" sehn.;
s. Bd VIII 844 u. Weg sehn., durch das stehende Korn
AaF.; ScHSchl.t und wohl weiterhin. ,War endlich
die hochwichtige Erntezeit erschienen und das Korn
reif, so erliess der Gemeindepräsident durch den Weibel
das -Gebot, me" soll Weg (Wege) sehn Die Ge-
wannenwege, die heute breit und fahrbar sind, waren
damals schmale Pfade und markierten kaum die Ge-
wanne von einander. Da mussten Wege durch das Korn
geschnitten werden, damit bei der Garbenabfuhr kein
Schaden entstand. Die etlichen Hände voll ab-
geschnittenen Kornes lehnte man an das stehende, bis
es dann beim Schneiden des Ackers an die Schwaden
(Sammlete") gelegt wurde.' APletscher (ScnSchl.).
,Bevor das Feld [zur Ernte] betreten werden konnte,
1087
Schnad, schned, gclinid, schnöd, schnud
mnsste man go" Weg sehn. Den Weg aber hatten ge-
wisse Acker zu geben. Die Ersten an der Arbeit
niussten also die Besitzer solcher Grundstücke sein.'
AfV. (AaF.). ,Es sol ouch ain keller an der Stock-
hraiti ainen weg sehn., so winterk[orn daruf stat] ...
[Und] sol derselb weg gon in den Rütenbach, so man
höuwen wil.' ZBenken Oft'n. XV. ,Item es ist ouch
ze wissen, das ie einer dein andern sol weg und steg
geben ze faren ein guot über, und das zuo zimlichen
zitten als in dem höwet und in der ernd; doch so sol
der, der dem ander[n] über die ungeniäyten und un-
geschniten acker faren wil, der soll vorhin einen weg
mäyen uff der matten und einen weg sehn, uff [dem]
acker an den enden, da er durche" faren muoss, un-
gevarlicb, und das körn, das er an dem selben weg
geschnitten het, das sol er uffbindcn und sol das dem
sagen, des körn oder höw ist, damit das derselb das
sin ze nutz möge bringen.' AASuhr Offn. 1484. Ei"m
(es) Ächerli, es Landgüetli sehn.; s. Fül- Acher (tid 1
67) und vgl. Zipfel-üchniden, auch ab-schii. Häufig
abs. D'Lit fähnt sehe a"fah'' sehn. VV (Tscheinen).
Di se'fce" Zwo händ guet chön''e'' sehn , waren gute
Schnitterinnen ScuR. D'HäggUger sind vil i' d'Ern
eho' uf Tägerig cho" sehn , si häyid guet chönne" singe",
bericbtete ein alter Tägriger. AfV. (AaF.). Wenn
um die M. XIX. ein Bauer sein Korn mit der Sense
mähen wollte, wurde ihm von seinen Leuten uA. ent-
gegengehalten: ,lch wollte lieber [mit der Sichel]
schneiden als [das Gemähte] aufnehmen; man bekommt
ja mehr Rückenweh als beim Schneiden.' Lanhw.
Wochenbl. 1861 (Z). S. auch üf-nemen (Bd IV 73tiJ.
,Dücht dann der [!] keller syn körn ryff, so mag er
mit den hofschnittern zwen tag vor dem zil sehn.'
ZKloten Offn. XIV./XV.; s. auch Nacht-Braten (Bd V
874 u.). ,Also gieng er uff den suutag gen Altstetten
... in die erne. Des lüff im aber des N. wip nach
und sprach, si wölt ouch sn. und guot gewinnen.' 14r2,
Z RB. ,Da ist der buhof ... verliehen um 15 Ib. des
jars davon zuo geben; doch sollen min herren hür
zu jar sehn, und der leman nun 6 Ib. zins geben.' 1490,
Waldm. ,Von stund an schnitten wir ein grosse[n]
teil des korns ... Morndes wolten wir mer gesnitten
haben, da was das wetter zu nass. Aber so bald es
gut schnidenwetter [!] kompt, wellen wir aber tröst-
lichen sehn.' 1499, F Brief aus dem Felde. ,Sin vatter
habs dahin geschickt ze sehn, und nüt bin knaben
ze liggen', sagt eine Schnitterin zu einem Schnitter.
der sich im Nachtlager zu ihrer Gefährtin legt. 1530/3,
Z Ehegericht. ,Als die baderknaben an eim schin-
huot geflochten, hab der lütpriester gesagt, ob sy im
den wollen zuo kouffen gen; da habe der baderknecht
geseigt [!], ob er ouch in die ern gen sehn, wolle;
da habe er gsagt: ja, es sollen alle menschen werken.'
nm 1535, AaB. ,Wie er und sin efrow dis vergangenen
somers einen monat in der frcimbden ernd geschniten.'
1551, ZAnd. ,Vern hast dich am rügen gliept [über
Rückenweh geklagt]; wer aber ein ursach. darniit du
nit sehn, müessest.' 1578, ZElgg. ,[Ein Bauer halte
seine Frau] sunst ruch gnnog, dan sy schnit barfuoss.'
ebd. ,Ua nun die Schnitter so gar schlecht Korn
antroffen, habint sy gruewet und ufghört sehn.' 1635,
ZKü. ,In der Ernd ... da es mit der Magt ... eins-
mols Vormitag auf dem Veld geschniten ...' 1668, Aa
Bremg. Turmb. S. auch Bd VII 821 u. In Zeit-
bestimmungen. ,Der weibel und der forster sollen dem
keller, wenn er schnidt, die widen stricken.' 1830, Sch
Nnk. Offn. (mod.). ,Hans Ringfuoss 2 ß d., gewan wid,
do man ze Tübach sclinait.' 1405/6, G Seckelaratsb. Das
Vieh darf auf der .Agerten' weiden .als lang, bis man
anfacht ze schuldend.' 1473, ZWies. Offn. (Abschr. von
1538). ,In der ernd, wenn man schneidet, messibns.'
Fris.; Mal.; s, auch Näch-satnhmg (Bd VII 92'2). Mit
Bez. auf Wegrechte. ,Wenn die zeig an guot stat, so
sol das guot, so man schuldet, steg und weg haben
über die ober[n] brugg [usw.].' XV., ZBonst. Offn.
Ahnlich öfter in Aa und Z Rqq. des XV./XVI. Üfrecht
sehn.: ,Das von der Sichel rechtshändig umfasste Korn
wurde gleichzeitig mit der Linken gefasst, etwas vor-
wärts über die Sichel gedrückt und diese mit der
Rechten gegen sich gezogen. Die HsniivoW (d' Hampfle")
blieb beim Weiterschneiden aufrecht, dh. nur wenig
gegen das stehende Korn geneigt, bis sie gross und
dick genug war, um auf die Erde gelegt zu werden.'
aPletscher 27 (wo Weiteres); später durch das sog.
Grasen in der Art von mäderen 2 (Bd IV 75) abgelöst
,Bi, nebent einem sehn.' ,[.^ie sei] von im beschlaaffen
... worden, nämlich inn der ern, wie sy by einander
geschnitten.' 1543, Z Ehegericht. ,N. redt, er heig in
Bernpietgschnitten by eim gsellen.' 1549, L. ,N. züget,
demnach er in verschiner Ernd nebent gesagtem
JBertschinger geschniten ...' 1607, Z. , Einem sehn.'
,Es [hat] ouch der keller die rechtung umb hof-
schnitter ... wann ouch er da schniter vorderet an
dem abent, so sollend sy im dann niorndess sehn.' ZKlot.
Offn. XIV. /XV. ,Und von des schmid- und lidlons
wegen und ob einer dem andren geschnitten oder samen
geliehen bette, das och der bi der nutzung des selbigen
jars ... usgericht werden sol.' 2. H. XV., ZDürnten
(Abschr. des XVI.). ,Sy habe in der ernd dem Weltin
geschnitten.' 1528, Z Ehegericht. .0 Widmer ... hat
gseit, die Eis heig im gschnitten, erlich und redlicli.'
1529, ebd. ,Als er ... einem puren gschnitten.' 1563,
B Turmb. ,Als er dem Zindel gschniten.' 1648, ZGrün.;
.als er bim Z. ghöuwet und gschniten.' ebd. Sprw.;
vgl. Wander IV '297/8. Me" mues' sehn., wil (auch trenn,
wo)'s Ern ist S (s. Bd I 463); Th; Z (s. auch ze-sämen-
ras2>len Bd VI 1485), wil's Art hat ZHombr. ,Schn.,
wil 3 ärn ist, nunc leguminum messis.' Sprw. XVI.
,So samlet sich auch die ganz Burgerschaft [von Mühl-
hausen, in Erwartung eines wichtigen politischen Er-
eignisses] uff der Schmidenzunft, der Meinung zu sehn., i
wyl Ernd were.' JBasler 1644. S. auch Bd V 1069 I
(Frosch. 1545). (Kinder-)Reime; s.BdI463o.; VII186u. I
1404 M. (dazu die Var. AfV. 25, 223). Neben syn. und |
andern Ausdrücken der selben Sphäre. , Emden.' ,Messe8 i
nudata', wenn man geschnitten oder geerndet hat, wenn i
das schneiden ilberhin ist.' Fris. ,A1s sy allernechst I
verschiner ernd bim Küelenbrunnen helfen sehn, und ;
ernden.' 1579, Z Ehegericht. ,lnsannnlen'; s. Sp. 287o. i
,Majen.' ,Wer ouch von dem gotshus erblechen het, |
der sol ein tagwan tuen, ein man sol meyen, ein frow >
sol sehn.' UwE. TR. 1413; ,schn. oder hewen.' ebd.
1582. , Welcher auff Schünenhoff sitzet, der mag mit '
seinem Viech fahren uff uns und wir uff in, wo man
nicht sehn, nach mehen mag.' wohl AaKc. Offn. XV.
(Abschr. von 1687). ,Das die güeter uff dem Homberg '
hin für sollend geniäyt und geschnitten werden nach
der Grafschaft Länzburg recht.' 1502, Aa Rq. 1922
(Schiedspruch). , Einer soll und mag ynschlan, war
einer sehn, undt meyen mag.' 1554, ebd. 1923 (AAGont). |
1089
Schnad, schned, schnid, schnöd, schiiud
1090
Im aprw.; s. Bd VII 594u. 1618M. .Höuwen': ,Dass,
nachdem geschnitten und geheuet worden ist, semliche
guter von altem her ausgelegen', für den allgemeinen
Weidgang. 1594, TuHw. Arch. ,(ln)winimen.' ,[Er
habe] ir verheissen, wann es geschnitten und ingwüniet
werde, wolle er sy zuo kilchen füeren.' 1539, Z Ehe-
gericht. jDass man [wegen Hagelwetter] Nichts mehr
schneiden noch wümmlen könnte.' 1666, Th Beitr.
,Melchen': .Sollen die Waisslein ... jenen Leuten von
ihren Verwandten verdinget werden, welche zu
schneiden und zu melchen haben, damit solche ... zur
Arbeit aufferzogen und nit etwan in Betel verschikt
werden.' 1716, L StR. 1765. ,Rüten': ,Wie dann ein
gmeind Ossingen von ungevar 8 jucharten holz oder
gestud ussgrütt und hürigs jar gschnitten hette, daruff
nun by 50 zendengarben gfallen.' 157'2, ZAnd.
,Büwen.' ,[Er sei] der hoffnig und in trüwen, das er
die acher uff hür buwen und uff das ander jar sehn,
sölly.' 1557, ZStäfa. ,Von der gmeind hat er [ein
Almosengenössiger] eine gmeine Beute, daruff er aber
weder bauwet noch sclinydet, sonder etwas Obsgwächs
hat und ein schiächten Nutz vom Gras.' 1649, ZKn.
S. auch Pfarr III (Bd V 1169). Bes. neben ,säjen.'
,Ich hab ettwie vil jucharten gesäyet und nützit
geschnitten, und ich geh [gäbe] nit 1 dn. umb alles,
daz mir worden ist.' 1444, Z RB. ,üie [Neureute]
mag CHuober wol drü mal seygen, und wenn er
dry bluonien darab geschnitten hat, sol er und sin
erben dannenthin die rüty lassen wüest ligen und
widerum lassenze holz komen.' 1511, ZKappel. , Hinfür
i [solle] dem gotshus Buobicken von dem, so in be-
meltem guott wurde erbuwen, geseigt, geschnitten und
gemeigt, der zechent uffgesetzt und gegeben werden.'
15'20, ZBub. S. noch Bd Vll 187 u. 594 u. (wiederholt);
VHl 15720.; Sp. 287o. Uneig. .[Mäczi beklagt, einen
Brief nicht lesen zu können:] 0 we, chunst, du werdes
guot ... biet ich deinen samen gesäyt ... so möcht
ich ieczo sneyden.' Ring. In der Bibelspr. ,Si [die
Vögel] säjend nit, si schuldend nit.' NMan.; nach Matth.
ü, 26, wo in der ZBib. 15'24/1707 ,ernden(d)'. ,Die mit
trähen säyeten, die haben mit fröuden geschnitten.'
1589/96, Ps.; .werdend ... ernden.' 1530. 1638/1707
(nach Luther). ,\Ver böses säyet, der schneidet jaraer.'
• 1589/1707, Prov.; ,wird ... ernden.' 1530 (nach Luther);
i.nun Übels schnyt, wer Übels sayt.' GVöoelin 1534;
jqui mala seminat mala metet (Melanchthon). ,Was
sie [die Frommen] säen, das werden sie eben ihnen
;selbs säen und ihnen selbs auch schneiden.' FWvss
1673. RAA. ,Ich hab da weder zesäyen nach ze-
jSchneiden, weder zegewünnen noch zeverlieren, mihi
:istic nee seritur nee metitur.' Pris.; Mal. Z und Gl
haben allein von den 4 Schirmorten der Abtei StGallen
sich der Gotteshausleute gegen den Abt Kilian an-
genommen, behalten aber in dem aufgerichteten Ver-
trag ScHW und L ihre Rechte vor, obwohl diese sich
.weder vor noch nach der bidorwen lüten beladen
noch anneraen oder sich für Schirmherren halten noch
jtragen ... wie sy uns dann zuo vilmalen geschriben
und ... geseit, dass weder wir noch sy ützit da habint,
lund wo sy nüt gesäyt, daselbs euch ützit sehn., sunder
(lern vermeinten abt brief und sigel halten wellint,'
jl531, Absoh. — b) uneig., „reichlich gewinnen, zB.
lurch Kauf, Handel Vw; Zii"; Z, überfordern, zu hohe
(Preise machen Tu; Ndw (Matthys); UwE.; \g\. Schnitt.
i.Der Krämer hatte Gelegenheit zu schneiden.' St.'
I Schweiz. Idiotikon IX.
D'Hüsmeister, die chönd iez sehn., infolge der hohen
Mieten ZStdt. Er wo't allfthalhe' nw sehn. Z (Spill-
mann). De'' chunnt [ökonomisch] fürsi''', er verstät
z'sehn. ZBül. De" hat g'hörig g'sehnüte", eine über-
triebene Rechnung gemacht Th. Subst. Inf.: Sie [die
Bauern] werdcd fuehswild, wänn-ene" öppe" da und
de't es Rigeli g'slösse" wird für ires Sehn. Z Ztgsart.
Eine", zB. e" Gast sc/m., teuer halten GR(ltTsch.; ,wahr-
sch. allg.'). — 4. Etw. zerschneiden; zT. mit der
Nbvorstellung des Zurichtens und dann niitBed.5c sich
berührend. ,Spis klein sehn.'; s. Sp. 533M. .Gar Alles,
ohne Fisch, mit gutem Messer schneide.' 1645, Z Neuj.
St. (Tischzucht). Zucker z' Würfle" sehn. Bürnd. 1922.
.Käse, den man zuo dünnen schnittlineu schneidet.'
TiERB. 1563. (^sj Brot sehn., aufschneiden (Syn. ab-
hauiven, -sehniden) GnCliur; Sch; Th; Z; ('sJ Fleisch
sehn., vorschneiden (Syn. ver-hauwen, -sehniden) Th.
.Wann du Brot schneiden willst ... zerschneide nicht
zu vil.' 1645, Z Neuj. St. (Tischzucht). S. auch Bd V
945 M. Mit Resultatsobj.: Tünkli [Brotschnittchen für
die Suppe] sehn. Th; vgl. in-schn. Bolle" sehn., für den
Küchengebrauch Sch. .[Ein Mädchen] seit, wie er
an einem mentag in irer muoter huss komen, da
hette sy wyn greicht und ein kressich gschniten.'
1541, Z Ehegericht. Strau" sehn. Th und sonst; auch
Name eines Knabenspiels: Ein Knabe wird auf den
Boden gelegt, ein anderer kniet auf ihn und reibt mit
seinen Knien dessen Seiten AABb. [Die eine der
Marien im Riti-Rössli-lÄed] schnidfejt Haberstrau"
Aa, so Zein.; Sch, so Schi.; Th tw.; ZStdt, Sün., Wald;
Varr. schneflet, sehnetzlet, haekfejt uam. Mit Resultats-
obj.: ('sJ Fueter (kiV.; GrL.; Sch; Th; Uw; Z), Churz-
fueter (Bs; Gr; Tn) sehn., Häcksel schneiden; vgl.
Fueter-Schniden (Sp. 1096). In der ä. Spr. a) vom Zer-
schneiden der zu leichten Brote durch die Brot-
schauer; s. Bd V932o. (1433, Z RB.; wiederholt 1459/
71). Ahnlich von Tuch: Von den Schauern als ,bös'
bezeichnetes Tuch ,sol man durch den grat sn.' XIV.,
JHäne, Lw.; zur Sache vgl. zer-sehn. — ß) Waren zum
Verkauf in Stücke (von bestimmter Grösse oder
Schwere) schneiden; Syn. üs-, ver-, zer-schn. Von
Nahrungsmitteln, so Käse, Zieger. .[Verbot] das nieraan,
der in der stat wont, sol enhein guot veil han mit der
wage noch zigern sn. veil, noch tuoch bi der ein ver-
koufen an der Strasse.' um 1314, Z StB. ,Diewil
niengklich ... wirt und ander, käss und ziger schnittind
und usswägind und verkouftind.' 1520, Z. Fische;
s. Bd VIII 1606 o. (mit der Forts.: ,Über daz do ver-
kouft der T. den visch und sneid inn HBusiner und
leit inn für sich uff' ein muolten'; ein Zeuge sagt aus:
.Darüber sneid der B. den visch'); vgl. (?) den Kinder-
reim: Käteri", tue d'Hüener i" und los' de" Güggel
laiiffe", mer wei"-ne" morn rerehauff'e", mer trei"-ne"
Icggen uff ''e" Tisch, mer tcei"-ne" sehn, wie ne" Fisch
Aa; vgl. die Var. Bd 11 192 (Güggel). Von Leder:
,Daz-nieman noch unser deheiner einich leder ze merit
tragen sol ze snidenne, want daz santrochen [s. sa-
trochen] ist.' 1332, B (Ordn. der Gerberzunft); s. auch
IM III 1073 (Bletz- Leder); VIII 1607 o. Von Tuch.
,Es mugend ouch kramer gefarwt line tuoch, gestrift
tuoch [usw.] feil haben und das sehn, und verkoffen.
Ouch mugent gewandschnider ... schürlitztuoch sehn,
und verkouffen.' 1431/90, Z StB.; dafür ebd. auch
.verschn.' ,Vom Leinwatschneider wirts geschnitten
zu Stück nach welsch und teutschem Mess ... Die
1091
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnud
1092
Farbleinwat sdineiJt er deigleiclien ... er schneidt
solche auf ein bstiramt Mess.' 1600, G Gedicht (KWild
1847). S. auch BdVini606u. Von unfesten Stoffen.
Die dicke Milch mittels des Käseschweites zerteilen
Ndw (Frehner). Sclierzh.: Das Messer haut guet, es
schmdt 's Wasser bis uf de" Grund ZRüschl.; vgl. Lid II
1805u. Von dichtem Nebel, dicker Luft. Di Bränte"
ist g'si", me" hätti s' sehn, ehönne" GRPr. Es ehönnti es
Wetter ge" ufden Äbe't . . . d'Luft ist dicki, me" ehönnti-
g£ r)iit Messere" sehn. JJöroer 1920 (GrV.). — • 5. Etw.
be-, zuschneiden, a) (dj's Här, d'[F\nger-]Neg(l
sehn, verbreitet; doch weniger volkst. als ab-hauweii.
S. Bd VIII 1241. Glaube und Brauch; s. Bd II 1504 o.;
IV 683 M. ,Ira Zeichen der Jungfrau durfte man
nicht die Haare schneiden, denn sie zog gern Läuse.'
JJöRGER 1913 (GrV\). Wenn man den Kindern das
Haar am dritten Tag ,Nou' im Zeichen des Widders
schneidet, so bekommen sie schöne Chrüseli. AfV. (BE.).
's Hör sell-me" nit sehn , wenn der Mön abnimmt, tind
aw'' nit a''-me" Fritig. ebd. (BsL.). lede" Fritig am
Morge" d'Negel ab de" Fingere" sehn, isch guet gäye"
's Zantve. ebd.; der selbe Glaube in BE. (Bärnd. 1904,
457). — b) Pflanzen, so Bäume (Gr; G; Th; Ndw; Z;
wohl allg.), den die Gartenbeete einfassenden Buchs
(Th; Syn. scheren Bd IV 999 u.), auch die Wurzeln
eiiiesjungen Baumes beim Versetzen (TH)uam. Insbes.
d' Rebe" sehn, wohl zieml.allg. in den Weinbaugegenden;
s. Bd VI 38 M. (wo dafür auch hauiveti) und vgl. er-
brechen (Bd V 330). In ZErl., Zoll, nur von altern
Stöcken, von jungem sc/jmi^e». ,l)ie reben ze riieren,
ze rumen, ze heften und stecken ze sjiitzen, sehn.,
ze erbrechen.' 1494/5, Bs Jahrrechn. ,Die räben
schneiden oder beschneiden, desecare viteni, vitem (-es)
rescindere (castrare).' Fris.; Mal. ,[N.] ist aucli so
liederlich, das er niemalen werket, hat sine Räben
erst gschniten. da ander Lüt gliacket.' 1040, ZAnd.
S. auch Bd VI 1250o. (1457, AAWett.). Im gleichen S.:
,[Der Lehenmann soll] das Holz nit zu frühe im Jahr
schneiden, dass die Reben mehrers gebesseret und
geäutfnet werden.' 1670,SchwE. Arch. E" Stuck (Rebe")
(Tu), en Wingert (GRHe.) sehn. ,An schultheissen zuo
Thun. Verschaffen, das das rebstück der kilchen-
pfruond zuo Thun ... geschnitten und gehacket und
buwen [werde].' 1529, B Ref. ,Ich wil in [meinen ,räb-
garten'] wüest legen, daz er weder gschnitten noch
ghackt Wirt.' 1530/1707, Jes. (ebso bei Luther). .Heute
habe ich die Mäürli [Rebstück] geschnitten.' 1806, B
Twann Tageb. (Bärnd). S. noch Bd VI 38. Mit Re-
sultatsobj. En Böge" sehn.; s.Bd IV 1061 a. !'>• schnide"
en Böge" und ztce Stefzge" Z Dättl. D'Büge" und d'StürzU
sehn. Ai'Lb. S. noch Bd III 722 u. Särmek" sehn.: 0'""
d's Stickle" duetmi''' müeke", der Bickel wird mer
z'schwär, und ersch' bim Särmele" [Bd VII 1326] sehn,
chunt d'lland fasch' nümme' z'Cher. BXrnd. 1922 (BS.).
Häufig abs. Mer gönd go" sehn. Händ-er scho'
g'schnitte"? ImWingert sehn. (jr\{6.; vgl. , in den reben
6|ch)n.' (Bd VI 38; zweimal). Ä"'mel im Dur'''schi"
hät-me" mich no''' nie y'seh" sehn, oder läuble", beteuert
eine Bäuerin. AHiggenb. 1914. Womöglich im volle"
Mön sollme" sehn , oder ä'"mel im wachserte" Mön.
Barnd. 1922, 314 (wo Weiteres). ,Über das rebwerk
ze Muttenz gangen zu sehn., heften, rüeren, hacken,
binden, holz ufflesen.' 1498/9, Bs Stadtrechn. ,Schn.,
hacken, profenen oder gruben, sticklen, rüren, er-
brechen', Arbeiten im Weinberg. 1609, Bärnd. 1922.
S. noch Schniden II, sowie Bd II 1805M.; VI 1249u.
(1370, Bs). 1488u.(1425, Z). Mit nähern Bestimmungen.
,Gesunde Stöcke z'höch z'schn. . . . verboten schon die
alten Erlasse; man soll, hiess es schon damals, der
Stock i" der Nideri ha".' Barnd. 1922. ,Brachm. 1811.
Die Räben waren erstaunlich wütend, man hatte über-
haupt zu kurz geschnitten ... Besonders, wo feisste
Räben sind, sollte etwas länger geschnitten werden.'
aZoll. 1899. I" d'Gable" sehn., der Rebe zwei Schosse
(in Gabelform) belassen, in den ersten Jahren üblich, be-
vor sich eine, Krone' bildet BS.; vgl. Bärnd. 1922, 311/2.
üf *e" Chnopf, uf d'Chrön(e") sehn., vom sog. , Kron-
schnitt', durch den der Rebe auf gleicher Höhe drei
oder mehr wagrecht abstehende , Zapfen' anerzogen
werden BS. ,[1826 hat ein Prost] am 21. März alle
Stöcke getötet, die nicht uf ''e" Chnopf g' schnitte" g'si"
si". BiRND. 1922. I" d's ABC sehn., einen wälirend
der ersten 3 Jahre ungünstig abgebrochenen Stock so
weit zurückschneiden, dass ein tiefer ansetzendes
Schoss als neues Stämmchen nachgezogen werden kann
BS.; vgl. Bärnd. 1922, 311 u., zur Sache auch aben-
sehn. Uf ^e" Tod sehn.: ,Ein z'i-il lade", ein überlade'
mit Auge", um nach früherer Methode statt es Dotie"'
Trubel zwei Dutzend an einem Stocke zu erzielen,
gestattet man sich höchstens bei altersschwachen
Stöcken. Die werden durch sogenanntes uf ^e" Tod
sehn, no''' hurti'J zum Aufbieten ihrer letzten Kraft
angereizt.' Bärnd. 1922 (Blns). ,Näch win sehn.':
, [Einer, der einen Weinberg zu Lehen erhalten, gelobt
uA., daz er dieselben reban nit nach win uff der reban
verderben schnidi.' 1395, GRÜhur; vgl. über-schn. ,Ze
holze und euch ze wine sehn.'; s. Bd VI r249u. Uneig.
Ei»'m d'Schössli sehn.; s. Bd VIII 1466 o. — e) übh.
Etw. zu Etw. zurecht-, zuschneiden; mit äusserm
oder Resultatsobj. Von Kielfedern. D'Federe" sehn.
(gew. b'schnide") B (Zyro). ,[Die Wirtin] begärte, er
[ein Gast] solt ira ein fäder sehn.' 1538/40, Z Ehe-
gericht. ,Nimm ein grosse schreibfäderen, dise schneid
also, dass ...' Vogelb. 1557. Von Kleiderstoffen bezw.
den daraus verfertigten Kleidungsstücken. Tuech sehn.
GrL.; L und sicher weiterhin (doch vgl. ver sehn.).
(Ei"'m) Hose", e(n) Rock [usw.] sehn. BD. (im Si.
schroten); Sch; Tb; Obw; Z. E" Muster sehn., aus
Papier. ,So waehe noch so blide kleit wurden niht me
gesniten, als er ... roc und niantel fuorte.' Eeinfr.
,Item 2 ß von aim goller zu sehn.' 1527, ScbwE. Die
Schneiderzunft klagt, dass Näherinnen ,sich under-
nämind, von samat, syden [usw.] und derglychen
tüechern mann- und wybspersonen wambsel, ermel,
rock, under- und obergwand zeschn., zerüsten und
zeneigen' ... Es wird entschieden, dass Näherinnen,
die nicht zur Schneiderzunft gehören, ,hinfüro weder
saniet, tamast ... nach sonst dhein andere waat und
euch dhein tuoch nit mässen, sehn., verwerchen,
besseren nach flicken' dürfen. 1580, Z. S. noch Bd III
386 0.; V 383 0.; VII 682 o.; Schnider. Mit näherer Be- i
Stimmung. ,Bei den aus Halbleinen genähten Strümpfen i
suchte man durch uberegg (schiefwinklig) sehn, für»
einige Elastizität zu sorgen.' Bärnd. 1911 (BG.). Die'
Kniehosen der alten Guggisbergertracht si" mm»''«''- ;
na'hi" uf d'Ründi g'sehnitte", schwach gebausclit. ebd. '
/" d'G'ere" (auch L), z'Gere" (auch SchR.; Ndw) sehn.; i
s. Bd H 400. ,Noch heute wird für verschiedene;
Kleidungsstücke, die nach unten weiter werden sollen,'
wie Damenröcke, Unterröcke, Schürzen, der Stoff ^'Ö-J
1093
Sclinad, schiieJ, sclinid, scliiiod, schiiud
1094
g'sehnitte" (in entspitzten Dreiecken).' BIrnd. 1904.
Das ,\Vollhenid' wurde es Bitzeli schreg g'sehnitte":
e'G. g'sehnitte", für das'-es unn^erna'ha'' witer chövii.
ebd. 1911. S. noch Bd Vll 712o. (1013, Z). In d'Eüte"
sehn.; s. Bd VI 1797 o. Von I,eder. ,Sin werk sclin.',
vom Scliulmiaclier; s. Sehöjjf- Brett (Bd\ 908). .(Einem)
zuo wercli sclm.', die Arbeit zuschneiden. Eig.; s. an-
be-reiten (Bd VI 1646), mit der Forts.: ,uud als zuo-
letst der selb sin ineister kein, schnitte er im zuo
werch, hiese inn das machen.' Bildl. .Demnächst
werden die polnisclien Kirchen ... den Zürchern ...
verschiedene Fragen vorlegen lassen. [HBullinger:]
Erfröwt mich wol, das mir aber zuo werch geschnitten
wirt, deren arbeit mir suust vil ander ouch zuo-
bereitend.' 1564, QSG. ,Dises ist die einfaltige Be-
schreibung des Eids, was er sey, mit dem Beweistuni
aller Stucken. Das wäre zu Werk geschnitten zu
underschiedenlichen Predigen, wer diser Stucken eins
nach dem anderen aussführen wolte.' FWyss 1673.
Sole" sehn. Z. ,So er [der Schuster] snidet die solen.'
Sghächzabelb. Ein Sehustergeselle will ,die schuoch,
die er [der Meister] im geschnitten liette, nitt uss-
machen.' 1486, Z RB.; s. auch Sehnid-Brett (Bd V 909)
vini\g\.für-schn. .Hendschen sehn.'; s. Bd V1II465M.
Eieme'schn.; s.BdVI906M.; VII 713/4. Sprw.; s. schon
Bd VI 905 u. (melirlach) und vgl. Wander 111 1683/4.
Ab andere'' hüte" Leder ist guet E. sehn. oü. ,Nit
uss ander Lüten Hüten Riemen sehn.' 1671, ZKn.
,Sicli ze riemen sehn, län'; s. Bd VI 906 u. Von
Holz. Chlötz, Flacher sehn., zu Brettern, Latten, Reb-
stickeln zersägen Tu und weiterhin, i'n Saghaum zu
Brettere" sehn. ZOberr. Entspr. Bretter, Latte", Reh-
stecke" sehn. Tu. Für die Wände einer .Einlegescheune'
werden ca 15 cm breite Listi vo" I^ade" g'schnitten.
BiRND. 1908 (BGr.). Mit ''ein Zügmesser Spänlocke"
sehn., zum Feueranmachen. SGfeller 1919. ,Tuont
, die schnit [an Sägerlohn] 5 Ib. 6 ß, und sint 2 böm
I dün laden gesclinitten.' um 1458, Z .\nz. (S). ,Doch
'sei ... ein vogt von WaMeuburg gewalt liaben, den
unsern zuo erlouben, rebstecken und schindlen ze
machen, ouch dem säger ein somma boum zuo tilen
und latten daruss ze sehn., ze feilen.' 1525, Bs Ref.
' (E") Pfiffe" sehn. Bs; Th; Z und -weiterhin; vgl.
.Pßffenla (Bd V 1068 f.) und AfV. 25, 210 (Pleifen-
schneiden als Frühlingsbrauch der Knaben im ZU.).
Sprw.; s. Bd V 1069 (dreimal); VI 1228o. .Dewil sie
sess im ror. solte sie sehn, pfift'en und redlich umb sich
griffen-, Rat an eine Magd, die gebotene Gelegenheit
[auszunützen, um ihren Herrn zur Heirat mit ihr zu be-
stimmen. 1515, F. ,Bos apud acervum ..., de splendide
ampliterque viventibus et iis qui in ubere rerum af-
fluentia prolisius faciunt sumptum; quo sensu nostra-
tes dicunt: war in den roren sitzt, der schneidet im
pfeiffen,woerwil.'GEsN.1551. ,Werin denRohren sitzet,
.schneidet Pfeiflein, wie er wil, cui multura est piperis,
etiam oleribus adhibet.- Met. 1677. 1692. .Man muss
iPfeiffen schneiden, alldieweil man in den Rohren sitzet,
jcum ferrum candet, cudere quemque decet.' ebd. —
,6. a) Bildwerke, Figuren uä. in oder aus Holz, Stein,
Metall usw. schneiden. ,Wie er [ein Tischmacher] ...
'den Barfüesen ... daz werch und [Altar-]tafel ... hab
;?eschnitten.' 1480, S. .Aber gen [gegeben] meister
pörien 24 gl. ... fem Ölberg ze sehn.' 1506, ObwK.
JKirchenbanrechn. ; ,vom Ölberg ze malen.' ebd. ,Denne
!;eben meister Hannsen dem bildhouwer, den löven [!]
zu sehn, an der kanzel, 2 Ib.' 1516, F. , Schneiden,
schnätzlen, ein bildtnuss machen in steinwerk oder
sunst, sculpere; stein schneiden und graben, edel-
gestein ausstächen, scalpere gemniam.' Fris.; Mal.
,Superioribus diebus duo hie venerunt ... aurifabri,
künstler, band wollen den münzeren wällen sehn.'
1565, Brief (JFabriciu.s). ,[N., ein Vagant, sei] zu
einem andern gsellen kommen, wellicher sigel sehn,
könne; habe derselb ime ... einen nüwen faltschen
brunstbrief ... zuogestellt.' 1591, Z RB. ,[N.] hat lassen
sehn, die altartafflen in der kapellen by dem grab.'
um 1599, Obw. ,Der Macherion und zeschn. daz
Wappen [auf einem Siegel] ist 3 Gl.' 1611/29, ÜAltd.
Goldschmiederechn.; s. auch Bd VII 491 u. .[N. soll]
alle Büdtliauwer-Arbeit [an 2 Altären], namblich die
Figuren, Engel, alle Zieraten, Laub- undt Bluomen-
werk, was nur immer einem Bildthauwer zusteht, auff
sich nemnien undt schneidten.' 1711, ZRhein. S. noch
Eusting (Bd VI 1531 u.). Münzen: Dem Münzmeister
von L wird erlaubt, ,dass er uft" iede march [Silber]
193 stück [Schillinge] schwarz sehn, möge, doch dass
er sy wol wyss siede." 1597, FHaas; vgl. schwarz.
.Einem sehn.': ,[Es sei Handwerksbrauch] das ein ig-
licher formenschnider, der einem meister schnidet,
von sinem schnitt, den er gemacht hat. wol einen
truck oder zwen ungeverlichen nemen mag.' 1473, Bs
Brief. Mit nähern Bestimmungen. ,Uf holz sehn.'; s.
Sort (Bd VII 1335u.). .In etw. sehn.' ,Dem tischniacher
von der rechnung [Kechentafel] in den tisch ulf dem
rathus zuo sehn. 8 ß.' 1516, B Arch. .Sinen aller-
besten guldin ring, in welchem sin angsicht oder
waapen geschnitten.' Zwingli. ,[üem N.] bezalt, um das
er das Thorberger zeichen in ein stämpfel gschnitten,
13 8. 4 d.' 1591/2, B Rechn. ,In erz sehn.'; s. Bd V
748M. ,Etw. von silber sehn.'; s. Bd VII 839o. —
b) vom Vor. übertr. Es G'fräs' (Aa). G'frds'er (GWe.
und It Bd I 13180.), Fratze" (a. Bd I 1343M.; auch L),
e" Grimass (Z), Grimassen (G; Th und weiterhin), en
Eitel (s. Bd VI 50o,), e" Schieri (s. Bd VIII 1193u.)
sehn. Er hed grad bloss im Schlaf en Grunza (Gri-
masse) g'schnitten. Bärnd. 1908 (BGr.). (Ei"'mJ e(s)
G'sicht, G'sichter sehn.; s. Bd VII 256 M. (auch L; GT.).
Der Arme"pfleger hed e" Falle" g'sehnitte" wie ne"
friisch rassierten Ölgöiz. WMüller 1918. Er het e"
Falle" g'sehnitte" me Eine'', wo im Salat e" Schnegg
/inrft. SGfeller 1911. Ein Zorniger het Aiger g'sehnitte",
das'-ma" seho" bi Bern 's Fir im Elsiss g'seh" het.
Barnd. 1922. Der Edi hat ... de" Lerer hinder •'cm
Eugge" dure" üs'zänslet . . . und em t" langi Nase"
(/'schnitte". Messikommer 1910. — 7. a) als Spielausdr.,
seitlich berühren, streifen. ECn) Chegel sehn., seitlich
treifen Th; Z und sonst; Gegs. voll ha'. We""-men
c" Bäbeli [alle Neune] mache" will, mites'-me" der Egg
chönne" sehn. — b) Eine" sehn., beim Zstretfen an
ihm vorbeisehn, tun, als ob man ihn nicht kenne,
zunächst in der Studentensprache B (Bischer); Th; Z
und weiterhin; überall jung. — Auihd. snulan, -en; vgl.
Gr.WB. IX 1252/8; Martin-Lionb. II 493 ; ChSchmidt 1901,
3'29; Fischer V 1052/4, sowie die verwandteu Vbeu achneuten,
schneiztn, schnitzen. Schwaches Ptc. ,gesoli!iidet' (iu Bed. 2aß)
fiudet sich einmal 1539, B RM. (Lesung bestätigt); für
yarrinilled (unter 3 a) konnnt Mischung mit dem denom. schnitlen
(s.d.) in Frage. Über das Verhältniss zu dem syn. Jiauwcn s.
hnuwenS mit Anm. und Zssen (Bd II 1805 ff.). Soweit die
beiden Vbeu mit einander konliurriereu, stellt Aauwoi im Allg.
den altern, bodeustäüdigeo, «thniden den neuern, schriftspr.
1095
Schnad, sclined, schnid, schnöd, schnud
1096
beeinflussten AusJruck dar (s. die bezüglichen Bemerkungen
im Text). Gelegentlich bestehn auch leichte sachliche Unter-
schiede; so wenn in AaFri.; Z dem Schntde" (Beschneiden) der
Fruclitschosse das Alhau'^e" (Wegschneiden) der Beischosse an
der Rebe gegenübersteht; vgl.: ,Das räbwerk sol nier mit
schneiden, dann mit hauwen und backen ziiogon, maior pars
operis in vineam (!] ductim potius qnam caesini facienda est'
(Fris.; Mal.). Bed. 2aa2, die anch eis., lothr., schw&b. nnd
weiterhin bezeugt ist, gehört nach Fischer V 1054 eig. der
Gaunerspr. an, ebenso Bed. 2ae, zu der die synn. ahhauwen Sa
(Bd II 18071, ,abschneiden' bei Unger-Khull 9, , verschneiden'
bei Gr.WB. XII 1133, auch lat. cadere zu vergleichen sind.
In der auf Gr beschrankten Bed. 3bß scheint unser W. (wofür
häufiger schnitzen; s. d. und SchnitI, Schnitz) Übersetzungs-
lehnw. aus dem Rom. zu sein; vgl. rät. it. laylia, Steuer, it.
tagliare, besteuern, auch unser (aus frz. taille, laiUer entlohntes)
gleichbcd. Teil, teilen; über die in der Alpwirtschaft noch
lange verwendeten Kerbhölzer s. AfV. XI 165 ff. (Stehler) und
CSchröter 1895, 167. Zu Bed. 3a vgl. die Schilderungen von
Erntesitten unter Eni (Bd I 463), bei WSenn 1870, 104/18
(Z); APletscher28 (SchSchl.); AfV.24, 99 «f. (AaF.); EStauber
1924, 78 f. 81 f. (ZO., Sth.); AfV. 25, 214 (ZU.), auch Heyue
HA. II 48/54 und Schwz. MS. (Hadloub) 316 f. 318 f. 340 f.
Unsicher ist die Auffassung der auf wörtlicher Übers, be-
ruhenden Stelle: ,Fleiss dich Gott zeerzeigen einen bewarfen
arbeiter . . . der da recht schneide das wort der waarheit.'
1530/89. 1638/1707, II. Tim. (2, 15) und danach 1616, Mise.
T. 1722 (JJBreit.) und Z Kirchenordn. 1628 (vgl. auch ,zer-
schn.'); in der Bibelausgabe von 1596 dagegen ,fUrschneide';
öp3-oTO[ioSvTa ; bei Luther .teile'. — Schnide" n.:
subst. Inf., das .Schneiden'. 1. a) entspr. Bed. 2bß.
.üiserni arzet ein offnen brieff, das er sin kunst wol
bewert hab mit dem sehn, der brächen.' 1.518. B RM.
.Bitzius Hagi 2 krönen an sin sehn, z stür.' 1551, ebd.
,MGH. haben Enneli Fermecker ein zedel rergönnt
an meister Josten den steinschnider. irs kinds halb,
daz er im mit sehn, oder sonst daz best tun solle.'
1555, ebd. ,M. Jost sol JHartman sins bruchs be-
sichtigen, ob er schnidens nodtürftig.' 1564, ebd. —
b) entspr. Bed. 3a. I"* cha"" grad no''' Öpper brücke"
zum Sehn., Bauer zu einem Bettler. Messikommer 1910.
RAA. und Reime; s. schon Bd VI 470o. 1062u. Wem
nie si"! Chrüz so tce Hö" hat, als heit-er Chinde"we,
weiss nüd, was Rüeblijetten ist und 's Schn-en aw'', perse.
Messikommer 1910. ,Wänn ein bann geschnitten wirt
[rauss das Weidevieh gehütet werden]. Wann aber
der letst bann ledig wirt biss an dryg juehart, ist sach,
er [!] sümig sin weit mit sehn., so ist man nit schuldig
vor demselben körn ze hüeten.' 1502. ZAlt. Offn. .Im
summer ernere er sich mit werchen, sehn, und anderer
arbeit auf dem väld.' 1555, B Turmb. .Das under dem
Schyn des Schn-s das frönibde unnütze Bettelgsindt
sich huffachtig widerumb ins Landt lassen möchte.'
1642, ZGreif. S. noch Bd VII 187 u.; VIII 1392 u.;
Sp. 1088 u. — c) entspr. Bed. Saß. ,Darzuo sol ich ...
jerlich ... dis reben mit buw inzelegen, mit gruoben,
mit sehn., mit graben, mit binden, mit zwirent houwen,
mit louben ... in guoten eren haben.' 1889, ZÖtenb.
.Dieweil es mit dem Schneiden der jungen Reben viel
eine andere Beschaffenheit hat dan mit den alten.'
EKöNir, 1706, 76 ff. S. noch Bd II 442u. (gerten 2);
VI 39u. 642o. 1544U. 1555o.; VIII 1199o. — d) ent-
spr. Bed. 6a. ,Das schneiden oder graben, das aus-
stächen, scalptura.' Fris.; Mal. — 2. von , schneidenden'
Leibschmerzen; vgl. Bed. 2aTj. ,üas schneiden und
krimraen des bauchs. das winden und grimmen, das
trucken und schneiden im inagen, torinina, torsiones
stomachi, vermina verminorum, verminatic' Fnis.; Mal.
.Dieses Öl benimpt das Trucken, Schneiden und Winden
und allen Schmerzen im Leib.' JJNüsch. 1608. .Weider
[d.i. wider] das Schneiden des Urins oder kalte Speise.'
aArzneib. (HZahler 1898, 91). — Vgl. Martin-Lienh. II 493
(Leibschmerzen); Fischer V 1053. — Augen-: das Ope-
rieren der Augen. .Diseni steinschnider 1 krönen,
augenschn. nachgelassen.' 1533, BRM. — Fueter-: das
Häckselschneiden. Wo'tst z'Nüni, Chasper? QiH's
Durst ob dem F.? Magd zum Knecht. APletscher 1902
(ScnSchl.). — Här-: wie nhd. ,Der [Kalender] zeige,
wann Neu und Wedel sei und die Zeichen alle, wann
Haarschneiden gut sei und Bschütten und Bohnen
setzen [usw.].' Gotth. — Ghropf-: das Operieren des
Kropfes. P'' wo't das Chr. lere", ttnd sö'l's d' Walliser
all choste"! Ausspruch eines Kurpfuschers, dem ver-
schiedene Kropfoperationen im Wallis misslungen
waren BD. (Gotth. EB. 576). — Löffel-: die Kunst,
Löffel zu , schneiden'. ,Es sind ouch über die 40 totzet
löffel verbanden sampt etwas werchzügs darzuo, den
N. [der Erblasser] gebrucht und das 1. gelernet.' 1591,
Z Schirmb. — Alp-lön-. Neben dem Hauszeichen
wird am Schluss der Alpzeit auf der Tessle" zugleich
auch der Alplohn aufgezeichnet (.Alplohnschneiden').
AfV. XI 192 (Gr); vgl. schulden 2b^l. — Milzi-:
Seitenstechen BE. (Bärnd.); Gr. so D., He.. sG. (Tsch.);
FStadb (oO). D's M. überku", vom Laufen. Schwzd.
(GfiMai.). Wemme" d's M. hed, mues'-me"-si''' tücke"
und uf jede" Schueh drimäl mit Spuder es Chrüz (gew.
ein Antoniuskreuz) mache", de"" vergeid's Gr (It B. allg..
It Tsch. oHe.). .Für das sog. Milzschneiden gibt's kein
probateres Mittel, als wenn der Leidende dem Andern
auf den linken Fuss steht und über die rechte Achsel
hinausschaut, oder auf den rechten Fuss und über
die linke Achsel; selbstverständlich rauss das Zeichen
des Kreuzes gebildet werden' GrD. (B.). — Nacht-:
nächtliches Kornschneiden. ,Der Junker Hess ... den
Knaben das Nachtschneiden verbieten.' HPest.; vgl.:
,Es war seit Menschengedenken ihr [der ,Nachtbuben'] |
Brauch, wenn eine Witwe Töchter hatte, die sie ehren
wollten, so schnitten sie der Mutter des Nachts beim
Mondschein den grössten Aker. den sie hatte.' ebd. — i
Vgl. GKellers Gedicht .Sommernacht'. — Bacheten- I
.Schneiden': das vorzeitige Schneiden der zu einer
Bacheten (Bd IV 961) erforderlichen Menge Korn.
.Weilen das sogenannte B. der Gersten in des Amts |
Embrach Zehendenbecirk daselbst dasigen Amts- j
zehenden merklichen Schaden gebiehret, ist mgnHrn '
Will und Meinung, dass fürohin dieses B. gänzlich ab- |
gekannt sein [solle]; da anmit an maniglich der ernstliche |
Befehl erteilt wird, dass mit Schneidung der Gersten |
und andern Frucht bis zu gewohnter Erndzeit zn- i
gewartet und nach abgeschnittnen Früchten der
Zehnden gewissenhaft gestelt werde.' 1759, Z. —
Bütel-: wienhd.;s.BdVII340o. Syn. SecJcel-Schn.— ]
Bruch-: das Operieren von , Brüchen'. ,PFrancoz ... (
sover er ... mit br. das best tuot, 20 fl. [uA.] ze geben.' '
1556, B RM. ,Dass das Br.-schneiden eine freyo Kunst
und einem Jeden, der in die Gesellschaft zum Schwarzen i
Garten gehört, zugelassen sein solle.' 1619, Z (späteres
Regest). N. wird ,zu einem Wundarzt angenommen,
jedoch mit dieser Erläuterung, dass er aller Oper»-;
tionen, es seye Starren-, Bruch- und Steinschneiden ...i
sich enthalte.' 1780. B (.Passationsbrief). — Rebe"-:,
das .Schneiden' im Weinberg; s. Bd VII 1043u. ,So
soll ein jeder taglöhner ... von holzhauwen, hagen,|
1097
Schnad, schned, sclinid, schnöd, schnuil
1098
rebensclineiden, hacken, riieren und treschen ... nit
nier heischen ... dann 2 ß.' 1568, AALauf. StE. —
Seckel-: = Bütel-Schn. ,Als NN. erhenkt ist von
tübstal und s-s wegen.' 1427, AaB. — Stein-: das
Operieren von Gallen- oder Blasensteinen. ,An vogt
von Wangen. Wann Barbly Reisch arm und ein kind
hat, des st-s nodtürt'tig, er ira an den arzetlon ein
krönen und dem kind ein niütt dinkel gebe.' 1543, B
EM. S. auch Bruch-Schn. — Staren-: das Operieren
des Stars; s. Bruch-Schn. — Ge-wand-: das Zu-
schneiden von ,gewand'. ,Aber die snyder sollen nutzig
by der ein noch by der wag verkouffen noch nienian
zu kouffen geben, doch usgelassen unib g.-sniden, das
mögen sy tuon, wonn das die kramerzunft nit berüert.'
1490, Z StB. (fehlt 1431); vgl.: .Schnider mugent wol
uss rowem lini tuoeh und zwilclien hempter, hosen,
brüech, äser, juppen und gewand sehn, und das ver-
kouffen.' 1431/90, Z StB. — Vgl. Or. WB. IV 1, 3, 5298. —
Zipfel-. Wer nicht nach dem Takt schneiden kann,
wird von den Übrigen auf einem isolierten Stück
zurückgelassen. Das nennen sie dann das Zipfel-
schneiden. WSenn 1870; vgl. Fül-Ächer (Bd I 67). —
schuldend, -und W: a) scharf schneidend; Syn.
schnidig. Von Messern, Waffen; s. Bd VIl 1439M.;
Sp. 1079 M. ,Zur Prob habe der Knecht die blosse Hand
auf das schneidend Schwert mit Gewalt geschlagen
und darüber solche aufgebebt, öffentlich gezeigt und
vermeldet, man solle jetzt sehen, ob er ein Blätz ab
habe.' 1680, AaF. Urtelbuch. .Scharpf, wol sehn.' ,Ein
scharpf oder wol schneidend räbmesser oder gertel.
fall acuta; scharpf schneidend oder hauwend wie ein
mässer, cultellatus (ut cultellatum dorsuni. Fris.).'
Fris.; Mal. ,Die Nachschrecker [s. d.] sollen jeder
ein guot, wolschn. schmal Biel oder Schrodaclis mit
ihrae in das Gejegt nemmen.' GrD. LB. (,Gejegts-
ordnung'). Von einem Berggrat; vgl. Schnidii). ,Wir
hatten den Gletscher ... zur Lenken und das Tal
j Macugnaga zur Rechten, welche hier mit einem schn-en
Firengrat gescheiden sind.' JvWeissenflch 1850/1. —
b) e" schnldundi Fluo, nackt, glatt W; 8yn. gellend
(BdlI209), — c) von scharfem Geschmack. .Mit surer
zengerheit oder mit schn-er ressi.' Türst, Ges. —
zwei-: zweischneidig. Die Jäger sollen auf der Eaub-
wildjagd .guote, scharpfe Jegerspiess oder zwei-
schnidende Bärnspiess, wie maus nambset, haben.' GrD.
LB. — g'-schnitte°: 1. a) mit Einschnitten ver-
sehn, a) e" g'schnittne'' Wegge", 5 Pfund schwer, ob-
long Ndw ißyn.höchs, grosses Bröd); sachlich wohl
l = Mutsch, hoher rundlicher Laib, 4 bis 5 Pfd schwer,
oben leicht eingeschnitten (ObwOIsw.). S. auch Bd V
,926o. 962 (Halb-Bröt). — ß) ,gschnitne glänk', an der
neuen üppigen Frauenkleidung. Ansh. (s. Be-setzi 3
Bd VII 1709); wohl = geschlitzt; aber .glänk' ist un-
klar (vgl. auch Fischer III 288). — y) von den Zügen
!im Gewehrlauf; Syn. ge-rissen (Bd VI 1348; vgl. dort
den Beleg aus Z Mand. 1601). ,[Es] solle keinem
iSchützen erlaubt sein, mit der Muskete den scharpfen
(Oder geschnittenen Zug zu gebrauchen, sondern ein
jeder sich des Schmiergel- oder Haarzugs behelfen.'
1744, ZWth. Festztg 1895. — b) von chirurgischen
Eingriffen, a) operiert, von Menschen. ,Das geschn.
.knäbliim spittal.' 1541, B EM. — ß) verschnitten, von
Tieren, zB. Ochsen Ap, Schweinen BGr.; Tn; Nnw
pom Eber), Hunden Th, Ziegen Ap. Der AH hed e"
'zalti Hemed, en Stall voll Vech ond Schi/f ond G'schirr
ond zwä Boss ond g'schnettni Stiere". JHartmann (Ar).
.Hengste, die über dreijährig sind und nicht ge-
schnitten', dürfen nicht auf die Weide gelassen werden.
GrKI. Alpbrief 1642. — 2. a) besclinitten, von Wein-
reben. E" g-i Behfe"). .E" früsch g'schnittn ige'' Stock
i" der halbtötnige" Zit: ein sonderbarer Anblick!' Barnd.
1922. ,Ein geschnittne gerten, custos in vitibus.' Fris.;
Mal.— b) von Tuch, das an der Oberfläche geschoren ist
LG. — c) durch Schneiden geformt, a) zugeschnitten,
von Kleidungsstücken. Von Mänteln; s. Bd IV 1707 o.
Von Schuhen; s. anbe-reiten (Bd VI 1646). — ß) von
plastischer Formung. , Unkünstlich geschn. oder ge-
graben, infabre sculptum.' Fris.; Mal. ,G-e bilder',
im Gegs. zu .flach gemäl'. ,An die bürger von der
götzen und flachgeraäl wegen in hüsern. Die ge-
schnittnen bilder in hüsern verbrönnen, das flach-
gemäl, wo es nitt in gvar der vereeruiig, lassen be-
liben.' 1533, B RM. ,Zur selben zeit warend wenig
geschnittne bilder (simulachra) in den tempeln, sonder
allein iniagines, flach gemäl der heiigen . . . Und ist
offenbar, dass die bilder und alles tafelgemäl erst in
100 jaren sich einzogen ...; zuoletzst die frowenbilder
unsern argen sitten und kleidungen nach von den raaler
und bildhower mit sölicher schamparkeit geschnitten
und gefasst und fürgestelt worden sind, dass ...' Vad.;
vgl. ebd.: ,kain altartaflen von bildern und gemäl...
sonder ... flach ginäl.' ,Geschnittne Mariabild' wurden
mit in einer Prozession herumgetragen. 1697, Squw
(AfV.). Von Goldschmiede- und Juwelierarbeit. ,Diss
jars ist abgeraten ze buwen die vil cöstliche canzli
nach geschnitner form meister BTilmans des gold-
sehmids.' Ansh. ,Ein guldin ring mit dem geschnittnen
carniol.' 1536, Bs Kunstsamml. 1907. .Geschn. steinlin
46, ungeschn. 10.' 1586, ebd. Von Trinkgläsern, ge-
schliften. ,3 — 4 Gutteren Kriessiwasser und 6 ge-
schnittne Glässer' wurden von einer vornehmen Jagd-
gesellschaft mitgeführt. 1719, Z Verhör. ,6 geschnittene
Gläser.' 1736, Z Inv. ,Mer 10 geschnitne Gläser 28
Schill.' 1749, LMei. Wirtsrechn. — f) icie ab Ei'"m
(B; Z), ah Ei^m abe" (Ar; Sch; Th; Z) g. si", von
grosser Älinlichkeit der Gesichtszüge, bes. zw. Bluts-
verwandten. Er ist Wäger wie ab dir g. B. ,Er syg
wie ab der Grossmutter, dem Eisi. g.' FAnp. 1893.
Da' Chind ist grad tvie ab der Mueter abe" g. Th. Der
. . . isch-mer vorcho", a's eb er de'' Vatter tvär zo der
Me'dl: si ist grad g'se" wie ab-eni abe" g'schnette".
JHartmann 1912. Si sind tcie ab enand abe" g. Sch;
Th; Z. Im gleichen S. : Ei'"'m us den Auge" (Bd I
134/5), wie US ■'em G'sicht (Bd VII254o.; auch GSa,),
wie us-Ei"'m use" g. s%". Es settigs herzigs Meiteli,
Jettin [der Mutter] wi' us ''ein G' sieht g.! SGfeller
1919. .Johannesli sei dem Beklagten [seinem vorgeb-
liclien Vater] wie aus den Augen geschnitten ... [Dieser
sei vor 18 Jahren] uf und ähnlich der Johannesli ge-
wesen; da' sig de°° bim Dolder accurat wie us im use"
g.' GoTTH. — 3. entspr. sc?»nideM 56ßi. , Häufig ist die
Klage, dass in den sog. .geschnittenen Alpen' (alps
tagliadas), welche zur Schonung der Weide nur mit
einer beschränkten [auf die Alpgenossen proportional
verteilten] Anzahl Kühe beladen werden durften, das
Statut [nicht mehr Kühe zu sommern, als man über-
wintert] zu Gunsten weniger Dorfmagnaten übertreten
wurde.' Sprecher 1875. — Zu der RA. uuter •2cy vgl. ab-
achnidcn 3, ab- (auch aben-, ab-eiiiamler-)ge-achniilen. Enie andre
Erklärung s. Das Brot 14. — un-. Von einem Getreide-
1099
Sclinad, sclined, sclinid, schnöd, schnud
1100
feld: ,Sy sönd uns ouch mit ir vidi in einkein zeig
varen, diewill einjucherten darin stat ungeschn.' um
1510, AaMcII. StR. S. auch Sp. 1086M. Von Bübeli-
Saminet (Bd VII 9-11), ungeschoren: , Hosen von un-
geschn-em Rnbeli.' L Kantonsbl. 1845. Von Edel-
steinen; s. geschnitten 2b^.
ab- {inVM.ob-schn.iVtc.og'schnitte"): l.eig. a)Etw.
(auch ein Stuck von Etw.) durch Schneiden abtrennen;
im Allg. weniger volkst. als ab-hattwen. ,Äbsclineiden,
abhauwen, zerliauwen,abscindere, amputare. demetere.
desecare, detondere [etc.].' Fris.; Mal. Blueme",
Trüber a. D'Fäde" a., die liervorstehenden Faden-
enden bei einer Näharbeit. Tuech zu-mene" Rock a.
En Ast a , absägen. En Eieme" a.; s. Bd VI 906 u.
,Ir müessent mir ein roten rock a.', Käufer zum .duoch-
man'. L Spiel XV. ,Und was inen [den Feinden] so
not zuo fliechen, das si ir waffen liessint fallen, ouch
ir harnasch von inen abschnidten und hinweg wurfint.'
GWil Chr. E. XV. .Einem den secke! a.'; s. Bd VIT
663 M. (mehrere Belege). .[Der Ablasskrämer gesteht:]
Wenn ich eira riehen, si wib oder man, am morgen
etwan bicht gehöret han, der mir nit nach mim willen
gab, so schneid ich im den seckel ab.' NMan. Anders
unter 6. Seltener steht als Obj. Das, von dem Etw.
abgeschnitten wird. ,Die Ruten [zum Proferien] werden
beim Rebenschneiden ... auf Armesliinge oben ab-
g'schnitte" und bis zum Profenen stehen gelassen.'
Bärnd. 1922. , Gustos in vitibus, ein gerten am räb-
stock gelassen, biss auif zwei oder drei äugen zuohin
abgeschnitten.' Fris. Auch: durch Durchschneiden
von Etw. eine Verbindung unterbrechen. ,Ich bitt dich.
daz duylest ... und schnid ab daz sail dez schiffes, daz
da ist in dem mer, e du es enknupfest.' Waldregel 1425.
S.auchiVo6ei-(?er<(BdII442). Insbes. a)vonGetreide;
gelegentlich von Heu; s. rupfen (Bd VI 1204). .Wir
wöltent ... den fyendten ir körn absn.' 1446, Bs Chr.
,Ward ... gemeret ... [wir] soften mit gewalt das körn,
daz deren von Costenz was, a. und von statt verken.'
1499, F Brief aus dem Felde; wiederholt. ,Nieman
sol in der kornzelgg weiden, die wil und das körn nit
gar abgeschnitten ... ist.' 1502, Aar. StR. , Wie der man
fürgeben, [habe] sy die frouw körn abgesclinitten und
in des pfatfen hus tragen.' 1529, B Ref. .Emden, das
ryfif körn abschneiden, demetere.' Fris.; Mal. ,Wer
in der brach oder ulT dem berg säyt und das inzünt,
es syge körn oder ander guot, und das abschnydet,
der sol, wenn er die leiste garb ussher füert, die
lucken uftuon und dasselbig feld zuo gemeiner weid
ligen lassen.' 1571/6, LAltbüron. ,Die Üesterreicher
fuortend [1386] mit inen ... ouch gar vil Mäder mit
Sägissen, im Willen, dem armen Landvolk das Korn
abzuschn.' JJRüeger. ,Wenn die Zeig brach gelegen
oder die Früchten abgeschnitten gewesen.' 1640, Tn
Hw. Arch. S. auch Bd VII 924 u. (zwei Belege). Einen
Acker ,a.' .Und soll deweder dem andern sin vich
uff das sin gan lassen bitz uff stund und wyl, daz die
zeig ganz abgeschnitten und gerumpt werde.' 1507,
Z RM. ,Erstlichen, dass, wo Jemand einen Acher zu-
schneiden anfahet.crdenselbigen gleich nacheinanderen
völlig abschneiden ... solle.- Z i\Iand. 1717. Einen
Acker ,mit körn a.'; s. schmalzen II (Sp. 959). ,Es war
schön und guot wätter, dwil man den haber abschneid.
Man schneid Spitaler halden ab mit haber.' Bossn.
Chr. Mit Resultatsobj. Es Äckerli o. (vgl. unter
schniden 3a): Bisweilen geschieht es [beim Korn-
schneiden], dass ein besonders flinker Flügelmann den
Andern voraus schneidet, unvermerkt quer durchs
Feld fährt und alsdann zur andern Seite plötzlich, die
Sichel schwingend, auftaucht mit der jubelnden Genug,
tuung, den Überraschten allesamt ein ,Ackerlein' ab-
geschnitten zu liaben. OScter.m, ES. Einen Schnitter
a., isolieren. Wer beim Schneiden zurückbleibt, wird
von den übrigen Schnittern im eigentlichen Wort-
verstand ,abgeschnitten'. Suterm. AG. (.\a; Z); vgl.
usen-schn. , Holiah, ihr seid abgeschnitten! ruft etwa
eine Schnitterin, die den andern voran quer durchs
Getreidefeld hindurcli geschnitten hat.' ZU. (AfV.). —
ß) von Brot udgl. (Ets) Stuck) Brot a. Mer g'höre'
's Messer gige", si uein-is [uns] Brot a. (mit Varr.),
im Mittfastenlied BsL.; BLf.;-S; vgl. SV. 1912, 1'2/14.
40/2. ,Und sol (ein probst) daz brot uf sinen fuos
sezzon für sin knüwe, und waz für daz knüwe uf
schlat, daz sol er a. und sol daz sinem knecht geben.'
AaKöII. Hofrodel 1400; Ahnliches s. unter Spiss-Laü)
(Bd III 954); Rist (Bd VI 1511 M.) und vgl. Sp. 3'25M.
,Er hab ein gross stuck fleisch ab einem schwyninem
bachen mit einem waldglas ab[g]schnitten.' 1559, B
Turmb. S. auch Bd V 872o.; VIII lOu. Sah (auch
Mel", Grüsch) a., ein Spiel; s. Bd VII 889o. (auch bei
Martin-Lienh. II 493). — y) ^on Eichzeichen. ,üas
ich sollich endrung und a. der ych, wie sich das uff
den vassen erfunden haut ... geton.' 1508, Sch; s.
schon unter schniden 3ba. , Achtens sollen die Wein-
herren diese Keller ... so oft sie für gut erachten
werden, besuchen, wie viel Saume Weins, von welcher
Gattung und Farbe bey der vorigen Rechnung sieb
darinnen befunden, wie viel seither dazu eingelegt,
davon verschenkt und noch dissmahl vorrätig seye,
von Fass zu Fass richtig abschneiden.' Bs Mand. 1774;
vgl. an-schn. — d) von Körperteilen. Sich d'Nase' a.;
s. Bd IV 797 0. ,lch Hess mir e den köpf a., eb [ehe]
ich die jamer und arbeit litt.' NMan. .Die äderen
a., venas abscindere; ,zungen abschneiden (bei Fris
.abhauwen'). linguam resecare.' Mal. , Anderen hat er
[Papst Johannes XII.] die Hand, Zungen. Finger und
Nasen abgeschnitten.' Vollenw. 1642. ,[ Verwundete
Landsknechte] habend in einem Grini gegen inen [den
Bundnern] gemuchet und gelüjet wie die Kü und ihnen
unchristenliche Worte angehengt; denen habent die
Püntner die Meüler abgeschnitten und sy ligen lassen, i
biss ihnen das Lüjen und Muchen vei-gangen.' Anhorx j
(JKuoni 1921). Amputieren. Einem einen Finger o. (
OswGisw. ,Des morgens gieng er [ein wunderbar Ge-
heilter] in den aker werken; do kam der arzat mit
sinem züg und wolt im den fuoss a.' Waldreokl 1425. i
.Der selbe man leid so gross pin und schmerzen, dassl
er begert, dass man im die band abschnitte.' Stretl. j
Chr. ,33 Ib. 7 ß Meister FMeeriss von HSigristenj
Frauwen den Schenkel abzeschn. und z heilen. 1600,(
AaB. Spitalrechn. .Den [zerschossenen Fuss] man ihm« j
noch desselben Tags under dem Knie a. müessen.'.
1633, Z. .Einem den seckel a.', unflätig für kastrieren;
im subst. Inf.: Ein als Wüstling bekannter Pfarrer,
trägt sich einer Schwangern zum Gevatter an, wird
aber mit den Worten: ,Hinnecht Gfatter, gab wasi
morn' abgefertigt, worauf er antwortet: .Dass istbösseri
dann Seckelabschnyden'; darnach noch andre Zoten. |
1621, Z Verhör. , (Einem) die ören a.', als Strafe. ,6(\
von 1 or abzesn. dem narichter.' 1413, Z Seckclarats-,
rechn. ,6 Ib. dem henker, do man eim diep doreni
1101
Schtiad, schned, schnid, schnöd, schnud
1102
absclineid.' 1434, AaB. Rechn. ,Und wurde der dieb
erkendt die oren abzuschn., und schnidte ineister Peter
von Zürich im die oren uff dem platz an der brugg
ab.' 1471, ScH. .Christen Carlis ein offnen scliyn, wie
inie sin or nit abgeschnitten, sonders an dem schnitt
[Ernte] durcli ein Wallisser, als si von einer sichlen
wägen uneins worden, abgebissen worden.' 1558. B RM.
S. noch Bd VI 455 M,; VllI 467 o. (Ei"'mJ 's Här a.
verbreitet (doch weniger volkst. als ab-hauwen). Volks-
glaube. Vor dem 7. Jahre soll man den Kindern die
Haare nicht abschneiden, sonst sehneidet man ihnen
Kraft und Verstand weg (kommen sie niemals zu voll-
kommenen Kräften) BoAa., E. Abgeschnittene Haare
dürfen nicht verbrannt (TuFelben) oder fortgeworfen
(BE.), sondern müssen vergraben werden, sonst ent-
steht Unheil. AfV. ,Syn haar ist dick, wachst wider
dahär, das im vorhin abschneid die schär.' Samson
1558. Die Schärer und Bader ersuchen den Rat, einen
Zugezogenen, der ,inen an iren Handtwercben mit
Haarabschn. und Schräpfen Yngriff und Schaden tüyge',
wegzuweisen; Demselben wird denn auch angedroht,
,wenn er mehr inn Badstüblinen schräpfte und haar-
abschnitte [!]', werde er ausgewiesen. 1628, Z RM.
I Als öffentliche Strafe. Die an Stelle von Hettelvögten
ernannten Harsthiere sind vei pflichtet, ,die Execution,
I nemlichen Trillen, Geislen auf der Tanzlauben, Haar-
abschneiden uA. um den stipulierten Lohn zu ver-
richten ... Solches ihnen aber an der Ehre nit auff-
heblich sein solle.' 1766, Ndw Beitr.; ,die Haar ab-
j hauwen.' 1770/2, ebd. .[Zwei Strassenräubern] sollen
I durch den Scharfrichter an der rechten halben Seite
des Kopfs die Haare tendiert und abgeschnitten werden.'
1783, ZGrün. Die Wächter sollen fremde Landstreicher
,sogleich mit gemessnem Ernst, auch da etwann Ver-
: dächtige oder Widerspähnige sich erzeigen selten, mit
Stockschlägen und Haarabschneiden den nächsten Weg
I ans dem Land treiben.' Th Mand. 1786. D' Negel a.
I lmVolksglauben;s.BdlV683u.; V304o. Uneig. Ei"'m
fast 's Herz a.; s.verscliaggeren{BiY U1420). — b)abs.,
I zu Ende schneiden, mit Schneiden fertig sein; vom
I Getreideschnitt; vgl. aa. ,Es bezücht euch der eigen-
man sine güeter, und schnit er ab, so sol er uss-
richten lidlon und schmidlon.' 1519, Ai Rq..l922. ,Das
[der Vogt] gebiette, wenn nun abgeschnitten wirt und
I die lyt der stroffelweid korapt, ire infäng ... uffze-
tnon.' 1540, Z RB. ,[N. zeugt,] wie sy inn verschinner
ern syent mit einander gen Tenniken gangen gen
I schnyden, und als sy abgeschnitten und an einer nacht
...den schnitthanen oder sichellegigeessen ...' 1541/3,
Z Ehegericht. S. auch noch Bd II 1308 u. (Mal.); Vll
510u. (XIV., AiKe.). — c) schneidend nachbilden; vgl.
ab-ge-schnitten 2. E(s) Muster a., ein Papiermuster
1 nach einem andern oder nach einem Kleidungsstück
schneiden Sch; Th; Z und sich er weiterhin; vgLaö-nemen
I (Bd IV 732 u.). !''> will schnell 's Muster vo" dem Bock
\a. Sch. — 2. uneig. a) Etw. oder Jmd (von Etw. oder
jJmd) abtrennen, a) en Ranlc, Umweg a., indem man
j,einen kürzern Weg einschlägt B; Scu; Th; Z; wohl
jÄllg. Abs.: Me" cha"" dö a., einen kürzern Weg
nehmen. — ß) Etw. beseitigen, entfernen, wegnehmen.
.Diearmuütistoch ain messikait, die abschnit alle über-
flüssige ding und lat sich benüegen mit der blossen
noturft.' Waldresel 1425. ,Und disen radt find ich in
der geschrift: Der herr wirdt din herz beschnyden,
|uff das du inn mit ganzem herzen und aller seel lieb
habest [V. Mos. 30, 6], das ist: Got würdt von dinem
herzen alle creaturen und frömbde gött abschnyden,
uff das du inn allein mit vollem herzen liebist.'
ZwiNCLi. ,Gewüss wirdt angesicht unserer äugen die
speiss abgeschnitten und fröud und muot vom hauss
unsers Gottes.' 1530/1707, Joel; , weggenommen.'
Luther; aliraenta perierunt de domo üei nostri. Vulg.
,Dera mag nit änderst gewehret werden ... denn so
man den Ursachen des Übels fürkombt und ab-
schneidet.' 1596, BArch. (Abschr. von 1685). .Einem
Etw. a.' ,[Tod zum Blinden:] Dein Wegweiser [Leit-
hund] schneid ich dir ab.' Bs Totentanz 1621. ,Schneidt
der Tod Einem die Zeit zur Buss ab.' JMüller 1665.
,[Der geistesgestörte Redinger soll] damit ihme Anläss
und Gelegenheit zum Schreiben abgeschnitten werden,
würklich an zwei Band versorget ... werden.' 1684,
Z (Zoll. 190.5). Insbes. 1) , Einem das bröt vor dem
null (niund) a.', wegsclinappen, ihn brotlos machen;
Syn. be-schn. Ein Buchbinder klagt, ,wie er beschwärd
trage ab den frömbden buochfüerern, die hie veil
habind und ime, der alle bürgerliche beladnuss wie
ander unser burger trage, das brot vor dem round
abschnidend.' 1531, B Ref. ,Ein ding vor dem maul ab-
schneiden, bolum e faucibus prsripere.' Mal.; ähnlich
Sprw. XVl. .Weil aber hie oft under den frommen
[Almosengängern] sich auch vil böser buoben und seck
einmischen, so nicht werken mögen, sonder andern
dörftigen das brot vor dem maul abschneiden.' HPant.
1578. ,[N. im Namen des Glaserhandwerks klagt]
was massen etliche frömbde Glaser ... understandend
byderben Lüten ze glasen, dardurch nun sy ime und
Anderen die Nahrung benemend und, wie man spricht,
das Brot vor dem Mund abschnydend.' 1602, BSi. Rq.
1914. ,Dass ... viel fremde Bettler ... in hiessiger
Statt herumben lauften, also den recht Armen und
Bedürftigen hierdurch, wie man spricht, dass Brott
vor dem Maul abgeschnitten und entzogen wirf 1625.
SBiiRKART 1909. S. schon Bd IV 176M.; V 943M.
Ähnlich : .Weinend ir alle, die wein trinkend, heüwlend
des mosts halb: dann er wirt [,ist.' 1665/1707] euch
vor dem mund abgeschnitten.' 1530/1707, Joel; .weg-
genommen.' Luther. — 2) Ei"'m d'Er a., wie nhd. Gl
(Er und guete" Name"J; GroHc. (It Tsch. selten); GT.;
Th; Ndw; W; Z und wohl weiterhin. .Wer seinem
Nechsten die Ehr abschneidt, der weich von meinem
Tafel weit'. Spruch über einem Tisch. Lötschen 1917.
,[Ein Mädchen klagt] das selb Ittly Hünikon habe von
iro gerett. es hab sy by herr Hannsen, dem helffer
zuo Sant Peter, erwüst, damit sy ir ir ere und guotten
lümden abgeschnitten habe.' 1454, Z RB. , Hinder-
rucks eerabschn. Wellicher aber dem andern also
verdachtlichen sin eer abschnidet und verletzt ...'
B StSatzg 1539 (für älteres .der dem andern ... an
sin ere redet.' ebd. M. XV.); danach .\AZof. StSatzg
1604/23. ,Eira sein eer (und lob) abschneiden, ob-
trectare laudibus alterius.' Fris.; Mal. ,Mit Ehr ab-
schneiden fang ich an, dan daz treibt ietz all Weib
und Man; dass erst Wort, dass man reden will, ist
Ehr abschneiden grob und vil', sagt der ,Hass'. JMahl.
1620. .Es haben Manche ihre grösste Freude am
Liegen, Verläümden und Ehr abschneiden.' JMever
1705. S. noch Bd VI 313M. ,Alicui prseripere popu-
lärem gratiam, eim der gemeind gunst abschneiden.'
t^Bis. _ y) mit Akk. P., Jmd absondern,_ isolieren; im
Allg. kaum volkst. Sit dem leisten Äbe"' het's-ne'
1103
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnud
1104
'dunkt, er sigi W Gott und Möntschen abg' schnitte".
RvTavel 1913. Aus einer kirchlichen Gemeinschaft
ausschliessen. ,Denn wirt inn [den Ärgerniss Geben-
den] die kilch zwar ouch noch einmal manen; und wann
er der ganzen gmeind nit volget, denn sol sy inn erst
a.' ZwiNGLi. ,Wann wir wüssten, dass solcher Wohn
in einem einigen Menschen der Unseren steckete, wir
nemmen ihn har und berichteten ihn eines Besseren,
und so er sich nicht berichten liesse, schnitten wir
ihn von uns ab.' FWyss 1677. Militärisch (vgl. b);
in der Soldatenspr. allg. ,Dasselbe [strategische Pro-
jekt] soll bezwecken ... die Toggenburger mittels Ver-
wahrung der Thur von den Thurgauern abzuschneiden.'
1708, Absch. ,Es mag ihnen [Patrouillen] vorfallen,
was immer es sei, so sollen sie niemals Feuer geben,
als wenn sie abgeschnitten wären.' B Kriegsordn.
1764. — b) Jmd den Weg, den Zugang zu Etw.
sperren. Ei"'m de' Weg a., wie nhd. B; Sch; Th; Z
und weiterhin. Bes. im Kriege. ,In bedenkung, das
uns die merkt zuo Überlingen, Zell [usw.], da wir dann
von alter har unser kornkotf gehept habent, so schnell
abgeschnitten sigen'. bittet G den Rat von B um Korn.
1499, PßüTLER 1914. ,Wo man inen [den V Orten] alle
Hülff nicht, was ir Landtvolk betrifft, benimbt, da dan
ein jeder Verständiger wol bedenken kan, wo man
inen nicht die Untertanen so vil möglich abschnitt,
was sie für ein Macht wider euch setzen würden.' 1616,
GJPetek 1907 (VFriedrich an den BRat). ,0b man
diesen [feindlichen Hilfstruppen] gegebenen Falls den
Dnrchpass ... abschneiden könnte.' 1708, Abscb. Mit
Poss. statt des Dat.: ,Bei dem [Plündern] ist es nit
bliben, die Seel musst halten dar, ihr [der Seele] Spyss
tat man a., Gotts Wort verbott man gar.' 1622, Zinsli
1911. Mit blossem Dat.: ,Auch wäre unsere Meinung,
das man den Stetten einmal sollte abschneiden und
nichts in die Statt lassen kommen.' 1653, SKriegst.
(Brief der aufständischen Bauern). — c) einem Zustaud
oder Vorgang ein (plötzliches) Ende bereiten. In den
nächstfolgenden Verwendungen der sinnlichen Grund-
lage noch näher stellend. Der Sach der Faden a.,
bes. von Liebschaften BE. [Vater zur Tochter:] We""-
der [ihr] de"" üppe" we'tit z'sämen es G'schleipf a"föh",
ivill-i''' de"" der Sach scho" der F. a. isGfeller 1917;
ähnlich ebd. 1911, 208; LWenger-Gfeller 1916, 16.
Vom , Lebensfaden': ,Dass derselbe ... ihme selbst
mit einem Messer das Leben in der Gefängnuss ab-
geschnitten.' AKlingler 1691. Ei"'m (d)'s Wort a. B
(RvTavel); Z und sonst, doch kaum volkst. Mit
blossem Akk. ,Ihr Kinder im Hauss ... wann ihr
wüsset, dass der Vatter oder die Mutter . . . mit dem
Bettbuch gegangen und sich einbeschlossen und in
allem Betten sind, seit ihr dann dess Verstands, dass
ihr nicht um einer jeden geringen Ursach willen lauffen
gen rüffen,gen klopfen, ihr Gebett abschneiden?' FWyss
1677. ,Dann deutlich zu sehen, dass man die Arbeit
[am Turm des B Münsters] einsmals abgeschnitten
[plötzlich abgebrochen], indem kein Gesims zu oberst...'
JRGriner 1732. — A)guet, schlecht a., wie nhd., Erfolg
bzw. Misserfolg haben, zB. in einem Examen, im Ge-
schäft L (Ztgsart); S (Ztgsart.); Scii; Th; Z und
weiterhin (modern). — ab-g'-schnitte": 1. a) zu
Bed. laa. .Messus, abgeschnitten oder abgemäyet;
allerlei saat noch nit abgeschnitten, seges.' Fris.; Mal.
— b) uneig.; vgl. Bed. 2aY. Im kirchlichen S. ,Und
wil der apostel drum ghebt haben, dass wir uns
frörabder, abgeschnittner und ja abgöttischer gmein-
saminen nit beladind.' Väd. (gegen den Mönchsstand).
,A. glid'; vgl.: ,lch wil üch schüchen in den heiigen
ämptern und wil üch halten als ein gelid, so da ab-
geschn. ist von den andern gelidern der heiigen
kilchen', Drohung eines Priesters. Stretl. Chr. ,Nie-
mant mag selig werden, er halte denn die bäpstlichen
gesatz, anders du must ein abgeschn. glid syn von
iler christlichen kilchen.' GBrunner 1522. In der
Rechtsspr. : ,Adelheita Widmerin. so in ansehung irer
ledigen geburt ein abgeschn. glidt', ist nicht erb-
berechtigt. 1582, Z RM. — 2. = geschnitten 2 c-(; vgl.
Bed. 1 c. Er ist tvie von-etii a., sieht ihm überaus ähn-
lich Ap (T.). Und g'meint het-es-sech, ivil im die Herre'
g'seit hei", es heig gar es mdrigs Meiteli, a. sig's
d'Muetter. RIscher 1903. Er ist der dbg'sehnitte" Vatter
GSa., a. de'' Vatter Sch; Th. — Anihii. abnsntdan bzw.
nbemiden; vgl. Gr. WB. I 106 f.; Schm.* II 570 (zu lay);
Fischer I 64/5. Bed. 2d fehlt noch bei Gr. WB.; vgl. dafür
Sauders II '2, 989 (,muudartlich'); Paul WB.» 8. — Ab-
schnider m. Nur in Zssen. — Er-: wie nhd. ,Der
Schultheis soll den beclagten e. annemen und in
gfengnus legen lassen.' B StSatzg 1539 (,Umb eer-
verletzliche zuoreden'). .Der nachrichter sol in als
einen gotslesterer, meineidigen, biderben lüten e. und
trostungbrecher ufgwonliche richtstatt füeren.' 1563,
B Turmb. S. auch Bd VI 274 M. (1620, AABrugg
StR., nach BGS. 1615). — Vgl. Gr.WB. III 53; ChSchmidt
1901, 83; Fischer II 730. — Hals-: Wucherer. Wäm-
mene" nüd g'chännti, würd-me" meine", was für-en
Ere"ma"" er war, und ist wlt-umme" de'' grast H.
Messikommer1910; wiederholt. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 256;
Fischer III 1074. — Seckel-: Taschendieb; Syn.
Täschen-Rümer (Bd VI 924); Bütel-, Seckel- Schnidtr.
Unter Bezeichnungen für Landstreicher. E. XV., B
(KGeiser 1894). ,S.-abschneider, seckel(e)dieb (kisten-
fäger, sackmann), saccularius, zonarius sector, nianti-
cularius.' Fris.; Mal. , Basel macht darauf aufmerk-
sam, dass dermalen viel böse Buben, Landstreicher
und S.-abschneider, sowohl Weiber als Mannspersonen,
in der Eidgenossenschaft hin und her vagieren.' 1641,
Absch. — Auch bei Fischer V 254. — Ab-schnIdung
f.: 1. zu Bed. 1 a. ,Der trüblen a. [Titel] ... Dass
nieman win ablesen solle, er werde dann vor besehen i
und erloupt.' 1496, AaB. StR. Amputation. , [Leide |
ungerechte Beschuldigung] recht als der da lidet den
brand des brennysens oder ... die a. eines wund- j
arztes.' Züchtspiegel 1425. ,.\bschneidung, amputatio, I
disectio.' Fris.; Mal. — 2. a) zu Bed. 2 aß. ,Dass |
soliches [Gesetz] ... allein zu mehrerer Erleüterung wie |
auch Abschneidung allerlei künftigen Gespanen undi
Verhüetung grossen Umbcostens angesehen worden.'!
16'24, AAMell. StR. ,Zu A. solch mitlauffender Ge-j
fahr.' 1635, Z Ratsordn. ,Diewyl... uff diserm Markt/
allerhand LTnordnungen und Missbrüchyngerissen,sind|
wir ... verursachet worden, zu Vorkomm- und A. allesi
Unwesens uff ein gewüsse Marktsordnung zu gedenken.',
1662, Z Rq. 1910. ,Zu A. des ohnnötigen Costens undi'
überHüssiger Weitlöüfigkeit' wird der Appellationsweg
vereinfacht. 1665, ebd. 1915. — b) zu Bed. 2b. Da die
Landjagden auf Wiedertäufer keinen Erfolg hatten,
glaub t man,, dass villicht die Abschneidung des Brots und
ihrer Nahrung erheblicher sein möchte'. 1671, B Blätter,
ab 6°-: entspr. schniden 5. a) in der Winzerspr.-
a) e" Reb(e") a., den zu hoch gewordenen Stock znrückj
1105
Schnad, schned, schniil, schnöd, schnud
1106
schneiden, um ein junges Schoss nachzuziehen (sog.
.Verjüngung tnit der Schär) Th; Z, schlecht wachsende
junge Stöcke (die noch keine Krone hahen) bis auf
ein Auge zurücksclineiden BS. Eine Kebe uf de'
Chnecht (s. Chneeht G Bd III 72'2), %if en Zingge' (s. d.)
0. Th. — ß) beim Frühjahrsschnitt die Zapfe' (s. d.)
an einer Bebe bis auf zwei Augen, ein unteres
äusseres und ein inneres, zurüekschneiden; dabei darf
man nicht underschnide", dh. nicht zu weit nach unten
schneiden, um das wichtigere äussere Auge niclit zu ver-
letzen BS.; vgl. Bärnd. 1922, 312. — b) von Kleidungs-
stücken, Schuhen; s.das Folg. — abe'-g'-schnitte".
1. en a-s Chleid, mit Halsausschnitt (neuer üs-
g'sehnitte") Z und wohl weiterhin; Gegs, ufc-g'schnitte".
So auch en a.-g'schnittni Schlutte"; s. Bd VIII 1004 o.
En a.-g'schnittne'' Hiiet, Kapothut ZStdt. A.-g'schnittni
Schueh, ,im Gegs. zu Bottinen, Stiefelschuhen', also
wohl von Halbschuhen Z (FStaub); Syn.üs-, hinderen-
ge-schnitten. — 2. = ab-ge-schnitten 2. Er ist der ahe'-
g'sehnitte" Vatter GStdt. — Vgl. Fischer III 1440o.
über- untrennb.: 1. a) beim Getreideschnitt über
die Grenze hinaus schneiden GsHe.; ZBül.; gew. mit
dem Geschädigten als Obj. Sehr häufig in den (Rechts-)
Quellen des XIV./XVIII. ,Wer euch den andern über-
eret, überzünt, überschnidet, übermäyet [usw.], dero
iettlichs [I. ,-er'] bessert dem herren ze Grüeningen
6 pfd pfenn. und dem cleger 3 pfd.' X1V./1480, Z
ÜDürnt. Offn. ,Si sond ouch ir zeig twingen und
bannen (Var. ,hannen'), daz si nieman überschnid.' XV.,
ZDiet. Oft'n. .Die von Frowenfeld [sollen] bi irem
wuchengericht beliben ... aber was sich usserthalb in
der landtschaft begibt, es sige das ainer den andern
übereren, überniayen oder ü. tüege ... [das soll vor
ein besondres Gericht kommen].' 1499, Absch. ,Dass
er den N. überschnitten habe in der Kornzeig, welches
laut der Öffnung bei 10 Pfd d. Buess verbotten.' 1756,
Z. S. auch über-büwen (Bd IV 1957); Nacht-Schäch
j (Bd VIII 99 M.); Schlag (Sp. 185u,), ferner Scliaubg
Rq. I 50 (1435. ZBinz. Olfn.); Th Beitr. 40, 36 (1493,
1 TeKef. Offn.); Absch. IIl 2, 263 (1504, TnTobel); Z
: Rq. 1910, 46 (um 1600, ZÄsch a/A. Offn.); GT. Rq. 1906,
321 (1621, GGant. Dorfr.); Z Statute 1834 I 93 (1660,
ZGrün.). ,U. über offnen niarchstein' oä. .Wer den
I andern uberert oder ubermäyt über offnen markstein,
' [bezahlt] von ietlicher füren oder maden ... dem secher
i 9 pfd und dem herrn 27 pfd . . . Wer den andern uber-
1 meyt oder überzünt oder uberert oder überschnidet
I da nit offen markstein sind, tut ers frevenlich, so sol
( ers ouch ablegen by der hochen buss; tut ers aber
I nit frevenlich, so vervalt er ouch dem secher 3 pfd
I und dem herrn 9 pfd.' M. XV., LBüren Herrschaftsr.
. , Welcher den Andern über offen Märchen übergrabt,
' uberert, überschnidt, übernieyet, überzünt oder über-
hauwt, solche Buss soll halb ihr fürstl. Gnad und der
ander halb Teil uns Ei.lgnossen zugehören.' 1509,
Streitschrift 1713; vgl. HH.asenfratz 1908, 68 f. S. noch
über-eren (Bd I 405), -hüsen (Bd II 1741/2), ferner G
fRq. I 491 (1488, GZuzw. Oft'n); Th Beitr. 40, 46 (1544,
TaBuch b/Birw. Offn.). ,Freven(t)lich, wüssentlich
![oä.] n.'; s. schon o. ,Wer ouch, daz einer den andern
luberschnitte frevenlich, der sol dem cleger pessrcn
jVon ietlicher band vol 9 ß und dem richter 1 Ib. 7 ß.'
|1404, LDagra. .Welcher den andern uberert, uber-
imäygt oder überschuldet frevenlich mit gewalt und
gevärlich ... ist die buoss 10 pfd pfenn.' 1466/1502,
Schweiz. Idiotikon IX.
GBichw. Offn. ,Welicher dem andern gfarlichen über
syne markstein inhin in synen acker eeret oder den
andern mit getarden überzündt, übermäyget oder über-
schnydt, der soll uinb 10 pfd gestraft werden und soll
den, so er überfaren und ühernossen hat, von schaden
wysen.' 1534/1601, ZKn. Offn. 8. noch über-eren (Bd I
405; 1541, Sch); Furren (ebd. 936 M.), auch Aa Rq. 1922,
111. 192. Subst. Inf. ,Wir sollen ouch ricliten umb
erb und umb eigen und umb geltschuld und umb ö.
und übererren und überineyen.' XIV., AAWett. Offn.
,r)as ohngefährliche und ohne Betrug beschehene
Überahren, Überschneiden, Überineyen, Überzeünen
und im Wald Überhauen.' 1670. 1671, Aro. S. auch
über-graben (Bd II 684); nacht-schächen, Nacht-Schaden
(Bd VIII lOl. 175, wo .überschniden' zu lesen); Z Rq.
1915, 115. — b)= über-eren (Bd I 405) GrHb. (Tsch.).
Du häst-mi''' überschnitte", beim Pflügen. — 2. in der
Winzerspr., Reben so schneiden, dass sie ,sich über-
tragen' und daran zu gründe gehn; vgl. uf den Tod
schnlden{S\>.li)92M.). , [Durch Gruben] verjüngteKeben
dauern in GRMai. 15 Jahre, wenn sie nie überschnitten
werden.' Kohler 1869. Vgl. Ü.-schnidung. — 3. abs.,
dem Weizen, wenn er droht, zu stark in die Halme
zu schiessen, das obere Stück abschneiden, bevor die
Ähren sich bilden Sch (FStaub); vgl. über-mäjen 2
(Bd IV 136). Dafür oben-ab-schn. (vom Korn) ThHw. —
Mhd. ühemniden in Bed. la (auch = übertreffen); vg]. auch
Fischer VI 58. Eine vereinzelte Angabe .abernten' (Ostschweiz)
beruht wohl auf Irrtum. — Über-sc h nid ung f.: zu
Bed. 2. ,Die werk [im Weinberg], nämlich lössen,
sprizen [!]. schniden on ü., binden, graben, heften, er-
brechen, jätten, houwen und derglichen' hat ein Lehen-
mann zu besorgen. Bei mangelhafter Besorgung ver-
langen die Eigentümer Schadenersatz, ,biss sy ires
nachtails, abgangs, ü. und schwechung ... vernüegt'
sind. 1538, HWartm. 1887.
üf-: 1. durch Schneiden öffnen, wohl allg.. doch
im Ganzen weniger volkst. als üf-hauiven (Bd II 1807).
, Aufschneiden, in-, prosecare.' Fris.; IIal. Einen Ver-
band, Umschlag, Sack, ein Buch «. Die (Woll-)Fäden
«., bei gewissen weiblichen Handarbeiten. ,Daz im
vor 4 Wochen sin täsch ufgesnitten war und daz er
sin insigel darus verloren hette.' 1418, Z StB. Vom
tierischen und menschlichen Körper. E" Sü ü., nach
dem Schlachten. Einem umgestandenen Stück Vieh
soll man schnellstens de" Bück u., sonst würde das
Fleisch uugeniessbar Th. S. auch ent-schn. Ein
Tyrann Hess nach der Sage drei Männer mit Speis und
Trank füllen, worauf er ,bald alle drei aufschneiden
tat, lugt, welcher bass verdeuwet hat.' 1621, Gr Lied
(Zinsli 1911). Als barbarischer Kriegsbrauch. ,Wenn
ouch fürbashin unser vigend liblos getan werdent, so
sol nieman den toten lichnamen ir herz usshowen, ir
buch u.', bestimmt die österr.-zürch. Kriegsordnung
im alten Zörichkrieg. CBrunner 1903. ,Die soldner
[haben] wol 18 Tütscher ... also lebent ufgeschnitten
[an andrer Stelle .uffgehnwen'] ... ouch inen daz
Schmer usgeschnitten.' 1487, L Verhör; vgl. Schmerw
(Sp. 981M.). S. auch Sp. 490 u. Bei chirurgisclien Ein-
griffen, Sektionen. En Eissen ü. ,Man meint, er hette
etwan gift genommen, und Hess inn u.' JHaller 1550.
.20 Ib. 10 ß von einem armen man, den man enthouptet,
von der gruoben an Öttenbach. da man in uffgeschnitten,
und da dannen wider usshin zu Sanct Jacob ze tragen.'
1557, Z Seckelamtsrechn. .Anatomicus, der ein todten
1107
Schnad, schned, sclinid, schnöd, schnud
1108
cörpel auffsclineidt, ein anatomist; pectus disseeare,
das herz auftuon oder aufschneiden, hinein zeluogen.'
Fri3. .Als er [Galenus] auff ein zeit ein. tränende geiss
anffgeschnitten.- TiERB. 15G3. S. noch Bd VII 3-10o. —
2. in die Hölie schneiden. Bäum ü., die untern Aste
abschneiden BE. (AvRütte); L (JRoos); Syn. üf-
schneitfljen. Wi'-mer Bäum hulze" Sfft und ü. JRoos
1907. ,VVas zu ihrem [der Bäume] Wachstum und Auff-
schneiden zu ermelten künftigen Gebrauch [als Bau-
holz] dienlich sein mag.' 1757. B Blätter 1905. —
3. schneidend belasten. Einer Weinrebe z'vil u ,
= über-schn. 2 ThHw. Du hast dere" Bebe" z'vil uf-
g'sclmitte"; 's ist g'nueg, wenn t' en Chnecht sto' lö.-^t
und en Böge'. — 4. bei Tische Brot aufschneiden Th
und sonst. Fleisch verschneiden ThMü.; .trinciare' PAl.
(Giord.). — 5. uneig. a) mit Dat. P., Einem tüchtig
die Wahrlieit sagen; doch s. die Anra. ,Viel kommen
za der und diser Predigt nur zu hören, wie man
Anderen predigen wolle unddapfer autfschneiden werde
(wie man etwan ungereimt redt).' JMcller 1ö65. —
b) abs., den Mund voll nehmen, übertreiben, prahlen
Aa; Bs; Gr (Tsch.; .lügen); G; Sch; Th; Ndw; UwE.
(.Ingen, verleumden'); ü; Z. Syn. üf-hauwen (Bd II
18ö8). De'' hat g'hörig (grandig, jcüetigj üfg' schnitte"!
Er plapperet niid nw Öppis in'n Tag i'e' wie dert de'
N., wo d' nie weist, isch-es üfg'schnitte" oder uör.
Messikommer 1910. .\uch von übertriebenen Rech-
nungen; s. die Scherzfrage unter dem Folg. '2. — uf-
g'-schnitte": 1. zu Bed. 1. .Aufgeschnittene Brot';
s. Bd V 9'25u.; = g'schränzts Brät (ebd. 926o.)? ,Ein
neüw aufgeschnitten gitze.' Tierb. 15(53. — 2. zu Bed. 4.
Subst. n. Üfg' schnitte" s (auch -g'sL-hnittmgs UwE ),
.Aufschnitt', kalte Platte Bs; G; UwE. und wohl weiter-
hin; Syn. Ver-schnittens. Welche Älinlichkeit besteht
zw. einer .\rztrechnung und einer Platte voll Schinken '?
In Baide" isch e" Portion U. Bs (ONägeli 1><98). —
Vgl. Gr. WB. I 7'28; Schni.» II 570; Fischer I 417. Bed. 5
geht wohl von 4 aus, Hesse sich aber auch auf die ausser-
scbwciz, verbreitete Bed. ,aufs Kerbholz schueideu' (= imserni
on-»cJn. S) zurlickführen. Die Deutung der Stelle uuter 5a ist
insofern unsicher, als der Dat. .Anderen' sich bloss auf .pre-
digen' beziehen, .auffschneideu' also abs. gebraucht sein könnte.
Bed. 5b ist nicht überall heimisch; so werde sie zB. in ü vom
Landvolk kaum gebraucht, jedenfalls als fremd empfunden:
auch in B und Z ist sie nach Angaben nicht bodenständig. —
Üf-schnider m.: wie nhd. Aufschneider Bs; G und
weiterhin. — Brief- {7.: Brieföffner Sch. — Üf-
schnideri -ei f.: Aufschneiderei. .[Jesus] hat müssen
ein Betrieger sein, als wann Alles nur .Aufschneide-
reyen weren, was er von seiner Aufferstehung hat vor-
verkündet.' JMeter 1700. — Üf-schnidung f.: zu
Bed. 1. ,U-en der secken'; s. Bd VII •2'2'2u. .Auf-
schneidung, anatomia, dissectio.' Mal.; vgl. Zer-
schnidung.
ufe°-: Gegs. zu abenschn. b See; Z und wohl
weiterhin. I«* will die Bluse" ufe"g' schnitte" d. i. hoch-
geschlossen, ohne Halsausschnitt, Bestellerin zur
Schneiderin. E" u.-g'schnittne Scharbet; s. Bd Vlll
1004o. — um-. ,Umbschneiden und umbhauwen,
circnmcidere atqae amputare, circumsecare, circum-
scindere; unibschneidung, circumcisnra.' Fris.; Mal.
a"-: im Wesentl. wie nhd. 1. a) ein Brot, einen
Käse, Ballen Butter usw. a. Bs; B (auch Zyro); Gk
(allg.lt Tsch.); ScB; Th; Z; wohl allg., doch weniger
volkst. als an-hauwen (Bd II 1808). Und ebst der Chäs <
abg'laden hein, sti hei" s'-ne" schon a"g'sch>ütten. Likd
vom Brienzer Burli. Glaube und Brauch; s. schon
Bd V 944 u. Wenn man frisches Maisbrot an-
schneidet, so macht man zuerst mit dem Messer das
Zeichen des Kreuzes darauf GSa. Mädchen, die Butter
oder Brot anschneiden, bleiben (7 Jaiire) ledig BsL.;
Sch; Zu., Stdt. E" Wis a., zu mähen anfangen Gr
oHe. (Tsch.). Auch: E" nöüici [Kiel-]i^e<fe)e" a. B
(Zyro). .Anschneiden (anliauwen), incidere.' Fkis.;
Mal. — b) vom Hunde, das Wild anfressen. Jägerspr.
(so S). ..'Vnschneiden. admordere.' Mal. — "2. = schni-
den 2ba (s. Sp. 10^4). ,[Dass das Korn] ze stund an
durch den zoller in [.an'. 157u] die heilen angeschnitten
werd, ob [.ehe'. 157U] das körn ... zu dem türli oder
tor uss gefnert werde.' 1481/1570, AALauf. Stß.; ähn-
lich wiederholt. .So bald ein würt wein bringt, sollen
sy [die Siuner] ime den wein in keller legen, wie von
alter her zuolüllen, die fass zuoschlagen, die pnnten
und leibzapfen wol und ordenlich versiglen, die sinn
uff den fesse[r]n eigentlich besehen, abzellen und wie
vil des weins ist. mit den würten auf ein kerbholz an-
schneiden, auch solchen wein in ire register gleich auf-
schreiben.' um 1570, AARh. StR. .Den Weinschenken,
Wirten ... [sollen] alle in ihren Kelleren sich be-
findliche Weine, der Saume Anzahl, ihre Gattung and
Farbe richtig angeschnitten oder aufgeschrieben
werden ... [Kein Wein darf in den Keller gelegt noch
daraus weggeführt werden, der nicht zuvor] von einem
Weinherrn angeschnitten worden.' Bs Mand. 1770;
ähnlich ebd. 1780. S. noch Cherb-Uolz (Bd II 1253;
Wnrstisen 1580). — 3. a) schneidend anfügen.
D' Ermel a., mit dem übrigen Kleid zs. aus einem
Stück Stoff" schneiden (Gegs. in-setzen) Sch; Z und
weiterhin in der Fachspr. A"g'schnittni Ermel. —
b) schneidend anpassen. Von Kleidungsstücken. .Ansh.;
s. Bd V1II94M. (wo zu lesen: ,wit uss- und eng an-
geschnitten). Von Holzarbeiten udgl. ,Dem Wagner
... um Hamerstilil, 1 Stossbarenredlin [!]. Reder an-
geschnitten [usw.].' 1082. AaB. Rech n. ,2 Seiten Backen-
stuck neben der Haustür anschneiden ... Ein Gesims
anschneiden.' 1837, Z Baurechn.; vgl. Mothes 1 119.215.
— Mhd. inBed.3b; vgl. Gr. WB. I 448 ; IX 1'265 (zu Bed. 1 b);
Schm.' II 569/70; Fischer I '255/6. — A n -sc h n ider m.
,Carptor, Änschneider.' Denzl. 1677. Vgl. Für-schnider.
i»-: 1. in Etw. einschneiden. Abs., von Trag-
riemen, Strumpfbändern nä., die sich in die Haut ein- |
drücken B (schon Id.); Gr (Tsch.); Scn; Th; Z; wohl !
allg. Tief i. D's Seil het l"g schnitte" B (Zyro). Tr.; j
s. Twer-Sellen (Bd VII 715o.). .[Ein gewisses Gc- j
schütz] besteht von Glidern vil, mit Straubwerk ein- j
geschnitten.' Kriegsb. 1644, — 2. schneidend Etw. i
wohinein bringen, a) Brot [uä ] i. in ein Gefäss, zur j
Bereitung einer Suppe (entw. vor oder nach dem Ein- 1
giessen der Brühe, auch auf Vorrat) B, so E., Hk., Si. |
und It Id. (.panera foliatim disseeare ad paranda jns- j
cula). Zyro; Scb; Th; Z und weiterhin; vgl. unter l
schänden 4, sowie das parallele in-brocl;en (Bd V 5Ö2/3).
Eine Brotschnitte, die in der Suppe lag und von der i
Magd .eingeschnitten' worden. 1781. Gl Verhör. S.anch
Bd VI 408u. 1050u. .Ein suppen i.'; s. schon Bd VII :
1229 M. .Und schnid bald die suppen in, du ranost
ietz unser wirt sin!' Bahexf. I52G. ,Desectre offse in
mulsum aut duice vinum, eingeschnitten suppen oder
dünke.' Fris. 1541. .Als Anna N. ungfar vor einem jar <
ein suppen ingschnitten, hette sy das messer von iren |
1109
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnuJ
1110
gworfen und grett, der arm tätte iren wee.' 1561, Z.
Abs. ,[Der .Underpfister' soll] dem Müller in der
Miili verhilflicli sein, zur Notdurft des Hofs und
Convents einschneiden und einbrochen.' AiMuri GO.
XVII.; am Rande: , Brock limachen und Kr ü ml i.' S. auch
BdV984o.; VlI 1229M. (1657, Scnvv). Von andern
Speisen. Kopfkohl oder Rüben zu Sauerkraut l. ZBül.
,Nimm Späck und schneidts ein gewürfflet, lass ihn
zergahn.' Z Rezeptb.um 1700. S. anch Madel-Ger (BiU
402). — b) Getreide schneiden und einheimsen. ,Als
der prophet spricht: Ir band vil gesäyot und wenig
ingesnitten.' Waldregel 1425. ,Wie das körn in-
geschnitten ist worden und under das dach ist bracht,
do ...' 1541, Z. , Emden, das körn einschneiden, fa-
cere inesscra.' Fris.; Mal. ,lh72 ist ein liuss zu
Dorliken ferbrunnen ... und hatt der selb pur in-
geschnitten. Und ist im ferbrunnen niitt dem huss b^
800 garben körn.' UiMey. Chr. 1540/73. ,Und so ein
kilchherr wellt uff den zehenden gan und den be-
schouwen, das mag er woU tun, so man das körn hat
iiigeschnitten.' 1584, L Schüpfh. ,Was das volk den
sumraer eingeschnitten ... das wirt inen iezniolen
gnomraen.' 1590, Bs JB. 1885. ,Es war 1594 ein
vast heisser und trochner Sommer. Man säyt, schneid
yn und macht nüws Brot, das kein Rägenwasser nie
daruff kam.' RCvs. (Br.). , Wegen des grossen, un-
erhörten Schnees ... wurde die Kornsaat im Feld also
geschwecht, dass man zur Ernd nit völlig den Samen
eingeschnitten.' 1614, TiiKr. Chr. S. noch Sp. 809 u. Mit
Dat. P.; s. Bd VII 348o. — 3. mit den Fusspitzen ein-
wärts gehen und sich so selbst auf die Zehen treten
Bs (Spreng). Im Spiel mit Bed. 2a: ,Di6 Jungfer
schneidet brav ein, als ob sie bald anricliten wollte.'
ebd. — UM. tnsniden in Bed. 2a; vgl.. Gr. WB. 111 282/3 ;
Martin-Lienh. II 493; Fischer II 6U. — j(n)-schnlde-
te", -a f.: so viel Brot, als man auf einmal zB. in
eine Brühe einschneidet." Dijl.
dar-ln dri"-: = schnlden 2a^ BSi. Der Arzt tuet
dr. — ine°-: hineinschneiden. ,Auch bildl. für Ei"'m
a' d's Lebige griffe", ad vivum resecare' B (Zyro).
ab-ein-and(er) -enandfer, -ercj-: entzweischnei-
den. Eti Fade", Stecke" usw. (z'mitts-t, de"mittenj a.
[Sie haben ihm beim Bahnbau] 's Heimet z'mitts-t ab-
enandg' schnitte". WMüller 1918. , Etliche der alten
Kirchenlehrern haben dise Bitt [die 6. des Vater-
unsers] abeinandren geschnitten und daruss gemachet
der Bitten zwo.' FWvss 1677. Von einem sog. , Beil-
brief'; s. Bd IV 1161 u. (1425, L) und vgl. üs-, von-ein-
ander-schn. Wie abenandg' schnitte" si" Gi.; Sch; Z;
s. BdI306o. und vsl geschnitten 3cy (Sp. 1098). —
nher-enandere": Ü.-g' schnitte", vom Bau der Block-
wände am Läudeihaus BsZunzgen; vgl. JHunz. 1913,
166 f., sowie .überschnitten' bei Mothes II 952. Syn.
gestrickt, -wettet. — üs-, ,üss(er)-einander(e)n-': aus-
einanderschneiden, von sog. , Beil-Briefen'; s. Bd V
470 f. (mit einem Beleg von 1557) und vgl. zum Prinzip
die .üoppeltesslen' AfV. XI 181 f. 2U1 f. 205 f. ,Diser
^Übertrag ist geschehen mit verwilgung ... und in by-
iwesen von NN. und des zwen zedel usenandern ge-
schnitten und geben uf donrstag . . .' 1476, ZBenken
i(,AnIassbrief'); .später wird auf die Urkunde so ver-
wiesen: ,innhalt zweyer usgeschnitnen zedeln.' 1477,
ebd. ,So sind dis bericlits zwen zedel glichlutende
noit ainer band gesclirihen ussainandern geschnitten,
yedwederm tail ainer geben und in das klain u[r]berli
geschriben.' 1496, ZRhein. ,Zu gezügknuss obge-
schribner dingen sind diser zedlen zwen glicher lut
gemacht, ussereinandern geschnitten und ist jeder
partie einer geben.' 1512, Bs (Werkvertrag). .Auch
seind zwehen Zeddel von Wort zu Wort gleich lutent,
lind wird Jedem einen geben, damit, wan einer ver-
lohren wurde, dem andern sol Glauben geben werden,
und bed von einer Hand geschriben und ausseinanderen
geschniten.' 1667, LMei. (Gfd). S. noch üseinander 1
(Bd I 307). ferner üfd 30, '261 (1451. B); AAMell. StR.
340 (1496); B Blätter 1907, 195 (1497, AAZof.), sowie
SpänZedel. — von-,einandern-': = dem Vor. ,ües
alles zuo warer gezügknusse und stätter Sicherheit so
sind harumb zwo peyelgeschriften glich inhaltend ge-
stellt und mit strichen gegen einandcrn abgezeichnot
V. geschnitten, und hat M. die eine und ich N. die
andre genomen.' 1489, S. S. auch Z Anz. 1885, 132
(1517, USeel.).
under- untrennb.: (zu weit) unten schneiden; s.
aben-schn. a ß. ,Underschneiden, unden abschneiden,
subsecare.' Mal. Uneig.: Bei starker Eüs (s. Runs Ib
Bd VI 1143), einer während völliger Windstille durch
Fölindruck bewirkten Unterströmung auf dem See-
grund wird das eingesetzte Netz underschnitte", dh. am
untern Ende verschoben, und es , versandet'. Lozerner-
und Sempachersee. — under-sch n itten: von Hoch-
relief, auf der Hinterseite der Figuren ausgehöhlt;
Gegs. , flach'. ,Wills Gott, so wil ich euch daz rott
sigel, daz wir lang zuo Basel gehept ... suber von
gips abgiessen; dan ich [bin] erfaren, wan ein ding
schon u. ist, wie ir dan an den bildnenen [!] sähen,
S. Johan. und unse frouw; die anderen jipsgiesser
könnents nit, es sye dan flach.' 1576, Brief des Malers
JClauser an BAmerbach (Bs Kunstsamml. 1907, '20).
Vgl. nuid. undermiiden, unten abschüeideu (Schiller-Lübben
V41Ö/6), zu under-schiulleH bes. Müller-Mothes II 955; Otte
1883, 257 (au der üuterfläche ausgehöhlt, zB. von Kranz-
leisteü), auchHeiusiusDWB.lv 1232 (von Buchstaben, die der
Schriftgiesser durch Ausschaben unterseits ausbuchtet) «ud
Fischer VI 58 (unter üher-schneidni). Unsicher ist die Bed. vou
,underschnyden' (= ein Gebiet durchschneiden oder eine Ge-
hiotsgrenze bilden, vou einem Flusse) in der Stelle aus Aeg.
Tschudi 1538 unter runsen 1 (Bd VI 1154); für die erste Auf-
f.issung spricht Tschudis Quelle (,Ipsi [Rha;ti] auteni ad ea
usque loca tiuse Rhenus socat, extenduntur.' Übers, von Strabo
lib. 4), uud sein eigener erklärender Zusatz ,rUaset', für die
zweite SMUusters lat. Übers, (s. ebd.); vgl. auch mhd. under-
ftniden, schneidend, trennend dazwischentreten.
ent-: zerschneiden. ,Ich schnit ihn [einen grossen
Fisch] auff, entschnit ihn gar, wie michs mein Bruoder
hiess fürwar; ein guote Lehr tat er mir gän: s Herz,
d Laberen, d Gallen solt ich näii [zu Arzneien].' GGotth.
1619. — Auch mhd.
er-: 1. zu schniden 3a, abschneiden. .Erschneiden,
emetere.' Fris. (.schneiden, e., erniäyen'); Mal. —
2. zu schniden 6a, ausscliueiden, schnitzen. ,Unde ir-
gruob die siben sule noh waher unde deiner, danne
alle'die sule irsnitin sin, da diu cristenheit uffe stet ...
unde ist noch diu wacheit niet furbra[li]t, diu darane
irsnitin ist.' XII., Wack. 1876; excidit columnas Septem
(Prov. 9, 1). — 3. zu schniden 3ari, , stark sehneiden,
wie zB. Bauchgrimmen es tun' New (Matthys). — Ahd.
arsnidan. resecare, excidere; mhd. ereniden; vgl. auch Gr. WB.
III 968; Fischer II 840.
üs-: 1. (her)ausschneiden; vgl. üs-hauwen 1 (Bd II
1809). .Ausschneiilen, execare.' Fris.; Mal. (Trübe")
ü., = üs-hauxcen (Bd II 1809o.) AaEh.; GRChur, He.
1111
Schnad, scbned, schnid, ecbuod, schiuul
1112
(Tsch); T^l. Üs-schnld-Tnlhel. Bilder, Helgeli ü., zB.
aus einem Buche; resultativ (entspr. schniden 6a):
Figuren udgl. ü., aus Papier B; Th; Z und weiterliin;
auch: .Papier ü., indem man Figuren bildet' B (Zyro).
,Die formen söUent vorhin hol und wol usgeschnitten
sin.' KcNSTB. 1474. Abs., an .Stickereien die .Spreng-
stiche', d. s. die von einer Figur zur andern laufenden,
nicht zum Muster gehörigen Verbindungsfäden, heraus-
schneiden, t. von der Usschytideri", t. von besondern
Üsschnidmaschine' besorgt Ap; vgl. auch Usschnidi.
Obj. kann auch Das sein, wovon Etw. herausgeschnitten
wird: ,Und hat man den schuoraacher a'n raess geben,
nach welches wite sy die schuoch sollend u.' 1527,
G Mand. (Kessler); s. das Vorhergehende Bd VI 795 u.
Yg\. üs-ge-schnittena. Insbes. Einem (Menschen oder
Tier) Etw. ü. S. Bd VI 1193o. .[Der Feind] schoss
den araman by dem achselbein in entwäris durch den
ruggen, das man im den clotz uf der andern syten
nsschneid.' Fründ 1446. ,Daz sy inen [verwundeten
Feinden] die gurgel usgeschnitten.' 1487, L Verhör.
,üie Zunge ausschneiden, elinguare.' Red. Iti62. S. noch
Bd IV 224 (Mihi) ■ Sp. 1 106 u. Spez. a) von der Kastra-
tion. ,Diser vogel [Kapaun] wird darurab also ge-
nennt, dass im seine hödlin aussgeschnitten werdend.'
VoGELB. 1557. Meist mit blossem Dat. ,(Eini) lieilen.
verschneiden, ausschneiden, evirare. castrare.' Fris. ;
Mal. ,Virum execta iuventus, die Jugend, deren man
aussgeschnitten oder aussgehauwen hat.' Fris. ,Den
Cardinälen bat er [Papst Johannes XII.] ausschneiden
... und sie hernach erwürgen lassen.' Voi.lenw. 1642.
.Doch ist den Schweinen allwegbesserausszuschneiden,
wann sie anfahen hitzig zu werden und begehren zu
steigen.' EKönig 1706. — ß) vom Ausschneiden der
Hufe bei Pferden und Hornvieh. S. Bd III 974 M. Mit
blossem Dat. Eme" Ross, ere" Chue ü. lo", durch den
Schmied vor dem Beschlagen, beim Hornvieh auch
durch den sog. CMäiCf-Butzer Th. Mit Akk. statt des
Dat. : 's Boss hed d' Strölß'di, nie' mos'-es ü ; d' Chue
hed z'gröss Schueh, me" sö't-si ü. ApReh. — 2. = schni-
den 4 p (Sp. 1090). Von Zieger und Käse. Auf die
Klage der Grempler, ,wie ir zunft müesse geben ein
Schaft ... von den zigern. da aber die frönibden. so
ziger usschnittend oder usswägint, nüdt gebint', wird
verfügt, dass .alle die. so ziger usschnident ... den
meistern zum Kemmel die schaff geben [sollen].' 1520,
Z. Auf die Klage der Greniplerzunft: .Fürs erst
bruchind etliche ... fürköuifler ... den fund und list.
dass sy kess und ziger mit flyss und geferden under
dem schyn. als ob sy prästen, füli oder elti halber
für sich sälbs zerfallind. zerstuckend und zerbrechend
und dann sälbige stuck wie ouch das unschlitt [auf
dem Markt] usschnydind und vom pfund biss uö' den
ganzen und halben vierling usswegind und verkouffend
...', wird beschlossen: .Diewyl ein artigkel in ireni
zunftbrief des Inhalts: es soll ouch niemand ziger oder
kess zerschnyden und also verkouffen, der ir zunft
nit hat; wol mag man ganz ziger. ganz kess, ganz
schyben und ganze stötzli am zigermerkt feilhaben
und verkouffen ... so lassend wir es by demsälbigen
... belyben, also dass dheiner [der nicht in der Stadt
ansässig ist] kess, ziger ald derglychen weder by dem
pfund, halben pfund, vierling nach halben vierling
usswegen, u. und verkouffen [solle].' 1582, Z. Von
Tuch. ,Es sollen ouch die gwantschnyder, so gwand
usschuiden oder veil haben, hinfuro kein lynwot [udgl.]
veil haben noch verkouffen.' 1526, Bs Zunftordn. der
Weber. .Das etlich von der wäber zunft lynis und zwilchis
an einem frytag an offnem frygen markt uffkouften und
demnach glych desselben tags widerumb davon uss-
schnitten und verkouffen, sovil sy möchten, das inen
ir zunftbrief nit gestate.' 1534, Z. .Das der waberen
zunft die Ordnung habe, wenn sy uff offnem merkt
Zwilchen ald linen tuoch kouftend und iemandts der
unseren glych darvon ein ein minder oder meer uss-
zeschn. begert, das er dasselbig in dem gelt, wie ers
kouft hat, one Steigerung werden lassen soll.' 1581, ebd.
— üs -g'-schnitte": a) wie nhd., von Kleidungs-
stücken. Bes. mit Bez. auf den Halsausschnitt der
weibl. Kleidung B; Sch; Th; Z und weiterhin. Isch-et
[mein Kleid] nüd z'wU ü? fragt eine Angstliche, ü'-
cerschant ü. tciegeng! von einem Ballanzug. OvGreverz
1910. Ansbelm rügt an der modischen Männertracht
uA. .wamsel von schftrliz mit wullen, verpappeten
breiten gölleren und breitem brustduoch, uf der achsel
ussgschn. ... gerigne, verbändete, wite und wit uss-
gschnitne hemder', an der Weibertracbt .schuwen und
kittel wit uss- und eng angschnitten.' Ansh. .Die
schmale und kurze und zu weit aussgeschn-e Kragen
sollen weder Ledige noch Verheüratete. sondern in ge-
bührender ehrbarer Grösse tragen, damit sie um den
Hals wol beschliessen und über das Brusttuch hinunder
gehen. Die aussgeschn-e Schlutten und kurze, breite
ausgeschn-e Brusttücher sollen als leichtfertige
Trachten nit mehr geduldet werden.' 1728, Gäbt. Mand.
S. noch Bd II 218 M. Von Ärmeln: .Den Wyberen und
Töchteren [werden] die nüwen ussgeschnitnen und
offnen Ermel ... verboten.' Z Mand. 1636. 1650. Üs-
g'schnittni Schueh, von Halbschuhen B; Scb; Z und
weiterhin. .Sein Weib Anne Bäbi plagte ihn nicht mit
der Hoffart ... Sie hatte noch Schuhe mit währ-
schaften Böden, aber weit ausgeschnitten, dass sie mit
den Zehen kaum anhängen konnte.' Gotth. ,1 par
usgschn. schuo.' 1553, B Turmb. ,1 usgeschnitte°s par
schuoch.' 1561. ebd. ..\usgeschnittne Lätzen'; s. Handatz
(Bd II 1396). S. auch noch Bd VIII 445 o.; Sp. 991u.
— b) .ausgeschnittene Reben'; s. Chnecht 6 (Bd III
722). — c) sachlich zu jis-ein-ander-schn. (s. schon d.), i
mit Bez. auf den ausgezackten Rand der betr. Ur-
kunden. Das Domkapitel Chur schickt dem Abt von |
ZRüti .ein copy eins usgeschnittnen sponzedels.' 1504, j
Z. .Do jäche er zu inen: wie stat es? Do jächinds: |
wol; mir band mit einandren gerechnet und band i
zwen u. zedel gemacht gegen einandren und sind eins.'
1511. ZElgg. Die Einnahmen eines eidg. Hauptmanns j
in G betrugen in 3 Jahren laut zweier .ausgeschnittenen'
Zeddel 677Vs Gl. 1541. Absch. .Das dan ime der drit- I
teil winzechenden von ettlich reben vermög sines uss- |
geschnittnen zädels ... gevolgen [solle].' 1567, Z RM. j
.Vermög einer sonderbaren verkommnuss [eines Kauf- i
Vertrags], inn einem ussgeschnitnen zedel begriffen.' ;
1596, SeuSt. , Lehen-Revers, oder underschidliche
aussgeschnittene Verding-Zedel wegen des Guts ge-
nant Leutschen.' 1670, SchwE. Arch. S. auch un-cer- ,
sert (Bd VII 1'268). I. S. v. Schuldbrief, der ,ver-
schribung' oder ,gült' gegenübergestellt: .Derglichen
küuft' [s. Bd VII 904 o.] sollen andere personen mer tun,
dieselbigen aber richtend allein darumb n. zedel und •
keine verschrybungen uf; das soll der vogt zu Ky-
burg erkundigen.' 1573. Z RM. — i) = geschnitten 2ei i
(Sp. 1098u.)GrL. (Tsch.). Das Ghind ist grad der i-n \
1113
Schnad, sclined, HChnid, schnöd, schnud
1114
Ätti, di ü-n Mueter. — Mhd. üßsmden; vgl. auch Gr. WB. I
958: Fischer I 510. — Üs-schnlderi° f.: Mädchen, das
in der Stickerei üsschnidt Ap. .Tüchtige Ausschneide-
rinnen gesucht.' Ap Ztgsins. — Üs-schnidif. : Fabri].-,
wo (an Stickereien) üsg'schnitte" wird ApReh. — Üs-
schnldungf. ,Aussclineidung,(ausshauwung),exectio,
eviratio, castratio.' Fris. ; Mal. ,l)a dann auch ehrliche
Persohnen mit U. der Gemechten, unchristenlicher
Schendung und Notzwang dergestalten misshandlet
worden, dass es one Grusen nit ze melden.' 1650,
BAUMANNsche Chr.
use°-: herausschneiden; im Allg. weniger volkst.
als u.-hauwen 1 (Ud II 1809). Ein Blatt aus einem
Buche, verdorbene Teile aus Brot. Fleisch uä., Hühner-
augen, Warzen usw. u. S. Sp. 981M. (,harus-schn.').
De" Rode' u., (Haustiere) kastrieren ApGais. ,üen
stierlinen wirdt auff zweierlei form, weiss und gestalt
verschnitten ... Die ander [Art ist], so inen ire hoden
ganz häraussgeschnitten werdend.' Tierb. 1563; s. auch
Bd II 1146o. Beim Kornschneiden. .Einen jän u.':
,Dass sy [Schnitter] an der arbeit gsin sigendt, und
■ wie sy ein jan ussengschniden [!], habent sy sich gleit
und gruobendt [geruht].' 1557, ZReg. Mit pers. Obj.
I = u.-hautven 4: D' Muriämter händ ami' g'jöndlet
[= jänen 1 Bd III 44]; ivenn-si Ai"'m händ welle' z'laid
lebe", so händs' Ain u.-g'schnitte"; 's hcd Aine'' »messe"
schaffe" uf Tod und Lebe", wenn- er nid hed wellen
u.-g'schnitte" werde". AfV. (.AaF.). — Vgl. Gr.WB. IV 2,
1044; Fischer III 1447 (= unserni üs-ye-si-hnitten d).
: ver-: 1. zerschneiden; im Allg. weniger volkst. als
1 ver-hauwen 1 (Bd II 1810). a) Sachen, 's Fleisch v,
^ vom Metzger, bei Tische Bs; Gr (Tsch.); Tu; Z und
weiterhin. De'' tuet ftnues') d' Wäe" v., bildl.. Der
befiehlt, gibt den Ton an Z. Geschenke wie Messerchen
und Scherchen werden von den Mädchen verschmäht,
weil solche Dinge d'Liebi verstechi"d und verschnidi'd
AaF.; ZÜ.; vgl. Nädlen ("Bd IV 666 u). De" Himmel
j ».; s. Schnid (Sp. 1070o.). S. auch Kapün (Bd III 401).
Insbes. = schniden 4ß (Sp. lOyO). Von Tuch. ,Es mag
ein ieglicher weher, der schürlitztuoch machen kan,
dasselb schürlitztuoch ... v. Welicher linweber ouch
kölsch tuoch machet in siner werchstatt, der mag das
selb kölsch tuoch ... wol v.; doch das er kein kölsch
tuoch uff den pfragen koff, das ze v-ent.' 1431, Z StB.
,Es sol ouch nieman, weder schnider noch ander litt
[Var. ,lüt'] kein gewand noch tuoch v., es syge dann
besser denn das die wullweber hie Zürich niachent.'
ebd. S. noch Bd VI998o. ,Bi ein v.': , Rät und hundert
band zuo irem burger genomen N. mit 10 gl. und
mit sömlichen gedingen, das er in unser stat mag
ganze tuoch verkoufen und dehei"s by ein v. dann in
unsern mes'en, ob er wil.' 1465, L Bürgerb. Auch
IZeuge, Leder zum Gebrauch zer- bzw. zuschneiden;
vgl. verschnitten Ib. Durch Zerschneiden ungültig,
unbrauchbar machen. EnBriefv. oO.; Syn. schlitzen Jarj
[Sp. 815u.). Vgl.: Wenn eine Schuldverschreibung ein-
gelöst wird, soll ,der Creditor das Kapitalinstrument
jedesmal verschnitten entweder der Kanzlei oder dem
Sinlöser als Eigentümer abgeben und behändigen.'
5cnw Ges. 1860, 165. Die Goldschmiede sollen ver-
joldete und falsche Münzen, die ihnen in die Hände
.iommen, ,v. in zway stugk oder vast über das halb-
ail und ainem wider geben.' 1479, Sch Chr. In un-
gehöriger Weise zerschneiden, dadurch verderben.
V Schnider hät-en [einen neuen Anzug] ganz ver-
schnitte" Sch; Th. Er hät's wie de' se'b Schnider, wo
d'Hose" verschnitte" hat: es ist kei" Fäler, nw neus
Tuech her! Spkww. 1809. ,0b einer [wäre], dem sy
[Sch neider] also in sim huss wärktint, etwas verschnittint
oder verhoutint, sollend sy einem yetlichem bezallen
nach billichen dingen.' um 1480, AaK. StR. — b) Per-
sonen. ,V., scalfire, ferire' PAl. (Giordani). ,Der heid-
nisch König Hess machen es Rad, vierundvierzig
Scherraesserli dra°; das Rad, das Hess er tribe", Sant
Kathri"" ire Lib v.' ALüt. (aus einem StKatharinen-
segen). S. auch Bd VII 315o. (Volksb.). Eine" z'Rieme"
V.; s. Bd VI 906 u. ,Als man vor versammeltem Rat
und den Zünften Umfrage gehalten, welche Strafe den
Verräter [der Stadt AARh.] treffen müsse, wenn man
ihn je entdecken würde, so habe Gast das höchste
Strafmass beantragt, um den Verdacht von sich abzu-
wenden : ilfe" s(ft-e" z'B. v. und in Öl versüde"!' SBurkart
1909 (Sage). Refl. : ,Den scharsach ... schicken haben
w irvermitten, besorgende, irüch verschnitten.' um 1500,
AfV. (Badschenkengedicht). Uneig. von einem kalten
Wind: Undg'hörst dünnnid de" Chüti gä"? Erg'stabet
und verschnidt-mi''' na'''! ACorr. 1870. — 2. ver-
schneiden, kastrieren; in der lebenden Spr. meist tr.,
in der altern mit Dat. Von Haustieren (Schweinen,
Hunden usw.) Bs (Seiler); Sca; Schw; Th; Ndw; U;
WLö. ; Z, männlichen AaF., Fri. (häufiger üs-hau'^e");
B It Zyro (von Böcken), weiblichen ApReh.; GRThs.
Süli, eis) Chalb, e(n) Hund v. ,Das her BKuchimeister
öffentlich an der canzlen prediget hette, ein los oder
muoterschwin und ein vogt verglichnend sich ein-
andren, nämlichen der gstalt, so ein muoterschwyn
die erst burdi tragen hette und dannenthin Iren schon
verschnitten wurde, behielte sy nütdestweniger den
namen loss, bis sy gemetzget wurde [usw.].' 1555, Z
Flaach. .Etnan wird dem hauen nach 3 jaren ver-
schnitten.' VoGELB. 1557. ,Münch oder ross, dem ge-
heilet ist oder verschnitten, cantherius.' Fris.; Mal.;
s. auch Sp. 1111. ,Under den katzen wird den raeuderen
fürnemlich verschnitten.' Tierb. 1563. ,Die aber, so
sy 8 monat alt sind worden, mögend sy zuo den seüwen,
welchen nit verschnitten, von wägen der merung ge-
braucht werden ... [Nach dem 4. Jahr] sol inen ver-
schnitten werden, gemestet und gemetzget.' ebd. ; s.auch
Bd II 1146M.; Sp. 1113. ,I>en Schweinen verschneiden.'
EKöNiG 1706. Auch von Menschen. ,Eunuchi, welche
man tütschet kämerling, Sarissira, sind verschnittne.
Vor zyten habend die herren ... an iren höfen diener
gehebt, denen verschnitten was. Danncnhar hernach
die kämerling, die am hof gedienet, auch verschnittne
genennt worden, ob inen glycli nit verschnitten ge-
wäsen.'LLav. 1583. S.auch Bd II 18090. (Fris.). Tr.
in der Bibelstelle: .Dann es sind etlich verschnitten,
die sind von muoterleib also geborn, und sind etlich
verschnitten, die von menschen verschnitten sind, und
sind etlich verschnitten, die sich selbs verschnitten
habend um des himelreichs willen.' 1524/1589, Matth.
(nach Luther); ,es sind verschnitt(e)ne.' 1596/1707.
Darnach: ,Die andern, so von den mönschen
verschnitten werden.' 1524, B Ref. — 3. wie nhd.,
einen Wein mit einem andern von besserer bzw. ge-
ringerer Sorte vermischen Th. — ver-schnitte":
1. a) von Speisen. ,V. Brot'; s. Bd V 951 M. Subst. n.
Ve-s Bs; Th; Z, Verschnittnigs B, = Üf-ge-schnittens
(Sp. 1 107). V-e"s üfträge". AHdsgenb. — b) von Zeugen,
Leder, zum Gebrauch zugeschnitten. ,V. gewand.'
1115
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnud
1116
,[Wenn ein Mann ohne Kinder stirbt, so beerbt ihn
zur Hälfte das Gotteshaus, zur Hälfte seine Frau; doch
soll] du frow oueh ir vorus behaben, das best bette
und alles versnitensg wand, das er lat.'XIV., UwE.Offn.;
auch Gfd 11, 193. .[Eltern dürfen zu Lebzeiten ihre
Kinder begaben] doch mit gelegnem Gut, und das-
selbig Gut soll dan bleiben unverendert, unz dass
Vater und Mutter abgond ... Und ob aber einer fahrend
Gut gebe, dass soll vertröst und verwerdet werden,
zue bleiben inmass als das ligend, doch ausgenommen
Bettgwand und v. Gwand.- XV./1633, JGöldi 1897.
,Versn. soUeder'; s. Süterschaft (Bd VII 1478). —
2. zu Bed. 2 (s. schon d.). Von Tieren. ,Castratus,
gemünchet, geheilet, v.' Fris. ,Mnnchle, kleins v-ens
pfärdtle. cantheriolus (,münch oder v-ner hengst.' Fris.) ;
(ein barg oder) v-ner aber, verres; (hammel, das ist)
v-ner wider, vcrvex.' Fris.; Mal. ,üer v-iien heil-
wideren fleisch ist gesünder und besser dann das
schäfin oder widere.' Tierb. 1563. .Wellicher v. Rinder-
veeh daruf [auf eine Weide] lasst.' 1G05, Z Eq. 1915.
S.nochSp.979o. VonMeuschen. ,V.oJerv-ner, ein halber
mann, semivir, castratus ...; v-ner von Jugend auff,
einer dem aussgehauwen ist ..., eunuchus.' Fris.; Mal.
— un-: Gegs. zum Vor. 2. .Unverschnittene Mooren.'
EKöNIG 1706. — Ahd./ar»nif7«n, zerschueideD, amputieren;
mhd. vertniden (in reicher Bed.-Entfaltung) ; vgl. auch Gr. Wli.
XII 1130/4; Martin-Lienh. II 493; Fischer II 1315, sowie
zer-achn. — Ver-schnider m. Nur Süw Siw-V.: der
Schweine , verschneidet' Ndw; Syn. SCnc-Schnider. —
Ver-schnidung f.: zu Bed. 2. , Verschneidung, evi-
ratio.' Mal. Die ,V.' der Kälber soll in der 5. oder
6. Woche geschehen. Arzneib. 1822.
für-, .vor-': a) (für-schn.) in der Winzerspr., die
Keben zum Einlegen zurusten ScnSt. ; vgl. Für-Schnitt,
zur Sache auch Bärnd. 1922, 306. ,Beira Zurusten der
zum Einlegen bestimmten Stöcke, welches wir das
Vorschneiden nennen und im Frühjahr vor dem Gruben
verrichten, werden bei uns jedem einfachen Stock
zwei der schönsten und obersten Euten, den doppelten
aber jedem nur eine, in beiden Fällen von 4 — 5 Augen
und bei dem darauffolgenden Erbrechen wieder jeder
Rute zwei der schönsten obersten Schosse gelassen.'
Gr Landw. Ges. 1781. — b) = ,zuo werch schulden'
(Sp. 1093). ,Es klaget Ersam schuoclunaclier uff Jergen,
sincn knccht, wie das er ... im all tag, als er begert,
sin tagwerk oder fürwerk förgeschnitten hab; begebe
sich uff ein zitt. das er im aber etlich scliuoch, die er
machen sollte, fürgeschniten bette...' 1486. Z EB.
Bildl. ,Ein musteri f.'; s. il/MS<en (Bd IV546o.). ,Da
vogt von Agenburg und ander mer am höchsten an-
sähen und rödlifüerer gsin und vil artiklen einer ober-
keit by inen [in Ndw] fürgeschniten, nüwe und andere
rät und landtrechten wellen setzen.' 1589, Onw; mit
Bez. auf die Ndw Oppositionsbewegung des , Hirsrats'
(s. Bd VI 15880.). Mit blossem Dat. P. ,lez, hoff ich,
habind ir den underscheid vermerkt, dann ich schnyd
üch grob für.' Zwixgli; crassa Minerva depinxerim
(Gualther). ,l)en erwachsnen und grossen wird nit
gnuog sin, das man inen fürschnide wie den vordrigen
und sich allwäg uf ander lüt lassind, sunder müessen
etwas selbs understan und nahin suochen.' F Schul-
ordn. 1577. — c) vorschneiden bei Tische; \g\. Für-
schnider. .Fürschneiden, altilia, aves scin.lere vel
secare.' Denzl. 1666/1716. Bildl. in der Übers, von
II. Tim. 2, 15; s. die Anni. zu schniden (Sp. 1095). So
auch bei Gualther 1559 (.Leerer ... die dann gemeldte
spyss der seelen trüwlich und ordenlicher wyss für-
tragind und fürschnydind'); JMüUer 1661 (.einem
Jeden das Wort der Wahrheit recht fürzuschneiden').
— Vgl. Lexeilll 609 (iuBed. c); Gr.WB. IV 1, SOI; Fischer
V 1671. — Für-schniderm.: Vorschneider bei Tische
(an Höfen); Syn. An-schnider. Dem wiedertäuferischeo
.König' Job. von Leyden wurden .geordnet sin Statt-
halter, hofmeister ... schänk, f., Werkmeister, bnw-
meister [usw.].' HBcll. 1561. .[Die Könige haben] ire
f-er und credenzer.' LLav. 1583. .Der Fürschneider
zerlegt die aufgesezten Speisen zierlich und teilt sie
umbher.' Spleiss 1667. .Carptor, ein Fürschneider an
Malzeiten.' Fris. 1680; ähnlich bei Denzl. 1666/1716.
.\ls Übers, eines hohen frz. Titels, wohl = valet
tianchant ordinaire du Eoi. , Johann von Mays. edel-
knecht. ordenlicher furschn. mins herren des knngs.'
1478. Bs Chr. (nach frz. Vorlage). ,Diss hatt der
[savoyische] botscbafter dem f. zuogeschriben: Lieber
lierr f. . . .' 1530. Absch. IV 1 b, 8Sb. — Vgl. Lexer III
609; Gr.WB. IVl. 801; Fischer V 871.
ge-: zu schulden 3a, auch 5aß. ,Ge-' bezeichnet:
a) den Erfolg der Handlung. ,Wer ouch, das das
gotzhus siner Zinsen nicht sicher möchte sin ... so
mag des gotzhus pfleger sniden und tröscben uf dien
erben und güetern ... [Wenn ihn Jemand daran hindern
wollte, so sollen die Vögte ihm] helfen, das er ge-
snide und getrösche ... Wem man aber also gesnidet
und getröschet, wils der nit embern [so soll der Pfleger
seinen Anspruch beschwören].' 1347, ZBirra. Offn.;
wiederholt 1362. — b) in Zeitsätzen die vollendete
Handlung, o) beim Prjes. das Perf. Praes. ,So ists umb
myns herren zins ... Wenn man geschnidt, so mag
er syn zins vordren zuo den höfeu, ob er sin notturftig
ist.' XIV./XV., ZBrütten Offn. (Abschr. des XVI.); ähn-
lich E. XV./1749, AAFahr Offn. (,so man geschnidt').
.Wenn man geseget, so mag man si [die ,hurd'] ver-
sclilachen, und wenn man die ersten garben ge-
schnidet, so sol man si han, daz man si uff' und zuo tuen
mög.' XV., AABerikon Twingrodel. ,Wenn man den
^chedlersacker geschnidt, so sol man da uftuon.' XV./
1545, ZBonst. Oft'n.; vgl.: ,Wenn man denn schnidtan
dem Lochenbüel ...' ebd. ,[Man] soll ufftuon all an-
wachsen und anwüestinen und rütinen ... doch ...
mit geding, ob einkeiner ünt hab gesägt in semlicb
anwüestinen [usw.], sol unwüestlich beliben. bisdaza'n
seralicher daz sin ... geschult und dennen bringt.' 1478,1
ZRüti; nachher: ,bis er daz, das er gesägt, abgeschnit.'l
.Der pur ist niemer richer dann wann er gesäyt, nnd
niemer erraer dan wan er gschnidt, semper agricola
in novum annum dives.' Sprw. XVI. — ß) beim Priet.i
das Perf. Prst.; s. Sp. U)88o. (Forts, zu Bd VIII 1133o.).
— ab-ge-: zu abschniden laa. a) beim Prses.; s. schon
unter ba. ,Als bald da die lüt den bluomen ... ab-l
geschniden, so sol man da . . . anvachen züncn.' 1410|
Z StB. ,Man sol ouch nit in die zeig faren mit schafen'
unz das man abgeschnyt.' 1486, MEsterm. 1875. ,ln;
suminer ist unwetter, schnee, ouch regen in derärndeiu
ee man abgeschnydt ...' GVögelin 1534. — p| beim Praet
.Wenn sy die schmalsot abgeschnittindt und in
gefüertindt, das dann sy söllich zun hinweg tuet
[sollten].' 1525, ZKyb. — in-ge-: zu in-schn. 2V
,Und koment ouch unser Eigenosen von Bern und voi,
Solentorn ouch zuo in [Denen von AARh.], das sy i-
körn ganz ingesniteut und den von Seckingen etlici
1117
Schnad, sclined, sclinid, schnöd, sclinud
1118
koin dorzuo, die do fyeiit woreiit.' 1446, Bs Chr. ,Und
bleib der haber tür, biss man andren ingeschneid.'
Edlib. — Die vorsteheniieu Belege gehören loxikalisch zu
(ah-, in-)Bch'nid€n, sind aber als bemerkenswerte Zeugnisse
für das Fortleben des , beweglichen' <je- hier zsgestellt.
hinder-: verleumden; Syn. h. -reden (Bd VI 566).
,Der liuten rede ist nianigvalt, si h.-snident jung und
alt. An hinderrede und ane nit vil liuten zunge kum
gclit.' Boner. — Zu aihnuhn von der Tätigkeit der Zunge
Tgl. ÄAnid.? (Sp. 1079), i.-lmiden 1 zu Ende (Sp. 1081), Lügi-
Schnider, sowie Schm.'II 570 (,(hin)einschneiden', zu viel reden;
, umschneiden', im Reden Umschweife machen) uani.
hindere"-. H.-g'schnittni Schlich, Halbsclmlio
zum Schnüren, oline Absätze Z (um löOü).
b"-: 1. wesentl. wie nhd. beschneiden, aussen herum
(Überflüssiges) von Etw. wegschneiden. Syn. be-
schroten; vgl. auch bescheren (Bd Vlll 1127). .Be-
schneiden, das überflüssig liinwegtuon, reinigen und
seüberen, disputare, circumcidere, dolare, resecare; das
beschroten oder beschneiden, resectio.' Fris.; Mal.
a) von Saclien. En Auke-balh" 6.; s. Bd IV 1149M.
und Tgl. scheren 2d (Bd Vlll 1 1'22). Du b'schnidst d'A.,
(scherzliafter) Vorwurf gegenüber Jnid, der zuviel
Butter aufs Brot streicht ZHott. 'sudr a'g'nämer en
A. b., sagt man etwa scherzli. bei einer mülisanien
Arbeit ZBül. Bröd b., die Rinde wegsclineiden L;
Ndw. Wer het das Bröd wider eso b'schnitte"? vor-
wurfsvolle Frage einer Hausfrau. S. noch becklcn
(Bd IV 1113o.). Der Chds b. Gr (Tsch.); ohne nähere
Angabe. Ein Stück Ruiidliolz b., mit dem Zielimesser
entrinden L. S. auch Zug- Messer (\-k\ IV 464) und vgl.
dazu Beschnld-Esel (Bd I 521), -Bock (Bd IV 113'2)
-Stuel. ,Volgents [wird] der Fuss mit der Klammeren
getrüllet und entlieh mit der Scher zu rechter Schyben-
ründe beschnitten', bei der Herstellung der venetia-
nischen Gläser. Z Gesandtschaftsber. 1608. Insbes.
a) Münzen am Rande ,b.', als betrügerische Manipula-
tion. ,Das N. ... sovil krönen beschnitten und geringert,
das er uss den abschnitzlinen desselben golds, wie er
das nachgends verkouft, 5 pfd erlöst habe.' 1552, Z
RB. ,Es ist schon vor 20 Jaren ein Gschrei über den
Alten gangen, samiu er die Münzen beschn. tüyge.'
1609, Z; ,als wan er das Silber beschn. tüyge.' ebd. —
ß) Kielfedern 6. B, so It Zyro (s. Sp. 1092M.); Gr.-\v
(Tsch.); PAI, (,tagliare, temperar la penna.' Giord.; vgl.
Be-schnid- Messer Bd IV 46'6); Sch; Z; überall mit der
Sache f. Unter den Pflichten des Schulmeisters; s.
BdVI 12520. We'livd-Si so guet si'; Herr N., und
\mir die Federe" b.? Schüler zum Lehrer. Joh.JIkveh
I 1866. — y) Pflanzen; vgl. schniden ob. Bäume,
j Sträucher 6. Aa; L; G; ScHw (s. schönlich Bd VIII 865)
und weiterhin. Bebe" ö. GW.; SNA. (,die geilen Schosse
am Rebstock abschneiden-). Schoss, Schössli b.; s.
iBdVIII 14660. 1467 0. ,lch gihe, das er [der ,büman']
I haben sol ... ein krumbes messer, damit er eben be-
jsnide die bouine und ouch die reben.' Schachzabelb.
j,Beschneitlen als die böum. beschneiden, putare.' Fris,;
|M4L.; s. noch Sp. 1091 M. ,[Zu einem Wundtrank nimm]
|Sevebalm, roten Mangelt, der niemahl beschniten und
jUm Stürbanus-Tag gesayet sey.' Z Rezeptb. um 1700.
|— 8) Früchte mit dem Messer schälen Ndw; Z, bes.
rohe Kartofi'eln B, so G., S., U. (ImOb.); Gr; L; G;
Tb; Z, (weisse) Rüben BG.; GW.; Tn; Z (s. Bd VI 81 u.)
Apfel, Birnen Aa; B, so E., G., S.; FMu.; Gr; L; G;
ScuR.; Tb; Ndw; Z; Syn. schellen, schönen, schinden,
scheren (Bd VIII 549. 868. 903; 1122). Du b'schnidst-
vier d' Herdöpfel z'dick, schneidest zuviel weg GrKI.
1''' icill d'Öp/'el b. und du cha""sch-es [= sie] stückle"
SchK. Apfel und Birnen zum Essen z'b , galt als
Sünde. Messikommer 1911. Du se'tst e''möl y'seh", wie
eso e" Püreni [die zum Dörren bestimmten Äpfel] b.
cha"": si fangt In der Mugg a", und wie-n-en Bisi-
Wetter drät-si der Öpfel am Mässer, und d' Schelf ere"
lut g'wüss nüd bis zum Stil abe", und si ist doch nüd
dick g'schnitte". ebd. 1910. .BeschTiid die ßiren.' Z
Kocbb. XVIII. , Diejenigen Landwirte stehen am besten,
die mit ihrer eigenen Familie, ohne fremde Hülfe, ihr
Obst beschneiden und dörren können ... im Canton
Zürich und an andern Orten glaubt man sich besser
zu befinden, wenn man das übst nicht beschneidet,
dafür aber nur dünnschalige [Sorten] zum Dörren
wählt.' Gr Sammler 1808. Scherzh.: Nimm Eini [zur
Frau], tt'oc'/ui"" Chiimmi stückle" und FlaLhsleisi\V\a,<:\\s-
samen] 6. ZSclilatt. In erweitertem S. Rohe Kartoffeln,
Obst zum Kochen zurichten (schälen, zerstückeln, beim
Obst auch Kernhaus und Butzen ausschneiden) Gr
Chur (das Schälen allein heisst schelle"), Pr.; Sch; Syn.
rüsten (Bd VI 1543). , Erstlich beschneide die Küttenen
und schneide Tünkli dorvon biss uö das Bütschgi ...
darnach nimm das Bütschgi und rasple sie [!] uss und
nimm [das] beschnitten dorzu und truck sy uss ...
Nimm du dann die Tünkli und das Saft [nsw.]'; an
andrer Stelle: .Erstlich beschneid die Küttenen zu
Stucklenen ...' Z Rezeptb. um 1700. Hülsenfrüchte
(Bohnen usw.) b., zum Kochen von allem Ungeniess-
baren befreien (die Enden abschneiden und die Fäden
abziehii) BS.; vgl Bärnd. 1914, 208. — b) von Personen,
Tieren. ,An der blatten und am liäre besnitten sin';
s. Schar-Sachs (Bd VII 237). ,Mit der büsschär be-
schnitten sin-; s. Hüs-Schär (Bd VIII 1110). ,Die
schäfle beschn. und besclieren', uneig. von Geistlichen;
s. Bd VIII 1128o. und vgl. c. Dtm Veh d'Ttchagge" b.,
die Hufe ausschneiden, säubern GW. Ei"'ni d' Tschagge"
b., ihn durch eine treffende Antwort, Bemerkung zum
Schweigen bringen, ebd. Hühnern die Schwanzfedern
und Flügel stutzen, damit sie nicht über den Zaun
fliegen ZBül. und sonst. Ei^m d'Fecke" b., ihn knapper
halten B (Zyro); vgl. BdI728u. .Einem das leder
b.'; s. Bd 111 1072M. Hieher viell. auch (vgl. Chabis 3a
Bd III 99): , Einem den Kabis b.', das Handwerk legen.
NMan.; s. Bd VIII 1336u.; ähnlich bei HsRMan. 302
.einem den Kabis rupfen-. Spez. von der jüdischen
Beschneidung. ,Urt' dem ingenden jar, das ist uf dem
tag, do unser herr uf beschnitten ward.' Stretl. Chr.;
vgl. Be-schnidung. S. noch Bd IV 904 o. Häufig in der
Z Bibel und der kirchl.-theol. Lit. — c) uneig. a) ein-
schränken, scliraälern. Mit Akk. P.: Dir meinit geng
...es tüj-im [dem Bauern] guet >te" z'b., durch Steuern.
UDÜKREN.M. 1903. Mit Akk. S. i>'t/s(/ö6e» &. EFecrer
(GT.); danach G Kai. 1869. Bes. von (finanziellen) An-
sprüchen uä. wohl allg. ; gew. mit Dat. P. Ei"'m de"
Lö"b. S. auch Bd VII 1170 u. In der ä. Spr. tw. i. S. v.
ab-schn. 2. ,Das unseren herren ... ir vorderung, zu-
sprach und ansprach ... keins wegs geletzt, entzogen,
abgebrochen, gemindert oder beschnitten syn soll.'
1512, Vertrag zw. den Eidgenossen und Kard. Schinner.
,Den sold beschneiden, stipendia cicumcidere; eim den
wein b., (verhüeten, kein wein zetrinken), circumcidere
vinum; eim sein guot b, oder entragen, destringere et
abradere aliquid bonis alicuins.' Fkis.; Mal. Ein
Schnad, schned, schnid, schnöd, sclinud
1119
Pfarrer beklagt sich, man ,wölle ihme die Pfrund yer-
ändern und b.' M. XVII.. JBRusca 1881. Belagerten
,sb.ot bym mul b.'; s. Bd IV 17öM. und vgl. Sp.ll02.
Mit abstr. Obj. Einem rautwilligen Buben zur btrate
die Freizeit b. B. Die persönliche Freiheit chönnt-me-,
so dimkt's-mi'\ ganz frölich fchli" b. JReinh. ,Daz
wir die bozzhait der herzen beschnident und das swert
der Zungen widertribent.' Wallkegel 1425. — ß) all-
seitig in den gehörigen Zustand bringen, zurichten.
,Das herz b.' 1530/1868, V. Mos. (s. Sp. 1101/2); ^pt-
xa9-ap'?etv. LXX.; circumcidere. Vulg. ,Gott verlycli
heiren uud fürsten, das sy nach grechtigkeit dürsten,
ir sinn und gmüet änderst bschnyden, das ich [die
Gerechtigkeit] mög fürter by in blyben.' VBoltz 1551.
_ 2 von chirurgischen Operationen. An Menschen;
s schon Sp. 1082 (1529, G). ,Brosi Boumgart kind
besn , im Seillernspital erhalten.' 1546, B RH. ,JvCrütz
m[eister] Jost beschn., wenn im z helffen.' ebd.; noch
öfter Haustiere verschneiden ApLb. — 3. mit ver-
schiedenen abstechenden Farben bemalen. ,Der Basel-
schilt [am Lettner der Augustinerkirche solle] versilbert
und sunst mit farwen beschnitten vferden.' 1512, Bs
(Vertrag über die Bemalung des Lettners). Refl., ab-
stechen: ,Zum vierden sol das murwerch neben den
steinen pilden, so wyt der lettner ist, gewyssget und
nüt darin gemalet werden, dann das sich die stein-
farw schart'darus beschnyden.' ebd. — b'-schnitte°:
1. a) zu Bed. 1 a. a) zu laa, von Münzen; Syn. 6e-
schröten. ,Das nieman schuldig sie, von dem andern
die beschn. marzallen und karlin zu nämen.' 15U4,
B EM ; vgl. dazu Absch. III 2, 291. ,In statt und land.
Die dicken pfennig nit wägen, die unbeschnittnen
nämen, die beschnittnen niemands ze nemen zwingen.'
1540, ebd. ,An die wältsch[en] amptlütt, die deinen
bschnittnen franzüsisch[en] tärtsch nit nemmend,
warnen.' ebd. ,Sy Zügin sagt euch, habe gesechen,
dass uf dem [gefundenen] Goldstückli ein Zwyfelstrick
gewesen und syge beschn. gsyn.' 1641, Z. S. noch
■ Marzellen (Bd IV 431); ring (Bd VI 1065u.). -
P) zu la8, von rohen Kartoffeln, Äpfeln usw. Mir
[China] händ die b'schnittne' [Xp(e\-]StücT;li aw" eso
gern g'ha-; aber d'Mueter hat g'seit, si heb Anders
z'lue", als »W füreus z'b'schnlde" ; wäm-mers' b'schnitte"
welli'd ha", so ehönni'd-mer's selber lere". Messikommer
1910. .Nimm beschnittne Kutten, tues in ein Pfannen
über...' Arzneib.XVII./XVIII. - f) = geschnitten 2 b '^
(Sp. 1097). ,In dem selben münster do stund aul
einem altar die ablössung unssers herren mit be-
schnittenen bilden.' Elsbet Stagel (Joh. Meier XV.).
— b) zu Bed. 1 b (zu Ende). .Beschnitten (der), der
kein vorbaut hat, verpus.' Fris.; Mal. ,Warumb wolt
sy [die Philisterin] aber lieb han ein frömbden, ouch
beschnittnen man!' Samson 1558. ,Vorsäzlieher Betrug
manches beschnitten- und unbeschnittenen Juden.'
JCScbXfer 1811. — C) zu Bed. Ic. a) sparsam, dürftig
Gl (Ebel); ür (T.sch.); Syn. be-schnotten. Es
b'schnitte's Lönli Ür (Tsch.). ,Als wir uf der fart
essen und trinken bloss und beschn. gehabt und noch
band.' 1440, B Brief aus dem Felde. S. auch Porz
(Bd IV 1644). — ß) .circuncisae ac breves orationes,
kurz, beschn., abbrochen, kurz abbunden.' Fris. —
2. sübst. n. a) der Abfall vom , Beschneiden', die
Schalen. ZRezeptb. um 1700; s. unter 6e-scftnidenia8.—
b) B'schnitte's, = Ver-schnittens (Sp. 1114) BÜbeschi
b/Thun. — un-: a) Gegs. zum Vor. la. .Unbeschnittne
1120
ruot, grob und ungerüst, rudis.' Fris.; Mal. .Bitte
diesem Reuter ... einen Eisen u. Papeir mitzugeben.'
1712, Z. Spez. von Münzen; s. das Vor. laa, sowie
Marzellen (Bd IV 431). — b) Gegs. zum Vor. Ib; s.
Bd IV 1871 u. (.diser unbeschnittner.' 1548/1688, , Un-
beschnittene.' seit 1665). ,So ist je auch war, das ir
[Faber und Erasmus] nit Juden seiet, dan ir nach un-
beschnitten und unbehoblet [Spiel mit Bed. c]. Seiet
ir dan nit Christen [weil ihr Christum verleugnet] und
auch nit Juden, so müesst ir gewisslich rechte Kezer,
Türken oder der hellisch TeuiTel selbst sein.' Gespr.
1522 (spätere Abschr.). ,Diesse ohnbeschnittene Phi-
lister', schmäht ein ZPfarrer die kath. Orte. 171'2, Z.—
c) uneig., ungeschliffen, roh. B entschuldigt sich bei
F wegen der Schmähreden des Grafen von Greyerz:
,Des raögind mh. nüt; sy bekennind in wol, syge u.
gnuog.' 1552, Absch. Ein Kaplan wird ermahnt, ge-
horsamer zu sein und das Stolzieren und , unbeschnittene
Mul zu lassen'. 1606, LESchmiülin 1886 (S). Ver-
leumderinnen und Zänkerinnen ,mit unbeschnittenem
Maul', die überall ,ein Unflat anfangen'. 1673, BXrnd.
1908. Ahd. himidan, nihd. bemidm; vgl. Gr. WB. I 1587/8;
Schm.» 11 569/70; Fischer 1 903/4. Vereinzelt und unsicher
ist eine Angabe: Brot, Fleuch b., .klein schneiden'. Zu Bed. 3
vgl. Gr.WB. .laO. (unter 3), auch nihd. undermldm. — B«-
schnider m. Nur in Zssen. — Epfel- (Ö): (an
den Tisch angeschraubter) Apparat zum Schälen der
Äpfel GRCast. (Tsch.); GW.; mTn, Hw.; ZDüb. -
Franken-, Krönen-: wer Franken, Kronen ,be-
schneidet'. Auf die Klage des A., B. habe ihn .einen
Fr.-pscbnyder gschulten', antwortet B.: .Ja, was er
gredt, das rede er nach, das nämlich syn Frouw inne
A. einen Franken- und Kronenbschnyder gescholten,
und habe er B. söllicher Schnitzlinen einer Funst-
gross uflf einanderen liggen Sachen.' 1609, Z. —
Münz-: Münzenbeschneider. ,Zuodisenziten[A.X\I.]
was durch die fremden krieg vil seltsamer tröinder
münz in d Eidgnoschaft kommen, davon dem gmeinen
man vast grosser betrug begegnet; so waren oucli
m-er, dero einer zuo Murten, Jakob Paviliard, durch
bit und gnad in ewige karthuserkutten verurteilt
ward.' Ansh. — B«-schnidi f.: Schale von [rohen]
Kartoffeln BU. (ImOb.); von AvEütte abgelehnt. Syn.
Schöni, Schindi (Bd VlII 873. 917). - bc-schnidig.
Der Markusplatz in Venedig ist ,mit suberen be-
schnydigen Ziegelsteinen besetzt.' Z Gesandtschaftsber.
1608. — Fehler für .geschuiydigen' (s. ye-schmidig Sp. Sbijo),
wie denn eine zweite Hs. .geschmeydigen' liest. - Be-
schn idung (bzw. , -ei-') f.: .amputatio.' Fris.; Mal.
Sonst wie nhd. Beschneidung im jüdisch-biblischen &.
PAI (B'ÄCÄmdunff. ,circoncisione.'Giord.);.circnnicisio.'
Fris ■ Mal. Allg. in der Z Bibel 1525/1868, wie in
der kirchl. Lit. Als Kalendertag (1. Jan.). .Actom
uf donnstag vor der beschn. anno 1437.' Gfd (L).
Als Feiertage sollen ausser dem .Sonnentag' nur noch
gelten der .wienechtag, die beschn. Chrysti unsers hern,
das ist das nüw jar, die verkündung siner mensch-
werdung ..., die uffart.' 1530, B Eef. - Un-. ,bin
Gott ist. der die unbschn. recht macht us dem glouben
und die bschnydung durch den glouben.' ^''''""' 'f-
Rom. 3. 30, wo .beschneidung ... vorbaut.' 1589/1 ^
(wie bei Luther); mpizoiiriw ... dxpoßuoxtav.
dannen-: wegschneiden. Uneig.: .Uainit [raitdeni
Gelde. das man nach Rom und an WallfahrtsorU
trägt] mag man riebe gotshüser (ja. mit den nameni;
1121
Sclinad, schnell, sclinid, sclinoil, schnud
1122
iiiaclien; denn, so es not tuot, mag man da dannen
sehn.', für persönliche Zwecke davon wegnehmen.
ZwiNGLi; \g\.schntden3h. — du r = ''- untrennh. : durch-
schneiden; in der lebenden Spr. nur als schriftspr.
Lehnw. ,Dur(ch)sclineiden, zerhauwen, per-, trans-
scindere; den luftd. oderdurchtringen,terebrareauram,
scindere auras.' Fiiis.; Mal. ,l)as durchschneiden (der
wehen)', vom Austreten des Kindes aus dem Mutter-
leib. RüEF 1554. ,Die kinds- oder durchschneidenden
wellen', die sog. Aus treib ungs wehen, ebd.- — (e°-)w6g-:
wegschneiden (verbreitet). Im Wa.rnrn( Aer Mueti- Sei;
s. Bd II 1557o. (auch bei Messikommer 1909, 19'2).
zue-: wie nhd. zuschneiden, a) schneidend zu-
richten Aa; B; Sch; Tu; Z; wohl allg. Bes. Zeug zu
einem Kleide, Leder zu Schuhen (bzw. Kleider, Schuhe)
z., auch Bretter zu einer Kiste, Blech zu einer Dach-
rinne usw. Uf in [einen Tagedieb] ist de'' s&b Bibel-
vers loie zueg' schnitte" g'si", tio g'heisst: Sie säen niclit
und ernten nicht [usw.]. Messikommer 191U; die
Wendung auch sonst. — b) schneidend zumessen. Un-
eig: ,So wir die Undertruckung, so uns vom Haus
Oesterrich vorlangst zugeschnitten worden, vermeiden
wollen.' Gespr. 1ö3'2. — Zue-schnider m.: 1. wie
nhd. Zuschneider; der Meistergesell beim Schneider Z
(Spillniann); vgl. Tafekn-Schnider. — 2. wer beim Korn-
schnitt über die Grenze seines Ackers hinaus schneidet
ZO. (Stutz 1854, 314); vgl. Zue-Charster (Bd III 486),
^■Mäjer (Bd IV 136); -P/Uieger (Bd V 1'240).
I zer-: zerschneiden BO.; Syn. ver-schn. 1. ,Zer-
jichneiden, zerspalten, (con-, dis-, inter-, per-)secare,
Incidere, deruncinare, discindere.' Fhis.; Mal. ,Man
].. zerschneidet das schmalz', zum Einsieden. Vogelu.
|1557. ,üa habe der N. ... einen Kappaunen und andere
iilaterien durcheinander zerschnitten, in einem Haaffen
:.. gekochet.' 16'22, S. S. auch Bd VI 906 u.; Sp. 1090.
iHsbes. a) vom Zerschneiden nicht vorschriftsmässiger
iVare. Von Brot; s. Bd V 932 (zwei Belege). Von Lein-
|fand; s. Wc(fce«(Bd V 59o.), ,Wanns dann kein Zeichen
i'iag erleiden, dass es zu schmal, tut nians zerschneiden
ju 6 oder 8 Ellen ... auft" oifnem, freiem Markt zu-
'andt. Ja, wenn es ist so schlechte Wahr, der Lenge
ach zerschnit mans gar.' 1600, Lied über das GLein-
l'andgewerbe (KWild 1847). Von Münzen. ,Wo man
pllich gelt, so ze liecht oder nit wärschaft, finde,
wer usgebe, werde mans z.' 1582, L RB. S. auch
IdVlSOM.; VIll 1607 0. Anders: ,Vencllch annemen
le die, so guote münz uffwechslen, zerschnyden.'
p50, B EM. — ß) zum Detailverkauf in Stücke
thneiden. ,Es sol euch nieman ziger oder käss zersn.
pd also verkoutfen, der ir [der Grempler] zunft nit
lt. Wol mag man ganz ziger, ganz käss, ganz schiben
iid ganz stötzly am zigermarkt veil haben und ver-
i'Uffen, als von altem liarkommen ist.' 1490, Z StB.
unftbrief der Grempler). — ■^) Kleidungsstücke
kdisch schlitzen; vgl. ver-, zer-hauwen (Bd II 1810).
er Site, der nu leider ist ... das so menger sin
i|want zerhouwet und zersnidet.' Schachzabelb. ,Der
Ippenzipfel sol nüt lenger sin dann als der rok lang
und sol [man] si euch nüt mer undnan hin z.'
?1, Z StB. ,Die hosen müend [nach der heutigen
'de] oucli sin zerschnitten.' Rdef 1538. , Kleid zer-
iiwen, z.' ebd. ,[Die rebellischen Wädenswiler] haben
Ii iren einsteils ire hossen und kleidung ganz muot-
ligklich z. und mit syden underfüeteren lassen, da
doch eins sollichen unnötigen kostens bass zuo
Schweiz. Idiotikon IX.
bezalung irer schulden ... bedörftind.' 1547, Z. —
zer-schnidend. Bildl.: ,Des fürigen und z-en evange-
liums art und macht.' Ansh. — zer-schnitten.
, Zerhauwen, zerzert, z., zerspalten, laniatus, exectus,
insectus, con-, intercisus, conscissus.' Fris.; Mal.
,Lantsknecht ... mit knebelbärten wild z.' NMan.
,Lunaria minor, Monkrut, ist ein kleins lustigs Gwex
mit einem einzigen zerschnittnen Blettlin.' RCvs. (Br.).
Von Tisch-, Bettdecken; s. Bd II 285 (Oulter); VII
1621 0. Bes. von Kleidern. ,Gedenken an den grossen
Hat zu bringen von der zerschnitnen kleider wegen.'
1520. BRM.; daneben öfter ,zerhowen' (s. Sp. 682u.).
,In statt und land zuo schryben von der zerschnitten
kleider wiigen, die fürer nit zuo tragen.' ebd. 1521.
An einem Pannermusterungs-Aufzug erschienen ,2
Pannertrager ... in alt schweizerisch weis und rot zer-
schnidtenen Kleideren, so gar ein gutes Anselien hatten.'
1766, UwSa. S. noch Bd II 1396 (Handatz); IV 1746
(büssen); VI 821 o.; VII 1465u. — Alid. zn-, 21»™/««, mbd.
z«-«.tJe,.; vgl. Sanders II' 989; Schm.» II 570; Fischer VI
1148/9. In folgenden Verwendungen erscheint ,z.' lediglich
als Übers, von lat. uud griech. Ausdrücken. ,FIuyios scindere
natatu, aquas scindere [vom Ruder], das wasser (Im schwüramen)
zerschneiden.' Fris.; ,schwllmmen oder das wasser zerschnei-
den, secare aquas.' Mal. ,Aethera pennls secare, scindere auras,
den luft zerschneiden; vontos secare, den wind Im fliegen zer-
schneiden.' Fris. ,[Der Bock Ist so stark] dass er mit seinen
hörnen zuo zelten ein laden oder sunst fürgeworfifnen schilt
zerschneit.' TIerb. 1563; sclndat(Gesn. 1551). , Die Antworten
des Catechlsinl soll er [der Pfarrer in der Kinderpredlgt]
recht (abteilen und. 1701/3) z., dieselben mit kurzen Fragen
und Antworten verstendtlich machen.' Z Kirchenordn. 1628/
1703; wühl nach II. Tim. 2, 15 (s. den Schlussder Anm.zustÄni-
den Sp. 1095). ,Do sy das hortend, zerschneid [, zerschnitte.'
seit 1665] es sy.' 1530/1 707, Apostelg. 5, 33 ; 6isnptovTO; dls-
secabautur (Vulg.). — Zer-schnider ra.: gelegentlich
für die Wiedertäufer bei Zwingli, gebildet im Anschluss
an das biblische ,zerschnidung' (s.d.). S. Bd VII 581 u.;
dazu noch: ,Dass sy [die Wiedertäufer] ... in ein ieder
kilchhöre, da glych der bischof und die schaf glöubig
sind, den widertouf anhebend one verwilligung oder
besuochen der genieind: sind das nit z-er, wie sy
Paulus nämt?' — Zer-schnidung f.: I. .Zerschnei-
dung eines todten cörpels oder aufhauwung eines
menschen, anatomia, divisura, dissectio.' Fris.; Mal. —
2. uneig. .Sehend auff die bösen arbeiter, sehend aufif
die zerschneidung [xatatoiii^v] ! Dann wir sind die
beschneidung [nsptxoiiTj]. die wir Gott dienend im geist.'
1530/1868, PniL. 3, 2. Zu dieser Stelle bemerkt Zwingli:
.Diss wort redt Paulus mit schönem flyss. Sy [die
jüdischen Missionare] pflanztend die beschnydung; so
naint crs ein z., dann sy das nüwglöubig volk mit
irem beschnydungskampf teiltend. Glych als wenn
einer die widertöufer iez ertränker nämte . . .'
Sehn ider m.. PI. -era, -er% AAZein. (s. Sp. 1128o.);
B (Zyro); GRObS.; W (aucli -erra), sonst unver.: 1. als
lebendiges Nomen ag. zu schntden. a) in Bed. 3b. wer
zu hohe Preise macht UwE. — b) in Bed. 2ap, Abk.
für Stein-, Briich-Schn. ,Das man dheinen frömbden
bruch- oder Steinschneider gestatte ze schniden dann
m[iner] h[erren] meister N. als der sach kundig und
glückig ... Deshalb si uff die ussländigen schnider
acht haben und die verwysen sollen.' 1530, B RM. ;
vgl. auch: ,Schnyderineister Jost.' 1548, ebd. Auch
Abk. für SiV-Schn. oO. — c) in Bed. 6 a. .Schneider,
ausstächer, scalptor.' Mal.; ,giaber oder Schneider.'
Fris. Sonst zsges. Fonmn-, Bild- (nsw.) Sehn. —
1123
Schnad, schned, selinid, schnöd, schnud
1124
2 wie nhd. Schneider, allg. Syn. Näter (Bd IV 849);
Schröter. In BG. bezeichnet Reiser (-P-) den Flick-
schneider z. U. vom Sehn., ica numma' Nüjs macht.
Barnd 1911. Der Schneider wird oft mit dem Scliuster
zs. genannt; s. zer-rupfen (Bd VI 1213), Schuechter
(Bd VIU 159), .'^owie u. Sein Werkzeug; s. Nadlen
(Bd IV G66), Schär (Bd VIII 1107). Sehn, zur Nadle',
Schuester zum Leistl B. Sehn., läng-mer d'Schar! ein
Laufspiel; s. Bd VIII 1107 M. Vgl. noch c 8. Seine
Arbeit; s. bletzen (BdV285o.). De- FridWstag löscJit
de' Schn-e" d'Lieehter ab GlIC; vgl. Bd III 1052. De'
Sehn, stecket no'" i' dem [neuen] Bock, wenn weisse
Fäden darin zurückgeblieben sind ScnSt. (Sulger);
Tgl. Faden-Schlag (Sp. 228 f.). JEi"m de' Sehn, m-
chlopfe'; s. Nät (Bd IV 848) u. vgl. Wander IV 301/2.
S auch Bd VII 17 M. ,Sonderbar ist der Gebrauch,
die Gäste stets durch den Schneider des Bräutigams
zur Hochzeit laden zu lassen.' Sch Gem. ,[Beim
Tode des Gatten erbt] euch ein frouw ire kleider
und verschroten gewand, es sye am sehn, oder wo
das ist' 1519, Aä Rq. 1922; in einer Fassung des
XVII./XVIII. ,am schneiden'. ,Do Christus getödt,
ward er durch die fischer in der weit verkündet; letz
werdend die hafner, müUer, glaser, tuochschärer,
schuochmacher und scbnyder leeren.' Zwingli. Die
Nachbarn eines Schneiders antworten auf die Frage,
,ob sy niemantz gsächend, so argwenig, uss und in gan,
'einmindenklich,^d weit gienge zuo im uss und in wie
ZUG einem sehn., wüstend sunst nüt von im und sinem
hushalten.' 1539, Z Ehegericht. ,Schneider, sartor,
sarcinator; sehn., der kleider auff den kauft" machet,
vestiarius.' Fris.; Mal.; s. aucli Büezer(Bi IV 2034). Von
den im XVII. in Zürich ins Bürgenecht Aufgenommenen
waren der Grossteil Handwerker, vor allem Schneider,
Küfer, Müller, Schuhmacher, Weber und Bäcker.
SDaszynska 1891,32. S. noch BdIV 1708u.; VIII 1122u.
Scherzh. übertr. [1798 ist] eusi Scimiz i' hose" Hose'
g'standC; französischi Schmder händ dergliche' 'tö',
■ siweHe"-stcfto-Wet«e».FÜscHW.1919; vgl. Bd IV 1708o.
,Als Schneider ... wünsche ich, dass sie [die neue
Verfassung] angenommen werde; denn wenn sie ...
den Herren dermassen böse Hosen macht, so hoffe ich,
es werde ihnen dann vergehen, die Kleider von Paris
kommen zu lassen, sondern es vorziehen [!], den Schnei-
dern im Lande selbst etwas mehr Verdienst zu geben',
sagt Einer am Wirtstisch. AKeller 1852. Vgl. auch
Dürrenm. 1884, 139/40 (,Der Bundesschneider auf der
Stör'), a) zünftische Organisation der Schneider;
s. Bd VIII 1137 M., auch Wät-Mann (Bd IV 287).
,Die zunft und die gesellschaft der snider'; ,die
zunft zu den schn-n'; s. Bd VIII 1137 M. 1123o. ,I)er
schnyder gesellschaft.' 1458, WMerz 1915; ,die gesell-
schaft zun schn-n.' 1579, ebd. ,l)er schnyder bruoder-
schaft.' 1571, AaB. StR.; s. auch Bd V 4'25o. ,Der
schnider hus.' um 1500, WMerz 1915. ,Uff der snider
Stuben' ;s.sc7io?dere»i(BdVIlIG39);Si).1126M.,Dstuben
zun schn-n.' 1559, 1! RM. ,Auf derSchneidern'; s. Bd VIII
1138o. ,ZurSchn-rn';s.Anin. Handwerkssatzungen; s.
dießqq. .Dieordnung und Satzung der snyder', eine Tax-
ordnung. 1409, Scu StB. (AI. VI '2'29); vgl. Bd II 714o.
(wo 1409 zu lesen). ,üen schn-n in 4 kilchspilen ein
abschritt der sclinydern fryheit.' 1550, B RM. ,Den
schn-u von Inderlappen [usw.] ein Ordnung, wie die
wyst, so si gstelt.' 1552, ebd. Bestimmungen betr.
die Ausübung des Berufes. ,Daz sich nu hinnenthin
dehain sn., der in unser statt kompt, nit setzen noch
sin hantwerk triben sol in kain wis, er hab denn vor-
hin burgkrecht enpbangen und hab darzuo sinen
harnasch.' 1409, Sch StB. .Es sol dehein sehn, in unser
statt niemantz werken, er sye dan unser burger und
hab das erkouft.' 1480. AaK. StR. (^chneiderordnnng).
S. auch Bd VII 1745 M. Erwerbung der Meister-
schaft. ,Denne haben wir gesetzet über die schnider,
daz iederman under inen wol mag werden maister und
selber sin antwerk triben, wenn er wil, und solharnmb
enkein win geben.' 1363/XV., B StB. ,Welcber scho.
sin hantwerk wil triben für sich selber, der sol vor
einem meister oder zweien 1 jar oder 2 dienen ...
Zum ersten so sol er künen ... ein priester über altar
richten und ein heren oder bürger in ein rat und ein
frowen an ein tanz und ein ordensheren in ein kloster
und ein ritter in ein turner oder in ein feit und ein
buren (zu) eim ptluog [usw.].' 1488, L Schneiderordn.;
s. Z Anz. 1879, 915. ,Dass Keiner zum Meister an-
genommen werden soll, er habe dan 6 Jahr nach der
Lehrzeit ausgestanden, eines Meisters Sohn aber 5.
Item dass ... er ... zuvor das Meisterstuck machen
solle namblich 1 Fahnen geflambt, 1 Canzelrock und
1 Stattbottenröckli, 1 Weiberkleid.' 1698, Aar. StR.
Befugnisse. .Weiher sn. daz hantwerk tribt, der mag
wol wullin gewant vail haben und mag euch daz
hantwerk darzuo triben.' 1409, Sch StB. ,Es sol kein
sehn noch nieman kein wullen inrent den krüzen
koffen dann die wullweber.' 1431/90, Z StB. .Welich
kramer wip oder junkfrowen band, die brüech und
hüben machen kunuent, die mugent das wol machen;
die anderen, so nit sölich husgesind band, suUent das
den schn-n ze machen geben.' ebd.; s. noch Bd \
383o ■S^.imi(Ge-wand-Sehniden).n\S\i. ,Esklaget
A. der kromer urt' B. den schnider, es habe sich ge-
füegt das er underra helmhus wölte faden koifen; da
fiele im der genant B. in den koff und wolte im den
faden usser sinen henden koffen; des er im nit ge-
statten wölte und redte zu im, er sölte kein faden
koffen und den wider verketten und inen m iren ge-
werb griffen.' 1476, Z RB. ,Aus dem Hausbuch eines
Schneiders von 1511-18 ergibt sich, dass damals die
Schneider auch Strümpfe (aus Schürlitz genäht) und
Frauenkleider verfertigten.' JMüller 186 (, 94 f. (vfo
Weiteres); s. auch Bd II 1689o. ,Das die Meister
Scbnyder nebent irem Schnyder-Handtwerch wol auch
Hinderftir und Kapen machen, dieselben inn offnen .
Läden feil haben und verkhauffen mögint ... [dochj |
nützit von Berlinen, Gold, Silber und derglychen Zug |
[darauf] sticken ... sonder SöUiches Denen z"'» Saf"" i
zuostahn [solle].' 1625, Z RM. S. noch Käufler (BdlU ,
174) Gehe hin, sagt sie [eine PutzsüchtigeJ der |
Magd, heisse mir den Schneider kommen, dass er nur j
das" seidene Scböpel verändere.' Diso. 1722. Mass-
nahmen gegen weibliche Konkurrenz. Eine ^ahe^ln |
darf keine Oberkleider machen, ,sy hab dann der snider ,
.rewärb'. 1490, Z StB.; s. Bd VIU 1260 u„ sowie Bd > ,
4250. (1502, ÄABr. StR.). ,Die Buoss, so die M[eisterJ4
Schn-e von wegen einer durch die Bomatin [eine aus dem ;
Veltlin vertriebene, in Zürich niedergelassene Naherini
gekehrten alten Wyberjüpen angefordert', wTd »ni-i
gehoben. 1626, Z RM. .[1737 wurde] eine Mad ei .
Säumig von Saanen von den Lenzburger fcc'ineider. ,
hart angefochten, weil sie in der Stadt t>chneidere.
trieb und auch Mannskleider machte.' JMAller 1»o<.
1125
Schnad, scliued, sclinid, schnöd, sclimul
1126
Bussbestiniiiuingen. ,Man sol och weder hie nach
anderswa kain zerhowne klaider machen lassen ...
und mag man die schnider darumb aiden. Desglichen
sol och kain sehn, kainera burger so groben und wüesten
latz an die hosen, sunder liinfiir ziralich machen, an die
selben buoss [3 lib. d.].' 1527, G Mand. (Kessler); später
gemildert (s. G Blätter 1914, 230). ,l)as mandat der zer-
houwnen liossen soll widerumb ernüwert werden ...
doch darby gemeldet, das, wellicher sehn, die machet,
der solle 1 pfd 5 ß zuo buoss geben.' 1500, Z RM.
,Nicht weniger [soll] auch der Schneider, er mache
gleich selbige [verbotenen] Kleider in seiner eignen
Wohnung oder autf der Stöhr ... gestraft werden.' L
Kleiderref. 1671. Vgl. ver-hauiccn (Bd II 1810). —
b) der Schneider auf der , Stör'; vgl. iS'(öc-/Sc/i«. De''
Sehn, ist tif der Stör, gät uf d'St., arbeitet im Chunde"-
Hüs (Bd II 1715). Jetzt (fseht-mC leider de" Sehn,
nüiiien uf d'St. gä" loie friiener: er, mit ''em Kllstecken
under ''em Arm i" tiefe" Gidanke", de' G'sell, de'' Gäuggel,
mit der Hütten am Buggel und de'' Lerbueb, de' Schnüder-
li''g, mit Schär und Bügelise". Fürsi. De" Sehn, uf d'St.
ne", uf der St. ha". Mir ne" denk das Mal d' Schnider uf
d'St. ; es ehunt u'ölfeler B ( A v R iitte). Mir m Hesse" der Sehn,
uf d'St. ne" und der Schuehmacher, ''as' de'' Bueb Öppis
het »"z'legge", wenn-er i" d'Sehuel muess. JReinii. 1917.
, Für Gewänder, die z' verschnür pfe" tnan nicht riskieren
mochte, kam der Sehn, uf d'St. Er fertigte auch die
schwierigsten Prauentrachtstücke, wie Brüstli und
TscIuipU.' liÄRNo. 1914. ,Die Grosseltern nahmen zwei-
mal im Jahr Schneider und Schuhmacher und im
Herbst eine Lismerin auf die St.; so erhielten die Ge-
schwister an Kleidern und iSchuhen auch ihren Teil
,[s. die Forts. Bd V 285 M.].' Gotth. ,Es waren Schneider
und Näherinnen auf der St., um [in einem Trauerfall]
iilen Kindern die nötigsten anstandsgemässen Kleidungs-
jitücke anzufertigen.' CWeibel 1885. Auch Pestkleider
l'zur Hochzeit, Konfirmation usw.) lässt man vielfach
irom Schneider (bzw. von der Schneiderin) uf der St.
fnache" B; Sch; Th; Z und weiterlün. Oft nur: de"
'Sehn, ha" Ar; (i; Sch; Th; Z. I''* c/ia"" «td [vom Hause]
:!"weg, mer händ di ganz Wuehe" de" Sehn., sagt etwa
iine Hausfrau. ,Wenn wir [ein Ehepaar, das sich dem
iloster Rüti verpfründet] ouch einen sehn, band, der
uns werchet, der sol muoss und brot haben von dem
!;otzhus und wir Süllen im Ion geben.' 1452, JCZupp.
l894. S. auch Bd VIII 446u. Hast der Sehn, g'ehä"?
ragt man einen Knaben, indem man ihn am Knie
i.itzelt; ist er kitzlig, so het-er der Sehn, nu''' nüd
''chä", dh. er verdient noch nicht Hosen zu tragen GA.
ninen, der mit den Fingern in der Nase grübelt, fragt
ban etwa: Hast morn de" Sehn.? Z. De'' (de'' HansliJ
hmd morn {Morn ehöme"d-7ner) de" Sehn, über (uf
'Stör) AiF.; Z, in AaK. mit dem Zusatz: er holt (scho")
'Füeteri ab der Nasen abe"; älinlich Bd IV 1084 o. Den
landern des Hauses ist der .Störschneider' ein will-
ommener Gast, namentlich wenn er freundlich und
lesprächig ist, da es dann allerlei Kurzweil für sie
jibt; anderseits muss er sich oft Aufpasserei und
rderlei Neckereien gefallen lassen, wofür er sich
;wa auf seine Weise rächt; vgl. Bärnd. 1014, 4'27;
otth. II' 113. auch 111. Schwz. Schülerztg 1917, 104 f.
i). Kind vor dem Schneider, den es heimlich über-
achen soll: Ö gel', Mueter, i'* cha"" doch iez o'* chli"
ie- [ins Freie]? der Sehn, nimmt e'"mel Nut B. .[Die
;izige Bäuerin] sagte einmal, als die Schneider auf
der Stör bei uns waren: Sehn., ni"'t Brot! mir ne"
ke'"s, ue""-mer Herdöpfel hei".' Gotth. ,A1s grosse klag
gesyn der schn-n halb, das sy unzymlich den Ion
nemen vom stuk, haruf ist genieret, das fnrhin ein
ieder sehn., der eim im hus werchet uf der stör, solle
um den taglon und nit by dem stuk den Ion heüschen.
Und sol einer dem nieister gen 6 ß und einem meister-
knecht 4 ß und sunst eim knecht, der nit schnyden
kan, 2 ß und einem lerbuoben nüt dan die spyss.' Obw
LB. , Einem sehn., der ouch bi eissin spis und kost
werchet, dem sol man von einem par gefuotreter hosen
guots tuochs 20 dn. . . . ze machlon geben.' 1497, BSi.
Rq. 1912. .Welicher sehn, eim werchet in sinem hus
oder süss und im kein duoch darzuo git, soll ouch
lidlon sin.' um 1544, AaB. StR. ,Das nunhinfür nie-
mant kein frömbden sehn, solle hie in sinem hus
lassen werken.' 1571, ebd. Vgl. auch AaK, StR. 59. —
c) der Schneider als lach e.rl ich e Figur, ein beliebter
Gegenstand des Spottes von altersher. ,Es klaget N.
uff Uolrich sehn., dass er zuo im sprach in einem
scherz, er wer ein sehn.; dass er do schalklich und
frevenlicli zuo im sprach: Nu büess dirs Gott, dass
du es nüt mer sechost! und greift" inn sin niesser ...'
1397, Z RB. ,Es habe sich begeben, das etlich der
schnider zunft ... [Etliche] der scbmiden zunft uf
der schnyder stuben zum win gefüert und da under
allerlei werten ... Sigmund sehn, und Marx Mysner,
ein messerschmidxell, mit einandern geredt haben, wie
sy mit einandern gern fachten weiten, und der messer-
schmid allweg redte, in guoter xellschaft mit im zu
fachten mit schwert, spiesen oder pflegein, und Sig-
mund sich allweg tratzlich mit Worten und gebärden
gen im stalte und redte, raesserscbmid inn villicht
darumb verachten weite, daz er ein sehn, wäre.' 148<i,
Z RB. £s ist bi-me" hölzige" Taler verbotte", das'-me"
seil ke'n Sehn, verspotte" bis zum Bartolomä Z (Dan.);
der Schluss ist unklar. Es ist na''' kein G'lertc vom
Himel g'falle" als en Sehn., und De' ist rersprützt Z
Wangen. Die hei" (Iez häm-mer) e(n) Sehn, (auch e"
Schnidere" B) i(n) Himmel g'lüpft (B; GSa.; S; Z), us
der Hell g'lipft (U), da ist wider eme" Sehn, in de"
Himmel g'liolfe" GRÖheveiigSidin (Tsch.); s. Bdlll 1357o.
1443o.; VII 707u.; die Beiden geben sich den kleinen
Finger und jedes darf einen Wunsch tun B (GZüricher).
Meitli, bis (bist) g'schider ond tanz mit ke'm Sehn.!
tanz du mit mir, i"* ha" Liel>i zu dir Ap; L, tanz mit-ere"
Chue (mit ''em Büre"bueb LG.), 's geit (dert vil) lustiger
zue B; LG. Vor der Heirat mit einem Sehn, wird
gewarnt; s. Bd VI 1585o. (auch SchR.). Seine Werbung
wird abgewiesen: Ö nei", ö nei", du Nödle'fädler
(LRömerschw.; s. noch Bd I 670), du Nädle'fäser
(ZStall.) usw.; s. auch Rochh. 1857, 193. U"'' wer"
der Sehn, g'storben isch, so cha""-me" für-ne" (so chan"-
er nümme') gränne" (BAarb., Stdt), so wei"-mcr mit-
im spränge" (BFinsterh.), Var. zum 2. Teil des Anzähl-
reims' unter Bannen (Bd IV 1289u.). S. auch Bd II
llOOM.; VIII 470M., ferner N. B Kai. 1842/3. 1845
(.Reisebilder aus den Weltfahrten eines Schneiders');
Rochh. 1857, 45/6 (, Schneidergant, -begräbniss'); AfV.
25, 207 (ein Schneider als Opfer von Nachtbuben-
streichen). Spott über besondere, als typisch geltende
Eigenschaften und Gepflogenheiten des Schneiders:
Magerkeit, liederliches Auftreten und Benehmen, ge-
ringe Leistungsfähigkeit, Feigheit, Armseligkeit, aber
auch grosstuerisches Wesen usw. a) im Vergleich.
1127
Schnad, schiied, schnid, schnöd, schnud
1128
Mt« hocket doch nid uf de" Tisch ufe" ic'e-n-en Sehn.
SciiU. Dazu: Du sitzist, hockist wie-n-en Sehn. ZBül.
Site" wie-n-en Sehn.; s. Bd VI lö68o. und vgl. unter 8.
De bisch Eine" wie-n-ne" Sehn., so dürr, leicht an Ge-
wicht U. Du chitist wie e" Sehn, zu Einem, der ohne
Werkzeug zur Arbeit kommt WLö. Er chund [nach
Hause] oder geid [von Hause weg] icie e" Schneider, mit
leeren Händen, ohne Etw. zu tragen GuCast. (auch: er
geit schneider-ler); bei Tsch.{auch GRHe.) ohne Angabe
der Bed. So Idr de''ther chu" wie-n-en Sehn., ,zB. ohne
Korb' Z (Dan.). (Denker) cho", devo" lauff'e" wief-n-J
cn Sehn., ohne Rock ScnSt. (Sulger), unordentlich,
nachlässig in Kleidung, Gang und Haltung GSa.; Th ; Z u.
sonst, , krummbeinig' ZHott. Er ist furtg'lo/fe' ivie-n-en
Sehn., olme sich gehörig anzuziehen oder mitzunehmen,
was er hätte mitnehmen sollen (zB. Arbeitsgeräte), auch
ohne Adieu zu sagen Ai-K.; Sch; Th; ZBul. Du stöst
{dö, ane") wie-n-e(n) Sehn., ohne Haltung, .unmilitärisch'
AaF.; Ap; Th. Wie d'Schnider laufe"-si dervo"; es
wär-ne" fast (bald) um 's Briegge", Spottlied auf die
Kestenholzer. die von der Schneegänsejagd mit leeren
Händen zurückkehren SG. Spile" (ßsL.)Jasse", schiesse"
(U) wie(-n-)ne'' Sehn., ungeschickt, schlecht. Frieren
,wie ein Schneider'. Alpenp. 1879. Er hät's ivie de
se'b Sehn. : er macht Stockfisch und Chuttle". Sprww.
1809; vgl. dazu BdHI 575 M. S. auch Sp. llUo. — ß) in
weitern RAA., Reimen. E" Sehn.? Das sind trürig Lit.
Wer hält äw'' Freid a" magre" Beine"? Sie bieseH vil
und hent doch Nit a's eppe" Biets, und mit der Zit e"
griene" Biieb i" jeder Zeine". JWipfli (U). Minn Schatz
ist en Sehn., e" wacke's Pörstli; er hed e" Par Wade" wie
e" Chrüzerwörstli. Ap VL. 1903 (Stomperli). Dreizeh"
Par Schnider wegi"d sibe"zeh"thalb Pfand, und wenn-
si's nöd wegi"d, so sind s' halt nöd g'sond G; ähnlich
ZWei. (.35 Schneider wiegen 7 Pfund' usw.); s. auch
Bd V 1155M.; VII 1131 u. und vgl.: Es Pfund Schn-
Fleisch macht nume" dreiVierlrg B, auch Schn.-Geivicht.
S. noch Bd III 570M. ,Neun Schneider machen einen
Mann.' Soh Pilger 1881. Es brücht drei Schnider zo-me"
rechte" Megrüt krVi. Ein gewisser SpassmacherZcisfeJmt'
a's 7 Schnider viit-enand. Scuwzd. (Zg). Der Wi" gi^'t
Guräschi, wie der wälsch Sehn, seit BsL. De' Sehn.
hat en Naclitwächter-Kabut (bzw. kahut) g'macht, Wort-
spiel Z; vgl. Kaput (Bd III 40'2). J'* bin en artne'
Sehn, (es arms Schniderli), i''' han e" böses (armsj Bei".
Drum g'em-mer au''' en Feufer (e" PYiferli), so chan"-
»'* wider hei'" AaRoIu.; LE.; Sch; TnWeinf.; ZStdt,
Sth., Tu., von maskierten bettelnden Kindern gesprochen
(LE.; ZTu. und gewiss weiterhin); statt Sehn, auch
Bröggli AaF., Böggli ZStdt. Z'B'ern si" vil Schnider,
Schnider si" vil z'Bern, Brot esse"-si gern, gern esse"-si
Brot : der Hunger isch e" Not. GZük. 1902 (BStdt).
S. auch Bd VI 17 M. (Das istj Der Sehn. Schnüf {Sehn.
Sehn., schnüf! Aa), was-er (am Morge", vor Mittag)
büezt, tued-er morn (nö''' Mittag) wider üf kk; L (nach
ERöthelin von einem Flickschneider in Ruswil); ähn-
lich LE. (Sehn., schnüf üf!); U (Sehn. Sehn., schnurpf'.);
entspr. von der Schneiderin: D'Schnideri" vo" Schnüf,
was-si hüt büezt, tuetsi morn wider üf ZMönch. Sehn.
Sehn. Fade"leck, ziehsch' der Fade" dur''' <'e" Dreck U.
.Z'Widlisbach an dem grünen Meer isch eP Stadt und
kei° Herr; 's isch en e'nzigC Sehn, da und der het
en grosse" Gring' BsL. Über den gegenüber dem
Schneider (wie dem Muller, Bäcker uA.) bestehenden
Verdacht diebischer Neigungen s. schon unter b, ferner
Bd V 266 (mit einem Beleg aus Gotth.) und vgl. Faden-,
Bletzli- Schelm (Bd VIII 7U4/5). De' Sehn, ist en Dieb,
hat alli Meitli lieb; de'' Sehn, ist en Mäckmäekmäek,
en Hältähä, en 3Iäckmäckmäck, de Sehn, ist en Dieb Th.
We"" der Sehn, g'stole" het, so weis^-er nid, wo üs; da
schlüft-er i" si''s Nädelhüs und gugget oben üs B; ähn-
lich ZWth. ,Wie machen's dann die Schnider? Hie es
Blätzli, dort es Blätzli, das gibt dem Schatz es Unter-
röckli' WVt. (FGStebler); mit Varr. auch Aa (Fahrten-
lieder Nr 148); A? (VL. 1903, 25). Wie mache"'s denn
die Schnider r? ... Sie mache" gern die Chleider z'chli"
und denke": 's fürig Tuech ist mi". LTobler VL. (Aa
Zein.). S. noch Rochh. 1857, 194 (vgl. dazu Näjerin
BdIV7r2), ferner BdII76M.; VII 1024o.; VIII 4ß8u.
— ■(■) der Schneider neben andern Handwerkern.
Schuster; vgl. o. De' Sehn, kunt mit verrupfte" Hose",
de'' Schuehmacher mit verrissne" Schuehne" ApK.
D' Schnider und d'Schuechter sollend dem Weg nach gän
Gr.\. (Tsch.); nach neuerer Erklärung, weil sie sich
wegen ihrer Schwächlichkeit und Ängstlichkeit nicht
auf unwegsames Gebiet wagen dürfen. Näherin; s.
recken{Bi VI 806), sowie Lumpen-Ge-sind{BA VII 1 126)
und vgl. 0. — 8} der Schneider zu gewissen Tieren
in Beziehung gebracht. Schnecke. Junge, Lustigt',
nid verzagt! Es het c" Schnegg der Sehn, g'jagt, «"''
war der Sehn, nid so g'sprunge", so hätt der Sehnegg
der Sehn, g'wunne" BE.; s. auch GZür. 1902, 80 (ähn-
lich ZStall.); Bärnd. 1911,421 (ähnlich BSi.); AfV. VII
281 (LE.); mit der Forts.: tind war nit e" Flöh de-
zici'ische" cho", so ivär der Sehn, um 's Lebe" cho"; jez
hät-er en postpapirige" Mage": me" chöymt 1.500
Schn'eqge" drl" jage". Rochb. 1857. Es hat en Schnegg
en Sehn, g' fresse"; war de'' Sehn, bim Tisch zue g'sesse",
so hett de'' Schnegg de" Sehn, nüd g'fresse" ZGlattsl
(.AfV.) und It l")än. 0 mordiö! es hat en Schnegg en
Sehn, g'fresse", ö mordiö! ZWth. Es sind e'''möl drei
Schnider g'icese", die händ en Schnegg für en Bär a"-
g'seche"; dö schlüft de'' Schnegg zum Hüsli üs und jagt
die drei Schnider zum Tüfel üs ZO. (AfV.). Fliege: i
E" Sehn, und e" Fleug sind gar Hechtes Zeug; e" Weber
und e" Flöh sind eben aW'' e'sö h (Wander); Sprww. |
1824. Laus: ,Der Sehn, und die Lus di hatten einen
Struss; di Lus di tat sich bleije", der Sehn, liess to°
Neije" u"'^ sprang zum Fenster us.' DGemp. 1904 (BSi.).
In bes. nahen Beziehungen erscheint der Schneider zu
(Geiss-) Bock und Geiss; vgl. Geisser, Bock als Spott-
namen des Schneiders (Bd II 465; IV 1124) und dazu
den Reim Bd VIII 1107 (auch AfV. V 306). Sehn., wenn
du rite" wi't, sattle du der Bock; chlimm-e' i" de" Seekel,
so rennt-er im Galopp AARh.; s. die Var. Bd VI 1672o.
und vgl. Bd V 623 0. Dc Sehn, uf der Stör macht Alks
z'hinderfi'ir; er hocket uf-emene" Geissbock und schnideret j
amene" Bräti"srock oO. (SSinger 1906). De' Sehn., de'
Meister, de' Häftlimacher, wie heisst-er? De' Giregire- I
gix, de' Sehn, uf ''em Geissbock sitzt ZO. S. auch |
Bd VI 8'25o. 1738u. Der Schneider auf der Geiss;
reitend; s. Bd V 590 M. (auch SchR., wo aber statt der
zwei letzten Zeilen: D' Geiss macht: ,mägg! Sehn.,gangi
e"weg!'). De' Sehn, uf der Geiss (En Sehn, hat e" G.).
er weiss nüd, wie-si g'heisst, er bindtsi an es Ofe"-
stüdli und gH-ere" 10 (1000) Chläpf i" 's Füdli''' (dann •
macht-si mägg, de' Sehn, rannt e'w'egg) Z; vgl. SSinger]
1906, 76 (erweitert). Der Sehn, mit der Sehdri (Nadle'). ^
er sticht di Geiss i" d's Bei", u"'^ ivo-si a"fäht mäggeli^,^
dö springt der Sehn, hei'" B; s. die Var. Bd VI 192 u.j
1129
Sclniad, schnell, schiiid, scbiioj, schiiutl
1130
De' Sehn, mit der Schär haut gar uiKjefär, haut der
Geiss das Wädeli ab und gumpct hin und her L; vgl.
ßd VI 750 (wo zii ergänzen ; D'Geiss macht: ,mä! Sehn.,
gang e"iveg!'). Gibeli, wi't Bröd? Ha" selber kei''s.
Sehn., nimm d'Nödle" und stich-mer die Gciss! ebd.
S. auch Bil VI l'294o. (eine Var. dazu Unoth I 200) und
vgl.: J"* han-si [die Pliilosophenl uf ''em Strich tcie
en Sehn. d'Geisse". Fürsi. De' Sehn, mit der Pumpel-
(Stumi)e''-)Schär, de'' gut (lauft) di ganzi Wuche" lär;
am Sundig tuet-er d'Hose" büeze", am Mündig tuet-er
d'Geisse" hilete", am Zistig macht-er mägg Z (ähnlicli
G It Götzingei); vgl. die erweiterten Fas.siingen bei
SSinger 1906, 76; Rochh. 1857, 196. D'Geiss scMssl
Böne", d' Schulder lescd s' üf; si farcd bis go" Jone"
[Dorf in GS.] und mache"d Kafi driis ZS., Var. zum
Kinderreim Bd IV 1312; VIII 1331 o.; ähnlich (Z. 3
fehlend oder anders) Aa It 11.; ZO., ßafz, W. (mit dem
Eingang Vini-Viniöndli); vgl. aucli SSinger aaO.
Minder ''em Hüs im GeissCstall dö het der Scltn. si"
Hochzitsmäl usw. (s. Falirtenlieder Nr. 1-19) BAarb.
(GZür. 1902); S. Und tcenn e" Sehn, z' Himmel fart,
so giH's e" leäri Freud: der Geissbueb macht de" Postillon,
der Jäger blösti"'s Hörn L.-Vltbüron (ALGas.smann 1900,
131). S. noch Bd II 455 o. ZT. ist die Frau de.s
Schneiders an die Stelle der Geiss getreten oder darunter
verstanden. De Sehn, und si" Frau, die ehüechlcd
ufere" Welle" Strau; d' Welle" Strau brünnt, d'Chücchli-
pfanne" rüwit, der Anl;e"hafe" hed es Loch. Giri, giri,
Geissboclc, u-drist du diheime" g'hocJct! De' Geissbocl;
(d'Geiss) gäd in'n Lade" und stilt ''em Sehn, (de") Fade";
de'' Sehn, nimmt de" Bögelstei" und sehlahd der Geiss
d'Bei" e"tzwei; d'Geiss macht mä! de'' Sehn, seit: gel',
'shed-di''' g'ge"! (d'Geiss seid: ja, de bist en tcüeste'
Ma""J ZS.; vgl. SSinger aaO. 70. 72 (ohne den Anfang);
Rochh. 1857, 195 (nur die sechs ersten Zeilen, die auch
sonst selbständig unigehn). Der Sehn, und si" Frau,
die tanze" uf ''cm Strau; der Sehn, nimmt das Nudle"-
breit und schlaht der Frau e" Bei" e"wegg AARh. .De"'
Sehn, und si° Frau, sie leben ganz genau' Sch (EStoll
1907). — 3. a) schmächtiger Mensch WLö. Das i.si
I e" Sehn.! Schwächlicher, energieloser, furchtsamer
; Mensch Aa; BsSiss. (,der Nichts zustande bringt'); Gr
I Kl.; GG. und wohl weiterhin. Du bist e^i) rechte' Sehn. !
I Was ivefti aW'' d'ernc" [solch ein] Sehn, ettes Söli'''s
I chönnen! GrKI. Er ist en Sehn.: tv'e-n-er (od. tven"-er)
i g'heit, so lid [liegt]-e)', von Knaben, die- keinen festen
Stand haben Aa. so F. — b) im Spiel oder davon aus-
gehend; \g\. schnideren. Sehn, gü" (G'l; s. BdlI4u.),
I werde", si": 1) im Kartenspiel, keinen Stich machen
Aa; Vü (auch St.^); Gl; GA., G.; Tb; Z, so 0., Stdt;
Syn. Geisser 5 (Bd II 465). „Einen zum Sehn, machen
VO." Auch hinter einer bestimmten Punktzahl zurück-
bleiben; so im Chrüz-Jass (Bd III 70) die Höchstzahl
'(zB. von 1000 Punkten) nicht zur Hälfte erreichen Z,
jimHandjass nicht 21 Punkte machen (vgl. Sack Bd VII
!608o.) BsL., beim Kaiserspiel es nicht auf 4 bringen
.L (Syn. uf Budisholz oder Nüderef [LOitsohaften]
j»«üesse»). Mer ehöme"d (sind) niid e'"mäl us ''em Sehn.,
Vnstatiert kleinlaut eine Partei Z. — 2) im Mühlen-
ppiel dem Gegner keinen Stein bzw. keine Bohne weg-
ji^ehmen {e"-weg-bisse" Bd IV 1G91, -ficke" ThHw.) können
"ü., eingeschlossen werden, so dass man nicht
nehr , ziehen' kann Aa; Z, übh. verlieren ZBül.; s. aucli
chnideren. ,In Galg. ist Sehn, und Ghrütlocher, wer
m Nüni- und Zicölfi-Mäl nicht einmal eine Erbse
gewinnt. Sehn, aber, wenn er eine bekommt.' Tsch.
Eine" Sehn, (und Ghrütlocher) mache", ebd. Entspr.
im Brettspiel (Tricktrack) „nicht einmal einen Stein
herausnehmen können VO" (St. 2); GG.; ZHott. ,Der
ganze Schneider', eine Serie von 3 Partien Tricktrack
[urspr. wohl = Geiss-Hirt 3 Bd II 1648; vgl. die RA.
weiter u.]: ,Man rauss sich die lange Zeit im Bad mit
Kurzweil vertreiben; zudem behauptet aucli Frau N.,
der ganze Schneider, 3 Touren im Brettspiel, dauere
genau eine Stunde, sodass danach die Badezeit bemessen
werden könne ... Aber erst nach einem zweiten ganzen
Schneider ... entsteigt die Gesellscliaft dem nassen
Elemente.' ONi«. 1898. — 3) im Kegelspiel kein Feld
auf der Tafel .decken' können Aa; Z, nach andrer An-
gabe : nicht halb soviel Punkte machen, wie man machen
sollte (s. unter 1) Z. Allgemeiner. Sehn, werde" oder
se", ,in einer Sache leer ausgehen, im Spiele alle Male
verlieren' Ap (T.). Sehn, gä", beim Kauf oder Spiel
verlieren oder betrogen werden (Syn. g'schnideret
iverden) GrD., spez. von einem Nachtbuben, den das
Mädchen nicht einlässt GrS. ; vgl. Geiss (Bd II 456M.).
Du bist e" ganze'' Sehn.! zu Einem, der entweder keinen
Stich im Spiel gemacht oder sonst Nichts bekommen,
bzw. Nichts mehr übrig hat GlMoU. — 4. euphem. für
Teufel; vgl. Bd VI I6680. So in der ßeteuerungs-
formel Nem's der Sehn. ! AaL. (FOschw.); Syn. Schinder
(Bd VIII 912u.). 's Züsettli tat's, nem's der Sehn.! nid
änderst. FOschw. -Ringier 1897. F'' mues', nem's der
Sehn.! no"'' öppis Anders ersinne", ebd. 1900. Zum
Sehn.! ruft man einem zu Boden gefallenen Faden-
knäuel nach. BiRND. 1911 (BG.). D'Zollikofer [die Leute
von BZollikofen] si" NaVe", si zie''" der läng Char''e"
hergüf und. bergab u"'' steh" dem Tüfel (dem Sehn.)
d's Fleisch ab; si lege"'s uf ''e" Tisch u"'' fresse" de"
Ksc7j BMünch. (GZür. 1902); vgl. zum SchlussSp.l090u.
Wispi Wespi, hör-mi'''! wenn d'-mi''' stichst, so töd
[ichydi"'' ; ivi't-du niid dem Sehn, sl", so lass das Tüsi"gs
Hecke" si"! ZStern., Beschwörung gegen Wespenstich.
- 5. von kleinen Tieren, a) in BsStdt; SL., 01t.
(neben Sehn.) Dini. Schniderli, = Schn.-Fisch 1 (Bd I
1104), Alburnus lue. (bipunct.) BS. (Bärnd. 19'22); SL.,
Olt. und It Fatio 1882; Syn. Laubelen (Bd III 962);
Bambelcn II (Bd IV 1257). Auch von allen andern
Kleinfischen SL., Olt., von einer Art kleiner Backfische
Bs. — b) = Schn.-Geiss (Bd II 464) SOlt.; Syn. Gitzen
(Bd II 580); Zimber-Mämili (SNA.; vgl. Zimber-
MannSa Bd IV 287/8). — c) = Äugen- Schiesser (Bd VIII
1436); vgl. das Syn. Tüfels-Nädlen (Bd IV 668). , Aller-
hand Insecta oder Ungeziefer, als ... Butter- oder
Sommervögel, Raupen, Nacht- und Badermucken,
Augenschiesser oder Schneider, Wasserscorpionen
[usw.].' JJScHECciizER 1699. — 6. von Dingen,
a) Wurfnuss beim höck(e)len3a (Bdll 1126) AASiggen-
tal. Dafür ebd. auch Poldere" f., Polder m. ; s. Bol(d)eren
(Bd IV 1179. 1204). Ein Knabe fragt einen andern:
Wie' vil Nuss häst-du? Antwort: I'* ha" zwe Hock
und en Sehn. — b) scherzh. für blaue Flecke bei all-
gemein bewölktem Himmel Z. — c) = Baum 3 (Bd VI
898u.) ZBenken (auch It Dan.); heute f. — 7. Menstrua-
tion Aa; Ap; Bs; B; G; Te.auch It Pup. (.Menstruations-
krämpfe'); Z; heute auf Bed. 2 bezogen (vgl. die Synn.
GeissHirt Bd II 1648. Zimber-3Iann Bd IV '287 u.);
doch s. die Anni. De" Sehn, {uf der Stör B) ha".
JIhd. tnulaic, bes. in Bed. 2 (im Scliaelizabelb. dafür noch
schrcetei; das erst in Jüngern Hdsclirr. durcb snider ersetzt ist);
1131
Sclinad, schned, gclinid, schnöd, schnud
1132
vgl. Gr. WB. IX 1268/70; Martiü-Lieuh. II 494; Fischer V
1054/9, zum Volkskundlichen auch Wander IV 298 ff.; GZur.
1902, 80/1 und (insbes. über die Boziehuugeii des Schneiders
zu Bock und Geiss) SSinger 1906, 65 ff. Bemerkenswert sind
die doch wohl von hier aus weitergebildeten RAA. und Bedd.
unter aei»H-Hirt) (Bd II 456 M. 1648o.). Bed. 4 wohl enphem.
Entstellung für Schinder; viell. auch anknüpfend an die Vor-
stellung des Teufels iu Bocksgestalt oder auch au die ,Schueider-
hölle' (SSinger aaO. 66). Zu 5 a vgl. die Auni. zu Schnider-Fiarh
(Bd 1 1 104); 5 b geht aus von den laugen vind düruien Beinen des
Insekts (vgl. die Anm. Bd IV 288 o.); Entsprechendes bei Gr.
WB. aaO. Unklar ist der Ausgangspunkt der Bedd. 6 a — c.
Zu 7. Die Angabe ,Menstruationskränipfe' gibt offenbar die
urspriiugliche Bed. wieder: es handelt sich um ein , Nomen ag.'
zu schindaiSaTj nach Art vieler andern Krankheitsnamen;
Näheres darüber BSG. XII 42 ft'. Unser W. ist auch in die
benachbarten rom. MAA. eingedrungen: ins Rät. als schnider,
»cinedrr (s. noch Schiilderin), in die frz. Westschweiz als
i(f)ind(e)r (nur spöttisch-familiär statt des sonst üblichen
tailUui-, vgl. ETappolet 1916, 154), ins Tessin. als snidar
(heute veraltet und nur in /er dal snidur = ferro del sarto d. i.
Bügeleisen lebendig geblieben); vgl. Boll. stör, della Svizzera
ital.XXV95. — In Namen. Dt'' chrumm Sehn., Spitzname.
1. H. XIX., ZSth. ,Der lang Sehn.' 1670, Z. ,N. der s(ch)n.'
1296, LBer. ; 1297, Bs (.Heinrich der sn., dem mau sprichet
Site'}; 1304, UwSa.; 1311, AaB.; 1384, ZRB.; XIV., Bs;
wohl meist noch Berufsuame. ,Wernerus dictus Sn.' XIII. /
XIV., Bs. ,N. geuautSchn.' 1496, ZSün.; 1548, ZSth.; 1595,
AABremg.; 1620, GMontl. Als FN. (beute .Schiiyder',
, Schneider'; dies tw. auch mit ei gesprochen) AaAar. (1386),
B. (XIV.), Bremg. (1531), Meli. (It Leu Lex. seit XVI.), Zuf.
(XIV./XVII.); BsPratt. (1503), Stdt (It Leu Lex. seit XVII.);
BBümpl. (1420), Kirchd.f, Laupersw., Sign., Stdt (It Leu Le.x.
seit 1400), Utz. (1459); Gl (seit XIV., auch It Leu Lex.); Gr
(It Leu Lex. seit XV.); L (It Leu Lex. seit XIII./XIV., so in
Stdt, Surs.), auch Gettn., Serap. (1450); GR. (1443), Stdt (It
Leu Lex. seit XVI.; heute t); SchStdt (It Leu Lex. seit XVII.);
SchwRickeub. (1386); ThArb. (1528), Gachn. (1524); UwE.
(1469): W (It Leu Lex. seit XVI.) Bratsch, Erschm., Garapel,
Morel, Steg; Zg (It Leu Le.x. seit A. XVI.; heutet); Z (sehr
häufig, seit 1382 bezeugt; It Anitsbl. wurde 1919 die Ab-
änderung eines FN. ,Jankowsky' in , Schneider' bewilligt).
. Zssen. Als 1. Glied. ,Die Schueider-Gret', eine Hexe in UUrs.
(ALüt. 199). ,Die Schn.-Agt', eine Hexe. 1633, Schw (ADettl.
1905). Der Sch,i.-Heirechli (AaF.), -Meier (BsWensl.), Zu-
namen von Schneidern. 's Schn.-Frida, -Heinis, -Hanse",
-Jogg(el)is, -Sümis (BsWensl.), Zunamen von Schneiderfamilien.
Als 2. Glied. Zu-, Spitznamen von Schneidern: Drei-Ermel-
(weil er 3 Ärmel an ein Kleid genäht haben soll) BE. ZwOi-
füdli'''- (mit entsprechender Begründung), ebd. Fräuli-. M.
XIX., ZSth. Gulo,,),- SLb. (JReinh.). Hausi-. XIX., AASeon.
Chajßi.i- AaTäg. ßwlli-. AHeimann 1899. Iluesa- BsWensl.
(mit dem FN. ,Buess'). Änfni'm-. JReinh. 1907. Fü'f-Balze"-.
Ndw. Kai. 1901. Küekli-. Joach. 1885. ,Sabel-Schneider.'
XHerz. 1863. .Sfü;.- AAjon. (mit Klumpfüssen). Nicht (aus-
drücklich) auf Schneider gehend (auch FNN.): .Faden-
Schneider.' XHerz. 1863. .Glanz-.' 1440, Z RB. (,PStromeyer
genant Gl.'). Grabe'- (,am Graben' wohnender Mann; dazu
Gr.-schn.-lleek, dort wohnender Bäcker) ScbR. Chämi- Seh Ha.
, Leder-.' 1487, Waldm. (,JL., cborherr zuoRinfelden'). ,Bach-.'
1653, AaWett. Arcb. (,JSchwyzer gen. B.'). ,Buck-.' XVIII.,
ZSth.(,.JFarnervulgoB.'). , Batzen-.' 1536, ZRB. (,B. vouTall-
wyl'). .Breiten-.' 1530,'3, Z Ehcger. (.Agnes Br.'). ,Brot-'(aucb
,UuIi Br.'). 1595, ZRB.; vgl.: .Der uss dem Nüweu Ampt ...
gen. der Br.' 1 554, Z RM. Für-ai'^- SchR. Sumpf- (Übername
des DrSchneider, der für die Entsumpfung des B Seelandes
wirkte) BS. (Bärud. 1914); vgl. «ehniderlen. ,Spyi'her-Schneider.'
167-2, ZSth. StlijjiU- SchHa. ,Tannerli-Schueider' LE. (Alpenr.
1828) .Wasser-.' 1571/4, AaB. IVfw»- BIus (Bärnd. 1914).
.Würzen-.' 1616. ZF. Gen., als Zunamen von (Schneider-)
Familien : ■« ffn;«;,/,-(ZRicht.), //o<>er-(ZObf.), /.i)iJe»-(ZMettm.),
Rüt- (SG.), Wil- (L) Schnidera. Dim. Sehniderü, Übername PPo.;
SchR. .JZäch gen. Schuiderli.' 1 658. GMontl. Fleiga-Schniderli,
Spitzname eines magern Bürschchens WLü. .JBachofner gen.
Zürischneiderli.' 1784, ZWeissl. Abi. ,Schnidri"g', .-y-' FN.
BGr. ; WAgaren, Baltsch.. Brig (It Leu Lex. seit XVII.),
Grächen, Mund, Niedergest.. StNikl., Raron; dazu der Ortsn.
.Schnidrigen' WNiedergest. ; vgl. Festgabe Kiegi 1919, 218.
In ONN. Sehnider GEichb. (Haus), Neu StJoh. ; SchHem. ; ZTöss
(im Sehn., Flurname). ,Scbneiderli' BHeimberg. .(Kaffeehaus
zur) Schneidern.' XVIII./XIX., ZStdt (ehem. Zunfthaus); s.
Vög.-Nüsch.I242;Mem.Tig.l820,35S. .BimRootenSchnyder.'
XVII., ZTu. ,Schn.-Acker' SchRams.; ZUst. ,-Gass' Zühw.
.-Grabeu' BDürrenrot (.Scbniders-.' 17 59). ,-HoIz' FBüchslen.
,-Heiri' SchwSchindellegi. .-Husli' BBurgd.; LE. .-Leheu' B
Ursenb. ,-Matt' BsHäfelf.; LEb. ,-Buck' ZHengg. .-Buren'
LHerg. .-Berg' GlLth. ,-Plätz' USil. .-Tobel' ZRät. ,-Weid'
LOberk.; ZErl. .-Wisen' SchTras. ,Schnider(s)-Egg' BLütz.
,Schniders-Acker.' 1779, ThEschl.. ,-Haus.' 1759, BTrub.
,Kappi-schn-s-Loch' SchNuk. Vgl.: ,An des Schn-s bürg.'
l.H. XV., Aa. ,Schnidern-Furt.' 1595, AABremg.
Auge"-: Augenoperateur, -arzt. Wie-n-i"'' veriKf
ha", isch z'Bern obe" sö-ne" b'rüemte'' A. [ein Professor].
Schild 1876 (SL.). .OMeyern ein fürderniss an ou. zu
Constanz, das er mit ime das best tue.' 1535, B RM.
,M[eister] PFranc dem stein-, bruch- und ougenschn.
uffenthalt zu Losanna vergönt.' 1573, ebd. — In andrer
Bed. (für ein Insekt) bei Sanders 112, 990.
Isen-: wohl Graveur von Prägestempeln. ,Dem
I. und mir [.Münzraeister'] für min Mügend [1. ,Mfieg
und'?] Arbeit, Speis und Trank', in einer Kosten-
rechnung über das ilünzen. 1607, FHaas (L). — Ebso
bei Adelung 11774; Gr. WB. III 37:3 (vgl. auch , Stahlschneider.'
ebd. X2, 582); Fischer II 679; vgl. Si<jel-Schn.
Finger-: Handschuhmacher LBer.(RBrandst.l883).
Form(en)-: wer Formen in Holz oder Metall
schneidet. ,PHagen von Brisach, der formenschn.
heiligentrücken', von .HSchättin dem kartenmacher' des
Diebstahls bezichtigt, behauptet, es sei ,irs hantwerchs
der formschnider harkonien und gewonheit ... dasein
ieder, so einem meister formen schuldet, von ieder
form ... einen truck oder zwen wol nemen ... mag.'
1473, Z RB.; seine Aussage bestätigen ,NN. die brieff-
truckere und formenschnidere' in Bs; s. Sp. 1094M.
,Getruckt zuo Zürich by RWyssenbach formschn.'
HsRMan. 1548 (Titelblatt). ,Mr GSickinger dem Form-
schn., welcher die Statt Bern abconterfeten soll ...
4 Kronen.' 1603, B Stadtrechn.; auch: ,Mr GS. der
Maler.' 1603/6, ebd.; Weiteres über den Künstler 8.
Z Anz. 1896, 49/66. S. noch Bd Vll 1335 n. — Vgl. Adelung
II 247; Gr.WB. III 1901. 1903 (,sculptor'), auch Mflller-
Mothes I 420 (Formschnitt). 528/9, sowie dassyn. mhd./ormm-
ijraber.
Fratze"-: Grimassenschneider. Du elände" Fr.!
beim Chäs-Zännet (s. d.). Zyböri. — Auch bei Martin- j
Lienh. II494.
Güggel-: Bezeichnung Eines, der Hähne kastriert
SG. (SV.). Vgl. Hanen-Heikr (Bd 11 1147).
Hoden-: Chirurg, der Hodenbrüche udgl. schneidet. '
.JLuterwin h.' 1464, Z RB. .Meister Jakob h.' 1518/34, (
Z Schirmb. .Meister Michel dem h. den stattsold.' 1526, !
BRM.; ebd. 1391/2 noch öfter; vgl. auch CBrunner, j
Verw. 1903, 137 (Vorschriften über die Ausübung des .'
Berufs). ,H.-schneider, lithotomus.' Mai,. — Vgl. Gr.WB.
IV2, 1654; Fischer III 1731 (nur ,H.-schneiden').
Här-, Hör-: Coiffeur Bs; ZStdt (veraltet und des- •.
wegen tw. scherzh.) und weiterhin. — Herre"-: i
Schneider für .Herren' (i. S. v. Her la Bd II 1521) im ',
Gegs. zum Büre'-Schn. (s. d.) BsL. und auf dem Lande ■
sicher weiterhin. Als Zuname: ,Müller, zubenannt |
1133
Schnad, sclined, sclinid, schnöd, schnud
1134
H.-schiieider.' um 1770, ZOEiigstr. Im der iihd. Bed.
nicht volkst. — Chabis-: = Ch.-Hohler (Bd II 947
unter hohlen 1), -Schnetzler. ,Dem Kabisschneider Iti ß.'
1787, Z Haush.; ,deni Kabbesschneider.' 1825, ebd.
Als übermütige Schelte: He, Berni, Ckrütjunker ! Wo
steckt de'' Ch.? ruft ein Angeheiterter. ACorr. (Most,).
Chrüt-, Kmt- BsStdt: 1. = dem Vor. Ap(T.); Es.
Du sitzisch ivie-n-e" Kr.! schief, nachlässig Bs. —
2. = Ghahis-Uobel (Bd II 946 u.) Ap (T.); Gr (Tsch.). —
1 auch bei Martiu-Lienli. II 494.
Lügi-: Lügner. ,Junker lügeschn.,brieflischiesser!'
Weib zum Ablasskrämer. NiVIan.
Leist-: wer Scluilimacherleisten macht. ,Wenn
ein Scliulimaclier ausgelehrt war, Hess er einen L.-
schneider kommen und für sich etwa 8 — 4 Wochen
arbeiten.' ABöscu XVII. 1637/71 wohnte in ZStdt ,1 L.'
SDasztnsk* 1891. In einem B Verzeichniss der ,Be-
gangenscliaften' um 1700 erscheint der ,L.' im Gefolge
des Schuhmachers. ,Des verstorbenen L.-schneider [!] ...
Tochter.' 1719, BsStdt. ,Schneidcrnieister, item Brust-
und L.-schneider' zahlen in der 1. (höchsten) Wacht-
geldklasse. B Reglement 1763. — Vgl. Gr. \VB. VI 726;
Fischer IV 1166. .JKaiser, genannt L.-schueider." 1836, ZBiil.
Mann-: Bildhauer, der Brunnenstandbilder maclit
(FEWelti); vgl. Brunnen-Mann (Bd IV 275 u.). ,32 Ib.
... Meister Hansen dem ni. und dem maier für drink-
gelt.' 1536, AaB. Baumeisterrechn.
Manne"-: Schneider, der Männerkleider (Manne"-
G'wand) anfertigt Nnw (D.). — Vgl. ,Maun(e)sschueider'
1 bei Gr.WB. VI 1583.
Bild-: Bildhauer. .CRitter, der b.; JWild, der b.'
I 1488, AaB. ,HGerngross der b.' 1516, Z. 1606 beauf-
tragt das Stift LBer. 2 Bildschneider, mit 2 Tisch-
machern zs. ein neues Chorgestühl zu ,schnyden'.
MEsTERM. 1878. — Bure"-: Bauernschneider B; S
! (}Rein\\.);Gegs.Herren-Schn. D'Her''e"lütitndd'Biire''-
1 schnider stö" spät nf und go" spät nider. JEkinh. 1918.
E" B. sö't-vie" ne" [statt eines .Marcliand-Tailleur'].'
scherzh. mit Bez. auf die Gesetzgebung. B Volksztg
' 1891. ,Stöhr- und Bauren-Schneider in der Statt' be-
zahlen das Wachtgeld in der 2. Klasse, , Bauren-
Schneider äussert der Statt' in der 3. (niedrigsten). B
Reglement 1763. — Butel-: = Seclccl- Ah-schnider
(Sp. 11Ü4), ,Ein Verzeichnuss Beutelschneider- und
räuberischen Strolchengesinds.' 1729, Z. Auch schon
1663, oO. — Petschier- .Pitschier-, B.-Schneider':
Stempelschneider; Syn. Sigel-Schn. .HHochholzer der
JP.' 1629, Z. S. auch Bd IV 1931 u. — Bletzli-: Flick-
jschneider BE. Einfachere Gewänder blitzet die Haus-
irautter, bessere der Bl. BIrnd. 1904. Gang i'''s Dorf
''füren W"' chauf es Par halbllnigi Überstrümpf; der
\Bl. het jo gäng öppe" g'iiiacheti. SGfei.ler.
' Bruch-: 1. Cliirurg, der Unterleibsbrüche operiert
Ap, Cliirurg tibh. Ndw f (.früher kannte man als
jChirurgen nur den Br.-). ,Uie Heilmethode dieses Übels
Uer Brüche] ist hier [in GrD.] noch sehr unvoll-
jiommen; man vertraut sich auf gut Glück dem Bruch-
jjchneider und seiner gefälnlichen, verstümmelnden
pperazion an.' Gr Sammler 1806; vgl. Sp. 1082o. Seit
lern XVI. häufig erwähnt; Belege liegen für die meisten
pössern und auch einige kleinere Städte (so 1623,
iUZ.; 1642, TuBisch.) vor. Der Br. genoss keine
vissenschaftliche, sondern eine praktische Ausbildung
gl.: ,Es was diser zyt ein edler Jüngling von Luggaris
hie bi Mr Josten, lernet von imm das br.-hantwerch.'
JHai.i.er 1550/73. Er bedurfte zur Ausübung seines
Berufes einer Erlaubniss der Obrigkeit, wurde von
dieser überwacht und tw. auch besoldet; vgl. dazu
B RM. I 39'2/411; IraOb. 1878, 34/52; CBrunner 1903,
362/8. Der Jahrlohn des Br-s wird auf 10 Pfd fest-
gesetzt. 1535, ScH Cbr. ,ÜFalk, br. zu Thun, so ein
getruckten zedel siner kunst ane nigh. erloupnuss uss-
gan lassen, ist abgestrickt söllichs fürhin meer zu tun;
[Tags darauf:] UFalk, dem steinschnyder, mh. wappen
ze füeren vergönt.' 1555, B RM. .Solche kunst [das
Kastrieren der Rinder] ... ist sunst bekannt vilen br.-
schneideren und nunnenmacheren.' Tierb. 1563. ,Copia
eines scheins, welcher under Abt Ulrich einem br.-
schneider geben worden.' 1588, SchwE. Arch. ,N., der
Statt Arzet und Br.' 1637, Z. ,37 Gl. 30 ß dem Br.
von Bischoft'zell von der Clara wegen, do man in
bschickt hat.' 1642, Aa. Nach der B Verordnung über
das Inselspital von 1645 fallen in die Kompetenz des
Br-s ,der Stein- und Brucbschnitt und etliclie Augen-
prästen, sonderlich die Abwürkung der Staren'. Dabei
soll ,der Bruchschneider keinen Bruch ze schneiden
vornemmen, eh und bevor er mit den Doctoren darüber
die Notwendigkeit consultirt.' CBrun.ner 1903. ,N.
Bruchschneider und Wundarzt.' 1727, AKü(';iLER 1895
(UwSa.). S. noch Äugen-Schn., sowie Bd VIII 1131 o.;
Sp. 1Ü82M. 1083M. — 2. Name einer Apfelsorte. DiN.
(oO.). — 1 auch bei Gr.WB. II 413 (aus Parac); Kischer I
458. Vgl. auch noch Hoden-, Stein-Schn.
Stein-bruch-: der .Steinbrüche' (vgl. MHöfler
lb99, 77) operiert. ,Hans Jacob der getoufte jud, st.'
1535, Z RB. — Brust-,Schneider(in)': Verfertiger(in)
von ,Brüsten' {s. Brust 3 b^ Bd V 862); um die Mitte
XVIII. in Bern auftaucliendes Gewerbe. Nacli der
Volkszählung von 1764 gab es in der Stadt Bern 1 Br..
der mit seiner Frau samt 5 meist welschen ouvrieres
und 2 apprentisses arbeitete, ferner 3 selbständige
Brustschneiderinnen (Mitteilung von Staatsarchivar
GKurz in Bern). S. noch Leist- Sehn. — Rabe"-:
= R.-Rutscher (Bd VI 1860/1) ZMarth. Vgl. Chabis-,
Chrüt-Schn. — Reben-. .Räbenschneider, putator
vitis.' Fris.; Mal. — Rieme°- Z (Spillmann, ohne
Bedeutungsang.), wohl wie nhd.; vgl. Gr. WB. VIII 928.
Sigel-: = Petschier- Sehn. .Rechenherren söllent
beradtschlagen, ob man fürer die frömbden sigel-
schnider alhie werchen und arbeiten lassen, angesehen
das sy die wappen und zeichen wie ein heimbscher
nitt bekennend und hiemit trug beschehen mag.' 1567.
Z RM. .[Weil] etliche meister goldschmids handtwerch
sich disses s-s [.CKleber von Pfulwendorlf ] beschweren
und ouch ein jeder, so sigel ald pütschier manglet,
es by den hieigen goldschmiden wol machen lassen
kan'. wird Kleber ausgewiesen. 1587. ebd. — Vgl. Gr.
WB.X 1,910; Fischer V 1399. Wohlhieher: ,JStocker, Segel-
schneider genannt, in AaGeb.' 1735, Alpenp. 1873.
Seckel-: = Bütel-Schn. Zg Signal. 1771. — Vgl.
Gr.WB. Till 1620; 1X2806; Fischer V 524.
Sü"- .Ap (T.), It JHartmann Sü"'e"-, SaW'e"-, Süw
S(«;-BGr.(Bärnd.): = Süw-Ver-schn%der(9'f. 1115). Syn.
Schwin- Heiler (Bd 11 1147), -Pingger, -Butzer (Bd IV
1378. 2026). Nach JHartm. (S.) ist der S. zugleich
auch Hörnli-Botzer (s. Bd IV 2025). — Auch bei Wüller-
Fraureuth II 460.
Stein-: Chirurg, der bes. Blasen-, Gallensteine
udgl., aber auch Augenleiden ua. operierte; vgl. Bruch-
Sehn. ,2 ß verzert die geordneten gen Wil von wegen
1135
Scbnad, scbned, sclinid, schnöd, schnud
1136
des st-s.' 1522, Bs Ref. ,Mr Jacobus (Rueff). st.' 1528/
60, Z (öfter); Tgl. im Quelleiiverz. S. 34. ,Mi- N. dem
st. 6 soum wins, von wegen er unzliar gearzenet ver-
geben arme lüt.' 1535, B RM. .N., so hernoch by M.
JStöcklin ze Bern der St.-schnider Hantirung gelert.'
FPlatter 1612 (Boos). ,GReit von Nördlingen, dem
Oculist und St., ist vergünstiget, das er, inn Ansechung
er dry Patienten dissmalen in syner Cur bat, noch
disere Wuchen lang sieb alhie ufentbalten möge; nacli
Verscliynung aber derselben soll er Innbalt der M.
Schäreren allhie habenden Freilieiten der Vertrybung
halber derglychen Schreyeren sich -widerurab ... fort-
begeben.' 1627, Z RM. ,0b ich [Hebamme] Strauben,
Zangen und anderen Werkzeug bedörfte ... so reich
ich solchen Werkzeug bei dem Steinschneider der
Statt, der micli solcher Arbeit und Würkung berichten
soll.' JJHoLZH.^LB 1691. S. noch Augen-, Bruch-Schn.,
ferner Sp. 10S3M. 1095M. lü96o., sowie B RM. I 392/
407; Abscb. IV 2, 704. — 2. Gemmen-, Siegelsclineider.
,Zwen onicher stein . . . gegraben durch die Stein-
schneider mit den namen der kinder Israels.' 1530/
1707. II. Mos.; ebso bei Luther. S. noch Bd VII 491 u.
und vgl. ,ein st.-stuck'. 1586, Bs Kunstsamml. —
Vgl. Adelung IV 345; Sanders 112, 990; Fischer V 1720 (nur
in Bed. 2).
Stör-: Schneider, der ,auf die Stör' geht; s. Büren-
Sehn.
Strau"-: der Besitzer eines Stroiischneidestuhls,
der den Bauern im Taglohn Stroh zu Häckerling
schneidet ZSth. , Einem strowschn. ein tagen verstolen.'
1533, Z RB. ,1 Ib. dem strowschn. für 3 tag.' 1552,
AaB. Spitalrechn. ,Dem Strau-Schneider 1 Taglohn
18 ß.' 1786, Z Haush. — Auch bei Martiu-Lieuh. II 494.
Als Zuname. ,HHarder, gen. Stranwschneider.' 1707, ZSth.
'» Slr.-BanUie' Buch. ebd. ,H5IUIli, Heinrichen sei. Stroh-
schneiders vou Schöffiisdorf.' Z Aiiitsbl. 1903.
Tafel(en)-: (Tafel-) Obergeselle bei einer
Schneiderwitwe, der (als Stellvertreter des Meisters)
nur zuschneidet Bs (Spreng). Der Ehefrau eines in
italienischen Diensten abwesenden Schneiders , wolle
von einem E. Schneiderhandtwerk der angestellte
Taffelenschneider gespehrt werden, ohne welchen sie
ihr Stuck Brot nit zu gewännen wüsse.' 1691, Z RM.
,[Wir ermahnen] auch die Kauffleut, Krämer, Schneider,
sonderheitlich auch die Taffeinschneider, bei Ver-
meidung unserer Statt' keine verbotenen Kleidungs-
stücke zu liefern. Z Mand, 1703. Schneiderwitwen, die
das Handwerk fortbetreiben, beanspruchen das Recht,
.selbst viert, nämlich mit einem Taffeien- und zwei
andren Schneideren, in die Kundenhäuser zu gehen.,
1707, Z RM. — Vgl. Adelung IV 515 (.weil er ,in des Meisters
Statt Kleider auf der Tafel zuschneidet'); Gr.WB. XI23;
MUller-Fraurcuth II 460.
Tag-. Z Tagbl. (Dan.); der im Taglohn arbeitet
(z.U. vom Stückarbeiter)? — Tann-, Schneider': ein
Werkzeug. ,Steinfueter, T., eisen Wecken [nsw.].'
1659, ScHwE. Arch. (.Werknieistersgescbirr').
G'-wand-: wer (gewisse Arten von) Tuch aus-
schneidet, nach der Elle verkauft; vgl. schniden 4ß,
üs-schn. 2, ver-sehn. 1, zer-schn. ^ (Sp. 1090/1. 1112o.
111.3.1121). ,N., (der) gewants(ch)n.' 1.342/95. Z (öfter).
.Verkauften sie [die , Grautücher'] blos die grauen
Tücher, welche im gewöhnlichen Leben am häutigsten
als Röcke und Mäntel getragen wurden und der künst-
lichen Färbung nicht bedurften, so biess man sie auch
Gewandscbneider.' Bs XIV. 48. ,Wenn die merkte
der acht tagen uskonient, von deshin söllent weder
die frömbden g-er noch die spetzerier [1. ,-ierer'] kein
koufmanschaft by der ein noch by dem pfunt nützet
verkoufen. denne in ganzen stugken.' 1439. B PES.
.Schnidermeister, gewandschnider und tuochscherer
[von Thun und Luzern].' 1441. Gfo ; s. Bd VIII 1137 u.
.Ferner hat ein Grosser Rat angesehen, dass hinfür alle
Jahr jährlichs jeglicher Gwandschneider ... der Gwand
teil hat. der Stadt 1 Pfd geben soll.' 1473, JVetter 1747.
Die ,g-er' von AaB.. K., Kl. und Z. klagen, sie hätten
bisher das Recht gehabt, ,uff den Zurzachmerkten
jerlich jarstellinen zuo haben, damit und si nit schuldig
werend, mit denen, so dar kernend und oucb duoch
schnittend oder sustsamenthaffveil bettend, zuo lossen;
nun wer inn dasselb nauch sölicher verwillgung wider
abgeschlagen, also das si mit den frömden und nss-
lendigen g-n und samentverköuffern müestend lossen.'
1502, AaB. StR. 142. S. noch Bd VI 1709 (Feder-
RitiJ; VIII 1137 (Tuech- Scherer). 1265 u.; Sp. 1090u.
1112o. — Vgl. LexerI976. N.achtr.207; Jelinek 1911,312;
Verwijs-Verdam U 1861; Gr.WB. IV 1 c, 5298 ff.; Schm.» II
568/9; Fischer III 602/3. Einmal ist unser Vi. auch für den
Schneider belegt; , Sartor, pannicida, g.' (Voc. opt.); vgl. dazu
wie zn dem Verhältniss zw. Gewandscbneider und Schneider
Ubh. Adelung 11 656; Gr.WB. IV Ic, 5301 (unter 4). IX 1268;
Schm. und Fischer aaOO., im Weitern auch Ge-imnd-Schnfde« r\.
(Sp. 1097).
Lin-wät-: im aStGaller Leinwandgewerbe ein Be-
amter, der die Leinwand für den Handel in Stücke von
vorgeschriebener Länge zu zerschneiden hatte; vgl.
KWild 1847, 80 f. und s. schon Sp. 1091 o. 1595 ,wirt
vom Kleinen Rat den Leinwadschneideren zugelassen,
hinfort anstatt 1 Kreuzer von einem jeden Tuch 6
schwere Pfenning zu nemmen.' KWilu 1847. — In
anderm Sinne (= unserm Gcirayul-Svhn.l) mud. Itncwanimtder,
mul. lijntDaetsnider (Verwijs-Verdam IV 639).
scbnidere", in WLö., \t.schnidri((ii) (in Bed.la):
1. a) das Schneider(innen)handwerk betreiben Bs; B
(auch Zyro); Gl; ScbR.; Tb; Nnw; W; Z; wobl allg.
De't hat d'Frau Ehrsam mit 3 Arbeiterinne" und i Ler-
chinde" g'nchnlderet. ELocHER-Werling. S. auch Bd IV
2031 u. Auch Scbnei<lerarbeit tun, damit beschäftigt
sein, bes. von Schneidern (bzw. Schneiderinneu), aber
auch sonst B; Gr (Tsch.); Tn; Z und weiterhin. Hest
flissig g'schntderet ? Gr (Tsch.). Jitz schnideret-er tcider
sue, der Schneider, nachdem er von der Arbeit auf-
geschaut bat. WMoRF 1917. Doch hüezt-er [ein alter
Schneider] glich nw'' fest druf lös und schnideret für
Chli" und Gross Z (N.ZZtg 1903). A'-me' Brätisrock
sehn.; s. Sp. 1128u. .Bei einem Schneider schneidern
lassen'; s. schuesteren (Bd VIII 1487). Mit Resultats-
obj. ,Aus Bauernschlingeln machte er [ein Sclmeider]
feine Pariser, und es war nur schade, dass er ihnen
nicht auch noch ein witzigeres Gesicht und mehr Ver-
stand und ein anderes Gangwerk schneidern konnte.'
Breitenst. 1860. ,Üwer swester het üch das hemd
gescbigt. So het es die negerin geschnidert.' XVI., üs |
(BAmerbach). Bildl. von der Arbeit des Gesetzgebers <
(vgl. Sp. 1123u., sowie Büren- Schulder, ee-weg-sehn.). j
Was ir schnidri"d und messi'd, [Das] büezi'd rieht, \
■sust qöt's de" SchuelrogtshösU am erste" Tag scho' I
schlecht. G Volksbl. 1902. — b) flüchtig nähen, I
.scbnnrpfcn' B (Zyro). — 2 a) intr., Etw. wie ein j
■ Schneider' (in Bed. 2c) ausführen, .gefehlt machen' I
UwGisw. Er het g'schnideret. Einen Fehlschuss tun I
1137
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnud
1138
AiWinent. De' Herr Lernt"' het wider einist es g'hörigs
Jegerpech g'ha". Nid das' er lippe" g'schnideret heig,
nti", aber gar nie zum Schuss cho" ist-er. Bs Nat.-Ztg
1918. — b) tr.. Einen zum Schnider (in Bed. 8b)
machen B, so Burgd.; ,Vü" (St.'}. ,[A.:] Komm, Ueli,
wir machen den Nünistein, wirst dann geschneidert.
[B. :] Mit selbem hat's noch Zeit, und schneidern kann
ich auch! [A.:] Ja ja, wer eine Figge und eine Mühle
hat, wird nicht zum Schneider.' Sch Pilger 1882.
O'schnideret werde", = Schulder gän (Sp. 1130) GrD.,
S. (Tsch.). — 3. , schnell und durcheinandersprechen'
BSi.(Gemp.). — Vgl. Gr.WB. IX I'275 ; Martiu-Lieali. II +94 ;
Fisclier V 1060. 3 wird au die Vorstslluug des schwatzhaften
Schueiders (so in verschiedeiieu Erzähluugeu voui Stürschiieider,
auch in dem Beleg Bd IV '2031 u.) ankuUpfeD.
z*-weg-: = z'w.-schuesteren (Bd VIII 1487). Si hei"
eini [eine neue Verfassung] z'wegg'schnideret. RtTavel
1904.
Schnideri, -et f.: 1. die Arbeit des Schneiders,
wohl allg. Mit der Sehn, verdienet-me" Nüt, behauptet
Einer. Auch die Werkstatt des Schnei<lers. Ghunt-er
[der Schnider uf der Äeis] in e" Schn-ei, springt-er
um ''e" heisse" Brei. üZCr. 19U'2 (BMünch.). — 2. Aus-
beutung, Raub; vgl. schniden 3b (Sp. 1089u.). ,Uss
welchem handel man wol verstat, wannen dem gotz-
hus der zechend zuo Wasserburg kompt, nämlich von
ainer incorporation, das ist von ainem rechten baren
roub har. Dan diss incorporatzen ... mit Got und der
billikait nie band geschechen mögen, sonder ein bare
sehn, gsin sind, durch welche deji clöstern und stiften
gross guot zuogstanden ist.' Vad.
Butel-: Taschendiebstahl; vgl. B.-Schnider. Dem
.Feld-, Fisch-, Haus- [usw.] Diebstahl' wird gegenüber-
gestellt ,der Mark-Diebstahl oder Beutelschneiderei,
30 auch harter als ein gemeiner Diebstahl zu straffen.'
SMuTACH 1709. — Vgl. Gr.WB.IX 127 1/2 ; Fischer V 1059/60
schniderig: schneidermässig im verächtl. S.,
liederlich. Syn. schniderlich. ,Der Zunftmeister [der
Schneider im Umzug] ... sieht ganz aus wie ein fahrender
schneideriger Singsangsänger.' L Fritschizug 1900. —
Ygl. .schneiderisch' bei Gr.VTB. IX 1274; Fischer V 1060.
Schnideri- FJ.; Gr; LE.; PAl. (dri); Sch; TB.;
Th; üw; ü; W (-erri, in Lö. -erin); Zg; Z, Schnidere"
! (bzw.-t'-) Bs ; B, so E., M., S. und It Zyro ; S — f., PI. -erne"
iGR(wal8erisch);W,-(irene-TB.,-re;rentFJ.,-er«-B;LE.;
;U: 1. a) Schneiderin, Kleidermaclierin; zT. wohl (bes.
auf dem Lande) dafür noch Näjeri", zT. von dieser
als Schnider-Näjeri" (Bd IV 712) unterschieden. Sie
iarbeitet wie der Schneider auch auf der ,Stör'. Soll-
l*'* Nidle" ne", Frau, chunt Visite"? [fragt die Köchin.
jAntwort:] Was denksch, Mädeli; Milch tuet's sauft, es
si" ja nume" d'Schnidere". MWalden 1884. Afe" um
i's Nöüwjär ummer lued-me" d's Tuech zun de" B'satzi"g-
hässi in d' Färb und b' stellt d' Schneiderne" und
li'Schuechter. Schwzd. (GRSch.). Wann d'Wiber
'•Jiösche"d und bache"d und d'Schn. ufder Stör händ, seil-
j'j'* de'' Ma"" trucke" und us Weg gö". Msssikommer
piO. RA. Enlange'' Nädli"g,e"füli Schn.ZO. In Spott-
,eimen als Var. zu Schnider; s. Sp. 11'26M. 1127u. —
i) Frau eines Schneiders TB. — 2. Sehniderne" (formell
'!•). Blumenname, Kuckuckslichtnelke, Lychnis flos
luculi GRNuf. (Trepp), Rh. (Tsch.). — Vgl. Gr.WB. IX
,273/4. 2 ist bei Pritzel-Jessen wohl ungenau als , Schneiderin'
l'iedergegeben. Als Zuname. A'aWi-ScAnjrffre", eiueSchneiderin
(Joach.). Di ah Bmchi- Schnideri" SchR. ,Buggelschnyderen'
i Bohweit. Idioukon IX.
(Dat.). 1582, ZRB. Entlehnt ins Rät.als»cÄ,.«/riBnf»oAn«rfmiii).
Bckneilra (auch inßer ila arlitifilni Bllgel6i3en,/orrf«cA da ichnedra,
Schneiderschere).
Hoden-: unflätiges Schimpfwort. ,Und bist oueh
ein bösi hodensniderin und best eim dieb die hoden
US dem ars gesnitten und bist von der bosheit wegen
von Wintertur [fehlt ein W. für ausgewiesen] und
getarst nit mer da gesin.' 1384, Z RB. ; s. das Vorher-
gehende unter er-brüten (Bd V 1003). — Bür'sch-
Schnidere': Schneiderin für Bäuerinnen B (Zyro);
in der Stadt nennt sich so die Verfertigerin der länd-
lichen Tracht (Gotth. EB.); vgl. i^ümcA (Bd IV 15'27).
D's Weiermädi, d'B. ro" Nüechterstvil. RvTavel 1917.
— Brust- s. Brust- Schnider. — Schnell-: Spitz-
name einer Schneiderin, die durch ihren kurzen und
äusserst raschen Schritt auffiel; daher die RA. zäberle"
wi' d' Sehn.- Schnidere" BTwann; s. auch Schnelleren. —
St8r-iSe/ini(iere": Schneiderin, die auf die Stör geht B
(Zyro); vgl. auch Bärnd. 1904. 48'2.
schniderle°. .Funkeln und schneiderlen', tun
wie die radikalen Politiker Funk und DrSchneider (vgl.
die Anm. zu Schnider), eine gelegentliche Bildung
Gotthelfs; vgl. Gotth. EB. 647. 449/50. ,Seit er meine,
er müsse immer dabei sein, wo gefunkelt und ge-
schneiderlet werde, die Leute verläuradet und z Sach
[= d'Sach] über Ort gekehrt ...' Gottu.
schniderlich: = schniderig. ,Wie schneiderlich
bebandelt nicht eben er, der saubere Jesuit Biner
selbst, dieses göttliche Buch!' Goliatb 1741.
Schuldet (bzw. -\'-) m.: 1. (Zeit der) Getreideernte
BG., Hk. und It Id.. Zyro; „L" (auch St.»-); Soh (St.'');
ScHwE.; „Zg" (auch St.''); ,Z". Syn. Erndet (Bd I
465); Schnitt. Guggisberger giengen im Sommer
i" Heuet u"' Chrieset u"' Sehn. (Getreideernte), im
Herbst und Vorwinter i" Traschet, Guggisbergerinnen
obendrein im Winter i" Spinnet und im Vorsommer i"
Jettet (zum Jäten von Getreideäckern und Gärten) i"
d's Unnerlann [Unterland].' Bärnd. 1911; danach ELeu-
thold 1913, 22 (i" Sehn. ... dinge"). ,Sy sye hür im sehn.,
da er allermeist ze schaffen ghept, von ime ... gangen.'
1561, B Turmb. .Arn Morgen frü ihr Säyend ist, der
Schneidend zu Mittages Frist', im fruchtbaren ,hyper-
borischen Gebirge'. HRRebm. 1620. — 2 die Arbeit
(und bes. auch die Zeit) des Rebenschneidens BS. Vgl.
Heftet, Hacket (Bd II 1064. 1113), Er-brechet (Bd V
331), Eüeret (BS.). Schabet (Bd VIII 19; auch BS.),
Sticktet für andre jährlich wiederkehrende Arbeiten im
Weinberg.— In Bed. 1 auch schwäb. (Fischer V 1061). Der
Schreibung Schneidet, die sich bei St. und auffälligerweise
auch im Id. B. findet, kommt keine etym. Bed. zu; vg].Schntdelen.
Böne"-: (Zeit der) Bohnenernte. Im B., als Zeit-
bestimmung ZO. (Stutz); s. Bd VIII 853 u. — Nach einer
Mitteilung aus ZStern. wurden dort früher viel sog. Sau- oder
Ackerbohnen gepBauzt, wie Getreide mit Sicheln geschnitten,
zu Bündeln zsgebunden, zu Hause gedroschen oder auf andere
Weise enthülst und dann mit dem Getreide gemahlen; s. noch
Bön la (Bd IV 1310).
Reben-: = Schnidet 3. Als Zeitbestimmung:
,[Richter:] Wie lang sint dem, dass er sich mit seiner
Frauen versprochen? [Antw.:] Ferndrigen Jahrs im
Frühling oder im Räbenschneidet.' 1703, ZRorb.; ebd.
auch: ,4 Tag lang in der sog. Räbenhefteten.'
Schnidete- (in WVt. -eta) f., Dim. Schnidetji:
1. eine (grosse) Schnitte, zB. von Brot WVt., Fleisch
oder Speck SoHSchL, St.;TH; Z, so 0. und ItDrJucker;
72
1139
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnud
1140
Syn. Scht^ilten. As Schnidetji Brot WVt. Und dünn
deniebst [zum Wein] han-i''' zuö saftig Schnidete"
raWiie' Specl; abf'truckt. AHcggenb. 1014. A'n grosse"
Lä'h Brot und e" Möss Wi' und e" Sehn. Speck sendet
der Bauer zur Fastnachtszeit seinen Werkleuten.
APletscher 1902. — 2. .die ersten Wehen der Ge-
bärenden' Ta (ältere Angabe); Syn. Chlimmeten (Bd 111
647), Eupfeten(\idi VI 1215 u.), Schnidi. — Für 2 schreibt
der Einsender Sclineideten; s. die Anni. zu Schmdet.
Haber-: wohl i. S. v. Schnidet 1, Haferernte ZKu.
(Schneebeli). D'H. ist di spötst. — Die Bildung erscheint
öfter in der Bed. .Erntefest' als .Ernte'; vgl. Ämdeten, ErndeUn
(BdI2U. +65), Ileuweitn (Bd II 1821) und Dial. 219.
Seckel-: eine Mittfastenbelustigung. ,üie seckel-
nsschwingoten und [-]schnideten zur mittfasten ist
ganzlich abgestellt, und wöllind min herren, dass ire
burger und burgerssüne sich söllichs ungepürlichen
läbens müessigend und dasjenige betrachtind, darunib
die fasten uffgesetzt ist.' 1581, S Ratsprot. (St. Ursen-
kai. 1892). — Die Lesung als Zss. wird durch den Zshang
wahrsch. gemacht; Tgl. den Seekel (nb-)schniden (Sp. 1099 o.
1 lOOu.). Viell. handelt es sich um eine ausgelassenere, von Er-
wachsenen (vgl. AfV. XII 228) geübte Variante des Bdl lUöo.
erwähnten Mittfastenbrauchs (worüber Weiteres SV. 1912,
12 ff.). Über das Stehlen als Fastnachtbrauch vgl. Bd I 652 o.;
AfV. I 282. Vgl. noch Gelt-^ecIcel-Weach.
Schnidi (bzw. -i'-) 1 f., PI. unver. ,L" (in Bed. 3);
SL. It JReinh. (in Bed. 1), Schnideni BHk. (in Bed. 3):
1. = Schmd(en)la (Sp. 1079 o.) BG., Stdt (RvTavel)
undlt Zyro (neben -o);GRrid., Jen.(Tsch.); LG. (neben
-er); GSa.; Nnw (Matthys); ZStdt (neben -e"), auch
Messerklinge S (JReinh.); Ndw (Matthys), Schneide-
eisen am Turhe'- Schüfen BS. (s. Bd VIII 388 M.), Pflug-
schar Gr tw. Endlech het-er si's Stilet füre^'zoge' und
d'Schn.g'fingerkt; sihetJede"falls'no'''g'hou"e''. B.yTA.vtL
1913. Das Taschenmesser des Knechtes het ztceu
Schnidi g'ha', ne' Sagi, ne" Borer und e" Zapft" zieher.
JReinh. 1917. — 2. = Schnid(en) 2; ,Passhöhe' FJ.
• Vgl. die Anm. — 3. in BHk. (nach einer neuern Angabe) ;
.L" nur PI., , Nachwehen der Kreissenden" BHk., nSi.;
„L", Erfiffnungswehen Aa (H.); vgl. Sp. 1084o. Si hed
[d'J Schnideni; d' Schnideni hi''''-sa schtiderhaft 'pläged
BHk. Wen'-i''' nid so argi Schnidi ubercho' hätti, su
wä'''s-mer t" der Chindbetti recht guet g'gangc BnSi. —
Zar Bildung und deren Verhältniss zu Schmden I vgl. WHodler
1911,96. 136/7. Nur Wiedergabe von stark geöffnetem -i
durch -e liegt vor, wenn für BHk. in Bed. .3 neben Schnidi
auch Schnidt angegeben wird (in der Zfdll. 1907, 302 irrtüm-
lich als .Schnidi aufgefasst). In der Stelle Bd V 792 o. (aus dem
Schweizerboten 1819) muss das Schnidi der Quelle nach dem
Zshang für .Scheide' stehu; vgl. Wander IV 118. Zu 3 vgl.
Schnider 1. Als Name (meist .Schneide' geschrieben) eines
Berggrates BnSi. (schmaler Rasenfirst zw. Stockhorn und Sohl-
horn), oSi. (bei Lutz 1827 .Schnydi', auch ,Schneeschneide,
Iviger Seeschneideu', heute ,Schneidehorn' westl. des Rawyl-
passes, mit dem Iffigenseelein am Fusse), einer ,Vor3ass' BG.
(auch Schnida genannt), eines Landkomplexes BWorb (SchnidiL
SSge''sen Segisen-: Schärfe der Sense GRFid.,
Jen. (Tscb.).
Schnidi II n., PI, unver.: Stückchen Brot, Fleisch,
Wurst, Chnoller (Bd III 740/1) GrNuL (Trepp). — Dim.
zu .S'cÄnirff" in der vorauszusetzenden Bed. .abgeschnittenes
StUck'.
schnidig. in Z iv.g'-schn., in Bed. 2 sc/(nei(ii^:
1. a) scharf schneidend B (Zyro); GRSpl. ; Nnw (Matthys) ;
WLö.; Z. Von einer Schere; s. den Schnellsprecb-
Ters Bd VIII 1112u. Er verlange es guets g'saitluts
Boss, en guete" schn-en Säbel utid en g'wichti Cherzw,
zu einer Bescliwörung. JJegeri.ehnek 1913 (WLö.).
E" schn-s Schicert, eine böse Zunge, von einer Frau
ZHott.; vgl. ScÄni(i5 (Sp. 1079); Schicert. Vom Winde,
sclineidend (kalt) B (Zyro). Auch vom Charakter eines
Menschen, ebd.; vgl. 2. — b) was leicht zu schneiden
ist GfiSpl.; Ndw (Matthys); Syn. schnitzig. Schn-8
Gras GfiSpl. — 2. (schneidigj wer oder was Schneid hat
(s. Schnid 4a). allg. in der Soldaten- und StuJenten-
spr. und von da in weitere Kreise gedrungen. E"
schn-C Major. EWüiERica-Muralt 1921 (in einem
Kindervers). Sehn, lauffe", von Soldaten usw. [Turner
kommen] gar sehn, mit Trumme" und Fändli. Zyböri.
De'' ist iez verfli.it sehn.! von einem Polizisten. ZTages-
anz. 1914. Dem seit-me' sehn..' i''' ha' dere" Oatti'g
Lüt gern, Student von einem energischen Mädchen.
FEbersold 1905. In erweitertem S., fein, flott, von
Personen, Sachen, Zuständen und Vorgängen aller Art;
als Modewort der Bubenspr. (so GaChur; Z und weiter-
hin). Das ist sehn.! E" schn-s [M\isik-]StückH, Reisli;
e" schn-i Grawattfe'J. — Mhd. emdec; vgl. Gr.WB. IX
1279/80; Schm.' II 572; Fischer V 1061. 2 ist nach Form
und Bed. junge Entlehnung aas dem Nhd.
Schnidle" f.: = Schnidill, Messerschneide Aa(H.),
Schnidung f.: das Schneiden; vgl. Schniden n.
(Sp. 1095). a) i. S. v. schniden 2aß. ,FPur 2 gülden
an sins cbindlis'schn.' 1548, B RM. ,N. 10 fl. an (syn)
sehn, z stür.' 1550/1, ebd. (öfter). Von der Kastration;
,l)ie schneidung, castratio.' Fris.; Mal. — b) i. S. v.
schniden 3a; s. Bacheten- Schniden (Sp. 1096). — Vgl.
Gr.WB. IX 1281 (mit einem Beleg aus Parac. in Bed. a).
schnödere" (mit Dehnung BS. tw.; S), in BR.
schnodren: 1. „schnarchen B",, schlafen und schnarchen'
BBe. Mit Zurücktreten der Geräuschvorstellung, leicht
(ZU ungewöhnlicher Zeit, angekleidet zB. auf einem
Stuhl, im Freien) schlafen, auch (etwas ordinär,
spöttisch) für schlafen übh. BS. De'sehnoderetjono'''! ■
Hut schnoderet-er der ganz Tag, nach einer durch- j
gezechten Nacht. De'' sehnoderet tcie-n-es Murmeltier.
— 2. a) „schnoben, mit schniebendem Laute beriechen", i
mit der Schnauze (Rüssel) schnuppernd im Morast oder
(ohne zu fressen) im (flüssigen) Futter herumfahren, i
von Tieren, bes. Schweinen swAa; B^O.", Si.; L.E.", j
G.; S, auch von einem Hunde, der auf der Mäusejagd
die Schnauze in ein Mausloch steckt und dabei die ,
Luft geräuschvoll durch die Nase einzieht LG. D'Söi i
schnödere" nome" i" der Tränki ome" AABrittn. .Welche ;
Freud, wenn ... im Schweinepferch allerliebste kleine j
Ferkel schnödem und grunzen!' Joach. 1904. Im |
(seichten) Wasser oder Schlamm sich rasch, unter |
plätscherndem Geräusch herumbewegen, von Fischen
und andern Wassertieren, auch Badenden AABrittn., '
(ohne Geräuschvorstellung) mit Schnauze, Schnabel, ^
Händen in etwas (Halb-)Flüssigem hin und her fahren, '
von Tieren (zB. Hunden, Gänsen, Enten) bzw. Menschen ,
(zB. Kindern) ScnHa., Schi. Es hät-im [dem Hunde]
sehint's nid g'schmeckt, er hat no'' im Fresse" umf
g' sehnoderet ScnSchl. RA.: Me" löt-en [Einen, der durch ■
eigne Schuld in eine schwierige Lage gekommen] iei
nor aw'' e'"wen'g sehn., , zappeln' ScnHa. Übh. in Etw.
herumwühlen ScuSchl. Du woitst i" Allem ume" sehn.!
die Hände in Allem haben. De^ cha"" no' so im Gelt
umer sehn. — b) sich (unter Schnaufen) mühsam, lang-
sam fortbewegen, kriechen. zB. durch Wasser, Schnee,
Kot, hohes Gras swäa, so Brittn., Suhren- und Winent, |
1141
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnud
1142
Zof. ; BB. (,sich kriechend bewegen aus Schwäche oder
wie Kinder, die das Gehen noch nicht gelernt haben');
LG.; S. ,Wenn nicht gfel'igerwys der Rain ... so
abheltigwär, so hätten wir [infolge eines Regengusses]
müssen schwaderen und schn-en in einer erschröcke-
ligen Glunggen.' Bieler Tagbl. 1917. Os ''em Sehne"'
Mse" sehn., sich pustend aus einer Schneemasse heraus-
arbeiten AABrittn. De" Berg üf sehn. AAZof. Z'*
mues' machen [arbeiten], wew-i''' scho' fast nüd me
mag g'schnodren HR. D' Chend schnoderv'd em Gras
ome" LG. Wohlig schnaufend linder d'Techi undere",
zti-n-enand (zue) sehn., von Kindern im Bette BE.;
LG.; s. Schnöderlen. Von Schnecken LG.; S. Nes
g'schliferigs Schneggli ehunt langsam zum Busch üs
cho" z'schn. Joach. 1885. Dö est ne" Schnegg ober
d'Wand uU" g'schnoderet LG. Im Kinderspruch:
Sehnegg Schnegg, schnödere"! ebd. (von einem altern
Einsender auf ,das Hervorgucken der Schnecke aus
dem Gehäuse' gedeutet, was heute abgelehnt wird).
Von Insekten, Vögelchen mit nassen oder verletzten
Flügeln, kleinen Tieren übh. swAa; LG. Von Pflanzen:
Am Bode" nö'* sehn, [statt in die Höhe zu wachsen]
LG. — c) von a oder b übertr. a) aufgeregt, un-
geschickt, planlos nach Etw. suchen LG. — ß) un-
ordentlich arbeiten ScaHa. — f) mit einer Arbeit oä.
nichtvomPleck kommen S, , faulenzen, umherschlingeln'
BHk. — 3. (unanständig) laut, hastig und undeutlich
sprechen B. — Nbf. zu echnudtren; s.d. Vgl. ,schnod(d)ern'
bei Gr.WB. IX 1370. 13"o; scliwab. schnöderen (neben -u-|,
schleimrasselnd atuien, bei Schnupfen udgl.; mit dem Schnabel
oder Rüssel im Schlamm herumwühlen, von Euteu, Schweinen
usw., auch tou Menschen (Fischer V 1083 f.), mit andrer Abi.
(entspr. bei ,schnuderu') bair. mhd. e(eh)nodcln, durch die (ver-
stopfte) Nase Atem eiuziehn oder ausstosseo; screare (Schni." II
572;Lexer II 1042), zu Bed. 2a auch norfficn / (Bd IV 675/6),
zu 2a und 3 Klmorren, schwaderen.
ns-; ausschnüöeln, -schnuppern Q^O." und It Zjro;
,LE." — füre°-: mühsam hervorkriechen. Derwlle"
bin-i''' [unter der zsgestürzten Scheiterbeige] füre"-
g'sehnoderet, i" jiar Sätze" bin-i''' i" der Hofstet usse" ...,
auf der Flucht. Joach. 1881. — z«-weg-: refl., sich
mühsam aufraffen BR.
schnöderle": Dim. zu schnöderen. 1. schlafen,
von kleinen Kindern BoAa.; ZoUAe. Syn. schnüderlen.
Liteget, wie Das [Kind] schnöderiet'. BoAa. — 2. a) ent-
spr. schnöderen .3a, „von Ferkeln LE." — b) entspr.
schnöderen 3b, von ganz jungen Tierchen, kleinen Kin-
dern sw Aa ; BE. ; LG. (Zu-n-enand (zue)-, z'säme"-Jschn.,
(nnter hörbarem Atemgeräusch) zskriechen und sich
an einander sclimiegen, zB. von jungen Mäusen, wenn
ihr Nest abgedeckt wird, von ganz jungen Ferkeln,
I von kleinen Kindern im Bette AASuhren- und Winent. ;
I LG., sich schnaufend ins Bett, an die Mutterbrust
I schmiegen BE. Di jonge" Söili send aUi zo-n-enand
lue g'schnöderUt LG. SchnöderUt ordli''' z'säme", so
1 händ-er gli"'' warm, sagt die Mutter bei grosser Kälte
zu ihren zwei Kindern, die im gleichen Bette schlafen
I AASuhren- und Winent.
r Schnöderler, -li m.: kosende Bezeichnung eines
I Kindes, ,das sein Naschen wohlig in die Decke drückt
joder liebkosend an der Mutterbrust verbirgt, wobei
|man sein Schnaufen hört' BE. (SGfeller).
schniirt: 1. a) passiv, a) „ärmlich, dürftig L'E.
'.Mein Freund muss sehn, leben." In der ä. Spr. übh.
armselig, gering, schlecht, erbärmlich. Von Baulich-
keiten, Ortschaften. ,Es were kein dorf so sn., man
were sicherer drin den in der stat Basell.' 1445, Bs
Chr. ,Dass die wasserstube ze enge und ze schnöde
und euch nit recht gesenkt ... warde.' 1457, ebd. ,Do
man zalte ... 1406 jar, duochte den rat ze Berne, daz
iraltrathus ufdera kilchofe ze klein were und frömden
lüten, herren und stetten da ze wartenne ze sehn., ze
enge und unkomlich were.' Jüst. Von Speisen: ,Nichtes
versmach, daz man dir [beim Essen] fürsetz ... ge-
denk, daz die vil besser denn du sint, sich benüegen
lassent an vil schn-er und weniger spis.' Zdcbtspiegel
14'25. Von Kleidern. ,Der ainsidel klaider sond nit
ze vil swach nocli ze vil kostper sin, won von kost-
beren klaider machet man daz gemüete gail, aber ze
schn-i klaider geberent trurikait dez herzen.' Walu-
REGEL 1425. S. noch Bd VIII 1379 u.; Sp. 87 (schlöd).
Von einem Geldbetrag. ,Wie der raertel der stetten
der statt Strasburg mit gelt hilflich sin wellent ...
mit einer sölichen sum, daz unser hotten bedunkt . . .
die hilff, darumb wir inen gewalt geben haftend, daz
die ZUG sehn, wer.' 1429, Z StB. ,2V2 batzen zu abend
um ein trunk, ein schnöde ürten, zu Guli [Cully] am
see." Stumcp 1544. Von einer Rede: ,Und ist aber das
„gesegnet ist die frucht dines lybs" [Luc. 1, 42] nüt
des schn-er, dass der engel selbs nit geredt hat.'
ZwiNGLi; nachher im gleichen S.: ,nit des lichter.'
Von der leiblichen Verfassung: ,Uer müessig leib, so
nit bewegt und geüebt wirt, der krankheit leichtlich
underworfen und ganz sehn, wirt.' OWerdm. 1564;
, feilt leichtlich in Schwachheit.' Herborn 1587. Von
Abstammung, Beruf: , Eines schn-en geschlächts und
handtwerks, sordido loco natus.' Fris.; Mal. Von Per-
sonen. Nach Herkunft, Stand. ,Da huob sich [zu
einem Kreuzzug] gross folk uf von den stetten und
uss den dörfern, arm, sehn, volk äne zal.' Z Chr. 1336/
1446. ,[Karl der Kühne bei Nancy] ward an der flucht
von einem schn-en mann erstochen.' 1477, Bs Chr.
Meist mit mehr oder weniger starkem mor. Einschlag;
von ß nicht scharf zu trennen. ,Vor der Niderporten und
Rynporten ligend die Lamparten und band under inen
zuo pferd und zuo fuoss zuosaramen wol 3000, und
ist vast sehn, vasel.' 1474, Bs Chr. ,Sy sollen sich
den bösen gewalt nit lan verfüeren von eines sn-en
raünchs wegen.' E. XV., Z; gemeint ist der Abt von
StGallen. ,üas üch Gott den ritten geh aller on-
mechtigen puren, daz ir so einen schn-en, onmächtigen,
bösen pfaffen tolend uf einer so wirdigen hofstatt!'
A. XVI., ebd.; wiederholt. Präd. ,Versmächt man dich,
du bist darumb nit dester sn-er; lobet man dich, du
bist darumb nit dester besser.' Zuchtspiegel 1425.
, Meldest du es an dir und lobest dich davon, so wirstu
den andern dester sn-er schinen.' ebd. .War ist es,
das der usgang us dem leben erschrocken gibt die
glückhaftigen und euch etlich schnöd. Als da bezüget
M. Aquilius, do er wol vermögen hett erheben erlöschen,
ee erwalt er Mitridati schnödenklichen zuo dienen.'
TüRST, Ges. — ß) moralisch minderwertig, verworfen,
nichtswürdig, gemein. ,Schn., greuwlich, bös, un-
geschaffen, turpis, teter.' Fris.; Mal. ,Dass er [der
Dieb] am Galgen verderbe des Todts, damit fürohin
weder Lüt noch Guot nimermer von dem schn-en
Menschen Schaden erapfachend.' 1. H. XV., Gl Blut-
gerichtsordn. (Abschr. von 1636). ,Mit den schn-en
Schwizern.' 1443, Lied über den alten Zürichkrieg.
1469 ,ward bekennt, dass der vogt sich der Unzuchten
1143
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnud
1144
und frevelen zwüschen lichten, schnöden lüten als
farenden dochtern und frouwenwirten und -wirtynen
nit annemmen ... solle.' Bs Rq. ,Die sn-en Walchen
[die mit PvHagenbach in ßreisach waren] hatten den
tod wol verschult.' DSchill. B. ,Ja, ich gedar nit für
Gotkummen, ich bin torecht, sündig, sehn., ungerecht.'
ZwiNGLi. ,Fürn schn-en sun harscht wyser knocht,
er tailt den prüdem ir erbrecht.' GVögelin 1534; servus
prudens dominabitur filio turpi, et inter fratres dividet
haereditatem (Melanchthon). .[, Brasser' zur ,messig-
keit':] Der [Satan] ftter dich hin, du schn-er sack!'
VBoLTz 1551; s. auch BdVlI616u. , Schn-er mensch,
fiagitiosus, improbus, facinorosus; der schn-est under
allen buchen, der böst under allen bösen, perditorum
teterrimus.' Fris.; Mal. ,Du gschorner, schn-er Pas-
quilant.' 1Ö58, Lied. ,A1s sy vor Diserem wider uss
dem Ötenbach kommen, [sei] dieselbe vil schn-er und
spröder, auch zum Trinken vil begiriger ... gewesen.'
1680, Z. ,Schn-i frow', Dirne, Kupplerin. ,Es klaget
Adelheit Deckin ... uff Annan Müllerin, sy habe offen-
lich uss irem huse ... geschrüwen und geredt, sy sye
ein öide pfaffen- und münchenhuor, und wan sy aber
nit hoff, das sy ein semliche schnöide frow sye [so
verlange sie Bestrafung der A.].' 1470, Z RB. ,Es
klaget Elsy H. ... uff Agten Seh die selb Agt habe
. . . von ir gerett, sy sye als ein schnöde frow, als sy hie
sye, und was niendert zuosamen körnen mög, dem
helffe oder daz weihe sy zuosamen, es sye an sambs-
tagen, an Unser Frowen tagen ze nacht oder in der
karwuchen ... [Die Angeklagte nennt Zeugen und fügt
hinzu;] Umb sölich verschulte sach ich wol mit der
warheit sprechen mag, daz ich kein schnödre frowen
nit weiss; wan sy mir oft an min er geredt hat un-
verschult, das ich nie von ir clagen weit von ir schnöde
wegen.' 1476, ebd. Einige Zusätzer der X Orte halten
sich im Dienst mit übermässigem Trinken und ,einzug
schn-er frauen' ganz unschicklich. 1523, Strickler
(Schreiben des Konstanzer Vogts zu Gottlieben).
,Schn. geboren', von unehlicher Geburt. ,Die cano-
nisten [sagen, die Priestersöhne, die in alten Zeiten
Päpste wurden] syend uneelich geborn ... Dise bähst
sind alle noch so vor alten zyten xin. da frommgkeit
und eer vil me volg gehebt hat denn zuo unseren zyten,
also das man nit so lychtlich die, so sehn, geboren
werend, zuo sölicher fürneme hette lassen kummen.
Dannenher wol ze gedenken ist, sy syend nit so sehn,
geboren.' ZwiNGLi. Von Sachen. , Ein schn-er Pfenning';
s. Bd V lllOu. ,ümb Diebstall und andere schn-e
bösse Sachen.' 1. H. XV., Gl Blutgeriehtsordn. (Abschr.
von 16.36). ,Nüt ist schn-er denn ein undankbar herz.'
Zwingli. ,ln den schn-en unküschen der priester-
schaft.' ebd. ,Wer liedli schn-en herzen weit für-
singen . . .' GVoGELiN 1534; pravo cordi carmen canere
(Melanchthon). ,Vor Gott ist raten schnöds ungstalt.'
ebd.; abominatur Dens consilia prava (Melanchthon).
.Der grecht btracht wol, was rede er, der gottlos plodert
schn-s nun [nur] lier.' ebd.; os impiorum teuiere effutit
prava (Melanchtlion). ,Er hette sy mit sinem so gru-
samen, unverdienten schlachen, stossen und unwurschen
laben zuo eebruch und abwäsen verursachet ... das
er sin vorige cefrouwen ouch mit sinem schn-en laben
zuo eebruch und abwäsen verursachet.' 15-10, Z Ehe-
gericht. ,Der keiser Maximinus, der die kirchen Gottes
verfolget hat, ist zuo letst in ein schn-e krankheit
gefallen.' LLav. 1582; die gleiche Verbindung unter
un-lustig (Bd III 1479). ,lhre wider den schn-en Uber-
fluss und Pracht der Kleidung aussgebene Ordnungen.'
B Mand. 1728. Von Kleidern, sittlich anstössig. ,An
stett, länder und landtgericht von der kurzen, sn-en
kleider wegen, das man die abstell.' 1470, B RM. ,Von
der kurzen, sn-en kleider wegen, das man die abstell,
und die snider heiss an die heiigen sweren, solich
kleider by 5 pfd nit zuo machen.' 1486, ebd. ,Wir
gebietend ouch sölichen frankrichischen knechten und
raüessiggengern ... das sy werchind, die schn-en,
kurzen kleider hinlegind und die grossen unkristen-
lichen schwüer vermydint.' E. XV., Z; vgl. Ansh.' I
250; Z Anz. 1922, 162. Lieder. ,Mh. wellen die üppigen,
unerbern, schn-en buoler-ringlieder nit mer gestatten.
Das raenklich sine töchtern, kind und dienst warne,
sich söllicher Üppigkeit ze müessigen.' 1537, B Rats-
prot. ,[N., von der sie der Hexerei bezichtigt worden,
habe] ihr ein schnödy Lugy getan.' 1702, GrPt. Heien-
proz.; nachher ,ein schäntliche Lugy.' Adv.: ,Dann
sy grüwlich wüetend, sehn. [lat. ,turpissime'] lebend,
unverschampt muotwillend.' Zwingli. — b) aktiv,
geringschätzig, schmählich, verächtlich. , Schn-e red'
uä. , Leugnet der Vederli nit, da im der Wolff also
sn-e red bott und inn umb treib, es verdrusse inn.'
1427, Z RB. ,N. gab dem hotten gar schn-e, üppige
wort.' 1438, ebd.; so auch Bd VIII 987 o. ,Redte der
N. im vil böser, schn-er wort zuo.' 1468, ebd. ,[Ein
mailändischer Gesandter führt aus] dass der herzog
von Saffoy sich desse nit schämpt ... semlich schnede
anmuotung wider uwer [der Eidgenossen] er zetuond.'
Ansh. S. noch Becken-Bröt (Bd V 974). Bes. auch in
der Verbindung , Einen sehn, han, halten'. ,Was han
ich dir getan, das du mich so sehn, hast?' 1448, Z.
,Das er sy nit also sehn, und übel halte, diewil sy
ein fromme erliehe frow sye.' 1530/3, Z Ehegericht.
So auch ,Eine(n) ruch und sehn. (1537, Z RB.), sehn,
und unwürsch (1538/40, Z Ehegericht), sehn, und nn-
werd (1541/3, ebd.) halten.' .[Diogenes] sach einen,
der gar verschrit was, wie er sin vatter so sehn, hielte
und verachtete.' Diog. 1550. N. habe seine Frau ,niit
Worten und werken sehn, gehalten.' 1553, Z RB. ,Das
er die Kinder uff der Gassen gschlagen und sehn,
ghalten.' 1604, ScnSt. , Einen schelb, sehn, und spröd
ansehen'; s. Bd VIII 753o. ,Schn. von etw. halten':
,0b Gott will, im teutschen land ... kein land, stadt
noch Volk ist, die so sehn, vom h. tauf haltind und
so spotlieh mit umgangindt.' 1589, Zellw. ürk. —
2. kurz, leicht, sehwach (gemessen), von einem Zeit-
abschnitt, zB. einer Wegstunde ScnwMa. Adv., mit
knapper Not, kaum GWsst. und It Zahner; Zg. E»
hät's efso sehn, g'ge", von dem Abschluss einer Arbeit Zo.
100 Ducaten, welche alle ,gar sehn.' das Halb-Dublonen-
Gewicht gehabt hatten. 1750, Gl. — Mhd. »nade; vgl.
Gr.WB. IX 1370/5 (wo noch Schweiz. Belege); Fischer V
1081 f.; nächstverwandt mit be-schnottcn (s.d.), zu dem sich
tchn. nach Laut und Bildung etwa verhält wie töd (Bd VII 320)
zu gc-soUc»; vgl. noch Falk-Torp 1911, 1091. In der schrift-
spr. heute herrschenden Bed. 1 b ist das W. auch bei uns zumal
in der Studentenspr. gnd davon beeinflussten Kreisen ver-
breitet; Tgl. Schnödian, Schnödigkeit 2. ,Die schn-en wyssen
[Wiesen]', Flurn. XV., ZNWen. Offn. Als FN. : ,Uolrich Sehn.'
aus GT., t 1315 bei Morgarten. Vad.
schn8d(enk)lich, ,-digklich'. ,Scb[n]ödigklich,
teterriine.' Fris.; Mal. ,Do antwürt im der N. gar
sehnödenklich.' 1435, Z RB. ,Er hett einer gefluochet,
1145
Schnad, schned, schnid, schnöd, schnnd
1146
so ... im siner muoter schnödlich gedacht hett.' 1487,
ebd. S. noch schnöd laa, (zu Ende).|
Schn8di f.: Verworfenheit; s. Sp. 1143 (1476, Z
RB.). Verwerflicher, niedriger Gedanke: ,Dann ich tür
und hoch dörfte schweren, das mir all mine tag solche
schnöde von der wirdigen rauoter Gottes in minen sinn
nie ist kommen.' Zwingh.
SchnSdiän m.: wer schnöde antwortet, handelt.
Studentenspr.
Schnödigkeit f.: 1. Niedrigkeit. , Aller maist
sigest du willig zuo den diensten vor den andren [!] von
ir schnödikait wegen dir grület, alz da ist dez tisches
gefez und geschier raingen, holz tragen oder beraiten,
daz hus keren [usw.].' Zdchtspieoel 1425. In moralischem
S.: ,Die Sch[n]ödigkeit, turpitudo, iraprobitas, malitia.'
Fnis.; Mal. — 2. Ei"m Schn-e" mache", wie nhd.
Studentenspr. und von da aus weiter gedrungen (so Bs);
Sjn. Sottiseti 2 (Bd VII 1474).
Ver-schn8dung f.: Herabsetzung. ,Darumdieünd
ir glychen alenfänz Eggens schandlich verkeerungen
und Verdunklungen sind Gottes worts, ja v-en und
mindrungen der glori und eer Christi.' Zwinoli. — Zu
rahd. vermaeden, levipendere, depravare.
Schnnder (bzw. -o'-, •«*-) m.: 1. Nasenkatarrh Gr
Nuf. Bern cha"''-me'' d'Nase" butze" so flissig, a's-me-
will: das Buebli het immer e" grusige" Sehn. —
2. a) Nasenschleim, fliessender Rotz bei Menschen (auch
Tieren), allg. Ä"'torrete'- Sehn. BR.; vgl. Bögg 2 (Bd IV
1083/4). ,Flegnia, sn.' Voc. opt. ,Mucus, rotz, sehn.,
butz.' Fris. 1541. ,Myxa, sehn, oder nasenrotz.' Fris.;
Mal. .Schweiss, Speichel, Roz (Sehn.) und Niessen.'
Spleiss1667. S. auch C7w(ier (Bd III 150); Rotz {ßiYl
1931). Im Vergleich, 's ist g'si" w'e Sehn., von etw.
Schleimigem Th. ,[Die erfrornen Rüben] band an-
gefangen zuo stinken und lind werden wie sehn.' 1556,
UMet. Chr. Glatt wie Sehn., schlau, heuchlerisch W;
vgl schn.-häl (Bill 1132). RAA. uÄ.; s. Bd IV 1084 o.
(mehrfach); V 934 u.; Sp. Silo, {üf-schlecken; der An-
fang auch L). De Für wörft de" Schnöder e"weg, ond
de' Herr tued-e" im Sacl' no'he"träge" ; wer ist also
reinlicher? Ap (T.). Gend (Schlönd It Dan.) enand mit
Sehn., so gC't's ke'" Eule"! scherzh. zu Kaufenden ZWl.
Knaben gibt man vor, sie müssen bei ihrem ersten
Wirtshausbesuch ein Glas voll Sehn, trinken ZRegensd.
;S. noch Leder-Hosen (Bd II 1694). — b) Schleim, den
lie Schnecke absondert und der auf dem von ihr zurück-
gelegten Wege zurückbleibt „B; L"; S. — c) unreifer,
loch flüssiger Nusskern Aa (H.). — d) schleimige
Masse übh. SchR.; Ndw (Matthys). ,Ist der harn wiss
lind dick, so ist daz houpt siech in dem nacken von
|lem sehn., der lit vor der zelle, da das gehör ingat.'
)caw Arzneib. XV. — 3. Pflanzenn., Hakenrispengras,
'oa triv. ZSeeb. (FStaub). — Mhd. «„uder (snudd) m. f.,
latarrhus etc.; vgl. (auch für die uns fehleude (-Bildung) Gr.
;VB. IX 1375. 1382. 1383/4; Schin.Ml 573 ; Schöpf 64 1 ;
Urtiu-Lieoh. II 494/5; Fischer V 1083/4, sowie die Aüni. zu
'^hnuderen. 2 b ist auch eis. (Martin-Lieuh. aaO.). Zu 3: Die
iflanze bildet durch eine Menge oberirdischer Ausläufer ganze
jlnmpen auf dem Rasen, in denen sich die Sense fangt; ,es ist
bwas Widerwärtiges, Klebriges, was sich da auf dem Rasen
Iisbreitet wie hingeworfener Schmider' (CSchröter). ,Schn.',
igierter Name eines Arztes. HvRüte 1532. 's Sehn-; Über-
ime einer Familie ZMeileu.
Schnggge»-: = Schnuder 2b GnCast., Chw., Kl.,
alz.; Ndw (Matthys).
SchnuderC-aF, so Ss., Schnüdere" I -ahG. —
f. : 1. = Schnuder 2a, aus der Nase herabhängender Rotz.
aaOO. — 2. ein Fehler im Garn. ,Um das Strickgarn
herzustellen, werden 4 gesponnene Wollfäden über
e'nann''ere" g'lä"; damit aber das Garn nicht chrüsli
(sich kräusle), keine Chrüsela oder Schnüdera sehen
lasse, hat die Spinnerin die Vorsicht geübt, auf je zwei
recht Fäde" zwe lingg z'spinne', indem sie für letztere
das Rad des Wollbocks linksum trieb.' Barnd. 1911
(BG.). — Zur Bildung vgl. Chodere" (Bd III 151). 2 nicht
bestätigt.
schnudere° (bzw. -o'-, -ü--) .Aa (H.); Ar; Bs; ,3",
so oAa., E., Si. (-dre") und It Zyro; Gr (Tsch.); „L"
E.; G, so Stdt, T.; Sch; SThierst.; Th; Uw; U; W
(t\t. -d(e)ru"); Z, schnüdere" AaP. und It H.; Bs
(Linder); ,B"; GaNuf.; „L'; G (Zahner); SchwMuo.;
SB.; Nuw (Matthys; neben -u-); Z: 1. derb für a) stoss-
weise durch die verstopfte Nase atmen (um den Luft-
weg frei zu bekommen) swAa und It H.; Bs; SchR., den
Nasenschleim geräuschvoll zurückziehn (statt sich zu
schneuzen) AaF.; Bs; BSi., auch ihn ,ausstossen, so dass
er hangen bleibt' B (Zyro), sich geräuschvoll schneuzen
AABremg. und It H.; Bs (It Linder bes. mit den Fingern);
BoAa. und It Zyro; G; SchR., Schi. — b) (viel) Nasen-
schleim absondern (so dass er herabhängt), zB. bei
Katarrh Ap (T.); Bs; BSL und ItZyro; SB.; ScHwMuo.;
Uw; U; VV; Z, „den Schnuppen haben, in der Pöbel-
sprache B; L. Er schnuderet oder er ist sehnuderig,
dh. mit dem Schnuppen behaftet." Es chodrot und
sehnudrot, bis 's nimc mag W. Bim Chniisel mues'-men
eister schnüdere" SchwMuo. Tue du recht schnüdere",
so eha"" d'Mueter chiiechle^! ZNeer. S. noch Bd V 30o.
Vom Nasenkatarrh bei Tieren GrNuL; WMü. ,[lJer
Lungensucht verdächtige Schafe] seyind umb die Nasen
umbhin rev. rüdig ... und schnuderind rev. zur Nasen
uss.' 1667, Z. Auch: Speichel absondern, geifern, vom
Vieh ScHwMuo.; Z. We""-me" de" Chüene" Salz gi''d,
se schnüderi"d s' nu''' lang SchwMuo. .Schleimig sein',
von Schnecken Ndw (Matthys). Diese Schleim-
absonderung wird scherzh. so erklärt: D' Sehnegge"
händ e'"mäl es Manne"volch g'fresse" (und) vo" Dem
(na'he") schnüdere" d-si (iez) alleuil Z (Dan.), de' best
Ma"" händ d' Sehnig ge" scho" lang g'fresse" und
sehnudere'd iez no''' devo" ScuTba. (EStoU 1907). —
C) „ungebührlich weinen, so dass die Tränen sich mit
dem Rotz vermischen, bes. von Kindern", auch Affekt-
wort für heftig weinen, schluchzen Ap (,ausschreitend
weinen, dass Tränen und Rotz das Gesicht zu über-
schwemmen drohen'); ,B"E., Si.; ,L"; G, so Stdt
und It Zahner; USch. Iez hör e'"möl uf sehn.! ApK.;
ähnlich BE, Tue nüd eistig schnüdere"! G (Zahner).
7"* ha"-s' [meine drei Frauen] halt schwätze" lö" ond
ehibe" ond bieg gen ond loderen ond schnödere", ond S^b
heds"botzt. ATobler1902. Pfarrer: Für zwänzg Batze"
machen-i'''-se [die Leute mit der Grabpredigt] a"fe"
z'schn. LoosLi 1910. So isch Das e" ganzi Lengi g' gange"
...di' Jungi het g' schnuderet, di' Altig'chäderet. SGfeller
1911. — 2. a) schleichen, von der Schnecke SThierst.;
vgl. Schnuder 3 b. — b) schnüdere", = schnöderen 2 c f
(8p. 1141)S. — Mhd.8nM*■rll(■»^ofW>^;, schnaufen, schnarchen,
den Atem durch die (verstopfte) Nase einziehn und ausstosson,
rheumatizare; vgl. dazu, zT. mit weitergehnder Bed.-Entw.,
Gr. WB. IX 1375 (,schnodeln', .schnödem'). 1383 f. (,schnu-
deln', .schnudern'); Martin-Lienh. II 495 (sehnudU", arknii-
dtre"J; Fischer V 1083 (achnudle", tchnnderc"), &wM schnödere"
1147
Schnad, schned, schnid, schnöd, schund
1148
mit Anm. (Sp. 1140/]). Dazu im Ablautsverhältniss ahd. (Notker)
•7ia<fen, subsannare; mhd. enoden, schnaufen, schnarchen;
nhd. .schnauden' (Gr. WB. IX 1205): s. auch Fick« III 525;
Falk-Torp 1911, 1099. Zu la vgl. »chnv/lcn, schniißen.
abe°-scAnu(iere"^-o'-^:herunterschnauben,-schneu-
zen Ap (T.).
über- (in Nuw über-) schnudere" BSi.; S; Ndw,
•schnüdere'' AaF.; „B; L"; Z, untrennb.: 1. eig., mit
Rotz besudeln AäF.; „B"Si.; ,L"; Ndw. Mit Schleim
überziehn, von Schnecken ZBül. — 2. uneig. a) Etw.
oberflächlich, flüchtig durchsehn, -lesen S; Z (Spill-
mann). — b) Etw. .zuerst gebrauchen' Z (Spillmann);
■wohl i. S. V. an- fiteren 4 (Bd I 979); vgl. auch an-sudkn
(Bd VII 328), -schmuslen (Sp. 1026). Eini ü., obszön,
= jEini a'brüchle".' ebd. — c) Jmd über den Mund
fahren, ihn überschreien AaF.; Z. De' wi/t Alls ü.,
Alles mit seiner Stimme beherrschen AaF., ,äber Alles
urteilen oder auch Alles in seine Tasche leiten, ohne
jegliche Rücksicht auf die Wünsche oder Interessen
Anderer' ZBül. Eini «., ,mit Worten über sie her-
fallen' Z (Spillmann). — Zu 2a vgl. ,schnude!n', eilfertig,
obenhin verfahren, fahrig sein (Schm.'II573; Fischer V 1083),
zu 2 c ichnodtren S {Sp. 1141).
ume°-, in BGr. umha'-: ,wie ein Schnuder-Bueb
nmhergehn' Ndw (Matthys), sich ziellos herumtreiben
BBr., Gr. Es Jungs chlfs Särelli [das sein Mieti ver-
loren] . . . hed gar griselli"'' g'mueled und ist umha"^-
g'schnuderred und hed-si''' schreckelU'''' g'häben. BXrnd.
1908 (Fabel). — v er -schnudere", in AaF. und It H.;
Z (DrJucker) -ü-, „in B; L -u- und -ü-" : 1. = iiber-
schn.l AaF. und It H.; Ap; ,B"; Gr (Tsch.); ScnSchl.;
UwE.; Ndw (Matthys). Was brüchst ä [auch] d'Chleider
eso z'v.? AaF. Ü''ser Vikäri hed Lederhösli a", hed-si
verschnuderet und Char' e"salb dra' LG. {kfV .). Taschen-
tücher V; auch, entspr. schnuderen Ic, zum Trocknen
der Tränen verbrauchen: ,Die Züricher Post hat seit
dem 27. April schon mehr als zwei Dutzend Taschen-
tücher verschnuderet und wird obendrein noch vom
Volksrecht und von der Freitagszeitung abgeputzt.'
B Volkszeitg 1902. — 2. verschnuderet ha", ,kein
Schnuder-Bueb mehr sein', die Knabenschuhe aus-
gezogen haben ZBül. und It DrJucker. Du hast ja
nanig [noch nicht] verschnuderet! sagte höhnisch ein
Wirtshausgast zu einem andern ZBül.
dnr"^ -schnudere": durchstöbern Z (Spillmann).
Ei"'m alli sini Sache' d. — Vgl. eis. durdi-schnudh", flttchtig
durchsehn (Martiu-Lienh. II 495).
Schnuderer (-o'-) m.: rotziger Kerl, als Schimpf-
name Ap (T.). — Vgl. Gr.WB. IX 1375 (Schnöderer'), in
andrer Bcd. bei Fischer V 1084.
Schnuderete» (bzw. -o'-) Ap (T.); TB. (-dr-),
Schnüderete" ZS. — f.: koll. a) zu schnuderen Ib Ap
(T.); TB.; ZS., auch von einem schleimigen, unrein-
lichen Durcheinander ZS. — b) zu schnuderen Ic Ap
(T.). — Spätahd. »niirffröin. -€, catargus [1. catarrhus], mhd.
»nurferf; in der Bed. Schnupfen bei Fischer V 1084.
Schnuderi AaF.; Ap; Bs; B; Gr; L; G; Tb; UwE.;
ZO., Schnuderi A*; ApLb.; L; ScHW; üwE.; ZO., S.
— m.: 1. a) wer den Rotz geräuschvoll durch die Nase
zieht GSa. Rotznasiger Mensch, bes. Kind Ap; BS.;
GSa.; UwE.; ZO., S. Spitzname .Imds, dem fast immer
ein Tröpfchen an der Nase hängt L. Eine Sage von
einem Schnuderi s. bei ALüt. 197/8. Von der Schnecke:
Schnegg, Schnegg, Schnuderi, strecl; di lauge" Hörner
üs, oder t'* wirf-der e" füriger Stei" uf 's Hüs! Aa. —
b) alter, etwas unreinlicher Mensch L. — 2. ,Kind, das
sich die Nase noch nicht selbst putzen kann' BHk.
junger, unreifer, vorwitziger, frecher, nichtsnutziger
Bursche, Lausbube, Schlingel AaF.; ApV.; Bs; B; Gr;
L; GT., Wh.; Th; ZO., .erbärmlicher Kerl' ApLb. Du
chline^ Sehn.! L. Schtoig, du Sehn.! B. De'' Sehn,
soll 's Mül b'halte"! Th. E" junge' Schnuderi mit
Kanöne"stifU" a" de" Beine", e" Kitpäutschen under
'''m Arm und ere" Zigaretten im Mül. JRoos 1907.
Pfarrer zu seiner Tochter: Das chönnt-der's, da [als
Serviertochter in Bern] di ganz ZU mit junge" Schnude-
rine" desurne" z'farer! FStaüffer 1917. .Wir können
Das nicht so blinzli°ge° geschehn lassen, dass jeder
junge Sehn, sein ungewaschenes Maul an uns abputzt.'
OvGreterz 1911. — 3. als Krankheitsbez., = Schnuder 1
GRRh. Er het de" Sehn. — Auch eis. (Martia-Lienh. II 495).
Fingierte Namen. .Ratsherr Schnuderi.' SchwBr. Bartlispiel.
Srhimdere-SchilemSggi, Se/jhe". ATobler 1909.
Bluet-: Schimpfw. auf den russischen Zaren.
Baüernst. 1904.
schnuderig Bs; .B"; Gr; „L"; PAl. (-dr-J; Ndw;
(Matthys); U; WLö. (-dr-), g'-schn. ZS., schnude-
rig ,B"E., Gstaad (-egj, ü. (-dr-), Si. (auch -dr-) und
It Zyro; FJ. feg); „L'' , g'-schn. AA(Gysi), „(g) schnuderig.
allg.": a) „mit dem Schnupfen behaftet", rotzig, von
Menschen (auch Tieren B) Bs (,mit Rotz beschmiert');
B (auch St.); FJ.; Gr (Tsch.); ,L"; PAl. (.moccioso');
Ndw (Matthys); WLö.; „allg." 7"* bi" schn-gfe'', -s)
B; s. auch schmideren Ib. Wier sind nid so schnudrigi
wi' sumi, wir haben trockenere Nasen als manche.
Lötschen1917. iScÄnufiri^Äi", erkältet sein. Soldatenspr.
A. Belege s. rotzig (Bd VI 1932). — b) schleimig, auch
schlüpfrig AA(Gysi); Bs; GrV., auch etwa von Speisen
ZS., „von einer Brühe, Suppe, doch nur in niedriger
Sprechart. allg." Das g'schnüderig Zug, Schleim an
Fischen. AGvsi. Dere" schmtderige" Drache" und Basi-
liske". JJöRGER 1918. — Vgl. Gr.WB. IX 1384; Schni.' II
573; Martin-I.ienh.lI495; FischerV 1084. — Schnüd(e)-
rigi — f.: Schnupfen B, so Si. und It Zyro. D'Schn.
ha", von Tieren. Der kleine Bund 1922.
Schnuderi°g m.: kleiner, unter wachsener Bursche
WMü. Du chline' Sehn.!
schnuderlene": Dim. zu schnuderen 1 b. D's
Mämmin [kleines Kind] tued hit eso schnuderlinun.
LöTSCHEN 1917.
Schnuderlim.: = Schnuderi 2, von einem (Schul-)
Jungen ScnHa.
Schnuderli°gAASt.;GRObS.;U, sonst ScAnüder-
H"g{hzy>.-ö'-) — m., V\. Schnüderli"gaGv.y . l.a) Boti-
klumpen, -zapfen, der aus der Nase hängt oder (mit
den Fingern) weggeschleudert wird AaF. und It H.;
Ap (,der unter einem Male geschneuzte Rotz' T.); BsL.;
BSi., Thun; Gr, so L.; L (RBrandst.); aScBw; GA.; i
Ndw (Matthys); Z, so Kn., Stdt, „Nasepopel, allg." E"
Sehn, abwüsche" Scaw. S. noch Wiegeyi-Seil (Bd VII |
757). — b) uneig. Ei"'m e" Schnüderli"g a"hänke" (L It
JBEgli;G), auch a";ce>/'e"(G), = iScWö«cWin(7(Sp, 7940.).
— 2. pers. a) Rotznasiger AASt. ; LE.; U, so Seh.; Zi
(Grob), ,wer bestäjidig einen verzogenen Mund und
eine schmutzige Nase hat' GfiObS. (B.). — b) = Schnu-f
deri 3, unreifer, naseweiser, frecher Bursche, frecher
Gelbschnabel, Lausbube AABr., F., Schi, und It H.;
BoAa., S., Si., Thun (.kleiner, geringer, verächtlicher,
Bursche, welcher gerne den Grossen spielt' It Zyro);:
Gl; Gr, so L., V.; G, so T.; ScawMuo.; U; W; Z, junger,!
1149
Schnaf(f), schnef(0, 3chiuf(f), 3chnof(f), schnuf(f)
1150
unbärtiger Mensch, Rotzlöffel' Ap (T.), .geringfügiger,
unsauberer Bube' Ndw (Mattliys), ,veraeliteter Mensch'
ZKn., .grosser Mann, der noch handelt wie ein Kind'
ZBaunia. Du bist e" Sehn.! zu einein Knaben, der
dadurch ,iuelir leiblich als moralisch herabgewürdigt
wird' BSi. (linOb.). Du bist no''' en Sehn.! zB. zu einem
jungen Manu, der zu früh auf Freiersfüssen geht Z
Pfäff. Jö, Welts tn giftigf Buch ist doch de' se'b
Egglibueb! itn Üs-chögle" und Usläclile" het-em's will's
Oott E'keine'' a", dem Häxe'-Schn., dass-i''' eso muess
säge". B Dorfkai. 1890 (GoT.). Lüsbuehe", Schn-a,
wartet, euch toill-i'''! JJörgkr 1918. ,Dannenhar [von
schlechter Gesellschaft, Trunksucht] kunipt dann, das
sy [die Jungen] sich nit enthaltend und wänend, sy
müessind, glych [obwohl] noch schnüderling, den
huoren nachlouffen oder eewyber haben.' HBüll. 1540.
,Aber zuo Wesen lag es als vol junger schnüder-
liggen; da was ouch das fendle und ein toubs geschrei.'
1570, Brief (TEgli). Spez. vom Schneider-Lehrling;
s. Sp. ir25. — 3. übertr. auf Sachen, a) Taschentuch
BStdt (Gassenspr.). — b) PL, Gradabzeichen des
Korporals. Soldatenspr. — Bair. Schnüderling in Bed. la;
Slemschnüdo'liny, Sternschuuppo (Sehn).' II 573).
Schnuderung ,schnudrung' f.: Schleimigwerden.
,Wenn in dem zirkel wisse körnlin sind, das ist ein
zeichen der schaudrung des rotzes und Verstopfung
der leber.' Schw Arzneib. XV.
G*-schnüder n.: 1. a) Nasenschleim ÄAWohL;
ZS., „herabtriefender Rotz, oft mit Tränen vermengt,
zB. bei Kindern, allg." — ■ b) „rotzähnlicher Schleim
der Schnecke B; L." — c) übh. von einem schleimigen,
unreinlichen Durcheinander ZS. — 2. a) Geäder ZHott.
(•ffäns vi <?-, = Craws-ffe-sc/inader(Sp. 1075) Z (Spillmann).
— b), übriggebliebenes kurzes, kleines Gesträuch, Späne'
ZAuss. Es hat nW no''' eso G'schn. — Zu 1 vgl. ,Ge-
schnuder', Schnupfen, Husten (Gr. WB. IV 1 b, 3952), schwib.
irschnuder, -ii-, Schnupfen (Fischer III 489), eis. (/■achnuderi.
fortwahrendes Hochziehn des Schleims (Martin-Lienh. II 495),
zu 2 obersäcUs. .Geschuudel', die Gedärme oder auch das sämt-
liche Eingeweide des geschlachteteu Viehs (Gr. WB. aaO.), eis.
U'ichnudels, verschiedene, ungeuiessbar gewordene und wo-
möglich ia ein Gefäss zsgebrachte Fleischreste (Martin-
Lienh. II 494), seh wäb. tf'«tA;ii«/t7, -i-.missratenes Kraut (Kohl),
«Jas keinen Kopf angesetzt hat; Abfälle von Gemüse, Fleisch
usw. (Fischer aaO.), bair. ,Geschnuder, unbedeutende AbßUe,
Kleinigkeiten ; schlechtes Gesindel (Schm.* II 573). Bei Spill-
manns Angabe unter 2 a liegt aber viell. eine blosse Verwechs-
lung mit Gachnäder vor.
Schnüdere» II f.: wohl Fem. zu Schnuderi, -ü- Gr
(Tsch.).
g'-schnüderet: schleimig, schlüpfrig, bes. vom
Boden, auf dem eine leichte Sclineedecke liegt Schw
lluo. Me" muess hiit Sorg ha", es ist g'schn.
schnüderle": schlummern. Rings um-mi''' um het
Alls sele"rüe''ig g'schnüderlet u""* g'schnarchlet u"''
pistelet. EBälmer 19'23. — Vgl. i>ih,ti,derlnt i (Sp. IUI).
! er-*»t-: einschlafen BBurgd.
!chiiaf(f), schnef(f), schiiif(f), schuof(f). schnuf(f).
Schnafel s. Schnefel.
Schnaffel ni.: wer sich vorlaut in jedes Gespräch ein-
|iischt;PlappermaulBLenk. Grobian, Flegel BSi.(Zyro).
Schnaffle°f.:bösesWeib,ReibeisenBSi.(DGemp.).
schnaffle", in BSigr. schnaße": plappern BLeuk,
plaudern, ausschwatzen BSigr. Ungebührlich in Alles
dreinreden BSi. (Zyro). Vorlaut, zänkisch, sinnlos
reden, von einem bösen Weibe; grob, unmanierlich
reden,, ahn lieh wie die Seh weine grunzen' BSi. (DGemp.);
vgl. schnofflen 1.
Schnafler m.: Italiener B (OvGreyerz 1911), zu-
nächst im Munde der (bernischen) Schweizersöldner
in Neapel.
sc h na f lere": welsch reden, von der Sprache der
Neapolitaner im Munde der (bernischen) Schweizer-
söldner in Neapel.
Schnaffli m.: = Schnaffel BLenk.
Schwab. schmiffeiH, vorlaut drein reden (Fischer V 1023).
Das Nebeneinander von/.jf ist wie in zahlreichen ähnlichen
Fällen (vgl. etwa Rajhn, rüfhn. Ka/elen : Rafflen, rafften Bd VI
638/41) unklar. Ist die Stufe/ die ältere, liegt Zugehörigkeit
zur Sippe von Schnabel (Sp. 1061 ff.) nahe; zum Lautlichen
wäre zB. Gafelen, ver-gaflm (Bd II 127) zu vergleichen.
sclinänfere" : den Rotz gewaltsam hervorströraen
lassen SNA. Syn. schnuderen. — Nicht bestätigt. Im
Ablautsverhältniss zu den Gruppen »chnüf- : achnuf-.
Schnefel Aa, so F., L. und It H.; BE., S.; Gl, so
Engl; GRMai., Seh.; G; ScaSchL; ScawMuc; Uw (in
Nuw It Matthys auch oft Schnafel; s. Anm.); U; Z, so
Bül., Dättl., Kn., 0., S., Stdt, Schnifel Aa, so F. und
It H.; Ap; B (auch Itid.); „L"; G; ScnSchL, St.; Th, so
Fr., Hw.; Z, so Kn., S., Stdt — m., PI. Schneße, BE.,
sonst meist unver., Dira. (häufiger, tw. allein bezeugt)
Schnefeli Aa, so Bb., F., KölL und It H.; Bs; B, so
Ha. (-ein, PL -elleni), Lenk, U.; Gl; GfiMaL, Nuf., Fr.;
L; G (Zahner); ScnSchl. (-ilij; S; Ta (KrapQ; Uw; U;
Z; St., Schnefelti W (,nur in wenigen Dörfern'),
Schneferli GoT., Schnefi BGr., Ha., Lenk, Si.,
Schnifeli Ap; BE., R. {-elli, PL -elleni), S. (-%'-J und
It Zyro (auch ,SchniffH'); GRChw. f-i^-), oHe. (-V-J,
sG.; ,L"; G, so A., Rh.; Sca (-ilij, so Ha., R., Schi.,
St.; S, so G. (-V-J, L.; Ta (zieml. allg.); Z, so S., Stdt,
Schniferli GBuchs. Schnifi (s. Anm.): a) Schnitzel,
Abfall Aa (,Span, Abschnitt' It H.); Ap; Bltld.(,parvum
segmentum'); Gl; ,L (Schnippel)"; G; TaFr.; Uw;
ZKn., so von Holz GLEngi; Ndw (Matthys); St., Leder
L; TaHw., Papier Ap; ThHw.; Z (nach einer Angabe
in dieser Verwendung Schnefel), Tuch L; Ndw
(Matthys); Z. De' Schuehmacher cha'" aw'' nid hüse"
mit ^em Leder; lueged nc, w'e-n-er vil Schnifel macht!
ThHw. Du ttümst Seidelbastrinda, in Essig g'weicht,
und ... legst dri oder ner Schnifeli üf. MSchmid. ,Ein
Rauch [zur Vertreibung von Geistern] zu machen. Von
eini linggen Weiberschuh 3 Schnifli, 3 Sefiruten,
3 Schnittli Brod, 1 Handfol Wermut, Teufeltreck.'
ZZoU. Arzneib. um 1750. Spez. 1) die von den Baum-
wollwebern gebrauchten Abfälle von weissem Leder L.
— 2) ,spartanischer Sehn.', spartanisches Geld (vgl.
zur Sache Pauly-Wissowa, Realencyclopädie XIII 979 f.,
zum 'Wort griech. x4p|ia, Scheidemünze): ,[Ein nach
Spanien verschlagener Schweizer setzte dort Schwefel-
hölzchen ab] gegen kleine kupferne Reiss, Millereiss,
Maravedis oder wie man den spartanischen Schnofel
[1. .Schnefel'] nennt.' ADennl. 1817. — b) dünne Schnitte,
Schnittchen von Speisen, bes. Brot (Backwerk), auch
Käse, Fleisch (Schinken, Speck). aaOO. Er hat en
rechte" Sehn, abg'hawe". Gim-mer aü'" en Sehn, (es
Schn-iJ! Gem-mer um Gatts Wtlle" aw" es Stäubh Mef
oder es Schnefeli Bröd! Bitte um Almosen L. Si Imt-mer
1151
Schnaf(0. schnef(f), schnif(f), schnof(f), schnnf(f)
1152
mr e' chli" Schnißli Brät g'ge" SchR. ,In der Suppe
sali man selten ein Sclmefeli Brot; mehr als ein Dutzend
Sfhnittclien kamen selbst an einer Kindstaufe nicht
hinein.' Gotth. ,Man wisse in der Stadt niclit viel vom
Speck, und wenn er Einem auch einmal zu Teil werde,
so gebe es Schnüfeli, so dünn und so klein, dass ein
Vögelein sie davontragen könnte.' Breitknst. Nid «,<
Sclmefeli Fleisch, nid es Gägeli Anke", nid es Wicrst-
rederli. SGfeller 1911. Es Schniifeli [Butter], ebd.
1921. Vo' dum [BöckliJ viüesst-er de" o'"* nes Schnifeli
ha'. EBalmer 1923. S. noch Heget-Patsch (Bd 1 V 1920);
Braten (Bd V 871 u.); ÄbendSitz (Bd VII 1726u.); Süw
(ebd. 1497 0.); C/iwcW-Scfea/i (Bd VIU 403); Herd-öpfel-
Schöni (ebd. 873) ; ge-schläsmet (Sp. üü5u.). Spez., überall
PI.: 1) Brotschnittchen für die Suppe U; Syn. (Suppen-)
TünkK. — 2) Apfelschnitze (zum Dörren). ,1806 gaben
in Zizers 16 Quartanen Herrenäpfel 4 stark gemessene
Quartanen gedörrte dünne Äpfelschnittchen (Schnifeli)
und '/« Quartanen Stückli (halbe Äpfel).' Gr Samml.
1808. — 3) ein Backwerk; vgl. Änis-Schn. , Schnifeli
zu machen. Nimm 4 Eier, 3 Lötfei Zucker und Ros-
wasser, rühr Alles, dann ein Nuss gross süssen Anken,
ein wenig Milch und Mehl dazu, bis du den Teig
wählen und rödlen kannst; dann bachs in Anken.'
KocHB. 1820. — c) als allg. Quantitätsbezeichnung, ein
wenig. Da han-i''' oü'* noch es Schnefeli g'schwore"
[geflucht],iron. = nicht wen ig USch. 's g'hört-si''' ei'fach,
dass die grosse" Aktie"g' selJschafte" und die mächtige"
Warchüser aw'' es Schnefeli ''im Stät för iini grosse"
Üfgabe" bleche" m üend L ( 1 905). Ken Schnifel, Nichts :
Nid e'"mäl Französisch verslät's-der, com Sü und com
Duma weiss es ke'n Schnifel. Schwzi». (Z). — d) ledig-
lich formell Schnifeli, Schnefeli in einem Abzählreim
ScHwMa. — Schwab. (Schwarzwald) SchneffieHe, Schuittühen
Brot odgl. (FischerV 1050), auch (r schuf, Abfall von Kartoffeln
(ebd. III 488). Die vnu Matthys verzeichnete Nbforra Schlafet
ist jedenfalls sekundär. Zu c stellt sich das entlehnte Schiifi
im BJura (ETappolet I9IT, 154/5).
kh-schnefel Z (Dan.), -schnifel „L"; ZO. (Stutz):
„Abschnippel", -Schnitzel. Bis doch aW'' z'fride" sust
[ohne die Malüne" der Herrschaft; vgl. Bd I 174].'
's giH jo Abschniffel g'nueg. Stutz, Gem. — Zum Vb
ah-schieflen.
Wma es e"- Schnifeli: als Almosen verwendete Ab-
fälle vom Tisch. E" Fützel, wo i" der Cheri göt go"
essen und vom A. lebt. Schild. — Anis- Schnifeli: eine
Art Konfekt Z. Syn. A.-Stängeli. — A.pi'e\- Schnifeli:
Apfelschnitz Z; Syn. A.-Stückli. — Chis- Schnefeli:
Käseschnittchen ZTöss; yg\. Halunggen-Salät (Bd Vll
690). — Stief Stü/f-tnueter- Schnifeli: (zu) kleines
Stückchen, zB. Brot Z (Dan.). — Ba,\>iv- Schnifel:
Papierschnitzel ThHw. — Zug- Schnefeli: Tuch-
schnitzel AaL.
G*-schnefel Bs; BU.; Ndw (Matthys), -schnifel
BO. n.: a) die Handlung des ungeschickten, zwecklosen
Zerschneidens (so dass kleine Späne entstehen) Bs;
B, so R.; Ndw (Matthys). — b) die dadurch ent-
standenen kleinen Abfälle Bs; B; Nnw.
Sehne feie", in GWb. Schnifele" — f.: l.a) Schnitte,
flaches Stück (Brot, Butter, Speck usw.) GStdt. —
b)gebackenes einfaches Konfekt von besonderer Form,
ebd. (Wegelin); heute nicht mehr bekannt. — 2. Maul-
schelle GWb. — Zum Verhaitniss von la und 2 vgl. etwa
Flamen (Bd I 1204).
schni!fele''(in Bed. Id) BStdt; GRNuf.; Ij,soSerap.;
St., schnefle" Aa, so Bb., F., Köll. und It H.; ApK.;
Bs; BE., Hk., Lenk, S. (-e-J, Si., U., auch It Id. und
Zyro; Gl, so Engl, K.; GrA., Hald., He., Seh., allg.
It Tsch.; L, so H.; GMarb., Sa., T., Wb.; Sch; Schw
Muo.; Tb; Uw; U; Z; St., schnifele" (in den Bedd. 1 d
and 2c) BE.; GRMal., Valz.; Z, schnifle" AAWohl.
und It H.; ApH., I., M.; BLenk, R. (auch g'schn-); „L";
GT.(UBrägger); Sonst. ;ZKn.: 1. a) scnithze(l)n, schnei-
ilen; doch stets mit Nbsinn. aaOO. o) Schnitzarbeiten,
kleine Holzarbeiten im Hause, zum Vergnügen, nicht
als Fachmann ausführen (so Küfer-, Wagner-, Zimmer-
mannsarbeit, aber auch Spielzeug) Aa; Bs, bes. L.;
BM. und It Id. (,cultro fingere, etformare') und Zyro;
LH.; SBeinwil; Th; Z, so Dättl., „schnippeln, in Holz
schneiden, ohne ein gelernter Handwerker zu sein,
selbst auch Solches nur zu seinem Vergnügen tun, ein
Dilettant davon sein" (zT. nach dem TaAnon.). [In
der Hütte lag] einiges Arbeitszeug zum Schnefeln.'
Gotth. ,Dera Melcher sollte ich helfen beim Futter-
rüsten ... den beiden andern [Knechten] beim Holzen
oder Schnefeln.' ebd. ,Der Vater schnefelte im Holz-
schopf, die Mutter putzte Samen.' ebd. ,Kann er noch
schnäfeln [, kleine Holzarbeiten machen'], so machtos
[sein ihm nahegehnder Rücktritt von der Schule]
Nichts.' ebd. Br. Sehn , hoble", bore", zimmere"! gtng
Oppis underhänds ha", Das isch e" Freud! AHeimann
1899. We""-me"'s [Spielzeug] verherget het, de"" het-me"
Ileus selber chönne" mache" ... het g'schneflet u"'
g'herdelet, das'-es e" Freud isch g'si'. Loosli 1910.
S. noch Bd VIII 1068 u. 1113u. (schdrlen II). An Öpiris
(ume") sehn. 7'* bi" müed; i"* ha" der ganz Tag o"
dem (Werch-)Züg ume" g'schneßet, u"^ bi" no''' nid
fertig B. ,Jakobli sei nie müssig, und wenn er nicht
lerne, so grüble er im Herd oder schnefle er an einem
Stecken.' Gotth. An Etw. sehn, u""* g'nägge". JBürki i
1916. Öppis sehn., schnitzend verfertigen, herstellen I
Bs; B; Gl; Th; Z. Allerlei schneflen am Schnidstutl
Bs (GLinder). , Ehedem war ich ein Zimmermann, der
mancher Gattung schnäfeln kann.' Süterm. 1860. Mir |
Buebe" hei" d'Pßle selber g'schnüflet. Bari 1885. ,Zur j
Buben-Chilbi [in LH.] gehört ein Chilbi-Chranz ... '
Dieser wird angefertigt ... wenn immer möglich durch I
die Chilbi-Buben selbst; denn darin Bewanderte finden
sich unter ihnen immer, und wenn allenfalls auch, |
was zwar kaum je vorkommt, kein Schreiner, Zimmer- j
mann oder Wagner dabei wäre. Öppis schneflef kann
am Ende jeder Andere auch.' AfV. X 257 (wo Weiteres).
Drätti het-mer g'hulfen es Stelleli schnefle". Loosli 1910. I
S. noch Bd VI 653u. ,Nur wenige [Soldaten im Lager I
zu Pirna] hockten müssig in ihren Zelten; der Eine (
beschäftigte sich mit Gewehrputzen . . . der Sechste |
schnifelte was von Holz und verkaufte es den Bauern.' |
UBragger 1789. Gelegentlich auch von anderin Stoffe. '
's häd na''' Bäbe" uf •'em Acher, und da chönnti'd- !
mer bim Hüete" mit enand Laternli schnefle". ESchönknb. '
(ZS.). N. het dem Bönzli [einem Schuster] zueg'luegt, I
wie-n-er a" dene" Schueh ume" g'schneflet «'"' g'hämmeret
hat. WMoRF (li). — ß) (mit einem schlechten, stumpfen
Werkzeug) ungeschickt, flüchtig, erfolglos (.unordent-'
lieh, unschön' Ndw It Matthys) bes. in Holz arbeiten Aa
Bb.; Bs; B, so E., U.; Gl; CrHc., Sch.; GMarb., Sa.,T.;
Th; Uw; ZU. Synn. (auch zu c) becken (BdlVllH);
pfnäggen (Bd V 1271); schnitzen. Mäe" cha""st nid,
de [du] tuest nw schnefle"! GRSch. — f) zwecklos, .
spielerisch schnitzen, (zer)schneiden (so Holz, Papier,
Tuch) Ap (.unnütze Arbeit verrichten, bes. mitl
1153
Sclinaf(f), sclinet'(f), schnif(f), schiiof(i), schnuf(f)
1154
scliiieideiuien Werkzeugen.' T.); Bs; B; Gl; GrHb.; L;
G; Sch; Tu; Uw; U; Z. Er hed albig Ettes z'sclinefh"
Gr (Tscli.). hu schneflist y'wüss, bis-di'''' haust! S<:hH.
,Der Rudeli sei dann doch der nichtsnutzigste Bube
im Kanton, sclinäfle und chosle den ganzen Tag, statt
seine Zeit nützlich anzuwenden.' AHarth. 1885 (S).
Nid am Tisch ume" schnefle"! zu einem Kinde ScHSchl.
Die [Schneiderinnen] liei" de"" nit eso druf lös
g'schneßet, hei" i" Allem e"chli" g'hüset. Bari 1885. ,I)a
ist Einer [Schüler während der Pause] uf d'Mur
g'stegeret ... ein Anderer [hat] am Zaun g'gnägget und
g'schneflet.' Schwz. Lehrerinnen-Ztg 1905 (BE.). —
8) geringschätzig, missbilügenJ von der Tätigkeit des
Chirurgen Bs; B; GSa.; Sch; Th; Z und wohl weiterliin.
D'Tökter schnefle'd halt gern SchR.; jvenn d'Tökter
no' chünd schnefle"! Th. Schnefle" län-i''' niid, i"* twH
lieber sust ab der Welt, sagt etwa ein Kranker Z.
Da wird Nüt g'schneflet! ebd. !''• lö" nid schneflen
a"-iner. AHuggenbkrcek 1914. ,Lasst niicli jetzt in Kuli!
Das tut mir wöhler, als wenn so ein halber Metzger
an mir herunischnäfelt.' vAlmen 1897. — i) (mit einem
Taschenmesser, einer Schere) von Holz, Papier uä.
kleine Späne (Stücke) abschneiden, f^tw. in kleine
Späne (Stücke) zerschneiden AaF.; Ap (.mit der Schere
in sehr winzige Stücke zerschneiden, schnipfeln,
schnippeln, schnitzeln' T.); Bs, auch It Spreng
(.schnäfeln, schnetzeln, schneidein, minutatim secare');
BE., B., Stdt; GrA., Mal. (4-), Rh., Sch.; LG.; G
(Zaliner); ScuHa.; Tn, so Mü.; Ndw (Matthys); U; Z.
Welers [Kind] hat dö tvider g'schneflet? Sch Ha. Wer
geit geng am Brät ga" (ab)schn'efle"? B. Die ander
(zweiti) schneflet Chride", im Rui-RüssULied Aa; Bs
Gelterk. Du isch es Bitzli Chue/Ieisch cho" us der neue"
Schäl . . . und du het d'Frou dra" ume" g'schnefelet und
het Ei"'m [sehr kleine] Bitzli g'ge". Schwzd. (BStdt).
Wa' hast det z'schnefle"'? AaP. Span schnefle" für
am Marge" a"s'füre". JBürki 1916. Spez. Äpfel
schnifele", einen halben Apfel in ti -8 Stüclcli zerlegen
Z. ,Die Römerbirn, sowie die Stubenbirn sind zum
Dörren wegen ihrer Grösse weniger tauglich, aber
geschnitten (geschnefelt) und an der Sonne getrocknet,
vortrefflich.' Gr Samml. 1808 (GRThs). — i;) als gefühls-
betonter Ausdruck für schneiden übh. ' Hübschi Helge"
sind i" d'Chröne" [die ,Klaus'-Mütze] g'schneflet.
EScHöNENB. (Eschui.). Es Maie"pftffli schnetzl-i''' z'weg,
\drü Löchli schnefl-i''' drl". Lienekt 1900. Refl. Ich
.ha"-mi''' g'schneflet, leicht mit dem Messer geschnitten
: ScHSchl. — b) (spöttisch) übh. sich in Etw. als Dilettant,
! stümperhaft betätigen, zB. schriftstellerisch Th (Anon.);
lähnlich GRHe. ,Ani Weibervolk herumschnäfeln', von
jEinem, der in der Liebe kein Geschick und kein Glück
hat. — 2. a) schwatzen Aa (H.), klatschen, die Leute
jdurchhecheln AaKöII. Die händ, weder g'schnäßct! —
|b) schnifele", , schnippisch reden' BE. (SGfeller). Rösi
jScWesst gäge" der Tür zue u"'' sehnt feiet: Dir sH ei" fach
\Donstigs U"fldt! SGfeu.er 1911. — c) ,kritisieren.
Andere ausführen' B(Zyro). — 3. Eine beschlafen oder
jschwängern. ,[N. soll gesagt haben] es gange da ein
Jied, als wenn er Herrn Knäblis Frauwen bette
!?schnett'let, und syge doch Nüt mehr mit sym Schneflen
!•• es syge by Gott Nüt mit im, er sei [!] so blutt als
mit Gunst zu melden) Dreck.' lti'21, Z Verhör; vgl. ab-
■chnXden (Sp. llOOu.). — UM.'mivdn; vgl. eis. schnäfh",
ihnitzeln; eine kleine Wmule venivsachen; schwängern; übh.
tw. unrichtig machen (Martiii-Lienli. II 4'J5); Schwab, (in
Schweiz. Idiotikon IX.
einer Quelle für dieBaar und Tuttlingen von 1787) .schneffien',
allerlei Gerätschaften von Holz, ohne es erlernt zu haben, ver-
fertigen, in Holz schnitzen; schneiden (Fischer V 1050); vgl.
anch die Gmiipe achii^pp-, ^ichnapf- (schnipf-), sowie, bes. zu Bed.2,
xcknibMlen (Sp. 1072), ferner nißeilen (Bd IV 678); Weiteres
bei AHeusler 1888, 118; Kick» HI 523. 50. 99; Falk-Torp
1911, 1096. Entlehnt ins Patois des BJura als inejle, au Holz
berumschuitzeln, dilettantisch schreinern; dazu die Abi. ine/lu
m., ungeschickter Zimmermann, Stümper übh. (ETappolet
1917, 15'2).
a b- schnifele". St., -schnefle" Bs ; B ; Gr (allg. It Tsch.) ;
G (Zahner); ScnHa.; ThHw.; Ndw (Mattbys); U; Z;
St., „-schnifele"!!" : (mit stumpfem Messer, ungeschickt,
zwecklos) Späne, kleine Stücke von Etw. abschneiden.
Ab-eme" Stecke", Brot Ettes a. Gr. Einen A"hau Brot
a. ScuHa. Tüe-mer gleitig e" Bitz Chäs a.! U. S. noch
Schlabutz (Sp. 7o.); schnefelen. — Ab-schneflete°
-ede" f.: Abfälle beim Schnefle" Bs. ,Der Bättier üiket
ihm Selbsten einen Bättiermantel zusamen, auss der
hin und her zusamen gelesenen Abschnefleten und
Päzlinen.' Spleiss 1667.
abe"-sc/i«e77e": mit Dat. P., das Urteil sprechen,
eine Strafpredigt halten B (auch Zyro). — ume°-
(in Gr umer-)schnafle" B (FStauffer); Gr (Tsch.); G
(Zahner); Z, -scÄm/We" GRValz.: (ungeschickt, erfolg-
los) an Etw. herumschneiden. Mi" g'seht's, dass d'a"
di"'m SetzU"g ume"g' schneflet hesch (bisch ganz ver-
blüetete'), weder d'sBärtisteitno'''dür'''e"weg. FStauffer
1917. Albig Ettes umerschn. Gr. Er schnefled ummer,
iit immer tätig, richtet aber Nichts aus GRSch.
yer-schnefele" L; St., ,L; Sch; Zg' (St.''), -schnefle'
AaF.; ArH., M.; Bs; B (auch It Id.); GRHe., Pr., Valz.;
G (auch It Zahner); SohR., Schi.; S (Joach.); TiiHw.,
Mü.; Nuw (Matthys); UwE.; Z; St., -schnifele" ApK.;
„L", -schnifle" Ap (allg. It T.); Gl (auch K.); ScnSt.
(Sulger): Etw., zB. Holz, Leder, Tuch, Papier, (un-
geschickt, zwecklos) in kleine Stücke schneiden (,in-
caute dissecare ut iuservire non possit.' Id. B); auch
durch Schneiden, Abschneiden von Schnitzeln un-
brauchbar machen, verunstalten. Di junge" Schnide-
rinne" verschnefle"d Ei''m 's Zug Z. Das Gilet ist ver-
schneflet. B Volkszeitg 1891. Mer händ d'Seupfe" ganz
rerschneflet und verliederlet SciiR. Mues' de'' Liniäl
rerschn'eflel si"? AaF. 250 Gramm guelen alte" Emme"-
taler verschnefle" oder verraffle". ebd. 's Marianneli
het öppe" nes olts, üs'treits Höm'Hi oder Lintueeh ver-
schneflet ... het Windle" drüs g'macht. J Joaoh. 189'2.
,Dem Kabishobler Bricht schicken, er soll das Zügli
cho" verschnäfle".' Eiimentalerbl. 1917. Von chirur-
gischen Operationen : D'Instrument, ico-si [die Arzte]
Ei"'m dermit verschnefle". JBiJRKi 1917. — v er-
sehn (.'f(e)let. RA. Häb nur kei" Angst, 's isch no'''
Nüd (nedj v, die Angelegenheit ist noch nicht ver-
pfuscht, es kann noch gut werden L (ERöthelin).
's isch nüd V-s, ,es ist nichts Unpassendes' LBer.
(RBrandst.). — Auch eis. (Martin-Lienh. II i95).
i'-^ 'ig -schnifele" L, -schnefle" B; Z: zurecht-
schneiden, -schnitze(l)n.
zer- „schnefele"." St., -schnefle" Gr, so He., Pr., Valz.:
= dem Vor. !''• fahn an, das Fleisch in der Chachle"
z'z. GFient 1898. .Grimmen oder Gwel im Buch ver-
tryben. Zitwan und Callnuss, zerschnefle es klein.'
ZElgg Arzneib. um 1650.
Schnefler, in „L" Schnifeler, in ScuSt. (Sulger)
Schnifler — m. : 1. a) Kloin holzarbeiter (zB. der Rechen-,
Gabelmacher) Aa, Holzarbeiter, der mit dem blossen
1155
Schnar(f), 8chnef(0. 8chiiif(f), scli]iof(f). sclinaf(f)
1156
Messer, höchstens noch mit der Ziehklinge am Zug-
stulil, arbeitet (er liefert kleinere liölzerne Haus-
haltangsgegenstände, grobes Kinderspielzeug wie
Pferde, Kühe, Wagen, ferner hölzerne Griffe an Äxte,
Hämmer, Sägen, Meissel, alles Hölzerne an Boden-
bürsten, Reisbürsten usw.) B (allg. It AvRütte), Holz-
arbeiter, bes. für .Kellen', Schaufeln, .Chlüppli' ZF.
.Viele Birgsler sind hier [im ZO.] im Winter Schnefler,
dh. schnitzen aus Ahorn- und Buchenholz verschiedene
Geräte.' FAnd. 1898. ,Gesucht: Einen gewandten
Schnefler in eine Bürstenholzfabrik gegen guten Lohn.'
Emmentalerbl. 1874. ,Weil im Spital vil junge Knaben,
die gar wol zu einer und andern Handhilf könnend
zogen werden, so wer dem Spital nützlich, dass die
Knaben wurdend zogen, als zu JMüller, Pfister ..•
Schnäfler, Kefich-, Garnwindmaclier, Bürstenbinder.'
XVni., Z. — b) ,wer, ohne gerade Handwerker zu sein,
allerlei Sachen aus Holz verfertigt' ZDättl., ,wer ge-
wohnheitsmässig die gemeinen Holzgegenstände für
seinen eignen Bedarf selbst anfertigt, wenn auch nicht
immer tadellos' ScuHa., ,zu Bern heisst ein Schnäfler
in edlerm Verstände ein Künstler, der allerlei schreinert
und zimmert und doch kein entschiedener Schreiner
oder Zimmermann ist.' Spreng; darnach wohl auch
hieher ,Schn., putator.' Id. B, .Einer, der Allerlei in
Holz zu schnitzen weiss L; Sch; Zg' (St.''). Auch
Dilettant öbli. Mer seigV'd bed kei" Schnefler, im Singen.
ZS. Eiszeitung 1891. S. noch schnefelen la. — 2. wer
(ungeschickt, nutzlos) schnitzelt, Etw. zerschnitzelt
Bs;GR(Tsch.);,L'';ScHSt.;Tu;NDw(Matthy3);U,, Einer,
der mit der Scheere gern spielend Etw. abschneidet L;
G;Sch; ZG'(St.''). — Auch bad. (in Bed. la), eis. (,der gerne
schnitzelt.' Martin-Lieuh. II 495) und schwäb. (, Schnitzler.,
1787, Fischer V 1050).
Schneflete» ApK.; Bs (in St. -de"); B It Zyro und
Id.; Gr (Tsch.); G (Zahner); SchR.; Th; Uw; U; Z;
St., ,L; Sch; Zg' (St.''), Schniflete" ApH., I., M.; Sch
St. (Sulger); ThHw. — f. : = Ge-schnefel a und & (,ra-
mentum.' Id. B). — Aach eis. (Martiu-Lienh. II 495).
SchnSfli m., PI. -ine" B: = Schnefler 3 Bs; GrHc.;
Ndw (Matthys), (scherzhaft, herabsetzend für) Chirurg
B. iV heig g'höre" säge", der Chocher [Prof. Kocher]
un'' anger Sclmefline" heige" scho" hing es Atig uf-ne".
JBüRKi 1916.
Schnefli''g f.: = Schnefleten GnHe. (Tsch.).
Schnevei'li n.: ,ein Gläschen Branntwein' ScnSt.
(Sulger). — Vgl. Schiniver mit Anni. (Bd VIII 838).
Schnifel, schnif(e)len s. Schnefel, schnef(ejlen.
Sclinlffe" in.: Erkältung GRHinterrh. — Vgl. A't/«i,
Schnupfen (Bd IV 68U).
SChniffC BStdt (, mattenenglisch'), It AvRütte auch
E., seltener M. und S.; Gr Kesslerspr. (JJiirger 1905);
S, schnlffe" ZZoll. (.gaunerisch'), schnuffe" (Ptc.
g'schnifft) GRChur(Bubenspr.): (Kleinigkeiten) stehlen,
stibitzen. Syii. schnipfen. ,Mein Vater ... ein ehrlicher
Fass- und Kübelbinder ... hatte Nichts auf dem Ge-
wissen als höchstens einige Reife, die er dem etwas
gstabeligen Bannwart hie und da schniffte.' Dorfkal.
1878. — Schwab, uass. .schiiiffeu' (anderswo ,scbnipfen') in
gleicher Bed.; s. Gr. WB. IX 1333; Schm.' II 573; Fischer V
1073.
Schniffer m.: Ganner, Spitzbube ScnSt. (Sulger).
Ersiehtau8«iie-n-enSc/i«. ,EristeinSchn.'Si'Rww.l8C9.
selmifer: 1. Es isch-mer sehn., angst WVt. Es isch-
mer ganz sehn, cho", an einem Orte, an dem es nicht
geheuer ist. Nach einer Angabe , unheimlich, wo es
spukt, nicht geheuer.' — 2. sehr WBinn; nicht be-
stätigt. — Vgl. achiH/er. Zu "2: Ein Einsender meint, sihn.
sei für schier verhört; vgl. «cAi«- 4 (Bd VIII 119I[2).
Scbnöf m.: = Schnuder la BStdt (Gassenspr.).
schnoffle": 1. grunzen BoSi. — 2. unanständig essen
S. — Vgl. die Gruppen »chnuf-, »chnu/-, zu 1 auch achnafflen.
Schnöffel m.: Maulaffe S. Vgl Schnüffel.
Schnäf (bzw. -ui-, -ü-, in PAl. It Giord. -iu-), in Bs
Stdt Schnü'ff, in SchR. It JMeyer Sehnauf — m., PL
(nur in Bed. 1 b) mit Uml., Dim. Schnüfli kv; Sch; Z,
Schnüfeli J Bs; L; U: 1. Atem, wohl allg. (soweit
schnüfenä gilt). Syn. Atem (Bd I 587); Chich, Chüch
(Bd III r23. 1'28); Pfnüs (Bd V 1'273); s. auch T. 101b.
a) im Allg., sowohl die Atemluft, als insbes. der Vor-
gang, auch die Möglichkeit des Atmens; nach Angaben
spez. von hörbaren), schwerem Atmen, so Bs (Seiler);
PAl. (,sbuffo'). Die Schlbe' [eines Guckkastens] hend
g'stunke" vom Sehn, von'n andere" Lüte", wo vorantr
erni Nase" drom umme" g'salbet g'cha" hend. AToblir
1901/'2. /'* henn-di''' scho" am Sehn. a". ebd. 1902.
Der Sehn, ist Nüt me wert, klagen alte Leute Gl.
D'Bei" möchte"d scho" no''', aber (Je Sehn., de'' Sehn !
Z. De Sehn., Marei, der Uten und 's Her: [machen
mir Beschwerden].' PHaller 1916. E(nJ guete', Hechte',
ringe'', lisC Sehn. Da brüchi's e" guete" Sehn., beim
Bergansteigen. Schwz. Frauenheim 1908. En gueUf
Sehn, ha" G; Th; Z. E" Sehn, ha" wie e" Boss GrTHs.
De" Sehn, i" der Nase" ha" [nach Jes. II 22], sterblich
sein ZBüL, Wl. udE.; s. auch Bd I 587. Kefijn Sehn,
me ha", übercho", keinen Atem mehr finden Th; Z. Er
hed ke'n rechte" Sehn., leidet an Atembeschwerden Af
Sc). DefrJ Sehn, verthebe" Schw, verhlre" Ap; B; G;
(Th; Z, um de" Sehn, cho" Stn; Z, iis ''em Sehn, kon
GsThs. De' Sehn, göt Ei"'m üs, vergöt Ei"'in Ap;
G; Schw; Z; s. auch Chich (Bd III l'io); ähnlich Bd Vi
1891/2. Einer um de" Sehn, bringe" Z. Ei"'m de(r)
Sehn, versehiah" B; G. Es het-mer (ganz) der Sehn, j
verschlage", zß. ein Wasserguss ins Gesicht B. Ei'"m |
vor ''e" Sehn, cho", = vor ''en Ate" cho" (Bd I 587) B
(WMorfl919). EngimSchn.si"L. Im Schn.(zB.chon), |
in voller Hast GRCast., Pr., Ths; Syn. Schnupf, Sehnüss. |
In ei'"m Lauff und furchtbar im Sehn, [bei tiiegendeni |
Atem] derdtir''' uffH" eilen. Schwzd. (GßPr.). ,In allem l
Schweiss und Schnauf' reden. vEuw 1708. ,Er wollte ,
den Stadler tod han im Schnauf, im Nu. ebd. Vs ^em [
Sehn., ausser Atem: Fast ganz us ''em Sehn, sim-mer j
in's Dorf kon GnThs. Der Sehn, in einem Blasebalg; i
s. garren (Bd II 399). — b) (einzelner) Atemzug; im 1
Dim. vom leichten, kurzen Atemzug eines kleinen ;
Kindes (L; SB.). Es brückt na''' menge" Sehn., um den i
Rain hinauf zu steigen. Müll., Jugendschr. Die [Be- j
gierungsräte] sind für jede" Sehn, bizalt. KSt1)ck«l- ■
BERGER 1918. ECn) länge (schwäre, tetiffe) Sehn. At;
B; S und weiterhin. Was fallt-der um Gotts Willen ,
»".' macht d's Ziisi nä^''-mene" länge" Sehn. WMorf
1917. Kei" Sehn. (Sehnüfeli Bs) g'höre", von atem-
loser Stille Aa; Bs; L; S. Me" g'hört seho"lang e"kann ■
Schnauf me, von einem Gerücht SchR. (JMeyer). 's göt
kei" Sehn. ScHwzn. (Schw), ECnJ Sehn, tue" (wohl allg.)'
seltener lä", auch mache" (B). Der N. löd teufe" Sehn.,
atmet tief auf L Gedicht. DieFrau tuet i" derNachtke'n <
11S7
Schnaf(f), schncf(f), schnif(f), schnof(f), schnnf(f)
1158
lüte" Sehn , um den Mann nicht zu wecken. AHdggenb.
1924. Er heig no''' nes par Schnüf 'tä', u"'' dernä'''
siges fertig g'si" mit-im. Loosli 1921. Der löst (letstj
Sehn, tue", sterben B; L; S; Th. Er hei kä(n) Sehn.
me 'tö", aucli von einem Bewusstlosen Aa; Bs und
weiterhin. Die tond kei' Schnüfeli, halten vor ge-
spannter Erwartung den Atem an. Schwzd. (Scu). Wie
[in banger Erwartung] Aiii der Ole" abzieht, kei"
Schnüfeli löt-er lo" höre". Breitenst. D' Welt isch so lär
und töte'still, kei's Tierli tuet en Sehn. SUüMsiERLi-Marti
1914. (K)e'(n) Sehn, tue" (mache"), Etw. bzw. Nichts
(von Etw.,gegenJmd) verlauten lassen A*(H.); B3;S(H;
Th. Er hält wol kenne" e" Sehn, tue" Bs. Er het e"ke'"
Sehn, me 'tö" Aa (H.). , Aufbegehrt hat er [ein Junge]
wie ein Rohrspatz, als der Alte von Früherheirakommen
und Solidersein nur ein Schnäuflein tat.' NAT.-Ztg 1918
(Bb). Gege" d'Frau Rötsherr dörfe"d Ir ka" SchnüfU
tue". ANeber 1909. Und Mini [Liebste] ... tot ko"
Tötli und kon Sehn. üNifiEi.i 1910. An ei"'m Sehn..
in einem .\teni. We"" rfe"" 's Nöchbers Sehnauzli chund
und lustig an ei"'m Sehn, bergab und -üf dur''' d' Matte"
rannt. WMüller 1900. ,lch schlau dich sonst [wenn
du nicht aufhörst, mir Busse zu predigen], das du
gibst uff diu seel und leben in einem schnuff.' Meinrad
1576. En Sehn, voll ne", einen vollen Atemzug tun
GT. Nimm no''' en Sehn. v. [es wird dann schon noch
gehn].' zu Einem, der vor dem Abschluss einer Arbeit
zu ermatten droht. Typisch für eine kurze Zeitdauer.
Und d's Müetti het du nä'''mene" Sehn, zum Heidi
g'seit ... WMoRF 1917. ,Er ist einen Schnauf lang da-
gestanden, wie Einer, der nicht weiss, auf welche Seite
dass er g'hejen will.' RvTavel 1917. — 2. e' Sehn,
(es Schnüfeli) mache", tue", einen Schlaf (ein Schläfchen)
Bs; BE.; L (PHalter); Z (Fürsi). Hinder der Oft"
sctUieffe" und Sehn, mache". KHetzel 1885. [Frau,
den Mann aus dem Mittagsschläfclien weckend:] Gell
... e" Schmtfeli hätt-der g'schmeckt no"'' öppen e" Stündli?
Breitenst. Mir hei" gang no''' 'tä" e" Sehn., wenn der
Vater uns weckte. Loosli 1911. Jede möcht no''' es
Schnüfeli tue", seber üfstät. Fürsi. — 3. de Schnider
(d'Sehnideri") vo" Schnüf; s. den Spottreira Sp. 1127u.
Vgl. Gr.WB. IX 1206 (frUhnhd.); Martin-Lienh. II 496;
Fischer V 1038. Sporadisch als Lehnw. ini'BJiira in BeJ. la
(ETappolet 1917, 15'2).
Üf-: Aufatmen als einmaliger Akt. Mit plötzlichem
0. ACoRR. 1860; wiederholt. — Lediglich individuelle
Bildang zu üf-aihnüß" nach dem Verhältuiss von arhnafe" :
Schnüf (Ib).
Chnmraer-: kummervoller Atemzug. 's geit
Mängem nächme" Ch. o'"'' no''' nes Himmelstürli üf.
WMoRF. — Individaelle Bildung.
Chindli-. Im Cli., im Handumdrehu, Hui. PHeng.
1836. — Mugge"-. Imene" M., im Nu. Hurtig isch
der Schachersepjn üfg'stande", imene" M. sig-er wider
dö. JReinb. 1907.
G*-sclinüf n.: Geschnaufe. Ist Das es Tonders
G'schn..' GRFid., Jen. Da g'hört-me" d' Holen [Ortsn.]
fifes G'schn. [eines Pferdes]. WMorf 1917. — Vgl. Gr.
,'WB.IVlb, 3950; Fischer III 487.
I Schnüf el SoHHa. (in Bed. 2), ohne Quant.-Angabe
jScBSt. und It Kirchh., Schnüfel Gl; Z tw., so 0. (tw.
!•»*-), Stdt — m., Schnüfle-f. ScnSchl., Dim. Schnü-
feli II X»., so Bb., Grän., L.; Bs (-i-); ,B-S.; ,VÜ";
|3l; GnChur; L; G (Zahner); ScnBargen, Schi., St. und
tt Kirchh. (ohne Quant.-Angabe); SG.; Th, so Hw., Mu.,
Pfyn und It Pup.; Z, so 0. (auch ■{(,'-), S., Stdt und
It Spillmann, Schnnfi I Bs (■%-); BM., S. (ä'-J: 1. nur
in Verbindung mit mache", den geschlossenen Mund
(rüsselförraig gegen die Nase) verziehn. aaOO. a) zum
Zeichen der Verstimmung, Unzufriedenheit, des
Schmollens Aa; Bs; BS.; Gl; Sch; Tb; Z. Syn.LätschS
(Bd 111 1531); jVüc7iWI(BdIV643); iVj//t //(ebd. 680);
Briegg(eli, -en) (Bd V 530 f.); Riiessel Ib (Bd VI 1459);
Schnüfen 3; Schnürggel; vgl. auch Büscheli-Mül mit
büschelen 4 (Bd 1 V 181. 1774). Wie machst en Schnüfel!
ScBSt. (Sulger). Mach no' nid esö-n-e" Schnüße" (esö-n-
e" Schnüfeli)! SchScIiI. Wie Mänge" riieft dur''' 's Jär
''em Tüfel; doch wänn-er chdm, er miech en Schnüfel!
CStreifp (Gl). Kei"s tuet drob [wegen eines Falles
auf dem Eise] en Schnüfel mache", me" g'höri die ganzi
Zu nu" lache". KFisler 1915. Die werdi"d Schnüfeli
mache"! bei einer unangenehmen Entdeckung, Wahr-
nehmung Z. De' würt e" (netts, ordlechs) Schnüfeli
mache"! wenn er davon erfährt Tb. [Bei der Unter-
brechungeiner Erzählung] het 's Töchterli es ungnädigs
Schnüfeli g'macht. FOschw. 1919. — P) nur Uim., bei
Kindern, bes. als spassiger, freundlicher Gesichts-
ausdruck (BM., S.; Gl; Tu; L), aber auch neutral (Aa
Bb., Grän.; Bs; GrCIiut; G It Zahner; SG.; Z), .eine
gewisse Art, das Mäulchen gegen das Naschen zu ziehn;
ein verstärktes, mit Liebreiz verbundenes Atemholen,
als welches oft statt einem Küsschen gelten soll B;
L- (St.»; It St.' Ap; Gl; L; Sch; Z); vgl. den sog.
Schnüffelkuss. Mach-meres Schmifeli! „\i;\0"; L;Obw.
Mach e'"mol e" Schnüfeli! von einer spasshaften Miene
der Kinder, die dabei ,die Mundniuskeln gegen die Nase
hinanfziehn und laut schnaufen' Th. Chumm, Bäbeli,
zue-mer äne" und mach es Schnüfeli! L; .ein freund-
liches Rümpfen der Lippen.' Lueg nume", ivie-n-es es
Schnüfeli (Schnüfi) macht! von einem Kinde, das Mund
und Naschen allerliebst verzieht BS. Da' [Ghind]
macht e" lieb Schnüfeli SouSt. Von einem Hunde: Lue^
jitz, iras-er für nes Schnüfi macht! Du Möreli du!
(Liebkostden Hund). OvGreyerz 1911. — Y)verblaasend
zu der Bed. Miene übh.; meist mit Adj. Wa' machst
du für e" Schnüfeli! ThHw. So, Chind, mach dem
Herr es ordlechs Schnüfeli! L. Gar ernsthaft luegt mi"s
Chindli dri", uenn's uf m%"'m Arm darf rite"; es macht
es wichtigs Schnüfeli und tuet ke'" Blick uf d'Site".
SHiuMERLi-Marti 1913. Mach 7iw e" guets Schnüfeli!
als Modell für ein Muttergottesbild. EEsch.mann 1920. —
2. (Schnüfel) pers.. .etwas begriffsstutziger und träger
Mensch' ScnHa. Vgl. Schnüfer. — Als Grundlage für 1
ist eine Bed. ,Schweinsrttssel' anzunehmen; vgl. Schnu/en I,
Si-hnu/et mit Anm. Das Dim. Schni/eU kaun zu Schnü/cl
(Schiiü/tl), Srhnü/en oder Schnüjltn gehören, die möglicherweise
ihrerseits tw. aus dem Dim. rlickgebildet sind. Ob Schjiu/el
bei Sulger und Kirchh., Svhnii/eli bei Kirchh. mit Länge oder
Kürze anzusetzen sind, lässtsich nicht sicher entscheiden; vgl.
auch die Anmni. zu (durch-)schna/lm. Schml'/el ZO. könnte an
sich zu Si-huii/d gehören, ist aber wahrscheiulicher nnr eine
Ausreichung des danebenstehendeu, aus Schnüfel gekürzten
Schnv'ßl. Auch für einzelne Angaben, die unter Schnnfel (s.d.)
gestellt sind, kommt Kürzung aus -f<- (bzw. -ü-) in Betracht.
Anderseits muss auch mit sekundärem Ersatz von Schntif-
durch Schnüf- gerechnet werden. Vgl. noch die Abi. achnifdenS.
Schnüfe» f.: 1. Nase eines Ochsen Bs(Metzgerspr.).
— 2. e" Sehn, mache", den Mund verziehn, die Nase
rümpfen Z (Spillmann).
schnüfe", -u" (bzw. -ui-, -ü-, in PAL -iu-), dafür
schnüffe" Ap (häufiger -f-); BsStdt (-«'-, in Bed. Ibß
1159
Schnat(f), sclinef(f), scliiiif(f), sclinof(f), sclinuf(f)
auch etwa sehnauffe"); in BsL. schnüfe"; B (neben -f-); ü
Andw.. Bütschw., Flaw., Pfäf.; PSal. Csc7i«M^M";; TB.
(schnüiffr), 3. Sg. Pias, und Ptc. -et f-otj, in BsStdt -t:
1. a) wie nlid.. schwer, heftig atmen, von Menschen unii
Tieren, wohl allg. D.'^, das Russ hat g'schnnfet! Si
het neue" 'pressiert, und g'schnüffet het-si! OvGreyerz
1898. De'' Ma"" muess schaffe", schtviize", schnuife"
Ndw (Volkslied). We""-si dort im Tal sclio" schnüfe",
chunt der Chummtr nit hie ufe": früschi Luft verschüclit
ü"s d'Sorge". GJKuhn. S. noch hippmen (Bd II 1480);
herzen (Bd IV 1638). .Schnauften oder kychen, den
atera tieft' oder kaum nemmen, als wenn einer geloffen
ist. ducere ilia.' Fris.; Mal. ,Dann es [das Vieh] louft
zuosamen, streckt den Kopf übersieh, schnuffet und
brüelet.' KCys. ,Ohne Reichen und Schnaufen [kann]
dieser gäche Zionshiigel niclit hestigen werden.' JJUlh.
1718. Sehn, wie-n-es Dampf-Chämi (CStreiff 1902).
en Bär Z, es Bärli Aa (SHämmerli-Marti 1916). en
Anke"-Bettler (s. Bd IV 1838; auch B), es Boss Z, ne"
Ratz Bs, en Räbe"-Stier Th; Z; vgl. B.-Uengst (Bd II
1451), pfnüsen (Bd V 1273). Ganz 'zitteret het-er und
g'schnüfet, nie wenn-er ne" Mülistei" am Rügge" hätt.
JKeinh. 1904. .Ist ir [der kath. Geistlichen] grös(e
andacht die, mit paternostern allein hie uft' der gassen
ummerklöpfen, wie Bünzgouwer [Pintschgauer] mit
den kröpfen schnufen.' UEckst. 1525 (Klag). S. noch
Bd VIII 779u. Mit Gradbestinimung. Res sehn. Gu
Cast. Zu-e Manne" [haben] recht schüli"'' g'schnüfet
ond 'pfnöchset. ATobler 1909. Die Erdniännchen hei"
g'schnüft [!] und g'chnorzt und g'schnupft und 'pfupft
herrjemerli'''. EFiscuer 1922. /'■'' will-di''' no''' chlei"
z'schn. mache"! ebd. .Ruodolf lit uf der Merzinen in
der kripf und schnuffend findlich [heftig]; nit weiss ich.
öbs iren so wol dett oder ob sy sich redlich wert, das
sy so findlich schnuffat.' 1520, ZAnd. ,Ich schnarchlet,
schnuft, das [s] bätt krachet', nach einem Gelage. Grübei,
1560. ,Halt ein wenig, siehst, wie du schnaufst!'
HoLzw. 1571. Aber sägind mir, agoppel häd üch ja
Niemads gjagt, dass ihr asa schwitzind und schnuffind.
GöLDi 1712. Mit innerni Obj. De'' schnüfet Ei"s! vor
Hast Ndw (Matthys). E du min Trost, was han-i'''
müe.ise" schnüfe" ! OvGrr\erz 1911. Geh was das Hölle"-
milzi [der Teufel] aw'' g'sperzt, g'rangget, g'chichet,
g'schnüfet, 'pistet ... het. JJörger 1913. ,Sich z'Tod
sehn.': ,Guardiknecht [des Königs Senacherib: Ich] kan
spülen, huren, fressen, suffen; drum mancher Jud sich
z'Tod muss schnuff'en; dem König dien ich wol darmit.'
GGoTTH. 1619. Vor Zorn, als Drohung. ,Von zorn
blaasen und schnauften, proflare iras.' Fris.; Mal. ,Er
[der Uri-Stier] brüelet laut und schnauftet sehr; so
bald die drei Pfindt kommen här, sy° Herz fast war
erschrocken.' 1620, Zinsli 1909. .Der starke Gott ...
welcher dem in den Himmel schnauffenden Sernacherib[!]
ein Biss in das Maul gelegt.' Ci.ScnoB. 1699. ,Von Etw.
sehn.': ,Er [Saulus] schnaufete von Dräuen und Tod-
schlag wider die .lünger des Herren.' KdWirz 1680.
Übergehend in ein Bewegungsvb. (Derit)her) z'schn.
eho" A A ; Bs ; B ; Tu ; Z und weiterhin ; vgl. schnüfend. I"
de" GaUöppe" sind die drt Bürste" derdhar g'schnüffet
und g'chichet. Lienert 1891. Dei schnüfet de tich
Hanessli aW- no''' 's Wäldli üf. ATobler 1902. [Da-
mals] ist '.s Togge"burger Benli no''' nöd vo" Romi"shorn
gi" StGalle" ufe" g'schnüfet. JHirth 1914. , Durch Dorn
und Hecken, über Berg und Alpen weg schnaufen.'
Z Schauspiel 1779. — b) übertr. a) schnarchen SchwE.
— ß) (It Seiler .grob', in BsStdt scherzh. -familiär für)
schlafen BsL. (so Bubend.), Stdt. Syn. pfüsen (Bd V
1190). D' Mariann, tco-n-am Ofe" guetherlig g'schnüft
het, fart i" d'Hechi. LSieber. Vgl. zum Übergang von
a: .Redte A., ob denn die frow geschlaft'en? Redte
das meitli. das wüsste es nit, si hette geschnufet [wes-
halb es sie für schlafend gehalten].' 1520, Z Erlenb.
— Y) rauschen, zB. von Wasser TB. — 2. a) atmen,
allg. (der gewöhnliche Ausdr. dafür). Auf die un-
bequeme Frage: Was macht-er? antwortet man etwa
abfertigend: Sehn., das' -er nid verstickt! AaT -ig. Ähn-
lich [A.:] H-'rts machist? [B:] He, i'* schnüfet a»«*,
da'i'-i''' nid versticke" L (ERöthelin). Wer 100 Jahr
lang schnufät, der labt lang. ScnwBrunn. Bartlispiel
1829. ,Er liabe das [halbtote] Töchterlein noch ge-
sehen schnaufen.' 1716, Z. ,Nit lang mer sehn.', dem
Tode nahe sein; s. Bd VII 445u. (Com. Beati). Lisli''',
schzvär, tüff' sehn. Schnüf so lis, ''ass d'cha""st. PHeng.
1836. ,Jetzt machte der Veri [als Brautwerber] eine
Pause und schnaufte tief.' Ndw Kai. 1901. Obenabe"
sehn., bei Engbrüstigkeit oberflächlich atmen Z. Teuf
abe", schwär itnden üf sehn. S. Wo Die immer vo"
ZU zu ZU so schwär unden üf g'schnüfet het. JREI^■B.
1905. Er het zweumöl, drümöl teuf abe" g'schnüfet wie
Eine, wo nit weiss, ob-er hüt no''' well i" d'Ar oder
erst morn. ebd. 1907. (Chüm, schier nünw) sehn,
chönne", g'schn. möge", z'schn. cho" nä. Dö [auf einem
Dampfer] steckt-me" imene" Miggis. das' -me" chüm sehn,
cha"" L. Renn doch nid eso! me" ehunt ja schier nid
z'schn. Th. Me" mag no''' gär waul z'schnüfi"d chO",
beim Aufstieg auf den Freudenberg bei StGallen. JMerz
1836. Si häd es Pack 'brächt ... si häd chüm möge'
g'schn. dermit. EEschmann 1920. lez lauffen-ich sit
anderthalb Stunden afed umme" wege"d dinc und chan"
iez fast mich ni'id sehn, [zu Atem kommen]. CStreiff
1904. S. noch Bd IV 1639o.; V 1018 (brätschien 11).
,N. [ist] von sim Rösslin gfallen . . . dermassen, dass
er lang Zit nit sehn, können.' Bs Familienchr. 1622. j
.Dass der N. stark ermüdet war und kaum mehr i
schnauften konnte.' 1712, Widmüngsschr. 1875. Mit i
innerm Akk. : Z"* mag's nid (od. nümntc') g'schn., wohl |
= mein Atem reicht nicht (mein) aus dazu, zu einer
bestimmten Leistung GfiFid., Jen. (Tsch., ohne Bed.-
.\ngabe); vgl. ver-schn. 2. (Schier) nüd (g')schn. törfff.
Me" tar nümc sehn., wenn De'' om d' Weg ist, von einem
gestrengen Herrn, zB. einem Lehrer ThMö. Die
[Glarner] mache"d d'Zi'igel straff, dass-mir [Werden-
berger] blös' [kaum] sehn, dörfe'd. Beusch 1898. Und I
da sim-mer müslistille'', dörfe"d schier nümme'' g'schn.
EScHöNENB. Es göt kei" Wind, es singt kei" Vogel uf
''em Ast, es isch, mi" darf nit herzhaft sehn. fast, i
JReinh. 1913. S. noch SaJcer-bränt (Bd V 753). In den j
selben oder ähnlichen Wendungen uneig. a) MÜBie' I
sehn, chönne", seine Kraft ausgegeben haben, erschöpft i
sein. [Die Brautmutter im Hochzeitszug] cha"" chüm j
's Brieggc" halte". Was gilt's, 's chun nt angersch hingerm i
Tisch [beim Hochzeitsessen]? Wenn d'Juge"d nimme'
sehn, eha"", föht 's Alter erst vo" vornen a". KRHaoen-v
BACH (oB.s). — ß) sehn. Cchönne") oä., sich frei, erleichtert
fühlen. Me" hat Gott 'danket und hat wider g'schnüfet,
als die frz. Einquartierung ein Ende hatte. APletschkr,
1902. Insbes. von wirtschaftlichem Druck (verbreitet).
G'schn. mege", ohne besondere Not zu leben vermögen;
Ndw (Mattliys). Er mag chüm g'schn., erchli" besser:
g'schn. Z. E" halbi Säublötere" voll Gelt ... ''ass d'CchWi
1161
Schnal'(f), sclinef(t). sclinif(f), schnof(f), sclinnf(f)
1162
besser magst g'schn. uf di"'m Heimetli obe". Väierlanh
1908 (L). , [Schurken] denen es wind und weh ist, so
lange sie sehen, dass eine Familie nur ein Chlähen
g'schn. mag.' Obw Blätter 1899. Sehn, will-i''' chönneii
und verwürge" lön-i'''-ini''' nid. PHaller 1910. S. aucii
Bd VIII 451 u. — y) Atem schöpfen, ausruhn Ndw
(Matthys). Landmi''' einist e"chli" sehn.! — ■ b) über-
gehend in die Bed. : leise andeuten, sprachlich oder durch
Geberden. Von Öppis sehn. I''' tvill nid dervo" sehn.,
wie's hüttigs Tags ... mag zue und her gän. Schwzd. (Gh
Pr.). De'^ Verdienst ist ahe"keit, so seit der Ochse"wirt aZ'i
Möl, icenn-i''' nW sehn, davo", er söll-mer e"mol se'b
Heu zale". G Kai. 1891. ,Er hedf-me) nid g'sehnüfet,
er hat dessen nicht gedacht, dessen nicht Erwähnung
getan' Grä. Mit Akk. des Inhalts: ledere" hed gedeicht,
aber 's aW* nid schn-en iörffen, da [in der Kiste] mög
der Tüfel dri" sin. GFient 1898. ,Nüd sehn, möse",
kaum einen Wink geben müssen (so geschieht es)' Ar
(T.). — Schnüfe" n.: l. entayr. sehnüfen 1. 7"* /iH»i
g'nueg mit ''em Chüche" z'tue", ''em Chüehen und ''em
Sehn. JHardmeyer 1900. ,Von dem atem und schnautfen
deiner [Gottes] nasen.' 15.30, Ps.; ,«chnauben.' Luther;
dn6 i|mvsuasu)g 7iv£6|j.iTog öpYfjj ocu. LXX. ,Vor sehn,
ich nüt reden kann; wart, bis ich wider fass den luft.'
JMüRER 1565. ,Von wegen der ruhen und gähen Steig.
die man ... mit vil Schn-s der Rossen hinuf mit den
geladnen Wagen faren muoss.' JJRüeger. ,Ein hoher
Berg ersteigen, das geht nicht zu ohne Schweiss und
Schnautfen.' FWtss 1673. ,Das Vieh bewehet [die
Hirten im Stall zu Bethlehem] mit Schnaufen.'
JCWeissenb. 1681. ,[Gott gibt] einem JVIenschen wider
alles Trauen und Schnaufen der Welt ... einen geist-
lichen Löwenmut.' JJUlr. 1718. , Schn-s brüchen" uä.
Dass es viele Opfer (,schn-s und bluotvergiessens')
kosten dürfte. 1531, Abscb. ,Bnr Grett: ... es kumpt
uns an ouch lichem sur, inn [den Pfaffen] tag und
nacht gespannen stan . . . Das brucht ouch sehn., übel-
zyt.' RoEF 1539. ,Ein arbeitsamer und müej'säliger
handel, der vil sohnautl'ens braucht, niultie oper» et
laboris res.' Fris.; Mal. ,[Bei Bibracte] habe es nichl
' nur wider die bewatl'neten männer, sonder auch bei
der Wagenburg wider den tross vil schnauffens ge-
braucht.' WuRSTisEN 1580. ,D)eweil es am Rhein sovil
sch[n]aufens gebraucht, ehe er [Attila] denselbigen
1 vermeistern köndten.' ebd. ,Darzwüschen [,biss' die
i rätischen Lande .ihres Joches gar ledig worden'] hat
; es oft viel Arbeit und Schnaufens abgäben.' Gpler 1616.
I ,'3 wird Schn-s bruchen, lieben Gsellen, bis wir das Hus
|zuo Boden feilen.' GGotth. 1619. .Solche Arbeit hat
'den Papst selbsten vil Schnauffens und Bartwüschens
;gekostet.' ClSchob. 1699. .Sie mögen fort auf uns nach
schmähen und schelten, so wird es Bartbutzen und
Schnauffen nach gelten, und Manchem vergehen sein
buggeltes Lachen, eh man uns aus Herren zu Knechten
wird machen.' 1714, Lied. — 2. entspr. schnüfen 3.
,So lang mein aatera in mir ist und das schnaufen von
iGott in meiner nasen ist.' 1530, Hiob; .schnauben.'
Jjuther. RAA. Nüd e'"mäl zum Sehn, cho", sehr be-
jichäftigt sein. EEschmann 19'22. Gib Acht bim Jud,
tue d'Auge' üf, er rechnet dir gtcüss 's Schn-en üs ZO.
l'Volksblatt vom Bachtel 1886). 's Sehtiufe' nid fver-J
jide", -träge" (möge"), von Sachen, 's Josse" (Spile") mag
\s Sehn, nit (nüd) verlide" Bs; ZO.. vertreid 's Sehn.
hed AaF., Spieler und Zuschauende sollen beim Karten-
Ipiel sich ganz still verhalten, nicht drein reden. Ein
Geheimniss, ein geheim zu haltendes Vorhaben mag
's Sehn, nid (cer)Ude" Tu; ZO. 1''' hän Öppis vor, aber
es mag 's Sehn, nüd verlide", i'* irill-der's dann später
e'"möl säge". Messikommer 1910 (ZO.). 's Sehn, vergesse".
1) eig. ,Er vergass schier das Schnaufen vor lauter
Aufregung.' übw Blätter 1900. — 2) ersticken ScaSchl.,
sterben übh. Gr. — schnüfend: entspr. sehnüfen la.
.NN. seigind schnuffend die Gass ab z lautfen kommen.'
1672. Z. ,Ein von Hermetschwyl schnaufend auff
Eschenbach zugelofne Frau.' 1695. ebd. .Darauf sich
dann begeben, dass A. im Schlafrock ganz schnaufend
zu dem B. kommen.' 1710, ebd. — Spätmhd. (obd.) siiä/ere;
vgl. Grimm WB. IX l'206/8; Schm." 11 573; Schupf 638;
Martiu-Liciih. II 495; Fischer V 1038. Im Gegs. zu «rhnüben
Sj). 1072 (die dortige vereinzelte Angabe für GrVal. wird heute
von veischiedeneu Gewährsleuten abgelehnt) macht uuser W.
durchaus den Eindruck der Bodeustäudlgkelt. Die herrschende
Form mit Lenis/ weist auf ein mhd. ' ejiuven, das mit aä.snüven
etym. identisch sein wird ; die zerstreut auftretende Form mit^
{= mhd. snw/en) könnte (wie etwa Th Gröff(e") für Orö/(e"))
auf lautlichem Auschluss au die weit häufigem Fälle mit ff
(< germ. j>) nach langem Vokal beruhn; anders AHeusler 1888,
116; Paul Gr. I 277. Vgl. noch tchnäujhen (Sp. 1150) und
die Gruppe sckiiuf- (acknuff-), sowie schiüp- (Hchnupjy-), achnuj)/-,
ferner Fick*lII525 (mub); Falk-Torp 1911, 1100.
über-, untrennb.: (das Futter) überschnuppern,
vom Vieh Z (Dan.). Auch übertr,: Lüt, wo meine"d,
si mües'i"d Alls ü. ebd. — üf-: 1. wie nhd. aufatmen,
eig. und uneig. wohlallg. (soweit sc/wiü/eri 5 gilt) Laut
oufsehnoufe" GRCast. Liechter, teuf ü. S (JReinh.).
Theodor ... sehnüfet üf: He nu, der Zeis isch 'zalt!
JReinh. 1907. S. auch 8p. 1127 u. Uneig. von ökono-
mischer Erleichterung GroHb.; G; Tu. Er ist wider e"
Bitz üfz'schn. kon GRoHe. — 2. Etw. aus einem Ge-
spräch aufschnappen, bes. von Kindern ScaHa.; Syn.
üf-schnüfflen. Häsch-es scho" miies'e" ü '. sagt ver-
weisend die Mutter. — ume" (hz'« . umha^ysehnüfe"
(bzw. -u"): stöhnend, klagend, schwer atmend umher-
gelin (statt eine Arbeit anzugreifen), sich ungeheissen
in einer Gesellschaft herumdrücken ; armselig dran sein
W (LMeyer). Nur so u. und ume'piste" hilft nit vil.
a°: 1. anhauchen AaHoM.; Ap (T.; , etwas niedrig');
Bs (Seiler); S. Schnüf nüd all Sehiben a"! Ap (T.).
Eine" o., so von gespenstischen Erscheinungen S.
Z'erst bigosch het-mi''' Einen a"g'schnüfet wie ne"
Lokemativ. JReinh. 1907. So ei"s [ein gespenstisches
Kalb] iseh einisch iii-eme" Härchinger nöche"g'sprunge"
bis i"'s Gunzgerfeld und het-in a'g'schnüfet. EFischer
1922. — 2. a'z'schn. cho", pu^tend herankommen.
Naeh-emene" Wili isch-er cho" a'z'schn. Alpenr. 1915
(B). — In Bed. 1 auch bei Fischer I 255.
i°-: einschlafen Bs. Dö bin-i''' %'g'schnüft. — In
der Bed. .ciuatmeu' bei Martin-Lieuh. II 496. — ver-°°t-:
Atem schöpfen, ausruhn Ap (ATobler); ThMü. E'ehli"
vertschn. ATobl. 1908.
er-: = dem Vor. GrD., He., L., Pr., V. und It Tsch.;
GWe.; Ndw (Matthys); W, so V. und It Tscheinen. !'>'
hätti gern" em Bitz erschnüfot W. Lingsammer sind s'
[die italienischen Maurer] aW'' a's di' Brättiger und
Taräser, die allpot e., in d'Hend späuze" und di' Tabak-
pfiffe" anzünte" müend GrD. (B.). Wenn de"" es par
Meigge" es Wili birum z'sitze" und z'e. cho" sind, beim
Tanzen. JJörger 1920. .[Den Pferden] sol weder zuo
essen noch zuo trinken geben werden, sy habind dann
vor wol erschnauffet, gruowet und sich erholet.' Tierb.
1563. .Erschnauffen. den atem erholen, interspirare,
1163
Schnaf(f), schnef{f), schnif(f), schnof(f), gclinuf(0
1164
respiiare.' Fris. (1541 an einer Stelle ,crschnufen');
Mal. Uneig., ökonomisch vorwärts kommen Ndw
(Mattliys); W. — • Er-schnüfe" n.: nur in best. Ver-
bindungen. Todmüde hen-wernis en Bits in d'Stuben
ein g'setzt zum Erschnoufe" (jRScb. (AfV.). JeU aber
gaid's ... kein öni E. Schwzd. (GRPr.). .ün underlass
oder onerschnauffen reden, verbai)erpetuare.'FRis.;MAL.
— Er-schnüfung f. ,Üie erschnaulTung, erbolung
des atens, inter-, respiratio, respiratus.' Fris.; Mal. —
Vgl. Gr.WB. III 9G8; Martiu-Licnh. U 495 (der-, ersehn.).
US-: 1. = ersehn. Bs; GrL.; GGr., Stdt, T.; Th;
NDw(Matthjs); ZHombr., W. I''' mues' e^chli" ü. Lo"-
mi''' nummen axi''' zuerst ü.! Ds. .Seppeli [zum deutschen
Professor]: Mir sind bald bei der Stöckalphütte", de't
könnet Ir dann ausschnufen.' AZimmerm. 1916. S. noch
Sp. 280u. ,Gefährlich ist es ... ein erhitztes Pferd
schnell kalt sauften [zu] lassen, ohne es vorher aus-
schnaufen zu lassen.' Gr Samml. 1780. — 2. a) aus-
atmen GAltst., Au, Baz., Gr., Wildh., Widn. Spez. den
Geist aushauchen, sterben AaF.; Gl; GRCast, oHe., V.;
GAu, Baz., G.. Rüti, Thal; SchR.; ThMü.; ZKn. l'*
hä" g'vieint, i'* tnüess g'ad ü. Richtig, bim z'Bette"-
lüte' het der Jöri üsg'schnüfet khä" GkV. (SM. 1914).
Mengf lit i" si"'!» Bittet und sehnüfet si" tapfere" Oeist
üs. BBecker 1876. — b) ausschlafen ßs (auch It Spreng).
Auch einen Rausch ü. ebd. — Vgl. Gr.WB. I 958; Sohm.'
II 573; Martin-Lienh. II 496; Fischer I 510.
ver-: mit ,haben', in Ap auch mit ,sein' 1. = er-
sehn. AaF.; Ap (T.); Bs; B; GRHe. (seltener als er-):
L; Sca; Schw; S; Th; Uw; Z. Syn. ver -blasen (Bd V
147). Me' mues' doch au''' chönne" r. Lönd-nn''' z'er.ii
i:! Jetze'd stät de Herr Dokter still und ver sehnüfet
es Bitzli. ACorr. 1860. Öni z'v. si'-si der Nase" nä'*
g'rönnt gäg ''e" Bin zue. RvTavel 1910. Nümen e'"-
viöl V. sfft-me" törfe" bi so-n-eren Arbet? AHuggenb.
1914. ,Da la die Küh weiden mit Lust und mit Freuden,
z'Haus de°° verschnuf!' B Kühreihen 1805 (AfV.). ,Sie
rennen und laufen, 's mag Keiner verschnaufen, der
Hirt und sein Bueb dem Krippelein zu', altes Weih-
nachtslied BsLeimental. S. noch Bd IV 1898u.; V 804 M.
,Lieben vettern, ruowend und verschnuft'end ein wenig!'
Haimonsk. 1531. ,Samson zerrysst die strick an synen
armen ... verschnufet ein klein.' Samson 1558. .Ein
hauptmann lasst seinen kriegsleuten ruow und kurz-
weil, damit sy ein wenig verschnaufind.' OWerdm. 1564;
, erschnauben.' Herborn 1587. ,So acht ich nun, wenn
E. H[ochwürden] meine Schriften lieset, werde sie
etlicher raass verschnauffen.' Wurstisen 1580 (Übers.
eines Briefes von Aeneas Silvius an einen Kardinal).
,l)a war es dann freilich hohe Zeit zu verschnaufen.'
SiNTEM. 1759. ,Nach dem müden Getümmel dieses Tages
gieng ich des Abends in die Wiese hinaus, zu ver-
schnaufen.' UBräoger 1792. RA.; s. eu-ig (Bd I 609).
— 2. Etw. ('. möge", atmend auszuhalten vermögen; vgl.
Sp. 1160. [Merliger, den Münsterturm zu Bern er-
steigend:] He nu, wie lang geit's no'''? [Frau, die die
Frage auf die Rückkehr ilirer Tochter bezieht:] 0,
öppe" no''' 3 oder 3 Tag. l>a kehrte der Merliger plötz-
lich um mit den Worten: Das geit-mer z'lang. Das
ma'-n-i''' nit v. B Hink. Bot 1877. — 3. ausser Atem
kommen SchR. P* bi" fast verschnufet. — 4. ver-
schlafen, durch zu langen Schlaf versäumen Bs (Seiler).
D' Chilche" v. Refl., sicli verschlafen, ebd. }''' ha"-
mi''' verschnüft, dernö''' han-i''' chönne" dihai'" blibe".
— Ver-schnüfe° n.: entspr. Bed. 1. Zttm V. cho".
CStreiff 1907. Es Auge"blickli zum V. EEscbmann
1917. Jetz es letschts V., und der Halde'hof isch vor-
ne" g'lege". BRosin 1918. — Vgl. Gr.WB. XIII, 1129 1.;
Martin-Lienh. II 496; Fischer II 1315.
nache"-: schnaufend nachkommen. Dert de chli"
Pfucherli . . . mag dem Zug chüm nahe" g'schnaufe* ['.].
UsTERi 1853; nahi"g'schnüfe". Bühl. (Übers, in die MA.
von GRÜbS.); dafür nä'''pisten. ebd. (für Grü.).
Schnüfer bzw. -ü- usw., -ff- in BsStdt (-ü'-J; B It
Zyro — m.: l.pers.a) engbrüstiger, zu Husten veranlagter
Mensch Uürs.; Nnw (Matthys); Z. — b) wer vor Zorn
schnaubt. ,So ist das Amt eines Seelenhirten ... nicht,
nach [noch] Ol in das Peur zugiessen und Jamer über
Jamer anzurichten ... wie es oft solcher in Gottes Wort
ungegröndeter.nnch ristlicher Menschen, Schnaufer und
Schnauzer gibt; dann das ist die Art des Teufels: er
sucht die aufwachenden Gewissen nach mehr zu
peinigen.' ÄKlingler 1691. — c) en arme Sehn., alte
schweratmige Person W, bedauernswerter Mensch
B (Zyro); W (,arraer Kerl, der wenig taugt'), so Mü.
(.junger, kleiner, schmächtiger Bursche'). — d) e(nj
junge Sehn., junger, unerfalirener, oft zugleich vor-
lauter, zudringlicher Menscli, Grünschnabel Aa; Ap;
Bs; B; Gl; Gr: L; G; Sch; Schw; S; Tb; U; Z. Was
wo't de jung Sehn.? B (AvRütte). Was hest du 's Mül
i" Alles ine" z'henke", du junge Sehn, du! L (ERöthelin).
, [Pfarrer:] Gellet, Schulmeister, ich habe es Euch ge-
sagt [vor dem weiblichen Geschlecht gewarnt], aber
ihr jungen Schnüfer meint selbst gescheut zu sein.,
GoTTH. V; .Schlucker.' 1861. Mit so junge" Sehne"
laufe er nit umenandere", erklärte ein im Jahr 1800
geborner Aarauer, der 1897 zur Feier der Veteranen
des Sonderbundsfeldzuges von 1847 eingeladen worden
war. B Hink. Bot 1899. Es sl- jitz grad 35 Järli, da
bin-i''' no''' ne" bluetjunge Sehn. g'si". HDietzi 1900.
Vomene seifige" jungen. u"verschante" Sehn., wo no'''
nid e'"mäl troche" hinger den Öre" sig, lai [lasse]-er-«ccÄ
nid de"w'eg cho". Loosli 1910. S. noch Sp. 886u. Im |
Üim. Jungi Schnüferli un'' alt Grittine", Wibervolch <
u""' Manne"volch packt's [näml. die Liebe]. JBürki 1916. '
E" Jungs Schnüferli, von einem frechen Bürschchen. i
OStkeiff 1904. Von weiblichen Personen: Ver- j
schiinpfiert si"-si [die Bauern] worder vo" junge" I
Schnüferine" . Emmentalerbl. 1917. E" chline Sehn. |
Sch. Da' cha"st du nid, du chline Sehn.! In gleicher |
Bed. auch alleinstehend oder mit andersartigen Zu- 1
Sätzen. De Tonners Sehn , de wüest Hung! von einem I
Lehrer, der durch Schwätzereien Unfug stiftete. AHei- i
MANN 1899. [!'''] ha" ou''' nid dergliehe" 'tä", i'* sig (
I" der Fröndi g'si", ipi''s mänge' Sehn. het. Loosli 1910. |
Settige Schnüfer tcie du ....' OvGreverz 1910. Mtr
a''mi Wibe'völker . . . vedieni'd i" de'' Stond mo'* la«g l
Ae'M halbe" Franke", ond en Sehn, vo-mer Gärtner- 1
g'hülf het en derege" Lö". Ap Volksfrd 1918. ,Das i
sy den Junkern ein Sehn, gescholten, sigent sy nit j
ab, vermeinent aber, das selbig für kein Zured könne'
geachtet werden, das es im an sinen Eeren schaden
könnte.' 1600, Z. — e) Schnüferli, kosend, kleiner/
Kerl GFlaw., Lütisburg, Rorsch., Rüti, Wildh. -
2.^Schnüflb Th; W (,schwerer Atem'); Z und wohl
weiterhin. Bis zom leiste" Sehn. ThMü. Er het duT
letstu" Schnüfer getä" W. Die User, fine" SchnüferU
eines schlafenden Kindes Z (Tagesanz.). — Vgl.Gr. WB.|
IX 1204(,Schnauber'). 1-208; Martin-Lienh. II 496; Fischer Vi
1038/9 und das Syn. Schnüfi 1.
1165
Schnaf(0, schnef(f), schiiif(0, schnof(t'), schnnf(f)
1166
sehn ufere" -«'-: den Atem hörbar und in kurzen
Zügen durch die Nase einziehn ZO. — Zur Kürzung des
Vok. Tgl. BSG. XV 85, zur Bildung ,schuaurerD' refl., sich
schuäuzeu (Gr. WB. IX 1208).
Schnüfete" f.: Geschnaufe GnCast., Fid., Grüsch,
He., Jen. Du verrich'st wider e" ivackeri Schnoufete"
GRCast. Ist Das e" leidi Sehn.! GRFid., Jen.
Schnüfi I, in GMs Schnüfill — ra.: 1. a) =
ScÄMü/'cr iaGKCast.,Chur, He. ; GMs (inza d's Schnüfif,
Faniilienzuname); U; Z. En alte'' Sehn. ZKn.; vgl.
Sp. 1164. ^ b) = Schnüfer Id. E" junge'' Sehn., (vor-
lauter)Grünschnabel Gr. so Chur. Zwejungi Schnüfine".
EWüTERicH-Muralt 1914. Ohne Zusatz = Windbeutel
Gl; Z (Usteri). Das seit-mer en Sprützer, en Sehn.!
UsTERi 1853. — c) = Sehnüfer le. Du liebi [!] Sehn., zu
einem Kinde GRFid., Jen. — d) Siebenschläfer Bs. Syn.
Schnüf-Grind, -Hundi-Ghopfi-Chätzer. ebd. — 2. Ateni-
(organe) GRFid., Jen. /"* han der Sehn, nid in der
Ordni''g.
Schnüfi II f.: = dem Vor. 2 GfiPr. (Schwzd.); S
(JReinh.); Z (HBleuler-Waser). Z' Verhinderer, dass
d'Häxe" der Tüfel nid g's'ehe" chönnend, tüe-me''-nen
au''' d's O'sicht mit Iludere" rerhinde" und a'sö »"-
mache", bisne" fast d'Schn. üsgangi. Sihwzd. (GfiPr.).
'sBergstigen ist für d'Schn. guet. HBtEULER-Waser ( W.).
g'-schnüfig, in New It Matthys auch sehnuifig:
stark atmend, schnaubend Ndw (Matthys). Atemlos
Z (ESchönenberger); s. füren 7 (Ud I 949). — Vgl.
iSchnauficht', ,schHaufig' bei Gr. V\'B. IX 1208.
sehn üfle" (-("{'- BM.), in W tw.-u": 1. schwer atmen
BM. (so Frauenkappelen); W. — 2. a) die Nase nach
der einen Seite hinaufziehn und durch dieselbe einen
Laut hören lassen, als ob man eine Prise nähme ScnSt.
(Sulger). — b) undeutlich durch die Nase reden, näseln.
^ ebd. Was het-er da g'schnuflet? — Sulgers Angaben zu
1 2 sind nicht bestätigt und lassen sich auch auf »chnäßen
(Sp.ll6T) bezielin; vgl. die Anni. zu .ScAnu/y (Sp. 1158). Kut-
lehnt in rät. (oberl.) tchnujlar, schnaufen, schnauben, keuchen ;
liaza Sihnuffel m., Sclinaufeu.
i\iT'''-schnufle'': durchstöbern ScaSt. (Sulger). —
Vgl. die vorige Aum.
Schnüfli (-ü'-J m.: = Sehnüfer Id. De'' jung Sehn.
RvTavel 1916.
schnüfele» (bzw. -i-), mit -ff- in BaStdt (-i'-J; B It
Zyro; m und oTa (auch ItPup.;. in BSi. ItImOb. {-ü'-);
GR (It Tsch. allg.) in Bed. 1 scimüfle' (so auch in Ge-
dichten aus AaKu. und, neben -ele", von LienertJ:
1. a) leicht, leise atmen AaF., Grän.; Bs (nach einer
Angabe vielmehr ,mit einiger Mühe Atem iiolen, stark
schnaufen'); B, so It Id. (,leniter spiritum ducere') und
Zyro; L;G;SciiSt.; SchwE.;S; Th; Nuw (Matthys); U;
Z ; DiAL. Esgöd zum End : er schnüfelet nur no''' es Bitzli
AAWohl. Bes. von schlafenden Kindern; von b nicht
scharf zu scheiden. Lueg aw'', 's Büebli schnüfelet wi'-
'»-es Müsli! AaF. (?«'* drüf fange'd s' [die Kinder]
I" Vtnucke" und schnüfelcd wie-n-e" Müs ZWth. Me"
l'hört d's Poppi schnüfle" Gr (Tsch.). Lueg, ■wie mi"
büebli sälig schläft ... wie's schnüfelet so still und
fecht! aGG. (Ap). 's Marili göt go" sehlöiffele" ... 's M.
jöfct o" sehn. LiENERT. Selten von Erwachsenen. Er
pin Kranker] schnüfelet ganz rüebig i" si'"m Bettli.
l-CoRR. 1875. Z'säme" sehn , ,in innigstem Verständniss
usammen atmen; das Zusammen-Sc/i». habe ich an
|er Seite meiner Frau sehr oft mit Wonne empfunden'
liWohl. (ä. Angabe); vgl. c. — b) „leise", sanft
schlafen, so von Kindern Bs; ,B"E.; „L". Mir chünnti"
bösdings öppe" no''' föif Stung sehn. ... !''• bi' drum
mV'r Leblig gäng es Schläfbäbi g'si". Emmentalerbl.
1917. Und Chruselchupfli lieb und jung, die schnüfeli''d
im Ghämmerli. PH alter. Eis ro" de" Meitseheni isch
scho" übere" g'si" u"'' het schön stiff a'fah" sehn.
EBalmer 1923. — c) übergehend in ein Bewegungsvb,
= schmüchelen a (Sp. 846), .doch mehr mit Mund und
Nase: kosend Mund und Nase an Etw. anlegen' Ndw
(Matthys), „sich anschmiegen an die Wange des Vaters,
der Mutter, von einem Kinde ScHwMa. Schtiüfele" schön
a'-mi''' äne"!" In es Chüssi ine" sehn., das Gesicht in
das Kissen hinein drücken Th (Pup). — d) Schneppern,
schnüffeln BSi. (IraOb.); ScHwE. (Lienert); S (JReinh.);
ZO., Stdt (Usteri). Wo-n-er da trinkt, so sehüsst
us-''em Pfar'^hüs de Ringgi füren und bauzet und
stutzt und schnüflet und geusset. Usteri 1831. Mueter,
hesch g'chochet? [fragt der heimkehrende Sohn]. Und
schnüfelet, icas's acht geb. JReinh. 1904. Wie-si [eine
Branntwein riechende Weibsperson] au"* 's Mül und
d'Nase" b'schleckt und schnüfelet und suecht! Stütz,
Gem. [!'''•] tat blöiss, uänn-i''' es Bili war, ehli" um
die Rösli schnüfle" [izwifle"]. Lienert 1893. I''' ha"'s
g'merkt, das'-er aw'' sehn, hat welle" icege" dem Amtli.
Messikommer 1910. , Sondieren, liebäugeln, von den
ersten, behutsamen Annäherungsversuchen eines
schüchternen Freiers' AaWoIiI. — e) flüstern, von Per-
sonen, die eine geheime Verabredung treffen AAWohl.
— 2. = e{s) Schnüfeli mache" (s. Schnüfel 1^), „das
Mäulchen sachte gegen die Nase ziehen B; L" (auch
It ERöthelin), ,den Mund verziehen' Gl (Lcuz.), ,ein
freundliches Schnäuzchen machen' Gl (Rochh.). Was
schnüfelist au'''? L (ERöthelin). — 1 Dini. zu schnü/enS;
vgl. Gr. WB. IX 1206. 2 Abi. vou ÄAnii/Hi.
er -schnüfle": Dim. zu er-schnüfen (Sp. 1162) GrAv.,
He., Rh.
Schn&feler in.: Schnüffler, .\ushorcher ZO. (Messi-
kommer). Hät-si''' Eine'' widerstände", vo" der Leberen
e"weg z'rede", so hät-si''' sieher en Sehn, g'funde", wo's
gleitig i"'s Schloss rapportiert hat. Messikommer 1910.
Schnufeli III n.: a) kleines Kind, das leise atmet
ScBwE. — b) Spitzname für ein Kind (zu schnüfelen la)
AaP.
schnufli°ge'' -lege": Adv., schnaufend, fast ausser
Atem (zB. gelaufen kommen) GWb.
Schnüfel (s. die Anm.). Schnüfel .ApGais, Her., Lb.;
ScH, so Kl., St. ; hTu (so Wängi), Erin., Kreuzl., Mettend.,
Pfyn, Sirn., Steinebrunn, Sulgen, Stetlf., Tag., Schnüffel
Aa (H.); GBaz. (-Ö'-); SchR.; THPisch., Sulgen — ra.,
Schnüfle" f. B,so E. ('-iF-j; ScnStdt, Dim. ■Se/wü/eHAp
Gais, Lb. ; GStdt; ScnStdt; Th tw.(auch Ainrisw., Märst.) :
1. Schweinsrüssel; auch derb für die menschliche Nase
B, so E., Schnauze Aa (H.). — 2. a) en Sehn., e"
Schnüfeli mache", = Schnüfel 1 (a.) (Sp. 1157) ArGais,
Her., -Lb.; SchKI., R.,St.; Tu, im Üiiu. von Kindern GStdt.
Er macht en rechte" Sehn., ,lässt den Mund hängen'
SchR. — b) e" netts Schnüfeli, hübscher Mund eines
Mädchens TnMärst., Stettf. — 3. Schelte für eine Person
Aa (H.); Syn. Sehnuffel (Sp. 1156). — 4. Rüffel GBaz.
Y.\i.Schiiuffd m. f. 1) Maul, Schnauze, Schweinsriissel 2) ver-
ächtl. für Mund, SchnitpU n. 1) Schweinsrüssel 2) Koseform
für einen kleinen, netten Mund 3) Mundverziehung, zugespitztes
MIludchen (Martin-Lienh. II 496), lothr. Schnuffd f.. Maul,
Schnauze der Tiere; verächtl. Mund und Nase der Menschen;
.SV7mt//e, Kosewort für Kinder (Follmanu 462), Schwab.. ya«n/ei
1167
Schnaf(0, schnef(0, schnif(f). schnof(f), 8clinnf(f)
1168
f., Maul, Si^hnii/d (üeben Schmilz!) m. (Dim. SrhmißU), Ter-
zogeuer Mund, verdriessliches Gesicht (Fischer V 1084), bair.
Schnufel f., Nase und Maul des Hundes, Rindes, Pferdes und
(verächtl.)des Menschen (Schm.* II 573; ebso Schupf 642); vgl.
auch .Schnuff', Nase (Gr. WB. IX 1385). Die Formen mit -/-
und -ff- sind in der Gruppe nach den Angaben nicht genau zu
scheiden; für schniiff(e)le" nud Zubeliör ist Einfluss der nhd.
Schriftsprache auf Schreibung und tw. auch Aussprache augen-
scheinlich. Die Stufe scAiii«/- läuft parallel zu «pÄ>io;/-(Sp. 1156),
»cAns/(Sp.l 156 ff.); zwischen «c*iiü/- und «Jurt/- ist nicht durch-
weg sicher zu scheiden; zu dem auf Angaben von Sulger und
Kirchh. beruhenden Ansatz Sehnußl vgl. die Anm. zu Schnufol.
Über das Dim. SehHuJiU gilt mutatis mutandis, was ebd. aber
Schnü/eli bemerkt ist.
SHu- Schnufle": = Schnufel 1 BE.
schnulle": 1. .wegen verstopfter Nase fortwährend
schwer atmen' Bs(Seiler); \g\. schnuderenla(Sy. 1146).
Was hesch aw'' allitcil z'schn.? zu einem Kinde. —
2. a) (auch um&'-schn.) schnüffeln B, so M., zB. von
Hunden Bs (ANüss. 1893). In Alles ine" sehn., Alles
durchstöbern B. — b) Etw. flüchtig überschauen BSigr.
(Zyro), — c) Etw. erliaschen wollen, ebd. — Vgl. Gr.
WB. IX 1385 f.; Martin-Lienh. II 196; Fisther V 1084; über-
all auch mit Uml. In Bed. ia ins Rät. gewandert als schgim/lur
(RBrandst. 1905, 70). S. noch die Anm. zu (,hirch-)K'hnü/!en.
schnüfele" AAÜrän. und It H.; Bs It Spreng f'-t-^;
B, auch It Zyro; GStdt; SchR., Stdt; Tb (Pup.); Z, so
Stdt, S., schnüffele" (bes. in Bed. 2aß) Aä (H.); B, auch
ItZyro; ScnSt. (Sulger); ZO., sc/iwü/^e" ApLb.; BE.,
M.; GrKI.; GStdt; ScnHa.; Ndw (--i-)- WLö. (schniflun)-
Z, sc/jnü/f/e" (nur in Bed. 2a ß und b) Bs; B, auch ItZyro;
G; ScuHa.; S; Th; Z und weiterhin, aber nicht eig.
volkst.: 1. a) sclmäfle", kurz, stossweise durch die
verstopfte Nase atmen BM.; vgl. scknuflen 1. —
b) ,schnifele", den Rotz zurückziehen; den Sclinupftabak
etwas ekelliaft einziehen, als ob man mit der Nase
schmatzte' Bs (Spreng). — 2. a) (auch xime"-schn.; s.d.)
= schnuflen 2a. aaOO. a) eig. Morn chunt de"" d's
Österhäsli tind schnüffelet mit ''em Näsli. EWüterich-
Muralt. So gugget 's Betli in all Eggen ine", sjjienzlet,
schnüflet wie-n es Häsli. EEschminn 1910; in all Eggen
i"e" schnüfele". ebd. 1919. Undereinisch isch-er [ein
Polizist] blibe" stä" bi-mene" Hüsgang, het g'schnüfflet,
der Aten i"'zoge" und d'Nase" nidsi''' und obsi''' bewegt
wie-n-es Chüneli B (E Wüterich). ,Am Morgen früech,
wo ich die Nasen vorausen strecke für zu schnüffeln,
was los seige.' Bieler Tagbl. 1917. — ß) (meist
schnüff(e)le") uneig. I" Alls ine' schnüfler G?,tAt. S. noch
ßd 1 727 u. — b) .schnüffeln', spez. im Weinberg Nach-
lese halten Th (Schlatter); W (Zyro); nicht bestätigt.
Synn. s. unter süechlen (Bd VII 236), auch pfnüskn I
(Bd V 1273); schimlen (Bd VIII lö36j; stöpplen; dalfcn.
— Vgl. die literarischen Hinweise in der Anm. zu achnu/lcn,
zu den Formen mit -ff- die Anm. zu Schnu/d.
ü {-schnüffle": aufschnappen ; Syn. üf-schnüfen2. Er
het vo" .n"'m Schfff nes pär frömdi Wörtli üfg' schnüfflet
f/Via". JHOFST. I8(i5. — Vgl. Gr.V\'B. I 729; Sanders II 995 b.
u m e " - (umhe'- W Lö., umer- GrKI.) : = schnüfelen 2a
GrKI. (zB. von einem Zwischenhändler, der überall die
Nase hineinsteckt); GStdt; Sc«, so R., St. (Sulger);
WLü.; Z und sicher weiterhin. An Öppis u.-schnüfele",
statt zu essen ZStdt. Gritli schnüfelet a" so-me"
Gütterli ume", wie wänn's Viönli under der Xase" hett.
LI.ociiER-Werling (Z). Er hat anim u.-g'sclmüffelet
SinSt. (Sulger). De'' [Hund] schnüfflet a" mir ume"
G (lit.). Er schnüfelet i" Allem ume" SchR., schnüfelet
al'e"thalben ume", zB. in der Küche Z. Er häd e"chli"
ume" g' schnüflet i" der Gege"d, seb Niemer en Lerer
brüchi. EEschminn 1918. — Vgl. Gr. WfB. IV 2, 1182;
Sanders II 995 b.
um-enand-sc?jMM/"'e": = dem Vor. GStdt.
er-: ausschnüffeln. Mi" Nächberi" müesst nw so
Öppis erschnüfle", denn weis'-es glV' di ganz Stadt.
JJRahm (Sch). — Vgl. Gr.WB. III969.
n s - schnüfele" SchR.; Z, -schnüfle" ApLb.; WLö.;
Z, -schnüffle" (jünger) B; Z und weiterhin: = dem Vor.
Alls ü. Me das [als] Eine' chiind i"'s Hüs [der Krämerin],
schnüfflet alli Sachen üs [und kauft doch Nichts].
EScuöNENB. 's Füchsli schlicht um's Büre"hüs, 'sschnüfflet
alli Eggen üs. EWl'TERicH-Muralt. — Vgl. Gr.WB. I 959.
lint'^- schnüffle" ScnSt. It Sulger, nach jüngerer An-
gabe -schnüfle": durchschnüffeln. — Vgl. Gr. WB. II 1677.
Schnüfeler Z, Schnüffeier kk (H.), Schnüfler
ApLb.; B; ZRicht., Schnüffler B; G; Z und weiterhin
— m.: Schnüffler. En g'wöndregc, strö-lege' Schnüßer
ApLb. ,Es soll ihm Keiner kommen, um zu control-
lieren ... es brauche Keiner zu kommen, so ne D s
Schnüfler!' BVolksztgl880. Bider Halde"hoßüri" bisdi
sicher vor jedem Schnüffler und Inquirierer! AHeiminn
1899. Ir g'lerte" Schnüffler, von Geschichtsforschern.
Z Tagesanz. 1900. — Vgl. Gr.WB. IX 1386.
sclinüfelig: schnüffelnd, aushorchend GStdt.
sehn ufere" (-ö'-J: wesentl. = schnüfelen 2 a. In
Öppis ome" sehn., , scheinbar planlos bald da, bald dort
nach Etw. suchen; auch von weidenden Tieren, die
wählerisch nach gutem Futter suchen' L. — Schwab.
schnuff'i-ni, schnnppern (Fischer V 1084).
ÜS-: = üs-schnüfelen, ,Etw. durch emsiges, aber un-
auffälliges Nachfragen herauszufinden suchen' L.
dur'=''e° dort"-: durchsuchen, auch von Tieren, die
im Futter herurasuchen L. i
Schnüfi m.: 1. nur en Sehn, mache", wesentl. ;
= Schnufel 1 (Sp. 1157). En z'fridene" Sehn, mache", ■
zufrieden aussehn GStdt. Auch von einem schmollen- ;
den Gesicht, ebd. — 2. pers. Er ist en herzige' Sehn., I
ein herziges Kerlchen. ebd. i
schnüfig: , nörgelnd', zB. ,von einem naserümpfen- 1
den, verwöhnten Mädchen, das nicht recht weiss, was j
es will' GStdt (selten). — Abi. vom Vor. Eine ältere An-
g.abe achnii/ig, nett, herzig, lieblich GStdt, was an sich Abl.voni
Vor. 2 sein könnte, scheint Verwechslung mit dem in dieser I
Bed. sonst allein bezeugten schnüsiy.
Schnüfle» f.: Weibsperson, die Alles ausschnüf- '
lelt BE. \
Schnüfli B, Schnüffli S — m.: = Schnüfeler. ,'
Französischi Schnüfleni. RvTavel 1901. j
s c h n u f f e n s. schniffen. |
Schnefter, Schnefzgerm.:geringschätzig-burschi- |
kose Bezeichnung des Schneiders, It einer ä. Angabe
von Freudenberger (nur Sc/twe/'<er) eines (geckenhaften)
Schneidergesellen BStdt; nach einer Angabe matten-
englisch. — Willkürliche Entstellung von Schmder oier eher |
von Svhnffler; zur Bildung vgl. etwa l.efi. Lufzg(er) für Lütmanii
(Soldatenspr.). Freudeubergers Ilerleitung ,von Geneve, das, ,
soviel als I'aris, ihr [der Schneider] non plus ultra und grosser ;
Ausbildungsort ist, zB. ich bin auch einmal in Schnef g'wesf
lässt sich nicht halten.
1169
Schnag — schnug. Sclinagg— schnugg
1170
Schnag, schneg, sehnig, schnog, schnug.
Vgl. die Gruppe schnagg usw.
schnager: hager, mager ScaSt. (Sulger); THErni.,
Mtt. En schn-e'' Ma"" ThMü. E" schn-s, runzeligs
Manndli. ÜNägeli 1898. — Formell reicher entwickelt und
verbreiteter (auch schon alt bezeugt) im Schwab. (Fischer III
486 u.; V 1023); dazu im Ablautsverbältniss (mit alter Länge)
geschtiäker (ebd. III 4SG), ferner .schnacket' ((ir.WB. IX 1 159 ;
Tgl. Schni.^ II 565). Wohl verwandt mit Schnägci /; s. die
Anm. Sp. 1172/3 und vgl. Fick* III 5IU ("«inj 5) ;' F.alk-Torp
1911, 1089 (snage).
Schnägerliiig ScwSt. (Sulger), ^{"g Tu (auch
St.*) — m: „Mensch von langer und schmächtiger
Gestalt."
schnagere" I ApK. (T.), bei ATobler 1909 schnä-
gere": schnattern, schnell, eilfertig reden, bes. von
kleinlichen Dingen. Syn. schnaderen, sehnäderen I
(Sp. 1076). Die alte" Wiber ond Ente" schnageri"d uff
^em Se; wenn s' nomine'' könni"d schwimme", a'so
strecki"d s' de" Kopf i" d'Hoh. Tobl. [.\u1' den Antrag]
das' för al'i Zuekunft a" de" Eödsversammli"ge" e"kä'"
quasi Wihervolech me tör schnägere" . . . wird ä'"hellio de"
Wibere" 's Schnägere" öheraV ve'botte". ATobler 1909.
Vgl. Schwab, ab-tchnügk", abschwatzen (Fischer I 64), auch
eis. achnackU" (neben »clmaMc"), durch die Nase, unverständ-
! lieh sprechen, dumm schwatzen (Martin-Lienh. II 493), schles.
' ,schnackern', schn.attern, schwatzen (Gr. \VB. IX 1 159), sofern
I hier ,ck' auf urspr. gg beruht; sicher kk liegt zugrunde in
: gleichbed. nhd. ,schuacken' zu nd. «iiac7,-«i (Gr. WB.aaO. 1156).
Ob gg in den örtlich unbestimmten Angaben von St."» (s. u.)
I lautgerecht oder nur graphisch zu werten ist (als Bezeichnung
I der Vokalkürze), lässtsich nicht ausmachen. Zu dem möglichen
I etjm. Zshang mit der Sippe von schnngi-ren II vgl. Fick* III
] 519 (makS und S); Falk-Torp 1911, 1089.
; um-enand-sc/iMflV/ere": Klatsch, Verleumdungen
j beiden Leuten herumtragen. [Für polizeilichen Trans-
{ port eines Weibes] wege" Bettel ond Omenandschn. ond
I d'Lüt henderenandrichte" ond üshächle" ..., scherzh.
I Rechnung. ATobler 1909 (Ap).
' schnagerig ,-gg-: schwatzhaft'. St."" (oO.).
schnägerle" „Ap^C. (T.), ,.gg.\ St."» (oO.): Dira.
zu schnageren, .,gern schwatzen".
„Schnägerler Ar", ,-gg-'. St.'' (o.O.) — m.: ,wer
lächerliche Dinge daherschwatzt'; „kleiner Naseweis."
.,Du Hexe'witzler, Hexe"schnäggerler ! naseweiser
Schwätzer.' St.""
I .Schnägerli m. f.: schwatzhaftes, schnatterndes
; Männchen oder Mädchen' ApK. (T.).
[ „schnägerlig: geschwätzig Ap."
I schnägere" II, ,schnaggere"' : (auch ume'-schn.) an
Etw. herumschnüffeln, naschen Obw. Vgl. schnaderen II
(Sp. 1078). Die Biene schnagCgJeret an einer Blume;
ein Kind schnagfgjeret an einem .\pfel herum. — Vgl.
iVorarlb.-walser..S'c-A><a,7f ,■(•«;, RüsseldesSchweines(I) II. IV325);
j,schnackern', Nahrung suchend mit dem Schnabel in Spreu,
iSchmutz udgl. wühlen (ebd. VII 402, aus der MA. an der
Schwab. Retzat und mittlem Altmuhl), sowie unser scA?ia(/3«i///.
'Bedeutungsverwandte Wörter mit -/.■- s. bei Falk-Torp 1911,
fl089, auch Franck«629. Die Ausspr. mit^ ist sicher bezeugt;
|W hat daher wohl nur graphische Bed. S. noch die Anm. zu
khmgerenl. Schnäger-Bäni [s. Bd IV 1289o.], Übername.
Pbw Blätter 1900.
über-, «fter-: (Futter, Speisen) überschnüffeln Obw.
j5jn. über-schnädereii (Sp. 1078). ,Wenn Kühe Futter
j'ressen, welches vom Giichbluet angesteckte Tiere iiber-
\ehnaggeret haben, so können sie die Krankheit in sich
1 Schweiz. Idiotikon IX.
aufnehmen.' Obw Blätter. ,Wenn's [das lange Zeit be-
reit gehaltene Essen] auch Chlausli hXo&s schande'halbe''
uberschnagered hat, so war das nächste Mal doch wieder
Etwas g'reched, so spät er auch nach Hause kam.' ebd.
1900. — Vgl. über-schnäggen.
g*-schnaglet, -schnäglet s. ge-schniglet.
Schnigel ,Schniegel' m.: Schnecke, Volute (eines
Kapitals). ,Under dises Brustgsimbs soll er 5 Krag-
stein machen ... Daruf soll er Gesichtlin mit Gehenk
oder Früchten und uff beiden Syten mit Schnieglen
zieren.' 1621, L (Vertrag mit dem Steinmetzen über
den Bau einer Kapelle). — Vgl. ,Schniegel', Schnecke usw.
(aus •snigd; s. die Anm. zu Schnigg) bei Gr. WB. IX 1330, zur
Sache auch JHUbner 1746, 1850 (.Schnecke, Schnirkel');
Mothes* IV 147. Auf Entlehnung weist schon die Schreibung
mit ,-ie-'; vgl. auch das Folg. mit Anm.
sehn igle": wie nhd. schniegeln; nicht volkst. Das
Paris striglet und schniglet die junge" Lüt. OvGreyerz
1911. ,Wie wird da [zur Viehschau] ... die Ware
gestriegelt und geschniegelt von den Hörnern bis zu
den Hufen!' Alpenwelt 1889. — g«-schniglet (in L
It RMohr -ie-, in BStdt auch g'schniegglet), in GW.
-elet: wie nhd. geschniegelt Aa; Bs; B; L; G; Sch; Z
und weiterhin. E" g-e^ Partie'; in einem Hotel. Barnd.
1914. E" verwänt e" g-s Pürstli. Messikommer 1910.
G. wi'-n-e" Katge"bisi. Bs Fastn. 1911. Auch ohne üblen
Nbsinn. Wie isch-es [ein Mädchen] all so g. [:'bügletj !
S WiNz. Säg-mer [Kätzchen], hä"-mer hüt na''' B'suech?
Bist so vürnäm g. [-.striglet]. EEschmann 1911. Neben
Synn. Es g'schleckets, g-s Wese" BStdt. 'bötzlet ond
g. derher cho" AäK. Alles süber 'putzt undg. [spieglet],
bei einer Soldatenabteilung. RMohr. G. undg' schnäglet
(bei ALGassmann 1918 g'schnäglet) B, so E., Lenk; L.
Es g-s u"'' g-s Her'i. SGfeller 1911. 's Trudi und
's Ziisi! wel'H Name"! wi' ßn und g' schlecket, tci'
g. und g.! ALGxssiiA.m 1918.^ Vgl. Gr. WB. IX 1331, zum
Zshang mit dem Vor. Kluge' 405/6. Sicher Entlehnung aus
der Gemeinspr. ; -ie- beruht auf ma. Auffassung der schriftspr.
Schreibweise.
ver-. Nur ver-schniglet, verschnörkelt Gl, so Moll.
S. auch Flieger (Bd I 1180; mit Bez. auf die neu-
modischen Druckrauster der Kattunstoffe).
Sclinögere" f.: Schnauze (eines Bären). Göldi 1712;
s. BdVI1073u. — Wohl für SchnSggere" (Schnäuggert") ,
Nomen ag. zu schnogge" (achnäugge"] s. d.); vgl. zur Bildung
BSG. XII 25o.
Schnagg— schnugg.
Sclinaggl, Schniigge" I (bzw.-ö--, -ö'-): 1. Schnägg
(bzw.-ö-) m. AAFri.; Bs; LE.; ScnBarzh., Bib.,R.,Schl.;
SL., Olt; Tu; Z, so 0., f. ZO., Schnägge" (bzw.-ö-)
GW.; Z, so Bül., Elgg, 0., m. Ap; GT.; Sca (auch It
Kirchh.); Tb, so Hw., Kessw., f. Gl; GRh., T.; SL.,
Olt.,' PI. Schnägge" (bzw. -ö-) Ap; Bs; Sca; Ta; Z,
Dim. Schnöggli Bs; Sca, wie nhd. Schnake, bes. von
Stechmücken (Culicinie), doch auch von Bachmücken
(Tipul«). aaOO. ,Die Stechmücke, Schnake oder Waden-
stecher (Culex pipiens) ... sticht sehr empfindlich ...
Die eigentlichen Schnaken (Tipuhe) haben viel längere
Beine ... Sie stechen nicht ... Ans dieser Familie tut
die Larve einer Art, der Gerstenschnake, oft grossen
Schaden, da sie im Halme der Gerste lebt.' HScamz
1842. 's hät-mi''' e(i\) Sehn, g'heckt (g'stoche"). ,Die
1171
Schnagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnugg
1172
Schnögge* oder Schwöbli . . . stechen Menschen und
Vieli.' Messikommer 1909. Wann d' Schwöbli und
d'Schnögge" Ein" schier fresscd, so macht's amene" Bläst
ume". ebd. 1910. ,Mulio, ein art der suinmormuggen
oder schnagken.' Fris. ,Der schnack, muck, culex.' Mal.
S. noch Bd IV 556 (Regen- Mettel); V 604/5. 605 u.
(Einder-BrämexJ ; VIII 1334 M. (he- schissen). Bildl. von
Menschen ; s. Bd VI 1448o. (.sopbisten-schnaggen'); vgl.
3a. — 2. Schnägg (bzw. -Ö-) m. Aa, so Frl., L.; Bs
(auch Spreng); GrD., He., Pr., S., Trimm., UVaz, Val.;
GW.; SchR.; USch.; Z (Dr Jucker), Schnägge"(hzyi.-ö-) L;
ScHSt.(Sulger), m. .\äF., Zein. und It H.; Ap; Bs; GrKI.;
GT., Widn.; Scü, so St. und It Kirchh.; S ; Tb, so Hw., Mü.;
Z, so Bäl.,Dättl.,0.. Stdt, f. BO.; GnSch., Spl.; Uw; ,Ap;
Gl; LE.; GRh.' (St^), Schnargge" I BSi. (Zyro),
PI. Schnogg AaL.; GfiKe., S., UVaz, Schnägge" (bzw.-ö-)
Ap;Bs;BGr.;GRKl.;L;GStdt,T,;ScHHa..R.;THHw.,Mü.;
Ndw; Z, so Rüral., Schnägge" (bzw. -ö-) AaB., F., Zein.;
BsL.; GrHo., UVaz; GT., Widn.; Sch, so St.; ScHwMa.;
mTfl, Mü.; Z, so Dättl., Elgg, Kn., Maur, 0., S., Stdt,
Dini. Schnoggli GDegersh.; ScnSt. (Sulger) und weiter-
hin, Schnäggi I B, so Ins und It Zyro, Schnäggeli B
(Dekl.), witziger, drolliger Einfall (Ausdruck, auch
Streich), Spass, Posse, Schwank. aaOO., .naiver Aus-
druck Ap; Gl; LE.; GRh.' (St."). Meist im PI. [Sich
die Zeit kürzen] mit lustige" Schnägge" und G'spässe".
Brettens!. 1864. .Anekdoten, Schnurren undSchnögen',
Überschr. einer ständigen Abteilung. Hüw. Kai. S. auch
Sp. 1031u. Voll Schnägge" si" ]j. Selbmöl isch der Vetter
wo'* ledig g'sl" . . . aisder all'ert und frö wid voll vo"
lustige" Schnägge". Breitenst. 1863. Schn-e" ha". Du
hast leider e'"mol Schnägge"! .Einfälle, Grillen' ThHw.
Er hat sini Schnägge", .seine komischen Einfälle' G
Stdt. 's gross Basel het . .. e" Schtcesterli am Rhl" . . .
es het e" lustige" Humor und Tausi"gsschnögge" hinderm
Ör. HiNDERJi. Schnägge" [.Tücken'] im Chopf ha" BsL.
Er waisst öppen en Schnogg ScbR. De'' weis' wo'*
Schnägge"! AaP. E" Schnägg mache" GRUVaz (Tsch.).
Es ist de" se'b Nö'''mittag no''' mängC Schnägge"
g'macht worde". WMüller 1918. I"* ha" mini Schnägge"
g'macht derzue, dass Alli z'ringsetum hei" müesse"
lache" BsLie. Si ivüsse"d's [ein Anliegen] schu" a"-
z'bringe" ... Si mache"d ei" fach e" par Schnägge" der-
zue, dann lachet der Herr Präsident und 's gät dtir'''e".
ANeher 1906. ,Er warf einmal ums andere einen
Schnöggen in die Diskussion.' Anz. vom Alpstein 1919.
E(n) Sehn. säge". Er hat ein Schnägge" um der ander
g'säit Züättl. Du säist au''' Schnägge"! ZElgg. Er
tuet ka'" Lächli dezue, wenn-er di ergste" Schnägge"
sät ThMü. Schn-e" (v)erzelle". De"" hed-i"s ai''' mängi
Schnägge" erleid Ndw (Jlatthys). A.: Was machi"d s'
ami i" de" Wirtshüsere" z' Nacht? B. : Enand Schnägge"
verzeih" AaF. Schnägge" het-er-mer rerzellt, dass-i'''-
mi''' fast ha" mies.ie" kripplig lache". Schwzd. (Bs). Er
bringt all dere" Schnägge", bringt wider sini Sclmögge"
Th. Nochc so het-er halt ei" Schnägge" über der ander
hinde" füre" 'brächt. Breitenst. 1864. Du wirst doch
nid di"s ganz Chasperlitheater vorabe" g'schleikt und
a" der üff'e"thche" Sträss dini dumme" Schnägfg] zum
Beste" g'g'e" ha". FOsonw. 1900. Mini selig Muetter
het in ere" [ihren] junge" Järe" gern derigi Schnoggli
g'songe". G Tagbl. 19'23 (GDegersh.); vgl. Schnögge"-
Liedli Bs (Seiler '260). ,Morndess ... brocbt das Ketterin,
ir Magt, meiner Hocbzyteren andre Kleider ... und
wie CS ein boldtselig Mensch, drib es vil seltzame
Schnocken.' FPlatter 1612. Mit dem Nbsinn des
Erfundenen, phantastisch Übertriebenen AaF.. Fri.;
Ap; BSi. (.Lüge, Unwahrheit, blosses Märchen');
Sch; Th; Ndw (, Fabel'); Z und weiterhin. Da' sind ez
wider e'''möl Schnägge"! Sch. Schnägge" säge", ,fabeln'
ZRünil. Ei"'m e(n) Sehn. a"ge" Ap, a'hänke" AaF.,
Fri.; BSi. (Zyro), einen Bären aufbinden. So han-i'^
dene" Lüten Allerhatid verzeih os mi"'m ardlige" Lebe's-
gang, ond wenn s'mer denn eppe" z'g'lege" cho" sönd,
han-e'''-ne' nahes en Schnäggen a"g'ge" oder en Bären
ufbonde". JHarimann 1912. , [Während der Page] den
Weibern ... über das Ereigniss allerlei Schnaken vor-
machte.' GKeller. Von einem sonderbaren, un-
verständlichen Ausdruck ScHwMa.; Z, so Kn.. 0. FrU
li''' tveiss-i''''s nüd so g'nau, icäs-men andere" [Bergen]
saitfür Schnögfgje". Leüthold 1895. Fründi Schnägge"
SeHwMa.(Schwzil.). lez chäme"d so Wärter, so Schnägge"
so fränd, da leit-er-si [die Zeitung] wider uf d'Site".
HBrandenb. Auch in weniger harmlosem S. von einem
gegen Jmd gerichteten derben Witz, einer schalkhaft-
spöttischen, boshaften, , stechenden' Bemerkung (Ant-
wort), bes. auch (mehr oder weniger verletzender) Über-,
Schimpfname AaF.; Ap; BGr. (Bärnd. 1908), 0.; GrD.,
He., Pr., S., Spl., UVaz, Val.; GT., W., Widn.; ScoSt.;
mTu; üwE.; Z, so Bül., Maur. 0. und ItDr Jucker (.derber,
aber nicht beleidigender Übername, mehr im Scherz'),
Syn. Schlötterli (unter Schlotter 3a Sp. 785), Schlötter-
ling 5 a (Sp. 794). Wänn-er esö emene" Gegner Ei"s
a" 's Bei" h'ere" cha"" ge" oder en Übername" üfzwacke",
so tuet's-em i" der Sei ine" wol. Esä en Schnägge" blibt
lang sitze". Messikommer 1910. Ei"'m e(n) Sehn, ge"
(Ap; GnSpl.), säge" (GWidn.; Z) uä. Wenn die frönte"
Her''e"lüt tvend ha" en süesse" Schmatz, so wessi'd s'
[die Appenzellerinnen]-ewe" Schnägge" z'ge", das'S' wäd-
li''' gern sönd still. ATobler 1899. .Sie können Nichts
als andern Leuten Schnägge" sagen oder nachrufen', von
ungezogenen Kindern GWidn. Lueg au''' da' schüch
Viöli, w'e's schier in'n Bode" schlüft! Wa' hat im
'sTulpelideifür Schnägge" no'he" g'rüeft?SWiiiz. Ei"'m
e" Schnägge" ane"ge", .witzige oder ironische Worte im
Scherz oder Ernst hinwerfen' UwE. Er hed-em e"
Schnäggen äne"g'rüert, eine kurze spasshafte (aber |
ernst gemeinte) Bemerkung AaF. Ei"'m e(n) Sehn. |
(auch es Schnäggi B, so It Zyro) a"hänke" AaF.; B, so
Gr., 0. und It Zyro (, Einem einen witzigen Scherz zu- !
rufen, einen Witz über Einen machen'); GrKI., Pr. (It
Kuoni 1886 ,witzeln, herausfordern'); GT. (Wint.); Z.
Der hät-mer en hellische" Schn-e" ang'heicht GrKI. An- i
nämen oder gar . . . Schnäggen, tva-mu" Ei"'m anheicht. j
Bähnd. 1908. [Bäurin zur Tochter, der Stadtherren j
als Schimpfwörter aufgefasste Komplimente gemacht !
haben:] Die hänke"d dir ederig Schnäggen a". Stctz, I
Gem.; ähnlich auch ebd. VI 195. Vo" andre" Stedtli ■
weiss-i''' Nüt . . . Doch villicht, gäb-i''' g'storbf bi",
chunt Dene" o''' nes Schnäggeli, werde ich ihnen auch |
noch Eins anhängen. Dekl. (,Bernischi Stedtlibilder'j.
Von Spottversen: J'* muess so scho" g'nueg settig
Schnägge" g'hore" vo" dene" ung'wäntige" I/«s6i«6<"'
WMüLLER 1903. Schelte, Rüffel AAZein.; S. Er,
hat e" schöne" Sehn, übercho", g'chriegt AAZein. E" '
Sehn, erlange"; s. Bd III 1330M. Schlappe: Di zweuU '
Abteili"g . . . het doch e''mäl bi Sant Nikiaus irers
Schnäggi erwütscht. Barnh. 1914. — 3. Schnägg (biw.
-Ö-) m., von Menschen, a) .ein Mann von lustigen Ein--
fällen und sinnreichem Scherze' Bs (Spreng). Spass- 1
1173
Schnag^, sclinegg, sclinigg, schnogg, schnugg
1174
vogel, Schalk GRGrüsch, UVaz (Tsch.). — b) wer grobe
Worte, Schinapfnamen im Munde führt GW. — c) Schelt-
naine ZU. Bu bist en rechte'' (g'schante'') Sehn.! —
d)Pl., Spottname der Arniagnaken. ,Die [Eidgenossen]
grifen die vigent an zu Brateleu und verjagten da der
Schnaggen wol achthundert', in der Schlacht bei
StJakob. 1560, UwEmm. JzB.; später: ,und wurdent
der vigent (die man nampt die Schnaggen oder armen
Jäggen) erschlagen (als man seit) by drntusent' —
4. ,Schnook heisst in der Beckersprache ein Semmel-
brötchen, an dessen Teige der Einschnidt nicht ge-
rahten, dass es in dem Ofen nicht wol aufkröpfet.'
Spreng.
Srätmlui.snn/reiii. f.; vgl. Gr. WB. IX 1152/5 (iu Bed. 1, 2
und 3a); Maitiu-Lienh. II 497 (in Bed. 1 und 2; auch: kleine,
schwächliche Person); Fischer V 1024 (iu Bed. 1, 2 und 3c;
auch: hagerer Mensch; Kind, das nicht willig ist); Schm.'II
565 (in Bed. 1 und 2; auch: lange, hagere Person); Schopf 634
(in Bed. 2), zu 2 uud 3a auch gleichhed. nd. »imA-c, ndl. snaid-
(mit unerklärter Abweichung im Guttural wie zB. iu nd. häkr,
ndl. haak, aisl. hake gegenüber Hägge", Haken). Zum Einschub
von r in Schnanjge" vgl. schnagijtn II mit Anm. FHr 1 lassen
nord. und engl. Verwandte ein altes Nomen ag. = stechendes
Tier erschliessen ; vgl. bes. norw. (dial.) »naga, mit etw. Spitzem
stechen (Kalk-Torp 1911, 1089, wo Weiteres), auch Sclinäg-
genlJI, das mit unserm W. etyni. identisch sein könnte; für
die Bed. wäre auf BSG. XII 145 ff. 151 ff. zn verweisen. In 2
liegt, trotz seiner weitern Verbreitung, wohl nichts andres als
eine Übertragung von 1 vor (vgl. Mugg 7 Bd IV 129); die An-
nahme, dass es zu nd. «nactoi, schwatzen, gehöre, also ein
andres, uns von Haus aus fremdes W. sei, ist schon aus laut-
lichen Gründen unwahrsch.; seine spätere Bezeugung (ältester
Beleg unter achnäggiivh) kann Zufall sein, und dass es gegenüber
1 in Geschlecht und Form mehrfach differenziert ist, beweist
nur eine Lockerung des psych. Verbandes. Für die Bed.
, stechende Bemerkung' Hesse sich, wenigstens für Gr, au un-
mittelbare Beziehung zu Schnaggen III denken ; vgl. das syu.
Stich. 4 geht aus von der verbreiteten Vorstellung des Schmäch-
tigen, unansehnlichen (s. o. die Angaben der WBB.); viell. ge-
hört in diesen Zshang auch Bs Schnögg, Kosename eines kleinen
Kindes (s. unter Schnägg II Sa). Vgl. noch schnager mit Anm.
(Sp. 1168). Schnögge", Übername der Bewohner von ThGottl. ;
Entsprechendes bei Martin-Lienh. und Fischer aaOO. , Stefan
Schärrer, gen. Schnogg.' 1686, I.Rotenb. Als FN. 1428, Äp
(,JäkliSchnaken[Akk.].'Vad.); 1513, ZRB.(s.Bd VIII 1328M.).
! Klurn. , Schnaggen' ApHer. (auch bei Leu, Lex.). Schnagge"-
(Schnogge"-) Loch im Kindervers von Hans im Sehn. Bs (Seiler
!261); L (ALGassmann 1906, 156); G und wohl weiterhin;
! vgl. dazu Martin-Lienh. I 357. 552 und die Anm. zu Schnegg.
! Als Lehnw. im Kät. in Bed. 2 (»nocca, sgnocea, Spass, Witz);
vgl.Carisch 145; Carigiet312; MKuoni 1886, 27; RBrandst.
1905, 70.
&.n- Schnaggen: Einem angehängter Spottname BGr.
(s. vor. Sp.), R. — Vgl. das syn. Ä-A'amen (Bd IV 723), das
für BR. auch als An-Xamen angegeben wird.
Garste"- s. Schnägg 1.
schnägge" I bzw. -ö-, 3. Sg. Praes. und Ptc. -et:
schalkhafte Reden führen, scherzen; bes. im schärfern
S., spotten, sich über Jmd oder Etw. lustig machen Gr
Cast., He., S., Trimm., UVaz, Val.; ^yw.fitzelen 4 (Bd 1
1153). Er hed albig Ettes z'schn. — Abi. zu Schnägg s.
jSchuaken' bei Red. 1662 (Sp. 1077 M.) ist nicht Schweiz.
an- I: tr., Jmd mit Scherz-, Spottreden angreifen
pRCalfr., Cast., UVaz (Tsch.).
dri"-: unbefugt dreinreden GfiPr. Wenn g'schider
liüt redend, a's i«* und du sind, staid's nid wol a",
ilbig dri-s'schn. MKüoni 1884 (GnSchs).
Schnäggi I (-ö-J m.: wer Witze zu reissen liebt
jRTrimm. Syn. Schnägg 3a.
schnäggig: naseweis Gr (Vassali).
schnäggisch (-ö-J, in der ä. Spr. auch ,-ä-': ,scher-
zend' ScH (Kirchh.). In der ä. Spr. i. S. v. komisch,
lächerlich. .Schnagkisches Gedichtlin.' RCys. (Br.).
,Auf allerhand schnäkische Singularitäten verfallen.'
JJUlr. 17'27. ,Mit ihren Scapulieren, Rosenkranz,
Weihwasser ... und andern schnäkischen Dingen.'
ebd. 1731. — Vgl. Gr.WB. IX 1159/60; Schm.» II 565;
Fischer V 1025.
pump e r-sc/i»!Ö(7^tsc/t :,sogestaltet,dassraan darüber
lachen muss', komisch Scu, so Stdt und It Kirchh.
(danach bei St.). — Vgl. die syn. p.-jäggiaeh (Bd 111 25),
-näggiHch (Bd IV 702).
Schnägg II, Schnägge" II (bzw. -ö--, -ö'-) — m.,
in Bed. 3 It St. und St."» f.: 1. Schnägg (PI. -e"), Garten-
nacktschnecke, Limas agrestis LW. — 2. a) Schnögg
(PI. -e"), Dim. Schnöggeli (AaF.), wer sich auf Händen
und Füssen (Knien) fortbewegt, bes. von kleinen
Kindern, die noch nicht gehn können AaF.; L. Du,
chlai''s Schnöggeli, kosende Anrede eines kleinen Kindes
AaF. Se, ier Schnögge", was hündelcd-er immer dö
im Gaggi ume'? L (ERöthelin). Schraeichelname für
kleine Kinder übh. BsStdt. H" Maine Schnögg. Basel-
ditschi Geschichten und VersUfir unseri Schnögge', Titel
eines Kinderbuches. — b) Schnögge", langsamer, un-
beholfener, unbrauchbarer Mensch Scb (EStoU). Das
ist en Sehn.! — 3. Schnägge" (bzw. -ö-) L, so E. und
It St., St."; U; Zg (St."), Dim. Schnäggi (PI. -cni) BBr.,
Schnäggli (PI. -ini, -eni) F, meist PI., = Grüp-, Chrüch-,
Schnägg-Bön (Bd IV 131'2/4), „Kriechbohne, Faba pii-
mila"; Syn. auch SchnäggfiJ-Fisel (BBr. It PSchild),
Schnägger, ferner Hockeren (Bd II 1125); Rutscher
(Bd VI 18tJ0). Schnägglini brüche" H'" Stichla F.
, Wintererbsen, Phaseolus vulgaris ... die einte stickelt
man wie die Ziseru ... andre lässt man am Boden hin-
kriechen und nennt sie dessenthalben Schnaggen.'
AHöPFN. 1788. — 4. Schnägge" (in BG. -Ö-), kurzer
Schlitten, der zum Schleifen von Langholz in den
Bergen dient, „hölzerne Schleife, deren man zum
Fortschaffen oder Schleifen langer Hölzer braucht"
BG. (eine Abbildg Bärnd. 1911, 96); F, so Ss. und
It St. ,Das vordere Ende des Stammes wird auf den
Sehn, üf'bastet, das hintere unter Umständen auf den
Hinn''erschn. oiet das Böckli.' BiRno. 1911. RA.: ümfer
''e" Sehn, cho", übertölpelt werden, ebd.; Syn. g'schnäg-
getC cho". — Nomen ag. zu schnaggen; vgl. Schnägger,
Schnäggi, zur Bildung BSG. XU 126 ff. Zu 2a Ende vgl. die
Anm. zu Schtiäggen I. Durch Vermischung mit Diesem erklärt
sich wohl die auffällige zweisilbige Form uuter 2 b. Zu 3 vgl.
Schwab. Schnake", Zähe Bohne (Fischer V 1024), zu 4 SchnCgg^h
(zu der Form mit -u- die Anm. zu schnaggen II).
H i n d e r Hinner- ; s. dasVor.4. — R o s s - : =Schnägg4,
für Pferdebespannung BG. ,Für schwere Schlepp-
lasten, namentlich von Holzstämmen, dient ... der J?oss-
oder aber der Zieijerschn.' Bärnd. 1911. ,Eolz zieh"
... mittelst des Ziehschn. Ein solcher ist etwas leichter
gebaut als der B., entbehrt auch der zwei Spann-
rigeli oder Spannsi-gle" zwischen den Schnerpfe"
(Bogen) der Kufen.' ebd. — Zieh-, Zieher Zieijer-:
= Schnaggen 4, von Hand gezogen BG.; s. auch das Vor.
schnägge" II (-«" W tw.) bzw. -Ö--, -ö'- (so It Zyro
auch in BHa., in BG. in Bed. 2), in W It St.^ auch
„schnarggen" , in Bs; BG. (in Bed. 2) neben schnögge"
auch schnörgge", 3. Sg. Prss. und Ptc. -ei bzw. -m«, -ot
(in Bs -t), in SL. It Schild 1863 Ptc. g'sehnögge": 1. mit
1175
Schnagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnugg
1176
„sein", kriechen AA;Bs;B;F;GRÜbS.;I.;S;Uw;U;ZKn.
Sjn. gräggen, gräpen (Bd II 725. 787); chriechen (Bd III
785); räblen, ge-raglen (Bd VI 26. 721); rutschen (ebd.
1856); schnaben II (Sp. 1071). ,Eepo, kriechen oder
krücben, scbleicben oder schnaacken.' Fris. (schon
1541). Meist in Zssen wie abe"-, ufe"-, tone"-, ane'-,
ine"-, um-enandfercj-, deio'-, füre"-, hindere"-, zuehe"-
sehn, oder mit andern Richtungsbestimmungeii.
,Prorepere, herfürscbleichen oder -schnacken oder
-kriechen.' Fris. .Fürhinscbnagen (-schnacken. Mal.),
fürhinkriechen, e-, prorepere, proserpere.' Fris.; Mal.
a) von Tieren; zunächst von Schnecken, Würmern,
Schlangen uä. Was schnägget dort ''em Bode" »iö'"*
und cha"" fast gar nit vorwärts cho"? Es artigs
Schneggli. Dorfkal. 1860. Es schnögge" hundert
Schnegge" a" 's Pfarrers Hag dur'''üs. A Frey 1 89 1 . Wenn
d'Schnegge" im Frücli"g d'Heg üf schnögge", su über-
lauft im Summer d'Äre". Schild 1863. 's Strötte" tuet nit
guet, seit de'' Schnegg, ist sibe" Jör de" Baum üf
g'schnögget und doch wider abe"g'heit. Sprww. 1869;
vgl. Schnegg. ,Dass der Schnegg, wo sibe" Jär iseh dür'''
■'e" Boum üf g' schnägget und wo-n-er du isch abe"g'heit,
het g'seit: Ile" tuet nid guet, dass der seine Heimat
im Emmeiital gehabt.' RGrieb 1911. Was tuesch o«*
geng so zägge"? Du hesch doch zwöi längi Bei" und
glich chunsch nie bizite" hei", e" Schnegg cha"" schneller
sehn. FBränpli (Zäggibueb). Fröli''' schnögget's [ein
Würmchen] über 's Wegli ine". WMüller 1918. Gras-
grüen dröle"-si [Schlangen] zum Saclc üs ... und
schnögge" der Frau nöche". EFiscuer 1922. ,Bald war
es, als ob es [das für ein Krokodil gehaltene Wesen]
trohlete, bald schien es zu schnaggen oder zu kriechen.'
GoTTH. Von Raupen; bildl.: Langsam isch di dunlcel-
bloui Roupe' [Infanterie in Marschkolonne] Thun zue
g'schnägget. EvTavel 1913. Von Läusen F. Von Säuge-
tieren. Es chunt ke'"s Müsli z'schn., während die Katze
vor dem Mausloch lauert. GStücki 1908. ,Er hab den
Bär gspürt im Grund und hab ihn gse° bei seinen
' Tappen zu Vielmergen im Dorf umen schnagen.' Vilm.
Lied 1656. Vom Doggeli: ,Als der H. seine Bitte
in wohlgesetzter Rede anbrachte, war es Me3'eli, als
schnagge (krieche) ihm ein Doggeli aufs Herz.' Gotth.
— b) von Menschen, a) eig., sich auf allen Vieren
fortbewegen, bes. auch auf den (Händen und) Knien
(oder auf dem Gesäss), wie kleine Kinder tun, die
noch nicht gehn können Aä; Bs; B; F; „VO"; L;
ScHw; S; Dw; W (auch St."); Zg (auch St."); Z (auch
St. und St."). Mi"s Buebi schnägget afe" (chann afe"
sehn.), ,wird bald gehn können' BSi. D'Göfe" mögi"d
sehn. ScHW. Wenn d' nilmme' springe" chanst, se lauf;
wenn d' nümmc laufe" chanst, seschnögg! L (ERöthelin).
D's Mürle"loch [ein natürlicher Tunnel am Heuberg]
ist z'mitts-t eso änggs, dass-me" muess sehn. SchwMuo.
Uf all(n)e" Viere" (umerj sehn. ,Autf allen Vieren
schnacken.' HRRebm. 1606. Am, uf ''em Bode(n) vme"
sehn. Wo der Wage" still g'stande" isch, bin-i''' au''' tise"
g'schnögget. CSchneiher 1886. ,Wenn sie dann endligen
müd sind mit Kanonieren, so schnoggen die Tapfern
[die Soldaten in den Schützengräben] aus ihren Löchern
heraus.' S Tagbl. 1917. IJnger ''em Bett füre" sehn.
JBt'RKi. Schini Liebsti ... ist scho" fruo fruo in
d'Chilchu" g'gangu", istunderüfin 's Tötwbar y'schliffu'
und darmit dem Liebhaber entgege"g'schnäggot, um ihn
zu erschrecken. W Sagen. ... d'Stubeti üf und ab sehn.
(BLang., Stdt), am Boden wme" sehn. (SOlten), und du
muest drin ume" sehn. (BsL.), Forts, der Antwort auf
die Frage: Was wei"-mer mache"? s. Bd IV 958o.
Cha""st (nid) vo" dünne" sehn., heim Fingererraten;
s. Bd VI 1602M. (auch B It AfV. I 124); ähnlich AaF.
(unde"dur'''e" sehn. ebd. XXII 165); BTwann (under
"em Beckli [d. i. Böcldi] dur'''e" sehn. Bärnd. 1922, 384/5);
SL. (wärisch drunger dänne" g'schnögge". Schild 1863,
38). ,Denn nahm er den guten Heirli vom Boden auf
seinen Arm ... Der Heirli ... schnakete denn ihm über
die Achsel, langte mit der Hand den Rücken und auf
beiden Seiten hinunter.' HPest. — ß) sich langsam,
lässig, unbeliolfen, mühselig fortbewegen, „schleichen",
auch nur Affektwort für gehn übh. Aa; ßs; B; „VO";
L; Sch; U; W; Z (auch St.). Nu'' nüd g'schnägget, lauf
weidli'''! Z. Bist aber nu'' g'schnägget, zu einem Kinde,
das sich auf dem Schulweg versäumt hat. ebd. Lueg,
w'e De'' devu" sehnögget! Sch. Sehn, w'e-n-en alti Gros'-
mueiter. EEschmann 1917. Wenn-si numme" no''' cha""
sehn., so geit-si no"'' üs FMu. Du muest au''' Eine"
[einen Liebsten] ha", und wenn-er nume" sehn. cha"".
Grolimünd 1911. [Eine leidende Frau] chunt cho"
z'schn., zum Arzt. Dorfkal. 1887. [Einer, dem die
Beine amputiert wurden] schnägget uf zweu Tütschi.
OvGreterz 1911. Er [ein Erschöpfter] schnägget zuhi",
Wffe" het-erja nid me chönne". Barnd. 1911. Im Latid
ume" sehn., von einem Krüppel. AzcrGilgen (T,). ,[Der
betrunkene] Benz wollte mit 's Tüfels Gwalt die Stegen
ab sehn.' Dorfkal. 1864. Er schnägget das Hübeliüf.
RvTavel 1913. Bis-i''' de"" alben uf de" Donstigs
Hinderegglihoger ueche" g'schnägget bi", vergi-t fei" e"
Bung. FStacffer 1917. — y) »kriechen, im moralischen
Sinne VO"; ,L; Zg' (St."); „Z'. W'e d'Walim [einem
Kandidaten] het g'wägget u"'' 'drecket wie Litt, de""
ist-er no''' g'schnägget [um sich die Wähler günstig zu
stimmen]. Jitz ist-er am Brett [und behandelt sie
rücksichtslos]. B Volksztg 1895 (BG.). — c) von Pflanzen
BS.; Ndw (Mattliys) und weiterhin; vgl. Sehnägg 3,
Schnägger 2. Der Abuech schnägged über d'Bäim üf
Ndw (Matthys). .Ranken, welche vom Stamme ausüJer
''e" Boden e"'w'egg oder dur''' ''e" Bode" dur''' schnägget [!].'
Bärnd. 1922. ,Fehlt die Stütze, so schnögge" it'"' ggrögge"
die Reben am Bo(7eM MWjnCwieBronibeerranken.'ebd.—
d) von Dingen. ,Die Last, die [auf dem Schnee] wie
eine riesige Schnecke gleichsam herunterkriecht, oÄi"-
schnägget.' Barnd. 1908. Di ... Reisgutsche" isch vo"
Gümmene" her der Stutz üf g'schnägget. RvTavel 1913.
Es sehnögget es Zügli im [= dem] Wisse"stei" zue. S
Ztg 1917. Derwilen iseh ... der Zeiger am Röttum
höcher und höcher g'schnögget. JReinh. 1917. Wenn
's Wasser 's erst Möl derdur''' [durch die Gräben einer
Bewässerungsanlage] g'schnögget isch. EFischer 1922.
De' Rauch [von Abels Feuer] isch obsi''' g'gange" und
im Kain sine'' het müesse" am Bode" nö''' sehn.
SHA.MMERLi-Marti. Über di wilde" Grat si" schwdri
Nebclwullce" g'schnägget. RvTavel 1913. Der Schatte"
vom Christoffelturm isch scho" wlt d' Spittelgass ab
g'schnägget. ebd. 1916. Von Abstr. Mit ausgeführtem
Bilde; s. Sp. 185 M. (Ge-schleiff). Langsam ehund
der Obi"g z'schn. WMüller 1908. Wo d' Fenster ...
zue g'si" si", het-men e" Zit lang der gel" Erger g'hirt
im Sal umenandere" sehn. RvTavel 1922. — 2. mit
Acc. P., Einen tüchtig hernehmen, in stramme Zucht
nehmen. Er hct-mi"'' loüest g'ringget (oder g'schnörgget,
g'schnögget). Bärnd. 1911 (BG.); vgl. ge-schnägget. —
schnäggend: zu Bed. 1. .Schnackende, repens; ein |
1177
Schnagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnugg
1178
schnackendes kind, das auf allen vieren gadt oder
kreucht, infans quadrupes.' Fkis.; Mal. ,Grosse
schn-e oder kriechende vierfüssige Würni.' RCts. —
g«-schnägget: zu Bed. 2. Nur in der Verbindung
g-a cho", übertölpelt werden BG. (Bärnd. 1911); Syn.
unn''er ''e" Sehnägge" cho" (Sp. 1174). — 1 auch bei
Fischer V 1024 (achnnke", faul gehu) uud im Alem. KB. 44 (tW
Chrebs im Bach, rcofüm''' schnmjt); wohl etym. verwandt mit
Schniyel (Sp. 1109), Svlmlyg. Danehen steht eine Warzelform
mit germ. k iu alid. snachan (uur dhunthsnuoh, inrepserat, bei
Isidor); nd. «nnfo-, ags. «iiac« (engl, snake), aisl. snät-r (snokr),
Natter, Sehlange; norw. (dial.) snnk, Schnecke; vgl. Fallc-Torp
1911, 109S (enog I), ZU den Gutturalverhältnissen die Anmui.
zu schnagereii I, Schnägg I. ö (statt ä) als Vertreter von altem
ä erscheint in nasaler Umgebung auch sonst an den selheu
Orten und weiterhin im ö-Gebiet, so iu no'* nahe (Bd IV 634) ;
Weiteres bei PSchild 1891,54/5; BSG. VI 102; XIV 42. Zum
r-Einschub vgl. Schuan/gen (unter Srhnägg 7^^), ferner snrkt" :
»Sken (Bd Vll 1323. 685) uam. 2 ist Abi. zu Schnägg -t.
a°- II: mit Dat. P., Jmd kriechend berühren. Dem,
wo-si [eine gespenstische Spinne] a"g'schnögget isch,
de'' hat blatti Mosen uhercho" ... uw' iscJi g'storbe". .\f\'.
(BKohrh.). — er-: kriechend erreichen. Was mti'
nit erlü'lfe" mag, cha'"'-mu" e., Sprw. BSi. (DGemp.). — •
j US-: bis ans Ende durchkriechen. D'Acherleniü., beim
Jäten. Bärnd. 1908. — ver-: refl., sich verkriechen L
(RBrandst.). De" Hund verschnögget-si''' z'hinderist
under 's Bett. — durch-: durchkriechen. ,Perrepere,
durchschleichen, bis etwan hin schleichen, d.-schnacken,
: durchkriechen.' Fris.
1 Schnägger (bzw. -ö), iu Bed. 2 auch Schnögger
— m., Dini. Schnägg-, Sehnägg-, Schnögg-, Schnöggerli:
1 1. a) (in Obw aucli Schnäggerli), = Schnägg II 2a, „Krie-
cher VO"; L (St.»-); Uw; Zg (St.''); „Z". — b) (auch
' Schnägger})) Name einer Binderrasse BG. .Die als röti
Ghue bezeichnete Simmentalerkuh wird ... in ... Gegen-
satz gestellt zu den kleinen und kurzbeinigen UnW'er-
söijer Sch-e" oder Schnäggerlene", Gräggere" oder Gräg-
•gerhne", welche als geschätzte Tiere der Kleinbauern
zumal ans dem Oberhasli zu Unterseen anf den Markt
kommen.' Bärnd. 1911 (BG.). — c) Bummelzug BBe.
(Dan.). — 2. Schnägger (bzw. -ö-) aScHw, G., Kü.; U;
Schnögger AaF. (ra.); L, so Ber., Stdt und It Ineichen
i(ni.), ERöthelin, Dim. Schnäggerli (bzw, -ö) B It Zyro;
|L (auch St.); aScHW, G.; U, so Sil., Schnöggerli Aä It
'Rochh.; LG., so Semp., Surs., Will.; Zg, meist PI.,
' Schnägg 113 (t^p. 111 4); in L kleiner und später als die
Höckerli, von den Grüperli unterschieden durch den
mehr in die Breite gehuden Wuchs sowie (nach Ehiner)
jladnrch, dass die Hülsen nicht essbar sind. Syn. aucli
loch Schn.-Ärbs (LE.); Schndggeren. Schnögger, fin
ibg'chöchelet, gend massig es guets G'miiesli ab, si
chlüffi'd abe" wiejungi Mertel L. S. noch ler-schlanqien
|Sp. 557). — 3. a) = Schnägg 114, ,der hintere schlitten-
i-rtige Teil eines in den Bergen viel gebrauchten Fahr-
eugs' FJ.(BSG.). — b) Halbwagen, dessen Vorderräder
urch Schlittenkufen ersetzt sind LE. (BSG.); Syn.
jchnegg. — Zu 1 a vgl. schwäb. ScluMierh'", Schmeichel-
■ame für kleiue Kinder (Fischer V 1025). ScImSgger in Bed. 2
(it einer der seltenern Fälle eines umgelauteten deverb. Nomen
?. anf -er; vgl. Schnägrierm.
Schnägget m.: Gekrieche. ,Gar Mancher hat auf
ieser Tour seinen längst vergessenen kindheitlichen
ehn. auf allen Vieren wieder erlernt' N. ZZtg 1864
OCHW).
j Schnäggete''(in BS. -ö-)f.: 1. = dem Vor., Hand-
bg, die langsam, schleppend vorwärts geht BS. ; üwE.
— 2. e" Sehn. Höi, das letzte Häuflein Heu, das beim Ein-
führen auf dem grossen Fuder nicht mehr Platz findet,
daher nachgeholt oder auf einem kleinern, angehängten
Wagen mitgeführt wird; auch für ein kleines, armseliges
Heufuder ubh. BS. und südlich davon (wo -ä-). —
2 lässt zunächst an eine koll. Ab), von ScImäggCe") i. S. v.
Sclniägg II 4, Schnägger 3 b, Schnegg 3 b (wozu die parallele
'BUiuDg Schntggeten ; s.d.) denken. Aber das betr. Fahrzeug
soll in dem grösstenteils ebenen Gebiet unsres Wortes nicht
gebraucht und, soweit bekannt, als Schnigg bezeichnet werden.
Sollte das W. ans dem Gebiet von Schnägg IU, für das es in
unserm Material allerdings nicht belegt ist, eingedrungen sein?
Schnäggi II (bzw. -Ö-) m.: = Schnägger la Aa, so
F.; L; Uw. Auch als Schelte auf einen langsamen
Menschen AaF.; B (Zyro); ZS. Bis de" Hagels-Schn.
mifem Fueruerch äntli''' a''ruclct. EEschmann 1916. Der
ah Schnöggi! XaF. .Schnoggi.' 1748, AATäg.Gerichtsb.
— ,Belleu-Schn.', Beiname einer Familie ZRicht. (EStauber
1922, 65). Ebenso ■^Schnöggis LBer. (ERöthelin).
„schnäggig: kriechend VO; Z".
schiiäggli''ge'': ,gebuckt und verzagt, zB. den
Platz ändern [dh. die Stelle wechseln]' B (Dan.).
Schnäggere" (-ö-J f.: = Schnägger 2 ZGÜAeg. und
It Ribeaud.
schnäggle» LE., schnöggele" AaF.: Dim. zu
schnäggen 1 LE. Insbes. entspr. schnäggen i6ß. von
Kindern AaF. 'sChindist nume" g'schnöggelet. Schnög-
gele" recht! unwillig zu einem Kinde, das sich nur
langsam an die Ausführung eines Auftrages, Boten-
ganges odgl. macht. Bisch g'schnöggelet? zu einem ver-
spätet heimkehrenden Kinde.
Schnäggi er m.: Spitzname der Antonianer (s. Bdl
352) BHk. und laut Zyro. — Nach einer Angabe aus BHk.
(M. XIX.) soll der Name au die unzüchtigen Taten erinnern,
die die Angehörigen der Sekte in ihren Versammlungen be-
gingen; vgl. ZfhM. 1907, 302.
G«- schnägg n.: 1. Durcheinander GlGI. Syn. Ge-
nüel (Bd IV 718). — 2. .Geschnak', Eingeweide. Ebel. —
Viell. zum Folg. Zum Zshang von 1 und 2 vgl. die Anni. zu
Gans-Gc-sAmi,hr (Sp. 1075).
schnügge" III, 3. Sg. Prses. und Ptc. -et: von Kühen,
Ziegen, die nicht ruhig weiden, sondern hastig vor-
wärts gehn und nur hie und da vom Grase naschen
GrL. (Tsch.). Syn. schnäuggen (Sp. 1180). — Wohl eins
mit schwäb. schnäken, unwillig, unachtsam essen, verschütten
(Fischer V 1024); vgl. anch das etym. verwandte «cAiiayei-en //
mit Anm. (Sp. 1169).
über-: a) Etw. flüchtig, obenhin betreiben ZBül.
(JMeyer). Mit Dene" cha""-mer Nüt ha": si verstand
Nüt und wand fertig si", eb s' nu" a"g' fange" händ,
und überschiiägge"d drum Alls. — b) = über-ginnen
(s. Bd II 329). oO. — Vgl. Mtr-schmigtmi, zur Bed. auch über-
schnttiieraiSa und c (Sp. 1147), iiber-ach nüuygen.
Schnäggeri" f.: Kuh, Ziege, die schnägget GrL.
(Tsch.).
ver-schnägge°(bzw. -Ö--): in einer Speise herum-
wühlen, statt ordentlich zu essen GRChur, Pr.
Schnägge" III m. : 1. Schnitt, zB. in der Hand; auch
die davon zurückbleibende Narbe GrV. Syn. Schnatten.
— 2. de" Sehn, ha* a) einen .Stich', Makel haben, so
von Fleisch, das zu riechen beginnt GflNuf. — b) Sül
liest de" Sehn.! zu einem Burschen, wenn er nicht recht
tun will. ebd. — Tiell. eines Ursprungs mit Schnägg I ; s. die
Anm. Sp. 1173. Die Zsgehörigkeit von 1 und 2 ist aus geo-
graphischen und geschichtlichen Gründen (Vals ist eine vom
Schnagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnugg
1180
Kheiiiwald ausgegangeue Walsorkolonie) nicht zu bezweifeln.
Zum Zsbang von 2a und b vgl. Stiih.
,sclinaggle°, seh nagle °" (so auch St.*»): „mithaben,
bezeichnet das Zittern oder die wellenförmige Be-
wegung eines angespannten Seiles ScHwMa., Tuggen";
St.*". — In verwandten Bedd. bes. bair.-österr. ; vgl. Gr. \VB.
IX 1156, auch Uuger-KhuU 549 {srhnacktht, schnalzen).
Schnäggis. In der Verbindung Schniggis und Sehn.,
Alles zusammen, zum Ausdr. des Überflusses. — Vgl.
die syn. Mig:,is» 1, ^uj/jis 11 (Bd IV 123/-1. 709) und ihr Ver-
bältniss zu Magyis, Näggia (ebd. 121. 704), über ähnliche
Gruppen die Anm. zu mänggelen (Bd IV 330).
Schnangge" Aa (H.), Schnäugg I Aa, so St., Wohl,
(neben -e"); ScHwE.(MLienert); ZTu., sonst &7mäi((;g'e"
(,-eu-', -öl-, -ü^-, -ai- usw.), in B It Volkszeitg 1904
auch ß'schneugge" — f., in Z in Bed.2b m., PI. -e",
in BR., Si. -i, Dim. meist Schnäuggli, in GRoHe.
Schnäuggi: 1. Schnauze. Syn. ße-fräss (Bd I 1317/8);
Gösch (Bd 11 480); Läff (Bd III 1110); Schnuggen;
Schnorren (Schnorren, Schnurren); Schnauzen, a) von
Tieren (Schweinen, Hunden, Katzen, Rindern usw.)
Aa, so f., Zein.; Bs (auch Spreng); B; F; GRHe.(Tsch.);
L (St"»); GT.; ScuSchL; S; Zg (St."»); Z, so 0., „Rüssel
Bs; Gl; L; Zo; Z." Niemer het-im [einem Hirten]
widerredt, wenn er albe" b'hertet het, sinettvege" chönnt
jeden Ougcblich e" Leu us ''em Bremgarte" cho", er iät-
im wie Simson d'Schn. verrisse". KvTavel 1913.
's Gäutier [ein fabelhaftes Tier] sper''t d'Schn. sper"-
angelwitüf. EFischeu 1922. S. noch Bd V 1179 (pfurren);
Sp. 815u. 891u. ,Canis stringit vestigia leporis, lauft
zeruors auff in, also dass er in mit der schnöucken an-
rüert, doch in nit gar erschnappet oder erwütscht.'
Fris. ,[Bei den Jagdhunden] sol allwäg umb den köpf
oder schnöugen etwas fläcken und mackel gesäheu
werden.' Tierb. 1503. ,Der ein [Igel] hat ein rüessel
gleich einer sauw, wirt genannt auff teütsch seuw-
ygel, der ander aber ein schneugen wie ein hund, wirt
auss der ursach genennt hundsygel.' ebd. .[Ein Wolf]
mit starkem hart bei der schnöuggen.' ebd.; s. noch
Bd VII 144/5. ,Die Schnorre, Rüssel, Schneüke, rostrum,
promuscis.' Red. 1662. — b) derb, verächtlich vom
Menschen, und zwar spez. a) „Nase" Aa, so F., Kulmert.,
St.; Bs (It Spreng ,verächtlich von einer fürwitzigen
und vorschüssigen Nase'); BBrisl., E., M. (insbes. un-
reine Nase), Si. und It Zyro; „Gl"; L (auch St.);
GWe.; „Zg; Z", so Bül., Febr., 0., Tu. und It Dan.;
vgl. Schnäugg-Nasen (Bd IV 801). Dti hest jo cii röti
Sehn.! AaSI. Ke'"s Schneuggli voll vo" dem wol-
schmöcliige" Doiist. JBürki. D'Schn. in Oppis, in Allfejs
(ine") stecke" Bs; L; ZTu. Henggst all d'Schn. in Alls
i"hi"! GWe. Er wo't (mues') d' (od. si") Sehn, in
Allem (ine") ha" oü. Aa; Bs; ZFehr. Bist doch e"
freche'' Kerli, mit diner Sehn, i" Sache" ume"s'schneugge",
wo-di''' vo' Hut und Hör Nüd a"gönd! L. Heb d'Schn.
z'rugg! ZO. Heb 's Schnäuggli e'weg, ,Nase weg!' zu
einem Kinde AaP. — ß) Mund (vom Vor. vielfach nicht
scharf zu trennen) AaF., Fri.; Ap; Bs; BE., R., S., Stdt
(,mattenengliscli'); Gl; GroHb. (auch Dim.); L; Scnw
E.; G, so A., Ms, T., Wl.; ScnSchl.; S; Ndw (It Matthys
,Maul wie ein Rüssel, grosses, unschönes Maul'); Z,
so 0. (bes. , neugierig vorgestreckter Mund'), insbes.
böses (Gl, so Engi; ZU.), freches (AaF., Fri.; ZKn.),
geschwätziges, lärmendes (GA., Ms) Maul; das Dim.
in kosendem S., .Spitzmäulchen' Th (Pup.). Der ünder-
melcher, das g'meintt^, kögg^ Pürsteli, wo der ganz Tag
d'Siggaren oder s Göneli i" der Sehn. het. SGfeller 1911.
p>' ha" g'nueg z'tue" g'ha", mi" Sehn, dbz'putze", nach
einem unerwünschten Kuss. Nationalztg 1899. S. auch
Bagü (Bd VI 722). 2«* gib (hauj-der Ei"s über d'Schn.
i"e" od. in, uf d'Schn.! AaF.; Bs; S. Du füle'' Schlingel
du, wart, i"'* tue-der d'Schn. sue! EFecrer. HA
(Halt Bs) d'(od. di") Sehn, (zue)! Bs; BS. ; L; G (Zahner);
S; Z. Wt't jetz einist d'Schn. zue ha", du Nundidie-
chaib! Lienert. Tuen e'"möl di" dum7ni Sehn, zue!
AaF., Fri. S. noch Bd VI 1239 u. — y) auch für das
ganze Gesicht AaF. (,hässliche Physiognomie'); Bs; B
oAa., E.; ZO. Uf d'Schn. schiesse", aufs Antlitz zu
Boden stürzen ZO. Wo-nig [auf einem Bilde] das...
Bilrli g'seh" ha", wie-n-es vor dem stolze" Zehnte"vogt
schlotteret und schwitzt, wo mit-cre"höchmüetige" G'schn.
uf ins abe" biegt. B Volksztg 1904. .Eine bitterböse
Sehn, machen.' JSenn 1864. E" Sehn, mache", ein unzu-
friedenes Gesicht BE. Das Dim. mit Bez. auf Kinder,
Mädchen. Nes süfers Schnäuggli; s. Bd VII 72u. E*
herzig, a"mietig Schnaiggli; auch zärtliche Benennung
eines Kindes Bs. — c) in der RA. Das het e" Sehn.,
hat Etw. auf sich, lässt sich bedenken ZBauma; vgl.
NasenS (Bd I V 799) ; Gesicht (Bd VII 256 u.) ; Schnorren.
— 2. übertr. auf ähnliche Dinge, a) = Schnabel 2bt
(Sp. 1064) ZO. — b) ni., aufrechtstehendes Hörn der
Schlittenkufe Z; Syn. Gransen 4, Hörn 3i (Bd II 783,
1618); Schnepf; Schnerf. De'' Schlitte" häd en Sehn,
ab. — Vgl. Gr. WB. IX 1284 (.Schneike'); Martiu-Lienh. II
498 {Schneit, auch in pers. Bed.); Fischer V 1039 (Schndnk',
naschhafte, wählerische Vfeibsperson), sowie die Nbformen
Schnr,gg(en), Schnöggen. S. auch die Auui. zu Schimugg II,
Gl \ii- Schnaiggli: Weibsperson mit böser Zunge Bs.
D'Jumpfere" G., d'Frau Schnädermxd [usw.], Teil
nehmerinnen an einem Katfeekränzchen. Nationalztg
1903. Mir isch's ganz drimmlig umrde", wodieJumpfere"
G. so vom Leder 'zöge" het. ebd. 1919.
Hunds-,schnöucke: rostrum caninum.' Fris.; Mai,
— Vgl. Martin-Lienh. II 498.
Su"" - Schnü-gga: Saurüssel. [Diebe] hi^" ... us-eref
Büchti e" S.g'no". IUrxd. 1911 (BG.). — Wunder-.j
in B G'iimnder-Schnäugge" : = W.-Nasen ,2 (Bd I V 802) B,
so Stdt ; ZO. ; weitere Synn. s. unter W.-Ghatz(M III 594).|
Schnäugg II m., in GlK. und nach einer Angabej
auch Z f.: 1. Naschmaul GlK. — 2. naseweises, vorj
witziges Kind, Mädchen, junger Mensch übh. aScBW
Z. En junge Sehn. Z (FStaub). — Nomen ag. zu sAmiuggei
(BSG. XII 126 ff.); das Fem. kann aber auch pers. gebrauchtci
Schnauggen sein ; s. d. unter 1 hf zu Ende, ferner Uiß-, Wunder
Sehn. Als Name: ,Hans Bebi, gen. Schneüg.' 1579, ZGrttn.
G''-schnäugg n.: Nascherei Tu.
Herre°-Schnäuggel ra.: Mädchenjäger au
,bessern' Kreisen. Vgl. Meitli-Schmecker (Sp. 908]
's tvird öppe" sö-ne" listige H. si", wo das Vögeli möch^
föh" mit si"'m Löcklcn und Bügge", von dem unbej
kannten Sclireiber phrasenreicher Liebesbriefe. JoAcij
1885 (S). — Nach einer S Auskunft individuelle Bilduüg. j
schnäugge" (,eu-', -öi-, -ü-, -at- usw.), 3. Sg. Fraj;
und Ptc. -et: 1. a) „schnüffeln", a) eig., von Tierei
schnuppern, „schnobern nach Art der Hunde od(
Schweine Bs"; BSa.; Gl (auch St.); ,L"; S; UwE|
„Zg"; Z (auch St.). D's Chalb het ßn en Schutz a[
mer g'schneugget BSa. — ß) uneig., „stänkern", seil,
Nase in Etw. stecken, (vorwitzig, unerlaubt, heimlicj
' unordentlich) in Etw. (zB. in einem Schrank, ein
1181
Schnagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnugg
1182
Schublade) hei uiustöbern Aa; ApI., K., M. (T.); Bs(auch
It Spreng und St.); Gl (auch St.); GRMai.; L (St., St.'');
G, so Stdt; ScH (auch St."); S; Tu; Uw; Z« (auch St.,
St.*"); Z (auch St.), auch (mit den Augen, Ohren) aus-
spähen, spionieren Bs, so Stdt. Se, wa' hest de't s'schn.?
äaF. G'schneugget hest! zu einem Mädchen, das sich
an fremden Briefschaften zu schaffen macht. HBlattner
1902. G'sehsch dort Selbe" ... wie-n-er lauft und g'tcagglet
und schneugget! von einem Polizisten. Breitenst. 1863.
's Üfschmecke" und Sehn, isch sun.st nit ml" Bruch.
WicK. ,Du hast mir wieder in meinem Kasten
g'schneugget und das leid ich nicht' A^St. Er het im
Chuchigänterli g'schnäugget L; vgl. b. In Oppis(em)
ume' sehn.; s. Bd VI 924 (Gänttrli-Bümer); Sp. 1179M.
und vgl. umen-schn. Bes. auch in einem Buch, einer
Zeitung odgl. blättern, oberfliichlich lesen ApI., K., M.
(T.); Bs; Tb; Z. Ivtene" Buech sehn, 's Publikum, wo
vor am Tisch still schneugged i" de" [den dort auf-
liegenden Schüler-]//«/";«". Zyböri. Im Wuche'blättli
ume" schti. WMiller 1918. D'Katri" hed d'Ziti"g ab-
g'no" und es Wili drin ume" g'schneugget. ebd.; noch
öfter. Von Tauben, die in fremde Taubenhäuser
fliegen ZAlf. — b) spez. mit Bezug auf Nahrung. Im
Futter, in den Speisen, der Schüssel herumschnüffeln,
-wühlen, um sich das Beste herauszusuchen, wählerisch,
Instlos (fr)essen BsStdt; Gl; Th; Z, so Dättl., Kn.,
0. Die Chue frisst das Jett niid, si schneugget nir ZO.
Das ist nüd g'esse", das ist nw g'schneugget! ebd. Er
hat nW drin [in der Schüssel] ume" g'schneugget Th;
Z. Es [ein Kind in Erwartung der Weihnacht] häd
fce'" ZU zum Esse" . . . es schneugget nw im Müesli.
EEscHMANN. Vom Weidevieh, ^schnäggen III (Sp.ll78)
AäB.; GRpläsch, He., Ig.; ScHwMa.; Tn; ZO. St [die
weidenden Rinder] hand g'nueg, si schneugge"d blös'no"''
e'weng ThMü. (Unbefugter Weise, heimlich) naschen.
von Tieren (bes. Katzen, Hunden) und Menschen Aa,
so B., F., Fri., Z.; Ap; Bs; BS.; L, so E.; GlK.; G,
so 0., Wl.; SoBwMa.; Tu, so Esch., Hw., Kessw., Wag.;
Z, so 0., Stdt. Wann d' nw cha""st sehn. ! Messikommer
1910. Wä""-mer ... uf 's Bosinli [Bergname] ist, so
hät-me" dürr Bire" und süri Öpfelstuckli mitg'no", me"
hat uf^em Weg allitcil e"chli" Öppis s'schn. g'ha". ebd.
[Kind zur Maus in iler Falle:] /'* han au''' nid g' folget,
ha" g'schneugget wi' du. SHiMMERLi-Marti 1916. S. noch
Bd V 697 0. fE") Giggernillis und Sehnaiggdra"! ab-
wehrende Antwort auf die Frage nach dem zu er-
wartenden Essen Bs; vgl. Bd II 176 u. Von Etw. sehn.:
I Wenn d' nid vo" Al'etn g'schnäugget hast, bist nid z'fride"
I TbHw. Etw. sehn.: Si"s Müetti hed es Häfeli voll
i grosse' Bere" 'teigget, der Lumi hätt die Schnäfeli gar
1 grüsli''' gern g'schneugget. Zyböri. Naschwerk in Haus,
I Küche, Banmgarten, doch auch andre Kleinigkeiten im
I Hanse entwenden Aa; Bs. — 2. ,ein unzufriedenes
Maul schneiden, unzufrieden reden' Ndw (Matthys),
schnauzen BE. (SGfeller); Syn. schnorren, schnamcen.
Du gäbist e" Hafner, du chennsch der Dreck! schneugget
I N. SGfeller 1911. — 3. , durch Reden oder hastiges
Wesen Etw. verheimlichen wollen, Unschuld simu-
lieren, zB. von Dieben' BsStdt. — Mhd. snouken, schnobern,
heimlich gehn, bes. um zu uaschen; vgl. (durchweg in Bed. 1
oder ihr nahestehend) Gr.WB. IX 128i (,schneiken'). 13'21
(.schneuken'); Martin-Lienh. II 498; ChSchmidt 1896, 95;
1899,310;FischerV1039;Schm.»IIö66;westerw.«ciim«ivn
(Beitr. 14, 469), ferner die Synn. näuggen II, nogym (Bd IV
'05. 710); namenl, näuten (ebd. 803); schläunen I (Sp. 569);
schnoggen; schnaueen, scknäuBen; schnauwen (zu 2), auch
schnaggm III (Sp. 1178). Woher der Umlaut? Über ent-
lehntes Snöke, »n€/ie, schnüifelü, vorwitzig herumstöbern, auch
(Wein) kosten im Patois des B Jura und weiterhin s. ETappolet
1914, 64; 1917, 155.
ab-: abschnauzen BE. — oben-ab-: von der Ober-
fläche wegnaschen. I'* schneugge" nu" de" Nidel oben-
ab. Stütz, Gem. (ZO.). — über-, untrennb.: „über und
über beschnüffeln" AaF., Fri.; Bs It St. und Spreng
(,rait der Nase über Etw. hin fahren, oberflächlich
beschnüffeln wie ein Hund, der Etw. aufriecht'); „Gl;
L; Zg"; Z, so 0. (zB. Futter, von Vieh) und It St.,
durchstöbern UwE.; U, oberflächlich, flüchtig durch-
suchen, -gehn, bes. Bücher udgl. AaF.; L: Th; Z, so
0. G'uüssni Wiber, uo-n-Alls lönd lo" g'heije" wi'
d'Hüener, trenn 's Bleltli [die Zeitung] chunnd, und
g'schwind Alls überschneuggi"d. JRoos. 7'* ... luege"
die Büeeher und Beigen [in der Auslage einer Buch-
handlung] a" . . . Wo-n-i''' meine", t«* heb Alles über-
schneugget ... WMiller 1918. Spez. mit Bez. auf
Futter, Speisen, ,niit dem Rüssel über Etw., zB. über
eine Speise fahren, auch im verächtlichen S. von einem
Menschen, der auf eine unedle Art mit der Nase den
Geruch einer Speise gleichsam aufsauget und die
Speise selbst fast damit betastet L; Sch; Zg' (St.*");
Z,so Fehr.,0.; Syn.M.-sc7iHa(/e?"en(Sp. 1169), -schnorren.
Me" muess nüd Alles ü. ZO. .[Die von ZGunt. klagen
über die von ZWalt., dass] inen von derselben vech
an den anstössen die weid abgeätzt und zun zyten euch
biss zum dorf zuohin überschnöugget [werde].' 1582,
Z. ,Tanquani mus super farinam percurrere, ein Ding
überschneucken, schlecht darüber fahren.' Denzl. 1716.
ume°-, in AaF.; Bs (Seiler) mit .sein': herum-
schnüffeln, überall die Nase hineinstecken GLEngi; L;
ScnSchl.; Schw, schnüffelnd, spähend umhergehn (in
einem Gemach, Hause usw.), umherspähn, zB. von einem
neugierigen Gaste AaF.; Bs; Z. Auf Naschwerk, Obst
ausgehn Bs (Seiler), herumnaschen, von Hunden, etwa
auch Menschen G (Zahner). In einer (nicht munden-
den) Speise herumstochern L. Gang, ivenn's-der nid
g'schmöckt! I'* will Nüd vo" dem Üs- und Ume"schn.
UÜSSe". — Vgl. Ilartin-Lienh. II 499 (umme-, ''erum-schieike").
a°-: anschnauzen B. — ine°-: seine Nase in Etw.
her-, hineinstecken Bs; B; ScaSchl. und weiterhin. Du
brüchsch da NAt cho" ine'z'schn. OvGreterz 1913.
ÜS-: ausschnüffeln, Etw. (unerlaubt, heimlich) auf
seinen Inhalt aus-, durchsuchen Aa, so F., Fri. und
It H.; Bs (auch Spreng: , fürwitzig und ungebührlich
durchsuchen); L; Schw; S; ThHw.; ZO., (frech) aus-
kundschaften, ausspionieren L; ZBül.; vgl. Bd 1554 M.
Er het Alls müesse" ü. S. En Chaste" ü., bes. auf
der Suche nach Naschwerk TuHw. S. noch Bd VI 9'24
('Gni?<erW-l?M»iecl,«'»e»!-Sc/jn. — Vgl.JIartin-Lienh.II499.
ver-: durchsuchen, -stöbern AaF.; L; ScuSchl.
Ei"'m Alls V. Büeeher gi''d's ganz Eüffe" ... se cha""-men
Alls V. und güstle" Band für Band. JBHäpfl. 1813;
mit der Erklärung: durchstöbern. Bes. Futter, Speisen
V., davon naschen, das Beste heraussuchen Bs; ThHw.,
auch = schänden 4 (Bd VIII 894) BBe. (Pfr Buchmüller),
"s Gras v., von Kühen, die nur hie und da ein Maul-
voll nehmen ThHw.— Vgl. Martin-Lienh. II 499; Crecelius
753 (vernaschen).
,b»-: beschnüffeln Bs; Gl; L; Z". — Vgl. Martin-
Lieuh. II 499; AI. XI 157 (aus älterer eis. Quelle).
1183
Schnagg, schneggr- schnigg, schnogg, scbnugg
1184
dur'^''- untrennb.: durchwühlen, -suchen, -stöbern
ÄABremg.; Bs (Spreng); Th; UwE.; U, bes. von der
oberflächlichen Durchsicht eines Buches, einer Zeitung
ScBwHöfe(Volksbl.); Tu; Z. E" Buech fblös') d. Alles
Gras d., von Weidevieh ZO.; s. Bd VIII 896/7. —
d u r '^ '' e ° - trennb. : = dem Vor. L. Tue-mer de" Kantrum
nid d.! 1"* ha" die G'schicht g'schwind dur'''e"-
g'schnäugget, oberflächlich durchgelesen. Hindurch-
spähen : An der Kammerdire" sind Spült g'sx", und dass-
me" nit kenn d., was dinne" vorgöt, het der Ghristeli
e" grosse", digge" Babirhoge" druff g' naglet. EHetzel(Bs).
Schnäugger m.: wer gerne nascht, von Menschen
(bes. Kindern) und Tieren Bs (Seiler); Th. Ziegen sind
noch ärgere Schneugger als das Hornvieh ThMü. — •
Vgl. Gr.WB. IX 1321; Martiu-Lienh. II 499; Crecelius 753;
Fischer V 1039.
Schnäuggere" f.: 1. s. Schnögeren (Sp. 1170). —
2. Weibsperson, die Alles ausspäht Bs (Seiler). —
Zu 2 vgl. Crecelius 753 (Schmukeni).
g'-schnäugget(inGLM. -ai-, in F tw. -M--, in ,FU.'
nach einer Angabe -t^-): wählerisch im Essen, nasch-
haft F; Gl; GWb., auch wählerisch, heikel übh. FJ.
E" g-i Geiss GlK. (Wint). Du bist nöive" g-a FuSs. —
Zur Entrundung in FU. vgl. BSG. X 117; XIV 67. Eine ä.
FDefinition ,von schlechter Art' meint wohl nichts Andres.
Schnäuggete" f.: Nomen act. zu schnäuggen 1
UwE.; Z (Spillmann) und weiterhin.
Schnäuggi m.: wer Alles durchsucht, -stöbert
Aa (H.); Bs; UwE.; Zg; Z (auch Spillmann), neu-
gieriger Mensch BsStdt; ^jn. Schnaigg-Nase" {BsStüt);
Schnäugg II. De'' Ereschn.! IiSteiker. , Wer sich bald
da, bald dort in den Wirtshäusern blicken lässt, um
Alles auszukundschaften und an allen Tellern zu
schmöcke"' AaF., Fri. (Harbin); auch = Chuchi-
Schmecker (Sp. 908) Bs (Seiler). Insbes. = Schnäugger
Aa; Bs (Seiler); GO. (von einer Kuh, die auf fremder
Wiese weidet). Er ist e" Sehn., ein Naschhafter Aa.
Du dunnerschiessige' Schji..' zu einem Pferde, das beim
Pflügen am Boden Futter nascht. Breitenst. 1863. —
Vgl. Martin-Lienh. II 499.
schnäuggig, in ÄABremg.; Z SL\ich g'schn-: - ge-
schnäugget ÄABremg.; Bs (Seiler); Z. D'Chunde" ...
sind nüme" eso sehn, [wie vor dem Kriege], si sind
na''' so frö, wä""-7nen-e" überhaupt Öppis cha"" ge" Z
(Spezereihandel 1917). — Vgl. Gr.WB. IX 1284 (unter
,schueikericht'); Martin-Lienh. II 499; Fischer V 1039; Cre-
celius 753.
Schnäuggis C-ai-J m.: = Schnäugg-Gäuggis (Bdll
174), meist mit gesottnen Spargelspitzen zs. gerührt
(daher auch Sparse"-, Sparsi-Schn. genannt; S3'n. Sp.-
Miesli) BsStdt. — Zur Bildung vgl. ZfhM. III 38. Schnauj-
ij'<irijis (in Gl Sihneiyeiy(g)is, mit frischer Butter auf der Glut
gekochte Eier) kann als Streckform zu nnserm W. gefasst werden.
„schnäuggisch: stänkerig, schnüft'elnd, von
Menschen und Tieren Bs; Gl; L; Zg; Z."
ab-schnäuggle°: = ab-schnäuggen BE.
ume° nmhw-: = u.-schnäuggen BE. — Das einfache
W. hei Fischer V 1039 (ichmiuklf"); Crecelius 753 (xcliniiiikchi)
in der Bed. naschen oä.
schnäuggli°ge° (-ü'-J. , Auf diesen beiden [Arten
von Einzelschlitten] fahren Knaben und sogar Männer
mit Vorliebe büchU"ge" oder sehn, (bäuchlings).'
Bärnd. 1911 (BG.); eig. : mit der Schnü-gge" n^ch unten.
Schni^gg, Sclinggge": 1. a) Schnegg m. (in AaF.
auch f.) Aa; Ap; Bs; B, so E., M., S. und It Zyro; VO;
Gl; Gr, so He., Scuolms; LE.; G, so F., Eh. (-e^f),
Stdt, T.; SCH, so Barzh., Schi.; S; Th, so Kessw.; Z,
auch Kn., Schnegge" m. BG. (Bärnd.), Twann (Bärnd.);
F; PA1. (Schniaku) und it Schott 1842; Soh, so Bib., R.;
Th, so Hw.; W, so Vt. (-0), f. GnNuf., ObS. (-(e), Pr. (-a),
Ths, Val: GT.; TB. (-u); ZKn., PI. -e" (in WVt. -«'),
Dira. Schneggli, wie nhd. Schnecke (mit und ohne Ge-
häuse).allg.; vg\. Schnägg II 1 (Sf.illS). , Der schnack,
doraiporta, limax, cochlea; schnack on bluot, cassa
sanguine Cochlea.' Fris.; Mal.; ähnlich (,Schneck') bei
Denzl. 1666/1716. Das Haus der Sehn.; \g\. HüsliSchn.,
sowie Schn.-Guslen, -Hörn 2. -IIüs (Bd II 478. 1623.
1730), ferner Schn.-Chue (Bd III 96). Dem Sehn, geb's
... im Chrüehe" nid üs, defür heb-er denn en eige's
Hüs, erzählt der Lehrer den Kindern. AHugqenb. 1924.
Wer treid si"s Hüs uf''em Eügge" umme" ? Rätsel von der
Schnecke GrD. (Tsch.). Es gi''t kei"(s) lieber (schmier»
B; Z, sterchers B; GO., ördligers L) Tierli als esö-n-e(n)
{lolsse" L) Sehn. (Sehn. Sehn. Bs. als eusere" Sehn, gägg
(jägggägg ZRuss.), er treit si"(s) eige"(s) (eigct L) Hüsli
(Hüttli, auch chlinr Hüsi BDärst., Stdt, si"s Hüs und
Heime" ZRuss.) uf ''em Bugge" (auch Büggeli BDärst.,
Stdt, Buggel GO.) (e")wegg wegg tcegg Bs; BDärst., Stdt;
L; GO. (Alpenp. 1874); Z, so Russ.; vgl. auch GZür.
1902, 47; RSuter 1915, 96. ,Die schalen, concha,
als eines schnägken.' Mal. ,[Der Gläubige] lebet ...
im Leib, der da ist eine fleischene, zerbrüchliche
Hütten, ein lebendiger Spittal und Siecheuhaus, das
er, wie der Schneck seine Schalen, mit sich noch be-
ständig ... herumschleppet.' JJÜlr. 1718. Der Sehn,
im Hisli. Hinderm. ,Eim sneggen ... der hat sich in
sin hus gezogen.' Boner; nachher stets ,diu schal'.
.Cochlea, ein schnack in eim haus.' Fris. ,Er lit in
wie ein schnägg, Cochlea; vita.' XVI., Sprw. Sehn.
Sehn., chrüch üs, oder i''' icirf-di''' über 's Hüs üslTa;
s. u. , Liraus, sneg an husli.' Voc. opt. , Limas, ein
Schneck ohne Haus.' Denzl. 1666. E" blutte'' Sehn.;
s. Bd V 214 M. und vgl. Blutt-Schn. ,Lediger schnäg, i
wägschnäg, Cochlea nuda.' Fischb. 1563. ,Die blossen
oder wägschnäggen.' ebd. ,Wer Enten hat, kann durch I
sie die nakkenden Schnekken (Regenwürmer) vertilgen I
lassen.' Gr Sammler 1807. Böte' Sehn.; s. Bd VI 1742o. j
und vgl. Böt-Schn. E(n) g'helsete'' (s. Bd II 1215), I
g'lidete',i"g'lidete'^(s.'QaLl\VlQ9,i). 'tecklete'{s.^\.) Schn.;\
vgl. Schn.-Helse" (GRÖbS.), -Lid (Bd 111 1088), -Teekel,\
sowie Teckel-Schn. Wär-i''' nu" e" Zwerchhand län§er\
g'si", so hett-i''' denn ehönne" go" deckleti Schn-e" sueche"
dei im Luzernerbiet ine", sagt ein Thurgauer, dessen
Tschaggo im Sonderbundskrieg von einer Kugel durch-
bohrt wurde. ONäg. 1896. Die vier Fühlhörner; vgl.
Sehn.-Horn 1 (Bd II 1623). Es ehunt es Tier vo" Tistel
(Ti8pi)-Torn, hat 4 Hörn und Pumpermeitlis Hüetti
uff tmd treit d's Schivänzli im Häfeli fürt Sch. Wenn
es kalt wird, so sagt man zum Scherz, dass alli Schn-f
d'Hörnli hindere" hebi"d ZW. Ig ha" d' Hörner i"'ioge\
wie ne" Sehn., wenn-er a"rönnt, Einer, der die Ifingsi'
gesuchte Geliebte vor sich zu haben glaubt um,
seine Täuschung bemerkt. JEeinh. 1903. ,Ir werdin»
sehn in kurzen tagen, dass inen die [Narren-]orei
werdend ragen ...; etlich tuond sich schon yeti »"'
strecken, doch schmückend sy sich wie ein schneck
JMuRER 1507; vgl. Schn.-ür (BdI416), ferner das Folg
Die Kinder reizen den Sehn, zum Ausstrecken der Fühli
hörner durch folg. Eeim: Sehn. Sehn., streek(-mti\
dini (vier) Hörner (Hörnli, Höre"li, Öre") üf (üs)l ^^
1185
Schnag'g, sclmegg, schnigg, schnogg, schnugg
1186
Bs; Gl; L; S, heb d' Hörner üf! S, zeig-mer (alli) dini
(vier) Hor(n)e"! B, Schnegge" Schnegge" Hörnli
(Börnli), streck (zeig)-mer alli (dini) vier Dörnli
(Hörnli)! Sch; Sohw; Z, Schnegge" Schnegge" Hüs
(Schneggli Schnegg im chline" Hüs), streck-mer dini
Hörnli üsl Scii; Z, Schnegge" Schnegge" Hüsli, streck-
mer dini Vieri! Z, dini Büs(l)i! (s. Bd IV 174G),
Pf(n)üsli! (s. Bd V 1192. r274), mit dem Nachsatz sust
(oder t'V wirf (schlahj-der e" Stei" i" 's Hüs Aa, e"
fürige" Stei" a" Grind Gl, de" To<-n i" 's Füdli''' Z,
wirf (rüer, schlah)-di''' über Berg und Tal (all Hügel
ttnd Täler) üs G; Sch, über de" (höchste") Chilche"turn
üs Bs; Gr; G; Sch, an e" Buttle"dorne" B, uf en Tiggel-
Täggelstein. ebd., uf e(n) hasse" (fürige") Stei", dass-
deklepfsch (verschmetterist) wie-n-en £i Bs; S; Z, oder
i"* töid-di''' oder j'* möird-di''' oder «'* rüer-di''' über
^e" Hag üs oder i«* loic-di''' lou" dour''e" bis über-
mouroe' SchwE. (Lieneit); weitere Varr. s. Bd V 18 (ver-
bläderen). Vilü (ver-pfnatschen) ; VI 96h (umen-rännen) ;
VIII 1364u.; Sp. 302M. 1141 (schnöderen 3b), ferner
Roclih. 1857, 225; Schild 1803, 27; Hunz. 133; GZür.
1902, 48; EStoll 1907, 80; SV. 1921, 9; Bäri.d. 1922.
164; 1924,33«. Schlüpfrigkeit, Glattheit; vgl. 6'fÄw.-
Chnöpfli (Bd III 752), ferner (Schtieggen-jSchnuder,
sehnuderen Ib (Sp. 1145. 1146). Häl (tue") wie en
Sehn.; s. Bd II 1132o. Eso z'schliche" w'e-ne" häle''
Sehn., ist nud mi" Art. CStreiff 1904. ,Er weite allen
denen, so sich genielter stür ghorsamlich ergeben . . .
zwen kräten, einen binden und den anderen aber
fernen, anhenken, und müestent ime Schnecken darinn
umbhintragen, damit ir bei und glat ginüet dardurch
erkhendt und geoffenbaret wurde.'l 599, ZRB. Langsam-
keit, Trägheit. Lautlosigkeit ua.: vgl. Schn.-Post (Bd IV
1797), -Bluet (Bd V 223); harren (Bd II 1517); Schnlder
(Sp. 1128); sc/>wo(Je«n7fe, sc?tnuderew .2rt (Sp. 1141.1 146);
ferner B. I 384, auch Ämmen(-tal)-, Gürbe"-, Sew-Schn.
Sög'leitig gän, das' Ei"'m kei" Sehn, voruis meeht UScb.
,Ein snegge sin natur verkos, sin tragheit in vil ser
verdroz.' Boner F. 64 (.Von einem sneggen und einem
am', in der lat. Quelle De testudine et aquila; s. Anm.).
j ,üedenk, o Mensch, dass Der, der dir hilft, nicht schlaft,
und der dich behüetet, nicht entnuckt. So wird dein
Heiland nicht verglichen einem Schneck, sondern einem
, Rehe und j ungen Hirsch.' FWvss 1673; nach Ps. 121,3/4.
I ,Gott behüt dies Haus so lang, bis ein Schneck die
Welt Umgang und ein Ameis dürst so sehr, dass sie
austrinkt das ganze Meer.' um 1800, BLau. (Haus-
inschr.). ,Das Haus stand so lang, bis das ain Schneg
I durchstrich ale Land' BDottwil (alte Inschr. am Decken-
(balken). (Umenand-)schliche" (Sp. 10/11), schnägge"
(Sp. 1175) wie-n-en Sehn. Mängist stöt-er go" stüne" oder
sehlicht wie-n-en Sehn. Usteri 1853. St sclilicht nu" afe"
me-n-en füle'' Sehn. Stütz, Gem. .Reptare, gemächlich
gon, gon wie ein schnägg.' Fris. Er ist flingg tvie-n-e"
Sehn. L (Ineichen). Zit ha" wie de' Sehn, ab der Brugg,
höchste Zeit haben; s. Bd V 537 M. (ebso ZBül., Eis., t).,
(Russ.). G'schwind tvie de'' Sehn, ab der Brugg ZBül.
iDe häsch-es g'macht icie de Sehn, uf der Brugg (wo-n-
fr 7 Jär g'schliche" und dö na'''' i" 's Wasser g' fallen
jst) ZDüb. C«J ile" tuet nit gitet, hat der Sehn, g'seit
fwo-n-er e" Jour lang über d Brugg g'chrochen ist und
jiO{ erst ««<■' a''H"g'hett), zB. gesagt, wenn Jmd an einen
jätein stösst und fällt GSaL.; ZBül. D'Leugger Schn-e"
|i«" sihi" Jär lang über die Brigga g'gangun und z'letsch
Iw» umhri' g'hit. Sprw. 1869 (W). S. noch Sp. 1175.
' Schweiz. IdlotIkOD IX.
.Schnecken schlagen, sihe müssig gehen.' Denzl. 1677.
1716; wohl danach bei Sulger; vgl. Schm.' 11 567;
Baumg. I 122. ,Die Dirnen, die ein lüderliches Leben
führen, müssen am Ende am Hungertuch nagen oder
Schnecken nach Jerusalem peitschen.' B Hink. Bot 1791.
Wenn d' Schn-e" tanze" und d'Büre" pfiffe"; s. Bd V
1078o. und vgl. iSc/tn. -Tanz. ,[A.:] Wer weisst, ermöcht
an uns denken einmal. [B.:] Ja, wann ein Schneck
tuot pfeifen.' Holzw. 1571. 's ist so still, das'-me" g'hört
d'Flöh hueste" und d'Schn-e" belle" ZRuss.; vgl. Bd II
1767M. B'Schn-e" belle" g'höre", g'seh", überklug sein
Z, so Bül., W.; Sprww. 1869 (, Einer, der's hinter den
Ohren hat). Wie dit Chrotte" chönni"d trotte", das
nimmt-mi''' Wunder, wie die Frösche" chönni"d trösche",
d. n. m. W., wie die Schn-e" chönni"d chnelte", d. n.
m. W. ZStall. Weitere Reime s. Bd VII 1240 (Chrüt-
Suppen); VIII 281 (Schuderi; eine Var. bei Messikonimer
1909, 71). 774M.; Sp. 294o. (ebso S; in Th auch: es
tanzet e" Schneggli). U28M. Als gefrässiger Pflanzen-
schädling; vgl. Sehn -Ghrüt (Bd III 911), -Blaggen,
-Bletter (Bd V 57. 186); Bärnd. 1922, 348. D'Sehn-e"
sind dra", an Gemüsepflanzungen Th. ,Die schnäggcn
... habend zän, dann sy zergnagend das räbwerk, kraut,
Stengel etc. zuo Zeiten mit grossem schaden. Der
blossen schnäggen sind etlich gross ... etlich dargägen
klein, welche hauft'echt den gewachsen nachhaltend und
die gärten verderbend.' Fischb. 1563. S. noch Bd VI
113IM. (runggüssen) ; VIII 819 u. Im Salat e" Sehn,
finde"; s. Sp. 1094 u. .Besser eine Schnecke im Salat
als gar kein Speck.' Baüernst. 1899. Er ist nid de''
Best, sust hätte"d-en d'Schn-e" g'fresse". oO. (FStaub);
mit Bez. auf die Eigenschaft der Schnecken, sich immer
an das Beste zu halten. D'Schn-e" händ-di''' no''' nie
ivelle" fresse" Sch. Es nimmt-mi''' (nw) Wunder, das'-
en d'Schn-e" no''' nie g'no" händ, so gut und brav iat
er (iron.). Ostschweiz. Du bist so guet: gib nW Acht,
dass d'Schn-e" nid a"-di''' chöme"d! Th. A" Die gönd
allweg d'Schn-e" nid! von einer mundfertigen, ener-
gischen Person. ANeher 1909. Da' ist Ann [Einer],
wo d'Schn-e" fast fresse"d, von einem langweiligen,
phlegmatischen Menschen uTh. S. noch ver-schmauehen
(Sp. 842 u.). In Bauern-, Wetterregeln. We""-me"
d'Schn-e" g'seht über ''e" Weg lauffe", kommt Regen
BsL.; ähnlich Z und weiterhin. Es gibt schlechtes
Wetter, wenn die Schnecken an Baumstämmen, Stecken
uä. hinaufkriechen ThHw. Treten die .schwarzen
Schnecken' in grosser Zahl auf, so gibt es ein gutes
Weinjahr ZZoll. Sind die ersten Schnecken im Früh-
jahr schwarz, so folgt ein gutes, sind sie hellfarbig,
ein schlechtes Weinjahr Aa; Z. ,Vonden...Schnegken...
Die Purslüt neraent das Gemerk von inen, so sy tieli'
in der Erden funden werdent, bedütte es einen harten,
kalten und langen Winter, wo nitt, einen muten.'
RCys. (Br.). S. noch Bd III 785 u. (chriechen); IV 1700
(Bisam); Sp. 1175. Als Speise; vgl. Sehn. - Anken (BA I
344). ,Von nutzbarkeit der schnacken ... Die nutzbar-
keit ist, dass sy in die speis kommend und arznei [s. u.] ...
Die Italiäner habend solche in gemeiner speis, man
füert sy inen auch zuo über die alpen, dann sy be-
haltend sy in källern über winter, damit sy inen zur
zeit der fasten zuo speis kommind. Sy werdend von
den unsern etlichen in die speis genommen.' Fischb.
1563. .Von den gemeinen hielendischen Schnegken,
so man zur Spyss brucht.' RCts. (Br.). Schn-e" süde";
s. Bd VII 312o. Als Leckerbissen, zB. bei festlichen
1187
Schnagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnngg
1188
Anlässen, in Klöstern bes. in der Fastenzeit, früher
beliebter als heute; vgl. Schn.-Sepli (BJ VII 1222).
,Schnecken 24 Kr.', unterandern Kilchenausgaben. 1830,
GnChur (Rechnung der Schützengesellschaft); vgl.
Schn.-JEssen (Bd I 528). N. forderte gutes Essen und
Trinken: ,er könne nit gemein leben, sy niüessendt
inie Fleisch, Fisch, Tuben und Schnäggen zuhen tun.'
Iö79, Z. .\ls Volksnahrung wohl nur ausnahmsweise;
vgl.: ,In der Stadt sei Alles gerade das Gegenteil als
auf dem Lande. Da frässen sie ja auch Schnecken
und verachteten Chüechleni.' Goxxa.II; .Semmel.' 1850;
,Brod.' 1861. In PPo. werden Schn-en nicht gegessen.
.Es war diss Jar [1628] ein grosse türe Zit ... Man
läse im Früeling und im Meien Schnäggen in Eäben
und Wisen zuesaramen, kochte dieselbigen und assends
ohne geschmalzen und ohne gesalzen.' 1. H. XVII.,
Th Chr. Vgl. auch Schn.-Frau (Bd I 1252), -Brot 1
(Bd Y 984), -SacTi (Bd VII 640), ferner Schneggkr,
schnegg fujen. .Schnacken aufläsen oder samlen, legere
conchas." Mal. D' China sind i" d' Schn-e" SchR.
Chumin, vier wand i" d' Sehne"! Lienert. A" zwei
Pariere" Schn-e" sueche" chönne", mehr verstehu als
die Andern Aa. Zucht der Schn-eu; vgl. Schn.-Oarten,
-Hag (Bd U 439. 107'2). ,Die stellenweise der Raub-
wirtschaft erlegenen Schn-e", bes. die Bebschn-e",
eignen sich ... zur Zucht durch Kinderhände.' Bärnd.
1914. Schneckenzucht wurde bes. in Ap und GO. be-
trieben; vgl. Wildk. 1786, 6 f.; Alpenp. 1874, 162 (mit
Abbildg), ferner Schn.-Heiler (Bd II 1147). ,Ort, da
man schnacken zeucht und erhaltet, cochlearium.'
Fris.; Mal.; ebso bei Denzl. 1666/1716. Als Handels-,
Ausfuhrware; vgl. Schn.-Lagel (Bd III 1169), -Mann
(Bd IV 278). Schneggö! Ruf des Schneckenhändlers
Bt; s. schon Bd I 23o. .Ein kleines Handelsartikelchen
sind die hiesigen Schnecken, die im Herbst (die Krinne
von 48 Lot zu 6 — 8 Kr.) nach Italien verkauft werden.'
Gr Sammler 1805 (GRSeew.). , Schnecken sammelt man
fleissig im Frühling und Sommer und verkauft sie
im Herbst, die kleine Krinne (36 Lot) um 6 — 7Blutzger ...
[Ausser Obst] bringt man Hanf, Latwerge, Kohl, Sauer-
kraut. Schnecken zum Vertauschen ins Engadin.' ebd.
1809 (GrJcu.). Vgl. über Schneekenzucht und -handel
noch ebd. 1811, 242 (Hohentrins), auch Berg- Sehn.
Als Heilmittel, bes. in der Volksmedizin; vgl. Wolf-
Mannh. 1135/6; ßaumg.I 122;HZahler 1898, 73; OStoll
1909, 51. ferner Hüsli-, Kapuziner-, Maien-, WegSchn.
,Die schnacken kommend in vil und mancherlei arznei,
so aussen des leibs und innerthalb dem leib gebraucht
werdend.' Fischb. 1563; Weiteres ebd. 195/6. Bes. die
jSchwarzen Schnecken' (Arion ater) sind als Heilmittel
geschätzt ZZoll. Der Saft, den die Schnecken (Wein-
bergschnecken) von sich geben, wenn man sie siedet,
ist sehr g'heilig ü. Röti Schn-e" (Arion rnfus) mit
Zucker bestreut geben Keuchhustensyrup Aa; vgl.
Schn.-Siru}} (B(\\ll 1270). ,Von dem schnacken wasser.
Das ausgebrant wasser von den schnacken morgens
nüechter ... getrunken sol ein bewärte arznei sein,
die schwache läber zu sterken und den abserbenden,
ausdorrenden. Aus den schnacken werdend vil wasser
gebraut, das angesicht damit zuo schönen.' Fischb. 1563.
,Samle rote Sclin-en, bis du vil hast, dass [es] 2 Brand
gebe ...' Z Rezeptb. um 1700; s. Sehn- Wasser. ,Bei
Leberentzöndung werden gequetschte Schnecken auf-
gelegt.' J,TöRGER 1913 (GrV.). ,Ein Schwinsalben.
Niramb rote Schn-en im Krebs, tues in ein Gutteren,
daran ein wenig Salz . . ., etwan 3 Blinderschleichen
im Mayen, tues in ein Gutteren, aber ... in eine eigne
Gutteren, daran aucli ein wenig Salz, stell es an die
Sonnen ... tuen es über das Feür, lass ein Wal darüber
gehen, darmit das Glid, an welchem die Schwine ist,
im neuen Mond überzwerch gesalbet.' U Arzneib.
1716/'24. ,Für den roten Schaden. Nimmb in dem
Mayen die weissen Schn-en sambt den Häuslenen, tuen
deren vil oder wenig ... in einen härdenen Hafen ...
stelle demnach den Hafen in ein Bachofen, dass die
Schnäggen zu Pulver gebrennt werden. Und so der
Hafen erkaltet, nimme die Schnäggen, welche ganz
schön weiss sein sollen, zerstosse sie ... von dem
selbigen Pulver gibe dem Kranken 1 oder 2 Messer-
spitz voll in einer Suppenbrüeh ein.' ebd. Gegen das
,heiss gesucht'; s. Bd VII 288 M. Die erste , schwarze
Schnecke', die man im Frühling zu Gesicht bekommt,
soll man in den Mund nehmen und zum nächsten
laufenden Wasser tragen, das schützt vor Zahnweh
BE.; vgL Bärnd. 1904, 456; AfV. VII 137. Mit einem
schu'arze" Sehn, die Bilgere" reiben ist gut gegen Zahn-
weh ZZoll. ,Nach einer weitverbreiteten Volksmeinung
sind die Fresswerkzeuge der sehr seltenen linken
Schnecke (mit nach links gewundenem Gehäuse), dem
kleinen Kinde an einem Seidenfaden um den Hals ge-
hängt, das beste Mittel gegen das schwere Zahnen.'
Alpenp. 1874. ,Von dem beinle der schnacken. Die
sandle, so man flndt in iren hörnen, oder ein stückle
von seinem beinle. so man am ruggen findt, in die löcher
der zänen mit wachs beschlossen, nirapt hin den
schmerzen, auch angehenkt macht die kind one
schmerzen zanen. Der stein, so die schnacken in dem
köpf tragend, angehenkt am leib getragen, nimpt den
gegenwirtigen schmerzen des haupts und verhindert
den künftigen.' Fischb. 1563. ,[Eine in einem Gestrüpp
Suchende erklärt] sy suoche einen grawen Schnegken
... Das sye nit einer der gemeinen Schnegken, so die
Hüsslin tragend, sonder dise kriechent sonsten allso
herumb, syent graw, habend schwarze Flecken wie
die Sehlangen, habent im Kopf zwüschen den Hörnen
einen kostlichen Stein, wöllcher, so man inne dem Tier
lebend herusnemme und einer Person, so das Feber
habe, in einem sidinen Lümplin an Hals henke, solle
er uff der Stett das Feber hinnemmen.' RCts. (Br.).
,Agerstenaugen zu vertreiben. Nimb ein rotten Schnäg
und schmirr das Aug darmit.' XVIII., BSi.; ähnlich
(von schwarzen Schnecken) WManz 1916,62; AfV.XXlV I
294 (M. XIX., GSa.). Gege" d' Warzen isch guet, wenn- j
men e" brüne" Sehn, nimmt, d' Warze" dermit ribt und \
[de" Sehn.] an e" Schxcarzdorn steckt. Wie der Sehn. |
abstirbt, so vergo" aW'' d' Warze". Schild 1863; vgl. •
Wärzen-Schn. Um Warzen zu vertreiben, spiesst man i
.unberufen' eine ziegelrote Sehn, an einen Schwarz- j
dorn; wie diese schrumpft, verdorrt auch die WarM I
AAZein. Vgl. noch AfV. VI 52 (aBArzneib.); VIH 147 j
(ZBül.); XII 151 (BsL.); Xin2(BoSi.; gegen Warzen'
an den ,Strichen' der Euter); XXI 205 (AaF.); XXIV
•294 (M.XIX., GSa.. dazu WManz 1916, 60/1). .Wann,
ein Ku nicht will stierig werden. Nimb Dicktam, Kai-'
mus, rotte Schnäggen, dörr sie, stoss zu Pulver, gib'
es der Ku mit geröstetem Salz ein.' XVlll., BSi. Aber-
glaube: .Als N.s töchterli. so by vierzeehen jaren alt,,
für ir [einer der Hexerei Verdächtigen] hus anhin in,
eines nachpuren hus ze stubeten gan wellen, habe sy
dasselbig kind ghoufstenglet, darzuo ime einen schn-enj
1189
Sc
linagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnugg
1190
an den rugken gehenkt und letstlichen in des bösen
nammen zum köpf geschlagen, wellich kind bald daruf
an einem Schenkel krank worden.' 1589, Z RB. —
b) von andern Schaltieren; vgl. Mer-, Berlin-, Pur-
pur-, Wasser-Schn. und bes. auch Gfd 51, 251 ff. Über
,Schn.' = testudo s. die Anui. — c) auch vom leeren
Schneckengehäuse; vgl. zB. Heiden- Sehn. h. Von (als
Zierstück verwendeten) fremdländischen Schnecken,
Muscheln. ,Ein mit silber gefasster schn-en, daruff
der Neptunus.' 1596, GSax. ,Zwen Tatzen und ein
Schnägg, wiegend mit den Klauwen ö4 Lot und mit
Abzugder Klauwen (an Silber) 60 Lt.' 1642, L Inv.; oder
Nachbildung aus Silber? PI., versteinerte schnecken-
hausartige, grössere, einschalige, vorn offne Muscheln
Bs (Linder), Aramoniten ZBirni. — 2. a) Schnegg, in
W, so Brig, G., Rar., V. Schnegge" (bzw. -o) m., in
OrNuC. Obs. -e" f., Dini. Schneggli, in B; Übw und
weiterhin auch Schneggeli, in Bs (Seiler) auch
Schyieggerli, von Menschen, gelegentlich auch Tieren.
Tadelnd von (zu) einem langsamen Menschen AaF.;
Bs (auch Spreng); Z, so F. und It FStaub und weiter-
hin. Ghiinst e"fäh, du Sehn.! ZF. S. noch Bd VI 924 o.
(Tyrolersp. 174::i). In wohlwoUend-bedauerndem S.,
mit entspr. Adj. : (vor Alter, Krankheit udgl.) sich müh-
sam bewegender, unbehilflicher, übh. bedauernswerter
Mensch {Üyn. Tropf) GkNuT, ObS.; Obw; W, so Bri^,
G., Lö., Rar., V. Du bist doch en armi Sclin.!, .kommst
auch gar nicht vorwärts' GaNuf. Das ist en armi
Sehn., het gar kei" VürriKk; uf Der chön"e''-tver nit
wartef. ebd. En arnw^ Sehn., zB. von einem Kranken,
auch einem gutmütigen Narren W. So het der arm
Schn-o viit dum Chopf im Rickerli miessu" heitw, von
Einem, der auf der Flucht in der Fensteröffnung
stecken blieb. W Sagen. ,I)er N. . . . ist ein armer
Schnack gewesen, hat Nichts gehabt als Schulden vom
Vater her.' Lötschen 1917. .Jetzt sehe der arme Sehn.
[Einer, der einen Schlag auf den Kopf erhalten hat]
allerlei Tiere und Menschen.' Obw Blätter 1900. Einem
Jäger soll einst ein Guttwergi, mit dem zs. er, um zu
übernachten, ins Heu einer Alpscheune kroch, einen
Streich gespielt haben : Der guot Schneggo het g'at vam
Herbst bis im Üstag g'schläfu". VV Sagen. Schmeichelnd
von (zu) Kindern, Mädchen Aa; Bs;'B; Gnlg., Schs;
\ Obw; Z und weiterhin. Du chline'^ Sehn.! Aa (H.).
! Ml' liebe'' Sehn! Gnlg. (Tscli.). De"^ herzig Sehn., von
' einem Mädchen. Bs Fastn. 1922. Meist Dim. Mit aus-
geführtem Bilde (vgl. 'tecklete' Sehn, unter la); «7«,
[ Bosli, wisses Schneggli, was decklistdi''' scho" zue? De
chaust-mer wol es Schiitzli . . . di's Lädeli üftue". Lienert
j (Nachtbuebe'liedliJ . Hätt ai''' nid 'dankt, das''s wif*
sö-n-esung'f ellig s Trepfliwurd, das arm Schneggeli j aber
er mrd's ämel nid im Stich lä", von einem gefallenen
[Mädchen. Obw Blätter 1900. S. auch Unrispi (BdVI
: 1493/4). Lieb Schncggerli! Bs. ,Das liebe Schneggeli',
von einem kleinen Kinde B (Der kleine Bund 1921).
CAiini Schneggli Z. Spez., der Letzte, AUeingehnde
I in einem sonst aus Paaren bestehnden Zug GMs. —
j,b) kleine Kuh. .Jüngere und gute Nutzwaare ist ge-
I sucht und in den Preisen hoch. Ganz kleine Kühe
(Schnecken) wurden verhandelt zu 13 — 15 Napoleons.'
|BVolksztg 1900 (Marktbericht). Als Kuhname. 1655,
jOßiNGHoLz 1908 (,Schnägg'); 1718, S (,Schnegg-) —
3. übertr. auf Dinge, a) mit Bez. auf schneckenhaus-
jartige Windung, a) Schnegg m. Bs (Spreng), Schnegge"
iAiBb., J. L", PI. -e" BsStdt, Schneckengewölbe, bes.
aber eine von einem solchen Gewölbe getragene Treppe,
vorab in Kirchen, Schlössern udgl., „Wendeltreppe,
wie zB. die steinerne Stiege am Rathause zu Luzern",
in BsStdtf spez. von den Treppen der Münstertürme;
vgl. Rit-Sehn., ferner Schn.-Sims (Bd VII 996), -Stegen,
sowie Müller-Mothes I 459; Mothes* II 450; IV 147.
,In der Tür gegen den Schneken', in der Knabenschule
im St. Katharina-Klösterchen. 1817, G Inv. ,Graf
HvKiburg wart ermurt ze Thuno uf der bürg in dem
sn-en.' Jüst.; ebso bei HBrennw. Chr. ,[N. liefert aus
den Steingruben 13 Tritte] zno dem schnegen und zuo
der andren stegen tritt am turn am tor.' 1487, S.
,Itera soll im Turn gemacht werden in der Murticki
ein Schneck byss auff die zwei Teil des Turns und
dafür uff mit einer Käpfenstägen bys uff den Umbgang.'
1514 (Abschr. von 1669), W Blätter (Verding eines
Kirchenbaus). ,Der ander tail [des Münsters in
StGallen] ist der layen kirch, von dem chor under-
schaidet [!] under des chors bogen her by 30 schuochen
hoch mit ainem gwelb, das nennet man den schn-en;
der war oberthalb ringsumb vergatteret . . . Diser
schnegg war under sich in vil underschaidne gwelbli
zertailt, allda under ainem ieden an [ein] altar stuond
gegen dem volk ... Diss schn-engwelb sampt allen
altär[en] ist abbrechen und die mittelwand hinweg
tuon.' Kessl.; vgl. dazu Sicher 1531, 94/5; Vad. UI
355. .[Des N.] wittwen vergönt, das si mit dem schn-en
vier schuo von der mur usshin uff' den kilchhoff varen
mög.' 1550, B RM. , Cochlea, ein schnacken, das ist
ein sinwele stägen (1541); scapus scalarum, das mittelst
teil in einem schnäggen (oder schnäggenstägen), das
gestrackts obsich gadt.' Fris. ,Der selbigen turnen
im inneren einfang [eines Klosters] seind sieben ...
Und dieweil ein jeder turn ein besondern Schnecken
hat, sehen sie vierzehen turnen gleich.' Würstisen
1580. ,In der nüwen schuol zwo gross starch eichin
türen mit träyten sülen am schn-en.' 1581, B. ,Es ist
ouch in disem Turn anstatt der Stägen ein grosser
Schnegk, uf den man nit nun hinuf gon, sonder ouch
riten und faren kan.' JJRüeger. ,So lauft er [aus dem
,tlöflin' im Hause Platters] das Schnecklin hinuf nach
der Stuben.' FPlatter 1612. ,Es ist im [einem Maler]
das Gwelb von dem Ölberg bis hinab zum Sclin-en ...
verdingt.' 1616, SchwE. ,In derselbigen [Kirche] hat
es ein schöne Orgel, zu welcher man durch zwei
Schn-en (deren jeder von einer Tannen ist) gehet.'
JCEscher 1692. , Neben dem Rathaus [in Bern] ist
die oberkeitliche Canzlei. ein grosses Gebäu, in welchem
sonderlich ein künstlich hangendes Creuzgewölb und
der Schnecken wohl zu besehen würdig.' Grüner 1732.
S. noch Bd III 1489 u. {Lettner; mit Bez. auf die Kirche
in AAZof.): Bd VII 1608M.; Bd VIII 17'20 (Haupt-
Schutz). — p) Schnegg m., in S (Schild 1860); ZWl.
Schneggli, Backwerk von der Form eines flach-
gedrückten Schneckenhauses BBe. (Dan.); SchR.; S;
Z, so Stdt, Wl., eines grossen lateinischen ,S' AAFri.,
bes. auf Neujahr bereitet; vgl. Schn.-Chüechli (Bd III
142), -Nudlen (Bd IV 676), -Brät 3 (Bd V 984), ferner
Öpfd-, Mandel-Schn., zum Sachlichen auch Mutschellen
(Bd IV 602) und EHoffmann 191.3, 116. Wenn die
Mutter am Silvester Wegge" macht, formt sie den
Kindern nebst Vögel, Schn-e", Zimetring auch Elgger-
man-e- SchR. Vergiss au^'' [s. den Anfang unter Gritti-
Bänz Bd IV 1410] nid, es Schneggli z'mache' für
's Liseli, di's jüngste Chind! bei der Neujörbachete",
1191
Schnagg, schnegg, scbnigg, schnogg, schnugg
1192
Schild 1860. MutllCschabete' ... zum Öpfelwegge"
mache", Elggermannli, Schn-e", Ghnöpfli... ESchönenb.
,Iii jedem Hause wurden [zu Neujahr] Anke''wegge"
gebacken. Die Kinder erhielten meistens auch ihr
Pfuud Teig zugeteilt, aus dem verschiedenerlei kleines
Gebäck. Zöpfli, Chränzli, Schneggli, Spätzli, Pfaffe'-
hüetli udgl., geformt wurde.' AfV.{ZVV1.). — y) Sehnegg
m. Bs; Gl; S; ZO., in Form eines Schneckenhauses
angeordneter Haarzopf Bs; S; Ta It Rochh. (.Haar-
kranz'; Syn. Nest). Die dö mit dem Sehn, uf ''em Chopf
obe". JKeinh. 1903. Es Pärli ... nü ganz nüechter ...
sunst hält nit d'Brüt vertschuppti Hör und Sehn, und
Chranz Um linggen Ör. MPlüss 1908. ,Was willst?
fragte Marlisi ... während sie sich die spärlichen Zöpfe
am Hinterhaupt zur Schnecke wand und feststeckte.'
EvTavel 1917; MA.? Im PI. Schnegge" insbes. für die
die Schläfen bedeckenden Haarmuscheln Gl (wenig
üblich); GUzn.; Zu. (.ehedem Mode bei den Weibern').
,Von ihrem ... Haar hatte sie an den Schläfen possier-
liche Schnecken gewickelt.' GKeller. Schmacht-
löckchen am Ohr Aa (Eochh.). Schneggli, wie ein
Schneckenhaus zsgedrehter kleiner Zopf Z (Dan.),
Haarwickel, Papillotte Z. — 8) die spiralig aufgerollten
breitgehämmerten Enden der das Glockenjoch mit der
Glockenkroue verbindenden Eisenbänder. ,3 Band über
das Joch mit Schnäggen', Schlosserrechnung über Aus-
besserungsarbeiten an einer alten und Anbringung
einer neuen Turmglocke. 1704, Z. — s) Sehnegg m.,
in GRObS. Schnegge' f., schraubenförmiger vorderer,
nach hinten in die Chefe' (s. Bd III IbO Bed. 2) über-
gehnder Teil am Bohrer Gr, so übS. (B.). — J) ge-
wundener Zug im Gewehrlauf. Vgl. Schn.-Lauf {Bd III
1119), -Buchs (Bd IV 1006), -Zug, sowie schneggeno.
,Die krumben löuff und züg oder schnäggen darinue
(wie mans an etlichen orten nerapt).' Z Schützenordn.
1570/1 (1569 fehlt das W. noch); s. auch ge-rissen la
(Bd VI 1348, wo .schneggen' statt , Schnepper' zu lesen).
— f\) Schnegg m. GrD., Schnegge' f. GRNuf., ObS.,
beim Mähen, jene Lagerung der Made", die sich er-
gibt, wenn der Mähende in der Mitte der Wiese be-
ginnt und in der Spirale weiterschreitet, was als an-
strengendes Mäherkunststück gilt (in GnNuf. nach
neuerer Auskunft selten geübt). En (GrD.), d' (Gr
Nuf.) Sehn. mdje". — 9-) Schnegg ra., in GRObS.
Schnegge' f., abstr., Schneckenlinie Gr (B.). ,Ich ...
fand einen Weg, der mich gleichsam im Schn-en führt
hinab', von einem Berge. 1805, Z Reisebericht; später:
,gleichsam im Schn-en herum.' — b) Schnegg BsL.;
L; S, m. B, so E. und It AvRütte, Zyro, f. BsL. (Seiler),
Schnegge' m. BsL.; B, so E., G. und It RvTavel 1917;
FJ.; L, so E., f. „BE."; LE. (St. und St."), leichtes
Fuhrwerk, das vorn auf zwei Schlittenkufen, hinten auf
zwei kleinen, gegen die Mitte vorgeschobenen Rädern
ruht (It Nat.-Kal. 1866, 65 und Zyro wäre das Ver-
hältniss umgekehrt) und das, mit einem Pferd oder
Rind, auch etwa einem Menschen bespannt, zum Ein-
bringen von Heu, Grünfutter (Grasi'g), seltener
Korn dient, bes. in Gebirgsgegenden, „leichtes Heu-
fuhrwerk, welches vorn die Gestalt eines Schlittens
und hinten die eines Wagens hat" ; vgl. Alpenw. VII
217; Schwz. Landw. Centralbl. 1882, 146; FAnd. 1897,
180; 1898, 8'27/8; FGStebler, AW. 307; Bärnd. 1904,
340/1; 1911, 553/5(raitAbbildgen), ferner Sf/jH.-C/tarre«
(BAWUn). -galgen-NagelCBAlN G^l), -Schnerpf.so^ie
Galmiz-, Gras-, Heuw-, Berg-Schn., auch Schleiff Il2a,
SchnäggllS, Sc7jnö<?jer5fc(Sp.l32. 1174.1177). ,Heran
den Sehn.'.- bei der Heuernte. Bärnd. 1911. Dürr- wie
Grünfutter wird auch auf ebenem, nicht bloss wie im
Emmental auf steilem Gelände mit dem Halb wagen oder
Sehn. i"g'char''et, ja man soll vormals unbedenklich mit
dem Sehn, ga' Bern g'fare" sein. ebd. .Kaum war der
letzte Sehn, voll Garben am Nussbaum angelangt.'
RvTavel1917; vorher: ,die garbenbeladenen Schn-en.'
,1 Schneggen', unter landwirtschaftlichem Gerät. 1864,
BsArl. (Steigerungsanz.). — c) Name eines Schiffes
(Flosses). ,In dysen zyten da haftend die von Swytz
einen verdeckten grossen floss gemacht, den man-nampt
der schnägg.' Fründ 1446. — d) Schnegge' m. ApK.
(T.), PL-e-GWidn.; ZFIunt. (FStaub), längerer Balken
aus Hartholz, wie solche, meist zu viert (parallel
nebeneinander in der Richtung des Kelterbaumes
GWidn.) zw. den Kelterbaum (das G'rüst GWidn.; vgl.
Bd VI 1540 u.) und die Deckbretter des Kelterbettes zur
Vermittlung des Druckes eingeschoben werden; vgl.
Süwöba, (Bd VII 1502). — e) Schnegg m., penis B,
so U.; S, im Dim. Schneggli bes. mit Bez. auf kleine
Knaben B. Ein an einem , Unterleibsleiden' erkrankt
Gewesener antwortet auf die Frage nach seinem Be-
finden, es gehe wieder besser, der Sehn, sei jez wider
i' der Or''ni''g B (RSchoch). — f) Schnegg „ra.",
Krankheitsname. „Ein blatternarbiger Ausschlag an
den Schamlippen beim Rindvieh, auch eine Entzündung
an den Fersen der Klauen des Rindviehs .\?; Gl; GRh."
(St.'). Blutschwiele Tu (ältere Angabe). — g) Schneggli,
eine Art Konfekt, , sogenannte Devises, die man ein-
ander in den Händen zerdrückt, um die darin ent-
haltenen, meistens elenden Reiiasprüche herauszu-
nehmen' Z (DHess zu Usteril 131); vgl. Sehn.-Spruch.
— 4. in Formeln, a) Schnegg m. euphemistisch. In
der Beteurung Z (FStaub). Jetzt schwere'd bald die
chlinste' Chind und sicher halt die allergröste' Fliiech.
Das sait: bim Strel! en anders schtvert: bim Sehn.!
Stutz, Gem. Schiess dich der Sehn.! Verwünschung.
Sprww. 1869. — b) abweisend. .Schnecken!' = das
sind Dummheiten. Jährlicher Hausraht 1808. Dim.:
,Sy [die Bischöfe] wüssend nit, welches die heiig
christenlich kilch ist. Darum redend sy alles uf sich
selbs, sam sy die heilig kilch sygind. ücha schneggly!
der heligheit!' Zwingli.
Amhd. snecÄ-o, -e m. in Bed. 1 (spätnihd. .luch in Bed. 3aa);
vgl. Gr. WB. IX 1213/6. 1222 (,Schiiecklein'); Martin-Lienb.II
■497 (auch in Bed. 2a, Saapy); ChSchmidt 1896, 96; 1899,
329; Fischer V 1044/7 (auch iu Bed. 2a, 3aoßY), für 3ef
auch MHöfler 1899, 590, für die KAA. Wander IV 289/91.
Das W. ist verwandt mit Schniijel (Sp. 1170), ,Schuagel', |
,Schnägel' (Gr. WB. IX 1160), wohl auch mit achnagsen II j
(Sp. 1174) und dürfte von Hausaus eine Art Kosebildung sein; |
vgl. RLöwe, Germ. Sprachwisseuschaft (Sammlung Göschen)' I j
88. Parallelen nach Geschlecht und Formen bieten zB. Schab II \
(Bd VIII 7/9) und ÄAiinyy / (Sp. 1 170); zT. stehn die den alten I
Noni. fortsetzende einsilbige und die (mit Ausn. des Südens)
von den obliquen Kasus übertragene zweisilbige Form so neben- |
einander, dass jene in Bed. 1 (und 2), diese in der dinglichen I
Bed. 3 gilt (vgl. BSG. XII 124/5). Zu 1 b. Ein paar Mal bc
gegnet Schu. auch bei uns wie anderwärts (Mhd.WB. 112, 436; j
Lexer II 1027) als Übers, von lat. testudo; so im Voc. opi
(,testudo, sneggo') uiid bei Mal. (,der schnack ... chelis,
testudo'; dagegen bei Fris. .testudo, ein schiltkrott'); vgl.',
auch die Stelle aus Boner F. 64 unter la. Dass hier ,SchD.' I
im gew. S. zu verstehn ist, hat ChWaas, Die Quellen derj
Beispiele Boners (Giessener Diss. 1897) S. 27/9 Fussnotei
gezeigt. 3 c wohl nach einer gewissen Ähnlichkeit miteiaer'
Schnecke; vgl. auch mhd. mecke, Art Schiff; Weiteres bei|
1193
Schnagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnugg
1194
Faik-Torp 1911, 1092/3. Zu 4 b vgl. österr. (ja) Schnecken
(Schleckert)! und dazu Schni.MI567; I-cxer 1862, 223;
Baiinig. I 122, zu der Formel bei Zwingli o-hu S (Bd II 846)
and den in der a. Spr. verbreiteten Gebrauch eines kausalen
Gen. bei Interjektionen (Gr. Gr. [Neudruck] IV 923/4; Paul
Gr. III 344/5). Unser W. ist entlehnt ins Rät. als inek m.
(auch inek lAui) in Bed. I a (Conradi 497 ; Carisch 145; Carigiet
293; RBrandst. 1905, 28), in westschweiz. Patnis als inek,
inak f., Schnecke, Art Schlitten mit 2 Rädern hinten, vagina
puells (s. Martin-Lienh. aaO.), isnuku ni., kurzer, solider
Schlitten zum Holztranspnrt; grober Kerl (ETappolet 1914,
39. 47; 1917, 153; doch kommt für die a-Fornien auch
SchnagylU bzw. / ,i Sp. 1174. 1172 in Betracht). In Namen.
Schnegye", Neckname (wohl meist zu Bed. 2a) der Bewohner
von AaNeuenhof (angeblich weil die ersten Bewohner dieses
jungen Dorfes den FN. Sehn, gehabt hätten; s.u.); BsOberw.;
GrKUbl.; GTscherlach; ThGUtt., EevA. (Schmah-löpf-Schn-e");
ZTu.; vgl, Fischer aaO. Als Übername einer Familie GNessi.;
SchwE. (SchnSggli, nach einer Frau mit dem Übern. Schnegg);
ZZoll. Schnegge''-Chati,erA&Ths.,-BübiGVle. ,Der Schnäggen-
Jakobli.' 1692, ScliNnk. Sehnegg. abgek. Bezeichnung eines
Wirtes ,Schneckenburger' ZHüngg. ,HHuggenberger gen.
Schuegk.' 1512, ZElgg. ,HKlarer gen. der Sehn.', Leutpriester.
1522, SchwUfenau Bruderschaftsrudel; wahrsch. aus Z stam-
mend. jJFügli gen. Schnägg (Schneg) von RUeschligken.' 1574,
Z. .MMoser gen. Schueckh.' 1653, AaWett. Arch, ,HJÖchsli
gen. Schnägli.' 1639, Bauernchr. Vgl. auch den ,Schn. von
Ägasul' in GKellers Ursula. Als Familienn. , Schnegg.' XV.,
B (,Schn-en [Uat,].' 1478, B RM.); 1486, GMontl.; XVII., G
Stdt (,eiu ausgestorbenes Geschlecht .... aus welchem Otmar
a. 1641 Zunftmeister worden.' Leu, Lex.); 1512, ZElgg
(,Schnegken [Dat.]'); 1523/7, ZMeilen (,HSchn.', Pfarrer).
,Sneggensprung.' 1390, ZStdt. Als Hausn. ZStdt; seit 1. H.
XIV. Ratstrinkstube, seit 1408 ,zum alten Schü-en' (später
auch, so 1637, zum , kleinen Schn-en') genannt im Gegs. zn
dem A. XV. von der Gesellschaft der ,schilt(n)er zum Schu-eii'
(s. Bd VIII 746/7. 749) an das Rathaus angebauten , neuen
Schn-en' (,gadeu undnan in dem uüwenSn-en gelegen.' 1407),
der 1694 mit dem Rathaus abgerissen wurde, worauf der Nanio
auf das von den , Schiitnern zum Schn-en' Übernommene Haus
,zur Schützen' Ubergieng; vgl. SVög. 1829, 6. 160; Vög.-
Nüäch. 16/7. 190/5, ferner Leu, Lex. IV 169; Mem. Tig. 1742,
59; 1820, 361b; Z Neuj. K. 1882, 1; Z TB. 1900, 226; Z
StB. 11 256 (Fnssnoto); Z Steuerb. 1918, 678 (Register);
,Schneggli', Nebengebäude des Hauses zum ,Berg', so benannt
nach der steinernen Wendeltreppe (1769, Bodmer-Denkschrift
1900, 52). ,Zum silbernen Schn-en.' XVI., SchStdt. .Schneggen-
Saal' in den Drei Königen BsStdt; s. Bd VII «87. Als F I u r n.
.Schnegg (Schneck)' AaRin.; BSonceboz (,chez Schneck'); Gr
Ems; LWill.; ZHorg. .Schneggen (Schnecken)' GGams; Schw
Galg.; ZGlattf., Marth. (im Sehn., Häuser), Walfershausen
:(,in der [!J Sehn.'). ,Schneggli' ApUrn. (Alp). Als 1. Glied.
.Schnegg (Schneck)-Hnsen' LWill. ,-Wald' BGutisb. ,Schneggen-
(Schnecken)-Acker' AaTeufent.; SchBer., Ranisen; SVVisen;
iThSchlatt; ZNGl. (,im Schneggenacher.' 1696), Tu. , -Insel' B
:,Iseltw. ,-Feld' BUtz. ,-Garten' SchBegg. ,-Gass' BErisw.,
i,-GäS3li' ZReg. ,-Hubel' BBoll. ,-Hof' AaRin., Wiggwil; Bs
IFUII.; BWitzwil (s. nachher); SMüml.; ZEmbr. ,-HaIde' Aa
iSchupfart; ZNGI. ,-Holz' SHoId. ,-Hus' BWitzwil (nach einem
.Mieter Namens Sehn.), ,-Hüsli' ThJIettlen (dazu viel).: ,von
fmem wingarten heist Schnäggenhüsli.' 1482, ZKyb. Urb.).
I-Lotb' (s. schon Bd III 1038/9) BE., G. (in dem Übern. Sehn.-
\och-Chrigeli. Bärnd. 1911), Öscheub., als Var. von Sehnagyen-
Uck (s. Sp. 1173) in dem Reim vom Hans im Sehn. GrThs;
|5ch (EStoll 1907, 45); S (Grolimund 1910, 86); Z (s. Bd II
U69), bei RSuter 1915, 51 Hans Tampf im Sehn. ,-Loos' S
|*Iatz. ,-Mann' ZFlunt. (,zum Sehn.'). ,-Matt(e)' AaULunkh.;
jisRoth.; FStdt; SRodersd. ,-B,ich' ZDäll. ,-Bühl' (s. schon
M IV 1098) AaKaistcn; GNStJoh.; ThRütenen; ZEmbr.
SchneggenbUhel,' 1581/5; auch bei Leu, Lex.). ,-Buck' (s.
chon Bd IV 1 140) SchHofen. ,-Bund'; s. Bd IV 1361 und vgl.
Rq. 1903, 608, ferner: ,Schneggenbund, das sind die von
ossrüti, Truongen und Bronschhoven.' GWil Chr. E. XV.;
,dero im Schneggen und andrer geginen by Wyl gelegen voll-
mechtig gewalthaber.' 1525, G Rq. 1903. ,-Berg' (s. schon
BdIV1562)AaUKu., Wittn.,Zof.; BsOberw.; BEllisr.; LWin. ;
GBuchs, Schmer. (,das alt var gelegen uuder Grinouw gen.
Schneggenberg.' 1420, NSenu 1879); SchHofen; SRohr.
,-Burg' SchwFeus. (Anhöhe, an der sich ein Fusspfad hinauf-
wiudet; ,SneggenbHrg.' 1331; auch ,-Berg'); ThWeinf. (auch
bei Leu, Lex.). ,-Platen' GrSeew. (Lutz 1835). ,-Rain' Aa
Dättwil, Reitnau, Seon; LBer., Hasli i/E., Schongan. , -Riese'
AaAsp. ,-Riet'; s. Bd VI 1734o. ,-Schinz' ZHorg. (,ein Haus
und Güetor' It Leu, Lex.). ,-Studen' AaHell. ,-Tobel' ZHorgen,
,-Töbeli' GRheinegg, AStJoh. ,-Tal' AaUekou. ,-Törlein' Seh
Stdt (.Fischhäusereu vor dem schwarzen Tor, welche [Vor-
stadt] gegen den Berg mit dem sog. Sehn, beschlossen wird.'
Leu, Lex.). ,-Weid' (s. auch d.) SchLohn; ZBauma, Beuken,
Neer., Biesb., Sth., Wangen b/Ust., Wil b/Bül. ,-Weg' Seh
Ramsen. ,-Wald' ApUrn. ,-Wiese' ZDäll., Regensd. ,Schnegglis-
RUti' SchRamsen. Als 2. Glied: ,Frün-Schneck' ZRhein. (,auf
dem Fr.' 1747).
Igel-. .Cochlea echinophora, igelschnäg, dorn-
schnäg. Diser ist voller büclilen und spitzen, wirdt mit
einem deckel bedeckt, ist gleich dem hornschnäggen.'
FiscHB. 1563, 140a (mit Abbildg). — Vgl. Lcunis, T. 827.
Anders Gr. WB. 1V2, 2046.
Ol-: Ölhorn, Dolium maculatum. , Cochlea olea-
riorum, ölschnäck.' Fischb. 1.563, 139 b (mit Abbildg). —
Vgl. Gr.WB. VII 1286.
Ämme°-: scherzh. von der (langsam fahrenden)
Emmentalbahn BE., so Burgd., Langn.; Syn. A.-tal-
Schn. Isch acht der A. scho" ab'dechlet ? sagt etwa ein
atemlos auf der Station Anlangender BE. (AvRütte);
Syn. d's Latignauerli. Deruikn isch der [Ex^ress-]Zug
derio"g'chätzeret, wie's ü"se' Ä. emel iiie i'Stavg brächt.
JBüRKi. — Öpfel-: Gebäck in der Form eines (kleinen)
Gugelhopfs mit Apfelfülle Z (auch Dan.). Eso en
[Weihnachts-JBflMJH ... mit so vil Biren- und Eierwegge'
und Nicsse", Zwätschge", Ö-e". ESchönenb. (Eschm.).
Ör-, , Turbo auritus, orschnäg, straubor, oreehter
straubschnäg . . . Diser bekonipt den nammen von der
gestalt des endes des orts, so offen sich erzeigt gleich
einem or. Ist ganz ein schöner straubschnäg, wirdt
selten gefunden in etlichen meeren.' Fischb. 1563, 142a
(mit Abbildg). — Vgl. Gr.WB. VII 1267.
Au"^-: Nacktschnecke, Arion empir. GW. — Sicher
durch falsche Worttrennung aus dem PI. (d' ) Tau-Schnlyge"
abstrahiert. Nach anderer Angabe gilt in GW. Tau"''Schn.
G a 1 m i i-Schnegge" : zu Schnegg 3b. .Eine in Guggis-
berg bevorzugte Spielart ist der im freiburgischen Gal-
miz gebaute G.' Bärnd. 1911; eine Abbildg s. ebd. 555.
— Gürbe"-: scherzhafte Bezeichnung der Gürbetal-
bahn B (FGStebler 1915); vgl. Ämmen-Schn. —
Grund-: Landschnecke. , Cochlea terrestris, grund-
schnäg.' Fischb. 1563. — Gra.s-Schneggc": = SchneggSb
(Sp. 1191). bes. für Grünfutter, auf Alpen auch etwa
für Heu BE.; L, so E. .Umschauend gewahre ich.
dass Nachbars beim Eingrasen sind ... Und wenn man
unter den geladenen Gr. kröche?' auf der Krähenjagd.
SGfeller 19'21. — Heide"- ScHwEuthal. Eeidel- Schw
E.: a) schwarze Wegschnecke. Arion ater ScnwEuthal;
Syn. Pfannen-Schlichel (Sp. 10). — b) Dim.. von ver-
schiedenen kleinen Helix-Arten SchwE. (Lienert). 'sH.-
schneggli. wo über 's Wullgras rited. Dienert 1906
(I" de" Schache'sümpfe'') . Röti H.-schneggh, von den
Gehäusen der Helix incarnata, die von den Mädchen
gerne zu Halsketten aufgereilit werden: 'D'Meiteli ...
suechfd alle" Grabe" nou''' routi H.-schneggli. ebd. S.
noch Bd VII 15 (sie). — Herre"-: = dem Vor. a ZNGl.
1195
Schnagg. selinegg, schnigg, schnogg, schnugg
1196
Hörn-: Rinkhorn, Buccinuni. .Buccinuin, ein horn-
schnäck, rinkhorn, pusunsclinäck ... Dise schnacken
habend den nainmen von dem brauch här, dann die
alten sollend sy pflägt haben zuo blasen.' Fischb. 1563,
143a (mit Abbildg). — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1831.
Husli-: Gehäuseschnecke AaF.; B.so E.; SThierst;
Th, bes. die Weinbergschnecke (Helix pomatia) AaF.;
B (Dan.). , Buchshecken bildeten . . . einen beliebten
Unterschlupf für Schnecken (H.-Schn'eggf): Th Beitr.
1905. Mi' tat dank besser, mi" zelti nid z'hert drüf
[auf einen milden Spätherbst] u"'' richtcti sicli hüstich
i", zug d' Hörner z'rugg wie der H. Esi.mentalerbl. 1917.
.Durchlautl', rot Schaden. Zuo Hagenauw war ein statt-
licher Meister, der hatt genomen im Mayen rächte
H-en, so man isst, hat solche mit den Hüslenen ganz
in einen nüwen glesten Herdhaffen getan ... und dem
Brod nach in den warmen Offen gesteh, bis Alles
dür wird ... dann Alles zuo Bulfer gstossen und durch
ein Sibli geraden, darvon einem Kind ein guotten
Mässerspitz foU in einem Brueli . . . ingeben, einem
Halbgewachsen 2 Messerspitz, so hilft es gwiss.' Schw
Arzneib. XVII. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 689 (.Hausschnecke');
Fischer III 1288.
aen'" - Schn'egg BE. (neben -Schnegge") und It einer
weitern Angabe, sonst -Schnegge": = SchneggSb
(Sp. 1191), insbes. von der namentlich der Heu-
beförderung dienenden längern Art B, so E. (eine Ab-
bildg Bärnd. 1904,341); FSs.; LE.
Jude°-: a) rote Wegschnecke, Arion rufus AaB.
(Frei). — b) (Dim. AaB.) von verschiedenen kleinen
Helix-Arten AaB.; GaFläsch, He. (It Tsch. mit grauem
oder grünem Gehäuse; Syn. Casäurli Bd III 501); GMs,
insbes. Helix vermiculata mit buchstabenähnlichen
Zeichnungen auf dem Gehäuse Z (Dan.). En J. mit
eso Kramäns Z (Dan.) — Vgl. Martin-Lienh. II 498;
Fischer IV 119.
Kegel-: Kegelsclinecke, Conus. , Cochlea cylin-
droides, ein cylinderschnäg, ein kegelschnäg. Diser
schnäg vergleicht sich einem kegel, mit mancherlei
fläcken oder punkten besprengt.' Fischb. 1563, 140a
(mit Abbildg). .Cochleae pyramidales, Kegelschnäcken.'
KNLang 17'22. — Vgl. Gr.WB. V393.
Che Her-: grosse Nacktschnecke, Liniai niaxinius
SThierst.; Z. Scherzh.: [A.:] Was isch-ene' über
's Leberli g'chroche"? [B. :] Ach, en Unggle" und e"
Tante"! [A.:] Was? en XJnggle" und e" Tante'? Das
sind grössi Ch-e'! ACorr. 1884. — Vgl, Leunis T. 793.
Kapuziner Kappä-: = Juden- Sehn, a GMs, Sa.
.Sommersprossen verschwinden, wenn man das Gesicht
mit roten Wegschnecken, sog. Kapuzinerschnecken ein-
reibt und den abgesonderten Schleim trocknen lässt.'
WManz 1916. — nie Farbe .ähuelt der der Kapuzinerkutte.
ChlSb-: = Auw-Schn. GnliPr. (Tsch.).
Chrüt-: Acker-, Erdschnecke, Limas agrestis.
.Limax terrestris minor cinereus, Krautschneck.'
Capki.LER 1767. — Vgl. Gr.WB. V 2124 (unter ,KraHt-
schnake').
Maien-: im Mai auftretende, lebende Schnecke.
,Gestreimte und bunte Meyenschnecken im Meytau
zusammenlesen, in einem Glas mit Salz bestreuen und
an die Sonnen stellen und für ein gutes Wundöl zu
allerlei frischen Wunden gebrauchen.' EKönh; 1706
(unter , Arbeiten im Meyen'); vgl.: ,Aus den schnacken
im meyen oder october zuosaramen geläsen wirt ein
wasser gebrant, dienstlich [Eisen] zuo herten.' Fischb.
1563. — Mandel-: Backwerk aus fein gestossenen
Mandeln, Zucker und Eiern, in einem Model in
schneckenhausartiger Form gebacken Z; yg\. Schnegg
5ap. ,Mandelschneggli. Zerstossene Mandeln, Zucker,
Eier etc. Man macht von mürbem Teig viereckichte
Stücke, tut von der Fülle darauf, wickelt sie ein und
backt sie nicht gar heiss.' ZZoll. Kuchb. 1820; ähnlich
B Kochb. 1830, 229/30 (,Mandelschnecklein').
Mer-: a) im Meer lebende Schnecke (Muschel).
, Cochlea marina. ein meerschnäck.' Fischb. 1563.
,Merschnägk (besunder die, mit welchen man pnrpur
und dergleichen färbt. Fris.), conchylium; der meer-
schnacken, ostreum, mnrex (ein sonderlicher meer-
schnägg, den man auch purper nennt. Fris.).' Fris.;
Mal.; s. noch Wasser-Schn. sowie Schalen la (Bd VIII
543). , Cochlea Veneris. Meerschneck.' Denzl. 1677.
.Cochlea marinse, Meerschnäcken.' KNLang 1722. Aach
Schildkröte : .Testudo, mersnek.' Voc. opt. ; vgl. die Anm.
Sp. 1192. — b) = Schnegg Ic. ,Eins kleins silberis
Spetzerischrinli geformiert wie ein Meerschnecken.'
1617, W Inv. .1 grosser Meerschn. und ein kleiner.-
1714, Z Schirmb. (Verlassenschaft eines Barbiers). —
Ahd. merimcdto, mhd. mersnecke; vgl. Gr. WB. VI 1858; Martin-
Lienh. 11 498; Fischer IV 1623.
Nabel-: Nabelschnecke, Natica. .Cochlea umbili-
cata, nabelsclinäg.' Fischb. 1563, 140b (3 Arten, mit
Abbildgen). — Vgl. Gr.WB. VII 7 (Helix citrina).
Nagel-: Stachelschnecke, Murex. ,Purpura. ein
purpurschnäg. ein nagelschnäg. ein stachelschnäg.'
Fischb. 1563. 144 a (mit Abbildg). — Vgl. Gr. WB. VII 269.
Bier-. P-: zäher Speichelauswurf nach reichlichem
Biergenuss (studentisch). — Auch bei Fischer I 1104;
MHüfler 1899, 590.
Berg-: 1. im Gebirge lebende. gesammelte Schnecke.
.Ein starker Ausfuhrartikel [in GRFliins] sind die
hiesigen Schnecken, die vor allen in ganz Bünden am
meisten geschäzt werden . . . Wenige hält man in
Schneckenständen, sondern gräbt die besten im Herbst
auf den Bergen liervor. je höher desto besser. Etwa
30 der grössten weissen Bergschnecken ... gelten in
Chur ungefähr 2 Batzen; auch nehmen die Säumer
sehr viele nach Italien mit.' Gr Sammler 1812. —
2. = Schnegg 3b (Sp. 1191). De"- B., der [!] vorne' Redli
het und hinde" e' Schleipfi. Postheiri 1868. — Zu 1 vgl.
Gr.WB. 11517.
Berli°-: Schiffsbootschnecke, Nautilus. ,Vonder[!l j
pärleschnäcken, concha margeritifera vulgo dicta parle- |
muschel ... Diser schnack ... [ist] ganz glänzend an j
der färb gleich den pärlinen, wiewol das ist, daz keine |
parle in solchen gefunden werdend. Solche werdend i
in gold und silber gefasset zuo trinkgeschirran.' i
Fischb. 1563, 139b (mit Abbildg). ,Nautili, Parle- j
schnacken.' KNLano 1722. |
P u r p u r - , im Fischb. 1563 wechselnd mit ,Purper-': j
Purpurschnecke, Purpura (auch Murex); s. Nagel-Sehn j
Auch bei Denzl. 1666 (.Purpurschneck'). — Vgl. Gr. j
WB. VII 2273. 1
Posün- .pusun-' s. Horn-Schn. — Butter-: einj
Backwerk; s. ELaudolt 1842. 307. - Blutt-. PI-
= Chleb-Schn. Gr. so D.. Ig., Pr.; vgl. Sp. 1184. Von
alle" Siten sind deren erschrückeli''' leidi Tier zuehi";
cho", Schlange' mid Bein ... Ührotte" wie Wanner, Pl-e"
wie Müschele" und aw'' tnit Bein. GFient 1898 (fi" ,
Taucher'). — Reh-: grosse Weinbergschnecke, Helii
pomatia B, so S. und It Zyro. S. Bd 1 23o.; Sp. 118' |
1197
Schnagg, schnegg, schnigg, schnogg, schnugg
1198
Rgge"-: = Blutt-Schn. BTh.; Z It Dan. — Vgl. Gr.
WB. Vill 523 (Helix soarabaeus).
Ross-: =dera Vor. Gr (Tsch.), insbes. = Kapuziner-
Schn. L. Im Wullhängste"hüffe" göd's drunder und
drüber ...Es isch-ne" e" R. dar''' d'G'rechtigkeit g'strö-
pet. Ztböri. — Vgl. Martin-Lieuh. II 498.
Bit-: entspr. Schnegg 3a a. , Durch den [Munot-]
Turm hinauf führt ein gewundener, beinahe 6 Fuss
breiter, gewölbter Weg, die Reitschnecke genannt, auf
die Terrasse oder Zinne, welcher befahren werden
kann.' Härder 1859; vgl.: , Auf den [Munot-]Turn kan
man in einem Schneggen hinauf gehen, reiten und
fahren' (Leu, Lex.).
Rüt-: = Kapuziner- Sehn. (Sp. 1195). ,Nim ... 3
oder 4 Rotschnägen und lass sei darin [in Salzwasser]
verderben; nim dan das Wasser und wasch ... damit
dei Figwärzen, sei vergänd.' Arzneib. 1822. ,Wan ein
Kuh nicht rindereg werden wil, so nim Hepfen und
Rotschnägen. Das Alles wohl deren und zu BuJfer
gestossen und der Kuli mit Salz und Späk eingäben.'
ebd. S. auch In-sahen (Bd VII 897 M.). — Viell. noch attrib.
Gefüge; vgl. Sp. 1184.
Si'"-: Spitzname des ersten Bodenseedampfschift'es
.Wilhelm'. Schweiz 1909. Vgl. Ämmen-Schn. —
I Schlifer-: = Regen- Sehn. (iv.D. — Schlim-: = dem
I Vor. Z (Dan.). — Schlarpe"-: = dem Vor. Sch (Dan.).
— Schwabe"-: = dem Vor. G (Zahner).
Spgck-, auch Dim.: = Ghrüt-Sehn. ZS. (HBrup-
pacher); Syn. Taw-Schn. — Die kleiue, gehäuselose,
I weisslichgraue, den Gemüscpllanzeu verderbliche Schnecke ist
I einem SptikmUckli nicht unähnlich. Sie kommt nicht selten
I verseheutlich im Salat auf den Tisch (vgl. Sp. II8G); danu
heisst es etwa: '« machl yüd, '« iach nu'' es SjieckmUckli.
I Stachel-: = Nagel-Schn. s.d.. sowie Pischb. 15ü3,
1145/6. — Vgl. Gr.WB. X'2, 401.
Stumpf-. .Cochlealsevisturbineobtuso, ein glatter
Istumpfschnäg.' Fischb. 1563, 140a (mit Abbildg).
I Strüb-: Scliraubenschnecke, für verschiedene
|Arten der Gattungen Strombus und Turbo. ,Die straub-
ischnäcken werdend genant die, so in lange wirbel oder
jspitz sich endend gleich einer strauben.' Fische. 1563;
s. ebd. 141/2 (mit Abbildgen), auch Ör-Schn., ferner
Bd Vlll 867o. ,Ein Stück eines grössern, der Länge
inach gestreimten Strauhschnäggen.' JJScHEüCHZER 1706;
ISchraubschnecken.' 1746. .Schraubeschneck.' Capelier
J1767, 156/7. — Vgl. Gr.WB. IX 1657 (,S.-hraiiben3chnecke');
in andrer Bed. bei Fischer V 1133 (.Schraufenschnecke').
I Tufel- (-i-), in P -ul-: = Regen-Schn. GuObS.; PAl.
pumacone'), insbes. = Heiden-Schn. a P It Schott 1842.
Deckel-, T-: wie nhd., insbes. von der Weinberg-
schnecke AaF.; SNA.; Th; Z und weiterhin. ,Von
leckelschnäggen. Ein sonderbar geschlächt der
chnäggen wirdt von etlichen beschriben, welche alle
:eit verborgen ligen sollend, mit einem harten deckel
jiedeckt sein. Sollend sonderlich ... ausgegraben
■Verden auss den alpen, so nächst beim meer gelägen . . .
i^ie dem seye, so sind nit wenig der gelerten, die solche
j,on unseren gemeinen schnäggen mit keinem under-
cheid teilend, welche gleich auch winters zeit mit
inem weissen deckel bedeckt . . . verborgen ligend.'
'ISCHB. 1563; vgl. ebd. 145a. — Vgl. Gr. WB. II 888;
ischer II 126.
Amme''-tal-: = Ämmen-Sehn. Loosli 1910. —
n"-: = Speck-Schn. Gr (Tsch.): GSev., W.; Th; ZS.
nd It Dan. S. noch Au'-Schn.
Weg-: = Tüfel-Schn. Es; G; Z. Be' [ein Italiener]
ess jo lebigi Maie'chäfer und W-e". Nationalztg 1918.
En prächtige' hrüne'' W. ELocHER-Werling. Wenn man
mit einem roten W. die Warzen anstreicht und die
drei höchsten Namen dazu sagt, nachher den Schnegg
an einem Dorn aufspiesst, so gehen mit seinem Tode
die Warzen weg. HMessikommer 1909. ,L)as pulver von
dem gederten wägschnäggen gestelt wunderbarlich das
glidwasser angesprengt.' Fischb. 1563, 196, wo noch
Weiteres; s. auch Sp. 1184. — Vgl. Gr.WB. XIII 3138;
Fischer VI 548.
Wald-: wohl = dem Vor. GRCast., Chw. (Tsch.;
ohne Bed.). — Vgl. Gr.WB. XIII 1 1 9 1 ; Martin-Lieuh. II 498.
Warze"-: = Weg-Schn., insbes. von der roten
Wegschnecke (Arion rufus) als Mittel zur Vertreibung
der Warzen. E" röte'' W. Bs (Joggeli-Kal.).
Wasser-: im Wasser lebende Schnecke. Alp. 1821.
,Wasserschnäcken in rauhen herben muscheln.alsmeer-
schnäcken, ostrea, ostreum.' Fris.; Mal. ,SOsswasser-
Schnäg, Cochlea fluviatilis.' Fischb. 1563; an andrer
Stelle dafür .wasserschnägle'. — Vgl. Gr. WB. XIII 2500 ;
Fischer VI 494.
Zucker-: ein Backwerk; s. ELandolt 1842, 305. —
'Li\indeT-: = Kegel- Sehn.; s.d. Auch bei KNLang 1722.
schnegge" (in PA], schniaku"). 3. Sg. Prces. und
Ptc. -et, in Bed. 1 in FJ.; GRCast., He., lg., Kl.; ScHW
schneggue", in GfiPr. (ilKüoni) schneggene": 1. „sich
mit Schneckenfang beschäftigen", Schnecken sammeln
FJ.; Gb, so Cast., Fid., He., Jen., lg., KL, Trimm.; PAL
(,cercar lumachc); Schw; UwE.; Nnw; U; St.*. Das
Sehn, war ein beliebter Erwerbszweig ärmerer Leute
GR(Tsch.). Oe" sehn ;/((" GnPr. (MKuoni). D'Ägerste"
schneggnet am gäche" Fort Schw Gedicht. — 2. a) sicli
wie eine Schnecke, dh. sehr langsam vorwärts be-
wegen B; Z und weiterhin. Lueg, wie Das schnegget!
von einem Eisenbahnzug ZRuss. iVlit Richtungsbest.
Devo" sehn. Z. [Eine Prozession] iseh ... vo" Arberg
her dür''' d's gross Mos üs g'sehn'egget. RvTavel 1913.
— b) eine Kuh oder Ziege gelegentlich am Abend
nicht melken, sei es aus Liederlichkeit, sei es weil sie
zur Melkzeit von der Weide nicht heimgekehrt oder
sonst beim Melken nicht zur Stelle ist GoT. Nach einer
Angabe aus GStein wird die Milch von einer nur am
Morgen gemolkenen Kuh ein Sehitegge'-Möli genannt;
vgl. Mällc^Bd IV 155u.). Auch vom Unterlassen eines
Besuches, vom Schwänzen der Schule GoT. Der tuet-
mer das Mölsehn., von Einem, der einen versprochenen
Besuch nicht ausführt. — 3. einen Gewehrlauf mit
einem (gewundenen) Zug versehn; vgl. Schnegg 3 aZ,
auch ge-schnegget. ,Ein Schütz mag ouch syn Mus-
quettenrohr mit graden, glatten oder krumben Zügen
sehn, und zurichten lassen, ye nach dem ein Jeder
vermeint am besten beschossen zesyn.' B Schützenordn.
1614. — 4. .tanzen' GRTrimm. (Tsch.). Mer tcend ge"
sehn. — Vgl. Gr.WB. IX 1216 (iu Bed. 2a); Fischer V 1048
(in Bed. 1). 4 (nicht bestätigt) viell. von der drehenden Be-
wegung; vgl. Schniyg Sa9: Auf eine weitere, zu Schttegg 3b ge-
hörige Bed. weist entlehntes westschweiz. aiwke, ,mit der
.VcA,.«-yjt" fahren' (ETappolet 1917, 153).
ab-: die Schnecken von Etw.ablesenNDw(Matthys).
D's Garte'chniid a.
g»-schnegget: „schneckenförmig L" (auch St.*").
,Diser schnack wirt mit einem deckel bedeckt, so dick
und hart, auch geschnäcket ist.' Fischb. 1563. a) zu
schneggen 8. G-i Rörli, gezogene Gewehrläufe PAger.
1199
Scbnagg, gchnegg, schnigg, schnogg. schnugg
1200
— b) von Stoffen mit 13ez. auf die schneckenförmige
Anordnung von Flecken, schadhaften Stellen. ,Die
. . . Blöiji (Waschblau) wurde . . . mit der Stärke ver-
mischt, damit nicht durch ungeschicktes gesondertes
Blnije" d'Höm^leni g-i chömi", Stärke und Blau in spiral-
äbn liehen Striemen durcheinander fli essen.' Barnd. 1911
(BG.). ,[Ein ahschinig gewordenes hoffärtiges Kleid
wie ein rerrijjsefs Arbeitskleid bekommt] zunächst ab-
gegriffene Stellen, die es wie Schneckenspuren auf
einem reinen Brett durchsetzen [?], es wird gs.' ebd. —
a katiii Ptc. zu schntygen S sein, im Übrigen liegt eine Abi. von
Sclinegg vor.
Schneggete° {.: 1. abstr., das Schneggen (i. S. v.
schneggen 3 a) ZF. Das isch e" Sehn.! l>as geht lang-
sam! — 2. so viel auf einmal auf einen Schnegge" (s.
Schnegg 3b) geladen werden kann oder wird BK. (auch
St.), (j., Schangn.; LE. (auch St.). Vgl. Schnäggeten
(3p. 1177). I''' chumt", so b'häng t'* di Sehn, dinne"
ha' BE. (AvRütte). ,Wer das Gefährt [den Sehnegge']
richtig zu beladen weiss ... fährt selbst mit einer
beträchtlichen Sehn, so leicht, als wäre sie nume" so-
n-es Schneggetli.- Barnd. 1911. .Wenn er [ein Kraft-
mensch] 's mit einem ung'wente'' . . . Tier zu tun be-
kam, so spannte er es einfach wieder aus und trug
zB. die zu bewältigende Sehn, auf dem Rücken fort.'
ebd. Insbes. : „Eine Sehn. Heu BE.", G. (beiläufig eine
Pferdelast); „LE." — Als fingierter ON. (zu Bed. 1): Auf
die Friige irohir chunatf wird etwa abfertigend geantwortet:
Vo" Schn-en ölen abe' 1 ZZell.
Schngggi''g f.: Schneckensamnieln GRFid., Jen.,
Schs. Der Sehn, z'lieh di ganze' Tagen im nasse" Oras
und im G'stüd wnmertravalje". MKponi 1884 (GRSchs).
schneggle": = schneggen 1 GO. (Götzinger). —
In andern Bedd. bei Gr. WB. IX 1 2 1 6 ; Schupf 639 ; Fisclier V
1047 (sehneck(e)hn). — ge - s c h n Sggl e t : schnecken-
förmig gedreht oä. ,G-e Kragen'; s. chröselen (Bd III
860). ,Die neu aufgekommenen leichtfertigen weiten
Göller um den Hals samt denen daran geschnäggleten
Säumen und allen auf dieselbe geheften Banden bey
fünfundzwanzig Pfund Buss [verboten].' Z Mand. 1703.
— Vgl. ge-achnecktel bei Fischer III 488. Unser W. setzt ein \'b
mit entspr. Bed. voraus; vgl. schneck(e)hn S bei Fisclier V 1047.
Schneggler m.: Schneckensammler. ,Hat der
Schneckler endlich eine beträchtliche Menge bei ein-
ander, so . . . trägt [er] sie zum Schneckenmann, der
ihm blanke 20 Cts für je 100 Paar ausbezahlt.' Alpenp.
1874 (GO.). — In andern Beild. bei Fischer V 1047
(Sc},ne^k(e)hr) : Unger-Kluill 551 (Sctinerk(er). Als Flurn. Tb
Tobcl; ZOberwil (ivi Sehn.), .Schneckeier' BsFilll. ,Schnegg-
leren' f.: ,BaHmgarten in der Schneggleru und Blächen ge-
nannt.' 18(;8, ZNUrd.
SchnSggling m.: Pischname. ,Von dem schnäck-
ling. Scorpioides, ein schnäckling. Diser ist ganz
ähnlich ... dem meergropp oder zibelfisch ... Er mag
komlicher schnäcklin [!] geheissen werden, dass er zwei
linde hörnle oben auff dem köpf ausstreckt gleich dem
irdischen schnacken.' Fischb. 1563, 3b. — Sonst nirgends
gebuclit. Fischunmen auf ,ling' sind sehr zahlreich; s. ZfdW.
4, 172/3.
schneggegge. Im Anzählreim. Anne quaquanne,
trag Türgga voll Wina, sehn., halüna, giiggüs GBuchs.
Eine Kapeine, drei Türgge, fünf Finger, schnäggägge,
rorore, guggti ZStäfa. Eine weitere Var. s. bei GZür.
190'2, 67 (schnäggägge). — Beide -e- mit der Qual, von v,
also wohl .Streckform' zu Schnügg (Sp. 1183).
ab-schneigge": (Bäume, Äste) stutzen DMad. —
Für -schneite' (so UScli.l; Tgl. das Folg.
schneiggle": „beschneiden, stutzen, zB. die Bäume
Aa" (St.»); ZDüb., 0. — Für schneitle' (s.d.); Tgl. Reiggel,
reigglen (Bd VI 771/2); rügylen (ebd. 795).
ab-: abstutzen ZF. Chrisbürdeli werden zur Fertig-
stellung noch abg'sehneigglet. — „üf-: aufstutzen, zB.
die Bäume Aa" (St.*).
üs-, in Z It Dan. -e«-: die kleinen (für Reisig-
bündel, Besen bestimmten) Aste, Zweige von den
grössern abschneiden ZO. (so Russ.) und It Dan. (Tann-)
Est ü. En Sparten ü.; s. Bd VI 1507 u. (reisieti) —
-eu- durch Mischung mit sehnäugge' (Sp. 1180)?
Schneigglete" f: Abfälle, zunächst von Holz
ZRuss.
Scliniggele'' -ella f : , Kopfwindel' (Zyro), Tuch (zB.
rotes Nastuch), das nur lose turbanartig um den Kopf
geschlungen, statt regelrecht, wie die Tracht es ver-
langt, umgeknüpft wird BBr., Ha. E' Sehn, mache'. —
Zu SehnSgg?
Nacht-: = Holz-Mueter 2 a (Bd IV 593); man
schreckt mit ihr Kinder, die noch spät Abends draussen
sind BR. Syn. auch Nacht-Frau (Bd I 1'25I). Folg,
gang Nüd dahin, sust chund (nimmt-di''') d'N.! — Ans
geogr. Gründen ohne Zweifel zum Vor. Das Gespenst wird also
nach der ihm zugeschriebenen Kopfbedeckung benannt seiu.
Zur Übertr.igung auf die Person vgl. etwa Chap/ien So, Chlau»-,
Xaehl-, Zuge,-, Zipfel -Chappen (Bd III 387/97).
üs-schniggere°: ausspötteln, lächerlich machen B
Si. (DGemp.). — Nicht bestätigt.
Schniggis s. Schnäggis (Sp. 1178).
schnogga: falsch Gr Kesslerspr. (JJörger 1925).
Schiiögg(e"), Schnögge": 1. Schnögge' GnSrüsch
(Tsch.),ScÄ«ö^(jie»BMünch.(GZür.l90'2)undltEFriedli,
auch nach einer örtlich nicht näher bestimmten ä. An-
gabe; GRCast,, He., Pr. (so Grüscb, Kl., Seew.), Rh.; G
Sev., We.,= /Sc/iM«u^^cwia(Sp. 1178/9), von Tieren, derb !
auch von Menschen. ,lch haute der Kröte ... auf die
Sehn., dass sie gögte.' GZür. 1902 (BMünch.). Häb [
iez den" afe" di" Tontiers Sehn, zue (od. dänner, z'rugtj)'. ]
B (EPriedli). Heb d'Schn. zue! Gr (Tsch). Hest aW'' ■
albig d'Schn. offe"! ebd. Halt d'Schn.! i«* mag Nüt \
g'höre" von-der. MKuoni 1884 (GRSeew.). S. auch |
Buessen-Ge-richt (Bd VI 367). E' Sehn, mache" GWe. ,
Die hat en helleschi Sehn.! von einem schwatzhaften (
Weibe GrKI. Auch auf die Person übertr.: Das ist \
en rechti Sehn. ! ebd. — 2. a) Schnögg m. (PI. -<"), j
= Schnauggen 2b GRÜVaz (Tsch.). — b) Schnögg m., j
PI. Schnögg(e"), meist Dim. Schnöggli, kleiner Zweig '
der Rebe mit nur etwa 2 Knospen GRig. (Tsch.); vgl.,
Schürzung (Bd Vlll 1321). — Nbf. zu ('.■^chnauggi
Schnauggen, .Schnauggen. Zum Wandel TOn au (äul ZU ö lö)t
vor Guttural im Osten vgl. BSG. Ill 56/7; für ö in B bietet!
göggen II (Bd II 178) eine Parallele. S. auch «cJnöjjm.j
schnöggen. In Tsch.s Angabe, in GrGrüsch werde Sehn. Tonil
Mnnd eines Schalkes, SpassTOgels gebraucht, verrät sich Ver-j
mischung mit Schnägg I (vgl. Sp. 1 172, Bed. 3a). I
S c h w i n (s) Schieein(s) - Schnögge" : Schweine-^
schnauze; derb vom beschmutzten menschlichen Muno
GfiCast. (Tsch.). Hest e" rechti Schw.!
schnögge" (in Bed. b), sonst schnögge": a) =
schnauggen la und b (Sp. 1180/1) GRChur; GRh., Sev.
Stdtf, VVe., Widn. (.von den vorgesetzten Speisei;
nur so kosten'). In all Pfannen i'he' sehn. GWe. -.
1201
Sohnagg — schnngg. Schnaj— schnuj
1202
b) = «cAn»/fen (Sp. 1155). um 1855, BStdt(Bubenspr.). —
Vgl. näuggen : muj.jm 1 (Bd IV 705. 710).
Mme'-schnögge' : = u.-schnäiiggen GSev., We.
Schnngge" m. -. Schweineschnauze. I"* pack ei's [der
Schweine] am Schtcämli, dC Oeuggis [FN.] 's ander
am Sehn, und de Wecker si"s am Sauörli. ÜNäu. 1896
(THErm.). — Vgl. Schnauggen (Sp. 1178), Srhnnyg(en). auch
Nuggeli (Bd IV 711) iiud die Anin. zur folg. Gruppe.
ab-schnuggle°: abschnauzen Bßurgd. (Dan.). —
Dan. schreibt, sicher ungenau, -Hchnugh". Die Angabe ist
übrigens nicht bestätigt.
Schnngger (in GF., Stdt -«'-, so auch in Es neben
-#-) m.: ausser BsStdt nur im Dim. Schnuggerli, Kose-
name, bes. für ein (Ijleines) Kind, hübsches Mädchen
Es, so Stdt; BE. (JBürki); ÜRFläsch (Tsch.), Kl.; GF.,
Stdt, We., für einen kleinen Hund TH.^mr. Du lieb(s)
Schnuggerli! Bs; GWe. Ei's vo" dine" Schnuggerli,
von den Zöglingen eines Mädchenpensionates. JBürki
1916. [Der junge Mann hat] nimmt' umme'g'luegt nö'''
dem Herze"s- Schnuggerli. Nationalztg 1917. — Vgl.
NuygerS (Bd IV 711) und die Aum. zum Folg.
Schnuggi ni.; \. = Nuggil (BdlVTll) Ap. We'"-
me" de" Qöfe' de" Lüller nömmc löd, so wessi"d s'-ene"
wider en andere" Röd. Statt d'Zit met nötzlegem Lerne"
z'vertribe", loend s' lieber, ivas s' nüd sö'ti'd all betribe".
I«* will zwör nüd säge", das' s' de" Sehn, se'ti'd b'halte".
HKPrick 1900; mit der Erklärung .Saugbeutel'. —
2. = Nuggi 2, Schnugger Bs; GWe. — Vgl. zu Bed. 1
,8chnuckeln', .schuucken' 2, saugen, lecken, naschen (Gr. WB.
1X1381), sowie (mit dem bekannten Anlautwechsel) nuggen,
nugg(e)lm (Bd IV 711), dazu nauggen ü, nöggelen (ebd. 704.
710), zur Bildung und Bed. BSG. XII 107, zu Bed. 2 die Kose-
wörter Schnurkeele bei Martiu-Lieuh. II 500 und Schnucl-es(rhe)
bei Schm.* II 567. Die Gruppe gehört mit Sihnuggen etym. zs.
schnnggerle": intr., sich anschmiegen GWe. (Senn-
Rohrer). Syn.sc/i)»McWeM(Sp. 921). Gelt, eso an'n Ofe"
here" sehn., se'b cha""-der's [behagt dir].' Der Stubeli-
bueb hogget hinner ''en Ofe" tmd 's Babeli isch an-en
ZuH" g'schnuggerlet. — Vgl. eis. «chnuckle", sich zskaucrn;
ichnuckere", sich anschmiegen, sich im Bett zsschmiegen;
achnückerle", schlafen; Schuiickerle n., Schläfchen (Martin-
Lienh. II 499). gg kann in GWe. = urd. gg und kk sein. Viell.
liegt eine Nbform zur Gruppe schmuck- vor; achn- für achm-
kdnnte unter dem Eiutluss von \uck usw. (s. das Folg.) ein-
getreten sein.
Schnuggis m.: = Nuck, Nucker (Bd IV 714/5).
.[Zur Mittagszeit] zweistündige Ruhe, aber ohne den
beliebten Sehn.' Z Freitagsztg 1890. — Örtlich nicht be-
I stimrabar. Vgl. die Anm. zum Vor., auch nauggm 1, nöggen S
j (BdlV 704. 710), ferner ,schmuggelu', ein Schläfchen machen,
I schlummern bei Gr. VFB. IX 1131.
1 Sehnaj, schnej, schnij, schnoj, schnuj.
G«-sclinij .Geschny' n.: koll. vom Ergebniss des
Schneiens. ,Nur die höchsten Berg werdent nimmer
^- ■ ■ one Schnee gesehen, wülcher an vilen Orten so hart
_uffgefroren, das er sich meer einem Gestein oder Cristall
jdann einem Geschny verglycht und von dem Landt-
jvolk Gletscher oder Firn genennt würdt.' RC'ys. (Br.).
1 schni(j)ele°, schneiCj)ele" (zur Form und Ver-
jbreitung des Diphth. vgl. schnljen), dafür in Bs (neben
jscÄ««yyen);BE.,G.,Si.undltZ>ro;GR(ltTsch.allg.);W
[Tscheinen) schnij erle" {in BG.-ij-) bzw.-«-: „(ganz)
I Sohwea. Idloukon IX.
schwach schneien", ,in kleinen Flocken schneien, ins-
bes. schneien, wie es bei sehr kaltem Wetter geschieht,
da der Schnee als aus eisigen Körnchen gebildeter
Staub erscheint' (Tsch.) Aa; Bs; B; Gr (auch St.');
„L"; ScuSchl.; ScHwE.; SNA.; W (Tscheinen); Z und,
zum wenigsten im Kinderreim (s. u.), noch weiterhin.
Syn. fiserlen, ßäugferjlen (Bd I 1077. 1177); biferlen
(Bd IV 1042); riselen (Bd VI 1366). .Geht das Schnijerle"
in ein richtiges ScÄrnje» über ...' Bärnd. 1911. 'sschnieled
i" 's Fare"chrüt .. . 's Sümmerli ist scho" verbi. Lienert
1906. Es dunklet scho" im Tanne"wald und 's schneidet
ganz lisli'''. 's Christchindli (Z). ,Den 21. April hats
ein wenig geschneyelet.' 1792, ZZoll. Tgb. Neben
regele"; s. Bd VI 728 (zweimal). Am verbreitetsten
im Kinderreim es schnije(r)let, es bije(r)let (regelet,
riselet, wäie(r)let) usw.; s. Bd IV 911 (bljelen); V 530
(brieggelen). 938/9 ; VI 93 (räehelenj. 729 o. 963 o. 1366M.;
VII1277o.; VIII 470M.; noch in zahlreichen weitern
Varr. Es schneierlet, es paierlet f.'J nf alle" höhe"
Tanne": da kunt e" Frau us ''ein Montafun und frisst
de" Vogel danne" GRThs; vgl. ß. I 316. 's het no'^''
nid längisch g'schneierled, di Böumeli si" no'^'' wlss: t'*
han es Mal es Schätzen g'ha", i''' we't, es war no'''
mi"s. GZBr. 1902 (BDärst); ähnlich AaF. (AfV. XI 10).
— Auch eis. (Martin-Lienh. II 492). Zur Bildung vgl. Dial.
251/3; WHodler 1911, 29 ff. 33 ff.
schni(j)e" I ApH.; BBh. (schnijän. eig. schnijjän;
s. PSchild II 389 Fussnote). Gr. (-y-J, G. (-ij-J, Hk.,
Lau., Sa., Si. (-ij-J und It Id. ; FCord., J., Ss. ; Gl; GRAr.,
Av., Chw., D.. L.. Pr., Rh., S., Tschapp., Val., V.; PPo.,
Mac. (-ij-); GA., G., Nessl. tw. (bes. bei den Berglern
auf beiden Talseiten), Stein; aScHw. Alptal, E., Eutal,
Ma.; TB.; Uw (ohne E.); U; W (schitiju", nach BSG. VI
152 ,schnijju"', in Lö. schnin); ZoUÄg., Stdt, Walchw.,
schniHje" BoAa.; GRMutten (,-«-' nach BSG. VI 110),
Obs.; LE.; GAStJoh., Starkenb., schnei(j)e" {-e'i- oder
-e^«-) und zwar 1) von altem ei (gespr. -e^t-, -cei-, -ai-, -ä-)
in allen Stellungen durch geschlossenem Sonanten
unterschieden Aa; ApI., M., V. (doch s. u.); Bs; BS.
(Bez. Erlach und 1. Ufer des Sees); GsCast., Chur, Hald.,
He., ÜVaz; LG.; GBez. Goss., Neut. (ohne Brunn.,
Oberhelf., Peterz.), Niederhelf.. Oberbüren, Rag.. Rh.,
Bez. Rorsch. (ohne Rorsch. selbst). Sa.. S., oT. (ünterw..
Wildh. und von Nessl. abwärts). Vätt. (schnee" wie
Weer, Weiher). Weisst.. We.. Zuzw.; ScaBuchb., R.;
ScHwHö.; S (,im grössten Teil des Kantons'), so G.,
Gr., Stdt, Th.; TuAaw., Aad., Amr., Berg, Bichelsee,
Gachn., Gerl., Kessw.; UwE.; ZoBaar, Cham. Menz.;
Z — 2) = altem ei im Hiatus Ap tw. (j üngere Generation ;
s. BSG. 1 79); GBrunn., Oberhelf., Peterz., Rorsch., Stdt,
Steinach, u und aT.. Tübach; Sch (ohne Buchb., R.);
Th. so Hw., Kreuzl., Mü., Nussb., Plyn, Rom., Schlatt;
ZAuss., Sth. — 3) mit altem ei (soweit dieses nicht
zu F geworden) durcliweg zsgefallen AAAarb., Zof. (im
Gegs. zur ländlichen Umgebung, wo schne'ije", aber
Ge-'iss usw.; in der Stadt nur -eH-); BE., M., S. (aus-
gen. das unter 1 genannte Gebiet); GfiThs; SBb.,
schniH(j)er (= altem ei, zT. nur im Hiatus) BTwann
(BSG. XIV 71); GRJenins; TaBerl.. Sulg., Weinf.; S
Schw., schnai(j)e" (= altem et) TnDussn., Fisch., Ober-
nennf., schneije*' TaWolpersholz b/ Weinf.. sc/me'^«;«'' Aa
Hendsch.,scÄ»!äye" Ta.\rb., schnäije" GBronschh., Wil;
TaFr., sc/t n«ef»(;PGress.,Pra!s.3.Sg.sc7mit(bzw.-H-),
-d(in BGr., G., Si. schni'jt, -d) bzw. schniHt, schneHt usw..
in WVt. schniot (neben schnit), in PRimella schnoui,
1203
Schnaj, schnej, schnlj, scbnoj, scliiiuj
1204
Koiid. (soweit nicht umschrieben) -ti, in LE. scbeizh.
auch ic/»nM^« (BSG. VII 156). Ptc. g'schnit (bzw.-i'-, in
BG. ,g'schnijt'} bzw. g'schni'it, g'schne'it usw., auch
g'schnijed (s. unter 2a), in FCord. g'schniet, in PGress.
g'schnüt, in Plss., Riuia g'schnout, in G It Pup.
g'schnoue' (heute f) : wesentl. wie nhd. schneien, allg.
,Schneyen (auch .schnyen'), ningere.' Fris.; Mal. 1. in
der gew. (uupers.) Fügung. Es schnit, hat g'schnit.
Schnit schnit schnit! ruft das Sehne- Vögeli [Bd 1 690] U.
Ein Geissbäuerlein verschliesst um StNiklaus seinen
Stall mit dem Spruch: Schni nu'''. Heuschi [Koseform
zu ,Heu'] hänn-i''' nu'''. JJörgek 1918. ,.'^n aller beigen
tag bat es so vil gescbuit, das man an bergemmet
nit wol mocht komen.' Z Chr. XV. ,Hed schier den
ganzen Tag gschnit.' 1641, Zg TgB. ,1m Herbst tieng
es schon frie an zu schulen.' JvWeissenfluu 1792/1821.
Subst. luf. ,Do [als man eine landwirtschaftliche Arbeit
ausführen wollte] wäre es so wüest wetter von schnygen
gsyn.' 1594, ZAnd. ,Im 1367. Jahr umb Weihnächten
erhub sich ... ein träll'enliche Wärme und fönet milt
. . . und wann es schon auf Sclineyen war, so ward
der Schnee angehnds durch den warmen Luft ge-
schmelzt.' GuLER 1616. Hs schneit wild, wenn bei
kaltem Wetter die kleinen Flocken vom Winde ge-
trieben in der Luft herum wirbeln ThHw. ,Wenn es
spärlich oder zart schnijd . . .' Bärsd. 1908. Es schnijd
wie us-ner Loui, es hed g'schnijd wie-ne" Louina. ebd.
Ferig am Lanzig hät's au''' g'schnit wie Wulle". Lienert
1891. Es schneit wie Chindshändli, in grossen Flocken
ÄAKulmert. (BisJ wit aber (s. auch Bd IV 1998u.), i"
's Tal ahe" (s. Bd VllI 1569 u.), z'Bode" sehn. (s. Bd IV
1025M.); Syn. aben-schn. ,1m Summer war 9 Wuchen
trochen bis uf den 28. Üugsten; do hat es bis in Grund
geschnyt.' Ard. 1572/1614. Im gleichen S. über Land
sehn. GfiCast. (Tsch.); s. auch unter 2a. Obe" dür''' (Gr
V.), an d'Grät (ebd.), ufd'Berg (s. Bd IV 60 o.), a" d'Berg
a" (Gl) sehn.; Syn. an-schn. Wenn's [bei einem Land-
regen] uf den Äbe"t nid [a.\x(-]hört oder an d' Grat schnit,
ist im Tal Hochwasser zu fürchten. CSuhnvuer 1919;
vgl. oben-aben-, an-schn. Neben Ausdrücken der selbeu
Sphäre. ,Üo vienge es an zuo snygende und winter
ze sinde.' M. XV., Bs Chr. ,[Im Januar] huobs an kalt
werden und schnien.' HBull. D. , Willen der Wein-
monat gar zu ruch hat angefangen mit Schneien
und Gfrieren.' A. XIX., BGr. Clir.; s. auch ge-frieren
(Bd I 1314). Es schnit und stübt (staubet), von heftigem
Schneegestöber kv (s. Bd VIU 1507 o.); Gk; GT. Es
het g'schnit und g'stobe", wie tvenn all Lugnetzer Häxe"
d's Loch [die Schlucht zw. dem Lugnetz und Vals]
ieche'' 'blase" hättet. JJörger 1918. ,Und hat dises
Schneyen, Stauben und Kälte geweret biss auf den
14. Tag Christmouat.' 1659, JBRusch 1881. ,üass es
heute draussen stäubet und schneit und mir's drinnen,
in meinem gutgeheizten Stübchen ... so wohl ist.'
UBrXgger 1792. S. noch die Aiini. Es schnid und
guchset Ndw; vgl. gu.ven (lid II 571), dazu auch Bärnd.
19ü8, 74/5. Pfüse"; s. Bd V 1189o.; VI 1365 (Schnew-
Uisel). Chüze"; s. Bd Vlll 1374 o. Winde"; s. tm (Bd I
298). ,l)iser merz was ein reclit böser, nütsöUender
lur mit schnygen, winden, ragen, kelte.' 1566/77,
WScuoDOLKRs Tgb. ,Haglen'; s. Gletscher (Bd II 656).
Bes. häutig (zT. formelhaft) ist die Verbindung mit
regne"; s. auch u. ,[Nacii Entfernung der Glücklein aus
einer Kapelle] gienge ab, daz man uümen für daz
Wetter noch keinerlei mer lutte, es schnitte oder
regnotte.' 1525, Edlib. ,Im jar 1544 ist gsin ein steter,
kalter winter . . . dass es weder geschniget noch ge-
regnet.' UMev. Chr. 1540/73. ,Wie wurd dir [mit einem
ersehnten Ziel vor Augen] der wäg so kurz syn, wenn
es glycli durch einauderen schnygete und rägaete.'
LLav. 1577. 1582. ,Hed den ganzen Tag gschnit und
grägnet' 1641, Zu TgB. ,üen ganzen Merzen aus hat
es wäder gerägnet noch geschult ... und ist ein frelicher
Austaggewäsen.'Ä.XIX.,BGr.Chr. S.noch BdIV1449M.
Wetterregeln. Füra" uf ''e" vordere" Luft chunt's ga"
sehn. BLau. ; vgl. Bd III 1 158 o., sowie Sehnerv-Luft. Wenn
d'Schäf am Äbe"d üfgänt, so g' chunt's ga" sehn. GRllh.
S. auch räwen (Bd VI 1872). Wenn die Distelköpfe
ihre Samen fliegen lassen, deutet das auf , Spätschnee':
Aha, es icollt aber ho''' ehon ga" schnijen! Bärnd. 1908
(BGr.). We—'s spät [im Spätfrühling] schnijd, su tued's
den arme" Lite" d's Land buimcen. ebd. ; vgl. Abrellen-
Schnew. We""'s i" d's blutt Holz tonderet, su schnil's
i" d's g'lü'bedi BSi.; s. schon Bd II 1247 u.; V 214M.;
dazu: , Wenn's im Märzen donnert, wird's im Mai
schneien' Z. I" 's Laub sehn.; s. Bdll 1592o.; III 955o.
Der April bringt stets noch Schnee; s. Bd I 364 (schon
bei EKöuig 1706; dazu noch die Varr.: 's schneit jedem
Stecken en Huet Z, er schneit dem Hirten e" volle" Huet.
Bärnu. 1914). Entspr. auch vom Mai GRRh.; Z tw.
Mit Bez. auf bestimmte Kalendertage. A" Liechtmess
soll's sehn. Barnu. 1908; s. auch Bd IV 449 u. 1449M.;
VII 1097 u. ,Wenn es am Agathetag [5. IL] schneit,
so schneit es noch 40 Male." Gotth.; s. auch Agathe
(Bd 1 125) und vgl. Frauen-Tag. Am allen un'' niwwen
Malis (24. IL und 6. III.) soll's nid sehn. Schnijd's
denn, so schnijd's no''' 36 old 37 Tag. Bärnd. 1908
(BGr.). Sa tvit a''hi" das'-es am erste" Merze" schnijt,
SU wit a''hi" sehuijl's am erste" Meije" BG. (Bärnd.);
s. auch Bd IV 432 0.; Alinliches unter Bahnen (ebd.
1217 M.). ,Schnit's vor Martini über den Ehiu, se ist
der halbe Winter hin' GnEläsch, oHe., Ig., L.; GSa.
(z'MartiniJ; Z (s. Bd IV 428 o.; VI 995 u.); dazu die
Varr. vor Wiehnicht GuHe., Valz. (Tsch.), vor Galli
driviäl GnPr.; vgl.: ,Wanus z'Chur vor Galli schneit
in Rhyn . ..' 1629, Güler. S. noch Bd VIII 1569u. und
vgl. Gall (Bd II '200 u.). In RAA.; eig. und übertr.
Wege" Desse" schneit's nit! AiSt. (heute abgelehnt);
wohl zur Kennzeichnung von etw. Belanglosem. Das \
g'sehehd, wenn's schtvarz schneit! dli. übh. nie L; vgl. j
Wander IV 304 (, wenn's grün schneit'); ähnlich bei j
Martin-Lienh. II 492. So« unt a'ha'' het's nid g'schneit! l
Abweisung, = du irrst dich! oder: daraus wird Nichts!
GWe.; ähnlich bei Schöpf 639/40. Me" weiss wolaW'' ]
schneie", aber nöd bis z'hinderst i" 's Tenn hindere', \
sclierzh. mit Bez. auf etw. Übertriebenes, Ungehöriges
G. Lueg, lueg, 's het wider wit ab''i" g'schneit! RA. beim I
Kartenspiel, wenn man schlechte Karten bekommen j
oder keine Punkte zu notieren hat Ar, so Reh. uniii
It Ap Kai. 1923. 's hät-em (-ere" usw.) rif d'Fhnte"^
{d' Zündpfanne" ScnHa. ; ZZoU.) g'schneit, von einem i
missglückten Vorhaben, Missgeschick übh. BE.; ScBj
Ha.; S (Schild); Z, so BüL, Ü., Zoll.; Soldatenspb.;
(AfV. XIX 257); s. schon Flinten (Bd I 1204); Zünä'
Pfannen (Bd V 1108) und vgl. Bd V 770o.; VI 780o.,
(,driu regnen'). Es hat en ledere' e"chli" Öppis z'chlage",'
und en ledere'' meint, si"s Übel sei 's grösser. Es «cAweiC
emenen ledere" öppjcn uf d' Flinte". Messikommer 1910
,Aber ohä! Die haben sich z'sfilbist ganz IBtz trumpiert.
und ist ihnen der Schutz hingerausen gepfupft, ttni|
1205
Schnaj, schnej, .sclinij, sclinoj, schnuj
1206
hat ihnen wüest auf die Flinten geschneit.' Bieler
Tagbl. 1918. Das heisst-men Ei"m uf d'Flinte"
g'schneit! scherzh. zu Einem, der durch unerwartete
Heimkehr Heiratspläne durchkreuzt liat. ACorr. 1873.
Ja, dö het's halt g'schneit! sagt, auf den Kopf deutend.
Einer, über dessen graue Haare sich ein Andrer
verwundert Bs (Seiler), 's het scho' uff si" Chopf
g'schneit, er ist schon auf seinen Jahren, ebd. 's het-
em uf d'Hör, i" Bart g'schneit AaL. (FOschw.); BsL.;
BE.; S. 's het-em [einem Mütterchen] nf de" beidne"
Site' scho' cMei' i" 's Hör g'schneit gha". JReinh. 19o3.
Beidne' z'säme" het's scho' toll uf 's Huppi g'schneit.
SGfeller 191 1. Im gleichen S.: 'shed a'g'fange' hi-
n-em uf d'Berg schneie'. Schwzp. (L); vgl. Berg (Bd IV
1550). Anders: Aber der Joggeli het-si''' nid la' i'
d's Här schneie', hat sich nicht foppen. Nichts auf
sich sitzen lassen. Loosli 1910; vgl. Bd VI 729u. Wer
hüt ze Dag e' Mädche" freit, soll nur nit glaube', 's haig
no''' nie xtff-seg'schyieit, sie sei noch unberührt Bs (.Seiler;
importiert); vgl. dazu den BReim Bd VI731u. Kinder-
nnd Volksreime. Bes. in Verbindung mit regne';
s. Bd III 561 0. (in AaBosw.: tvenn's chund clw sehn,
oder regne'); VI 728u., ferner Bd VI 731 (mehrfach);
dazu ALGassmann 1906, 141; AfV. XI 10. We"'s
numme' nid regned, we"'s numme' nid schnijd! we"'s
grad a'so feiserled, so tnachd-es-is [uns] Nid. Barnd.
1908 (BGr.). Und tve"'s regelet wid we"'s schnijt.
«ie""-»nfr d'Chatz «o'* 's G'schir' verhijt, län-i''' allza,
allza stä', wenn-i'''' es Tas.teli Caff'e ha", Strophe aus
dem Caffeliedli. ebd. 1911 (BG.). S. noch Herd-Besem
(BdIV 1669); Melw-Suppen (Bd VII 1242M.) und im
Folg. — 2. in besondern Fügungen, a) mit innerm
und äussermObj.; auch pers. gewendet. Sehne"' sehn.
Ein Vorsichtiger soll seine Werbung, während das
Mädchen eben am Melken war, in folgende Doppel-
frage gekleidet haben : Wenn's schnit, sc schnit's Sehne;
m't-mi''' uf d'E? Gi''d die Chue vil Milch? ÜrD.
(Tsch.). Es het es Schnell g'schmjed, 's ist »o'* nid
a'der Zit: Ha" welle' zu mi"m Büeli gä", jetz het's-mer
de' Weg eerschnid. Röseligarte (GRSertig). ,Uo vieng
es an sehnigen und schnit ein grossen unweglichen
schnew in allein land.' Z Chr. XV. ,Zuo Anfang des
■ Jars schnyets ein grossen Schnee.' -Ard. 1572/1611.
1 ,Am helgen stillen Frytag schnyet es ein Sehne, der
I mit grossem Nuz abgieng.' ebd.; s. auch Bd III 1322 M.
,0b es gleichwol vil und grose Schnee gschnit.' 1658,
I JBKcscH 1881. ,Den 22. [Mai] hat es noch ein grossen
[Sehne geschult.' A. XIX.. BGr. Chr.; ähnlich Bärnd.
I 1908, 78. (Nur eso) es Gifer, es BiferfliJ sehn., Kenn-
I Zeichnung einer ganz dünnen Schneedecke; s. Bd II
130; IV 1042. Im gleichen S.: Es hed numvien (eso)
\ es Chatzc'träbel (BGr. It Bärnd. 1908), es Chatze'g'spöre
l(BLan.) g'schmjd. Von starkem Schneefall: ,Hat es
'einen Patsch oder ,ein Flatz' (1815) oder e' La.<!t, ja
\ganz Last g'schnijd ...' Barnd. 1908. Schneit es in
bes. grossen Flocken, heisst es etwa: Es schneit Wäsch-
flümpe' (BE.), Nastiechli (BsStdt), Fazenetli (s. Bd I
jll45). Li'lache" (s. ebd. und vgl. .Diesen Morgen, als Lai-
lachen vom Himmel fielen.' Gotth. Br.), Chinderschüehli
(8. Bd VIII 474u.). ,Es schnijd! In grossen Flocken.
Hn Schnefleigen schwebt es hernieder, ja es schnijd
Wäschtitfher! Bärnd. 1908 (BGr.); vgl. ebd. 1911, 60.
LSo hüb es [im Juni 1621] an zu tonderen und schneid
pber Land ungewöhnliche Fetzen, eines Talers breit.'
tVNHORN 1603/29. Bern Stecken en Huet, dem Hirten
e" rolle' Huet sehn.; s. unter 1. (W^ohin gehn, Etw. uns-
inhrer),se\hst)irenn'sChatze'(Z).Eeb.itecke'{'Tif),IIale'-
6«r(e" (GrPt.) schnit ßchneitj, übertreibend für: auch
beim schlimmsten Wetter, unter allen Umständen; vgl.
die entsprechenden Wendungen mithaglen (Bd II 1077),
regnen (Bd VI 730). Mer mond gö', ond tvenn's Reb-
stecke' schneit ond Clirotte' haglet! ThMü. I''' ha'-mer's
'denkt ... d'Frau Bas vo' Baume' chömm, wenn's
Chatze' schneit. ESchönenb. S. noch Bd IV 1621 M.
(Beleg von 1531). Schlaraffische Zustände malen
Wendungen wie: wetm's Chiiechli, Brätuiirst, Sj^eck
f-site") schneit; s. Bd VI 730 M. Ö liebe- Herrgott ...
lä du de' Winter e''mäl Herdöpfel schneie'! Z Tages-
anz. 1914. Wie hagle", regne" wird sehn, auch als Bild
für etw. in dichter Menge Herankommendes oder Auf-
tretendes gebraucht (als Nebenvorstellung zT. auch
schon im Vor.); vgl.: ,Die bogner ... die do in masssen
Schüssen, das die pfil so dick fielen, als so es schnit
sehne vom himel.' PvMolsheim; ,so fachent sy [Pi-
raten] an mit bogen pfilen herin ze schiessen als dick,
als ob es schnigte.' HScbürpf 1497; ,ritn nivis fundunt
tela undique, dick wie schnee, als ob es schnyete.' Fris.
Wie d' Mäntsche' land Bombe' iind Granate' enand
uf d'Chappe" appe" la" sehnte", im Krieg. Liexert.
's isch aber aw'', icie wenn's-se schneiti all Winter!
näml. die Steine im Acker. JReinh. 1905. Was isch
o'''hüt? Dasschneitja nume' so Banknöte"! OvGr^^erz
1909. ,Es schnijt:^i fast gar, von einer überreichen
Masse oder Zahl.' Barnd. 1911 (BG.). .Solche [Gegner]
kann's mir nit g'nueg sehnte"!' prahlt Einer UUrs.
Hieher auch: (Cho") icie g'schtieit, in Menge BsL. (zB.
von Rechnungen); BG., Stdt und It Zyro (,in Menge,
von selbst'); S; Syn. nie g'haglet (Bd II 1077). Wie
g'schn. si"-si [die Leute] derher cho". EFiscber 1922.
Es isch es j)rächtigs Höchzit g'si": ei" Gütsdien o" der
anderen und Lüt tvie g'.^chneit. ebd. Da ist nä''''m
Li^dmäl opp' e' Wuchc lang d's Bettlerrolch cho" zieh"
wi' g'schnijt. BSrnh. 1911 (BG.). [Unterwegs] bigägnen-
em Mär^etlüt, Fuertcerch und War, wie g'schn. Schild
1876. Pers. gewendet. ,Schnyjete der silberin schnee
[klingende Opfergaben] noch so vast uf den altar als
vor ...' ZwiNGLi. ,üns werden fründ mit hülfen
schnyen.' HvRüte 1555. Auch mit der Vorstellung des
Unvermuteten, Zufälligen. Das Maitli chunt dem
Ruedi wie vum Himmel g'schneit. E Eschmann 1916.
Dem schneit 's Glück zum Tach »" ZW.; s. noch Bd VI
729 u. Das Glück . . . tro n-is iez i" 's Htl^ ine" g'schneit
ist, von einer Erbschaft. LSteiner (Z). — b) mit .Akk.
und Richtungsbest. (Eine") van Alp. ab, us den Alpe"
sehn., durch Einschneien zum Verlassen einer Alp
(-weide) zwingen BGr.; GlH. (s. Bd I 915n.); GRCast..
Valz. (Tsch.); Syn. aben-schn. Wie 's [1. 's]-is ran Alp
g'schnid hed, ist d's Magerheu noch alls z'maehe' g'->in
GnValz. (Tsch.). Duo z'ingendem Herbst hed's [es sie]
uss allen Alpe" g'schnid. ebd. Den Sommer über be-
hältder Grindelwaldner in der Vorsasshütte nur eppa
in-em Eggm es Biffi Herr ... fir we"'s-es-si ei's seilt
ab der Alp em-a'ha- schnijen. Barnd. 1908. , Weilen es
den 1. [Okt.] hat angefangen schneien und den 3. hat
es Alles ab allen Alpen geschneit.' A. XIX., BGr. Chr.
Einen ,heim sehn.'; s. an-schn. 2. Uneig.; mit der Vor-
stellung des Zufälligen. Was isch jetz äch' Da.i für
nes Sternzeiche", dass-es di''' einisch uf Zehnte'vorsass
abe' schneit? helkt der Vatter. EBalmer 1923 (EnÄhe"-'-
sitz uf Zehnte"torsass). Wenn dass-es der alt Zimp
1203
Schnaj, schnej, schnlj, schnoj, schnuj
1204
Koud. (soweit nicht umschrieben) -ti, in LE. scherzh.
auch sc/inu*M (BSG. VII 156), Ptc. g'schnit (bzw.-i'-, in
BG. ,g'schnijt') bzw. g'schni'it, g'schne'it usw., auch
g'schnijed (s. unter 2a), in FCord. y'sdiniet, in PGress.
g'schnüt, in Plss., Kiiua g'schnout, in G It Pup.
g'schnoue" (heute f): weseutl. wie uhd. schneien, allg.
,Schne}en (auch .schnyeu'), uingere.' Fris.; Mal. 1. in
der gew. (unpeis.) Fügung. Es schnit, hat g'schnit.
Schnit schnit sehnit ! ruft das Schne-Vögeli [Bd 1 69(5] U.
Ein Geissbäuerlein verschliesst um StNiklaus seinen
Stall mit dem Spruch: Schni nw! Heuschi [Koseform
zu ,Heu'] hänn-i''"nu'''. JJöroek 1918. ,.\n aller helgen
tag hat es so vil geschuit, das man an bergemmet
nit wol moeht komen.' Z Chr. XV. ,Hed schier den
ganzen Tag gschnit.' 1641, Zg TgB. ,1m Herbst fieng
es schon frie au zu schulen.' JvWeissenfluu 1792/1821.
Subst. Inf. ,Do [als man eine landwirtschaftliche Arbeit
ausführen wollte] wäre es so wüest weiter von schnygen
gsyn.' 1594, ZAnd. ,Im 136T. Jahr umb Weihnächten
erhub sich . . . ein träü'enliche Wärme und fönet milt
. . . und wann es schon auf Scliueyeu war, so ward
der Schnee angehnds durch den warmen Luft ge-
schmelzt.' GuLER 1616. Hs schneit wild, wenn bei
kaltem Wetter die kleineu Flocken vom Winde ge-
trieben in der Luft herum wirbeln TuHw. .Wenn es
spärlich oder zart schnijd . . .' Bärnd. 1908. Es sch>iijd
wie us-ner Loui, es hed g'schnijd me-ne" Louina. ebd.
Ferig am Lanzig hät's aw'' g'schnit icie Wulle". Lienert
1891. Es schneit me Chindshändli, in grossen F^locken
AAKuliuert. (BisJ icit abe' (s. auch Bd IV 1998 u.), i"
's Tal abe" (s. Bd VUI 1569 u.), z'Bodt" sehn. (s. Bd IV
1Ü25M.); Syn. aben-schn. ,Im Summer war 9 Wucheu
trochen bis uf den 28. Ougsten; do hat es bis in Grund
geschnyt.' Ard. 1572/1614. Im gleichen S. über Land
sehn. GfiCast. (Tsch.); s. auch uuter 2a. Übe" dür''' (Gr
V.), an d'Crrdf (ebd.), ufd'Berg (s. BdlV 60 o.), a" d'Berg
a" (Gl) sehn.; Syn. an-schn. Wenn's [bei einem Land-
regen] ufden Äbe"t nid [auf-]/(ö)t oder an d'Grät schnit,
ist im Tal Hochwasser zu fürchten. CScunvder 1919;
vgl. oben-aben-, an-schn. Neben Ausdrücken der selben
Sphäre. ,Do vienge es an zuo snygende uud winter
ze sinde.' M. XV., Bs Chr. ,[lm Januar] huobs an kalt
werden und schnieu.' HBull. D. , Willen der Weiu-
monat gar zu ruch hat angefangen mit Schneien
und Girieren.' A. XIX., BGr. Chr.; s. auch ge-frieren
(Bd 1 1314). Es schnit und siübt (staubet), von heftigem
Schneegestöber Ai- (s. Bd VUI 1507 o.); Gr; GT. Es
het g'schnit und g'stobe", wie icenn all Lugnetser Häxe"
d's Loch [die Schlucht zw. dem Luguetz und Vals]
ieche'' 'blase" hätte". J Jörger 1918. ,Und hat dises
Schueyen, Stauben und Kälte geweret biss auf den
14. Tag Christmonat.' 1659, JBßuscu 1881. ,üass es
heute draussen stäubet und schneit und mir's drinnen,
in meinem gutgelieizten Stübchen ... so wohl ist.'
UBRiGGER 1792. S. noch die Anm. Es schnid und
guchsct Ndw; vgl. gu.ven (Bd 11 571), dazu auch Bärnd.
1908, 74/5. Pfüse"; s. Bd V 1189o.; VI 1366 (Schnew-
MiselJ. Cäüäc"; 8. Bd VllI 1374 0. Winde"; s. un (M 1
298). , biser merz was ein recht böser, nütsöllender
lur mit schnygen, winden, ragen, kelte.' 1566/77,
WScuoDOLERs Tgb. ,Haglen'; s. Gletscher (Bd 11 656).
Bes. häutig (zT. formelhaft) ist die Verbindung mit
regne"; s. auch u. ,[Nacli Entfernung der Glöcklein aus
einer Kapelle] gienge ab, daz man uünien für daz
Wetter noch keinerlei mer lutte, es schnitte oder
regnotte.' 1525, Edub. ,Im jar 1544 ist gsin ein steter,
kalter winter ... dass es weder geschniget noch ge-
regnet.' UMev. Chr. 1540/73. ,Wie wurd dir [mit einem
ersehnten Ziel vor Augen] der wäg so kurz syn, wenn
es glych durch einanderen schnygete uud rägnete.'
LLav. 1577. 1582. ,Hed den ganzen Tag gschnit und
grägnet.' 1641, Zg TgB. ,Deu ganzen Merzen aus hat
es wäder gerägnet noch geschnit . . . und ist ein frelicher
Austaggewäsen.'A.XlX.,BGr. Chr. S.noch BdlV1449M.
Wetterregeln. Füra" uf ''e" vordere" Luft chunt's ga"
sehn. BLau. ; vgl. Bd III 1 158 o., soviie Schnejc-Luft. Wenn
d'Schäf am Äbe"d üfgänt, so g'chunt's ga" sehn. Ghlth.
S. auch räwen (Bd VI 1872). Wenn die Distelköpfe
ihre Samen fliegen lassen, deutet das auf ,Spätschuee':
AJia, es wollt aber no''' chon ga" schnijen! Bärnd. 1908
(BGr.). IFe""'« spät [im Spätfrühliug] schnijd, su tued's
den arme" Lite" d's Land buivwen. ebd.; vgl. Abrellen-
Schnew. We""'s i" d's blutt Holz tonderet, su schnil's
i" d's g'Wbedi BSi.; s. schon Bd 11 1247u.; V 214M.;
dazu: , Wenn's im Märzen donnert, wird's im Mai
schneien' Z. 1" 's Laub sehn.; s. Bdll 1592o.; LH 955o.
Der April bringt stets noch Schnee; s. Bd I 364 (schon
bei EKöuig 1706; dazu noch die Varr.: 's schneit jedem
Stecken en Huet Z, er schneit dem Hirten e" volle" Huet,
Barnh. 1914). Entspr. auch vom Mai GnRh.; Z tw.
Mit Bez. auf bestimmte Kalendertage. A" Liechtmess
soll's sehn. Bärnd. 1908; s. auch Bd IV 449 u. 1449M.;
VII 1097u. ,Wenn es am Agathetag [5.11.] schneit,
so schneit es noch 40 Male.' Gotth.; s. auch Agathe
(Bd 1 125) und vgl. Frauen-Tag. Am alten un'' niinoen
Malis (24. IL und 6. III.) soll's nid sehn. Schnijd's
denn, so schnijd's no''' 36 old 37 Tag. Bärnd. 1908
(BGr.). Su vnt a''hi" das'-es am erste" Merze" schnijt,
SU u'it aHd" schnijl's am erste" Meije" BG. (Bärnd.); |
s. auch Bd IV 432 o.; Ähnliches uuter Bahnen (ebd. i
1217M.). ,Schnit's vor Martini über den ßhin, se ist
der halbe Winter hin' GnFläsch, oHe., Ig., L.; GSa.
fz'MartiniJ; Z (s. Bd IV 428o.; VI 995u.); dazu die
Varr. vor Wiehnicht GrHb., Valz. (Tsch.), vor Galli (
driinäl GnPr.; vgl.; ,Wanus z'Chur vor Galli schneit |
in Khyn ...' 1629, GuLER. S. noch Bd VIII 1569 u. und j
vgl. Gall (Bd II 200 u.). In RAA.; eig. und übertr. j
Wege" Desse" schneit's nit! AkSt. (heute abgelehnt);
wohl zur Kennzeichnung von etw. Belanglosem. Das j
g'schehd, wenn's schwarz schneit! dli. übh. nie L; vgl. |
Wander IV 304 (, wenn's grün schneit'); ähnlich bei j
Martin-Lieub. II 492. Sou wit a'ha'' het's nid g'schneit! I
Abweisung, = du irrst dich! oder: daraus wird Nichts! |
GWe.; ähnlich bei Schöpf 639/40. Me" weiss wol au'^ \
schneie", aber nöd bis z'hinderst i" 's Tenn hindere", i
scherzh. mit Bez. auf etw. Übertriebenes, Ungehöriges ,
G. Lueg, lueg, 's het wider wit abH" g'sehneit! KA. beim I
Kartenspiel, wenn man schlechte Karten bekommen |
oder keine Punkte zu notieren hat Ar, so Reh. und I
It Ap Kai. 1923. 's hät-em {-ere" usw.) uf d'Flintt"'
{d' Zündpfanne' SonHa.; ZZoll.) g'sehneit, von einenii
missglückten Vorhaben, Missgeschick übh. BE.; Scb-
Ha.; S (Schild); Z, so Bül., ü., Zoll.; Soldatsnspk.;
(AfV. XIX 257); s., schon Flinten (Bd 1 1204); Zütul-
Pfannen (Bd V 1108) und vgl. Bd V 770o.; VI 730o.
(,drin regnen'). Es hat en ledere' e"chli" Oppis z'chlagtf,
und en ledere meint, si"s Übel sei 's grösser. Es schneit
emenen ledere" öppen uf d'Flinte". Messikommer 1910
,Aber ohä! Die haben sich z's6lbist ganz Ifitz trumpiert
und ist ihnen der Schutz hiugerausen gepfupft, unci
1205
Schiiaj, sclincj, .sclini.j, schnoj, schniij
hat ihnen wüest auf die Flinten geschneit.' Bieler
Taghl. 1918. Das heis.it-men Ei"m uf d'Flinte"
g'achneit! scherzh. zu Einem, der durch unerwartete
Heimkehr Heiratspläne durchkreuzt hat. ACorr. 1873.
Ja, dö het's halt geschneit! .sagt, auf den Kopf deutend.
Einer, über dessen graue Haare sich ein Andrer
verwundert Bs (Seiler), 's het selio' uff si' Chopf
g'schneit, er ist schon auf seinen Jahren, ebd. 's het-
em uf d'Hör, i" Bart g'schneit AaL. (FOschw.); BsL.;
BE.; S. 's het-em [einem Mütterchen] uf de" beidne"
Site' scho' chlei' i" 's Hör g'schneit gha". JReinh. 1903.
Beidne" z'säme" het's scho" toll uf 's Huppi g'schneit.
SGpeller 1911. Im gleichen S.: 'shed a"g'fange" bi-
n-em uf d'Berg schneie". Schwzp. (L); vgl. Berg (Bd IV
1550). Anders: Aber der Joggeli het-sl''' nid la" i"
d's Här schneie", hat sich nicht foppen. Nichts auf
sich sitzen lassen. Loosli 1910; vgl. Bd VI 729u. Wer
hat ze Dag e" Mädche" freit, soll nur nit glaube", 's haig
no°'' nie uff-se g'schneit, sie sei noch unberührt Bs (.Seiler;
importiert); vgl. dazu den BReim Bd VI731u. Kin der-
und Volksreime. Bes. in Vorbindung mit regne";
s. Bd III 561 0. (in AaBosw.: wenn's chund cho" sehn,
oder regne"); VI 728 u., ferner Bd VI 731 (mehrfach);
dazu ALGassmann 1906, 141; AfV. XI 10. We""'s
numme" nid regned, we"''s numme" nid schnijd! we"''s
grad a'so feiserled, so machd-es-is [uns] Nid. Bärnd.
1908 (BGr.). Und we""'s regelet und we""'s schnijt,
we^'-mer d'Chatz no''' 's G'schir'' verhijt, län-i''' allza,
allza stä", wenn-i''' es Tasseli Caffe ha", Strophe aus
dem Caffeliedli. ebd. 1911 (BG.). S. noch Herd-Besem
j (BdIV 1669); Melw-Suppen (Bd VII 1242M.) und im
j Folg. — 2. in be.sondern Fügungen. a)niitinnerm
und äussern! Obj.; auch pers. gewendet. Sehne" sehn.
Ein Vorsichtiger soll seine Werbung, während das
; Mädchen eben am Melken war, in folgende Doppel-
; frage gekleidet haben : Wenn's schnit, sc schnit's Sehne;
I wi't-mi''' uf d'E? Gi''d die Chue vil Milch? GrD. '
j (Tsch.). Es het es Schneli g'schnijed, 's ist no''' nid
a" der Zit: Ha" welle" zu mi"'m Biieti gä",jetz het's-mer
de" Weg iier.<!chnid. Eöseligarte (GnSertig). ,Do vieng
es an sehnigen und schnit ein grossen unweglichen
schnew in allem land.' Z Chr. XV. ,Zuo Anfang des
' Jars schnyets ein grossen Schnee.' Ann., 1572/1614.
i ,Ara helgen stillen Frytag schnyet es ein Sehne, der
I mit grossem Nuz abgieng.' ebd.; s. auch Bd III 1322 M.
1 ,0b es gleichwol vil und grose Schnee gschnit.' 1658,
JBEuscH 1881. ,Den 22. [Mai] hat es noch ein grossen
} Sehne geschnit.' A. XIX.. BGr. Chr.; ähnlich Bärnd.
I 1908, 78. (Nur eso) es Gifer, es Bifer(li) sehn., Kenn-
zeichnung einer ganz dünnen Schneedecke; s. Bd II
130; IV 1042. Im gleichen S.: Es hed nummen (eso)
M Chatze''träbel{BGv. It Bärnd. 1908), es Cbatze"(i'spöre
(BLau.) g'schnijd. Von starkem Schneefall: .Hat es
einen Patsch oder ,ein Flatz' (1815) oder e" Last, ja
\ganz Last g'schnijd ...' Bärnd. 1908. Schneit e.s in
Ibes. grossen Flocken, heisstes etwa: Es schneit Wäsch-
^lümpe" (BE.), NastiecMi (BsStdt), Fazenetli (s. Bd I
1145). ii"?acÄc''(s. ebd. und vgl., Diesen Morgen, als Lai-
lachen vom Himmel fielen.' Gotth. Br.), Ghinderschüehli
(s. Bd VIII 474 u.). ,Es schnijd! In grossen Flocken,
in Sehnefleigen sehwebt es hernieder, ja es schnijd
Wäschtie'her ! BXrxd. 1908 (BGr.); vgl. ebd. 1911, 60.
So hub es [im Juni 1621] an zu tonderen und schneid
über Land ungewöhnliche Fetzen, eines Talers breit.'
IAnborn 1603/29. Dem Stecken en Huet. dem Hirten I
e" rolle" Huet sehn.; s. unter 1. (Wohin gehn, Etw. aus-
fuhren,selbst) wenn's Chatze"(7j).Beb.stecke"(TH), Hale"-
barte" (GnPr.) schnit (schneit), übertreibend für: auch
beim schlimmsten Wetter, unter allen Umständen; vgl.
die entsprechenden Wendungen mit haglen (Bd II 1077),
regnen (Bd VI 730). Mer mond gö", ond wenn's Reb-
steclce" schneit ond Chrotte" haglet! ThMü. 7''' ha"-mer's
'denkt ... d'Frau Bas ro" Batitne" chömm, wenn's
Chatze" schneit. ESchönenb. S. noch Bd IV 1621 M.
(Beleg von 1531). Sehlaraffische Zustände malen
Wendungen wie: wenn's Chüechli, Bratwurst, Speck
(-Site") schneit; s. Bd VI 730M. Ö liebe"- Herrgott ...
lä du de" Winter e'"mäl Herdöpfel schneie"! Z Tages-
anz. 1914. Wie hagle?', regne" wird sehn, auch als Bild
für etw. in dichter Menge Herankommendes oder Auf-
tretendes gebraucht (als Nebenvorstellung zT. auch
schon im Vor.); vgl.: ,Die bogner ... die do in masssen
Schüssen, das die pfil so dick fielen, als so es schnit
sehne vom himel.' PvMolsheim; ,so fachent sy [Pi-
raten] an mit bogen pfilen herin ze schiessen als dick,
als ob es schnigte.' HSchürpf 1497; .ritu nivis fundunt
tela undiqne, dick wie schnee, als ob es schnyete.' Fris.
Wie d' Manische" land Bombe" und Granate" enand
uf d'Chappe" appe" la" sehnte", im Krieg. Lienert.
's isch aber au''', wie wenn's-se schneiti all Winter!
näml. die Steine im Acker. JReinh. 1905. Was isch
0'* hüt? Das schneit ja nume" so Banknöte"! OvGreverz
1909. ,Es schnijt-si fast gar, von einer überreichen
Masse oder Zahl.' B.^rxd. 1911 (BG.). .Solche [Gegner]
kann's mir nit g'nueg schnie"!' prahlt Einer UUrs.
Hieher auch: (Cho") wie g'schneit, in Menge BsL. (zB.
von Rechnungen); BG., Stdt und It Zyro (,in Menge,
von selbst-); S; Syn. wie g'haglet (Bd II 1077). Wie
g'schn. si"-si [die Leute] derher cho". EFischer 1922.
Es isch es prächtigs Höchzit g'si": et" Gütschen a" der
anderen und Lüt wie g'schneit. ebd. Da ist nä''''m
Li-dmäl opp' e" Wuche" lang d's Bettlervolch cho" zieh"
wi' g' schnijt. BSrnd. 1911 (BG.). [Unterwegs] bigägnen-
em Mär^etlüt, Fuerwerch und War, wie g'schn. Schild
1876. Pers. gewendet. ,Schnyjete der silberin schnee
[klingende Opfergaben] noch so vast uf den altar als
vor ...' ZwiNOLi. ,Uns werden fründ mit hülfen
schnyen.' IIvRiiiE 1555. Auch mit der Vorstellung des
Unvermuteten, Zufälligen. Das Maitli chunt dem
Ruedi wie vum Himmel g'schneit. EEschmann 1916.
Dem schneit 's Glück zum Tach i" ZW.; s. noch Bd VI
729 u. Das Glück . . . wo-n-is iez i" 's Hüs ine" g'schneit
ist, von einer Erbschaft. LSteiner (Z). — b) mit Akk.
und Richtungsbest. (Eine") van Alp, ab, us den Alper
sehn., durch Einschneien zum Verlassen einer Alp
(-weide) zwingen BGr.; GlH. (s. Bd I 915u.); GRÜast.,
Valz. (Tsch.); Syn. aben-schn. Wie 's [1. 's\is ran Alp
g'schnid hed, ist d's Magerheu noch alls z'mache" g'sin
CRValz. (Tsch.). Duo z'ingendem Herbst hed's [es sie]
it.is allen Alpe" g'schnid. ebd. Den Sommer über be-
hält-der Grindelwaldner in der Vorsasshütte nur ej^pa
in-em Eggen es Biffi. Hew ... fir we""'s-es-si ei"s seilt
ab der Alp em-a''hw schnijen. Bärxd. 1908. .Weilen es
den 1. [Okt.] hat angefangen schneien und den 3. hat
es Alles ab allen Alpen geschneit.' A. XIX., BGr. Chr.
Einen ,heim sehn.'; s. an-schn. 3. Uneig. ; mit der Vor-
stellung des Zufälligen. Was isch jetz äch' Das für
nes Sternzeiche", da.<is-es di''' einisch uf Zehnte'vorsass
abe" schneit? helkt der Vatter. EBauikr 1923 (EnÄbe""-
sitz uf Zehnte"vorsass) . Wenn dass-es der alt Zimp
1207
Schnaj, scbnej, schnij, schnoj, schnuj
1208
i" Ösche'grabe'' hingerc g'schneit het, chan"-i''' nid
säge"; e weder nid isch-es e" rfihe'' Luft g'si", wo-ne"
'hrunge' het. SGfeller 1919.
Ags. ahd. «lUiraii, mild. tiUicen, sni(g)ai\ vgl. Gr. WB. IX
1282/4; Martin-Lienh. II i92; Fischer V 1061/3. Die urspr.
Form mit w (vgl. das ablautende Schneir) hat sich nur iü PAl.
erhalten (s. gchnucen); mittelbar lebt sie auch iu der PForm
mit «(«') bzw. ou(tr) fort, die durch Velarisierung aus -im- ent-
standen ist (BSG. VI 67. 234). Sonst ist le schon frühzeitig
verstummt (Braune § 110 Anm. 1 ; BSG. X 89 Anm. 21 und an
seiner Stelle hat sich ein Übergangs-J entwickelt, das auch
durch die sog. Hiatusdiphthongierung vorausgesetzt, wird ; vgl.
die analoge Entw. von hijn aus hiwm (Bd II 1100 ff.). Über
die Verbreitung des Übergangslautes in der heutigen Ma. ist
auf die grammatische Lit. zu verweisen. Der für BO. tw. be-
zeugten Vokalkürzung in schnl'Je" (genauer wohl schni'jje",
wozu regelrecht aclmt'jl, y' arhnX'Jl), stellt sich diejenige in
M'iiwe" aus fcüire" zur Seite. Die langdiphthongischen Formen
sind nicht lautges. entwickelt: schniijs lehnt sich an Schnew an
(vgl. dazu Gr. WB. aaO. 1282), die übrigen haben sich der
Gruppe von maije^ usw. angeschlossen. Die Flexion ist wie
schon mhd. schwach; von der st. Bildung, die im Altgerm, wie
im ä. Nhd. und in heutigen MAA. (so auch schwäb. und bair.)
verbreitet ist, begegnen bei uns nur ganz vereinzelte Spuren
in dem Kond. achnu'u und im Ptc. ij' schnoue' \ zu der (auch
anderwärts bezeugten) Mischung mit der 2. st. Klasse vgl. Ent-
sprechendes bei schrijen. DasPrffit. ,schnio' bei JXSchnid. 1781
stammt aus der Schriftspr. (s. Gr. WB. aaO. 1283o.). Durch
Auschluss an die 2. schwache Kl. erklärt sich der gelegentliche
Ausgang -ot bzw. -et in der 3. Sg. Pr»s. und im Ptc. Die ver-
schiedene Aussprache des häufigen W.s hat mehrfach Anlass
zu Scherz und Neckerei gegeben. Auf die Frage nach dem
Unterschied zw. der Z und Gl Ma. lautet die Antw.: in Z sage
man <■« schneit ("chli", in Gl es echtiit e-chlei" (Prof. Zwicky).
,Es schtieit nicht weiter als bis [Z]Knonau, iu [Zg]Baar schnit
es' (Alten), wozu freilich zu bemerken, dass in Baar heute
wenigstens auch noch scinieit gilt, schult erst in ZgStdt. Die
Bewohner von GEbnat necken die von Nesslau und Umgebung
mit dem Satz: Es schnit und staubet einist au"''! wofür sie selbst
sagen: Es schneit nud staubet Joch ou''' I Zyros Angabe ,schnien,
unfreundlich tun in Ton und Gebärde BO.' fusst auf einem
als ,ringere' verlesenen und als ,ringi' gedeuteten ,ningere'
des Id. B !
ab- BGr. (Bärnd.), sonst abe°- bzw. appe(r)-,
aCc)he(r)-: herunterschneien. 1. a) bis iu die tiefern
Regionen, iu die Täler herunter schneien Aa; Ap; Bs; B;
F; ür; Uw und weiterhin. Syn. ^e Boden Äcftw.(Sp.l2U8).
,Wer weiss, ob wir nicht ... vor der Zeit die Alp ver-
lassen müssen, wil's abschnijd. Bärnd. 1908. Bauern-
regel: We""'s vor Michelstag ahe' schneit (in die Täler
oder auf den Jura herunterschneit), so het der Winter
erworffe". ebd. 1904 (BE.); vgl. verschütten (Bd VIII
1569 u.). Bei andauerndem schlechtem Wetter heisst
es im Gebirge, es müsse zuerst a., bevor es wieder
schön werde; vgl. an-schn. — b) heftig schneien Bs;
vgl. a.-regnen (Bd VI 732). Älli Jör, wänn's dusse"
windet, stürmt und abe"schneit, chumich [das Christ-
kind] nfd'Erde'. Schwz. Frauenh. 1905 (Z). — 2. tr.,
= van Alp schnijen (Sp. 1206) GRValz. (Tsch.). Anne
1774 old 7ö ist alls Veh uss alle" Bündneralpe" aher-
g'schnit worde". — Vgl. , herabschneien' bei Gr. WB. IV2,
1012.
oben-acÄe"'-: = dem Vor. laGnV. Bi leide" Wettere",
wenn's nid o. -schnit, droht der Talfluss mit Über-
schwemmung. CSlUNVIlER 1919.
über-, über- untrennb.: über-, zuschneien BG., S.;
FJ. Di Zun si" uherschnU FJ. [Am 24. Aug. 1904]
het-es der Schwen''elberg uberschnijt. Bärnd. 1911 (BG.).
Die Reben wollen auch im Winter trockenen Boden,
sei er nun g'frore" oder iberschneit. ebd. 1922 (BS.).
,Am 11. Meien hatt es den Bodensee überschnyt bis
gen Schafhusen.' Arp. 1572/1614. — Vgl. Gr.WB. Xlll,
1134 (unter ,ver-schneieu' 2); Sanders 112, 991a.
a(n)-: 1. zu schneien anfangen UwE., mit einer
ersten sehwachen Schneeschicht überdecken F, auf die
(höchsten) Berggipfel schneien GfiPr., V., It Tsch. allg.;
TB.; Ndw (Jlatthys). £s het scho" es par Mal a"-
g'schnit un'' chun'' ehalt, im Herbst TB. Bi-re" jeden
Enderi"g hed's [in einem schlechten Sommer] a'g'schnU,
und esie ist der Sehne bis teuf in d' Alpen aher z'ligge"
cho". MKüoNi 1886/7. Als günstiges Wetterzeichen:
An> andere" Morge"t hed's Niit me g'regnet . . . Da und
dert hed en Auge"blick es Höre" in-ere" wisse" Chappe"
[aus den Wolken] füre"g'luegt. Lueget, es hed a"g'schtdt!
heind d'Lüt mit grösser Freud enandere" zueg'rüepft,
jez ist d'G'fär [der Überschwemmung] verbi. .TJörger
1920; ähnlich bei CSi'hnyder 1919, 5. ,Nasse Witterung
während der Blüte, oder wenn es zu derselben Zeit
in den Gebirgen anschneiet, welches oft geschieht,
wenn sich das Wetter wieder aufheitern will [schadet
dem Weinstock].' Gr Landw. Ges. 1781; ähnlich Gr
Sammler 1805. — 2. wie nhd. anschneien. ,Nun, Andere
machen es auch nicht so [wie so ein harthölziger
Bauer]; wenn unser Herrgott die Leute [Tagelöhner
von der Feldarbeit] heim schneit oder heim hagelt,
überlassen sie ihm dieselben nicht, dass er sie jetzt
auch speise und tränke, dieweil er sie angehagelt oder
angeschneit, sondern tun dies selbst.' Gotth. — Vgl.
Gr.WB. 1448.
ane"-. Cho" wie ane"g' schneit, unerwartet, unver-
sehens herkommen Z, so Kn. Wo chunst iez uf ei"-
mal ane"g' schneit? ACorr Vgl. herfenj-schn.
i"-: 1. unpers., von dem ersten nachhaltigen Schnee-
fall, durch den der Boden ganz und auf die Dauer
zugedeckt wird, ,ein-, zuwintern' Aa; Ap (s. T. 287a);
'B; „VO"; Gl; Gr; L; Scu; Schw; Th; üw; W; Zo;
Z; wohl allg.; Syn. zue-schti. „Es hatjetzo eingeschneit,
hat einen bleibenden Schnee geworfen, als Anfang des
eigentlichen Winters." 's wo't i. B (Zyro). Es schneit
i", de Winter chiint ZO. Hür schnit's spät i" GlH.
Es hat im Dezember i'g'schneit Z (Spillmann; mit der
Erklärung: ,zu schneien beginnen'). Wetterregel; s.
Chirs-Baum (Bd IV 1239). ,So sy [die ilurraeltiere] j
ir näst bereit habend und im gebirg anfacht ein- |
schneyen . . . legend sy sich in ire löcher.' Stumpf 1548. j
,[Es] hat erst den 13. Wintermonat ingschueit und ;
sich winterlich erzeigt.' 1658, JBRoscu 1881. S. noch j
Winter-Be-legi (Bd III 1200). Als Termin, bes. fürj
Arbeiten im Freien. Die Spätfrüchte müssen ein-
geheimst sein, eb (vorj's i"sehneit. Eb's i" g'schnit hed,'
wurden die Käumungsarbeiten nach einer Über-i
scliweniniung beendigt. CSchntder 1919. Wiiche"lang,\
bis's i"gschnit hed, suchte man nach der Leiche einesi
Verunglückten. JJoroer 1920. Vor ('emj I. Me" muess'
aW'^jetz noch e" warme" Rege" wünsche", dass d' Wässerli
und di Brünne" vor I"schnie" noch e" Bitz ermelehend.
MKuoNi 1886/7. Bis de"- Vatter Orel churz vor 'etr,,
I'schneije' hä'"' cho" ist. SPletscher 1903. — 2. tr..
wie nhd. Aa; Bs; B; „VO; Gl"; Gr; Th; Uw; W; Zi
„allg."; bes. im Ptc. i"g'schnlt sl", werde". Syn. wr;
sehn. Von Menschen und Tieren. „Es hat mich ein:
geschneit, oder: ich bin verschneit worden, ich musst,
mich an diesem Orte so lange aufhalten, bis wiede^
Bahn ward." Bis's üch [Älpler] i"schnit, wartet w'ii
1209
Sclinaj, sclinej, schnij, schnoj, schnuj
1210
mit der Abfahrt von der Alp. FAnd. 1898 (BSi. Lied).
Si si' i"g'schneit, können vor der Menge Schnee nicht
von Hause fort, die Kinder nicht zur Schule. Zvro;
nach dem Id. B. ,Oft bleibt dann das Vieh 2-1 — 28
Stunden [auf der Alpweide] eingeschneit, weil der steile
Felsweg gefährlich zu passieren ist.' Gr Sammler 1812.
Von Gebäuden. ,im Schnee ganz begraben und unsicht-
bar werden' Bs; Uw und sonst. Von Pflanzen. Es häd
d'Rebe" no''' a" eile" Orte" i"g'schneit AABb. Der i"-
g'schnijt Haber i"tue". Barnd. 191 1 (BG.). Von Wegen :
Der Weg icä'' nit z'fäle" . . . aber es hed e'keine" : er
ist Vg'schnite'' und i"g'stobne''. JJörger 1920. Von
einem Gelände. ,Uber und über i"g'schnijds breitet
sich ... das ebene Feld.' Barnd. 1908. [D's Gantrist-
land] isch bereits Vg'schneit g'si". EBalmer 1923. —
Tgl. Gr.WB. III 283; Martin-Lienh. U 492; Fischer II 64-t.
i(n)e°-, i"he''- usw.: her-, hineinschneien, wohl
allg. 1. intr. 's hat i{n)e"g' schneit, zB. durch ein oft'enes
Fenster. — 2 tr. und uneig., mit der Vorstellung des
Zufälligen, Unvermuteten, Plötzlichen. Selb zweit
tuend s' [das Igelweibchen und sein Junges] luegen,
ob's Icei" Fueter ene" g'ad ine" schneit. ONageli 1910.
Von Personen. Cho" loie i(n)e"g' schneit B; Gr; Z.
Nid um Vergebi"s sin-si [die der Hexerei Verdächtigen]
in d'Stube" chu" eswie l"he''g'schnU. Schwzd. (GRSeew.).
Aha, dö chunt-er jo selber, wie ine"g' schneit! E Wtss
1913 (B). Du chunst-mer wie i"e"g' schneit! ZBül.
Ohne wie. Gellet, es isch-ech nid recht, dass-i''' so ine"-
g'schneit chume"? entschuldigt sich ein Eintretender.
UWZCricher. [Beim Tischdecken:] Ich cha"" nüd
g'nau säge", wer öppe" na''' zuefellig i"e"g'schneit chund.
EEscHMANN 1918. In eine Gesellschaft, Geraeinschaft
l. BsStdt. Er isch ko" (gen) i., nummen esö ine"g'schneit ;
oft im günstigen S. Verziehend-Si .. . dass i"* dö eso
ine"schneie" ! ENapig 191t). — ine^-g'-schnlt. Du
InCgschneite'', Kaibe" Schwab ! zu einem Neuschweizer.
DMüLLER 1913. — Vgl. Gr.WB. IX 1284(uuter,schueieu'4).
under- trennb.: = in-schn. 3 GRCast. (auch Tsch.),
Chw. (Tsch.). Es het's underg' schneit. Wier miies'end
das Holz heimc" [heimschaffen], sus chunt'ses gan u.
GsCast. Von Personen: ,Zwei Waldbrüder ... die man
im Herbst mit aller Notwendigkeit versehen müssen
und die sich Winterszeit zum öi'tern underschneyen
1 lassen.' Sererh. 1742. — üs-: 1. intr., aufhören zu
I schneien, wohl allg. lez hät's üsg'schneit. — 2. tr.,
1 eine Bergweide zur Sommerszeit vollständig ein-
schneien (so dass das Vieh sie verlassen muss) GRPr.,
I Seh.; Gegs. üs-äberen (Bd I 40). Es hed all Bergr otis-
! g'schnäd GRCast. (Tsch.). D'3Iaie"sess (Alpe") sind üs-
\g'schnU(iJ GnPr., Seh. (auch B.). , Allenfalls die gemein-
niaben[den] Weidungen unter Parweig [ein Maiensäss]
.ausgeschneit und der Schnee biss an Lüehn [Dorf in
Ider Talsohle] lege [sollen die Schafe auf eine andere
Weide getrieben werden] biss oberwehnte gemeine
Weid unter Parwig eraberet sein werd.' 1766, Gr
Gast. Areh.
Ter- I: 1. a) wie nhd. Aa; Ap; Bs; B; Gr; L; Th;
,W; Z; wohl allg.; meist im Ptc. verschnit (si", werde").
WU und breit isch Alls verschneit. Zvböri. 's ist Alles
wie verschneit g'si", vom Manna. ABodmer (Z). Bes.
von Wegen. Es verschnit d'M^ega BSi. Es ist mächtig
Wetter g'si". der Weg verschnite'' und i"g'stobne''.
JJörger 1918. Ha" welle" zu nn"'m Biieli gä", jetz
m's-mer der Weg rerschnid. Böseligarte (GfiSertig);
bachher verschnijed. ,üer Weg [des Bergbauern zu
seinen Winterställen] ist verschneit; er muss ihn erst
durchbrechen.' GRSammler 1805. ,[Wir] achtend wol,
es habi kein hott hinüber mögen kon, dann die Grimslen
der nacht verschniet ist worden.' 1531, BBr. (Strickler).
,Sid donstag har sind etlich rick [Bergpässe] ver-
schniget.' ebd. ,Dann im Winter etlich diser Pässen
verschneit [dh. ungangbar] werden.' Guler 1616. Von
Gewächsen; auch: durch Schneien verderben; vgl. ver-
regnen (Bd VI 732). ,Und kam der fönn und regen
und trieb den schnew ganz wider ab ... und ward das
gras, das vor verschnit was, ganz u.sgeetzet.' Z Chr.
XV. ,[lm November 1428] viel zuo Zürich ... ein
grosser sehne, dasvilböm niderbrachend, und zertrukt
die reben; es verschnit euch vil wins an den reben.'
HBrennw. Chr. ,[Am 5. Okt. 1789] hat es das Krut in
Bidem [ON,] verschneit.' BGr. Chr. Von Personen. Ver-
schnit, , durch Schneefall festgebannt' GRPr.; s. auch
in-schn. 3. Viele [der nicht erschienenen Eatsherren]
werden auch schlechtes Wetter gefürchtet haben oder
sind schon .verschneit'. W Bote 1908. — b) intr., ver-
schneit werden. ,Wond bös wetter und sne inviel, ent-
salz man, daz man im lande möchte verschnyen und
weder rosse noch spise über den berg nit komen niöcht.'
Jdst. — 2. uneig. a) mit Pfeilen überschütten; vgl.
Schnijeten. Die Eidgenossen hielten sich bei Marignano
so lange, bis sie ,von den reisigen umgeben und von
den geschwinden bögneren verschnigt, muostend hinder-
sich abwichen.' Ansh. — b) Ei"'m Öppis v., vereiteln,
zu nichte machen, von einem widrigen Zufall, Umstand
Z (Dan.); Syn. ver-haglen 3 (Bd II 1077). Will's Ei"'m
de" Praßt verschneit hat. Z Tagesanz. 1909. — Amhd.
versniicen, -mllg)eH iu Be<l. I ; vgl. Gr. WB.XII 1, 1 134 ; Fischer
II 1316.
h§r-. Uneig.: Wo chunsch du herg'sehneit, wo
kommst du so unvermutet her? JReinh. 1917. Vgl.
anen-schn.
here°-: uneig. Mit der Vorstellung des Unver-
muteten, Zufälligen. Due het's aber e" Gang [einmal]
es frümds Mälerli here"g'schnit. JJörger 1913. Er
chiint, ivie-n-er here"g'schneit wiird GSaL. Dert chunt-
er just wie here'g' schneit. WMorf 1917. TJ"str Neveu
Gaston, wo da plötzlech us Paris her e"g' schneit isch
cho". üvGreyerz 1911. Mit der Vorstellung der dichten
Menge; s. Sp. 163o. (daher-schn.) . Pers. gewendet:
,Kurz, was zum Gutleben gehört, schneite aus allen
Ecken her.' UBrägger 1792.
be-: wie nhd. beschneien. ,Am ... 20. tag july was
es gar kalt, also das der Niesen gar nach bis in den
boden beschnyt ward.' JHaller 1550/73. ,Ein besniter
mist'; s. Sp. 903u. — Mhd. be>:ni(,j)cn; vgl. Gr.WB. I 1588.
z*-säme°-: 1. a) so weit ins Tal hinunter schneien,
dass der Schnee von beiden Abhängen im Talgrund zs-
stösst BGi.;WL'd.(z'sänim-). ,Wenn es bereits zu Anfang
Oktober an der Lütschiue z's.-sehnijd, so dass der ganze
Talgrund eine Schneedecke bildet.' BiRKD.1908. — b)mit
Akk; Es hed en Houfe" z's.-g'schneid GRCast. (Tsch.).
Das Schneien bei einer Hochzeit soll von guter Vor-
bedeutung sein (s. Messikomraer 1909, 131): es schnit
dem Höehzit (Hab und) Guet z's. GrD. (B.), S., es
schneiji denn d'Lüt z's. ZKilchb. — 2. uneig., ,bunt Ver-
schiedenes zufälligbringen.' oO.(LTobler).£'" Ä'sämme"-
g'schneiti G'sellschaft, eine zufällig zsgekoramene, bunte
G. Bs. — Vgl. Sanders 112, '3'Jl; Martiu-Lienh. II 492.
zue- I: 1. a) intr. = in-schn. 1 Ap; BG. [Im Herbst
vor der Alpabfahrt] isch-me" nüd sicher, ivenn's zue-
1211
Schnaj, schnej, sclinij. schnoj, schnuj
1212
schniC tuet. FAnd. 1898 (Ap Lied). Wenn die Herbst-
nebel genügend gestiegen sind, schnit-es z'Wale-hiis
zue: der Schnee bleibt liegen. Bärnd. 1911. — b) tr.
wie nhd., schneiend zudecken, versperren Bs; Th und
weiterhin. — 2. immerzu, weiter schneien, allg. — Vgl.
Sanders 112, 9yl; Fischer VI 1388.
z u e - II, zue(c)he'-- usw. : her-, hinzuschneien. 1 . mtr.
wohl allg. Es hat r«" '« Wm«; z.-g'schneit. — 2. tr.,
meist uneig. Bis ech der Winter umhi" zuha^schnlt,
bis ihr (Älpler) wieder heimkehren müsst. ELeüthold
1913 (Lied). Mit der Vorstellung des Unvermuteten,
Zufälligen, auch der Menge. Me" hed mer ... g'seid,
Er [Ihr] wäri-'d icieg'macht [zur Bäuerin] für de' Huser-
hof: e» 6essm cMwifs Ei"m nid e"möl zueschneie".
WMüLLER 1918. Wenti's all die Cünte" für Rohes, Hüet
[usw.] zueg-schneit häd. Usteri 1853. — 2 auch bei
Fischer VI 1388.
zer-: = ver-schn. Ib. ,[Die Unterhandlungen sollen
abgeschlossen sein] biss die berg zerschnyen.' 1528,
B Ref. 830. — Lesung bestätigt.
schni(i)erle'' s. schnijelen.
schni(j)erlich schnierlig GrV., ,schneyerlich,
-lig, schtuierlig Vw; Zr.: Adj. und Adv., schneeig aus-
sehend, Schnee enthaltend in der Luft. Es sieht
schneyerlich aus, oder: es ist schneyerliches Wetter.''
Am Samstig drfif i^t de' ganze' Tag es schnlerligs
Wetter g'si'. J.Törger 1918.
Schni(j)ete° f.: = Gux 1 (Bd II 571), Schnee-
treiben GrAv. (Tsch.), , anhaltendes Schneegestöber."
DiAL. lezchuntwidremenSchn.'.G-Rk^. Im Vergleich;
Tgl. Sp. 1206o. ,Und ist [bei Bicocca] das selb ir ge-
schtltz ... in uns gangen als dick, als die schnyett[en]
gat, und aber nit darnach vil schaden ton.' 1522, Af
(Bericht aus dem Felde). ,Ferrea terapestas, ein hauffen
kriegsleüten, die einhär fallend wie die sclinyeten.'
Fr:s. Uneig.: ,Tempestas teloruni ..., ganz schnyeten
der pfeilen, oder ein hauffen pfeil, die dick in ein
anderen dahär farend, gleich wie ein ragen oder als
ob es schnyete.' ebd. — Auch schwäb.: Schiieieu-, kurzes
Schneegestöber (Fischer V 1063).
schlllje" II. Nur in Zssen.
er-, Ftc. -schniet GRSchs (s.u.): = er-schmien
(Sp. 819), ,weiss werden vor Schrecken, erschrecken'
GRGrüsch (Tsch.). Fridli, der birre' [bei einer] sötte'
Verdächteging ganz ersehntet ist. Schwzd. (GRSchs); mit
der Erklärung ,zsgefahren'. — AusfMcAmtm durch volks-
etyni. Anlehnung an nrhnijtn 1. die sich auch in der Fassung
von Tsch.s Def. verrät. Vgl. das Folg.
ver- II. Nur im Ptc. ver-sehnit bzw. -schneit,
= ver-schmit (Sp. 822) GRoHe. (selten), (andauernd)
niedergeschlagen, gedrückt GRSchs (neben ver-schmit).
verlegen Gr,A.', Pr., Ig. Er ist ganz r-t(e'-). ,Ich
bin verschneit bei dem Handel, bin verlegen, mir ist
nicht wohl dabei GrA." ; Syn. i' d'Guäite' inH" cho'
(Ap).— u(n)-: unverzagt GRPr., unerschrocken GRMal.
,1'* bin u-e*", bin getrosten Mutes, es reut mich nicht
im geringsten, den Handel abgeschlossen zu haben'
GRSchs. — Entspr. dem Vor. infolge Anlehnuug an ver-x-hml
(s. vr-schnijen I) aus rrr-nchmil umgebildet. St. bringt das VI.
geradezu unter vfr-sr-hnjen T und sieht darin, übereinstimmend
mit einer direkten Angabe aus firPr., lediglich eine bildl. An-
wendung desselben, was an sich wohl miiglich wäre, wie die
syn. Ap Redensart zeigt.
schnljen III s. unter ge:^chnijen.
er-: = er-?iye»!J(BdII1101). ,[Zwei Gegner] bettend
in allem hangenden rechten einandren zigen, der ein
redte die warheit nüt und der ander bette sin dartuon,
mitglimpf ze sagen, erschnyet.' 1587, ZAnd. ,Welcher
einen Andren vor Gricht ... mit Gunst ze melden, heist
liegen, als: du lügst, du hasts erschneyt, du sagst nit
war, oder: es ist erlogen oder derglychen', wird ge-
büsst. 1604, AAZof. StSatzg; ,erhyt.' 1595, ebd. ,[Wer
Einen] heisst liegen oder erschnyen.' ebd. ,Wan er
das rede, habe er es, reverenter zumeiden, erschnyt.'
1604, L. ,Ihr hands erschneit, ihr sind fäuler dan faul,
ihr sind nit nur verlogen, sonder d Lugenen selbs!'
ScHiMPFR. 1652. S. auch Bd II 1101 Anm. ,Ersnit und
erlogen'; s. ge-schnijen 3 a. — Diese wie die folgenden Zssen
sind verhüllende Entstellungen der entspr. Zssen von hijen
(Bdll 1100 ff.); vgl. Bdll 1107 Anm.; Gr.WB. IV 1 b, 2346
(Grimmeishausen); XIII, 1 134 (,verschneien 3'. I362,Stras9b.
Chr.). Ähnlich gebildete Euphemismen der ä. Spr. sind
,sch'nHor'für,linor',,schnallend(auchknalleud) übel' für. vallend
übel', ,beschnissen' für .beschissen', auch ,zners' für ,zers'; vgl.
RBrandst. 1890, U f . (wo Bildungen dieser Art als hauptsäch-
lich dem XIII. /XIT. angehörig bezeichnet werden); Mem. de
la Soc. de Lingu. XVIII 305 ff.
ver-. Nur im Ptc. ,ver-schnit': = ver-hit a (Bdll
1102); tw. verst. durch ,surt, zers.' a) von Personen.
,V-e h'uor.' ,Dass di under ougen zuo ir sprach schalk-
lich und frevenlich, si wer ein bösi v-i pfaffenhuor.'
1377, Z KB.; ähnlich 1379, ebd. S. noch blüeten (Bd V
226); ge-schn.Sb. ,V-s stüdloch.' ,Si wer ein ver-
hiti zers huorr und ein v-es stüdloch.' 1379, Z EB.
,Und sprach dik und fil: du versnitz stüdloch für sich
us!' 1385, ebd. ,V-er bankart' uä.; s. Eesler (Bd VI
1288) und die Anm. zu ge-schn. ,V-er böswicht': ,Dass
dich das knallent übel slach, du versnita malitzeger
böswicht; dass ich Gott bitt, dass du erstochen werdest!'
1398, ZRB. S. auch SMrJ(BdVn 1336). ,V.e(r) dieb(in),
schelm ' ,Du stinkend! lungochti lung, du versnite
diebin und du versniti huor.' 1387, Z RB. ,Du surt
versnita zers diep!' 1390, ebd. ,Si hab ir einen stürz
verstoln und sie ein versnite diepin.' Blasph. acc. S
noch Bd VllI 700 u. (,zersv-f). 702 o. ,Si wer ein ver
snit lugvas, und eini hetti balder ein meineid ge
büesset dann die lugenen, die si tet.' 1383, Z EB. —
b) von Sachen. ,V-er galgen': ,Man henkti dich [einen
Lügner] an einen versniten galgen.' 1379, Z EB.
,V. jär.' ,Do er [der zu Besuch in Zürich weilende
Herzog von üesterreich] wider an sin herberg gan
wolt und man hies die lüt wichen, dass do einer an
der Stegen stuond und sprach: sölti den herzogen unc
all die bi im sint, ein v. jar angan, ich gan niena hii
[gehe durchaus nicht weg].' 1384, Z RB.; eine \ar
unter ^er-scÄn. S.r^och ge-schn. 3a. Adv. .versnitliclrl
auch ,versnitklich', = rer-Ut(ekmch (Bd II 1102/3). ,Du
lügst mich V. an.' 1379. Z RB. .[Dass N. zu dem Müller
schalklich und frevenlich sprach, er bette im sineil
kernen v. und böslich genomen und bette im gersteij
und mülikorn dafür geben.' ebd. ,Do rett der Ziegle
hinder im [einem ausgetretenen Knechte], er bette i
das sin versnitklich verstoln.' 1395, ebd. S. noc
BdVII609u. — üs-ver-schnit; vgl. MS-ter-/üt (Bd II
1102u.), sowie us-ge-schnit. ,Du usfersniti zenj
gebygendi kesrin- [1. .ketzerin'?] und bösi huor un
diebin!' 1381, ZRB. _. ^
g e - . seltener auch nur ,schni(g)en' : 1 . a) = ge-htjen-.
(Bdll 1106), jedoch zunächst ohne den Nbsinn widei
natürlicher Unzucht. ,N. sprach zuo der Murin [!] .,
[er] wölt si schelken, als dick es inn luste, und daruinl
daz si inn nüt welle gesnigen lassen.' Blasph. ac
1213
ScLuaj, schnej, schnij. schnoj, scliuuj
1214
,Dass N. ze Zurzach rett, die rät Zürich siut all ver-
hit huorer ... won si gesniteu eim sin juugfrouwen,
dem andern sin wip.' 1403, Z RB. Naclitschwärmer
rufen zwei Frauen an : ,dass sy ... liinab zuo inen
kemind, sy weltiud sy gesnigen und brutteu.' 1434,
ebd. ,[N. beschimpft ein Weib, sie] luüesste Hausen
Schwarzen machen und schnyen lassen, so dick und
TÜ er weite.' 1553, ZAnd.; nachher: ,[Wenn sie] den
Schwarzen nüt machen und beschnyen Hesse und sy
euch nit gehygte.' ,Ein kuo geschn.' N. flucht, wer
ihn als Dieb verklagt habe, ,der hetti einer kuo ein
bengel under den swank [Var. ,uf du knü'] gebunden
und hetti dann die kuo in ir wit stüdloch gesnid [Var.
,gesnit'].' 1381, Z RB. ,Wie er ... l'Dietschin sin küeye
euch geschnyt haben solle', Verleumdung. 1434, Aa
Zof. (WMerz 1915). ,[N. habe] grett, er weite ee, das
UFeer ein kuo geschnyet bette, ee das er den friden
mit im abtrinken weite.' 1551, ZAnd. ,Da9 er inne
gezigen, er habe, mit reverenz zemeldeu, ein kuo ge-
schnygt.' 158t>, Z RM. .Einen esel g.': ,[Ein Luzerner]
hat grett, Zwingli (sye ein) zerssbösswicht, er habe (zuo
I Paryss vor der stat) ein esel gschnyt; das wolle er
I rechtlich bezöugen.' 1530, B Ref. , Sin muoter geschn.';
8. schon Bd VIU 698o. (mit der Jüngern Var. Bd II 1107
Anm.). ,Uaz do Bertschi Ölahafeu mit im freventlich
redt, daz er sin muoter (in daz stüdloch) gesniti.' 1377,
ZRB. ,Versnity zershuor, daz din muoter in studtarm
i gesnyest!' 1384, ebd. ,üaz do der [Torwart] St. an daz
tor kam, do sprach er: wer gesnit sin muoter da iemer
tala? Uo sprach der ander [vor dem Tore]: es snit
! nieman sin muoter.' 1387, ebd.; andre Aussage zu dem
• Fall unter 3a. Mit Bez. auf einen Mann; s. Bd II 1107
I Anm. — b) i. S. v. schänden, verderben in der Ver-
wünschung: ,dass dich Got (der und diser) geschnige!'
. vgl Bd 11 11050., auch schämkn 5 (Bd \m 854 f.).
,üass si geret hab, er si ein verhiter dieb ... und
wer mit im ze schaö'en hab, dass den Got gesnyge für
sich US [vgl. zu diesem Zusatz Bdll IIOÜM.; VII 1(34 u.,
auch rer-schnU a].' 1385, Z RB.; nach andrer Aussage:
,Nu muoss dich Got gesnigen und all die mit dem N.
■ ze schaffen haben !' ,[Auf wiederholte Belästigung hin]
I habe der herr selig gsagt: lass mich ungeschnygt!
i Der jung gredt: wasV gschnyg dich der und dissen!'
' 1596, GSax; dafür in andern Zeugenaussagen ,unghygt'
\ und ,ghyg dich der tüfel!' — c) entsi^r. ye-hijen äd
(Bdll llütiu.). .Seite er aber [zu dem Mädchen]: Uu
1 bist min und wil dich inn dem hus haben, und das
I es all myn vögt und fründ geschnyt hettint.' 1541/3,
! Z Ehegericht. ,üas Zunftmeisterwerch müesse inen
[der Gegenpartei in Wahlstreitigkeiten] fehlen, und
' söltind sy es rev. gschuygt haben.' 1()'23, Z. —
2. a) hauen, stossen. , [Klage] dass der im sin eigen
swert nam und zuo im ... sprach ...: ich wil din swert
dir dur den buch geschn., du verhita dieb!' 1377, Z
i ßB. , Einen durch den grind gesn.'; s. Bd VII 1197
(1394, Z RB.). — b) = ge-h\ien äa (Bd II 1104); vgl.
I dännen-schn. ,So si an der leitren stat, do kam der
fN. frefenlich und sprach zu iro, dass si dannen gieng
iwimnon, ald er gesnite sy über die leitren ab.' 1398,
;^RB. ,Man solte sy die lutterscheu kätzer all zum
Ipfenster uss, zucht vorbehalten, geschnien.' 1561, Z.
;— 3. a) = ge-hijen 2ba, quälen, plagen. ,[N. sagt aus]
:daz do der St. [Torwart, nachts] an das tor kam; do
Sprach er: wer do? Sprach E.: daz bin ich. Do sprach
aber der St.: wenn band ir mich gnuog gesnid und
kestgot? Daz üch Gott ein versnit jar geh! Do tet
der St. daz tor uf und sprach: wo sint nu die, so herin
wen? Do sprach E.: si stand da. Do sprach der St.:
es ist ersnit und erlogen als manges, daz du seist.' 1387,
Z RB. — b) = ge-Ujen 2h-i (Bd II 1105u.). ,Do er hein
wolt gau, do hieschen si im die ürten, die er da ver-
trunken hatt. Do sprach er zuo inen : ir alten versniten
zners snuoren, ich han es wol ze geben, aber es ge-
snyet mich nit, dass ich si geben well.' 1381, Z RB.
,Uö' das er züg euch das best darzuo reden wellen,
habe sy Landoltin geredt, was es inn sehnige.' 1582,
Z Ehegericht. ,Da redt der Schwab: was gschneits
dich, was wir für lüt seiend? Daa red ich witer und
sag: es gschneit mich nüt, und lis ein Stein uff.'
1021, Z. S. noch Bd II 1107 Anm. — ge-schnijend:
= ge-hijend (Bd 11 llOöu). ,Es klaget Elsi Rebmanni
uff Üelin Rütiner: du usgesnity, abveumty [!], ge-
schnyendü huor, abgerit[n]y malazigi huor.' 1382, Z
RB. ,Du batest ein gesnigenden gigen [unzüchtiges
Weib; vgl. Gr.WB. IV Ib, 2573] mit, do du bi dem
burgermeister werd', zu einem Manne, ebd. ,Si sie ein
zers gesnigidi trekende diebin.' Blasph. acc. — un-
ge-schnit: = un-ge-hit b, ungeschoren. .Einen u.
lassen'; s. unter ge-schnijen Ib und schon Bd II 1107
Anm. (,umbgeschnyt'). — In dem Schimpfnameu .gesuien-
sun' = ,gehigeüsuu' (Bd VII lüSTii.) dürfte das 1. Glied der
Geu. eines (sonst nicht bezeugten) schwachen Fem. ,gehlje'
(.gesnije') = Hure sein; vgl. Üuerm-Sun (Bd VII 1090) und das
gleichbed. nihd. märhensun (dazu ,iuerihun suu, filius nieretricis*
beiSchni.^1 1650); Weiteres Beitr. IT, '224. ,Er zuersversuiter
gesuicusun, wie er im getö[r]ste an sin ougen kernen!' 1377,
ZRB. ,Du gesnieusim, hab diu gnioss selber! ich ger diner
grüessen nit.' 1 37 9, ebd. — Ge-schnijerm.:zu ge-hijen la.
,Si sölt gen Bappreswile ufhin gan zuo ir gesniyeren,
die seitin ir wol, dass sy ein bösy huor wer.' 1387, Z RB.
— Chüe-: = Chüe-Ge-hijer (Bdll 1111). ,0 ir küe-
gschnyger, ir müessend in diser nacht all sterben-, ant-
worten in der Mordnacht von Yverdon die burgun-
dischen Parteigänger den Eidgenossen. PvMolsueim;
Varr. ,-geschwiger, -gehigger.' ,Das N. syues bruoders
frow ein kindtsverderberin und iren vater ein küe-
gschnigern gschulteu.' 1573, Z RM. S. noch Bdll Uli
Anm. (1474, Bs Chr.). — Mär hen-: = J(f.-Ge-;tyer (Bdll
1111). Eine Frau nennt ihren Mann ,einen Märren-
gschuiger'. 1590, Z Eliegericht. — Ge-schnijet. Nur
in Verbindung mit ,bogs' (s. Botz Bd IV 1990 tf.): ,Daz
er messer zukt und swuor: bogs verch zers und bogs
gesniat und box grint!' 1384, Z RB.; s. auch Bd VII
104u. — Dazu , Gottes ... geheiiet.' XIV., SchStB.; s. Surt
(Bd VII I33Ö). N.ich dem syntakt. Zsbang ein Subst., aber
welcher Bildung und Bed. ?
ÜS-. Nur im Ptc. ,üs-ge-schnit': ,Ein ü-e huor',
= üs-ge-hit 3 (Bd 11 1110). ,Du u-y mallazigi diebin!'
1382, Z RB. ,Das dich botz lydeu aller u-en huoren
und kindtsverderbern sehend, und du bist ein u-e huor
und ein kindtsverderberi!' 1572, ZKyb. S. noch ge-
schnijend. — he-: = ge-schnijen la; s.d. — dännen-:
iutr., sich packen. ,Üa hab Wendel zur muotter gredt:
du alte hex, schny dännen!' 1583, L (RBrandst. 1890).
— zer-: = zer-hijen i (Bd II 1110/11). ,Do sprach er:
und solt der herzog und all die bi im sint, all zer-
snieu, er weit da sin!- 1384, Z RB.; Var. zu der Aus-
sage unter ver-schn.
1215
Schnal(l), scline!(l), schnil(l), schnol(l), schnul(l)
1216
Schnalfl), schnelG), schnilfl), schuolfl), schnulfl).
Schnall m.: 1. a) einmalige schnellende Bewegung,
Ruck, Stoss, „Schlag einer losgelassenen elastischen
Kraft", tw. mit der Nbvorstellung des damit verbun-
denen Schalles Ap; ,B''E., S., Si. und It Zyro; GrV.;
„L-E.; GTa.; „ScB"Ha.; S; ,Z"0. Z'letst springt-er
[ein verfolgter .Nachtbube'] no«* an es üfg'spannets
Wöschseil, und der Sehn, het-in z'rugg g' schlage". BWyss
18ti3. E' Sehn. ge". lez geit ei"s Bad an-e" Werstei";
es giH e" gruslige" Sehn., un'' iez ruesset's-nen a^'he'',
den Fuhrmann von dem von einem durchbrennenden
Pferde gezogenen Wagen. SGfeller 1911. Ret Das e"
Sehn, g'ge"! [als ein Fallender einen Dabeistehenden
mit sich riss; diesen] het-es rüggli"gen a" 's Gländer
a" g'sehnellt. ebd. 1919. E" Sehn, mache", tue". Er
het es Eind g'füert a"-me" Hälsi"g; uf ei"mäl macht
das Rind e" Sehn, (auch e" Schnell) u"'' zieht-ne" über
d's Bord «s B. Die dö unde" brüche" bloss mit dem
Seil [des Flaschenzugcs] e" dumme" Sehn, z'tut", und
es zieht der Ma"" dobe" üse" u"'' hüshech abe" uf
d'Stein^. Bärnd. 1922. Allimöl we"" d' Schallhäse" het
e" Rupf 'zöge", het d'Mürere" au''' e" Sehn, 'tö"; so hei"-
si enanderen erbudlet und erhudlet nach Nöte", von zwei
streitenden Weibern. SGfeller 1911. Im Sehn., „im
Nu, blitzschnell L", im Augenblick BSi. (ImOb.). ,Den
Steken im Hui (Schnall) aufziehen, bacillura impetu
sursum attrahere.' Red. 1662. I" ei"'m Sehn., unver-
züglich Ap. En andere' war jetz i" e'mm Sehn, lie'm
[bei der Rückkehr aus der Fremde], aber i'* bi" nüd
dem He'me" zue. JHartmann 1912. Sehn, und Fall,
plötzlich, Knall und Fall Ap (Sprww. 1824); GrV.;
GTa.; ZO. ,Mein armes Fischlein, raschen Schnalls
den Angel speie aus dem Halsl' vArx 1899. Spez.
a) .schnelles Zugreifen mit dem Maul, Schnappen'
Ndw (jyiatthys), „das Schnappen oder der unversehene
Biss eines Hundes B; L"; vgl. bß. — ß) Schnalzer mit
den Fingern, Schnippchen. ,Knip, Schnelling, Sehn.,
talitrura, crepitus digiti.' Red. 1662. Bildl. für etw.
Geringes, Nichtiges; als Verstärkung der Neg. : ,Swaz
ie von vogelzungen dcene wart gesungen, daz wac niht
umb einen snal gen dirre stimme.' Reinfr.; vgl.
Schnallen, Schnell(en), Schnelling. — b) mit Über-
wiegen der Geräuschvorstellung, „abgebrochener Laut,
wie das ruckweise Gebelle der Hunde usw. allg." (St.*).
a) Peitschenknall S; Th; Syn. Geislen-Schn. Jetz het
der Dori mit der Geissle" g'chlöpft, ''as''s e" Sehn, 'tö"
het. JReinh. 190V. — ß) einmaliges Anschlagen eines
Hundes ScuSt. (Sulger); TnEsch., Hw., Mü., Wag.; Z
Limm. De Hund hat ka'n Sehn, 'tue", zB. als ich mich
dem Hause näherte ThHw. Er hat öppen [dann und
wann] en Sehn, 'tö", von einem Jagdhunde ThMü. Er
hat en ä'nzige" Sehn, g'lö" Th (Anon.). ,In jedem
Sehn.', von einem Hunde. 1681, Lied. Übertr. auf Per-
sonen : Er hat ka'n Sehn, 'tö", liat die Sache mit
keinem Wort erwähnt ThMü. — •() hervorgestossene
kurze, barsche und laute Äusserung GrD., Pr. ;
GO.; Syn. Schnarz, Schnerz. Jr hed Schnall 'tue", dass
's Ei"'m g'fürchtet hed GRGrüscli (Tsch.). Tue nid
deren Schnall! GaFid., Jen. (Tsch.). Ei"'m e" Sehn.
ge" GRGrüsch. — c) in weiterer übertr. Anwendung,
a) vom Hinaufschnellen der Marktpreise. , Einen sehn,
und nfschlag machen.' 1430, Z RB.; s. Sp. 207M. und
vgl. üf-schn. — ß) .Einem den sehn, geben', einen ver-
nichtenden Schlag versetzen, den Garaus machen; vgl.
de" Schutz ha", übercho" (Bd VIII 1698). .[Die Un-
wissenheit der Wiedertäufer und ihre Verachtung aller
gelehrten Studien] ist aber das recht gift, das uns
hernach widerumb den sehn, geben wirdt, grad wie
der bapst vorhin ouch kein bessere stützen gehept hat
dann die unglerten fräflen münch.' HBüll. 1531. —
Y) ,am sehn, sin', auf dem äussersten, kritischen Punkt;
Syn. uf dem Gampf, der Gämpfi sin (Bd II 318. 320).
,Der küneg bschicket der Eidgnossen houptlüt, den
handel in enstricket und dass es iez wer am sehn.:
zuo Landersy brest spys und wyn; wenn ers nit bald
verseche, müestens d stat geben hin.' Salat (Lied)j
s. Lil. IV 234. — 2. Vorsprung an einem Abhang, Rand
einer Terras.=e SchR., kurze steile Strecke ZBöl., Ell.
h/Th.; Syn. Schnallen. Er ist ganz uf''em Sehn, usse"
g'stande" SchR. (Meyer). Bis zum erste" Sehn, ufe'
sind d'Rebe" g'macht. ebd. Wenn-i"'' dann uf<'em Sehn,
obe" bi", will-der tio"'' möl rüefe" ZEH. h/Th. — Mhd.
smtl.-Iksm.; Tgl. Gr.WB.LX 1161 ; Fischer V 10'25; ChSchmidt
1901, 309, auch Schnell I. Zum Zshaug von Bed. 2 mit 1 vgl.
etwa Schutz Id'^ (Bd VIII 1700); Stutz (zu stössen). Als Ortsn.
(wohl zu '2) ZBachs, NWeu. (Waldtal).
Uf-: Preisaufschlag. .[Die Bürger empfehlen den
Räten] ein Ordnung und einen kouff ze machen urab
kern und salz, umb daz sölich ufschnell fürkomen
werden, als iez angefangen sint.' 1415, Z StB. — Zu
üf-«chmlkn.
Über-: plötzlicher Überfall. .Wo uns hinfür sol-
lichs oder derglichen beschwerdt. begwaltigung und
überschuäl, von wem das wäre, begegnen wurden [mit
Bez. auf den Aufruhr in BO.].' 15'28, B Ref. —
Geisle"-: Peitschenknall Th. Chlöpfe" wie en G.
ONageli 1910. — Wider-: a) Rückschlag Aa (H.);
Gegenstoss. ,Die Glarner kartend sich umbe, si tatend
ein w.; si wurfend mit hämpflichen steinen, dass in
dem berg erhall.' E. XIV., Lied auf die Näfelser-
schlacht. ,Repulsus, gegenstoss, widerschnall.' Fkis.;
Mal. S. noch Gegen-Putsch, wider -piXtschen (Bd IV
1937. 1941). — b) „entgegengesetzter Schall", Wider-
hall BHk., „0.", Si.; „L; Z".
Wasser-: Wasserschnelle. Nur als ON.: Ander-
halb juchart holz am w.' XV./XVI., GFlaw. (NSenn
1873). — Vgl. Gr.WB. XIII 25ü0 (,Wasserscluielle').
Schnalle" f., PI. Sehnalli BG., Dim. Schnälleli:
1. = Schnall 7aß; nur in der Formel ,nit ein sehn.',
gar Nichts. .Ich geh [gäbe] umb sin red nit ein schn-en.
wir wend im sin mul bald geschwigt han.' Aal 1549. j
,Für die sorg geh ich nit ein schn-en.' ebd. — 2. zu-|
schnellende oder zuklappbare Vorrichtung (zunil
Fangen, Schliessen uä.). a) Tierfalle. ,Dass Niemand)
einich Gewild in disen vorbedeuten Wäldern wederj
jagen, treiben und schiessen, nach demselben. wanns|
schon an andern Orten aufgetriben. in disen nach-l
setzen, vil weniger Tröt, Schnür. Schn-en, Fallen und
Garn richten ... solle.' 1714, Z Jägerordn. — b) Tür^
falle. .Als er zuo der tür komen sye und die uff tuoi^
wölte und bi der schn-en die tür bette ...' 1469. Zj
RB. — c) wie nhd. Schnalle an Kleidungsstttcke»;
Riemenzeug (zB. des Pferdegeschirrs) usw. Aa; Bs;B,6(:
G.; L;G; Sch; Sohw; Th; Uw;U; Z; s. die Zssen. Sym
Ringg 3 (Bd VI 112'2). Vielfach, bes. früher, lieutr
noch bei gewissen Trachten ein aus kostbarem Metal
kunstvoll gearbeitetes Schmuckstück. So bei der ül'
Sennentracht: an den Schuhen und am Hutband aif
Silber, an der Kravatte aus Gold (AfV. Xlll, Fig. 3 nac '
1217
Schnal(l), schnel(l), schnil(l), schuol(l), schnul(l)
1218
5. 160). S. auch Bd VI 1123o.; VIII 1462 (Für-Schöss).
E" Sehn, i"-, üftue". Cha"' gar orde'li"'' tanze", ha"
so sehöni Schüehleli a" und so schönt Schnalteli [!]
dra"; mi" Schnalle", tni" Schueh: hin-i''' nit e" lustige''
Bue''? Grolimünd 1910 (SGiindel). Schüehli han-i"'' a",
Schnallen han-i''' dra" üWe. (Forts, zu Bd VllI 449o.);
vgl. Bd VI 1122M. .Schnalle schnell die Sehn, an die
Schuhe' GBuchs (Schnellsprechvers): vgl. .Schnell
schnall die Sclinall' an' ZWald. — 3. .kleine halb-
reife Apfel und Birnen, die man auf einmal, mit einem
Biss in den Mund stecken kann' BSchw., Sign. Syn.
Ein-Schneller. In dem Reim Schnitz und Schn-e" wie
alle" [einst] L (Schürmann) soll Sehn, nach einer
Auskunft (kleine) Kartoffeln bedeuten, nach einer
andern in Bed. 6 zu verstehn sein (gedörrte Schnitze
und Suppe hätten früher das fast tägliche Mittags-
mahl gebildet). — 4. leichtsinniges, übel beleumdetes
Frauenzimmer. Dirne AaF. und It H.; BsStdt und It
Seiler; L; Tu, so Mü.; ZO. — 5. = Schnall 3, Vor-
sprung an einem Bergabhang AABb. Bim Schleike"
mues'-mer-si''' in Acht ne", we""-mer uf e" Sehn, chund,
•'ass-mer nüd drüber abe" schüsst (Lehrer Frei). —
6. (schlechte) Suppe Gr Kesslerspr. (J Jörger 1905); L;
ScHw; ZO. ,Schn. ist ein in Handwerksburschenkreisen
wohlbekannter Ausdruck für Almosensuppe. Wenn
man Hunger hat, aber kein Geld, so fas.^t man bei den
Vätern Kapuzinern eine Sehn.' L (Zyböri). E" Sehn.
\ pieke", Ausdr. der Handwerksburschen Sohw. ,[Ein
I herumziehender armer Krämer ruft nach einem guten
I Geschäft übermütig aus:] Heissa. lustig, Dorothe,
j hinächt raust Prügel (geröstete Krdäpfelsuppe) ha"!
i Oder hättst lieber Sehn, (ungeröstete Mehlsuppe) V
j Nix Sehn., nix Prügel; Katl'ee. Katfee und Weissbrod
' dazu! ruft Dorothe befehlend.' Stutz (B.) 1851. Audi
; in der neuern Soldatenspr. Derztie wird's nachher uf
Alls ufe" [nach den Anstrengungen des Manövers]
I nume" schmutzegi Sehn, u"'' Gummimäntel (zäher
I .Spatz') ge" B (Mittelländ. Volksbl. 1917). ,Ufd'SUe",
: d'Schn. ehunt! lieisst es, wenn der Küchenfourgon er-
scheint. . . . Der Feinschmecker unterscheidet dabei
Dreck; Sau- und feini Sehn.; am Morgen heisst sie
! Morge"streieh- Sehn.' Af\ . Nacli einer weitern Angabe:
Feldgraui Sehn., Hafermehlsuppe, deren Färbe an die
j .feldgraue' Uniform erinnert. — Mhd. snnUe f.; vgl.
anclizu den meisten unsrer Bedd. Gr. WB. IX 1 161 ff.; Maitin-
] Lienh. 11 500; Fischer V 1026. Die im Gegs. zu dem alt- und
reichbezeugten Syn. Rinygien) erst seit dem XVIII. belegte
Bed. 2 c scheint eine verhältnissniässig junge Entlehnung zu
sein; bemerkenswert ist auch, dass die ä. Belege alle aus dem
Norden unsres Gebietes stammen. Als Ortsn. (zu Bed. .5) Aa
Datr.; BBiglen, Noflen fSchnavwe"!.
Hgrd-öpfel-: Kartoffelsuppe. Soldatenspr. —
Hals-; Brosche. ,2 Paar Ohrenbehänge und 1 H-en
61. 1, 30.' 1796, ScB Inv.
Hemde r Uämper- : eiser ne, messingene oder silberne
Spange, womit das offene Männerhemd auf der Brust
^ zusammengehalten wurde, bevor man die gestärkte Brust
\(Hämper-Tafle"J trug ScuHa. — Vgl. zur Sache JHeierli I
|22f ferner: ,r)ie Hemden [der beiden Sennen aus dem Eutlebuch
waren] auf der Brust mit silbernen Herzschnallen zusammen-
GKeller (Fähnlein).
Här-: Haarspange, Agraffe aus Schildplatt oä. mit
(metallenem) Scbliesser Bs; Sohw; U; Z. — Hose»-:
|a) am "Weichenband der Männerhose Schw; Tb; ä und
sonst. — b)am Knieband der Kniehosen ü(t). O'chrömet
\han-ne", was-ne" g' falle", Chappe", Strimpf und H-e".
I Schweiz. Idiotikon IX.
ULied (AfV.). S. noch Bd VI 1529o. — Huet-:
Schnalle am Hutband G; Schw. ,Im zehnten oder
zwölften Jahre wird [dem Täufling von den Taufpaten]
die Letze gegeben, bestehend in einem Stucke von
einigem Werte, zB. ein Nüster von Silber, eine silberne
H. oder Haarnadel etc.' GLHartm. 1817. — Chnü"
Knei-. = Hosen- Sehn. 6 Bs; s. Pfumpf (Bd V 1103).
Die Sattler in TuBisch. verfertigten 1699 auch .Hosen-
träger und Knieschnallen.' HHasenfratz 1908. —
Rieme"-: Schnalle an Riemen (zB. der Kuhglocken,
am Pferdegeschirr) Schw. — Silber- s. Barnen- Schueh
(Bd VIII 483). — Sfi" Söü-: flüssiges Schweinefutter
mit Einlagen (zB. Kartoffeln, Abfällen von Früchten
usw.) LG. — Schneh-:wie nhd. Bs; B; Schw; Th; Z und
sonst; vgl. Schn.-Schueh (Bd VIII 484). ,1 Baar krusene
silberne Sch-en.' 1808, ZZoU. Inv. ,Bei bemittelten
Bauern des Kantons Gr wurden bei Eheversprechen
silberne Sch-en, Haarnadeln. Hemdenknöpfe. Schnupf-
tabakdosen. Schnürnadeln. seidene Halstücher, Gesang-
bücher mit Silberbeschlägen usw. geschenkt.' HBaoh-
toli> 1914. S. noch Bd VI 15'29o.
Dividende"-: Schwarztee. Soldatenspr.; auch
Dividende"-Gülle" (AfV. 19, 259). — Zu Schnallen 6. Viel-
leicht mit Bez. darauf, dass die schlechte Qualität bei hohen
Preisen den Lieferanten grosse Dividenden zu zahlen erlaubt.
Wasser-: verächtl. für Wassersuppe Bs (Spreng);
ScHHa.f. — Vgl. Gr. WB. XIII 2500.
schnalle", Ptc. -et: 1. wie nhd., mit einer Schnalle
befestigen, wohl allg. ; nur mit Richtungsbest. De"
Kabüt uf de" Tornister sehn. E" Sitz uf d's Eitwägeli
sehn. RvTavel 191G. Meist in Zss.: ab-, üf-, um-, zue-
schn. usw. — 2. ruckweise und schmatzend ansaugen.
Wenn Eine der Bauch de"weg dür''' d'Pßffen üf
schnallet u"' derigi Müler roll üslöt . . . SG feller
1911. — 3. schnauzen, barsch, zornig reden. ,Aber
unter anderm hab A. geschnallet mit werten, dargegen
B. ouch angfangen brocken.' 1544, Z. — 1 ist junge Abi.
von Schnallen Sc. Zu 2 und 3 vgl. mhd. snallen, (mit Geräusch)
schnellen, schlürfen, schwatzen, dazu Gr. WB. IX 1163/4;
Fischer V 1026/7 ; Unger-Khull 549 (knallen, zanken, scheltend
schreien). Schnallen in Bed. 3 bei SGfeller 1911 ist irrtüm-
liche Schreibung für in BE. gleichlautendes achnautcen (s. d.),
wohl veranlasst durch das ebd. gebräuchliche syn. schnellen.
Prat. und Ptc. Prtet. ,schnalte, geschualt' sind als Formen mit
RUckumlaut zu achnclUn gestellt. Hieher (als Nom. ag. ; vgl.
BSG. XII 41) die Flurnamen , Schnaller' ZRuss. (Terrasse an
einem Abhang), , Schnaller- Acker' SWangen; ferner ,6»-
schnaller' ZPfaff. (Hügel); vgl. Schnull S, Schnallen 5.
a°-: 1. wie nhd. anschnallen. Spore", de" Säbel a.
Scherzh. , Einem den Sarass a.'; s. Bd VII 1261. Übertr.
.sich Etw. a.', anschaffen, erwerben (burschikos).
, Welcher Vater hat wohl nicht geträumt, wie er [in
seinem Sohn] einen Gesellschafter zu Nutz und Kurz-
weil sich angeschnallt habe.' Gotth. Sich e' Frau a.,
sich verheiraten Bs (Seiler). — 2. a) von Hunden, an-
bellen ThHw. — b) zornig anfahren. ,Du hortest nu
wol'in der ratstuben, wie mich der N. anschnallet.'
1412, ZRB. — ÜS-: wie nhd. ausschnallen. Auch refl.,
das Riemenzeug am Harnisch lösen und die Rüstung
ablegen: ,Ich will mich wieder ausschn. und noch eine
Weil komod machen.' Z Schauspiel 1781.
„be-: beschnarchen L." — Vgl. Schm.»11574 (Einem
übers Maul fahren).
schnallend: in der Verbindung ,das sehn, übel',
euphemistisch für ,das fallend übel', Fallsucht. ,N. hat
zu Elsen Ruswils wib gesprochen, er wolte ir sagen,
77
1219
SchnalO), schnel(l), schnil(l), schnol(l), schnul(l)
wer si were, und fluocliet ir daz schnallent übel.' Blasph.
acc. (um 1400). ,Also fluocliet er inen das tusend fallend
übel; das wunsclitind si im hinwiderumb ... [später:] da
wünscht er im das sehn. ü. am galgen.' 1432, Z RB.
S. noch Ritt III (Bd VI 1722 u.). — Zur Bildg vgl. die
Addi. zu er-sehnijen (Sp. 1211 u.)
Schnell 1 m.: a) = Schnall la; s. d. Spez. a) =
Schnall laa, unversehener Biss eines Hundes BU.
(ImOb.). — ß) = Schnall Jnß, ,ein schnalzender Ton,
mit den Fingern hervorgebracht'. Schnippchen. In der
Formel: !<•* Hess kein Sehn, dcfür, es ist mir gleich-
gültig Zu. und It Schulthess; Sprww. 1869, 20; Syn.
«'* we't nüd s^Jtcte" drum. [Ein über die Einführung
des mechanischen Webstulils empörter Weber will aus-
wandern] und roär'smt>a''i" 's Gla'^nerland,i"'s Bündner-
land, i''' Hess kein Sehn. de''für; mer chönnte^d's jo nüd
füler übercho". Stitz, Gem. Auch: I'* gab kä'n Sehn.
üf, ob i'* derig Schibe" hett oder derig ZRuss. ,Nit ein
Sehn.': ,Seig ich so voll grad wie ich well, so krenkts
mich dannoch nit ein Sehn.' JMahl. 1620. — b) „barscher
Redeton, barsch auffahrendes Wort Gl; Gr; L; Zg"
(St.';. E" Sehn, tue", ein paar Worte im Zorn hinwerfen
GlK. — Aus tchneUen rückgebDdete Nbform zu Schnall
G'-schnell n.: a.) zn schnellen 1 a. Beim Bergsturz
von Goldau gab es es G'chrach, es G'stäub, es G. und
'Tunder Scaw (Schwzd.). — b) zu schnellen 3 ba,, barsches
Reden SiuwE. Das ist-mer aw'' es G. und G'schnerz!
(Lienert).
Schnelle" f.: 1. = Schnallen 1; wie Dieses nur in
der Formel ,nit ein schn-en'. ,lch geh nit ein schn-en
um daz, daz wir werdent gwinnen.' L Neujahrsspiel
XV. ,Da geb ich nit ein schn-en drum', wie es dem
Papst und seiner Priesterschaft ergeht, wenn ich tot
bin. NMan. ,Umb diss ir gschrei geb ich nit ein
schn-en; dann ich weiss, was valschs und argen lists
man in iren herzen funde.' Zwingli. — 2. Stromschnelle;
%jn. Schlitz (Bd Vlll 1700o.); Schnelli II. Als Bez.
einer bestimmten Stelle am Überfallwuhr in der
Limmat, beim ehemaligen obern Mühlesteg in ZStdtf.
Vgl. Schnellen-Fach (Bd I 640); dazu Z StB. I 199,
Anm. 3; Vog.-Nüsch. 1 469. 472; Mem. Tig. 1742, 134.
,Er wer ein verhiter kröpf und ein beschissen man,
und könd nieman sin hüener noch änten vor im be-
haben, und er erslüegs und richti es dnr die sn-en und
essi es euch.' 1384, Z RB.; s. auch Flöss- Schiff (BdVlU
362). Bei der Sehn, wurde wie bei den .Schwirren'
(s. d.) von den auf- und abwärts fahrenden Schiffen
ein Warenzoll erhoben, mit dessen Erhebung ein be-
stimmter Beamter beauftragt war. ,A. sol salzungelt
innemen; B. zuo der sn-en ... E. zuo den swirren ...'
1395, Z RB. ,3 pfd gab mir der N. von der sn-en.'
1397, Z Seckelamtsrechn., noch öfter in dieser Quelle
unter dem Titel: ,von kleinem ungelt und von urteilen.'
Auch für eine Stelle im Untersee; s. Ris II (Bd VI
1330 u.). — Vgl. Ur. WB. IX 1'294, zu 1 auch Martin-Lieuh. I
500 ; CbSchniidt 1 901 , 3 1 0. Als Ortsu. (wohl i. S. v. Schnathnö):
.Schnelleü' AaBözI. (Leu, Lex.; Hof), Oberfl, (JJBäbler 1889)
,Schn.-Alp' UwSa. ,-Bllnten' Gillai.
Fuchs-: Fuchsfalle. ,Die f-en zu Steffan sind ver-
potten an ein march silber und ob ab andern enden
deshalb ouch klag konipt, sol es daselbs euch verpoten
werden.' 1508, Z RM. — Vgl. Sclnmlln, ia. Als Ortsn.
, Fuchs-Schnellen' LE. (Haus), Geiss b/MenzoRu.
Wasser-. ,Ihr Ehr erblosne Rosen ... wie gleich
sind ihr ab[b]lo3en! Haut morgen rot, nachts bleich
und tot, ein arme W-en.' JCWkissenb. 1678. — ÜDklar.
Auscheinend eine minderwertige, leicht sich entblätternde
Blume, = Schwab. Waiser-.'ichiiaUen, Caltha pal. (FischerVI 4?4)?
schnelle" (-Ö- BG.), in BsStdt auch schnelle'
(s. die Anm.), 3. Sg. Prses. und Ptc. -t: im Allg. wie nhd.
schnellen; tw. mit mehr oder weniger hervortretender,
auch tiberwiegender Schallvorstellung; vgl. chnellen
(Bd 111 738/9). 1. tr., auch abs. a) Etw. mit Schnell-
kraft (fort)bewcgen. F(n) Pßl (vom Böge") sehn. B
(Zyro); ZKn. ,Die Lade und das Schiffchen werden
[am sog. Lyoner Webstuhl] dadurch bewegt, dass mit
der Hand an einem Zuge gezogen und dadurch g'schnellt
wird; daher lyoneren gleichbedeutend mit sehn. Eine
andere Art von Sehn, ist es, wenn der Weber ... mit
der einen Hand die Lade hin und her bewegt, mit der
andern an einem Zuge ziehend das Schiffchen hin und
her schnellt' AfV. (ZMaur); vgl. Schneller Ic^. Er
schnellt, schliesst die Tür rasch und heftig Z (Spill-
mann); Syn. schletzen (Sp. 800). Von Körperteilen; s.
auch a 's Forndli gumpet hoch und schnellt de
Schwanz. Ztböri (L). Auch: ,Die Forelle am Angel
zablet und schnellt mit dem Schwänze.' Barnd. 1922. Mit
dem Kopfe seitwärts sehn., schnappe" Ndw (Matthys).
Mit Richtungsbest. Etw. t" d'Höchi sehn.; s. Bd VIII
1542 0. ,Er greif ie mit dem vinger dar und snalte
si [die Tränen] vil gar von sinen ougen.' RvEms. Ein
Hund het-ne* [den Angreifern seines Herrn] d'Hose'
vom Hinter e'w'eg g'risse" und ei" Fecke" dö «se"
g'schnellt und der anger dort üse". Schwzd. (S). S. auch
Sp. 1215o. Unsinnlicher: Eine" ume" und ane" sehn.,
(unnötiger Weise) bald da, bald dorthin sprengen. LE.
Änz.1917. Spez. a) , die Finger sehn.', als Gebärde der
Geringschätzung. ,Wenn unsre wackern Kirchen-
ältesten [den] N.dann und wann zurechtweisen wollten,
schnellte er die Finger und sagte: Es sei nicht fein,
wenn Kinder ihren Vater meistern wollen.' UBRÄGOtR
1792. ,Mit den fingern sehn.' ,[Der Angeklagte] j
schnalte mit den vingern und spräche, er schysse uff
in.' 1479, Z RB. .Concrepare digitis, mit den fingern
sehn.' Fris.; Mal. Abs. ,Ich bitt enkein niemer und
bitten min fründ niemer, das si für mich bittend, und
slüege man mir joch das hopt ab, ich schnalti nit
darum.' 1465, Z RB. ,So man mir git zfressen umb
min gelt, ich schnalte nit umb all dis weit.' Salit I
1537. , Einen an die Nase sehn.', ihm einen Nasen- ]
stüber versetzen. ,Der snelle an die nase mich, swer j
si ane gitekeit: so bin ich sicher, das kein leit mir (
von SU. müg beschehen. Ich wölt von herzen gerne (
sehen den, der von waren schulden mich raöhte gesn. |
... Swie vaste er an die nase min snalte, ich wöltj
doch sin vrünt sin.' Scbachzabelb. , Ist das war, mich
an d nasen schnell.' Haberer 1562. ,Wie du mich an|
die nasen gschnelt, das si mir übergloffen.' E. XVL, Z.|
.Einem für die Nase(n) sehn.', seine Missachtung I
bezeugen. ,Es solle ihm jetz so ein N. kommen nndl
ihme in einkaufendem Wein vorfischen wollen; er wolle i
einem (der Teufel soll ihn hellen) für die Nasen schn.'l
1704, ZMänn. 1714 wurde in Z geklagt, die Studenten'
besuchten die Vorlesungen schlecht .oder schnellen
den Professoren vor die Nasen.' B Anz. 1879. ,ln der;
Hitze des Haders schnellet er seinen besten Freunden'
vor die Nase und fraget den Teufel Nichts nach ihnen.''
SiNTEM. 1759. S. noch für (Bd I 952o.). — ß) Ei-w
Eini sehn., eine Ohrfeige versetzen Bs (Schülerspr.),
y) mit der Geissei ,schn.', knallen; s. Geisel-Schnellen.
1221
Schnal(l), schnel(l), 3chnil(l), 3chnol(l), schnul(l)
1222
— 8) unpers., Einen heftig zittern machen, zB. vor
Kälte; doch meist uneig., seelisch erschüttern B, so E.,
Kirchb. Wo-n-er Das [die Klage über erlittenes Un-
recht] het dusse" g'ha", het-es Hanslin d'Stimm über-
schlagen un'^-er het Nut me'' chönne" sägen; es het-ne"
nume" so g'schnellt. Loosli 1921. — e) uneig., zu Fall
bringen: ,Hüet dich [Stadt Freiburg] vor ungefel!
Ich bitt Gott und sin muoter, das dich kein riss [näml.
der Herzog von Burgund] nit snel." DSchill. B (Lied
von Veit Weber); vgl. , Einem den schnall gSben'
(Sp. 1216o.). Absetzen, vertreiben: , Damit und ob ich
der gefar des schnellens entladen sein möchte.' 1550,
Brief des Abtes von TnKreuzl. an GBlarer. — b) mit
heftigem Ruck ziehn, reissen Bs; B; SchR.; SchwE.;
S; Th. Musch' nid so sehn.! zB. an einem Seile SchR.
Hei" d'Ross g'schnellt? wird ein Knabe gefragt, der
vom Heufuder herunter gepurzelt ist B. Wa-n-es [das
Pferd] het g'merkt, das'-es mit Füngge" Nüt abbringt,
het-es g'schnöllt u"' g' schnallt, bis entlech d'Si'leni hi^n
la" gä". Barnd. 1911 (BG.). We"''-me" dummer Wis
schnellt [am Seil des Flaschenzuges, so kommt es vor,
dass] d's Seilt us der Schibe" ritscht. ebd. 1922 (BS.).
Es chlVs Estli han-i''' wellen abbreche"; es wo>t nit cho",
»'* wängen a" . . . i"* zieh und schnelle": en Ast bricht.
JReinb. 1917 (S). Ei"'m Oppis its der Hand sehn., ent-
reissen Bs (Seiler). Uneig., heimlich Kleinigkeiten
entwenden, stibitzen Bs, so Stdt; B. — c) (einen Faden)
mit einem Ruck abreissen Ap (Ausdr. der Weber und
Sticker). Meist beim Spulen, unpers.: 's hat de" Fade"
g'schnellt. ebd. lez hät's-mer bi der Spuelrosti"g de'
Tonders Fade" scho" wider g'schnellt. ebd. — 2. intr.
a) sich mit Schnellkraft bewegen, übh. sich schnell
bewegen, schiessen uä.; meist mit Richtungsbest. Vom
Einfallen des Zahnrads, Abschnappen der Feder am
SchnellferJ-Haspel (Bd U 1762) Aa (H.); GrD.; „LE.";
GSa.; Tb (auch ItPup.); Z. so Kn., S., Wila und sonst;
I 8. Schneller lex. De'' Böge" schnellt guet, sagen Knaben
I von einer als Bogen gebrauchten Weidenrute. Vom
; ,Schnapper' am Gewelir: Bei gewissen Schiessübungen
musste ,mit den gspaltnen hanen ald schnapperen' ge-
schossen werden, ,die von inen selbs widerumb uss
der pfannen ald tigel schnellend und darzuo man allein
den trückel und dhein züngli brueht.' 1589, Z (FlVIarti
1898); vgl. Pfannen Ib (Bd V 1105). Bildl.: ,Uf der
stat so snalten die sinne [des schmachtenden Minne-
dieners] sam ein isentrat.' Reinfr. I" d'Höchi sehn.;
I s. Bd VIII 1540 u. Uneig.: D'Lebe"S7nittel si" i" d'Höchi
] g'schnellt. Scbwz. Frauenheim 1910. [Ein Fischlein]
! schnellt über 's Wasser i"e". BFarner 1911. [Ein un-
1 ruhiges Pferd] schnellt i" Chumet B (Mittelländ. Volksbl.
I 1917). [Der gereizte Hofhund] isch us si"'m Hüsi use"
I g'schnellt. B Volkskal. 1919. Wie rfe' Blitz tuend
I d'Chind a" d'Vlätzlischn. Christchindli. S. noch Bd VI
j 1082M. ,Von einem sehn.', unsinnlicher, sich vor-
I schnell, unüberlegt von ihm lossagen, ihn verlassen.
,AlsN. [dem] Junker Batten nit mer uff den rodel buwen
I wölt, hab er [als Vermittler zw. dem Grundherrn und
Idejn Lehensmann] uss bevelch Junker Batten mit N.
und siner frowen allerlei geredt uff meinung, daz er
nit also von im sehn, sölte; dann Junker Batt hett
und funde wol einen, der des fro were.' 1502, Z. Etw.
,schn. lä" 1) eig. von etw. Gespanntem, einer Feder
IndgL ,Als er nebend inn kam, Hess er sin ruoder
frefenlich und gevarlich gegen im sehn.' 1442, Z RB.
,[Der Abt] solte nur alle Verwirrung abstellen und
seine Waag lassen dem Rechten nach sehn.' 1714, Lied.
Auf der Folter: ,[Die Henkersknechte] zogen mich auff,
Hessen mich sehn.; damit sie mich band zwingen wellen,
das ich unschuldig gebe an mich selbs und ander redlich
Mann.' 1618, Zinsli 1911. — 2) von der Rede; vgl. bß.
,Objectare, gegen eim frei auslassen, was er im herzen
hat, lassen sehn.' Fris.; vgl. mhd. [Worte] herüz snallen
läzen (Gr.WB. IX 1164 o.). • — 3) uneig. ,Jmd, an dem
aller Rat verloren ist, seinem Schicksal überlassen'
Bs (Spreng). ,Hat einer kein gelt, si land in sehn,
[nachdem sie ihn ausgebeutelt]; gesehind in denn nit
mer an, den spott muoss er zum schaden han.' GBinder
1535. ,Nun frag ich abermal, wann ich ihnen mit
Hochtragenheit also bin überlegen gewesen, warumb
sie dann doraalen ein solch erwünschte Gelegenheit
nit angenommen und mich sehn, lassen? Wie betten
sie meiner glimpflicher ab und ich von ihnen auch
mit bessern Ehren kommen können?' um 1630, Z.
Mit unklarer Anschauung: ,Da musste es bald sehn,
oder brechen', zu einer günstigen oder ungünstigen
Entscheidung kommen, mit Bez. auf eine Heirat. JSenn
(Schwz. Unterh. 1870). Spez. o) von dem mit der
Sichel geschnittenen Getreidehalm, in der RA. de'' Halm
hat g'schnellt, es ist .geschnitten', man darf wieder über
den Acker fahren Aa; ZBass., Dürnten, Hinw.; nach
einer Erkl. mit Bez. darauf, dass nach dem Sichel-
hieb der gebogene Halmstumpf wieder in die Höhe
schnellt. Mehrfach seit dem XVII. in den Rqq. ,Wa8
dann ein Jeder für eigne sonderbare Güeter hat, solle
ilerselbig solliche, bis das der Halm schneit, allein
ze Nutz und ze bruchen haben.' 1683, Z. ,[Man solle]
mit den Heilstieren, bis der Halm schneit und die
Stophelweid angat, nit uf die Zeigen ze schlachen be-
fugt syn.' 1650, ebd. ,N. soll den Acher mit der Zeig
buwen, damit, wann der Halm gschnelt oder die Zeig
brach, das Vieh auch daryn kommen und weiden könne.'
1660, aZoll. 1899. ,Dass si wöUind ihre Rütinen, so
im Basserstorfer Bann ligend, zwei Jar nach einanderen
nutzen mit Korn und Roggen oder Haber und, wann
der Halm geschnellt und die Frucht ingesammlet syn
werde, selbige ihre Rütinen ussligen und brach syn
lassen.' ZBass. Offn. 1660. ,Wer Einschläge im Sihl-
feld hatte, musste, wenn das Feld brach lag und nach
der Ernte, wenn der Halm geschnellt, solche dem
weidenden Vieh öffnen.' AHötfn. 1788, 112; für:
,wenn das selb guot abgesnitten wirt.' 1410, Z StB. —
ß) von Pflanzen, (schnell) aus dem Boden hervor-
spriessen Ap; Syn. schiessen Ib (Bd VIII 1362); schnü-
belen 3 (Sp. 1073). Mit Akk. des Ergebnisses (grüene"
Haber sehn.) in der Bauernregel vom Kuckuck u. Gugger
(Bd U 184). Daneben mit andrer Auffassung und Fügung
(im Laub sehn.), ebd.; mit Bez. auf die unruhigen
Bewegungen des Vogels? — y)^"" Hunden, „schnappen,
beissen mit unvermuteter Geschwindigkeit" Bs (Seiler) ;
,B". so Be., E., M., S., ,U.' (ImOb.), auch It Zyro; ,L";
SG.; Ni)w (Matthys). Chömet nume" ... i''' schnelle"
no'^ nid uie di alte" Hüng! RTrabold 1914. S. auch
schauwen (Bd VIII 1600). .Nach, in Etw. sehn.'; s.
rurren (Bd VI 1242). [Die Bise] het wo'* sine" dünne"
Chleidline" g'schnellt wi'-ne' böse'^ Hund. SGfeller 1919.
,Vögeli, nach denen das Ungetüm [der Wels] wi'-ne"
Hund schnellt.' Bärnd. 1922. ,0h, ich hab eine Täubi,
dass ich möcht ein Glas verkätschen ... oder in einen
Besenstiel sehn.' Bieler Tagbl. 1917. Mit sekundärem
Akk. P. Der Hund het-mi''' g'schnellt, hat nach mir
1223
Schnal(l), schnel(l), 8chnil(l), schiiol(l), schnul(l)
1224
geschnappt, mich leicht gebissen BBe. .Schnellt er
mich, wenn ich ihm was gebeV fragte das Meitschi und
hielt Bari vorsichtig ein Stück Brot dar.' Gotth. [Der
Hund] hätt-mi"'' gwüss in es Scheichli g'schnellt.
JBüRKi 1916. — b) von der Rede, a) ,laut, pochend
reden, laut anfahren" Aa (H.); Bs (Seiler); BE., M.,
S., Si. (.stossweise reden.' IniOb.); „Gl" ; Gr; „L" ; GO.,
Stdt, W. (.gellend rufen-); SchwE. (.plötzlicher als
schnerze", weniger verdrossen, mehr heftig' It Lienert);
SG.; UwE.; ,Zg"; Z. Syn. schnerzen, schnäw(ljen. Er
hedtciiest g'schnellt GrD. „Der Professor hat geschnellt,
ich solle ruhig und still sein." Drum ivär's dank nid
der linggist, loänn die dri Schtcizer-Chnabe" [die
deutschen und romanischen Eidgenossen] hörti"d as^
willwänkisch si' und hörti'd, sercweg gäg-enand
schnerze" und sehn. Lienert. Gab wi' hässig Eisi zum
Pfeister üs g'schnellt het: Cho" esse"! er [ihr Mann] het
fce- Wank 'tö'. SGfeller 1919; s. auch Bd VII 1277o.
,Er schlug nicht, aber schnellte ein zorniges: La"-
mi''' gä't' Gottb. Die Egerkinger werden wegen ihrer
Mundart gehänselt: sie schnelle", sprechen schnauzig
SG. (SV.), .Die [B]Oberländer haben gern die Art zu
sehn.' Imüb. ,In einem offnen drunk mir ein Züricher
zuogeschruwen hat: Her von Müss; das ich daruff
geredt und gschnellt ... die von Zürich syend nützit
wärt.' 1542, Z (Urfehde Eines aus AASarm.). Was wit
jetz schnelle"? Mer wend derfür ei"s lustig si". Eliata
1762. — ß) unbedacht reden, Geheimes verraten, aus-
plaudern; Syn. sieh ver-schnellen. ,Si [zwei des Dieb-
stahls Angeklagte] versechend sich woll, daz weder
er noch sin fatter sich so rinklich werdint ergeben
oder sehn., dan si wüssind, waz es inen gelten werdi.'
1.525, ZErabr. ,üa nun sin [die des Ehebruchs ver-
dächtigte] frow gsach und gehört, das die junkfrow
[ihre Magd] schnallt, sprach si: ich will die rechte
warheit sagen.' 1529, Z Ehegericht. ,Dann si haftend
iun [Moses] dermaass gereizt, das er mit seinen läfzen
schnallt.' 1531, Ps. ; ,rait seinen Lefzen (unbedachtlich)
ausgebrochen.' 1683/1707; ,dass im etliche Wort ent-
fuhren.' Luther. ,Der landvogt trang in [Teil] iemer-
dar zum schiessen in hoffnung, er wurde ee sehn, dann
schiessen, oder etlichen wäg erzeigen ein ungedult und
Widerwillen, darbei man sein heimlich gemtiet ab
nemmen und weiter mit im ze handien anlass haben
möchte. ... [Der Landvogt hatte] nit vermeint, das er
schiessen, sondern vil ee die geheimnuss seines herzens
offnen wurde.' .IStbmpf 1548. — c) brechen, bersten B.
Mültrumme", bis e" Federe" schnellt. WMorf 1917.
S. noch Bd IV 1294M.; V 1261 u. fMür- Pflaster J. —
Geisel-schnellen n.: das Peitschenknallen. 1528
kommt Einer ins Gefängniss ,gaiselschnelli°s und tratzi''s
wegen.' G Blätter 1914; vgl. zur Sache Bd II 465 u. —
Mhd. «neH«H; vgl. auch (ir.WB, IX 1294/1.300; Martiu-Lienh.
II500;ChSchniidtl901, 310/1; Fischer V 1065/6. Aus eiuer
Grundform 'snalljan, Kausativbildg zu schnell, zu dem sie sich
verhält wie htn/en zu tief, blenden (aus hlandjan) zu blind uam. ;
s. ZfdW. Vll 168/9. Das W. scheint tw., wenigstens in den
gew. Bedd. 1 a und 2a, nicht recht volkst. zu sein (so nach An-
g.iben in Bs; Z), für Gl wird es ilbh. abgelehnt. Neben achndUn
wird für BsStdt(bcs. in Bed. '2a) auch «cÄnrf/e?! angegeben. Diese
Form mit -c- muss wohl als Anlehnung an schnell gedeutet
werden. FN. ,.Schnel(l)man(n).' UIO, GUzn.; XV., SchwStein.,
Tiigg. (neben ,Schneller'), ON. ,Scbnell-Berg' (Gut auf einer
Bergterrasse) ThWeiuf. ; vgl. Schnall 2, Schnallen .5.
ab-: 1. wie nhd. a) tr., zB. einen Pfeil a. Auch:
Etw. mit einem Ruck ab-, losreissen Bs; B. — b) intr.
Der mitüist Finger lo" com Dümen a. SGfeller 1921.
— 2. Eine" a., heftig, barsch abfertigen Z (Spillraann);
Syn. ab-schnauzen. — Vgl. Gr. WB. 1 107 ; Fischer VI 1494.
abe"-: tr. und intr., hin-, herunterschnellen B und
sonst. Abs.: Wo-n-er fester abe"g'schndlt het [am
Glockenzug], het d' Hüsglogge" a"foh" wäffele". FMonino
1911. Intr.: D'Augsbraue" la" a. wi' Federe" B
(Mittelländ. Volksbl. 1917). — vor-abe"-: nach vorn
hinunterschnellen, 's Müeti het all Bott g'nautet m"""
der Chopf vordbe''g' schnellt. EBalmer 1923.
über- untrennb.: refl. und uneig., sich verrechnen,
unbesonnen handeln AAuFri, De' het-si''' aw'' über-
schnellt, bei einem Kaufe. Ein Baumeister überschnellt-
si''', bei der Vorausberechnung von Bauten. — Mhd.
iibersnellen, überstürzen, übervorteilen ua. ; vgl. auch Adelung
IV "72; Schm.2lI573; Fischer V 58.
übere"-: hinüberschnellen. Tr. bei ÄCorr. 1860.
üf-: 1. in die Höhe schnellen Bs; B; 6T.; Schw;
S und weiterhin, a) tr. Es het-ini''' üfg'schnellt, zB.
bei rascher Fahrt auf holprigem Wege B (Zyro). Der
Chopf ü., in den Nacken werfen. JReinh. 1905. Refl.:
Er het-sech mit-mene" chreftige" Ruck üfg'schnellt.
RvTavel 1910. — b) intr. V. wie-n-es Pßl, wie der
Blitz, wie-n-es a"g'schossnigs Reh. E Fischer 1922. Aus
dem Halbschlummer ü. ELocHER-Werling. .Einen n.
lassen', im Lasterkorb; s. Schnellilll. Bildl.: Jmdes
Humor isch üfg'schnellt wie-ne" Wide"ruete", bei einer
erfreulichen Nachricht. RvTavel 1910. — 2. (sich)
schnellend öffnen. D'Tür(en) ü., heftig öffnen Bs
(Seiler); L (JRoos 1907). Eine Schwarzwälderuhr.
HO oben es Lädli üfg'schnellt ist. ELocHER-Werling. —
Vgl. Gr.WB. 1 728; Martin-Lieuh. 11 500.
u(f)e''-. uehe"-: 1. hinaufschnellen Bs; B; Z und
weiterhin. Tr. : Es het-mi''' uehe" g'schnellt, auf dem
Schiffe bei einem Sturme. SGfeller 1919. Intr.. zB. von
einer Rakete Z (EEschmann 1916), Uneig.: In Jmdes
Achtung ufe"schn. RvTavel 1916. — um-: barsch
Widerreden; Syn. ze-rugg-schn. ,Do si [B. und M.] nun
also gewortlet. schibe er. züg, [ilem] B. dannen; uff das
schnalte der M. umb mit Worten, wiss aber nidt, was
er redte.' 1555, Z. — ume°-, in BE. auch desume"-:
herumschnellen Aa; BE.; Z und weiterhin, a) tr.
Rangge" u"'' ribse" u"'' d'Achsle" desume"schn. SGfeller
1921. /" irer Ungidult het-si di u"schuldigi Garn-
winden ume" g'schnellt, es ist e" grüsligi Sach g'si". ebd.
1921. — b) intr. De'' N. schnellt ume" [auf seinem Sitz]
. . . Du redst, tvie d's verstöst, macht-er chibig. FO.schw
1917. .[Einer glaubt, er sei um ein Bein gekommen.]
Da sprach ich: weders ists? Er schnalt umher und
Sprech: wo wo't ich wüssen, weders wäreV ... ich mein,
es seig das recht.' Stdlz 1519; s. die Forts. Bd VIII
782u. — vor-ume"-: tr., vorn herum schnellen, üii-
pers. : Der alt N. het's es par Mal vorume'g'schnellt,
MW' er het müessen ev'gäge" ha" . . . das'-er nid i'scMäfi.
EBalmer 1923.
a"-: barsch anfahren, anschnauzen Ap (T.); Bs
(Seiler); BE., S.. Si.; „Gl; GR"Valz. (Tsch.); .L"|
(auch It Ineichen; GStdt. W.; ScaSt. und It Kirchh.;{
ScHW.soE.; SHold,;UwE.; ,Zg" ; Z (Spillmann). .Der|
Professor hat mich angeschnellt." ,Was hat's demi
Johannes g'gät'^'? dachte die Frau; er ist ganz wunder-i
liehe' und so a''g'schnellt hat er mich jetzt lange nie.'i
GoTTH. .Was hast dann für Eine im GringV schnellte!
einmal Anni [den] Michel an.' ebd. .Man lässt ihn
[einen schwachsinnigen Alten] hocken in seinem Ofen
1225
Sclinal(l), sclmel(l), schnil(l), schiiol(l), schnul(l)
1226
Winkel und schnellt und bellt ihn bloss an.' Lienert
1898. ,[Der Läufer] seite, er weit fragen, wa er [der
Hauptmann Z.] den [unterschlagenen] brief ton hett;
do schnallte Z. in tratzlich an und redte, er sölt sich
ushin machen.' l.'iOl, Z. , Die jünger aber schnalten(d)
si [Die, welche Kinder zu Jesus brachten] an.' 1531/89.
Matth. ; ,schnauwetend.' 1530; ,bescbalktend.' 1596/
1638; .beschulten.' 1683/1707; .fuhren sie an.' Luther.
,Wie er [der Abt Konrad von Busnang mit dem Herzog
von Baiern] sich ... inliess und so vil mit worten
begegnet, dass der herzog es von im nit verguot han
wolt, sonder anschnallt, er were ain mönch ... [s. Bd VIII
95u.].' Vad. .Graviter in aliquem dicere, rauch wider
einen reden, einen rauch anschn.' Fris.; Mal. ,[Ein
Vogt wird gerügt] das er vilinalen eben unbscheiden-
lich gehandlet, die biderben Kit anschnellt, eben un-
würss und gech ist.' 1589, Z EM. ,Der Satan hat von
Christo begert, das er von ihm anbettet werd. . . . Der
Herr in hart darunib anschnellt.' HRRkbm. 1620. .An-
schn., anfahren mit Worten.' Denzl. 1677. — Vgl. Gr.
WB. 1448; Martin-Lieuh. II 500; Fischer VI 15'20.
dar-in dri"- intr.: 1. hastig dreinbeissen BE.;
USch. Der het dri"g'schneUt, hat gierig gegessen USch.
Bei einer Einladung zum Essen sei es Brauch, dass-me"
nit ei"szzcei dri'schneUt ivie-ne' Hung i" d' Wurst.
Emmentalerbl. 1917. — 2. Einem barsch in die Rede
fallen. PFussli 1531; s. Eüchling (Bd VI 191). — ine»-:
'< gierighineinschlingen.miteinemBiss verschlingen Ndw;
Z. De'' schnellt d'Herdepfel recht ine"! Ndw (Matthys).
er-. ,[Wir werden bei [iflichtwidrigem Verhalten
i den Entzug des Landrechtos ohne Widerspruch hin-
nehmen] es wer dann das ein graeindt uf uns weit
i fallen alls in erschnelle und mir [!] meintent, uns ge-
schech unrecht; da behalten wir unser recht vor.' 1528,
ScHwG.; Lesung nachgeprüft. — Uukl.ir. llhil. uud ä.nlid.
(Gr.WB. III 969) kommt er»(,:h)ndlm in dor Bed. , ereilen, er-
i wischen' vor, mit der hier Nichts anzufangen ist. Ist ein Fehler
I für ,in einer schnelle' auzuuehmen V Vgl. SehnHUi.
1 Ü8-: tr., hinausschnellen. Mit der einte" Hand
und d' Fasere" zu Garnticki z'icegg'rupft worde"; de'
Tüme" und Zeigfinger va" der andere" händ e" Spille"
I traet und üsg'schnellt zum Tanze" uf ''em Bode".
1 JScHNEBELi (ZKn.). — use°-: hin-, herausschnellen.
Tr.: i'* ha" das Steckli [mit einer daran befestigten
Schlinge] i" 's Wasser ahe"g'lö", und wenn's g'röten ist
[einen Fisch zu fangen], so han-i''' ei"smöls 's Steckli
use"g' schnellt. Aa Schulm. 1887.
ver-: 1. tr. a) in den Wind schlagen. .[Die
Männer] bilden ihnen ein, sobald die Weiber sie an
Witz übersteigen, gebrauchen sie sieh derselben
|[1. des-], die Autorität ihrer Gebieter zu v., und ihr
I Hochmut werde sich ihren Beherrschern nicht mehr
i unterwerfen.' GHeid. 1732. — }>) = schnellen Ic B. Vgl.
\zer-schn. Es jagt-ne" sicher d's Schiff'li mängisch use"
lu'"' ver schnellt der Fade". Emmentalerbl. 1917. Ei"'m
der Geduldsfade" v. EvTavel 1913. — 2. reH. a) sich
Imit Worten übereilen, sich verschnappen. .[Diemensch-
kiche Weisheit, d. i. die katholische Lehre, die die Werk-
ifrömmigkeit fordert] wil also witziger sin denn Gott,
i?lich ob sich Gott mit solcher gnad [der Seligkeit durch
jien Glauben; s. Joh. 6, 47] verschnellt hab.- Zwinoli.
Zu dem sich euch Zwingli uft" einmal gar heiter ver-
bchnalt und dis meinung bliben lies [dass er Luthers
pehre nicht als Irrtum betrachte].' Salat, Ref.-Chr.
Villicht wird er [Herodes] sich flux v.', der Salome im
Rausch ein Versprechen geben. Aal 1549. , Verschnell
dich ouch mit keinem wort!' Meinradsleg. 1576. .Wann
er etwan die fuorlüt gfraget, wes das körn ... syge,
si sich verschneit und gredt ...' 1585, Z. — b) von
der Handlungsweise, sich verfehlen. ,Der Eych vor-
hin verdächtig ist. sein Guot hab er mit Trüg und
List; wie er sich hie hat grob verschneit, dass er
s Guot alles im zuozelt.' JMabl. 1674. — Mhd. vermtllen,
fortschnellen, übereileo, ttberlisten; vgl. auch Gr.WB. XIII,
11:55; Fischer II 1316/7 (auch in Bed. 2).
vor-: nach vorn schnellen. Intr.: [Bei einer Weg-
biegung] dö schnellt-er vor, ein im Schlitten Fahrender.
PHalter(L). — füre" firha-: = iem Vor. Tr.: Z)'[Heu-]
Burdi f., beim .aufnehmen derselben durch den Träger
BGr.; s. Bärnd. 1908, '290. — fürt-: fortschnellen, zB.
mit dem losgeschnellten Finger AaF.; Z (Spillmann).
E" Stet" f. AaF. — z'-rugg-: heftig, barsch ant-
worten B. ,Wo mag acht Balder-Stini hi'cho" si"?
[fragte Benz]. He, üf u""* dervo" wird's si", schnellte
Lisi zurück.' B Hink. Bot 1863. — hinder-sich-: sich
eilig zurückziehn? ,Also redte herr burgerraeister
zuo denen, so da stunden, sy sölten im [dem N.] des
[seiner unbotmässigen Äusserungen] ingedenk sin. Also
schnalte N. hindersich und weite die getonen red ander-
wert reden, wie sin meinung gewesen were.' 1489, Z
Verhör. — z'-säme"-. [N., militärische Haltung
annehmend] schnellt d' Absatz z'sämme", , schlägt die
Hacken zusammen.' JRoos (L).
wider-: zurückspringen, -prallen. ,Rengnold gab
ir [der Riesin] ein streich mit sinem schwert uif iren
köpf; aber es widerschnalt, als ob er uff ein amboss
geschlagen het.' Morgant 1530. ,W., wider ausspringen,
(widerumb springen, hindersich springen), resilire; oft
w. und wider ausspringen.' Fris.; Mal. Vom Bogen.
,Es widerschnellt der Bogen, der Pfeil traf hinter sich:
der diese Statt belogen [fälschlich verklagt hat] und
Bolz auf sie getrabt, kam selbsten in die Schand.'
AAZof. Ged. 1720 (B Blätter 1912). Uneig.: ,Si [die von
Gott abfallenden Israeliten] widerschnell(e)ten(d) wie
ein böser bogen.' 1531/89, Ps.; .wandtend sich wie ein
falscher bogen.' 1530; .haben sich umgekehrt wie ein
f. B.' 1667/1707; |iexeaTpa<f>)oav dj xö^ov aTpeßXdv. LXX.
— Mhd. icicUrsnellm, rebellisare, \yiderstrebeü.
(e°-)weg-: a) tr., wegschnellen. ,[Ein Zeuge sagt
aus:] Er sye zuo Rumlikon an einem hochzit gesin, und
redtind etlich mit dem pfaf von des zechenden wägen.
Do nämi der pfaf ein spenli und schnalte das hinwäg
und redte zumN.: wenn du und ander all ewer guot
zechenden gebind, so wäri es üch gegen Gott äben
so vil nutz wie das spenli.' 1525, Z. S. auch Bd VI
635o. (Sererh. 1742). Mit Dat. P., Einem Etw. ent-
reissen BE. Wie hest-mer du die Zlti"g e'wegg'schnellt !
— b) intr., sich eilig entfernen, davon machen. , Hieruf
sy . . . mit einandern grechnet, N. aber nit wellen ge-
stendig sin, sondern hinweg geschnellt.' 1582. ZHorgen.
— z»-weg-: tr.. mit einem Ruck in stramme Stellung
bringen BE. [Bei unserm Ersclieinen] hefs die zwe
Soldate", wo Wach g'stange" si", fei" esö z'wegg'schnellt
. . . wie we"" der General tat neben-e" dür'''e" rite'.
JBüRKi 1916. .
zue-: tr., (eine Tür) heftig zuschlagen BsStdt; Z
(Spillraann). Auch intr.: D'Tire" schnellt (schnellt) zue
BsStdt. — Auch bei Martiu-Lieuh. II 500.
zer-: intr., zerbersten. ,Huy, Fassinacht, wie will
ich dran! will sauffen, dass ich möcht z.' JMahl. 1620.
1227
Schnal(l), gchnel(l), schnil(l). schnol(l), schDul(l)
1228
,Ich bin des Giftes also voll, möcht fein z. tausentmol',
spricht der Hass. ebd. ,[Die Gerechtigkeit soll kein
bleiernes Szepter fuhren, sondern] einen stächlenen
oder gnldenen Seepter, der steiif bleibte und ehe zer-
schnellte, ehe er sich hucken Hesse.' FWyss 1673. —
Ebenso bei Fischer VI 1149; bei Campe Y 849 auch tr.
Schneller m.: 1. Nomen ag. zu schnellen Ndw
(Matthys). a) Handlanger beim Gütertransport über
die Alpenpässe, der das Umladen der Waren an den
Stapelplätzen, das Ein- und Ausspannen, auch das
Füttern der Pferde besorgt GRNuf.; UR., Urs. (seitdem
Betrieb der Gotthardbahn f). .Die Schneller in U waren
nicht Angestellte, sondern wurden nach Bedarf ge-
rufen wie heute die Dienstmänner. Ihr Lohn war
gering und nicht durch Tarife geregelt. Bei den Um-
lade- und ümspannstationen (Flüelen, Amsteg, Wassen,
Andermatt) pflegten sie auf den Plätzen oder in Wirts-
häusern herumsitzend die Ankunft der Post- und
Warenzüge abzuwarten' (PfrJMüller). .Der Waren-
transit über den Gotthard ernährt noch viele Karrer,
Schneller, Wirte und Speditoren.' U Gem. Bei der
Artillerie (vgl. Gr.WB. IX ISOOu.). ,[Für den Kriegs-
fall soll man] Alles fleissig aussrechnen, wie vil man
deren Dingen nachführen und wie vil man Wägen,
Boss, Fuhrleut und Schneller darzu von Nöten, auch
was man jedes Monats auffein Pferd, Fuhrmann, Sehn,
und dergleichen für Sold geben und Solches kosten
wurde.' Kriegsb. 1644. ,[Dem Offizierskorps sind zu-
geteilt] Oberst Wagen-, Batterei- und Bruckenmeister,
des Wagenmeisters Leutenamt, Fuhrleut, Schneller,
Pulferhnter, Erz- oder Bergknappen.' ebd. — b) =
Gumperen 2 (Bi II 314) Aa (H.). — c) von mechanischen
Vorrichtungen, a) Vorrichtung am Schnell (er)- Haspel,
die je eine bestimmte Zahl von Umdrehungen des
Haspels (s. 3) anzeigt durch Einschnappen eines Zahn-
rades Aa (H.), durch Anschlagen eines Stäbchens oder
einer Feder an das Gestell des Haspels Gl; Schw; Th,
durch einen auf einem Zifferblatt umlaufenden Zeiger
G; Th; Z; \g\.schnellen2a. Auch für den Haspel selbst,
, Zahlweife B";GRFid.,Jen.(Tsch.);,L'';U(DrMüller).
— P) am Webstuhl, = Schlingger 1 (Sp. 603) BHuttw.;
Z (Hürlimann); vgl. Schnell- Schutz, -Schütz (Bd VIII
ll'll. 1741); schnellen la. , Früher wurde Alles von
Hand gewoben ; vor einigen Jahren hat man angefangen,
durch eine mechanische Vorrichtung am sog. Sehn, zu
weben.' JNyffeler 1871. — f) Drücker an der Flinte,
Abzug am Stutzen {Syn. Nädeli GlH.) Gl, so M.; vgl.
Gr.WB. IX 130-2 (.Schneller' 3g). X 2, 1267 (.stechen'
18a). ,Mag ein jeder Schütz mit der schweren Mus-
keten schiessen, dazu dann die Schneller, Lunten- und
Flintenschlösser erlaubt sein sollind.' 1744. ZWth.
Schützenf. 1895. S. noch Ab-Sicht (Bd VII 246; neben
, Stecher'). Verbot der Verwendung; s. Ah-Ge-sicht
(Bd VII 258; wiederholt 1722). RA.: z'früe a' Sehn,
chu", Etw. vorzeitig, ohne gehörige Vorbereitung tun
GL. Er ist z'früe a" Sehn, chw, er ist zu früh zu
einem Geschäft, einem Amt gelangt, war noch nicht
reif dafür. — d) .Aderlassschnapper L". — 2. von
einmaliger schnellender Bewegung bzw. dem damit
verbundenen Geräusch, al = Schnall iaß Sch (Sulger);
Z. so Sth. und It ACorr. 1860, Nasenstüber Aa (H.); Bs;
Syn. Schnelling. Ein Mädchen, das die Dinge nicht
leicht nimmt, macht Ice'n Sehn, i" d'Luft und schüttlet-
si''': Papperlappapp Das! ACorr. 1860. — h) Schlag
des Schtiellers (in Bed. 1 ca) Z (Prof. Grob). — 3. Strang,
Gebinde Garn (aus Hanf oder Flachs Ap; LE.; GT,;
Th, Baumwolle Gl; Z, Seide LE.; Z); dessen Mass wird
bestimmt durch die Zahl der jedesmal vom Schneller
(in Bed. Ica) angezeigten Umdrehungen des Garn-
haspels (seltener rausste die Spinnerin die Um-
drehungen selber zählen ThMü.) und beträgt 1000 (in Aa
It H. 800, in .LE." ; GRh., oT.; Th; Z tw. 100) ,Umgänge',
den , Umgang' zu 4 Fuss (ZAff. a/A.) oder l'/i bis 2
Ellen (Aa It H.; Gl It Ebel) gerechnet AaZ. und It H.;
Ap (auch T.); Gl; GRPr.; „LE."; GSa., T.; ScaSt.;
ScBwBr., Ma.; Th; Ndw; ZoAeg.; ZAff. a/A. , Kn., C,
Sth.; s. noch Haspel (Bd II 1760) und vgl. Schn.-Garn
(Bd II 424). Syn. Chlepfer (Bd III 679). Nach dem
Gewicht eines Schnellers wurde die Feinheit des Ge-
spinstes berechnet; vgl. Goethes Beschreibung in den
Wanderjahren Buch 3, Kap. 5; dazu Bertheau 1888,4.
,Man spinnt von 12 bis 40 Schneller, selten mehr auf
das schwere Pfund [Bd V 1152/3]; das gewöhnliche
Gespinst geht von 15 bis 25 Schneller; zu einem Garne
von 30 bis 40 und mehr Schneller[n] auf das Pfund
ist schon ein ausgesucht feiner Flachs erforderlich.'
Alp. 1827. ,Aus einem Pfunde feinen Flachses werden
bis 40 Schneller Garn gesponnen, den Sehn, zu 3625
Fuss Fadenlänge berechnet.' Th Gem. .Aus einem
Pfunde Baumwolle verfertigen die Glarner nur 18 bis
30 Schneller, den Sehn, zu 1000 Faden . . . Der Appen-
zeller spinnt aus einem Loth Flachs 2'/» bis 2'/«
Schneller oder einen Faden von 9 — 10000 Fuss Länge.'
Ebel. ,Die Handspiuner wurden nach Strängen oder
nach Schn-n bezahlt' Z Wila. ,Meine Mutter hatte beim
Fergge' der Spinner und Weber ... viel Arger und
Verdruss. Entweder waren die Schneller genetzt, damit
sie mehr wägen, oder sie hatten die gehörige Länge
und die Zahl der Umgänge nicht.' Stütz 1853. Schon
im XVIII. sahen sich die Behörden öfter zum Ein-
schreiten gegen die Unredlichkeit der Spinner veran-
lasst; vgl. Steinm. 1802. 216/7; .THefti 1914, 148 ff.
,Die öffentliche Treue erheischt, weil man diese Art
Gespunst nicht bei dem Gewicht, sondern bei dem Sehn,
oder Strängen kauft und verkauft, dass der Enthalt
des Schn-s, das ist die Anzahl der Umgängen und
Weite des Haspels, oberkeitlich bestimmt werde; so
ordnen und setzen wir denselben, in Übereinstimmung
mit dem in unserer Nachbarschaft sowol, als auch zum
Teil bei uns schon eingeführten Gebrauch, auf tausend I
Umgänge von IV« hiesiger Ellen Haspelweite; ... bei |
Conflscation des Garns und angemessener Strafe gegen j
diejenige Spinner oder Träger, welche ... ihre Schneller i
von zu wenig Umgängen oder von zu kurzem Haspel i
verfertigen wurden.' Z Fabrik-Mand. 1772. .Im Fahl ,
an einem Sehn. 30 Fäden mangeln, so solle Bues be- 1
zahlt werden P ■.. Cronen .... mangeln 100 Fäden I
4 Cronen, mangeln über 100 Fäden 5 Cronen. Ferners |
... fahls ein Sehn, über ein Zolil zu kurz war, so mos |
5 Cronen Bues deswegen erlegt werden; umb aber die |
Schneller der Länge halber exacte zu messen, so solle i
die Ehren Commission ein richtigen Schneller-Haspel ;
deswegen verfertigen lassen.' 1787, Gl Ratsprot; s.j
noch Bd II 176üu. (Absch.). ,Wer Garn verkauft mit-
unrichtiger Weite oder Fadenzahl für den Sehn., solli
je nach der Grösse des Verschuldens bestraft werden.'^
1789, GBern. (JGöldi 1897). En Sehn. Spinner nä.;
Chönd aber eidli"' nüd i" 's Bett, bis leders si* ftui \
Schneller hat, Stiefmutter zu den spinnenden Kindern.
Stütz, Gem. .Viele kaum 4 bis 5jährige Kinder müssenj
1229
Schnal(l), sclinel(l). schiiil(l), schnol(l), schnul(l)
1230
[in Gl] schon Tag für Tag 2 bis 3 Schneller spinnen
und sich ihr Essen abverdienen, wo sie von jedem
Sehn. 3 bis 4 Kreuzer zu Lohn bekommen.' Steinm.
1802. ,Eine Person spinnt täglich 2 bis 3 Schneller;
man rechnet im Durchschnitt 15 Schneller auf die
Woche.' Alp. 1827. .Hatte ich alle meine Kräfte an-
gestrengt und ... es mir früh und späte sauer werden
lassen, so brachte ich [in der Woche] doch nicht mehr
als 20 Stränge (Schneller) zu Stande, womit sich nicht
einmal ein massiges Kostgeld bestreiten, geschweige
Kleider anschaffen Hessen.' 1810, ZO. (Mscr.). ,Noch
gehört es hie und da [in G] unter die Geschäfte des
Hausvaters, das von jedem Familiengliede gesponnene
Garn zu haspeln und darauf zu sehen, ob die für jeden
Tag bestimmte Menge geliefert worden sei. Je nach
Beschaffenheit der Umstände fordert er täglich 2 — 3
Schneller [zu 1000 Faden]; jedoch ist letztere Anzahl das
Maximum.' GLHartm. 1817. Reime. ,[Eine Jungfrau
ist zu loben, die] nachdem sie alle ihre Pflicht im
ganzen Haus sehr wolil verriebt, denselben Tag nicht
lang besinnt, vier Schneller Garn von Risten spinnt.'
Messikomjier 1909 (aus einem Kunkelspruch). S. auch
Bd VI 1498M.; dazu: ,Ein frumme Spinneri" war ein-
mal, si spinnte all Tag vier Schneller an Zahl- ZWald.
Preisangaben. ,Zu 1 Ell [Tuch] gebraucht man 2
Schneller, zu 1 Ell Eibet 4 Schneller; 1 Sehn, mit
Spinnerlohn 8 Kreuzer.' 1789, LStUrban. ,Für 1 Sehn.
Seidengarn wurde [1817] nicht mehr als Schilli''g 1
Engster 4 bezahlt.' Schw Wbl. 1819. S. noch Brief-
üarn (Bd II 423). ,17Va Schneller Garn', unter ge-
itohlenen Waren. 1719, G. ,[NN. haben einen Knecht
luf offner Strasse überfallen] und ihne der bei sich
;ehabten 10 Pfd Baumwollen und 700 Schn-en Garn
leraubt.' 1783, ZGrün. — Mhd.enrffcrm. iu andern Bedd.;
'gl. dagegen Gr.WB. IX 1300/3; Fischer V 1067/8, zu 1 a bes.
lieh Schm.^11 576 ; Schopf 640, sowie das syn. cesterr. Schupfer.
ilas W. ist in dieser Bed. auch ins Rät. und Tessin. eingedrungen ;
I «;i7if»fr, , Schneller' (Carigiet 293; Coiiradi 197); andlar,
ervitore, facchino (Boll. stör, della Svizzera ital. '25, 95). Als
N. Gr; XV., SchwTugg. (.Bärtschis rorwis nebeu an Schuellers
fis'; ,Hans Pfeffer und Fren Sehnellerin, sin husfrow.' Gfd 25,
f33); XVI., SStdt (Leu, Lex.; , Heini Sehn.', Maurermeister
Ö34). Als Ortsn. (rgl. ,Schnaller' Sp. 121 S u.) SHold. (Weiler
n Fusse eines steilen Abhangs). ,Solm.-Rtlfi' GrJenins.
iStein' GFs. , Schnellereu' SchwRcichenb. (Haus au einem
jbhaDg).
[ Ei»-, auch Dira. (BM.): = Schnallen 3' {Sy,. 1217o.)
M. (GZüricher). Auch für kleinere Kartoffeln BGr.
.iärnd. 1908, 208). Vgl. ein-schnäppig.
j Flänge"-: Übername einer Familie ScbwE. (um
365). — ,Von einem Vorvater her, der die Gewohnheit
.habt hatte, den Kopf häufig herurazuschnellen, als wollte
, nach Fliegen schnappen'; daher auch Fl.-Schnapiter.
Hanf-: = Sc/ine?/er 3, von gesponnenem Hanf. Bei
iähnngen wird ein in warme Milch getauchter H. als
pmpresse empfohlen. TTobler 1844. — Garnstränge
'• Kompressen auch hei Fischer V 1068.
Chirsi- (.Kirse-'), Chriesi-: Vogelname, = Chirsi-
tltpfer 1. Bollen-Bick; s. Bd 111 679; IV 1117, auch
'V. 1916, 13. Weitere Synn. Hirs-Fink (Bd I 867);
.riesi-ChneUer(Bd III 740); Bröm-Bisser (VSV. 1916).
Auch bei Fischer IV 419; Martin-Lienh. II 501.
; Mugge"-: Vogelname, = Muggen-Chlepfer (Bd 111
% VSV. 1916, 37. Syn. auch Beri-Chlepfer (ebd.):
■'^gen- Schnapper. — Nase": Nasenstüber ScuHa.
•i' heltder bi Gott chünne' en N. ge"! zu Einem, der
nahe bei einer stürzenden Tanne stand. — Böne"-:
.elastisches Stäbchen, womit die Kinder beim Grübchen-
spiel die Bohnen fortschnellen' Aa (H.). Vgl. grüeblen
(BdII697).
Rueten-: Rutengänger. .Schätze, die im Boden
verborgen lagen, wussten sie genug, wie sie sagten;
die allzeitfertigen Lügenpropheten, Gütterligugger,
Planetenkenner, R. und anderes Gesindel log ihnen
um ihr gutes Geld die Haut voll.' B Hink. Bot 1808.
— Vgl. Gr. WB. Vlll 1567.
Side"-: = Schneller 3, von gesponnener Seide Z
Aff.a/A. — Suppe"; Übername der Bewohner von
BRüegsau; vgl. Bauernst. 1901, Nr.l4. — Töte"-: töd-
licher Schlag. ,Herr Oberst und Statthalter Heller
sollt auch haben einen Todtenschn.; aber am Landtag
ward er liberiert und ihm eine andere Strafe diktiert.'
vEüw 1708. — Dreck-: 1. Rütchen, mit dem die
Kinder Kot- oder Lehmkügelchen schleudern SOlt. —
2. wolil pers. Auf die Bd VI 778 u. abgedruckte Vexier-
frage antwortet B. mit sechs; darauf A.: Jö,jö, FlÖh-
zeller! worauf B. erwidert: Jö,jö, Dr.! S. — Baum-
wuUe" Bauele"-: = Schneller 3, von gesponnener
Baumwolle ZAff.a/A.; St.» (oO.).
schnellere": 1. als Schneller (in Bed. 1 a) tätig
sein U f. Er het mängs Jär bim N. g'schnelleret.
,N., ein mittelgrosser Mann mit türbreitem Rucken
und gewaltigem Stiernacken, beschäftigte sich mit
Sehn.' KGisLER 1911. — 2. gesponnenes Garn auf dem
Schnell ferj- Haspel aufwinden und messen. .Damit beim
Spinnen minder Betrug statt haben kann, soll das Garn
geschnellert. die Umgänge durch den Ferkmeister ge-
zählt ... werden.' 1803, ZWäd. (Arbeitsanstalt).
Schnelli I m.: 1. Name von Mast- und Zugochsen.
1655. ScHwE. (ÜRiugholz 1908). - 2. wer barsch,
schnauzig redet SchwE. Ä, du bist au''' e" Sehn.!
Wel''' e'" Sehn, ist Das nüd! (Lienert). — 1 wohl zu
sihnellen 1 h. Hieher (soweit mit Primäruml.; vgl. die Anm. zu
schniU) der FN. ,S(oh)nelli'. 1331/1640, SchwE. Dazu die
CNN.: ,Snellis rüti.' 1331. SchwE., ,Schnellis-Matt' BsHäfel-
fiugen (steiles Wies- oder Ackerland), ferner , Schmelz-Berg'
(aus ,Snellisperg') ZFlunt. (s. Sp. 963ü., ferner Bd V I306u. ;
VII 1345 M.).
Schnelli II f.: 1. Vorrichtung um Einen zu
schnellen, zur Strafe bes. für Bäcker, die unwähr-
schaftes Brot gebacken hatten. ,Diss 1280. jares was
ein ptister zuo Zürich in Niderdorff am bach gesessen,
hiess der Wackerbolt, der bescheiss die lüt, buoch
nitt werschaft und hat sunst ouch etwas verschuldt,
das man inn fieng und nach der statt bruch in die
schnelle nächst ob dem Rüden inlegt; die selb schnelle
was ein korb, der stuond hoch embor, und was ein
beschissne wüeste wasserpfützen darunder. In selben
korb satzt man die lüt und gab man inen darin weder
essen noch trinken, und so er ns dem korb wolt, mnost
er in die wüest pfützen fallen und sich uusuber be-
schyssen zuo einem zeichen, dass er mit beschiss umb-
gangen war.' .Sg.Tschi'Di. ,Es was aber ein sehn, bi
dem Rüden am wasser mit einem korb, in den man
einen satzt. dem man gnad bewisen und doch ouch
strafen wollt; den selben Hess man wie an den galg-
brunnen ufschnellen im korb, in die höhe des tramens
oder holzes; dannen muost einer hinab in das wasser
springen, wollt er anders us dem korb kommen.'
HBcLL. Tig. S. noch Stumpf 1548 II 153; Mem. Tig.
1742, 66. 406; Bluntschli RQ. I 172/3 (Fussnote). —
2. Stromschnelle; nur halbappell. als Bezeichnung
1231
Schnal(l), 8chiiel{l), schnil(l), schuol(l), schnul(l)
1232
bestimmter Schnellen, a) im alten Zürich, = Schnellen 2 .
,Wenn er zuo der snelli uskäm [soll N. die Führung
des Schiffes an seinen Genossen abgeben].' 1434, ZKB.
,N.s fach unden an der sehn.' 1480, Z; nachher ,bi
der schnelle.' ,[Der eine von zwei verfolgten Ruhe-
störern] ist durch die sehn, hinuss geschwummen.'
1525, Brief (GBinder an Vad.). .Schnelli' noch bei
HBrennw. Chr.; 1589, Z RM., .schnelle' bei HBull.
1572. — b) bei AALauf. Ältere Belege bei JVetter
1864, 142 (1289/1771); 1545, Aa Rq. VI 168, sowie
Schopf (Bd VIII 1044 u.). — Vgl. Gr.WB. IX 1'294; Martin-
Lieoh. II .501 (in andern Bedd.), zu 1 im Bes. noch Gr.WB. IX
1301 (,Schueller' 3a); FischerV 1067 (Schneller äy), zur Sache
auch Schm.'II44I (achupfen). 494 (tvhutzcn). ö'26/" (schienten).
702 (tjjrengen), ferner Gr. RA.* II 324 ; Osenbr. 1858/9, 97 ff.;
1860, 111. 349; HABerlepsch, Chron. der Gewerke VI ICöff.
Zu einer Bed. ,absehüssige Stelle' oä. gehört der Flurn. .Schnelle'
AaBözb. (Stelle an einem Abhang); ZRegensd. ; vgl. die Anm.
zu Schnellen (Sp. 1219 u.).
schnellig, auch ^g'-schn." : a) leicht, rasch
zuklappend Ndw (Matthys). — b) „barsch anfahrend
Gl; Gr; L; Zg"; ZO. (JSenn). .Lamentiere er doch,
antwortete Karl sehn., was hab ich davon!' JSenn.
Schnelli°g m.: 1. = Schneller 2a, Schnalzer, bes.
als Ausdruck der Geringschätzung, der Abweisung Bs
(Spreng); ZoGlattal, Nasenstüber Z It ACorr. 1873
und Spillmann. .Talitrum, ein schnelling.' Fris.; Mal.;
ähnlich bei Denzl. 1677. 1711. S. auch Schnall la^
(Sp. 1215M.). .[Ein Diskurs] in welchem ihr gleich als
mit einem Sehn, dem Papstumb und seiner Religion
habet wollen den Garauss machen.' JGGotth. 1639.
.Man sol aber spilen. damit es ergezlich seie ... mit
einem Saz (Gewette), aber doch nicht um hoch, damit
es zugehe ohne Beunruhigung und Bekümmernuss
(wie dann geschieht, wann man spilt umb einen Sehn.
oder Maulschellen oder einen Becher auszutrinken).'
Spleiss 1667. .Einen sehn, machen': ,[Nero, ein Buhle
der Magdalena, auf die Bemerkung, dass seine Geliebte
es auch noch mit Andern halte] wirft den arm uff,
macht ein schnellig: Das soll mich darumb irren nit.
es ist doch aller hulerin sitt.' 1597, LOstersp. .Keinen
Sehn, geben umb (für) Etw.' J'* gib-der nit e" (od. ke'n)
Sehn, drum Bs (auch Spreng); ZoGlattal. .Das Schleck-
bärtli von Zürich, Bodenhitzgerli [Schimpfnamen auf
einen Z Obervogt] komm auch mit der Färb [s. Färb 2
Bd I 987] aussen ... [sie] wolle nit ein Schnellig da-
rumb geben, wann alle Farben aussen kernen.' 1666,
ScaSt.; vgl. die Forts. Sp. 107 o. .Wenn schon beide
Knaben tod weren. wolt er nit so vil als ein Sehn.
darumb geben: [sie hätten] ihme auch Lecker und
Bernhüter ... gesagt.' 1668. Z. .Ich bring so feil [!]
zwäg. dass ich den Prys vor allen trag ... drum gäl)
ich nit ein Sehn, drum, dass ich nit bald auch dEid-
gnosschaft mit meinem Zuekehr mach vergafft.' JMabl.
1674. ,Ich wolte nicht einen Sehn, darfür geben, ne
crepitu quidem digiti dignum.' Mev. 1692. .Ist die
Lehr von der Gerechtmachung des Sünders über den
Hauffen gestossen. so wolt ich dir keinen Sehn., keinen
Heller mehr geben um die ganze Lehr des Evangelii.'
AKlinql. 1702. S. noch BdIV 1611 M. Ähnlich: .Wie
viel sind, die dem Wort Gottes weniger als einem
Sehn, nachfragen?' JMüll. 1665; wiederholt. .Nicht
eines Schn-s wärt sein, achten,' ,Er ist nicht eines
Schnelligs wert, ne ligula quidem dignns.' Mey. 1677.
1692. ,Hujus non facio, ich achte es nicht eines Schn-s
wert.' Denzl. 1716; .wärts' 1677. .Dass du [Stephanus]
alle die ungerechtesten Schmäch-Worte ... nicht eines
Schn-s wert geachtet.' JJÜLR.-Haug 1731. — 2. .rauhes
Wort' Z (Sutermeister). — Vgl. Gr.WB. IX 1307 ; ChSchmidt
1901.310. 2 zaichnelkn Sba..
schnaulen. schnäulen s. schnätclen.
Schnell II s. Schnill.
schnell (in Ndw It Matthys; U schnell, mit der Qual.
des Primäruml.), in Ap (JHartmann); Bs tw.; B, so Gr.,
Ha., Jeg.; LHa. (-f- f); G, so Rh.; Th (ONägeli); WLö.;
Z g'-schnell: 1. (tat)kräftig, stark. Von Personen.
.[Theodricus] was wol redent, sittig güetig und mann-
lich und in allen sinen üebungen und werken streng
und sehn.' Stretl. Chr. Uneig.: , Berner waö'en ist
als sn. ... darin stat unverblichen ein her ... pris
er wol bejagen sol.' 1375. Lieu (Lil. I 88). Vom Ge-
sichtssinn. Fris.; Mal.; s. BdVII251o. ,Schn-er rauch';
s. In-ribell (Bd VI 47). Adv.: Die .röuker' hatten [iu
den L Osterspielen] beim Tode des Salvators dunkle
Wolken zu machen ... Da war ein Kohlenfeuer bereit,
in das man einen Stoff warf, ,so sehn, rücbe' und ,wol
schmecke.' RBrandst. 1884. — 2. wesentl. wie nhd.;
doch nicht überall bodenständig (s. Anm.), meist nur
adv. gebraucht und weniger volkst. als die Synti.flingg,
fruetig, behänd, hantlich. ge-leitig, ge-nöt, geschwind,
tifig, weidfenjlieh. , Schnall, behänd, ring, gäch. citatos
ocior. subitus. volucer. velox, celer [usw.].' Fris.; Mal.
(359a); s. auch Bd I 919o. a) = ring 1 (Bd VI 1056).
Von Personen. Tieren. Dingen. ,Nu ist iu ein ding
ze wunderonne: der den engil dar sante, den vantder
engil da ze der magede; so vil was got sn-er denn«
der engil. daz der böte nie so schire dare choraen ne
machte.' E. XII., Wack. 1876. .Von der überflüssi der
unmässigen fröud do was min lib als licht und als
sehn, worden und als gar un allen bresten. das ich ...
nie befand, ob ich ainen lib hat.' Elsbet Stagel.
.Eismals ein her hat einen hunt, der was jung, starc
unde snel.' Boner. .Do er [eine Schlange] gesunt was
unde snel.' ebd. .Schnalle oder ringe pferd. gleich
als flugend si. alipedes equi.' Fris.; Mal. S. noch
um-schlahen (Sp. 377 o.). .Ein ringer oder schnäller
wagen, alipes currus.' Fris.; Mal. Von Vorgängen. |
1) rasch vor sich gehend, verlaufend. .Üannen was
ir sn-e var.' Reinfr. .Schnalle bewegung. volubilitas;
schnalle arbeit, werk, approperatum opus.' Fris.; Mal. j
Lediglich steigernd: ,iu schn-er iL' ,[VVir] zngentausi
unsserem leger in geschneier iL' 1474, Scbreiben der|
F Hauptleute; vorher .in schneier iL' .Datum inj
schn-er yl.' 1530. B Ref. .[Bei einem Brande] sinat|
die nechstherumbwonenden Leüt ... in schn-er Eil|
herzugeloffen.' Bs Mord 1665. , [Durch eine Feners-j
brunst wurden] in schn-er II 18 Firsten inge&schert.'j
1670, ZAnd. — 2) rasch, plötzlich, unversehens ein-j
tretend (und rasch verlaufend). Schn-e'' Tod, ohnej
Versehung mit den Sterbesakramenten ü. Jesus, dül
wollest i"s allisäme" segne' vor ■'em schn-e", vor 'm\
gdche" und tmversechne" Tod U Gebet (SV. 1914). .Iri
sehent und vernement täglich wol, wie der zorn de?;
allmächtigen Gottes ... uns schwärlichen allentbalbei}
mit dem grossen und schn-en sterbet bestrafend ..,
will.' 1439, B. ,Mors properata, cita, der (gäch oder;
schnall tod ; fata celerrima. ein schnäller oder ringei;
tod.' Fris.; Mal. ,[Eine der Hexerei Angeklagte sei:
ungefähr ein Viertelstunt in der Klupen gesässen, isi.
ihre ein Enge in den Hals komen und illens auf Jei
Stet erstickt, weiss Gott, wie sei auf solch schnällj
1233
Schnal(l), sclinel(l), schnil(l), schnol(l), schnul(l)
1234
Form vom Laben zum Tot kernen sige.' 1702, Schmii>
und Sprecher 1919. ,Schn-e sucht'; s. Bd VII 272M.
Di sehn. Katri"; s. Bd HI 561. S. noch solich (Bd VII
789o.). ,Ein schn-er und ungeordneter stürm [Sturm-
angriö'].' PvMolsheim. ,Ditz sehn, unversechen em-
pörung.' 1525, Bs Ref. ,Den schn-en unversehenen
infal, den der herzog uss Lutringen . . . angenunien.' ebd.
,Da käme ein schn-er hagel daher, der wärete aber
nicht lang, täte aber zimlichen schaden.' 1562, HOHiber
Chr. ,Ein gäch und sehn. Füwr, daz verbrannt in
einer Schnelle 3 Hüser.' RCys. S. noch Bd VIII 1416u.
Von der Zeit. ,Annus velox, ein schnall jar, das bhend
darvon fart oder bald überhin ist.' Fris. S. auch
Bd VI 1057 0. (1530/48, Esra), ,Schn-e tag'; s. Bd VI
1057 M. Adv. Sehn, gä", laufe", mache" usw. Gang
sehn, in'n Cheller! Das gät nüd so (g'Jschn.! nur
Geduld.' Sövli g'schn. geit's doch nit, sagt eine
Sterbende. N. B Kai. 1845. Mit Dem chu"st du mier
Humma schier z'g'schn. Lötschen 1917. Esse"t Chnop-
leeh und Bibernell, wend-er nit we'nt sterbe" sehn., Rat
gegen den schwarzen Tod U Gösch. -Alp; vgl. Biberneil
(Bd IV 923). Trink ab •'em Bibernell, dann besseret's
sehn., mit deiner Krankheit SohR. , Datum sn. uf mit-
woch vor Georg [1475].' DSchilling B. ,A1s man Got
um gnod und sig gebetten hette, glich sn. dem selben
noch geschach der angriff [auf Murten].' PvMolsheim.
,[Murten wurde] mit starker macht berannt und dor-
noch sn. desselben tags ganz belegret.' 1476, Bs Chr.
.Unversehenlich sehn, schiessend si auff in.' 1530, Ps.;
.gächlich.' 1589; .gächling.' 1638; ,pl(itzlich.' 1665/
1707; .plötzlich.' Luther. ,Wenn ich um ein par hosen
oder wames lüffo, sölte ich, so ich nach zum zil gloffen
were ... schn-er oder gmecher louffen?' Diogenes 1550.
.Etwas schnall von statt tuon und flux aussrichten,
festinare; ich habs nit schnäller mögen tuon, non
ocius quivi.' Fris.; Mal.; Weiteres ebd. 359. ,[Ein
Engel] welcher verjagt den Teufel gschnöll wider hin-
lunder in die Höll.' Com. Beati. ,Acht woll, es werdt
dir beschwerlich sein, zverlon so gschn. die Eltern
dein.' GGotth. 1619; nachher ,schn.' ,Was schuldig
bist, zahl willig bald: wer sehn, bezahlt, Gott wohl-
^efallt.' JGüler 1630. ,Schn-er dann sehn.': ,Möchte
idch bald schicken, das, da wir unser fryheit ver-
ueintend zuo schirmen, schn-er dann sehn, daruiub
iämend.' 1573, Brief (HBuU.). Neben Synn. ,Schn.
lud behend.' ,Frouw, ich bin hie wol sehn, und bh.'
Magd zur Herrin, die sie gerufen hat. Samson 1558.
Schnall und beh., dictum factum.' Fris.; Mal. ,Auf
lud dran fry gschn. und bh. !' Com. Beati, ,Schn.
!md gschwind.' .Gang heim wol sehn, und gschw.!'
iiAMSON 1558. ,Den Tisch zuebereiten gschn. und
l'schw.' MStettler 1606. ,[Wir] hend so guote Glägen-
eitrich zu werden gschw. und gschnäll.' Com. Beati;
i. noch riehen (BdVI165). ,Hurtig und sehn.' ,H.
|nd sehn, aussrichten. kurz und guot. breve facere
iliquid.' Fris.; Mal. , Sehn, und bald.' ,In diser stund
|rad sehn, und b. [solle man aufbrechen].' Meinrad
1576. ,Schn. und gach'; s. Bdll 100. , Repentinus, das
lächlingen, sehn, und unversähenlich dahär kunipt.'
Ris.;Mal. In tadelndem S., übereilt. .Nach schnällem
it kumpt gern der rüw.' GBinder 1535. ,Schn. sin
it reden und handien'; s. Bd VIII 1057 u. — b) in
iistigem S. o) scharf(sinnig) BG. .Einer erweist
Ich als g'schn., liechtfertig . . ., g'tirnig.' Bärnd. 1911.
chn. und wol oder eigentlich merken und verston,
'l Schweiz. Idiotikon IX.
acriter intelligere.' Fris.; Mal. — ß) eifrig, bereit-
willig. ,Es zimet wol bapstlicher fürstlicheit . . . mit
willigem mitliden ze hilf koment allen, die uns rates
fragend oder die uns daruinb bittend mit schneller
demut.' Meinrad. 1464 ; .alacri devotione.' .Ein schneller
Wille'; s. Bd IV 905o. S. noch Bd I 1341 o. ,Schn. zuo
etw.' .Wir sond täglich unsre werk besehen, welcher
der schnellest sy zuo Gottes dienst und welcher hitziger
sy in dem gebett.' Waldregel 1425. S. noch ver-
sicheren (Bd VII 182o.). — y) tückisch, ränkevoll Gr
Seh.; ZStdt. Das ist en G'schn-c ! ein Schlaumeier, der
kommt nicht leicht in Verlegenheit ZStdt. ,[GaneIon,
welcher] der schn-isten buoben einer was in aller weit
und vollen verretery stecket.' Morgant 1530.
Amhä. »ngl(-l!tsl in Bed. 1 und 2; vgl. Gr. WB. IX 1286/92;
Martin-Lienh. II 500; Fischer V 1064. Die Form ge-schn. ist
auch bair. (Schin.^ II 575) und schwäb. (Fischer III 488);
Einfluss von ge-achicind? Nach uusern Aagaben ist das W. der
Ma. fremd in den Gr WalsertÄlern (doch nicht in W), ebenso
iu F; gegen Bodenstandigkeit spricht auch die in Ndw; U ver-
breitete Ausspr. uiit -e- (statt -<t-), die auf dem nhd. Schrift-
bild beruht (vgl. hell Bd 11 1 139); von eiuem guten Kenner der
Ma. wird das Wort für Ndw Ubh. abgelehnt. Bed. 1 und 2
siud nicht streng auseinanderzuhalten. Das W. ist als iiiil (Ruf
beim Steiukugelspiel, ,pour eviter une seconde piquee de bille')
in die frz. Ma. des BJura eingedrungen; s. ETappolet 1917,
154. Als FN. (soweit die Qual, des -f- unbestimmt ist, muss
mit der Möglichkeit eines Noni. ag. zu schnellen gerechnet
werden; vgl. auch die Anm. zu ScImeUi I) AaB. (XV./XVI.;
,die alt Schnellin ab der Ziegelmatten.' 1431 ; ,der Schuellinen
matten im Hasel.' 1499; s. auch Leu, Lex.), Klingn. (,Ruodolf
Snelle.' 1256, JHuber 1878); Bs (XVII., Leu, Lex.; .Diet-
nianis et Hartraannus fratres dicti Snelleu.' 1259, Bs ÜB. ;
heute Schnall); B (XV./XVIll.), so Biel, Burgd., Stdt, Utz.
(1459); GrHe. (Schnell); LNunw. (,Suellen guot.' 1353); G
(XV./XVI. ;, dem Schnellen. '1405, Seckelamtsb.: 1518, Kriess.);
SStdt (XVI., Leu, Lex.). ,Snelhart.' um 960, Z Stiftsurb.
für-: vorschnell, übereilt Aa. — bise"-: sehr
schnell Aa (Rochh.); vgl. Bisent (Bd IV 1701). —
wgtter-: blitzschnell Ai.. Der Zaunkönig cha"" nid
guet flüge" . . . aber der für chan"-er w. laufe" und gumpe".
TiERw. 1905 (Aa). ,Gott schweigt; doch w. bricht Er
hervor, und donnert — du — du ^ — bist Der [unent-
deckte Verbrecher]!' XVIII., Lied.
Schneller m.: scherzh. für Schnellzug BS.; Syn.
Schnell-Bennen. ,Züge schnutze" dur'''e", verbi als
Sch7iäller.' Barnd. 192'2.
Schnellere" f.: Kurzform für Schnell- Schnidere"
(Sp. 1138) BS. (bes. in der Sprache der Jugend).
Schnölli bzw. G'schn- f.: Schnelligkeit, Eile Aa
(H.); Sch; Th und weiterhin. ,Er [ein alter Hund]
hat sin sn-i gar verlorn.' Boner. , Schnalle, ringe, be-
hende, geschwinde, ringferige. celeritas, velocitas, per-
nicitas.' Fris.; Mal. Meist nur in präp. Verbindungen.
,DwyI aber also uff ein stutz und schn-e den N. von
hinnen ze lossen nit wol müglich.' 1537, Bs. I" der
Sehn, vergisst man zB. Etwas Th. In aller Sehn.
Aa (H.). ,Si band bestelt 12 endlicher mannen, die
da in einer schn-i brönnen söllent unz gan Bern.'
1448, B AM. ,Syent die Burgunder in einer sn-i in
die statt nochgeilet in meinung die zuo gewinnen.'
1475, Bs Chr. ,So band wir hie bi uns die Erfarnuss
selbs von Puwrenwybern und -töchtern, wann die
zuo uns in d Statt vermächlet werden, das die in einer
Schn-e die bürgerliche und adeliche Manier ergryffent.'
RCys.; s. auch schnell(S}>. r232u.) ,[Die Winde sollen]
lauffen aus in aller Gschnäll aus ihrem Hus, über das
TS
I2ä5
Schnal(l)— schnnl(l). Schnap(p)— schnup(p)
1236
wilde Meer herumb.' Com. Beati. ,Mit sehn.'; s. Sp. 877 n.
— Ahi. snelh. agilitas, velocitas: vgl. Gr. WB. IX 1292/3;
Fischer V 10G5; Martin-Lienh. II 500.
Schnelligkeit f.: List, Tücke. ,[l)er Herr des
Zauberschlosses] will uns neisswas bescliiss zuofüegen
oder etwas sclin.' Morhant 1530; .abillete.'
sehn glliglich ,-icliclr, meist ,-enklich': Adv.,
= schnell. aSpr., bes. im XV.
schnellefde): im Anzählreim. Agge, bagge, schnella,
bagge, üf, drüf: du bisch erlich redlich üs GrAv. S.
auch römisch 2 (Bd VI 914). Ei's, kei's, Negeli, begeh,
zinggede, binggede, schnakede, backede, schnellede, bel-
lede, puff, uss und du bist uss ZStdt.
Schnill, Schnell II — m.: 1. Schnitt, feines, durch-
löchertes Gewebe, worauf man stickt Now (Matthys).
Uf Sehn, sticke". — 2. Schnell, Glorie aus Posamenterie
und Drähten an der Schnell Ohappen (Bd III 395) Tu
Steckb. udE. — Zu frz. chenille, sanitertig gewirkte Seiden-
schnur, Seidenzeug: s. noch Schnilhn (Bd VIII 794 u.). Zu 2
vgl. auch Schnill- und SchncU-Kiiiype bei Fischer V 1073.
Schnillerne" : Nüsse Gr Kesslerspr. (JJörger 1905).
— PI. zu 'Schnilleri f. Viell. eig. Nuss zum .Schnellen',
= .S'/).H--A-««»(BdIV829); vgl. auch , Schneller' 3n (Gr.WB.IX
1302). Der Vokal i müsste irgendwie auf ungenauer Wieder-
gabe von e' beruhen.
Schnuller m.: .Mutterbrust, spez. die Warze' BSi.
(Zyro). Syn. Puppen i a (Bd I V 1426). Dem Chind de"
Sehn. ge". — Auch bei Gr. WB. IX 1386; Martin-Lienh. II
501; Fischer V 1085, überall in der Bed. Saugbeutel, -läpp-
chen. Ob das Wort in BSi. bodenständig ist?
achnnele" AABb. (s. über-schn.); BE., schnüele"
BwM. (s. die Anm.), 3. Sg. und Ptc. Prst. -e<: neugierig
in Etw. herumschnüfteln, durchstöbern, ausspionieren,
bes. von Katzen und Hunden, die nach Putter herum-
streichen, auch von zudringlichen Menschen BE., M.
Syn. schnäuggen (Sp. 1180/1); schnausen. Die Flüech
[das Land durchstreifende Jäger] sölh"-mer nit i"
mi'"m Revier cho" sehn. Emmentalerbl. 1917. D'Herd-
öpfehögt si" cho" z'sehn. ebd. Mit dem Nbsinn des
Oberflächlichen: Auswärtige Besucher kommen an die
Landesausstellung z'sehn. JBürki 1916. — Vgl. mulen,
nüe/eii (BdIV718). Neben der neuern Angabe niit-üe- für BwM.
stehn ältere mit -fr- (auch -u-), die zu schnäwlen. echnamden
gehören (s. d.).
über-: 1. mit Unlust fressen, nur das Beste heraus-
suchen, vom Vieh AAEhr. (Frei), Syn. über-schnäuggen
(Sp. 1182). Das Vieh überschnuelet das Gras; 's weidet
nüd, 's überschnuelet 's nu''. — 2. Jmd unverdienter-
weisc hart anfahren AAEhr. (Frei). — ume"-, das-
ume"- (in BM. -üe-): herumschnüffeln BE., M. Unger
de" Bäume" u., nach Pallobst suchen BM. ,Die
Schneuggen in die Luft strecken und schmecken und
dasumenschn. und spaniflen.' Bieler Tagbl. 1916. —
ÜS-: ausschnüffeln und das Beste vorweg nelimen BE.
We""-si de"" Alls üsg'schnuelet hätte" u"'' d'Seck u"''
d'Hänze" g'füllt. JBürki 1916.
Schnüeligi f.: Naschsucht BwM.
Schnolgge" m., Fl. -ö-: Knollen, im PI. ,an reich-
licher Brühe gekochte Kartoffelklösse' ZWald. — Vgl.
Nnhj (Bd IV 719); Clnwlfm (Bd IIl 742).
schnalze": wie nhd., mit der Zunge schnalzen, als
Ausdr. des Behagens Bs, schmatzen ApK. [Einer] het
'blagiert vo" de" schöne" Maitli, wo's dort heig, und
mit der Zunge" derzue g'schnalzt BsL. — Mhd. malzen;
vgl. Gr. WB. IX 1165/7; Martin-Lienh. II 501 (,schmatzen');
Fischer V 1028. Hierzu wohl auch der Fluru. Schnauz(<ih) B
ULangenegg (Haus an einem Steil haugl; vgl. Sc/i>ia//S,.?c4naJi<iiö,
ferner Schnalzer (steile Waldpartie) GrMUnster (tirol.).
schnelzen. Nur an-: barsch anfahren. ,Wie
kombt . . . dass man uns allzit ruch anschnelz?' Badenf.
1526. — Verhält sich zu schnellen wie schnalzen zu schmükn.
Schnap(p), schuep(p), schiiip(p), sclmop(p),
schuup(p).
schnapp. Schnapp I (immer im Ablautspiel mit
schnipp bzw. Schnipp): a) in Reimen. Schnipp schnapp
schnipp, er hed e" Frau, schnipp. Die hilft-em amigs
aW'', schnapp, si sperH das Lumpe"pack ine" grosse",
schwarze" Sack usw., Gedicht. WMOller 1908. .Schnypp
schnapp schnorum, rei Basilorum, schnypp schnapp
Schnupftabak, i'^'' ha" kei° Chrützer Gäld im Sack.'
GZtJR. 1902 (BStdt); vgl. das Folg. — b) Schnipp
schnapp schnorr Bs; Zg, sehn. sehn, schnuribus B, bes.
Stdt, sehn. sehn, schnoribus schnappöpperle" Th (s.
Schnabix Sp. 1071), sehn. sehn, schnurr, Ambassador
(Bd I 233) ThHw., Rufe, mit denen man in einem alten
Kartenspiel das Auswerfen der (3 bzw. 4) Karten be-
gleitet, auch Name des Kartenspiels selbst; in Bs anch
beim Bläppertli-Spil (Bd V 131 u.) gebraucht, im Karten-
spiel tw. nur schnapp für den Ruf, mit dem man die
gleichen Karten einheimst. ,Es kommt beim Schnipp-
schnapp-Spil wie beim SeJwiaus (Sp. 1008) darauf an,
Serien von Karten gleicher Farbe in möglichst grosser
Zahl in der Hand zu haben; die erste Karte, die man
ausspielt, heisst Schnipp, die zweite Schnapp, die
dritte Schnorr, die vierte Sehno'rant, die fünfte
Schno'rantibo'ss (auch Schno'ribo'ss); wer verliert,
bleibt nach den Karten, die er noch in der Hand hat,
Schnapp, Schnorr, Sehnorant oder Schnorantiboss' L.
Dazu (doch nicht recht klar): .Hoffentlich wirst da
lieber Schnapp als eister Schnurrant mache" welle"'
L (Guckkasten 1863). — Onomatopöie zur angeschlossenen
Gruppe, nicht Imp. zu schnaj.pcn; vgl. Gr.WB.IX n68/'J
(.schnapp' Interj.). 1341/2 (.schnippschnapp', ,schnippschnapp-
schnurr' mit ausführlicher Beschreibung des Karteuspiels); da-
zu noch Martin-Lienh. II 502: Fischer V 1029 (unter .schnap-
pen' 3), auch yraps (Bd II 79 1).
Schnapp II m., PI. mit Uml. (so GRSchs): 1. ein-
maliges Schnappen, bes. mit dem Munde, Maule (nach
Luft, auch um zu beissen); rasches Zugreifen, um Etw.
zu erhaschen L. En Sehn. tue". D'HundahendSchnäpii '.
z'Luf't 'tä". ScHwzD. (GfiSchs). .Dabei tat das noch j
nicht verendende Tier noch einen Sehn, und biss die 1
Frau in den linken Oberarm.' B Volksztg 1911 (BsL.).(
Na''' en Sehn, tue", de" letst Sehn, tue" Z (Spillmann), j
Der Hund hat Schnapp 'tä" gäge"t d'Lüt GrS. Jnici
en Schn.ge", ihn schnappen ApI. (VL. 1903); GRFläscli..
He. Flog de" Hund nit, er gi't-der gwüss noch e" Sehn, j
OrHc. S. noch Bd VIII 1341 M. In (oder Mit) ei"'m;
Sehn. 1) eig. B; GfiSch. In ei"'m Sehn, hed-r der
Leute"fresser g'nun und g'schluekt. Sihwzu. (tiRSch.)
Eine'' dert het dergliche" 'tö", wi'-wen"-er Ein •" «'""'
Sehn, fresse" we't. SGfeller 1917. ,Auch wttrd« sich,
der Johann ohne grosse Umstände mit einem Sehn.,
beide Ohrläppchen abbeissen können.' Volksprd. ,En
1237
Schlia|i(ii). schnefidi), 8cliiiii](p), schnop(ii), schnupdi)
1238
(luam astute vulpecula! Er vermeint, er wolle es also
in einem sclinap erwüsclien.' 1559, Brief (JFabriciusJ.
,Die Armada wollte Engelland in einem Sehn, ver-
schlingen.' AKlincl. 1688. — 2) uneig., auf einmal.
,[N. hat] sich der Statt Meiland genäohet undt gedacht
also in einem Sehn, die Statt ynzunemmen.' R(jts.
(Solches geschieht nit in einem Schnap, es erforderet
Zeit.' FWyss 1653. ,Tribus bolis, in einem Sehn., mit
dreien Worten.' Denzl. 1677. 1716. — 2. kurze, zornige
Abfertigung GnChur, ObS., Pr.; GSev. Syn. Schnarz.
Dem hän-i''' e" Sehn, g'ge' GnChur, ObS. — 3. in RAA.
a) im Sehn., im Hui, in der Eile (auch mit dem Nbsinn
des Übereilten), flüchtig ScnSt. (Sulger); Tb; Z, so
Sth. Es geht im Sehn. Z. Im Sehn, heiraten ZSth.;
8. auch Bd IV 1646 u. J"* han-en mV im Sehn, g'seh"
ScflSt. ,Der Solches verrichtet im Schnap, lasst ihm
darzu weder Zeit noch Weil.' FWyss 1653. .Tigriiio
saltu, prov., strudelweis, im Strudel oder Sehn.' Denzl.
1677. 1716. .Bruder Elias [hat die 5 Wunden Christi]
einmal im Sehn, an seinem [des Franz von Assisi]
Leib erblicket.' ClSchob. 1699. ,Es haben sich Viele
die Sach im Sehn, und allzuleicht über sich genehmen.'
JJüiR. 1731. .Meinen sie die Tore Jerusalems im
Sehn, zu erreichen und in einem Sprung auf dessen
Mauren zu kommen ?• SLdtz 1756. — b) .einen sehn,
nemen', von einer plötzlichen Wendung zum Schlimmen,
Schlappe, Katastrophe; vgl. , Schnapp' 2 bei Fischer V
1028. .Als er [der Türke] nun erstlich die statt Wien
berennt, haben die von Wien ainen liuft'en rüter zum
Scharmützel hinuss under sy gelassen. Aber die von
Wien ainen zimlichen sehn, und nit wenig Schreckens,
daran am raaisten gelegen ist, genommen.' Kessl.
.Was die geniain sag, dass man die schweren be-
herschungen nit mer von iemant weit dulden oder
liden. Deshalb abt Cuon sorgen muosst, sin frävel
regiment wurde ainen sehn, nemen.' Vad. — e) ,üf dem
sehn, riten'. so. dass man keinen Augenblick vor einer
schlimmen Wendung sicher ist. gleichs. auf der Kippe.
, .Also sind wir wider hinder sich geritten in ein stettlin
j das heisst Eoatt [Rovate]. ist venedisch, do gewartet,
1 und wo wir nit ein venedischen herren by uns betten,
, so Hess man uns nirgents in; welle nochden Gott, dass
1 uns nützit unguots bescheche, dann wir riten uf dem
'■ sehn.' 1521, Strickler (Schreiben eines Bs Hauptmanns
im Feld). — Mhil. »j!«/i t-jipe«' ni.. Schuappcu, Strasseuraub,
Gekläffe, auch (map, enapjie) Schwätzer; vgl. Gr. WB. IX 1168;
I Fischer T lö'28, zur Bed. auch SchimH (Sp. 1'2U). Die all-
I gemeinere Bed. einer nach vorn gerichteten plötzlichen, kurzen,
I ruckweiseu, überschiessenden Bewegung liegt den RAA. unter
I 3 zugrunde; zu 3 c vgl. eis. uf der Schnapiie". Kippe (Martin-
( Lienh. II F>01). FN. .Hans Sehn., genenipt Crützer', wird
I 1445 L Burger (Gfd).
I Schnapp III m.: Nomen ag. zu schnappen. Nur
l .Mnggen-': .Lenz Muckenschn.', fingierter Bauernname.
Eckst. 1526. — Vgl. M.-S, knapper.
schnappe". 3. Sg. Prses. und Ptc. -et (in Bs -t);
1. schnappen (wohl zumeist in Bed. 1 c) Aä; Ap; B;
IJR; L; G; Th; Z; wohl allg. a) in einen Schliess-
ihaken sehn., = in-schn. B; Z und sonst. Offe" sehn.;
\i.üf-schn. 2. — b) den Gewehrhahn schnappen lassen,
ohne dass der Schuss losgeht GrI).; Syn. ab-sehn.;
Ivgl. auch Schnapperen. J'* han g' schnappet und
\g'schna2)pet, aber es [der Schuss] ist nit lösg'gange". —
!C) mit dem Munde (Maule) schnappen, a) nach Luft
1 schnappen; .mit offenem Munde atmen' Bs. Der hed
• g' schnappet ! ein ins Wasser Gefallener Gr (Tsch.).
D'Grosmuetter . . . pflederet dem Chind eso e" rechti
Ladi"g so chalts Wasser i"'s G'sicht, dass-es ganz viues'
sehn. ELocHER-Werling (M.). Luft sehn. Bs; GnHe.. S.;
ScHwE.; Th; Z und weiterhin. — ß) sclinappen, um zu
beissen. zu packen, hes. vom Hunde GFs; Sch; Th;
ZO. Gib Acht, de'' Hund schnappet! Geg(en) Ei"m
(Eine") sehn. Der Hund het gege't-mi''' g'schnappet
GRFläsch. L. .Sogar gegen badende Menschen und
Ross schnappet-er [der Hecht].' Barnd. 1922. .Nach
Etw. sehn.' .Diese Betrachtung ist darum notwendig,
damit wir sehen, wer sich auch eigentlich der Geburt
Christi habe zu freuen, und nicht auch die Hunde
nach diesem Heiligtum schnappen.' JMet. 170i). Eine"
sehn., schnappend beissen Th; Z. Eine" i"'s Bei" sehn.
Z. — y) nach Speise uä. schnappen. .Jeder [Fisch]
schnappet seines Gfalle[n]s, bis er endlich aussge-
schnappt und den Angel hat ertappt.' JCWeissenb.
1681. ,Du kannst nüt dann sufen und sehn.' Rdef
1540. Nach Oppisem sehn., zB. ein Hund nach einem
ihm vorgehaltenen Stück Fleisch Tu. Me" cha"" nid
nach allne" Mugge" schti., sich um alle Kleinigkeiten
kümmern ZDüb. .Wann er [Tantalus] darnach sehn,
und greiiTen will, weichet Alles alsobald zurück.'
ThZwinger 1641. .Zeiget sie [die Gottseligkeit] darinn,
dass ihr, nachdeme ihr das Manna des Lebens unter
eueren Zungen habet, doch nicht mehr nach den Fleisch-
häfen, den Zwiblen und Knoblauch dises irdischen
Egypti schnappet.' JJÜlr. 1718. Uneig. .Zletst wird
es wüssen alle Welt, wie ihr nach Rychtumb taten
sehn.' JMahl. 1674. .Der Satan machet viel Geizige,
die nur nach dem Gelt zabeln und schnappen.' JMet.
1700. .Ist ein Prob, wie die catholische Geistlichkeit
ihrerseits nach den Früchten des Fridens so begirr-
lich schnapet, dargegen Alles anwendet, den Evange-
lischen die Ihrigen auf-, wo nit gar zu entziehen.'
1712, Z. ,Ich möchte Vielen von meinen Landleuten
einen zufriedneren Sinn ... wünschen und weniger
unruhige Trieb, ... nach mehr Geld zu sehn.' 1774,
JHefti 1914. Mit Akk. S. Pögge" [Rotzklümpchen]
sehn. GWe. Er het-im [einem Hahn] es Bitzli Brot
h'ere'g'streckt und im de"", wenn-er's het welle" sehn.,
uf de" Schnabel g' schlage". EWüTERioH-Muralt. Mer
wand no''' Ain [einen Sclioppen Bier] go" sehn. BsStdt
(in den Kreisen der .Liedertafel'). — 9) auch nm-
enand-sehn., bald von dieser, bald von jener Speise
versuchen, naschen WMü. — e) tr.. erwischen, dran
kriegen BsStdt (Jargon zugewanderter Schichten). 7'*
schnapp-di''' (i''' will-di'>' sehn.).' sagt etwa ein Polizist
zu einem Lausbuben. — 2. barsch, kurz angebunden
reden, antworten, hefehlen GRPr. (s. Bd V 402 o.); 6
Wh.. W. Syn. schnerzen. — 3. mit Richtungsbest.. zum
Zwecke eines plötzlichen Überfalles wohin reiten.
.Darauf!' grave Rudolf mit seinen reisigen für Basel
schnappet, aber nichts aussrichtet.' Wdrstisen, .Als eins
tags von feinden dreissig pferdt heimlich für Spalen-
tor geschnappet. Vorhabens, wann man es öffnete, ein
peut zuo erholen.' ebd. .Den zehenden tag erstgedachts
monats schnappet der von Lützelstein mit etlichen von
Zäheren und Sarbrug gen Jungheim über die Eng-
lischen.' ebd. .Darzwüschen war grave Theobald von
Neuwenburg mit fnnffhundert pferdten gehn Häsingen
... herauss geschnappet und das dorff verbrennet.' ebd.
— Mhd. mxapixn, schnappen (auch tr.). straucheln. Strasseu-
raub treiben, schwatzen; vgl. auch Gr. WB. IX 1170/3; Martin-
Lienh. 11501 ; Fischer \' 1029 ; über weitere etym. Beziehungen
1239
Schnapfp), schnepd»), schnip(p), sclinop(p), schnup(p)
1240
Falk-Tnrp 19 1 1 , 1089 f., ferner die Gruppen schnob- (Sp. 1071),
ichnap/- iiud die Anm. zu schn/ip/ier. Ins Rät. entlehnt als
,rKy)m,pi,ar (Carigiet 290; RBrandst. 1905, 70).
ab-: 1. a) ab-, einschnappen, losgehn, von einem
Gewehrhahn ThMü. — b) = scimappen Ib GrD. —
2. Einem Etw. vor dem Munde wegschnappen GRChur;
Syn. ab-schnapplen. — 3. abs., trivial für sterben AaF.,
Fri. und It H.; GrEb., Valz. — 4. Jrad barsch abfertigen,
abschnauzen GrD., übS. — Vgl. Gr. WB. I 106; Martin-
Lienh. 11 501; Fischer I 64.
über- bzw. ^lber- (meist untrennb.) Bs (auch
trennb.); B (Gotth.); Gl; Gr, so He., V.; G, so W. und
It Zahner; Sch; Th; Z, übere"- Ap (Ö-); GfiTrimm.
(überH"-), mit ,sein' Sch; Th; Z und sonst, mit .haben'
ZWettsw.: 1. a) überschnappen, vom Fuss. De"" Fuess
ist-mer überschnappet Z. — b) sich überschlagen, von der
Stimme. Die Wiberstimm . . . isch schier überschnappt
vor Eri'st, vor Täubi und Lüti. J Jörger 1918. — c) aus
dem ledigen Stande in den Ehestand treten GRTrimm.
Der ist über ig' schnappet. — d) (in leichterm Grade)
verrückt werden Aa; Bs; Gl; GRHe.; G (Zahner); Th;
Z und weiterhin. Er sei vor bar lüter Studieren obere'
g'schnappet. JHartmann. Ich hett nie 'tänggt, ''ass du
eso ü. chänntist, Mann zur Frau, die sich einen Arbeits-
stuhl gekauft hat. CStreiff 1906. S. noch Bd V 1022 u.
— 2. Etw. flüchtig überlesen Gl. Auch bei UBrägger.
— über-(g"-)schnappet, in Aa; Bs; ScaSchl.
(SPletscher); Z tw. -t: entspr. Bed. Ic Aa; Bs; Gl; G,
so W.; Sch; Th; Z. ,Seid Ihr betrunken oder über-
schnappt?' EHetzel 1879. Das war grad glich, wie
wenn en ü-i Bräm es Tenntor weft Vränne" Aa. En
Halbü-e'-. Fdrsi. — Vgl. Gr.WB.XI 2, 510/1 ; Martin-Lienh.
II 501; Fischer VI 58.
üf-: 1. a) intr. D's Mül [eines Epileptischen]
schnappet üf und zue, d'Lespi schünie". Barnu. 1922
(BT wann). — b) tr., (ein Wort, eine Äusserung) auf-
schnappen Bs; Gr; Th; Z und weiterhin. En frönde"
Brocke" ü. — 2. (Fensterladen) heftig öffnen. ,Hier
[in GFs] walten der , Mädchenvogt', der , Sackträger'
und der , Balkenschnapper' ihres Amtes. Letzterem wird
die Kontrolle der Fensterläden Überbunden. Er hat
Nachschau zu halten, ob diese überall, wo Kiltgänger
sich einfinden, geöffnet bleiben. Ist das nicht der Fall,
so hat er sie ,aufzuschnappen', dh. aufzuwerfen,'
WManz 1916; dafür oft'e" sehn. GSa. — Vgl. Gr.WB. 1
727; Martin-Lienh. II 501; Fischer 1416 f.
um er-: tr., mit Worten anfahren GrUb., L., Valz.
E" Chind u. Si hed-mi''' Nüd a's umerg' schnappet GrL.
a°-: = dem Vor. Gr allg. (Tsch.), so Calf., Cbur,
Fläsch, Valz.; GWb. Der hed-mi''' leid ang' schnappet
GRFläsch. Du, brüchst-mi''' nit eso a"z'schn. GRÜhur. —
Gleichbed. bei Fischer I 255; anders bei Gr.WB. I 447.
u m - e n a n d - s. schnappen Ici.
i"-: einschnappen, von einem Schloss, einer Klinke
oä. Bs; Sch; Th; Z und sonst. D' Falle' het in' n Hauchen
i'g'schnappet^cuÜt. (Sulger). 's Schloss ist i'g' schnappet,
i«* cha^'s nümme' üftue" Z (Dan.). — Vgl. Gr.WB. III
282; Fischer II 644.
er-: ,intercipere, in einer eil bekommen.' Fris.;
Mal. a) (eine Speise) mit dem Munde (Maule) er-
schnappen B (Zyro); Ndw (Matthys). S. noch Bd VII
1257u. (Tierb. 1563); Sp. M7yM. — b) übli. erhaschen,
erwischen. Eine Üyeise (a. Mehc-Suj^pen BdVlir242o.),
Geld und Geldeswert (durch Erwerb) ,e.' ,Dass mönch
und pfaffen bliben sond bi dem, das si erschnappet
band uss barem, luterra raentschentand.' Vad. (Gedicht
von 1532). .Man mag da ein hüpsch gältle e., permagna
pecunia ex ea re conflci potest.' Fris.; Mal. Jrad ,e.';
s. Prattelen-Matt (Bd IV 550). Beute, Feinde (auch als
Gefangene) ,e.' ,Der Türk habe ..., als ein houptmann
von Ancona mit 800 mann nach proviant geschiffet,
dieselben erschnappet und unversehenlich uff Ancona
zuogefaren.' 1560, Brief (JFabricius). .Den M. fürchte
man, das er das galt, so in die Eidgnoschaft hört, er-
schnappe.' 1574, ebd. (HBull.). ,[Karl von Anjou] er-
schnappet [in einer Schlacht] beide forsten.' Wdrstisen
1580. ,Also fuore N. zuo und erschnappet es [Schloss
Hericourt] ... mit listen.' ebd. ,Eine grosse Kriegs-
beut e.' Güler 1616. Von abstrakten Verhältnissen.
,[Die abgefallenen Veltliner wollen] beider erschnapten
Tyranei verblyben.' Anhobn 1603/29. ,Das Wetter war
nicht gar günstig, so dass man Alles [die Ausführung
der landwirtschaftlichen Arbeiten], so zu reden, e.
müssen.' 1780, ScBwE. Mit Sachsubj. .Werdern Andren
Gruben grabt, wird von ihnen selbst erschnapt.'
Pfaffenkr. 1712; vgl. a. ,Etlich Mahl zwar man zu-
rücke wiche, weilen wir zu schwach; doch erschnapte
uns das Glücke zu Vollführung unsrer Sach.' Flcb-
schrift1712. Ohne eigene Absicht Etw. (Unangenehmes)
erwischen: ,Wass gschach? Beidsammen d Narren-
kappen allein damit [mit ihren ehrgeizigen Plänen]
taten e.' 1622, Zinsli 1911. — Vgl. Gr.WB. 111 967/8.
ÜS-: den letzten , Schnapp' tun; s. schnappen Ic-^.
ver-: 1. a) intr., = üs-schn. Uneig. De'' hat ver-
schnappet, seine Aussichten auf die Walil zu einem
Amte sind dahin ThHw. — b) tr. o) verschlingen. ,So
z urtrutz aim sin vatter kumpt und er siner muotter
pott versumpt. des oug bym fluss ussbickent d rappen,
ouch werdent d adler inn v.' GVögelin 1534; vorabunt
(Melanchthon). — ß) , schnappend' aufbrauchen. ,Ist
schon der geniess an wenig geschweleret [1. ,geschni-',
zu Sp. 928], so koft und findt man entgegen alle ding
in irer statt umb ainen zimlicheren pfennig, das vor
alles durch der pfaffen überfluss verschnappet und
übertüret ward.' Kessl. Vergeuden, liederlich ver-
brauchen Ndw (Matthys). — y) (Worte) verschlucken.
.Quodammodo absorbet orationem, er verschnappet s.'
Fris. 1541. — 2. refl., sich versprechen FSs. Syn.wr-
(-ent)-schnäppen, -schnäpfen. Hut het-si''' der Pfar'tr
riecht verschnappet i" der Chil'''e": er het g'si-t: Wenn
ich den Schimmel haue, wa-n-er het ivöl'en säge' : Wenn
ich den Himmel schaue. — ver-schnappt: = über-ge-
schnappet Aa (H.). — Vgl. Gr.WB. XII I, 1128 f.; Martin-
Lienh. II 501; Fischer II 1315.
hinder-sich-: zurückschnellen, von einem Ge-
webrhahn; s. Bd VI 1309 u. — z«-säme°-: tr., is-
raffen, bes. beim Essen Nnw (Matthys). Unrecht-
mässig zsraft'eu: ,Die helfetische Regierung solle auf-
hören. Ein jeder dieser Herren solle mit seinem ...
zusamengeschnapten und den bedrengten Bauren
weggehaschten Gelde ... heimkeren.' JvWeissenflohj
1792/1821. )
(e°-)weg(g)-: wegschnappen, eig. und uneig. wohl^
allg. Gib uf de" Hund acht, su'st schnappet-er-der:
das Stuck Brot e'weg! Z. ,Du musst einen Anlanfi
nehmen, Abel, sonst schnappt dir ein Andrer die Ann-'
Gertrud weg.' EHetzel 1879. Vor mengs Jöre" isch-
es Bruch g'se', dass d'Trogner so e" Moden a'g'fßiiger,
hand, den ärmere" G'mdnde" di' richere" Lüt e'tceg-'^
' z'schn. ATobler 1905. [Beeile ich mich nicht, so
1241
Schnap(p), schnep(p), 8chiiip(p), schnop(p), schnup(p)
1242
schnappet-mer Öppert da' Güetli vor der Nase" e"ufeg.
ANeher 1906. S. noch BdVII1355M. Man muss dafür
sorgen, dass den Kranken. Witwen usw. niclit die
Tagediebe das Almosen .vor dem Maul wegschnappen.'
1742, B. ,Wann eine Schnee-Leuwin . . . Somers-Zeit
einen Teil von einer Herd Schaf wegschnappet.' Sererh.
1742. — Vgl. Sanders 112, 985 a; Martin-Lienh. II 501;
Fischer V 548.
zue-: zuschnappen, von einem {Tür-)Schloss GrS.;
Th; Z. — Vgl. Sanders 112, 9S5a; Fischer VI 1388.
Schnapper m.: 1. pers. a) Übername Eines, der
gerne etw. Gutes schleckt WLö. — b) Schnappliahn
Ndw (Matthys), Dieb SchwE. ,Schn., schnapphan,
interceptor prEedse, der ein raub oder beut ablauffet,
latro, sicarius, conductus miles.' Fris.; Mal. — 2. als
Teil eines Gerätes udgl. a) schnappender Hahn eines
Gewehrs bzw. damit versehenes Gewehr (Syn. Schnapp-
Han a Bd II 1309). .Usserthalb disser jetzigen nüw
gestelten Ordnung, so allein die Schnapper belangt
und antrift't, [soll] es sonster wegen der fiirschlossen
und zündmänli by der alten Schützenordnung belyben,
desglichen, das die gschoss, daran fürschloss und zünd-
raänlihanen sind, nachmalen wie von alter bar gezogen
und beschouwet [werden sollen]. Welicher schütz aber
fürhin nit uff oberzelte wyss, form und gattung mit
dem sehn, sambt einem darinne stekenden brünenden
zündstrik schiessen, sonders nachmalen wie bisshar
zum sumer- und winterzil das fürschloss oder zünd-
mänli bruchen wölte, da [soll] söUiches zu eines jeden
frygen willen und gefallen stan, dann u.gn.herren nie-
manden zuo söllichen schnapperen zebinden ald ze
nöten gsinnet nach bedacht' 1585, Z. .Wellend ...
mh. jedem schützen uff dem landt, so den sehn, oder
gespaltnen hanen und zündstrick, wie gebort, brucht,
jedes sonntags, an dem er . . . umb unserer herren gaab
sehüsst, für bulfer, stein und strick 1 ß an costen
geben.' ebd. Noch die Landsgemeinde von 1604 ver-
teilte die Schiessgaben zu zwei Dritteilen auf den
,Schn. old Hagen' und zu einem Dritteile auf die
Muskete. Gfd (Ndw). ,Was die Schloss anbelangt,
sollen dieselben [Schützen] by dem Sehn, bleiben,
wie es zuo Peldt brüchig ist.' 1616, GRÜhur. ,Item
kurze eisene Doppelhocken mit Sehn.'' 1634, Bs. ,Es
sei auch der Sehn, oder Hanen anderthalben Zoll von
der Pfannen stahn, damit der Schütz syn Pfannen
mit zweien Fingeren vor dem Für verwahren könne.'
1638/66, Z Ratsverordn. ,Knaben-Haag[g]li mit Sehn.
= IV« Loth.' 1651, Z Zeughausinv. ,Knabenhäg[g]li
mit Schn-en.' 1653/4, ebd. .Die Büchsen sollen nicht
weniger als 9 Pfd schwer sein und einen Sehn, und
[Offenen Abstich haben.' 1663, übw Volksfrd 1880. ,2000
Kohre mit Schn-n bei den Suhlischen Kaufherren zu
bestellen.' 1686, B (vßodt 1834). ,Die Musqueten und
f usils, derselben Sclinapper und Schloss.' um 1703, Z.
{.Nimb s fürige Kuderseil wider ussem Schnapher ussü'
äcHwz. Eiercitium 1712. S. noch Pfannen (Bd V 1105);
■■i«3, reisig, rüsten (Bd VI 1057 M. 13'25M. 1544 u.);
„Absicht, Für-Seil (Bd Vll 246. 748); Männli-, Schn.'-
Schloss, Schlüssel (Sp. 738/9. 753 u.). — b) in ein Zahn-
i'ad einschnappendes Metallstück, zB. an einer Schiffs-
iifinde TuKessw. — 3. Pflanzenname, grosses Löwen-
nanl, Antirrh.majus GSa. — 4. a) das Zittern, Wanken
ler Knie, Waden infolge Ermüdung vom Gehen, bes.
leim Berg(ab)steigen GW.; ZBül.; Syn. Chnim-, Bein-,
Waden-Schn. Chli" stotzig gäd's, Das ist de"" war, '
doch d'Bremse" hend-is [uns] öni G'fär, wenn's eppe"
se't e" Sehn, g'e", von der Stanserhorn-Bahn. Ndw Kai.
1894. — b) eine Schweinekrankheit Aa (an der Aare).
— Spjltnihd. Hnapper m., altercator, elingais; bei Gr. WB. IX
1173; Martiu-Lienh. II 501; Fischer V 1030 auch entspr.
uusern Bedd. 2 und 4; doch scheint Bed. 2a anderwärts wenig
vertreten. In Bed. 3 eis. Mucker-Schnapper (Martin-Lienh.
11 501). ü'Sehn-e", '« .Schii-s, FamilienzuDame SchwE.
Ämtli-: wer nach Amtern hascht TuMü.
Flüge» Fläuge"- : = Fl.-Schneller (Sp. 1229u.) Schw
E. — Vgl. Gr. WB. III 788 (.-Schnäpper'); Fischer II 571.
Chnü"- bzw. Chneu-: = Schnapper 4a Aa; GrFI.,
L.; GW.; ScHSchl.; ScHw; Z. De" Chn. ha", übercho".
— Bei Fischer IV 536 auch pers.
Luft-. ,Eine ebenso schlechte Gewohnheit von
Füllen, die im Müssiggang absolut öp2ns Chrumms W'
Tumms müesse" a'stelle", ist das Ringen nach Atem, wie
sie es dem L. (Luftkopper) absehen.' Bärnd. 1904. —
Anders bei ür.WB. VI 1262.
Mugge"-: 1. pers. a) Zuname einer Person, die
beim Singen in auffälliger Weise den Mund öffnete
und schloss AaF., ,die ein klapperartiges Maul hatte'
Bs (ASocin). Dc M. vo" Dutti"ge' sälig AAWohlen
(Ztgsart.). — b) dummer Mensch BsSiss. — 2. Vogel-
name, = M.-Chlepfer (Bd III 679) S, Grasmücke AAZein.
— Vgl. Martin-Lieuh. II 501 ; Fischer IV 1778.
Palgge"-: ein Amt der Knabenschaft GFs, Sa.;
s. üf-schnappen 2. — Bei°-: entspr. Schnapper 4a GA.,
W. — Schwarz-: Vogelname, = Töten-Vögeli 3 (Bd I
697). VSV. 1916. — Wade"-: entspr. Schnapperia
ThHw.; ZBül., Dättl. De" W. ha", übercho".
Schnappere" f.: = Schnapper 2a. ,Schrub s fürige
Kuderseil in d Schnaphere!' Scawz. Exercitium 1712.
schnappere": 1. intr. a) als Schallwort, a) vom
Tone der Bogensehne ß um Burgd. — fi) vom Klappern
der Weberlade. Der Champladc" het's [die schlechte
Stimmung des Webers] wol möge" g'spüre", er het vil
hässiger g'schnapperet weder süst. SGfeller 1919. —
b) „versagen, von einem Feuergewehr BO. Es
schnappert." Vgl. schnappen Ib. — 2. tr. und unpers.,
zittern machen, schütteln; Syn. schnellen (Sp. 1221o.).
Es het-ne" [einen halb Erfrorenen] gäng no''' g'hiidlet
u"'' g'schnapperet, dass-er schier schier s Halbe [Essen]
verschüttet het. SGfeller 1919. — Bei Gr.WB. IXII73
in der Bed. .plaudern, schwatzen', bei Fischer V 1030 in der
Bod. , klappern".
s c h n a p p i. Nur in schnippi sehn., Hore'boclc usw. ;
s. Horn-Bock (Bd IV 1130).
Schnappi m. : wer barsch redet GW.
Schnippi-: Schnabel. Storche" Storche" Haini!
mit dine" lange" Baine", mit di"'m lange" Sehn. Bs
(Seiler); Var. zu Sp. 1061.
Esel-Schnappi f.: der schnappende Eselskopf,
der zur Darstellung des Weihnachts-, Neujahrsesels
gebraucht wird (vgl. Bd I 516 o.) ZRuss.
schnappicht Gr (Tsch.; ohne Bed.), sclmappig
GRÜhur, KL: kurz, barsch, von der Rede. Er hat eso
e" schnappigi Anttcort g'g'e(n). — Schwab, schmip/jig,
schnell sprechend, kurz angebunden (Fischer V 1031).
schnapple": 1. „überaus eilfertig sprechen oder
lesen, wobei man beinahe ganz unverständlich wird
Vü; Gl; Gr; Z." a) überschnell sprechen, sich im
Sprechen überstürzen Bs; B (so AvRütte; .priscipitare
sermonem.' Id.); GWb.; Sch, zu rasch und daher un-
1243
Schnap(]>). schnepdi), schnip(p), schnop(p), schnup(p)
1244
deutlich sprechen BsStdt; GRÜhur, ,hastig und ängst-
lich, undeutlich sprechen' B (Zyro). Er hat g'schnapp-
let, das'-i''' Aei" Wort verstände' ha" GuChui'. Er [ein
deutscher Freiheitsapostel] het gar gruselt''' g'schnapp-
let und schwätzt süst esn frömd und macht Alls unter
enander. Breitenst. — b) insbes. Etw. zu rasch (zu-
gleich eintönig und gedankenlos) hersagen, lesen Bs;
B; L; S; ZDättl., Lunn., Wila und It Spillmann. Doch
lönd-s' [eine Trinkgesellschaft] vf ''em Hei"'weg ke'"s
Chäppeli uss, es schnappli''d all Parten es Feufi [Bd I
853 0.] lornss. SGlikz 1918. [In den Jahren 1560/80
Hess der L] Rat den Chorherren wegen ihres unfleissigen
Kirchenbesuches, ihres ,ylens und schn-ens mit irem
gsang und gebett' ernste Verweise zukommen. Liebenaü
1881. ,NN. Konfirmand hat eine Zeitlang wegen ge-
schwinder schnaplender Red nicht mehr in der Kirchen
geantwortet', dh. wohl nicht mehr antworten dürfen.
1697, ZZoIl. Pfarrprot. — 2. (Etw.) hastig essen, gierig
verschlingen Aa; GRChur; ZWil b/R. Lass-der der
Wll, schnapple" nit esö! GnChur. — In Bed. 1 auch eis.
(Martln-Lienh. II 192 f.) und schwäb. (Fischer V 1031). Das
W. ist auch bei uns nicht durchweg von schnallen zu treuneu
(s. die Anin. Sp. 1069).
ab-: Einem Etw. vor dem Munde wegschnappen
GRChur. — oben-ab-: das Beste oben wegnehmen,
so von Speisen WMü. Er tuet nur esö o. — abe°-:
1. herunterplappern, ei\tsY>r. schnapjilen IbBs; B(Zyro);
GRChur; SchR.; Th; ZDättl., W., Wl. und It Spill-
mann. De Pfarrer hat sl" Bredig nw eso abe'-
g'schnapplet ZDättl. Schnapple" da' Lied nid eso abe",
me" verstöt jo Nüt! SchR. Si schnapplet abe" die
Titel [aus einem Rezeptbuch]. Usteri 1853. .[Manche]
meinen, wann es [ein Gebet] nur so vil und so vil
mahl abengeschnapplet seie, so verdiene man weiss
nicht was.' Hofmstr 1744. Dass das auswendig Ge-
lernte mit Verstand hergesagt und nicht herunter-
geschnappelt werde, wird stets eingeschärft [in einem
Bericht über das Schulwesen von 1772]. KHapser
1895. — 2. Etw. hinunterschlingen GRChur. — oben-
abe"-: = dem Vor. 1 Z (Spilhnann). — über-, in
W über-: = schnappten 1 a ,V0: Gl; Gr"; W; „Z". —
ane° „äne"-": = schnapplen Ib „VO; Gl; Gr; Z". —
ine"- B, i"hi"- GRChur: (Speisen) hineinschlingen B
It Id. (.deglutire cibos') und Zyro; GRChur. — ver-:
verschlingen. ,Wie sy [Frosch und Maus] nun zuo
baiden sitcn grosse gwalt anlegten ... fliegt an storch
lierzuo ... behend sy baide verschnaplet.' Kessl. —
vor-: Etw. langweilig, gedankenlos vorsagen. ,Muss
das nicht viel feurigere Vaterlandssöhne bilden, wenn
sie täglich verfluchen und verwünschen hören von
den feurigsten Eidgenossen ... die Sonderbündler,
Jesuiten ... als wenn ihnen ein dürrer, schläfriger
Professor Etwas von persischen oder punischen Kriegen
vorschnappelt?' Gotth. — (da-)her-: = schnapplen Ib.
.Battologia, wann die Worte ohne Andacht geplappert
und als auf der Post und nur bald zum Ende zu
kommen dahergeschnappelt und aus der Gedächtnuss
abgespulet werden.' JJUlr. 1727/31. ,N. schnapplet
sein Gebett undeutlich her.' 1728, TaArb. , Dieser
grosse Überfluss der Worten schmeckt nach der Schul,
da die Knaben die Lectiones geschwind daherschnapp-
len.' HKeller 1729.
Dri Z)ret-8chnappler m.: dreieckiger Hut, Drei-
master, -spitz GWb. — Lautlich für -ichniMer; Naclitrag;
zur Gruppe üchnnbd (Sp. 1061 ff.).
S c h n a p p 1 i m. : wer viel und schnell, hastig spricht,
Etw. herunterplappert Bs.
schnapplig Bs; St., auch „g'-schn.: wer eilfertig
spricht oder vorliest VO; Gl; Gr; Z". Adv. : Sehn,
lese", zu schnell, flüchtig, gedankenlos Bs.
Schnapplis. In der Verbindung ,Schnipp-Schn.':
,[Der Fastnachtteufel Saturnal beklagt sich über
Bischof Stanislaus, der die heidnische Fastnacht ab-
schaffen will:] Fastnachtisch Wollust und Kurzwyl,
die sollend werden abgeschafft, und damit Solches
habe Kraft, da teilt er gross Schnip Schnaplis aus,
ja zwingt das Volk von Haus zu Haus, da man ins
Hergots Tempel gang.' JMähl. 1620. — Absichtlich
entstellt aus ,Aplis'. Ablass (s. Bd III 1390), mit Anlehnung
an BchnnppUti .'
schnappöpperle" s. unter schnapp b.
schnäppäpperle": ein (verbotener) Zeitvertreib
der Knaben; man drehte einen zwischen zwei aufrecht
festgehaltenen Brettern (oder einem Pfosten und einem
Brett) eingeklemmten Bind-Nagel mittels einer starken
Schnur hin und her, bis sich durch die Reibung Feuer
entwickelte ZBül.f Si händ wider g'schnäppäpperlet!
— Vgl. sachlich heilen II (Bd II 1145 f.), auch OSchrader,
Reallex. der idg. Altertumskunde' I 309; semasiologisch ist
viell. .Schneppern, schnepepeln', futuere bei Schm.' II 578
heranzuziehn.
Schnäppäpperli n.: geschwätziges Kind, meist
Mädchen. DiN. (wohl Z). — Vgl. Martiu-Lienh. II 502
I schnäppäpperle") ; Fischer V 1028 (Schnäppäpper).
ver-'"'t-schnäppe° (-e^-): refl., eine Absicht, ein
Geheimniss wider Willen entdecken ApH., M. (T.).
Syn. ver(-ent)-schnäpfen I; vgl. auch verschnappen 2, —
Schwäb. ver-schmippe" (Fischer II 131Ö).
Schnäpper m.: 1. schnappendes Gerät, a) Ader-
lassschnäpper Bs; B; Z, so Kn., 0. , Einige Viehärzte
bedienen sich der Fliete, andere des Schneppers
und noch andere der Lanzette, ja ich habe es auch
oft mit einem blossen Nagel oder spitzigem [!] Gemsen-
horne gesehen. Die Lanzette ist bei Adern, die flach
liegen, am besten, jedoch bei andern, die unter einerl
harten Haut liegen, möchte der Schnepper bessere!
Dienste leisten.' Gr Sammler 1780. ,Die Fliete warl
die Vorgängerin des Aderlassschnäppers, wie man ihn
wohl noch heutzutage bei medizinisch gebildeten Bar-i
bieren oder freizügigen Heilkünstlern antrifft. Beim
Sehn, geschieht das Anstechen der Vene statt luittelslj
Fingerschlages durch Federkraft. Jetzt gehört auch;
der Sehn, zu den veralteten Instrumenten.' AfV. —
b) das Instrument, dessen man sich beim Baunscheidt
sehen Heilverfahren bedient LG. Syn. Schn.-Stock. —
c) , kurzes Messer' Bs; ZKn. — d) einschnappende;
Klinke ScnSt. (Sulger), einschnappendes Schloss BE.j
Syn. Chlepf(er)-Schloss (Sp. 736). — e) kleine Ar
Armbrust. Bs. XIV., 122. ,Die kleinste Art [Artii^
brüste] zum Abschiessen von kleinen Kugeln hiasseii
Schnäpper.' CJDürueim (B). — f) unbestimmbar. ,2 !
4 d. von 2 howen und von 1 snäper ... 1 ß d. voj
1 schnäper . . . 3 p 4 d. von 2 snäper und von 2 schufle,^
... 2 ß 8 d. von 1. snäper ... 16 ßd. von zwain snäper
1407/8, G Seckelamtsb. — g) elastisches Strumpfban,
SonSchl. (Kinderspr.). ~ 2. männl. Glied Z (Spil
mann). — 3. Vogelname, grosser Fliegenfänger, Muse
capagrisolaZ(I9I3);VSV.1916. Brünf Schn.,1iwev
fliegenschnäpper. Muscicapa atricapilla S (GvBurg). -•
4. (weibliche) Person, die rasch und unwirsch sprich
1245
Sclinap(p), schnep(p), schnip(p), schnop(p), schnup(p)
1246
die Einen mit kurzen Worten abfertigt, ,ein scharfes
Maul hat' BsStdt. Si isch nid aige'dlig bis; aber si
isch halt esö-n-e" Sehn. ; nie" maint allewil, si far Ar'm
a". Üini. Schnäppern, .Plauderin' ScH (Kirchh.),
schwatzhaftes Kind, loquacula SeaSt. (Sulger), „Kose-
wort von Kindern und Weibspersonen L; ScH." ,Was
dantet dises schnepperlyn, gib du im eins ufs klepper-
lyn!' wird das Schwesterchen Susannas abgefertigt.
SßiRK 1532. — Vgl. Gr. WB. IX 1317 f.; Martiu-Lieuli. II
302; Fischer V 1030. Zu Bed. '2 vgl. scliwäb. Sclmapi,-auJ' 2 ,
sowie KhnäpperUn 1 (Fischer V 1029. I03I). ,Sclinepper' unter
ge-riasen (Ri VI 1348o.) ist Fehler für hanJschriftl.,schneggen';
s. Sp. 1191M. FN. .Schneppern (auch ,-iV').' 1521/41, GStdt.
Hais-band-: Vogelname, Halsbandfliegenschnäp-
per, Muscicapa collaris S (Gvßurg).
Schrßpf-: , Schröpfeisen', = Schnäpper la BsStdt.
— Vgl. Gr.WB. IX 1772.
Schwarz-: Vogelname, = brüner Schnäpper (unter
Schnäpper 3) Z.
Schnäppere" f. En alti Sehn., \ette\ Sca. Vgl.
Schnippen II.
schnäppere": l.a)intr. a) „scÄw., einen Ton von
sich geben, wie das Wort ihn angibt, mit einem Flinten-
schloss diesen Ton heryorbringen, daher versagen B",
so auch It Zyro. „'s ist-mer nüd abg'gange", 's hed
niimme" g'schiiäpperet." — ß) das Baunscheidtsche Heil-
verfahren anwenden LG. — f) wohl unpers., von einer
(schmerzhaften) Erschütterung im Körper (Arm, Bein)
infolge eines Rückschlags, -pralls BG., S.; s. Bärnd.
1911, 102; 1914, 243 und vgl. das Folg. — b) tr. a) Etw,
zum Vibrieren, Schnellen bringen Sch (zB. ein elas-
tisches Band, Fischband, eine Messerklinge). — ß) Etw.
,schnäppernd' treffen. ,Der Töpfer bringt sie [die
punktierte Linie] dadurch hervor, dass er den Gegen-
stand, der auf der Drehscheibe rotiert, mit einem ge-
zähnten Eisen suhnäpperet.' BiRNn. 1904. Mit Akk. P.:
Wenn ein Kind dem Flügelcheu des laufenden Spinn-
rades mit den Fingern zu nahe kam und darauf mit
einem Schrei zurückzuckte, sagte man zu ihm: Gel',
's hät-di''' g' Schnäpper et! ScaHa. — 2. ,rasch sprechen,
was etw. unwirsch und abfertigend klingt' BsStdt,
.schnell reden' Th (Pup.), ,vom Reden und Schwatzen der
Kinder' AaZcIu., .plaudern' SchwE. — Vgl. Gr.WB. IX
il3I8f.; Martin-Lieuh. II 502; Fischer V 1030.
j fort fürt-: Gegenstände, zB. Steinchen, fort-
schnellen Sch.
' schnäpperle" I: in der Verbindung schnipperle"
iunii sehn., von der Körner aufpickenden Henne; s.
ischnäielena zu Ende (Sp. 1070). — Vgl. Fischer V 1030u.
Schnäpperli n.: kleines Motorrad LG.
G'-schnäppi f.: Nasch-, Leckerhaftigkeit WLö. —
Abstr. zu einem Adj. 'ye-sihnajip. Vgl. obeii-ub-achnappku
''Sp. 1243).
ei°-schnäppig: was mit einem Schnapp verzehrt
werden kann, typisch für etw. sehr Kleines ZRuss.
\'gl. Ein-Schneller (Sp. 1229 u.). En e-s Weggli, Birli,
Opfeli uä. Das sind jo nW e-i!
g'-: nasch-, leckerhaft WLö.
" ge-schnäppt: mit .Schnapper' (in Bed. 2a) ver-
iiehn. ,Wyr hand ouch den schützen zer gab gäben wye
l'on alter bar. Doch sol ein keiner uff unser[m] stand
;nüt einer geschnäptten büchsen schiessen.' 1564, Obw.
\- Lesung bestätigt. Fehler für .geschnäperten'.
per. äSpr., g"-schnäpper SceStdt (nach
■ Angabe), mit unsicherer Quant. ,um GStdt' ; Th (Pup ),
sonst g'schndper, in ZB. b'schnäper: 1. ,von raschem
Wesen, rascher Rede' ZRheinau, kurz angebunden,
barsch, schroff (in der Rede) ZB., Bül., Neer.,0.,, schnip-
pisch' SchKI.; ZO. Syn. scftwMeper (Sp. 1251). Er tuet
eso g. ZBül. , Wer Schnäpper ist, sticht wie ein schwärdt,
aber die zung der weisen ist heilsam.' 1530, Prov.;
etoLv ot Xsyovxej xtxptuoxouai [xa/^aipai. LXX. .Denen
[den Wiedertäufern] wölte ich gern ein schnäppere
antwurt geben, allein darum, das ir frommer geist er-
kennt wurde. Doch soltu inen antwurten, wie dir zirapt,
nit wie sy wirdig sind.' Zwingli; lat. ungenau ,res-
ponsionem se dignam.' — 2. gesprächig, redselig, ,wer
ein gutes Mundstück hat', von Kindern und Er-
wachsenen ,um GStdt'; ScnHa., Merish., Stdt; TaAmr.,
Arb. bis Egn., Esch., Fr., Hw., Mü.. Pfyn und It Pup.;
ZÜrlingen, Sth. Du bist wider g. hüt! Er (Si) ist no'''
ordlech g., von redseligen Alten. Er ist zimli''' g. g'si"
(Th). er hat wider e" g. Mül (ScnHa.), heisst es etwa
von einem Angeheiterten. E" g. Schnörrli hat ein leb-
haft plauderndes Kind ZOrlingen. Da(s) ist e" G-i!
von einer Maulfertigen.
Vgl. .Schnepper' (in Bed. 1) bei Gr.WB. IX 1318, schwäb.
y'-acknäpper (in Bed. 2) bei Fischer 111 487, auch kärut. ge-
achnapper (mit Umlaut -a) = nett, niedlich bei Lexer 1862, 222.
Wahrsch. zur vor. Gruppe {vg\. Schnupper 4, achntipperen ä);
doch ist auch urspr. -e- nicht ausgeschlossen; i%\..schnibelen
mit Anm. (Sp. 1079). Auffällig ist die Form mit langem Vokal,
zu der sich auch das S'^n. ge-achn&hig (Sp. 1071) stellt; Seiten-
stiicke dazu s. unter Ge-achnej)per und ver-(ent-)schnäpfen I. Ob
das W. in den ä. Belegen mit ,-ä-' oder ,-ä-' zu lesen ist, bleibt
unsicher. Mit der Annahme jüngerer Dehnung ist in all diesen
Fällen nicht auszukommen; vielmehr liegt ein altes Ablauts-
verhältuiss zugrunde, das in altn. snä/i- (Gen. -r«), rasch, neben
gleichbed. anüfuiiüjr (<: »k«/-) wiederkehrt; s. noch die Anm.
zu avknueper (Sp. 1252). Die Nbform b'arhn. wohl durch Assim.
von g' an das innere^); vgl. b'schnuejier neben g'avhn.
g°-schnäpperig -schnäjierig : = dem Vor. 2 hTs.
E" g-i Frau, e" g-S Chind. — Vgl. .schnepperig' bei Gr.
WB. IX 1318.
g'-schnäpperisch: schnippisch ZWall. Die
Frau redete ganz g., gab eine schnippische Antwort.
schnäpperle" II: „schnäppisch [schnippisch] sein
und tun L; ScH"St. (Sulger).
schnäppisch: = ge-schnäpperisch. [Frau zur
Pflegetochter:] Was heseh du für Chundsami mit ''em
Schlossherrli? Ig? seit' s sehn., was we't-i"'' mit-em ha"?
Uf ''em Hei'"w'eg . . . isch-er zue-mer eho" ab der Jagd
und het-mer 's B'leit anerböte". Joach. 1892 (S). —
Vgl. ,schneppisch' bei Gr. WB. IX 1319, ,geschnäppisch" (auch
,geschnäppig'). ebd. IV 1, 2, 3949. Nhd. .schnippisch' ist bei
uns nur als junges schriftd. Lehnwort bekannt; lit. auch
einmal , schnippig': ,Du bist verflucht schnippig, Dietel.' Z
Schausp. 1781.
G"-schnäpper n.: Mädchen, das sich auffällig
kleidet, herausputzt WMü. Das ist es rechts, es dumms
G. — ^ Wohl zur Gruppe achnupp-; vgl. zur Bed. Schni/pf Il2a.
schnanpe": barsch reden GG. (Zahner). — Weiter-
bildg zu achiMu- (vgl. die Synn. svhnausm, schimuwen, achnauzen),
oder Kreuzung zw. achytau- uud schntiep-?
a°-: Einen mit Worten anfahren GG. (Zahner).
„schnauper: spröde, stolz LW."
g"-schnauperig. Nur als Adv., zB. g. voran-
gehn. ,meistergeschäftig' (Bd VIII 414) tun Gnlg. (Pfr
Klotz); vgl. ge-schnuep 1. — Nach Auskunft heute nicht
mehr bekannt, wohl aber achnwperig (s. Sp. 1251).
1247
Schnap(p), 8chnep(p), 8chnip(p), schnop(p), sclinnp(p)
1248
Sehneppe" I m. : 1. Tuchrest (beim Verarbeiten) SBb.
Vgl. Ge-sehnepper 3a. — 2. Striemen BS. westl. des
Bielersees, Biel udE. , Schläge, welche hier einen Sehn.
(eine Schnatte", Striemen) und dort eine Beule hinter-
liessen.' Bärnd. 1914.
G'-schnepper B, so oAa., G., Ha. und It Id., St.
und Zyro; F; „L"; Ndw (Matthys); UwE.; U; WMü.,
G'-schnüper BGadra., Gr., Ha., R.; Obw, -schnieper
HSi. (ImOb.) — n. : 1. ungeschicktes, zweckloses Ar-
beiten mit Messer, Schere, zB. in der Küche, beim
Schuster und Schneider BR. — 2. a) Schnitzel, kleine
(unbrauchbare) Abfälle von allen möglichen Stoffen,
wie Tuch, Leder, Papier, Holz (Kindern etwa als Spiel-
zeug dienend) BR.; Ndw (Matthys), von Obst, Feld-
früchten BR. Auf dem Boden der Schneiderwerkstatt
liegt oft viel G. Ndw. G'hei das G. fürt! BR. —
b) allerhand kleine Sachen von geringem Werte,
Siebensachen ,B; L"; Ndw; UwE. (zB. Kinderspiel-
zeng); U, Gerumpel, zB. bei Erbteilungen Obw. —
c) Überbleibsel von Esswaren B, so G., Ha.; ,variae
ciborum rainutiie in unum collatae.' Id. B. ,[Beira Ab-
räumen des Tisches wird] es ieders Brösmeli (als Hühner-
futter) in die Hand abg'wüscht und das grössere G.
bei Seite gelegt für Di^, wa um Brötreste" bettle".'
BiKND. 1911 (BG.). Das [ein Dienstmädchen] het mit
glüekiüräigen Ouge" Brösme", G'schnäpper und Teig-
böde" verzert, wiewenn's lüter Lebchueche^wär. RvTavel
1904. Verächtlich für unansehnliche Stücke von
Speisen KoAa. I"'' macht für ne' Halbbatze" Chäs,
aber de"" nit numme" so nes G..' Knabe in einem Laden.
1"* we't's ke'"'m Wirt rate*, viier einisch anstatt e" tolli
Wurst nume" so nes elends G. im-ne" chline" Därmli
üfz' stelle", wo ne" Gatti"g macht wie nes StümjM vomene"
verchätschete" Chalberhälsli"g. JBürki 1916. — d) „bes.
Naschwerk, als Obst, Nüsse", Beeren, gedörrte Bohnen
und Erbsen (BHa.), nam. für (Schul-)Kinder „B''Gadm.,
Gr., Ha., R., Si. (IraOb.); „L", Näschereien, Leckereien
F;UwE.;WMü.,zB.B%peii(BdIV1076)udgl.B(Zyro).
I°* han den Sack ganz rolle" G., dirr Biri u"'' Nuss
u"' Schnitz u"'' 'braten Böni BHa. Eppes G-s BGr.; F.
E" Lebschiba, es Sticki Ziger cid sust eppas G-s (Klein-
kram). BXbnd. 19(18 (BGr.). S. noch Bd VI 1076o.; VII
050 (gt-sacket). — y %\. tchnejqteren. Bei 2(1 könnte Mischung
mit Ge-schnäffjif^r zu eiuem Vb ' schnäppereii, naschen, im Spiele
sein; vgl. achniepenn (Sp. 1248). Zur Form mit -ä- Tgl.
die Anm. zu tchniijiper. -ie- in BSi. ist regelrechte Ver-
tretung für etym. ä. — Kxa.me'-G'schndper: den Schul-
kindern am Prüfungstag mitgegebene Leckereien BHa.
— g = -schn:ipere" -schniepre": Naschwerk kaufen
und verzehren BSi. (ImOb.). — G*-schnepperte" f.:
Ansammlung von Ge-schnepper Ndw (Matthys).
schnijppere": ungeschickt Holz hauen, zer-
kleinern, so dass es zu viel Abfälle gibt SHimmelried.
— Über die etym. Beziehungen a. die Anm. zu achni/elen
(Sp. 11 53/4). Vgl. auch gleichbed. ,schnippern' bei Gr. WB. IX
1338/9.
ver-: 1. durch Schneppere" (s. das Vor.) unbrauch-
bar machen, verderben SHimmelried. — 2. ver-
schniepre", (Geld) vernaschen BSi. (ImOb.).
Schnepperi m.: wer schnepperet SHimmelried.
Du bist e" rechte' Sehn., du verschnepperisch' Al's!
Schneppe" II f.: Dirne Bs. — Entlehnte (nd.) Nbform
za Schmjj/Jl (s. d.); vgl. auch ZfdW. UI 95.
Sclinepeppli (auch Sehne-; >,t..): Entstellung aus
Joseppli im Kinderreira; s. Bd VI 826M. (auch Zu.),
in ScaBegg. Johäppli Schnabäppli (EStoll 1907). —
Durch Anlehnung an die Sippe schnapp-; vgl. entspr. Schwab.
Sepjxr Si'hmpjitr als Spottreini auf Leute mit dem Namen Joseph
(Fischer V 1030) und Schnäppäpjierli (Sp. 1243).
Schneppi s. Schenipi (Bd VIII 794).
schnipp. Schnipp, schnipperle° s. schnapp,
schnapp-.
Schnippel m.: , Frack, Schwalbenschwanz' B(Zyro).
— Wohl burschikoses Lehn- (oder Mode-)Vrort; vgl. Gr.WB.
IX 1331 (.Schniepel' 1), auch Follmann 460 (Schnip,^:
1. Schnitzel S.Frack); entspr. Luxemb. V?B. 392 (Schnöppd).
Unser lautlich genau entspr. Schnip/d (s. d.) hat nur die Bed.
Schnitzel.
schniepere": naschen GRÜbS. — Wohl aus 'achnäppertn
(s. die Anm. zu Ge-schngpjier 2d). Der Diphthong Hesse sich
aus rät. Einfluss erklären; vgl. obwald. »iatt aus lat. stptem,
dazu ThGartner, Rätorom. Gramm. 44; Rom. Forsch. XI 464.
schnieperig (flekt. -preger): naschhaft GnObS.
Schnnp bzw. Schnu'pp m.: = Schnüf 1 (Sp. 1156).
Uw' jetz het-si ab'zert [gekeift], bis-ere" der Schnupp
üsg'gangen ist. SGfeller 1911. Das ist jetz e'"mtl
aW'' erschröckelig g'gange", seit Sächeli u"'' het e" teufff
Schnupp 'tö". ebd. 1919. Im Sehn., im Hui, flngs
„B; L; Zg", It St." ,B; L.' Syn. im Schnüf, Schnupf,
Schnüss, Schnüt.
Schnüpe°I hiw . Schnuppe" : 1. -m- ScnSt. (Sulger),
-ü- GGr., We., .Schnupe' Bs (Spreng) — f., Dim.
Schnüppli GGr., Maul, Schnauze. Das Chinn'' »tackt
e" wüesti Sehn. GGr. Nei" lueg, wie macht das Chinn'
e" Schnüppli! ebd. , Einem eins uf die sehn, gen';
s. Bd VIII 243 0. D'Schn. i"-, ine"- (ScuSt.), z'rud-
(Bs It Spreng) zieh", die Segel streichen, kleinlaut
werden. ,Also zugend sy [in einer Gerichtsverhand-
lung] die schnuppen zuo inen, seitent, wir wurdint
morn wol hören, wie es ein gstalt hetti.' 1529, Strickler
(Z). ,Wenn die töuö'er diser leer Pauli volgtind,
zugend sy frylich die schnupen inn sack, wärend still (
und liessend die reden, die darzuo berueft sind.' HBüll.
1561. , Sollten die Eiaminierer manchem Examinanden
auf seine Fragstuck Red und Antwort geben und \
solche ir Antwort mit Gründen beweisen, es würden I
ir viel das [!] Schnuppen hindersich in Sack ziehen
und besser in die Schulen gehen, ü wie Mancher würde j
durch den Korb fallen!' FWtRZ 1634. — '2. -«- (inj
BsStdt -«■-, It Seiler -u'-) m., (gewählt) für Schnupfen, j
Nasenkatarrh Bs; G; Sch; Th; Z und weiterhin. |
Schon im Tierb. 1563 (,die schnuppen') und bei Denzl.j
1677. 1716 (,der Schnuppen'); s. Pfnüsel (Bd V 1274/5),|
wo noch weitere Synn.; dazu Schnupfen. — Zu 1 vgl.)
eis. Schnupp f. verächtl. für .Mund (Martin-Lienh. II 50S),I
schwS.h. Schnaup f., etwa , Schnauze': 1) Ausgussteil an einem
Gefäss 2) vorstehender Rand, Krempe 3) ein Instrument
4) Mund, Gosche (Fischer V 1040), ,Schnaupe' f., SchnauzW
(Gr. WB. IX 1208/9). 2 ist im Allg. wohl entlehnt ans nhd.-
(eig. ud.) ,Schnuppen' (i-gl. Gr. WB. IX 1387, auch Fischer vl
1086), doch deutet die BsForm mit -«'- (aus -ü-) auf Boden-
ständigkeit; Tgl. zur Form mit -u- .Schnaupen' m. bei Gr.WB|
1209; Fischer V 1040; weiter Martin-Lienh. II 502; Fischci;
V 1086. 1
Hen''- Schnuppe": Heuschnupfen; Syn. H.-Pfnüse^
(BdV1275). Der Uaischnubbe", Titel eines Gedichte;:
bei DMüller 1913, 113 (mit dem PI. -schnibbe"). i
Stern- Schniqjpe" m. SohR., f. Z und weiterhiHi
Sternschnuppe. ,Wenn eine Sternschnuppe fällt, sij
ist eine Person in den Sünden gestorben.' Pfvffsi
1249
Schnap(i)), sclinei)([j), schnip(p), schnop(ij), »clinnp(p)
1250
1848. — Aus dem Sihriftd. Vgl. Sanders II 2,995: Fischer V
n40 (Pflauzeiiuame), zur Etyni. auch Falk-Torp 1911, 1099 f.
schnüpe" bzw.-«'- (B ausser Gr., Ha., R.; F), 3. Sg.
Prajs. und Ptc. -et: wesentl. = schnüfen (Sp. 1158).
1. = schnüfen la BBoU., E., Gr., Ha., Lau., Lenk, M.,
R., Sa., Si., Sis., Tliun; F; GWb.; S, so L., Starrk.
Synn. s. unter gruchsen (Bd II 702); chlchen (Bd III
123); chüten (ebd. 570); schnächzgen 1 (Sp. 1074); vgl.
auch die Aniu. '.•> Bo^s het g'schnnppet, wie wenn-es
büchstössig war BJegenst. Mängc [chunnt] die Berg^
cho' g'schdue" w^ schnupet so g'nue". JGKdhn 1819.
,Alle Fünfe [,ein grosses Weibsbild mit vier kleinen
Scliweinen'] lechzeten und sclinupeten zum Erbarmen.'
GoTTH. Du het-er der Gring la" hange" u"'' het a"-
fah" schnuppe', wi' wen"-er stränglig war. Loosli 1910.
Verschmeiet luege"-si-n-en a", schnuppe", säge": E Herr-
jeses Gott! SGfeller 1911. Gehäuft oder mit Vbn
verwandter Sphäre. Furt! seit-er und schnupet und
schnupet. RvTavel 1922. Ach, mir schnupen, ach, mir
cMchen, ach, mir sorge" für u"'' für. GJKühn 1819. ,Es
war ihm [Eisi], als höre es Stellen drinnen schnürfein
nnd schnupen.' Gottu. Der Papa het g'.<ichnuppet
«nd^'scÄMHtz*. RvTavel 1901. Schn.miiesse". .[Ein Arzt
beim Zahnziehen] der müsse neue" so schnupe", dass
es Ei°"m fry Angst mach.' Gotth. [Ein geiziger Bauer
fand, die Käsemilch] häich Ei"'m nit södi a" uf der
Brust; mi" niüess bi witem nit sörli schnuppe" a's bir
rechte" Milch. N. B Kai. 1842. [Peter] het e" Kefete" Stock
zuehe" 'treit u"'' müesse" schnubbe", gar erschrücl;e"lig.
\ SGfeller 1919. Eine' z'schn. machen. Das [eine Be-
i fürchtung] het-is richtig z'schnuppe" g'macht. SGfeller.
! (Ei"'m) z'schn. ge". Dort «/e" [auf einen Berg] wiöc/jf-i''*
I no'''. wenn's scho" chlei" müesam isch und 's z'schnupe'
giH. Schild. Öppis, wo-mer alliv'eg no''' lang z'schnubbe"
; giH, von etw. Unangenehmem. SGfeller 1919. Z'schn.
I cho". Du isch-er cho" z'chiche" u"' z'schnuppe". AfV. (B
! Rohrb.). Ei" Samsti^ z'Öbe"'' chunnt-er du ganz un-
j'sinwet ^'«cÄJiHp^e". SGfeller 1919. Übergehend in ein
I Bewegungsvb. D'Husare" si" nebe" mir vorbig'schnupet
I P. So süfzget d's Röseli . . . wo-n-es emene" schöne"
I Sunntig am Marge" der stotzig Rain vom Dorfberg
] ufef schnuppet. Schwzd. (BoAa.). Die rötbrechti Jung-
I frou isch d'Stege" üf g'schnupet. RvTavel 1916. —
' 2. = schnüfen 2 B. ,Eli Johannes, sagte die Frau,
j schnupdoch,du kömmst ja ganz vom Atem und machst
I es akurat wie üse' Predikant: der redet au"''', es ist am
Halbe" z'vil.' Gottb. Frei, ring, sträng (uä.) sehn.
1 Wie schnüp i'* nit so frei, dö [auf dem Berge] isch's-
mer wol. Schild. De" warm, lebig, u"rüejig Meitschilib
ufder Schöss z'ha", het-ne" bi längersch i' herter g'macht
I z'schnuppe". SGfeller 1911. Er isch z'sämerg'fare" . . .
,htttöüf g'schnnppet. EBalmer 1923. (G)schn. chönne",
möge". Jetz isch-me" wider deheime", ivo Nieders freier
sehn. cha"". Schilp. .Endlich als er schnupen, zu Atem
i kommen konnte.' Gotth. (Fast) nit, chüm oä. sehn.
(chönne', möge"). ,Ein alter, dicker Bauer, der auch
Hand angelegt und ob der ungewohnten Anstrengung
^schier nicht schnupen konnte.' Gotth. D'StGaller hei"
■t" gueti Lung und cheu [können] doch blösseli schnuppe".
IFkstalbiim 1857 (F). Er [ein Kranker] cha"" chüm
mi sehn. Joach. 1883. Jetz ma'-n-i''' alle' nümme'
recht g'schn. Obw Blätter 1900. Eso [bei so geringem
(Verdienst] verlide"-mer's nümme'' lang z'schnuppe".
jEiiMKNTALERBL. 1917 Der Choli, de'' schnuppet nümme",
ist tot. ELeothold 1913. 's g'schn. möge"; s. Bd IV
1 Sohweli. Idiotikon IX.
1639o. — 3. an Öppis umme" sehn., schnuppern (vgl. die
Anm.). Allweg stell i'^-s' [Erdbeeren] nid uf d' Laube"
oder i" d'Cliuchi, da" mir die Meitli mit irne" Gäx-
nase" dra" umme" schnuppe"d und villicht no''' 's Best
e'iBcg stibitze"d. ANeher 1906. — Schnnpe" II n.':
1. entspr. Bed. 1. Im nächste" Ouge'blick steit-er vor-
nere", mit Chichen und Schnuppe". RvTavel 1904.
Numen am Schnuppen a" het-me" chönne" merke", wi'-
n-er het g'werchet u"'' si"'' eriferet g'ha". SGfeller 1911.
S. noch Ge-schlarp (Sp. 651). RA. Das ist nit öni
Schnuppe" und Bartwüsche" g'gange", mit grosser
Mühe BSi. — 2. entspr. Bed. 2. Wenn öppe" ame"
Bürcma"" d'Chüe oder d'Säu nimm recht hei" g' fresse"
und d'Geiss bal'' 's Sehn, het vergesse", isch-er nur
g'schwing zum Schuester g'sprunge" und jedi Kur isch
im gelunge" [!]. B üorfkal. 1889. — 3. a) Nasenkatarrh,
ev\t%^)v. schnupfen Ib. ,Das Pulver davon [vom Kraut
des Sommer-Majorans], wie Taback in die Nasen ge-
zogen, reiniget und stärket das Haupt und vertreibet das
Schnuppen.' EKönig 1706. - b) Tabakschnupfen, ent-
spr. «c/iwi/p/eni'; s. Bd VI 801 o. — un-g'-schnüpet:
ohne Atembeschwerden, ohne (stark) schnaufen zu
müssen. Der Mutz het I^eu und Adler scho" un-
g'schnuppet möge" zwinge"; drum wird-er so nes Chälbeli
Queh y^gi öppe" z'Bode" bringe". B Dorfkai. 1895. Mi"s
Boss isch g'schobe", wi' we""'s der lötig Tüfel g'slüpft
hätt, ung' schnuppet bis uf •*«" Wase" hingere". Loosli
1910. So ne" Zimperli-Gümperli nimen-i''' de"" no'''
ung'schnubbet vor ''em Z'morge". SGfeller 1919. —
Eins mit \oihi . schnuupe.n 1) schnauben, '2) barsch reden (Full-
nianu 458); vgl. eis. (üs-jachnuirix", herumwühlen und suchen,
aussuchen (Martin-Lienh. II 503); zu schnoheren (Sp. 1072),
srlniüßn (vgl. die Anm. Sp. 1162). Als Lehnwort ira Patois
des BJura (ETappolet 1917, 165). Bei schnüpenS scheint Ein-
fluss des schriftd. , schnuppern' im Spiele. Zu Schnupen 3:
blosse Verwechslung von , schnupen' und , schnupfen' oder im-
portierte Form?
üf-: = üf-schnüfen B. — a°-: 1. = an-schnüfen 1
B, so E., Si. Meinst, i'* heig nid g'seh", toi' d'der Chopf
liest nebenume" g'ha", dass-er [ein Trinker] -di''' nid
a'schnuppi? SGfeller 1911. — 2. = an-schnüfen 2
(Sp. 1162). Zwöihundert Boss, si schnuppen a". WMorf
1917. — i°-: einatmen S (Schild). — ver-; = ver-
schnüfen 1 (Sp. 1163) B. La"-mi''' (er)chlei" (chli")
V.! Verschnupp en Bitz, su gi-t's den" umhi"! BSi.
i'* muess e'chli" verschnuppe". B Dorfkai. 1868. St
sig 0'"'' frö einisch z'verschnuppe", durch Aufgabe ihres
Geschäftes. RIscher 1903. MV"-»He'' nie g'nueg g'seht
«•"' nie darf der Chopf vorufha" «'"' verschnuppe",
de"" isch-men arm, gränze"lös arm. SGfeller 1911. Uf
der Höchi het der L. en Ouge"blick sini Boss la" ver-
schnuppe". RvTavel 1913. S. noch Bd VI 645 o. Es
V. möge": ,Wenn er glaubte, er möchte es verschnuppen
und bekäme von Keinem auf den Gring, so müsste es
heute einen Tanz mit ihm halten, sagte der Wirt zu
Röseli.' V Almen 1897. — Ver- n. Mit dem Kärli chunnt-
me" gar nie zum Verschnuppe", er lässt Einem keine
Ruhe, lässt Einen nicht zu Atein kommen B(AvRntte).
Der ganz Tag het-me" ke'" Bue" zu7n V. .IReinh. 1904.
da- her-: keuchend gelaufen kommen. ,Da hatte
es [Mädi] sein Naschen zwischen der Küchentür hinaus
ins Freie gestreckt, bis es rot angelaufen, und es endlich
mich daherschnupen hörte.' Gotth.
Schnüper Schnupper {-u'- Bs It Seiler): = Schnu-
pen 12 (Sp. 1247) Bs; ZBüL und It AfV. V 174. — Als
FN. .Maria Schnuperin.' RCys.; oder zu Sp. 1252o.'r'
12S1
Schnap(p)— 8chnnp(p). Schnspf— schnupf
1252
er-schnüpere" -schnu'ppere': erriechen, riechend
wahrnehmen BS. (Bärnd. 1914). — Das im Vokal der
Stammsilbe abweichende nhd. .schuupperu* ist nur als junges
schriftspr. Lehnwort bekannt,
schnupele" schnü'ppeler : = schnüfelen i o (Sp. 1 1 65),
von schlafenden Kindern BSi. Von keimenden Pflanzen :
Es l's Chimli] bäumeht-si''', lüpft mit ''ein Puggeli,
sclmüppelet, lüpft öni IJfhören u"' streckt-si'''. SGfkller
1911.
schnapp: gleichgültig; nur in der Wendung 's ist-
mer sehn. ZKn. — Sonst schnuppe', zunächst in Student.
Kreisen ans der hd. Umgangsspr. übernommen. Zur Herkauft
Tgl. Gr.WB. IX 1393.
g'-schnnep BHk.,-ü«-BInt., ,0. ' (a.uch „g'schnüpp" ;
s. die Anm.), R.: 1. munter, gesund BHk., Int., R., so
von einem Tier, ,das an der Spitze eines Zuges kräftig
bergan keucht' BInt. (FStaub). I"* glauben, es geb's
jetz den' umhi" mit dem Chind; es hed umhi" recht es
g'schnüeps Ussehen BR. — ■ 2. „schmuck, hoffärtig in der
Kleidung BO." — St.s y'srhjtupp ist lediglich Schreibung
für -üe-; so noch wiederholt in der Gruppe. Bed. 2 wohl aus 1,
indem sich die Lebenslust auch in der Kleidung äussert.
schnueper Gl, so H.; GRValz.; G (Zahner); Z,
so Kn., „schtuipper Gr' , schnueper Gl; GWl., Wh.,
„schnueper, schniiper Ap; Gl", g'-schnueper GRoHe.,
Pr., Seh.; ZDättl., oGlattal, Pfäff., Stdt, VVth., 6'-
schnueper GrA., Furna, hPr., Valz.; Z, so 0., Stdt:
1. lebenskräftig und -freudig, munter, lebhaft (bes. in
den Bewegungen), flink, gewandt, „allmählich genesend
und zu Kräften kommend, munter, lebhaft Ap"; Gl
(auch It St.); GrHc.; GWL, Wb. und It Zahner, .rasch
davon laufend, pfurrend, mit dem Nebenbegriflf des
Hochmütigen' (vgl. '2a) Gr,A., Pr., Valz.' (Tsch.). Synn.
unter busper (Bd IV 1776). E' schnuepere'' Gang Gr
(Tsch.). E' schnuejyere' Wittli'g G (Zahner). E"
b'sch>iuepers Buehji, flink, ebd. Bes. vom weiblichen
Geschlecht. Das ist <" Schntieperi! Gl. Isch-si [eine
Wöchnerin] schnüeperi? ebd. Du bist ja nuch e"
schnüepers Fraueli i" de" schönste' Järe' und under
Brüedere' 10 Tuble" teert. CStreiff. E' schnüepers
Witt fraueli, Wibli. ehd. E' schtiueperi Töchter GfiSch.
Eine Frau, die mächtig uynerschüsst, ist b'schnueperi
GRFurna. — 2. a) „hochmütig, aufgeblasen Gr." Syn.
ge-schluemper (Sp. 566). — b) kurz angebunden, ab-
weisend, unwirsch (im Antworten) Z, , schnippisch,
,patzig' Gl. Syn. schnupper 1 (Sp. 1245). En g'schnue-
pere' Mansch ZDättl. Das ist en (G'-, B'-JSchnuepere''.
E' b'schnuepers Meitli, .kurz und scharf und etwas
malitiös' Z. De' (Die) hät-mer {en) g'schnuepere-
fb'schn-e'J B'scheid g'ge'. Bis nu' e" Bitzii b'schnueper
[gegenüber deinem von Hause weggelaufenen Kinde,
wenn es wieder zurückkommt], sust wirst g'seh',
es meint, es g'hörem no''' vil use". Stütz, Gem. H'te
udr's-mer z'wider, wenn ich müesst die wite', grosse"
Felder werche' dö! . . . Drum sind d'Lüt [dort] so
mürrisch und so b'schnuepper. ebd. ,[Bei der Be-
gegnung mit Rebekka I. Mos. 24, 15 ff. fand der aus-
gesandte Kneclit] früntliche, underdienstige, demuot,
arbeitsame, fruotige, eerenenbietung gegen frömbden
lüten, das sy nit ... ein hochfertig, weich tier was ...
Sy was noch ein unbefleckte tochter und darumb euch
züchtig und nit bschnuopper.' HBdll. 1540. — Eins mit
kämt. (Drautal) (/'»chnueper, zart, niedlich aussehend, von einem
Mädchen (Lexer 18fi2, 293). Nächstverwandt sind altn. »ii-5/V
(tien. -r»), schnell, flink (neben abl. mCej'r; s. die Anm. zu
achniipper Sp. 124.5) und (mit dem bekannten Anlantswechsel)
unser nue/er (Bd IV 681/2); Weiteres bei Falk-Torp 1911,
1095. Zu St.s Schreibungen vgl. die Anm. zu ye-aehnuep, zu
b'achn. die Anm. zu »chnäpjxr (aaO ). Durch Mischung von
»chnueiicr mit Wörtern mit Anlaut p/n- scheint p/nueper (in
Bed. I) entstanden Gr It Tsch. (Ort nicht näher bestimmbar).
Hierher wohl der FN. Schnie/xr LSemp. (seit dem XVI., auch
, Schnueper'); ,Schnuepperli.' 1476, L (Beuterodel von Grand-
son). ON. ,Schnnopperen' Zg.
G'-schnueper n.: Grosstuerei Gr (nach der An-
gabe Kl. oder Mai.).
g'^-schnueperet: = (ge-)sehnuep(er) 1 GroHb.
B»-schnueperi f.: Barschheit, unwirsches Be-
nehmen ZO.
schnueperig: = (ge-)schnuep(er) 1 GRig. Vgl. ge-
schnauperig (Sp. 1246).
schnüeppele" „schnüppelf : bezeichnet die ersten
Anstrengungen des jungen Hühnchens im Ei. um sein
Gefängniss zu durchbrechen ScHwMa." — Vgl. zu St.s
Schreibung die Anm. zu ge-echnuep. Die Bed., die auf die ersten
Lebeusregungen geht, lässt sich ohne Schwierigkeit an die
Gruppe anschliesseu.
schnäeppe° .,schnüpper: schnippisch reden Scbw
Ma." — Vgl. zur Schreibung die Anm. zum Vor., zur Bed.
schnueper 2u und 6.
g'-schnüepen: an Gesundheit, Munterkeit zn-
nehmen BR. Wie doch die Wermi Allem wol tued! das
Tierli hed schon umhi' vil g'schnüeped, sider das' ['s]
ins nümmc frürd. — Abi. zu ye-tchmiep.
„schnuepere", schnüpere': sich von einer Krank-
heit erholen, munter, lebhaft werden Ap; Gl." — Abi.
zu schnueper.
ume°-: (einen Gegenstand) in schlechter Laune,
im Zorn, auf sorglose, unordentliche Weise umher- '
werfen GlS. — Wohl Mischung mit dem syn. umen-schnübtUn
(Sp. 1073).
Schnüeperi f. Nur: Er hat wider e" Sehn,
g'worfe', hat sich etwas erholt, bes. von einem Sterben-
den oder Einem, der in Ohnmacht liegt Gl (Schuler).
Schnapf — schnupf.
Vgl. 8cft„n,7/usw. I
Schnapfl m.,Pl.-ä-GRThs: l.a) wesentl. = ScäjmiM. '
,Etw. spitz Auslaufendes. Zipfel' GrV. a)-= Schnabel 2b S j
(Sp. 1064o.), an Gefässen GnPany, Schud., Tschapp, (
zB. an einem Krug GrL., am Rahm-, Wassereimer Gr[
Luz., Nuf. — ß) der unterste, etwa l'/j' lange Teil den
Angelschnur aus weissen Darnisehnen (Galetti; nicht'
ganz genau Bd II 206), woran die beiden Angeln be-,
festigt sind GrD. — f) Mützenschirm GRPany. — ,
b) auch Dim. Schnapfli, kleine, spitze FelskiJpfe, Nasen,!
Vorsprünge GrV. — 2. ein Maulvoll GfiThs. D'Kiu'
het am Weg nu''' e' par Schnupf g'nun. — i.allSchnäpf,
alle Augenblicke GStdt (nach einer einzelnen, nichti
bestätigten Angabe). A. Schti. kommt wieder Einer. —
Vgl. im Allg. sehnab- (Sp. 1061 ff.), schnapp- (Sp. 1235), loj
dem sich Schnap/ (vgl. zum Lautlichen auch ,Schn»prj
,schnapfen' = Schnapp, schnappen bei Gr. WB. I.X 1167/8) Ter'
hält wie ^ehlap/za Schlapp (Sp. 620); dazu im Ablaut Schntp/ !■
bis ///. Zu la Tgl. bedeutungsverwandte WW. mit -pp
(Schna]>pe', Schnapp, Schnejip) bei Martin-Lienh. II 501/2
Fischer V 1028. Die vom Aufzeichner selbst als fraglich be'
zeichnete, unbestAtigte Angabe: ,Schnapfm., grilne Halde ü»
U' (FStaub) konnte aus Bed. I b niissverstanden sein; Tgl.ancl
die Anm. zu Schntpj I. Bed. 3 Hesse sich an 2 anknüpfen. Kiij
1253
Schnapf, schnepf, schnipf, schnopf, schnupf
1254
Vb ichnap/en wird durch rät. ichuaffer, schnappen (Cimradi 197)
vorausgesetzt.
schnäpfe° I, schnepfe° I. In der Zss. ver- I
(Aa; ApI., K.; Bs; B; F; Gl; 6r; L; G; ScHHa.;
ScHW; S; Uw; U; Zg; Z), ver-'-t- I (ApH., M.; SchR.,
Schi.; mTu, Hw., Kessw., Mu.; ZRicht., Sth., neben
ver- in GRHe.; TnPfyn; ZWth.) schnupfe" I, in
ScHHa., Schi.; ThHw., Mü., Pfyn ■schndpfe", in
ScBwMuo.; Ndw It Matthys -schne'pfe", 3. Sg. Präs.
und Ptc. -t: refl., = ver-redenüc^ und 6 (Bd VI 5ti5),
Syn. auch ver-schnetten (Sp. 1225), ver-ent-schnäppen
(Sp. 1243) a) sich versprechen, ein unrichtiges Wort
brauchen AaF., Fri.; Bs; B; FJ. (.sich irren'); Gr
Schs; ScH. Beim Spiel: Wa' hest-du mü di"'m Zice-
räppler g'macht? dürfen die Antworten auf diese Frage
gewisse Wörter nicht enthalten (zB. ja und nein,
Vater und Mutter); ,wer sich verschnupft (verspricht),
muss ein Pfand geben' AaF. (AfV.). Eine Bäuerin
brachte dem Ortspfarrer die ,Metzgete' und führte sich
also ein: Gueten Übe"'', Herr Bratwurst ! /'* bring-Ech
dö e" Pfarrer voll Täller. /'* hält lieber mi" Magd
g'schiclt, wil-i''' schier gar 'it der Wil ha"; aber si
verschnäpft-si''' üppe" gern, wenn-si mit vürnäme"
Lüte" se't a"fange" rede" AAFri. Wo dann aber d'Lisi
sich z'letscht verschnupft hat und g'sait: 10 langi Här
[statt 10 langi Jär]. LBahler (Ort?). ,Stüdis Eltern
... hiessen mich ... dringlich wieder kommen, so dass
ich glaubte, die Sache [meine Heiratsabsichten auf
Stüdi] sei ihnen recht, und mich manchmal fast ver-
schnäpfte, dem Bauer Schwiegerätti zu sagen.' Goxxa.
V; ,verschoss.' 1801. Dank a'sö, wie ere'haft is [ist
88] für es Chind, das im [Konfirmanden-]i/M(erncft«
si"* nid albig verschniipfe" tued, nid Boclc über Bock
begaid, derfür aber, was-me"-me-n-üfgi''d, here'säge"
chan" a's wie g'schnetzet. Schwzd. (GaSchs). [Dienst-
magd:] Lebe"d-Si ivol, Herr Kurz! St st! Herr Dokter
hätt-i'''Jo solle" säge"! Hüt-e"'-Morge" han-i''' mi''' schu"
wider e" par Möl versehnepft. ANeher 1906. MHe gli'''
chönnt Ü"serein sich da [im Verkehr mit einem Könige]
verschnäpfen u"'' tauest i" Ast sage", wenn Ei"'m im
Vergess öppe" tat usene'twütsche" . . . Ale, Chünig, lüpf
diner Scheiche"! JBürki 191ö. Jedem von-is [uns]
ka""'s bassiere", ''ass-er sich ebben e'"möt verschnäpft und
e" Wort brückt, ivo im Basler Dixionär nit z'finden
iseh. DMüLLER 1917. Din Jogli häd si verschnupft,
mis Madleni; dän er häd wölla säga Harschhörner
[sagte aber Arschhörner]. Göldi 1712; s. noch Bd VII
26 u. — p) sich verschnappen, durch unbedachtes Reden
ein Geheimniss entschlüpfen lassen Aa, so F., Köll.;
I Ap; Bs (auch Spreng); B, so E., G., 0., S., Si. und It Id.
I (,ex inadvertentia sermonis mysterium prodere') und
i Zyro; Gl, so S.; GrD., Hald., Pr., ObS., Rh., S., Ths,
' It Tsch. allg.; L; GF., Sa., Stdt, Wb. und It Zahuer;
Sch; Scbw; S; Th; Uw; U; Zci; Z; St. (oO.). Ahä
• (oder gel', gigg, gix) iez häst-di'>' ver(t)schnäpft ! (0ha)
tez han-i"'-mi''' (hett4'''-mi'>' schier) ver(tjschnäpft !
0 Herr Jemmers, hätt-si''' doch de' Oanggel nid ver-
, schnupft! jetz weiss-es der N., jetz isch ['s] üs m-' verbi
B (Freudenberger). Wenn-er-si''' nid versehnepft hett,
.so wäre"-mer-em nid drüf cho" SchwMuo. /'* säge"
Nüt, i«* chönnt-mi''' sust verschnäpfe", so verrät sich
Einer zB. vor Gericht Z. ,Die guten Emmentaler
redeten [wenn ein Oberländer ins Emmental kam]
noch einmal weniger, aus Furcht, sie möchten sich vor
Bn Kunden verschnepfen.' Gotth. D'Emma
wird fürröt; si hät-si"'' verschnupft, mit Bez. auf eine
Liebschaft. Schwzd. (ZWth.). Der Möler ... het-se
[ein Mädchen] g'grüesst wie ne" Gusine"; aber hinde"-
dur'''e" het-er 'blinzlet gäg-ere", wie wenn-er we'ti säge":
Jetz wird's lustig! Aber verschnäpf-di''' öppe" nit, ''as'-
mer inand nit verwandt si". JReinh. 1907. Hesch-di'''
wider verschnupft, ähä, wie-d' d'Meidli so gern g'sehsch!
Breitenst. S. noch Bd VI 44S ßn-berichtetij; VII 1067 o.
RAA. Me" verschnäpft-si''' mit Nüt me a's (m. N so
wie SonSt. It Sulger) mit ^em Mül B; L (Kai.); Sprww.
1 824. Mit Schwige" verschnepft-si''' Niemer L (Ineichen).
— Vgl. Gr. WB. XII 1336; eis. sich versrhiiapfe", -tchiä/j/dje"
(Martin-Lienh. II 503), Schwab, »ich verschnä],/e" (Fischer II
131.5); überall neben gleichbed. Formen mit -]>p- wie bei uns.
Wo, wie in Ap und oTh, gerni. e und jüngerer Uml. von a ge-
trennt geblieben sind, zeigt unser W. den Laut des Letztern.
Zur Form mit langem Tok. vgl. die Anm. zu »(;Aiiä^;j<;r(Sp. 1245).
In diesem Fall könntesieauf einer Kreuzung von mr(l)-»chnä]i/en
mit dem an denselben Orten gebräuchlichen ge-achnäper (s.
ackiiäj'jier Sp. l'2-t51 beruhn,
Schnapf II. Nur Dim. Schnapfli, kleine Tuchabfälle
beim Nähen GRV.f — Ygh üchnej,/ IT.
schnapf: in Anzählreimen. Schnijif schnapf Hol-
deribock, wie mängi Hörnli streckt de'' Bock? ZWth.
ani döni däpf, Puggle"-Mama schnapf, P.-M. Ise"-
Tanne", öni döni däpf GRChur.
schnäpfe" II schnepfe" II: schnell, unfreundlich
mit dem Kopfe ausschlagen, wie Geissen gerne tun;
,mit dem Kopfe seitwärts schnellen, schnappen' Ndw
(Matthys). — Vgl. ^nej,/- (Bd II 670 ff.) napf-, näp/- (Bd IV
776). Unser W. verhält sich zu schnappen wie gneji/en zu
[jnappiii (Bd II 666). Vgl. noch \oi\\T.schnajt]>f^, wanken, kippen;
Schnappt" m., äusserster Rand zum Umstürzen (FoUmann 457);
eis. Schnapp f., Schnäpper ni., äusserster Rand des Tisches,
Schnappet n. Kippe (Martin-Lienh. II 502).
i{- Schnepfe": (den Kopf) aufwerfen Ndw (Matthys).
— a.'- Schnepfe": (den Kopf) an Etw. anschlagen, ebd.
ver- = n- II (GTa.), ver- II (ApK.; GF.) schnäpfe":
1. umschlagen, ,lind werden', vom Wein GF. Der Wein
het-si''' verschnupft. — 2. = (v)er-ent-näpfen (Bd IV 776)
ApK. (auch T.), durch Unwohlsein oder Krankheit ein
übles Aussehen bekommen, plötzlich abmagern GTa.,
zB. von Frauen infolge einer Schwangerschaft, Geburt
GStdt. Er häd-si''' wüest verschnupft ApK.
ÜS-: 1. iiis-schnepfe", (mit dem Kopf) ausschlagen
Ndw (Matthys). — 2. übertr., auskneifen. ,Meier: So,
so, tüend-Si Ihren Schülerinnen allen z'sämmen Be-
suche machen, so hinderen) Ruggen vu den AlteV
Böhm: Verzeihung, verehrtester Herr Meier. Vor Allem
möchte ich Sie bitten ... Meier: Nüd usschnäpfen,
n. u.!' .IAllenspach.
g«-schnäpfet: abweisend, sclinippisch. ,Die letzte
Bemerkung hatte das Mädchen mit merklich scharfem
Tone hingeworfen und dazu sein Köpflein recht g'schn.
herumgeschlagen.' Obw Blätter 1899. ,Da schnellte sie
[die Kellnerin] das Köpflein recht g'schn. herum und
mit ihrer Freundlichkeit war's aus, wenigstens gegen-
über Chlaisli.' ebd. 1900.
Schnäpfete" (-e-) f.: das Ausschlagen mit dem
Kopfe Ndw (Matthys).
Schnäpfi '(-e-) m. f., PI. Schnepfene": wer mit dem
Kopfe ausschlägt Ndw (Matthys).
schnäpfig Ndw (-e-), g'- übw: (gern) mit dem
Kopfe ausschlagend Ndw (Matthys), etwas eingebildet,
alfektiert und aufgeregt in Rede und Haltung Obw.
1255
Schnapf, schnepf, schnipf, schnopf, schnupf
125Ü
G'-schnäpfigi f.: abweisendes Benehmen. ,Der
Pfarrer war immer wärmer geworden, und Mimeli
ward's längers i [je länger je] watzer. Seine vorige
G'schn. war ja auch nur erzwungen gewesen.' Obw
Blätter 1899.
Schnepf I m. : „etw. Hervorragendes, Schnabelartiges
als a) an der Nase, blaue Spitze vor Kälte B", vor
Kälte gerötete Nase S. — b) ,an einem Schlitten, die
vorn in eine Spitze gekrümmten Hölzer B", die auf-
wärts gebogenen Schlittenkufen BE.(spez. am ScÄwefjt^f 56
Sp. 1191u.); Ndw; üwE.; Syn. Schner{p)f, Schnerz. —
C) die Spitze, in die das Mieder der Bernertracht nach
unten ausläuft B (Zyro); It Tsch. ,im Oberengadin bei
Deutschen' (etwa bei aus dem Kt. Bern stammenden
Serviermädchen V). Hieher (trotz Gotth.s Erklärung)
auch: .Eine Ehe, die jetzt nichts Anders ist als ein
Salonstück, bestehend aus einem Mann und einer Frau
in einem Salon, beide nach Möglichkeit aufgeputzt,
wenigstens die Frau geschnürt und mit einem Schnepf
(eine Art Rock) versehen.' Gotib. — Vgl. ,Schuepfe' 5,
sowie ,3chneppe', , Schnipp', .Schnippe' hei Gr. WB. IX 1314.
1316/7. 1333. 1335, auch die Anm. zu Schnepf III. Als Orts-
name (Tgl. S'hnajifllh): , Schnepf m. BTrachsellaueueü (, Wäh-
rend das Buchihächleiu vom sogenannten Schnepf, einer lor-
hängenden Felsenbraue wie aus einer Dachrinne hernieder-
spritzte', am Wege von Trachsellauenen zum Schmadribach.
JRWyss 1816/7). Vgl. auch die Anm. zu Schnfp/II.
Ente°-: zur Entenjagd verwendetes, sehr leichtes,
langes, schmales Schiffchen BBielersee. Syn. E.-Jagerli
(Bdlll 19). — Trotz Bärnd. 1922, 21 hieher; vgl. schwed.
anijxi, eine Art langes und schmales Boot, dial. auch Schneppe,
Zipfel, zu uorw. dial.«nt>a. Schnabel (Falk-Torp 1911, 1093).
Sehlitte--: = Schnepf b ÜwE.
Schnepf lim. (f.), PI. -c",Dim.Sc^Mq)/7i:l.in.Ap;Bs;
BS.; F J.; Gl; Gr, so ObS.; LE.; S ; Th ; Ni>w (Matthys) ; U ;
Z (Spillmann), f. AaF.; B; LG.;Z, Vogelname, Schnepfe;
spez. Waldschnepfe, Scolopax rusticula; (der hoch Sehn.)
schwarzschwänzige Uferschnepfe, Limosa limosa (Syn.
Wasser-Schn.). VSV. 1916. ,Von dem rietschnäpfen
oder grösseren schnäpfen, rusticula, perdix rustica
maior ... Von Teütschen wirf er auch vilfaltig ge-
nennt ein schnäpf, schnäpfhuon, rietschnäpf, grosser
schnäpf.' VoGELB. 15.57. ,Der [Vogel Gallinago, rusti-
cula minor] wirt zuo teutsch ein herrschnäpf, här-
sneif, harschnäpf, grasschnäpf und schnäpflin genannt.'
ebd. ,Der schnäpf, flcedula, ein vogel, so der feigen
gelabt.' Fris.; Mal.; vgl. Figen-Schn. ,7 ß uiub
1 Schnepfen gen, do man die Trotten verdingt.' 1603,
AaB. Spitalrechn. ,Der Schnäpf, Sneppe, gallinago,
rusticula, scolopax.' Beb. 1662. ,3 Schnepfen ä fl. 1.'
1830, GRÜhur. Volkskundliches. Es tritt e" Sehn.
t" 's Schi/}' und gi't dem Speck en Spick, und isch-es
nit e" Schick, ''ass der Sehn, i' 's Schiff' tritt und dem
Speck en Spick giH? Rätsel von der Mücke. Rochh.
1857, 227. ,Man muss die Schn-en schiessen, wenn
sie im Land sind.' Gotth. ,Der Sehn., geessen, soll das
Gesicht schärffen, welches aber nicht von dem Dreck,
dene man auf Brot-Schnitten essen tut, zu verstehen
ist; dann in den Augen Licht, in diesen Excrementen
aber Finsternuss wohnet.' EKönig 1706. Säg nur Sehn.,
de"" häsch-es (oder de"" chunnd's)'. zu Einem, der's mit
Worten machen, einen leichten Ausweg aus einer Ver-
legenheit finden will L (Ineichen). (Ja) Guet Nacht,
Sehn.! da bist du sehr im Irrtum, da wird Nichts
draus Ap; GfiNuf.; Tb; Z (Spillmann), du bist ver-
loren, da geht's schlimm Ap, es ist vorbei Gl; Z,
(scherzhafte) Ablehnung einer Zumutung, Zudringlich-
keit ZO., Zoll., einer unangenehmen Arbeit Z, auch
scherzhafter Gutenacht-, übh. Abschiedsgruss Ta; Z
(Dr Jucker), erweitert: G. N., Sehn., i°* hä"-der 's FUd-
li''' g'seh", Abweisung Z (Spillmann), Giger, mach üf!
Abweisung Z, ,wir wollen ins Tyrol', Ausrede, .wenn
Einer nicht gern eine Arbeit oder ein Geschäft aus-
richtet' (Sprww. 18'24), t"* gö" i" 's Tirol L (Ineichen),
grüess-mer di andere" Vögel aW''! scherzhaft beim Ab-
schied GLicht. ,Frau A.: Ich habe meine liebe Not
mit den Mahlzeiten, da mein Mann kein Gemüse isst.
Frau B. : De"" brüehst-du aber gwüss aii''' eil Fleisch.
Frau A.: G. N., Sehn.! Das chämi uns z'tär usse"^ Gr
Nuf. Wo's [dein Büchlein, ATbbler 1903] cho" ist ond
du g'schrebe" hest, i"'' soll g^ad i" d'Hend speuzer ond
Näbes i" 's Jörbuech tue', han-i''' 'denkt: G. N., Sehn.,
clwstmi'^'' nüd ober! Will's de' Bür, i'* cha"" nüd.
Ap JB. 1903. Min Joggeli hat . . . de' Herr [den von ihm
überlisteten Teufel] üsg'föpplet und g'sät ... B'h/üet
Gott, Sehn., und zürne"d Nünt! Scbwzd. (Th). — 2. a)m.
Bs (Spreng); Uw; U; ZW. und It Dan. und Schau-
berg, f. AäF.; um LStdt, Schwätzer U; Z It Spillmann
{Syn. Plauderi), bes. von weiblichen Personen: junge
voreilige Schwätzerin' Bs (Spreng), schwatzhaftes
(Ndw), naseweises, vorlautes (ZWe. und It Dan.), schnip-
pisches, plaudersüchtiges Mädchen AaF., ,geckiges.
plauderliaftes Mensch' um LStdt, eitles, hochmutiges,
redseliges Mädciien Obw. Du Tonners Sehn. .' AaF.
und weiterhin. .Sei doch du still, du Sehn.! unter-
brach sie der Vater gutgelaunt, indem er, seine Pfeife
anzündend, sich gegen Marie zurückwendete.' JErnst
1866. , Weiblicher Scheltname' Z (Schauberg); oder
zum Folg. — b) f., Dirne Bs; L; Z. — 3. Schnepfli,
Kuhname Ap (darnach BHa.) Kuhreihen; s. Schliffer
(Sp. 154 u.). — 4. Dim., Fischname. 1722 wurde dieser
Weier mit 2 Multen voll Streifkärpflein samt 100 gar
kleinen Schnepflein ... besetzt. 1728, G (äbtische Fiscb-
weiherordn.). ,100 Schnepfle (Schwale, Fürn).' ebd.
,14 Stück Spiegelkarpfen und 30 Schleien; Schnepfle
(Schwale) wurden nicht gezählt.' ebd. — Ahd. snep/o m.,
««,7/« f., mhd. anepfe mf.; Tgl. Gr.WB.IX 1312 (.Schnepf ni.).
1313/-1 (.Schnepfe' f.); Sauders II 2, 992; Martin-Lieuh. II
503 (in Bed. 2 b Schnäpi>; Tgl. unser Sckneppm II Sp. 1247);
Fischer V 1069. Das W. gehört etym. mit Sc-hntpf I zs.; der
Vogel ist benannt nach seinem langen, schmalen Schnabel; vgl.
Falk-Torp 191 1, 1039, sowie ilfer-ScAn. Das männl. Geschlecht
(auch Disc. 1722; G Wochenbl. 1798) ist beiTins im Allg. älter,
das weibl. wohl erst neuerdings eingedrungen (doch s. aucli
die Personennamen). Die RA. Guet A^at-At, Sehn, (auch bei
Gr. WB., Sauders und Fischer aaOO.) scheint aus der Jägerspr.
zu staninien; nach Spillmann habe der Jäger 3. A'., Sehn., i'*
ha"-df:r '« FüdW'' g'seh" gesagt, wenn sich eine auffliegende 1
Schnepfe in entgegengesetzter Richtung (tou ihm weg) bewegte: j
die Schuepfenjagd findet in der Abend- oder Morgendämmerung
statt, weil dann die Schnepfen aus den Sümpfen auffliegen; vgl. !
dazu und zu 2 b Schnepfen-Jogil (Bd III 23), -Strieh. Zu 2a
Tgl. , Schnipp' 6 b bei Gr.WB. IX 1333, zu 3 und 4 (die viell.!
unmittelbar zu Schn€p/ 1 gehören) .Schnippe' 2 ebd. 1335. — j
In Namen. Als Hausname. , Tanz zum Schn-en in [SJZuchwil'.l
Zeitungsins. ;s. auch Germ. VII421. In Ortsnamen. .Schnepfe»'
Fliihli' BsOltigen. ,-Moos' BRüschegg. ,-Nest' BLütz., Trüb
(altes Haus in einer kleineu Talmulde; schon bei Leu, I-ex.; iul
der Umgangsspr. nur Schnejif). ,Schnepf-Winkel' AaSafenwj
(nach Lutz 1827 ,Schnepfen-W.'). Als Personenname. ,Det
Snäpf.' 1321, GR. , Andres Snepha'. 1323, ebd. .Berhtoldl
Schnepf sälig.' 1400, ebd. ,De3 Schn-en Lo.' XV., SchwE.:;
,des Schn-en Rüti.' 1492, ebd.
1257
Schnapf, schnepl', schnipf, sclinopf, schnupf
1258
Figen- (,-ei-') m.: ,fygenvogel, ticedula.' Mal. —
Wiedergabe des lat, ficedula; vgl. Gr. \VB. IX 1312 (unter
.Schaepf): Sanders 11 2, 992.
Ilöch-fart Ho/fert- m.: Hoffartsnarr Obw. ler
wissi'd, tcettige'' Hojfertschn. mi^s Wih ist albig g'si".
Obw Blätter 1887. Bist dui etz ai''' nu"'' nid g'schider
und machist dem H. sini Narrfstämpe" nache"'f'
BKüCHLER-Ming 1923.
Gras-: Bekassine, Gallinago gallinago. VSV. 1916.
Syn. Mos-, Biet-, Zucker-Schn. ,In der Schweiz gibt
es viel Busticulas sylvaticas oder Wald- oder Holz-
Schnepfen, wie auch die kleinere Gattung, Grass-
Schnepflein genennet.' EKönig 1706. S. noch Schn'&pfl.
— Vgl. lir.WB. l.\ 1312 (unter ,Schuepf'); Sanders 112, 992.
Halb-, Schnepflein': Alpenstraudläufer, Tringa
alpina. GLHartm. 1808 (,ini Herbst an dem Untersee
häufig, wo er Halbschnepflein genannt wird'). ,Der
veränderliche Strandläufer heisst auch Halbschnepf-
lein oder Meerlerche, hat Lerchengrösse und ist im
Winter aschgrau, im Frühling rotbraun mit schwarzen
Flecken.' Tschddi, Tierl. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 213;
Fischer III 1059.
Holz- m.: Waldschnepfe, Scoloijax rusticula. VSV.
1916. ,Diser sehn. [Rusticula sylvatica] wonet mer in
wälden dann in möseren, darumb er von den Teütschen
waldschnäpf und h. genennt wirt.' Vogelb. 1557. S. noch
Gras-Schn. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1779.
Här- m.: Zwergschnepfe, Lininocrypta gallinula.
VSV. 1916; Syn. Zucker-Schn.; Slümmeli. S. auch
Schnepf 1. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 37.
Her-: = Gras-Schn. ,Die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, Bekassine, Riedschnepfe, Scolopax gallinago.'
HScHiNz 1842,269. S. auch Über-Schnabel (Sp. 1065);
Schnepf 1. — Vgl. Gr. Wb. IV 2, 760.
Herbst-: Dim., Lerchenscbnepfe, Scolopax pygmea
(,im August am Untersee häufig. Herbstschnepflein')
oder Meerlerche, Tringa cinclus (.unter dem Namen
Herbstschnepflein sehr geraein'). GLHartm. 1808. —
Hiiwel Ueuel-. .Unrichtig ist's, dass es zweierlei
Waldschnepfen gebe, grössere und kleinere; die Jäger
nennen die grösseren Heuelschnepfen.' HSchinz 1842,
269. — Lui-: grosser Brachvogel, Numenius arqua-
tus. SVV. 1916; Syn. Lui (Bd 111 951).
Lerche°-,Schnepfle': kleiner Sumpfläufer, Limi-
cola platyrrhyncha. VSV. 1916. — Vgl. Gr. WB. VI 7t;i.
Her-. ,Von dem meerschnäpf. Scolopax, ein sag-
I fisch, ein meerschnepf, ein meersagen. [Er] wirdt von
I seinem schnabel meerschnepf oder von dem spitz, so
1 er binden ausshär streckt in gestalt einer sagen meer-
j sagen oder sagfisch genent.' Fischb. 1563.
I Mos-: = Gras-Schn. BS.; S; VSV. 1916. — Vgl. Gr.
WB. VI 2524 ; Sauders II 2, 992.
Mittel-: Doppelschnepfe, Gallinago media (bzw.
major). VSV. 1916. Syn. der gross Gräser; Lum-
\barten; Doppel- Surten (ebd.), -Sehn. — Vgl. Gr.WB.
1 VI 2408.
Brach-: Triel,Oedicnemus oedicn. VSV. 1916. Syn.
Nacht-Schatten. — Vgl. Gr.WB. II 283; Sauders 112, 992.
Rege"-: heller und punktierter Wasserläufer,
(Tetanus glottis und ochropus. VSV. 1916. Syn. (für
I Tot. gl.) Viertels-Griel 1 (Bd II 730). Grüen-Beindli,
\gröaser Züger; (für Tot. ocbr.) Mutt-Hüendli, Wiss-
\Schwanz. — Vgl. Gr.WB. VIll 523; Sanders 112, 992.
I Riet-: = ffras-Sc^m. S; VSV. 1916. .Ficedula, riet-
snepf.' Voc. opt. ,R. (Riedschnäpf), rusticula (avis).' '
Fris.; Mal. ,Begassen, riedschnäpf, fasanen', in der
Beschreibung von Nabais Mahl. Grübel 1560. ,An
den zämeren orten [des Veitlins] hat man . . . Räb-
hüener, Wachtlen, Riedschnäpf, Räckholtervögel und
Anders.' Guler 1616. ,Hui, Pfaft', kumm här und spehr
dich nit; du must ein Rietschnäpf werden hütt. Ich bin
Sant Velti, der dich Schutt. Kum her. DerPfaflfmuss
zersten dran.' JMahl. 1620. Oder häd er öppa [zurMahl-
zeit] gha Wildenta, Hana .. . oder andere Vögel, die asa
lange Müler händ, ma saitene numede Kiedschnepfa?
.\KoRNHOFFER 1656. ,Ried-Schn. (rusticula seu perdix
rustica) haltet sich öfters umb die Bäche und feuchten
Ort auf ... Er flieget nicht weit.' EKönig 1706. S. noch
lid V 163 0.; Schnepf 1. — Vgl. Gr.WB. VIII 921 : Sanders
112,992; Martin-Lienh. II 503; Fischer V 341. Haus , zum
Riedschn.' Bs.
Rot-: rostrote Uferschnepfe, Limosa Lapponica.
VSV. 1916.
Sand-: Teichwasserläufer, Totanus stagn. (Syn.
chline'' Züger). VSV. 1916, Teichschnepfe. Scolopax
stagn. GLHarth. 1808 (.an dem Untersee, wo sie Sand-
schnepflein genannt wird, nicht selten'). — Vgl. Gr.WB.
VIII 772; Sanders II 2, 992.
Doppel-: = Mittel-Schn. VSV. 1916, „grosse Be-
cassine, Scolopax major L; S."
Wald-: = Holz-Schn. BS. .Rusticula sylv., W.'
Cappeler 1767. S. noch satt (Bd VII 1425o.); Gras-,
Holz-Schn. — Vgl. Gr.WB. XIII 1191 f.
Wasser-: = der hoch Schnepf (s. Schnepf 1).
VSV. 1916. Dim.. Haarschnepfe. Scolopax gallinula.
GLHartm. 1808 (.nicht seltener als die vorige Art
[Scolopax gallinago] und unter dem Namen Wasser-
schnepflein bekannt'). S. auch r6er-ScÄ)i(i6c? (Sp. 1065).
— Vgl. Gr.WB. XIII 250ü.
Zucker-: = Gras-Schn. S. Dim., „Moorschnepfe.
Scolopax gallinula L; S". = Här-Schn. VSV. 1916.
.Die kleine Sumpfschnepfe, Zuckerschnepfli, Wüschli
(Scolopax gallinula).' HSchinz 1842. — Zwerg-
Schnepfli: Zwergstrandläufer, Tringa minuta. VSV.
1916; Syn. Rassler.
Schnepf 111 m., PI. Schnipfa BSi., in der ä. Spr.
st. und schw. flektiert, Dim. Schnepfli: 1. kurzes Beil
des Wagners oder Küfers, mit gebogener Handhabe
Aa, so. Hold., St. Syn. Schnepfen-Biel (Bd IV 913). —
2. Schnitzmesser des Tischlers, Zimmermanns mit um-
gebogener Spitze (um Linien ins Holz einzuritzen),
dann auch für ein Schnitzmesser mit gerader Spitze
BSi. (so Lenk, Matten und It ImOb.). — 3. Säbel,
Degen mit mehr oder weniger stark gebogener Klinge.
aSpr. (seit E. XVI.); wahrsch. eins mit dem sog.
.Scliweizersäbel', worüber Näheres in der Zeitschr.
für bist. Waft'enkundeVI, Heft 8 und 9 (von EAGessler).
Syn. Schiiepfen-Sabcl (Bd Vll 87). -Vagen. N. habe
,zuo Eglisow ein sehnäpfen und ein par schuocli ver-
stollen, den sehnäpfen zuo Basel an ein ander gweer
vertuschet.' 1581, Z RB. ,Item JSchneider, wirt zuo
Eglisow zur Cronen, [habe] er euch einen sehnäpfen
mit Silber beschlagen verstollen ... einem puren um
7 pfd zu kouifen geben.' ebd. .Einen schnäpf mit
einem löuwenkopf verstollen und an ein ander weer
vertuschet.' ebd. Am Schwörtage sollen die Muste-
rungspflichtigen erscheinen ,mit harnasch und gewör.
sonderlich mit guoten schwerteren oder sehnäpfen
nach eidtgenössischer manier und bruch.' L Mand.
1581. .Einen schnäpf, daruf bschlague mässer gsin,
1259
Schnapf, schnepf, schnipf, schnopf, sehnnpf
1260
verstolleii.' 1583, Z RB. P. LRitzi hinterliess uA.
,1 Schwert, 1 rappier, 1 schnäpfli, 1 priestersägeli.'
1585, L; vgl. zur Sache Bd VI 794u. ,In des vogts huss
zuo Häglingen ein schnäpflich [so] verstollen ... im
Schöfflertal umb 10 batzen verkauft.' 1598, Z RB.
.Lange krume Sebel oder Schnepfen.' RCys.; s. auch
Bd VI 794 u. (,kurze Schn-en oder Eugkner'). ,Zuo
Schlieren habe er allein ein Schnäpf . . . verstollen.'
1607, ebd. Noch um die Mitte des letzten Jahrhunderts
trug Jedermann hei Hochzeiten ein Seitengewehr, den
sog. Schnepf. FrStirnimann 1900. — Wohl nach dem
schnabelähnlich gebogenen Bestandteile benannt und daher
etyni. eins mit Schni'jif I. Das auffallige , Schnäpflich' wird
, umgekehrte' Schreibung für ,-li' sein.
Schnepfel, nach ASocin Schnipfel — m., Dim.
Schnipfeli: Papierschnitzel BsStdt. ,Schnipfel-cour-
tier, ein courtier, der sich mit kleinen Wechseln be-
fasst.' ebd. — Ebenso eis. Schnäj/ele, Srhnuji/d, Sehnäj,/>el
u. (Martiu-Lienh. II 503); dazu ,Schnipfel' bei Gr. WB. IX
1336 (unter ,Schnippel'); Fischer V 1073, ,(Ab-)Schnipfclein'
bei Schm.' II 578. Über weitere etym. Beziehungen vgl. die
Anm. zu schwfeUn (Sp. 1153/4).
schnSpfe°: refl., sich mit einem schneidenden
Werkzeug leicht verwunden AiZein. — So auch eis.
(Martin-Lienh. II 503); vgl. dazu .schnipfen' 2, .schnippen' 4
bei Gr. WB. IX 1333. 1338.
ab-: abschnitzen, -schneiden, -hauen ApH., auch
stumpfer machen ApK.
ver-: zerschnitzeln ÄpH.
schnepfle": (ungeschickt, unnötigerweise) schnit-
zen, schnitzeln BsL.; GMs. Eint (Di Andri) schnepflet
Chride", im Riti-JRössli-Lied BsL. (nach einer An-
gabe in dieser Form auch im benachbarten Aa). —
Ebenso eis. «chnnpßf**^ eis. Schwab, schnip/ie" (Martin-Lieuh. II
503 f.; Fischer V 1073); vgl. auch Gr. WB. IX 1336/7 (,schnip-
peln", .schnipfeln').
schnipf s. schnäpf.
Schnipfel s. Schnepfel.
schnipfe" I: = schniffen (Sp. 1155), (im Kleinen) ent-
wenden, stibitzen Bs (TTobler); BStdt (Bubenspr. und
sonst); GSennw., Stdt; SchStdt, (unerlaubt) naschen
GStdt, We. — Etym. zur vor. Gruppe; vgl. Gr.WB. IX 1333
(,schnipfen' 3a); Fischer V 1073.
ab-: abstehlen Bs (TTobler).
Öpfel-Schnipfi f. : das Naschen von Obst SenStdt.
schnipfe" II. Si häd e" retrugradi Bitvegi'g g'macht,
doch mit Ake" [Bd I 164], Sehn, und Poche" no"''
'plänklet. JMUsTERl(lidschr.). — Nicht nachzuprüfen. Wohl
von abweisendem, schuippischeni Benehmen; vgl. gclmäp/eti II
(Sp. 1253), auch ahd. (Nutker) nüUr-mip/en, deicere vultum,
mhd. (KvWürzburg) im gleichen S. vür sich gesnipfen.
8chnopfeii: nach Luft schnappen. ,ln dem, so
nun die biirmuoter geöffnet wirt, bricht das wasser und
rünnt von dem kind und wie bald das kind empfindet
des lufts diser weit, schnopfet es darnach und begärt
desselbigen.' Rdef 1554; , schnappet' in einer Ausgabe
des XVII. — Auch anderwärts bezeugte Nbform zu s^hnnp/en,
so bei Sclim.^ II 579; vgl. auch Hchnoptn.
Schnapf, in Gespr. 1778 (BHa.) Schnupf — m.,
PI. Schnupf GrAv., Dim. (in Bed. la und 3a) Schntipfli
Gr It Tsch. (auch Schnupfji); Nnw (Matthys), Schnüp/Ii
GrPt.; Ndw (Matthys): 1. als Vorgangsbezeichnung.
a) „ein einzelner Laut des Schluchzens Gr; L"; S
(JReinh.). E" Sch>i. tue": Trürig si"-si nebenander
der Holweg üf g'stöfflet. Kei's het es Wort lu" g' höre";
aber hie und dö het der Lix ''em Oundi si" Hand
e'chlei" stercher 'drückt, a's nötig g'si" war; de"" het
's Meitli tvider e" Schnupf 'tö" . . . 'briegget het's wider.
JReinb. 1901. — b) Atemzug GrAv., Gast., Chur, Pr.,
Rh. Kei" Sehn, wie tue", gestorben sein. aaOO., ,sich
nicht mehr mucksen' GRÜhur. De" letst Sehn, tue',
sterben. aaOO. Er het noch es par Schnupf tä", und
due is [ist es] fertig g'si mi'-me GrAv. Er zücht
schu" und vriirt bald der letst Sehn. tue". Schwzd. (Gr
Pr.). Nid es Vatterunser were-me" z'bette" cho", so hat
s' e" Süfsger und es par Schnüpfleni 'tä" und due sip
verschaide". ebd. — c) in der RA. uf Sehn. GRoHe. (so
Ig.), Pr., uf ''etil Scltn. GRNuf., uf de(r) Sehn. Gr.A.",
Gast., Ghur, D., Nuf., auf der Stelle, „sogleich, auf den
ersten Wink, Stoss", zB. gehorchen, stille sein; Syn.
schmqjf-üf. Khinder müend uf de" Sehn, folge" GRGhur.
Der Für hed geböslächlet . . . imd g'seit, er sins Teilt
si albig g'wonet g'sin, der Obrigkeit uf Sehn, z' folgen.
GFiENT 1898. Uf de" Sehn, (er ehönnd's nid sövd
g'sehwind lese", a's-es g'schehn ist), grad um d's Deichen
[Denken], sind ganzi lengi Gasse" voll Hüser ...zu
Steinhüff'en inghit GrD. (frei nach JPHebel). Im Sehn.,
im Schuss, Hui GRThs; GStdt (V). Gelt, de hest-di'''
'tröge", du hest g'meint. Das giengi im Sehn.! GRThs.
[Gret:] Ey luog, Müetterli, der Brüeder Jogli kont
z'hocha Sprünga dahär glauffa as wie ei taiibs Kalb!
... [Madleui auf die Bemerkung des anwesenden Pfar-
rers, der Ankommende bringe gewiss Neuigkeiten:]
Es dotiert mir grad eba au, dass er asa im Sehn, [im
Druck Schoupf] ohne Eoss und Waga hai kont. Göldi
1712. — 2. a) als Stoffbezeichnung, Schnupftabak Aa;
Ap; B (schon It Zschokke 1797; .nur auf dem Lande
gebräuchlich'); FJ.; Gl; „L"; Sch; Th; Z (auch St.);
wohl allg. Eine Plauderei über den Sehn, und das
Schnupfen im N. Ap Kai. 1922 (von JGBirnstiel). Er hat
al'iwil Sehn, im Sack SchR. Hast en guete" Sehn.? ebd.
,Dass sie [eine ,anlässige' Frau] Etwas in ihrem Sehn,
habe, womit sie es allen Menschen antun könne.' ,
Gotth. ,Er liebte neben dem Sehn, auch den Schnaps, j
und den trank er manchmal vor, manchmal während j
der Schule.' ebd. ,Ich habe keinen Sehn, mehr und!
kann auf 32 Meilen weit keinen kriegen.' LohbaüebI
1864. S. noch Bd VI 61 (ver-riben); VII 1175 (SingA
Sang); Sp. 875o. Den Geboten [der Kirche] gehorchend
verbot der [L] Rat am 9. Aug. 1653 bei zehn Gulden;
Busse alles Tabak-Trinken und -Schnupfen und unter-]
sagte den Apotliekern den Kauf und Verkauf vonj
Sehn, und Tabak. FHaas 1909. Bi dem Chramladen,'^
woni Schnupf koüft ha. Gespr. 1778. Wie Schn.\
1) eig. Mit Bez. auf die Konsistenz: Der Acker, derj
Garten het fme" Herd wie Sehn. GNessl. Mit BezJ
auf die Farbe: Di Se'b mit de" Zäne" wie Schnopll
so wiss [iron.] suecht ebe" aw'' As [Eines, ein Büebli]
mit allem Fliss. JRWyss 1826 (,Appenzellerlied'); vgl:
Ap VL. 1903, 49 f. — 2) adv., ganz leicht, ohne An-I
strengung, spielend Ap; B;L;Z; Syn. wie ge-schnupf(e)t,
Es haut's wie Sehn., beim Mähen Z. Etw. können tm
Sehn. Er häd zwe Zentner 'treid wie Sehn. ZZoll
I''' mag Das g'lopfe" wie Sehnopf ApBühler. Latiniser,
hed-er chönne" lese" a's wie Sehn. LSenip. ,Kein Kim,
wäre im Stande gewesen ... die kleinste Recbnuni;
zu machen; und doch rechneten sie an den Examei
Brüche und Heustöcke wie Sehn.' Gotth. ,Ich könnt'
dem Schulmeister auch antworten, so wie er fragt«
wie Sehn., und blieb nie eine Antwort schuldig.' ebq
1261
Schimpf, schnepf, schnipf, schnopf, schnupf
1262
,Wenn Eine den rechten Verstand habe, so könne sie
mit Dem fahren [in der Ehe] wie Sehn.' ebd. Etw.
kennen wie Sehn.; s. Bd VII 530o. Von statten gehn
uä. wie Sehn. Es [zB. eine Arbeit] gät CgeitJ wie
Sehn. B; Z. Die [Handarbeiten] gOnd am Basar fürt
[finden Absatz] wie Sehn. Z. ,Bei der Mutter sei eben
jetzt die Frag, wie 's innefert syg. Syg's gut dert, su
chöm si dervo" wie Sehn.' Gotth. Übergehend in die
Bed. rasch: 's schlisstne' [eine schwere Arbeit einen
Schwächling] wie Sehn. B (AvRütte). Typisch für etw.
Wertloses, Unbedeutendes: .[Angesichts einer solchen
Leistung]würde Tielleicht mancher chäclie Rüebli- oder
Chelleländer das Wort gebrauchen, das bei ihm stets
den Gipfel der Bewunderung bedeutet: Hoppla! Das
ist nödgad Schnopf. '' N. Ap Kai. 19'2'2(JGBirnstiel). Iren,
für etw. Unangenehmes: Si [die Leute von Wangen,
die denen von Kappel einen Grenzstein verrückt hatten]
Sülle' jets cho", mir wei'-ne" denn de" Zedel [Eine
Urkunde, die das Recht Derer von K. beweist] unter
d'Nase' ha" und säge": Dir Her''e" vo" Wange", hättet-
ir gern Sehn.? hähähä! EFischek 19'22 (S). Von einer
anzüglichen Bemerkung, die man Jmd zu .schnupfen'
gibt: [Die Magd Z. macht eine solclie Bemerkung
gegenüber ihrer Herrin.] D'Frau nimmt ire" Sehn.,
gi''d aber de" Tubak gleitig iviter . . . Jetz het d'Z. aW''
wider ire" Brise", wo-si i" der Nase" bisst. Füschw.
1900 (AaL.). Starche'' Sehn., wie nhd. ,starker Tabak'
von einer beissenden Äusserung, Zumutung. Das
ist starche'- Sehn. BE.; GW.; Syn. Pfeffer .3 e (Bd V
1067). ,Mein diesjähriger Kalender enthält wieder
starken Sehn.' Gotth. (1843 an Reithard, der gefunden
hatte, Gotth. gebe den Gewalthabern ,Schneeberger'
zu schnupfen, während sie an ,Blünilitabak' gewölmt
seien). — b) eine Prise Schnupftabak Nnw (Matthys);
1 Z. En rechte' Stupf und en rechte'^ Sehn. verhelfe"d
\ Mängem zum guete" Lupf Z. ,Da machte der Kerl
eine Pause, als er sah, dass Einer eine Tabackprise
nahm; geh mir der Herr auch einen Sehn., sagte er.'
, Unsichtb. 1793. — 3. a) das braune Mehl in der Blüten-
, knospe des Wiesenbocksbartes, Tragop. prat. ZU. —
i b)Pflanzenn., = Schluckeren (6p.b-il, wo weitere Synn.).
: oO. (Stebler-Schröter 1889). — Vgl. Gr. WB. IX 1388
j (,Schnupfen' 3). .Schuiij:/ hat sein ü von 'nchnuji/en bezogen.
|2a ist wohl AbkilrzHUg aus Schnui,/-TalKik: 3a wegeu
der Verwendung als Schnupftabak, 3 b daher, weil die dürren
' Blätter der Pflanze zu einem Pulver zerfalleu. Über entlehntes
in.sthnouff. Tabak (aus einer Quelle von 1800) s. ETappolet
1917, 155. .Schnupfmilhle', Haus ZRüsdil.
Veieli-: Sehn upftabak aus Blütenstaub, Pul vis ster-
nutativusefloribusB(ApothekerLindt) — Jumpfere"-:
Kleinigkeit (zB. eine Feige), die der Apotheker einem
kaufenden Mädchen anstatt einer Prise als Trinkgeld
gibt Z (Dan.) — Schne"-berger-: = Sehnew-berger 2
(BdlV 1562) B;Z(ACorr. 1860) — Blüemli-: wesentl.
= Veieli-Sehn., (leichterer) Schnupftabak aus Blüten-
i staub, Kräuterschnupftabak B (.Apotheker Lindt und
ItDän.); Z (Dan.). ,Bl. ist ein Gemengsei pulveri-
sierter Arnikablüten mit .Schnceberger'; er wird von
^den [Gl] Oberurner Wurzelgräbern und Kräuterthee-
'fabrikanten in kleinen Schächtelchen als Universal-
1 mittel, besonders aber gegen Kopfschmerz, Augen-
;leiden, Schnupfen etc. verkauft.' Alpenp. 1871. —
jPredikante»-: = Veieli-Schn. B (Apotheker Lindt).
Schnupfe» I m.: = SehnupCpJen 2 (Sp. 1247) B
|(4jro). — Kaum bodenständig. Zu der Form .Schnupf bei
Bed. 166'2 (Bd V I'2-5o.) vgl. Gr.WB. IX 1387.
schnupfe" (bzw. -o'-; -tm WLö., -u" PAl.; W
It Tscheinen), in BBr., E. (neben -«-). Gr., Hk., Ha.,
M., S. (in Bed. Id, in Bed. 2 -m-) und It Zyro (neben
-!«-); FJ., GRNuf., V.; S, so B.; WMü. schnupfe"
(bzw. -i-), Ptc. -t AaL.; Ap; B; GRNuf.; GWe.; Sch;
S; Th; Z, -et AaBt.; B; Gr (alig. It Tsch.); L; U:
abs., seltener tr. 1. a) die Luft stossweise und hör-
bar durch die Nase ein- und ausatmen; bes. den
Nasenschleim hochziehn Bs; BE., M. und It Zyro; FJ.;
Th; Ndw; Z und weiterhin; Syn. söden 2b (Bd VIT
320), ufen-schn. Muest ned all sehn., tue schnüze"!
zu einem Kinde TuMü. Tr. a) eig. Wasser sehn.;
s. Schnupfen lila. ,Der Saft davon [von Mangold]
ausgepresst und mit etwas Honig in die Nasen ge-
schnupft, ötfnet die versteckte Nasen und ziehet die
Flüss herauss.' EKönig 1706. Tag für Tag [müssen
die Bergarbeiter] Dreck schn-en »"^schlucke". JBürki
1916. — ß) uneig. Etw. sehn, (müesse"), = schlucken
la^l (Sp.534); vom heutigen Sprachgefühl wohl meist
auf 2 bezogen. D«'' hed's g'schnupft! hat einen Vor-
wurf oä. ohne Widerspruch eingesteckt AaZoL ,Auch
er musste manche Bemerkung sehn., dass er sich [bei
einem Konkurs] wohl werde zu decken wissen.' Gotth.
,Aber Das [näml. dass die Arbeiter die Verluste tragen]
wird meiner Meinung nach nicht geschnupft.' Joäch.
1904. Wir gönd nid uf ''e" Lim, de'' Chrosi [eine
Abstimraungsvorlage] tüe"-mer nid sehn. L Landbote
1916. Hüttigstags isch-es au''' ke'n Schleck me, Pfarrer
z'si", sid d'Schuetmeister d' Welt regiere'd; der alt Herr
hat aW'' scho" g'nueg z' schn-en übercho". ACorr. —
h) schnuppern, sehnütteln GrL.; S (JReinh); Th
(s. Sp. 896u.). Öppen iseh die Jungi duV'' d'Chuchi
cho" und het g'schnupft mit der Nase" . . . und het
brummlet, es werd jetz de"" tvider ne" gansi Wuche"
bürele" dö inne". JReinh. 1907. 's Vreni het d'Nase"
g'rümpft und einisch, zweumöl ^so g'schnupft: richtig,
HO''' Pummade" het-er [der eben weggegangene Isidor]
g'schmöekt. ebd. — c) an Nasenkatarrh leiden. ,Wann
ein Pferd keichet oder schnupfet, so gib ihm Kleyen
oder Grüsch zu essen drey Tag nacheinander, Das
hilft.' EKönig 1706. — d) unterdrückt weinen, schluch-
zen (,nach dem Weinen") Aa (H.); B,s (Seiler); B, so
Br., E., G., Hk., Ha., M., R., S. und It Zyro; GbEngi;
GRCast., Chur, He., Nuf., Pr.; L; GWb.; S, so B., L.;
Th; Ndw (Matthys); U; W. Syn. i)/"(«/«c;i.sm (BdV 1050.
1270); schlucken 2 a (Sp. 536); schnapsen. Auch nur
dergleichen tun, als ob man weinen sollte B. Es ist
kein chun u"'' hed griselli''' g'schnipfd BHa. Auch als
ich das weinende Kind zum Lachen gebracht hatte,
hed's glich e'keinist wellen fifhdrren schnupfen BR.
.Allein mir [der nach rohem Schelten gehätschelt
wurde] ward nicht mehr wohl, ich schnupfte fort und
fort.' Gotth. ,Meyeli schluchzte und schnupfte, dass
es ihns fast von dem Boden hob, und wenn es schon
reden wollte, es konnte nicht.' ebd. ,Die weiblichen
Ratsherren gebrauchten gewöhnlich sogar das Schnupf-
tuch, schnupften erst brav, wischten sich dann die
Augen mit Macht.' ebd. D's eltst Ghind, gär es waich-
herzigs, . . . hai di ganz Lengene" der [verstorbenen]
Mamma g'riieft, albig d' Auge" g'riblet und g' schnupfet.
ScHwzD.(GRPr.); liandschriftliclierklärtdurch, schmerz-
liche Zuckungen, krankhaftes Zucken im Hals und den
Lippen.' Der üle"sepp hat aw'' a"g'fange" sehn., ond
dem G'meindröt send e" par grössi helli Tropfe" ober
d'Backen abe" 'trätet, ebd. (Th). Und 's Mätschi neben
1263
Schiiapf, schnepf, schnipf, schnopf, schnupf
1264
a"-nier het a"foh" scluiüpfe", schier überlüt. Joach. 1892.
Lang han-ig Nüt us-em üse" 'brächt, es het-si''' griisli'''
g'schämt, het eister stercher g'schnupft. JReinh. 1905.
Demo'''' föht-es a" schnüjjfe", ict' «'e""'s im we't 's Herz
abstösse'. SGfeller 1911. Alls hed g'schnupfet [bei
einem Begräbniss] und d'Auge' 'butst. ALüassmann
1916. Der Josemetitnni ist nit gere" g'gange"; er hed
g'schnupft und schier leid 'lä". JJörger 1918. S. noch
Bd VII 1288 u. ,Schn., nictere, singultire.' Mal.; s.
noch beffen (Bd IV 1041). .Beineben ist der Natur
gleichsam eingepflanzet.dass... wann ein abergläubiger
Heuchler oder Capuciner seufzet, schnupfet, die Augen
wüschet, dass Andere ihnen hauffenweiss nachfolgen.'
ClSchob. 1699. S. noch gellen (Bd II 208). - e) durch
Verziehen des Gesichtes seiner Unzufriedenheit Aus-
druck geben, dem Weinen nahe sein ThMü. Du brüchst
ned all z'schnopfe". «'«""-me" ned g''ad cha"" tö", wa'
tu gern hettist. 's ward (desswege') ned g'schnupft, zu
Kindern, die wegen Verweigerung eines Wunsches ein
unzufriedenes Gesicht machen. — 2. Schnupftabak
schnupfen Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; P (.annasar
tabacco.' Giord.); G; Sch; Th; Uw; W; Zg; Z; allg.
Abs. Er schnupf(e)t (bzw. -ü-), = ist en Schnupfer.
Der hat's ttnd vermag's, cha" sehn, und rauche" G
SaL.; s. auch ver-mögen (Bd IV 111 o.). .Nun in einem
Tage gicng Das nicht, so was [Kinderzucht] ist weder
sehn, noch tubacken, aber am Ende gieng es doch.'
GoTTH. Will-i''' [der Mann] schmutze", schnupft-si
[die Frau] wider. Hrw. Kai. 1869. Üs lüter Eüslig-
keit ist-er avi Sunntig au''' nümme'' go" si"s Most ha";
nid e'"möl g'schnupfet hed-er me. JRoos 1907. Manch
eine Grindelwaldnerin schnipfd. Bärnd. 1908. Me"
soll de" Schnopf -Toni si" lö" ond-e" so wUeri schnopfe"
lö" off si"'mm Geldsack ond off sinner Zedeltrocken
übe", vAe bis ane". ATobler 1909. S. auch üf-schoppen
(Bd VIII 1023 u.). Tuhdl; sehn. AaP. 's ist Laster
g'nueg für en Pfarrer, wenn-er de" Tubak verbrönnt;
er brücht-e" denn nid no''' z'chätsche" oder z'schn.
HBlattner 1902. ,Ess were besser, dass man das-
selbige [,das stille Gebätt'] stehend und laut verrichten
wurde; dann der einte Herr möchte in währendem
Abhinkneuwen ettwann Tabac sehn.' 1666, Z. Mit
quant. Akk. Wen" [du] all Tag 's Halbniertel schnupf-
test. Der Unbarmh. Er schnupfet Ei"s. JWipfli (U).
Was händ ir da z' tue"? ... Ei" s z'schn. Isc/i-i [euch]
au'*" Eine'' [eine Prise] g'felUg? ACorr. Der N. het-sen
[eine Prise] unb'sinnet g'schnupfet. RvTavel 1922. In
RAA. Ei"'m z'schn. ge" 1) eig., eine Prise anbieten
Aa (H.); WLo. und weiterhin. — 2) uneig. Ei"'m
z'schn. ge" Aa (H.); ScaSt. (Sulger) und It Kirchh.
(z'schnupfe"d); Z (Spillmann). Ei"'m 's z'schn. ge" G
(Zahner); ScaSt. und It Kirchh.; Tu (Pup.), Einem Etw.
unter die Nase reiben, den Standpunkt klar machen;
Syn. .schmecken (Sp. 900M.). Du schnupf! merke dir's
Bs; Syn. schmeck! (Sp. 899). Sö,jctz cha""st schnopfe"!
da hast du's. N. Ap Kai. 1922 (JGBirnstiel). Da wird
oder ('sj wird nüd g' schnupf (e)t! da wird Nichts draus
AA;Ap;Bs;BE.undltZyro;GL;GWe.;S;Tu;Z;SpRww.
1869. Der N. hät-em 's Nnchberle" [Annäherung an
seine Tochter] scho" e" par Mol verböte"; dö werdi nüd
g'schnupft, hät-er g'seit. Mkssikommf.r 1910. Wird nüd
g'schnupft, Jüdli! ACorr. Wird nit g'schnupft! de"-
weg überchunst-du-mi''' nit! F Ebers. 1905. Dö wird
iez (lez wird) nüme" g'schnttpft! ThMü.; ZRuss. Nünt
würt g'schnupft! Sch (EStoll). ,Da wird Nichts ge-
schnupft!' Formel der Abweisung. oO. ,Wenn der
Mutwill dich neckt und zupft, so sage ruhig: wird
Nix gschnupfti' B Hink. Bot 1856. 's glH Oppis (Nüt)
z'schn., zu holen, es fällt ein (kein) Vorteil ab für
Jmd BsL. Viele wurden zur Gemeinde aufgeboten, die
bloss Das wo"* öppe" kapiert g'ha" hei", 's geh Öppis
z'schn. Breitenst. 's giH Nüt z'schn., Herr Erli''' ! ebd.
,Z'Nüni und z'Obe"'* bekomme ich mein Portiönlein,
aber sonst gibt es Nichts zu sehn.' ebd. —
Schnupfe" II n.: l.a) entspr. Bed. 1 a. G'schunndhät
's Schlossherre" Jumpfer mües'e" chalts Wasser bringe"
zum Sehn., gegen das Nasenbluten. Messikommer 1910.
Als Zeichen, Gebärde (vgl. auch schnupflen): Über
ordindri Sache" wird zwüsche"t (tdel und Nazi nid vü
g'redt; si machi"d's mit Stupfe", Di'ite", Wueste", Augg'-
zwinke", Schnüze" und Sehn. ab. L Tagbl. — b) ent-
spr. Bed. Ic; vgl. SchnüpenSa (Sp. 1249). , [Dieser Saft]
vertreipt das sehn, und fluss des haupts.' Zg Arzneib.
1588. — c) entspr. Bed. Id. .Trinette fügte noch unter
Schluchzen und Schnupfen bei, was Johannes vergass.'
GoTTB. S. noch Bd VII 373o. ,Das sehn., singultus.'
Fris.; Mal. — 2. entspr. Bed. 2. , Neben dem Rauchen
war besonders das Sehn, allgemein verbreitet, Mann
und Frau schnupften, und oft wurde, wollte man einen
schlechten Witz machen. Einem Rossstanb in die
Schnupfdrucke getan, was überaus heftiges Niessen
zur Folge hatte.' Messikommer 1909. S. noch Schnupf
(Sp. 1259). — Tabak-: = dem Vor. 2. ,Das Tabak-
trinken und -Schnupfen [wurde 1656 untersagt].'
WWildberoer 1917. .Welche sich dem schädlichen
und verderblichen T.-Schn. und -Trinken ergeben...
sollen bevogtet werden.' 1667, Z. — g"-schnupf(e)t:
zu Bed. 2. a) Es ist nid nume" g'schn., keine Kleinig-
keit. [Ich habe] wol g'ivüsst, das' Das für ne" Chnecht
nid nume" g'schn. isch e" Püre"töchter z'erwibe". Loosli
1910. — b) wie g'schn., = wie Schnupf 3 (Sp. 1260) Ai;
Bs; B; L; GWe.; S. Fare", gä", lauffe" wie g'schn. '
Wenn-si 's Chuchig' schirr abg'icäsche" het, dö sin-erf \
die erige" Häfe" dur''' d'F'inger g'laufe" wie g'schn.
BWtss 1863. I"* lüge" nid, aber sö-ne" Stei"hüffe" längti
tirie g'schn., bi Eus es halbs Dorf z' baue". AGtsi 1899. i
S. noch Bd VI 550o. — Spätmhd. snnp/en, schnaufen;!
schhichzeB, Intens, zu sehnü/en (Sp. 115S, wo Weiteres); rg\.\
Gr.WB. IX 1388/90; Martin-Lieuh. II 504; Fischer V 1085.J
In Beil. I d und 2 auch in westschweiz. MAA. eingedrungenj
(ETappolet 1917, 152. 155). ,Schnupfsäckeli', Spitzname eioerj
alten Wahrsagerin BM. (Gotth. EB. 612). |
u(f)e°-, uehe"- usw.: = schnupfen la. a) eig., vomj
Nasenschleim (abs.), auch von Wasser, einem Schnnpf-I
mittel Bs; BE.; Sch; Th; Ndw; Z und weiterhin, auch:
Schnupftabak (Brise") etwas ekelhaft hinaufschnnpfer[
Bs (Seiler). Wasser i" d'Nase" u., gegen Nasenblnten|
— b) uneig.. .einen Verweis annehmen müssen, obnt,
Etw. dagegen sagen zu können oder zu dürfen' Sei
(Kirchh.). — ume°-, in Gr umer-: herumschnüffeln Gl;
L.; Sch (selten). Du muest doch au''' an Allem «.,
die Nase in Alles stecken Sch. — ine"-: Etw. in di>
Nase hineinziehn Ndw (Matthys) und sonst. — er-.
Mit quant. Akk.: '/s Pfund im Tag e. Nnw (Matthysli
— ÜS-: aufhören zu , schnupfen'; wohl nur im Per'
1. a) sterben GRÜast. — b) zu schnupfen Id, aulhörei
zu schluchzen Gr (Tsch.). — 2. zu schnupfen 2 G,
(Tsch.); Ndw (Matthys) und sonst. Iez hest wl
g'schnupf(e)t (weil der Tabak ausgegangen ist). 1
ver-: 1. abs., = üs-schn. Ib GRoHe. — 2. tr.. sj
schnupfen la'^, etw. Unangenehmes .schlucken', siel
V2fih
Sclinapf— sclinnpf. Schnaps— scliimps
12t)6
(ianiit abfinden (müssen) Bs (Schwzd.); Dan. (oO.).
Minere" Mamme" het-si [Frau S.| die zwaiti Hiröt ibel
g'no" ... Fe a pi [peu a peu] het's d'Fraii Sibille" docit
verschnupft. Schwzd. (Bs). — 3. mit Akk. P., verstimmen,
ärgern SohScIU.; Z. Das het-en verschnupft. ,l)en
Meister werd es am wenigsten v., wenn solch ein
Jüngelclien Urlaub heische, den Habsburger zu sehn.'
JRWyss 1822. — ver-schnupft: a) erkältet, an
Schnupfen leidend Bs; Th; Z und weiterhin. — • b) ver-
stimmt, unzufrieden, ebd. — Vgl. Gr.WB. XII 1, 1137;
Martin-LieDli.11504 (durch Tabakschnupfen besudeln); Fischer
V 1317 (ein Taschentuch durch Schnupfen aufbrauchen).
h'-schnipfe", Vic.h'-schnipft und -schnupft: ,niortili-
care, confondere' PAl. (Giord.). Vgl. ver-schn. 3.
Schnupfer m.: 1. (auch Schnupf eri", -(ejre" f.)
Schnupfer(in). wohl allg. En alte' (en alti) Schnupferfi").
Die Schnupferund Tubäkler. EEschmann 1917. S. noch
Be-räm (Bd VI 885). — 2. Schnupfen, Nasenkatarrh Gr
Hald. — Vgl. Gr.WB. IX 1390; Martin-Lienh. II 504;
Fischer V 1085, zu 2 BSG. XII 50 f.
Staub-: wer Staub , schluckt'. Wie's die Stuben-
köcken «•"* Staubschnupf er an allne" Höre' da ueche'
[auf die Berge] schrisst. JBürki 191(i.
Tabak-: = Schnupfer 1 Gr (Tsch.); PAl. (Giord.;
.tabacchista'). S.noch r.-ßi«per(Bd V11519, wowahrsch.
,-Schnupfer' zu lesen).
Schnupfete" (bzw. -ü-) f., in Bed. 2 auch Dim.
Schnupfetli UMai., -m- Sohw; Zg: 1. unterdrücktes
Weinen, Schluchzen. Es het friU''' no''' ne" guete' Rung
'düret, geb Lusis Augli hei" reelle" trochne" . . . Es het
ntime" brüche' dra" [an etw. Unangenehmes] z'däiche"
. . . de"" isch wider e" Schnüpfete" tmder ''em A'richtloch
g'si". SGfeli.er 1911. • — 2. Prise (Schnupftabak) BBe.;
Gr (Tsch.); ScHw; UMai.; Zo. Auch es Schnupfetli
Sah, eine Messerspitze voll UMai.
Schnupfim.: = Schnupfer 1 LE.
(g*-) schnupf ig: gerne Tabak schnupfend; gut zum
Schnupfen Ndw (Mattliys).
„schnupfle", -ü- U", sonst nur schnüpfle":
l.a)Dim. zu schnupfen la; stossweise nach Atem suchen.
[Ein badendes Kind] het . . . geschluckt tmd g' schnupf let
für der Ote'" z'zieh", und tce""-me" g'mäint het, 's brieggi,
tiume" g'lachet. PHaller 1912. Spez. beim Kartenspiel
als (verbotene) Andeutung für den Partner, dass man
.Rosen- habe; s. hägglenO (Bd II 1098). — b) .wieder-
holt schluchzen ü." S. noch Bd VII 373o. (Ansh.). —
2. Dim. zu schnupfen 2. Sffb Schnüpfle", jo se'b ist e"
Tracht, gär wenn's Ein hantli''' im Grösse" trlbt, das'-
em en Zapfe" a" der Nase" hange" blibt. NBoesch 1892.
— Vgl. ,schnupfelD', schnüffeln bei Gr. V?B. IX 1387.
Schnupfler Ndw (Matthys), Schnüpfler ApK.
(in H., I., M. -ö'-); Gl; Ndw (Matthys, -t-) — m.,
Schnüpfleri" (bzw. -ö'-) f. Ap: = Schnupfer 1.
schnupf-üf: Adv., sofort. Bis sehn, still! Gt.lü&L
— Vgl. das syn. uf Üchnvp/ (S-p. 1260 n.).
Hag-Schnnpferli L It Ineichen und ALGassmann
1918, Zun -Schnüpferli BTwann (Bärnd. 1922) — n.:
Vogelname, = Hag-Schlüffer (Sp. 178). — Dissimil. aus
SchlupftrU. -ü- (Sp. 637).
Schnaps— schnups.
Schnaps m., tw. (so nach Angaben für B; L; Uw)
n. (vorab in Bed. Ib, in üw auch in Bed. 1 a), PI.
Schwell, Idiotikon IX.
(in Bed. 1 b) Schnaps, sclierzh. (burschikos) auch
Schnäpser, Diiu. Schnäpsli, auch etwa (so ScnSchl.)
-eli: 1. a) Branntwein; oft mit der Nbbed. des Geringen
oder doch in geringschätzigem S. allg. Syn. Güx (Bd II
570); Choli (Bd III 209) und bes. Franz (Bd V 762),
Brante'-Win, auch Wasser (in Zssen; Weiteres SV.
1920, 12). De- stinkt vo" Sehn. ScuSchl. Si süffe"d
Sehn, wie Wasser SchR. Sehn, ist guet für d'Cholera,
d'Frou ist Meister, nid der Ma"" LE. (Lied). Hest
nid Schnaps, so hest doch Wi", dass-mer chönni"t e"chli"
bi-n-enander si". ebd.; vgl. dazu: Dem Sehn. nä'Hü^ffe",
von den Nachtbuben, die nacli alter Landesunsitte
Samstag abends den Mädchen nachlaufen, um sich
von ihnen Schnaps geben zu lassen BHk. ,Eine Bett-
schwester, die Fleisch im Kemi, Wein im Keller, Sehn.
im Gänterli und Geld im Trögli hat.' Gotth. ,Dran
ist einzig nur schuld das höllische Sehn, und das
Köhli.' Zg Kai. 1879 (Uw). ,Wein bekamen wir [Bauern-
kinder] gewöhnlich nur an Sonntagen, Sehn, gar nie.
dagegen Most, so viel wir mochten.' AfV. (Th). Waf
heseh lieber: Wi" oder Sehn., Brot oder Chäs oder Ziger'!'
KL. (BSchw.). 1 ha" der Gaffe gern u"'' du der Sehn. ebd.
(BLau.). ,[Zum Schluss der Bolz-Zigi gab es früher
e" warmi Milchbrocha, nachmals Kafl'ee mit Käse und
Brot,] doch ist zu allen Zeiten zwischen hinein der
Herr Sehn. O""" derbi g'si".' BiRND. 1908 (BGr.). S. noch
Budel II (Bd IV 1035); Charren-Salb (Bd VII 804);
SMS (ebd. 1394M.); Leb-Sehiben (Bd VIII 55); Schoppen
(ebd. 1019); Sehmtpf (S\<. 1260M.). Sprw, : 7m Sehn, er-
trinke"d me Lüt als im Weltiner ZBül. EßJ Glesli Sehn.
oä. allg. Es Faggelli Sehn. BBr. (zu Baggel II Bd IV
1073). ,Geb ihm Gott die ewig Ruh und es Gläsli
Sehn, derzuel- betete eine Frau für ihren Mann LE.
D' Wiber tuend am Brunne" wasche". Heirelis Magd
hat de" Chopf verbrannt ; 's gi''t e" Viertel Asche", siben
Elle" Uoserbändel und e" Gläsli Sehn. Z. ,Ein gutes
Glas Sehn., aber Kirschwasser und nicht Bätziwasser."
GoTTB. ,Hier die Mass Sehn, nimmst mit [für eine
Kranke], Enzianschnaps ist's vom vornehmsten. Mit
Dreikönigswasser ist er betröpfelt und die Blutwurzel
hab ich drin gewaschen im wachsenden Mond.' MLienert
1898. Für die erlittene Unbill bekommt der .Silvester'
[Bd VII 864 Bed. 3] einen , Eierweggen' und ein .Gläsli
Sehn.' Messikommkr 1909. S. noch ge-brännt (Bd V
624u.) — h) ein Glas (Gläschen) Branntwein, wohl
allg. Syn. Budel II (Bd IV 1035). Wend-er- [wollt
Ihr] eCnJ Schn.f' Frage des Wirtes. ,[Die Frau] gab
mir einen Sehn, und vier neue Fünfbätzier.' Gotth.
Dort unte" bi Basel, dort han-i''' mi" Schatz, und
wenn-i''' de'" ehumme", so zalt-er-mer e" Sehn. Groli-
MüND 1911 (AAEntf.); ähnlich AAErlinsb. AIH Morge"
wo't-er sin Sehn. SchR. .Am Morgen früh wird [von
den Sennen] jetzt meist en Sehn, getrunken. Der
Bauer, dem die Heerkuh gehört, muss der Sitte ge-
mäss den Knechten einmal Sehn, verabreichen, ebenso
der Bauer, dem die Eer-Messeri" [Bd IV 459] gehört'
GrLuz. Ein Bettler, der einen geschenkten Rock auf
offener Strasse für 10 Cent, verkaufte, erklärte, er
heig no''' 4 Cent.; es geb-im de"" g'rad z'säme" für nes
Sehn, um 1850. B. Si [Bauernknechte] hei" alben-
einiseh um-enes Sehn, g'maeht [gespielt]. Schwz, Unterh.
1860 (B). Ne" Finten, wo allig d'Matröse" am Morgen es
Sehn. nind. JRoos 1885. D'Mäder hei" richtig g meint.
es Sehn, am Morge' nüechtcr underleggi de"" fir ''e"
gang Dag. Bärnd. 1922. Dim., wie nhd. .Schnäpschen'
1267
Schnapü, schneps, scliniijs, schnoini, sclluul)^
12(58
gefühlsbetont. Gem-mer ä [auch] es Schnäpsli! r*
ha' Zändue AaF. Ei, Garibaldi, zal »lir e" Halbi;
d's Schnäpsli hau-i''' trunke" tmd d's Glesli (d'sFiideliJ
han-i''' noch GnThs. S. noch an-ränken (Bd VI 1140).
Es Schnäpsli für Schnapsbriiedere' oder en erliste Be-
trachti'g öfter 's Elend der Witt. Huw. Kai. 1852.
Vergiss der Wi" uld es guets Schnäpsli nid! MKüom
188tJ/7 (GsSchs). .Ein Schnäpsleiii (Tresterbrannt-
wein) gehörte zum Beginn und gewöhnlich auch zur
Beendigung des Tagwerkes.' Messikommer 1911. Es
schint kei' Stern, lueg icie-de wi't, drum schadt-mer
[dem Nachtwächter] au''' mi' Schnäpsli nit. Sohwizerl.
(Gr). Z'Miiediswil im chllne" Pintli hocki'd Zwe bim
Schnäpsli zue. Zyböri. S. noch reisten (Bd VI 1507).
,Da machte der ehrliche Mann einen Kuhepunkt und
nahm ein Schuäpschen.' Unsichtb. 1793. Beteuerungen.
Da' Schnäpsli söll-mi''' (g'^ad) versprenge', wen»! . . ..'
Tu. Das Schnäpsli tar-mi''' töde', wenn's nild wör
ist! ApOberegg. — 2. Verweis, Schelte (Aa; Ap; Th;
Z). Prügel (G; ZTöss), nur in den Verbindungen 'sgiH
Sehn., Sehn, übercho' oä. Syu. Pranz (Bd V 764o.).
Auch: en Sehn, übercho' Z (Dan.); s. noch BdV1205.
Sehn, öni Glas übercho', gescholten werden GO. Trock-
ne' Sehn., Rüge Gr, so Chur.
Vgl. Gr.WB. IX 1175/6; Martiu-Lienh. II 5ti4; Fischer V
1032. Das W. ist ein ziemlich junger Eindringling (unsre
Ältesten Zeugnisse gehören dem ausgehenden XVIll. an) und
wird wohl heute noch, zumal auf dem Lande, da und dort als
fremd gefühlt; immerhin hat es die einheimischen Synn. (bes.
Pram) bereits stark zurückgedrängt. Das Neutr. nach dem
urspr. neutr. Pmnz und durch Abkürzung von ea GUdi Sehn.
Über Entlehnung des W.s (durch Vermittlung des Schwzd.?)
in roman. Nacbbarmaa. s. ETappolet 1917, 1.52. Vgl. auch
Schnabit (Sp. 1071), ferner Schnip» 11.
Acher-: KartoÖ'elbranntwein B. Syn. Erd-epfler 3
(Bd I 382); A.-Geist (B); Chärstler ä (Bd 111 487);
Furchen-Liggör (ebd. 1232); Bodenheimer (Bd IV
1032); (un-)ge-lütereti Herd-Opfel-Eösti (Bd VI 1524/5);
Zinggen-Sirup (Bd VII 1270).
Ochse»-: Wasser. — Vgl. gleichbed. tir. Kue-Schn.
(Schöpf 637), auch .Gänsewein.'
Euzele»- m. BsStdt, .Enre"- n. NDw(Kal.): Enzian-
branntwein; Syn. <7enje>ie»i.2 (BdIII52); Enzen-Pranz
(Bd V 765), -Wasser, ,1m Spätsommer gruben wir auf
den Alpen Wurzeln, besonders Enzianen, aus denen
wir das gesuchte Enzenschnaps bereiteten und teuer
verkauften.' Ndw Kai. 1906. S. noch Sp. 1'266M. —
Epfel- (Ö-): ,Trusenbranntwein' S; Syn. E.-Pranz
(Bd V 765). — Härd-epfel (-öpfel)-: = Acher -Sehn. S
und weiterhin. — Wiben-volch Wibuvolch-: Berga-
mottenlikör. Lötschen 1917; nicht allg. üjn. Berga-
mutt(en). \'g\. Meitschi-, Wiber-Schn., -Win.
Holländer-: aus Holland eingeführter Likör B
(JBürki); nicht allg. gebräuchlich. — (Reck-) Hold er-:
Wachholderbranntwein GHPr., Seh. Syn. R.-h.-Pranz
(Bd V 765). Für Se'b [näml. Magenweh] nemi der Äni
albig es Glesli R. AfV. (GnSch.). S. noch Bd V 692 u.
— Here°-: feinerer Likör (Cognac, Rhum), im Gegs.
zum Selbstgebrannten und zum , Bundesschnaps' B(}.t
(Bauernstube 1900). — Jänn-: aus Driel-Win (in
der Kelter gepresstem Wein) und Weintrebern her-
gestellter Branntwein; als Heilmittel gebraucht W,
so Lötschent. Der J. soll um so besser sein, je weniger
die Trauben gepresst sind. — Chrüter-: aus Wein-
trebern mit Kräutern, insbes. Wermut hergestellter
Branntwein WVt.; ZoAe. (auch aus übsttrebern mit
Kümmel. Wachholder und Wermut). Bewährtes Heil-
mittel bei Erkältung und Magenbeschwerden WVt. —
Meitschi- f-i^-): süsser, milder Likör BG.f Vgl.
Dorf-Schn. — Bundes-: = B.-Pran2(Bd V765). wohl
allg. bekannt. [Selbst] zcen"-es bloss B. war, hüt sieg-er
im nid ab. SGfeller 19II. — Brechere°-: = Brecheten-
Pranz (Bd V 765), den .Brecherinnen' gespendeter
Branntwein (gew. selbstgebranntes iJäfsi- IFosicr aus
übstabfällen mit Zucker, Zimt, Kümmelgeist ndgl.)
B; s. 2}rec/ie(cn (Bd V340). — Pflüme" 2'7itmjne"-:aas
Pflaumen bereiteter Branntwein GRHald. — Spini-:
= Sp. - Pranz a (Bd V 765), beim Kiltgang vom Mädchen
dem Liebhaber und den besuchenden Burschen dar-
geboten GRPr. — Dorf-: mit Zucker, Zimt udgl. ver-
süsster Branntwein, der am Berg-Dorf (s.d.) von den
Mädchen als Entgelt für die ihnen gewordene Bewir-
tung im Dorf-Gutterli kredenzt wird BGr. (Bärnd.
1908). Xg\.Meitschi-Sehn. — Träst-: = Ürbsi-, Trast-
Pranz (Bd V 765. 766). ,Das scharfe Bouquet des Träst-
schnapses schien mit den übrigen Gerüchlein den
Kampf aufnehmen zu wollen.' Obw Blätter 1899. —
Tschingge"-: Fernet Branca, ein italienischer Likör,
D'Chellnere' [het] mit-mer g'dkt, uo-si-mer mi's
Wänteli het solle' mit Tsch. fülle'. JBI'rki 1916; nicht
allg, gebräuchlich. — Wiber-: = Rosöli (Bd VI 1445)
GLEngi.
schnapse°, Vtc.-et: 1, Branntwein brennen SchR.,
Schi.; ZDüb. Die nächst Wuche' tom-mer sehn. See
Schi. — 2. Branntwein trinken, ihn lieben Bs; B; Gr;
L; Soh; Th; Uw; Z und weiterhin. [Die Frau] hed lang
im Stillen g'schnajjset GrL. Z'Lange'tal im BärC-
siübli . . . heig . . . [Einer] mit Parne' [ein paar Leuten] ,
g' schnapset u""zalt. Loosu 1921. Subst. Inf.: 's Einzig, I
tcas-men em [ihm] cha" fürha", isch das Dunders Sehn, i
AZimmermann 1916. — Vgl. Gr.WB. IX 1176; Martin ;
Lienh. II 504.
ume°-; sich in Branntweinschenken herumtreiben j
GfiFläsch. Er hed vil ume'g' schnapset. \
ver-: 1. zu Branntwein brennen, i"* [Gott] Aon-I
ene" [den Menschen] Hördöpfel lo' waclise'; sihäiid-s'\
verschnapset ÄAWohlen (Ztgsart.). — 2. das Geld füri
Branntwein ausgeben Bs; B (Emmentalerbl. 1916);!
ScHwE. (MLienert 1899); UwE.; Z. Er verschnapaet]
Alls Z. — ver-schnapset: a) Branntweingenuss
verratend, dadurch geschwächt. Isch im Öpper e'"6'-'
cho', SU het-er-se [PL] mit si"r v-e' Stimm a''brüelet.i
LoosLi 1910. J" de" trüebe" r-en Ouge' erwacliet ii\
Liechtli. Bund 1922. — b) dem BrannHveingenuss er-j
geben, versoffen. St" Frou, di v-i Tasche'. RvTaviii
1901. — Vgl. Gr. WB. XII 1, 1129. I
Schnapser m.: 1. in GrL. auch Schnäpsen
f. Schnapseri', -ere", gewohnheitsmässige(r) Brannt
weintrinkei(in) .\a; Bs; ß; F; Gr; Sch; Th; üw; Zj
wohl allg. En alte' Sehn.; en Erzschn. Me' ktnn\
e«'* uol ...; ir sind jo Alles Schnapser und Lügeri
ANeher 1906. Amene' settige' Hudilump und Schii
RvTavel 1910. Es tätmer 's Herz abdrucke', wen'-e^
e" völlige'' Sehn. wurd. SGkeller 1911. — 2. Dini'
Gläschen Branntwein BBurgd. (Dan.). Es halS.
Schnapserli. — 3. eine bes. zum Brennen von Kirsch
wasser benutzte Kirschenart BsL. Syn. Bränz(l)ii
(Bd V 766). — Anderwärts (.Martin-Lienh. II 504; Fischii
V 1032; Follmann 457) nur in Bed. 1. So auch im Patois dij
BJura (ETappolet 1917, 152). '
Schnapsete" f.: Branntweingelage (JwE.
1209
Schnaps— schnnps. Schnar(r) — schnur(i)
1270
Schnapsi m.: = Schnapser 1 GrL. und wohl
weiterhin.
Schnapsiti m.: = Schnapser 1 B.
schnapsig: nach Branntwein schmeckend, von
Konfekt B; Z und weiterhin. — Vgl. Gr. WB. IX 1177.
Schnapsli in.: Zuname eines Branntweintrinkers
AaF.
schnäpsele" 1: nach Branntwein riechen oder
schmecken, von Schnapstrinkern, von Branntwein-
flaschen, -fässern usw. Aa; Bs; B; Gl; Gr; GWb.; Tb;
Z. Syn. fträw^e/ew (Bd V 766). Auch von eingemachten
Früchten, die in der Sommerwärme zu jjären anfangen,
von Birnenwecken, die (zn) stark mit Branntwein ge-
würzt sind Th. — Auch bei Martin-Lieiih.11504 tm-hnäpah").
schnäpselig: nach Branntwein riechend oder
schmeckend Bs; ThMü.
schnäpsle", inBE,, S.;LE.; SchR. auch schnäp-
sele" II: = schnapsen 2 (in etw. milderm S ) Hs; B; Gl;
Gr; I.e.; Sch; Th; Uw; U; Z. Si schnäpselcd wider bim
Ghiethafe'' zue SchR. We'" der Pur g'wüsst hält, wi'
vil der Rüfel g'schnäpselet het u"' wi'-n-er z'Nachi
desume'q'heit ist. SGfeller 1917. Derneben isch-er für
herti Arbi^t z'bringe' g'si" u"' het wiligen e'chli'
g'vagantet u"'' g'schnäpselet. Loosli 1921. — Vgl. Martin-
Lienh. 11 504; Fischer V 1032; Sch«pf 637.
ver-sch näpsle": = ver-schnapsen 3 UwE.
Schnäpsler, in BE. Schnäpseier — m.: = Sctniap-
ser i Ap;Gr; L; Sch; Th; Uw; Z. Er ist Cchli" en Sehn.
SchR. ,Die Gros.sgrinde, Sclinäuzler und Schnäpsler.'
GoTTH. I''' bi" SOS en Ard cTce'n Schnäpsler, aber eso
e" guets Ghriesiwässerli tiied Ehn waul. JHartmann.
Amene" settige' Sehn, giben-i''' Nüt ! Loosli 1910.
, Eine Landplage waren damals [l.H. XIX.] die ziem-
lich zahlreichen Schnäpsler ... die hettolnd das Land
durchstreiften.' Messikommer 1911.
Schnips I m.: a) Schnippchen, schnippende Be-
wegung der Finger GNessl. — b) ,in einem Sehn.',
unverzüglich. ,Wann frembdes Kriegsvolk in der
Nachbarschaft verbanden, so wolle man in einem Sehn,
oder Stutz, dass die Stadt [Brugg] fortificiert werde;
wann aber widerumb ein fridsanier Luft wehet, so
gedenkt man der Fortification schon nicht mehr.' Heüt.
1658. — Vgl. Gr.WB. IX 1340 f., zur Bed. auch .fchnall
(Sp. 121Ö).
Sfhnips II m.: leichter (Schnaps-)Rausch ScHwE. —
Er hat e" Sehn. — Vgl. altstrassb. Schnipt, Branntwein
(Martin-Lienh. II 504), gleichbed. nd. ,snipps' (Gr.WB. IX
1175) als P.irallelform zn .S'oAjin/»« und bes. lothr. Srhnips ni.,
kleiner Rauscli (Follniauu 461).
I G''-schnops n.: Schluchzen B (AvRütte); Ndw
I (Matthyt). Das dumm G. chaW-i''' doch nid lide".
I schnopsele" Nuw (Matthys), ..schnopsle" Obw:
'< schluchzen." Vgl. das Folg. 2.
I schnopse", 3. Sg. Pries, und Ptc. -et B, -t BsStdt:
wesentl. = schnupfen 1 (Sp. 1262). 1. stossweise und
geräuschvoll durch die Nase aus- und einatmen, um
I die Atemwege frei zu bekommen, bes. von Einem, der
( (zB. beim Schwimmen) Wasser geschluckt hat, im
I Wasser untergetaucht ist BsStdt; B, so oAa., E. und
I It AvRütte. De" het g'schnopset! .Mein Vater ... wollte
Vreni beim Göller nehmen, die warf ihm eine Kachle
i Milch ins Gesicht, dass er sehn, musste.' Gotth. ,Da
I fanden sie Stini im Mistloch, das triefende Haupt aus
der schwarzen Jauche emporstreckend und gar er-
bärmlich schnopsend (das Haschen nach Atem, wenn
Wasser in den Mund gelaufen).' ebd. ,AIs Eisi den
Kopf wieder fand, ihn aus dem dunkeln Bade hob,
schnopsete es lange und gurgelte und schnopsete.' ebd.
.Leben möchte er, bis er die gegenwärtigen Ratsherren
sehn, höre im Trocknen, wie Fische ausserhalb dem
Wasser.' ebd. , Drunten [in einer Pfütze] schwaderete
es und schnopsete es, wie wenn ein Dutzend Hunde
sich da herumbalgten.' B Dorfkai. 1863. — 2. unter-
drückt weinen, schluchzen (nach dem Weinen) B, so
E. und It AvRütte; Uw (allg , in E. auch It St.). Wa'
hest z'schn.? AaF. ,D's Elisi fieng an zu plären, zu
sehn., als oh es ersticken wolle.' Gotth. , Endlich be-
gann es zu sehn., als ob es eine halbe Stunde unter
Wasser gelegen, und schnop-^ete immer: Heiraten, hei-
raten, ach heiraten, ach. ach, ach Gott und alle Güte!'
ebd. ,Da [der aus dem Wasser gezogene Knabe] den
Mund zu voll hatte, nicht schreien konnte, nur sehn,
und gluchsen [hielt man ihn für halb oder ganz tot].'
ehd. ,Da8 sagte Babi ... und fing dann an zu sehn.'
Obw Blätter 1900. S. noch Bd VII l'288u. ,Snopfzen.
singultare.' Ebinger 1438. — Ahd. imo(p)ffizen, mhd.
>nupfexen, mnpf'-zfn, Intensivbildnng zu mopfen, »impfen:
vgl. auch Gr.WB. IX 1390 (.schnupfezen', ,schnopfezen') :
Martin-Lienh. II 504 ( »chnuptm) : Fischer V 1082 (»ehniSjnm) .
1086 (.schntipfzen'), sowie unser »cJnu;)s(y)f)t, Ausserdeatsches
bei Falk-Turp 1911, 1102/3.
üf-: aufschluchzen. , Es traten ihm [einem Zornigen]
die Augen aus dem Kopfe, er schnopsete einige Male
heftig auf.' Gotth. — Dem schriftspr. .aufschluchzen' nach-
gebildet.
Schnopser m., -tri" f.: wer (leicht) schluchzt Ndw
(Matthys).
schnopsere": nach Atem ringen BE. (SGfeller
1919), Twann (Bärnd. 1922). Er het [im Schneesturm]
albeneinisch müesse' schn-en u"' schnüsse" SGfeller
1919.
Schnopsi m.: = Schnopser Ndw (Matthys).
(g*-)schnopsig: schluchzend, zu schluchzen ge-
neigt Nnw (Matthys).
sehnnpse" bzw. -o'--. = schnopsen2 AaF.; B (Gotth.).
, Endlich, endlich kam sie [die Magd] in schwerem Trabe
wieder angerückt, dass die Scheiben zitterten und
schnupsete: Der Schii'meister isch nit daheim.' Gotth.
— Vgl. die .\nni. zu nchtiopaen.
Schnupsi ('■o'-) m.: = Schnopsi AiV. Du Tonners-
Schn.!
schnnpsge": = schnopsev 2. Me" chan'-em [einem
Mädchen, dem ein Unglück widerfahren war] 's glaibe'
g'iviss, dass-es si's Chöpfli hänkt und schnupsged
hibscheli''' und truirig nachcdänkt. Ndw Kai. 1891. —
Vgl die Anni. zu schnopuen.
Schiiar(r), schiier(r), schnir(r). schnor(r),
schmir(r).
Schnarr Schnür ra.: Biss, Stück BO., so Be. En
Sehn. vo"-men Öpfel. S. noch das Folg.
A°-: .Anbiss' BBe. [A.:] Gi'-mer en A'schnär vo"
di"'m Öpfel .' [ B. : 1 So nimm e" Sehn. .' B lie. ( Huc h m ül le r).
G'-schnarr n.: Knochen zum Nagen, Überbleibsel
von Speisen B (FStaub). — Vgl. tir. ir,chiH<r, allerlei Ess-
1271
Scliliar(r)- schner(i). schnii(i'), sclnioi(i). schiiui(i')
1272
WHreu (Schöpf 637), ii'achnare (oder (i schnänceich), allerlei
Schleckereieil (Hiutner 1S78, 225), etwa auch Gr. WB. IVl,
S049 (.Geschoarre' +, die essbaren Eingeweide des Federviehs).
Schnarre" I lu. PAl. (-ifj; GWb., f. (Schnüre'
bzw. -o) B, so Gr., K.. PI. unver. B (GJKului 1806, in
Bed. 3b). Schnäri BGr.. R.. Dim. (in Bed. 3c) Schnäri
\V. so V.: 1. „Schweins- oder Hundsnase BGr.-
(St.'). — 2. a) ,osso scarnato, ossarae' PAl. (Giord.). —
b) „schmaler Felsrücken", .scharf vorspringende Fels-
kante BGr. It St.' and Bärnd. 1908 (Syn. Bräicen ;'6a
Bd V 1029), in scharfe Zinken und Ecken auslaufender
Felsen BE. — c) (abgespitzter) Stumpf eines Astes.
Baumes GWb. — rt) Hinterteil eines Schiffes. ,Das
hinder teil oder der hinder grausen des schiflfs, der
schn-en, puppis.' Fris.; Mal. ,Disser Bucentoro ...
hat obenhar zwüschent dem Bieten und Schn-en einen
lustigen Boden.- Z Gesandtschaftsber. 1608; später: ,in
dem Schu-en oder Hinderteil.' .Der Schn-en, puppus [!].'
Denzl. 1716. — 3. a) zänkisches Weib BGr. (Bärnd.
1908). — b) PL. .Spottname bei den Landleuten für
die Städter' : Will-me" . . . uf ''ein Chilchhof si'* ergä",
biegen Pn [Einen], sce"" d' nit dra' sinnisch, d'Schnaren
alli strevHs <i". GJKdhn 1806 (,Hans in der Stadt');
vgl. Stadt-Schn. — c) Schnäri, schlimmes Mädchen
WV. Halb erwachsenes Mädchen: Ei"mäl dass d's
Meitji . . . afe" /»" es Sehn. . . . g'sl" ist. W Sagen.
Im Ablaut zu Schnurren I, Srhniirrtn I V. Bed. 2d auch bei
Gr.WB. IX 1186; Schm.» II 579. Bed. 3 lässt sich vou 1
(auch 2) aus verstehn (vgl. Fischer V 1082 uuter Schnorren .?);
Anschliiss an schnarren II ist wenig wahrsch.: vgl. auch
Schnarr-Aff (Bd I 102), -Oättyyel ?, -Gäx (Bd II 174. 567).
Flurnn. ,Schnareu' GFriiniseu; ZHöngg (,von dem wiu ze
Birchröti und von Schnaren hin ze füeren.' 1420, Z Frau-
münsterrodel; ,reben am Sehn.' 1423, ebd.; ,umb 50 burdi
buws in den Sehn.' ebd.). Hei<le''-Schnära (.-Schnarre.' Jahn
1857), Felsvorsprung BGr. ,Schnarreu-Beig' ZRicht.; vgl.
, Schnorren-, Schnurren-Berg' in den Annini. zu Schnorren I,
Schnurren /!'. Vgl. auch «chnerlen.
Stadt-, PI. -Scft»iari(Zschokke 1797). Dim.-ScÄ«an,
VI. -Schnareni (GJKuhn 1806): = Schnarren 3b.
„schnarre"" I, sonst schnäre', 3. Sg. PraBS. und
Ptc. -et: „nagen, wobei ein rauher, zitternder Ton hör-
bar ist, knorpelnd beissen", auch im schwächern S.
von naschen BE., Gr. (auch St.»). R.. Sa., Si. (It ImOb.
z.U. von gnage" mit Bez. auf weiche Gegenstände, zB.
Käse, einen Apfel; vgl. BdIV695); GrA. (auch St.:
„schnuppernd nagen, vom Rindvieh auf einer Weide").
Cast., He., Nuf. (zB. wenn das Vieh mit Wohlbehagen
weidet), ObS. (zB. Fleisch von den Knochen, an hartem
Brot nagen), Pr., Rh.. Valz.; \g\. schnarr-mülen 1 (Bd IV
188). Das Kind schnüret am Apfel, das Schwein
schnäret am Strunk des Kopfkohls BSi. (TraOb.). Das
Chind schnäred an Allem, icas-tnw im zuehi'gi''d BR.
Am frische' Chäsli old am Zigerstock sehn., von eiuer
Maus. Bärxu. 1908. D's Chrüd vellig midsant ''«" Würzen
HS dem Boden use' scltn.. von Schafen, ebd. Die [fran-
zösischen Internierten] brüchen-i's de" nadist nit
d'Sach rore'weg ::'schn. u"' nit e''möl d'Ürti recht
wolle' iale'. EMUKXTiLERBL. 1917 (JBürki). S. noch
Gepsen (Bd II 393). — Vgl. Gr. WB. IX 1188/9 (westai.,
uiärk. murreti, beissen wollen, um sich schnappen); Schopf 637
((au)beissen, essen), zu St.s l>ef. auch die Auni. zu schnarren II,
firner »cAmirwfii.
„drab-: abbeissen BGr." (St.'). — über- (in B tw.
über-) untrennb.: tr., nur das Beste von Speisen, Futter
wegnehmen, benaschen, auch oberflächlich arbeiten,
lesen B, so E., G.; GrHc. (so Mal.), Pr.; Syii. über-
schnäuggen (Sp. 1182). D's Veh überschnäret d's Gras
GroHb. (Tsch). Ga' ita'he' putze', %cas en Andere' über-
schnäret het B. .Das Respektable einer Ghachlete*
Suppe', die man sonst auf dem Bauerntisch, vor Ekel
erregendem Ällz u. sich streng hütend, gemeinsam aus-
löffelte.' Barxh. 1911. Uneig. [Wilson] soll ... Sorg
ha' SU ü'sem Ländli, dass-es nit öppen im V^ergess o"*
»W* überschnäret uurdi im Weltkrieg. Emmentalerbl.
1917 (.TBürki); wohl individuell wie das Folg. ,Von
frönden Kriegstüflen überschnäret werden.' ebd. —
um-: tr.. umnagen, -naschen BR. 2'* chann Nüd efsö
hassen, uie wen'-i''' g'sehn, wie ril Chind d's Obs
nummen eso umschnüren u"''s de" dernä''' grad weg-
g'hijen. — ume°-, timer- (GRValz.): (an Etw.) herum-
nagen, -naschen BGr.; (jRValz. D's Veh schnäred
umer, zB. uf der Emtweid oder ime' friinde' Stal' Gr
Valz. (Tsch.). E'so g'schnoisig tuen und dran [an
einem Breselli Bröd] umha' sehn, und rollen, das''s
üsg'sehd wie-nes Müse'g'räll. Bärnd. 1908. — a°- I:
tr., annagen, (mutwillig, ohne rechte Esslust, naschend)
anbeissen (und dadurch verderben), von Tieren (bes.
Mäusen. Katzen, Hunden) und Menschen B, so „Gr.",
Sigr., Si. (zB. wie Kinder mit aufgelesenem Obste tun);
GRÜbS., Pr. (so Pany, Schs). Du muest nit Allz a.!
Mutter zum Kinde BSi. (DGemp.). Da^s-er-ni''' [euch]
nid understandet ... ette' de' Schübli'g anz'schn.!
GFiKNT 1898. Der Tschutt hed nw es Chabisstürehdi
a'g'schnüret. MKconi (GRSchs). Auch = an-gänzen 1
(Bd II 387). -brachen (Bd V 361) GRCast., Ziz. (Tsch.).
Es Bröd a. — ver-: durch Nagen, Naschen verderben.
Die [Kohl-]if«M''t/i, u-o-n-i''^ gester ha' icöllc ga' chöle'
für uf ''e' Mär'''it, hei'-mer die Donnigs Grügglf
[Raupen und Schnecken] rerschnäret u"' verrafflet
g'ha'. Emmentalerbl. 1917. — vor-: von Feldarbeitern,
die eine Arbeit oberflächlich verrichten und so Andern
zuvorkommen GRig., Ziz. (Tsch.).
Schnarrete" f. ,Die Graswürmschnareten', von
stark von Raupen zerfressenem Kabis. Emmentalerbl.
1917 (JBürki).
Schnarre" II SNA.. Schnärre°I (VSV. 1916) — f.,
PI. Schnera [^ -err-) PPo.: Vogelname, a) Mittel-
ente. Chaulelasmns strep. VSV. 1916; Syn. Schnätter-
Enten; Schnorren. — b) Misteldrossel, Turdus visc.
SNA.; VSV. 1916; Syu. Schnärz. — c) PI., .Vögel, die |
im Langsi [Frühling] kommen' PPo. — Vgl. Gr.WB. IS
1185/6 (, Schnarre' 3, auch .Schnarre', ,Schnerre'), zn den
Formen mit f-Laut mhd. snerren, schwatzen (dazu »iiern: bei
Falk-Torp 1911. 1094), ferner hin. schuerren, schreien wie
gewisse Vögel (Schm.» II 580); eis. schnerre", schwatzen;
sausen; schnellen (ChSchmidt 1896, 96 ; Martin-Lienb. II
504/5); Schwab, schnarre', mit einem raschen Ruck au Etw.
ziehen (Fischer V 1034). c meint viell. b: Tnrdns visc. ist
Zug- oder Strichvogel.
schnarre" II, It St.' (Obw) ,schnare": 1. a) wiei
nhd. schnarren Ap; Bs; B It Zyro (.vom Spinnrad, wenn'
es nicht gut gesalbt ist') und RvTavel; S(Joach.l898).|
doch kaum volkst. ,Was soll denn die verfluchte!
Komödie? schnarret-er [ein alter Rittmeister], so ju«*'*?
no''' geit.' RvTavel 1913. .Der Papagei ... mit seinerj
schnarrenden Stimme.' EHetzel 1879. 's Kommandci
schnarret zih'möl strenger als bim Instrukttr ab 'ti"<
Boss, bei den Kadetten. Schülerzk; 1918 (Ap). — i
b) „brummen Obw-, auch It St."" (,etw. weniger »hi
sehnörze"). — c) schnarchen; Syn. schnurren IIa
sL,
■
1273
Scliüai(i), S(;hiiei(r), scliiiir(i'). sclill(ir(r), schnur(i)
1274
achnareh(l)en. ,Die Gute brachte die Nacht ganz
schlaflos zu, während der Handelsherr an ihrer Seite
wie eine Sagemühle schnarrte.' EHetzel 1879 (Bs).
,Rhonchissare, schnarchlen oder sehn.' Fris. (schon
1541). — 2. als Bewegungsvb; s. en-weg-schn. — Mhd.
inarren. schnarren, schwatzen ; vg-1. Gr. WB. I.X 1 1 86/8 ; Fischer
V 1033/4, ferner achimrchen mit Anm. Die Sippe ist urspr.
wühl eins mit der von schnarren I ; vgl. zum Bed.-Verhältniss
bes. die Sippen x-hnorr, schnurr und schn-rz, zur Entwicklung
vom Schallvb zum Bewegungsvb ^/un-«i (Bd V U78/9); surren
(Bd VII 1281 l90);schiHrren :srhnurrev I. auchdie Anm. zum Vor.
a°- II: barsch anreden, anfahren B (It Zyro und
Bauernst. 1905); S (Joach. 1904); kaum volk.st. Syn.
anschnorren, -schnurren, -schnarch(l)en. .Aargauisclie
Blätter, in deren Kanton die Militärgötzen ... besonders
wohl gedeihen, schnarren nun die freche Zürcherin
[die .Zürcher Post'] gar kriegsoberstlich an.' Bauernst.
1905. ,Er wagte nicht einmal ... den Mund zu einer
Klage aufzutun, aus Furcht, angeschnarrt und aus-
geschulten zu werden.' Joach. 1904. — Vgl, Gr.WB. I
447; t'ischer I 'J55. ~ en-weg-; hinwegeilen. ,Al[s]
sy sachend, das inen das nütt nachglasen werden
wold, meintend ouch, inen wurde nütt gehalten, das
inen ... versprochen weri, do schnarendend sy gmein-
lich enweg und lüftend von stunden an zum dar us,
ungeaen und -drunken.' E. XV., Waldm. (stadtzurch.
Bericht).
Wisen-Sc h narrer m.: Wachtelkönig, Crex pra-
tensis. TsCHüDl, Tierl. — Vgl. , Schnarrer' bei Gr. WB. IX
1189.
1 „schnarrig; brummend Oiiw- ; iiy». schnurrig. —
I Vgl. Gr.WB. IX 1189.
I Schnarre" III m., PI. unver.: (meist PI.) in der
Pischerspr. a) Schnur, an der die Steine hangen, die
1 das Garn in der Tiefe festhalten ZErl. (Vonrufs). —
b) von den am Ende eine Angel tragenden Seiten-
[ schnüren, die in regelmässigen Abständen an der Grund-
: angelschnur (Setzschnur, Aalschnur) und Schwebschnur
I befestigt sind ZS. (JHeuscher). Syn. Schnarch. — Vgl.
1 ahd. sttar(ah)a f., laqueus, fldis, tendicula, mhd. snar f., Strick,
Saite, ferner Gr.WB. IX 1185 (,Schuarre"2); Falk-T»rp 1911,
1090, wohl auch eis. Schnär, Schnur an der Peitsche (Martin-
Lienh. II 504), ferner Schnwr II.
Stei"-: PI., = dem Vor. a LSee. '
I Schnarre" IV f.: Narbe (Spillmann). — Vidi, ver-
j hört oder verschrieben für Schmarren (Sp. 969/70); doch vgl.
Schnurren V, Schnarggen, Schnarten.
I Schnarre" II SThierst., sonst Sc/wäre" — f.; meist
I PI. a) von den vordem, aufwärts gekrümmten Enden
'■ der Schlittenkufen, bes. am sog. Schnegge" (S-p. 1191 u.)
I S, so Thierst. Syn. Schnauggen, Schnöggen (Sp. 1180.
11200); Schnepfl (Sp. 1255); Schnarchen. — b) von
I den beiden bogenförmigen Sohlen der Kinderwiege B,
I so E. ,Das hirn zerrüttende Buttele", Büttele", Wagle"
mittelst des fatalen Krummholzes, die Sehn, genannt.'
Barni>. 1904. — Zu Schiwrren I \ eig. Wohl nur PI. d.azu.
I schnirren; sich eilig bewegen. ,Ab disem beschlus
I wurden etlich der bürgeren so widerwärtig, dass si
j-vom rat hinuss schnirten.' Ansh. — Vgl. Gr.WB. IX 1343,
: zur Bed. die ablautenden »chiarren II ; schnurren I.
Schnirring m.; Seeschwalbe, Sterna hirundo. ,Von
jdem meben, stirn genennt, sterna, larus minor. Eben
jdis gschlächts ist ein anderer kleiner vogel, in unserer
ispraach stern genennt ... Umb Straasburg wirt er ein
jspyrer, bei uns ein sehn, genennt. Der wirt etwan
mit kläbruoten in unserer Limmat gefangen.' Vooelb.
1557, 176a/b (mit Abbildg). — Anch bei Gr.WB. IX 1344
aus Nemnich. Wohl zum Vor. mit Bez. auf den pfeilschnellen
Flug (vgl. auch Schnurring) und verschieden von dem bei
Gesnur 1551/8 II 481. 491 und entspr. im Vogelb. 109a. 114a
genannten .schmirriug, ochropus magnus' (vgl. zu Diesem etwa
Schmirltn Sp. 976),
Schnorre" I bzw. -a AaF., Leer., Schenk.; Ap (auch
It St.); B (OvGreyerz); Gr, so Chur, D., Hald., He., Pr.,
Seh., Ths; L (auch It St. und Ineichen); G, so A., F.,
G., Sa., Stdt, T., W., We.; Sch, so ß., Schi., St. und
It Kirchh,; Scnw; S; Tu, so Fr., Hw., Isl,, Kessw., Mü.,
Weinf.; Nnw; ü; WMü,; Z, so 0,, Wth, und It Usteri,
Sc/j»iöre" SEgerk,, Jura, Schnorre" I, -a (bzw, -e-) Aa,
so F,, Fri., Häggl., Leer.; Ap (auch It St. und T.); B,
so E., Si. und It RvTavel (im Munde eines vom Lande
Stammenden); GnHint., Pr., Rh., Sch.; L. so E, und
It St.; Sch, so R, und It St; SBb., L., NA., Ölten,
Schw., Stdt; Tn. so Fr., Hw., Mü.; Ndw; U; Zg; Z,
so Dättl., Glattal. ü., Schwam., S., Stdt, Wit., WL,
Schnöre" (bzw. -e-) Bs; B, so E., S.; SEgerk., Jura —
f.. PI. unver. (in ZO. nach einer Angabe nur -ö-), Dim.
Schnörrli (bzw. -e- oder gedehnt), auch Schnorreli G.
so G., Schnorreli L, Schnörri THHorn (T.) und It Pup.;
1. = Schnauggen 1 (Sp. 1179). aaOO.; vgl. (Drei-J
Schnorren- Huet (Bd II 179'2), a) von Tieren, bes. vom
„Bussel" des Schweines (Aa It H.; „Ap"; BsL.; B, so
oSi.; GRRh.; ,L; Sch"), von der Schnauze des Hundes
(Ap; GRPr., Sch.; Tn; Ndw); vgl. Schn.-Band (Bd IV
1332); Syn. Schnarrenil (Sp. 1271). ,[Ein Rind hat
eine] breite schwarze Schnorre mit-ere' icisse^ I'fassi'g.'
Badernkal. 1883. E" wüesti Schnorre' hat ein Stück
Viel), wenn zB. das Maul zu schmal ist oder der Über-
kiefer den Unterkiefer stark überragt GrKI. Chommend
nu", wenn ...er geren Ei"s über d' Schnorre" i'ha"" wend!
drolit Einer einer Rinderherde. MKüoni (GRSchs).
Äprille-chue, heb d' Schnorre" zue! Neckreim am 1. April
GWil; vgl. b. Gib-em uf d' Schnorre" '. einem Hunde.
Stütz. [.^.:] Hast aw'' scho" en Bond g'seche" mit fö"f
Bäner? [B.:] Nä". [A.:] 1''' woll; 's fö"ft häd-er i"
de'' Schnorre" g'ha". ATobler 1905, Wen" d'Hund^
beissend. so miless-me"-ne" e" Stuck Bröd in d'Schnorre"
tverfe" GhLüch (Tsch,). Es ist besser, nie" wörf eme"
Hand e" Stock Bröd i" d'Schnorre", a's dass-er E'nn
biss Ap (T.). Eme" g'schenkte" Boss mos'-me" nüd i"
d'Schnorre" luege". ebd. De' Schnurri Schnurri hockt,
dff' Linggi Lenggi hanget, de' Schnurri Schnurri ice't,
dass-er de" Linggi Lenggi i" der Schnorre" hett, Katze
und Schinken ZS.. auch It FStaub. E" Sehn, voll Gras,
Heu, S. nochBdII14'25M.(RA.); V521M.; VIII 563u.
Dim. Es Schnörrli hed's [eine Fledermaus], so fin und
zart. Firm. (SchwNuoI.). [Eine Natter hat] mit ''em
Schnörrli im ganze" G'schierli umenand g'nuelet. ScHwzn.
(ScuBarg.). Auch in einem Anzählreim bei EStoU
1907, 28. ,0s, schnorren.' Collin. ,Doch begärend sy
[die" Schweine] sonderlich den würzen nachzuograben,
zuo welchem sy auch von natur ein komlichen rnessel
oder schnorren habend.' Tierb. 1563; auch sonst noch.
,In d nasen ... oder in d schnorren [einer ,moor'].' 1576,
WicK. ,[Eine Hundeart] hat eine schwarze schnorren
wie ein igel.' ebd. ,Ein Tier wie ein Vogel ... hat einen
langen Kragen und Kopf mit Oren und Schnorren.'
JJRüEQER. .Schnorren. Schnotzen, rostrum.' Denzl.
1716. ,Die Schweine mit ihren schmutzigen Schnorren.'
JJBoDMER 172'2. ,I)ie Frau schlug ihnen [den Schweinen]
1275
Schnar(r), 3chner(r), schnir(r), .sehnor(r), sclinur(r)
1276
mit der Kellen . . . auf die Schnorren, dass sie bluteten.'
HPest.; .Schnurre.' 1834. ,Der Hund ... packte seinen
Mann ... mit der vollen Kraft seiner Zähne am
Schenkel; aber dieser, stärker als der Hund, schwenkte
ihm den Schenkel aus der Schnorren.' ebd. S. noch
Sp. 1179M. Dim., insbes. von dem als Leckerbissen
geltenden Vorderteil des Rüssels eines geschlachteten
Schweines BE.; Gr; L; Sch; Th; Uw; Z und weiter-
hin; vgl. ge-schnurrig II. ,.\n einem Schwein ist vom
Schwänzli bis zum Schnörrli .\lles gut.' Messikommer
1909. D'Muetter . . . hü zivö BräUmirst »" und giH
vom Schnörrli no''' es Möckli dri", in den Chratte" der
Kinder, die das Chrummbei'lied (Bd III 109t>/7) singen.
EScHÖNENB. örli und Schnörrli ScnSchl. Säuören u""*
Schnörrli. JBürki 191ö. , Waren die Blutwürste auf-
gegessen ... so kamen sukzessive die Schnörrli, Örli,
Züngli, Wädli, Ghnöcheli, Füessli und Schxvänzli A'ne^t
aus dem Salze an die Reihe.' Messikommer 1911.
.Schweinefössli, Öhrli, Schnörli und Sauerkraut', in der
Hofkellerei. Freier Rhätier 1874. S. noch Bd VIII 92M.
— b) grob und meist verächtlich von Menschen.
Zunächst in Wendungen, die sich auf Nase oder Mund
oder beides zs. beziehen (können). D' Schnorren all
z'vorder{iJstha", sich überall vordrängen Th, ,im Reden
vorlaut, schnippisch sein, den Naseweisen spielen' Ap
(T.); so auch weiterhin. D'Schnorren i" Allem ha",
i" Alles henhe' Ap (T.); G; Th. 's mag no'' si", wa' will,
so hänkt De"" gmitss si' Schnorre" drl" Th. [Mann
zornig zur Frau:) Steck-mer di" Schnorre" nüd i"
's Nächbers si" Sach! Usteri. S. auch Bd VIII 1478o.
(Tyrolersp. 1743). Spez. a) von der Nase ,Ap; L; Sch";
S. so L., NA.. Ölten, hervorstehende Nase (vgl. Ob-
sich-Schn.) Ai, so F., Fri., ,Nase eines Menschen, die
dieser überall z'corderist hat, in Alles steckt' B
(EFriedli). — ß) vom Munde (vgl. Mül Bd IV 174ff.)
Aa; Ap; Bs; B, so E., Stdt; Gr; L; G; Sch (auch It
Kirchh.); Schw; Th; ü; Zc; Z; Synn. s. Bd IV 175M.,
dazu Gränsen (Bd II 784). Dö steckt-em d'Mueier es
Pflfli i" d'Schnorre". ALGissmann 1906. Mos'-der
d'Schnörre" o"''' no"'' g'ad lene"? fragte ein Appen-
zeller seinen Nachbar, dem er zu der Pfeife auch noch
Tabak und Zündholz leihen musste. [Berner Scharf-
schütz im Gefecht:] Heit-der g'seh", wie Dem [einem
in den Mund getrotfenen feindlichen Soldaten] d'Stock-
zäng US der Schnöre" g'gumpet si"? RvTavel 1901.
Wider e" Schnorre" ler! ruft ein Bader, nachdem er
einem Patienten die Zähne gezogen hat. ATobler 1909.
Tschin(ig';-laf-ltJ-morrp{-murr^ScHwK.).hed(1iäst) Dreck
a" der Schnorre" (hast e" dreckigi Sehn.), Spottvers auf
die Italiener AaF.; Schw, so E.; vgl. Bd IV 380u., sowie
Schnurren IV. S. auch Bd VIII 751 M. I" d'Schnörre"
bige", essen. SoLniXENspR. Er cha"" nur säge": Mül,
was wi't? Schnorre", dö hest! L (Ineichen); s. schon
Bd VII 9o. 's ist schad, wann de"^ Cheib [ein Mädchen-
mörder] no'* e" Schnorre" voll z' fresse" hat siner Lebtig,
bemerkt ein Anhänger der Todesstrafe Z. S. noch
Bd 1 13'27 ('Nägel- Fresser) ; VII 559 o. 8 1 2 u. (wo Schnorre"
zu lesen; datür Schnorre" bei ATobler I9it8). Ei"'m
d'Hand i" d'Schn., (Ei"s) uf d'Schn , über d'Schn. (abe",
i"e") ge", haWe"; uf d'Schn. übercho"; vgl. auch Schn.-
Salb (Bd VII 806). Härüs! d'Füst uf d'Schnorre"!
Herausforderung Schw. Si händem d'Schnorre" ver-
schlage", bei einer Prügelei Th. Heb 's Leff zue oder
{''• schl(jh"-der d'Schnorre" i"! Stutz. Ei"'m d'Schnorre"
butze", ilin scharf abkanzeln Th. S. noch schnorren i'.
Die Sehn, als Redewerkzeug; vgl. Schn.-Ghünig,
Mensch, der viel und laut redet (GRHald.), -Wagner,
ferner: ,Wenn ich die öffentliche Gerechtigkeit ...
mit dem Wühlen der Wildsau vergleiche und ihre
Arbeit und ihr Maulwaschen Schnorrenarbeit heisse.'
HPest.; vorher .Schnörrenarbeit'. Er jasset alliwil mit
der Schnorre", redet beständig beim Spiel Zu. (Messi-
kommer). Wenn-er's chönt mit der Schnorre" maeher,
denngäng's, von Einem, der prahlt, mit einer Schwierig-
keit leicht fertig zu werden ThHw. De"" hat (Hat De'')
e" Sehn ! Erhät e" Choge"-, e" Cheibe"-Schn.! E" gueü
Sehn., ein gutes Mundstück. Sö-ne" gueti Schiorre"
ivie der Seppi han-i"'' de"" scho" au'''. ERöthelin (L).
E" gueti Schnorren ist e" halhi Hüshalti'g ThHw.
(Sprw.). E" füli (Schw), wüesti, u"verschamti Sehn.
Auch pers.. von der Inhaberin GrKI.; Th und weiter-
hin. DaCs) ist (doch) e" wüesti Sehn.! D'Brügger-,
Platzer- Schnorre", Bezeichnung solcher Personen nach
ihrem Wohnort (an der Brücke, am , Platz') GrKI. E"
grössi Sehn., von einem Grossmaul. De'' hat jo e" grössi
Schnorre", De'' xcürt Da' scho" chönne" ThHw. 's isch
schad, 's isch schad, 's isch schad, die Basler Her'e",
si hei", si hei", si hei" gar grössi Schnere". KL. (BsL.).
Die mit der grosse" Schnorre", Spottname der Haubitzen-
mannschaft. SoLnAXENsPR. E" tummi Sehn, ha", dummes
Zeug schwatzen Th; Z. D'Schn. vollne", auch: sich derb
ausdrücken Ap (T.). Er hat d'Schnorre" verrisse" der-
Wege", hat sich ohne Recht darein gemischt SchR. De''
hat d'Schnorre" aW'' no''' möse" verrisse", in eine Sache
hineingeredet, die ihn Nichts angicngTuHw. Ahnlich:
Er hed au"* nw'' müesse" si" Schnorre" dri'hänke"
Schw. S. noch Scäu;)/' (Bd VIII 1078 M.). D'Schn alli-
loil offha". Wer d'Schnörre" nid überall off hed, choni j
zu Nüd L. Dö''t Joben am Berg ist en chatzgraue'' i
Ma"", het wollen a''he"gugge", het d' Schnorren äfft"
g'cha", Spinnstubenvers GWe. Er hat ka'" Schnorre" l
g'spalte", ka'" Sehn, uf'tue", kein Wort gesagt Th. I"* !
ha"'s wie die Eus'iker Pfarrer: i'* tuen e"ke'" Schnorre' I
me üf ZWila. lez tuen-i''' kei" Schnorre" me üf, hat I
de'' Pfarrer z'Nidsi'''gänd g'seit, wo-ner mit der Chanilf |
t" d'Chil'''en abe" 'purzlet ist. Sprww. 1869. Er hedaW'' I
HU''' mi'iesse" d'Schnorren üftue" (ume"schlah"), sich l
(ungünstig) über eine Sache oder Person äussern ScHW. i
Vgl.: Da' ist en (förchtige'') Schnorruf! ein Viel- i
Schwätzer, Grossmaul ThMü. I'* will-em d'Schnorre" I
scho" zuetue", ihn zum Schweigen bringen Schw. HA (
d'Schn. (zue)! Aa; Ap (T); G; Schw; U; Z, halt d'Schn.'. '
H; Gr; G; Sch; S; Th; WMü. Lue", Banz, jitz halt \
d'Schnore", süsch cha""sch de"" dine Chnoche" nume- \
riere"! UWZcricher (B). Hock uf d'Schnorre"! ThIsI. j
(LForrer). [Zürcher zum schwatzenden Appenzeller:]!
He du dö, Appizeller! Träi-di''' e'"möl um, das'-nten !
au''' g'seht, ivo di"s Mül üfhört! [Appenzeller:] Ond\
du mach e'"möl dini Schnorre" zue, ''as'-me" wdss, KO'
di" G'sicht ist! ATobler 1908; vgl. Zürcher-Sehnorri,\
-Schnurren. S. noch Bd 11 1239 (auch Th); VI 1'239/'
40 (ähnlich bei Firm.). Ei'"m d'Schn. a"hängge' (GG.),,
anheiche" (GuSeh.), Widerreden; vgl. Bd II 14öüo. De'
hät-mer e" (netti) Schnorren a'g'hänkt! als ich ihn zuri
Bede stellen wollte ThHw. We""-men Öppissät, henkfd^
s" A'm blös' e" tvüesti Schnorren a" ThMü. Dem Äan-i
i'* d'Schnorre" g'lütven [geliehen]! tüchtig die Meinung!
gesagt GrKI. S. nocn Bd IV 1695u.; V 903. 910|
(Lauben-, Wdjeti- Brett): VIII 1547 M. Dim., (artiges.-
gefälliges) Mäulchen, von Kindern, Mädchen Ap(T.);i
1277
ScliDar(i), scliiier(r), sebiiii(i), scliiiur(r), schuur(r
1278
B, so E.; L; G; Th; U; Z, (Schnörri) Spitzinäulchen
Tb (Pup)- Hs Schnörrtli mache' L. Das Chind hat
immer d's Schnörrli i" der Breiti, lächelt immer GTa.
Mab doch ai''' du d's Schnerrli züe, du chli's Chegeli!
V. Meitsehi, u-en" d'es Müntschi m't, so häb di"s
Schnörrli zuehe ! SGfeller 1911. ilfi"s SchätzH [hat]
es Schnörrli w'e Chriesi, Zändli w'e Sehne. Zyböri.
Flug nid so hoch ufe", chönntst abcfaUe", chönntst
's Schnörrli verfalle", chönntst nümme'^ me bralle" ! ZKät.
(Bölsterli). S. noch Sp. 1245 (schnupper J . — y) auch
für das ganze Gesicht. Of d'Schn-en itse" g'heie' Ap
(T.); Tu; Z; uneig., beim Kartenspiel verlieren ZO.
(Messikommer). Wä'"-nter chunnt uf Schwame"dingc",
mue"-mer über 's Steckli springe"; tcä"'-me" recht uf
d' Schnorre" g'heit, händ die Lüt en Affe" f read Z.
Einem Etw. in d'Schnorre" (Gr), under d'Schn. (i"e"
AäF.) säge", rund heraus, ins Gesicht sagen AaF.; Gr
(B.); ZWl. E" tummi Sehn, mache" Aa; 7j. Dieuerde"d
e" tummi Schnorre" mache"! ein verblüfftes Gesicht
ZStdt. De'' hat en anderi Schnorre" g'macht! beim
Empfang einer unliebsamen Nachriclit Tu. Er machet
e" Schnorre" wie en umgetretne' Schlärgg GrKI. Wenn
arm Lüt mit der Frau N. rede' wellend, so machet s e"
; Schnorre" wie en Fisch, tvenn-er us ''em Wasser chunnt.
i ebd. De Handbueb macht e" süri Schnüre", wenn-er m ues'
1 de" Schwine" schore". KL. (GT.). D'Schn. verzere", grob
i für weinen .\p; GoT. Grimasse Z. Schnorre" mache"
i GrKI. , Beim Beten habe er ilir eine Pratze ('(iScÄnono;
I zugeblickt, weil es hiess, sie habe sich gefürchtet.'
I Henne 1867 (Ap). — c) uneig. a) wie Schnauggen Ic
j = Nasen 3 [Bd IV 199) Ap; G, so Bern., F.; Z, so oGlatt-
i tal, Wl., Wila und It Spillmann. Da(s) hat e" Sehn.!
1 's hat doch g'ad e" Schnorre" .' Ap. Eso se.t Buebe" ha",
hat g'ad e" Schnorre" GBern. Es hat efangen e"
I Schnorre", zB. selig z'werde" ZoGlattal. — |3) 's Wasser
; hed e" dünni Schnorre", dringt leicht durch AaF. —
i 2. a) Schnurre", = Nasen ib Aa (Rochh.); ZWit., Zoll.
I De"^ Pflueg gät uf der Sehn., ,er geht vorn zu tief, er
I schneidet' ZWit., Zoll. — b) Schnorre", an Schuhen
! oder Stiefeln der vorderste, breit (statt spitz) endende
i Teil Ap (T.); vgl. Nasen 4f und Schueh-Schn., sowie
j Sehn.-Nagel (Bd IV Ö89), -Schueh (Bd Vlll 484).
I Nbform zu ."ii-hjiurren /r(s. d.), im Ablaut zii Schnarren I
I (Sp. 1271); vgl. Gr.WB. IX 1416 (unter ,Schüurre' 6-8);
' Fischer V 1082 (in zT. abweichenden Bedd.). Angaben aus
! dem u>o seukenden Gebiet können zT. o' meinen und zu
Schnurren gehören; wo beide nebeneinander gelten, wie in
^(Teilen tou| Aa; Bs; B; Gr; L; G; S; U; Z, scheinen tw.
I Unterschiede in Häufigkeit und Affektwert zu bestehn. Das-
i selbe gilt für das Nebeneinander von o und a (für S wird zB.
I üie S-Korni als weniger grob bezeichnet, das Umgekehrte wird
I für Th angegeben). Natürlich ist bei dem affektbetonten W.
I mit Wanderungen zu rechnen. Zum Umlaut vgl. BSG. VII TT.
D'Schnorre", Übername SchwE. (Lienert). Flurn. .Schnörren-
HUbel' AaLeimbach. SchnUrike", fingierter Ortsn. (Fürsi). FN.
i,HSchnorrenberg.' 1Ö31, Zg, zu einem gleichlautenden Flurn.
l(so bei Fischer V 1082), eig. Berg mit einer ,Schnorre' (Nase;
^s. Schnarren I S); Vgl. ,Schnurren-Berg'. Entlehnt ins Rät.
:hnorra, schn(g}urra (in Bed. Ib); s. auch KBrandst. 1905,
öi. Gehören hieher die rät. Wendungen a h morra, .impeusata-
mente' (De Säle, Fundamenti della lingua retica 158), vender
Int ala morra, io Bausch und Bogen verkaufen (Truus), ir a la
morra, von zwangsweisem Verkauf von Haus und Hof (münd-
lich von Prof. JJud)y Etwa mit Bez. auf das Geschrei bei
Vtö sehe' -Schnörrli: Pflanzenn., Löwenmaul,
'Antirrhinum malus TaBisch.; Syn. Fr.-MülSa (Bd IV
180); Leutven-Schn. — Hunds- Schnorre": Hunde-
schnauze AaF. und weiterhin. — C h a 1 b e r - Sc/t»iorre",
in Ap It ATobler 1899 Chelber- (s. BSG. I 55): Kalbs-
schnauze Ap; Z. Ch. -schnorre", Ufjuck, Frösche"bei",
auf dem Tisch der Herre'lüt. Stütz, Gem. Glogge",
Wiege", Ritterspore", Tabakspßff'e", Ch.-schnorre", ruft
ein Marktkrämer aus. ATobler 1899. RA.; s. Bd IV
178o.(Dim.). — Klarin ett-ScÄHörre". Als Übername
ScHwE. (Lienert). — Va.ch-l<e'-Sehnörre": .sinn-
lose Zsstellung als Scliimpfnarae unter Knaben' Z (Spill-
mann). — L e u " e ° - ScAnorre" GNeut., We., Wil; Th
Aad., Bisch., Matz., Münchwileu, Obersee, -Schnorre"
TnObersee, üntersee, -Schnörrli TuAad., Matz., Münch-
wilen, Untersee: = Fröschen- Sehn.; Syn. auch Drachen-,
Wolfs-Schn., ferner L.-Mülia (Bd IV 181), -Bachen äa
(Bd VI 90); Schnapper (Sp. 1241); Sehnurren IV2. —
tilltgg- Schnorre": Kind, das wegen jeder Kleinigkeit
weint Gstdt. — Breit Brät- Schnorre" : Prahler, Auf-
schneider GaL. — R e T 0 1 v e r - Sc/jKörre". Er hed e"
R., ein gutes Mundstück AaF. (ziemlich jung).
Haie'' -Schnorre": = Rifen-Mül (Bd IV 181) GWe.
— Als Flurn. SchwE.
Ob-si'=''-iScÄjjörre": a) nach aufwärts gerichtete
Nase, Stumpfuase Aa. Die het en 0. — b) Person mit
solcher Nase; auch uneig., hochmütiger Kerl AaF. —
Süff-Sc/mörre": Trinkernase L.
Sü" Th, Sau- Ap (ATobler 190'2), sonst Söu-:
1. S.- Schnorre", Schweinsrüssel L; Ndw. E" mächtige'
Hund [im , wütenden Heer'], so gross a's wi'-nes Chalb;
de'' hed ech e" nundedie ne" wüeste" Grind g'ha", so Öppis
wi'-ne" recht e" greblegi salfifreni S., von einer Er-
scheinung. RBrandst. Dim., als Speise Bs; Tu; Z.
.Rostrum suum, seüwrüessel oder seüwschnoren.' Fris.
(schon 1541); ,seüwschnorren oder rüessel.' Mal.
,Bostrura, Schnabel, öäuschnorren, Rüssel; annulus
aureus in naribus suis, ein guldener Ring an einer
Säusclinorren (,-schnurren.' lt)77).' Denzl. 1677. 1716. —
2. Sau-, Sau- Schnorre", -Schnorre", = S.-Mül (Bd IV
181) Aa; Ap; Th; VVMu.; Z (Dan.) und weiterhin. De-
hät e" S.! So hed-mi''' eben aW'' e'"möl de' Chuered
mit siner S. üfzoge", das''s-mi''' fast versprengt hed.
ATobler 1902. — Sa-Schnorre", Flurn. GAbtwil.
Schueh-: = Schnorren 2b (Sp. 1277). ,Vor dem
Bischof im Staube kriechen und helfen seine Schue-
schnorren durchzulecken' L (FStaub aus unbekannter
Quelle). — S c h w i ° - Sc/jriorre" : = Süic-Schn. 1 GrLuz.
— Tüfels-: Schimpfname für ein naseweises Mädchen.
üf der Stell geist ein, dou Töüfelsschnörre" . . . dou
brouchst noch nöüd zun de" G'waxne"! Mutter zu einem
Mädchen auf dessen Bitte, sich am .Hanfschleizen'
beteiligen zu dürfen. ApV. (GnSch.); mit der Erklärung:
,du Nichtsnutz'. — Dalbemer-Sc/meWi: spöttisch für
Leute aus dem vornehmen StÄlbanquartier in BsStdt. —
Tampf-. Der häd e" T.-Schnörre"! von einem Ge-
schwätzigen ZStdt (jung). — Tüpfli-Scfcnörre":
spöttische Bezeichnung eines Blatternarbigen Z (Spill-
mann); Syn. Schnurpfli. — Dtb-cUC- Schnörrli:
Pflanzenn., = Leuwen-Schn. GG., Wil (BWartm. 1874).
— VfoKs- Schnörrli: = dem Vor. GWil (BWartm. 1874).
schnorre» Ap (auch It St.); BS'i. (schnoere") und
It Volksztg 1900; L (auch It St.), G, so Buchs, T.,
We.; SCH, so R., Schi, und It St.; S; Ta; Z, so 0.,
schnorrene" GRÜhur, Rheintal (B.), schnorrne" Gr,
80 Gast., Grüsch, He., L., Mutt., Peist. Pr., Rh.; GA.,
G.; ScHwMa. (CABrnhin). schnorrle" GrAv., Ths,
1279
Schiiai/i), sclMier(i), sclinir(i), schnor(r), schnnvir)
1280
schnörre° AaF.; ,Ap"; Bs; B (OvGieyerz); ÜRFläscli
(Tsch.); L (auch It St.); G. so T.; ScH, so R. und It
St.; S (seltener als -o-); Th (seltener als -o-); Z, so 0..
schnöre" Bs; ß (EFriedli), 3. Sg. Prses. und Ptc. -et:
1. „schnorre", schnorre", mit schniebendeni Laute be-
rieclien, bes. von Schweinen Ap" ; BSi. (ImOb.); „L;
ScH"; %yn. schnöderen 2a (Sp. 1140). Das Schwein
schnorret BSi. (linOb.). - 2. derb, meist verächtlich
für (viel, eilfertig, laut, grob, aufdringlicli, unnütz,
bösartig) reden, schwatzen. aaUO. (ausser BSi.; in Gr
Av. jünger als g'wäsche"), das Maul voll nehmen, gross-
sprecherisch reden, aufschneiden Aa;B; L, aufbegehren,
maulen Gr, so He., Pr., Tiis; GA., G.; ScHwMa.; Syn.
auch schnorren-ivagneren. Sit das' der Hans en Ämtli
übercho' hat, isch-er so stolz und schnorret, das'-me"
fast chönnt meine", me" müesst-e" forch'e" Aä. Me" sö't
weniger schnorre", defiir me tanke". AHdggenb. 19'24.
I«* weiss de"" [wenn Etw., das man geheim halten will,
unter die Leute kommt] scho", wer g'schnörret hed.
WMüLLER 1903. Schwig schnorre"! du muest doch
an A'"'m fürt g'schnörret ha" ScnSchl. Si werdi"d
tvarm [beim Trinken]; das Tränkli lüpft-si: 's mties'
g'schnörret sl". JEoos 1907. Z'Stette", Lö" und Bütte"-
hart stöt en alti For''e"; wt'"'-me" nebe"d dur'''e" göt,
fangt-si a" schnorre' Sch (EStoll); Var. haut-si A'm a"
d'Schnorre". Bes. von Advokaten uä. Die cha"" schnurre"
wie-ne" Fürsprech. HFleiner 1900. Zwei Gegner ver-
söhnen sich vor der Gerichtsverhandlung, teilen dies
aber erst nach deren Beendigung dem Vorsitzenden mit
mit der Begründung: Mer hand 'lenkt, choste" wör'''s
eine^weg; dünn söle"d wenigste"s d'Adcokate"no'''' e"weng
schnorre" um ^"se'' Gelt Tu. G'schnörret hei"-si [die
Advokaten] und betröge". B Volksztg 1890. Auch in
harmlosem S. : He, Firöbe"d! ... Packi"d z'säme"! ...
Mer wend ... chli' go" schnorre" ! Zveöbi. Wän" Die
z'säme"chöme"d. chönd-si en halbe" Tag lang mit-enand
schnorre" TuRw, .Meine Alte hocket in der andere" Stube"
und schnorret mit der Nachburi".' Werdenberger 1916.
In Alls drVschnörre" und doch Nüt verstü" GRFläsch.
Der Nächbür hat g'schnorrnet, wil mier in d'Wise" in
sind GrKI. Er hed albig Ettes z'schn. GRCast., He.
(Tsch.). [Vorsitzender:] 1"* ... möcht no''' a"fröge",
ob vo* de" A"'wesende" no''' Eine Öppis z' schnurre" heig.
Pladderweib 1912(L). Losi"d,ir Herre",'sist g'schider,
ir höri"d, a's das' ir «u"* lang so Dummheite" schnörri"d.
ScHW Fasn. 1896. Wen" e" Buschige' rechte" Blödsinn
schnorret. JRoos 1907. Er göt nf Arlise" go" schnere",
dass d'Stadt und d'Landschaft z'sämme"g'here". Bs
Fastn. 1913. — Vgl. Fischer V 1082/3 (in abweichenden
Bedd. und tw. sicher etym. unserni «chmirreyt I entsprechend),
zu tchnor(re)ne" (aus dem »fhnurle" dissimiliert sein kann) BSG.
X 236, ferner «fAnur)ie" unter .irhmrreu II.
Über- untrennb.: 1. („-schnorre", -schnorre"") ent-
spr. schnorren 1, = über-schnarren (Sp. 1271) ,Ap; L;
Sch'. — 2. (-schnurre") entspr. schnorren 2, = über-
mülen (Bd IV 183) AaF.; Tu; Syn. auch iiber-schnarchen.
Er überschnörret A'n, er löt Niemer rede" TbMü. —
ume°-, in GRNuf. umhe''-: bei den Leuten herum
schnorre" (in Bed. 2), bes. aus Klatscli- oder Prahlsucht
GRNuf.; GT.; Th. — a.{n) - schnorre" Th, -schnorne" Gr
Gast.: = an-schnarren II (Sy. 1273). — uni-enand-:
= umen-schn. L; Th. [Ich] muess-der nur säge", u'ie
der alt Lümmel da enne" u.-schnorret : Du heigest es
Mülwie-n-e' Gharwuche'raffele" [usw.]. AZi.mmerm. 1916.
— ver-: = ver-rätschen «'a (Bd VI 1851). Die Tunders-
Chlepe" verschnorret iez Alles. AHuggenberuer 1914 (Th).
Eine" rer-schnörre" , = ver-schmüsen (Sp. 1024) Z.
Schnorrer 1 m.: (lästiger, auch bösartiger)
Schwätzer, Grossniaul, Krakehler Ap; L; Z und weiter-
hin. Syn. Mül-Hans {Bc\ U 1412); Schnorren- Heinrich
(Gr), -Hund (Gr), -Moritzi (Gr), -Wagner. En guete'
Sehn., im lobenden S.: Schwätze" chann-er [ein Pfarrer]
tvie-n-e" Buech, ist verwandt en guete'' Sehn. Av.
g«-schnorret: mit einer gewandten Schnorre'
versehn. G-r Choge", gewandter Schwätzer. Hinter-
träger, Denunziant GRÜVaz (B.). — Abi. von Schwn-en.
Schnorrete" Schnornete" — f.: ,Geschnorre' Gr
Grüsch, He., Mutt. (Tsch.).
Schnorri G; Th; ZÜ., Schnorni GRFid., Grüsch,
He., Jen., L., Seew., Schnorri AaF., Fri.; Bs; B
(MBeck 1915); ScHwMa.; S, so Ölten; Th; ZDättl.. 0.,
Schnöri Bs, so Wensl.; S — m.: = Schnorrer. Da(sJ
ist en Sehn.! Er ist en Tonders- Schnorni ftRFid., Jen.,
e" Huere"- Schnorri (, wüster Krakehler') AaF. Do«»
g'ad di ergste" Schnorrni und üfbigeri g'wönli"'' nid
di Flissigste' sind. MKüoni (GnSeew.); mit der Er-
klärung: Maulheld. Eine, wo-n-e"chli" me Hirni g'haf
het, a's mängc grosse' Schnorri. Gltner Nachr. 1917.
Was figget-mi''' ne" fründc Schnorri? Schwzd. (Schw
Ma.); mit der Erklärung: Zänker. ,So ein Parlez-vous-
franyais-Schnöri.' MBeck 1915. — Schnöri, Übern, eines
alten Agenten auf dem Lande SchwE. (Lienert).
Ober-Sc/iwöm: Verstärkung des Vor. Ap Kai. 1922.
Vgl.: Die Oberschnörrerdonnerwetter, wo ussew »"«"
chömi'd und meini"d, si hebi"d di ganz Welt g'fressef.
WMüLLER 1918.
Zürcher Zircher-Schneri: grossmäuliger Zürcher.
Bs Fastn. 1920.
G*-schnörr n.: l. = jScÄMorrewiaund6UGö8ch.-Alp;
Syn. Ge-schnötz. — 2. verächtl. für (lautes, aufdring-
liches, auch dummes) Geschwätz AaF.; GRJenins, Valz.
(Tsch.); Sch; Schw; Th; wohl überall, wo das Vb gilt.
Es isch es (?., das'-me" si"s eigi" Wort nid verstät Schw.
,Das war ein Geschnörre!' bei der Bettlerkilbi in Schw
G. Kvi>. Hdre"d e'"moll mit öuem G.! Sch. Eso-n-e" ä'"-
faltig G.! ebd. Eine"" ... wo vor lüter G. chüm mit Esse"
nö'>'cho" ist. WMüLLER 1918. — Anders bei Gr.WB. IVl
3949 (unter ,Ge-3Chnarre' 3 und 4).
ze-sämen-sclinorren: zsschrumpfen. .Dieses Teil
des Magens war zusammengeschnorret.' Z Nachr. 1755.
— Verhält sich zu achmorrtn (Sp. 972) wie Hchnmrren fll zil
schmKiren (Sp. 973). -o- auch anderwärts; vgl. Gr.WB. IJi
1417 (unter .schnurren'). III 283 (unter ,einschnorren'). j
Schnorre" II m.: Bettler AaB. (Judenspr.). — \'ei^
eiuzelte, unbestätigte Angabe. f
Schnorrer II m.:l. = dem Vor. Aa (Judenspr. unj
weiterhin); heute veraltet. — 2. (polnischer) Handehj
Jude Aa; ThMü. — Vgl. Gr.WB. IX 1421 (unter ,Schniirrer'j
Zu .schnorren', der verbreiteten jüdiscbdeutschen Nbform n
■Hihnurmi 1 (s.d. Bed. 2); vgl. Gr.WB. IX 1420 (untd
, schnurren" 8); Avc-Lallemant IV 602.
Schnorre" II f.: = Schnarren IIa (Sp. 1272) S (
vBurg zw. Ölten und Aarau und im Bez. Kriegst.), j
Schnurr m.: 1. von schnurrender Bewegung; mj
in Verbindung mit in. Syn. Schnüss. In'n Sehn, dto'
Wou der Wase" stutzig abfallt, loutme" s' [die gl
füllten Laubsäcke] troule". Es hät's schu" g'gi", '4
einen und der ander Sagg esou in'n Sehn, chw
bem starche" Pfü", ''as'-er über d' Passattiwand a'/
L:
1281
Schnai(i), schnei(r), schnii(i), schnoi(r), schnnr(r)
1282
I 'bürzlet ist. Albr. 1888 (GSa.). Im Sehn. Gnlg. (Tscli.);
' GSa.; Z, 30 0. und It Dan. und Spillmann. Öppis im
(in €{"»1) Sehn, maehe", ne", eine Arbeit, ein Geschäft
in stürmischer Eile erledigen Zu. und It l'än., Spill-
mann. Er gäd grad im Sehn, fwegg GrI?. (Tscli.); rät.
in fretta. E' Glarner iseh-mer im Sehn, bigägnet.
Prophet 1855 (GSa). — 2. in der Verbindung Schnipp-
Schnapp-Sehn.; s. Sp. 1236. — Vgl. Gr. WB. IX HI3
(jSchnurr' als lutorj.).
j G'-sch n u rr, in Bed. 2 G'sehnürr (in BÜ. nach einer
i Angabe -M-) — n.: 1. = Gesurr 1 (Hd VII 1287). ,Die
' büclisen liessent ungestüeniklich und wurd ain gross
geschn. von dem geschütze.' E. XV., ASG. (AvBon-
stetten); in der lat. Fassung: sonitus. — 2. a) = Ge-
I surr 2, „fliegendes Ungeziefer aller Art, bes. Schnurr-
, käfer', Bremsen, Fliegen; Gescluneiss B (St.""), so ü.
(auch It St.). ,Das Weib als Fliegenwadel betrachtet,
kannst freilich das grösst G'sehnürr damit vertreiben,
aber ein und andere kann dir doch ins Gesiebt kommen.'
I Inpkrb. 1820; vorher: ,Zu Tag sind die Mädchen um
mitb her und plagen mich wie im heissen Sommer die
i Fliegen und Biämen. Zu Nacht schlage ich wie wild
! gegen die vermeinten Plagfliegen. Ich glaubte, wenn
ich eine solche Schnurifliege für eigen faiigen könnte,
I die übrigen würden mir Ruhe lassen.' — b) uneig.,
I „unangenehme (jesellscbaft BO." — Mhd. ijemürre in
1 Bed. 1; vgl. Gr.WB. IV 1, 3953.
I üe r r e° ■ G'sehnürr : Stadtgeschmeiss, ,als Spottder
[Bauersleute BO." ^
I Schnurränt bzw. Sc/iMO'rr- m.: 1. „herumziehen-
derFiedler", Gaukler, BettelmusikäntBs; Bü.(s. SehueU
■.Buch ßdlV941; auf I, Verhältnisse gehend); „L'G.
(St."") Vgl. Sehn.- Wagen. — 2. im Sehnipp schnapp-
Spiel; s. schnapp (Sp. 123K) — Vgl. Gr.WB. IX 1433
(mit eioeni Beleg aus GKeller) ; Martin-Lienh. II 506 ; ChSchniidt
1896, 97; Fischer V 1089. 't Schnurrnnte' Döri, Beiname.
KRHageiib. (oBsL.).
schnurrechtig: schnurrend. ,Der elephant ...
hat ein heisere und schn-e stimm.' Tierb. 1563.
Schnurre» I Schnü're" f.: (meist PI.) Polizist.
Studenten- und Scbülerspr. (BsStdt); heute t- — E'?-
mit einer ,Si-hQiuTe' (Knarre) ausgerüsteter Schar-, Nacht-
wächter, Sicherheitssoldat, eiuer Uuiversitätsstadt; Näheres
bei Kluge 1895, 123; Gr.WB. IX 1414 (.Schnurre' I); Fischer
V 1090. Zur Dehnung rgl. »chnurren I, Schnumi, IV. Das
Fem. (statt des anderwärts üblichen Masc.) erklärt sich durch
(wohl vom PI. ausgehende) Anlehnung an das gleichl.
Schnurren /r(Sp. 1'286).
Schnurre" II f.. in Bed. 3 ,s(ch)nur(r)', Fl. ,(ge)-
s(ch)nur(r)en', auch ,schnuor' I, PI. ,s(ch)nuoren':
1. a) von schnurrenden Spielzeugen udgl. o) = Surren 3
GRChur; Syn. auch Schn.-Heireh (Bd II 1315); Pfirren,
\Pfurren I (Bd V 1177. 1179). ,Die schn-en, grosser
holer dopf, gibt ein gross gereüsch, so er zogen wirt.
trochus.' ÄIal. — ß) , Spielzeug, aus dem V^adenbein des
'Schweines hergestellt, indem ein Loch durch dasselbe
gebohrt und eine Schnur dadurch gezogen wird; indem
diese abwechselnd stralT angespannt und wieder nach-
gelassen wird, gerät der Knochen in eine wirbelnde
"Bewegung und bringt einen schnurrenden Ton hervor'
,S (Schild). Zweimal durchbohrtes Gelenkknöchelchen,
idasan einer Doppelschnur in fortwährende schnurrende
|Drehung vor- und rückwärts versetzt werden kann
|7., so Düb.; Syn. Schnurri. Leserd-mir vil gradi
!Ghnöchli üs [aus dem Fisehwis] und mache'd morndes
sehöni Schnurre" drüs. ESchönenb. — v) ein Stück
Schweiz. Idiotikon IX.
Bappe'teckel [Karton], viereckig oder rund zu-
geschnitten, in der IMitte mit 2 Löchern versehen, durch
die eine Schnur gezogen wird, die an den Enden ver-
knüpft wird; durch Schwingen wird die angespannte
Schnur samt der Scheibe in kreisende Bewegung
versetzt, wobei ein schnurrendes Geräusch entsteht
AaF. (AfV.). — d) Brummeisen, Maultrommel. ,Ein
liedlein seh lach im uff' der schn-en.' M.XVL, Z Anz. 1905
(B Flugblatt aus der Druckerei des MApiarius aus
Berchingen; mit Abbildg). — b) schnell laufender
Schlitten BsL. — 2. = Surren la (Bd VII 1'291) BHa.;
Syn. auch Sehnurr-Flieg (Bd I 1178). — 3. herum-
streichende, unzüclitige Weibsperson, Hure. ,Es könd
von versniten snurren nieman unbeschissen komen.'
1377, Z RB.; s. auch un-be-sehmissen (Sp 1U20), wo ,ge-
snurren'. ,Es klaget FVischin uflf NN., dass die ...
ir under ougen retten, si wer ein bössy snur.' 1379,
ebd. ,Die W. luod si frefenlich und schalklich für ir
hus und sprach: gang herab, du böses wib und du
maletzegi snurr!- 1387, ebd. ,Du versnite snurr.' 1389,
ebd. .Wanne kunst ald wannen bist du, verschniti
schnür.' 1390, ebd. ,Er .. . sprach zuo ir, er wölte wer
sin, dass si Heinis reclite schnür wer, und smaclite si
under ir ougen und under ir maus ougen.' 1391, ebd.
,Dass si uns sprechent schnüren und syen die hosten
wip, die lebent.' 1393, ebd. (Klage der Nonnen am
Ötenbach). ,Sy hab uff" einmal 1 gl. by H. wellen
wechslen; das liabe er nit tuon wellen undgeseit: du
schnuor. wan du nit usshin willt, so will ich den
batzger in dich stossen.' 1584, L. S. noch Bd VlII
I345u.: Sp. 1214 0. (.snuoren'). — 4. meist PI., wie nhd.
Sclinurre L; Z und weiterhin; doch nicht volkst. En
Speivogel, icie-n-er im Bueeh stöt, wege" sine" Schnurrer
witumme" bikannt. Messikommkr 1910. S. noch Sp. 604
(Schlinggis).
Mhd. anurre, Schnurren, Summen; Jlaultromniel; vgl.
(meist auch für unser Schnurren J V) Gr.WB. IX 1415/7
(ausser Bed. 5-8); Martin-Lienh. II 305 (in Bed. la uä.);
ChSchmidt 1896, 97; 1901, 311 (in Bed. laS); Fischer T
1090 (ausser Bed. 1 — 4). Zu 3 vgl. Gr. WB. IX 1417
(, Schnurre' 10); Schm.'II 580 (.offen schnurren und puoben');
Fischer V 1087 (.Schriur Jl S). Anlehnung an ,huor' verrät
, schnuor' (lautliche Diphthongierung ist wenigstens für den
LBeleg nicht wahrsch.; s. die Anm. zu nmen-sehnurren S); vgl.
zum Anl. die Anm, zu er-srhiajen (Sp. 12121, sowie das entlehnte
inner, femme sale et legere in BPatois (ETappolet 1917, 156).
Die Form ,gesnurre' wohl unter dem Einfluss von ,gesnije'
(Sp. 1214); entspr. ,geschners' (unter Sehnen).
Sü"- I: 1. Söu-Schn., = dem Vor. laß ZDüb. —
2. Sitow-Schn., dünnes Brettchen, das an einer Schnur
rasch geschwungen wird, zum Treiben der Schweine
BGr. (Bärnd. 1908).
schnurre" I (-«" W tw.) bzw. -o'-, in .\APri.; Bs; B
Goldb., Ins. Twann schnüre", 3. Sg. Pries, und Ptc. -et:
1. wesentl. wie nhd. schnurren, a) (mit , haben') als
Schallvb. wohl allg. ,Schn., susurrare. gemere, barrire,
fremere.' Fris.; Mal.; s. noch mummelen (Bd IV 228;
schon Fris. 1541). Von Katzen Aa; B; Gr; L; Ndw;
W; Z und weiterhin; Syn. spuelen, spinnen; vgl. auch
schnürrelen. D'Chatze" schnurrend, wenn s' um Ein
um streichend GRÜast. (Tsch.). Im Vergleich. Er het
alhc" g'schnurr'et wi'-ne' Chats, weW-er sö-nes Eselbei"
g'nagt het. SGfeller 1919. Auch als Zeichen von Übel-
launigkeit ZBöL, .pfauchen' WVt. Sehn, wie-n-e" taubi
Ghatz Z, so Bül. ,Die gemeinen Katzen .. . schnurren
vast immer und soll ein Freundlichkeit sein, ist aber
1283
Selinar(r), schner(i), 8clinir(r), aclinor(r}, schnur(r)
1284
keine liebliche Music' EKönig 1706; vgl.: .Die Katzen
[sind] so gar hitziger Natur ... dass das Feuer immer
in ihnen tobet und .schnurret oder, wie mans nennet,
spinnet.' ebd. Von Pferden (Syn. schnarchlen): ,Die-
selbigePferdt spannen sie [die Germanen] an einen der
geweihten ... Wägen und gehet der Priester ... oder
der Obriste der Stadt oder des Landes neben ihnen
her, haben acht und nehmen eigentlich gewahr auf ihr
Weihelen und Sehn., daraus weissagen sie dann.'
.älG.TscHüDi, Gallia. Vom Raben : Z'erst föhd der Sehne-
fink a" [am Morgen in den Beigen], 's Fluehtörchli
jüxet derztcüschen und d'Ringamsle" jodlet am Bach
zue, und der Boss tuend sehn. Bergrappe". IRöthelin
1894. Von der Bassgeige; s.Bd VI 1277 u. Schlecht musi-
zieren, wie ein Rad tönen (vgl. b) B (Zyro). Von der
menschlichen Stimme, a) = schnarren II Ic (Sp. 1272);
3. BdIV242o. — ß) von grober, zorniger Rede, „brummen"
Aa, so Hold, und It H.; Blns; L (auch It St.); ,Soh";
Z, so 0. und It St., schelten, lärmen PJ., schmähen
S, frech antworten BS. S. Bd V 1028M. ,Er...könde
nüdt ab ir klagen; wol so hette sy jetz ein zythar
mit im gschnurret und unwillig gsin.' 1533/8, Z Ehe-
gericht. .[Potiphar zur Magd:] Dass dich Gott plage
aller gurren! Wie darfst also wider mich sehn.!' Rdef
1540. Einen [der einen Kopf macht] e'chli' la" sehn.
EScHöNENB. Neben Synn. [Emer]wobi allem Bede' gäng
aso g'schnüret oder 'brummlet het. Bärnd. 1914. Ffurrer
und sehn.; s. Bd V 1178u. ,Schn. und murren'; s. ebd.
643 u. .[Einem Ehemann wird ans Herz gelegt] sich
synes gewonlichen bolderns und schn-s, schlachens und
stossens ze maassen.' 1546, Z RB. — b) mit Hinzu-
treten und allmählichem Überwiegen der Bewegnngs-
vorstellung. Von (fliegenden) Insekten. D' Fleige"
schnurri"d brav Ndw (Matthys). ,Edere stridorem di-
cuntur locustiE, rauschen, sehn., rausen.' Fris. 1541.
Von Maschinen. D's Bädji schnurrot W; entspr. Scu
und sonst. .Einsam sitzt ein altes Weibchen geschäftig
an seinem Seidenrad ... und lässt die Spulen sehn.'
Breitenst. 1860. Der selb Augenblick [in dem sich aus
einem belauschten Gespräch die Untreue der Geliebten
ergab] isch-es-merg'si'^ wi'we'"-mer e' Tröschmaschine"-
tamburim Chopf obe" schnurreti SGfeller 1919. S. noch
Bd VI r283o. Von Pfeilen B (Zyro). ,Sin [Schwert-]
siege hört man an. ... daz si vil wit erklungen.' Reiner.
,Er ... schlüge mit dem Schwerdt den Kreuzstreich
mit solcher Violenz, dass es in der Luft schnurrete.'
Sererh. 1742. Sehn. lä". Wie De' [Goliath] so redt,
so löt de'' Hirt e" Stai" dur''' d'Luft lo" sehn. [: surre"].
ScHwzD. (Bs). Mit verschwiegenem Obj. L; Z (Spill-
mann); Syn. särren, surren län (Bd VII 1263. 12^9).
We"''-mer 's [Wasser] brücht, zu jeder Frist eha''"-me"
nur lo" sehn., seit dern Bau einer Wasserleitung L.
's isch im Blei, lass lo" sehn.! ebd. (ERöthelin). Als
Bewegungsvb (mit ,sein'). sich sausend, schnell be-
wegen Bs; B (It Id. .divagari'); L; ScuSt. (It Sulger
,cum impetu ferri. labi); Z; meist mit Richtungs-
bestimniung (vgl. auch die Zssen). um d'Ore" sehn
Bs (Seiler). ,So were ufFein nacht neisswas zuo irera
bett kommen und an sinem ort, da er gelegen, dry
lut streich tan und darmit nebent dem bett anhyn
zur beigen derniass uss geschnurret, dass sy beide des
fast übel erklupft.' 1546, Z. Von Personen. Lueg, wie-
st [die Schlittenfahrer] dert der Berg ab schnurre"!
JMXhli. ,Sy schnurretend aber einmüetiklich autfden
schaunplatz.' 1530/89, Apostelo.; .störmetend.' 1638;
ä)p(iy)oav. Insbes., „brummend fortgehn", ärgerlich,
zornig lierumfahren, weg-, dahineilen Aa (AKeller 1852;
s. Sp^899u.); „L; Sca" (auch St."); Th; W; Z; vgl.
aß. [Die übellaunige Frau] schnurret im Hüs ume" Ta.
,Des [nach einem Wortwechsel] snurret der H. von im
und tröwet im mit der band.' 1413, Z RB. ,Sy [habe]
uffgebniiden, hinwäg gegangen und z Bülach durch
d statt gschnurret, das sy niemans kein guot wort geben
hette.' 1541/3, Z Ehegerieht. ,Sy balget, zanket, kybet,
murret, yetz dahin, dann dorthin schnurret, sy schmecht,
schilt, verwyst den ganzen tag.' Grübel 1560. ,AIs
sy V.s frouwen ... ein habermuoss kochet und sy das-
selbig nit wellen essen, syge sy in einem zorn von
iro geschnuret.' 1592, Z RB. ,Wann etwan ungute
Leut in der Kirchen selbs einandern schelb ansehen,
für einandern schnurren, einandern zu äng tuon, un-
werden und was dergleichen.' FWtss 1653. —
2. a) betteln AaF.; BsL.;S,so Rech.; Gacnbrspr. (ALüt.).
Si göd (wider) go" ge" sehn. AaF. — b) faulenzen S,
so Bib. [Ich] ha" g'schaffet und g'schnurret, g'sehnurret
und g'schaffet, abwechselnd gearbeitet und gefeiert.
JoACH. — Mhd. «mcren in Bed. 1; vgl. Gr.WB. IX 1417
(ohne Bed. 9); Martin-Lienh. II 505; ChSchuiidt 1896, 97;
1901,311 (in Bed. laß); Schöpf 642 (ebenso); Fischer V 1090
(oliDe Bed. 3), ferner die Aum. zu schnarren JI. laß berührt
sich mit «chnurren 1 1 ; vgl. schnorren, sowie an-srhnurren,
-schnorren. Die gleiche Eütwickluug vom Schallvb zum Bewe-
guDgsvb zeigen p/urr,n (Bd V 1178/9); rurren (Bd VI 1242/3);
surren (Bd V 1 1 1 28 7 /90). Zu 2 vgl. tichnurrant. ferner Schnorrer II
mitAnm. (Sp. 1'280). Fluni. , Schnurr- Tobel' LV. Hieher wohl
auch ,ira Hag-Schnurrer', Dorfteil ThHw. ; eig. wohl PN.
(Überuame).
ab-: tr., barsch abfertigen, abschnauzen ÄAFri. und
It Rochh.; Bs; Gl; L; TuMü.; ZEls., 0.; Syn. ab-surren\
(Bd VII 1290). Me" schnurret Ein nid de"weg ab undl
späuzt Ei"'m na''' i"'s G'sicht ZEls. Drum sölli"d\
d'Manne" eus [häusliche Frauen] nit so a. 1821, L
(JStaifelb. 1882). Me" hat e"ke'"s Wörtli dörfe" säge",
wänn-er nüd ganz guet im Strumpf g'si" ist, sust hät-er
Eintrürig abg'schnurret. Messikomuer 1910. — In andrer
Bed. bei Gr.WB. I 108; Martia-Lienh. II 505.
(obeu-)abe°-: hin-, herabsausen AAÜött.; Bs und
sonst.
ume°-, in BE.das-ume"-schn.: l. = M.-s«rren(Bd VII
1'290). Los e"chli', wie d'Imbeli surre", wie-si b'ständia
ume'schnurre" ! um 1830, S. Auch = u.-surren b. Sie isn
de" ganz Morgen ume"g'schnurret SchR.; Th. Ü"serein
heig Nüt z tue", als öppen e'ehli" mit dem Tram dasumV,
sehn. JBüRKi 1916. — 2. .umbherschnuoren', herum
streichen, von Dirnen. ,ltem grosser überlouff mij
lichtvertigen lütten ... das nimer end haut und niemani
wais, ob man sicher ist oder nitt; das ain grosse bei
schwerd ist aim herren und den gaistlichen; und ouclj
die frowen in dem froweuhus in das closter nacht;
pfiffen und umbher schnueren.' um 1480, G (Berich;
des Abtes an den Konvent zugunsten einer Verlegung
des Klosters nach Rorschach). — 1 auch bei Martiö
Lienh. 11 505/6 (''erumschnurre"). Zu 2 vgl. Gr. WB. IX 142)
(,schnurren' 8) uud bes. 1415 (,auf die Schuurre gehn' unte!
, Schnurre' 2); Schni.'II 581 o. (,iii der schnurr umblauffe^
aus HSachs). Diphthongieruug von -urr->-uer- ist (wie di|
entsprechende von -irr- s> -ier-) im NO. und 0. unsres Gebietfj
verbreitet; vgl. noch schnueruj < schnurrig (Sp. 1286), «Ker«"-j
surren (Bd VII 1287). |
a°-: = anschnorren (Sp. 1279) Aa; Bs, auch ItSpren
(wie ein brummender Hund oder eine grunzende Sau
B, so S., Si. und It Zyro; Gl; Sch; D; Z. Hest-du die
1285
Schnar(r), schner(r), schnir(r), schnor(r), 8Chnur(r)
1286
Nüt g'schücht, zue-n-im z'gä"? Gell', er het-dich nit a'-
g'schnurret? BSi. Ja loas? schnurret-si dan Wibli a".
FüscHW. 1900. [Mann:] Gueten Äbi'g ä'"*, Dorethe!
[Frau, ungehalten:! Ätitli''', äntli'''! [Mann:] Jn,
schnurrist-mi''' de'weq a"! EEschminn 1918. — Vgl. Gr.
WB. I 448/9; Martin-Lieuh. II 505; ChSchmidt 1896, 97;
Fischer I 256.
nra-enand-: = umen-sehn. Tb. Er schnurret umenand
(wie-ne" Brdme"). — Vgl. Martin-Lienh. II 506.
in- I: hineinstürmen. ,l)a [auf Her .Beckenzunft']
was ein söinlich nnordenlich Wäsen mit Us- und Yn-
schn.. I)urclieinanderwi.«plen. Schreyen und Brumlen,
dass ...• 1644, Z. — Vgl. Gr. WB. III 283.
,er-: vast schnurren, ein wild ungestnem wäsen
fneren, perfreraere.' Fris. (.-schnurren); M»L.
ÜS-: hinausstürmen; s. in-schn. — Bei Fischer 1510
iD aüdrer Bed.
de(r)-vo°-: hinwegsausen. Mach g'schwind, sunt
schniirret's [das Tram] -der devo", mir Nüt dir Nüt.
L Taglil. 1910. Von Personen, zornig brummend davon-
eilen, -erehn Bs (Spreng); ,1,; ScH' (Sf); ZWila. .[N.]
ist darüber hin darvon gesi-hnurret.' I(i91, ZSth.
ver- I: = ver-surren 1 (Bd VII 129ii). Wo die
Bumplete" [ein in Tätlichkeiten übergegangener Wort-
wechsel] e'chläi" verschnüret und versürei het. Bäknd.
1922 (BTwann). Auch = ver-surren Ib: ,Doheim im
husmagich nit sin. lauffeh gon Hünigen zuom wyn ...
will dann vatter und wyb drab murren, so wil ichs
wol lassen v.' VRoltz 1551. — Vgl. Martin-Lienh. II 506;
CliSchmidt 1896, 97; Fischer II 1317.
.für-: prseterire non attendendo ad personas.' Id. B.
— heim-: heimeilen. ,Die M. aber habe ein ganzes
Jahr nicht ein Wort weder mit ihme nach den Seinigen
geredet, so gar, dass, wann sein Frau die M. ob dem
Brunnen angetroffen, si geschwind ihre Gelten umb-
gekehrt und Jähr heimbgeschnurret.' Wast. Proz. 1701.
yor-bi verbt-, in Aa (H.); SraSt. (Sulger) fürbi-:
vorübersausen, -eilen Aa; B (Zyrol; ScnSt.; S; Th;
Z und weiterhin, 's Schiff ist fürbig' schnurret ScnSt.
(Sulger). Von Personen. Er isch numen eso verbi-
g'schnurret B (Zyro). An (Bt ZKn.) Ei'"m v. ,Wie sie
vor unsern Häusern vorbeischnurrten, sich zusammen-
rotteten und uns zuletzt auf dem Rathaus bestürmen
wollten.' Z Mordnaclit 1781. .Andere schnurren bei
uns vorbei.' UBrägger 1788. — Vgl. Martin-Lienh. II 506;
Fischer 11 1644.
en-, hin-weg-: (zornig) hinwegeilen. ,Also kert
sich der Seh. nüt daran, wie früntlich er inn joch batt,
und schnurret enweg.' 1434, Z RB. ,[Der erzürnte
Agamemnon] schnurrt hinweg.' GGotih. 1599. ,Es
schnurren die Tüfel und Furise hinweg.' ebd. Itil6; noch
öfter. — ent-zwei-: sausend entzweireissen. .Hätte
mich doch eine Kanonenkugel mitten e.-geschnurrt!'
UBrIgger 1780.
Schnurri 1 m.: I.a) wer .schnurrt' Aa (H.). a) wer
zum Brummen, Aufbegehren geneigt ist B (Zyro); OA.;
.Syn. Surri 2a (Bd Vll 1292). — ß) Schn.-Schn., Be-
zeichnung der Katze im Volksrätsel; s. Schnorren I
(Sp.l274). — ],)= Schnurren lila {Sp. 1281). o) = Süw-
Schnurren 1 ZO.; vgl. Messikommer 1909, 119/20. —
P) = Epfel-Surri (Rd Vll 1292). ebd. - 2. de' Sehn,
ha', brummig sein Z (Spillmaiin); Syn. schnurrig si'. —
Aach bei Martin-Lienh. II 506 (in Bed. 1 a und b). Schn.-Fram.
Übernaine. NdwKal. 1901.
Schnurri II. Nur Sehn, nxiche': ,Mit Frühlings-
beginn fangen die Kinder den ersten Käfer, den sie
im Walde finden, binden ihm einen langen Faden um
Fuss oder Hals und springen mit ihm so eilig dem
Dorfe zu, dass er endlich selber am Faden nachgeflogen
kommt. Dies nennt man Sehn, machen.' Bochh. 1857.
schnurrig Bs; B (Sf); ,L; Sch; Z" (nur St.»),
schmierig ScBSt. (SWinz), g'-schnurrig I AaL.
(Füschw.); Z, so Bül.: = surrig a (Bd Vll 1'293),
„brummend". ,mit Unwillen anffalirend' (St.'>). Etw.
g. säge'. FOschw. 1905. £» churze% g-e-' Befel ebd.
1919. Worum bist so sehn, hüt? ... Säg-mer, wa'-di'''
z'chibe' macht! SWinz. ,Sie ... tat mir, was sie mir
in den Augen ansah; ich hingegen bezeigte mich immer
sehn- UBKiGfiER 1789. — Vgl. Gr.WB. IX 1421; Fischer V
1091, ferner Martin-Lienh. II 506 (tchnurruch).
Schnurris m.: scharfe Abfertigung. Zurecht-
weisung AiF.; B (Dan.); L (ERöthelin). De» Sehn,
übercho' AaF. [Wegen verspäteter Heiinkebr] hani'''
vo' der Mueter e' Sehn übercho'. W Müller 1918.
Ei"m e' Sehn, ge' kuV.; B; L. 's gab no''' Sehn, und
Kavelangis. Worler Anz. 1916. Mm i'* de' Sehn, ver-
dient ha', so 'will-i'''-ne' a'ne" AaF.
seh nurrle" scÄnü^r/e": spinnen; vgl schnurren Ib
Sehn, u"' Singe". Bärnd. 1904 (ME ).
schnürrele°: Dini. zu schnurren la, von Katzen
B, so E. E' Imb, wo sürrelet, e' Ghatz, wo schnürrelet.
JCOtt. Ü'si alti Chats Ht uf "em Ofe'zopfe' W"
schnürrelet. Emmentalerbl. 1917.
Schnur(r) II (ä, Spr.), Schnuer II Uürs., sonst
Schnurfrje' III i>zw. -a, in Gr tw. (so Hahl. It B.) -ü-,
in P tw., so Ri. und It Clement -ue- — f., PI. -e" (in W
-e'), I»im. (in Bed. 2) Schnurrti GkRU., Schnureli TB.:
1. Schwiegertochter GR,soü.,HaId., He. t.L..Nuf.,ObS.t.
Pr., S., Seh., Ths,V., Vers.;P, so AI., Ri.; TB.; üürs.;
W, so G., Li).. Naters. V., Vt. D'Liebi zuische't Sehwiger
und Sehn, het der lieb Gott verge.ise' z'erschaffe' Gr.
Schiriger und Sehn, tuend gern pfurre" GrHc.. L. (Tsch.).
ire/''*e''[deiKönigs.söline]a's-me[demKönig|(Z!e/möscÄsf
Sehn, ferggi, der soll Cliünig sl'. Schwzd. (GrScIi.). .Ich
bin kummen ... zesclieiden die schnüren wider ir
sehwiger.' Zwikgli; nach Matth. 10, 35, wo ,sunsfrauw'.
1530/1707, BiB. ,Do nani Tharah ... sein schnurr Sarai,
Seins suns Abrams weih.' 1530/89, I. Mos.; ,Sohns-
frauw.' 1638; ,scbnur.' Luther. .Ein yeder ... hat sein
eigne schnurren mit fräfel bschissen.' 1530/89, Ez.;
,Sohnsfrauw.' 1638; ,ihre eigene schnür.' Luther. ,Die
schnurr, des suns weih, nurus.' Fris.; Mal. .Schnur,
Sohnsfraw.' Denzl. 1666. — 2. Pflanzenname, a) Dim.
(ausser GrAv.), Veilchen, Viola, bes. Viola calcarata
und tricolor (Stiefmütterchen) GrAv., Rh.; TB. —
b) Drottelblume, Soldanella (alp.. pus. und min.) GrAt.
(Tsch.). — kM. mu„la), snor(a). »nuor(a). mhd. »n,.,-, snuor
in Bed. 1: vgL Gr.WB. IX 1394/6; ChScbmiJt 1901, 311:
Fischer V 1087/8. APetri 1523 erklärt Luthers .schnür'
durch .sunsfrau'. 2 kaum zu AAnurren / F (Bed. 2), das im
betr. Gebiet gegenüber Schnorren I (Sp. 1274) stark zurück-
tritt; das .bescheidene' Veilchen scheint mit der der Schwieger-
mutter sich unterordnenden Schwiegertochter verglichen; vgl.
Stief-Mueter 2 (Bd IV 596).
Schnurre" IV. -a (bzw. -o'-) Aa; Bs (auch Spreng);
B. so Aarb., Hk., ,0.", S.. Si. (auch It Zyro); FJ.: Gl.
so H.. S.; GRObS.; „L"; GFs, Ms. Sa., Wb.; S; üw;
ü. so Sil.. Urs.; W. so Lö.. Mü., Vt.; Z, so ü. (JSenn)
und It Dan. (; Pfurre'; s. Bd V 1180M.), Schnü-re' Bs;
1287
Schnar(r), schnei(i), schnii(r), schnoi(T), schnur(r)
1288
B, so S. (Bäind. 1914) und It EFriedli; SBb., L., Stdt,
Schnürre",-a(bzw.-ö'-)B, so E. (JBürki 191(J), „0.",
Si. und It Zy 10 ; „ L " ; STliierst., Schnurre" B, so E. (Bärnd.
19U4), It EFriedli bes. in Bed. la gegen -ü- in Bed. Ib
— f., PI. -e- BE.; GlM., Dim. Schnurrli Ndw (Matthys),
Schnürrli Es (-ü^-J ; Gl (CStreiin90 !):!. = Schnorren II
(Sp. 1274). aaOÜ. a) von Tieren; vgl. Sahn.- Schmalz
(Sp. 954). I Ein Pferd hat] d'Schnurre" e" halbe" Schuck
tief in-ere" Melchtere" coli Milch. RvTavel 1901. D'Lüt
hän''-ne'' [den Bären im Bärengraben zu Bern] Brot
abcg'worffe" und de"" händ-si fast Alls mit de" Schnurre"
üfg'hebet. CStreiff 1902. Insbes. von Schweinen Bs
(auch Spreng); B, so Aarb., E., Hk., „0.", Si. undltZyro;
GRÜbS.; S, so Thierst.; Uw. ,Ein Schwein mit churzen
Oren und mit churzer Schnüre".' BiRND. 1914. Eini
[Sau] mit der Schnurre" wie-ne" holzige'' Radschueh.
JBi'RKi 1916. D{ie) Sau die het e" grössi (auch breiti)
Sehn iure" : gent-mer es Stück ro" hinge" fhinde") dur'''e" !
(BsEtt., Wensl.), mer höre" d'WürstU abe"surre" (Bs
Ett.), aus einem Wurstbettellied. KL. .Diejenigen
[Sehweine], welche einen ... erhöchten Rüessel oder
Sclinurren, der [!] weit herfür gehet . . . haben.' E König
1706. S. noch Sp. 1275 o. Von Hunden. E" Grüsel
votnene" Hofhund bullt in a" ... und er, nit fül, haut ...
mit .si"'m Stecke" . . . ei"s dem Burst über d'Schnüre".
Breitenst. 1864. Als koU. PI.: ,Ein schwarzbrauner
Jagdhund . . . mit kurzem Kopf, langen Ohren,
schnautzigeu roten Schnüren, roten Füssen und
kurzem schwarzem Stiel.' 1820, S. Von Bindern.
[Eine Kuli] mit-ere" schwarze" Schnüre". Barnd. 1914.
E" Sehn. voll. ,Eine Schnurren voll [Heu] liegen haben',
auf einer kleinen Wiese. JSenn. — b) grob vom
Menschen. ,Nase, doch verächtlich" B; „L" (St.*).
D'Schn. i" Öppis ine"hänke"; oder zum Folg. Mund,
Maul Aa; Bs: B; Gl; GSaL.; S; Ndw; ü; W. Es dät
ihm eba schilach weh, wie er ase a martergrossi Bule
[1. Bille] a der Schnurra gstosse hed, eba chli grösser
als e Welschhüenerey. Rapieki 1700. Das isch glich,
wenn's nume" mottet um d'Schnurre", erklärt ein Soldat,
als man sich über seinen schlechten Tabak beklagt.
AfV. Wenn-me"-ne" [den Erntearbeitern] d'Schnaps-
fläsche" nit all Stund vor d'Schnurre" het, so si"-si u"-
wirsch und fül. Joach. 1881. D'Schn. off ha"; s. Bd V
541 u. Der, wo Geld het, chan" es Meitji küsse", Der,
wo kei"s het, cha"" die Schnurre" tcische". FGStebler
1921. 'E'wiem d'Schnurre" putze", ihn mitscliarfen Worten
abweisen BSi. (Zyro). Ei"'m uf d'Schn. g'e" (howe",
schlah") B (Zyro); GlH., S. Tsehinggr-U-murre^, i«*
gib-der uf d'Schnurre", leichte Drohung GlS.; vgl.
Sp. 1275U. S. noch P/ftcrm 7 (Bd V 1180). Insbes.
geschwätziges, pralilerisches, böses Maul. Du hast,
mein-i''', g''ad e" böses Schnürrli, drum hast allweg
nuch nid chänne" hüräte". CStreiff 1901. 's isch schad,
's isch schad, die Liestier Bure", si hei", si hei" gar
grössi Schnüre". KL. (BsL.); vgl. Sp. 1276o. Ei"'m
d' Schnurre" zuetue", ihn zum Schweigen bringen GFs.
D'Schn. halte" Bs; GlH.; GSa., b'ha" WLö. Wi't
d'Schnüre" lialte" oder wie hesch's? Bs. Wo dur''''e"?
Halt d'Schnüre"! KL. Häbjez es Mal di" Schnüre"! B.
S. noch Bd VIII 949 u. Imgleichen S.: Hogg u/fdi" Schnü'-
re"! Bs Stud. 1910. Ei"'m uff d'Schn. hogye", ihn zum
Schweigen bringen, ebd. E" dummi Sehn, ha", unange-
brachte, freche Bemerkungen rnaclien.NsTioNAi.zTs 1923.
Auch für das ganze Gesicht. Es hetne" uf d' Schnurre"
use'g' schlage" Gl. Was machsch aW'' für e" Schnüre":'
Bs Fastn. 1920. S. noch Bd VII 668 (Opfer-Seckd). —
2. Pflanzenn., = Lemven-Schnorren (Sp. 1278) GG.. Sa. —
Vgl. Gr. WB. I.\ 1415/6 (Bed. 5 — 8); Martin-Lienh. II Ö05
(Bed. 1 und '2); ChSchmidt IS96, 97; Fischer V 1090 {Schnurre
JJ J und i'). Wühl hieher die folg. Fiiirnn.: ,SchDurren-Mü!li'
BMilhleberg. ,-Berg' ZTu.(auch bei Leu, Lex.); vgl.,SchnarreD-,
SchDorreu-Berg' (Sp. 1271. 1'277); auch als FN. ,USchuurren-
berg.' lö24,ZRuss. ; die Deutung des Namens bei GKeller VII
281 (,Schiiurrenberg, was ehemals, zur Zeit der Laudteilung,
Berg desSnurro, des Srhnurranten, Possenreissers bedeutete')
beruht auf HMeyer 1849, 48.
In zIi°ger-/St7imt-re":stark(insbes.rässelartignach
vorwärts) entwickelter Mund, der als Kennzeichen der
Anmassunggilt Bs. — Nachdem Dorf luzlingea über Lörrach.
— Bundes-iSc/iJiMrre". ,Hat der Soldat während des
Dienstes auf Staatskosten ein falsches Gebiss be-
kommen, so besitzt er eine B.' Soldatenspr. —
Quadrät-iScÄnü^rc". Nur als Übern, eines bestimmten
Lehrers BsStdt. — Sü"- II (bzw. Siww-, Söu-): = S.-
Schnorren 1 (s. Sp. 1278) B, so E., Gr., S. und It Zyro,
Hink. Bot 1860; S, auch Dim. (bes. als Speise). Hamme!"
u"' Laffli, Säurüppeli W'' Chinnbäckli, Säuschnüre"
u"'' Säuöre", Leckerhissen auf dem bäuerlichen Tisch.
BiKNi). 1904. E* Chümiwurst oder e" Söuschnürre".
JBüRKi 1916. — S c h w i n s - Schnurre'-, Schnü-rli: = dem
Vor., als beliebte Speise Bs. — Zürcher-: Grossmaul,
wie es den Zürchern zugeschrieben wird; vgl. Z.-
Schnorri (Sp. 1280). Es fält-i"s d'Zircher- Schnüre",
drum können wir unsre Forderungen beim Bund nicht
durchsetzen. Bs Fastn. 1920.
schnurre" II schnurne": = schnorren 3 (Sp. 1279o.)
GRÖbS.
Schnurre" V f.: klaffende Wunde U. — Wohl zum
Folg. : zur Bed. vgl. Schnurjj/1, schnurpfen I, ferner SchnarrenlV
(Sp. 1273).
schnurre" III, 3. Sg. Pries, und Ptc. -et: zsschrumpfeii
Z. — g'-schnurret: zsgeschrumpft ZLunn. — Vgl
Gr.WB. IX 1420 (Bed. 9); Vilniar 360; Fischer V 109C
(Bed. 3); Beitr. 20, 62/3, ferner ze-sämen-scinon-en (Sp. 1280)
i°- II: = in-schmurren (Sp. 973) Z (FStaub). — Vgl
Gr.WB. III 283 (Bed. 1); Martin-Lienh. II 506; ChSchniid'
1896, 97; Schm.Ml 580; Fischer II 644.
ver- II: = ver-schmurren a (Sp. 974) GRPr.; GoT.
Z, so 0. Das g'gunne" Obst hät-si"'' schlecht g'halte'
uf de" Hürde"; 's ist i"g'schrumpft und verschnurret toi'
Chüeleder. Messikommer 1910.
z'-säme"-: = z's.-schmurren (Sp. 974), bes. voi
Obst Bs; Th, auch It Pup.; Z. so 0.; Syn. z's.-schnorrei
(Sp. 1280) 7'^* rucke" jetzt bald de" Drissgg' ... di
isch es ZU mit-mer, wenn i"'' nüd tvill zu-me" alte
Hagistolz [!] z's. LSteiner 1883. — Vgl. Martiu-Lieuh. I
506; Fischer VI 1373.
g"- s c h n u r r ig II. Nur öp^iis G-s, was man neben
hinzu isst, (kleine) Näscherei, bes. (in AaB. nur) vo
Geräuchertem, Hamme", Wurst, SöuÖrli, -füessl
-schnörrli AaB.; Z, so Bül., Stdt und It Spillmann. Häi
öppis G-s ume"? ZStdt. Frau B. fchunt mit Baucl^
fleisch i"e" und stellt's üf): So, dö war öppis G-ä
AHuügenb. 1914. ,Von jetzt [der Metzgete"] ab gab e*
immer etwas G-s auf dem Tisch.' Messikommer 1911. -j
Wohl zu uasrer Sippe, also elg. was (im Rfiuch) zsgeschrunipj
ist; vgl. (g>:-Mhmurri,j (Sp. 974).
.Schnurring m.: ein vogel, ochropus magnus.' Mi
— Wahrsch. nur Fohler für .Schmirring'; s. die Anm. :
Schlürrimj.
Schnuer I und II s. Schnurren II, Schnürrli.
1289
Schnai(r), schner(r), 3chnii(r), schnor(r), schnnr(r)
1290
Schnaer III f., PI. -üe-, in PAl. Schnuer^, Dini.
Schnüerli. in Gr tw. (It Tsch.) Schnüerji, in PJ.
Sehnuerteti (s. Anm.): 1. wesentl. wie nhd. Schnur;
dünner als Seil (Bd VII 738). Strick, dicker als Fade"
(Bd I G72), zT. als Spage(t); vgl. auch Nestel 1,
Bändel 2 (ßi IV 841. 1335). ,Die sehn., funis; schnüerle,
funiculus, resticula.' Fris; Mal. ,Das N. und andere
burger wol nebent den bleikern tüechli und schnüer
bleiken ra5ge[n].' 156ti, Z RM. G'wobni (in ThHw.
hiLüüger g'webni) Schnüer Tu, von den Bauersleuten im
Winter oft selbst verfertigt mit Hilfe eines kleinen,
auf den Tisch gestellten Webstuhls ThMü.; vgl.
Bändel-Schn. ,Ein dotzet wyssgwäben schnüer.' 1594.
Z (unter der Ware eines .weltschen kremers'). .Hiemit
1 sy sich mit Webung der wyssen Schnüeren und mit
anderer redlicher Arbeit ... erhalten.' löll, Z. ,Hole
Sehn.', eine Art Zierschnur; s. Bd 11 lI56o. und vgl.
Passament-, Spitz-, Daniel- Sehn. I«* ha' mi"s Chindli
schlafe" g'leit, d's schnewiss Teckeli drüber g'leil, d's
: schnewiss Teckeli, wulleni Sehn.: im Name" des Uefer
tue d'Augeli zue! Z. .Sidin sehn.'; s. Bd VII 309 (mehr-
mal.'-), ferner Bd VI 930u. (rumörisch). .Solvit N. ...
7 sidin snuoren (!].' 147ö, F lieuterodel. .Frankfurter
schnüer.' 1571, Z Inv.; vgl. Passament-Schn. ,Ö stück
Winterthurer schnüer uss einem garten verstollen.'
1587, Z RB. ,[H. hinterliess der Stiftskirehe LBer.]
I ein ... seidenes Messgewand mit guten Mayländer-
] schnüren.' 1640, Gfd; vorher ,Mayländer Goldschnür.'
: S.nochea. , Leidung ... köstlicher Kleiderneuerungen,
} Basler und andrer knüpften Schnüren, deren 1 Ell einen
I Vs Taler übersteigend.' 1701, Z. i> chrotte'hdreni
Sehn. ZBül.; vgl. Bd VI 885 o. Neben Synn. ,19 ß dem
Seiler urab 2 wurffseil und 1 stuck sehn.' 1575, AiB.
Banmeisterrechn. ,In einem garten habind sy nächt-
licher wyl 7 underband garn und in die tusent eilen
schnüer ab dem gras hinweg verstellen.' 1587, Z RB.
,Dass eines [1. , einer') yeden Frauwe Heimbstühr ...
es seye haar Gelt, allerlei Frucht, Schnüer und Garn
oder ander vahrend Gut ... für liggend Gut geacht
• und erkennt ... werden [solle].' ZWth. StR. 17'20; nach
älterer Vorlage. Neben ,häls(l)ing, seil'; s. Bdll 1'211M.
(2nial). Wechselnd mit .helsing': .SSenn der snider
klagt zuo HWüesten dem stattkneeht. der selb W. sye
an inn komen mit allerlei werten von eines rocks wegen,
darumb er am gericht kuntschaft geredt, und habe
im verwissen sölicher kuntschaft halb und gesagt: du
hast einen eid gesworn und mir ein helsing ab-
gebissen, du solt mir enkein me abbyssen ... [Zeuge L.
sagt aus] er habe gehört, das W. im das valent übel
geflnochet ... und von der sn. abbyssen hat er euch
ghört.' 1484, ZRB.; Sinn unklar. Im Vergleich. WisU,
Wisli, Tierli, es Schwenzli wie-nes Schnierli, ei"s Oig
gross und d's ander chlein und b'chenne" tuet-es Kein,
Spottliedeheu auf einen blinden Geiger. Lötschen 1917.
■ Begne'ivie Schnüer; s.BdVI 729 M. und vgl. Bd II 121 1 M..
sowie Pack-Schn. Verwendung der Sehn, a) zum
Festbinden udgl. ,An sinen vuoz baut er [der Frosch] die
,mus mit einer snüere.' Boner. Zum Verschnüren von
Paketen (vgl. Pack-Schn.). wohl allg.; zT. neben
j Sändel, Spage(tJ. ,Der Formreif ... wird mittelst Sehn.
und Triegle" zusammengezogen.' Bärnd. 1908; vgl. Järli-
i Sehn. D'Schn. zum B'ha" [des mit einem Blumen-
strausa verglicheneu Schweizerbundes] het plötzlich
dar'*.««" G'walt la" gä", nä'''dem-si murb scho" schwach
het g'halte", im Jahre 1798. B Sendschryben 1819.
RA. E" doppleti Sehn, um •'e" Suppe'hafe" maehef;
s. Bd U lOlö. Bildl.: ,Jakob ... ist ein Simpel ge-
worden. Er hat sofort nach dem Tode seiner Eltern
Schnüre bekommen, mit denen Hofkari als sein Vog^
den Rest seines Vermögens zusammenhalten soll.' F.\nd.
1891. Zu Schlingen für den Fang von Wild; vgl.
Hasen-, Trät-Schn. .[Wir] wollen ... das Tröt und
Schnüer richten, das nächtliche Laufen und Stäuben
mit Garnen, auch das Auflesen der jungen Hasen ...
verbotten haben.' Z Jägerordn. 1714. 1752; danach GR.
Mand. 1742. S. noch Bd VII 745u. (1464, Z RB.);
Sp. 1216 u. (Schnallen). Zum Fesseln; s. Bd VIII 466 u.
(1405, BsLie.). Einen ,mit der sn.' aufziehen, beim
Foltern. 1529, Strickl. ,Das in eine Quaste (Tschötteli)
auslaufende Schnüerli [dient] sowohl zum Aufhängen
des so sorglieh zu hütenden Instruments [der Tabaks-
pfeife] wie zur Befestigung des Pfeifenkopfs am Rohr.'
Bärnd. 1904. Oppis an-ere" Sehn, träge" uä. ; s. Bd IV
1363M.; Bd Vll 1275o. .Das die, so zeichen des all-
muosens tragen selten, das nit erstattind, und die glich
uff die stund des allmuosenussteilens die habint, vor
und nach nit witer tragind, sonder etlich die an
sehnüerlin henkind und allweg verenderint.' 1545 Z RB.
,l)ass ... denen jungen Knaben, so nach dem Ringli
rennend und gebührender Zeit zum Spiessexercitio sich
einschreiben lassen ... ein Gäblin von zwei Batzen
an einem seidenen Schnüerli ... gegeben werden solle.'
1697, Z. S. noch Btttzg (Bd IV '2038). Einen am
Schnüerli füere" l)gängeln GnRh. (Tsch.). — 2) = narren3
(BdIV784) BG. (Bärnd. 191 1); GRRh. (Tsch.); L (.IBHäfl.
1801). Vgl.: wie-nes Schöfli amene' Schnüerli (Bd VI
437 u.). .Einen Leichtgläubigen am Sehn, füere".'
BiRNn. 1911. 's Volk am Sehn, füere", von den Re-
gierenden. JBHiPL. 1801. .Einen am schnüerle umbhin
füeren oder betriegen mit lärer oder vergäbner heff-
nung, vana spe ludere aliquem.' Mal ; s. auch Bd VII
752 u. Au''' gär sö'ti"-mir jetz' am Sehn, laufe", mir
Püre'lüt, zur Zeit der Rationierungen. Emmentalerbl.
1917. i'* lö"-mi'>' nit o" 's Sehn, binde". JReinh. 1918.
Am (auch a"-me" Gr It Tsch., ämene" Gl) Schnüerli
ha" 1) mit .Akk. P., Jmd nach seinem Willen lenken
können, in seiner Gewalt haben B (vAlmen 1897);
Gr (Tsch.); ScH It Kirchh. und Sulger; S; UwE.; Z,
soBül.; Syn. am Bäw(iensa" (Bd IV 1335u.). Erhät-en
am Sehn., .Der entgeht ihm nicht.' Sulger. Wie wär-
i"* so glückli''', wie wär-i''' so frö, i'* hätt-di''' am Sehn,
und swürd-mer nüd lö"! Z. .Darauf begann Eiseli
die zweite Liebelei; einen Notar ... bekam Eiseli ans
Schnürchen.' vAlmen 1897. .Gleichwol hat Gott diss
grosse Tier [den Walfisch] im Meer gehabt an einem
Sehnüerlein. Er hat zum Fisch gesprochen, so war
er da und verschluckte den Jonam.' FWyss 1672. —
2) mit Akk. S. ,Etw. in seiner Gewalt, gesichert haben
B (Zyro); Gl; ScnSt. (Sulger); UwE.; Z (Syn. ime"
Briefli ha" Bd V 4S8u.), ,Etw. gut eingerichtet haben
(dass es ununterbrochen fortläuft)' Ap (T.). De'' het's
am Sehn., ,es kann ihm nicht mehr fehlen' ScuSt.
(Sulger). [Bei der Festrede des Bundespräsidenten
isch-es aber stille'' worde", aber nüd g'ad e^sö, ''as'-vien-
es Müsli Iiett g'hört pßffe", es ist halt ehe" Fest und
da"" hät-me" nüd g'ad eister Alls emene" Sehn. CStreipf
1907. .[Nabal, berauscht:] Es zwyflet mir yetz
auch nit dran, dann das ichs werd an eim schnüerly
han, das ich ietz aber hören muoss ir [Äbigails] wol-
bredty.' GrObbl 1560. .Der bischoff ... ist mit grossem
1291
Schnar(r), schner(i), schnii(i), schnor(r), schnnrlr)
1292
ponip utfhin geritten [zum Bunilestag in Ilanz], hat
vermeint, er habe es an einem schnüerle/ 1561, Brief
(JFabricius). .Die Werklieiligen kützlen sich, sie haben
den Himmel und die Seligkeit an einem Schnnerlein.'
J WiRz 1650. ,Hat es der llensch an einem Schnnerlein,
dass er lang leben werde?' ebd. ,Es ist leider gar
wenig Sagens von dem Himmel, auch bei Denjenigen,
welche vermeinen, sie haben den Himmel an einem
Schnüerlein.' JMever 1700. (WieJ am (auch amefne")
Gl;Sch;S; Z)Se/jnüeWt ('2ope"BE., M.) glatt, ordnungs-
gemäss, ganz nach Wunsch Aa; Ap (T.); Bs; B; Gl;
Gr; h; Sch; S; Th; Z; vgl. b und d. D's Wetter häm-
mer g'ha" to'e am Sehn. CStreiff 1909/10. Wi' Alls
wi' am Sehn, 'zöge" g'werchet u"'' g'luegt het. Lhosli 1 921.
Bes. 's lauft, gät wie am (amene") Schnüerli fzoge")
Aa; Bs; B; L; G; Sch; S; Tb; Z; Syn. wie g'seipft
(Bd VII 125»;). g'schmiert ( Sp. 992o.). Ig ghiube'''s gern,
dassech o"* nit Alles gä' wird wie am Sehn, 'zöge"
CWeibel 1888. Wi' Alis g'loffe" sig wi' am Sehn. 'zöge".
LoosLi 1921. Hut muess d'Arbet wie am Sehn, laufe".
ANeher 1906. D'Püreni hat g'regiert tvie en Feld-
herr ... und 's ist au''' g'loffe" wie am Sehn. Me^si-
KOMMER 1910. Wenn-em Ojipis nit g'gangen isch wie
amene" Sehn., het'sem keini graue" Hör lo" wachse".
JBeinh. 1907. ,Er rühmte die Jugend von Alishach.
wo ... Alles wie an einem Schnürli gegangen.' XHerz.
1863. .Gehts nicht wie am Schnürlin?' Z Schauspiel
1779. S. noch BdVIIIll77u. Ohne wie. Glücks-
kindern geht Alles am Sehn. GNessI. 0 da [in einem
Pfarrhaus] geit nit geng Alles am Sehn , ö da zeige"-
si''' trüebi Wölkli u"'' chlini Wetterli. CWeibel 1888.
'sgöd Alls am Sehn., wie bi-men alte" Stube"zit. W Müller
1918; vgl. h. Vom Hersagen eines Gedichtes uä. Ap;
Bs; Sch; S; Th; vgl. ij Dö hei"-si atben enand Meri
verseilt, ei"s wo'* '''m andere", icie an-eme" Sehn. EFischer
192'2. Er het Das chönnen am Sehn. Ei"'m verseilen,
a's wenn-er's uss-ime" Bü^ehli tat lese". Breitenst. 1863.
Er cha""'s (wie) am Sehn. Bs; S, wie wenn-er's am
Sehn, hett SonSt. (Sulger). Denn cha"" s' [eine Frau]
diganz Predi^ tvie ame" Sehn, ossivendi^. ATubler 19o8.
, Stolze Pharisäer, die Gott dem Herren ihre Werk
an einem Schnüerlin vorzälen.' JWirz 1650; vgl. (^
Vom Schniierli abcho"; s. Bd III 270 M. Si hät-en [ihren
kranken Mann] 'pflegt und hät-em g'luegt ... Si ist i"
denen elf Jär nie ab ^em Sehn. cho". ELocHER-Werling
1915. Ab ■'«)» Sehnüerli si", = ab der Chetten si"
(Bd III 563 u.) GW. Auch: tue" wie ab ''em Sehn. ebd.
Insbes. a) am Segel, bes. zum Anholen dienend
TaBodensee ( JHirth). Send all Not [am Segel] g'maeht,
denn wert ringsom no''' e" Sehn. i"g'nait . . . Denn
werH'd di' sogenannte" Schnüer o"g'näit. Da' send
fingertiggi Sali, wo of de" Site" vom Segel o"g'macht
... send. JHiRTH. [Der SchiftVknecht] helft ... ''em
Fredli de" Segel ahdegge", d'Schnüer üfmache" ond
's Tueeh ab de" Segelruete" abe"g'heie". ebd.; mit der
Erklärung: die Schnüre ('seitlichen Segelseile) ge-
brauchsbereit machen. — ß) an einer Fahne. .Dem
Barbeli G. von den züttel und schnüeren zuo der
trometern nüwen fanen an ire trometen 3 pfd 4 ß.'
1578/9, Z Seckelamtsrechn. ,Für seidenes Zeug und
Schnürlein zu einem neüwen Fähnlein ins Kornhaus
auf dem Blatz zahlt 8 Pfd [usw.].' 1703, B. — y) an
einem Sack udgl. RA. 's Sevklihed 's Schnüerli g'funde":
s. Bd VII 609 0. Es ßndt jedes Schnüerli si"s Säckh
ScHwMa. ,Um fürseil und schnüer zuo den äseren zuo
den büchsen.' 1527. ZWth. Seckelamtsrechn. — 8) an |
Urkunden, zum Anhängen des Siegels; vgl. Sfinkeläbl
(Bd VII 1211). ,Des ze warren urknndt haben wir diss
bermentin libell mit einer roten sehn, fassen und unsers
landes insigel ... daran henken lassen.' 1578, Schw. |
S. auch noch Bd IV 1565 M.; V 2 (blijen); VII 308/9
(2mal). 502o. — e) an der Säere, zum Spannen Ap;|
Z und weiterhin; Syn. Sagen-Schn. S. auch Bd VIll
424o. — i^) zum Aufreihen von Perlen, Korallen,!
Rosenkranzkngelchen udgl.; tgX. Sehiben-Schn., ferner|
Rieschelen (Bd VI 1463). , Linea margaritarum, vill
parle an einer sehn., gleich wie ein paternoster.' Fris.J
E" Sehn, voll Perle". ELocHER-Werling 1923. ,Ein
Sehn. Perlen.' 1796, Sch Inv. Vgl. auch Perlin-kränzlin-\
Sehn. E" ganzi Sehn voll, eine lange Reihe .AALeer.,!
L. ; S. (Hübschi, g'flingqi) Meitli, ne" ganzi Sehn. voll.\
JoACB. 1885; JReinh. 1918. 's Müetti [das dem Sohni
Heiratsvorschläge macht] het ne" ganzi Sehn, voll üf-\
•zellt. JReinh. 19ill; ähnlich bei AHnsgenb. 1914, 55.
Meine Mutter het e" ganzi Sehn, voll [G'sätzli] ehönne'l
FOscaw. 1897. E" ganzi Sehn, voll fluerhe" AALeer;
fs Bethli] het ... e" Sehn, voll g'lachet. Schwzh. (Ai
Zof.). .Der Sehn, näcl)', der Reihe nach; s. Bd V 879u
und vgl.c. Aneiner Sehn (zB. reden, arbeiten, schlafen)
ohne Unterbrucli Th. Hieher auch die RA. vo" der Sehn
Veber, vom erworbenen Vermögen, Kapital GNessl.
vgl. Gr. WB. IX 1399; Fischer V 1087, auch Wander 1\
309/10. — Yj) in der Fischerei, zum Befestigen de
Angel(n) ZS. (s. Schleik II Sp. 518M.) und weiterhin
.Es sei ouch nieman enkein hecht vachen an der sn
1386, Z. ,Daz iechlicher ein sehn, haben mag 14 ta;
im meigen hinder oder vor, und da sol inn niemai
an sumen ... und wenn daz zil usskumpt. so sol e
die sehn, dennen tuen.' 1419. .Aa Rq 1922 (Hallwile
Seerecht). ,[Es] mag ouch ein jeklicher enklein swalel
gehalten, das er ein sn. damit [als Köder] möge werfei
und nit mer.' 1428. ZGreif. ,Das uns begegnet ist voi
der vischer und weidlütten wegen, so in dem Griffen
sew vischent, das die selben vischer, so sy vil vische:
vahent, sölich visch nit fürderlich her in unser stat
ze markt senden, dann das sy dero ein teil in da
wasser in bärren und an schnüeren lassen und di
ze verkiiuft'en senden je ein oder zwen kratten nac
dem andern, so inen das füeglich sye.' 1431. Z StB.i
später: ,[Die Fischer] söllent ... fürbas hin kein viscj
mer weder in berren, an schnüeren noch in flosschiffej
noch grausen in das wasser lassen tuon noch behaltenj
Niemand darf ausser mit der ,Schn.' fischen. 1462, GSi;
(Planta 1881). ,Die sehn, und angel sol allenthalbe!
fry sin.' 1525, Bs Ref. (Amt Münchenstein); ähnlic(
noch öfter. ,[N. soll] Sorg halten, dass Niemand Fisc|
darus [aus einem Weiher] verstehlen [!] mit Ange|
Schnüren, Bähren oder dergleichen andern Dingeril
1532, MEsTERM. 1875 (modernisiert). ,Das och wede
sommer- noch Winterszeit dhain sehn, zuo den egline:
[im Bodensee] gesetzt noch prucht werden solle.' ''
Fischerordn. 1534. ,[N. hat] zwen lächs ab der gruobe
und der sehn, verstellen.' 1573, Z RB. ,Das Fische
in den Nebendbechen, so in den Güteren entspringeni
soll unverpoten und mit der Sehn, im Landwasser aucj
zugelassen sein.' 1653/1796, BoSi. Rq. 1912; übereiii
stimmend 1653. BnSi. Rq. 1914. ,Es haben die Fiscbi!
in dem Winter ... eine ... seltsame Manier Fische z!
fangen, indem sie ein Loch durch das Eise machen, eii
Brett darüber decken, die Sehn, an ein Rüetlein bindel
1293
Schnar(r), schner(r). schnir(r), schnor(r). schnur(l')
1294
in'eine Räeb stecken und auf das Brett steller; wann
sich dann das Rüetlein bieget, ist es ein Zeichen, dass
ein Fisch daran liange.' JEEscher 1692. S. noch Bd II
425o.; IV 1454 (^mal). 1544u.; VI 1478o. 1534M.:
VII 1555 (Hechten- Satz); VIII 30o. (2inal). 115Uo.
— 8-) Uira., unter den C/»Mfc/i€"teJärgelegte dünne Schnur,
die es ermöglicht, den etwa am Boden des Backofens
anklebenden Teig loszulösen und den fertigen Kuchen
aus dem Ofen herauszuheben BS. .Der üs'trdlet (ije-
walzte) und mit einem «bcÄnüerZi unterführte Teig [wird]
im blossen Ofe.', niclit etwa auf dem Blech gebacken."
BiRND. 1922. — t) im Aberglauben. Gege" 's Nase"-
blüetef isch guet, wenn-me" der chli" Finger vo" der
lingge' Hand mit-ime' Schnüerli bindt BsL. (AfV.).
Wennme" Warze" hat, so nem-men e" Sehn., mach so
mänge" Chnopf dra", so mängi Warzen a's-me" hH, und
hänk die Sehn, an e" Dornstüde"; wie-si verfület, so
vergangen au''' d' Warze", ebd.; ähnlicii Bd VII löTu.
In GSaL. vergräbt man die Sehn, unter der Dachtraufe
oder wirft sie auf die Strasse; in diesem Falle be-
kommt Derjenige die Warzen, der die Sehn, aufgehoben
hat (AfV. XII 278); in ZGut. wirft man die Sehn, an
einem Kreuzweg über den Rücken hinter sich; wer
sie aufliest, bekommt so viele Warzen, als die Sehn.
Knoten hat. — b) zur Übertragung einer Be-
wegung, bei verschiedenen mechanischen Vorrich-
tungen. Am Spinnrad; vgl. Rad-Schn. D'Schn. ist os
^em Rädli, ,die Sache ist ans dem Geleise getreten'
Ap (T.). An einer Uhr; vgl. Üren-, ZU-Schn.. sowie
Sp. 1291. Am Türverscbluss; vgl. MHeyne HA. I 231.
,[E. sei] zuo sines vatters hus gangen und zuo der
einen tür komen, da sye das schnnerly härin gezogen ;
da sye er gen der andern tür gegangen, und als inn
die jungfrow ersäche, schlüege sy die och zuo und ver-
stiesse die mit einem nagel.' 1480, Z RB. (AmJ Schnüerli
'zöge", (am) Fällelig'hlpft ("drückt L; ZaUAg.. g'chnüpft
BSa.), Fade" g'chnüpft BAarb., Fältli g'chnüpft Z, in
einem Abzählreim Aa; Bs; B, so Aarb., Lang., Laup.;
LE.; ScH (EStüll 1907); Z, so 0. und It RSuter 1915;
s. noch usen-pfupfen, -pfützen (Bd V 1168. 1211) und
vgl. Eochholz 1857, 445 (kaum im richtigen Zshang).
An einem Hampelmann; vgl. Schnüer.li-Mann (Ud IV
278). 0»«* hüttigstags hocket Mängen uf ''em Sessel
M"* meint, er sig's, u"'' gägget u"'' hägght doch nume"
; so, wie si" Alti hinder-im zuechen am Schnüerli zieht.
I Emmentalerbl. 1910. Es zieht Eine' 's Schnüerli und
j 'sgane Volch spritigt. Fürsi. (WieJ am Schnüerli 'zöge";
I 8.Sp.l291.^ C) als Messgerät; Syn. J'/ess-ÄTin; vgl.
auch Mess-Ruet (Bd VI 1830); Mass-, Landme^s- Setl
(Bd VII 752). , Weiher ouch gen Zürich an das fry
gotshus ghört, stürbe der ab, also daz er kein frünt
nit hette ... so sol ... in der nechst nachgebur erben ...
Wer aber, daz im zwen alz nach gesessen werin, daz
letweder meinde, der näher ze sin. so sol man die
1 nähe messen mit einer sehn.' ZBass. üffn. XIV./XV.;
,80 sol man das usmessen mit der sehn.- ZNeer. Offn.
i XIV./XV.; dem Sinn nach übereinstimmend auch Z
iRq. 1915, 150. Bibli~ch als Landmass; vgl. Gr.WB.
I IX 1403. ,Es fielend aber auf Manasse zehen schnüer
j ausaert dem land Gilead und Basan', später: .warumb
, hastu mir nur ein loss und ein sehn, des erbteils geben V'
1530/1707, Jos.; 6 axoivionis ... oxoiv.ajjia. LXX;
funiculi. Vulg. ,Dir wil ich das land Uanaan geben,
die sehn, euwers erbs.' 1530. Ps.; .das es euwer erb-
ten sey.' 1589: oxoiviona xÄy]povo[i£aj ujifflv. LXX; .loss.'
Luther. — d) zur Bestimmung oder Bezeichnung
gerader Richtung. Bei Grenzbestimmungen; vgl.
schn.-richt(ig), -ge-rad (Bd VI 374. 475. 516; dazu ,alle
Schnurgredi.- 1647. Bärnd. 1911), -schlecht (Sp. 516).
,Die marchleut soUent ... einem jeden, sovil im ge-
pürt, wie das die gerechtigkeit der sehn, und ruoten
nach muotmassung erfordert, zuoteilen.' um 1530, AARh.
StR. (.Marchleiteneid). ,Da was ein mann ... der hat
ein flächsene sehn, in seiner band und ein richtsiheit
... Damit mass er ..." 1530/1707, Ez.; ajiapxiov oiico-
3ö[io)v xal xdXa|iOg lijxpov. LXX. ,Schn. und stange',
Gerät der ,scheidlüte'; s. Bd VUI 228 u. E" Sehn,
spanne"; s. Ge-redi (Bd VI 517). ,So solle M. Leeman
mit der first in die höche, wie die sehn, gespannen,
uff und nidt sich umb ein schuo zefaren gwalt haben.'
1578. Z RM. ,Es sollen die Garnkäuffler ungefähr ein
Klafter weit ob der gespannten Sehn, (doch nit ein-
anderen nach) stehen, damit die Verkäuffere dester bass
in der gespannten Sehn, stehen können.' G Marktordn.
1615 (JMHungerb. 1852). ,Die Sehn, zu weit spannen,
das Mass überschreiten." Sdlger. ,Eine sehn, ziehen";
vgl. Bd VIII 228 u. (.schnuorziehen"). ,Das ers nit grad
gsechen, wie mans uü's gröbist reden uiöcht, die werch
mit einander pfiägen, ald das er, wie man spricht, ein
sehn, darzwüscbet gezogen hette.' 155u, Z Ehegericht.
Bes. von der Richtschnur der Bauhandwerker, nam.
der Zimmerleute Aa; S; Th; Uw (s. Bd VI 885o.); W;
Z und weiterhin; Syn.Buwd-, Rieht-, Räm-, Schwärzi-,
Sprät-, Zimmer- Sehn. ; vgl. auch Mür-, Zil-Schn. Einen
i" d'Schn. tie". Brauch der Zimmerleute, auch Maurer,
Einen, der unbefugt, etwa aus Neugier, ihre Arbeits-
stätte betritt, mit der Sehn, einzuschliessen und erst
gegen Zahlung eines Trinkgeldes freizulassen L (In-
eichen); Z; üyD.schnuerenüe. ,Die Sehn, fallen lassen',
von unparteiischem Vorgehn; vgl. schmieren 3. ,Ein
Jedes soll [nach meinem Tode] gleich viel einstecken.
Die Sehn, lass fallen, wie sie falle. Nach meinem Tod
man sagen solle ... es war die alte Jungfer Betten
zwar, weiss der Herr, auch fast zu reich, doch war
sie gegen Alle gleich." HSulzbr 1830. , Ansehen soll
er kein Person ... auch sehen kein Religion, sonder
d Sehn. lassen fallen' (Quelle unbestimmbar). Auch
der mittels der Richtschnur vorgezeichnete Strich: Wer
d'Schn. verhaut, ist 's Tiifels, Mahnung, bes. an Lehr-
jungen Z (Zimmermannsspr.); vgl. u., sowie Schild 1876,
153/4. In weitern mehr oder weniger festen Ver-
bindungen und RAA.; eig. und uneig. (= Richtschnur,
Vorschrift, Norm uä.). ,Die sehn, nämen', die gerade
Richtung. Reissaus nehmen, sich davon machen; anders
bei Gr.WB. IX 1400o. .[Lucifer zur unbotmässigen
Köchin:] Willtu nit dienen, so nimm d sehn.' JMdrer
1565. S. noch Bd VI 1244u. (mit andrer, doch kaum
zutreffender Erklärung). ,Schn-swis': ,Wann der Mon
ob uns geht her, dass in den Schatten kommet er,
welchen die Erden von sich geben ... schnuersweiss
die Sonnen. Erd und Mon richtig gegen einander stöhn.'
HRRebm. 1620; wiederholt. Mit (.näc-h') der Sehn, ab-
messe" uä. Dernö''' het-er d'Scheitle" g'niacht, schön
z'mitts über •'e" Chopf e'wegg, ''as''s g's'i" isch icie-nes
Wegli mit der Sehn, abg'messe". JReinh. 19u4. ,Man
kan die Sachen nicht allezeit nach der Sehn, abmessen,
non semper respondet opinioni calculus.' Met. 1692.
,Die Reihen [für die Tabakpflanzungen] werden ohn-
gefahr 2 Ellen weit von einander nach der Sehn, ab-
gemessen.' Gr Sammler 1782. S. noch Bd VI 518 u.
1295
Sclinar(r), schner(r), scliniifr), schnor(i), schnnrfr)
1296
(1492, Zellw. Ulk.). ,Näch der Sehn., der Sehn, nach
(abteilen, houwen. setzen, gkn usw.).' .Grasbordüren
. . . schliessen nä''' der Sehn, abgeteilte Beete ein.'
BiRND. 1914. .Sölichs alles warend kostliche stein nach
der sehn, gehauwen.' 1530/1707, I. Kon. ,Eegularis,
nach dem richtscheit gericht ... richtig, das nach der
sehn, gadt.' Fris.; s. auch Bd VI 378 u. 475 o. (sehn.-
richtig). .Diewyl dise beid vermelte marchstein zinilich
wyt von einanderen ze setzen verordnet, sol [!] deshalb
zuo besserer underrichtung ... zwüschen disen beiden
marchsteiuen in aller gredi der sehn, nach zwen oder
dry stein ... uifgericht und gesetzt werden.' 1598, Aa
Rq. 19'2'2. ,l)er Sehn, nach grad ufhin.' 16'26, ZWetz.
,Der Sehn, nach, ad aniussira.' Denzl. 166t). ,Arbeit.
so eigentlich und der Sehn, nach gemachet, amussitata
vel ad amussim parata opera.' Hosp. S. noch Bd VI
518M. (1534, GDickenau). 1376u. Bildl.: .Wiewol ...
die Wältbeschreiber in Underteilung der Landschaften
nit grad (wie man sagt) der Sehn, und rächten wahren
Märchen nach fahren, sondern die Sachen etwan den
gröberen Wiig obenhin verzeichnen.' Gcler 1616. Für-
ne" Molke'liur g'nau und nä''' der Sehn, sorget d'Sennnn
siiberli'''. ALGas^mann 1908 (Zg). , [Bitte der Gesandten
um Weisungen] dodurch wir der sn. nach wüssen zuo
handien.' 1499. F Brief. ,Wenn du nach der Sehn, und
Strenge mit mir fahren wolltest.' JWirz 1650. S. noch
Bd VI 469 0. ; Vlll 324 u. 's mues'-im Alls nach der Sehn,
gä', genau, schön geordnet B (Z3'ro). *em Schniierli
nä''', ,ohne Abweichung, Störung, genau nacli Vor-
schrift' Z und sonst; vgl. Sp. 1291. D'Bertha ist e" ver-
wönts Meiteli . . . es ist-ere' bis iez Alles nach •'etn
Schnüerli g'gange". ACorr. ,Man sei so schwär mit
Mist beladen, man könne die Tritt nicht an der Sehn,
und im Takt haben.' EKöxio 1706. ,Wenn die Beben in
schnurgeraden Reihen, wie am Schnüerli, und in regel-
mässigen Abständen stehen. ' Th Beitr. 1908; vgl. Sp. 1291.
,In die sehn, richten'; s. Bd VI 378 u. ,In der scliu.
faren': ,Wo ainer nit grad glich in der sehn, fari [mit
der Ausrichtung des Zehntens], welli er dem land-
vogt angeben.' 1524, ZSth. (Strickl.). ,lnnert der
natürlichen sehn, bliben'; s. Bd Vlll 783u. (Zwingli).
,Lutend üwere urteil und decret uff demüetigung und
nidrung üwer ... so ist aber ze gedenken, das es uss
Gott sye. So ir aber üwer köpf und sinn für die sehn,
[über die Sehn, hinaus] habend ... so band ir den
geist. der die süw der Geresanen [Matth. 8, 32] ins meer
stürzt.' Zwingli. .Über die sehn, faren' uä. .Glicher-
mass sind unser äbt ouch über die sehn, gfaren und
sich also in weltlicher sorg und niuesaine vertrost
band, dass der gaistlikait ganz und gar ist vergessen
worden.' Vad. ,Obriste und Haubtleut sollen von einer
Oberkeit, wan sie über die Sehn, hinauss tretten, je
nach Billichkeit gestraft werden.' 1645, U LB. S. noch
Bd VII 1664 u. .Wir verlangen Nichts über die Sehn.'
SiNTEM. 1759. Über d'Sch>i. (in Bs; B in milderm S.
auch (d/s Schnüerli, in Ap It T. we<ler tl'Schn. ane")
hawe", wie nhd., das rechte Mass überschreiten, bes.
im Genuss, in der Rede Aa; Ap; Bs; B; Gr; G; Th;
üwE. (physische oder moralische Exzesse begehn); Z;
wohl allg. De'' het au''' über d'Schn. g'hau'^e", ,ist
auf Abwege geraten' S. Dir g'.seht gar nid wi'-ne"
rechte Trinker üs. Es icird seho' vorcho" si", dass-der
über d'Schn. g'haW'e- heil; aber dir heit e'"mei no'''-nes
sübersch G'sicht. SGfeller 1911. O'* eifert Fraue"
u"' Mannen . . . schregle" W'' gnepfe" de"" [am Läger-
sunntig] i(f dem rüche" tannige" Tanzbode" uori/s««".
Einiseh oder zwüümaj im Jär e'chlei" über d'Schn.
z'haW'e", isch-ne' wol o'* erlaubt, Dene" hinder der Egg.
EBalmer 19'23. ,Er ... unterliess es ... bei seinen
sonn- und festtäglichen Vergnügungen und Wirtshaus-
besuchen ... über die Sehn, zu hauen.' Joach. 1898.
ler hend es guets Mundstuck, aber A'at"s g'tväschcs,
süss tetend-er nid asö über d'Schn. hawe". MKüoni 1884.
,Wenn ich ... in meinen Ausdrücken etwas über die
Sehn, haue.' Lohbader 1864. ,Die gemainen weiber
clagen über die haimlicheii metzen ... auch clagens
über closterfrauwen, die also über die sehn, tuend
hauwen.' Geng. ,Dass die regel S. Benedicts, weil man
von derselbigen an allen orten so grob über die sehn,
geliouwen hette, mit rechtschaffner Verbesserung und I
reformation widerum eingefüert wurde.' Vad. ,Derj
erst mönch aus dem adel zuo S. Gallen, der mit kriegs-
anfechtungen ... in seinem betagten alter wüest überi
die sehn, seiner väter regel um gelts, geiz und guotsl
willen gehouwen hat.' ebd.; vgl. u. .Über die Schn.|
hawen, excedere limites officii.' Denzl. 1666, , ultra
septa transilire, errorem coinmittere.' Mev. 1677. 1692,
,amussini vel limites excedere.' Hosp. S. noch Bd VIII
1410o. Nebe'(t) d'Schn. haiwe" Ndw (.fehlen.' Matthys),
cho" Ap (,vum Rechten abweichen.' T.). Auch in freierei
Fügung. ,Gott ist nit allein darumb gerecht, das ei
eim ieden das sin gibt, als die mentschen die gerechtig-
heit beschriben band. Denn so wir inn by diser sehn
messen wöltind, so kämind wir dahin, als ob wir or
inn etwas wärind.' Zwingli; regula (Gualth). ,Der wil
Gottes ist ein ewyge, unbetrogliche schnuurricnte dei
rechten, waren und guoten, welche sehn, dhein creatu
treft'en mag.' ebd.; regula (Gualth.). , Wenig sind, dii
das evangeliura mit der zuclit und sehn., mit der e
gelert solt werden, predgend.' ebd.; infallibilis reguli
(Gualth.). S. noch BdIV904u. Mit Gen. ,Dasgsatzt.
kunipt uss dem willen Gottes, der ein ewige regel ode
sehn, ist des rechten und guoten.' Zwingli. , Dieselbe)
[sich widersprechenden Beschlüsse der Concilien] sol
man aber nach demselben probieren, nach der sehr
der gschrift.' ebd.; ad scripturae canonein infallibileij
(Gualth.). ,Dass die letzsten eigennützigen päpst bf
der sehn, obgemelter christenlicber Satzungen blibe!
werend.' Vad. ,[l)ass Die von Zofingen] Menigklichei'
wie bisshäro nach der Sehn, der Billigkeit, ouch Wysunl
habender Fryheiten, Rechten und Gwonheiten gm\
Gricht und Recht halten und verfüehren niögindli
1623, B(AAZof. StR.). ,Man sündiget mit Werken, wani
die von der graden Sehn, der Geholten Gottes al'
weichen.' FWyss 1677. S. noch BdVI464o. (Ansh.j
— e) an Kleidungs-, Wäschestücken udgl. a) wesen)
zur Verzierung. ,Fäderen oder meyen im huot odi
hinder den oren und an den kragen schnüerlinen ;
tragen, zirabt den Studenten nit.' B Schulordn. 159
,Es soll sich in ginein Menniglich in Kleidung all|
Bescheidenheit . . . gebruchen, allen Uberfluss und u-
nützen Kosten mit Vile und Dicke der Schnüer«
nebent einanderen inskünftig myden ... Stands- ui
Adelspersohnen ... sollend die Wamist allein mit ein
oder zweyen zugelassenen Schnüeren den Nätten na-
und die Hosen bei den Secken allein mit dry oder vi
oder uffs höchst fünf schmalen Schnüeren beseti^
lassen.' B Mand. 1628; später: ,die gar breiten ital^
nischen köstliclien gestickten und brodiertenSchnBe
,eine zilige breite gebordierte güldene oder silber
r2!)7
Scbnar(r), scluiei'(r), .scliiiir(i), schnor(i), Ncliniti'(r)
1298
Sehn.'; ebd. noch ijfter. Eine Frau hat sich zu verant-
worten, weil sie mit Kleidern ,dem Tal und ihrem Stand
nicht geziemend ... im Haus Gottes erschienen, mit
Schnüren unten durcli verbrämt.' um 1690, BLau.
Chorgerichtsman. S. noch Bd VI 82.5 u. , Spitz und
Schnüer.' .Diewylen wir aber nit linden könnend, dass
die Eütlinger Spitz und Schnüer noch auch die Schnee-
spitz und das türkisch Garn solliche Wahren sygind,
die der lobl. Zunft zur Saffran ... allein zuständig."
1668, Z. .Wann gleich Einer Spitz und Schnür ab-
trennte, das Herz aber nicht demühtig wäre.' FWyss
1672. ,Sowohl Mann- als Weibspersohnen werden vätter-
lichen ermahnt, standtsmässig in Gebülir und Ehrbar-
keit sich zu bekleiden ... Es sollen auch fürbass alle
seidene Goldt- und Silberknöpf und seidenfädene Goldt-
und Silberspitz, Porten und Schniehr. auch alle kost-
bahre Spitz bei Gl. 10 Bues verbotten sein.' U Mand.
1780. S. noch Bd IV 842 M. RA.: I'* hrüche- kä''
Spete (Spitzen und Sticheleien), t''* ha" l^chnüer im Sack.
AToiiLER 1905. Am Messgewand; s. schon o. und vgl.
ge-sehnüert. ,27 Ib. 15 ß dem F. umb attlisduoch und
guldni schnüer zum messgwand und sin arbeit durchs
jar.' 1595, AaB. Spitalrechn. ,Ain ganzen Ornat ...
von grünem Damast . . . welcher unter Abt Eberhard
[von Rheinau] gekelirt, ausgebesseret und gelbe
Schnüer daruf gesetzt worden.' 1636, Rothenhadsler
1902. Am Tischtuch; ,1 Lb. 6V2 ß umb rot Schnüer in
Dischlacken.' 1600, AaB. Spitalrechn. An der Schürze;
s. Bd VIII 1454 0. (ZStall.) und vgl. Schieben-, Sehöss-,
Für-tuech-Schn. Am Hut; vgl. Huet-Schn., ferner Bs
JB. 1911, 285. 310, sowie: ,3 Pfd an gmachten Kreppen-
Schnüeren ... 2 Stuck durlücht Schnüer ... an 2 Stuck
Atlis-Sohnüeren ... an 2'/2 Stuck glessi Schnüer ...
aupperfyn Schnüer, das Pfund zu 9 Gl. . . . an gmeinen
Sehnüeren, darunder vil Stükli, das Pfund zu 5 Gl.'
1605, ZStdt (Inv. eines ,Huetschmuckers'). Die Alum-
naten [der Lateinschule am Fraumünster] trugen ein
Hütlein mit einer ,härinen Sehn.' um 1630, JJRed.
(FZolL1905). S. noch Bd VI 1327 0. B,k.: Wege' Dem
bingt-er kei"s schwarzes Schnüerli um ''e" Huet, ,des-
halb trauert er nicht.' Schild 1863; danach Sprww.
1869. An Strümpfen; s. ZtvilHch-Eock (Bd VI 841). An
Schuhen; vgl. Schueh-Schn. Spinn, spinn, mini liebi
Tochter, i"* chauf-der es Par Schuck ! Ja. ja, mini
liebi Mueter, und Schnüerli dersiie! Th. ,[ Verbot] des
Tragens aller sammetenen Schuhen inn- und äussert
der Kirchen, ingleichen deren mit silbern- und güldenen
Schnüehren besetzten.' Z Mand. 1680. — f) = -önr-
Sckn.Sb Ap (T.). .E" Sehn, züche", ,ein Haarseil setzen.'
— 2. a) bandartige Sclinur als Haarschmuck; Syn.
Här-Schn. 1. Die Sitte, rote Schnüre in die Haare der
Ledigen zu flechten, lässt sich in den Städten schon
im XVII. nachweisen; .Schnüer' ist der alte Ausdruck
für Litzen, die hiefttr zur Verwendung kamen. JHeierli
1922. £" sidigi Sehn., breites schwarzseidenes Band,
wie es früher in die Zöpfe eingeflochten wurde B.
I S. noch Bd V 917 M. (1407, BsStdt). — b) breites Seiden-
I band an der Chappe" (s. Bd III 384, Bed. 4a); Syn.
l Chappen-Schn. ,Dann ward ... die schöne Kappe mit
, den reichen Blonden und den mächtigen Schnüren
(breite Seidenbande) aufgesetzt, und fix und fertig bis
I ans Kränzlein war ein holdselig Bräutolien.' Gotth. —
C) ein etwa 15 cm breites, 180 cm langes gehäkeltes
oder gestricktes Band als Einsatz zwischen den beiden
j L&ngsbälften eines Deckbettanzugs GßNuf.; Syn.Be»-
! Schweiz. IdioUkon IX.
Sehn. — d) PI., die auf den Ärmeln der Unteroffiziers-,
bes. Korporalsuniforra als Gradabzeichen aufgenähten
Streifen (vgl. Bekleidungsregl. 1898 Art. 52). Soldaten-
spR. und von da aus weiterhin; Syn. Korporal-Schn.
Er [ein Korporal] will dank i" 's Herrcstübli; er
meint dank, sini Schnüer loerden-em wüest, wenn-
er zue-n-i"s [zu den jungen Burschen] chäm. JReinh.
1904. CD'J Schnüer überclw. Auge" het-er gemacht, wie
loC'-men-em g'seit hätt, er chöm Schnüer über. JReinh.
1907. /"'' wo't nit, das'-er [mein Sohn] muess d'Schnüer
ne". B Scliulbl. 190U. Der Schang ... sig im Dienst,
erlieigjetz d'Schnüer. JReinh. 1904; s. noch Bd VI 203M.
D'Schnüer abverdiene", von dem auf die Beförderung
folgenden Dienst. Das Dini. abscliätzig: Wege" dMne"
Schnüerline" . . . brücht Eine'' der Chopf no''' lang nit e'.^o
üfs'ha". JReinh. 1904. — 3. übertr. auf Schuurähn-
1 ich es. a) schmales Rasenband an einer Felswand Gl;
GT., so NessL; Syn. Fad 1 (Bd I 670); Band 4a (Bd IV
1326); Oras-Schn. ,Zwei muntere Tiere [Gemsen]
standen in einer Sclin. (Grasband] drüben.' WSenn 1871
(Gl); danach im Nat.-Kal. 1877. ,Eine Lawine ... hat
N. . . . wohl einen Kirchturm hoch über den Felsen
hinunter geschleudert. Jämmerlich zerschlagen ist er
daselbst noch lebend anf einer grünen ScIin. liegen
geblieben.' Haüsfrd 1882 (GT.). — b) über den Rücken
eines Rindes laufender weisser Streifen GoT.; Syn.
Schwanz-Schn. — c) PL, von Teilen des Körpers.
a) dicke Sehnen des Rindes, insbes. die Sehnenstränge
zu beiden Seiten der Schwanzwurzel (Syn. Schwanz-
Federen Bd I 679) AaF.; vgl. Ruggen-Schn , ferner
Nerv 2 (Bd IV 788). — pi Samenstränge des Rindes,
Schweines Aa (H.). — y) Dim., Falten, Runzeln in
der Stirn Z (Kinderspr., It Dan.). — d) PI., seitliche,
unterirdische Triebe an Pflanzen (zB. Gräsern, Erd-
beer-, KartoffelpÜanzen) ThMü. (bäurisch); ZO.; Syn.
Schluecht IIa (Sp. 79). — e) Diin. PI., in gutem, altem
VVeisswein schnurähnlich voraGefässgrund aufsteigende
Schaumperlen, die sich bes. dann zeigen, wenn man
eine Flasche wagrecht gegen das Licht hält BS.; Syn.
Fäden. Es si" Schnüerli im Wi". .[Die] Trinkfesten
.. . die auch sogar der Wadtländer chönni" bisse", ohne
im Reden und Tun. in Gang und Haltung zu bezeugen,
es sigi" Schnüerli drinn.' Bärnd. 1922.
.\mhd. muor, verwandt mit Schnnrren III (Sp. 1273);
vgl. (ir. WB. IX 1396/1403. 1404/5 (,Schnürohen'). 141'2
(,Schiiiirlein');Dicfenb.-Wulcker844; Martin-Lienh. II 506/7:
ChSchniiilt 189fi, 97; 1901, 3'29: Fischer V 1086/" (auch in
Bed. 3d), zu den KAA. und Sprww. Wander lY 309/11. Zum
Dim. Scimuertd, vgl. BSG. X § 45, 4 Aum. Der Ausg.<mgspunkt
der RAA. unter la — d ist nicht durchweg sicher; zT. hat Ver-
misclniug der Typen (zB. zw. nach der Sehn, und am Schnüerli)
stattgefunden. In Namen: Schnüer-Jokeh AaF., Schnüeri-Liai
GSa., Übernamen. FN. ,S(ch)uiierli.' XIV./XV., ZFlunt. (,das
guot, dasSn. hat.' 1336; ,ElsySn.' 1429). ,Schuiiringer' Schw
Arth (bei Leu, Lex.: ,Schniieriger ... ein Geschlecht in dem
Steiner Viertel des Landes Schweiz', seit M. XVII.); ZgStdt
(It Leu, Lex. ,SchnUeriger.' M. XV./XVI.); hieher? In Flurnn.
.Schnur', Felsgegend GlMatt (,in der Sehn.'); GFrümsen; vgl.
3a. Schmier, Felsgegend BSi. (i" d\Schn. ufhi"choe". AH'.).
, Schnüren' Schwinuertal. ,ln dem Schnüerli.' XV., Schw
Pfäff. (ORingholz 1910). .SchnUrlen' SchwSattel. , Breit-,
Ross-Schnur', Kaseuplätze zw. Felsen GWildh. ,Scheid-Schn.',
Felsband WLö. (vgl. FGStebler 1907, 49). ,Schneit-Schn.',
Gletscher WLeuk (Lutz 1827). .Schnur-Acker' ZOEngstr.
,-Weid', zw. Felsen GWildh. ,Schu»r-Hof' LUffikon. ,-HUsli'
LRomoos. ,Schnfier-Stock', Berg UGurtn. ,Schnieren-Horn,
-Bänder' BEbligen. ,SchnUrli-ürat' GWsst. ,-Spitz' Schw
Riemenst. ,Schnürlis-Matt' SchwAlptal.
1299
Schiiai(r). scliner(i), scl)nir(i), schnor(r), schuar(r)
1300
Augen-: Brille. ,In Erteilung der kostbaren Bruch-
banden und A.-schnüeren, welche die Handwerchs-
und Bauersleut wegen schlechter Nahrung und
harter Arbeit nicht wol zu gebrauchen verstehen,
werdend die Hm Verordneten an der Gschauw den
billichen Preis zu observieren ... wol wüssen.' 1693,
Z (.Gschauwbuch'). ,Wann der Patient eine A. oder
Band von Nöten hat und darbei annoch äusserliche
Arzneyen braucht, soll weder die Schnuer noch das
Band absonderlich, sonder mitsambt den Arzneyen für
ein Patient eingeschriben werden.' ebd. — Das die Gläser
einfasseode Leder müudete zu beiden Seiten iu Kiemen oder
Schnüre, die hinter den Ohren zsgetnmden wurden. Vgl. in
gleicher Bed.,Pindtspiegel' in der RegensburgcrBrillenuiaeher-
ordn. von 1600 (Hdschr. des Germ. Museums in Nürnberg).
Egli-: Schweb- oder Grundschnur zum Fang von
Barschen; s. Sp. 311M. und vgl. den Beleg von 1534
Sp. 1292u. — Äl-, in BS. Ol-: Grundschnur, bes. zum
Aalfang BS.; Z und weiterhin; vgl. Klunzinger 1892,
144 ff. /Hschnüer mit oft raehrern Hunderten von
Angeln, in einer Distanz von 1 m mit Schwänkel von
30 cm Länge an der Hauptschnur befestigt. Sie werden
aufden Grund des Sees gesetzt. Köder: kleine, lebende
Fische wie Gütsch, Albeli udgl. Gefangen werden mit
ulschnüer Aale und alle andern Kaubfische.' Barnd.
1922. .Grundschnur (A.) mit höchstens 150 Angeln
15 Fr. [Patenttaxe].' Z Amtsbl. (seit 1900 mehrfach).
,Setzangelschnur (Aal- oder Grundschnur).' ebd. 1906.
,Ein Fischerschift' nebst zwei Aalschnüren und einer
Schleike, billig' ZStdt (Zeitungsins.). , Aalschnüre, die
anstatt eiserner messingene Angel haben, in Ver-
tiefungen am Ufer und in Schilfrohrsümpfen auf dem
Boden ruhen und an einer Stelle nur eine Nacht im
Wasser liegen bleiben.' Alp. 1827 (,Fischergeräte am
Walenstadersee und an der Linth'). ,Es mag ouch ein
ietlicher weidman, der da die garn, netzen und beren
fuert, ein a. werifen, wann er will, und niemand anders.'
1559, ZGreif. ,157 Bürger und Landleute [am Zürichsee]
sind im Besitz von Fischenzen ... 22 haben Aal-, Hecht-,
Trüscben- oder Forellenschnüre.' 1709, JHeüscber 1908
(modernis.). S.noch BdIII458M.(15r2,Fischereinung).
459 0. (wo ,Acher-Kerdel' zu lesen ist); Sp. 31 IM.
Angel-: wie nhd.B{Zyro); Z und weiterhin. Bildl.:
Ich säge' niid grad, tcas-i''' tärike", will z'erst d'A. üs-
iverfe" und tue", a's wüsst-i''' vu" gar Nütem. ACorr.
(Most.) 1882. ,(Ein fischerschnuor) a. oder angelruot,
piscatoria linea; die a. ynwerffen, lineam mittere,
pisces arundine captare.' Fris.; Mal. ,Einem jeden
burger [soll] fry erloupt sin, mit der faderen- und a.-
schnuor fürer, wie von alterhar brüchig gewesen, sin
niäli dardurch zuo verbesseren, aber die visch gar nit
zuo verkouffen.' 1597, Z. ,Das ... hinfüro ein jeder
mit der freyen fäder- und a.-schnuor uff dem land. also
das einer mit einem fuoss uff trochnem land und mit
dem anderen im wasser stände, wie von alterhar ge-
brucht, vischen möge.' 1578, AaK. StR. ,Die Angel-
und Nachtschnüre werden von weissen Pferdehaaren
gemachet.' EKönig 1706. S. noch Bd IV 1454u. 1457
(Sforr- JSer; übereinstimmend 1490, ZAusl.). — Mhd.(.n3c/-
mmor; vgl. Gr. WB. 1347.
Setz-angel-: Angelschnur, die .gesetzt' wird (s.
Bd VII 1618, Bed. 3 a y) ZS.; s. Äl-Schn. und vgl.
Klunzinger 1892, 142. Syn. SHz-Schn.
Üre"-: wie nhd. Uhrenschnur (oft Dini.). wohl allg.,
auch die Schnur, an der das Gewicht der Pendeluhr
(der sog. Schwarzwälderuhr) hängt Z ; Syn. Zit-Schn. 1.
— Vgl. Martin-Lienh. II 507.
Feder-, in Bed. 2 Federe'-: 1. beim Fischen vom
Land aus verwendete Angelschnur, deren Angel statt
des Köders eine Feder trägt, die durch ihre Bewegung
die Fische anlockt ZS.f (Vonrufs); vgl. Klunzinger
1892, 128. 135|6. ,Daz in derselben weid und ouch in
der undern unz gen Baden ab nieman mit schiffen solle
anglen; wol möchte einer mit der v. ze land anglen.'
1420/30, Z. ,Daz er alweg hab gesechen in der alraeind
vischen mit vedersnüeren, mit der grundsnuor und
mit dem flösslin.' um 1480, ebd. ,Welicher ouch ...
äne erlouben, gunst und willen eins herren und apts
zuo Einsidlen in sin und des gotshus wasser vischet,
der oder die ... sind einem herren und apte ein kuo
an gnad zuo buos verfallen, es sy denn das einer so
hofflich mit einer vedersn. sy, das er an als kerder
und feimer vischen könne.' SchwE. Hofr. ,Das unser
gnediger herr und das gotshus Sant Gallen ouch by
sinen herlicheiten ... by bot und verbot über die
vischanz in der Sittern bliben sol ... Doch ist vor-
behalten, das man mag von band mit der fryen fäder-
schn. darin fischen.' 1523, G Rq. 1903. ,Das die f.
allein und sust kein ander anglen in sölichem bach
fryg sin solle.' 1524, Z RB. ,Welicher ... mit der f.
vischen welti, so sol er ... uff den porten, darzwüschend
die Lindtmagt oder giessen louffend, stan und uff kein
grien noch sand nienen watten.' 1.5.30, ZWein. ,Under
kurzwilen ... was im [Augustus] kaine angenemer, dan
mit der f. oder mit dem angel visclien.' Vad. ,Dis8
seind die nachfolgenden, die mit der f. gefischet
habend und gestraft seind.' 1550, SchwE. Arch. ,[In
der Limmat soll] ussgenommen mit der F. trochnes
Fuesses, zu vischen verbotten sin.' 1607, Z. ,Die Land-
leut mögen mit der F. und der Zeinen [im See und
im Bach] fischen.' Z Mand. 1759. S. noch Bd I 32t
(Schweb- Angel); II 1037o.; IV 886 (Gert-Netz). 1457
(Setz-, Schapf; Storr-BerJ, sowie Angel-, Grund-Schn
— 2. (lange) Schnur, die die Spiralfedern einer Feder
matratze fortlaufend verbindet, wodurch dieselbeil
befestigt und in leichter Spannung erhalten werden Zj
Bildl.: Was han-i''' devif, wann öppe" na''' Opperen\
... es g'freuts Sömli im Garte' chimet, wo-n-er w«<
g'säet hat? Mir g'scheht Derigs nie . .. da gät .iöej
an-ere" langinlige" zähe" F. eso g'schlüpfrig fürt unr
s hat e-ke'ii einziger Chnopf dra". ACorr. (üorfka:j
1888). — Zu 1 Tgl. F.-Angd (Bd I 328; schon mhd.), ferne
Feder lil bei Fischer II 1000, sowie die Anm. zu Ftld-Sch
Kämi-föger-: bes. durch die sog. ,Kämif6ge:
(Bdl 687, Bed. '2) feilgebotene Art von (Zier-)Schnüreij
.[Die Welschen] so mit dem Gwerb der Schnüeren, di,
man gwoulich rot Kemifegerschntter nambset, umU
gahnd.' 1621, Z. ,Alle diejenigen [Bürger], so Gwüj
und Gwerb haben und trybent, es syge mit Wahre
als Gansauger [Bd II 375], Bettbarchet, Barchet, Trilcj
und derglychen, item Kostfaden oder KemmetSge,
schnüer (wyss und blauw. 1639), item allerhand Fade]
Schnüer, lynin Bendel, von allerhand Farben lynin nr,
wullin Hosenband [usw.].' ZZollordn. 1639/17'25; iml(
haltsverzeichniss seit 1640 ,Kämifägerschnüei(en)zol,
Feld-: entspr. Schnuer Id, auf einem Haspj
laufende Schnur beim Ziehen von Furchen, Fei,
graben udgl. verwendet Z (Spillmann); Syn. Furc\
Sehn. \ gl Garten- Sehn. — Verlesung für ,Federschnuf
(s. d.) liegt sicher vor im folg. Beleg; W. behauptete.
1301
Schnai(r), schnei(r) schnir(r), schnor(i), scliniir(r)
1302
Jürfe ,mit der freieu FelJsclinur' überall fischen. 1568,
JNater 1898.
Forellen-, ä. .Fornen-', .Förhinen-': Schweb-
schnur zum Forellenfaiig ZS. und weiterhin; vgl.
Klunzingei- 1892, 14'2/4. .Schwebeschnur (Hecht- oder
F.) mit höchstens 40 Angeln 15 Frk. [Patenttaxe].'
ZAmtsbl.; seit 1904 mehrfach. ,[Es] dürfen keine
Fischfauggeschirre, mit einziger Ausnahme der F.-
schnüre, im See gelassen werden.' 1856, Z. ,F.-schnür,
an einer Schnur öfters 90—100 Angel und an jedem
Angel ein lebendiges Fischchen. Diese Schnüre werden
an einem Holz befestigt und mitten auf dem See I'/a
Ellen tief ins Wasser hinunter gelassen.' Alp. 1827
(,Fischergeräte am Walenstadersee und an der Linth').
S. noch Toisü-Faden (Bd 1 075; ,die Fornenschnüre
[dürfen] nur in der alten Höhe gesetzt werden, der
Schnark soll IV2 Ellen betragen.' 1440, Liebenau 1897;
,der Schnarch der Förhinenschn. soll sein anderthalb
Ellen.' 1537, SchwE. Arch.); Äl-Schn. — Fur"'-
ScnSchl., FürHi- (-Ö-) Aa It Kochh.: = Feld-Schn. —
Fisel-: Zwick an der Geissei WBinn.
Fisch- Gr, so lg., Kl., Seh., UVaz, Fischer- Z:
= Angel-Schn. (s. d. den Beleg aus Fris.). E" rosshäreni
F. Gr (Tsch.). — Auch bei Sanders II 99« a.
Flotz-: im Wasser schwebende, eine grössere Zahl
von Angeln tragende Setzschnur L; Syn. Schweb-Scim.
Vgl. Klunzinger 1892, 142/4. — Gabel- WG., Gabelc"-
Ndw: (in WG. meist PI.) Schnur, womit die Last (zB.
zw. Chäabretter verpackte Käselaibe) auf dem Trag-
gestell (Gablen) befestigt wird; vgl. Ee/j-Schn. —
Güfeli-: zu Schmier lati. .[Eine Hauptart der Setz-
schnüre sind die] G.-schniier mit vielen Giife" (Steck-
nadeln), in Abständen von 50 cm mittelst Schivänkel
an der Hauptschnur befestigt. Sie werden ganz in der
Nähe des Ufers gesetzt und dienen zum Fang von
Köderfischen. Als Köder benützt man Wurm.' Bärnd.
1922 (BT wann). — Gögel-: Schnur am Kinderschlitten
(s. Gögel Bd II 154) GRValz.; Syn. Schlitten-Schn. —
Göller-: PI.. .Samtband und Verbrämung vorn übers
Göller' Aa (Kochh.). S. noch Bd VI 1388M. (1672, Z
Mand.). — Gold-; wie nhd.; s. Sp. 1289. Annemarili,
Zuchermili, chmnm, mer wend go" chröme", sldigi Brust
und Goldschnüer dra", es chostet d'El'en e" Taler. KL.
(ScBwE.).
,Garn-/SdTOÜer' Z: zur Herstellung eines Fischer-
garns verwendete Schnüre? — Spätmhd. ynrnsnuoc, vitta
(Diefeub. ISöT. 624b).
Garte"-: in Gärten verwendete Richtschnur Th
Kreuzl. (Dan.); vgl. Feld-Schn. .Man habe eine G..
die an beiden Enden Steckhölzer hat . . . Dieser Schnur
nach wird eine 3 — 4 Zoll tiefe Furche mit der Haue
quer dem Acker gezogen.' Gr Sammler 1781. — Auch
bei Sanders II 996a.
Gurt-: Schnur für Gürtel. Ein Elsässer kauft in
Basel Burgrecht und Weberzunft, um ,Gurt- und Treib-
schnüer' zu machen. M. XV., TGeering 1886. — Mhd.
gürtelanuor, zona.
Geisle"-: wie nhd. Geisseischnur AaF.; ScaSchl.
und sonst; Syn. Trib-Schn. ,2 Gl. 10 ß um Geisslen-
schnner und -stecken.' 1641/2. AAHerm. Dim., = Fisel-
Schn.: D's Vertroite" vom Herr R. het se-ii-üf zöge" u-ie
d'sG.-schnüerli en Zivirbel [Kreisel]. RvTavel 1922. —
Vgl. Gr.WB. IV 1, 26'2 1 ; Martin-Lii-nh. II507 ; Fischer HI 238.
G ü w e ° hu'uwe"-: an der Stalldecke befestigte Schnur
zum Aufbinden des Schwanzes des Rindviehs, zB. beim
Melken GRObS.; Syn. Scfewawj-, Üf-schivänz-Schii.
G\ogg(en)-: = Gl.-Seill{BiVini9). .Diegloggen
snüere.' 1328, L. ,Der kilchen ze Veitheim zins an
die gloggensnüere.' 1328, AaKöh. Die Kirchgenossen
[von LW. sollen] die Kirche decken, sowie .lüten und
gloggenschnüer haben und geben' ohne des Kirchherrn
oder des Leutpriesters Schaden. 1378, Seg. RG. .Das
alle die werkzehenden, die in dem kilchspel ze Baden
vallent und werdent. an die gloggensnüer zuo dem
gotshus und zuo Sant Niclaus kapellen und an die
glogsnüer zuo der kapellen zen Nidern Baden gehorent,
das man die damite versorgen und bessern sol.' 1346,
AaB. Urk. — Mhd. auch sonst.
Grund-: auf den Grund des Wassers gehende und
dort durch Steine festgehaltene, zahlreiche Angeln
tragende Setzschnur Bs; L (bes. für den Forellen- und
Rötelfang); Z und weiterhin; vgl. Klunzinger 1892,
144 ff. Syn. Boden-Schn. .Man fängt die Barbe in
Reusen oder mit Garnen, seltener an der Angelrute,
wohl eher an Grundschnüren mit Regenwürmern.'
HScHiNz 1842. Ein jeweiliger Kaplan [des Klosters
Fahr] darf in der Fischenz fischen, aber nur für seinen
eigenen Tisch und nur mit , Feder- und Grundschnur.'
1500, Z (Regest). S. noch Bd IV 1456 (Hopf-Ber).
1457 (Seti-Ber), auch Äl-, Feder-Schn. — Gras-:
= SchnuerSa (Sp. 1298o.). 1782, JLAMBtiHL, Die Brief-
tasche aus den Alpen S. 88; s. Bd VII 156 u.
,Hab-: tenea.' Ebinger 1438 (Herrigs Arch. 1884,
431). — Eig. Schnur, womit die Haare gehalten werden, also
kaum Fehler für ,harschn.' oder .hubschn.'; vgl. .hnvesnuor.'
Ahd. (il. III 175, 9, ferner ,ten(e)a' bei Diefenb. 1857, 577a;
DuCauge* VIII 54 b.
Hecht-, in BS. It Bärnd. Hechte"-: Setzschnur.
bes. für den Fang von Hechten BS.; Z und weiter-
hin; vgl. Klunzinger 1892, 145/6, ferner H.-Satz (Bd VII
1555). Mechtschnüer ... mit 13 oder mehr Angeln, auch
Doppelangelu. Sie werden nicht auf den Grund ge-
setzt, sondern schweben frei. Köder: grössere lebende
Fische wie Hasel, Winger, ÄleH. Damit fängt man
Hechte und Forellen.' Bärnd. 1922. .Hechtschnüre, die
längs dem Ufer und an abhaldigen Orten 3 — 8 Klafter
tief ins Wasser hinabgelassen werden.' Alp. 1827
(.Fischergeräte am Walenstadersee und an der Linth').
S. noch Sp. 1301. .leklicher, der des seuws recht hett,
mag ein h. werü'en in den frigen seuw in dem raeigen.'
1419, Aa Rq. 1922 (Hallwiler Seerecht). .Dass Niemand
umb den See deheinen [!] Hechtschnüer nit soll setzen
noch leggen in den See den usgenommen iehrlichen
in der Fasten.' Fischerordn. für den Zugersee 1479
(jüngere Abschr.). ,Es sollen die neuen Hechtschnüer,
da man lebendige Fisch ansteckt . . . item die Geisel
als neue Fund allenklich abkennt sin.' Z Fischer-
einung 1537 (ScHwE. Arch.). Die , Stangen und Hecht-
schnüre auf Stellinen' werden im Sempachersee ver-
boten. 1541, LiEBENAD 1897. ,Es soll ouch niemand
kein h. setzen ussgenommen in der vasten, dem ad-
vent und den dryen tagen in jeder fronvasten.' 1559,
ZGreif. .Wir verbieten [ua.] die H.. der [!] zweifache
Angel zum Hecht' Z Fischerordn. 1710/76. S. noch
Sp. 1'299. — Auch bei Fischer III 1316.
Hamm-: ..Leitseil B'Lau., „Sa.". — Xg). Hmg-Seil
mit Anm. (Bd VII 750). Nach neuerer Auskunft ist in BLau.
auch das Vb hämme" (s. Bd II 1271) gebräuchlich.
V(-hänk- Schnüerli: zum Aufhängen eines Rockes
dienendes Schnürchen an der Innenseite des Kragens
ZStdt (LSteiner).
1308
Schnar(i), schner(r), schnir(r). schnor(r), schnui'(r)
1304
Här-, in Bed. 1 Här- LE.; ZZoll., Eör- AATäg.
und ItRochh.; ScnHa., Hö- Aa It Rochli. und H.; ZTu.:
1. (in ZTu. Dira.) = Schmier i'a, .Haarband", band-
artige, gewobene (Seiden-)Schnur (in Aa, so F., etwa
3 cm breites, 3 m langes Seidenband, dessen Ränder
der Länge nach um einen sclimalen Streifen Watte
gerollt und zsgenäht waren) von schwarzer (B; Z),
weisser (UwE.) oder roter (Ndw) Farbe, zum Ein-
flechten in die Zöpfe Aa (mit frei, mitunter bis zum
Boden herabhängendem Ende; von Frauen und Mädchen
getragen), so F., auch It Rochh. und H.; Bs; B, so G.
(s. die Abbildgen Bärnd. 1911, 447/8). Ins, auch It
Gotth. und Zyro; Gr ^It Tsch. allg.); L, so E. und !t
Ineichen; PPo.; ScnHa.; SThierst.; .Ndw; UwE.' (zum
Flechten der Haare in 2 Zöpfe; nur von Mädchen
getragen, It JHeierli 1922, 143); ZO., Tu., Zoll, (zum
Zsbinden der Haare am Hinterkopf); .allg.". doch viel-
fach f. Vgl. H.-Band (Bd IV 1329), ferner Siden-Schn.
,Die ... Trütsche" (Zöpfe) mit dem meerblauen Wasser-
band als Ende der H.' Barnd. 1914. We""'s de"" g' gölte"
het, het-ma" de"" d'H. i" d'Trütschi g'floehte" u"'' di'
la" hinn^er a''hi"hange". ebd. 1911. [Bei einem Mädchen
aus vermöglichem Bauernhaus hängt] di sidegi H.
exakt e" Zollt unn''er d'Iepa a''hi". ebd. (.Eine Tauf-
szene vor 100 Jahren'); s. noch ebd. S. 44ö. GeMätzi"
H., 3—4 cm breites Band aus G'eV'lätz (einem mit Seide
durchwirkten, auf der Rückseite gelb erscheinenden
Stoff), das bei festlichen Anlässen von den Mädchen
so in die herabhängenden Zöpfe geflochten wird, dass
das Ende den Boden berührt ScnHa.f (Neukomm).
,So ein Meitschi, das eine ganze Samstagnacht nicht
schlafen kann aus freudiger Erwartung, was wohl die
ganze Welt zu dem Tschöpli und zu den breiten Haar-
schnüren sagen werde, mit welchen es am Sonntag
aufzuziehen gedenkt.' Gotth. , Unter dem einen Arme
hatte sie [die Patin] eine Drucke mit dem Kränzchen
und der Spitzenkappe mit den prächtigen schwarz-
seidenen Haarschnüren.' ebd. ,Kathri musste erleben,
dass der Pfarrer ihr eine ganz gewöhnliche H. von
der Messe brachte, während Bäbi einen ganzen Tschopen
erhalten.' XHerz. 1863. .Es sollen der Meitlivogt wie
auch der Hüdelivogt und Weibel verpflichtet sein ...
zu den Fassnachttöchtern zu gehen und selbe er-
mahnen, dass alle neue Haarschnüör und Brustnestel
haben sollen.' ScHwBr. Bartlispiel 1829. ,Am Geschirr
[einer unordentlichen Weberin] sind Haarschnüre,
Treibschnüre, Geigensaiten und Dochten.' Stütz 1847.
,Als sy ... in dem Wellenberg ist gelegen, so hat sy
ein harsn. umb iren hals gebunden und darüber ein
stuchen, weit also sich selber erwürgt ... haben.' 1429,
Z RB. ,Regillum, sidin h.' Ebinger 1438; s. noch
Bisel II (Bd VI 1383). ,Sy habe sich mit dem tüechli
und h. gewurget.' 1561, B Turmb. ,Sydin haarschnüer."
1571, Z Inv. ,Verschinner Tagen habe er ... zwei
Hembder, fünf Tüechli, Inflechten und ein H. ver-
stoUen.' 1608, Z RB. .Die DienstmSgt [sollen] keine
sydene Harschnuer ... haben.' B Mand. 1628. Eine .H.'
als Ehepfand. 1667, Blns Chorgericht (Bärnd. 1914). —
2. a) aus (menschlichem) Haar geflochtene Schnur, mit
einem goldenen Schlösschen versehen und als Andenken
an eine Person am Hals getragen Gr (Tsch.), als Uhren-
schnur ZHörnli. — b) in der ä. Heilkunde, aus Haaren
gedrehte Schnur, die in ein (künstlich erzeugtes) Ge-
schwür (die Fontanelle; vgl. MHöfler 1899. 164) ein-
geführt wurde, um die bösen Säfte (die materia pec-
cans) abzuleiten; Syn. Schmier If; vgl. JHübner 1746 II
1923 (unter ,Setaceum'). .Eine Haarschn. durch die
Geschwulst [eines Pferdes] ziehen.' Gr Sammler 1782.
— Siiätahd. mhi. liars.utor iu Bed. 1 ; vgl. Gr. WB. IV2, 37;
Diefenb.-Wülcker 641; Fischer III 1184; MHeyue, HA. III
83/5. Auch bei Hebel frfiV <jirimei-tl Hoi-schn.).
Hasen-: = H.-Lätsch (Bd III 1532). .Fünfzig
hasenschnüer, kunklen und anderen züg zuo den
garnen.' 1568/71, Z. ,Hasenschnüre', unter Jagdgerät
AaB. Mand. 1785. ;
Huet-. auch ,HüetIi-': wie nhd. Hutschnur; vgl. i
Schnuerlea. (Sp. 1297 M.). ,Ein dotzet schlecht huott- |
schnüer.' 1588, Z RB. ,Ein h. mit perlinen und edlem \
gestein.' 1596, GSax Inv.;- s. noch Bd VI 1388M. j
,1 Dotzet H.-schnner zu 2V2 Gl.' 1605, ZStdt (Inv. eines
.Huetschmuckers'). ,Denne sind verholten ... alle |
güldene oder mit Gold und berührter Matery [.Silber, j
Perlin oder Edelgstein'] gestickte Huet- und Hüetli- j
schnüer an Mann- und Wybspersohnen.' B Mand. 1628.
S. noch Bd VI 1122/3. RAA. Ein Betrunkener hat
Öl a" der H. Barnd. 1922. über (Über) d'H. gä" =
über 's Böne"lied (Bd III 1097) B; Tu; U und weiter-
hin; vgl. Wander II 953. Das geit no''' über d'H.!
Bärnp. 1904. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 1994; Fischer III 1934;
MHeyue HA. III 298.
Juck-: zum Jucken (s. jucken 4 Bd III 38) dienende
Angelschnur. .Das Schräme" (seitlich einschneidende
Verwundung) von Fischen mittelst der J. wird scharfl
gebüsst.' Bärnd. 1922 (BTwann). — Järb-: zum Zs-
ziehn des Järbs dienende Schnur. FAnd. 1898; vgl
Schnüer la (Sp. 1289u.); Pressel- Sehn. — Chnbel-
Schnur, mittels deren der Bretschel am Chübel (Bd III
111. Bed. 1 b) befestigt ist GaValz. (Tsch.); Syn.
Bretschel- Sehn. — Chüder-: Schnur aus Abwerg.
B Volksztg 1915. — Kifel-: PL, unter dem Kinn ge-
knüpfte Bänder zur Befestigung der Kopfbedeckung
vgl. das Folg. ,R.s Magd soll ihre saramtenen Hinder-
für, ihre Spitzen an Hüben, Kiffelschnüer, hohe Schuo
Silbergürtel abtuen.' GWil Mand. 1684. .Sogenannt((
.K. -schnüer', schwarze Bänder, dienten [im XVIII. ii|
G] hin und wieder zur Befestigung [der , Schlappen']
Ap Kai. 1916. — Kinn i-: Fl., = dem Vor.; in ZMandd
(s. Eichten 5 Bd I 73; Tüechli- Hüben Bd II 954; Bris
Nestel Bd IV 843) seit 1680; dafür 1650: .alle Schnfle
und Bändeli underm Kinny'; vgl. auch Bd VI 1388n
(1662, Z Mand.). — Chunkle» Chouchle"-: Schnur zu
Befestigung des gehechelten Flachses, Hanfs »b
Chouchelstecke". Bärnd. 1904, 371 (mit Abbildg). -
Chappe"-: =^ Schnüer ab (Sp. 1297u.). .Dort machte ic
[der Bräutigam am Hochzeitsmorgen im Pfarrhaus'
zum ersten Mal in meinem Leben den Kammerdienei
zog die Kappenschnüre aus dem Tschöppli hervor nn
half auf die Kappe das Kränzlein festmachen.' Gotti
Kapital-: Schnur, die den Rücken eines geheftete'
Bandesoben und unten abschliesst. BocuBiNDERsPR. (so Z'
Ker-. .Reistrum, kersnuor ald ein rechenbnoch
Voc. opt. — Vgl. Du Cange'VII92b (.registruni, corda
libro ad inveniendum lectionei»'); Diefenb. 1867, 315b (,ri
gistruni, buochschnu'or'}.
K 0 r p 0 r a 1 - ( Ko(r)peräl- Th, Kaporäl- BE., Ktiprä
S): PL, = Schmier 2 d (Sp. l'298o.). Soluatenspr. D
[Sohn], wo d'K.-schnüer hat. AHdggenb. 1914. Di
Vereli het . . . der Chopf üfg'ha" wie Eine", too d'E
schnüer überchuHt. JEeinh. 1905. Gä" ge" d'K.-schnü
aboerdiene". Loosli 1910.
1305
Sclinai(i), scliner(i), scbnii(i). scbnoi(r), schnnr(r)
1306
Kr6bs-. ,3 Ib. 15 g umb krebsscbnüer zum für-
altar in kilchen.' 1594, AaB. Spitalrechn. — Viell. wegeu
iler Ähnliclikeit mit dem schuppigeu Krebsschwanz.
Perlin-kränzlin-: Perlschnur; vgl. Schnuer la^
(Sp. 1292). ,Zwo P.-schnüer.- 1602, Bsinv. — Libli-:
= Göller- Schlänggen (Sp. 59.3) „LE." — Liecht-:
Schnur zum Aufhängen des Lichtes am Webstuhl bei
Nachtarbeit; ein solches Licht befand sich über dem
Tuch vor der Lade, ein zweites über dem Zettel Zf;
vgl. L.-Tragen. — Mür-: Richtschnur des Maurers.
,Pür ein Maurschn. bezahlt 6 ß.' 1676. AaB.
Mfiss-: wie nhd. ,N. dem kannengiesser ... von
den mäßschnüeren mit dem baren zuo zeichnen 8 ß.'
1508, AFluri 1894. ,Er machet ein gegossen meer
zähen eilen weit ... und ein mäßschn. von dreissig
eilen raochts urabhär begreifen.' 1530/1707, II.Curon.;
,niass.' Luther. ,lch wil ... über Hierusalem dise mäss-
schn. Samaria spannen.' 1530/1707, 11. Kön.; ixxsvdi ...
t6 (lExpov. LXX. ,Vor 1 M. Fl. 1.' 1792, Z Haush. —
SpMmhd. vießmior; vgl. Gr. WB. VI 2140.
Nacht-: = Grund-Schn., insofern sie gevi. über
Nacht im Wasser bleibt Bs. ,Die Nachtschnüre ...
legt man etliche nach einander des Abends ein, woran
grosse messinge Hacken; daran fahet man Hechte,
Fersicht etc.' EKönig 1706; s. auch Ängel-Schn. —
Vgl. Gr.WB. VII '214.
Bode°-: = Grund-Schn. (Sp. 130'2) ZS. (Vonrufs);
s. BdVI 1726a. — In anderer Bed. bei Gr.WB. II 217.
Böge"-: PI., die Schnüre am Webstuhl, die den
Simbängel (Bd IV 1373) mit den SpeVtrete" verbinden
Ai(Hnrbin); vgl. B.-Xä<scWi(Bd 111 1532). — Pi-ack-:
wie nhd. Packschnur B; Z und weiterhin. , Einer
dicken P. fiel die Ehre zu. den Leibgurt vorstellen zu
dürfen.' SGkeller 1921. ,1 Pfd Pakschnür 28 ß.' 1806,
Z Haush. Im Vergleich. .Dürre Bohnen ... mit Faden
wiePackschnüre.' Gotth. 1848; , Zwick.' 1838. , [Regen-]
Tropfen... wieJBoimmtss und zwar zusammen hängend wie
Paclcschnüeri.' BiRNn. 1908; vgl. jSc/jwMerl (8p. 1289u.).
,Dann klatschen die Tropfen schwer hernieder; es
regnet Packschnüre.' SGfeli.er 1921. — Bändel-: mehr
oder weniger breite gewobene (Zier-)Schnur Ndw (It
Matthys , auch selbstgemacht'); Z; \g\, g'wobni Schnuer
(Sp. 1289o.). Fade", Nadle' und Uäftli, Bingli, B.-
schnüer und Chnöpf bietet eine Hausiererin feil.
EScHöNBNB. (Eschra.). S. noch Under-Rüttel (Bd VI
1800) und vgl.: ,Üass ... N., unter treue vögtliche
Hände gebracht, sich mit seiner Bendelschnürweberei
dnrchbringen werde.' 1807, ZRüschl. (Armenbericht).
.Einundzwenzig pendelschnüer verstellen und die ...
umb sechs gülden verkouft.' 1570, Z RB. ,Bendel-
schnüer sydin 57 pfd, bendelschnüer rot 1 brief.' 1571,
'i Inv.; s. noch Arrass (Bd I 386). ,15 ß von bendel-
schnüeren ze wäben.' 1595, AaB. Spitalrechn.; ähnlich
1602, ebd. , Bendelschnüer, Tüecher etc. zum Ver-
binden.' JJHoLzHALi! 1691. ,Um schwarz B.-schnuer
13 ß.' Zobers TgB. 1693. ,Bendelschnür 17 ß.' 1763,
Z Haush. — Üf-bind-; wohl = Kifel-Schn. (Sp. 1304);
, s. Bd VIII U53o. — i°-bind-: Dim., dünne Schnur,
'. «m die beim kunstlichen Zopf die rote, IV2 cm breite
I Litze geflochten wird Ndw; vgl. JHeierli 19'2'2, 144/5
, (mitAbbildg). — Bund-, I'.-: Richtschnur des Zimmer-
manns BBr.f (PSchild); Syn. Eäm- Sehn. — Passa-
; ment-: gewobene Schnur, Borte; Syn. Bändel-Schn.
I ,P.-schnäer 17 stuck.' 1571, Z Inv. ,Schwarz Frank-
I furter b.-schnüer.' ebd.; vgl. Sp. 1'289M. ,Der Cuonrat
lernet by N. P.-schnüer wäben.' 1601, Z Schirmb.
,[üen Frauen sind verboten] mit ... guld- und silbernen
Spitzen oder P.-schnüren gezierte Kleider.' 1702, KWild
1847. Vgl. auch: .Passaraentschnüerraacher.' M. XV.,
TGeering 1886. — Bett-:= ,S'cfcnMer.2c(Sp. 1297u.)Gr
Av., He., Rh. (Tsch.). — Bijttler-: über oder unter
dem zu webenden Stoff zurücklaufende Schnur, an
deren Ende der Bettler hängt, ein Gewicht aus Holz
oder Stein, das beim Weben den Zettel zurückhält
GRValz. — Bli-: = Sänkella (Bd VII 1210). ,Der
Herr stuond auffeiner mauren mit einer richtschnuor
gemässen und hat ein bleischn. in seiner band.' 1589,
Amos; beidemal .Bleischnuer.' 1667/1707; ebenso bei
Luther; hehr. 'anäk. — Brunnen-: = Br.-Seil {hAVll
754). ,[Dem Seiler für] wurfseil und br.' 1580, AaB.
Baumeisterrechn. — Presse!-: Schnur zur Befesti-
gung des Presseis (Bd V 786) BSa. (SM. 1914); vgl.
Järb-Schn.
Bris-: = Br. -Nesteil (Bd IV 842). ,Ein täschen,
darinn were ein rossttiedme und zwo brysschnüer.' 1462,
Z RB. — Vgl. Diefenb.-Wülcker 293; Fischer I 1390 (aus
der MA.).
Bretschel-, in BBrienzwiler Bretsehen-: = Chübel-
Sehn. BBrienzwiler, Ha. (s. Sp. 360 u.); Gr, so Valz.
(Tsch.). Dem Risetenmandelli isch aberei's (an der
Hütten) en Br. zerschrissen, sagen die Leute, wenn sich
vom Brienzerbcrg Felsmassen lösen und den Hang
herunterstürzen BBrienzwiler.
Rieht-: wie nhd. B, auch It Zyro und weiterhin,
doch seltener als das einfache Schnuer Id (Sp. 1294o.).
,Vün dannen wirt man die r. füeren ... bis zum bühel
Gareb.' 1530/1707, Jer.; StaiJ.expY]3i{. LXX; s. noch Bli-
Sehn. ,Amussis, senkelschnuor oder r.' Fris. ,R., richt-
scheit, regula, amussis, canon [usw.]; mit der r. ab-
mässen, librare; nach der r. ebnen, gleich und eben
machen, fleissigklich und eigentlich raässen, perlibrare;
der r. nach, das ist gar fleissig und eigentlich machen,
ad amussim aliquid facere.' Fris.; Mal. ,.\mussis,
norma, R.' Denzl. 1666. Dneig. ,Dise heilige göttliche
gschrift soll nienarmit dann mit ir selbs usgleit und
erclart werden durch die r. des gloubens und der lieb
. . . Wo nun die heiligen väter und alten lerer, die
die gschrift erclert und usgelegt, über dise r. nit
gehouwen haben ...' 1536, Absch. ,Dass ... unsere
Statt- und Gerichtssatzung ... ir [der Grafschaft Lenz-
burg] rechte Satzung, Regel und R. sein . . . solle.'
1645. Aa Rq. 19'22 (B). .Ein R., darnach sich alle Goldt-
und Silbersorten richten müssen, nämlich die Dugaten
und der Richstaller.' 1652, Z. Spöttisch von einer
Person: TFas, das vertrüllet Messband da? Die ver-
chuotteret B.? Was, de'' Schnürjif, de'' wintsch'? De'
Troche''brdtler, de'' scherb da? von einem Pedanten.
ACOKK. 1860. — Spätmhd.riAfsimor; vgl. Gr.WB. VIII 902/3:
Fischer V 326.
üad-: Schnur, die um das Triebrad des Spinnrades
läuft Ndw. — Ref(f)-: Schnur zum Befestigen der
Traglast auf dem BeffGR. so Valz. (Tsch.); vgl. Gabel-
Schn. Dim., Bindfaden, Spagat Zg (Drlthen). —
Rugge"- bzw. -ü- (-i-): Rückgrat, Wirbelsäule AaF.;
Ndw, jRückensehne' Ndw (Matthys). Vgl.: ,N. be-
kam zuletzt eine Rückenschnurkrankheit', infolge eines
Sturzes auf den Rücken. Ndw Kai. 1895. — R 0 c k-: 1. ge-
wobene oder geklöppelte Rundsclinur, auch ungefähr
1 cm breite gewobene Litze, aus (gröberer) Wolle oder
Hanf ZHittn., Russ., als Besatz am untern Rande des
1307
Schnai(i), schnei(r), schnir(r), schnor(i). sclinnr(r)
1308
Frauenrockes ZPfäff., zur Einfassung des Kragens,
der Ärmel, gelegentlich auch anderer Teile der Männer-
joppe ZHittn.; überall f. D'Rockschnüer tüntle" ZRuss.
— 2. Schnur zum Aufschürzen des Frauenrockes Bs.
— Kam BamonJ- BSi.; FJ., Bän- LE., Bä"- BGr.
(Bärnd. 1908), Bön- AASuhr.; Bs; BE.; SL., Thierst.,
Bonn- Th (s. be-schlahen Sp. 467o.). Bö'- ZF., Wila,
Trän- GrS. (Tsch.): = Bund-Schn.; vgl. Bäm (Bd VI
884/5). Me" leit e'möl e" Trämel üf und schloht, wie's
Bruch isch, d'B. drüf. Schild 1870. Über d'B. cho".
ebd. ,Er ... hab wollen zuo dem Frowenmünster, W.
dem zirabermann, der sinem herren der zitte werkte,
ein ranschn. reichen.' 1470, Z RB. ,Es beschicht vil,
wo man nüwe hüser buwt, dass die nochpuren in der
nacht hörend zimberen, mit der raanschn. klopfen
[usw.].' LLiv. 1569; s. noch Bd VIII 1517 (Bieht-ScUt) .
— EÖslinen-: mit ,Eösli' (s. Bd VI 1388, Bed. 3aß)
verzierte Schnur, Borte; s. Tüechli-Hüben (Bd II 954;
nur 1680/5, wo zu lesen ,RösIinen-'). — Rispi-:
Schnur, mit der die Bispi (Bd VI 1492, Bed. 2a) unter-
bunden wird, wenn der Zettel fertig ist äa (Hürbin).
— A°-rü8t-: dünne, starke Hanfschnur zum A'rüste"
(Bd VI 1551, Bed. 26) Z; y^I Geschirr-, Weber-Schn.
— • Rötel-: entspr. Schnur laf], zum Rötelfang; s.
Sp. 311M.
Side" Side'-: Seidenschnur BG. Der ober TiH [des
lepe'fürtechs] ist glattn g'glanderiert: tni' tuet-ne"
himv'ernähe'' mit-eme" Metallchnopf in ; der hanget all-
ere" S., wa-si''' lieht (elastisch ist). Bär.vd. 1911. Auch
in die Zöpfe geflochten; s. Här-Schn. 1 (Sp. 1303). —
Vgl. Cir.WB. XI, 185.
Sage"-: = Schmier lae Z. — Seckel-: Schnur
am Geldbeutel; vgl. Bd VII 662. ,[Ein Mädchen habe
einem Burschen zum Lohn für erbetene Geschenke ver-
sprochen] er müess des kramens mit fatzenletlinen,
s.-schnüeren etc. wol wider ynkommen.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. .Des rings halb antwortet er die gstalt, sy
habe im den an sin willen aber [ab] der s. knüpft und
aber nit uff die ee gnommen.' ebd. ,12 pfd schwarz
s.-schnüer.' 1571, Z Inv. ,[N. habe] einem Niderlender,
der dem kriegshuffen essige spyss nachgefuert. synen
seckel, der in einem schopen uff einem karren gelegen
und die s. für den schopen usshin ghanget, genommen.'
1579, Z RB. ,0 Hauptmann, lieber Hauptmann mi",
i"^ will rai'^'' dingen in Flandern ni" [!]. Der Haupt-
mann zog die S., gab dem Dusle drei Taler drus.'
Herder, Volkslieder (, Dusle und Babele, ein Schweizer-
liedchen'); auch GRSamniler 1782, 16; jüngere Varr. bei
Schild 1881 II 176/7 Cdc Haiiptme"" tuet der Seckel üf)\
LTobler, VL. II 174/5 (de' Hauptme'" zieht de" Seckel
üsj. S. noch Judas (Bd III 14). — Seiler-: gedrehte
(Hanf-)Schnur als Erzeugniss des Seilers UUnter-
schächen. — Sil(l)-: Zugstrang Aa (auch It St.);
LTriengen; BM. und It St.; Syu. Sil lllea. (Bd VII
763). .Antreiben, dass die Sillschnüre reissen' Aa. S.
noch Sil-Bängel (Bd IV 1373). ,R. hat 2 sillschnüer,
1 komat.' 1476, B (Burgunderbeute). S. noch Bd VII
137 u. (,sillnschnüer').
Silber-: Dim., wie nhd. ,[N. hat] einen Hut samrat
ein Hutbinder |1| von S.-schnürli gefunden, welchen
man für des Pannerherren Hut erkent.' 1747, Gl JB.
1891; später: .weil aber die Hutbinde schon verkauft.'
— Vgl. Gr.WB.Xl, 1043.
Sammet-: Samtband. ,So eine Krämerin tauscht
von den Weibern Korn ein gegen Wein oder S.-schnüre.'
GoTTH. ,Die Mutter wurde auch begehrlicher ... kaufte
breitere S.-schnüre für ihre Meitscheni.' ebd. ,Fyne
sammatschnüer.' 1571, Z Inv. .1 Stuck S.-schnüer.'
160Ö/1, Z.
Sänkel-: = Bli-Schn. GrHo., Pr. (Tsch.). ,Senkel-
schn., amussis, linea.' Mal.; s. noch Bicht-Schn. Auch
bei Denzl. 1666. — Vgl. Gr. WB. X 1, 591.
Setz-: = Setz-angel-Schn. BS. (s. Crüfeli- Sehn.); Gr
D. (B.), Valz. (Tsch.); L; vgl. JVetter 1864, 17. Die N. ■
ist ein sehr starker Bindfaden oder eine dünne Schnur
von 15 bis 20' Länge, die sich vorn ein paar Schuh
weit gabelt; an jedem Ende ist eine Angel befestigt.
Das hintere Ende der Schnur wird um ein platt- 1
geschnitztes, einige Zoll langes Stäbchen gebunden,'
dessen unterer Teil zugespitzt in die Erde gerammtl
wird. Die Knaben werfen die Schnüre im Frühjahrl
vermittelst eines in eine lose Schleife eingebundenen!
Steines (der beim Wurfe herausfällt) in den See; als
Köder dienen Stücke von Ellritzen oder Grundein.
Die Schnüre bleiben meist über Nacht im Wasser und
werden morgens eingezogen. Um Verwechslungen zu
vermeiden, versieht jeder Knabe sein Stäbchen mit
seinem Namen. Andern die S. z'ziehn, ist gegen diei
gute Sitte und verpönt GrD. (B.). ,Es sol euch niemar
. . . enheinen gewärb haben in dem Rin mit der wattet
noch mit enhainer hande garn noch mit s.-schnüeren.
1356, Z. ,Sie [die Forellen] werden in dem ganzei
See durch das ganze Jahr ... gefangen, Sommerszei
sonderlich in dem Trachtgarn und an S.-schnüeren.
JEEschek 1692. ,Die Treusche [wird] an S.-schnüeren
in Burdenen und Behren gefangen.' ebd. Nach EKönij
1706 zum Fang von Hechten und Aalen verwendet
S. noch Bd II 425o. — lu anderer Bed. bei Kischer V ISTfl
Schibe»-: Schnur, an der die Sclnbe" (Bd VIII 3f
Bed. 1 e) aufgereiht werden Gl (Schwzd. 7, 52). -
Schiebe" Scheube"-: 1. Schürzenschnur, -band BE
Ursenb.; Syn. Schöss-, Für-ttiech- Sehn. ,Wi'-ne" Sei
soll beim Honigschleudern der edle Saft aus dem AI
laufrohr des Kessels rinnen.' BSend. 1904. Si het dt
Änke"chiibel mit der Seh. 'bunde", von einer vei
schwenderischen, gerne gut lebenden Frau BUrsenb. -
2. PI., Pfianzenname, Bandgras, Phalaris arundinace
var. foliis variegatis BE. • — Schueh-: Schuhbau''
Ei"'rn d' Seh. i"e"mache". AHdggenb. ; vorher iScÄuei
bändet. — G'-schir"'-: Litze am G'schir'' (s. BdVIi
1 147, Bed. 2aß) des Webstuhls Z. Syn. G.-Fadm (Bdl
675); vgl. An-rüst-Schn. D'G.-schnüer richte"; s. Bd V
383o. — Schöss-: = Schieben- Sehn. 1 Z. Si tät-e\
für e''kei"s Sch.-schnüerli sorge", , nicht für den g!
ringsten Teil der Kleider' Z (Dan.). S. noch Fü\
schöss- Schloss (Sp. 739). — Schlicht-: = Bicht-Sch\
StuSt. (Sulger); von andrer Seite abgelehnt.
Schleipf-: beim Schleipfen (Sp. 138, Bed. laa 1) od
Ladlen (Bd III 1071) verwendete Schnur BBr.; L; vil
ScWeifciIi&(Sp. 517). — Schlüssel-: Schnur, wori!
Schlüssel aufgereiht und getragen werden. ,Ein silbr
schlüsselsn.' 1384, Z Inv.; vgl. ZTB. 1879, 77. j
Schlatten-: wohl die an einem schwimraendj
Bündel aus Schilf, Binsen odgl. befestigte Angelschni)
sog. Schaubangel; vgl. Schlat II mit Anm. (Sp. 76|
zur Sache Schaub Id^ (Bd VIII '29). ,Es sol niemj
schl.-schnüer werfen denn die sechs wuchen von va
nacht unzit ze ostern.' Gl Fischereinung 1493. (
Schutte»-: = Gögel-Schn. BGr. (Bärnd. 1908); '■
He., Ig. (Tsch.). — Schweb-: = Flotz-Schn. Z;
1303
Schnar(r), scliiier(i), schnii(r), schnoi(r), sclinar(r)
1310
Bd VI 1726u. sowie Forellen- Sehn, und vgl. Klunzinger
1892, 142.
Schwanz-: 1. = Gmoen-Schn. Ar; GRÜVaz (Tsch.).
— 2. = Schnuer 3 b (Sp. 1298) Ap. — In andrer Bed.
bei Gr.WB. IX 2276.
Üf-schwänz-: = dem Vor. 1 GrD., Rh., UVaz; Sjn.
(Üf-)Schwänzi. — Schwärz!-: = Räm-Schn. Gr, so
Cast, Clmr, He., Ig., sG., Valz.
Spage°-, in ÜGösch., Sil. auch Spaget-: starker
Bindfäden, auch dünner Strick tibh. UwE.; ü, so Gösch.,
Sil. — Vgl. Gr.WB. XI, 1S32 (.Spagat-').
Spinn-: , Schnur, womit der Seiler den Spinnstoff
um die Lenden bindet' GRig. (Tsch.). — Spitz-: (ge-
nähte oder geklöppelte) Spitze (als Besatz); vgl. Daniel-
Sehn., ferner Sjntz. ,Uff dem Zurzachmerkt an S.Verena
tag habe er ein ring hei'tli und drü stuck sydin spitz-
schniier einem kremer verstollen.' 1.589, Z RB. ,Zue
Nüerenberg wirt einem Schölmen ein Ohr abgehauwen
nnd an den Galgen geschlagen; der kompt gen- Ulm
zue einem Krämer, fragt ihn, was er ihm umb Spitz-
schnüer geben müess, die von seim einen Ohr langind
zue dem anderen.' Schimpfr. 1651. — Sprät-:
= Schtvärzi-Schn. GrHb., Valz. (Tsch.). — Steckli-:
in der Weberei von den Schnüren, die zum Unter-
binden der einzelnen kleinen Abteilungen des Zettels
(= Gang 3ai Bd II 339) dienen und am sog. Baum-
Steckli {s. i.) festgemacht werden Z; vgl. GeislenSa
(BdII466). — Strich-: Meßschnur, -band (für Tuch).
,[Der Landvogt von Baden berichtet] als denn uff
nächstem Zurzachmärkt klag fürkommen, wie ettlich
tnochlüt unglich strychschnüer habind, daruff er NN.
mit iren strychschnüeren ... beschickt und die gegen
einer geschwornen Frankfurter strychschn. abgmässen,
sygent sy unglych und all vier zuo kurz gewesen ...
Darnff wir angsähen und geordnet, das unser lieb Eid-
gnossen von Basel unserm landvogt zuo Baden ein
rechtmässige geschworne Frankfurter strychschn.
fürderlichen zuoschicken und dann unser landvogt allen
tuochlüten Zurzach anzeigen und gepieten, dass sy
derselbigen schnuor glichlang schnüer haben und die
tnoch by der selben (und keiner andern strychen)
messen sollend.' 1550, Absoh.
Tabak-: Schnur, durch die eine Tabakrolle zs-
gehalten wird. Bei Nasenbluten umwindet man den
kleinen Finger der linken Hand mit einem Seidenfaden
oder einer ,T.' WManz 1910 (GSaL.). — Vgl. Jlartin-
I Lienh. II 507.
I Für-tuecli Fürte'''-: = Schöss-Schn. B, so S.; S.
B'Fridhner süfzget und schoppet der Halstuechzopfe"
i' d'F. abe". JReinh. 1921. .Zuehiege", wie der Saft-
strom aus der Kelter gleich der F. aus der Honig-
schleuder rinnt.' Barnd. 1922; vgl. Schieben- Sehn. —
Tafet,taffat-': Schnur aus Taftseide; s.BdVlI 307/8.—
Tangel-: Schnur, durch die der Worh beim Tängele"
in der Höhe gehalten wird Ndw (Matthys). — D a n t e 1 - :
geklöppelte Spitze (als Kleider-, Wäschebesatz); vgl.
I SpiU-Schn. ,Under vil un[d] mengerlei künsten ...
I sol ouch billich zellt . . . werden die kunst der dentel-
I scbnfieren, so yetz by fünf un[d] zwenzig jaren lang
m unseren landen ufkommen und brüchig worden sind.
1 Dann die selbigen im jar 153G erstmals" durch die
konfflöt uss Venedig ins Tütschland bracht worden.'
'561/'2, Z (,Nüw modelbuoch allerlei gattungen d.-
, schnüer, so diser zyt in hoch Tütschianden geng und
I brüchig sind, zuo underricht iren leertöchteren und
allen anderen schnuorwürkeren zuo Zürich und wo die
sind, yetz nnwlich zuobereit und erstmals in truck
verfergket durch R. M.').
Trib-: = Geislen-Schn., „eine dünne, aus Zwirn
festgedrehte Schnur, dergleiclien man an die Peitschen
knüpft, nm Vieh oder Pferde zu treiben" ApK. (ohne
den Zwick); GrV.; „L" (St. 2); Z, so Äff. a/A. und It
St.*, •= Fisel-Schn. AaF., Ke.; vgl. Zwick-Schn. Auch für
dickere Schnüre (doch dünner als Hälsing) in mannig-
facher Verwendung Z; Syn. Pack-Schn. (Sp. 1305). In
der Hand hed-er [ein Knabe] en längi Geisde' 'treit . . .
und US ^etn Tschupe'sack heind er Hufe' Tribschnüer
füre"g'luegt, wa-er us ''em Fade'chnüchli vo" der Muetter
g'flechtet g'hä" hed. JJörger 1918. S. noch Här-Schn.
.Folterseil, zwick oder treibschnüer, mit denen man
folteret, fidicula;, torraentum.' Fris.; Mal. .Treib-
schnüer, kleine seile, funiculi.' Mal. ,Sechs totzet trib-
schnüer.' 1591, Z RB. ,12 ß den karrenknechten umh
tribschnüer.' 1594, AaB. Spitalrechn. ,Ein Klungelen
Garn verstolen, daruss Tribschnüer gemacht.' 1(310,
Z RB. ,1 Gl. 10 ß um klein Tribschnüer in daz gross
Wehergschirr zum wullenen Duech.' 1641/2, AAHerm.
,Ein Ring Treibschnüer', unter Seilerarbeit. Bs TOrdn.
164t3. S. noch Gurt-Schn. — Vgl. S.<indersII99fi: Martin-
Meiih. II 507; Fischer II :J57.
Trag-: Schnur, an der das Trag-Ringli hängt BG.,
Si.; s.BdVI644u, — Trän- s. Räm-Schn. (Sp.l307).—
Trischen-, ,Trüschen-': Grundschnur für den
Trüschenfang. .Trischenschnüre mit etwa 70 Angeln,
die man an gleicher Stelle nur zweimal 24 Stunden
lässt und woran man einen Stein bindet, dass die
Angel zu Boden gezogen werden.' Alp. 1827. ,Dise
tisch [Trüschen] zuo fahen, pflägt man lange schnüer
zuo haben, welche man auf 40 und 60 schritt hinab
lasst mit vil haggen oder angel voller groppen oder
grundlen angesteckt. Solche nennet man trüschen-
schnüer.' Fische. 1563. S. noch Äl-Schn. — Trat-:
Wildschlinge; vgl. Sp. 1290o. Die .Trätschnür- zu rich-
ten und in den Forsten der niedern Gerichte zu jagen,
soll der Landvogt den Untertanen nicht bewilligen.
1053, Pdf. 1830. — Wgber-: in der Seidenweberei
von den Schnüren, mit denen die FliXgel (Bd I 1181,
Bed. 2) festgebunden werden Z; vgl. Ge-schirr-Schn.,
ferner an-schnüeren. ,Nun kommt es zur Schnürung
(Festbinden) der Flügel an die Wellen, Schwingen und
Treten ... mit eigens dazu hergerichteten, starken,
sogenannten W.-schnüren.' HDolder 1851. ,Auch hat
er ihm [der Fabrikant dem Weber] W. -schnüre zuzu-
stellen, falls er neu angestellt wurde ... er bedarf sie
zum Anschnüren des Geschirres an die Wellen, Treten
und Schwingen.' ebd.
Wagle°- (SL.), Wiegle"-: Schnur, mittels deren
die Wiege in Bewegung gesetzt wird S. Am Hochzit
hein-i's d'Chnaben e" W. über d' Gass g'spannet. BWyss
1863. — Vgl. Fischer VI 809 (.Wiegen-Schnur').
Wurst-: = W.-Riemen (Bd VI 912o.) ZBenk. —
Zug-: = Hämm-Schn. ürD. (B.).
Zucker-: um die Zuckerhüte gebundene dicke
Schnur Bs. ,Im Winter trug man an den Händen
Ammadisli und um die Schuhe band man, wenn es
Glatteis hatte, Z.-schnüre.' Bs Nachr. 1898; vgl. auch
Alera. 1843 III 35. — Auch eis. (Martiu-Lienh. II 507)
und österr.
Zil-: = Mür-Sehn. (Sp. 1305) Z. ,[Befragt] was das
für ein Instrument, so er by sich gehabt, welches
1311
Scliuar(i), scbner(i), sclinii(i), scbnor(i), sclinur(r)
131L'
einer Seggeten Feilen, fornen gespitzt und binden mit
einem Degenknopf, gleich ist, [antwortet der An-
geklagte] man macb Zilschnüer mit, könn auch Strick
mit auftun und Würzen etc. mit ausstechen.' 1712. Z.
Zimmer-: = Sjyrät-Schn. Gr (Tsch.). — Mhd.
zimbersntu»- ; vgl. Sanders II 996b; Fischer VI 1211.
Zünd-: wie nhd.; Syn. Z.-Säl (Bd VII 759). —
Zopfi-: Schnur an der Zopfi, der das Schiflehen hin
und her bewegenden Vorrichtung am Lyoner Webstuhl
AaF. (Hürbin); vgl. Schiffli-Peitschen (Bd IV 1933).
Zit- (bzw. -!-): 1. = Üren-Schn., „Seilcben, an
welchem die Gewichte bei einer Pendeluhr bängen-
Aa; Bs; B, so S. (Bärnd. 1922; Syn. Z.-Seili) und It
Zyro; Ndw (Matthys); Z, so Äff., Baunia; St.*. Arm
wie Zmrnsfäden und Bei" wie Zitschnüer Aa (Rochh.).
— 2. meist PI., = Gloggen-Seil 3 (Bd VII 749) AAWobl.;
Bs; ZZoU.; Syn. auch Golggen 13 (Bd II 233). Er löt
Zitschnüer use'hange", het Zitschnüer fail Bs (Seiler).
E" g'sunds China niues' rechti Zitschnüer ha' ZZoll. —
Zu 2 Tgl. JJi-e"«c;iiiiier bei Martin-Lienh. 11 .507.
Zwick-: dünne, gedrehte Schnur, zu Zwicken an
der Peitsche verwendet B, so E., Twann; vgl. Trib-
Sclin. .[Der Fuhrmann] langt ... aus der Tasche die
'zwirneti Zw., um an die Peitsche e" neue" Zwick a"-
z'mache'.' Bärxd. 1922. Er [der Uhrzeiger] het nid
chönne" vorwärts cho"; es isch preiis g'si", wi' wen"
es Tüftli uf •'ein Zitli obe' hocketi, der Zeiger amene"
Z.-schnüerli a"g'litscht hält W'' mit Htndere"ha" tat
drVlige' wi' d'Buebe' bim Stecke" zieh". SGfeller 1911.
,üaz er daz dietricbysen zuo Schlierbach in einer
schüren ... funden, da ein zw. darum gwicklotgwäsen.'
1563, B Turmb. — Vgl. Sanders II 99Gb.
schnuere" PAl. (-u", in Bed. la); TBErm.(ONägeli
1898, in Bed. 1 b), sonst schnüere", 3. Sg. Praes. und
Ptc. (g' )schnüert, in ,L; Zg' (St.«") in Bed. 2dß -et:
1. a) Schnure machen GR(Tscb.); PAl. (,far cordicelle');
SThierst. ,Den .\rmen in der Gemeind zu arbeiten
geben das ganze Jahr, damit sie sich nit zu erklagen
haben, sie können nit verdienen; etwelchen sollen sie
zu spinnen, etwelchen zu schnüren geben um Speis und
Lohn." 1701, Glor 1885. — b) Schnüre (s. Schnuerlar,
Sp. 1292) setzen ; vgl. Schmierer. Fischer, wo schtiemme"d
und zocke"d, schnuere"d und tribe"d. ONXgeli 1s98 (Th
Erm.) — c) (eine Peitsche) mit einer Schnur versehen.
,Wir Knaben reiteten Werch, wenn wir Geiseln oder
Zwicke an die Geiseln schnüren wollten ; damals kaufte
man solche Sachen nicht, sondern man machte sie
selber.' SV. 1912 (LAltish.). Er hed en Peutsche"
g'.^chnüerd GRCast. (Tsch.). — 2. a) mit einer Schnur
festbinden. ,[Teufel:] Nemmend mit uch vil strick und
seil, damit man sy [die Babylonier] könn stricken,
schnüeren : wir wends mit hufen zuoher [in die Hölle]
füeren.' JMcrer 1559. .An etw. sehn.' ,Wärind s [die
Klosterleute] all an d böum gschniert.' Eckst. 1526.
S. noch zer-rüeren (Bd VI 1268). — b) mit einer Schnur
zs-, unterbinden, a) de" Bündel (SchK.), 's Bündeli
(GWe.; ZO.) sehn., sich reisefertig machen; kaum echt.
Grad die beste' Manne" . . . müend z'erst e"wegsterbe" . . .
aber es mues' eben en ledere" e'"möl si"s Bündeli sehn.
Messikommer 191U. S. noch Bd VII 382M. — P) Jrad mit
dem Strang richten; Syn. seilen Jb (Bd VII 759). ,Els-
beth M. mit dem Strang gerichtet. Dies Mönsch hat
gesagt, man solle ihm sin Leib aneinander lassen und
nit so verstümplen; man soll s schnüren.' 1721, B
(Tgb. eines Scharfrichters). — y) ein Neugebornes sehn.,
ihm die Nabelschnur unterbinden B, auch It Zyro. —
5) ein Tier durch Unterbinden des Hodensackes
kastrieren GSa. ,In den neueren Zeiten ... nimmt man
dies [das Kastrieren] in den ersten 3 bis 4 Wochen
mit den Stierkälbern vor und bedient sich dabei der
Methode des sogenannten Schn-s.' Steinm. 1804. —
s) refl.. von Frauenspersonen, wie nhd. B (Zyro); SchB.
und weiterbin. .Sich brisen und sehn.'; s. Bd V 791 M.
— C) mit einer Schnur festhalten, hemmen. Als Hand-
werksbrauch der Zimmerleute. Maurer. = j" d'Schnuer
ne" (Sp. 1294 M.). Rochh. (Gl.) 1867. Beim Spiel Wi" üs-
rüefe" (s. d.) muss der Hüter des Fasses ,einen der
Laufenden sehn., ihm mit der festgehaltenen Schnur den
Weg verlegen.' ebd. 1857 (Z). — d) uneig. a) Einen ver-
hindern, meistern U. — ß) Einem den Weg Rechtens
weisen SchwE. (Ochsner), ,Jmd ausscbelten oder [ihm]
beschämende Vorwürfe machen: !''• han-e" g'schnüeret
L; Zg' (St.''). — f) , Jmd hart mitnehmen, übervorteilen,
übernehmen, zunächst von Wirten bei einer Zeche oder
von Wucherern" AaF. (zB. mit Geldbussen), Z. (An.
1815); B (auch Zyro); Gl (St.''); GnCast. (Tsch.); L
(St.""); ScH. so Ha. (Jmd ein Verschulden fast über
massig büssen lassen), ß., St. (Sulger) und It Kirchh.
und St.''; UwE. (physisch oder moralisch bedrängen,
bedrücken, drangsalieren); ZG(St.''); Z, so Sth.; St.',
bes. Jmd beim Karteuspiel (Jass) viel Geld abgewinnen
AAKe.; G (Id.). Er hät-en (g'hörig) g'schnüert; er ist
g'hörig g'schnüert worde". De" arm Müdeler . . . hei"-si
richtig jitz o'""* gar u"verschant ubertüljAet «"■* gott-
sträflig g'schnüert. JBürki. Jmd betrügen, zum Besten
halten STliierst. De" han-i''' g'schnüert! — 3. mit
einer Schnur die gerade Richtung bestimmeu. Am
Rank sind vier Marken ... aufgerichtet; wenn eine davon
abgeht, so soll man sie wieder einsetzen, indem man
von einer zur andern .schnüert'. 1524, JGöldi 1897
Insbes. (wohl meist abs.) die Richtschnur auf das Bau-
holz fallen lassen. Zimmermakssspr. (so Aä; Bs; B; Gr
L; Sch; Th; Uw; Z); vgL Schnüer- Hasjiel (Bd II 1762)|
Chomm, mer wend (Da') sehn.! Th. ,Um letzteres [eii|
Stück eines Baumstammes] kunstgerecht zum Balkeij
zu zimmern, muss er [der Zimmermann] vorzeiel\ne>\
oder färwen oder sehn.' Bärnd. 19o8. ,Der ein Astro
nomus ist und versteht die Arznei nicht, dem ist ebei
als eim Zimmermann, der Nichts kan dann zimmerri
aber nicht schnüren.' Parac. .Den Bau zu uiessej
und zu schnüren, bis er vollendet ganz.' 1691, Z. -
4. a) von der Art der Fortbewegung gewisser Tienj
o) vom Fuchs Aa (Rochh.) und in der Jägerspr. weil
weiterhin; vgl. Beblen V 540. — ß) von der SchneckI
Aa (Rochh.). — b) mit Richtungsbestimmung, sich (dei
Schnur nach, db. in gerader Richtung, rasch) irgeni,
wohin bewegen. ,Do si sich vaste danneu weite;
scheiden, so kunt ein wilder beiden snel in bolzes wl
gerant . . . Hin für den kunc er snuorte mit sinr
reise snelle.' Reinfr. ,Zuo dem fronen Gotes gral|
der böte eben snuorte.' ebd. ,Ein ritter ... der bas
von geschiht gesehen ... der juncfrouwen gebserde .1
Mit der gesiht er snuorte hin.' ebd. ,Daz diu veta
lieber rat mir also ze herzen gat. daz ich in vollj
fuere. ich mizze und snüere im nacli mit dem denkei)
ebd.; noch 'öfter. — 5. refl., „von Nebeln, sich in o
Höhe ziehen" (St.*). sich (schnurähnlich) zsziebej
,binden', was als gutes Wetterzeichen gilt B (Zyrj
,Allmählig Sengen die Nebel an, sich in die Höbe
ziehen und, wie man es hier [im fiO.] nennt, sieb
1313
Schuar(r), 3cbner(i), sclinir(r), schnor(r), schnur(r)
1314
sehn., welches unsere Schiffer ... für das Zeichen
einer baldigen günstigen Veränderung erklärten.'
Alpenb. 1811. — g'-schnüert: 1. a) mit einer Schnur,
mit Schnüren, versehen. ,Ein alter geschniereter
[Messachel].' 1Ö68, WNaters Kircheninv. ; vgl. Sp. 1297o.
.Gebrisen und g.'; s. Bd VII 89u. Mit Bez. auf die
Webart: ,ü-er schürlitz'; s. Bd Vlll 12600. — b) Subst.,
wer die Unteroffiziersschnüre hat. Soldatenspr. und
von da aus weiterhin (so Aa; B; S), in B It EFriedli
auch mit Bez. auf Offiziere; Syn. Baum-wullen-
Schnüerler. Uf-eme" WaffCplatz, wö-nes Halbdotse"''
G-i... extziere". JReinh. 1903. Iron., Sekundarlehrer, im
Munde des Primarlehrers B (EFriedli). — 2. zu Bed. 2.
,Die güeter, im hieran g-en brief benamset.' 1589, Z.
Zu 2bß: ,Liie 5 G-en sind morndrigen Tages bei
Sonnenundergang wieder abenglassen und verscharret
worden.' 1721, B (Tgb. eines Scharfrichters). Zu 2b8:
En g-f Bock GaObS. — 3. zu Bed. 5. G-e-- Nebel B
(Dan.). — Mhd. miieren; vgl. Gr.WB. IX 1405/S; IV l,-3953
(,geschnürt'); Schni.* II 581; Martin-Lienh. 507 ; Fischer V
1088/9. Bed. 2d kann au c anschliessen und wird zT. so em-
pfunden (vgl. auch Wander IV 310/1), doch kommt, naui. fUry,
auch 21) iu Betraclit. Die Bedd. 2dßY vereinigt auch /i/zen
(Bd I 823/'t|. 4aß wohl weil der von der Schnecke zurück-
gelegte Vyeg durch einen Schleimfaden bezeichnet wird, (ie-
Khmkrin ist Abi. zu SfhimerSd (Sp. 1298o.).
a,h -schnüere": 1. die Schnüre losbinden ZO. — ■
2. = schnueren 2c. Ist der Bauherr ein Filz, so kann
es ihm passieren, wenn er auf den Bau kommt, dass
ein Strick über den Weg gespannt, d. h. dass er .ab-
geschnürt' wird, bis er sich losgekauft hat. AfV.; vgl.
EHoffmann 1913, 53. — 3.a) Jmd „schmälen", anfahren,
barsch ab-, zurechtweisen „VO" (St.>); L (St."); SchR.;
Th; Zg (St.''); Z. so Bül., Dättl., 0.; Syn. abschnurren
(Sp. 1284). De'' hät-en abg'schnüert ! Er hätmi''' recht,
tüchtig abg'schnüert. De" Stadhalter hät-mi"'' nw ab-
g'schnüert, wo-n-i''' em g'chlagt ha" ZDättl. D'Gösche"
lue! schnutet-er [der von seiner Frau ver.xpottete
Kandidat für das Amt des Gemeindeammanns]. Und
si göt dodänne", säit aber hin''e''dri'' mt" äsen üs-
g'lächerig: D'G'meindammeni" löt-si"'' dann nö'''der
Hand au''' nümmc e'so a. JSenn 1864. , Männer ...
welche als Gemeindsvorsteher schon Nächte hindurch
mit blutarmen Hausvätern spielten, die dann später
wegen Liederlichkeit im Stillstand vor ihnen erscheinen
mussten, wo der ..Abgeschnüerte' sich berechtigt fühlte,
die ,Abschnüerenden' auch abzuschn.- Stütz (B.) 1851. —
b) Ei'"m Öppis a., Jmd Etw. hart und derb verbieten
, Aa (H.). — Vgl. Gr.WB. 1 108.
abe"-: 1. schnell, barsch und laut reden; Jmd
einen scharfen Verweis geben Th (Pup.); vgl. das Vor.
3a. — 2. ein Gedicht, eine Aufgabe odgl. geläufig (tcie
ame" Schnüerli) hersagen, ebd. — In andrer Bed. bei
Martiu-Lieuh. II 507. — Abe''-schn üerer m.: Web-
stuhl alter Art, bei dem die Schnüre abwärts zu den
Trette' gehn ZW it.
über- untrennb.: 1. = über d'Schnuer hauwe"
(Sp. 1295 u.) ScnSt. (Sulger). — 2. = schnueren 2 d f. ebd.
i^ Ir händ-eti wüest üherschnüert.
üf-: durch Lösen der Schnüre öffnen B It Zyro
(zB. ein Korset) und weiterhin. ,Also nem ich alweg
ein Wirt, der mir den seckel nicht auffschnirt.'
i TStimmer 1580. — Vgl. Gr.WB. I 729; Schm.- II 581;
; Fischer I 417.
ome"-: 1. .herumwerfen, grob behandeln, wie etwa
I Kinder einen Ball herumwerfen, den sie an einer
Schweiz. Idiotikon IX.
Schnur befestigt haben' GtEngi. — 2. Jmd durch
Prozesskrämerei in Kosten und Ärger, durch Hinterlist
in Nachteil bringen S.
a"-: 1. = an-riisten 36 (Bd VI 1551) Z, so 0.
's G'schir', es Wupp a. ,Neu angestellten Webern soll
der dem Gewerbe dienende Anräster wenigstens das
er>.te Gewebe a.' HDolder 1851; s. noch Weber-Schnuer
(Sp. 1310). — 2. uneig., anhängen. ,Dass sie [eine
junge Frau] die Auswahl ihrer männlichen Gesellschaft
lediglich ihrem Gemahle überlasse und ja keinem An-
trage von Frauenzimmer traue, als welches sicherlich
nicht ermangeln würde, ihr einen Weibergecken anzu-
schn.' SiNTEM. 1759. — Vgl. Gr.WB. I 448. — A°-
schnüerer m.: = An-rüster (Bd VI 1552) Z; s. auch
das Vor. 1. — A°-schnüeri°g f.: = An-rüsting (Bd VI
1552) Z.
i°-: wie nhd. einschnüren, wohl allg. Uneig.: Dem
Herr U. het-es d's Herz l'g'schnüert, beim Anblick von
Elend. RvTavel 1913. S. noch Bd V 791 M. (Eed. 1662).
— Vgl. Gr. WB. III 283 ; Martin-Lienh. II 507 ; Fischer II 644.
ver-: wie nhd. verschnüren, wohl allg. Si ... het
Trucke" verbunn''e'' W"^ Seck verschnüert, bei einem
LTmzug. EBalmer 1923. .Einen Herdöpfelsack v.'
JHÜRKI. — Vgl. Gr.WB. XIII, 1137; Fischern 1317.
vor-: 1. „mit einer Richtschnur vorzeichnen, bei
Zimmerleuten" BE.; „L; Z". S. das Folg. — 2. a) „vor-
schreiben, zB. Regeln des Verhaltens, bei Bauern üb-
lich B" E., Hk. und It St.*». ,Zu allernächst muss [bei
Errichtung eines Holzbaus] für schöne Geradlinigkeit
der Balkenstücke vorgesorgt werden. Zu diesem
Zwecke wird vorg'schnüert, ähnlich wie dem Knecht,
dem Taglöhner, dem Angestellten sein bestimmtes
Mass Tagesarbeit vorg'schnüert wird.' BArnd. 1904. —
b) Jmd Etw. (zB. ein Vergehn) immer wieder vor-
halten, vorwerfen AAZein.; „L", auch It Ineichen. —
2b auch bei llartin-Lienh. II 507.
z"- sä in e°-sc/me(ere" (Ptc. -et) S (JReinh., neben
•schnüere"). sonst -schnüere": wie nhd. zsschnüren B;
S; Th; Uw; U; wohl allg. Drüf chunt der Gerber,
het-mi''' [eine Rosshaut] z's.-g'schniert. JWipfli. De"
Hals z's., uneig., von Gemütserregungen udgl. Esisch-
em g'si" . . . es schnüer-em der Hals scho" z'säme", beim
Abschiednehmen. JReinh. 1921. Er hätt e"kei"s Wort
füre"'bröcht, so het's-evi der Hals z's -g'schnueret, das
Gefühl der Vereinsamung, ebd. D'Bet" si"-re" g'si"
wie Blei m"'* der Hals wie z's.-g'schnüert, tvö-si im Spital
«ä""*-«-™ [einem Verunglückten] jr/j'ö^t Äet. EBalmer
19'23. — Vgl. Martin-Lienh. II 507; Fischer VI 1373.
zue-: wie nhd. zuschnüren, wohl allg. S. auch
Sp. 531 M. (Spreng). — Vgl. Schm.» II 581 ; Fischer VI 1388.
S c h n u e r e r m. : Fischer, der Schnüre setzt. ONägeli
1910 (TaErm.); \g\. schnueren Ib. — In der Bed. zonarius
bei Schm.» II 581 (aus ä. Quelle). Vgl. auch ,Scbnürer' bei
Gr.WB. IX 1408.
Schnueri-g GfiGrüsch, Valz. (Tsch.). Schnüeri'g
Z — f.: Schnürung GRGrüsch, Valz. En keriöei Sehn.,
zB. mit Bez. auf einen unentwirrbaren Knoten, eine
falsch gebundene Ladung; auch uneig., Verwirrung.
Spez. = An-schnüering. auch als Vorgangsbezeichnung
Z. S. auch Weber-Schnuer. — Vgl. Gr.WB. IX 1425.
schnüerle": 1. kleine Schnüre machen GfiCast.,
He. (Tsch.). — 2. Jmd wie einen Hampelmann be-
handeln, am Narrenseil herumführen, auch einen
Gläubiger immer auf einen baldigen Termin vertrösten
BBe. (BucbmüUer).
83
1315
SchDar(r)— schniir(r). Schnarch — schnurch
1316
vor-: = vor-schnüeren 3b Ndw, auch It Matthys,
,Das3 der Toni ihnen [den jungem Geschwistern]
immer vorschnürle, sie wollten Nichts arbeiten, nur
essen.' Ndw Kai. 1899.
Baum-wulle° Sa«e/e"-Schnüerler m.: Korpo-
ral. SoLDATENSPR.; Sjn. en G'schnüerte" (Sp. 1313).
Schnarch —schnurch.
Schnarch, .Schnark' — m.: = Schnarren III b
(Sp.l273); s. BilG'Jh CToiss-FadmJ; Sp.1301 (Forelhn-
SchnuerJ. — Nbform 211 Schnarren JII; s. die Anm. zu Diesem.
Schnarcher I m.: „Zwerchschnur an den Netzen
zu Hechten und Aalen Z."
G"-schnarchel n.: Gegrunze. Ime" Sülihäsi si"s G.
AGysi 1881 (Aa). — Vgl. Martin-Lienh.II 507 (Gtchnarcheh);
Fischer 111 487.
schnarche" I ('-«•>, in der ä. Spr. auch ,schnarken':
1. a) = schnarren nie (Sp. 1272) Aa (H.); Ap; GrAv..
He., Pr.; Th und weiterhin, doch wohl tiberall weniger
volkst. als schnarchkn. Er [ein Gemeinderat] töü
e'fange" osj starch i" de" G'mändrötssüze'ge" sehn.,
dass sogar de"" Hopp'me"" drob ve''ttvachi. .\Tobler 1908.
,Rhonchisso, sehn.; rhonchus, das Sehn.' Denzl. 1666/
1716. .Vigilanti stertere naso, mit schnarchender
Nasen schlaffen.' ebd. 1716; ,schnarchlender.' 1677. —
b) vom geräuschvollen Anprall der Strümungswellen,
wenn diese das ins Hinderwasser gedrückte Schiff
drehen ZEgl.f (Schifferspr.). — 2. brummen, schelten;
vgl. schnarrest Illb. ,Die Wasserströhme können uns
vorstellen das Spotten, Trohen, Toben, Sehn, der
bösen Welt.' JJUlr. 1731. — Mhd. mar.-hm (auch von
Pferden, wie unser schnarchlen) ; vgl. Gr. WB. IX 1178/82;
Martin-Lienh. II 507; Fischer V 1033, ferner Schnorcherli.
Verwandt mit schnarren II (Sp. 1272; vgl. Falk-Torp 1911,
1098/9, zur Reihe schnarre** : schnarche** : schnarchW^ etwa
charre" II : charche** : charchh** (Bd III 428. 457), zur urspr.
allgemeiueru Bed. Srhnarch-Üle (Bd I 617), -Harn (Bd II 1473).
Dazu der FN. ,PSchnarchen [Akk.].' 1474, ZRB.?
über-: 1. = über-schnorren 2 (Sp. 1279) AAWohl.;
SceSt. (It Sulger .Einem grob übers Maul fahren'). ,Da
... man dem Alter Nichts mehr nachfraget, das ent-
unehret, ein altes graues Haubt überschnarchet, über-
maulet.' FWtss 1697. ,Ist das nicht vil, dass ein
Christ seine Eiteren ü. soll und der Heid Seneca die
Wort hinderlassen können: Surdum te parentibus
praesta, erzeige dich gegen deinen Eiteren dummy
ebd. — 2. = über-schnarren (Sp. 1271), Etw. nur ober-
flächlich verrichten ScnSt. (Sulger). — In Bed. 1 auch
bei Fischer VI 58 (aus der ä. Spr.).
an-: = an-schnarren 11(8]). 1273)ScHSt. (Sulger). —
Vgl. Gr.WB. i 447; Schöpf 6:? 7.
in-: (schnarchend) einschlafen; s. ze-sämen-rinnen
(Bd VI 1011).
ÜS-. .Desterto, ausschn., erwachen.' Denzl. 1666. —
Vgl. Gr.WB. 1 958.
ver-: (schnarchend) verschlafen. ,Er ligt immer-
fort in dem Luder und verschnarchet ganze Tage.'
SiNTEM. 1759. — Vgl. Gr.WB. XII 1, 1129.
b"-: Jmd .anschnarchen', hart anfahren, ihm einen
derben, von Schimpfwörtern begleiteten Verweis geben
BHk.; Ndw; U. ,In einem Schreiben an üri und Unter-
waiden beschnarchte er [der Kaiser] diese Orte aufs
Heftigste.' Ndw Beitr. 1884. .Doch wollt man uns
[Toggenburger] bschn. mit schnöder Tyrannei.' Lied
17r2. ,In währendem Gehen beschnarchte er mit
ginnendem Maul den Himmel.' S Kai. 1745. ,[Ein Ab-
geordneter des Rates soll die Schule besuchen] wo-
dannen er die Fleissigen loben und aufmuntern, die
Trägen aber bschn. wurde.' LWill. Schulordn. 1796.
,Gegen Einen b.': Selbst der gemeine Mann verspüre
bereits den Unterschied [zw. den Münzen der altern
und der schlechtem neuen Prägung] und es werde
darum ,schon stark gegen die Obrigkeiten beschnarchet.'
1658. B Anz. 1918 (Münzkonferenz zw. G und Äp). —
Vgl. Gr.WB. I 1586 (in andrer Bed.); Fischer I 903 (unter
b'-schnarchle").
Schnarcher lim.: 1.= Bocfteri (Bd IV 971). ,Du
Sehn. du. nun schauwe, dass dich dein Pochen nicht...
betör', zu einem Kriegsmann, der sich für unverwund-
bar erklärt. 1654, Zinsli 1911. , Mancher grosser Sehn,
ihm selbst einbildet, er sei der Oberkeit Trutz.' FWtssI
1673. ,Schn. sihe Bocher.' Denzl. 1716. .[A. zu zwei
Räubern, die sich an ein Mädchen machen:] Was macht
ihr da? Sprecht! Was geht euch das Mädchen an? ...|
Heraus mit der Sprache, ihr Buben! [Räuber:] Sachte,
Herr Sehn.! Ich habe hier Etwas, das Euersgleichen
die Hitze kühlt.' Z Schausp. 1793. S. noch Isen-Bisser
(Bd IV 1692). — 2. eine Art Feuerwerkskörper. ,30
Schnarcher, desgleichen Schwärmer und Müsli zu ver-
fertigen.' 1695, Z (Feuerwerkergesellschaft). — 3. (ein-
maliges) Schnarchen. E" lüte" Sehn. ... la" g'hm-e"
RIscHER 1903 (B). — Vgl. Gr.WB. IX 1182/3; Schm.« IJ
582; Uiiger-Khull 549/50 (auch in Bed. 2); Fischer V 1033.
schnarchle" (meist -ä-), in Sch It Stickelb
schnärch-le", in Bs (-ch'-J; Tu, so Hw., Kessw. (-ch'-M
Thurtal schnäehle*', in der ä. Spr. auch .schnarklen'
1. a) = schnarchen la Aa; Ap; Bs; B, so E., Gr., G.i
S., Si. und It Zyro; Gl (auch St.»); GRHe., ObS., Pr.
Sch., Valz.; L (auch St."»); SCH(auch St."); Schw; S; Th|
Zr (St.*"); Z; St. („ein Frequentativ von schnarchen")!
Syn. auch schnarflen. De President hat so lü,
g'schnarchlet, dass d' Richter vertwachet sind Z; vg!j
schnarchen 1 a. Er ist uf ''en Üfe" ga" sehn. BXrnij
1911. Silit ... uf ''em Bett und schnarehlet alle" Muse.
d'Öre" ab. ACorr. 1873 (Z). Er ... leid-si''* uf d]
Goutschi, entschläft und fäht an sehn, und schnarflei
ä's ob e" Chue brülleti. ChrWalkmeester (GRPeistj
Sehn, wie-n-e- Waldsagi; s. Bd Vll 431. Der Chlim]
... het der Chopf la** hindenabe** hangen und g'sehnarehU
wie-n-e" Sagi. RvTavel li)2'2. Alli drei hei" g'schnarchlt
wie d'Bäre". ebd. .Gunterfay der snarchelt ser. i:l
traumpts. er fischet in dem mer.' Ring. .Mit russel
er yetz angefangen hett zuo sehn, mit harten sh
JLenz um 15U0. ,Er [ist] voll und stinkt von win
er lit yetz dort sehn, am bet.' Grübel 1560. ,Schil
stark schlaaffen, stertere, rhonchissare, proflare pecto*;
somnum; das sehn., rhonchus.' Fris.; Mal. ,Mit dij
Nasen sehn.' FWürz 1634. , Weilen wir ... in unser.
fleischlichenSorglose und Sicherheit langgnuggschlaffii
und gschnarklet.' JMüll. 1665. S. noch Bd VI 1214
(Hör- Rupfen); Sp. 99u. 103u. 1159M. l'i73o. (schna^
renll). 1315 (schnarchen). — b) vor Wut schnaubet
,Do der herzog Befl'es von Agremunt Lohar [der ihm dj
Folgen seiner Widersetzlichkeit gegen den Kaiser vcj
stellt] also hört reden, do bettend ir inn gsächen s
farwb endern und sehn, als ein untrüwer, grussami
schalkhaftiger mentsch.' Haimonsk. 1531. — C) von d
131<
Schnarch — schnarch. Schnarf — schnurf
1318
Stimme gewisser Tiere. Von Schweinen, grunzen Gr
At. (Tsch.); ScBw, so Mao.; \g\. schnorren 1 (Sp. 1279).
S. noch Bd VI 192u. (JRHofmstr 1645). Von Hunden,
knurren GFs. Von Pferden; Syn. schnurren IIa
(Sp. 1283o.). ,Do sy nach darzuo kämmend [zu dem
Drachen], do fieng Bayard so vast an sehn., daz
Rengnold darab erschrack.' Morgant 1530; frz. ronfler.
.Astaroth schlof im Bayard ... do Bayard den tüifel em-
pfand im lyb, do fieng er an sehn, und sehnuffen.' ebd.
— 2. = schnarchen 2. ,Wiss, das besser ist ze sterben,
dann ein bös weib erwerben ... Pist du aus dem haus
gewesen, so snarehelts her in irm zorn und spricht;
du hast dein trew verlorn gen mir.' Ring. — Spätnihd.
»mircie/n (in Bed. la): vgl.Gr.WB.lX 1177/8; Martin-Lienh.
II 507; ChSchmidt I8W6, 96; 1901, 310; Fischer V 1033,
ft-raer die Auni. zu schnarchen.
ab-: entspr. schnarchten 3, = abschnurren (Sp. 1284)
SceSt. (Sulger); SiHwE.; ThHw. D' M netter isch scho"
sweimöl go" frage" i" d' Fabrik, xoie's im junge" Herrgieng
... aber d' UüsmenH" hät-si abg'schnarchlet, 's gieng-si
NMa". LiENERT 1891, — über-: 1. = über -schnarchen 1
ScnSt. (Sulger); Syn. auch über-schnurflen. — 2. = über-
schnarchen 3. ebd. Er het da' Buech, die Eibe" nw
überschnarchlet. — a°-: = an-schnarchen GFs; ScuSt.
(Sulger); S; ThHw.; ZKn. Wenn-di''' de" der Pre-
sident recht obenabe" a"schnarchlet, de"" erchlüpfsch
docÄ.' JoACH. 1881. — ane"-: drauflos schnarchen Gr
ObS. (B.). Er . . . het ang'fange" a. a's ivie en Bare". —
Ter-: ,aufh5ren zu sclinarchen', erwachen ,L; Zg'
(St,'); St, ,V., aufhören schnarehlen, vom schlaafF
erwachen, destertere.' Pris.; Mal.
Schnarchte" f. Nur im Wortspiel mit Chiche";
s. Bd III 123.
Schnarchler m.: 1. .Schnarcher L; Zg' (St.'). —
2, = Schnarcher 1. .Ein Ehrenschänder, Gott, sein Wort
und seine Diener lästernde Sehn, und Bossenreisser.'
ClScbob. 1695. — Vgl. Gr.WB. IX 1184; Martin-Lienh. II
509 (in Bed. 1); Fischer V 1033 (in beiden Bedd.).
Schnarchlete" f.: Geschnarche Grüc,, Valz.
(Tsch.).
Schnarch li ni.: = Schnarchler 1 Aa; Bs; Grub. —
Vgl. Martin-Lienh, II 507.
schnarchlig: geräuschvoll (wie der Atem eines
Schnarchenden). Wo 's G'icüsse" hämmert und schlaht
und wie e" Turmür sehn. gät. Spassvogel 1854 (Z). —
Vgl, ,schüarchicht' bei Gr.WB. IX 1184.
Sehnarche" Schnarhe" — ra.: geschweifte Handhabe
am Hornschlitten FJ. — Verwandt mit Schmrren f,
Schnarren II (Sp. 1271. 1273).
schnarche» II: vor Kälte schlottern GrD. (LTobler;
nicht bestätigt). — Wohl eig, mit Bez. auf das Geräusch, das
die schlotternde Bewegung begleitet, also eins mit schnarchen I
(Sp, 1315).
ii°-g'-8chnarchlet (■&■)-. grob, unsauber be-, ge-
arbeitet, unförmig, der Erziehung Widerstand leistend,
widerspenstig, ruppig ScuHa. fauch It Neukomm), En
, «-f Bomm, en u-i Rebe"; u-i Herdüpfel, unförmige,
mit Wasserköpfen versehene. En u-e"" Kärli. — Aus
n'g'KhnäaUt (s. achneishn); zum i-Einsehub vgl. etwa Chat.
i«cÄ(BdII1557.998); Scheiten (Bd VUl 1502), Die Hailauer
sprechen Zäpfi-hen-r (Stickelb. 1881, 15).
Schnörcherli n.: Nasenloch. Nur im Rätsel von der
Knh, im Reim auf HörcherU; s. Rttpfer (Bd VI 1214). —
Viel!, nur Gelegenheitsbildung zu schnarchen dem Reim zuliebe;
doch könnte die o-Stufe auch urspr. sein; vgl. Gr.WB. IX 1178
(unter .schnarchen'), sowie Bci»iorr«i (Sp. 1278) und das Folg.
schnnrchle": .immer die Nase voll Katarrh haben'
GO. — Im Ablaut zu srhnarrh(l)en; vgl. .schuurkeln' bei Gr.
WB. IX 1178 (unter .schnarchein'), schnurchlen bei Martin-
Lieuh. II 507; ChrSchmidt 1896, 96: Fischer V 1088, überall
iu der Bed. schnarchen, röcheln uä,
Sehnürchel m.: Rüssel des Schweines (insofern
es mit demselben Alles durchstöbert) Th. Syn, Schnur-
ren IV la (Sp. 1287 0,), — • Vgl, S'-hnurchd f., runzeliges,
schnurriges Weib; Dim., Schweinchen (Martin-Lienh. II 507),
Schwein (Fischer V 1088), sowie Schnörgt/el, Scknürggel mit
Anmni.
Schnarf —schnurf.
S. auch schnurpf usv<.
Schnarf (-ä-J m.-. tiefer Atemzug, Seufzer BZimm.
schnarfle" (-ä- Gr tw.). in GrL. in Bed. b
schnür f'le": a) = schnarehlen la (Sp. 1316) BBe.. E..
G. (Bärnd. 1911). M., R.; GRKurna, Seh., Spl.. Valz.
N. ist scho" am E"tnücke" q'si" u"^ het gli''' drüf a"-
foh" sehn., dass-es schier d'Uütte'tür üf u"'' zue g'sprängt
het. SGfeller 1919. Neben schnarehlen; s. d. —
h) = schnarehlen Ic. Von Schweinen GrAv.; Obw. Von
Pferden GrL. — Vgl. Gr.WB. IX 1184 (.schnarfen', wo
weitere Beziehungen); Fischer V 1033 (unter schnarchen);
Lexer 1862, 223 (schimr/n).
ume"-: von Schweinen, mit dem Rüssel grunzend
umherfahren; auch von Hunden, mit der Schnauze
herumsuchen GrAv.
Schnarflete" f.: = Schtiarchleten GRFarna, Valz.
(Tsch.).
Schnerf LE.. Schnerpf {PI -a) BG. — m., It Bärnd.
1911 Schnerpfa (PI. -t) BG. — f.: &)= Schnarren IIa
(Sp. 1273), ,die vorn in die Höhe gekrümmten Hölzer
an einem Sehlitten" BG.; LE. It St. und St.'; Syn.
auch Schnarz, Schnorz. S. Ross-Schnägj (Sp. 1174). —
b) = Schnarren IIb. ,Der Nestbutz kommt in die
Wiege, d'Wagle', welche freilich im Grund ihren
Namen nicht mehr verdient. Denn, wie verderblieh
das Wagle" für das Hirn der Kleinen ist ... sieht man
allgemach ein ... Man hat darum die Bogen, die beiden
Schnerpfi, entfernt.' Härnd. 1911 (BG.). — Vgl. .Schnarf
bei Gr. WB. IX 1184 (.schnarpf, Schiffsvorderteil aus Gv
Kaisersberg), ferner die Anm. zu dem Syn. Schnarchen
(Sp. 1317), sowie Schnarpßen), zum Ansatz mit -e- amhd.
anSr/an, -en. sich biegen, krümmen (dazu Schm.^ II 582 und
s/ierpe bei Falk-Torp 1911, 1094), zum Verhältniss zur vor.
Sippe schnarren I noA II (Sp, 1271/3) nnd die Anm. zu Letzterem,
Schnirfeli n,: = Schnefel b (Sp. 1150). 's letzt Sehn,
vo" dem röte", saftige" Hamme". JReinh. 1905 (S). —
Nbform zu Schni/eli. Vgl. ah-schnerpflen.
Schnorfel m.: Sehimpfname für Männer SB. —
Nicht bestätigt. Vgl. Schnurfd S.
Schnurf p^/ — ra.; einmaliges Anfziehen des Rotzes
in der Nase GrD. (B.).
Seh nur fei BS., sonst ScÄM«r/"e? — m.: l.= Schna-
bel 2b a. (Sp. 1063) BS. .Bei spitz zulaufenden Schiffen
. . . wie namentlich den Barche", werden die Seiten-
wände vereinigt durch den Schiffsschnabel, den Spitz
oder den Sehn., der, in jedem Fall aus Hartholz be-
stehend, vorn schräg ansteigt und bei Ziersehiffen in
irgend ein Schnitzwerk ausläuft.' Bärnd. 1922. —
2. Schweinekrankheit, bei der Wucherungen in der
1319
Schnarf— sclinnrf. Sclinargg — schnurgg
1320
Nase entstehen, die das Atmen erschweren BE. (auch
It SGfeller). Wenn die Schweine den Sehn, haben,
so soll man eine Mutte" ausgraben, Pfeffer darauf
streuen und sie in den Schweinestall tun. AfV. — 3. ver-
ächtlicher Mensch BSi. (Zyro). — Vgl. Martiu-Lienh. II
508 (f., altes, hässliches Weib); Fischer V 1089 (wahrscli.
f., Schnauze, llnnd), zu 3 auch Schnor/el.
Schnurfle" AaF., Schnürfila W — f.: 1. Nase
W. — 2. Schnauze, Mund AaF. — Vgl. das Vor. mit Anni.
schnurfle" (in W It Tscheinen schnurfflu") AaF.
(s. äber-schn.); W, so G.; XSpr., sonst schnürfle",
in GnObS. -ff'-, in WVt. schnirfju", in B It Gotth.
(s. Sp. l'249o.) auch schnür feie': 1. a) von Menschen,
„den Atem hörbar durch die Nase blasen" BsL.; B;
S, so B.; UwE. (auch St.»); Syn. 's ZU üfzieh".
a) Flüssigkeit, Rotz geräuschvoll durch die Nase
hinaufziehn , AA'Aarb.; .B"oAa., E., G., S., Si. (IniOb.);
SL.; W. Es [das zu spät in die Schule kommende
Mädchen] sc/mür/'to. ScHwz.Lehrerinnenztgl905(BE.).
— ßl = achnarflen a (Sp. 1318) BE., S., Sigr.; W. ,Es
[ein Mädclien] schnürfle z'Nacht, dass es Späne ab-
sprenge an der Wand.' Gotth. II; .schnarche.' 1861.
,LueB, sagte die Wirtin, wie Der aber daliegt und
schnürfeit!' ebd. 1850; ,schnüfelt.' 1845. .Mitten in der
Nacht sagt der Korberraann hübschlich zu seinem
Weib: Der Alte schnurflet schon.' Lötschen 1917.
S. noch Bd VI 1448M. (Ziely 15'21). — y) .schnüffeln'
GRÜbS.; WVt. — b) = schnarfhn Ib. So von Schweinen
BBe., E. ,Änneli . . . machte ihren Schweinen einen
Besuch und sie begrüssten sie freundlich mit Grunzen
und Sehn.' Gotth. Von Pferden GrL. (Tsch). Das
Pferd schnurflet, wenn es etw. Gefährliches wittert. —
2 =schurfhn (Bd Vlll 1'250), schlurften (Sp. 642) AaF.;
SZuchw.; WG. — Tgl. Gr. WB. IX 1409 (unter .schlurfen' 2);
Fischer V 1089 (»cliniir/h-' in Bed. 2). Die Abgrenzung der
Sippe gegen die wohl verwandte von Sehmirpf II ist nicht
durchweg sicher; vgl. bes. die Berührungen von Schnw/el 1,
■ Schnurflen mit Schnerf {S^. 1318) und die Anm. zu Diesem.
tiber-sc^nur/'/e''; = über-schnarchlen 1 (Sp. 1317)
AaF. — dnr"'' -schnürfle": mit flüchtiger Neugier
durchsuclien. .Die Welt d.' Gotth.
schnürfe" schnürpfe" I, 3. Sg. Praes. und Ptc. -t
GrD.: = schnurflen i aa GrD. (B.) ; U ; Sy n. schnuderenla,
schnäfelen Ib (Sp. 1146. 1167).
S c li n ä r f 1 e r , in BE. Schnürfeier — m. : wer hörbar
durch die Nase atmet UwE. Kosend zu einem Wickel-
kinde BE. (Bär nd. 1904); vgl. das Vor., ferner Schnöderler
(Sp. 1141), auch Schnüsseler.
Schnürfli m.: 1. a) = dem Vor. UwE. — b) un-
deutlich durch die Nase sprechender Mensch oBs; B,
so E. — 2. , Rotzjunge', vorlauter, aber harmloser
Knirps, unbedeutender, verächtlicher Mensch Aa
(HFleiner 1900); oBs; B, so oAa., E., G.; S; Sprww.
1869; vgl. Schnüfi IIb (Sp. 1165). 's cha'"'-mer mänge''
Sehn, cho", ub-ig-im lose" B. Sö-ne" Sehn, hätt chönne"
deheime" blibe"! BoAa. Jetz ireit jo .jede Sehn, dere"
[modische Halsbinden]. JRkinh. 1905. Er [Einer, der
ein Gedicht vorgetragen hat] luegt desume", wi' wenn-
er we't säge': Machit-mer Das nö'he", dir Sehnürßine" !
SGfei.i.kr 1911. ,Es sei nichts Dünimers auf der Welt
als so-ne" Sehn. vo° Bueb', meint ein Mädchen, das
schon Viele zum Narren gehalten hat. Gotth. ,Die
Donstigs Bauren haben mich doch schon manchmal
taub gemacht ... Ich will lieber mit dem vornehmsten
Herrn verkehren als mit so einem Sehn.' ebd. ,Kara
Einer und fragte nach dem Bürschlein, das so schön
jauchzen könne, so sagte Sami, er wüsste nicht, wo
es wäre, das werde keinen Sehn. Etwas angehen.'
vAlmen 1897. Du alte Sehn..' B. De'DonnstigsSchn.!
Sprww. 1869. I"'s Anke"häfeli het-er-mer aw'' g'luegt
nundig . . . De'' Donners Sehn., was meint-er acht, i«*
fff'i-em a'foh" geitde"! entrüstet sich eine alte Magd.
JReinh. 1907. .Die Tüfels Schnürfline" hätten den
ganzen Tag [der Sichtete"] schon die Pinger geschleckt.'
Gotth. II; .die dummen Leute.' 1850. Dene" Hagle",
wo-mer nit g' stimmt hei", willi''''sde""i"tribe". Wartid-
dir numme", dir Sackerdies Schnürflene" ! Dorfkal. S.
noch BdVll V2Z (Haupt- Sach); Sp. 181 M. — ,Schnürf-
li°gen' als fingierter Ortsu. hei Gotth.; s. .^Müßingen (Sp. 184;
dafür im hdschr. Entwurf, Schnürfli wyl') und vgl. Sfhnürpflimjm.
Her'e"-: = Schnürfli 2, von einem aus vornehmern
Kreisen Stammenden. [Ich] tat der H. am läre" Tisch
lo" hocke", bis der Bür s%" Sach recht hätt. JReinb.
1905 (S).
Schnürfeli {-f'-J ra.: Schnüffler, Nörgler ZBül.
(HBruppacher; nicht bestätigt^. — Etwa Kreuzung ron
Schnüßter (Sp. 1168) mit der vor. Sippe.
Schnargg — schnurgg.
Schnargge" (-ä-J f.: = Hasen-Schart (Bd VIII 1308)
AAWohl.; Syn. auch Hasen- Sehnurpf. — Verwandt mit
Schnarrm IV (Sp. 1215).
Schnerggel s. Schnörggel.
Sehnirggis ,Schnirgis'. Nur in einer Schwurformel:
, [Teufel:] Huy, Saturnal. du Fassnachtnar, beim Sehn.
Fausis khum du har!' JMahl. 1620.
Schnorgg m.: kleines unartiges Kind (bis etwa znm
7. Jahr), Knirps LNeuenk., Suhr. Der chli" Sehn, soll
still si". Du bist en Tüsi"gs Sehn.!
Schnörggel, in Bed. 3 auch ,Schnerggel'(E.XVII..
Z) — m.: 1. grob für Nase. Heb din Sehn. e"weg, sust
giH's-di'''! ZStdt. Häb din Sehn, einist uf d'Site"! Er
iseh [wegen seiner Länge] überall im Weg L. —
2. a) Stumpf eines abgehauenen, abgebrochenen Astes
AABb.; vgl. Schnarren I2e (Sp. 1271); Schnarpfen;
Schnarz. — 1») der Teil des Maiskolbens, an dem die
Hüllblätter angewachsen sind GSa. Und ist der Sehn.
z'nouch am Zapfe" 'brocke", ''as' beidi Bletter nümme'
heibe" ehünd, se g'heit-me" söttig Zapfen an e" Tschoche'.
G Kai. 188Ö. Das gout dinn an e" ... Zäpfli-, Bart- und
Sehn.-Umme"werfe", ''as'-es e" Freud ist, beim Türggf-
üsschelfere". ebd. — 3. wie nhd. Schnörkel Aa; Bs; B
(KvTavel); Gr; Sch; S; Z und weiterhin, doch kaum
volkst. Von Schrift-, Namenszügen; Syi^. Schlänggen 3
(Sp. 591). In-eme" prachtvolle" notarielle' Sehn.
KvTavel 1913. Ei" Sehn, am andere", in einer Zier-
scluift. ENadiü 1916. Von Notenschlüsseln: Diebeider
Schnörggel. AGvsi 1899. An Bauwerken. Zimänt-
schnörgglc, an einem renovierten Hause. S Anz. 1916.
,übe an den Liechteren [sollen] Nebendzieraden und
Schnerggel gemacht werden.' 1695, Z (Bauamt). Als
Füllungen enthalten diese Giebel [des neuen Rathauses
in Zürich] im zweiten und dritten Stockwerk Ornamente
(, Schnerggel') und Blumen- und Fruchtstücke (,Bluin-
werk'). E. XVIL, VöG.-Nüsch. Insbes. Volute; Syn.
Schnigel (Sp. 1170). .Das capitäl oder schnörckel.'
HBlüem 1579. ,Die umbschleg oder schnörckel.' ebd.
1321
Schnargg — schnnrgg. Schnarpf— schnurpf
1322
.Schnorckel [!| oder Schnecklinien.' ebd.; noch öfter. —
4. Schimpfname AaF., Fri., St.; Bs (Seiler); L; vgl.
Schnürggel 3. — Nbform zum Folg.; s.d. und vgl. Gr. WB.
i IX 1319 (.Sohnerkel'). 1378/9 (,Schnorgel, Schnörgel,
I Schnörkel'). 4 viell. eine Bildung nach Art der bei Hodler
, 1911, l'2S/9 behandelten. Schnörgeli-Hei'ri'''', Überua.meBsl,.
I ,Schnörgel-Weid', Flurn. AaMeist. Dazu wohl auch der Flurn.
,Schnörgler' AaVill.
1 Schnürggel (bzw.-i-)Im.: l.a)RüsselScHSt.(Sulger).
I — b) Hängemaul, Schmollgesicht, bes. von Kindern
, ScbR., St. (Sulger); TaBasad., Hw. En Sehn, mache".
De'' macht v'ider en Sehn.! ThHw. Brückst e"ka'n (e"l;a'"
so-n-en) Sehn. z'mache" ! ScuU.;Tüiivi. — 2.a)schnecken-
förmige Windung. , Dessen [des Baselstabs] Schnirckel
oder hervorstehende Krümmung zur linken Seite.'
! WuRSTisEN 1765. — b) Russfleck odgl. BsSt. (FStaub);
Syn. Schlänggen 3a (Sp. 591). Du hesch en Sehn, im
G'sicht. — 3. Schimpfname, bes. für halbwüchsige
Burschen BE. (JBürki), nach einer neuern Angabe auch
in BStdt ,hie und da unter jungen Leuten gebraucht';
vgl. Schnörggel 4. ,Der Sehn.!' von einem fremden
Flieger, der Bomben abgeworfen hat. JBürki. ,Die
rotfrächen jungen Schnürgglen z'Züri'^'" ussen.' ebd.;
noch öfter. — Vgl. Gr.WB. IX 1378/9 (,Schnurgel'). 13-4'2/3
(,Schnirkel'):Martin-Lienh. II 508 (unter &-AMörW);ChSchniicit
1896, 96 (Scknirchel); Fischer V 1074, ferner Schiürchd
(Sp. 1318), SL-hnUnjgel, auch Schmrpf 1 1 , Sihimrz.
I Gasse°-; = dem Vor. 3. ,U°söd G. -schnürgglen.'
JBürki (BE.).
Schnürgginggel Schnirgingel m.: Schnörkel Bs
Stdt. — Wohl eig. eine Zss. mit O'ingrjel I (Bd II 36.j).
schnürggle": auch MS-,(JMr«''-sc/i«., stöbern, durcli-
wühlen, begierig suchen SiuSt. (Sulger); Syn. sehnäug-
gen (Sp. 1180). Du brückst nid drin ume" z'sckn.!
Schnörggel II m.: Knoten einer Schnur Tnliasad. —
Wahrsch. etym. eins mit Schuürgijel I.
ver-schnürgge°: verknoten TuBasad.
,SChnerle°: ein volles Gemäss von trockenen
Früchten zB. Gersten, Hafer abstreichen W" (St.'). —
Nicht bestätigt. Verlesen für whicerben, das im W in gleicher
Bed. gilt?
8 c h n 0 r u e ° , S c h n o r n e t e ° , S c h n o r n i s.
schnorren usw.
schnorpe": kriechen BsL. (ältere Angabe). — Nliform
zu Khnorgge" (s. schnäggen II Sp. 1174), etwa unter dem Ein-
liuss des daneben stehenden syn. grupe" (Bd II 789).
Schnarpf— schnurpf.
S. auch schiutrf usw.
I Ofe°- Schnarpf, wohl m.: Ofenstange, Gestell, um
Vorhänge oberhalb des Ofens anzubringen ZOtt.; vgl.
Schnarren Id.
' Schnarpfe°^-ä-;, inScHNnk.auch Scknäpfe'^m.,
fPl. (in Bed. '2) -e-'-. oO. : 1. in eine Wand geschlagener
Pflock zum Aufhängen von Gegenständen oder als
jUnterlage für Stangen, die zum Aufhängen dienen
ScaNnk., bes. die an der Vorder- oder Rückseite von
Häusern angebraciiten hölzernen oder eisernen Träger
für Wäsche- und Garnstangen ScHHa.f. — 2. Ast in
einem Brett. oO. 'g,yn. Schnarz. — Verwandt mit Ä An;,/
jlSp. 1S18); Tgl. die Aum. zu Diesem.
ab-schnerpfle°:=a&-scÄne/e?eM(Sp.ll54)BBurgd.—
Vgl. gleichbed. eis. schnär/len (Martin-Lienh. II 507), ferner
unser »chnep/len (Sp. 1259), sowie Sehnir/eli (Sp. 1318);
Khnürp/kn II.
Schnnrpf II (bzw. -ü-, -o'-, -ö'-), in GRHe. jünger
auch Schnur f II, in AAoSeet. (Bed. 2a) ; SchR. (Bed. 3 b) ;
Z It ACorr. (Bed. 1 und 3a) Schnurpf— ra., PI. mit
Uml., Dim. Schnürpfli: 1. a) .Schrumpf' Ndw (Matthys).
Verächtlich von Verschrumpftem übh.: En alte' Sehn.
iW-me" Weidsack. ACorr. 1860 (Z). — b) flüchtig,
stümperhaft genähte, zsgezogene Stelle an einem
Kleidungsstück odgl. Aa, so F. und It H.; Bs; „VO";
GrI)., He., Pr.; GTa., T.; Sch; Th; USch.; Z; Syn.
Buez Ib {BdlY 2050] ; Zuri)f. En Sehn, mache". Mach
grat der Sehn.! nähe das schnell zs. USch. D'Näkeri"
vu" Zurpf macht alli Stich en Sehn., Kinderreim (Aa
F.?). Herrgott, hest du da Schnurpf (Schnupf) und
Zupf g'macht! , schlecht genäht' GRFid., Jen. (Tsch.).
Va" g'chauftem G'jläuder, va" kariöser Scknürpf und
Zupf . . . ist an irra weder lütschel nock vil z'g'sek" g'sl".
MKüONi 1884; , Verunstaltungen'. Auch von einer infolge
Webefehlers zsgezogenen Stelle zB. in einem Bande
Bs. 's giH-im [dem unachtsamen Weber] Schnurpf und
Nester in d'Bändel. Breitenst. 1863. — c) Dim., etw.
abschätzig von einem kleinen, schneckenförmig ge-
drehten Haarknoten BsStdt. 's Hübli, d'Begine" . . .
sitzt uf ''em Kopf wie-n-e" Schnürpfli. EKron 1867. —
2. a) „Rufe, Narbe, bes. eine Blatternarbe" Ai, so
Bremg. und It H. (.schlecht vernarbte Wunde'); Bs;
„VO"; L, so E. und It St.»; SStarrk.; UwE.; Ndw; Zg
(St.""); Z (auch It St.), Schürfwunde .^AoSeet. En
Sckn. im G'sicht. 's isck sckad, das'-si esö-n-e" wieste"
Schti. im G'sicht het BsStdt. [Ich] ka"-mer mit dem
schwere" Sehnepfe'biel schier gar de" Dümen abg'koutce",
me" g'seht de" Sehn, iez no'''. Aa Schulm. 1887. —
b) faltiges (Seiler), durch Pockennarben entstelltes
(Spreng) Gesicht Bs. — c) Blatternarbiger SchwE.
(Ochsner); Z; Syn .Schnürpfli 1. — 3. a) verkümmerter,
verwachsener Mensch, Kümmerling Z ; Syn. Sehnürpf-
Ung. En Tunders sübere' Kerli doch iez au"'' ! De' vorig
[Reitknecht] ist en Sehn. g'sl". ACorr. Dim.. bes. von
Kindern. De' Tokter hat ja alliwll g'seit zur Mueter:
. . . G'end Euerem Scknürpßi Wi", aber vum niehessere",
sust chiint's-i [euch] nüd devu". ebd. 's seig e" trürigs
Schnürpfli, vom 13. Kind eines Ehepaares, ebd. S. noch
Bicht-Schnuer (Sp. 1306). — b) vorwitziger Junge.
Knirps SchR. — e) minderwertiger Mensch, miserabler
Kerl BsStdt; Syn. Schnurpfer, Sehnurpfi, Schnürpfli,
ferner Schnurfei, Schnürfli (Sp. 1318/9).
Vgl. Martin-Lienh. II 508 (in Bed. 2 a). Bed. 3 c It Becker
auch im Wieseatal (, geringes Subjekt, Zipfel'); vgl. dazu die
Anm. zu Pfnurpf (Bd V 1272). Schnürpfli, Übername einer
Familie SchwE. Der Sihnider Schnarpf, .vor etwa 60 Jahren
ein armer Flickschneider': Mer gend de" Ttchope" im [= dem]
^chnidei- ^rhn. [zum Ausbessern]; De'' cÄa*"* ^xid me dra" ver-
tiLfW LStdt. FN. .Schnorpf.' 1583, LSemp., .Schnurpf ZStdt
(Z Amtsbl. 1900). Zu unsrer Sippe wohl auch der FN.
,Schnorf(0.' 1. H. XVI./XVIII., AaB. (It Leu, Lex. ,ein Ge-
schlecht m der Stadt Baden, aus welchem Einer aus dem
Zürich-Gebiet a. 1525 sich daselbst niedergelassen'); ZMeilen
(gespr. ÄcAnor/: ,Snorf.' 1293. 1320/30; ,S(ch)norpf(f).' 1401.
1507/29; .Schn'orff.' 1460/89. 1531; ,SchnürfF.' 1520:
,Schuurpf.' 1564), Stdt (It Leu, Lex. 1520/82): vgl. o. Bed. 2c
und o, sowie unter ver-schnurpß h den Beleg aus ChrEssI. 1858.
JJBodmer (Mus. 1790, 47) deutete den Namen ,von dem ver-
alteten Schnorre, ehe diesem noch ein verächtlicher Neben-
begriff angehängt war; f ist ein aushöhnender Buchstabe.'
1323
Schnarpf, schnerpf, scbnirpf, schnorpf, sclinarpf
1324
Ü&se°-Schnurpf: = Schnarggen (Sp. 1320) LHa.
(Schürmanii).
G'-schnurpf n.: schlechte Näharbeit, Flickwerk
AaP.; Bs; B, so E. (Bärnd. 1904), Meir., Si. (auch bei
IniOb.) und It Zyro; UwE. Das ist numnien es (?..' BSi.
Wa' ist ä"'* Da' wider für es G. dö? AaF. Verächt-
lich von Stickerei: Er het über das G. [die Brodierete"]
'brummlet u"' de"' het d'Mamma lang Nüt me 'bro-
diert. Bari 1885. Uneig. mit Bez. auf schlechte Gesetze.
B Volksztg 1884.
schnurpfe" (in W tv/.-u") AABremg., F.; Bs; B,
so Br., E., Gr., G., Lau., R., S., Si., Stdt und It Id.
und Zyro; LE. (auch -ue-), G.. Semp.; ScnSchl.;
ScHW, so E.. Muo.; S; Th; Uw; U; W; Zo, so OAeg.,
schnürpfe' II AiBh., ßrenig.. Br., F., St., Zof. und
It H.; Ap; Bs; BBr., E. (s. ver-schn.); Gl; Gr, so He.,
Pr.; L; GSa., Stdt, T., Wb.; SchR., St. (Sulger); ScHw
Muo.; ThHw., Kessw.. Mü.; UwE.; Z. schnürfe" Gr
He. (jünger), „schnürpfe", -ü- VO; Gr.\.; Scb; Z"; ,L;
Zg- (St.''), 3. Sg. PriES. und Ptc. -t, in BE. (neben -«),
Stdt und It Zyro; S<'HSchl.; SchwE. (g')schnurpfet:
1. a) (zs)schrumpfen, runzlig werden, so von Obst B;
Ndw (Matthys); Syn. schnurren III (Sp. 1288), auch
rümpfen 1 (Bd VI 951). ,Schnurpfe", corrugare, rugas
contrahere.' Id. B. Refl. : Es schnürpft-si''', zieht sich
schrumpfend zs., auch uneig., geht mit knapper Not
Aa (H.). — b) beim Nähen den Steif zsziehen, so dass
ein Schnurpf (s. d.) entsteht, „mit weiten Stichen zs-
heften, grob und ungeschickt nähen, so dass die Naht
beim Antasten rauh ist", verächtlich (ärgerlich, be-
dauernd) auch für nähen übh. aaOO.; Syn. pfuten,
pflumpfen .2(BdV1203.1248); sulperen, siirplen,surpfen 2,
süten (Bd VII 869/70. 1331. 1332. 1476/7); schlurzenlc
(Sp. 662); zurpfen. Hör üf schnorpfe"! S. Nume" so
gradane" schnürpfe" cha"" öppe" es nieders Babi B
(AvRütte). Du ... channsch jitz grad no''' die Fane"
flicke"; aber mach's recht süber, nid öppt" nume" so
schnürpfe"! OvGreyerz 1911. G'schnurpft ist Alls,
es ist e" Schand. Schwzd. (Zg). Da' ist nid g'näit,
nw g'schnurpft Sch; Th. D'Ndijere" het sehe" lang
solle" uf d'Stdr cho", aber si het-i"s gäng use"g'stüdelet.
Jetz het's [ein Röckchen] d's Muetti selber g'macht und
jetz isch-es nid "ume" g'schnurpfet und 'pfuderet. Scawz.
Lehrerinnenztgl905(BE.). ,Nichts ist bloss (;roftjVmisc/i
'^/'ü(e(Joder(;'sc/!>iwr/)/"(Z', bei einergewissen Schneiderin.
BiRXD. 1908. Uf d'Stdr ga" schnürpfe". Scaw Ztg 1909.
Der Mueter tüegi'd d' Finger ice, si schnürpfi Tag und
Nacht. Chkistcbindli. So Vhäng . . . der Herbst isch
cho", das'-es [eine Frau] het müesse" dinne" bllbe" ti"''
schnürpfe" ... so isch-es z'sämcg'heit. Loosli 1910.
, Ziegenböcke halten das Wappen der schnurpfenden
Schneider, so uns machen Kleider.' L Fritschizug 1900.
An Oppis sehn, 's Eveli . . . het an-ere" Nachtchappe"
g'schnurpft, ivo's der Gotte" het welle" mache" für zu
der Wiehnecht. .IKeinh. lOnl. Dusi het Nöijis a" s'r'r
Ndjeten umer g'schnurpfet u"'' g'niflet. SGfeller 1911.
Öppis sehn. Aa (H.). ,l)ie Mutter spann nur, wenn
Besuch da war, sonst hatte sie mit der Haushaltung
zu tun oder schnurpfte Etwas.' Gotth. Er het . . .
g'funde", d' Frauenzimmer brüche" nie Längizit z'ha",
si heige" geng Öppis z'sehnurpfe". RIscher 1903. Was
schnurpfist du da? BSi. (IniOb.). Mit bestimmtem Obj.
D'Frau Muttele" ... ist grad tröstli''' am Strumpf-
schnürpfe" g'si". Juge.ndsuhatz. ,Si säge", dass si [eine
Nähterin] für Tüfelsg'walt ihre Nase heig welle" an
es Göller schnurpfe°.' Gotth. — 2. schürfen, so dass
eine Wunde entsteht ÄABremg. — g"'-3chnurpf(e)t:
a) geschrumpft, runzlig B It Id. (,rugosus') und Zyro.
,E" g'schnurpfti Bire", Opfel, subaridum pomum,
pirum.' In. B; bei Zyro g'schnurpfetii). Die Nußschale
ist g'schnurpfet B (Yjyro). — b) „blatternarbig" B(Zyro);
„VO"; ScHwE.; „Z"; Syn. ^e-«ä«e« (Bd IV 849). Es
g'schnurpfets G'sicht B (Zyro). — In Bed. la auch in
bair.-ffistr.MAA.: vgl. Gr.WB. IX 1408/9 (,sehnurfen'l); Unger-
Khull 55:3, zur weitem Verwandtschaft auch st-hnurßm
(Sp. 1319) mit Anm., ferner ScAni/rjrje;. 2 etwa durch Mischung
mit echiirjtfen (Bd VIII 1248); vgl. Schnurpf S a. G-schnurpfet
lässt sich auch als Abi. zu Schnurpf fassen. Zu den folg. Zssen
vgl. die entsprechenden mit lüexfn (Bd IV 2032/3).
üf-: zu Bed. Ib. !> Blitz uf-enes Chleid üf-
schnürpfe" B. — a"-: zu Bed. Ib. Uneig., (flüchtig,
notdürftig) an Etw. befestigen. Bis s' [die Raucher]
weg'" ''em Alter hei" Rör me chönd hebe", denn tuend «'
am Mundspiiz e" Sehibe" a"schnürpfe", so fast a'se gross
wie-n-e" g'wönlichi Wirpfe". NBösch 1892 (GT.).
ver-: a) intr. = scAn«)'p/erj ia SchSI. ; Z. 's ehaltet
ja Alles, versorret, verschnürpft, wenn das Essen nicht
rechtzeitig aufgetragen werden kann. ACorr. 1860.
Hett-i''' mi" Lina nüd ... i"* wur'' verschnürpfe" wie-
n-en alti Zivetschg. ebd. 1875. — b) tr., .durch allza-
vieles Zsziehen schädigen, verderben' (Spreng), einen
Riss liederlich vernähen AaF.; Bs; B, so E., Si. (ImOb.);
„VO"; Gl; Gr, so „A.", Pr.; L (auch It St.); ,G"T.; I
,ScH"R.; ScHw; Th; W; Zg (auch St.''); Z (auch
St.'). E" Schranz verschnürpfe" GRFid., Jen., Ig. !
(Tsch.); Z. Astoie werdend-er d'Löcher [in der !
Kleidung] woll no''' z'verschnürpfe" cho"; besser a's di l
Blözene" z'zaihe" ist albig notte" no''': Pingg uf Pingg
und Patsch uf Patsch. MKuoni 1884. De häst-mer der ,
Strumpf e'sö verschnürpft, dass-e'''-ne" nümmen a"legge'
cha"" GSa.. Nei" Ma"", loie hest aw'' Hose" a" ! Ziehs'\
ab, dass i''' s' verschnürpfe" cha""! EFedrer. Hasch-]
es chön"en echli" verschnürpfe"? SchR. — ver-;
schnurpft, -Ü-: a) = ge-schnurpfet a. E" füll,,
ivurmässig rerschnürpfti Lenglerbire". ACorr. 1860.
An allen Eggen und Ende" ... hange"d i" glesemC'
Flasche" töti Mänschli, rerschnürpfti, bei einem I
Doktor, ebd. — b) entspr. b. ,Verschnurpft sind ...|
Strümpfe, die nicht regelrecht gestopft worden.'
Bähxd. 1904. Di Hose" send ganz verschnürpft AaF.;
Sid vile" Järe" han-i''' d' Wacht [im Dorf] und heissen>
TJeli Schnorf; verschnürpft ist aW'' ml" Uniform, oer-j
bület ist de" Huet. ChrEssl. 1858. Kei" ganzes Hempi
kein ganze" Strumpf, Alls g'fetzet, g'fecket und ver-
schnürpft. Stütz, Gem. ,Die verschnürpften Strümpfe.',
Gotth. I; ,verschnürften.' 1839. . Ein Paar verschnürpftfj
Hosen.' 1681, Tan. 1906. — c) = ge-schnurpfet b Ai
Bremg., UEntf. (,in hohem Grade blatternarbig'); B.'
(auch Spreng); L (auch St.''); Th (Pup.); Zg (St."»)
Z ; Syn. ver-ndtet (Bd IV 849). 's G sieht ist fvo" Bläterer.,
ganz verschnüriift L; Z. .Grusara rieh soll er sein
aber 6° Halbbling und vo» de" Blättere» verschnürpft.!
Gotth. E" cerschnurpft (It Spreng ,verschnirpftes'^
G'sicht Bs. [Einer] mit-eme" breite" verschnürpfte
G'sicht. JoACil. 1892. — \W><hnurpft (in Bed. c) auch bi
Martiu-Lieuh. II 508. |
z"-säme°-: a) runzeln B It Id. (.rugas contrahere^
und Zyro. Den Mund spitzen: 's muess Alls «"!
dere" Brüe i"sürpfe" und d'Müllätsch spitzig »'»i
schnürpfe", Klage über den zunehmenden KaffeegennsJ
1325
Schnarpf— sclmnrpf. Schnarz— schnurz
1326
NBöscH 1892. — b) flüchtig, stümperhaft zsnähen Bs;
B, so E., It Id. (.obiter, inconcinne consuere') und Zyro ;
Gr; Sch; Th; Z. Z"* will's nW g'schwind Cchli" e's.-
schnürpfe" Z. Du hast das z's.-g'schnürpft, das" 's
1 kei" Art und kei" Gatti'g häd ZStdt. Das isch ja
I 'ume' s's.-g'schnurpß, Nüt eigeHich g'macht B(XvJlütte).
I — In Bed. a auch bei Schni.' II 583.
1 z'-weg-: zurechtflicken B. Vorher hei'-mer die
I eitere' Sache" öppe" selber zvider z.-g'schnurpfet, ig und
d'Frou, aber jitz het für jedes Dingeli d' Schnidere"
zueche" müesse". RIscher 1903. Uneig.: ,üer Kantons-
rat... dürfte jedoch Dieses und Jenes daran [an einem
neuen Steuergesetz] z.-schnurpfen.' B Volksztg 1902. —
zue-: flüchtig zunähen. Wänu-Si en Dreiangel im
l Tschöpe" händ, wird-er zueg'schnürpft. EEschmann
; 1917 (Z).
Schnurpfe" f.: verächtlich für Nähterin; Syn.
Schnurpferin. Es Eländ isch's, het der Hüsvater [der
bemerkt, dass an einem Hemde Knöpfe fehlen] g'süfzet:
D's Hüs voll Wlber, all Nase"s läng no''' sö-ne" Sehn,
uf der Stör und ke^'s ganzes Henimli a'z'lege". RIscher
I 1903 (B).
I Schnurpfer Bs; UwE., Schnürpfer Ai; ,L; Zg,
(St.'); SpRww. 1869 — m.: 1. wer liederlich näht L
(St.""); UwE.; Zg (St.*"). — 2. engherziger, geiziger
Mensch; armseliger Tropf, Schlucker Bs und (ohne
genauere Bed. -Angabe) Sprww. 1869. Schnürpfer and
' Fürfüesser sind-si gäge" Dene". Klosterkr. (Aa).
Schnurpferi° AaF.; UwE.,-ere"LE., Schnürpferi"
(-Ö-) Ap (T.) — f. : = Schnurpfen.
Schnurpfete" B (Zyro); UwE., Schnürpfete" Gr
He., Valz. (Tsch.); G; Tu — f.: stümperhafte Näherei.
Schnurpfi m.: 1.= Schnurpfer 1 AaF.; UwE. —
2. = Schnurpf 3c, Schnurpfer 2 Bs. ,Was er wolle, der
Schn-e da, der nicht einmal die Beine recht lupfen
könne, geschweige denn tanzen.' Breiienst. 1 860; später :
.Glünggi.'
„schnurpfig: blatternarbig VO; Z"; Syn. ver-
schnurpft c.
Schnurpfli m.: 1. „Verhöhnungsbenennung eines
Blatternarbigen VO; Z." — 2. = Schnurpfi 3 BsStdt.
schnürpfelig: runzlig, .rugosus'.- Id. B. — Vgl.
t/ichntirpflig, blatternarbig bei Martin-Lieuli. II 508.
schnürpfle" I Aa (Rochh.), schnürpfele" B (Id.):
intr., schrumpfen, ,rugas contrahere'.- — Vgl. Bei-
Khnurp/eh, narbig bei Martin-Lienh. II 50S.
Schnürpfli°g m.: 1. = Schnurpf la und 3a Z
(Uän.). — 2. = Schnurpf 3a. ebd. — Zu 2 vgl. bair.
Sciinurßing, unaDseholiche Person (Schal.* II 582).
Schnürpfli°ge°: fingierter Ortsn. [Ein Kind hat
sich eine Stirnwunde zugezogen, die z'säme"'biiezt
werden rauss. Einer bemerkt:] Si seige" dö nid u-it co"
Sehn., dert werd's woll Eine' ha", wo Das chönn mache".
jFOsCHW. 1919. — .Schnürpflingen' als wirklicher Ortsn. bei
iFischer V 1089 (anter schnib-pflt").
1 8chiiiirpfle° II: .zssclinitzeln.' Rochh. (wohl für Aa).
L~ ^S'- 'ohnürpfle", dünne Stücke abschneiden bei Fischer V
[1089, ferner unser ab-sehnürpßen (Sp. 1322) mit Anni.
Schners, auch ,ges(ch)ners' — m.: verhüllend für
.zers' (s. d.). ,Mun sol richten, als einer gesworn hat
ooks sehn.' 1380, Z RB. ,Er swuor boks zeners, boks
[Whersnige sehn.' ebd. ,Da sprach aber der T.: stoss
Jen gesn. in den winkouf! und rett vil böser werten
mit im und hiess in den gesn. in die süwen stossen.'
1381, ebd. ,Er sprach boks sn. ald boks gesniat
[Sp. 1214].' 1387, ebd. — Vgl. die Anm. zu er-schnijen
(Sp. 1214), für ,geschn.' auch die Anm. zu Srhnwren II
(Sp. 1282).
Schnarte" (bzw. -ä-) — f.: a) (vernarbte) Wunde,
Schmarre AAEhr., F., Hold., Kl. und It H.; ZNeer.,
auch von einer durch Insektenstich bewirkten Ge-
schwulst AaBou.; Syn. Schnurpf 11 (Sp. 1322). Mängi
tiefi Sehn, bis i"'s Herz isch öni Dokter wider z'semme"-
g'heüet. Aa Leseb. 1861. — b) = Schart lila (Bd VIII
1307) AAEhr., Z.; ZNeer. — Kreuzung aus Scharten +
Schnullen. Kaum hieher der Flurn. ,Schnart-Wil' AaGränicheu;
dazu .Cunrat Snartwil', Dekan zu Luzern. I-4I1, Seg.RG. Ein
andres Schnärl s. in der Anm. zu Schnell.
Hase»-: = H -Schnurpf (Sp. 1323) AaF. Syn. H.-
Schnatten.
Schnarz— schnurz.
Schnarz (-ä-) m., Dim. (in Bed. 4) SchnarzQJi GrD.:
1. a) Hängemaul Schw; Zg, Schmollgesiclit ZU.; Syn.
Schnufel. Schtiürggell i^S^. 1166. 1321). — b) vorderer
oder hinterer Teil des Schiffes Schw; Zg, auch unter-
schieden als .kleiner' und .grosser Sehn.'; vgl.
Schnarren 1 (Sp. 1271). - c) = Schnerf a (Sp. 1318)
ZO.; vgl. Schnarchen (Sp. 1317). — d) (vorstehender)
Ast im Holz SSchw.; Syn. Schnarren I, Schnörggel,
Schnarpfen, ferner Chnorz (Bd 111 760). — e) vor-
stehendes Ende, Spitze übh. BTwanu (Bärnd. 1922).
,Das [Werkzeug zum Pfeilausziehen] sol sin ein isen-
trat . . . mit dem soltu einem in die wunden griffen . ..
und solt das isen in daz fülle stecken uf das ferrest.
so du kanst, und solt dann daz isen gemachsam und
sanfte darzuo umbkeren, also das der sehn, oder spitz
das isen wol ergriff an dem oder in dem getül.' Schw
Arzneib. XV. An einem Berge, Felsen BAarw., Twann.
,Auf so prächtigen Aussichtspunkten wie dem Sehn.
des Roggen über Önzi"ge" (Önsingen).' Bärnd. 1925;
vgl. die Anm. .[Eine Grenze] gat dann von dem krüz
der wand nach, unz da die wand und fluo ein ende
hat, da ... ein wang ist, da ist vor in der fluo vor
am sehn, ouch ein krütz.' 1472, UwE. (Spruchbrief).
En Sehn, mache", von einem Rockkragen, der hinten
spitz aufsteht Zu.; vgl. Schnorz. — 2. in der RA. de"
Sehn, mache", von einer (plötzlichen) kritischen
Wendung, Katastrophe, so mit dem Schlitten (nebenaus-
fahren und) umwerfen (wohl scherzh.); unsinnlicher,
in Konkurs geraten; eingehn, von einem kranken Haus-
tier; roh für sterben, von Menschen; It FStaub auch
.sich draus machen' ZO., so Wila. Vgl. Schnall Ic,
Schnapp II 3 b (Sp. 1215/6. 1237), ferner schnärzen 3
mit Anm. — 3. a) i" ei"'m Sehn., in einem Zug Schw;
Syn. Schtiüf {Sf. 1 156/7); Schnüz; vgl. auch Schnapp II
(Sp. 1236/7). Me" muess nid Alls i" ei"'m Sehn, lese",
,in einem Atemzug'. — b) von der zu einer bestimmten
Arbeitsleistung erforderlichen einmaligen Kraft-
anstrengung GrL.; Syn. Rung 4 (Bd VI 1109). Chumm.
wer nimend noch en Sehn.! — c) kurze, barsche An-
rede, unwillige, tw. unverständliche Abfertigung,
„Brumm B''Hk., Si. und It Id. (.scomraa'), Sf und Zyro
(Syn. Schnäggi Sp. 1172); „Gl; Gr", so Chur, D., Kühl.,
iVIai., Nuf., ObS., S., Sch., Ths, Tschapp., V.; Schw;
„Obw". kurzer, lauter, gegen die gute Sitte ver-
1327
Schnsrz, schnerz. scliiiirz, scliiioiz, schnurz
1328
stossender Ausruf GSa., Wl., Wb., W.; Syii. Schnall Ibf,
Schnapp 112 (Sp. 1215. 1237). (Ei"'m) e(n) Sehn. ge(n)
B It Id. (.scommate excipere') und Zyro; (jR, so Cliur,
D., V.; GWe., tue' GSa. Was hed-er-der für B'richt
g'gen? J'* weiss g'ivüss selber nid, er hed-mer nw so
en leide- Sehn, g'gen GrD. (B.). Der Glaser hed dem
Stini e" Sehn, g'ge", das' 's z'riigg g'fare" ist. J Jörger
1918. Er hed d's Anni . . . (rundlich a'g'redt und nit ze
gliche" 'tä", we"'-me [ihm] d's Anni epj/e" e' Sparz oder
e" Sehn, g'ge" hed. ebd. Vom Wisel [Alois] mtiess-nie"
der ganz Tag ei' Sehn, i" der ander g'höre" ScuwMuo.
,Wird das Lerngeplärr zu stark für den Schulmeister,
so zeigt ers mit einem lauten Sehn, an und gebietet
Stille.' Gr Sammler 1782. — 4. Bissen, Stück(ch)en
zB. von Brot, Käse, einem Apfel Gr, so D., L., Pr.,
von rohem Speck ZO.; Syn. Schnarr (Sp. 1270). E-
Schn. Brät, Chäs, Öpfel. ßib-mer jez au''' noch en
rechter Sehn. Brot! GrL. Zumene" Sehn. Brot ist en
Sehnefei Chds guet g'nueg. ebd. En Sehn. ne(n) Gr
Kl. — Mild, auarz, Spottwurt; Gezwitscher (der Schwalbe);
Wachtelkönig; vgl. Gr. VVB. IS 1190/1, zur Verwandtschaft
schnarren I und // mit Aumm. (Sp. 1271/3), ferner Falk-
Torp 1911, 1094 (mert). Flurnn. .Scbnarz' AaVill.; BBanger-
ten b/Fraubr., Bäriswil, Riggisberg. ,Roggen-Schn.', Spitze
der Jurakette SÖnsiugen; vgl. 1 e. Hieher wohl auch: ,Ein
juchart am Schnarzer rein.' 1522, ThJlamm.; ebd. ,ein
manmad genant ,Schnerzabach'.
Pfiffen-: Mundstück einer Pfeife, Flöte. ,Pfeitt"en-
schnauz, -schnorz, -sehn.' Red. 1662.
schnarz: barsch, scharf in der Rede ZMaur. Nu"
nüd eso sehn.!
Schnarz e" (in „LG." Sehnäze") — m. AAZein.;
BsBub.; ZTag., f. AAFri.; ApH., K., M. (T.); BsStdt,
Wensl. und It Seiler; L, PI. unver.: 1. a) ,böses, auf-
fahrendes Maul' ApH., K., M. (T.). — b) = Schnarz Id
AAFri., Zein.; Bs, so Bub., Wensl. Mit de" glichlige"
Schn-en und chrumme", chnorzige" Näste" stöt no'''
d' Hage'hueehen am Weg. Breitenst. 1863. — c) Kleider-
haken BsStdt. — d) vorspringender, manchmal mit
verziertem Kopf versehener Teil der Üfenstange LG.;
vgl. Ofen-Schnarpf (Sp. 1321). — e) „Lehne an einem
Betstuhle LG." (St.»). — 2. = Schnarz 4 ZTag. En
Sehn. Speck. Syn. Sehnatz(en). — Vgl. Gr. WB. 1X1191;
Martin-Lienh. II 508 (in Bed. 1 b oä.), zur Form Sehnäze" die
Anm. zu achnärzen. Fluru. .Schnarzen' LEtt.
Sü"-: unflätiges Maul. , Rechtschaffene Jünglinge
sollten dergleichen schamlosen Buben, die mit ihren
Zotten überall gross tun, die linke Hand auf ihre Sau-
schnarze schlagen.' Inders. 1824.
schnarze": 1. a) grunzen. ,Die schuarzende suw.'
Ansh. — b), auffahrend, schnaubend reden', schnauzen,
belfern Ap (T.); GO.; Syji. sehnallen 3, schnappen 3,
schnarren II 1 b (Sp. 1218. 1238. 1'272); schnärzen 1;
schnorzen 3; schnauwen. ,Schn., umbhinschn. oder
bäffzen als die hünd, die man schlecht, gannire; das
sehn, und widerbäffzen, gannitus.' Mal. S. noch Bd Vlll
214o. (FWyss 1697). — 2. hemmen, zB. einen Schlitten,
auch ein Fuhrwerk ZWald (RSchoch). — Zu 1 vgl. Gr.
WB. IX 1191. 2 scheint junge Abi. zu Schnarz I c.
umen-. , Murren, umbhinschn. [Var. ,-schnerzen']
oder bäffzen, als wenn man einen schlecht.' Mal. (s. auch
schnärzen Ib); bei Fris.: .umbhinschnerzen'.
a"-: = an-schnarchlen (Sp. 1317) Ap (T.); GRChur.
,Dise 1er [um Gottes willen zu leiden] halt och, ob dich
ieman zornlich ansnarzot, ob dir ieraan spottlich wort
zuoredet [usw.].' Zdohtspif.gel 1425. ,Do schnarzte sy
in an und rett ..." 1499, L. ,Wann die armen Leut
auf die Tag kommend, empfangend sy von etlichen
Botten wenig Trosts, dörffend wol alsbald angeschnarzt
werden.' LJbd 1532 (Mise. T. 17'24). , David hat botten
gesandt aus der wüeste, unseren herren ze sägnen; er
aber schnarzet sy an.' 1548/89, I. Sam.; ,3Chnauwet.'
1530/1; , führe.' 1667. — Hie Formen ,schnarzte', ,ange-
schnarzt' künnteu aiicli zu an-schnürzen (s. d.) gehören.
Schnarz (-ä-) „BO.; Gl; Gr; Obw"; VSV. 1916
(in Bed.3), ScAwerÄ Gl, so S.; GG., W. (■c'-);'<fi (-e-) —
m.: 1. „Brumm", lauter (unbestimmbarer, abstossender)
Ausruf „BO."; Gl, so S. und It St.; ,Gr"; GG., W.;
„Obw"; vgl. Schn.-Wort. E" Sehn, ablü" (GlS.), iwe"
(GW.). — 2. wer Einen hart anfährt W. Merz, du
Sehn.! schilt eine Frau, die durch ungünstiges Wetter
im März verhindert wurde, zu ihren Geissen zu kommen.
— 3. = Sehnarren IIb (Sp. 1272). VSV. 1916. — 1 Ruck-
bildung zu schnärzen, 2 und 3 dazu gebildete Nomina ag. ; vgl.
Gr.WB. IX 1190/1 (unter, Schnarz'). 1320. In Flurnamen (vgl.
äieAum.iü Schnurz). , Schnarz' BJeg., Kraucht. Schnerze"-Bach
(-I-) BOohleub. (auch bei Leu, Lex.); s. auch die Anm. zu Schiuxrz.
G°-schnärz (-e-) n.: barsches Reden ScbwE. (s.
Ge-sehnell Sp. 1219); New (Matthys).
schnarze" BHa., Lau., Sa., Si. und It Id., Zyro;
Gr, so Chur, Mai., ObS. ; W (-u"), sehnäze" GWe., Widn.,
schnerze" BHk.; GrLuz., Nuf., Pr., S., Tschapp., V.;
GA. C-e-J, G., WL, Wb.; UwE.; Ndw; ü; ZLunn. und It
St:',-e'-GLU.(-e'-J, U.^-e'-;;GRHe.;GW.; SchwE.('-w-A
Olb., Muo.; ZBicht. C-e'-), -e«- BBr., Ha., Int., R.; GlH.
(■e'-J; GRChur, D. (-e'-J, Ths; GMs, 0., Rag., Sa. (-e'-),
S., We.; WMü., „schnarze", -e- BO.; Gl; Gr; Obw", 3.Sg.
Prses. und Ptc. -(, in GWe. auch -et: I. = schnärzen Ib,
barsch, scharf, herrisch, scheltend reden, ,invehi,aculea-
tis verbis uti erga aliquem' (Id.B). aaOO. (ausser ZLunn.),
höhnen BSa. (Sulger), laut, schreiend, auch eintönig ]
sprechen (auch singen), zB. beim Gebet, von einem j
pathetischen Pfarrer, im Verkehr mit Schwerhörigen !
Gl, so H.; GA., Buchs, G., Ms, Rag., Uzn. (selten), WL, '
W. (selten), We., Widn.; ZRicht. Brächst nid sövel'i
z'schnerzen! GRHe., Luz. (Tsch.). l'uen doch nid geng \
grad ff so schnerzen ! BHa. Cha""st auch nit es Wort recht j
säge", hest immer nur z'schnerzen! GrNuI'. Er [der!
den Alpsegen sprechende Senn] gout e" Stüggli vor]
d' Hütten icss''i" und sehnerzt mit-ere" mächtege" Stimm, '
''ass-me"'s schier ge" Wissdannen a''hi" g'höurt. G Kai. i
1886 (GSaL.). ,Bald wurde sie wild wie eine Katze, i
schnauzte und schnerzte und sagte dem Xaveri allesi
Wüeste ins Gesicht' Ndw Kai. 1901. S. noch Bd IVi
1638u. (berzenj. ,Die, so bi der herd, kilchen undl
gmeind Christi sind und blibend und da wellend diei
besten sin ... schriend, lermend und schnerzendj
bocliend an canzlen.' Salat. D's Sehn, mögi'd nid oiij
Lüt verlide" Schw. ,[Dass] yeglicher dem andern lose'
und antwurt gebe one schnerzen.' 1467, AABh. Rats-l
prot. ,Caesim dicere, mit kurz abbrochnen Worten
schnerzens weis.' Fris. 1541. Mit, gägfenj Ei"'m sehn}
Me" muess nid eister schnerze" mit de" Lüte" Schw. Ej
hed verflueeht chibig geg'"-mer g' sehnerzt Scu wM uo. Her'
drüf naehe" dundrit es, dass-me" hat chönne" meinf-
d'Berg fangi"d a" schnerze" und brüele" gäg" enand;
LiENERT 1891. S. noch Bd VI 1160 (ranzen I); Vll 62:j
(Müedi-Sack); Sp. 1223o. Schultheiss N. soll mit de
Untertanen und Bürgern gnädig sein, sie wohl en
pfangen und mit ihnen nicht , schnerzen'. 1493, L ߻ti
1329
Schnarz, schnerz, schnirz, schnorz, sclniurz
1330
prot. (Gfd). Zue Ei"») sehn.: Er ncliiierzt :i( jedem
Chalb im Gade". Übw Volkstr. 1893. Direkte Rede ein-
leitend. D's Werclie" wdr-der atf'' guet! schnerzt-er
und istg'gange" SoHw. Hoho, schnerzt d'Bet, du cha""st-
mer jetz cho" blase"! U. ,Was nützt mich die Lieb
bei Erdäpfel und Kaffee? schnerzte die Bäuerin.'
LiENERT 18^8. Halt d'Schnögge"! ... schnerzt der Alt.
MKuoNi 1884; mit der Erklärung: rauh, stossweise
reden. S. nocli Bd V 700u. ; Vlll 23o. (schäbig) — 2. , Jmd
Etw. gewalttätig oder wild aus der Hand reissen Z'
(St.*j, reissen ZLunn.
Vgl. Gr.WB. IX 1191 (.schiLirzen'). 1320 (,sclinerzen');
Diefenb.-WUlcker S43 (,sclinerzen'): UM. VI 2.56 (vorarlli.
Hchnerze", schnarrend, aufgebracht reden), zu Bed. 2 Fischer V
1034 (8t7»)iu>st", emporschnellen, schlendern). Unsre Formen
erweisen das Vorhandensein zweier Bildungen: einerseits
'merzan (vgl. scjnursen mit Anm.), anderseits ^mtarzjtni, wenn
auch eine reinliche Scheidung nicht durchzuführen ist, t. wegen
der Unsicherheit nusrer Angaben, t. wegen des vor »--Ver-
bindung vielfach eingetretenen Zsfalls vongerm. emitUmlaut-c;
so kann ü in GrObS. (nach BSG. XI 71), e^ in GrChur das eine
wie das andre sein. Auf e weisen Angaben von GrD., Kl.; GS.,
W. tw., We., wo unser W. im e-Laut mit Ä'cÄm(''r2: übereinstimmt,
dagegen von Clieme" unterschieden wird, ferner schnäze" GWe.,
Widn. (vgl. dazu BSG. III 152, sowie .STcAiiaje" unter Srhmrzen
und die Anm. zu Srhiiorz). Umlaut-c ist gesichert für BBr.
(vgl. PSchild 1891, 58), Int. (auch die weitern Angaben mit
e aus BO. sind jedenfalls so zu vorstehn, während die Angaben
mit u als etymologisierende Schreibungen zu werten sind); Gl
(BSG. VIII 22. Vo); GrHe. (BSG. XIII 93. 194), Ths; GSa.,
Vy. tw.; SchwOlb.; Ndw; UwK.; U; WMü.; ZRicbt.; doch
könnte im entrundenden Gebiet »rhnme" auch aus sihniirze"
[s.echnorzni) entstanden sein.
ab-: schräg abschneiden; Syn. schnorzen 2. , Damit
er das Schlüchzapfe"loch besser b'räich, ist das Vorder-
ende auch des Anstechhalins wie das des Schlauch-
zapfens schreg abg'schnärzt (abg'schnauzt, abg'schregt).'
BiRND. 1922 (BTwann). ,Vorn schräg abg'schnärzt',
vom Anstechhahn. ebd. 1925. — ume" «m*j"-: entspr.
Bed. 1 GWe. S. auch umen-schnarr.oi.
■A'-schnärze" GRChur; GWidn.; W, -schnerze" BHa.;
Gl; Gr, so Ths, Valz.; GA., We.; ScHwlb., Muo.; Uw;
U : = an-schnarzen. Er tiled d' Chind geng ^so a"schnerzen
BHa. Schnerz-mi''' nit e'so a", i''' han-der Nit z'Leid
'tän! GfiThs. ,Mit sele" eermaledüe" Narre".^tät)ipe"
chenn-er-em g'stole" werde", hat ihn ChlaisU a'g'schnerzt.'
Obw Blätter 19üO. .[FStelzer] rette zuo im [dem
Stubenmeister HBruelman], er sölte inen an den werch-
tagen dehein ürten machen, dann sy wöltint es nit
von im gehept haben ... Dem er [B.] in guotter lüti
antwurte, er tätte es wol lieber nützit. Des im der
genannt St. in tratzlichem gemüet antwurte, er solte
in nit also anschnerzen, denn er wölte daz nit von
ihm gehept haben. Darzuo er [B.] rette, daz er dann
tätte, weders er wölte, er schnarzte inn doch och an.'
1481, Z RB. ,[Sie wurden] von B. ... frefenlich an-
geschnierzt [!], si wärid gesetzt hern, nit halshern.'
.\nsh. ,Canis ist ein schältwort, als wenn einer einen
übel anschnerzt und beschelkt, nämlich: du hund,
du leütsch.' Fris. ; ähnlich bei Mal. ,Wenn die armen
Int uff die tag kummend. empfahend sy von ettlichen
botten wenig trosts, dörffend wol alsbald angeschnerzt
werden.' HBcll. 1572. .Agamemnon schnerzt ihn [einen
Trojaner] an und spricht: ...' GGotth. 1599. ,Verdiene
ich anstatt meiner Freundlichkeit, dass du raicli also
anschnerzest?- Pontisellä 1602. ,Hie wirt fürbildt,
wie der reich Mann . . . schnerz an den Armen un-
Sohweiz. Idiotikon IX.
geheüwr.' Embl. 1(522. ,Er schnarzte mich aber hierüber
mit wasentrüster Miene an und sagte: . . .' Sererh. 1742.
S. noch BdIVl211u. — un-an -ge-sch n er zt. ,Der
F. hab inn gepetten u. zelassen.' 1481, Z RB. — Vgl.
Gr. WB. 1448; Fischer I 256 und die Anm. zu nn-Hchim,zen.
ÜS-: aushöhnen BSa. ; s. Sp. 3'28u. (JJRomang). —
z'-rugg-: barsch erwidern GrV. [Der Pfarrer] hed
d'Tür äffe" 'tä' tmd der Chöchi" i"'s Fürhüs üs g'rüepft:
Was ist aw'' das für e" Lärme"? ... D'CJiöchi" hed
u"Udigi z.gschnerzt : Nu, Das sö'tet-er a" fange" tvisse".
JJörger 1918. I)u sö'tist dini Muli l&re" [wegen Hoch-
wassergefalir] .... hed der B. si"'m Schwäger Lieni
. . . zueg'redt. Tue-di''' du mi" nit um mi" Midi kümmere" .'
... lied der L. z.-g'schnerzt. ebd. 1920.
Schnärzer (-e-) m.: wer schnärzt (in Bed. 1)
UwE.; Ndw (Matthys).
Schnärzete" (-e-) f. : = Oe-sehnärz Ndw (Matthys),
auch Vorwurf W.
Schnärzi f-e-) m.: = Schnärzer Gl; Schw; UwE.
Der [Zollbeamte] hät-mi''' z'erst a"'pulle" u-'e-ne"
Metzgerhund ... Nachher: [Ich gebe den Pass] dem
Sehn. CStreipf 1901/2.
schnärzig C-e-J: „mit Trotz hart anfahrend BO."
(St.'), R.; UwE. ; Ndw; Übw. „Ein schn-er Bescheid BO."
(8t.''J. ,Nei°, b'hüet i°s nei°! war Babelis schn-e Ant-
wort.' Ndw Kai. 1904. ,Sie [die Magd] hatte vor .Tahren
einmal ... den Versuch gemacht, ihren G'wunder durch
eine nach ihrer Ansicht sehr schlau ausgedachte Frage
zu stillen. Der Herr Pfarrer wurde aber ganz sehn.'
Obw Blätter 1899.
schnärzle" (-e'-J: = schnärzen 1 BR.
schnärzochtf'-e-^: = schnärzig BHa. ; Sy n . renzocht
(Bd VI 1161). Schn-e" B'scheid gen.
schnirzen: schnappen. ,Diejenigen, welche von
wütenden Hunden gebissen werden ... schnirzen um
sich und unterstehen die Leute zu beissen.' LLav. 1670;
,schnauwend.'ebd. 1569. — Vgl.6r.WB.IX1344(,Schnirz').
Nbform zu xi-fninr:i:'}i : s.d. (mit Anm.).
Schnirzer m.: = Schnärzer. .[Mädchen zum Lieb-
haber:] Ich glaube nicht, dass du ein so unwirscher
Sehn, werdest.' UBrXgger 1780.
Schnorz (-ö-), in „Gl" (in Bed. 11), in „BO.; Gl;
Gr; Obw" (in Bed. 4) Schnorz I — m., PI. mit Uml.:
1. a) Schnauze, Maul von Tieren L (Schürmann). ,Von
dem bastartmacrel . . . Sein sehn, ist nit so spitz als
des raacrellen.' Fischb. 1563. — b) = Schnarz la L:
Schw (auch St.»); UwE.; Zg (auch St.«). E" Sehn,
mache" UwE. Was hest, dass d'hilt ^so e" Sehn, machst ?
ScHwMuo. — c) Schnabel eines Gefässes UAltd., so
des Melkgefässes UMai.. des Rahmsamralers SchwMuo.
— d) abgeschrägtes Mundstück einer Rindenpfeife,
.Rindenpfeifchen aus Baumrinde mit schrägem Schnitt'
(Rochh.)GL; vgl. 2a, ferner Pßffen-Schn., sowie Schn.-
Pßlfen (Bd V 1074) — e) = Schnarz Ib, Vorderteil
des Schiffes (Einbaums) Scaw; ,VWSee' (Schürraann),
„der Hinter- oder Vorderteil eines Schiffes oder der
grössere Sehn, an einem Schiffe d. i. puppis, wie der
kleinere Sehn. d. i. prora Schw; Zg" (St.-): in ZaÄeg.
umgekehrt: ,Da8 Vorderteil [des Einbaumes] heisstder
grosse Sehn., das Hinterteil der kleine Sehn.' Z Anz. 1869,
35; so auch nach andrer Angabe. — f) von Natur krumm
gewachsenes Holz SchwMuo. — g) = Schnarz Ic BSigr.;
ScBw; SThierst. — h) = Schnerf b (Sp. 1318) aScHw.
— i) vorragender Teil an einem Gegenstand aScnw,
1331
Schnalz -scliniirz. Si'liiias(s) -scliiuis(s)
1332
„Zipfel, Schnörkel ül". .Zipfel, Spitz oder Schnabel
einer Sache GG.' (St.'); Syn. Schnarele: Schnörzel;
vgl. auch Schnurggel (Sp. 1320). Insbes. an der Klei-
dung; vgl. Schnabel 2ca (Sp. 1064). Spitzer Aus.schnitt
zB. an Mieder, Weste, bes. ,die zw. Jüppe" und Glogg
(dem Faltenwurf der Jüppe in der Taille) liegende
Schnippe Ai (Rochh.). — k) unförmiges Stück Land
BLau. - 2. a) „Schnitt in seitwärts schräger Richtung
ScHW; Zg" (St.'), bes. an einer Röhre (vgl. Id) Gl,
unvorsichtiger Schnitt GlS. Du hest da c" leide" Sehn,
g'macht, me" mos' wärli''' zum Dohler GlS. — b) ins-
bes. schiefer Schnitt in den Ohren des Kleinviehs als
Erkennungszeichen Gl; vgl. schnorzen 2 c, ferner
Feder-, Fettster-, Joch-Mal (Bd IV 150); JSj'cfc I (ebd.
1116). — 3. pers. a) wer einen Schnorz (in Bed. 1 b)
macht L (Schürmann). — b) e" tumme' Sehn., dummer
Kerl BSigr. Du bisch e" tumme'' Sehn. — 4. „Brumm
BO.; Gl; Gr; Übw" (St.'); S.yn. Schnars 3 c. — Vgl.
Schnarz mit Auni. (Sp. 1326/7). Die Abgrenzung gegen das in
einer Reihe von Bedd. syn. Schnöz (s. d.) ist nicht durcliwegs
sicher, da t. mit i--Einschub, t. mit Verklingen des >■ (vgl.
nrlntarsen) zu rechnen ist.
Männer-: = Schnorz lg, weil zum Manne" (Bd
IV 29ü) dienend Schw, so Muo. — Pfiffen-: = Pf.-
Schnan (s. d.).
Schnorze", in UwE. auch -ö- — f.: Schnauze
der Säugetiere, bes. vom Rüssel des Schweines, grob
auch vom menschlichen Mund Scuwlb : UwE.; vgl.
Schnarzen. Der Chnab . . . stricht d'Sch^i., hält lieber e"
Schmutz welle". Lienekt 1891 (Schwlb.). ,Die schn-en
der wilden tieren, ferini vultus.' Fris.; Mal. Vom
Elefantenrüssel: ,Anguimanus elephas, ein helffant,
der sein lange schn-en oder nasen biegen mag.' Fris. —
Vgl. Martin-Lienli. II 508 (unter Sclniaize"}; Fischer V 1081
(Schnauze), ferner Schni.' U 592. 1248 h (Wulst).
Su" Siic-: Schweinsrüssel U; vgl. S.-Schtiarzen.
schnorze" Gl (in Bed. 2b, neben -ü); U (in
Bed. Ib); „Schw; Zg" (It St.' in Bed. 2, neben -Ö-),
sehnOrze" Aa; BBe., „Ü.", Rüti b/Buren; Gl, so S. und
ltSt.,St.'';„GR''; Schw, so Muo. und It St.-; „Obw'';UwE.
(s. ab-schn.]; W C-e-J; 'Aa (auch It St.-), 3. Sg. Pra's. und
Ptc. -t: 1. a) „schnerzeit, beissen, von Schweinen W"
(St.''^. — b) die Lippen vorschieben, bes. beim Nach-
denken oder Arbeiten einen vorstehenden Mund
machen U. — 2. einen schiefen Schnitt machen, „in
seitwärts schräger Richtung von vorn ein wenig ab-
schneiden", abschrägen GlS.; GnObS.; „Schw; Zg"
(St.'); Syn. ab-schnärzen (Sp. 1329). Insbes. a) an Holz-
blöcken, = sparmülen (Bd IV 183/4) SchwMuo.; Zg.
Mer wenä der Trdmel e"chli" schnorze", mer möge"d-en
e zieh" SchwMuo. — b) an einem (Pfeifen-)Rohr Gl;
vgl. Sclinorz Id. — c) an den Ohren des Kleinviehs,
als Erkennungszeichen Gl; GnObS. (B.); vgl. Schnorz
2b. — d) an Teilen der Kleidung (so am llemdkragen.
Westenende), spitz ausschneiden Aa (Rochh.); vgl.
Schnorz li. — e) uneben abschneiden, zB. das Kopf-
haar Gl, die Zweige eines Laubbaums regellos für
Laubheu schneiden GlS. — 3. = schnarzen 1, „brum-
men BBe., „0.", Rüti b/Büren; „Gl; Gh; Okw", .ge-
schwind und zornig mit Jmd reden' Gl (St.''). —
g'-schnörzt: a) entspr. Bed. 2 b. F" g-i Pfiffe" =
Schnorz-Pßffen (Bd V 1074) GlH. — b) entspr. Bed.2c
Gl, so S.; GnübS. E" g-s Or. D's Or g. ha". — Vgl.
Gr. WB. IX 1380 (,schnürzen', reissen): Fischer V 1083
(«(■// no/n", anschnauzen), la kannte auch zu KrluiUrzfii (s.d.
mit Anni.) gestellt werden, wie anderseits »vhnnrzr" in Bed. 3
im rundenden Gebiet aus mhncne" entstanden sein könnte.
a,h- schnorze": = schnorzen 2 SchwMuo., so von Holz-
blöcken UwE., vom Kopfhaar Gl. — an: - an-schnärzen
„BO.: Gl; Gr; ObW.
„Schnörzel m.: Zipfel, Schnörkel Gl." — Vgl.
die Anm. zu dem syn. Schnöryyd (Sp. 132Io.).
Schnorz II m.: „kleines Behältniss für Ziger; daher
Schn.-Ziger Gl"; darnach bei FAnd. 1898. — Wohl nur
Fehler für *■/„«•.- (Bd VIII 1318). |
Schnörzler m.: Name einer Birnsorte Tu. - Viell.
zur Sippe von .SV/kiuia.
Schnurz (bzw. -ö'-) — m., PI. mit Uml.: I. Schnurr-,
wohl auch Backenbart Ap (T.). — 2. Vorderteil eines
Schiffes BHk. (An.); Syi\. Schnorz le. — Vgl. Luxemb.
WB. 393 (Schnurrbart). Verwandt mit Schnarz; vgl. die Aiiui.
Sp. 1327.
schnnrz, schnorz. Stcdentenspr. und weiterhin
schnurz auch B; Sch, schnorz Bs; B (mattenengl.)
GWe.: gleichgültig, , Wurst.' 's ist-mer sehn. — Vgl
In. WB. IX 1425.
8chnas(s), scliues(.s), 8clmi8(.s), schiio$(s),
schniis(s).
Schnaus 1 m.: „Wort im Tone des Unwillens Zg."
Syn. SchnauCwJ, Schnauz; vgl. schnaicsen 2.
Schnaus 11 AABb. (f.) und It Rey (ohne Ge-
schlechtsang.), sonst Schnause" f.: ,ein gewisser
Schimpfname' Aa (Rey), Schelte auf eine naschhafte,
neugierige Frauensperson BE. und It Zyro; FJ.; L;
Obw, auch von naschhaften Tieren, zB. Ziegen BE.;
FJ., Katzen ÄABb. (Kdspr.). Di alti Schnause" [eine
Ziege] het der dring in-es Chirschichrättli i'he" 'zwängt
g'ha" un'' um lce'"s Lieb me wse"chönne". SGfeller 1911.
schnause" (bzw. -äu-, -ai-, -ni-, -«•'-), in BGr., Int.
g'-schnausen, in Aa (neben -au-, It einer Angabe nur
in Bed. la); GRChur; HO. schnause" , 3.Sg. Prses. und
Ptc. -et: I. a) durchschnüft'eln, -stöbern, „mit hämischer
Neugier stänkern, vorwitzig durchsuchen" AaF. und
It H. (,frech und gierig nachstöbern'); Bs (Seiler); ß,
so oAa., E., G., Lau., Si. und It Id. (.curiositate ant
voracitate omniapervestigare') und Zyro; „VO; Gl''K.:
GRChur; „LG.", Ber.; GG., Ms; Schw; S; Uw,so E.,Gi8W.
und It Matthys; U. Von Tieren. , Der best dressierte
Hund kann es nicht lassen, in den Kehrichtkiston zu
sehn.' RGrieb 1911. Art lät nit ron Art, süst liessi
d' Chatz ro" Müser ji'"' der Hund vo" Sehnü'se". UGemp.
I9I2; s. Natur (Bd IV 849), wo irrtümlich Schnüfen,
und Schwzd. 12, 62, wo Schmusen. Von Menschen.
,Kam er ins Haus, besonders in die Küche, so hatte
er immer etwas zu tampen und zu schnausen. bald i
nach Diesem, bald nach Jenem zu fragen und etwas >
umenz'mieden.' NnwKal. 1907. Mit Dat. P.: D'Meit- I
scheni brücher des G'ehribels [verächtl. für Schreib-,.!
kunst] Nüt: es treit Nüt ab «"'' macht-se nume" g'uiun- I
drig, dass sie de" Manne" ga" sehn. Gotth. In Opp«« |
(ume")schn. Si het-mer i" ininer Schublade g'schnaiuet j
B. So, erwütsch-di''' wider einist! Was hest-du im 1
ganze" Hüs ume" z'schn.i' L. , [Burschen, die] in allen f
Gaden herum schnausen, sich den Eingang erzwingen,
das Mädchen mag wollen oder nicht.' Gotth. ,Sein
133S
Schlias(s), sclines(s), schiiis(s), .sclinos(s), schmis(s)
1334
Bruder habe in dem Ivantruin, wo das Geld aufbewahrt
gewesen sei, nmen g'schnauset.' Nnw Kai. 1905. Auch
von geistigen Genüssen; bes. Geschriebenes oder Ge-
drucktes wählerisch, flüchtig iluvchlesen Aa; B; L.
Imene" Buech, Heft, i" der Ziti'g (umf) sehn. 1'''
ha' das Buech nit g'lese", i"'' ha" nume" drin time"
(/ schnauset B. [Manche] hei"-ii>i das Büechli g'Jteusche"
zum Sehn. RvTavei, 1904. Ä" der Höchschuel sehn.,
aus blosser Liebhaberei und Neugier die eine und
andre Vorlesung liiiren. BVolksztg 1903. — b) naschen,
(Kleinigkeiten, bes. Esswaren) entwenden, „verun-
treuen" Ai; BK., G., 0., S.; L (auch St.); S, so Zuchw,
(.herabgefallenes übst entwenden'); Uw;W. Von Tieren,
zB. Katzen. Wo'tsch acht höre" sehn.! Zuruf an ein
Bind, das von Runkelrübenblättern nascht. JReinh.
1907. [Vögel tragen die Schalen der ausgebrüteten
Eier weit fort] das' ömel ja g'hV' Rü'-her tnerki, das'
da Öppis z'sehnü'-se" sigi. BXrnd. 1911. Von Menschen.
D' Mamma het üfbigert, bim Tisch ess-i''' Nüt »•"' nuch''e'
gang-i''' ga" sehn. BiRi. ,Voni Heschl [Bd 11 1754]
oder Gluxi heisst es, es vergehe am ehesten, wenn
man Einem vorwerfe, er liabe g'schnausef BBr. Es
seimauset gern un<' iseh e"chU" u"verschant, von einem
Dienstmädchen. HDietzi 1912. ,Schnausen ... faul
sein, unverschämt sein, aniässig sein [gehören zu den
üblen Eigenschaften einer Magd].' Gotth. ,[Die Nach-
lese in den Rebbergen] führt zumal in städtischer
Nähe zu einem zügellosen Sehn, oder Schlürme".' Bärnp.
1922. S. noch grumsen II (Bd 11 741). Neben stibitze".
,[Den Apfel hat Christeli] nicht etwa g'stibitzt: der
Christen schnouset und gänggelet nid.' RGkieb 1911.
JDt guete" Mutsehli . . . händ-e" de"" 'zängglct, duss-er
mängist g'luegt hed, ei"s ... .;' stibitze" . . . [Der Be-
stohlene] dänlU: Wart, i"'' will-der 's Sehn, vertrihe"!
ScHwzn. (L). Mit Dat. P. Se dir [ihr], lueget aw'' zu
de" Chirsine", hie-', d' Buehe" chövicn-ech eho" sehn.!
JReinh. 1907. Erhed-mer Öppis g' schnauset, entwendet
L; Zu (St.''). — 2. barsch reden, schnauzen BE.(SGfel-
ler);USch.; ,Z«." Syn. schniissen, schnauzen, ['"serein
miiess doch gäng der Gring zuehe" ha", dass anger Lüt
druffe" chöi" tängele", schnau.^set di Alt. SGfeller 1911.
Vgl. Gr.WB. IV I b, 3951 (,Geschueus'>; IX 1209 (,sclinau-
seii'); Martiu-Lieuli. II 508; Fischer V 1040. ferner die
Anrani. zu den Syiiu. n<tuwn (Bd IV 803), »Mäunen, schvüuygcn
(Sp. 569. 1181/2), zu Bed. 2 ancli bair. ».Vmaumn, schnauben,
schnarchen (Schm.^ 1 1 584 ; ÜJl. I V 24 5). Einmaliges schnäusst"
für GrChur (s. uimn-siJm.) ist als , umgekehrte Schreibung'
211 beurteilen, da iu der dortigen Jla. altes ß und » in «
zsgefallen siud (vgl. aber auch die Gr Angabe uuter srhnaus-
Im); SGfellers schimnsic" (unter 2) könute von dem syn.
ichnüsae" beeinflusst sein. Über Entlehnung uusres Wortes
in das Patois des BJura s. ETappolet 1917, 153.
über-, über-: flüchtig, oberflächlich durchsuchen,
•gehn,bes.Geschriebenes udgl. B(Dän.); Ni>w (Matthys)
unie"-: herumschnüffeln, -naschen GfiChur
(,-schnäusse"'); Nuw (Matthys). — Auch bei Marliu-Lienh.
II 508. Zur Schreibung mit -«»- s. die Auui. zu fvhnautin.
a°: barsch anfahren USch.; „Zg." — er-: = er-
nausen (Bd IV 803) B; UwE., ausschnüffeln BE.; Nuw
It Matthys (durch ,Schnausen' linden, erreichen). Alh
e. WMoRF 1917.
üs-: = dem Vor. BE., Hk., M.; L; S; Uw; U. All
Chisten und Chästen ü. L: s. auch Chuehi-Schaft
(Bd Vlll 408M.). ,Die Katzen werden dir deine Küche
ausschnauscn.' B Hink. Bot 1847. AU Hofstete" ü., bei
einem Gange durch das Dorf. JReinh. 1901. Einisch
amene" Öbe"'' han-ig 's WasseroDit üsg'schnauset g'ha"
vo" z' underist bis z' oberist, von Einem, der als Hau-
sierer verkleidet seine Geliebte suchte, ebd. 1903.
(Ei"'m) Alls ü. ,Joggeli stotzte in der Küche herum,
schnausete Alles aus.' Gotth. ,Die ßärengringe schnau-
seten schon Alles aus, möchten die Nidle" von der
Milch.' ebd. S. noch schmöcken (Sp. 897 M.). — Auch
bei Jlnrtin-Lieuh. II 508.
ver-: = ver-nausen (Bd IV 803) B; Nuw (Matthys).
Im G'lieimte" het-er jede" Trog und jede" Chasten im
ganze" Hüs cerschnauset. EBalmer 1922. — Iu andrer
Bed. bei Martin-Lieuh. II 508.
dur''''-, dür'''-: = durch-nausen (Bd IV 804) Aa; B;
L;GG.;S;Uw. E" Schuhlade" d.B(Fned\i). D' Ghöchi"
het 'briehtet, wie die U"/!ät [die mit einer Hausdurch-
suchung beauftragten Beamten] Alles dür''' schnouset
und verdrecket heige". RvTavel 1913. Alli Brief<- . . .
het-si [die Vorsteherin eines Pensionates] dür'''schnouset.
OvGreverz 1911. ,[Die Schüler haben] bi meiner Ab-
wesenheit... meine Sachen ... durchschnausset.' 16H6,
B Arch. S. noch inen-rännen (Bd VI 967). Von
flüchtigem Durchlesen. Es Buech, e" Ziti''g d. Me"
schaffet Büre"ziti"ge" und Büre"büecher a", dur'''schnau-
set-sen a" Chiltöbe"te" bim z' Öbe"''sitz. Schilu 1866. ,[Ich
liabe] gegenwärtiges Werklein kreuzweis und über-
zwerg durchschnauset, durchblättert und überlesen.'
A. XIX , ScHW (AfV.). — Auch bei Martiu-I,ieuh. II 508.
w6g-: „eilig und im Geheimen wegnelimen". -na-
schen „L"; W; „Zg" und It St."" Er hed-mer Öppis
w'egg' schnauset.
Schnauser in.: wer (gern) schnauset (in Bed. \)
Nnw (Matthys); W.
Schnausete" f. :das,Schnausen'i.S. von 1 BE.; Uw
und weiterhin. Di ganz Sehn., von der Lebensraittel-
kontrolle während der Kriegszeit. Bielkr Tagbl. 1918.
Schnausi m.: = Nausi (M IV 804) Aa; B, so E.,
S. und It Zyro; FJ.; Schw; Dw. Du g'wund(e)rege
Sehn . .' SoH w . Was göt-di''' Das a", ivas-i"'' da im Nädle"-
chistli ha", du u"verschante'^ Sehn.! L(ERöthelin).
schnausig, in BO.; LE.; Nuw (neben sehn.); Z
und It St. g'-schnausig {-äu- Z): 1. a) schnüffelnd, (neu)-
gierig stöbernd Aa (H.); B It Id. (,de canibus dicitur
ubique osin ollamingerentibus'); Nnw (Matthys). wähle-
risch, naschliaft, auch von Tieren (zB. Ziegen) BE., G.,
0.; LE ; U; Z. Bisch-du sög'schn. und erlös? zu Einem,
der genascht hat. Alpenr. 1827 (HO.). S. noch umen-
sehnarren (Sp. 1272). — b) diebiscli, frech, zudring-
lich B; „L"E.; W (, katzhaft'). „Er sieht geschnausig
aus, d. i. verfänglich, diebisch, wirft mehr als bloss
lüsterne Blicke hin L." ,Die schmeichelnden, falschen,
schn-en, tückischen Tiere [Katzen] sind mir zuwider.'
B Hink. Bot 1847. ,Die Chinesen wollen dem schn-en
Bären [Russland] nicht weiter in ihren Bübliacker
hineinlassen.' B Volksztg 1903. — 2. barsch, ,init
Worten anfahrend, beissig" BE. (Gotth.); UScli.: ..Zg";
Syn. schnauzig. ,Wie weisch-es de""V fragte Eisi sehn.'
Gotth. — 3. schnell. ,Da hätten sie keinen vorbei-
gelassen, wie hoch einer auch dahergekommen sei und
wie sehn, (schnell).' Gotth. Wenn alhe" d'Wulche" so
schii. über ''e" Leberberg nohe"fare", so snge"-si de"", es
wo't anger Wetter ge", der Berg leit es Chäppli üf B
Schalunen. — Vgl. Gr. WB. IX 1209, zu Bed. 3 das syu.
sclmüsaiij und die Aum. zu schnauxen.
Schnausigi f.: wählerisches, genäschiges, auch
zudringliches Wesen B, so E., G. Da hesch (g'ha")
1335
Schnas(s), sclines(s), schnis(s). schnosfs). sclinns(s)
1336
für d' Sehn.! sagt man zu einem wählerischen Kinde,
dem man zur Strafe die Speise vorenthält, übh. zu
Einem, der vor lauter Wähligkeit zuletzt leer aus-
geht B. ,Da gab mir die Person eine Maulschelle
und sagte laut [zu dem zudringlichen Burschen]: Da
hesch' fer d'Schn.'- FEbersolp 1897.
schnauslc» Gr (It Tsdi. -ss-, wahrsch. für lg.);
L, fj'- BHa. (ä. Angabe), gchnausele" Nnw It Matthys
(-ai-), schiiäuslen BHa. (-ei-), g'-schneish". oO.: Dini.
zu schnaitsen la (Ndw It Matthys) und 6 (BHa.; Gr;
L, schmarotzen. oO. De't uf dene Tanne" ... hend
d'Eiker Nüssli g'schnauskt. Scuwu. (L). I" der Chost
«me» sehn., wählerisch in den Speisen herumwühlen,
unordentlich essen Gr (Tsch.).
ns -schnäusele": üim. zu iis-schnaiisen BE. (Dan.).
tias-nme" -fchnätmerle": herumnaschen BE. I'''
ha" g'müellig chunne" [in der .Ausstellung] dasume"-
sehn ; Das het-mer gar Tuners guet g' falle", hie'' es
Möckli «"■* dert es Mümpfeli. JBükki 1916.
schnausocht: gerne stöbernd Niiw (Matthysl.
Sehnaus III m, : = Schmaus II (Sp. 1008) L (JRoos
1892). — Auch in I.Hochd. soll gelegeutlicli .s-chnum- für
.Sclimaus-Jaii gesagt werden. AnleliBung an die vor. Sippe;
vgl. die Aniii. zu »ciw.m.c» IJ (Sp. 1008).
Seltneisel m.: beim ScÄwmZe" sich ergebender Ab-
fall von Reisig, oft als Streue für das Vieh benutzt
Zu. Grobe , reine' Sehn. ZFehr. De'' Sehn. giH schlechte"
Mist. ebd.
Schneise", ä. auch ,s(ch)neis' — f.: 1. a) abge-
schnittener Zweig, Rute oä. zum Aufreihen von Markt-
tischen; daher als Mass für solche Fische: 32 Stück
It Liebeuau, 62 (verlesen für 32V) It Gfd 38, 46 Fussn.
,Si sun ... ein sneise trachtalbellun umb 7 den. geben
unt netzalbellon und nechtige albellü ein sneise umb
5 den.' äL RB. ,ltem so sullent die vischer die visch
an merkt tragen bi 3 ß, und ein sneis albellen geben
umb 10 den. und ein sneis spitzen umb 4 den.' ebd.
,Die Fischerordnung von Luzern von 1470 bestimmt:
1 Schneis .\lbelen, dh. 32 Stuck, oder 1 Schneis Spitz
sollen drei Angster kosten. ... Bei 10 Schilling Busse
darf Niemand an einem Tage mehr als 2 Scimeis
kaufen, es wäre denn für Begräbnisse oder Jahrzeiten.'
LiEBENAü 1897; vgl. dazu ebd. 1881, 263. S. noch Al-
belen (Bdl 186); Uof-Reiti (hd VI 1653u.); Botel {ehi.
1774 M.). — b) .Holz zum Vermachen eines Loches'
Z (Spillmann) — c) Schuhmacherwerkzeug Z (Spill-
mann). — 2. Cliarpie Z (Spillmann). Syn. Meissel;
Schliss (8p. 667).
Alte Bilduug zur Sippe von nchnidKn ; vgl. zu Bed. la
ags. fitce^, .1 spit, a skewer; rt« fwffit/Mc« odlulhe udkre thituju,
a number of lisli ur otlier tliings ruu on a stiek (Boswortli-
Toller 891); umJ. »nc«.. Zweig, Anzahl vou 7/20 Fischeu;
Weiteres bei Gr. WB. IX 1285; Fischer V 1063; Unger-
Khull 552, ferner Falk-Torp 1911, 1094/5, eine Parallele
zur Bed.-F.ntw. ebd. 788 (unter ul). Bed. Ib und c, über die
Näheres nicht zu erfragen war, dürften der Grundbed. .ab-
geschnittener Zweig' nicht ferne stehn. Zur Entw. vou
Bed. 3 vgl. .Meissel' bei lir. WB. VI 198-4/5. Hieher die
ONN. ,Schneisiugen' Aa(Üiirf; ,Sneisanwanc.' 840, ,Sneisauc.'
1120, ,Schneisan(r.' XV.) ; GlN&fels (Weiler), Sr.hnaabtrij ZElsau
(Weiler): .Schnaß-.' 1551; sicher verlesen , Schmitz-.' 1358,
bei HMey. 1849); dies ein bemerkenswertes Zeugniss für die
frühere weitere Verbreitung des Wandels von altem ei zu a.
— Nhd. , Schneisse' (nd. mtfir), Durchhau inj Walde, Lichtuug
(Gr. WB. IX 1285) ist auf nnserm Gebiet nur als schriftspr.
Lohuwort bekannt.
Schneisie" f.: in der Spr. der Spinner und Weber.
Eisenstäbehen, an dem sich eine Spule dreht ZKn.,
0.. eine Art Handspindel, bestehend aus einem mit
Handgriff versehenen dicken Eisendraht, auf den die
abzuwindenden Garnspulen gestockt werden ZBül..
Fehr., W.. Spindel des Spulrades ZFehr. Am Web-
stuhl 1) Spulenachse am Zettelrahmen kk; Z. ,Auf
4 — 6 Latten mit horizontaler Lage werden die Spulen
auf .-Vclisen von Eisendraht. Schneisie" genannt, auf-
gesteckt' Aa (Hürbin). — 2) in der Höhlung des Weber-
schiffchens, der Eisen-, Hörn- od. Fischbeindraht, um
den sich die Spule dreht Z, so 0.; vgl. Schn.-Drät.
.Die Weberspülehen von Holz werden an die im Weber-
schiffchen befindliche[n] Schn-en gesteckt, und ab ihnen
läuft der Einschuss zwischen die Zettelfäden hinein,
sobald das Scliiffchen von dem Weber in Bewegung
gesetzt wird.' HDolher 1851. - Hierher der Spitzname
fichn.-Bulzer (Bd IV 2026).
schneisle": 1. von einem Tannast oder -zweig
die Nebenzweige samt den Nadeln mit einer Hijpe
abhauen, -streifen; die vom Chris befreiten Äste
werden zu , Wellen- gebunden, die nochmals g'schneislet,
dh. von etwa noch hervorragenden Zweigspitzen udgl.
gesäubert werden AiSchi.; ZO., Wth., Zoll.; \gl. schneit-
(ljen,schneizlen. 's Chris sehn. ;g'schneislets Chris ZFehr.
,(5eschneiselte Holzwellen' ZWth. — 2. übertr. Eine"
sehn., betrögen, übervorteilen; Eini sehn., ,putzen'
(wohlobsc.) Z(Spillmann). Syn.b;(fzew(Bd IV 2015o.);
sc/iej-e»(B(iVlIl 1123M.). — un-ge-schneislet; s.««-
geschnarchlet mit Anm. (Sp. 1317).
ab- |-ä- Th): entspr. dem Vor. la ThHw., Pfyn;
ZFehr. Nest, Chris, Widen ((iarbenbänder) a. — tif-:
.schneiselnd' aufarbeiten ThHw.; vgl. üfmachen Iba,
(Bd IV 39); üf-schiten (Bd VIll 1522). Chris u. -
ÜS-; =ab-schn. AASchenk.; ZBül., 0. und It Spillmann.
's Chris fi. ZFehr. Einist eru'ütscht-er en [der Bann-
wart einen Holzdieb], wo-n-er grad dra" g'si" ist, es
hübschis Trämtannli üsz'schn. Aa Neujahrsbl. 1895.
E" schons üsg'schneislets StecUi Z.Auss. Aach Etw.
aus Papier, Holz ausschneiden ZAuss. Etiüsg' schneis
lete'' Helge". — b'-: an einem Strohgeflecht die vor-
stehenden Enden stutzen, es beschneiden AAWohl.;
Syn. (be-Jschneitlen.
Schneisler m.: putator. Collix.
Schnöse" f.: Dirne. Bs Stud. 1910. — Vgl. äc;.ti«.c*mi,
Geliebte bei Müller-Fraureuth II 464, ferner Sihniisd, gecken-
hafter, unangenehmer Mensch (Gr. WB. IX 1380).
Schnüss, in BBe., Stdt und It Id. und Zyro Schtiüs —
m.: von rascher, schnurrender, sausender Bewegung
a) Windstoss BGr. (nach einer .Angabe selten) —
b) bes. in der Verbindung im Sehn., ,in brummender
Eile, flugs, sogleich B". so Be., E., Gr., G., B., S.,
Stdt und It Id. (,citato cursu') und Zyro; ,L; Zg'.
Syn. im Schnüp, Schnurr (Sp. 1248. 1280). Sehnüz
Er chunt im Sehn. B. Was weit-ier e'sö im Sehn.)
ier werdi"d doch Niid g'stole" ha"! zu einem in grössteij
Hast Daherkommenden BR. Es gät im Sehn., auf einef
Scblittenfahrt.RvTAVEL 192-2. Man macht einen Besuclj
hurti" im Sehn., um Öppis z'erfare". B TB. 1881. I**!
ha" Das im Sehn, g'macht, werde gleich fertig sein B
Er het siner Sachen im Sehn, e'weg g'ha", von einen
Krämer. Barnd. 1914. Wie im Sehn. Der Herbst umi
d'Höchzit sige" du g'si" wie im Sehn. BvTavei 191U
'*• Werchen isch g'gange" wie im Sehn. WMobf 1919
1337
Schnas(s)— 8clinii8(8). Schnat(t)^schnut(t)
Ebd. auch tcie ite" tSchn. (von andrer Seite abgelehnt).
/»( Stall und Hüs isch d's Werche" r/gange" wie-ne"
Sehn. WMoRF 1917. Es [ein Kind] isch dervo" g'sl"
wie-ne" Sehn. ebd.
Wetter -Schnnss in.: Ungewitter, Schneegestöber
BHk. (ZfliM. 1907, 313). — Fehler für -.sV/,»ü-'««; \g]. W^t,,-
Schuwits (Sp. 1010/1 ; .luch BHk.).
Schnflsse(n) f.: 1. Schnauze BU. (Zyro); Syn.
Schnuten, Schnfizen. — 2. Russfleck im Gesicht, ebd. —
3. Frauensperson, die immer in aufgeregter Eile ist
BGr. — Zyio beruft sich auf St., bei (ieni sich das W. aber
nicht fludet. Es entspricht ndl. snuii(e) m. (f.), mnd. mai(e) f.,
Schnauze, Nase, bei Luther entspr. .Schnausse'; vgl. Gr. WB.
IX 1210, auch rheiiifr. SAnmo f. (DM. V 520) ; lu.xemb. S<:hnS»a
r. (Lu.xemb.WB. 392); lothr. Schul» L a. (Follmann 461): eis.
SchiimH f. (Martiu-Lienh. II 508), alle in nusrer Bad. 1. Bed. 2
viell. eig. ,mit Russ gezeichneter Schnauz', wie im , Schwarz-
peter-Spiel'. Über das Verhältniss zum syn. Hchnuzeii s. d.
3 ist eine jüngere Abi. vom Folg.; vgl. Schnüssi.
schnüsse°, It Id. B, Zyro und St. schnüse", in
BSigr. -SS- und -s- (s. des-ab-schn.), 3. Sg. Prses. und Ptc.
■et: 1. schnauben, (im Schlafe, bei Katarrh) geräusch-
voll durch die Nase atmen (nicht ^ schnarchen) BE.,
Huttw. S. schnopseren (Sp. 1'270). - 2. harsch, un-
wirsch reden, schnauzen BE. Was heit-der de"" da
z'tüe"? schnüsset-er. Loosli 1910. Säg-mer nid Settigs
oder de"" biwis-es! het-er g' schmisset, ebd. 1921. —
3. sausen, vom Wind BGr., übh. von rascher (schnurren-
der, sausender) Bewegung, zB. eines Schlittens, eines
geworfenen Gegenstandes, eines Vogels, eines auf-
geregten Menschen oder Tieres „B", so Br., E., Gr., E.,
S., Stdt und It Id. (.celerrime currere') und Zyro; ,L;
Zg". &yn. schnurren 11) {^'f.\2iZ); schnüten. D' Vögel
heim-mi''' doch im Berg o'"'' mängist erchlüpft, das'-
i''' g'meind han, es chöme" Stein^, we""-si ^so recht si"
cho" dür''' d'Luft üs sehn. BR. [Ein Schlitten ist]
cAo" i'schn. RvTavkl 1922. Nid e" Schritt hetine"
chönne" tue", so isch-si [die Vorsteherin eines Pensionats]
cho" z'schn. und het welle" wüsse", wohi"-me" gang.
OvGreyerz 1911. Mit Riclitungsbest. Ber Muni ...
schnüsset uf ins [eine alte Frau] zue. Bd.nd S. 1921.
Be nu", mir wei" de"" hiege" . . ., het der Houp'me" g'seit
un'' isch wlters g'schnüsset. Loosli 1910. Er isch de'
Rain ab g'schnüsset, auf einem Schlitten. Bari. Uneig.
von der Zeit: So schnüsst die ZU a"fangt", flieht dahin.
B Hinlc. Bot 1884. — Lautlich entspricht ndl. »nui'fen, mnd.
mmten, deren Bedd. unser schnitzen, schnüzm (s. d.) mit denen
uusres schnüssen vereinigt. Vgl. auch noch luxemb. schniissen
, frech reden'; lothr. »c/müsen , schnauben, schnaufen, schwer
atmen; leicht regneu' (Follmann 463). Zu den Formen mit
iul. Lenis vgl. Stknus (unter Schniiss).
des-ab-: hinuntersausen BSigr. Si si" uf ''em
Schutte" desabg'schnüsfsjet ; es het nume" sö-ne" Zisse"
g'fle". — übere": hinübersausön. Im Schiviek ü , auf
Schlittschuhen über den See. Bieler Tagbl. 1917. —
darvo" dervo"-: davonschnurren. Erbitterete'' und in
aller Täubi d. SGfeller 1911. — vor-bi-, in BS. -)('-:
vorbeisausen B. E" Räter isch a"-ne" vorbig' schnüsset.
RvTavel 1910. Böum, Hüser, Telegrafe"stange"
Schlüsse" vorbi, an den Insassen des fahrenden Zuges,
ebd. Ifllti. Basig v., beim Tanz. Barnd. 19'2'2. —
dur«i' dür"*-, untrennb.: durchsausen. Ortschaften im
Schlitten d. RvTavel 1913. — dur'-''e° dür'''e"-:
vorüberachnurren, -sausen. Nebe" guet Bekannte" d.
öni i'grüesse". EBalmer 1923. Der Zug schnüsset
där'*e». Loosli 1910. — w8g-: tr., schnaubend weg-
blasen. SGkeller 1921. — zueche"-: rasch her-,
hinzneilen. E" Schnidere" schnüsset u'"'' no''' gleitig
zueche", zum Schuster, um sich prompte Besorgung
zu sichern. Bari.
Schnnssi, Schnüsim.: wer immer in Eile ist BGr.,
stürmischer, unbesonnen dreinfahrender Mensch B.
schnüssig: schnell, stürmisch BE. (JBürki).
schnüssele": hörbar atmen, von einem schlafenden
Kinde BE., Huttw.
Schnüsseler m.: kosend, von einem kleinen Kinde
BLütz. (Bärnd.1904). — Vgl. Schnü/i Ih-, s<-hnüßl,:,i (Sp. 1 1 66).
schnnse" Ap, so St. (T.), ,Frequ.' schnüsele" ApH.,
M. (T.): ,von Kindern, an einem Lappen saugen, oder
so saugen, als hätten dieselben einen Lappen im Munde'
(T.); Syn. nunnelen (Bd IV 766). — Vgl. muekn (Bd IV
831). In Ap ist der Vokal durchweg kurz (BSG. I 69), doch
wäre sekundäre Kiirzung nicht unmöglich; vgl. Chruah", Haar-
locke (BSG. I 117).
Schnusi, Schnüsi m., Dim. Schnuseli, Schnüseli:
1. a) Schnusi Ap, Schnüseli ApSchönengr., = Nüsi
(NusiJ 2 (Bd IV 831), Sauglappen, Lutschbeutel. Vgl.
Schnusi-Blets (Bd V 283). — b) Schnusi, Schnüsi.
Mutterbrust (,in der unfeinem Spr.') ApH. (T.). —
2. Schnü'seli, = Nunni 6' (Bd IV 766), Kosewort für kleine
Kinder BsStdt. — 2 viel!, eher zur Gruppe Sclmüaa-: vgl.
schnmsclmi, SclinmütUy.
schnusig, schnüsig: = nusig {hA IV 831), herzig,
von kleinen Kindern G ; vgl. das Vor. 2. Mi"s Maxli
ist e" schnusigs Wichtli, er hat e" Mrzigs Schelme"-
g'sichtli. Scnwz. Familie 1918.
schnusle": ,von Kindern, ein wenig saugen' Ap,
.so H. (T).
Ter-: abküssen GuT. — Wohl umgebildet aus dem Syn.
ver-schiHitslen (Sp. 1026) mit Anlehnung an unsre Sippe.
Schnusli m.: = Schnusi la Ap.
g'-schnnslig: undeutlich iniSprechen Z(Spillmann).
Er hat's c'so g. g'seit. — Vgl. nusicn i (Bd IV 831).
Sclmat(t), schiiet(t), sehiiit(t), schHot(t),
schnHt(t).
Schnatt m. GRh.; ScewE., Schnatte" m. .^AFri.;
Bs (It Spreng und Seiler); GrV., f. Bs; B; Gl; Gr
(auch vPr., V.); LE.; G (auch Rh.); Sch; SchwMuo.;
S; Uw; U; W; Z, Schnätte" f. Bß., Schnattwe»
(•aj f. GbD., Kl.; W (It St.'' neben Schnättice"),
Sehnattme" f. GrL., PI. -t BR., Dim. Schnättli .\AFri.;
BsL.; GSa.: 1. a) Einschnitt, Kerbe, Scharte Bs
(Spreng); GnThs; UwE.; Ndw. Insbes. am mensch-
lichen und tierischen Körper, (klaft'ende, nach einzelnen
Angaben leichte) Schnittwunde AAFri. ; Bs (It Spreng
und Seiler auch ,Riss in der Haut infolge von Kälte');
BBr., Sa., S., Si.: Gl; GRChur, D., Hald., He.. ObS.,
Pr., Sch., V.; GG., Ms, Rh., Sa., Wb., W.; ScHwE..
Muo.; S; UwE.; Ndw. Syn. Schmarren (Sp. 9ti9):
Schnarten (Sp. 1326). Er hat ne" tiefe" Sehn am Bei"
AAFri. E" Schnatt im Mül, am Bagge" SciiwE. (Lienert).
Er hat d' Finger volle Chlegg und Schn-e", , voller
Spränge und leichter Schnittwunden' GlH. E" Inidi
grössi Sehne" ob ''em G'nigg gäge" das lingq Ör hi".
M Kd"Ni 1884 (GfiSeew.). Erhed-em mid-''em Sebele" Sehn,
i" Arm g'haiwe" Ndw (Matthys). S. noch schmerzelen
(Sp. 998). Auch infolge eines Falles: D's Häusi ist
1339
Schnat((). >:ohnet(t), scliiiit(f), schnot(t). sclinut(t)
1340
g'chit ti"' hat en grtise'lihi Sehn, g'macht BSa. ,Duich
welches [Christi] schn-en ir [2. PL] sind gesund worden.'
1530/11)38, I.Petri;, Wunden,' 1065/7. ,[Zu einem Ver-
wundeten] sagte er, gezüg: ... Wo bist wund worden?
Liesse er in uff das hopt griffen; do hete er ein
schnaten.' 1539, ZWth. ,Der Leu ... fangt dir [Fuchs]
an zu schräpfen dass man die Schn-en sehen kann.'
Flugschrift 1712. — b) meist streifenförmige, vertiefte
oder erhöhte, auch nur durch besondre Färbung sich
abhebende Hautstelle, Strieme, herrührend zB. von
Schlägen mit einer Eute, Peitsche oä., vom Druck
harter Unterlage, von Ein- oder Zsschnürung, „Narbe
ohne Verletzung der Haut. Striemen, zB. von harten
Falten, Nähten" B, so Br., E., R., S. und It Id. (,vibex,
linea, stria in cute a flagello vel ligatura'), Zyro; „Gl;
GR"ObS.; ..L''E.,Stdt;ScHHa.,Nnk..R.;Nuw(Matthys);
U, so Seh.; W; Z, so Kn., S. und It Spillmann. Er
hed dem Blieb d'Ruete" g'ge", das'-me' d'Schn-e" mänge"
Tag g'seh" hat ZS. ,Der Schullehrer gestehe, dem
Knaben N. mit einer ganz dünnen Eute etwa 5 — 8 auf
das Gesäss geschlagen zu haben, so dass die davon
herrührenden Schn-en ganz unbedeutend sein müssen ...
[Ärztlicher Befund:] an der rechten Hinterbacke eine
1"/; Zoll lange und ebenso breite, gelb und grünlich
gefleckte Stelle, sog. Schn-en.' 1834, Z Rechtspfl. E'
grosse' Sehn, a' der Hand, vom Schlag mit einer Eeit-
peitsche. L Vaterl. 1884. ,Ein Kind brätschen, dass es
Schn-en gibt eines Pingers gross.' BSrnp. 1914. 's Vieh
hat Schn-e" g'ha"; er ist alhceg nid suttil mit-im um-
g'gange" SchR. Bülen und Sehn-e", von einer Rauferei.
EvTavel 1922. 3Iosenu'"' Sehn-e". Emmentalerbl. 1917.
In Streit geratene Spieler versetzen einander Sehränne"
und Schn-e". Bärnd. 1922. I"^* ha" Mist 'treid, bis i'''
Schn-e" g'ha" ha", von den einschneidenden Trag-
bändern ZS. Die hem-mer d'Armeri a"'bunde", das'-
ich Schn-e" g'ha" ha" USch. ,Die Kinder, denen die
Frau ... die Fäsche löste und das Leiblein voll Schn-en
mit Nidle salbte.' N. BKal. 1840. , Baurentöchter tragen
immer mehr Corset und wissen dieselben zusammen-
zuziehen ... dass sie Schn-en kriegen, in die man ein
grosses Glätteisen verbergen kann.' Gottb. ,Gleicher-
weiss als ein knecht, der oft geschwungen (geschlagen.
1667/1707) Wirt, niton(e) schn-en sein mag.' 1530/1707,
SiR. ; .Striemen.' Luther. ,Der streich der ruten machet
schn-en.' ebd.; , Striemen.' Luther. ,Wie den väld-
flüchtigen knechten, so man si nach der flucht wider-
umb ergritt'en hat, die haut mit streichen, ruoten und
geisslen zersclilagen, ganz gefläcket und voll schn-en
wirt, also sind desse vogels [des Moosreihers] faderen.'
VoGELB. 1557. ,Dorsum plagosura, voller streichen oder
schn-en, es seie von geisslen oder ruoten, ganz kölsch;
luridus, bleifarb und gleich als voll schn-en oder als
erfroren; sugillare, cicatrices indere, eim schn-en oder
blauw(e) maasen aufschlahen, sundorlich imangesicht;
orbita vinculi, die sclin-en oder zeichen vom herten
binden oder knüpfen.' Fris.; Mal. ,A1s er ine [einen
an Schlägen gestorbenen Knaben] geholfen in das
.todtenböümli leggen, habe er vil schn-en und maassen
.. an ime gesehen.' 1598, Z (mehrfach); nachher:
, schwülen uf synem ruggen, bcinen und lienden.' .[Mein
Vater] frogt mich einest, was das griechisch a purum
wer, und als ichs nit kont sagen, schlacht er mit einer
nüwen Ruten ab der Oatheder über mich, vermeinendt
über den Rucken ze sclilahen; als ich in dem obsich
sich, drift er mich in das Angesicht, dass es voller
Schn-en wardt.' FPlatter 1612. .[1628 wird in Aarau
der Schulmeister getadelt, dass] er die Knaben also
scharpf strafte, daz si krank werdindt und so harten [!|
Schn-en habind. daz si selbige etwan 3 Wuchen tragend.'
MReimann 1914. .Piagas et vibices tergo oblatas.
Streich und Schn-en auf dem Rucken.' Denzl. 1666.
.Sonst weiss ich [Schulmeister] nit, dass ich Einichem
ein lilätz, ein Schn-en, Beulen, weniger ein Loch in
Kopf oder sunst bluetruns und schädlich geschlagen
bette.' WLuTZ 1685. ,Es seigen Schnaten oder Mosen
am Hals gsin als wann solches von einem Hälsling
oder Strick nacher kommen were.' 1692. ZGrün. S. noch
Streich-Mäs (Bd IV 430); Fitess-Band (ebd. 1328);
blüwelen (Bd V 249); Rannen:.' (Bd VI 961); Rueten
(ebd. 1831 u.). Narbe, vernarbte Hiebwunde, Wund-
mal GRÜhur, D., L., ObS., Pr., Rh. (.Hautverdickung
infolge früherer Verwundung'), UVaz; GWe.; Ndw
(Matthys); U; W. Bä ist e" Schn-e" 'blibe" GrD. (Tsch.).
D's Büelhuebers G'sicht ist [vor Zorn] ä lenger i tünkhr
chu", di laiä Sehn, über de" Bräice" ist bluetröt. MKdoni
1884 (GRPr.). Auch schwielenähnlicher Ausschlag,
Pustel, zB. von Insektenstichen Z (Spillmann). .[Pest-
kranke] erzeigend blateren und schnaten.' 1566, Brief
(Fabricius an Bullinger). .Blaue Schnaten oder Bissen,
Geschwäre, in welchen sich Unrat samlet.' JMüll. 1673;
als Erkl. von , Eiterbeule' (Jes. 1, 6). — 2. a) cunnus
Bs. Hierher oder zum Folg.: , [Die Unzucht treibenden
Mönche] sprachend denn zuo mir: kum, pur, löss den
ablass bi der schn-en, . . . der schn-en ward allein
presenz, die sang in einer stund dry sequenz.' UEckst.
1526 (.TSG. VII 153). — b) gemeine Weibsperson, Dirne
Bs. — Whd. snuiiOeL, Strieme, Wuudni.al ; vgl. Gr. WB. IX 1 iy2 ;
Martiu-Lienli. II 50S/9; ChSchmidt 1901, 310; Fischer V
lOoü. Zum walserischen ÄV'ÄHu»H'c" bzw. .S'ciiiaKjiic" vgl. Jas
VI) «chnuttwen (Sp. 1341), ferner die Anmiii. Bd VIII 1492.
14950.; Sp. TTOo. 783o. Schnatte"- Waise,-, Übern. Eiues
Namens Walser, der Schmisse im Gesicht hatte GrChiir.
Yla,se''-Sehnatt ScuwE., -Schnatte" L (Ineichen) —
m.: Hasenscharte. Syn. H.-Schnarten (Sp. 1326).
Schnattere", in Bed. 2 auch Schnattere" I —
f.: 1. a) = Schnatten la, Schnittwunde GF., Rh., Stdt
(.grobe Verletzung'), T.; Tu. Er hat e" wüesti Sehn,
lim Ann, am Fuess, schwere Verwundung ThMü. E"
tüfi Sehn. GNessl. — b)= Schnatten Ib „Ap; SoB''Schl.,
St.; „Tu»; ZDättl., 0., auch Eindruck, Beule an einem
Möbelstück TnPfyn. P'' han-em en ZtvicTc g'ge" mit
der Geisle", das'-er e" Sehn, über 's ganz G'sicht i'e"
g'ha" hat ZDättl. ,[Ein an den Schlägen mit einer
verhexten Eute gestorbenes Kind habe] zum Wahr-
zeichen die Schnatteren mit im under die Erden ge-
tragen.'1603, Ar JB. 1861. S. noch Zwick-Rueten(ßiV\
1839). Narbe, verharschte Wunde ApK. und It T.;
GEh., T.; Th. Er hat e" forchtegi, bösi, wüesti Sehn, im
G'fräss G; Th; vgl.: De' Tolder mit ■'em verbüezte"
Schn.-G'sicht, mit Mensurschmissen im Gesicht. Anz.
V. Alpstein 1918 (Ap). ,Von Jemand, der voller ent-|
stellender Blatternsteppen ist, sagt man, er sei voli;
Schn-e"' Ar (T.). Pustel, zB. von Insektenstichen, beiii^
Nesseltieber {Schnattere"-Fieber; vgl. SchiviUen- Fieber
Bd I 637). ,beim Anfang der Blattern' (Dan.), Blaseij
auf der Haut infolge Berührung mit Nesseln, dnrcl.
Verbrühen Zu., auch infolge Frost, ebd. (von anderei!
Seite abgelehnt). - 2. Schnattere" GF., Stdt (nebei;
-ä-), sonst Schnattere": = Schnatten 2b, liederlicht
Frauensperson GF., Stdt; Z (Soldateuspr.). Dickt
1341
Sclinat(t). schnet(t). schiiit(t), schnot(t), schDut(t)
1342
Weibsperson GWb.; Syn. Schmetteren 3, Schmntteren 2
(Sp. 1028. 1034). — In Beil. la und b auch Schwab. (FisclifirV
1035). Die Furni mit -»- (-(-,') könnte von Schmetteren beein-
fliisst seiu.
Flöh-: Flohstich ZHombr. Syn. FWi-Blck ißA l\
1117).
Schnattwe" s. Schnatt.
schnattwe°sc/wattme": vor Kälte mit den Zähnen
klappern GrL. (nach einer ä. Angabe neben schnattere";
s.d.). — Eig. Schnatteren (s. Bed. Ib am Ende), dh. ,eine
Gänsehaut bekomuien'; vgl. ije-nchnäihrlet (Sp. I0T8).
SchDatter m. : 1. Knack, Krach, zB. von brechendem
Holz, knisterndem Feuer Ap (T.). — 2. uneig., von plötz-
lichemSinken des Preises, im ViehhandelGRKl. D'sVeh
hat an (leida"J Sehn, getan. — Tscb. verzeichnet für Gr
Talz. ohne Bed.-.Vngabe eine RA. /.« Srhn. .vi"; wohl zu 2.
G''-schnatter, -schnätter n.: 1. a) (-a-J = Ge-
sehnader la (Sp. 1075) Aä, so Wohl. — b) (-ä- AaF.;
ScHwE., sonst -a) = Ge-schnader Ib AaF.; Bs; B; Sch;
ScBwE.; U (DrMüUer). Chinder, dir heit doch es G.t
BVolksztg 1892. .Sechs Nähterinnen sassen Tag für
Tag in einer Hinter.stube . .. Das war ein G.!' EHktzel
1879. Es G'waschel und (?., vom Gewelsch der
Ausländer im Eisenbahnzug. WMüller 1918 (AaF.).
lez isch-es g'nueg mit euem G.! zu einem das Deutsche
radebrechenden Fremden. ANeher 1909. — 2. f-ä-J
heftiges Zuschlagen der Türe Bs. — Hie Form mit -n-
stelit wohl unter sohriftsiir. Eintluss.
schnätter ächtig, sch nätterächtig (auch, -ach-
tig'); = schnaderächt (S\). 1075). .Merse nugse, schwätzig,
sehn.; iinproba cornix, sehn., überlägen, die eim das
haupt mit schwätzen zerbricht; sehn., linguax, futilis
homo, blatero.' Fris.; Mal.; s. auch B/oderer (Bd V 23).
schnattere" I, schnattere", in L nach einer
Angabe g' -schnattere" (in Bed. 2): 1. a) (-o-, in der
äSpr. auch ,-ä-') = sclinaderen la (Sp. 1076) Bs; OnPr.;
Z. Von Gänsen und Enten. Im Kinderreim; s. Bd VII
1479M. ,Enten on schnatteren, kindtolfen on ge-
fatteren, gense und frowen on d.adren,' in einer Auf-
zählung von unmöglichen Dingen, um 1520, GRh. (JSG.).
Von andern Vögeln. , Trinsare, schnettern wie ein
Schwalb.' Denzl. 1G77/I71t!. ,Wie ein Schwalm und
1 Kranich schnatteren und kirren.' .T.TUi.r. 1718. 1727.
— b) (-«- GrAv. It Tsch., sonst -ä-) = schnaderen Ib
BHa.; GrAv.,K1.; ScbwE.; Ndw. Sehn. wied'Gänegüler
[die rom. Nachbarn in Canicül] GrAt. ,[N. habe] mit
iro lang und vil geredt und geschnätteret.' 1560, Z
Grün. ,Si luoden den N. an die gassen abhär und
hatten . . . ein wild gefechd und schnettern durch
einanderen.' um 1566, L (RBrandst. 1890). ,[Die Heb-
ammen] sollen ein nüchternes ehrbares und gottesförch-
I tiges Leben führen und nicht schnatteren.' JMcralt
1697. ,Da fieng denn mein Liebchen an in Einem
fort zu schnattern.' UBrägger 1789. S. noch braschlen
(Bd V 820o.); schnablen (Sp. 1068) und vgl. Schnatter-
, Mül (Bd IV 182). — 2. f-a-) = schnaderen 3 (Sp. 1077 u.)
j AAFri.; Bs; BT wann und It Id.(,frigore contremiscere');
iöRHe., KübL, L., Nuf., ObS., Sch., Valz.; L; GWb.,
' W.; S; U; Z (Dan.). Er hct g' schnatteret, dass 's-m% die
\ Xend z'sämmeng' schlagen het GrL. G'frore" han-ig loie-
j iiif nasse" Pudel und g'schnatteret. JReinh. 1903. Sehn.
und schno})sere", nach einem kalten Bade. Barnh. 1922.
iSchlaaff, darin einer vor frost und kelte schnattert,
I oder da einen übel fröstelet, trepidus sopor.' Fris.:
I Mal. Unpers.: Es hät-mi''' recht g'schnutteret GSa. —
S. (-rt- Ap; ScnHa.; Th, sonst -ä-) - schnöderen 2
(Sp. 1077). a) vom Schall der Trompeten. ,Hört ihr
schnettern J die Hörner erschallen :" Z Neuj. D. Sch. 1798;
oder Fehler für ,schm-'; vgl. Sp. 1028. — ß) wieder-
holt klatschend aufschlagen, von Fischen, die sich
auf dem Trockenen befinden. , Der jungling [Tobias] ..
zoch in auti's land, und der tisch gumpet und schnat-
teret vor im.' 1530/1638, Tob.; ,zaplete.' 1667, nach
Luther. ,In der nacht horten wier etzwas schnatteren;
do was näbend uns ein wiger, hat man im tag ab-
gelassen, und Sprüngen d fisch ufl" dem muor.' ThPlat-
TER 1572. — -,) klappern, rattern, zB. vom Geräusch,
das entsteht, wenn ein Gegenstand mit den Speichen
eines sich drehenden Rades in Berührung kommt
ScaHa., „klappern, wie zB. in der Charwoche, wo statt
der Glocken mit einer Klapper (Schnattere") zum
Gottesdienst gerufen wird ScawE." (St.-J; Syn. raß'len
Va (Bd VI 640M.). ,Klegten unordenlichens Fischens
halber, das mit ... Ynschlachung gewüsser Stangen,
durch dero stetiges Schnateren die Fisch zu hinder-
lialten mit den Wällen, ... sonderlich wann die Fisch
im Leich, grosser Schad beschehe.' 164-7, ZNeft. Vom
Klappern des Webstuhls S(Joach.); ZO.; vgl. darcon-
sehn. Vom Gerassel eines Lastwagens Bs. Vom Rollen
des Donners Ap; GNStJoh.; Z; Syn. braschlen le
( Bd V 820M.): schütteren (Bd VllI 1497). 'blitzt ond 'zockt
het's o»d g'romplet, 'ass grad g'schnattered hed i" dem
alte» Gädeli. Anz. v. Alpstein 1919 (Ap). Hu! Das
chnellt und chesslet, Das schnatteret und rumplet! bei
einem Gewitter. EEschmann 1916. Vom Zuschlagen
einer Tür Bs (Seiler), auch tr.: d' Tür sehn., hef-
tig zuschlagen, ebd.; vgl. .rue-sclm. Syn. schmetteren
(Sp. 1028). — 8) knacken, knistern, von brechendem Holz
Ap; Th (,brechend schallen' It Pup.), von prasselndem
Feuer GA., NStJoh. Syn. chnotzeren (Bd III 777). Off
e'"möl hed der A.'it, tvo-n-er droff g'standen ist, jr'scfenat-
(ere(. .1 Hartmann 1912. Wenn'si'der Wand schnatteret,
so sterbt Neber Ap(T.). Vom Geräusch beim Zerbeissen
eines harten Gegenstandes Ap; vgl. ver-schn., ferner
Schnatter-Chirsi (Bd III 482). Der war nn'>> im Stand
's tickst Ilabermues mit Stomjien ond Stil s'verblsse",
das'-es g'ad sehn, wor'', scherzh. von einem Zahnlosen.
ATobler 1901/2. — s) schnurren, surren, von einem
sich drehenden Rade Ap; Bs; Z, so 0. Ich g'chÖre"'s
all no''' so sorre" ond sehn, ond chnarre", von einer
Flugraaschine. Anz. v. Alpstein 1919 (Ar). Wie schnät-
tret 's Spuelrad und wie chüte"d d' Haspel! Stutz, Gem.
.Spinnen, dass es schnattert.' UBrägger. Im Spiel mit
Bed. Ih: Es schnattere" d'Eedli g' schwinder und lüter,
von Schwatzmäulern. Breitenst. 1803. Schnarren,
rasseln, von einem (zu schnell) ablaufenden Uhrwerk
Bs; Th; vgl. aben-sclm. Im Vergleich: ,Wie wenn
Einer das Fällelein lupft an einer Uhr, und sie fängt
an zu sehn., bis das Gewicht am Boden ist, so war
es auch beim Stäffelibäbi [einer Schwätzerin].' Brei-
tenst. 1860. — ti dass-es schnatteret, i. S. v. gehörig,
tüchtig Ar; Syn. dass-es chrachet (Bd 111 784). Düne"
zünde"t-mer ab''i", ew'' wem-mer ablüse", ''as'-es g'ad
schnatteret! beim Kartenspiel. Ap Kai. 1922. Eine Ma-
schine i"schmiere", dass-es g'ad schnatteret ApEeh. —
4. (-((- in Th; ZDättl., sonst-«-) mit Ueberwiegen der
Bewegungsvorstellung, sich schnell (dreliend) bewegen,
sausen, von einem Rad, Kreisel, einer Maschine, einem
in schneller Fahrt befindlichen Fahrzeug usw. AAFri.;
Bs (Seiler); ThMü.; ZDättl., Sth. Syn. Änderen (IM VII
1343
Sclinat(tl, sdineKf). schiiit(t), schnot(t), scl)nut(t)
1344
296). £s schnatteret die Halden ab, von einem Schlit-
ten ThMQ. Sehn, lä" 1) von einem Fahrzeug ZDättl.
Wo-n-i''' iif ''ein Berg ohe' g'sV bi", han-i''' sehn. lä".
— 2) pedere Bs(BMeyer). — 3) (auch es sehn, l.) un-
sinnlich, „sich um Etw. niclit ferner bekümmern- Bs;
Gl; ,Tb" (St.'). insbes. Waren, die man nicht mehr
mit Gewinn absetzen kann, beim Verkaufe losschlagen
ScaSt. (Snlger) und It Kirchh.; Ta Anon. (danach St.').
Syn. (t)schäderen län (Bd VllI 191 u). Wenn 's vnrglig
so/t ganz bis gö", he nu", so le"-mer's halt sehn.
DMüLLKR 1917. — ii.(-ä-J im Ablautsspiel zusc?inittere«;
s. das Rätsel unter a-räten (Bd VI 1602 M.). — Mlid.
materen. snctereii : vgl. (ir. WB. IX 1906; Martin-Lienh. II
509; ChSchmidt 1901, 310; Fischer V 1035/G. In Bed. 1
steht das W. wohl unter schriftspr. Einfluss z. U. von boden-
ständigem nhuaiiiien, sclniiiiln-eii. Zu 2 verzeichnet Wack. 1869
eine südd. RA.: vor Kälte schnattern wie ein Storch.
abe"- (-ä- in Bs, sonst -a-): krachend herunter-
fallen Bs; ScnSt. (Salger) [Der Falldeckel] ist mit
grässligevi Spektakel abe'g'sehnätteret. BsNat.Ztg 1905.
Herunterrasseln, vom Schlagwerk einer Ühr Th; vgl.
So. — a°-: = an-sehnäderen (Sp. 1077). .[Eine Frau]
schnatterte die treuen Haushüter mit der Frage an:
Was wollt Ihr hier'?' G Kai. 1863. ,Ich schnattere dich
an!' Name eines Spiels Zf (LTobler). — er-: = schnat-
teren la. .[l>er ,Onvogel', der] gar erschrockenlich
erschnatteret, als ob man ein schalmyen oder krumb-
horn blase.' Vogelb. 1557. — darvo°- de'ru"- (-a- Z
Dättl., -ä- ZO.): a) entspr. .schnatteren J-;, vom Weben
ZHörnli. Mi''s ß'ueb göt guet; dö cha"''-mer nw a's^
d. — b) entsp. schnatteren 4. De' ist iez au''' de^vw-
g' schnatteret! in einem Wagen ZDättl.
ver- (-Ö- GSa., sonst -a-): 1. auch reti., vor Schnat-
tere' (in Bed. 2) fast vergehn Bs, auch It Ochs. Mer
sind (händ-i"s) gam verschnatteret. — 2. harte Gegen-
stände knackend zerbeissen Ap(T.). — 3. zerfahren,
von in der Schale gesottenen Kartoffeln GSa. [A. :]
Di hürege' [Kartoffeln] versüde"d-ech nüd, Eansniedi.
[B.:] Wour isch, v. tuen'' s' -mer nit. Prophet 1855. —
lu Bed. 1 auch eis. und schwäb. (Martin-Lienh. II .^09;
Fischer II 1315).
dur"^''e°-: entspr. schnatteren 4. Hast g'seh", wie
d' Ise'ban dur'''e"g'schnatteret ist? ZDättl. — be-: aus-
schwatzen, klatschen; s. Bd IV 7'29u. - - zue-. D' Tür
z., zuschmettern Bs; SThierst.
Schnatterete° kt, sonst Schnätterete" f.: 1. =
Schnädereten 3 (Sp. 1078) AAÜold. — 2. zu schnat-
teren J?i, vom Krachen berstenden Holzes Ap. E"
Bulderete" ond e" Sehn., beim Einsturz von Gebälk.
ApKal. 1916.
schnatterig: vor Frost zitternd, zähneklappernd
B It Id. (,treniebundus frigore'); GsHe. (Tsch.).
Schnattere" II f.: 1. = Schnäderen 3 (Sp. 1078),
.redseliger Mund, der Viel und Alles durcheinander
sagt', bes. von Frauen GrKI.; Z (Jucker). — 2. = Eaff'-
len2a (Bd VI 639 o.), „Klapper, mit der man zum Gottes-
dienst ruft" ScHwE. — Die Ausspr. mit -it- wird aus GrKI.
als jünger angegeben für bodenst.'iodigeres -d-. Zu '2 vgl.
,Schnatter-Tafel' bei Gr. WB. IX 1199; ChSchmidt 1901, 310.
Schnätteri f.: Geschwätz; s. Bladeri (Bd V 16).
schnätterle": =«c/iwarfer/ej((Sp. 1078)SeH(Kirchh.).
„schnattere"" II, nur im Komp. „umc-schn-: gleich-
sam mit dem Schnabel in Etw., zumal in essbaren Sachen
herumwühlen B' (St.-). — Vgl. «ilmmlem, II (Sp. loTS).
,sclillätte° : schneiden, weghauen Gl' (St.""). — Nicht
bestätigt. Wenn nicht bloss Fehler für schneiten oder nchnatzen,
ist Zshang mit Srhimiim anzunehmen; vgl. auch schwäb.
Srlnieti-Degen. ,Reisichniesser' (Fischer V 1071), ferner mhd.
sni-te-grai care.t (Lexer II 1034).
Schnattern!.: Gericht aus ganzen kleinen gesottenen
Weissrüben, bes. auf dem Tisch armer Leute ZAuss.;
Syn. Schmetter .3a (Sp. 1027). D' Mueter hät-i's Sehn,
g'ge". S. noch Mauch (Bd IV 57); Blöder (Bd V 16)
und vgl. Sehnätterling. — Zur Gruppe von schnatierm.
Eig. .Durcheinander': zur Bed. -Entw. vgl. die Aum. zu öon«-
Ge-«ch,mder (Sp. 1075).
Rabe"-: = dem Vor. ZBafz; Syn. Bäben- Schnitz.
R. und Räbe"sehnitz. KBiede.rm. 1"* han e''mal bi-me"
Meister g'schaffet, ico 's g'heisse" hat: am Marge" Rabe'-
pletter, z' Imbis R. und z' Nacht Eube"miies. ebd.; vgl.
Mauch (BdIV 57).
Seh nätterli°g m.; gew. im koll. PL, = Schnätter,
Schnitze, Stücke von Weissrüben AASt., Wohl.; SchSI.;
TflUntersee; Zu., Rafz. Sth., Wth., auch ganze „kleine,
nicht ausgewachsene [Weiss-]Rnben, die samt der
Schelfe gekocht werden AA"Bb. (,oben nnd unten
scheibenförmig abgeschnitten'), Br., Fri., Hold., Zof.;
SchR.; TuErra.; ZSth., Wil b/R., meist zsgekocht mit
Kartoffeln (AaBI).; SohR.; Tnllntersee; ZSth.), auch mit
Fleisch (ScnSt.), mit der Suppe (ZSth.), eingemacht
AASiggingen; Z Wth. (Troll), gedörrt ZÜ.(Messikoramer),
auch vom einzelnen Schnitz, Stück Aa, so F., Hold..
Zof.; Z, so 0., Sth., Wil b/R. Von den .über den
Winter aus den Rüben hervorgewachsenen, gekochten
Keimen' Z (Schulthess). In TaErm. wurden früher
Sehnätterli"g, geschwellt und mit Salz zum Hafermns
als Nachtessen genossen, statt der heute üblichen
Siedekartoffeln. Das Gericht galt als sehr frugal nnd
wurde zB. am Untersee als .Armeleutekost' betrachtet.!
Man setzte es auch den auf der Stör arbeitenden Hand-
werkern vor Tu (Pup.). , Eine wichtige Rolle spielten
die Feldrüben (Rabe") ...; sie wurden eingemacht, um
die Gemüseleere des Winters auszufüllen, und er-'
schienen während der Hälfte des Jahres entweder ini
grossen Klötzen, Schnätterli''g genannt, oder in Sauer-i
kraut verwandelt, auf den Tischen der Bürger.' Troll
1844. ,Aeiinlich, wie das Obst, wurden auch die Rübenl
im Spätherbst gedörrt. Man schnitt sie in Seh}iätterli''s{
(StengeliJ. Als Ersatz von Aepfel- nnd BirnenstückL
wurden sie besonders von der Schuljugend sehr gerrj
mitgenommen und roh gegessen, und in Ermanglnnö
von Dörrobst auch als Gemüse auf den Tisch gebracht.
Messikommer 1911. S. noch G-umpist- Raben (Bd VI 21)
— In andrer Bed. bei Fischer V 1036 (.hochaufgeschossene
Mensch').
Hamme"-: Schinkenschnitte; Syn. Hammen
Schnitz A AWohl. — Rabe"-: = Sehnätterling AiF
,Das Fleisch legt man mit gehobelten Rüben (Bäbe'
schnätterli"g) ins Salz.' AAWohl. Mitt.1902. ^ Rüeb-
Gericht aus in längliche Stücke geschnittenen Feld*
rüben AAZein. '
Schneit, Schneite" — f. (doch s. die Anm.)'
1. .Schneit', seltener .Schneite"', in ONN.: s. die Ann
— ■ 2. „Schneite", Abschnitzel von Bäumen, Hecken LGj
Z." Vgl. Sc^te/tf » (Bd VIII 1502). — 3. ,scharfzängigi
Frau' GlS. (Marti); Syn. Schnid 3 (Sp. 1079n.). -■
4. SchneHe", Reihe, zB. von Soldaten ApI. (T.). j
Ahd. (rheinfr.) meida, mhd. meite f., durch den Wald g
hauener Weg: uuid. miedt, Grenze, Grenzzeichen, Grenriin
1345
Schnat(t), gchnet(t), scbnit(t), schnot(t), schnut{t)
1346
(Lübbeu 359); vgl. (ir.WB. IX 1248; Fischer V 1063, auch
Falk-Torp 1911, 1092. Hieher die ONN. (soweit erkennbar,
mit einer Ausnahme f.) , Schneit' ApSt. (,Schnät'; bei Leu,
Lex. ,Schnett'); BG. (,Acher uf der Sehn.' 1543), Kön. (Leu,
Ijex.); FJ.; G (Schna(r)l; zur Lautung vgl. die Anni. zu Scheiten
Bd VIII 1503) Abtwil, Muttwil, Mosu., Nessl.; UwLung.; Zg
OAcg. (.Hinter-' und ,Vorder-Schn.'; dafür: .Von der Schlacht
ulf dem Gnbel zuo Schneiten oder Filrschwanden, ulT dem
Zugerberg.' HBull. 1572; vgl.: , Die andere [Abteilung] lagerte
zwischen FUrschwand und Schneit in einer Weid, dieSchweize
genannt.' Stadiin 1824); ZAlt, (,Ein weg ... das dort ab in die
Sehn, und uss der Sehn, in die Willerwiss hinab in die Ouw
an das far.' 1502), Hagenb. b./EIgg (,Ober-, Mittel-, Unter-
Schn.'; ,Sneita.' 856/95; ,in Sueitomarcha.' 869; ,Sneite.'
1094; , im Schneit.' 1508 und so noch heute), Raat (.Wiesen
in der Schneit(e).' Z Amtsl)l.). Dim. .Schneitli' SchwSiebnen.
In Zssen. 1) als 1. Glied. , -Acker' ZAff. b/Z., Alt. (,-äcker').
,-Fluh' BGündlischwand. ,-Graben' BBrenzikofen (.Schneid-',
Waldschlucht mit Lichtungen). .-Hof ZAlt. (1502, Z Rq).
,-Halden'(BdlI 1 174). ,-kopf-Wi»ld' ZgOAeg. ,-Bach-'ZSchneit.
,-Boden' BKand. ,-Berg' ZSchneit(.S')i(!i^jr3; ,Sneitperc.'-875).
,-Ta!'ZSchneit(,Die niarch ...gatvon dem miilisteinan die bürg
Hagenbuoeh dur das Schneittal.' 1465). , -Weiden' BGündli-
schwand. ,-Weiher' BSteff. (Leu, Lex.). ,-Wald' BGündli-
schwand; SchwOlb. ; ZgOAeg. ,-Wiesen' ZSchneit. — 2) als
S.Glied. , Falken-.' 1533, BG. (.Volke-.' 1334; ,Yolker-.'
1754). .Schneite"' ZgOAeg. (s. o. den Beleg aus HBull. 1 57 2),
sonst nur in Zssen. , Schneiten- Acker'BG. (auch, G'^-schneiten-').
,-Berg' BBurgd.; ZAnd. , -Wiese' ZDän. In PNN. ; vgl.
Schneiler. ,Ule in der Schneit.' 1478, ZAlt. ,Cuonraten von
Schneits huss.' 1480, AaK. ,Bitius von Schneit.' 1547, BRM.
Zu 2 vgl. Gr. WB. IX 1248 (.Schneide' 4a) und das Folg., zu
4 bair. Gesrlnuiit (Schm.* II 585), sowie unser Sclntelsm In
(Sp. 1335) und bes. bair. Sr-hnai«en. Reihe von Bäumen, Pferden,
Leuten usw. (Schm.« II 583), zum Vokal -e^-BSG. I 78. 104/5.
Ab-. ,Ab3neite, raraentum, quisquilie.' Voc. opt.
.Absneit von reben.' Ebinber 1438; s. Bd VIII 1467 o.
— Vgl. ,abschnaitach, vibex' (Schm.* II 585), sowie ahd.
äatieita, Zweig, Reisig, ,äsueita winarepun, sarmentum de vite'
(Graff VI 844).
G"-schneit n.: wohl = Schneit 1. Nur in ONN.
— Als einf. W. AaUKulm; ApSchweude (amtlich ,Gschnet';
,Guot am Gschnait.' 1474, JBRusch 1881); BRüegg. ; ,Z-
(„ Weiler, im Gebüsche gelegen; so gibts mehrere solche Höfe
im G'schn." St.^). In Zssen. ,-Gut' BG., Worb. ,-Holz' B
Waleren. .-Hölzli' BG. .-Berg' BAbl. (bei Lutz 1827 .Gschneit
m.'). .-Wald' AaUeken; BRubigeu. Worb. .Gross-' BKön.
.Klein-' BG.. Oberbalm. .Thuu-' BHeimberg. Vgl. .Ge-
schneide' 5 (Gr.WB. IV Ib. 3951).
schneite" (bzw. -t-- BBurgd.. G., Si.), 3. Sg. Pries.
undPtc.-e«: 1. a)Äste, Zweige abhauen AAFri.; BE.,Gr.,
G., Ins, Lau., „0.", Si. und It Zyro; PJ., Ss.; Gl; LG. (auch
It St.; häufiger schneitle"); PAl.; üwE.; Ndw; U; W;
^Z". Syn. schneiden (Sp. Vio^i); schneitlen; schneiz(l)en;
stucken; stummlen; Stumpen, a) in der Waldwirtschaft.
Von gefällten Bäumen. Am leiste^ Tag, won-er g'lebt
het, ist-er wo'* go" Chris sehn. SGfeller 19'21. .[Zum
Bau eines Steges] sollen Die ab Riedern die Hölzer
] hauen und sehn.' Gl LB. 1835. ,AIs sie die gefällte
! Buche schneiteten, war sie auf dem glatten Boden nicht
genug verstellt, und sowie mein Vater einen Ast abhieb,
schoss sie den Berg ab.' Gotth. .Ordinäri trifft man
'■, N. beim Klösterli an, wenn er nicht in Thun auf der
j Säge ist, wo er allerlei zu sehn, hat' ebd. (N.BKal.l843).
,Usgeben, das holz zuo feilen und zuo sehn., 13 Ib. 3 ß '
, 1519, Hotz 186.5. Die von Echallens haben um Er-
laubniss gebeten, ihnen das kleine in ihren Äckern
gelegene Gehölz ... abzuschwenden ... Das ist be-
willigt mit dem Beding, dass das zum Bauen brauch-
bare Holz .geschneitet' und in das Schloss geliefert
»i-hwelz. Idiotikon IX.
werde. 1531. Absch. (F). Von stehenden Bäumen
(.Schneidel Wirtschaft'), an Nadelbäumen zur Gewinnung
von Chris für Streue, Dünger BE.. Si.. zur Herstellung
von Zaunlatten. Zaunringen (SchiceifelJ BSi.; Obw; W.
an Laubbäumen (bes. Eschen. Ahornen) zur Gewinnung
von Brennholz BGr. (Bärnd. 1908. 186). von Futter
für das (Klein-)Vieh Gl; USch. (in Zeiten der Heunot
werden auch Fichten g'schneitet). Laubbäume werden
alle zwei Jahre g'schneitet Gl; USch. Esche" sehn, ebd.;
vgl. hluggen (Bd V 46). .Besonders geschätzt ist zu
Ziegenfutter das Laub der Eschen, Ahornen, Linden
und Ulmen, doch wird auch das der Weiden und Erlen
benutzt. Im August werden den Bäumen die Zweige
abgeschnitten (geschneitet) und diese zu Garben zu-
sammengebunden und im Schatten getrocknet. Dadurch
werden die Bäume freilich schrecklich verunstaltet,
liefern aber ein bedeutendes Quantum Winterfutter.
Es sind in den hintern Tagwen besondere Bezirke,
in welchen solche Schneitbäuine gehalten werden,
deren Ertrag alljährlich versteigert wird.' Gl Gem.
.Das Sehn, geschieht bei der Tanne, wenn man Reisig
für den Miillhüfe" nötig hat. Dass damit der Tann-
baum ganz verdorben wird, bedenkt man nicht. Dieses
Beschneiden der Tannen hat dem Walde viel ge-
schadet' BSi. (ImOb.). .Man denke, wo keine Wald-
polizei ist und die Dorfmagnaten 50 — 60 Ziegen und
ebensoviele Schafe wintern, wie unbarmherzig man
dort mit dem Waid verfährt. Da gilt das Recht des
Stärkeren, auf Unkosten der Armeren, die nicht den
zehnten Teil von den Wäldern profitieren, während
die Reichen durch Tausende von Chrisskörben für
Streue, durch Sehn, und Abästen der Waldbäume ...
die Wälder zerstören' W (Tscheinen). Gesetzliche Be-
stimmungen, meist Verbote. ,Sodan gegnet minen
herren, wie dass vil lüt syent. so da die eichen ab-
howen oder stumpen. welches minen herren den landt-
lüten zuo grossem schaden und nachteil reicht; dess-
wegen wellents mine herren verholten han, dass nie-
mand kein eichen mer ... schneitte by obgemelter
buoss.' 14'28, ScHW LB. (Abschr. von 15'24/44). ,Das
nieman, wer der loch sy, in unserm landt ... weder
schwenten noch sehn. soll. Und wo ieman von dem
andern innen würd, das einer ein wättertannen
gsch[w]entot oder gschneittot bette, alldann soll einer
den andern leiden . . . ie einer den andern um acht-
zechen plaphart zu buoss.' 1515. ebd. .Des Ernerriets
halb ist vornacher der bruch gesin, das man nüt
anders gebannet hat dan eichen und tannen, well grüen
waren; duo sind etlich lüt zuo gefaren und hend heim-
lich die tannen geschwent und etlich hend sy dester
höcher geschneittet, das sy ouch ertorret sind', worauf
das Sehn, gänzlich untersagt wurde. 1539, OswSa.
(Einung des Freiteils); vgl. Gfd 68, 148 Fussn. 4. ,[Es
wird erlaubt] die ruchen grotzen und hagbuochen ie
zuo- zweyen oder dryen jaren ze sehn, und was allso
geschneittet worden, abzefüeren.' 159'2, B Holzordn.;
vgl. WJVIerz 192'2, 70. ,So hat man gemacht, dass für
fürhin Niemand keine Wettertannen weder schwende,
schnaite noch abhawe. weder in Waiden, noch in Hag-
mäler, bi 5 Pfd Pfg z Buoss.' 1605, Ap (JBRusch 1881).
,Die Gemeinden sollen dahin vermant werden ... Fähl-
baüin zepflanzen, sowie junge Eichen und Buchen in
das wachsende Gesteüd, statt dasselbe bis in den Boden
hinunter zu sehn.' 1701, Babnd. 1914. S. noch Bd III
68 (jerbenJ:\lllS92o. Mit Resultatsobj. .HagstiJcken
1347
Sclinat(t), sclinef(t), schnit(t), sclinot(t), schnut(t)
1348
sclin.'; s. Bd IV llOIo. ,Zum dritten hend wier ge-
maclit. das nieiuan in dem Einenied ger<l [s, Gert 8
Bd II 440] scliu. sol by einem pfund buos.' 153f), übw
Sa. (Einung des Freiteils). — P) aus gärtnerischen, aucli
flurpolizeilichen Gründen „Bäume, Hecken besclineiden,
putare" B, so G., ,0." und It Id. (,putare arbores');
Gl; ,LG.; Uw; Z". 'ne- Hag sehn. LG. (St.^'). ,Wo
Bäume, ungeachtet ihrer Entfernung von 8 Fuss,
dennoch mit den Ästen auf Landstrassen hereinragen,
kann die Regierung ... das Schneiden solcher Bäume
... anordnen.' Nnw Ges. 1868; am Rande: , Schneiten an
Landstrassen.' In BG. werden über die Gütergeniarken
hinüberliangende Bäume etwa zurückgestutzt, indem
man ra" der Marchgredi üf d' Est schni-tet. Bühnp. 1911.
,[Wenn junge Obstbäumchen] weniger nit als ein guter
Daume gross sind, alsdann sollen sie von Asten fleissig
gesäuberet und geschneitet, demnach erst versetzt
werden.' Rhär. 1ü39. ,Es ist wol in Obacht zu nemmen,
dass die Pfersiehbäum nit wollen geschneitet und ge-
stumpet sein, wie andere, wann man sie versetzt.' ebd.
,Die alten Bäum erhaw nur in dem schwachen Mon;
was gar niuss geschneitet sein, im starken nit verschon.'
Bot. 1687. — b) klein backen, „Tannenreisig, Stroh
zu Häckerling schneiden Gl"; LE.(auch St.). — c) un-
eig. Es hät-ne" guet g'sehneitet, von einem Kranken,
der von seinem Leiden stark geschwächt worden ist
BLau. — 2. „im schnellen Gehen sich von einer Seite
zur andern drehen, oder mit vorgebogenera Leibe die
Arme hin und lier hängen lassen BO." — 3. unklar
(s. die Anm.). ,[Den Kaiserlichen, die auf einer Anhöhe
Stellung bezogen hatten, war ein Angriff auf die unten
in der Ebene stehenden eidg. Söldner misslungen.]
Den berg taten sie sehn., zugen wider hindersich.'
SALAT(BächtoId "218). — g^-schneitet. E" g'schneiteti
Tanna, deren Aste bis auf eine gewisse Höhe ab-
geschnitten sind BGr. ,Geschneitete' Bäume liefern
nur schlechtes Bau- oder nur Brennholz U (Kantons-
förster Jauch). — un-. ,Man schneittet an denen
orten, da dann dise vögel ir wonung habend, einen
boum, so weit von andern böumen stände, doch lasst
man etlich ungeschneitet äst daran; auff die ge-
stückten stecket man kläbruoten', um Krälien zu fangen.
VoCiELB. 1557.
Ahd. (auch bei Notker) (yalmeilOu. put,ire, coneidere,
secare ; vgl . G r. W B. I X 1 2 8 6 : ChSchni idt 1 9 0 1 , 3 1 0 ; Fischer
V 1063 (auch: einen Wald aushauen, durchforsten); Unger-
Khull 551. Die SclireibuDgen , schulten, schnyten' hei WMerz
1922, 70; Gfd 68, 148 Fussn. 4 ; ZRechtspfl. (1846) 156
haben sich nachträglich als Fehler für , schneiten' erwiesen;
der Hinweis auf urhnittcn (Sp. 1094 u.) ist daher ?.a streichen.
2 scheint auf eine Bod. .seitlich, schräg (ab)schueiden' zurück-
zuweisen; vgl. zur Bedeutungsentw. Falk-Torp 1911, 1091/2
(unter »ned). Zn 3. Lil. IV 235 erklärt: ,ein Verhau machen',
was aber nach dem ganzen Zshang unwahrsch. ist; viell. eher,
der vor. Bed. nahestehend, .eiue seitliche Bewegung ausführen':
die Kaiserlichen wichen nicht auf den Berg, sondern nach
dessen Seite hin, in schräger Kiclitung zurück.
ab-: = sch'neiten J a a Nnw (Matthys); USch. S.
chrisen (Bd 111 855). — abe°- {appf- Nnw It Matthys,
apper- Gr A., a'he'- BR.) : die Aste eines Baumes herunter-
schneiden, einen stehenden Baum unten entästen.
üf-: einen Baum aufasten, die untern Äste oder
Scliosse weghauen. ,Sonst hatten gute Leute dem Vater
immer ein dürres Tannli gegeben oder erlaubt einige
Bäume aufzuschneiten', um den Abfall als Brennholz
zu verwenden. N.B Kai. 1840. Bei der Baumzucht.
,In einem Baumgarten ... da die gepflanzten jungen
Bäum in lustiger Ordnung gestanden, schön gerad und
hoch aufgeschneitet, dass an Zierlichkeit nichts er-
manglet, aber an Früchten sich gar wenig sehen
lassen . . .' Rhag. 1639. ,[Der .Tierleinbaum] will in
der Jugend etwas aufgeschneitet sein, dann er alsbald
viel Beischoss bekommt, die ihn an seinem Aufwachsen
verhindern wurden.' EKönk; 1706. Aus flurpolizei-
liclien Gründen. ,[Es wird beschlossen] dass ... ein
Jeder die Haslen, Wyden, Eichen und anders der-
gleichen Laubholz, so in den Zäunen aufwachset, fürder-
lich weghauwen solle, so dass es dem Anstösser nicht
schaden tüje, widrigenfahls der Anstösser Gwalt haben
soll aufzuschn.' 1734, BSi. ßq. , Falls sie [über die
Grenze hinüberhängende Bäume] ihme zum Schaden
oder Nachteil gereichten, soll derselbe den Eigentümer
des Baums zum Aufschn. aufforderen ... ansonsten
Der. dem Schaden verursachet wird, entweder selbst
die Aufschneitung vornemen oder veranstalten lassen
kan; in dem Verstand jedoch, dass der Eigentümer
des Baums solchen von Selbsten ... nicht aufschneite.'
1810, ebd. S. noch Sp. 421 u. — Üf-schneitung f.
s. unterm Vor.
ÜS-: einen (gefällten) Baum abasten Ndw (Matthys).
,20 flechten zuo flecklingen ussgeschneitet.' 1476. B
Laufen (Vogtrechn.). ~ Vgl. r,r. WB. 1 958; Fischer I 510.
b"-: = schneiten 1 a a Gl; Ndw (Matthys), Der Baim
h'schneited-me", d'Est schneited-me''l>ii>vi (Matthys). ,üie
an den Alpen zum Scliutz und Schirm des Viehs
dienenden Wettertannen sollen auf keine Art entweder
umgehauen noch beschneitet oder geschädigt werden.'
Gl LB. 1807.
Schneiter m.: Nomen ag. zu schneiten la Ndw
(Matthys). — Ebenso bei Ünger-Khull 551. auch = Werk-
zeug zum Schneiten; nur so bei Fischer V 1063. Als FN.
(wohl meist zu Schneit 1) BFahrui (1798), Keich. und 1554,
BRM.; ThNnf. (1524), Nussb. (1524); ZSth. (,Elsi Schnaater
von Stamen.' 1538/40; heute Schneiler), Walt. (1524). In
ONN. ,Schneiter-Glasholz' BOberbalm. ,-Mösli' ZSth. ,Schnei
ters-Haus' BOberbalm. Schnfifre" f. ApHaslen.
Tannen-: wer(stehende) Tannen .schneitet.' Gotth
(V 1, 217). Syn. T.-Stumper.
Schneitete" f.: 1. die Arbeit des ,Schneitens'
UwE.; Nnw (Matthys) — 2. Abschnitzel, Reiser vom
.Schneiten.' ebd.
Schneiti f.: Messer zum , Schneiten' AiFri. —
Als Flurn. GrNuf.; vg]. Sdincii f. Ganz unsicher ist die Zu
gehürigkfcit des Kuhnamens .Schneitti.' 1655, SchwE. (ORing-
holz 1908).
Sehn eitle" SchnädJe* f. : nur als Flurn. TnMettlen
b/Weinf. (Rebberg); vgl. schneiden laf.
sehn eitle», auch -f7e"Npw (Matthys), in GFs;Scii|
St.(dochItSulger-<-);SHäg.;THBerl.,Mü.(oderEsch.?),
Steckh. (neben -ele"); ZSth. schneidle' (bzw. -Ö-), iii|
AAHäggl.; GrKI. -(Z- neben -t-: 1. a) = schneiten la Hl
It Id. (.detruncare'); ünlg. (Tsch.), Kl.; L, so G. und|
It Ineichen (.Tannenreiser, Äste in kurze Stücke zer-j
schneiden, um sie in Bündel zn binden'); GFs; SHäg.:;
ThMü.; Ndw (Matthys); ZO. a) in der Waldwirtschaft,'
Von gefällten Bäuinen. Oiris. sehn. ThMü.; Zu., d't\
Chris ah den Est sehn. GRig. (Tsch.). lez ligi'd all
Tanne" am Bode"; ivenn-si nur scho' g'schneitletwäri'd]
Bas ge'd dermal e" g'waltige" Hufe" Abhok L. ,[Zw,
Fällen von Tannen] berufte ich noch 8 Männer, welch«
diegefallnengeschneitelt.' 1660/1, HoTzl865. .[Tannen
welche N. gcfält und geschneitelt.' 1665, Z. S. nocl
134H
Schnat(t), 8chnet(t), schnit(t), schnot(t), schnut(t)
1350
Bd VII 660.; VIII 4o. Von stehenden Bäumen; vgl.
schon unter schneiten laa, auch Kopf-Holz 2 (Bd 11
1253); für Näheres s. Mitt. der geogr.-ethnogr. Ges.
Zürich 18, 131 (F., Scliwz. Zeitschr. f. Forstwesen 1923.
181/8. Man schneidlet Eschen, .^horne, Jungholz; die
fahrenden fremden Korbmacher schneidle"d Wide", die
Besenmacher Birken GFs(Stoop); yg\. unien-schn. ,Die
Gewinnung von Futterlaub geschieht durch Schneiteln
oder Abstreifen.' FAnd. 1897. ,üb einer on erlouptnus
der geschwornen tannen stücken, est abhouwen oder
sehn, wurde, der soll von jeder tannen umb ein pfund
und fünf Schilling gestraft werden.' 1559, ZAff. b/Z.
,Wenn ein Tann- oder Forrwald nicht enge und dichte
aufwächst, so schlägt er desto stärker in die Aste,
da man dann die untersten nach und nach und be-
dachtsam abhauen und den Baum sehn, kann, ohne
Schaden; ja man zieht daraus einen schönen Nutzen
zum Brennen, aber besonders zum Bau an den Nadeln,
die man auf den Mist und in die Ställe schüttet. ...
Wenn man aber aufstücken oder sehn, will, so muss
Solches von Galli-Tag bis zu Ende des Wintermonats
geschehen; man muss die Aste von unten auf abhauen ...
aber den Rottannen allezeit wenigstens 9 Ringe stehen
lassen, die Weisstannen können nun etwas höher auf-
gestückt, und die Forren ... bis auf 4 oder 5 Ringe
aufgeschnitten werden.' ZAnl. 1773. ,Wo die Eichen
alle 5 bis 6 Jahre zu Ende des Augstmonats oder auch
bis in die Mitte Herbstmonats geschneidelt werden,
wirft man das Reisig mit dem Laube dem Rindvieh
vor.' Gr Sammler 1799. Mit Resultatsobj.: .Bänder
geschneitlet.' 1780, ZWipk.; vgl. Band hamven (Bd IV
1324o.). — ß) = er-hatnven Ib (Bd II 18U8). 'ne" Hag
sehn., ,alles vor der Hecke wildgewachsene Gesträuch
oder die hervorragenden Ranken der Hecke weg-
schneiden'LG. (St. ""j; ähnlich It Ineichen. .Schneiteln
lassen sich die Ahorne nicht; als Alleenbäume ver-
tragen sie das Verschneiden oder Stummeln nicht.'
Kasth. 1828. ,Wenn man ein bäum stücket, schneitlet
oder auf der würzen abhouwt, sieht man, dass er nüt
dester minder herfür wachst' LLav. 1582. ,Schn.,
schnuken, stümeln, schönen, sauberen, sarpere, ani-
putare, priecidere, putare, purgare.' Rku. 1662. , Putare,
Bäum sehn., behauen.' Denzl. 1677. 1716. S. noch
durch-nider (Bd IV 672). Von Weinreben. (D'Rebe")
schnätk" f-d-J, die änrven Ran ken^ffd'be^O am Weinstock
wegsehneiden ScHSt.;THBerl.,Mü. (oder Esch.'!'),Steckb.;
ZSth. Die Arbeit, die zu den leichtern ,Rebwerkeu'
gehört und deshalb von Kindern ausgeführt werden
kann, wird gleich nach dem .Schneiden' vorgenommen.
— b) ,von Latten, die man für Schlitten oder Wagen
benutzen will, die Rinde wegschäleu' GnSeew. —
ii) = be-schneislen{S\\l3S6) AaF.. HäggL, Tag.; ZRafz.
's Flecht sehn, (hutze"); s. Flicht (Bd I 1165).— 2.=
aehfieislen2 S. Si hein-e" g'schneitlet. — Spätmhd. sneiteln
in Bed, la; vgl. Gr. WB. IX l'250/l (,schneidel(e)u'). 128.J
(.schneiteln'). Die Form mit -d- Isanu auf Entlehnung des
forsttechnischeu Ausdrucks aus der Schriftspr., aber auch auf
l selbständiger Anlehnung an schnidm beruhen; wo (wie iu GFs)
j ■('(- uud -il- uia. in -(/- 2sgefalleu sind, k.ann auch nur ,uni-
I gekehlte' Schreibung vorliegen. ON. .Schneitel-Tanne' GNessl.
: ab-: zu schneitlen la GuCast. (Tsch.). Kl.; ThMü.;
i Niiw(Matthys). ChresfChrisJa.TuUn. P'-hanChrisest
! (ibg'schneidlet GyiK\. ,Detruncare arborem, arboris um-
l bram attenuare, ein bäum stucken (stücken. 1574), die
; est am bäum abhauwen oder a. ; destringere, abhauen.
feilen, a.' Fris. — abe°- ajipe"- NDw(Matthys), apper-
GRPr., a^'fee''- GrHc.: am Stamm einer Tanne bis auf
',5 oder ',6 der Höhe die Äste abhauen. zB. zur Ge-
winnung von Zaunsteeken GRA.(Tsch.), He., Kl. {auch
= schneislen 1).
üf-; zu schneitlen laa.. ,6 tag dunkel gesagat und
uttgeschneittlat.' 1537. AaB. Baumeisterrechn. ,[l)er
Drachentöter] hat sieh an disen Kampf gerüst, ein
abgedorretes junges Tannlin abgehowen, die Est uff-
geschneitlet und abgespitzt bis uff ein Spannen lang
und also sich dem ungehüren Tier fürgestelt.' RCvs.
(Br.). Spez. zu schneitlen la^ SchSI.; Th. Einen
jungen Baum soll man ned gär so starch u. ThMü.
.[Klage auf einen Anstösser einer Liegenschaft des
Spitals, dass er] dem Spital an synera Hag dermassen
nach znhin eert ouch hecket und dem [!] Hag uf-
schneitlet, das derselb mit Gwalt uff Spitalsgut ge-
triben.' 1571, Z (Absehr. des XVII.). ,Sy [Pächter des
Schlosses Mörsburg] sollen auch alles Abholz, so sy
uff sellichen unseren Güteren von ü. der Bäumen
und Hegen zusammenbringen und uffmachen teten...
dheindwegs zu verkauffen Gwalt haben.' 1602, ZWth.
StB. ,Von dem Rötlerbaum solle der Besitzer den
grössten über die Reben hangenden Ast hinweghauen
und die kleinen Estli ein wenig u.' 1640, aZoll. 1899.
.[Die Lorbeerbäume] leiden das Messer und Beschneiden
ungern, doch kann man sie im Frühling 3 bis 4 Schuh
hoch aufschneitlen.' JCSulzer 1772. — Üf-Schneit-
lung f.: ,[Es wird geklagt] das von etlichen Personen
dem Spital und desselben habenden Güeter ... mit Graben
zu den Hegen, desglichen ü. derselben und Abgraben
des Wassers zu Nachteil und Schaden gehandl[e]t.'
1571, Z (Abschr. des XVIL). — Vgl. Gr. WB. I 72S.
ufe°- «/■*»"-: aufasten GFs.
ume"- schneidle" : ohne Beschäftigung herum-
streichen GO. — Viell. ausgehend von der Tätigkeit der
fahrenden Korbmacher (s. unter achnciüen J atk).
er-. .Interputo, erschneitlen.' Denzl. 1666/77; ,er-
schnetzlen.' 1716.
ÜS-: zu sehneitlen laa. GfiCast., lg., UVaz; LG. (von
gefälltem Nadel-, selten Laubholz); GFs; SonNnk.;
Ndw (Matthys); ZDättl. Me" sö't die Tännli e"chli'' ü.
ZDättl. £■« Xtt M. Gr (Tsch). Chresü.hG:. .[Brenn-
holz-]Wellen wurden früher keine gemacht: die Raitel
wurden dünn ausgeschneitelt. dh. abgeastet und die
Stauden liegen gelassen.' WWildberoer 1917. ,[l>ie
Spanier in Chur] hattend ... die Böum in des Bisehoffs
Bomgarten aussgescbneitlet, damit sie ohne Hinder-
nuss mit den grossen Stucken auff die Quadren hin-
auss raichen mochtend.' Anborn 1603/29. — Vgl. Gr.
WB. I 'J5t;. — Us-Schneitlete" f.: .reine Reiser, wie
der Abfall von Reiswellen' AAEhr.
b = -: = beschneiten Ndw (Matthys). S. be-schniden
(Sp. 1117 u.).
-Schneitler m.: wer Bäume, Reben ,schneitelt.'
, Winzer, Sehn., frondator, vinitor, putator.' Red. 1662.
— Vgl. Gr. WB. IX 1'285: in andrer Bed. bei Fischer V 1063.
Als FN. 1Ö4S, ZSth. (,Schnatler').
Baum-: = dem Vor. ,Putator, frondator, einer der
die böum erhauwt, ein b., baumstücker, item ein räb-
mann, der die räben schneidet.' Fris.; Mal.
Schneitlete» Schnädlete" f. : = Schneisei (Sp. 1 335),
zu Streue für das Vieh verwendet ThMü.
S c h n e i 1 1 i °g m.: 1. Tanne, die man apperg' schneitlet
hat GRFurna (Tsch.). — 2. = tictz-lieb (Bd VI 45);
1351
Schnat(t). schnet(t), schllit(t), sclinot(t), 8chnut(t)
1352
Syn. Schuittling. ,üuch söllent die vorgeseiten [Lehens-
leute] den reben das best tuon mit reben, mit sneit-
linffen in ze lesen und ze setzend.' 1425, ZZoll. —
lu Beil. 1 auch bair. (Scliiu.' II 58 + ).
Schneitung f. .Unzyttige und grobe sehn.' wird
verboten. 1592, B Holzordn. .üemüetige Abbitt seines
geschossnen Fehlers mit ürahouwung und Sehn, der
zur Conservation des Rathauses ... gepüanzter Esch-
böumen.' 1664, B.
Schnitt (bzw. -e'-) — m., Dim. Schnitlli: wesentl.
wie nhd. 1. (einmaliger) Akt bzw. Ergebniss des
Schneidens (i. S.v. ein-, ab-, durch-, zuschneiden), allg.
E(n) Sehn mache" (tue") in e(n) Stecke", e(n) Battm,
e(s) (Stuck) Tuech usw. Da hest en Sehn. derHebe"t
'tä", zB. beim Tuchschneiden GRRh. ,Ein sehn, oder
hauw in einen bäum, plaga, Sectio.' Fris.; Mal. ,Bocks-
fäl ... die ganz suber und ohne einleben Sehn, are-
wäsen.' 1629, Z. Gelegentlich von einer Fußspur: Uf
der Fluch, wo s'blibe" stä" [der Böse und ein von ihm
geholtes leichtsinniges Mädchen] giH 's us si"'m Ftiess
e" Sehn.; d' Gemsjeger g'sehn-ne" mängist da; mi" seit-
im Böse'' Tritt. DGemp. 1912. In den menschl. und
tierischen Körper. E(iO Sehn. i(n'n) Finger mache",
haw'e". E(n) Sehn, i" 's {eige") Fleisch, wie nhd. E"
Sehn, i" d's L'ebigr. RvTavel 1913. .Wil aber die
Fersenen so dicke Haut, hab ich s mit einem Schrib-
mässer in dri Schn-en autfgehauwen.' Scbw Arzneib.
XVII. (AfV.). In der Metzgerei; s. Bd VI 1193o. Von
der Art, Fähigkeit zu schneiden (Syn. Hauw id Bd
II 1802): Ein Mähder hed e" prächtege" Sehn., wenn
er sauber mäht U. Schnittfläche. Gutgeratener Käse
hed e" sehene" Sehn., hat eine glatte, nicht bröckelnde
Schnittfläche; im gegenteiligen Fall hed-er e"kei" Sehn.
U. Ahnlich: Die Bluetwnrst hat en schöne" Sehn. Tu
Pfyn. Beim Beschneiden von Bäumen; ,Man soll den
Sehn, alsobald mit Baumwachs bestreichen.' JCSülzer
1772. An Büchern: ,Ein Buch mit einem güldenen
Sehn.' 1739, Z. Als Quantitätsbezeichnung. Was beim
Mälien oder Schneiden mit der Sichel (Sense) auf einen
Hieb abgeschnitten wird U ; Z. Der hed e" sehene" Sehn,
g'nu", beim Grasmähen U. Beim Schneiden des Korns
machen drei Schnitt es Hätnpfeli, drü Hämpfeli e"
Hampfle", drei Hampflen es Hüfeli und drü Uüfeli e"
Garb. WSenn 1870. Von Speisen: Ein , Sehn, gesottener
Butter.' W Sagen. Auch von Getränken. Ein Glas Wein,
= ' •.. Schoppen Bs (Becker). Ein Durstiger verlangte
etwa vom Wirte .noch einen Sehn., dh. 2 dl., was
einen Teil des ganzen Muft's (Bd IV 94) darstellte.'
um 1880, BsStdt udE. (AMüller). Unbestimmter: ein
nur tw. (viell. etwa bis zur Hälfte) gefülltes Glas Bier
Bs; ZStdt und weiterhin (zunächst stud.). Vgl. Pfiff
(Bd V 1085). Insbe.s. a) entspr. schnlden 2a^ (Sp.
1081/3), chirurgisclier Eingrifl', bes. bei Stein- und
Bruchoperationen. ,Üer [Schärer-] Lehrling, der den
Sehn, lernen will, muss bei einem Meister unterge-
bracht, verdingt werden ... Der Lehrling muss drei
volle Jalire bei diesem Meister verbleiben und dann
als Geselle sechs Jahre wandern.' XVI., B TB. 1900.
.[Einem armen Patienten] 2 Kronen für seinen Sehn.,
den er noch fürzmiehnien Vorhabens seye.' 1676, BXrnd.
1908. ,So er [der Stadtarzt] nicht selbst den Sehn,
tuet und operiert, soll dem operatori 2 Pfd 10 ß und
nicht dem Statt-Arzet gebühren.' JJHolzhalb 1691
(Nachtr. 1693). .[Die Mitglieder der .Gschauw' sollen]
dem Umgang nach abwächslungswis dem Sehn, bei-
wohnen.' ebd. ,Ein des Schn-s verständiger Meister.'
1693. Z Gsehaubuch. .Nach underschidlichen ange-
wendten Mittlen und Arzneien hat man endlich ge-
schlossen, man müsse zum Sehn, kommen. Dise vor-
genommene Operation hat den armen Kranken in grosse
Furcht und Apprehension gesetzt.' Sebast. 1730. S.
noch schniden (Sp. 1082 u.) und vgl. (Stadt-) Schnitt-
arst (Bd I 434 o.; unter Ärehiater). — b) entspr.
schniden 3 a, von der (Getreide-)Ernte. o) Akt, Zeit
des , Schneidens' Bs (Spreng); ScaSt. (Sulger). ,Dem-
nach uf den 16. tag Julii zugend die Schwaben mit
macht uss Costenz haruss, vor ir stat und vor dem |
Swaderloch ze ernden; des fürnemens euch d' Eid- |
gnossen wurden, trukten bieruf in guoter, stiller |
Ordnung uss irem Swaderloch euch harfür, mit iren I
vienden den sehn, abzeteilen oder abzewechslen. [Nach |
einer kurzen Beschiessung liefen die schwäbischen |
Schnitter so überstürzt davon] dass si etlicher rüteren
und wägen vergaussen und den sehn. . . . ungeirt den
Eidgnossen liessend, welcher inen so wol gefiel, dass
si morne°digs frie mit 4000 man und 300 wiben zno
schniden gernst wider dran giengend, schnitend und |
füertend in, unss dass die aker al suber gerurapt
waren.' Ansh. ,Messis, die ernd oder zeit des schn-s.'
Fris.; Mal. ,Man mochte etwan die Turgower und
andere Landleut teils lassen nach Hauss ziehen, damit
der Sehn, oder die Ernd nit versaunipt werde.' 1653,
G Brief aus dem Felde. S. noch Näch-Schn. In präp.
Verbindungen. ,Das ist küngliche grechtigkeit, die
Gott durch den Samuel seit: Dem küng werdends zuo
acker gon, oueh in der ernd am sehn, ston.' Eckst.
1525 (Klag); vgl. Sam. I 8, 12. ,Ein pur ... ist auch
am sehn, gsin.' UMey. Chr. 1540/73. ,Als er [Zeuge]
ein wild gschrei ghört, were er ab dem sehn, an den
weg gestanden und glosset ...' 1551, ZKyb. ,N.
von Elsüw sagt, als er geschnitten, hab er gehört, das
der pur geret: du pfaff, du werist wol daheimen pliben
und uns in dem sclin. rüewig gelassen.' ebd. , Darnach
morgens syge N. der wirt zu inen uff den sehn. kom-|
men und zimlich woll bezechet gsin.' 1553, ScuSt.;
nachher: .ulF den agker an schnitt kommen.' ,[Eine
Kindsmörderin sei] mit den schnitteren in das veld
usshin gangen ... aber glych von inen inn ein waldi
keert, daselbsten under einer tannen ein loch gemachet.l
das kindli daryn gelegt, mit miess und einem stöckli!
bedeckt und widerumb darvon an den sehn, gangen.'!
1597, Z RB. Übergehend in eine Zeitbestimmung. ,Än[
einem (oö'enen) sehn.' ,Jo. Guldiner von Langnow
d[icit], dass die Rappin an eim sn. sprach, si bette!
hören sagen ...; nachher: ,Die Foglin bette es anl
eim sn. geseit.' 1397. Z RB. , Seite einer fry am offnen
sehn, zu im [dem Kläger], er hette gedacht sin eewil
zuo den lyplichen werchen, als oft er gewollen, b
im ghept.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Er hab an ein
oö'nen sehn, vom langen Gunzen ghört, N. und er
gezüg, sygent an dem wätter schuldig.' 1551, LHeienj
proz. ,1m sehn.': ,[Die Ameise] holt spys zu sumraerii
zyt, darzuo im sclin. sin narung wyt.' GVögelin I5S4!i
vgl. Prov. 6, 8. ,Der Jordan was voll an allen seineil
gstaden wie allwegim sehn.' 1548/89, Jo^üA; ,die ganzJ
Zeit der Ernd.' 1638. ,Näch dem sehn.': .Güeter ..|
nach dem sehn, und hewot ufftuon.' 1527/9, Z EB. Aucl]
vom Gras-, Kleeschnitt. .Das zweite Jahr wird er [de'
Klee] abgemähet, so bald er überall blühet, und als
denn zu Heu gemacht, welches ebenfalls beim zweite)
1353
Schnat(t), schnet(t), 8chnit(t). schnot(t), schntit(t)
1354
Schn-e inj Augustmonat wiederholet wird.' 1780, Gr
Sammler. .Dieser erste Sehn. [Klee] liefert ungefelir
50 Zentner. Jahrs darauf ... liefert dasselbe [Klee-
stück] in 3 Schn-en wenigstens 240 Zentner, im dritten
Jahr in 2 Schn-en 110 Zentner.' ebd. ,Auf 500 Klafter
Boden hat N. zwei der grössten Fuder dörren Klees
in einem Sehn, gemacht.' Gr Landw. Ges. 1781/2. —
p) von dem noch auf dem Felde stehenden, erst zu
schneidenden Getreide ScaSt. (Sulger). ,Es sol Keiner
kein mnessiggehend Vieh in kein Sehn, nach Esch
schlagen.' G Zuckenriet Otfn. 1543 (Abschr. des XVIIl).
— f) übergehend in die Bed. : ,was man durch
Schneiden, d. i. Ernten gewinnt", Ertrag, bes. von
Getreide, auch von Grünfutter (so Klee), Heu Bs; L;
SchR., Schi., St.; S; Tu; U; VVLü.; Z; „allg.", von Ge-
müse (Spinat, Kresse usw.) Bs. „Einen schönen Sehn,
machen." Das ist en schöne' Sehn. Haber! SchSI.
(Sulger). 's gi''t no''' en Sehn. Chle; der erst, zweit, dritt
Sehn. Chle ScuR., Schi. Me" hat dert früe (f heuet, und
wenn's am Herbstgras ist, so cha^'-me" ganz (juet no"''
en dritte" Sehn. hole". AHoGfiENB. 1914. Wenn's woll
mll, giH's hie' zive Sehnitt und nw'' e" Herbstweid V.
.Unseren sehr reichen Sclin. des Feldts haben wir mit
bisweillen jagendem Wetter Gott sei Lob glücklichen
eingesamblet.' 1730, Zu Brief (Gfd). ,Will man einen
Teil [Klee] zu Heu macheu, so bestimmt man dazu
die zwei ersten Schn-e des zweiten und beide Schn-e
des dritten Jahres.' 1780, Gr Sammler. ,An jährlichem
Ertrag ... 200 Garben Sehn.' 1838, LHerg. — 5) uneig..
„reichlicher Gewinst", vorteilhafter Handel Aa; Bs;
B; L; Th; Ndw; D; „Vw; Zg" (St.^); Z; wohl allg.;
vgl. auch schniden (Sp. 1089 u.). 's ist inllicht he'" guete''
Sehn., der Bau der Brünigbahn. B Volksztg 1880.
Efn) (guete", schone") Sehn, mache" Bs; B; Th; Ndw
(auch es SehnittU) ; U ; Z. De" hed wider einist es Schn-li
g'maeht! EOhermätt 1903. ll^o >iar e" Sehn, isch
s'mache" mit Hundert vo" Brozänt, sten Juden an der
Spitzen und waschen iri Hand. Bs Pastn. 1922.
.Papst Alexander VI. wollte auch einen solchen guten
Sehn, in der Schweiz tun, sandte derowegen Anno 1502
den Cardinal Raimunduni mit reichem Ablass in die
Schweiz.' Gri'ner 1732. Vgl. noch iScWrts(Sp. 813 Anm.).
Sifn) Sehn, mache" B; Z. Er het i" dem Geschäft si"
Sehn, g'maeht B (Zyro). .Der Ruf von der Unverweslich-
keit des Leichnams hatte Einigen den Gedanken bei-
gebracht, dass sie hievon ihren Sehn, machen könnten;
daher sie sich unterstanden, den ganzen Körper zu
stehlen.' Altert. 1773/83. , Einige Grosse mögen wol
noch ihren schönen Sehn, machen; aber so ein armer
I Znmpel wie unser einer ... gewiss nicht.' UBrägger
I 1789, Der Sehn, mache", eine , reiche Partie' Bs.
l 's Margrit wird jetz dernö''' no'^ mie.s'e" der Sehn,
mache', khiüicb: Cha"st go" äugele", loie-di^wiH, es ge''d
de"" kür no"'' ned de" Sehn., mit Bez. auf eine aus-
sichtslose Werbung L (Röthelin). — c) vom Säge-
schnitt AäF., Fri.; Bs; ThMü.; Z. Mach der Schnitt!
Bauer zum Knecht, der Klafterholz zersägen soll Bs.
. Beim Zersägen von Stämmen zu Brettern. ,Wenn der
Sehn, durch den Sägbaum vollendet ist, wird dieser
: neuangestellt' Ai (Hürbin). En nöwe" Sehn. a"schlah";
s. Sp. 380o. Der Sägerlohn wird nach der Zahl der
' ,Schn-e' berechnet AaF. .Hansen von Höng 3 Ib. sag-
1 lön von ÖO schn-en.' 14'20, Z. ,2 Ib. 11 ß 4 h. Jacob
1 Olmacher von 77 schn-en ze sagen.' 1517, AAB.(Rechn.)
I ,(Dem sager) von 95 schn-en zuo bruggladen, von jedem
sehn. 1 ß.' 1527, ebd. , Sagerion: ein sehn, umb
1 crützer.' 1637, ebd. ,Dem sager von Lyss von 75
schnitt sagerlon, von jedem sehn. 1 bz., und von einem
gflder an ein mülirad 20 bz., tut 12 pfd 13 s. 4 d.'
1571, BFrienisb. ,N. dem sager zu Burgdorf, daz er
2 trämel gesagt, hat 25 schnitt, tut 3 pfd 6 s. 8 d.'
1594, BThorberg. S. noch Sa(/er/2(Bd VII 436; 3mal);
8p. 1093M. (wozu nachher: .Summa von schn-en und
tawen 8'/l' pfd 2ß.' 14.58.S.). — d) vom Rebenschnitt
BS.; vgl. schniden ob. Der spät Sehn, zielt me uf ''en
Ertrag, der früeeh me uf d's Holz. Bärnd. 1922. Man
bedenke, dass bloss i" der Trücheni geschnitten werden
darf, so dass-es schön uf ''e" Sehn, trochnet. ebd. ,[Das
Schneiden der Reben geschieht am besten Ende Januar]
fürnemlich an Orten, da die Reben dem Sehn, nach
gern gewinnen; dann wann man also zeitlich schneidet,
so trocknet das Holz auf den Sehn., dass nachwerts,
wann das Saft darein kommt, dasselbe desto weniger
herauss rinnt.- EKönig 1706. , Betreffend das Holz,
weil dasselbe sehr ungleich wachset und zunimmt,
als erfordert es auch einen ungleichen Sehn. ... Da
der Stock alt und schlecht Holz vorhanden, soll der
Sehn, desto kürzer werden.- ebd. ,Wann der Jahrgang
schlecht und gering gewesen, dass es viel Holz, aber
wenig Trauben geben, soll der Sehn, umb etwas höcher
beschehen.' ebd. — e) Zuschnitt. Form, a) eig., von
Kleidern, allg. Das Chleid, Hem''U. Blüsli hat e(n)
schöne", keifn) guete", nid de" recht Sehn. Wenn der
Schulder de" Chittel verpfuscht i" der Nät und im Sehn.
B Volksztg 1884. .Letstlichen solle einem meister von
seidenem zeug, als damast, samat, atles und der-
gleichen zu verschneiden für den sehn, gevolgen und
werden, was anderer orten auch gebreüchig.' 1591,
AARh. Schneiderordn. ,Von einem messgewand [soll
einem Schneider bezahlt werden] für den sehn.
1 gülden.' ebd. — ß) uneig., Art, Beschaffenheit übh.;
Syn. Schlag 12a (Sp. 197); Schrot. .Dieser Mann, der
ganz nach dem alte[n] Sehn, zu sein scheint.' JHLandolt
1782/4. ,Ich kann mich aber nicht entschliessen, eine
Magt nach heutigem Sehn, zu nehmen, die nur viel
Lohn, Trinkgelter und Calfee fordert.' 1810, Bs Brief.
.Legionen deines Schnittes.' UBrägger 1788. —
2. Schärfe einer Sense TaPfyn; ZO. Dann hät's uf
ei"möl en letze" Schlag g'ge" [beim Dengeln] und de'
Sehn, ist futsch g'si" . . . dünn hast »o'''her icider lang
chönne" ehlopfe", bis t' en schone" Sehn, g'ha" hast.
MES.-'iKdMMER 1910. — 3. „Haufe Schnitter Sch; Z";
Syn. Ge-schnitt. — 4. Spur von einem Geschmack; Syn.
Zieh. .Der Hirsch fand im Wasser einen Sehn, von
Ton und Morast, von Kot und Fäulniss, so zart war
sein Geschmack.' LMeyer 1767. — 5. a) Steuer, die
auf die Haushaltung oder das Vermögen gelegt wird
GrD., S. ,Wan Einer oder Mehr allhier von Yber-
sasen [sich] wolte für ein Landtsman oder Landtsleute
ink^uffen, die sollen schuldig sein zu geben, wie ob-
bemelt ist, mit Geding, dass sie sich fein fleissig und
recht halten in fürfallenden Occasionen, und sige mit
Sehn, zu geben und Steg und Weg zu erlialten oder
Bundtssachen utt'zuerhalten und helfen schitzen und
schirmen ...'1650, GRObS. Landb. — b) Anteil an
einer gemeinsamen Nutzung GrAv.; vgl. ab-schnitzen.
,In Avers wird das vom Winde oder von Lawinen um-
gestürzte, zur Verteilung unter die Privaten bestimmte
Holz in so und so viele Schnitt geteilt. An jedem
Sehn, sind mehrere Teilhaber. Das Holz heisst Sehn.-
1355
Schnat(t), schnet(t). schiiit(t). schnot(t), schnut(t)
1356
Hülz.- TscH. — c) Teil einer Landschaft (als steuer-
liche und nutzungsrechtliche Einheit) GrAv.. D.; vgl.
Bühler I 156; Leu, Lex. XVI 420; Sprecher 1672, 317.
320/1. 323/4 (mit Bez. auf GrD., Kl.. Castels, He.).
.Sehn, oder Schnitz werden in Graubünden, und sonder-
lich in dem X Gerichtenbund, in dem Hochgericht
Davos, Klosters etc. die Teil der Gerichten, in welche
selbige eingeteilt, als der Obere und Untere, der innere
und äussere Sehn, genennt.' Leu, Lex. Avers war früher
in 5 — G Schnitt eingeteilt, Bezirke, denen oblag, die
Wege im Stande zu erhalten, und die dafür einen
bestimmten Teil des gemeinsamen Waldes (Windwurf-
liolz) nutzen durften; vgl. b.
Ahd. (in rebusnit). uihü. init m. (n.) in den meisten unsrer
Bedd.; vgl.Gr.WB. IX 1314 ff.; Martin-Lienh. II 510; Fischer
V lOlilö. In Bed. Iba als Neutr. in einem alten Beleg un-
sicherer Herkunft: ,Daz sn. und das winleseu sint. beidiu vür.'
XIII., Zyro. Einmaliges .Sc.hneidt' in Bed. 1 by (N. ver-
schreibt als Pfand .sein hUriges Jahr zu erwarden habentea
Schneidt, nämlich ales das Seinige, Korn- und Rnggengarben,
was er bekonipt, wie auch das Heiiw ab siner Obermatt.' Aa
Wohl. Gültprot. 17 74) ist falsche Verhochdeutschung. Die
verbreitete Bed. 1 b5 (auch eis., schwäb., bair., tirol.) wird im
Gebirge (so nach einer Angabe aus U) als nicht heimisch em-
pfunden. Zu 5 vgl. schwulen Sb^ (Sp. 1084(5) mit Anm.
(SpA09ö 0.), ferner Ge-schniii.Schniiz^ In ONN. ,Schn.-Boden'
BAdelb. ,Schn.-weier-Bad' BSteff. Als FN. (etwa Nomen ag.,
entspr. ahd. 'mito, Schnitter?) XVI., BsStdt (Leu, Lex.). Zum
Folg. vgl. die entsprechenden Zssen mit achnulen.
Ab-: 1. durch Abschneiden einer Ohrspitze her-
gestelltes Erkennungszeichen beim Gross- und Klein-
vieh GnObS. (B.). Vgl. Schnorz 2 h (Sp. 1331). —
2. Grenzlinie zwischen zwei Grundstücken. ,Dass der
A. zwüschent den angedüten beiden Teilen ... dem
allbereit geraachten nöuwen Fridgraben ... nachgahn ...
solle.' 1652, Z Rq. 1915. — 3. = Abschnidung 2 a (Sp.
1104). .Solchen leichtfertigen verfnererischen Nacht-
tänzen und Hengerten ein A. ze tuen.' 1687, GrD. LB.
.Fründ-eidtgnössisch verlangt, fernere[n] weitaus-
sechenden Weitlenffigkeiten den völligen A. zu machen.'
1691. SCHW. — Vgl. Gr. WB. 1 108.
Uf-: 1. das Aufschneiden einer Münze bei der Prü-
fung des Feingehalts. .13 ß 4 hlr ist zum u. verbrucht,
wie man die nüw Curer münz, so der bischoö' lasst
schlachen, gebrobiert.' 1570/1, Z Seckelamtsrechn.
,2 pfd 8 ß ist zum u. verbrucht, als man die nüwen
Lucerner taler am 25. Mai probiert.' ebd. — 2. = Ver-
schnittene (Sp. 1114u.) verbreitet, doch weniger volkst.
als dieses. Im Spiel mit 3: Ghalte'' Ü. mit Güggelbei",
Zunge" . . . Alles feini War, 's isch g'wüss he'" Ü. L
Tagbl. 1899. — 3. erfundene, übertreibende Äusserung,
Erzählung Bs (.Spass, Scherz, Neckerei' It Seiler); B;
GrHc.; I-; Th; Z, so Bül. und wohl weiterhin. Säg
de"", we"" de"" fertiglbisch mit dem Ü. EBalmer 1923.
Das isch-e" dumme" U.! CWeibel 1888. 's isch en U.
wider vo" Ine", Herr B., Si wend-mi''' wider in Harnisch
jage". Breitenst.J 1864. ,Es ist Dises äussert allem
Zweifel eine Prallerei und philosophischer Aufschnitt
diser aufgeblasenen Weisheitsnarren gewesen.' JJUlr.
1718. ,Das [man habe sein Glück selbst gemacht]
kann von keinem irdischen Glückskind ohne Aufschnitt
nicht gesagt werden.' ebd. 1731. — Vgl. Gr.WB. 1 729;
Fischer I 4 17 (in Bed. 3).
A°-: wie nhd., von Brot, Butter Ap; Bs; B; F; G;
Th; Z; Syn. Fuchs 6'(Bd I 658); Gruschi (USch.);
Bodens (Bd IV 1028); Büppi; Spitz. Wenn-vie" der
A. vom Angge" nimmt, so tuet-me" sibe" Jör nit hiröte"
BsStdt. — Vgl. Gr.WB. I 448; Alem. 1843, 60; Martin-
Lienh. II 510; Fischer I 256.
Aprile" Abrelle"-: Rebenschnitt im April BS. Der
A. macht der Trubel dick. Bärnd. 1922. — Ernd-:
= Schnitt Ib; s. Bd VII 188o.
Üs-: 1. a) vom Aus-, Zuschneiden von Pelzwerk.
Die Kürschner beklagen sich, dass die , Hinderfür-
macher' die zu den Verbrämungen nötigen Pelze, deren
Zubereitung und Zuschnitt vertraglich der Kürschner-
zunft zusteht, von auswärts beziehen, sie auch selber
zuschneiden und an den Kappen anbringen, ,welliches
irem Handtwerch nit geringen Abbruch, sonder Mengk-
lichem, umb das sy ein Bremi söllicher Kappen uff
einen Guldiu und nach höcher ufftrybind, da sy, die
Kürsiner, aber inen ... im ü. der Oteren ein Bremi
umb das ander von einem halben Guldin biss uff sechs
Batzen ze kouffen geben weltind, Vertnrung und
Schaden bringe.' 1615, Z. — b) ents\n. üs-schniden 2
(Sp. 1111), Kleinhandel. ,[Klage der Weber gegen
zwei Frauen] betreffend . . . das Verkauften bey dem
Ausschult des Kölsch-, Barclient-, Zwilch- und trilchin
Tuchs.' 1695, Z; nachher ,Verkauff bey der Ellen.'
.[Die Angeklagten] sollen sich des Ansschnits ob-
erwähnten ... Tuchs ganzlich müessigen.' ebd. — 2. wie
nhd.. Ausschnitt am Gewand (verbreitet). .[Kloster-
frauen] sollen nicht unzimlichen usschnits gebruchen.'
1526, ScH. — 3. in der RA. en Ü. ne", einen Ausgang
nehmen, ausfallen B<j. I"'' ha" du nit g'gugget, wie
der 3fänt (Handel) en IJ. g'no" hi^gi. Bärnd. 1911. —
Vgl. Gr. WB. 1 959. Zu 3 vgl. ab-schnukn äd (Sp. lIOSu.)
eine entsprechende Bed. von ün-ncliniden fehlt.
Feder-: das Zuschneiden von Kielfedern. .[An
der Schreibschule] soll die Information bestehen in
grundlicher Docirung eines sauber und laufenden Buch
stabens ... wie auch des F-s.' 1749, MReimann 1914
— Ver-: 1. das Quantum Brot, das zur Verteilung
an die Armen zerschnitten wird. ,l)en V. des Brode:
täglich auf die in der Amtsstube hängende Tafel ..
aufzeichnen und von da wöchentlich in die Mäbl-
Brod-Rechnung zu tragen.' 1784, Z JfG. 1878. —
2. aus zwei Sorten verschiedener Qualität gemischte)
Wein Bs. — Vor-, Für-: das gestreckte Schoss eines
zum Gruben bestimmten Rebstockes ScnHa.. der znn|
Einlegen oder Gruben zugeschnittene Rebstock ScBSt|
(Snlger). Vgl. Strecft-Sojfcn (Bd IV 1068). , Alte gross,
und für das künftige Jahr zum Gruben bestiinrat
Reben müssen in der Absicht zum Voraus geschnittei
werden; man lässt ihnen gewöhnlich die zwei schönstei
und höchsten Schosse, jedes ungefähr einen Fuss lang
stehen ... Solche Reben, die man Vorschnitte heissti
sollten tüchtig gedüngt werden, damit sie schönei
grosses Holz erhielten. An denjenigen Orten, wo ein
zelne Beben abgegangen sind, werden ein oder zwe|
der daran grenzenden Reben auf eine ähnliche Weisl
vorgeschnitten.' Steinm. 1804 (GW., We.). |
Geiss-fuess-: der beim Veredeln von Bäume!
angewendete Schnitt mit dem Geiss-Fuess, einem Inj
strument mit hohler Schneide und Holzgriff Bs (Linder^
— Vgl. ,Geiss-Fuss'bci Gr. WB. IV 2805; bei uns sonst »'■
Bez. andrer Werkzeuge; s. Bd I 1091.
Gabel-: beim Schneiden der Reben BS.; vgl. «'
d'Gablen schniden (Sp. 1092o.). Führt man an alte
Stöcken den G. aus, so , übertragen' sie sich, es wirj
ihnen zu viel Saft entzogen; vgl. Bärnd. 1922, 313. -
Gere"-: beim Zuschneiden von Kleidern; vgl
1357
Sclinat(t), sclinet(t), schnitt), schnot(t), schnut(t)
1358
d'Geren schniden (Bd II 400 u.). .Schneider und Schnei-
derinnen müssen den 6f. kennen, um die Achselraute
schneiden zu können' TuTäg. — Haber-: Haferernte.
1531, ZSth. — Hobel-: Hobelspan. ,Wir fanden auf
diesem Gletscher Stück von Nuss-Schalen, Ross- und
Menschenhaar und Hobelschnite.' Sererh. 1742. —
Herbst-: Kleesclinitt im Herbst oder dessen Ertrag.
,Die zween H-e werden wegen Mangel genügsamer
Wärme zum schnellen Dörren besser grün gefüttert.'
Gr Sammler 1780. — Joch-: = Joch-Mäl (Bd IV 150)
GRÜbS.; vgl. Ab-Schn. 1. — Juden-: das Schächten;
s. Sp. 1083u. — Korn-: Kornernte. 1531, ZSth. —
Chrön-: das Zurücksclineiden des Weinstocks auf die
,Krone' BS.; vgl. uf ä'ChrönfenJ schniden (Sp. 1002o.).
— Laub-: wohl vom Sägen dünner Bretter;
vgl. Laub-Sagen :' (Bd VII 428). .[Dem Sägemüller]
25 Ib. 15 ß von 25 Höheren und 30 Laubschnitten.'
1004, AaB. Baumeisterrechn. — Lib-: = Schnitt la.
,[Der Klosterarzt soll] alles das, was seiner Kunst
anhengig, ohne mehreren Lohn, als seine Ordinari-
Bestallung ausweiset, tuen und verrichten, denn allein
den Leibschnitt belangend.' AaMutI G Ordn. XVII. —
Ma""-: Landmass, „Morgen Land, bes. von Weinreben,
hundert Klafter in sich fassend Gn-Mai. (0,12 neue
Schweizer Juchart); „W", auch It DiLMeyer (900
Schweizer Klafter). Lt Liebenau schon in einer Urk.
aus dem Einfischtal v. J. 1462. Syn. Mann-Schnitz;
vgl. Mann-Mad ^Bd IV 73/4). — Merze"-: Reben-
schnitt im März BS. Der M. isch der best. Barnd.
1922. — Meister-: wohl zu Schnitt Ibb. Kaufmann
zu einem verkleideten Pfaffen, in dem er irrtümlich
einen Schuldner zu erkennen glaubt, der sich ihm
bisher zu entziehen gewusst hat: ,Ich ken dich wol,
du bredst mich nit. Sich da, das ist ein m. ! Halt, gsel, du
must mir anders pfeiffen!' TStimmer 1580. — Näbent-:
seitlicher Ausschnitt am Schuh. ,So wellend auch
unser gnedig Herren abgestrickt und verbotten haben
...die ussländisch Gatung der hochen Sehuochen, so
; mit Tötzlinen und grossen N-en gemachet sind, mit
1 denen sider kurzem etliche Manspersonen und jungen
Gsellen daher kommen.' Z Mand. lölü. — Nach-: die
nach dem Verkauf eines Grundstücks, noch durch den
frühern Besitzer vorgenommene Ernte. ,[Bei Grund-
I Stückverkäufen] soll bei der Vertigung allezeit ge-
! öffnet werden, ob der Schnitt vorbehalten, dann sonsten
I zu solchem N. der Verkäuffer kein Recht haben solle.'
LStR. 1765. — Nägeli-: Beschneiden der Nelken-
stöcke. ,Dem N. ist um so mehr Aufmerksamkeit zu
j schenken, als die Erfahrung zeigt, dass die Negeli
I vom Winterfrost viel weniger leiden, weil die Schosse
' viel näher am Boden und deshalb vom Schnee besser
geschützt sind' ZWl.(1882j. — Böge»-: Rebenschnitt,
bei dem die fruchttragenden Schosse in Bugen gezogen
I werden BS.; GRh.; Th; vgl. Pfau 1863, 105; Tu Beitr.
i 48,127; Bärnd. 19'22, 313. — Bruch -: Bruchoperation.
.Mithin auch wegen des Br-s im Spital bessere Anstalt
zu bestellen und künftig etwan auch von jungen er-
; fahrenen Meistern hiezuo zugebrauchen', Auftrag an
I die ,Gschau-Herren'. 1689, Z RM. S. noch Augen-
I Bristen (Bd V 844). — Riss-. ,[Dem Säger] 3 Ib. 14 ß
] 'on SORyssschnit und 11 Hölzer Schwartengält.' 1614,
• AaB. Baumeisterrechn. — Sommer-. ,Bei uns wird das
' Spalier-Steinobst nach Johannis beschnitten, welches
man den S. nennt.' Gr Sammler 1807. .[Vorsichtiges
Abdrücken der überschüssigen Laubknospen] ist viel
besser als der sog. S.' ebd. — Schenkel-: = Qabel-
Schn., an alten Stöcken mit ausgebildeter Krone vor-
genommen. Der Seh. führt, mit Ausnahme gewisser
Sorten (vgl. Bärnd. 192'2, 313), zum Tod des Stockes
und wird daher angewandt, wenn man einen Rebberg
erneuern will. — Schäre"-: mit der Schere aus Papier
ausgeschnittene Figur Bs und sonst. — Stein-: Blasen-
stein-, Gallensteinoperation; s. Augen-Bresten (Bd V
844). — Zehend-: Erhebung eines Zehntens. ,So
wäret der voll ablas von Oculi biss Judica ... und der
[päpstliche] z. ein jar.' Ansh.
Zan''-: Würfelfries BSpiez. — Vgl. Gr.WB. XV I5G
(ZalineiDschnitt).
Zapfe"-: = Ührön-Schn.; vgl. Tu Beitr. 48, 128;
Bärnd. 1922, 312.
Go-schnitt (G'schni'd AaF.), PI. -t LE.; W. —
n.: 1. = Schnitt Iba.. ,Das g. oder die ernd gieng rächt
an umb Petri und Pauli.' HBüll. D. ,Schlahe die
sicheln an, dann das g. ist zeitig worden.' LLav. 1587.
.N. sagt noch, das die Frauw auss dem G. geloffen.'
1752, LE. Brief. ,Ara, im g.' ,[N. sei] zuo sines
bruoders sun körnen am g.' 1558, ZGreifensee. ,Als er
synem Schnitter am geschnitt ein tochter wider irer
eiteren willen zur ee versprochen.' 1574, ZGrün. ,[Ein
Zeuge sagt aus] N. habe in dem Geschnitt geredt ...'
1607, Z. ,Der Probst zu Klingenzeil hab am G.
gsagt ...' 1673, SfuSt. — 2. ,ürt, Platz, wo man wirk-
lich das Getreide mit der Sichel schneidet L; Zg; Z."
— 3. = Schnitt 3. meist unter der Leitung eines
Schnitt(er)-Meisters (Bd IV 529) stehende Schar von
Schnitter(inne)n (auch Mähdern LE.), die nach einer
andern Gegend in die Ernte (auch in den , Heuet' LE.)
zieht L; ZO., Rafz, die auf einem Hofe (im Akkord)
arbeitet AaF., Fri.; BsB.; L (Ineichen); ScH(,Schnitter-
gesellschaft.' JohMeyer 1866); mTa (10, 15 bis 20
Mädchen); Z, so B., UA., Abteilung von 3 — 5 Frauen
oder Mädchen, die sich in die Arbeit des Schneidens,
Antragens und Bindens teilen Z. ,Von den Berg-
gegenden der Gemeinde [ZWila] zogen einst Männer,
Frauen und Kinder unter Anführung eines Geigers,
der zugleich G'.iehnittmeister war (man nannte eine
solche Schar ein G.) hinunter nach Fehraltorf, Gutens-
wil und andern Orten zu den grössern Bauern in die
Ernte. Nachdem das dortige Getreide eingebracht war,
kehrten unsere Oberländer mit mächtigen Brotlaiben
und Säcken voll Ähren heim, um hier bei der Ernte
der später gereiften Frucht noch mitzuhelfen.' EStaübsr
19'24. Das G. eines Hofes begibt sich am Morgen des
Erntetages gemeinsam aufs Feld; altvaterische Bauern
im Bezirk Uster (Z) lassen es mit einem Geiger aus-
ziehen. Ein grosses G. zu haben, ist der Stolz des
Bauern, 's Ehgaumers dert cnne", loie händ die e"
stattliches [!] G. KpMeyer 1844. ,Es regte sich ein
gewisser Stolz in mir [dem Bauernknaben], als wir so
mit- einem zahlreichen G. durchs Dörflein [aufs Feld]
zogen.' Stutz 1853. ,Man zeigte mit den Fingern auf
das kleine G. [eines geizigen Bauern].' ebd. (B.) 1855.
, Jedes Geschn. hat seinen Schnitterraeister, der sich
gewöhnlich auf dem rechten Flügel postiert und dort
den Übrigen zum ermunternden Beispiel immer ein
kleines vorausschneidet.' Sdterh. AG. Es wird auch
etwa nach dem Takt der Musik gearbeitet. Auf den
Höfen bei ZEmbr. geht bei grössern Bauern ein Geiger
hinter der Schnitterschar her und treibt die Zurück-
bleibenden an mit Vorsingen des Liedchens vom
1359
Schnat(t), schnet(t). schllit(t), schnot(t), schnutft)
1360
Zipfeli (s. d.)- Auf dem Rücken eines beim Schneiden
zu früh Ermatteten tanzt Einer aus dem G. nach der
Musik der Geige ZB. ,Das Wetzen der Sicheln ist
stets nur Einem aus dem Geschnitte. wie billig dem
Geübtesten, übertragen.' WSenn 1870 (Suterni.). Nach
der Ernte taten sich zuweilen mehrere .Geschnitte'
zu gemeinsamer Lustbarkeit zusammen ZUst. S. noch
Glücks-Eämpfeti (Bd 11 1303) und vgl. Em II (Bd 1
4Ö3), ferner WSbnn 1870, 103 ff. (Sutermeister); Th
Beitr. 45, 105/9; EStauber 1924,78/9; AfV. 24. 99 ff.,
auch Jakob Bossharts Novelle .Uer Festbauer.' .Die
Knaben haben dem G. nach müssen Ähren auflesen.'
1688, Z Syn. ,N. befände sich mit einem Geschnidt
von 15 Personen uff dem Feld.' 1707. Z. — 4. = Üf-
Schnitt 3; s. Pfaffen-G. — 5. = Schnitt 5c, das Gebiet
einer Gemeinde W, so G. ,1m Langental, Geschnitt
Binn in Goms.' WSagen. ,Die Markscheide oder das
Geschnitt der Gemeinde [Ulrichen].' ämH. 1879. ,Nach
einem Akt von 27. Dez. 1383 ward Ulrichen in zwei
Geschnitte (mansi) geteilt, wovon das eine das obere
und das andere das untere Geschnitt genannt wurde.'
ebd.; in der Urkunde: ,antiqua servitia tellie debita
annis singulis nomine d[uorum] niansoruni recepte.'
Der Zehnten Siders und die übrigen Orte und ,ge-
schnitti' des Zehnten von Sitten. 1550, Absch. S. noch
BdV1880o.; VII 982u. — Vgl. Ür.Wß. IX :',9.i2; Fischer
III 489.
Hus-: einheimische Schnittergesellschaft, z.U. von
einem Sehwähen-G. ZSth.
Pfaffe"-: Erfindung der .Pfaffen' LE. Meinstgäng
MO«*, dass e" Hell und Feckfür sind? Das Alls ist
'unW Pf. — Vgl. .Schnitt', Lüge, Prahlerei bei Gr. Wß.
IX 1350; Müller-Fraureuth II 463.
Schwabe"-: Gruppe von Schnittern aus Schwaben,
die zu den Erntearbeiten in die Schweiz kommen Z
Sth.; vgl. Schuäben-Ern (Bd I 463).
Schnittele» GRh., Ta.; TuBerl., Mü., Wag. und
It Pap., Schnittte' GSev., W., We.; TflPfyn und It
fStaub (oO.) — f.: a) = Schindelen (Bd VIII 900).
aaOO., auch Abfälle beim Zurichten von Gemüse GRh.,
beim Schneiden von Kuben GMarb. — b) dünne Brot-
schnittchen, zB. als Suppeneinlage GW.; Th (Pup).
Epfel Üpfel-: = dem Vor. a, von Äpfeln TuBerl.,
Mü., Pfyn. Ö-e" verbrenne", das'-es en guete" G'ruch
i" d' Stube" giH niTa; vgl. be-räuken (Bd VI 801/2).
Aus gedörrten Ö-e" wird auch ein Tee bereitet. —
Erd-ber Epper-: scherzh. statt Erd-ber- Schnitten
GBern.; s. Immis-Gos (Bd II 472).
schnittele": Apfel schälen ThMü.
Schnitte" (bzw. -e'-) f., PI. meist unver., in BE.,
Gr., G. ; FJ. Schnitti, Dini. Schnittli, in GRChur und
sonst (auch) -eli, in GrAv. -dti: 1. a) wie nhd. Schnitte,
bes. von Brot, Käse, auch Fleisch (Schinken, Speck),
Rüben usw. E" Sehn. Brot uf''em Täller, es Schnittli
Chiei derzue BLau. Jetz litit's Firäbend, jetz ge''d 'n
Chind ['.] z'Äbend, 'n Buobun e" Schnu" Speck, 'n
Meitschinun e" Hennundreck, Spottvers. FGStebler
1907( WLö.). , Leber zu Schn-en verschnitten und ge-
backen.' Bs Kochb. ,Du solt vil schn-en brod mit milch
durchgossen früege nüechterlingen essen.' Kunsth. 1474.
,Für Schräcken der jungen Kinder und Kindbettern:
Ab einem Brot schneid 3 Schn-en in Nammen Gottes.
Vatters, Sohnsund H.Geists, vernayediese3Schnitt[en]
in ein leinin Tüchli, henks an einem Schnüerli ihme
an den Hals.' Z Rezeptb. um 1700. ,Nimm gepülffret
Nagelkraut und iss es auf einem Schnitli Brot.' ebd.
,[Eine Hexe habe] diss Pulvers an ein Schnita Käss
gestrichen.' 1702, Scumid u. Sprecher 1919. ,Gebähete
Schn-en'; s. Nidel (Bd IV 673 o.). S. noch Anken-Bröt
(Bd V 955); ferner Sp. 990u. I090o. Spez. a) (bes.
im Dim. Schnittli) von kleinen, dünnen Brotschnitten
als Suppeneinlage B; vgl. Brot-, Suppen-Schn. ,Do
nun N. die [vergiftete Suppe] wolt essen und anhuob
iuschniden. da wurden die schnittle grüen.' Ansh. —
ß) (auch Dim.) Brotschnitte, mit Butter und Ein-
gemachtem belegt Bs; GRÜhur; vgl. Anken-Schn. —
Y) (in Aa tw.; Blns, Stdt und It AvRütte; LG.; S
Schnittli) handgrosse, dünne Brotschnitte, die in
flüssigen Teig oder Eier getaucht und in Butter braun
gebacken wird Aa, so It H.; Bs; L, so G.; Tn (Pup.);
Z; vgl. Eier-, Fofzel-, Ghiiechli-, Bröt-Schn. D'Frau
muess-mir par Schn-e" bache". Grolimund 1911 (Aa
Gränichen). Es ist es Meitli z'Esche"bach fz' Schwarze'-
bach), es hed de" Buebe" Schnittli (Schn-e") g'macht,
öni Mel (Wasser) und öni Teig, 's hed de" Buebe"
Schnittli 'zeigt, mit obszönem Wortspiel. L Volksl.;
vgl. auch Grolimund 1911, 76 (.AaSI.). .Schnittli werden
von nicht hablicl)en Landleuten bei ihren Gängen in
die Stadt in Katteehallen altern Stils zum Kaffee ver-
zehrt; sie sind auch eine beliebte Zukost zu spärlichen
Mittagsmahlzeiten in bürgerlichen Häusern' BStdt
(AvRütte). Mer hei" dert [im Wirtshaus] Kaffe u"'
Schnittli g'no". C Weibel 1888. Auf die braungebackenen
Schn-e" bezieht sich das Kinderrätsel: Böt-mer-i", röt-
mer-ä", was ist Das: i«* göne" wiss i" 's Bad und chume'
brün hei'"? L. Neben andern Gebacken. ,Nach den
strengen Erntearbeiten gi^'t's Sichlete"-Wegge" oder
-Zupfe", ung'habne oder g'habne Chüechli oder Schnittli.'
Bärnd. 1914. Chnöi"'bletZf, Strübli u'"' Schn-e" »«" bi
Here" u"'' Bure" wol g'litte", Spruch auf einem irdenen
Geschirr. JBijRKi 1916. ,21 hussbrot, ein ankenballen.i
ein schn-en und ein strübli verstollen.' 1587, Z RS.
Im gleichen S. 'backe" (Aa; Ap), 'bachni (B; ZS.)
Schn-e" (auch Dim.) Aa; B (Nachtspruch); ZS.,|
als beliebte, nahrhafte Fastenspeise Aa (so F., Fri.),j
in Teig gehüllte und in heisser Butter gebackene
Honigkuchen (Lebkuchen, Leckerli), die am , Funken-
sonntag' als Fastenspeise genossen werden Ap; vgl!
JCSchäfer 1810, 36; TTobler 38; AfV. 1183. Leckerhl
ond Biberli zum 'bache" Schn-e" mache". AToeler 19ü9i
Chäs-tönnele", 'bache" Schn-en ond Chäs-''appech, Gugetj
höpf ond Eierzöpf. ebd. 1908. ,Sie gaben mir auch fttn I
bachne Schnittli und drei rinderige Küchli; Strübli uocj
Hasenöhrli han ich nit zeit.' AfV. (B Nachtsprnch);
,Item so soll man inen [den .verpfrüenden kinden'] ail
der mitwuchen pachen schn-en machen, und am frita{|
einem zuo nacht ein paches und am sambstag zuo nachl
einem zwey paches gäben ...; doch wen man pachei
macht oder sunst küechlet, sollen sy die eiger darzuil
gäben.' 1528, ZWth. Siechenhausordn. Von schlarati
fischen Zuständen. J'* wf^t, i"* war im Federe"bett unii
war mit 'bachne" Schn-e" 'teckt; i''' weh mV Teckifresse\
ZS. ,In'n Krieg du betest guten Lust, wann man mil
bachen Schulten sChuss und schlüge mit Bradtwfirstel
drein, mit Frässen dapfer tatst das Dein.' WabrsaobJ
1075. Übertr.: 'baclie" Schn-e" heissen (scherzw.) auci
die zwilchenen Fausthandschuhe der Bauern AAFrl
(Hürbin). ^ 8) (Weiss-)Brotschnitte, mit Früchten odej
Gartenkräutern. Fleisch usw. (dazu meist noch ni'
weitern Zutaten) belegt und in Butter gebacken, wol
1361
Schnat(t), schnet(t), schnit(t), schnot(t), schDut(t)
1362
allg. Brhig-Sr [die gepflückten Erdbeeren] du der
Mueter; si seil Schnittli mache". JReinb. 1917. üew. in
Zssen wie Epfel-, Chrebs-, Chrüt-, Mandel-, Münze'-,
Nidle"-, Beri-, Krd-ber-, Hind-ber-, Bruniole"-, Spinät-
Schn.; vgl. BKochb. 1796, 104/7; 1871, 231/4; ELandolt
1854, 320/2. Weitere Zssen s. u. — e) uneig. Ei"'m
Schn-e" ge", Scliläge BsStdt (Schülerspr.); Syn. e" bar
Brätzeli, g'salzeni Kiechli ge" (SV. 1912); Einem Eini
backen (Bd IV 959o.). — b) Schwefelschnitte zum Ein-
brennen von Fässern; s. Süess-Brand (Bd V 681) und
vgl. Süess-brand-, Schive fei- Sehn. — 2. der einzelne
Streifen einer in regelmässige Abschnitte geteilten
Wiesenfläche GaRh. (in Sufers nur noch lialbappellativ),
abgemarkte, langgestreckte Fettwiese GrAt., S. IJnne"-
har ist d'Schn. lam Juri GRNuf. En zieri Sehn. Matte";
e" ziers Schnittli. ebd. — 3. = Schnitt Ibi (Sp. 1353).
Wer's vor 'nem Tschuppli Jären het vermögen und
verstandeti Land z'chouffen u"'' 's jez umhi" terchieffi,
chönnt jez en guoti Sehn, mache" BR. — AmliJ. ««/m,
-r; vgl. Gr. WB. L\ 1351; Martin-Lieuh. II 510; Fischer V
1075, zu laf ,pacheu schuittl'. XV./XVI., Tegernsee (fierui.
IX 201). Als Fhirn. (zu Bed. 2): .Bei der Sdin-en unweit der
Ätchepfi.' FGStebler 1921 (WZeueggen).
Eier-: aucli Dim., „Schnitten Brodes, durch Eier
gezogen und in Butter gebacken VO"; L; GMs; S.
Und ivenn's [ein altes Weiblein] si's Eierschnittli
g'isse" g'ha" het ... het's 'nes G'nückli g'no". JKeinh.
1905. Im Kilterlied: Mach-em du en E., so tuet-er
2'Öbe"d bi-der ligge"; [nachher klagt das Mädchen:]
D' E. hed-er g'gesse", 's Bi vier-ligge" hed-er ver-
gesse" L; vgl. auch ALGassmann 1906, 36 (LLuthern).
,Als der Paur mit seinem Volk E-en gessen und der
Bättier ihnen zueglueget . ..' Schisippr. 1651. ,Sura
Scholla [!] und Bratwörst, Braten, Gügel und E-e.' 1798,
GStdt (Speisezettel). — Anke"-, in AaZ. nach einer
unbestätigten ä. .\ngabe -Schnitt: I. Butterbrot AAÄar.,
B., Ehr., Frl., L., Z.; Bs; BE., G., Ins. Meir., Si., Stdt
und It Zyro. .Eine A-e streichen.' B Hink. Bot 1900.
E" g'sattleti A.\ s. Bd Vll 1439 u. Man verheisst den
Kindern etwa eine A., so gross wie ein Rosskopf AaB.
,Es ist ein seltsam Ding, das menschliche Gemüt, und
auf gar manches Gemüt, das boch oben in den Wolken
schwebt, hat ein Speckbröcklein oder eine A-e mehr
Gewalt als ein Wort, das hoch oben aus den Wolken
kömmt.' GoTTH. Gaffe und Milch und A-en und Hung
drüf. RMI'ller 1842. He nu, so zwäng's mira", du Löl,
I wenn d' doch partu für diner Lebtig lieber trochs Brot
I toft als A-e" und Hung druff, Vater zu seinem Sohn,
der statt das väterliche Geschäft weiterzufahren den
Lehrerberuf ergreifen will. FOschw. 1917. — 2. in
i Butter gebackenes Stück Brot Aa It H. und Rochh.;
üwE. — Hung- an ke°-: mit Honig bestrichenes Butter-
brot. Eue^ Bitter macht ja 'nes G'sicht, wie wtnn-er
j e" H. mit Pfeffer druffe" gisse" hätti. RvTavel 1913. —
I Erd-äpfel Herd-üpfel-: 1. Dim., in Fett gebackenes
Küchlein aus KartoÖ'elbrei BE. (Bürki). — 2. PL,
\ Kartoffelschalen. ,Dem Manne gönnte es Nichts, am
I liebsten hätte es ihm nur Erdäpfelschnitti gegeben oder
I Treber.'GoTTB.; ,Erdäpfelrinde.' 1861. — Stief-ätti-
j (Stäf-J: sehr dünne Schnitte, zB. von Käse GrD. —
Lxame"-: bei Anlass des Schulexamens den Kindern
i verkauftes Gebäck BSchangn. — Fenchel-; ans
Zucker-, Eiern und Mehl mit einem Zusatz von Fenchel
I bereitetes Gebäck; s. BKochb. 1796, 123; 1871, 340.
I .F-en und Biscnits 10 Bz.- 1791, B.
Schweiz. Idiotikon IX.
Fotzel-; = Schnitten lax. auch „in Milch ein-
geweichte Brotschnitten, welche durch ein gequirltes
Ei gezogen, in Butter gebacken und mit Zucker be-
streuet werden" (St.^) AaF., Zein. und It H.; Bs (auch
Spreng); „B", so Br., E., Twann; S. so G., L., 0.; Z, so
0.; s. auch Bs Kochb. 63. F-e" zdl-er de"" nid zu de"
Chüechline". SGfeller 1919. ,Ein beliebtes Mittag-
essen waren die F-en.' Messikommer 1911. Es Chacheli
Gaffe und e" F. Schild 1876. Ha" ''em Holder [dem
auf Besuch weilenden Liebhaber] müesse" Gaffe mache"
und F-e" derzue. JJuach. 1892. [Frau B.:] Si werde"d
doch nüd iippe" wege" mir .. . Umstand mache" welle"?
[FrauG.:] Nüd der Wert dervo" z'rede", nw es par F-e" .'
CWiLii 1874. S. noch Bd VI 141 u. Im Fastnaclits-
brauch: ,Fotzel- und Brotschnitte" wurden in einem
grossen Kessi gebacken und frisch aus der Butter über
die herumstehenden Zuschauer geworfen.' SV. 1923
(SG.). 'backet F-e", backet F-e", Nachahmung des
Dreschertaktes. KL. (BsSiss.) — Auch eis. (Martiu-Lituh.
II 510). — ver-fotzel-schnittle°: Brot zu Fotzel-
Schnitte" verwenden. Eusi Meitschi känd Alls süber
stübis und rübis verfotzelscknittlet. FOscuw. 1897.
Fleisch-. .Fleischschnittli. Schneid auch so dünne
Schnittli Fleisch, aber breit, klopfs oder schlags wohl,
si)icks dann wohl mit kurzen Spickli, tun Salz, Pfeffer
und Muscat daran, baye es uff dem Rost.' Z Rezeptb.
um 1700.
Gold-: in gezuckerten Wein getauchte, mit zer-
klopften Eiern überzogene und in Butter gebackene
Brotschnitte Bs; s. ELandolt 1854, 323. Syn. gülden
Brot. — Auch fchwäb. (Fischer III 743); vgl. .guldiü
Schnitten' bei Schm.^ II 586 (dazu Germ. IX 201; Gr. WB.
IX 1352), ferner frz. noüte dorfe (Neuenbürg).
Hamrae"-: oft Dim., Schinkensclinitte BE.; S
(JReinh. 1907). ,H.-schnitili samt zudienendem Ge-
müse (G'chöchJ geben ein Mahl ab, wie es Fürsten
selten haben und keine Bauern auf der Welt als die
Berner.' Bärnd. 1904. ,Wenn er [der Gatte] mich auch
noch immer schlägt und wüst gegen mich ist, so lässt
sich das doch gar viel besser ertragen, wenn man den
Magen voll Küchli und H-en hat. als nur halb voll
von Wassersuppe und geschwellten Erdäpfeln.' Gottb.;
.Kuchen und Schinken.' 1861. ,Elisi Hess sich da
z' Boden wohl sein und sorgte dafür, dass es dem Uli
und dem Kohli nicht übler sei. Der erste musste
Hammeschnittli essen.' ebd. ,Die Kinder waren reich
beschenkt und die Gäste mit Kaffee, Küchlein und
H-en famos bewirtet worden.' B Hink. Bot 1902. —
Häneli-. Dim.; s. Häneli-Schünkli (Bd VIII 931).
Hung-: auch Dim., mit Honig bestrichene (Butter-)
Brotschnitte AaEIit.; B; S; Syn. Hung-anhen-Schn.
I''' tceiss nit, eb 's [die Zärtlichkeit eines Kindes] mir
gilt oder der H. Schwz. Frauenh. 1906 (S). Wie mängi
H. han-i''' [vom Hofe eines freundlichen Nachbars]
hei"! 'treit, Kindheitserinnerung. JHofst. 1865. .Ich
förchte nur, wan du zu viel Anke und H-e dechenierist
und so viel Tase Cafee mit Nidle derzu, deine Kleider
werden dir alle zu eng werden.' 1759, Brief (BTh.).
Im Bilde. Ü'se"- Herrget ... het Ei"'m d' H-e" dar;
griffsck nit zue, so schlecket-se nen Anderen ab. JReinb.
1907. Si"s Leber uerdi füre'-thi" kei" H. me- si", von
einem Mädchen, dessen Wohltäterin gestorben ist.
MWaldes 1884. Auch .mit Honig bestrichene Brot-
schnitte, dgl. man besonders gerne dem Vieh gibt,
wenn es erhitzt oder erschreckt ist, so dass vorzeitiges
1363
Schnat(t), schnet(t), 8Chnit(t), schnot(t), schnut(t)
1364
Werfen zu befürchten ist' AAEhr. — Vgl. Gr. WB. IV
2, 1702.
Hirn-: Brotschnitte, mit Hirn belegt und in Butter
gebacken Bs. .Halbvögel und H-en', unter den Ge-
richten eines leckern Mahles. Schweizerb. 1821. —
Jäger-: Backwerk mit Mandeln und Fenchel; s.
ELandolt 1854, 484. — Chüechli-, in BE. Chüechel-:
auch Diin., = Schnitten lay A.A, so Hold.; B, so E.; LG.;
S (BWyss 1863, 216). Gaffe un'' r Blatte' voll vo" de'
feinste' guldbrüne' Ch-e". SGfeller 1919. Und icas
hät-er [der Schölm im wisse" Bärtli] bl-der g'macht?
Uät-mer Ch-e' 'brächt. KL. (Aa). ,[l)ie überbesorgte
Kindermutter] kochte ihm Eiertätschli, stellte ihm
Nidle zweg, buk seine Küchelschnitte doppelt.' Gotth.
Als Leckerbissen bei ländlichen Anlässen, so an der
Kirchweih, der Sichleten (Bd VII 190), bei Hochzeiten,
an der Fastnacht. Am Vorabend des Erntefestes bringt
man den Feldarbeitern Chüechelschnitte' als Zwischen-
mahlzeit aufs Feld. Bärnd. 1904. ,Und erst wenn die
Sichlete" oder Fastnacht, und das Neujahr herankam,
da wirkte die Hausfrau in Schweiss gebadet den
Küchlitcig und den Züpfenteig und setzte dem Ge-
sinde die wohlgelungenen K-en ... auf den Tisch.'
Andereoq 1891. [Die ungebetenen Gäste] merke', dass-
mer murii d' Heuete' hei': si werden öppe" meine', si
nberchömi' Chüechelschnitte'. SGpeller 1919. S. noch
Bd VI 1607 M. Im Bilde; s. Bd V 97 M. — Chas-:
auch Dim., Brotschnitte, die mit einer Masse aus
geriebenem Käse, Mehl, Eiern und Rahm belegt und
in Butter gebacken wird B; s. B Kochb. 1796. 107;
1871, 2'24. Wo-n-i'* . .. i' der Ghüechlistube' nide' bi'
hinger-emene' Gaffe und-ere' Bigi Ch-e' g'hocTcet. JBürki
1916. ,Gomser Fettkäse, prima Ware, für Fondues,
Raclettes und Käseschnitten liefert N.' B Volksztg
1906 (Inserat). — Mais-: Schnitten von dickgekochtem
Maisbrei BG. (Bärnd. 1911,884). — Nieren-. ,N-en.
Nimm den Nieren mit der Feiste, hack es wohl; nimm
Eier, Bollen, Majoran, allerlei Pulfer, ein wenig Salz,
mach Sclinitten Brodt, Streichs darauf! zimlich dick,
baclis im .\nken.' Z Eezeptb. um 1700; s. auch B Kochb.
1871,73, ferner Bd V 513u.
Nüt-: ein Backwerk Z. ,Obladen oder Nutschnitten.
OiTleten [Bd I 115] werden mit einer beliebigen Art
von Eingemachtem gefüllt und mit einer zweiten Offlete
bedeckt. Hierauf wird jede Schnitte nur mit dem Rande
nicht zu tief in einen Flädlein-Teig getunkt und in
heisser Butter gebacken.' ELandolt 1842. ,N. empfiehlt
sich, aller Arten Küchli zu backen, als Nütschnitten,
Ofletenküchli und Gleichschwer.' Z Wochenbl. 1807
(Inserat). , Nütschnitten und Mandelschnitten, das
Stück zu 1 ß 6 Hlr.' um 1810. ZStdt. — Eig. scherzh.-
Ubertreibond : gleichsam eine Schnitte, an der nichts ist;
Tgl. das Rezept aus ELandolt.
Palme"-: Butterbrot, das sich arme Kinder am
Palmsonntag erbetteln mit dem Spruch: Glück i''s Uns,
Unglück drüs, e' P. zum Pfeister üs! LBer., Gunzw.,
Schwarzenbach. — Bei Fischer 1 598 mit andeini Brauch.
Süess-brand-: = Süess-Brand (Bd V 681) Aa
Effingen und It Hürbin.
Brut-: in Wein (oder Milch) getauchte und in
Butter gebackene Brotschnitte ScnSchl.; BKochb. 1871,
auch = Schnitten laf B; GnSchs; SchR. ,Da verpackt
er [der Älpler] aufsein Reff zu andern Habseligkeiten
eine tüchtige Br. zum Chnoutsche'. Sie ist wiederholt
in einen dünnen Teig von Milch und Mehl und sodann
in flüssige Butter getaucht worden, bis sie die Dicke
eines kleinen Brotlaibs erlangt hatte.' Bärnd. 1911.
Es het g'chüechleti Br-e" g'ge', ici'-n-es öpx'^n neblig u'^
brüchlig isch an-ere' Heuete" . . . ^so über d's ganz Brät
e'ioeg abg'hauen m'"' dick jvi'-nes merstimviigs Psalme"-
biiech. LoosLi 1910. — Auch schwäb. (Fischer I 1450); nur
in der allg. Bed. bei Gr. WB. II 406; Martin-Lienh. II 510.
Seh warz-bröt-: ein Zuckergebäck BsStdt. Bim
Zuggerbegg [kaufte man] fir fimf Santim Schw-C; wer i
nit weiss, tias e" Schjc. isch, der het 's Gligg no''' nie i
US der Nechi g'seh'. Bs Nationalztg 1922. — Suppe°-
Schnittli := Schnitten 1 a a Bs. — - Süess-: ein Zucker- 1
gebäck GnSch. Z'letst chond Chriesi und S-e', als Nach- 1
tisch bei einem Hochzeitsmahl. Schwzd. — Schmalz-: |
= Anken-Schn. 1 GRThs; ScnSt. und It Kirchh. 1
Schwefel-, Schwebel-: 1. = Schwefel -Brand]
(Bd V 681) Ap; Bs; SchR., Schi.; Z. — 2. ein Gebäck!
Z(Dän.). ,Schwäffel-Schnitten. 1 Pfd Mandel, 1 Pfdj
Zucker, 2 Löffel vol Roswasser; der Mandel und Zucker
muss in einer möschinen Pfannen geröst sein so lang,
bis er ein wenig getröchnet ist, dass man ihn kann
uff Offleten streichen ... dann Anis und Zucker-Candel
gesträuwt uff die Schnitten.' Z Eezeptb. um 1700. —
2 wohl nach der Farbe.
Studijnte"-: ein Zuckerbackwerk B (EBalmer
19'23, 16.21). — Doppel-: wiederholt in Teig ge-
tauchte und Wiedergebackene Brotschnitte L. D-er
munden am besten, wenn sie siedendheiss in kalte
Wasser getaucht werden.
Triet- Gl (-eH); GStdt. We., -it Sch; Th; ZStdt
DreiH- Ar (-H); GStdtf, TriiH- ZElgg, Stdt, Zoll., Trat
ZKn.: gebackene Brot- oder Semmelschnitte, mit Triet
pulver (Zucker und Zimt GWe.) bestreut; soll gut seit
für schwache Mägen. S. auch Träsent-Biilfer (Bd IV
1207). — Auch schwäb. (Fischer II 381); vgl. ferner Gr
VPB. 11 1409.
Träse°t-: = dem Vor. ZWth. ,Vanilltörtli, Tresent
schnittli, Haselnußstängli' AAMuri (Ztgsinserat). —
Auch schwäb. (Fischer II 390).
Weggli-: Dim., Schnittchen von Eierbrot. BKochbj
1871. — Wi°-: -. Gold-Schn. AAWett.; Z ItDän. (ohn
Bed. -Angabe), ■- TriH-Schn., die vor dem Backen ii
Wein getaucht werden USch.
Wasser-: (kleine) Brotschnitte, in Clmöpfli-Teii
getaucht und in siedendem Wasser gekocht AABb.
Bs; GRPr. — Vgl. Gr. WB. XIII 2500; Fischer VI 494.
Ziger-: mit Zieger bestrichene Brotschnitte B, s
G. , Einen förmlichen Leckerbissen gibt er [der Ziger\
ab, wenn man ihn wie Butter aufs Brot streicht un'
eine solche Z-e" wohl noch gar am Feuer beit.' BiRxil
1911. Brotschnitte, mit Zieger und Birnenbrei beleg'
in dünnen Teig getaucht und in Butter gebacken A
(Rochh.); LG. (beliebte Fastenspeise, bes. am Grüi
donnerstag). .[An der Maifeier in Aarau 1551 bekai!
die bewaffnete Jungmannschaft] auf der Stadtstub.
einen Abendtrunk, bestehend aus Maienmus, Anker
küchlein und Z-en.' Rochb. 1857. ,Z-en. Nimm gute)
Meienziger, zerteil ihn, tu Rosindli, Zucker, Zimmeij
pulfer oder gut Hong dorein; nimm wyss Schnitte;
brodt, Streichs darauff nit zu tünn nach zn dick, bac
sie im Anken.' Z Rezeptb. um 1700. — Zucker-. .Gulj
Z-en zu machen. Nimm 7 Eier, ein Va [Pfund] Zucke!
ein V2 Pfd Mahl, klopfe die Eier wohl, rühr das MäK
und den Zucker dorein fein undereinauderen.' Z Rezept
um 1700.
1365
SchDat(t), schnet(t), schnit(t) schnot(t), schnut{t)
1366
Schnitter 1 (bzw. -e'-) m.: 1. a) wie nhd. Schnitter
Aa; Sch; S; Th; Z; wohl allg. ,Schn., ernder, raessor,
falcarius; den sehn, ins fäld füeren, inducere niessorem
arvis.' Fris.; Mal. .Inderae er [der .Ufbinder'] wider
hinder sich gfahren, liabint die Schnitter wider an-
gefangen hüfelen.' 1635, ZKü. S. noch Sdjer (Bd VII
599); Sp. 1087 u. Als Fronarbeiter; vgl. Äch(t)-Schn.
.[Gewisse Güter] gebent dem meyerhofe ieglichs ein
sehn., und lonot der meyer ze dem dinkeln ieglichem,
als im anderswa gelonot wurde, ze habern ieglichem
sn. nit wan ein heberin garbe.' um 1330, ZBirni. Offn.;
erneuert und erweitert 1347/1562; s. Z Rq. 1915, 33.
77; Weist. 1 35 (1347); ferner Bd II 931 o. (1562). Ausser
den erwähnten Zinsen , verfall ir [der Zinslcute] ieder
ein fasnachthuon und ein höwertag und ein sehn.
darzuo desselben jares.' 1333, Bs Rq. II 4; vorher:
,ist schuldig ... ein höwertag und einen schnitter-
tawen ze geben oder tuon.' S. noch Bd V 972 (Nncht-
BrötJ; VI 1363 (TännBis); Sp. 1088M. Volliskund-
liches. ,Wenn eine Anzahl Schnitter einer Strasse ent-
lang Getreide schnitten und ein Bauer des Weges kam,
so war es Brauch, dass er sämtlichen Schnittern im
Vorbeigehen ihre Sicheln wetzte' ZVeltheim. ,Wir
segnen euch im Nammen des Herrn, wie man etwan
den Schn-en zueruefft und den Segen wüii.scht.' FWyss
1672. ,[Klage über einen Pfarrer:] In der Ernd hab
er seinen Schn-en Brandtenwein bringen lassen aufs
Feld und solchen Mutwillen gestattet, dass es ge-
heissen, wo des Herren Schnitter anbin kommen, seie
es wie Passnacht.' 1703, Z. Über das , Abschneiden'
des trägen oder ungeübten Schnitters s. Bd I 67 (Fül-
Acher); Sp 1097 (Zipfel- Schinden). 1 lOOo. ,[Der so Ab-
geschnittene muss] zur Strafe die übrigen Schnitter mit
Wein traktieren.' ME-isiKOJiMER 1909. ,ln Hegnau (dein
Zürcher Schilda] soll ein Sehn., der einen Halm stehen
lässt, mit einem Bein an denselben gebunden werden,
bis ihn Jemand erlöst.' LTobler Der Dürshchasper vom
Weierhof füert sl" letst Chornfueder hei"'. Gravitätisch
men-e" Chüng hockt-er ttf si"'m alte' Dragünerross
obe" ... und hinger-''ent Wage' wo"* chunt si" Garde":
d'Schnitter mit den üf pflanzte' Segetse", Mätli und
Fraue' mit Rechen und Gable" . . . ü' Schnittermanne"
und d' Schnittermeitli hei" e" Meie" uf <'em Huet oder
e" Böse" im Brustgänterli und singen es frdligs Lied.
EHiNGGi 1893. Die Entlohnung des Schnitters bestand
etwa, ausser einer Barleistung, in einem grossen Brot;
s. Ern(d); Schnitter- Brot (Bd V 956. 984). Vgl. noch
Krä-Hanen (Bd II 1308) und die Sp. 1095 angeführte
Literatur. Sprww. Die, uosich i" der Em vil
schnide"d, gend später die beste" Schnitter Z W 1, D' Trübe"
gönd mit der Schnitteren i" d'Ernd. wenn die Fiuclit-
stände mit den schwellenden Beeren sich neigen wie
die sich bückenden Schnitter ScnSt. (Sulger). ,[Si]
band ein grosse ernd da, fanden aber wenig sihnitter.'
1525, Brief eines Wiedertäufers (nach Luc. 10, 2); s.
auch Gr.WB. IX 1352u. — b) Rebenschneider. ,Uff
die zit hain ich müssen den werklütten in die reben
gen zu essen ... und aim sehn, aim dag 5 krützer
und aim heckar 5 krützar und aim stesser 6 krützer
und ainer frowen zu Ion ain dag 7 h. reben uff zu
le.send.' HsStockar 1520/9. — 2. Bewohner eines
.Schnittes' (in Bed. 5c). ,Die Vögte sollent vor einer
ersanien Oberkeit erschinen und beeidiget worden; als-
dan sollent sey alle Jor dem Stadtholter undt
Schniteren ßöchnig geben bei ihren Eiden.' GrAv.
Landrecht 1652. .[Steuern sollen entrichtet werden]
nach Erkanntnuss der verordneten Oberkeit und
Schn-en.' ebd. — 3. Schnitterli, Junikäfer, Rhizotrogus
solstit. AAKlingn. — Ahd. mitari, niessor; vgl. Gr.WB. IX
l;{5'2; Martin-Lieuh. II 510; Fischer V 1075. Zu 3 vgl.
,Mähder' bei Müller-Fraiireuth II 199. Als FN. ,Hans Schniter.'
1363, GrS. .Anthoni Sclmyter, gen. Fritschi.' 1547, ZWaltal.
Äch(t)-: Fronschnitter, auch die Verpflichtung
einen solchen zu stellen. ,Ouch erteilet man dem
bischove von ieclicheme hus der burger ein ahtsniter
unde sol man der ieclicheme geben dez nahtes ein
brot ... Swer ouch den a. uüt git, der büezet driu
phunt' Wack. DR. (r260). ,Man sol ouch dem selben
Ruodolfen dem maier ald sinen erben die ähschnitter
[so!] tuon, die von alter uffen den güetern staut, und
son die andern ähtagwan alle ganzlich absin.' 1342.
HWartm. Urk. S. noch Acht-Heuer (Bd II 1821). —
Da die Lauge des Vokals gesichert ist, fallt die Bd I 80 (unter
Acht 3d) angenommene Herleitung dahin. Vgl. Wack. DR. 41 ;
AHeHslerl860,69; Bs XIV. 314, ferner ChSchmidt 1901, 7/8;
Gr.WB. I 165.
Hof-: Fronschnitter auf einem Meierhof. S. Bd V
874 (Nacht- Braten); Sp. 1087 M. 1088 M. — Vgl. auch
Fischer III 1753.
Nacht-: von Burschen, die einer Witwe nachts das
Korn schneiden; vgl. Nacht-Schniden(Sp. 1096). .Wenn
... die guten Nachtsclinitter mit ihrer Freudenarbeit
fertig waren, kamen die Bösewichter, zerstreuten das
geschnittne Korn der Witwe.' HPest.
Bet-: Fronschnitter, bzw. seine Arbeitsleistung als
Abgabe. ,So dann dis nachgescbriben höf in disen
kelnhof schuldig syen: des ersten vier bettschnitter
usser und ab der Tirlihuob, und wa man die nit gibt,
sol man ain niut vesen darfür geben.' 1492/1641, G
Waldk. (häufig). — Vgl. ,Bitschuitter' bei Schm.« II 586.
Schwabe"-: Ernteai heiter aus Schwaben Sch; vgl.
Schwäben-Ge-sehnitt. .[Die Ernte] war ja der wichtigste
Kehr des Jahres, zu dessen Bewältigung die Schuäbe"-
schnitter zu Hilfe gezogen wurden, die an SoTintagen
mit ihren Volksgesängen die Gassen belebten.' WWild-
BEKGER 1917. .Güterbesitzer, die sehr viel Korn zu
schneiden hatten, dingten einen Schnitternleister mit
einer Anzahl Schnitterinnen aus der Baar (Schwäbe"-
schnitter), welche nach Jucharten abgelöhnt wurden
und freie Beköstigung genossen.' APLETsCHER(ScHSchl ).
Schnittere" f.: Instrument, mit dem man Rüben
klein schneidet GaNuf. (auch It Tsch.). Syn. Bäb-
Schnctzer.
schnittere°I: 1. als Scfenrtfer arbeiten Sch Ha. —
2. mit der Schnitteren Rüben schneiden OnNuf.
Schnitteri" (bzw. -e'-): wie nhd. Schnitterin,
wohl allg., doch f.
Schnittet m.: = Schnidet 1 (Sp. 1138). ,So sol ich
obgenanter C. pflictig sin ... in dem höwet und sehn,
hö-w und körn helfen laden und in füeren.' 1452, JCZupp.
1894. .Aber sol man wissen, das all zins miner Frowen
uericht sond sin acht tag nach dem sehn.' ZSeeb. Oft'n.
XV. ,Item sol man wüssen. das ein brachweg sol gan
uff der widmen ... uff jetwederra teil halb, und sond
beid teil einhurd da henken, so brach oder sehn, da
ist.' ZWied. Offn E. XV.
schnittig: a) = schnidig la (Sp. 1139) ZO. ,Ein
schn-es Messer' (JSeiin). — b) was sich gut, mit glatter
Schnittfläche schneiden läs.-t. bes. von Käse BGr.; Obw.
.Mit der Älpenkuhmilch mischt man. um den Käse
1367
Schnat(t). schnet(t), schnit(t), schnot(t). schnnt(t)
1368
schn-er zu machen ... in kleinem Bruchteil den Fett-
und Eiweissreichtnm der Ziegenmilch.' Barnd. 1908.
S. noch ver-brösmen (Bd V 809).
gold-: mit Goldschnitt verziert BBe. (Dan.). E"
g-s Testement.
Schnittling m.: a)= Schneitling ä (S\>.\3bO);Syn.
Chnebel If (Bd III 714). .Darauf kommt es an, dass
man seine Schn-e nur von tragbaren gesunden Mutter-
stöcken nehme, dass man wohlgereiftes, engknotiges
Holz mit vollen runden Knospen auswähle.' Kobler
1869. ,Wann ihr erst anlegen wolt... müsst ihr einem
neu eingelegten Würzling ... künftigen Frühling mehr
nicht als zwei, einem eingelegten Sehn, aber ... nur
ein Aug stehen lassen.' EKönig 1706. ,Zu jedem Sehn,
steckt man einen Stab oder eine Rute und bedeckt
zu grösserer Vorsicht die obersten Augen noch mit
etwas Erde, Stroh oder Moos.' Gr Landw. Ges. 1781.
— b) Nelkenschoss. , Machet in die Erde ... ein Grüb-
lein, tut von der bereiteten Materie [Dünger mit einem
Farbstoff, um bestimmte Farben zu züchten] hinein
und pflanzet einen Sehn, von einer weissen Nelke
hinein ... so wird man in den künftigen Blumen Zeichen
des gefärbten Erdrichs finden.' JCSülzer 1772. —
Ahd. «nittfi'n^, nihd. snitdinc, surcnlus; vgl. Gr.WB.IX 1356;
Fischer V 1077 (Bed. 2).
Ab- s. Äb-setzling (Bd VII 1638).
schnitt^gge. Im Anzählreim: Ane quaquane, drei
Giggel bim Finger sehn., balöne,buppu. KL.(LStUrban).
— Vgl ^chmfjgegge (Sp. 1199).
Schnitteler m.: eine Brachsenart, Abram. Brama.
Fatio 188'2 (oO.). — Das nach Fatio aaO. imd Bd IV 1783
(Baniard) am Bodensee übliche Svn. Banierdi) weist auf Zu-
gehörigkeit zur Gruppe Schniil.
Schnitter U: in der Verbindung Sehn, und Schnatter,
von wirrem Durcheinanderreden. .Erst unterhielten
sich Zwei und Zwei oder kleine Kreise halblaut; aber
... zuletzt wars ein ... Sehn, und Schnatter', in einem
Konzertsaal. Z Post 1898 (Thomas Scherr).
schnittere" II im Ablaut zu sehnättere"; s. er-
raten (Bd VI 1602M.).
schnot: „spärlich gemessen, kärglich, kaum L;
W", so Karen (.sparsam, kurz'). ,Das ist sehn, eine
Elle." St.- — Die Bildung verhält sicii zum Folg. wie das
syn. KcJimoy zu gc-sihmoiien (S]]. S6S/9). Hierher viell. der OX.
.Schnottwir S (.Suot(en)wiIer(e).' 1'260|.
b'-schnotte". in ApK.; BsL. (neben b'schn.); Z
Stdt (Reg.-Rat Ott). 0. g' -schnotte": wesentl. = ge-
schmogen (Sp. 868/9). „spärlich gemessen, kärglich,
kaum, gleichsam beschnitten Gl; L; Sch; Zg" (auch
St.'). a) räuml. (auch zeitl.). a) Adj.. zu eng. knapp,
von Kleidungsstücken. Schuhen AiFri., Z.; Bs; ,L;
ScH' (St."); ThHw.: Z. D-Sehueh sim-mer b. TuHw.
Die G'stalt ist-mer sehüli''' b. Z. D' Sehuehm acher hai'
d' Sf.ifel g'wonlig z'eng und z'g. g'maeht BsL. 'ä Chleid
ist b., zu kurz (St.*"). Entspr. E" b. Chlaid Bs (Seiler).
Übertr. auf psychische Zustände: Es ist-evt b., un-
behaglich. Sprww. 1869. — ^) Adv.. mit knapper Not,
gerade noch AABb.; ApK.; GFs, Ms; Sch; Th; Z. Es
göt g. Z; Syn. ge-drang. Si bringt 's [wohl eine Speise,
Arznei] (/-fnafte" .ApK.(T.). D' Milch hat b. i" der Hafe"
ine' möge' AiBb. Er hiit's [ein Mädchen, das in Ge-
fahr ist überfahren zu werden] grad no''' b. ehünne"
e'wegschleme". SPletscher 1903. — b) Adj. und Adv.,
spez. von Mass (bes. Uohlmassen) und Gewicht, a) knapp.
kaum zureichend Aa, soBb., F.; ApK.; ,6i.'(St.''); Gr
Mai.; GFs, Ms, Ta., Wh.; Sch. so Begg,, Ha.. Schi., St.
und It Kirchh.; Th, so Hw.. Kressibuch, Mn.; Z, so 0.,
Stdt, Sth., Wei., Wl. E" b-es ß'wieht, Miss Th. E'
b'schnott/nji Halbi ScnSt. (Sulger). Es ist b. 'sMess Th.
Si hät-mer b. d's Milchmess g'gi' GnMai. B (g.) messe;
icege' ScnSchl.; ThMü.; Zu. Es langet, giH's 6., zB.
vom Stoff zu einem Kleide Th; Z. De'' Zug gi't b. en
Vorschurz Sch. — p) eben voll, gut gemessen AAl.eib-
stadt; ZWei., Stdt (Reg.-Rat Ott). E" b'sch[nJottm
Mass ZWei.; vgl. die Anm. 's Glas ist »w* nid b.,
noch nicht voll genug AALeibstadt. 's iseh es nid b.,
's mues' b. si", das gehörige Mass oder Gewicht ist
nicht erreicht, ebd. G. coli, ein gestrichenes Mass voll
ZStdt. — c) Adv., vom Lebensunterhalt, Auskommen,
knapp, kümmerlich Bs (Spreng): Sch; Th. Vgl. zum
Übergang vom Vor.: 's Esse" chont all e'so b. uf de"
Tisch, spärlich TbMü. ,Es gehet knapp und beschnoten
bei ihm zu- Bs (Spreng). Er het's b. mies'e" macher
Bs (ASocin). Er bringt-si''' b. dur''>e" Th. Die lAt
müend fürchtig b. lebe" Sch. — Spätmhd. iiemoten. limita-
tum iSchm.'II 590); vgl. auch Fischer I 904; Martiu-Lieoh.
II 510; ChSchmidt 1901, 33/4 (aus Geiler), über den etym.
Zsbang mit schnöd die Anm. Sp. 1144. G'schn. ist wohl zT.
durch Kreuzung von he-schnotten und ge-schinoyen zu erkläreD
(vgl. auch ye-schnoben Sp. 1072), wie umgekehrt be-schmvgai
(Sp, 869) von be-schwtlen beeinflusst sein kann. Die Form
b'sckotte' (Sch It JRRahn; ZWei.) dürfte eher Schreibfehler
als durch dissim. Schwund des ersten n in den flektierten
Formen {b' schnall ne'' usw.) entstanden sein. Zum , Gegensinn'
von ba und ß vgl. ge-schmngcn I b (Sp. 868), sowie .gestrichen' I
(Gr.WB. IV 4256), das auch ,im Gegs. einerseits zu gehäuft,
anderseits zu knapp' steht.
b''schnötte°Ii"''': Adv., = be-schnotten b a TtMi.
Miiest ned so g'före", ned so b'schn. icege"'. Es langet, j
a6ec b'schn.
schnottere": stark wallend sieden ZO. 's Wasser j
schnotteret ZF. Auch tr. : Herdöpfel sehn . sieden. —
Lautl. am nächsten steht st/niurf.-.c/i (Sp. 1140): vgl. anch
fichmotteren (Sp. 1034).
g'-schnotterig: 1. durch Siederhitze zitternd
bewegt, von Flüssigkeiten ZF. 's Wasser ist g. —
2. innerlich ausgetrocknet, rissig, verschrumpft, von
Weissrüben Z (GEgli). — Zum Bed.-Verhältniss von 1
nnd 2 vgl. etwa .hutüeln' bei Gr. V\'B. IV 2. 2001 und unser
holzleii I mit ver-tutztet (Bd II 1836. 1838).
sehn ötterle": leicht sieden. zB. „von einem ge-
kochten Brei, wenn er auf schwachem Feuer nur noch ^
in kleinen Blasen aufsiedet" ScHwMa. üyn. pfnötterleti\
(Bd V 1277); Sötterlen (Bd VII 1471).
Schiiötterli°g m.: = Schlötterling (Sp. 79.3) AAFri..
Zein. (auch .derbe, beissende Antwort-); GS.: ZO.j
Ei"'m (en) Sclinötterli"g a"ha>ike". Er weiss stist Null
a's Ei"'m Schnötterli"g a"z'hänlce" AAZein. Schnötter-\
li"g löt-sich dann en G'meindamme" iiümmen a'hänkf]
JSenx 1864. J'* weiss nüd, icas für en Sehn, er s'ktsi'
no''' g'seit hat öZ. Er hat scho" mänge" Sehn, w/
d' Nase" übercho", derbe Antwort AAZein. — Dissin)|
Nbform von Schlötterling (viell. auch Einfluss von schiwd); vgK
Schwab. Schnätterling neben Schlältcrli7ig (Fischer V 901
ZfvSpr. 1 5, 269 ; 1 8, 44), auch nhd. knoMonch < WoWoucA o«ni(
■ I
Schnnt (-ü'- U) m.: Eile, Hast. Nur im Sehn., = t»!
Schnüss (Sp. 1336) „B; L"; SchwMuo.; Ü; „Zg." £i
ist im fi" allem) Sehn, cho" ScbwMuo.; U. Dass&t-eti^
iez im Sehn, si" (geschehen] ScHwMno. Wo wendr-i
hi" im Sehn.? aGG. (D).
1363
Schnat(t)— schnat(t). Schnaw— schnuw
1370
Schnute"' t.: „Schnauze, niedrig von Menschen".
Nase (St."") AiHl. udE.; „L; Zg." Syn. Schnüssen 1
(Sp. 1337). D' Sehn, i' Sack stösse", betroffen, verlegen
schweigen AaHI. — Vgl. Fischer V 1083 (Schnüde"). Auf
eio hiehergehöriges Dini. SchnütiU (= Schnüfeli Sp. 11.58 o.)
weist der Übername Srhnütili-Beck SchHa. ; vgl. lehuülen 4.
Etyni. unsicher ist der ON. ,Mehl-Schniitten' LMenzb.; vgl.
den ON. .Schnutten' bei Fischer aaO.
schnüte" (bzw. -ü'- ü, -u'- ZO., doch -«- nach
einer Angabe am Hörnli). 3. Sg. Prses. und Ptc. -et:
1. schwer und laut atmen AAWohl. — 2. = schnüssen 2
(Sp. 1337), „brummen B; L; Zg";ZO. De''hätg'schnutet,
von einem zornigen, rohen Menschen ZO. S. noch ab-
schnüeren (Sp. 1313). — 3. = schnüssen 3 (Sp. 1337),
mit heftigem Windstoss vorbeifahren, sausen Schw
Muo.; Uw. so E. D' Laii'Hhed fürchtig q'schnütet Schw
Muo. Der Stei' hed g'schnütet dur''' d' Luft. ebd. Von
aufgeregten, zornigen Menschen, „brummend fortgehen
B; L"; Nt)w(Matthys); ü; ,Zg"; ZO. und It St.»- (,un-
willig weglaufen'). Er ist z'sehniXte''de' chu", kam da-
hergestOrmt U. ,Lise aber schnutet auf und davon,
schlägt die Türe hinter sich zu, rumpelt die Stiege
hinauf, trampet in die Kammer hinein, dass es knallt
und kracht.' Stütz 1847. — 4. von dem ,durch gewisse
geistige oder körperlicheGefühle verursachten Zsziehen
des Mundes, wie dieses dem Affen eigen ist' ScuHa.
(Nenkomm); vgl. die Anm. zu Schnuten.
über-: mit Akk. P., barsch, unwirsch mit Jmd
I umgehen, schelten ZMaur. — unie"-: ents^T. schnütenS
i Ndw (Matthys); ZO. [Ein Mädchen, das nicht mehr
länger im Elternhaus bleiben will] ist u»ie"g'schnuttet
wie-n-e" Bräm und piät] g'sait: Ich wo't iezfurt! Stütz,
I Gem. — er-: Etw. hastig vollenden Ndw (Matthys). —
der-vo"-: davonschnurren, -sausen Ndw, ,in unfreund-
I lieber und gleichsam schnurrender Eilesich wegbegeben
I L; Zg' (St."»). Er ist der vo" g'schnütet (St.'). Si [die
I Eisenbahnzöge] schnuiti"d dervo" wie der Tuifel so
I g'leitig. Ndw Kai. 1899. — vor-bi-: vorbeischnurren,
I -sausen SchwMuo. — dur'''e"-: = dem Vor.; s. Bd VII
I 1780O.
! Schnüti m.: wer sich hastig, unwirsch gebärdet
1 Ndw (Matthys).
i schnütig UwE. (-öii-), sonst g'-schn.: aufgeregt,
hastig, sich ungestüm, unwillig gebärdend üwE.; Ndw
(Matthys); ZF. E' g'schn-s Zug, unwirsches, unge-
stümes Benehmen ZF.
Sehnnt. Nur in dem Pluchwort .Boxsschnutt';
s.Eittlll (Bd VI 17'22u.). — Verhüllend für ,Box (Botz)
fut'; s. Bd IV 112311. 1997o., ferner Gr. WB. 11 280. Zum
Anlaut vgl. er-achmjen mit Anm. (Sp. 1212), auch ^chmlhnd
(Sp. 1218), Schnirs (Sp. 1326), Schwiz II.
I Schnfitterli°g m.: Schlag GRag. — Vgl. Schmutunn i
I (Sp. 1034).
I Schnetsch m.: mächtige Schneelawine BE. (Napf-
I gebiet); nach BVolksfreund 1890 Nr 61. — Die Bildung
^ «eist auf Personifikation des Naturvorgaugs; vgl. BiuetHch
I (Bd V 1027) ; WHodler 1 9 1 1, 124 f., auch Philologische Studieu
I (Festgabe für ESievers) 1896, 331, zur Personifikation die
Anm. Bd III 1541 und bes. Lauwi-Tier.
Schnaw, schnew, schniw, schnow, schnuw.
Schiian(w), in BSa. Schnaww — m.: 1. a) Schnapp,
Biss, bes. von Hunden, Pferden BBe., Si. Syn. Schnall
(Sp. 1215). — b) barsche, bissige Rede, Antwort BSa.,
„Wort im Tone des Unwillens Ap; VO; Gl." — 2. ein
Mundvoll BBe., Sa. E" Sehn. Brot.
Schnau(w)e'' f.: barsches, böses, giftiges Weib
B, so R.
schnau(w)e'' äufw)- BE., G., M., S. und It Zyro,
-äuCw)- Bs (Spreng); BBe.. E., R., Si.; F (-o'u-, älter
-oHv-); Gl; GA., -dwio- BBr., Gr., Ha., Lau., Sa., 3. Sg.
Praes. und Ptc. -et, in Bs (Spreng) -t: a) vor Wut
schnauben Bs (Spreng). Er het um-si''' g'schnaut, a'ss
ob-er-mi''' fresse" wo't. — b) schnappen, beissen (zB. von
Hunden, Pferden) BSa.. Si.; F. Der Hund het m«"*-
mer g'schnouwet BSi. ,Der fisch [,salnt] bim mul am
witsten ist: zuo schnappen und schnawen alzit grüst.'
Salat (Bächtold 6.5, wo irrtüml. ,schnarwen'). — c) laut
und barsch, bissig reden, „pochend, rauh, unfreund-
lich sprechen, mit Worten anfahren Ap"; BBe., Br.,
E., G., Gr., Lau., M.. R., Sa., S., Si. und It Id. (,asperio-
ribus verbis protelare') und Zyro; F; „VO; Gl"GI.. S
(auch , laute Vorwürfe machen'); GA. Syn.raM^(!n(BdVI
1921); schnauzen. Was hest efsö z'schnauicff'? chn'^st
Das nit urdlich säge"? BSi. (DGemp.). Üs'tunneret im^
g'schumpfe" un'' g'schnäuet het-er. BXrnd. 1922. ,Er
hat dem Presis den Püntel darg'heit und g'schnäuet,
er soll luegen für einen anderen Oberkarrer.' Bieler
Tagbl. 1917. Gang i" d's Bett! schnauet d's Blanche.
RvTavel 1904. Einer hed den Geldseckel under •'en
Ofen under g'rierd und hed g'schnawiced : Geld ist kei"s
Gued; Spis und Hew ist Gued! Bärnd. 1908. Fertig
isch Jeze" ! schnauet-er [ein abgewiesener Freier], dräit-
si''' neben ume" uw^ geit zor Tür üs. SGfeller 1911.
3Iit Ei"'m sehn. De' het itz recht müt-mer g'schnäuet
F. Er schnaued inid alle" Lüte", das'-me" solt meinen,
er sig ganz taube' BR. Mit Akk. P.: Was die Her'e"
[die aristokratische Regierung vor der Revolution]
hei" erbauet, het-me" z'ungerobsig g'macht u"^ de"" notti
d'Her'e" g'schnäuet. GJKuhs 1806. ,So er [Luther]
sich mit schmähen, schnawen und schnerzen under-
stat zuo erretten.' Zwingll ,Man findt aber eelüt,
by denen nit ein guot wort, sunder nüt dann schnauwen,
kyben und stäts im widerspil ligen funden wirt.' HBüll.
1540; s. noch BdIV970u. ,Man soll seinem [Gottes]
wort folgen, nit schnauwen und übel verguot haben,
so er uns straft.' LLav. 1582. .Kinder vertraben sich
mit Murren, Schnawen, Klagen wider ihre Eiteren.'
JWiRz 1650. ,Wie nun die Freundlichkeit einen
Regenten ziert und verliebet, also die raue und
schnauende Unfreundlichkeit entgast und entunehret
denselben im höchsten Grade.' JHHott. 1671. ,Dass
sie [die Kinder] den Eiteren kein Uuwort, kein Wider-
wort, keine Spizwort geben, vil weniger über die
Eiteren aussfahren mit Schnauen, Trozen und Pochen.'
FWyss 1697; s. noch Bd VlII 214o. — Mhd. «näwen,
mowcn, snäuiren, schwer Atem holen, schnauben, schnappen;
vgl. Gr.WB. IX 1205/6; Martia-Lienh. II 491 ; ChSchmidt
1901, 310; Fischer V 1037, ferner Falk-Torp 1911, 1091
(mau). Zum Lautlichen vgl. etwa rawen (Bd VI 1872), über die
Schreibung mit -U- bei SGfeller 1911 die Aum. zu «-/.Mo/fen
(Sp. 1218).
a(n)-: a) entspr. dem Vor. b, von Hunden BSi.
Der Hund het-mi''' welle" a. — b) entspr. dem Vor. c
1371
Schnaw, gchnew, schniw, schnow, schnuw
1372
Bs (Spreng); B, so Aarb.. Be., E., Ü., Si., Stdt und It Id.
und Zyro; K; Gl; LE. De''h.et-mi'''itz recht ang'.ichnäuet!
BG. Es ist es guets Fraueli g'si", aber es bös's ... es
het chönne" pfiifte' u"' schnutze' u"' si' Hans ganz
cheibe' tcüest a. BiRtin. 1911. Er het so unerchannt
'tä' II"' mer d's Mül nid welle" gönne", mi''' a"g'schnäuet
u"'' trischägget. üvGreyerz 1913. Der Junker ... het
drVg'luegt, tvie icenn-er-se [die Stiefmutter] we'ti a.,
was si da obe' z'tüe" heig. RvTavel 1910. Eisi ist
rianpelsurigs erwachet u"'' tuet Settin a.: Cha""-me"
nid aw'' d'Chuchitür zuetue", we""'s so zieht! SGfeller
1919. .Anschnawen, als Luther hie tuot' Zwingli.
.Einem trutzen, pochen, anschnawen, verleumden,
schmähen.' JWirz 1650. ,Der Wirt und Frouw [hätten]
die 8 Tag einanderen angschnauwet.' 1059, Z. ,Wann
an Statt der Freundlichkeit Nichts ist als Anschnauen
und Bolderen, Pochen.' FWtss 1673. ,[Kinder. welche
die Eltern] anschnauen, widerbellen und gar nicht das
Letzte haben [sondern geben; s. Bd III 1468 M.] wollen.'
AKlinoler 1702. S. noch an-sehneUen, -schnarzen
(Sp. 1'225. 1328). — Vgl. Gr.WB. I +47; Jlartiu-Lieuh. II
491; Fischer I 255 lan-achnäiteu); Schm.^ II 563; Uuger-
Khull 550 (unter schnauden). — A°-sch nau"e te°
C-aww-) f. : = Schnauw 1 b BSa.
dar- In drV-sehnawwe(n): 1. = dar-in-sehnellen
(Sp. 1225), gierig (fr)essen BHa.. Sa. Tuen d'Süw d.!
BSa. Tüon nid d. wie es Fär'Hi! BHa. — 2. laut,
unwirsch dreinreden BGr. (Bärnd. 1908). — dar-
schnawice": eine Frage, Antwort gehässig, schnauzig
hinwerfen BLau. — wider-. ,Murmurare. brummlen,
widerbäfzen, widerschna(u)wen.' Fris.; Mal.
schnau"(e)re": a) knurren, von Hunden, die
gerne beissen möchten UwE. — b) Einen mit Worten
heftig und zornig anfahren, ebd. — Vgl. Schm.'- II 579
(schnarchen); Unger-Khull 550 (unter sihnauden); auch
Schwab, «riiiaüif". schnurren, von Katzen (Fischer V 1082/3,
unter schnoi-re").
a"-: = dem Vor. b üwE.
Schnau"(e)ri m.: Hund, Mensch, der andre an-
knurrt, anfährt UwE.
Schnau'' ete", in BSa. -aww- f.: 1. = Schnamv Ib
BE. ,[Ein ehelicher Zwist] seige alben nach einer
fermen Priestereten hinger dem Bettumhang vüren
und nach ein paar Schnaneten am Morgen ... vorbei.'
BiEi.ER Tagbl. 1918. — 2. = Schnauw 3 BSa. E"
Schnawwetem Brot.
Schnau"i BB., -äu- B (Zyro) m.: wer barsch,
schnanzig redet.
schnau^ig, in BSa. -aww-: a) bissig BSa. E"
schn-e'' Hund. — b) barsch, schnauzig B, so E., R. und
It Id. (,acerbus verbis'). Sehn, üfg'leit si", B'scheid ge"
BE. — Vgl. Fischer V 1039 {»chnäuir/. übellaunig). Über die
Schreibung achnallig bei SGfeller 1911, 340 s. die Anni. zu
schnauwen.
schnau''le" -äu- BGoldb., -äw- ü, -au- B
Rohrb.; ScnHa. (s. abschn.); Ndw It Matthys (-ai(w)-),
schnäu"le" (bzw.-ii-'-) BM., Neu.; GnNuf.; GWb.; Z
Kloten (s. durch-schn). -äw- W (s. Schnäuwleten):
1. stöbern, nasclien BM.; GWb. (.an der Tafel nach
guten Bissen zielen'). Unger de" Bäumen ume" schnü--
le", nach Fallobst suchen BM. (Friedli). Von Katzen,
stehlen BNeu. und It Dan. — 2. = schnauwenc ÜGoldb.,
Rohrb.; GRNnf.(, rasch, tadelnd reden, mehrvon kleinen,
heftigen Leuten z. U. von schnorrne"'); Ndw; U. Der
hed iez no''' recht g'schnäwlet! U6ch. Er schnerzt und
schnäulet der ganze" Tag, redet den ganzen Tag in
lautem befehlerischera Ton GRNuf. Ei'smöls chunt
e" Frau derher u"<' schnäulet: Jetz heit-er de"" Zit für
Fwröfce"'' s'mac/ie".' AfV. (BRohrb.). — Zu 1 vgI.«<*nKefen
mit Aum. (Sp. 1235).
ah-schimule": Jmd mit unhöflichen, groben
Redensarten abfertigen ScnHa. — ume°-, umhe'-:
1. (■schnai(wile"J trotzig Widerreden Ndw (Matthys). —
2. (-schnäale") ,vom Einen zum Andern laufen und
sich laut über Jnid aufhalten' GRNuf (Trepp). Die
het jetz de"" bald g'nueg umheg' schnäulet. — a"-
schnaule", in Bü. schnawle" (-schnäwle" It Friedli):
= an-sclmamven b BE., Rohrb., U. (Friedli); Ndw
(llatthys). Ä'g'schnaulet hei"-si Ei"'m, wie wenn-me"
nume" e" Sprängbueb war; ke'" rechti Antwort hesch
uberchu". Emmentalerbl. 1917. Mira", Das isch-mer
glich . . ., het-es [ein Mädchen] '* Müetti a"g'schnaulet. i
AfV. (BRohrb.). j
d u r = >■ - schnäule" ( untrennb.): durchwühlen, -stöbern j
Z Kloten. j
(g^-)sehnau^' lig (g'-)schnaiwlig Ndw (Matthys), |
schnäulig BTwann (-öi- und -ei-, auch -ö- It Bärnd. j
19'22), -äu- (-ü^-J BM. (EFriedli): 1. (naschsüchtig und [
daher) wählerisch, von Mensch und Tier BM.. Twann.
,Ein Schnäderg'fräs', welches schneulig, schnöUg ge- I
worden, vor jeder Speise ausser Fleisch Ekel verrät.' I
HiRND. 1922. ,[Die Fütterung der Ziegen mit jungen j
Rebschossen] machte sie wählerisch gegen alles andere I
Futter: schlärmig und schnäderfräs'ig, schnöilig, schnei- |
lig, schleckig.' ebd. — 2. barsch, trotzig Ndw (iVlatthys). |
— Zu den Formen von BTwann vgl. BSG. XIV 67. j
Schnäu"lete" Schnäivjeta — f.: 1.= Schnauw la, |
Biss eines Pferdes, Schweines WMü. — 2. a) ver- j
stohlener Genuss von Speisen, schnelles, eilfertiges ;
Essen, auch vom Vieh, wenn es schnell durch eine \
grasreiche Wiese getrieben wird und im Vorbeigehen j
da und dort abfrisst W (Tscheinen). — b) ein Mond- l
voll W (Tscheinen). ;
Schnäu"ligi(bzw. -ü'-) f. : = Schnüeligi, Sehnaus<gi
(Sp. 1235. 1334/5) BM. (Friedli). Dö liest für d'Sehn.:'
„Schneunien (St.^), Schneuwli (St.') PI.: die
schwarzen Beeren des Heckendorns BO." — Nach unsern |
Angaben wird iu BO. der Weissdorn, Cratfflgus ox., im bennch- 1
harten FJ. der Schlehdorn, Prunus spin., als , Heckendorn' be- '
zeichnet; iu unserm Fall kommt nur der letztere in Betracht,:
da nur er schwarze (eig. schwarzblaue) Beeren hat. Für diese!
istSp. 501o. ua. auch für BO. der Name Äiiie"'-/'!-«»«; (Schnee- 1
pflaumen) bezeugt (It Bärnd. 1908, 170 Fussn. in BS. auch|
Schiie^-Beri); unser W. ist daher wahrsch. als Abi. von iScAik"
und St.s Schreibung als Schnemrlen zu deuten; vgl. dazu diel
Anm. zu Schngw. j
Sehne" (-e' PPo., -ee B Amtsbez. Erl. ausser Sis.; Gl
Rh. tw., -ej. FSs., -jV BSa., Si.; FJ.; Plss., Ma.. -ei ScBwj
E., -ei GRFläsch ; PAl. ; GSaL.). in A.A. Schne'ij — ra., PI i
unver. Ap(T.); Th und sonst, Sclmeiivwa PAl. (Giord.)!
Dim. Schnewli BO.. so Gr. (auch Schnewelli) und ItZyro;
Schnöüwli. Id. B. Schneüwlin. 1729, BHa., Schnäi hi\
Ap; Bs; B; Gr; G; Soh; Th; Zg; Z und weiterhiiy
Schnenfdßi ZO., Schnewji WG. : 1. eig., wie nbd!
Schnee; vom Stotf an sich wie (häufig mit unbest. Art'
und im Dim.) von dessen einzelner Erscheinungsformi
Sehn.! antwortet der mit dem Handschlitten aufwärt'
Steigende auf den SchlittenrutifMMs.^(s. BdVl 1456) A.l
L. ECs) Getferli { Bd II 129), Gifeli (GrS.), Bifer (Bd \\\
10421. Schümli (Bd VIII 777u ), e(nj Flatsch (Bd j
1233), Patsch (Bd IV 1925 u.), Platsch (Bd V 228) Schn\
1373
Schnaw, gchnew. schniw, schnow, schnuw
1374
vgl. auch Flarz, Flatt (Bd I 1207. 1226), Schlat:
(Sp.799). E" rechte- Chnehel Sehn. GtK^Vii. Wenn es mit
«mene" tolle" Fläderli"g Sehn, früei l"winteret. Barnd.
1911. Breite-- Sehn.; s.BiV 911 ü. Höche', tiefe'; grosse-
Sehn.; s. noch u. Schueh-,hüshöch Sehn. ,In unseren
Raben uf dem Bürg ist schuhöch Sehne.' 1740, BTwann.
Chneusteuff Sehn. Aa (H.). Ghneulnf, hose-bandtüf,
ma-'titfSehn. .\p{T .). , Durch einen niannstiefen Schnee.'
1621, ZiNSLi 1909. Schneezeit. ,Von einem sehn, zum
andern', von Wintersende bis Wintersanfang. ,Des B.
wyss . . . wie die ingfangen ist, mag er von eim sehne
zum andern innhan.' Ib'M, Z Rq. 1910 (ZAdl.); wieder-
holt. , Recht inbschlossen güeter ... die man von
einem schnee zum andern inhaben miige.' 1588, ebd.
(ZAlten). ,Sy haben ire güeter und infang also in und
nutzen die ein jeder nach sinem gevallen von eini
schnee zuo dem anderen.' 1.571, TaNnf. S. noch Bd VI
I8IO0. (üs-rüten); ähnlich 1538, AaKI. E(n) Sehn.
ein Schneefall. Es het um en Sehn, g'icarinet BBe.;
s. auch Bd Vlll lOlOM. ,Uass der Grossvatter selig
hön gsyn, das sy über die Brugg gefahren, und gsagt,
sy soltind uf einen Schnee gewartet haben.' 1651, Z
Horg. E" {liechtii Ap; Z, cMl-ses, nützigs Ap) Schneficjli
(Sehnindli ZO.), leichter Schneefall, kleine, unbedeu-
tende Schneemenge, -läge, Ap (T.); B, so E., Gr. (Bärnd.
1908); Gr; Z, so 0. und weiterhin. Es ist es Sehneli
g'falle" g'si", es ehranknigs Sehneli, wo gradeinisch
wider het müesse" vergö". SGfeller 1919. Es ist en
grosse-- Sehn, g' falle"; s. Bd I 749 M. ,An Sant Martis
abent fruo [1428] do was es ein sehne gevallen.' Z
Chr. XV. ,Dwyl ... mittler zyt ein grosser schnee
gevallen.' 1528, BRef. ,Diss jars fiel an S.Michels
tag ein tieffer, grosser schnee.' JHaller 1550/73.
,Nachdem ein schwärer Schnee innert etlichen Tagen
gefallen.' 1730,GRSpl. S. noch Bd V 174 (2mal); VI 189u.;
V11594M.; VIII 1702o. Im (zählenden) PI. Es sönd
zwe", drei Sehne of-enand, der Schnee liegt von zwei-,
dreimaligem Schneien her auf einander Ap (T.). ,1393
was der winter kalt ... und vielent gross snewe, und
werte die kelti und ouch die snewe unz in den merzen.'
Z Chr.XV. ,1432 und 1442 fielend 36 schnee uf einander.'
Z Chr. 1. H. XVI. .Von Martini diss Jahrs [1613] biss
zu End Aprilis 1014 hellend über 60 Schnee.' Goldschm.
Chr. ,Zwen und dreissig Schnee fallen auft" einander.'
.TGross 1624. ,[1658] fiehlen auf einanderen vil und
raanigfaltige Schnee.' TuFr. Chr. .Bald hernach
[nach Neujahr] zwen grosse Schnee gefallen.' 1710,
BGurz. Die graste" Sehne gend die ehlinste" Wasser.
oO. ,Der vilgesanimleten schneen halb sind schädliclie
schneebrüch ervolget.' 1594, Ard. 157'2/1614. ,[Die Ein-
siedler auf der Rigi] mögent ... sich in den Winter
da nit erhalten, dann die Schnee so tief, das Niemand
1 zu ihnen noch sye da dannen wandlen möchten.' RCys.
I .Seine Orationen [sind] gleich denen Schneen im Winter
lin grosser Zahl.' JJÜLR.-Haug 1731. Der Schneefall
typisch für etw. in dichter Menge Auftretendes (vgl.
'. Sp. 1206): ,[Der vor einem Überfall der Eidgenossen
, gewarnte Oberst der Kaiserlichen] gab zur Antwort,
j die Eidgenossen hatten [1. .hätten'] anderwerts ... gnug
I zu schwitzen, und wurden nit an allen Orten Schweizer
j für Schnee fallen.' Sprecher 1672. 's hat Sehn. allg.
j Wenn's Sehn, hat, so will-er aber, und ivenn's aber
'St, will er Sehn., von einem immer Unzufriedenen G
j Wattw. S. noch Bd VI 1361 M. M^enn's au''- uf de"
j Berge- Sehn, het, isch 's im Tal unde" doch no''- griien,
mit Bez. auf einen Weisshaarigen mit Kraft und Herz
eines Jugendlichen BsL. und ähnlich Aa (s. Bd IV
1550M.); GF.; ZO. (Messikommer); dazu: Hat Hängen
au''- es Bitzli Sehn, im Här, 's ist nanig [noch nicht]
Winter Z; vgl. Sp. 1205 0. Anders: Er het Sehn, iif-'em
C/iäp/ji,scher2h. von einem Grossen. Soldatenspr. 'sgi't.
ehunt Sehn. allg. 's het es Sehneli g'ge" B (Zyro). Liebi
Teehtre", es chinnt der Schnei, standet üf wegen, standet
üf wegen, 's ehinnt-si" no''- mei! PAl. 's schnit Sehn.;
s. Sp. 1205 M. Es hed e" breite" Sehn, g'schnid, aber
nid en teufe"; i"* ive't-i''- frege", ob-er-mer we'te"d G'vatter
stän; b'hüet-i''- Gott! GrD. (Tsch.), Es macht e(n) Sehn,
före" AaF., z'weg ZZoll. Es leit e" grosse" Sehn, abe"
Aa; s. auch Bd III 1178o.; Vill l'46u. Es hat e.i
Sehnindli abe'g'leit ZO. Wird na''- leellen en Sehn,
legge", sehint's-mer. ACorr. ,Es ... hat in den Höhenen
auf dem Gebirg allenthalben ein Schnee gelegt.' Guler
1616. Es hed en grosse" (en G'wald) Sehn. abe"'tue".
abe"'botzt, ine"g'ivnrffe" Ap(T.). 's hat en Hufe" Sehn.
abe"g'worfe" ScuR. Ober Nacht hed's e'sö er halbschueh-
tüfs Sehneli g'worfe". JHartmann 1912. Der Sehn, leit-
si"'- (s. Bd III U76o.; auch Ap), hät-sich g'setzt (HLun.;
s. auch Bd VII 1608/9). Der Sehn. Iv'd b'hab Ap(T.).
,Und was gar us der massen kalt und lag ein grosser
sne.' ItScHiLL. B. ,Es ligt ein grosser Schnee, nives
omnia oppleverunt [usw.].' Hosp. De Sehn, sockt, hed
en (grosse") Sock 'tue" (s. Bd VII 685), lindet, röchlet
(s. Bd VI 861), schwint. ticht, globt's (s. Bd II 588)
Ap (T.). De' Sehn, hebet nid, hat keinen Bestand Ta.
De- Sehn, (ver-, zer-Jgät (s. Bd II 5M.), reis-t (s. Bd VI
1307 0., auch reis-t ab Tu). Vergä" ivie de- Sehn, im
Merze"; s. Bd II 27. Wenn der Sehn, zergangen ist,
so fare"t d' Sure" z' Alp. KL. (Gl). ,Zergan wie schnee.'
HvRüTE 1532. Vor-eme" höhe" Sehn, und vor vile"
Chindere" brüeht-ma" nit z'erschricke", die gdnd wider-
um selber fort GnRh. (Tsch.). .Wenn es am besten umh
ein Stadt und alle volle und gnüege hatt, so fart er
wie der schnee darvon und muoss es als dahinden Ion.'
GrCbel 1560. ,Der sehn, (zer-)schmilzt'; s. Sp. 960. 964.
,Wenn der Schnee geschmolzen, ist er nicht wider
zu bringen, factum infectum fieri nequit.' Met. 1692.
In Grenzbestiramungen; s. Sp. 960. Auch FEß. V 882
(1323); VII 74 (1344); Seg.RG. 1 567 (1411, LWolhusen).
599 (1418, LE). In gleicher Bed. .als der sehn, schliffet':
s. Sp. 149. Es bockt, botzt, rumt de" Sehn. Ap (T.).
De-- Pfö" jagt de" Sehn., werd-em her. ebd.; vgl. Schn.-
Fresser (Bd I 1328). S. noch Sunn (Bd VII 1094M.).
Trumpf (Das BGr.) nimmt de(r) Sehn, ab de" Berge(nJ !
Ruf bei einem guten Stich im Kartenspiel BE. (SGfeller
1921),Gr.(Bärnd.l908). Beschaffenheit des Schnees.
Er kann sein fül (Gr), grull (ebd.). loftig (Ap), mollig
(GfiGrüsch), müericht (GRhPr.). nass, ballig, (pjflutterig,
sehläsem (s. Sp. 664), troche" (s. ballen Bd IV 1152),
g'räftet (s. Bd VI 1053), g'sesse", durch Lagerung fest
geworden (Gr), getribe", vom Sturm gejagt und hiedurch
fester geworden (GRPr.). Feiss(t)e-; fette-- Sehn. ; s. Bd I
1072. 1132. Fdsste-- Sehn-, wo tummt [düngt] Ap (T.).
De-- Sehn, ist z'faiss, er hebt nid lang SchB. Es gibt
lebige" und tötf- Sehn. Aa (Rochh.). Glimpfig werde"
wie der Sehn, a" der Sunne"; s. Bd VII 1095o. ,Am
Morgen fiengs an schneyen und fiel ein kalter Schnee.'
XVII., Lied. ,. . . sige der bös Geist ... in irem Bett
gelegen, uff welliches sy zue im niderglegen und synen
bösen Mnetwillen mit ime verriebt, sige aber Alles
unnatürlich und kalt wie der Schnee gewesen.' 1618,
1375
Schnaw, schnew, schniw. schnow, sehnuw
137Ö
EScHiEss 1919. Der erst Sehn.; s. auch u. D'Mess-
hisli [zum Herbstmarkt] baue"-si au'''; dö werde"-mer
bald der erst Sehn. ha". Firm. (BsStdt). Nüioe^ Sehn.
Es hed es nöm Schnell g'macht Gnlg. (Tscli.). UefrJ neu
Sehn, ('s neu nass Schnell Ap) frisst der alt (den alte")
Aa; Ap (T.); Gr; ZWl.; s. schon Bd 1 1321o.; V 752
(Bränt). ,Es fiel all tag ein oder zwen nüw sehne;
es gieng nie keiner genzlich ab, das der schnee so gross
ward, das er den zünen glich was.' Bossh. Chr. .Luogte
sy zum fenster us und seite: es lyt ein nüwen schnee.
Uff das hin er seite: es lyt ein nüwen schnee; wittraich
zur ee, so sag ja.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Die Hohenen
in dem Alpgebirg [sind] mehrerteils mit eewigem,
immerwerendem Schnee bedeckt, welcher durch Lenge
der Zeit verhärtet und grausame Kluft wirft, vil hundert
Klafter tieff ... dise werden bisweilen durch neüwe
Schneelein bedeckt, dass man irer nit wahrnimbt, sonder
vermeint, es seje Alles ein satter Schnee.' Gi'ler löIO.
Der alt Sehn, füre'sueche" ; s. Bd I '204 u. [A. will ß. über
das Alter der Schleitheimer Brücken belehren, worauf
B.:] Wa' du dö säst, wässt z'Schläte'" Jederma"". Dö
de' alt Sehn., de' göt ü's Nut me a". Jugendsport 1912
(ScnSchl.). Der (vorjfernfdejrig Sehn., uneig. für etw.
(längst) Vergangenes, Abgetanes; s. schon Bd I 1019u.
,Den ferndrigen Sehn, such nimmermehr!' ScaSt.
(Sulger); auch Sprww. 1869. Für ''e" f. Sehn, sorge";
s. Bd VII 130ÜM. Wo ist der f. Sehn.? Aa; Bs; ß;
Z. Dö lachet-es [ein Mädchen] hel'üf ... it"'' seit:
Wen"-i'''-mi''' verfall ha", chöit-der-mer jez es Dötzi ge".
ü"'' streckt-im d's Uändli here". Er misst a", aber wo
isch der f. Sehn. ? Annemareilis Hand ist lengsten am
Rügge" hinder g'si". SGfeller 1911. [Es gibt auch
heute noch brave Mädchen] dschi sin'' aber woa der
ßerdreg Sehn. VSella (P(ir.). ,Wo kam der färnerig
schnee hin? nam illi iam non sunt, atqui sunt mali.'
Sprw. XVI. (jüngere Eintragung). ,Dass man von im
und seinem hus zuo reden weisst kein wort nit me,
als wenig als vom ferndrigen sehne.' Holzw. 1571.
,Rosam, quse praterit, ne quaere iterum, suche das
Verlohrene nicht mehr, suche nicht den ferndrigen
Schnee.' Denzl. 1677. 1716. P* ha" z'danhe" für de"
fernig Anke" und für de" hilrig Sehn., sust leeis'-i'''
Nüd me ZS.; vgl. Bd 1 1019 u.; "sp. 1050 M. Wiss wie
Sehn. Mg.; vgl. schn.-wiss. Wiss ■wie Sehn., grüen wie
Ghle, rot tcie Bluet, schwarz wie-ne" Chräje"fecke",
Rätsel von der Kirsche ß; vgl. dazu Rochh. 1857, 235.
Dann [wenn dich eine Katze kratzt] gi''t'.<< es bluetigs
Tröpfli, bis zHetst en ganze" Chübel voll; dann wirst-
du wiss wie Sehn., hast keini röte" Bagge" me. RSuter
1915. E" Hüsfrou muess-si''' plage" ... d'Chinder
g'schweigge", Breili choche", d'Uemmli wüsche" wiss tme
Sc/tn. KW Cterich-M uralt. S. noch Bd VIII 7üo. Röte"^
Sehn.; s. Bd VI 1751 M. und vgl. auch Bärnd. 1914, 16.
,Es viel [1226] in der Stürmarkt ain roter schnee, und
als er zergieng, sach er wie bluot.' Vad. Potz röte'
iSc/m./ Müller, Jugendschr. Schwarze Sehn. ,[1542]
als ein Schnee eines Schuochs tief lag, da ist ... in
den Wisen bei Härderen und Staineck und da herumb
auf denselben weissen ein schwarzer Schnee gefallen,
der nichtzerschmolzen, sondern lebendig und zu kleinen
Würmlinen worden.' HOHobkr Chr. Von etw. Un-
erhörtem, Unerwartetem; vgl.: .Als wenig du weisst,
was ein hülzin schOryselin sve ... also wenig wüssend
dise kämpfer mee von dem lyblichen lyb geistlich ge-
esseu oder vom geistlichen lyblichgeessnen lyb, weder
dass sy die wort zemraenwättend, die aber kein an-
nemen noch heimen im glöubigen gmüet habend;
glycherwys als so wir von eini schwarzen schnee
redtind und sprächind, er wäre schwarz, aber wir
sächinds nit.' Zwingli. lez fallt, gf't's denn g'wüss
(eil) schwarze'' Sehn.! sagt man etwa bei einem über-
raschenden Besuch, einer unerwarteten Handlungs-
weise (Freigebigkeit eines Geizigen, Fleiss eines
Trägen udgl.) Ap (T.); GNessl.; Tu, so Mü.; Z. so Pfäff.,
Tag. Fallt schwarze' Sehn., dass du chunst? ZTag.
Es wird eige"tli'''' en schwarze" Sehn, ge", wenn etw.
Unerwartetes geschieht Z (.'Spillmanu). Hät-er [ein
immer Unzufriedener] bim lisch nüd 'brummlet, händs'
g'meint, 's gib schwarze" Sehn. Volksztg 1916 (ZPfäff.).
Wenn en schwarze'' Sehn, fallt, ,niemals' SouSt. (Sulger).
,Wann ein schwarzer Schnee fällt, cum mula pepererit.'
Mev. 1677. 1692; auch bei Denzl. 1716. ,Es wird ein
schwarzer Schnee fallen, mulus pariet.' Hosp. JE"
schnewissi Chräje" und (brand- LE.) schwarze' Sehn.;
s. Bd HI 803 u.; auch Z (wissij; It Messikommer 1909
von einem der um einen Tisch sitzenden Kinder ge-
sungen; die andern Kinder singen nach; mitten, irgend-
wo im Satze, bricht das vorsingende Kind den Gesaug
ab; wer von den andern weiter singt, muss ein Pfand
geben. Brünnige'' Sehn.; s.brinnig(Bd V 646). Fürch'e",
[Meine" It Dan.), de'' Sehn, brünni (auch ZRuss. und
It Dan., Spillmann, in ZBül., Eis. jünger bränni); s.
Bd V 639M., wo noch Weiteres. Vgl. dazu: ,Als zweite
Programmnummer kam [am .schmutzigen Donnerstag'
in der Schule] das Schneeanzünden. Ein Schüler
musste eine Schüssel voll Schnee holen. Der Lehrer
sagte nun, er wolle beweisen, dass der Schnee brenne.
Er brannte ein Zündhölzchen an und zündete zum
allgemeinen Erstaunen der Kinder den Schnee an ver-
schiedenen Stellen an. Er hatte vorher natürlich un-
bemerkt weisse Wachskerzen in den Schnee gesteckt.'
AfV. (GSa.). ,Den Schnee im Ofen baken, dörren,
mare exurere.' Mey. 1677. 1692; auch bei Denzl. 1677.
1716. Sehn. heW'e": ,Zu den Nidelspielen seinerzeit
habe auch das Schneeheuen gehört. Das heisst, wenn '
der Jubel bereits gross geworden sei, habe es manch- |
mal auch etwa geheissen: Jetzt wend-mer go" Sehn, i
hew'e"! Burschen und Mädchen liefen in die Scheune, ;
zogen Schuhe und Strümpfe aus, die Burschen auch i
noch den Tschopen, und unter Singen und Lachen j
gieng es mit Sensen und Gabeln barfuss und barärmlig i
auf die beschneiten Wiesen hinaus. Dort mähten die '
Burschen den Sehn, und nachher wurde geworbt und '
gezettet, bis der Schweiss trotz kalter Winternacht I
von der Stirne rann und die Fähigkeit erobert war,
aufs Neue gehörig Nidel zu essen.' GBaomb. 19u3(GT.). |
Sehn, sehore", als Schnellsprechvers; s. Bd VIII 1197u.
(Varr. dazu s. KL. 245). Eine" mit Sehn. i"r%be"; s.
BdVI60. ,Einen mit sehn, werfen'; vgl. Bd VHI 1335M.
(1503, Z RB.). ,Swer den andern wirft mit schnewe, '
der git 3 ß als dik, so es geschiht.' äL RB. ,Man sol I
nachgan und richten, als ir ettlich einen pfaffen mit^'
sne geworffen und sus mit werten übel gehandelt ;
band.' 1435, Z RB. Scherzh. sagt man etwa: .Unter I
jenem Stein kannst du Sehn, sehen.' Wenn der Andre, :
um die Probe zu machen, den Stein aufheben will, '
nimmt man diesen, legt ihn dem Andern auf den Kopi '
und wendet diesen so, dass der Blick auf die Schnee-
berge fällt ZTag. Der Chellner ist da g'standf »«<
d's Chind im Sehn., als Bauersleute im Hotelspeise-
1377
Schnaw, schnew, schniw, schnow, schnuw
1378
saal ihre mitgebrachte Essware auspackten. CStreiff
1900. ,Dass si frefenlich zuo ir rett under ou^en, si
bette ir man verzoubert, dass er im snewe lüffe und
nit wissete, was er ze schaffen liette.' 1394, Z RB.
,N. habe an GSchmids hochzit, als sy mit eim tanzet,
gar lätz über sy ton mit tröwworten, wie er sy schlachen
und den köpf iren inn schnee stossen seit.' 1541/3,
Z Ehegericht. ,Do sige es [ein Eheversprechen] den
Knaben übel gruwen und heige zue ira ... gesprochen:
Lueg, Vreni, ob [ehe] ich dich han wil, ich wil eh
do in Schnee ushin knuwen und mir den Kopf ins Veld
lassen houwen.' ltil8,AAVelth.(Chorgerichtsman.). Etw.
in'n Sehn.bnmze" fbrünzh", seiche"Jchmne"; s.BäynOo.
77111.; VII 143M. Das cha'"'-me" nid no'' e'so in'n Sehn,
bründe", ist nicht einfach, von Arbeiten ZWth. Neben
verwandten Begriffen. ,[Die Urner sollen von einer
Alp] niemer abkomen mit ir viech, sie entribe sne
oder Wetter ab.' 1357, DwE. ,Wenn das ist, das sehne
oder ungewitter kumpt und infalt, das sich die küe ...
an dem berg an der genampten alp Fromat nit ent-
, halten möchten.' 1498, BoSi. Eq. 1912. ,Dass der üe-
meind Hüttweilen Vieh ... seinen Weidegang darauf
[auf gewissen, jetzt eingefriedigten Wiesen] gehabt
bis zum Schnee und Winter.' 1594, ThHw. Arch.
(jüngere Abschr.). S. noch Sp. 163o. Riffen und Sehn.;
s. Bd IV 1 (auch ScaGiichl. It EStoll 1907); VI Ü65
(Maien-Riß). Hut hät's e" Riffe" über d' Weid, chö'"'t
meine", 's war es Schneit. Lienert 19üti. Güggeli tis
''em Gras, d's Hüendli bisst-di''': es ist fern es Schneli
'g'falle", hür es Rifli. KL. (AiGont.). ,Wilt du vor der
hell gfryet syn, so trag mit gdult das crütze dyn; denn
wer den rytfen förchten tuot, der ist nit vor dem
Schnee behuot.' JKolross 1532. S. noch Bd VI 663/4.
\I''' g'sehn en Heiteri; well Oott, da" s breiii 'e lenger r
me, denn gi''t's tveder Regen no''' Sehn. GrD. S. noch
BdVI1450u. Is und Sehn.; s.u. Kinderreime. Es
\stät en alti Wetterhä.v im Regen und im Sehn. Was
wäm-mer-''^en acht aw'' z'esse' ge"? En Ziicker und
Kaffe. KSdter 1915. Ä-be-ce, d'Chatz lauft (gät, springt)
über (dur''') de" (im) Sehn, (auch herte" Sehn. B), mit
verschiedenen Fortsetzungen ApReh., Speicher; Bs; B,
ISO Ha., E., G.; Gr. so D., Ths; LStUrb.; GRh., We.; ScH,
soR., Steffen; UwE.; ZÜberr.; Tgl.BdVI967/8. Hunds-
giirige, Stock voll Sehn, usw.; s. Bd II 412o. (BsLausen,
Siss.) und vgl. SV. 1914, 39/40. Füriö, de'' Sehn, brünnt
usw.; s. BdV639M. Im Heilsegen für Kinder; s.
Bd VI 726 0.; VII .54 o. 447 u.; auch: Heile, heile Sege",
Bilseli uf der Stege", Büseli lauft dur''' ''e" Sehn. . . .
KL. (BsL.). Glaube und Brauch; s. noch u.
Prischgefallener Schnee ist giftig GrD.; s. Bd II 136.
Sommersprossen verschwinden durch Waschen mit
Neuschnee GSa.L. (WManz 1916); vgl. Merzen-Sehn.
Hut über acht Tag gäd de"" Sehn, ab, chunt de' Balbierer
und haut-mer 's Här ab Z, ,Schn. lecken-, um die
Empfängniss zu verhüten: [B. zu einem Mädchen, das
von ihm geschwängert zu sein glaubt:] Heftest getan
|daz ich dich gelieissen hette, so bettest sehne geleket,
hnd wellest du des kinds gern abkommen, so iss niess-
;wurzen.' 1449, ZRB.;s. den Anfang Bd VII 888o. , Einen
Sehn, machen.' ,[Eine der Hexerei Angeklagte] habe
auch einen grossen Sehne und Regen machen heltfen,
'lie Samen zu verderben.' 1642, AiBremg. Turmb.;
spater: ,. .. habe sie einen grossen Sehne und Regen
machen wollen, seige aber nur ein Reiffen darus
tentstanden.' .Durch Zauberwerk an unser lieben
I Sohwelj. Idiotikon IX
Frauwen Hiromelfahrtstag [1661] ein grosser Schnee
über Landt gemacht worden.' USdtter 1626/89 (Ap
Chr.). Von einer Stelle am Burghaldenberg [bei Bs
Lie.] habe ein alter Sehmied gesagt. ,es bleib kein
Schnee da, werd gewiss Gelt da verborgen sein.' 1727,
Bs Verhör; vgl. Fischer V 1043o. , Maria zum Sehn.'
KATH. Schweiz; vgl. auch Roclih. 1857, '247. ,Das Fest
der Maria zum Schnee [wird] alljährlich am 5. August
hier [in Banio] wie auf dem Klösterlein am Rigi be-
gangen.' Schott 1842. , Unsere liebe Frau zum Sehn.',
Name einer Kapelle bei FLessoe. Ldtz 1835; vgl. ,zum
Sehn.', deutsclier Name der FGemeindeEnney. Wetter-
regeln udgl.; s. auch die Zssen und vgl. Sp. 1204. M'^ie's
de" Sehn. giH, so nimmVs-e" wider ZF. De' Biswind
bläst en Sehn, füre" ZZoll. Auf baldigen Schneefall
deutet es, wenn das Vieh hustet oder wenn man die
Füchse bellen liört GSaL. .[U"zUiga Sehn, bedeutet
es] wenn d' Sehnehenna brieled .. . ebenso tce"" d'Amsli
ahi"g'hijen (sich in Scharen auf die Ebene herunter-
lassen), besonders aber, tce"" d's Veh huested.' BiRxo.
1908. ,[In der Gegend des Schwarzsees soll ein] Ge-
spenst wahrgenommen worden sein, besonders wenn
das Wetter ändert oder zur ungewöhnlichen Zeit Sehn,
fällt.' KuENLiN 1840. S. noch an-henken (Bd II 1460);
blüejen {BäY bo); Schnew-Bluemen 4 (ebd. 89); Bränt
(ebd. 752). So hoch der Sehn., so lang das Gras, Berg-
spruch. JBRuscH 1881. Dr Sehn, bünet no''' e"ehli"
im Früeli"g ZRuss. Wann de' Sehn, g'gräblet ist
[Gräbchen, Rinnen aufweist], so giH 's im Summer
i'berschuämmi"ge". ebd. Will der erste Sehn, im Herbst
nie ab den Dächern, so bedeutet es einen frühen
Frühling; schiesst er aber immer wieder von den
Dächern herunter, so glaubt man, er bleibe im Früh-
ling lange liegen und es gebe einen späten Frühling
BE.(AfV.). Wann der erst Sehn, nüd haltet, so blibt
keine lang ScnwMa. S. noch öecA: (Bd II 199; auch
ScH, so Beggingen; Z); gu.ven{ehä. 572 o.); Cliät (Bd III
557; auch BsL.); ver-roden (Bd VI 6'20u.). Schnee,
der im Neumond fallt, bleibt nicht lange liegen. DGemp.
1904. Bartlimei nünt der Tunder, bringt der Schnei
GSaL.; s. noch Bd IV 1625u.; VI 664o.; VII 976u.
E" heiteri (hel'i) Vre bringt Is und Sehn, (auch: i"
sechs Wuehe" Sehn.) Z; s. auch Bd I 915 o. Santa Vrena
hübsch «nrf sehe": am andere" oder am dritte" e" scheue''
Sehn. GrD. (B.). StVerena bringt einen Sehn, oder eine
Leiche. JJörger 1913 (GrV.). Simon (und) Judä; s.
Bd III 14 (auch GrD.: hangend Sehn, an d' Stüdi; L
It Iiieichen: hänkt Sehn, a" d' Stüde"). 1102 (Ludi).
Chund vor Martini de'' Sehn, über de" Ri", se ist de"'
gröst Winter verln AaB.; s. auch BdVI995M., ferner
Bd V 1220 (ver-pfluderen) und vgl. Bd IV 428. .De-
zember (Weihnacht) kalt mit Sehn. (Eis und Sehn.)
gibt Korn auf jeder Höh' Bs; B (Schweizer Bauer
1899); Z und weiterhin. ,Im Jänner viel Regen, wenig
Sehn., tut Saaten, Wiesen und Bäumen weh.' Freier
Rätier 1921. ,Iin Jenner viel Regen ohne Schnee tut
Bäum-, Bergen und Talen wehe.' EKönig 1706; ebso
JCNäg. 1738. S. noch Bd VI 664o. Wienecht im Chle,
Österefn) im Sehn. BsL.; ZStdt, Wang. Wenn e" Ma""
e" Sack voll Sehn, im Merze" nur über en Aeher treit,
so g'seht-me" sini Spure" no''' bim volle" Chorn Aa; Z,
ähnlich BsL. (AfV. XII 15); s. auch Bd IV 432o. und
vgl. Merzen-Sehn. ,Donner im März, Sehn, im Mai.'
ScLGER. — 2. von Schneeähnliehem. a) von Speisen,
a) zu festem Schaum geschlagenes Eiweiss Bs; G; Z
1379
Schnaw, gchnew, schniw, schnow, schnuw
1380
(auch .fester Sehn.') und weiterhin. — ß) .Aphrogala,
eine Gattung Speis von Milch, ein Schnee. Niidel-
milch.' Dknzl. lt>66. 1677. — y) s. Erd-epfel-Schn. —
b) weisse Masse in der unreifen Haselnuss AaF.; BR.;
ZRüml.. W., Wl.; Syn. Aicli Müch (Z). J" der Hasel-
nuss hed 's Sehn., statt eines Kerns .\aF. Es häd wu''
no''' Sehn. ZRüml., Wl. — c) schwammiges Fleisch
schlecht geratener Äpfel, Kohlrabi, Rettige, Rüben.
Dan. (oü.); vgl. ge-fosen (Bd 1 1083). — d) .Schnee und
Nebel [s. Bd IV 631 Bed. 2] heissen die weniger durch-
sichtigen und lauteren Teile des einzelnen Kristalls
oder der ganzen Kristallgarbe.' Altmann 17.51. — 3. Dim.,
Pflanzenn., perlblütiges Ruhrkraut, Gnaph. marg. GG.
Amhd. »neo, «ne (6en. siiewes), im Ablautverhältniss zu
»chmjen I (Sp. 1202/7), schnlmn; vgl. Gr. WB. IX 1222/8.
1238 (.Schneelein'); Diefenb.-Wülcker 843; Martin-Lienh. II
491; ChScbmidt 1896, 96; Fischer V 1041/3, zu den RAA.
aucli Wander IV 292/6, zum Lautlichen .SVw mit Anm. (Bd VII
1479/80). Sehnt'ij in ApI. zeigt den Einfluss Ton schne-ijen
(BSG. 1 88); zur umgekehrten Beeiuflussung vgl. Sp. 1207. Zum
Dim. SchneüwUn (eig. Schniuidi, SchniwwU) vgl. Semcli zu Se"
(BHa.); SchnöuwK im Id. B ist sog. umgekehrte Schreibung
(im öBO. herrscht Entrundung). In Namen. Übernamen.
■a Schiüimiterli SchwK. .HKeller, genant Schueehans.' 1672,
ZSth. .CvRuffs, genannt Schneevogel von VVollishofen.'
1623, Z RB. FNN. ,S(ch)ne(e)-Vogel.' E. XV., ZStdt (vgl.
Bd I 696). ,-Berg.' 143.5, AaZof. (vgl. u.), ,-Berger.' 1503,
AaZof.; BOchlenberg, Orpund; XV./XVllI., ZStdt (,eiu
adeliches Geschlecht ... aus welcheui Caspar, gebiihrtig von
Landshut ... 1469 das Bürgerrecht bekommen.' Leu, Lex.).
,-Wiss.' XVI., GStdt (,nebeud Schnewissen Schmitten.' Vad.;
bei Leu, Lex. ,Schneeweis'J ; 1411/21, ZRB. ,-Wolf.' 1595,
ZElgg. .Suewalms schuoposs.' ThEsch. Offu. 1296 (.jüngere
Abschr.). ,Wattenschne.' ThPlatter 1572, Imperativname.
,S(ch)new(e)li(n).' XV., AaZof. (.RSnewli von Strengelbacli.'
1478, WMerz 1915); XIV., Bs (,Snewli von Üetingen'); XV. /
XVI., BStdt(,HSchnewlin[Dat.].' 1523, BRM.; .SSchneUwliu
[ist] 1592 ... zu der Predicantenstell in der Stadt beruffen
wordeu, hat den Zunamen Nivinus angenehmen.' Leu, Lex.);
FStdt (,USchnewli.' 1526, Strick).; 1530, Aush.; It Leu,
Lex. .Schneüwlin'; heute ,Schneuwly'); XV./XVL, SchBuch
(.BSchnewli.' 1506; ,.TSchnöhlin.' 1531, Strickl.); XVI., Seh
Stdt (.Schnöwli.' 1527, SchChr.); SchSt. (,Schnewly.' XV. i
bei Leu, Lex. .Scbneewlin'; heute ,Schnewlin'): ZAB'. (,Schnewli'
seitXVI. ; heute, Schnebeli' ; Si-Jinihelis Xumnic", t'bernameeines
Zweiges der Familie nach einer aus dem Kanton Bern stammen-
den, das Vi. nnmme" [nur] brauchenden Frau); XVI., ZAltst.
(,Jacob und Felix die Schnewlineu.' 1569); 1530, ZGunt.
(,Schnüwli'); 1417, ZOberr. (,Snewli'); XIV. / XV., ZStdt
(,Schnewli.' XIV./XVIL); ZWth. (.SuewMu.' 1414; heute
,Schncebeli'; vgl.: ,Herr Schneebeli von Oberwinterthur',
scherzh. Bezeichnung des Winters. HBrandeub.). ,Schneeli'
GIK. (It Leu, Lex. ,ein Geschlecht in dem Land Glarus [seit
M. XVII.['); ZStdt. Schneli, Übername eines Bezirksammanns
SchwE. (i" '« iSchii-s uiiji''e"; It Lienert nach einem bekannten
Zürcher Holzhändler dieses Namens). Hieher (V) : ,Schneilin' Bs
Stdtt (BsStadtb. 1890). Ortsnamen. , Grosser, blauer Sehn.'
ApSchwende. ,Der lange Sehn.' USureuenpass. ,Bcim breiten
Sehn.' BGadm. ,Schnewlena' FPlasselb. ,Schneuwlena.' ebd.
Als I.Glied. , Schnee- Acker' Zllln. ,-Alpcli' LV. ,-Feld' Aa
Ku. ; WiMörel (,Ewig-schn.-reld'). ,-Hof' SLaup. (auch ,-Hüfli')
,-Halden' ZDUrnt. ,-hilhner-Stock' UAnd., Erstf. ,-Horn- B
Ad., Gr., Inn.(,Ewig-schn.-Horn'; ItLutz 1835 ,dasschneewige
Hörn') ; GrRh. (,ein Teil des Berges Adula in dem obern Grauen
Bund, wird vor den höchsten Berg in dem Hochgericht Rheiu-
wald gehalten.' Leu, Lex.). ,-Haus' SMUmliswil. ,-Joch' W
Leukerbad. ,-Kasten' AaEgliswil, ,-Loch' BBlum.; GTrUbbacb;
üwAlpn. ,-Matt(e)'BGstaad; SBliren. ,-Boden'GrTenna. ,-Berg'
(vgl. Bd IV 1562) Blnt. (,der Eiger ... hiess in älterer Zeit
... Heigers Schnceberg.' Jahn 1857); LSUrenberg 6SVJ)ie6rtf/; ;
UBalg.; ZDättnau (Wiese), .-Bergli' LSörenberg. ,-Runsc'
GlLtb. ,-Schwand' GNessl. ,-Stock- WOberwald. ,-Tobel' Gr
Tam. ,-Täli' GrKl. ,-Tole' GWI. ,-Weid' BGsteig (2mal; mit
,Schn.-weid-Wald'); FPl.asselb. ,Schneeli-Wald' GMurg.
A n d r e ä- : am Andreastag (30. November) gefallener
Schnee. ,A. tut dem Korn weh.' Distelikal. 1897; s.
auch Bd I 313o. (.Andresen-'). — Auch bei Fischer I 190
(unter Andrrns).
Aprille» Abrille"- B, so Twann; GrD., He., Pr.,
Abrelle"- FMu.; SchR.; S; Th; Z, ^öereHe-- BGr.,G.,
Ins: im April gefallener Schnee. A. tued de" Früchte'
{der Söt SchR.) we GrD., He., Pr.; SchR. A. n"' Schaf-
mist sigi' guet für d' Haused. Barnd. 1914. ,A. [ist]
besser wan Geis'mist oder so gued wie Schöfmist; jeden-
falls ist er der arme" Lite" Buii-.' ebd. 1908; s. auch
Bd IV 539 u. ,A. ist arme'' Lüle" Grasmist und auch
dem Bauer su guet wie Schäfmist oder (spassig gesagt)
besser weder ghV" Schäfmist.' ebd. 1911; ähnlich auch
ebd. 192'2, 237 (BTwann). A. mestet, Merze"schne frisst.
ebd. 1911. Merze"schne wie Gift, A. wie Mist. Schild
1863; vgl. A.-Giillen (Bd II 223). Merze"schne ist Mist
(armer Lilte" Dung), A. ist Gift FMu. S. noch Gras-
Brueter (Bd V 1009). — Auch bei Schöpf 425 (unter Man);
Fischer I 300 (unter April).
Erd-epfel Herd-Ö2)fel- : Kartoffelbrei GStdt.
Fön-: bei Föhn gefallener oder angewehter Schnee.
,Wahrschinlich haben die Jeger ... sich auf den
Hindren gesetzt, um schnell hinunter zu rutschen, wobei
die Rinde vom Schnee, das dem Föhnschnee eigen ist,
zersprungen, grossartig auf vielen Punkten losgerissen
[ist].' JvWeissenfluh 1850/1; s. den Anfang unter F.-
Schilt (Bd VIII 742). — Ferte"-: Schnee, der die
Fährte gut zeigt. Jägerspr. (Diana 1909); Syn. Model-
Sclm. — Flutter- f-o'-): .lockerer, leichter (nicht
kompakter) Schnee' ApH., K. (T.). — Flätsch-: bei
wärmerer Witterung gefallener Schnee, der bald
schmilzt, aber viel Schmutz verursacht Ar (T.).
Gugger-, in L meist Dim.: „trockener Schnee, der
in seiner Art zw. Hagel und gewöhnlichem Sclinee das
Mittel hält, körnichter Schnee, dergleichen öfter im
Frühling fällt F; L" (St.«), (leichter) Schneefall im
Mai F, im Frühling, wenn schon der Kuckuck im
Lande ist L (Seliürmann). Es hed nur es G.-sehneli
g'leid, nur ein wenig geschneit LSenip. Uf de" Däehre",
uf de" Matte" W'd e" Hechte' G., im April. Zyböri. —
Zu Gugger 1/1. guggemi :j ,■ (Bd II 189/90), doch zT. auf
(jiigger 11 (ebd. 184) bezogen.
Herbst-: im Herbst gefallener Schnee. GRSammier
1809. — Hase»-: Schneelage etwa von der Höhe
eines Messerrückens, in der sich die Spur eines Hasen
verfolgen lässt AASigl. — Chrüsch-: feinkörniger
Schnee von kleieähnlicher Beschaffenheit, wie er bei
kaltem Wetter fällt. All Bott sin-im siner schlecht-
b'schlagne", rünnige" Sehueh ungeruse" g'rütscht uf dem
C/ir.SGFELLERl919(BE.). — Längs i-: im Frühling ge-
fallener Schnee. Gr M bl. 1923. — La u w e ne° Louifne")-
BGr., Laiwi- Nnw : Lawinenschnee. Das tued denn
alben [beim Niederstürzen einer Lawine] de" L. ttid
leid a''hi"brät sehen! Barnd. 1908. Wetterloui(ne")-Schn.,
vom Schnee der Wetterlouina. ebd. 64 ; vgl. BdlU 1543M.
,Man kan Hecht gedenken, wie tief der Lowyschnec
inuss gewäsen sein ; denn die letsten Tage im Brächet
konnte man noch über den Schnee wie über eine Erik
über das Wasser gehen.' JvWeissenfluh 1792/1821.
,Der Laueschnee war an verschiedenen Stellen bis
14 Fuss.' ebd. 1850/1. ,Da hat man sie [Verschüttete]
aus dem Lauwischnee herauss gegraben.' 1808, BGr.Chr,
1381
Schnaw, schnew, schniw, schnow, schnuw
1382
Maie"-: im Mai gefallener Schnee. AbrelhHandtr,
M. GA. — Vgl. Sauders 11 987.
Model-: = Ferten-Schn. Jägerspr. (Diana 1909).
Meize°-: im März gefallener Schnee. Sommer-
sprossen verschwinden durch Waschen mit M. GSaL.
(WManz 1916). Der M. wird in Wasser aufgelöst und
in Flaschen gefasst; man soll sich öfter damit waschen;
das gibt schöne, reine Haut und vertreibt bes. die
Sommersprossen ZÜbf. Vgl.: ,Auch dienet er [der
Schnee] in mancherley Krankheiten zur erfrischenden
Arzney, verhütet die Pest, curiert Fieber, Bauch-
grimmen, Kopf- und Zahnschmerzen, Augenwehe und
Seitenstechen, weshalben die Baurenweiber in Däne-
mark das Schneewasser im Merzen samlen und fleissig
aufheben.' JCNio. 1738. Bauernregeln. M.. Abrelle"-
rege" briiigoi im Maie" grosse" Sege". Schilh 1863.
M. dmigl den Püreti d' Wise" GrL. (Tsch.). 31. ist su
guet als Mist GrKI., L., Valz. (Tsch.). S. noch BdlV
539 u. (Schäf-Mist). M. tuet de" Früchte" (Gr; ScaSt.
It Sulger), der Sät (L und It JCNäg. 1738), ■>em Bür
and ''em Wi"st<)ck (Sch), Llb und Sei (ZRorb.), Allem
(AAOEhr. ; Bs)«)e. , Böse Nachbarschaft und M. ist eins
so gut als das andere.' Schweizer Bauer 1899. S. noch
Aprillen-G allen (Bd II 223), -Schnew. Im Vergleich.
Bleich wie M., von einem Mädchen. Lienert 1913.
B's Lebe" tuet ufd'Längi wi u"^ d' Freud geit für . . . wi'
M., u"'' was-der blibt, isch nuvie" Längizit. Loo^li 1911.
— Vgl. Gi-.WB.VI 1693; Schul.- 1 1657; Schöpf 42.5; Martiu-
iLienh. 1714 (unter Mia-zi"); II 491/2; Fischer IV 1508/9.
i Nacht-: nächtlicher Schneefall. Gr Sammler 1809;
mehrmals. — Berg-: auf den Bergen liegender Schnee.
,Diese [Lawinen] donnern gemeiniglich durch ihre
Töbel herunder nur in der Frühlingszeit ... wann
iwegen Favonius und Sonnen der hoche B.-schnee wohl
penetrirt und bis auf den Grund araollirt worden.'
Sererh. 1742. — Bluest-: Blütenschnee. ,Edel grüen
von krausen Haaren die geholzte Einsäss [die Bäume
eines Wäldchens] waren, drunder etlich griss und alt
mit dem Bl.-schneh wohl gestalt.' JCWeissenb. 1678. —
Pflüder-: = Flätsch-Schn. L(Zyböri). — Pflutsch-:
meist Dim., = dem Vor. Ap (T.). — Rutsch-: auf leicht
geneigter Fläche langsam talwärts gleitender Schnee;
,Syn. B.-Lauwelen (Bd III 1542). .Wegen dem Suoggi-
loder E.-schnee können an vielen Orten auf den Alpen
nicht Einfristungen gemacht werden.' Kasth. 1829. —
iSueggi-: = dem Vor. (s.d.), „Schnee, wenn er, ohne
Lawinen zu bilden, auf sanften Abhängen langsam,
aber dennoch mit Gewalt abwärts rutscht", ,an Berg-
ihalden sich langsam in Bewegung setzender Schnee,
Ider, weil oft noch stellenweise mit dem Rasen zs-
i?efroren, im Wegrutschen Stücke Rasen wegreisst und
daher auf Bergwiesen zuweilen höchst verderblich
wird' BO., so Br., R. und It St.-; Syn. auch S.-Lauwelen
(BdHI 1542); vgl. FAnd. 1897, 127; Alpina 1916,66/7;
1923, 306. ,Hie und da sieht es auf abschüssigen Alp-
weiden traurig aus, da die Ungeheuern Schneemassen
durch Lawinen und der S. arge Verheerungen an dem
pasen verursacht haben.' Oberländer Volksbl.
Summer-: sommerlicher Schnee(fall). ,[In einem
Wintersummer] ist Alls tuttis u"'' quantis unn''er ''em
S. verfalet.' Bäknd. 1911 (BG.). .Hanf ist [in GrA.]
selten wegen den Sommerschneeu.' Gr Sammler 1805.
»Wegen des öftern S.-schnees gerät der lang behalmte
jBoggen [in GaCelerina] so selten.' ebd. 1806. — Vgl.
3andersII987.
Schläsem- (-ä-J: = Sueggi-Schn. UR.; Syn. Schlas-
Lauwelen (Bd III 1542).
Staub-: wie nhd. BGr.; Ndw (Matthys) und weiter-
hin. ,Der Schnee ... weist dann [bei leichter Kälte]
die feinen Eisnadeln auf, welche ... bei Windzug ...
zu St. zerfallen.' BXbnd. 1908. — Vgl. Gr. WB. X2, 1122.
Stäuper-ScAweh': leichter Schneefall Zg. ,Es hat
ein St.g'ge".' — Strupf-: auch Dim., dünne Schicht
von leicht zerfliessendem Schnee ApK. (T.). — G"-
w ächte» G'we^chtu"-: Schnee einer G'wdchte" (s.d.)
WSimpeln. — Wullen-: von der weissen Wolle der
Schafe; vgl. Bluest-Schn. ,Die weisse Zucht [der
Schafe] auch zeigt ihr Frucht mit W.-schnee geziehret.'
JLCys. 1661.^ Winter-: im Winter gefallener Schnee.
■ Selten läuft eine Reise [über einen vergletscherten
Pass] so gut ab. dass nicht ... Menschen iu des Gletschers
Spalten durch den W.-schnee hinab fallen.' Gr Sammler
1781. S. noch Bd VI 1578u.; VII 1094 M.(M Waiden 1884).
schne"achtig, .-echtig': schneereich. .Schnee-
achtig, voll Schnee, nivosus, ninguidus; schn-er winter,
nivosa hyems; schn-e oder winterachtige ort, da der
schnee lang ligt, nivalia loca.' Fris.; Mal. ,Nivalis,
nivarius, schneeechtig.' Denzl. 1666/1716. — Vgl. Gr.
WB. IX 1235 (unter ,schiieeicht'); Diefenb. 1857, 381 b.
schnewelen (ä. Spr.), schnebele", in L It JRoos
sehneble": = schnew-baÜen (Bd IV 1152) AaF,, St. und
It H.; „VO"; L; Scu; ,Z", so 0., Stdt, Woll.; St.\
Schneeballen machen Aa (H.). Jetz[na,ch Schulschluss]
wird de"" lustig g'schneblet JRoos 1885. Es schneidet,
es beielet und immer gi''t's no''' me: chiimm her, t'* will-
dj"* sehn., es tuet-der gar nüd we Sch (EStoll); ZWoU.
,Schneewelen, einanderen mit schnee werften, coUudere
massa nivea.' Mal. S. noch Sp. 781 u. (1583, Z RM.).
\>'- schnebele", -schnendele" : mit Schneeballen be-
werfen ZO. Abs. : ,Da [beim ersten Schneefall] b'schne-
bele"d die Einen oder Kleinere werden mit Schnee ein-
gerieben.' MessikoMMER 1909. schnendek" sohliesst UJl
das Diui. ."^chiwndli au.
s chue VI eli g schnebelig „VO; Z",g'schn. „VO"; L
Hitzk.; ,Z: schneeig. Es sieht sehn, aus VO; Z."
Es g'sehd g. dri", sieht aus, wie wenn es bald schneien
wollte LHitzk.
S c h n e w e ° f.. PI. (in Bed. 1 b) Schnebe" GrL., Dim.
(in Bed. 2) Schniwi (PI. -ini, -eni) W, so Vt. : 1. a) „Schnee-
klumpen", Schneeball (zum Werfen) BHa. (auch It
Id.B: .globus niveus'). ,0." (auchSt.''); Si.;Syn. Schnew-
Ballen I (Bd IV 1151). — b) PI., Schneeflecke GrL.
'shet no''' gross Schnebe". — 2. in W Dim., Name weisser
Ziegen BGrimsel (JR Wyss 1817). Gr. (Bärnd. 1908); W,
so Vt. — 2 auch tir. (DM. III 463). Zt" hroch-eic" Schneicm.
Name eiuer lawiueureicheu Stelle BGr. (Bärnd. 1908).
schnewe", in BBr. (PSchild 1893). Ha.. R. auch
schnewwen, 3. Sg. Prtes. und Ptc. -et: = schnewelen BBe..
Gr., Ha. (schon 1729). „0.", R., Si. Enandere" sehn.
BHk. Jitz han-i''' e" sei''' lang g'schnewwed, das'-es-
mi''' vellig unnägled BHa. Deich Ei"s, ins hed-me" im
Troim g'schnewwed! BHa. S. noch Bd VIII 845 u.
um-. Nur im Ptc. um-schnebet, mit Schnee um-
geben, von Gegenden, die (noch) schneefrei sind,
während die umliegenden Höhen schon beschneit sind
GRPurna (Tsch.). D'Alpe" sind iimschnebet. — Um-
S c h n e w e t e " -iScÄwt-fcete" f.: der Zustand einer Gegend,
die umschnebet ist GRFurna (It Tsch. nicht allg.).
i" - >,chnew(w)e" : Schnee in die Strassen werfen Gr
Nuf. Ertueti.,heti'g'sch>iew(w)et.— -^ev-. Nur im
1883
Schnaw — schnu w. Schiia(t)z — schnu(t)z
1384
Ptc. ver-schnebet, mit Schnee bedeckt GRJeii. Der Berg
ist f. Auch von Holz, Geräten (zB. einem Schlitten),
Schuhen. — b"-. Nur im l'tc. b'-sehnebet, = dem Vor.
GRJen. Der W'ald ist b., wenn die Bäume noch ihre
Schneelast tragen. — zuehi° -schneben: Schnee an die
Mauern, Wände von Häusern und Ställen hinwerfen,
um sie vor der Kälte zu schützen GRFurna (Tsch.).
schnewere" UwE.; USil., schnebere" AABb.; B
(mattenengl.), schnefere" Gl; UwE.; Ndw (Matthys);
Obw (auch It St.) ; St."", schnefere" Gl, so H. : = schnewen.
D'Biiebe" schnefere''d uf ''ein Schueleriveg Gl. — Die
Formell mit/, die wohl unmittelbar von schmim-re" und nicht
von einer Zwischeustiife schnfben" (vgl. Fälle wie N'ebd:Neftl
Bd IV 631) ausgehn, setzen für ic zunächst eine Aussprache
mit stimmhaftem (labiodentalem) Reibegeriuisch (vgl. etwa
BSG. VI 153/4) voraus.
umme°-4c/jne/(2re'': sich spielend im Schnee herum-
treiben, von Kindern USch. — er-: Jmd tüchtig mit
Schnee(bällen) bewerfen UwE.; Ndw (Matthys). —
\ er -schnefere": = dem Vor. SchwE.
(g''-)schnewe i ig g'schn. VGurtn. .g'schneferigÜBV/;
USch., (g')schn. Ndw (Matthys): = schnewelig Ndw. Es
g'sehd no''' sehn. uis. (Leicht) mit Schnee bedeckt, vom
Boden, auch von Gegenständen, Personen U. Er isch
ganz g'schn-c g'sin, von einem in den Schnee Gefallenen.
schnewig BGr., G., Hk., Si.; FJ. (schnieweg); Gr
Cast., Furna, Nuf., Valz., schnebig GRFurna, He., Kl.,
Valz., g'-schneig Z (Dan.): wie nhd. schneeig, voll
Schnee, schneereich ; Syn. schne"achtig. Es schn-s
Britt, schn-i Schlier, Schtieh, Berge GRCast. Es ist-
mer s'chalt, über di Tanne" üf z'chlettere", si ist ganz
schn-i GRValz. Er ist schn-e'' heimchon GfiCast.
Chumm nit osj schn-e' ! GflNuf. ,[Wenn nach der
Schneeballschlacht die Schulglocke läutet] butzt Ei"s
d's Ändra ab und ruft: Eh, wie bist du schn-a! Eh
du schn-i Hutta! Eh du schn-s Meitschit' Bärnd. 1908.
Wa d'Sunna umhi" so herriech über das sehn. Wetter-
horn i"he" cho" ist. ebd. 1911. ,Uf den schweren, kalten,
schneewigen, ja dojiletten Winter [ist] durch Gottes
Gnat ein guotter Summer ervolgt.' Ard. 1572/1614.
,Niveus, schneeig, von Schnee.' Denzl. 1666. — Ambd.
sneicay, -ec; vgl. Gr. WB. IX 1236/7. ,Das schn-e Hern'; s. in
der Anm. zu Schnew.
schnlwe" schniwuje", Ptc. g'schniwd: schneien, ,nevi-
care' P.-\l. (Giord.). D'Schillinga haind wia g'schniwd,
,i soldi floccarono.' — .'iltre Lautform zu mhnijtu; vgl. die
Anm. Sp. 1207.
unie°-schnaxe° (ommer-)-. sich träge, energielos
umherbewegen, herumfaulenzen äp; Syn. u.-fülen (Bd I
790). 0. wie-ii-e" Chäsflüge". (). ond omme"tre"sse".
ATOBLER 1009.
Schiia(t)z, 8cline(t)z, schiii(t)z, schno(t)z,
schuu(t)z.
Schnatz, in 'l'ioW.Schnatze" — m.: abgeschnittenes
(tüchtiges) Stück, zB. von Fleisch, Brot usw. Z. so Zoll.
Syn. SchnarzfenJ (Sp. 1327). En Sehn. Schwini"s. En
rechte Schn-e" vo"-me" Söufüdli"'' ; s. Bd VI 17o. — In
gleicher oder verwaudter Bed. bei Gr. WB. IX 1199 (Schnitz;
,Schnatzcl',Schnitzel);Kollmann457/8(Schnitt\vunde);Lu.\emb.
VVB. 390 (Schnitt); dazu ,beschnatzen' (Gr. WB. I 1587), eis.
hmchnalzlen (Martin-Lienh. II 511), beschneiden. Wahrsch.
analogische Ablautbildung zur Gruppe Schuüiz: vgl. Schnall:
^chnätlen mit Auüi. (Sp. 1338. 13-13).
schnalze" I, Ptc. -t: wegschnappen, stibitzen Bs
(Schülerspr.). Er het-mer e" Glugger [Spielkügelchen]
g'schnatzt. — Sonst nirgends gebucht. IHe Parallele »cJini-
pfen 1 : Schnepfen (Sp. 1259) gestattet Anknüpfung ans Vor.
An sich wäre aber auch Zshaug mit dem Folg. möglich (s. die
Anm. dazu).
schnatze" II GWe., schnatzge" ApH.,K.(lt T. -o-'-):
G, so Rh., Stdt, Ta., W.; TeKessw., Pfyu, schnatzge'
ApM., Ptc. -et: 1. ,den eigenen Laut von sich geben,
wenn ein weicher oder flüssiger Körper mittelst eines
festen Körpers in Bewegung gesetzt wird' Ap (T.).
a) mit der Zunge schnalzen GStdt, Ta., W. (auch als
Zeichen der Bejahung); TaP/yn. [Eine auf Neuig-
keiten erpichte Klatschbase] ärucTct d'Auge", schnatzget
mit der Zunge" und ribt d'Händ und cha"" halt frünt-
li'>' tue". G Kai. 1864. — b) = schmatz(g)en (Sp. 1035)
Ap; GRh., Stdt, Ta., We.; TuKessw. Sehn. wie-n-e"Sau
Ap (T.). — 2. beim Reden anstossen, stottern G, so W.
Syn. statzgen. — Zu bair. srhrnukeun neben sc/imitirfn («
= etym. ä), einen knallenden, schnalzenden Laut erheben,
schnallen, schnellen, schnippen (Schni.* II 566); über weitere
Beziehungen s. ,schnacke(l)n' bei Gr. WB. IX 1156/7. Zur
Ausspr. mit -o-- in ApK. vgl. BSG. I ^ 46 .\nm. 1.
h'-schnatze": = dem Vor. 1 b U, so Mad.
schnatzere": - ichnatzen Ib, schmatzend essen
GrAv. (Tsch.).
schnatzle" TaAltn., schnatzgle": = dem Vor.
GStdt; mTn, Altn.
schnätze": plaudern Ndw (Matthys). — Vgl. Gr-
sdimälz (Sp. 1037), doch auch schnelzen, mit dem das W. laut-
lieb eins ist.
Schnanz, in AAHold., Ku., L. in Bed. 2 auch Schnäui
— m., PI. mit Ural, (in UwE. Schnäuze"), Dim. Schnäutli:
1. wesentl. = Schnabel 2b (Sp. 1063). a) an einer Kanne,
Lampe. Syn. Zauggen, Zolggen. ,Barbatus, ein Schenk-
kanten, die vornen einen Sehn, hat.' Denzl. 1716.
.Mergulus, das Schnäuzlein [,-lin.' 1677] der Ampeln,
darinnen der Dachten.' ebd. 1677. 1716. — b) Vorder-
teil des Nachens SB. — 2. a) eig., Schnurrbart; auch als
PI. (s.u.) im Beleg von 1736 (unter a) und tw. unter f(.
a) (isolierter) Schnurrbart „oder Knebelbart" (s. BdlV
1615) beim Menschen (Manne) A^Bb., F., Hold., Kn.,
L. und It H.; Ap; Bs (auch Spreng); BE., S. und It
Zyro; L; G tw.; Scb; S; Th; UwE.; Zg (St."); Z; „allg.",
in .\p It T. (nicht in K.) ,wohl auch Backenbart.' Syn.
Schnurz. ,Überhaupt weiss man ja, wie der isolierte
Schnurrbart und vollends der ohsig 'dräjt Sehn, sowie
das aus ersten Flaumhaareu z'weg'bräeht SchnäuzU
(Nikiaus Manuels .Kuebelbart') noch vor einem Men-
schenalter als widerwärtig angesehen wurde.' BXrnd.
1914 (BS.). ,Siiaziereude Herren lachten [über Elisi]
ungeniert und einige mit Schnäuzen traten ganz nahe
hinzu.' GoTTH. ,Arme [die hoffen, dass der Teufel die
Reichen] dereinst alle nehme mit Haut und Haar,
Stifeln und Schnäuzen.' ebd. [Wir Knaben als Sol-
daten] mit unsere" schwarze" Backe"bärt, mit unsere
Schnauz und rabiate" G'sichter. JMähli 1856. Bert
het der G. sini Gast, wo hütt scho' mi als einisch nasti
Schnauz g'ha" hei", g'heisse" zueehe" sitze". RvTivgi.
1913. S. nochP/a(«cfe(Bd V'2'29o.;Pl.). ,Die SchnäutJ,
Knebelbart, la moustache.' DeLaCour 1736. .[Kutscher
zur Liebsten:] Sieh. Lisgen, wie der Sehn, mich ziert.'
JBürkli (Schwz. Blumenlese 1781). Farbe und Form.
Grösse. E(n) grauC, röte', schwarze, grosse'', chline'
Sehn. Herr Jcses, Meiss, wie hesch-mi''' erschreckt mit
1385
Schlia(t)z. schne(t)z, 8chni(t)z, schno(t)z, schnn(t)z
1386
U"'in ivüeste'' Sehn, [den du in der Fremde bekommen
last]/ GoTTH. ,Ein alter Herr mit einem grauen Sehn,
de'' Göl (Narr)! meinte Käthi) hätte sich viel mit ihm
ibgegeben und ihn [zu Arbeiten] gebraucht' ebd. ,Als
ch in ihm meinen nächtlichen Begleiter und Weg-
weiser mit dem fürchterlichen Sehn, erkannte, Hess
ch vor Angst die Pfeife fallen.' ebd. E" ganz dühivisse''
ründlige' Ma"" mit-eme" grosse" Sehn. CWeii-.el 1885.
5?r het e" Sehn, wie en arme' Güetergantrodel, dö en
Um und dert en Item, dünn (die Armen haben ihre
irundstücke zerstreut) Bs. E" Sehn., me" chünnt Mist-
pfel dra" schiesse", si Mibe" dra" steeke", von groben
laaren Bs. S. noch Ghorn (Bd III 470; auch Bs). Dini.
; orde"lig Schnämli oder der Backe"bart, wo erst ''im
la"" ne" Fasson git. Bbeitenst. Er het a" Hals ufe"
'längt und g'luegt, ob Alles no"'' i" der Or<'ni"g sig,
rul denn isch-er no''' bim Schneuzli lerbi, wie wenn-er
Ingst hält, es si-em öppe" g'stole" worde". JReinh. 1904.
kr Raff'ael het ... si"s Büechli [ein Geschenk der Ge-
ebteu] wider füre' g'no" ... het der Flüm ro" si"'m
mge" SehnöuzU-Schnöuzli am Bueehschnitt la" ume"
'■irstle" ... RvTävel 19'26. S. noch Bd VIII 1505o.
.'•n Schti. ha", übercho", gilt als Zeichen der Mann-
irkeit. Er hat scho' en Sehn. Th; Z. .Der Junge
itwickelte eine grosse Natur und hatte noch keinen
chn. Gott, was wird aus Dem werden, wenn er mal
och einen Sehn, kriegt.' Gotth. (.Anspielung auf die
chnäuzler', dh. die tw. aus Deutschland stammenden
emokraten, Freischärler usw., deren Schnurrbarte
^m Volke ungewohnt und anstössig waren.' EB.). ,Anne
areili. ein getreuer Adjutant, jedoch ohne galonierte
osen (die Obersten sollen galonierte Schnäuze kriegen
ichstens . . . heisst es) fütterte die Schweine an der
ntter Statt.' ebd. (mit Anspielung auf ein Regle-
ent der eidgen. Tagsatzung von 1843, nach dem die
ihern Offiziere an den Beinkleidern .zwei rote Streifen
ngs den beiden äussern Nähten', die sog. Galonen, er-
lilten sollten). , Sobald ich eintrat, legte er [der Pfarrer]
[ach und Pfeife weg und sah mich so kannibalisch an,
.SS, wenn er einen Sehn, gehabt hätte, ich fortgelaufen
ire.' ebd. ,Ich wundere mich bloss, wie unser Christian
;tzt anders aussieht, seitereinen Sehn, hat.' AHpggenb.
le" Sehn, ('s SchnäazliJ sträle", trdje", zwirble",
\chse". [Ein ¥re\er^sträletna''' sorgli''' de" Schn.undfart
ir«* '« Bärtli. ACorr. ISöO. Er träit sin Sehn, g'hörig
hR. , Der Köbeli machte sich zu weg, ordnete jedes Haar
If dem Kopfe und drehte den Sehn., so gut es ging.' L
iiden Kai. 1899. ,Die Herre°Gugger, b'sunders d'Stadt-
gger, mit g'wixte" Stiflen und Schnäuze" kümmern
':h nie Nüd um die verfüerte" Jungfere" Gugger.' L
jichr. 1865. .Die feinste" Cheuz [ungew, für B Chu'z]
\t hohe" Chräge" u""" e'wichste" Schnauz.' F Ebers.
ifl. Sehnäuzli-Trdjer, Übername eines Lehrers Th
V. .Den Sehn, hängen', mutlos sein: ,Ihr alten
iuze, ihr hängt die Schn-e.' vArx 1899. De" Sehn.
fle" Bs; B füf-st.); S, o&si'* trdje" Sch (s. Bd VII
l4o.), Zeichen der Entrüstung. Er stellt der Sehn.
\e-ne" rüdige" Hund Bs. Manne", het-er g'rüeft und
•¥ Sehn, g'stellt wie-ne" Rishürste", starre"gangs laufe"-
\r zum Untercogt! EFischer 19'2'2. Da het-si [eine
inte] du der Sehnouz üfg'stellt. RvTavel 1904. Sprw.
■li" seit nit vergebe": es Müntsehi öni Sehn, ist tcie ne"
ippe" öni Sauz [Salz]. RTkabold 1914 (B). Potz Sehn. .'
•iteuerung B; L; ZO. (Messikommer 1910). Bi ü'sem
■ ire'höchsig göt's fidel zue, P. Sehn.! L (Fritschizug
1900). P. Sehn.. De-- seit-der's! OvGreterz 1913. —
ß) bei Tieren (so bei Hunden. Katzen, Fischen). Ü"si
Chatz hat Jungi g'ha" . . . ztcä hend wxssi Töpli g'ha",
Schnäuzli alli vieri. KL. (ScuSt.). Als einer Katze
mutwillig die .Schnäuze' abgeschnitten wurden, klagte
die Besitzerin: Jez eha"" d' Chatz niimme'' müse" :
... d'Chatze" händ d'Chraft i" de" Sehnäuze", wie de'
Samson i" der Bible" si i" de" Höre" g'ha" häd. um
1856. AAWohl. Jedi [Katze] lueget die ander taub a"
über de" Sehn, tiser. Aa Wohl. Anz. 1917. .Die äusserst
empHndlichen Barteln (der Sehn.) als Tastorgane [der
Fische].' BiRND. 1922 (BTwann). — b) uneig. a) im
Sg. 1) „Strich Dinte, Milch um das Maul B; L", Milch-
rest an den Lippen B nnd sonst, Strich, Fleck von
Kohle, Russ, Tinte im Gesicht, an der Wange AABb.,
Bremg.; Bs; Th; Z. so 0. Syn. Be-rämling II (Bd VI
888); Schlänggen, Schlirp (Sp. 588. 656). Chunst en
Sehn, über! zu einem kleinen Kinde, das den Rahm
auf der Milch essen will ScbR.; spielend mit Bed. 2ao.
Ei"'m en Sehn. (ane"-)maehe". mit Kohle. zB. beim
Soldatenspielen der Kinder Th; Z. Über den Sehn., den
de'' schwarz Peter im Schnauz- oder Schwarzpeterspiel
bekommt, vgl. Peto-6(BdIV1841) — '2) schimmlichter
Überzug am Käse ApA. — ß) im PI. 1) die Grannen
der Ähre Z (Dan.). — 2) die Wurzelfasern der Wein-
rebe SchR.; Syn. Grannen (Bd II 742). — 3) un-
gehöriger Weise vorstehendes (statt abgeschnittenes,
eingeflochtenes oder eingenähtes) Ende (bzw. Enden)
am Docht einer Kerze Z, am weiblichen Zopf AABb.
(häufiger Schwänz), an den Strohbändern, mit denen
man die Reben .gebunden' hat SchR., an Stroh-
geflechten AaF., von den Fadenenden bei Näharbeiten
Z; vgl. auch Weher-Sehn. Die Rebe" sind nid schö"
a"'bunde", Schnauz hät's e'sö langi, dass d' Vögel
chönnti"d drüf u/e" hocke" SchR. Dl" [Näh-]^/-6et ist
na''' voll Schnauz, schnid s' au'^'' ab! Z (Dan.). Auch
von den Gras-, Stoppelstreifen, die bei .unsauberm'
Mähen stehn bleiben B. ,[Die Mähder] mache" Schnauz,
indem sie mit dem Sensenzuge zu weit vorgreifen nnd
damit halb oder gar nicht geschnittene Grasstreifen
stehen lassen.' BXrnd. 1925 (BAarw.), D'Sehnäuz, die
si" bi im nid Mode", süber muss die Made" si". B Volks-
ztg 1886 (Heuerlied). Ati''' Schnauz und Büschel hie
und dort [gibt es nach dem Mähen]; er bücktsi''', rupft
u"'' zupft. Bacernst. 1895. , Schnäuze und Stoppeln
kann er [der Bauer beim Mähen] nicht leiden.' ebd.
1908. — 4) .weisse, flammartige, an den den dunkeln
Nasenspiegel umgebenden weissen Ring anschliessende,
nach den Augen zu in die Höhe laufende Abzeichen',
ein Formfehler des Braunviehs. FAnb. 1897. —
S. a) Mann (bes. Soldat) mit Schnurrbart. ,Elisi war
...in beständigen Zweifeln begriffen, ob es mit diesem
oder jenem Sehn, es nicht noch besser gemacht und
ob es nicht hätte warten sollen.' Gotth. .So ein hoch-
mütiger Sehn, [ein Soldat] habe doch wissen müssen...'
BiTT. Und dörum will-ich lieber in [den Herrgott] zum
Küng ha" a's so en dumntis hammis Sehn., wie s' händ
i" dene" frönde" Ländren inne". Stdtz, Gem. .Wenn
der Bauer jahrelang von oben herab hintangesetzt
wird, so wird er zuletzt warm und redet eine gewichtige
Sprache, vor der mancher Sehn. [näml. Verwaltungs-
offlzierjinsGebüsch kriecht.' Schweizer Bauer 1898. Da
het-mer mi" Ätti so ne' resolute" Sehn, welle" zum Ma""
ge". Aber oha, Büssi! FEbers. 1905. — b) entspr. (als
Name) von Tieren, a) von Hunden, Rattenfänger, bes.
1387
Schlia(t)z, schne(t)z, schni(t)z, schno(t)z, schi]u''t)z
1388
als Name Aa (H.); Ap (,Hund mit stark behaarter
Oberlippe'); Bs (Seiler); B; Th; Z. ,[T>er Bauer sagte
zu mir als Freier] iven"-i''' nit yä" reell, so reis-er der
Sehn, hinger-mi'''. Unglücklicherweise sagte ich noch,
ich möchte mit Stüdin no''' Neuis rede", da fuhr der
Sehn, unterm Dache hervor und ich dem Schulhause
zu, und hinter mir her scholl das Bellen des Schnauzes,
das Gelächter des Bauern.' Gotth.; vgl. den Anfang
Bd VI 1312o. ,Ein schlankes Mädchen trat heraus und
rief: Sehn., komm her, willst schweigen oder nicht?'
ebd. — P) Kuh-, Ziegenname. JKWyss 1816/7 (mit
weissem Maul). Kuhname Bs (1851); B (Alp. 1806;
FAnd. 1898). — y) Katzenname ZWaltal. — 8) Fisch-
narae. Grundelart der Moosbäche BMuntelier b/Mu.
Barbe THErm. — c) , wilde Kuh' AaF. — 4. Rausch.
,Weil wegen grosser Hiz zu Üsslingen auch noch all zu
eilfertig celebrirt werden müssen, hätte es bald einige
Schnäuze gegeben, gleichwol aber keine andere
Fatalitet begegnet, als dass . . . Landgerichtsdiener
N., der lange Zeit auf die linke Seite gehaldet, eins-
mahls auf rechter Seite ab dem Pferd gefallen und
sich in seinem weiss und blauen Mantel wacker im
Kot herum gewelzet.' 1762, Z TB. 1881. — 5. „derber
Verweis L; Zg; Z"Bü1., Abfertigung, Rüffel Bs; B;
G; Syn. Schnauzer. Er hed-mer e" Sehn, g'vmcht ,L;
Zg' (St.''). De" Sehn, vhercho" ZBül. ,Hie und da gab
der Vater einem Sohne einen Sehn.' Gotth. ,Stelle
man sich an Platz eines armen Jungfräuli bei einer
bösen Meistersfrau ... wo es hie und da einen Sehn,
erhält.' ebd.
Vgl. die auf weite Strecken parallele Gruppe von Sclniüz,
auch e(.-hno(t)z. 1 Nbform zu Schnauzen f.; vg]. ,SeliDauz' m.,
Dochtrohi au einer Lanjpe (Gr.WB. IX 1209). '2 (auch eis.,
lu.xemb., Ijair.; vgl. Gr.WB. aaO.; Martin-Lienli. II b\\;
Luxenib. WB. 389) ist Kürzung für Schnanz-BaH (Bd I V 16 1 5) ;
von 2 gehn aus die Bedd. 3 (auch bei Gr. WB. aaO. ; Martiu-
Lienh. aaO.) und 4, der Rausch als Anhängsel). Schnauz als
Sg. in Bed. 2 ist urspr. PI. (vgl. den Pl.-Gebrauch des W.es
in dieser Bed.). b gehört zo schnauzen J . In Bed. 3a ist das W.
vereinzelt ins Rät. und ins Westschweiz. (ETappolet 1917, 153)
entlehnt, in Bed. 3bß ins Obertessin. [^»nauz, vacca bianca sul
labbro superiore q[uasi] che ha i baffi.' Boll.stor. 23,96). lu (fiu-
gierteu uud Zu-)Naraen. ,JReutimaun, Sehn.' XIX., ZGuutal.
(so genannt wegen seines barscheu, heftigen Wesens). '» Sclm-c"
[nach 'sBerke", Kote", Schwarze" usw.], Familienzuname, nach
den auffallend grossen Schnurrbärten SG. Silber-Sehii. BsOrm. ;
SG. Schäyi-Schn. SG. (Du, Mari, höht Sah bim) Schnauze"heck:
KSchönenb. (Z). ,Schnäuzli-Bichsel, Schnäuzler-B.' heisst Peter
Bichsel von Riiegsau (G..tth. EB. 99. 380. 382). Vgl. noch
Srhnauzetibtitz (Bd VI 19 M.). Als Ortsn. ,Schnauz' GKaltbr.
.Elephanten-schnauz: proboscis.' Denzl. 1677.
1716 (neben ,-schnauzen').— Spiri-fecke"-: Schnurr-
bart von Form und Farbe der Flügel des Mauerseglers,
lang, zugespitzt, mit schräg nach unten gerichteten
Enden. De'' zwirblet si" Sp. u"'' posünet [singt] . . .
SGfeller 1911. — Hamrae"-: PI., Schinkenschnitten
AABr.; Z, so Ü. — Chuchi-: Russtteck (im Gesicht),
den man sich in der Küche zugezogen hat. Mit de"
Ch.- Schnäuze" und mit-eme" settige" Chuz gön-i''' doch
nit a" Tisch. Joauu. 1881. — Lijder-. Der Hans vom
Grauhouz [dh. ,-lz'] het e" papirige" L.-schnouz. KL.
(BMünch.). — Milch-: 1. Anflug eines Schnurrbartes
bzw. Träger eines solchen. ,So ist'sauch mitden Weisen;
ehedem mussten sie graue Barte haben, jetzt liebt mau
Milchschnäuze, besonders wenn sie etwas nach Wein
riechen.' Gotth. — 2. auch Dim., Milchstrich an der
Lippe Bs; Tb ; Z. En M. bringt das naschende Kind aus
der Speisekammer. — Nidle"-: Rahrastrich im Ge-
sicht. E" lustige" Streich hed der Dreiküng Bah si'"m
chole"rabe"schwarze" Dreiküng Melk g'spilt. Öni dass's
De' nämli''' g'merkt heil, stöd der Balz mit-eme" grosse'
Löffel voll Nidle" hinterruggs üf, und a's wie-ne" Wetter-
leich hed öise'' König Melk uf hede" Site" i" sl"'m
pechschwarze" G'sicht bis a" d'Ore" hindere" zwöi
schröckli"'' gross läng iviss N.-Schnäuz L (Anzeiger für
Sempach usw. 1917). — Pfiffe"-: = Pßff'en-Schnan.
Red. 1666; s. Sp. 1327. — Sü^-burst Sau-: borstiger
Schnurrbart. Du [Magd] mit di"'tii S.. wo-vie" chönut
Öpfel (V'stecke" u"'' Hamme" dra" üfhenke"! AHeimakn
1899. — Kiste"-: Schnurrbart aus Hanf-, Flachsfasern.
Mer mache" iie" Strautna"", leggen-em Hosen a" und
nen alte", halblinige" Chittel, ne" Larve" mit-eme' B.,
um ihn einem Mädchen vors Fenster zu hängen. JReinu.
1905. — Rot-: wer einen roten Schnurrbart trägt
,Ich wurde von den Rotschnäuzen [österr. Panduren
ganz manierlich behandelt.' New Kai. 1906. —
Stumpe"-: kurzgeschnittener Schnurrbart. Der Wol)
Vik mit ''em St. JReinh. 1907. — Weber-: Pl„ vor
stehende Fasern am Gewebe. ,Das Tuch wurde sara
dem Weberbaum aus dem Keller geholt; der Vatei
half es abziehen, von den sog. Weberschnäuzen reiniget
und zusammenlegen.' 1860, AASuhr (JMüUer),
Wichsi-: Wichsestrich im Gesicht. [Der Schuhputzer
blitzt sl" Wixischnauz. Ztböri (L).
Schnauze" (bzw. -at-) f.: 1. Maul des Hunde
und andrer Tiere, zB. des Schweines UMai. (Frehner]
derb auch vom menschlichen Munde Bs; BE
und It GStucki 1908, .zorniges Maul' Ndw (Matthys]
Gib-ini e" Cheib uf d'Schn.l BE. Da möcht-er [ei
diebischer Hund] halte" still si"s Mal m'"' het schal
d'Schn. g'leckt. GStücki 1908. Dass settig Bürschli docl
überall müesse" d'Schn. z'vordersch ha"! ÜWZüriohei
— 2. a) Ausflussöffnung an einem Gefäss (vgl. Schnabi]
3bS Sp. 1064o.; Schnauz la). Auch an einem Jauch«;
kästen: ,Noch habe ich der Schnautze zu gedenken, dii
[in der beigegebenen Zeichnung] zur rechten Hani
über angebracht ist. Diese ist zum Ausschöpfen ail
gebracht und deswegen von Mist unbedeckt bleibt [I
Man kann sie mit Schwärtlingbrettern decken.' Gl
Samml. 1779; Schweiz.? — b) Vorderteil des Weidlind
Aa (Rochh.). — 3. Schneepflug ZHed. Syn. Mäggenti
(BdlV 121); Triangel; Treiben; Schnew-Trucken. .EnJ
lieh musste der Lehenmann im Winter raitderSchni
vom Pfarrhaus weg um die Kirche herum Bahn machen
XHerz. 1862 (liieher oder zu Schnüzen?). ,Macherlol!
für die Schn-en 1 Gl 23 ß.' 1789, .AAÜberwil (Ausgabe)
rodel). — Vgl. Gr.WB. IX 1210 f. (Maul, grob für Muuj
Uochtrohr au Lampen, Ausguss eines Gelasses uä.), weiter (rj
Gauzen entspr. Gr. aaO.) Fischer V 1040; Müller-Fraureuth |
457. 1 in Bezug auf Menschen ist (in städtischen Kreisen) wi)
herum bekannt als bewusstes Fremdwort (ähnlich wie ij
Schwab.); im Übrigen ist das W. als bodenständige Bildung '
betrachten (vgl. die Anni. zu echnauzeii,). 2 und 3 beruhen tt-
dem Vergleich der Geräte mit einer Tierschnauze.
Elephanten- s. E.-Schnauz. — Sehne"-:!
Schnauzen 3 AABb., Oberwil; BBe. ,Für ein Laten i
der Schn-en' 1 Gl. 10 ß.' 1789, AAÜberwil (Ausgabe!
rodel).— schnc"'-3chnauze": mit dem Schneepfl"
einen Weg bahnen AAÜberwil; Syn.^/'a(ieM(BdV105'
schnauze", Ptc. -t ScuR.; Th ; U wE.; Z, -et ScbScH:
1. heftig, barsch, unwirsch reden, „pochend, rauh, u,
freundlich sprechen" AaF. und It H.; Bs(auch Spren|
B (Gotth.); „L" (auch St."); GKh. (St."), Stdt; Sc
1389
Scliiia(t)z, schne(t)z, schtii(t)z, schno(t)z, schnu{t)z
1390
ScHwE.; Th; Uw; ,Zo"; Z, so 0. ^umme" iiit g'schnauzt!
Bs (Seiler). Oöt's denn nid ü»i g'schuouzet? SchScIiI.
Bame" und sehn. Bs. , Der Meister ist grob und schnauzt
furchtbar in der Werljstatt herum.' Gotth. Er schnauzt
wider rvie-ne" taubi Chatz. Stütz, Gem. .Schnauzende
Herren, modische Zierpüppchen, lüsterne Herrchen
[gibt es auch auf dem Lande].' ebd. ,Er hiess sie in
schnauzendem Tone vom Tische weggehen.' ebd. 1847.
Da schnauzt ke'n Ma"" mit siner Frau. KdMet. 1860.
Wil mini Nerve' 's Sehn, nüd verträge'd [kann ich den
Steuerkommissär nicht aufsuchen]. KLocHER-Werling
191.5. Mit direkter Rede. ,Der Doktor habe das Wasser
lange beschaut mit bedeutender Miene und kurz ge-
schnauzt: Di" Brueder isch [von einer Leiter] abe"-
g'heit.' Gotth. [Er] schnauzt und schnüfet: Blitz und
Stern! KdMey. 1844. ,Da schnauzte sie und sagte:
Schelmen sind s', die den Reichen nach ihrer Sach
trachten.' AKkller 1852. De' Ma^'het e'chli" g'schnauzt :
Es het jetz Niemer der Zit. Schwz. Hausfrd 1918 (Aa).
S. noch Bd V '286 M. — 2. = schnew-schnauzen ZDägerst
b/Stall. — 1 Weiterbildung von schnauwm (Sp. 1639); vgl.
Sr.WB. IX 1211f; Martin-Lienh. 11 511; Fischer V 1040.
2 Abi. von Schiiauzen :>.
ab-: tr., mit Worten barsch abfertigen AaF.; Bs;
B, soM.undltZyro; GWb.; SchR.; SRech.; Th; UwE.;
Z, so Wila. Er schnauzt An'n no' ab, ivC'-men Oppis
! sät Th. Dass d'-si [ein Mädchen] nüd abschnauzist,
I wie d' eus a"schnauzist. EEscBHiJiti. Für De" da intie"
' lauf-si nit no''' a" ei"s Ort, um sich la" abz'schn. Gotth.
! ,Der Herr war gar ein Exakter und schnauzte die
Weber, die ihm nicht zu der Zeit kamen, welche er
im Kopfe hatte, gar rauh ab.' ebd. S. noch Bd Vlll
451 u. Mit direkter oder indirekter Rede. ,Als er mich
I abschnauzte, er habe sein Geld nicht bloss für mich ...'
Gotth. Aber de' Vogt . . . schnauzt-e7i gar churz ab:
I l'''ha" g'meint ...UJivhhER 1842. — ab-g'-schnauzt:
barsch, unwirsch ZF. — Auch bei Schm.' II .590; Martiri-
Lieuh. II 511; Fischer I 64.
a"-: (mit Worten) anfahren Aa; Ap; Bs; B; Gl;
L(auch ItSt.); G; Sch; Schw; Th; Uw; „Zg"; Z. Syn.
an-schnaiiwen. Brüchst-mi"'' nüd so a"z'schn ! zB. e\i\e
Frau zum Manne. All Liit schnauzt-er a", aber 's ist
I halt si" Ard SchR. ,So eine Bäuerin ist ganz was
I Anders als eine Königin, welche nichts Anderes kann
i als den König angrännen und die Hofdamen [an]-
schnauzen.' Gotth. Mi''' het-er du richtig a"y' schnauzt,
I Mit für G'spass. MWaluen 1884. ,Mich hat es ange-
schnauzt wie ein Instrukter.' FOschw, 1900. !<■'• bi"
1 fasch erchlüpft, eso räss het-si-mi''' a'g' schnauzt.
EBalmer 19'23. S. noch BdV -2680.; VI 1468 0., auch «&-
I schnauzen. Mit direkter oder indirekter Rede. Was
wt'{? hed-er's a"'brüelet und -g'schnaiizt L (A zur Gilgen).
,Da schnauzte ich es an, zum ersten Mal, glaube ich,
es solle . . .' GoTTH. , Richtig sei der Pfarrer gekommen
und habe die Frau furchtbar angeschnauzt, sie müsse
ihm auf der Stelle seine Tochter herausgeben.' Stütz
^ 1853. Wo hesch, so schnauzt 's-ne" chatze"chibig a", di"
\ niwe", prächfge" Summertschöpe" g'lä"? U (Gedicht).
I Er hat 's dö z'erst e"chli" a'g'schnauzt: Wer sind Ir
etje»«t°«.? ABoDMER. — Ebeuso bei Gr. WB. I 447; Scbm.»
I 'I 590; Martiu-Lieuh. II 511; Fischer I 255. — A°-
I schnauzete" f. Der Vater hat bi Langem en A"-
ichnouzete' präpariert. RvTavel 1922.
I Schnauzer m.: 1. a) wer zu Einem barsch spricht;
I s. Schnüfer Ib (Sp. 1164). — b) derber Verweis Bs
(.roher Verweis, zornige Weise, Jmd zu empfangen'
It Spreng). — i. = Schimuz 3 a. Si [vornelime Herren
in der Kirche] hend an''' d' Lorgnette" füre" g'no", sich
schier ganz gäg'" der Orgele" hinderer g'chert, mit de"
Füesse" de" Takt g'ge", verg'nüegt ire Sehn, g'striche".
L Nachr. 1865. — 3. = Schnauz .3 6 a Tn; Z (Dan.). —
In den Bedd. 2 und 3 auch bei Martin-Lienh. II 511; Fischer
V 1041; zu Bed. la vgl. gleichbed. .Anschuauzer' bei Müller-
Fianreuth II 457. Im Beleg zu 1 a könnte ,Schnautzer' auch als
mundartliches ,-ü-'aufgefasst werden; vgl. Martin-Lienh. II 513.
Schnauzete" f.; = An-schnauzeten UwE.
Schnauzi m.: 1. barscher, grober Mensch Bs;
UwE.— 2. = Schnauz 3ba Bs; B. — Vgl. Fischer V 1040.
BrüUi-: bebrillter Grobian. iSö>?e"Br., nämlich der
Pfarrer oder Schulinspektor. JReinh. 1917. — Dorf-:
Hauptgrobian eines Dorfes. .Willst macheu, dass du
fortkommst, du U''hung, du D., du Lumpenkerli !'
vAlmen 1897.
schnauzig Bs; B; L (auch St.); GStdt; Scu;
ScHw; S (St."); Th; Ndw (Matthys); Obw (St."); UwE.;
Zg (auch It St.), g'- Aa (H.); S; Ndw (Matthys); Z:
1. barsch. aaOÜ. Von Personen, „mit Worten anfahrend,
beissig" B, so E., M., S.; G; Th und weiterhin;, rasch im
Reden, neidisch' GStdt (DrH Wartmann). E" schn-eHer
B. Er ist sehn, und batizig G. Stüelinge" und Schläte-"
[SchleitheimJ, Tätschland und Schwis, und, wie's denn
so göt, a" der Grenze" meng Chrüz, de'' Oberamtme"
sehn., de" Vogt amed grob. APletscher 1902. ,Schn-e
Reden' Schw; Zg. ,Dass sie [die Eltern] mit solchen sehn,
wüsten Redensarten [zh. halt d' Gosche" !] die Herzen
der Kinder ganz verderbten..., Das beherzigten sie
eben nicht.' Breitenst. Der Grötjoggi cha""das g'schn-e"
Wese" vom Durs gar nit ehüste". Schilp. Adv. l'Fas
tänkcd-er aw''-' ... giH's Meili zimli''' g'sehn. zum
B'seheid. .ISenn 1864. Dö sit.:e" d' Basler Rötsherre",
seit der Vater fast sehn. Bs Blätter 1884. ,Her da mit
deinem Korb! rief sehn. Einer der Soldaten.' Frdl.
Stimmen. E" chli" sehn, het si . . . g' fragt. RIscher 1903.
— 2. a) grob und heftig übh., zB. von einer Bewegung,
vom Auftreten SchR. Er ist ase sehn. i"e" chn". —
b) unfreundlich übh., vom Wetter SeBw; Zg. ,Schn.
Wetter.' — 3. mit einem Schnurrbart versehen; s.
Sp.l'287M. — Vgl. Gr.WB. IX 1212;. Schm.-II 591; Fischer
V 1041.
blond-. E" par bl-e junge Herrli. L Nachr. 1856.
— rflt-. So ne" r-e' Anarchist. Emmentalerbl. 1916.
Schnauzli m., PI. Schnauzleni L (JBEgli):
1. Rauhbein, = Schnauzer la, Schnauzi 1 GStdt. Er
ist en rechte'' Sehn. — 2. a) = Schnauz 3a, wer einen
(grossen) Schnurrbart zur Schau trägt Aa (H.); Ap; Bs;
„Gr; L"; GSa.; ScnSt. (Sulger); UwE. und wohl sonst.
De'' Sehn., tvo-di''' so grob ... a"'brüelt het. Breitenst.
[Ein verliebtes Mädchen] ist mit mängem Dotze"t
Schnauzlene" Scheseli g'fare". JBEgli 1871 (L). Mer
hend en schülege" Höchmuet g'cha", das'-mer i" n"sere''
Klass e'sö en Sehn, ond Bartli heiid, nämlich einen 16-
jährigen Schüler mit Schnauz ond Bart. ATobler
1901/2. Hett-i''' der frönt rieh Sehn, g'no"! Ap (Anz.
vom Alpstein 1919). Zuname GStdt, Familienzunamc
ScHwE. (zB. der Schn.-Buebh — h) = Schnauz 3 ba AaF.;
Bs; GSa.; Th; Z (Spillmann). — c) Pischuame, Gründ-
ling ScnSchl. — Vgl. Fischer V 1041.
Gross-: grosstuender Schnurrbartträger; s. BdVU
828 u.
g'-schnauzlig: schnurrbärtig. En grosse'' g-f
Ma"". ScHwz. Wochenztg 1916.
1391
Schna(t)z, schnet(z), schni(t)z. 3chno(t)z, 9chnu(t)z
1392
dur = ''-schnäuze°: durchstöbern Bs (Seiler). —
Vgl. bes. eis. dure"achnutze'', flüchtig durchsuchen, ita-sckn., (las
Beste aussucheu, mh-nauze", Etw. oberflächlich betreiben
(Martin-Lienh. II 513. ÖU) und d.-schnaiuden (Sp. 1372).
schnäuzig: schnurrbärtig. ,Eine von den Meh-
Bessern mit spitziger Nase, spitzigem Kinn und über-
bissig, die obern Zähne scharf und lang zornig hervor-
streckend und sehn, unter der Nase.' Gotth. — Vgl.
Martin-Lienh. II 511.
Schnäuzler m.: = Schnaudi 3a B. ,Wcnn einmal
der Advokatenrausch unsern Leuten vergangen ist ...
da wird ein Bauer, der seine Sacli in allen Teilen
wohl kennt, [im .Grossen Rat'] besser zum Wort ge-
langen als so ein halbgelehrter Sehn., wie sie uns jetzt
schon zu Dutzenden aus der Stadt zulaufen.' Gotth.
D'Meitschi [eines Bauern] hei" Schnäuzler us der Stadt
g'hürötet. Joacb. 1883. /" der Amtsschrtberei isch's-mer
recht Angst morde" vor dene" Schn-e". ebd. 1885. S. noch
Bass (Bd IV 1060); Schnäpsler (Sp. 1269) sowie Schnauz
mit Anm.
g'-schnäuzlet: schnurrbärtigB;S. Jez werde" de'"
die G-e" [nämlich Brautwerber] dahercho"! meint ein
protziger Bauer im Hinblick auf seine heiratsfähigen
Töchter.
Schnäuzli m. : = Schnauzli 2a B (Zyro).
g'-schnäuzt: = ge-schnäuzlet. .Ein sehr hoch ge-
schnäuzter Mann [= hochgestellter; vgl. hoch- geschoren
für ,h. -geboren' Bd Vlll 1126] liat jüngst an einem Ort...
gesagt, das Wort legal sei ein relativer Begriff . . . Eben
von dem geschn-en Hecht (fast hätten wir im Verschuss
Held geschrieben) möchte das Wort gelten: Vater, ver-
gib ihm [usw.].' Gotth. ,Der geschnäuzte h[ichsel].'
ebd. (vgl. die Anm. zu Schnauz). Dene" g-e" Brüller-
mannen und Tinte"schlecl:ere". Schild 1876.
ab -schnauz { s): Schlittenruf, womit Entgegen-
kommende zum Ausweichen gemahnt werden ZO. Syn.
ab 113 (Bd 1 29); uss Ban (Bd IV 1'268). — Dnch wohl
zur vorigen Gruppe, wenn auch der Zshang unklar bleibt.
ab-8Chnanze°: = ab-schnärze" BT wann; s. Sp. 1329.
(us-)schnauzle'', -schnäusle": = schneislen 1,
schnitten 1 a (Sp. 1336. 1348) BsL., so Wensl. Eine
Beiswelle ü. — (Us-)Schnauzlete° -d«" f.: die dabei
sich ergebenden Abfälle AAZein. (nur IJs-); BsL.
Vgl. zur Sippe zunächst schwäb. Schnauz' f., schiefer
Schnitt an einem walzenförmigen Körper, schnauze", zuspitzen,
bes. Flossholz (Fischer V 1040. 1041), eis. schnauze", -ei-, Ton
einem Tannenzweig die Nadeln und Nebenzweige abschneiden
(Martin-Lienh. II 511, wo V^'eitres), auch tir. ,schneuzelu'.
Bäume abästen (ür.WB. IX 13'22), , schneuzen' (ebd. 1326).
Ferner (in ähnlichen Bedd., formell geschieden) unsre Schnoz
usw., ah-schnutden. Man kann in diesen Wörtern Weiter-
bildungen sehen zu schnauto-; vgl. schwäb. (aus)schnäue" II,
mit dem Schnäuer die Zweige der Tanne abhauen, Schnüuer m.,
Reisichmesser (Fischer I 510; V 1037f.; gleichbed. /ScAnaute,
-jipc, Schnuller m. ebd. 1037. 1083); luxemb. schnOen, schnaeit,
schneen, (Bäume) entästen, beschneiden (Luxemb. WB. 389.
390). Die Sippe ist dann etymologisch eins mit der von &A?iok:;
die Bed. , schräg schneiden, zuspitzen' geht aus von der Bed.
.Schnauze'; vgl. das parallele Verhältniss von Schnorz 1 und S
(Sp. 1330/1). Aber die genannten Wörter zeigen auch enge
Beziehungen zu schueizen (s. d.), die im Eis. und Schwäb. infolge
der Entrundung zu weitgehender Vermischung geführt haben
(Martin-Lienh. aaO.; Fischer 1 510). Unsere Form mit-««-,
soweit sie aus der Nachbarschaft eutrundenden Gebietes stammt,
Hesse sich aus falscher Auffassung von gehörtem -ei- erklären;
die Form mit -»»- könnte nachträglich zugobildct sein.
schnauze": 1. „schief schneiden L; ScH.' —
'2. ,naso adunco suspendere.' Id. B. — 2 eher hieber zu
ziehn (vgl. die ähnliche Übertragung unter schneizen) als nach
Analogie von Schmifil, -u- (Sp. 1157. 11156 mit Anm,) als
, Einem eine , Schnauze' machen' zu erklären.
ab-: (Holz) schief, schräg abschneiden FJ.; „L";
ScH (Kirchli. und darnach St.). — üs-: = üs-schnauzlen
BsL.
Schnetz I m., PI. meist unver., in B, so Si.; PJ.
Schnetza, Dini. Schnetzli: 1. als Vorgangsbezeichnung,
das Schnetzen; s. Biren-Schn. Hieher oder zu 3aa die
RA. fertig Sehn.! 1) eig;, als Ausdr. der Befriedigung
beim Abschluss der Arbeit des ,Obstschnetzens'
(s. schnetzen i'); dann beim Abschluss einer Arbeit übh.
B. Wer das Wort aussprach, bevor das .Schnetzen'
fertig war, musste nachher zur Strafe die Abfälle
{Bätzi; s. Bd IV 1977) in das ,Gärfass' tragen. —
2) auch abfertigend i. S.v.: damit punktum, basta! BE.,
Stdt udE. Und Das län-i''''-mer ei"fach nit g'falle',
f. Sehn.! BStdt. Es giH Nut drüs, f. Sehn.! ebd. Hie
han-ig z'bifele", die [Frau] muess scho" i"verstange"
si", f. Sehn.! MBeck 1915. E" Sutnistcaldere" i.sch-es
und f. Sehn.! Ov^iRK-SERz 1909. Söbhbt's, f.G'sclm.! S.
auch KL. 299 (4400). — 2. Einschnitt ins Ohr eines
Schafes als Eigentumszeichen GrV. — 3. a) abge-
schnittenes Stück, Schnitzel L (St.""); WVt. a) von
Speisen WLö.; Z, so Bül.; Syn. Schnalz. ,Der Peter
gibt ihm richtig Nichts, kein Muiletli Brot und keinen
Sehn. Speis.' Löischen 1917. En Sehn, abhawe", zB.
von Käse Z (Dan.). En rechte Sehn, vom Chalber-
züngli. EEschmann 1916. Insbes. „gevierteiltes Stück
eines Apfels, einer Birne", Schnitz von gedörrtem Obst
BBe., E., Gr., G., M., Si.; FJ.; „L; ü". Auch koU.,
das aus gekochten Äpfel- oder Birnschnitzen (und
Kartoffeln) bereitete Gericht B; Syn. Schnetz-G'chöch
(BSi.). Schnetz u"'' Speck; s. Sp. 503o. De" Sehn, ob
ha", auf dem Feuer B. — ß) Dira., Tuchläppchen ;(
s. Schnetzli- Tecki und vgl. Schnitzel. ,N. treit einen
grüenen mantel mit vil schnetzlinen.' 1417, Z StB,
vgl. ge-schnetzlet. , Kleidschnippe' Gl (Rochh.). —
•() auch Dim., Holzspan W, so Lö., Vt. ,In diese:
Löchlein [der Steinlanipe] hat man ein ausgebranntes!
Schwefelholz oder ein Schnätzchen Holz gesteckt [als
Docht], das man extra dafür zugeschnitten hat.' SV^
1922 (WLö.). -- b) Reis, Gerte, Stock (,verga, bastone'l
PAl. (Giord.), Peitsche PRi. (Schott). Spez., vier,
kantiger Stab, worauf durch eingekerbte Zeichen diil
Kehrordnung der Mitglieder einer Genossenschaft ftti
gewisse Leistungen oder der Anspruch auf gewissii
Nutzungen aufgezeichnet ist (Syn. Tesslen) WLö.; vgl
FGStebler 19o7, 71. 90; AfV. XI 175 ff. (mit Ab,
bildungen), sowie Geiss-, Wasser-Schn. — c) Überi
bleibsel, spez. „was beim Dreschen vom abgedroscheDei|
Korn abgerechet und dann zuletzt noch gedroscheij
wird B", Gemengsel von Korn und Stroh, das nac^
dem Dreschen und Rönnlen übrig bleibt und gewanni
wird BStdt udE. „Den Sehn, dreschen." — Verhäj
sich zu schnetzen wie das syn. Schnitz zu schnitzen. Vgl. auc.
kämt. Äo7nie(2, Schnitt (Lexer 1862, 224), zu 3 b lothr. Schnäl:.
Reis, Zweig, Gerte (Follmanu 458) und gleichbed. bais
Schnäzlein (Sclim.» II 590). Die Angabe nez B., Peitsche, b(
ASchott 1842, 324 beruht auf irrtümlicher Deutung von gi
hörtem inSz. Vgl. noch Schnetz II. In ONN. ,Schne(t)z' BLsn!
SSecwen. ,Schn.-Egg' GIKlönt. ,Schnätz-Berg'; s. Anm. z
Schneisen (Sp. 1335). Schnätzi-Schache" BRüi. (auch bei Gotth.'
.imtlich ungenau ,Schuetzen-Sch.'
1393
Schna(t)z, sclinet(z), schni(t)z, schno(t)z, schnu(t)z
1394
Epfel Öpfel-: Gericht aus gekochten Apfelschnitzeii
BHk.; ,L; U". — Erd- epfel Herd-öpfel- : ein Gericht
aus Kartoffelschnitzen BE. Es Täller Suppen wn'' es
Poreiöndli H. SGfeller 1911. ,Anneli ... salzte die
Suppe zweimal und bräntete den Kartoffelschnätz an.'
GFankhaüser 1921. — Geiss-: Kerbholz, auf dem die
Kehrordnung für den Ziegenhüterdienst eingeschnitten
ist WFerden; vgl. AfV. XI 178 (mit Abbildg). Syn.
G.-Tesslen. — Hanime"-: Schinkenschnitte Z. Eti
rechte^ H. E Eschmann. De' Brötsack ... mit e" par
H-e" US ''em Cliämi spicke", ebd. 1916. — Chäs-: Dim.,
Käsestreifen, der beim Pressen über den Rand des
Formreifs tritt UUrs. (Frehner). Syn. Chäs-Mettel
(Bd IV 556).
Bire°-, in BG. Bir-: 1. das Kleinschneiden der
Birnen für das Birnbrot. Am Savistig vor der Wienicht
schleifend d'Män"er d' Messer für de" B.; der ist am
Ziistäffis-Tag. Schwzd. (GaPeist); \g\. Biren-Sctmetzer.
— 2. gedörrter Birnschnitz BG., Gericht von gekochten
Birnschnitzen BHk. — bire°-schnetzne": Birnen
klein schneiden GRPeist; s. Bd V 1306 u.
Riet-: Dim., Mehlschlüsselblume, Prim. farin. Z
Benken, Marth.; Syn. Biet- Schlüssen (Sp. 758). —
Wasser-: Kerbholz, auf dem die Zeit notiert ist,
während deren jeder Beteiligte die gemeinsame Wasser-
leitung benützen darf WLö.; vgl. AfV. XI 198 (mit Ab-
bildungen). Syn. W.-Tesslen.
Schnetz II m.: 1. pars, a) Schnitzer. Nur noch in
FNN.; s. die Anm., sowie Bogen-Schn. — b) ein übel-
beleumdetes Subjekt GA. (Zahner). Landstreicher
(.vagabondo') PAl. (Giord.). — 2. „Schnitzmesser BO.;
Gl; Gr", mit kurzer, starker, nicht zuklappbarer Klinge
und scharfer Spitze, bes. von Küfern und Schreinern
verwendet AAFri.; Gl; GrHo., Ig., Pr.; GA., Nessl.
(.grosses Haumesser'); ThMü. (6 — 7 Zoll lang, mit
dickem Heft); Z, so Bnl., 0., auch (grosses, dolchartiges)
Taschenmesser AAFri. (It Hürbin früher etwa von
Burschen in einer dickledernen Stecke" getragen); Gr
He. (,geringes, auch zslegbares Sackraesser'), Mastr.
(jltalienerhegel'), Seh.; ZDättl. Syn. Schnetz- Messer
(BdlV 463); Schnepf 1112 (Sp. 1258); Schnetzer. E"
Sehn, der Vater ninnt tmd Eschi's, wenn-er findt: er
sehnetiet Reifli uf ''em Chnü"\ Gl Ged. ,Eine junge
Tanne, die er mit seinem Schnetze abastete.' Jecklin
1878 (GrL.). E" rechte'' Ma"" gut jo nie uf ''e" Weg
üni der Sehn, im Sack. MKdoni 1884 (GRMai.). .Steckte
der Schinder dem Missetäter [Einem, der ein uni-
gestandenes Stück Vieh noch zu verwerten gesucht] den
Sehn, in die Oberschwelle der Stalltüre, so entstand
■ ■. eine Unruhe . . ., weil der betreffende Gemeinde-
einwohner damit unehrlich geworden war.' JKüoni 1921.
,üff der einten Syten seig es [ein Messer] wie ein Räb-
messer, uff der anderen Syten wie ein Schnätz.' 1692,
Z. RA. Der Sehn, füere", (i" der Hand) ha", die (väter-
liche) Gewalt im Hause ausüben GRHe., Ig., Trimm..
Ziz. Entspr. Ei"'m de" Sehn. ne". Vgl. 's Heft,
's Messer in der Hand han, jts der Hand gen (Bd II
10B4; IV 459/60), ferner Löffel (Bd III 1153). —
3. scharfes Maul GW. En räs'e'' Sehn. — 4. „derber
Vorwurf", Tadel, Rüftel GLElm; „L". Der het wider
e"mäl e" rechte" Sehn, üherchu" GlEIui. — 5. ,Gelüst.'
St.' (oO.). — Ahd. 'meizo. Zu la vgl. die FNN.: ,Jacob
Snetzc' 1335, Z. ,.)acob Sclmätz, Maurer und Gibser.' 1718,
SBib. , Konrad Schnetzli.' 150:?, GrKl. ,Schnezburg, eiu ab-
Segangenes Schloss zwischend Hüutwangen und Wasterkingen
Schweiz. Idiotikon IX
... welches vermutlich besessen die Schnezer [von Eglisau].'
Leu, Lex. Der Ausgangspunkt von Ib ist unklar; vgl. allen-
falls umen-schmihn (Sp. 1350). Zu 4 vgl. das syn. Schnftzer,
zu 4 und 5 das syn. Schnitz. Bcd. 2 auch rät. (MKuoni 1886).
MÜS-: langes Messer, mit dem man die Maulwurfs-
haufen aufschneidet GT. — Bogen-. Nur als FN.
,B.-snetz.' 1376, Z (Steuerb.).
G'-schnetz n.: 1. a) Holzschnitzerarbeit WLö.
Das isch es grobs G., von einer mit Schnitzereien ver-
sehenen Tischlade. FGStebler 1907. ,Besits nebed der
tafel gegen mittag stuond an nüw gemachter stuol, so
man nennet das prespitorium . . . .ein gar kostlich
welsche arbait, schön von geschnetz und bilder.' Kessl.
— b) uneig. in verächtl. S., stümperhafte, verfehlte
Arbeit. Das gi''t es lustigs G., mit Bez. auf einen
Gesetzesentwurf. B Volksztg 1884. E" Lerlingspletz ,
es g'fältnigs G. ebd. 1891. — 2. Abfälle, Späne von
Holz BHk. Jetz machist aber es G. an Bode", zu einem
Kinde, das in der Stube an Holz schnitzelt. Auch von
Tuch: P* ha" no''' neuis G. für uf der grösst Schranz.
Dorfkal. 1871 (BG.). — 3. s. Schnetz 11.
SchnStzel ni.: meist PL, Abschnitzel Aa (H.).
Tuchläppchen: ,Regius hie lectus, gut deutsch die
Daschtärä [s. Gasteren Bd II 486] dictus, lectus pr«-
grandis, Riedgras sunt d'Federen, Kohler lavit Lein-
lachen, Schnäzel est aurea Dechin.' üw raacar. Ged.
XVIIL; vgl. Schnetz 13 ay. — 'Wohl pers. in den Flurnn.
,Schnetzels-Ried, -Rüti' ZWetz.
G'-schnStzel n.: verächtl. für einen Haufen von
kleinen Dingen, üneig. : , Hauptteile, Afterteile, Neben-
teile, Unterteile und das übrige G. eines Vortrags.'
SiNTEM. 1759.
schnStze" (bzw. -u"), in GRh. auch schnetzge",
3. Sg. Pra!s. und Ptc. -et B, so Aarw.. E., Gr., S.; Gl;
GrD., Pr., Seh.; L: GW.; PAger (-ut); ScHW; Uw;
U, -t BO. (8. BdII1937u.); FJ.; GRÜhur, Mai., Rh.,
Ths, V.; WVt. : wiederholt, anhaltend schneiden.
1. a) „in Holz schnitzen BO.; Gl; Gr; Vw; Zo; Z".
a) von kunst- und berufsmässiger Schnitzerei BBr.;
Gl und wohl weiterhin. [Lueg] was g'schnetzet nuch
ist drüfl auf einer Truhe. BBecker 1876. ,Den grossen
Cristofel im Obertor um 20 gülden geschiietzt.' 1496,
Ansh. ,Und dem nach sy die taflen und die bild ze
sehn, gon Zofingen verdingt, das wir nit dulden, sunder
wellen, sollich bild in unser statt Soloturn durch
unsern bildhowern [!J ... geschnitten werd.' 1504, S.
,Man muoss vil kilchen machen, bilder molen und
sehn., die priester müessentouch wol können seh wetzen.'
HvRüTE 1532; später ,bilder schnitzen'. ,Unzalich
götzen, welche zuo sehn, und ze malen by 3000 guldi
gestanden.' Kessler. , Seine [des Hippopotamos] zän
gäbend hefte, auss welchen auch zuo zelten bildt-
nussen geschnetzet werdend.' Fischb. 1563; vorher:
.geschnitzt'. — ß) handwerksmässig (von Küfern,
Wagnern, Zimmerleuten), bes. aber auch = schnefelen
laa und y (Sp. 1152) „B" (allg.); FJ.; Gl (auch St.);
„Gr"D., He., Obs., Ths, V.; L ; GWb.; „SchWE.; TB.;
UwE.; Ndw (Matthys); U; „Vw"; W, so Raron, Vt.;
„Zg; Z", .schreinern' PPo.; W. Vgl. Schnetz-Esel,
-Bank (Bd I 518; IV 1388). ,Ziinberlüt und binder
sullent die lüt lassen sehn., ramen, zapfen und gatren
machen.' 1431 , Z StB. ,Holz sehn.' ; s. Scheiten (Bd VIII
1502). Der Chieffer schnetzed fast Alls, was-er machd;
me" schnetzed ScMje', Latte", Holznegel Nnw (Matthys).
Man schnetzt mit dem Taschenmesser, zB. einen Blei-
1395
Schna(t)z, scline(t)z, schni(t)z, schno(t)z, schnu(t)z
1396
stift WVt. E' Dügele", tco-mer vornächti für-nes Sü"-
becki g'schnetset hend ScawE. Beißt sehn.: s. Bil VI
653u. Als Stütze für eine Topfptianze wird es Steckli
g'schnetset. Barnd. 1925. Es Pfiffet, Chüelini sehn.,
als Spielzeug BG. Luzzi . . . hed a'fah' sehn.. Poppi
und Chüetschi. wie die Mürtli krat heind wellt". JJörger
1918; s. noch Bd VIII 1509M. Im Bilde: Das iseh
herts Holz, und für da öppis Brüchbars drüs z'sehn.,
brücht's e" herti Hand, mit Bez. auf die Erziehung
unbändiger Knaben. RvTavel 1910. .[Das Fällen von
Holz wird verboten] ussgenomen, so es ieman not wer
zu verzimberen, zu leiterstollen oder etwas notwendigs
zu sehn.' 1523, Schw LB. An Öppis (ume"J sehn.
An em niicwe" Melchstuel sehn. Barnd. 1908. Da sitzt
der Herr Abt selber uf ''em Zügstuel und schnetzet an-
fre" grobe" Dachschindlen ume". RvTavel 1913. Der
Michel hed an-ere" nüwe" Müse'falle" g'studiert und
geschnitzt. JJöRfiER 1918. Bildlich: Es chli"s magers
Mandli . . . mit-ere" grosse" Nase" jj» chline", scharfe"
G'sichtli; me" hed vo" WUem scho" g'seh", dass a" dem
nid Eine' mit-eme" 2'rollihegel g'sch[n]etzet g'ha" hed.
BsNat.-Ztgl919 (Uw). S. noch Schneggen-gah/en- Nagel
(Bd IV 687; auch BE.). — h) = schnefelen io8 (Sp.1153).
D'Tökter wi-" gang hurti'J sehn. BG. .Interessante
[chirurgische] Fälle, bei denen [es] Etwas zu pröbeln
und zu sehn, gibt.' B Volksztg 1902. — c) uneig.,
erfolglos an Etw. herumarbeiten B (Bauernst.), ver-
ächtlicher Ausdr. für arbeiten FJ. .Geschnätzet daran
[an der russischen Staatsmaschine] wird zwar immer
so süferli; aber das ist nur den Mäusen gepfiffen.'
Bacernst. 1904. — 2. ab-, wegschneiden BHa. ; Gl; Syn.
ab-schn. Ab der Beile" sehn.; s. Bd IV 1101 u. RA.:
De^ gät gu" Widli sehn., wird bald sterben Gl; Syn.
gon Band hauen [BilW IS24M.). — 3. „kleinschneiden",
bes. Speisen, so Übst, Rüben, Kartoffeln, Kohl (zu
Sauerkraut), Fleisch usw. „B''E., Hk., Ha., Si. und
It Zyro (wobei man es z.U. von schnitze" .nicht auf
gleichmässige Stücke und nicht auf eine Form ab-
gesehen hat'); Gl (auch St.); „Gr'Av., Chur, D., He.,
lg., Pr., Seh., UVaz, V.; L; GRh.; S; Uw; U; „Vw;
Zc;; Z". Bire" sehn. üwSachs. 3Ie" schnetzed Epfel
zum Ter'e" Ndw (Matthys). ,l)ie getrockneten Birnen
werden zu Birnbrot in Gr g'schnetzet, in Gl g'wieget'
(FStaub). I" dBätzi sehn.; s. Bd IV 1977 M. Bdbe"
sehn.; im Vergleich (vgl. BdVI 18o.. sovi ie ge-schnetzet):
D's Nöte"lese" ist g' gange" we E. sehn. CStreiff 1914.
Chrüt, Chabis sehn. GhCast., He., L., Pr., UVaz;
GW. (s. Bd III 1280 u.). S. auch Grund-Edb (Bd VI 21).
Drätti . . . macht Wurstchnebeli, lulft-is [uns] der
Schmutz sehn, u"' g'schioellt d' Wärst. Emmentalerbl.
1918. Bröd sehn , zB. in den Kaffee, in die Suppe
BHa.; Uw. 3Ie" schnetzed Bröd. Chiis, Schnidlaich i"
d'Suppe" Ndw. ,Wenn die Suppe kraftlos ist, so
schnetzest du Käs drin, damit sie kräftiger und nahr-
hafter wird.' Obw Volksfr. 1889. Ich ha"-mer da all-
weg wider herts Bröd i" d'Suppe" g'schnetzet, habe
mir selber eine Unannehmlichkeit bereitet. AZimmerm.
1916 (L); vgl. in-broeken (Bd V 562/3). Tubaek sehn.,
Rollentabak, wie ihn die Älpler rauchen, klein schnei-
den Gl; GRCast. He., L, Pr.. V.; U. Jez hed d's
Elippli si" Tabaggrolle" us ''em Sack y'nu", en tonder-
liche" Hegel fure"'zoge", uf ''em Tisch allpmach der
Tabagg g'sehnetzt und-ne" mit de" Fingere" zerribe".
JJörger 1918. Du, Beti, schnetz-mer noch e"chli"
Tubaek! Firmenich (Gl). Zundel sehn. CStkeifp 190'2.
Chride" sehn.; so von einer der drei Marien im Biti-
Boss/!-LiedGRThs;LE.;GWe.;vgl.scÄwi(ie)i(Sp.l090M.),
schnefelen (Sp. 1153M.). Bildl.: D'Sunne" sehnetzet es
Stücki vom Tag «"■* setzt's a" d'Naeht, die Tage werden
kürzer. FAnd. 1898 (BSi. Ged.). Schnitze" und sehn.:
D'Herdmänndli si" cho" und hei" a"foh" schnitzen und
sehn, und Messerli wetze", in einer Metzgerei. EFiscbkr
1922 (SG.). ,Do neine Klewis frouw nussguotnuss [!|
und schnetzet in bächer und gab denen frowen ze
trinken und sprach: trinkends nit gar uss, denn ich
han vor malen ouch etwenn me darin geschnetzet, das
hat man mir nit für guot ufl'gehept.' 1543, L Hexenproz.
,Aus dem Abfall des Obstes bei dem Sehn. ... erhält
man einen Branntwein.' Gr Sammler 1808. — 4. in
weitern uneig. Anwendungen, a) Etw. schnell, ohne
richtige Betonung und Ausdruck heruntersagen,
-plappern, z.B. ein Gebet, Gedicht GfiChur; Obw; vgl.
ge-sehnetzet 2b. — b) Eine" sehn., von einem Tanz.
Well-icer noch Eine" sehn.? Ja, wer schnetzend nodi
Eine". AfV. (GRSch.). — e) Jnid rauh anfahren BHk.
(nicht bestätigt); vgl. aben-schn., Schnitzer 3. —
g*-schnetz(e)t: 1. zu schnitzen la. .Eine Stiibelle",
1806 von einem Bauer g'sehnitzt oder g.' Bärnd. 1911.
Es Latte'hegli . . . süber g. vo" Hand. Zvböri (Vaterl.
1923). S. noch Chrutz (Bd lU 937 u.). ,[Wenn ein
Schlosser einen Schlüssel anfertigt] der in wachs, in
teig. in lein oder in dekein ander ding geslagen oder I
getruket were oder nach dekeinem slüssel entworfen I
oder gesnetzeten dingen, die gevarlich weren, der sol
ieraer ewenklich von der zünfte recht verschriben sin.'
1336, Z Zunftordn.; vgl. Sp. 748/9. ,An hoch erhepte j
. . . geschnetzte tafel, zuo vererung gewicht Sant Gallen, i
Sant Othmarn und der wisen, so man nennet die I
hailigen dry künig, welcher bilder ... darinn geschnetzt |
stuonden.' Kessl. .Gottes Bildtnuss in den Kirchen ...
geschnätzt ... auss einem krummen holz.' Z Pamphlet
1656. — 2. zu schnitzen 3. a) in kleine Stücke zer- j
schnitten. G-C Teig Gr.\v. D' Hö'Hcälder sind wiss, |
verstaubet mit g-er Chride". Zvböri. ,Aier in ainer j
wissen brüe mit zibüUen und öpfel darnnder ge-
schnetzet.' G Knchenordn. XV. ,Ainen wermuot win
zuo machen, der vast gesond ist dem magen: nim ain I
lot balmuss klain geschnetzet und ain halb händel I
voll wermutkrut.' XV./XVL. GRh. Fertig g'sehnitzt .' t
= f. (G'jSehrütz (Sp. 1392); auch gebraucht, um lästig I
bittende Kinder zum Schweigen zu bringen, ein un- 1
liebsames Gespräch abzuschneiden B(GZüricher). Vgl. I
noch Schnitz öa. — b) in der R.\. (a'sj tcie g., mühe-|
los, flink GRig., Mai., Pr.. UVaz. Es gät wie g., zB. (
beim Aufsagen. Es Chind, das im Underricht si"'' nid\
albig versehnäpfe" tued ..., derfür aber, was-me" menl
üfgi'd, hire"säge" ehan" a's wie g. Schwzd. (GrPt.). — |
„un-: von rohen, groben Sitten LE." Syn. un-ge-hcMet ■.
(BdII947); un-behauwen (ebd. 1811); un- geschliffen]
(Sp. 153). — Vgl. Gr.WB. ll'J9. 1320/1. Das W. ist nur!
unserni Gebiet verbreiteter und bodenstÄodiger als das sjn.
«chnitzen. Zu 4a dürfte auch schnalzen (Sp. 1384) gehürei),^
das Jlattliys wohl nur' ungenau definiert hat. '
ab-: 1. von Holz kleine Stücke, Späne wegschneiJenl
B, so Gr., G.; GrAv. (Tsch.); Ndw (Matthys). ,Wirdl
das [ausgeloste und zum Fällen bestimmte] Holz nichti
rechtzeitig in Arbeit genommen, so wird abg' schnetzed:^
die Bannwarte schnitzen die Anweisungsnummer weg,
und das Holz fällt bis zu neuer Verteilung an die Berg-
schaft zurück.' Barnd. 1908. Linggs SehindelhoU muss
1397
Schiia(t)z, 8chne(t)z, schni(t)z, schno(t)z, schnu^t)z
1398
man am ungebigen Egge' a. ebd. 1911. lez ist der
Eimer bald fertig, wir müessc-ne" [ihn] nw noch c'"
weng a. GrAv. (Tsch.). — 2. klein schneiden. .Nach-
dem selbige [Tabakblätter] ... getrocknet sind, so
können solche Blätter samt ihren Stängeln abgeschnetzt
und mit Vergnügen geraucht werden . . . Sogar die
grobe Stängel, wenn sie fein abgeschnetzt . . . sind,
können ... geraucht werden.' Gr Sammler 1782. —
3. = schnitzen 4a GnThs. — ab-g'-sch n etzt. Subst.
D'sA-e, minderwertiges Fleisch, das aber in besonderer
Zubereitung als Leckerbissen gilt GRSch. Denn chund
d'sA-e und d's Chres [s. Chrös la Bd III 859], an einem
Hochzeitsmahl. iScHwzn. — „Ab-g"-schnetz n.: was
vom Schneiden des Obstes abgeht L; U."
abe°- bzw. ap-pe"- (Uw; U), apper- (GRSch.):
1. = ab-schn. 3 Gr, so Chur; Obw. Etw. rasch herunter-
spielen : Ueri probiert afe" d'Moulorgele" und schnitzet
derselb [Tanz] . . . apper, dassf'sj e" wäri Freud g'sin
ist. AfV. (GrScIi.). — 2. =Ei"'in a., gehörig die Meinung
sagen, ,die Lektion machen' B (Zyro); ÜSch.; vgl.
schnitzen 4 c. Dir hed-em appe"g' schnitzet! USch. —
abc-g'-schnetzt: = ge-schnitzet ab GvMaX. Etw.
hersagen wie a., wie am Schnürchen.
i(n)- {ein- GRCast.): = in-schniden 2 a (Sp. 1108)
GRCast., Chur, He., Valz. (Tsch.); Ndw (Matthys); W,
so Lö. Der Chabis i , auf Vorrat Gr (Tsch.). Spis
[Käse] »., in die Suppe VV. En ing'sch[n]etzeti Suppun.
LöTSCHEN 1917; vgl. .eingeschnitten suppen'(Sp. llüSu.).
er-schnitzW: ,bastonare' PAl. (Giord.). D's ganze
tuesch-mi''' antra" . . . nw tuen-di''' c., verhauen. N. ZZtg
1925 (EBalmer). — Zu .svi««; ish (Sp. 139'2).
ÜS-: 1. „ausschnitzen BO.; Gl; Gr; Vw; Zg; Z." —
2.mitüat. P., = afteM-«c/in. 2. ,Ich habihmausgeschnäzt,
d.i. derbe Vorwürfe gemacht L" (auch St.*"). — ver-:
durch Schnitzen verderben, verunstalten B; Uw. Von
geschlitzten Kleidern: ,Nu wil ich sicher wrenen, das
der tievel habs verkeret und den siten nu geleret,
das man das gewant versnezet, zerhadret und zer-
vezet.' ScHACHzABELB. Uucig. : ,Sich, wie du, finstrer,
dine wort verschnetzest, dass weder du noch die dich
! lesend, mögind wüssen, womit du umgangist.' Zwingli
' 1527; ,en tenebrio obscurissime, quibus dolis verba tua
involvas et intrices' (Gwalther). — iure" fürhi"-. Da-
mit die von Natur nach hinten strebenden Hornspitzen
der Jungrinder nach vorn wachsen, sehnetzet-me" ...
\ d'Horn a" der Wädehväg [im Zeichen der Wage bei
[ abnehmendem Monde] fürhi". Bärnd. 1911 (EG.). —
i h6r-, here"- (GrNuI'.): entspr. aben-schn. 1 GnCast.,
1 He.,Nuf.,Pr. ^sijrf/t. rBm7;r 7t. GRCast. (Tsch.). Si
1 heind das Lied va" Jansis Knicht g'sitngen und zwar
heind s'-es g'hörig hirg'schtietzet. GFient 1898. —
nider-: herunterschneiden PPo. En Bitz S2ns n.
h'-: „beschnitzen", beschneiden, so Holz BGr.; U,
Tieren die Klauen BHa.. die Schale von Äpfeln zu dick
abschneiden Ndw (Matthys). [An einer Schindel] uf 'ner
jätvedre" Site" ... swen Egge" eppas b. Barnd. 1908. —
, u°-b»-schnetzet s. Schwär- Schindlen (Bd VIII 923).
z'-säme"-: zu einem Haufen schnitzen (i. S. von 3)
' GnCast, Schs; Ndw (Matthys). Schnitz der über 'blibe"
Chäs z'semme" und mach derzue etU''' Brotschnitte" . . .
I semach-i''' es Chdsgezenggel.ScaviziK(GRSchs). Mit dem
Nbsinn des Schnellen, Mühelosen: Er hed's z'säme"-
\ g'schruitzed wie Chroud und Chabis GRCast. (Tsch.).
Schnt'tzer m.: 1. a) Nomen ag. zu schnitzen la,
' Schnitzler BHa.; UwE., Küfer BHa.; GrAv. (,wer
hölzerne Wasser- und Milchgefässe, Eimer, Kübel,
Gelten, Gebsen usw., nicht aber Fässer macht.' Tsch.),
Zimmermann BHa., Schreiner BHa.; PPo.; W, so Raron
(,halbgelerDter Tischler'), Vt. .Etlich werklüte von
schn-n und molern [werden in einem Prozess als Sach-
verständige beigezögen].' 1450, Bs. Ein ,schn.' be-
findet sich unter den die ,Margzalsteuer' bezahlenden
Personen. 1454, ebd. (GSchönb. 1879). In der ä. Zeit
auch Armbruster. ,Man schribet allen raten, daz man
nienian frömder von der stat enkein ädern sol ze kouffene
geben, wan waz ädern Zürich fallent, die sol man
unsern sn-n geben ze kouffenne . ..; dawider suln aber
alle unser snetzer ze den heiligen verswerren, daz ir
enkeiner enkein ädern verkouft'en für die stat.' 1348,
Z StB. ,10 ß dem sehn.' 1404, G Seckelamtsb. ,Man
sol dem sehn. 4 pfd 8 ß d. von arrabrust ze bletzen.'
1406, ebd. — b) zu schnitzen 3, Krautschneider GRig.
(Tsch.); Syn. Chabis-Schn. Der Sehn, ha", im Tag-
lohn. — 2. a)= Schnitz 113 AAFri.; ApK. (T.); „BO.",
Si. ; „Gl; GR''Cast., ü., L., Pr.; Syn. Schnitzer.
S. auch Bd 1 518 u. — b) ,ein starkes Brett von hartem
Holze (das Schneidebrett) mit einem langen geraden,
an der einen Seite durch ein Gewinde an einem eisernen
Stabe befestigten, auf der andern aber mit einem
hölzernen Handgrifte versehenen Messer(dem Schneide-
messer), womit auf einem untergelegten Klötzchen
durch Aufheben und Niederdrücken des Messers die
dazu bestimmten Substanzen klein geschnitten werden'
ApK. (T.). — 3. = Schnitz 114. ,Der Lehrer hat seinem
Schüler einen Sehn, gegeben L" (St.*).
Vgl. Gr. WB. IX 1200. 1321. Zu 3 Tgl. BSG. XII 66. In
Peisonenu.anien (zT. noch Berufsbezeichnaugen). ,Uol. dir
SU.' 1263, GR. ,Ruodolfus ilictus snezere.' 1267, Bs. ,Heiur.
dictus sn. de Slierren.' 1277, Z ÜB. , Petrus dictus su.' 1287,
ZgHüu. ,H. dictus sn.' 1294, Bs. .ChHOnrat der sn.' 1296,
ZGrün. , Heinrich der sn.' 1332, Seh. .Meister Walter der
sn.' 1391, ZStB. ,RHedi Sidenfaden, der sehn." 1425, ZWth.
,Joh. Ita, Schnetzers.' 1775, ZSth. Als FN. Ap (XIV./XVI.);
Bs(1233'98);BMeir.(,Suezzershofstit.' 1296): L(XIV./XV.);
G, so Fiaw. (1484), T. (1315. 1575), Uzw. (1528), Widn.
(1530); SchStdt (XIV./XV., It Leu Lex.); ThThund. (1524);
UwSachs. (XIV./XVI, ;,LippiSnezzat!].' 1392), Sa, (XV./X VI.);
Z, so Egl. (XIV./XVI., auch It Leu Lex.), EIgg (1370), Embr.
(,dcs Schn-s hof.' 1522), Rorb. (1522), Stdt (1270), Thalw.
(1393), Wth, (1504/18). Als Flurn. &-i>Kto,- GrMastr.; dazu :
,[Der vom Pizalun gegen den Rhein abfallende Kamm zeigt)
felsige Abstufe, die Schnetzen [!] genannt.' Gr Sammler 1809,
308. SrhnetzefrJ-Hei" AaBald. ,[N. entrichtet] von der
S(ch)net2erin(en) 1 becher.' XIV., SchwE. Urb.
Herd-öpfel-: Schneidehobel ans Blech, mit dem
gesottene Kartoffeln zu Scheibchen geschnitten werden
GrKI. (Tsch.).
Chabis-: 1. = Chabis- SchnUer (Sp. 1133) Gl; Gr
Mai., Pr., UVaz. ,Auch in Dörfern war der Ch. bis
Ende des letzten Jahrhunderts ein Beruf, denn es
rentierte sich nicht für jeden kleinen Pflanzer
einen Chabis-Hobel anzuschaften.' Gl (DrEHafter). —
2. = Ghabis-Hobe! (Bd II 946) GfiPr., UVaz. — Zu 1 der
Familienzuname ■» C»-s GIGI. (um 1900).
Bild-: Bildschnitzer. ,Item aber usgän 8 bazen und
1 ß dem b. ul^ Sant Wändli.' 1577, Uw KD. , Wollten
sie einen neuen Heiligen haben, so mussten sie ...
ihne durch ein B. machen lassen.' Sererh. 1742. —
Poppen-: Puppenschnitzer, als spöttischer Beiname
der Davoser, die sich mit primitiver Holzschnitzerei
einen Nebenerwerb verschaöten (vgl. GrD. LB. S. XIII);
s. BdVI1874M. — • Bire" Biere"-: Abk. für Btere"-
1399
Schna(t)z, schne(t)z, 3chni(t)z, schno(t)z, schiiu(t)z
1400
schnetzer-Tag, d. i. der Stephanstag, an dem in den
Häusern unter allerlei Kurzweil die gedörrten Birnen
für das Birnbrot gerüstet werden GrD. (li.): vgl.
Biren-SchneU 1 (Sp. 1393). — Erd-bire°- Ebbiere"-:
= üerd-öpfel-Schn. GRValz. (Tsch.). — Räbe°-, It
Tsch. Räb-: = Bäben-Hobel (Bd II 946/7) ürKI. und
It Tsch. (oO.).
Schnetzete" f.: 1. Geschnitzel, Menge kleiner
mit dem Messer abgeschnittener Späne GaNuf. und
It Tsch.; UwE.; U. Was liest da für-ne" Sehn, a"-
g'lä"! GRNuf. (Trepp). — 2. ,bastonata' PAl. (Giord.).
schnetzig, in UwE. auch 3'-,sc/m.: a.)- schuldig la
(Sp. 11.39/40) USch. — h) ^ schnidig Ib BGr.; UwE.;
U. Schn-s Holz. .Das Holz ist in sehr verschiedenen
Graden schn-s und speligs.' Barnd. 1908.
Schnetzi"g f.: vom Kleinschneiden des Dörr-
obstes; vgl. schnitzen 3, Biren-Schnetzer. Mcr hend
hinicht d'Schn. GRig. (Tsch., ohne Bedeutung). — Vgl.
abd. anez(z)unga, segmentuni in eiuer Einsiedler und Zürciier
Hs. von Pradeatiusglosseu des XI. (Ähd. Gll. II 511, 36); in
der Zürcher Hs. in ankmtija geändert.
schnijtzle», in Ndw auch -ele" (Matthys):
1. a) = schnitzen la (a. und ß) AaF., Zein.; „B"G..
HL, „0.; Gl; GR"Ths; L; 6A. (,zum Spiel oder Zeit-
vertreib'); ScaSchl.; „Vw; Zg; Z". Das Türste"hündK
chunt t-"'in chu" phacke", we""-men am Suntig schnitzlet,
den Sonntag durch kleine Schreinerarbeiten entheiligt.
Barnd. 1911. .Graben, schneiden, schnätzlen, sculpere.'
Fris.; Mal.; s. auch Sp. 1094 o. Meist mit Akk. (des
Ergebnisses). De' Vater ist en Schnetzler, er schnitzlet
mir en Bolz. KL. (Z). Und han-i''' kei"s Schätzen, so
mach-i'''-mer ei''s: i"* nime" der Gertel uw^ schnetzle"-
mer eis. ebd. (.\AZein.). ,Wie einer zuo Zug ein küe-
kammen geschnätzlet und geredt, dass man die kelber,
so die von Zürich fern zuo Cappel gemacht, dar an
binden müesse.' 1531, Absch. 1009 liess der LRat die
Wappen der Ratsherren malen und befahl ,den Eisen
von Holz zu sehn.' Liebenau 1881. ,Sy [Galeeren-
sträflinge] schnetzlen auss allerlei Holz, firnemlich aus
dem Lentischo [Mastixholz], hübsche Kestlin und
Zangrübel kunstlich gniacht.' FPlatter 1612 (Boos),
,Du sollt auch haben ein schneidend Beimesser, die
Schindlen zu sehn, nach deinem Begeren.' FVVükz
1634. ,1496 ward der gross Christoffel im oberen Tor
geschnetzlet.' XVII., B. .Lasset uns nur zusehen, dass
wir ... uns nicht selbst mit Ubelhalten ein Kreuz
schnätzlen.' JMeyer 1699. S. noch L<iff'el-Chorb (Bd III
452). — b) uneig., erdichten. .Einen zu Etw. sehn.':
.Hat er [Bovillus, ein katholischer Schriftsteller, den
die Reformierten im Streit über die Wahrhaftigkeit
der Gesichte Bruder Klausens gegen die Kirche ins
Feld führen] auch Horiura zu einem Bischoff und des
B. Clausen Gesichtsauslegern geschnätzlet, so magst
ihn ... nit allein zu ... Luther, Grasser und Wolffen
setzen, sonder auch zu dem Johann Stumpfen, dem
allerverlögnisten Chronisten, so je auff zwei Beinen
gangen; [vorher:] ... dass diser Nicolaus Horius ein
erdichter und geschnitzleter Bischoff gewesen, erscheint
auch weiters . . .' Antw. 1650; wechselnd mit .ge-
schnätzleter.' — 2. = schnitzen 3, bes. Esswaren für
die Küche, auch Feldfrüchte (Rüben) zu Viehfutter
Aa, so f., Fri.; kv; Bs; ,B\ so E., ü., Hk., S. und
It Id. (,in frusta dissecare'), Zyro, AvRütte; Gl (auch
St.); ,GR"Cast., He., Pr.; L; G, so A., oT.; ScnHa.,
R., Schi. (vgl. ßdVI 1917/8); SohwE.; S; Th; üw;
U (seltener als «cfo(eteen); „Vw; la; Z", so Bül., Duttl.,
Kn., ü., Sth. Fleisch sehn. D'Mueter bachet (macht
e") Zupfe", der Ätti schnitzlet Fleisch, du bisch (drum
tvärsch) e" dumme'' Kärli, we"" du fwe"" d'jetzj t»
d'Fröndi geisch. GZür. 1902. Libere" sehn, und brate".
,Ghalbcrmäge", dh. Labmagen von 2 — 3 Wochen alten
Saugkälbern werden g'schnitzlet [zur Bereitung des
Chaslet\^ Barnd. 1904. ,Nimm Schmär und Hunds-
schmalz und schnätzlen das Schmär wol.' ZZolL
Arzneib. 1710. Chäs sehn. Bs; BE., S. , Halbfetter und
magerer Käse wird g'schnitzlet und als Zukost zu
Siedekartüffeln genossen.' Barnd. 1904. Brot sehn., für
die Suppe GA. (Zahner). Bolle" sehn ; s. auch Bd VII
4u. Schnittlauch sehn. Z (ELocher-Werling 1923).
,Das Gewürz [zum ,guldi Wasser'] muss man sohnäzlen,
wans dan gebeizt ist.' Arzneib. XVII./XVIII. ,Wann
man das Kraut aber möchte grün haben, so soll man
es schnetzlen und in weissem Wein sieden.' Z Rezeptb.
um 1700. Herdöpfel sehn., gesottene Kartoffeln für
Basti in Scheibchen schneiden. S. auch Bd VIII 1455o.
Bire", Opfel sehn., zu Schnitzen schneiden Aa; Bs;
B, so E., Hk.; ZBül. Hinder <'em Ofe" füre", d'Mueter
schnitzlet Bire", Kinderreim .-^a; s. nocli Epfel ■ Schnitz 1.
Hinder ''em Hüs und vor ''em Hüs schnitzlet d'Mueter
Bire". KL. (Bs Kettenreim). D'Granggle" sehn, und i"-
fülle", für die Schnapsbrennerei. Emmentalerbl. 1917.
Bäbe", Runggle", Büebli sehn. ,Die Bodenkohlraben
werden auf der Schnätzelmaschine für das Vieh
g'schnitzlet.' Bärnd. 1914. .[Ein Zitlimacher] erbat sich
als Lohn einen gehörigen Teller voll Rüben, die er
schnätzelte und mit Salz und Pfeffer versah und mit
Heisshunger verschlang.' Messikommer 1911. Oppe"die
tuet-me" s' [Büebli] aw'' sehn., nie" macht Stängeli drüs
und tuet s' ter''e". ebd. 1910. Büebli sehn., Butter stösse",
Zöllen mache", Chöbeli wii-fe". KL. (G). Wigluegere'
sehn. Z. so Dättl., 0. .Die Wigluegere" (Zichorien)
wurden im Herbste ausgegraben, im , . . Brunnentroge |
gewaschen und dann am Abend nach Feierabend ge- 1
schnetzelt.' Messikommer 1909. Vor ''em grüene"^
Chachelofe" sitze"d nf de" süber g'figete" Bänken um
de" Tisch ume" d'Chind und de'' Vatter; si sind grad am
Wigluegere" sehn. ; de' Vatter spaltet die lange" wisse" I
Wurzle" i" Flappen und die i" Stengeli, und d'Chindl
schn'etzle'd s' i" viereggegi Möckli. SM. 1914 (ZDättl.).i
Arne" Winteräln"g, wenn Alli da am Tisch Wegluegere'l
.tchnetzle'd und alti Lieder singe"d . . . EScbönenb.I
Chabis sehn., zB. zu Sauerkraut. Ist Alles schön under\
Dach g'si", so ist de'' Chabisschnetzler cho" und hat]
Chabis und e"chli" Büebli dur'''enand g'schnetzkt ...|
e" ganzem Ständli voll. Messikommer 1910. Wo der Karlii
im Tenn 's Fueter g' schnitzlet het, zu Kurzfutter. JReinh.I
1907. Tubach sehn. B, so E.; SB.; ZO. ,Die älteren!
Leute kauften Tabakrollen, die sie dann schnätzelten.'j
Messikommer 1909. [Ein Alter] het g'müetlig en alii\
Säuplätteren us ''em Sack 'zöge" u'"' het e" Bolle" Titback^
drüs g'nu" m"'' het-ne" mit si"''m altmodische" Sackmesser,
g'schnitzlet. Loosli 1910. Hür pjlanzen-i''' 'ne" [denj
Tabak] iez selber u"'' schnitzle" -ne" mit der Häekerli'g-i
maschine". SGfeller 1921. , Etliche Predicanten habind.j
wylen sy kneuwent, Taback geschnetzlet. Andere!
Anders getan.' 1666, ScnSt. S. noch Schaft (Bd Vlll;
400). Cliride" sehn., von einer der drei Marien im'
BUi-Bös.sli-Liei Aa, so F., Fri., It., Rein.. Eh., Tag.;
ApSchwellbr.; Bs; BoAa., Erisw.. G., M.; GRÜhur; L;
G; Sch; Th; UwE.; Zg; Z; dafür ^^«"(BHeimenschw.).
1401
Schnat(z), schne{f)z, schni(t)z, schno(t)z, schnu(t)z
1402
Haberstrow (BLang.) sehn. Vgl. schniden, schnefehn
(Sp. 109UM. llSaM.). Seipfe- sehn.; s. Bd VU 1255o.
Mit pers. Obj.: Di''' sö't-me" de' Chräije" sehn., zornige
Verwünschung BE. (Friedli). S. noch Bd VII 312M.
Erweitert. Brot, Chäs i" d' Suppe" sehn. BsLie.; BE.,
S. (Bärnd. 1922). Der sür Opfel, wo d's Annemeü in-ne"
jedi Morge"rdsti (fschnetilethet. EBalmer 1923. Speck-
bröekli i'd'Rösti i"e" sehn. AHüggexb. 1914. .Schnitzle
Speck daran [an die Hasenpastete].' Z Kochb. XVIII,/
XIX. ,AIs gemeldter veldscherr ... rüben in hafen
geschnetzlet.' AHaffner 1577. ,[I]s habe sieh bei einem
Trinkgelage] begeben, dass Jkr Fendrich Grebel ein
Sogenantes Favorbändeli von einer Jungfer verlohren
... Jkr HMeiss sagt, dass er das Favorbändeli in die
Gläser geschniitzlet, und als er auch in das seinige
schnetzlen wollen, habe Jkr MvSchonauw ihnie das
Bändeli genehmen.' 1684. Z; daneben , Nestel'. S. nocli
geschickt (Bd VIll 514o.) Speck, Wegliieyere" udgl. i"
Möckli, Tötzli sehn. BE.; ZDättl. (s. o.). .Klein, rein
sehn.' De" Schnittlauch schn'etzl-i''' rein. KFisler
1915. ,Nini Heublumen und wilden Hanf, schnätzle
es klein.' Arzneib. 1822. S. noch Zitröncn-BrÖtli (Bd V
990). Ratsch und trätseh sehn. ; s. ratsch (Bd VI 1842 u.).
Mit Akk. des Ergebnisses: Bart (i. S. v. Bart 4a Bd IV
1614) sehn. BHk. — 3. a) = sehneitlen 3 (Sp. 1349). Si
händ-eng'schnetzlet 2. (Sutermeister). — \)) = sehnetzen ic
BHk. — Schnetzlen n.: zu Bed. la. ,Sculptura. das
graben oder sehn., bildhau werwerk.'FRis.; Mal. .Johann
Pletelein ... zue Ettickhusen ... [hat] die Zeit alda
mit Beten, Betrachten, Lesen, Schreiben, Sohn, und
andren Handtarbeiten also einsam, rueglichen zue-
gebracht.' um 1620, Gfd. • — Götzen-: das Schnitzen
von Götzenbildern. ,üas gestift zum Grossen Münster
hat nit Karolus der Gross gestift, ouch [jedenfalls]
nit uff mässen und gestift.' HBcll. 1532 (V.). — g«-
schnetzlet: 1. a) zu schnetzlen la. E" gs Holz-
trückli, mit Schnitzereien verziert LG. , Asper torus
signis eburnis, ein bett von helffenbeininen bilderen
geschn.; sculptile, etwas geschn-s, ein geschn. bild, ein
geschn. oder gegraben werk.' Fris.jMal. ,Ein Saal ...,
dessen Tilli allein in die 4000 Ducaten soll gekostet
haben, wie sy dann auch von geschn-er Arbeit überuss
werklich und künstlich anzusehen ist.' 1608, Z TB.
1914. ,Geschn-e Bosse.' ebd. ,Das Chor ist mit kunst-
lich geschn-en Historien . . . und wyssmarmolsteinin
Bilderen geziert.' ebd. Wortspielend: ,Die lebendigen
Lefel [die Angehörigen des Geschlechts Löffel] sindt
ein seltzam wunderbar Gesindt; unglich seschn. und
gformiert.' FPlatter 1612 (Boos). — b) zu schnetzlen Ib;
I s.d. — 2. a) zu schnetzlen ä. G-e'' Chnobli'''. ESchönenb.
I i'* wc/t de" Chabis zart g. ha" ScaK. S. noch Bd IV
I ^\h\ (SchnewBallen);'V bl^M. ,[Gegen] den schmerzen,
i so von der muoter kumpt: das hasenherz gedert und
I klein geschnätzlet sol ze trinken geben werden.' Tierb.
1563. ,Den bauchstrengligen rossen sol ... wägluogen
'... klein geschnätzlet under dem haber oder anderem
I fuoter eingegäben werden.' ebd. , Schwalbenwurzen,
[Wermut ... Reckholterberi, jedes ein halb Messlin
i geschnätzlet.' JJHolzhalb 1091. .[Kittersporn] ein
Hönfflein rein gestossen oder geschn.' Arzneib. XVII./
'XVDl. .Hirschenzungen ... Purgierkraut, Buckelen,
ijedes eine kleine Handvoll; alle diese Kräuter rein
igeschn.' EKönig 1706. ,1 ganze Citronen geschnätzlet.'
^Z Kochb. XVIIl./XIX. .Gib ihr [der kranken Kuh] ge-
iächnäzlete Gundelräbli mit Salz zu essen oder zu
lacken, so korat dei Milch wider.' Arzneib. 1822.
S. noch Schmalz (Sp. 937u.). Bes. von Fleisch. G-s
Chalbfleisch ; (e"J g-i Lebere", als Gerichte Aa; Sch; Tu;
Z. .Geschnetzlet kuttlen.' 1533, G Stiftsarch. Oftsubst.
G'schnetzlets, in kleine Schnitzel, Würfel geschnittenes
und rasch gebratenes Fleisch AaF.; Ap; Sch; Th; Z.
Ä" d' Lebere", a" 's G. au''' tuet e"chli" Bolle" jedi Frau.
Z Ged. CELocher-Werling). Auf die Frage der Wirtin:
Wa' ist g'fellig? antwortet der Gast: E"chli" Q-s
Th. D' Schiffliicörtin hät-ene" [den Schiffsleuten] e"
g'hörigi Blatte" Gs ane'g'stellt, als Z'nüni. JHirth.
— b) = ge-schnetzet 3b G; Sch; ZDättl. Das gät wie
g., vom Sprechen, Hersagen eines Geilichtes uä. Er
cha""'s wie g. GSa.; ZDiittl. Bede" wieg. G. — 3. mit
,Schnetzlinen' (i. S. v. Schnetz I3a^) versehen. ,N. hat
verjehen, das er .. . verstoln hab ein geschnetzloti rote
kappen [.Art Mantel] einem ritter.' 1474, Z RB. —
,un-": = un-ge-schnetzet „LE.- — Vgl.Gr.WB. IX 1199.
1320; Martin-Lieuh. 11511.
abe"- (ahe"- GW.), in Th; Z auch oben-abe"-:
= aben-schnetzen 1 Ap; G, so oT., W.; Th; Z, so Stdt,
Wl. und It l'äii. D'Letzgen a. Z (Dan.), 's ist A'm
amel dor''' Mark ond Bd'" g'gange", ^venn-si [die Bänkel-
sänger] 's Moritäte"-Lied abe'g'schnetzlet hend. AToblkr
1901. .Hundertfältiges Kreuzschlagen und Herunter-
schnetzeln von Gebeten.' Th Beitr. — abe°-g*-
schnetzlet: = ab(enJ-ge-schnitten(S]>.\lOi.l\Ob). Er
ist de'' (bar) a. Vatter Ap; G, so F.
er- s. er-schneitlen (Sp. 1350).
ÜS-: l. = üs-schnetzenl .,B0.; Gl; GR'Cast. ; „Vw;
Zg; Z-. — 2. = üs-schnetzen 2 „h". — us-g'-
schnetzlet: = aben- geschnetzlet. Gellet, i"* han-ech
erchenntf Der Sit der Vater, der Dokter wie ü. im
G'sicht. Breitenst. 1864. — lu Bed. 1 auch eis. (Martin-
Lieuh. II 511).
ver-; zerschnitzeln. zB. Gemüse. Fleisch. Papier
usw. Aa; .Ap; Bs; B; L; Sch; Th; Z. Wegluegere"
i" glichligi Würfeli r. Messikommer 1910. Me" hat
Bölle"ritr . . . verschnetzlet und i" d' Suppe" i"e" 'tö" zum
Würze", ebd. Der Jüsel ... het e" Bits herts Püre"-
bröt verschnetzlet u"'' Gaff'ebruchli g'macht. EBalmer
1923. .[Flussneunaugen] v/eräenmeht verschnetzlet als
Richtfische [Köder] für Aale.' Barnd. 19'22 (BS.).
.[Mörder haben Einen] ausgeplündert, nachher ver-
schnätzlet und seine Glieder versteckt.' Dorfkal. 1863.
Die ä'" verschnetzlet Chride", im Riti-Rössli-Liei.
EStoll 1907 (ScHHa). .Einmal habe ein Mann eine
Mueti-Seel daherfahren hören und da habe er dem
bösen Geist einen Schiebkarren in den Weg geworfen,
der dann in tausend Stücklein verschnetzelt worden
sei.' AfV. (Zu.); vgl Bd II 1557o. Übertreibend:
.Zürcher Studenten, die sich ... die Gesichter [mit
Schmissen] verschnätzelten.' B Volksztg 1901. Etw.
rein,v.; s. Bd VI 985 u. ,Die Hausblasen muss man ...
verklopfen und rein verschnetzlen', zum Klären des
Weissweins. Weine. XVIII. Uneig., zerstückeln: .[Bei
Rebarbeiten wird häufig bis am späten Abend ge-
arbeitet, um einen Weinberg zu erledigen] der sonst
einen neuen kostbaren Tag verschnetzleti.' Bärnd. 1922.
— ver-schnetzlet: 1. eig. ,Reckholderschoss ...
klein v.' Arzneib. XVII./XVIII. — 2. uneig., verbildet,
verdorben. , [Frage N. um Bat wegen deiner Studien]
und verhalt im Nichts. Nara te amat instar filii
charissimi ... So wirt dann Tag Eaht geben: du bist
noch jung und zu keiner Sach verschnätzelt etc.' 1610,
1403
Schna(t)z, schne(t)z, schni(t)z, schno(t)z, schnu(t)z
1404
Z Brief (Prof. Waser an seinen Sohn). — Auch hei Jlartin-
Lienli. II 5 1 1. Zur Übertragung bei rci-»chne(zlel i> vgl. :ue-gilni.
vor-. Uneig.: .[Die Prediger] schnetzeln's iliren
Zuhörern vor.' UBrIguer 1780.
z"-weg-: zurechtschnitzen ScHVfE. D' Buebe"
sch>ietzle"d Pß/f'li z'weg. Lienert 1906; s. noch Sp. 1153u.
— zue-: zuschnitzen. Uneig., mit Bez. auf Art und
Charakter eines Menschen : Chli" rauh [!] zueg'schnetzlet,
das sind-si frili''', die bärtige' Berglüt im Maderaner-
tal inne". IKöthelin 1894 (L).
zer-: zerschneiden. ,E' foreni Minde" z., um
EössU driis z'mache", wie die Hirtenknaben- GRÜast.
(Tsch.). Gew. = ver-schn. ,Die [Briefe] wellen wir
alle wider haben und die z. und darzuo ein wider-
ruof tuen.' XV., Z. ,[N. wurde verhaftet] von wegen
das er ein bibli zerschnetzlet und darnach verbrennt
hat.' JHaller 1. 550/73. ,Nimme ein Stuck Fleisch, zer-
schnetzle es.' PWürz 1634. .Conscindere, zerreissen,
zerschnetzlen.' Denzl. 1677. 1716. — zer-schniJtzlet:
1. = ver-schnetzlet 1. ,KIettenwurzen, Bauten [usw.] z.'
ScHW Arzneib. XVII. (AfV.). .[Salbinenblätter] im
Warmen oder sonst gässen oder zerschnätzlet oder
köwet, das bestellt gar alle Fieber.' XVIII., Obw Rezept
(AfV.). — 2. von Kleidern, = zerschnitten (Sp. Il'i2).
,[Verboten sind] zerhuwen, zerstochen, zerschnätzlet
kleider, es sygint rock, hosen, warasel, lybröck, mäntel
und andere kleidungen.' B Mand. 1550.
Schnetzler m. : 1. a) = Schnetzer la AäF.; B
(AvRütte); Z; „allg." (St.^J. S. unter schnetzlen la.
, Graber oder schnätzler, bildhauwer, sculptor.' Fris.;
Mal. — 1)) = Schnetzer Ib GNessl. — '2. a) = Schnetzer 3a,
Schnitzmesser des Holzschnitzers, Schreiners Ap (T.);
L, des Korbers (zum Abschneiden der vorstehenden
Weidenschienen an einem Geflecht) ScHSchl. —
I») = Schnetzer 2b, zB. zum Kleinschneiden von Tabak
Ap (T.); GNessl. Vgl. Tabak-Schn. — 3. = Chris-
Hacker 3 (Bd 11 1113) B (AvRütte). Der Sehn, isch
itii Wald, es icird türs Heu g'e", Voraussage eines
trockenen Sommers und magern Heuertrags. — 4. ein
in raschem Tempo gesungener Jodel Ap; vgl. Ap VL.
1903, 89; ATobler 1899, 457, ferner Jodel (Bd III 11). —
h. Name der Clävnertraube. Tschidi, LB.; darnach bei
Kohler 18(19, 4. — 6. euphem. Entstellung für Chätzer,
als Verwünschung (Bd III 595). En füle'' Sehn., arger
Gesell ZO. ,lndessen sagte der Junker: Sauff auss,
Bruder Weibel, wir sind Duzbrüderen, du aber bist
ein s. V. Sehn.; darautf habe Weibel nit wollen trinken
[vgl. die Forts. Bd VIII 1561 u.].' 1719/20, Z ; ein anderer
Zeuge sagt aus: .Darnach habe der Jkr den Weibel
zum Trinken forcirt, sagende: Du musst trinken, du
fauler s. v. Ketzer.' ,[N.] seie ihrae so zu reden z weg
gestanden und [habe] ihme bei der Räblauben-Stützen
Eins versetzet, dass er [der angeklagte Mörder] zu
Boden gefallen, harauf im Zorn die Wort fallen lassen
und gsagt: Du fauler Sehn., du wirst anbütschen,
wann du mir nach Eines gibst.' 1728, ZMeilen; in
mehreren andern Aussagen .Ketzer'. Auch von Tieren.
,[Ein Metzger] habe zunacht gegen 10 Uhr eins [ein
lungensüchtiges Schaf] bracht und im Keller ge-
metzget; als er es zu der Tür gebracht, habs nit mehr
gähn wollen, so dass er selbs gesagt, der Sehn, wolle
kein Tritt mehr gähn.' 1670, ZKü. Wohl hieher (kaum
zu 2a): ,De Heini wolt den Dägen zucken, tat sich
bald zum Andern hucken: Jagli, hilf mir zehren, i kha
du Schnäzler nüt usäbringä, i glaub, es sei Harz an
der Klingä.' 1695, Lieh (GUzn.). — Vgl. Gr.WB. IX 1321
(in Bed. 1 a); zu 3 BSG. XII i2 (f., zu 4 ebd. fil/4. 6 ist ein
weiteres Beispiel für die in der Anm. zu er-schtnjen (Sp. 1212)
zsgestellten mit sehn- anlautenden Euphemismen. Als FN. Aa
Fri.; Ap (1520; sonst , Schnetzer') ; „L; Seh" (St.»). Ortsn.
,Schuezlers' ApAppeuzell.
Herd-öpfel-: = Herd-öpfel-Schnetzer ThHw., Mü.
— Chabis-: 1.= Ühabis- Schnetzer 1 Ap (T.); GLNäf.;
Z, so Bül., Niederhasli, 0. Der Ch. geht auf die Stör
ZNiederhasli. S. noch schnetzlen 2. — 2. = Chabis-
Schn'etzer 2 Ap (T.); Z, so Glattf. — Sür-chrüt-:
= dem Vor. 1 ZU. ,Im Herbst ging . der S. von Hof
zu Hof und machte mit seiner Hobelmaschine das nötige
Quantum [des aus Weissrüben bereiteten Sauerkrautes]
ein.' Messikommer 1911. — Bild-: = Bild- Schnetzer. 1
,1 viertel kernen N; dem bildsnetzler.' 1437, Z Fran- I
münsterrechn. , Bildhauwer, b., statuarius, sculptor.' |
Fris. ; Mal. .Etliche Handtwerk, als da sind Goldschmid
. . . Buchhendler, Bildschnetzler und derglychen, habend
[in Venedig] mehrenteils ihre eignen Gassen.' 1608,
Z TB. 1914. ,B.' als Gewerbe noch E. XVllL, GT. —
Räbe°-: wer berufsmässig Speiserüben (Weissrüben)
schneidet ZN. — T a b a k - , in Ap Back- : = Schwtzler 3b,
spez. für Tabak Ap (T.); GNessl.
Schnetzlete» f.: = Schnetzeten 1 (Sp. 1399) B It
Id. (,frustuIorum copia') und Zyro; ScbR.
Schnetzling m. : Hecht. ,Ein anderthalb Spannen
langer Sehn, oder Hecht um 3 Creutzer, zu Bern um
1 Batzen.' B Fischerordn. 1672 (HTürler 1895). — Vgl.
,jung snetz' in einer pfälz. Fischerordn. von 1 4:88 (ZfüO. 4, 88).
ab-schneize": = ab-schneiten (Sp. 1347). ,Stringere
frondes, abschrenzen, abreissen, abhauwen, a., ab-
streiffen.' Fris. 1541; ,abschneitlen.' 1568. — Ahd
•siieidW,!; vgl. Gr.WB. IX 1286; Martiu-Lienh. II 511;
Fischer I 64 (ab-schnaitslen). 510; V 1063 uud unsere Anm. zu
.-«-».•Aimusfoi (Sp. 1391).
iiat-schneizw: mit Drohungen, zornigen oder ge-
hässigen Worten Einem Etw. verbieten, versagen W
(Tscheinen). Das hän-i'''-niu glich am A'fang ver-
schncizt. — Zur Bed. vgl. ab-achnideu i c (Sp. 1103).
schueizle": = schneitlen la (Sp. 1348) LTriengei;
(neben schneitlen) j
ÜS-: zu stark ausinelken GnPr. Syn. üs-fiitzen\
-merglen. Nächtig hed s [sie] -mer d'Chuo tdder üs\
3'sc/t«mZet GRLunden (Tsch.). — Vgl. zur ^&i.Khneiteni'.
(Sp. 1347). I
Schnitz m., PI. Schnitze B, so Hk., sonst meist unver.|
Dim. Schnitzfeßi, in W auch Schnitzelti: 1. a) = Schnitt^
(Sp. 1351); von 2 nicht durchweg scharf zu trenneni
Er hat en Sehn, in's Tischtuech g'machad mit den\
Messer GrKI. Im (menschl.) Körper. Schnittwund'j
GRNuf., ObS., Ths, V., Vers, und It Tsch.; PPo.; USchi
E" Sehn, in's Fleisch Gr (Tsch.). E" Sehn, t" Finge\
mache" USch. Der Sehn, tüet-mer rüch we PPo. ,ln;
cisura, incisus. incisio, ein sehn, oder hauw in ein ding;
salem inter incisuras raporum minutim aspergitt
zwüschend den schn-en oder klecken.' Fris. ,Schn
riss, bruch, schranz, hauw, klack, scissus, scissursj
divisura, sectura.' Fris.; Mal. ,Man zeiget noch dej
Ort, wo in den Unruhen des vorigen Seculuius dei
Pompejus Planta ein Axt durch das Haupt geschlagei
worden, dass die Axt im Fussboden stecken gebliebei
Diesen Sehn, weiset man anoch.' Sererh. 174'2. Ins
bes. a) = Schnitt la. ,[N. habe] seinen Kropf wolle
1405
Schna(t)z, schne(t)z, schiii(t)z, schno(t)z, schiiu(t)z
1406
ausschellen lassen, und nachdem er [der Chirurg] den
Sehn, getan und wohlgeraten gewesen ... sei ihm ein
Husten ankommen und habe ihm eine Ader gesijrengt.'
1737, Gr Mbl. 1903. — P) = SchnHz 12 GrKI., ObS.
,Schn. ist ein einfacher Einschnitt ohne Wegschnitt oder
Ausstanzung am Tierohr, der oft und mehrfach an den
Ohren in verschiedener Stellung angebracht wird.'
BüHLER (GRÜbS.). Mier machend-nen [den Schafen]
e" Sehn, in's lingg Or hinnen in GrKI. (Gartmaun). —
Y) auf Anordnung der Fleischschätzer am Fleisch an-
gebrachter Einschnitt zur Bezeichnung der Preis-
kategorie? ,Wie ein jegliches [Fleisch] geschäzt ist,
sollen die Herren Fleischschäzere es allwegen mit dem
Sehn, zeichnen lassen, und sie, die Mezger, das also
geben und Niemand weiter abforderen noch abnehmen.'
Z Metzgordn. 1756 (gedruckt 177U). — 8) vom Zer-
schneiden vorschriftswidriger Leinwand, Münzen.
,Weles tuoch ouch ze smal ist, durch das sol man zwelf
snitz tuen, dass ie das stuk zehen ein hab.' XIV. /XV.,
G RS.; s. noch Mal (Bd IV 144a) und vgl. zer-schnidena
(Sp. 1121), ferner JHäne, Lw., 13. ,Die nachgänger
I sollen kundschaft innemen, wer söllicher ungwichtigen
münzen ald gold alher bringt ... und soll in jeden
diser marzellern ein sehn, beschehen.' 1576, Z RM. —
, s) = Schiit:: Ib^ (Sp. 811), in der Mode des XVI. ,ln-
sunderheit zu diser zyt sollen die schnitz, so mit
I syden ussgefüllt, sy sigind offen oder zusammengeheft,
I ouch kein schnitz in den hosen gebrucht werden.'
[ Lind., Wthurer Chr. S. noch büssen II (Bd IV 1746 u.).
I — £j = Schnitt Ic (Sp. 1353) ZU. Jetzt sägen-ich nw
I no'f' en Sehn., sagt ein Bauer beim Holzsägen. Stutz,
I Eva. ,[Ich, der Seckelmeister] gab Hans Erliholz 4ßd.,
segot V2 schnitz zuo dem schirm.' 1405, G Seckelamtsb.;
vgl. Z Ant. Mitt. 82, 216. ,14 ß 4 d. für 36 schnitz
durch alberin holz und 16 schnitz durch tännis an
; die blaichi.' 1405, ebd. ,Sagerlon: 1 Ib 19 ß von 39
' schnitz.' 1538, AaB. Baumeisterrechn. ,22 pfd gab ich
Ueli Cuenzen von Gossouw von 545 schn-en laden ze
sagen; traf für jeden sehn. 10 hlr.' 1541, ZGrün.
,5 pfd 12 ß 6 h. . . . von 135 schnitz mit der sagen
I ze tuon, vom sehn. 10 d., waren 18 böum laden.' 1548,
Z. ,Dem sager 1 Ib 1 ß für 21 schnitz stegenseigel.'
1563, AaB. Baumeisterrechn. ,1 Ib 13 ß dem sager
von 6 schnitz ze sagen.' 1597, AaB. Spitalrechn. S. noch
BdVI920M.; VII 432/3. 436 u. — ■»)) Schnitt mit der
i Sense, auch die dabei abgemähte Menge Gras GnCast.
l(Tsch.), Nuf.; U. Y gl schnitzen Ic. Er tuod (nümtj
mächtigi Schnitz GnCast. I'-me" Berg nun [nur] chleini
Schn-li nen. ebd. Dir hed e" schene" Sehn, g'nu" U.
Bim Sehn, und Bitz, ganz und gar GnNuf. ; vgl. Bd IV
>1989M. Auf die Frage: Seid ihr fertig mit Mähen V
antwortet man etwa: Wir hend fertig bim Sehn, und
\B. GRNuf. (Trepp). S. noch Bd VIll 12M. Auch sonst
\i-S.Y. Schnitt Iby. ,Prototonius, erstlich abgehauwen
Oller abgeschnitten, vom ersten sehn.' Fris. Uneig.,
1= Schnitt Ibb GrKI.; ThHw., ,ein Glück' B (Zyro).
Wer het en giiete" Sehn, g'machet, bei einem Handel,
einer Heirat GrKI. In ThHw. nur mit best. Art.: De-
\Mt de' Sehn, g'machet; dö machet-er de" Sehn, (auch
iron.).' — l)),Maul', Mundwerk von weiblichen Personen
PPo. Vgl. Sehnetz 113 (Sp. 1393). E' güete'- Sehn. —
C),labium pudendorum' Ai' (T.). Syn. Schlitz 3b (Sp. 813).
- 2. = Schnitz 13 a (Sp. 1392) Aa; Ap; Bs; BE., S.
jand It Zyro; Gl; Gk ; LE.; G, so T.; Sch; TB.; Th;
iÜw; U; ZBüL, Klot; W, so Vt., doch wohl meist nur
in besondern Anwendungen. ,Wann man . . . von
solchem Tüchlein auf einmal ein Sehn, zweier Finger
breit und Daumens lang abschneidet.' EKönig 1706.
RA.: ,Mein Kaufmannschaft wil ich noch bseliitzen und
hüwest mich zu Stuck und Schn-en.' PSpichtig 1658.
a) von Speisen, bes. Früchten, Kartoffeln udgl. aaOO.;
vgl. Epfel-, Biren-, Chüttenen-Schn. ,Sehn , segmentum
alicuius fructus.' Id. B. Gim-mer (Du hesch) äw'' e"
Sehn., von einem Apfel, von Käse, Brot U. En Sehn.
Hanve" Tu. Röti Schnitz; s. Bd VI 1760 u. ,Went
ein torn best oder ein spis in dem finger ... so r[ecipe]
ein reddich ... und den[n] so schnid ein sclinitzli drab
und das selb leg über den torn oder über den spis,
so ziets es in zstunden bar us.' Kunstu. 1474. ,Das
Wasser von Ruoben [als harn- und schweisstreibendes
Mittel] mag bereit werden, dass man eintweders die
Ruoben also ganz an ihnen selbs zerhacke, oder aus
den Schn-en besunder.' JRLandenb. 1608. ,Nimb die
Quitten, wusch selbe sauber ab, schneide sie zu 4
Schn-en.' Z Rezeptb. um 1700. ,Von einer Ziteronen
die Schnitz klein gescbnetzlet.' Z Kochb. XVIII./XIX.
S. noch süess (Bd VII 1406o.). Insbes. (auch Uim.)
gedörrter (auch frischer, zum Dörren oder Kochen
bestinmiter) Apfel- oder Birnschnitz (meist ein Viertel,
bei kleinern Früchten auch die Hälfte) Aa, so F., Fri.,
Häggl., Tag.; „Ap"; Bs; B, so E., Hk., Ins; „Gl; Gr»
Cast., Mai., vPr.; L; „G'F., Ms, Sa., Ta., T., Wb.;
Schw; S;Tb; Uw; U; „Vw"; W; Z«; ZKn., auch ganze
kleine gedörrte Birne Bs; Uw; ü. Syn. (zT. boden-
ständiger) Stückli. Mit adj. Bestimmung: g'schoreni
(s. Bd VIII 1125 u.), türri (Bs; BE., Ins; L; S und wohl
weiterhin), süessi (s. Bd VI 145o.), süri (s. Bd IV 1228u.)
Schnitz. Das Dörren des Obstes war, abgesehen von
dessen Verwendung zur Mostbereitung, bes. früher, als
die Ausfuhr noch verhältnissmässig unbedeutend war,
häutig; noch heute bilden .Schnitze' einen ansehn-
lichen Teil der Volksnahrung; vgl. AfV. I 59 (Zg); Tu
Beitr. 45, 60. E" par Büm, wo all Jör g'nueg trat
hö"d zom d'Fass fülle" ond Schnitz mache". JHirth
(oTh). ,Die Frucht [zum Mosten] . . . muss hart, frisch
und saftig sein, dann was weich und täigig ist, muss
alsbald abgesondert und zu Sehn-en behalten werden.'
EKöNiG 1706. Das Dörrobst wird im Schnitz-Chaste"
oder -Trog (Eörli Schw) aufbewahrt; die Hausfrau setzt
ihren Stolz darein, alljährlich im Herbst ihre ,Schuitz-
tröge' wohl gefüllt zu haben, denn grosse Vorräte an
Dörrobst gelten als Wahrzeichen hausmütterlichen
Fleisses und des Wohlstandes. Hct-si Cime u"' Ross
u"'' vorderjärig Schnitze? Frage nach den Vermögens-
umständen einer heiratsfähigen Bauerntochter BHk.
Die hei" me'' Gelt im Trog a's mir deheim dürn Schnitz
uf ^em Esterig. Bs Blätter 1884. , Einen Schnitzkasten
wollte man in jedem Hause ... Und dieser Kasten trug
den Namen nicht umsonst; es waren wirklich Schn-e
drin, gedörrte Apfel und Birnen und daneben stund im
gleichen G'halt ein Salzröhrli voll gedörrte Zwetschgen
und in einem Bräntli ein schönes Quantum an der Sonne
gedörrte Kirschen.' Obw Blätter 1900. Us allnen Eggen
use" hei"-si [die plündernden Franzosen i. J. 1798] Sau
g'schleikt W'' Hüenner u"'' Schnitz u"'' dür's Zug. Barnh.
1914. Vil [Raubritter] händ aW' g'stole", es ist Icei"
Pßueg im Feld und kei" Sehn, im Trog me vm--ene"
sicher gsi". Schwzd. (Zg). S. noch Bd IV 1483 M.;
VI llOu.; VII 642 (Strichli-Secldi). Im Handel. Die
Gemeinde Lindau (Z) soll ihre ,Kilbi' um 2 Viertel
1407
Schna(t)z, schne(t)2, schiii(t)z, schiio(t)E, sclinu(t)z
1408
dürre Schn-e an Nürensdorf verkauft haben, woher
es komme, dass es in Lindau zwar eine Kirche, aber
keine Kirehweih, in Nur. eine Kirchweih, aber keine
Kirche gibt (Bölsterli). [Am Markt in Luzern] da
cha"''sch-dü ha', was nur wi't ha"; ich ha' düe cfehöüft
die Gumeli und Schnitz USch. (Ged.). .Schnitz 4 Frk.
G Bz.' LAdl. Gantrodel 1829. , Schöne Preise erzielt
man für gedörrte Schn-e; [es] gelten süsse un-
beschnittene 45 Fr. und saure beschnittene 70 Fr. der
Kilozentner.' L Zeitgsnotiz um 1899. ,[Die N. habe]
sy, zügin, umb milch gebetten, damit sy dem schuo-
raacher ein hirs kochen könne; wolle sy iro dargegen
schnitz geben.' 1576, LKeiden. ,Die Schnitz [galten
auf ein ,Mess'] lü, 15, 18 Bz.' 1694, BBannwil. ,Wan
einem Talseümer Etwas befohlen zu kaufen, soll er
Nichts darauf schlagen, als sein billich Fuohr, nerab-
lich ... von 1 Bächer JVIehl, Salz. Schnitz, Kriesi, Nuss
[usw.] ... 3 A[ngster].' 1738, UwE. Talsäumerordn.;
wiederholt 1796. S.noch BdVI 12330. Als Nahrungs-
mittel. 1) roh genossen statt Brot, zur Beschwichti-
gung des Magens, zB. auf der Reise (Th Beitr. 35, 79;
45, 60); vgl. auch Schnitz- Zeinli. Am Fritig g'seht-me"
das Pärli gäge' Burdlef zue marschiere'; Eönnle'peter
treit d's Säekli mit de" Schnitz (als Reisevorrat]. Dorf-
KÄL. 1887; s. noch salben (Bd VII 81 lo.). Bes. von
den Kindern geschätztes Naschwerk; s. Ge-schnepper
(Sp. 1247). Der Brönnerjoggi han-i''' süsch b'siingerbar
woll möge' lide', vo" wegen er het-mer gäng öppen e" teiggi
Biren oder es par Schnitz z'iveg g'ha'. Loosli 1910.
[An einem Hochzeitsraahl hat ein Knabe] i"'pfackt und
i'g'schort: Mütschli, Bire'weggli, Pfannbröäli, Schnitz
[usw.], JJöRGER 1920. S. noch Sp. 1012u. Als Ge-
schenk. Me" ehönn c-. Chirsiwasser, c" SecTcli Schnitz
oder dür'^i Böne" schänke', statt einer Geldgabe für
den Wohltätigkeitsbazar BsLie. ,Die Klausgabe bestand
für jedes Kind in einem Teller voll Gueteli, Elgger-
manne', vergoldete und versilberte Nüsse, Apfel,
Birnen, dürre Zwetschgen und Schn-e.' AfV. (Th).
's BeteU hed ab ''em Lädeli vier Becki g'no" und die
Christchindli- Sache' dri" i"e' 'tö"; a»'* d'Öpfel, d'Nuss,
Schnitz und dürr Bere" hendnidg'fält. Vaterland 1908
(LWigg.). ,Am Fastnachtsonntag gingen ärmere Kinder
das FasnaehtchiiecUli keusche'; sie erhielten Esswaren,
Brod oder Schnitz in ihre Säcklein oder Körbchen.'
ZMaschw. In Kinderreimen. Mir g'höre' d'Frau ttf
d'Büni gö', si will-is [uns] Schnitzli abe'Jö', im Mitt-
fastenlied BLauf.; SBärswil; s. die Var. (SchwMuo.)
unter Rör (BdVI 1232o.) und vgl. ab-sehniden 1 a ^
(Sp. 1100). Die Sou, die het so grössi Fiiess, ö wie sl'
die Schnitz so süess, im Wurstlied BsB., Ett.. Wensl. ;
vgl. AfV. III 335; KL. 277. Eige'li''- guet Öpfel und
eige'li''' guet Schnitz (röse'röt Öpfel und röse'röt Sehn.
UwK., Sa.; ZoüAeg.): d'Buebe' (Meitli) sind Öppis
(NäbisJ und d' Meitli (Buebe'J sind Nix (Nütz) Ap;
L; ThKbssw.; UwK., Sa.; ZaUAeg.; ZSchlatt; s. noch
KL. 372 (LE.). Springt en Has de" Berg ab, wirft en
Sack voll Schnitz ab, mir ein, dir ein und de' böse'
Buebe' kein. KL. (G). Han-i''' wellen e" Schn-li ne",
hat s'-mer Ei's uf d' Finger g'ge". ebd.; Var. zum Kinder-
reim Sp. 278 M.; vgl. Epfel-Schn. Fritz, Schlitz, Bire"-
schnitz, Fritz, Sehn., Hose"schlitz, Schnellsprechvers,
ebd. (B). S. noch Bd VII 1775o. — 2) als Gericht, oft
zs. mit Kartoffeln oder Speck AaF.; Bs; B; L; S; Uw;
U; vgl. Schnetz I (Sp. 1392), auch Gerumpel (Bd VI
946). ,Lasst Knechte heimkommen zum Essen, ihre
Seele ist beschäftigt mit dem Gedanken, ob Kraut oder
Schnitz auf dem Tische seien.' Gotth. ,Dann kam
Rindfleisch, grünes und dürres, Speck, Schu-e, Chüech-
leni von drei Arten. Alles hoch aufgebyget', an der
, Sichelten', ebd. .Endlich brachte man ihm [dem als
Kesselflicker verkleideten Joggeli] ... ein aschgraues
Gemüse, welches ehemals Schn-e gewesen.' ebd. Suppen
und Fleisch, Sürchrüt und Speck und Schnitzli und
Bratwurst het-me" 'bracht uf der Tisch, an einem
Leichenmahl. Breitenst. 1864. [Es] tcird es ferms Mal
üf treit: SOrchaliis u"' Speck, Hamme" u'"' Schnitzli.
SGfeller1911. (S'i [Feldarbeiterinnen] «•erf?e''jro/öp^e"
ne' Täller voll Schnitz und es Mümpfeli Speck möge"
oder Böne'. JReinh. 1901. Im Kinderlied. Giri giri
gitz(eli), d'Miietter chochet Schnitz(eli), i''' gön-ere' über
de' Hafe', da haut s'-mer Ei's ufd'Nase" (hätt-i''' gerer
welle", gfit s'-mer mit-der Ghelle" UGösch.), giri giri
gitz(eli), dö han-i''' mini Schnitz(eli) Aa, so Bosw., Leer.,
Rh., Tag., Zein.; Bs, so Siss.; S; UGösch.; ZSell., Zoll.;
vgl. (auch für weitere Varr.) KL. 42. 180. 223. Vor-
<'em Ofen ischf's] warm u"' hinder ''em Ofen isch Ritz,
u"' we"'-mer d'Muetter ke'"s Löffeli gV't, so wsen-t"*
keni Schnitz. KL. (B). S. noch BdV627u. ,Abendts
stelt man uns [den Schülern] uft'ein gewermbte Fleisch-
suppen, am Morgen ein Gärstenmuess, zur Nachtracht
Milch ... hierzuo Köli oder Schnitz oder Kraut.' 1653,
B (FHaag 1903). ,Krut, Kabis, Werz, Schnitz und
auch Rieben, es gibt ein Koch, es muoss Eim glichen.'
Com. Beati. ,Nun sieht man Kälberspahlen hier, die
Schnitz sind nicht vergessen.' AfV. (Reime über das
Käsmahl zu BWimmis 1741). S. noch Bd VI 18u. Oft
neben Mehlspeisen bei fleischloser Kost. Chnöpfliund
Schnitz. JReinh. 1921. , Mehlsuppe und Brei oder
Schnitz mit Knödel', als Morgenessen bei schweren
Feldarbeiten. S Gem. S.auch Schneggen-Chiwjifli {Billh
752); Griess-Pflüten (Bd V 1264). Am Mittag hel-mA
Schnitz u"' Brei, u"' dass nid all Tag d's Einerlei,]
gi''t's z'mornderisch gäng Brei u"' Sehn. B Ged. 1923.|
,[Wenn wir auch müssen] Maisbappen sehlaberen nnd^
Mählbrei und dürr Schnitz, so sind wir einenwäg hall
ouf und gut im Täber.' Bieler Tagbl. 1917. S. noch
den Kinderreim unter Britv (Bd V 1033). Schnitz zur
Ziger-Süfi gelten in Nnw als etw. besonders Leckeres;
vgl. Bd VII 356 u. Schnitz und Herdöpfel (Heppi^reT,'
bilden (im Winter) auf dem Lande das fast täglichel
Mittagsmahl AaF.; L, auch S; Uw. Ei" Tag gi''t's Hörd-\
öpifel und Schnitz und der ander Sehn, und H. AaF|
Wer Tag für Tag si's Melmues schletzt, drüf abe'.
Schnitz und Heppere' setzt . . . De'' ist vo" Lueerti
.IKoos 1892. G'rüstet ist 's Z'Immis für eus uf ^e'
Schlag, Herdbieren und Schnitz, was en ledere' mag
.IBHäfl. 1813. Eister Herdöpfel tmd Schnitz um
Heppercmues werde" di' Herre" [Pfarrer] doch flu"!
nid ha'. ALGassmanx 1918. Für was han-i''' de"" i«l
Mänzberg obe' g'lert choche"? Dank, um deheime" al
Tag Sehn, und Herdöpfel z'mache", he? begehrt ein«,
Tochter auf, der die Eltern verwehren wollen, Köchij
zu werden. L Unterh. 1921. .Überhaupt ist der Land!
mann, ausser an Schnitz und Erdäpfel, an wenifl
Gemüse und Gartengewächse gewöhnt.' Uw Genij
Schnitz tmd Schnalle"; s. Sp. 1217o. Beliebt sind auclj
Schnitz und Speck. Was gi'i's Bessers a's Sehn, um
Heppere' und öppe' feisse' g'tnöcklete' Sp. dereue
ALGassm4Nn191s. Schn.undSp. werden als L National
speise bezeichnet. Bauernst. 1904. Zu Sehn, itnd S}
1409
Scliiia(t)z, scliiie(t)z, 8clilii(t)Z. schno(t)z, sclinu(t)z
1410
giH's Zehnerlei, bei einem Hoclizeitsinahl. JGRadlof
1822 (BsL.)- Sehn, und Sp. im Häfeli choche"fd] scho"
fi' wesfli"''. KL. (G). Was giH's z' Mittag:' Sehn, und
Sp. und Aff'e'drecJc. ebd. (Bs). D'Püre" (fr)esse''d Sehn.
undSp.; s. BdIV 1514 o. (aucliBs: Gl), ferner Sehindi II
(Bd VIII 917). Md'tli, wenn d' hüröte" tvi't, hüröt off
Wakchüse", Sehn, ond Sp. ist erni Spis (ChustJ, es
tär-der nüd drab grüse" Ap; vgl. den Übernamen
Schne'tzlifresser für die Leute von ApWalz. (T.). Und
chunt der Mittag, geit's ilig iiaeh Hüs, vil Jedes seho'
b'langet uf Schnitz, Speek und Miies. XVII 1., Bo.\a.
(Bauernlied). S. noch ^mren (Bd IV 1524). Als Arznei
für das Vieli : .[Für meine Itranlte Frau hatte icli]
keinen Anken und kein Geld; ich sollte ihr zum Doktor
laufen, ich hatte aber nicht Zeit. Eine von meinen
Kühen war damals übler krank als sie. Für diese
holte ich zwei Pfund Anken, ein Irami Kriesi, zwei
Immi Schnitz und Gersten.' Inderb. 1824. R.\A. und
Sprww. ,I)a isst man Nichts als Schnitz'. Kenn-
zeichnung ärmlicher Verhältnisse. Schweiz 1858 (oü.).
Schnitz üni e" Trugli ist e" Chögli, man ist in Verlegen-
heit, wenn Einem bei einer Sache etwas notwendig Dazu-
gehörendes mangelt Ap. Mier hend so xnl Schnitz a's
ier Bire", so gute Karten oder ebensoviel Punkte, beim
Kartenspiel U (PfrJMüUer). S. auch Bd VII 786 u.
Ei"'!» d'Schnitz erlese", ,das Gewissen erforschen' U.
Demhan-i''' d'Schnitz erlese"! [StPetrus zu Einem, der
am Hinnnelstor Einlass begehrt:] /'* will -der d'Schnitz
ite scho" erlese": Du hesch nit 'betet sdio" sit Järe"
[usw.]. ScHWZD. Es mag-si''' au''' vertrüge" leege"-
mene" Sehn, de" Hafe" über z'tue", viel Lärm um Nichts
L (JLBrandst.). Er luegt über d'Suppen ubere" i"
d'Schn., schielt BJeg.; s. auch biegen (Bd III 1221 u.).
Wasser ab de" Schn-e" lä", pissen L (ERiithelin): Syn.
ab den Raben schütten (Bd VI 18u.). Da hocke", sitze"
(ligge" GfiCliur) wie-n-e(s) Pfund Schnitz; s. Bd V
1155M.; ebso AAZein.; Bs (auch Spreng); GRChur, D.
Sitzist wider e'"inäl da wie es Pf. Sehn! Lehrer zum
Schüler. Bühler. .N. schreibt mir, er für sein Teil
bleibe noch hocken wie ein Pf. Sehn.' 181.3, Bs Brief.
,Hat denn der Lappi keine Augen mehr? ... Wenn er
nur die Hand ausstreckte, so hat er das Meitschi, und
hocket da wie ein Pf. Sehn.' Gottb. ,Wenn [an der
,Lüderenkilhi'] der Vater auf die heimlichen Müpfe
seiner Alten stets versichert: P'' chume", i'* ehume"!
und dabei sitzen bleibt wie ein Pf. Sehn ' Schweizer
Bauer 1898. [D's Lumpen-Eisi, eine Marktfrau] iseh
■ . . wie-n-es Pf. Sehn, z'mitts t" s%"'r War inne" uf-
1 ere" Chiste" g'hoeket. EBalmer 1923. S. noch Bd VIII
I 1567u.(RvTavel 1917). Aach: fülsi" wie-n-es Pf. Sehn.
I BsL. (AMüller). Schnitz feil ha", beim Tanze un-
' beachtet abseits stehen: Wo 's Tanze" endli''' a"g' gangen
] isch, het's halt nid müesse" a" de" Wände" sitze" und
1 Sehn. f. ha". FÜschw. 1919 (AaL.). Schnitz (scherzh.
j ÜT Nütz) för unguet ond Zocker för süess Ap; s. Bd VII
1407o. Fertig Schnitz! = f. Sehnetz! (Sp. 1392) B, so
I Be. (Dan.) und It Rothenbühler; vgl. auch ge-sehnetzet
] (Sp. 1396). — b) PI. (auch Dim.), Ab fälle. .Ramentum,
j allerlei abschabeten, was mit schaben und kratzen
j abgadt, schnitzle.' Fris.; Mal.; s. noch ScM/'ew(Bd VIII
670M.). ,N. wollte jährlich über 15 Centner Schn-li
[wohl Abfälle von gezwirnter Rohseide] vertreiben;
j dann er bruche solliche zu Gold- und Silberfaden.'
I 1686, Z. Insbes. „Alles, was vom Obst abgeht, wie
; zB. Kerngehäuse, Schelfen", auch Schalen von Kar-
Sohwelz. Idiotikon IX.
toffeln, Rüben udgl. AAEhr.; GlS.; GA., Kapp, (im
Gegs. zu Stüekli): ,Sch"R.; SNA.; „Z'Russ. Me" giH
d'Schnitz dem Vech SchR. G'hei d'Schnitz i" d'Sü"'-
gelten i"e"! ebd. We""-me" lang Schnitz eha"" mache",
eha""-me' guet lüge" ZRuss. .Winterszeit aber sollend
sj' [die Kaninchen] des tags drei mal gespeiset werden
mit kleien, haber und allerlei schnitz.' Tierr. 1563;
vgl. Epfel-Schn. 2. S. noch Bitschgi (Bd IV 1943). —
c) Teil eines gesell lach teten Tieres, a) Hüften- oder
Scliwanzstück des Rindes Ap; GStdt (Metzgerspr.). —
ß) abgeschnittenes Stück Fett, Speck, auch „Speck"
übh. „F"J. Das Fär'Hi hed feisse" Sehn. Gib-mer
e" Mocke" Sehn.! — d) in der alten Baumwollspinnerei
für eine gewisse Menge gesponnenen Garns; s. Bd V
447o. (Bertheau 1888; nach Goethe, Wanderjahre
Buch 3, Kap. 5). — e) Dim., = Schnittling a (Sp. 1367).
.Ein zimliche Wyte und Ebne, so mit grossen Steinen
überlegen, von vilen Stock und Studen überwachsen
gsyn [sei gesäubert und] teils mit gutem Grund über-
schüttet und von Schnitzlinen [1. .Schnitzlingen'V s.d.]
yngeschlagen worden.' 1657, ZNeft.; vorher: ,mit
Raben von nüwem ynschlagen.' — 3. = Schnitt 2
(Sp. 1354) Gr (Tsch.). D'Segese" hand kei" Sehn. —
4. übertr., das , Scharfsein' auf Etw., „Lust. Das ist
mir ein Sehn. BO.' Appetit: i'* ha" ki-" Sehn. BG.
,Im Sehn, essen': ,Das Übel [eine Viehkrankheit]
ergreifet ein s. v. Vieh in 12 Wochen lang, so einige
Zeit hinaus nicht anzumerken ist, bis es das Heu
nimmer im Sehn, essen tut, hiernach in den vordem
Beinen die Kraft verliert.' 1750, ORingholz 1908. —
5. a) kurze Bemerkung Obw (s. Bd VI 12530.),
schnippische Antwort, Vorwurf Bs. Dö hesch e" Sehn.!
von einer Abfertigung Bs. — b) komische und unglaub-
liche, erfundene Geschichte, lustiger Einfall, Spass
ApLb.; Bs; Tu. Da' 'seh e" Sehn, wider e'"möle"! Bs
(Anon. ad St.). De'' macht wider Schnitz, bringt wider
Schnitz Chin^e"f'üre") ThHw., Mü. Einem en Schti. a"ge",
a'henke", einen Bären aufbinden ApLb. Von lügen-
haften Behauptungen. Bawier 1836, 130. Im Wortspiel
mit 2a: ,Schn-e wie Halbäpfel, schnakische, drollige
Einfälle.' Spreng; vgl. Stüekli. — 6. wesentl. = Schnitt 5
(Sp. 1354). a) „Landsteuer, Auflage Gr", so D.,
He., Nuf., Seh., Ths und It Tscli.; z. ü. von Stür mehr
eine Steuer für besondere Zwecke. Vgl. Sehn.-
Bodel (Bd VI 613). ,Och ist recht, dass die zuo
dem guoten herren Sant Peters gotzhuses gehörend,
dass si in kaines herren sn. sond gebunden sin/ 1477,
FJecklin 1915; vgl. b. ,Sy [die Stiftsleute] habent den
Pttndten mit einem grossen schweren sehn, stür und
hilf müessen tuon', bei der Eroberung des Veitlins.
1530, Absch. (,Aebli'scher Spruch'). ,[Das Gesuch eines
Schulmeisters um Gehaltserhöhung wird 1641 ab-
gewiesen] in Ansehung man sonsten in diesem Sehn,
geschöpft, auch der gemein Seckel ganz erschöpft.'
FJecklin 1915. ,Schn. einer ehrs. Nachburschaft
Tartar.' GfiTartar Steuerrodel 1671; in der rom. Liste
von 1651 ,1a talgio [!] dla Roba en Tartar.' ,Die Gmeind
Puschlaff zahlte dem Bistumb jährlichen Schn-es 53
Gulden 5 Batzen.' Sprecher 1072. ,So aber Punds-
gnossen der andern zwei Pünden ligende Güter in der
einten oder andern Gmeind unsers Punds betten, so
sollen selbe im Sehn, gehalten werden, wie die zwei
Pünd die unserige auch halten.' Gr Ges. 1713/1827.
Neben synn. Ausdrücken. ,[Grundbesitzer, die] mit
nideren grichten, auch mit sehn, und brüchen zu dem
1411
Schnat(z), schne(t)z, sclilli(t)z, schno(t)z, schnu{t)z
1412
gricht Churwalden gedient haben.' 1489/91, GROVaz;
raehrfacli (vgl. Gr Mbl. 1903, 254/5; 1904, 52/4). ,Wir
wollen auch ... sie alle und jede besonders [die Unter-
nehmer eines Bergwerkes auf der Alp Guppen bei Gl
Schw.] für Steur, Sehn, und andern Beschwerung
freien, ausgenommen ihr Haab und Gat, so sie äussert
dem Bergwerk haben.' 1530/69 (Abschrift des XVII.),
Steinm. 1802. ,Was dann für Rätier anheimsch ver-
blieben, denen hat man nach gemeinem Brauch einen
guten Teil irer Güter und Felds genommen und sie
über das mit schweren Auflägen, Schn-en, Steüwren
und Tributen beladen.' Gdler 1616. ,[Die Gerichte
haben] sich Gebotts und Verbotts, Schn-es und Stewrens,
Kriegs und Friedens nach ihrem Gefallen gebraucht.'
Gr Handl. 1622. ,Dass Solliches und ander anbekominne
Güetter den Schnitz und Anlagen wie anvor unter-
worfen.' 1660, PFoFFA 1864. , Anlag, Sehn, und Con-
tributionen.' ebd. (mehrfach). De" Sehn, üfn'en, ,eine
Besteuerung erheben, auflegen, aufstellen nach Mass-
gabe einer bestehenden oder projektierten Steuer-
ordnung, besteuern' GrD. (B.). Im gleichen S.: ,Schn.
(an)legen (auf Einen)', , Einem Sehn, an-, üflegen.'
Der .Abt von Pfäfers beschwert sich schriftlich über
die von Maienfeld und Fläsch, dass dieselben ihm die
Zehnten vorenthalten und auf sein Gotteshaus einen
,schn.' gelegt haben. 1527, Absch. ,Geordinieret, das
alle die, so gemeine arbeit machen müssen oder denen
das [!] schnitz angelegt weren. die mögen ihr stim geben.'
159-2, PFoFFA 1864. ,Han3 Guler, Peteriis Sohn, hat
an seinen Blumenzins erlegt fl. 17 Btz. 6; darauss hat
das Land mein und meiner Frowen, auch meiner
Kinden Sehn, genommen, den man im Dec. 1624 an-
gelegt hat, auf iede fl. 100 zwen Krützer, also Rest
an Galt, das hargebracht worden, über den Sehn. fl. 7
Bz. 10.' Gbler 16'24/5 (Rechnungsb.). .Unsere Inkommen
müesend wir verzeeren in grosse Schnitz, die uns all
Tag ufgelegt werdendt.' 1635, Gr (Bittschreiben der
evang. Gemeinden im Puschlav an Zürich), .Weilen
ein Gottshaus die Güter nit selbst besitzt, sondern
Die zu Maienfeld solliche lehensweis inhaben, also
vermeint ein Gottshaus, won sie solliche Schnitz wollen,
so sollent sie halben Sehn, auf die Lehenlüt legen.'
1650, GPfäf. S. noch scfem'teen. ,Schn. geben, (zugeben)
schuldig sin, üsrichten' oä. ,Darby habent wir ge-
melten pundtsgnossen angesechen, dass ain jedlicher
under uns stür und sehn, wie von alter bar und jeder
pundt in gewonlichem bruch hat, üsrichten und geben
solle. Desglich, so landskrieg sich erhüebe und an-
gienge, do Gott vor syge, so sollend die gaistlichen
güeter ain billicher sehn, euch ze geben schuldig sin
nach erkantnus gemainer dry Pündt.' Gr Bundesvertrag
1524. ,Wo andre Land den Fürsten und Herren Un-
gält, Sehn,, Tiibut, Steür und Zoll erlegen müessen,
so haben gniein dry Pünd . . . die Fryheit, das Ftlrsten
und Herren inen järlichen Vererungen und Jargält
erlegen tuond.' 1602, Ardüser 1572/1614. ,0b ein
Landtskint wöre und nit im Landt wonete, doch aber
Etwas im Landt hätte. Ligendes oder Farendes, soll
es schnldig sein, ein gebürenden Sehn, zuo bezalen.'
1652, GrAv. Landrecht, ,[Forzonico im Veltlin] ob-
wolen es den Namen hat allein einer Nachbarschaft
und nicht einer Gmeind, zahlt es doch seinen Sehn,
besonderbar.' Sprecher 1672. S. noch Sel-Sorger
(Bd VII 1319). — b) vom Vor. ausgehend, Teil eines
Hochgerichts Gr. Als Übersetzung von rora. mantuns
(GRMünstertal): ,Der erste Terzal wird genennet das
innere und begreift in sich drei sogenannte mantuns,
das hiesse eigentlich nach dieser Landsprach Häufen
oder Schnitz. Zum ersten mantun oder Sehn, gehört...'
Sererh. 1742. Als erklärendes Syn. neben ,Bört': ,Die
Landschaft Safien wird in vier Bürden, wie sie es
namsen, oder Schnitz abgeteilt.' Sererh. 1742; s. auch
Bd IV 1521 u. 1635 u. a) mit Bez. auf GRKlosters
(.Schnidf bei Sprecher 167'2, 320/1). Das ßuet g'hört
nit in ünse" Sehn. , Landbuch des Löbl. Hochgerichts
Klosters, Innern und äussern Schn-es.' GrKI. LB.
(Titel), Zum Innern Sehn, gehörten Klosters und
Serneus, zum äussern Saas, Conters, Küblis und
Antonien (auf der linken Seite des Baches); vgl. ebd.
Vorbericht S. VIII— X; Sererh. 1742, III 18. Bis 1803
bildeten die beiden ,Schn-e' politisch ein Ganzes mit
gemeinschaftlicher Obrigkeit, bestehend aus 16 Ge- |
schworenen und dem Landammann, nach 1803 be-
standen sie als von einander unabhängige Gerichte;
vor der Trennung versammelte sich die Obrigkeit in
Klosters, wenn der Landammann aus dem innern Sehn,
war, in Saas, wenn er im äussern Gericht wohnte.
GrKI. LB. (Vorbericht). ,So aber Kundschaften von
Kloster gen Saas oder von Saas gen Kloster hotten
wurden, denen ist man schuldig zwei Mahl zu geben;
so aber ,., die Kundschaften nit aus ihrem Sehn, oder
halben Gericht in den andern raüessend, denen ist man
schuldig ein Mahl zu geben.' ebd. Vgl. auch ZfsR.
26, 164/5. — ß) von andern Gr Landschaften (nur in
der ä. Spr.). 1) GrD. (neben .Schnitt'; s. Sp. 1355o.).
,Wan das Gejegt im Oberschnit ist, sollen desselben
Schnizes Huotmeister die Huoten machen, und mögend
die Huotmeister des underen Schn-es bim Garn stahn.' j
GrD. LB. (1646); wiederholt; s. auch Eetz-Mmter |
(Bd IV" 517). ,[Es soll] jeder Sehn, in sieben Nachbar- j
schaffen abgeteilt werden.' 1660, GrD.; nachher , Ober-, |
Underschnit'. — '2) GrHc. (.Schnidf bei Sprecher 1672, ;
323/4). ,Die Tagung [für die Festsetzung des sog. ^
Weinlaufes] fand nacli Vertrag früh im Herbst statt, .
bis der halbe Sehn. Malans-Jenins das ablehnte und ;
1722 ausblieb, was den andern halben Sehn, mit ge- |
rechtem Unwillen erfüllte.' JKconi 1921. — 3) GRSchs.
, Schiers und Grüsch berg und tal das halb geriebt, i
die gebent in irem sehn, nun sechs man zuo ge- 1
schwornen in das gros gericht und der ander halb sehn,, [
Sewys, Fanos und Faltzeinen, die gebent nun man '
zuo geschwornen.' 1556, GnSchs (Jeeklin 1920). Vgl.'
auch Leu, Lex. XVI 3'23. — 4) GRTschapp, ,Tschopina ,
ligt an dem Berg ob Thusis und Heinzenberg, hat
die Häuser hin und wider zerstrewet ... wird in drei |
Schnitz abgeteilt.' Sprecher 1672. Vgl. auch Sererh. j
1742, II 29. — c) Prämie, Kopfgeld, a) auf einen Ver-.
bannten. Etliche von dem Strafgericht zu Thusis,
,Verbandisirte' führen Klage ... auf ihre Leiber seien!
,Taglia oder Schnitz gesetzt worden'. 1618, Absch. — '
— ß) für Erlegung eines Raubtieres. .Wenn Einer oder.
Mehr ein Bären oder Wolf fahen und sie Junge ein-,
haben, solle ihnen umb kein Jungen kein Sehn, nir
geben werden,' Gr Ges. 1655 (Erneuerung eines Er-,
lasses von 156'2); vgl. ZfsR. 25, 291. — 7. = BiUgi3,'
Bätzi 4 (Bd IV 1944. 1977) Bs (Spreng); L (Schör-
mann), — 8. Schnitzelti, schmächtige, schlanke Person
W (Tscheinen), Syn, Bätzgi 3, Bitzgi 4 (Bd IV 2037/8),
Mhd. sniz, Rückliilduug zu milzen; vgl. Gr. WB. 1X1359
(iu deu nieisteu uusrer Bedd.); Martiu-Lienh. H 511/2 (in
1413
Sclina(t)z, schne(t)z, !«chni(t)z, sclino(t)z, schnu(t)z
1414
Beii. 2a, 5 b und 7); Fischer V 1078 (in ßed. 2a. 5 b), sowie
Schnetz I und // (Sp. 1392/3). Zu 4 vgl. auch S<JtMd ^ x
(Sp. 1079/80), scknilzy: zu 5 Brock 4 (Bd V 560/1). Bed. 6a
ist uach St. „vermutlich eine buchstäbliche Übersetzung
des franz. acrise oder vielmehr des ital. Uirßia' , richtiger,
da die Bed. wesentl. auf Gr beschränkt ist, des rät. taijHa
(Conradi 235, Carisch 162, Pallioppi 743); vgl. die Anni. zu
«cAnltfen (Sp. 1095). Aus Mittelberg im Kleinen Walsertal ist
unser W. in der zu 6 gehörigen Bed. ,(An-)TeiI, Rate' bezeugt
(80 auch it. Uiijtia). Das W. ist, bes. in Bed. 2a, von allen roni.
Nachbarmaa. übernommen worden: ins lt. des obern Tessins
als miz, , fette di pera essiccate' (Boll. stör, della Svizzera ital.
XXV 95; auch T Gem. 193), ins Rät. als «cÄnez, «.An«, .Schnitt,
Schnitz' (Carigiet 293; Conradi 198), achnizcha ida puma, iln
faira) .gedorrte Apfel- oder BirnenstUcke, auch Hieb, ver-
blümter Vorwurf (Pallioppi 654), ins Westschweiz, als enil»,
i(e)neta(r) 1) Schnitz gedörrten Obstes (auch in derRA.ticnrfrcrfr»
cAenelzc», als Mauerblümchen dastehn beim Tanz'; s.Sp. 1409 u,).
— 2) kleine Säge; eiserner Keil. — 3) Stichelei (s. unsre Bed.
5a). — 4) geringschätzig von einem Menschen. — 5)cunnus;
vgl. ETappolet 1917, 155. In Naraeu. I)'» Schn-U. Übername
WLö. (FGStebler 1915, 113); wohl zu Bed. 8. Als Name von
Ziegen BGr. ; s. Bd VIII 982 M. Als ON. in der Zss. .Schnitz-
Gass' AaStreng. (Laudstrasse mit Häusern in einer Einsenkung
zwischen zwei Hügeln). Die schwache Bildung mhd. tniize m.,
Schnitzer dürfte vorliegen im Namen ,Schn. der pfister'. 1533,
Z RB. ,N. [habel über friden vorgenanten Schnitzenn ge-
tluochet.' ebd. Unsicher: ,Sni(t)z.' 1255/94, Bs (ASozin
1903, 440).
Ab-: 1. Trennung, Abfall. ,Pr»ci8io, a., abschlag.'
Fris. ,Dis hiess man aber abtrüUig, die sich von den
i geraeinsaminen der kirehen Christi in kätzerei oder
I offenen a. begabend.' Vau. .Und so man günstlieh
i darvon reden wil, so wirt nieman leugnen können,
1 dass der a. von gmeinsamen der heiigen ... ein sorgk-
lich ding ist.' ebd. .Weil der heilig Augustinus schia-
j maticos, das ist absonderer oder trenner, nennet, die
I sich mit eigennützigem und vermessenem a. von
\ brüederlicher gwonsamen und liebe der gemeinden
I ziechend.' ebd.; ,qui scissionibus iniquis a t'raterna
charitate dissiliunt.' — 2. auch Dini., Abschnitzel, Ab-
fall. .Abschnitzling, a., klein(e) stücklin, von ei(ne)m
ding abgehauwen, recisanientum, (prie)segmen.' Fris.;
, Mal. ,'il Ib gab HFryg um til pfd kupfer, die ab-
i schnitz von heim uft' dem Baderturn.' 157'2, AaB.
' Baumeisterrechn. .Recisanientum, Absclinitzletcn, A.'
Denzl. 1677. S. noch Schelfen (Bd VIU 670M.); be-
schmdenlatx. (Sp. 1117). — In Bed. '2 auch bei Gr.WB. I
108; Fischer 165; Schm.MI 592.
Abe"d-: das Mähen am Abend UwE. Ä. verdiened
Füdle'''fit2, weil es in Berggegenden wegen der Un-
beständigkeit des Wetters nicht ratsam ist, am Abend
zu mähen. Auch das am Abend Gemähte, ebd. —
abe°d-schni t'ze" Uw, äbi''g-schnitzle" Schw; am
Abend mähen Scuw, so Muo.; Ndw; UwE. S. noch
Schön (Bd VI11857u).
Z'Abe°d-: zum Vesperbrot genossener Schnitz.
Im Kinderreira (vgl. Schnitz 3a): Giri giri gitz Cgix),
eil han-i''' mini (od. und Das sind dini) Z.-schnitz. KL.
I (Uw_E.; UMad.)-
Adams-: = Schnitz 7 L (Schürmann). — Vgl. ,Adams-
. apfel; bei Gr.WB. I 176.
Uf-. .Autfschnitz, hauw, proscissio.' Fris.; Mal —
Alp-: Steuer, die die Benutzer einer Alp für die Un-
kosten, Hirtenlöhne usw. leisten müssen (jKGrüscb,
Jenins (Tsch ). ,Auf den Chureralpen wird, ausser
dem Alpzins, ein A. von 9 — lO'/s Frk. per Stoss zur
Bestreitung der Hirtenlöhne erhoben. Die Külie,
welche wenig Milch geben, bezahlen noch eine Extra-
abgabe.' FGStebler, AW.
Epfel Öpfel-: 1. (frischer, bes. aber gedörrter)
Apfelschnitz AaF.; ApLb.; Bs; B, so Biel, Lang.; Gr
Cast.. He. (Tsch.); L; GSa.. We.; ScH (.gedörrte Äpfel'
It Kirchh.); S; ThMü., Weinf.; Uw; U und (in Reimen)
weiterhin. Syn. Epfel- Stückli. S. auch Bettflji (Bd IV
1834o.). ,Auf der Winde des Hauses gab es mancher-
orts ganze Tröge voll Ä-e, dürre Birnen. Zwetschgen.'
AfV. (Th). ,Ich gab ihnen [den Knechten] zum Vor-
mahle und bei dem Abendessen Jedem eine Handvoll
dürre Birnen oder Apfelschnitz.' 1793. Tu (Ap Kai.
18<i0). S. noch Bd VII 35(;u. TürH Ö.-schnitz. Die
hei' nie Feufliber im Trog a's mir deheim dür'i 0.-
schnitz. Bs Nat.-Zte 1918 (BsL ). |Umi] 'ner Ma" vW
di'"m Scheni wdr's Sund und Schad, wenn-vie' de"
deheim im Ofenei/gli Hess lo" vertrochne' und verdorre"
wie-ne' diXr'en Ö. .IReinh. 1901. S. noch Bd VI 16M.;
VIU 1454o. G'schelti, ung'schelti Ö.-schnitz BsL.
Süessi Ö -schnitz; s. Gugg li (Bd II 178). Ö.-schnitz
(im Offrör) choihe". mache", als Gericht ThMü. Speck
und Rindfleisch choche" und Ö.-schnitz derzue. Groli-
MUND 1911 (Freiämterlied). Sauerkabis und A-e, Ge-
richte bei einer Sichelten. Gotth. ,[Man kann]
den Mangel der künftigen Fehljahr ersetzen, weil das
gedörrte Obs, wann es wol bereitet ist, sonderlich
Äpfel- und Birenschnitzen ... etliche Jahr bleiben.'
EKöNiG 170t). ,üas [ein Tanz] war mär lieber als
Ö.-schnitz.' Tyrolersp. 1743. Preise. ,[1817 kostete]
1 Vieriig Äpfelschnitz 26 — '28 Btz.; ,1 Vieriig ßirnen-
schnitz 34—36 Btz.' G Kai. 1861. ,1 Mass Äpfelschnitz
12 Bz.' 1692, BBannwil. ,Dür und grüön Biren- und
Ö.-schnitz 20 Schill.' 1749, LMei. Hochzeitsrechn. (Gfd).
Volkskundliches. .Den Beginn des Hochzeitsmahles
machten ehedem im Freienamte [Aa] bei allen Leuten
und Ständen Äpfel und Birnen. Die Brautleute und
Führer zu Viert nahmen davon je sieben Stück, zer-
schnitten jeden ihrer sieben Äpfel achtfach und legten
diese Schnitze, in Form einer Glocke gehäuft, hinter
die Stühle auf den Boden. Hierauf schälten sie die
übrigen Äpfel in fadenfein zusammenhängender
Schale und machten zu Viert damit ein Wettwerfen
nach den A-en hinter ihnen. Aus den Figuren der
niedergefallenen Schalen weissagte man. Lagen sie
in Form eines Winkels, eines Lotes, so deutete dies
auf ein langes glückliches Leben. Lagen sie zu viert
in einer langen Linie wie eine Peitschenschnur, so
deutete diese Geisel auf Unfrieden und kurze Lebeu.--
dauer. Ergab die Lage der Schalen keine Figur, so
riet man allein aus der vom Bräutigam geworfenen;
die enggeringelt liegende hiess das 0 und bedeutete
Glück, die schlaffgedehnt liegende hiess F und galt
für unheilsvoll.' Rochh. 1867; danach Hochzeitsb. 108
(AASarm.). Minder <'em Ofe" stät e(n) Tisch: d' Muetttr
sch'netzlet Öpfel- (Bire"-) Schnitz, mit Varr. [s. die Fort.«.
Sp. 278M.] Aa; Bs; B; L; G; Sch; SchwE.; Z; vgl.
KL. 180/ 1 . 219 (mit weitern Varr.). Hunderttüsi"g Öpfel-
schnitz, Das giH en gro^s'e" Hüffe", und wenn der Bueb
zum Meiteli göt, so tar-er numme' süffe" GWe. {Stubeti-
Lied). Herr Professer Ö ; s. Sp. 707 o.; auch KL. 217.
Wenn eusi Chatz nid biisele" will, was Tüsi'gs macht-
me» de""? Me" gi't-ere" Spi-ck und Öpfelschnitz (Ynr.
was Tüfels ist de"" guet? Üpfelschnitz und Wi'kojf'e
LE ): u^as gilfs, si büselet de": KL. (L) Öpfehchmtz
und Bire'schmlz und geln Büebli drunder: und wenn
1415
Schna(t)z, schne(t)z, 8Clini(t)z, schno(t)z, schuu(t)z
1416
de' Hei"ri''' nüechter war, so ndm'.i-tni''' e'"mel Wunder
ZBül., und wenn en Fülpelz Öppis lert, so nimmt's-
mi''' allweg M'under (KSuter 1915); s. noch Bd VI 83o.
(dazu nix Bd IV 884/5) und vgl. AfV. 23, 101 (AaF.);
KL. 378/9 (THKessw., Schönh.; ZTössriedern). Öpfel-
schnitz and Bire'schnits : hast di''s Mül vergebe" g' spitzt
ZStdt. D'Öpfelschtütz und d' Bircschnitz hangen a"
de" Bäume": geit Mängge'' zu-mene" Meitschi z'Chilt,
's war besser, er blib deheime" S. E" nagelneue' Trog,
iro scho" hundert Jör uf der Büni stöt, hirzclederigi
Opfelschnitz und hage'buechigi Birc"schnitz (.ver-
kehrte Welt'). KL. (BsGelt ). In einer (scherzhaften)
Fluchformel; s. Bd VII 017o. — 2. = Schnitz 2b, von
Äpfeln AALengn.; ZDüb., 0. .Opfelschnitz zu Tee und
zum Räuchern.' Messikommer 1910. S. auch ver-
brännen (Bd V (J3Ü). .[Die Kaninchen] essend allerlei
speiss, grass, voraus klee ... dergleichen brot, öpfel,
opfelschnitz, rüeben und rüebenschnitz.' Tierb. 1503. —
lu Bed. 1 auch bei Gr.WB. I 536; Fischer I '294; Martio-
Lienh.11512. — e pfel-schnitzig (öpfel-): scherzh..
nur mit Apfelschnitzen genährt. E" straiiigen Ochs,
es spreuerigs Ross, en ö-e* Ma"" zieh" im Früeli"g l;ei"
Strick a". Schild 1863; vgl. cpflen (Bd I 384).
Holz-epfel (-öpfel)-. Er het 's Mül verzöge" wie
bi-mene" H. JReinh. 1917 ; vgl. Holz-Epfel (Bd I 370).
S. noch Bd IV 1988M. — Herd-epfel (-öpfel)-:
a) Kartoflfelschnitz Nnw (Matthys). — b) Schale von
rohen Kartott'eln, als Abfall SchwWoU.; ZZoU.
V 0 r - ; = Vor-Schnitt (Sp. 1 356) ; s. SchiirzUng (Bi VIII
1321).
Grüble" 1. Bippli-: Preisseibeere, Vacc. vitis lda>a
UAltd., Seh.; vgl. Griiblen 11 (Bd II (39'2). — 2. von
den Preisseibeeren ähnlichen Auswüchsen an den
Blättern der Alpenrosenstauden UüSchächen. — Nach
Angaben eig. ein W. Jcr Kiüderspr., doch ist die Benennung
nicht klar.
Huef-: Hufspan. ,üie von Aufsteigen der Mutter
geplagte Weibspersonen [haben] gute Linderung von
den Haaren und Huffschnitzen des Esels, wann solche
angezündet und der Geruch davon empfangen wird,
zu gewarten.' E König 1706. — Holz-: Holzstückchen,
-span. Dim. : ,[Die Kanzel, auf der I'. Fidelis in Seewis
gepredigt] würde bei den abergläubischen Leutlein
als ein sonderbares Heiligtum venerirt werden, so-
wohl als die Holzschnitzlin von der Bettstadt der
heiligen Elisabeth.' Sererh. 174'2. — Harame"-:
Schinkenschnitte AaF.; B, so Lauf.; ScuR., Schi.; S;
Th; Z. H.-schnitz wie Wanne" ZO. Gedicht. Me" muess
Nüt übertribe", het d'Gotte" g'macht und derzue mö"*
djene" feisse" H-e" g'schilet, von einer filzigen Gast-
geberin. JReinh. 1901. G'sehn-i'^, wie de Pur von'n
Söü"e" H.-schnitz und Speck cha"" mäu"e" [dann möcht
ich auch ein Bauer sein]. Messikommeh 19Ü9. Merhänd
H.-schnitz und Ghabissalöt g'ha" SchR. ,l)ie Bäuerin
spendete reichlich H.-schnitz, Schübli"g und Chüechli
[an der Sichellegi].' EStauber 1924. Am Morgen des
Hochzeitstages werden den Gästen Wein und II-
schnitz aufgestellt; vgl. AfV, VI r2s/33 (AaF.), ,[A1s
Fremdenlegionär] bekämest du doch keine Küchlein
vorgesetzt und wohl auch keine Hammenschnitz.' Joach.
1898. S. noch Bd II 804 u.; IV 1988u. — Chütteue"-:
Quittenschnitz. .Als Kompott Bs. , Zugelassen seind
[den Badegästen ua.] auch gebraten biren oder
apfel [!] mit änis besprenget, oder küttinenschnitz, wann
man dise zu end der malzeit isset.' HPam. 1578. —
('hriegs-: Kriegssteuer GfiPr. — Land-: Landes-
steuer. ,Der obgenannt Her[ren] von Masax lüt in
Museltzinasöllentouch nu von hin 1. zuo geben schuldig
sin.' 1496, Gr. ,Sie [die Aufrührer im Veltlin] habend
Landschniz angelegt nach ihren Willen und Gefallen.'
Anhorx 1603/29, ,Das Tal Ambria, dessen Innwohner
in den L-en etliche Freiungen haben.' Sprecher 1672.
Mann(s)- (^i): = Mann-Schnitt (Sp. 1357) ,Gr",
so Hald. (It ß. ,ein Acker oder Weingarten von 400
Klaftern'), He. (44 Quadrat-Ruten = 441 m-, 900 bis
1000 Reben); ^W"; vgl. HLLehm. 1799, 221; Gr
Sammler 1806. 105; 1808, 116/8; 1809, 199, Syn. auch
Mal 112 (Bd IV 155/6). D's Kapitäli, wo-mer dur'*
de" Kauf vu" me" M. Wingert . . . schuldig ku" sind.
MKüONi 1884 (GRMai.). ,Ein M. Weingarten.' Gr
Sammler 1779. .[Viele Bauern glauben] so viele
Mannsmaden magere Wiesen, als Einer besitze, so
viele Mannsschnitze Weingärten, so viel Male feiste
Wiesen und eben so viel Male Acker möge er unter-
halten. Sicherer ist aber Folgendes: zu 2 Manns-
inadcn magern Wiesen 1 M. Weingarten, 2 Male feiste
Wiesen und 1 Mal Acker.' Gr Landw. Ges. 1781. .[Wein-
gärten, die] nicht gar in kleinere Stücke als Mann-
schnitze zerteilt sind.' Gr Sammler 1784. Wert, Be-
bauungskosten, Erträge. ,Der Kapitalwert eines
Mannsschnizes ist in der besten Weingegend (dem
Hochgericht Maienfeld) im Durchschnitt fl. 300 und
in der schlechtesten fl. 200, also im Mittel für Bänden
fl. 250. Die Bearbeitungskosten eines M-es betragen
jährlich 12 bis 16 fl. ... Gr Sammler 1806. ,Ein
vorzüglich fleissig und nach Zürcher Art bearbei-
teter Weingarten in Malans lieferte 4 Zuber Wein
auf das [!] M. In Jenins war der Ertrag im Durch-
schnitt 2 Zäher (a 72 Maass) vom M.' ebd. 1807.
, Zuber macht man fünfhundert und dreissig aus neunzig
Manschnitz', in der Weinernte von 1828. Gr Mbl.
1916 (Reimchronik). — Eig. so viel Reben, als ein Mann
mit dem Rebmesser in einem Tag schneiden kann. Die Be-
tonung des 2. Gliedes erklärt sich wohl aus dem Gegs. zu Mann
Mnd (so auch in GrMai.). Nach einer gewiss irrtümlichen An
gäbe aus GrHe. wäre das W. syn. mit .Miuni-Mad.
Morge" Morge"d-: was am Morgen gemäht wird
UwE.; ■^g\. Äbend-Schn. — .Nagel-: so von neglen
wirt abgeschnitten, praesegmen.' Mal. — Bölle°- s. uu'
(Bd IV 884/5). — Pomeranzen-. ,1 Loth verzuckeret
P.-schnitz.' Z Rezeptb. um 1700. — Böne°- s. nij
(Bd IV 884/5) — Bund (s)-: Prämie des Obern BundeH
für die Erlegung von Raubtieren; vgl. Schnitz 6 c^\
,Pundtsschnitz im 1556. jar.' Gr Mbl. 1902 (Titel eineti
Verzeichnisses der ausbezahlten Prämien).
Bir(e°)-: (gedörrter) Birnschnitz Aa; ApLb.; Bsj
B; GnChur, Ü, He., Pr.; LE.; S; Th; Ndw; ZcOAegl
Syn. B.-Stückli. ,Wenn diejenige Zeit vorbei ist, w<j
man frühe Birnen nach den spätem Gegenden verkaufet
kann, so ist eine der vorteilhaftesten Benutzungei,
der übrigen Sommer- und frühen Herbstbirnen diel
jenige zu Birnschnitzen. Diese sind zwar die wohli
feilste aller dürren Obstsorten, werden aber von deS
Landleuten ziemlich gesucht. Man wählt dazu süssi
Birnen . . . teilt sie, ungeschält, in 4 Teile, siedet odej
brüht sie ein wenig in einem Kessel und setzt sif
dann der Sonnenhitze aus.' Gr Sammler 1808; nachhei
,Birnstückchen'. [Eine Spinnerin] chäuet B.-schniti^
dass-si g'nueg Netzi hei som d'Finger a"z'füechte'
JHiRTH (oTh). ,Auf dreistündigem Marktweg [trink
1417
Sclina(t)a, 8chne(t)z, N<'linit(z), sclino(t)z, schnu(t)z
1418
die Bäuerin] am Brunnen Wasser und kaut dazu an
einer Brotrinde oder amene^' B.' BIrnd. 1904. Ofe"-
chrapfe" sind mit B. -schnitz gefüllt Ndw. B. -schnitz
u'"' Chnöpfti, beliebtes Gericht. CWeibel 1885. S, nocli
Bd II 1269U. 1838 (Hutzlen); V 512M. 884 (Chalbs-
Brätens). 103.5 (Wiss-Briw). ,[Narr zum ,Sudelkoclr:]
Tu s Maul auf, wil dir Zeltlin gäben. Gelt, Das ist
gut, erfrisclit dir z Leben! (zeigt ihm ein Birrsclin.,
isst ihn selber). Sudelkoch: Es dunkt mich neuwen
nit vast gut!" PSpichtig 1658. ,[Dem am , Blutharnen'
leidenden Vieh soll man] Kugeln aus Bierensclinitz
und Unsclielt ... eingeben.' Gr Sammler 1780. ,Da
[in einem bescheidenen, zufriedenen Haushalt] würden
wir mit einander Niclits tun als arbeiten und beten,
die Kinder in guter Zucht halten, uns, nebst einem
Schäälchen Kaffee, mit lauter wohlfeilen Speisen, Erd-
apfel und Birnschnitzen nähren.' ÜBragger 179'2.
,2 Mütt und ein Viertel Mehl, 114 Kabishäutli, 48 Imi
Birnschnitz, mehr 72 Imi Birnschnitz [usw.]'. Gaben
an das Franenkloster in Muotatal. 1799, Gfd. 8. noch
Simel-Binfi (Bd VI 1090). Reime. Annebäbi (od. Fritz,
Fritz). B., d'Muetcr het-mi''' (het-di''') nächti tf/itzt.
GZtiR. 1902. B -schnitz im Häfeli (Chessemli A4) ; s. Bd V
757 M.; VI 1748M. S. noch Bd VI 1545 M.; Sp. 1407u.;
und bes. Epfd-Schn. RAA. Recht oder nid ri;cht!
Punktum B ! FEbersold 1905; vgl. Sp. 1409u. ,Nit ein
b. gelten'; s. Bd V 893o. (JMurer 1567) und vgl. Raben-,
Büeb-Schn. ,Sei gseet [so schlecht aus] wie kotzet
Birenschnitz.' .TMahl. 1674. ,Gigges gagges Eyerniuss
oder Birnschnitz; red aucli, dass mä di versto ka.' Helv.
inpace 1694. — Auch eis. und schwäb. (Martin-Lieuh. II 512;
Fischer I 1130),
Channe"-bire"-: Schnitz von Channen-Biren
(BdIV 1489); vgl. Sp. 14 19M. .[DieSchulmeister] meinen
... ihre Kinder und Weiber hätten das Vorrecht
Schmarotzer zu sein. So ungefähr wie unsere vorige
Landvtigtin, die, als des Statthalters Frau zu B. ihrem
Buben die Säcke mit Kannenbirnenschnitzen füllte,
rief: Frau Statthalterin, lueget, da heit-er no"'' 'ne"
Sack [zu füllen] vergesse".' Gotth. VI (fehlt 1861). ,[Am
Taufmalil] kam in Schüsseln hoch aufgeschichtet das
Rindfleisch, grünes und dürres ... kanien dürre Bohnen
und Kannenbirenschnitze, breiter Speck dazu.' ebd.
E"'pperistüdeli und Ch.-schnitz: wff'" der ErnstU nit
folget, so giH-men-em Wix. KL. (AiBr.). Gidi gadi
gaudi, Ch.-schnitz: d'Mueter hed es Bausi, der Vater
hed en Spitz BStdt. .1 Mass Kannenbirenschnitz 1 GL'
169'2, BBannwil (B Blätter 191.5). — Hüscheli-
bire°-: Schnitz von Büscheli-Biren (Bd IV 1493).
CWeibel 1885 (BE.) — Brett-: = Schnitz laZ, ,Dor
Sagerlohn von einem Br.' ZWth. StB.
Pfaffe"-: das beste Stück von gebratenem Ge-
flügel, nämlich ,die Flugmuskelwülste an den Rippen
der Schulterblätter und des Brustbeins' Aa (Jäger-
spr.); BsStdt und It Postheiri (oO.). — Vgl. Gr.WB. TU
1592; Fischer I 1003.
Pflüme"- (in GRCast.P/TO»we"-): gedörrte Pflaume
, Gr It Tsch.
Chol.räbe",-ra6e"-. Im Reim; s. Ghol-Räb(Bi\'\
10), auch ScnSt; ZRegensb., Schlatt, Tössriedern, mit
Varr.(vgl. KL. 133. 314) — Auchschwäb.(FischerlV584).
Rabe"-: Schnitz von weissen Rüben Z und
j weiterhin. R.-schnitz wurden früher wie Obst im Ofen
! gedörrt ZObf. 1897; vgl. Bd VI I80. und Schnätter-
j hng (Sp. 1344). S. auch Raben- Schnätter (ebd.). I"'-
gab kei" R-li drum, nicht das Geringste. Sprww. 1869.
Ni.v parix und R.-schnitz [usw.], Var. des Reims Bd VI
S3o. Messikommer 1909; s. noch nix (Bd IV 884/5).
Dazu .Räbschnitzsaft'. Zg Arzneib. 1588.
Rüeb-, in ZObf. (in Bed. 1 b) Rüebli-: 1. a) = dem
Vor., häufig mit dem Nbsinn des Wertlosen, Verächl-
lichen. ,Icli hab ettwen gehört von einem priester:
welcher einem ein sölichs tätte und gienge darüber
zum Sakrament, im wer weger, er nem ein r. ins raul,
denn dass er Gott enpfienge.' 1434, Z RB.; s. noch
Becken-Brot (Bd V 974) und vgl. die ähnlichen Belege
bei Fischer V 451. ,Wenn ich schon gessen han kein
bitz, so mag ich suffen uff ein r.' Aal 1549. ,[Ich
hätte nicht in die Welt gepasst] wo man nur von R-en
und Zigermilch lebte.' UBrXgger 1792. — b) Schnitz
von der Mohrrübe, Dauc. car. ZObf. Gedörrte Rüebli-
sehnitz wurden mit Vorliebe in Kümmelwasser ge-
kocht und, oft mit Kümmel bestreut, genossen. — 2. Ab-
fälle von Rüben. Tiere. 1563; s. Epfel-Schn. 2. —
Spätiiihd. rjwhmiz m. [vg]. auch Diefenb. 18B7, 310); in
Bed. I auch bei Gr.WB. VIII 1336/7; Martiu-Lienh. II 511';
Fischer V 451.
Rekruten-: Steuer zur Bestreitung der Werbe-
kosten bei der Aushebung der kapitulationsgemäss an
Frankreich zu stellenden Rekruten. ,Als ich ver-
wichenes Jahr am R. fast einen Taler habe bezahlen
müssen.' 1814, Gr (Unterredung dreier Landleute). —
Repräsentanz- (Bühler), ,Repräsentanten-'(Rochh.):
Steuer der Landschaft Davos an den Kanton, berechnet
nach der Zahl der von ihr gestellten Grossrats-
abgeordneten. — Süessler-: Spottname der Bewohner
von Dornbirn GRh. (Birl. 1868, 42); vgl. Süessler
(Bd Vll 1411).
Schnei- (AaF.), Schueler- (ScaHa.): Kinder-
spielzeug, bestehend aus mehreren Holzstücken, die
ein Uneingeweihter nur schwer auseinandernehmen
und wieder zssetzen kann AaF. (AfV.), ,ein kreuz und
quer durchschnittener Gegenstand' ScnHa. (Neukomra).
— Eig. das Selbe was Schueler-Epfel (Bd I 383); vgl. auch
Martin-Lienh. II 51'2.
Spend-: Arinensteuer GbD. (B.). — Turgäuer-:
wohl Thurgauer Dörrobst. ,Diser Bott bracht gute
Turgöwer-Schnitz.' 1681, Z Brief. — Wuer-: Steuer,
welche Grundbesitzer zur Erhaltung der Flusswuhre
zu entrichten haben GrD. (B.); vgl. Gr Sammler 1811,
142 (für GrVD.). ,Alle Hintersasse, die man an-
genommen, sollen ihr Hiutersässgeld an der Gemeinde-
Rechnung bezahlen, desgleichen die Vogtkinder, die
nicht selber den Tagwan tun, den W.' Gr Mbl. 1897
(GRUVaz). Die Liegenschaftssteuer ... wird in ver-
schiedenen Landgemeinden unter der Bezeichnung
,Wuhrschnitz' erhoben (nach einer GrZtg von 1926).
,1686 wurde [in GRUVaz] beschlossen, Ordnung im
Rechenbuch herzustellen wegen ausständigem W., Gras-
miete, Quartengeld und Zinsen.' ebd. — Zwätschgen-:
(gedörrte) halbierte Zwetschge Gr It Tsch. und B.
G'-schnitz n.: scherzh. -verächtliche Bezeichnung
einer Frauensperson GlS. (Marti).
Schnitzär m.: eine Apfelsorte ZMönch. (Dan.). —
Zu -,<-■ s. Acher'l (Bdl 65).
Schnitzel m.: wie nhd., zB. von Papier Bs und
sonst, doch nicht eig. volkst. Schnitzel (Rückstände
von verarbeiteten Zuckerrüben) werden dem Jung- und
Mastvieh verfüttert(Bärnd. 1914). — Vgl.Gr.WB.IX1360;
uur als Ausdr. der Kochkuust bei Fischer V lOTi).
1410
Schna(t)z, schne(t)z. schlli(t)z, schiio(t)z, sclinu(t)z
1420
schnitze", 3. Sg. l'ries. und Ptc. -t, in B; GrKI.
(s. vei-schn.); L; S -et, Ptc. g'schniitzt((') W (s. die
Aniu.): 1. a) = schnitzen la (Sp. 1394) Ap; Bs; B; LE.;
PAl. (.intagliar il legno col coltello.' Giord.); GRh.;
W; Z, doch im AUg. weniger volkst. als die Synn.
schnetzfljen, schnitzlen. Schiffli us der Rinde" sehn.
KFisLER 1915. .Binomen. Blätter, Frazzengesichter
sehn.' 1683, L (Gfd). S. auch schnitzen las.. ,An Etw.
sehn.': .Geht, Menschen, schnitzt nur selbst an euren
Götzenbildern.' AvHaller 1732; in gleicher Fügung
bei GKeller (,Hadlaub'). — b) techn. Ausdr. für das
Schneiden der jungen Grubreben ZrS. (Erl., Zoll.);
s. Sp. 1091 M. — c) (verächtl. für) mähen üw E. S. noch
Bd VII 163o. — 2. = schnitzen 3, „einen Apfel in vier
Teile oder überhaupt in Stücke schneiden" AaF.; „Ap";
Bs; B, so E. und It Zyro; ,ül; Gr"; L; „G"; S, so
G., Thier.st; Ndw It Matthys (Kartoffeln); „VW; W
Raron; ZoUAeg. Öpfel, Bire" sehn., zum Kochen und
bes. zum Dörren; vgl. die Schilderung in GKellers
.Ursula' (Gesamtausg. 6, 34ö). fZwei Frauen, das
Mittagessen zurüstend] schnitzen Öpfel und schnide"
d'Ürbseli süfer drüs. Breitenst. 1864. Föüf Schinner
toll Sigerstenöpfel . . . müend no''' g'schnitzet und üs-
g'haue" si". JRoos 1892. A" dene" längen Öbcde" si"
j" de" Büre"hiisere" d'Dienstr um ^e" gross brün Tisch
ume" g'lageret [!] g'si" für Öpfel z'schn. JHofst. 1865.
.Mit dem Sehn, und Dörren der Sommerbirnen und
Äpfel wird der Anfang gemacht.' Schweizerb. -Kai. 1808
(zum Sept.). .Kannen- oder Lang-Biren. die man zu
sehn, begehrt.' EKöni« 1706. S. noch Bd VI 1543M.
Oft abs. De' Herbst ist dö und 's Sehn, hö"* bim Lampe"-
schin am runde" Tisch . . . Und schüttlet d'Bürene"
Öpfel üs, heisst's Rinden ab und Bätzgi drüs. PHaltEr
(L). Der Hansli verstöd 's Sehn, verfl itemeret guet: ei"
Schnitz i"'s BecM und ziee i"'s g'lustig Mül. AzürGiluen.
Wenn-mer öppe" z'Obe"' . . . hinder-''em Tisch g'hocket
si" und Böne" g'hültschet oder g'schnitzet hei". JReinh.
1917; s. noch Schnitzer 3. Wil-si so sitzen und schnitze"
. . . g'spröche"-si Das und Dei"s. Breitenst. 1864.
Tuend bim Sehn. d'Büre" schwitze", het's ke'" G'fär für
's Agerital. Schwzd. (Zg). S. noch schnitzen 3 (ßp. 1396o.).
Brot sehn.: .Die Frau schnitzte Brot in eine grosse
Schüssel.' MEY.-Mer. 1860. — 3. Spässe machen, auf-
schneiden AAFri. — 4. = schniden 5ftß (Sp. 1084/5),
„steuern, besteuern Gr", so Chur. D. (It B. .direkte
Steuer, oft Kopfsteuer, meist aber Erwerbs- oder Ver-
mögenssteuer erheben, dann besteuern überhaupt'),
ObS., Ths und It Tsch.; vgl. Schnitz ß a. In der Alp-
wirtschaft: den Anteil an den Alpkosten, bes. am
Hirtenlohn, im Verhältniss zur Viehzahl oder zum
Ertrag auf die Alpgenossen verlegen Gr, so ObS.; vgl.
FAnd. 1898, 485. .Geschnizt auf 1 Oop [ein gewisses
im Engadin übliches Hohlmass] 26 Blz.' Gr Sammler
1806. .Geschnitzt 16 kr. auf 1 Bener (andere Jahre
8 — 10 kr.).' ebd.; noch öfter. Von andern Steuern.
.Dass sie [die Talleute des Veltlins] ledig sigent von
dem Sehn, und der gleichen Sachen als Leute graeiner
3er Pünten.' 1513, Anhorn 1603/29. ,So einer güetter
in zweyen pünten oder 2 grichten ligendthette, wie man
dieselbigen sehn, solle.' 1576, GrD. , Vom Sehn. Wann
es vonnöten sein wurde, dass man sehn, musste, so
soll sich .ledermann willig und gehorsam dazu machen
und ein Jeder schuldig sein, sein Vermögen beim Eid
anzugeben.' GrKI. LB. .[Kein Zugewanderter] solle
fähig sein einigerlei Ampter ... zu geuiessen, bis dass
er ... unaufliörlich 40 Jahr in unserm Pund haushäb- i
lieh gewohnet und alle Beschwerden, als Sehn.. Steüren
und Anderes . . . habe geholfen sustiniren.' Gr Ges. I
1713/1827. Ufd'Gmeinde" sehn. GRChuT. .Sölich gelt |
söllent die fünf huobenmaister uf alle huoben sehn.' j
1529, GRSchs. ,Als N. den Flecken mit Rinkmauren
befestnet und den darüber laufenden Unkosten auf die j
Güter geschnitzet.' Güler 1625. .Wann ... einer oder j
der andern Alp Kesse mangletend zu kauffen, dass I
wir alle drei Gemeinden sollend miteinander kauffen j
und bezahlen, es sei aus gemeinem Seckel oder auf ,
die Kuohland sehn.' GrKI. Alpbrief 1642 (Abschr. von
1697). .Ein Guet sehn.' .Güter wurden geschnitzt j
und gebraucht.' Gr Mbl. 1903 (nach einer Urk. von 1
1491; vgl. Sp. 1085o.). .Von Sehn, der Gütern. Es |
sollen die ligende Güter und .\lpen geschnitzet werden i
an dem Ort, wo des Besitzers oder Eigentumbers Rauch (
aufgeht' Gr Ges. 1713/1827. .Einen sehn.' ,Der kostig
halb ... habent sy im [Baptista von Salis] 2000 krönen
uferlegt zuo bezalen, damit der arm gmein man ...
desterminder geschnitzt niüesse werden.' E. XVI., Gr.
.Zum Fünften solle ich [Guler] daheimen die Leut an-
gereizt oder geschnizet haben Gelt zu geben, und in
Krieg zu ziehen genötiget haben ... Es ist wahr, dass
ich gesagt, ich möge ein Fähnli Knecht aus eigenem
Gut nicht versölden ... darauf [aber] nit ich, sonder
die Räht einen Schnitz angelegt.' Anhorn 1607. ,Zum
Sechsten solle ich . .. Veltleiner geschnitzet und einer
Witfrauen drinnen 30 fl. Zehenden auferlegt haben.'
ebd.^g'-schnitz(e)t,in WLö. (inBei. Ih) g'schnutzt:
La) von Holzschnitzerei. .Der von Buchs g-e Herkules.'
1672. Z. S. noch Bloch-Bild (Bd IV 1198); ge-schnitzet 1\
(Sp. 1396). Uneig. Us ■'em Grössen use" g'schnitzet, vonj
einem rechtschaffenen, währschaften Manne. RvTavel'
1910. — b) vom Ohr des Schafes, mit dem Erkennungs-j
zeichen versehen, das im Abschneiden der Ohrspitzej
besteht WLö.; vgl. FGStebler 1907, 82 (mit Abbildg);!
Bärnd. 1908, 548. Ein Bauer zeichnet seine Schafe so:,
d's recht Or hoiftshalb g. und lihshalb e" Saghick. — i
2. begierig, erpicht ScnSt. (Sulger); vgl. Schnitz 4,\
schnitzig. Er ist g. drüf. ,Der predicant zuo Höngsl
. . . prediget öffentlich, man were den zähenden nitj
schuldig. Andere dergägen lartind, man were in voni
göttlichs rächts wägen schuldig. Etliche sagtend, ol;
man glichwol in nit schuldig were. sölte man in nütissl
minder bezalen, das man nieman keinen anstoos gäbei
So was der gemein man darutt' geschnitzt, das er liebei|
nützid dann üzid gäben hätte.' HBoll. 1572. .G. sir^
üf Einen', in feindlichem Sinne. .Habent min herren
sich erkent, das inen [den streitenden Parteien] gesag;
werden solle, man habe sy beidersids für biderb lüt,
und söllent also heimkeren und nit also geschnitzi
uff einanderen sin, dessglichen hinfür dhein bann nu
uff einanderen setzen.' 1527/9, Z KB. ,Es befrönibd(|
sy [die Seh wyzer Gesandten] . . . das wir sy darfür achten
als ob sy so geschnitzt und gäch über die iren werint.)
15'29, Z Missiv; vgl. Absch. IV 1 b 95. — Mhd. ».ii(«".
ans Holz schnitzen, .in .Stöcke schneiden; vgl. Gr. WB. I-N
1362/5; Martin-I.ienh. II 512 (in Bed. 2 und 3); Fischer \
1079, sowie schnetzen (Sp. 1394). Zum Ptc. t/'schnulzt vgl
BSG. II 151 ; VI 241. Bed. 3 ist zu Schnitz Sb gebildet; ebs
ist ije-schnitzt 2 Abi. zu Schnitz 4. Unklar: Fritze, l/üetae. Habe
Kchnilze, frisst ea Chalh, hat Ihe" halb, fr igst e" Chue, hat no'* m
/nKr». KL. (Aa). Als rät. Lehnwort schniz(z)ar, zerschnitzel
(Conrad! 198; Carigiet293), eae.a(ch)nizchtr, foppen, aufziehe
1421
Schna(t)z, schne(t)z, schiii(t)z, schno(t)z, schnu(t)z
1422
(Pallioppi 654); Tgl. die Aiim.Sp. 1413. Hieher oder zaSchiüiz
der Zuname ,Schnitzmarti' (AKeller 1852).
ab-: entspr. schnitzen 4, den Anteil jedes Be-
teiligten an einer gemeinsamen Leistung oder Nutzung
festsetzen GrRIi. Wer tüend-Si [lüe Nachzahlungen
für die Viehversieherung] uf d' Schatzi"ge" va''-me" Jede"
a. Es ist uf d' Weide" abg'schnitzt cho", von den
Kosten für Alpverbesserungen.
üf-: mit einer Steuer belegen GrD. (B.). — lu
andrer Bed. bei Fischer 1417.
ÜS-: 1. aus Holz Etw. sclinitzen B (Zyro). ,Vornen
auf dem Spiz [des Schiffes] stuhnde der grosse aus-
geschnizte und neuw angestrichene Bär.' 1715, B. —
2. a) = ab-schn. GRRh. Einen Hund [d. i. ein 1.5 — 20 cm
breiter Grenzstreifen, der nicht gemäht wird] ü., beim
Teilen von Bergwiesen festsetzen, dass die Anstösser
einen ,Hund' stehen lassen sollen. .Nach Treftniss
besteuern' GuThs. ■ — b) eine Gabe aussetzen GrD.
Der Chünig la" Holand hed es ß'scheich [Geschenk]
ufjcde" Mensch üsg'setzt (üsg' schnitzt), den s [bei dem
j Unglücli von Leiden] noch z'salviere" chon sind. Bühler
(Chrest.); uf jede" Mensch g'setzt GRÜbS., Rh.. Jedem
g'ge" GrV. — lu Bed. la auch bei Gr.WB. I 959. — Üs-
schnitzi"g f.: zum Vor. 2a. ,Gesetz über die Aus-
schnitzung allfälliger Kriegslasten und allgemeiner
Landesbesteuerungen.' 1810, Gr.
ver-:a)(eineLiegenschafi)versteuern „Gr''D. „Ein
Gut v." ,üass die Alpen allein an demjenigen Orte,
wo man rauchen tut, und nit, wo sie liegend, sollen
I verschnitzt werden.' 1657, Gr. — b) = ab-schn. GrKI.,
Rh. Wer versclmitzend's uf d' Weide", zB. Kosten für
I Alpverbosserungen GRRh. — lu andrer Bed. bei Martiu-
, hienh. II 512 (.belügen').
I vor-: (als Futter) vorschneiden. .Bei schlimmer
\ Laune tiel sie [meine Frau] dann wieder über einen
i andern Mann her, der sich so und so betrüge, haar-
klein wie sie mich sich gedachte, knirschte die Zähne
über ihn. und versicherte wohl einmal gar, einen
solchen sollte man den Schweinen v.' UBräuger 179'2;
vgl. Einen den Chräijen schmtzlen (Sp. 1401o.). —
: nä"^''-: nachträglich schnitzen (in JJed. 4) GRRh.
I Wenn bei genossenschaftlichen Betrieben, zß. einer
! Viehversicherung, ein Fehlbetrag zu decken ist, so
; muess-me" halt n.
b''-: „besteuern" Gr. .Jeder Gutsbesitzer in Bünden
I ist schuldig, seine liegenden Güter an demjenigen Orte
I beschn. zu lassen, wo sie gelegen sind. Güterbesitzer,
welche nicht Gemeindegenossen sind, haben das Recht
zu begehren, dass sie nicht nach einem höhern Maas-
stab beschnitzt werden als diese.' 18Ul. Caliezi 19'20.
I ,Alle liegenden Güter . . . werden in den Fällen, wo
'eine Beschnitzung wegen Kriegsbeschwerden und all-
gemeiner Landesbesteuerung notwendig wird, von der
Gemeinde beschnitzt, auf deren Geraeindeboden sie
hegen.' 1810, Gr. — In anderer Bed. bei Gr.WB. I I5S9.
— Be-schnitzer m.: SteuerpHichtiger. .Jedem B.
... muss die freie Einsicht aller eine Gemeindsordnung
fbetreffenden Rechnungen gestattet werden.' 1810, Gr.
— Be-schnitzung f.: Verteilung der Alpkosten auf
die Alpgenossen. ,[Salz und Knechtenlohn] wurde aus
der B. und aus verkauften Produkten bezahlt.' Gr
Sammler 1806; öfter. Steuereinschätzung. .Wenn Auf-
lagen auf die Güter gemacht werden, so schlägt man sie
auch nach Fudern an ; so schätzte man zB. 1664 bei einer
B. das Fuder zu fl. 60—130.' ebd. 1805. S. noch be-schn.
Schnitzer m.: 1. pers., (Holz-)Schnitzer BG.
.Christian Mischler . . . vertiefte sich neben seinen auf-
reibenden Berufen als Chüeijer, Sehn, und Schmid ...
auch in geographische Studien.' Bärnd. 1911. —
2. häufig Dira. (BE.. ü., S., Stdt; S), = Schnetzer 2a
(Sp. 1398), von Holzschnitzern, Küfern, als Küchen-
messer und für andere Zwecke verwendet AASchi.
(.Messer des Korbers zum Schneisien'); BBr.. E.. G.,
S.. Si.. Stdt, Ursenb.; PAl. (.coltello a manico flsso per
intagliar il legno'); S; New; U und nach AfV. XVI 6
in .\p und GT. in der Spr. der Weisskübler. [Ein
Knabe hat] g'sehneflet u""* Sprlsse" g'macht u"' ''em
Schnitzern der Spitz vorab verheit. SGfeller (Scliwzd.).
Demo''' yiH-em [einem Bettler] d'Mueter es Schnitzerli:
Sä, hilf schmtze" ! ... und [er] het a"fo)i" Öpfel rüste".
JReinh. 1917. Der Sehn., wo-si [die Mutter] die Böne"
dermit üsg'fädlet het. Alpenr. 1915 (B). ,Sie grill' mit
beiden Händen in den Bohnenkorb und nahm der
Mutter das Schnitzerli weg, um die Schoten beschneiden
zu helfen.' RvTavel 1919; nachher .Schnitzer'. [Jeder
hat zum Vesperbrot] mit-mene" ... Schnitzerli es Stück
vonn-ere" saftige" Zibele" z'weg'transchiert. FMoning
1911. 's Schnitzerli ist-im [einem Hungrigen] teuf i"'s
Brot i"he" g'scMoffe". SGfeller 1919. .Wird ein ge-
eignetes Messer (Sehn.) in Bereitschaft gehalten, so
lässt sich die Operation [an blähsüchtigen Kühen] mit
diesem ebenfalls leicht und mit Glück vollzielien.'
HGdsset 1869. .Sehn.', unter Küferwerkzeugen. 1659,
ScHwE. .Cultellus, Messerlein, Sehn.' Uknzl. 1716.
— 3. = Schnetzer 3, .Verweis' Sca (Kirchh.). — 4. wie
nhd., bes. sprachlicher Fehler B (Zjro); Gl; UwE. und
weiterhin, doch kaum recht volkst. E(nJ Sehn, mache".
— Amhd. snilaire, -.r/e, (Bild-)Schnitzer ; Tgl. Gr. WB. IX 1365
(in alleu unseru Bedd.); Martiu-Lienh. II 512; Fischer V 1080.
Als FN. (zu Bed. 1). .Jenui Su. nob.'. unter den .novi ciTes
recepti von Richensee'. 1386, L. ,ManngSchn., Togtzu Basel.'
1521/25, BsRef. ,Schn.' 1538/9, Ap (neben ,Schnetz(l)er').
Epfel Öpfel-: Übername der Bewohner von ßs
Diepflingen (Seiler). — Chüeffer- (bzw. -ie-): Schnitz-
messer des Küfers ßTwann. Die abg'spaltnige" holzige"
Dubelnegel, iXeimtA^m Chg' spitzt werden. ßÄRND.19'22.
Chrüseli-: Übername der Bewohner von BsAesch
(Seiler). — Zu Chrüsd 114 (Bd III 861); vgl. das Folg. und
Krd-hi^r-Sclm.
Linse°-: Übername der Bewohner von BsReinach
(Seiler).
Bild-: wie nhd. , Moler oder b.' 15U4. S. .Ringgisen
den b., so bi inen ein werch verdinget und arbeitet.'
1591, Z RM. Ein .ß.' befindet sich 1671 unter den
Handwerkern Zürichs. SDaszvnska 1891. .Dem B.
Schmidt zu Samen für 6 ganze Capital und 6 halbe
und deren Schaftgesimbs sametlich 19 Gulden.' 1734,
IHess 1914. — Vgl. Gr. WB. 1121.
Bolz-: Bolzenschnitzer. , Hans Graff. der b.' 1447,
Z RB.; nachher .der bölzenmacher'. — Erd-ber-:
Übername der Bewohner von BsSelt. (Seiler)
schnitzere""; Fehler machen UwE.; Syn. bocken W
(Bd IV 1134). - Abi. von .SV.i,„-teer J.
Schnitzet m.: das Zurüsten des Dörrobstes auf
einem Bauernhof BE. (Gotth.); s. Bd VII 17'27o.
Epfel Ö^Ye'-Schnitzete" f.: koll.. .Apfelschalen
(als Abfall) ßsL. (Seiler)
schnitzig: 1. a) „scharf schneidend", von Sensen,
Messern usw. AaF., Fri. und ItH.; ApLb.; Bs; BAarw.,
E.; L; GF.,G., W.; SchR.; „Schw"; SOlt.; Ndw; „Zg".
1423
Schiia(t)z, schne(t)z, scliiii(t)z, sclino(t)z, sclinu(t)z
1424
& schn-i Segesse". D'Segetse" isch nümme'' sehn.
BXrnd. 1925. is isch nid es guets Mäje" mit neue"
Segesse", si werden ersch' sehn., iie""-me"-sen afen e"
eher 'brilcht het. Loosli 1910. ,[Mit einem gewissen
üengelapparat] lässt sich . . . ein ganz guter, gleich-
massiger, schn-er Dangel erzielen.' Schweizer Bauer
1900. E(s) schn-s Messer hkYv\.\ (i¥.,G.; Ücali. De'
Beijel isch nit sehn., wenn-er seho" früsch g'schliffen
isc/t Bs (Seiler). Adv. 's Messer haut sehn. AaP. ,[Üer
, Kabishobler' habe von Zeit zu Zeit] den Hobel ge-
salbet. Es hau's viel schn-er und gab auch d's Halb
mehr us, wenn man nicht gytig syg darbei.' Emmen-
TALERBL. 1917. Futterschneidmaschineii, wo . . . 's sehn,
neme" wie dür'^'' ''en Anke". JBürki 191ti. ■ — b) was
sich leicht schnitzen, schneiden lässt, von Holz und bes.
von feuchtem, saftigem Grase Ap (T.); Bür., Sa. (auch
von weichem Käse) und It Zyro; GrD., Nuf., ObS.,
S.; G (Zahner); Ndw (Matthys); U. Schn-s Holz B.
Das ist schn-s Grass GrNuI'. Isch-es schnitzig(s)? fragt
man etwa im Vorbeigehen einen Mähder BGr. (Bärnd.
1908); G (Zahner). .Sehn., spältig, leicht ze schneiden
und ze spalten, fissile.' Mal. — 2. übertr. a) in aktivem
S. a) auffahrend, beissend W (Tscheinen), „barsch,
ungestüm anfahrend Gr (St.'); Sch, vorlaut, bei
schnippischen Antworten Gr (St.^j"; vom Folg. nicht
scharf zu trennen. ,Wie der gmein mann gar sehn,
und ufflüpfig sye.' 1558, Brief (JFabricius). —
ß) „lästern, erpicht", mit Lust bereit zu Etw., oft mit
dem Nbsinn des blinden Zugreifens, des Unüberlegten,
Voreiligen AäF., Fri., Tag. und It H.; Ap (T.); Bs
(It Spreng .voreilig im Schwatzen, Versprechen und
Schenken'); BE., G., U. und It Id. (.avidus). Zyro.
AvRütte; Gr, so Pr.; L; GF., G.; ScuHa., K.; Tu, so
Hw., Mö.; U; .Vw"; W (Tscheinen); Zg (auch St.);
„Z", so Lunn., Stdt und It Spillmann, auch i. S. v. ge-
neigt, willig, gefügig B; Gl; U. Schn.si"; meist verneint.
Er ist nüd sehn, (druf, auch drüber G, derzue B) Ap
(T.); BE., Stdt, U.; GrKI.; GF., G.; ScnHa.; Th; U;
ZStdt. „Er ist darauf sehn." St.^ Er ist ned so gär
sehn, uf d'Arbet, uf 's Schaffe" ThMu. Er nimmt
wärli''' das Maitli nit, er isch ammel nit gruslig sehn,
druff Bs (Seiler). !''• bi' nüd sehn, döhe" z'gö", habe
keine Lust dahin zu gehen Ar (T.). Er ist nüd so
sehn, in'n Sack z'lange" ZStdt; vgl. 5). P* 6t" neti"'e"
nit sehn., De" no"'' einisch use" z'bisse" B (AvRütte).
D's Madeleine iseh iiämme'' sclm. g'si" seeh la" z'brichte".
wel''''er Gatti"g Sentiments . . . am Platz sige". RvTavel
1922. ,üass ich ... nicht sehn, gewesen war, ihm einen
Besuch abzustatten.' Gotth.; .eilig.' 1861. ,Die [Leute
im Dorngrüt] seien öppe" nicht sehn, (sehr bereit)
Leute aufzunehmen.' ebd. ,Üie Wirtin sollte voran
gehen mit dem Liclit [um die vor Gespenstern sich
fürchtenden Gäste hinauszugeleiten]; aber die war auch
nicht sehn.' ebd. [A.:| Wettiseh-mer nit hi-n-em ga"
z'Best rede"? [B. :] Bi" nit sehn. B (AvRütte). Er ist
scho" weniger sehn., wänn-er sfft go" schaffe", zale"
ThMü. Auch unpers. mit Dat. P.: Es ist-mer nüd sehn.
GF., G. (Zahner). ,N. sagte zuo im, ob er lustig wer,
gölte er sich rüsten, sy weltin hinacht uf brächen; do
rete er, er wer nit sehn.' 1525, Z. ,Doch warend die
Aidgnossen etwas schn-er worden [zum Frieden],
dan si vil redlicher lüten an dem Delphin verlorn
hatten.' Yad. ,Verheissend im [einem Kundschafter]
vil gelt und guot, damit er sehn, werd darab, dester
ein guot ufsehen hab.'.lMiiRERl559. .[Spieler:] Darumb
bin ich so sehn, disen tag: ich weiss, das mir nit fälen
mag.' RCys. 1593. .[Einer Gesellschaft wird abgeraten,
einen Berg zu besteigen] noch warens abzuwenden nit,
wardend noch schn-er hiemit.' HRRedm. 1620. .[Schiff-
leuten soUderLohn bezahltwerden]dan sy gar sehn. ,wan
sy Gelt sehind.' 1657, Z. , Einen sehn, machen.' ,Damit
er [der Abt von StGallen] die Appenzeller sehn, machen
möchte [ihm das Rheintal zu überlassen], nara er ainen
geschwinden rank für sich, nämlich die Appenzeller
vor den Aidgnossen ... zuo verklagen.' 1465, Vad.
,[Der Abt verlangte von uns StGallern eine über-
trieben hohe Entschädigung] ob er uns bette sclm.
mögen machen, von etlichen gedachter stuken [Gerecht-
samen der Stadt gegenüber dem Kloster] ze ston.' ebd.;
vgl. Vad. III 380. S. noch rer-kratzen (Bd III 930)
Unpers.: Er het z'erst bim Spile" g'"'unne", dernö'''
het's-en sehn, g'maeht, ''ass-er alliwil höcher g'setzt het
Bs (Seiler). Adv. De muest nüd so sehn, tue", drein-
fahren ZStdt. Er ist sehn, a" d'Arhit g'gange" BG.
,Ei''s Gurts und sehn, auf das ... Bärgfutter los', beim
Eintreten günstigen Wetters im , Heuet'. Bieler Tagbl.
1917. Auch scharf, energisch, vom Fortgang einer
Sache, von einer Bewegung AAWohl.; B; SchB.; Tu.
Es göt nid sehn, drum, um eine Ware SchR.; vgl. 3).
,Seit Wochen arbeiten sie [gewisse Politiker] zwar
schon an einem Polizeireglement; es will aber nicht
recht sehn, damit vorgehen.' Bauernst. 1907. ,[Das]
Bähnli, wo so sehn. ... mit üiis darvongepfitzt ist.'l
Bieler Tagbl. 1916. In speziellen Anwendungen.
1) mit Bez. auf Speisen, Getränke AaF., Fri., Tag.; BG.;
L; GF., G. Vgl. Schnitz 4 (Sp. 1410). I'* bi" nidl
gar sehn, g'sl" uf de" sür Wi" L (Schürmanu). Er]
ist nüd sehn, über ''e" Chäs, kein Liebhaber von Käse
G (Zahner). Er ist nit gar sehn-e' , ohne Appetit BG.
Sehn, (frßsse" AaF., Fn.; BG. D'Chue, d'Sou frissti
sehti. AaF. — 2) in erotischem S., heiratslustig Bü.i
E" schn-s MiHsehi. ,Bes. vom Stier, der die Kuh raschj
bespringt' Aa (H.). — 3) kauflustig BE.; Gl; ThMü.;!
Zg; zu Spillmann. ,Ein schn-er Handelsmann', der;
.vorschützig, eilfertig zum Kaufen' ist Zg. /"■* be" neät
so gär sehn, druf, zB. einen Acker zu kaufen ThMü.
,Der Bachbodenbauer hatte den meisten Hausrat fasll
ganz erstanden; die andern Leute waren nicht schnitzigj
gewesen.' Alpenhorn 1871 (BE.). .Darob [durch deit
Ankauf einer Forderung an eine arme Frau] wirst duj
kaum reich werden; ich hätte auch so ein Stuk auj
sie, wenn du sehn, (kauflustig) bist.' HPest. 1782. —
4) kriegs-, angriffslustig. ,[ Wir werden im Hegau] umbj
her ziechen und die schn-en junkhern strafen, das s!
ir leptag doran werden gedenken.' 1499, Brief aus den|
Felde. .Lanzkneeht und erzknappen, besunder an diil
Eidgnossen sehn.' Ansh. ,Die [Krieger Sauls] warenij
. . . mit uns [den Philistern] ze schlachen all als schn.i
das . . .' HvRüTE 1555. ,So sind im Oberen Pundt aucll
kriegslüt wie in anderen orten und ser heftige papisteiii
die ... sehn, von art sind zu kriegen, Gott geb weij
es antreff.' 1572, Brief (TEgli). ,Wir [die Jericli?
belagernden Israeliten] sind früsch, muotig, gar kern|
haft . . . sind all sehn, an die statt frey, an d fynd hiii
ist unser bgär.' RSchmiii 1579. — 5) freigebig, grosS|
mutig Ap(T.); Bs; Gl; Soh (Kirchh.); U; ZBül., Stdlj
Wth. und It Spillmann. De' Her', de'' sü^t e^so schui
im Schenke". EKron 1867; vgl. Sp. 1006M. Di schn-e
Bure", wo d'Chästen und d'ClieUer läre"d und nietu
spare'd, wenn's gilt e" guets Werch für d'Soldäte
1425
Schiia(t)z, schne(t)z, 8clilii(t)z, schno(t)z, schnii(t)z
142«)
EEsCHMANN 1912. Gew. verneint: Er ist nüd sehn.,
nicht sclinell zum Geben bereit. — 6) habgierig, geizig
BS.; GStJt. — b) in passi vem S., appetit-, lusterregend
BG.; Sy n. an-viachig, -mächelig (MIV 4S). Es schn-s
Würstli. Us der Chuchi chunt recht C schn-C G'schniaclc.
E' schn-s 3Ii-tschi, ,ein Mädclien, das man wohl liaben
möchte.' Das ist tt"^" schn-i Arbi't, unangenehm, uner-
freulich. Vom Wetter, angenehm L (ERötlielin). Der
hürifi Angst- und Herbstmonet tiend aw'' gar ke"'s
schn-s Wetter g'ha". — Auch eis. (Martiu-Lieiih. II 512|.
I Zo 2a Tgl. Schnitz .3 und 6, ferner räas le (Bd VI 1273 u.),
I Bcharffed (Bd VIII 1240u.), watz, zu 2aß5 mhi. gebemiz,
I freigebig, bair. ijcliirhnhzig ISctim.' II 592). Die üoppelhed.
I yon 2 hat auch iihd. lüstern.
I u(n)-, in BBe., R.inBed.2b -sehnützig: l.a)Gegs.
I zu schnitzig la .Sinw; Zg". — b) Gegs. zu schnitziglb
I B; GrD., He.. übS., Pr.; G (Zahner); UwE. U-s Holz,
Gras. Da isch-es u. z'meje" GRHe. (Tsch.). Das ist
hdlisch US Zug, von Borstengras GrKI. Man rüclit
beim Mähen nur langsam vorwärts, wenn vil u-s Zug
I dri" ist: Mies, Widele" und da und dörte" Scherhüfe".
1 ScHwzn. (GKPr.). ~ 2. a) Gegs. zu schnitzig 3a? ,Vw;
Zg; Z", nicht dienstbeflissen BBr. Das ist en U-e'!
BHa. (ohne Bed.-Ang.). ,Nit u. sin': ,Ettlich ordt unserer
religion . . . ir [der Vermittler] fürgeschlagen mittel . . .
guots tails willig oder doch, so es nit besser fonden
i noch erlangt werden mag, geschehen ze lassen nit
unschnitzig sind.' 1548, Vad. Br. — b) Gegs. zu
schnitzig 2b, unangenehm, widerwärtig, bes. vom
Wetter, auch von einem Weg, einer Arbeit „B"Be.,
' Hr., Hk., Ha., ,0.", R.; L, so G. (,unbequem'); „Vw".
! Syn. un-lustig 1 (Bd 111 1479). Hut ischpsj u-s WUtter.
i Bussen ischps] ehalt und u. g'si". Zyböri. Da' 'seh
en u-i Arbeit. — ■ Die Form mit -«- beruht auf falscher Auf-
fassung des -1- der entrundendeu Nachbarschaft; vgl. den
j Schluss der Anui. zu ü«-s,:h,utuzlen (Sp. 1391).
< Schnitzle", in G auch Schnitzele" — f., Dim. -dt G
' ßAhwet): mehfPy, = Schnitz 3b, Sc/iH!«e?ena(Sp.l359)
GaHe., Fr., Seh.; G, so Sa.; Scu (Kirchh.); Tb (Pup.).
Sogar d'Schn-e" (Öpfel- und Bire"hüt) hind ire" Nutze"
GSa. Auch in den Zssen Öpfel-, Herdppfel-, Bifejre"-,
[ Herdbifejre"- Schnitzle" GrHb., Seh. (Tsch.). — Daraus
I entlehnt rät. achnizhiH. Schuitzäpfel (Conrad! 198).
I schnitzle": 1. =sc/(/4<t2/eH ia(Sp. 1399). a)(kunst-
I gerecht) aus Holz, Knochen udgl. Etw. sclinitzen Bs;
j BO. (Zyro); GrHc., ObS.; TB.; Zu. und wohl weiter-
I hin. E" Leff'el sehn. Bs. Us de'' Marehstengle" [des
Holunderstrauchs] schiiitzlen s' [die Knaben] ehlini
I Mannli. Bühler (GRÜbS.). Im Anzählvers: ,l)er Vater
' ... schnitzelt mir ein Bolz.' KL. (Z); \g\. schnetzlen la.
! ,Ein laden mit Eptingen und Ampringen wappen, so
'■ Jarhinn geschnitten o[der] geschnitzlet sind.' 1555, Bs.
,[Die Bürger, die] oft Stunden lang da unter den Bögen
stuhnden wie Pagoden, die man aus Langweil ge-
schnizelt, übermahlt und an die Sonne hinstellt zum
; Trocknen.' Z Schauspiel 1781. ,Des Winters, wo die
j Männer [von GrD.] ausser der Besorgung ihres Viehs
f... wenig zu tun haben, versuchen sie von selbst
j mancherlei Professionen, schnizlen Holzgerätschaften
I asw.' Gr Sammler 1806. — b) zwecklos einschneiden;
8.rit2;ien(BdV11930). — 2. = scftne««Ze».2,zerschnitze(l)n
Bs; BE.; ScBScbL; Tu; ZWald. D'Mueter schnitzled
\ Öpfelschnitz, im Kdld ZWald. Di zweiti schnitzlet
Kride", im Mti-Rössli-Ued. GZtR. 1906 (Bs). Dann
hanr-i'i' g'sjiilt und Bilder g' schaut, Papirli g'schnitzlet,
Schweiz. Idiotikon IX.
Hüsli 'baut, von einem Kinde. APletscher 1899. —
g'^-schnitzlet: a) = ge-sehnetzlet la. E" g-i Fote-
graßrame". SGfeller 1911. E" g-i Chellerlaube". ebd.
1919. Sehwizerhüsli, so zierli''' g. Scnwzn. (Z). ,Du
wirst dir ghein geschnitzlet bild machen.' Zwingli;
nach 11. Mos. 20, 4. ,Incisim, gestücklet oder ge-
schnitzlet.' Pris. .Einer lebendigen Alraunen sich be-
dienen, nit einer geschnitzleter.' 1657, GSa. Zauberproz.
.Die zwei geschnizleten und vergülten Engel.' 1658, L.
,Ein geschnitzleter Christus an dem hölzenen Crucifix.'
ClSchob. 1695. ,In denen beiden oberen geschnizleten
Blättern [eines Altars].' 1707, ZRhein. .Meine selbst-
geschnitzelten hölzernen Kühe.' UBräoqer 1789. —
b) = ge-sehnetzlet Ib; s. schnetzlen Ib. — Vgl. Gr.WB.
IX I36I/2; Martin-Lienh. II 512; Fischer V 1080/1. Als
Lchnw. in rät. sclinizzlar, schnitzeln (Pallioppi 654).
ab-. Nur Ab-schnitzler m. : = Gertel. oO.; s.
Bd 11 443o. und vgl. Ab-Schnutzler (Sp. 1440).
ÜS-: entsfr. schnitzlen 1 GrHc. (Tsch.). E" hülzi's
Rössli ü., als Spielzeug. Ein Altarbild soll darstellen
,den H. Geist ausgeschnitzlet schwäbend in der Glori.'
1707, ZRhein. — Vgl. Gr.WB. I 959.
zer-: enUyir. schnitzlen 3. Von geschlitzter Klei-
dung: ,Hie kombt ein allamodischer Jüngling in zer-
schnitzleter Kleidung.' JMahler 1674. — Mhd. zer-
anitztln in gleicher Bed.
Schnitzler m.: 1. wie nhd., Holzschnitzer BBr.
(Zyro) und wohl weiterhin. ,[Es] soll der Sehn., der
mit nit anders als mit rowen Holz schniden will, die
Zunft zu Spychwättershuss haben und kouffen; wer
aber fassen, molen, vergulden will, die zum Himmel.'
1463, Ochs. — 2. a) Teilnehmer an einer .Schnitzel-
bank'(Bd IV 1388, Bed. 2). Bs Fastnacht 1911.— b)das
von einer .Schnitzelbank' gesungene Lied. ebd. 1902.
1913. E" Sehn, singe"; s. Bd Vll 703o. — Vgl. Gr.WB.
IX 1368; Martiu-Lienh.11513; Fischer V I08I (auch als FN.).
Schnitzler i f.: Werkstätte eines Holzsclinitzers
WSaas.
,Schnitzleten f.: recisanientura.' Uenzl. 1716.
Schnitzli°g m.: 1. = Schnittling (Sp. 1367) AaEIT.
(.Steckling mit altem Rebholz im untern Teil'). .Die
reben hinderm vorst wurdend angfangen und inglait;
es wurdend bi 30000 schnitzlingglait.' Vad. , Sehn. .ein
neu Rebschoss, malleolus.' Denzl. 1666/1716. .Kappen
[Rebschosse], so zu Basel Schnitzlinge genenuet
werden.' EKönig 1706. .Da man sonsten bey den jungen
Schn-en ... über vier Jahr keine Trauben haben kann.'
ebd. — 2. viell. = Sehneitling 1 (Sp. 1350). .Wir sahen
hier [in Tenna] viel für Gerbereien zugerüstete Rinden
... und viele zu Küferholz bestimmte Schn-e.' Gr
Sammler 1780 (UvSalis). — Vgl. Gr. WB. IX 1368.
Ab-: abgeschnittenes kleines Stück Papier, Holz
odgl., Abfall Bs. .Priesegmen. a.. das abhauwen über-
flüssiger dingen, eigentlich was von neglen wird ab-
gehauwen.' Fris.; s. noch Ab- Schnitz 3. ,Spen oder
Abschnitzling der Forchen.' JRLandenb. 1608. ,Seind
doch alle der gstalt zu hauflf gebrachte sachen [histo-
rische Dokumente] gegen soviel wunderbaren händlen
und Schickungen Gottes ... gleich wie abschnitzling.'
WiTRSTiSEN 1580/1765. — Vgl. Gr. WB. I 108.
Schnitzung f.: entspr. schnitzen 4. ,Was die
Untertanen antrifft, haben wir die mit Sehn, gar nicht
beschwehrt, sonder vilmehr entladen.' Anhorn 1607.
,1m Anfang eines ausgebrochenen Prestens wäre weit-
aus das Dienlichste, das kranke Stück Vieh ... ohne
90
1427
Schna(t)z, schne(t)z, schiii(t)z, schno(t)z. sclmu(t)z
1428
Aufschub nieder zu schlagen und zu verscharren, da
dann eine proportionierte Sehn, autjedes Stuck Vieh in
der Gemeinde zu machen und damit dem Besitzer eine
Vergütung seines Schadens zu geben.' Gr Sammler
1782. , Kirchen, Schulen, ArnienpÜege, Wuhren und
Dämme gegen Waldwasser, endlich Kriegslasten legen
den Gemeinden oft schwere Leistungen auf: bald
Gemeindwerke . .. bald, bei Verschuldung des Gemein-
wesens, starke Schn-en, bald Einquartierungs- und
Kequisitionslasten.' ebd. 1807. ,üa in dieser Scliätzuug
und Sehn, dem Schloss nach den uralten Beispielen
der eilfte Teil zukommt ...' 1809, Caliezi 1920.
SchnöZ ( öj- BSigr., Si.; GW.) m., PI. mit Uml.:
wesentl. = Schnorz (Sp. 1330/1). 1. Schweinsrüssel U
(häutiger Schnöze"). Derb auch vom menschlichen
Mund, Hängemaul. ebd., so ÜSchächen. Der macht
scho" e" rechte" Sehn. ! — 2. vorstehender, schmal oder
spitz zulaufender Teil eines Gegenstandes; , Schnabel'
Gl, „Zipfel Gr; L; Zg". a) Schnauze an Krügen,
Tassen ü (häufiger Schnöze"). — b) , vordere Spitze
eines Schiffes usw., Nase' SchwE. (Ochsner). —
C) vorderes, aufgebogenes, spitz zulaufendes Ende einer
Schlittenkufe GrAv., Cast. — d) abgeschrägtes Mund-
stück einer Rindenpfeife Gl; Gnllai.; vgl. Schn.-Fßffen
(Bd V 1074). — e) (ringsum oder einseitig) abgeschrägtes
Ende eines Stückes (Eund-)Holz, Baumstammes udgl.
GrD., kl, Rh., auch das Stück, das beim Fällen eines
Baumstammes zw. der eingesägten Stelle (SagJ und
dem auf der entgegengesetzten Seite etwas tiefer an-
gebrachten schrägen Ausschnitt (Schrot) am Stamme
zurückbleibt und abgesägt wird GrD. (DrBranger).
Uneig. sagt man etwa von Einem, der sich in eine
Gemeinschaft nicht einfügen will, immer anstösst: Mer
wellend Dem jetz denn ette" en Sehn, gen [ihn gleichs.
entkanten], denn tuet-tr schon aW'' recht GrKI.; vgl. 5.
— 3. a) schräger Schnitt (bzw. Schnittfläche) BSigr.,
Si.; Gl; .GR'Calf., He., Jg., Valz.; „L"; GW.; ,Zg',
zB. an einer Kielfeder BSigr., am Mundstück einer
Rindenpfeife Gl,; GnCast., an der Stirnseite eines
Baumstammes udgl. BSigr.; GrD., KL, Rh.; GW. E(nJ
Sehn, mache". — b) Einschnitt am Olir eines Tieres
als Eigentumszeichen GW.; Syn. Schnitzla p (Sp. 1405).
Das Schöf hat ztce^ Schnalz im <\r. — 4. Schnörkel,
zB. an Scliriftzügen GW. — 5. Form, Art; Sj-n.
Gatting (Bd I! 499). Gew. mit ander, glich. Dir hat
der Sach due en ayidere" Sehn, g'gen GrKI. Jetz hat
das Ding en andere" Sehn. ebd. Bes. vom Wetter GrI>.
D'a Wetter hat nid de" gliche" Sehn, tcie dercor. BChlek
(mit der Erklärung .Schneide'). Auch von einem Stück
Vieh: Es hat en andere" Sehn, als die übrigen
Tiere GrD. Von Menschen mit Bez. auf Lebensart,
Manieren : Er hat en ganz andere" Sehn., seit seiner
Rückkehr aus der Fremde GrKI. — 6. pers., dumm-
stolzer, aufgeblasener Mensch GlK ; GfiGrüsch, Schs.
Das ist jetz e" Sehn.!
Vgl. die Anni. zu Äc/inon (Sp. 1331), wozu noch darauf
hinzuweisen ist, dass die Gruppen tchnoz- und schnorz- uicht
nur in der Bed., sondern auch im Verbreitungsgebiet weit-
gehend (VC); Gl, auch BO.) übereinstimmen ; nur mknöz- ist für
Gr; GO., vereinzelt auch für SchHa. (s. ah-ncknözen) bezeugt.
Soweit diese Form nicht auf r-Schwund beruht, ist ihr Ver-
hältniss zu der Gruppe achnnuz- wohl ähnlich zu beurteilen
wie das zw. den Gruppen urhnnyg- und ivhnmKji/-; vgl. die Aum.
zu Sfhmggm (Sp. 1200). Kine Wurzelstufe gerni. umtut wird
durch diesonstige Überlieferung nichtgestutzt. Beil. 1 uud4 ver-
einigt auih Schnürijyel (Sp, 1 3Ü 1 ). Bed. .5 ist von '2(e) «bertr.Hgen. '
Schnoze° m. „UwE.", f. L; Uw; U, so ÜSchächen,
Schnöze" f. GrUc.; Ndw f-e-j, iJim. Schnöz(ijli Ndw,
Schnez- Ndw ; U : wesentl. = Schnorzen(S\). 1331). 1. {-ö-,
in Ndw auch -e-) lange Tierschnauze, bes. Schweius-
rüsselL; üw^E." ; ü,aucli Hundeschnauze Ndw. Häute-
cren Ei"s uf d'Schn.! einem Schweine ü. Derb aucli
vom menschlichen Mund. Häb au''' einist di" Sehn.
zue, du ehige' Schnorrer! L (EKüthelin). E"wegg mit
diner Sehn. ! u'si Sach göd-di''' häl süber Nüd a". ebd.
Hüb d'Schn. drüss! was hrüchisch du da d'Schn. »"
Allemine" z' ha" ?ü. — 2..(-ö-) =Schn<)z2a ü, = Schnöz2e
Ndw. — 3. (-Ö-J Weidenpfeife mit schrägem Schnitt,
ohne Zäpfchen GrHb. (Tsch.). — für Obw. ist auch die
Vokalquant, unsicher; das W. scheint nach Aufragen dort nicht
mehr bekannt zu sein. i
Sü" Siw- Schnöze": Schweinsrüssel übw; U, so
ÜSchächen.
sc hnöze''(-öe-BSigr.,Si.;GW.),Ptc.-«: La) wesentl. i
= schnorzen, schnörzen :J (Sp. 1331). a) ein Stück Holz j
(Brett, Zaunlatte, Pfahl usw.) am Ende schräg zu- 1
schneiden, -spitzen, „von Schreinern usw. häutig ge-
braucht" ; insbes. auch : Rundhölzer, Baumstämme udgl.
an der Stirnseite entkanten oder von einer Seite ab-
sclirägen, damit sie beim Bisen (Bd Vi 13Ö8) weniger
austossen und verletzt werden BSigr., Si. und It Id.
(,in ligno secto circumfereatiam attondere'); „Gr"
U., He., Ig., Pr., Rh., Seh.; „L"E.; GG., Wh., W.;
ScHwE.; Ndw (Matthys); „Zg". .Schnözt man von
zwei Seiten, so entsteht ein Keil.' — ^) e" Chueche"
sehn., ,einer Schlittenkufe den rechten Schwung auf-
wärts geben' GnCast. (Tsch.). — y) eine Rindenpfeife
sehn., das Mundstück schräg zuschneiden BSigr.; Gr
He.; GSa. S. noch Summer-Pßtf'en (Bd V 1074; Rhag.i
1(5.50). — 8) Kleinvieh (Schafe) durch einen Schnitt insj
Ülir bezeichnen GrV.; vgl. JJörger 1913, 48. Wem ...j
hedjez die tot Henna g'hört? . . . De" Henne" cha'"-me"\
halt nit d'Ore" spalte" und schnötze". ebd. 1918. Auch:eini
vorhandenes Zeichen verändern, unkenntlich machen,!
die ursprüngliche Ührform wieder herstellen GrS.; vgl.
üs-schn. In diesem Sinne heisst es etwa bei Sehäp.
Scheidenen: Da ist g'schnözt ! — b) (eig. mit schrägem
Schnitt) (ab)schneiden GnvPr. ; vgl. auch die Zsseu..
,Man kann sich auch selbst eine Tabakspfeife zurechtl
sehn.' BSigr. — 2. „Holz von einer Höhe wälzen oder
herabrollen machen LG." Syn. risen (Bd VI IStiS). — !
3. , schnöde, gehässige, unzufriedene Bemerkungen'
machen', von weiblichen Personen BR. Vgl.schttorzenä
Si hed geng Eppis z'schn. Einem Etw. sehn., vorhalten
ihn an Etw. erinnern, um zu kränken, ebd. (ä. .Angabe)'
Er schndzt-mer all Tag es par Mal, was-er-mer schoii
Alls 'dietietJieig. — g'-schnözt: entspr. schndzen laa'
von einem Trämel BSigr. — un-: Gegs. zum Vor. ebd. —!
laist Abi. von Ä'cAiiMfea;. '2gehtTon 1 aa aus; doch kann auclj
ein blosses llissverstäuduiss vorliegen. Eine vereinzelte s|
Angabe für GrOhur: »chnöze" = achnetzm 4a (Sp. 1396), wiro!
heute vou verschiedenen Seiten abgelehnt; wenn richtig, wirj
die Bed. au 1 b anzuknüpfen. j
ab-: a) = schnözen laa. BSi.; „GR"C'hur, D., Kl^
ObS., Seh., Valz.; ,L" ; ScHHa. (,ein Stück Holz, eineit
Pfahl einseitig kurz zuspitzen wie zB. das Mnndj
stück einer Klarinette'); Ndw (Mattliys); Zg. -'
b) = schnözen Ib GRvPr. E" Stuck va"-me" Stielte" al
Fridli springt t" d'Stüde" und schnözt va"-re" Sälen e,
glatts Seho.is ab. Scuwzn. (GfiSchs); erklärt als .schar
abschneiden'. Er hed-si''' d's Fingerberi abg'.sehuAzl
1429
Schna(t)z, scliiie(t)z. schni(t)z, sclmo(i)Z, schlin(t)z
1430
unsauber abschneiden mit einem schlechten Messer
OrHc. — ÜS-: zu schnözen lad. Wenn ein Schaf einen
neuen Besitzer bekommt, muss man d's alt Zeichen ü.
GrS. — ver-: durch Schneiden verunstalten BS.
(Brüttelen, Treiten); Syn. ver-schneflen (Sp. 1154).
Einen Laib Brot v. — b»-: = schnözen laa. GRRh.
Holz, einen , Burren' 6. — w6g-: wegschneiden BSigr.
Von einem Baum wilde Schosse w.
schnözig: xxxschnösenSBR. E' schn-e' B'scheid ge".
Schnotz I, S c h n o t z e ° (in TB.-m") ra. f.,\)im.Schnötzli
(■e-) U: 1. Schnotze' f., in der ä. Spr. ,schnotz(en)' m. f.,
Schnauze TB.; UGösch.-Alp, Maul einer Ziege, eines
Rindes SchwE. Am Drusherg obe' ... sind d'Geiss
ume"g'chreslet . . . und hend äppe" iri Schn-e" a" de"
Älpe''röse"bdsche" iime''g'ribe". Lienert 1891. Dim., zB.
von der Schnauze einer Ratte UGösch.-Alp. ,Ein eber-
schwyn ... hatt ouch ein schn-en, des es sich gebrucht.'
LJüD 1530. ,l!ostrura cervorum, die schn-en; spu-
mantes rictus, schn-en oder Schlund einer löuwin.'
Fris. S. auch Sp. r274u. Elefantenrüssel. ,Ein häl-
fant ist ein wundergross tier; ob du glich sinen
krummen schn-en und zän siehst und trachtest, wozuo
ers brucht, noch weist du nit, warumbs Gott zu dem
bruch eben also gemacht habe.' LJud 1530. ,Der
schnotz eines helffants, proboscis, manus.' Fris. (,die
sehn., schn-en'); Mal. ,Man hat die helffanten auch
in kriegslöufen gebraucht; dann sy mit der schn-en
oder nasen einen wider den boden weifend.' LLav. 1582.
Derb vom menschlichen Mund Schw. Die hänkt iri
Schn-e" i" Alls ine'. — 2. Schnotz m., Fadenende PI'o.,
„Stückchen Seil", kurzer Strick „W''Randa, Rar., Vt.
Vgl. Schmitz. — I auch bei Gr.WB. IX 1380 (.Scliüotze',
Schnauze): vgl. fcrtier ags., engl., ud].. ud. mot (tt), afries.,
(m)nd. «iio((e. Rotz, (m)ud., ndl. snotten, schneuzen; dazu mhd.
muz, catarrluis. Boileutnngaverwandtes zu 2 s. unter .S'<7i(;««s
(Sp. 1386 M.). Hieher viell. der PN.: ,Dictus Snotzli carui-
fex'. auch ,Snozzeli', .Snotzliuus', ,Snözliuus'. um 1290, Bs
(ASocin 1903, 166).
Elefanten-: Elefantenrüssel. .Heltt'antschnotzen,
manus, proboscis, promuscis.' Fris.; Mal. , Manus, Ele-
phantenschnotzen.' Denzl. 1677. — ,Hunds-schnotzen:
rostrum canum.' Fris. — .Hirzen-schnotzen f.:
rostruin (-a) cervorum.' Fris.; Mal. — Milch-: = 31.-
Schnauz 3 (Sp. 1387) SchwE. Die hat es förms M.-
Schnotzli.
Schnotzel „Schnozolm.: steckenförmiger Ast W.'
Schnotzi°g in., n. -a: was man beim Mähen zum
Abweiden stellen lässt WVt.
üs-schnot2le°: = (üs-)schnauzlen (Sp. 1391) Gr
Fan. Püsche", en Ast, e" Stuck Holz ü.
G'-schniitz C-e-) n.: Maulpartie beim Vieh UGösch.-
Alp. Syn. Ge-schnörr (Sp. 128Q).
ab-schnötze°: scharf zurechtweisen BBe. —
schnötzle": schmatzend fressen. .So es [das
Murmeltier] milch sauft, so schnötzlet es wie ein jung
Schwein.' Tierb. 1563; lat. oris suctu sonitum sicuti
porcellus emittit. — Vgl. Gr.WB. IX 1381.
Schnotzli m. f.: Schimpfwort für niännl. bzw. weibl.
Personen. ,[A. klagt, dass der B.] zuo im under ougen
sprach, er wer ein verhita, usgehyenda schnotz, und
rett ouch vil ander bösser werten.' 1377, Z RB. ,Es
klaget Jo. Malers wib uf Jos. Meyers wib, daz si zuo
ira sprach frevenlich und schalklich: du bist ein recht
bÖ8J sDotz, und Gott well, daz du erhenkt werdist, es
ist als das erlogen, das du geseist.' 1386, ebd. —
Verhüllend fllr Fotz (s. Foiz III.j. Fvtz Bd I 1155. 1158): vgl.
.^ihnut mit Aiim. (Sp. 1369). Hoch ist auch Zugehörigkeit
zu .Schiintz I nicht ausgeschlosseu.
Schnuz bzw. -«'- (B; F) bzw. -ü- (WVt.). -u'- (Gr
Obs.; TB.; U), -ui- (Uw ausser E., jünger -üi-), -iiu- (Gr
Gast.), -öil- (UwE.) — ra., PI. ScAw-/(BSi.; Obw; W,
so Lö., Rar.) oder mit Uml., Dim. Schnüzli usw., auch
Schnüzji (Gr), Schnüzi (Gr.Av.), Schnizi BGr.,
Schnüzeli (SchwE.): 1. a) einmaliges geräuschvolles
Ausstossen der Luft durch Nase oder Maul (Mund);
gew. in der Verbindung c" Sehn., häuKger Schnüz tuen,
ablän. So von (erschreckten) Gemsen, Schafen, auch
von Schweinen GnPr. (Fid., Grüsch, Kl., Schs. Valz.).
Die Gemse hat en par Schnüz getan und ist e"weg wie
der Töfel GrKI. Es [ein halbwildes Schaf] i.s< verbi
g'schosse" und hed G'walts- Schnüz abiflan. Von
Menschen 1) von herausplatzendem Lachen GRl'r. Der
hed Schnüz 'tuon! E'i^ar Schnüz hann-i''' ablü" müesse".
ScHWZD. S. noch Bd VI 868 o. — 2) ,als Äusserung stolzen
ungestümen Benehmens' Gr (Tsch.). Der hed Schnüz
'tuon! — 3) ubertr. auf eine kurze sprachliche Äusserung
GfiGrüsch, Schs; vgl. ew ScÄm;/' <Mcn (Sp. 1157 o.). Du
cha""st e" Sehn, tue" [,mich anrufen'], ivenn d' geist. —
b) in der Verbindung iTO Sehn., =imSchnüss(S>]y. 1336 u.)
AaF., Häggl., Schi, und It H.; L, so G. und It ERöthelin;
Schw; Uw; W ; Zn. Synn. auch unter iSc/mM/'(Sp. 1156).
's göd im Sehn.; ich bi" im Sehn, wider z'rugg; er hed's
g'macht im Sehn. AaF. Nimm's im Sehn, wi' d'Züri'''-
bieter 's heiig Öl! zB. zu einem Kranken, der eine
bittere Medizin schlucken soll. ebd. Nid lang b'sinne",
mer muess efso Öppis im Sehn, abtue" L (ERöthelin).
Im Sehn, sim-mer dunde" [unten], ebd. Eine Schiffer-
familie bekam den Zunamen 's Sehne", weil sie auf
die Frage, wie bald man das jenseitige Ufer erreichen
werde, immer antwortete: Im Sehn, (sim-mer dert) Zg.
Im Sehn, doher cho". Ineichen 1859. Auch tüie im Sehn.
Aa ; S. IJf's Mol isch das Ross i" d'Lüft . . . und über
^e" Gämpe"berg a's tcie im Sehn. EFisi her 1922. J"
ei"'m Sehn. D' Wulke" verrissi"d und i" ei"'m Sehn,
regnet's bürste"dick aben i" d'Alpe". IRöthelin 1894.
S. noch Bd IV 1711o. — 2. = Schnauz 3 (Sp. 1384).
a) Schnurrbart beim Menschen ApApp. ; BBr., E., Gr.,
Lau., Si., Thun; FJ.; Gl, so K.; Gr, so Chur, He.,
L., ObS., Pr., Ths, Val., V.; LG.; G, so A., F., G..
0., oT.; SchwE.; TB.; Uw; U; W, so Lö., Vt., It
Tscheinen als PI. (Schnüze). Älpe"röse" linggs und
rechts uf alle" Site" und e" Schübel g'flüge"ti Ampeissi,
wo im Seier [PN.] t"'" Sehn, hange'd, i"'" borstige" Dröt-
schnüz. LiENERT 1888. Herre" ... i" Schnüze" und
Barte". CStreikf 1903. [Alter: I«*] ha" müesse" a"
di' Zit däiche", u-o-mer der Sehn, errunne" isch u"'
mi"s Gade" i" der Samstignacht gäng isch Idr g'sV B
(Mittelläiid. Volksb). 1918). En feste' Sehn., ein starker
Schnurrbart ApApp. Eine'' im-ene" grosse" schwarzer
Sehn. CStreiff 1902. Uf der Pfife" i.st der Michel
g'mäletc g'si" mit-eme" stolze" Schnutz under der Nase"
wie en Karibaldi. JJörger 1918. ,Man sagt nicht um-
sonst, sie lernten in den höchsten Schulen am mindesten
und gar keine Religion, vo° wege" da seien nur Fremde
angestellt mit langen Schnüze".' Gotth. Ein alter
Schweizer im Berner Museum treit en Sehn, uf si"'m
heizige" G'fräsr Alpenr. 1872 (BGr.). De" Sehn, trdije".
Dim. Aeh Gott, ach Gott, was sind Das für SolddtU!
si händ, si händ kei" Schnützli utid kei" Barth. ICL.
1431
Schna(t)z, schne(t)z, schni(t)z, sclinu(t)z, schnii(t)z
1432
(GrCIiuf, ähnlicli Tlis). En altert Jumpfere" . . . si hcd
Vrcne" g'heisse", hed es Schnützli g'chä" um d's Mül
um. JJöRCER 1918. S. noch Bd Vll'SbÜo.; VIII 1601 o.
— b) bei Tieren. So bei der Katze: Zili, zizi, Büseli
... De stellst jö dini Schnüzeli, wie 's Fränzelis Hxisar
ScHwE. (,Das Kätzlein'). Beim Murmeltier; vgl.
Mungge''-Schn., sowie Schnüzler. — c) übertr. auf
Schnurrbartähnliches. a) Strich, Flecken von Milch,
Russ udgl. im Gesicht BGr., Lau.; Gr; Ndw (Matthys).
Bukest e" Sehn. Gr. Mitrechtem Pfanne"ruesser Schnüzli
steit [an der B'sehürele" Bd YIII 1209] segar de" Maitje"
nid schlecht an GRSch. (AfV.). Die Kinder haben
Milchschaum g'lecke''d, dass Alli e wwtsse" Sehn, kein
uberchon .. . Es Jeders hed 'prohierd, den gresten und
schenste" Sehn. a"z'reisen. Bärnd. 1908 (BGr.). —
ß) vom Maul schief aufwärtslaufender weisser Streifen,
bei Kühen GrAv., Mai.; GMs. — y) ,Hinter sich lassen
sie [die Miihder] eine glattrasierte Grasnarbe ohne er-
höhte Streifen, Schnü'z [PL]-' Barnd. 1904. ,Im Sensen-
zug einen Schnü'z (schnurrbartähnlichen Grasstreifen)
hinterlassen.' ebd. 1911. — 5) Berghorn, Zacke Uw.
Z'iisserist uf •'em Schniiiz uss. — 3. a) Schnurrbärtiger
GF., G.; Uw (s.u.). Da [in der Schlacht bei Sempach]
hed e" Pair [nämlich Winkelried] bi hundert Schützen
uf d'Gable" g'no". Uw (PfrvonAh). E" junge Sehn.,
verächtlich von einem jungen Manne Gr (Tsch.). —
b) Hund mit langem Haar an der Schnauze Gk (Tsch.).
Hundename B; Gr (Tsch.); GF., G. — c) Rind, Kuh
mit weissem Fleck an der Nase, weiss um die Nasen-
löcher GrAv. (auch Dira. Schnüzi), Cast., Furna, Valz.,
mit weissen Flecken neben dem Maule GRRh., mit
schnurrbartähnlichen, fahlen Haaren BG.(Bärud. 1911).
Name für weissmaulige Kühe BGr. (Bärnd. 1908), Lau.
(ChrEeichenb. 1916); auch ,Schnutzli'(Kühreihen 1818),
.Schnüzli' (FAnd. 1898). ,Schnytzi', Ziegenname BGr.
— 4. Schneepflug aScnw. — 5. (rauhe) Abfertigung B;
GrO., Pr. Einem e" Sehn, ge" GRGrüsch, Schs. E"
Sehn. "6erc/ionGRÜ.(B.). Feiner Vorwurf, Verweis BHk.
Zu 1 vgl. schnüzen I. 2 begegnet ausserschweiz. in vorarlb.
Schnuz (DM. 3, 301 ; neben Schnauz) und in lothr. und luxemb.
üchmiiz (Follmann 463; Luxemb. WB. 393); auch ausser-
schweiz. -au- geht auf ä. -ü- zurück. Entspr. Schnauz flu
Schnauz-Bart (s. Sp. 1387 Anni.) wird Schnnz Kürzung sein für
(unbezeugtes) Schnüz-Bart mit Schnauze" bzw. Schnitze" als
erstem Glied, also wie ,Sehnurrbart' mit der Bod. ,Bart am
Maule'. Übrigens ist bei unsrer -««-Form Eiufluss der diph-
thongierenden Nachbarmaa. und der Schriftspr. im Spiele;
dafür spricht schon ihre Beschränkung auf die Nordhälfto
unsres Gebietes. Auch bei uns stehn die Formen mit -au- und
-fl- tw. neben einander; nach einzelnen Angaben ist -au- jünger
und dringt vor (so in B; L; Schw); anderseits könnte in den
Formen mit -u- tw. Umsetzung von -au- in die Ma. vorliegen.
Vgl. noch entlehntes rät. irhnuz (Carigiet 294 ; RBrandst. 1 905,
66) neben -au- (s. 3p. 1387 Anm.). ,Schnuzjosi', Zuname WVt.
M i I c h - : = M.-Schnotz Bü. (s. Bott III Bd IV 1906),
Thun; LG. (s. Nidlen- Sehn).
Mungge"-; Alpenwindröschen, Anemone alpina
Gl. — Nach den Fruchtbüscheln.
Musel-: borstenartignach vorn gerichteter Schnurr-
bart BLau. — Nidle"-: Strich Rahm um den Mund
LG. Ei"'m e" N. mache". NAx.-Kal. 1864; wechselnd
mit Milch- Sehn.
Sehne"-: = Schnüzi aScnw. — Eig. Nomen ag. ; vgl.
Schn.-Schnüzr.v.
Drät- (-0-): borstiger Schnurrbart; s. Schnüz 2a.
Schnüzc'',-a(-H'-BsStdt;B;F,-M-WVt.,-Mi-PSal.;
WLö.) — f.: 1. a) Schnauze bei Tieren WLö. Bei
Menschen ,nasus cum ore et intermedio mystace.' In. B.
,D'Schn. hindere" ha", profugere pudore; d'Sehn. i"'»
Sack stecke", conticescere.' ebd. — b) in der Verbindung
a" der Sehn, si", zuvorderst, am günstigsten Platze
BG.; Syn. an der An-richti sin (Bd VI 412). Josi: Ja,
a" der Sträss sit-er fast a" der Schnuza. Hans: Wege"
''em Pass va" Friberg ga" Luzern. ELeuthold 1913. —
2. a) Schnurrbart BSi. (ImOb.); PAl. (,mustacchio').
Sah; U; WLö., Rar., Vt. Schener wordn isch-er nit,
aber en Schnuizn het-er uberchon. FGStebler 1907. —
b) scherzh. für eine bärtige Weibsperson GR(Tsch.). —
c) Kuh mit weissem Flecken neben jedem Nasenloch
GrAv., Mai. — 3. Schneepflug BG., U.; FJ.; GRCalfr.;
ü. Mit der Sehn, fare" BU., gä" F J., = pfaden (Bd V
1052). — Vgl. eis., \othr. Schuutz f., Tierschnauze, grob für
Mund (Martin-Lienh. II 513; Follmann 463), sowie Schnüaaen
(Sp. 1337) und Schnauzen. SchnOzen, Schnalzen (Sp. 1388.
1427/9), Schiüzen, auch Schnitten (Sp. 1369).
Sehne»'-: = dem Vor. 3 Bs; BBr., Gr., G., Si., ü.;
FS.; U.
schnuze" {-u" W tw.) bzw. -iV- (B; F. in Ss. älter
noch -Ü-), -ü- (W tw., so Vt.) bzw. -iV- (GRÜbS.; PRi.;
TB.; oW), -ui- (WLö.), 3. Sg. Pra'-i. und Ptc. -t, in Gr
Gast.; L tw. (s. an-schn.) -et: 1. die Luft mit heftigem,
zischendem Geräusch durch Nase oder Mund ausstossen.
So von erschreckten Gemsen, verwilderten Schafen
GrKI. Als ich mich dem wilden Schaf näherte, hät's
g'schnüzt wie es Gamstier und ist davon gestoben.
Von Ziegen: ,Zu gleicher Zeit fiengen die Ziegen zu
pfechen und zu schnauzen [schnüzu", die W Form für
schnüze"'] an und Hirt und Ziegen stoben nach allen
Windrichtungen auseinander.' W Sagen (um WBrig).
Von Ochsen; s. Bd VIII 157,5 u. (Sererhard 1742). Von
Katzen, fauchen Bs; GrU., Pr.; WMü. Von Menschen. 1
üf einmal läd er [beim Lesen seiner Zeitung] e" Rägg i
und schnuzt esivie en Ghatze". PrIttigauek Ztg 1918 j
(GRSchs). I. S. V. schnopsen 1 (Sp. 1269): All [die ins :
Wasser gefallen waren] heind e'sö d'Chöpf g'schüttlet |
und g'schnüzt und g'speuzlet so vil äsch [= als sie] heind i
mögen. GFient 1898 (GRPr.). In Lachen ausbrechen: i
Er hed überloiit g'schnouzet GRCast. ,Sich wütend ge- 1
berden' WLö. — 2. a) (sich) schneuzen BLau., Si.; F, so
J.; GRChur, L., ObS., Rh., Ths, Val., V., It Tsch. allg.;
PAL (,nettare, sich sehn., nettarsi il naso'), Ri. ; TB.;
WLö., Mü., Rar., Vt. und It Tscheinen (wohl allg.).
Abs. oder d'Nase" sehn., auch refl. Schnuz d'Nase"
(d'Gräsche")! BLau. D' Valier Buobe" brücke" sus
g'wenli"'' kei" Schnutzbl'etza; d's Nase"schnutze" istnW
e" dumme Brück, de"" d's Veh schnutzt-si''' au nie und\
hed die g'schider Nase" a's d'Lüt. JJörger 1918. [Es|
kommt ja auch bei den Erwachsenen vor:] si scknutzCi
d'Nase" und keind dernä''' en anderi Meini"g. ebd.;
S. noch Bd VIII 1453 u. Ei"'m d'Nase" sehn., auch un-j
eig.: Einen zurechtweisen, ihm den Meister zeigen Gr.|
so Rh.; W, so Turtm. Wortspielend: Eine alte Frau.j
deren vier Söhne bärtige, ruppige Gesellen geworden;
waren, pflegte auf .Anzüglichkeiten hin zu sagen: So
lang-es s' [als sie] hei mögen, heis'-nen d' Nase" g'schnuzlf:
Gr (Generalanzeiger 1914). Chumm, i"* ti}ill-der\
d'Nase" sehn.! drohend GrNuL Jetzt welle"-wer no''j
Mengum d'Nasa schnüzu"! rief der Eine [beim Fund
eines Schatzes].' .Uegerlehner 1913 (WObereins; die;
ma. Form nach Erkundigung). — b) d's Lieeht sehn.,,
das Kerzenlicht schneuzen F, so Ss. — 3. = schnüssen ~',\
schnauzen 1 (Sp. 1337. 1388/9) BE., G., Si.; GRVal. Vas
1433
Schna(t)z, scline(l)z, schni(t)z, sclino(f)z, sclma(t)z
1434
Schangnoumeitli het-si''' g'wanet z'dutze", W'' d'Pfarrere"
ist gar ersüchtig g'si"; desicege" faht-si grad a" niit-im
schnutef. Schwzh. (BE.). Res schnutzt und si'H: ...
üGemp. 1904 (BSi.). Es [ein Fraueli] ist umv'eri-nist
ganz pfuf/igs u"'' schnutzigs cho"; es het chönne" jifuffe"
u,'^ sehn, u"'' sl" Uansli ganz cheibe'wüest an-
schnauwe". BXrnd. 1911 (BG.). — 4. = schnüssen 3, sich
rasch (schnurrend, sausend) fortbewegen, von Lebe-
wesen, Falirzengen BS. (s. Schneller Sp. 1234); GuCast.,
Grüsch, V.; L; Uw (s. bolz-gredi Bd VI 519); WMü.;
meist mit Ortsbest. Z'schn. cho" L. Dervan, bi Ei'"m
verbi sehn. GitCast., Grüsch, V. Verbi sehn., vorbei-
sausen, von einem Wagen; auch rasch, ohne Gruss
Torbeieilen, von Personen WMü. [Ein Eisenbahnzug]
wo über 's Brüggli schnüzt. Zyböri. Bald ist-er [beim
.Einfädeln'] «/" der einte" Site" ro" der Nadle" cerbi
g'schnutzt, bald uf der andere". JJöruer 1913/4. S. noch
beiten (Bd IV 1846). Es sehn, lä": Der Schlittc" ist
paräd; üf und d'rüf, jetzt wend mer's aber lo" sehn.!
L (ERöthelin). — 5. = schnauzen 2 BG.; FSs. Der
Sehne sehn. FSs.; sonst gew. abs. — Vgl. Gr. WB. IX
1212 (.schuauzen' 4). 1322 f.; e\s. schnutze" 1) fauchen, von
Katzeu, 2) schuaiizeu, schimpfen, 3) dure"-, verbei-8chn., vorbei-
sausen, 4) ilure"-, ü8-8chn., stöberu, naschen (Martin-Lienh. II
513); lotlir. echnutze" 1) fauchen, 2) sich schneuzen (Follnmnn
463). Das W. verhält sich zu Schuüz, Schnüzen wie achnümen
zu Schnüss, SchnusKH (Sp. 1336/7); das anfällige z ist viell.
aus dem Einfluss von tchyuaen zu erklären (vgl. Kluge' 404
unter ,Schnauze'). Anders BSG. X 80.
ab-: = ab-schnauzen {S]^. 1389)BSi.; GrD. — ume°
rniha''-: wild herumfahren (wie etwa ein Hund) BSi.
a°-: = an-schnattzen BBr., Si.; GrAv., Chur, He.,
Pr. und wohl allg.; L (Tagbl. 1924); GEbn. (s. besessen
Bd VII 1780 M.) ; W, so Lö.. Rar. Er hät-mi''' ang'schnüzt
wie en Töfel GkKI. Frili''' het-si-mich grüsli''' rdss a"-
g'schnüzet. LTagbl.1924. — Auch eis. (Martin-Lienh. II 513).
ü s - : 1. mit Lachen herausplatzen GfiGrüsch, Schs. —
2. = dem Vor. BSi. (ImOb.). — ver-: ein Taschen-
tuch mit Schneuzen verbrauchen, verunreinigen. Es
Schnouztüechli verschnouze" GRÜast. E" verschnüzt
Schnupftuech Gnlg. ■ — dar-: barschen, hässigen Be-
scheid geben BLau.
Schnüzer ra. s. Schnauzer mit Anm. (Sp. 1389/90).
g^-schnüzet GSa., g'schnüzt I (■&'-) B: 1. schnurr-
bärtig. Subst. Es müesstgrad woll welle", winnd [wenn]
en eimegc G'schnutzete'-n im ganze" Himmehpalast
z'finde" weir. PRorBEx 1855 (GSa.). Die G'schnuzti,
Kuh mit schnurrbartähnlichen fahlen Haaren BG.
(Bärnd.). — 2. barsch BNeu. Er ist e" G'schnuzte':
sehn ü zig (bzw. -i"t'-): = schnauzig 1 {S\^. 1390} BE.,
Gr., G.; GfiTschapp. .Nachdem jede Nachfrage [bei
der Schulgesetzkomnüssion] als unverschämte Neu-
gierde ... gar handlich und schnuzig von der Hand
gewiesen worden war.' Gotth. S. noch schnüzen 3. —
— Auch eis. (Martin-Lienh. II 513).
Schnüzler m.: ,im Volksmund mitunter' für
Murmeltier GrKI. — Nach dem Schnurrbart; vgl. Mumj./cn-
&JnSz (Sp. 1431).
Schnüzli (bzw. -«'-) m.: 1. Schnurrbärtiger Gl;
,Gr", auchltTsch.; GA., F., G., Sa.; „L". — '2. Hunde-
name GRPr. (GFient 1898); GSa.
Schnuz m.: 1. einzelner Akt des Schneuzens. ,Sie
tat einen tüchtigen Schneuz.' GKeller. — 2. Nasen-
schleim Sch; Tu, bes. in der Kdspr. (anständiger als
Schnuder). 's hat Sehn, drin, in einem Nastuch.
G°'Schnüz (bzw. -t-) n.: Geschneuze Bs; Sch; Th;
Z und weiterhin. Das ist wider es G.! lez göt c" gross
G'schniz lös. zB. in der Kirche bei kaltem Wetter Bs. —
Auch eis. (Martin-Lienh. II 513) und schwäb. (Fischer III 488).
Schnüze", -a (bzw. -«'-) f.: 1. Nase. St.*" (SchV
SV). Schnauze; in der RA. Ei"'m a" d'Schn. laufe",
in die Quere kommen, begegnen BE. Er ist mer a"
d'Schn. g'loffe". Es het-se [die Männer] kei"s Gimmeli
mc g'lustet, ''em Läng [einem Riesen] a" d'Schn.
z'laufe". SGfeller 1921. Saures, verdriessliches Ge-
sicht ThHw. Dm machst e" Sehn , tv'e wenn t' ''em
Herrgott der Essech üsg'soffe" hettist! — 2. Name einer
Ziege mit weissem Fleck auf der Schnauze FJ. —
3. = Schnüzen 3 AaF.; B (auch St.); L (auch St. und
St.''); „Zo". Si sind mit der Sehn, g'fare" AaF. Am
Marge" fart sehe" d'Schn., e" prächtige" Sehne hed's
g'leid. PHalter. — Bildungsgleich mit ahd. muzza, emunc-
tnria (vgl. Litrht-S<hn.), mit gleichbed. nhd. ,Schnenze' bei Gr.
WB. IX 1312 (auch Rotz), lothr. Schneiz bei Follmann 459,
wohl auch mit schwäb. Schneuze", luxemb. Sehneiz, Verweis
(Fischer V 1071; Luxemb. WB. 391).
Liecht-: Lichtschere Schw.
Sehne"-, in LE. Sehne-: (auch I>im. -Schnüzli)
= Schnüzen 3 AiBb., F. und It Roclih.; BsL.; ,B', so
Aarw.; „L-E., G.; S, so B., Bb.; Nnw (Matthys); „Zß";
ZS. , Damit drang er wie eine Schneeschneuze durch
die Menschenlawine.' Reith. (Volkskai. 1851). —
schne"-schnüze°: = schnew-sehnauzen (Sp. 1388u.)
AAWohl.
schnüze" bzw. -ü'- (oder -i-, -i'-), in GRh.
schnünze", 3. Sg. Pr»s. und Ptc. -t: 1. wesentl.
= schnüzen 1 .AaF.; B; S und weiterhin. Von Menschen.
Am Brunne" het-er-em der Chopf under d'Röre", ''ass
der Vereli g'schnutzt het wie-ne" Walfisch. JReinh. 1905.
[Da] isch-ne" glänz worde", worum der Läng [ein Riese]
so erschröckelig g'huestet und g'schnutzt heig. SGfeller
1921; die Grannen von genossenen Gerstenähren waren
ihm im Hals stecken geblieben. Von Tieren. Nüt
g'hört-me" weder d'Ross, wo ires Bünteli Heu tue" fresse"
und einisch schnütze" ziviischen ine". JReinh. 1907.
,Jezunder kommt der Bahr wohl auf dich an-
marschieren; er brummt, er schneuzt, er brüllt Ruin,
du Genfer Stadt.' 1782, B Lied. Auch eine brennende
Kerze schnüzt, wenn am Docht unter vernehmbarem
Zischen kleine Explosionen stattfinden TbHw. Unpers.
Wie schnüzt [.schnaubt"] 's und g'hüsst's! an der
Gräußete" (Bd 11 708/9). Schwzd. (ScHwMa.). Da
hornet's . . . u"'' surret u"'' schnutzt u"'' pfupft, von
einem Automobil. JBliRKi 1916(BE.). Spez. a). pfeifen',
von erschreckten Gemsen, verwilderten Schafen Grü.
,Es wird fast jedesmal gehört, wenn ein Gemsenrudel
sich plötzlich überrascht sieht; es ist ein heiserer,
schneidender, etwas gezogener Ton, der wahrscheinlich
aus den Vorderzähnen geht.' Tschüdi, Tierl. —
b) fauchen, von Katzen (und gelegentlich auch von
andern Tieren) AaF. und It H.; Ap; Bs; B (auch St.);
Gl; „L; Scu-R.; Th; Uw; WG.; Z. /'■'• ha" d'Ghatz
nid töre" a"rüere'', si hat gar g'schnüzt ZDättl. Dö
wird-es [ein Büsi] bös ... es schnutzt und haut erbärmli'''
dri". Müller, Jugendschr. ,'s Buckelkätzlein sitzt halt
dort, schneuzt und streckt die Krallen.' GZür. 1902.
Das [Büsi] hat z'erst en grosse" Buggel g'macht und
g'schnutzt. MüLLER-Blesi. S. noch Bd VI 1676o. (1.
g'schnüzt). — c)übertr. auf Menschen, sich ,sclinaubend'
vor Zorn, Unwillen, scharf abweisend äussern, heftig
aufbegehren Aa; .Ap; Bs; B (auch St.); „L" (auch
1435
Schiia(t)z, sclnie(t)z, scliiii(t)z, sclino(t)z, sclinn(t)is
1436
St.*); „ScH", so Schi, und It Kiiclili.; ScHW; Tu; Nnw
(Matthys); Z« (St.''); Z; Syn. jyfuchsen (Bd V 1051).
.Stini sclinützte wie eine taube Katze.' Gotth. S. auch
die Belege aus GKcllev bei Gr. W B. IX 1323. Es hätt-si''-
Eine' solle" understö" und im [einem gewissen Jilädchen]
z'nöch cho", Das hätt schön ivfoh" sehn.'. Schwzd. (Aa).
De*" hat änderst q'schnilzt! auf eine unangenehme
Mitteilung Th. ,Er hed drüber g'schnüzt.' St.*" Er
hat 's Presidenten Töchter welle", aber Die hand
g'schmat! ScuSchl. Und zu der Mueter Beidi gönd
[um deren Einwilligung zur Verlobung zu erbalten];
z'erst hät-si welle" sehn., bald aber seitsi: gend-i [euch]
d'Händ! Birechost 1899. Wcg'"-eme" Mungge" wird
da Niemer starch sehn.; zcas Nieiner weisst, macht
KeV"m lieiss. fiiENFRT 1891. Wenn denn Öpper .schalht
und sehnützt [dass du zu Hause bleibst] . . . Stutz B.
1855. Mit dir. oder indir. Rede. De' häd-e" [der
Pfarrer einen Gerichtsboten] nüd früntli''' e"'pfange"
und g'schnüzt, dass-er jetze"d in persöndli"'' verantwort-
li''' mach, wenn-er-em no''' einist mit dem Fetze" i"'s
Hüs ine" chöm. Usteki 1853. Kobihet derzue [als er den
Gegner zu Boden geworfen hatte] zivüsche" de" Zänden
Mse* g'schnützt: Weisch, Pürsteli [usw.]. SGfkli er 191 1 .
D'Erau, nid fül. schnützt gäg-em ine": Es isch-mer
überhaupt z'diimm. Schwz. Hau>fri> 1918 (Aa). —
'2. a) = schnüzen 3a Aa; Ap; Bs; BBe., Br., G., U.; Gl;
L; G; Sch; Schw; Th; Uw; U; Z; wohl allg. (wo nicht
schnüzen gilt). Syn. schnuderen la (Sp. 114ö). Abs.
Sehnüz doch! . . . Schnüz besser! i"* mues' di ganz
ZU sehn., klagt ein an Nasenkatarrh Leidender.
,Schn., die nasen butzen oder sehn., (e)uiungere.'
Fris.; Mal. .Speutz, schnütz und nüss, doch merk
vorab, din haupt du fyn nebendsicb hab.' Fris. 1562;
lat. seu spuis aut mungis nares. S. noch Bd IV 2014 u.
Mit der Hand sehn. S (JReinh.). E" Kapiziner ...
heig e"ehli" heeh g'ha" und heig d'Nase" g'schnitzt mit
der Hand. SV. 1924 (U). D'Lerere" iseh gar e" fini
und tolet nid, dass d'Burst mit de" Finger sehn.
BE.; vgl. Finger-Schn. An'n Boden appe" sehn.;
s. Bd V342u. Zusannel, von einem Besuch in der Stadt
erzählend: /'* hä" givüss nüd me a's en einzigs Möl,
grad tvie diheime", de weisch ja wol, in'n Bode" g'schnützt
bim Esse" zue und, wie's de" Bruch ist, vertauscht mit
''em Schueh [worauf Alles empört davonlief]. Sxrxz,
Gera. I" d' Welt i'e" sehn.; s. fort-sehlinggen (Sp. 603)-
Gleich bed. latinisch schnize" U, sehn, wie d'Hüener Z
(s. Bd II 137 lu.). In Öppis sehn. [Mädchen:] 's tiär
schad für 'sTüechli[e\\\ .seidenes Fazenitli], i''' schnütze"
nie dö dri". WMiiLLER 1918. De" schnüzt aw'' in
d' Holderbanker Lumpe", dh. ohne Taschentuch BsLang.
De's'e'b und der jetzig [liandammann] sind aber gar nid
die gliche" : die Zue tuend nid i" 's glich Nastuech i"e"
sehn. und,händ nid us ''em gliche" Holz iri Pfiffe"
g'haw^e". Wohler Anz. 1917. S. noch Bd II 9960.; VIll
76u.; Sp. lOOSu. ,Die luren, die allenthalben in den
iirten und inaalen in die trachten geiffertend und
scbnutztend. nun das niemants darvon ässe und sy es
alles verschlinden möchtind', nach Lucian. HBull. 1531.
Hinden use" sehn.; s. Sp. 1002 u. 's Glidwasser ab der
Nase" sehn. [Pfarrer, in seiner Predigt innehaltend:]
Hand e Mi Gedult; i muoss s Glidwasser ab der Nasa
schnütza, Das muss i. AKornhokfer l(i5ö; vgl. ab-schn.
D'Nase" sehn.; Syn. butzen (s. Bd IV 2014 u.). We""-d'
d'Nase" sehn, wo'tseh, su toirsch der iMmpe" tcol z'erseh
müesse' e"tlehne"! Gottb. Wo-si d'Nase" g'schnützt het,
het si doch i" Nase'liiinpen ine' müesse" lache". JReinh.
1904. Die ninte [Frau] macht i" d's Häfeli, diezeche"te
schmtzt driber d'sNäseli,Kix\ieneim.Kii.(UUSc\iäc\ien).
S. noch Bd VIII 1102M. Jez tuets [das Gewehr] gar
an Boden! Jets speut in dHänd! Jetz schnützet dNase!
Helv. in pace 1694. Abraham: Hi, will nur zerst [vor
dem Schuss auf Isaak] d Nase schnütza und ä wenig
in d Hand speutzä. Tyrolersp. 1743. ,I>ie hinder N.
sehn.', cacare. ,[Ein Mann] schlieff hinder einen Hag,
die hinder Nasen zuesclineützen.' Schimpfr. 1651.
Gleichbed. der Bügge" sehn. BStdt (derb). RAA.; s.
schon Bd IV 798o. No''' nid e"'tnöl oder Chüm selber
(recht) ehönne" d'N. schn.,^ Kennzeichnung grüner
.Tugend B; S; Th und gewiss weiterhin. , Einem solchen
Bursch, der noch nicht zwanzig Jahre alt sei, sollte
man 's Gäbeli machen und ihn fragen, ob er schon
selber die Nase schneuzen könne, sagte ärgerlich der
Vater.' vAlmen 1897. S. noch Schlarpen (Sp. 653u.).
Ähnlich: E" Schnuderbueb, ico wo'* mues' lerc^ d'N.
sehn. BiRNi). 1904 (BE.); ebso BG. , Zuerst die eigene
Nase sehn.', vor der eigenen Tnr kehren; s. Bd IV
798 0. ,So man tuot stäts d nasen sehn., würft
man bluot.' GVögeli 1534. Ei"'m d'N. sehn. 1) eig.
Me" darf doch Öppis säge", i''' ha"-der mängisch d'N.
g'schnützt, dh. dicli als Kind besorgt. JReinh. 1907. —
2) uneig., Einem die Meinung sagen, den Meister zeigen
B. Emmi zur Schwester: Leg no''' 's üsg'schnittne
Blüsli a" u"'' d' Stögelischueh, d'Tante" unrd-der de"" d'N.
sehn. SGfeller 1920. ,Dass wir [Freischärler] nicht
hineinkommen bis unter die Tore von Luzern, dafür ist
mir nicht bange; aber wie wir dann wieder hinaus-
kämen, wenn uns dort die Nase geschnützt würde, das
ist eine andere Frage.' 1845, B Brief. So auch: Dm
han-i''' d' Sehnüdera g'schnüzt (häutiger (/'joÄscÄf).' BG.
.Einem (rüch, tapfer, unsüber) sehn.' .[S.:] Ich wil
ufwiglen unsre wiber, das sind die rechten rädlitriber;
die wurdend im [dem Wein, der als Kläger auftritt]
tin tapfer schnützen, si henkend euch gern s niul an
stitzen. [K. :] ... das wäre recht, wenn man die wiber
darzuo brächt, dass sie uns hulfind in verklagen.'
HsRMan. 1548. ,üera Schreiber [der einen Cliristenj
zwangsweise zum Islam hatte bekehren wollen] wardj
rauch geschneuzt vom obersten; ich acht, er habe!
etwas zu buss geben und bezalen müssen.' Eckl. 1575;]
.rauh geschnäuzet.' 1736. ,Darin [in der Synode von;
Worms 1076] warend in die sechs und zwanzig tütsche'
Bischof, die dem Bapst uf guot Tütsch in einem Send'
brief schnuztend, namsend sine Fürnemmen schmäch-
lieh und schändlich Sachen, ine einen Hochfertigen,|
Prachtlichen und Ufgeblasnen, so alle Unruow in derl
Kilchen angerichtet habe.' JJBüeher. S. noch Bd VII
79 M. \nc\\\.9,.v.sehnuderen Ih. .Zur Nasen us sehn.' i
= .zur N. US schnuderen- (Sp.ll46M.); s. BdVIII132oi
— b) = schnüzen 3b Bs; B (RvTavel 19'22); L; Z|
's Liechtschn.; Syn. ÖHteen (Bd IV 2013M.). Schnütze"tt
doch d'Cherze" ivtder e'"möl! ONic. 1898. Alli BoH
iseh Ei"s mit der Abbreche" ga" d' Däche" sehn. RvTatei
192'2. ,Schn., abbrechen.' RCvs., Dict. — c) .Eine."!
seckel sehn.', uneig.: ,Ich hab der alten seckel ge
schnützt, ich hab inen das gelt abgelauset oder vor)
inen bracht, emunxi argento senes [Ter. Phorm. 682].
Fris.; Mal. — 3. gew. mit Ortsbest. wie verbi, d«»**«',
usw. und mit ,sein', = schnüzen 4 AaF., Fri. und It H. j
Bs; L; GMs, Wb.; SchR.; Scbw, so Muo,; S; Ta; Z
so Dättl., S., .schnurrend wegrennen, in einer unfreund
1437
Schna(t)z, scline(t)z, scliiii(t)z, scl)iio(t)z, sclinu(t)z
1438
liehen und gleichsam schnurrenden Eile sich weg-
begeben L; Zg' (St.""). 's G'ftrgg, äc Zog schnüzt verbi
j Aa. De' Wagen ist verbi g'schniizt, obenabe" z'schn.
chw SchK. Wie de'' Sehne dur''' d'Chemi, dur"''
d'Äst und Griggele" schnüzt! JKoos 1885. Vo" dem
' g'spässige" Drach [nämlich ein Zeppelin-LuftschitF], wu
i» der Luft ume" g'schnützt ist. WMüller 1918. Dö
schnüzt dar''' 's Firmament e" Stern. Zysori. Es lo"
I sehn., (einem Fahrzeug) den Lauf lassen. Im [= dem]
! l'oni isch-es grüen und blau ivorde" vor den Auge" und
er hed's ei"f'ach lo" sehn., von einer Automobilfahrt.
WMüLLER 19U3. Von lebenden Wesen. D's Boss ist
fürcho": Das ist verbig' schnüzt mit dem Fueder Sohw
I Muo.; ZS. Lue« jetz au''' de" Achtzgjärig a"! wie De'
au''' no''' der CO" schnüzt, grad wie 's chli" Bise"wetter .'
j h. Fr isch am-mer verbi g'schnüzt, a'ss ivenner-mi'''
\ nit kennli Bs (Seiler). Und [die keifende Bäuerin] isch
[ fürt g'schnüzt wie ne" Bumme'chugele". Joach. 1885.
1 H. schnizt [vor Zorn] al's im Zimmer umme". DMüller
1913. Dö, was schnüzt-ech uf einisch in grösster tl
I dur"*'« Wasser aben a's wie ne" Pfil? von einem Fisch.
AGysi 1899. Auch unpers. : Fs (emphatisch Das)
schnüzt (bzvi. schnizt), zB. beim Schlittenfahren Bs;
S. — 4. = schnüzen 5 AaF. und It H.; Bs (Seiler);
BAarw., G., It AvRütte ,im Amt Konolf. gegen Thun
zu', nach andrer Angabe allg. ; L. (), jetz cha""-ine"
I de"" scho" gä", si hei" grad oor''i" g'schnützt B (AvKütte).
I Bas Schnulzen isch doch e" chummlichi Sach; d' Polizei
I het's i"g'richtet, dass alli Marge" am halbi Achti fertig
{ g'schnützt sig, ro" weger de" Schuelching. ebd. —
' Schnfize" n.; 1. zu Bed. 2a. Wo-n-i''''s bivi Sehn, wie
's Nöcltbers Bliebe" g'macht ha", ivo-n-e"kei" Fatzoielli
j'fta"/w«(Z ... JIessikom.mer 1910. ,L>urch underlassung
etlich stunden spüwe°s oder schnütze°s.' Türst, Ges. —
2, s. Bed. 4. — Finger-: das Schneuzen ohne Taschen-
I tuch, mit den blossen Fingern SThierst. — g"-
I sehn uzt; zu Bed. 4. TFte ^'sc/m., in sausendem Laufe.
'■ Wie-n-i''', bim Wetter, d'Türe üftue", so renne"-si Alli
I w. g. uf-mi''' zue. Gottwilche (Bs). Dö [im Winter]
• chönn-er der Schütte" mitne" und am Ueigö" der Hübel
ab flädere" a's w. g. JReinh. 1901.
Ahü. «nttsfu, enum^ere, -ugi; uihd. «n/uzc»; Xü\\(i.enüten (d.i.
»nfileii, wie null.); udl. snuittn (beide iu der Anm. zu «ciiiffl««™
' Sp. 133" zu streicheu); ags. snijtan; anord. snßla. aus einer
{ Grdf. •.nu(j<iji; vgl. auch Gr. WB. IX 1322/6; Martiu-Lienh. 11
513; Fischer V 1071. Zu «cJ?iH7izf" GRh. bietet ein Analogou
«chiiindt" für schulde" (ebd. ; Sp. 1080 nachzutragen), woh! auch
I das weiter verbreitete nünt für nüt (Bd IV 808) ; Eutsprechendes
i in bad. Maa. ; vgl. auch Fischer aaO., achnau"z- bei Schöpf 638 ;
[ Unger-Khull 550. Die bei uns übrigeus kaum bodenständige
I Bed. 2 b (nach »7mzOT f., emunctoria, auch schon ahd.) istviell. im
I Anschluss an die Doppelbed. von lat. emunt/ere, die Nase und ein
I Licht schneuzen, aufgekommen, könnte aber auch selbständig
entwickelt sein ; vgl. ndl. sniufeiis Hervorstehendes abschneiden,
I stutzen, und .schneuzen' 5 bei Gr. Wß. IX 1326, dazu unsre
' Gruppe ab->chnmizm mit Anm. (Sp. 13'J1), auch tchn&ztn 1
(Sp. 1428). Im Übrigen s. noch die Ajim. zu afhiiüzeit. Aus
dem Einfluss von aihnüze" ist nüze" als Nbf. von niese" bzw. 7i5«8.»
(BJIV SIT) zu erklären.
ab-: 1. Jmd derb abfertigen, scharf tadeln GlS.;
"> so F. ,Potz Hundert, wie Der mich abschneuzte!-
UBrXgger 1789. — 2. herunterschneuzen. .Niemals
ohne Absicht noch auser der Zeit [pflegt eine gewisse
Art Prediger während der Predigt] ... mit dem
schimmernd-weissen Schnupftuche Winde zu machen,
das Glidwasser abzuschneuzen und die heiligen
Schweissträhnen aufzufangen.' Sintem. 1759, 327; vgl.
Sp. 1435U. (AKornhoffer 1656). — 3. fortsausen. Wo-
mer vor der Banhoftüre" stand, so schnüzt cn Zug ab.
Müller, Jugeiidschr. — abe°-: = dem Vor. 2 Sch; Th.
Du muest e'"mol recht fest a., bei verstopfter Nase. —
unie"-: 1. (mit .haben') sich fauchend zurückwenden.
Ja, Potz Chriesibluest, wie het die Wildehatz ume"-
g'schnützt! nämlich ein Mädchen, das von einem frz.
Offizier unversehens geküsst worden. FOschw. 1919.
Barsch erwidern : De'' göt-mi''' uf der Welt Nüt a",
schnützt-siume". Schwzd. (Aa). — 2. (mit .sein') uniher-
schnurren, -schiessen ScHwMuo.; ZO.,S. Fr [der Mann]
schnüzt ume", es [die Frau] ist hüt nüd im Strumpf
ZF. — a"-; 1. anfauchen, a) eig., von einer Katze Bs;
Tu; Ndw; Z und weiterhin. Wo-n-i''' uvime"luege",
schnüzt-vii''' e" brandsehwarzi Chatz a". KBiEntRMANN
(Z). — b) uneig.. von Menschen, „anpfuchzen, ungestüm
anfahren" Bs; B (auch St.); GlS.; „L; Sca"; Th; Ndw;
Z. It LTobler auch mit entsprechender Gebärde ver-
bunden. A. loird s' [meine Frau] -hu"* wie-n-e" Chatz.
H Bleuler- Waser 1911. Kei" Türfalle" darf-me" mit
nasse" Hände" a"rüere" . . . öni dasser Fi"'m a"schnüzi
wie-ne" taube' Maudi. MVValden 1884. Zwei keifende
Weiber schnüzen enandere" a" B. S. noch Sp. 62o.
.Endlich schneuzt er uns Buben mit lächerlichem
Grimm an.' UBragger 1789. — 2. heransausen, von
einer Lokomotive. Schlags Feufi schnüzt de Choli a",
und gleitig stigi"d die Beden i". WMülleh 1903 (AaF.).
— 1(11)0°-: (plötzlich, unerwartet) hereinschiesseii. Wo-
si g'merkt hed, das'-mer von-ere" redt, isch-si i"e"z'sehn.
cho" AaF. Uni dass-me" sich's verseht, kemmen Ai"'m
bletdig so e" par Verwandti ine"g'schnizt BsStdt. En
Ine"g'schnizte'', Einer, der nicht in einen Kreis gehört,
Eindringling, bes. von Fremden. Neubürgern, ebd.
's isch e" Schwab, ff so en I. Syn. en I.-g'schlänggerte' ,
-g'schneite'' (Sp. 597. 1209).
ÜS-: tr., ausschelten Gl. — Ahd. m&jiözöu, ein Licht
schueuzeu. Bei Gr. WB. I 958 .Einem die Nase ausschneuzen',
ihn zurechtweisen; .(ein Licht) ausschneuzen', auslöschen.
use°-: 1. sich tüchtig ausschnäuzen B (Zyro). —
2. zornig hinausschiessen AaF. Di' ist use" g'schnüzt
(wi'-ne" taubi Chatz).
ver-: durch Schneuzen (ein Nastuch) aufbrauchen,
(zB. einen Fussboden) verunreinigen L; Sch; Th und
weiterhin. Syn.Der-scÄnwderew (Sp. 1147). — Vgl. Martiu-
Lienh. 11513; Fischern 1317.
b*-: tr., , Einen aushunzen' BHk. (Anon.). 8)n. an-
sehn. Ib. — B'-schnüzete" B'schnizetu f.: grobe
Anrede, grobes Anfahren TB. — In der Bed. betrügen
bei Gr. VfB. I 1589.
S c h n ü z e r (bzw. -ü'-) m. : 1. pers. Fn junge Sehn.
= Schnuderi, Schnüfer (Sp. 1148. 1164). Fso en junge"
Sehn., wo chüm trocken ist hinder den Ore", ehO""-mer
nonig als Hütte"vogt brüche". Messiüojimer 1910. —
2. a) Taschentuch BGadm. — b) Lichtschere FPlatf. —
3. "Wischer, scharfe Zurechtweisung G (Zahner). —
Vgl. Gr. WB. IX 1326 (einmaliges Schneuzen; Lichtscherel;
ebsu bei Unger-Khull 552.
Chle"-. Nur: Fr spilt wie-n-en Chi., sehr schlecht
ZO.; RA. beim Kartenspiel. — EntstelItaus.S'c*;iew-Ä'c;i«.7(<.
Nase"-: einmaliges Ausstossen der Luft durch die
Nase, als Zeichen der Geringschätzung. Pfr. N. .habe
Solches mit sonderlicher grimace und einem hönischen
Nassenschneutzer gesagt.' 1705. Z.
Sehne"-: 1. pers., verächtlich für einen minder-
wertigen Menschen Th, Schwächling Gl; Syn. Sehn.-
1439
Schna(t)z — schnn(t)z. Schra— schru
1440
Brmizer, -Brimzkr (Kd V 770. 772). -Seicher (Bd VII
14tj). A.: Der Schägg ist doch e" häumige" Purst.
B.: Ja, Das glaub-i''', dere" Schneschnüzer müend Dem
nuch lang nüd chu". JHefti 1905. ,Wer in eine Sache
hineinredet, ohne Etw. davon zu verstehen' Z
(DrJucker). .dummer Kerl' Zu. (Messikomnier). —
2. SchneepHug BBe.; SchwE.; Zg. Das alt Reff ist aW*
derdher cho" a's jcie-ne" Sehn. Liexert 18f!^8. — 1 wohl
verliüUend für die angegebenen Synn.; vgl. auch Clile-Schn.
Schnüzete°f. := Ge-schnüz Tb und wohl weiterhin.
Scherzh. für Ruhepunkt, Pause in der protestantischen
Predigt, gemeinhin zum Schneuzen benutzt Z (FStaub).
Vgl. abschniizen 2. — Schwab, .'ichneuzete f., Schnupfen
(Fischer V 1071); eis. Sehnüizeti., Nasenschleim (Jlartin-Lienh.
11 513), dazu Gr.WB. IX 1:526 (aus Diefenb.).
Schnuzi f.: 1. scherzh. für Taschentuch Z (wohl
nur gelegentlich). — 2. = Schnüzen 3 (Sp. 1434) AaF.;
L. — Sehne"-: = dem Vor. 2 Aa, so F., St. und It H.;
BsL. (so Lie., Terw., Bez. Wald, und It Seiler); Lü.
schnüzig (-ü'-): kurz angebunden, barsch in der
Rede B (Zyro).
schBiiz, g^-schnüzt II: Ruf beim Knabenspiel
chügele" (s. Bd III 191) L It Schürmann. Wenn A. seine
Kugel ganz in die Nähe der Kugel des B. wirft, ohne
diese jedoch zu tretFen, so darf B. mit seiner Kugel
von der andern einen Abstand von einer, unter Um-
ständen zwei Spannen nehmen, um von da aus nach
der Kugel des A. zu werfen (eine jüngere Angabe des
selben Gewährsmannes spricht nur von einer Spanne
Abstand, dagegen von dem Recht des B. auf einen
Sehr-,
Vgl. auch ili'u Anlaut «(/■-.
Schra, schre, scliri, schro, schru.
Vgl. auch die Gruppe svltr-n\
Sehrä ra. GoT. (Wint.), nach neuen Mitteilungen
Wintelers daneben auch Strä rn., 5'c/trät(Pl.)GHummel-
wald b/Wattw.: .Strahl gespritzter Flüssigkeiten'; Syn.
Strät. En Schrä Milech, beim Melken. — Verhält sich
zu schra(J)eH bzw. strä(J)en wie Chr&t (Bd III 803) zu chrajen;
die Form Schra (mit jungem, sonst gew. durch Uehuung eut-
standeneniä, nicht mit altem, das durch ö* vertreten wäre) wird
als zu einem plur. verstandenen 'Schrä aualogisch gebildeter
Sg. zu erklären sein. Entspr. gebildet ist bair. Schra (nas.) PI.,
Schlössen (Schm.* II 591); abweichende Bildung zeigt mhd.
(österr.) «chra f., Unwetter mit Regen, Hagel oder Schnee (Neid-
hart 76, 24; HvdTürlius Krone 16382; der Minne Regel 16,
25); zur Bed. vgl. das Folg. Schrä- als 1. Glied von Zssen s.
in der Anni. zu achräjm.
G"-schräi, G'-schrei I, -schrä' n.: Unwetter
(Schneegestöber, Hagelwetter, Wolkenbruch). Nur in
den Bauern-, bes. Winzerregeln: De'' Schwarz [= Frost,
von dem die jungen Rebschosse schwarz werden]
chunt am zweite' Met; wenn nid, so giH's rio'* Winter-
g'achrei, so gibt es später noch kalte Tage, oft mit
Schneegestöber TnTäg. E" Winterg'schrö' ist besser
als e" Summerg'schrö', ein Unwetter (mit Schnee,
Hagel oder Regen) schadet im Winter weniger als im
Sommer, ebd. — Das W. wird heute vom Sprachgefühl auf
Geschrei III (i.S. v. Jammer) bezogen, für das iu ThTäg. boden-
ständig O'iichrO^ gilt, neben schriftspr. beeinflusstem O'nchrei.
Aber an der ursprünglichen Zugehörigkeit zu unsrer Sippe ist
nicht zu zweifeln, und zwar liegt am nächsten die Annahme
volksetymologischer Umbildung eines ä. Ge-schrai zu Ge-»chrei,
das durch den Reim auf Mei festgehalten, im Übrigen zu
O'schro- vermundartlicht worden wäre. Unwahrsch. ist die
nach den örtlichen Lautgesetzen an sich auch mögliche Zurück-
fUhrung von G'schrö^ auf ein mhd. geschrä f., das au einer
Stelle der Krone HvdTUrlins für handschr. ,geschrei' (,ein g.
kam nach dem hagel, diu ..." V. 16020; dafür nachher , der
regen') als Nbf. zu dem iu der selben Quelle vorkomnionden
gleichbed. schrä f. (s. die Anm. zum Vor.) vermutet wird (Germ.
7, 404; Beitr. 20, 72).
Schräje", -o (in W tw., so Vt. -e'-, It St. -«-) f.: I
.bogenförmiger' Wasserfall (von massiger Höhe und !
starkem Geräusch) GMs, Wasserfall GPs; W, so Vt,j
„kleiner Wasserfall; Wasserrinne aus einer Brunnen- j
röhre W.' .Ablauf des Wassers, wo es immer spBltj
und sprudelt' W. — Oft in ONN.; vgl. auch die Anm. zu |
tchräjen. Schrälße' (,Schreien', .Schreyen', .Schräen') Gl I
Betschw. (.gross, klein Schräen', Waldbäche), Kl., L., Matt, I
Rttti (,Obschräen'); GCalf. (Schräe": ,Schrayen.' 1511), Wsst.|
(Felsabsturz). Gamsu"-Schre'ja, Wasserfall der Gamsa WVt. I
.Schräen-' (auch ,Schreinen-)Alp' GCalf. ,Schreie-Loch' GHalb-^
mil b/Fs. ,Schreien-Bach.' 1345, AaLauf. (AaRq. 1915, 16);,'
GIL. (Schr&Je'-: bei Leu, Le.\. ,-ay-'); GHalbmil b/Fs, Mols. Tarn. I
.Schreien-Berg' GIL. (Lutz 1827); UÜSchächen (Leu. Lex.:j
.-.ay-'). .Schreie-Stutz', GVermol. , Schreien-Tal' ThSteckb.
(nach Auskunft -s-i-, mit Anlehnung an die Sippe .schreien').
.Schräh' SchwEuthal (.Schrä f., Bergnanie; dazu: .ünz an den!
stavel, den mau nennet an Schrägen.' 1350. Gfd 43. 379. = dem
heutigen .Hinter-Schräh'. Alpstafel; .Schräyen-Gatter.' 1631.
SchwE. Arch.), W. (Talenge und Häusergruppe, auch ,Ober-,
Hinter-Schräh'). .Schräh-Bödeli, -Brücke' SchwW., .-Wald'
SchwE.. W. .Schreh-niatt-Bach' BsBennw.
zweiten Wurf, falls der erste nicht glückt); dabei ruft
B. : Sehn..' oder g'schnüzt! zweumöl uf de" Büz [eig.
Knirps, hier scherzh. von der Kugel des Gegners]! —
Wohl zu ,chnüzen4 (Sp. 1433).
Schmitz I (mit stark geöffnetem u) m.: = Schnotz 12
(Sp. 1429), kurzer Strick WLö. .Man bindetauch das
Vieh gelegentlich damit um Hals oder Schnauze, es ist
aber keine Halfter- (WHenzen). — Viell.eins mit.?cAnote.
Schnutz II m.: 1. = Schnitz la (Sp. 1404). Vom
Mähen: Er hed in brace" Sehn, g'macht, ein schönes
Stück seiner Matte abgemälit BGr. — 2. = Schnitz 2b,
Schnitzel WVt. (BSG. II 152). — Wie Luiz m., Falte, zu
liize" (WVt.), eine Rückbildung zu schnilze", dessen » ßlschlich
als Umlaut von u anfgefasst wurde; vgl. das Ptc. g'achnulzl
(Sp. 1419/20).
ab-sc h n utzle": die äussersten Zweige von ge-
fällten Tannen mit ien\ (Ab-J Schnutzier abhacken BGr.;
auch It Bärnd. 1908. 186.
(Ab-) Seh nutzlern).: ArtGertel, „Hippe mit einer
etwas länglichen Handhabe zum Beschneiden der Bäume
und Hecken" (St.^) BGr. Syn. Ab-schnitzler (Sp. 1426).
schnüzele'': = schüzelen (Bd VIII 1754) SchwE. udE.
's hät-mer g'schnüzelet. Im [= dem] Bäbeli hät's a'foh"
sehn, ab dene" . . . Mummerie''. Lienert 1891 ; noch öfter.
schnuzelig: = schüzlich (Bd VllI 1755) SchwE. —
Für srküzete**, -elitj durch Anlehnung an schnüzen.
schnatzgen, schnätzgen. schnStzgen s.
schnatzen usw.
1441
Schra, schre, schri, schro, schru
1442
schiäje(n) (-un) (W tw.) bzw. -e-- (WVt), -e'- (Gr
ausser He.; WGaiiipel, Leuk, Rar., in Lö. schre'jn)
Aa (H.); BBr., Gt. (s. tisen-schr.); GlS.; GrA., He., sG.;
GO., so SaL., W.; SchwE.; U (s. ttsen-schr.); W, so Biig,
Gatnpel, Leuk, Lö., Mü., Rar., V., Vt, schräe' bzw. -e-
GRCast., Chw., He. (-e'-J, Valz. ; G Vättis, skräje' GrV.,
sträje" GlK., stnl-e" GA., strä" GG., 3. Sg. Präs.
schrät, -d bzw. -e- GrA.; U; W tw., strdt GA., schräit
bzw. -ei- Aa (H.); G; W tw., schräjet GFs, Ptc. jr'sc/trdi,
■d bzw. -e- BGt.; Gr; U; W (aaO.), g'schreit GroHb.
(Tscli.): 1. a) intr. a) .,rauscliend von einer Hübe herab-
stroraen W", zB. von Wasser, das über Felsen herunter
in den Glinn strömt WLö. , Plätschern, von Wasser
oder sonst Etwas, das von der Höhe, auf den Boden
fällt' W (Tscheinen). Es schräjet, wenn es heftig
regnet GFs. Von reissenden Bächen, zB. nach einem
Gewitter, bei starker Schneeschmelze ScnwE. Wie
tuet der Bach wider sehr.! lez chunt der Bach tüider
l'schr. Insbes. „bogenförmig strullen W", in scharfem
bogenförmigem (fächerförmigem GWl.) Strahl durch
eine Rinne oder (enge) Öffnung, mit Geräusch aus-
strömen, so Wasser (bzw. andre Flüssigkeiten) aus
einer Dachrinne, Röhre, einem Spundloch, einem
rinnenden Gefäss, aus dem Erdboden (nach starkem
Regen), Blut aus einer Wunde. aaOO. Sjn.schoderenll,
schilderen IV (Bd Vlll 277. 284). Das Wasser, Blut ist
grad so g'schrät, ist cho" sehr. WMü. D's Bluet ist-mu
zu allin Lichrin uise" g'schret WLö. Der Schiveiss ist
nit gitropfut, nenei"! cho" schrejn ist-er-viu. ebd. De'
Brunne" schräit über <'e" Trog use' Aa (H.). Der Strich
strät, ,diese Zitze gibt keinen geraden Strahl' GA.
D'Gelte" rünnt, si tuet g'ad strä-e". ebd. Es schräjet,
wenn ein Gefäss stark rinnt GFs. Vom Geräusch des
Erbrechens: Me" hat de" Chotzergeist [s. Bd 111 600o.]
g'hört schräjun wie Eine, der z'rugg-ge" muoss W. —
P) ,es schrät durch diesen Schleif, es kommt ein kalter
Luftzug durch diesen ausgehauenen Holzweg herunter'
W. — b) tr., Flüssigkeit (aus dem Munde) ausströmen,
sprühen lassen. ,Tuo nit zwen trttnk und kych ouch
nit, schrey den wyn nit, das ist min bitt.' Fris. 1562;
lat. nee facias binos haustus nee fessus anheles, sibila
nee labiis stridula prome tuis. — 2. a) sich rasch
wohin bewegen, von Personen W. ,Er ist in es Uüs
g'schrät, schnell hineingejuckt.' — b) Ei""m in's
G'sicht sehr.. Einen anfallen W (Tscheinen); vgl. an-
schr. D 's Wib ist dem Ma"" in's G'sicht g'schrät.
Mhd. sckr<rjen (auch in den Zssen er-, üf-, ver-, zer-schr.],
einmal »d-wjen (Prfflt. , Straten' bei Heinzelin von Konstanz),
t spritzen, stieben, von Regen, Blut, Schweiss, Feuer, auch von
t Gegenständen (zer-schr.); b^it. schrä(n)en, hageln (St-hm.' II
I 591. 607); viell. Nbf. (mit , beweglichem' «) zu chräjen; vgl.
I das mit unsrer Bed. la syn. chräjen 3 (Bd III 805). Unsicher
j ist das Verhältniss zu ahd. ,scräwu}ic, nubus' im Voc. Sancti
! Galli (Ahd. Gl. III 7, 18); s. KHenning, Über die stgall. Sprach-
denkmäler etc. 1874, 83. 92/3. Anl.xr- erscheint auch in den
, Abi. 5/rd {s. Schrä), .Strät und sträzen; weitere Beispiele zum
j Übergang von sehr- in str- gibt Wiut. 65. Her- in GrV. beruht
I wohl erst auf str-. Vgl. noch aben-, usen-sehragen. In ONN. ;
[ Tgl. die Anm. zu Schräjen. Der ikräjend Bach GrV. ,Der
( schrejend Bach' WLö. (ob Goppenstein), ,der schräend Bach'
I WStaldeu (dazu: ,A(iuam ([ue dietur Scroyendebach [!].' 1330;
,a loco sreyenden hecke infra ab utraque parte Vespie ad
locum uberbrochenue weg.' 1340; s. B Auz. 1909, 514).
.Schreiende Bäche', Quellbäche des Oldenbaches BGsteig b.
Saanen. ,Der schreiend Graben.' ebd.; WLeuk. Die , schreiend
I'Sni' W (am Simplon zw. Gstein und Gondo; bei der ,schräyen-
dsü' Lawine. W Blätter '2, 4-24). In Zssen. ,Schräi-, Schrei-
Sohwela. Idiotikon IX.
Bach' BHa.; GSaL. (2 mal; s. GL. 4, 604). In älterer Form
, Schrä-' (vgl. ahd. dra- zu dräjeii in Irävaz, toreumata, toruata
vasa, dräisarne, manifure, torua. Ahd. Gll. II 464. 767/8):
,Schra-Bach' GrSchs (s. nachher); GVilt. (Weiler); WBietsch-
tal (Hoch oben aus einem Felsen sprudeln zwei starke Quellen
wie aus Rühren hervor, die Schrahbäclie oder die zwei Nasen-
löcher. FGStebler 1915, 37. 56). Die amtliche Form für den
Schrahach in GrSchs ist , Schraubach' (s. GL. 4, 602), ä. auch
.Schraw-'; die daran gelegene Abteilung der Gemeinde heisst
im Volksmund Schrä, amtlich ,Schrau'. Schrahach hat ohne
Zweifel als urspr. Form zu gelten; dagegen wird für die Ört-
lichkeit,Schrau'als urspr. erwiesen durch dreimaliges ,Schirau'
1375, ,Schraus' 1672, das nachRvPlauta auf ein \a,t.acereanum,
Ahorugehölz, zurückgeht. Zw. den beiden Namen hat also eine
naheliegende gegenseitige Beeinflussung stattgefuuden.
ab-. Wo's abschräit, wo das Wasser eines Wasser-
falls abstiebt W. — a°-: (mit ,sein' und Dat. P.) Einen
an-, überfallen W, so Brig, Gampel, Leuk, Lö., Rar.,
V. Syn. anspringen. Schrejet einandre" nit a"! Er
ist-mir ang'schret. D'Chatz ist dem Hund ang'schret. —
ÜS-: a) intr., in scharfem Strahl herausströmen,
-spritzen GrA. D's Wasser schred üss. — b) tr., aus-
spritzen. Fris.; Mal.; s. Bd IV 1732M. — use°- GG.,
usse"- GSaL., Vättis, Wl., uise"- WLö., üse"- U, üsi"-
BGt, iisser- GRValz., in GG. -strä": mit ,sein' (in BGt.
mit .haben') = dem Vor. a. D's Wasser schräd üse", zB.
aus einer Brunnenröhre ü. Furch'bor isch dö d's Wosser
uise"g'schret. Lötschen 1917. D's Blued ist-me grad
usserg'schred GRValz., d's Blüed isch-em üse"g'schrät U.
Das Bluet het d's Gangs iisi"g' schrät, ,ist sogleich
hervorgespritzt' BGt. , Papilla, ein geboret löchle gleich
wie ein tütle gestaltet, gemachet am end der brunnen-
tüchel, dardurch das wasser ausshinschräyet.' Fris.
.Vomens calidum de pectore flumen, er gab vil bluots
von im, es schräyet ausshin wie ein bach oder rören.' ebd.
Schräji (-e-) f.: zu schräjen Ib, kalter Luftzug,
,Gratzug' W (Tscheinen). Syn. Sengi (Bd VU 1189).
Schrei bzw. -ai, -ä (Ap tw.; GF., Rh. tw.; Sch; Th),
-ö-V (GRh. tw.), -ä (Ap tw.; GT. tw.) — m., PI. unver.,
in Ap; GF.; Th mit analogischem Uml. -ä (zum Sg.
-ä): wie nhd. Aa; Ap; Es; B (Zyro); L; PAL (,grido
acute'); G; Sch; S; Th; Ndw (Matthys); U; Z. ,Wenn
ir [einem Überfallenen und geknebelten Mädchen] ein
sehr, werden mocht und sy schruwe, so Sprech der
N. zuo sinen mitgesellen: singent, das üch box bluot
sehende, das man sy nit höre schryen!' 1464, Z RB. ;
vgl. schreien II. ,Mornendess früe machtend sy [die
Eidgenossen] ein Ordnung und luffend mit gemeinem
schreig in daz dorff.' Edlib. ,Der sehr., exclamatio,
clamor.' Fris.; Mal. Sprw. ,So mancher sehr., so
manches ey tuet unsere henne leggen, hoc est, gallina
nostra toties parit, quoties clamarit.' Gesn. 1554. Bes.
in den Verbindungen e(nj Sehr, (oder PI. Schrei) lä"
(Ap; Gr; ZO.), ablä" (Aa; Ap; Th; U; Z; ,allg.'), üsla"
(Aa; S), löslä" (SchwKü.), tue" (ßs It Seiler; B It Zyro).
Er hat en Schrä ablo", me" hät's im ganze" Dorf ume"
g'hört Th. ,Den Schluss [des Balbierertanzes] bildet
das Zahnziehen, wobei der Patient als Schlusseffekt
710''" en Maliö"-Schrä ablöd.' AfV. (Ap). I''' bi" z'säme"-
g'faren und ha" ne" Sehr, üsg'lö". JReinii. 1917. Ei"
Sehr, in [= in den] andere" tue", unaufhörlich schreien
B (Zyro). ,Im fallen Hess er ein grossen sehr.'
Morgant 1531. ,Ein sehr, lassen, tollere claiuorem;
ein frölichen sehr, tuen, iubilare.' Fris.; Mal. ,A1s
er sy aufgelüpft, hat sy ein lauten Sehr, getan [und
verschied].' 1655, Gr. ,Woruff ein Wybsbild ein Sehr.
91
1443
Schra, schre, schri, schro, schru
1444
gelassen: mein Gott, was ist für ein Feur an dem
Himmel!' näml. ein Komet. 1664, Z. ,Du [Fuchs im
Kampf mit dem Löwen] liessest manchen Grochs und
Sehr.' Flugschrift 1712. Häufig mit PL Schrei bzw.
Sehrd (ahflö", in GTa. auch üstrlbe" 1) Schreie aus-
stossen ApH., L, M. (,einen grossen Lärmen erheben,
sowohl von laut rufenden oder weinenden Menschen
als von laut miauenden Katzen, laut blökenden Kühen
oder Schafen, laut meckernden Ziegen, von dem lauten
Geschrei der Raben und anderer Vögel." T.); BsL.;
Gr; L; G; Th (auch laut, heulend weinen). Schrei lö"
wie en Taehmarder; s. Bd IV 395 u. Wie die Korporal
Schrei lönt! auf dem Exerzierplatz GRMasans. Eusi
Wibervölcher hei" uege" dem Chrache" [Hochzeits-
schiessen] . . . Schrei abg'lö", bis-mer vor ''em Dorf use"
g'si" st". Bs Blätter 1884. D's Uiüdi das hat chrummi
Bei"; chund-me"-re" dra", so lout-si Schrei. WManz
1916 (Maisbrief). Aberglaube. Rappe" sönd ober 's Hüs
dör'''e" g' flöge" ond hend Schrä g'lö": es ge''d en 0"-
glöck ApH., L, M. (T.). Wenn en Kapp Schrä löd,
so ge''d's en Chog. ebd. S. noch Bd VII 1490 u. Subst.
Jöle", Zöle", Juchze", Huje", Schrälö* werden von der
Narrengemeinde verboten. ATobler 1909. Es ist zum
Schrälö" [!], himmelschreiend, unbegreiflich GTa. Es
isch zum helle" Schrälö" g'si", zum hellen Lachen G.
— '2) unpers. Es löd lüt Schrä, es ist himmelschreiend,
zB. vom Benehmen eines Menschen ApK. ,Ich habe
unverdrossen gesammelt, was ich erwischen konnte,
und habe es gar noch drucken lassen, auch auf die
Gefahr hin, dass es hie und da vor einer prüden,
fraubasigen Richterin ebe" g''ad asi, lüt Schrä ablös.'
ApV. 1903 (ATobler). Es löd lüt Schrä met dem neu-
vwdege" . . . Lüte"tökterli. ATobler 1909. Es löd 'e
lenger i' hUer Schrä [wie der N. aussieht]! ebd. —
3) von Schuhen, zerrissen sein Ap (T.); vgl. gleichbed.
's Mül üfsperre", -tue" (Bd IV 179 M.). — Amhd. ac(h)rei
ui., zu ichritn; Tgl. Gr.WB. IX 1686; Martiu-Lienh. II 513;
Fischer V 1136. Nur hi Jen Zssen erscheint noch die all-
gemeinere BeJ. ,Jas Schreien, Geschrei', in welchen Fällen
durchweg Zssen mit ,-geschrei' n. als zweitem Glied daneben
stehn. Vgl, auch Sehn.
Fiends-: das Schreien (bzw. Alarm übh.), um einen
feindlichen Überfall zu melden. , Etwas geleuf, es seye
in feur- oder feindsschrey.' E. XVI., ÄALauf. StE.
(Überarbeitung einer altern Vorlage).
Für-: Feuerlärm (durch Schreien); s. das Vor. —
Bei Gr.WB. III 1603 ohne Beleg.
Gugger-: Kuckucksruf. Zyböri (L). — Gulli-:
Hahnenschrei. Bim erste" G. CZwickv 1901.
Gassen-: PI., Gassengerede, -geschwätz. ,Wiewol
villicht die historien, so uss hörsagen ufgemerkt,
weniger globens tragen möchtend, von wegen das durch
gassenschrai (deren ich mich entschlagen) geschechnen
dingen oftmals von oder zuogesetzt wirf Kessl. —
Mord-. Nur FN.: .Wernher Mortschrey zuo Hirs-
landen.' 1356, Z. — Bock-. Nur als Ortsname PPo.
Wald-: Jauchzer; Sjn. Wald-Geschrei m. N., der
sich seinen Verfolgern durch Flucht auf fremdes Herr-
schaftsgebiet entzog, habe ,darzuo ein w. glassen.' 1573,
Z. — Vgl. ,Wald(ge)schrei' bei Gr.WB. .\1III, 1136. 1192.
G'-schrei I bzw. -ä (PI. -ä) — m.: = Schrei. In
der lebenden Spr. nur G'schrä lo" = Schrei län (s. o.)
ApK. (doch It T. , nicht in allen Anwendungen'). ,Do
Jupiter den geschrei [der Frösche] vernan.' Boner.
,Man sol richten, als der llQtter der wirt ze Lölis müly
des von Hünaberg diener ze essen und ze trinken gab,
do si die zwen von Nüerenberg gefangen hatten, und
das er keinen geschrei machet, das er doch tuen solt,
so er säch, das ieman den andern also gefarlich fuorte.'
1396, Z RB. — Vgl. Gr. WB. IV 1 b, 3963 (auch bei NvBasel).
Hellen-G. I: Geschrei (bzw. Schrei) wie aus der
Hölle. ,Wie darfst du doch aus deinem Loch den
Hellengschrey lassen hören und schämbst dich mit
[1. nit] mit dem Gedicht die Einfalt zu betören?' 1681,
Lied.
Hanen-G.: Hahnenschrei. ,Urab den H.-geschrey.'
1666, Bärnd. 1914. — Bei Gr.WB. 1V2, 168 nur ,Hahnen-
schrei' m.
Wald-G.: = W.-Schrei. ,Als er uff ein zyt mit dem
predicanten zuo Wyla sainpt andern eerenlüten zuo
nacht geässen und guoter frölicher meinung ein wald-
gschrey gelassen, were N. vor dem fenster gstanden
und gsagt: du hudler, wie ghygsch?' 1569, Z RM.
G°-schrei II bzw. -ai (in Ap; G; Sou; Tu tw. -ö,
in TnTäg. -ö-, in Ap; GT. tw. -d), in WLö. G'schreiw — n.,
PI. G'schreini WLö., sonst unver. : 1. a) eig. ,Das ge-
schrey , clainor.' Fris.; Mal. a) von Tieren, zB. Schweinen,
Katzen, Hunden, Vögeln. Si händ gestert Söii g'metzget,
me" hat 's G. vo" witem g'hört Z ; vgl. Söug'schrei, scherz-
hafte Bezeichnung einer Wirtschaft an der Metzger-
gasse. E. XIX., ZStdt (Studentenspr.). Jetzt chlöpf-i'''
dri" [in die Krähen] en Schrötschutz ab. Das giH e"
grüsligs G. Fürsi. ,Lass si [,söliche wort der uner']
hin gan als ains vogels geschray und als ain bellend i
hund.' Züchtspiegel 14'25. ,[Sant Nögger] bort hinder
dem altar ain stimm ze glicher wiss als ain hund undl
denn als ain schwin, und S. N. hört die Verwandlung!
der stimm und des geschrays; daby bekant ei, daz es]
der tüfel der versuocher was.' XV., G. ,A. sölte sine|
hund in tuon, daz sy im [B.] kein geschrey vor sinemi
hus luachtind.' 1466, Z RB. S. noch Hol-Brueder (Bd V
418). Sprww.; vgl. Wander I 160ÜM. , Wie das G., sol
das Ei' L (Ineichen). Vgl. Bd I 14M. Vü G., wenig\
Wolle"! hat de Tüfel y'seit, wo-n-er e" Sü g'schore'l
/iä< ScnSt. (Sulger); s. noch (tie-Jscheren (BAVllllViOo.l
ir28o.); wohl die Grundlage des Sprichworts (Deutsche
Lit.-Ztg 1925, 2'241). Me G. a's Wulla W; s. auch!
Hasch (Bd II 1753). ,Was der 2'2. tag aprel anno 99;|
was vil g. und wenig woU', mit Bez. auf ein kaiser-j
liches Ausschreiben. Ansh. ,A11s [nämlich Briefe] mitj
vil süesser, guoten werten, vil geschreis und lützeli
wullen.' 1531, EEgli, Act. ,Es ist ein gross geschrei'
von iren gleerten liiten, aber wenig wullen.' 1548,
Absch. ,Vi1 geschreys und wenig wullen, natum ex(
apologo quodam de sue, in eos qui magnifice pro-i
mittunt, nihil prsstituri.' Gesn. 1551. ,Es ist bei ihnii
viel Geschrey und wenig Wullen, asinus in pelle leonis:|
innrem pro leone ostendit.' Hosp. ,Es ist, wie den
Teufel von der Sau gesprochen, bei diesen Herren|
gemeinlich gross Geschrey und wenig Wullen.' Klosikr-'
QUGGU 1687. ,Gross Geschrey und wenig Wullen, satis'
eloquentia;, parum sapienti»; asinus in pelle leonis.',
Mev. 1692. ,Viel Schein, wenig Sein, viel Geschrey«
wenig Wullen.' JJUlr. 1731. — fl) von Menschen.j
Sprw. Vil Q'schwei, vü G. Aa (Rochh.). ,Als die jarej
herte sint gesin, so habent wir von geschreys und
armer lüte wegen das brot versuocht.' XIV. /XV., Bs.,
,Ware anbetter rüeffend Got im geist und warlich an,,
on als geschrey vor den menschen.' Zwingli. ,So muossj
ye volgen, das tempelgesang oder g. on andacht nna|
1445
Schra, schre, schri, scliro, schru
1446
nun umb Ion eintweders ruom suocht vor den menschen
oder gwün.' ebd. ,Geschrey viler zuosamen, concla-
matio; g. wider etwas, reclamatio; den l'eind mit g.
fttrhin reizen oder löcklen, vocare clamoribus hostem;
einen mit g. beniöeyen und irren, occlamitare; das g.
gadt biss in himmel aufliin, it clamor coelo.' Fris.; Mal.
S. noch Bd VI llöOu.; VIII 155u. EßJ G. ha", ver-
füere", mache" uä. Die händ e(s) G. (verfüertj!
Mache"d doch ke'" so es G! ESchönenb. Z'letst mache'd
s'2'«aHie" joeZ"* es ff. .' LiENERT. S. auch Bd I 982 u. ,Das
geschrey, das Faber hür und fern trybt.' HBull. 1532.
,Wasgschray der gottlos hnf mag tuon.' GVö«elin 1534;
impiorum tumultus. ,Ein geschrey machen, schreyen,
efficere clamorem.' Fris.; Mal. ,Die gassenwächter
[sollen] acht und uftsehens haben, wo man . . . nach
den ntinen bym wyn sesse und ein geschrey mit singen
oder in ander weg füerte und tribe.' 1572, Z. ,[Der]
maisten Gefangnen Weiber sindt zu Zoffingen; die
fähren ein gross Geschray.* 1653, G Brief. ,Was man
die Jugend könne lehren . . . by solchem Wesen, Boss-
heit und G., das sie ohn alles Scheuhen treibend in
den Lehren ?• 1595, WLuTZ 1685/1707. MitAdj. Frage:
Warum isch geng sö-nes grüsligs G. i" der Dorfgass,
we*"-siam Sunntig z'säme'lüte"? Antwort: Wüd'Wiber
de" Manne" [die sich zum Kirchgang rüsten] uf ''e"
Hals chneue", für-ne" d's Hemlis-chnöpfli Vz'tue" B.
.Bruchte jemand in der ratstuben unzucht . . . mit un-
ordenlichen geschrey, tags oder nachts.' 1485, BNidau.
,Wir habend selsorger und [sind] guoter hoffnig, sy
gebend uns die warheit für, wie wol myn vetter,
amnian Tschudy, ouch ander, mit grussamem geschrey
darwider wüetend.' 1523, Brief (LTschudi). ,Als dann
[bei der jährlichen Wahl von Schultheiss und Rat
gewöhnlich] ein wild geschrey gsin.' 1529, AAZof. StR.
,Deninaeh als sy also ein wild g. haftend, luff ich
hinab.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Häll und laut geschrey,
sublatus clamor, acutissimus clamor; klein g., auditio
tenuis vel levis; lieblich g. der jungen kinden, blandus
clamor; g., das übel lautet und tönt, clamor dissonus.'
Fris.; Mal.; s. noch Bd V 397 u. ,1m Nachtmal band
Wiber zum Schloss [Hohenklingen] us geschruwen:
wil uns Nicman zu Hilf komen? mit einem armen G.,
dass die Burgef ... übel erschrakend und ein Ulfruor
ward.' 1626, ScuSt. S. noch Bd Vll 708 o. (1434, Z RB.);
Sp. 297o. ,Guet G.' ,Ein kühler Mai, gut Geschrei',
alte Bauernregel G; Sprww. 1824, 318; vgl. Wander 111
344. 346; Fischer IV 1396u. und s. Mai (Bd IV lo.).
Bös (?.; s. Ge-hei (lid II 851, wo GrD, in GRFan., Schud.
zu ändern ist). Anders: ,Wer antwortet auf bös Ge-
schrei, macht aus einem Übel zwei' B (Inschr. auf
einem Bauerngescliirr). Verstärkt. Helle"-(Wetter-)G.;
s. Bd 11 1 137 0. Henn'' doch nid ^sof e" HöUe"g. ! G We.
Chumm-i''' denn am Zehni hei'", gi''t's e" Donners
Eölle'g. Grolimond 1911 (AAKütt.). Bring i'''' einisch
es Tipseli hei"', so giH's es HöUe"g. L (ALGassmann
1906); ähnlich GWe.; Soh; Z. E" Hiiere"- (GWe.). es
Ghrotte-- (L), c" So«'"- (GWe.), es Tüfels- (S) ff. Mit
'Synn. und Ausdrücken verwandter Sphäre. E" ver-
irvifleti Schar Bären und Draken höttd en Lärmen
ond e" G'schrä g'ha" a's wie g'narret. Firm. (ApI).
[Was Die] für-ne" Freud tind es G. g'cha" händ . . .
CStreiff 1907. ,Ünser herren band ouch gesetzt, das
niemant nach der nachgloggen deheinerley unfuor
noch gestreygs [so wiederholt] nit machen noch pflegen
sol in der stat.' 1442, AARh. StR. ,Das NN. mit ein- I
andern uneins werint und ein lut gebrecht und geschrey
hettint.' 1483, Z RB. ,Darzwäschen ist vil geschreis
und ein wild leben gsin, das ich fleh nit den zehenden
teil zuo schriben weiss.' 1531, B Ref. ,Wild gewüel
und geschrey, da einer hoch, der ander nider schreyt,
ciEcus clamor, varius clamor.' Fris.; Mal. ,Ich hab
myn Gschwysterti trurig funden [über den Tod des
Vaters] mit grossem G. und vil Weinens.' Ard. 1572/
1614. ,Die [heimlichen Wächter] sollen ire Wachten
dermassen versächen ... und vor allem Geschrey,
Klapperen und anderem derglychen lutem Unwäsen
verhüeten.' 1623, AAZof. StR. .Sturm und g.'; s. Land-
G. S. noch Bd VIII 538 u. (Ge-schell). 723 o.; Sp. 425
fBueten- Schlag). 1409o.; be-schrien. Spez. für ein
(mehr oder weniger bestimmtes) Geschrei, Ruf; vgl.
Bueffla (Bd VI 678 ff.). ,[Dass die Feinde] mit macht
enet Rins ligend und sich mit schandlichen gebärden
erzeigten, und an underlass allenthalben, wo si der
unseren hie disshalb Rins sichtig wurden, ir alt ge-
schrei [nämlich ,löjen, bleren und scharren'] harüber
schruwen.' F Chr. A. XVI. ,An landvogt von Nüwen-
burg ... das er abstelle das geschrey: vive puntschuo!
und ander ungeschickt uffrüerig geschrey.' 1525, B Ref.
1) Alarm-, Hilferuf, zB. bei Feuer, einem Hand-
gemenge; übergehend in die Bed. Auflauf. ,Zuo dem
g. louffen.' .Swenne man für schriget . . . sun die zimber-
lüte louffen zuo dem geschrege mit agsen, aber die
andern burger sülen wasser bringen.' äL RB. ,Swas
geschreies nachtes kund, so sülen die frowen komen
mit liechtern vür ir hüser und die manne zuo dem ge-
schreie louffen bi 6 p an alle gnade.' ebd. .Nach dem-
selben hat sich ein gschreyg erhept . . . do sige er mit
der gablen zuohingloffen ... und fermeint, er hab nit
zuo seinlichen gschreyg kumen und sollen louft'en an
ein gwer.' UMey. Chr. 1540/73. S. noch Bd VI 1547 o.
Mit Synn. ,Der rat ist ouch über ein komen, swer
der ist, der von den Juden deheinr slachte bresten
gewunne, das der das ünserm schultheissen und dem
rate vürlegen sol, und wer des nüt täte und da[r]über
dehein louf oder dehein geschrei uf die Juden machte,
das der muos ein Ib. den. geben.' äL RB. ,Wer aber,
daz dehein geschrey oder dehein gelöuff käme [wegen
der Aufnahme der Appenzeller ins Schwyzer Land-
recht].' 1403, Z StB. ,Were, daz ein geschrey dheinist
wurde in der statt von füres not oder sust ein un-
gewonlicher uflouff, so band unser herren ... die tor
also besetzt.' 1415, AABremg. ,Wenn och ein geschray
oder gelöuf wurde, das man aim herren von Sant Gallen
die sinen oder das sin hintribe, da sol mengklich zuo-
louffen und helffen getrüwlich retten.' THRickenb.
Offn. 1495. ,0b wyter krieg, stürm und geschrai an-
giengent' GWil Chr. E. XV. ,Es were gloiff, brünsten,
geschrey oder anders derglych.' A. XVI., Z StB. ,Was
ufge.löufs und was geschreys oder gestürms kunipt.'
um 1510, Aar. StR. , Angesehen die schweren löuff
und gschreyg.' 1568, Z RM. .Welcher Frömbder oder
Heiinscher nachts in der Statt einich ungewonet Ge-
schrey, Gelöuff oder ander Uffruor ... fürneraen ...
wurde.' 1604, ^aZof. StR. — 2) Zuruf, Akklamation
(bei Abstimmungen). ,[Sie, die Aarauer] getrüwen
ouch an dem gebott nit unrecht getan hau, si ernüwren
ouch sölichs jerlich mit geschrey und in offennem
ruoff.' 1441, Aar. StR. ,Wära das wol gfall, heb uf
sin band, der juchzg, ouch schry mit lutem g., hoch
und nider, mengerley.' Rüep 1550. — 3) Jagdgeschrei.
1447
Schra, schre, schri, schro, schru
1448
,Ein liirzen mit dem geschrey in das garn jagen,
preniere clamore ad retia cervum.' Fris.; Mal. Sprw.
,Es muoss ein junger woltf sein, der nie kein gerücht
oder geschrey gehört hat, complurium thriorum [V] ego
strepitum audivi.' Gesn. 1551. — 4) Feldgesehrei. ,Die
von Wallis ... zugent ineu [den Lombarden] engegen
woi uf vier tütsch mil und griffent si mit einem ge-
schrei gar manlichen an.' 1476, DSchill. B. — 5) Ge-
schrei der Dazukommenden über eine Bluttat. Syn.
Mord-G. ,Von dem geschraiie. Und swa aine' ain
andern wundot ald ze tod erschleht, wirt über den
ain geschrai, swer darzuo louffet ... und den heften
wil ... tuet der dem aineu schaden, über den das
geschrai wirt, der ist niht der stat schuldig.' XIV., G.
— 6) öffentliche amtliche Ausrufung. ,So weist ouch
ein jeder bott, wie wir ... haben usrueffen lassen,
das ein jeiler solich ime gebe und [1. umb] das körn,
so man verkouft ... bi 10 pfd buoss ... Item ist ouch
bevolcben, die 10 pfd buoss von allen denen zuo be-
ziechen, die über das ergangen geschr. das körn zuo
Nuwenburg verkouft und davon der herrschaft das imi
nit haben wollen geben.' 1513, Absou.; öfter. Als Auf-
forderung, Vorladung, bes. im Strafrecht. ,Do gebot
ich für mich allen den, die dissit oder ennet dem berge
gesessen sint . . . und fragte ich mit offenem geschrey
dristunt, ob jeman spreche, daz er zuo dem hago und
dem zune . . . dekein recht bette.' 1338, Z. ,[Üa die
wegen Todschlags Vorgeladenen] iecz uff" dem dritten
gericht, lesten und dritten geschrey nit komen weren.'
1420, B StR. , Darzuo sol und mag der getäter [Tot-
schläger] an dem dritten landtag und vor dem dritten
geschrey mit sineni urhab und farenden guot heinfaren
biss an das letst ross, welches zuo unseren als der
obristen herschaft banden sol genommen und geant-
wurt werden.' 1514, BAeschi. Gantruf. ,Weler oucli
ein pfände usgevertiget hat und verkoufet, der sol
das dritte geschrei und den verkouf . . . dem Schuldner
... verkünden.' BInt. Weist. 1404. ,Was er [der
Gläubiger bei einer Pfandversteigerung] dan verkouft,
sol den köufer der statt geschray wären, als wenn
er das verkouft ... Ob er aber keinen bette, der im
die pfender abkoufe und im die also nach dem ge-
schrey verstuonden, die mag er darnach haben frilich
für sin eigen guot.' BThun StR. 1535. — y) von Un-
belebtem. D'sO., wo d' Reder a" d's Bänzlis Charrli
bim Fare" verfüert hei". RvTavel 1913. ,Were es sach,
dass sie jemand sähen argwönlich ... füeren ... so sollen
sie alle zulaufen, ein geschrei machen mitmund oder mit
glogen.' 1460, Ein für den Tn (HHasenfratz 19US); im
Eid für TuDiess. ,mit gloggen oder geschrei das öfnen'.
,[NN. seien] uss des Küngs hus gangen mit einem
schitt und habint alda, als sy [Andere] tanztint, mit
dem schitt ein geschrey gemacht, das sy ir seitten-
spil nit gehören möchtent.' 1472, Z RB. ,[ThPlatter
wünscht von seinem Sohne Veilchenpulver mit der
scherzhaften Begründung:] So furzet die muoter ouch
vast übel, so will ich den" iren ouch nit nachlan;
so erhept sicli den" ein geschrei, das wier die nasen
miessen verheben.' 1553, ThPlatter Br. Vom Rauschen
eines Wasserfalles; \g\. schräjen (Sj). 1441). Für die
Verlegung des Rathauses wird angeführt, es sei ,das
getöne von den gloggen [der nahen Leutkirche] und
daz geschrey der swely [s. Schwelli] gar unlidlich'.
140t), B. ,Ües Rheins fahl von dem hohen berg durch
die felsen beschicht mit grossem geschrey und brausen,
als ob er selbs diesen seinen wasserbruch klagte: nicht
anders dann wie von dem gäben lauffen des fluss Nili
gesagt wirt, von welches geprüel und brausen die bey-
sässen (als man helfet) erdumraen.' Wurstisen 1580. —
b) übergehend in die Bed. Lärm, Aufsehen. Syn.Bwffä
(Bd VI 682 u,). Meinst öpjie", i''' well am Sundig e'de'-
weg üfrucke"? Moll, Das gab e" heiters ß. im ganze"
Kanton umenand! EEschmann 1920. ,Ein g. machen',
auch mit Sachsubj. ,Uaruf syend sy by einanderen
gelegen . . . aber nit ze kilchen gangen, denn die Ursula
[eine Nebenbuhlerin] heigs gehindret und erst jetz
ein g. gmacht, das sy billicher langist getan hette, wer
iren ernst gsin.' 1525/7, Z Ehegericht. , Welches alles
[Nachrichten über den aufblühenden Schweiz. Handel]
Ijei Hof gross Geschray gemacht.' Hochreutiner 16ti3/4.
.Weilen so gross Geschray der feinen War halber ... j
gemacht ... worden.' ebd. — 2. a) Gerächt, Gerede. I
Syn. Rueff 3a(Bi'V1682u.). ,Das g. (ein gassengschrey. j
Fris.), gmümmel, märe, rumor; das gsclireyle, rumu-
sculus.' Fris.; Mal.; s. auch Oassen-Red (Bd VI 536). I
,Exaruit vetustate opinio, ist vergangen oder auss dem
geschrey kommen, vergässen.' Fris. ,Wir mögen nutz
für [gegen] das g. [von deiner Verlobung].' 1555,
ThPlatter Br.; nachher: ,Die will ich dann woll weiss,
dass der vatter nit gern hat, das sin dochter also den
lütten im mul louft.' , Damit die Püntnuss mit diesem
Geschrey nichtverhinteretwurde.'ANHORN 1607; vorher:
.Damit Solches nicht unter das gemeine Volk komme.'
Die ,laut Geschrei' an einigen Orten geschehene Auf- 1
hebung der Wachen. 1668, Abscb. ,Das g. kommt, j
gät' uä. ,Der strytt weret so lang, das das g. inn die |
stat kam.' Haiuonsk. 1531. ,Do kam das geschreygl
gen Wülfflingen in das dorflV Bossh. Chr. ,Daruf N. !
in gfragt, wohar er kommen und was s g. zuo Under-|
walden wäre.' 1555, B Turmb. ,üas geschrey istvor-|
banden und gadt auss, spreit sich allenthalben aus, l
(e)manat fama; das g. lauft redlich umbhär, man sagt)
vil darvon, calent rumores; es was g., man sagt ge-i
meinlich, fama ferebat.' Fris.; Mal. ,Diss geschr., als!
es in der ganzen statt lautprecht worden, kompt auchi
für den herren der statt.' JWetzel 1583. .[Nach-
forschen] was in Bünden das Geschrei sei.' 1636, äbsch.I
,Das Geschrey gehet wie ein Rasen Pulfer, cresciti
rumor eundo.' Mey. 1692. , Erforschen, ob disses durch-i
gehende Geschrey möchte einigen Grund haben.' 1707.1
Z. S. noch abschalten (Bd VllI 714 o.). ,Ein g. h8ren,l
üsbringen' uä. ,Wie nun der oberst zuo Costenz ghörti
dissgschraig.' UMey. Chr. 1540/73. , Ein geschrey auss-l
bringen, löuffig machen, ausspreiten, dissipare famam.f
famam facere; ein g. verkleineren, demmen und ver|
schaffen, das man im kein glauben gäbe, elevare famam 1
ein g. vertütschen. undertrucken, premere famam alij
cuius; etwas g-s vernemmen oder erfaren, exciperq
rumores.' Fris.; Mal. .Derglychen Geschrey liess ei|
allenthalben mit sonderem Flyss usbreiten.' RCys;
Mit Angabe des Inhalts. .Wie das geschrei uskara!
wie das Hagenbach gefangen were.' 1474, PvMols,
BEIM. ,Keme das geschray, sy schlüegen ainen da byu!
tanz.' 1506, Soii. .Lassen wir inn [einen Palmesel!
also liggen, so wirt morn ein ganze sag daruss unii
ein geschreyg, wie es dem esel und unserm Hergel
daruff syg ergangen.' um 1524, Z. ,1563 ... kam da'
geschrey her von der schlacht in Prankrych, aber vi
böser, dann es sich ... hernach erfunden hatt.' JHallki
1550/73. ,Das geschrey von schwarzrüteren.' 156
1449
Schra, schre, schri, schro, schru
1450
Brief (HBiiIl.). ,Dass Geschrey seiner Ankunft allent-
halben usskünden lassen.' RCts. ,A1s das G. gieng,
sy wurdendt baldt zuoMompelier ankommen.' FPlatter
1612. ,Das Geschrey gehe bei ihnen, wir seien all
erschlagen.' 1653, G Brief. S. noch Bd VIII 219 o.
Mit Adj. .Ob ir utzit argwönigs fundint oder unzim-
lichs geschrey hortint.' A. XVI., Z StB. ,Das trauwrig
und erbärmklich geschrey kurapt euch in frömbde
land, moesta fama ferit reniotas terras.' Fris.; Mal.
,Nicht sehr guot g. wir bringen her', die Kunde von
der Ankunft der Griechen vor Troja. GGotth. 1599.
S. noch Bd VI 1169u. ,Gmein g.' ,Wie ein gemein
g. by den sinen, das er die urteil schon gewunnen.'
1529, B Eef. ,Es ist das gmein geschrey, man sagt
darvon, affertnr fama.' Fris.; Mal.; s. noch Bd VII 377 o.
,Wiewol Ir auss gemeinem Geschrey Etwas für und für
möget vernommen haben.' 1535,MStettler1626. .Anus,
ein alt geschrey oder alte sag.' Fris. — b) Nach-
rede, Ruf. Syn. Lob la und b, Lümden (Bd III 993.
1273); Ge-rücht, Buef 3b, Benome (Bd VI 478. 683.
979). .Bekannt werden, in ein geschrey kommen, (in-)
notescere.' Fris.; Mal. a) meist von übler Nachrede,
schlechtem Ruf, bes. mit Bez. auf weibliche Personen.
,Daz ir uns schickent noch vierzig man unser burger,
der besten und nit soldner, damit daz wir och erlich
in daz veld komen, daz wir des geschrays abkoraen.'
1499, Calvenf. 1899 (Churer Hauptmann an Chur).
,Als sich nun die tochter von wägen des g-s [sie habe
sich mit einem verheirateten Manne eingelassen] fast
übel ghuob.' 1538/40, Z Ehegericht. ,Sy wolle gern
BS dem handel stellen durch des minsten g-s willen.'
1553, B Turmb. ,Ulf das bette das meitli grett, diss
g. und bössen lümden hette irs vatters bruoder selig
uff sin muoter gerett.' 1572, Z. ,Ein g. gät über einen'
nä. ,N. redte: Lieben nachburen, ... schadgen nie-
mans, damit das geschreyg nit allweg über die von
Wetzikon gange.' E. XV., Z. ,Wenn iren ein g. nach-
gang, so welle er iren nüdt.' 1530/3, Z Ehegericht.
,[Sie hätten] keiner ee nie gedacht, nützdestminder
syge inen das g. erwachsen, wie sy einandern ge-
nommen.' 1538/40, ebd. , Margret Frouwenfeldin von
Flach hat anzeigt, wie sy und nachgenempter Jüng-
ling by 3 jaren zemen gewandlet, je das zu le[s]t ein
gschreyli ussgangen, wie sy einander gebuolet haben
söltind.' 1541/3, ebd. ,Ein g. haben': ,So ... sich er-
fände, das si ein g. heig, so wil er nit betrogen sin.'
I 1530/3, Z Ehegericht. .Einem ein g. machen' uä. ,Du
solt nit zuo mir gan, du raachist mir ein g.' 1525/30,
i ebd. .Das si ein gross g. und übell zuoreden einer
statt Zürich, ouch dem egricht machind mit dem. das
I jedermau rede, er heig dry efrowen, die all nach in
' lyb und leben syend.' 1530/3, ebd. .Was des N. klag,
; das die Anna M. imm ein g. und lümbden uft'trochen
i habe, das ers nit möge erlyden one recht.' 1533/8,
ebd. ,Möchte es ein gross g. und gmürmel bringen,
\ das ein frow 2 lybplich brüedern hette zur ee ghan.'
( 1541/3, ebd. ,Ich wolt ir [meiner Braut] das Kettemlin,
', 80 ich von Paris brocht, vereeren, do batt sy mich,
ich weite es behalten, es mechte ir ein G. bringen.'
FPlatter 161'2. S. noch Bd VIII 1135 Anm. l»'s
I ff. (i(nie' Z) cho", in den Mund der Leute, in üblen
j Rnf kommen Aa (H.); U; Z, so BüL, Lunn. und It Spill-
i mann. Wc'-me'' mit Hiendere' uder mit Wibere" s'tüe"
j het, chunnt-me" i" d's O. U; Spiel mit Bed. la. Wer
i mit Siwe" uder mit Wibere' z'tüe" het, chtmnt i" d's G.
U; ähnlich ZLunn. Me" chunnt mit der Wor''et i''s
G. ScaSt. (Sulger). ,Wort . . . davon die stat in ein
offen lümbden und geschrey komen ist.' 1467, AAßh.
,Er [der Bräutigam] sprach wol darzu [zur Aufforderung
der Braut zu bleiben] nein; wir kämen bald in ein
Geschrey; des müssten wir uns schämen.' 1608, Lied.
Jmd t"'s G. bringe" Z und weiterhin. Doch, ich will
meine Landsmänninnen nicht ,ins Geschrei bringen',
mit Bez. auf Geschwätzigkeit. Stütz, Gem. .Durch
söUichs [behauptetes Eheversprechen] er sy in g.
bracht und gehinderet habe, das sy anderist nit möge
zer ee griffen.' 1493, Z. ,Ich will dich [einen Quack-
salber] nit ins Geschrei bringen und den hochwisen
Herren verzeigen.' Bs Familienchr. 1622. Im G. si",
bes. mit Ei"'m, von sexuellen Beziehungen Z und
weiterhin. .Lange war es mit ihrem Knecht im Ge-
schrei.' GoTTH. .Itera der herr were och an inn Ain-
brosin kommen und inn gefraget, ob er och weit ziechen,
so die sechs ort ziechen weiten; redte er: nein, es
gitt sich mir nit, ich bin sunst alweg im geschrey.'
1513/5, Z. ,Im g. sein, esse in fama.' Fris.; Mal.
,In der selben nacht habe sich leider die schand zuo-
tragen . . . Sunst wüsse er nit, das sy vorhin ouch
mit einanderen die werch gebrucht, aber sy syent wol
im geschrey gsin.' 1561, B Turnib. ,l)ise Elsa was im
geschrey mit vieren.' 1585, Z. Bös G. Einen in besi
G'schreiwi bringest, in üblen Ruf WLö. N. wurde ins
Gefängniss gelegt ,von etlichs böss geschreigs und
lümdens wegen einer düpstal.' 1483, WMerz 1915.
,Si hat vor ain bös geschrai mit pfaffen und layen
gehept; etlich [haben] oft'enlich in ürten und andersch-
wa geredt, daz er [!] etlichen uff ir funden.' 15'29,
GT. (Brief). .Wie wol der römsch ablasgwerb ...
ieztan an vil enden anhuob ein bös g. gewinnen.' Ansb.
,Bös geschrey, ein bös lob oder nammen, adversa fama,
infamia; bös g. oder böse mär, sinister rumor; para-
clytus, eerlos, der ein bös geschrey hat.' Fris.; Mal.
,Es macht einer Statt Zürich ein böses Geschrey vor
Gott.' FWtss 1673. ,In ein bös Geschrey kommen,
sermone oranium vapulare; in ein bös Geschrey
bringen, infamare aliquem; er ist in einem bösen
Geschrey, pessime audit." Hosp. S. noch Bd IV 436
( Schand- Mäs); Sp. 61 M. .Kit ein guot g. (haben).'
.Weder kaiser noch küng haben vil guots geschraies;
die lüt werdent übel bezalt.' 1488, G Brief. ,Es sye
ein frouw ... die nit ein guot g. oder lümden hab,
inen vil im weg glegen.' um 1531, L Hexenproz.
, Minus commode audire, nit so ein guot geschrey oder
guoten lümbden haben.' Fris. — p) im günstigen S.,
guter Ruf, Lob. Ruhm. Syn. Buem 2b (Bd VI 931).
.unsere Eidgnossen von Bern schiessent redlich und
gewinnent damit das geschrey und das lob.' 1468, Z.
,Die heilig kilch muossjärlich grossmächtig guot und
Pension ussgeben, die si wenig besseren; das hiemit
ersparet wurde, wan er [der Papst] das g. und forcht
der Eidgnossen haben möchte.' Ansh. ,Zuo einem alten
... wyb, die ... darin [in der Geburtshilfe] überus
verrüempt, mit offenlichem geschrei, lange zyt und vil
jar gewesen ist.' Rdef 1554. ,Ein g. oder lob über-
kommen, colligere famam; famam facere, ein lob
bringen oder g. machen; auferre famam docti, das ge-
schrey haben geleert syn ; fama semula Herculei laboris,
als ein gross g. oder lümbden, als Hercules gehabt
hat.' Fris.; Mal.; s. noch Bd V 395o. ,Sobald nun
Giulla von ime ersehen, bedunkt in ir Schöne das
1451
Schra, schre, schri, schro, schru
1452
Geschrei hiervon aussgossen weit übertreffen.' JWetzel
1583. ,In dem Argwohn ... es möchte alles Gesehrey
... ohne sonderlichen Grund sein.' um 1755, Gfh; vor-
her: ,Der schon so viele Jahre anhaltende Ruhm des
Kalten Bades.' ,Ein erlich, guot g.' ,Wir habend sein
[Jehovahs] guot gesehrey gehört und alles, was er
in Egypten geton hat.' 1530, Jos.; 6vo|j,a. LXX; famani.
Vulg. ,In honore hominum et in honore faniie esse,
in grossen eeren sein und ein eerlich gesehrey haben.'
Fris. 1541. S. noch Lümden (Bd III 1273). — 3. Bot-
schaft, Kunde. ,[N. zu den Spielleuten:] Früst uff,
sind hurttig! guot g. bring ich: junckher Hans von
Trist lat bestellen üch, kurzwyl ze machen und zhof-
fieren." RCts. 1593. — AhJ. gisaei, mhä. geachrci(e) n.; vgl.
Gr. WB. I V 1 b, 3963/8 ; Martiu-Lieuh. II 5 1 3 ; Fischer I1I494 f.
Zur WTorni mit w vgl. »clirn-n. ,Ftlrstlicher Jäger Herr Vill-
gsclirey', Persou eines Schauspiels. 1761, V. Vgl. Ge-schii.
Agersten-: Elsterngeschrei. , Als die [der Hexerei
verdächtige] Custerin von dem Schlaf erwacht und
gar letz über sy [die zwischen 12 und 1 Uhr nachts
eindringenden , Knaben'] getan, hab sich glich ein gross
A. erhören lassen, glich vor dem Hus, sigen sie die
Knaben mit grosser Forcht heim gangen.' 1657, GSa.
S. noch BdVI846M. — Agnes-: bei jeder Wetter-
änderung hörbarer eigentümlich klagender Ton in der
Luft, den nach der Sage der Geist der Königin Agnes
von Ungarn zur Strafe für deren Blutdurst von sich
geben muss ÄAFahrw., Sarm.; s. Kohlrusch 1854, 329 f.
— Alp-: bald von hier, bald von dort ertönendes Ge-
schrei als Vorzeichen schlechten Wetters; s. ALüt.
168 f. (UGurtn.).
Vogel-: 1. eig. ,Uff vogel- und tiergschrey hab
ich acht und rieht darnach min spil und sach', sagt
ein Spieler. KCys. 1593. — 2. eine Art Orgelpfeife;
s. Nün-Pßtfen (Bd V 1073). — 2 wohl scherzh. für l'.-
Ge-snnyi;, eine Art Orgelpfeife (s. Bd VII llSOu.; V 1073u.);
Tgl. auch Fischer II 1605.
F8ld-: 1. a) wie nhd. Feld-, Kriegsgeschrei. Er-
setzt durch ein Trompetenzeichen (vgl. Fiends-G.); s.
Bd III 1447 0. Mit Ehrenbezeugung: ,Wellicher dan je
zun zyten von einer Oberherrschaft dahin [nach Lenz-
burg] vogt verordnet wirt, der wirt mit veldgeschrey
und einem herren vom rat der statt Bern und anderen
herren beleitct und uffgefüert.' 1564. AaL. Grafschaftsr.
— b) militärische Parole, Losungswort Gl; L. Wer
da! rüeft z'einersmäl e" Wacht; jetz, Bueh, gib d's F.
a"! CZwicKV 1891. ,Der Brigade-Major ... soll dem
Commandanten eines jeden Postens das F. geben.' B
Kriegsordn. 1764. — 2. Frau, die laut spricht, lärmend
auftritt BsStdt. Si isch enter e" F. S. noch Leben-
lang 3b (BdlU 1325, wo unzutreffend , öde Geschwätzig-
keit' für ,unbefugte Einmischung' des Einsenders). —
Vgl. Gr.WB. III 1482 f.
rsend(s)-: = FiendSchrei (Sp. 1443). ,Es sol euch
yederman mit sinen eelialten und gesinde verschaffen,
wenn vyentzgeschrey oder die grossen glogken gehört
werde, daz sy in iren husern bliben.' 1462, AaIUi.
StR.; in der Fassung von 1535 ,das sy in vyends-
geschrey in i. h. b.' ebd. ,In fürs noten oder fyends
gesehrey.' 1530, ebd. , Ordnungen des viendsgeschrey
und füres not.' 1535, ebd. 272 ff'. ,Wenn auch flieur
auö'gehet oder feyndsgeschrey vorhanden ist.' Siml.
1577. Ein Trompetenzeichen zum gleichen Zwecke
(vgl. Feld-ö. la): , Bliesen euch etlich trummeter in
ir trumpten ein vigentgeschr.' PvMolsheim. • — Mhd.
vuntyesckrci n.; vgl. Gr. WB. III 1450; Fischer II 1025.
Für-, Füriö-: = F.-Schrei (Sp. 1443). ,Ein ieck-
licher, alz bald er dez fürgesch[r]eyes oder uflouffs
innan wirt, by sinem eid zuolouffen sol, der da zuo
geordnet ist.' 1415, AABremg. StR. ,Wie auch in
Teutschland die Zeit und Jahr Alles gekrachet . . .
wie es . . . mit armer, vertribner, verjagter Leuten
Seufzen, Jamer, Ceder-, Fürio- und Mordio-Geschrey
erfült.' AKlingler 1688. — Vgl. Gr.WB. III 1593;
Fischer II 1458.
Freuden-: wie nhd. ,Das9 ... das junge Volk zu
unnützem und schlechtem F-gesehrey gezüglet werde.'
1780, JHefti 1914. ~ Vgl. Gr.WB. IVla, 148.
Gegen-: Gegengerücht. -,Famam sive sermones
reprimere, g. oder gemeine hörsag vertrucken und
vertuschen oder gestillen.' Fris. — Gägge"-: Krähen-
geschrei BSi. — Güggel-: Hahnengeschrei; s. Bd VII
682 u.
Gassen-: = G.-Schrei (Sp. 1443). ,Daz g-geschrey,
ein gemeine red, sy seye gleich guot oder böss, fama,
fabula, rumor.' Fris.; Mal. S. auch Mtimmel II {BiW
227); Geschrei 2a (zu Anfang). ,Es ist ein zit har
ein g-geschrey über Anna B. ussgangen, sy sige
schwanger.' 1553, Z. ,Es [sei] ein gemein G-geschrey
gesyn.'1651,ebd.— Vgl. Gr.WB. IVla, 1449; FischerlllSl.
Helle» Hölle"- II s. Sp. 1445 u.
Hanen- II: = H.-Ge-schrei I (Sp. 1444). ,Das H-
geschrey seines [Gottes] Wortes.' Anhorn 1603/29.
,Pündtnerisch H-geschrey', Titel eines Gedichtes. 1621,
Gr (Zinsli 1909); in it. Übers, il Rhetico canto del
gallo. ,Uber das H. an Mareschal de Crecqui', Titel.
XVIL, Ged. S. noch Bd II 192 f. — Vgl, Gr.WB. IV 2,
167; Fischer III 1141.
Hüener-: Gekreisch von Hühnern: ,Wir... band
gehört in disem huss ein wild gefert mit h. [in einem
andern Druck ,h-schryen'] und andren dingen.' GBinder
1535; wiederholt. — " In andrer Bed. Gr.WB. IV2, 1879.
Jüchz-: Jauchzer. ,Steh du nur in Gottes Namen
auf und lasB ein lustiges Jugsgschrey aus!' oJ.
(Küherlied).
Kaffe Gaffe-: laute Aufforderung zum Kaffee.
FOscHW. 1919. • — Gelegenheitsbildung.
Küchen-: verächtlich für Kirchengesang. ,Ge-
botten vastag, krüzgeng, k., röuken . . .' Zwingli; boatns
templi. Gualther.
C hin de»-, Chindli-, , Kinder-': Kindergeschrei.
Mer isch vögeliiool, i'*" mag nüd tribe"; i''' g'chdren «"
Chindlig'schrä ond e" Fräuli chibe". JHartmann (Ap). '
,Ein Ehstand ohne Kindengschrei gleicht einer Henne !
ohne Ei.' Lötschen 1917. ,Im Sommer ist es lustig (
z seyn auf hohen wilden Bergen; man ist da ruliig ganz )
allein und hört auch nie kein Kindergschrey.' oJ. I
(Kuhreihen). , Das kindergeschrey, vagitus.' Fris.; Mai.
— Vgl. Gr.WB. VI, 738; Fischer III 379.
Chatze"-: 1. eig. Bs; Tn und sonst. — 2. un- '
eig. als Bezeichnung für Speisen. a) gehacktes, '
mit Butter oder Speisefett zubereitetes Fleisch
(meist Überbleibsel von gesottenem Rindfleisch, '
Gekröse) Ap; GStdt, oT.; ScnSt.; Th; ZO., Tagelsw.^
und It FStaub, mit Zusatz von Eiern Ap (Eochh.), j
gebähten Brotschnitten Z (Spillmann), ,gehackte8 j
Fleisch oder Würstbrät mit Brotkrümchen in Butter '
gebacken' GT., ,zu kleinen Würfeln geschnittenes und
in Butter gebackenes Rindfleisch' Ap; UwE., .übrig
gebliebenes Fleisch in feine Schnittchen zerschnitten
und mit gerösteten Tünklene" (fein und dünn ge-
1453
Sclira, schre, schri, schio, scliru
1454
schnittenein Brot), Zwiebeln und Kümmel, Pfeifer und
Salz gedampft, in Butter gebacken' ZStdt, rohes, Itlein
geschnittenes und gebratenes Fleisch GStdt (Syn. Ge-
sehnetzUls Sp. 1402o.). spez. = Gnipeten (Bd 11 67U)
ZZoU. Synn. s. unter (Eier-)Ge-häck (Bd II 1114), wozu
Ge-hickis-Ge-hackis (ebd. 1113). Der unter Hafen-
Bräten (Bd V 873) abgedruckten Stelle aus Fris. 15(58
ist im Handexemplar der Redaktion von einer Hand
des XVI. das Syn. ,kazengschrey' beigeschrieben. —
b) = Böllen-Büder (Bd IV 1038) LEscbolzm.; Syn. auch
Zibehn-Bransi, Bollen- Brät (Bd V 743. 974). — c) = Eier-
Bransi (Bd V 743) AaL. — d) = Chratzeten i (Bd 111
931) ScuSt. (Sulger; ,Syn. Pfannen- Chratzeten'). —
d) Omelette aus zerhackten Süssapfelschnitten LG. —
Vgl. Gr.WB. V 1, 294, weiter Schni,''!! 346; Maitiu-Lienh. II
513; Fischer III 279. Zur Anwendung .\uf Gerichte vgl. die
Anm. zu üf->chnader (Sp. 1075), Schwab. Hüener-ge-sckrei S
(Fischer III 1141), thitr. .Katzeugeniurre'.
Krieg(s)-: 1. wie nhd. , Wir wellend ... inn Egypten
ziehen, da wir weder krieg sehen noch kriegsgeschrey
hören.' 1530, Jer. ; dafür ,pausaunengschrey.' 1548,
ebd.; ((ii>Ti}v aa.Xmyyoi. LXX; ,posaunenscliall.' Luther,
— '2. Kriegsgerücht. ,In dem sye das kriegsgschrey
komen und er sich gan Baden zuo dem houptman Luxen
gfüegt, der in eins wägs angnomen und dienst zuo-
gseit.' 1551, B Turmb. Man habe in Padua , wägen
jetziger kriegsgeschreyen' einige Häuser ... schleissen
wollen. 1559, Brief (JFabricius). — Vgl. Gr.WB. V 2,
2271; Fischer III 754 (Bed. 2).
Land(3)-: 1. in der KA. esLandg. mache' ü&erEtw.,
wohl = sich übertrieben laut und aufgeregt äussern.
DiN. (wohl Z). — 2. a) Ruf, Aufgebot zu den Waö'en, zur
Abwehr eines feindlichen Einbruchs. Vgl. Land-Sturm.
,Es sol ein ganze genieind in der grafschaft Frowen-
feld sweren unsern herrn den Eidtgnossen ... ob das
were, das sich dhein landgeschrey erhüeb und uff-
1 erstüend, wenn und an welichem end das were in dem
I Thurgouw, dadurch der Eidtgnosohaft möchte schad
I oder gebrest utferstän, do sol jederman zuolouft'en mit
' stürm und geschrey und da helfen retten Hb und guot.'
I E. XV., Z StB. ,[8 Knechte sollen sich zum Auszug
j ins Feld bereit halten.] Und ob sacli wäri, das dar-
\ zwischent, e man in das fehl zug, ain stürm oder land-
gschrai käme, so welle iederman alsdeun gerüscht dem
Sturm nach den nächsten gen Zilschlacht zuo keren.'
I 1497, Schreiben des G Abtes an die .Bergknechte'.
j .Gemein L.': ,Dass, weil Bischofszell, Arbon und Hörn
i in der Landgrafschaft Thurgeuw hochen Grichten nit
I gelegen, so seyen sie auch dem Land in Kriegsnöten
' und gemein Landgeschrey zugehorsamen nit schuldig.'
1509, Streitschrift 1713. — b) Huldigungseid, mit Bez.
auf die darin enthaltene Verpflichtung, einem , Land-
geschrei' (im Sinne von a) Folge zu leisten. Vgl. Pup.
1889, tj54. ,Üas 1. schweren.' .Von dero wegen, es
syen herren, edel oder stette im Thurgoü, so die iren
das lantgeschrey nit sweren lassen.' 1474, Absch. ,Der
I puren halb zuo Tanneck, die noch nit geschworu,
'f haben wir dem vogt im Thurgow bevolhen sy ze er-
I fordern, das landtgeschrei zeschweren.' 1494, ebd.
, .Dieselben [in Konstanz niedergelassene Thurgauer]
I sollent nit desterminder ein landgeschrei schweren
and ein landschaft daselbs vor schedlichem infall
helfen nach irem vermugen retten.' 1500, Absch. Der
Vogt im Thurgau berichtet, der Bischof von Konstanz
1 wolle seine dortigen Leute den Eid, den sie früher
dem Vogt getan, nicht schwören lassen, sondern habe
eine andere Formel gesendet, nach welcher sie ,schweren
sollen ain geniain landgeschrey und ainem landvogt
in kriegslöutfen gehorsam ze sin.' Der alte Eid aber
lautet: .Iteni sy söUent schweren ain gemain land-
geschray [in der Konstanzer Fassung dafür ,landschrey.'
1509, Streitschrift 1713], daz ist ininen herren den
Aidgnossen iren nutz und fromen ze fürdern, vor
schaden ze sin, den ze warnen und ze wenden und
ainem landvogt in kriegslöuffen gewertig und gehorsam
ze sin, docli rainein gn. li. von Costenz an siner gnaden
gerechtigkait unscliädlich.' 15'20, ebd. ,Der bischöf-
liche Übervogt in .Arbon wollte [1655] nicht zugeben,
dass die thurgauischen Angehörigen des Bischofs dem
Landvogte Hirzel neben dem Landgeschrei noch Treue
und Gehorsam in Friedenszeiten schwören.' Pup. 1830.
,Das L. leisten.' XVII.. Th (ThBornhauser). Ausser-
halb der Formel mit .schweren'. ,An mh. Göldli von
iVIötilis wegen umb das landtgeschrey und burgrecht,
ouch die copy der Ordnung harzeschicken.' 1489, Z RM.
Das Maleflz oder die hohe überkeit [im Th] und das
,L'. 1713, Absch. — 3. allgemeines Gerücht, Gerede.
,Es ist ouch by uns ein landgeschrey, wie die
keiserschen in treffenlicher kriegsrüstungsyend.' 1528.
B Ref. .Uns kuinpt landtmers wiss für, wie by üch
landgeschrey ussgangen sie, dass ...' 1529. ebd. .Das
üppig landtgeschrey, so über die evangelischen gat.
als ob sy der kilchen und kloster güeter zum teil in
iren nutz verwandten.' 1531, Absch. ,Das gemeine L.
sage, dass . . .' 1533, ebd. ,Der Berg [Pilatus ist] von
wegen des gemeinen Ruoft's und Landtgeschreys wol
bekannt.' ROys. (Br.). ,Was nun daselbst bemelter
Frisching . . . gehandelt habe, ist mehr auss gemeinem
Landgeschrey, dann gründlicher hinderlassner schrift-
licher Verzeichnuss offenbar.' MStettler 162(5. ,Ver-
schinen Frytag z Nacht hab ich heimlich erkundigen
lassen, ob dem Landtsgschrey nach er [ein Anführer
von Unzufriedenen] sich inn synem Huss inn etwas
Postur und Verfassung gestellt' 1645, Z. — Mhd. lani-
tjeacfirei ü. (auch -schrei la., ->irhi-ic f.) in Bed. 2 a uud dieser uahe-
steheudeu Bedd.; in Bed. 2a und 3 auch bei Gr.WB. VI US;
Fischer IV 957.
Lärmen-: = Kriegs-G. 1. ,[Sie] machend ein
lärmangeschrey [.Lerinengeschrei.' 1707] zuo Beth-
auen.' 1530, Hos. ,Ein Lermeng. sy gfüert.' 162"2,
ZiNSLi 1911. , Vermittelst des bei finsterer Nacht an-
gestellten L-geschreys.' J.IUlr. 1718. S. nocli Posunen-
Schall (Bd VIII 535). — Tautologisch.
Gügge''-mündli-: Unkengeschrei. Von schlechtem
Gesang: Das rerstönd die Chlösterlüt, ''im Herrgott
aw'' no''' ne" schöne" Chor s'bringe", nid nw dere" G.
Wohler Anzeiger 1916.
Mord-: 1. Geschrei über einen Mord, bei mörde-
rischem Überfall. ,[Karl der Kühne] gestatt ire [seiner
Söldner] art rouben und stelen ... Uss Ober Burgund
in kirchen und klusen das kleglich luortgeschrey wurt
susen.' 1475, Bs Chr. ,Der selbig priester [der Über-
fallene Prädikant Jüechsli in Stein] dann ein mord-
geschrei hat geton und umb hilf angerüeft; solich m.
der Wächter zuo Stein hat gehört.' Z Verantw. 1525;
s. dazu Bd VIII 1373M. (HBull. 157'2). ,Ein mordt-
geschrai füeren.' 1541, Sch Ratsprot. — 2. Mords-,
grosses Geschrei Th und wohl weiterhin. E" M. ver-
füere". — Mhd. morlgeechrei u.; vgl. Gr.WB. VI 2545;
Fischer IV 1752.
1455
Schra, schre, schri, schro, schrn
1456
Mordiü-: 1. = dem Vor. 1. ,[Das drohende Ge-
bahren der Soldaten vor der Kirche in Lipperswil habe]
das bekandte schreckhafte Wyb veranlaasset, das M.
ylendts nach Wigoltingen zu tragen; [es habe] die
Händt ob dem Kopf zusammengescblagen und gesagt:
dass Gott erbarm! es syge Alles voller Soldaten, die
haben in der Kirchen Alles nidermachen wollen.' 1664,
Z Schreiben betr. den Wigoltinger Handel; Näheres
darüber bei Pup. 1889, 655. .Würde wol das jämmer-
liche Geheul, das Zetter- und M-geschrey so vieler
Millionen der verdammten Höllen branden den Angel
unsers Herzens und das Nagen unsers Gewissens heilen.'
JJÜLR. 1731. S. noch Für-G. — 2. mörderisches Ge-
schrei Tb; W; Z und weiterhin. [Man hat] es schreck-
lichs Gipolter und G'hamer und We- und M. g'hert
WVt. ,Ich weiss, dass ich [als kleines Kind] ein M-
geschrey anfieng, sobald ich ihn [den Vater] erblickte.'
UBrägger 1789. ,\Vas Das vor ein M-geschrey gab,
wenn's durch ein Dorf gieng, von Weibern, Kindern,
Gänsen, Spanferkeln usw.* ebd. — Vgl. Gr. WB. VI 2547;
Fischer IT 1752.
Nacht-: nächtliches Geschrei. ,[Die Handwerks-
knechte schwören] dhein n-geschreig nach dem glogk-
lin ze liaben noch ze machen.' 1487, ÄARh. StR. ,Uff
mentag sol man mit krützen gan Engl gan. Das tanzen,
ouch das n-geschrei zuo verbieten.' 1523, B Ref. ,Üb
ouch jemands in wirts- oder andern hüseren oder uff
der gassen unzimlichc n-geschrey oder lieder füerte
und tribe.' 1557, AABremg. StR. — Vgl. Gr. WB. VII 180.
Pas-nacht-: Fastnachtgeschrei, -lärm. ,Vil gotts-
fürchtiger lütten band disen unfal für ein göttliche
Straffund Warnung achten wollen, von wegen das man
zuo vil an das fasnachtwesen getan und grad noch,
bis die brunst angangen, mit seitenspil und f. durch
die statt herumberkesslet.' RCvs. (Br.).
Narren-: närrisches Geschrei. ,Du volle Looss,
nu troll dich hey! waz treibst du für ein N.?' JMahler
1620. — Bach-: ein nächtliches Gespenst, = Ge-rdggi
(Bd VI 770) GMs, Pfäf. udE. ,In Pfävers heisst ein
gespenstisch Nachtwesen das B., weil es oft, einem
Wasservogel gleich, den Wasserfall dem Kloster gegen-
über mit dem Wasser hinabstürzt.' Henne 1879. Syn.
B.-Schrier.
Bachtele"-: Bezeichnung des wilden Jägers (Syn.
Schwed) SGr.; s. Schild 1866, 57 ff. — Nach dem Bachuh"-
Bad bei Särencheu.
Ge-plärr-: lärmende Prahlerei; vgl. Ge-plärr 3c
(Bd V 136). ,Denn das du [DrBalthasar] sprichst:
... das ist aber diner g-gschreyen eins.' Zwingli.
Pfäwen-. ,Als mine herren bericht [sind], wie
in diser verschiner nacht ettlich von Wädischwil umb
das schloss daselbs mit trommen und pfiffen, ouch
wildem tratzlichem pfaweng. villicht zuo schmach den
unseren gezogen . . .' 1524, Z RB. — Vgl. Fischer II 1020.
Rappen-. ,R.-gesch rey oder -gesang, crocatio, croci-
tus.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. VIII 9; Fischer V 139.
SÜw Söu- 8. Sp. 1444. — Schand-: schändliche
Nachrede. , Solche [nämlich ,wer Treu und Eid ver-
liert'] können nach ihrem Tod erwerben Nichts als
ein Schandgeschrey.' Flugschrift 1712. — Schwank-:
scherzhaft-spöttisches Gerede. ,Wie wol nun diser
Verlust [von Novara an die Franzosen] dem Prosper
... grosse nachred bracht, so lies sich doch der wis
Prosper des gmeinen volks uunüz schw-geschrei nütsit
irren.' Ansh.
Türggen-: (Aufgebot zum) Türkenkrieg. ,Otly
Küng bracht ein brief, das nieman uf sö't brechen ins
T.' 1532, ZGrün. Die Boten von Basel verwahren sich
gegen die Angabe der neuen Zeitung von Solothurn,
dass die Nachricht über ,das türkeng.' von Basel her
komme. 1542, Absch.
Trummen-: Trommelschall. ,Hör, hör, merk uff
das Tr., Trommetenklang, des Gschützes Klapf.' 1602,
ZiNSLI 1911.
Zeter .^e«er-: Zetergeschrei Ndw (Matthys). Der
hed ai [auch] es ZA S. auch Für-, Mordiö-G. —
S\ätmhii. zilergeschreie; vgl. Fischer VI 1159.
Schreie" „Schreye f.: laute Stimme." St.* (oO.).
— Hielier oder als Schiie^ anzusetzen V
schreie" 1: 1. intr., schreien. ,Sin ros begunde
weien, grazen unde sehr., do ez daz pfert het ersehen.'
UvZazikhoven. — 2. (sehraijo') tr., Jmd herbeirufen PRi.
(MSchottky im Ausland 1836, 92; darnach ASchott
1842, 332). Wer miässe" sehr, d' Wttta, die Schwester
herbeirufen. — Ahd. (Notker) acretön, schreien; mhd. auch
einem schreien, zu-, herheirufen. Vgl. noch Schreiet. Hieher der
FN. ,Kour. Schreivogel.' 1528. 1530, EEgli, Act., eigenbändig
,SchreTogel.' 1530, Strickler; nach Zwingliana 1904, 408 ff.
ein Berner; doch wohl nicht ganz sicher (das ebd. für B an-
gegehene Schreivogel, Krähe, wird nicht bestätigt), jedenfalls
ist der Name auch schwäb. (Fischer V 1137). — Zu den folg.
Zsseu vgl. die entsprechenden mit sehnen.
ÜS-: 1. intr., Schreie ausstossen GrKI. Er hat es
Zandwe g'han, dass-er (vor Not) üsschreijen hat müessen.
— 2. tr., verleumden Gr (Tsch.). Syn. ver-schr.
V e r- schreie" f-äi-, -ai-), Ftc. verschreit usw., in Th tw.
(so Bottigh., Hw., Mattw., Mü., Weinf.) -schräje", Ptc.
-schräit: a) .Tmd amtlich in Verruf erklären; Syn. ■»«•-
rüeffenSa (Bd VI 704). ,Die wil und die Bärbel [die sich |
weigerte, den ihr Bestimmten zu ehelichen] uss dem gleit j
in ungehorsam und straft' gfallen ist, [so werde man] die
Barblen verschreyen nach lut und Inhalt der Satzung.'
1530/3, Z Ehegericht. — b) Jmd (seltener Etw.) insj
Gerede, in Übeln Ruf bringen, verleumden AaF. undl
It H.; Ap (T.); GlS.; Gr (Tsch.); G, so Sa. und Itj
Zahner; SchR., St. (Sulger). It einer Angabe ,Halb-j
mundart'; Tb (auch Eschl., Tuttw.); Ndw; U; Z, so Bül.,
0., S. (auch ,ruchtbar machen'); tw. nur im Ptc. gebraucht.!
Syn. ver-rüeffen 2d. [Sie] tuend Ei'"m lüt v., a's we"-\
me" stak" w(ft, vor aller Welt. JBHiPL. 1813. Hast iu[
Das g'sait? Wer hät-mi"'' so und so verschreit? Stutz.!
D'Lüt . . . verschreie"d-is [uns] zum Gotterbarm, ebi.t
's Veh cha"" de" Dokter ned verschreie", wenn Oppii'
ned g'rötet, unter Vorteilen des tierärztlichen Berufes!
Der Freischütz 1917 (AALind.). .Damit wir ... nil(
verschreit werdend, dass wir kriegs vyl iner dann fridenij
begirig syend.' 1529, B Ref. ,Er welle si nit gschendeil
oder, so sy verschreit wurde, nit gestecken lassen.!
1530/3, Z Ehegericht. ,Dannenhar flyst sich oncl:
Faber ... alle diener des evaiigelii der ergisten stuckeni
kätzerien, lügen und schänden ze verschreyen.' HBull,
1532. ,Das er vermelten herrn Z. erst jetzt ouch un!
warhaftig verschreit.' 1544, Z RB. .Verschreyen, eiii
böss geschrey machen, infamare, diffamare [etc.]; eineil
V., das man seinen Worten nit mer glaubt.' Fris.I
Mal. .Darumb er dan verschreit worden, er sölll
derselbigen einer jungfrouwen ein trank ingeben habeni
1561, B Turmb. ,Das inn der N. zigen und verschreit!
er habe ...' 1567, Z. ,[Der Herrachaftsmüller soll sein
Pflichten getreulicli erfüllen] damitt die leüt nit ursac
nemen müessen in andere mülinen zefaren, und di
1457
Schra, schre, schri, schro, schru
1458
mülin durch sein verschulden nit verschräyt werde.'
1592, TaPtyn (Bestallungsbrief). .[Wenn die Haus-
frau euch Mägde] über alls nüt z lassen bgärt, ver-
schreyends, verklagends urab und umb, sy sey so un-
trüw [geizig] als ein hund.' BCys. 1593. ,[Die Zahl
der an der Pest Gestorbenen sei verschwiegen worden]
damit die Stadt nicht verschreiet wurde.' 1635, Bs TB.
jDass .. . neben dem Schaden das ganze Land übel ver-
schreit ... wurde.' Z Mand. 1653. , Durch Unbehutsam-
keit wird das falsche Herz verschreit.' JCWeissenb.
1681. ,Hr Antistes [gäbe] vil 10(10 fl., er hette ihre
Schwöster nicht so verschreit.' 1705, Z. ,Des Teilen
Prallen sich selber hat verschreit.' Fldoschrift 1712.
,Dass Frau M. ihn in falschem Verdacht verschreit,
als hätte er ihr den Magsanien auf dem Feld weg-
genommen.' 17'27, AiTäg. Gerichtsb. ,Weil sie als
eine Unholdin verschreit worden sei.' 1753, Schw. ,Wer
[in ZWl.] die Wirtshäuser besucht, wird verschreit.'
AHöPFN. 1788. ,Dardurch das Land nicht wenig ver-
schreit und der Credit gehemmet werde.' GT. Landmand.
1559/1789. S. noch Sp.413u. — ver-schreit: a) von
Vieh, = ver-rüeß 3b (Bd VI 70G). ,Obs aber v. und
brücliig vich, stat ouch zuo erkantnus vögt und viert-
lüten.' 1536, Aa Rq. 19'23 (AaL.). — b) zu verschreien a,
: = ver-rüeft 3 c. ,Wann einer ein v-er Lump wurde und
mit denen Gelten nit accordiren könnte.' Ndw Ges. 1867
(älteres Gesetz). S. noch Rollen (Bd VI 868 M.); ver-
schrien 3aa (1655, Absch.). — c) bekannt (in neutralem
1 oder günstigem S.). ,Din [Zwingiis] schriben raöcht
I mengen sterken, dwil du so wyt im euangelion v. bist.'
1525, Brief (BForrer). ,V-e krieg, von denen man
allenthalben sagt, vulgata bella per orbem fama.' Fris.;
Mal. ,Ein oft'enlicher oder v-er eebruch, adulterium
' dilfamatum.' ebd. .Famosus, vast verrüempt oder ver-
lürabdet und v., es seye dann zuo guotem oder zuo
bösem.' Fris. .Commodus . . . hatt einen, welcher seins
mannlichen glids halben vor allen mannen v. was.'
TiERB. 1563. , Famosus, verrühmt oder V.' Denzl. 1666;
I oder zu dV ,lch [bin] an manchem mit Zeichen und
' Wunderen v-en Ort, Kapellen, Bilderen, Gemahlen und
Heiligturaen gewesen.' ClSchob. 1695. — d) zu ver-
schreienb, = ver-rüeft 3 AaF.; Ap (T.); G (Zahner); See
R.; ScBwG.; TbHw., Mü.; Ni>w (Matthys); U; Z. ,V.,
I übel verlümbdet, stigmaticus, notatus, infamis [etc.].'
Fris.; Mal. Von Personen. Si ist im ganze" Land,
1 Dorf ume" v. (wegen irem wiieste" Mül)- Er ist tvit
ume' für ne" Giztüfel v. g'si" AaP. ,1So ich verschreyet,
sam ich der jungfrowen Maria ir eer begere ze
( schmäleren, sag ich also, dass ...' Zwingli. ,lch han
I sy dik gesehen und funden an orten und enden, das
I sy ein üppig wib geachtet und verschreit ist.' 1530/3,
' Z Ehegericht. ,V. sein, wenn jedermann das maul mit
I einem wäscht, in fabulis esse, minus commode audire.'
I Fris.; Mal. ,Biss verlümbdet und v.' LLav. 1569; ,du
I bist auss der Zal der Verschreieten.' 1670. , Weilen
: ich so V., als hab ich etwas Feindschaft gehabt.' 1654,
I ScHMiD u. Sprecher 1919. ,Die Süser sind vormalen
i, V. gewesen wegen den Mördern.' Sererh. 1742. S. noch
j Sp. 1144M. V. si" mit Ei"'m (ThMü.) oä. ,Es sig aber
! Kathrin mit Conrat Wirten verschreigt.' 15'29, Z Ehe-
I gericht. ,Dan)it sy [die Rütimönche] us dem lümbden
kommend, damit sy fast verschraigt sind.' 1530, Z.
I ,Wenn die pfarrer in unmaass, trunkenheit [usw.] ver-
I schreyet sind.' Z Mand. 1580. .Diejenigen, so in öffent-
j lieber Hurrei und Ehebruch lebent oder sonst oifent-
I Sohwelt. Idiotikon IX.
lieh V. sind', können nicht ins Landgericht gebraucht
werden. 1654, Absch. (Ordnung für den Th). S. noch
Bd VII 1063o. ,V. machen, infamare; einen als un-
glaubwirdig v. machen, detrahere fidem verbis alicuius.'
Fris.; Mal. ,Wenn die Pfarrer sich mit Unmass, in
Fluchen und Schweren v. machen.' Z Kirchenordn.
1628/1711. S. noch Sp. 439 0. Attrib. ,Hüet dich vor
. . . zankächtigen, v-en, vertrunknen . . . gesellen.'
HBcll. 1553. .Verlümbdete und v-e Leut.' 1607, TnFr.
Chr. .Wüssenthafte, ergerliche, v-e Lnt.' JJBreit.
1613/43. ,Am selbigen Tag ist ein v-e Ehebrecherin
in Rhein geworffen worden.' JGross 1624. ,Ein v-er
Mörder.' Schimpfr. 1652; s. auch Land-Schehn (Bd VllI
705). ,HMüller, der bekannte und v-e Widertäuffer.'
1661, Z. ,Cytlionyraus, proverbialiter infamis, ein v-er
Mensch.' Denzl. 1666. ,Ein gottloser, verschreitner und
der Zauberkunst ergebner Mensch.' ClSchob. 1699.
.Wegen seiner untreuen Art v-estes Volk.' Flugschrift
1712. ,Die v-en Gespenster.' 1771, SchwE. S. noch
Brenner (Bd V 633). Subst. ,So die v-en und beklagten
gefengklich angenommen', von den Urhebern des
Ittingersturms. 15'24, Z. ,Die V-e und durch richter-
liche Urteile ehrlos Erkennte [können nicht Testaments-
zeugen sein].' Z Erbr. 1831. Von Sachen. ,Ein v. jar
von wägen der grossen pestilenz, infamis annus pesti-
lentia.' Fris.; Mal. ,Nomen alicuius maculare crimine,
einsi namen v. machen und verlümbden.' Fris. , Da-
durch unser Wyn, so einest den Prys gehept, übel
verschreigt werdent.' 1613, Z; ähnlich 1650, ebd.
, Solcher Baum, der kein Frucht bringet, ist entehret
und V.' JCWeissenb. 1681. ,Was dise Haushaltung
anlange, so seige selbige ja jederzeit v. gewesen.'
1692, Z. ,Bald muss man sich schämen ein Tocken-
burger zu sein. Unser Ländchen ist ohnedem schon
V. genug.' UBrXgger 1789. S. noch Bd VI 573u. Von
Ürtlichkeiten, (bes. wegen Geisterspuks) verrufen.
Das Gued ist v. worden und hed . . . Nieme't vie wellen
drüf bliben. GFient 1898. ,Terrffl infames caede, v. und
verlümbdet mit todschlag.' Fris. ,Zu Athen ist ein
liüpsch. gross hus gsyu, das was v.' LLav. 1569; , ver-
schreiet.' 1670. ,Sy geht ... an keine v-en Ort.' Wabrs.
1675. , Der rechte Teil von disser Allmend ... istdisses
Jahr der v-e Ort, wo das Vich krank werden solle.'
1745, L. — Ver-schreiung f.: zu verschreien b.
, [Darauf] hab ich ein mannsperson, der mit söllichen
. . . bössen wybern umbgon und sy kennen sol, zu iro
[einer der Hexerei Verdächtigten] beschickt und wie
doch der sachen utf die hoch und gross verschrayung
zetuon sig, by im erkundigung gehept.' 1588, Schreiben
des Gl Land vogts im Th. ,Zu V. des guten Wyngwechs'
begehen viele Weinhändler Fälschungen. 16'23, Z.
Gesuch Zürichs, zur Aufhebung des wegen ,V.' der
Contagion über die Stadt in Italien verhängten Banns
helfen zu wollen. 1668, Absch. .Dardureh uns nit nur
allerhand ünglegenheiten, sonder auch V. der Güteren
erwachsen tete.' 1690, Z. Jemand ,in unbegründte und
schwehre V.' setzen. 1705, ebd. ,V. eines Hauss durch
angeklagten Gebranch einer Allraun.' 1716, Absch.
S. noch Schand-Mäs (Bd IV 436). — Mhd. verschreien in
Bed. b; ebeüso Schm.'Il 59'2 (gew. nur im Ptc; auch ein Kind
oder Stück Vieh bezaubern); Fischer II 1321 (verschreien II).
Eine reinliche Scheidung zw. verschreien und dem syn. ver-
schrijen (wie zw. beschreien und beichHjen) ist auf grund unsres
Materials, tw. auch der tatsächlichen Verhältnisse unmöglich.
In SchSt. sind beide Vben im Pr.-esensvokal lautges. zsgefallen;
nicht sicher beurteilen lässt sich dieser Vokal nach den Au-
92
1459
Schra, «ehre, schri, schro, schru
1460
gaben für Ap; Gr (Tsch.); G (Zahner). Auch das sw. Ptc, das
für die versuchte Trennung vielfach wegleiteud sein niusste,
ist nicht entscheidend. Wie .verschreien' auf .verschrien',
könnte es in diphthongierenden Quellen auf .verschrit' zurUck-
gehu ; doch ist ein sw. Ptc. von .schrien' bei uns nur ganz
spärlich bezeugt; dazu kommt, dass .verschreit' gegenüber
.verschrüwen' iu unsern jungem Quellen zunimmt (vgl. bes. die
Stelle aus den Absch. von 1655 unter ver-BchnJen). So ist der
Verdacht nicht abzuweisen, .verschreit' möchte tw. fremder
(schwäbischer) Import sein; vgl. etwa ™»i«i JJ mit Anm.
(Bd VI 927/8). Die Th Form verschräje" lehnt sich an den
Typus chräjen an; s. unter »ihrijm.
be-: = verschreien h. .Warum werden die ewere
[wenn sie zum Katholizismus übertreten] für Verräter
des Vaterlands beschraitV- 1585, U Neuj. 18'27. ,Das er
dadurch [Verprassnng fremden Eigentums] beschreyt
wurde, besorgende.' RCvs. — be-schreit: a) = ver-
schreit c. ,[1545] ist der wol gelert, wit b-er, wol be-
retter herr N. verscheiden.' G Hdschr. .Einen Teufels-
beschwörer, der in diser Teufelskunst sehr b. und
wohl erfahren war.' RCvs. (Br.). ,Diss Miracul ward
b. und lutprecht durch die ganze Christenheit.' ebd.
.Nach Ynspruck ist Hetzen des Gewerbs halben ein
beschraite Statt.' Güleb 1616. .[Serairamis] bawete
die [in] aller Welt beschreyte . . . hangende Gärten.'
FrHaffn. 1666. ,Die Araazones oder die in aller Welt
mit Lob beschreyte kriegerische Weiber.' ebd. —
b) = verschreit d. .Frauwen [Nonnen], so die [!] In-
continenz verargwonet oder beschreit' RCvs. .Auf-
ruhrer sind mehrenteils b-e, heillose Laut.' FWvss
1670. — Vgl. Schm.» II 591/2; Fischer I 906 (unter ;.f-
tchreien S) und die Anm. zum Vor.
schreie" 11 in Bed. 1 (Gr; GA.,G.; Ndw ItMatthys),
g»-schr. in Bed. 1 (Gl; L It JBHäfl. 1813 und St.»-;
UwE.; U; Zo It St.«»; ZO. und It St.), •2b (Z) und c
(ScaSt. It Sulger), 3. Sg. Praes. und Ptc. -t bzw. -d L
(JBHäfl. 1813); GrL.; Ndw; Z, -et GA.: 1. ,schreien
machen L; Zc (St.*"). a) Tiere. ,N. sampt andern zuo
Höngg [haben] dem predicanten daselbs sine hüener
geschreygt und genommen.' 1537, Z RB. ,Es wolle
niemand kein schaden tuon an skeisers land und lüten,
im gschreyen euch nit ein huon.' 1543, Lieh. ,In
der nacht sind die raörder in des puren stal gangen
und darin das veech geschreit. Als nun er sölichs
gehört, hat er den knecht ufgemanet ze luogen, was
joch dem veech im stal präste.' 1571, Wick. ,üas Amt
Russwyl mit ihrer Mannheit haben den Bären [tiäml.
die ßerner] mächtig gschreit; denselben taten sie hart
kratzen, dass er schier nümen mehr mag fatzen.' Vilm.
Lied 1656. — b) ein Musikinstrument niisstönig,
schlecht spielen Gb, so Cast., Chw.. Grüsch, He.; GA.
En Orgelet sehr. Gr. Er cho"" d's Glanet e'chli" sehr.,
er spielt ein wenig, doch schlecht genug, das Klarinett
GA. Wenn halt d' Freud d'Gige' g'schreit, reichi''d
d'Baebe" d'Meitli alli um und um, sprängi''d s' weis'
tvie weidli''', trülU'd s' z'ringletwn. JBHafl. 1813. —
c) Personen. „Jmd schreien oder weinen machen,
allg.". zum Schreien (U), Weinen (Gl; Gb, so Gast.,
Chw., Grüsch, He., L.; GG.; Ndw; UwE.; ZO.) bringen,
bes. Kinder. Es Vhind sehr. Gr. Er het d's ühind
g'schreitGHh. Tuend enandnüd sehr.! GG. Pleonastisch
z'g'schräie" mache" UwE. .Luzifer: Ihr sönd ihn
[Teufel den Mörder] schniden mitten entzwei von hend
und füess, zu vier teil, und schreyen ihn so järaerlich.'
Meinrad 1576. Insbes. ein Mädchen, eine Frau ,schr.',
(oft bei Notzucfatsversucb). ,N. ist gichtig gesin, daz
er bi nacht und bi nebel in ein hus ze Höng[g] gangen
ist und hat da ein tochter geschreit.' 1400, Z RB.
,Als N. ein töchterli nachtes umb füert und utf dem
alten Sneggen geschreit hat und es berungen hat und
daz die tochter fast schrUw, daz man iro ze statten
käme.' 1404, ebd. ,Als N. ein frouwen ... angefallen
ist und die geschreit hat.' 1430, ebd. ,Es habe sich
gemacht, das sy in das frowenhus gangen syent, also
habe ein gesell ... ein frowen geschreigt.' 1453, ebd.
,Uber das syent sy aber komen und ein sölich un-
fuor mit sinem wib gehaben und die geschreyt, des-i
halb er erzürnt wurde.' 1480, ebd. ,NN. giengent!
in bög[g]en wis und verwandloten kleidern ... und
schreytind die jungfrowen an der gassen, so vor imi
[dem Kläger] anbin giengind; da redte er zuo inen.l
warumb sy frommen Ittten nit ir jungfrowen undj
tochtern ungeschreyt und gan liesen.' 1483, ebd.; ähn-i
lieh noch oft in der gleichen Quelle aus dem XV./XVl
,[N. hat durch V^ornahme einer Haussuchung] min
Tochter, die Gott eben acht Tag zuvor mit einer Juget
erfröüwt, sampt niyneni Wyb und Khinden dermassen
geschreygt und erschreckt, das sy nach gnugsam
daran zu döüwen band.' A. XVII., Z. — 2. übertr
a) schädigen (bes. auch finanziell); vom Vor. nicht
scharf zu trennen. ,Wa waren die von Hochenkreyen
die alweg mit roub tuon schreyen?' JLenz um 1500
,Dass . . . euch der mere tail des gewalts in aller bos-
halt überhandt nimpt, dass si kain gottsforcht händ,
kain liebe zuo den undertonen, sunder nut denn
schinden und schaben, schraigen die armen lüt, irec
bluotigen schwaiss in füUeryg, huoryg und aller üppig-
kait verzeren.' 1527, EEgli, Acten (Bericht des Pfarren
von Stein über seine Predigten). .Dardurch raöchtd
sich villicht zuotragen, so sy von Glarus uns ersuochen
inen byständig ze sin, dass dann denen von Rappresch-
wyl der markt abgeschlagen und sy geschreit wurdint.
1531, Strickler. .Dass deswägen gesagter Heideggerj
umb dass er sy Weerlin [als Nachbarin] mit dissereij
drygen Büwen geschreyt und ze Schaden und Costei
gebracht, iro fürdasselbig einhundert Guldin zustellen
[solle].' 1025, Z. ,So ist auch Deren, die unter nn;|
eiferig sind, öffentliche Ärgernussen abzustellen, gänzi
lieh die Meinung und Vorhaben nicht, einen Mitbrudel
zuverkleineren, schamrot zu machen, von der Pfrunij
zubringen, Weib und Kinder zugcschreyen, sonder daJ
Widerspil, nämlich ... dass ... Keines Weib und Kimi
geschreyt [werden].' 1638, JJBreit. .Wittwen mw
Waisen geschreyen.' Vollenw. 1642. .Ungeraten'
Kinder, die mit iren Untaten ire Eltern betrüben um'
geschreien.' JWirz 1650. .Wünschen wir nicht inij
der Zungen alle einanderen alles Guts . . . underdesseij
wie gschreyen. wie plagen, wie vexieren und ver
vorteilen wir einanderen '?• JMüller 1665. .Krieg kom'
har von einem griechischen wort, welches ein geschre'
heisst [xpauYV;], weil der Krieg vil Menschen erbärnv
lieh geschreyen tut.' ebd. 1666; vgl. 1 c. .Die. welche Uii'
schuldige ohn Ursach geschreyen und plagen.' ebd
.Gleich den Böcken, die einanderen stossen, gschreyet
und plagen.' ebd. ,Bei Denen, die ... Wittwen und Waise.'
geschreyen, die Armen undertrucken.' JHHott. 1671
.Leuten, die wider Gott und Recht geschreyt und be
trengt werden.' FWtss 1672. ,l)ass wir Nichts wOssei
von dem landsverderblichen Krieg, von schwären Vcr,
folgungen, mit welchen unsere lieben Glaubensgenosse
die Zeit und Jahre har hin und wider übel geschrey
1461
Sclira, schre, schri, schro, schru
1462
worden.' JMüll. 1673. , Einen geschrcyen, affligere,
contristare.' Denzl. 1716. .Naclidera der Spital von
Schatt'hausen seine Forderung ... auf die Güter ab-
teilen müssen, wil der Eint Dasjenige, darum er von
Schatfl)ausen geschräit worden, dem Amt Embracli und
dem Kanimeramt abzeuchen und dahin desto weniger
schuldig sein.' 17'20, Z (Memorial betr. Grundzins-
bereinigung zu Rorbas); vgl. Ge-schreiing a. — b) spez.
in der Rechtsspr. a) mit Alik. P., einem Grund-
pfandgläubiger zustehendes Recht, den Eigentümer
(Käufer) eines ihm verpfändeten Grundstücks, dem
bei der Eigentumsübertragung die Pfandschuld nicht
fiberbunden oder angezeigt worden war, ev. auch nach-
stehende Pfandgläubiger bei Konkurs des frühern
Eigentümers (Verkäufers) in Mitleidenschaft zu ziehen,
so dass ihnen nur die Wahl bleibt zu , ziehen' oder
zu ,fliehen', dh. entweder die Pfandschuld zu bezahlen
(und damit in die Rechte des ersten Pfandgläubigers
einzutreten) oder das Pfand aufzugeben Z f (seit
M. XVII., auf der Landschaft schon früher, und noch
im PR. von 1888). auch ScHf; Taf; Zof; vgl. noch
ge-schreit. Für Näheres s. Bluntschli RG. II '2'25/8;
ZRecbtspH. (Beitr.)lll 10'2/114; FWyss 1845, 152/3;
ZPR. 1854 § 810/4 = 1888 § 357/60 (wozu EHuber
PR. III 591 f.). , Jeder Pfandgläubiger, welcher im
Konkurs nicht überschlagen wird, geschreit allfällige
Eigentümer seiner Pfände.' Z Rechtspfl. Gew. in
passiver Fügung. ,Er ist g'schreit worden, wenn er
ein angekauftes Gut doppelt bezahlen niuss, weil das-
selbe ehedem vom Verkäufer versetzt ward und noch
nicht gelöst ist Scb; Z". ,Dass dardurch [näml. durch
.Brief über Brief machen und allerley andere vilfaltige
Bschiss und Betrüg in Obligationen und Utfrichtung der
Zins-, Schuld- und anderen Verschrybungen'] mancher
ehrlicher Bidermann übel angeführt, bschissen und
betrogen, arme Lüt übel gesohreit und des Ihrigen
ganz diebischer Wys beraubet [werden].' Z Mand. 1653.
,Wann auch in einem Uffahl von dem einen ald anderen
Uffahls-Bezücher einem driten seine Güeter, die er
kurz oder lang erkauft oder ererbt, teils gar teils halb
bezalt, darunib aber kein Tröstung oder Kauft'brief, by
demm er sich zu erhellen wüsste, hete, angegreiffen [!]
wurdend und er also unscliuldig geschreit, hat bis
dahin ein Solcher dem ohnversicherten Wyberguet
nach das beste Recht gehabt.' ZKyb. Grafschaftsrecht
1675. ,Es sol auch das Weibergut Denen, so in einem
üffahl durch Wegnemung ihrer inn- oder ausserhalb
dem Uffahl ligender Gütern geschreyt oder gescliädiget
werden, auf des Manns unverpfändeten Mittlen vor-
gahn und darzu die bessere Recht haben.' Z Mand. 1694
(ähnlich ebd. 1715); am Rande: ,0b Weibergut oder
die Gesclireyten vorgahn solen.' ,Wann dann ein ehr-
licher Mann durch einen Auffahl wegen altern Schulden
insonderheit an seinen besitzenden Güteren unver-
schuldter Weis angegriften und geschreyet wurde,
solle ein solcher nach dem Weibergut sich auf denen
unverpfändeten Mittlen widerum zuerhoUen haben.'
ebd. 1715; am Rande: .Unschuldig Geschreyte oder
Beschädigte.' ,AIs Seckelmeister Benz sei. durch den
Oberdörferischen Auffahl 1722 geschreyt und von
Hrn Amtmann Scheuchzer, desse jetzbemeldter Brief
durch besagte Geschreyung um einiche Underpfand
geschwächt wäre, um Erlegung bemelter 1000 Ü. Cap.
und 200 fl. Zinsen zum Auffahl getriben worden.'
1720, Z. , Alldieweilen in vorkommenden Fallimenteru
und Auffählen die Geschreyte jeweils am meisten und
unschuldigsten beschädiget und angefochten werden,
als sollen dahero Selbige zu ihrer etwelchen Schadlos-
haltung ... den ersten Überschlag der von dem Ver-
auffahlten besessener Stuck und Güteren, welche in
denjenigen Briefen, darinn sie geschreyt werden, ent-
halten, vor Andern aus und zumahlen vor denen er-
langten Rechten haben.' Scu Auffahls-Ordn. 1743;
wiederholt 1773 (,die Geschrayte — geschrayt'). ,Der
Gläubiger hält sich ... an die verschriebnen Pfände,
es mag dieselben besitzen, wer da will. Hieraus ent-
steht manche Streitfrage; zuweilen muss auch ein
Güterbesitzer unschuldiger Weise dabei zu Schaden
kommen oder in der Justizsprache geschreyt werden.'
DWvss 1796. .Wird in Folge von Überzeigen der
Besitzer eines Guts geschreit, dh. aufgefordert, selbes
in das Falliment zu werfen oder dieses zu über-
schlagen, so mag er dasselbe wohl fahren lassen, ohne
dass es seinen bürgerlichen Ehren und Rechten im
Geringsten Schaden brächte.' Zg Verordn. 1818. —
ß) mit dem Grundpfand als Obj. , Desgleichen dass
alle gebührende Prscaution gebraucht werde, damit nit
etwan in Uffahlen [!] das Stuckgut geschreit oder gar
entzogen werden möcht.' 1715, Z. ,Als hoffe er, dass
jener [Pfandbrief] ihme sein Pfand nicht werde an-
greiffen noch geschreyhen können.' 1717, ebd. —
c) zu , stark zugreifen', beim Essen ScnSt. (Sulger).
De hast d'Opfel nid übel g'schreit. — g'-schreit:
a) zu Bed. 2ba ScuSt. It Sulger (,g-e Kreditoren d.s.
solche, die ohne ihre Schuld durch die in Händen
habenden Briefe geschreit, geschädigt worden sind');
Z; oft subst. .Wenn der Eigentümer des Unterpfandes
nicht zugleich Schuldner ist, so hat derselbe als Ge-
schreiter im Konkurse des Schuldners die Wahl, ob
er die Schuld, für welche das in seinem Besitze be-
tindliche Grundstück als Pfand haftet, übernehmen
und bezahlen (ziehen) oder ob er dasselbe dem
Gläubiger überlassen (hieben) wolle.' Z PR.; daher das
Rechtssprw. unter fliehen (Bd 1 1182, mit nicht ganz
zutreffender Erklärung). ,Dem Geschreiten bleibt der
Rückgriff gegen den eigentlichen Schuldner vorbehalten
für den Schaden, welchen er durch die Geschreiung
erlitten hat.' ebd. ,Wann eine Abteilung auf die Güter
wegen eines verschwiegenen Briefes gemacht wird,
so wird Hiehrenteils ein gewisse Zeit angesetzt, in der
alle deswegen geschreite Personen das Geld in die
C'anzlei zu bringen schuldig.' E. XVII., Z. ,Unter den
Geschreiten eine gebührende Abteilung nach Pro-
portion der guten oder schlechten Güter machen.' 1714,
ebd. ,Dass er Bühler jüngsthin verauffahlet und sie
wegen ihres mit ihmme ... getanen Kaufs Geschreite
worden.' 1743, ebd. ,Das Begehren der Männern von
Dättlikon, welche die Güter des am Auffahl stehenden
JMüllers daselbst als G-e übernehmen wollen.' 1771,
ebd. NN. ,in Heinrich Schmids des Vaters und auch
in ihr der Kinder Auffall Geschreite und Zagere.'
1781, ebd. ,Durch den Auffahl g-e Güterbesitzer.'
DWtss 1796. ,Gleiches Briefrecht [wie Bürgen eines
Hypothokarschuldners] haben auch nach der Ordnung
des Datums der betreffenden Schuldinstrumento die
Gesclireyten, die sich im Besitz einer von dem Falliten
herrührenden Liegenschaft befinden, welche schon zur
Zeit des an sie geschelienen Verkaufs einem Gläubiger
zur Hypothek verschrieben war, ohne dass sie damahU
davon Kenntnis hatten, und die nun beim Falliment
1463
Schra, scbre, schri. schro, schru
1464
zu Händen des Pfandherrn in die Masse gezogen wird.'
Th Konkursordn. 1807. .Schuldig Geschreiter heisst
Derjenige, welcher wusste oder wissen konnte, dass
er möglicherweise geschreit werde'; Gegs. .unschuldig
G-er'; s. Z Rechtspfl. (Beitr.)III 113; FWyss 1845, 153,
sowie Sp. 1461/2. — b) zu Bed. 2bp, von Grund-
stücken, die durch einen (dem Eigentümer unbekannten)
Schuldbrief bei einem Konkurse in Mitleidenschaft
gezogen werden ZKn. und It Spillmann. .Geschreites
Pfand.' Z Rechtspfl. — un-. Eine Frauensperson ,u.
lassen'; s. Sp. 1459/60. — Ahd. -»crei«., mhd. schreien (in Bed.
1 a uud c), Kaus. zq schrien. In Bed. 1 auch noch schwäb. ; vgl.
Fischer III +95 (ge-schreien) ; V 1142 (schreien II). Dass Bed.
2 b schon A. XIX. ihrer Herkunft nach nicht mehr verstanden
wurde, zeigen Erklärungen wie , Einen von der Sachlage in
Kenntniss setzen' oder ,wohl ein unangenehmes, Verlust
bringendes Adcitieren'. — G»-schreii''g, ,-ung' f.: a) zu
Bed. 2a. .Auch hat man allen Fleiss angewandt,
die Grundzins also einzurichten, dass Keiner mehr oder
minder als vorher in die Amter zu liefern habe ...
und nur das Ermangelnde abgeteilt werden müsse,
also die Geschreyungen so viel als möglich abgehebt
werden mögind.' 1720, Z; vgl. die Stelle aus der selben
Quelle Sp. 1461 o. — b) entspr. Bed. 2b. .Geschreiung',
Titel. Z PR. S. noch Sp. 1461 u. Unterschieden als
, Eigentums-', ,Pfand-' und ,persönliche G.'; s.
Z Rechtspfl. (Beitr.) III 107; FWyss 1845, 155. ,Die
GeschreiuDgsverhältnisse im Konkurse.' N. Z Ztg 1876
Nr 48.
er-: = schreien II 1 c. ,[N. sagt aus, dass] er und
der übelgehörent Heini mit einander schimpfenden
und daz si ein kindli (was sin) erschreyten (im be-
schach aber nut).' 1399, Z RB. — Auch bei Lexer; vgl.
ferner Gr.WB. III 174 (2); Fischer II 841.
g(e)- s. schreien II. I
„Schreiet m. : Geschrei." Dial. — Ahd. (Notker)
screiöl m., clamor; zu schreiett I.
g°-schreiig: 1. gerne weinend Ndw (Matthys). —
2. leicht zum Schreien zu bringen, ebd. — 1 zu schreien I,
2 zn schreien II; vgl. zu 2 mhi. »rhreiec, clamorosus; bair. je-
schraiig (Scbm.^ II 591), &chviäh. g'schreüg, leicht zum Schreien,
Weinen geneigt (Fischer III 495).
Schri BHk.; Gr (Tsch.), SchriH GRÜbS. ; LE., Sckre'i
Gr (Tsch.). — m.: = Schrei (Sp. 1442). P- Schri in
andre", ein Schrei auf den andern BHk. E" Schri
(Schrei) län, tuen Gr (Tsch.). — Mhd. (SHelbl.) sehn m.;
nachträgliche Angleichung von Schrei an schrien (wie Ge-schn
neben -schrei). Die Doppelheit ist in beiden Fällen auch eis.
(Martin-Lienh. IIÖ13).
Ge-schri n.: 1. = Geschrei 1. ,Als in des pfisters
hus von Embrach ein gross gelöiff und -schry was."
1379, Z RB. ,Dass er [unser Grossweibel] guot red-
lich gsellen zuo im nemme und die gefangnen sicher-
lichen herabfüere und nit vil geschrys mache.' 1528,
B Ref. ,Ein Hufen Volks [sei] ufs Feld usshin gangen
mit dem Geschryg, welcher nit sturen welle, der solle
inen volgen.' 1634, Z. — 2. = Geschrei 2 b ti. ,Die
Richter sollen nit baldt einen grossen Gewalt bruchen
gegen einer Personen, als gegen einer Unhold oder
Zauberin, nur wegen des Gesclireis; dann ob sonsten
schon das Geschry vill gilt, danoch entstehet in disser
Materi ... liecbtlich ein Geschrey etwan wider ein
Weibsperson.' 1661, ADettl. 1905; nachher nochmals
.Geschry'.
Kriegs-: = A'r.-Ge-scftret (Sp. 1453). ,Als ... sich
by dissem Kriegsgschryg uss der March und von
Lachen inn 80 Man by der Nacht gen Rapperschwyl
inn Zusatz gelegt.' 1619, GJPeter 1907.
schrielig „schreielig. allg.", auch bei St.' (oO.),
g'schre'ielig ZStdt: weinerlich.
schri(j)e(n) (-u(n) W tw.) BO. (in Si. -ijj-); FJ.,
Ss.; Gl; GrA., D., L., Pr., Rh., S., Val., V.; PAl. (-y-
ItGiord.). Mac. (,sc7jri, rufen'), Po.; GA., G.; ScbwMuo.;
Uw; U; W (-ij-), schriHje' GRÜbS.; LE., schreifjjer
i-e'- bzw. -e^-) Aa; Ap; Bs; BU.; GRCast., (hur, Hald.,
Ig., Mai., Ths; L; GF., Eh.; Sch; Th; Z, schriicun
W (FStaub), scftrirc« W Lb., schroue(n) Flss, schrdije'
ApLb., schräje" GGr., We.; TuTäg., Präs. Sg. 2. 3.
schrist, schrxt {schri't, in WLö. schriwst, schrücd) bzw.
schreist, schreit oder schräist, schräit, in TuTäg. schräjet,
Imp. schri bzw. schrei, in BSi. schri oder schriiu; Kond.
schruwi BSi.; GrA., S. (selten), sehrüw Ndw (Matthys);
ü (-üwj, sehrü Zg (Kai. 1897), sehrüi FJ., schru^u, |
schrou AAÜEntf., F., Käst, und It H.; Bs (Seiler); |
ZHed., schrou(w)i GRCast., schriji BO. (Zyro), schriti\
FSs.; ÜlS.; Ndw (Matthys), schreiti AAÜRohrd.; Gb '
Ig.; GT.; ZRicht., F ta. g'schrü(tcje(nj kpü.; FO., Ss.; j
Gl; GrA., D., Pr., S., Val.; PMac; GA., G.; Uw f-uito-J; \
U (-ilw-, in Urs. -ü(w)-); W, so Lö. (-imo-J, Mü., Rar.
(■ÜW-), Vt. (-mcw-), g'schru-u(w)e" BoAa.; GnObS.
(-Ü-UW-); LE., g'schrouficje" (-o'it- bzw. -o^m-) Aa; Ap;
Bs; BE., S., Stdt und It Zyro; GRHald., Ig., Mai., Ths;
L (Gassmann); PIss.; GBern., Buchs, Gr., Stdt, Ta.;
ScnHa., Schi.; S; Th; l.g'schrütce' BSi.; GrS. (-üu-itc)-),
V., g'schrüe" Gl, g'schröüe" L (Ineichen), g'schroijtr
GOberriet. g'schruije" GSchmitter, g'schrit^ijer LE.,1
g'schrije" New (Matthys); UUrs. f-ij-J; W (g'schrie", in!
Rar. -ij-), g'schrie" .\p, g'schrüwed PGr., g'schrijot W|
Rar., V., g'schreit GRThs: 1. wesentl. wie nhd. Aa, so|
F., Häggl. und It H. (,nur: ein Geschrei ausstossen,!
nie = rufen'); ApLb.; Bs; B, so Si.; GrD., ObS.,!
Eh. und It Tsch.; L; PAL, Mac. Po.; GA., Rh., Ta.;l
S; Th tw.; üw; U; W; Zg; ZKn., 0.; doch nichti
überall volkst. oder nur in beschränkter Verwendung;!
s. Anm. ,Schreyen, clamare, crepare, clanioreml
edere vel reddere.' Fris.; Mal. a) von Tieren; meisti
nicht vom blossen Naturlaut, sondern bedeutungs-i
voll (als Ausdr. des Schmerzes, Vorzeiclien). Vom'
Vögeln, kreischen GrD. I''' han en Ägerst schTeie'\
g'hört, als Todesbote. WMüller 1906; vgl. rätschtnt
(Bd VI 1848). Eine Missgeburt .hat gesclirauwen wiei
ein Giritz auf dem Moos.' RCys. (Br.). ,le mee derl
selb [ein Häher an der Leimrute] schryet, gwäggelj
und zahlet, ie me er klebt.' Zwingli. ,Etwan 2 Krayerj
haben auf den Bäumen geschrowen.' 1701, Z. ,DaH
urrind schreig ze nacht, wie ein grosser ochs luegel
[d. i. ,lüejet']. Bossh. Chr. , Rappen schreyen.' JJClrI
1718; s. noch Bd VI 1168u. (ThPlatter). ITenf)
d'Spechte" schreie", gibt es Regen BsL.; ZObf. De'
Uhu schreit ThMü. Schrat e" Wiggle" [Eule] Wbm''
Hüs, so giH's e" Tödfall drüs BsL. Bes. vom Kuckuck
s. Gugger II (Bd II 184/6); März (Bd IV 432); Brätef
(Bd V 872 0.). Dazu: Wer Gelt im Sack het, we"" dt'
Gugger schrit, het d's ganz Jär Gelt BSi. Sooilmc
a's-me" der Gugger g'hört schreie", sovil Jör lebt-me
no"'' (oder: in sovil Jör tuet-me" hiröte") BsL. De
Guggu schreit di ganzi Nacht im Obericilerhöhli, e
hat e" schicarzes Chäppli a" und e" icisses Belzli. Kl
(ZReg.). Dft oben uf ''em Bergli, wo der Gugger s
1465
Schra, schre, schri, schro, schru
1466
schreit, de't tanzet de' Waldbrueder, bis-em d'Clwtte"
abg'heit. ALGassmann 1906. ,In diseni Jar mitten im
Hornung liat man den Guger hören schreyen, da es
nocli gar vill Sclmee undt noch sehr kalt gewesen;
was das bedtltt, ist Gott bekant.' 1692, BBannwil Chr.
Der Isaac könne sich nit fremvä, das er noh ä Mahl
ghördä Gtigger schreyä. Tyrolersp. 1743. Von Fröschen.
Wenn d'Latibfrösch schreie", se gV't's Rege" BsL. ,ln
diseni jar was kriesibluost 2. Aprilis, die fröschen
schruwend.' 1565, HBoll. D. Von Füchsen L (Zyböri),
Hasen (.statt des eigentlichen Ausdrucks bäggen') Aa
(H.). Was isch Das? Isch kein Fuchs im'' kein Has,
het hei' Hör und kei" Hut und schreit doch so lut,
nänil. ein Furz GWe.; ähnlich Bs (ka"" doch schreie"
iherlut). ,Der has schreyet.' Gesn. 1551. Von Vieli,
so Stieren, Kühen, Schweinen SchwMuo.; s. Bd V
43M.; VII 701 u. Lueg, 's chund jetz den" e" Ghue,
si schreit no''' lüter, nämlich ein neuer Pfarrer
AaF. Wenn en Esel a"föhd schreie", so stimme"d die
andere" V. oO. Von Ziegen UwE. Us ''em Stall het
's Geissli gar etbärmlig g'schraue". JReinh. 1905. .Eines
von diesen geborsteten Scbaafen schruwe; da lüften
... alle andern hinzu, als wann sie ihme helfen wollten.'
Seherh.1742. Vom Schwein; s.Bd VII 1490 u. D'Chatz
schrdit ApLb. Wenn d'Chatze" tä d' Nacht schrien, su
tiet-ez [l.titet's?] Tod ol Unglick, se i gatti miagolano di
notte, (cosi) e segno di morte o disgrazia PPo. (Bara-
giola). S. noch Bd V 1002o.; VIII 560o. 570u. ,Es
habe sich uff ein nacht gefüegt, das sin httndly schruwy
und gellote im hus; also luogte er zuo dem pfenster
US, wer dem hund täte.' 1460, Z RB. ,AIso schlüege
N. mit einem stäcken nach dem hund, daz der hund
schrüwe.' 1487, ebd. ,Seie der bös Geist binden nahen
komen in einem grossen Gerüsch, dass die Hüner
geschrauen haben.' 1667, B. ,[N. habe] gesehen den
Weerli Etwas baden, so geschrauen nit wie ein Mensch
und auch nit wie ein Vogel', nämlich einen Alraun.
1714, ZHöngg. — b) von Menschen, schreien, laut
rufen, ex) abs. 's Joggis Bueb hed möge" g'schrie", aber
's Lois Mijeli hed nid nie möge" 'briegge". Dial. Wer
numm schwätzt !«'"' schreit. Dem wird no''' d's Mül ver-
näit. FHali.er. .Schreyen, ruett'en, kiren, bünen, stimen,
wi8plen,Iutsingen.' AaB. Fornielbuch 1508. ,Wireerend
Gott mit bladergebet . . . ietz murmleud wir, bald
schryend wir.' Zwingli. ,Dass vil seigend, die mit den
läffzen schrigend und aber im herzen stumm sigend.'
Vad.; ,niulti clamant voce et corde sunt muti.' Augustin.
.Sagte [ein Franzose zu der StGaller Gesandtschaft]
seye nit mehr im Schweitzerland, sollen gehen soli-
citieren, bitten, schreyen und anklopfen.' Hochkedtiner
1663/4. .überlaut redend schreyet [der Mensch].'
SpLEiss 1607. .Gott und seine Diener ruffen noch.
Jesus glucbset und schreyet noch. Es heisset noch:
Bekehret euch!' JJUi-r. 1731. .Ihr schrauen all durch-
einander.'Lindinner 1733. S. noch Sp. 1328 u. Sprww.
,Wie er in den wald geschrüwen hat. also tönt es
widerumb. quod ab ipso allatum est. sibi esse id re-
' latum putet.' Fris.; Mal. .Wen der Schuh trukt, der
schreit, calamitas querula est.' JMey. 1692. Rätsel.
Es stöt e" Männli im Holz und schreit und schreit,
der Pfarrer auf der Kanzel Bs. Als Ausdr. von Freude
(s. Bd VIII 1600 u.). Ausgelassenheit. Mutwillen uä.
.Schriwen und sungend und danzdat und wurden al
fol win.' 1526, HStockar. ,Der. so in der kilchen
gachruwen, in keby.' 15'28, B Ref. ,Jung und alt ...
soUent mit ernst gewarnt sin. dass si nachts nit mer
... singen, pfiffen, gigen, juchsen, schryen.' 1540, G
Wil. ,Louffind etliche unverschampter wys an und
in die kilchen, schrygind und tobind.' 1553, Z. Zwei
Verliebte haben ,gschruwen undglachet'. 1554, Z Ehe-
gericht. S. noch BdV137u. 397 u.; VI 483 u. Als
Ovation; auch mit Dat. P. ,4 pfd Er harten H.umb nussen
den knaben, so zuo wienacht gschrüwen band.' 1562,
Z Seckelamtsrechn. ,4 pfd für die kriese, wie man
herrn Job. Kambli nüwerwältem burgermeister ge-
schrüwen.' 1570/1, ebd. ,D6m ratschryber zuo wie-
nacht und Sanct Johans tag, als die knaben geschrüwen,
wie man mynen herren den burgenneistern geschworen,
und von beiden jarmerkten zerüett'en, 9 pfd.' 1583/6,
ebd. Als Ausdr. der Zustimmung (Akklamation); s. Ge-
schrei (Sp. 1446u.). Unzufriedenheit, Protest: ,Gib ich
dan [von den Alinosengeldern], nach dem ich meinen,
das es angleit syge ... so schrygend die, denen nüt
wirt.' um 1550, Z. Angst. Klage uä. Wenn esö ne"
Nachtbueb chäm, schrü-si drab. Zg Kai. 1897. G'meint
heiy-er doch [auf einem unheimlichen Wege], er müessi
schrie" und Jessne". SM. 1914 (GRNuf.). ,Er [ein
Siecher] was nüt denn schrien und von grossem we
sagen.' Stretl. Chr. .[Eine Frau, die nicht zu ihrem
Manne zurück wollte, hat] ghüwlet. gweinet. gschrüwen,
nit geässen ...' 1541/3, Z Ehegericht. ,Der schantlosen
leuten sind vil und tuot ein yeder, was er wil; under
denen schreyt der arm man, der bei solchen muoss
d katzen han.' Grübel 1560. S. noch Bd V 848 M.
(bresten); VI 1913 (rexen); VII 373o. I''' ha" g'schraue",
von einem Hilferuf B. ,N. warff daz grösser meitli
nider uff" das bett und verhuob im sinen mund, daz
es nit schryen mocht . . . also schrey das klein meitli.'
1448, Z RB. ,Si bette billich geschrüwen, do si bort,
das er [ein fremder Mann] da innen was.' 1533, Z Ebe-
gericht. ,Als sy gschrüwen [habe er sie gehn lassen].'
1606, Z RB. S. noch Sp. 287o. Bei einer Feuers-
brunst. ,In wes huse vür angat und der nüt schriget
und sin türe nüt uftuot, was ieman da von schaden
enphahet, das man das uf sim libe und uf sinem guote
ban wil.' äL RB. .Wann in diser Statt ... ein Feuwr
utt'gat. schreyet Der, des das Hus, Scheur oder Stalung
ist, so ist er der Einung quit.' 1623, AaZoI". S. auch
In-Ge-sind (Bd VlI 1125). Als Anzeige einer Gewalt-
tat usw. (auch beim Gericht). Dana dum Rottu" heint-
mu [einem Mörder] Lüt zuog'seh" und g'schruwu". W
Sagen. .So zühend bin und klagend stark, schryend
uffrecht mit aller macht, damit werd gerochen die
schandlich tat [Verräterei]!' RCrs. 1593. ,Darby so
wöllind wir nüt verschwygen. wo wir gspurtind. daz
man untrüwlich an dem gottswort faren wölte. sunder
von stund an schryen und sölichs anzeigen.' Zwingli.
S. noch Taub-Sucht (Bd VII '285M.). Beim Singen:
[Unsre Väter haben beim Singen der Kirchenlieder]
no''' selber ZU und Mode" recht g'sunge"; jetzt will-me"
aber numme'', da^'-me" schreii oder jöli bäm Singe", nei",
jetzt möcht-me" eige"tlich, da"-me" singt. Gespr. 1838.
Spez. von schlechtem Gesang Z (FStaub). D'Bäsi
Babette" . . . singt . . . dass de Musikdirekter bald pistet
und bald wider chlopfet ... si schreit nw alliwil lüter.
UsTERi 1853. Mit Vergleich. Schreie" wie ne" (Tach-J
Marter (s. BdIV 395). Mord-Brenner (Bs). Sou (AaF.).
Eör-Spatz (Bs). .Boare. brüelen und schryen wie ein
ochs.' Fris. 1541. ,Wie oft hat sie [die Kirche] geschryen
als die Verlassene.- JMey. 1699. ,Er [,der Schwyzer
1467
Schra, schre, schri, schro, schru
1468
Stier'] brüllt und schraue als ein Tier', an der Bällen-
sehanze. Flugschrift 1712. Er schreit, wie wenn-er
's Messer im Hals hett AaF., (im Messer steckti (stuck)
Aa (H.); Bs, tcie-n-er am Messer war S. .[Mein Lehr-
meister] nam mich vill malen by den oren und zoch
mich vom herd uff, das ich schrei wie ein geiss am
messer stäket, das oft die nachpuren über in
schruwen. eb er mich weite mirden.' ThPlatter (Boos).
S. noch Bd VI 528o. (Vad.). MarterH''' (märterli'>-),
mörderli"'' sehr.; a. Bd IV 399. 426. Nid so ma'ter-
H'* g'schroue'! zu einem Redenden. ALGässmann 1918.
/"'■ loill nit z'lut schreie", = rüeme" (Bd VI 931) Bs.
,Was das were, darumb die frow so grusamlich schrei.'
Stretl. Chr. ,Si schray vil lut [über den ihr auf-
gezwungenen Gatten].' JZobel 1455/6. ,Er schryet
hoch und laut oder auflf das leutist, exclamat maxi-
mum; er schryet mit ganzer stimm, exclamat maxima
cum voce.' Fris. ; Mal. ,Dennocht schryen und klagen
gedachte Kaiserstuoler, wie dann ir gewonlicher ge-
bruch ist, wan sy anderi hart träten, dass sy überlut
schrien.' 1594, Z. ,Die Frow habe wüest gschrowen.'
1626, ebd. S. noch Bd IV 257 (Gänsen-MannJ; VIII
155u. Einem in d's Ör sehr. GrS. ,Eim in die oren
schreyen, aurem alicuius personare.' Fris.; Mal.
Mit präp. Verbindungen; tw. uneig. S. auch unter ß.
.Über Einen, Etw.' ein Geschrei erheben, auch uneig.
(von Schmähungen, Klagen). ,Und wie das was [bei
StJakob an der Sihl], das etlich von Zürich schruwend
über die selben Schwitzer [die sich, um die Zürcher
zu täuschen, rote Kreuze angeheftet hatten] und woltend
nit geloben, das si zuo den von Zürich hortind ...
also schrai her Euodolf Stüs.«y, der ritter, inen zuo:
nüt schiessend, es sind fründl Z Chr. XV. ,Demnach
habe des benanten Kiels frow uss irem huss über sy
geschrigen.' 1484, Z RB. ,Ouch schrigestu über mich,
sam ich den kindertouf darus [aus Marc. I 4] bewären
welle.' ZwiNiJLi. , Da junge böse uuzogne kind ... über
in [Elias] gschrüwen.' Tierb. 1563. ,Jungs und alts
über in schryet.' 1564, Brief (JFabricius). ,N. schrauwe
insonderhait über den Überfluss in Klaidern.' Hoch-
REüTiNER 1663/4. S. noch Bd III 640u.; Bd V 590o.
996u.; VI691U.; VII 135u. •2'20o.; Sp.373o. .Üf Einen
sehr.' 1) Einem Etw. zuschreien. ,Do sin [eines am
Boden liegenden Mannes] die karerknecht war namen,
do schruwen si uff in, das er ufstüende.' XV., ZRhein.
(Predigt). — 2) ein Geschrei gegen Einen erheben. ,Von
des burgers buoze, der uf den lantman nit schriiet,
der ein burger wundet ald ze tode slat." Z RBr. ,Were,
das das yeman übergienge und in dem zil wider in
unser land kerai, uff den söllent denn alle landtlüt
schryen und sollen in in unserm landt heften.' 1357/
1544, ScHw LB. Uneig., schmähen, verhöhnen. ,Ouch
hant si mir [Abt und Konvent von Wettingen dem
Freiherrn von Eschenbach] gelobt, do [1. daz] alle die
vorgnanden ir lüte und die andern, die uf güetern
sizent, weder uf mich oder uf min diener willklich
weder zogen noch schryen süln, swa si die sehen ane
geverde; wer abir, ob ir dekeinr uf min diener schruwe,
swaz dem darunder widerfuere ane geverde, damit sol
der vride nit gebrochen sin.' 1308, AAWett. Arch.
(Friedbrief). S. auch Bd VIII 322 u. 567 o. ,Üf Etw.
sehr.', dringen. ,N. schrey allweg uff' bliben.' 1501,
Z. .Us der ursach scliryend sy allein uf disputieren.'
ZwiNGLi. ,Wo wittwen und weisen sind und niemand
daruff schryet, dass si bevogtet werden, so soll ein
nndervogt und die sechse si bevogten.' 1527, ÄAMeien-
berg AR. ,Ettlich frömbd und heimisch schryger und
uffrüerig lüt, es sygent pfaffen ald leigen, im rat oder
darnebent, die ... uff iren nutz und vorteil, vogtyen,
clöster ald pfruenden geschrüwen.' 1531, Z. ,Com-
putationem expostulare, auff rechnung schreyen.' Fris.
,.\ls imm einmal ein antwort worden, by dem vorigen
ze blyben, hat er uff' rächt geschrüwen.' 1561, Brief
(JFabricius). , Allein wüsse er [Frischherz] gar wol,
dass man schon ein lange Zeit dahero under mgnH.
Räten und Burgeren uf ein bessere Hushaltung ge-
schrüwen.' 1640, B. .Christus hat in seiner ersten
Predigt auff zwei Ding geschrauen, auff Boss und
Glauben.' FWvss 1672. ,Da man in allen Predigen,
auf allen Canzlen auf die guten Werk schreyet.'
Pfaffenkr. 1712. S. noch Bd VI 261 o. ,Umb etw.
sehr.' ,Wissent ouch, das üwer soldner vast schryent
umb gelt.' 1446, B. ,Um recht schrigen, aber doch
keinem vertrag noch rechten geston.' Ansh. ,Es schrei
[in der Trockenheit] mängklich umb ein küeli und
lindi.' HBdll. I). ,Diewil er ... ernstlich ... umb ver-
hör schryet.' 1588, Z; neben , uff kundtschaft schryet'.
,Es soll auch ... kein Officier noch Soldat öffentlich
um Gelt schreyen.' B Kriegsordn. 1764. Oft ,um(b)
hilf sehr.' XVI./XVIIL S. noch Bd V 1310o.; VIII
1288M. .Nach Einem, Etw. sehr.' Wenn Dir diOuge'
■vo' der Frou V. g'seh" hättet, . . . Dir hättet g'wüss
na''' der Omelette" jifanne' g'schroue", für-sen [die Augen]
üfz'fasse". RvTavel 1901. Alles Büefe" het Nüt
b'schosse" und du han-i"'' . . . na''' '''m Babette" g'schroutf,
dass d' Fenster g'wagglet heit. RIscher 1903. ,Uff das
wir . . . nach der barmherzig- und gutigkeit Gottes on
underlass mit emsigem gebet schrüwent.' Bs Chr.
(HRyhiner 1525). ,Wie lang wir uns rechtens erpotten,
darnach geschrüwen.' 1531, B Ref. ,Nach eini schreyen
und im rüeffen, clamare aliquem; nach wasser schryen,
clamare aquas.' Fris.; Mal. ,Das jüdisch land ist
gar warm, darumb habend die Israeliter so ernstlich
nach ragen geschrüwen.' LLav. 1577. ,Man schreyet
nur nach Geld.' 1685, Zinsli 1911. S. noch Bd III
338 M.; VIII 1182 (un-ge-schirrig). Bauernregeln. Im
Frileli"g sel'-mer nid noch ''em Rege" schreie", 's wird
ami' wider troch driiher abe" AaF. S. auch Wäter.
.Wider Einen, Etw. sehr.' ,Wir meinend, wir syend
fromm [wenn wir Gott mit äusserlichen Gebräuchen
ehren] obschon Gott selbs darwider schryt.' Zwinbli.
,Ich hab ouch geschrüwen wider dicbstal, roub und
unrechtlich besitzungfrömbds guots halb.' 1527, BRef.
Weil einige Pfarrer .frevenlich wider die mess ...
schrüwent.' 1527, Gl. ,Der oberest, so wider die pensio-
narios schryet.' 1558, Brief (JFabricius). ,lJns staat
zuo, nit wider die personen, sonder wider di feler selbs
zuo schryen.' 157'2, ebd. (TEgli). S. noch Bd VI 58u.
,Zuo Einem sehr.'. Einen (Gott) anrufen. ,Sy
schruwend zuo dem Baal.' Eckst. 1525 (Dial.). ,Do
scbreuwend sy zuoin Herren.' 1530, Jos.; ähnlich mehr-
fach (so bei LLav. 1583; JJUlr. 1718). S. auch Bd VI
691 u. Die Obrigkeit: .Dadurch wir aber zuo üwer'
gnaden schrygent mit demüetigem pitt.' 1530, B Ref
,Zuo Etw. sehr.' 1) über Etw. ein Geschrei erheben.
,[Dass die von Glarus Säuinerzüge von Disentis auf
ihrem Gebiet] nüt sond lassen schädigen ... War aber,
daz es beschäch ... so sond sy darzu schreien und
nachlauft'en und reden mit aller ir mögent.' 1343,
Mohr CD. (spätere Abschrift). ,Wa ain gast ain
1469
Sclira, schre, schri, scliro, schru
1470
burger in unsren gerihten besclialkot oder besclialken
wölt, das da mänlich ziio sclirien und louffen sol
[Var. ,da sol ni. zuo sehr. u. 1.'] bi dein aid, und sol
man die burger schirmen vor dem unrehten.' 1363,
G RS. — 2) Etw. von einer Sache verlauten lassen;
nur verneint. ,[Ein Zeuge sagt aus, er] habe a°
1629 die Gerwy und Stänipfi von Tyslihansen zuo
Lehen entpfangen mit dem Geding, das er Etwas mit
Gersten stampfen verdienen köne. Zug gefragt, ob
er Recht darzuo habe. Tyslihans gsagt: ney, müese
nit darzuo schreyen.' 1051, ZGrün. ,Er schrey(e)t
nicht laut darzu, dicere mussat.' Denzi,. 1ö(;6/1716,
,premit, dissimulat.' JMev. 1692. ,Schrey nicht zu laut
zu deinen Sachen, quae facturus es, ea ne prsedixeris.'
JMey. 1692. — 3) nach Etw. verlangen. ,Zuo dem
hämisch sehr.'; s. Bd VIII 685o. — P) mit Angabe des
Inhalts. ,Von Etw. sehr.' Vo" der Freyheit cheu-si
[unsere Bauern] schrei/e', 's tuet Ei"'m fri im Hirze"
we: d'Freyheit isch ja ganz verschwunde" ... 1798,
GJKuHN 1819. ,Wiewol sy schrygend von dem priester-
lichen laben . . ., so wirst du sehen, wie not inen eer-
berlich zeleben sye.' SHofmstr 1526. Mit dir. oder indir.
Rede (auch ,üf einen, zuo einem sehr.' udgl.). Heit
au''' Sorg! het dö Eini g'schroue". JReinh. 1904. E, Ein
Oppis so go" a"z'muete'' ! het Eisi g'schraiie". SG feller
1919. [ Er] hätt-mer schier Ei's g'längt und het g'schraiie",
t'* sig nit besser, i''' g'hör au''' zu dem Lumjie^pack.
Breitknst. 1864. S. noch Bd 111277; VI 800 u. ,Der selb
N. habe ... offenlich under vil frömder und heinischer
lütten ougen uff inn geschruwen: du zers narr!- 1440,
Z RB. ,Da schruwen etlich under inen: Lieben
gesellen, der vienden ist gar vil!' 1468, DSchill. B.
,Si [die Schwaben] schrüwend: was böser puren!' 1499,
LiL. ,Ich schrieg [= ,schreig'] nunien: helff mir Gott!'
Stockar 1519. ,[Jesus] schrey: min Gott, min Gott
[usw.].' ZwiNGLi. ,Die heiligen propheten für und für
geschruwen hend on abelan, man solle von den sünden
stan.' Aal 1549. ,l)aa in der naclit der richter von
Glurns für das schloss kommen und geschruyen, sy
wollend die erbeinung halten.' 1566, Brief (JFabricius).
,Vor der Ordnung bar gienge allzyt Einer, der schrüwe:
abwäg, abwäg, es kommen die Säligen!' ItCvs. (Br.).
,Daruf habe er wyter zu ime [einem Gespenst]
gschruwen: du Hex!' 1604, Z Ehegericht. , Habe Der-
selbe geschrauwen, wo sy das Vych habind.' 1662, Z.
,Habe Alles geschrauwen, es seien lauter Franzosen
vorhanden.' 1703, Z. S. noch Bd VI618u.; Vil 1707 u.;
VIII 698o. Ei"»» sehr., ihm zurufen. Er schrou ''em
Lieben enct, ob es nit zünde" w^t. Volksl. (Aa). ,Do
schrey im die junkfrow: Morgant, ich verhütten dir, daz
du in nüt anrüerest.' Morgant 1530; noch zweimal. ,ln
dem schruwe der salzknecbt, was es wäre; schruwen sy
im, sy wären spänig umb segk.' 1557, Z. Feste, gew.
eingliedrige Schreie, Rufe, bes. im Recht; s. Bd V
145o. ,fiend.' ,Were, daz man figcnt schrüwe ... daz
denne iecklicher zuo sinem houptman ... loutfen sol.'
1415, AABremg. StR. ,für', ,füriu'. ,Swenne man für
' schriet, swer denne der tor slüssel hat ... der sol si
I entsliessen bi 6 seh.' SL RB.; s. auch Sp. 7'24o. 1446M.
I ,Wes hus enbrünnet . . . das da der huswirt oder die
husfrow . . . für sich dar ... für schrtien [wohl .schriien']
und uskünden sont.' XIV., G RS. ,Wa für angat und
, der huswirt oder sin gesinde nicht des ersten für
I schtyget, so gitt er 1 lib.' XV., AAMell. StR.; ähnlich
I "''1. L. ,Wer och, das man für schruge, so sol menk-
lich zuolouffen und das helffen temen.' ThRickenb.
Otl'n. 1493. ,Sie wollen nur Feuerio sclireyen, wann
es in den Häusern der Armen, nicht aber der Reiclien
brennet' ,TJUlr. 1731. Als Verstärkungeines Hilferufs.
,üa Einer ... Fürio Mordio gschrowen, ir band mir
ein Finger abbissen und mich begert zu morden.' 1605,
Z. , Zetter und Fürio sehr.'; s. Bd 1 20. ,friden.' ,ln
dem selben hab er hören frid schrien, habe umbher
geluogt, do hab er blosse messer gesehen.' 1518, Z.
.hejfiö'; s. Bd I 20. ,hilf (und mord).' ,Als N. nebent
dem Weg in einem Morast besteckt ... und Hilff ge-
scbrouwen.' 1640, Z. ,Als dise beide Eemenschen [bei
einem Überfall durch Soldaten] Hilf und Mord ge-
scbrauen.' Anhorn 1603/29. , Jesus.' ,Wie dass N. in
der nacht im schlaf etwen dick geschriuwen: Jhesus,
Jhesus!' 1522, Z. ,Wenn sy Jesus gschruwen, sye er
[der Teufel] verschwunden.' 1601, ApA. .lärmen.'
,Lerman schreyen, wenn yederman schreyt lerman
lerman, conclamare ad arma.' Fris.; Mal. ,mord.'
Eig. ,Das die selb S. an offner fryer strass mit luter
stim offenlich über inn mord geschruwen und geredt
hab, er wölte sy in dem iren ermürt haben.' 1446,
Z RB. ,[I>ie in Yverdon Überfallenen Eidgenossen]
schrüwend mort und wacktend ir gesellen in der vor-
statt.' 1476, Bs Chr. S.noch Bd VI 754u. Übh. als Hilfe-,
auch Wehruf. ,[N. habe eine Frau] in sölicher mäss
gebandelt, daz sy mort srüge.' 1476, Z RB. ,Schrugend
min brüeder [Mitpilger] mort über mich, wann es ain
grusamer sprung [des Reitpferdes] was.' Stockar 1519.
,Do schrey si mort, das si wider zuo im solt.' 1530/3,
Z Ehegericht. ,D ketzer straffen, das sy mort schryent.'
HvRüTE 1532. ,l]ber solche Gedanken möchte ich vil-
mal niordschreyen.' FWyss 1653. Mordiö sehr. Gr.
,Die Kind [einer eben Verstorbenen haben] Mordio
gschrouwen.' 1636, Z. Räch; s. Bd VI SSM. Chend
ond Chends-chend mond jo Rö'ch schreie" ober esö-n-en
Vatter, wo Alls verbotst ond di ganz Famili i"'s Elend
bringt TiiMü. , Wie nu" in der nächste" Nacht der Toto
abermals g'schruwwu" hat: Rache, Rache.' W Sagen;
in der Neuaufl. g'schrmvo". ,Uber sich seufzen oder
Räch schreyen hören müssen.' 1675, Z. ,[I)ie] in dem
Blust ihrer Jugend, worüber sie bie [!] kommenden
Jaliren jaameren und Raach schreyen wurden, zu Grund
gehen müssind.' 1677, ebd. Ach und We sehr.; s.BdVI
40o. ,So schriuwe mancher we und ach.' Boner. ,Da
er [Gott] so manchmal über die Menschen Web ge-
scbrauen.' 1634, JJBreit. ,So11 man nicht Weh schreyen
über die, welche ...' Gespr. 1712. ,Küe-l>reck' (s. d.).
,l)as er byGots wunden geschworen, darzuogschruwen:
hie küegdregk! zuckt und B. gewundet.' 1539, Z RB.
,Vogt von Knouow schryben, dass er die vier, so küeg-
dräck geschruwen [an der Reuss], vengklich annemen
und minen herren zuoschicken [solle].' 1565, Z RM.
Überführung des Rufes in akkus. Fügung. ,l)ien
wechtern ... umb daz für ze schrigenne.' 1379, B Stadt-
recbn.; entspr.: ,Daz euch doznial kuntlich wart, das
ich daz füre nach der statt Zovingen recht zem ersten
nit ussrüeft noch schrey.' 1448, WMerz 1915. ,Und
als ... das unser fyent in dem slos sachent, do schruwen
sy einen friden.' 1445, Bs Chr. ,[üie in Hericourt
Belagerten] Hessen einen friden schryen.' TyMolsheim.
,So schryet der heilig prophet Isaias das grewlich wee
uff dich.' HBüLL. 1540. Mit anderm Inhaltsobj. ,Vil
der Eignossen ... schrüwend vil spottwort.' Edlib.
,Üas schryt er [Faber] da ze Baden uf miue büecher,
1471
Schra, schre, schri, schro, schrn
1472
die er gern brannte.' Zwingli. .Etlich schrenwend
sunst. etliche ein anders.' 1530, Afostelg.; griecli. äXXoi
ä).Xo i: Ixpa^ov. ,[Nabal] scbrey etwas schützlichs
überuss.' Grübel 1560. S. noch Bd VI 692M. ,Er hed
g'sehruhe' was gi''st icas hest, er hat geschrien, so viel
er konnte." Dial. ; vgl. Bdll72u. Er het g'schrüe",
was-er het megC WMü. Si heiid-mi''' gar ersehröckli'''
'drückt, ha' g'schreuen, tcas i'* mag. 1827, L (Lied Ton
der armen Gret); auch bei Ineichen 1859 Cg'schröüe')-
,Ich wil schryen, was ich vermag, quantura potero voce
contendam.' Fris.; Mal. — c) mit Sachsubj. a) in
Personifikationen. Chrut «"■* Chrut, Das schrit nit liit
BSi. ,Wenn die Lawine anfängt zur Ruhe zu kommen
und die Massen sicli pressen und quetschen, entsteht
ein Mark und Bein durchdringender, kreischender
und knarrender Ton: die Lawine schreit.' oO. (FStaub).
,Davon schreiben und schreyen die Bücher.' Hott. 1Öö6.
Das schreit Räch oder d'Bäch schreit; s. Bd VI 88 M.
,Vill christenbluot. das raach im liimmel schrygt.'
HBdll. ,Wann dann die Sünden in den Himmel schreyen.'
JMeyer 1700. S^TVi.; s. Chost-Gelt (Bill 2ho). ,Nach
Etw. sehr.' (vgl. 0.): ,Hauptgut-Mittel sollen, wenn selbe
von untreuen Verwaltern abverwandelt wurden, hinter
einem jeden Besitzer... wider können gefordertwerden ...
als Mittel, die allzeit nach ihrem Herren schreien.' Ndw
Ges. 18Ö7 (älteres Gesetz). — g) übertragen auf schrei-
artige Töne von Geräten, Körperteilen ua. 's ist Oppisim
Holz und schreit im Dorf: rät, «a* ist Da'? Rätsel von
der Säge ZKn.; spielend mit Bed. 2. Wenn die weissen
Rüben beim Zerschneiden einen starken Laut von sich
geben, so sagt man, sie .schreien' AiBb. Tiipft mer's
[ein altes Klavier], föhd's a" schreie" a's tci'-ne" Horner-
chatz. PHalter. S. noch Bd V 592M. (von Rädern).
.Mnssiggang: ... Ich möcht wol collatzen bald, mich
schrairzt der magen, ist mir ruch, so gudret und schryget
mir der buch.' RCys. 1593. ,Öpfelküchli. Nimm Mahl,
mach den Teigg mit lauwem Wyn an, nit zu tünn.
bachs, biss sie nit mehr schreyend, nit zu gech.' Z
Rezeptb. um 1700. S. noch Bd VI 2M. (von Saiten);
VIII 537 0. (von berstendem Erdreich). Rätsel von der
Schelle"chüe : Das Tot schrit, das Lebig schwigt U.
ünpers.; s. Bd VI 1848 o. (vom Singen ZO.). ,Von
rotten, harphen, seitenspil, tambur, busun, schalmigen
hört man in lüften schrigen sam ungewitters dunres
krach.' Reinfr. — 2. a) schreiend, laut weinen, bes.
von Kindern; überwiegend auch für weinen übh. Aa
Bb. (,aus Trauer weinen') und It H.; Ap (auch It T.;
nach einer Angabe , weniger heftig als flennen'); Bs;
B (heftig, laut weinen, zB. bei Begräbnissen), so E.,
M.,S.;Gl;Gr, soD., He., vPr., Ths, Val.; L(ERöthelin;
.heftig, stossweise weinen, stärker als brieggen); G, so
F., G., Gr. (seltener als brölen, blärren), Rh., Stdt(auch
1790), We.; Sch (auch It Kirchh.); S; Th (nach einer
Angabe ,bei grosser Trauer'); Ninv; W. so Lö.; Zg;
Z, auch It St. (,allg.') und St.»- (Ap; Gl; GRh., T.;
See). Synn. s. unter flennen (Bd I 1199) und in der
Anra. zu brieggen (Bd V 532); dazu noch schrausen.
Muest nid schreie", tröstend zu einem Kinde Tu. Tue
nid schrie", mi"s Jdsi, d's Mamme chund a"stett uider!
GrI). Schrei nw nit, arams Buebi, es kunt scho" besser!
GRThs. E'ch schrou e'"mel ned [wenn Dies geschähe]
AaF. 'shänd vil Lüt g'schroue", zB. bei einer rühren-
den Predigt Th; Z, auch als Antwort auf die Frage,
wie Etw. (zB. eine Prüfung) abgelaufen sei Z. Wie
hetti'd 's Wib und d'Chinde* g'schraue"! beim Verlust
des Vaters. ONXgeli 1910. St [die Mutter im Himmel]
schreit mit mir ob ü'sem Elend. JJRabm 1883. S. noch
gügen (Bd II 156); brieggen (Bd V 532). ,Man [habe]
gehört die khind schryen'; N. habe gefragt ,wann sy
die khind schweigtind.' 1546, Z Ehegericht. ,Wie ich
heimkommen, hat das Kind [vor Hunger] söUicher-
massen gschrouwen, das es Niemand hatt mögen
gschweigen.' 1638, Z. ,Als aber die Kinder geschranwen, '
seie daher kommen eine Wölfin.' JMüller 1666. Eine
im Spital Versorgte beklagt sich ,dass man sy so in
ein Purenkammer gelegt habi, da sy die Purenkind j
müsse sehen briegen und hören schreien.' 1672, Z. |
.Schreyen, wainen, lamentari.'. De.<jzl. 1677/1716. Um '
eine Verstorbene .schreien'. 1750, Gl. ,üas Kind
habe oft, noch ehe die Gufen gekommen, geschrauen,
sich im Hals geklagt und gerufen : Jetzt kommt ein
Gufen.' 178'2, ebd. (Hexenproz.); vgl. Glufen (BdII608)
und Gl JB. I 12 tf. .Der Schneiderin Anneli hatte ihm
[einem Knaben] die Haud verklemmt, dass sie ...
blutete. Der gute Bub aber überwand sich, sobald es i
[aus Furcht vor Strafe] anfieng zu schreyen und sagte, }
es habe es nicht mit Fleiss getan.' HPest. 1785. Gredi j
use" schr.B. Lüt, marderli''''(ScB]ia.) sehr. G'schraue" 1
het's wie-n-en Marder, wie wenn's ame" Messer stecketi i
ScaSchl. Wie am Mässer het-si g'schraue". JReixh. |
1907. Wie si ... e" Tag und e" Nacht gäng g'schraue" j
[habe], wie wenn-si am Stirbe" war. ebd. Er hed j
g'schri'ave>i tcie es Chind. GFient 1898. Das arm Chind |
hat g'schrüe", mi" hett d' Hand chäntie" under-em tcäschtf. j
CStreiff 1902; ähnlich GrPt.; GBern.: \ gl fUnnen \
(Bd I 1199): räggen (Bd VI 769). Het Öpper Öppis |
vo" der Polizei g'seit . . . so hei"-si [zwei verlaufene I
Kinder] g'schraue", dass-es Ei"m het we 'tä". EBalmkr |
1922. Mit Synn. [Das Mädchen] het a'foh" grinen i
und schreie", 's isch e" Verbarme" g'si". Breitenst. 1864. i
Wi'-n-er [ein Knabe] g'hület het u""* g'schraue", d's Mari |
heig-ne" wider g'haue". GStccki 1908. Dö häd's [ein i
Mädchen] g'weberet und g'schraue". E Eschmann 1916. l
S. noch raggen (Bd VI 767). ,0 wie habe[n]t fast alle da- i
mahls in der Predigt geschrauen, geheulet und ge- |
wäinet.' Hofmstr 1744. ,Wie seine Mutter deswegen j
so lez tan und gschrauen habe.' Schwz. Mus. 1793. '
Sehr, und lache"; s. unterm Folg. Kinder- nnd Volks- I
reime. Z'Wintertur im Chämmerli, da schreit e" Futz i
Ce" Frau, es Chind) ganz jnmmerli''' (gottsjämmerli'^) 'L : |
vgl.: De' Schnider göd i"'s Chämmerli und schreiet gar |
gottsjämmerli'''. KL. (L). Sehreit es Schätzeli hinder i
''em Hüs, schreit-si''' schiergar d'Augli üs; Schätzli, ,
schrei nüd gar e'sö, i''' tcill dann z'Äbi"g zue-der chof ;
ZReg. D'Brüt schreit, d'Brüt schreit, Jegere", icie tutd- \
Sil Schrei-si nu, se lang-si tcell: unne" rfur«**«" muesssi i
ZStall. Bald ist d' Fasnacht scho" z'Änd, di junger l
Chnabe" brieggi'd, tvo kaini Maitli händ; si schreifd'
und pflu.ri"d, bis s' enand d'Hör zum Chopf üs rupfi'd, i
Fastnachtbettelreim AaJou. Warum tuesch-du laehe"?t
säg-mer's du ! D' Mueter hät-mer Öpfel g'gi", jtts möeM- ;
t'* halt no''' mea. Warum tuesch-du schreie"? säg-mer's ;
du! D'Mueter hät-mer Husche" g'gi", jetz tuet's-mer'i
halt no''' wea GWe. ( StubetiliedJ . Hans Joggeliiiocki
VO" Pf'anne"stil cha"" lachen und schreie", wenn-er will
ZStall.; ähnlich ZEbmat. und bei RSuter 1915. S. noch'
BdVllI 10'20M. Sprww. Am beste" gedeihe"d d'Chtnd,i
wo schreie"d ScnSt. (Sulger); ähnlich Th und sonst..
S. auch Gold (Bd II 224); mäjen (Bd IV 136o.; ebsoj
Zu.); brünzlen (Bd V 771 o.); ver-rüwen (Bd VI 1887).|
1473
Schra, schre, schri, schro, schru
1474
Im Rätsel; s. Höh (Bd II 1247 o.). Volkskundliclies s.
Tauffi. Eine' z'schreie" mache" Z (Spillmann); Syn.
schreien II (Sp. 1459). Si macht d'Frau Amtmännin
z'lache" und z'schreie". Usteri 1853. Mit Akk. des Er-
gebnisses, 's Wasser cha"'-si schreie*, Frau, die grob
bebandelt wird ZRuss. Refl. St''" schier z' Wasser
schreie" Z, so Bauma und It Dan. Die Frau hät-si'''
schier z' Wasser g'sehroue" wegen irem [gestorbenen]
Büebli. .üisere Augen, die ... sich rot und geschwollen
geschrauwen.' JJUlr. 1718. — b) tränen, von den
Reben ZWl.; Syi\. weinen. — 3. ausrufen, öft'entlich
bekannt machen. Mit ,dass'. ,Trüwet ieman, der nüt
burger ist, einem, der burger ist . . . und wil der tröwer
nüt recht tuon dem burger, so sol der schultheisse
i dem tröwer verbieten die stat, und sol den weibel
heissen schrien, daz in uieman huse und im nit ver-
koufe.' P Handf. (Übers, von 1410; im lat. Original preci-
pere preconizari, in der frz. Übers, faire crier). Mit
Akk. des Inhalts. ,Nu wart der hof [Hoftag] gar schone
geschriuwen wit dur alliu laut.' Reinfr. ,Und sulent
j sine [des Bischofs] ammane den ban schrien ... vruo,
i e daz die sunne uf gange ... So dierre ban wirt ge-
schruwen, so ...' um 1270, Bs Rq. ,Der euch den win
[zum Verkaufe] scriet, der sol inrehalp der swellen
, stan.' ebd. ,Wir haben ouch diss oftenlich in unser
I stat lieissen schryen und uft" das land und in die stet
I verkünden.' 1406, ß StR. ,Der ander [Jahrmarkt] sol
! gehalten, geoft'net und geschruwen werden uf den
sunnentag ze mittlem meyen und ouch die acht tag
i danach.' 1439, B PES. S. noch Sp. 33u. (,lop'). Mit
i Akk. P. ,Uf wem man aber nit phender vindet, den
' sol man sclirien, und sol der darnach vrist haben dri
, tage und sechs wuchen; und wenne er darnach ge-
! schruwen wirt, wer inn darnach huset oder hofet, der
1 sol vür inn gelten.' 1347, BSi. Rq. In erweiterter
Fügung. ,Swer der burger von dem rate frevenliche
gat und spricliet, das er nit bürgen haben rangen, unde
des zen heiligen swerret, und doch guot in der stat
I hat, das selbe guot sol der rat in sin gewalt ziehen
und sol er von der stat varn ane usschryen und niht
I wider komen, e das er dem rate bürgen, gegeben. Kumt
I er darüber in die stat ... sol man in danne otfenlich
von der stat schryen.' Z RBr. — 4. mit Dat. P., Einen
herbeirufen BNSi. (Dial.); F, so .1., Ss. (jetzt selten,
durch brüelen ersetzt); P. Er schrit-um [ihm] F. Er
hat de"' Em [Einem] va" de" Ghmchte" g'schruo", Übers.
I von Luk. XV 20. Dial. (FO.), schrit Ei"'m. ebd. (HNSi.),
; dafür bei ASchott 1842 er hed g'sehruwen Ei"m dsV
Chnechtoflss.,g'schrutve"e>iem Ghmchte FMac, Einem
i!an dsine" Chnechte" g'schrüired l'Gr. Zwia ol drti
' Buebe" si"-mer cor d's Hüs gan schrie". Volkskal. 1912
(PJ.). S. noch Bdll 782 (1454, THAltn.). — 5. pass.,
genannt werden, heissen; vgl. ge-schrüiven. J'* bin
nümmi güd z'sing g'schruwens oiiwi Su", Übers, von
Luk. XV 19. 21. AScHOTT 1842 (Plss.). — Schri(j)e°
(bzw. -ei-) n.: 1. a) zu Bed. Ib. E' Heitert, es Schreie":
Jesis Mareie"! I" Nitssbaum schiesst fürig der Blitz.
i'Zyböri. ,Do hat min her Statthalter angefangen reden;
I land uns annot mit üwerem sehr., der herr [Prädikant],
] der rett wol.' 1529, B Ref. ,Ira schreyen einen mit dem
I nammen nennen, aliquem nominatim exelaraare.' Fris.;
JMal. ,Der predikanten schryen utt"der canzlen.' 1578,
i^' .Eins sch-s schrien', in einem fort; vgl. die ent-
|sprechenden Wendungen mit ,reden' (Bd VI 545u.),
j ,sagen' (Bd VII 397 M.). .Schreyen eins schreyens. clami-
Schweiz. Idiotikon IX.
tare.' Fris.; Mal. .Schreye so eines Schreyens. hätte
eines Bättens.'.lJULR. 1718. S.noch Sp.543o. .Mitschr.'
.[Die Burgunder bei Grandson] viengen an ze schrigen
all mit lutter vygenklichem schryen.' PvMolsheim.
, Einem mit schryen widerumb rüeflen, revocare ali-
quem cum clamore.' Fris.; Mal. S. noch Bd V 397 u.
.Sehr.' als Ruhestörung. ,Nach der fürgloggen soll
alles singen, pfiphen, schryen und ander unfuor triben'
verboten sein. 1508, GStdt. ,5 ß dem Schitterberg, als
er das schrigen verbod im se und ab dem rad ze
springen.' 1508, Z. ,Es ward auch hievor abgstellt
alles singen, schrijen und jolen uft' den gassen.' JHaller
1550/73. ,Sige [in einem Haushalt] nüdt dann rösten,
bradten, juchsen und schryen.' 1586, Z Ehegericht.
,Mit... Haudern, Juchzgen, Schryen, Toben und Wueten
... oftentliche Ergernuss geben.' B Sittenmand. 1628.
.Bei ihrer Heimkehr [von der .Singschul'] mit Schreyen,
Heulen, Wühten ... ein abscheulichen l.ermen machen.'
1774, JHefti 1914. S. noch Bd VI 173 (rochlen). 197
('rec/iseK^;V111192u.; VIII 628M. 1447 fie(~(-5c/iiessete»;;
Sp. 1042M. Jammern, Klagen. ,Das von grossem weinen
und schreyen [!] einmoll niemand nüt mocht hören.'
Stulz 1519. , Alles Volch erzeigt ein grossen Andacht
mit Schryen Misericordia und Herzklopfen.' RCys. ,Das
ängstliche Ach zen, Seufzen.Läcli zen, Schreyen, Hungern
und Dürsten nach Jesu.' JJUlr. 1731. Von Hilferufen.
,l)as schreyen umb hilff, quiritatio.' Fris.; Mal. Von
Zauber, = ver-, be-schr. NMan.; s. Bd VII 808u. —
b) Kollern in den Gedärmen; s. Bd VI 1448 u. und vgl.
Büch-Schr. — 2. zu Bed. 2. D'Mueter ist fast zom
Schreie" cho". SPletscuer 1903. Es ist-im um 's Schreie"
g'si". ABodmer. S. auch Bd V 532 o. , Schreien der
kleinen Kinder wird kuriert, indem man eine Sichel
(gegen Hexen) unter das Bettchen legt' AASt. (AfV.). —
3. zu Bed. 3. .Denne Cuonen von Herti umb schriien
2 ß.' 1430. B Stadtrechn. .Denne Krummenacher umb
kerzen und umb schrijen 3ß4 d.' 1441, ebd.; wieder-
holt. — Für-; s. BdVIlöou. — Hüener- s. H.-Ge-
sc/jm(Sp. 1452). — Büch-: = Schrijen Ib. ,Mit heftigem
kirren oder buchschryen.' Rdef 1554. — Räch-: Rache-
schreien. ,Bie [!] könftigeui von den Kinderen er-
folgendem Raachschreyen.' 1677, Z. — Rappen-.
Die Rappeuausteilung wird für unanständig erachtet
und passender befunden, den Betrag dieser Austeilung
auf einen bestimmten Tag den Armen austeilen zu
lassen, damit der Tumult des .Rappenschreiens', wenn
die Gesandten über die Strasse gehen, aufhöre. 1713,
Absch. (ennetbirgische Vogteien); vgl. zur Sache auch
ebd. VI 2. 2071 (a. 1686/7). — schri(j)end GrL.; W
(s. Bd V 532o.), schreie"d Ap; B tw.; GTa.; Z, g'schrie"t
ScHwMuo.; Ndw, ,gschreit' (JCWeissenbach 1681):
1. zu Bed. 1. ,10 ß zweyen, umb das sy zwo nacht
gwachet band für die schrygenden uft' der gassen.' 15'24,
Z. . .Schryende. clamans.' Fris.; Mal. Von Musik-
instrumenten. .Englisch Chor, die mit gschreiten In-
strumenten [bei der Geburt Jesu] eine neue Freud be-
kennten.' JCWeissenb. 1681. Von Personifikationen.
,Gott ist grecht und das schryend bluot das rieht sich
hindennochen, selbs.' 1572, Brief (TEgli). .Ein un-
verantwortliche, zu GottRaach sclirigende Sund.' 1640,
Z. .Die auf den Höhenen schreyende höchste Weisheit'.
Titel von JJÜlr. 1727/31. Mit verschobener Beziehung:
E' schriende Not, von grossen Schmerzen OrL.; Syn.
üs-schriend. — 2. zu Bed. 2. Nur mit verschobener
Beziehung. .Mit schreienden Augen' Aa (Rochh.). Die
1475
Schra, schre, schri, schro, schru
1476
sch,r\e"der (bzw. -et-, in SchwMuo.; Ndw g'schne"te')
Gichter (in B tw. Gichii) Ap; B; GTa.; SchwMuo.; Ndw ;
U ; Z, Chinde'we Z ; s. Gicht (Bd II 1 1.3). 1747 starben 49
Personen ... an Schlagfluss und schreienden Kinden-
wehen. aZoll. 1899. — himmel ■schreie''t: himmel-
schreiend. Hättst denn nüd chönne" denke", dass-i'''
ab sö-eme' h-e", gottlöse" Schrei [nänil. einem Niesen]
erschrecke" chönnt? Stütz 18Ü0. Das [neugierige Zu-
schauen bei einem Begräbniss] sig e" h-i Sach. SGfeller
1911. O, es isch no''' Mängs h. w"' passiert doch un-
g'sträft. APankh.1917. — g«-sclirüwe°. Subst. Neutr.,
zu Bed. b. Er hed 's G'schruwen Toni, er heisst Anton
PIss. — räch-,geschrawen': nach Rache schreiend.
,Da wirdt Gott richten, die biss uff die Zeit heimliche
grosse und rachgeschrawne Sund an Tag bringen.'
1657, Z (Pfr JJUsteri).
Ahi. scrijen. ncrian (Priet. Sg. sirci, PI. scrirun, einmal schon
ertcriwun; Konj. »ci-iVi; ?te. giacriran), clamare, gannire, Tagire,
rugire; mhd. schH(g)en (Prst. Sg. schrei, schre, PI. schrirn,
ichriwen, schriuwen, schriHw)en; Konj. «cJi-ir«, schriwe, schriume;
Ptc. yeachrirn, -nchriicen, -schriuiren, -achrüwen, bes. md. und
bair., sowie bei KvWürzburg auch schwach scÄrtf^^fe, gesckri(e)f),
rufen, schreien, auch weinen; tr. aus-, berufen, bejammern;
vgl. Gr.WB. IX 1709/22; Martiu-Lienh. II 5U; Fischer V
1140/2. Die unregelmässige formale Entw. uusres Vbs beruht
in der Hauptsache auf dem Einfluss von «y/i(i(i)eji, speien, der
sich vereinzelt schon ahd. bemerkbar macht (Braune § 330
Anm. 3; BSG. X 90). Unklar ist die WForni »cÄrticfuln (vgl.
auch Oe-tchrei'if. 1444) und ihr Verhältnisszu ,schrüwen' (Inf.)
bei PvMolsheim, .schrüwt' bei Eckst. 152.5 (wiederholt); auf
die selbe Form gehtauch achroue(n) PIss. zurück; s. Sp. 1207o.
In sehräje", schräje" liegt Angleichung an chrajen (Bd III 805)
vor; vgl. dazu die Anm. zu verschreien (Sp. 1459o.). Im Folg.
sei noch eine Auswahl von (z. T. schon im Text angeführten)
Formen unsrer ä. Spr. gegeben, die, abgesehn von dem ver-
schwundenen Ind. Preet., die übrigen Typen der lebenden Ma.
bestätigen. Inf. Im XIII. /XVI.,schri(g)en' (seit dem XVI. auch
,schreyen'), 3. Sg. Prses. meist ,schri(g)et', seltener ,schrlt' (um
1474, Z; Zwingli ; 1545, Z; Ruef 1550), auch ,schr!gt' (Zwingli;
1 532, Strickler; Vögelil 534 ;Ruefl 550 ;HBull. 1572); seit dem
XVI. ,schreyet'(auch,schreyt'). Prat. Ind. Sg., schrei (schrai)'
häufig im XV./XVI. (noch bei HBull.; LLav. 1569; ThPlatter;
Guler 1G16), ,schre' (neben ,schray'). XV., Notkerleg. ,schry.'
Aeg.Tschudi. , schru. ' Vad., ,schruw.' RCys.; GGotth. 1619,
.schrug.' 1450, Z, ,schrau(w)e.' 1574, Brief (TEgli); Hoch-
reutiner 1G63/4; FWyss 1670/82; Flugschrift 1712. 2. Sg.
.schriuwte.' V^ack. 1876 (246, 93). PI. ,schriwen.' Stockar,
.schrUwen.' Boner; WvRheiuau (häufig); Z Chr. XV.; XV., Z
Rheinau; 1476, Es Chr.; PvMolsheim; 1499, Lil.; E. XV..
Waldm.;Eckst. 1525; OWerdm.1552 (,schryen.' Herborn 1 588);
ThPlatter, .schreuwend.' 1530/60, Z Bibel. ,schruwen(d).' Z
Chr. XV.; 1445, BsChr.; DSchill. B; PvMolsheim; Edlib.;
1512, Aa; 1527, Gl; Zwingli; HBull.; Aeg.Tschudi; ThPlatter,
,schrugend.' Stockar 1519, ,schruhen.' 1730, Zg, ,schrauwen.'
1712, Lied, ,schrauen.' FWyss 1697; Lindinner 1733; Sereih.
1742. Konj. ,schrüw(y).' 1404/60, Z RB., ,schrUwe.' Bouer;
1418, AaBremg.; XV./SVl., Z; RCys., .schrüge.' 1473. 1476
(,sr-'), Z., ,schruwe.' 1308, JEKopp; 1557, Z; Sererli. 1742,
,schruge.' ThRickenb. Offn.l49ö, .schrouwe.' 1665, Z. Sw.
Prffit. ,6Chreyte.' Flugschrift 1713; S Kai. 1758; Gespr. 1778,
dazu ,beschrey(e)ten.' Aeg.Tschudi, Gallia. Ptc. ,g(e)schrUwen.'
Reinfr.; um 1270, BsRij.; 1297, ZWth. StR. (.gesrUwen');
1446, Z; häufig im XVI. (sü bei Zwingli ; ,geschwrUgeu[!].' 1504,
ZRB.); 1655, Gr, ,gcschreuwen.' 1560, Bibel (,-Uw-.' 1548).
.geschruwen.' um 1270, BsRq.; 1347, BSi.; 1439, B; 1440,
Z;oftimXVI./XVII.(nochl640,B; 1G95,Z), ,g(e)schro(u)wcu.'
1601, Ap; 1605/17,11, Z; 1608, B, ,geschra(u)wen.' RCys.;
JRHofm. 1645; .IMUller 16G5; 1G95, B, ,g(o)schrauen.' häufig
im XVlI./XVIlI.(nüch Schwz.Mus. 1793). .geschru.ien.' 1566,
Brief (.IFabricius). .geschrigen.' 1484, Z RB., ,gescliryeD.'
1667, Bibel; JMeyer 1699; dazu ,ausägeschreyeu.' 1665, Z;
(iespr. 1712, ,verschreyen.' 1667, B, ,zugeschreyen.' 1711, B,
Sw. Ptc. ,geskriht.' XII., Wack. 1876, ,verschrlt.' Aal 1549.
Das Vb istvielfach (soiuThtw.; Z) nur noch in Bed. 2 lebendig,
nach einzelnen Angaben in GG.; Seh, so Schi.; W übh. selten
geworden, in GrHe.; LReiden; GW.; SchR. ; SchwG. ganz
durch andre Ausdrücke verdrängt; in GrKl., L. kommt es nur
noch im Ptc. Pr»s., in BoAa., E., M., S. im Ptc. Perf. (bzw.
Perf.), in AaOEntf. im Kond. und Ptc. Perf. vor; für AaBr.
wird es als nicht echt ma. bezeichnet. Unklar ist die Bed. des I
Vbs an folgender Stelle: ,Item uf Sant M. Magdaleneu abend
fuort mau ein armen dieben us, wot in henken, do lougnet er
sinen vergicht au der leiter; samlet man den rat wider ushar
zum schryen, aber es bleib bi der urtel in z henken.' 1540,
Salat; = abstimmen durch Akklamation? FN. ,Schryenbrandt'
[d.i. ,schry ''en brand']. um 1550;Bs. Zuname: ,Fridli Pur gen.
Schreyhanns von Zumikon.' 1604, ZZoll. Vgl. «cirwn / und // '
(Sp. 1456. 1459), zur Bed. (auch für die Zssen)riip/fn mit Zssen '
(Bd VI B90tt'.). j
ab-: 1. abs., in der Schützeusprache, den Zeiger I
vor dem Schuss durch einen Ruf zum Zurücktreten
aus dem Schussfeld veranlassen. .Indem habe er zuo
PSiggen grett, da schryet einer ab und wil aber der
zeiger nit wychen.' 1567, Z. S. noch Bd VIII 1379o.
— 2. sich schier der Gurgel (USch.), der Hals (Ndw)
a., um gehört zu werden. Der hed-em [sich] schier
der Gurgel abg'schrüwe" USch. — In andern Bedd. bei
Gr.WB. I 109; Sanders II 1011.
über-: tr., überschreien; Syn. ü.-prächten, -brüden
(Bd V 398. 592). ,Daz Conrat metzger dem richter und
gericht übel zuogeredt hat an ofl'ener strass und sin
wib sy uberschruwen.' 1472, ÄARh. Ratsprot. ,Wie |
vast er [Öiiolampad] von Eck und Murner uberschruwen |
ward, so hat er dennocht handtlich mit der geschrift]
sine antwurt bewert.' LBossh. Chr. ,Occlamitare, cla- 1
more superare, überschreyen.' Denzl. 1666. S. noch
Bd V 397 U. — Vgl. Martin-Lienh. II 514 (= beschreien);
Fischer VI 59.
üf-: aufschreien Aa; B; L; Nnw (Matthys). Syn.
üf-sagen ß (Bd VlI 404). [Rösi] hed fast nfg' schrouf \
vor Schmerz. WMIjller 1903. G'lachet het Niemmerl
me, üfg'schraue" hei"-si. SGfeller 1911. ,Aufschreyen,i
laut schreyen, clamorem tollere, (ex)clamare.' Fris.;i
Mal. ,Wan wir das Gebaüw sambd den täglichen i
grossen Kosten betrachten wollen, müssen wir auf-!
schreyen und sagen ...' 1731, IHess 1914. — Üf-j
schrier m. .Aufschreyer, (pro)clamator.' Fris. ; Mal.I
— Mhd. üßchrien; vgl. Gr.WB. I 730; Martiu-Lienh. II 514.1
ufe""-: hinaufrufen. ,Er [Jesus] oflnets den kleinen. I
den niderträchtigen, er mag uff die hohen ross nit uff-l
hin geschryen.' Zwingli.
a°-: tr. a) anschreien Bs; B (Zyro); GWe.; NdwI
(Matthys); WMü.. Rar. Syn. an-brüelen (Bd V 592).i
Schräi-mi''' nid e'so a"! GWe. Er het-mi''' ang'schrüe'l
WMü. Das Fraueli hett-mi''' fast no''' a"g'schraue":
Das scft verbotte" werde"! Bs Nat.-Ztg 1917. ,Do huob
uf der ThvonStretlingen sine fust und band und tröwtt
dem selben löwen mannlich und schrei in an.' Stretl.
Chr. ,Do seige FSchmid uffgwüst und ine angeschrüwen'
und zuo inie gesprochen : du dieb [usw.].' 1562, Z. .Sy,
des Becken Frow, [habe] inne Weibel ganz ungestüeirf
angeschrauwen : wo hast den Kätzer?' 1637, ebd. S. nochl
Bd V 137 M. Mit Akk. S. : .Lawinen können, besonderni
wenn sich Schneeschilde gebildet haben, durch die
geringste Lufterscbütterung angehen; daher knallen
die Fuhrleute an gefährlichen Tagen mit den Peitschen
bevor sie eine gefährliche Stelle passieren, oder
schreien Wandrer die gefürchtete Schneehalde an.' oO.
1477
Schra, schre, schri, schro, schru
1478
(FStaub). — b) anfeuern. ,Die fromen lüt [wurden
beim Sturm auf ein Schloss] von den houptlüten on
nnderlos vast gemant und aiigeschruwen.' DSohill. B.
,[Die in Yverdon Überfallenen] betten inen selbs gern
geholfen und begonden enandren anschrigen und ze-
samen tretten.' PvMolsheim. ,Der wunderwürdige, alt-
betagte Herr Seckelnieister ... Frisching, welcher den
ganzen Tag im Feuer gestanden und die erschrocknen
Soldaten also und mit dergleichen Worten (ihnen ein
neuw Herz zu machen) angeschruhen.' Fi,u(iscHRiFi
1712. — c) anrufen, dringend ansuchen, bes. um Recht
und Gericht. .Do taten sie uns [die Urner dem Kloster]
grossen widerdries ... als fuor der abt Walther zuo
und schrei biderbe lüt an und namen tag uf die alp.'
1357, UwE. ,Nun schryt Lazarus die knecht an, so
sy das essen für in hin tragend: ach,guoter gsell [usw.].'
Laz. 1527. ,Wir söllint fürhin üch, unser gnedigen
herren und fätter, anschrygen.' 1530, B Ref. .Das recht,
gericht a.' ,So der gegenteil das recht anschreit [!].'
AAWohl. Dorfrodel 1406/1562. ,Sye im nit wissent,
das er kain gericht aingeschryen hat [1. ,hab'] ... er
wisse auch kain fründ . . . der das recht angeschryen
hab.' 1506, ScnBuch. ,Er hette .. . euch recht an etwa
mengem ort angeschrüwen und were aber alles un-
fruchtbar gewiisen.' 1531, Z RB. .(Einen) urab etw. a.'
Verurteilt wurden in der Landvogtei Sargans Alle,
die ,umb ein landsgmeindt angeschrüwen'. 1526, JSG.
,[Der Angeklagte habe] so ungestüeralich mit inen ge-
' handlet, das sy umb recht gegen in anschrygen müessen.'
i 1536, Z RB. ,So ist . . . geklagt worden, das eine nicht
geringe Anzahl Wullenkembleren ... ihren Weib und
Kindern eintweder Nichts oder aber gar wenig zu ihrer
, notwendigen Nahrung heimbbringen, sonder vill nielir
I etwan sie, wenn sie von ihnen um Brot angeschrüwen
werden, mit Schweeren, Fluchen und Schlägen übel
tractieren.' 1693, HMoRF 1896. Bes. , um hilf a.' .Wir
besorgen, nit gnuog lüten ze haben all pletz zuo ver-
setzen, und sich lychtlich föegen, dass wir alsbald
üch umb hilf anschreyen [!] müessen.' 1531, B Ref.
,So wil er [Gott] euch one zwyfel, das wir in allem
anligen by im hiltf suochind und in darumb an-
schrygind.' Goalther 1559. ,Drumb [hat] Brettigeuw
ohn Stillen all Nachbauwren umb und an umb Jesu
I Christi willen umb Hilff geschreuwen an.' 1622, Zinsli
1911. .Einen a.', mit Inhaltssatz. ,Do sie uns [die
Urner dem Kloster] gros leid und kumber tatent. do
kamen unser lüte und schrüwent uns an, daz wir inen
ze hilf kement.' 1357, UwE. ,Do schrüwen etlich
; hantvest lüt von Bern . . . einander an. das man ... an
I das schloss sötte stürmen.' PvMolsbeim; bei DSchill. B.
.rüeftend': ,In dem schryen sy in, zügen, an, er solte
dem, der noch lebt, das pluot stellen.' 1506, ScaBuch.
^ .Sidtemraal er so ganz inneclich mit betrüeptem, de-
i müetigem herzen bittlich angeschrüwen, ime dissmal
diss sin begangne ungeschickte misshandlung durch-
zestrycben.' 1534, Z RB. Mit Syn. .Doch wurden die-
selben von den houplüten in massen angeschrüwen und
' gemant und by iren eiden gebotten, das ligen ze lassen.'
j PvMolsheim. ,üb jemand [von den fremden Pilgern an
I der Engelweihe] so frevenlich eintringen und trucken
■ wollt, [so sollen die .Schirmer'] die Bilgeren ernstlich
anschreyen und vermahnen, gemach und nicht so un-
gestüemlich zutuon.' 1511, ScHwE.Arch. (modernisiert).
i — An-schrien n.: zu Bed. c. Meist in der Verbindung
I M&.' ,Uf a. meister Franz Kolben.' Ansh. ,Uf Jörgen
rechts a.' ebd. , Demnach uns dann hievor zu tagen
durch unser vilfaltig nachloufen und a. . . . ain verhör-
tag gen Baden ... angesetzt gsin.' 1529, Absch. , Sem-
lich unser a. und anrüefen.' ebd. ,Uf min vilfaltig
recht anschrigens und mines zimlichen enbietens.' 1531,
Z. .Satzten mh. im einen rechtstag uif sin lang a.'
XVI., ebd. — UM. anschrien, anrufen; vgl. ßr.WB. I 449 f.;
Fischer I 257.
er-: 1. ,Erschreyen, laut schreyen, perclamare.'
Fris.; Mal. — 2. tr., mit Rufen erreichen BO. (so Si.)
und It Zyro; Ndw (Matthys); WG.. Rar. /'•'' ma''-n"'
[ihn] nid erschreie", ,er hört mein Rufen nicht, ist zu
weit entfernt' B (Zyro). !''• han-e" nit megen erschrije",
er het-mich nit g'hörrt BSi. ,Clamore, clamando assequi,
erschreyen.' Denzl. 1666. — 3. refl.. von der zeitlichen
Reichweite einer geschichtlichen Überlieferung. ,Ich
kans nit sagen ... was grosser frindt- und burgerschaft
jeder teil dem anderen schafft, und das so gar vor
alter zütt: etlich hundert jar es sich erschrit.' 1578,
W Blätter (Spruch auf die Erneuerung des Bundes zw.
W und den sieben kath. Orten). — Ahd. aracrum, (ex-)
clamare; iiihd. erschrien, aufschreien; durch Schreien auf-
wecken; refl. sich ausschreien; vgl. Gr. WB. III 1)73 (auf-
schreien; errufen).
üs-: 1. a) herausschreien. D'Äramli hann-i''' üs-
g'streckt, kann lüt üsg'schriie", im Traum, bei der Er-
scheinung eines geliebten Toten. Schwzu. (GRPr.); viell.
eher zu 2a. .Ausschreyen, überlaut oder mit häller und
ganzer stimm (offenlich) schreyen, ex-, proclamare.'
Fris.; Mal.; ähnlich Denzl. 1666. D'Selü.; s. Bd VII
705 M. (Id. B). !''• ha'-mer schier der Hals üsg'schroue"
(ü. rnies'e"), um gehört zu werden BsStdt. — b) aus-
schreien,-rufen. , Proclamare, ausschreyen, aussruff'en,
aufbieten.' Denzl. 1666. Mit Akk. S. B (Zyro); Z; Syn.
üs-brüelen (Bd V 593), -rüeffen (Bd VI 701). lez, Alti,
iez gönd z'erst ufe" zum obere' Brunne' und schreie'd-
nier's [die zustande gekommene Verlobung] orde'li'''
üs deH! ACorr. 1860. .Sit ich und min töhterlin die
aventiure uss hiessen schrigen.' Reinfr. ,[Faber habe]
offenlich usgeschruwen: darin [in einer seiner Streit-
schriften] habe er etlich hundert irrungen, darin der
Zwingli irre.' Zwingli. S. noch Wln-Rüeffer (Bd VI
714 u.). ,Das Für ü.'; s. BdVI692M. Auf dem Markte.
.Feigen ausschreyen oder aussrüeffen, caricas clarai-
tare.' Fris.; Mal. ,Den Schreyeren soll weder uff noch
ussert den fryen Jahrmärkten ihr vermeinte Kunst
usszuschreyen und Gewärb ze üeben in kein Weg ge-
stattet werden.' B Wuchermand. 1628. Von amtlichen
Bekanntmachungen. , [Bevor zur Verwertung eines
Pfandes geschritten wird, soll man es] siben Nacht
in dem Gericht lassen liggen . . . und wen» die siben
Nacht uss werdendt, so soll er [der Gläubiger] eines
Herren Weibel also lieb tuon, dass er im es usschrey,
ob er ein Gast ist, und wen° er es ussgeschreyet, so
soll er es an den nechsten offnen Markt füehren und
soll lösen, so er immer raaist mag.' 1348, ÄABremg.
(Abschr. des XVI./XVII.). ,Es ist ouch in beschluss
yedes artikels ussgeschrüwen worden, ob yeraands mer
vorhanden, der wyter darzuo oder -wider reden welle.'
B Disp. 1528.' ,Ein ding ausschreyen und öffentlich
aussrüeffen, praeconium facere; offen(t)lich ausschreyen
oder aussrüeffen, das die beut oder entplünderung der
knechten solle werden und verlangen, edicere militi-
bus priEdam.' Fris.; Mal.; s. auch Bd VI 694 o. 701 o.
(üs-rüeffenj. ,Das nu vorab durch den weibel zum
1479
Schra, schre, schri, schro, schru
1480
dritten mal vor offnem manntaff usgeschrüwen werden,
ob jemand ... disen fürtrag und handel weite wiiler-
sprechen, der sölte sich künden und darstellen.' 1562,
BSi. Rq. ,A.n der kanzel ü.': ,Ouch aller statcionierer
bettel, den sy bisshar in der pfarkirchen an der
canzel ussgeschruwen haben, [soll] genzlich abgeton
sin.' ScH Bettlerordn. l.')24. Den Bann, Fluch uä. ,u.'
,[Man solle] erkonnen ... wie dem bäbstlichen ban,
über siner majestat [des französischen Königs] ver-
einten ussgeschruwen, zetuon.' Ansh. ,0b wir auch
gelernet den Fluch fürchten, der über die Statt Meros
aussgeschrauen ist, darum dass sie nicht dem Herren
zu Hülff kommen.' FWtss 1077. , Jesus hat vielmal
das Wehe über sie ausgeschrauen.' JJUlr. 1727/31.
Mit Akk. P. und präd. Ergänzung. .Unser erlöser
Christus Jesus ist vom Vater vom himrael herab us-
geschruwen, dass er der war heiland ist.' Zwingli. .Die
Bellenzer [haben bei seiner Kückkehr aus dem Exil]
... Herzog Ludwigen für ihren Herren ausschreyen
... lassen.' Güler 1616. — c) in üblem S.; mit pers.
(seltener sächl.) Akk. a) obrigkeitlich verrufen,
ächten, vogelfrei erklären. Syn. ver-schr. ,Swer ocli
der ist, der ain freveli tuot, darurabe er verschuldet
ze gebinne unserm herren drü pfunt ... so sol er fride
han ahte tage, und riht er sich in den aht tagen nüt, so
haisset in ussrigen der schulthaisse, und swer in
darüber huset und hofet, der muos unserm herren
geben drü pfunt für die freveli, daz er ennen behalten
hat, der da usgesrüwen ist.' ZWth. StR. 1297, = AiMell.
StR. 277. ,Die nit mit fursatz todsieg vollbringen, die
ist man nit schuldig zu uberantwurten, sunder so sollen
dieselben nach Ordnung des rechten, ob si von deheiuem
teil zuo berechtigen understanden oder usgeschrüwen,
gericht werden.' 1475, BSi. Rq. (Bündniss zw. B und
W). ,Uff sölliche form ist diser niörder in unser
Statt Lucern, durch unsern grossweibel an den vier
crützstrassen, oucli in allen unsern emptern an den
canzlen offenlich ussgeschruwen und verrüeft worden.'
1576, L. — ß) verschreien. ,[Wir] verbietten hiemitt
öffentlich und einmundenklich, das nieman in unserm
landt, wer der syc, keins frömden usslendischen
fürsten oder herren uamen . . . soll öffentlichen be-
ruoffen noch usschryen in keinem weg.' 1516, Scnw
LB. S. auch Ruffian (Bd VI 672 o.). .Einen übel ü.':
.Famosum carraen, schmaachlied, das einen übel aus-
schreit oder verlümbdet.' Fris. Gew. mit präd. Er-
gänzung. Mit doppeltem Akk.: ,[Sie] schryendt ihne
uss einen Verräter.' RCys. Mit ,für, als'. ,Als er
[Hütten] den papst für ainen Antichrist, verwüester
und verderber der ganzen christenhait mit offenlichen
Worten usschrei . . .' Kessler. .Wenn einer uff unsers
Herren fronlyciinamstag ... etwas arbeitete ... er
wurde wol alsbald für ein kätzer ussgeschruwen.' LLav.
1583. , Leute, die das Gespräch ... für eine Pasquill
halten und ausschreyen wolten.' Gespr. 1632. ,Der, der
papistisch werden wollte, [müsste] für ringsinnig etc.
aussgeschrauen werden.' JHFÄsi 1696. .[Stadler habe
seine Gegner] als Auft"rührische, von den Fürsten Be-
soldete und unruhige Leut aussgeschrauen.' Schw
Prozess 1708. Ist das nüd a firüselis Ding, dass ihr
andera fula Kaiba de Lüta dörffind z'glauha und fürgä,
ma syge eba dena Lüta kei Aidt schuldig z'halta, und
si no darzu für Kätzera ussze.'ichretja? Götni 1712.
,BLienhartin hat AEtzenspergerin ... für eine Hex und
Giftköchin aussgeschrauwen.' 1745, ZWalt. ,Die wider
des Pabsts Gewalt und Lehr sich gesetzt, [wurden]
von ihnen [den Mönchen] als Ketzer ausgeschrauen.'
Leu, Lex. , [Susanna Ackermann von Kerenzen wurde]
vor eine Unholdin oder nach unserem Ausdruck vor
eine Hex ausgeschrauen und angeklagt.' 1771, JHefti
1914. Mit abh. Satz. .Dass er [Frischherz] ... die
Obrigkeit ingemein, als selten dieselbigen meineid,
tyrannisch, lügenhaft, untrüw, lichtfertig und un-
bestendig syn, usgeschrüwen, si ouch dafür halten und
meinen tüye.' 1640, B RM. .[Der Amtmann Edlibach
sei] ungütlich angeklagt und ussgeschryen, dass er
iezunder vil Jahr lang ihnen das Ihrige hinderhalten
habe.' 1678, Z. ,Und können zumahlen die Eidgenossen
durch solch anderen Fürsten und Staaten leistende
Kriegsdienst, sonderlich die Obrigkeit, nicht ... fälsch-
lich ausgeschrauen werden, als wann Selbige gleich-
sam mit ihren Angehörigen hierinnfals Kaufmann-
schaft treiben.' SiML.-Leu. Mit Gen.; s. BdVllI651u.
— 2. aj laut herausweinen GrPt. D'Sel, si''' d'Auge'
M., ausweinen Z; s. Bd VII 705 M.; Sp. 1472u. ,Das Aug
des Himmels hat sich da [beim Tode Jesu] gleichsam
aussgeschrauen.' JJUlr. 1718. — b) üsg'schroue" ha',
ausgeweint haben Z. Auch bei ACorr. 1860. — Üs-
schrien n.: a) zu Bed. 1 b; ausschreien, -künden; s. be-
rüemen (Bd VI 933u.). — b) zu Bed. Ic; s. Sp. 1473M.
(Z RBr.). Von öffentlichem Tadel: ,Si achtent nit
not sin semlichs u. ain den [!] kanzel.' Sicher 1531;
wechselnd mit , beschrien' (s. Be-schrijen n.). — üs- |
schriend: zu Bed. la. Nur en ü-i Not, ein Schmerz,
der Einen schreien macht GrKL; vgl. schriend |
(Sp. 1474). !''• han an dem Bein en ü-i Not g'chan. |
D's Zandire ist en tüßischi ü-i Not, dass-me" brüllen I
möchti wi'-en alter'ge'' Stier. — üs-g»-schrüwe°.
En üsg'schroueni Stimm, durch Schreien. Singen ver-
dorben BsStdt. — Mhd. uß-iichri(g)en, in Bed. la und b;
vgl. Gr.WB. I 960; Maitiü-Lienh. II 514; Fischer 1511 (aus-
rufen, proklamieren, verleumden). Zum Ptc. .aussgeschreyen'
(1665, Z Brief; Gespr. 7112) vgl. die Aum. Sp. 1475u. — Us-
schrier ,-ey-' m.: zu Bed. 1 b, wer Etw. ausschreit.
.Aller Lugen grosse Ausschreyer.' 1618. Zinsli 1911.
Öffentlicher Ausrufer; s. Cs-rüe/fer a (Bd VI 702 u.).
Herumziehender Händler; vgl. Schrijer c. .Trygtedns,
qui fsecem viniper urbem eraptitat, ausschreyer oderauss- |
rüeö'er der weynhäpfen oder weyntruosen.' Fris.; Mal. |
use"-: 1. = üs-schr. la. ,Ha det [am Wallfahrts- I
ort] bittet mit Vertue [mit ausgebreiteten Armen], mit l
vollem Hals gar usagschrua: Kapiziner. steh nier bei. I
das i krieg es Mannebei!' U Altjungfernlied. — 2. = ««- '
sehr. 2a BsL.; B; S und weiterhin. Lüt, erbärmlig u. j
S. noch Bd VI 694 0. B'Scl ü.; s. Bd VII 705 M. |
ver-, Ptc. bei Aal 1549 in Bed. 2b neben ,ver- 1
schruwen' einmal ,verschrit' (s. auch unter dem adj. }
Ptc. ver-schrüwen 3b): 1. &) = ver-rüeffen la (Bd VI 703). i
.Beschehe ouch. daz ich [ein in Biel eingebürgerter !
lombardischer Geldwechsler] ... von inen scheiden I
wölte, sollend si mir nüt vorsin. und so ich iren rat '
darunibe inanen, so sollend si oft'enlich heissen rüeffen
iren weibel, wer phender an mir stände habe, dazi
si der von mir löse inrentdrin manoden den nechsten ... 1
Dar zuo nach dem tage, so daz verschruwen wirt, so i
sol ich und min hotten umb ander geltschulde, die
ich hinder mir Hesse, jar und tag in ir statt schirm
und fristunge sin.' 1397. BBiel. — b) mit Akk. P., auf-
rufen, vorladen. ,Wele' burger ze Schafhusen zügen
nemmet, die och hie burger sint, vor dem rat ald vor
1481
Schra, schre, schri, schro, schru
1482
gericht umb dehain sach oder ansprach ... es süen man
oder wip. die sol man verschrien.' XIV.. Sch StB. —
, 2. im üblen S. a) Einen oder Etw. obrigkeitlich ver-
: rufen; oft verbunden mit Synn. a) Personen. \) - ver-
: rüeffen2a (Bd VI 704). ,Wer ouch, daz der Eitgnossen
deheiner hinnan hin den üb verwurkte als verre, daz
er von sinem gerichte dar urabe verschruwen wurde,
wo daz dem andern gericht verkunt wirt mit des
! landes offenen briefen und insigel oder der stat ze
Luzern, so sol man ouch den da verschriien in dem
selben rechten, als er ouch dort verschruwen ist, und
wer den dar nacli wissentlich huset oder hovet, old
. essen old trinken git, der sol in den selben schulden
i sin an das eine, daz es im nit an den lib gan sol.' 1332,
j L Bundesbrief; entspr. im Z und ZoBundesbrief(s.Äbsch.
I 262. 277), fast wörtlich wiederholt in den Entwürfen
zu einer Bundesrevision von 1655, wo .verschrouwen
(verschruwen) und verrüetfen' bzw. ,verschreyen' und
i in einem neuen Zusatz: ,Wofeer des Verschreiten
i Oberkeit begehrte, dass man den Verschreiten iro lasse
I zuvolgen, soll es unverweigerlich (unweigerlichen)
geschehen.' Abscii. VI 1 b 1755. 1760. .Die misshelli und
die stösse ... von der nüwen münze wegen ... und
von den vieren, die von uns verschruwen sint.' 1336,
L; vgl. Seg. RG. I 226. '241. ,Were aber, das yeraan
disen einung [die auf die Übertretung des Holzbanns
gelegte Busse] verschulte, der als arm were, das er
disen einung nit gerichten möchte, den soll man ver-
j schryen und verbietten inn dem landt, das inn nieman
I huse noch hofe, noch essen noch trinken geb.' 1428,
ScHw LB. ,üen selben todschleger N. in unsern hochen
gerichten und herschaften zu verschryen und zu ver-
rüeffen.' 1507, Zu. ,Also uff sölichs und uss befelch
I miner gnedigen herren von Zürich so verschryg und
1 verrüeff ich dieselben [Mörder] . . . aller mass, als sy
dort [in Zug] verschruwen sind, und wer sy darüber
huset, hofet, essen oder drinken gibt, der sol in den
schulden sin, als ouch sy sind, dann daz es im nit
ian den lib gon sol, nach der pünden sag.' 1522, Z.
,[Die Messe] ist anklagt, verlümbt, usgerüeft und ver-
schruwen, sie sye ...' NMan. , [Der gefangene Herzog
Friedrich von Oesterreich] was ouch zuo Costenz ... im
münster offenlich gebannet und an der kanzlen ver-
schruwen, verlüt und verschossen worden.' Vad.; vgl.
Bd VIII 1406/7. Erweitert mit , für'. ,Wurd aber der
citierte Teil ... nicht erscheinen, soll er unser Statt
und Land verwürkt haben, und wo er dann hernach
in unseren Landen und Gebieten betretten werden
imag ... für ein ungehorsamme unbuossfertige Person
'anssgerüeft und verschreyen, auch nimmermehr darein
gelassen werden.' B Chorg. 1667. S. noch Sträss-Ratiber
(Bd VI 35). ,Üs dem frid in den unfrid v.' uä.; vgl.
BdVI704u. ,[Ein Mörder wird gerichtlich aus dem]
fridt in den unfridt verschruwen.' 1514, ZaMenz.
,Sölte man inn an offnem gericht verschryen und ver-
rueffen ussert den frid und in verkünden in unfrid.'
1525, Zg. ,Von, üs dem land v.' ,Wäri, daz dekeiner
■über daz, so man frid uff genimpt und da frid geben
jWirt, der denne darnach frid brächi . . . der wäri ver-
, Valien umb sin er und och umb die grösten buoss,
idie daruff gesetzt ist, und hat ers an dem guot nit,
daz er die buoss mug ussgrichten dem ammann und
jden talluten und allen den, die es angät, so sol man
jin verrüeffen und verschrigen von unserm tal.' 1396/
jl430, Uürs. ,[Wer Todschlag begeht] sol uss der
herschaft von Twann verschruwen werden.' 1426, B.
S. noch Harst I (Bd II 1639). Einem das Bürger- und
Landrecht entziehen: , Zufolge euer ... Zuschrift ...
haben wir nicht anstehen lassen, den CSpörri von
Embrach aus eurer Grafschaft Kyburg, welcher mit
einer frömden Persohn ein unehliches Kind erzeugt,
so der Gemeinde Embrach zur Last gefallen, in unserer
Botmässigkeit ... zu verschrejen.' 1790, Gl Schreiben
an Z. — 2) = ver-rüeffen 3b. um 1503, AaB. StB.;
s. Bichs-Schloss (Sp. 738). — ß) W^aren vom Markt
ausschliessen. .Nachdem er gen Zurzach uff den mert
körnen mit den Zwilchen, do sig im die ein zwilch,
so er von dem Günthart erkouft, verschruwen, er söl
die nütveil han, dan sy nit werschaft.' 1561, ZUster.
— b) = ver-rüeffen ad, verschreien b (Sp. 1456) AaF.;
Bs; B; L; Uw; WMü.; ZO. Syn. auch vcr-brüelen 4 {Bd V
593). Personen. Er het-mi''' überaV verschrotte" Bs
(Seiler), Niemer sig [soll sein] g'schulte", ke'" Metisch
verschraue" .' JRWvss (B). Wenn d' Kapitschiner
chömi"d, so gend, was-er händ; wenn Die Einer ver-
schreii'd, de"' ist-er verschroue" landüf und landab.
SGlinz 1918. /'* glaub, es heig-si [die Geistlichen]
g'raiie", dass-si so hend verschraue" das ganze Bürger-
tum. Grolimunii 1911 (Freiämtlerlied). .[Die geistlichen
Grundherren widersetzen sich dem Eingriff' Berns in
ihre Gerichtsbarkeit und drohen mit Anzeige bei ihren
ürdensoberen] wiewol sy ein erliche statt von Bern
nit gern verschryindt.' ThFrickart 1470. ,So volgte
... siner tochter ein mechtige nacbred und wurde des-
halb gar verschruwen', Klage wegen Verleumdung.
1543, Z Ehegericht. .[Johannes soll bei Herodes ver-
klagt werden] das er sin küngliche maiestat vor allem
Volk verschruwen hat.- .\al 1549. .[Herodes:] Ich hab
mich billich ab dir [Johannes] z klagen, dass du so
fräft'en unverscbampt hast mich vor allem Volk ver-
dampt ... darzuo nit mich verschryt allein, ja myn
wib und myn hofgsind gniein.' ebd. Sachen. Z'Basel
und an andren Orte" . . . isch e" Zal [nämlich 13] ver-
schraue" worde". Hinderm. Ich ha"-si [die .Universi-
tät', dh. das Basler Zuchthaus] verschraue", ''ass kei"
irlige' Mansch nie dri" göt, sagt ein entlassener Sträf-
ling BsL. ,Wäre die kranke Frau vor Schreck ge-
storben [als sich der Geist des eben verstorbenen
Gatten durcli Pupperle" ankündete] so wäre das ganze
Haus verschrouc" worden und hätte bei einem Verkaufe
eine grosse Werteinbusse erfahren.' Messikommer 1909.
— 3. verhexen; vgl. WManz 1916, 103/4. ,Die Ober-
liuserin hett das knabli verschruwen und im das [eine
Krankheit] antan.' 1500, L Hexenproz. — ver-
seil rü(w)e° (bzw. -&M-), ,-sclHüwen', in Bed. 2b in Sch
St. (neben seltenem verschraue"); ThMü. verschri-e",
in Nnw; USch. verschrije", in ApH. It OAlder
versehrit neben seltenerm verschrüe": 1. zu Bed. 1;
öffentlicli bekannt gemacht. ,[Bern] Hess ... an gmein
Eidgnossen, in den heiligen Ostern [1497] zuo Lucern
versarat, bringen . . ., nochmal ... an römschen küng,
fürsten und richstät ... um abstellung oder ie doch
anstellung der verschruwnen acht zewerben.' Ansh.
Bekannt übh. BS. Mit für: Einige Bäcker im Seeland
verdanken ihre schwache Konkurrenz dem Umstand,
dass sie verhrütlet oder verschraue" si" für guets Brot
z'mache". BXrnd. 1914. .Demnach, so verscliruwen
guuog ist, das wir zuo Zürich den kindertoutt" hand-
habend und den widertouff weerend ... so farend sy
[die Wiedertäufer] zuo und redend von eim ersamen
1483
Schra, schre, schri, schro, schru
1484
radt so spöttlich, dass [s] ze vil ist.' ZwiN(ii.i. .Weit
verschrüwen und verrüeinpt, (allentlialben bekannt),
nobilitatus.' Fbis.; Mal. — 2. a) amtlich verrufen, ver-
boten. ,[Es] sollend sich alle pfarrer flyssen züchtig,
erber und unergerlich ze bekleiden mit farwen und
gstalt der kleidern, sich abtuon der verschrnwenen
farwen gäl, grüen, rodt.' 1533, Z Syn. — b) zu Bed. 2 b,
= verschreit d {Sp. 1457) ApH.; Bs; B; L; S; Th; Uw;
Z. .\ttrib.; s. Schläuni (Sp. 570). Meist pra;d. v. si".
Wenn-mir d' Milch selber veriverte' . . . ''as'-mir au'''
Vieh [!] nö'''zieh'' chönne", so sV-mir scho" rerschraue",
beschwert sich ein Bauer über die ungerechtfertigten
Anschuldigungen der Städter. S Zeitg 1917. Wit
umcnand sind dl Lüt verschroue" g'si", ''ass-si i" de"
Chnechte" und Meitlene" nid e'''möl 's Esse" hei" möge"
gönne". VAiERLANn 1908 (LWigg.). Man ist wegen eines
strafbaren Vergehens rerschraue" oder verbrüelet.
BüRND. 1914. ,An vogt von Schänkenberg. Üb sach,
dass der pfaff von Veitheim nie verschrüwen noch arg-
wenig gesin, aldan si [die Pfründe] by im beliben
lassen.' 15'2ti, B Ref. .Verschrüwen, infamis; von
grosser schand und lasterwägen weit verschrüwen und
bekannt, scelere nobiles; von yedermann verschrüwen,
demalle wält übel redt, succlamatus omnium maledictis.'
Fris.; Mal. .Infames frigoribus Alpes, von grosser kelte
wägen verschrüwen und fast verrüempt.' Fris. Mit
für: Er [der Winterföhn] isch defür [dass er meist
Schnee bringt] zcntume" chli" verschroue". Vaierland
1908. Mit ais; s. Bd VI 1845U. Mit Gen.: ,Sy ist ouch
nit anred, das ir vatter hiezwüschen, als die muoter des
ussatzes verschrüwen, ie glägen sye.' 1555, B Turmb.
— 3. verweint Ap; Gl; ScnSt. (Sulger); Z; Syn. uer-
briegget, -brüelet (Bd V 53'2. 593). Verschrou(e)ni Auge";
e" verschroue"s G'sicht. Es chunnt mit verschrüne"
Auge" Gl. Verschroue" Baggen und Auge". Stitz. Sie
vermueti so halben, es sei mit-dem Sterndli [einem
Offizier, mit dem eine Tochter ins Geschrei gekommen
ist] zur Sprach cho"; e'nimel hebi"d. d'Erau Mutter
und d'Tochter verschraueni Auge" g'ha". Usteri 1831.
Kei" Holz im Hüs, kei" Chole', g'frorni Feister .. . de'
Vater stieret vor sich her, und d'Muetter lauft mit
verschraunen Augen umenand. Z Tagesanz. 1914. —
Mhd.wrscArieninBed. 2a; vgl. auch Gr.WB.XII 1 1 f>l/-2 (auch
in Bed. 3); Martin-Lienh. II 514 (in Bed. 2b); Fischer II 1321
(verschreien 1 in Bed. '2 b und = verMhrüxeen 8). Das Ptc. ver-
schri-e" stammt aus der Schriftspr.; zum Ptc. ,verschreyen*
(B Chorg. 1667} vgl. die Anui. Sp. 1476 o. ,Verschrouwot.'
ZChr. 1336/1446 (Z Ant. Mitt. 1844, 3, 68) ist verlesen für
jVersichrot' (zu Bd VII 180/1). Über das Verhältniss zu dem
syn. schwachen Tb verschreien s. die Anm. Sp. 1458/9.
g°-schreie": ,so schreien, dass der Ton bis [da]hin
gelangt, wo man es wünscht' B (Zyro). — Wohl nur
der Verbindung mit müyen entnommen.
nä"^''- F, näche"- usw. Bs; Gl; Ndw: 1. a) Jmd
(Etw.) laut nachschreien, -rufen; oft im un freundlichen S.
Syn. n.-rUeffen 3 (Bd VI 707). ,Eim nachschreyen, eim
rüeffen, Hagitare clamore aliquem, voce aliquem sequi,
poscere aliquem clamore; eim n. und tröuwen. insequi
clamore ac minis; einem mit schmächlichen Worten
n. und übel beschälten, prosequi aliquem verhis.' Fris.;
Mal. , Clamore insectari, insequi, nachschreyen.' Denzl.
161)6. S.auch Bd VIUOu. Mit Inhaltsangabe. ff«0(ie/[!J
he'"-si-mu nä'''g'schrü"'e" F. Dö het-mir 's Böili (Beetli)
nöche"g'schraue": Hansli, gel', du hättsch-mi''' gern!
ALGassmann 1908 (BsL.). ,Do schruge im der N. nach
und Sprech: du zers böswicht, gang zu mir herus!'
1450, Z KB. ,Die zween blinden, so dem Herren nacli-
schrüwend: ach, du sun Davids, erbarm dich unser!
werdend erhört.' üWermi. 1564; , nachschrien.' Herborn
1587. ,[Ein Alpknecht wurde von einem Gespenst fort-
geschleppt; seine Gesellen] schryend ime nach: Jesus
Maria! Alsbald hatt inne das Gspenst . .. fallen lassen
... Diss liab ich von einem eerlichen warhaften Mann,
der by und mitt gewesen, ouch der erst war irae
nachzeschryen.' RCvs. ,Wann die lacedämonische
junge Mannschaft in Krieg gezogen, hatten ihnen die
Mütteren nachgeschrauen, dass sie entweder« mit den
Waffen Obsiger heim kehrten, oder in dem selbigen
tod heimgetragen wurden.' Hott. 1666. — b) schreiend
wiederholen. Syn. n.-rüeffen 1. .Bei jeder Companei
sollend auf das Höchste drei das Wort sprechen und
nit ein jeder Offizier nachschreien.' 1696, Z Musterungs-
instruktion, — c) schreiend nach Jmd verlangen; vgl.
,näch Einem scluien' Sp. 1468M. ,Sein vierjährig Kind
[habe] der Mueter nachgeschrouwen.' 1730, Z. S. auch
Bd VllI 1086M. — 2. Jmd nachweinen GlMoII.; Z. i
Es schrit-im Nieme"d nache", sagt man etwa beim Tode
eines alleinstehenden oder eines unbeliebten Menschen
GlMoII. .Obschon von frömden [Söldnern] eine Anzal
drufgeht, hat man doch keine Sorg, dass inen Jemand
nachschrye und eine ersame Oberkeit inen Wyb und
Kind erzüchen müsste.' 16'2o, Z (GJPeter 1907). ,[Der
Schulmeister Brändli in Wald sei abzusetzen als ein
.eigenrichtiger, ohnguter'] Mann, demrae Niemand nach-
schreyen wirdt.' 1682, ZGrün. — lu Bed. 1 auch bei Gr.
V?B. VII US; Fischer IV 1897.
b"-: 1. a) mit Akk. F., Einen anschreien, laut an-
rufen. ,Inclamare aliquem. Einen ruffen, beschreyen.'
Denzl. 1666. 1) fordernd. ,[Zwei Brüder sollen im I
Auftrag ihres Vaters bei Thomann Seh. eine Schuld!
einziehn; der eine fordert das Geld vor dessen Haus;i
nachher] rette der Th. zuo im [dem andern Bruder], |
ob es also not täte, das inn sin bruoder uff der gassen
darumb beschrigen müesste.' 1486. Z KB. .[Die
römischen Legionäre] hatten ein Lust, mit denen
Feinden zu schlagen, beschreyeten iren Hauptmann
Mariuin, er solte sie anführen zu streiften ... sie seienl
Kriegsleut und nicht nur Gräbenmacher.' .-Eg.Tschtoi.I
Gallia. — 2) tadelnd, zurechtweisend. .Einem einem
Verweis geben L; Scn" (auch It Kirchh. und Sulger);!
ThMü. D'Mueter hät-mi''' scho" mengmol b'schrauen
derwege' (ich soll Da' nüme' tö") TuMü. .B. undl
sprachen' oä. .Also nam er die stein und wolt sy in!
das schiff getragen haben; do beschrei inn des VolniarsI
muoter und sprach: warum nimest du die stein? Do|
rett der N.: sind sy üwer, so wil ich sy lassen ligen.'l
1435, Z RB.; Fortsetzung der Stelle Bd VII 779ii.|
.[Diogenes] sach uff' ein zyt ein jungen bösen buobenJ
der mit steinen an galgen warff; den beschrei er un*
sprach: bnob, luog, das du nit diu grab träffest!
Diogenes 1550. .Sind grad im Anfang, da dises Creutr
ufgerichtet worden, der Evangelischen Kind von der
Papistischen beschrouwen und ihnen zugrüft worden'!
sy sollind den Hut abzeuhen.' 1663, Z. Einen ,b.|
wegen unerlaubten Betretens eines Grundstückes. ,Sji
[der Untervogt K. von Eegensdorf und Adelheit, eint
als Dirne verschriene Frauensperson] gangind oucl
etwa mit einanderen durch sine [des Zeugen] güettc:,
und reben, und als er den K. und Adelheiten uff eii|
zit. da sy aber mit einanderen durch die reben giengindi
1485
Schra, schre, schri, schro, schru
1486
beschruwe, da düte im Adelheit mit der hanJ, das
er schwige.' 1528, Z Eliegericlit. .Heiniiclien Wiiikler
zuo Küssiiacht, der sy [eine Hexe] bscliiuwen, umb
das sy im durcli syne güetter gelofen, liabe sy er-
lernt.' 1590, Z RB. S. nocli Bd VIII 177 u. (HBulL).
Einen Prediger ,b.', ihm mit Worten der Missbilli-
gung in die Predigt fallen; ähnlich bei Fischer I 906 u.
,Dass si [die Priester] niemand um ir predigen beschryen
noch zuo red setzen, sonder ob iemand gedünkt, dass
ainer ungeschickts prediget hat, mag derselbig für die
Vier keren und inen solhs fürhalten ... welicher aber
sölichs nit tat und ain priester zuo red stellte, schölte
oder bschruwe, den wurd man strafen nach synem
verschulden.' 1524, G RB. ,Er gange nit in die Kirchen
...er sorgete, er wurde den Hrn. auf der Canzel be-
schreyen.' 1697, Z. Von Geistlichen, (von der Kanzel
aus) an die Gemeinde oder einzelne Gemeindeglieder
Verweise erteilen. ,Jaa, üwer tochter hat sich da und
sunst gnuog unzüchtig und unerberlich ghalten, das
er sy otfenlich ufFder canzlen hab müessen beschryen',
Zeugenaussage eines Pfarrers. 1530/3, Z Ehegericht.
,Der Prediger hat von Gott den empfelch, dass er uns
beschiyen und strafen sol.' Güalther 1552. , [Der Pfarrer
von Lipperswil wird verklagt, er habe] die Leüt, so
werender Kindtauft' und Gesang uss der Kirchen gangen,
in werender Action bschrauwen.' 1641, Z Visitations-
bericht. — 3) spottend, schmähend, beschimpfend. ,So
habint die obgenant frow und das meitly sy uss irem huss
beschruwen und iro vil schalkbarlicher Worten erbotten
und sy under vil Worten gesacket und gehuoret.' 1453.
Z RB. ,Als bitzhar nachtes uff den gassen vil ge-
schreys und clage gewesen, das ettlich unser wechter
übel handelndt und inniass beschryend oder ver-
spottendt, das die wechter uft'den türmen nit gehörendt
noch ir stunden wüssend ze melden, ist geordnet und
by dem eid verpotten, das niemant me nachtes unsern
wechtern [!] weder mit geschrey noch mit klopfen uff
den brugken oder mit andern sachen verspotten oder
bekümbern sol.' 1471, L; dazu: , Der Nachtwach halb
sol Niemand die Wächter weder uff der Gassen noch
uff den Turnen antern, vexieren, verspotten noch
beschryen . . . damit .sy die Stunden ze melden wüssent.'
RCvs. (Br.). ,[N. habe ihn fälschlich beschuldigt, er]
habe den armen man [einen Schwachsinnigen] ... zuo
dem venster uss beschruwen.' 1473, Z RB. .[Der
Pfarrer zu Worb klagt gegen den Pfarrer zu Klein-
Höchstetten] dass er in einen ketzer, gotslesterer, ver-
füerer des volks ... offenlich in der kilchen ... be-
schuldiget und daby sin undertan, so mit im dahin nach
altem bruch mit den crützen gangen, für die, so in den
ban Gots gefallen syen, geachtet und beschruwen.'
1523, B Ref. ,Der papst beschryet alle volger der leer
Christi als kilchendieben.' Güalther 1546. , Einen be-
schryen, rauch beschelken, inclamare aliquem; be-
schruwen und geschmächt werden, jactari clamore con-
vitioque.' Fris.; Mal.; s. noch Sp. 1040u. (.beschreyen').
,Da nun die Teuthoner sahen, dass sie mit Stürmen
Nichts schaffen möchten und sich Marius nicht aus
der Sciianz wolte lassen, so beschreyten sie ihn und
die Römer, sie wären zaghaft.' ^«.Tsciiudi, Gallia.
S. noch Sp. 193 u. — 4) drohend. ,Ir [der gelieimen
Sttnder] fürnemen verligt sich nit; es kummt all wäg
an den tag, wie sy ouch Isa. 29 [Jes. 29, 15] be-
schryet: wee üch, die so eins tieften herzen sind, das
ir vermeinend üwre radtschleg vor Gott zu ver-
bergen!' ZwiNGLi. — 5) anklagend, beschuldigend; vgl.
be-schrüwen b. ,[Dass die Befürworter einer kirch-
lichen Reform das Mönchstum] ouch diser puncten
halb beschrigend, dass si sich selber von den kirch-
hörigen gezogen, sonderbar gemeinsame aufgericht
[usw.].' Vau.; wechselnd mit .anfechten und sehni-
gen'. — b) mit Akk. S., rügen. .[Ein politischer Schmäh-
reim wurde] uf der kanzel beschruwen und durch ein
fürsichtige oberkeit abgetilget' Ansh. , Eines un-
bestochenen Richters (Pflicht) ist ... die verwirrten
Betrugreden nicht leiden (dulden), sondern beschrejen.'
Spleiss 1667; fehlt bei Comenius. — 2. spez. in der
Rechtsspr. a) durch Geschrei, lauten (.\n-)Ruf an-
zeigen, a) ,ein für b.', einen Brandausbruch durch den
Feuerruf anzeigen. ,An sweles burgers hus für uf-
gat, und ers oder sin ingomen des ersten innan werdent,
und es ouch des ersten nit beschrigent, swer der ist,
der schuldig daran wirt, der dem vorgenanden herren
und ouch der stat gebessron mag, der git im ain pfunt
Pfenningen und an die stat ain pfunt, und ain jar sol
er von der .stat sin.' TuFr. Stadtordn. 1331; .berüeffen
oder verkünden mit einem offenen geschrey.' 1368.
,In wes hus für angat, ist das er oder sin ingoumen
das für beschryendt ee ander lüt, so git er kain buoss;
ist das es aber ander lüt beschryendt ee er ald sin
ingoumen, so ist er aim herren von SGallen zehen
pfundt pfening verfallen.' TiiRickenbach Üffn. 1495.
,Als in meister Heinrich büchsenmeisters hus im Kratz
für uft'gangen und das von im oder den sinen nit am
ersten beschruwen, ist daruff erkennt ... 10 pfd buoss.'
1496, Z RM. ,Wenu in einem hus für ufgangen, und
wan das ein ander mensch beschrygt, so nit in das
hus gehörte, so kumbt der um 10 pfd, des das hus
ist.' 1509, ZEgl. StB. ,N. ist gestraft, umb das kurz
verschiner tag in sim hus für ufgangen ist und das
nit beschruwen hat.' 1541, Sch Ratsprot. ,[Wenn der
Wächter Feuer bemerkt, soll er] das beschryen, wo
sie das sehind.' 1581, LBer.; vgl. munteren (BdIV 345).
.Wann das F'ür beschrauwen wirt, so sollent alle Die-
jenigen, so das Gschrey gehört, bei iren Eiden darzue
lauffen und darvon nit weichen noch das Sein ustragen,
bis das Feür an das tritte Haus zu dem seinen kemme.'
1624, AaMbU. StR. Auch sonst häufig in den Rechts-
quellen des XV./XVII.; vgl. Arg. IV 144. 328. 355;
Aa Rq. 1898, 155; 1905, 89. 302; 1909, 335; 1917, 161;
ZfsB. 27, '29'2. 311 (1533/8, GRMal.); Sc» Clir. IV 109;
s. auch un-be-schrüwen. Neben i^ynn.: ,Das für be-
rüeffen und b.' (1415, AABremg. StR.), .melden und b.'
(1466/73, AAZof. StR.; ZWth. StB.; ZElgg Herrschaftsr.
1535). — ß) ,den wolf b.' ,0b sach wer, dass der wolf
kem und eim sin ve unnütz machet, mag der hirt
darzuo kon, daz er den wolf beschryet, so liet ers
bezalt.' LBüron Herrschaftsr. 2. H. XV. — f) ent-
laufenes Weidevieh ,b.' ,Wäre, das er in dem Moos
ützit verlure, beschruwe aber dasselbig denne nit by
der tagzyt, das es findtlich wurde, so muos er das
bezalen.' 1581, LBer. (,(»rdnungder khuo- und schwyn-
hirten'). — S) einen auf frischer Tat betrott'enen Übel-
täter ,b.' ,[N. hat in einer Kapelle] angefangen mit
sinem schwert die ampelen zerschlachen und ganz
ungeschicktlich handien, und als er durch etliche
wyber beschruwen, ist er uss der kilchen flüchtig
worden; sind im etlich nachgeilt und (band) in mir
[dem Landvogt von Baden] gfenklichen überantwurt.'
1532, Strilkler. ,[N. habe] in eines . . . maus stallung,
1487
Schra, sclire, schri, schro, schru
1488
darinnen vil ross gstanden, mit einer schwarzen gurren
syiien scbantlichen willen vollbraclit, und als er von
einem man, so in stal konien, daran ergritt'en und
beschruwen worden, sige er in einen winkel inn stal
gflochen.' 1560, Z RB. S. noch be-rüchtigen (Bd VI
478). — b) den Übertreter einer Satzung, eines Ver-
botes zur Rede stellen, verzeigen; von Amtspersonen.
,Er [ein Fischer] habe ein wenig visclien gen Baden
gefüert und als er herheim kernen, beschrüwint inn
etlich Uliner herren darunib und rettind zuo im, er
wurde darumb gestraft; also gienge er uti" siuer raeister
Stuben und rette: ich bin wol ein arbentselger nientsch,
ich hab nun ein wenig vischen einweg [!] gefüert und
beschryent mich etlich miner herren darumb, aber
man beschrigt und straft die nit, so die liuffen enweg
füerent.' 1464, Z RB. ,Mag ein hirt [dem die Zäune
durchbrechenden Vieh] weren, vor und ee der vorster
in beschrygt zuo drvgen malen, so ist der hirt ledig.'
ZAlt. Otln. 1502. ,Es solle kein Weibsperson mit keiner
Facklen oder Fürbrand nit zu der Stubenden louffen,
dann wann der Forster eine beschrowe, so ist die-
selbige der Gmeind dry Schilling Pfenig und dem
Forster vier Pfenig verfallen.' GGant. Dorfr. 1621.
,Wann der Forster Einer oder Eine, Wibs- oder Mans-
personen, in eines Andern Korn, Haber oder dergleichen
funde, dass er ein Weg dardurch machte, so solle Der-
oder Dieselbig, so beschrowen wirt, der Gemeind drey
Schilling Pfenig und dem Forster vier Pfenig ver-
fallen sein.' ebd. ,Es solle Niemand keine Pfannen
oder Kess[i] in den Bach oder Brunen stossen, da
wann der Forster Einen oder Eine deswegen beschrowe,
so sol derselbig der Gmeind dry Schilling Pfennig und
dem Forster vier Pfenig verfallen sin.' ebd. Auch mit
Akk. der zur Anzeige gebrachten Sache. ,Von des
brüchigen vichs wegen ist beredt worden: wenn das
beschruwen und einem gebotten wirt by eim einung
das hinweg ze tuend oder innzehaben, den lüten an
schaden, und so dick das übersächen ... und das klagt
wirt, das mögen dann wir Schultheis und rat [von
Zofingen] by einer hochern buoss verbietten so dick,
bitz sy des ab werdent.' 1491, AABottenwil. ,Wo sy
[die Nachtwächter] unbehuotsame fürer oder liechter
tragen und damit wandlen sehind, und was sy sunst
ouch nachts ufi' der gassen argwenigs, strätlichs oder
geschenden sehind und fundent, das sollen sy beschrien,
melden und dem vogt anzeigen.' ZElgg Herrschaftsr.
1535. — c) Klage erheben, gerichtlich belangen.
,Dewedrer teil meint [in einem Eheprozess] ansprecher
zuo sin. Sol der Intpriester daselbs verhört und er-
kunnet werden, wedrer teil die sach ussbracht oder
beschruwen hab.' 1495, Z RM. ,Welicher och an das
gericht kompt von sin selbs wegen on fürgebot, wirt
der an dem gericht beschruwen und berüeft zuo dem
rechten und gat denn enweg, das er dem rechten nit
gehorsam ist, der git och einem vogt dry Schilling ze
buoss.' ZDüb. Otfn. E. XV. ,Wenn ouch die zinsliit
[Zinsherren] einem [wegen rückständiger Zinsen] das
sin angriffen und in also beschruwen ... so mag einer
behau drvg zins, und sol das ander sin als andere
gältschuld.' 1519, AaL.; s. auch Bd 11 9'20u. (1495, A*
Weist.) und vgl. zur Sache: ,0b einer ein, zwei oder
dry zins gebeitet und an lossen stan, die mag er ...
beziechen; was er aber über dry zins gebeitet, solle
als ein andere geltschuld geachtet ... werden.' 1537,
AaL. — d) ,die Appellation b.', förmlich anzeigen; vgl.
be-rüeffen 3 b a. (Bd VI 709). ,Dass Der, so geappelliert
die .\ppellation innert 10 Tagen beschreye.' 1720, Z
Greif.; s. Z RechtspH. 1842 (111), '286. — e) einen Wald
,b.', den Holzbann ölfentlich ausrufen. .Krummenacher
[Weibel] den forst [die Stadtwaldung] ze beschrijen
4 ß.' 1443, B StRechnung; vgl. B RM. 111 82 ff. (wo
gleichbed. ,verrüeffen'); B StR. 60. '247. 358/9. — 3. be-
jammern. D'Lilt, tco's [ein krankes Mädchen] b'suecht
hand, tö"d's h' schreie"; es ist halt o"'* schülech bläch
TnArb. — 4. behexen. ,[Nimm von einem gewissen
Pulver] so ein Kind beschrien, ein Messerspiz voll, so
ein Grosser bezaubert, ein Quintlein.' XIX., AfV.
(GSali.). — Be-schrien n.,: entspr. Bed. Ia2) (zu
Ende). ,[Der Pfarrer von TnBisch. hat etliche ,edel,
pfaffen und laien' von der Kanzel herab der Wider-
spenstigkeit gegen das Gotteswort beschuldigt; einer
von ihnen erklärt vor dem Rat, sie seien] des vertruwe''s
zuo ainem rat, dass ain rat dem pfarrer semlichs grob
bschrien nit in befelch geben hab . . . [Er hätte ge-
glaubt] so er etwas verhönte, ain rat beschickte in
und strafte iu on semlichs offenlichs beschrien.' Sicher
1531; vgl. Sp. 1480M. — be-schrüwen, nur prad.:
a) = be-rüeft 1 (Bd VI 710). Im günstigen S.; s. ver-
nemmen (Bd IV 749). Im ungünstigen S. : , Wie wol si
[die Wiedertäufer] nit alle das usserlich Wasserzeichen
des widertoufs gebruchen, so sind si doch mit anderen
zeichen und brandraalen b., nämlich dass keiner tegen
tragen, noch sin usstendig schulden mit recht und
gericht inbringen soll.' 1527, Absch. — b) bezichtigt.
,Wie die von Wil im Turgüw beschruwen warend, dass
si den Aidgnossen vil ufendhalts gebend wider die
herschaft [Österreich] . . . zoch man für das stetli und
sturmpt an dasselb wol bi 4 stonden.' Vap. ,Söllicher
und anderer raengeln halber sind die closterleut nun
mer vil jar bar vor allen Christen verklagt und be-
schruwen.'ebd. — un-, uvi-h' Schrotte": 1. (durch Ein-
rede, Tadel udgl.) ungestört, unbehelligt. Loss-nM«* «. .' i
noli turbare circulos meos Bs (ASocin). Es isch schwär, \
u. iluv'' 's Lebe" s'Jcö" BsStdt. Sider [wälirend meine'
Frau sich anderswie unterhielt] hani'''-mer u. esi
dritts Glas Wi" chün'e" lo" Vschärike" BsLie. Heimelig \
isch's-em [einem lebenslustigen Burschen] nur, wenn-er\
u. üsdaibele" darf. Schwzh. (Bs). Unangefochten: [Eini
Gemeinderatsbeschluss ist] nit ganz dso ii. dür'^e'-i
g'gange". Loosli 1921 (BE.). — 2. a) zu Bed. 2a. ,Wo|
für usgat unbeschruwen von einem husgesind und esl
aber ander lüt beschrygen, der ist vervallen 1 mark'
Silbers.' ZReg. Offn. 1501. — b) zu Bed. 2c. ,U. mit!
dem rechten'; s. Laub-Ris (Bd VI 1357). — 3. a) = «m-I
be-rüeft aa (Bd VI 711) Bs; BE.; S (It Schild ,ohne|
ein Wort zu sprechen oder zu schreien und ohne dassi
ein Wort zu einem gesprochen oder geschrien werde').'
Gege" d'Giechti sell-men u. ro" Hüs, seil uff'''e" Chilch-,
hof, ab ''em Grab der letst g'storbiie" Person [!] unger\
de" drei höchste" Name" drei Hampfeie" Herd i"-nes
Tüechli ne", de" Herd u-en unger-''e" Chopf vo' der',
chranke" Persö" go" leggen und wider u. hei"' gö'
rergeit d'Giechti. Schild 1863. Ein um;
Stück Vieh musste man mit Hut und Hör innert der]
Dachtraufe u. undere" tite' BsLie. S. auch Bd IV 1363 u.i
(GJKuhn). .Nehme dein Messer und schneide ihn [den
Stock, mit dem man Jmd auf Entfernung prügeln will)
in den drei höchsten Namen und trage ihn unbeschrien,
nach Hause.' AfV. (XIX., GSaL.). ,Auf dem Stand oder|
.lagd oder im Feld gewiss schiessen zu können: anil
1489
Schra, schre, scliri, schio, scliru
1490
Morgen, wenn man aufsteht, unbeschrien Folgendes ge-
sprochen : ...' ebd. (BSi.). S. noch Bd IV 7ö7 M. (Anhorn
1674); VI 1829/30; VIII 1469 u. (Holderen-Schoss). —
b) = un-be-rüeft ä b Aa; Bs; B. Wie geit's bi Euch?
Antw.: Guet bis ietz, u. B. .Seither war wieder etwas
Buhe im Lande, doch unbeschrauen!' B Hink. Bot 1867.
— C) unbehext. J'* bi" no''' allimöl u. wegcho", wenn-
»'* dort [an einem verrufenen Ort] dar'''e'' bi" AAZein.
— Mhd. heschrien, anschreien, -rufen, (einen Übeltäter) be-
schreien, ins Gerede bringen, ausrufen, bel{lagen; vgl. auch
«r.WB. 1 1594; Schm.^II 594; Martin-Lienh. II 514 (auch ini-
b'sehrötu"); Fischer I 906/7, ferner he-achreien mit Aum.
(Sp. 1459). Zum Prset. ,beschrey(e)ten' bei Aeg.Tschudi vgl.
die Anm. Sp. 1475. Ein Fehler für unb' srhroue' liegt wohl au
folgender Stelle vor: Wen" i** di lieb häiliti Bible" nid hau,
i** miienst verzwlßen und verzagen oder sttrben und Gott ver-
fiueche" wi^ Hiob sülig — unij' 8ckroue" y'säit. Ung' fchroue"* g'nüit :
er ist jo denk immer no** «m Leben und ipirt helfe", wenn di Nüt
am grusle". PHaller 1916. — Be-schr!ung f.: ZU be-
schrien la3J. ,Die vorgenanten Michel und Fridly söllint
umb sölich hochmuottung, tratzung und beschrigung
... gebüest ... werden.' 1474, Z RB. .Beschryung
(schmützung, Schmähung), compellatio.' Fris.; Mal.
wider-: entgegenschreien, lauten Widerspruch er-
heben. ,Zu sölicher unruob nit wenig geursachet
habend die falschen propheten, so man leser haisst ...
die uns an den canzleu widerschrnwen, verfüerer ge-
heissen, dieb und mörder beschulten.' 1525, Absch.
(Schreiben des Rorschacher Capitels). S. noch Bd VI
348n. — Vgl. Fischer VI 79'2.
zue-: mit Dat.P., zuschreien, laut zurufen. ,Brysse-
barra ... schrey sinem venly zuo, sin volk wider ze-
versamlen.' Morgant 1530; mehrfach. .Inclamare, eim
mit ganzer stimm oder laut rüett'en und zuoschreyen;
acclaraare, z., frolocken.' Fris. ,[Ein Wahnsinniger
habe] an der Schifflend in das Wasser wellen, aber des
Wirts Son hat inie zugeschrauwen, utfgehalten.' 1603,
Z. ,Acclani(it)are, zurufen, zuschreyen.' üenzl. 1666.
,Wann Officierer sich bei einem Gezänk finden, da
etlich Soldaten zu den Wehren greiften, sollen die
Soldaten, so bald der üfflcirer ihnen zugeschreyen und
den Frieden gebotten hat, einiche Sfreicli noch Stich
nicht mehr tun, bei Leibs- oder Lebensstraft'.' B Miliz-
ordn. 1711. S. noch Sp. 1467 M. Bes. Scheit-, Schimpf-
worte. ,Das unchristenlich laster, das die Schwaben ...
einer Eidgnoschaft zuoschryend.' Zwinoli. ,Die Magt
im Winkel habe der Frow Wyssinen zugeschrauwen,
sy syge ein Hex.' 1627, Z. ,Der Wacht zu Knonau
ist mit unfletigen Worten zugeschrauwen worden.'
1655, Z. ,[Es werden Einem] Scheit- und Schmech-
wort zugeredt, alle Füle zugeschrouwen.' 1664/9, Blns
Chorgericht. .Wortlber aber Kramer ihne, Eberhardt,
einen Futzenhutt (rev.) geheissen und noch vil andere
wüste Wort ihme zugeschrauwen habe.' 1670, Z. Um
Hilfe anrufen: .[Wenn Einer, dem die Stadt verboten]
darüber in die stat kam, wer in denn siht und sin
gewar wirt, der sol in anvallen und zuoschrien armen
nnd riehen, unz das er gehept werd in dem gericht.'
aIV., G RS. ,Wo euch zorn oder füres not enstiende
und das einer oder mer, von dem rät oder der gemeind
zuogeschruwen und ermant das zuo wenden, wo der
Bit zuo liefe, der sol für meineid gehalten werden.'
um 1500, AaKL StR. — Zue-schrien n. ,Accla-
matio, das zuoschreyen.' Fris. — Ahd. ziwi.nnn, mhd. ;«u-
«tirtoi; vgl. auch Adeluug IV 1772; Fischer VI 13S9. Zuui
Ptc. , zugeschreyen' vgl. die Anm. Sp. U76o.
Schwell. Idiotikon IX.
Schri{j)er (bzw. -ei-), -t" f.: 1. wie nhd. Schreier(in)
B (Zyro); Nnw (Matthys); W (= Brüller ä BdV588);
bes. in der ä. Spr. mit verächtlichem Nbsinn: Prahler,
Stänker, Querulant, Aufwiegler uä. ,Alle hotten band
ein gross inissfallen ab NN. [drei Schweizer Haupt-
leuten im päpstlichen Lager] dass sy so gross schryer
sind und vil ungeschickter Worten sollen reden, so
die sach nit guot macht.' 1521, Strickler (Bs Bericht
aus Robecco). ,[L>u, Emser] zeigist aber mit dinem
schryben anders nüts an, dann dass du ein schryger
bist und dem bapst ein kraftlosen, onmächtigen schirm
verheissest.' Zwingli. .Schreyer, der nützid tuet dann
schreyen und prächten, (blöderer, töuber), declamator,
clamator, clamosus; schreyerin, oblatratrix, clamosa.'
Fris.; Mal. , Dass ich nämlich dhein Schreyer, Pocher,
Lütussrichter, Fresser noch Säutfer, sondern daher
gehe in Stille einfaltiger Ehrerbietigkeit.' 1665, Z Brief.
, Schreyer, Schreyhals, clamator.' Denzl, 1666/1716.
S. noch Bd V 1059 u. Häufig mit pejorativem Attribut.
,[Du, Doctor Balthazar] richtst ein sölichen tand uf,
dass ich meint, ich möcht mich din nit annemen als
eins verwirreten schryers nnd Thersiten.' Zwingli.
,Versechen, das man sich der harverloulfenen pfaff'en,
Schwaaben, nnd anderer uft'rüerigen schrygern mnes-
sigen ... welle.' 1531, Z (mehrfach); vorher , schryger
und uft'rüeriglüt'(s.Sp.l468o.). ,Tauber(und unsinniger)
schreyer (oder reder), rabula; häderiger schryer, alter-
cator, clamosus et turbidus.' Fris.; Mal. ,Man fieng
[1447 in Zürich] an den unrüewigen schryern abhold
und gehass werden.' ^Ecj.Tschüdi; vorher: ,verhetzer
wider die Eidgnossen.' ,Du ratest zum Unglück, du
stinkender Schreyer.' 1714, Lied. — b) = Üs-schrier
(Sp.l480M.); s. BdVI 70'2u.(Fris.). — c)(herumziehender)
Krämer, der auf Jahrmärkten Medikamente feilbietet,
Quacksalber; genauer Giitterli-, Markt-, Salb-, Theriak-
Schr. ,Von jedem Schreyer und Operatoren zwei
Batzen [Standgeld an den Jahrmärkten in BHuttw.].'
1505, JNyffeler 1871. ,Sy habe Heini Syfridts frouwen
selig uss einem hölzinen köpf mit wyn ... zu trinken
geben und darin etwas gälen bulvers, das sy von einem
schryer zuo Zug kouft, getan, welliche frouw daruf
krank worden und gestorben.' 1592, Z RB. ,Als er
by einem Schryger, genant Doctor Hanns Fuchs, zu
Constanz gedienet und mit demselben gen Bischoffzel
körnen und der Glückhafen-Bartli ime Gelt geben,
daruss den halben mütt Haber, so die mit inen ge-
füerten 7 Ross verbrucht, zu bezalen, habe er das Gelt
behalten und den Haber nit bezalt.' 1601, ebd. ,Der
Schryger [habe] iro dasselbig [Trank] in einem Güterli
zuegestelt mit Anzeigung, diss Trank werde iro die
Weetag vertryben ... für wellich Trank sy dem Schryger
6 Bazen bezalt.' 1602, ebd. .[Das Markttreiben in
Venedig belustigt den Fremden] inn dem man den
Triaxkremeren und anderen Schreyeren, da es weder
Haller nach Pfenning kostet, mit Ergetzlichkeit zu-
sehen mag.' Z Gesaudtschaftsreise 1608. .[Die Ur-
heberin eines nächtlichen Spukes] seige ein Schreyerin,
die Katzenfresserin genannt, welche ... biswyllen auch
allharo in des Stockers Apotec komme.' 1643, Z. ,Da
mit Nammen wir der Schreyeren halb, als die mehren-
teils schandtliche Betrieger sind, dise Ordnung und
Erlüterung gemachet, dass alle landsfrömbde und uss-
ländische Schreyer uss unser Statt Grichten und Ge-
bieten gänzlich abgewisen, den ynländischen aber, und
sonderlich die nur etwann Würzen, Krüter und der-
1491
Sclira — scliru. Sclirab — schiub
1492
glycben feil tragend, des Jahrs nur ein- oder uft's
liöchst zweymal feil zehaben zugelassen syii solle.'
Z Mand. 1650; s. auch Bd VII 1124 M. und vgl. Schrier-
Ge-sind (ebd. 1127). ,[Der Gebrauch einer Alraune]
nach der Schreyeren Fürgeben . . . das per se nur ein
Gaugier- oder Täschenspiler-Werk ohne Zauberei ist.'
1657, GSaL. .Uircumforaneus, Schreyer, Quacksalber
(Theriakkränier 1716).' Denzl. 1677/1716. ,Circulator,
Abenteurer, Landstreicher.' ebd.; im Register unter
,Schreyer'. .[Einen Kranken droht es zu .versprengen',
trotz] Tiriac und einer Purgation von einem gwüssen
damals im Dorff befundenen Schreyer.' 1677, Blns
(Bärnd. 1914). , Quacksalber, Schreyer.' Z Totentanz
1759. S. noch üs-schrlen (Sp. 1478M.). — Mhd. »chHer,
Schreier, Ausrufei-; vgl. «r. WB. IX 1722/3; Martin-Lienh. II
514 (früher bes. iu Beii. b); Fischer V 1142/3 (auch iu Bed. b
und als FN.). Als FN. AaOftr. (1387), Zof.; BGals (,A!ipoIloiiia
Schrejeriü.' Leu, Lex.), Stdt (XVI.); SBib. ,Schreier-GUtli'
LEscholzui.
Esel-: gemeiner Pelekan, Kropfgans, ünvogel,
Eselsschreier, Pelecanus onocrot. Der Vogel war in
früheren Jahrhunderten in der Nähe des Neuenburger-
und Murtensees ein regelmässiger Brutvogel (VSV.
1916); It Vogelb. 1557, 183b (Abbildung) und EKönig
1706, 860 kam er am Zugersee vor. .Andere namen
[sind] eselschreyer [im Register ,-schryer'], kropfvogel,
sackgans . . . ünocrotalus wirt er darumb genennt, dass
er seinen hals in das wasser tunkt und blast, welches
denn ein gschrey gibt, wie der esel pfligt ze schreyen.'
VoGELB. 1557. — Gassen-: zu Schrier c. ,[Der Ver-
fasser einer gewissen Flugschrift verfährt] gleich einem
Mark- oder Gassenschreyer, welcher mit seinem villen
Plaudern und Schwezen die Furtrefliichkeit, Graft und
Tugent eines einzigen Pflasters für alle erdenkliche
Krankheiten und Aifect zu vermehren und grosszu-
raacben suchet.' Flugschrift 1691. — Gütterlin-:
zu Schrier c. .Alle umschweifenden beimischen oder
fröraden Scharlatanen, gütterlinschryer. triax- und
wurzenkrämer. zahnbrecher und alle derglychen kalber-
arzt und unfähige selbstangeniasste wandelnde apo-
theker ... sollen allerdings abgescbaft't sin.' 1592. L
Ratserk. (Liebenau 1881). .Scharlatanen, Güterlin-
schräyer und Triaxkrämer, so die Land durchstreichen.'
RCys.; s. auch Scharlatan (Bd VIII 1260). ,Oft kan
die gröste Betriegerei bei denen Ärzten sein, die ihre
Arznei einen jeden probieren lassen, wie an den
Gütterleinschreyeren zu sehen.' JHFäsi 1696.
Mark(t)-: wie nhd. .Ein leichtfertiger Mark-
schreyer. der ein nichtswärtiges Geköch für den aller-
besten und edlesten venetianischen Thiriax dem ein-
fältigen Volk zu verkauffen ein langes unnüzesGeschwäz
machet.' ClSchob. 1695. S. noch Gassen-Schr. — Vgl.
Gr.WB. VI 1G55; Martin-Lienh. II 514; Fischer IV 1489.
Bach-: = Sach-Ge- schrei (Sp. 1455). ,üie in der
Fronfasten Gehörnen sehen jetzt noch das bekannte
Landgespenst, das sogenannte Gräggi oder den Bach-
schreier, bald als Laubsack ohne Rauschen den Rain
hinabtrollen, bald als berghohen Nebelmann in der
Nacht stehn, und in allen Tiergestalten erscheinen,
oder gar mit 100 Kutschen durch die Weinberge reiten,
dass Stickel und Ranke zusammenbricht, die jedoch
am Morgen ganz sind.' Henne 1824, 199 f. (GSaL.). —
Räch-. .Wahrzeichen von Rapperswil sind die Rache-
schreier gewesen, steinerne Masken mit gereckter
Zunge, welche, an den äusseren Schlußsteinen der
meisten Tore angebracht, an den Brun'schen Überfall
im Jahre 1350 erinnern sollen.' Z Neuj. W. 1889. —
Salb-: zu Schrier c. ,üie fremden Salbschreier, Zahn-
brecher, Tyriakskrämer, welche ... dem gemeinen Mann
einen lautern blauen Dunst für die Äugen streichen,
liegen und betriegen, sich eines mehrern, weder sie
erfahren und ihnen zustat, unterfangen.' GWil Mand.
1671 (AfV.). — Theriak-: zu Schrier c. ,üer Gäng-
leren, Krämeren, Teriacschreyeren, Scharffrichteren
halber, welche die Zeit und Jahr her gross Unheil
vilen armen Leuten zugestattet [soll die Apotheker-
ordnung erneuert werden].' JJHolzhälb 1691.
scbrierisch (,-ey-'): von der Art eines .Schreiers'
(i. S. von c), marktschreierisch. ,Clamosus, claniatorius,
schreyig, schreyerisch.' Denzl. 1666. .Circulatorius,
sehr.' ebd. 1677; ,circumforaneus, sehr.' ebd. 1716. ,Wie
er [F. Rudolphus] nun sich bemühet nicht apostolische
Lehren, sonder Menschensazungen für apostolische
Lehren zu verkauffen. also hat er auch keine aposto-
lische Redensart vermerken lassen, sonder vilmehr auf
gut quaeksalberisch oder sehr. ... seine 12 ... Artikel
aussgerufen.' ClSchob. 1695. — Vgl. Gr. \VB. IX 1723.
Schrii Ndw (Matthys), Schreii B (Zyro) — m.: .wer
leicht schreit' (Zyro), Schreier.
schriig (bzw. -ei-): 1. a) schreiend, kreischend,
von der Stimme BsStdt und It Seiler; GuHald. JB"
schreiigi Stimm. Si ... singe" derzue mit schreiige"
Gelle" iri Studente"lieder. Breitenst. 1864. — b) von
Menschen. ,gern schreiend' Ndw (Matthys). S. auch
schrierisch. — 2. grell, von Farben BsStdt. E" schreiigi
Färb. — Vgl. Gr.WB. IX 1724; Fischer V II43 (auch iu
Bed. 2).
schrierli'"'' (-ei-) AaWoIiI., „g'-schreierlich.
allg.": = schrielig (Sp. 1464). 's ist sehr., zum Weinen
AAWohl.
Schriete" f.: lautes Schreien Nnw (Matthys).
,Schreyeten, conclamatio.' Mal., ,ein geschrey viler ze-
samen.' Fris.
schriocht: .gern schreiend' Ndw (Matthys). —
Vgl. Gr.WB. IX 1724 (schreiicht).
Sclirab, schrei), schrib, schrob, schriib.
s c h r ä b 1 e n , s c h r ii b 1 e n s. schrawlen.
G'-schribn.: wie nhd. Geschreibe GGrb. Sö^ijeti
vill-i''' aber hdre" mit mi"'m G.! .Dem Pfarrer hat er
Etwas von seinem Geschreib gezeigt.' UBragger 1788;
noch öfter (auch ,Geschreibe'). — Jüngere Kollektiv-
bilduug wie uhd. , Geschreibe, also nicht gleichzusetzen mit
a.))ä. giscrth, scriptura, descriptio, forma, stilus; mhi. gfchrip,
Schrift; vgl. Gr.WB. IV 1, 3968; Fischer III 496.
Schribax (-i-Jm.: wer eine gute Handschrift führt
ScnHa.f (Neukomm). — Burschikos nach dem Muster Ist.
Bildungen auf -n.r. Vgl. .Skribax' bei Gr.WB. X 1, 1331, feruer
SihriU-nl.
schribele»: verächtlich für schreiben Z (Dan.);
vgl.se/mbeWc«, Schriller. — Auch bei Gr.WB. 1X1689
(,schreibeln').
Schribe» I -a f.: Bleistift FJ. (Kinderspr.); Syn.
Schribi. — Auch bei Martin-Lienh. II 515 {.'Schnh f.).
schribe" (bzw. -J-), in W tvi. -u(n), Prirs. 3. Sg.
•t, Im]), schrib (bzw. -?-), in W tw. schrip (■%■), Kond.
schrib Aa (neben schriUi); Bs; GlS.; LE., Ha., Stdt,
1493
Schrab, schieb, sciirib, sclirob, schrub
1494
-i'- Büoldb., Kön., S., Stdt, schrlbi BSi.; FJ.; GRCast.,
-«-'- BE., schribti Aa; Bs; GlM.; LHa.. Stdt; GT.; ZS., -i-
BGoldb., Kön., Stdt; GRHe., Ptc. g'schribe" (bzw. -i-,
-«-, -e-, -ff-): 1. wesentl. wie nhd. schreiben, a) von der
Tätigkeit, der Fähigkeit des Schreibens. ,Sich auf
schreiben legen, appellere aninmm ad scribendum; mit
seiner eignen band schreiben, scribere sua manu.' Fris.;
Mal. Mit dem Griffel, mit der Federe" sehr. Fedro
z'schribo", Schreibfeder P (Schott 1842). Grö:is, chli",
schön sehr. Erschribt icieg'stoche" Bs, w'e'truckt Sch ; Th,
wi' Stäi"trock AaF. ,Kunstlichs schreiben, kunst, recht
juo schreiben, orthographia.' Fris.; Mal.; vgl. Heeht-
Schribeti. Sehr, und schtvätze" wie en Landamma"";
s. Bd IV 249 M. Als Unterrichtsgegenstand. ,2»/« ß
[Schulgeld] für ein Kind, das schreibt, 2 ß für eines,
das nicht schreibt.' 1799, ZHochf. Neben lese", reehne"
(s. Bd VI 1 1(5). ihsren Ätti . . . isch nit alte'', eha"" Holz
spalte", sehr., lese". LE. Kuhreihen. , [Einem, der mit
Fragenbuch und Psalmen bereits vertraut war und]
sagte, er möchte noch mehr lernen, er hätte wohl Zeit
noch für Rechnen und Schreiben, [antwortete] der
Schulmeister, der rechnen und schreiben für die da-
malige Zeit recht ordentlich konnte ...: Los, Christi,
was wi't Das lere" '^ Du brüchst Das Nüt. We"" d'de""
; Öppis s'schr. u"'' ^'rechne" hest, su chum nume" su
mir!' Gotth.; s. noch Bd VII 488 (Sigfrid) und vgl.
EB. 100. ,Es klagt S. . . . uff A. den schriber, es habe
; sich begeben, daz er ... sich ein zit zuo dem geraelten
j A. verdinget hab, daz er inn sehr, und lesen leren
I sölte.' 1485, Z RB. ,[Zu Barbali:] ßlib, wie din vater
und muoter blibend, die beide weder lasend noch
schribend!' NMan. ,[Ein für das Amt des Bettelvogtes
. Ausersehener] soll ... leeren lassen und sehr.' 1565,
I Z KM. .Den jüngsten will die muotter ... inn die
; schuol schicken, lassen leeren sehr, und lassen.' 1572,
Z. ,[Lehrer St. hat Schüler:] 40, die läsend, 113. die
schrybend, 27 rächner.' 157ö, ebd. ,Er [ein ,Weibel']
khönne weder sehr, noch lessen.' 1638, ZHöngg. S. noch
! BdIV856o. — b) auf-, verzeichnen, eintragen; oft
von Amtswegen. ,[N. erhält] 40 blaphart . . . von dem
ungelt ze sehr, ein halp jar.' 1397, L. ,üass er . . .
als die sache in der stuben volgieng, absentes schribe,
als er der zunft knecht ist, dass er der Worten nit war
! nam.' 1425, Z RB. ,Alle lantrecht, ee und sy ye ge-
schriben wurdind.' Zwingli; s. auch Bd VI 268u. ,L)ie
dissmahlen ein- und anderen Orts befindlichen Reben
[sollen] ohnparteyiscli und speciticierlich ussgezeichnet
und geschriben werden.' 1665, Z Eq. 1915 (ZBirm.).
1 jEinem holz sehr.', einen (gekauften, ererbten) Holz-
anteil in den ,urben' (s. Bd I 432) eintragen: ,Weliehera
die zwölf über die lad oder urben müessen gon, der
ist inen ein köpf win schuldig ... und so man eim
, holz schribt, ist es alle mal zwen köpf win.' 1572,
aZoll. 1899. .Die Alpgeuossenschaften müssen . . . jedes
Jahr auch die Benutzungsart ihres Weidegebietes, den
Bergb'satz unter sich vereinbaren (ann''ers sehr.), so-
weit er nicht durch Reglemente festgelegt ist.' Bärnh.
j^l911. Mit Angabe wohin. ,Dis buoch ist der burger
und der statt ze Schaffhusen, da si ir gesetztan an
geschriben haut.' Sch StB. XIV. ,Das mh. by üb und
guot lassen verbietten, das niemand soll an die
; [Penster-jladen sehr., wäder keiser noch französisch
zuo sind, und ob iemand ergriffen wurde an solichem
sehr., ab dem wollend mh. richten als einem schelmen
und boswicht.' 1520, BRM.; vgl. Ansh.^ IV 180. ,Man
solts in dchronik sehr.' NMan. ,An die wend schreiben,
parietes conscribere; in ein büechle sehr, zuo einer
gedächtnuss, in libellum referre; in die chronicken
sehr., monumentis annaliura mandare; in das gesatz
sehr, und mit nammen darinn mälden, ascribere in
legibus; auff der statt buoch geschriben werden, in
literas publicas referri.' Fris.; Mal. (Weiteres ebd.).
,1m Übrigen habe ihme [dem Pfarrer] Hr Diacon
morndess am Morgen die ganze Sach notiert gezeiget
und darby angemeldet, er habe selbige nach am
Abend, als er heimkommen, uff" den Tisch geschriben.'
1666, ScnSt. ,Ein Bluetstellung. Mit deinem rechten
Dumen griff dem Blüetenden in das eine Nasloch, dass
dein Dumen woU mit Bluet genetzt werd. Dan schrib
ihm an die Stirnen von der rechten Seit zur linggen
Seiten mit dem Bluet: Adonai.' Schw Arzneib. XVII.
S. noch Bd I 250 u. 432 (Urbar); VI 602 u. 1408 M.; VII
871 (Salter). Öppis in'n Kalender sehr.; s. Bd III 195.
, Werden es [ein Vorgehn] ihm nicht ins Wasser, sonder
in Calender geschriben haben, ja voll bitterer Gall
und Wermut gegen ihm gewesen sein.' Hofmstr 1744.
Sieh Öppis hinder d'Ure" {d's Ör BLenk; GNessl., en
örli GnPr.) sehr., sich Etw. genau merken, in (warnen-
der) Erinnerung behalten Bs; B; Gr; G; Tb; Z und
weiterhin. ler werdend-ii''' Das [was gegen die Prätti-
gauer vorgebracht wurde] hinder en urli sehr, und
derfür sorge", dass d'Brättigäuer nüme'' here" chönd
ga" Wibervolch Stele". MKüoni 1884. Anders: Mer sefl-
em's hinder d'Öre" sehr., ihn ohrfeigen ZBül. (JMeyer).
Ei"'m Öppis a" d'Nase" sehr. ; s. Bd IV 795/6. ,Der
gleubig, in welches herz gott sin gsatzt geschriben
hat.' ZwiN(iLi. ,Ins herz schreiben, ze herz(en) fassen,
in animo scribere.' Fris.; Mal. ,Er schreibt mit der
Nasen noch auf dem Wammesermel, ephebis nondum
excessit.' Mey. 1692. Seherzh.: Das mues' (s<Hj-men aber
derzue sehr., näml. was Das sein, darstellen, bedeuten
soll, zB. von unleserlicher Schrift, einem unverständ-
lichen Bild oder einer andern missratenen Leistung Bs;
ähnlich weiterhin. Abs. Protokoll führen: ,Wan ein
Vatter Rats- oder Gerichtspräsident wäre, solle desselben
Sohn alsdann in Gericht und Räten nit schreiben mögen.'
U LB. Beim Karten-, auch Kegelspiel. Wer schribt?
Ai'; Th; Z und sonst. [A.:] Hest d' Stock g' sehrebe" ? [B.:]
Jo, sivämöl. Ap Kai. 1922. ,Es klaget HSchmid . . . uf
HMülliman, der Nassmatter und HMeyer ... habint
mit einandern uff der schützen stuben mit der karten
gestochen. Also habe er inen beiden geschriben, und
als er also geschriben hab, sye der Mülliman an inn
komen und habe zuo im gerett: du schribest nit recht.'
1452, Z RB.; in der Gegenklage: ,habe inen HSchmid
geschriben; also habe er dem Nassmatter sinem stiff-
vatter uff geschriben, do er im ab sölt haben ge-
schriben'; vgl. unter a. Mit pers. Obj. .Einen in die
ürten sehr.' (vgl. Bd I 489/90): ,Das die schützen den
T. ... zuo einem wirt genomen habind, also im und
andern bevolhen, ob ieman den schützen ze nach stan
wölt, den söltind sy dannen heissen gan, oder stüend
er darüber nie, man wölte inn in die tirten sehr.' 1440,
Z RB. .Einen von dem burgrScht sehr.' uä.; Syn. ab-,
vcr-schr. ,[Auf Einsprache des Grafen von Nidau Hessen
die Berner] von ir banden die obgenant drije manne
von Erlaeh, die in ir statt Bern gezogen und burger
worden warent, und liessen si ir eiden lidig und
schriben si von irem burgreeht.' Jost. .Die empfangnen
person . . . von dem burgreeht oder fryen dienst sehr.
1495
Schrab, schreb, schrib, schiob, schrub
1496
und si des geiizlich lidig sprechen.' 1427, Aa Rq. 1923.
.Einen an rät sehr.-; s. Bd III 1374o. (mit Beleg); VI
1570u.(mit Belegen) und vgl.FrWyssl845, 130; ZRechts-
pfl. Ill (1843) 339 f., ferner be-schr., Bat- Schriber ; Syn.
an-schr. ,Das ratschryben erstreckt sich nitt wytter
dann uff die, so burger oder hindersessen inn der statt
sind, desglycli die am Znrichsee [usw.]. Ouch predi-
canten, edellüt, wo die under unser oberkeit gesässen
. . . mögen einanderen umb die schulden, wie vor-
gemelt, an rat sehr. ... Und welliche man also an rat
schrybt, die habent die frygheit, das man sy nitt ver-
bieten mag.' 1546, Z. S. noch ver-lieren (Bd III 1374).
Insbes. a") von Geld und Geldeswert, in Handel und
Verkehr, buchen. ,Ich weis nüt, dass dir min bruoder
selig üt schuldig wer . . . Ich wil an sinen buochen
und tafeln luogen, ob er es iendert geschriben hab,
won er schreib sin Sachen gern.' 1403, Z RB. Ei"''m
Öppis guet sehr, wohl allg. ; s. auch Bd II 540 u. , Unsere
harren haltend HMörndlin ... uff wol vertrüwen 150
Cronen uss m. JMüllers ampt fürgesetzt; der ist aber
mit tod abgangen und nützit hinder im verlassen ...
deshalb habent die gedachten unsere herren gemeltem
irem ratsfründ m. JMüller befolchen, söllichs inn sin
ussgen ze sehr.' 1540, Z RB. , Einem etw. in den hol
sehr.'; s. Bd II 1023(Bed. 10; auch bei Fris.); VI 118u.;
Sp. 366u. ,E8 klagt A. uff P., wie daz er ... zuo der
Meisen mit im gespilt, der im 4 pfd do zemal an-
gewunnen habe. Do hette der selb P. in sinem hoff
zuo der Meisen 35 ß stan, die tette er uss sinem hoff
und schribe das in sinen hoff.' 1469, Z RB. ; später:
,dass er im nu die 3 pfd us sinem hoff in des P. hoff
schribe'; noch öfter. J<Ji"'m Öppis tif der Kunte" sehr.
Bs und sonst. Auch uneig. : Was-i''' mit-em in der
leistet Zit Alles erlebt ha", das g'hert scho" ender in's
Tierbuech. 's iseh frilig nit Alles im uf der Kunte" z'schr.
NAT.-Ztg 1895. ,Etw. üf einen sehr.', ihm eine Schuld
zu Lasten setzen. ,Es söllent die karrer schwerren
... von schmiden noch von seilern nützit ze neraend
noch uff unser statt heissen sehr., dann als sy ge-
dinget sint.' XV., Z StB. ,Es klagt A. uff N., wie das
N. an im ettwas gelts verzert und er uff inn geheissen
hab sehr.' 1447, Z RB. S. noch Ge-hugd (Bd II 1089).
Erweitert: ,Wo ein burger uf einen andern burger
von den Juden ald von den cauwerschin in unser stat
guot entlehent mit des Schuldners wissende ald willen,
ist, daz die Juden ald die cauwerschin den beklagent
umb ir guot, da ist der rat gebunden uf den eit, beide
houptguot und gesuoch in ze gewinnene. Were aber,
daz ein burger uf einen andern burger gelt heisset
an den Juden ald an den cauwerschin sehr., da ist der
rat nicht gebunden, das gelt in ze gewinnene.' 1324,
Z StB.; vgl. zur Sache JSG. 1877, 274. , Einem etw.
sehr.'; vgl. üf-schr. ,Es sollend die schmid ouch
schweren gelert eid ... unser statt werch . . . nach
unser statt nutz ze machen, davon einen gemeinen Ion
... ze nemend und unser statt dadurch nit ze steigen
und sunder ouch unser statt nütz ze scliribend noch
ze höischend, dann das sy unser statt gewerchet band.'
XV., Z StB. ,Sy ... gewunnent im [beim Kartenspiel]
ein sum gelts an und scliribint im gar vil zu vil.' 1463,
Z RB. ,Dem nach hat er [der mit der Anfertigung
eines Anzugs beauftragte Schneider] by S. 2 ein ...
schürlatz genommen und mir daz heisen sehr.' 1485,
ebd. ,M. habe gseitt, die NN. habend myneni vatter
ouch ein lö&wenplaphart zefil geschriben, den min
vatter psalt.' 1573, Z. S. noch Bd VI 1574M. (Z RBr.).
Bes. von Zec hsch ulden udgl., ankreiden. ,Wellicher
ouch in dem twing gesessen ein kindbetterin hett, der
gloubhaft wer, derselben kindbetterin sol der wirt die
sechs wuchen us win geben und brot und sehr. Wurd
er aber glich nach den sechs wuchen nit bezalt, so i
mag er ouch ein forster darsenden um pfand.' ZDiet. i
Offn. M. XV.; wiederholt um 1560. ,Es soll auch kein i
Wirt Niemand mehr dann ein halben Gulden schreiben, :
ausgenommen was Einer in seinem Haus zu der Not- j
dürft braucht, soll er ihme auch für einen halben i
Gulden geben.' Gr Statut 1713. ,Ufschlahen und sehr.'; i
s. Sp. 366 u. Und ^vil-si [die Wirtshausbesucher] kei"s <
Gelt i" de" Säcke" me hei", so fröge'-si 's Meitschi, ob's '
nid e"chli" heig. Und hätt-ne"'s 's Meitschi nid g'stösse" i
i" d'IIand, so hätt's no"'' d'Frau Werti" müesse" sehr, i
a" d' Wand. ALGassmann 1906 (LWauwil). ,[Wirt zum ;
Gast:] Als lang ir denn gold und gelt band und mir |
nüt schribend an die wand, sind ir mir ein werder ;
gast.' Badenf. 1526. ,Das vor ettlichen jaren er der i
Sattler und ir vatter . . . mit ein anderen abgerechnet, I
auch die rächnung an die wandt geschriben; ob sy |
aber der rechnung eins worden oder nit, habe sy des 1
nit gwar genommen.' 1596, ZSth. Öppis zum Alte' i
sehr. ; s. Bd VIII 662M. Etw. i"'s Ghämi sehr.; s. Bd III |
258/9 (auch Schw); Syn. a"'s Bei" striche", üaß) \
c/ia»"st ifnj's Chemi (üf, ufe") sehr.! Nur eister flissig i
i"'s Chämi sehr.! Schw Pasn. 1898. [Der Gläubiger mag |
seine Forderung] i" d's Chemmi sehr.; er het si" Sack |
vergebe" g'ge". Bärnd. 1922. Mit Sachsubj.: [Im Wirts- j
haus zechen] uf d'Chride", tvo dopplet schribt. BXrnd. |
1922. — ß) ,sich sehr, lassen', in militärischem S., sich i
anwerben lassen. ,Also sagte B. im zwifachen sold |
zuo und daz er sich möcht lassen sehr., under welen I
hoptmann er weit.' 1500, Z. , Mittwochen ... hat man
die Landsknecht . . . mit Sack und Pack abziechen j
lassen, welliche schweren musten, nimmermehr wider ;
die Pünt zu kriegen. Der Mehrteil Hess sich zu Veld- 1
kirch widerum schreiben und zogen auf Guttenberg.'i
Anhorn 1603/29. ,Zu Lindau habe er 2 Houbtlüt an- 1
troffen, so umbschlachen lassen ... er Zug aber allein j
4 Man gsechen, die sich sehr, lassen.' 1628. Z. — I
c) zu Papier bringen, ab-, verfassen. Eti Brief, e"\
Bechni"g sehr. (Go") gen en Brief sehr., verblümt für: I
auf den Abtritt gebn G(Götz.); ZWald. .Ander, die gross |
Sachen band geschriben.' NMan. ,Wan dan die kind ;
ouch ... rächnungen sehr, könnend, were guot, das deri
schuolmeister inen ouch ein kurze form angäbe, wie;
man sölte und möchte brieff sehr.' um 1550, Z. ,Ein(
kauffbrieff oder vertrag schreiben, syngraphura con-|
scribere.' Fris.; Mal. .Die ganz psalmen Davids ...j
müessen si [die Schüler] von der handt usswendig;
sehr.' 2. H. XVI., Z. ,Um Zedelbüechli und Zedel
zscbr. 15 ß' 1646, Z (Schulrechn.). S. noch Bd Villi
606 0. Ein Buch sehr. , Einer, der einsi lob schreibt;
und ausspreitet, buccinator.' Fris.; Mal. S. noch.
Bd IV 1731 M. Neben Synn. ,Der L. habe uff sy einj
klage sehr, und stellen lassen, das sy geredt liabein
soll ...' 1483, Z RB. S. noch Bd V11502u. (siglenj. Ohnei
übj.-.\kk. ,W. von wägen das er denen beiden zuo
gunst gschriben ... 10 pfd [Busse].' 1558, B RM. ,i)M
sy wider micli schrybend.' Zwingli. , Wider eineni
schreiben, intendere Carmen alicui.' Fris.; Mal. ,Soj
dan der Eidgnossen capitulation antrifft, wärdend ir
wol ettwas wurmstichigs linden; dan es nit wol syn
14H7
Schrab, schreb, schrib, schrob, schrub
1498
khan, das die alle [die daran abfällige Kritik üben]
uss einem lären liafen redind oder schrybind.' 15ti4,
Brief (JFabricius): vgl. Bd II 1008u. Schreibend über-
setzen. ,Uarunib so schrib ich dis coronica von latin
zuo tiutsch.' Z Chr. 1336/1446. , Aus böser griechischer
spraach noch vil böser in latin geschriben, de malis
gra!cis latine scripta deterius.' Mal. Mit Dat. P.; vgl. d.
Ei"'m en Brief [uä.] sehr. Orliker Pösche" hänke"d
d' Frösche'', hänkcds' an e" Gäbeli und schribcd ''em
Tüfel e" Zedeli, Spottreim auf die Örlikoner ZSchwam.;
vgl. Bd IV 176.5o. ,[N. hat] mir von synem beruoft'
nit ein wort geseit, euch siderhar die ganz zyt nit
ein buochstaben geschriben.' 1566, Brief (JFabricius).
Oft auch mit ,zuo'; vgl. zite-schr. .Demnach bezüg ich,
das ich dheinen buochstaben ie zuo im [Luther] ge-
schriben habe, noch er zuo mir.' Zwinuli. — d) schrift-
lich berichten, mitteilen. Mit Inhaltsangabe.
,[Wegen widersprechender Nachrichten] kan ich eigent-
lich nit dorumb geschr.' 1475, Bs Chr. .Mir wend ...
Pauluni hören, was er darvon schrib.' NMan. .Cicero
schreibt und zeigt an, das etc., tradit Cicero.' Fris.;
Mal. ,[Es ist] schwär und sorglich, etwas gwüsses,
namhafts und verstendigs von sölichen wilden tieren
zesch reiben.' Tiere. 1563. Formelhaft: ,Nitnot ze sehr.';
häufig im XV./XVIl.; vgl. Bd IV 856M. Schriftliche,
bes. briefliche Nachricht geben; mit und ohne Dat. P.
i"«* will(-em) sehr., er soll cho" od. wie's g' gangen ist
usw. Er hät(-iner) devo". drüber, derwege" g'sehribe".
Er hat um Gilt g'sehribe", brieflich darum gebeten. ,Daz
niemand bas kan die botten von Frankrich sicherer
har vertigen den» N. und daz man im deshalben sehr,
[solle].' 14'25. F. .Des glich ... schreip man den fürsten
von dero von Rapperswil . . . wegen.' DScbill. B. .Ich
hab dem N. geschriben umb herberg.' 1525, Brief. .Ich
hatte gern minen gn. herren min anliggen geschriben.'
1529. ebd. .Man schribet allen raten ...■; s. Bd VI
1574 M. und vgl.: ,Man schribet menglichem zewissen,
das ...• 1421, Z StB. S. noch Bd II 688 (Grebel);
Sp. 1398 0. Ohne Inhaltsangabe. (Ei'"m) sehr. Er
hät(merj scho" lang nüme'' g'sehribe". Er [der nach
Amerika ausgewanderte Liebste] hat g'säit, er wellmer
sehr.; doeh d'Ti)de" isch z'ttlr, drum lät er's halt blibe".
, 6l Volksreim. .Schribend uns!- 1525. Brief. ,Ich hau
! dir geschriben in yl.' ebd. .Uf. an einen, zuo einem
sehr.' ,Min frävelheit, an ücli zuo sehr.' 1522, Brief.
,Ich hatt lengst zuo dir geschriben von der comunion
wägen.' 1526, ebd. (Comander). ,Das sy dem gottshus
verwilliget, syn anligen utV die gemeinden ze schryben.'
1566, ebd. (JFabricius). ,Es habeud die 5 oder 7 Ort an
min herren diser wuchen von Lucern geworben, das
sy ... gen Chur an die Pündt schryben .. . Darutf min
herren beruft' geschriben, alls ir filicht wol verstanden
habend.' 1572, ebd. (HBull.). .Hindersich sehr.' ;s.Bd VII
168M. — e) ein Datum sehr., in Zeitangaben (ver-
breitet). E" schwüle' [!] Tag is g'si", me" hed der Ängste"
g'sehribe". MKiiom (GRSchs). ,Zuo den ziten, do man
schraib anno domini 1251.' Gr Ämterb. — f) reo.
^ Von der Schreibweise eines Namens. Er [Einer Namens
1 Schmied] schribt-si''' mit ,ie' Bs; Tu; Z. Du lia""sch-
\ di'* aber ,von' sehr, [dich freuen, höchlich zufrieden
; sein], zB. wenn du Das fertig bringst BsStdt. Sich
I nennen. ,Dem haiigen rieh . . . des er ain beschirmer
sin solt und sich ouch schraib ainen merer des richs.'
Z Chr. 1336/1446. .[PSchufelberger von Wald, der
Führer einer Bewegung gegen eine neue Steuer] habe
. . . sich oftentlich erclert. sich mit denselben [seinen
Anhängern] zeschr.Gottes fründ undderstattvon Zürich
fyent.' 1599, Z RB. .Diser Alexander schreib sich wol
einen Grafen von CIäven, die Grafschaft aber war in
Besitzung der verbündeten Retiern.' Guler 1616. ,Sich
krank sehr.', für krank ausgeben. Sdloer; wohl aus
ä, Quelle. ,Es schriben sich ouch vyl [Soldaten] krank,
unseres dunkens us forcht und damit sy hinnen
kommind.' 1531, B (Schreiben aus dem Feld). .Sich
krank schreiben, morbum simulare.' Denzl. 1716. —
2. ,Etw. von etw. sehr.', ab-, herleiten, erzeugen. .Wie
man von swebel golt sehr, soll.' Künste. 1474; Schweiz.?
— g'-schribe" (bzw. -»-, -e- usw.): a) geschrieben.
Als Gegs. zu 'druckt. Es ist g. vas 'druckt, einerlei
GBern., Rh.; Syn. g' hau" e" was g'stoehe" (Bd II 1804).
Subst. Neutr. G-s (in B tw., so E., M.. Stdt; L G'schrib-
nigs) B; Gl; Gr; L; PPo. (s. Bd VIII 8.50M.); G; Tu;
wohl allg. G-s lese" chönne" galt bis in die neuere
Zeit als Zeichen eines gewissen Bildungsgrades B.
De'' cha"" nid e'"mäl G-s lese"! B (Zyro). ,Ein Anderer
begehrte auf, dass die Kinder G'scbribnigs lerte", ehe
sie das 'druckte chönnte".' Gotth. .G'scbribnigs lese"
hat noch heutzutage für manchen Christi und manchen
Hans Ulli e" Nase".' ebd. (Er.). .Gschribnes lessen.'
1799, GLNidf. VgL WKlinke 1907, 150. 164/5. Öp2ns
G'schribnigs, von einer Inschrift: Es mangleti jitz aber
no"'' öppis G-s drüf, auf einem Grabkreuz. RvTavel
1910. Insbes., schriftlich niedergelegt, , verbrieft' (da-
her ausgemacht, sicher, unanfechtbar). Im Gegs. zu
g'redt; s. Bd VI 555 M. 's ist g., er cha"" Nut me mache",
urkundlich festgesetzt SchR. Es g-s Recht; s. Sp. 435o.
,0b sich ... ettwas begeh ... darumb nit geschribne
recht werend.' 1514, AaMbII. StR. ,Das si dehein g.
rächt, Satzung noch Ordnung haben.' 1519, Aa Rq. 1922
(B Entscheid). S. noch Bd Vll 1585M. 1630o. Im
Gegs. zu .ungeschriben' uä. .Bi allen ... fryheiten,
rechtungen und guoten alten gewonheiten, g. und un-
geschriben.' XV.. FMu. StR. .Der statt freyhaiten,
gnad, brief und harkoraen. sy seyen g. oder un-
geschriben.' um 1435. AALauf. StR. .Alle der Grichten
Privilegia, Freyheiten, Gerechtigkeiten, sie seyend ge-
schrieben oder nit g.' Anhorn 1603/29. Ahnlich 1653,
BoSi. Rq. 1912; 1759, Th (HHasenfratz 1908). ,G. stän.'
.Ain buoch, in dem von aller weit g. staut.' Z Chr.
1336/1446. ,[Es sta]t g., was nit diu ist, das lass ligen.'
XVI.. Sprw. ,Es Stadt g., memoriie traditum est.' Fris.;
Mal. Wo stöt de^in g., das' 's e'sö mües' si", das' i(ch)
Ba(s) viües' mache"? oder Da(s) stöt niene'' g., das' . ..
Ablehnung einer Behauptung, Zumutung Bs; B; Sch;
Th ; Z. Das isch de"" no''' niene' g., das' die Hösli g'macht
werde". SGfeller 1921. f/'"' de"" dernä''' ischfs] de""
no"'' nienc g., das'-es-der g'rätet. Loosli 1921. .Dass
... die eintönigen Kunstgebilde des modernen Ziegel-
deck . . . das Ideal landschaftlicher Schönheit seien,
isch de"" no''' niene' g.' Barnd. 1914. Es sig de"" no'''
Nüt g. ; allw'eg müess no''' Mängs andersch si", wenn's
Öiipis müess ge" us dem Hüeidi. JReinh. 1903. .Welicher
[Gen. PI.] Vetter hie by uns gewont und lieb und leid mit
UMS gelitten band und mau sich des erinnern kann
und man die nit geschriben vint, begärent dann der-
selbigen sün, burger ze werden, so sol ... man sy ...
ze burger entphahen.' 1491, L; vorher: ,als ... man
aber ir vetter in deheinem burgerbuoch finden kann.
[Gott zu Abraham:] Dei Sohn ist 's Dodts eigä, das
wolt dar könnä g. zeigä. Tvrolersp. 1743. Ei"'m Öppis
1499
Schrab, schreb, schrib, schrob, schrub
1500
g. ge", schriftlich Th; Z und weiterhin. Da' chönnt
[ich]-«/«- g. ge'! Th. 7'* ha^'s g-s I.E. S. noch Bd VII
104u. Subst. Öpjns G-s (in'n Hände" ha" n&.) Ta; 7,.
D's Recht isch nit allimäl Recht «"'* wenn d' Nüt
G'schrümigs i" de" Fingere" hest, so bist halt vcrsacküret.
Emmf.ntalekbl. 1917. Gib doch B'scheid, güb-mer NiU
G'schrib^iigs heige', dass-me" wüsst, woher das' die
Pandüle" sig! ÜvGreyerz 1909. — b) verzeichnet, an-
geführt, erwähnt; vgl. ge-seit b (Bd VII 398), ferner
melden (Bd IV 211). ,Der g. güeter cheins.' 1357, Aa
Zof. StR. ,Den vorgenant schriben [1] kernen." 1360,
äaB. Urk. Häufig verbunden mit Orts-, auch Zeit-
advv. wie ,ob' (,wie obgeschriben stat.' SchwE. Hofr.
XV.; ,des ob^eschribnen wassers.' Arzneib. XIV. /XV.;
,by obgeschribner Buess.' GrU. LB. 1646; s. noch Bd II
1057M.; Sp. 319M.), ,äber' (,im übrgeschribnen zuo-
satz.' GWil Chr. E. XV.), ,ietz' (s. Bd I 630 o.), .vor, für-
(,die buoze ... du unib die getat vorg. ist.' Z RBr. ; ,dem
vorg. kilchunherren.' 1305, Z; .die vorschriben fünf
knecht.' 1404, G Seckelamtsb.; ,der fürg. artikel.' 1529,
BRef.; ,die vorgeschriebenen ... Schuldbrief.' Sch Auf-
fahls-Ordn. 1743; s. noch Bd VI 524M.), ,näeh' (,der
nachg. rat.' 1336, Z StB. ; ,Tor ... den gezngen hienoch
geschr.' 1519, Bs Ref.; s. noch Bd II 688o.; III 1374o.),
,dick' (,by den dikgeschribnen drin eniptern.' 1425, B).
— c) beschrieben, mit Schriftzeichen bedeckt. ,G-es
Papir'; s. Bd VII 614 M. .Geschriebene Pfirsich zu
niaclien. Wann du einen Kern zween oder drey Tag
in Wasser legest, so wird sich dessen Schluss er-
weichen. Mache alsdann den Stein gemach auf, nimm
den Kern lieraus und schreib auf desselben Scheltfen
. . . mit einem Griö'el, was du wilt . . . Darnach tue
den Kern wieder in den Stein ... und setze ihn ein,
so wächst der Kern aus und wird zu einem Bäumlein,
an dessen Früchten auswendig zu sehen sein wird, was
du zuvor auf den Kern gezeichnet hast.' EKönig 1706.
— un-g. ; s. das Vor. a. — Amhd. i>r(h)rihan, -en; vgl. Gr.
WB. 1X1689/97; Martiu-Lienh. II 5U ; ChSchmidt 1896, 97;
Fischer V 1137/8. Von Prät.-Formen seien noch erwähnt:
,schrep.' 1290, AaRh.StR.; ,schreibten.' 1693, aZoll. 1899.
Als Lehnw. im Patois von Sugiez {inba, unterzeichnen); vgl.
ETappolet 1917, 1.56.
ab-: 1. Abschriftnehmen. allg. Syn.fcop»e«(s. Bdlll
405). ,[N. erhält] 20 pfd . . . von dem ungeltbuoch
abzeschr.' 1397, L. ,Schrib den brieff ab ufi' bappir
und mach buochstaben, das es ein jeckliche pflägels-
kapp könne hinderm ptluog lesen.' l.H. XVI., Z. ,Das
der Inhalt des [auf Pergament umgeschriebenen] brieft's
nit geschwächt solle sin, wie wol er änderst ab-
geschriben sye.' 1530, Gfd (GUzn.). ,In ein buoch
abschreiben, explicare chartis; von eim ein buoch oder
ein copey abschreiben, describere librum ab aliquo.'
Fris. ; Mal. (Weiteres ebd. 6a). ,Diewyl ... das alte
Urkundt ... wegen Elte und Verböserung von neüwem
abzeschreiben mit Urtel und Recht erkent worden.'
1651, BnSi. Rq. 1914. — 2. a) schreibend tilgen, a) auf
einer Rechnung udgl. in Abzug bringen, abrechnen,
-ziehen Hs; B (Zyro) und weiterhin. Beim Karten-
spiel; s. Sp. 149 1 u. (1452, Z RB.). Kaufmänniseli, Etw.
als Verlust, für Abnutzung des Inventars «. A. cha""-
7nen an alhic" Kgge", in einem Missjahr. EEschmann
1917. — p) mit Akk. P., streichen. ,Der Zunftschreiber
[der Saifranzunft] solle die Schiltertafeln auf der Zunft
helfen besetzen, die Gestorbne aussen tuen und ab-
schreiben, die neu Angenommenen hineintuen und ein-
schreiben.' 1562, Z (jüngere Fassung). Von Einem, der
,an den rät geschriben' (s. Sp. 1495 o.) wurde: ,[A.:] Du
brecht mich hür umb zwen Schilling pfenning, als du
mir verlurt, und hattest aber pfand ... [B.:] Ich weiss
nicht, dass ich dich iendertumb bracht hab, won ich
hiess, dass man dich hiessi a. ; so ward sin licht ver-
gessen.' 1412, Z RB. .Sich vom burgrecht a.' (vgl.
schriben Ib Sp. 1494u.): ,Das alle die bürgere, so iet-
wedere statt in der andren gebiett. twingen und bennen
sitzende hat, sich von irem burgrecht . . . wol lösen
und a. mögent mit einer sum geltes.' 1427. Aa Rq. 1923
(Vereinung zw. B und S). — b) ,eine alp a.', wohl =
ihren Viehbestand herabsetzen. .Es sol ouch Nieraan
kein Alp uff- oder abschriben, es syen denn die Leider
darby. Item es sol auch Niemandt kein Alp bestossen,
sy sig denn in dem Alpbrieff zugeschrieben, es werd
den im erloupt von Dem, dem sy zugeschrieben stat.'
GLNäfels Alpbriefl476(Blumer,RG.). — c).Tmd schrift-
lich abberufen. ,Als man unser knecht, so bim bapst
gewesen sind, hat abgeschriben.' 1523, Absch. ,Wo
er by der paner, würd man in a.' 1528. B Ref. ,[Die
eidg. Znsätzer sollen schwören] denen von Rotwyl ...
zuo dienen, so lang unz bis dass sy inen urlob geben
oder ir oberkeiten sy heim- und abschriben und er-
fordern.' 1540, Absch. — d) eine Verabredung udgl.
schriftlich absagen, aufheben, a) mit Akk. S. .Die von
Basel haben von wegen irer schweren geschälten den
angesetzten tag zuo Baden by eignem hotten ab-
geschriben.' 1529. Absch. (Bericht der BBoten); an
andrer Stelle: ,ier fuosspot, der die abschrybung des
tags üch zuotragen'; im Antwortschreiben: ,dass sy
öch also hinderrucks den tag zuo Baden abgeschriben.'
,Dass man ... den Jahrmarkt abschreiben ... solle.'
1565, KWiLD 1847. Eine Konferenz .abschreiben'.
AzurGilgen 1656. — ß) intr., meist mit Dat. P. Bs; B;
Th; Z und weiterhin. Eshät(-mer) abg'schribe". Los,
Ruedi, schrib dem Biirsch ab; i'* wo't Ac" Sozi ini Hüs!
UW Züricher. — Ab-schriben n.: zu Bed. 1. .Das
diser ingeschribner vertrag dem Originalbrief ... in
vil passen undt Worten unglych und versetzt sich be-
findt, also daz zuo vermuoten, das dis daz erst con-
cept und im abschryben geendert worden.' 1539, Aa
Rq. 192'2. — Mhd. ab^.hriheH in Bed. 1; vgl. Ür.WB. I 109;
Schni.' II b'.iö; Fischer I CG. — Ab-schriber m. .Ab-
schreiber, formularius.' Dknzl. 1716. — Vgl. Ur.WB. I
tü9. — i\.b-schribung f. : I. zu Bed. 1. .Transcriptio,
Abschreibung.' Denzl. 1666. — 2. a) zu Bed. 2a, wie
nhd. Abschreibung. .Der Schuldner hat das Recht,
bei Teilzalilung amtliche Abschreibung der Zahlung
sowohl im Grundbuch als in der Schuldurkunde zu
verlangen.' Z PR. — b) zu Bed. 2da; s. d.
über-: untrennb. .Überschreiben, superscribere.
perscribere.' Fbis.; Mal. 1. (über-) mit einer Über-
schrift versehen, zB. einen Brief, ,sopi"ascrivere' PAl.
(Giord.). ,Superscribo, überschreiben.' Denzl. 1666/
1716. — 2. schriftlich, brieflich übermitteln, mitteilen.
,War irgendwo eine Betise passiert, sie ward dem Ver-
leger [des Kalenders] überschrieben.' B Hink. Bot 1837.
,Was ein fürstl. Gn. under 2 Mahlen in Gnaden aber-
schreiben lassen, liab ich undertenig empfangen ...
und damit ich bei disem Pötten Antwort überschreiben
könne, hab ich heut dem C. zugeschriben.' 1664,
PFoFKA 1864. ,Er solle es meinen gn. H. zur Nachricht
in Antwort überschryben.' 1680. Z RM. .Etwas über-
schreiben an gebührende Ort.' AKlingler 1691. ,EiDem
1501
Schrab, schreb, sclirib, schrob, scbrub
1502
Alles ordentlich überschreiben, diligentissime omnia
alicui perscribere.' Uenzl. 171(5. ,Als ... Solches den
evang. Orten überschrieben ward.' Würstisen 1765.
,Das Geschäft an unsere Vennerkammer überschreiben.'
BErl. Brachordn. 1773. S. noch Bd VIII UlOo. —
über-schriben: 1. zu Bed. 1. ,Dem Gült- oder Schuld-
brief Sülle das Sigel abgezogen und daraufgeschrieben
werden, was niassen er mit Beziehung der Unterpfanden
abgelösst und bezahlt'; nachher: ,der also entsiglete
und überschriebene Brief.' Leu 17'27/46. — 2. zu Bed. '2.
,Vor so wohlmeinend überscbribenen Neujahrswunsch
sage hiemit scliuldigen Dankh.' 1730, Zu Brief. — Mlul.
iilerschribm in lieiiien Bedd.; vgl. auch Maitln-Lieuh. II 514
(in andrer Bed.); Schui.^ II 595; Fischer VI 59.
üf-: 1. a) wie nhd., schriftlich aufzeichnen, no-
tieren, allg. /'* schriben Alls üf, i"* vergisse"'s doin
nüd. Eh ledere", de" hinderst Happen ü., jede kleinste
Einnahme oder Ausgabe. ,Eine ... Buchführung, in
welcher spitzfMn''ig en iedera Rappe" üfg'scliribe"
chtmnt.' BiRND. 1911. Er schrlbt z'cil üf, sagt man
etwa einem Krämer, Lieferanten nach. JJu hest-mer
z'wenig üfg'schribe", beim Karten-, Kegelspiel; anders
unter 4 a. Wenn-er-si''' nid irri, so hai der Jeger di ganz
Histori aswä üfg'schribni. MKuoni 1884. ,Der Zügen
sag mit geswornen aiden mergklichen u. lassen.' 1474.
Z Rq. 1910 (ZBenk.). .[Um] alles das, so in söUicher
disputatz geredt wirt, getrüwlich und fiissiglich ufze-
schr., sind zuo sölicheui bestellt vier schriber.' 1527,
B Ref. ,So uns nit zwyfelt üch die brief ufzerichten
bevolchen sye, ist unsers willens, dass ir damit still-
haltind und die houptbrief nit ufschribind noch ver-
siglind.' 1529, ebd. , Aufschreiben, in gschrift stellen,
notare, conscribere, annotare; in ein buoch oder rodel
zuo einer gedechtnuss autl'schreiben und verzeichnen,
annotare.' Fris.; Mal. (Weiteres ebd. 30b/c). S. nocli
Bd VII 1565 M. (Zue-Satz); Sp. 1108M. .Eine schuld ü.
lassen', eine Forderung gerichtlich anmelden ; s. Bd VllI
645M. Einen ü., von Amtspersonen (Polizist, Flurhüter
usw.), wegen Polizeivergehns; auch vom Lehrer oder
einem von ihm bestellten Aufseher. [Der] Hisbli, wa di
refurmierte" Chülherlüt mit si" üfg'schribe" cho". Bärnb.
1911. Feldweibel, schribed de" Ma"" üf! (an sich und
die Umgebung gerichtete) Aufforderung, Jmdes Ausse-
iung oder Vorgehn wohl in Erinnerung zu behalten
,Z, so Bül. (Utzinger). ,Wyter so sigen denn ettlich, so
|in krieg über verbot zogen sind, ufgeschriben der
Imeinung, das sich dieselben müessint besorgen, nit
ncher zuo sin. [Zürich will] dieselben strauft'en und
buosen von denen, so hinweg zogen und ufgeschriben
iind, abtuon und nachlassen.' Waldm. Spruchbr. ,Dass
iille die, so . . . beharren weitend wider ir eid und eer,
lass dieselben nach einandren ufgeschriben werden,
)uch die guotwilligen nnd gehorsamen besonders anze-
ichriben, und bed zedel uns überantwurt werdent.'
,1528, B Ref. ,Ein verklagten abwesenden aufschreiben
pder acht autt" in haben, nach im zegreitl'en, annotare
f'eos absentes.' Fris.; Mal. ,[ Welcher Metzger ,eins
>ür8 ander fleisch' verkauft] der vervalt umb 20 gross
-.ossner münz und soll ouch für meineidig utf-
jeschriben werden.' 1566, FMu. StR.; dafür auch ,inn
;ler statt buoch ufgezeichnet werden.' ,So einer eim
n kundschaft redt ... so sol in der richter um
uiner heren buess u.' 1568, Ndw LB. S. noch ver-
imn (Bd 111 1374M.). Insbes. a) von Zech-, Waren-
cliulden; vgl. Sp. 1495o. ,Her Jacobs frow ... reiche
spyss und trank in dem wirtshus zur Kronen und
schribe das alles byra wirt ufl'.' 1529, Z Ehegericht.
,Zuo üttikon ... were man der wirten halb, wie sy
so vil ufschribint und dings gebint, zuo entred worden;
da er und andere vermeint, es were guot, das man
sollichs abstalte, so wurde es villichter wolfeiler.'
1578, ZKyb. (Öppis, Alls) ü. lö", auf Borg nehmen,
bei Einkäufen Bs; B; Th; Z und weiterhin. .Schulden,
die man auf dem Wege des Kredits ... het la" ü.'
BSrnd. 1922. ,So bette ouch sin ehefrouw hinderruckhs
ime kleider. syden und saramatt ufgenommen, dasselbig
ime u. lassen.' 1567, Z. — ß) von der Aufnahme eines
amtlichen Inventars (zum Zwecke der Vergantung).
,Dadurch im sin hab und guot. so er noch zuo K. hat,
ufgeschriben und in haft gelegt ist' 1543, Z. Ei"'m
ü. Aa (H.); Bs (Seiler); L; S. Üfg'schribe" heige"d s'-
em di letst Wuche", und z'Hüstage" müess-er vom
Heimetli. AzürGilgen. 's het scho" Angst g'ha", es sig
tippe" der Weihel, %vo-ne" well cho" ü. JReinh. 1901. —
Y) subst. Imp. Schrlbüf, „Schreibschrank, secretaire Z"
(St.^), so Alf. b/Z. (Fäsi). — 2. mit einer Aufschrift ver-
sebn; mit Dat. S. .Vil frommer verdachtend mich
schlechtlich, ich bette das büechly [Luthers vom pater
noster] geniacbet und bette im des Luters namen uti-
geschriben.' Zwinuli. — 3. schriftlich aufkündigen.
,[Wer als auswärts Wohnender seine Bürgerpflichten
nicht erfüllen will] der sol sin burgrecbt also u., damit
man in im bnrgerbuoch wisse durchzetuon.' 1519, Aa
B. StR. — 4. a) beim Kartenspiel, hinzuschreiben,
-rechnen; Gegs. abschr. (Sp. 1499u.); s. schriben Ib
(Sp. 1494M.). — b) ,eine alp ü.'. wohl = ihren Viehbesatz
hinaufsetzen; s. ab-schr. 2b. — Üf-schriben n.: zu
Bed. la. ,Er wisse wohl, wie man füttern müsse; das
brauch er nicht in einem Buche zu lesen, und das
Donners-Ü. sei ihm auch verleidet.' Schweizer Bauer
1899. .FalsEB conscriptiones quajstionura, das falsch ver-
zeichnen und auifschreiben einer vergicht am folter-
seil.' Fris. ,Das aufschreiben in ein rodel, perscriptio.'
Fris.; Mal. S. noch Bd VII 1718M. — Vgl. Gr.WB. I
730; Martiu-Lieuli.11515; Fischer I 4 1 T, feruer Vf-»chrib. —
Üf-schribung f.: Aufzeichnung. .Aufschreibung, das
aufschreiben, conscriptio; a. in rächtshendlen, wie ein
ding angäben ist, formularum conceptio.' Fris.; Mal.
um-: 1. untrennb. ,Umbschreiben, ringsweiss umb-
hinschreiben, circumscribere.' Fris.; Mal. .Circum-
scribo, umbschreiben.' Denzl. 1666/1716. — 2. trennb.,
,anders schreiben' B (Zyro) und weiterhin, doch nicht
volkst. — um-schriben: zu Bed. 1. Uneig., um-
grenzt; s. BdVII 847 (hin-und-vnder-sülchen). — Um-
schribung f. ,Umbscbreibung, circumscriptio.' Fris.;
Mal.; auch bei Denzl. 1666/1716.
a°-: 1. a) an eine Wand udgl. schreiben (und da-
durch zur allgemeinen Kenntniss bringen), aftichieren.
Si selle"'s denn 's nächst Möl a., wenn man nicht
hereinkommen darf. JReinh. 1907 (S). S. noch Sp.894u.
(B). ,Als biszhar gewonhcit gwesen, wenn lüt ab-
gestorben, erblosz oder flüchtig worden sint, das solich
ir verlassen guot durch frömd und heimsch verbotten
und in haft geleit, einmal oder zwürent augeschriben
und dannathin des gerichts harkomen und gewonheit
nit nach komen.' 1457, Bs Eq.; später: ,dera rechten
mit anschr. zuo den dryen vierzehen tagen ... nit
nach komen.' ,Da koniet eine Hand auss der Wand
und schreibt ihnen den Tod an.' JMever 1700; vgl.
Dan. 5, 5. ,Der Herr erschien dem Apostel Peter
1503
Sclirab, schreb. schrib. schrob, scbrub
1504
sonderbar, da er schon zum Tod angeschriben wäre.'
ebd. — b) zum Fällen bestimmtes Holz ,a.' , Einem
banwart, so angeschriben, alle tag 5 ß.' 1583. AiZof.
StRechn. ,Ein jewesender Bauwherr soll Keinem ein
oder mehrere Saaghölzer im Wald verzeigen noch
anschreiben lassen, er habe dan zuvor ... die Con-
cession darfür erhalten.' AaZoI. Holzordn. 1738. Dazu
noch: ,Beim Jahrhauanschreiben sollen sich alle Elfer
.. . am Morgen beim Vogt versammeln.' KHauser 189.5.
— C) Waren «., bes. mit Bez. auf den Preis (verbreitet).
,Das salz sollen sy . . . ussmessen umb den pfennig . . .
dasselbig eigentlich mitderkryden an die tafeln anschr.
und wan ein huf in einem kästen verkouft wirt, das
sollen sy den salzmeistern zeverrechnen wnssen tuon."
1530, AARh. StR. (,Der salzknechten eid'). Von Wein.
,[üie Wirte] sollend auch den Wein nit änderst noch
türer ausgeben noch verrechnen, weder wie derselb
ihnen geschetzt und angeschriben ist.' M. XVII., Aa
Rq. 192'2 (AaL.); später: ,wan einer Wein einlegen will
. . . soll er allsbald die verordneten Weinschätzer be-
schicken, damit sie denselbigen schätzen und orden-
lich anschreiben könnind.' S. noch Bd VII 505 (6e-
siglen; schon 1410). Insbes. = üf-schr. laa (Sp. 1501 u.);
vgl. auch 2 a. Si frögi'd-en %ts der Algebra, due hed der
Verlig'seid: Mit r i/schribt-me''ke'" t'rtia". SGlinz 1918
(Der Vereh im Exame"). ,Dem L. sye von meister R.
die tatfei, die irten anzeschr. und anzelegent, bevolhen
worden.' 1483, Z RB. ,Es klaget B. der schulder [der-
zeit .Stubenmeister'] uft' F. den schnider. es habe sich
begeben, als er und ander sin zunftbrüeder meister
H. geschenkt habint, da sye F. zuogangen und habe
die taflen in sin band genomen und den win, so man
brechte, angeschriben.' 1484, Z RB. .Der [!] Wein und
Speis in Abendtrünken sollend sie [die Wirte] aucli
ordenlich und was sie werdend autftragen, in Angesicht
der Gästen anschreiben und es ihnen hernach ver-
rechnen.' M. XVII., Aa Rq. 1922 (AaL.). ,[Von lieder-
lichen Gesellen wird] etwan in zwey und drey Jahr
Dings gezehret, unzit der Wirt oder Weinschenk dem
Gast in die 3, 4, 5 oder 600 Gl. angesehreiben [!]. das
er ihme ze tuen und schuldig.' Iö45, ebd. — d) ein
Heft, Buch udgl. a., den Namen daraufschreiben Sch;
Th und sonst. — 2. a) aufschreiben, aufzeichnen,
eintragen (in ein Verzeichniss, eine Liste). Notizen n.
TB. ,Und sol man jerlich das gelt entwürfen einer
meistrinen unsers gotshuses klostervrowen ... a's lange
der F. lebet; wenn er nüt enist, so sol die vorgenande
meistrin sin jargezit a. und sol mau es jerlich künden.'
1342, UwE. .Die schriber, die da der hailigen leben
anschribent.' Waldregel 1425. ,N. und der swinhirt
sollen umbgan von huse ze huse und die swyn und
vasel eigentlich a.' 1467, AARh. Ratsprot. ,Als der
heilig Joannes anzeigt, war es ein unmöglich arbeit,
alle wort und werk, die Christus geton hat, a.' Zwini.li.
.Wi'ilte Gott, dass alle ding möchtind gewüsslieh an-
geschriben werden; dann warlich vil ding grob ge-
handlet syend.' 1526, B Ref. ,Es werdend auch die
böura seines walds der zal, das sy ein kind anschreiben
mag.' 1531/1707, Jes.; natSiov Yfi'^st aOxoü;. LXX.
,(Einschreiben) anschreiben, etwaraut schreiben, in-
scribere." Fris.; Mal. Abs.: ,[Bei einer Zunftmeister-
wahl wird] dem L. enpfolet ... anzeschr., [dem S.] an
der türen ze stand.' 1424, Z RB. Bes. = üf-schr. iaß.
,[Nach dem Tode des N.] sigen von minen herren lüt
darzuo verordnet, die sinen hof understüenden zuo
beschliessen und sin verlassen guot anzuoschr.' 1490,
Z RM. ,19 p, do man dem J. sin husrat anschreib.'
1495, AaB. Rechn. ,Das man uch ain oder zwen vögt
gebe und die sond a.. was ir band.' WFldri 1524/38.
,Wir wabent och uns 2 tüecher, die schribent si uns
[die inventierenden Beamten den Nonnen] ain.' ebd.
,Es ward ... angeschriben alle kleinot, zins, zebend
und was das kloster zun Predigern vermocht, von rats-
herren von Bern.' Bossh. Chr. S. noch Sp. 711M. Mit
Acc. P. ,Er [Stubenmeister] schribe die gesellen an.'
1459, Z RB. ,Üuch sol ein ieder pfarrer solich per-
sonen [die die Ehe miteinander eingehn] all a. und
uft'zeichnen; es sol euch ein ietlicher pfarrer uft'zeichnen
und a. aller der kind name[n], so getauftit] werdent'
1540, Z (Kirchenbuch des Grossmünsters). .[Wer eine
Vorladung unberücksichtigt lässt] den soll man von
Stund an a. und B. 1 ohne Gnad von ihm inzüchen.'
GrD. LB. S. noch Bd VII 966 (Ver-sümer); Sp. 1501 n.
Refl.: ,Es klaget die G. uif M., dass man nf dem konff-
hus [um die Verkaufsstände] loset und wurdent der
G. zwo stett, als sy sich euch umb 2 stett hatt an-
geschriben.' 1430, Z RB. ,Sich a. lassen': ,0b sy by
in in der nrten bliben weiten, das sy dann hinfflr
gieugint und sich a. liessind.' 1487, ebd. Spez.
a) bei einer Behörde zur Anzeige bringen. ,B. hab in
den herren angeben umb ein buoss und hinder im
in angsehriben und dry man zuo kuntschaft darumb
verhört, und do dieselbigen im nit gesagt, das im hab
gfallen, do hab ers wider durchtan.' 1533, ZGreif.;
später: ,er hab in angsehriben, das er sölt sinen
schwäher F. über frid usz dem husz gladen [haben].'
— ß) = ,an rät schriben' (Sp. 1495 o.). ,So bat inn
H. angeschriben umb 10 pfd.' 1427, Z RB. ,M. sye
im 5 ß dn. schuldig gewesen; darumb weite er im ver-
loren haben, hette inn euch heissen a.' 1454, ebd.
,Wann Einer dem Anderen ... schuldig, es seye mit
verfallenen oder aufgeloffenen Zinsen, Haubtgut und
Anderem, so muss der Schuldforderer dem Ratschreiber
angeben, welchem obligt, ihn mit Ernst zu treiben.
So der Schuldner Nichts darab tut, lasst der Kat-
schreiber denselben anschreiben, einen Gautbrief auf
ihn richten und dannethin . . . darf der Schuldforderer
sein Underpfand angreifen.' Z Pfründenb. 1757. —
y) .sich a. (lassen)', bei einem Konkurs seine Forderung
amtlich anmelden ; vgl. frönen (Bd 1 1301 u.). ,[Ira Gant-
falle] sol man ... vorab uszrichten bodenziusz, hns2-
zinsz . . . und darnach verbrieft zinsz und gülte mit
sampt dem houptguot . . . und darnach alle ander ver-
brieft und ouch unverbrieft schulden den personen,
so als vorstat sich a. lassen und gefrönt band.' 1457, j
Bs Rq. ,Nach verschinung der ersten 14 tagen [der dem
Schuldner zustehenden Beantwortungsfrist] sol der i
froner zuom ersten mal für den schultheissen gan und ^
sich a. lassen und bieten 1 pfd 1 ß, und dann sol er |
die andern 14 tag warten und denn zuom andern mal ;
sich a. und bieten 1 pfd 2 ß und dann die letzten 14 tag |
warten, und wann die erloufen, wil er dann konfen, j
mag er tuon.' um 1520, ebd. ,Wellicher ... in derj
statt Basel sesshaft, uif die zit in der statt were, so |
man die güeter frönen, verkoufen und die bezalung i
tuon wurd, und sich nit a. lies ... der sol sin recht j
verloren ... haben.' 1557, ebd. S. noch Bd IV 1876o.
— 8) Jmd in die Liste der Bewerber um eine Stelle
eintragen, für eine Stelle melden B (auch It Zyro,
Avßütte). 1''' will-di''' mini" a., we""'s schu" nid vilMft
1505
Schrab, schreb, schrib, schrob, scbrub
15Ö6
B (AvRütte). Du miteseh-di''' Ja" a ! B (AvRütte). Bei
militärischen Werbungen (vgl. schriben Ib^Sp. 1496 M.):
Dass Lüt, wo-sech sünsch verschwöre" hei", si iv^te" nie
der chli" Finger herge", für tri Sün i" Frankrich la"
z'kapituliere" , undereinisch se selber chöme" cho" a.
RvTavel 1910. Reti. Sech für-nes Patent a. ebd.
[A.:] Gloubet-der, es nützi-mir Oppis, wenn-i'''-mi''''
[als Bewerber um eine Stelle] präsentiere"? [B.:]
Dir müesset-ech halt uf der Kamlei ga" a. ebd. 1922.
— b) , Einen schwarz, übel a.', über Jmd eine un-
günstige Beschreibung, Schilderung abgeben. ,Dass
ich bei vielen von meinen gn. H. und bei den Geist-
lichen ingemein ganz schwarz angescliriben und von
ihnen öffentlich ausgeschreyen wird, dass . . .' 1665,
Zg Brief. ,Carhone aliquem notare, Einen schwarz
machen, übel anschreiben.' Denzl. 1666/1716. ,Wie
durch Lügen und Lästerungen böse Lotter- und Spitz-
buben treue Gesandte Gottes bei Hohen und Nidrlgen
kohlschwarz anschreiben.' AKlinul. 1688. ,Es ist eine
bedaurliche Sache, dass ihr uns [Schwyzerden Zürchern]
so gehässig sind, nur allein darum, weil wir so schwarz
bei euch angeschrieben werden.' Pfaffknkr. 1712. —
An-schrlben n.: 1. s. Bed. la. — 2. zu Bed. 2 aß.
,Was ... die inn kleinen grichten betritt't, wirt den
jenigen, so sy getriben, uft" ir clag zum uffahl das a.
; alhie zuo Grüeningen vor gricht erkennt.' XVI., Z. —
a^-g'-schribe": zu Bed. 2b, wie nhd. fNüdJ guet,
j schlecht a. si" (bi Ei""m) Bs; B; Gl; Sch; Th; Z; wohl
i allg. Dessi"tioege" [weil ich tüchtig im Dienst war]
\ bin-i''' bi de" Offiziere" au''' nid schlecht a. g'si". SGfeller
] 1919. ,Carbone atrior, der übel angeschrieben.' Denzl.
1 1666/1716. ■— MM. mmchrihen in Bed, 1 »ad 2; vgl. Gr.
WB. I 449; Schm.' II 595; Martin-Lienh. II 514; Fischer I
256/7, znui Verhültniss vou 1 und 2 mhd. Füguugeu wie ,au
ein buoch schrlben'. 2 b setzt , anschreiben' in verschiedenen
Farben voraus.
i°-: wie nhd. einschreiben, wohl allg. .Einschreiben,
in rodel schreiben, per-, con-, inscribere [usw.].' Fris.;
Mal. a) mit Akk. S. ,[I)er Käser] schribt jedem Liefe-
ranten die . .. Milch i" si"s Milchbüechlt i". BXrnd. 1914.
Einen Aufsatz l., ins Reine schreiben. Schdlspr.
,Disen selben tag [der Erscheinung des hl. Michael]
mit einer engelschon wichi zuo ewigen ziten inschr.'
Stretl. Chr. ,Nünzehen stuck ... band die fünf Ort
[in die Beuteliste] ingeschriben', nach der Schlacht
bei Kappel. 1531, Lil. ,Dass er [der Schultheiss] Solches
mit eigner Hand yngeschriben.' 1661, TuFr. Ohr. S. noch
BdIV U6h(ab-heilenJ; VII 1718M. Von kaufmännischen
Buchungen. Einnahmen und Ausgaben i., zB. in ein
Haushaltungsbuch; oft abs. und davon ausgehend auch
's Hüshalti"gsbuech i. ,Das er [der Amtmann zu Rüti]
uff das hürig jar an des closters zechenden uff die
80 stuck ... minder in das innemen ingeschriben,
weder im aber geben und geantwort worden.' 1531,
Z KB. ,Das einer empfangen hatt, einschreiben, ac-
jceptum referre; das ausgäben einschreiben (bei Fris.
aufschreiben) und ins registerbuoch verzeichnen, ex-
>pensum ferre.' Fris.; Mal. ,[Der Bannwart soll das
verkaufte Holz] von stund an dem forstraeister in-
zeschr. angeben.' um 1560, ÄARh. StR.; dafür .zum Ein-
jschreiben'. 1. H. XVllI., ebd. S. noch Bd VI 125 M.;
[VIII 638u. Von pfandrechtlichen Eintragungen. ,Wie
der gerichtsweibel gehalten und was er nemen sol. . . .
Item umb eines burgers fürgebott ... 2 den., und wo
jeiner begert, im ein pfand inzuoschr., davon ouch 2 den.
I Schweiz. Idiotikon IX.
und zuo dem i. niemant zuo nöten.' 2. H. XV., Z StB.;
vgl. Bluntschli, RG. 11 126. S. auch Sp. 364 M. — b) mit
Akk. P. .Solche 'padentierti Fischer raussten ... im
Fischerrodel si'* lo" i' Barnd. 1922. ,Wie die personen,
denen man [wegen unbezahlter Schulden] uff sant
Johanns abend ze sungichten die stat verrüeffen wil,
ingeschriben werden sollend.' 1469, Z StB. ,In ein
gesellschaft, bruoderschaft oder rott einschreiben, in
numeros referre.' Fris.; Mal. ,Wann ein [Messer-
schmied-jMeister einen Leerknaben annimpt, solle er
denselben dem Obmann ... damitt er inn y. könne, an-
zeigen.' 1602, Z. , [Leichtsinniger Mensch zum Henker:]
Schreib mich in dyss [= rfi".s] Handtwerkein; s ist weger,
weder wenn ich stull.' JMahl. 1620. Hieher wohl auch :
,[Ein der Hexerei Bezichtigter] hatt ... bekhent, dass
der Teüflel Bluett gelassen und darmit ihme [1. ,ihne'?]
ingeschriben.' 1674, Ap Kundschaftsbuch. S. noch
Sp. 1499/1500. Insbes. a.) = schrtben Ib^ (Sf. U96M..).
.Kriegsleüt annemmen und einschreiben, milites vel
legiones conscribere.' Fris.; Mal. ,W. ... syge ouch
für ein Rüter yngeschriben worden, sich nit gspehrt,
sonder guotwillig darzuo gsyn.' 1645, Z (Verhör über
Unruhen). ,Sich i. lassen.' ,Sich zum krieg (für ein
kriegsmann. Fris.) lassen einschreiben, nomen militise
et ad militiam dare.' Fris.; Mal. ,Wie das etliche
manspersonen von Hüntwangen und Wasterkingen . . .
gen Keiserstuol gelouffen und ettlichs gelts von den
houptlüten daselbs enpfangen und sich lassen umb
den kriegssold y.' 1570, ZEgl. — ß) sich la" i., als Paten
BE. (Bärnd. 1904). .Kannst mich einschreiben lassen,
sagte endlich der [als Pate ausersehene] Alte; aber
um es zu verrichten, bestelle Jemand anders.' Gotth.
— tn-schriben n.: Eintragung; s. in-schr. a. ,in-
und üsschr.' .Söllich in- und usschr. [s. den Anfang
Bd VII 1718M.] sol geschehen allem dem guot, wie
obstaut, es hab ain setzer oder nit.' 1476, Sch (Ordn.
für den Salzhof). , Solle einem Handtwerksschreiber
von einem jeden Ein- und Ausschreiben aus der Ladt
acht Schilling bezalt werden.' 1786, AäMbIL StR. —
jo-ge-sch ribe". En l"g'schrebe"s G'sang, .eine ein-
geschriebene Sängergesellschaft' Ap (T.); wohl so ge-
nannt, weil die Mitglieder sich einschreiben (lassen)
mussten. ,Conscripti milites, eingeschribne kriegsleüt.'
Fris. ,Sammtliche under das Gewehr eingeschribne
Gemeindsgenossen.' 1757, aZoll. 1899. — Spätmlid. i<i-
achnhen; vgl. Gr. WB. IIl 285; Martin-Lienh. II 514;
Fischer II 644.
under-: wie nhd. allg. ,Underschreiben, mit seiner
eignen band verzeichnen, subscribere, -signare.' Fris.;
Mal. Gang, zal da' Küntli, aber mer söll-der «..' den
Empfang bescheinigen ScnSchl. Ei"'ni der Pass u.;
s. BdlV1656u. De" Töte"scln" u.; s. BdVlII814u.
Sich (unterschriftlich) zu Etw. verpflichten, für Etw.
erklären. So, jetz underschribet-mer ! sagt der Teufel.
AfV. (BRohrb.). Er het o"* unw'erschribe". von Einem,
der sich zu einer neuen Lehre bekennt. Barnd. 1911.
Insbes. von der Abstinenzerklärung. Du hesch de"" also
underschribe"? SGfeller 1911. ,Wer e" nötega ist (es
nötig hat), wird veranlasst z'unWerschr., dass er in
eines der drei Themperenzveri-n trete.' BXrnd. 1911.
S. noch Bd VII 348 u. In der ä. Spr. mit Dat. ,Die
korhern und kaplanen, so den 10 schlusreden under-
schriben.' Ansh. ,Da heige der könig . . . ein mandat
lassen uszgon, das, welher fürst im welle ghorsamen,
solle disem gebott u.' 1567, Brief (TEgli). ,Disem
95
1507
Schrab, schreb, schrib, schrob, schrub
1508
Allem habend underschriben alle Diener aller Kirchen
Christi in der Eidgnoschaft.' II. Helv. Conf. 1644;
noch öfter. ,Das andere Ooncilium zu Epheso unter-
schriebe der verdanilichen Sect Eutychis.' LLav.
1670; dafür: .recht geben.' ebd. 1569. ,Der helvetischen
Glaubensbekanntnuss unterschreiben, heisst noch nicht
glauben.' JJUlr. 1718. Kefl.: ,Disem spruch haben
sich die dri bischof underschriben.' Ansh. — under-
schriben: unterzeichnet, -fertigt. ,Ich under-
schrib(e)ner', häufig in Briefen, Urkk. des XVII. — Mhd.
umlergrliriben; vgl. Martin-Lieuh. II 51ü; Fischer VI 249. —
Under-schriber m. ,Underschreiber, der sich zuo-
schlecht, mit einem anderen ein klag zefüeren, sub-
scriptor.' Mal. — Under-schribung f. .(Zuoschlag
und zuostimmung auf!' ein klag) underschreibung, sub-
scriptio.' Fris. ; Mal. ,[Ein Neueintretender soll] neben
Versprechung und U., den Legibus gebürlich sich zu
underwerfen, für seinen Introitum bezahlen einen
Reichstaler.' 1695, G (,Leges collegii musici').
er-: vollständig, bis zu Ende (nieder-, be-)schreiben.
.Vi^as daran [an einer Gemeindeversammlung] ver-
handelt worden ist, so ist es nichts [!] zu erschreiben,
ntid weder Strit, Zank und Hader.' 1800, JLüscher
1898. ,Wer raöcht es alles e.'i" Jbst. ,Sovil edels ge-
steins, das es nieman e. mücht.' HScbürpf 1497. , Er-
schreiben, durchaus schryben, perscribere.' Fris.; Mal.
.[Flüche] dass ein schryber daz nit alles e. niöchti.'
1588, BiRND. 1914. — Ahd. tV»eri6an, mhi. er^clmben; vgl.
Gr.WB. III 973; Fischer II 811.
ÜS-: 1. herausschreiben. Eine Rechnung aus dem
Handbuch ü. B (Zyro). ,So der rat oder burger uf-
stan wollen, soll die tafel gelesen und einem jeden,
so zuogegen ist, durch den obersten knecht 5 ß ge-
geben und der abwessenden jedem ein negeli gesteckt
werden, damit der oberst knecht die, so er bezalt, all
tag uszuoschr. ... wüsse.' XVI., Z. ,Exscribo, aus-
schreiben.' Denzl. 1666/1716. — 2. schriftlich ausgehn
lassen, bekannt machen. ,Dass der erzfygend und
schmäher Gottes [Eck] ... samt Fabern solltend u., wie
sy die disputation gholfen hättind anschlahen.' Zwingli.
,Dann er [Murner] sollichen syg erst in alle weit u.
und sins rüemens und lesterns ursach liaben wurd.'
15'29, B Ref. ,üie Evangelisehen zuo Undervaz haben
... Briefen usgschriben uf die evangel. Gmeinden, von
inen Trost, Hülf und Rat begärt.' Aru. 157'2/1614.
Bes. von Bekanntmachungen, zB. durch Anschlag,
heute gew. durch die Zeitung. Öppis ü , zum Ver-
kauf. E" Woni^g n., zur Vermietung. Eine Stelle ü.
Einen entlaufenen Hund ü. , Betreffend das landreclit
haben wir unscrm stattschryber bevolchen, dass er
das nüw landrecht, so unser ratsbotten uf unser be-
velch gestellt und wir betätiget band, formklich us-
schribe.' 151^9, B Ref. .[Einen Viehseuchenerlass]
allenthalben u. by 7 mylen im zirk.' 1556, B RM. J>ev
bischof ... hat ... diss alles euch im gottshus uss-
geschriben mit ernstlicher bitt, sy wöUind den handel
einmal usiiiachen.' 1561, Brikp (JFabricius). ,Er [der
Bischof] habe uff die gemeinden ussgeschriben 3 artikel.'
ebd. ,Proscribo, öffentlich ausschreiben.' Denzl. 1666/
1716. S. noch Bd IV 371 fmeren); VII 1718M. .Einen
tag ü.' uä. .Durch welliches ort, statt oder land der
Eidgenosschaft sölichen meyen [s. Bd IV 7 Bed. 7 a]
zuo haben ussgeschriben wirt. das sidich ort die best
gab frylich uss der statt oder land sekel usgeben
[solle] . . . Und wellicb ort söUichen meyen usschribt
und verkündet, soll vollmacht und gewalt haben,
daruft' büchsen- und armbrostschützen zuo beschribeu.'
1498, Z (Gfo.). ,Das ... das gottshus ... den 2 Pündten
recht biete . . . und ein gottshustag 5. niay ussgeschriben
habind.' 1566, Brief (HBull.); an andrer Stelle: ,yetz
ist aber ein gottshustag beschribeu, 5. niaii an der
herberg ze syn.' Mit pers. Obj. Einen it., bei polizei-
licher Verfolgung, Fahndung B und weiterhin. !''• ha'
bald g'glaubt, me" mös'-di'''' ü , zu einem spät nach
Hause Kommenden Th. S. auch Bd VI 67"2o. — 3. a) zu
Ende schreiben (zB. ein Schreibheft) B (AvRütte).
Lergoite", ml''s Heft isch üsg'schribe"! .[Das Buch]
ussgeschriben ist im 1501 jar.' JLENzum 1500 (Schluss-
wort). , Ausschreiben, bis an das end schreiben, per-
scribere.' Fris; Mal. ,So er [ein wegziehender ,ge-
schworener' Schreiber] noch ettliche brieffen darinn
abzeschryben hätte, die mag er selber oder einem andern)
bevälchen usszeschr.' 1566, FMu. StR. — b) voll-
ständig, ohne Abkürzung schreiben. Ein Wort, einen
Namen ü — Üs-schriben n.: 1. Ausbuchung. Ab-
schreibung; vgl. ab-schr. .Saß (Sp. 1499 u.). ,in- und ü.':
s. Sp. 1506M.). — 2. zu Bed. 2. ,So hat doctor JEck dise
disputation mit schmechlichem u. angetastet.' B Disp.
1528. .[Murner hat] uns mit sinem u. mit der un-
warheit ... eerverletzlich angetastet.' 1529. B Ref.
Insbes. zu Bed. 2, amtliche Kundmachung. .Wiewol
gmein Eidgnossen . . . angesächen. dass die . . . zeginer
nienen in der Eidgnoschaft sollten geduldet werden
und darumb gemein u. beschechen.' 1529, ebd. ,Am
3. may tetend min herren ein u. in alle ort der Eidgno-
schaft.' JHaller 1550/73. ,Si possum, so wil ich üch
ein exemplar des u-ens (so der bischoff usschrybt) zuo-
schicken.' 1560. Brief (JFabricius). ,Wie hernach us
dem u. des künigs verstanden wirt.' LLav. 1583.
.Ein Ausschreiben, edictum.' Den/.l. 1716. — üs-
schrib end: zu Bed. 2 b. Das Mitglied des zürche-
rischen Rates, das in Weinfelden als Übervogt regierte,
war zugleich . . . .ausschreibender' yuartierhauptinann
der Landgrafschaft, d. h. er lud die übrigen Quartier-
hauptleute zu Versammlungen in Quartier- und Landes-
angelegenheiten ein. XVIL, HHasenfratz 1908. —
Siiätmhd. üfM.hnlen, copiare (Uiefeub. 1857, 149); vgl. Gr.
WB. i960; Diefeub.-Wülcker 133; Fischer I 51 1.
ver-: 1. a) schriftlich ver-, aufzeichnen. .Waz not
und arbeitt sy all dry erlittend durch christens glouben
willen, das kann nieman v. [Var. ,geschriben'] noch
gesagen.' Volksb. ,Wie aber kindertouf nach ininer
erkentnis solle gehalten werden, tuon ich hie v.' 1528,
B Ref. (UBoltaus SiuwMa.). ,Als ainer ... im [Caligula]
ainen zettel raichet. darin etlich verschriben warend,
die im uf das leben staltind, wolt er in nit annemen.'
Vad. .Das nüw testament ist der nüw punt . . . das ist
verschriben in den vier evangelisten und epistlen der
heiligen apostlen.' ThPlatter 1572. Spez. von Auf-
zeichnungen. Eintragungen mehr oder weniger amt-
lichen Charakters (Protokollierungen, Beurkundungen
udgl.). Etw. akteninässig v. B. Bä isch Nftt me z'ändert',
das isch jelz verschribe" (AvRütte). .[Das Protokoll des
Singvereins ist] versclirieben von T.. Vereinsführer.'
1834, GRVal. S. noch Paro/ (Bd IV 1445/6). .Was onch
urteilen vor dem gericht stössig werdent, die man für
den rat züht, die urteilen beid sol man v. und zu dein
nechsten gericht fürbringen.' 1336/60, Z StB. .Das wir
v. sülen und verschriben haben ze einer ewigen ge-
setzde . . . allü du recht, du uns . . . anhörent.' ZBirm.
1509
Schrab, schreb. schrib, sclirob, schrub
1510
Offn. 1347. ,Ellü die güeter ... du an disem brief ver-
schribeii sint.'1372,UwStans. ,Dervogtzuo Waidenburg
sol erfaren, von was güeteren alle unsere zins gangen,
wie die genannt sind, wo die ligend, eigentlichen v.
und unserra stattschriber zuo Basel verzeiclinet geben.'
1411, BsRq.; wiederholt 1611. ,Dise Ordnung ... wie
sy hie ein anderen noch verschriben sind." 1572, aZoll.
1899. ,Das sy iro Statuten, Landrecht, Einung, ütfsetz
V. lassent.' SchwG. LB. 1605; wiederholt 1751. .Die
Schreiber sollend ... auf alle Klag, Antworten, Kund-
schaften fieissig losen und verschreiben und demnach
auch die Urtlen verschreiben ungefährlich.' GrKI. LB.
Von Münzen mit Bez. auf den Kurswert: .[Zürich wird
ersucht] die wyll unsere jarmerktjetz angond, schrift-
lich zuo berichten, wie doch eruenipte silberkronen by
I üch gerüeft. verschriben und usgeben werden mögen.'
! 1588, Gl. Mit innerm Obj.: ,N. umb abschriften ze
I verschribenne dien burgern 10 ß' 1382, BSt. ßechn.
i S. noch Bd I 432 (Urbar); V 449 (Einings-Brief); VI
603o. Mit pers. Obj. ,Es git ouch ein kilchherr zuo
> Saut Hilarientag einmal denen, so dann güeter von ime
haben, speck und bonen . . . darumb geben sy haberen,
nachdem und yecklicher verschriben ist.' AAMumpf
Dorfr. 1535 (Arg.). ,Zwen Stubengesellen, wie die ein-
1 anderen nach im Stubenbiechli verschriben ... sind.'
i 1619, UAltd. ,Auch sollend alle und jede erweite Vogt
I in das Ratschlagbuech verschriben werden.' GrD. LB.
.Einen ze, für etw. v.' ,Man [soll] die S. und die vor-
genanden ir süne und ir tochtern uf des vorgenanden
gotshus buoch ze eigen lüten v., daran ouch ander des
selben gotshus eigen lüte eweklich geschriben stant.'
1347, Z. S. noch Bd VI 429 u. .Einen von einer statt,
znnft V.' ; vgl. Sp. 1494u., ferner Bed. 3. ,Sch. sol us varn
i vier jar ... und B. verschriben wir ouch von unser
I stat vier jar ze varenne.' 1336, Z StB. ,Üas unser
, dekeinem dekein botschaft keme von der dekeinera, so
in buossen von unser stat verschriben sint.' ebd.; noch
öfter. ,Swo ouch dekeiner ... von dekeines krieges
und kumbers wegen, so unser statt Zürich gemeinlich
uflouifet, von der stat entwichet ... der sol ewenklich
i von der zünfte verschriben sin.' 1336, Z (Zunftordn.
, der Schmiede); s. noch Sp. 1396M. Neben verwandten
Begriffen. ,Die geselschaft der vischer in dem nidren
Wasser Zürich, die . . . ze den schitflnten, den seilern
und den karneren in ein zunft Zürich gefüegt und
[verschriben sind.' 1386, Z StB. .Alles das ... so mit
I Worten an disem brieve erluchtet und verschriben ist.'
! ebd. ,An dem richtungbrief. so zwnschent der herschaft
\ und den landlüten darumb [wegen Steuern] verschriben
i und gemacht ist.' 1396, BnSi. Rq. 1914. ,In nämlichen
1 gedingen, fürworten und tedingen, als die dozemal
gestinipt, berett und ettlicher masse verschriben wur-
iden.' 1450, ÄAMell. StR. ,[Wenn einem Söldner] ein
' hengst oder pherit erstochen oder erschossen würde
von den vigenden, abgejagt oder gewuunen ... so
jsoUent wir im den hengst oder das pherit gelten, als
, es im denn gestimmet und verschriben ist.' 2. H. XV.,
kBs. ,[Der Stiftsweibel erhält] von einem jeden Fall,
I so er bericht oder verschreibt. 5 Florin.' 1517, LBer.
I (jüngere Abschr.). ,Dass alle Verschreibungen, so mehr
!als zwanzig Gulden und Jahr und Tag währen soll[en],
i durch den ordenlichen, angenommenen, geschwornen
' Gerichtsschreiber geschriben werden, der dann alle
, Verschreibungen und sonderlichen die Urteln in ein
iBuch verschreiben und protocollieren soll.' GrKI. LB.;
vgl. y. S. noch Bd VII 1059 (ver-sinnen). 1741 M.; VIII
1221 0. ,V. und setzen' uä. , Won dise geselschaft und
einung ... alsust gesetzt und verschriben ist' 1336,
Z StB. , Weiher under in die buosse nicht haltet, du
im verschriben und ufgesetzet ist.' ebd. ,üuch band
die swerter sunderlich gesetzet und verschriben, das
enkein gast noch gremper enkein swert kouifet...'
1336, Z (Zunftordn. der Schmiede). S. noch Bd VII
1683u. ,V. und versprächen' uä.; vgl. 5. ,Wär ouch,
daz dehein statt ... die sach mit irem brief und ir
siglen verschribin und versprächin.' 1417, Absch. (Z).
,Die fromen, vesten Eidgnossen [haben], was si je ver-
heissen, verschriben und gelopt band, nie gebrochen.'
PvMoLsHEUi. ,Wo aber der gisel und die leistung ver-
schriben, beredt und versprochen ist, desselben mag
sich ein jeder halten und getrösten.' 1499, B. ,Allso
und sollcher Gstalt. dass Balderon verschrib püdtschiert,
dass er da hab tirannisiert. aus Gnad s inn lassind
ziehen ab.' 1622, Zinsli 1911. Bildlich: ,Sine [Gottes]
usserwölte Kinder ... sind mit dem Blut Jesu ver-
schriben und mit dem Geist der Kindschaft versiglet.'
SpRECHER-Salutz 1637. Insbes. a) .schriftliche Anzeige
von Etw. an die Obrigkeit machen' Bs. — ß) eine
Tochter v., mit Bez. auf den (notariellen) Ehevertrag.
Grad De" miiest ha", morn icei'-mer-di''' v., sagt ein
Vater zur Tochter, die sich dem elterlichen Heirats-
plan widersetzt. B Volksztg 1885; wohl nur okkasionell.
— X) mit Bez. auf die Eintragung, Beurkundung von
Handänderungen. Besitzübertragungen udgl.; Syn. ver-
briefen la (Bd V 500). 1) bei Käufen. £s ist nuch
nüd Alls exakt verschribe", bei einem Kauf. CStreifp
1902 (GlM.). Der Bes het [eine Liegenschaft] g'chü-ft ...
si si" ga" v. äFankh. 1917 (BE.). .Solches zu ver-
schreiben, bin ich von beiden Teilen ersucht worden.
J., Geraeindschreiber.' 1818, ZoU.Eg. (Kaufbrief).
, Weilen nach dem denen acht Schreibern dieser Land-
schaft ... erteilten Stipulationsrecht jeder Schreiber
im Amt Käufe verschreiben kann.' 1796, BoSi. Rq. 1912.
— 2) in Rechtsform übereignen, insbes. letztwillig
vermachen Aa; Bs; B; Sch; Th; Z; wohl allg. Ei'"m
's Hüs V. Auch V. lä": [Frau N.. ihre Xichte auffordernd,
in ihr Haus zu kommen:] Nume" mein de"" nid öppe",
i''' tdt-der dericegen Öppis lo" v.! SGfeller 1920; noch
öfter. — 3) pfandrechtlich. Ei"'m de"G'icerh v. S. noch
Bd V 11430. (1834. ApA. Verf. 1854). .Die herren von
Sulz ... den denne zuo denen ziten Tuengen ver-
schriben was.' GWil Chr. E. XV. .Wie lang lebendige
Pfandt sollen verschriben werden... Dass das Vüch
nit länger dan 6 Wochen und 3 Tag soll verschriben
werden.' ü LB. ,So soll auch fürthin [ohne obrigkeit-
liche Bewilligung] kein Burger befüegt sein, sein . . .
ligend Guet durch Gültbrief oder anderer Gstalten zue
verschreiben und darauf Gelt zue entlehnen.' vor 1688,
Aar. StR. S. noch Bd V 1143 M. (2mal). Neben Synn.
.Das er . . . underpfand und güeter als für das sin, die
aber gar nit sin ... umb Verzinsung versetzt und ver-
schriben habe.' 1530. Z RB. .So mögend obgemeldt
landlnt von Obersibental in unseren stetten . . . galt
umb zins ufbrechen ... und ire güeter darum versetzen,
V. und verpflichten.' 1541, BoSi. R(i. 1912. , Welchem
ligende Güeter ... yngesetzt und pfandswys verschriben
weren.' 1604, AaZoI'. StSatzg. .Welcher Burger auch
einem Frömbden oder Ussmann ützit syner ligender
Güetern verpfenden oder v. weite.' ebd. S. noch Bd V
bOl (ver-briefet). 1143M.; VI31o ; Vll 1590u. 1661 u.
löll
Schrab, schieb, schrib, schrob, schrub
1512
1681 M. (2mal); Sp. 712/3. ,Haft und verschiiben sin.'
,[Kin Gut] ist sust witter und verer gegen nieinant
haft noch veischriben.' 1512, Z. .Das die ... veikouften
güeter . . . witer, weder aber im kouff angezöugt, gegen
jeiuants haft, verpfendt und verschriben weren.' 15ti3,
ZRq. 1910 (ZAlt.). S. noch Bd II 1Ü57M. — 8) Jmd
als Bürgen eintragen, stellen; zur Verknüpfung mit
dem Vor. vgl.: ,Bis nit by den, die bürgschaft tribent,
gern lyher[n]oucb irtrüw verscbribent.'GVönELiNl534;
qui spondent aut fldem obstringunt apud foenatorem
(Melancbthon). .Einen gegen jmd v.'; s. Selb-Schuld
(Bd Vlll 641). Meist pass. ,Um etw. verschriben sin',
als Bürge. ,Üwer manung der vervallen zins halb ...
darumb wir dann sampt andern unsern lieben Eid-
gnossen verschriben und von wegen f[ürstlicher] d[urch-
laucht] von Savoye haft sind.' 1529, B. ,Was merk-
lichen grossen Khostens uiF unsere Burger und Under-
tanen, so umb Zins verschriben, durch die Leistungen,
welche in den Verschrybungen im Fhall nitt Haltens
uff Zins und Houptguot ze tryben nachgelassen sind,
getriben [wird].' 1607, ebd.; wiederholt 1608. ,Hinder
einem v. sin': ,Es band ouch mit im [CvRümlang; s.
Bd VII 1681 u.] verkouft oder vermängelet sine eigen-
lüt, die hinder im verschriben und er hinder inen der
mass, das er ettlich zwungen bat ze losen, und nam er
dasselb gelt, lost nit ab, verzinsets ein zit lang.' Bossu.
Chr. Refl., sich schriftlich verbürgen, verpflichten;
Syn. ver-briefen le (Bd V 500). ,Wolt er uss der vengk-
nuss, do rauost er sich v., das leben niemer raer an-
zesprechen.' 1449, F. ,Wa8 der herzog zuosag und
sich verschrib, halte er weder brieff noch sigel.' 1475,
Bs Chr. ,Das ich mich ... in ir stratf ergeben und
darby witter v. solle, wo ich mich hinafur . . . nit ge-
purlich halten ... wurde [einer schwerern Strafe gewärtig
zu sein].' 1524, Bs Ref. ,Das die jetzigen frouwen, so
im gotshus [Königsfelden] sind, die frye wal haben,
harus zuo gand. doch also ... das si sich verschriben,
das gotshus fürer nitt anzuosprechen ... umb was
ursach das sin möchte.' ebd. ,Wie dir [TSuperbo]
unsere vetteren ... verheissen haben, also verschryben
wir uns ouch. ja, das wir dir widerurab zuo Rhora
inhelfl'en wellen ... und doran setzen unser lyb und
laben.' HBull. 1533. S. noch Bd V 465 (An-läss-Brief).
Gelegentlich auch intr.: .Denen von Obersibental die
cappel nachgelassen, doch das sy ni.h. verschryben,
mit dheinerbesserung einen predicanten zubekümbern.'
1530, BRM. ,Sich um, für etw. v.' ,R. sol E. noch
26 gülden 3 ort . . . darumb R. und sin wib . . . sich
verschriben haben.' 1493, Z RM. ,Sich umb geltschul-
den, zinse oder ander Sachen, verbinden oder v.' 1520,
Bs. ,Für die 10 oder 12 tag well er uns fürhaissen
und sich darum v. nacli umb ainen sold.' 1522, Ap
Brief aus dem Felde. .Es sind iren acht in der gmeind
zuo Wissendangen, begereud 700 gl. zuo Costanz uf-
zunemen, darfür sich die gmeind ouch zuo v. willens.'
1565, Z RM. .Das keiner sich umb mehr verschreibe,
dann er schuldig ist.' 1644. BoSi. Rq. 1912. .Sich für
jmd V.' ,Das man sich weder für herren, stett. lender,
edel noch unedel umb jerlich zinse nit v. sol.' 1441,
BStR.; später .verbriefen' (s. Bd V 500u.). .Das wir
nun für dishin uns für niemant mer ... umb keinerlei
schuld noch zins nit mer v.. verbinden noch jemant
stan söllenf 1464. AAZof. StR. ,Der Bisclioff zue Chur
[hat] die Herrschaft Flumbs . . . verpfendet Herr Ul-
richen von Flurabs; für ihne Hessen sich als Bürgen
verschriben NN.' Guler 1616. .Sich gegen jmd v.,
.Wie sich die lüt [Grundherr und Lehenmann] gegen
einandern verschribend und verbrietl'end. das sy daby
beidersitt belibind.' 1440, Z StB. ,Das er sich gen mh.
V. und verpenen sol. als er dafür gelobt hatt.' 1472,
B RM. .Unser geschwornen pündt, verkomniss und
brieff, so unser vordem und wir uns des gegen ein-
andern verschriben habent.' 1503, Auscn. , Sollichs ze
tuend, er sich gegen bemelten herren burgermeister
und rat . . . verschriben und insunders verbunden hett.
ein geistlichs und nützlichs leben ze füeren... wie
dann solichs alles die verschribung. so er geben hatt,
luter innhaltet.' 1519, Bs Ref. .Denen zuo Wissen-
dangen wellent myn herren bewilligen, das sy sich
sambt iren eignen güetern wol umb 2000 fl. gen Costenz
V. mögint, aber das gemeinwerch nitt darumb ze ver-
setzen gwalt haben söllint.' 1573, Z RM. .Sich gegen
jmd V. lassen.' .Wann die Kaufsurara wäre verschrieben
worden. Ob die Kaufsumm durch den Käufer noch
nit erlegt worden wäre, sonder er sich gegen dem
Verkäufer verschreiben lassen, so soll Derjenig. welcher
den Kauf ziehen will, den gemelten Käufer von solcher
seiner Verschreibung . . . entheben und ihme seine
Verschreibung oder Handtschrift zu seinen Händen
stellen.' 1645, BoSi. Rq. 1912. Anders: .In Dingsver-
köufen. dardurch die Landschulden nfgericht werden,
[soll] der Verköufer dahin gewisen sein, die Wahr
seinen dürftigen Nebendmenschen nicht zu teüwr
ufzereiben, sondern sich eines billichen Pfennings
zu vernügen, und also hierin änderst nicht dann als
umb pahr Gelt zu handien oder nach pahren Gelts
Wehrt durch ein Obligation sich gegen ihme ver-
schreiben ze lassen.' 1670, ebd. Sich dem Tüfel v , wie
nhd. L und weiterhin; vgl. under-schr. (Sp. 1506u.). —
b) (Einem) Etw. schriftlich, brieflich berichten, mit-
teilen. ,Zuo dises abts tagen habend die mönch zno
Menz und zuo S. Gallen ein gemeinderschaft des ge-
bäts mit einandern ghalten und die gestorbnen gen
S.Gallen verschriben. damit für sie gebeten würd.'
Vad. Gew. mit ausgedrücktem Dat. P. .Die curfürsten
verachribent im [dem englischen König] die walung;
also verschraib er in herwider. er wölt sich des richs
nit underwinden.' Z Chr. 1336/1446. .Als ir uns ver-
schriben haut von herrn RManessen ... wegen, das
haben wir wol verstanden.' 1376, Z StB. .Also ver-
schriben wir auch denen von Zürich, daz unser gotts-
hus den friden nit ufneramen weite.' 1394, PFoff*. '.
,N. truog ainen brief gen Zürich, als man den ver- i
schraib von Blydegg wegen.' 1407, G Seckelamtsb. !
,Als üwer wisheit uns verschriben hat vom anschlag. |
so mit uns sölt geschehen sin, darumb wüssent wir |
ganz nüt.' 1448, B AM. .Ouch hab ich erbetten herrn 1
LvEptingen. dasz er ouch uwer wisheit nüwe nierj
schriben sol. die wir üch och verschriben.' 1475, Bs;
Chr. ,Es söltejederman semlichen handel sinen herren j
und obren heimen v.' PvMolsheim; bei DSchill. B:j
, verkünden.' ,Daruff ward dem landvogt pitlich ver-/
schriben, das er sylis fürnemens abstüende.' 1538/40,^
Z Ehegericht. .Einem um etw. v.': ,Wie ... der keiser i
gemeinen Eidgnossen umb hilf so gar hoch verschreib j
und erfordert.' PvMolsheim. — C) verordnen, vom
Arzt Aa; Bs; B; Sch; Th; Z und weiterhin. Ein Mittel,
Rezept V. /'* wiU-ech da Öppis v., Das hüft-ech de"
sicher B (AvRütte). Ueli, verschrib-is no''' es Gütterli!
Gäste zum Wirt BE. Uneig. Ei'"m e" Wetter v, emm
1513
Schrab, schieb, schrib, sclirob, schrub
1514
gründlich die Meinung sagen (lassen), ebd.; auch: einen
Schlag versetzen : Es het nid vil g'fält, so hätt-im Bäbeli
0"'*-««" Wetter verschribe". SGfeller 1911. — d) Einen
oder Etw. b e s t e 11 e n , kommen lassen. Zur Verknüpfung
mit b vgl.: ,Wer euch, das den gesellen uff abentüren
verschriben wurd, so mögen der hoptman und ouch die
zwölff uss der gemeinen gesellschaft, so sy dann die
besten und nutzesten sin bedunket, ussnemen und die
ZUG den abentüren senden.' E. XV., AaB. (Ordnung der
Schützengesellschaft). Mit Akk. F.: ,Ist ... Herr
Ambassador Mr de Vic mit 22 Pferden sowohl als auch
sein Ehegemachel, so er von Solothurn verschrieben
... in mein Behausung eingekehrt.' 1604, Gr. Mit Akk.
S. ,Was Kaufmannschaft auf Beschreibung der Unsern
hieher geschickt wird, dass da die Unsern von solcher
Kaufmannschaft ihren Pfundzoll geben sollen. Ein
Gleiches, wenn ein Fremder Waare von hier ver-
schreibt, um sie ihm zuzuschicken.' 1489, Ochs (Kauf-
hausordn.). ,üer Frugale . . . darf . . . seine Gerichte
und sein Getränk nicht aus fremden Ländern ver-
schreiben.' Gr Sammler 1779. ,l)ass schon mehrere
Familien in Bünden dergleichen Feuerheerde ver-
schrieben haben.' ebd. 1808. — 2. (durch schriftliclie
Erklärung) auf Etw. verzichten, sich davon lossagen.
.Pension, schenke und reisglöf, als alles Übels und un-
fals gnuogsame Ursachen, zuo verschweren und zuo v.'
Ansh. — 3. schriftlich verdammen, bannen, ächten.
,[Die hohe Geistlichkeit hat] fürgeben, irs regiments
Ursprung syg von Gott uffgesetzt und also zuo herrschen
geheissen; von deswegen alle die, so darwider geredt
... als verfluochte und dem töfel eigen ergeben
menschen verbaut, verächt, verschriben und zuoletst
zum für verurteilt ... sind worden.' Zwingli. ,Wie
er [Kurfürst Friedrich von Sachsen] von dem papst
ain handthaber und schutzlierr lutherischer ketzery
geschulten und verschriben wirt.' Kessl. — 4. schrei-
bend aufbrauchen, wohl allg. Papir v. — 5. rett., wie
nhd., sich im Schreiben versehn Bs; B (It AvRütte
auch mit Bez. auf den Sinn, Inhalt); Scu; Tu; Z; wohl
allg. p* W-mi"* verschribe". — Ver-schriben n.:
a) zu Bed. la. ,[Das Sinige" eines Grundstücks] be-
steht im V. oder einfach Schribe" durch den Schriber
(Notar), im Fertige" durcli den Gemeinderat und im
Grunilhuehe" durch den Amtsschriber,' Bärnd. 1911.
Schriftliche Abmachung, (\^ertrags-)Urkunde: ,VVenn
wir ie zuo zechen jaren unser bünde ernuwernt ...
so sollend und wellend wir den unsern uff die zitte
dis puntnüsse und v. och vorlesen.' 1459, ScnSt. —
I b) zu Bed. Ib, schriftliche Mitteilung. ,üis ist unser
' beschluss, rat und begär uf üwer v.' 1526, B F»ef. ,Ich
bitt fleh, ir mine herren wollen sollich min v. ganz
vir guot nämen und disen handel bass betrachten,
I wann ich üch . . . nit hab kennen v.' 1531, ebd. —
i ver-schriben: 1. a) zu Bed. la. ,Sag und predige
dem Volk das heilig evangelium, durch die vier evange-
; listen und aposteln v.' Zwincli. ,Des [hinsichtlich des
: Ergebnisses der Disputation zw. Faber und Okolampad]
i, ich mich uf die verschribnen irer beeder red und wider-
I red bezügen.' ebd. ,Das ]nan den eebruch ouch by
; genarapter und verschribner straaff wöU lassen blyben.'
j 1530, Z. ,Vermüg einer oft'nung, uff unser statt buoch
j eigentlich begriffen und v.' 1539, ZRq. 1910 (ZBerga/L).
I In Zssen; vgl. ge-schriben (Sp. 1499o.). ,Daz obv. guott
I and garten.' 1504, Arch. Jen. ,Obverschribener Markt.'
I 1674, GRSomvix (Abschr. von 1774). S. noch Bd VII
1693 u. ,lch Endtverschribner.' 1738, IHess 1914.
,V-e gemeind' (vgl. lat. conscripti): ,Die rete, venr, heim-
licher, die 200er und die verschribne gemeinde gemein-
lich.' 1408, BStR. Schriftlich (im Gegs. zu mündlich);
vgl. ge-schriben a (Sp. 1498o.). ,Er hette ... von siner
frowen schwöster einen verschribnen gewalt.' 1485,
Z RB. ,Graein Eidgnossen ... verhütend, wie vor oft
Versehens, bi verschribnen eiden die muotwilligen
reisglöuf.' Ansh. ,Und ward ein verschribner anlass
gestelt, mit der partien siglen bewart.' Vad. ,Wir
habend ouch den . . . potten . . . einen verschribnen
abscheid uf ir beger geben.' 1529, B Ref. ,Alls die
vogty Louffen weder umb zins, gülten noch vertrag
dhein v. urbar hat.' 1544, Z RB. ,l)er grafschaft ein
durchgend v. recht geben.' 1595, Z RM. S. noch Bd VI
516 (sehnuer-ge-radj ; VII 1584 u. ,V. antwurt.' ,Üwer
früntlich v. a. beger ich herumb ze wissen.' 1429,
Brief (KStüssi). ,Lassent uns üwer v. a. wüssen.'
1448, B. AM. ,[Wir] begerend hieruf üwer v.a.' Zwingli.
.Begären wir üwer ilender verschribner a.' 1528, B
Ref.; noch öfter. S. noch Sp. 347 M. ,V. stän.' ,Wir
haben ... volfüert, daz obnan v. stat.' 1352, ALechner
1906 (Z). ,.\nder güeter, so an dem koufbrief v. stant.'
1368, AALauf. StR. .Das si all wuchen ... ein seel-
messe ... haben söllent, als die eigentlich in ir jarzit-
buoch V. stat.' 1424, LWeissbuch. .Stand söllich zins,
rent und galt in des gotshus urbar und zinsbüecher
V.' 1539, Z Rq. 1910 (ZBerg a/I.). ,Mit Antwort ...
in Massen wie dann hernach von Wort zu Wort ver-
schrieben Stadt.' Anhorn 1603/29; ähnlich noch öfter.
,V. finden'; s. Bd Vll 1699M. ,Was nu harumb unsers
herren von Tokkenburg raeinung sy . . . lassent uns
wissen v.. wen ir erst raügent.' 1419, Gl Urk. ,V.
gäben, nemen.' ,Wer in gemeiner statt dienst rosse
lihet ald selb ritet, das man dem enhain tagwan sol
gelten, er geh si denne unserm schriber v.' 1381. Sch
StB. ,Daz wir ... die vorgenanten summe ... uff uns
anlegen sollen und daz denne unser herschaft v. geben.'
1393, BnSi. Rq. 1914. ,Sy [die ,stürmeyer'] sond die
stür einem vogt v. gen.' ZBrütt. Off'n. XIV./XV. ,Und
solte mir denn ein ieglicher [der ,schidlüte'] sin ur-
teilen V. geben.' 1402, AaB. Urk. ,Das er [der Bischof
von Chur] den rat alle jar nach dem zwölften tag
ze wyhenechten ernüwret, und haisst im den alten rat
V. geben.' Gr Aemterb. ,Daz ir mir ... guot sicher
geleit V. geben wellint.' 1447, B AM. ,Des kament des
von Brandenburg rate ... und nament v. von uns und
unsern Aidgnossen, was wir dem herzogen tuon woltin.'
Z Chr. XV. Ins bes. a) zu Bed. laif, in pfandrecht-
lichem S. ,Von offenbarlichen, verschribnen oder he-
kantlichen schulden.' 1530, ÄARh. StR. .Das man
ouch demselbigen khein costen ze tuon noch schuldig
sye ... doch verschribnen costen vorbehalten.' 1537,
AAjlq. 1922. ,Die verschribnen schuld ze bezalen ver-
heissen, pecuniam constituere.' Fris.; Mal. ,Es soll
auch dehein verschrybung, die allein uff hab und guot
gestelt, dem, der sine benampsete und verschribne
pfand hat, in dem datum vergan [1. vor-].' Tu Landes-
ordn. 1575. ,[Die Befriedigung der Gläubiger eines
Verstorbnen erfolgt] Denen, so verschribne Under-
pfender, auch darumb guet Brief und Sigel haben ...
unschedlich, dann ein Jeder derselbigen by synen
Gwarsamen und Verschrybungen unvertribenlich ver-
blyben ... soll.' 1604, AAZof. StSatzg. .Betreibung
laufender und verschriebener Schulden.' 1778, BnSi.
1515
Schrab, schreb, schrib, schrob, scbriib
1516
Rq.l9I4; noch öfter. S. noch BdV1143M.; VI11629M.
— ß) zu Bed. laJ. ,Der ... Ablösung des gelts,
dorunib ir und wir von sinen wegen hoch v. stand.'
1499, F. ,Diewyl die gineind zuo Tübendortf sich be-
williget . . . noch ein jar lang uinb 1000 gl. gegen der
statt Diessenhof'en mit irem gmeinwerch v. zuo staan.'
1568, Z RM. — b) = ge-schriben c (Sp. 1499). .Sonder-
bare, mit gewüssen Zeichen und Worten in Jungfraw-
pergament verschribne Zädel.' Gwerb 1646. — c) öffent-
lich ausgeschrieben. ,Wenn man uft" ein v. schiessen
ziehen will.' Bs Ordn. der Armbrustschützen 1466. .Des
verschribnen schiessens halb zuo Landshuot.' 1493,
Z RM. — 2. zu Bed. ö, in der Formel ,offen v. (aber)-
ähter.' ,Daz ir den vorgen. H.. der ein offenn ver-
schribner ächter ist, nicht enthaltend.' 1391, Z; ähn-
lich 1399, Z RB. ,F der doch uft' disen huttigen
lantag ein off'ner versribner ächter ist.' 1397, AAZof.
StR. .[Gegen die Zofinger wird Klage erhoben, weil
sie die Leute] der statt ze Luzern und der lender Ure
und Underwalden, die allesament offenn v. aberehter
worden und ineu verbotten werent, wider lantgerichts
gebott enthalten und geraeinsaraot hettent.' 14'24, ebd.
Vgl. auch JSG. 43, 66 (1389, Rottweil). — un-: Gegs.
zum Vor. la. , Ihrer Frei- und Gerechtigkeiten, Bruch
und Gewonheiten, geschrieben und unverschrieben.'
Anhorn 1603/29. Im Gegs. zum Vor. laa: .Von Be-
treibung unverschriebener und verschriebener Schul-
den.' 1810, BnSi. Rq. 1914. S. noch Bd VII I6860. —
Mhd. venchiben in Bed. 1, '2 und 3; vgl. Gr.WB. XII 1,
1153/9; Martin-Lienh. II 515; Fischer II 1320, zu 5 auch
Ver-schrib. — Ver-schribung f. : a)zu verschriben 1 a ;
schriftliche (in aller Form ausgestellte und darum
bindende) Erklärung, Zusicherung. ,Wenn unser aller-
gnedigster herre der römisch künig das, so von ime
in der v. [in der Rheinfelden seiner Eide gegen das
Reich ledig gesprochen wird] gemeldet stat, tuoe . . .
. das wir alsdenn der v. nachkoraen sollen.' 1448, AARh.
StR. ,Der schantlichen red halb, so M. von Zug der
statt Zürich . . . über ettlich vor usgangen urfeten und
v-en zuogeredt.' 1488, Absch. ,[N. soll für die Heraus-
gabe der Mitgift] mit gnuogsamer v. quittieren.' 1525,
B. ,Der wyssen Schwester ir zuobracht guott und ir v.
haruss.' 1528, B RM. .Verschreibung und handgeschrift
umb etwas, syngrapha [usw.]; schriftliche händel und
überkoranussen, verschreibungen, brief, tabuhc' Fris.;
Mal. S. noch Bd VII 1665o.; Sp. 1511M. ,W. unzim-
lichen swerens wegen gestraft umb 25 pfd pfennig;
sol ... sin leben lang in der statt gricht nit spilen,
darumm ein v. geben.' 1522, G Ratserk. , [Zofingen
bewilligt Bern die Einfriedigung einer Waldparzelle]
doch mit gedingeii, dass wir [B] inen des ein v. gäbind,
dass söllichs allein zuo erhaltung und uft'zucht des
hohes ... beschäche.' 1560, AAZof. StR. Insbes. in
pfandrechtlichem S., mit Bez. auf ein Schuldverhältniss.
,Söltind die von S. Gallen nach lut und sag der v.
gwalt unil macht haben ... das sy das [eine Vogtei]
zuo ir statt lianden lösen möchten.' G Chr. XV./XVI.;
später ,mit hocher v. der Aidtgnossen'. ,Damit die
Personen, so söUich galt usslichcn wellend, mit ge-
pürlichen v-en versichert, haben wir ein form stellen
lassen.' 1531, B Ref. ,Das söUicher wald den ge-
meinden . . . umb sechs raalter haber lut darurab uff-
gerichter, besigloter v. geliehen worden.' 1538, Z
Rq. 1915. ,Von den Dingskeüffen mag man den Zins
nemmen von dem Termin an, wann die Summa verfallen,
und mag man ouch Verschreibungen vorderen und
geben mit Bürgen, aber keine liggende Underpfender.'
1648, Aa Rq. 1922. S. noch Bd VI 31 0.; Sp. 1509o.
I5II0. Neben verwandten Begriffen. ,[Auf die Bitte der
Toggenburger] inen mit körn fürzesetzen ... liess inen
sin gnad hie im ampt zuo Wil 200 malter körn ul
gnuogsame trostung und v. werden.' GWil Chr. E.XV.
,Wie er durch v-en, mitgült und bürgschaft halb
schwarlich gestanden sig für wilund den ... GvHunwil.'
1506, Z Rq. 1910 (ZBär.). ,Das die von Tottiken ...
denen von Hentscbiken hierum [um einen Grundzins]
gnuogsam schyn und v. gäben nach landsbruch und
zinsesrecht.' 1539, Aa Rq. 1922. .Bürgschaften, ver-
satzungen und v-en [die gegen die Vorschrift Ver-
stössen, sollen] kraftlos ... sin.' 1541, BoSi. Rq. 1912.
,Die unseren [sollen] denen, so usserthalb unsern
hochen und nidern gerichten gesässen sind, Ire v-en,
brieff und sigell obgemelter gülten halb getrüwlich on
einleben yntrag halten.' 1545. Z RB. .Welicher dem
Anderen Eigen und Erb zu kauff'en gibt, da soUent
dieselbigen Güeter. den vor darufstehenden Zinsen.
Verschreibungen und Beschwerden ohne Schaden und
unvergriö'en. des Keüffers Underpfandt sein biss uff den
letsten Pfenning.' 1624. AaMcU. StSatzg. .Verschryb-
und Verbriefungen.' 1645, L RB. ,Die Beilengschriften
und gemeine V-en ufligende Underpfender.' 1651, BnSi.
Rq. 1914. S. noch Bd VII 1542o. 1590u. ; Sp. 1512o. 1514n.
— h) IM vtr-schriben Ib; schriftliche Mitteilung. ,Üwer
träff'enliche und ernstlich v., uns getan, haben wir mit-
sampt einer ganzen gemeind und grafschaft Büren lassen
verlesen.' 1526, B Ref. ,Uwer v., den abschwank unser
Widerpart uf Baden zuo, habend wir verstanden.' 1531. Z
Brief aus dem Felde. — nM.ver>,chnbun,ici.; vgl. Gr.WB.
XU 1. 1160; llartiu-Lieuh. II 515; Fischer II 1320/1. —
Gold-V.: auf Zahlung in Gold lautende Schuld-
verschreibung; vgl. G. -Brie/' (Bd V 455). .Bezalungder
Zinsen und Haubtgüteren von den G.- und Silber-
verschreibungen.' 1653. BoSi. Rq. 1912. — Gült-V.:
= Gült 12 (Bd II 286), Gült-Brief 1 (Bd V 455). .Man
sagt ... im Sprichwort, auf jedem Zaunstock und auf
jedem Stein stehe imUrnerland eine Gültverschreibung.'
Lutz 1835. .Damit inskünftig die Zins- und G-en ...
desto bestendiger. kreftiger und authentischer syn ...
haben wir . . . geordnet, das fürtliin in Derselben Em-
pfahung. Angeben und Uft'ricbtung der Schuldner und
die Zügen gegenwürtig syn sollend.' B Wucherniand.
1613. 1628. ,Die Gültverscbreibungen soUendt ins-
künftig anders nicht dann mit parem Gelt aufgerichtet
und an ewigen Zins gestelt werden.' 1653, BnSi.Bq. 1914.
S. noch Bd V 1143o. — Auch bei Fischer III 919. —
Silber-V.: auf Zahlung in Silber lautende Schuld-
verschreibung; s. Gold-V. — Zins-: in Geld verzins-
liche Sciiuldverschreibung; Syn. Z.-Brief (Bd V 498).
,Obersibental wirt ermant, die frömden z-en abzuo-
lösen.' 1488, BoSi. Rq. 1912. ,Schreiberlon [des Stadt-
schreibers] von einer zinsverschreibung von 100 gl.
1 gl.' 156'2, ÄALauf. StR. ,Es lassent etlich brief uff .
ire güeter machen, als ob sy bar gelt ufgenoramen, ,
verkoutt'end dann dieselbigen brief und z-en, gebents
umb ein rings hin und bringen sich selbs hiemitt lao
schaden.' 1565, Z RM. S. noch Gült-V. j
in-ver-: eintragen; Syn. jn-sc/jr. (Sp. 1505). ,Zo |
Urkundt dessen wollen wir Solches in unser versigletes j
Landbuch einverschreiben.' um 1725, GRÜbS. LB. — I
üs-ver-: schriftlich bekannt geben; Syn. ««-sc/ir. ~' 1
1517
Schrab, schreb, schrib, schrob, schrub
1518
(Sp. 1507). ,[200 Beiräte] sint benemniet und ussver-
schriben sunderlich in süralichen sachen, die gemein-
lieb anrnerent daz lant und unser stat' 1378, BoSi.
Rq. 1912; wiederholt.
für-, vor- (nur so in der leb. MA.): 1. schreibend
voranstellen, vorausschicken. , Unser getrüwer, williger
dienst sy üch von uns all zit vorgeschriben', Brief-
eingang. 1.S86, Z RB.; vgl. se-vur 1 (Bd 1 933). —
2. a) Buchstaben, Wörter udgl. c, als schriftlich nach-
zuahmendes Muster. .Den Kindern vorschreiben, ein
vorg(e)schrift machen, prisformare literas infantibus.'
Fris. ; Mal. ,[Den Schülern] Nützit . . . vorläsen, für-
tragen noch f, das heiliger biblischer Schrift... ze-
wider ist' 1659, Schwer 1919. ,[Ein Lehrer sei] in der
Töchteren Schuhl sehr untieissig im Vorschreiben ge-
wesen, also dass die Lehrfrauw denselben vorschreiben
müssen.' 1687, ebd. — b) uneig., (schriftlich oder
mündlich) als Vorbild, verbindliche Norm hin-, auf-
stellen. .Welche . . . die syind, die die rechten brunnen
schöpfend, mag nit ein ieder verston oder wüssen;
darumb ist not ein bildnus fürzescbr., damit der ein-
valtig sich anhebe daruflf verston.' Zwingli; exemplo
quodam et certis notis proponere (Gualther). .Das
griechisch wörtlin graphein hiesse nit nun vormalen,
sunder ouch f. Da wölte Paulus [Gal. 3. 1] nit sagen,
dass inen Christus uif ein tuoch vorgemalet were.
Sünder hette er disen Christum mit dem wort vor-
gemalet und vorgschriben.' Z Disp. 1523. .Dass sin
[Christi] wort ... inen fürgschriben, mit trüwen pre-
diget und geöffnet werden soll.' 1530, B Ref. ,Ein
gesatz machen oder fürschreiben, legem conscribere;
im selbs weis oder Ordnung zeläben erwellen oder f..
constituere sibi aliquem vita> modum.' Fris.; Mal.;
ähnlich bei Denzl. 1666/1710. ,Des orts und der zj't
halb, wenn sich die geist erzeigind, könne man kein
I gwüsse regel f., dann es stände an Gott.' LLav. 1569;
, keine sicher Regul gemachet werden.' ebd. 1670. .Viele
haben die . . . verkehrte Einbildung, ihre Landsfreiheit
bestehe eben darin, dass sie ... nach ihrem eigen-
nützigen Wohlgefallen handien und wandlen mögen,
j sich auch von Niemand allzuviel Regien müssen für-
I schreiben lassen.' JHTschudi, Glarnerchr. Vorschriften
machen, befehlen, wohlallg. 1''' lä'-mcr Nüt v. D'Liebi
län-i'''-mirnid i'.R'vT i.\ELl922. .Einem f. und verordnen,
was er tuon solle, definire alicui quid faciat.' Fris.;
I Mal. .Papistse pratendunt, wir predicauten wöllind
! inen f,, sam sy nit mer so wyss sygind, wenn frembder
berren bottschaften vor inen erschynind. das sy wüstind
ze antworten.' 1561. Brief (JFabricius). .Was aber
antrifft ... die Besoldung ... kan und wil [ich] ouch
nüt üch, minen Herren, in Demselbigen Etwas f.' 1615,
MReimann 1914 (, Supplikation der Lehrfrow S.'). .Man
acht doch nicht, was uns der Herr Gott hat fürge-
schriben in sim Gebot' 1621. Zinsli 1911. — c) .ein
Pensum aufgeben für die Kinderlehre' Z; Syn. für-
jgefeen 3 (Bd II 89). — 3. schreibend vor-, anführen.
,[Von den Geschichtsschreibern des Konstauzer Konzils
>hat] einer allein die blossen acta . . . der Sessionen
beschriben. der ander nun des Hussen histori ... ver-
zeichnet, der dritt hat allein den ärgöwischen krieg ...
I on alle beschreibung des anlass und ursach fürgemalet.
I etlicher hat nit mer dann die Privilegien und frey-
heiten. so K.Sigmund austeilet hat, fürgeschriben.'
.JStumpp 1541.— Für-schriben n.: 1. a) zu Bed. 2a
■ (s. d.). ,Dass er sich in beiden latinischen schuolen mit
f. der jugent ... gebruchen lassen solle.' 1586, Z RM.
— b) zu Bed. 2 b. Vorschrift. ,Dass die tütschen kein
ander evangelium bisshar nie ghört habid den" nach
der römschen bäbsten f. under künig Pipin . . . an-
gehaben.' Ansh. — 2. Empfehlungsschreiben. .Herr
Hainrichen F.. predicant zuo Sulgen im Thurgöw, ein
f. an syne kilchgenossen umb etwas besserung syner
pfruond.' 1597. Z RM. .Es habendi auch angehalten
die Luchsjeger an den Waldlüten um ein Verehrung
und um ein F. an unsere gnädig[en] Heren undt Oberen.'
1632, ADettl. 1904. .Ein freyer Mensch, welcher einem
Leibeignen Fürschreiben gibt, der soll die Hand ver-
lieren.' FrHaffn. 1666 (,Des Königs Gundebalds von
Burgund Satz- und Ordnungen'). N. bittet den Statt-
halter um ein obrigkeitliches ,F.', dass er sich mit
seinem Sohn zu StGallen niederlassen könne. 1680,
JJReII. — Ahd./uri-, vorMcrihan, mbd./(ir-. rorsch-ihe,, ; vgl.
Gr.WB.IVl,S01/2; Martiu-Lienh. II 515; Fischer II 1671.—
V 0 r - s c h r i b e r in. : zu Bed. 2a, Schreiblehrer. ,4 Clafter
Holz Herrn G., dem V.' 1646, Hotz (ürk.) 1865. ,Dass
den Vorschreiberen in beiden [Latein-]Schulen ange-
deutet werden sollte, dass sie die Knaben zur teutschen
Orthographey so viel möglich anhalten und zu dem
End Vorschriften aus letst getrukter Bibel nehmen
wolten.' 1678, Z (Erkenntniss der obersten Schulherren).
,Herr S., Kirchendiener und Vorschreiher der oberen
lateinischen Schuelen.' 1709, ebd. N. war 1745/87
, Vorschreiher' in der Töchterschule. MReimann 1914.
S. noch Bd VHI 844o. (WLutz 1685). — Für-schri-
bungf. : .praescriptio.' Fris.; Mal. Schriftliches Muster,
Formular: ,Gattung und fürschreibung, wie man sich
aufgäben solle, formula deditionis.' Fris.; Mal. Vor-
schrift, Anweisung übh.: ,Es [ist] billich und not-
wendig, das wir dise bitt nach des berren Christi f.
und underrichtung tüegind.' Güalth. 1559.
hei(ni)-: 1. nach Hause schreiben, allg. ,Dass Eint
oder Andere also abgelegen, dass weder sie nicht wohl
heinischreiben noch man ihnen zueschreiben konte.'
1698, AaZoI'. StR. H. chünne", abgetan, fertig sein,
physisch, wirtschaftlich oder moralisch AALind. (,ster-
ben'); Bs; Gl; Tb; U; Z. De' eha"" h.! mit Dem ist's
aus, geht's zu Ende. Wenn d's Anneli und der Vetter
nüd g'si" wnre''d [die einen Erbitterten beruhigten],
au hält da"" der Fritzli ehämie" h. JHefti 1905. [Die
Bewohner des Gundeldinger Quartiers von BsStdt
drohen] wenn's de" Weg witer gieng, so diege'-si dert
hinden ai'fach en aigeni Stadt grinde" und dertiö'''
kenne" d' Bader go" h. Nationalztg 1922. — 2. mit
Akk. P., schriftlich heimberufen; s. Sp. 1500M. (1540,
Abscb.). — Anders bei Gr. WB. IV '2, 86'2.
hinder hender-, hünder-, untrennb.: .hinter das
Siegel einer Pfandverschreibung oder in diese ver-
schiedene Bedingungen anmerken; ingl. in der Fabri-
kantenspr., vornehmlich bei Wechseln, unterschreiben.
En h.-schrehne' Zedel, ein Schuldschein, in den selbst
oder hinter das Siegel desselben jede Art von Bedin-
gungen über Verzinsung, Ablösung oder Abbezahlung,
Handwechsel, Terminfall udgl., sowie auch, wenn in
einem Schuldscheine Etwas erbsweise abgeht oder
bezahlt wird oder Zahlungen liegend werden, vom
üemeindschreiber bemerkt ist' Ap(T.). S. noch Bd VII
493o. (Schäfer 1810).
her ,har-': 1. schriftlich herberichten. ,Die mere,
so der grosweibel und N. hargeschriben band.' 1475,
F RM. — 2. mit Akk. P., schriftlich berberufen. ,Den
1519
Schrab, schreb, sclirib, schrob, scbiub
1520
niüller harschr., so gredt: . ..' 1529, B Ref. — \g\. Gr.
WB. IV 2, 1164.
niiss- untrennb.: falsch schreiben, verschieiben.
.In der vorderigen kundschaft ... als da stat von eini
tusent knechten, soll 3 in[ilia] sin, ist inißschriben
worden.' 1530, Absch. (B). ,Ist mißschriben, stadt im
rathusbuoch natalis anno 76', Randbemerkung. 1575,
ZRB. — Uhi. mimechrlben; vgl. Gr. WB. VI '231 1 (mit einem
Beleg aus Parac); Martin-Lienh. I "22 (refl., aus der MA.);
Fischer IV 1690.
nä"''-: 1. a) schreibend nachahmen, wohl allg.
,Dass es der hiesigen Jugend ... an einer guten
Handschrift fehlt, die Schuld aber Dem beizu-
messen, dass sie . . . bald diese, bald jene Hand nach-
schreiben.' 1767, BTh. Schulratsman. — b) etw. Vor-
gesprochenes n., zB. ein Diktat in der Schule, wohl
allg. — 2. mit Dat. P. (und Akk. S.), schriftlich nach-
senden, nachmelden. ,Also haben wir unsern hotten
den handel nachgeschriben.' 1529, B Ref. Insbes., über
Jrad an seinen neuen Aufenthaltsort (Ungünstiges)
berichten. ,W. habe . . . vernomen und gehört, waz der
meister ze Costenz dem R. nachschrib.' 1488, AaB. ;
später: ,man wiste irs [der .bildschnider'] hantwerchs
gewonheit und n. wol, wie sy daz bruchtint.' ,0b aber
ers [das gestohlene Geld] nit wider wett gen, so wil
ich im n. einer ganzen xellschaft in B., tuschen und
welschen, das er ein wüssenlicher dieb ist.' 1490, Z.
— Vgl. Gr. WB. VII 118.
b"-: 1. a) wesentl. = sc/Mifcew i (Sp. 1493). .Be-
schreiben, in geschrift stellen, custodire literis, con-,
de-, perscribere, prodere.' Fris. ; Mal. .Beschreiben,
ein(e)Schrift stellen, mandare literis, memoria prodere.'
Denzl. 1677. 1716. a) schriftlich auf-, verzeichnen. ,Die
selbe rechnung müesse der erzbischoft' von Cöln ... alle
tag mit siner band beschr.' 1475, BsChr. ,[NN. haben]
utf ir Stuben... ein irrten getan und T. die wollen
beschr. und anlegen.' 1483, Z RB. ,Damitt das sölich
ansechen nitt mer vergessen ... werde, so band wir
solich ansechen und Ordnung in diss buoch beschr.
lassen.' 1485, AAZof. StR. ,[Der Schulmeister erhält
jährlich 4 Pfund] von des schryberarapts wegen, das
er der statt all ir notturftigen Sachen sol beschr.'
AABr. Schulordn. um 1495. ,Nach lut und innhalt eines
spruchbriefl's, der darumb vergrilTen und beschriben.'
1523, ZRq.l910(ZBass.)., Die notturfterfordert,soliches
ales [die im verbrannten ,meyenbrief' enthaltenen
Satzungen] widerumb ordenlichen zuo beschreiben
und zuo bekreftigen.' 1561, SBdrkart 1909. S. noch
Sp. 56o. Insbes. von (amtlichen) Eintragungen,
Verzeichnissen, Registern udgl. ,Dise zinsz der pre-
dicatur sind all beschriben im register.' 15'29, Bs Ref.
,Das holz und die gmeinen weiden, als die zuo den
huoben nit beschriben.' 1563, HoTz(Urk.) 1865; später:
,alles desse, so inen zuo den huoben nit beschriben
noch gelihen.' S. noch Bd VI 602u.; VII 1627M.; VIII
1130M. Meist ohne ürtsbest., registrieren. .Dehain
wirt sol och dehainen win inlegen, ez sig dann ain
schriber und die waibel vor gegenwurtig, die sinn zuo
beschr.' 1451, AAZof. StR.; später: ,daz das ungelt
ordenlich in den rodel sol beschriben werden.' ,Des-
glich so sol ain hofmaister alles das guot, so us dem
hof gaut, besehen und beschr.' 1476, Sch (Ordn. für
den Salzhof). ,Diewyl der herr von Einsidlen sine
zechenden zuo Kussnach und daselbs unib beschr. will,
ist dem schaö'uer zuo Kussnach bevolchen, das er sines
ampts zechenden euch beschr. lasse.' 1559, Z RM.
,7 Pfd 7 p ist Umbkosten ufgangen, als M. und syne
Gspanen uss der Canzlei die Vogtstür zuo Cappel...
beschriben band.' 1603/4, Z Seckelamtsrechn. ,Der
Stattschryber sol schweren ... Unfuogen, die er sieht
oder angeben werden, melden und beschr. ... item der
Statt Umbgelt getruwlich ze besorgen und ze beschr.'
1604, AaZoL StSatzg. Überflüssige oder ,etwas gefähr-
liche' Törggel sind [bei einer amtlichen Besichtigung]
aufzuzeichnen (zu .beschr.') und auf Ermahnen zu ent-
fernen. 1610, JGöLDi 1897. Von Personenlisten; vgl.
Beschrihing. ,Die Personen und Gäeter beschreiben,
censere.'DENZL. 1677. 1716. Namentlich von Leibeigenen.
,Die eignen lüt belangend, wellend sy, wenn herrn
bischolfs von Costenz vogt im amptUowisen die beschr.
welle, das ir vogt zuo Louffen euch darby syge.' 1544,
Z RB. ,Herr von Sax begert sine libeignen lüt dem
schloss Uster zuogehörig zuo beschr.' 1561, Z EM.
,VVelliche [Leibeigene] sich nit abkouft'en wellent, die
sollend ordenlichen beschriben ... werden.' 1584, ebd.
Spez. 1) von der Aufnahme eines amtlichen Inventars,
so bei Konkurs, Todesfahl, Gütereinziehung. ,[Der
Gläubiger] mag ... dem Schuldner ab den underpfanden
gebieten . . . oder zum uft'all klagen, da im der erkennt
wirt und zwen richter darzuo geordnet . . . das im die
sarapt einem schryber uss der canzlei und dem under-
vogt syn husrat und varende hab beschr. söllind.' XVI.,
Z (,Ordnung, die schulden im ampt Grüeningen inze-
ziehen'). ,Ein yedes guot, so man ze inventieren be-
gert... soll US bevelch eines schultheus und rats durch
iren gantmeister, ammen und den stattschreiber be-
schriben werden.' 1530, AARh. StR. ,Das er des H.
[der Vogt zu Kyburg eines landfiüchtigen Totschlägers]
guot inn haft und verpott legen und dasselbig alles
beschr. lassen . . . solle.' 1567, Z RM. ,So . . . eines ab-
gestorbenen Priesters Guet auch dermassen zue be-
schreiben bevollien wirdt, das soll beschehen im Beisein
eines Priesters.' 1616, AARh. StR. ,Und soll derselbig
Vogt ... zum Antritt seiner Vogtei der Wittwen oder
Weislins [!] Haab und Gut in der Vogtkinderen Protocoll
durch den geschwornen Stattschreiber beschreiben
lassen.' 1687, AaK. StR. S. noch Sp. 313M. Abs.
(Ei"'m) b., bei Konkurs, Erbteilung ScaSchl.; Th, so
Mü.; Z (Spillmann). Mf hät-im h'schrihe". Hut chitnt-
nie>i-i"s [uns] ge" b. 's ist b'schribe" wurde". ,1 Ib. 9 p
3 d. verzcrt, als mann zuo Clingental und Sant Clären
beschriben hat.' 1525, Bs Ref. — 2) ,einen Kouff b.
(lassen).' ,Es sige ... bim Merkt bliben und [N.] zum
Landschryber gangen, den Koutt' beschr. lassen.' 1603,
ZGrün. — 3) , Einen an, für den rät b.'; vgl. Sp. 1495o.
,Von deswegen, als sich die gnieinden am Zürichsee
erclagt habent, das man sy um geltschulden an den
raut zuo Zürich beschrib und betage, das sig inen in
mengen weg ein beschwärung, darinn habent wir
zwischend beden teiln so vil erfunden und güettlich
betragen: diewil die gmeinden am Zürichsee unser
Eidgnossen von Zürich ingesessen burger sind und
sin wellen, wie sy dann vornaher umb geltschulden
an den rat beschriben sind, das es och hinfür by dem-
selben pliben und dieselben vom Zürichsee umb gelt-
schulden für ir herren und rät beschriben werden
Süllen.' Waldm. Spruchbr. — ß) schriftlich ab-, ver-
fassen. .[Die Evangelisten] die ... den Christen das
evangelium beschriben band.' Aal 1549. ,Wir sind
willens, ein kronick beschr. zuo lassen. Da uns nun
1521
Schiab, schieb, sclirib, schrob, schrub
1522
anzöugt... dass ir [VAnshelni] zuo söllichem togenlich
syend, deshalb an üch unser begär wäre . . . dass ir
zuo uns keren welltend und üch solliches underneinnien,
wellen wir üch zimbliche besoldung darumb geben . . .
als lang ir in beschrybung unser croniken beharren
werdend.' 1529, BRef. ,Wenn ich tischs unzucht sagen
sott, ein gross legend ich b. wott.' VBoltz 1551. ,Ein
buoch machen oder beschreiben, libruin conscribere.'
Fris.; Mal. , Daheim han ich vil ... Büecher und
Cronicen durchläsen, darzue sälber etliche Büecher
beschriben.' Arü. 1572/1614. — y) schriftlich be-
richten, mitteilen. ,Wann ... ein statt oder me under
uns notturft bedunkt, von der obgemelten schulden
oder Sachen wegen unserni [!] herren von Osterrich als
ein houptschuldener .. . zuo beschr. oder zuo manen,
das wir dann das ye zuo zyten samenthaft miteinander
I tuon sollen mit geschwornen botten.' 1474, Bs Chr.
, jUnser will waz, üch unser obangezoigte meinung bi
I eignem botten zuo beschr.' 1499, Brief (S an F). —
8) refl. In pass. Bed., mit tJachsubj. ,Uff S. Gallen
j Abent ist der Diensten Rechnung, beschribt sich dry-
fach.' ScHwE. Kanzleikai. 1620; vgl.: ,Es möchten sich
die Zinsbüecher wol anfachen rüsten ... Muoss jedes
Buoch einfach zuo beschr. haben zwey Büoclier Papyer.'
; ebd. ,Mentag nach S. Bartholonieustag wird der Ambts-
! lüten gewohnliche Jahrrechnung gelialten. Die muss
sich by gueter Zyt beschr.' ebd. De'' Name" b'schrlbt-
I si''' so, wird so geschrieben Th. De'' Acher b'schribt-
st«* e" Jurte", ,ist kanzleimässig als eine Juchart gross
I eingetragen' Z (l)än.). Sich nennen, heissen. Dem
: seid-me" Schlitte"chri(mm, aber schrifttütsch b'schribt-
I ««'■'s Chiieche" Gr (Tsch.). Es b'schribt-si''' in alte"
\ Büechere" [folgt der Name, das Zitat] ZF.f. ,lch kam
] für babstlich Heiligkeit, bschribt sich ein Haubt der
1 Christenheit.' XVl./XVll., Lied. Sich chranh b. BE.;
I Z It Spilhnann. Jez lig-es [ein Mädchen] im Bett u'"*
I Vschrib-si''' chrank. SGfeller 1911. ,Der Wirt hatte
j sich krank bescliriben damit er von die.sem Zug
! [einer Prozession] möcht befreit sein.' 1805, Z. —
b) wie nhd., über Etw. schreiben, schriftlich (auch
! niündlich)darstellen, schildern, wohlallg. Was-men
[ über de" arm Patschi g'lachet het! 's ist nöd z'b. Birn-
i STIEL 1925. In der ä. Spr. von a nicht durchweg sicher
zu scheiden. .Beschreiben und sein eigenscliaft er-
1 klären, usslegen und abmaalen, describere; eigentlich
b., definire; ein schlacht b., condere prelia; einsi taaten
und geschichten b., carmine aliquem dicere.' Fris.;
Mal. (s. Weiteres ebd. 61c). .Elianus beschreibt ein
geschlächt der fisclien des roten meers ganz grundt-
lich.' FiscHB. 1563. ,Vor S Tagen ... seige ... der böse
{ Findt iraine ... erschinen, welcher imme in einem
Briefli Soinmen [Samen] geben und an ins begert, solle
diejenige Kuow, so daselbst by imme uf der Weid
gangen, melchen, auch ihro das von disem Soinmen
bschriben.' 1654, AABremg. Turmb. , Einen beschreiben,
j wie er ist, aliquem suis coloribus depingere.' Denzl.
1677.1716. — c) schriftlich berufen, a) einen ,tag'
^uä. ,Ward sin [des Königs] gnad ze rat, einen tag gon
1 Zürich zuo beschr. den rychstetten . . . uff Margarethe
; ze Zürich ze sind.' 1443, Bs Chr. ,Das järliche capitel
üwers Ordens ... in die statt Sletzstatt zuo beschr.'
1523, BRef. , Es ist ein ratslag beschechen, wie dann
die disputatz beschriben solle werden.' 1527, ebd. ,Uf
sontag vor S. Jacobs tag ward ein schiessend gen
Colitiar beschriben.' JHaller 1550/73. .Ein gemeinen
Schweiz. Idiotikon IX.
tag beschreiben und setzen oder ansähen, proscribere
et edicere diem.' Pris.; Mal. ,Der Keiser beschreib
einen Richstag.' JJRDeger. ,Um ingehenden October
hat der französische Ambassador ein Tagsazung gen
Baden beschriben.' Anhorn 1603/29. ,Wird darauff ein
Pundstag auff Davos beschriben.' Sprecher 1672.
S. noch Bd Vll 557 o. — ß) mit Akk. P. ,lst bevolen
worden die fiyweibel zuo beschr.' ThFkickart 1470.
,Üb man den von Vennigen und her R. insonders
beschr. wöll.' 1476, Bs Chr. ,[Man sollte eine besondere
Stunde ansetzen, um noch über das Fegfeuer zu reden]
diewyl doch sust vil priester da zuogegen wärint; so
müesste man sy hienach nit noch einmal beschr.; dann
etlich hettind wenig gelts und kerne inen übel, so sy
so oft beschriben wurdind.' 11. Z Disp. 1523. ,Be-
schrybung der ussern aniptlüten ... Damit söllichs
[die Beratung einer Angelegenheit] stattlich bescheche,
haben wir dich und ander amptlüt beschriben.' 1528,
B Ref. ,Hr Seckelmeister sol werben an mine herren,
ob im [einem Ausgewiesenen] ein gleit werden möchte;
so das, sol er beschriben werden.' 1530/3, Z Ehegericht.
.Man [hat] die Umfrag getan ... ob man die Eidgenossen
welle beschriben und welche man beschreiben [!]
welle.' Anhorn 1603/29. ,Es wurden Schiedherren be-
schrieben.' 1644, Bauerncbr. ,Dass, wann ihr Sohn
sy nit beschriben bete, ihro der Sinn, in das branden-
burgisch Landt ze zeüchen, nit daran kommen were.'
1696, ZGrün. S. noch Bd VI 789o.; VII 1768o.; VllI
519 (ufen-schieken) . Mit Angabe woher oder wo-
hin; vgl. her-b. ,Und soUent die selben botten ryten
und faren ... an die ende, da wir sie hinn beschriben
... band.' 1465, Gfd (Möttelihandel). ,Der küng sy
zuo Lyon ... und hab den legaten von .\ffyun [Avignon]
... zuo imm beschriben.' 1476. Bs Chr. ,Sind deshalb
unser lieb Eidtgenossen .. . von Bern, darüber mit uns
zue beradtschlagen, uff einen verzwickten tag als
neinlich den nächsten mittwuch ... an der [!] herberg
gan Aarow beschriben.- 1527/9. Z RB. ,Wir haben von
derselbigen und anderer münz wegen ... ein probierer
von Basel beschriben.' 1530, B Ref. ,Weil er aber
sich ... wider seinen eignen vater ... in pratik und
verräterei, denselben uiuzebriiigen, einliess, ward er
vom vater under einem schin anderer fürgenomner
Sachen in Italien beschriben.' Vad. .In der Nacht ...
bin ich ... als ein Haubt des Bundes gen Chur durch
einen eignen Boten beschrieben worden.' Anhorn 1607.
.[Der Kaiser] beschreib ... auf Sontag Septuagesim»
alle Bischoff, Abbt und Prelaten ... zue sich gen Worms.'
Gdler 1616. .Anderstwoher beschreiben, per literas
vocare aliquem.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Bd VI
183u.; Sp. 1508o. Mit Angabe wozu. ,Uft'morn sollen
die vom Ryntal den Ryn besehen und bewaren und
ist Z. darzuo beschriben.' 1468, AARh. Ratsprot. ,Von
der. von Sololhurn und Fryburg wegen, das man sy
nit zuo tagen beschr. soll, dann zuo den sachen, so
sy berüeren möchten.' 1483, Absch. ,Habent euch die
genannten herren von Basel . . . den herrn abbt zuo
fründtlicher täding für ein ersamen rat beschriben.'
1524, Bs Ref. .Die stuonden zuosamen ... fundent
rat, wie man möcht kummen in die tat; darzuo be-
schribend si ir fründ . . . die frummen Christen us
Wallisland.' Salat. S. noch Bd VIII 1442M. (Land-
Schiesset). .Einen b. [wohin] ze komen' oä. .[Die von
Lindau] beschribend den apt von Kempten und ouch
der Eignossen knächt houptlüt ze innen ze kommen.'
1523
Schrab, schreb, schrib, sclirob, schrub
1524
Edlib. ,Darzuo [zur Disputation in Baden] sollen die
bischof von Costenz, Basel, Wallis und Losanna ouch
beschriben werden, dass si selbs und ir auwält
kommend.' 1526, B Ref. ,Man sol inn [Einen, der seine
Frau verlassen hat] b., in einem gleit harzekoniraen.'
1530/3, Z Ellegericht. ,Die [Gesandten] wurden ans
künigs hof zuo Paris so lang ufgehalten, dass ein stat
Bern iren schultheissen beschreib, geschaft oder un-
gescliaft heim ze komen.' Ansh. ,0b ir es wellend zu-
geben oder nit, ihne [den französischen Gesandten] der-
gestalten zu beschreiben, in unser Landt ze kommen.'
Anhorn 1003/29. S. noch Sp. 350/1. Neben Synn. ,Ein
offen lantgericht, das do besetzt was von herren, edeln
und stetten, die man dann darzuo beschriben und ge-
ordnet hat.' ÜScHiLL. B. ,Alle lütpriester durch ir offne
brieff in ir statt für sy beschriben, berüeft und be-
schickt.' ZwiNGLt. ,Berüeffe man gelerte lüt us den
Pundten, und so ir daran werind, das ettwar von hinnen
beschriben oder begävt [wurde], so lassend nittdahinden,
das sömlichs beschäch mit einer radtsbottschaft.' 1570,
Brief (HBuU.). ,[Der aus Lachen berufene Scharf-
richter soll] kein knecht mit ime füeren noch neme[n],
er werde dan durch uns berüeft und beschribe[n].' 1573,
U. S. noch Bd Vm 1585M. In militärischem S.,
aufbieten, auch ausheben (lat. conscribere). ,[Auf die
Bitte der Herzogin von üesterreich um Waffenhilfe]
beschribent wir und mantend die von Strazburg, die
richstette in Elsaz [usw.] zuo ziehende.' 1424, Bs Chr.
,Als die unsern ... am harufziehende worent, be-
schribent wir die houptlüte, daz sy zuo den unsern
zügent gen Hirsingen.' ebd. ,Als wir [Bern] zum
dickern mal ettlich reissig besonder von inn [Aarau]
über ir geordnetten zal beschriben haben mit uns zuo
ziehen ... [haben wir ihrer Bitte] von solchem unsrembe-
sundren beschriben gnädeklich zuo stand [willfahrt] . . .
und meinen sy solcher sunderlicher beschribung hinfür
güettlichen zuo vertragen.' 1470, Aar. StR. ,t50 ein
statt von unseren herren den Eidtgnoseu beschriben
wurdent [!] zuo reisen, liettend si allweg den hopt-
man us dem deinen rat genumen.' 1514, AaMbU. StR.
,Hat Diocletian us allem rych beschr. lan die stärksten
kriegslüt.' Mauhitiana 1581. ,Er [CiBsar] versamlet
und beschreib zwo nüw römisch Legionen.' .LIRüeger.
,Das ouch Die, so under das Schufelpurenfenndli ge-
hörig, fürderlich von nüwem beschriben ... werdint.'
1635, Z. .Kaiser Albrecht beschribt ein gross Kriegs-
volk ... zum Krieg gegen die Holländer.' FrHaffner
1666. ,Im Johr 1614 hat ... der ... König in Frank-
rich ... ein Heerzüg von Eidgnossen und Pündtneren
beschreiben lassen.' Sprecher 1672. Gegenseitig: ,Sich
beschribent [zum Kampf gegen die .Xrmagnaken] ouch
vil herren und stette von Niderlanden haruf.' 1439,
Bs Chr. — y) ro't Akk. S., bestellen, kommen lassen.
.Samen aus Italien beschreiben.' JCSclzer 1772. —
2. mit Schriftzeichen bedecken, voll schreiben Li
(Zyro). l'apir b. — Be-schriben n.: zu Bed. Ica,
Berufung, Einladung. ,Daruf wir willens sind, unser
treffenlich botschaft uf ir [der Zürcher] beschr. uf
ersten sontag merzens nachts by inen ze haben.' 1531.
B Ref. ,In Versammlung unser und der übrigen fünf
catholischen orten ... verordneten ratsanwälte, so
gestrigs tags uff sin [des französischen Gesandten]
beschr. und beruoffen allhier gebalten worden.' 1589,
L. Militärisches Aufgebot, Aushebung. ,Dass ir ...
in zuorüsten, beschr. und zuoschicken die [1. ,der']
knecht, die dann von üch begert werdend, üweren fliss,
schnelle und üebung dartuon wellend.' 1521, Absch.
S. noch Sp. 1523 M. — biä-schribe": 1. a) zu Bed. la,
(schriftlich) aufgezeichnet, verzeichnet. ,Die beschr.
weid.' 1498, BoSi. Rq. 1912. ,An dem beschribnen
borg.' ebd. ,Dass wir khein beschribne Ordnung darumb
byhanden gehept.' 1007, Z. ,[Die von Grüningen sollen]
usserthalb irem ietzigen beschribnen Zirk nit wyter
Gwalt haben, der Gmeind Binzicon in ire Güeter oder
Gmeinwerch ze fahren.' 1620, Z Rq. 1915. Subst.: ,Das
beschr., in gschrift gstelt, perscriptum.' Fris.; Mal.
Verbunden mit Ortsadvv. ,Der vorbeschribnen stat.'
Stretl. Chr.; noch öfter, .übbeschriebne bepstische
Bulla.' jVnhorn 1603/29. ,Nach obbeschriebener recht-
licher Form.' ScH Auffahls-Ordn. 1743. — b) zu Bed.
Icß, berufen. .Als der selbig [bischof von Losan],
ernstlich beschr gon Bern kam.' Ansh.; s. auch
be-rüeffen (Bd VI 707). ,Am 5. febr. gieng ich von
Elgouw gen Griessenberg uf das schloss. beschr. von
der alten frauwen von Griessenberg.' Mal. 1593. —
2. zu Bed. 2. B-s Papir B (Zyro) — Mhd. betchnben in
Bed. 1; vgl. Gr. WB. I 15'J'2/4; Schill. MI 595; Fischer I 905,
ferner Be-achrib. — W elt- Be-sch riber m.: Kosmo-,
Geograph. .Ptolemaus, der hochberüembte Wält-
beschreiber.' Guler 1616. S. auch Sp. 1295o. — Vgl.
mhd. hearhriber, sowie ,Beschreiber' bei lir. WB. I 1594. —
B''-schribi"g f.: ,alle8 in Schrift Verfasste' GRhPr.,
Valz. (Tsch.). a) zu Bedj la; s. Sp. 1521 o. Insbes.
a) amtliche Vermögensaufzeichnung, Inventarisation
ScaSchl.; ZO. (Stutz). ,Die sogenannte Beschreibung,
welche etwa vier Tage dauerte, war vorüber; dann
wurde uns [Verwaisten] ein Gemeindsvorsteher als
Vormund verordnet.' Stutz 1853. .Es gibt eine Be-
schreibung, da wird Alles und .■Vlies, die geringste
Sache aufgezeichnet, sogar der Schuhlöffel, der Ell-
stecken und das Katzenschnsseli.' ebd. Auch XVIII..
Z. — ß) Eintragung in die Steuerlisten, census. , Maria
begleitet den Joseph zu der vom Kaiser befohlnen
Beschreibung.' JMever 1700. — b) zu Bed. Ib, (schrift-
liche) Darstellung, Schilderung, allg. .(Ein kurze) be-
schreibung, was ein ding eigentlich für sich selbs seye,
definitio; b. des erdbodens, geographia; b. der zyteii
nach Ordnung, historien von geschächnen dingen nach
Ordnung der zeit, descriptiones temporum.' Fris.; Mai.
,Plinius zeit eins, so er von der hörner wägen cornutam
nennet, under den ticren des meers, setzt doch kein
beschreibung darzuo.' Fiscbb. 1563. ,In diser histo-
rischen Beschreibung.' Güler 1016. ,Descriptio, Be-
schreibung.' Denzl. 1000/1716. S. noch Sp. 831M. —
c) zu Bed. Ic. o) Ausschreibung, (schriftliche) Ein-
ladung. Gew. ,üf'. auch .von, uss b.' .Unser herren
haben NN. geordnet ... zuo unserm gnedigen herren
ze ryten uf siner gnaden beschribunge.' 1467, AaRH.
Ratsprot. .Als ir dann im namen des Herren und uff
die beschr. eins burgerineisters. radtes [usw.] ... ala
gehorsam erschynen.' Z Disp. 1523. .Dann sy uf unser
beschr., unser disputatz zuo besuochen, nit erschinen.'
1530, BRef. ,Uss beschr. der statt Strassburg.' HBdll.
1572. S. noch Sp. 1522o. Militärisches Aufgebot; .«.
Sp. 1523M. — p) (schriftliche) Bestellung; s. Sp. 1513o.
— ilM.bearhribumje; vgl. Gr.WB. I 1594.
heim-be-: = heimschr. ä (Sp. 1518). .Das ein iegk-
lieh ort di sinen [in fremden Kriegsdiensten] b. sol.'
1477. BAM. . Die jungen Leute wurden ... nicht wieder
heim beschrieben, bis man ihrer bedörfen.' 1606,
1525
Schrab, schreb, schrib, schrob, sclinib
1526
JJBreit. — h6r {,har')-be-: = her-schr. L> (Sp. 1518).
,Die von Fryburg und Solothurn harbschr. der clöstern
halb im Turgeuw.' 1529, B Ref. .Denjhenigen ... so
den wirt zum Hirzen allhie us sinem hus geladen sol
haben, harbschr.' 1561, B RM.; noch öfter. — ze-
sänien-be-: a) eine zsfassende Darstellung von Etw.
geben. ,Die ganze Sach und Handlung zusanienbschr.'
1645, Z. — b) (durch schriftliches Aufgebot) zsrufen,
in militärischem S. .Beschribend ouch eins wegs ire
hilf zuosamen, einen wolgerüsten züg ze ross und ze
fuoss.' Ansh.
ze-rugg-: = ah-schr.3da. (SJ). 1500 M.). Eine aus-
geschriebene Konferenz, zuoruggsch reiben'. AzcrGilgen
1656. — hinder-si'^''-: vor dem Vermittleramt
(schriftlich) Widerruf, Abbitte leisten G (FStaub); s.
schon Bd VII 170M.
z»-säme°-: 1. wie nhd. zusammenschreiben. Gew.
tadelnd: Was hast du dö tvider z'säme"g'schribe''y —
2. von einem Brautpaar, wohl = sicli beim Pfarrer vor
der Eheverkündigung zs. einschreiben lassen. Wä""-
mer dann zum Hefe" gönd und i"s z's. limd, bringst-
mer dann es Bettli mit und es Wiegeli gnigg nigg nigg
Z Volksreim (Dan.).
wider-: gegen Etw. schreiben, eine Gegenschrift
veröffentlichen. ,[Der gedruckte Bericht über die
Badener Disputation darf keinerlei polemische Zutaten
enthalten, andernfalls] wellen wir uns erlütert haben,
dass wir uns zuo tagen und sunst der sach nützit
beladen, sonders dermass und -wyss wider schriben cid
in truck menglichen underrichten, dass sölich büecher
äne unsern gunst, wüssen und verwilligung usgangen
sind.' 1527, B Ref.; wiederholt (,w. im truk'). Mit
tr. Fügung. ,Nitt darin melden old m. h. wurdents w.'
1526, B KM. ,M. h. nitt liden sollich schwär mandaten
wider das gotswort. Darvon stau; antwurt; und wo
sy nitt darvon stan, werden m. h. das w.' 1528, ebd.
— Wider-schriben n.: schriftliche Erwiderung,
Polemik. ,Ich verzag mich des zuo Gott, das ich mich
seer ungern in den span des w-s begib.' HBdll. 1532
(V.). ,Du christlicher läser [bist] des geliäders und
w-s so müed und urdrützig worden, xias du ouch die
tittel nit gern läsen söltest.' ebd. — Spätinhd. u-uhr-
ichriben.
zne-: 1. schriftlich, brieflich mitteilen, über-
mitteln B (Zyro); Syn. über-schr. 2 (Sp. 1500) ,So aber
einichem ort sölich disputatz nit gefiel, der soll das
ouch bis uf den ostertag gen Lucorn z.' 1526, B Ref.
,Das8 herr C. von Lyon des nünden tags dis monats
decembris zuogeschriben, wie der keiser und die
Venediger ein bericht mit einander gemacht.' 1529,
Absch. , Einem (etw.) z.' ,[Wir haben] sölichen friden
ünsern getrüwen von Loppen ... zuogeschriben und
verkündet.' 1448, B AM. ,Das si sölich offen wuchen-
nnd jarmerkt heimschen und frömbden verkünden und
z. ... mögen.' 1519. Aa Rq. 1922 (AAAarb.). .Haben
wir demselben küng ... by eignem rytendem hotten
ein dapfre meinung zuogeschriben.' 1521, Absch. (B).
v,Do redten wir. wir werden unsern herren z.' 1521,
Strickl. (B). .Was ir dann findend, das schribend uns
i ilends zuo.' 1528, B Ref. ,Wie ir üwerm und unserm
! Mnptman zuo Murten ... äben ruch und scharf zuo-
Ischrybend.' 1530, ebd. ,Sölichs ist dem amptman zuo
I Embrach W. zuogeschriben, sich darnach wüssen ze
: richten.' 1530, Z RB. ,Der [Gerichts-]tag so gemelt
jverkünt und zuogeschriben ist.' 1533, BoSi. Rq. 1912.
,Dass wir alles ... den unsern ins veld zuoschribid.'
Ansh. .Nachdem die [durch den Tod ihres Sohnes]
betrüebt herzogin ir leid und der erfröwt herzog
[-Thronfolger] sin fröd einer stat Bern haftend zuo-
geschriben, sant si iren ratsboten.' ebd. ,Hand wir
hie nüt anders, dan das vil tr[ö]üwungen an allen orten
harkomendt, welchen Inhalt ich üch ouch zuogeschriben
het; vermeindt, ir hettens vor uns ouch üwern herrn
zuogeschriben.' 1547, Brief (JBlasius). ,Wan unser
gnedig herren der statt Bern ir gnaden amptman und
grafschaftlüten zuoschryben, ein zal lüten zuo ir
gnaden eerenzeichen, vendli oder paner usszenemmen.'
um 1560, Aa Bq. 1922 (AaL.). ,Mein person betreffendt
khan ich euch . . . nitt vil besonders von guottem und
wolfärigem standt zuoschreiben.' 1599, Reber 1899.
,Sy haben ouch allen Amptlüten zuegeschriben, gueti
Spech zue halten.' Ard. 1572/1614. ,M. g. Herren band
Denen von Underwalden zuegeschriben, die Ihre auch
dahin zue halten.' L Ans. ,[Die] in die 18. Jahr aus-
bleiben und den Ihrigen Nichts zuschreiben, erbieten
oder sonst in solcher Zeit Nichts von ihnen gehöret
wird.' G Erbr. 1721. S. noch Bd VII 1539 (üf-sätzlich);
Sp. 1500 u. (über-schr.). .Einem einen brief z.' uä. ,Dan
sy mir noch nie kein buochstaben band zuogschriben.'
1526, Brief (LTscharner). ,Der fünf orten potten
[haben] üch einen ruchen brief zuogeschryben.' 1529,
B Ref. ,Wo ir uns früntliche antwurt angents by
disem hierumb genanten botten zuoschryben.' 1530,
B Ref. .Einem einen brieff zuoschreiben oder zuo-
schicken, adire aliquein per epistolam; eim einen gruoss
z. oder lassen grüessen, eim ein gruoss bringen,
salutem nuntiare, ascriberealicui salutera.' Fris.; Mal.
.Der ein brieffly uns hätte zuogeschriben.' 1566, Brief
(JFabricius). ,G. von Cläven ist gen Meilan geritten,
darzue dem Conte de Fuentes Briefen zuegeschriben.'
Ard. 1572/1614. Mit Konstruktionsmischung (vgl. etwa
be-richten 6a BdVI43S): ,Dass du . . . was üch je be-
gegnet, uns des verstendigest, dich unsres bescheids
z. ze mögen.' 1531, B (Brief an den Hauptmann im
Felde). Bericliten, von einem Geschichtschreiber. .Das
land Appenzell [ist 1513] zuo einem ort der Eidgnos-
schaft angenommen worden; deshalb ich nit witers
insonderheit z. wirt. glich wie bi den andern orten.'
HBrennw. Chr. ,Als dann hievor von den zwölf orten
der Eidgnosschaft ... meidung beschicht und was iet-
lichs bis der zit, als es sich zuo einer loblichen Eigno-
schaft verbunden, für sich selbs gehandlet het, zuo-
geschriben wirf ebd.; noch oft. — 2. a) schreibend
hinzu-, beifügen. ,Sine meister und gesellen habint
ein zitte under einandern gepflegen, im ettlich über-
nammen zuo gebent ... und inn der irrten zuo-
zeschribent, des er sy . . . gebetten habe, inn des zuo
erlassen und im sinen rechten nanien zuo gebent und
zuozescliribent.' 1470, Z RB. — b) schriftlich zu-
weisen, -teilen, -erkennen, a) durch Brief, Urkunde
odgl. ,Ünserm schultheissen ... stattschriber, gross-
weibel, gerichtschriber ... und allen ünsern amptlüten,
denen daz holz [aus dem Brenigartenwald] als vor zuo-
geschriben ist, haben wir daz brennholz allenklich ab-
gesprochen.' 1459, BStR. .[König zum Bischof:] Nun,
heiiger Vatter, Gottes Man, ich sich, wie grob ich
gsündet han; drum schreib ich euch das Kaufte zue
und will warhaft Buess würken tue".' JMabl. 1620.
, Einem ein geleit z.' ,Das man allen denen, so uf sölich
disputaz komment, fry sicher gleit uf die disputaz gen
1527
Schrab, schreb. schrib, schiob, schrub
1528
Baden und wider anir gwarsanii z. und geben soll.'
1526, B Ref. ,Ir ein gleitt zum rechten hiemit ouch
z. uflf einen verzwickten tag.' 1530/3, Z Eliegericht.
S. noch Sp. 1500o. — ß) von literarischen Erzeugnissen,
zueignen, widmen. ,Dass ich min arbeit nieman änderst
zuoschribe dann den frommen von Zürich, uss dero
wysera radt solcher anschlag ... geflossen ist." Zwingli;
später: ,das sy dises mines z-s wol mögend geraten.'
.VGravius . . . welchem der verrüempt man doctor
CGässner das buoch von den vierfüessigen tieren, so
eyer gebärend, zuogeschriben hat.' Fischb. 1563. ,Ich
[habe] dise meine arbeit iiwerer erenveste z. wollen.'
HBlpkm 1579 (Vorrede). S. noch Sp. 56 o. — c) Jmd
Etw. zu Lasten schreiben, auf die Rechnung setzen.
,Es sol der wagner schwerren ... daz er unser statt
noch ünserra bumeister nützit zuoschribe, dann daz
in unser statt nutz kunt.' XV., Z StB. ,Üaz ietweder
laut [Ober- und Niedersimmental] allen sinen lant-
costen, brüch und semliche sachen gar und ganz uö'
sich selben und dero iro güetren leggen und z. söUent.'
1432, BoSi. Rq. 1912. ,[A. habe dem P. im Karten-
spiel] ein pfund haller abgewunnen ... des A. redte,
er sölte im das in sinem hoff abtuon und im selbs z.'
1469, Z RB.; vgl. Sp. 1495o. ,Er sye ... von etlichen,
so by einanderen ... in einer arten werint, nach dem
und sy die selb ürten angeleit hettint, zuo dem vass,
daruss sy win beschickt hettent, geschickt worden, ze
besechent, wie vil wins inen daran zuogeschriben
were.' 1484, ebd. ,Hab herr B. im domals inn sölicbera
koff . . . gesagt, was darinn vogtbar oder eigen wäre,
und das, so vogtbar syg, da wäri im der zins inn
miner herren urbar zuogeschriben, und die sechs imy
kernen, darumb die frow inn jetz mit recht angelangt,
die wärindt herr B. im urbar zuogeschriben und nit
im, und wüssti mengklich, das man niemandt nütz im
urbar zuoschriby, einer wäry dann selbs darby und
wäry der zinsgült, die man im zuoschryb, gichtig und
bekanntlich.' 1516, ZGreif. ,[Als] der wirtt iro ...
die ürtten ghoüschen, sagte er, N,, zum wirtt, er sollts
imme z., er wellte es bezalen.' 1568, Z Ehegericht.
S. noch Bd II 1023u. (auch bei Fris.). — d) uneig. wie
nhd.. Einem Etw. beilegen, -messen B (Zyro) und
sonst; doch nicht eig. volkst. .Zuoschreiben. den tittel
gäben, a-, prascribere; du solt mir kein hinlässigkeit
oder liederligkeit z. (sag nitt, das es niiner liederlig-
keit schuld seye). neque mihi negligentiam velim
ascribas; im selbs den sig z., der aber billich einem
anderen gehört, victoriam intercipere alieno labore
quaesitam.' Fris.; Mal. ,Ir band ouch kein fröud on
den win ... darumb mich [den Wein] billich wundren
mag, dass ir ... mir all laster zuo wend sehr.' HsRMan.
— Zue-schriben n.: 1. zu Bed. la, schriftliche Mit-
teilung, Zuschrift. ,Das z. und gründig antwurt.' 1496,
G. .Sölich z. iren und unsern 1. Eidg. von Friburg
zuosenden.' 1499, Z. .Wie wir uns uff das z. unserer
lieben Eidtgnossen umb die reden . . . erkundigt.' 1524,
Bs Ref. ,\Vir al ... dankendt üch ... üwers trüwen
und flissigen z-s zuom höchsten.' 1547. BRiEF(JBlasiu.'i).
— 2. Zueignung; s. unter Bed. 2bß. — zue-ge-
schriben: zu Bed. 2bo. ,Dass er den tresorier ...
siner vangknis. die im in zuogeschribnem gleit be-
gegnet ist, ledig verschaff.' 1477. B RM. — .^hd. zm,-
srnhati, eorapingere, adnectere, adnotare; mhd. zuoscAriien in
Bed. la und -2 b ; vgl. Fischer V 1 1 38S/9. — Z u e - s c h i i b u n g
f.: 1. = Zue-achriben 1. ,Wie b[äpstliche] h[eiligkeit]
einen bischoff zuo uns schicken werde, der nach zuo
Rafenna sige, alda etwas z. von b. h. warte.' 1512, Z. —
2. .Zuoschreibung (zuomässung, zuotüeyung), ascriptio.'
Fris.; Mal.
Schribe» II n., Dim. (in Bed. b) Schribeli h {Bin
1885): subst. Inf. Sehr, tuet Mibe", ,litera scripta manet',
Warnung, blossen Worten zu trauen, Schriftliches
leichtsinnig aus der Hand zu geben Th; Z, so 0., Wl.
[.\.:] Wir wand ... der Begieri"g so e' G'schriß i'ge;
das''s ke'" so Webmaschine' geb. [B. :] Herr Jesis, täend-
ir Das no' nüd ! Sehr, tuet Mibe". Stvtz, Gem. a) Hand-
lung des Schreibens. S. Fer-scAri6ew (Sp. 1513M). ,Art
und weis, die einer im schreiben braucht, scriptura;
sich Schreibens begon, sein narung mit schreiben ge-
wünnen, scriptum facere; sich des Schreibens abtuon,
vom schreiberampt lassen, scripto sese abdicare.' Fris.;
Mal.; s. noch Sp. 785 u. ,Und soll hiemit, wie er an-
genommen ist, stattarzat heissen . . . aber sich hinfüro
des schr-s inn truck nüdt beladen noch anneramen.'
1558, Z BM. Als Gegenstand des Unterrichts. Schulspr.
,Ihr habt bis dahin nur diese [Schul-]Abteilungen ge-
habt: Namenbüchler, Buchstabierer, Leser und Fragen-
büchler ... Nun lasst uns auch Religion, Rechnen und
Schreiben als Fächer ansetzen.' Gotth. ,Die gemeind
Ottenbach begert, das man inen uss irem kilchenguot
... ein schuolmeister zuo erhalten bewilligen welle,
damit die jugent im sehr, und lassen uferzogen und
bericht werde.' 1566. Z RM. — b) schriftliche Mit-
teilung, Schriftstück, Brief; kaum volkst. De'' Stube"-
schriber [der Waisenkommission] . . . schribt de"" am
Sunntig nä''' der Predig si"s Protokoll und macht de"",
wenn er no''' g'cho" ma", sini Schribeli ... Die tnuess
de"" der Umbieter zum übme"" trage". Bari 1885. .Darum
söllent ir üch . . . von üwerm guoten, cristenlichen
fürnemen nit abwenden, noch ücli UZwinglins, predi-
canten zuo Zürich, verfuerisch, lasterlich sehr, davon
bewegen lassen; dann derselb Zwingliu in siner ge-
schrift inänigfaltig irrung infüert.' 15'24, Absch.
(Abschr. eines Briefes von Eck). ,Wyter ist schryben
har kummen, der herr von Anderes habe ... geschlagen
die bäpstler.' 1562, Brief (HBull.). ,Um dise Zeit
baten wir Schreiben, dass der König in Denemark den
Tilli zum andern Mahl geschlagen.' Anhorn 1603/'29.
S. noch Bd VIII 1088M.; Sp. 1490o. (Schrier). — Vgl.
Gr. WB. I.\ letlT (.schreiben' 9); Fischer V 1I3S (srhreil^" l).
zu den folg. Zssen die entsprechenden mit Äri«/(Bd V 447/99).
E-: schriftliches Eheversprechen, Verlöbniss Z, so
Brütt., Russ. (gew. vom Pfarrer ausgestellt und von
den Verlobten unterzeichnet, die je eine Ausfertigung
erhielten), Stdt, Thurtal, überall f (bis etwa 1870).
Hatten sich zwei Liebende zsgefunden, so wurde [im
Zünterland] mit Einwilligung der beiderseitigen Eltern
ein .Ehesclireiben' aufgesetzt, unterzeichnet und mit
den beiden Familiensiegeln versehen; trat einmal der
Fall ein, dass eines der beiden von seinem Versprechen
zurücktreten wollte, so musste der Ehevertrag mit i
Wissen iler Eltern und unter Mitwirkung eines Kirchen- j
Vorstehers aufgelöst werden; der schuldige Teil musste j
den andern deiiUinstäiulengemässentschädigen.GBiKUER |
1925. Die Braut sicherte sich durch das .schriftliche Ehe- :
verspreclien. dessen Nichteinhaltung klagbar war, vor i
den Folgen vorehelicher Mutterschaft; vgl. EStauber l
1922, 15. — Um-: „Kieisschreiben, Circulare F" (St.*)- i
Syn. Ä'reis-, Um-lauffSchr. — Filz-: schriftlicher!
Verweis; vgl. Fitz 3 (Bd 1 823). ,Wann kein Bericht i
1520
Schrab, schreb, schl'ib, schrob, scbrub
1530
nacher Zürich folge, werde entweders ein ernstliches
Filzschreiben an das hiesige Ministerium oder einen
ehrsamen MagistratodergareineGsandtschaft kommen.'
GoLDscHM. Chr. — Fünf!-: vom Zickzackgang eines
Betrunkenen; nach der Form einer lat. Fünf. ,Sie
[die Regeln für das Bartli-Spil] entliielten . . .
grobe, lächerige Witze, zB. wer ein Brunner werden
wolle ... müsse nicht weniger trinken, als bis er auf
der Strasse am Füiifischreiben zu Boden trole.' Kvd;
vgl. AfV. XIII 286. — Favor-: Empfehlungsschreiben.
Der zunächst nur im Namen eines'Teiles der evange-
lischen Orte akkreditierten Gesandtschaft zum west-
fälischen Friedenskongress wurde nachträglich durch
ein ,Favorsclireiben' gestattet, ,im Namen gemeiner
13 Orte' aufzutreten. 1047, JSG. 191tj. — Fürder-
nuss-: = dem Vor. ,Dass die Parteyen vor dem Ambts-
mann an dem wöchentlichen Audienztag . . . erscheinend
... welcher dan auf Verhör der Parteyen eine Erkandt-
nuss ausfallt, welche immediate für e[uer] Gnjaden]
mag appellando oder recurrendo gezogen werden; wirt
auch je und allwegen mit einem Bericht- und F.-
[ schreiben begleitet.' 1699, Aa Rq. 1922 (AaL.).
1 Klag-: Beileidschreiben. ,Frouw äptissinen und
I frouwen zuo Schennis ... 50 gl. zuo einer brandstür
vereeren und soll inen mit einem klagschryben by
eignem loüft'er zuogeschickt werden.' 1585, Z RM. —
Vgl. Gr.WB. V933.
1 Kreden Z-: Beglaubigungsschreiben. .Dergleichen
] trölhaften Persohnen und unrüewigen Gemüeteren den
I Zuegang und Acces von ihr G[naden] nit zue ver-
I günstigen, es sye dann Sach, dass die beide Parteyen
i... ein Cr. -schreiben von einem Amptsmann uttwisind.'
1645, Aa Rq. 1922 (AaL.). Bes. für Gesandte. ,Als
die Gsandten von 13 Orten loblicher Eidgnossenschaft
. zu Solothurn erschienen, hat Herr B. ein Cr. -schreiben
1 seines Königs auffgelegt.' Anuorn 1603/29. ,Nach Inn-
I halt unser von unseren Herren und Oberen em-
i pfangener Cr.-schreiben und besiegleter Instruktion.'
, ebd. 1607. ,Uiiser Cr.-schreiben von 13 und zugewandten
Orten.' Hochreütiner 1663/4. — Vgl. Gr.WB. V 2136;
j Fischer IV 723.
Kreditif-: = dem Vor. ,Project eines Cr:-schreibens
und eines Befelchs an eidtgnössische Handelsleut.'
j Hochreütiner 1663/4. — Kreis-: Rundschreiben.
I Abtsspr. S. auch St.s Erklärung zu Um-Schr., sowie
, Gr.WB. V 2160 (schweiz.).
Lad-; ,bei Schützen, die schriftliche Einladung an
ein Schiessen' Ap (allg. It T.). — Vgl. ,L.adungsschreiben'
i bei Gr.WB. VI 55.
j Lauf-: Laufpass; Syn. i-BriV (Bd V 462). Ein
I Gesell, der in einer andern Stadt Arbeit suchen wollte,
j rausste von seinem frühern Arbeitsort ein von den
Obermeistern unterschriebenes ,Lauffschreiben' mit-
bringen. 178'2, Z. — Kei Gr.WB. VI :i:!4 iu der Bed. Zirkular;
vgl. das Folg.
üra-lauf-; = Um-Schr. Als Haupt des Gerichts-
herrenstandes berief der Landeshauptmann die Gerichts-
herrn, indem er ihnen durch einen besondern Boten
vdas ,U.-schreiben' zusandte, worin die Traktanden ver-
I zeichnet waren. XVIII., H Hasenfratz I90S.
Manung-; = Maning 3 (Bd IV 294). ,I)as ernstlich
M.-schreiben unser lieben Eidgenossen der Statt Bern.'
1653, ScH (Brief aus dem Felde) — Vgl. .Mahnschreiben'
bei Gr.WB. VI 1466.
Für-bitt-: = Bitt-Brief (Hd\ 414). ,Dyss gegen-
wärtig Fürpittschryben an alle und yede unsere gut-
herzige Landlüt', um Beisteuer zu einem Kirchenbau.
1657, ApRatserk. ,Literse conimendatitiae, F.-schreiben.'
Denzl. 1666/1716. — Vgl. Gr.WB. IV 1, 668.
ligcht-: Rechtschreibung, Orthographie. ,Dan
euch brauche ich mich rnitt allem fliss und arbeit mit
dem lassen und rechtschriben, ortographiren oder
setzen, daran das fürnemste glegen.' 1576, Z (,Suppli-
cationm.NEschenburgsdestütschen schuel-undrechen-
meisters'). — Be-richt-: Erläuterungsschreiben; s.
Fünlernuss-Schr. — Rät-: Substantivierung von ,an
den rät schriben'; s. Sp. 1495 o. , Unser herren wollend
ouch nieman darum [um Forderungen, die sich aus
Geschäften mit Minderjährigen ergeben] recht lassen
ergan weder mit r. noch andrem.' Z Mand. XV. ,Daz
Gott allen denen das vallend übel gebe, die das r.
ie erdacht habint.' 1460, Z RB. .Welich Schuldner
zuo der muoter und der tochter erlangte recht habent,
es syg mit verpott oder r.' 1505, Z RM. , Ordnung
umb die schulden, so man mitt gebotten oder r. in-
züchen mag.' 1546, Z (Schaubg Rq. II '276/8). S. noch
Sp. 315u. — Er-suech-: schriftliches Ansuchen.
,Von unserem Stattleufferspotten, der das E. [an den
kaiserlichen Obersten um Beistellung einer ,salva
guardia' für einige Orte] hinuss nacher Rielasingen
(alda der Obrist sein Hauptquartier) getragen.' 1639,
ScuSt.
Schö(n)-: wie nhd. Schulspr. Mer händ hüt Seh.,
Schönschreibstunde. — Vgl. Gr.WB. IX 1524.
ße-denk-: Denkschrift. Promemoria. ,Des J.s
Todschlags halben ist beratschlaget worden, dass man
auf Herrn Landvogts Schreiben einen Gesandten mit
einem B.-schreiben nacher Frowenfeld abordnen solle.'
1639. G Rq. 1903 (.Bericht, das ein Landvogt im Thur-
göw oder sunst ein frömbder Herr Nichts an dem Frey-
gericht zu fordern habe'). — Winkel-: private, nicht
amtliche Ausfertigung eines Schriftstückes (Inventars
odgl.); vgl. W.-Schnber. Es sei alte Übung gewesen,
dass. wenn ein Vater mit Hinterlassung minderjähriger
Kinder gestorben, die Kanzlei inventiert habe, und nun
wollen die Verwandten inventieren und sich das Recht
des ,W-s' anmassen. 1708. ZEgl. (Z Rechtspfl. 1859). —
Zorn-: Schreiben, in dem man seinem Zorn Luft
macht. .Wylen die Herren von Salis ... unsern ganzen
Stand in ihrem Z. unverantwortlich durch die Hächel
züchend.' 1695, Z.
Schribent ScuHa. (Neukomm); Z (Spillmann),
auch in der ä. Spr. neben ,scribent' — ra. : 1. Schrift-
steller, Verfasser. .Angenomne und bewärte scr-en und
leerer, autores classici.' Fris. ; Mal. (wo Weiteres).
,Alte schribenten (schrybenten).' Tierb. 1563; daneben
.scribenten' (s. un-bresthaft Bd V 854) ; ebenso im Fischb.
1563. .Autor, scriptor, Scr.' Denzl. 1666/1716. —
2. = Schriba.i- (Sp. 1492) ScaHa. (.Einer, der gut schreiben
kann'); Z (Spillmann). — Vgl. .Skribent' bei Gr.WB. XI,
1331; Fischer V 1427. Die Form mit Sehr- durch Anschluss
au uasre Sippe; vgl. Schrihux und die Anmm. zu Sthribir,
schribihti.
Schriber (bzw. -t'-), in der ä. Spr. (1396, WMerz
1915; Mal.) auch ,scr-' — m., Dim. (in Bed. Ibß)
Sehriberli: 1. a) wer schreibt, schreiben kann. In
manchen Gemeinden [des Kantons Zürich hatte sich
E. XVIIL] der Brauch erhalten, dass der Lehrer den
Schulern auf seine Kosten die Schreibmaterialien
lieferte. [Hiedurch wurde er schwer belastet] so dass
er gewöhnlich kein Interesse hatte, in seiner Schule
1531
Schrab, schreb, sclirib, schrob, schrub
1532
, viele Schreiber zu haben'. WKlinke 1907 ; vgl.
Fischer V 1139. Qual, bestimmt. ,Wirt euch der N.
bericht geben, dan ich [Preih. vHohensax] ein bösser
schrieber bin undt mein schrieben übel zuo verstan.'
1591, Brief. .Das er [ein Bewerber um eine Schul-
meisterstelle] ein gueter Musikus und Organist und ein
sauberer Sehr, ist.' 1639, Z. — b) Schreiber von Be-
rufs-, .'Vmtswegen. allg. ,Ein sehr, sol sin getrüwe
an allen Sachen und verswigen, wan er muos machen
vil dik raanig heimlich brievelin.' Schachzabelb.
, Schreiber oder Substitut, der eim mitschreiben dienet,
a manu, a manu servus et a manibus, anianuensis
[usw.]; schnäller Schreiber, der die faderen lasst
danzen, notarius velox.' Fris.; Mal.; vgl. a. ,K. von
Nüwenburg, einem sehr, und frygfechter, für die ver-
eerten zwo schrybfäderen üch mynen gn. herren lut
der bkhandtnus.' 1594/5, Z Seekelamtsrechn. S. noch
Sp. 1492. 1501. 1506 (er-schriben). a.) mit der mehr
oder weniger selbständigen Besorgung von Kanzlei-
geschäften (Protokollierungen, Beurkundungen usw.),
oft mit der Leitung einer Kanzlei, auch weitern damit
zusammenhängenden Verrichtungen betraute (.\mts-)
Person; meist in Zssen (s.d.), als einfaches W. einer-
seits i.S.v. modernem, auch im mündliehen Gebrauch
überhand nehmendem Aktuar, Sekretär (Bd VII 680) Bs;
GRPr.; WG., anderseits spez. i. S.v. Gemeindeschreiber
(Syn. .ffopt-, Ge-meind-Schr.) ApA.(T.), Kreisschreiber
(jRSchs, Landschreiber ApI. (T.), Notar ß (tw. f). so
G. (s. Ver-schnhen Sp. 1513 M.) und It Zyro; WG. Er
macht der Sehr. WG. ,Von disera venden seit dis märe,
das er betütalle schribäre, die vorgerihte schribentalle
Sachen.' Schachzabelb.; in der lat. Vorlage: notarii.
.Schreiber, der die abscheid und berichtsbrieflf einer
statt bewart und alle handlung, die sich verlauft, auff-
schreibt, commentariensis, actuarius.' Fkis. ; Mal.
S. noch Bd IV 1357o.; V 508 u. In ÄAAar. wurde urspr.
der Schulmeister in den meisten Fällen gleichzeitig
als ,schr.' gewählt, dh. er hatte das Amt eines Stadt-
schreibers zu versehen (so noch 1428); die Trennung
der beiden Ämter scheint sich um die Mitte des XV.
vollzogen zu haben. MReimann 1914. ,ltem ... liessend
die anweit von Roschaeh clagende für uns bringen,
wie ir fordren vor ziten habend umb kof und verkof,
och umb dein und gross zins und ander handlung die
brief zuo Eoschaeh by einem sehr, ald sehuolmeister
machen lassen . . . dardurch ein sehuolmeister sieh
dester bass by inen erneren ... und ire kinder dardurch
gelert werden möchten; söliehs aber inen jetz ab-
gestrickt und verboten sig, das sy einandern nit höher
dann umb zechen pfund pfening versorgen ... dörfen
und was darüber ist, das soll und muoss alles zuo
Sant Gallen in der canzli geschriben werden.' 1525,
G Rq. 1903 (Schiedspruch). S. noch Sp. 1534o. (1670,
BoSi. Rq. 1912), sowie die Anm. (1519, ZElgg) und vgl.
Schuel (Bd VIII 606o.); be-schriben la (Sp. 1519); Statt-
Sehr. (1494, B Brief); Schriberi (zu Anfang), auch
KHauser 1895, 124/5. In B mussten sieh die Schreiber
vom Stadtschreiber in der ,schribery' prüfen lassen,
um patentiert zu werden; s. auch Bd V 308 (Brob) und
vgl. Schriberi. Stellung, Befugnisse udgl. ,Das enkein
sehr, in unser stat enkeinen brieff schriben sol mit
hangenden insiglen, daran gezügen stan söllent, die
gezügen syent denn vor dem sehr, oder vor ir under-
schriberen, so den brietf schriben söllent.' 1385, B StR.
.Nachdem sich die gmeind zuo Sant Johann under-
standen, nach irem selbs wolgfallen einen sehr, zesetzen
und zenemen on bewilgung eines herrn [des Abtes].'
1557, GRq. 1906; Weiteres ebd. 548 (1555). 625 (1586).
,[Dass] die sehryber . . . dheine zins-, schuld- und
koutfbrief uff die undervögt, sonders die obervögt, wie
von alterhar brüchig gwesen, stellen söllind.' 1565,
Z RM. ,Frouw priorin inn S. Catharinental by Diessen-
hofen schryben, das sy iren hoffmeister des, das die
von Ruodolfingen inne zuo einem sehr, bruchen, ab-
wyssen und sy by irem alten bruch, das sy einen
eignen sehr, habint, blyben lassint [!].' 1570, ebd. ,Der
schreiberen dienst ist ... sonderlich zuo Zürich hoch-
und wolgeaclit.' Siml. (Reg.) 1577. ,Nun so ist aber
mein [des Richters] gehabten Rat ein Urtel abgefasst,
welche der Schreiber uf Papeir hat.' XVIL, G Rq. 1906
(Urteilsformel). ,Dass gleich wie der Grichtschreiber
N. von Reütigen hinder dem Sibental nit stipulieren
darf, also auch denen Schreiberen aus dem Sibental
gleichmässig verboten sin solle, hinder Reütigen zu
stipulieren.' 1718, BnSi. Rq. 1914; Weiteres ebd. 135
(1678). 167 (17'22). ,[Es] sollen von nun an ... alle
Instrumente, sie seien verschrieben, von welchem
Schreiber sie wollen [s.den Anfang des Belegs Sp.l510M.],
in ein einziges Unterpfandsmanual eingeschrieben
werden, welches jederzeit hinter dem Gerichtsschreiber
des Orts, dem die Ausfertigung der Gült- und Schadlos-
briefen einzig zukommt, liegen, jedoch denen andern
Notariis zur unentgeltlichen Einsehreibung ihrer aus-
gefertigten Instrumenten offen stehen soll.' 1796, BoSi.
Rq. 191-2. S. noch Bd I 1302 (frönen); VI 31 o.; VII
1783/4; Sp. 1501M. 1509o. 1514M. 1519u. (zweimal).
Neben andern Amtspersonen. ,Wele urkünd ouch also
erkent und gevertiget werdent ... die sol ouch denne der
sehr, fürderlieh schriben und der Schultheis besigeln.'
XIV., B StR.; = .des geriehtes, schultheissen sehr.'
(s. u.). ,Were, das die, so sich also uselagen Hessen,
nit gewüsslieh husheblich werin ... so sol der Schult-
heis, weibel und der sehr, den secher denne, wer der
ist, bi iren geswornen eiden fürderlieh wisen ze sweren
für unser stat.' ebd. ,Die richter, notarius oder sehr.,
des gerichts weibel und wer zum gericht dienet.' 1525,
Z Ehegerichtsordn. .Dannenhin in ainer stund lang
[nachdem zum Gericht geläutet worden] so sol amao,
richter, sehr, und waibel all in gman bi enandren ver-
samlet sin.' um 153'2, G Rq. 19u3 (GRorsch.). ,Es ist
auch ein Jeglicher, der im Gerieht ist, es seye (Land-)
Amraann, Geschworner, Schreiber oder Weibel, schuldig
anzugeben ein jegliche fehlbare Person.' GrKI. LB.
,üie Vogt sollen . . . vor Aramann, Schreiber und Waibel
Rechnung geben.' 1697, GRq. 1906(GMosn.). , Weiters
ist wahrgenommen, dass die Schreiber und Weibel eine
Zeit dahar in der Landtkammeren gleich den Vor-
gesetzten und Ausgeschossenen des Landts ... ge-
raehret; als ist ihnen als Bedienten das Mehren in der
Landtkammeren allerdings abgestelt.' 1720, BnSi.
Rq. 1914. Besoldung. ,Den zwölffen . . . gitt man
6 schaff . . . Dem sehr. 1 schaff von gewonheit ze-
schriben.' 1302, Gl Urk. (Säckinger Urbar). ,Sol und
mag einer den anderen verschaffen ze laden mit einem
brietf, kost zwen blaphart ... einer dem sigler, der
ander dem sehr.' 1533, BoSL Rq. 191'2. ,Das unser
gnädiger herr [der .Abt] inen, den geriehten, möge ein
sehr, gen ... und das ir fürstlich gnad deraselbigen
... ein tax oder belonung schöpfe, die den biderben
landlüten, in denen geriehten gesessen, ouch den
1533
Schiab, sclireb, schrib, schiob, schrub
1534
scbr-n eiliilenlich sie.' 1554, G Rq. 1906. ,Mässigung
der Scbr-en und Besiglei'en Belobnuiig von Schynen
und Gültbrietten.' Z Wuchernianil. Itil3. 1628. ,Denne
hat ein Schreiber [im B Inselspital] hievor nit mehr
als 9 Mütt Dinkel ghan; hernach aber sind ihm aus-
gerichtet worden 13; dissraahlen haben ihr Gnaden
ihm ... 10 iVIütt bestimmt.' 1634, ImOb. 1878; vgl.
Spitäl-Sdir. Über das ä. Schreiberwesen s. noch Bs
Chr. IV 131/42 (für Es); Gfd 75, 138/49 und 79, 10/7
(für L); ZfsR. IVb, 103/7 (für die Z"Landschaft). Im
Felde; vgl. vRodt 1831 1 121, ferner Feld-, Kriegs-
Sehr. ,Thomaii Setzstab sagt, als er vormals Hans
Cuonrats von Rümlang sehr, zuo Plasenz sye gsin und
er zuo Winterthiir zuo im konien sye [um ihn um
weitere Verwendung zu bitten], de im der hoptman
antwürte . . . Th. sölte nit zwiflen, wo im die hoptman-
schaft wurde, das er keinen andern sehr, dann Th.
nenunen weite.' 1513, Z (Reislaufakten). ,Im 1522. jar
zugend gmein Eidgnossen ... ins Meyland ... warend
houptlüt Hug, BvonHertenstein und Huser, des sehr,
was ich um 4 söId.' Salat Tgb.; s. noch ebd. 33. Der
,schr. Niclas Manuel', bei Novara. 1522, Ansh. Das
Elgger Fähnlein hatte einen , Schreiber'. 1619, KHauser
1895. Bei einem Feldgericht (vgl. Feld-ge-richts-Schr.):
,Ward durch radtschlag gemeiner houptlüten uff aller
heiligen tag im Zürichläger [1531] ein gericht besetzt
... obrister richter in. FManz von Zürich, sehr. JVIGross-
raan [usw.]' HBüll. 1572. S. noch Bd IV 1383M.
Sekretär eines Fürsten: ,Wie wol dem unschuldigen
herzogen die schuld ward abgelassen, hat im dennocht
sin frommer, trüwer sehr, um 20 000 gülden ein wider-
streich geben ... Dabi ein fürst und land wisse, sich
mit edlen, gwaltigen, unlidigen, listigen schr-n ze
halten.' Ansh. ,Sclir.' heisst in Bs der Sekretär der
Universität, dann auch verschiedener privater Gesell-
schaften, so der akademischen G., der G. zur Beförde-
rung des Guten und Gemeinnützigen, der G. für Volks-
kunde. Bei Zünften; Vj^\. Stuben-, Hand-werks-, Zunft-
Schr. Bei den Bs ,(jraHtüchern' hiess der Seckelmeister
1389/1450 , Schreiber'. TGeering 1886. ,Sollen alle
Handtwerker sich zünftig machen ... sodan von dem
Handtwerk vier ehrliche Meister erwählet und aus-
geschossen werden; den ersten sol man nennen Zunft-
meister, den anderen Ladennicister, den dritten ein
, Schreiber und den vierten Bottmeister.' 1704, G Rq. 1903
I (GRorsch.). Einen , sehr. 'gab es beim Gericht der, bader-
gesellen' in AaB.; s. Bd VI 336/7. Als Amt der Knaben-
I Schaft in Zg; vgl. AfV. Vlll 86Anm., ferner Stadt-
I Sehr. 2. Bei Alpgenossenschaften, = Ali>-Schr. GRvPr.
I ,Ain alpmeister [soll] ain sehr, in sim costen haben,
I wan man inrechnen wil, one der alpgnossen schaden.'
I 1550, G Rq. 1906 (GAStJoh.). Mit näherer Bestimmung.
\ Effef'tUche Sehr., mit notariellen Befugnissen, so bei
'' Fertigung von Testamenten, Beglaubigung von
I Unterschriften; früher musste er einen Amtsei<l
leisten (vgl. .geschworner Sehr.'), heute Kaution Uw.
!, Offner sehr.' ,[G. erscheint zum Zwecke einer Ver-
i^gabung vor] B. von Solotern, clerig Lossner bys-
1 tuombs, als für ein offnen scr. von keisserlicheni gwalt.'
1396, WMerz 1915; ähnlich ebd. 14.3/4 (1441). ,Ich
hienach geschribener offen sehr. E., ein clerich von
Spier.' 1419, AALeugg. ,Geraeiner sehr.' 1) un-
parteiischer Sehr. ,Der stattschriber sol schweren der
|statt nutz und ere, iren schaden ze wenden und nütz
Ue fördern, einem schultheissen und rat gehorsam ze
sind [usw.] und darinn daz best ze tuond, ein ge-
meiner sehr, ze sind.' um 1480, AAZof. StR. ,Es sol
ein Gerichtschreiber schweeren ... Jedermann ein
gleicher, gemeiner Schreiber zu sein, Fremden und
Heimschen, Reichen und Armen.' Z Gerichtsordn. 1715.
S. auch Land-Schr. — 2) ,Gemeiner Schreiber, der aller
händlen formular hat und weisst (ein notari oder brietf-
schreiber), formularius.' Fris.; Mal. , Geschworner
sehr.'; vgl.: ,Der eid, so die schriber swerend, so sy
ze schr-n genomen werdent' (um 1500, Z StB. III 152).
.Satzung der geschwornen schr-n halb, wie sich die-
selben halten söllent.' 1534, Z RB. ,HvWattenwyl, ge-
schworner sehr.' 1544, B RM. ,NN. angnommen zu
geschwornen schr-n in der canzly.' 1553, ebd.; dafür
1562 auch .geschworner notari.' ,Es sol ein yeder
sehr., der von einem schultheissen und rhat zuo Murten
zuo irem gschwornen sehr. ... angenommen wirt, einen
eidt schweren.' 1566, FMu. StR. ,N., geschworner
Sehr.' 1620, Z. ,Was dann die zinsbaren Obligationen
betrifft, sollen dieselben ... nit durch die Predicanten
oder Schulmeister, sondern durch einen geschwornen
Schreiber ... geschriben werden.' 1670, BoSi. Rq. 1912;
Weiteres ebd. 174 (1678). 240 (1796). S. noch Register
(BdVI741o.); Schriberi und vgl. Zins-Schr., ferner
Bodmer 1894, 90 (XVII.). ,N., ünserra undern sehr.'
1406, Z StB.; vgl. Under-Schr. ,I)issen brief schrep
meister N., dur [1. der] burger sehr.' 1290, AARh. StR.
.Was urteilen für ein rat also gezogen werdent und
die ein rat scheidet, die sol des rates sehr, beid ver-
zeichennen.' 1336/60, Z StB.; vg\. Rät- Sehr. ,Des ge-
richtes sehr.'; vgl. Ge-richts- Sehr . ,Und soUent sweren
unser Schultheis, unser zuchtmeister, der grossweibel,
des gerichtes sehr, und all weibels botten, all buossen
und einu[n]ge ungevarlichen vertigen ... es si umb
den mist usszuofüeren [usw.].' XIV., B StR.; auch
,gerichtes sehr.' .Wenn er [der Schultheiss] des ge-
richtes an gevärde nit hueten mag [und im Rat oder
unter den Zweihunderten keinen Ersatzmann findet, so
mager] den grossen weibel oder des gerichtes sehr, dar
setzen, die an siner stat sitzend.' ebd.; noch öfter im
XV./XVI.; dafür ,gerichtschr.' B StSatzg 1539. Im
gleichen S. ,des schultheissen sehr.' XIV. /XV., ebd.
(öfter); vgl. ebd. 178. ,Schwert des sekelmeisters
schriber ... alles eins sekelmeisters innemen und uss-
geben ... inzuoschriben.' B PES.; vgl. Seekel-Schr.
, (Zollschreiber oder) Schreiber einer schaffnery (lehen-
schreiber), scriptuarius.' Fris.; Mal. , Schreiber bei
der Büchercensur, wird von den Herren Censoribus
erwählt.' Mem. Tig. 174'2. — ß) Kanzlist. allg. Mi"
Schats ist e" Sehr., e" Sehr. mues''s si": bald spitzt-
er si" Federe; bald tunkt-er-si i". KL. (L). Wie machi"d's
denn die Schriber? So mathi'd si's: si nend de" Federe"-
haUer i" d'Hand ond stund de" ganz Tag ommenand.
Ap VL. 1903; verbreitet. Auch sonst häufig in gering-
schätzigem S. Er ist im'' so en Sehr. So oft Dim.
Und die Unzal vu" Beamte" und das Her vo" Schriberli:
wer 7nuess all die Burseh erhalte"? 1850, B Blätter
1914. — y) Angestellter auf einem kaufmännischen
Kontor Zf; Syn. Ktmtor-Seh. Sehr, imene" G'schäft,
in-ere" Fabrik. — c) Schriftgelehrter im biblischen S.
.Christus . . . hat die Phariseier, schiyber und gelerten
in der gemeind bescholten.' Zwingli; nach Matth. 23,
wo , schriftgierten'. 1530, Bib. (ypaiiiiaTst?. LXX.,
scriba;. Vulg.). — (1) = Schribent 1 (8p. 1530). ,Der
selb hochwirdig erzengel Sant Michel ... mir armen
1535
Schrab, schreb, schrib. schrob, schrub
1536
sehr, dis buochs ... helf zno einem seligen, guoten,
cristenlichen ende.' Stretl. Chr. .Schreiber oder ein
verzeichner aller händlen, die sich dann verlauffend
oder zuotragend, ab accidentibus ; hochgeachte Schreiber
und urhaber der büecheren. elassici autores; schlächter
Schreiber, dem man kleinen glauben gibt, levis autor.'
Fris.; Mal. .Glaubwirdiger scr., dem ze glauben ist,
autor locuples; Schreiber der stattbuoch. ab actis.'
Mal. ,Wir band in des bapsts rechten gelesen und
in Aristotelis wesen, Thoma, Scoto und anders mer
der alten schuoler und schriber 1er.' HsRMan. .Die
Verwandtschaft der Schreibern, der Mahlern und Bild-
hauern.' Diso. 17'21 ; öfter. S. noch Sp. 1503u. — 2.a) Bei-
name des Fisches Chondrostoma nasus; s. Nasen 6
Bd IV 800 (Fischb. 1563; nach Gesn. Hist. anim. IV
732: .Venter eorum intrinsecus nigerrima membrana
ambitur, unde ioculari nomine hunc piscem Germani
scribam nominant. Ein nase ist ein Schreiber'); vgl.
auch Oken VI 303 und Gr.WB. IX 1700 (Bed. 4). 1701
(.Schreiberfisch'). — b) Weinstockfallkäfer, Gleitkäfer,
Enmolpns vitis BTwann (Bärnd. 192'2). — c) ,bei den
Ziegenhirten der Name einer schönen Ziege ohne
hervorstechende Karaktere' ApI. (T.).
Ahd. Hcrihari. n.h.i. achnbare; Tgl. Gr.WB. IX 1678/1700.
1702 (,Sohreiberleiu' mit Beleg aus GKeller); Martin-Lienh. II
515; ChSchmidt 1896, 'J7; Fischer V 1 13S/9, zur Form
,scr-' die Anm. zu SchriUiU (Sp. 15:J0), zu Id das syn. frz.
ecrivain. Als Beiüanie GrFurna, wo das Amt seit laugeui
in der gleichen Familie. Scknbersmarti Äp. Schi-iberli FJ.
In ä. Zeit ohne scharfe Grenze gegen die Berufsbez. einer-,
den Familieun. anderseits; vgl. .Greta Schr-iu', Gattin des
Peter, ,schuolmeister und sehr.' 1519, ZElgg. Des Bs Stadt-
schreibers Johann vAltdnrf Sohn Johann erscheint l-120/4'2
mit dem Beinamen ,Schr.', der sich auf seine Nachkommen
vererbt; vgl. Bs Chr. IV 134, ferner ,R. dictus Schribere.'
1290, Bs. .KBeck, genannt Sehr., burger zuo Sant Gallen.'
1471, G Kq. 1903. .Der Sehr.- 1315. Gl Urk. (Namenliste).
.Der Sehr, von Goldiugen, der Sehr, uss der Aa'. Leibeigene
des Freiherrn von Hinwil. 1379, Z Urk. (neben .Heini Sehr.').
,Jakob der Sehr, von Rüssegg.' 1304, AaZof. .Heinrich der
Sehr, zer Sunnen.' 1297, Bs. ,Diethelnie der Sehr., burger ze
Lutzerren.' 1330, JEKopp. .Annon der Seh-in [Dat.].' 1376.
B StRechn. .Barbara Farneri die Schrieberi.' 1553, ZSth.
Als FN. AaAar. (2. H. XIV. und XVI./XVII.). B. (XV. It Leu.
Lex.). Bremg. (XVII. It Leu. Lex.). Zof. (XIV.); BsStdt (XIII./
XIV.; .Heiuricus Scriber.' 1285; .RSchriher.' XIV.); BStdt
(XIV. /XV.; ,WSchriber. vogt ze Göskein.' 1445/7; auch It
Leu. Lex.); GrRhäz. (XVIII. It Leu. Lex.). Tbs (S.hrilter) ; L
(XIV./XVI.; .der Schr-eu guot.' 1306. Neud.; .MSchryber.
barger und grichtschryber und wuridarzet.* 1523. Stdt); Sehw
(XV./XVIII.; .WSehr'iber tou Muotachtel.' 1378. Abseh.;
.HSchreiber, alt Laudvogt zu Uznach, des Rats zu Schwyz.'
1653; It Leu. Lex. .ein Geschlecht in dem Arter Viertel');
SStdt (XIV./XV.. auch It Leu, Lex.); ThFr. (XV. It Leu. Lex.),
Tägerschen (1530/1); Uw (XV.; .HSehriber von Underwalden
ob dem Wald.' 1469; .WSchriber.' 1470. Kerns; , Heini und
HensliSchr.' 14S5. Sa.); U (XV.; .HSehriber von Ure.' 1428,
Gl Urk.; auch It Leu. Lex.); ZgStdt (XIV./XVI.; .auch It Leu.
Lex.); Zllhi. (1531. HBull. 1572). Rudolfingen (1540), Stdt
(XIV./XVI.; , HSehriber, (der) schuochmacher.' 1456/74;
.Bärbel Schryberin.' 1532; .Anna Schryberin.' 1544; auch bei
Leu, Lex.), WoU. (aus GDiep. eingewandert). ,Kropfschriber',
Knecht. 1 534. AaB. Baumeisterreehn. ; vgl. Bd III 848 (Bed. 5)
undAaß. Urk. (RegisterXIXa). .Kratzschriber.' 1390/8, ZStdt
(viell. noch Berufsbez.; vgl. Chratz I Bd III 928). Flurun.
.Schriber' AaUmiken (.im Sehr.'; der Ertrag des Ackers ge-
hörte zu den Einkünften des Pfrundschreibers; vgl. JJBäbler
1889, 6). ,Sehriberen' ApHaslen. ,Sehriber-Loch' BEgg.
,-Schwcndeli' L. .-Weid' BBannwil. .Schribers-Hof-statt' G
Montl. .-Hueb(-wald)'. BRiiegs. ,-Hürnli' Blscltw. .-HUsli' B
Konolf. .-HUtteu' BIseltw. .-Kopf GSa. .-Matten' SOens.
.-Boden' GAStJoh. ; SOens. .-Schwand' BEgg. .Schreiberli-
Acker' ThBott. Als Lehuw. in der Westsehweiz (iriber, Änits-
titel in BRomont und Neuenburg; vgl. ETappolet 1914, 44;
1917, 156) und im oT. {tcribar, .scrivano. ma principalmente
lo scrivano del landvogt'; vgl. Boll. stör. 25. 95). — Zu den
folg. Zssen vgl. die entsprechenden mit Schiibcri.
Ober-: oberster Beamter einer Kanzlei. .Die Vor-
steher und Oberschreiber der Departemente [des
Kantons Aargau].' M. XIX.. Aa Gem. .Die Kanzley des
Obergerichts besteht . . . ausser dem Ober- und Unter-
schreiber aus einem Registrator [usw.].' Mem. Tig. 1841.
Im alten Bs zuweilen (so 1397) Bezeichnung des Stadt-
schreibers imGegs. zum Unterschreiber; vgl. Bs Chr. IV
132, ferner Under-, Stadt- Sehr. — Vgl. Gr.WB. VII HCl.
Almosen-: Schreiber des .Almoseuamtes' (Bd I
'244); vgl. Klöster-Schr. .AUmosenschreiber wird er-
wählt von den Herren Pflegeren des Allmosens, muss
täglich allda abwarten, bleibts allzeit.' Mem. Tig. 1742.
..illmosenschreiber. Dieser Dienst wird von Hrn
Almosenpflägeren bestellt und ist seine Pflicht, dass
er über Einnahm und Ausgab an Gelt, Kleidren, Frucht.
Brüggerguts, Säkligelts und Waisenvaters Verwaltung
4 ordeuliche Reclinungen verfertige, auch bey den
Pflegerstagen sich fleissig einfinde und alles Vorfallende
accurat einschreibe.' Z Pfründenb. 1757. S. noch
Schriberi. — Alp-: Angestellter einer Alpgenossen-
schaft, der bes. das Messen und Eintragen der Milch
besorgt, übh. die Rechnung über das Senntum
führt GRJenins (It Tsch. erst, seit die Milch täglich
gewogen und nicht mehr wie früher lediglich 1 oder
2mal während der Alpzeit gemessen wird) und It
FGStebler, AW.; Syn. Milch-Messer, -Sehr.; vgl. auch
Sp. 1533 u., ferner BerySchr.
Amt(s)-: 1. Schreiber eines Amtsbezirks (s.AmtS
Bd I 243) ; B t ; L t ; S ( Adressb. 182'2). eines Bezirksamtes
ScHW. In B, wo das Amt A. XVII. geschaft'en wurde,
waren die .Amtschreiber' oder .Landsehreiber' zu-
nächst Sekretäre der Landvögte. .Der Wuche'bott ...
musste geng am Mentig W^ Fritig z'Äbe"'' die Post-
sachen ... nach Schwarzenburg uf d'Post, iifd'sObtr-
amt und zum A. tragen.' Bärmi. I9I1. [l,audvogt beim
Verhör:] Da g'scht-der, Herr A., wie das eine' isch!
GoTTH. S. auch Ver-schriben (Sp. 1512). Über die
Amtsschreiber in BSi.. Unterbeamte des Tschachtlans,
später des Oberamtmanns, s. BoSi. Rq. 1912 XXVI/VIl;
BnS. Rq. 1914 XXXVl/VlII. ,Dem Landt- oder Amt-
schreiber für ein solch Urkund [im Pfändungsverfahren]
ein Pfund.* 1678, BoSi. Rq. 1912. ,Martig, Notar, Amt-
schreiber' und ,Lörtscher, Notar, Landschreiber im
Niedersimmental' unterzeichnen einen .Landmarchbrief
zwischen den Landschaften Ober- und Niedersimmen-
tal.' 1757. ebd. S. noch ebd. 231/2; BnSi. Rq. 1914,
195/6. — - 2. Gemeindeschreiber, -sekretär Ap (T.). Auch
It Ap Kai. 1769 für ApHer.; vgl. Kirch-hori-Schr. —
Vgl. Gr.WB. I 282; Fischer I 171.
Stadt-amt-, S Adressb. 182'2.
Under-: einem ändern .Schreiber' nachgeordneter,,
als Gehilfe beigegebener Kanzleibeamter. .Mines
gnedigen herren [des Abtes] amptlüt, der hofmeister,
tallman, weibel, u.' XV./XVL, G Mitt. In Bs; L; Sca;^
Z unterstand der ,U.' dem Stadtschreiber; vgl. (Under-J i
Stadt-schr. Die Beamtung des Unterschreibers wurde i
in Bs 1382 geschaffen; Näheres s. Bs Chr. IV 131/2, |
ferner Ober-, Rät-Schr. Über die Unterschreiber inj
1537
Schrab, schreb, scbrib, sclirob, schrub
1538
L und ihre Stellung vgl. Seg. RG. II 199/200, ferner
Gfd 75, 147/8 (,C'atalogus oder Register der U-en zuo
Lucern.' RCys.). ,Eiu u. ... sol swerren, das er mit
unsern büechern und brieft'en, als verr die für inn
komen, mit trüw und warheit umbgang, und ze helen,
was er darin findet.' 143'2, L RB. ,N., von einem
guoteu alten Geschlecht zuo Lucern erboren, war U.
und der erst Stattschryber, der vom U. zum Statt-
schryber worden ... obiit 1506.' RCy^. S. noch Bd IV
15ti5M. ,[In Sch] besassen nachfolgende den kleinen
ßaht: . . . JOHuober, U. -Schreiber.' 1559, HOHdber,
Chr. ,Sollent allwegen Statt- und U.-schreiber wider-
umb zu ihren Äinptern bestetiget werden.' 1619, Sch
Ratsprot. S.noch Rät- Sehr. In Z; vgl. Sp. 1534 M., ferner
Stadt-Schr. .Was under miner herren grossem insigel
oder dem secret wirt besiglet und usgat, das sol ein
stattschryber oder u. schryben.' 1515, Z StB. ; Weiteres
ebd. III '256/7. ,üb ir im möchtend helfen au ein dienst
by der stat [Zürich] oder u. ... dan er hat ein guoten
anfang ze schryben gelernet ze Wyll by dem statt-
schryber.' 15'2'2, Brief (ThvGeroldseck an Zwingli).
,Es hat auch der raht zwen Schreiber, die bey den
rehten sitzen sarapt ihren Substituten, so es die not
erforderet, ein stattschreiber und einen u.-schreiber,
welcher zuo Basel ein rahtschreiber genennet wirt.'
SiML. (Reg.) 1577; ausführlicher bei Siml.-Leu 47'2.
,Dem Rat ist auch zugeordnet der Stattschreiber, der
U.-schreiber und zwey Substituten, die Alles, was ver-
handlet wird, verzeichnen müssen.' JEEsoher 109'2;
,. .. Diese 4 Herren ... werden auch auf Gesandt-
schaften und bey anderen Geschäften gebraucht.
Bleiben so lang bey der Schreiberey, bis sie eine
bessere und höhere Bedienung bekommen.' Mem. Tig.
174'2; vgl. auch ebd. 491. ,Ein Herr Unterschreiber
hat nicht mindere Ehr dann ein Herr Stattschreiber.
Er soll auch alle Ratstag neben ihm geflissenlich im
Rat sitzen.' Z Pfründenb. 1757. S. noch Zins-Bichter
(Bd VI 461). Als Kanzleibeamter des Obergerichts;
s. Ober-Schr. In B stand der ,U.' zuerst unmittelbar
unter dem , Stadtschreiber', seit 1536 unter dessen
Stellvertreter, dem , Ratschreiber' (.s. d.); vgl. auch
Grüner 173'2, 32. ,Johans dem u. hiessen min herren
schenken 101b.' 1430, B StRechn. ,Buwherrensohriber
N. sol der canzly warten wie die u.-schryber.' 1550,
B RM. ,U. uss dem forst hat ghan 2, jetz 1 [Fuder
Holz].' 1557, B. ,Die [B] Canzley bestehet aus einem
Stadtschreiber, einem Rahtschreiber, einem Unter-
schreiber und drey Rahtsexspectanten.' Leu, Lex.
S. noch Bd VI 601 u. (BodelJ; Sp. 1531 u. Schw hatte
im XVIII. drei Land- und zwei U.-schreiber, Übw je
einen Land- und U.-schreiber. Bldmer, RG.; vgl. aucii
Siml.-Leu 1722, 560. ,Habe er [Stadler] in dem
Hornung 1705 auti' einer Badnischen Tagsatzung sich
erfrechet, ein Dupplic dem Abscheid beylegen zu lassen,
welche er concepiert und durch ein U.-schreiber ver-
fertiget worden.' Schw Prozess 1708. In GrD. hat der
Landschriber einen U. als Gehilfen. Bühler. , Klein
;und gross Rat, Landschreiberen, Underschreiberen
1 und Landweiblen, die werden [in der Landschaft
i Daves vom grossen Landrat] erwöhlt und besetzt.'
Sprecher 1672. .[Übertreter der Jagdordnung sollen]
dem Landschriber oder U. . . . angeben werden, die
sy dan in das Puessenbuech schriben sollen.' GrD.
iLB. S. noch mV 46S {Markt-BriefJ. ,[1591 starb]
i N,, ü. zuo Cur.' Ard. 157-2/1614. — Spätmhd. under-
Schwelz. Idiotikon IS.
schriber, vicecancellarius (Diefenb. 1857, 617c); vgl. Sanders
II 10 IIa.
Appellatz-: Schreiber bei einem Appellations-
gericht. ,Am 26. aprellen ward T. chorschriber, bleib
es aber allein 4 monat, do ward er a.' JHaller 1550/73.
— Fischer-ordnung-: den , Seevögten' (Bd I 708)
als Aufseher über den Fischfang zugeteilter Schreiber.
,See- und F.-schreiber, wird von Hrn Unterschreiber
erwählt.' Mem. Tig. 1742. — Exulanten-: Schreiber
bei der ,E. -Kommission', die für die aus Frankreich
verbannten eingewanderten Hugenotten zu sorgen hatte.
,E.-schreiber, bey der Exulantencommission, wird vor
Rat erwählt, bleibts allzeit.' Mem. Tig. 1742. ,E.-
schreiber. Der wird von den Hrn kl. Räten bestellt
und soll der Exulantencommission bey habenden Ge-
schäften abwarten.' Z Pfründenb. 1757. — Vogt-.
Das .\mt des Vogtschreibers wurde in Luzern 1595 ein-
geführt; er soll ,anein den vögten dienen, uflfwarten
und gspannen sin . . . zuo Verrichtung ihrer geschaffen,
was der vogty, euch die amptssachen belangt, als
namentlich wann die vögt hinussfahrent ze richten,
so die vögt kilchenrechnungen uö'der landtschaft uff-
nement oder sonsten geschaffen der vogty wegen zuo
verrichten haben und die vögt in schrift haben söllent,
dasselbig zuo verzeichnen, was den vögten zuogehört,
also euch ihnen die rodel und rechnung zuo schriben,
und was ihnen sonst gebürt in die vogtbüecher,
mandaten und Instruktionen', ebenso , Vereinigungen
oder undergäng . . . wichtige spän und vertrag'
(HvLiebenau). Noch im XVIIl. ein , gefreites' Amt (s.
Bd 1 1264/5) des L Grossen Rates. — Schirm-vögten-
,Schreiber' bei den Amtsvormündern; s. Schriberi.
Feld-: a) Schreiber bei einer im Felde befindlichen
Truppe; vgl. Sp. 1533, dazu vRodt 1831 I 176 (seit dem
XVI.). ,HWagner do [1499 bei Schwaderloh] f. ge-
wesen.' PBüTLER 1914. ,Das der seilerspittalmeister
dem f. ein ross solle enthalten.' 1525, B RM. ,Im
1527 ... mustert man zuo Vivis und ward zuo Livery
f., hatt all manat 12 söld.' Salat Tgb. ,Der Väldt-
schreiberen wäre man . . . nit bedürftig, weils der
Hauptmann selbs versächen oder durch einen Anderen
versächen lassen khönndte.' 1629, Absch. (B). ,Hrn V.
monatlich 8 Kr.' 1638, Aar. StR. (Soldlisten). ,N., Feld-
schreiber', in der Stabsliste. 1657, Z. ,Scriba castrensis,
Feldschreiber.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Bd VIII
1136o. , Oberster f.' ,Zuo Bergama mustert man und
uf den 14. tag winmanatz [1526] ward ich oberster
f. und hatt im selben zug 14 söld.' Salat Tgb. ,Land-
schryber und Landammann uf Davos, oberster f. vor
Callis [Calais].' Ard. 1572/1614. .Mein lieber vater
... welcher gewesen ist eherichter, bawmeister, land-
schreiber, oberster feldschreiber.' ebd. 1589. —
b) Sekretär des , Kriegsrates' (Bd VI 1589, Bed. 1 b).
A. XVII.. B; s. vRodt 1831 II 150. — Vgl. Gr.WB. III
1489 (Regimentschreiber).
Fürsten-: Schreiber eines Fürsten. Typ. für
knechtisches, kriecherisches Wesen: ,Du, ekler Ton
krumer Fürstenschreiber!' HPest. — Gäben-. .Die
gabencharten [Vergabungsurkunden] sind anfangs von
den Franken und Langbarder in iren küngkreichen in
brauch komen . . . Söllich brieflin wurdend durch ver-
orndte priester und mönch geschriben, die hiess man
cancellarios oder chartularios, canzler und gaben-
schreiber.' Vad. — Gicht-: Schreiber bei den ennet-
birgischen Gerichten, der die Verhörprotokolle führte.
1539
Schrab, schreb, schrib, schrob, schrub
1540
.Her Ehrengesanter von Glarns wird sinen Herren
und Oberen Bricbt geben wegen der onbescheide[n]-
lichen Belonung der Gicht- und Bankschriberen zu
Louwis.' 1625, Absch.
Guldi(n)-: eine Art Lohnschreiber, meist zugleich
Schreibkünstler. , Unter den Guldischrybern versteht
man die unbeeidigten Privat- und sog. Winkelschreiber,
welche eine Reihe privatrechtlicher Akten, nament-
lich in älterer Zeit sog. Beilbriefe [Bd V 471], aus-
fertigen und hiefür höchstens einen Gulden beziehen
durften. Cysat und seine Kollegen suchten dem Un-
wesen der Guldischryber entgegenzutreten und deren
Wirkungskreis möglichst zu beschränken, dh. alle
lukrativen Manipulationen in den Kreis der beeidigten
Schreiber hineinzuziehen; nach langem Kampfe wurde
dann die Ausfertigung der Beilbriefe den Guldi-
schreibern entzogen (HvLiebenau). ,Dem guldenschr.'
14-19, B StRechn. {.Schenkinen des wines'); vgl.:
.Guldinschriberi git 5 ß.' 1448. B Tellrodel. .Webers
sun dem g.' 1498. Aar. JzB. 1528 weisen die Räte
von Aarau einen deutschen ,g.' ab, weil sie bereits
über einen tüchtigen Schulmeister verfügen. MReimann
1914. Kür den Aufenthalt des N., ,g.'. von Neujahr
bis Johannistag werden neben freier Kost 15 Pfd ver-
rechnet. 1581, F Seckelmeisterrechn.; vgl. F Gbl. 1895,
142. ,Us8gen einem guldenschr. uss gheiss myner
herren von wegen einer tafflen, so er inen verehret,
tuot [samt Fassung] 12 Ib.' 1593, AAAar. Seckelmeister-
rodel. ,Vier künstliche Alphabet oder ABC, allen
Canzelei- und Guldenschreibern nützlich und lustig
zuo gebrauchen, ChrStimmer der jung von Schaft-
hausen', Buchtitel. XVI., Bs. ,30 Pfd ... N., Guldin-
schr. zue Chur, für den ... zuogeschickten vereerten
pergamentinen gemaleten immerwerenden Calender zuo
einer Gegenvereerung.' 1605/6, Z Seckelamtsrechn.
,Die Handwerkslüt [in Scbaffhausen] sind merteils irer
Handwerken wol geüebt und erfaren, derraassen es
etwan fürbündige und verrüembte Meister under inen
gibt . . . als Steinmetzen, Maler, Urenmacher, ja oueh
grad Guldinschreiber, derenhalben die Stat keinem
wicht' JJRüEGER. ,Sch., der Guldinschr. von Zug,
ein wolberüemter Mann.' 1609, L. ,N., der alte Schuel-
meister und Guldinschr.' 1616, ebd. S. noch Bd VIII
603 u. — Soust nirgends gebucht.
Galgen-: Übername eines Mitgliedes einer Bs
Diebsbande. E. XVI., SBürkart 1909, 249. — ün-
g« It-,, Um-': Schreiber bei den ,U.-Herren'(Bd II 1530).
In ZWth. im XVI. von den beiden Räten gewählt;
vgl. ZWth. Neuj. B. 1870, 21/2. ,Umgeltschreiber, wird
erwählt vor Rat, wartet an einem Sambstag den
Unigeltherren ab, bleibts allezeit.' Mem. Tig. 1742;
ähnlich Z Pfründenb. 1757. S. auch Bd VII 1082M.
(JEEscher 169'2). In B wird der .Ohmgeldschreiber'
seit 1607 erwähnt; s. aucli Bös-Pfenninger (Bd V 1127).
Ein , Weinohmgeltschreiber'. 1794, Z; vgl. Bd II 242o.
General- s. Bd VI 1574M. (JHaller 1550/73). —
Scheint eine auf Rechnung des Chronisten zu setzende
Kontamination von .generalcommissarius' und ,seckelschriber';
JTillman war zugleich ,generalconiniissarius der savoischen
landen' und , welscher seckelschriber' (Auskunft ans dem
B Staatsarchiv).
Näch-gang-: Schreiber beim Näch-gang (s. Bd II
353, Bed. 3) ,Z't. Syn. Gicht-, Ver-hör-Schr. ,N.-
schreiber, wird von Hrn Unterschreiber erwählt.'
Mem. Tig. 1742. ,N. -Schreiber ... soll mit den Herren
Nachgängeren die Arrestanten im Wellenberg, Läuse-
turn, Oetenbach etc. examinieren und Alles, so sie
aussagen, ordenlich aufschreiben.' Z Pfründenb. 1757.
— Gant-: Schreiber, der bei amtlichen Versteige-
rungen das Protokoll führte Zf (bis 1865). — Gwardi-:
Schreiber bei der päpstlichen Leibwache. .ARosin von
Zürich, diser zyt päbstlicher heiligkeit agent und dol-
metsch in gemeiner Eidgnosschaft und gw.' 1547, L
Bürgerb. (ALüt. 1859). Auch AaB. StR. 250 (1563) und
bei RCys. (beidemal von ARosin).
Hof-: Schreiber bei einem ,Hof'. Bei einem Ding-
hof (vgl. Bd II 1034): ,Uen dinghof ze Sunthoven und
daz guot ze Egensheim ... hat der h. kouft ... von
graven ThvPhirt.' HU. Beim bernischen Hofmeister-
amt Königsfelden (1528/1798), der unmittelbar unter
dem , Hofmeister' stehende Leiter der Hofkanzlei; vgl.
über seine Stellung und Obliegenheiten AABr. Neuj.
1902, 28. ,Ein venster, so min gn. herren des h-s zuo
Künigsfelden Schwager vereeret.' 1588. B. .Eshatauch
daselbst [im ehemaligen Klostergebäude zu Königs-
felden] der oberkeitlich verordnete Hofschreiber ein
eigne Wohnung.' Leu, Lex. Am Hof eines Dynasten.
,Heinr[ich] der h. ze Basel', notarius curis des Bischofs.
HU. Im XVI. auch am äbtischen Hof zu GWil(JDierauer).
Am oströmischen Kaiserhof; s. Bd VlII 720o. (Guler
1616). — Spätmhd. iorcscAi-iter; vgl. auch Fischer III 1753.
Haupt-: Schreiber beim .Haupt' eines Bundes-
tages. 1602, Gr LS. 1619; s. Bd VII 505u. — Bü"-
h erren-: Schreiber bei den ,Büw-Herren' (Bd II 1537u.
und im Register zum BStR); s. Sp. 1537 M.(1550, BRM.).
Syn. Büw- Sehr. — Ver-hör-: Schreiber beim Verhör-
Richter (Bd VI 451) Zt (Mem. Tig. 1841). — Kirch-
höri-: von einer .Kirchhöri' (Bd II 1577) bestellter
Schreiber; vgl. Kopi-, Ge-mein-Schr. ,Dass fürohin
in allen Gemeinden des Landes besondere Kirchhöre-
schreiber, welche des Rates sind, gewählt werden und
diese allein Kopeien zu Pfandscheinen schreiben sollen
und dass keine andere weder von Pfarrern. Rats-
freunden noch andern Personen herrührende Kopien
vom Landschreiber mehr angenommen werden dürfen.'
1673, Ap Ratsbeschl. (T.). ,So dann hat [in ApA.] eine
jede Rod, Gemeind oder Kirchhöri ... ihre Kät ...
Müssen ... auf die in der Gemeind vorgehende Un-
gebühren vigiliren und sie gehörig zur Abstraifung
anzeigen, mögen auch die K.-schriber, Armenleuten-
seckelmeister aus ihnen, auch den Schulmeister setzen.'
SiML.-Leu. Auch im Trogener Wbl. 1830 (.K. statt
Geraeindschreiber.' 17'28. 1740); Ap Kai. 1769 (ausser
ApHer.; vgl. Amts -Sehr. 3). 1771 (neben häufigerm
.Copeyschreiber'). 1787/1802 (nur für ApHundw., Um.).
1803/11 (allg.); seit 1812 .Gemeindschreiber'.
Hüs-: Beamter in dem (seit 1541 auch zum ,Salz-
haus' eingerichteten) .Kaufhaus' (s. Bd II 1714. 1727
und vgl. SVög. 1869, 169), der bes. die ein- und aus-
gehenden Waren zu buchen, sowie Lagergeld und Zoll
einzuheben und zu verrechnen hatte. XVI./XVII., Z
Stdt. ,Die knecht im koffhus [sollen] schweren ...
dem h. gehorsam . . . ze sinde und das guot, so in das
kofthus kumpt ... ze begoument und ze verhüeten
. . . und in sunders niemaus nichtzit zuo laden noch
dheinerley im koffhus zuo nemen oder hinzefüeren
lassen, davon gemeiner statt zoll gehöre, ee das solicher
zoll dem h. gericht und bezalt sye.' wohl A. XVI., Z
StB. ,[S. und C] söllent das gl'üll leggen und das
umbgelt darvon leiden [dem] C. und von dem kürsiner-
1541
Schrab, schreb, schrib, schrob, schrub
1542
werk dem h.' 1533/7, Z RB. .Als die küeffer, so . . . die
sahrörli bindent, Seh. den votdristen knecht im salzhiis
vor niinen herren füigenomraen und vermeindt, das
er inen die rörli . . . uuib ein batzen . . . kouffwyse
verlangen lassen sollte, des sich Seh. nicht vermech-
tigen wellen, dann es einem h. zuostande, die wolfeil
ald tür verkouffen ze lassen ...' 1571, Z RM. ,Dem
glasmaler umb ein fenster inns h-s behüsung.' 1583/4,
Z ßaurechn. ,Dera h. ein fürgschrift an die regierung
zuo Insbrugg, ime zuo graeiner statt banden wuchen-
lich uff die 10 vass salz von der pfannen zuo Hall ver-
volgen ze lassen.' 1594, Z RM. .Zum allerersten sollend
[bei Konkursen] bezalt werden Bodenzins, so utf den
Güetern stond . . . Zum fünften unserer gnedigen
Herren Statt Zürich alten ehaften Ampter als Seckel-
meister, Kornmeister, Buwmeister und H. umb das, so
derselben Eniptern halb uftgelouffen.' ZAesch a/A.
Offn. um 1600; vgl. dazu Schaubg Rq. II 304 (1584).
.HJHirzel, Husschr des Rats der Statt Zürich." 1605,
Z. Wechselnd mit ,koufhüsschr.' ,Als dann je zuo ziten
dem koufliusscliriber, den zoUeren und anderen der
statt Zürich amptlüten husgelt, pfundzoll und anders
verschlagen ... worden .... ist unser herren ... ernst-
lich meinung, dass mängklich ... dem b., den zoUeren
nnd anderen der statt amptlüten husgelt. den pfundzoll
... und anders, so von inen erfordert wirt, laiden,
geben und usrichten solle.' Z Mand. 1527. Ebenso um
1530, Z RB. — Bei Gr.WB. IV 2, 689 in audier Bed.
Kauff-hüs-: Verwalter des Kaufhauses. XVI. /
M.XIX., Bs. Auch im alten Zürich, = Hüs-Schr. ,Es sol
ein k. swerren, des hus ze warten, das guott, so darin ge-
leit wirt, zum besten ze besorgend, davon zolle, hus-
gelt, ungelt ... inzeziechend ... und menglicbem in dem
koutfhus glich und geraein zuo sinde.' 2. H. XV., Z
StB. ,Das G. mit S. geraeind gehept haben sölt in
den tagen, da er k. sye gewesen, in kouffen und ver-
kouffen mit dem salz, so der zitte S. kouft und ver-
kouft hab, das wider den eid were, so G. gesworn hatt
von sins ampts wegen.' 1470, Z RB. ,A11 seckler,
gürtler, kürsener, wirt, kärlizüher sollend das umbgelt
und den zoll dem k. leiden.' 1564, ebd. — Korn-hüs-:
Verwalter des , Kornhauses' (Bd II 1715) Bs (bis M.XIX.).
.Kornhausschreiber, wird bestelt vom Hm Unter-
schreiber, soll an einem Freytag den Herren Zollherren
abwarten, bleibts allzeit.' Mem. Tig. 1742. Vgl. Korn-
Sehr. — Salz-hüs-: Schreiber im .Salzhaus'. XVII./
XVIII., Z; vgl. Hüs; auch Sah-Schr. .Der Salzhaus-
schreiber Leüw habe zur Beförderung des Salzhandels
zue Ellgeüw. Neftenbach etc. Niderleginen angestelt
und verordnet.' 1640, Z. ,Der Salzhausschreiber ist
ein Herr des kleinen Rats, durch dene der ganz Salz-
handel gehet, darvon er jährlich ordenliche Rechnung
ablegen muss.' JEEscher 1692. ,Ein Herr Salzhaus-
schreiber soll alles Salz ... in das Salzhaus gehen
lassen, ordenliche Buchhaltung brauchen, einen zihm-
lichen Vorrat gemeiner Stat sammlen und übriges,
so dahar kommt ... in die Salzgäden den Burgeren.
Landleüten und Frömbden ... verkautfen, das erlöste
Gelt wiederum wohl anlegen und jährlich um Alles
speciflcierliche Rechnung geben ; ein solcher Herr Salz-
hausschreiber wird aus den kleinen Räten von Rät
und Burgeren genehmen.' Z Pfründenb. 1757. Auch
noch 1782, Z. — Züg-hüs-: ein Beamter im Zeug-
haus Bs (XIX.); B (der ,die Scripturen nebst dem
Bechnungsfach besorgte.' vRodt 1834, 106).
Histori-: Geschichtschreiber. .Herrn Gilgen
Tschudis von Glarus und andrer gloubsamer H-n.'
RCvs. — Vgl. Gr.WB. IV 1580.
Hütte"-: Schreiber einer Käsereigenossenschaft.
,Die Chäshütte" alten Stils hat grösstenteils der modern
eingerichteten Käserei Platz gemacht. UiMCmeister
und H. sind vielfach zum Präsidenten und Sekretär
aufgerückt und stehen nicht mehr der Hülte'g'mein,
sondern der Aktionär- oder Lieferantenversammlung
vor.' BXrni). 1904 (BE.). — In andrer Bed. bei Gr.WB. IV '2,
1998; Fischer III 1937.
Juden-: nichtamtlicher Schreiber, der die Ab-
rechnung bei (Geld-)Geschäften mit Juden besorgte.
, Weilen schon zum öfteren gewahret, dass in denen
mit denen Juden mit Zuzug hier und dort in der Graf-
schaft sich befindender, gleichsamb eigens bestellt[er]
so genanter J.-schreiberen verpflegenden Abrechnungen
allerhand... Missbräuch ... vorgenommen werden ...
als sollen ... sotane Abrechnungen fürohin änderst
nicht vorgenommen ... werden mögen als in Beysein
eines der Orten selbst wohnend[en] hochoberkeitlichen
Beambten.' AaB. Mand. 1731 ; wiederholt 1760. Vgl. ää
Gem. I 434.
Kuchi-: Schreiber, der die Rechnung der kaiser-
lichen Hofküclie führte. ,HNas, ünsers herren des
keisers k.' 1378, Z StB. — Vgl. Gr.WB. V 2509; Fischer
IV 815.
Kau ff-. ,K.-schreiber, ein Schreiber der vertragen,
perscriptor pactorum, notary.' Fris.; Mal. Auch bei
üenzl. 1666. 1716. — Vgl. Gr.WB. V 346.
Kommission-. ,Der Stadtschreiber [in Bern] ...
benamset auch drey C.-schreiber und drey Canzley-
substituten, so teils denen vielen Coramissionen und
Carameren abwarten, teils zu Verfertigung der Canzley-
geschäften verpflichtet sind.' Leu, Lex. — Kom-
pagnie-: Kompagnieschreiber; vgl. vRodt 1834. 402.
415. ,üem Landtschreiber soll für seine Mühe der
Musterrödlen 2 Pfd und denen übrigen C.-schreibren
jedem 1 Pfd jährlich endtrichtet werden.' 1735, BnSi.
Rq. 1914. — Kantons-: amtliche Bezeichnung für
den 2. Sekretär des Kantonsrates Schw. — Kuntor-:
= Schriber Ib^ Bs.
Kanzel-: Kanzleischreiber. .Also hat die egenant
unser gnädige frow [.Elienor. herzogin ze Österrich']
iren marschalh herrn M. und einen k. für uns beid
rätt geschickt.' 1474, Z RB. — Vgl. Gr.WB. V 178;
Diefenb.- WUlcker 687 ; Schm.» 1 1 267 ; II 595 ; Fischer IV 199.
Kanzli-: = dem Vor. ,An unser lieben Frouwen
Liechtmesstag gat man mit der Procession durch den
Crüzgang, hat ein Canzler und C. und Kämerlig
brünende Kerzen.' ScuwE. Kanzleikai. 1620. Im Gegs.
zu Guldin-Schr.; s. d. — Vgl. Gr.WB. V 180.
Kopi'-, in ApK., M. Kopei-: .Gemeindesekretär,
-Schreiber. Er, stets Mitglied des Gemeinderates, führt
die Protokolle der Eäteverbandlungen ; er ist in der
Regel Sekretär der Auktionskommission; ihm liegen
die Verrichtungen eines Notars ob, indem er die Ver-
träge usf. anfertigt; er stellt die Heiraats-, Nieder-
lassungs- und andere Urkunden aus. Er wird im Mittel-
land von dem Geraeinderate aus seiner Mitte gewählt;
in einigen Gemeinden des Hinterland wählt ihn da-
gegen die Kirchhöre' Ap (T.; in K. selten). S. auch
Kirch-höri-Schr. — Chor-: Schreiber beim ,Chor-
gerichf (Bd VI 359/61); Syn. E-ge-richt-Schr. ,N. von
Bremgarten ward eh.' 1541, Z RB. In Bern seit 1528;
1543
Schrab, schreb, schrib, schrob, schrub
1544
der ,Cb.' wohnte im , Chorhaus' in der , Stift'; vgl.
B Hink. Bot 1844 E 2. S. auch Appellatz-Schr.
Korn-: a) Beamter im Kaufhaus, der das der Stadt
zustehende Mehlungeld einzuziehen hatte. XV./l 828, Bs.
— b) .kornschriberin' f. in Zürich im XV./XVI. die
Schatfnerin des Klosters Otenbach; nach der Reformation
eine im Kloster zurückgebliebene Nonne, die unter dem
für die Verwaltung der Klostereinkünfte bestellten
Amtmann stand; vgl. Vög.-Nüscli. 1653. ,Sum, so gefalt
der k. ze der beigen dry küngen tag 13 Ib. und ze
Östren 2 Ib., daz ist 15 Ib., die hatt sy uf dem zenden
ze Opfikon.' 1510, ZOetenb. Urb. ,Zuo disser sum hat
die k. US dem ampt gen 37 Ib.' ebd. — Vgl. Gr.WB. V
1830 (in Bed. a). Zu b auch: ,Es klagt USwegler an Öttenbach
uff RKeiser, der gen[an]t K. habe vor offem gericht mit sin
selbs mund von im gerett, er habe ein mütt kernen von der
chorschriberin an Öttenbach gekoft.' 1461, Z RH.; nachher
,kor-, corschriberin' ; die auffallige Schreibung durch Beziehung
auf CToi/ (Bd III 444)?
K16ster-: = ^Z»iosen-ScÄr. XVIII./1834, Z; s. Bd V
12310. und vgl. Mem. Tig. 1841, 8; Z JfG. 1878, 76. ~
So genannt, weil das Alniosenamt im ehemaligen Angustiuer-
kloster seinen Sitz hatte. lu andrer Bed. bei Gr.WB. V 1242.
Kriegs-: = Feld-Sehr. ,[Die .Kriegscassa'] solle
... an nichts Anders verwendt werden als an die ver-
ordnete Kriegsschreiber, zue dem Gespächen und ge-
meinlich guetfindenden Pottschaften.' 1678, Absch. (eidg.
Defensionale). — Legenden-: Verfasser von Legenden.
,Da man nun aber zweifeln wil, ob sich dasselbig [eine
wunderbare Geschichte] warhaftig verloffen habe; dan
diser zit ... sich ein brauch ... zuotragen hat, dass
die l.-schreiber . . . mit gar geblüempter fädern vil
geschriben habend.' Vad.
Lehen-. , L.-schreiber, zoUschreiber, scriptuarius.'
Mal.; s. noch Sp. 1534u. — Vgl. Gr.WB. VI 542.
Lön-: Schreiber beim Lön-Amt (Bd I 245) Bs
(Spreng); vgl. auch L.-Her (Bd II 1535).
Land-: Schreiber, Leiter der Kanzlei eines ,Landes'
bzw. eines ländlichen Gebietes. Vgl. im Allg. Blumer,
RG. II 1 , 84/5. 194/5. ,L.-schreiber, scriptor.' Fris. ; Mal.
, [Unter den fränkischen Königen] ward den scabinen
oder richtern allweg ein notarius (den man ietz einen
gricht- oder landschreiber nent), zuogeben.' Vad. Im
Gebiet des heutigen Aargaus. ,Mich [..Eg.Tschudi,
bisher Landvogt zu AaB.] hatt min gvatter landtschr.
bericht, wie ir [mein Nachfolger] des husrats im schlos
ZUG Baden inngeschrift üch zum fürderlichsten zuo
schicken begerrend.' 1551, Z Anz. 1895. ,ües Landt-
schreibers in freyen Ämpteren Eidt. Ihr sollend
schweren ... ein gemeiner unparteyscher Schreiber und
Ambtman zue sein ... auch des ordenlichen gemachten
Schreibertax euch zue vernüogen, alle Fahl, Frevel und
Buessen fleissig einzuoschreiben [usw.].' 1654/5, Absch.
Der L. des Amtes Aarburg wohnt im XVIII. im
Städtchen und wird von den Räten zu Bern gewählt;
er verschreibt die oberamtlichen Audienzen, hat das
Exklusivstipulationsrecht im ganzen Amt und versieht
das Aktuariat an dem zu Oftringen sich versammelnden
Chorgericht; vgl. Aa Rq. 1922, 6. 67. Die ganze Graf-
schaft Lenzburg hatte nur einen L.; vgl. ebd. 143/4.
,Das die unsern von Länzburg ... Abgedachten brief,
ouch andere, so sy ... alleinig berüerend ... hinfür
wol siglen mügind an unserer [der Berner] amptlüten
intrag und widerred; aber all ander brief ... so sy
nit alleinig angand, sollend unser vögt ... mit irem
sigel bewaren und der 1. die empfachen und schryben.'
1548, AaL. StR. ,Zuo versamblung des amptgrichts
[in AaL.] gehörend min her der landvogt, undervogt,
1. und weibel ... Ein obervogt ... nimpt [wenn er
,über das bluot ze richten' hat] zuo ime den under-
vogt, 1. und weibel ... Ein amtman ... nimpt [beider
,besatzung der twingen'] zuo ime der grafschaft under-
vogt, 1. und weibel.' 1560/4, Aa Rq. 1922; s. noch ebd.
269. ,Wan ... ein Wuchengastgericht gehalten wirt,
[gebührt] einem Landschreiber für sein Gang ein
Gulden.' 1645, ebd.; an andrer Stelle: ,dem Land-
schreiber ein Guldi zum Tag für die Mahlzeit, den
Gang und die Versumnus'; nocli öfter. ,Die Statt ver-
meine genug zu tun, wan sie dem Landschreiber, Land-
weibel und eines Lantvogts Räbman jehrlich by 70
Clafter Holz verzeige.' 1695, AaL. StR. In ApA. ,teilen
sich die Kantonskanzleigeschäfte in die Geschäfte des
Rats- und Landschreibers ; gleich dem Landwebeldienste
ist die Landschreiberstelle ein gebotenes Amt'; wenn
nicht besondere Fehler gemacht werden, so behält der
ausserrhodiscbe L. seinen Posten in der Regel 6 Jahre;
alle übrige Jahre sind sogenannte , Schenkjährlein'
(TTobler). In ApI. steht bei der Landesversammlung
dem Landammann zur Rechten der Landweibel in
seiner Amtstracht, zur Linken der L., der das Land-
buch führt; nach Erledigung der Landesangelegen-
heiten bitten der L. und der Landesweibel um Be-
stätigung in ihren Amtern für das folgende Jahr.
OsENBR. 1863. Im XVII./XVIII. hatte jeder der beiden
Landesteile einen L.; dieser hatte in Ausserrhoden
Stimmrecht in allen Räten. Blümer, RG. S. noch BdIV
1852 (2mal); Sp. 1540 fKirch-hdri-Schr.), ferner ApA.
LB. 18'28, 58 (Art. 73). In Bs im XVIII. Vorsteher der
Landschreiberei; er besorgt alle öffentlich-rechtlichen
Angelegenheiten auf der Landschaft; in BsL. heisst i.
heute der Leiter der Kantonskanzlei. In B; s. Amts-
Sehr. ,T., venner, und R., landtschr.' 1541, BoSi.
Rq. 1912. ,K., Landtschr., Not[ar]', als Unterzeichner
der amtlichen Abschrift eines Erlasses. 1643, BnSi.
Rq. 1914. , Weiters ist des Landtschreibers und der
Weiblen halb im Land angebracht, dass es von Alters
bar in Übung seye gsein, dass ein jewesender Landt-
seckelmeister denselben aus dem Landgut wegen ihrer
Verrichtung- und Verkündungen ein Kram entrichtet
habe.' 1700, ebd. ,Auf dem Land [sollen] alle unsere
Landschreiber, Officialen, Chorrichter, Grichtsässen,
Weibel udgl. bey ihren Eiden auf die [die Kleider-
ordnung] Ubertrettenden zu invigilieren ... gehalten
sein.' B Kleiderordn. 1747. S. noch Kompagnie- Sehr.,
ferner Bärnd. 1914, 592; 1922, 196. In Gl, wo im XVL
die Zahl der Landschreiber von 2 auf 5 stieg, waren
infolge des Religionsvertrages von 1623 zwei evange-
lische und ein katholischer L. Blumer, RG.; vgl. auch
Siral-Leu 1722, 560. , Anzug betreffend die Taxen der
Landschryber, als wollten die Landschribring einiche
Leute in Ansehung der Belohnung beschwären.' 1727,
Gl JB. 1887. In Gr lag den Landsgemeinden die Be-
setzung der Gerichts- und Hochgerichtsobrigkeit ob,
dh. die Wahl des Landamraanns, der Gerichts-
geschwornen, des Landschreibers, Landweibels etc.
TscB. 586. In GrD. ist der L. der Kreisgerichts-
schreiber, der auch die Aufsicht über die sog. freiwillige
Gerichtsbarkeit hat (Bühler); s. auch Under-Schr.
,Die Landschaft [Schams] ist in 4 Gerichte geteilt ...
Im April wird auf der Landesgemeinde der Land-
1545
Schrab, schieb, schrib, sclirob, schrub
ammann, Landschreiber und Landweibel alle 2 Jahre
erwählt.' Gr Sammler 1808. .Jährlichen auff StGeörgen
Tag versamblen sich zu Truns des ganzen Pundts
abgesandte Botten ... Es setzen auch vorgenarabsete
Botten ... ihren Pundtschreiber, den sie Landschreiber
heissen, und Landweibel.' Sprecher 1672. ,Es haben
auch etliche Gemeinden als ira Rheinwald und ander-
■werts ihr eigen Grichtsbuch, so in des Grichts- oder
Landschreibers Hand ist.' ebd. Im heutigen Kt. StGallen.
In der Grafschaft Uznach ernannte die Landsgemeinde
den L. Blümer, EG. II 1, 222; in Sargans waren
Landaniraann, L. und Landweibel Beisitzer des Land-
Togts, wenn er Bussen auferlegte und über Ap-
pellation in Zivilfällen entschied, ebd. 84; über den
L. in der Grafschaft Werdenberg s. ebd. 229.
In den äbtischen Gebieten. ,F., landtschr. in unser
grafschaft Toggenburg.' 1588, G Eq. 1906; ähnlich
1607, ebd. ,Ist ... bey Anwesen Herren Landschreiber
L. und Landweibel G. in der Pfarrkirchen zue Mosnang
eine Gmeind der . . . Grichtsgnossen gehalten . . .
worden.' 1697, ebd.; s. noch ebd. 502 (1770). ,Der
... Abbt von StGallen sezt in das Toggenburg einen
Landvogt und ist deshalb an keinen toggenburgischen
Landmann gebunden, wohl aber in Besetzung des
Landschreibers und Landweibels, welche ... der Abbt
... also zu nehmen hat, dass, wann der Landschreiber
der einten, der Landweibel der anderen Eeligion seye.'
SiML.-Leu 1722. In Schw heisst L. der Sekretär eines
Bezirksrates und -gerichtes. .Ussgen iren 4 ab dem
Satel, daz sy die Lantschryber den Agerijägeren [die
verbotener Weise auf Schwyzer Gebiet gejagt hatten]
' nachgeschickt. 1 GL' 1616, ADettl. 1904. S. noch
Under-Schr. Im Tu stand der L. bis zur Revolution der
' Kanzlei des Landvogts vor; vgl.Bluraer RG.IIl,84;Pup.
1889 (Register). In Uw heute Schreiber des Eegierungs-
1 rates und Vorsteher der Kantonskanzlei. Ndw hatte seit
dem XVIII. zwei Landschreiber; Landammann, Statt-
halter und der ältere L. bildeten die.Geschwornen', die
den Freveln nachzuforschen und dieselben dem Säckel-
meister oder Landweibel anzuzeigen hatten. Blüsier,
i RG.; vgl. auch Siml.-Leu 1722, 560. .Dass der Landt-
1 ammann, Landtschr. und LandtweibelNiemandtschuldig
seyen zu bevogten, und soll sy Nieniandt stimmen noch
dartuen, sy werdent dann gestimbt im Todtbett.' 1623,
Ndw LB. Für Obw s. noch ünder-schr. In U heute der
I Sekretär eines Regierungsdepartements. .Üieweilen dann
I ein Oberkeit mit Vill der Lantschreiberen mit den Jar-
lönen hochbeschwert, [sollen] nit mehr dann vier ordent-
liche Lantschreiber besoldet ... werden.' LT Hausordn.
1625/56. ,Zu Uri tut Solches [den Stichentscheid in
I Rat und Gericht] der erste Landschreiber.' SiML.-Leu
I 1722; vgl. auch ebd. 560. In Zg heute Vorsteher
i der Kantonskanzlei. Zg hatte zunächst nur einen,
\ immer aus der Stadt genommenen L., bis 1605 die
} 3 Landgemeinden einen aus ihrer Mitte wählten.
j Blümer, RG.; vgl. Stadiin 1819/24 13, 255/60. ,Zu Zug
, [ist] nur ein Landschreiber, so aus der Stadt oder
^einer der äusseren Gemeinden genohmen werden kan ...
Neben ihm aber hat die Stadt ihren eigenen Stadt-
schreiber und jede Gemeind ihren eigenen Schreiber,
I so ihrer Stadt und Gemeind Privatgeschäft in Schrift
verfasset.' Siml.-Lou 1722. In Z heute noch die volks-
tümliche Bezeichnung des Notars (bes. in den länd-
lichen Notariatskreisen; vgl. Mem. Tig. 1841, 38'2/5).
: Mer sait dem Notar aW" L. ZF. ,S., Landschreiber.'
Z Amtsbl. 1900 (Konkursamt ZPfäff.). Über das Amt
des L-s auf der Z Landschaft seit dem XVI. vgl.
Bluntschli, RG. II 35/7, ferner Strickler 1882, 169. 194.
Landschreiber ,der äussern, der Innern Vogteyen ...
Diese Herren Landschreiber werden von jedes Orts
Herren Obervögten erwählt ... Wann die Herren Ober-
und Landvögt zu Gericht sitzen, sollen sie Klag und
Antwort wie auch die ergangne Urteil fleissig notieren.'
Mem. Tig. 1742. .Unbescheidne wort [s. Sp. 831M.],
welche landtschr. also uf der stett verzeichnet habe.'
1578, Z. ,Vogt zuo Kyburg scliryben. wovor der landt-
schr. syn dienst behalten welle, solle er des wirtens
abstaan. oder so er ein wirt syn, die landtschriberyg
uffgeben.' 1581, Z RM. ,Nun ist aber die Verschribung
[von Grundrechten in ZEeg.] nit gmachet, welliches
aber notwendig werde; nun hats der Landtschr. in der
Federen.' 1638, Z. ,[Der wegen hoher Prozesskosten
angegriöene Landvogt verantwortet sich nach Zürich
mit Bez. auf die Wirtsrechnung: Es] wirt weder ein
L. noch ich darinn stehen, dann mit Wüssen twäderer
[Keiner von beiden] umb deswillen ein Glass voll
Wyns gelupft.' 1661, ZGrün. S. noch Sp. 15'20u.
In den ennetbirgischen Vogteien; s. Barik-Schr. —
Mild. /«ii(scJrt?Kire; Tgl. Adelung II 1894 (auch für die Schweiz);
Gr.WB.VI135; Fischer IV 970. Als Zuname: , Do wäre einer
zuo Winterthur, der liies der landtschr., der meint, der fräfel
[Busse] wäre sin. do meint der her uf dem schlos zuo Elgöw. er
were sin.' 1490, Z. Als Lehnw. in TBellinzona (lauscriba) ;
Tgl. Boll. stnr. 25. 95.
Luxe"-: Kassier der Lukasbruderschaft Zg; vgl.
Bd III 1254u. — Malefiz-: Schreiber bei einem M.-
Ge-richt (Bd VI 363/4). ,In criminalischen Haupt-
händlen wird [im Zehngerichtenbund] die schuldige
Person von dem Gericht, da sie betreten wird, gefäng-
lich eingezogen . . . Darauff wird der Landvogt be-
schickt und kombt der Malefitzrichter sampt einem
M.-schreiber und 10 Rechtsprecheren.' Sprecher 1672.
In den ennetbirgischen Vogteien. ,Min herren und
Lucern lond den alten m. zuo Lewis bim ampt blyben.'
1563, Z EM.; vgl. Absch. IV'2, 1181. S. noch Bank-
Schr. — Milch-: = Alp-Schr. FGStebler AW.
G'-mein(d)- Aa; Ap (-«--, in K. -ä-); Bs; B; Gl;
G; Sch C-ä-J; S; Th (-ä-, jünger -ci-); U; W; Z (in Sth.
Mänd-): Schreiber einer (politischen) Gemeinde. Syn.
Kirch-höri-, Kopi-Schr., Ge- rieht- Sehr. 2. Der G. het
ungerwile" di Urkunde" [für die Übertragung einer
Liegenschaft] nache"g'luegt. Loosli 1910. Der Notar
u'"' G., mi" seit-im nume" der Schriber-Gottlieb. ebd.
Wer weiss, ob nit chönntiseh bald G. tverde"! ... Der
Schuelmeister het o""* druf 'passet, aber si bigeren-e"
Nüt. Gotth. ,Es gab bloss zwei Zeitungen im Dorfe,
eine hielt der G'meindschreiber, die andere der Schul-
meister.' ebd. .Er hatte viel Anlagen zu einer modernen
Kapazität, zu einem Schulmeister oder Gemeinde-
schreiber an einem abgelegenen Ort, wo einer ... tun
muss, als ... sei er zehnmal gescheiter als der liebe
Gott' ebd. S. noch Bd VII 493o.; Sp. 1510M. 1518
(hinder-schribenj. 1540 ('Kirch-höri- Sehr.). — Vgl. Gr.
WB. IV 1, 3246/7 (nur aus Gotth.); Martiu-Lienli. II 515.
Muster-: Schreiber, der die Musterungslisten
(s. M.-Rodel Bd VI 610) zu führen hatte; vgl. auch
M.-Her (Bd II 1537). ,T. der M.', als Zeuge. 1618,
FMu. (Taufrodel). ,Hent kompt ein M.-schreiber vom
Gehlingischen Regiment mit einem Pass über Rein.'
1644, Z (Brief aus dem Felde). ,Den 20. Mai bin ich
1547
Schrab, sehreb, schrib, schrob, schrub
1548
mit Herrn Oberst U. als sin M. ... uff die Schlierer
Allinent gezogen.' Iö53, KScheüchzer Tgb. ,Ein jede
Conipagnie ... soll haben 1 Haubtniann, 2 Leutenant,
2 Wachtmeister, 1 Furrier, 1 Capitain d'armes, 1 M.-
schreiber, l Feldschärer [usw.].' Z Exerc. 1706/28. —
Vgl. Gr.WB.VI 2769; Diefenb.-Wfllcker 77 1 ; Schni.M 1685;
Fischer IV 1840.
Neben-; Schreiber, der neben den obrigkeitlich
bestellten Schreibern seine Tätigkeit ausübte; vgl.
Guldin-Schr. .Soll stattschriber nach allen winkel-
und nebentschr-n, die geschworn band, fiirderhin
schicken, inen rainer herren meinung anzeigen und
vermanen, das sy dhein ander verschrybung, dann wie
unsers lands bruch ist ... machint, sonst werde der,
so das übertritt, siner kunst entsetzt.' 1557, Z RM.
Nacht-: (städtischer) Angestellter, der allabend-
lich den Freradenbestand in den Gasthöfen und Her-
bergen aufzunehmen und darüber den .Nachtzeddel'
(s. d.) anzulegen hatte; dieser wurde zunächst nur in
einer für die Obrigkeit bestimmten Ausfertigung ge-
schrieben, später aber auf einer kleinen Handpresse
vervielfältigt und als Freradenliste an Abonnenten
abgegeben; die ganze Einrichtung hiess .Nachtzeddel-
institut' ZStdt (bis etwa 1830); Syn. N.-rodel-Schr.
,N.-schreiber, wird genommen vor Rat, soll alle Nacht
in allen Wirtshäusereu das frömbde Volk aufschreiben
und die Verzeichnuss dem Herren Burgermeister und
einem Herren Stadthauptraann überbringen.' Mem.
Tig. 1742. ,N.-schreiber ist ein Lähen vor Rat.' Z
Pfründenb. 1757. ,CSchweizer, Peruquier und N.-
schreiber.' 1808, ZStdt. — Auch bei Fischer IV 1913.
G"-nosse°-: Schreiber einer ,Genoßsame' [Korpo-
ration] ScHW. — Notari-: Notar. oO. (wohl Z).
Buech-. ,Buochschreiber, der diebüecher vor alten
Zeiten schreib, an welcher statt yetz der truck kommen
ist, librarius, scriba; b., der ein buoch machet und es
lasst aussgon, scriptor.' Fbis.; Mal. ,Scriptor, Buch-
schreiber.' Denzl. 1677. 1716. — Spätnihd. tuocA»c*;t(<er;
vgl. Gr. WB. II 476; Fischer I 1494.
ßund(s)-: Schreiber eines der ehemaligen rätischen
Bünde. ,In disen ... Pundstägen kommen zusammen
[66] Ratsbotten, mit jedem [kommen] Pundtsschreibern
und Weiblen.' Sprecher 1672. ,Der Grichtenpundt
schicket die [von Mailand geschenkten] guldinen
Kettinen, welche der Pundtschreiber bracht, widerumb
zurück.' ebd. S. noch Land-Schr. — Vgl. Gr. WB. II 520.
Bank-: Schreiber beim , Bankgericht' (Bd VI 366).
In Locarno sollen die .Bankschreiber' des Vogts Urteile
schreiben, weil es den .Landschreibern' nicht möglich
ist; jedoch sollen sie alle Urkunden innert 8 Tagen
vor den Vögten fertigen und besiegeln; dagegen ist
denselben das ,Malefizschreiber'-Arat abzunehmen und
sofort den , Landschreibern' zu übertragen; in gleicher
Weise wird den ,B-n' zu Lugano bewilligt, die Urteile
zu schreiben, weil es dem , Landschreiber' nicht mög-
lich ist; in Betreff des ,Malefizschreiber'-Amtes hat man
dem Vogt geschrieben, er solle dasselbe sogleich dem
jetzigen Schreiber wegnehmen und dem , Landschreiber'
zuweisen. 1539, Abscii.; vgl. auch ebd. IVlc 1175d
(1540). ,Es hat auch unsere Herren für gut angesehen,
dass man diesen Eid [bei Urteilen und Gerichtsliändeln
keine Geschenke anzunehmen], auch den Land-
schreibern, B-n, Malefizschreibern, Fürsprechern und
Procuratoren gleichergestalt gebe.' 1557, ebd.; so auch
1559, ebd. S. noch Gicht-Schr.
Berg-: = Alp-Schr. B, so Gr., G.; Obw. ,Dic Priva -
genossenschaften von Jungviehweiden ... wählen in
der Regel alljährlich oder über d's anw'er Jär ihren
Bergvogt und B.' BIrnd. 1911. ,1" g'mi'^ne' Berget
wacht [über die Einhaltung der Alpordnung] die Berg-
Immission oder doch der Bergvogt und der B.' ebd.
.Hinter dem B. jeder Bergschaft [liegen die] Seibieher.'
ebd. 1908. .Mit Ausnahme der Person des hochw. Hm
Ehrenpredigers verliert an jenem Ta? [der ,Alpler-
kilwi'] die geistliche und weltliche Obrigkeit einen
grossen Teil ihrer Bedeutung gegenüber den Alpler-
beamten, dem Bergammann, Bergstatthalter, Berg-
hauptmann, Bergvorsteller, Bergschreiber, Bergfähn-
rich.' OawSa. 1902. — In .ludrer Bed. bei Gr.WB. I 1517;
Fischer I 873.
Bü W-: = Büw-herren- Sehr. .Bauschreiber, wird von
einem Bauherren erwählt, muss die Urtlen, so über die
Bauspän gehen, ausfertigen; bleibts allzeit.' Mem. Tig.
1742. .Bauschreiber, wird bestellt von Hm Bauherren;
er soll in Span- und Streitsachen wegen des Bauens
allezeit bei denen Herren Bauverordneten schreiben.'
Z Pfründenb. 1757. In Bs seit 2. H. XVII. bis 1867. -
Anders bei Gr.WB. 1 1199.
Blatten-: verächtlich von einem geistlichen
Schreiber. ,Der geistlichen kurfürsten, hern- und
betelfürsten, bissäbt, platenschriber was wit das mer',
auf einem Reichstag. Ansh. — Platz-: Schreiber, der
auf dem Schiessplatz die Schüsse eintrug und die Ein-
sätze einzog; vgl. Bd V 258u. .Platzschreiber, wird
von der Schützengesellschaft erwählt, soll alle Schiess-
tag fleissig abwarten, den Doppel einnehmen und die
Schütz verzeichnen.' Mem. Tig. 1742. ,Platzschreiber,
dieser Dienst wird von einer wohllobl. Gsellschaft ver-
liehen und hat ein Schreiber alle Schiesstag wohl viel
Müh, aber wenig Genuss.' Z Pfründenb. 1757.
Brief-: berufsmässiger (Urkunden-)Schreiber.
Fris.; Mal.; s. Sp. 1534o. und vgl. Kauff-Schr. — Vgl.
Gr.WB. II 381.
,Praktik-schreiber: astrologus.' Fris.; Mal.;
s. auch Bd VI 442o. — Vgl. Gr. WB. VII 2054.
Proselyten-: Schreiber der .Proselyten-
kommission', welche die zum Übertritt in die prote-
stantische Landeskirche angemeldeten Personen zu
prüfen und zu unterweisen hatte; vgl. Mem. Tig. 1742,
672. .Pr.-schreiber. ist ein Lähen des kleinen Rats, j
hat sein Geschäft bey der Proselytencoinraission.' Z j
Pfründenb. 1757. Vgl. auch GKeller (1889) 6. 207ff. -
Pfannen-. Nur als FN. 1379, AaB. Urk. '
Quartier-: 1. Beamter im Polizeidepartement für ;
das Aufenthalts- und Niederlassungswesen BsStdt. — |
2. dem .Quartierhauptmann' (Bd IV 262) eines der 8 ;
Th .Quartiere' beigegebener Schreiber. .Herr Quartier- j
häuptl. V. von Gnttingen, Qu.-schreiber F. von Gott- j
lieben.' 1795, ThHw. Arch.; noch öfter. i
Reche"-: Sekretär der Finanzverwaltung ZStdt,
VVth., doch t; vgl. Mem. Tig. 1841, 55. 604. Im XVI./ i
XVIII. Hilfsbeamter des .Bechenrates' (s. Bd VI 1593); ;
vgl. B.-Her (Bd II 1540). .Rächenschreiber oder seckel- ^
Schreiber, srarius scriba; rodelschreiber (rächen- ]
Schreiber), antigrapheus.' Fris.; Mal. ,R.-schreiber, i
oberster Schreiber des geraeinen einnemmens und
anderer, die rächnung gäbend. scriptuarii.' Mal. ,l!>s
haben [in Z] auch die rechenlierren iren eignen ,
Schreiber, so man den r.-schreiber nennet.' Siml. (Reg-) I
1577; ebso bei Siral-Leu; vgL auch JEEscher 1692,
1549
Schrab, schreb, sclirib, schrob, schrub
1550
75/6. ,1 Pfd 12 ß Herren Rächenschr. N. umb die
Erkantnus vor den Rächenherren.' 1635, ZUst. Neuj.
1867. ,R-s Canzley.' 1703, Z Rq. 1910. ,R.-schreiber'
wird vor Rät und Burger erwählet, bat den Herren
Rechenherren abzuwarten, bleibts 10 Jahr.' Mem. Tig.
1742. ,Ein Herr R.-schreiber soll, so oft die Hrn
Rechenrät sitzen, mit seinen Handbücheren und Rödlen
geflissenlich erscheinen, füraus ordenlich schreiben
aller unser äusseren und inneren Vögten, desgleichen
aller Amtleuten in Statt und Land Rechnungen, darzu
auch sonst Alles, was von den Herren Rechenhrn ver-
handlet wird.' Z Pfrüudenb. 1757. ,In die Rechen-
canzley [soll sich bei einer Feuersbrunst verfügen] der
Herr R.-schreiber samt seinem Substituten.' Z Feuer-
ordn. 177'2/8. S. noch Schriberi. — Vgl. Fischer V '203.
RScht-: Rechtsschriftsteller. ,Disen tant [leeres
Geschwätz über den Wucher] findet man by den
menschlichen r-en.' Zwingli; in iurisconsultorum libris
(Gualther). — Amhd. rililscnbari, -schrlbttre. orthograpluis.
G'-richt-, G'-richts-: 1. Schreiber eines Ge-
richtes, Leiter einer Gerichtskanzlei, allg.; vgl. ,des
gerichtes schriber' (Sp. 1534M.). ,Ger.-schreiber, scriba
curi», ab actis curia;.' Mal. .Comraentariensis, dico-
graphus, Ger.-schreiber.' Denzl. 1666; ,Gerichts-'. ebd.
1677/1716. S. noch Land-Sehr. (Sp. 1543M.; Vad.). In
B erscheint ein G., notarius iudicii, seit 13'27; er hatte
einen Sitz im Rate der Zweihundert. Über seine Ob-
liegenheiten s. B StR. 385; BGS. 1615 (Register). ,Umb
was Sachen man under uns mit den henden säumet,
das die schidung, weders das mere oder das rainrc sy,
stan sol an unsrem schultheissen, dem grossen weibel
und dem ger.' XIV., B StR. ,Von wem unser Schult-
heis, unser weibel, unser ger., unser weibelsbotten
oder ieman anders der unsren von dissliin trostung
uffnement.' XIV./XV., ebd.; wiederholt B StSatzg 1539.
,Das hinfür ein grossweibel, g. und die andern weibel
all schuldig sin sollen ... all fr&vel und buosswirdig
Sachen . . . anzuogeben und helffen zuo vertigen,
damit söllich sachen gestraft [werden].' A. XVI., ebd.
S. auch Sp. 1 534 M. Als Siegelbewahrer ; s. Bd VII 491 M.
(1. ,gricht-'). Bezüge. ,Dem statschriber, alz man iiue
von der rechnung gibet 3 ß, denne dem weibel und
dem ger., och von der rechnung, 3 ß.' 1381, B StRechn.
,Dem ger. von einem satzungbuoch ze schriben 10
guldin.' 1437, ebd. ,I)em grossen weibel und dem ger.
hiessen min herren geben zwen rock.' 1438, ebd.
,Dem ger., als min herren by ime assen ... tuet 2 Ib.
16 p.' 1443, ebd. ,Herr HvBubenberg, PvWabron und
dem ger. uft' den tag gen Luzern ... iren sold 71 Ib.'
1452, ebd. ,G. hat ghan 8 [Fuder Holz], jetz 4.' 1557,
B. S. noch zue-schriben 2b (Sp. 1526u.), ferner Simler-
Leu 503 ff. Für BSi. s. Schriber 1ha. (Sp. 1532, zweimal);
Amts-Schr. Für AiBrenig. s. AABremg. StR. 178 (1676).
,[Bei einem , Landtag über einen Todschlag'] setzt sich
der Hr Scliultlieiss uff den Kichterstuel und nebend
jihme der Grossweibel, der G. -Schreiber und ein Statt-
'weibel.' E. XVIL, AAZof. StR. In L erscheint ein G.
»zuerst 1461 zur Entlastung des Stadtschreibers; vgl.
Seg. RG.II '200; Gfd 79, 16 und s. Schriber (Sp. 1535u.;
Anm.); Under-Stadt-Schr. Über die Pflichten des
j,G-s' in Z im XV. s. Z StB. III 156/7 (.Des ger-s eid').
i.Als dann mine herren ... das gericht besetzt und under
|anderm angezogen worden, das nit allein die richter,
isunder euch der ger. des gericlits übel wartind.' 1530/3,
/ RB. , Es solle ... wann der Gerichtsschreiber nicht
selbst zugegen wäre, einer von den Richteren das Proto-
coll oder die Feder führen.' Z Gerichtsordn. 1715, 7,
wo Weiteres; s. auch Schriber Iba. (Sp. 1534o.). ,Ger.-
schreiber, wird erwählet vor Rat, wartet dem Stadt-
gericht ab, bleibt 12 Jahr. G. -Schreiber zu Weinfelden,
ist ein Lehen der Herren Rechenherren; seine Pflicht
ist, so ein Hr Übervogt allda Gericht haltet, Alles
ordenlich zu verzeichnen.' Mem. Tig. 1742; ebenso
Z Pfründenb. 1757. S. noch Zins-Richter (Bd VI 461)
und vgl. EStauber 1894, 86. In den äbtisch-sankt-
gallischen Gerichten. .Verwalter und G.-schreiber N.
von Oberuzwyl.' 1738, G Rq. 1906. ,N., derzeit G.-
schreiber', unter der amtlichen Ausfertigung einer
Waldordnung. 1780, ebd. (GAStJoh.). In Gr It Tsch.
,Schreiber eines versammelten Gerichtes, sei es einer
Gemeinde oder [eines] Hochgerichts, meistens nur in
einer Gemeinde.' S. noch ver-schriben la (Sp. 1509 u.);
Land-Schr. Oft zsgesetzt, zB. .Bezirks-, Ober-, Bundes-
gerichts-Schr.' usw. — 2. = Gemein-Schr. (s. d.) Sch
Schl.f. — Vgl. Gr. WB. IV 1, 1673/4; Fischer III 4 U[5.
Bed. 2 erklärt sich daraus, dass das alte Dorfgericht durch
den heutigen G'mändröt abgelöst wurde.
E-ge-richt-: Schreiber beim Zürcher Ehegericbt
(Bd VI 344, Bed. 2b); Syn. Chör-Schr. ,Als K. der
eegr. vor minen herren erschinen und angezöigt, wie
das er gemelt eegr.-ampt jetzt ettliche zyt und jar
versechen, damit vyl müeg und arbeit mit schryben
gehept, aber darumb wänig belonung empfangen, dann
er jede wuchen zwen tag gespannen stan und daruff
warten müesse, uff wellichen [1. ,-er'] tag jeden ime nit
mer denn 5 Schilling gevolge.' 1546, Z RB. ,[N. wird]
von denen Herren von Zürich zum Ehegerichtschreiber
angenommen.' 1634, KWild 1847. .Ehegerichtschreiber,
erwälilt vom Rat, wartet dem Ehegericht ab, bleibt
12 Jahr.' Mem. Tig. 1742. ,Ein Ehegricli[t]schreiber
soll bey den Hrn Eherichteren sitzen . . . und alle
Parteyen, derselbigen Fürträg beiderseits, bevorab alle
Urteil in das jährlich alte Buch ... verzeichnen.' Z
Pfründenb. 1757. S. noch Schriberi und vgl. JEEscher
1692, 76. — Feld -ge-rich t-: Schreiber bei einem
Militärgericht; vgl. Sp. 1533M., sowie Feld-Schr. ,Der
V. [schwört], uf das gericht flyssig zuo warten, alle
liändel, so da vorkommen, sanimt den urteilen, so
darüber gefällt werden, trüwlich und flyssig uffzuo-
zeichnen [das Weitere s. nnter Frevel-BuechBä IV 987].'
1589, B (vRodt 1831). S. noch Feld-Richter (Bd VI
450). — Statt-ge-richt-: Schreiber beim Zürcher
Stadtgericht (Bd VI 370); s. Schriberi. — Rodel- s.
Rechen-Schr. — Nacht-rodel-: = Nacht-Schr.; s.
Bd VI 512 (JEEscher 1692). — Reformation(s)-:
Schreiber bei der ,Reformation(skammer)' (Bd 111 250;
VI 651 M.). ,R-sschreiber, wartet den Reformations-
herren vast alle Woclien zwcymahl ab . . . bleibts all-
zeit' Mem. Tig. 1742. ,R-sschreiber. Er wird von einem
jeweilligen Hrn Stattschreiber genohmen, der muss
dem jüngsten Stattknecht wöchentlich die Citations-
zedel schreiben und allezeit, so Reformation gehalten
wird, darbey sitzen und schreiben; er hat seinen Anteil
an Bussen wie die Herren.' Z Pfründenb. 1757. S. noch
Schriberi und vgl. auch GKeller (1889) 6, 207.
Rät-, Rats-: Schreiber bei einem Rat (s. Bd VI
1568, Bed. 5). ,Radtschreiber, amanuensis curi«.' Mal.;
auch bei Denzl. 1666/1716. In beiden Ap der Leiter der
Staatskanzlei; It TTobler der , Staatsschreiber, welcher
namentlich die Korrespondenz mit Behörden anderer
1551
Schrab, sclireb, schrib, schrob, schiub
1552
Staaten aufträglich zu besorgen bat'; vgl. dazu Land-
Schr. (Sp. 1544 0.). In ßs war R. zunächst gemeinsamer
Titel des Stadtschreibers und Unterschreibers; seit
E. XV. stehender Titel des Unterschreibers und so bis
zur Verfassungsrevision von 1875; vgl. Bs Chr. IV 131/2.
,üas ie zuon ziten ein r. die Unzucht uff die gewon-
liche gerichtstag selbs versehen, besitzen und was
sich daran inzeschriben und ze tuond gebärt, das selbs
tuon ... dargegen einem r. der vierde pfennig von der
unzöchterherren dritteil, wie einem andern unzöchter,
für sin belonung gevolgen und werden soll.' 1540, Bs
Rq. ,Zu Basel bestehet die Canzley aus dem Stadt-
schreiber, Ratschreiber, Ratssubstitut, welche zwar
nicht notwendig des grossen Rats sein müssen, doch
gewohnlich sind.' Simler-Lbu; s. noch Sp. 1537. Sekre-
tär des Regierungsrates B. 1536 wurde in B der R. als
Stellvertreter des Stadtschreibers eingeführt; er hatte
einen Sitz im Rate der Zweihundert (HTürler). ,R. hat
ghan 4 [Fuder Holz], jetz '2.' 1557, B. S. noch Under-
Schr. ,[In F] bestehet die Canzley aus dem Stadt-
schreiber, so nicht des inneren Rats sein kann, und
dem Ratschreiber, welche in allen Ratsversammlungen
die Federen führen.' SuiLER-Leu; danach bei Leu, Lex.
In Gl ist der jR. Protokollführer des Regierungsrates,
des Landrates und der Landsgemeinde und zugleich
Vorstand der Regierungskanzlei. In G führte während
der Mediation der Staatsschreiber den Titel ,R.' Heute
gelegentliche nichtamtliche Bezeichnung für Gemeinde-
ratsschreiber GStdt, Ürtsverwaltungsratsschreiber
GR. Über den R. in Sch vgl. MWanner 18ti5, 14/5.
,Zu Schaffhauseu waren bis an wenige Jahr allein zwey
[Kanzleibeamte], nämlich der Stadt- und Ratschreiber
und wird gewolinlich auf Abgang des Stadtschreibers
der Ratscbreiber von dem kleinen Rat an seine Statt
erwehlet; sint Anno 17r2 aber ist noch darzu von dem
kleinen Rat ein Unterschreiber erwehlet worden.'
SiMLER-Leu. ,[In S] bestehet die Stadtcanzley aus dem
Stadt-, Seckel- und Rahtschreiber und wird der Stadt-
schreiber für ein Haupt der Stadt gehalten . . .; er wird
von dem klein- und grossen Raht erwehlet ... Der
Rahtschreiber sitzt jederzeit in den Rahtsversamm-
lungen und haltet mit Bewilligung des Stadtschreibers
(dessen ordentlicher Obersubstitut er ist) auch das
RrotocoU und wartet in der Canzley den Ausfertigungen
der Briefen, Urteilen und andern Geschäften ab.' Leu,
Lex.; vgl. auch Simler-Leu 522. ,[Die Stimmmarken
sollen] durch den jeweiligen Hr Stattschreiber und
Seckelschreiber ... in Gegenwahrt der Aspiranten ge-
zehlet und durch den Ratschreiber oder Protocolisten
Heissig aufgezeichnet werden.' Prät. 17(54. In Z war
der R. im XVI. /A. XVIII. insbes. Betreibungsbeamter;
vgl Z Ratschreiberordn. 1710 (Z Ges. 1757 II 184 ff.) und
1761 ; Z Gerichtsordn. 1715, •i'2. 91/5; Z Ges. 1804, 193 ff.,
auch Strickler 1882, 167, ferner Bd III 1374 o. ; Sp. 1495o.
1534M.), sowie die folgenden 2 Belege: ,Gott zeucht, was
ihm aussteht, nicht ein durch Eingwünner und Raht-
schreiber.' FWtss 1672; ,Der ... deme der Ratschreiber
und Schuldenbott auch vast niemahlen von Haus
kommet, ja der nicht selten im Auffahlszedel an-
geschlagen stehet.' J.1Ulr. 1718. ,Als dann Got der all-
raechtig dokter N. ratsschr. seligen uss disem jamer-
tal in die ewige fröid berüeft.' 1527/9, Z RB. ,Diewyl
CSprüngli Hansen Usteri den kernen dings geben, des-
halb inn nit mit hotten, sonder dem r. tryben sollen,
ist dem U. noch 6 wochen lang platz geben.' 1595, Z.
,Der Ratschreiber treibet alle in dem ganzen Züricb-
gebiet sich aufhaltende säumige Zahler bis zu dem
Auffahl.' JEEscHER 1692. ,An dem Tag zuvor [vor
dem .Schweertag'] muss der Ratschreiber durch die
ganze Statt reiten und verkündigen, dass aus Befelch
der Oberkeit die ganze Burgerschaft sich auf den
mornderigen Tag bei dem Grossen Münster einfinde ...
Dem Ratschreiber lauffet eine grosse Menge junger
Kinderen nach mit grossem Frolocken und Jauchzen.'
ebd. ,Dass N. derentwegen [wegen nicht bezahlter
Schulden] am Ratschreiber stehet und ihme des
Lauffenden halber die hochen Bott angelegt worden.'
1703, ZEmbr. .Ratscbreiber, wird erwählt von Rät
und Burgern, bleibts 8 Jalir, hat 5 Knecht, welche alle
Wochen, so die Recht offen sind, abreisen, die nach-
lässigen Schuldner hin und wieder im Land zur Be-
zahlung zu treiben.' Mem. Tig. 1742. S. noch Schulden-
Bott (Bd IV 1889; Z Rechtstriebsgesetz 1803); schryen
(Sp. 1460o.); an-schriben 2 b a. (Sp. 1504M.). — Vgl. Gr.
Wß. VIII 20'2; Fischer V 16.3.
Kriegs-rät-: der dem .Kriegsrat' (Bd VI 1589,
Bed. Ib) zugeteilte Schreiber, der zugleich das Amt
des .Stiftsschreibers' (s. d.) versah. 1587/XVIIL, B.
,N., der a. 1691 des grossen Rats [in B], 1695 Kriegs-
raht- und Stiftsschreiber, a. 1701 Landvogt von Bon-
mont ... worden.' Leu, Lex. — G°-meind-rät(s)-:
Schreiber eines Gemeinderates (s. Bd VI 1590/1) G;
ThRom.; ZS. und weiterhin. Syn. Ge-meind-Schr.
Bürge r-rät(s)-: Sekretär des , Burgerrates'
(s. Bd VI 1592) BsStdt (seit 1875). — Be-zirks-
rät(s)-: Schreiber bei der Verwaltungsbehörde eines
Bezirkes Schw; Z f (Mem. Tig. 1841). — Seckel-:
= Rechen-Schr. (s. d.); vgl. des .seckelmeisters sehr.'
(Sp. 1534M.). In B seit XV.; nach der Eroberung der
Waadt (1536) wurde für das welsche Gebiet ein .welsch
s.' geschaffen, dem der ,tütsch s.' gegenüberstand; vgl.
S.-Meister (Bd IV 525/6). ,Swert ein sekelmeister ...
alles gewarsamlich durch sinen s., der dann darzuo
geordnet ist oder wirt, inzuoschriben lassen.' B PES.
,Die fronvasten . . . dem stattschriber 20 Ib.. dem s.
4 Ib.' 1436/7. B StRechn. .S. zuo Bern'. Unterschrift
auf der Ausfertigung eines Abschieds. 1531. .4bscb,
.Weltsch s. hat ghan 4 [Fuder Holz], jetz 2.' 1557, B.
.Weder den Seckelmeisteren noch ihren S.-schreiberen.'
B Münzmand. 1722. ,[In S wird] der S.-schreiber ...
von dem kleinen Rat erwehlet und ist wie des Stadt- j
Schreibers Statthalter; ... verwaltet darnebend auch I
im Namen deren Seckelmeistern als der selben Buch- i
halter mehrenteils der Stadt Einnahmen und Ausgaben.' !
Leu, Lex.; vgl. auch Simler-Leu 522. S. noch Bd V j
1119M., auch Eät-, Spital-Schr.
Salz-: = S.-Meister (Bd IV 526) Bs (schon 1382/3); |
heute t; Tgl- S.-hüs-Schr., sowie Ochs III. 411. ,N. i
Salzschreiber und Grossrat.' 1739/69, Bs Stadtb. 1890. ;
— Vgl. Gr.WB. VIII 17'>2. Wohl durch innere KUrzan^aus
Salz-hü,-S<:hr.
Sänne°-: Aktuar der , Sennenbruderschaft, -gesell- .
schaff (Bd V 4'25; VII 735) Schw; seine Wahl findet j
alljährlich am Sennenmahl anlässlich der Sennenkilbi ■
statt; vgl. Chron. Helv. 1893, 31; FAnd. 1898, 717. — i
Sinn-: Schreiber beim S.-Amt (Bd I 246), der über j
die Rapporte der Fassbesiegler Buch zu führen nnd I
über das eingehende Weinungeid Kontrolle zu Oben i
hatte. XIV. /XV., Bs (belegt zB. 1394/5); vgl. S.-Chneeht \
(Bd III 7'29). i
1553
Sclirali, scliicb, schi'ih. scluoli, sclirub
1554
Ge-sang-: Schreiber einer aus Männern, Jüng-
lingen und Knaben bestehenden Vereinigung, deren
Aufgabe es ist, den Kirchengesang anzuführen und
zu fördern GlH. ,I)a man gewohnt war, bis anliin die
Psalmen, wie solche nach einanderen folgen, in der
Kirche abzusingen, als ist dissertwegen die Abänderung
... dahin gemacht worden, dass liinfüro ein jeweiliger
Herr Pfarrer den Psalmen nach seinem Gutdünken
bestimmen und dann von dem G. -Schreiber an seine
Behörde notirt werden solle.' 1767, GLBetschw. —
Anders bei (ir.WB. IX IVOO (Das.).
Sessel-: wohl ,ein öffentlicher Schreiber, der auf
dem Markte sitzend für Andere Briefe und sonstige
Aufzeichnungen verfasst' (FVetter); vgl. Sttiel-Schr.
,Nu hat der [die städtischen Gewerbe bedeutende] drite
vende ein ende ... und dunket mich niht vollebraht,
das dis buoch niht sunderlich gedaht der s.-schrib;i're.
Sit man niht sunders von in vint. so gehört die s-
schriber wol an, swas ich von den andren geseit han,
das si son getrüwe und warhaft wesen.' Scbachzabelb. —
Das W. auch bei Fischer V 1371 (Ulm 1520/i).
Se"-: Schreiber des ,Seevogtes- (Bd I 708). .See-
schreiber. Ein solcher wird erwehlt von Hm Unter-
schreiber, hat seine Geschäft bei den Hern Seevögten
und danahen auch seinen Nutzen.' Z Pfründenb. 1757.
S. auch Fischer-urdnung-Schr. Noch 178'2 bezeugt. —
,Ge-schich t-: historicus, historiographus, a commen-
tariis.' Fris.; Mal. .Historiographus, G.-schreiber.'
Denzl. lt;6l)/1716. — G«-schichtli-: wer G'schichtli
(s. Bd VIll 153) schreibt (CStreitt'). — Schulde»-:
Betreibungsbeamter Z, so Bez. Hinwil (s. Sch.-Bott
Bd IV 1889); heute f- .Ini Hause zur Geduld wohnte
der Sch.-schreiber, ein ausgehungertes Jammerbild, da
in dieser Stadt Keiner dem Andern Etwas schuldig
blieb.' GKeller. 's Sch-s, Familienbeiname ZMettm. —
Schanzen-: Schreiber beim Sch.-Amt (Bd I '246).
,Sch.-schreiber, wird vom Rat gesezt, soll fleissig ver-
zeichnen, wie vil Schanzer an der Arbeit, aucli die
1 Stossbennen, Körb, Schaufel und Bickel in Verzeichnus
, halten.' Mem. Tig. 174'2. , Seh. -Schreiber, ist ein Lähen
j von den Zohlherren und liat einer wöchentlich an Gelt
I 2 p, item Haus und Herberig samt einem schönen
I Garten und Räblauben.' Z Pfründenb. 1767. S. noch
i Säts-Eed7ier (\id VI 584). — Schirm-: Schreiber bei
i den ,Schirmvögten' (Bd I 7ü'.t) Zf; vgl. Mem. Tig. 1841,
604; Schaubg, Rq. II 361. .HWaser, Seh.' 16'28, Z
(Unterschrift auf einem Kaufbrief). , Schirmschreiber.
j wartet den Herren Schirmvögten ab, bleibts allzeit.-
j Mem. Tig. 174'2. , Schirmschreiber; vor diesem versähe
I die Schirmschreiberey der vorderst Ratssubstitut,
danahen er auch solche zu bestellen hat: ein solcher
I wartet den Hern Schirmvögten ab, da er dann alle
I Rechnungen ordenlich schreiben soll.' Z Pfründenb.
11757. .Unsere Waisenrichter ... sollen ... durch den
bestellten Schirmschreiber mit Zuzug des Vormundes
ein genaues Verzeichnis von dem Vermögen der Waisen
aufnehmen lassen.' Z Waisenordn. 1790/2. ,Der Stadt-
und Schirmschreiber sind von dem Pannerdienste bei
Brandunglück befreit.' Z Feuerordn. 1834. — G»-
schau"-: Schreiber bei der 6r'-se7wH"(Bd VIII 1586 u.)
ZStdt (bis M. XIX.). .Namens der Krankenaufnahms-
commission N., Operator, Geschauschreiber.' Z Amtsbl.
1834. ,G. -Schreiber', Unterschrift auf einer Verordnung.
1688, JJHoLzuALB 1691. ,Wann eine Wysung von
einem, ersammen Eliegericht an die kleine Gschauw
Si'hweiz. Idiotikon IX.
gewiscn wird, soll die Besichtigung geschehen von
dennen H. Stattarzt und dem Gscliauwherren nebst dem
Grossweibel und G.' ebd.; s. noch Bd VIII 1586o. .Das
Collegium der Gschau. Von Obrigkeits wegen sind
darzu verordnet zwey Herren des kleinen Rats, einer
vom grossen Rat . . . item beide Hm Stadtdoctores
samt dem Stadt- und Spitalarzt und der G.-schreiber
. .. [Er] wird vom Herren Unterschreiber erwählt, soll
alle Dienstag den Herren bey der Gschau abwarten,
bleibts allezeit.' Mem. Tig. 1742. .Ein G.-schreiber ...
soll alle Dinstag, wann die Gschauherren im Spittal
sitzen, ihnen schreiben.' Z Pfründenb. 1757.
Spital-: Schreiber der Spitalpflege BsStdt (bis
1869; schon 1499). In B seit XVI.; vgl. Sp. 1533o.
(ImÜbersteg 1878). .Istgeratten, den dienst des grossen
spitalsschrybers zur canzly ze leggen und nach und
nach die ander, wie die hievor in der canzly gsin, als
seckelschryber. buwhern etc.' 1544, B RM. In Z bis
XIX. ,Im Auftrag des Finanzdepartements der Spital-
pflege der Sp.-schreiber N.' Z Amtsbl. 1834. ,Üer Sp.-
schreiber [in ZWth. bezieht jährlich] 600 Fl.' Mem.
Tig. 1841. .Sp.-schreiber. wird erwählt von den Herren
Spitalpflegeren, soll täglich im Spital abwarten, bleibts
allzeit.' ebd. 1742. .Ein Sp.-schreiber soll verzeichnen
den täglichen Verbrauch alles Einnemmens und .\us-
gebens, sonderlich was die verordneten Hm Spittal- ^
pfleger erkennen, verhandlen und bestimmen.' Z
Pfründenb. 1757. S. noch Schriberi. — Vgl. Gr. WB. X 1,
2560; Fischer V 1551.
Stube°-: Schreiber einer bürgerlichen .Gesell-
schaft' BStdtf; dafür jetzt Sekretär (Bd VII 680). Zu
dene" Stube'schriber schlah" die Herre" vo' de" Weise"-
kummissione" mit Vorhebi Notare oder Schuelmeister
vor. BiRi 1885; s. noch Schriben IIb (Sp. I528M.). —
Stift(s)-, .Gestift-': Schreiber bei der Verwaltung
eines (säkularisierten) Stiftes; vgl. (St.-)Pfl'eger (Bd V
r230M. 1237). In B im XVI./XVIII. mit Bez. auf das
(an Stelle des Deutschordenshauses errichtete) Chor-
herrenstift (vgl. Leu, Lex. III 100); der St. war zugleich
.Kriegsratschr.' (s.d.). In Z im XVII. /A. XIX. mit Bez.
auf das ehemalige Grossmünsterstift; vgl. Mem. Tig.
1841, 6'23. ,Herr Gstiftschr. N.' 1642, Z. ,10 Klafter
Holz für die Herren Pfläger, Verwalter. Stiftschryber
und Stattknecht.' 1649, Hotz (Urk.) 1865; noch öfter.
.Es werden ihnen [den Chorherren] auch zugeordnet
zwey Herren des kleinen und zwey Herren des grossen
Rats, so man Chorherrenpfleger nennet; die müssen
ihnen helffen raten, was zum Nutzen und Erhaltung
des Stifts dienlich . . . und haben deswegen einen
eignen Schreiber, den man nennet Stiftschreiber.'
JEEsCHER 1692. .Stiftschreiber, wird erwählt vor Rat,
wartet denen Herren Chorherren und derselbigen
Pflegeren ab, bleibts allzeit.' Mem. Tig. 1742. ,Ein
Stiftsclireiber nimmt sich an beider Stiften ... da er
nicht allein der Verwalteren Handlungen, sondern auch
fümehmlich der Chorherren Einkommen ordenlich
verzeichnen [soll].' Z Pfründenb. 1757. S. noch
Schriberi. — Stall-: Schreiber bei den ,StaIlherren'
(s. Bd II 1545). .Stallschreiber, wird vom Herren
Unterschreiber bestellet; seine Pflicht ist, den Herren
Stallherren abzuwarten, wann Streitsachen der Pferden
halben vorfallen.' Mem. Tig. 174'2. ,Stallschreiber
[soll] in Geschäften, so Pferdtstreit betrifft, bey den
Herren Stallherren sitzen und schreiben.' Z Pfründenb.
1757.
1555
Sclirab, sclireb, scliril), sclirob, sclinib
l.V,6
Stuel-. .HUbely der st.' 1486. Z RB.: ^ Sessel-
Schr.? — Spätmlui. »fiio;8cA)-iicr: vgl. Diefeub.-Wiilcker S7U;
Scherz-Oberlin 1590; Schni.' II 595. 753; Fischer V 1911.
Stadt-, im XIV'., XVI. auch ,stet-': 1. Leiter einer
Stadtkanzlei BsStdt; BBiel, Stdt, Th.; GRChur; LStdt;
ScHStdt; SOlt., Stdt; ZoStdt; ZStdt, Wth. und weiter-
hin. ,Von den st-n dis buoch uns seit: so si lesent
die gesezde von [1. ,vor'?] der stat, als si ir rat ge-
sezet hat. ob der keinü wäre wider Gote und ouch
wider sim geböte, si sölten das volk und den rat
und swer denne gewalt hat. manen, das si das liessen
abe.' ScHACHZABELB.; nachher: ,stetschr.', auch nur
.schriber'. .Archigraminateus, St.-Schreiber.' Denzl.
1666/1716. S. noch Sekretär (Bd VlI 680; auch bei
Fris.). In den Aa Städten; s. die Register zu den Aa
Rqq. .N.s acker, die der st. [von .-VAZof.] hat.' 1427,
WMehz 1915. ,N.. stettschr. zuo Louffenberg.' 1438,
ebd. In Bs wird der St. seit M. XIII. erwähnt; er war
der höchst besoldete Beamte der Stadt, hatte sein eignes
Haus und wurde bis etwa 1410 vom Rate in den
Stadtfarben gekleidet; vgl. Bs Chr. 131/2, ferner Ober-,
Under-, Rät-Schr. ,Als Oporinus und ich professores
waren und mich der her st., do deputat, fraget in sinem
huss, wie es doch znogienge, das es in der Universität
nicht recht weite ab stadt gan ... sagt ich: . . .'
ThPlatter 1.572. S. noch S\>. 1509 o.; Stadt- Schriberl. In
B erscheint das Amt seit E. XIII. (.notarius Bernensis.'
1271, ,der schriber.' 1'299, ,der stettschr.* 1346). ,Deni
st.', regelmässig wiederkehrender Ausgabeposten. 1375/
84, B StRechn.; wechselnd mit ,stetschr." ,Dem st.
umb sin schriben des verlouffen halben jares, es sin
quitbrief, tellbrief, tellbnecher und ander ding.' 1436,
ebd. .Und sol ouch unser st. oder sin schüeler ... bi
dem rate sitzen, wenn man darinn richtet, und ein buoch
haben, daran er verschribe die urkünd, gezüge und
als denn notdurftig ist.' XV., B StR. ,St. hat ghan 20
[Kuder Holz], jetzt 14.' 1557, B. .Der Stadtschreiber
[in B] niuss des grossen Rahts sein, wird von klein-
und grossem Raht erwehlet, bleibt 12 Jahr bey der
Stell und stehet ihme hernach frey, eine Landvogtey
oder Amt anzusprechen.' Leu, Lex. S. noch Bd II 1533
(Kilch-Her), auch Sp, 1507u. 1526 u.; Under-, Kom-
mission-, Ge-richt-, Rät-, Seclcel-Schr. und B StR. 410.
.[Es sei] ein notdurft ... die statt furer mit einem schuol-
meister und st. ze besorgen.' 1494, B Brief; später:
.das er der statt also mitt der schuol und mitt der
schribery dienen suU.' ,N., St. zu Untersewen.' 1641.
BoSi. Rq. 1912. In F; s. Sp. 1551 o. (Rät-Schr.), ferner
FMu. StR. 396 (.Des st-s eid.' 1566). In L beginnt die
Reihenfolge der Stadtschreiber 1285; vgl., auch über
ihre Stellung, Seg. RG. II 198/9; Gfd 75. 138/49; 79,
10/15. S. auch Bd IV 1565M.; VII 508 (Signet), sowie
Under-, Ge-richt-Schr. In GStdt bezog der St. als höchst-
besoldeter städtischer Beamter 1470 25 Fl., 1490 35 Fl.;
Vgl. JHäne 1899, 9. ,Dem abscheid nach, so üwer st.
zuoletst hie zuo Bern an üch zuo bringen angenonien
hat.' 1497, PBüTLER 1914 (B an G). S. noch Bd V 498u.
(Zim-Brief). ,St. von (zuo) Wil.' 1487/96, G Rq. 1906;
s. auch Under-Schr.(S\). 1537o.). .Dem st. von Liechten-
staig.' 1502. ebd. In Scn; s, Under-, Rät-Schr., auch Si-h
Chr.II90. In S;s. Rät; Seckel- Sehr. In ZG;s.Sp. 1545u.
Ober Obliegenheiten, Einkünfte usw. des St-s in Z
vgl. Z StB. III 256/7 (.Ordnung, was ein st. tuen und
wie er sich halten sol.' 1515). 326 (Register); Mem. Tig.
1811.604. ..So hat Ruudolf unser st. dis [Stadtbuch]
angevangen ze ernuwerenne.' 1335, Z StB. Im XVI.
wurde dem St. gestattet, überallhin, auch auf die Land-
schaft, Zinsbriefe zu schreiben, und nur den Schuldnern
zur Pfliclit gemacht, solche von dem Übervogt be-
siegeln zu lassen. Bluntschli.RG. .DerGmeind Rorbiss
am Fryenstein Rechtungen. Bruch und Herkhomen
[sind] durch den St. von Zürich inn Gschrift verfasset
und zesamen inn diss Büechli und Öffnung gezogen
worden.' ZRorb. Offn. 1605. ,Eiu Stadtschreiber wird
vor Rät und Burger erwehlt und kan darzu gelangen,
wann er schon nicht des grossen Rats ist ... Er soll
an allen Rats- und Rät- und Burgertagen tleissig mit
seinem zugegebnen Unterschreiber und Substituten
abwarten und alle verhandlete Sachen fleissig ver-
zeichnen, und so ein Stich in den Wahlen fürfiele, hat
er denselben zu entscheiden.' Mem. Tig. 1742. ,Ein
Stattschreiber soll alle Ratstag bei guter Zeit im Rat
erscheinen und was dannzumahlen im Rat erkennt
wird, ordenlich verzeichnen. Er wird von Rät und
Burgeren erwehlt ... Ein Herr Statschreiber war alle-
zeit in hoher Achtung gehalten, darzu auf die Tag-
leistungen, item zu Königen und Fürsten abgesandt.
Z Pfründenb. 1757. S. noch Under-, Neben-, Re-
fonnations-. Rät-, Schirm-Schr. In ZWth.; s. Mem. Tig.
1841, 679. ,N.. der zyt st., ouch burger zuo Winterthnr
und geschworner schriber inn einem ampt dergraffschaft
Kyburg.' ZDachsen OlTn. 1532. S. noch Bd V 459M.
(Chauf-Brief) und vgl. ZWth. Neuj. 1870 III 17/9. In
ZElgg; vgl. KHauser 1895, '263/70. S. noch Bd IV
1890o.Cöf-wa«s-Bo«;:Sp.l520(dreimal).1531M.1533n.
Im Vergleich: ,Der Scbeerer ist ein ausgemachter Herr.
Er darf unsereinem nicht antworten; er trägt ja Spitz-
hosen, Stadtschuhe und am Sonntag Manschetten. Er
hat Hände so zart wie ein Junker und Waden wie
ein Stadtschreiber.' HPest. — 2. Amt des .äussern
Standes' (Bd I 562/3) BStdtf: vgl. AfV. VIII 86. 94. —
Mhd. Ktutschribaic; vgl. Gr.WB. X'2, -198/9; Martin- Lienh. II
515 (Birueunanie); Fischer V 1662/3. Als Beioarae: .Magister
HBawnianu, genannt Stadtschreiber, ein frommer Priester',
Sahn des Stadtschreibers von Schaffhausen. 1544, HOHuber,
Chr. AlsFamilienn. 1519, ZBär.; 1528, ZEmbr. Als Flurn.: |
Im St.. Rebenparzelle ThHw.; vgl. Sp. 1535 u. (.\aUmiken). j
Under-Stadt-: = Under-Schr.; s.d. .C, miner i
herren understattschribers schriber.' 1474, Z RB. ,1429 i
... ward der erst U. gesetzt ... und dis war JFründ von j
Lucern, resigniert darnach und nahm den Landschryber- ,
dienst zuo Schwy z an ; den resigniert er ouch, zog wider i
gan Lucern und ward Gerichtschiyber daselbs. Zuo der i
Zyt gab man den Underschrybern den Titul und namset )
sy ouch die Oberkeit also ü.' RCys. •
Stäts-: Vorstelier einer Staats-(Kantons-)Kanzlei,
zugleich Protokollführer des Regierungsrates, so in |
Aa; Bs (als Nachfolger des , Stadtschreibers' seit 1803 '
bis zur Verfassungsrevision von 1875; vgl. Bs Chr. IV i
132 Anm. 5); B (seit 1743, zunächst wechselnd mit'
, Stadtschreiber', seit 1772 herrschend; vgl. BFestschr.|
1891,4.129); L; G; Sch; S; Tu; W; Z (seit 1803; vgl.:|
,Alle Gesetze, Verordnungen usw. werden von einem".
der bestellten St.-schreiber unterzeichnet.' Z Ges. 1804,^
ferner PKeller. Die zürcherischen Staatsschreiber seit;
1831, Zürich 1908). Dafür in andern Kantonen Land-,]
Räts-Schr. (s. dd.), in Gr; Schw; U .Kanzleidirektor'.j
Die Bundesverfassung von 1803 sah einen auf 2 Jahre
zu ernennenden und durch den Direktorialkanton zul
besoldenden ,St.' bei der Tagsatzung vor; vgl. Z Ges.
1804, '25/6; Lutz 18'27 III 42.3. — Vgl. Gr.WB. Xi, ;!20.l
1557
Scliiab, schreb, sclirib, seluob, schrub
1558
Tal-: der zur Besorgung der Kanzleigeschäfte der
Talschaft bestellte Schreiber. XVll./XVlIl., UUrs.
,1, Isenma, T.', Hausinschrift. 1671, UHosp. (AfV.).
jLütenainbt SSchraid, T. in Urseren', auf einer Glas-
scheibe. 1713, Z Anz. 1912. ,Uie Einwohner dieses
Tals ... halten alle Jahr ... grad ennerthalb dem üorf
Hospital ihre sogenannte Talgemeind, da sie durch
die mehrere Stimmen zu zweyen Jahren um einen Tal-
aniraan und auch sonsten bey Vorfallenheiten Talstatt-
halter, Seckelraeister und Talschreiber, auch Richter,
Fürsprechen und Weibel erwehlen.' Leu, Lex. —
Direktori-: Schreiber beim kaufmännischen ,üirek-
toriunV (s. d.). .Directorischreiber. wird von den Herrn
Directoren erwählt ...; er ist pfiichtig, den Herren
Directoren abzuwarten, wann sie wegen Kauffmanns-
sachen zusammen kommen.' Mem. Tig. 1742.
] Tor- (D-): wie nhd. ßsStdt (seit 1803 bis zur
i Schleifung der Tore am Ende der 1850er Jahre;' seit
I 1832 auch .Torwachtmeister' genannt). Die (7) Tor-
I Schreiber unterstanden der .Zollkammer'; sie hatten
den Fremden die Pässe zur Eintragung abzufordern
und deren Namen täglich beim Abendrapport zu melden,
I die eingeführten Gegenstände mit den Namen der
i Träger in das , Torbuch' einzuschreiben und von den
die Stadt Verlassenden das , Weggeld' einzuziehen, das
sie wöchentlich einmal der ,Zollkaranier' abzuliefern
hatten. Stöt dert [beim JBläsidor] nit wider sö-ne"
I verzwickte' 1). mit der Gänsfedere" hinder ''em Or! 1858,
Bs Brief. Der 6f s D , wo d'BuebC söwie-sö nit schmegge'
ka". ebd. — Vgl. Gr. VVB. XI 1, 40.5.
Wacht-: den ,Wachtherren' (Bd II 1548) zu-
geteilter Schreiber; vgl. JEEscher 1692, 80, ferner
FHegi 1912. 228. ,W. -Schreiber, ist ein Lehen vom
Rat, soll abwarten, wann die Herren Wachtherren
sitzen, schreibt die Wachtrödel, ist auch beiwesend.
so die Musterungen gehalten werden.' Meji. Tig. 1742.
,Ein W.-schreiber wird genommen vor Rat und hat
einer sint anno 1657 monatlich an Gelt 10 Fl.' Z
I Pfründenb. 1757. — G"-welbs-: Archivar. Der .G.'
'. des grossen Rats. 1653, B.
WSlt-: Weltbeschreiber, Kosraograph. ,Hircani ...
hattend den bruch, wie die wältschryber anzeigend,
dass sy ire abgstorbnen den hunden fürwurffend.' LLav.
1583. — Audi l)ei Fischer VI6T3.
Tag-wan Tagwe"-: = Ge-mmid-Sc^w. Gl (bes. H.) f-
— Win-: in Bs bis 1798 Kanzleibeamter des , Wein-
amtes'. — Winkel-: = Neben-Schr. (s.d.); vgl. W.-
Schriben (Sp. 1530). ,ünd ... soll sich dise Ordnung,
so vil die der Konten und Verkoufen. desglichen der
Zins- und Gültbriefen halb, zue Zit uf die Zins- und
W.-schriber hie in der Statt auch erstrecken.' 1617,
Z (,Der Schriberen Eid, Ordnung und Besoldung uf der
Landschaft').
Hand-werks-: Schreiber eines .Handwerks'; vgl.
Sp. 1533M. ,Wann ein Meisterssohn eingeschrieben
wird, zalt er zwölf Schilling und acht Schilling dem H,-
schreiber.' 1786, AiMell. StR. (,Zunftlibell für die ehr-
.samme Handwerk ... so zu einem Bauw gehören');
s. noch Sp. 1506M. .Wann ein Lehrknab aufgedungen
worden, soll er . . . dem H. -Schreiber 10 ß bezahlen . . .
Wann Einer das Meisterrecht erhalten und einverleibt
worden ist, so solle er ... dem H.-schreiber ... 2 Fl. 10 ß
bezahlen.' Z Sattlerordn. 1805. - Vgl. Gr.WB. IV2, 4-29.
Waise"-: Schreiher, Vorsteher des Waisenamtes
UsStdt; SchR. I
Zoll-: Schreiber bei einer ZoUeinnehmerei.
.Scriptuarii, die obersten zollschreiberen des gemeinen
einnemens und anderer, die rächnung gäbend.' Fkis.:
s. noch Sp. 1543 (Lehen- Sehr.). .Scriptuarius, Zoll-
schreiber.' Denzl. 1666/1716. ,Zohlschreiber beim
Kornhaus, wird von Hrn Unterschr[6iber] bestellt; er
muss alle Freytag auf der Zohlstuben bey dem Korn-
haus sitzen und schreiben.' Z Pfründenb. 1757. ~ Vgl.
Sanders 11 lUlla; Fischer VI 1258.
Zunft-: Schreiber einer Zunft BsStdt; BStdt;
ZStdt; vgl. Sp. 1533M. In Bs erscheint der Z. zuerst
E. XV. bei den Zünften zum Schlüssel und zum Safran,
erst A. XVII. bei der Gerberzunft; er hatte bes. das
.Zunftbuch' zu führen; vgl. TGeering 1886, 117/8. In
Z hatte die Safranzunft M. XVI. (s. Sp. 1533M.), die
Schmidenzunft A. XVII. einen Z.; letzterer bezog eine
jährliche Besoldung von 3 Pfd; vgl. FHegi 1912, 106. —
Auch bei Fischer VI 1351.
Zins-: beeidigter Schreiber, der bes. L'rkunden
über Zinsverpflichtungen (, Zinsbriefen') ausfertigte;
vgl. Sp. 1534o. .Nachdem unser herren vergangner tagen
ein offnen druck der Zinsen halb ussgan lassen und
underanderm gemeldet, das wirgeschworne zinsschriber
haben, damit dest minder falsch und betrug gebrucht
werden, sind die selben schriber uflf hüt geordnet:
N. soll schriber sin in der grafschaft Kybnrg [usw.],
Dis ist der eid, so die obgemelten zinsschriber ge-
schworen, nämlich sollind sy sich vor betrug der under-
pfanden und in ander weg ... verhüeten, ein register
der zinsbrieifen machen . . . desglichen die brieft" nit
siglen zuo lassen anders dann vor einem burgermeister
und Zunftmeistern in der statt und uff dem land die
obervögt.' 1527/9, Z RB,; erweitert (,das sich ouch die
zinsschriber in den zinsbrieflen mit irem namen uuder-
schriben . . . söllent') 15'29 (vgl. Bd VI 740/1). S. noch
Winkel- Sehr.
Ziti''g(s)-: wie nhd. allg. Das Dim. im verächt-
lichen S.: Wenn's grat kei" Schlachia g'g'e' hed, hed-
er [ein Maulheld] zechna erfimde", wie hüt ze Tag die
Z.-Schriberli. JJörger 1918. — Vgl. Samiers II lOlOc;
Schni.Ml 1163; Fischer VI 1114.
Schrlberi bzw. -ei f., PI. -e": 1. Geschreibe, in
geringschätziger, unwilliger Rede, wolil allg. Vil
Schrf-e") ha". Das [die Stellenvermittlung] giH Sehr..'
BiRKD. 1922. — 2. Tätigkeit, Obliegenheiten eines beruf-
lichen Schreibers; übergehend in die Bed. Schreiber-
amt, „Kanzlei, allg.", spez. = Amts-Sehriberi B (Zyro).
,Das gebott, so wir ... an iren [der Thuner] schuol-
meister von der ärapter wegen der schnol und schriberie
getan hatten.' 1402, B StR. ,Das schulth., rät und die
burger ... genomen band zuo irem schuolmeister N.
... mit semlichem geding, daz sy inn ein jar besuochen
sollend, es sy in der schuol oder mit der sehr.' 1427,
AAAar. ,[Der Schulmeister soll] in beden sinen
ämptern, der schriberig und schuol, tuon, das er weiss,
das der stat nutz und er ist. getrüwlich und ungevar-
lich.' AaBt. Schulordn. um 1495. .N. der sehr, ab-
gewisen, mag aber biderben lüten ire kind wol lernen
als ein schuoljueister.' 1542, B RM. ,[N. ist] ze exami-
nieren, ob er zur sehr, tugenlich.' 1554, ebd. .N., der
schuolmeister zuo MenidorfF, hatt umb die schryberig
daselbs gebetten, ist abgwysen.' 1568, Z RM. ,Die
Besetzung aller Schr-en stat allein zuo ragH. den kleinen
Räten.' RC'vs. ,Es sollend auch fürohin keine heim-
liche Pactungen und casualischc Köuff fürgenommen
1559
Schrab. schieb, HChrib. schrob, schrub
1560
werden ... by Confiscation des dritten Teil Haupt^uets
von dem Uslycher und Schuldner ... und Entsatzung
der Sehr., fals Einer derglychen angedingte Köutt'
schriben und verfertigen wurde.' B Wuchermand. 1613.
1628. ,Es soll kein Person in unser Statt Gricht ...
einichen Contract oder Verliomnuss emiifachen, viel
weniger einichen Brieff oder Instrument darüber in
Schrift verfertigen, dieselbe sje dann vorhin von uns
bewert, das sy der Kunst der Sehr, bericht.' B GS. 1615.
.Bürgerliche Schreibereyen der Stadt Zürich [Über-
schr.].' Mem. Tig. 1742. ,Es wird auch denen Burgeren
[von Z] die Bewilligung getan, die ein oder andere
obiger Canzleyen zu frequentiren und daselbst sich
in den publiquen Geschälten bey Commissionen und
sonsten zu üben, und haben solche allein die Befugsame,
zu andern Schreibereyen zu gelangen, als deren noch
vil sind, als in der Stadt der Rechen-, Ehegericht-,
Stadtgericht-, Stift-, Almosen-, Spittal-, Schirmvögten-,
Reformation- und ander Schreiber, äussert der Stadt
aber die Landschreiber in den Ober- und Landvogteyen.'
SiMLER-Leu. S. noch Bd IV 1568; Sp. 1531 u. 1537M.
1555 U.— ilhii.schrihcne: Tgl. Ur. WB. IX 1700,1; Diefenb.-
Wii!cker845; Maitiu-Lienh. II 515; Fischer V 1139. Schr.-
Hex, Name eiuer Hexe WSaasf (SV. 1923, 38).
Oft in Zssen, entspr. den Zssen mit Schriber, zur
Bezeichnung des Amtes, der Amtswohnung, Kanzlei.
Amt(s)- Bf, doch noch als Name bestimmter Ge-
bäude (so Laup., Schw.). ,In der alten A.-schriberei
[in BLaup.] stand das Wasser sechs Schwell hönclv,
bei einer Überschwemmung. BXbxd. 1914. .Die alte A.-
schreiberei.' 1749, LBer. (Urbar). — Und er-. ,Alt
ünterschreiberey'. Hausname. Mem. Tig. 1820 (ZStdt).
— Land-, ,l)as Schloss und die L. [in BSchw.] be-
holzten sich aus Längenei und Harris.' Bärnd. 1911.
.In Ansehen der Landschreiberey ... zue Lenzburg.'
1744, B. ,0b und inwieweit die Landschreiberey zu
Lenzburg samt ihren Besizungen der Judicatur der
Statt alda unterworften sein solle.' 1768. ebd. S. nocli
Bd VII I593o. (1644, BSi. Rq.). Von der ,Landschreiberei'
ist in Folge der helvetischen Verfassung die .Stadl-
schreiberei' als Munizipalitätssekretariat oder Genieind-
ratskanzlei abgelöst worden. AVFild 1883 (ZEgl.). ,Üie
Landschreiberey des Rheintals.' Flugschrift 1712.
S. noch Sp. 1546 0. Auch GRRh. LB. — Vgl. Gr.VVB. VI
135; Fischer IV 970. — G"'-mein(d)- B und sonst. —
G"-richt(s)-. ,Zu nohtwendiger Erscheinung, dass . . .
der Gläubiger . . . sein Zins, 8chuld und Gerechtigkeit er-
forderet habe, soll er ... durcli den Gerichtsknecht oder
einen Amtmann sein Zins ... heischen, mahnen und
forderen, auch ilassdise Mahn- und Forder ungbeschehen,
solche alsobald Der, welcher sie getan, in der Gericht-
schreiberey ... ordenlich verzeichnen und einschreiben
tue.' Bs Gericbtsordn. 1648 (EKönig 1706); ähnlich ebd.
1679. ,Uas fürohin der Grichtsschreiberey jeden Orts
die Geltstage ... anhengig sein sollen.' 1722, BnSi.
Rq. 1914. .Jeder, der sein Gut ... verpfänden will,
[soll] verbunden sein, sich acht Tage vorher in der
Gerichtschreiberei . . . anzumelden.' 1796, BoSi. Rq.
1912. S. noch G Rq. 1906, 307 (.Gerichtsschrybery
Batzenheidt.' 1753). 502 (,Grichtschreiberey Turtal.'
1770).— Vgl. Gr. WB. IV 1,3674. — Seckel- Sf. .Dass,
weilen das grosse Härnmäss drunten in den Korn-
häuseren zue Zofingen ... ohnbegwältiget eingeführt
worden, selbiges . . . allhar in unsere teütsche S.-
Schreiberey zue.sambt der grossen Bstreiclien solle ge-
schickt und dorten abgetan werden.' 1735, AAZof. StR.
.Schreiben der t[eutschen] S.-Schreiberey an Hm Castlan
[zu Wimmis]', wegen Bezugs der .Mannlehenserschäzc'.
1777, ebd. — Schanzen-. ,Sch.-schreiberey', Haus-
name. Mem. Tig. 18'20 (ZStdt). — Schirm-; s. Seh.-
iScÄriber (Sp. 1553M.; Z Pfründenb. 1757). — Stadt-.
,Das der stattschryber sines ampts der st. still stan
[solle].' 1525, Bs Ref. ,[Der Stadtschreiber] hat sein
eigen Haus, die Stadtschreiberey genent, darin der Stadt
Canzley aufbehalten wird.' Mem. Tig. 1742. — Vgl. Gr.
WB.X -2,499.
schriberle": verächtlich, die Tätigkeit eines
, Schreibers' ausüben; vgl. sc/irt6eZe)i (Sp. 1492). Bisch
zu-me" Notar ga" schribe", für selber esö-ne' Schmarotzer
z'icerde" ... Da han-i''' g'schriberlet W'' g'schriberlet u"
mi''' g'läntwilet w"* g'ergeret ab dem StiUhocke". AFankh.
1917 (BE.).
Schribi n.: Schreibzeug (Griffel, Bleistift) BBiel,
E.; LE. Marili, i'* nimm-der 's Sehr. e"wegg; de ver-
brichst s SUSt. — Eig. Dim. zu Schriben I (Sp. 149'2).
G'-schribi n.: Geschriebenes, Schriftstück.
[Bauer zum Fürsprech:] I''' so't e" chlises ß. ha', co"
wege" tcill-i''' erbe" s&t, das'-i'''' mi"s Reckt himse" cha".
Dekl. (Z); später: wenn-er sö-n-es G. mach.
Schrlbler m.: verächtlich für (vielschreibender)
Schriftsteller; \g].schribelen (Sp. 1492). ,Wie erstaunte
ich, da ich [in den Aufzeichnungen eines des Schreibens
ungewohnten Bauern] ein Ideen- und Gedankenspiel
erblickte, welches dasjenige manches sehr sinnreich
und geschickt sich glaubenden Schreiblers weit über-
trifft.' Inderb. 1824. — Vgl. Gr. \VB. IX 1705; XI, 133'2
(.Skribler'l.
G^-schribsel bzw.-i n.: wie nhd. Geschreibsel
Bs; B; Gr; L; Sch; Th; Z und weiterhin. Das W-
leserlich Cr. ENadig 1916. S. noch Bd VI 895 (ramas-
sierenj. — Vgl. Gr.WB. IV 1, 3968 (.Geschreibsel'). 3969
(,Geschriel)sel'); Fischer III 495 (Geschreibsel). 496 (ö'-
si-hribsel). Die Qual, der Kürze (■)'- oder -l--) steht nicht
durchweg fest.
schribsle" skribsle", -psle" Gr (Tsch.), g'-
schripsle" Scu(Kirchh.): flöchtig, unsauber schreiben.
Syn. schribelen (Sp. 1492). — Quant, und Qual, des » ist
unseru Angaben nicht zu entnehmen. Zu der GrForm mittJb-
vgl. gleiohbed. rät. «fi-iblar, .lerivlay (Carigiet 297; heute nach
Angabe t).
Schribu -)(--, wohl m.: Schreiber PAl. (auch It
Giord. .notario. segretario'). — Setzt ahd. 'acnbo als Nom.
agentis zu scrihan Toiaus; Tgl. etwa Bottu bei Giord., sowie
BSG. VI 191. Die Angabe ,n.' bei Giord. mnss auf einem
Fehler beruhen.
Schrlbung f.: a) = Schriben IIb. .L'wer sehr.,
so ir denen von Rinfelden geton baten.' 1447, BAM.
— b) Schreibweise (eines Wortes). Guler 1616. —
Spätmhd. sehrihumje. scriptio (Diefeiib. 1S57, 521a); vgl. Gr.
WB. IX 1708; Fischer V 1140.
Kurz-: abgekürzte Schreibung, Kurzschrift. ,Be- |
sitzet er [ein Pfarrer] eine sonderbare Fähigkeit in j
der Kurzschreibung, so kann es ihm desto weniger ;
an Vorrate [zu Kanzelreden] fehlen.' Sintem. 1759. — '
Tratz-: Trotz bietendes, eine Herausforderung ent- ',
haltendes Schreiben. ,Uff nächst donstag band wir
üwer geschrift sampt der Berner tr. empfangen.' 1531. |
L Brief aus dem Felde; später: ,die selb absagung der j
Berner.'
Üf-selirib m.: Aufschreibung, -Zeichnung. ,Mit-
teilnngen dieser . . . interessanten Rechtsaufscbriebe,.
1561
Scliial). scliieb, schiib, schrob, sclirnb
1562
G Mitt. 1 863; später : ,die amtlichen Aufschriebe.' — Auch
hei Fisclier I 418. Junges Verbaisubst. zu üf-srhriheH 3 a
(Sp. 1503).
Ver-: Verschreibunp, Fehlschreibung Aa; Z und
weiterhin. — Zu mr-schnben j (Sp. 1513).
1 B'-: Beschreibung Aa; Z und weiterhin. D'Hüröts-
I üsstelli"g, das ist so-ne" grössi welUmdssigi Bilder-
i qalleri, wo Alli der Beihe" nö'* üsg'hänkt sind, die
I Muster zum Luegen und Walen, und drunder de'' B.,
' wie si süstöppe" sind. Schwzp. (o.\a). — Aurh bei Fischei- 1
907. Z» l,r-,ch,lh,n Ih lSf.lö21).
Bu" .Baubeschrieb': Beschreibung einer geplanten
Baute. Amtsspr.
I SchriibTHKessw.(Bed.ld); Z0.,Schrübe"{h2w.-ü'-)
Ap; Ks; BE.. Schw., S.; Gl; GRVal.; GT.. Wl., W.; öch
! Schi.; SL.; TuHw.. Kessw., Mu.; Zö; Z, SchrüfiicHSt.
i (Bed. 1 d); THErm. (lied. 1 d), Schrüfe" GRh.; S (s. Anm.),
i Strub ZO., Strübe", -a (bzw. -»'- usw.) AiBb., F., Fri.,
: Häggl. und It H.; Ap (auch It T.); Bsf; BBr., E., G.,
M. (auch It AvEütte), S., Si. und It Zyro; FJ., Ss.; Gl.
j so K.; GrD., ObS., Eh., Ths; L, so E.; PAl. (Giord.);
j GF., Nessl., SaL., W.; ScHSchl.; Schw, so E., Muo.;
j SL.; TB.; ThHw., Mü.; Uw; U; WLö., Mu., Vt. und It
i Tscheinen; Z(i(St.''): ZZoll.f. Stli. und It St. („allg.").
I Strüfe" ApK.f; GRChur, Bald., He., Ig.,Pr., Seh., tlis.
üVaz ; GRli. — f., in THErm. (Bed. 1 d) m., Dim. SchrüUi,
Strubli I, Stri'ppli (U) usw., auch (so in üw) olnie
Umlaut, in WVt. Strübji, in WMü. Strubeln (ii = ü):
1. a) Schraube im gewöhnlichen S. allg. Oppis mit-
ere" Schrüben a'mache"; Syn. an-schrüben. E" Schrübe"
löse', a'sieh". D'Schrüben ist lös. Der Vereli stöt uf-
ne' Stuel und dräit die Schrüben i" d'Ipsdili, um die
Stubenlani])e daran aufzuhängen. JReinh. 1905. Der
Trüelchaste", d. i. das Pressebett der VVeinpresse, be-
steht aus vier Brettern, die mit Högge" oder Strübe"
mit Schliesse" zsgefügt sind; während der Pressung wird
er durch vier besondere isige Strübe" verstärkt. Barnh.
1922 (BTwann). ,Item 10 ß um hentschu, nester [!],
strufen und negel." 1531, SchwE. (Ausgaben des Abtes).
,1 Ib. 7 ß dem Hurter von Scliafl'liusen; hat die struben
zuo den ysenen ijfen von Schaffliusen zuo füeren.'
1567, AaB. Baumeisterrechn. .[Der Gefangene wurde]
an einer struben an ainer tili zu dem dritten mal und
letstlich in ainer trotten auch ettliclie mal uffgezogen."
1568, Th. ,Schruiren und stefzen.' 157'2, L Stiftsrechn.;
neben , schrüben'. ,Dem ysenkrämer umb f> moschin
und 8 verzint struben, so in die nüw stuben und ut
die louben an die sidellen gestrupt, zalt 3 pfd 9 s.
4 d.' 1595/6, BThorb. .3 Ib. umb ein Dozet möschin
IStruben ufs Ratlius.' 1605, AaB. Rechn. ,Die Schraube,
Straube, Sclnuwe. Cochlea, carchebus.' Red. 1662.
l,[Da8 Holzwerk an der neuen Aalebrücke in Ölten ist]
jdurch eysene Schrauft'en gefügt.' FhHakfxer 1066.
.üeblichem Gebrauch gemess [sollen] in dem Haus ver-
bleiben die Schraufen, eingeschlagne Nägel, Gesteller
und was sonsten Nut und Nagel begreift.' 167'2, aZoll.
1899 (Kaufbrief). ,l)em Schlosser für Bhänk, Scbloss
^und Strauben 27 tl.' 1816. ebd. S. noch Sp. 84
YSchlauderenJ. 590o. Sehr, und Muetere"; vgl.
Mueter-Schr. .Dem Schlosser bezahlt, so er auf dem
5cbloss 4 grosse Schraufen sambt Müeterlin gemacht
ut Pallbruggen.' 1687, AaB. Rechn. ,Zwei grosse
\nipel an vilen Orten gkiten [!], zurecht gericht und
tliehe Miiiitterli und Strübli darzu gemacht.' 1736,
JwE. (Rechnung eines Guldsclimieds). Weitere be-
sondere Formen und Verwendungen. Als Teil der Vor-
richtung zum Festmachen des Fasstürchens BS.; Syn.
Fass-, TürU-Schr. Entspr. am Deckel des Butter-
fasses; auch die ganze Scliliessvorrichtung .^p(Frehner).
Am Schiessgewehr; bei altern Modellen auch unter-
schieden als .Stangenfeder-', ,Nuss-', .Studel-Schraube'
(s. GKeller, Fähnlein); vgl. auch noch Holz-, Chrüe-,
Boden-, Schwanz -Sehr. .Jedes Stuck [der bestellten
Musketen] mit breiten Bleclischlossen sambt allersyts
darzuo dienenden Schrüben.' 1618. Z (Lieferungs-
auftrag des Zeugamtes). .[Der Rekrut soll] die Mus-
quet liechtlich von der Schulteren nur mit rechter
Hand allein ncmmen und hinder der grossen Struben
angreiffen.' VFrieder. 1619. ,Stoss das Bulver mit dem
Ladstäcken sitig an die beden Struben', bei einem
Gewehrzauber. AfV. (BSi.). An der Stechvorrichtung
des Stutzens die Stellschraube, mit der das Abzugs-
gewicht reguliert wird; Syn. SieW-ScÄ»". , [Die Schnapper]
sollend ouch keins Wegs durch Strübli, Fürryberli
... neher gestellt werden.' B Scbützenordn. 1614.
S. noch Ab-Sicht(\iA VIl 247o.). Zum Heben von Lasten,
Winde; Syn. Heb-Schr. .Unser statt struben. damit
man die buser ufzücht. die sind Clewi Cuonzen dem
zimberraan bevolhen ze versorgen. Und welicher
burger die bruchen wil, der gitt darvon eim werch
zuo Ion 5 ß und dem knecht. dem sy bevolchen sind,
zuora tag 5 ß und zuo essen.' 1471, L. JAmerbach
gieng im Jahr 1500 dem Kellermeister der Karthaus
mit ,1 schruffen et spinnel ad levanda vasa' an die
Hand. Bs Chr. .80 pfd m[eister] Peter Albrechten dem
Schlosser für die künstlich schrutfen oder winden.
so er üch mynen gn. herren in das züghus vereert.'
1596/7, Z Seckelamtsreclin. Zum Heben und Senken
einer Notbrücke: .[Nach der Zerstörung der Rhein-
brücke durch Hochwasser] ward übergebruckt mit
zwei schiffen, das man do über gieng und mit karren
dorüberfuor ... undstuond in ieglicheraschiff8 struben,
ob der Ryn gross oiler klein wurd. das man utt' und
nider darnoch strubte.' 1480, Ps Chr. An einer Schleuse,
zum Heben und Senken des Lös-Ladens (Bd 111 1068).
.[Die Kläger] giengen hin uff zuo dem losladen ...
und tätend die struben ab dem losladen, umb dass er
[der Beklagte] inen nit das wasser wider hin us Hesse.'
1430, ZBB.; Näheres Sp. 337 M. ,Das ein alter bruch
gewesen, das die gedachten mine herren nebenthalb
jedem lossladen acht feldschwiren (so eichin sin söllent)
gschlagen, und dargegen die müller den boden geleit.
desglychen die nebendwend und den lossladen mit
studen und struben. ouch zuogehördt gemacht band.'
1543. ebd. An der Kelter, dicke hölzerne Schraube,
mittels deren der Kelterbaum gehoben und gesenkt
wird ZO.; Syn. Trott- Spindien, -Spillen; vgl. Schrägen.
An-ere" diele" hölzerne" Sehr., wo vom Bode" bis a"
d'Tüi uft" g'gangen ist, hat de'' mächtig Troitbaum
g'haiiget; de" hät-me" mit-evie" Bängel, wo diir''' d'Schr.
dur''' g'gangen ist, chönne" uft"- und abe'schrübt".
Messjkommer 1910; s. auch zuc-schrüben. .Ein struben
zum trottbaum gmacht.' 1569, ZGrün. S. noch ßd IV
591 0. An der. Weinpresse (s. Trüel, Wandel- Trotten)
die in der Mitte des Pressebettes stehende, etwa IVa m
hohe Scliraube aus (Nussbaum-)Holz, neuer aus Guss-
eisen, um die sich der Presseliebel dreht AAEffingen;
BTwann; Sy\^. Trüel-Schr. .Die Pressung erhält ihren
A"satz sowie ihre Lenkung ufe" uW' abc" in der ( Trüel-J
Strübe".' Barnd. 1922, 396 (wo Näheres). Am PHug,
1563
Schrab, schreb, schrib, schrob, Nchrnb
1564
zur Regelung seines Tiefgangs: .[Die Zugstricke]
konnten übrigens durch blosse Ackerschnür ersetzt
werden, wenn die Strübe" den Pflug zum blossen ober-
flächlichen Strüche" oder gar Schelle' hoch richtete.'
Barnd. 1914 (ßlns). Am Spinnrad: ,Die Saite aus
Schafdarm wird mittelst eines Schraubenwerks, Striibe",
schlaffer oder straffer gespannt.' BIrnd. 1904 (BE.).
E' Sehr, öni Ena, wie nhd. ,Zwo alte Winden mit
Schrauben ohne Endt.' 1662, Bs Zeughausinv. Im
Vergleich; vgl. Strüben-Linnen (Bd III 1285). ,Die
Blätter des Rohrkolbens sind 'drdit wi'-ne" Strübe".'
Bärm). 1914 (Blns). ,Ire [der .straubgeiss'] horu sind
nit gekrumpt, sonder gerad übersieh gestreckt, ge-
wunden wie ein strauben.' Tierb. 1563. ,Die hörn [des
,stroubschaaffes'] sind am grind gestaltet wie ein stroub
oder lyren.' ebd. S. noch Strüb- Schnegg (Sp. 1197).
BAA. E' Sehr, lös ha', geistig abnormal, närrisch,
verrückt sein GSaL.; Z und wohl weiterhin; Syn. es
Redli g'vil (s'wenigj han (Bd VI 484 u.). En arme'
guete" Tschöli, won-im obere' Stübli obe" neime' halb
«s lSc/^^(i)^Wös Äa'fi. EEscHMANN 1916. Gleichbed. 's ist
e" Sehr, lös bi-n-em Tu. Isch-der e' Sehr, lös':' bist
du närrisch geworden? BsL. [Es war, als ob ihm
Jemand] 'nes Schrübli um 'nen Umgang g'löst heigi,
von einem gegen seine Gewohnheit gesprächigen Manne.
RvTavel 1916. 's hat im 'nc Hers es Strübli g'lö",
mit Bez. auf ein junges Ehepaar, dessen seelischer
Einklang gestört ist. Lienert 1913. Uf Schr-e" stö",
schwankend, ungewiss sein GNessl. ,üie Sache ist
noch nicht ausgemacht, sie steht auf der Straube.'
UBrägger 1780. Worte udgl. ,üf (die) Schrüben setzen',
sie absichtlich so fassen, dass sie mehrfacher Deutung
fähig sind. ,[Die Bündner Gesandten] welche zu
Lucern nit allein schlechtlich empfangen, sondern
in der Bestetigung des Fridens allerlei üifticulteten
gefunden, und ihnen allerlei Haaken, Stül und Benk
ingeworffen worden, darauss man wol gespüren und
sechen mögen, dass dise Artikel mit Fleiss autf
Schrauffen gesezt und die Pünt bei den Nasen uni-
zuführen angeschlagne Sach seye." Anhorn 1603/'29.
,Ambigue positum verbura, ein Wort, das zwei Ver-
stand hat, auf die Schrauben gesetzt.' üenzl. 1666/
1716; .asquivocus, gleichlautend, zweifelhaftig, auf die
Schrauben gesetzt.' ebd. 1677/1716. ,Die Jesuiten,
■welche lehren, dass man die Teufelskunst des Aequivo-
cierens, mit aufsträuben gesetzten Worten die Leute
hinder das Liecht zu führen, auch in dem Eidschweeren
brauchen dörffe.' JMOller 1673. .Die Wort auf
Schrauben (Str-en) setzen, lequivocationibus uti.' Hosr.;
so auch bei Denzl. 1716. Oberriet sagt, der Vergleich
[in einem Prozess] sei auf die .Strauben' gesetzt; es
nehme sich der Sache Nichts mehr an. 1716, JGöldi
1897. ,[Wnst erzählte] wie der Vogt beim Spiel und
Trunk die Worte, die er [beim Eid] aussagen musste,
ihme als auf Schrauben gesetzt, dass er glaubte, er
könne dazu schwüren.' HPest. Sich vorsichtig, behut-
sam ausdrücken: ,[Der Pfleger des Siechenhauses an
der Spanweid hat Unregelmässigkeiten in den Rech-
nungen seiner Vorgänger entdeckt.] Als nun hievor
ihme das ein und ander Mahl mit Unwillen Fürschub
uss dem Übmanambt bescheclien und verschinnen Zins-
tags, do er Wyn begehrt, fürgeworrt'en, samb eben
vil Wyns gebrucht werde, habe es ihn bcduret, also
dass er geantwortet, worumb man nit denen yngredt,
die an) gemeinen Guot untrüw gsyn ... [Vom Rat
wegen dieser Äusserung zur Rede gestellt, gibt er zu]
dass er inn gmein zuo gech gfahren ... were im lieb,
dass er syne Wort besser uff die Schrufen setzen
könte, bette ... man welle im als einem ungstudierten
Handwerksman etwas übersehen.' 1627, Z. Eine' uf
d'Schr. setze', auf die Probe stellen Sch (Kirchh.),
auf die Hörner nehmen ScuSt. (Sulger). Ei"m
d'Strübe" stärcher a'zieh", ihn knapper halten. Schild
1885. Gelegentlich auch von der , Steuerschraube', wie
nhd. — b) .Strub, strauben, terebra.' Mal. Vgl.
Strüben-Borer (BJ IV 1508). — c) zum Aufschrauben
eingerichteter Verschluss einer Flasche; änzu Schrüben-
Gülterli (Z It Dan.), -Chanten(Bd III 374), wohl auch
.Schrüben- Flaschen' (1641, ÄAWohl.), doch vgl.
.Schraufenglas', ,Schraufware' bei ünger-KhuU 555.
,Dass i-y ime ab weg gange, und wo sy das nit tüege,
welle er iren den hals umtreyen, wie ein struben inn
einer fleschen.' 1596, Z Ehegericht. ,Ein Gütterli mit
Schrauben.' ZTu. Inv. 1797. — d) (Schrüb TnArb..
Kessw., Schrüf&caSt.; TnErm. und It Klunzinger 1892)
am altern Fischerboot ,der Einschnitt für Segelbaum
oder Haspel' TnErm. (ONägeli), ein in der vordem
Querbank angebrachtes Loch, durch das der Segel-
haum in eine entsprechende Vertiefung im Schiffsboden
gesteckt wird TaBodensee (Klunzinger 1892, 108), auch
die Querbank selbst TaArb., Kessw. ,Zu Sitzen für
die Ruderer dient eine im vorderen Teil der Gondel
befindliche Querbank, Schrufbänkle, von dem darin
befindlichen Loch oder der Scliraube benannt.'
Klunzinger 1892. D'Strecker stecke'd de' Haspel in'n
Schrüf. ONägeli 1898; vgl. Streck-Schiff (Bd VIII 371).
— e) Schraube am Darapfboot. allg. — f) .Cochlea,
ein Wasserrad, damit man Wasser schöpft, Straube
(1677), Schraube (17 16).' Denzl. 1666,1716. — g) chirur-
gisches Instrument zum Herausziehen von ins Fleisch
gedrungenen Körpern. FWürz 1612/34 (s. handsam
Bd II 1407); vgl. ,8chrauft"zeug', zum Aufziehen einer
eingedrückten Stelle der Hirnschale, ebd. — 2. (alti)
Sehrübe", alte hässliche Frauensperson BsStdt; im
gleichen S. auch etwa alte'' Schrübe'dantpfer.
SfÄtmM. sch ruhe, iimd. »r7i)«re; Weiteres bei Gr. WB. IX
I f.50. 16.58 ; M.irtin-Lienh. II 5 1 3. 6'23 ; Folliiiann 467 ; Fischer
V 113'2. Die Geschichte von Wort und S.iche ist noch nicht
genügend untersucht; znr strittigen Etymologie vgl. aa. Klage'
409; Zl'JW.Vn 302/5. Aul. sli-<«c*r- bzw.sj-v- (vgl. zu dem
tw. schon alt bezeugten Wandel noch siräjm, Sirät, airäzni <
..hräjrn Sp. 1441, Schrat, 'a.-hräzen; Strueffen < Schrueffm
Sli.l572u.;e/-»(rec/ieiKe)--mtieci-«i;je-8(riim;j/e(<(/f-»ciHim/)/il
uain.) kommt neben sehr- auch im Eis., Lothr. und Schwab,
vor; bei uns ninss die Form nach Ausweis der ä. Überlieferung
einmal ziemlich allg. gegolten haben, wurde dann aber von der
durch die Schriftsprache gestützten s.7//-Form wieder zurück-
gedrängt und weicht, nach mehrfachen Ang.aben zu schliessen,
n"ch immer mehr zurück. Die Form mit inl. -/- (d.as keinesfalls,
wie bei Hr. WB. und anderw-^rts angenommen wird, aus dem Nd.
stammen kann) ist heute auf das östliche Grenzgebiet be-
schränkt, von wo sie sich als herrschende Form insBair.-österr.
und Schwab, hiiiein fortsetzt: nach uusern ä. Quellen scheint
auch sie einen weitern Bereich gehabt zu haben. Von Prof.
Kaif.htoldt fBr S angegebenes Schrü/r" ist uii^ht bestätigt (doch
vgl. , Schrauffen' bei FrHaffuer 1660); .Nc/irS/ in Bed. Id ist
von der schwäbischen Nachbarschaft beeinflusst. Auffillligis'
eine nicht bestätigte Angabe StrupiM (neben Sirülxi) für WVt.
(BSG. II 131), die aber durch die folg. Stellen gestützt wird:
.Einer Musgeth (eine Art Becherl die Schruppen sngeWtt'
(161 I, UAItd.); ,Rin Schruppen-nuietcrlin' (1612, ebd.): .An
ein miischin Becher ein Schruppen gcKitl' (1615, ebd.); .üos
Glass zait ß 30, mer ß 20 die Schrllppeu und Uulz', für eine
1565
Sihiab, schieb, sclirib, schiob, sclirnli
1566
M.iustranz (1619, ebd.). Z Anz. 1909, 95. 9(1. Im Cbrigeu
süieii für die Geschiclite der Furiii noch fulgeudu ii. Belege an-
geführt: ,Strube(n)' (bzw. ,-au-'). 1559, Schw; 1596/1000, Z;
1657,B;Deiizl.l677: 1732, UwE.; 1803, ZZoll.,,Sehraube(u|.'
1685, üwE.; Deuzl. 1716, ,Sthruf(f)en' (bzw. ,-au-'). 1636, Z
Wth.; 1708, Z; 1718, ZRheinau; 1764, GRorsch. .Stniweii'
bei Aush. ist. Iceine Schweiz. Foim. Etym. von Sch(t)rv,hcn zu
trennen ist der gew. damit zsgebrachte Gebäckname StrübU;
s.d. Eine Angabe filrübli = Traubenhyazinthe (Muscari rac.)
SchwMa. ist Missverständniss für Trubli{s.A.). Zweifelhaft ist
die Zugehörigkeit des Bergnamens ,Strübli' BTrub (Lutz 1835,
208). Unser W. (indet sich als Lehnwort in allen rom.Nachbar-
maa. : rät. iiniUi, itrolm (daneben nicht sicher zu beurteilende
Formen mit/: ikrüj\ ikröf, Heran/, «trau/und ein merkwürdiges,
auf -bj- weisendes ikmuvyu), obertessin. struba, ,vite' (BoU.
storico XXV 96), westschweiz. (e)iitrubu, (e)«tr'uba, »Irib
1) (Haken-)Schraube 2) Bankschraube des Schreiners 3) sattel-
artiges Gestell zum Käsetransport (Gruyeres, Pays d'Enhaut)
4) minderwertige Kuh; vgl. ETappolet 1917, 169.
Va.&s-Schrübe": Sciiraube am Fasstürchen, oft mit
kunstvoll geschmiedeter und verzierter Mutter ZMaur;
Syn. (Fass-jTürli-Schr. ,4 Faßschrauben.' ZMaur Gant-
anzeige 1808. — Heb-: Hebeschraube; vgl. Mothes'' III
23. ,Iteni ein eisener Anker, item ein klein und ein
grosse(n) Hebschrauben, item 2 Winden im Tröglin,
item ein mössingen (mössener. 1048) F'läschenzug zum
Hebbock.' 1634/48, Bs Zeughausinv. — Üf-heb ,Auf-
heb-Schrube, -Strub': Schraube am Mühlwerk, mittels
deren der , Eisensteg' und damit der .Laut'erstein' ge-
j hoben oder gesenkt werden kann. Z Techn. Inst. —
I Hägge" Hö'ggc-Schrübe": Schraube mit Haken zum
I Aufhängen von Kleidern usw. Th, so Mü. und wohl
I weiterhin.
Holz-: Schraube mit flachem oder halbkugeligem
I Kopf, zum Eintreiben in Holz GW.; W; Z und weiter-
j hin. Spez. von den beiden Schrauben, mit denen die
untere Schiene und das Schloss des Gewehres am
Schaft befestigt sind; s. Chrüz-Schr. — Vgl. Gr. WB.
IV 2, 1780; Martin-Lienh. II 623; Fischer III 1795.
Hanen-: Schraube am Hahn der Muskete; s. Bd IV
591 0.
Chopf-: Schraube mit Kopf Th und sonst. — Vgl.
1 Gr.WB. V 1779 (nach Adelung).
C haste"-: = Häggen-Schr., in einem Kleider-
schrank angebracht ThMü.
Chrüz-: am Gewehr die Schraube, die den Kolben
jnnmittelbar hinter dem .\bzug durchkreuzt und die
jobere mit der untern Schiene verbindet. An der altern
iBüchse: ,Die Garnitur zuzurichten, der Abzug und
lAbzugbläch, 5 Kreuz- und Holzschrauben, 2 kleine
|Bügel, item der Kugelzieher, kommen zusammen auf
|50 Kreuzer.' 1708/10, Z. — Inder Waffenkundeallg. üblich;
vgl. Gr.WB. V 219S, ferner MThierbach 1S99, 142.
hnft- Strübe": Propeller eines Flugzeugs BS.
(Bärnd. 1922). — Mueter-, .Müeterli-': Schraube mit
Mutter GW.; WMü.; Z und sonst. ,[Es wird erkannt,
lass] die Mr Schmid ... solche Müeterlischrauben nur
lUein an lautt'endem Mülligschir, den Kamm- und
S^asserredern, auch deren Wendelbäum gleich den Mr
schlosseren machen mögen, an den Papeirstösslen und
frögen aber keine dergleichen Schrauben zu machen
)efüegtseyn.' 1697, Z; wiederholt; daneben , Schrauben
nit Müeterlen'. — Boden -,Strüben': Verschluss-
chraube an der Muskete; vgl. Schtcanz-Schr. ,[Bei
er Bestellung von Musketen wird verlangt] da.s die
i-en dem Gewind an Roren Hyssig zuodienind.' 1618,
Z. — Bank-: Schraube an der Hobelbank des
Schreiners, Wagners usw. Z und wohl weiterhin.
Prgss-, Schraube': Schraube an einer Weinpresse.
1815, Z Inv. S. unter Schrüb la. — Auch bei Gr. VfB.
VII 2112.
\ld.i\-Schrüfli: ringförmig gekrümmtes, am freien
Ende mit einem Schraubenge winde versehen es Stäcklein
Draht, das bald in dieses, bald in jenes Loch am Flügel
des Spinnrades eingeschraubt wird und dazu dient, den
auf der Spule aufzuwickelnden Faden zu führen Gnlg.,
UVaz (Tsch.). Vgl. Bd VI 1075o. (unter aa). — Ring-
Schrübe", in GW. Ringel-Str.: Schraube mit King als
Kopf, worein ein Haken eingehängt wird GW.; Th;
Z und weiterhin. — Schlüssel-Sirübe": Schraube
mit flachem viereckigem Kopf, die man mit einem (eng-
lischen) Schlüssel anzieht oder löst GW.
8chwanz-: Verschlußschraube des Büchsenrohrs.
.Ich sach Ein, hat ein bös Schwanzstraube, des könnt
er wüschen nit sauber, dass nit ein wenig Wust bleib
dran, mit dem er lang zu schaffen ghan.' HHGrob 1603.
,Ein offen Absehen, ungefähr sechs Zol weit von der
Schwanzstruben.' Z Mand. 1643. ,Schwanzstraube, la
cnlasse.' DeLaCoür 1736. S. noch Bd VI 1231 M. —
Vgl. (ir. WB. IX 2'270, ferner MThierbach 1899. 5. 142/3.
StSg e'-Schrübe": lange eiserne Schraube, mit der
die Wangen einer hölzernen Treppe zusammengehalten
werden, oft zugleich znr Befestigung der Treppe an
der Wand dienend Z. Auch 1837, Z Baurechn.
Stell-: wie nhd.. Schraube zum Einstellen von Ma-
schinenteilen uä. Th und weiterhin; vgl. Mothes* IV 270.
Spez. a) am Spulrad, zum Einstellen des Sattels (Bd VII
1436 Bed. 2bQ Aa (Harbin). — b) an der KafTeeraühle
ZO. (Schoch). — c) am Stutzen; vgl. Sp. 1562o.; Dim.;
s. Ab-ge-sicht (Bd VII 258). — Auch bei Sanders II' 1006a.
Stur-: Steuerschraube, allg. bekannt. D'Stür-
schrüben a'zieh". — Strichi-: Schraube an der Brems-
vorrichtung (,Mechanik') eines Wagens ScuHa. (wo sie
It Neukomm um die M. XIX. erfunden wurde). —
I)üme°-, in ÜwE. Döüm- Schraube": Daumenschraube
(als Wort noch wohlbekannt). — (Fass-)Türli-:
= Fass-Schr. Th; Z. ,F. mit Eisenriegel', unter Küfer-
werkzeug. Z Amtsbl. 1883. — T r ü e 1 - Strübe' : Schraube
an der Weinpresse BTwann; s. Sp. 1562u. ,Die Trüel-
stranben zu salben 2 Btz. 2 Kr.' 1725, Aa Schloss Rued.
— Zyiing-Strübe": hölzerne Zwinge zum Zspressen
einer geleimten Stelle AaF.; Syn. Schrüb(en)- Zwingen.
schrube- AaF.; Bs; BS., Stdt; Gl; L; GSa.; SchR.,
Schi.; S (JReinh.); Th; Z. strubf AaF. und It H.;
BBr., E., G., Hk., Lau., S., Si. undltld., Zyro; F, so J.;
Gl,; GRNuf., ObS., Ths; L, so E.; GW.; ScHwMuo.;
UwE.; Ndw; U; W, so Mü.; ZRuss. (^.zue-str.), strüfe"
„Gn'He., Pr., Ths, strüfe" ApK.f (s. inen-str.). 3. Sg.
Pra;s. und Ptc. meist -et, in Bs ; B (RvTavel) ; GnNuf. (nur
im Pra;s.) -t, Kond. -(eßi SchR. und sonst: 1. wie nhd.
schrauben, a) im eig. S. allg.; gew. mit Richtungs-
best. oder in Zssen wie ab-, üf-, an-, in- bzw. anen-,
ufen-, inen-sehr. usw. ,[Eine Hexe ist] für das Rat-
hus gestellt, iro die recht Hand ... uf einen Totz
gestrubet und hinweg geschlagen worden.' 1646, Ap.
, Einen eisenen Ofen von einander zu schrauben ...
und zu verstreichen.' Bs Taxordn. 1646. S. auch Bd VI
869 u.; Sp. 1561 u. — b) uneig.; vgl. die RAA. Sp. 1563.
a) Forderungen, Preise uä. steigern, hinauftreiben Z
und weiterhin. Nir brär g'schrübet mme"tw'egt"! sagt
1567
Sehrab, schrcb, sclirib, sdi)
sclirnb
irm
ein zu hoch Besteuerter, iler deswegen .aus .lor Uo-
iiieinde wegzieht. Z Ged. 1873. Die Vehhändler chiimcd
und schrübcd-si [eine Kuh] enand i" d'Hdchi, das'-es
e" Freud isch. EEschmann 1917. — p) Einen pressen,
in die Enge treiben, kirre machen, übh. hart her-, mit-
nehmen (bes. durch Forderungen, Strafen udgl.) AaF.
und It H.; BHli. und It Id. (.pecunia mulctare'); Gr
He., Pr., Ths (, benachteiligen, ausnützen'); GSaL., W.
(häufiger spirulen); SchwMuo.; Ni>w (Matthys); WMü.;
Z. Der hed-ne" g'strüfet! zB. durch Markten, in einem
Verhör GRHe., Pr. (Tscb.). Der hän-i''' g'strühet! zB.
durch eine gesalzene Rechnung WMü. 3Ier wänd-en
[Einen, der in Geldnöten ist] iez de"" scho" chli" str.!
.massregeln' AaF. !''• wiU-eq-e" [will ihn] schoe" str.!
GW. Von einem Freier: Mtt ''cm Thereisi iceir's ZU
under d'Hübe"; der Jöggi ist schu" lang dra" am Sehr.,
setzt ihr mit seiner Werbung zu GMs (Maisspruch).
Mit Sachobj.: Ein Teilnehmer an einem Feste hat auf
wiederholten Bericht, in dringender Angelegenheit
nach Hause zu kommen, nicht gehört; Zu was dann
die Ziiängerei . . . de' Chopf ist-em ede'tceg scho" [durch
die Anforderungen des Festes] g'schrübet g'nueg worde".
Z Tagesanz. 1909. — y) aufziehen, necken. .Änneli
war wider seine Gewolmheit recht mutwillig, schraubte
mich mit Mareili, ... stellte sich ... als ob es auf
Mareili schalus sei.' Gotth. — 5) , unter einen Bengel
sehr.'. Verschiedenartiges gewaltsam in eine Form
bringen. ,Da wäre kein Unterscheid zwüschet dem
Glauben, jnann wolte sie [die Toggenburger] unter
ein Bängel all schrauben.' 1714, Lied. — 2. a) ,eine
büchsen sehr.', mit der Schwanzschraube versehen.
.Geben umb hantbüchsen und von tarraszbüchsen und
hogkenbuchsen ze struben ...' 1455, Bs. ,Ein buchsen
zuo struben und ein armbrust zu machen kost 3 ß d.'
1468, BLauf. Vogtrechn. .Büchsen ze fassen [mit
hölzernem Schaft] und ze struben.' 1476, GSchönb.
1879. S. noch Z Ant.Mitt. 1918, 198 (mehrfach). Aus
zeitlichen Gründen eher hieher als zu b: ,Zedel an
die büchsenschmid, dass sj' nitt mer dann dry bätzen
von einem jedem nemend, dieselben büchsen ze ziecheii
oder struben.' 1562, B RM. — b) einen Büchsenlauf
mit dem schraubenähnlichen Bohrer , ziehen'; vgl. (/c-
schrub(e)t 2. ,Es mag jeder Muscetenschütz syn Bohr
mit dem krumben Zug wol ziehen und rüsten lassen.
Doch das söllicher Zug nitgestrubt, sonders allein vom
Schmirgel gezogen ald gerissen syge.' Z Mand. 1616.
— g«-sch rüb(e)t, in GScv. -strübct, in GnMai.
■strüfet: 1. a) zu schrübenla. .[Die .Doppelmusketen']
sind uff Fness geschrubet, das sy an iede Ort hin und
wider zu wenden und umbzutryben sind.' Z Gesandt-
schaftsreise 1608. .Ein ganz silberner [Abtstab] von
3 in einander geschrauften Stöcken.' 1667, Rothen-
HiüsLER 190'2. G'strüfeti Stifel, deren Sohlen mit
Schrauben statt mit Nägeln befestigt sind GRMai.
(Dan.). — b) zu schrüben Ib. a) geplagt GSev. En
g'strüheter Ma"", der viel Missgeschick hat. — ß) un-
natürlich, überspannt; nicht volkst. G'schrübti, über-
spannti G'schöpfli, von verbildeten, für den Haushalt
untüchtigen Frauen. Sciiwz. Fraucnh. 1901 (H). —
2. a) mit Schraube(n) versehen, a) von Gefässen mit
aufschraubbarem Verschluss. .1 gstrubti zini flesch.'
1515, BsPfeff. Schlossinv. — ß) von chirurgischen In-
strumenten. ,Diss Orts wird von dem grossesten Teil
gelehrt, wenn eine . . . eingebogene Hirnschale zu
curieren fürgebracht werde, so solle man dieselbige
mit geschrauften Instrumenten wiederumb über sich
ziehen ... Aber solche geschrauften Instrument kan
ich keins Wegs gut heissen.' FWirz 1612. ,[Zum
Herausziehen von Fremdkörpern dient] auch ein ge-
schraubte Klotzzang oder auch ein Kernzänglein.' ebd.
— b) zu schrüben 2b. Die .gestrubten büchsen' werden
1561 in ScH zu Stadt und Land verboten. FAStocker
1888. .Das mengklich den krummen louf ald zug in
syner büchs fürbass haben und wie bisshar bruchen
möge, aber der scharpf gestrubet zug (wie man den
nent) fryg verbotten heissen und syn solle.' 1589.
Z Schützenordn. S. noch Schneggen- Büchs (Bd IV
1006); ge- rissen (Bd VI 1348; 3mal). - Vgl. Gr. WB. I.\
1651/5; Martin-Lieuh. II G2.3/4; Fischer V 1132/3. Starke
Formen fehlen auf unserni Gebiet mit Ausnahme des aus Jer
Schriftspr. Ubernoninienen .verschroben' (s. ver-schr.). Ilas
W. ist entlehnt ins Kät. als strubi(gi)ar, schrauben, um-, ver-
wickeln (Carigiet 337, Carisch 157, Conradi 222), ins West-
Schweiz, als i(i)nibi)e, (fest)schraubeu (ETappolet 1917, 169).
ab-: wie nhd., losschrauben, allg. 's Schloss vo"
der Türe", de" Hane" vo" der Flinte" a. Uneig. : Ein
Unverschämter soll si"s ung'wäsche" Mül a. Z Tagesani.
1910. — Vgl. Gr.WB. I 109: Martin-Lieuh. II 624.
abe°-: herunterschrauben, allg. De" Dächte", auch
d'Lampe" a. S. noch Sp. 1562u. Uneig., den Einem
zustehenden Anspruch schmälern: .Auch das Gas will
man uns abdräjen oder abensclirauben', während der
Kriegszeit. BBurgd. Tagbl. 1917.
üf-: 1. a) mit Schrauben auf Etw. befestigen, allg.
.2 Doppel [Beläge] aufschrauben auf die Haustür.'
Z Baurechn. 1837. ,Wie er [der Rekrut] die Lont mit
dem Daumen und mit den anderen Fingeren wol auf- )
trucken und nicht auttstrauben soll.' VFriedek. 1619; j
später , einstrauben'. .Strubt und messt den Lunden I
uf!', Kommando. .IHLav. 1659. ,Zue Flinten sind nicht |
mehre Stein als die aufgeschraubten verbanden.' 1708, j
Z (Bericht des Landvogts von Grüningen). — b) uneig., i
de" Huet üfstr , ,caput pileo tegere.' Id. B. — 2. a) in j
die Höhe schrauben. .Usgäben V baz. denheren.IlImSss j
zuo läsen, duo man den glogendurn hat welen ul- j
struben.' 1594, UwGisw. ,Das under Torment [Dormi- |
torium] hat sy [die Äbtissin von Tänikon 1627] auch i
aufstrauben und erhöchen lassen.' TXn. 1906. — |
b) uneig. a) eine Geldleistung ,hocli aufstrauben', j
Inf. 1713. — ';•) Einen anspornen, aufmuntern BLau. — I
3. eine Schraube aufdrehen, öffnen, allg.; Gegs. ^we- [
sehr. — 4. herausputzen; Syn. (üf-)sehrüblen. .Die
Müller hey" die feissesten Ross ... sie tun sie hoch .
autfstrauben, sie setzen ihre Weiber darauff mit ihren I
Ohrenhauben.' E. XVIII., B Spottlied auf die Müller. — |
Vgl. Gr. WB. I 730. Bed. 4 geht von 2 aus; vgl. dazu den Beleg j
von Heyne bei Gr.WB. — Üf-sch rü f ung f.: zu Bed. la; I
s. subtil (Bd VII 95M., wo ,Uffscheuffung' Druckfehler). I
ufe°-: = dem Vor. 2 a. allg. De" Tächte", auch!
d'Lampe" u. S. noch Sp. 1562u. Auch uneig. von ;
(Geld-)Forderungen, Steuern uä. :
a°-: wie nhd. anschrauben, allg. Schi nemmend ;
d'[S-pvitzen-] Schlauch fürher, strüfend Eine' an tn\
Hüdrant an. GFient 1898. .Musqueten, an die man '.
kurze Brügel anstrauben könne.' 1682, ZBirm. — a°- ;
g«-schrübet. En a-i Latte". Die Schützen sollen'
mit ,ahngestrubeten Ztindtstricken' schiessen. 164(,i
AKiicHLER 1895. Wie a"g'strüfet in der DHU »tön.
wie ,angenagelt'. Schwzd. (GfiSeew.). — Vgl. Gr.WB. 1
■t4!l; Jlartin-l.ienh. II C24; Kisi-hcr I 256.
1569
Sclirab, scbreb, sclirib, scbrob, schrub
1570
i(n)-: a) einschrauben, allg. [Die Kunkel läuft]
z'iinderist in-es G'wind vs und würd denn in de" Fiiess-
stecken ing'strüfet. AfV. (OuPr.). .Meister Hans dem
bildhouwer geben um etlicli bilder . . . daran batt er
etlich nüw gemacht, den andern aber etlich gar nüw
köpf und ingeschrubet, 3 pfd.' 15G1/2, MSattler 1913.
,Wir hatten [auf unsern Rohren] stächlene Spitz, die
wir könten auss- und einstrauben und anstatt Picquen
gebrauchen.' AHerport 1669. — b) uneig. a) mit Akk.
S., einschränken. ,l)ie leider fast von jewelten an
herrschende Zweitracht zwischen den Stiefältern und
ihren angeerbten Kindern wird hier [durch eine Be-
stimmung der Handfeste] eingeschraubet.' BThun
Handf. — ß) mit Akk. P., in scharfe Zucht nehmen,
den Meister zeigen BG. Ein Bursche, der als Ehe-
mann g'höriy i"g'strübete'' chunnt. BXrnd. 1911. —
Y) refl., sich in ein ,\mt eindrängen, einschleichen.
,AIan verlyclit [z] Zürich die pfrnonden nümnien, us-
genonimen die pfarren; [den]noch hettind sich iro etlich
gern yngestrubet, das sy den armen uf dem hals ligende
von inen erhalten wärind.' Zwincli. ,Sobnani, der sicli
durch anlass der egyptischen pnndtnuss dermassen
hat ingeschrufet, dass er anfangs oberster hofmeister
und hernach canzler des rychs worden.' Gualth. 1584.
— Vgl, Gr,WB. III 285.
i(n)e°- bzw. i'he"- usw., in ApK, in''i"-strüfe":
hineinschrauben, allg. Der Talivm"" ... het welle' e"
Stoeli wrspränge" : er het es Loch dri" 'bort. d'Stocker-
\ büchse" g'lade" u"'' i'lie'g' Strubel. SGfeller 1919. —
■ ent unt-strübii": ,svitare', losschrauben PAl. (Giord,),
ÜS-: wie nhd, ausschrauben Gr; W und weiterhin.
,Ausstraubtdie Bajonet !■ Kommando. 1728, Bslnfanterie-
I regl. S. noch in-schr. — Vgl. Gr.WB. I flfiO. In nneig.
\ Bed, ,sicli .insoiuer VerpHielitung gleichsam herausschrauben,
herauswiuden, unbenierkt liavou losmachen' erscheint das W,
in einem von Konstanz nach Zürich mitgeteilten Schriftstück
vom J, 1604: ,Im Fahl des N.Bürgen sich ,.. von irer ge-
laisteu Bürgschaft ausschrauffen und endtziehen W"lten'; vgl.
Campe I 332, dazu Schm.«II ,'.98 runter schmv/n); (Jr.WB.
IX 16,t4 {unter .sclirauhen' 5) und in-^dir. hf.
use"-: = dem Vor, Th; Z und weiterhin.
Ter-, Ptc. ver-schrübet: 1. schraubend fest ver-
schliessen Th; Z und weiterhin. Eine Flasche fest c. ;
Tgl. Schrulle. S. BdlV591o.; Sp. §61 (Hammer-
Sehmid). — 2. durch falsches Sclirauben verderben
Ndw (Matthys) — ver-schrobe", in AaF. rcr-
schrohiig: wie nhd., verdreht, querköpfig Aa; B; GW,;
Th; Z und weiterhin. Er hat en verschrobne" Grinw'
GW, Verschrobni Chöpfli. EWüterkh-M uralt 19'21. U'f
ältei- a's de Sepp unrd, um so rerschrobniger und eige"-
sinniger isi-er aif'' uorde". WMiU.LER 1918, Verschlagen,
schlau BAlbligen, — Vgl, Gr.WB; XII 1151/2; Fischer II
1319, zu ver-achrobeii die Anni. zu schrübcn.
z'-säme"-: zsschrauben. wohl allg- — Vgl. Mavtin-
ll'ienh. II 624; Fischer VI 1373.
zue-: 1. zuschrauben als Gegs. zu üf-schr.3. wohl
allg. [Wir Knaben sind beim Keltern] z'ringel um
\(l'Schrübe" g'loffe" undhänd zueg'schrübet. Messikommer
]1910, S. auch Äi;)e?-(Bd VI 64 o.). — 2. weiter schrauben,
allg. — Vgl. Fischer VI 1388.
Schrüber BE..S()!(6«-BBr.m.: 1. durch Schrauben
zssetzbare bzw. zerlegbare Flinte, wie sie bes. der
Wilderer braucht BE. Der Has . . . springt Zimpe"
\iKusche" de" Scheiche" dür'^''e", u"' Zimp löt der Schaft
u"' 's Bor g'heie" u"'' .tchiesst nunie" mit-''em mittlere"
Schweiz. Idiotikon IS.
Stuck VC" sV'ni Sehr. SGfeller 1919; vorher Schrühtr-
biichse". — 2. Schraubendampfer Bßr. — Vgl. Gr.WB.
IX 1657 (in Bed. 2 als Zeitungswort um 1854).
Kuglen -,Strüber': Gerät in Gestalt eines doppelten
Pfropfenziehers, das beim Entladen von Geschützen
zum Herausziehen der Kugel diente. 1653/4, Z Zeng-
hausinv. Vgl. Stein-Schr. — Lumpen-, Strüber': ein
dem vorigen ähnliches Gerät zum Herausziehen zurück-
gebliebener Wergreste aus dem Lauf einer Muskete,
In einem Lieferungsauftrag für Musketen werden ,die
Lumpen- und Steinstruber sambt dem Wäscher und
Müeterli' bestellt, 1618, Z, — Stein-,Strüber':
= Kuglen-Str., für Musketen; s, das Vor. Vgl, MThier-
bach 1899, 101 (mit Figur 210),
schrüble" str-: 1, Dim, a) zu schrüben la, sachte,
sorgsam (an einem Sehrübli) schrauben L, Lue', tvi'-
n-cr jelz strübled, bis 's Cliorn richtig stöd! von einem
Schützen. Zyböri. — b) zu schrüben Ib^. .zähmen,
zwingen' GG, (Zahncr). P'' willdi''' schu" Str.! —
2. refl., sich herausputzen. ,Trinette machte die Toi-
lette ... Während sie sich sträubelte und aufzäumte .,.'
GoTTH. — ge-strüblet: spiralförmig. ,Spira, ge-
wundner kreiss, gestrüblet cirkel, der nit in sich selbs
gaat; ein gattung kuochens gestrübleter gestalt.' Fris,
1541; igestreübleter cirkel.' 1568. — Ganz unklar »ad
nicht zu erfragen ist die Bed. vou »tr&hle" an folgender Stelle:
7" de' Häre" dö chi-atzUch-mfr nid, i" der Nase' dö tuesch-mer
nid chnfMe', «iisc/i heiaal'a dtrnö''' i/W'' o" dim Tinch, sä tüej-vie'
de"' dö nid str. AGysi 1899, 24 (Tischzucht).
üi-strüble": 1. enipurschrauben, aufbauschen. ,[In
Zürich] wo die Kantonsratswahlen ,,. nachgerade zu
einem Weltereigniss aufgestrübelt werden .,.' Batern'st,
1902(B). — 2,refi., = sc;jrüWe"A?AAL.;BAarb.,E.(Gotth.);
S(Joach.); vgl.M/"-sc/M'!tto(4 ,[ Ein ho ffärtiges Mädchen]
lässt Tschöpli machen auf Tschöpli . . , strübelt sich
auf wie ein Pfau, und derweilen liegt der Vater der
Gemeinde auf dem Halse.' Gotth. Drüf isch-es an es
Ufstrüble" g'gange', brezls ivie uenn-si an es Höchsig
müesst. FOscHw. 1919. S. noch üf-ringglen (Bd VI
1127). — üf-g'-strüblet: zu Bed. 2, auf-, heraus-
geputzt. Von Kleidungsstücken: En übermüetig üf-
g'strfiblete', kolossale' Huet mit Band und Federe".
RtTavel 1904. Von weibliclien Personen. E" fröndi,
ni Frau. FOschw. 1897. Ü-i Wibervülkli PivTatel
1913. .[Stüdi war] bei weitem nicht so geschlecket und
aufgestrübelt,' Gotth. ,Sie war gerne in aller Elirbar-
keit bei dieser, bei jener Lustbarkeit und natürlich
nicht gerne wie ein Aschenbrödel, sondern so auf-
gestrübelt und aufgedonnert wie jede Andere,' ebd.
{/. derhercho'. OvGreterz 1911,
sclirabelos, ,[Auf dem Cabilonensischen Konzil ist]
anders Nichts befohlen worden, als wegen gegebner
Ärgernuss schwerer und grosser begangner Sünden
Tor- einer Christlichen Gemeind eine oiTentliche Ab-
bittung und Bekantnuss derselbigen Sünden zutun,
nicht aber ist dardurch die geheime schrubelose Ohren-
beicbt zuverrichten,' ClSchob. 1699, 378. — Entstellt
aus ]nt. ecrupulosus, ängstlich genau; hier wohl in tadelndem
S. = übertrieben genau, mit Bez. darauf, dass sich die Ohren-
beichte auch auf kleine und kleinste Sünden, selbst auf
Gedaukensünden erstreckt. Kiuc ähnliche Eutstellung ist
schwäb.-els. strubelös, , skrupulös' (Fischer V 1428), (im Kopfe)
, verwirrt' (Martin-Lienh. II 624).
1571
Schrab— schrnb. Scliraf(f)— 3chiuf(f)
1572
Schrach'e" m.. PI. Schräche': tiefe, schmale (weite
UwE.) Felskluft, Schlucht BSis.; L (.\LGassmaiin);
Ndw; UwE., Gletscheispalte üwE. Uf ''evi Gestler
[Chasseral] isch mme' no''' i" ei"'m Sehr. Sehne BSis.
Dö lid de Stiger-Wiseli scho" bald zeh' Jör t" dem
Schr-en nnde" . . . Am Morge" früe uf d-Alp und am
Öbe'" nümme' hei". ALüiS^Mi^•^■ 1918. Wenn de"" di'
Herre' z'Bern nümi wüssen a"s'föh' [gegen Napoleon],
so c/iöHie" de"" mer [wir] us dem" Schräche' före",
meint ein alter Alpbauer, ebd. — Nur Schweiz, wie das
syu. Chmche" (Bd III 783). Tw. (so in UwE.) kommen beide
WW. neben einander vor; viell. ist unser W. lediglicli durcli
Kreuzung von Chrache' mit einem Syn. wie Schrmid zu er-
klären (das syn. Schroflh hat ein anderes Verbreitungsgebiet).
Sonst kommt Zugehörigkeit zur Sippe von «eirtci- in Frage
(s d und Tgl. .Sehrack-, .Schrick', Sprung, Riss; ,schricken',
zerspringen bei Gr.WB.IX 1615. 1659. 1667|; möglich wäre
auch, mit bek.inntem Anlautwechsel (idg. kr :,kr). eine Nbform
zu Rachen (ahd. 'lirahho). Unklar ist eine ä. Angabe Schrärhe"^
für BSis. (nach Auskunft gilt dort Schräche", PI. -ä-). In ONN.
,Schracben'BBrüttelen. ,Funtene°-Schr.'BGampelen. ,Mettlet-
Schr.' Blns. FN. ,Schrachmann.' XV., Ndw (Leu, Lex.).
g'-schrach'ig: von einem Ort .mit vielen Klüften'
Ndw (Matthys).
Schrädel s. Schrättel.
Schraf(f), schref(0, schrif(f), schrof(f), scliruf(f).
schrafif): rauh, barsch, schroff. ,[Rudolf von Raiu-
steiu will die das Schloss Blochmunt belagernden
Basler zu einem Vergleich gewinnen.] Uo das die ge-
meinde erhörte, rettend sü schraff mit dem von Ram-
stein: es wer kein sachen zuo suochen [es gäbe Nichts
zu verhandeln], sü weitend lip und guot hau.- 1449,
Bg Chr. — Spätmhd. schmf, asper; vgl. Gr.WB. IX 1617;
CbSchmidt 1901, 312. Das W. verhält sich zu uhd. schroft-
wie das folg. W. zu Schößen) ; s.d.
Schrafc-m.,Pl.ScÄrö/"e"ScBwMuo.:a) zerklüfteter
Fels; Syn. Schrofen. .[Bei einer plötzlichen Über-
schwemmung wurden zwei Badende] ergriffen und sy
baide sampt dem zuber sturzligen durch die schraifen
ellendklich zerstossen, zerrissen.' Kessl. ,Der Stein-
bock . . . wonet in den höchsten platzen und orten der
teütschen alpen. felsen und schraafen.' Tiere. 1563. —
b) , Abgrund in verwitterten, leicht brechbaren Felsen,
fast gleichbedeutend mit Brechen' (Bd V315M.) Schw
Muo., = Chrachen (Bd III 783) U (PfrJMüller). -
Mhd »chraj trhrave m. in Bed. a (auch scharfe Kälte, scharfer
Geruch) ;ags. .er«./, Höhle (zu b); vgl. Gr.WB. IX 1618, sowie
Schroßen) mit Anni.
schraffiere": 1. wie nhd.; als technischer Ausdr.
allg. bekannt. — 2. uneig. mit Akk. P., Einen übel
zurichten. .[Junger Schweizer Krieger zum ,zerhudlet'
aussehenden alten Landsknecht:] Es wil mich schier
bedunken, du heigst mit vollen zapfen trunken ...
dann ich erkenn fast wol ir art: die band sy [andere
Lesart .sich'] wol an dir probiert und dich mit ganzem
flyss gschralfiert [andere Lesart ,gstaffiert'] ... den
kabis dir mit trüwen brupft'. Spruch auf einem Holz-
schnitt. 1547, HsRMan. (Bächtold 302). — 1 nach der
gewöhnlichen Annahme iilier ndl. »chraffeenn (zuerst 1475) aus
it.mjraffiarciGr. WB.IX 1618), das wahrscheinlich selbstgerni.
Herkunft ist (Meyer-Lübke, Rom. etym. WB. 8010). Sachlich
zu 1 gehören die folgenden zwei Stellen, die aber das W. in
entstellter, sonst unhezeugter Form bieten: ,Ist gerätten, das
[bestellte] hungerduoch allein ze scharpfiereu und sunst mit
dheinen andern färben ze malen, wann die lyuwat die färb nit
dulden noch erivden mag' (1511, B Stiftsman.); ,Es wölin min
herreu das hungerduoch by der scharpfierung lassen beliben
nnd kein färb wyter dar au henken' (1512, ebd.). 2 deutet
Bächtold nach mhd. «chraff-en, üebotomare, als ,schröpfen', was
na.h dem Zshang unwahrsch. ist; vgl. auch die Autwort des
Landsknechts bei Bächtold aaO.
Sclireff (Gen. .schreffen'), bei Geng. auch einmal
,schraff- — f.: Hure. Edlib. Rw.; Geng. Bettl. (V. 326.
337). _ Kotwelsch; wohl zu mhd. (lud.) schrejfe m., Spalte,
klaffende Wunde, und damit zur Sippe von Schr,t/en, Schro/m;
vgl Ave-Lallemantl 169. 330; IV 59 ; Kluge RW. 19; Gr.WB.
IX l686(,Schreffeuboss'); FischerV 1136. Die Lesung ,schrefP
(nicht .schriff') bei Edlib. ist gesichert. Zur Schreibung vgl.
die Anm. zu Schroßen).
„Selirof, Schrofe», in der ä.Spr. auch ,-ff-' — m.,
PI. Schröfe", in der ä. Spr. ohne Umlaut, Dim. Schröfli
Ap (T.). Schröfeli GrA.. Rh. (neben -o-): 1. a) scharfer,
spitzer, zerklüfteter, jähabstürzender Fels, „Felskopf,
Felsabsatz" Ap; „Gr-A. (.kleiner Fels, der us "em
Wase- üsser raged.' Tsch.), U., Pr., Trimm., \alz.;
GRh.; „Z", ,rupes, petra' (Schulze). ,[Die Grenze ver-
läuft] bis ... an schrofen, ... vom selben schroffen
und marchstein hinab.' 1518, ScuSt. ,Was kromb ist,
mache man schlächt, und die (hohen) schrofen zu ei(ne)ra
flachen väld.- 1.530/89, Jes.; ,und die rauheu Wäg
werdend eben werden.' 1Ö38/1707. ,[Die Gerechtig-
keit des Königs ist für das Volk] wie ein schatten
eines grossen schrofens in einem dürren land.' ebd.;
,felsen.' Luther. .Prserupta (pro rupibus), schrofen.'
Fris. 1541. ,[Der Adler kämpft mit dem Hirsch und
sprengt ihn] über die schrofen härab.' Vogels. 1557.
,Gsteüd [das] in den schrofen des gebirgs aufscheüsst.'
TiERB. 1563. ,Ein geiss [gieng] der andren nach, über
ein schrofen, uff das [!] sy blösslich die fuossklöwliu
mochten stellen ... Wie sy nun all uffhi waren, wolt
ich ouch do nohin. Als ich aber nit mer den em
schrittlin mich am grass hatt uffzogen. kond ich nit
Witter kumen, mocht ouch nit wider uff das schröfflm
schritten.' TbPlatter 157-2. .6 Ib. Hans murer und
sinen diensten und dem tecken für ... die schroffen
[an der Lagern] abzuobrechen, wie der erdbrust ist
gesin.' 1581, AaB. Baumeisterrechn. ,In dem Gebirg
... sucht er die krummen Fussweg bald, ob irgend
zfinden war ein Strass. die schnell durch Schrofen
fürhin bas ihn leiten tet.' Gclek 1616; Ubers. von ,per
scopulos subitas vias' (Claudianus). ,[Wolken sehen
aus] als ein stach liner Berg mit grossen Schroffen.'
165'2, TuFr. Chr. ,[Die Besatzung des Schlosses Müss]
stürzet die Feldstuck [der Belagerer] über des Bergs
Schroffen hinunder.- Sprecher 167'2. .Andere [Teufel
reissen mit einer ungehaltenen typhonischen Wut
Schrofen und Berge zugleich aus.' Bodmer, Miltoii
1732; .Klippen.' 174'2/80. .[Ein Abstürzender hält sich]
an einer [!] Schrofen, woran sich kaum ein Gambs
anhängen konnte.' ScawE. Chr. 1752. S. noch Bd VI
464 M. Klippe, in Flüssen, am Meer. ,Wir heind ge_
Sachen vil alter muren im wasser und am land uff
den schrofen'. von einer im Meere versunkenen ^tadt.
HScHüRPF 1497. ,[l)er .Caprimulgus ] nistet ... in Crete
I . . . in den schrofen am meer gelägeii.' Vogelb. 5&/.
.Equora illisa scopulis, das meer putscht oder schlecht
an die schroffen.' Fris. 1568. ,[Der Steuermann eines
I Schiffes entschuldigt sich] dass er wegen etlicher
1573
Sclirar(0, scl)ret(f), schrif(r), schrof(f), sclirut(0
1574
daselbst herumb entpoigehender Schroffen nicht lenden
könde.' 1642, ZRhein. S. noch Bd VIII 1512o. Loses
Felsstück: .Sobald die zween grossen schroten in dem
wasser [einer .bergrüfe'] gond. da hebt sich denn das
getös an.' Zwingli; nachher ,flüe'; vgl. Berg-Kufinen
(BdVI677). Mit Adj. ,höch.' .Die adler ... kommend
sälten ab den liehen schrofen in das eben väld.'
VoGELB. 1557; öfter. ,Gegen Mittag und Mittnacht er-
heben sich [am Walensee] hohe Schrofen und Berge,
welche denen, so auf dem See fahren, ein angenehmes
Schauspiel vorstellen.' JJSchedchzek 170ö. S. noch
BdVlII 13650. (ThPlatter 157'2). .scharpf, spitzig.'
,Ira meer sind vil scliarpf schrofen, auf denen ruowet
er [der Leviathan] als auf dem lett.' LLav. 1582; vgl.
Hiob 41, 21. .[Cato] befand sich zwischen entsetzlichen
Abstürzen olme Ausgang; ... er kletterte ... mit der
grössten Gefalir den Felsen an und erhielt sicli an den
Sträuchen und an den spitzigen Schrofen.' AvHaller.
,gach, gellig, abschlipfl;;.' .[Flüchtlinge übersteigen]
ein gehen SchroHen.' Gdler 1616. .Etliche [Burgen]
auffsölclien hohen, gäben und abschlipfigen Schroten.'
ebd. ,[l)as .Abwasser' eines Sees kommt] durch ver-
borgene Kluft . . . bis an den Ort, da man es sihet
aus einem gelligen Schrofen herfürbrechen und von
der Höhe desselbigen, weil er wie eine Maur aufrecht
stehet, gehling hinunter in ilas Tal fallen.' ebd. 1625.
.unwegsam' oä. ,Unwägsam schrofen, über die nit wol
zewandlen und ze kommen ist, saxa avia.' Fris.; Mal.
.Dieses Gebürg hat unsäglich hohe unwandersame
Schrofen.' Guler 1625. .leid, grüsam.' St chönnd ...
dür''' e" schmäh Gcitgli . . . zume" leide" Sehr. . . . ob-nen
e" chlaitd glatti Platte"flueh, under-ne" chlöfterhöhi Ab-
säte und fär-ne" der leid Sehr. Schwzd. (GfiPr.). ,[Tell]
zog durch die grusamen schroffen und ungleitsamen
wäg uft' Morse.' CSdter 1549. Neben Synn.; s. schon o.
,In dem iltend die knecht . . . durch die stein und
schrofen, da ein grosse engy ist. den vinden nach.'
1487. Z (Bericht aus dem Felde). Die Hof- und Gericlits-
marken [zwischen GBern. und Lustenau] sollen be-
ginnen am .schroffen und felsen', genannt Meldegg. 1518,
JGöLDi 1897. ,Der den velsen zum wassersee machet
und den sclirofen zu wasserquellen.' 1531/1707, Ps.;
äxp6TO(iov. LXX.; ,die steine.' Luther. .[Das Schneehulin
lebt] auff den allerkeltesten schrofen und giblen der
bergen.' VoGELB. 1557. ,(Hert) schrofen oder(berg)felsen,
aconae; schrofen oder velsen, zno denen man nit kommen
mag, aditu carentia saxa; ein schrofen oder schrof-
ächtig hoch ort, Verruca; der spitz, reühe und scherpfe
eines velsens oder schrofens, murex.' Fris.; M41,.(s. auch
Sehrofer). .Ein kraut oder raiess [im Meer] waclist in
tiefen velsen oder schrofen.' Fiscbb. 1563. ,[Das Schiff
sei bei Klingnau an der Aare] unfürsechenlich an ein
felsen ald schroffen geputscht.' 1598, Z RB. .Zwüschend
welchen [den beiden Laufen] der Khin widerum ...
still und sanft louft, gar keine Schrofen und Velsen
hat und dessethalb widerum zuo schiffen ist.' J JKüeger
1606; nachher ,ruhe Velsen und Schrofen'. ,[Am Sinai
^ gibt es] viel Schroffen, Velsen, gech und glatt.' HRRebm.
1620. ,Es sind verborgen Stein und Schrofen in dem
Meer.' JWetter 1663. ,Die unfruchtbarsten Schrofen,
die härtesten Felsen [sind] nicht ohne sonderbare
göttliche Vorsehung also, wie sy sein, gestaltet.'
JJScheüchzer 17Ü6. , Dieses ganze Tal ist rauch und
eng ... an beiden Seiten mit gächen. unfruchtbaren
Schv-en und Velsen eingefasset.' Sererh. 1742. S. noch
BdVII1527o.; VIII 1757 u. Bildl. .Pratervecta scopu-
los oratio, alle schrofen und schwäre ort überfaren.'
Fris. 1541. ,Dass auch so viel tausent under Denen,
die den christenlichen Namen tragen, an gleichen
Schroffen anstossen und ewigen Schiffbruch ihrer
Seelen ... erleiden.' HRRebm. 1620. ,Gleich als einer,
dem das Steuerruder aus der Hand mit Gewalt wird
ge.sclilagen. muss er [der die kirchliche Disziplin hintan-
setzt] das Schiff des Heils der Kirchen auf Schroffen
treiben, da es zerschmetteret.' JJBueit. 1638. —
b) Spalte, Kluft in oder zwischen Felsen ApL; GrAv.,
Rli. (nach anderer Angabe .kleine Hölilung zwischen
Felsköpfen oder grossen Geröllsteinen; grosses, tief
in die Erde gehendes Loch'), S., Scuolms, Tschapp.;
GMs. Ein Rind ist in en Sehr, g'hit GrS. .Ir wonung
was in den schrofen der toblen (der tieffen tälereu.
1667/1707), in den löclieren (und hülinen) der erden.'
1531/1707, Hiob; .Schluchten.' 1868. ,Ir wonung habind
die äffen in hülinen und schrofen der bergen.' Tierb.
1563. Von Felsgrotten, wie »ie in Italien als Wein-
keller benutzt werden: .Im Jahr 1408 ... hat einer
von Chur . . . das Schloss Cleffen mit Listen ein-
genommen, als siben Soldaten in den nächst daselbst
uinbliegenden Schroffen darzu Anleitung gegeben, wie
sie durch heimliclie Schliett'gänge darein kämen.'
Sprecher 1672; dazu .schroffächtige Erdhöiinen. deren
eine grosse Anzahl umb Cleffen sind und deren die
Innwohner für Weinkeller sich gebrauchen,' ebd. —
2. Eiszacken Tu (so Steckb.), Eiskruste Ap (T.l. Auch
,die Kruste beim Kopfgrind' Ap (T.); Syn. Ruf, Bofen
(Bd VI 669).
Jllid. sc/iroce, achruff'e., auch schroji/c 111. iü Bed. la; vgl.
Gr.WB. IX 1763(,SclirotfeQ'): Fisclier V 1 147. Dazu das (uns
fremde) nhd. Adj. , schroff', mit Ablaut schraff, Schra/en, auch
.S'cAi-pj^' (Sp. 1572o.), ferner ahd.ütreTO?», einritzen, mhd.jcAretieii
(uebeu sehreffen, auch nchraffen, schroffen), ritzen, schröpfen.
Den Schreibuügen mit (^' in unsern ä. Quellen kann bei der in
der lebenden Spr. durchweg erhaltenen Lenis im Allg. nur
graphische Bed. zukommen; sonst können sie auch jüngere
Gemination des / bezeichnen oder auf Mischung mit der syn.
germ. Wurzel skrep beruhen (vgl. ags. screpan, mnd. schrapen,
ritzea, kratzen): auf ~pp- weist die Schreibung mit -pf~ (dazu
noch: .Schröpfen. Bergschropfeu ist ein herabhängender Fels."
Grimm 1786, ferner ,schropfigt' unter sehroffnrhtiij); vgl. auch
uusre Gruppe schr-pf. Zu Bed. 2 vgl. es aeliro/l, von der Bil-
dung von Eisnadeln (Fischer V 1 1'22 unter sehra/en). In Ortsn.
Di ejeVe" Ä-Ärö/i" GrÄ. .Unter dem Schrof(f)en'. Hof GrAv.
(Leu, Lex.; Sererh. 174'2). Panüeler-Sehrö/e' GrPr. (Schwzd.).
.Schrofen' ThAmr. (Dörfchen, nach Leu, Lex. ehemaliges Bad),
Kessw.. Kurzrick. (Weiler). .Schrofen-Tobel. -Zeig' TliKurz-
rick. Hieher wohl auch: .Wiesen, genannt Schroff' ZKenipten.
.Schrofäckler', Name einer Apfelsorte Th ; zu einem Flurn.
.Schrofacker' ? FN. Sehrofer GrTrimm. (Tsch.). ,Ton Schroffen-
berg', altes Adelsgeschlecht Th (Leu, Lex.).
Fels-, bei SLutz 1756 ,-Stroff'en': = dem Vor. la.
,Sich mit Dorngesträuchen herumschlagen und F-en
liinanklettern.' SLutz 1756. S. noch ßümpel (Bd II
315). — Zum Anl. .S'd-- vgl. die Anni. zu Sehrüb.
Berg-: a) = Schrofen la. Grimm 1786; s. die Anni
zu Sehrofen. — b) Spalte in einer Felswand ApI. —
Stein-: = Schrofen la. ,Das Stettlein Brägenz hat
auff" einem hohen St-en ein alt Schloss.' Güler 1616.
.Hinter meinem Haus rinnt ein Bach herab der Thur
zu. der aus einem romantischen Tobel kömmt, wo er
über St-en daherrauscht.' UBRAGCiERnSH. — Wasser-:
Wasserberg, Wand von gestautem Wasser. .[Jude beim
Durchzug durch deu Jordan:] 0, wie gsach ich obsich
1575
Scliraf(f), schref(0. schrif(0. scliiof(0, schrQf(f)
1576
so dick, gab den w-en bös blick.' RSchmid 1579; vgl.
Josua 3, 1().
schrot'(f)acbtig, -ächt(ig), .schröifecbt' (Gnler
1625), ,schroiitio:f (Wildk. 178Ö). ,schrofend' (SchwE.
Chr. 1752): felsig, zerklüftet; .petrosus' (Scbulze).
.Schrofäcbtig (-achtig), voll schroten, velsächtig. stein-
ächtig, scopulosus, petrosus; ein rauch, scharpf und
schrofäcbtig ort. ganz uneben, confragosus, fragosus
locus; schrofachtiger büchel. hoch undgächstotzig, böss
ze steigen und böss abbin ze gon, gächspitzige, schrof-
ächtige, verfallne ort. collis arduus et deruptus, ab-
rupta loca.' Fris.; Mal.; s. noch Schrofenla. ,Auff dem
Rhein kan man in schitfleinen bis gehn Sehatl'hausen
fahren, da dannen muoss man von wegen des lauften
und wasserfahls über abgeschlissne berg und schrof-
echte felsen ... zuo fuoss wandlen.' Wurstisen 1580.
,Am Mülital, da es warlich schroffechtig und wild
gnuog ist.' JJRüEGiiER 1606. ,Eine grosse mächtige
Vestung . . . auff einem erhebten schräftachtigen [!]
Böhcl.' GüLER 1616; ,schrötFecht.' 1625. ,[Der Comer-
see] erstrecket sich dannethin zwischen hohem und
schrofächteni Gebirg.' ebd. 1616. ,[Ein Schloss ist]
vast in der Mitte des felsachten Bergs in die Felsen
yngehauwen, also dass Nieniandts zu ihnen hinuf
kommen mag . . . [Man kann] auch nit von oben herab
zu ihnen stygen, wegen des gechstotzigen, hochen und
schrofachtigen Bergs.' Z Gesandtschaftsber. 16U8. ,Der
Weg [nach Jerusalem hinauf] ist schroiFecht, ruch.'
HsRRebm. 1620. ,Aser sass am Hafen des Meers und
blib auff seinen schrofachtigen (schrofichten. 1828)
Felsen.' 1038/ 1828. Richter. ,. Scopulosus, fragosus,
schrofechtig, rauch.' Uenzl. 1666/1716. .[Ein Kind
stürzt] von einem Hügel auf schrofende Felsen.' SohwE.
Chr. 1752. ,Die Aussicht [vom Wildkirchli] erfüllet
die Seele mit Verwunderung und Schauer . . . Die
schropfigten Abschüsse, ihre spitzigen und hervor-
ragenden Zacken, ihr Zustand von .Alter und Zerfallen-
heit, welch malerischer Anblick!' Wildk. 1786. S. noch
Schrofen Ib (Sprecher 1672). — Spätmhd. (schwäb.)
Bchrnfffht. schroff, zerklüftet; vgl. Gr. WB. IX 1765/6; Fischer
V lU8(,schrofet'). ,Schrofend' im Beleg aus SchwE. Chr. 1T,')2
ist blosse SchrcibuDg für , schrotet' (< ,-echt').
Schrofer m.: = Schrofen la. St. ,Schr., raucher
vels, cautes, rupes, scopulus.' Mal.; sonst (auch bei
Fri.s.) nur .schrofen'. — St.s Augabo beruht, wie sich aus
St.- ergibt, auf Maler, bei dem aber ohne Zweifel eiu Druck-
fehler für , Schrofen' vorliegt.
schrofig (bzw. , -ff-'): = schrofachtig. ,[Die Mai-
länder, die das Schloss Cleven überrumpeln wollen]
lassen sicli an Seileren hinab in ein Hole, ... bleiben
in den schrofflgen ürten der Enden so lang verborgen,
biss ...' Sprecher 1672. — Vgl. Gr.WB. IX 1766;Schm.Ml
599; Fischer V 1148.
Ge-schröff n.: Koll. zu Schroffen). ,Frei am G.
aussenhinlaufend ... zog er [der Weg] sich aufwärts.'
WSiEGFRiED, Tino Moralt. — Vgl. Schm.' II 599. Der
in Bayern lebende Verfasser hat den Ausdr. möglicherweise
aus der dortigen MA. übernommen.
Schröfi f.: .schwindlichte, zerrissene Felskluft';
nur als ÜN. fuf der Sehr.) GRValz. (Tsch.). ,Gut und
Stal, ganz nahe an der Sehr.' Tsch.
Schrneff(e°) s. Schueflen (Bd VlII 393/6). Dazu
noch Strueffe" f. a) = Schueffen la BGr. ,[Der
Nidle"cheUen] ähnelt in der Form die zu allerlei, auch
minder appetitlichem Gebrauch dienende Str.' BXrnd.
1908. — b) = Sehueffen Ib, zum Ausschöpfen des
Wassers aus kleinem Schiften BTbunersee. — Zum
Anl. Str- aus Sehr- vgl. die Anm. zu S<hrül, (Sp. 1564), zum
Verhältniss von Sehrueffen zu Schuefftn die Anm. Bd VIII 395.
Ebd. der Ortsu. Sdirueffen-Eyg (geschr. ,Schrutfeuegg'), aiif
einer naih zwei Seiten schroff .abfallenden Anhöhe LWolh. ;
dazu noch folgendes. Belege: ,ln Serufenegge.' um UDO, Gfd.
,Struofeneck.' um 1100, Liber Heremi. ,De Schrufinecko.'
XII./XIII., SchwE. Urbar. ,Uoli ze Schruofenegg.' 1454, L
Maunlehenbuch. ,Schrauffenegg.' Leu, Lex. Dazu der FN.
jSchrufenegger.' LWill.
Schrift (bzw. -e'-) AaF., Häggl. und It H.; Ap; Bs
(in Bed. 2ad); BE. (in Bed. '2, neben G'schr.), S. und
It Zyro (in Bed.2d); FJ.; Gl (in Bed. 2e, neben G'schr.);
GrD., ObS., V.; PAL; G, so T.; Sch, so R.; S; Th;
U; Z — f., PI. -e», in BG. -i, G'-schrift AaL. und
It H. (bes. in Bed. 2e); ApK.; Bs, so L.; B, so E., Gr.,
G., Hk., Lenk, ü. und It Zyro; FJ., Ss. C-ü-); Gl; GfiBe.;
L; S; Z, so 0. — f., in AaL. (Füschw. 1896. 1900);
BsL. (Nationalztgl918); S(JReinh. 1907) n. (in Bed. 2),
PI. -e», in BGr. (Bärnd. 1908) und It AvRutte; PJ. -i,
üim. -li: 1. das Schreiben als Tätigkeit, Fertigkeit;
von 2 nicht scharf zu trennen. ,Wo das Schreiben
(die G'schr.) erst ... im spätem Alter gelernt werden
musste.' Barnd. 1911. S. noch BdV940o. ,Wie gern
sey biet [den eben erhaltenen Brief] gelesen, war
dhäin kunst in ir gewesen; sey wolt sich z tod er-
fressen, daz sey dergschr. vergessen biet in iren jungen
tagen.' Ring; später: ,daz ich so wench gelernet hab
lesen und auch schreiben.' ,ürab alle koffbriefe ...
sol er [der ,schriber'] ... nit me dann 2 Ib. nemen,
es were dann sache, dass vyl beredung, vorbehebung
oder irrige dinge darinn werent, dass vil arbeit und
geschr-e darüber gienge oder gon möeste, davon mag
er nach bescheidenheit etwas mer nemen.' 1457, Bs
Rq. ,Ein stattschriber soll schweren gemeine statt
mit geschr. ze besorgen und uszerichten.' um 1520,
AaB. StR. ,Was billich alt hergebrachte Gewonheiten
seind, die halten sie [die Graubündner] für geschribne
Gsatz und kommen denen nach, obwol sie nit alle der
Gschr. Erfahrung haben, ihre Urtel fällen.' Sprechbr
1672. — 2. Ergeh niss des Schreibens, Geschriebenes.
Derwile" het der Schu'meister sehn' %frig a" dem Papir
ume" g'studiert; es ist aber so vermülbet g'si", das'-me'
d'G'schr. fasch nümtne'' het chönne" lese". SGpeller 1911.
.Ich bin ein altes Maiinli und brauche für die G'schr.
der Spiegel.' Gotth. ,Dise wahren Wahrnehmungen
möchte ich Regenten, Lehrern, Eltern schreiben mit
glühendem (irifi'el ins Herz hinein. Aber für solche
G'schr. ist Platz in gar wenig Herzen.' ebd. V (Hdschr.).
, Achtend nit diser geschr., es ist by dein Hecht ge-
schechen.' 1499, Calvenp. 1899 (Nachschrift). S. noch
Bd IV 437 (tm-ver-masgetj ; V 457 (Begnäd-Brief). 779
(Prassen). 853o.; VII 558M. E'schöni, wiiesti (G')Schr.
Er rüemt di schöni Sehr., beim Durchblättern eines
Heftes. SGkeller 1911. Mängineimiödischi G'schr. isch
schön und het nuine" di UntugeH, das'me"-se nid cha"
ie«e". RGrieb 1911. , Er möge Brille» nehmen, welche er
wolle, so könne er Nichts daraus machen, er verstehe
sich gar nicht auf die neue G'schr., welche aufkäme.'
Gotth. ,Das sei die verfluxte neue G'schr., hiess es,
wo der Hundertste sich nicht darauf verstehe.' ebd.
Die G'schr. ist alt, mir z'rein B (Zyro); vgl. Bd VI
987 M. i«* cha"" die G'schr. nit lese", si ist-mer z'rein.
oO. (FStaub). Grobi G'schr. B. lutschi (G'J Sehr. fJ.;
1577
schraf(f), schret(f). schrif(t), s(;hrot(f), si;hruf(t)
1578
wohl allg. , Die jetzt noch übliche runde Berner Sehr.'
ScHwz. Lehrerztg 1872. ,lst es sach, das du inn yl
schrypst und sich die gschr. uff ein sytten für sich
helt ... so mach das spitzli [der Feder] gegen der
rechten liand umb die wal ein wenig Isurzer dann das
ander; schrypst und machst du aber ein uffrechte
gschr., so sollend beid spitz an der faderen glych syn.'
ÜVVyss 1553 (.Kanzly- und forniularbuoch'). ,So hatt
sy auch ein gschribeu lied mit guoter gschr. darbi
gehan.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Wellind ouch hiemit
der graaben [groben] gschr. nit achten, dann das han
ich angendter nacht mit hilff der Iterzen und vast inn
yl müessen angschiren.' 1567, ZEegensd. S. noch
BdVIII'241o. PI.: , Verborgene Schr-en zu machen:
statt der Dinten bedient man sich des Urins.' Künstb.
XVIII.; s. noch sichtig (Bd VII 264). Von Druckschrift;
s. BdVl 987 M. (Gotth.). Grobi (B), reini (B), zarti
(BHk.) G'schr. .Underweilen etwas wort mit kleinerer
gschr. in den test gestellt.' Bib. 1560 (Vorr.). Schrift-
satz, Letter. ,Uo [bei der Auflösung einer Druckerei]
teilten wir die gschr-en und allen werchziig ... Do
ich min teill Ruoprecht übergab, Hess er mir ein cursitf
gschr.' ThPlatter 1572; später: ,Ettlich goss mir
meister Martin, ettlich den man nampt Uotz, gschr.-
schnider, das ich ietz zimlich wol gefasset was mit
allerlei gschr-en und prassen.' ,Typi aenei. Sehr, der
Buchdruckern.' Denzl. 1677. 1716. In mehr oder
weniger festen Wendungen. ,Der geschr. befelchen',
aufzeichnen, niederschreiben: ,[VAnsheIm ist] ge-
trungen, zuo siner behilf nachfrag ze haben, ob je-
mands von fünfzig jaren har tttzit derglichen verloffner
handeln der geschr. befolchen hab.' 1529, B. ,In (ge)-
schr.', schriftlich (im Gegs. zu mündlich); Syn. schrift-
lich 1. .Nieman ufzewysent in sehr, noch von munde.'
1415, AaZoI. StR. ,Ir [Wirte] werdent sweren, das ir
deheinen win in üwer hüser noch keller lassend, er
sye denn vorhin den ungeltren in geschr. worden.'
um 1435. AALauf. StR. ,So ist sölicher cost allein des
Ibuws und gotshus halb, als das der buwmeister eigent-
ilich in geschr. hat, gangen.' E. XV., G. ,Es sol P.
|... mit lebendigen lüten hie an gericht darbringen
personlich und nit in geschr., das ...' 1523/6, Z RB.
I.Als die Saffoyer und de Furno gegen enandren niund-
ilich und [in] gschr. wol verhört wurden.' Ansh. Einem
,under ougen oder in geschr., so er abwesent wer,
jfttrbieten'. vor Gericht. 1530, AARh. StR. .[Der Schul-
imeister, in dessen Haus die Pest ausgebrochen ist,
soll] sich der vormals fürgeschribnen mittlen und
ipraeservativen gebruchen ... dieselbigen mittel in der
ischuol ouch verschaffen, wie ers im [1. ,in'] gschr. hat.'
|l594,L(RCys.). .Dassein Jeder seine. Älprechnung ihnen
'[den .Alpvögten'] in Gschr. bringen solle.' 1649, Steinm.
|1804 (,Alpordnungauf dem hintern Balfris'). Mit Gen.:
']N., der die heilige Maria geschmäht hat. soll] an
,d heiligen sweren, dem heiligen vater, dem babst, per-
ponlich, in gschr. ires statschribers, sine misstat für-
«etragen.' Ansh. Im PI. (vgl. c): ,Hat uns nit von
ijöten bedunkt zuo verriten, sonder üch sollichs [das
[Fehlschlagen von Friedensverhandlungen] in schr-en
rundlich anzuozeigen.' 1581, B Ref. ,ln (ge)schr. ver-
assen, verzeichnen' uä. ,Dass die liuober ... ire namen
inzeigen und die in geschr. verfassen lassen söltind.'
!533, Z. ,[Beschlüsse] in gschr. und brieff ferfassen.'
JMet. Chr. 1540/73. .[Wegen unregelmässiger Be-
zahlung des Schulgeldes ist] beiden Herren Schuel-
meisteren erloubt ... worden, diejenigen fahrlessigen
Eiteren in Sehr, zue verzeichnen.' Aar. Schulordn. 1622.
,Es sollend die uff hiesigen Lermenplatz verordneten
Quartierhoubtlüt . . . die Mannschaft in Sehr, ver-
zeichnen.' 1628, Z RM.; später: ,in Sehr, verfassen.'
,Literis raandare, consiguare, tradere, in Sehr., schrift-
lich verfassen.' Denzl. 1666/1716. S. noch Sp. 1659o.
,In, an (ge)schr. geben, stellen, setzen, legen, nemen'
uä. ,Und sol man ietwederm teile sinen usspruch an
sehr, geben.' 1385, BoSi. Rq. 1912. ,Wer das [die Be-
zahlung des Weinumgeldes] nit tete ... den oder die
söllent unser ungelter ... alle wuchen unsrem schult-
heissen in sehr, geben.' 1407, B StR.; wiederholt.
,Zwen von irem rat . . . band beiderteil kuntschaft ver-
hört, die in sehr, genomen, und ist beiderteil kunt-
schaft in sehr, für rat komen.' 1440, Z RB. ,Das ander
üwer burger ... mit inen gerett und sölichs in sehr.
geleit band.' 1448, B .\M. .Die wirt sollen all nacht
ir gest ainem burgern [I] in geschr. geben.' 1469, Sch
Ratsprot. , Einen zimmlichen eid in sehr, stellen.' 1470,
Uw. ,Nam der bischof alle die zeichen und wunder
... in sehr.' Stretl. Chr. ,Wan ein erbval in unser
statt gevalt ... sol ... das erb ... in geschr. gesezt
werden.' L StE. um 1480. ,A libellis, der der lüten bitt
in gschr. gstelt fürtreit.' Fris. 1541/68. ,In gschr.
stellen, aufschreiben, in gschr. verfassen, literis
raandare, commendare monunientis [usw.]; etwas in
geschr. gäben, tradere aliquid scripto.' Fris.; Mal.
,Hat der Fürst sein Klag in Geschr. gestelt.' Anhorn
1603/'29. S. noch Bd II 10 M. (ab-gänd). 30 (näch-gän);
VI2620.; VII 732 u. l223(Si2>p);Vin '202u.; Sp.'242M.
,In geschr. komen': ,Uff mittvasten kamen die Eid-
gnossen [zu einem ,tag'] gon Basel . . . und kam man
in red und in geschr.' 1501, Bs Chr. ,Mit, durch (ge-)
sehr.' So grossen Kummer und schwere Sorgen, dass
wir es nicht ,mit geschr.' erzählen können, sondern
mündlich eurer Gnade vorbringen müssen. 1411,
KHadser 1899. ,Uf disen tag sin wir bericht worden . . .
von mund und ouch durch geschr. . . .' 1499, Brief.
,Wann sy . . . durch min herren mit mund oder geschr.
oder bottschaft werden gemant, das ...' 1519, Bs Ref.
,Wo ers mit gschr. gloublich erzögen [kann].' 1529,
B RM. .Als ... sich dann unseren [!] lieben Eidtgnossen
von Bern botten und Solothurn durch sehr, erlüttert,
das ...' 1530, Z. ,Do sprach Huram der künig zuo Tyro
durch geschr. und sandt zno Salomo . . .' 1530/89,
Chron. II; .Schrift.' 1638; sv ypatp^. LXX. ,So habent
wir ... dieselben unseren zytlich Ordnungen [usw.]
zuosainen in ein buoch, ordenlich mit geschr. verfasst,
inlyben lassen.' B StSatzg 1539. S. noch Bd VIII 515u.
726m. Übergehend in die Bed. Schriftstück F;
Gl; Th; Z (s. Schriben II Sp. 15'28); wohl allg. Es
Fraueli ist en [an] en anders Tischli und chunt gli'''
mit ere" G'schr. [dem Entwurf für ein Telegramm]
z'rugg. CStreiff 1902. .Des ze warem urkünd han ich ...
min eigen ingesigel lassen trucken inwendig uf disen
brieff' zuo end der gschrif[t].' 1465, Z Rq. 1915; s. noch
Bd IV 901 u. ,Nach diser gschr.', postscriptum. Ansh.
,l)ie gschr., scriptum; die geschr-en, conscripta.' Fris.;
Mal. ,N., schuolmeister zuo Basel, so inyn herren mit
einer kunstlichen sehr, vereert, 25 pfd.' 1584, Z Seckel-
aintsrechn. ,Des rechenmeisters zuo Hagenow potten,
so min h[erren] ettwas gschr. presentiert, 10 pfd.'
1576. BRM. S. nochSp. 1519M. MitGen. ,Ze end der
geschr. diss briefs.' 1434, AaB. ,Die gschr. des brieffs
1579
!>chiaf(f), schref(f), schrif(0. schrof(r). scliruf(f)
1580
was auf syrisch geschriben.' 1530/89, 1. Esra. Insbes.
a) in der Schule, a) .Vorschritt', Schreib vorläge GkD.,
He. (Tscb.); (auf einzelne Blätter oder in Hefte ge-
schriebene) Schreibaufgabe. -Übung. D' Schr-e" schicke",
die im Laufe des Schulwinters angefertigten, vor Schul-
schluss den Kindern mit heim gegebenen Schönschreib-
blätter, nachdem sie von Eltern und altern Geschwistern
beurteilt worden, auch noch an Verwandte, Schul-
freunde zur Beurteilung schicken; für gute Leistungen
erhielten die Kinder Geldgeschenke, die von der Schule
gesammelt und für die Schtteler-Xidle" (Bd IV' 674)
verwendet wurden; brachte ein Kind nur schlechte
Blätter, so wurde es etwa mit dem Spruch zurück-
geschickt: Chriesihägge" und Acherzüg brücht-me" den
ganze" Winter nüd GRÜ.f. Vgl. Osteren-Schr. Die
Schüler der 2. Kl. niussten jeden Tag ,ein gschr.' zeigen.
B Schulordn. 1548/1600. .Der Schulmeister [soll] alle
Tag die Schr-en fleissig beschauen und alle Monate
neue Zedel fürschreiben. In den Fürschriften der
Zedlen sollen schöne Spruch des alten oder neuen
Testaments fürgeschriben werden.' Z Landschulordn.
1719; vgl.: .Den ganzen Sommer durcli [soll] aller
Orten der Samstag gesetzt sein zu einem Tag, an
welchem aufs wenigst mit Betten, Lesen, Singen,
Schr-enliferen und Anderen [!] repetiertoderwiderhoHet
und erhalten werden sol, was durch den Winter er-
lehrnet worden.' ebd. S. noch Bd VI 4o. Dira. ,Hab
sie [meine Schülerinnen] heissen kommen von 2 bis
um 3 Uhr; ich wöll ihnen ihre Schr-en ghalten,
Dinten und Fäderen geben . . . wer Lust hab, daheim
zue schreiben, der wöl] ich auch vorschreiben oder
Schriftli entlehnen.' WLctz 1685/1707. ,Am Pfingst-
nachtag habe ich ihuie [einem Knaben, der schreiben
lernen soll] wider etliche Schriftli vorgemacht, davon
alle Tag 1 in meiner Abwesenheit zu schreiben.' 1750,
Z. Hieher oder zu p die folgenden Belege. .[Nach-
lässige Schüler müssen zur Strafe] auf die Schr-en ilire
Fehler schreiben.' 1771, aZoll. 1899; s. noch Bd VI
18'24o. ,Die Strafen zahlt, [wer] Tolgis auf die Sehr,
oder auf den Tisch macht.' 1785, GlMoH. — g) Schreib-
heft Aa (H); Bs; BE (Gotth.); heute f. Wenn-i"' alls
liim Schrihen e" U)igHck mit der Dinte" g'ha" ha", so
het's e" Dolgge" i" d'ScJtr. g'g'e" Bs. Er [der Schul-
meister] legt deheimen uf den Tisch e" ganzi Bigi
Schr-e". JMähli 1856; später: die ganzi Burdi Üfsätz.
Tue jetz ,d' Sehr. e"wey, d'Mueter will der Tisch decke",
Vater zum Kinde, das am Tisch an seiner Schulaufgabe
schreibt oBs. [Schulmeister zu den Kindern:] Schribet
das Thema i" eui Sehr. .' Gotth. , Schreibt jetzt das oder
diese Beispiele in eure Sehr, ab!' ebd. - b) In-, Auf-
schrift; vgl. HüsSchr. D's Hüttli mit der G'schr.
a" der Tür. BIrkd. 1911. ,Auf der Hinteregg ... habe
der Bauer eine Tabelle an der Stalltüre aufgehängt
und auf derselben sei zu lesen, was und wie viel man
dem Kalb jeden Tag geben müsse, und er, der Bauer,
sei stets dabei, um zu sehen, ob man auch nach der
G'schr. verfahre.' Schweizer Bauer li599 (B). ,Di siul
si voUebrahten mit durgrabener geschr-e.' Reinfk. ,Do
schreib er auf die taflen, wie die erst geschr. was.'
1530/89, V. Mos.; ,Schr.' 1638; YPa?'5- I'XX. ,N. dem
lermeister geben, umb das er die gschr. an der tafelen,
so zuo Murten am beinhus ist. geformiert hat, 2 pfd.'
1566, B Stllechn. ,l)ie alten Münzen, Geschrieften [!]
und Stein der Römer.' Guler 1616. — c) schriftliche
Mitteilung, B r ie f AaL. (FOschw. 1900) ; P (Schott 184'2).
Wo söU-i'''-der jetzt das G'schr. [einen vom Postboten
gebrachten Brief] äne" tue", für das''s nid öppe" ver-
noschet wird i" dem ß'hursch? FOschw. 1900. .Das
ir mir by dem W. ein geschr. geschickt band, das ...'
1469, Z RB. ,In uwer geschr., by disem hotten an
uns gesandt.' 1474, Bs Chr. .Do kam uns ain schrift
von Seh., hobtman der gotshu.slüten ... also ludent: ...'
GWil Chr. E. XV. .Die geschr. die kant [!] er wol lesen, ,
ein schuoler was er gewesen', der Überbringer eines
Briefes. JLenz um 1500. ,Als dann nächst verschinen i
zinstag etlich schr-en von mir zuo Nawerra ... us- l
gangen sind.' 1513. ScH Brief. , [Während dessen] |
kumpt uns u[wer] hei[ligkeit] gschrift.' Zwinoli. ,So i
ouch wyter anzogen wurd, ob man dem bapst wider
uff sin nechst schrihen schrihen wöll, sollen unser
potten sagen, wir lassen sin sehr, ein gschr. sin.' 1525,
Bs Ref. ,Es kam aber geschr. zuo im von dem pro- I
pheten Elia, die lautet also: ,..' 1530/89, Chron. II;
.ein Sehr.' 1638. ,Sömlichs [die schriftliche Bericht-
erstattung über Vorgänge] tuon ich allein mit bitt,
ir ... dises allein under üch brüedern verston, ouch
dise min geschr. keinem weltlichen zeigen, sonder, so
ir mich verstanden, mir disen brief wider byhendigen,'
1572, Brief (TEgli). .Derhalben ich ein gschriftlin an
ihne gestelt und überschickt.' 1595, B Brief; später: ,nf
söllichegschriftliche bitt.' S. noch Bdl 209o.; Sp.l560u.
— d) Schriftstück mehr oder weniger amtlichen Cha-
rakters, Urkunde, .Brief Aa; Ap; BsL.; B, so E.,Gr.;
GRObS., V.; L und wohl weiterhin. Es mues' näbe" e
G'schr. omme" si", über eine Abmachung Ap. 'shed zicör
es Wort du [vor Zite"J g'gulte" se vil a's jez e" G'schr.
JBHiFFL. 1813. .Wann ... in Grindelwald g'seijed ...
worden sei, ist aus keiner G'schr. zu ersehen.' BIrnd.
1908. Bes. bei Kauf, Schenkung udgl. ,Es [das Wand-
kästchen] barg d's Geld u"'' d'G'schr-i.' Barnd. 1908.
Si het das G'schr. [eine Schenkungsurkunde] lo'under-
zeichne" vom Amt. Nationalztg 1918 (BsL.). Der
Vincenzo hed iis-ere" Brunzhlätere" es Hüfeli Geld uf
de" Tisch 'zeit und si''' vom Lieni e" Sehr, la" ge".
JJöRUER 1920. ,Wenn er [ein Schwerkranker] wieder
z'weg kommen sollte, so wolle er Keinem vergessen,
sondern einem Jeden daran [an erwiesene Wohltaten)
denken. Und damit er Keinen vergesse, habe er ein j
G'schr. z'weg gemacht, wo .Teder seinen Namen darein I
schreiben müsse.' Gotth. .Ilir hättet Elisis Mann eine |
G'schr. gegeben, gut für 15 000 Taler.' ebd. Mer gend- 1
ech denn es Schreftli AaF. ,Kam aber so ein Bäuerlein |
zu ihm [einem Notar], um ein Gschriftlein setzen zu ]
lassen, dann machte er ihm eine Rechiiung, dass es |
zu zittern begann.' vAlmen 1897. .Wir, der schultheiss,
rate [usw.] tuoiid kund mit diser geschr.: . . .' 1459.1
B StR. ,By obbemelter und erholter geschr. [einer Be-
urkundung gewisser Rechte] bliben.' 1526, Aar. StR. i
,Ein yeder fursprech soll ein yeden handl in dreyen |
reden oder, ob er gschriftlich handelte, mit drjen (
geschr-en begrifen.' 1530, AARh. StR. ,Wenn aber j
einer den andern anclagt umb geltschulden ... und i
hat nit rechtformig geschr-en umb dieselbe schuld.' ;
BStSatzgl539. ,Wort und gschrift umb Versicherung]
eines handeis, cautio.' Fris.; Mal. ,Doch hat er gar j
khein Gschr. darum, das er erlegt hab solche Summ.' i
JMahl. 16'20. .Ein zinig Kästlin, in welches ich [Prä- i
dikant M.] ein Gschr. sampt etwas Gältsorten gelegt und
in den neu wen Knopf [auf dem Chor] getan.' 1678,BSigr.
Schriftliches Verzeichniss: ,Min herren [von Zürich]
1581
Schraf(f), schref(f), schrif(f), schrof(0, sclnuf(l)
1582
band die brief all, die unser sind, in welchen all unser
frigbeit, Privilegien etc. alles instad, bebalten und
unseren herren von VVintertbur nit me gäben dan ein
gschr. eins ietlicben brietfs anfan[g] und end.' UMey.
Chr. 1540/73. Neben Synn. ,Ze ainer gewerer und
offner gelopsami dirre scr. so gaben wir unser insigel
an disen brief.' 1297, ZWth. ,Uff dis versamnungen
so habent die vorbenenten baid partyen ... gehept
und zögt zwai libelle und geschr-en.' GTa. OITn. 1471:
später: ,diser vorbeinelten libell, geschrift und Öff-
nungen.' , unser vogt im Rintal bat all brief und
geschr-en unib das Rintal . . . hinder unsern vogt zuo
Baden gelegt.' 1490, PBüTLER 1914. .Ob dawider [gegen
die Rechte der Stadt ÄAZof.] einicb brieft' und schr-en
I gäben und uffgericht wären.' 1513, B. ,[Sie hätten]
1 darumb kein geschr. noch andre gewarsarae gehept.'
i 1533, BoSi. Rq. 1912. .Die ander wuchen soUent die
I abschaidt und ander gescbr-en verhört werden.' 1550,
1 ScH Ratspvot. ,Sie haben darumb [über Schuld-
forderungen] gemeine Sehr., Obligationen oder nit.'
1670, BoSi. Rq. 191*2; später: .einiche Obligationen
I oder andere Schriften.' S. noch Bd Vll 178'2u. Im PI.
' spez. a) Schrifte", in S It JReinh. 1901 auch G'schr-e",
Au^sweispapiere Bs; ß {auch It Zyro); Sch; S; Th; U;
', Z; wohl allg. Me" hät-em d'Schr-e" (ab)verlangt.
I Kti(ni) Schr-e' ha". !''• weft e" gel"'i Düble" ge", i"*
I chönnt dem Winter d'Schr-e" ne"; denn wär-i''' doch
j fltt'* ebig frö, i''' wüsst, er müessti jo denn gö". KdMev.
I 1844. Wie bisch denn öni Schr-e" tvitercho"? JReinh.
1901; nachher: öni G'schr-e". RA.: Da isch ai''' Einen
I öni Schr-e" fort, wenn Jmd einen Wind lässt U. —
|p) G-schr-i, = Bapir 3 (Bd IV 1416) B (AvRütte). —
i Y) Schrifte", iron. für wertlose beschriebene Blätter
iöcuK. — e) Schriftwerk, literarisches, wissenschaft-
I liebes Erzeugniss, Bucli. Alls tuesch schribe"; tuesch
\du mache" e" G'schr. davo"? fragt ein Mädchen einen
Fremden, der Mundartwörter udgl. aufzeichnet PAI.
\dppis Verruckts esö go" in es G'schr. ine" s'tne"! mit
IBez. auf die Aufnahme der Fabel von Schaf und Wolf
iin ein Schulbuch. JReinh. 1907. Bes. von alten Hand-
jschriften, Drucken B; Gl; L. Si frögi"d-en us der
lOdysse, due hed der Verli g'seid: Mit der G'schr.
\chömet-mer nümme'' me, hed der Verli g'seid. S(.ilinz
11918. Er het en alte" Sacl'kaländer füre"g'reicht ...
;«"'' seit: Sä du de"! Miner Lüt verstä"-si''' doch nid
\em baste" drüf; du chaust us der G'schr. ender Oppis
\mache". EGüNTER 1908. ,Sy [die Herzogin von Savoyen]
'lies ouch geschr-en usgan wider die von Bern in die
lEidgnoschaft, dadurch die von Bern ... verunglimpfet
'und veracht wurden.' PvMolsheim; oder zu c. ,Der
' VCompar] hat wider mich in vier punkten geschriben,
|äin gschr. by üch vor ganzer gmeihd verlesen. Sölltind
nun ir min widergschrift nit als wol lesen als sine, so
wurdind ir . . . ie nit gemeine richter syn.' Zwingli. ,Und
jist sin alle gschr. so voll, wie glebt hend vor die alten
"rumm.' RCts. 1593. S. noch Bd 11 '24u.; VII Ö13M.;
pp. 1528 (Schriben II). Mit ,alt'. ,Ich konnte nach
Ijnd nach auch alte G'schr-en buchstabieren und lesen.'
jjOTiB. ,Den alten gschr-en der münchen.' JStümpf
548. ,ln etlichen alten Geschr-en wird es [ein Dorf]
;enent Filtris.' Gdler 1616. RA.: .Aber gnueg von
liser Materi [der Erörterung politischer Fragen], wir
:ommen zue weit in die Sehr.', lassen uns zu sehr
in. CoLLOQüiuM 1689. Bes. von der Bibel; vgl. sehr.-
nässig (Bd IV 443); Ge-schr.-Kisser (Bd VI 1354). Die
heilig (G')Schr. allg. ,Der erwirdig, hochgelert herr
S., doctor der heiligen geschr. und fryen kunst.' XV.,
B StR. ,S., pürtig von S.Gallen, licentiat der haiigen
geschr.' 1522, Vad. Br. Die Frühmesse ,niit heiiger
gschr.' zu verteidigen. 1529, Bärnd. 1911. ,Sin [Gottes]
wort und heiige sehr." 1532, Spkücugedicht (G); nach-
her ebd.: , Lernend weichen [!] der warheit, wo die mit
gschr. wird angezeigt.' ,Mit vilerlei argumenten und
byspilen uss der h. gschr. bewären, dass . ..' OWerdm.
1552; ,schr.' Herborn 1588. ,Das fleisch [des Kamels]
wirdt in der heil, geschr. zuo ässen verbotten.' Tierb.
1563. ,Die heilig Gschr.' RCys. 1593. .Divin» litersB,
sacra scriptura. divinorum librorum monumenta, die
heilige Sehr.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Sp. 1517 o.
,l)ie (war) göttlich g(e)schr.'; oft bei Zwingli. ,Dass sy
[die Geistlichen] die heiligen evangelien und der apostel
epistlen nach dem geist Gottes und rechter göttlichen
geschr. des alten und nüwen testaments predgen ...
söllent.' 1524, Absch. (Z). ,Das sigel göttlicher gschr.'
NMan. Prägnant gebraucht Bs; B; Gl; Th; Z und
weiterhin. Me" lät G'schr. G'schr. si" u"' der Mansch
blibt e" Münsch. Gotth. VI; .Sehr.' 1861. Er lost, ivasder
Pfar''er sait und wie-n-er d'G'schr-enen üsleit. Bkeitenst.
1863. Si hVn [in der Vorzeit] vun der G'schr. Nüt
b'chiännt; e" Chilhe" ist niene'' umhe'' g'sin, un" e" Pfar"-
her'' hi^"-si kVne" 'brücht. Schwzd. (BLenk). Di Alte'
hi^" di G'schr. 0"'' g'wüsst. ELeüthold 1918. D'G'schr.
seit Das und Das B (Zyro). Es heisst dt"" i" der
G sehr., das abg'fallni Chorn g'höri den Arme", recht-
fertigen sich angehaltene Ährenleserinnen B. Da' stöt
i" der Sehr. ThMü. Sig-me" doch nur aw'' barmherzig
und gietig, a's wie's in der G'schr. stöt vom Samariter.
Firm. (Bs). ,Dass Gott alle Worte in der G'schr. ge-
sprochen.'Gotth. Nä'''' der G'schr. Gh. S. noch Bd VII
398o. ,A11 unser sünd an tag [d']gschr. leit.' Eckst. 1525
(Conc). ,ün gschr. der mensch nit ruow findt.' ebd.
, Paulus ... sagt inen [den Juden] auf drei sabbat von
der gschr., tett sy inen auf.' 1530, Apostelg.; nachher
,die sehr.': beidemal .geschr.' 1589; ,Schr-en.' 1638.
,Also [in iron. Ton] hat der abt die geschr. citiert, wie
der mönchen ard ist.' 1550, Vad. ßr. ,Diss Spil ist
gnomen aus der Gschr., kein Fabelwerk, kein unnütz
Gschwätz.' MStettler 1606. .Asa der König wirf in
der Geschr. von deswegen geschulten, dass ...' JJBreit.
1629; später: ,auss der heiligen Geschr.' Die Lehre
der ,Gschr.' L Spiel 1733. S. noch Bdll 171 (gauggelen);
VI 35 fraubig). 1073o.; VII 1663u.; Sp. 1476u. (über-
schrijenj. Auch von einzelnen biblischen Büchern,
Stellen. ,Es war kein geschr. darumb', über das Wunder
der h. Veronica. Zwingli. .[Die Wiedertäufer] kartend
der glöubigen gmüet allein zuo dem zangg des kinder-
touffs; davon was all ir predgen; denn, wo sy glych
andre gschr. ouch lartend, was doch allweg das obrist,
man. sölte kinder nit toutfen.' ebd. ,Die geschr. von
der eebrüchigen Job. 8, die Christus nit richten wolt,
sonder ledig hingon Hess.' EEgli, AR. S. noch Bd VII
418 (wis-sagen). PI. (s. schon o.). , Ein christlich biechlin
des durchlüchtigosten usslegers der prophetischen,
evangelischen . und apostolischen geschr-en. sancti
Hieronymi.' Geng. .[Ich wollte auf dem Religions-
gespräch zu Ilanz] losen, wie die geschr-en gehandlet
wurdind.' SHofmstr 1526; später: ,wir hettind ouch
darumb ein griechische und hebräische biblien mit uns
bracht, damit wir der geschr. kein gwalt wollend lassen
gschechen.' ,Der gschr-en sind d propheten voll, das
1583
Scliraf(f), schref(0. schnf(f), schrof(f). schruf(f)
1584
kein werk on das herz nüt soll.' Aal 1549. .[Lucifer
zu Christus:] }3ist Gottes Sun, so fall liinab, lass luegen,
wend dich d Engel tragen, als die Geschr-en von dir
sagen, das du nit rüerest hie die Stein.' L Osterspiel
161ti; vgl. Matth.4,6. — f) (wissenschaftliche) Bildung,
Wissenschaft(en), Gelehrsamkeit. .Der sehr, (.ge-
schr.' Fris.) obligen, studere, literas attingere, literis
deservire; schriftgelerter (,gschr.' Fris.), der sich allein
der geschr. annimpt und sich der gemeinen händlen nit
beladt, scholasticus; sein lust und fröud inn der geschr.
haben, sich in der leer belustigen, delectare se cum
musis.' Fris.; Mal. ,Eindoctor, der kond gar nüt mit der
gschr.', ein Kurpfuscher. Salat. ,Wie min vatter selig
. . . min yfer und grossi begird zur gschr. an mir
gespürt, hat er mich ... gen Chur in die latynisch
schuel verdinget.' Ard. 157'2/1614. .Dann sie die Retier
Selbsten sich wenig umb die Geschr. und studia an-
genommen und bearbeitet haben.' Güler 1616. ,Die
(g)schr. (er)lernen.' ,Hie [bei den Vorläufern des
Mönchsturas] studierte man flissig und lag man der
gschr. ob [so dass die Söhne von Fürsten dorthin ge-
schickt wurden] gschr. . . . ze erlernen.' Kessl. , Miner
bäsin eini ... wolt mich zuo minem vettren herr APlatter
tuon, das ich solt dschr. lernen; so redent sy [im W],
wen man einen in dschuoll will tuon.' ThPlatter 1572. —
S.Schriftsprache. NäfchJ der (G'jSchr. (rede", schwätze"
uä.) Ap; F; L; Tu; U; Z und weiterhin. [Die MA. von
LE. ist] schönner un'' me der G'schr. nä''' weder d'GöiJer-
spräch [die MA. von LG.] LE. Er hed denn eben all
noch de' Sehr, g'schwätzt met-i's. .THartjunn 191',^.
Amhd. (yi-, ye-_hc(h)ri/t f.; Tgl. Gr. WB. IX 17156/41; IV I,
3969/71; Martin-I-ieuli. II 515 ; Fischer Y 1 146; III 496,
ferner Bd II 42 u. Die in der ä, Spr. vorwiegende Form ,G(e)-
schr.' weicht seit dem XVII., in neuerer Zeit auch in der
lebenden Spr. vor dem schriftspr. .Sehr.' mehr und mehr zurück;
in der Z Bibel ist,G(e)sclir.' seit 1638 regelmässig durch, Sehr.'
ersetzt. Das Neutr. (auch bei Fischer III 1 1 16 unter ,Hand-
geschrilt') erklärt sich durch den Einfluss der koll. Neutra
mit Ge-. Zur Bed.-Entw. vgl. lat. litter.-e.
Ab-, in der ä. Spr. meist ,-g(e)schrift': wie nhd.,
bes. auch von amtlichen Schriftstücken, allg. ,Die recht
und friheit, die ir [Berner] und Friburger an Uwern ab-
schr-en und rodeln heint.' A. XIV., B StR. ,Des selben
rodeis hat ein probst zwii abgeschrift in bermend.'
um 1400, L. ,Üis ist die kuntschaft ... in abgeschr.
wise gesetzt.' 1419. Aa Rq. 1923. , Abgeschr. des Schuld-
briefs.' 1490, G. .Demnach sollen die vügt ... abgeschr.
der gülten, renten, Zinsen und zechenden hinder inen
haben.' 1527, B RM. ,Es wolle kein Volk nit abziehen,
bis das die Endtlibucher und Wilisouer die Schribin
beigen oder ein Abgschr., so die Hern von Lucern us-
geschick[t] beigen.' 1653, Brief (NLeuenberger). ,Ein
a, maclien, ni-men' uä. ,Was briefen vor gericht be-
kannt werdent, do sol des gericlits schriber die abe-
geschriften förderlichen machen und die vor gerichte
lesen.' 1411, Bs Rq. ,Das man der lierren im hoff rodeln
aller abschr. nemo.' 1431. L. ,So band die obg. meister
und gesellen des usserdisem buoch von wortze wort glich
geschriben ein abgeschr. gnoinen.' 1447. .AAZof. StR.
S. noch Bd 111 405 (hopien); Sp. 1509 o. ,Kin a. geben.'
,Man sol denen von Soloturn abschr. geben der pfruonden
Ordnung.' 1524, B RM. .Wann ein person varend guot
ufT widerfal besessen, das sy kein abschr, darvon geben
hatt.' 1557, Bs Rq. , Einem etwarvon ein abgeschr.
gäben, exscribere alicui.' Fris.; Mal. ,Die Pündnussen
mit Frankreich und Venedig . . . deren ein Abgeschr.
docli ihnen gegeben und vorgelesen war.' Sprecher
1672. ,Glaublich a.'; .[Die Aarburger bitten den Vogt]
inen des ein gelouplich abgesciir dem briefe glich-
lutende, ze gebeut.' 1463, Aa Rq. Neben Synn. .Des-
selben briefs abgeschr., das man nempt vidiraus.' 1410.
ScH. .Ermelter offnung ein abgeschr. und glouplich
vidimus,' ZBerg a/1. üffn. E. XV. ,Was brietfen, frig-
heitten wir habind ... es sigind abgeschriften oder
vidimus.' UMev. Chron. 1540/73. ,Ein copei oder ab-
geschr., auszug, apographum, descriptio, exenipluin.'
Fris.; Mal.; ähnlich bei Denzl. 1666/1716 (.Abschr.').
— Mhd. ahcscini/i; Tgl. Gr. WB. 1110.
Über- [U- PAl.), in der ä. Spr. meist ,-ge-schr.':
a) wie nhd. wohl allg. ,Das nüw oder das wedel [tritt
ein, wie im Kalender angegeben] yedes under syner
übergeschr.' Türst, Ges. ,Die tibergeschr., titel.' Fris.;
Mal. .Wie in der übergeschr. verzeichnet.' Bs Mord
1665. — b) Briefaufschrift, -adresse PAl. (.soprascritta,
indirizzo.' Giord.). ,Ain pusch prief . . . daruf duisch
und latinisch übergeschr. an uich.' 1519, Brief (Lv Watt
an Vad.). ,[An wen diese Briefe gerichtet sind] stat
flyssig uf der übergschr.' JMdrer 1559. — c) In-
schrift. ,Die übergeschr., inscriptio.' Fris.; Mal.
.[Waldraanns Grabstein] mit uss[g]howner Übergschr..
dass er enthauptet worden.' 1700. Zg Chron. Aufschrift
auf einer Münze: .Zeigend mir den pfennig; wes bild
und überschr. hat er'?- 1530/1868. Luc: so auch Luther.
— d) in der RA.: Er het e" gueti Überschr., ist gut
beleumdet, geachtet GlMoIL; Siyn. guet an-ge-schriben
(Sp. 1505). — Mhd. iilm-scliriß, Anf-, Inschrift; Tgl. auch
Fischer VI 59 (in Bed. a).
Um-: Umschrift; so auf einer Münze. .Ein guldeu
oval Pfenning mit der klöstern Klingental und S.Alban
wapen sambt umbschr.' 1586. Bs luv. .Die ein Seiten
[einer Münze] liat dise Umbschr. ...' Giiler 1616. —
Mild, umbncliriß.
In-, in der ä. Spr. auch ,Ein-': 1. wie nhd. wolil allg.,
doch nicht volkst. Aufschrift auf einer Verbottafel:
,Dass . . . bei denen verbottenen Eingängen . . . Stöde
mit der anbefolilenen Einsclir. aufgerichtet [werden
sollen]', Massnahme gegen Einschleppung von Seuchen.
Z Sanitätsmand. 1720. Vgl. aucli: ,P.ramiden mit Ein-
schrift-Aufsatz', als Grabmal. 1778/99, AALunkh. —
2. Inventar; s. Sp. 1543M. (1551, Z Anz.). - JIhd. in-
srhriß; Tgl. Gr. WB, IV 2, 2)38. An der folg. Stelle: ,Das
hofrecbt zuo Roschach ... jetzo ernüwert und iu iugeschrift
zuo der offuung gestellt' (1532, G Rii. 1903) ist wohl ,in ge-
Schrift' zu lesen.
Under-: wie nhd. Unterschrift, allg. Sifni) l; ge".
,So dann in der undergschr. vorgemelter misiv och rait-
genennt werden Glaris und Solothurn.' Kessler. — Mhd.
Eng-. ,Es haben auch erst newlich die Engelländer
die E. (enge Schreibkunst) aufgebracht.' Spleiss 1607.
,Erb-: testamentnm. legatum.' Spreng. — Alid.
(N(itker) i-rlmcriß. testamentum; auch bei Gr. WB. 111739
(aus Frisch).
Öster(e°)-: auf Ostern (in Her. auf den Montag
vorher) von den Schülern angefertigte (.gemalte')
Schönschrift, für die aus öffentlichen Mitteln jedem
Kinde ein Öster- Blitzen (Bd IV 1969) verabreicht wurde
Ap, so Her, (bis 1858) und It T, Die O.sterschriften
wurden in Her, am Vormittag auf der Ratsstube von
Schulvorstehern gejirüft und mit Noten versehen (s.
Zal-Mäntag); am Nachmittag und am nächsten Tage
zeigten die Schüler sie Verwandten und Bekannten,
1585
Scliraf(f). schref(f). schrif(0, sclirof(n. scliruf(f)
1586
selbst anf dem Lande, vor und erliielten dafür Geld-
gaben; da aber der Braucli in lästigen Bettel aus-
artete, wurde er eingeschränkt und schliesslich ganz
aufgehoben. Nälieres im Unterhaltungsbl. der Ap Ztg
1915. Nr 14 (ÜAIder). — Examen-: beim Schul-
examen als Preis an die Schüler ausgeteilte Druck-
schrift. ,Dem Schulmeister für E-en und Weggli 4 fl.
8 ß.' 1823, ANäf 1891.
Für-, V'or- (so auch in der leb. Ma.). in der ä. Spr.
bis ins XVII. luei.st ,-ge-schrift': 1. = Schrift 3 aa GrHb.
(Tsch.); \^\. für-üchrihen 2a (Sp. 1517). ,Uas sy [die
Jugend] sicli darinnen [im ,kanzly- und formularbuoch']
üebe, lerne schryben und läsen darby und sömlichs
als vil als für ein vorgeschr. bruchind.' 1553, B Arch.
,Das die schuolmeister den knaben ein fine, schöne
vorgschr. fürgebend.' F Schulordn. 1577. ,Es soll euch
der schuolmeister alle tag jedem schuoler eine vorschr.
zemachen verbunden sin, damit sy mögen lemen
schryben.' U Schulordn. 1579. .[Die B Schulmeister be-
gehren] dass söUiclie vorgschriften zemachen einem
allein befolchen werde, damit die knaben ein satten
buochstaben ergreitind und sich auf einerlei gschrift
begebind.' 1597, VVLdtz 1685. Ein Schulmeister macht
.Vorschriftlin' auf Vorrat, ebd. .Der Scliulmeister soll
vorschryben ufs wenigestalleMonatnewe Zedel und Vor-
schriften.' Z Landschulordn. 1637. .Der Schulmeister
... mnss ... Vorgschriften machen, P^äderen schneiden.'
ScBiMPFR. 1651. .Vorschriften. Diese bestehen aus
Denksprüchen, Sitten- und Lebensregeln [usw.].' 1798.
ScBNnk. S. noch Sp. 1517o. 1579o. und vgl.: ,Vor-
gschriftbuoch, gemacht ... im 1549 jar durch Johansen
Üugenweid. leermeister zuo Bern.' B Arch. — 2. = Für-,
Fürdernuss-Schriben (Sp. 1518. 15'29). .[B bittet Z]
[den unsern beholfen und beraten zuo sind, damit si
... spüren mögen diser unser fürschr. haben genossen.'
1523, B Ref. ,üf der statt Solotorn fürgschr. und bitt.'
'1529. Absoh. (Bs). ,Do ward ... von einem ersamen
I rat mit fürgeschriften und credenz ... gon Rom ze
1 riten abgefertiget meister L.' Ansh. ,.\. von l.ngaris
|ein fürschr. an Statthalter zu Meyland um 20Ü söum
jryss.' 1557, BRM.; noch öfter, wechselnd mit ,fürder-
!nuss.' .Ein fürgschr. an vogt N. ... zuo erloubung
jtüchelholz ald kenlen zehouwen.' 1574, Z RM. Land-
Togt Imfeid zu Lauis gab den Jerusalempilgern
.gwaltige Fürgschriften' an angesehene Kaufleute in
iVenedig. Stockm. 1606; vgl. auch Fürdernuss-Brief
|(BdV45I). ,1577 bin ich us minem Vatterland gänz-
lichen abgescheiden ... und nam Fürgschriften von
fürnemmen Herren ... und von minem Vatter an die
Herren von Zürich, das si mir Muos und Brot im
i.-Vugustynerclosterheten gen.' Akd. 1572/1614. .Coramen-
idatio, Fürschrift, Ruhm, Lob. Anbefehlung.' Denzl.
16ti6/77; .Fürbittschrift.' 1716. S. noch Bd IV 1632
\(Pass-Port); VIII 139^/9; Sp. 1541 (Hüs-Schriber). —
%. Vorschrift. Befehl, allg. .Prse<criptio. praescripnim.
Fürschr.. ein Recept.' Denzl. 1666/1716. — Ahd. (Notker)
Voreacrift. Überschrift; nihd. vünchrift in Bed. '2; vgl. (jr. WB.
[iV la, 80'2/3; Fischer V 1671. 1871/2.
I Färd(e)r ung(s)-: = dem Vor. 2. .An unsern hei-
ligen vatter, den babst und andere fürdrungschrift von
kwegen.' 1498. BR.M. 8. noch Bd VIII I393u.. sowie
B Ref. 60. 62.
I Gegen-: schriftliche Antwort. .[Dem N. wird auf
lein Ansuchen ein Stipendium bewilligt] doch ein
fegenschr. zu geben, wo er sich nit gepürlich nach
Sohwpiz. Idiotikon IX.
sinem erbieten hielte, dass min herren ir band offen
haben und inn verendern wöllent.' 1524, Z RB. —
Vgl. Gr.WB. IV Ib 22.59.
Heide"-. .Als H. -Schrift gelten phantasiereichen
Leuten gewisse Karrengebilde eines Felsstücks an
Wasserwendi.' BXrnd. 19ü8 (BGr.). — Schwefel-
hölzli-: wie mit einem Scliwefelholz geschriebene
(schlechte, unbeholfene) Sclirift; vgl. Schwebel-Holz
(Bd II 1260). Sich uf [d'Schw.-g'schrift verstö", von
einem Dummen. Kochh.
Haiul-, in der ä. Spr. meist ,-g(e)-schrift' und so
noch in B It Zyro (in Bed. 1 ; , bäurisch'); L (in Bed. 3b);
Ndw It Matthys (in Bed. 1). Dim. -Schriftli (s. Bed. 3b):
wesentl. wie nhd. 1. die einer Person eigentümliclien
Schriftziige. wohl allg.; doch im Ganzen weniger üblich
als Schrift. Syn. Hand 2 (Bd II 1392). Das ist ''em
N. si(ni) H. Kr hat (aucli füert ß) e" schöni H.
Scherzh. übertr.: /'* b'chönnen-e" a" der H. a", von
Einem, der in den Schnee gepisst hat LG. — 2. Ge-
schriebenes im Gegs. zu Gedrucktem. ,Der Dorfschulen
halber ist angezogen worden, das an vilen Orten die
Schulen mit untüchtigen Schulmeistern versehen
werdint, welche die Jugendt allein in der Handtgschr.
underwysindt.' 1655, B. .[Der Pfarrer] habe wollen,
das ... die Jugendt erstlich die Truck- und darnach
die Handtgschr. lerne.' 1662, ebd. — 3. eigenhändig
Geschriebenes, von Schriftlichem jeder Art. oft auch
i. S. V. Unterschrift; vgl. Hand 3. .Handgeschr.. chiro-
graphus; eigne h..nianus.autographum; h. nachmachen,
chirographum imitari.' Fris.; MiL. a) von Mitteilungen,
Briefen ndgl. ..Ms wir üch vor geschriben band umb
300 guldin, da sind nit sümig, und als bald wir üch
schriben wurdint. das ir das sendent, wo unser hand-
geschr. hin zaigen wurd.' 1481. B Anz. (Churer Ge-
sandte aus Wien an den Rat). .Ein pension 50 gnldinen
... sehluog ich im 1520. jar mit einer, eignen hand-
gschr. ab'; nachher: ,rain handgschr. des abschlahens
und quitanz [für die letzte Pension], die bede in einem
hriefe stuondend.' Zwinojli. .Uwer ersamen wysheit
williger Huldrych Zwingli, des dis min handgschr. ist.'
ebd. (Unterschrift eines Briefes). .Witer so ist [unter
den abgefangenen Briefen] ein brief, der mit faden
zämengnäit ist gsin ... des Murners eigini hantgschr.'
1529, B Ref. ,Er scliribt (wie ichs ab siner eignen
handtgschr. geschriben hab):...' 1568, Brief (TEgli).
— b) spez. in der Rech tsspr. ,lch, N., offen natari [!],
bekennen und vergich offenlich mit disser miner selbs
hantgeschr. . . .' 1491, Z RB. ,Des Jätzers heligkeit
. . . ze bezögen, wie si [die Chorherren] dan mit eigner
hantgschr. taten.' Ansh. .[N. hat ein amtliches Zeugniss
über eine Trauung ausgestellt] als noch ein sigelti
oder bitschaft samt siner eignen handschr. von im und
uns erkennt wird.' 1525, Zwingli. .Der N. . . . hett
dem. knecht das zädelin [eine amtliche Vollmacht]
zeiget und geseit, das sige des schulthes Müllers hand-
gschr.. hab sy im zuogschickt.' UMsv. Chr. 1540/73.
S. auch Bd VI -2620. (1461. Z RB.). Von der Eintragung
einer Schuld im Schuldbuch: .Wenn ... der cleger
dieselbige schuld in sin gwonlich scbuldbuoch in-
geschriben bette, ob dann der cleger umb sin schuld
kein andere knndtschatt hat und er ein biderbe un-
versprochne person ist und zuo siner handtgschr. einen
eid Schwert, das der Versprecher ime die schuld gelten
solle, alldann soll der antwurtter darunib bezalung
und gnuog tuon.' B StSatzg 1539; ebso BGS. 1615, 184;
100
1587
Scliraf(f), schref(0, scluif(0. 3clirof(0, schruf(f)
1588
AAAar. StR. 241; AaZoF. StR. 326; vgl. auch FMu. StR.
331 ; F StB. 126, wo noch: , Eines abgestorbnen Borgers
Erben habend an syner Statt syn Schuldbuch, Beigel-
oder Handsclirit't mit iren Eiden ganz und gar nit
zecrhalten ... Ist der abgestorben Borger ein un-
verlürabdeter Mann gsin, so soll synem Schuldbuch,
Hand- oder Beigelschrift geglaubt werden.' I. S. v.
Ver-schribung a (Sp. 1515). ,Dass min herr von Cappel
im ein handschr. gebe, inn zuo entschedigen und nütz
verlieren zuo lassen.' um 1509, Z. ,[Die Kapitels-
herren fordern den Prior von luterlaken auf] er solle
inen sin handtgschr. geben, das er nit gewilligot das
gotshus ufzegeben; dann her M. inen dorumb ouch
ein gschrift geben.' 1528, B Ref. .(Versiglung oder)
handgeschr-en, consignationes, syngrapha.' Fris.; Mal.;
s. noch Sp. 1515M. .Handschr. maclien, fidem suara
alicui adstringere, syngrapha alicui cavere.' Hosp.
Quittung; vgl. dazu: ,Ich, N., beken mich hie mit rainer
eignen handgeschr., dass ich ... umb die ganze ob-
bemelte suni vernüegt und psalt bin.' um 1541, B
(Eintragung auf der Rückseite eines Kaufvertrags).
,93' 2 vierntzel habern gewert gon Purrentrut noch
der nechsten rechnung des herrn Hugen handgeschr.'
1476, BLauf. Vogtrechn. ,Dis ist [dem] S. als einem
kornmeister zuo banden miner herren ingeantwurt
lut siner handgschr.' 1489, Waldm. ,Dem haffner , . .
lutt siner handgschr. geben 13 pfd 14 s.' 1556/7, B
Frienisberg Rechn. ,Wie khan das aber müglich sein
[dass der Bischof das Geld ausgerichtet hat], weil man
darum hat gar khein Schein V Khein Handtschr. flnt
man überall, wie dan gehört zu solchem Fahl.' JMahler
1620. Insbes., Schuldverschreibung, Obligation
BE. (Gottli.) und It Zyro (.kleine Gültschrift ohne
notarielle Unterschrift'); F; Gl; L; aScHW (bis 1S50),
G. (Syn. Kapital); S; Z (Spillmann), Die ,H.' trat in
aScHW, G. und Nnw an die Stelle der ,Gnlt', enthielt
aber im Gegs. zu dieser Bestimmungen über Ab-
lösung und Kündigung (war ein Brief um .zügliches
oder usrichtliches' Geld, daher auch ,Bargeld(s)-Brief,
-Handschrift' genannt Nnw); sie war, ebf. z. ü. von
der ,Gült', nur auf Papier geschrieben und wurde in
aScHw nur vom Landschreiber, nicht vom Landammann
gesiegelt; vgl. Ndw Ges. 1868, 138. 140; ZfsR. Via 163/4.
Über den Rang der ,H-en' bei Konkurs des Schuldners
s. ZfsR. la 53 (Th Auffallsordn. XVII./XVIII.); XI Va '24
(S); AAAar, StR. '247; AAZof.StR.319/20; FMu. StR. 519;
ScH Auffahls-Ordn. 1743, 21 (,leere H-en'). Er het-mer
es Handschriftli g'ge' B (Zyro). ,Vor fünfzehn Jahren
hätte ich dir nicht fünlzehn Batzen geliehen; wenn
du aber jetzt zwei- bis dreitausend Pfund mangelst
gegen ein blosses Handschriftli, so kannst du sie
haben.' Gotth.; ,eine einfache Schuldanerkennung.'
1861. ,Was hantgschr. geschiht um des gotshus guot
in eis probsts oder eines kelners hant, die hant einkein
kraft.' ScHwKü. üffn. XIV./XV. (Abschr. von 1561).
,Dem gab er von dem gelt ... zähen talent golds, doch
mit einer liandgschr. verschriben.' 1530/89, Tob.;
später: ,gib im wider sein handgschr,'; , Handschr.' 1638;
darnach auch bei GGottb. 1619 (.Handgschr.'). .Creditor
chirographarius, ein glöubiger, der umb sein schuld
nüt dann ein handgeschr. hat.' Fris. .Der Schuldner
oder gelter, der eim umb geliehen galt sein eigne hand-
geschr. gibt, chirographarius; handgeschr., die nüt
mer gilt oder kein kraft (nit) hat, inane chirograplium
factum solutione.' Fri'^.; Mal. ,nie schuldbrief und
gmein handgschr-en, in denen des Schuldners güeter
verschriben.' 1562, B. ,[Der Bestohlene habe vom Dieb]
ein handtgschr. umb und für das entfrömbdet gelt ...
gefordert, welliche ein bursman, so zugegen gwesen,
geschriben, er aber anfangs die selbige von wegen
gröse der darinn genampseter sum zubesiglen sich
gewideret.' 1586, Z RB. ,Dem N. . . . syge er 18 gl.
schuldig, darurab der selb von ime ein handtgschr.
habe.' 1591, ebd. ,Ist aber der Schuldner tödtlich ver-
gangen, so staht dem Schuldvorderer zu, die Schuld
... zeerwysen mit Briefen oder mit des Abgestorbnen
Handschr.' F StB. (1. H. XVII.). .Die Handschriften,
so sie [die Untertanen der Grafschaft Beilenz] unter
ihnen einander selbst aufgerichtet und verschrieben
haben', werden annulliert. 1628, Absch. .Persohnen,
so ihre eigne Handgeschriften oder sunst Obligationen
von Schulden wegen von sich geben [aber diese nicht
auf den ausgemachten Terrain bezahlen und mit dem
Gläubiger prozessieren, werden bestraft].' 1628, Aar.
StR.; in verkürzter Fassung: , Welcher über von sich
gegebne Handschr. dem Ansprechenden Recht dar-
schlagt, der verfallt einem ehrsamen Gricht zuo rechter
Buoss zehen Pfund.' 1688, ebd. ,Der Christ begert
200 R. vom Juden uff ein bestimmte Zeit mit Zne-
Stellung einer Handgschr.' Schimpfr, 1652; nachher:
,als die Handgschr. gemacht und versiglet war.' ,Es
soll auch in disem Convent alle Zeit ein Umbfrag
gehalten werden, wo das Geld . . . auf Interesse an den
Zins soll geleget werden ... Die Handschr. darumb
soll bei des Principales Händen aufbehalten werden,'
1695, G (,Leges collegii musici'). .Güld- und Zins-
briefe mit Unterpfanden, Obligationen und Hand-
schriften mit und ohne Pfand ... solle liegend Gut
sein.' Z Gerichtsordn. 1715. ,lst gemacht worden, dass
fürohin keine Handschriften mehr sollen aufgerichtet
werden, sonder Gülten wie im Land üry.' 1723, üUrs,
,Dass in gemeinen H-en keine Unterpfänder gesetzt
werden sollen.' 1743, FMu. StR. 480; , Privathandschrift.'
ebd. S. noch BdV257M.;Sp. 1512M. — c) uneig. in der
Bibelspr. .[Christus] hat uns geschenkt alle sünd und
ausgetilgket die handschr. mitsamptden erkanntnussen,
welche uns entgegen was, und hats hingenommen und
ans creuz geheftet.' 1530, Col.; .handgschr,' 1589;
,Handschr.' 1638; x£ipö-,'paq;o-/. LXX.; danach bei Vad. 1
404 (,handgschr.'). ,Die, die den glouben und das ver-
truwen in Gott habend, wüssend on allen zwyffel, das
Gott mit inen durch synen sun versüenet ist, und das
die handgeschr. der sünden hingenommen, uffgehebt und
zerrissen ist.' LJun 1531. — Mhd. hanurhri/t; vgl. Gr.
WB. IV '2, 415; Martin-Lienh. II 516; Fischer III 11 16. 112».
Bar-geld(s)-H. s. Sp. 1587M.
HÜS-: Hausinschrift BG. (Bärnd. 1911). — In.indrer
BeJ. bei Gr.WB. IV '2, 689.
Kauf-: = K.-Brief (bSd V 459). .Kauf- und kerb-
schrift' 1580, Bs. ,K. für ChrReichenbach von Lanenen
expediert.- 1783, BLau. — Ver-chün.l-: PI., für das
Eheaufgebot erforderliche Ausweispapiere. Er [der
Bräutigam] scliribt mer wäge" de" V-e". RIscher 1903
(B). — Kerb-: -- Beikn-Brtef (Bi V470); s.Kauf-Schr.
Syn. auch Beil-Schr. — Klagd-: Klage-, Beschwerde-
schrift. .Dass er [der gefangene Kaiser Ludwig] vil
klagtschriften hin und har an seine vertrauwten ge-
sandt habe.' Vad. — Chräbel-G"«cÄ)-.; unschöne, un-
leserliche Schrift. FEbers. 1905 (B); vgl. chräblenS
(Bd III 780).
1589
schraf(f), sohief(t), schrit^f). solirot(f), scliruf(f)
1590
Laster-: Schmähschrift, Pasquill. ,Uss denselbeu
sinen [Murners] ussgangnen schniachbüechlinen und
1.' 1529, B Ref. — Vgl. Gr.WB. VI 262.
Letzi-: Abschiedsschreiben. JJBreitingers schrift-
liche, in der nach seinem Tode zu lesenden ,L.' nieder-
gelegte Weisungen, um 1640, Z.
Beil(en)-: = Kerh-Schr.; vgl. S Wbl. 1823, 253 (f.
a) = Ver-ding-Brief (Bd V 490). .Und sind diser beyel-
schr-en zwo glich lutend usser einanderen geschnitten
für yeden teil eine.' 1495, B (Verding über Ausbesserung
einer Orgel). , Alles erberlich und in kraft diser
beyelgschr., dero zwo glicher wort uss einander ge-
schnitten sind und jedem teil eine geben.' 1509, BFrut.
(Verding über die Herstellung einer Altartafel). ,Ze
wussen und offenbar sie uienklichem mit diser beiel-
schr., das zwuschen . . . der stift Sant Ursen zuo
Solotorn . . . und meistern B. dem bildhower . . . ein
abredung und verding beschechen.' 1516, S; älinlich
15'22, ebd. — b) = Chauf-Beilen (Bd IV 1104); vgl. Bd V
471 M. ,Beyelgeschr.' 1493, S. ,Zuo wüssen sye mengk-
lichem mit diser beigelschr., das U. für sich und sin
erben eins ufrechten, ewigen, fryen koufs verkoutft
hatt ... sin hus und hoff.' 1540, B; ähnlich 1586, S
(.beillengschriften'); 1593, L (Reber 1898). ,ln der aj)-
pellatz zwuschen NN. ... von 20pfunden wägen ergangen,
cognitum est, daz die beigelschr. . . . verhört werden
solle.' 1558, B RM. ,Der Beielgschr-en halb haben wir
angesehen, das in Erkaufung und Vergantung derselben
. . . gar Niemanden . . . mehr denn zechen von hundert
zue Vorteil erschiessen solle.' B Wuchermand. 1613;
ähnlich ebd. 1628 (mit der Überschr.: ,Inseheu der
Beilgeschr-en und Gültbrieffen Abkautt's halb'). .Wann
Einichem von eines verkauften Guets wegen eine oder
mehr Zalungen usstüendend, so soll er uff Fürwysung
der Beyelschr. oder des Kaufbriefs zuo dem Schuldt-
heiss gewisen werden.' BGS. 1615. ,Die Käufer [sollen]
schweren ... dass sie ... dieselbe [Kaufsumnie] auch also
bezalt oder zue bezalen versprochen nach Inhalt und
Ausweisung der Kaufbriefen oder Beilenschr-en.' 1645,
BoSi. Rq. 1912; ebso BE. Landrecht 1659; SMutach
1709. S. noch Sp. 1516M. 1587 o. (.Beigelschr.'). —
Auch bei Scherz-Oberliu 150 (mit einem Beleg aus Solothurn).
I Kauf-Beil-; = dem Vor. b. ,In Kraft dieser doppelt
{expedierten K.-schrift, davon der Verkäufferen Doppel
mit E. E. Landschaft Sanen kleineren Insigel verwahret
'worden.' 1783, BLau. — Pergament Pargiment-
\G'schr.:P]., von alten Urkunden. Bärnd. 1922 (BT wann).
Bitt-: wie nhd. nicht volkst. ,Hab ich ein Für-
itrag oder B. an mgH. .Seckelm. und Venner eingelegt.'
'WLptz 1685/1707. — Vgl. tir. WB. II 57; Fischer I 1146.
' Schuel-: = Schrift Saa. (Sp. 1579o.). ,Der [Brief]
werde wohl warten, hiess es ... und somit steckte man
ihn unter den Unterzug, d.h. zwischen den Balken, der
durch die 8tube läuft, und die Decke, da ist das offene
Brieffach, wohin alles Papier gesteckt wird, das ins
jHaus kömmt, die Schulschr-en ausgenommen.' Gotth. —
Sei Gr.WB. IX 1969 iu anderu Bedd.
Schimpf-: Scherzschrift. .Etliche schimpfschriften
n rimen verfasst . . . nämlich : ein gougler vom aplass
prechend [usw.].' NMan. (Brief). — Vgl. Gr.WB. IX 185.
Schand-: = Laster-Schr. ,Dergstalt schmach- und
ichantschr-en von witen landen har in die weit ze
ipraiten.' Vad. — Vgl. Gr. WB. VIII 2156/7.
Schirm-: Verteidigungsschrift. ,VoIgendts habend
lie frommen Christen vil apologias oder schirm-
geschriften lassen ussgon.'LLAv. 1577; ähnlich ebd. 1582.
,In denen schirnischriften, so im nammen der ganzen
kirchen an die keiser gestellt sind.' ebd. 1583.
Schmach-: = Schand- Sehr.; s. d. — Vgl. Gr.WB. IX
884; Fischer V 969.
Schnell-. ,Die Alten haben die Schnällschrift
(geschwinde Schreibkunst) gehabt mit Abbreviaturen
. . . durch welchen sie vermöchten mit der Hand auf-
fangen die Red nit Einsen, der in die Feder angäbe
(dictierte), sonder der frei redete.' Spleiss 1667. —
Vgl. Gr.WB. IX 1310.
G»-stabi-: unbeholfene Schrift. RTrabold 1914
(B). — Stür-: = St&r-Briefl (BdV488). ,An die Gots-
hüser ist im [einem durch eine Feuersbrunst Ge-
schädigten] ein Stürgschr. bewilliget worden.' 1641,
Zg TgB. — Wider-: = Gegen-Schr. ,Man soll im die
w. [Antwort an den Papst] tütsch zuoschicken, welle
er latin machen.' Zwingli; s. auch Sp. 1581u. ,Dise
gschriften wurden verhört ... und ... mit frintlicher
widergschrift verantwort.' Ansh.
Zue-: 1. wie nhd. Zuschrift, nicht volkst. ,[DrEck
habe] ungemeldet vordriger zuogeschriften [an ihn]
widerumb an gemeiner Eidgnoschaft hotten . . .
gschriben.' 1525, Zwingli. — 2. Widmung. ,Zuesr. an
die sprachgirigen tatschen Läser.' Red. 1656.
Schrifter m.: Übername für Einen, der sich einen
gelelirten Anstrich geben will, gern liest. JHisERLiN
1897 (Th).
Schrifti ni. : Schulmappe, -tornister GRChur
(Schülerspr.); Syn. Äser 3 (Bd I 507); Thek. — Kurz-
form zu dem sj'n. Schri/ten-Saik.
schriftli(ch) (bzw. -/»c/t, -%) Aa; Bs; B; Soh; Tn;
Z und weiterhin, g'=-schr. Av; BE.; SG. und meist in
der ä. Spr. : 1. wie nhd. schriftlich, allg. E(s) (g'Jschr-s
G'suech. .Das man hoher herren gesezte ... von des
zites lengi iht vergessi, so haut die wisen erdaht, das
man si mit sr-er habe unvergeslich mache.' 1297, ZWth.
.Ussgon lassen geschr. gebott und underricht.' Zwingli.
,Ist . . . ein gschr-er ratschlag für rät und burger
getragen.' 1523/6, Z RB. ,G(e)schr-e antwort, re-
scriptum; schr-e bitt oder fürdernuss(en), libelli sup-
plices; eines handeis einem geschr-e ursach gäben,
subscribere causam.' Fris.; Mal.; s. noch Sp. 1515u.
, Einen geschr-en bericht, befelch.' HBüll. .Geschr-en
und mit des Gerichts Insigel verwahreten Urkund.'
GrKI. LB. ,Instrumentum, schr-e Versicherung.' Denzl.
1677. 1716. S. auch noch Bd I 798 (Be-felchJ ; VIT 398
(■höchge-seitj; VllI 802o.; Sp. 1580M. Präd. oder adv.
(auch ,-lichen'). Me" muess jez Alls g'schr. ha". JMerz.
/e* ha"'s sehr, von-em. I"'' gib-em's sehr., tvew-er wo't.
.Man solle dir die Sache g'schriftlich geben.' Gottb.
I''' toill-der's g'schr. bringe". EFischer 1922. Öppis
sehr, mache" (mit Ei""m) Tb; vgl. Bd IV 23 (Bed. 15).
Etw, ,g(e)schr. verfassen'. GBronner 1522; 1546, L.
.Sehr, mälden, zur gedächtnuss aufzeichnen, prodere;
einen sehr, zuo seinem erben verordnen, aliquem
haäredera scribere.' Fris.; Mal.; s. noch Wechsel-Bank
(Bd IV 1389). .Habe er iro . . . angezeigt und in einem
zädel geschr. geben, wo ein erliche tochter . . . ze herberg
sye.' 1599, Z RB. ,Wier habend euch gestrigs Tags
unser Sach und Verrichtung geschr. berichtet.' Anborn
1603/29. .Scripte adire, per literas, literis, sehr, er-
suchen.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Bd IV 1886M.;
VI 321 0.; VIII '200u.; Sp. 1578o. 1580u. Neben .mund-
lich'; s. schon Bd IV 322. , Darum soll man Gottes
1591
Schraf(f) — scliiiif(f). Schräg— sehnig;
1592
wort gschr. unJ mundlich handhaben.' Zwingli. .Mit
einem geschr. und nit raundtlich reden oder handien,
adire aliquem scripto.' Fris.; Mal. ,Wie si dann solichs
gschr. und mündlich mit hochem ernst ... fürbracht
haben.' Ard. 157'2/1614. ,Dass jy [die Geistlichen] die
kirchen, denen sy fürgesetzt sind, gschr. und mundt-
licli in waarer erkantnuss Gottes ... vermanetind und
underwisind.' LLav. 158'2. .Die Kundtschaft ... mündt-
lich oder gschr. verfassen nach altem Brauch.' Ap LB.
1585. 18'28. Subst. Neutr. Erhetmä Schr-s (use'')g'ge'',
keine schriftliche Zusage uä. gegeben Aa; Th. .Denen
wolle er Alles anvertrauen, sein Hab und Gut. ohne
einen Buclistaben G'schr-s.' Gotth. — 2. a) der heiligen
Schrift gemäss. ,Daz soliche brach und cerimonien
... nit allein an im selb christenlich und gschr., sonder
in der kilchen nach irer ietzigen gelegenheit ouch uf-
buwlich sind.' 1531, .Abscu.; wiederliolt. — b) wissen-
schaftlich, gelehrt. , Demallem nach haben diseruowige
lüt [die Mönche] weltlicher gscheften und sorgen halb
gschr. üebung verlassen.' Kkssl.; bezieht sich auf die
unter Schrift äf {S^. 1583o.) abgedruckte Stelle. Adv.:
.Das ich aber das [ein Verfahren zur Herstellung
künstlicher Perlen] deutlicher und schr-er fürhalten
könnte, ist mir schwerlich zne tuen.' Pärac. — c) seh rift
sprachlich. I''' chw-ni nid verstä", si reden eso glVtig
„nd (jgirn „Qch sehr. BTrabold 1914 (Bj. 1°* cha'" nid
sehr, mit dene' Lüte" rede", ebd. S. noch Sp. 99'2o. —
Mhd. »cAri/f/.V/,; vgl. ür WB. IX 17^5/6: IV 1, 397'2 (mit
Schweiz. Beiegeu); Martiu-Lieuh. II 516; Fischer V 1146;
III 497.
be-: = dem Vor. 1 ; s. Bd Vlll 2u0u. (bei Fris. .ge-
schriftliche').
ver-schri ftlichc" -lige": schriftlich verewigen.
We"'s [die Heldin meiner Geschichte] -Cj- vernämti,
das'-men itis da tat ,v.', das wurd-mer sdidn d's Muscli
putze". EBaluer 1923 (B); wohl Gelegenheitsbildung.
Seh riftiiftr ni. : Schriftsteller. .Der schweizerische
Sehr.' DiAL — lu Heyses Haudwb. H 800 als .Neuwert'
gebucht.
Schräg— schrug.
Sciirag(lvSchmidl579 uudKCys., Dict.), Schräge"
(ö- AaK.. Fri. und It H.; Bs; BS.; GrHb.; LE., G.;
Ndw; U. auch Seh.; Z). in WVt. -o, in WTurtm. -u —
m.. PI. Schräge' WVt. (BSG. II 1'29), sonst meist
Schräge", Dim. Schrägli Bs; FJ.; ScnSchl., Schrägili
LE.: I.a) Gestell aus verschränkten Hölzern, bes. aber
mit gekreuzten (oder schrägen) Beinen (auch zslegbar,
mit Gurten, zB. als Unterlage für Betten beim Sonnen
usw. ZStdt), .Gestell aus einem Balken mit zwei Paar
schräg eingefügten Beinen' Aa(H.) und sonst. .Schräg,
fulcruin, tresteau. sostentacolo.' KCvs., Dict. .Machina.
eine künstliche Zeugrüstung; machina quadrupes,
Schrägen.' Denzl. 1Ö77/171Ö. In den folgenden ä.
Belegen sind Form und Verwendung des Sehr, un-
sicher. ,lu ß gab ich dien werchlüten. die du gezelt
und die schrägen uf machten uf dem hof, beim Pfing.-!t-
kreuzgang auf den Lindenhof. 1396, Z Seckelamts-
rechn. ,2 ß gab ich dem Katgeben von dem gezelt und
dien schrägen uf den hof ze tragen ze plingsten.'
1398. ebd. ,[N. wollte bei einem Streit in einer Ziegel-
hntte] inn sines libs und lebens entsetzt haben, dann
das er über ein schrägen hinuss fiel.' 1447, Z KB. ,In
der Schmelzcammer ... ein Abtrybufen mit eineui neuen
Blasbalg und dem Schrägen dazu.' 1706, Z. a) Vor-
richtung aus paarweise übers Kreuz in den Boden
gerammten Pfählen und einer auf deren Gabelungen
liegenden Stange, zum Absperren einer Strasse GRHe.
(Dan). Schranke eines Turnierplatzes: ,Nu hiess ich
gegen der hochzit machen ein gestüele wit und für
die hurte veste schrägen, so witen uf den hof ge-
slagen.' RvEsis. Pfahlwerk zum Schutze von Brücken-
pfeilern: ,Do stürmden die vigende an die brugge ze
Marsilje . . . und Hessen daran gan grosse geladen!
schiff mit holz und flösse mit dürrem holz, mit harz,
mit bech und mit füre. Do hatten die von Bern ge-
macht schrägen und abwisende hölzer für die brügge,
die die schiff und flösser abwisten.' Jdst. ; darnach bei
HBrennw. Chr. I 216 und Grüner 1732, 462. —
ß) = Esel .5ey (Bd 1 .M8). Bossödy (Bd VI 14'25) AABb.
(Frei). — f) = £ocJ: 4» (Bd IV 1124). Sägebock BBelpb..
Si. (ImOb.); FJ. (Dim.); GW. .Cantherius. Schrägen
oder Bloch, darauf man Holz saget.' Deszl. 1666/1716.
Gestell, anf dem der Zimmermann die Balken .schrotet'
GLLuchs.f. Gerüstbock des Maurers: .[Das Kloster
Rheinau verpflichtet sich dem Baumeister gegenüber]
genuogsame Bretter zu denen Gerüsten und Schrägen
dergestalten herbei zu schaffen, dass die Maurer ...
die Maurerarbeit ungehindert fortführen können.'
1704, Rothenhacsler 19ii2. Stützbock für einen im-
provisierten Steg: ,[l>er Fälirmanii] soll ein laden han.
der vierzehen schuochen lang sig, und sol den uff ein
schrägen legen, dass die lüt trucken darüber in das
schiff gangint.' E. XV.. ScHw Rq. An einer Brücke:
.[Der Landvogt von Wangen a/A.] sol äugendes und
fürderlich ein guot bruggen niaclien und slachen die
richti über die Aare mit schrasen und Jochen nol ver-
bunden.' 1408. B Bestallung^vertrag. — 8| = Bock 4m
(Bd IV 11'24); Syn. Wasser- Sehr. ,Es klaget Kleinjekli
Bachs der vischer ... uff Hansen Stukin im VVerd ...
wie dass uff Sant Pelagien abent, als die Sil vast
gross ist gewesen und das wuor und oucli die Sil-
bruggen zerbrochen und zwei joch daran enweg gefüert
hat, dass er do die schrägen, die zuo dem wuor ge-
horten, gelendet hat.' 1426. ZRB.; s. auch Schipf II
(Bd VIII 1063). ,In dem jar hab ich 58 schrägen ge-
holfen sezen auf der Langqnart.' 1591. GRMal. —
s) Gestell für das Butterfass Ndw; UwE.; Syn. Anken-
Sehr. — J) Glockenstuhl BTwann; Syn. Gloggen-Schr.
Glogge', wo sehn' i" de" neu Sehr, si" g'hänkt g'si'.
BiRND. 1922. — r)) Gestell zum .\uflegen der Gescliütz-
rohre. .Andres, dem büchsenmeister ... von den büchsen
und schrägen ze machinde ...' 1375, Bs. .Hakenbüchsen
oder bock, so uf schrägen stuonden', unter der Beute
von Schwaderloh. A. XVI.. F Chr. Für Kriegsgerät
udgl. .In leichten Musqueten ... so autt' den Schrägen
ligen . . . Item in schwehren Musqueten mit Gablen,
so ... an der Büne auff Schrägen hangen ...' 166'2,
Bs Zeughausinv. , Leichte Musqueten ... auff Schrägen
seind 1028 St.' 1666, ebd. .Die Fahnen des Batallions
aufwiklen und auf den dazu bestimmten .'^chragen
beim Piquet legen.' B Kriegsordu. 1764. — 8-) Dim.,
Gestell, worauf die aus der Farbe gezogene Seide zum
Abtropfen gelegt wird Bsf. ,Lag des ferwers hund
vor dem liof in des ferwers hus under einem schrägen.'
1379. Z RB. — t) beim Treten der Weintrauben ver-
wendetes Gestell aus zwei an den Enden mit Griffen
versehenpn Langhölzern und zwei Querlatten BsL.;
s. Tritt- Geschirr (Bd VIII 1175) und vgl. WSeuu 1884,
1593
Schräg, schreg, schrig, schrog. schrug
1594
211. — y.) Holzgestell mit vier (schrägen) Beinen und
einer von dünnen Rundhölzern oder Schienen ge-
bildeten rnelir oder weniger konkaven Tragfläche, zB.
gebraucht bei der Schafschur B (vgl. Bärnd. 1908, 345);
LG.; U, beim Verschneiden von Kleinvieh LG., insbes.
aber als Schlachtbank für Kleinvieh, „Gestelle,
worauf Kälber, Schafe zum Abstechen gelegt werden"
Aa; Bs; BBeIpb., E., G., R., S., Si. und It Zyro; Gl; Gr
A.. D.. He., Br., Rh., S., Ths, Valz.. Vers. ; L; GFs, G., Ms,
VV.; ScuR. (,aus zwei Andreaskreuzen, auf denen eine
Tiscliplatte ruht'), Schi., St. (Sulger); SNA., Thierst;
Th; Ni)W (Matthys); U; WBinn, Lö., Mü., Turtni., Vt.;
Z, so Sth., ,eiu am einen Ende mit zwei Beinen ver-
I sehenes Brett, worauf die Scliweine (mit dem Koiif
j nach unten) zum Sclilachten gelegt werden- AABr.
I und It H. Oft (so GFs) vom Hausmetzger zum Schlach-
! ten mitgebraciit. Uf ''em Sehr, metzget-me" d'Schöf
\ GW. Wo s'-es [das geschlaclitete Schwein] wend vom
I Schrägen an'n Reche" }iere"henke'' . . . SM. 1914 ('ZStli.).
I KAA. £r ist wider e" Chalb uf ''em Sehr., von un-
geschlachtem Benelimen. Sprww. 1869; vgl. Chalb
I (Bd III '216/7). ,lch schlotteren wie uf dem schräg ein
' kalb, dem s messer an die kellen wütscht.' RSchmid
1579. ,Aus der Nähe und Ferne zergliedert ihr die
1 Glücksumständ eines Jeden, den ihr kennt oder nicht
I kennt, und zählt ihm seine Batzen in der Tasche. Da
I heisst's bei euch bald alle Tage: Huchhei! dort liegt
] auch wieder ein Kalb auf dem Schrägen', von wirtschaft-
lichem Ruin. UHragger 1789. ,Uf<]en schrägen komen'.
I hingeschlachtet weiden, zu Grunde gehen: ,Die sach ...
I dunkt mich ja nit gnuog noch wert, dass darumb
I söllendt durch das schwert vil frommer lüt werden
I erschlagen und umb klein guot kon uf den scliragen.'
i HvRüTK 1555; vgl. auch u. Im Bauernhaus findet der
I Sehr, daneben noch mancherlei andere Verwendung,
j so beim Zerschneiden von Stroh mit einem Sensenblatt
j BE., G. (Bärnd. 1911, 144); mit einem Brett oder Tuch
überdeckt, wird er gebraucht beim Ausdörren von
: Sämereien, Kirschen, Bohnen, Apfelsclmitzen an der
, Sonne, oder um beim Brechen des Hanfs oder Flaclises
j die Paserbuschel daraufzulegen BE. (Bärnd. 1904,365).
— X) Tisch gesteil (mit gekreuzten Beinen), zB. bei
I Feld-, Gartentischen Aa; Th. .so Pfyii; ZBül., 0., der
i untere Teil einer Werkbank WMü. Vgl. Tisch-Schr.
j .Das Blatt des Wirtshaustisches liegt der Einfachheit
wegen auf einem Sehr, (zwei liegende Kreuze, mit einer
I Spannleiste verbunden)' Aä. .4 ß dem Tischmacher
; von einem schrägen under dem zalbrett im turn • 1470,
j AaB. .[Nachtbuben haben] an einem Ort einen tisch
samt dem Schrägen vertreit.' 1661, ZGrün. Auch für
den ganzen Tiscli: , Tisch mit gekreuzten Beinen' FJ.;
LG.; Th; Syn. Sehr. -Tisch. Insbes. für den Verkaufs-
tisch des Marktkrämers; Syn. Chrämer-Schr. S. ver-
' se(2ew (Bd VII 1678M.). .Auf den Sehr, kommen', zum
j Verkaufe gelangen. Uie Leute von Rheineck und
Berneck hätten für das, was auf den .schrägen' ge-
j kommen oder für den Hausgebrauch diene, nie Zoll
^gegeben. 15'29, JGöldi 1897. Bei einer gerichtliclien
j Versteigerung: .[Der Gläubiger] wollte auf Haus und
Land einen Arrest nehmen, allein da kamen darauf
haftende Gülten und Versicherungen zum Vorschein,
die über alle Häge hinaus reichten ... Da musste der
Hausrat auf den Schrägen. Es gab eine Gant, wie vor-
lier noch keine gewesen.' Nnw Kai. 1888. RAA. Bä
süft-men utlewil am Sehr, stä', immer dienstbereit (oder
in Tätigkeit) sein ZStdtf; Syn. ge-spannen stän. ,Slnen
sehr, zu markt stellen, richten', seinen Vorteil wahr-
nehmen, eine Gelegenheit ausnützen. .[Convivium:]
Hett ich s [solche gewinnbringende Aufträge] nun vil,
das wer min schick: ich stell min schrägen z merkt
gewüss.' BCys. 1593; wiederholt. ,Er weisst den
Schrägen wol auf den Markt zu stellen, seit uti foro.'
Meyer 1677. 169'2; danach wohl: ,den Schrägen wohl
zu Markt stellen, uti foro.' Schulze; in einem Nach-
trag: .Rieht deinen Schrägen gegen den Markt, prov.
Germ.' Auch nur ,sineu sehr, stellen, richten'. ,[Die
päpstlichen Legaten] erfaren alle ding und nemmen
bei allen ein ursach iren schrägen zuo richten.' LLav.
1587; s. auch hort-rich (Bd VI 163). ,[Ein zu einem
Gastmahl Geladener] nimpt [ohne lange Umstände] sin
stuol oder scapellen, stellts zweg ... sagt: Ich hab
schon gstellt hie min schrägen; wend ir nit sitzen,
so stönd da gladen! War sich versumpt, der heig den
schaden.' RCys. 1593; Wortspiel? Mit Richtungs-
angabe, Anstalten zur Erreichung eines Zieles trert'en:
.Die päpst der stat Rom [haben] für und für dahin
iren schrägen gestelt. wie und was weg sie sich der
keiser gwaltsame entziechen ... möchtend.' Vad. ,Den
sehr, auf dem markt rüsten', ein Unternehmen vor-
bereiten, fördern: ,Zuo abt Chuonrats tagen hat der
papst ein pratik graacht, den knng Heinrichen euch ab-
zesetzen . . . und zu sölichem den herzog Otten von
Feiern, der guot Gwelf was, vermögen, dass er sölichs
andern fürsten einbilden nnd den schrägen auf dem
markt rüsten weite.' Vau. — p.) primitive Bettstelle,
Pritsche AaF. und It H. und Rochh.; Ap; Bs; B; LG.;
GG. (.eine Art liegender Kasten, auch als Bettlager
benutzt-); SchR.. St. (Sulger); SOlt; ThMü., Feldbett
GKMai.. vPr., einfaches Ruhebett GMs, nbh. derb-ver-
ächtlich für (schlechtes) Bett. Lager Aa; Ap; B(Zyro);
GrD. (B.). Ths; L; ScaSchl. Er lit uf-eme' Sehr.
vo''-me" Bett, auf einem harten Lager ScbR. Uf de"
Sehr, ligge" AaF., i"'", uf ''e" Sehr, gö' LG., zu Bette
gehen. Mach, dass d'uf de" Sehr, chö'st! ApLb. Es
ist Zu uf de" Sehr.! ScnSchl. 2«* ha" [am Morgen
beim Aufstehen] no'''möl mi"s Grindli 'träit, bi" lang-
sam ab ''em Sehr. Zybörl .Ich hat mich uff und bot
im [dem Schlafgenossen] min band. Also zoch er mich
und min bet uf in, wan es nur uff schrägünen stat.'
Stülz 1519. ,In der Mägtenkammer 3 Schrägen.' 16'27,
TuBürglen Schlossinv. ,Er liegt allezeit auf dem
Schrägen, est homo piger atque desidiosus.' Schulze;
auch .Kälber-Schr.' „Eine Art Bettgestell für Kranke"
Th (Anon.), Kranken-. Totenbett, Bahre AABb.. L.,
Wohl.; Bs (Seiler); B; ÜSch. Si hein-im [einem
Kranken] si" Sehr, uf der Terrasse* z'wegg'maeht.
RvTavel 1926. Ein Toter wird, bevor man ihn in den
Sarg legt, auf einen eigens für ihn hergerichteten
Sehr, gebettet UScli. [Der Verstorbene lag] zur leiste"
liue'" z'weg'bettet uf''em Sehr. I^Oscaw. ,lhr zwei stellt
euch da a Schragä. damit är mih könt heimtragä.'
Tyrolersp. 1743. Uf ''em Sehr. lig(g)e", si", formelhaft
1) für bettlägerig sein AABr.. Köll., Wohl, und It H.; Ap;
B, so oAa., E.,,G. ; GrHc.. Pr.. Rh., Ths; GA., W.; USch. ;
ZO. Albig, di ganz Zit, all Bott ufern Sehr, si" BG.;
GKHe.,Pr.;s.auchÄ«n(fo-Sc/«ss(Bd Vlll 1351). Wenn
d's Ei" old d's Ander uf ''em Sehragen ist, icenn-me" di
üokter vil in df Türe" ha" muess . . . denn chönnte-
men Ei"'m d's ühlage" nid wisse". Schwzd. (GrScIis).
Eh, was het der Mimisch abg'no" g'ha" u"'' leiden üs-
1595
Schräg, schreg, schrig, schrog, scln-ug
1596
g'seh" ... J"* ha" Nüt chönne" däiche" weder er sig hert
uf''em Sehr. g'si". SGfeller 1019. .[Die Mutter] hiess
die Tochter ... sich trocken anzuziehen, sie wisse ja
wohl, wie sie eine Leide sei. Nichts erleiden möge
und gleich auf dem Schrägen liege.' Gotth. — 2) (roh
für) dem Tode nahe sein, in den letzten Zügen liegen,
auch: gestorben sein AaBt., Wohl.; BE. (Loosli); Sch
St. (Sulgerl; SNA.; USch.; Tu (Anon. und AHuggenb.);
St. De Chäppi [mein Todfeind] . . . mues' au''' icüsse",
dass's ämel nunig zum Sterben ist ... i''' Ugge" ämel
rorläufig nonig uf ''em Sehr. AHdggenb. 1914. Es isch-
mer g'si", i'* sig en alte'' Ma"" iind gäb-i''' hei'" sig [aus
der Fremde], lig-i''' uf ''em Sehr. Loosli 1911. ,[Eine
Seuche raffte viele Soldaten weg] es wärind iren 600
gesyn; davon wärind noch 300 überig, dan zweihundert
wärind gestorben, hundert lägind noch uff dem
schrägen.' 1557, Brief (JFabricius). ,üss Frankrych
wird immerzu für gwüss anzeigt, dass der gross, bluetig
bösswicht, der Cardinal von Lothringen, gstorben . . .
Es soll ouch der Canzler Bisago [Brissac] uff dem
schraggen liggeii.' 1575, Brief. ,Es ist ein schädliche
fräffenheit, wenn yemants einen, der yetzund (wie man
spricht) uff dem schrägen ligt und dem tod vor den
ougen schwäbet, mit dem tröstet, dass er noch lenger
laben und guote z\t haben werde.' GuiLTHER 1584.
,[Beelphegor zu Lucifer:] Uns ist aber ein pütt ge-
raten, band dir geschaft vier guotter bratten, der
fünft ouch uff dem schrägen ist.' RCvs. 1593. ,Ani-
mam agere, in letsten Zügen ligen, auf dem Schrägen
ligen.' Denzl. 1666. , Er ligt auf dem Schrägen, alterum
pedem in cymba Charonis habet.' Meyer 1677. 1692;
wohl danach auch bei Schulze. Uf de" Sehr. Ugge",
sich krank hinlegen ZStdt (DrWvMuralt). An (Gr
Nuf.), vf (dje" Sehr, cho", krank, bettlägerig werden
GBNuf. ; LG.; ZBül. Bist loiderum an de" Sehr, cho"?
GRNuf. (Trepp). Si chund iez de"" aw'' uf ^e" Sehr.,
von einer Frau, deren Niederkunft bevorsteht LG.
Unpers.: Es het-mi''' uf ''e" Sehr gleit B, so E. und It
Zyro. Z'letst am End het-es-ne" doch uf ''e" Sehr, g'leit,
ynd uierzeche" Tag dernä''' . . . isch-er . . . g'storbe".
Loosli 1910. Uneig. : ,Ein gut ernährter Baum wird
nicht gleich beim ersten Pilzangriff auf den Schrägen
geworfen.' Schweizer Bauer 1900. — v) Operations-
tisch Aa; Bs; BS.; Gl; GrHc., Pr.; LG.; Th; U; WLö. Er
mues' uf (d)e" Sehr. Si händ-e" uf ■'e" Sehr, g'no", ope-
riert Gl ; GrHc. — b) rings um die Kelterspindel (s. Schrüb
Sp. 1562u.) angebrachtes viereckiges Gestell aus
kreuzweise verbundenen, mit schweren Steinen be-
lasteten Balken, das, durch Drehung der Spindel gehoben,
den Druck des Kelterbaumes verstärkt AaES. ; ApLb.
und It T. (,das Gewicht an einem Kelterbaum'); GRh.;
ScnHa., Schi.; Tb; heute wolil überall f. In niedrigen
Keltergebäuden ruhte der Sehr, in einer Grube (vgl.
Trott- Sehr.): ,Die lange hölzerne Spindel war unten
mit einem in die Erde versenkten Sehr, drehbar ver-
bunden. Der Sehr, trug zwei Mühlsteinstücke . . . mit
etwa 30 Zentner Gewicht ... [Beim Pressen] wurde
die Drehung fortgesetzt, bis sich der Sehr, mit dem
Stein hob und den Druck auf das Trast erhidite.'
APletscher S. 38 (mit Abbildg). De" Sehr, (uf-)
hänke", durch Drehung der Spindel heben Th. ,2 pfd
ferzert, hat man .spitals trata [Trotte], schraga und
trotbet ferdingat.' 1552, AaB. Spitalrechn. — c) vier-
eckiger (rechtwinkliger) Rahmen aus Brettern oder
Balken Z ; vgl. Tür-Sf/jr. Als Mass für Holz Z. Klafter-
holz im Sehr, üfsetze". — 2. durch Lattenwerk ab-
geschlossener Verschlag unter der Dach-Schregi, als
Holzbehälter (vgl. Holz-Schr.), auch als Rumpelkammer
benutzt Z, ,Teil des Hauses im Estrich' Th. —
3. übertr. a) hochbeiniges, schlankes Tier, langer,
hagererMensch BSi.(lniOb.); vg\.schragnen. — b)('alte')
Sehr., altes Möbel, zB. ein Kasten Bs; G, so Stdt. Von
einer Maschine: [Wenn man an der alten Häcksel-
maschine] nit . . . mit der Füst am Mässer drückt u»«'
z'Bode" het . . . so bringt-si e'"mel Nüt ab, de' alt Sehr.
JBüRKi 1916 (BE). Von Lebewesen, altes, schlechtes
Tier BE.; WMü., alter hinfälliger Mensch GRPr.; WMü.
En alte Sehr., von einer magern, alten Kuh BE.;
WMü., von einem alten Weibe WMü. Äch, i«* bin
afan en alte' (Tonders) Sehr.! Klage eines Alten GrKI.
(Gartmann). D's G'jemer vam en alte" Sehr, söll-mer
d'Lüne" nid verderpe". Schwzd. (GnSchs). Übh. ver-
ächtl. für Mensch, Kerl: ,Dass doch jeder frönde Sehr.
meint, er müsse da oben verdienen !' Dan. (B, ohne nähere
Angaben). — 4. abstr., von schragenähnlicher Stellung
der Beine BE.,G.,R.,Si.; GRJenins; vgl. lay. Der(E"
GRJenins) Sehr, mache". Ein störrischesTier(Pferd,Kuh,
Ziege) macht der Sehr., stemmt stehend alle Viere von
sich und ist nicht ,ab Fleck' zu bringen BE. (JBürki).
Im gleichen S. si«* in'n Sehr, stelle" BG., R. (,wie es
Tiere machen, wenn sie nicht von der Stelle wollen').
Si. .Wenn der [in einen Stamm eingeschlagene] Zeppi"
lös lät ... wird der ihn Handhabende, der zum Chrafte"
si''' fest i"'" Sehr, g' stallt het, mit Wucht rückwärts
geworfen.' BiRNo. 1911. Ein stümperhafter Metzger
tötet das Tier erst nach vielen Streichen, .nachdem
es zum Widerstand si"* i"'" Sehr, g'stöllt het.' ebd. Im
Sehr, stä", .grätschen' BSi. (ImOb.). .Da syge Felix
Lemans [des Ehebruchs angeklagte] frow im schrägen
gestanden und habe Jacob Leman [der Ehebrecher]
das houpt durch den schrägen gestossen; da habe der
züg zur frowen geseidt: wer ist daV Do hat die frow
geredt: es ist unser Hans; er sye es aber nit gewesen.'
1538, Z Ehegericht. — Mhd. nchragc; vgl. Gr. WB. IX
16'20/4;Martiu-Lienh. II516; Fischer V ll'2'2/3. luBed.Sab
HUL-li österr. Als svhray in Bed. 1 av. ins Rät. entlehnt (Carisch
145). FN. .Schräg.' LSchötz. .CSchrago. colonus.' 1'277, B.
, Heini von Buoch. der Schräg.' 13S7. L Urk. .Schräg, win-
Zügel.' 1393, Z RB. .WSchrag.' 1395, Gl Urk. In ONN.
,Schragen-Hurt' ThTrib. .Hinter-, Vorder Schragen-HUsli'
LGeiss h/Menznau. Schrnge"-Maiie" BLangent. ,Sehragen-
Wies' ThAml.
Anke"-: = Schrägten) laz. 's Änke"fass im A. gixt
und dreit-si''' . . . z'ringetum. Schilp 1860 (SL.). —
FSld-: Feldbett. [Der Kranke] isch uf-nere" Art F.
g'lege", wo menim het z'weg g'macht g'ha". RvTavkl
1926. — Für-: = Für-Hund la (Bd II 1430). ,Ein
starken ysinen f. oder fürhund.' 1550, Z Schirrab. —
G\ogge°-: = SchragfetiJ la^ BS. (Bärnd. 1922). ,Nach-
dem die vom Biel ir kilchen oder gl-en wellen machen ...'
1485, B RM.
Holz-: 1. 2 — 4 in langer vierbeiniger Holzbock,
worauf der Zimmermann das Holz mit Breitaxt und
Hobel bearbeitet BG. -- 2. = Schraq(en) 2, als Holz-
behälter Z. — In andrer Bed. bei Gr. WB. IV 2, 1780.
Clialber-: 1. = Sehrag(en) lav.. als Schlachtbank
für Kälber L (Ineichen). Unklar in der RA. ,auf dem
Kälbcrschragen liegen'; s. Sp. 1594u. — Chräiuer-:
= Schrag(en) laX ,Vh tag im Gstüel kräraerschragen
gmachet.' 1542. AaB. Baumeisterrechn. ,[N. habe] nss
muotwillen volgends an offner fryger straass inn ein
1597
Schräg, schreg, schrig, schrog, schrug
1598
kremerschragen gehowen.' 1550, Z RB. — Chrüz-:
Tischgestell mit gekreuzten Füssen. ,Von einem ge-
meinen Tisch mit dem Kreuzschragen.' ßs TOrdn. 1046.
— iVIist-: dreibeiniges, zslegbares Gestell, worauf
beim .Misttragen' der zu beladende Korb oder Bütte
gestellt wird GRÜe.: Syn. Mist-Esel. — Metzger-:
= Schrag(en) lav. BU., S.; GRJenins; ScH.St.(Sulger). —
Bett-: = Schrag(en) la[i. B (Zyro); ScuSt. (Sulger),
,lectus' Schulze. ,1 bettschragen." 1480, G Hdsclir.
Brot-: = Bröt-Bammen; s. Bd VI 892. — Aucb bei
Gr.WB. II 40G,
Ge-rüst-: = Schräg (en) lay, Maurerbock. ,G.-
schregen zum bolwerk.' 1599, BsUornach (WMerz 19U9,
273). — Strich .Streich-': Gestell, auf dem der Weiss-
gerber die Innenseite der Felle abschabt. ,Hier [war]
Einer mit der Stosakeule beschäftigt, dort Einer bei
der Kleienbeize, die Lehrjungen an der Windestange,
Meister Oswald selbst mit der Streiche am Streich-
schrägen.' JRWyss 1822. — Tür-: Türgericht. ,I)ie
raisigen habend . . . etliche vätter vor dem angesicht
irer wib und kinder für dem hus in die böm oder under
die türschragen erhenkt.' Kessl. — Torggel-: in der
Kelter verwendetes zweibeiniges (und daher an-
gelehntes) Gestell, worauf fortzutragende Weinbütten
gestellt werden GrHc.
Tisch-: l. = Schrag(enJ laX, Tiscligestell, ,Tisch-
zarge' SThierst. ,[Dem Tischmacher für] ein
Himmelzenbetstatt . . . einen Dischschragen 'M Gl.
5 Seh.' 1675, Obw Sachs. Rechn. — 2. .Verbindungs-
stück der gekreuzt stehenden Tischbeine, längsseitig
des Tisches, auf Schemelhöhe' TnFelben (AfV.). Die
Katze sagt Besuch an, wenn sie sich auf dem T. putzt. —
Vgl. Gr.WB. XI 519; Martiu-Lienh. II 516.
Trott-: = Schrag(enjlb. ,[N. habe dem BinzmüUer]
ein funst[st]reich geben, davon B. z boden in tr. oder
-gtuoben gfallen.' 1560, Z; vorher: ,in das schragen-
loch der trotten', ,die trottgruoben'.
Wasser-: = Sclirag(en) lat WLö.; üyw.Eoss. Über
die Nachbildung eines W-s als Hauszeichen in WLö.
8. FGStebler 1907, 88. — Auch bei Gr.WB. XllI •250-2,
doch mit unrichtiger Erklärung.
schragn e" f-ä-^: ,mit nachlässiger Haltung und un-
, gewöhnlich langen Schritten gehen' BLau. (EPerreten).
- Vgl. Hch ,;,,(!),■„.
schreg-e-BHa.;GRAv.(Tsch.),D.,Kl.,Rh.f^se/irei>);
I ThHw., Pfyn, -i'- bzw. -e-- (s. Anra.) AaF., Fri. und It
j H.; Ap; Bs; B, so oAa., E., Gr., G., Sa., S., Stdt; FJ.; Gr
Chnr, He.,übS. f«cÄreZ;,vPr.,Sch., VaL.Vers.; L, soE.;
PAl. f-ei-^-.GFsr-ct-;, Rh., Stdt. T.;SchR.. Schi.; ScBw;
' S; TuKessw.; Ndw; U (schrei-, flekt. -ke' usw.; in Urs.
■ei-); WLö., Mü.; ZKn., ü., Stdt; St.*": wie nhd. schräg;
im Gegs. zu schlimm (Sp. 549) .eher die Abweichung
vom rechten Winkel in der Horizontalen' bezeichnend
FJ. Weitere Synn. unter schieff, schelw (Bd VIII 380.
,750); s. auch Sp. 549M. (Denzl. 1677). a) eig. Der
Kuckuck hat am Bauch schregi Striemvieleni. BinNc.
1911. E" schregi Dachchammer. Der sehr. Türe" va"
Peisä GRPr. En altC schrege'' Spicher. Zybüri. .[Die
Münsterkirche] als welche nicht wie andere Kirchen
orientiert ist, sondern ein ganz schrege Lag hat.' 1774,
Bs. ,Zwei schrege Chorfenster.' 1781, SchwWoU. (Bau-
vertrag). Es schregs Mül. RvTavel 1924. Meist präd.
und adv. Einer ist von einem Schlag auf die Schulter
uf einer Site" sehr, worde". JReinh. 1905. Er ist (hat
lAiZein.) sehr , ist betrunken AAZein.; ßs (Seiler).
Sehr, devo" lauff'e" ApLb. Sehr. stä". Ein Baum, Hag,
Wagen stöt ganz sehr. Ap; Sch; Th. MängC Turn
[eines Schlosses] stöt jetze" no''', frili''' ehlei" sehr, tmd
verwetteret. EFischer 1922. Etw. sehr, absäge", sehnide"
(zB. Tuch); s. Sp. 1093o. ,[Die Tuchmesser sollen
schlecht verarbeitete Stücke] keineswegs zeichnen,
sondern selbige ... der Breite nach schräg in drei Teile
zerschneiden.' B Mand. 1767. ,Man schneidet zu Ins
[die Reben] es Bitzeli sehr., so dass-me" von oben abe"
schön drüfg'selit, links des Sees jedoch grad.' Bärnd.
1922. ,Schr. stechen': ,I)ie Gräben [in den .nassen Weid-
gängen' sollen] mit wolilgeschlitt'enen Schaufifeln ...
gestochen werden und zwahren schräg [so dass die
Gräben unten schmäler sind als oben].' Z Anl. 1760.
Etw. sehr, üfsetze", stelle", legge" oä. E" sehr, üfg'setzts
Barett. RvTavel 1913. Beim Einsetzen des Segel-
baumes stellt-me" 's Sclieff mit ''em Gras [Grausen] sehr,
gäge" d'Stelli. JHirth (TuKessw.). Ein Rebpfahl wird
sehr, gestellt, wenn der Stock zu kurz ist, um an den
senkrecht eingesteckten Pfahl gebunden zu werden;
.bis der Zweig zu diesem Ende genügend s/«* g'streekt
het, ist er e" Sehrege'', es Schregerli, der Schreg. der
Schregstock.' Bärnd. 1922. Für einen Zaun werden
starke Tannäste chrvzicls sehr, in den Boden getrieben,
ebd. 1911. ,[Der Lader eines Heufuders] muss sorgen,
dass er es nicht zum Umläre" sehr, auftürme.' ebd.
1925. S. noch a&-sc;ja/<m(Bd VIII 714). Sehr, g'wicklet,
uneig., verfehlt ZKn.; wohl nach nhd. ,schief gewickelt.'
's Mal sehr, zieh"; sehr, luege". ,Kaum einer Spanne
hoch blickt mir itzt |im Dezember] die Sonne schräg
über die Alpen her.' UBrägger 1792. Bei andern Advv. :
sehr, abe", ufe", ene", dur'''e" uä. Sehr, iihere" vo" ü"s
iseh es Wirtshüs S. 8. noch sehreelcen la. Im adv.
Gen. sehregs Scnw; S; ü. Er het-mi''' e'so schregs a"-
g'lüegt U. Schregs a"blinzle", verstohlen. Vaterland 1925
(ScHw). D'Müligass ob, bim grosse" Stei" sehregs dur'''
d'Matte". EFischer 1922. ,Da ... die von Telliken
den Graben ... schregswyss in dickgenannten nüwen
Graben nidtsich richten, damit das Wasser utf dem
Riet nit geschwelt, sonder synen rechten Gang gehaben
möge.' 1623, ZBuchs. — b) uneig. So lang das'-i''' das
verfluechte G'süff nid g'spüren im Chopf, bin-i''' mlne''
selber; ersch' Das zieht Ein [Einem] albe" di schrege"
Gidanke" zhoeg. SGfeller 1911. Sehr, gö", unpers..
.schief', nicht nach Wunsch gehen Ap; ßs (Fastn. 1912);
B. 'sist-em sehr, g'gange", sein Unternehmen ist miss-
glückt ApLb. Auch i. S. v. sonderbar, kurios in der
Wendung : Das ehunnt-mer sehr, vor ß; vgl. sehregerlieh.
Ahd, 'sciegi, nur in deu Zsseu screcjibant, discriniinaliji
unde discernuntur crines de auro vel argento vel xre (X., G
Hdschr. ; s. Ahd. Gll. 1 589 16); utimhi unde scregehöri (Notker,
bei Piper I 458, 16); nächstverwaudt mit Sclirag(en). Weiteres
bei Gr.WB. IX leiSj^O-.'üattin-Ueah.UölG (schregs, »chregs);
Fischer V 11'22 (schregi: AfdA. 36, 2-32. Der Vokal weist
aucR bei uns durchweg auf alten Umlaut von ä (zur Kürze vgl.
noch schregett, ab-schregen, Schregi); uur die Form mit Dehnung
begegnet auch an Orten (GrObS.; ThKessw.; ÜSch.; WG.),
wo sie nicht bodenständig sein kann. Weiter ist bemerkens-
wert, dass das W. in unsrer ä. Lit. wie in der Toponomastik
nur spärlich belegt ist und nach den frühen Spuren im X,/XI.
(s. 0.) und XIII. (s. die Anui. zu Schrcger) erst seit der M. XVI.
in deu Quellen wieder auftaucht (s. ge-srhregt, m-schreglai, so-
wie Schreg-TiU), ohne fortab häufig zu werden. Immerhin wird
es nach verschiedenen Angaben heute als volkst. empfunden.
Es erscheint als Lehnw. im Patois des BJura: da ireg. in
schräger Eichtung (gehen, sägen): Subst.. Spottname für einen
Schielenden (ETappolet 1917, 156; s. auch schregen), ebenso
1599
Schragf— schrug. Schrack— schruck
16ÖÖ
im Rat. schreg, schräg, schief, ir tchreg, schiefgehen (Carisch
145). ,Der Schräg', Übername SHäg. '« ScAreV". Familien-
zunanie AaSchi. ,Ain schrägen Weg' SHofst. ,Schräg-Weg' Z
Aussersihl (heute .Sihlfeldstrasse').
hott-: scherzh. verstärktes schreg b, ganz scliief,
verkehrt, auch von geistiger Störung B, so E. Als
Ausruf: H.! Da heit-er Alli ganz d's Letze-für errate"!
Lehrer zu den Schülern. Dorfkal. 1868. H. gä", zB.
in einem Geschäfte. Wen-'-i''' de"" [in der Ehe] Nüt
sfft weder folge" u"' schivige" ... t'* weiss e'"mel
de"" ow'' nid, wie Das gieng, alhoeg oit'* chli" h.
SGfeller 1917. Subst.: We""-si [die Kinder] niimme"
nid öppis H-s a"stelle", das'-i''' mues' ungern ha", ebd. —
Zum I. Glied vgl. JoK (BJII 1771).
seh rege» GRValz., -e- Ap; Z, 3. Sg. Pries, und Ptc.
-et Ap, -t GRValz.: 1. a) in schräger Richtung gehen
GRPr. Mer chommend iif d's Cawälljoch üf ... und
schregend denn dür''' zur Galrosahütte". GFient 1898.
Befl., sich schräg hinziehen, von Zäunen, Gütern Gr
Valz. (Tsch.). Uns Guet schregt-si''' dort ohne" bin
dem Büschji a^her. — b) in der Spr. der Weber, ,den
Pkeitkamm beim Anwinden in schräger Richtung halten,
wenn zB. der Zettel im Reitkamm mehr als die er-
forderliche Breite einnimmt' Z. — 2. uneig. und un-
pers. Bi dene" Lüte" schreget's a«"*, von wirtschaft-
lichem Niedergang ApLb. — ge-schregt: mit schräg
laufenden Linien verziert. ,Ein hüben mit spängelinen,
ouch gätterswys g.' 1552, B Inv. — • Mhd. schreijen, nüt
schrägen Beinen gehen ; vgl. Gr. WB. IX 1 624 ; Fischer V 1 123.
Im Patois des BJura als irege (ilhß, iregagw) 1) biaiser 2) loucher
(ETappolet 1917, 156).
3.h-schrege" GfiCast. (Tsch.); ThHw.. Pfyn, -e- Aa
F.; Ap; Bs; BS.; Sch; Th; Z: wie nhd. abschrägen. Es
Britt (GRCast.), e" Brett, en Trönie" (SchR.) a. —
ab-g«-schreget (bzw. -e-): abgesclirägt Ap; B;
Sch; Th; Z und weiterhin. En a-e' Bitz am Wald.
BiRND. 1914. Die Schneide am Heuise" ist etwas a.
ebd. 1925. Von Dächern: Starch a-i, stotze"dgdchi
Dächer. Messibommer 1910. Bes. von Dachräumen.
En a-s Zimmer. Es [das Zimmer] ist vo" 's Gros'vatters
Chammere" di nnzig, wo . . . iveg ''em Dach a. ist.
Wandervosel 1917 (Ap). — Vgl. Gr.WB. I 108.
abe" a''her-sehrege": von schräg einfallendem Ge-
witterregen GRSchs. Lue", wie's dort dünne" a''her-
schreget! Vgl. das Folg.
ü s - schrege" : = üssehräjen (Sp. 1442) GRGrüsch,
Schs. D's Wasser schreget so üss, tcenn's eVe" zts-eme"
Brunne'rör starch fürherschüsst oder wenn's über e"
Felse" a''herschüsst GRGrüsch (Tsch.). D's Bluet ist
üsg'schreget, beim Abstechen eines Schlachttieres Gr
ScIis. Es hedg' regnet, dass d's Wasser zum Sporchennel
üsg'schreget ist. ebd. Audi: D' Sporchennh- hend üs-
g'schreget, bei einem heftigen Regen, ebd. — Wie das
Vor. umgebildet aus -schräje" (gespr. Kfhreje") durch sachlich
und lautlich naheliegende Anlehnung an schreg.
Sch reger. NurDim. Schregerli, an einen schrägen
Pfalil gebundener Rebenscliössling BS.; s. unter schrega.
— Als Personenname: ,Coloni dicti Schregerra.' 1271, B
(F HB.); vgl. , Schräge' in der Anm. zu Sehrag(en).
schregerli"'' (-e-J: schwankend, unsicher, kurios.
Herr Jeqerli, Herr Jegerli, vor Auge" wird'snter sehr.:
ganz duster wird's am Matterhorn, vilicht scho" z'Sitte"
si"-si [die Jesuiten] morn. H Volksztg 1884. — Scherz-
hafte, durch den Reim veranlasste Gelegenheitsbildung im An-
schlnss an «rhrrg h (zu Knde).
Schregi GaFuriia; TbHw., -e- AaF.; Ap; Bs; BS.;
GRHe., S.; LE.; PAl.r-ei-;; S; Win. f-in) — f.: 1. schräge
Richtung, Lage AaK.; Ap: BS. und It Id. (.curvitas')
und Zyro; GrS.; LE.; PAL (Giord.); WLö. Das ist e»
Sehr! zB. von einem Zaun ApLb. Öppis i" d'Schr.
schnide" AaF. ,Der [!] Schwanz des langen Wuhrs auf
Ottenbacher Seite sollen diese ein wenig mehr in die
Schräge richten.' Iö68. Z. Spez., von der Neigung des
Daches GrS.; WLö.; Syn. Tach-Schr. D' Schregin vam
Dach WLö. Auch übergehend in die Bed. Dachgiebel
Gr.S. — 2. Schrägmass des Schreiners, Zimmermanns,
Schlossers usw.. zum Abmessen von spitzen und
stumpfen Winkeln, .bewegliches Winkelmass, um
Bretter für den schrägen Schnitt zu zeichnen' (Tsch.)
GRFurna, HaW.. He., Mastr., UVaz; S; ZWäd. - Vgl.
Gr.WB. IX 1620; Fischer V 1122.
Dach-, T-: Dachneigung, -winkel S; Z und weiter-
hin; Syn. Bosch, Röschi (Bd VI 1464. 1471). Mi"s
Zimmer isch i" der D., von einem Dachzimmer SStdt.
schregle° (-e-): 1. schräg, im Zickzack gehen B
(Friedli). Spez. als scherzh. -burschikoser Ausdr. für
tanzen B, so E., Leiss., S., Stdt; LG. De Springplatzg,
wo-me" schreglet. SGfeller 1911. Mit de" Büre'lüt ga"
sehr. RvTavel 1926. N. het mit dene" Ämmitaler-
meitschine" fest g'schreglet. EGünter 1908. Wie hei"
Die g'schreglet, hei" Die g'gumpet! Deki,. (B). lO""*
elteri Fraxte" «"* Manne" . . . schr'egle" «•"' gnepfe" uf
dem rüche" tannige" Bode". EBalsier 1923. — b) beim
Kegelschieben die Kugel gedreht oder schief aufsetzen
Aa (H.). — 2. uneig., mit Akk. P., betrügen, über-
vorteilen, missbrauchen Z (Jucker). Einischr., obszön
Z (Spillmann). — Vgl. ,schrägeln' bei Gr.WB. IX 1620.
in-: ein Grundstück mit einem Zaun aus gekreuzten
Pfälilen oder Stecken provisorisch einfriedigen. Bei
einem Augenschein wegen eines streitigen Ackers sind
die Abgeordneten der Parteien unzufrieden, dass der
Besitzer um seinen Acker einen festen Hag gemacht
habe; man habe gemeint, er werde nur .ingeschreglet'.
15.51, Absch. (S). — Vgl. Schreg-Zün, bei Sehm.Ml 600 ein
,Eilzann, Titularzann aus übers Kreuz eingeschlagenen Stecken",
auch Sclrrauk-Hng (B(i II 1072).
Schracli, sclireck, schrick, schrock, scliruck.
Schrack m., Dini. Sehrackli: 1. (ziemlicli grosse)
Wegstrecke, „Wegmass von bestimmter [1. unb.?]
Grösse" AaBr. (Dial.); B.O." (auch It Zyro), so Hk.
(selten), Lau., Sa., Si.; FJ. (selten für ßletz); „L";
WFiescIi, Lö., Mü., Visp und It Tscbeinen (,Wegma«s
von unbestimmter Grösse'; Syn. Stuck). Es geit e"j
Schrack! WLö. Er ist es Sehrackli mit-mer g'gangt",^
eine kleine Strecke begleitete er mich BSi. (IniOb.)..
Wenn du's bigerst. su chunnt nuch PnC es Sehrackli'
mit-der, für der gan der Weg z'zi'ge". 8chwzd. (HSi.).
Es Schrackle vonise" estmer afa" es Schlittbei" e"'b'cho'.:
ChrReichenb. 1916. ,Der Sehr, von da. wo die Eis-'
zapfen wachsen, bis da in unser dürres Pomeranzen-I
Geländ ist weit.' ADennl. 1817. E" ßne"- Sehr., eine
ordentliche Strecke WLö. E" grimme- Sehr , eine sehr'
grosse Strecke WLö., V. De' Vater, woner no'" en':
guete" Sehr, (eine gute Strecke) rom Hüs e'uegg ist
g'sl", het-er-e" scho" g'seh". Übers, von Luc. XV 20.
DiAL.(AAbr.). S. noch Bd VIII 1066 (TT'^ürzen-ScÄtp/'wiJ
1601
Sclirack, schreck, schrick, schrock, schrnck
1602
1700o. ,Da man Alles, so ze siibern und ze waschen
gewesen, mit grosser Unkomlichkeit zu der Rüss hinab
einen ziemlichen Sehr, tragen und ratsamen müssen.'
BCts. .Obsich ein Sehr, den Berg hinuif.' ebd. Zeit-
lich. ,Bis dahin [bis zur nächsten Präsidentenwahl in
den U. S. A. ist] noch immer ein ziemlich langes
Schrackli Zeit.' BiUERNsr. 1907. — 2. Riss eines Kleides,
eines Stückes Kleiderstoö" WLö.; Syn. Sehritz.
Schrnck, schrecken I usw. sind etym. nicht verschieden
Ton Strack, streekm usw. und hier uur aus äussern Gründen
davon getrennt. Die Verbreitung auf uuserni Gebiete legt die
Vermutung nahe, dass itr- von Strack, strecken in romanischem
oder ehemals romanischem Muude zu sr- erleichtert worden
sei; vgl. dazu (literarisch) , Schrick' = Strick PAl. (ABara-
giola), ,verschrigket' für .verstrickt'. 1397, JSG. II 315
(Brief des Laniparters Oddon von Berris), weiter eis.
iScirajotlze", Strapazen, e" g' achreckte'' Mage", eingestrickter M.
(Martin-Lieuh. II 618. 629), über den umgekehrten Wandel von
fr- zu itr- die Anm. zu Schrüb (Sp. 1564), anch er-schfecken
(Sp. 1604), -schrecken. Zu 2 Mgl. schrecken 1 J, zer-schrecken
(W, auch Lö.); an sich wäre auch Zshaug mit der Sippe von
Schreck II möglii^h (vgl. Schrick unter Schreck Ib). In Namen
(ob alle hiehery). ONN. ,Den Rümlikon uf unz an den
wallenden Brunnen zum Rotenstok, von dem Rotenstok uf au
die "Wandfluo ze Schrak, vom Schrak an die marchbuochen
dengrat ufan matsit an Schratt.' 1416, L Marchbrief. .Schrack-
boden' WMU. ,Schraksitenberg' UwEnini. FNN. ,Schrack' W.
, Schrak, ein Geschlecht in der Stadt Basel, aus welchem
Jacob a. 1663 Meister worden.' Len, Lex. ,HansSchrackmann.'
1630, UwGisw.
Schreck I (Uml.-e)ra.: = SchracklFbös. — Jüngere
Bildung mit dem Vokal des Verbs.
schrecke" I (Uml.-e), in W tw. -W, Ftc. g'schrackt
WVt. (s. noch u.), g'schreckt BGr. (-d); FJ.: a) strecken
BGr.,G.,Lenk,Sa.;FJ.,Ss.;W. Etw. (zB. einen Körper-
teil) irgendwohin strecken BGr., Ha. D's Armti über
d's Mirli ahhi' schr-en BHa. ,Hie und da kommt eine
Hew-Geis' bis in die Stube, wer" s' am Zähe"' sin, und
sehreckd den Grind zwissen-en über ''e" Tisch inhi".'
Bärnd. 1908 (BGr.). ,Grad üsi" sehreckd die Tanne im
Dickicht ihre Aste.' ebd. ,Ues sprach UWalkev: des
dank dir Got! und schrakt sin band und sprach: so
schlach es mir dar!' 1427, LWill. Mit verschwiegenem
Obj. (d'Hand) und Dat. P.: D's Ghind schreckt der
Möter, sobald-Sr-s<^ [es sie] g'seht BHa. Ohne Dat. P.:
D'Wajfen schr-en miessen, sich (körperlich, finanziell,
in einem Wortkampf) für besiegt erklären, ebd. Refl.,
sicherstrecken, so von einer Schnur: .Di' Side'schnuer
[an der Schürze] schreckt-si'^ vam G'fälete" [.Gefalteten']
dönwe" 5.j cm ]eng schreg hinnerhi" [nach hinten] zum
Ghnopf.' Barnd. i911 (BG.). — b) Geld an Etw. sc/»-.,
verwenden, ausgeben BHa. (Zyro); vgl. fürschr. 1'*
j sellti 0"''' mi"s Geldli aus a" d's Essen sehr. Er miies'
! d's ganz Erbli grad a" d' Schulde' sehr. — c) feuchte
Wäsche vor dem Trocknen .strecken' BAnis. udE.
(Zyro). Ei'"m d'Häri sehr., ihn an den Haaren
ziehen BSi. Es ist-der g'sünder, i'* g'seijie-dich nit
I nucÄ es Mal mer Sti'na in Garte" werffe", du Lüsbueb,
süat wil'-i''''-der de"" d'Häri sehr., dass du's g' spürst!
Refl. Si''' über Epjm abhi" schr-en BHa. Si''' nä"'' der
Techi (D-) sehr. BHa.; W. Er hed-si''' stif g'sehreckt.
ist stark gewachsen BHa. — d) reissen, zerren (so an
einer Schnur, eine Person an den Haaren usw.), ziehen
(zB. einen Wagen) W, so Binn, Lö., Mü., Vt. und It
Tscheinen. Schreck! zieh (zB. an einem Wagen)! WLö.
Sehreck en Bitz! an einer Schnur, einem Wagen WMü.
T)ü magst nit g'schrecke", den Wagen von der Stelle
Schweiz. Idiotikon IX.
ziehen, ebd. Mi"s Boss schreckt güet, aber trottot
schlecht W. An dem Ditschi [Klotz] heint vili Mannjini
schrecku" miessu", bis s'-us [sie es] uf d'Saga g'häbet
heint W (Tscheinen). D's Eoss mag der Wage' nit
g'schrecke" WMü. Eine Türe aufreissen: Da hat der
Sturm uf einmal d'Hittu'tür Angen-üf g'schreckt. W
Sagen; dafür: Da hat uf ei'mäl der Sturw" d'Hittu'tir
»/■f/'scÄrecÄ:« WVt. (Sir. 1914). Mit Richtungsbest. Der
Her [Pfarrer] cha"" die Pfarrchinder nit an'n Häru
in'n Himul schrecku", wenn sie nicht freiwillig seinem
Rate folgen W. Mit dise" Wortu" hat s'-nu" [,der
Teufel als Base' den Sennen] o»» ArW" argriffa" tind
in d's Stubji g'schreckt. SM. 1914 (WVt.; nach WSagen).
Uneig. : Ina" hat der U'willu" g'schreckt, fast zer-
schreekt, der Brechreiz hat ihn fast zerrissen W
(Tscheinen). — e) (Stengel) ausraufen. Die [Bohnen-]
Stengel lässt man [nach dem Loiben] mit den Hülsen
noch 8 — 14 Tage stehen; dann werden sie .geschreckt',
dh. ausgerupft und zum Dörren auf den Vorlauben
der Speicher nach Hause genommen. FGStebler 19'21
(WV.). — Schrecke" n.: das Reissen, Zerren W. Oni
Schr-u" und Häggnu" geit's nit. — g'-schrackt:
stramm, straff, von den Gliedern, vom Körper BGr., R.
Er chund geng g'schracktc dahar wie-n-en Granatier
BR. ,G'fäseheti Chind sollten grederwa.ceH,g'schrackteri
Glieder uberehon.' Bärnd. 1908 (BGr.). — Nbform zu
strecken; s. die Anm. zu Schrack. Hieher viell. die ONN. (vgl.
aber auch die Anm. zu Schreck): Schre'ckß'ld "ß am Grindel (an
der grossen Scheidegg; ,dasmahd iiffenSchrekke.' 1345, FRB.);
.Schreckmatteu' BAd. (am Nünihorn). PN. .Joh.Schrekseil.'
1374, FRB. (Regest).
ab- 1: ab-, weg-, (ein Haus) niederreissen WLö., V.
Die Früclite am Baum a. WLö. Wil der Choufer [eines
Hauses] du" Bözu" nit hat chennw drüsmär'-lu", so
hat-er's duo abg' schreckt und anderstwä amuf g'maeht.
W Sagen. , Diese [dürren Aste] werden mit Haken an
langen Stangen abgeschreckt (abgebrochen).' FGSteb-
ler 1921. .Wütend wandte er [der verfolgte Bär] sich
im letzten Augenblick gegen einen seiner Verfolger und
schreckte demselben mitder Tatze die Kopfhautab.' ebd.
abe° appe"-l (in \iüa..a2)ha''-),a2ypi"-: her-, hinunter-
strecken BGadm., Ha. /'■'' han appi"g'schreekt, näml.
die Hand BGadm. Chöist-mer's aphw^sehrecken? hinab-
reichen BHa. J"* ham-mi''' appi"g'schreckt BGadm. —
üf üf-: (eine Tür) aufreissen W; s. sehrecken Id. —
ufe° üfe"-: (Jmd einen Gegenstand) heraufreichen
BHa. Chöist-mer's ü. — er- I: (ein Glied) verstrecken,
-renken BGadm., Ha ; Gr, so Ig., Rh. Es Armli e.
BGadm. Es hed den Nerven [Sehne] erschreckt ÜHa. —
ÜS-: ausstrecken, -dehnen BHk.; F. Derwile" het der
Blieb i" d's Gras si''' g'li-t, schreckt siner Glider üs
BHk. Einem Etw. (zB. ein Haar, einen Zahn) aus-
ziehen, -reissen WLö. Si heind-mu en Zand uis-
g'schreckt. Lötschen 1917. Ein heigi"-si [bei einer
Sclrlägerei zwischen Nachtbuben] ins Här und in
Bart gipackt und blutt g'stroipft, po! mit ds Hör uis-
g'sehreekt. ebd.
voll-. Nur ,Vollschreckung' f.: Vollstreckung.
.Damit die sach volschreckung hab.' RCts. 1593. —
Blosse Verschreibuug anzunehmcu, widerraten die altern L
Oitsn. in der Anm. zu Schrack; man darf vermuten, dass zu
RCysats Zeit in Lauch dasVb noch mit .sehr-' gesprochen wurde.
ver- 1: (eine Sehne) verstrecken, -renken BBr. Der
Nervv. BBr. — für-: (Einem Etw.)',vorstrecken, borgen
W. Wir hei"-mu d's Es'iga alls miessu" f-u", ,wir
mussten ihm die Lebensmittel alle vor der Zahlung
1603
Schrack, schreck, schrick, schrock, schrack
1604
- füre" fürhn-: (ein Glied) vorstrecken. Un-
eig., Etw. zum Vorscliein kommen lassen : Der Tüfel
het dri Schufli, d. i. drei .Listen' (Künste); er schreckt
bal'' \'ni, bal'' die ann''eri fürha. Barnd. 1911 (liG.). —
urae° umha"-: umherzerren. Einander u., von Kindern
WL5. — zue-: Einen (zB. zu einem Essen) zuziehen
WLö. — zer-: tr., zerreissen, zB. einen Faden, eine
Schnur, ein Tuch, eine Schürze W, so Lö., Mü., V.
I! wi' du mir jetzen di Schnuer zerschreckt hest!
LöTscBEN 1917. Uneig. ; s. Sp. 1602o.
Schrecki f.: Strecke FJ.
Lattu°-schrecki n., PI. -im: Spitzname der
Mörjer [Bewohner von WMörel], weil sie ein Stück
Holz durch Ziehen länger machen wollten W.
Schreck II (Uml. -e). Nur Jl&- m.: (abschreckende)
Person, die man nicht leiden mag BsStdt. — Zu ab-
schrecken.
schrecke" II (in W tw. -u"), Ptc. g'schreckt: tr.
1. scheuchen, jagen. De" Ghlaiis sehr, (so GMarb.f); s.
Bd III 688M. und vgl. stäuben. (Die Pferde) antreiben.
oO. (FStaub). Schmeißen, werfen WBinn; vgl. an-schr.
Einen ins WasserscÄr., in den Brunnentrog tauchen PPo.
— 2. wie nhd. schrecken BMeir.; Ndw. Wen"-er eppes
Bis weid tön, deichid dran, wew-ech der Tod schreckt
BMeir. TFo-n-i'* bi" i" d'Chammer cho" und ha" welle"
bette", stöt das Buggelimannli dö, hät-mi''' welle" sehr.
KL. (Z). ,Sich, der fromm Petrus schreckt die ganzen
gemeind der Christen, das sy sich nit mit gsatzten der
werken söUind beladen.' Zwingli; vgl. Apostelg. XV 10.
,Sich, hie (XIatth. VI 7) zum ersten schreckt er uns von
vile der Worten undheisstuns ... umerdar betten.' ebd.
,Die von Schweiz und Glarus... schrackten die von
Walhenstatt mit Anzündung zweier Scheüwren, dass
sie sich ergaben.' Gcler 1616. ,Das die Bauren der
ganzen Grafschaft Lenzburg sich sehr, fassen.' 1653.
G Schreiben. ,Der Teufel mag wüten, herumlauffen,
schreken und polderen, wie er wil.' JMet. 1700. .Wel-
cher Hörneren die Urner sich Lärmen zu blasen...
den Feind zu schröcken sich [!] bedienen.' Pfaffexkr.
1712. .Mit einer Stimme, die mich schröcket.' JJBodmer
1732. .Liederliche Eltern, die ihre Kinder auf erfolgte
Mahnung nicht in die Schule schicken wollen, die
sollen dann schonungslos vor einen hochweisen Kirchen-
rat gefordert, daselbst geschreckt, eorrigiert und zu
ihrer Pflicht angehalten werden.' 1760, JHefti 1914.
S. noch Sp. 214o.; Für-Schreck. Spez. mit der Folter
,schr.' .[Der Angeklagte ist] durch den Meister ge-
bunden und mit dem 3. Stein geschrecket worden.'
1686, Z. .Hierauf ist sie auf die Folterbank gesetzet
und mit der Tortur geschreckt worden.' 1701. ebd.
S. auch Bd VII 1628 u. (1730, Z). — Ahd. screcchen,
instigare, exhortÄri, prsecipitare (auch bei Xotker), nihd.
nchrecken, (aufjspringen machen, erschrecken; vgl. Gr. WB.
IX 1668/T2; Fischer V 1135. Die Schreibung .schröcken'
ist bei uns, wenigstens in nicht entrnndeudein Gebiet, sicher
Import; vgl. auch Schrecken. Das W. ist in der Ma. meist
nur noch in der Zss. lebendig und auch da tw. durch andere
Ausdrücke ersetzt. FX. .Schreckenfuchs, ausgestorbenes Ge-
schlecht in Basel.' Leu, Lex.
a b - 11 : 1. a) wie nhd. wohl zieral. allg. Das hät-mi'''
abg'schreckt (devo"). Sich nüd a. lä" (vo" Öppis). ,A.,
mit schrecken abwenden, ein forcht und schrecken
machen, absterrere, dcterrere, protelare; ein Zügen a.,
blug und forchtsam oder verzagt machen, refrigerare
testem; vom galt nemmen a., a pecuniis capiendis
homines absterrere.' Fris.; Mal. ,[Es] sige einem inn
einer zerwürffnus gegen synem Widersacher vil nötzer
und mer erscliiesslicher, inn gegen im abzuoschrecken,
wann einer Götz fünff wunden schwere, dann so einer
ein vatterunser bettete, damit inn zuo stillen.' 1564,
Z RB. ,[Knaben, die] mit Spilen, Klugkeren ... und
anderen Unzuchten und Bosheiten furgahnd, die auch
durch die Stattknecht nit mögen abgeschreckt noch
gedembt werden.' 1026, Z. ,[Ein Betrunkener habe]
angefangen wüst tun, das Syttenwehr inn der Scheid
uf den Boden und umb die Porter geschlagen, sich
nit wellen a. lassen.' 1662, ebd. ,Als ich sähe, das er
[ein frz. Unterhändler] vermaindt mich mit seiner nn-
gründten Red abzuschr., war es notwendig, ihme solche
mit Wahrhait zu widerlegen.' Hochreutiner 1663/4.
S. noch Bd VIII 687 o. — b) durch Schreckmittel ab-
zwingen; Syn. ab-schüchen 3 (Bd VIII 139). .Alls er
vermerkt, das ers iro mit rüche nit a. mögen, [habe er]
sy güetlich angerett und begert. im söllichs zuo be-
kännen.' 1544, Z Ehegericht. ,Die Wahrheit solle ihme
abgeschröckt werden.' L Schuldrama 1692. — 2. a) eine
aufkochende Flüssigkeit, Speise durch Zuguss von
kaltem Wasser (plötzlich) dämpfen AaF., Fri.; Ap; G;
ScH; Z (Dan.), zB. Kaffee, damit der Satz sich nieder-
schlage Ap; G; ZStdt (FStaub), Mehlspeisen (wie
Nudeln. Chnöpfli), damit sie ,klar' werden Sch; heisses
Wasser mit kaltem abkühlen Bs; Sch, so St. (Snlger);
Tu und weiterhin. Vgl. afc-ZöscAew (Bd III 1461). 's Za/i
ob de" Glüete" a., nachdem man den in der Pfanne ge-
kochten K. in der Kanne auf den glühenden Herd-
kohlen zum zweiten Mal hat aufkochen lassen AaF.
Muesch-es [zB. Badewasser] e"ehli" a., verbrüeist-di''' jo
stis Tu. Blutwürste muss man dreimal a., dh. dreimal
sieden lassen und jedes Mal kaltes Wasser zuschütten
iVAFri. Ein glühendes Eisen, zB. ein Hufeisen in kaltem
Wasser a. AaF.; W. — b) (eis)kaltes Wasser etwas er-
wärmen Bs (Seiler); GW. (zB. durch glühende Kohlen);
Z Febr.; Syn. 6recÄen(BdV319M.);ü6e)-scÄ?aAeH(Sp.353).
— ,ab-ge-sch reckt: erstunet, deterritus.' Fris.; Mal.
Ungenau von Etwas, von dem man abgeschreckt worden
ist: ,.Also ist durch dis heilige püntnüss [mit dem Papst
1514] abermals vergessen worden des ufrüerischen
hageis a-er und verschworner pünden und pensionen.'
AxsH. — Vgl. Gr. WB. I 109; Schm.» II 596/7; Martin-
Lienh. II 516/T; Fischer I 65, aberall auch in Bed. 2.
abe" apjje"- II: schreckend hinabtreiben NDw(Mat-
thys). — üf-: kochende Speisen rütteln Tu (Pup.); vgl.
ver-schr. 2. — an-: „anschmeissen, -werfen W"uG. und
It Tscheinen. Einem Wasser a., anspritzen WuG.
er-, in PAl. -strecke": 1. wie nhd. Bs; B; Gr; LE.;
PAL; GO.; W; Z und weiterhin; tw. seltener als die
Sj\m. er-chlüpfen (Bd III 683). -blüggeti (Bd V 42). 'shet-
mi''' erschreckt B (Zyro). / tvie hest-mi''' oi''' erschreckt!
W. Chind söll-tne" nit e. GFs. Aufschrecken: .Aber
der herr erschrackt den Sissera sampt allen seinen
wägnen und beer, und erschreckt sy vor der scherpfe
des schwärdts vor Barak her.' 1525/30, Richt.; ä^^iny».
LXX. ,E., eim einen schräcken angwünnen, ein forcht
machen, terrere, terrefacere [etc.]; die vögel mit dem
gerüsch e., aves terrere sonitu; einen e.. ein schräcken
machen, das er erstunet und nichts mer kan reden,
übstupefacere; erschreckt werden, pavefieri; oft er-
schräcken [!]. vast vorchtsam machen, territare.' Fri«.;
Mal. ,Dryg von Ütiken, die vol Wyns gwessen ...
haben das Fülli uff der Bruggen mit einem Hut und
1605
Sclirack, schreck, schrick, schrock, schruck
1606
Buten gwyget und erschreckt, das es nidergfallen.'
1605, Z. ,üie Scliweizer Chroniken [machen] von dem
Urner Stier und wie solcher in den alten Schlachten
die Feinde mit seinem Gehrüll erschröcket, vil Wesens.'
Pfaffenkk. 1712. S. noch Bd VIII 27 u. 118o. (,er-
schröckt'). — 2. a) = abschrecken 3 a und b, etwas Auf-
kochendes, zB. Ghnöpfli, Braten, Würste, KafFee, Milch
durch Zuguss von kaltem Wasser dämpfen Gl; Sch;
Z, „in der Kochkunst, einige Tropfen kalter Flüssig-
keit in eine aufkochende Flüssigkeit giessen oder um-
gekehrt, wie auch ein kaltes Zimmer ein wenig wärmen,
allg.', Wasser temperieren Ap; Gü., heisses Wasser
(zB. Badewasser), Wein ein wenig abkühlen oder kaltes
(zB. in Tränketrögen durch siedendes Wasser oder
durch glühende Steine) ein wenig erwärmen AASuhrent.
und It H.; GFs; ZO. und weiterhin. ,Wan sie [die
Würste] um das Ort anfangen sieden, so erschrecke
sie.' Z Kochb. XVIII. /XIX. ,Wenn die Knöpfli sieden
und aufgehen, so ersehreckt sie mit kaltem Wasser.'
ZZoll. Kochb. 1820. Ein glühendes Eisen, heisses Plätt-
eisen mit (in) kaltem Wasser abkühlen B (Zyro) und
sonst. — b) Bewegungen, (organische) Vorgänge oder
Funktionen stocken, erstarren machen, stören, a) von
(Halb-)Flüssigeni. Kochende Milch: W^'-mer Milech
über hat und si icill cho", so darf-mer Nüd dra" mache"
und si nüd a"rude", sust wird-si erschreckt Zu. D'Hebi,
Heblete' e.\ s. Bd II 943o. Fliessendes Blut: Me" miies'
bim Nase"blüete" 's Bittet e., indem man kaltes Wasser
aufs Genick träufelt ZO.; so auch Sch und weiterhin.
Den Saft (der Bäume). .Zweigt man [im Frühjahr], wird
er [der Saft] erschreckt, der Saft wird bestellt . . .
Die im Herbst auffgesetzte [Schosse] aber machen keine
Änderung am Stock, erschrecken und bestellen keinen
Saft.' EKöMG 170Ö. — ß) ,Die Zäseren sowohl der
Speisröhren als des Magens und Gedärme werden bei
Ankunft des Wassers [das man trinkt] auf eine höf-
liche Weise erschrecket oder zusammengezogen.'
JJScHEücBzEK 1708. — y) einen Krystall undurchsichtig
machen, indem man ihn unvorsichtigerweise an seiner
Drüse losbricht liRad. (AvRütte). ,Du hast den Krystall
erschreckt.' — S) ,Wan Jemmand bei sich spürt, er
bekome das Zipperlein, der fass einen Ameisenhautfen
ein in [1. in ein] Secklein, koch ihn und schlage ihn
ganz heiss über, so erschreckest Podagra.' M. XIX.,
GMs (AfV.). — s.) von Pflanzungen, bes. Weinreben,
Obstbäumen, die durch Frost, Hagel geschädigt werden
GRSch. und It Tsch.; Z. Die kalte Nacht hat das
WinCdjU erschreckt. FStaub (wohl Z). .Sollten auch
einige der zu oberst gelegenen [ausgegrabenen Kar-
toffeln] von einem starken Herbstfrost Schaden gelitten
haben oder, wie man es heisst, erschreckt worden sein,
so muss man auch diese gleich beim Einsammeln von
den übrigen absondern.' Gr Sammler 1779. ,Da das
junge Holz der Heben im vorhergegangenen Jahr durch
den Winterfrost getötet worden, [hat] Vieles nur aus
idemalten Holz müssen nachgezogen werden, welches,
;da es sehr massig und voll Mark gewesen, im Winter
.darauf durch die [!] Frost erschreckt worden.' Gk
Landw. Ges. 1780/2. — Q die Füsse. Zehen e., leicht
erfrieren GsHe., Nuf.; Syn. er-blüggen (Bd V 42).
il'* hän d'Füess erschreckt. — ■»)) „verstauchen,
|zB. den Fuss Ap." — 3. intr.; s. erschrecken. — er-
schreckt: 1. zu Bed. 1. ,Mit irsrachten orin sun wir
horin, wie uns raane alteglich rueffindo du gotliche
stimme.' UwE. Benedictinerr. XIII.; lat. attonitis auri-
bus. ,So solt nüt dazestunt irsracte vlien ab dem wege
dis heils.' ebd.; lat. non illico pavore perterritus re-
fugias. — 2. zu Bed. 2. 'sWaxserist e., lau (warm), hand-
warm ZBaunia. D' tierdöp fei sind e., durch Kälte süss-
lich geworden GFs. Der Zebe" ist e' Bitz e-e', ein wenig
erfroren GnNuf. — Ahd. «-«ireccÄcn, excutere (Notker), mhd.
mdirecktn \a Bod. 1; vgl. Gr.WB. III 971/2; Fischer II 841.
Weitere Schreibungen mit ,-ö-' (s. die Aiim. Sp. 1603): ,er-
schröckt.- 1660, B; .erschrocken.' JJBodnier 1728; ,un-
erschröckt.' ebd. 1732. Zu Bed. 2 vgl. auch Gr.WB. IX 1671
(,schrecken' 3a und b). — Er-sch rec k u ng: Gebrech-
lichkeit, Schwäche. ,Und ist der geist also stark, daz
er den lip treit rehte alse ir selieiit, daz der gesunde
mensche den siechen treit: also treit der geist von got-
licher kraft des libis irscrekunge.' XII., Wack. 1876.
ab-er-: = afc-sc/ir. i6. .Bapst: Wir wend [in Sachen
der Messe] dapfer, redlich, handfest und drützlich lüt
[als Richter] anrüefen. die es den klegern ab-
erschreckend mit tröwworten und streichen.' NMan.
.[Beschluss, dass die Toggenburgcr] Hans Groben
straffindt umb den gewalt und muotwillen. das er dem
waibel die gefangnen aberschreckt.' 1541. Absch.
ver- II : 1. a) vertreiben, -scheuchen; in dem Sprw.:
Wer singe" cha"" und lache", verschreckt si" Unglück. Scl-
GER. S. auch er-recken (Bd VI 810). — b) = erschrecken 1
Aa; Ap;Bs;BS.;L;G. soA., 0.,Rh.;ScH;TB;Z. (Aber
wie) hast dü-mi''' (auch mi''' du) verschreckt ! oder Du
häst-mi''' iez aber au''' verschreckt! zu einem ganz
unerwartet Hervor-, Eintretenden; schonender: Du
häst-mi"'' fast verschreckt. Eier oder Anke"! oder i'*
verschreck-ech eieri Hiener, dasssi sibe" Jör nit me'
legge", Heischespruch BsReinach. Vilicht heter-mi'''
[mein Sohn mit einer unangenehmen Nachricht] nume'
irelle" v., de"" tüsigc Dminer. PHaller 1916. Unpers.:
Jüngst vergangen, erst verwiche" . . . häd's-mi''' räss ver-
schreckt, mit Bez. auf einen nächtlichen Besuch des
Liebsten. CHREssL.1858^sLtsi«iScfirecte''/, [Die Berner]
hend Mängem sis Kuhli gstohle, hend Wib und Kind
verschreckt.' ViLM.Lied 1656 (Arg.V213). — 2. a) = er-
schrecken 2a. Wasser temperieren, entw. heisses durch
kaltes LE.; Sch, so R., oder kaltes durch warmes Aa
It H. Cs Wasser e"chli" v.); ApK., M. It T. (.etwas
wärmen, zB. Wasser'); GSev. ,Speisen, die im höchsten
Sieden begriffen sind, mit Wasser plötzlich abkühlen'
ScH. Gang, tue d'Cnöpßi v.! giesse kaltes Wasser über
die siedenden Mehlknödel SchR. Siedende Speisen um-
rühren, damit sie nicht anbrennen Th (Pup.); vgl. üf-
schr. — b) = erschrecken 3 b^ „Ap''K., M. — Mhd. twr-
schreckeir.xgi. Gr.WB. -Xlll, 1152/3.— ver-schrecke"-
lig: leicht zu erschrecken GA.
fort-: fortwerfen W. — nach-: von hinten
treiben, scheuchen. Nur im Nom. ag. Näch-
schrecker m. ,Es sollend von jetwederem Schniz
fier Mann verordnet werden zu Nachschrekhern.
deren Ampt ist, dass sy sich ein guoten Steinwnrff
weit ob dem Garn hinuif mit Krisshütten oder andern
Mitlen wol verbergen, damit sy vom Gwilt nit ge-
sechen werden, bis dasselbig für sy herab ist; alsdann
soll jeder mit zwei oder dry Wurffkneblen herfür-
springen, zum Gwilt werften und dasselbig also fürder-
lich in das Garn triben ... Zu solchen Nachschrekhern
sollend die Eltisten und am Leib die ünvermöglichsten
verordnet werden ... Es solle Keiner, der rote Kleider
hat, weder zum Garn noch Nachschrekhern, sondren
uf das Wenigst zechen Mann weit vom Garn an die
1607
Schrack, schreck, schrick, schrock, schruck
1608
Huoten gestelt werden,' GrD. LB. S. noch Sp. 1097 M.
e". weg-: wegsclieuchen, -schrecken Ndw (Mattliys).
Me" tued d' Vegel e.
g»-sch r ecki g: 1, leicht zu schrecken Ndw
(Matthys). — 2. gerne schreckend, ebd. — Auch bei
Schill. »II 596; Schöpf 617.
Schreck B (Zyro); S (E Fischer 1922), Schrecke"
A4F.uiidltH.;Ap;Bs;B,soGr.;LE.;GSaL.;Scii;TH;Z,
Schre'cke" (iR.Schs; Nnw; W (tw.-j«", in Lö. Schreckn),
Schrick I ÜRPr., so KL, Schs, Schricke" GrD., Nuf.
und It Kuoni (Tsch.), Schrecke", -w W, so Lö. — m.:
1. a) Sprung, Lauf. ,Also kamen die unsern glich im
schrick sy an und naraen inen die zog, nemlich 24 ros
und das gescliirr.' 1448, B AM. — b) ,Der Name
Schreckhorn oder Schrickshorn, wie es früher hiess
[s. die Anra.]. scheint von dem Worte Schrick, das in
der Bergsprache Spalte bedeutet, herzurühren.' GStuder
1850; dazu die Anm.: .Schrick, Schrund, Schratten,
Schranne, Spalte sind gleichbedeutend ... Das Glas
hat einen Sclirick' (örtlich nicht näher bestimmbar,
wohl BO., doch für BGr., Ha. heute abgelehnt). —
2. wie nhd. Schrecken, wohl allg. Dc Schr-en ist-mer i"
d'Bei" g'fare' Bs; Sch; Tu; Z und weiterhin. Daß)
ist-mer en Sclir-e" g'sl". ebd. Er ist va" Schricks wege"
fast umg'hid GrKI. S. noch ab-sügen (Bd VII 516);
ab-, ver-schrecken (Sp. 1603. 1606). ,Der schräcken,
klupf, forcht, die einen im gemüet ganz verwirrt und
unrichtig macht, pavor, terror, terriculamentum, terri-
culum; schräcken, in dem einer nit weisst, wo auss
oder was er tuot, confusior pavor; gäher schräcken,
consternatio; das schräckli, kleine forcht, nieticulus.'
Fris.; Mal. ,Sige in selbiger Stundt ihmme [infolge
von Behexung] ein frostellächter Schricken in den Leib
geschlagen und darauf erkranket und davon larabliben.'
1693, ScHMiD u. Sprecher 1919. ,Der sog. .Tuttwiler
Krieg' oder vielmehr .Tuttwiler Schrecken' ... Gerüchte
meldeten nämlich, dass die Toggenburger Nachbarn
sowie Leute aus dem Fischinger Amte die Freunde
der helvetischen Verfassung überfallen und sie strafen
wollen. Man rüstete sich daher rechtzeitig in Tuttwil . . .
Der Schrecken legte sich bald, als man ... entdeckte,
dass die vermeinte... feindliche Schar nur ein Zaun
sei.' GSuLZBERGER, Geschichtc des Thurgaus von 1798
bis 1830 (Anhang zu Pup. 1830, 2. Aufl. 1889). £" Sehr.
»"m" [.einnehmen'] GFs. Efn) Sehr. ha". Mir händ hüt
tn Schr-e" gha"! Einleitung eines Berichtes über ein
schreckhaftes Erlebniss Th; Z. 2'* hau e" grüse"lige"
Schreck(e"J g'ha" B (Zyro), .Wir baten manger vorhte
schricke.' WvRheinac. ,Ein schräcken gäben oder er-
schräcken, terrori esse; ein nenwen schräcken bringen,
att'erre terrorem; eim ein schräcken angwünnen, einen
erschräcken, injicere terrorem, terrorem offerre.' Fris.;
Mal. .Darob er im [refi.] ein Schr-en gnon.' HHGrob
1603. ,Es wurde ime vilicht auch ein Schr-en machen,
wann man die Brief... inn Schirmkasten gelegt bete.'
1605, Z. ,1694 ist . . . ein Gmeind gehalten umb Fräch-
heit der vil geübten Diebstählen, wie selbigen umb
etwas vorzukommnen oder ein Schr-en könte gemacht
werden.' ThHw. Arch. Schr-e" lütt"; s. Bd 111 1507u.
und vgl. Scliöpf 647. Mit Präp. Mai", mir sind in en
Schr-e" chu"! SchR. D's Büebli ist ... im graste" Schrick
a's %cie der Blitz dem Maitli under d'Juppen i". MKioni
1886;7. Das [Übel] hed-er vo"-me" Schricke" g'chriegt
GfiNuf. In dem hellischu" Schrocku" han-i'^'' libermitid
nime g'wisst, toas i''' machu" tüo" W. Duo han-i''' va"
Schrocku" mt''* nimmc chennu" mottu". ebd. 's tued uf
einmal e" Chrach, und d'Chiste" kit in de" Rin ab; us
Schrick kit der Gappitschmer aw'' in. GFient 1898.
,Ein groziuvorhtsich under in allen huop von schricken.'
Reinfr. ,Ir band es [näml. Sturm geläutet] us aim
schr-en geton.' WFlüri 1524/38. ,Äm 8. Tag Sept.
[1601] han ich den nächsten mit grossem Schricken
den grusamen Erdbidem, syn Tosen angehört.' Ard.
1572/1614. S. noch Sp. 1359 u. (oder subst. Inf.?). .Zuo
einem sehr.', zur Abschreckung. .Uffgelegtebuosswerk...
nemend die sünd nit hin, werdent utfgelegt andren zuo
eim schr-en.' Zwingli. .Man [habe] das verwyssen irer
[der Reisläufer] wib und klnden allein zuo einem
schräcken in das mandat gestelt.' 1573. Z KM. ,lst ime
zum schräcken und byspil synes glychen gsellen zn
straaff und buoss utFerlegt.' 1594, Z RB. Neben Synn.
,Dass das land in einn schräcken und empörung kam.'
1530, LSam.; ^iairj^av. LXX; .getümel.' Luther. ,[Wir
haben euern Unfall] mitschwärera schr-en und grossen
herzleid vernommen.' 1531, B Ref. .Dem [angefallenen
und verwundeten] wyberlin für sin erlitten schrägken
und schmärzen 50 pfd.' 1536, Z RB. ,Wär der [Schlan-
gen-]Stein am Hals trage ... band all sin Fyend ein
grossen Schr-en und Vorcht darob.' BCys. .Lasset uns
allem sündlicben Schr-en und Furcht vorbauen.' JMkt.
1700. .Das kan Manchen geben einen heiligen Schr-en
und Sporren.' JJULR.1731.S.nochBdVIlI122rSc;mcA7;.
136o. (zweimal). 140 M. Scherzh.-ironisch. Istde''Schr.
verbi? mit Bez. auf einen Handel, ein Geschäft nicht nur
unangenehmer. sondern auch ganz harmloser Art Aa(H.);
Th; Z. 's ist scho" leider en Schr-en übere", nach einer
Mahlzeit AaF. DafsJ ist guet über de" Sehr-en abc!
oder: !"'• mue" (Du muest) As [Eins. d. i. ein Glas Wein
oä.] ha", ne" über de" Schr-en abe", zB. nach Erledigung
einer Arbeit, eines Geschäftes Tu; Z.
Mhd. schrecke m., Schrecken; ahd. acrig, ascensas (Notker),
cursus {acriche. cursu), mhd. schrie, -cices Di., Sprung, Kiss,
Schrecken, zu schrecken bzw. schricken (s.d.); vgl. Gr.WB. IX
1659 (f.; Martin-Lieuh. II 516; Fischer V 1134. 1145/6.
Schre'cke" lehnt sich im Vokal an das intr. (er-, mr-)schre'cken
(s. er-, ver-schrecken) an; -vgl. schrecklar, -ha/t. Für BO. wird
das Wort tw. als selten und juug bezeichnet (dafür Chlup/
Bd VIII 686/7); vgl. die Anm. zu er-schricken. lu Quelleo
des XVII./XVIII. erscheint die fremde Schreibung mit ,-ö-'
(vgl. die Anm. zu schrecken II), so öfter (ueben ,-e-') bei
JJBodmer 1732. Schnck(e") könnte auch jüngere Rückbildung
von dem auf dem selben Gebiet verbreiteten er-schricken (s.
unter er-srhrtcken) sein. Zu Schrocke" (mit dem Vokal des Ptc.
Pi-iBt.) vgl. Gr.WB. IX 1760/ 1. Als Ortsn. (zu Bed. 1): .Schrick',
hohe Saudsteinstufe bei FStAut. (,im Sehr.', zwei Hinser,
,ufrm Sehr.' 1555; dazu ,Sehr.-Acker, -Holz', .Schricksrot');
SGrindel, Thierst. [Schrigg, Name eines Ackers), ,Schrlck-
Boden' WBarisal (auch bei Leu, Lex. , Schrickboden, ein Berg
und fruchtbare Alp in dem Gantertal uud Zelinden Brüg'). Das
Schreckhoren BGr. (auderwärts .Schrcrkhjrn gesprochen, bei
Leu, Lex. ,Schreckhoru') heisst bei HRRebm. 1620 .Schricks-
horn': s. uusre Bed. Ib und vgl. zur Bed. auch Schni.' II
595/6 (.V.Arncfcn, hervorragender Fels). , Schrecken-Moos,
-Wiesli'ThTäg.; zum Folg.? Als FN. .Ruod. Schreko' [in Alt-
lapperswil].' 1331, SchwE. Urb. ,Den Schrecken.' 1461, Z
RB. .Marti Schrek.' 1534, LWill.
Er- m. s. Erschrecken n. (Sp. 161 lo.). — Für-:
Feuerschreck. ,Wie bald könten wir auff das himtne-
lische Feurzeichen auch mit Feursnot heimgesucht
werden? Wie wir dann in der ersten Wochen under-
schiedenliche Feurschrecken einnemen müssen, es
seien ietz wahre Feursnoten oder aber nur schreckende
Gasseugschrei gewesen.' JMüller 1665.
1609
Schlack, schreck, schrick, schrock, schruck
1610
Heu"-: 1. Tierbezeichnung, Heuschrecke. ,Wer
nicht gabelt, wenn der Heusclireck zabelt, der nehm
im Winter ein Seil und frag, wo Heiw sei feil.' Lötsoben
1917; Weiteres unter gablen 3 (Bd II 60). ,Der höuw-
schräck, locusta; kleiner h., attelabus; höuwschräcken,
so im haber wonend, avenaria cicada.' Fris. (.cicada,
ein muhenheimen oder ein höuwschräcken.' 15-11);
Mal. ,Innert dieser Zeit [vom 15. — '20. Okt.] hat man
im Traubenberg ... funden einige von denen wandeln-
den Heuschrecken, welche in Ungarn [usw.] ver-
wichenen Sommer so grossen Schaden getan.' 1749,
, aZoll. 1899. S. noch Hildebrand (Bd V 679). —
2. Schrecken wegen Heunot; nur in best. Verbindungen
(immer mit scherzhafter Anspielung auf Bed. 1). He'
ha", übercho" BsL.; S (ültner Nachr. 1917); Z. Wer
j an der Liechtmess nümme'' d'Hälfti Fuetter het, chunnt
' a-ewM6erBsL. if-en ((/" der Bäm BE. (Biirnd. 1904). —
Bed. 1 = ahd. hewiscreccu m., nihd. höuechji/rl.e m., Nomen ag.
zu ahd. «crtccJön, (auf-)springen, hüpfen; vgl. Gr. WB. IV 2,
: 1293; Martin-Lienh. II 516; Fischer III 1561. Das W. ist
bei uns nicht volkst, dafür Grm-, Heu-Gumper (Bd II 314) und
I diedortangeführtenSynn.,wozunochi/e!M(j-(i»;)/Cer;(BdII392),
I -Stoffel, -Slivße! ua. Bed. 2 zu Schrecken) ; auch hei Fischer aaO.
1 Pure"- , Bauernschreck': Bezeichnung der Maul-
I und Klauenseuche; s.N.ApKal. 192'2, 8b. — Auchosterr.
(von andern Dingen).
schreckbar, in Ndw It Matthys -e'-: schrecken-
erregend GRMai.; Ndw; U. , Inskünftig [soll] ein Fallt
in die Gfangenschaft gelegt und nach Gestaltsame
der Sach Anderen zu einem schreckbaren [ab-
schreckenden] Exempel abgestraft werden.' 1755, Ap
LB. ,Die schröckbare Schlachtschwerdter unserer
glorreichen Helden', beim Musterungsaufzug getragen.
1766, UwSa. ,Die ungeheure Menge von schr-eu Zu-
bereitungen Gottes für die Zukunft.' 1791, B. Adv.
Sehr, lang U. — Vgl. Gr. WB. IX 1666.
schrecken, schricken: intr., (auf-)springen, er-
schrecken. Nur Schricken n., eig. von heftiger Be-
wegung des Herzens (bei Erregung, Schreck usw.):
.Siufzeberndez sehr, wuohs in [den Liebenden beim
Gedanken ans Scheiden] in ir herzen.'. Reinfr. — Ahd.
»crtcchOn, svriLchen, mhd. schrgflen (sw. und st.), schricken; vgl.
Gr.WB. IX 1667/8. Über .Schrückeu' u. (nebeu ,-e-') bei
JJBodmer 173'3 s.ebd. 1659 u. — Die weitgehende tatsächliche
Vermischung vou iutr. schrecken und tr. (sekundär auch iutr.)
»c4re'ctoi, wie die graphische Beschaffenheit der Quellen, auch
mancher Angaben aus der lebenden Spr. machen es vielfach
unmöglich, über die Zugehörigkeit der folg. Bildungen zum
iBinen oder andern Stamm zu entscheiden.
ab-. Nur Ab-schrecken n. (ra.?): = Ab-scMlehen
'(Bd Vm 139/40). ,Damit es by mengkliohem, alt und
jung, ein a. gewünne', Formel zur Begründung von
iBluturteilen. XVL, ZWth. (Geilfus). — Ein iutr. «i-
\Khrecken ist sonst unbezeugt; doch wäre auch Beziehung auf
\ii. (Ot-achrecken J (Sp. 1603/4) möglich. Viell. ist aber eher an
leine Mischuug vou Al-schücken nud Üdtrecken zu denken; vgl.
(lie Anm. Bd VIII 141 u. Der Beleg lässt sich leider nicht nach-
Iprüfen. — ab-schreck(e'')li'='' -schröckeHi''', -lifgj
,&pH., K. f-ö^-), M. C-ö'-), -schröckli'i' ZU., -schrocke"-
l'i'* ApI. (Merz 1836): Adv., schrecklich; meist nur
jiteigernd. 's ist dbschrö'cke''li''' schüli'''! ApM. Bh
'(irächtesch-mer gär ati''' abschrockeHi''< vil. JMerz 1836.
j- Zum 2. Glied vgl. cr-schreckenlich, -schrockcnlich, schreckn-
lici mit Anm. Die Bildung liessc sich an tr. nb-srhe'cken an-
l'Uüpfen, doch kommt auch hier eine Mischung von uh-schüch-
iick (Bd VIII 140/1) mit schreckenlich in Frage.
er-schrijcke» AABr. und It H.; GSaL.; W; Z (?),
-schrecke" III (Qual, des Ural. -c) AABr.; Bs; BoAa.,
Stdt udE. und It Zyro; Gl; GaHe.; Ndw (Matthys);
W; ZEicht.. -schricke" GrA., D., He., L., Pr., Rh.,
S., Tschapp., Tschiertschen, Valz., Ind. Prses. Sg.
-schricke", -schrickst, -schrickt .AABr., Käst., Suhrent.
und It H.; Bs (älter); BoAa., Stdt udE.; Gl; GrA.,
He. (1. auch -e'-), Pr., Valz.; Ndw It Matthys (seltener);
Z, -achre'cke" usw. Bs; BStdt udE.; Ndw It Matthys;
W, so Lö.; ZRicht., PI. -schrecke" AABr. und It H.;
GSaL. (-en(d)J, -schre'eke" AABr.; BoAa., Stdt udE.;
GRHe.; ZRicht., -schrickenfdj GkA., He., Pr., Valz.; G
SaL., Konj. Pries, mit dem Vokal des Inf.s, Imp. '2. Sg.
-schrick AABr. und It H.; Bs; BoAa.; Gl (in H. aucli -e'-);
GrA., D., He.. Valz.; Ndw It Matthys (häufiger -e'-);
ZRicht., 2. PI. -schricked GRPr. (GFient 1898), Kond.
-schrak BStdt udE.; Gl, -schriki GrA., He., Valz.,
-schruck Aa It H.; Gl; Ndw It Matthys f-ü--), -schreckti
AAKäst., -schre'ckti ZRicht., -schrickti BStdt udE.; Gb
He., Ptc.-«c/iJ"oci:e". aaOO., nur in Gi.K. -strogge": intr.
1. aufspringen, auf die Seite springen W. ,Der Holz-
hacker ist zu spät erschrocken und deshalb verun-
glückt.' — 2. a) wie nhd. erschrecken. aaOO. J'* bi"
ganz erschrocke". Grüsam, z'Töd erschricken GrKI.
Da ist aber d'Lisabet erschrogge" w'e-n-e" Kardinäri-
vogel, tvän"-evi e" Chats itf d's Chefi chunnt. CStreiff
190'2. S. noch Bd IV 1441 o. ,Als bald er in [der
Bischof den Besessenen] beswuor, do ward der tüfel
erschreken und vergach, dass er gelogen hett.' Stretl.
Chr. , Furchten, ergruwen, grusen, zittern, pidmen,
verzagen, herzschlagen, e.' AaB. Formelbuch 1508.
,Do erschrockent wir [Nonnen] aber ser übel.' WFlüri
15'24/38. ,Als der hund in der nacht bullen, [habe
sie] gwent, es were ein dieb und [sei] deshalb uss dem
schlaft' gejukt und erschrocken.' 1541/3, Z Ehegericht.
,Erschräcken, expavere, sich ab eim ding entsetzen.'
Fris.; Mal. .Daarumb ich desterwirs erschrick.' 1565,
Brief (JFabricius). .Dann mag auch ein Weib dorvon
[von dem Schlagwasser] brauchen, wann sy erschrickt,
auch in andren Zufällen.' Z Rezeptb. um 1700. ,Da
er ihn vermarkti, wer er wäri, da erschreck er.' JVetter
1747. S. noch Bd VllI 118M. Mit Angabe des An-
lasses. Im Gen. ,Des erschrecke er mechtig.' 1538/40,
Z Ehegericht. S. noch Bi-Sorg (Bd VII 1304). Mit ab.
I''' erschricken ab-em Aa (H.). i'* bi" schier ab dir
erschrocke" Bs. ,Alle, die das sachent, erschrakent
darab.' Stretl. Chr. ,[Es] möchte einer ab dir er-
schräcken, [es] raöchtdich einer [fü]rchten, [ab]omina-
bitur aliquis te conspecto.' Sprw. XVI. ,Da [sei] sy
ab inen erschrocken und uifgejuckt.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. ,Ab grausamen schreiben erschräcken, das
eim ein stich ins herz gadt, literis atrocissimis per-
cuti.' Fris.; Mal. Mit ,über'. .Wenn ich gedenk ...
so erschrick ich über all mein sorgveltigkeit und
schmerzen.' 1530, HiOB. Z'Töd e. ist aW'' g'storbe" G.
,Der knab, dem der wolf das or fressen hat, starb bald
darnach; meinten die lüt, er war ... zu tod erschrocken.'
1575, Z Neuj.N. 1906. Mit Inf.: ,Ach, wessen Kinder
seit ihr dann':* Ich erschricke es zu sagen.' JJUlr.
1718. Verneint. Erschrick nüd! d.\\g. a.MO. Ab Nüd
erschrickt Nieme"t, Sprw. GrPt. S. noch Sp. 1374M.
,Darumb arschrickent nit und nit vermainand, daz jr
verlassen sigint.' 1490, G. Mit Sachsubj.: .Erschrocken
ist mir s bluot und lyb [ob unserin Brandunglück].'
Meinrad 1576. Vgl. b und erschrecken 3b (Sp. 1605). —
1611
Schrack. schreck, schrick, schrock, schruck
1612
b) uneig. a) Df Sehne erschrickt nid grad ab der
Sunne", wird nicht sofort weich AASuhrent. — ß) von
der Milch, gerinnen wollen Z (FStaub). JSis stille''!
d'Milch chönnt e. — f) leicht vom Frost betroffen und
dadurch im Wachstum b'stellt [stillgestellt] werden
GRChur; Z ('? RSchoch). ■ — 8) von der Verstauchung
eines Gliedes; vgl. erschrecken II 2b (Sji. 1605). ,Ein
Tochter, welche ein Zeinen mit Äpfel auff ihrem Haupt
trüge ... tratte in ein Gruben und zertratte ihr Bein
entzwei ... [Der Vater] war rauh gegen ihr ... sprechende,
das Geäder were ihr nur erschrocken.' FWürz 1612. —
Ahd. iracricchen, nihd. emchricken, em-hreckcn (st. Vb), aiif-
spriugen, erschrecken; vgl. Gr. WB. III 970/1 ; Sclini.2 11 596.
597; Martiu-Lienh. II 517; Fischer II 840/1. Her intr. Ge-
brauch des Kaus. crachrecken (Sp. 1604) ist auch schon luhd.
Durchgehendes -i- im Pr^s. wird auf Ausgleichung nach den
Formen des Sg. Ind. beruhen, braucht also nicht auf die altd.
Bildungen mit -i- zurUckzugehn. Das W. ist bes. im Süden
nicht überall heimisch : in W gilt dafür vorwiegend, in BGr. ; U
ausschliesslich cr-c/i/iiy/en (Bd III 683). — Er-schr6cken
n. (auch m.): 1. zu erschrecken 2a. ,(Ein) e. haben,
empfangen.' ,0b ich nit ein e. hett davon, dass ich
min e breche, so wölt ich doch minen gemachel Kün-
golden in semlichen sachen nithetrüeben.' Stretl. Chr.
jDeshalb [über einen Vorfall] wir nit gevallen, sunder
e. haben.' 1489, Walüm. (B). ,Dann wir darab merk-
lichen e. und niissfallen entpfangen haben.' 1499,
Schreiben der Eidgenossen an F. ,Sind die .lenfischen
potten erschinen und sich ser und vast beklagt, dass
ir hern jung und alt ein grossen e. empfangen ab dem,
das sy gehört.' 1529, BRef. , Her, band kein erschräcken,
sunders sind on sorg!' Haimonsk. 1531. S. noch Besag
(Bd VII 378). — 2. zu erschrecken 2b i. ,E. üf allen
vieren', Starrkrampf. , Tetanus videtur hie affectus et
idem forte est, quem Germani vocant e. uff allen fieren,
hoc est noxam per omnia crura.' Gesn. 1551. ,So die
pfärdt das e. habend auff allen vieren, so sol man
knoblauch in essich stossen und die schinbein zwei
oder drei mal damit beryben.' Tierb. 1563. — Das
mäunl. Geschlecht (auch mhd.) nach Schrlck(cn) ni. Bed. 2 auch
bei Gr.WB. III 974 (.erschricken'). — er-schreckcli''' GrS.
(nach einer .\ng. älter), Val.; S, schröckeHi''' hzvi.-lig
Aa, so f., L.; BsL.; BoAa., Biel (schreggcli''' . Dial.),
E., S.; GRÜhw., D., He., Pr., S., sG. (Tsch.); Th (Feier-
abend 1860); Z, so 0. (Stutz) und It ACorr., schreck-
li(ch)GKy&\.,schröckU(ch)hz^.-ligkkQi:.,Y.;kv;'ßs{-e-;
auch bei Spreng); B (-IrchJ; ScHW; Obw; W (-e-J, so Mü.;
ZO., arschrecknnggli''' W (LMeyer): schrecklich;
meist in steigerndem S. Adj. Duoist doch es erschröcke'-
li'i's Wasser cho(ii,) GR(Tsch.). En erschröckclehe Um-
weg GfiPr. Es erschröcke'li'''s G'völch, in einer über-
füllten Herberge. GFient 1898. Es erschröcke"li'''s Tier
van Grössi. ebd. Eine erschröcklegi, aber wahre Be-
gebenheit. ApAnz. 1901. Diehänd g'tüilss en erschröcke"-
lichi Freud, wennsi mich wider e'''mäl g'sehnd. Schwzd.
(Z). S. noch Bdl 1258 0. .Welches [das Römerreich]
etwan in höchstem Ansehen und aller Welt erschröcklich
gewesen.' Gulkr 1016. ,3 erschrockenliche Erdbeben.'
Anhorn 1603/29. .Welches [die Schlacht bei Marignano]
ich zu einer Erinnerung, was Zwytracht für ein er-
schröckhenlichs Tier, von Wort zu Wort hargesetzt.'
1634, MWaser 1901. ,[1651] schlüge die grausame
erschrockenliche Stral vom Himmel in den Turn.'
TnFr. Ohr. ,Ein erschröckliches Waldwasser.' 1711,
DGemp. 1904. ,Er [Christus] sihet damit [bei den Worten
.unser Vater'] auf Gott, dass er uns denselbigen nicht
erschreckenlich mache, sondern lieblich fürbilde.'FWvss
1677. In .einer grausamen Angst und Not, dass sey[= sie]
ganz wunderlich und erschreckly anzuosechen.' 1702,
ScHMii) u. Sprecher 1919. .Ein erschröcklicher Donner-
schlag.' JRGrdsUr 1732. S. noch Bd I 995 (furchtsam);
VII 1320u.; Sp. 1614o. (erschrockenlich 3). Das wärjo
erschrückcli''' ! Stitz. Mei", es ist doch glich aw'' er-
schröcklig, was 's afe" für Möntsche" giH! FOsohw.
1895. ,Das nun üben erschröcklich ze hören, dass...
der endchrist gefürdert soll werden.' 1531, BRef. .Ist
hiemit die Ausgab grösser als die Einnamb ... Ist zwar
erschröcklich!' 1731, IHess 1914. Subst. i'sjcas Grüsijs,
Erschröcke"lis Gn3en. Sägcd Ir's nume", es wirdtcol
nüt Erschrückligs si"! HBlattner 1902. ,So öppis Er-
schröckeligs.' BiELER Tagbl. 1917. Adv. Demo''' wird-
er erschröckleg bös, Übers, von Luk. XV 28. DiAi. (Aa
Br.); erschröckcU''' chibig. ebd. (AaF.). 's ist-mer er-
schrOckli''' leid! AABr. i"* hd" erschreckli''' angst g'chä"
WMü. Asist arschreckunggli schwers, a. leids Wetter'W.
S. noch Bd VI 1274 M. ,Dass dem N. erschröcklich
angst seie, dann er wol merke, dass er in dem Kleb
seie.' 1642, Z. Bei Verben. Es göt erschreckcli''' zw,
lebhaft, zB. am Telephon GrS. Erg'hetsi''' erschröckli'\
macht ein grosses Wesen aus seinem Leiden Aa. I"*
ha"-mi'''ai-schreckunggli''' gfirchtotW . Eristerschröckv-
li''' erschrocken GRFid., Jen. Die Juinpfere" tied efso
erschreckli''' glde" Uw (Kiltspruch). Wo-n-i''' i" der
Chuchi so erschröcklig ha" mües'e" zahle". Füschw. 1900.
Es schneit doch erschröckli''' ! Kindergarten 1906. S.
noch brämslen (Bd V 615). ,Sein Schwert hat Gott
schon in der Handt, damit er euch erschrockenlich
wird straften unbarniherzigklich.' JMahl. 1620. .Das
erschröcklich schreyende Tier', ein Eber. 1675, AÜErrL.
1904. ,So scheinet es wieder die Natur zu lauften, dass
ein Mensch den anderen ... so erschröcklich miss-
handlen ... solle.' JRWalukirch 1710. ,Der Stier tet
erschröcklich brüllen.' Flcgschrift 1712. B'hiietis,
Herr Oberst! Rite^d nüd da füre": es gät da ussc
erschröcke'li''' zue ! riefen Bauern in der ersten Schlacht
bei Zürich dem General Hotze zu. 1799, Z. — Mhd.
• rachrecl-eUch (vou Lexer ohne Gewähr mit -t- angesetzt); vgl.
Gr. WB. III 972/3 (,erschreck(en)lich', auch ,-ö-'); Martio-
Lienh. II 517 (ersehreckUch); Fischer II 841 (erechre'cklich) ;
im Allg. zu tr. (intr.) er-schre'ckcn, wofür auch die in der
Schriftspr. des XVI./XVIII. häufigen Schreibungen mit ,-d-'
sprechen; zur Bildung vgl. Wilmauns II §§365f. Aus dem
schriftspr. ,erschröck(en)lich' sind unsre ö-Fornieu entlehnt
oder doch davon beeinflusst; dass auch das nia. -e- nicht
urspr. c, sondern aus ö entrundet ist, ergibt sich daraus, dass
es fast nur auf entrundendem Gebiet auftritt. Zu der Ver-
breitung des -0- mag auch das gleicbbed. er-schrocken(Hch) (s.d.)
beigetragen haben. Die WForni aiKchreckunggli''' entspricht
einer ä. Bildung auf -emliche (Weinh. 1863, 268; Volksb. S.
XCV), zu der wohl das danebenstehende gleichbed./i-rffunjjd"'*
-c mhd. 'vürhtenchche (vgl. rorhtenclich bei WvRhcinau nod
mhd. v'ürhlecUche neben rorhteehi-he) das Muster abgegeben hat;
zum Lautlichen wäre etwa auf BSG. II §§ 91. 99 zu verweisen.
An ä. Formen seien noch nachgetragen: , erschrockenlich.'
JMaliler 167 4;, erschröcklich' (neben seltenem) ,-e-').JJBodn)er
1732; später gew. .-e-!. Die ZBibelausgaben von 1525 und
I53I bieten wiederholt .erschrecklich', einmal (in Überein-
stimmung mit den Es Drucken vou APetri) .erschräcklich'
für Luthers .schrecklich' (HByland 1893. 61). — er-
sch rocke": 1. zu erschrecken 3. a) eig. a) zu er-
schrecken 2a, momentan erschrocken. Nume" md «..'
Aa (H.). Z'Töd e. ebd. Vom Tod e.; s. Bd V 924M.
.Denne sü [die Überfallenen Rheinfelder] ganz er-
schrocken, verzwift'elt worend.' 1449, Bs Chr. ,Des8
1613
Sclirack, schreck, schrick, scluock, schruck
1614
ich gar nüt ersclirocken bin gsin.' 1529, B Ref. ,E.,
externatus, exterritus, nieticulosus [vgl. ß], pavitaiis;
e. und schier von forcht halb tod, exauiniis; er ist e.,
terror cepit eura; im herzen e., territus aninii; übel
e. sein, daseim das herz zitteret, animo tremere.' Fris. ;
Mal. ,Schlandt lut mit den Händen zsaraen! er-
schrockner Has den" baldt ist gfangen.' Brdderkladsen-
SPiEL um lt)30; dafür: .Schrockner Has wirt sin in
Banden.' Zdrflie 1001; lepus exterritus in piagas viat.
— ß) als bleibende Eigenschaft, schreckhaft, furcht-
sam. En e-ene'' Mensch ist im Himmel nüd sicher. oO.
,Eine e-e Seele ist im H. nicht sicher.' oü. S. noch
Sp. 70iyi. Von mädchenhafter Scheu: ,Wan 5y [meine
Braut, zu der ich zum Essen eingeladen war] etwan
abtrat, so ruompt mir die alte frauw, wie sy so züchtig
und e., solte mich nit irren lassen, das sy so scham-
haftig und nit derglichen tet, sy wisse gwis das sy
mich von herzen lieb hett.' FPlatter 1012. —
b) uneig. a) zu erschrecken 2b9- Bagge" wie-n-en
erschrockni Milch, bleiche Wangen Z. — ■ ß) zu er-
schrecken Sbf, leicht gefroren, vom Erdboden Ap (T.),
leicht erfroren, von übst G, von Weinreben AABb., von
Kartoffeln GW., We., von den Füssen GWe. D'Her'-
öpfel sinn'' erschrogge" GW. ,Die Boden [sind] vom
Winterfrost erschrocken gsein.' Imthurn, Mem. —
2. schrecklich, Schrecken erregend. .Des e. todes der
pestilenz.' 1464, Gr. ,Raperschwil schloss und statt,
lustig von muren und gebüw, dem vind erschrocken
[1. ,-0-'].' TüRST 1496/7; lat. formidanda cunctis insidia-
toribus. ,üer Türk hab vil cristenlandes bis gen Gretz
[Graz] gewunnen ... das ist ein ieraerlich e. ding.'
DScHiLL. B. ,Hie sach er ein e. gstalt eins löwen.'
ZwiNOLi. ,Erhuob sich ain gros . . . wetter . . . mit aim
grosen, e-enen hagel.' 1524, Stockar. ,üo ward ein ganz
erschrokner zuolauf und ein grimmer, grusamer
Handel.' Ansh. , Lieben fründ, ich bring erschrockne
mär, es kompt weder spis noch trank me her, die türe
meret sich gar fast.' Salat 1537. .[N. äusserte] vil
erschrockner tröuwworten.' 1538/40, Z Ehegericht. —
In Bed. laß bei Gr. WB. III 971 aus Keisersb. — un-:
furchtlos, ohne Bedenken. !''• ha' für das Jör g'nuen
[Kartoffeln] i" Gheller 'dö", so dass-i'* u-en esse'
darf. Schild (S). — er-sc hrocke°li'='> Zf (Prof.
HSchweizer), -schrocklich Bs (Spreng), in der ä. Spr. ,er-
schrockenlich', nur selten ,-schrocklich': 1. erschrocken,
jfnrchtsam, = erschrecken iaß. ,[Wir haben] in selbs
ifttr uns beschickt, der dann for uns beiden, wie er
dem landfogt fürgeben, doch ettwas zaglich und er-
schrocklich, bekanntlich gwesen.' 1534, Z. ,E., forcht-
äamlich, pavide.' Fris.; Mal. Hieher oder zu 2 ,es
Iwirt einem e.': ,Wie sy söUichs [ein StElmsfeuer]
jesächen, kartend sy widerum heim, all mit einandern;
ian inen gar nüt heimlich, und wo iren nit so vil by
Jinandern gsyn, were es flicht iro zwöyen oder dryen
,i. und forchtsam gnuog worden.' 1538, AaL. — 2. = er-
ichrocken 2. ,E., das eim einen schräcken macht oder
ingwünt, terrificus, terribilis, dirus, horribilis, horri-
Jus.' Fris.; Mal. Von Personen. ,E., den man vast
ürcht, pavendus, formidolosus; e-er hott, der eim ein
jChräcken macht oder eim forcht angwünt, nuncius
umultuosus.' Fris.; Mal. ,Diser keiser [Heinrich III.]
'as ein guoter, fründlicher und frigeber Fürst gegen
laichen und Armen, dargegen sinem Feind e.' JJRüeger.
iDie burgundischen König, so ... allen ihren Benach-
latten e. waren.' Guler 1616. S. noch furchtsam (Bd I
995); üf-brinnen (Bd V 642). Von Sachen. ,Hie nach
volget ain ernstliche und e-e bedüttung aines unrechten
faltsclien aidts . . . gezogen uss der haiigen gscbrift.'
Ap LB. 1409; ,erschröcklige.' 1585; .erschrökenliche.'
1747. ,Es was ain semlicher e-er lof worden, das
zuo ersorgen was, wir wärint hie in disem land
ainer vor dem andern selbs nit sicher gewesen.' GWil
Chr. E. XV. ,Die weg diser selzamen löufen [sind]
grusamlich und e.' 1526, B Ref. ,Es kam ein mann
Gottes zuo mir und sein gstalt was anzesehen wie ein
engel Gottes, vast erschrecklich.' 1530, Richt.; (foßepdv.
LXX; ,erschröcklich.' Luther. ,Ein semlicher e-er
tonnerklapf.' Morüant 1530. ,Ua ist ytel e-e finster-
nuss.' OWeriim. 1551; .erschreckliche.' Herborn 1588.
,E-e und grausamme stimmen, voces horrifer«; ein
grausamer e-er krieg, horrificum bellum.' Fris.; Mal.
.Ein grosser erschrecklicher wurm.' 1559, Brief
(JFabricius). ,Ein e. wätter.' 1561, ebd. , Dergleichen
e. exempel.' OWerdm. 1564; .erschröckliche.' Herborn
1587. ,Uf Daves habe man ein rot crütz und 3 sonnen
am himtnel gesehen sampt anderen e-en dingen.' 1573,
Brief (TEgli). ,Ein gar mächtiger, starker und e-er
Erdbidem.' 1601, B. ,Ein grausame, e-e Flucht.' Goler
1616. ,Ein e-e Rufe.' ebd. ,Ein e-er Comet.' 1664, Z.
,Ein e-e Sund.' Hott. 1666. ,E-e Gedanken'; daneben
, erschreckliche Eugenen.' 1702, Schmidu. Sprecher 1919.
S. noch Bd IV 1441u.; V 290u. 394o. 689u. (Anm.;
,erschrocklich'). 819 M. (,erschrocklich'). 838 u.; VI
1666U.; V1I253U. 1072u.; V111341u. ,Es ist e.' ,Uf
das frommen Eidgnossen möchte geredt werden
schwer und gross, euch e. zuo sind, die mäss und sacra-
ment ... zuo verlassen.' 1525, B Ref. .Insonderheit
aber ist es e., wenn sich die künig erzürnend.' LLav.
1583. .E-er wis.' ,Das vil frommer biderber lüten ...
verbrennt und in ander e. wyss und wäg durchin-
gerichtet ... werdend.' LLav. 1577. ,ln den kläglichen
WiderWertigkeiten, so sich zwüschen dem Kayser
[Ludwig] und seinen eignen Söhnen erbärmklicher und
e-er Weise zuotruogen.' Guler 1616. Adv. (auch ,e-en').
,Griffen si die stat und volk so e. an.' Stretl. Chr.
.Wann mir hat die verschinnen nacht vast e-en ge-
troumpt.' Haimonsk. 1531. ,Der e. grusam fal, welcher
geschähen ist dem Nabal.' GrI'bel 1560; oder Adj.? —
ilM.erschrockenlkh; vgl. Gr.WB. III 974; Fischer II 841. —
un-er-schrockenlich(en), ,-schrocklich': uner-
schrocken, als Adv. (bzw. präd.). ,Zogent die vier
schif ... u-en vor daunen die nacht us.' DSchill. B;
,u-lich.' PvMolsheim; der gleiche Wechselan der Stelle
Bd VII 1467 u. ,Die andere, so nebend inen leidend,
u-schrocklich tröstend. 'OWerwi. 1564; , unerschrocken.'
Herborn 1587. S. noch fruetig (Bd I 1340).
V er -schrecke' AaF. und It H.; Ap; LG., so Reiden;
Gl; SchR.; ThMü.; Z, schrecke' III (QüaL des Vml.-e)
AAÜEntf.; Ap; Bs; LG.; GA., Rh., T.; ScaBargen, Buch,
Schi, Stdt; oTh, Hw.; Ndw (Matthys), Ind. Pries. Sg.
schricke', -schrickst, schrickt AaF. (gespr. -e'-) und It
H.; Ap; Bs; L; GRh., T.; Sch; Th, so Hw., Mü.; Ndw
It Matthys; Z, schre'cke' usw. AAÜEntf.; ScnBargen
(Schwzd.); oTh; Ndw (Matthys); ZRicht., Pl.undKonj.
Pr.Tes. mit dem Vokal des Inf.'s, Imp. schrick Bs; L; Tu;
Ndw (It Matthys neben -e'-); Z, Kond. -schrak GMarb.,
-schruck AaF. C-o'-J und It H.; Ndw It Matthys (-ü--),
schreckti AAÜEntf., Ptc. -schrocke': = erschrecken 3.
aaüü. P* hi' fast z'Töd verschrocke" Sch; Th. DC
Handwerkspue'st rcschreckt Jvie en O'flöt. AfV. (Ap
1615
Schrack, schreck, schrick, scluock, schruck
1616
Wolfli.). J"* verschre'cken iez no'^, wen'-i''' dra" tanke"
AaF. W'e d'Muetter Da' sieht, rerschreckt-si manäd.
ScHwzD. (ScHBargen). .Keiner ist so inanlicli, ders nit
gesechen, wan er so ilents unversehens uinb das eck
des felsens darzuo konipt und über dise hoche schmale
brücken [die Teufelsbrücke] niuoss, der nit verschrecke
und sich darob etwas entsetze.' ARvff 1587. Ab Ei""m,
Öppisem r. Bs; Sch; Th; Z und weiterhin. Er rer-
schrickt ab jedem Bitzeli. J'* 6t" rerschrocken ab im,
zB. über sein schlechtes Aussehen. Auch mit an; vgl.
Bd VIII 133 u. Wo's in'n nächste" Spiegel g'sehd, rer-
schreckt's an'n wisse" Häre". EEschmann 1911. Ne-
giert. Muest nid V., ichbi"'s nic^ Sch; Th. Me" mues'
nid grad verschräcke". ACokr. 1860. I'* verschricke"
nid ab Nünt Th. i°* verschro'ck ned, wen"-er scho"
Chem AaF. — Mhd. rer>chrg,-km st. VI.; Tgl. Gr. WB. XII 1,
1152f.; Martin-Lienh. II ölT; Fischer III 1319f. und die
Anm. zu fr-sArecken. — V e r - s c h r e c k 1 ic h -schröcklig :
schrecklich, 's MeitU bleich, mit nassen Augen, erchlüpft
obsi"'m[des'Va,ters]verschröcklige" IFese". EFiscber19'22
(S). — ver-schrocke°: a) eig. a.) = erschrocken loa..
Z'Töd V. ist o"'* g'storbe" GBern. 's Best ist halt, alle
Stund zuer Töte'reis g'rüst si", dass, wenn-er-mi''' go"
hole" chunnt, i'* nüd v. bi". G Kai. 1854. Georg [Rösili
überraschend]: No'nitsov.jRösili! k?\,Y.iicmv. 1902. —
ß) = erschrocken la^. E" r-ene" Möntsch iseh t»H
Himmel nit sicher, Sprw. BsL. Me" hedjo jetzig nötig für
die Zit ke'" Fürchthans, aber lötig friisch, nid ver-
schrocknig Lüt. JBHXffl. 1801. So beindlet das v. Bluet
im [dem] Kari wo'*, dem Übermuet. Lienert (Schweiz
1903). V. si". Me" mos [muss] ned v. si"! Mahnung
an ein furchtsames Kind AaF. Er ist nid v., = nid
schlich Th. Mutter [zum Chlausy. Rttedeli heisst-er
[mein Knabe] und ist sust nit so v. Müller Jugendschr.
V. tue". Ineichen 1859. — b) uneig.; vgl. erschrocken Ib.
a) leicht uberfroren, mit einer dünnen Eiskruste be-
deckt, vom Erdboden Ap(T.); GTa. — ß) von Kartoffeln,
die ein wenig erfroren, süss geworden sind ThMü. Die
Herdöpfel send er toeng r. — •() t"" -Vpfelschnitzen,
die, zum Dörren in den heissen Ofen geschoben, an
der Oberfläche sich bereits etwas verändert haben
AaF. Si sind scho" chli" v. — 8) e" v-i Arn, ,in der
es viel regnet' ßs (Seiler). — un-: Gegs. zum Vor. aß.
Wurden also ze rat, dass si die selben angriffen frölich,
schnell, u., eins gemüets und guots willens an alle
vorcht.' Herk.XV. — Ver-schröckni f.: Schrecken.
Wo-n-er cho" ist chn" b'richte", er well fürt i" d' Witi,
hät's schier lo" d'Suppe" g'chle" vor V. bi dem B'richt.
Lienert 1888.
schreck(en)li(cb) schrecklich Sch (jünger); Th
(-kchj, schröcke'li''' AaAsli-., Br.;BsL., Stdt^-e-^; B,so
oAa., Be., Biel (schregge"U'''), E., Gr. (schreckelli'''), Gt.
(-e-). Lau. (-lieh), Sa. (-lieh), S. (-lig), Si. (-lieh), Stdt (-lig),
Twannf'-«-, neben -ö-); L,so E.; GT.; Z; Ebel, sc/tröcJ^ic"*
AaF.; Ar; hs(-lig, bei Spreng scftrecWtc/(^; ^V..(-li(ch),
•lig), Gr. (-e), R., S., Stdt; GnRh, (-lieh); PAl. (■lieh);
ScHSchl. ('-?tc/i;; S («c;irep9?i'''lt AvRöttc); W (--«-;; Z,
schrocke°li"'' BG., schrockli''' BG., I.aupersw. (-lig,
neben schrücklich): 1. wie nhd. schrecklich; meist uneig.
in steigerndem S., oft als allg. Ausdruck an Stelle
eines treffendem. Synn.s. unter <;nm(/ (Bd II 808). Adj.
Es chunt-mer Nüt schröcklicher vor, a's we"" Zweu
[Ehegatten] NtU anenangere"lide"meu [mögen]. Gotth.
.[Verkauft man als Bauer den Dienstboten Etwas] so
wird man verdächtigt und verbrüelet, dass es eine
schröckliche Sache ist.' ebd. ,Den hat er biemit in
Josevats tal für den schröckenliclien richterstuol Gottes
geladen.' 1559. Baternchr. ,Diss sind die rechten
kutzen dort, die bgangen band das schröcklich mordt.'
Meinrad 1576. , Welchen schreckenlichen Anblick
[eines Totenschädels] als mein Muoter ersecben, [ist
sie] dorab heftig . . . erschrocken.' FPlatter ltil'2.
, Worauf erfolget ist das schröcklich grausam Mordt
zu Teil, Tiran, Malänk und sonst an manchem Ort.'
16'20, ZiNSLi 1911 (JJRed.). .Im Dezember sähe man
ein schrockenlicher Comet am Himmel.' 1618, TaFr.
Chr. S. noch Bd VIII 949 o. (, wegen des schrockenlichen
Fahls'). Steigernd. V"'' du_ chund en schreckellichi
Tiri"g vber 's ganz Land, Übers, von Luc. XV 14. Dial.
(BGr.). Wie ist Das au'^ e" schröckli'''s Für [eine
vermeintliche Feuersbrunst]! Stütz. E" schröckligi
Trägete" [Traglast]. NAT.-Ztg 1918. S. noch Sp. 1455o.
.Die erst bei einigen Wochen entstandenen schröck-
licben Sturmwinde.' 1739. Sch Chr. Öjipis Schr-s nä.
Chläfele" öppis Schrockclechs. BiRNH. 1911 (BG.). A.:
Di' Lüt . . . möge" nid g'cho" mit der Arbäit. B. : Was
häi"-si de"" so Schröcke"Ugs z'düe? ebd. 1922. -.Si händ
e" so schröckelis Ding g'schlage, dass em'd'Auge im Grind
niene sicher gsy sind. Gespr. 1712. Adv. Bei Vben.
Es tondret, wettret schröcke"lich BSi. (,im Unterschied
zu grüse'lich von plötzlichen Erscheinungen, die Einen
erschrecken'). Nume" nit z'schröcke'li''' erchlüpfe"!
BsL. Einen schröcke-lig erchlüpfe" BS. (Bäiud.). .Zu
deren [Untaten] Vollbringung sie annoch das heilige
Wort (iottes ärgerlich und schröcklich missbrauchet.'
B Sectierermand. 1753. Uneig. Das ist-em schröcke'li'''
iiber's Herz cho", Übers, von Luc. XV 17. Dial. (LE.).
Er pied] müesse" schrockli''' Not ha", ebd. (AaF.). Über
d'Giiggisberger Gatti'g, ü"ser Bruch un'' ü"si Tracht,
hed-me" scho" i" menger Brattig schrocke"li''' es Wese"
g'macht. B Volksztg 1900. i'* danke" schröcke'li'*!
ELecthold 1913 (BG.). S. noch Bd V 835 u.; VII 694
(salutieren 2). .Als er [der böse Geist] iro Gelt geben
wollen, sy aber ... es nit anemmen wollen, habe er
sy darüber schreckenlich geschlagen.' 1637, EScbiess
1919. Ihr [zum Bräutigam] u-üsset schreckte woll, wem- I
me e Gsjian im Bett a»t ersten haben soll, nämlich '
zur kalten Jahreszeit. Bs Hochzeitsgedicht 1675. I
Bei Adjj. Schröck(e")li''' lang, heiss, ehalt, tür usw. j
[Spätes Heu] ist nüd grad schrockli''' melchs BB. Er ,
iseh gar schrecklich rieh Bs (Spreng). SIer sin nid rieh, '
aber schreckelli''' firnäm BGr. (Bärnd.). Er ist schröcke"-
lieh gnöeta worden. Übers, von Luc. XV 14. Dial. (BSi.). i
Da hei"si a"g'fangen schrecke"li''' frö sie«, Übers, von '
Luc. XV 24. ebd. (BGt.). Dö isch-er gor schregge'li''' j
hen worde", Übers, von Luc. XV 28. ebd. (BBiel). Er
iseh ebe" e" schröcklig e" folgsame' g'si" BsLie. [Die '
Schulie] sin-im schrocke"li''' fürig g'si". B Volksztg 1900
(BG.). ,Er heb es schrecklich schöns Glück g'häbot i
1" si""m Lebe": sechs Kinder seien ilim jung gestorben '
und diese würden ihm als Engel beistehen, wenn er
vor Gottes Richterstuhl trete.' FGStebler192I. S.noch ■
Bd III 958 (laub); VlI 391 M.; VIII 220 u. Schröcke'li''''^
vil B. /'* han-em schreckli''' ril Guets 'tö" Bs (Spreng). ■
Schrockli''' vil Herdöpfel. ALGassmann 1916. BeiAdvv.
Sehröckili''' icit LE. I" der höchere" Bildi"g iseh eusers
Anneli nanig schröcke"li''' wit üsg'lert. Schwzd. (Z). ;
Mengi Jumpfere" luegt-en a", war schrockli''' gern st" ,
Frau. Ai' VL 19o3. J'* säge" de"" afe" schröcke'li''' f<ut\
Douch! BiRND. 19I1(BG.). Durch vorausgehendes oder ,
1617
Sclirack— schluck. Schral(l)--sciinil(l). Sclii'am(m)— schrmn(m)
1618
folgendes grüse"lich verstärkt. Es ist sdiröckeHich
grüseHich ehalt, wit BSi. Gar grüsfli''' schröckfli''' B.
,Böse Zungen behaupten, es sei ihm gar nicht so
grnseli"'' sehröckeli"" ernst damit.' B Volksztg 1900.
Da [an einer Steigerung] het's Eine'' dem Andere" üche"
trtbe" öppis Schruckcligs Grüse"ligs. BXrnu. 1914 (BS.).
— 2. erschrocken. ,[Als sie, die Mutter] ze abentzyt
von dem räbwerch kommen, wfer metzger und ir son.
ouch andere mit innen vor der metzgi ze buffen ge-
legen, da sy schrogkenlich herzuo gangen und sechen
wellen, was irera son anlege.' 1566, Z. — Vgl. Gr. WB.
IXlß81/3 (,schreckIiVh'. ,srhröcklich'): Martiu-Lienh. II 517
(achrei:kli<:li); Fischer V 1135 tschre'ddick), zu iinsern Foruien
er-nchreckeMch mit Aniii. (Sp. 1611/2). Schrockc'Hch erklärt
sich wohl durch Mischung von er-nctii-orkenlich mit tchreck(m)-
lidi; vgl. bes. auch Beil. 2 = er-tckroclcenlieh 1, .Schröcklich'
herrscht bei JJBodiiun- 1732, später ,-e-.'
seh reckerhaft:=er-scftrocfcewlaß(Sp. 1612) AäuF.
Ba' China ist sehr. — Bildungy Vgl. allenfalls schwäb.
»chreckeViaft (Fischer V 1135).
Schreckerli n.: aufspringender Pflanzensame des
Springkrauts (linpat. noli tangere oder hals.) Aä (H.),
auch die Pflanze selbst Aa (Kochh.). — Zu der auch in
er-8vliri:ckeu 1 erhalteneu Grundbedeutung.
schreckhaft (-e'- Ndw ItMattliys), in der ä. Spr.
auch ,schreckhaftig': 1. Sclirecken erregend; s. Bd VIll
1756 0. — 2. a) erschrocken. ,Die falschen usspäher
, des lands Canaan, die das volk mit irem fürtrag forcht-
I sam und schräckhaftig machtend.' Guäuher 1559; vgl.
I IV. Mos. 13, 33f. 14, Iff-. ,[Bericht] dass dises schr-e
Völkli mit Plöchnen sich so embsig erzeigt, dass . . .
; sogar Sägissen ... in die Statt [Rapperswil] gefüert
werdend.' 168'2, Gl. ,Sie fragte die Kränierin sehr.,
[ob ...' SiNTEM. 1759. — b) = Schreckerhaft Aa (H.); Ap;
Bs; B (Zyro); Nnw (Mattliys). J«* bi" nit z'sämme"-
ig'fare", denn i''' bi" nit schreckhaft und kei" Ferchtibutz
Hs (Seiler). S. noch Bd VIII 818o. ,Ward der ander
[Kain nach dem Brudermord] forchtsara und sehr.'
[HBdll. 1597. ,N., ein schr-er Plebejer, durfte
ies nicht wagen, sein richterliches Ansehen gegen ein
.aufrührischen Patrizier zu behaupten.' VMever 176'2.
S. noch Sp. 1455 0. — Vgl. Gr.WB. IX' 1680 f.; Martin-
Lienh. II 517; Fischer V 1135. Wegen -,•'- s. die Anni. zu
Schreck (Sp. 1608).
SchrickI, Sehr icke n,(er)schricken s. Schreck,
(erjschrecken.
Schrick II m.: Vogelname, Wiesenknarrer, Orty-
igometra crex. ,Crex avis. Schrick.' Denzl. 1677. 1716;
■darnach bei Sulger. — Nichtschweiz. ; s. Suolahti li)09, 295 f.
IDenzlers Quelle war viell. ein älteres Glossar (bei Schm.- II
|598 , Schrick, crex avis' aus einem Voc. von 1618). ,Orty-
|?ometra, id est scrica nostra, ein screcke (Longolius) ; Germaui
jeinschryk' bei Gesn. 1555, 347.348 ist sicher nicht Schweiz.
Schrikel m.: Bezeichnung eines jungen Brachsen,
Abram. Brama. Fatio 188'2 (oO.). Syn. Schnitteier
Sp. 1867).
Seh rocken s, Schreck.
Schral(l)— schrul(l).
Schröle" m.: starke grosse Person GR(Tsch.). —
i'-tym. eins mit (bair., schwäb. usw.) SchrM(m) m., Scholle,
l^liimpen ; plumper, ungeschlachter Mensch (Gr. WB. IX 1 766/8;
fchm.Ml 601; Schöpf 619; Fischer V 1148). Zum Wandel
I Schweiz. Idiotikon IX,
von (ausl.) -oH > öl vgl. Gol mit Anni. (Bd II 213/4); Lol
(Bd III 1260); Boll 11/ und IV (Bd IV 1170/1).
schralze", Ftc.-et: laut schreien 00., We. I''-chönnt
sehr, vor Wuet. — Weiterbildung zu gleichbed. .sc,hral(l)en'
(Gr. WB. IX 1625/6), mit ähnlich gebildetem und gleichbed.
ags. acmUclan, altn. skröha zu der auch in nhd. (urspr. nd.)
, schrill' vorliegenden Wurzel.
Schrani(m)— schrum(tn).
Schräm s. die Anm. zu Schrann 1.
schrain(m)achtig. -echt: voll Schrammen. .Cicatri-
cosa vitis, schraraachtig und voll schrunden oder
bübelen oder strymen.' Fris. 1541; ,voll amraal oder
Wundmal.' 1556. ,Schrammeclit.' Denzl. 1716. — Vgl.
,schrammiclit' bei Gr.WB. IX 1630/1.
Schram(ra)e° m. AaF., L.; L; G\fe.(-ämin-); Th,
so Pfyn; Z It Dan. und Spillmann, f. Bs; B (Zyro);
Gr (Tsch.); L (seltener); G; ,Sch", so R.; SZuchw.;
Tu; ..Z«"; Z, PI. unver. Tu; Z tw., Schramme" BT wann;
ZRicht. : a) lange (tiefe Bs) Schnitt-, Schlag-, auch
Kratzwunde am menschlichen oder tierischen Körper
AaF., L.; Bs; B (Zyro); G; Sch; SZuchw.; Tu; Z, so
ü., Büml., S. E(nJ (wüesti) Sehr, im G'sicht, über
d'Stirnen abe". De" Felix hat i" der Hand e" Sehr,
g'ha", dass-er 'blüetet hat wie-n-e" g'stochni Sau. Z Kai.
1843. E" Sehr, amene" Chopf vomene" sust g'sunde"
Chind isch ender cerheilet als e" Sehr, amene" Möntsche"-
herz. POscHW. 1917. ,Niemand von den Hedingern sei
verwundet als der Schulmeister, der ein Schrämli an
der Hand bekommen. 1712, Z. Auch die davon zurück-
gebliebene Narbe Aa; Bs; B (Zyro); L; „Sch"; Th;
„Zg"; Z, so Lunn., 0. Er hat iez no''' e" Sehr. devo".
E(n) Sehr-en im G'sicht. [Er] hed e" Sehr, g'ha" über
d'Stirnen abe" gäg ''em Aug sue, besonderes Merkmal.
MScHLCMPF 1898. ,Als er [Jetzer] noch widerbal, do
schluog in N. mit schlüsslen ins antlit, dass er pluot
und ein schrämli under der nasen beliielt.' Ansh. ,Wann
eine Wunden ... gehaftet wird, so last nicht allein die
Wunden eine Schrammen hinder sich, sondern auch
ein ieder Haft gibt ein sonderbares Anniahl oder
Narben.' FWürz 1612. .Sehr hessliche ungestalte
Schra[ra]en oder Narben.' ebd. , Klaffe, Schramme,
Kerb, incisura. fissnra, vulnus.' Red. 1662. .Schramm,
Wundmal, cicatrix.' Denzl. 1677. 1716. — b) Schürf-
wunde an der Haut, an Holz, Binde LG.; GWe.; Th,
Abbruchsteile an einem Felsen GWe. Syn. Flätschlll
(Bd I 1235). E" Sehr. use"risse", zB. an einem Baum-
stamm LG. En Sehr, abfüere" an einem Baum, etwa
beim Pflügen Th. Einschnitt in Holz, Leder BsL. E"
Sehr, sage", in Holz eine Vertiefung sägen, um Etw.
darein einzulassen L. Schramme" hiessen die Kanäle,
die man bei einer .Seegfrörne' quer über den See ins
Eis sägte, zB. zw. Stäfa und Richterswil, Männedorf
und Wädenswil; man , reckte' [s. recken 5b Bd VI 809o.]
einen Weidling an einer Stange hindurch ZS.; Syn.
Schranken. Schrund in einem Felsen. JJScheuchzr
1706; s. Ge-leek (Bd III 1'24.5).
Mhd. schräm m. Felsspalte, -kluft, Loch, arhmm(m)e f.,
Schramme, Schwertwunde; Weiteres bei Gr. WB. IX 1626
(,Schrani(m)' m.). 1627/9 (.Schramme' f.); Martin-Lienh. II
517; Fischer V 1124, sowie Falk-Torp 1911, 1024. In ONN.
,Im Schrammen' AaZuzgeu. .Wiesen in Schrammen' ZWettsw.
1619
Schrani(m)— schrnin(ni) Sclirampf — schrumpf
1620
, Schrammen' Schwib. ,Scliramniweid' Aalslikon. Als FN.
,Hans Schramm.' 1404, GStdt (vorher ,HScliriimm von Cur.'
ebd.). ,1'eter Schrameu.' 1465, Wiildni. I ö4. ,Heinr. Schräm',
Pfrzu ZJlaur. 1528, EEgli, Act. ,Uoli Schräm.' 1535, B RM.
.Schramhans", Naoie eines Schlossergesellen. 1440/53, ZRB.;
s. Gr. \VB. IX 1630. Zuname: ,Schrammengret', die Frau eines
Vaganten von Näfels. ZMand. 1698. Unklar: .Schräm Wecker.'
1512, ZElgg(KHauser 1895, 164). Dim. ,Schrammly.' 1535,
B RM. ,Schrämli' BStdtf (Leu, Lex.), Thun (gespr. ,Str-');
ZHettl. (schon um 1600). Wohin gehört der FN. .Jo.Schramp'
(Akk. ,den Schrampen'). 1400, ZRB.V
Is-: Eisschrund. ,Wie mancher Jäger fallt zu Tod,
und dessenungeachtet finden sich immer Andere, die
hohe, steile Berge hinanklettern, über Gletscher und
Eißschraramen mit allerhand Gefahr.' SLdtz 173'2.
Schramniere" f.: Wunde, Narbe ZLunn.
seh ranimerig; mit (Pocken-V) Narben bedeckt;
s.Bd VIII 751 u. (1(318).
g«. seh rammet (-ämm-): viele (an der Farbe er-
kennbare) Abbruchsteilen aufweisend, von einem
Felsen GWe. Die Felswand ist ffso g'schr.
schräm(m)en: l. Etw. einhauen. ,Bild dir selbs
einen brunnen yn, der in drü eck geschrammt sye.'
ZwiNöLi; fontein tibi triangulärem aut triquetrum
iraaginaberis. — 2. festsetzen, bestimmen. ,Ir sind zum
bösen tag geschrämt.' 1525/30, Amos. ,Dann der Herr
hat ein schlachtopfer zuogerichtet und sine geladnen
darzuo ge3cliräm(p)t und gerüstet.' 1525/31, Zeph.
,Also kan Gott alle ding wol bruchen, es syge böses
oder guotes, doch mit dem underscheid, das er den
usserwelten alle ding, die sie schon unrecht und boss-
lich tuond, zuo guotem schrämpt, den verschupften
alle ding zuo argem und verdamnus.' LJun 1530. ,Lass
überbleiben, die zum tod geschrämt sind.' 1531, Ps.;
jgeschrämpt.' 1560. 1589; xäiv T£9-avaxü)|j.EV(üv. LXX.
,Die jungen löuwenwelffen, die ... die speiss, die inen
von Gott gesclirämpt ist, suochen.' 1589, Ps. ; g'rjx'^oat
napi Toü ftsoü jiptüatv aüxotj. LXX. S. noch Metzg- Schaf
(Bd V1H298). — Zu 1 vgl. Gr.WB. IX1620(,schrämen'2a),
zu 2 (wohl eig. .durch Einschneiden einer Kerbe bestimmen')
gleichbed.mhd.tesc/iremeH.fernerGr.WB.lX 1627 (,schrämen'3,
bes. aus Keisersb.); eis. schrämen, schätzen, veranschlagen
(Martln-Lienh. II 517), wofür schrameu bei Schm.^ II 601/2.
schräm(m)le°, bei Spreng sc/»rä»ieZe": a) mit Akk.
S., .einen tapfern Schnitt in Etw. tun, zu-, weghauen'
(Spreng), von Etw. abschneiden Bs. Ir Bliebe" hem-mer
der Laib [Brot] brac g'schrämlet. — b) uneig. a) von
Etw. abknappen, -zwacken; geizen, .sehr karg oder
knapp zumessen' (Anon. ad St.) Bs. (Einem) der Lön
sehr. .Man hat ihm g'schrämelt. seinen Dienst ge-
schmälert' Bs (Spreng). — ß) mit Akk. P.. hart mit-
nehmen, ausbeuten, zB. beim Spiel plündern (Seiler),
einen Gast überfordern (RKrayer) Bs. — Der Bs Anon. ad
St. schreibt ,schrämlen, schrähmlen'.
ab-: von Etw. abschneiden, verkürzen; auch uneig.
Bs. Syii. ab- schrumpfen.
sclirumm: 1. Interj , .Ausdruck der Schnelligkeit Bs
(Seiler). Sehr..' dö isch d'Ströss e"wegg g'si"! — 2. ton-
maleiid. Und bsung und sehrumm hei" d'Seite"
g'sehneUt. WMork 1919.
Sohrampf — schrumpf.
Sebrampf m., Pl.-ö-: a) (starke) Hautschürfung Gr
A.. Cast., ü., He., Valz. Eine Kuh machet der andern
mit dem Hörn e" Sehr. Leichter Schaden an einem
Gegenstand. zB. Holzmöbel Z (Spillmann). Die Bett-
ste" hat eil Sehr., am Lack. — b) Riss in Tuch, Papier
udgl. Gl (auch It St.); GWe., in einem Kleide Rocbh. (AaV
oder Gl?). — Im Abi. zu Schrimp/en, Schrumpf, mit gleicher
Vokalstufe wie mnd. 8chrem'pen{<.fikrampjan, Kaus. zu »cAnm/jeii,
hd. schrimp/en), schrumpfen, zsziehen; s. (auch über das Bed.-
Verhältniss) die Anm. zu Schrimp/en.
S c h r a m p f e ° ,Schramfe"- — f.: Schramme Tb (Dan.).
Schräuipf ApK.; GkNuI'. (PI. -e"), Schränipfe° I
GrAv.; ScuHa.; ZO. — m.: 1. = Schrumpf a. D'Chue
het [von einer andern Kuh] en Schrumpf 'kriegt GR^nf.
Er hat eil ganze" Schr-en im G'sicht ZO. Auch das ab-
geschürfte Stück (Haut usw.): is hät-em [einem Tier,
Menschen] en ganze" Sehr-e" Hut (Fleisch) e"weg g'no'.
ebd. Von der Verletzung des Rasens beim Holzrise"
GRNuf. — 2. Schlitz im Frauenrock ApK. Syn.
Sehrimpfen ä.
Schrämpfe" II f., Schrämpfi m. Nur: en alti
(alte'') Sehr., altes Weib (alter Mann) GRValz.
schrumpfe", Ptc. -t: (die Haut durch Anstreifen)
schürfen; ge w. reü. Gr A., Cast., o He. .Jen., Valz., Versani;
TnFr. und It Pup.; ZO. und It Spiilmann. Ein Chue
schrumpft di' ander Gr (Tsch.). Der Pfar' [Stier] hed
di Galtji g'schrämpft GRValz. Uebe"d Sorg, er ehönn-
te"d-i [euch] mid dem Stemmise" sehr.! ebd. Ptc. P* bi"
g'schrämpft = i''' ha"-mi''' g'schrämpft Z (Spillmann).
Auch von Gegenständen, die durcli Anstreifen leicht
beschädigt worden sind. ebd. Die Bettste" ist g'schrämpft.
ab-: „abdingen oder vielmehr abbrechen von dem
übereingekommenen Preise BO.; Gr"; Syn,ab-sehrämm-
len, -schrämen. Ei"'m Ettes a., abdrücken GRValz. —
umer-: einander herumziehend schürfen, von Vieh
GflValz. Schi schrämpfend enandere' umer. — ver-;
zerreissen ApK ; GLSchw. — zer-: verst. schrumpfen,
von Vieh GsValz. De'' unschlündig Chätzer chönnti
d's ander Vih z.
Schrinipfe" -e- ApWalz.(T.), -e.- GRli. (i'e- GWidn.)
— m., in ä. Spr. f.: 1. = Sehrammen a (Sp. 1Ö18). .H. de
Tengen dictus mit der schriniphun', Zeuge. 1331, Urk.
des Bischofs von Konstanz; dafür .H. von Tengen, so
da zuogenant ist worden mit der schrumphun.'
JJRüEGER 302. ,Jennin mit der schrimphen, burger
Zovingen.' 1390. WMerz 1915. — 2. Schlitz. Einschnitt
an Hemden (Hemd- Sehr.), Ärmeln, Frauenröcken
(Juppe"-Schr.J ApWalz. (T.); GRh. — llhd. ,chrimp/m,.
»chrimp/e f., Schramme, kleine Wunde. Vgl. die Sippen von
Schramp/ und Schnimp/, zum Btd.-Verhältniss mhi. schrimp/m
1) ritzen, verwunden 2) tr. und iutr., (sich) zsziehen, schrumpfeu.
Hemd-, Juppe°- s. das Vor. 2.
schrimpfe". Nur im adj. Ptc. g' schrumpfe':
runzlig, von Früchten, der mensclilichen Haut ScyE.;
Z (Dan.). Syn. ge-rumpfen (s. rimpfen Bd VI 947). Die
Öpfel sind g'schr. SchR. Die Frau ist e'fange" g'schr. i
ic'e-n-en tür''e'' ()pfel. ebd. Mer müend die tischwägste"
[Zwetschgen] abe"tiie", es werde"d alli g'schr. ebd. Die I
Zwätschge" händ ja all g'schriimpfni Füdli''' Z (Dan.). !
— Mhd. schrimpfcu st. Vb; s. die Anm. zum Vor. und Gr.WB. 1
IX 1752/3. FN. .Schrlmpfer.' um 1500, WMerz 1915. "j
Schrumpf m., PI. Sehrümpf: 1. a) Falte, Runzel
ApK.; GWb., We.: Ndw (Matthys); ZDättl.; Syn. ;
Rumpf {Bd VI 947). Knäuel von zerknittertem Papier
GWe. — b) = Schrampfa ApK.; GfiValz. En Sehr,
überko", zB. wenn man sich anschlägt ApK. — • '2. .Ew
Sehr, ha", uneig., von Jmd, der in einem bestimmten
1621
Schrampf- schrumpf. Schran — schiun
1622
Falle eine eigentümliche Auffassung an den Tag legt
GWe. — Vgl. (Jr. WB. IX 1S04.
Schrumpfe» f. s. Sehrimpfen 1.
schrumpfe": 1. intr., Runzeln bekommen, ein-
schrumpfen Ndw (II.). — 2. tr., zsziehen. Nur im Ptc.
.schrumpfend': ,Ihr [einer Mineralquelle] Wasser ist
hell, ohne Gerach, von etwas scharfem, schrumpfendem
Geschmack.' Lutz 18'27. — Vgl. Gr. WB. IX 180+f.
i"-: einschrumpfen Bs; B, auch It Id. (.contrahi,
condensari'); Ndw (Matthys); ZO. und wohl weiterhin.
Es [RäupliJ lät-si"'' grüsli"'' z'säme" u"'' d'Glidli
schrumpfen i". GStdcki 1908. S. noch ver-schnurren
(Sp. 1288). — Vgl. Gr. V?B. III 286; Martin-Lienli. II 517.
ver-, 3. Sg. Prses. und Ptc. -e« AaP.; ApK.; B,
so E., G., Twann und bei RvTavel, -t Bs; B (Rischer);
GWb.; S (EPischer); Z (ACorr.), ver sehr umpfe"
SchR. (Meyer): = dem Vor. AaF. und It li.; Bs; GWb.;
I SchR.; ZDättl. und It ACorr. Ü"si Öpfel verschrumpfe"d
gern im Cheller SchR. üneig. ^ass nit 's Alter versürt
und üerschrumpft, so icindet-si''' d'Juge'd drum wie-n-e"
'• lieblige' Chranz. Breitenst. - ver-schrumpf(e)t:
j verschrumpft. Er ist e'fange' ganz v-et, vor Alter
] ApK. Si"s f-e G'sicht. RvTavel 1910. Es v-s grüens
j Manndtschi. Barnd. 1911. Der olt Widbaum ...
ganz v. und verzitteret sig-er. EFischer 192'2. E" v-s
Hämp GWb.; vgl. ver-rumpfen (Bd VI 951). ,lch bin
verschrumpft wie eine Haut im Rauch.' JJBod.mer 1669.
I ,Ich sei [bei der Geburt] ein armes, elendes Geschöpf
I gewesen . . . mit einem verschrumpften Häutgen über-
! zogen.' UBrägger 1789. — Vgl. Gr.WB. XII 1168 (auch
1 das Ptc. .verschninipfen'); Fischer II13'21.— Mage''-Ver-
schrumpfi°g f.: Magenschrumpfung. S Tagbl. 1918.
2''-sära(m)e°-ver-: zsschrurapfen. Wann d'Sel
nümm"' im [= dem] liebe" Gott g'hört, so verschrumpfet-
si ganz z'sämme". AAWohl. Anz. 1917.
z«-sämme"-: = dem Vor. AaF. und It H.; Ar; Bs;
B; Th; Ndw (Matthys); Z und weiterhin. En Öpfel,
wo z'sämc'schrumpft, fülct nüd Z. Das Beinchen sei
.zusammengeschrumpft'. 1781/'2, GlJB. — Vgl. Fischer
VII 773.
zer-; = ver-schrumpfen Nuw (Matthys).
schrumpfig ApK. (-o-); Ndw (Matthys). g"- Bs;
Ndw (Matthys): = ge-sehrumpfen. E" g'sehr. Öpfeli Bs.
Zwüsche" alte' g'schr-e" G'sichtre". Breitenst. ,An den
Blättern schrumffig [■] werden.' EKönig 1706. , Schrum-
pficht.' SlNTEM. 1759. — Vgl. Gr.WB. IX 1805.
Schrumpfle" f.: PI., Runzeln Bs (ASocin). —
Auch eis. (Martiu-Lieoh. II 517); vgl. noch Gr.WB. IX 1803
(anter ,SchruDipel').
ver-, z'=-sämme°-schrumpfle": a) ver-, zs-
schrnnipfen Bs. St" verschrumjjflet G'sichtU. —
|b) (Papier) zerknittern GWe. — Vgl. Gr.WB. IX 1803/4
(unter ,schrumreli]'); XII 1168; Martin-Lienh. II 517 (auch
Ii^-schrumpfle'*],
(g'-)schrumpflig: = schrumpfig Bs. G'schr-i
\Schnitz BsLie. — Vgl. Gr.WB. IX 1 805 ; Martiu-Lieuh. 11517.
g^-schrümpfele°: runzlig werden, von der Haut
B (MWalden); s. Grätvacher (Bd II 832).
g'- s c h r ü m p f e 1 e t : = ge-schrumpfen Gl. G-i Öpfel.
Schran, schreii, schrill, schron, schrun.
Schran Gr, so A., Schud. (nach neuer Angabe Sehrä
mit nasal, ä), Valz. und It St. (Bed. b) und And. 1898
(Bed. b), Schraun Gr It Sammler 1805, St. (Bed. a)
und And. 1898 (Bed. a), Schrün GrD. (Tsch ), Sehrü^
GlK., so Filzb., Mühl , Obst, und It Ebel (Schrö); G
Fs, Sa., We. — m., in GKD.(lt Tsch.) n: a) = Sirnienrfewa
( Bd Vll 1327) „Gr" A., D., Schud., Valz.; GlK ; G Fs, Sa.,
We. (,die grünliche Flüssigkeit, die beim Sauerkäsen
zurückbleibt') und It Ebel. ,Die vom Käsen übrig-
gebliebene Molke (Schraun) enthält kleine Käs-
stückchen, die sich durch die Wärme vereinigen ...
Aus dem Schraun macht man Wälleten. indem man
ihn siedet und nach Belieben zurückgelassne. ab-
gerahmte Milch (Wärnimilch) hinzulägt. Die meisten
aber benutzen den Schraun zu Zieger, zu welchem
Ende Wärramilch zugegossen und im Zeitpunkte des
Siedens eine zweite Scheidung durch Sauer (Schotten-
Essig) bewirkt wird.' Gr Sammler 1805 (GuSeew.). —
b) = Sirmendenc (Bd Vll 1328), ,was beim Käsekochen
oben im Kessel schwimmt Gr", auch It And. 1898
(sowohl der , Schaum auf der Milch beim Käsen' als
der , Schaum, welcher sich bei der Erwärmung der
sauren Molke bildet'). — Entlehnt aus gleichbed. rät.
scliir- bzw. «rhurihi, -dun, -hin ■< lat. 'geronem; vgl. die Anni. zu
dem nächstverwandten ÄVmCTirfcii (Bd VII 1329). Unklar ist
die Form mit ff ; a^ entspricht an den betr. Orten sowohl älterm
a. als ö vor N.isal (vgl. Mü-, .Mond, nihd. miiiif ; Chru'nt", Krone).
schru'ne°, Ptc. -t: reil. sich scheiden, teilen, spez.
von der zweiten Scheidung der Milch nach dem Käsen
GFs, Sa. Auch von Blut: Beim Schweineschlachten
muss man das Blut tüchtig rühren, sonst schrü'nt es
sich und gibt keinen guten Pülz GFs. D'Nebel schrü-ne"-
si'*, wenn Regen eintritt, ebd.
Schrann I ,Schrand' m.: Gerichtsbank. ,Als der
Statthalter von Watt den [Appenzeller] botten söllich
erkantnus aines erbaren rats eröffnet, stuond amma
Prager uf, und wie er sampt sinen mitbotten für den
schrand kam, kart er sich umb und schluog mit letzer
band tröwons wis uf die sideln.' Kessler.
Weiteres bei Gr.WB. IX 1642/4 (auch Verkaufsstand,
(Getreide-)Markt); Schm.^ II 602/8; Fischer V 1126/7 (auch
&hrand). Das W. scheint sonst bei uns nicht vorzukommen.
, Schräm [1. Schraun], Kornmarkt, forum frumentarium' bei
Denzl. 1716 stammt sicher aus fremder Quelle. ,Schrangen,
das ist Kornmarkt' bei ThPlatter (Boos 28) bezieht sich auf
eiue Örtlichkeit in München (s. Schm.'Il 603 o.), deren Namen
,Schrftuuen' Platter offenbar ungenau gehört hat. In dem Sprw.
Er hefs xxriß-" wie de" Chrämer de- Schran (Sprww. 1869, 95)
ist ÄViran Fehler für , Safran' (s. Wander IV 1 544, 19). .Schran'
Weist. V 153 (GGebhardswil Offn. 1466) ist für , schirm' ver-
lesen (s. G R«i. 1903, 434).
„SchrannIIScHwMa.'',Schranne°PPo.; SZuchw.
(vereinzelte Angabe): GWe.; W (Tscbeinen), Schrande"
(s.die Anm.), Sehränne" „B-Be., Hk., Kalln., ,0.", R.,
Si.,Wohlen;S,soThierst.;NDw;,W'';ZO., iSc/irände-I
(s. die Anm. und den Beleg aus Z wingli) — f., PI. Schränni
BBe., Dim. Sehrännili, Schränd(i)li Ndw (Matthys):
1. a) = Schraiftinen a (Sp. 1618), längliche (klaffende)
Wunde, zB. von einem Schnitt, einer Quetschung,
einem Biss BKalln., S., Wohlen; S, so Thierst. (am
Kopf), Zuchw. (.leichte Hautwunde'); ZHörnli, Narbe S.
Er hat e" wüesii Sehränne" am Bei" BKalln. Der
Hund het's 'bisse", es het e" grössi Sehränne" am Arm.
ebd. S, noch Sp. 1339M. — b) Riss in einem Kleide
1623
Schran, schren, schi'in, schron, schrun
1624
BKallu.: Syn. Schräm. Er het e" schöni Schränne'
i" de" Hose". Von Hautiisseii, zB. an den Fingern GWe.
Mini Schr-e" toem-mer tceii. — c) „Berglücke. Felsen-
ritze. Berg-, Felsenschruiule, selbst an einem Eis-
berge B"Be., Hk., „0.", Si.; „ScHwMa."; Ndw
(Matthjs); „W", auch It Tscheinen, Gletscherspalte
PPo., .ausgewaschene, tiefe Furche, grosser Riss in
der Erde' ZO. En höche Berg mit tüfe" Rousen und
zackige" Schränne". Stciz, Gem. S. noch Sp. 16o7o.
,Nu sach der beiden ... uz einer schrannen für den
berc ein wunderlicliez klein getwerc gegangen und
gesloffen.' Eeinfr. .Zwüschend uns und üch [dh. zw.
Himmel und Hölle] ist ein grosse schreuden oder wyte
gevestet, das die. so wöltind hie dannen zuo üch hin
gon. das nit vermöchtind.' Zwixgli (vgl. Luc. XVI 2t));
in der lat. Fassung .hiatns', von Leo Jud mit .schrund'
übersetzt. ,Bis in die Mitte [des Berges] hinauf sieht
man noch Tanen, Buchen, Gesträucher, kaale Fels-
wände, Klipen und Schrunden . . . Ich hörte ein
Braussen, ein Gemurmel in den Gesträuchen und
Schrennen.' UBraoger 1779 (Tageb.); Lesung ge-
sichert. .[Die Lawine] kam nicht einmahl bis auf die
Helfte des Bergs herab, sonder verlohr sich mit einem
dumpfen Gebrüll in Schrennen oder Felshöhlen.' ebd.
1782; in Füsslis Ausgabe .Schrunde'. — 2. „nacktes
Gestein, Felsweg, wie auf der Hohgant die sogenannte
steinige Matte, und auf dem ganzen Grimselpass BO. ;
W" (St.^j, ,ein wenig über die Erdoberfläche sich
erhebender Fels' BR.
Mhd. scinanne f., Schrunde, Felskluft (Virgiual); bei Gr.
WB. IX 1644 auch uoch aus Hans Sachs (sicher?), sonst uur
Schweiz, belegt. Herkunft unbekannt; mit ScAramme» ist das
W. lautlich schwer zu vermitteln. Die Formen mit d köunteu
au sich auch als Ablautbildungen zu schrinden, Schrund ge-
hören (s. Gr. WB. aaO.), doch spricht die ganze Sachlage für
blosse Nbformen zu Schrannen, S'hrännen mit sekundärem d;
vgl. zB. ,Schrand(en)' für Schrann(en) I bei Gr. WB. IX 1643.
Häufig in ONN. (zu Bed. 1 c). ,Schrann' AaSchi. (u/Schr.), Wölfl.
,Schreun' ZRafz. ,SchraDneu' AaEhr. [u/der Schmnne", auf
dem Grat der Lägeru; s. unten ZReg.), Vill.; GIS.; 1. H. XIV.,
LMalt. (,von dem graweu stein unz an die mattsiten an die
Schrannen, von der Sehr, unz an die flüe ze Breitenstavel');
SNiedererliusb. (Stelleander Aare); ZBoust.(,den wegfürWengeu
nider unz an den wald für Schrenen.' XV./I545, Z Kq. I9I5),
Reg. (,in Legerio monte ... loco vulgo dictoauf dem Schranen, qui
diniidia leuca ab oppidulo Regenspergo distal.' JJ Wagner 1680 ;
vgl. ,Schranuenkorporation', Name einer Holzgenosseuschaft).
U/ der Schrunde" AATlm\h. (JJßäbler 1889, 13); heuteabgelehnt.
Hieher auch Schrantien-Löcher (so nach neuer Angabe, nicht
Schrangen-L.. wie Bd III 1039 angesetzt ist), Name für allerlei
tiefe Falten, Einkerbungen im Fels; solche gibt es zB. bei den
,Seelenen' am Fusse des llargelkopfes, wo nach der Sage allerlei
Unholde hausen und Nebelfrauen spuken GWe. (LSenn-Rohrer).
,Schräu(u)en', bzw. ,-e-' ApSchwende (am Säntisweg); 1543,
Bs (,dem Waalenweg nach binuss zuo dem stein allernechst üb
der Schränneu.' BsRq.); BGUndlischw. {Schränni, Bergnamej,
OWynau (Schränne", nach einer ä. Angabe Schränni, Felsbank
in der Aar«, „eine gefährliche Stelle auf der Aar zw. Solothurn
und Aarburg, wo der Strom an mehrern aus dem Flusse
hervorragenden Felsspitzen, zwischeu welchen die Schiffe in
engen Zwischenräumen durchglitschen müssen, mit einem
tobenden Brausen sich bricht.' St.'; vgl. auch Lutz 1835, 448.
By Wynauw auf der Schranen.' 1661, BBannwil Chron.
Heute befindet sich dort die Stauanlage des Kraftwerkes
Wynau): GJuna; ThNussb. (.Schrennen, so gen Nussboumen
gehört.' 1504, ZSth.); ZBuchs (,Schrennen, ehemals ein Burg
und Stammhaus der Edlen gleichen Namens unter der alten
Lägeren.' Leu, Lex.), Elgg (.Schrennen.' 1346. 1594). 1331,
Erl. (,drige juchertakers an Schrennen.' SchwE. Urb.), Laupen
b/ Wald (Steinbruch), Wied. (i" der Schränne", heute .Schrenneu-
gasse'; ,acker uf Schran.' 1353; ,rebeu au der Schrennen.'
1374; ,reben uf der Schrannen.' 1429). /" de" Schrände" (i]S.
Dim. ,Schräudli' BHaslib. (,uf Schreulin.' XIV.). .Ober-,
ünter-Schrändle' GNessl. (.Schrändli' Ittop. Atlas). In Zssen.
,Schreunen-Acker' BRumisberg. .Schrannenfluo." 1560, ZDiet.
(,ein wäg ab der strass den Teischlibach uffhiu bis gen Sehr.').
,Schrenenguot.' XV./1545, ZBonst. ,Schraun-Hof' AaWölfl.
.Schrannen-Hölzli' AaVill. ,Schrennen-JIatteu' BSchwarz-
häusern. ,Schram-Bach' (<,Schrann-B.'?) GWangs (Leu, Lex.;
It top. Atlas ,Schra-Bach'; vgl. Sp. 1442ü.). ,Schrenneubach.'
1446, BsBennw. ,Schram-BUhl' ThGerlikon. ,Schrenn-ßtthl',
gespr. Schrämhid ZTu. .Schrennen-Bruuuen' ZFehr. Schrände"-
Äii»«GlS. .Schrenu- Wiesen' ZRafz. ,Dürr-Schrennen' ApWild-
kirchli. In PNN. ,Ain guot, das Hainr. in der Schrannen
buwet.' 1329, ZNeft. Unsicher: ,Des Dieners guot, hat vor der
Schran gebuwen.' 1522, ThMamm. Abi. , Heinrich Oed. ge-
nannt Schrenner, Vogt zu Neftenbach.' 1416, ZTöss (ThBeitr.).
schränne": 1. in der Glasfabrikation, a) vom
glühenden Glas, beim Aufsetzen des Schränners (s. das
Folg.) springen ZBül. (Glashütte). — b) (auch ab-schr.)
die glühende Glaswalze durch (mehrmaliges) Darüber-
fahren mit dem kalten Schränner von der .Pfeife' ab-
trennen SThierst.; ZBül. (Glashütte). — 2. einen gefällten
Baumstamm an der Stirnseite entkauten SBüss.; Syn.
schnorzen, schnözen (Sp. 1331. 1428).
Schränner m.: etwa 30cm langer stählerner Stab
mit einem kleinen Haken, der zum Schrannen (in Bed.
Ib) dient SThierst. (Glasfabrikation), einer Messer-
klinge ähnliches Werkzeug des Glasers, womit die
Unebenheiten an geschnittenem Glas entfernt werden
SBüss.
Schrännler, Seh rändler m.: IS'ame einer spät-
reifenden, sauren Apfelsorte BsL. RA. Sür w-ie-n-e'
Sehr. (Seiler). Auch in Zssen. Süess- Schrännler S
Thierst. Zam- Schrändler (irrtüml. ,Zahn-SchreDdler'
Bs Zeitschr. XIV 59), Bezeichnung der Früchte eines
aus einem Kern aufgezogenen, unveredelten Sehr.-
Baumes BsLie. — Mit dem ON. .Schrendler' BsArisd. (Rob-
berg) wohl zu Schranii II; s. dort die BsOrtsuameu.
Schnn m.: Schrein (für Sacralgegenstände, Reli-
quien udgl.). äSpr. ,Schrinium, schrin.' Voc. opt. ,N.
hat gäben 1 pfd tj seh. an den löffel im schryn bim
sacrament, item ein altartuoch.' 1454/7. ZRorb. JzB.
, Das die undertanen zu WoUhusen söllent einen silbrin
schrin in ir kosten lassen machen, darinne das wirdig
heilig sacrament erlichen lige und behalten werd.'
1468. LRusw. ,Eiu gemalter schryn, stat uff dem altar
und darinn funff silberin bild.' 15'25, Bs Ref. ,Ein
schener alter Schrin mit vill Bildern heziert, darin
vil Reliquiae conserviert werden; ein änderer Schrin
oder Kastlein, darein ein ganzer Kopf.' It)ö8, W Naters
Kircheuinv. S. noch Bd VII ii52/3. Truhe zur Aufbewah-
rung von Kirchen- oder Gemeindegeldern. ,Als der
schrin zuo dem Grossen Münster ufgebrochen und ge-
brent ist und das gelt darus genomen wart.' 1390, Z EB.
,Das hiufür ewegklich die genannten 12 ß gelts jerlich
in den scliryn zuo banden der genanten lütpriestery
fallen und dienen sond.' 1448, Z. .So der bumeister
über die zollbüchsen gieng oder ein rat über das gwelb
oder schrin, wer billich, das einer vom grossen rat
ein Schlüssel zuo der büchs und dem gwelb hett.' 1514,
AiMell. StB. In einem Privathause; s. Sp. 7'26M.
Ahd. acnni n., nihil, achrm u. m., aus lat. tcrmium; vgl. Gr.
WB. IX 1725/8; Fischer V 1143. An der Stelle: ,Die statt
Zürich ist ein schrin und schatzmeistriu der keysren' (TOrst
Schran — schiun. Schrand -schruiid
1626
1496/7) wild .schiin- und schatzmeistrin' zu lesen seini'vgl.
,Schreinsnieister' bei Gr.WB. IX 1730. ,(Hoch-)Schrin', Berg-
nanie (jWildh.
Schiine° f., Dini. Schrindli ÜUrs.: 1. Truhe; s.
Ge-schmück (Sp. 913 u.). — 2. Schublade eines Tisches,
einer Kommode UGösch.. Gurtn.. Urs. Im Schrindli
heind-mer Messer und Gaple" UUrs. I" de' Schrlne"
einer Kommode wird die Leibwäsche aufbewahrt U
Gurtn. — Umbildung des Vor., wohl nach dem Syu. Trucktn,
oder liegt eine rät. Bildung zugrunde? ON. .Sdirynen, ein
Berg auf der mitnächtigen Seiten des Wallenstadtersees.' Leu,
Lex.; ,Schrinen-Alp' (im GL. .Schrina') GWl. (Top. Atlas).
schrine": das Schreinerhandwerk betreiben BoAa.
(Bärnd. 1925, 715). — Nicht bestätigt.
Schriner, in Gl; Gr, so Chur (echter als -i-), He.,
L.,S.(in V.-i-); WBinn,Mü.; ZAS.a.1 X. Schreiner — m.:
wienhd. Schreiner Aa(H.); Ap(T.); Bs; B; Gr; L;PA1.
(.stipettaio'); G; Sch; Th; Ndw; U; W; Z. ,Es chonnt en
Ittstege'' Sehr. : o Meiteli, wi't-e" du ? 0 nei", o iiei", du Hobel-
bank, du machst im ganze' Hüs en G'stank; ein Andrer
muss es sein.' Ap Volksl. 1903. Die Nacht omme" Zwölfi
hed's Bettschetli g'chracht: minn Schatz ist en Sehr.,
hed's g'rad wider g'macht. ebd. , Wie machi'd's denn
die Schriner? So machi'd si's: eine Stonde messen sie
ond eine Stonde fressen sie.' ebd. Sehr., Sehr., Hobel-
spö', hät-en Furz i' d'Hose' g'lö' Z Sth. S. noch Bd VI
17 M.; VII 328 (Ommen-SodlerJ. ,Ein tischraacher,
schr(e)yner, zimberniann, abietarius, lignarius faber.'
Fris.; Mal. ,N., Tischmacher, [hat] bi gestimptem
Schryner zuo Fryburg uff synem Handtwerch ge-
arbeitet.' 1600, Z Ehegericht. ,N., der Schreiner [er-
scheint mit andern Zunftabgeordneten vor dem Rate
und klagt] wie dass ... ussere Tischmacher ... Fenster-
fueter und Kamen alher bringen, die bereits geglast
und beschlagen und liiemit ihnen, den Tischmachern,
auch den Glasern und Schlossern Schaden bringen.'
1673, Aar. StR. ,Den Schreineren oder Tischmacheren
solle allein zu machen gehören und zudienen ... alle
Arbeit, zu welcher der Schlichthobel gebraucht wird
oder geleimt werden muss.' 1786, AaMcII. StR. ,Herr
Stattrichter N., Schreiner und Orgelmacher.' ebd.
Mhd. schritutre; vgl. Gr.WB. IX 17'28; Martin-Lienh. II
517/8; Fischer V 1143/4. Mehrere Anzeichen weisen daraufhin,
dass bei uns das W. früher nicht heimisch war. Es ist erst
seit dem XVI. bezeugt und erscheint in den ä. Quellen häutig
neben dem bodenständigen Syn. Tiaeh-Macher (Bd IV 54/5);
Tgl. zu den oben angeführten Belegen noch: , Ordnung der
gmeinen meistren schreiner- und dischmacher-hantwerchs.'
1580, AaZof. (Arg. 33, 41). lu der Bevölkerungsstatistik von
Zürich werden 1671 zwei Schreiner neben 31 Tischmachern
aufgeführt (SDaszynska 1891, 42), wobei doch wohl kaum
an einen sachlichen Unterschied zw. Sehr, und T. zu denken
ist. In den Akten der Z Zimmerleutezunft aus dem XVIII.
wird ,Schr.' mehrfach spez, von den Schreiuergesellen ge-
braucht, unter denen viele Ausländer sein mochten: ,Schriner-
gesellen.' 1751; .Gesellschaft der Schreiner' neben , Tisch-
macher' als Bezeichnung der Meister. 1780; ,Schreiner-
gesellen.' 1788. In einem Brief von 1801 unterzeichnen sich
dann auch zwei Meister mit ,N., Scbreinermeister.' Auf fremde
Herkunft des W. weist nicht zuletzt auch die früher wahrsch.
weiter verbreitete Form mit -ei-, aus der durch ,Vermund-
artlichung' die Form mit -i- hervorgegangen sein wird. In
Namen. ,Meier-Schriner', Bezeichnung einer Familie BsVfensl.
Der Ber(fliSchriuei; Zuname BE. (SGfeller 1911). ONN.
.Schreiner-HoPAaOKulm. ,-Haus' LE., Schreiners-Berg' GMosn.
Stnel-: Verfertiger von Bandwebstühlen BsL.
schrinere" (bzw. -ei-): = schrinen, auch aus
Liebhaberei (vgl schnetzen Sp. 1394) Ap (T.); Bs; B;
Gl; GnS. und It Tsch.; Sch; Th; Z; St.; wohl allg.
Er hat vil Jär i" der Fründi use' g' schreineret. Gl
Nachr. 1901. Er hat 's Scheni zum Sehr., hat Anlage
und Lust dazu GrS. Er schrineret scho' lang nummc,
göt lieber i' d'Fabrik ScnSchl. Und wenn e" Zimmer-
meister mölt und schrinret, glas-t und Stifel solt .. . und
zue Dem Nieme'ds Eppis sait, sichsch, Beppi, Das
isch G'werbsfreihait ! Hinderm. Einem Quacksalber, der
ehedem Schreiner gewesen und der einen Arzt mit .Herr
Kollege' anredete, antwortete dieser: J'* Tia" no''' nie
g'schrineret. .\Tobleb 1905. — Auch bei Martin-Lienh. II
518; Fischer V 1144.
ver-: (Holz) zu Tischlerwerk verarbeiten Blns
(Bärnd. 1914) und wohl weiterhin.
Sch r in er i, -ei f.: Schreinerhandwerk Xv; GT.; Th;
Z und sonst; auch Schreinerwerkstätte Th; Z; wohl allg.
Schrinne" -a f.: Felsenriss, Sehrund B(Zyro). Syn.
Chrinnen :i (Bd III 827). — Im Abi. zu Sch,anr,(m).
Schrand^Schrund.
Schrand s. Schrann I.
Sc brande", Sehr ände°r, Schrändler a.Schrann
II, Schrännler.
Schrände II ohne Geschlechtsangabe: Zimmer,
Stube Gr Kesslerspr. (JJörger 1905). — Vgl. Gr. WB. IX
1735 (Schrende); Fischer V 1124; ferner Sdirmiz 1 1 / .
schränden: tr., spalten, zerreissen. ,Ein Altar, den
z [= d's] Opferfeüwr tuot schrenden gar.' Gdler 1616;
Übers, von ,novus accenso finditur igne focus' (Ovid).
.Schranzen, auf- oder enzweireissen, lindere, scindere.
wie man an einigen Orten auf der Tuch- und Lein-
wandschau mit Pfuscherwaare tut; unsere Alten sagten
auch schrenden.' Spreng. — Sonst unbezeugtes Kaus. zn
«rhrimlen. Vgl. «chrmuun.
Schrind(e''). Nur in ONN. ,Ober-Schrinde' GRüti
(Alpstafel). ,Schrinden.' ebd. (steiler Wald).
sch rinden, in Bed. 2 (g')schrintu" TB.: 1. intr..
Risse bekommen, bes. von der^Haut, von Leder. ,Dü
esche ist solcher art: das leder davon gar herte wirt
und koufküene; aber du esche birt grossen schaden
und unnuzes darnä. wan es schrindet iesä.' Schach-
ZABELB. ,[Esel zum Pferd:] Heissent iu ein pflaster uf
iuwern rügge binden; diu hüt begint iu sehr.' Boner.
,Dem die oren und hend schrindend und dz houpt:
so nim ruoten [1. ,ruten'':'] öl, wachs und mach eingebert
salb darus und salb dich domit.' Künste. 1474. .Wenn
eim ein wunden schrindet...' ebd. ,Das daz leder nit
schrinden[d] werde.' ebd. — 2. tr.. Risse machen, ver-
letzen, zB. Vieh durch Steinschlag TB. ,Went du in
[den Goldgrund] strichest uf den nagel oder uf den
turnen, schrinddet er den oder glitzet der grünt, so
ist er zuo stark.' Kunstb. 1474. — ge-sch runden:
aufgerissen, gespalten. Von der Haut. ,Dis Sälhli
heilet die geschrundneLäfzen widerum.' ZZoll.Arzueib.
1710. ,So die Wärzli geschrunden sind.' B Arzneib.
XVIII. Von den Hufen des Pferdes: ,Equi quorum
ungulas rhagades et rimse diffindunt, sattfüessig vel
satthüeffig a nonnullis nostratium vocantur, et ungulje
sie affecta; geschrunden oder gespalten oder ryssendc
füess.' Gesn. 1551. — Ahd. (bair.) acrintan, mhd. schrinden.
Risse bekommen; vgl. Gr. WB. IX 1753; FischerV 1146(uicht
1627
Schiand, schiend, schrind, schrond, schrnnd
1628
mehr in der lebendeu Spr.). .Srhriniu" TB. nach uchinlu".
schinden? Hieher der FN. .Schriudleder.' 1362/1432,
ZSteuerh. (bei Leu, Lex. XVI 478 .Schrynläder').
zer-. Nur im Ptc. zer-schrunden: = dem Vor.
.[Nikolaus von der Flüe fastete so lange, dass] sin
wangen ganz tünn und sine lefzen vast z. [waren].'
1488, UwSachs. ,Von schrunden des niundts: ob dem
kindt sein mundt aussbreche und z. wirdt, das gewön-
lich geschieht von härte wegen der brustnärzlein ...
salb dem kindt sein mundt inwendig.' JRüef 15.54.
,01, wachs und äschen von den meerkrabben ... auf-
gelegt heilt den zerschrundenen sitz.' Fischb. 1563.
.Etliche Arzet sagen, dass dieses Öl [Kornöl] auch
fast nutzlich möge gebraucht werden zu den Fisteln
und zu der aufgespaltnen und zerschrundnen Haut.'
JRLanDENB. 1608. — Ahd. ziscrinlan, mhd. zesckrinilcn; vgl.
Fischer VI 1149.
Schrnnd m. ßsStdt (.AHeusler); BGr., G., L., Si.
und It St.»»; GnSchud., Tschiertschen, V. (Bed. laß);
L (St."); ÜBW; ü (Bed. laß); W; 1652, B, PI. Schründ
BGr., I,., Si.; GrV., Schrunde- (bzw. -o'-) f. Ap (auch
It T.); Bs (Bed. luf); Gl (auch It St.); GRHe., Pr.,
Scuolms, Valz.; „L"E. und It Ineichen; PAl. (Giord.);
G, so G., Rh., „T."; Sch (It Kirchh. und St.); SZuchw.;
TaKessw., Mü., Tag.; ü, auch Urs.; Zg; ZO., Dim.
Schrwidli Ap; LE.; GRh., SchrUndeli Ap; GRh.; ZO.,
Schrunte- GrV. (Bed. laa und y): 1. a) (durch Auf-
springen, Bersten entstandene) Spalte, Ritze Ap; Gl;
GRh.; ü; ZO.; Syn. Chlaclc {Bi lll 6S9). ,Schr-en, ein
klimsen, rima, fissura, pator; schründle, rimula.' Mal.
,An der sonnen zücbt die katz den augsternen zuo-
samen, dass er lang wirt als ein schr-en.' Tierb. 1563.
,Fissus, fissura, Spalten, Schr-en, Schlitz.' üenzl. 1677.
1716. S. noch Schübel (Bd VIII 87M.). a) in Holz,
zB. Türen, Wänden, Fussböden Ap; GrV.; ThMü. (auch
von den natürlichen Rissen in Baumrinde): ZO. ,[Dass
seine Frau Küchlein buk] roch er [der Lehrer] bis-
weilen mitt im Staub und Gstank der Schulstube, die
. . . voller Schr-en und Löcher war, durch welche der
Küchliduft unsäglich angenehm hereindrang.' JSenn.
G'chide" hät's [an einem Konzert], wie wenn de Bis-
wind pfiffe" wor'' dur''' d'Schr-en i". Stutz. Gem.; s.
auch chüten (Bd III 570M.). Die Alte" händ Türen und
Feister zue'tö" und nw dur''' d'Schiben und dur'''
d'Schr-en üsg'gügglet. ebd. 1"* ha" zo-nn-ere" Schronden
i" g'lueget, in ein Sterbezimmer. JHart.mann 1912.
Z)«' ist en G'wonderige' : er bieget dur"'' alli Schronde"
düre" ApK. S. noch Bd VII 14S8u. ,[Als eine Diebin
sich frühmorgens in der Mühle zu Schäften machte]
do luogty sin [des Müllers] wib in der kamer zu einer
schr-en ushin.' 15'20, ZGreif. ,Üo was er an dem türli
und luogt zur schr-en yn.' 1533, Z Ehegericht. ,An
den alten stuben etwan die löcher, schr-en und spält
verkleiben und demnach wider malen.' 1563, Z.
S. auch schrammachtig (Sp. 1617). — ß) im Erd-
boden, zB. bei langer Trockenheit Ap; GRSchud.,
Tschiertschen (,in Wiesen'). S. auch ver-schlinden
(Sp. 574u.). Lange, tiefe Felsspalte, Kluft, Abgrund
BsStdt; BG. (Zyro) und It Sf ; GrV.; L (St.»-); G;
Obw; W (Tscheinen) und weiterhin. [Nach einem Un-
wetter] ist dert der Weg sant-emc" grosse" Stuck vom
Felse" abg'chit g'si"; [es war daher unmöglich] mit der
Lieh über de" Schrund über z'g'cho", JJörger 1920;
vorher der grusig Sehr. ,Es werdend auch schr-en (sein)
allenthalb, und wirdt das fenr herauss gon.' 1530/1638,
IV. Esra; .eine Einöde.' 1667/1707; ,chaos.' Vulg. ,[Der
Gemmipass sei] im Sommer wegen vielen tiefen
Schrunden im Berg keineswegs zu gebrauchen, im
Winter aber wohl, weil selbige Schründ mit Schnee
verfüllt werdend.' 1652, B. ,Die Felsen litten [beim
Tode Jesu] Zwang ... bekamen Spält und Schr-en.'
JJBoDMER 1669. .Es [das von einem Schatzgräber ge-
suchte Gold] lyt grad dort in einer Schr-en; da grab
und lass nit nach so wyt, biss dass du gspürest, wo
ess lyt.' JMahler 1674. S. i\och Schrann II. Gletscher-
spalte BsStdt; B, so Gr., L., Si.; GrV.; PAl. (,crepaccio
nei ghiacciai.' Giord.); G; U und weiterhin. E"
mächtig höji Gletscherwand mit dunkle" Spalt und enge"
Schründ. JJörger 1920. Wil der Gletscher ganz obere''
und d'Schründ all offe" g'si" sind, heind di Meiste"
g'meint, der Baschli si g'wüss nid in e" Spalt ab g'chit.
CSchnvder 1911 (GrV.); vorher: tcenn-er sö'ti in e"
Schrund ab g'chit .si". Bei Föhnlage, starker Schnee-
schmelze und ausgiebigem Wasserabfluss in die Sehrind
hört man am Grindelwaldgletscher allerlei sonderbare
Klänge. Bärni). 1908. S. noch Bdll'iöo. ,[Das Gletscher-
wasser schiebt Alles] mit solcher Gewalt fort, dass ...
die Eisberge mit grossem Knall zerspalten und tieffe
Schr-en werffen, welche denen, so darüber reisen, höchst
gefährlich sind.' JJScheuchzer 1708. 1746. — f) am
menschlichen und tierischen Körper. Schmerzender
Hautriss, bes. an den Händen, Lippen, zB. infolge von
Kälte Bs; BSi.; GnHe., Scuolms. V.; U. We""-me" der
Hächel het, gV't's Schr-e" BsStdt. Schr-e" ha" GRHe.
(Tsch.). Im Frühling hat der Landmann oft die Hände
voller Schründ, die sehr schmerzen und bei der Arbeit
hinderlich sind BSi. (ImOb.). .Merzenschrunden,
schr-en oder spält, als an füessen, henden, maul oder
sunst am leib, die eim von kelte entspringend; schr-en
am hindern, speit, ritz, rhagades.' Fris.; Mal. ,Die
bloss dürr äsch [von gebranntem Eselshuf] heilt
die schr-en an den versen und merzenspält.' Tierb.
1563. .Die Spält oder Schr-en der Lefzgen.' JJNüscheler
1608. , Schr-en und Spält an Händen.' ZElgg Arzneib.
um 1650. , Schrunde, Schronde, pernio, fissura.' Eed.
1662. ,Rhagades, Schr-en oder Spält am Maul, Händen,
Füssen, etc.; pernio, Schr-en an Füssen von Kälte,
Fersenausbruch, Fussgefrorne.' Denzl. 1666/1716. ,
,Finditur cutis, die Haut bekommt Schr-en.' ebd. 1677. !
1716. .Diesere Krankheit [eine Viehseuche] bestehet !
in einer oder mehrern Blatern, auch Schr-en, so uf i
der Zungen des kranken Hornviehs ... sich erzeigen ...
Die Schr-en und Wunden der Zungen [müssen] mit j
einem wollenen Tuch sauber gewaschen werden.' Z |
Sanitätsmand.1732. S.nochzer-schrinden;üf-schrunden.
„Lange, tiefe Fleischwunde", Schramme Ap (T.); Bs; I
„Gl"; GRPr.; „L" (auch It Ineichen); G; „ScH"; S |
Zuchw.; ThMü.. Tag.; U, auch Urs.; Zg. D'Schr-eT
und d'Flärre" [die vom Klettern über scharfe Felsen (
zerschim^ne" Zewe" und di offne" Fersene"] verbinde".
ScHwzD. (GnSeew.). ,Das weiss ich woll, das ich selten |
ganz zeben gehebt han, sunder bletz dai'ab gestossen, •
gross schr-en, oft übel gefallen', beim Ziegenhüten, l
ThPlatter 1572. .Der Scherer zeigt an, als man den i
H. inn syn Schergaden bracht, syge imme der ein
Finger vast zuohin ab und ein grosse Schr-en inn Kopf <
gehauwen worden, das er inne verbunden.' 1622. Z. '
Wundmal, Narbe „Gl; L; Sch"- ; W (Tscheinen): ZWila,
Von Schmissen: [Studenten] händ uf''em eine" Baggt"
Schr-e" g'cha", wie wänn-si in es Dotze"d frisch 'tängelet
1629
Sclnaiul— schrnnd. Schrank— schi unk
1630
SegCtsC ine" 'trölet icare'd. CStreiff 1904 (GlM ) —
b) durch Anstreifen, Reiben an einem harten Gegen-
stand verursachte mehr oder weniger tiefe Schürfung,
Verletzung, so an einem Baum, einer Mauer (zB. durch
Anfahren eines Wagens), an Möbeln, auch am mensch-
lichen und tierischen Körper; tiefer und grösser als ein
Chrets TuMü. Der Blitzstrahl macht e" Schronde" am
Stamme eines Baumes. Da' ist iez e" netti Schrmide"! Von
einer durch den Kummet am Pferdehals entstandenen
Wunde. „Scharte an Messern oder andern schneidenden
Werkzeugen Gl; L" (auch It Ineichen); „Sch" (auch
It Kirchh.). — 2. eupliem. in der Fluchformel ,botz
(box) schr-en = Gottes Wunden. ,Annli Rinderknecht ...
spricht, sy sye imra ein hold gsin, und als sy by ein-
andren gstanden, syend ir dry kommen; under den-
selben habe der ein gseit: Botz schr-en! dort stand
zwei by einandren: wir wend[s] gan zemen gen.' Ib'i'i,
Z Ehegericht. ,Botz sclir-a, krida! boz dammast! nun
mag ich [Lucifer] han kein ruow noch rast biss ich
den anschlag hinderstell mit miner macht und ganzen
hell.' RuEF 1538. , [Satan:] botz schr-en! das ist eben
recht, dort kommend dry des herren knecht [Propheten,
denen die Teufel ans Leben wollen].' ebd. 1539. ,Do
ich schier gan Merspurg kam, kam ich zuo eim Stein-
metz, der was ein Turgöwer; kam uns ein junger pur
entgägend, spriclit der Steinmetz zuo mier: der pur
muoss uns gelt gen. Spricht zuo im: pur, gib gelt
oder semmer botz schr-en! etc. Der pur erschrak .. .
fieng an den sekel fürhin zien. Sprach der steinnietz:
bisszufriden, ich lian nur mit dier gespottet.' ThPlatter
157'2. Mit .sehenden' (vgl. Bd Vlll 894/5). ,[N., der
seine Frau mit einem Andern ertappt] spreche: Das
üch box schr-en sehende! ich solt üch bede ze tod
stechen.' 1532. Z Ehegericlit. S. noch Bd VIII 895 M. —
Ahd. (bair.) scnuiiu, mhd. ai-hrtuuh f.; vgl. Gr.WB. IX 1806
(,Schriind' m., .Schrunde' f.); Marthi-Lieuh. II 518; Fischer
V 1153. Scliiiintt" Gi\. wird von DrJörger abgelehnt. In
ONN. ,Schrund' SchwBisistal. ,Schrunde' GTscherlach b/Wl.
.Schrungen' SBärschwil. .Auf Schr-en' BBurglauenen. ,Boi
den Schr-eu' BKngstlenalp. Zssen. .Schrund-Balm-Hörnli'
BMeir. Schrlml-Bmh BGr. (Gletscherbaeh). Dim. im fichrihidel
SchNnk. (Acker); ZKyb. .S'cÄriinrfei» SchWilch. ,Scliriodi' UIs.
(felsiger Grat).
Is-: Gletscherspalte. ,In Eisschrunden.' JMüller
SG. ,Eine tiefe Eisschrunde.' Tscbddi, Tierl.
Felsen-,Schrund': Felsspalte. ,Die Murmeltiere
bewohnen nur die höchsten Gebirge, wo kein Holz
mehr wächst ... Vorzüglich wählen sie freie, durch
steile Felsen und Felsenschründe abgesonderte Rasen-
plätze.' Gr Sammler 178'2. — Auch bei Sanders II 1017
(BAuerhach).
Gletscher- Schlund: = Is-Schr. B, so Si. (ImOb.)-
Ü'sc Herrget het-ne" [den Gemsjäger] ftmde" W'' bi-
waret-ne' da mite" i" dem tiefe" Gl. G JKdbn 1819; s. auch
BdV1156u. ,ln Gletscherschründen.' Tschudi, Tierl.
— Merzen-, Schrunden': Hautriss, im Frühling auf-
tretend. ,M.-schrunden, trüesen, kröpf: mit äschen
anss eselläber, und die mit öl angemengt, bestriclien
vertreybtden geprästen.' Tierb. 1563. S. auch Schrun-
d(en) af (Pris.; Mal).
schrundachtig. ,Scaber, rauch anzegreiöen, sehr.,
rub.' Fris. (,-ächtig.' 1541). — Vgl. Gr.WB. IX 1808
(,schrundicht').
üf-schrunden: aufspringen, rissig werden, von
der Haut. ,[Bei zu heftigem Fluss der Menses] lydet
das wyb grossen durst; iren schrundend oder spaltend
ouch die läffzen uf, welche schrunden von scharpfen
ussgetruckneten und übersichriechenden dempfen ver-
ursacht werdend.' JRdef 1554. — Vgl. Gr.WB. I 731
(,aul'schrunden'); IX 1808 (,schrundeu').
ver-. Nur ver-schrundet: a) von Gletschern
GrV. Der Gletscher ist ganze' V. — b) mit Wunden be-
deckt. ,[Tscharner und Frisching] die doch mit Helden-
mut, obwohl sehr hart v., dem Feind umb keinen
Schritt ausshin gewichen sein.' Pfaffenkrieg 1712. —
Vgl. Gr.WB. XII 1169 (,verschruuden'): Sanders II 2, 1017
(.verschrundef, von Gletschern).
zer-. Nur im Ptc. zer-schrundet: mit Hautrissen
bedeckt GRCast., Valz. (Tsch.). Z. Hend ha'. ,Z., sca-
bratus.' Fris.; Mal.; vgl. schrundachtig. — Vgl. Gr.WB.
IX 1808.
schrundig: = schrundachtig Bs (Seiler). ,Schr-e
Gletscherfelder.' Tscbudi, Tierl. — Mhd. .cAi-ünrfic,- vgl.
Gr.WB. IX 1809; Martin-Lienh. II 518 («chrundig. -icht);
Fischer V 115:?.
Schründle": = Schrund la. ,Wan als durch die
kleinsten schründlen die tropfen in das schiff tringent.
also klaine flüsset klaine schuld täglich in unser sei.'
Walokegel 14'25. — Als ON. .Schründlen' ThBuch b/Üssl.;
ZWäd. (das guot zu Srnndeleu 1:310; bei Leu, Le.\. .Vorder-
uud Hinter-Schr.').
Schründler, in ZTu. Schrüngler: Name einer
Birnsorte Th, so Hw.; ZSth., Tu. S. Bd IV 1496. —
Die Birne soll bei nassem Wetter au der Oberfläche leicht
rissig werden; daher wohl der Name. Als ON. ,(Ein Pfad|
über die halden uf für den Sehr.' ZSchlieren Offü. um 1450.
Acker in Sehr.' 1606,ZHegi. /m^cirihKf/fr Seh Dörfl.; hieher':-
Schrank— schrunk.
Schrank m. (PI. -e") ScuSt; ThMü.; Z (FStaub);
Fris.; Mal. (PI. auch ,schränk', ,schrenk'). Schranke"
(bzw. -gg.) m. Gl; GRvPr.; ThHw.; ZStdt, W., Zoll,
und It Dan. (wohl Z), f. BGr. (PI. Schranhi): 1. wesentl.
wie nhd. Schranke, a) Vorrichtung, um einen Raum
ab-, einzuschliessen: Zaun, Barriere BGr. (nur PI.);
GRvPr., auch Gitter uä. Die Schranki sind ein ein-
facher Zaun aus paarweise und parallel in den Boden
eingetriebenen Pfählen, die verbunden sind durch
Schweiffei, auf denen die Zaunlatten ruhen BGr. (Bärnd.
1908, '254/5, mit Abbildg). ,Gab . . . Hugun am Hof
2 ß d., werchot 1 tag an den schr-en; ... Hans Grossen
3 ß 8 d. umb 200 zunstecken.' 1405, G Seckelamtsb.
,[ln einem Streit mit Schaffhausen, in dem Zürich das
Hoheitsrecht bis zur Mitte der Rheinbrücke bean-
sprucht, sagen Zeugen zu seinen Gunsten aus, dass
früher] dhein huothüsli nach schr-en vor der brugg,
wie jetz da sygend, gesin.' 1544/5, Z; vgl. JJRüeger
1606, 355/6 (wo ,Gatter'). ,Dass er [der Zolleinnehmer]
keinen wagen noch karren usserhalb des tors bei dem
schr-en geladen oder ungeladen nit durchgeen lassen,
sonder die wider hindersich weisen soll.' 1555, AARh.
StR.; s. auch SBurkart 1909, 312 und vgl. ver -schranken.
.Clathrum, das holz, darauss man die gätter machet,
item gätter, schrenk, spangen; vallum, bollwerk von
pfälen, schr-en.' Fris.; ,schrenk, clathrum.' Mal. ,Dem
Malier von Zürich von dem Schr-en umb Herzog Lnpolts
von OsterychGrepnuss in der Küchen zemalen ...' 1601,
.•VaKöh. ,ln Mitten [der Rüstkammer in Venedig] staht
ein grosse, sehr kostliche Laternen . . . mit einem
Schr-en umbgeben und verwahrt.' Z Gesandtschaftsber.
1631
Schrank, seh renk, schiink, schronk, scliiunk
1632
1608. .Cancelli, Gitter, Schi-en: linies, Marchstein,
Schr-en.'DENZL.1666/1716. Schranke um einen Kampf-,
Spielplatz oä. ,Darumbe so band oucb unser herren
inen beden [zwei Rittern, die einen Zweikampf aus-
fechten wollen] einen platz geben uff Burg . . . und
den selben platz mit zwivalten schr-en umbezogen und
geordent, dass zwüschent den selben schr-en gewoppenet
lüte stan söllent und beden teilen glichen schirm
geben.' 1428, Bs Chr. IV 158; vgl. dazu ebd. S. 40 ff.;
Wurstisen 1580, 247. .Habend m. h. geratten, das alle
tag, so die disputation weret, vier weibel by dem
schr-en an vier orten standint und utf alle die, so
Unzucht begand, acht haben.' 1528, BKef.; dazu: ,[Im
Barfässerkloster in Bern] ist ein grosse wyte kilchen,
in welcher was in der mitt uffgericht ein zimlich hohe
brüge [für die Disputierenden] ... Umni dise brüge
was in die fierung wyt herumm gemacht ein schr-en,
zering umm gestuolet.' HBull. 1572. Übertr. ,Wir
wellen mit dir in keinen anderen schr-en fechten weder
innert nüw und altem testament.' Zwingli. ,Sich, wie
sich Christus selbselbs zuo den Juden in die schr-en
der gsehrift hinzuo lasst.' ebd. Auch der von Schranken
eingeschlossene Raum; vom Vor. nicht scharf zu
trennen. ,[Huram] machet auch einen hof für die
priester und einen grossen schr-en und tür in die
schr-en.' 1530/89, 11. Chroh.; ,Hof.' 1638/1868; ,basiii-
cam.' Vulg.; aüJ.T/v. LXX. , Schrank, ein eingeschlossen
ort, conseptum; ott'ne schr-en, soluti carceres.' Fris.
(auch schon 1541); Mal. ,50 pfd vererung denen, so
das spil gemacht .. . 130 pfd 11 ß me für sy bezalt, so
inn zweyen tagen umb win und brot brucht in dem
schr-en.' 1549, Z Seckelamtsrechn. ,Herr LRoman
schreibt, dass zuo Mecha in Arabien ein verschlossner
schr-en sei, darinnen zwei einhörn behalten werden
und dem volk zum wunder gezeigt' Tiere. 1563. ,Ein
Jeder, so schiessen will, [soll] mit syneni Rohr un-
geladen in den harzuo gemachten Schr-en oder Stand
trätten ... In jetzgemeldten Scbr-en sol Nieraands
kommen als der, welcher syne Schütz verrichten will,
sampt dem Schützenmeister und den harzuo verord-
neten Uffseheren.' Z Mand. 1638. .Welcher [Knabe]
. . . mit dem Spies in follem Lauff durch ein solches
Ringlein sticht, demselben wird alsbald von dem Herren
Seckelmeister und anderen ... in dem Schr-en sitzenden
Herren die Gab ... in die Hand gegeben.' JEEscber
1692. In einer Kirche; vgl. Knaben-, Wiber-Schr.
, Stolze Phariseerstimm und -danken singt im vordren
Heuchlerchor und Schr-en.' Z Neuj. M. 1712. Spez.,
= Chammer 3 (Bd III '249). Üän. (wobl Z). — b) insbes.
(oftPl.) von den Schranken für Gericht und Rat; vgl.
Gerichts-, Rats-, Land-tags-Schr. a.) die für ein (Blut-J
Gericht im Freien errichteten Schranken, auch übertr.
auf die Gerichtsstätte ; vgl. zur Sache Bluntschli RG.^ I
'203/8, ferner Ring 3b 5 (Bd VI 1083/5). ,Wan sich
fSeget, das man richten nmoss von wegen eines tod-
schlags, so werden verfüert drü gricht und landtag ...
uff komblichem platz der landstrassen und schr-en
ze machen, euch das es den richteren gelegen syg.'
1560/4, Aa Rq. 1922. ,So bed fürspräclien irr urteil gen,
so fraget der vogt um im schr-en bim eid ein jeden, und
so er im schr-en unigfraget, so fraget er usert dem
schr-en ouch etlich alt personen und demnach so fraget
er in der gemcind, ob neiwer witter darum urteilen
weli, der tüeg es bim eid.' ZWäd. Landtagsordn. XVI.
S. noch Bd VI 289 u. (1532. Absch.). ,Der Sehr, under
den (einer) linden.' ,By uns aber in der statt grichten
schluogend sy, die widertoufer, ir läger uf in der
schiesshütten und in dem schr-en under den linden
vor Muoltertor; da predigend sy etwa lang alle abend.'
Kessl. ,In Basel wohnt der nachrichter und seine
gespaanen, wie auch die todtengräber uff einem berg,
der Kolenberg genant. Am selbigen ort, vor des nacli-
richters hauss, stot der schr-en unter einer linden, do
man diss gericht haltet.' AKvff 1597. ,Den schr-en
üftuon', beim Aufruf des Beklagten; vgl. Bd VI 682.
.Ward ... zu recht erkennt, dass des landtgrichts ring
und schr-en an dreyen enden solle ufl'getan und drei
offen straassen durch das landtgricht und umbstend
Volk gemacht, und gedachtem N., dem tetter ... zuo
sölichem rechten uff' jeder straass insonderheit mit
lutter. verstendlicher stim gerüeft und ime frid und
gleidt darzuo gegeben werden.' 1595, ZGrün.; ähnlich
XVI., ZKyb. Weissbuch. S. auch Aa StR. '299. ,Den
schr-en zuotuon': ,Diewil N. [der Angeklagte]
hie stat und Vorhabens ist sich zuo verantworten ...
dunk[t] mich bilich und rächt syn . . . das der schr-en
wider zuotan und beschlossen ward.' AAAar. Landtags-
ordn. 1596. ,In den schr-en sitzen' oä., von den Richtern;
einzelne der folg. Belege viell. zu ß. ,Es sol ... dehein
richter, der in den schr-en sitzt, niemans wort tnon
noch fürsprech sin.' Tu Landgerichtsordn. 1406. ,Der
underscbultheiss, welcher mit gewehr und hämisch
am schr-en steht, [lässt] durch sein fürsprechen die
klagtuon.' Wurstisen 1580. , Ein jeder verordneter und
geschworne richter [soll] ... ohne erlaubnus des schult-
heissen oder stabhalters uss den schr-en des grichts
nit gan noch tretten.' AaK. Gerichtsordn. 1596. ,Wan
ein Persohn zu einem Rechtsprecher verordnet und
in den Schr-en gesetzt ist . . .' ebd. 1687. ,Auff den
öffentlichen Platz vor an den Brunnen in der
Haubtgass . . . sollen die Richter in ihren Schr-en
nidersitzen . . .' AaMbII. Blutgerichtsordn. 1757. ,In
den schr-en leggen, im schr-en ligen', vom , Wahr-
zeichen' (corpus delicti). ,Der kleger gärt zum ersten,
das die worzeichen wärden in den sclir-en gleit.' Aa
Aar. Landtagsordn. 1596. ,[Der Angeklagte hat] den N.
säligen liblos gemacht und vom laben zum tod bracht,
wie dan die worzeichen in dem schr-en ligen und von
mängklichem gesächen wärden.' ebd.; nachher ,in dem
ring.' Als Ort der öffentlichen Verkündigung des
Urteils, auch etwa der Exekution. ,Die urteil [wird]
by beschlossenen Türen von Rät und Burger[n] bim
Eid abgefasset, wornach Rat und Burger sich vor das
Rathaus in die gemachten Schr-en begeben, allwo die
ganze Procedur substanzlich durch den Stattschreiber
öffentlich verlesen wird.' AAAar. Landtagsordn. 1719.
,Auf diesen [auf off'ner Gasse errichteten Richterstuhl]
setzet sich der regierende Herr Schuldheiss zum Blnt-
gericht... wann Malefizpersonen zum Tod verurteilet
worden, und werden Schr-en ... gemacht, woselbst sich
klein und grosse Rät versammlen, nicht das Bluturteil
zu fällen, als welches schon zuvor auf dem Rathaus
ergangen, sondern den Maleficanten da öffentlich vor-
zustellen und ihm die Vergicht und urteil durch
den Gerichtschreiber vorzulesen und aiizukünden.'
JRGrüner 1732. , [Einer lahmen Vagantin und Diebin
musste] der Scharfrichter im Schr-en vor dem Rat-
haus [in Trogen] 24 Schlag mit der Ruten geben.'
Z Nachr. 1754. — 13) in der Gerichts-, Rats st u b e. , Lange
Bank mit einer hohen Lehne in der Ratsstube' ScnSt.
1633
Schrank, sclnenk, scliriiik, schionk, schrnnk
1634
Vgl. Schr.-Stuel. ,Der grosse Rat . . . hat vielleicht
nicht mehr als einen Tag Rat und die übrigen drei
Gericht gehalten. Denn wenn citierte oder streitende
Parteien am Schr-en erschienen, so war Dieses Ge-
richt und nicht Rat.' Ap Gespr. 1831. ,[Als dem ver-
sammelten Rat der gegen ihn geplante Anschlag mit-
geteilt wurde] do ist N. [ein anwesender Rädelsführer]
übern schr-en iistretten ... und [hat] sich us dem lät
flüchtig ton.' 1464, G; vgl. zur Sache Vad. II 371. ,N.
ist am schr-en dargestanden und hat oifenlich bekennt,
das er denen von Zürich ... mit siner red zekurz und
unrecht getan.' 1549, ebd. [Ein Angeklagter, der seine
Unschuld durch Zauberei zu erweisen versucht] würff'
seinen Mantel utf den Schranggen, kneüwet in der
Stuben nider, macht mit der Kryden einen grossen
Ring.' lG4ti, Z. ,[Bei der Eidesleistung] stöndt die
Wirdt und die Beamte in Schr-en und [man] tuot ihnen
den Eidt vorsprechen, alsdan tüondt Vorige an Eidt
Statt anloben . , .' XVII., AaMcII. StR. Vor, hinder
de" (d') Schr-e". Eine" v. d'Schr-e" rüeffe"; v. d'Schre"
mües'e" GL. K. de" Schr-e" stö"; v. d'Schr-e" g'höre" Ar.
/«* ftt» doch 110''' nie h. de" Schr-e" g'stande", habe noch
nie mit dem Gericht zu tun gehabt SchSI. 's würtim
h. de" Schr-e" wol änderst werde", ebd. ,Wan ein Richter
über ein Sach [vom Vorsitzenden Ammann] umb ein
Urtel angefragt wirt und er selbige öffentlich h. dem
Schr-en geben will..,- GT. Prozessordn. XVll. ,Wan
die Parteyen ihre Kuntschaften allerseits h.den Schr-en
gestelt [kann die Beeidigung und das Verhör beginnen].'
ebd. .Solle keiner h. den Schr-en nach in der Klag
schwätzen, sonder sein Anligen durch seinen Vor-
sprechen eröftnen lassen.' GSidwald Gerichtsordn. 1733.
,[Alle Einwohner sollen] umb den Eidt der Treüw zu
schweren, auf dem Rathaus erscheinen, und wa u danne
MgHrn. der beiden Reten in dem Schr-en sitzendt ver-
sammlet, so lasst man die Burger und obbemelte Ein-
woner in die Ratstuben tretten. welche h. den Schr-en
stehen bleiben.' 17ti8, AAlUell. StR. — o) (Schrangge"
ni.) in GLf mit eigenartiger Bedeutungsentw. a) , Kette
um die Landsgeraeinde' (Leuzinger). — ß) die im Ring
der Landsgemeinde und in der Mitte der Ratsstube
stehenden zwei Bänke, die als Ehrensitze für die
Schranken- Herren (s. das Folg.) bestimmt sind. —
■(■) koU. Bezeichnung für die Schranken- Herren, die
von der Landsgemeinde gewählten Inhaber der höchsten
Landesämter (bis 1830); s. Bd II 1544 (wo Gl Gem.
1846, 487 zu lesen ist) und vgl. Schranker. ,Jede Kon-
fession konnte [nach den Verträgen von 16'23 und 1683]
auch einen Landshauptmann und einen LandsfShndrich
wählen, und es bildete sich aus diesen neuen, sowie
den alten Landesbeamten ein sogenannter Schr-en,
welcher den Vorrang vor dem Neunergerichte erhielt
und nach und nach statt desselben ein engerer Aus-
schuss des Rats wurde.' Gl Gem. Er ist i" Schr-e" chu",
darein gewählt worden. Drum ü"seri Herre" lang lebe"d-
st nuch! Der Landamme" z'erst, so isch-es der Bruch,
und abe" dur''' Scitr-e" und Ntlnenfricht bis unde" zum
Landrät und Fü'ferg'richt. Anderl. 1852. — d) uneig.
i. S. v. Grenze, die nicht überschritten werden darf
oder kann. Me" het-ne" i" ke'" Schr-e" und ke'" Süe" inne"
'brächt GlH. ,[Das Haus Oesterreich] zu zähmen und
in solche Schr-en einzuschliessen, dass es anderen
Potentaten und freyen Ständen nach ihrer Freyheit
und Länderen zu stehen ... vergessen müsse.' Gespr.
1682. ,Cancello8 sibi circumdare, prascribere, im
Schweiz. Idlutlkun IS.
selbs ein gewiss Ziel (gewisse Schr-en) setzen; eitra
oleas (cancellos) vagari, über die Schr-en schreiten,
äussert den Schr-en schweiffen.' Denzl. 1666/1716.
.Damit deroselben [der AUmendordnung] steifer nach-
gelebt und Jederraäniglich, den es ansichet, desto besser
in den Schr-en gehalten werden könne, [sind] die Ver-
brechere mit gebührender Straf belegen zu lassen.'
BVVimmis .\llmendordn. 1695. ,Nun ists genug [mit
meinen Ermahnungen an die Geistlichen und Regieren-
den]: ich bleib im Schr-en, dass nicht flüchtig werd
ihr Huld.' JL'Weissenb. 170'^. .[Durch gerechte, mensch-
liche Behandlung des Industriearbeiters wird] dem
Betrug... ein natürlicher und einfacher Schr-en ge-
setzt.' HPest. ,Die Schande, die auf jede Nachlässig-
keit unerbittlich wartete, brachte den Hang zur Ruhe
in denjenigen Schr-en, in die [!] er in der bürgerlichen
Gesellschaft hinein muss.' ebd. — 2. Einfassung,
Rahmen aus Brettern. Balken usw. a)auf einem Wagen.
,Auf diesem [Spritzen-jWagen liegt ein Schr-en, in
welchem der Kasten der Feuerspritze versenkt oder ein-
gelassen ist; hinten'gehen an diesem Schr-en zwei Hand-
heben hervor, um an denselben die Sprize herum zu
heben.' Feüekspr. 1790. — b) eichene Einfassung der
Jauchegrube ZZoll.; S y it. Gtillen- Schär (BdVIII 1109).
Ausgemauertes Loch im Boden (wohleig. die Einfassung,
in die der Deckel eingelassen ist), als Zugang zu einer
unterirdischen (Wasser-)Leitung ZStdt. — c) durch das
Eis gebrochener Schitfsweg; Syn. Schrammen (Sp. 1618).
.[Die Schift'leute] habind . . . ein grosser Teil vom
otfnen See biss gegen Bech an die Lendi das Iss utf-
gebrochen und ein Schr-en oder Furt gemacht, das
daselbsten ouch zuo lenden seye.' 1644, ZWäd. —
3. zu einem turmähnlichen Haufen (kreuzweise) auf-
geschichtetes Holz, bes. Fassdauben (s. Chile ff er -Sehr.)
ScuSt.; ThHw.; ZW. und It FStaub. En Schran-
k(e"J (Fass-J Höh. Von Brennholzwellen : En Sehr.
Buschte", 5C-100 Stuck ThMÜ — Mhd. .■<chranc lU., schranke
m. f.; vgl. Gr. WB. IX 1631 (.Schrank' ni.). 1633 (,Schrauke' f.).
163 7 (,Schrankeu'm.); Fischer V 1124/5. ,Schrank'(=arnioire).
das auch im übrigen Obd. hinter , Kasten' zurücktritt (vgl. in-
dessen Martin- Lienh. II 5 18), ist uns fremd. AlsFN. .Schrank.'
XV., B (Leu, Lex.). In ONN. ,Schranken' AaFrick; ZgOAeg.
(, Schranggen' It Leu, Le.\.). Schranke"-Bach, -Wald GrValz.
Umb-, Schrank': Umhegung. ,Dise Wisen sind mit
einem Gruonhag umgeben und liggend allersyts im
Veld; sy begryfend in ihrem U. fttnfthalb M[ann|mad.'
164H, ZRick. — Spätmhd.KmJsciranc, circumfereutia(Diefenh.
IS.iT); vgl. um-sckranh-n.
Chiietfer- Sthrank: = Schrank 3, von Fassdauben
Th. - Knaben-, Schranken': Kircliengesttthl für die
Knaben ZStdtf (Dan.). ,Chil'''enort hinter dem Kn-en.'
Bett-: Bettgestell; vgl. Bett- Schrägen (Sp. 1597).
,4 bettschranken', unter dem Hausrat des Beringer von
Landenberg 1448, ZUsterNeuj.l8b7. — Vgl. Gr. WB.IIT39.
G e-richt(>)-. ,Die kundtschaft ... sol in offem
gefichtsschranken mit uffgehepten fingeren schweren,
das sy ... ein lutere und ganze warheit ... sagen welle.'
ZElgg Herrschaftsr. 1535. ,[Wem kein einstimmiges
Urteil gesprochen wird] der mag dieselbig urtel an
dem gerichtsschrank[!] für den gerichtsherren ziehen.'
ebd. ,[Alle Käufe sollen] niendert dann vor des herren
vogt, sinem gericht und stab ... am oft'nen gericht-
schranka [so wiederholt] als vor der rechten oberhand
gevertiget werden.' ebd. , Welcher auch Nichts vor
Recht zue schaffen oder sein Sach schon zum Rechten
gesetzt bette, der solle sich bei Straf 3 ß in der Gricht-
1ü:5
1635
Schrank, sclnenk, schrink, schionk, schrunk
1636
Stuben nit aufhalten, damit mau liinder dem Grichts-
schranken genuegsame Weite haben könnte.' GT.
Prozessordn. XVII. — Vgl. Gr. WB. IV 1, 3673 (.Gerichts-
schrauke'); Fischer 111 iH.
Bäts-. 1532 rauss ein Verleumder ,am r-en' in
VVinterthur und in der Kirche zu Oberschlatt .öffent-
lichen wandel' tun. EEkli, AR. ,Wan Einer ungefähr
iu den R-en ohne Erlaubnuss gienge, so ist derselbig
peenfällig fünf Schilling.' 1Ö87, AaK. — Land-tags-.
jVVann R[äte] und B[urger] versamlet wären, selten
sie [die Wächter] die '2 gewohnten Kettenen fürspanuen
und dan sich alle 6 in die L-eu also verstellen,
dass 2 bei dem Eingang, 2 auf der Mitternachtseiten,
1 gegen Morgen und 1 gegen Mittag zu stehen kämen,
da sie dan den Schranken nach die Wacht halten und
alle Unfugen hinderen selten, biss alles Volk verloft'en
sein wurde.' AaZoI. Landtagsordn. 1747. — Wiber-
Schranke": Kirchengestühl für die Frauen ZStdtf
(Dan.). ,Chil'''enort in dem neuen Weiberschranken.'
schranke" (3. Sg. Prses. und Ptc. -ed) BGr.,
schrankne" BHk.; 1761, GuMai. 1. zu Schrank la,
zäunen BGr., Hk. ,Man schranked den Strassen und
Wegen entlang.' Bärnd. 1908. Neben , zäunen': Der
Alphirt soll neben dem Hüten .fleissig räumen, putzen,
zäunen undschranknen.' 1761,GRMai.- — 2. zn Schrank 3.
,[W. und Z. haben] ein eich in gemein mit einandern
zuo fasstugen machen lassen . . . und täte W. sin tugen
daselbs dannen, und schrankte er gedachter Z. die
sinen an der selben stat uff einandern; dem nach über
etlich tag, als er genanter Z. anderschwon euch tugen
ligen hette, füerte er die ouch dahin und schrankte
die uff die selben tugen, so er mit dem W. teilt hette.'
1486, Z RB. — \g\. Gr. WB. IX 1638. Das Prffit. ,seluankte'
köuDte auch zu schränken gehören, ebeuso die alteu syukopierteu
Formen des Ptc. unter den folg. Zssen.
üf-, 3. Sg. Pra;s. und Ptc. -et: = dem Vor. 2 TuHw.
Höh u. — Bei Gr. WB. 1731 .aufschräuken'.
um-, meist untrennbar: mit .Schranken' umgeben.
,VerboIlwerken, umbschr., verschanzen, vest machen,
vallare.' Fris.; Mal. ,[Der Pilatussee ist] mit einem
finsteren wald umbgeben, mit holz umbschranket,
darmit nieniants disen see erzürne.' JStdmpf 1548.
, Limitare, undermarchen, umbschr.' Denzl. 1666/1716.
Umzäunen: ,üises Wisli ligt mitten im Veld, umb-
schranket mit einem Gruonhag.' 1643, ZRick. Von
Bergen, einschliessen. ,Als er [Rhetus] sah da die
hohen Felsen ... ganz umgeschrankt das lange Tal,
spricht er: diss Ort gfalt mir gar wol.' 1602, Zinsli 1911.
.[Konstanz wird] von den thurgoüwischen Büchlen
oder Bergen gleichsam umbscliranket.' 1633, Z. ,[Die
Gegend von ZUrd. ist] mit vielen Hüglen gleichsam
besäet und mit Bergen umschranket.' JMuralt 1702.—
un-um-schrankt: unumschränkt. ,Der absoluten,
u-en Allmacht Gottes.' AKlingi.er 1691. — Vgl. Fischer
VI 10.5.
i"-, Ptc. -et BE. (Gotth.): I. eig., in Schranken ein-
schliessen. .SöUiclier Schatz ... wirt in einem hochen
ingeniureten Gehalter oder Kespli uff' vilen Gestellen
gesehen; wyl nun diss Kespli mit einer halben Wand
uff zwen Schritt ungefähr darvon ingeschranket, kann
man sich nit neher hinzulassen.' Z Gesandtschaftsber.
1608. ,[Am Schwörsonntag] ist lobliclier Zunft zum
Gelben Hörn bestimmter Platz [im Grossniünster] also
yngeschranket . . .■ 1683, FHeui 1912, Die Grenzen
eines Gebietes enger ziehen: ,[Üie Leute von GHars-
wil verlangen bei einem Grenzstreit] dass wir [die Amt-
leute des Klosters StGallen] Die von Niderbeuren
der Gerichten halber bis an Hertenberg einschranken
und einmarken.' 1622, G Rq. 1903. — 2. uneig., in
(enge bzw. engere) Schranken einschliessen, ein-
schränken, a) mit Akk. P. ,[L)as Mädchen] ist alleine
bei seiner Grossmutter gewesen; die hielt es schreck-
lich eingeschranket, liess es nirgends hin.' Gottb.; s.
noch Ingänterlen (Bd 11 38'2). Si werde" de" Wiber
tcelle" es G'setz mache", ivievil en lederi brüclie" soll
i" der HüshaUi"g . . Aber nei", bim Dolder löu"-mer-i's
nit de"weg i.! N.BKsi\.lii4:-i. Refl. , Ich schrankte mich
in die Gesellschaft von drei Freundinnen ein.' Diso.
1721/3; dafür im Mahler der Sitten ,verbannte'. ,[E8
wird] nötig erachtet, sich in Gebrauch Holzes . . .
ein Mehrers einzuschränken.' 1741, WMerz 1922.
Spez. Einen ,einschr. oder vogten lassen.' HPest. —
b) mit Akk. S. Mit konkr. Übj. ,[Um dem Einspruch
gegen eine neue Mühlenkonzession zu begegnen, wird
vorgeschlagen] man könte die Mülli einschr., dass sie
nämlich nit mer als 1 Malhaufen, I Rellhaufen und
nur ein Müllirad haben ... solle." 1675, ZHorgen. ,Dass
man hinfüro die jehrliche Häuw bestmöglichen ein-
schranke.' ZAlt. Holzordu. 1703. ,Eine Anzahl einschr.',
herabsetzen; s. iw-sc/irow^MW^. Mit abstr. Obj. .[Eine
Partei wolle] des Rechten änderst nit als mit Fär-
wort und Gedingen gestehen, ja dasselbig also ein-
zihlen und einschr., dass es gleichsam allerdings in
ihrem arbitrio und Willkuhr gestanden were, umb
was Sachen sie das Recht antretten wollen oder nicht.'
1657, ScHiEDSPRUOH ZW. den ref. und kath. Orten. ,Also
hat Christus Alles, was wir im Gebett von Gott be-
gären sollen, sehr kunstlich eingeschranket in sechs
kurze Bitten im heiligen Vaterunser.' FWyss 1677.
,Bei disen fürwehrenden Kriegsläuüen wird die Korn-
abfuhr auss denen benachbarten Landen ein-
geschranket.' Z Mandat 1692. ,Der Capuciner meint,
ich hebe mit solchen Worten die Gewüssensfreiheit
auf oder schranke sie ein.' JHFisi 1696. .Wann man
seine Sorgen für das Irdische jederzeit innert die
Reguln der edlen Vergnügliclikeit einschranket.'
JJUlr. 1731. ,Wir wurden denjenigen Mensclien all-
zumahl für einen Narren iialten, der ... seine Ge-
danken, Sinnen und Sorgen [auf das vergängliche Dies-
seits] einschr. wolte.' ebd. — in-ge-schrank(e)t:
1. eig. ,lngeschrankte Monumenta.' Z Gesandtschafts-
ber. 1608. — 2. uneig. ,[ln Deutschland sind] zwahren
ehehafte, aber[an Zahl]eingeschrankteApoteken... näm-
lich zwo oder auf das Höchste drei, damit die Arzneien
... nit verligen bleiben.' JJHolzhalb 1691. ,Wann
dieselbige [die Klöster] nach solchen Regien ein-
geschränkt weren, dass sie mit Recht Gottshäuser ge-
nennt werden könten.' Gespr. 1712. .[Viele suchen
die Seligkeit] durch den Fleiss einer bloss sittlichen
Ehrbarkeit und selbsbedingeten und nach ihrem
eigenen Fleischessinn eingeschranketen Heiligkeit.'
JJÜLR.17ol. S. uochBdVI1473u. — in-schrankungf.
,[Es wird vorgeschlagen] dass, gleich [wie] im Kleinen
Rat von Alters haro ein Einschr. Platz haben müssen,
auch im Grossen Rat die Anzahl eingeschranket [werden
solle].' 1713, Z.
ver-: absperren, verbarrikadieren. ,Also zugind
sy [die Zürcher] da im namen Gottes von Ossingen dem
dorft', das da an allen orten gar wol verschranket und
verbolwerket was, hin gan Diessenhofen zuo.' Edlib.
1637
Schrank, sclirenk. schiink, schionk, schrunk
1638
Basel klagt, Die von Rheinfelden haben ... die rechte
alte Strasse .verschränkt' und zwingen die Fuhrleute
durch die Stadt zu fahren. 1510, Absch. .Also hand
wir von stund an [beim Tode des Papstes Leo X.] den
palast lassen vermuren, v. und mit einem guoten ge-
schütz uf fünfzig stuck wol lassen verwaren.' 1521,
Brief des Gardehauptmanns Röist. — Auch mlid. und ä.
ahd. verschränken als .seltenere Nbforni zu ver-»rhränken (s.d.);
Tg). Gr.WB. XII 1147 f.; Fischer II 1318.
be-. Nur un-be-schrankt: wie nhd. unbe-
schränkt. ,Ohnbeschr. Holz äussert Land verkauffen.'
vEuw 1708.
Schranker (-gg-) m.: = Schranken- Herr (Bd II
1544) Gl, (Leuzinger); vgl. Schrank Ic.
schränke": 1. a) tr., schräg oder quer legen,
stellen, .verschränken' Sch; Z (Dan.). Die Arme sehr.
ScH. ,Schrenken, obvertere.' Mal. ,Es sindt ihren
1 [Weinträger] gewohnlich vier, 2 oder mehr, nach dem
I das vass gross ist, schrenken seiler umb das fass und
j die bengel, so durch die seiler gohnt, legen sie auf
j ihre achslen, kennen also den wein gar sittsam tragen.'
ThPlatter 1595. Einen Riegel vor Etw. ,sclir.': ,Allez
daz si [die Liebenden beim Kusse] inne des herzen
tür gedenkent, da für die münde schrenkent der stseten
1 Zungen vesten rigel.' Rkinfr. Eine Baute quer auf ein
: anstossendes Grundstück vorschieben : ,Daz er [ein
1 Nachbar] mir eins weges gan ... dur sin brotschale
uffen die mine; und wand er mir dar an ein liebi und
I früntschaft het erzeiget, so gan ich im da wider, daz
I sin brotbenche sint geschre[n]chet hin abü [= abe]
uffen min hofstat.' 13'24, WMerz 1915. Spez. a) eine
Trommel spannen mittels der im Zickzack die beiden
; Felle verbindenden Schnur Bs. — p) e" Säge" sehr., die
I Zähne seitwärts aus der Ebene des Blattes biegen Ap;
I Z und wohl weiterhin. — y) in derRA. ,affen sehr.'; s.Bdl
j 99u. ,Kain herz sol nit gedenken, dass er [Erzherzog
Sigmund] tüeg untrüw spil! Rät, diener müestend den°
' äffen schrenken. das ich nitme gedingen wil.' 1474, Lied
auf die .ewige Richtung' zw. Oesterreich und den Eid-
genossen; vgl. Tobler VL. 1 18. — b) intr., in schräger
Richtung vorgehen, von angreifenden. Truppen. .[Die
Fünförtischen] schrenktend besits mit dem angriff in
i der Zürcher Ordnung', bei Kappel. Kessler. — 2. Stoffe
I mischen. , Win schrenken', verschneiden. ,Si [die Wirte]
sollend oucb keinen win, es sye Elsesser oder ander,
nach dem und er uss dem vass kumpt, nit sehr, noch
I mistlen ... Ob ein gast begerte den win zuo sehr., so
mögend si dem gast ein mas oder ein halbe Elsesser,
I des glich lantwiii für den gast bringen, in selbs lassen
I sehr, oder im under ougen.' 1410/1510, Aar. StR.
[ S. noch Bd V 319M. (P>is.). ,Sprüwer unders körn
'sehr.' Aal 1549; s. Bd IV 1706u. — 3. a) ,die pipende
I Stimme verlieren und anfangen zu singen, von jungen
Hühnern, wenn ihnen gleichsam die Stimme bricht'
SoaSt. (Sulger). — b) Junge ,schläufen' (Sp. 124), von
Ider Henne ScnSt. (Sulger). .\uch von andern Vögeln,
.hecken; ,auskriechen, von jungen Vögeln.' ebd. —
1,4. im moralischen S., von Ränken, hinterlistigen An-
I schlagen. ,Des grechten lefzen guots gedenkt, s gott-
; losen mul mit anschlag schrenkt.' GVögelin 1534; os
jinapiorum perversa meditatur (Melanchthon). —
5. schliessen, einsperren Gr Kesslerspr. (JJörger 1905).
Vgl. Schränker. — g*-schränkt: gekreuzt (überein-
ander liegend) SThierst.; Z(Dän.). G'schränggte Sörtele"
[Bd VII 1423/4], übereinander greifende Streifen von
ausgestreutem Samen SThierst. .Paries concratitius-
ein geschrängte wand mit aufrechten und zwärchladen.'
Fris. 1541; dafür: ,Paries cratitius, ein wand mit
bürden gflochten oder gätterwand oder mit aufrächten
und überzwerch gelegten laden gemacht.' ebd. 1556.
.Cancellata cutis elephantoruni, geschrenkt, gegätteret.'
Pris. ,Cancellatis manibus, mit übereinander ge-
schränkten Händen.' Denzl. 1710. Von Wappenbildern.
,Die Fischer meinten, der Zunft Panner sollte ge-
zeichnet sein mit zwei geschrenketen Stachelen.' 141ö,
Bs (Ochs). .[Herzog Friedrich von Sachsen hat in
seinen Schild] zwai roti schwort über anandren ge-
schre[n]kt, also das die hefte in ainem wissen und die
dingen oder scherpfe in ainem schwarzen feld [waren],
inbilden lassen.' Kessler. Von einer Art Spitzen-
arbeit: .Die Weibspersonen ... befleissigen sich ge-
meiniglich der Spitzarbeit, geschrenket und durch-
gezogen.' JEEscHER 1692; vgl. verschränkt. Von
schräg übereinanderliegenden Schießscharten (Vj: ,Ein
hüpsch, werlich, stark und hoch letzin [an der Calven]
... mit guoten bastyen, bolwerken und die schützlöcher
über ainandern geschrenk[t].' 1499, Calvenf. 1899. —
Amhi.>,c(h)renken;\-g\. Gr.WB. IX 1638/41; Martin- Lienh. II
.518; Fischer V 1125/6. Zu 3a vgl. Fischer aaO. ,die Stimme
mutieren, von juugen Männern', also gleichsam zwei sich
kreuzende Stimmen gebrauchen. Unklar ist 3b; eig. mit Bez.
auf die gespreizten Flügel der brütenden Henne? Vgl. eis.
Schwab, schränken. Von jungen Gänsen, wenn ihre Schwung-
federn so lang sind, dass sie mit den Enden übereinander
greifen, auch mhd. zerackrenket von dem gesträubten Gefieder
eines Vogels bei KvWürzburg (.ein wilder siticns, dem sin
gevider so noch sus zerfüeret noch zerschrenket lit.' Troj.
•20 301). Zu 4 vgl. bes. die Belege ans Geiler bei ChSchmidt
1901, 313, ferner ahd. gcranc m.. Betrug; ags. screncan. Einem
ein Bein stellen, mengl. sehrenchen, betrügen, sowie beschränken 2
mit Anni. In Namen. ,Schrenk(den)schlüssel'; s. Sp. 754
(Anm.). FN. ,Schrenk' AaAarb.
um-: = um-schranken. ,Umbznnen oder umb-
schrenken mit schwiren oder mit pfälen. circunjicere
Valium.' Fris.; Mal. — - Vgl. Fischer VI 105.
i"-: 1. = in-schranken 1. ,Den Orgelplatz einschr.'
1778/99, AALunkh. Von Bergen, einschliessen : .[Davos
ist] überall mit sehr hochen Bergen eingeschränket
und gleichsamb eingefangen.' Sprecher 1672. — 2. un-
eig. wie nhd., doch nicht volkst. ,Er hat alle seine
Wünschein die Gränzen des Peldlebens eingeschränket.'
Disr. 1721/3. S. noch schmäleren (Sp. 928). — Vgl. Gr.
WB. III -284; Fischer II 644.
ÜS-: refl., sich aus einer missliehen Lage heraus-
winden. ,[Balderon hat] im stark furgnommen, mit
Ehren darvon z kommen, lugt, wie er sich auß^chrenkt.'
162'2, Zinsli 1911.
ver-: übers Kreuz legen, zB. die Arme, Beine L;
Sch; Th; Z und wohl weiterhin. D'Bei" v. i" der
Gütsche", mit dem Gegenüber Z (Dan.); vgl. Gütschen-
Recht (Bd VI 282). Balken v., vom Zimmermann L
(s.Sp. 1079u.)undwohlauch sonst. — 2. ^iier- schranken,
mit Schranken (ab)sperren. Fris.; Mal.; s. BdV 1175o,
(wo .eingeschlossen' statt , eingeschlagen' zu lesen ist).
— ver-schränkt: \. e' v-i Masche", eine .verkehrte'
Sch; Z. Entspr. o. lisme". ebd. — 2. v. stösse", von
Längsbalken, die, weil von ungleicher Länge, auf ver-
schiedenen Qnerbalken .gestossen' werden (Zimmer-
mannsspr.). — 3. ,v-er Wein', verschnittener; vgl.
schränken 2. .Gearznete und v-e Weine.' Bs Stadtb.
1890. — 4. verklausuliert. In einem Streit zw. Zürich
und Scbwyz verlangt Zürich das Rechtsverfahren, wozu
1639
Schrank — schränk. Scliranz— schrunz
1640
sich Schwyz nicht verstehen will; die evangelischen
Orte ernennen trotzdem Schiedsrichter. Das wurde
den katholischen Orten notificirt und ein Gleiches zu
tun an sie begehrt, worauf dann am folgenden Tag eine
,verschrenkte' Erklärung erfolgte. 1655, Absch. (Bericht
der ScH Gesandten). — Xhi./arscmiken, impeJire, mhd. iw-
schrenken: Weiteres bei Gr. WB. XII 1147 ; Fischer II 1318.
be-: 1. eig., = um-sehr. ,[Ich liess] durch die Mitte
dieses Platzes einen geräumigen Kirchengang führen
und b.' 1778/99, AALunkh. — 2. uneig., betrügen,
hintergehen. .Daz nie man wart beschrenket, der sich
an minen vater lie.' UvZazikhoven. ,Swelch wip ...
des gedenke, daz si den beschrenke, der ir dienet umb
ir minne, daz kumet ir ze ungewinne.' ebd. — Vgl. Gr.
WB. 1 159 1/2, zu 2ahd. iwci-enj-en, supplantare, ealiimniari(öfter
bei Notker) und die weitem mhd. Belege Mhd. WB. 112, 203,
sowie schränken 4 mit Aum.
ze-samen-: zsflechten, verbinden. ,Dem geist-
lichen und geheilgoten leib Christi, in welchem alle
heiligen glöubige in himel und auf erd zuosam ge-
schrenkt und zogen sind.' Vad. — Vgl. Sanders 2, 2, 1005c.
Schränker m.: zu schränken 5, Schlüssel Gr
Kesslerspr. (JJörger 1905).
Schranz — schrunz.
Schranz I, in Bs (neben -o-; It Spreng ,-e-'); B
(Postheiri 187.5); SchwE.; S (neben -a-); UwE. (in
Bed. 2c) Schräm — m., PI. mit Uml., Dim. Schränzli,
in Ndw It Matthys auch Schranz (i)li: 1. a) einmaliger,
laut hörbarer Riss, bes. in Kleider(stoffe) GlS.; Z (Prof.
Grob). H" Sehr, tue", ni'" GlS. — b) gew. als Resultats-
bezeichnung, Riss, Spalte, .ruptura' (Id. B). Es het
uf der Gütschalp obe' e" früsche" Sehr, im Erdboden,
Anzeichen eines Bergsturzes. LWENGER-Gfeller 1916;
vgl. Läu-Schr. Bumele" u"'' Schräm, in der Rinde
einer alten Linde. Emmentalerbl. 1917. 's ist Öppis
nüd ganz und häd doch kein Sehr., Rätsel von der ab-
gerahmten Milch ZKn. S. noch Hirs (Bd II 1633).
,Daz [vaz] machte Jesus ganz, daz daran schein weder
bruch noch sehr.' WvRhetnau. ,Das . . . der riss und
sehr, in dem gewelb wider zuo vergybset und ver-
strichen wäre.' 1488, Bs JB. 1884. ,Ein spalt, riss oder
sehr., (con)scissura, (ef-, in-)fractio, laniatus [usw.].'
Fris.; Mal.; s. auch Schnitz (Sp. 1404). ,Deu sehr,
an der muren . . . wider vermachen.' 1578, Z RM. ,Der
Sehr., Riss, ruptura, fractio.' Red. 1662. .[Die Köchin]
war doch zu beklagen, wenn ... die Pastet ein Sehr,
gewinnt.' AfV. (Reime über das Käsraahl zu Wimmis
1741). Als Visier dienender Einschnitt an der Büchse;
s. Bd VI 1231 u. Insbes. o) = Schlanz a (Sp. 608) AaF.,
L. und It H.; Ap (auch It T.); Bs (auch It Spreng);
B, 80 E., G., M., S., Si.; Gl, so S.; GrA., Fid., He.,
ObS., vPr., Rh., Ths, Valz.; L, so E. und It St."; G,
so Rh., Sa., Ta.. T., Wb., We. und It St."; ScnHa. und
It St."; ScHwE., Muo.; S; TB.; Tu, so Tag.; WVt;
Zg, auch It St."; ZBül.. Dättl., 0., Stdt. „Das Kleid
ist ohne Sehr." St.'' Nüt tceder Schranz i" de" Röcke"
u"' Löcher i* de' Strümpfe"! Klage einer Hausfrau.
SG FELLER 1919. Me Loch a's Leder und me Schräm
a's Tuecli, von einem alten Hausschuh. Bund 1922.
i'* ha" zwei Par [Hase"], doch kei's me ganz, das
Eint hed es Loch, das Ander e" Sehr. Schw Hausrat-
brief. Älti Uüsli hend s' [die Bewohner von GStaad]
ond i" de" Hose" Schrenz. ATobler 1899. Es gi't, hat
e(nj Sehr, in'n Hose" usw. „Mach keinen Sehr, ins
Kleid." St." D'Brüt häd en Sehr, in'n Rock g'macht
und de Höchziter en Dreiangel i" d'Hose", von Braut-
leute spielenden Kindern. EEscbmann 1917. Lacht"
han-i''' müesse", dass-i''' e" handsbreite" Schranz i"
d's Barchetfueter vo" mi"'m neue" Schill . . . g'schrissv
ha". Postheiri 1875. Lisebet, hast en Sehr, i" d'Jüppe"
'zert. KL. (Z). S. noch BdlV '2032 (üf-büezen); VII 315
(ver-sieden). 389 M.; VIU 1007o.; Sp. 560 (Schlampen).
,Der tempel umbehange ganz muosten dulten manigen
sehr.', beim Tode Cliristi. RvEms. ,Dirre roc beleip
an allen sehr, in siner ersten niuwe ganz.' WvRheinac.
,1m Tode Christi ist er [der Tempelvorhang] zer-
rissen . . ., nicht, dass er etwan an einem Ort einen un-
schädlichen Sehr, bekommen, sondern mitten entzwei,
von oben an bis unten auss.' FWyss 1650/3. , Meine
Frau hat geglaubt, er [der ein Jabot tragende Pfarrer]
habe einen Sehr, in das Hemd gezehrt.' 1779, Z TB.
1881. In Papier; s. BdV764u. Wortspielend (vgl. y):
D' Verlümdi"g, der Eige"nutz und d' Herrschsucht sind
no"'' ganz, aber de'' Landsfride" hat en Sehr., geraeint
sind die von einem kleinen Kinde zerrissenen Seiten
eines Erbauungsbuches, auf denen von den genannten
Dingen gehandelt ist. Stutz, Gem. — ß) = Schlanz b
(Sp. 608) AaF.; BE.; SGrindel (Grolimund 1910), grosse
Hautsehürfung GfiThs. A" der Scliläfi [eines durch
einen Sturz Verunglückten] ist e" töife" Sehr. SGfeller
1911. De'' Sehr, i" der Bagge" müesse"-mer na''' hefte'.
ebd. De'' Sehr, ist grad wider verheilet. LWENGER-
Gfeller 1916. Du Galge"bueb, wie hesch-mi''' nit
g'how'e"! w'er heilt-mer mi" Schranz wider zue? Malchus
im Petruslied. Grolimund 1910; ähnlich AfV XII 207
(AALunkh.); vgl. unter Schlanz b. ,Der tüfel gab dir
[der Stadt Bern als Hüterin der reformierten Lehre]
gern ein sehr., er hasset heiige gschrift.' 1558, LToblbr,
VL. ,[Der Angriif auf die Wädenswiler Schanze] machte
ihm [dem ,Schwyzerstier'] ein wüsten Sehr.' Flug-
schrift 1712. — Y) uneig.; vgl. auch a (zu Ende).
D'Zwitracht ist no''' ganz, abei' d' Eintracht hat en
Sehr. ZZoll. Inschrift. Dr hest e" Sehr. i"'s Argement
g'macht; Das stellt-di''' t" de" Nöte" wüest hindere",
Professor zum Schüler, der eine sclilechte Arbeit ge-
liefert hat L (ERöthelin). .[Die Adeligen] spottetent
der von Bern: sy hetten jetz [durch ihre demütigenden
Bedingungen vor dem Laupenkrieg] ein gros loch in
der von Bern friheit gebrochen und durch ir keiser-
lichen briefe einen sehr, gezert.' Just.; bei DSchilling
(H): ,ein gross loch durch ir keiserlichen friheiten
gebrochen und darin gesehrenzet.' ,Ane sehr.', untade-
lig, makellos; „jetzt noch hie und da" (St.'j. , Minne
... an alles meil, an allen sehr.' Reinfr.; auch , sunder
meines sehr.' ebd. ,Din lop stet ane sehr.' EvSax
(Marienlied). ,Nu hat er ein gesellen guot und wolt
erkennen sinen muot und sin vriuntschaft, üb si ganz
wser gen im und ane sehr.' Bo.ner. — 2. „der mit einem
Riss oder Bruch verbundene Ton" W (Tseheinen);
„allg." ,Sehr., der ton eines bruchs, knall, fragor;
mit einem krach, knall oder sehr., fragose.' Fris.; Mal.
Ein Segel wurde von einer Kugel zerrissen, so .dass
es ein Inten Sehr, gab', worüber Etliche ,nbel er-
klüpften und erseliraken.' Stockm. 1606 (AKüchler
1895). Übertr. auf andere Scliälle; vgl. schrämen 3.
a) „vom Ton einer Blähung im Eingeweide", plötz-
licher lauter Bauehwind W (Tseheinen). „Einen Sehr.
1641
Scliranz. schrenz, schiinz. schionz, schrunz
1642
tun." St.' — b) lauter (zorniger) Schrei Gnk.. Oast.,
Cbur, D., FiJ., Jen., vPr. E' Sehr, län, tuen. Tsch.
Schrenz ahlän, gellend schreien GrD. (B.). —
c) schmetternder Ton einer Trompete UwE. ,Schr..
der trummeten ton, clangor.' Fris.; Mal. — d) vom
Krachen des Donners. .Nach den grossen donderlilepfen
und schränzen.' UMey. Chr. 1540/7.3. — 3. Dim., Schoss,
Steckling ZW). (Dan.); Syn. Schlänzling (Sp. 610).
Schränzli setze". — 4. es SchränzU Land S; s. Bd Vll
812/3. Syn. SchlänzS (Sp. 608). — Amhd. schanz, wie die
jüngere Nbfoi-ni Schräm Rückbildung zu schränzen; vgl. Gr.
WB. IX 1644; Martiu-Lienh. II 518 (auch&JmK); Fischer V
1129. OSN. .Schrauz' BReich. Ä*m7.z-H'<:£<n.Wertheustein.
Hose"-: Riss in der Hose AaKöII.; B; SG. und
weiterhin. [Ein Knabe] macht-sech mänge" H. bim
Chlettere' dür''' d'Linäen üf. WMorf 1919. Hans,
Franz, H., Reimspiel mit den Taufnamen B(KL.); Sü.
(SV. 1923); s. noch Bd IV 1426o. — Lau-: von einem
Erdschlipf aufgerissene Bodenfurche ZF.; s. Bd VI
1691 M. (wo Lei"'- in Lau- zu verbessern ist). —
Backen-: zu Schranz 3; s. Bd III 672M.(Fris.; Mal.).
Schranz 11 (GJKuhn), Schranze° I — m.:
.liederlicher, weichlicher Mensch, Hofschranze' SchwE.
(Ochsner). Was hilft's über d'Find ga" flueche" u'"'
doch z'lebe" wie-ne" Schranz? GJKdhn 1806. Im Spiel-
reim: ,Nddle", Fade", Fingerhut stehn dem Mädchen
gar so gut: Mädchen, du musst tanzen mit dem langen
Schnanzen (1. ,Schr-']' Sch (EStoIl); Varr. .Franzen.'
ebd., ,in dem blauen Kranze(n),' GZür. 1902. — S\M-
mhd. schranzie) , junger, modisch aufgeputzter Mensch, Geck,
Geliebter, auch niedriger Schmeichler; Weiteres bei Gr.WB.
IX 1 «15/6 (,Schranz'4, ,Schranze'); Fischer V 1129. Nach der
gew. Annahme zu mhd.sciianze, geschlitztes Kleid (Oberliu 14381,
eig. , Einer, der solche Kleider trägt'; vgl. auch Frisch II 223 a.
Schranze" 11 f.; ,eine Frau, die üftraye" tuet, eine
rechte Hexe' (Pfr Buchmüller), nach neuerer Ang. etwas
derbe, unfeine Frauensperson BBe. — Vgl. mhd. «rhnmzr
f., Riss, Spalte, feminal.
a"-sc li ran z e": zu Schranz ab, Einen anschreien
GRChur (gewöhnlicher als an-schränzen). Syn. an-
ranzend (Bd VI 1159).
Schranze" 1 f.: Pflanzenname, Geissfuss, Aegop.
podagr. Ai (Mühlb. 1880). — Der Name wohl von der
allen Umbelliferen eigenen tiefeingeschnitteueu Blattform.
schrän ze", 3. Sg. Pra;s. und Ptc. -t: 1. a) tr. (auch
abs.), = schlänzen 1 a (Sp. 608), Etw. (mit lautem, schar-
fem Geräusch) gewaltsam entzwei-, auch aufreissen
AABb., V. und It H.; Ap (, würde der schrenzende Laut
bei einem Risse minder gehört, so gebrauchte man
das Wort sehr, viel unlieber.' T.); Bs, auch bei Spreng;
B, so G., S., Si. und It Zyro; Gl. so S.; GnChur, Mai.,
Nnf., ObS., vPr., Ths und It Tsch.; L; G, so Fs, Sa.,
Ta., WL, Wh., We.; SchwMuo.; S; Uw; U; TuTäg.;
W; Z, so Bül., Dättl., F., Stdt. .Schrenzen, von ein-
anderen zeeren, abrumperc; lycht zeschnyden oder
zeschrenzen, spältig, scissilis.' Fris.; Mal. Bes. „Tuch,
Papier entzweireissen statt sie mit der Schere zu zer-
schneiden, allg." ,Reisst man ein Stück Tuch entzwei,
so schränzd-me"'s ; wird es nur ein Stück weit hinein
gerissen, so gibt es e" Schranz dri"' Ndw (Matthys).
Im Laden wird Baumwolle g'schrenzt, Wolltuch aber
g' schnitte' GRChur. Zug (ab enandere") sehr., vom
Händler, von der Schneiderin. S. noch Bd Vll 38o. und
vgl. Schränz-Barchent, -Samet (Bd IV 1536; VII 941),
ferner Sehränz-Fapir (Bd IV 1417). ,N. ergriffe im das
hemd und schranzte im das durchnider.' 1480, Z KB.
.Schneide sie [die Binden für einen Verband] auch dem
Faden nach oder schrenze sie, welches das Beste ist.'
FWüRz 1634. S. noch Bd VI 462o. .Beim schinte'
oder hüte" wird er [ein schlechter Metzger] d'Hufschr.
oder schlänzen.' BXrnd. 1911. Vorschriftswidriges Tuch
wird von den Schauherren ,geschrenzt' Bs (Spreng);
s. schränden (Sp. 1626), sowie (/raten 3 (Bd II 822) und
vgl. schniden 4 a. (Sp. 1090). Beim , Ausputzen' von
Bäumen, bes. bei Nadelholz, hat man darauf zu achten.
''ass-me" nüd schränzt AABb. ,[Man bediene sich beim
Aushauen von Asten des .Baaleisens'] weil die Rinden
dadurch nicht geschrenzet, noch sonst beschädiget
wird.' EKöNiG 1706. Fische seitlich verwunden; s.
Juck-Schnuer (Sp. 1304) und Schranz- Angel (HA I 329).
,[Der Sonnenschein] schrenzet den trüeben luft mit
glaste.' Reinfr. In erweiterter Fügung. En Ast hed
der Chuo de" Boueh offe" g'schränzt GRSch. (Tsch.);
Syn. üf-schr. .[Die Wurzel des Fenchels] schrenzt
man in vier teil mit beininen mässerlin'. um den
Saft daraus zu gewinnen. Tierb. 1563. .(Ein Loch)
in Etw. sehr.' .Der scharfen steine hoher val in das
gebirge schrenzet.' Reinfr. ,N. zuckt ir iren stürz
frevenlich ab ir houpt und schränzt ir ein loch darin.'
1425. Z RB. S. noch Sp. 1640u. — b) intr.. „reissen".
einen Riss bekommen Aa; Bs; Gr; Ndw; ZÜ. und wohl
weiterhin. De' Stoff schränzt gern AaF. ,Je billiger
sie [knauserige Leute] ein Stücklein Tuch kaufen
konnten, und wenn es auch ... geschränzt hätte wie
Papier ... desto glücklicher waren sie; denn sie hatten
ja wieder ein paar Batzen gespart.' Breitenst. 1860.
„Das Kleid schränzt, bekömmt Risse." St.* D'Hose"
schrenzend GrA. (Tsch.). Um 's Hose"büeze" von ander
Lüte" het-sich der Ziti"gschriber NtU z'bekümmere" ;
er soll nur luege", dass sini nit schräme". A Keller
1852. VChlöpfere" [= Chlepfenld Bd III 677] schränzt
mit-eme" ChlapfZV. .[Beim Übergang der Juden über
den Jordan] schränzt das wasser gar ungestuem. das
mir myn bar gar z hiramel gieng und das under teil
gächlingen verfloss. das ober übersieh ufschoss.'
RScBMiLi 1579; zur Situation vgl. Wasser- Schrof
(Sp. 1574/5). Uneig. : .Das volk ist über die mas hitzig
wider die pensiöner. und man möht imm licht pfifen,
die Vereinigung [der Vertrag zw. den Eidgenossen und
dem französischen König] wurde schrenzen.' 1567.
Brief (TEgli). — 2. a.) = schlänzen 3a Ap; Gl, so S.;
GrA.. He.; L; GRb.; ScbwE.; S; Uw; U; Z. Schranz
nöd e'so! zB. an einem Seil Ap. An Etw. sehr. Ein
stürmisch Einlass Begehrender het a" der Glugge"
g'schränzt. dass d'sganz Ulis 'zitteret het U. Ein Hund,
der für seinen von einer Lawine verschütteten Herrn
Hilfe holen will, fasst einen ihm Entgegenkommenden
an den Kleidern und zerrt und schränzt %vie wietig
dra". JWiPFLi (U). Gew.tr. mit Riclituugsbest. (und
Dat. P.); vgl. die Zssen. Mit Angabe woher. 3Ii"s
Wib het . . . vier Windle" g'schränzt dervo", von einem
alten Leintucli. Zyböri (L) E" Binde", vom Born sehr.
GrA. (Tsch.). Wenn eppe" steckt d'Nase" i"'s Ländli
der Find, schränzt-me" d'Häli ab ''em Durner und
schlahdem s' um ''en Grind. Schwyzerl. (Uw). De
Bisch . . . het mit sine" Holzbode"schueh . . . a"g'speirt,
eb-er mösst e" Teligrafe"stange" zom Boden üs sehr.
ApKal. 192'2. S. auch Banj/en i/i (Bd VI 1054). .[Die
Schwyzer] schranztent da die laden von den hüsern
und viengent an. hie und da die gädmer und die stalle
brennen.' Fründ 1446. .Nero schrenzt dem Salvatori
1643
Schranz. schrenz, schrinz, sclironz, schriinz
1644
den rock mit aller ungestüeme vom lyb.' L üsterspiel
XVI./XVII. ,[l>er Blitzstrahl] sclirenzt ein wenig ab
der grossen Kirchentären.' 1091, aZoll. 1899. S. noch
Sp. 85 0. Einen iis ''em Bett sehr. Wann d' nüd im
Ange"blick chunnst, schränz-di''' zum Bett üs! Mann zur
Frau. Helv. 1885 (oÜ.). ,[Ein Betrunkener habe] eins
syner Kinden, so an syner Ruow gelegen, us dem
Bett geschrenzt.' 1624, ZKü. Ei"'m Öpjns t(S der Hand
sehr. Uw; U; Z und sonst. ,Dass N. ein tocliter nam, die
stuond bi Heini Hagnouwer, und tanzet mit der tochter,
und do der tanz uskam, do kam Heini H. selb vierd zuo
im und sprach zuo im: sag an, du suterknecht, wo hast
du es erfochten, dass du mir die tochter ab der band
schranztestV 1405, Z RB. ,Do viel im der N. an sin
ruoder und wölte im das usser sinen henden geschranz[t]
haben ...' 1448, ebd. Bildl.: ,Weil man darinn [in der
katholischen Kirche] dem WortGottes [der Bibel] keinen
Platz gibt, dasselb dem christlichen Volk verbiet und
mit Gewalt auss den Händen schränzt.' JWirz 1650.
.Einem ein bein vom ars sehr.', Drohung. ,H. sprach
zuo M., er welle ir uf ein bein tretten und das ander
von dem arse sehr.' um 1386, L Ratsprot. ,N. sprach
zuo des Witzigen kind: samer box wunden, ich schrenz
dir ein Schenkel vom ars!' 1395, Z RB. ,Gang herab,
so wil ich dir sagen, wes huor du bist; kämist aber
herab, ich wölte dir uff ein bein stan und das ander
von dem ars sehr.' 1435, ebd. ,Man sah [auf einem
Schlachtfeld] viel halbe Gsichter glänzen, die Lippen
von den Zähnen sehr.' JJULR.-Haug 1731; hiantia
ruptis ossa genis (Juvenal). Mit Angabe wohin.
Dö springt der H. zum grüene" Umhang fiire" a" 's
Feister und schränzt-e" hindere". ACorr. 1 860. Dö hed's
[ein zum Trocknen aufgehängtes Hemd] de'' Loft dör'''
d'Wand dör'''e" g'schrenzt. HKFrick. Ml"s Bliiet ist
g'si" icie 's Mer im Sturm, hett-dich [die Geliebte] dri"
abe" g'schränzt, hett nüd di" rüebig Auge'stern uf alle"
Welle" g'glänzt. MLienert 1906. ,[N. habe] ine an-
gefallen, zuo boden geschrenzt und ime einen tödt-
lichen stich . . . geben.' 1547, Z RB. .Lobend Gott, dass
er die gross statt uf ein hufen zboden gschrenzt.'
RScHMiD 1579. Spez. Holz sehr., schleifen, Langholz
mittels Ketten aus dem Walde auf einen Platz bringen,
wo es aufgeladen werden kann GTa. — b) uneig.
,Nun... aber der schmerz in tods nöten also gross
wird, dass er . . . die seel vom leib schrenzt.' OWerdm.
1564; .scheidet.' Herborn 1587. ,Sicb sehr, lassen
von.' ,Denn von im [Christus] solle sich nieman lassen
schrenzen.' Zwingli. ,[Wir wollen] uns von der eini-
keit cristenlicher kilchen nit lassen schrenzen.' ebd.
Refl. ,Es mag villycht syn. dass an vil orten einfaltig
lüt durch ire [der Wiedertäufer] geschwätz yngefüert
werdend in dise sect, die dennoch nit vor inen habend,
sich von der oberkeit ze sehr.' ebd. ,[ln der Schlacht
bei Laupen] schrenzte sich nicht ein geringe Anzahl
binden von der Ordnung.' MSiettler 16'27. S. noch
Scliirz (Bd Vlll 1317). Von Jmdes Besitz widerrecht-
lich (Etw.) wegnehmen Bs; GL(CZwicky 1901, 21); S;
ZO. und It Dr Jucker; vgl. ab-schr., sowie schlänzen 2c.
,Von unsres Vaterlandes Grenzen lass nie auch nur
ein Jota schrenzen.' G Kai. 1889. ,Wenn sie's [die
verstorbenen Eltern] auch inne würden, wie es geht
um euer [der Waisen] Hab und Gut, wie Der drab
schränzt und Dieser drab schränzt, sie würden sich
umkehren im Grab.' Stdtz 1853. S. noch Matten-
Chratzer (Bd 111 931). (Einem) Unterstützungen, bes.
staatliche Beiträge zu einem Unternehmen udgl. (un-
gehöriger Weise) entziehen BsStdt. — c) Blaue"
sehr., Blauen machen BsStdt. Hüte" häm-mer Blaue"
g'schränzt, singt eine Fastnachtclique. Bs Fastn. 1922.
— 3. intr. mit .haben', „den Ton von sich geben, der mit
einem Bruch oder Riss verbunden ist" Ap(T.); Bs(.ein
Laut wie beim Tuchschränzen'); L; „allg.", .fragorem
edere L; Zo' (St.''), ,Etw. mit einem gewissen Geräusch
tun, zB. laut schreien' (s. b) Aa (H.). Vom Ton, der
beim Wetzen der Sense entsteht: Wo . . me" ...d' Wetz-
steineii uf ''em Feld het g'hört sehr. RvTavel 1926.
Insbes. a) „einen lauten heftigen Blast fahren lassen,
farzen" AaF.; Bs; L; S, so B.; USch.; Z (Dan.). .Der
saubere Kerl hat eins geschränzt" St.^ Ei, wie stinkt
Das! wer het da wider g'schränzt? USch. Drümöl
nun ist siben-e"''-zwänz'g, so vil a's öiises Chätzi schrämt
LMenzb.; vgl. Bd VII 239 M. Läbhioehä . . . macht die
Li/t rächt z'schränzä. Talhoohz. 1781; nachher (von
einem andern Genussmittel): tribt fort die böse" Wind.
— b) überlaut reden, schreien Aa It H. (s. o.); GRÜhur,
vPr.; S, in barschem, trotzigem Tone, gehässig,
kreischend, zänkisch reden Uw, heftig weinen, zetern,
von kleinen Kindern Z, so Tag. Das hat g'schränzt!
von einem Täufling, der bei der Taufe laut schreit
ZTag. 'sAnneli lachet und schränzt fasch überlut, ''as'
Alli luege": ... JReinh. 1925. Auch = schlänzen 4; s.
Sp. 609 0. (ZWil b/R.). — c) auf einem Blasinstrument
ohrenzerreissende Töne hervorbringen, „aus voller
Kraft in eine Trompete stossen, dieselbe überblasen"
LHa.; GFs, Ms, Stdt, WL; SchwMuo.; WRhonetal; Z
(Prof. Brunner). Mit der Posüne" sehr.; s. Bd. V 1076n.
Z'Sant Lorenze" tuet-me" schrenze" GStdt; mit der Erkl.
,auf dem Turm des Nachts durch Posaunenstösse (oder
Trompeten) die Stunde angeben' (Wegelin), nach anderer
.\ngahe,das Fenerhorn blasen' (Wartmann); s. KL. 4309
und vgl. Turm-Schränzer. S. noch her-näch (Bd IV 638).
Entspr. vom Instrument, schmetternd, kreischend tönen
L; UwE.; WRaron. „hellrauschend erklingen, von einer
Trompete". Grüsli''' sehr., von einem Hörn. JBHäffl.
1813. Los,tcied'Stössposüne" schränzt !7j-!Böti\. D'Pum-
pertön [Bassbombardons] tuend grüsli''' sehr. ebd. ,Wann
er [der mit den aufrührerischen Bauern verhandelnde
Truchsess] widerumb von den buren abriten und ain
trometen ufblasen lassen wurd, so sollend die raisigen...
das gschütz dann fry und rond in die buren ablassen ...
Dann, sobald die trometen her geschrenz[t]. ist das
geschütz her tonnet.' Kessl. ,A1s die pfift'en schränzet...'
JUGrob 1599. — 4. a) mit grossem Kraftaufwand
arbeiten GlH. (,als ob man Alles verschränzen wollte'),
eilig arbeiten, eilen, laufen Ap (T.), dah ergesprengt
kommen. zB. von Pferden Z (LSteiner 1879); vgl.
risse« 5 6 und 4 c (Bd VI 1347). ,Si schränzt dev(f,
wäst nüd wie, sie kleppt, als müsste sie heute noch nach
Rom' Ap (T.). Wie-mer dem Hüs e'so nach sind, dass-
men-is g'seht, föhnd euscri iJo.ss ivie dC Tüfel a" üszieh",
schränze"d in'" Hof ine", dass mer händ g'meint, iez
scMög's-is na''' [aus dem Wagen] use". LSteiner 1879.
Von Kainpfarbeit: ,Sant Fridlin [die Glarner] bot sin
Stirnen dar, der bracht die ruchen mit im har, die be-
gonden trostlich schrenzen.' 1476, Lied auf die Schlacht
bei Grandson. De"" Schnellzug schränzt an Ei"'m verM
ZStdt. — b) Eine" sehr., einen Tanz tanzen GlMoU.;
Syn. schnetzen4b (Sp. 1396). Mir weid Eine" mit-enand
sehr. (fare"). — c) viel Geld brauchen, flott leben
ZBul. und It Jucker; Syn. schletzen (Sp. 801M.). -
1645
Schranz. schrenz, schrinz, scbronz, sclirunz
1646
Öre°-Schränze° n.: Zerren an den Ohren, als
Züchtigung. .Beispiele körperlicher Misshandlung
wie Blutigschlagen, ührenschränzen, Haarausraufen
kamen häufig vor und sind bekanntlich bis auf den
heutigen Tag noch nicht ganz aus der Schulstube
verschwunden.' JLüscher 1898. ■ — g"-scliränzt: auf-
gerissen; s. Bd VllI 89ÖJVI. Spez., von Brot (s. Bd V
92ÖO.), „geschränztes Brot, d. i. aufgerissenes, das zu-
weilen absichtlicli auf diese Art gebacken wird, weil es
manche Leute lieben" Gl (FStaub); „Z". Während des
Backens quillt der Teig längs des Bisses lieraus, wodurch
das Brot .luftiger' wird (Dan.). Subst. 's G'schränzt,
der aufgesprungene Teil am Brotlaib ZWl., die knuspe-
rige Kruste an der seitlich aufgerissenen Stelle, bei
den Kindern als ,Krämlibrot' beliebt Gl (FStaub). —
un-: ungeteilt, von Gütern; vgl. zer-schränzen. ,Es
solten ... die ligenden Güter ungeschr. bei den Söhnen
verbliben, die Uöchtereu hingegen sich der Schätzung
vergnügen.' lü'29, BsRq.; ebd. noch 1649 und 1654.
,Dass alle obgedachte ... Haab und Güter samethaft
und ohngeschr. und ohngesclmiälert in ein ewiges
Fideconuniss gezogen und gerichtet werden.' 1689, Gr
Testament (verfasst vom ital. Pfarrer in Basel). —
site°-: seitlich aufgerissen, von einem Brotlaib Gl
(FStaub). — Mh(i. schreuzen in Bed. 1; vgl. Gr. WB. IX
1646/7; Martin-Lieuh. II 510; Fischer V 1 130. Über das
Verhältuiss2iimsyD.«cA(üii2f)is. die Anm.Sp. 609o. lu ThTäg.,
wo beide Vbeu gebräuchlicli sind, gilt si-hramen in Bed. 1 a
(,uiit Gewalt zerreissen'), sMümen in Bed. 2 (,mit Gewalt
eatreissen'). — Zu den fulg. Zsseu vgl. die entsprechenden
mit rmeii (Bd VI 1348 ff.), -sihHsseii.
ab-: 1. a) eig., ab-, wegreissen Aa; Ap (auch T.);
Bs; B, so B., M., S.; Gr; ,L; Sch' (St.''); ScHw; S;
Dw; U; Z; „allg." E(s) Stück Tuech, Zug a. (im Gegs.
zu abhawe", -schnide"). Schränz-vier es Lümiüi ab
zum Verbinde"! Vo" si"'7n Chittel het-er g'leitig e" Bttz
Zug abg'schrmizt. EFischer 192'2. E" Bitz Brot a.,
I ein tüchtiges Stück abschneiden. Barnd. 1922 (Buben-
I spr.). D'Üsschlichti [Auswuchs am Maisstengel] wird
1 abg'schränzt GRUVaz (Tsch.). En Ast, Blueme" a. Ap.
Selewie! wenn-er g'^ad tiüd no''' 's Hüsli abschrenzi"d !
I Zuruf an übermütige Tänzer. N.ApKal. 1922. Z'vil
1 Obst schränzt d'Nest ab AAElir. ,N'. erwüst inn by
j sinem hals, zerzart im sin gnrtlen und schränzt im
I sin messer ab.' 1435, Z KB. ,Nacbgan, wer die tafeleu
i und ander gezierden zuo Sant Peter abgeschränzt und
I zerrissen habe.' 1523, EEgli, Act. ,Wann mau den
j Pflanzstock absäget, soll es nicht gar durch beschehen.
i damit die Rinde nicht abgeschrenzt werde.' EKonig
I 1706. ,Ein gewaltiger Erdbidem, bei welchem ein gross
I Stuck Felsen von dem Glärnischberg abgeschrenzt ...
...worden.' JJScHEDCHZER 1716. S. noch BdV11663M.;
Sp. 1404 (ab-schneizenj. — b) uneig. a) entspr. a,
Etw. (Jmd) von Etw. (Jmd) losreissen, abtrennen, weg-
nehmen. .[Da die Nidle"] in den Käse gehört, damit
derselbe seine Fettigkeit behalte, so schränzt man. so
oft man käset, nur ein wenig ab zum Genuss BSi.
(Imüb.). Gew. mit Angabe wovon. ,Da werdend
; die Fürgesetzten benötiget und gezwungen, junge Leut
'... mitten aus des Studierens bestem Lauf gleichsam
abzusclir.' JJBreit. 1618. ,[Da die zur Verteilung
I unter das Volk bestimmten Bibeln für die Bestellungen
nicht ausreichen] ist nohtwendig angesehen worden,
I von allen denen eingelangten Specificationen einen
dritten Teil abzuschr.' 1684, B Blätter 1917. In der
theologischen Spr. ,[Gott straft uns] damit er uns mit
gwalt von wältlichen lüsten abschrenze und zur
besserung treibe.' OWerdm. 1564; .abhalte.' Herborn
1587. ,Dass wir unser Herz und Gemüet, unsere Sinn
und Gedanken von disen irdischen Dingen abschrenzen
und zu Gott in den Himmel erheben.' FWvss 1677.
,Sein Herz von allem Irdischen a., ... damit man Jesum
gewinne.' JJUlr. 1718; ähnlich auch 1727/81 (mehr-
fach). Mit verschwiegenem Obj.: ,Wie mag das [,rüw
und leid tragen'; vgl. ÜMic I Bd VI 1876], so für sich
selbs von Gott abschrenzt und den ewigen tod bringt,
ein ursach syn der verzyhung?' OWerdm. 1552; .ab-
schrecket.'Herborn 1588. Auf politischem Gebiete. ,So
nun an der sach [dem Bündniss mit Konstanz] vil ge-
lägen und uns allen, so das göttlich wort angenommen,
ja gemeiner Eidgnoschaft vil Schadens, wo die statt
Costanz abgeschrenzt sollt werden . . . wäre unser
meinnng .. • 1530, B an Z. ,[Der Kaiser sei darauf
bedacht] den papst zuo erwerben und von dem Fran-
zosen und den Venedigern abzeschr.' 1548, Vad. Br.
,[Die Schwyzer bitten König Albrecht] er wolle sy
nicht lassen von yemauts vom reich abgeschrenzt
werden.' Siml. 1577. .[Die Boten Vespasians haben]
dissorts Nichts verrichten mögen, weil Retia von
Vitellio sich niemalen wollen a. lassen.' Guler 1616.
Von Landesteilen. ,Als sie [die Römer] eine neue
Rhffitische Provinz wollen machen und das Land oben
herab bis an die Thur vom T[h]urgäu weiten a. und dem
Land Curwalchen zueignen.' ^Eg.Tscbudi, Gallia. ,Dass
das orientalisch keisertuomb von dem occidentalischen
ist abgeschrenzt worden.' Gegenber. 1588/1688. ,Aber
jhenseit Gebirgs ist die Grafschaft Cläven schon wider-
umb von dem Bistumb abgeschrenzt und under Meiland
gezogen worden.' Giler 1616. ,Seiud also vil Land
[durch die Einwanderung der Alemannen] von der
ersten und andern Rhetien abgeschränzet.' Sprecher
1672. S. noch Ver-schränzurig (Sp. 1649). Mit an:
Einige Natioualräte wollen a" der Megrüte"schuel 10
Tag a. Z Tagesanz. 1906. Einem Etw. entreissen, ins-
bes. (eigenmächtig, ungehöriger Weise) Etw. ent-, ab-
ziehen, bes. von Bedürfnissen, Ansprüchen, Rechten;
„abdingen oder vielmehr abdrücken, vom Preise einer
Sache gleichsam abreissen" Aa; Ap (auch T.); Bs; B,
so Aarw., E., M., auch It Id. (,resecare, detrahere a
debito') und Zyro; L; S; „Th"; Z, so BüL, Stdt und It
Spillmann; Syn. ab-brechen 3 (BdV 324/5), -schrämmlen
(Sp. 1619), -schrämpfen (Sp. 1620). Gew. mit Dat. P.
,Sich von der Nahrung a.' B (Zyro). S. auch näch-
gebenSißi-W 91). Ei"'m vom (am) Lö(n) a. Aa; Ap; Bs;
B; L; S; Z. Er het-mer es Zwänzgi [20 Rp.] vo" mi"'m
Taglön abg'schränzt B. 's wird-mer nit %"falle'', im
[der Magd] am Lönli "Mj«me" e" Batze" abz'schr. S Ztg
1916. Er [der Schuldner] hed-em [dem Gläubiger]
5 Guldi" deco" abg'schrenzt Ap (T.). 4-JU Fränldi han-i'''
tibercho" [von einem Guthaben von 480 Fr.], d'sAngere
hei'-simer abg'schränzt. Emmentalerbl. 1917. ,Fär
jeden Fleck, für jedes Nest, für jedes manquierende
Lot Seiden schränzen sie uns [die Fabrikherren den
Webern] 4 Batzen ab.' 1807, ANäf 1891. Wo . . . men-
is [uns] vo' ü'sem Burgerguet abschränzt, was-me"
nume" cha"" und ma". OvGreyerz 1911. Wo si-n-is
a" den alte" Herrschaftsrecht Öppis hei" reelle" a. ebd.
Die Behörden hend-is vo" de" Ferie" 1 Tag abg'schränzt
Bs. Man solle ihre [der Elgger] alten Vertragsbriefe
verhören und ihnen den Weibel nicht ,a.- lassen. 15'24,
KHaüser 1895. Elgg war der Ansicht, in diesem Rechte
1647
Sc)ii*anz, schrenz, schrinz, sclironz, schruiiz
1648
sei Nichts enthalten, wornach er [der Gerichtsherr]
dem Orte den Zoll ,a.' könne. 1535, ebd. ,Er [Abt
Ulrich] beschaiupt sich aber einer frechen ansprach
nit ... damit im dester mer zuovallen und doch etwas
dem gegentail abgeschrenzt werden möchte.' Vad.
,Die manch habend keine pontificalia gehebt so lang,
bis der papst den keiseren die Investituren abgeschrenzt.'
JStimpf 1548. .[Die Basler] lassen dem bischotf und
tuombherren das ynkoramen, docli nit vollkommen ...,
haben ein grossen teil ihnen abgeschrenzt.' RCys.
,Wann wir denselben einzigen sibenden Tag Gott dem
Herren auch abschrenzen.' FWvss löTO. ,Ist billich,
dass das ewig Blattenschären dem König so vil Tausend
Personen abschrenze und seiner Bottniässigkeit ent-
zeuhe?' ebd. 1Ö73. Von Landbesitz. , [Der französische
König hat] Barma und Blesenz der römschen kilchen
ouch abgeschränz[t].' 15'21, Lied. ,In dem concilio zuo
Costenz band ir vil lands abgeschrenzt dem adel.'
RuEP 1538. ,Wie sy [die Schwyzer] understanden, der
statt Zürich Wedischwyl abzuschr.' HBull. 1574.
.Planta hat dasselbig Hochgericht dem Vatterland ab-
geschrenzt und dem Haus Österreich übergeben.' Gr
Bericht 1621. , Einem das sin a.' ,N. bette ir muoter
seligen allweg das ir abgeschrenzt und abgezogen.'
148'2, Z RB. ,Der Herr von Latrec ist nit willens,
unserm h. vatter (und) der kilchen das ir abzeschrenzen.'
15'21, Strickl. ,[Die dem Propst im Hof verweigerten
Zehnten sollen wieder entrichtet werden] dann wir
unserm gotshus das sin nit also a. lassen ... werden.'
15'24, L an Z. Gelegentlich ohne Dat. ,Wie etlich
... uch förgäben, wie wir sy von irem glouben, ouch
Iren landen und lüten trängen und das ir a. welltend.'
1529, B an W. Der Schultheiss [von Freiburg] er-
öffnet, wie der Galm durch tägliches Holzschlagen ...
verderbt und verödet werde; die Umsiissen aber wollen
von ihren Gerechtigkeiten Nichts ,a.' lassen. 1543,
Abscu. Mit poss.Gen. statt des Dativs: ,[Sch verpflichtet
sich, dem Vatikan Truppen zu stellen] wider meng-
clich, so ... unsers h. vaters ... erdterrich, herrschaft,
land, oberkaiten, lüt und undertanen a., beschwären,
verletzen oder ainichen schaden . . . zuzufügen für-
nämen.' 1510, Sch Chr. In anderer Fügung: ,[Wie die
Appenzeller] die anfangs dem gotzhus Saunt Gallen
mit lib und guot zuogehört gehept, sich understanden
band, söllichen aigenschaft zeerledigen und abze-
schrenzen.' 1513, Absch. — fi) übergehend in die ßed.
(er)sparen, erübrigen Ap; BE,, Si.; S. ,Er rechnete
immer von Neuem, probierte an den Kleidern, an den
Ausgaben abzuschr., aber das Ding gieng nicht.' Gotth.
iV schrämt's am Essen ab, die Mittel für einen be-
stimmten Zweck, zB. fürs Studium Ap; SG. We""'s
si' muess, chanr-i''' cil'icht mich e" Tag a., um einem
Nachbarn bei seiner Arbeit zu helfen BLenk (Alle-
mann). !''• ha" selber jvenig 3Iilch, aber ich ehann-der
e" halbe" Liter a., für dich erübrigen, ebd. — 2. einen
lauten Ton von sich geben, Schreie ausstossen Aa; S.
Lose"d au''', tvie der Ammerei [Annaraarie] ire" Brüeli
wider einist abschrämt! FOscuw. ,Schmälen' Aa. —
ab-ge-schränzt: zu Bed. 1 b, abgetrennt, isoliert.
,0b man das namhafte Glid unsers eidgnössischen Lybs,
nämlich die Pünt, also abgeschrenzt verblyben [lassen
solle].' 1629, Absch. ,Die zehen ... von Juda und
Benjamin abgeschrenzte Stämmen.' JJUlr. 1733. —
Vgl. Gr. \VB. I 109; Fischer 1 65. — A b-sc h r enz u ng f.
,|üer Reiche gewinnt das Heil seiner Seele nur] mit
völliger A. seines Herzens von seinem Mammon.'
JJUlr. 17.33.
abe°-, appe"-: 1. herunterreissen Nuw; U; Z und
weiterhin. ,Ich schränzte [beim Auskehren des Hühner-
stalles] mit dem Mist wol ein Dutzend Eier auf den
Blättliboden herab.' Stdtz 1853. — 2. entspr. schrämen
3c, ein Musikstück (Tanz) mit Schwung herunter-
spielen, mit Blas-, auch Streichinstrumenten Ap. ,[Die
Musikanten] hönd y'wöss b'sesse" schö" 'blase" ond die
Sach abe"g'schrenzt. ATobler 1901/2. Seleivie, Giger,
schremi"d se'b Wälserli no''' abe"! J Hartmann.
üf-: 1. „aufreissen" ,L; Sch' (St.*"); SchwE.; Uw; U;
,Zg' (St.""); Z; „allg." En Brief ü, hastig, ohne Sorg-
falt öffnen ZS. ,Do nam N. den ziegler bi dem wamsel
und schranz[t] im sin hempt und wamsel als uff.'
1413. Z RB. .[Das Rhinozeros] fart im [dem Ele-
phanten] mit seinem hörn in schnäller ungestüerae
under den bauch . . . und schrenzt im den bauch auf.'
Tierb. 1563. .[Als die bestellte Kappe abgeliefert
wurde, habe] sy, Zügin, war gnummen, dass die Kappen
ufgeschrenzt sye.' 1626, Z. E" Tür ü. Si uwE. (Lienert
1913); Nuw (Mattliys). ,[Sie] namen die tür,
schranz[t]en die uf, dass das sloss darab viel.' 1425,
Z RB. ,In dem do schranz[t] die frow die tür uff und
lüff darvon.' 1530/3, Z Ehegericht. So auch XVL, Bs
(It Zyro) und bei Usteri 1853, '2, 257. ^ 2. entspr.
schränzenSc, = üf-blasen2 (Bd V 144). ,Nun schrenz[t]
man uff' mit den trompeten.' XVI., L Osterspiel. ,Id-
dem [bei Luzifers Auftreten] so schrenzt man uff mit
der trometten.' RCvs. 1593. — ume°-: tr., herum-
zerren Ndw (Mattliys). — a"-: entspr. sc/tranaen 3 i»,
Einen barsch, gehässig anreden, anschreien, ,verbis
invelii' GfiChur udE.; Uw. Er hed-mi''' (recht) o"-
g'schränzt Uw. De"" will-i''' a., wenn er kunt! GhChur.
er-; 1. zu schrämen la, , stark schrämen' Ndw
(Matthys). — 2. s. das Folg. — In Bed. 1 auch mhd. (bei
KvWUrzhiirg). — E r-schr e n z ung f.: entspr. scÄrän-
zenSc. ,Da dann ganz mit herrlichem kriegischem
pracht als e. der harsthörner ... trummeten, uffblasen,
rumorischera, hurtigem getämmer gehandlet ward.'
Salat, Ref.-Chr.
ÜS-: intr., ausreissen. a) = üs-rissen3a (Bd VI
1351) GrA., Sch. (Tsch.); Nnw (Matthys). Es Chnopf-
loch schrenzt ous; d's Brittli ist mid Bore" ousg'schrenzt
GrScIi. Das schlecht Leder schrenzt üss, teer im Stand
vßz'schr.: t"* cha""'s nit büeze" Gk\. — b) = üs-rissen3b.
's Göf hat giduUig anne'g'cha", aber iindereinist
schränzt's im [= dem] wüetigen Alte" üs. MLienert. —
use°-: entspr. Äc/jräM^en 5c, herausschraettern Sohw
Muo. Die hend die Tänzli schön xise"g'schränzt'.
ver-: (völlig) zerreissen Aa; Ap(auch T.); Bs; BE.,
S.; Gl; Gr, so ObS., Pr. und It Tsch.; L; GF., Stdt, j
Wh., We.; Schw; S; Ndw; UwE.; U; TuErm.; Zg; Z; ;
St. ; Syn. zer-scftr. Bes. Kleidungsstücke, Gewebe übh.
Wie-ne" Bueb, wo d' Sunäighuse" verschränzt het, be-
nimmt sich ein Furchtsamer. JBeinh. 1907. Reime. Als
bei einer Schlittenfahrt der Schlitten in der Dunkelheit
umstürzte und ein Insasse den Kahlkopf eines andern i
zu fassen bekam, rief er: Jeses, Johannes, wie hast \
du d'Hose" verschränzt! ATobler 1905. De'' Ghetle"- ,
Marti" ist d'Stegen ab g'rännt, hed d' Schussle" verheil '
und d'Hose" verschränzt AaBosw. Büt isch Konfereni, '
de' Lerer het d'Hose" verschränzt Bs, so Gelterk., .
Juha, Konferenz . . . GF. Der Öschger Loränz het |
d'Hose" verschränzt, ei"tüsi"g achthundert und sechs-e"'- j
1649
Scliranz. sclirenz. schrinz, schronz. schrunz
1650
ewiänzg Aa; ähnlich KL. 4626/7. S. noch ebd. 4625.
4745, auch Laurenz (Bd IIl 1366). F> Not [Naht] c
ZiBöKi. Papir, f(n) Brief r. .Darum müsst ihr . .
alle diese falsche Briefe herausgeben, damit wir sie
verschiänzen ... können.' .THFüssli 1780. De' Sturm,
de Blitz verschrämt d'Bäum AAEhr. In formelhaften
Verbindungen und R.\A. Ei"m 's Leder v., ihn rer-
prügeln: [Dem] ?co we't iHier eusi Gränze-, iceft-em
'sLeder recht c! EEschmann 1917. De- Tüfels Tüfels
Bonepardi! . . Ghäm-er aiC* gradjetz dc'thar, er »läes^t
verschrenzt si" tcie-ti-en Bire'uegge" ' Siixz, Gem.;
darnach Sjuww. 1869, 25. 's Mül c, derb für weinen
Ap; Syn. 's Mül verrisse" (Bd VI 1352 u.). 's sei all no'''
Zu zrnii Ffleune" ond 's Mül v . vier mönd jo no''' ni'ul
in'n Chrieg. Anz. v. Alpstein 1918. Am Sonntig gönd-
si [d' Schöne" gründler] ober d'Grenze" ond tönd de"
Mdtle" 's Loch v., obszön. Ap VL. 1903. (,G-'mdnd-
SchlOtterli"g'). [Eine greuliche Musik] verschrnnzt
Ei"'m schier döre". Messikommek 1910. Singe" ond
(ritarre'spile" ond Trompete'blöse" tüend-si . . . ''as'-me"
mänt, es verschrenzi no''' d'Loft. ATobler 1908. Wetter-
regel: fSt) Lorenz hed 's Wetter verschränzt AAEhr.,
F.; L; s. noch Laurenz (Bd 111 1366, in ZBül. tcon-alli
Wetter verschrämt) und vgl. verschiänzen (Sp. 609).
I Länder, Grundbesitz v. Das' die frönte" O'flöd nüd
I chönni"d cho" no''' d'Schwiz go" v. Anz. v. Alpsteiu 1918.
I .Damit . . . die Gewerb desto weniger verschrenzt
I werdint.' 1611, ßs Rq.; neben .zerschrenzt' (^. zer-
I schrämen). — ver-schränz t: zerrissen. E" v-s Nas-
\ tuech GWb. E" v-s Sickli Bdss. SM. 1914 (Ap). Vi
I und verdrecketi Hose". WMülleu 191S (AaF.). [Der
Rücken eines Buches ist] verhudlet und v. Ztböri (L). —
Mhd. t!er»(.*.-p,tt«i: v^I. aiK'b Fischer II 1319. — Wetter-
Ver-schränzi f.: Wetterkanone. [Man habe ver-
nommen] dass im Antlibuech hinde" . . e" gueti W.
sag und dass sither alli Wetter usse" ume" gö)igi"d.
I AAWohl. Anz. 1917. — Ver-schränzung f.: Zer-
! reissung (eines Gebietes). .Dies Hochgericht [das
Münstertal] wäre vor Zeit beinahe zwei Teil grösser
als jezund, inderae durch die Osterreicherkrieg . . . das
! Mehreste davon abgeschrenzet und österreichisch
worden. Vor solcher V. wurde es abgeteilt in die
Gerichte . . .■ Sererh. 1742.
näche"-: intr., nachreissen New (Matthys). Das
Tuech schrämt eister näche". — z'-säme"-: 1. eig.,
zsreissen Ap (T.); SB.; Ndw (Matthys). — 2. .bei poli-
tischen Parteien eine Fusion zustande bringen' SB. —
3. ,eine Sache hurtig und etwas taktmässig tun' Ap
I (T.); vg].schränzen -ia. — dannen- (ä.Spr.), denne"-
I (Gr It Tseh.): wegreissen. E" Schifere" va)n e" Born
d. Gr (Tsch.). ,Were ouch, daz die hnser an dem veld
wüeschlich (Var. ,wüestlich') stüendint ... so sol min
herr unz uf den dritten tag gebieten, daz man si dannen
I tno; tuond si daz nit, so sol er ein vogt anrüetfen. der sol
] si dannen schrenzen.' ZMeil. Offn. XIV. , Ausziehen,
I dannen reissen, dannen schrenzen, convellere.' Fris.;
Mai. S. noch geschoben (Bd VIII 14M.). — dnr'"-:
^dnrchreissen. .Die rotten er d. kund mit dratem juste.'
', Reixfr. .[Als] man den sunnen morgen fruo die wölken
[ sach d.' ebd. — dur^i-e"-: du rchreissen Ndw (Matthys)
und weiterhin. — (e°-)weg-: wegreissen Z und sonst.
\Ei"m Öppis uegschr. ZS. Ich ha" de" Fetze" [ein
|am Hanse befestigtes Pamphlet] ... e'wegg'schränzt.
[AHüGGENE. 1914. ,Die Adda wirt oft von den Berg-
j wassern so gross ... dass sie ... auch etwan Heuser,
Schweiz. Idiotikon IS.
Scheüren und allerlei Gebeüw erberraklich hinweg-
schrenzet.' Gcler 1616. S. noch Bd III 1357 o.
zer-: = ver-schr. GrNuI'. und It Tsch.; Ndw (Mat-
thys); UwE. Es Jüppli z. Gr (Tsch.). Er het si"
Hose" grusig zerschrenzt GrNuI'. .Wie sius [des an den
Stamm sich lehnenden Elephanten] grossen lastes soun
den boun mit vall zerschrenzet.' Reixfr. ,Fu1 und
alter . . . hat . . . schif und kiel engenzet, zerbrochen und
zerschrenzet.' ebd. .[Etliche Knechte des B. von
Landenberg hätten] bilgrin beronbet . . . und inen die
geleitsbrief . . . zerschrenzet.' 1419, Z StB. ,[N. habe]
mit im und etlichen me gekartet, und do er verlor,
zerschranz[t] er die karten.' 1448, Z RB.; nachher
,zerzerren'. ,Do erwuschte inn der vatter ouch by dem
rock und zersehranzte im den.' 1481, ebd. ,N. hüebe
sy so vast by dem ermel, das er ir den zersrenzl' 1484,
ebd. .Einen brief z.' 1501, Z. ,[Walo von Greyerz]
nam die (paner) und bracht si gen Bern; doch ward
si zerschrauzt, das si nit gar dahin kam.' HBrensw.
Chr. ,Die schidlüt [haben] den Ferdinandischen punt
in unser aller gegenwürtigkeit zerschrenzt.' 1529,
Schreiben der Z Hauptleute aus dem Lager bei Kappel.
,Man hat üch den deckmantel zerschrenzt.' Gcalther
1546. ,Z., zerstncklen. laniare, conscindere, discerpere,
(di)lacerare, comminuere.' Fris.; Mal.; auch Denzl.
1677. 1716 (,lacerare'). S. noch schaubin (Bd VIU 36).
Drohung: .Tätte er es nit. so wollen si inn strecken
und z. ab einandren.' 1524, Z Wäd. In Flächen; s. Bd IV
837 u. Uneig. ,Das man die Ordnung einer jeden rede
in der schritt [Bibel] wol erwegen und, was zuo-
samengehöret, nicht z. solte.' Wdrstise.v 1580. Von
Ländern, Grundstücken. ,Durch Verpfändung der Herr-
schaft Erguel sei die Stift [Bs] zerschrenzt ... worden.'
1555, Absch. ,Dann er [Chlodwig] verliesse vier söhne,
die alle könige sein und heissen wolten: deshalb das
reich ... in vier mindere königreich zerschrenzet ward.'
WcRSTisEN 1580; , zerteilet.' 1765. ,Dass die Zins-
gütere ... durch die Besitzer und Lehenstragere ofter-
malen von einander zerschrenzt, verkauft, vertauscht
oder in andere Weg alieniert ... worden.' 1601, Bs
Rq. ,Dass durch die freiwillige Ganten . . . die ge-
meinen Gewerb unserer Landtsordnung zuwider und
zu Schaden der eigenen Hand merklich zerschrenzet
. . . werden.' 1692. ebd. S. noch ver-schränzen. —
zer-sch ranzt: zerrissen. ,Z., lacer, (cün)scissus,
laniatus, dis-, concerptus, divulsus.' Fris. ; Mal. ,Pectus
proscissum vulnere, zerhauwen. zerhacket, z.' Fris. —
un-. .Damit ... das bistumb unzerschrenzet bliebe.'
WcRSTisEN 1580. ,Dass ein ieder Lehentrager . . . seine
Zins- und Lehengütere ohne zerschrenzt [I] bei ein-
ander behebe.' 1601. Bs Rq. — Mhd. ci -■«•/<-,,<»«; vgl.
auch Fischer VI 1149. — Z e r-schren z ung f.: Zer-
stückelung. ,Domit es keine Z. der Gneter gebe.'
1603/1757, Bs Rq. (Landsordn.).
Schränzer m.: 1. zu schränzen 3b, Schreier Gr
It Tsch. (,allg.'). ,Conradus Forer von Winterthnr, der
... wegen seines unbesinten Sehriens der Sehr, von
uns genant wardt.' FPlatter 1612. — 2. a) saurer
Wein; Synn. s. unter Chuttlen- Bügger (Bd VI 777 o.).
Z'Bärnegg waxt guete' Wi", Das muess-men ine" lü";
di Andre" chünnd mit irem süre" Schrinzer gü". aGG.
(GSa.). — b) = Süser (Bd VII 1391) BBiel udE.; vgl.
Postheiri 1870, '248. — 3. Durchfall (.Abtrittspringer')
der Kühe ZBenk. — Vgl. Martiü-Lieuh. II 518.
Hose"-: wer die Hosen zerreisst. De'' Chasperli
. . . ist e" Stegerigeiss, en H. g'si". Frdl. Stimmen (Z).
104
1651
Scliranz— scliruiiz. Schrapp— sclHupp. Sclirapf— schnipf
1662
Bettli-: verächtlicli für Betbnuler. .Der Ühlgiitz,
Bätliscliränzer o^ad und all sein Haab und Guot ver-
lad", mit Bez. auf Nikiaus von der Flüe. JMahl. 1Ö74. —
Eig.. wer das Beii(l)i (Bii IV 1S33) Mliriinzi, dli. bestäudig iu
den Fingern lierumzerrt.
Turn- (o-J: Turmwäcliter, der durch Posauiieu-
oder Tronijieten.stösse die Stunde anzeigt GStdtj.
S. auch Brunnen- Sock (Bd VII 1)83) und vgl. den Reim
Sp. 1644 M.
Schränzete" f.: Nomen actionis a) zu schränzen 1
Ndw (Matthys): üwE. — b) zu schrämen 3c, , Ton-
geschmetter' DwE.
(g"-)sch ranzig: 1. leicht reissend oder zerreiss-
bar Ndw (Matthys); UwE. — 2. ,im Reden ein Geräusch
machend wie beim Reissen' Nnw (Matthys); vgl.
schränzen ::b.
Scliranz III, Seliränz II, Schranze II: Gauner-
wort. ,Schränze', kleines Haus, Hütte Gr Kesslerspr.
(J.Törger 1905). .Schranz, stuben.' Edlib.Bw. ,Schrenz,
stul [1. stub].' Betti,. — Vgl. Fischer V 1129u.; ferner
Schrändr. Iu Langdorf bei ThFr. gibt es eiu Quartier i" der
Schi Unze" ; damit soll nach alten Urkuudeu eine ,Diebshtihle'
bezeichnet worden sein.
Scbränz III (-e-)-. verächtlich für Lorenz ApK. (T.).
— Durch den Reim unter Laurenz (Bd III 1366) veranlasste
Bildung: vgl. Sp. 1649M.
Schrapp — schrupp.
schrappe": (auch üs-schr.) an der Planne klebende
Speisereste ab-, auskratzen (und zu Rate ziehen) Gr
He. (FStaub). Syu. üs-chratzen [Th) — Vgl. Selim.* 11
filO; Fischer V ll:jO, sowie Gr. WB. IX 1648, auch 1614 f.
(.scbrabben'). 1647 (,schrapen'). .Schrappen, an sieh rauffeu,
corradere; Schraper, Geizhals' bei Uenzl. 1716 stammt sicher
aus fremder Quelle.
(Us-)Schrappeti f.: was aus der Pfanne gekratzt
wird. ebd. Syn. Chratzeten 3 (Bd III 931).
schrappiere": Basenkanten abstechen Bs (Gärtner-
spr.). — Wohl durch Kreuzung des sjn. sc-happierm (Bd VIII
1004/5; auchL) xa\t achrcpßn S c (Sp. 1655; iu Bs auch = Rasen
abstechen). .Sclmpjnere" selbst ist entlehnt aus schweiz.-frz.
chnpier, einer lautlichen Nbform zu chapUr, couper, decouper,
tailler, hacher (frz. i-htipder), das iu der westschweiz. Gärtner-
spr. auch iu unsrer spez. Bed. gebrancht worden sein soll.
schräple": .taumeln, Schwindel empfinden- GnObS.
(BSG. XI). — Nicht bestätigt.
Schroppe": a) koll. PL, Abfall beim Behauen von
Steinen, Steinsplitter AAZein.; ScuSchl.; ZBül. und It
Spillraann (,bei den Bauleuten'). .Schroiipen und
Mauersteine', unter Baumaterialien. Z Amtsbl. 1901. —
b) Schroppe" m. (PI. Schruppe"), Stein, Kiesel ZGlattf.,
Stdt (Spr. der Gassenjungen). I"' rüer-der en Schr-en
in'n Grind! — In Bed. a auch bei M.irtiu-l.ienh. II 518
(S<hru2>j>en) ; Fischer V 1 lidiSchroppen; dAzu mhrupjny, steinig,
rauh. Schrojip-Wüt/, Weg Über Felsengrund); Weiteres bei
Gr.WB. IX I 798 (unter ,Schrubbe' :}). Vgl. schruppe, mit Aum.
Stei" - Schroppe' PI.: = dem Vor. a Z (Spillmann).
schruppe": = schür ffen Id (Bd VIII 1249o.) oAa
(Hürbin); ■^g\. Schrupper 1. In der Drechslerei ,vom
ersten grobem Abdrechseln des Holzes mit einer
grössern Drehröhre'; darauf folgt das Ab-schlichte"
(Sp. 75). ebd. — Vgl. Martin-Lienb. II 518 Uvhrujijien, mit
dem Schrnpiiholiel oder mit einer groben Feile bearbeiten,
scbeuern); Fischer V 1149 (»ehruppen, ein Stück Eisen zuerst
raub abdrehen; harte, grobe Arbeit tun); Weiteres bei Gr.WB.
IX 1798/9 (,schrubbeu'); PKretsclimer 405/6. Die Sippe (mit
tSchropjjen) ist nd. Herkunft.
ab-: = dem Vor. oAa (Hürbin).
Schrupper AAWohl., Strupper Z, Strupfer Bs
— m.: 1. = Schropp-Uohel (Bd II 947) AAWohl. -
2. a) steife (Reis-, \Vurzel-)Bürste mit langem Stiel,
zum Scheuern von Fussboden Bs; Z, eine Art Boden-
wisch, den man mit einem Feglappen umwickelt, um
damit einen Boden .aufzuziehen' Bs (Linder). Syn.
Stil-Bürsten (Bd IV 1610). — b) = Harnisch-Bletz 2
(BdV277o.). FAND. 1898 (oO.). — Vgl. , Schrubber' bei
Gr. WB. IX 1800, zum Aul. Sir- die Anm. zu Schah (Sp. 15C4).
Die Form Strupfer auch bei Martin- Lienb. II 635 (Strassburg)
und Fischer V 1886 1, fränkisch'); Srhrupßr (ueben «chrup/eu,
scheuern) belegt PKretschmer 447 für Bruchsal. Vgl. dazu
Schropfer mit Anm. (Sp. 1658).
Schrapf — schrupf.
Schrapf m. (PI. Schrapf) \\ , so Lö., V. und It St.^
Schrapf e" -a f. WVt. (BSG. II), Dim. Schrapf ji (PI.
-int): Stelle, wo ein kleiner Wassergraben von der
Hauptleitung (s. Suen Bd VII 1 IU9) abzweigt, „eine gar
kleine Wasserleite, die von einer grössern herbei-
geführt wird"; vgl. FGStebler 1921, 83. D'Matta het
vil Schrä^if od. Schrapfjini. — Eig. die Stelle, wo der
Hauptleitung Wasser entzogen wird; vgl. das Folg. Zu dieser
Sippe der Flurn. ,Scbrapflis-Bühl' FPlasselb.
schrapfe": schröpfen GnObS. {]nngeischrepfe";
s. sehrepfen mit Anm.) — Spätmhd. srhrapfcn, strigilare,
scarificare, im Ablaut zu K.hrip/en; vgl. Gr.WB. IX 1648.
g'-schrapfet -ot: von Wassergräben durchzogen
W. D'Matta ist scharpif g' schrapf oti. — Zu Schrapf.
schriipfe" Aa; Ap; Bs; B; F; Gl.; GrD., He., Pr.,
Rh., V.; L; PAL (-U"); G; Sch; Schw; S; Th; Dw; ü; W,
so G., Lö., Turtm. ; Zg; Z, -ö*- GT., We., schröpfe" bzw.
-e- (Qual, des ä. Uml.) B (so Stdt und bei RvTavel; s.
auch Sp. 168M.); GRÜbS. (ä. schrapfe"; s. d.); WVt.
(BSG. 1172); Z und weiterhin (s. die Anm.), 3. ög. Pr»s.
und Ptc. meist -(, in BGr., Schw.; GrvPt. (Oasal) -et:
1. a) eig. wie nhd. schröpfen, durch Einsclinitte in i
die Haut (vgl. Flieten Bd I 1230, Schrepf- Schnäpper |
Sp. 1245) und Auf- bzw. Ansetzen von Schröpfköpfen i
[vgl. Ventüsen Bd I 876, Schrepf- Häfcli, -Hörn Bd II I
1016. 1624) oder Blutegeln dem menschlichen Körper I
Blut entziehen, allg.; doch seit M. XIX vielfach f' (
Syn. ventmen (Bd 1 876). G'schrepft wurde bei allerlei i
Leiden, auch um solchen vorzubeugen, durch Barbiere I
(Fräter ThHw.) und bes. Hebammen, die man dazu oft \
ins Haus kommen Hess; in ä. Zeit gehörte das Sehr, i
zum Arbeitsgebiet des Baders und wurde meist, nach |
vorangegangenem Bade (vgl. Schrcpf-Sad BdlV 1014), <
in den Badstuben vorgenommen; nachher stärkte man ;
sich gew. durch eine tüchtige Mahlzeit mit Rotwein. .
Näheres s. AfV. IV 3'21 ; V 193; VIII 146: Bärnd. 1904, 1
462/3; 1914, 58; WManz 1916, 82; HSchmid 1924, 46; )
ELombard 1925 (mehrfach); Z Ant. Mitt. 1927, bes. j
S. 12 f. 52 f. (mit Abbildungen). Troche" sehr., ohne
Blutentzug Ap (Gegs. nass sehr.); Z und weiterhin. I
Bei Brustschmerzen, Katarrhen, überhaupt bei manchen ;
inneren Leiden wurde ... der Bader oder die Hebamme
gerufen, um zu scltrepfe": es wurden 6 — 12 Hörnli |
1653
Schrapf, »chrepf. scliripf, schröpf, sclinipf
1654
(am Rücken, an den Seiten usw.) angesetzt und sodann
in gewissen Fällen mit besonderen Schröpfmessern an
den betr. Stellen eine Anzahl Hautritze , geschlagen'
zum Zwecke des Blutentzugs; sehr, ohne , Schlagen'
hiess trocken sehr. Messikommer 1909; vgl. JHübner
1746, 1816. .Schräpfen, scariflcare, adhibere, admovere
cucurbitulam; allenthalben schräpfen, circuniscari-
ficare.' Fris. (schon 1541); Mal.; Denzl. 1666/1716
(,schrepfen'). Mit Dat. P. allg. ; vgl. ba. D' Hebanna
het-mu g'schrepfl W. ,Es klaget M. der bader ... uft"
B. ... es habe sich begeben, das der obgenant B. selb
vierd in sin bad konien sye und zuo im gerett liabe,
er sölte im schrepfen, das er och tätte; und als er
im die hörnly ansatzte, da wüesche er sich iemerdar
und falte die hörnly wider ab.' 1474, Z RB. ,[Die
,scherer' klagen, die , bader'] lietten , . . bishar etlichen
' bürgern inn iren hüsern und badstuben geschrepfet,
1 welches inen ... unlidenlich sig.' 15'27, Z (spätere Ab-
I sehr.); s. auch Bd VIII 113'2o! und vgl. FHegi 1912,
j 205. ,J. der bader seit, er hab ein mal ald zwürend
in O.s badstüblin siner frouwen geschrepfet.' 1538/40.
I Z Ehegericht. ,Was R. der scherer zuo Meilen ab der
frouwen, so etlichen daselbs schrepfet, klage.' 1569,
I Z RM. ,[Es soll ein] eigenes underschlagenes Bad-
stübli mit 2 Badkästen in der Insel eingerichtet und
ein Bader bestellt werden, welcher wöchentlich an
I bestimmten Tagen in die Insel komme, den Kranken zu
j schräpfen.' 1644, I.mOb. 1878. , Gemeldten Tags sehrepften
die Bader einem anderen Bader und waschten ihne
mitLindmatwasserab.'.lEEscHER 1692. S.nochBdVlU
: 1132M. Nur vereinzelt mit Akk. P.: ,Es habe sich
1 begeben, das er ein verding mit im [Junker HLöwen-
burg mit Bader A. von Altikon] gemachet hab, das
er in sinem holz ... solle nemen alle stock, darumb
solle er in und all sin volk schrepfen und baden, es
sye da unen im dortf oder in siner badstuben im schloss.'
1523, Z. Abs. Er [ein Schulmeister] tod o'"'' no'''
tokUrle" nebe"t-i"e" ond übe" h'sonde's . - . z'Oder lö",
sehr, ond Bliiedigel a"setge". ATobler1909. ,üie Meister
Hadere inn den fünff Badstuben alhie [belangen] '2
andere Burger Baderhandtwerchs, dass sy in den
sonderbaren Badstüblinen für sich selbs sclirepfen.'
1604, Z. ,Eine ebrs. Meisterschaft der allhies. Baderen
und Schräpferen hat beschwehrend anbringen lassen,
dass die Frau D. auf Dorf . . . schräpfen tüge.' 1743,
ebd. S. noch Bd VIII 1121/2 und vgl.: .Die, so das
schrepfamt hant.' 1490, AaB. Gerichtsb. Sehr. lä". ,Es
sei sonst nicht daran gewohnt, schräpfen zu lassen
... aber jetzt habe es der Mann nicht anders tun
wollen, als dass es schräpfen lasse, und da hätte es
nicht auf die Zeichen sehen können und auch nicht
gewusst, welches die guten und die bösen seien.'
GonH. /'■'■ hä" wegeH miiier G'süchti hirum e'-mal
d'Hebamm la" sehr. GrV. .Einem Jeden inn der Gmeind
Bonstetten [soll] unabgeschlagen syn, das er möge
ussert der Gmeind zu einem Schärer gähn und sich
arznen oder ime ein Aderen schlachen und auch
schräpfen lassen.' 1618, Z. Im gleichen S. auch bloss
sehr. Me" hat früener vil g'schrcpß und z'Öder g'lü"
SchR. Bei Lungenentzündungen ist Nüt so fürnim rvie
z'Ader lä" oder ehli" sehr. CWeibel 1885. Was wei"-
wer mache", sehr, oder z'Äder lasse"? Sehr. gi''t gar
mänge" Piek, s'Äder lasse" numen e" Hiek. KL. ( llBlei.).
S. noch Bd 111 1396o. (Ap). ,D rock hangend über die
achslen ab, dass mau sech, wo eine gschräpfet hab.'
Eckst. 1525 (Conc). ,Ain frow, sy schrepfe oder nit,
2 Pfennig.' 1551, G (Badertaxe). ,Die schwangern
frauwen ... sollen die ersten vier monat nicht schräpfen.
aderlassen und keine purgatz oder arzenei einnemmen
ohn eines gschwornen arzts raht.' Ruef 1554. ,lra
aprellen ... ist guot lassen ...; schräpfen an heimlichen
orten wirt nit vil gebrucht werden.' Practica 1564.
, [Eine Stube] so heiss, das man komlichdarby schräpfen
möchte.' 1645, Hotz 1865. S. nochrm^Wic/t(BdVl 1071).
Oft neben, baden' uä.; vgl Z Ant. Mitt. 1927, 12. .Wenn
man baden wil oder schrepfen, so sol der raon syn im
abnemen.' Z Kai. 1508. ,Er [soll] iro nachlassen und
nit verbieten ze schrepfen, baden, lassen, noch andere
notdurft, dann er selps gmelt, das sy ein heimliche
krankheit habe.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Wer im Nydel-
bad baden, lan oder schröpfen wolle, solle auf morn
... ins Nydelbad kommen.' 1567, Z Kai. 1777. ,Hie ist
sich aber hoch zuo verwundern, das man das schräpfen
dermassen missbrauchet, dann es will jedermann
schräpfen und vermeinen merteils, sie haben nit ge-
badet, wann sie nit voll hörnlin wie ein igel hangen
... Dann wie das schräpfen etlichen besonderbaren
Personen nutzlich, also ist es den magern leuten ...
schedlich.' HPant. 1578. , Schrepfen auf den Schultern,
Schweissbad ist dir gesund [im März] ... Sehr, man
nit meiden soll [im April] ... Auf dem Arm sehr.,
Wasserbad ... ist nit Schad [im Mai] . . . Sehr, auf den
Lenden ist guet [im Oktober] ... Auf den Schultern
sehr, ist guet [im November].' XVIL, G Hdschr. S. noch
Bd V 220 M.; Sp. 68 u. — b) uneig. a) mit Dat. P.
Mit ausgeführtem Bild: ,Der Löü [Zürich] die Klauen
hat gewezt und an die Gurgel dir gesezt und fangt
dir an zu schräpfen; so stark er saugt die Hörnlein
an, dass man die Schnatten sehen kan und höret, wie
sie klopfen.' Fli'Gschrift 1712; vorher: ,In dem du
Andern schräpfen hast wollen, hast du dir geheizt das
Bad.' Freier. .[Einer, der durstige Gäste hatte, meint:]
Wann mein Wyn nach manchen solchen Tag hett,
daran mann ihm also wurd schräpfen, anzapfen, z Aller
lassen, es wurd ihm bald im Haupt licht und im Rncken
ring.' ScHiMPFR. 1651. ,Ach, hat ich [der .\bt von
StGallen] gutem Raht, den öfters mir gegeben, gefolget
denen, die mir nun geschräpfet hau. so stulind die
Eidgnosschaft in wehrtem Friedensleben.' Flugschrift
1712. — ß) mit Akk.P., Einem Geld abzapfen, -zwacken,
ihn ausbeuten, überfordern, so von Wirten, Händlern.
Advokaten, beim Spiel, durch Steuern, Bussen Aa; Bs;
B; Gl; Gr; L; G; Sch; Th; W; Z; SI.^ .strafen,
büssen, mit List oder durch Schreckniännchen um Etw.
bringen' ZS., ,hart strafen' Sch (Kirchh.). Er hed sin
Vatter g'schrepft, ,ihm Geld herausgelockt' ZS. De''
ist nüd übel g'schrepft [gebüsst] worde"! ebd. Die heii-
jver hüt wacker g'sehrepftl beim Spiel GrV. , Manche
[Geldverleilier] wissen ihr Geld so zu verteilen und
die Termine so zu stellen, dass sie ihre Opfer zwei-
bis dreimal im Jahr schräpfen können.' Gotth. (feiilt
1861); später: , solche Aderlässe'. Was händ s' [die
Fabrikanten] für schleehti G'werber! Wie schrepfend s'
der arm Weber! G Kai. 1865. Wenn-er scho' alli Jdr
uf e" Tupf glich vil [Steuern von Katholiken und
Protestanten] g'heusche" het, so het's e.ine"weg g'heisse",
der Baron schröpf! di Katholische" herler. HvTavel
1910. Es ist [von Hilfesuchenden] g'schmarotzet u""
g'schrepfet u"'' g'viol'hc" eho" uf Brünne" [einem
Bauerngut], öppis Grüfeligs! EBalmer 1924 (BSchw.).
1655
Sclirapf, schrepf, scliripf, schroiif, sclini]ir
lii.Sh
S. noch Bd V 12i)(iu. (wu g'schräjjft zu leseu); Sp. ItiSM.
MitSachobj.: D'Geldseckkschr. IIvTavel 1913.— 2. in
iler Ijandwiitschaft, Gärtnerei, a) an Obstbäumen
vor der Saftzeit mit einem scharfen Messer dem Stamm
entlang auf der der Sonne abgewandten Seite die
äusserste Rinde in 2 bis 4 Linien aufschneiden, um
den Brand, Krebs zu verhüten oder zu heilen Z
{Uekan Fäsi). ,[Im Mai sind] später treibende Bäume
zu schröpfen.' Gr Sammler 1807. .Oaprificatio, das
Schräpfen der Bäumen.' Denzl. 1666/1716. ,Von dem
Schräpfen, Auffbinden und Einfristen der Zweigen ...
Bei Plinio üb. 17 c. 27 wird das Schräpfen scarificatio
genennet . . . Etliche das Schräpfen der Bäume auch
plilepotomiam heissen, das ist Lassen, und nicht ohne
Ursach, dann gleich wie durch das Lassen das böse
Blut von dem Menschen kompt, also auch das böse
schädliche Saft von den Bäumen.' Rhäg. 1639 (199/104);
s. auch GEdlibach 1679, 176/7 (,-e-'); EKönig 1706,
2'24/31. 389 (.-ä--); JCSulzer 177'2, 368/70 (,-e-'), ferner
JHübner 1746, 245 f. (,-ö-'}; Oec. Lex. 1764, 2645/6
(,-ä-'). — b) am Getreide, wenn es allzu fett und
schwer ist, im Mai mit der Sichel die obersten Spitzen
abschneiden, um die Pflanzen zu .schwächen' und so
ihr späteres Umsinken zu verhindern Z (Dan.). ,Den
Waitzen, wo er zu geil ist, mit der Sichel überfahren
und abschneiden, welches man an etlichen Orten
sahern, anderstwo aber schräpfen heisset.' EKöniu 1706.
Auch im Oec. Lex. 1764, 2646 (,-ä-'). — c) den Rasen
einer Wiese, das Unkraut in einem Acker oder Wein-
berg mit der Schrepf ■ ff atVe." abhacken, „einen Acker
leicht überhacken, den Rasen schälen" Aa, so Fri. und
ltSt.,Rochh. undH.; Bs; SNA., Zuchw.; W; „Z"; Sr.'';
auch , Rasen absteclien' Bs (nach einer Angabe). Syn.
schaben i 6 y .3 ( Bd V 1 II 1 2) ; Weiteres u nter schellen II 1 b,
schuepen 2, schorpen (Bd VIII 550. 1030. 1303), dazu
schinden lea (ebd. 903); vgl. auch ab-schr.. Schrepfer.
D-Iiebe" sehr. Bs; SNA. S. noch Bd V 31Uü. - d) Alles
bis auf die blosse Erde wegmähen Schw; Syn. en-weg-
schr., ferner scÄ«6e«ifcYi(Bd VIII 12). — 3.a) streichen,
zB: ein Zündholz an der Reibfläche GrV. (häufiger
an-schr.). — h) Einem en Örßga sehr., versetzen
BGr. (Bärnd. 1908, 631). — c) beim Ballspiel, Einen
mit dem Ball treffen Z (Dan.); Syn. tupfen. Eine" sehr.
— Schrepfe" n.: zu Bed. la (s. schon d.). ,Zura
Baden in der Wanne gehörte ehemals das nun neuer-
dings zur Anerkennung gelangte Sehr.' Bärnd. 1904.
,Der kleine Gehalt des Badbaches an ... phosphor-
sauren Mineralien verschaffte ihm ... einen gewissen
Zulauf aus der Umgebung zum Bade" und Sehr.' ebd.
1914; s. auch Schrepfer. ,Vom Sehr., Baden und Pur-
gieren. Im Sehr, soll die Zeit und das Alter in Acht
genommen werden ... Wann der Mond im Zwilling
und Leuen, so ist nicht gut schrepfen [usw.].' Z Kai.
1804. .Bericht vom Sehr., Purgieren und Baden',
regelm.wiederkehrenderAbschnitt. BHink.Botl812/25.
,Von den hadern in den badstuben setzen und ordnen
wir, dass sy badwerch und sehr, bruchen, das söm-
lich ein antwerch sin und dass sy hinfür nieman
scherren noch laussen sollen.' 1472, L. ,Vom sehr.,
wie man die horner setzen sol.' Z Kai. 1508. ,Die-
selb were vornacher des schräpfens, so sie ,je zuo
zytten inn der bürgern hüsern getan, von minen herren
gemeinen meistern ... rüewig gestelt.' 1538, Z. ,Das
schräpfen, scarificatio; ein schmärzen und wee mit
schräpfen vertreiben, tormentum tollere per cucur-
bitulas.' Fris.; Mal. .Schräpfen nit ein Handtwerch
ist wie andere Handtwerch, sidtmalen es des Menschen
blossen Lyb betritt't' um 1627, Z. ,Den Mstr Baderen
zu bewilligen, dass das Badheizen und Sehr, in der
Kirchen wie von Alters her nach follendetem völligen
Gottesdienst ausgerüeft werden möge.' 1667, ZGrün.
,Das Ausrueö'en des Schr-s, Badens [usw.] soll nicht
mehr in den Kirchen, sondern ausserhalb bescheheii.'
1674, Z. ,BcEOtica auris, der dicke Ohren hat, der das
Sehr, übergangen.' Denzl. 1677. 1716; auch bei Mey.
1692. ,Das Aderlassen und Sehr, band wir beide zeit-
lich bruchen müessen, das Aderlassen alle Jahr zwei
oder drü Mahl, das Sehr, aber uf dem Hemberg alle
Jahr ungfahr 6 Mahlen, aber zue Krommenouw alle
Monet ein Mahl.' A Bosch XVII. ,Dass den ... Baad-
meisteren . . . vom Sehr, statt 4 jetzt 5 Kr. . . . bezahlt
werden solle.' 1747, KWild 1847. S. noch BdIVlllSu.;
Sp. llOlo. Bildl.: ,So es die notturft ervordrot, würt
das glück und der huott erzöigen. wöllicher [Haupt-
mann WFrölicb, der dem Herzog von Guise, oder Bern,
das den Königlichen zugezogen ist] bischoff oder
bader sye, dann an kratzen und schräpfen beidersydts
iiützit erspart württ.' 1562/3, S (Schreiben des Rates
au WFrölicb).
Spätmhd. schrepfen [nchrt:j)'cn, »chreven) in Bed. la, die auf
eine allgemeinere Grundbed. .ritzen, kratzen' zurückgeht; vgl.
Gr.WB. IX 1769/71 (,schröpfen'); Martiu-Lieuh. II 518/9;
Fiscliei- V lliö, auch die Aura, zu Schrof (S\i. 1574). Uusre
bodenständige Form weist wie im Eis. und Schwab, auf etyni.
e. steht also im Ablautsverhältuiss zu dem syu. schrap/tn (s.d.):
vgl. auch ias-)scliri)>fcn. ö^ in GT., We. ist regelrechte Run-
dung aus c* (= e). Sonstiges ;; (auf entrundeudcm Gebiet c mit
der Qual, des ä. Umlauts) beruht auf schriftspr. Einfluss (für
B wird die Form mit ;•' von einem Gewährsmann als ländlich,
die mit o als mehr städtisch bezeichnet); dazu stimmt das ver-
hältuissmässig späte Auftreten der <>-Form in den ä. Quellen. Die
Bedd. unter 3 könnten von dem Schlagen mit dem Schröpf-
messer oder Schnäpper ausgehen. In Bed. 1 a ist das W. als
irepp ins Patois des BJura entlehnt (ETappolet 1914. '24. 64:
1917, 156). Unsicher ist die Zugehörigkeit des Flurnamens
.Schrepfen-Tobel' GPfäf.
ab-: 1. schröpfend entziehen. , Das böse Geblütea.';
s. Bd VII 193M. (Sintern. 1759). — '2. a) die Schröpf-
hörnchen (einige Tage nach dem ersten Mal) zum
zweiten Mal ansetzen lassen aScHW; vgl.Ms-sc/w. .Meine
Frau Hess heute zu Unterschönenbach abschröpfen.' —
b) uneig., von jungen Burschen, an dem auf einen
werktäglichen Tanztag folgenden Sonntag nach dem
Nachmittagsgottesdienst mit der Liebsten das Wirts-
haus besuchen, um sich dort noch einmal an Trunk
und Tanz zu erfreuen ScHwIb. — 3. = schrepfen 2c,
Rasen mit der Haue abhacken Aä; WMü. Der Wasef
em Bitza. WMü. Abhacken übh.: ,Von dem hohen Bord
rechter Hand, welcher teils aus Erde, teils aus Nagel-
flüe besteht, ziemlich tief hinein müsste abgeschräpfet
werden', bei Anlage eines Kanals. 1771, Z; nachher:
,Das hohe Bord und der Fels [müsste] sehr tief hinein
abgeschrepfet werden.' — Vgl. Gr. WB. I 110.
über-: oberflächlich schröpfen. XV., L; s. Ftieten
(Bd I 1230. wo ,überschrephen' zu lesen). — um-:
entspr. schrepfen 1 a. ,Circumscarificare. umbschräpfen
oder umbbicklen.' Fris. 1541 (1568: .allenthalben
schräpfen'); Denzl. 1677 (.umhschrepfen') — ume"
umhe'-: sich mühsam herumbewegen, ziellos herum-
treiben BHa. 7'''' mag ei"mel da so (um d's Hüs) «.
a°-: (ein Zündholz) anstreichen GrV. Er hed
d's Zün'>hölzli avi Füdli''' a"g'schr'epft. Drü oder vier
1657
Schiaiit'-— schniiif. Scliras(s) — schvusfs)
1658
Zün''hölzli hän-i''' a'Uj'schrepft und a" 's Liviat [den
Docht] g'hä' ; aber die Cherzen ist nid a"cho". CSchnyder
1910. — Anders bei Gr. WB. I 450.
ü s - : gründlich, unter Verwendung einer genügenden
Zahl von Schröpfhörnchen schröpfen Z (Dan.). — Vgl.
Gr. WB. 1961.
e"-weg-: = schrcpfen 3d Schw.
Schrep fer in. : 1. zu schrepfen la, Schröpfer. allg.,
doch f. ,In Ins befand sich eine alte Badanstalt, die
durch einen Sehr, bedient wurde.' Bärnd. 1914. Im
XIV. wohnte an der Schipfe ein Schröpfer mit einem
Bader. FHegi 1912. ,Sy habend nie gehört noch ge-
sechen, daz ein sclierer oder sehr, win geschenkt
habind.' 1485, AaB. ,Deni Schräpfer ß 7.' Guler 1G24/5.
,N., Schräpfer an der Spanweid.' 1719, Z. Das Hand-
werk der Bader und Schröpfer, das 1790 nur mehr aus
1 Bader und 1 Schröpfer bestand, besass 1789 noch
einen Fonds von 140 Gulden. FHegi 1912. S. noch
Sp. I653M. und Z Ant. Mitt. 1927, 13. — 2. zu schrepfenSc.
Werkzeug zum Abschälen des Rasens WMü. — Spät-
mM. i<hi-rp/n- iu Becl. 1; Tgl. ür.WB. IX 1771; Fischer V
1145, in andrer Bed. bei ScIira.Ml 610 ; Schöpf 648. Si'Iircp/erU.
Beiname ThMii. ; s. SrhripUrm. ,Schrepfer', KN. 1 668, ZHomlir.
Als Fhirn.BLiitz.; ZWnl'l. (,ini Sehr.'). ,Schr.-Hubel' BWorb,
.-Mätteli' BLütz. ,Schrcpfers-Graben' BHöchstetten, ,-Häusli'
BLUtz.
Schrepferi° bz.v. -ejv (B) — f.: Schröpferin.
,Schräpferinnen sind wichtige Personen; es gibt in
Republiken und Königreichen viele Beamtete, von
denen man den Titeln nach glauben sollte, was das für
Gewaltspersonen wären, und haben nicht halb so viel
zu bedeuten als eine rechte Schräpferin. So eine
rechte Schräpferin ist eine g'stackete Drucke voll
Notizen, Geheimnisse und Räte. Das Schräpfeu dauert
eine gute Weile, gar viel länger als das Aderlassen, und
derweilen werden die JMäuler nicht verbunden.' Gottu.
.Hühnerträger und Weiberhändler, Schröpferinnen und
Kübelibinder', unter mehr oder weniger anrüchigen
in einem ,Schachen' (vgl. dazu BdVIll lotio.) zusammen-
gepferchten Leuten, ebd. De' Vatter ist Ghorbmacher
g'si" und slni Frau e" Sehr.; j'* be" si"s anzigs Bucbli
g'si", me' het-mer g'sät de'' Sehrepferli THMärst. Sprw.
ist die Esslust der Sehr.: E" Sehr, und e" Uund mügcd
oM Stund GlMoIHs.
Schrepfete" f.: zu schrepfen Ib^ BE. ,Der Sohn
trieb seine Sache ... ins Grosse. Bald kaufte er dem
Vater eine Kuh ab und zahlte sie ihm nie ... oder
er musste einen Wechsel zahlen, den ein Weinherr auf
ihn gezogen, und war nicht überflüssig im Gelde und
der Vater sollte ihm vorschiessen, erhielt es aber nie
wieder. Irgend eine dieser Schröpfeten ging allemal
vor, wenn er da war.' Gotth.; , Aderlasse.' 1850. .Wollt
ihr einem Schulmeister eine Wohltat erweisen ... so
zügelt ihn, aber zügelt ihn so, dass es eine Ersparniss
für ihn ist und nicht eine Schräpfete.' ebd.
Schrepfi n.: 1. Schröpfhörnchen BGr.(Bärnd.l908).
— 2. Pflanzenn.. aufgeblasenes Leimkraut, Sil. infl. ebd.;
Syn. Chlepfen 4 (Bd III ö78). — Wegen der Ähnlichkeit
mit einem Schröpf köpf; vgl.: .Hinwieder dient der Samen träger
des aufgeblasenen Leimkrauts . . . im Kinderspiel als das Sehr.,
welches beim schlagweisen Aufsetzen auf den Handrücken
platzend chlepfl.' Bärnd. 1908.
Schrepfi"gf.:SchröpfungGRHe.,Pr..Valz.(Tsch.).
D'Schr. hed-me [ihm] gediened. Wege" der Sehr, gc
Fideris gän. — Vgl. Gr. WB. IX 1773; Fischer V 1145.
V e r - schrepfen. .Recordare als der M. het rat ge-
hebt und bracht von Eschital und des bischofs von Nauer
[Novara] wegen, das uns ist geraten, uns zeverschrephen
vor dem bapst mit eim gelerten man, dem bischof von
Chum [Como], und eigenlich ze erzellen die sach.' 1419,
L RB. — Lesung bestätigt. Die Bed. scheint: sich verteidigen,
verantworten. Gewiss verschrieben für , versprechen'.
Schripf m.: HautschürfungGLEngi; Syn. Sehr imjifen
(Sp. 1620). Ich hau e" Sehr, am Arme'. D's Chüeli
het e" leide" Sehr, am Bei".
üf-schripfen: aufritzen, -schneiden. ,Do ... er
den menigfalt [einer geschlachteten Kuh] ufschripfte,
do were er vollen vench und walte gegen im herus.'
1483, Z RB. — Vgl. ,scbripfen' bei Gr. WB. IX 1754, ferner
..■;»■;.;,/„.,
Schropferm.: Rauhhobel GRObS.(BSG. XI). — Vgl.
,Schr(ipfhüber (unter , Schrubb-') und .sohrupfen' 1 bei Gr.
WB. IX I80I. 1809, sowie das syn. .Srhupper mit Aum.
schrnpfe". Nur um-schrupfe°: = um-rupfen
(Bd VI 1211) GnChur. Schrupfe"d d'For'-en um! rufen
Kinder beim Holzen. — Durch Kreuzung von ru],Jhi mit
Schras(s), 8chi'es(s), schris(s), schros(s), schrns(s).
Schrass m.: (wohl verächtliche) Bezeichnung eines
Zwerges. Wicht. .[Dem Lanzelet] ein geiselslac von dem
scliraze wart geslagen.' UvZazikhoven V. 435; vorher
.getwerc'.
Nach dem Folg. angesetzt. An sich gibt die Schreibung
.scliraz' weder über die Quant, des Vokals noch über den ausl.
Kunsouanten (ob ß oder 2) sichere Auskunft. Dasselbe gilt
von den sonstigen Zeugnissen, die nach Form und Bed. für die
lautliche Beurteilung unsres Wortes in Betracht kommen ; vgl.
einerseits mhd. (bair.?) scliräß (: näß) neben tchrnwaß oder
»c/noirajS (Mhd.WB. 112. 205) und ohne Zweifel damit iden-
tisches ahd. bair. .]iilnsus, scraaz' (Ahd. Gl. I 602, 14), ander-
seits ,Schretz'. Alp (Gr. WB. IX 1736); bair. Snhretzel m.,
.■<ctire-lzhin n., Art Kobold, Wichtlein (Schm.'-' II 6151, Schrälz
m. 1) scherzh. für einen im Wachstum zurückgebliebenen
Menschen, auch ein Kind 21 Fischname, Barsch (ebd. 614/5,
in der zweiten Bed. auch bei Höfer III 113; Unger-Khull 555;
Fischer V 1132); eis. Schriitzmännli (Martin-Lienh. 11 520).
Lautlich mehrdeutig ist auch ,pilosi, incubi, monstri i. nu-erie,
scrazza [über der Zeile]' iu einem StGaller Glossar des X. (Ahd.
Gl. I 589, 25 f.). Vgl. die Anm. zu Schratt I.
Schrässel „Strässelm.: Alp. incubus GT." — Vgl.
(auch zu den Anlautsverhältnissen) das syn. Schratt I.
schrause": angstvoll schreien, laut weinen (infolge
von Schmerz), bes. von Kindern GW. — Weiterbildung
zu schrau-, fchrau-: vgl. nchräwlen und nclinnizrn.
schrausle°: = dem Vor. GWb.
Schreiss Tschrais m.: squarcio, lacerazione PAl.
(Giörd.). — Steht neben Schriss, Schriss wie Jiiiis neben liisn,
HUh (Bd VI 1327. 1344. 1376). Der Anlaut tsch- ist von
tachrin.ie" (vgl. schrtBscn mit Anm.) übertragen.
Sehrl'ss BoAa. (JHofst. 1865). Be. (Dan.), K., „().",
Si.. TwannundltZyro;SL.,Sc/«ri'sBBr., E.,Gr.,G., Ha.
(inBed.2), Twann, ,U.;W, Schriss BHa., Si. (Gemp.);
GrAv.. D., Nuf., Ths, V., Sehris (selten in Bed. 1 b)
BHa., SchrVs BSi. (ImOb., in Bed. 1 b), G., Twann ; FJ..
Ss. — m., PI. Schrissa FJ.: 1. a) das Zerreissen GrAv.,
Reissen, Zerren, insbes. einzelner heftiger Zug FJ.;
GrAv., Nuf., Ths. Syn. Sc/tra« ia (Sp. 1639) E'rechte"
1659
Scliras(s), sclires(s), schris(s), schros(s). schnis(s)
1660
Schriss tue", ge(n). Gib noch e" Schriss, denn ist der
Strick abenant! GrTIis. Gib e" feste" Schriss! Gr
Nuf. — b) Riss (in einem Kleide, Tuch) BHa., Si.;
FJ.; GrAv., D. (auch im menschlichen und tierischen
Körper), Nuf.. Ths, V.; W. Syi\. Schranz lb{a.). E"
Schriss ime" Tschöjie" GrAv. J'* han e" Schriss in
de" Hose* GrTIis. Ich und nii" Ma"" hend Rolle"-
striimpf a", d'Bissli und Schrissli [im Druck Schrissli;
abgelehnt] gä"t Niemand nit a>i, Volksreim GrD. (B.).
Auch von einer durch Reissen entstandenen grossem
Öffnung. Loch. Diie hed-er krat g'seh", wie der Sack
en höje" Hopper wacht, iisenandere" schrisst und us
''em Schriss usc-birum die schwarz Chatza füre" schiesst.
JJörger 1918. Auch Riss im Erdboden, in einem Felsen
GrV. l^'sse'ts ''em Peilerchappeli ist e" grössi Rufenen
ab g'si" in de" Rl"; z'uberst ist der Schriss fast bis zum
Cliappeli dür'''e" g' gange". CSchnyder 1919. Er steit
uf ei"mäl vor-eme" mächtige" Schriss: e" grosse' Stuck
vom Felse" ist samt dem Weg in die schwarz Teufi
ab'broche" g'si". JJöruer 1920. — 2. spez. vom Zerren
(verfeinerter Führen) der Mädchen zu Tanz, Wein
durch die Burschen B (It ImOb. hauptsächlich in BU.
statt des oberländ. z'trinke" zale"); SL., „das Führen
der Mädchen zum Wein BO. Man nennt es deswegen
schrissen, weil die Landmädchen öfters die Rolle der
Spröden spielen und die Junggesellen dann dieselben
bei der Jüppen ergreifen und sie gleichsam zum Trink-
gelage hinreissen"; dazu die weitere BAngabe: ,Auf
ländlichen Tanzböden wird noch immer das Mädchen
zum Tanz aufgefordert, indem man es am Arm zerrt.'
RA. Mit Einem im Schriss si", von einem Mädchen,
mit Einem ein Verhältniss haben, im Zuge sein, ihn zu
heiraten GfiNuf. 3Iit Dem bin-i'^ <««'* e'"mäl im Schriss
g'si", man glaubte, ich werde ihn heiraten. , [Einem
Mädchen waren von seinem Vater drei Tänze mit Benz
bewilligt worden]. Aber Benz wollte es [nachher]
nicht gehen lassen, sondern zerrte immer frisch an ihm
... Benz fing den Schreiss wieder an.' Gotth. ,Ein
stattliches Meitschi, dem es an Märiten und Tanz-
sonntagen an Schreiss nicht fehlte.' B Hink. Bot 1872.
,Die Leidenschaf'tsausbrtiche fanden harmlosere Aus-
lösung in dem mehr oder weniger stürmischen Schris.'
Bärnd. 1911 (BG.). , Solcher Stoff [am Kleide] . . . ver-
schaffte jeweils der Trägerin auf dem Tanzboden ril
Schri-s.' ebd. ,Die als Schrl's (Sehri-s) bezeichnete
Aufforderung zum Fare" [Tanz].' ebd. 1922. S. noch
Schrtsser. Sonst meist in best. Verbindungen. 1) es ist
Sehr, 's ist kei" Sehr, g'si" am letschte" Tanzsundis,
,es gieng matt und schläfrig zu' BE. (AvRütte). ,So war
in einem Ort prächtige Musik, hübschi Meitscheni und
bei den jungen Knaben grosser Schryss.' üi'okk. 1843.
,.\ls die andern Mädchen hinaufgingen, um zu sehen,
ob Schreiss da sei, sagte es, etwas Grechts sei nicht
da, öppe es paar Buben, die nicht drei Mäs Krüsch
hoch seien.' Gotth.; von AvRütte erklärt mit ,Be-
dürfniss nach Tänzerinnen, so dass auch die sonst Über-
sehenen viel zum Tanzen kommen.' Es isch Sehr, g'si"
drum, ,man riss sich drum' B. — 2) im Sehr, si",
begehrt sein, zunächst von Mädchen auf dem Tanz-
boden B. Si [die Schneiderinnen] tue" alli geng so,
wie wenn-si so furchtbar im Schriss wäre", und dernebe"
si"-si no''' so frö [wenn man sie braucht]. OvGreverz
1911. — 3) Sehr, finde' uä. ,Das Betli [ist] übel zu
Schanden worden. Ist am Märit zu B. gsy» und kein
Schryss funden.' B Hink. Bot 1822. Im Spiel mit
Bed. Ib. Ein Mädchen, dem auf dem Tanzboden ein
Bursche auf das Kleid getreten ist, sagt etwa: J'*
ha" Schris übercho", einen Riss ins Kleid oder eine
Aufforderung zum Tanz (Friedli). Sprw.: Hübschi
Mi-tscheni u"'' g'hudels G'wand finden uberaV Schri's
un'' A'haiig BSi. (DGemp.). — 4) bes. Sehr, ha", viele
Tänzer bzw. einen ständigen Tänzer haben, auch äbh.
begehrt, umworben sein, meist von jungen Mädchen
B; SL., ,von Mädchen, die des Sonntags bei der Schenke
einen Liebhaber finden' B (St.''). Es (Si) hed Sehr.
Cg'ha"). Der ganz Äbe"'' het's kei" Tanz brüche" z' über-
springe", so het-es Sehr, g'ha" (AvRütte). ,So waren
sie [zwei Burschen und zwe.i Mädchen] eine weite
Strecke gewandelt und kamen endlich zu einem Wirts-
hause ... Nach landsitte wehrten sich die Mädchen
und mussten mit Gewalt ins Haus gezerrt werden,
das nennt man Schreiss haben. So geschieht es, dass
ein Bursche rechts zerrt, ein anderer links, dass dem
armen Meitschi das Schicksal des Kindes droht, welches
die zwei Weiber nicht teilen konnten und Salomo zu
halbieren drohte.' Gotth. , Schon mehr als halbwegs
waren sie [Vater und Tochter], und eben fast wieder
an einem Wirtshause vorbei, als ein Bursche zur Tür
aus stürzte, Züsi packte: Jetzt musst du kommen und
einen [Tanz] mit mir haben, schrie und mit ihm fahren
wollte dem Wirtshause zu ... Das Meitschi wehrte
sich, der Alte brüllte: Willst mir das Meitschi sein
lassen, du U°hung duV und fasste auf der andern Seite
und riss auch. Sie rissen und brüllten; es war ein
Mordspektakel, wäre jedoch kaum beachtet worden,
wenn's bloss ein gewöhnlicher Schryss gewesen wäre.
Ein Mädchen hat Schryss, heisst so viel als: es ist
fetirt, gesucht. Es sollen nämlich die Mädchen, wenn
Bursche sie zu Wein und Tanz führen wollen, sich
erst tapfer wehren . . . Nun geschieht es auch, dass
zwei Bursche an einem Mädchen zerren, bis Kleider
und Arme fast vom Leibe gehen.' ebd. .Der Sohn zog,
der Grossohn . . . stiess, und es war ein lustig Zusehen,
wie die alte Frau so gleichsam ins Wirtshaus ge-
schoben wurde. Halb weinte sie ...; halb lachte sie,
dass sie Schreiss hätte wie ein jung hoff'ärtig Mädchen.'
ebd. , Deren [einer Mutter] Herz in feuriger Erwartung
schlägt über den Schryss, den das Meitschi haben
werde, und in neugieriger Angst, welcher Bauernsohn
sich am Ende das Glück erprügeln werde, mit ihm
heimzugehen.' ebd. ,[Lisi] rühmte, wie es immer
Schreiss (Hof) geliabt.' ebd. Natfirlig si" 's Kätheliund
's Liseli nit die Leiste" g'si", wo Schriss g'ha" hei":
nen ledere ro" dene" junge" Büre"söne" isch stolz g'si",
wenn-er mit 's Eimatters Töchtere" het chönne" drei
Tanz tanze". JHofst. 1865 (BoAa.). Hui, wi' fart Das
uf enandere" lös [als die Musik einen Galopp spielt]!
/»! Auge"hlick hei" alli Meitschi Schris. SGfeller 1911.
E" tolli Büre"tächter, wo het Schris g ha". ÜvGretkrz
1913. Es het Schris g'ha", wie-me" seit, u"'' het wäger
scho" ging es Halbdotze" Tanz zum Vorüs zueg'seitg'ha".
EBalmer 1927. Mit vertauschten Rollen: Hest Schriss,
IJeli? ruft ein Bursche einen andern an, der von seinem
Mädchen ins Wirtshaus gezogen wird. vAlmen 189/
Vil Schriss ha". ,Die Mutter war einst ein hübsch
und hoff'ärtig Jümpferli gewesen, hatte viel Schryss
gehabtauf den Tanzböden.' Sihweizer Bauer 1898. So,
Musikante", Jctze" machet üf! ig ha" dö e" starche" Sehr.
BS. Von Jmd Sehr, ha": , Mauerblümchen', die .nurwn
Bistaljäggi old vo" Wandhansli [Bd 11 1474] Schris
i7. "i
1661
Sclnas(s), schres(s). schris(.s). scliios(s), scluus(s)
1662
g'häben kein/ BXrnd. 1908 (BGr.). Von andern Personen.
D's Schanettli isch es Frone" ziminer worde", wo i" de"
ütere" Tage" nie Schriss g'ha" het als i" der Juge"t: ico
Öppis lös g'si' iich i" der Verwandtschaft, Erfröüechs
oder l'rürtg;!. da het d's Schanettli sueche" müesse".
RIscHEB 1903. Audi mit mänul. Subj., bei den Mädchen
,ziehen'. Wenn i"* «&'* Sehr, ha" mit mi"'m lame"
Ghrüz u"'' den erfrorne" Zeje" . . . sagt ein älterer Jung-
geselle. FlIosER 19'2ö; wechselnd mit zieh". Sö-nes
Hungerliderschuelmeisterli ... het für Derigs [zu einer
Frau zu kommenj z'wetü" Schriss. FStaupfer 1917.
Auch etwa von zügigen Waren BE. — Vgl. Sdniiss und
die Amii, zu sclirimin. Die Ablautvarianten Schriss und .Si;hii«i
sind uai.'h den Angaben nicht reinlich zu scheideu, ebeiisu
wenig die Bedd. 1 a und b. Über das Alter der auf B und seine
Nachbarschaft beschränkten Bcd. '2 und ihrer Entsprecliung
beim Vb lässt sich leider nichts ausmachen; jedenfalls setzt
sie den gemischten Tanz voraus. Für SStdt wird für Bcd. 2
die Form Sclirlss augegeben; von anderer Seite wird das W.
für die Stadt übh. abgelehnt.
G^-schriss n.: = Schriss 2 B. [Magd:] O jere",
loenni''' de"" üslä", t"^* well witer [in einen andern
Dienst], de"" tvird's es schöns G.ge" um jhi>*, «"■* mängi
längi Nase" wird's ge". Gotth.
seh risse" (-u" PPo. tw.; W tw., so Vt., in Lö.
schrissn), in GKRh., Teuna, Ths, Val. schrise", in PAl.
tschrisfsje", Imp. schriss, in BE., Ha., M.; FJ. nchris,
Cond. schriss Bötdt, schris BE., M., schrissi BSi.,
schri.ssti B. Ptc. g'schrisse", in PAl. äekt. tschrissne' :
1. a) tr., = schrämen la (Sp. 1641), (zer-)reisseu BG.,
Ha. und It Id. (,lacerare'); GrAv., Ths, V.; PAger, AI.
(.lacerare.' Giord.); TB., Gewebe dem Faden nacli.
Papier zerreissen, statt es mit der Schere zu zer-
schneiden Tb (Pup.). D'Hosi sehr.; s. Hemlis-Pantel
(BdIV 1397). Mit innerm Obj.: E" Schräm sehr.; s.
Sp. 164(1 0. In Etw. sehr., einen Riss machen. So in
der E.\.: In guets Tuech sehr., empfindlichen Leuten
ihre Fehler vorhalten BLau. — b) intr., = schränzen Ib.
,Als [ein gefangen gehaltener Bischof a. 1283] sich aus
dem Schloss Werdenberg durch zusammengeneiten
Leilachen und Tischlachen hinunder weite lassen,
seind die Leilachen geschrissen und er auss schwerem
darauss erfolgten Fall gestorben.' Sprecher 1672. —
2. = schränzen 2a (Sp. 1642), eig. und uneig. B, so Aarw.,
E., Gr., G., Lau., M., S., Si., Stdt; F, so J., Mu., Ss.;
GrAv., Gast., D., ObS., Eh., S., Ths, Val.. V.; PPo.;
TB.; UUrs.; WLü., Vt. Mit pers. Subj. Abs. Schriss
m( e'sö.' GrNuI'. ,Der Bauer meinte, mit den Schuhen
[im Kol] stecken bleiben werde der Herr nicht, sonst
solle er recht schryssen.' tAlmen 1897. Er [dessen
Hände auf den Rücken gebunden sind] schrisst u"''
g'waltet u"'' wo't-si'''' lösmache". SGfeller 1911. Das
iit es Sole" [s. solen 112 Bd VII 768] ... wenn auch
der Fuhrmann im Strick si" mues' u"'' sehr, u"'' spi-he",
dri" hangen! Bärnd. 1911 (BG.). An Etw., Jmd sehr.
Schris Ei"s dran! zB. an einem Sack, der aufgetrennt
werden soll BHa. Schriss nit starch an der SchUttze",
sm geit 's Schloss kaputt ! GrS. ,Je länger Jakobli am
Hute riss und schriss.- Gotth. A" der Chötti sehr.,
von Hunden. JBürki 1916. D'LM hV" am Fueder
g'holfe" sehr. Bärnd. 1911 (BG.). Am Gharre" sehr.
l)eig.B. — 2) schnarchen. SoLDATENSPR.; vg\. charren II
(Bd III 428). Eisier güggelent s' [die Kleinen] in
d'Gebse", schrisse"-mer a" der Läne und säge": Muetter,
gib-mer es Müschi! J Jörger 1913. S. noch Seili (Bd VII
762). An Ei"'m nme" sehr. Spinnet. Mit in: ,Jeses,
Jeses . .■ het d'Muetler g'jammeret und vor Verzmßi'g
in irre" gräice" Här g'schrisse". JJörgbr 1920. Gew.
tr. mit Eichtungsbest. (und Dat. P.). E" Stuck uss de"
Hose", uss-eme" Rock üss sehr. GrAv. (Tsch.). Der
Tüfel u"'' der Donnergueg [s. Bd II 163], die hei" enan-
dere" 'bisse": der Tüfel het dem Donnergueg es Bei"
vom Hintere" g'schrisse" BoAa.; in Varr. e" Bitz vom
Füäle''' g'schrisse" (B Gassensprache), e" Bitz vom Bei"
ab-, üsg'sehrisse" (GZür. 1902). ,[Ein Individuum, das]
von trockenen Erdäpfeln, dünnem Kaffee lebt, von
Herdöpfelbitzlene", wo gixe°, wenn man eins vom
andern schreisst. und Rösti, wo Staubwolken davon
fahren, wenn man die Türe auf- und zutut.' Gotth.
Du schrissisclt-der einisch d'Här «s ''em Chopf wege"
der Stund! AHeimann 1899. [Die F'rau] hed de" Tühe"
im Tegel angänds en Bitz o!/.<t'* g'sehrissen. BXknd.
1908. Wi-"-mer [wollen wir] di alti Hütte" z'Bode" sehr.?
ebd. 1911. Der Michel hed d'Händ us de" [Hosen-]
Säcke" g'schrisse". JJörger 1918. [Eisi] hätt ringer e"
schwärg'ladni Banne" dür'''-ne" frischg'grienete" Weg
üf g'schrisse". SGfeller 1919. Zijeli het d'Armen a"-
' drückt, wie wen" im Opper we't d'Chleider vom Lib
sehr. ebd. 1927. Wa der Att het g'seh", dass-er der
Char'e" nit me us ''em Dreck mag sehr, [sich vor dem
Ruin nicht mehr zu retten vermag], het-er-si''' 'drückt
uw' ist fürt. EBalmer 1H27. S. noch Gras-bogen-Schit
(Bd VIII 1516). ,Es hab dem stiefvatter den seckel
ab dem rock gschrissen.' B Turmb. 1552. Mit pers. übj.
We"" d'Ching am Bort vo" der Langete" g'vätterle",
so längt der Högge'nm"" usen w"' schrisst-se-n-i"'s Wasser
BEohrb. (AfW); s. Bd IV 259. Enanderen i" der Stuben
ume" sehr. SGfeller 1911. Die Tenzer heind d'Meigge"
um de" Lip g'fasst und-sa mit allem G'u-alt dür''' die
Gruese" g'schrisse" und iimme"z' wirblet. JJürger 1920.
Einen i'O" der Arbeit e"ivegg i" d'Chefi [Gefängniss]
sehr. JJkgeklehner 1926. Jmd an. bi Etw. sehr. ,Es
dünkte Anna Bäbi, man schreisse es an allen Haaren.'
Gotth. Es het-mi'^ 'duecht, es schriss-mi''' Upper a"
de" Zupfe" z'ruck. ebd. i'* bi" chüm uf ''em Gade"-
läubli obe" g'si", su schrisst-mi'''' Eine bi de" Scheiche"
ache''. LoosLi 1910. Mit Sachsubj.. so von reissendem
Wasser, einem Sturm. Ganz Bäum ... schrisst-er [der
Wildbach] über d'Flueh üs. LWENGER-Gfeller 1916.
Er [ein Windstoss] hed de" Meigge" inne" [= ihre] Toggli
sant de" Zöpfe" vom Hau^t g'schrisse". JJörger 1920.
Uneig.: So Meitschiauge" , we""-si im rechte" Für si",
chui" sehr, wi'-n-e" Chöttizug. SGfeller 1911. Unpers.
/<■* muess [wegen der unerträglichen Hitze] es Dingschi
... z'Schatte", sus schrisst' s-mer nw'' Alls obschi''' [niuss
ich mich erbrechen]. JJörger 1913; vgl. ufen-sehr. Es
[nänil. die Sehnsucht] het-ne" nume" so g'schrisse" gäge"
Eiche"bach zue. RvTavel 1913. S. noch Schupfen
(Bd VIll 109-2). — 3. spez. a) (Gäste) mit Gewalt zu
Tisclie nötigen. ,Sich sehr, lassen': ,[Die Gäste am Kind-
beftimahl] muss man zerren und stossen . . . und doch
mögen sie kaum warten, bis sie am Tische sitzen; aber
sich schreissen, pressiren lassen zu dem, nach dem
man lechzet wie ein Hirsch nach einer Wasserquelle,
das ist halt der Welt Sitte.' Gotth. — b) (ein Mädchen)
ins Wirtshaus zum Wein, Tanz führen (wobei der
Bursche das zum Schein sich sträubende Mädchen am Arm
oder Rock zerrt) B, so E., G., ,0.", Sa. (St."), auch It Id.
(.puellam ad compotationem rapere') und Zyro; s. schon
Schriss 2. Wo'st hitiecht o«* ga" sehr. ? sagt ein Bursche
zum andern. .Anfangs meinte man, ihr [Elsis] Weigern
1663
Schias(s), schres(s). scliris(.s). scliros(s^, schius(s)
1664
[ein Wirtshaus zu betreten] sei Niclits als die übliche
Ziererei, und tieng an nach Landessitte zu schreissen
und zu zerren, aber es half Nichts, Elsi blieb stand-
haft' GoTTB. ,So ein Burschli, das . . . Mädchen schrysst
und Wein zahlt und Weggen frisst wie ein Wolf.' ebd.
,Der Hasler Toni hatte sogar Hansens Schwester Anni
als Tänzerin geschrissen.' HNyd. 1890. P* ha"'s [mein
Mädchen] der ganz Abe"'' g'schrissen »"'* fct" ömel selb
Nacht mit-im hei'". Loosli 1910. De" Rurig warte" di'
Meitschi nid, bis-se-n-Eine'' chunnt cho" sehr.; dene"
Bliebe" zom Trumm fo"'' Grittli u"'' Anne"mareili selber
a". SGfeller 1911. Eine'' nä''' ''nn Andere" schrisst
di' ersti Besti, tco-n-er grad am Ermel erieischt. Bärni».
192'2 (BT wann). .Den Waudhans sehr.', beim Tanze
sitzen bleiben ; vgl. yp.l660tt. Von gewohnheitsmässigem
Sehr.: Der Müller het es Meitli g'ha", d'sAnneli, u"''
Das hettiier b'sungerbar irol g'fallen w"' Das han-i''''
g'schrisse". Loosli 1910. Etwa auch von Mädchen; vgl.
Öp. 1660 u. ,[r>ie Tänzerinnen waren im XVII.] etwas
b'suchiger als heutzutage, wo sie an Tanzsonntagen
und Märiten stets dutzendweise unbegehrt den Wänden
nach stehen oder sich gegenseitig zu sehr, gezwungen
sind, wenn sie tanzen wollen.' Haiisfkd 188'2. D'Fride
war aw* scho" öppe" einisch mit-im g'fare", tven"-er-
se g' fragt hätt; aber-ne" cho" sehr, het-si nid welle".
8(JFELLER 19'27. — 4. von heftigem Ziehen an der
Tabakspfeife BE. [Beim Anzünden der Tabakspfeife]
het-er säwft dranne" g'schrisse", bis im 's Für uf d' Zunge"
cho" ist. SUfeller 1921. We""-me" nid drann g'schrisse"
hätt wi'-nes Ross, wär-es Ein am Änd no''' i" d'Tubak-
pf%ffe''g' fröre", bei eisiger Kälte, ebd. 1919. — 5. sich un-
gewöhnlich anstrengen, hart arbeiten GRS.,Rh., V.; vgl.
schrämen 4a. Wir haben das Heu nicht trocken unter
Dach gebracht und händ doch so g'schrisse" GrS.
S. noch Schlumpen (Sp. 566) Z'schr. (und z'zerre") ha",
sich schwer durchbringen GrIUi. Er het z'schr. g'nueg
GRSpl. — g'-schrisse", in PAl. tschr-: zerrissen
(so von einem Draht) PAger, ,lacero' PAl. (Giord.).
Got. skreilan (nur in der Zss. dUskreitun, BiappT/OaElv Marc.
14,' 63), d.izu das Inchoativuni got. dimkritnan, axi?£o9at
(Matth. '27, 51 ; Marc. 15, 38); vgl. auch Sehritz, achritzen. Die
Sippe ist bei uns noch durchaus lebendig im Westen, in B; K;
SL. ; W mit Aussenorten (auch in Gr), findet sich aber in
Spuren auch in L (s. ver-, zer-achr.); Obw [s.üs-.ver-schr.); UUrs.
und selbst im Th (s. Bed. 1 a); die ä. Spr. bietet Belege nur für
B; Gr und Obw {s. un-zer-m-hrisaen). Auf dem übrigen Gebiet
ist das Vb wie im Gemeindeutschen durch das unverwandte, aber
in Form und Bed. nahestehende bzw. übereinstimmende riaaen
völlig verdrängt; doch kommen auch noch beide Vben neben-
einander vor (vgl. die Anm. Bd VI 1348, auch BSG. XVI § 148,
1). Der Aul. tachr- in PAl. stammt aus dem Ptc, wo tachr- für
ijachr- eingetreten ist. Vgl. noch Schriaa-MUrkt (Bd IV 414;
volksetym. umgebildet aus Schliaa-M.?) und Schnas-Hagel als
Verdrehung des Namens ,Keisshagen' (RvTavel 1916, 24). —
Zu den folg. Zssen vgl. die entsprechendeu mit rissen, zT. auch
die mit achltasen.
ab-: abreissen. a) tr. B, so E., Gr., G., Ha., S., Si.
und It Zyro; GrAv., S., V. E" Stuck van de" Hose"
a. GrAv. S. noch Sp. UJ62o. Schris-mer de"" bivi Hagel
d'Schnüernidablheim Umbinden der Schürze. SGfellek
1917. Der Zimmerma"" het d'Chutten abg'schrisse" un''
i" Egge" hingere" g' schmelzt, ebd. 1919. D's Trtttti hed
... Meielig'lese", ei'sum d's andera abg'schriiise". .TJörgkr
1920. Es [das Wasser] het scho" e" g'höregi Rufe" ab-
g'schrisse". Bärnd. 1911. Der Wetterhuet het si-n-im [die
Bise dem Wanderer] abg'schrisse'. SGfeller 1917.
Ei"'m d'(he", de" Chopf (Grind) a. Hü! fürt! oder
r* schrissen-ech d'Ore" ab! RvTavel 1913. .Wie es
zugegangen, könne sie nicht sagen, und wenn man ihr
den Gring abschreisse.' Goith. Destwege" wird-der
Niemmer der Chopf a. SGfeller 1917. [Du sagst] ,ei8ter
la" mache", la" mache"', bi's' [streitende Eheleute] de"
ei'mäl enandere" der Grind abschrisse" und d's Fütli'''
Firäbe"thed.3iöRr,EH\9l8. S. noch Bd VI1889M; Ein
Haus uä. a., niederreissen B; GrS., V. üOO von de"
schönste" Hüser sind [in Leiden] z'sämme"ht oder het-
me" müessen a. Bühl. (GrV.). Gamme"talers hei" lo"
der Brüggstock a. SGfeller 1911. ,M[ine] h[erren]
wüllent denen von Underwaldcn die khäss nitbezalen,
dwyl sy im krieg gessen, und sy m. h. euch vil ge-
scheut und abgeschrissen.' 1530, B EM. — b) intr.
Über dire" heilige" Sache", wie d's Hüräte", s&te-me'
iiit spöttle", sus chunnt d' Straf und schrisse" ehe" z'letscht
all Chnöpf ab. JJörüer 191S. — abe"- bzw. a(c)h(r-:
herabreissen, -zerren, zB. Früchte B; GhV. D'Öpfel
hein-im [dem Baum] d'Est fasch aclw g'schrisse". Loosli
1910. Spinnhuppele" a. i^'m^iX^U. Schrisset-nen abe"
[vom Pferde], di;" Lüshund! RvTavel 1910. Einem
Mädchen die ziere" Zopf achc sehr. JJörger 1918. S. noch
Bd VII 68M.; Sp. 485u. — über über- uutrennb.: um-,
zu Boden reissen, zB. einen Baum, ein Gerüst, einen
(grössern) Gegner beim Raufen BE. [Eine Frau, die
beim Wasserholen am Brunnen ausgeglitten ist] het
der Chessel [Noul] uberschrisse" u"'' die ganzi Sehicetti
ist uber-se-n ab 'pletscht. SGfeller 1927. — üf-: 1. in
die Höhe reissen. ,[.\ndere Kindbetterinnen] lägen beim
Schiess manchmal, dass es die arme" Mannli duech, es
schreisse sie an allen Haaren auf, wann sie [die Männer]
.Alles draussen machen mnssten.'GoTTH. — 2.aufreissen
B; Gr, so Av., V. D'Hose" ü. OrXv. E" Tür, es Pfäister,
d's Mül, d'Auge" ü. Uf ei'mäl ist d'Türr üfgschrissna
cho". JJöRQER 191U. Dir müesset d's Mül nid so wit
ü. RvTavel 1910. E" Brief ü. RTrabold 1914. Es
i.ich Kübelin g'si", er müess der Uemlis-chragen ü. «n"*
e" Graduse"brüel tue". SGfeller. Mit Akk. des Ergeb-
nisses: Am Stock isch [beim Spalten] wo'* nid es
Spelteli üfg'schrisse" g'si", dass es Flöhli hätt chönne"
i"he"gumpe". ebd. 1919. — ufe° ueche"-: = dem Vor. 1
B; GrV. P'' schrisse" d' Büchsen ueche", zum Anschlag.
ASCHJSR 1925. S. auch Sp. 875M. und vgl. Sp. 1662u.
(JJörger 1913). — um-: zu Boden reissen BE.; Gb,
so V. Mit inna [ihrem] G'schrei hätten s', wenn's drüf
a"cho" ifä'' ... all Mure" umg' schrisse". ^iöROER 191B.
Imp. subst. Schris-mi'^''-um, Schnaps B (Soldatenspr.).
ume"- bzw. umhe", -he'': 1. tr., herumreissen,
-zerren BHa., M., Si. ; GrA., Av., Rh., V. E" Stuck v(f
d's Truttis Rock, iva d'Schwi" timme' g'schrisse" heind.
JJörger 1918. Eine bi de" Zopf timhe'schr. GRRh.
■fetz höret enandere" süvel timhe'schr.! GrAv. Röseli:
jck iä"-mi''' [von einem Burschen] nid eso u! HMtitv.
Es wä' nit nötig g'si", mi"'' sövel de" Lüte" in de"
Zende" umhe'z'schr., in der Leute Mäuler zu bringen
GrA., Av. Er schrisst's lang umhe' oder In schrisst's
l. u., mit Bez. auf eine langwierige Krankheit GNuf.
— 2. intr., übermässig arbeiten, sich plagen GRRh.,
Ths. Dir schrisst ume" wie 's Veh GrTIis. Er schrisst
vil umhe'', er plagt sich bei Wind und Wetter, Tag
und Nacht GrNuI'. — UmhC'-schrissete" f.: das
Herumzerren Gr.Av. Höret e" söti U. hä"!
neben-ume"-: nach der Seite herumreissen.
GHchzitig het-se [die Frau] -n-Öpper am Märitchorb
nebenume" g'schrisse". WMorf. S. noch in-setzen{hi^ll
1665
Schras(s), sclii-es(s), schris(s), schros(s), schrus(s)
1666
1662M.) — das-uiiie°-: = umen-schnssen a B. [Die
Burschen] hei" iri Tänzere" wol wwätlig dasuvie"-
g'schrisse". EBalmer 1925. — i°-: ,iliiipeie.' In. li. Vom
Unterfressen der Ufer ilurcli WiKlLäche. Bärnd. 1908.
— us-enand(ere")-: auseiiianderreissen. a) tr. B.
TTie-n-i'* da [beim Wiederzusammensetzen eines Uln-
werks] ha" e" Fiichti g'ha", z'säme"'passt u"'' z'säme"-
g'setzt im'' umen usenangere'g'schrisse" ... JBürki 1916.
[X)i\'^uu\\schnsstd'Schiterhige"useHand. WMorf1917.
S. noch Tabak-Seckel (Bd VII 673), Uneig., auseinander-
legen, -setzen. Die Vorg'setzte" hei' d'Sach klar «s-
enandere"g'schrisse" . Postheiri. — b) intr., zerreissen
GrV.; s. Schriss (Sp. 1659o.). — er-: tr., Etw. mühsam
zustande bringen, durchsetzen, erzwingen GrS. Mer
hend's mit Müe und Not erschrisse", zB. das Heu vor
dem Gewitter noch unter Dach gebracht. Me" möchti
mängs Fränkli zu dem Zweck e., auf-, zsbringen. —
ÜS-: a) tr., (her)ausreissen B; ürAv., V.; PPo. ;Das
I Tuch aus der Naht reissen' Obw. E" Stuck uss de"
Hose", uss-eme" Rock ü. Gr.4v. Hampf ü., aus dem
I Boden PPo. Jedrc [der Kiesen] hed en dicken Bäum
Msp'sc/jn'sscM. ScHwzii. (BBr.). Marche"ü.; s.Sp.AlTM.
I (GrV.). We""'s de"" nit schweri, su schrissi [schristi.
i 1838] -si im d'Züpfe" üs. Gotth. Chunsch-mer no'''
\ einisch, so han-i"'' kei" Gnäd : i'* schrisse"-der d's Mül
I mit de" Zänden üs g'rad. B Dorfkai. 1887. Säg-vier
no''' es einzigs Wörtli . .. so schrisse"-der 's Hör alls
\ 2'saweM ü.s/ SGfkller 1919. Die Fotzelbuebe" soUi-mer
Das [einen Spottvers] nume" nohe"brüele", i"' schrisse"-
I «e" mi"gottssel d'Ören üs! ebd. 1927. Chunt en alti
Fledermüs, schrisst dem Vögeli d's Schwänzli üs. GZür.
' 1902 (BStdt). Mit Akk. des Ergebnisses: Es Loch ü.
. GrAv. — b) intr., nach aussen zu reissen GRCast.
D's Chnopfloch schreisst oiiss. Wenn d'mid dem dickere"
Nägwer borist, chönnti's ousschr.
u s e ° - : = üs-schr. 1 B. Manne", schrisset d'Sprüize"
use" [aus dem Spritzenhaus] ... d's Schwizerhüsi steit
i" Gfär! B Plugblatt 1917. [Der verwunschene Mark-
frevler] schleht Stecken i" u"'' tuet-si u. DGemp. (BSi.)
Einen alten Stall, eine Wand ti. Barnd. 1911. D'Stube"-
böde" u. H"'' breveri ine"mache". EBalmer 1925. Einen
Zahn u. FStauffer 1917. — Use"-Schr'iss6te° f.:
das (Zahn-)Ausreissen, -ziehen, ebd.
ver-: zer-, auseinanderreissen. a)tr. ß; FJ.;GRThs;
L (auch St."); Obw (selten); Zg (St."). Papier, Kleider
i (zB. an Dornen) v. Miner Bliebe" verschrisse" d' Hosen,
es ist e" Schand. BXRNn. 1904. Me" chönnt-di''' nid
I giiet uf d's Chrämers Wäg setze" ...es tdtse v. AHeimann
1 1899. Misthüffe" V. niüRKi 1916. Be.fe"ris v., zn tiesen.
I SGfeller 1919. D'Hut v. ebd. 1927. Verst. Etw. oder
I Einen z'Fetze", z'Hudle" (z'Hiidehs), auch z'Ghrut) u""
\z'F., i" F. II"'' Stücki V. B; F. KA.: Strick v.; vgl.
BdVI 1352 u. Strick verschriss-er ke'ne" me. SGfeller
1911. D's Mül (1 , = 's M. ver-rissen 2 (Bd VI 1352u.)
B. D's M. V. nne-ne" Deiichel-Chrott. Emmentalerbl.
1918. D's M. ob M"'m v. Loosli 1921. , Hörnen und
! möggen, dass es Eini die Ohren verschrysst.' Emmen-
I TÄLERBL. 1917. Es [der Schmerz über einen Verlust]
\het-im welle" 's Herz t\ SGfeller 1911. Das [eine
I Zurücksetzung] het-se fast welle" v. ebd. Nume" het-mi'''
I d'Längiziti schier welle" v. ebd. 1927. — b) intr. J'*
j ha" g'glaubt, si [die Tragbänder] rerschrissi". SGfeller
1919. Der Schuehbängel wird-mer wol aw'' no''' v. ebd.
1920. — ver-schrisse°, -schrissnig: 1. eig., zerrissen
I B. [D'Hose"] dreckig u'"' verschrissni hei"' bringe".
Bohwelz. Idiotikon IX.
Loosli 1910. Verschrissnigi Hose". Bärnd. 1925. Es
verschrlssnigs Trom, am Webstuhl, ebd. Das si" ja
beidz'säme" verschrissnig [Psalmen im Psahnenbuch].
FStauffer 1917. — 2. übertr. a) ,nach allen Winden
auseinandergerissen, sehr schlank', von Tieren BSi.
(Imüb.). — b) abgearbeitet, erschöpft, von Personen
BBe. — Hose°-ver-schrisser m. Nur Dim. B-li,
scherzh. von einem in den ersten Hosen steckenden
Jungen BE. (Bäind. 1904).
f üre°- hzvi.fürha''-,firha'-: hervorreissen B. a)eig.,
zB. einen Wagen, Schlitten, Pflug udgl., aber auch (mit
dem Nbsinn des Hastigen, auch des Unnötigen, Un-
gehörigen, Unordentlichen) Gegenstände, die keine
Kraftanstrengung erfordern, zum Gebrauch aus ihrem
Aufbewahrungsort hervorziehen, -holen, oft unter
andern Gegenständen hervor; vgl. Bärnd. 1904, 299.
I"-re" kuriose" Jast heter [beim Aufstehen am Morgen]
d' Werchtigchleider füre'g' schrisse" . SG feller 1911. Mi"
het 's Vogelbüchsli füre"g' schrisse" un'' isch go" schllch-
jegere". ebd. 1921. Muess-i"'' jetz no''' mitts im Sunndis-
nö'''mHtag go" d'Svhuehsaibitrucke" f. ! Es het doch mi"
Sei ke'" Gatti"g! ebd. 1927. In tadelndem S. bes. auch
von Kindern. Die [Kinder] schrissen Ei"'m me firha'',
ivam-mu [als man] mag dänna tuen. Bärnd. 1908. Alli
z'säme" [Kinder] schrisse" ti'vätterzüg u"'' Sache" füre".
SGfeller 1919. Mit Akk. P.: es Meitschi f., zum
Tanz; s. Sp. 608o. — b) uneig., eine halbvergessene,
unangenehme Sache wieder hervorziehen; mit Dat. P.,
Einen an eine solche Sache erinnern, auch ihm einen
ausgesucht unangenehmen Auftrag zuweisen, der nicht
notwendig wäre BE. (HRothenbühler). — fort fürt-:
wegreissen B. Einen alten Ofen f. Es alts G'räbel-
chämmerli, wo aW'' het 7nüesse" furtg' schrisse" si".
SGfeller 1911. D's Wasser schrisst-is [uns] d'Brugg
fürt BHa. — hei'"-: nach Hause schleppen. Seu-mer
[sollen wir] jitz öppe" no''' der Wage" h. ? RvTavel
1916. — hindere"-. Einem Kinde d'Mülegge" hingere'-
schr., um ihm in den Mund sehen zu können. SGfeller
1919. — mit-: tr., mitreissen. Uneig., von der Wirkung
des Bernermarsches. Loosli 1910. — nache''-,wo('c^/ie"-:
nachreissen, -ziehen B. [Eine Maschine] schrisst
d'Hand, der Arm u"'' der ganz Lib nohe". SGfeller
1911. Unerchannt het-es [ein Mädchen] die arme"
Ghinn'' a" der Hanw' nache"g' schrisse". EBalmer 1923.
— nid er-: (ein Haus) niederreissen B, so E., G. (Bärnd.
1911,270). We""-men es brönnigs Hüs n. will, flamatzet
's Für am höchsten üf. SGfeller 1919. Luege", wie-
n-en Angere' niderschrisst, tcas-me" 'baue" het. ebd. 1927.
— z»-säme"-. E" Tschüppeli Blachte" z's., abreissend
zsraften GrS. — (e°)weg-: wegreissen B; Gr, so V.
D' Zimmermanne" hei" Alls wegg' schrisse" B. Es hed
au"'' gross Stück Land e" weg g'schrisse", bei einer Über-
schwemmung. CScHNYDER 1868. Er hed hüt scho" zum
vierte" Mal der glich Hose"tregerchnopf a"hüeze" müesse",
wa eister birum e"icegg' schrisse" ist. JJörger 1918. —
z'-weg-: affektisch für z'weg-tnache", zatusten. ,Wenn
es [Eisi] einmal eine Lismete zwegschriss oder was
zumSchnurpfen ...'Gotth. ,Aus dem Grunde erkannten
[beschlossen] die Lenker der Dinge, was Anders z'weg-
z'schrysse".' ebd. — zue(c)he"-: herzuschleppen,
-ziehen B. [ErJ grift mit bcden Armen über ''e" Tisch
H"'' schrisst all drei Hüffe" [Geld] zuehe", zu sich heran
BRohrb. ,Die beiden Grossräte müssen her ... und
wenn wir an den Ohren sie zueche°schryssen müssten.'
RvTavel 1917.
105
1667
Schras(s)— schrus(s). Sclirat(t)— schiut(t)
1668
ZC1-: = verseht: a BE., Gr., Ha., Si. und It Zyro;
FJ.; GrAv., Uli., S., V.; LE.(,eiii Gebäude niederlegen');
TB.; W, so Lö. We"" tu denn die JärcUi uf''en Bornen
hest |so alt bist] wa »■■'', nu magst-du den" o'* nime
Alls z-cn! BGr. (Bärnd. 1908). E" Ühötti z. GrS. Es
Hemd, d'Hose" z. Gr; aucb Kleider, Schuhwerk ab-
nützen, abtragen W. D'Schochen z. [niclitrer-r.] BGr.; s.
Bd VUl 113 M. D'Henne" ... heind d's Bintschi z'Hudere"
und z'Felze" zerschrisse". JJörgek 1918. Mit lebendem
übj. En Henna, wa der Gir zerschrisse" hed. ebd.
D'Flöeh heigen-e" im Heu fast zerschrisse". F Kai. 1914.
,Es wolle sich lebendig lassen zerschreissen, wenn Die
[des Nachbars Dienstmädchen] nicht flöke und stehle.'
GoTTH. Der Tüfel het allisame' [die Jungfrau und die
7 Brüder] zerschrisse". ebd. Hettist hinad [heute Nacht]
nid Rissends und Bissends, G'wichts und G'wachsts,
so tet-ich dich hinad chlein zerschrissn, ruft der böse
Geist. FGStebler 1907, 47 (WLö.); vgl. bissig (Bd IV
1693). Unpers. Es hat zerschrisse', bei einem Un-
wetter das Gelände zerrissen GrS. Uneig. Das zer-
schrisst Ei"'m, tut Einem weh GrNuF. .4»» Marge" du
icol, du heig-es [Eisi] g'seh", ivas Das [das Röcheln
seines sterbenden Mannes] z'bidüte" g'ha" heig, und
es heig's fast welle" z. Gotth. ,Es zersohreisst mir fast
das Herz, wenn ich von ihm [Vreneli] muss.' ebd.;
ähnlich wiederholt. Es hed-mer hüt schier d's Herz
zerschrisse". JJörger 1920. Hieher die Stelle in der
Aniu. zu zer-schmeissen (Sp. 1021), — zer-schrisse°:
zerrissen, zerfetzt B; GrAv., V.; PPo. ; W, so Lö.
G'sehsch du de" Bueb bi sine" Gi-sse", wie siner Hösli
si" zerschrisse"? BSi. (JSchläppi). Schi het zerschrissni
Chleider GrAv.; dafür aucli : Es, si ist gaiiz zerschrisse".
ebd. Zerschrisse" Strumpf a"lisme". JJörger 1918. —
UU-: unzerrissen. ,Ja, wie der Teufel sich gerissen,
blieb doch dasselb Holz u.' PSpiohtig 1658.
Schrisser m.: (ständiger) Tänzer eines Mädchens
B, so G., Liebhaber, der das Mädchen zum Wein führt
F. ,Der vom Wein erregte Tänzer, der ... als
Schrisser das zum Tanz geladene Mädchen schrisst
und ihm die Ehre eines recht liäufig wiederholten
Schri's erweist.' BXrnd. 1911. Bäba het am Gapelier-
suntig o"'* we" Sehr, g'häbe" F. , Marie wurde gar oft
seines armen Schreissers wegen geneckt.' HNvn. 1885.
Meitschi-Schrisset m.: das Führen eines Mäd-
chens zum Wein F. .Meitschischrysset und Tanz',
Zeitungsanzeige F, so Mu.
Schrissete" f.: 1. das Führen eines Mädchens
zum Wein, Tanz B, so „0.", Sa. .Besonders sind die
Schrysseten im Saanenland Vorspiele der Heuraten.
Das Alpenvolk, welches überhaupt sehr religiös zu
sein pHegt, besucht die sonn- und festtäglichen Gottes-
dienste, wenn auch die Kirche mehrere Stunden ent-
legen ist, ordentlicher Weise in grosser Anzahl. Da
nach der Predigt nicht nur obrigkeitliche Verordnungen,
sondern auch jede Art von Nachrichten, selbst die
Ankunft eines Baders, der nach dem Blut einer ganzen
Gemeinde dürstet, öftentlich in der Kirche bekannt
gemacht wird, verbreitet sich gewölmlich der Auf-
enthalt da so lange, dass die Gemeinde sich auf den
Mittag niclit nach Hause, sondern zuvor nach dem
Wirtshause begibt. Am Neujahrstage ist jedem ehe-
lustigen Jüngling gestattet, das Mädchen, das er sich
auserseheu, aus der Kirche nach dem Wirtshause zu
bringen, wo er sie einige Tage lang unterhaltet und
bewirtet. Gewöhnlich pflegen die da gestifteten Ver-
bindungen bald darauf durch die Trauung versiegelt
zu werden.' St.'' ,Ani Neujahr wird im Gsteig [in BSa.]
die Schrisseten vorgenommen, d.i. jeder unverheuratete
Jüngling ergreift nach der Predigt ein Mädchen,
welches er nach der Schenke bringt und woselbst er
zwei oder drei Tage bei ihr zubringt; hierdurch fangen
gemeiniglich die Heuraten an.' Bonst. 1782; ähnlich
bei Storr, Alpenreise vom J. 1781 (Leipzig 1784) LI (wo-
nach Rochh. 1867 11 124) und Hochzeitsb. 1871, 107.
,Uni 10 Uhr pressierte das Mädchen nach Hause, dem
N. war es auch gedient, damit nicht etwa noch eine :
neue Ürte entstehe ... Heiterkeit über si" wolfeili
Sehr, [woran das Mädchen die Hälfte bezahlt hatte]
belebte ihn.' Guckk. 1843 (B). — 2. a) mühsames Ar- I
beiten GRNuf. Das ist nu'' en Sehr., von mühsamem, I
langwierigem Arbeiten in ,Mäliland, das durch Gebüsch ]
und kleine Rufenen zerschnitten ist.' — b) örtlich ge- I
wendet von Grundstücken GRNuf. Der het en Sehr.,
hat Grundbesitz in solchem Umfange, dass er mit viel
Arbeit bescheiden durchkommt. Der het es SchrissetK,
,ein kleines Vermögen [an Landbesitz].'
Scliriss s. Schriss (Sp. IGSSfif.) mit Anm.
Schrat(t), scliret(t), schrit(t), sclirot(t), schi'ut(t).
Schrat (bzw. Schrot I, -o»-, -ou-) GFs, Quarten, Wb.,
W., Strät (bzw. -ö^-) Ar (-dj; GlK.; GT .{vi Sträl) — j
m.: = Schrä (Sp. 1439), bes. auch der aus dem Euter |
gedrückte Milchstrahl. Syn. Sträz. , Dünner, dicker,
guter, schlechter Sehr.' Wenn ein Melker keinen ,guten
Sehr.' zuwege bringt, versteht er sein Geschäft nicht. —
Mhd. sehrat m., Tropfen oä.; zu schr&jen (Sp. 1441). Vgl. auch
ali-azen.
Schratt 1: 1. Schratt GuGem. und It Leuz.,
Schrättel Gl, so H. und ItSt., Schrädel ZO., so F. und
It Stutz, Strättel GA., T., SträdelGG., S. (auch ItOStoll
1909), .Strudel, Strättel GG., T.; ScuwMa.", Schre'gel
ZHörnli — m., Dim. Schratteli BE.; Gl (Leuz.),
Sehrätteli Aa, so Fri., Leibst, und It Rochh.; „Ap"; Bs
(auch It St., St.«- und Ochs); B; F (Kuenlin 1840); Gl
(auch It St. und FvTschudi); GW.; SchKI. und It
Kirchh., St. und St."; TnSteckb., Tag.; Z, so F., Kn.,
S., Wth. und It Dan., SchrättU ApK. (T.), Strätteli
ScHwBr. (ALüt.), Schätteli 2 (Dan.), Schrättli°g
m. GRvPr. (Tsch.) und It Vonbun 1862; G, so Eggersr.,
Gold., Gr., SaL., Sev., OUzw., W., We., G'-schrättli'g
GSa. (Postheiri 1869): dämonisches Wesen. Kobold,
Berggeist GW.; Syn. Berg-Mann 2 (Bd IV '272). ,Die
Bergniännlein oder Sehrätteli sind winzige Zwerge, die
sich gern mit Hirtenfaniilien zu schallen machen: bald
necken sie schadenfroh, bald leisten sie unerwartete
Hilfe.' HZscHOKKE 1858, 250/1 (wo Weiteres). .Ein
kleines, winziges, zerlumptes Sehrätteli, das eine rote
Kappe trug', als Hausgeist auf der FAlp Riedera.
Kuenlin 1840(111 1'29). S. noch die Anm. zu Hildi(ßi H
1181). Auch weiblich gedacht. ,Ein Gespenst (Frau
Holle)' AAFri. In der Gegend von ScnwBr. fand am
Abend und in der Nacht des Dreikönigstages ein
lärmender Umzug der Knaben und Männer statt, der
den beiden Waldfrauen Strudeli und Strätteli galt;
man glaubte, wenn man dabei nicht wacker lärme, so
gebe es wenig Übst. ALüt. 37 (nach DKyd); vgl. AfV,
16, 176, zur Sache auch gräfflen und Ge-reiffiet mit
1669
Sc)irat(t), schret(t), sehrit(t), schrot(t), schrut(t)
1670
Aniiim. (Bd II 708/9; VI 659/60). ,Schrättli''g und Hexe
sind im Sarganseilande oft gar nicht zu unterscheiden;
beide äussern sich durch Ausübung bösen Zaubers,
Herbeiführen von Kranklieit und Tod bei Menschen
und Vieh, Erregung von Sturm, Ungewitter und Hagel,
kurz alles Dessen, was das Volk mit der Bezeichnung
/eutecc/ie-zsfasst.' WManz 1916; s.S. 101/4. Insbes. AI 11,
incubus. aaüO.; Syn. Nacht- Frau 2 (Bd I 1251/'2);
Hex (Bd II 1825); Schrässel (Sp. 1668); Toggeli. Vgl,
Gl Gem. 316; Tschudis Zeitschr. 1850, 237 (Gi,); Kohl-
rusch 1854, 317/9 (Aa); Rochh. 1856 II 152 (Aa);
Vonbun 1862, 39/41; Henne 1874, 197/9; 1879, 414/8
(G); GWe. 1897, 60; Bund 8. 1900, 69a (GT.); JKuoni
1903 (s. im Register unter SchräUli"g); OStoU 1909,
45. 124/6; WManz 1916, 104/6 und AfV, 26, 211/2
(GSa.). Vu" brinnige" Manne", vti," Schrättli"g und vum
Grdggi [Bd VI 770] hät-me" sehn" g'niieg g'höüit. Albr.
1888. S. auch brännlig (Bd V 637). Der Volksglaube
führt die Erscheinung mit Vorliebe auf Verhexung
zurück ; im Sehr, sieht er die Hexe, seltener leibhaftig als
in irgend einer Verwandlung, meist in der Gestalt eines
gräulichen Tieres von mehr oder weniger bestimmter Art,
doch auch in andern Formen. Der Schrätlli"g hat die
Fähigkeit, Tierforra anzunehmen; er erscheint bes. als
schwarze Katze, Elster oder Fuchs; auch in Gestalt
eines Schmetterlings fliegt er durcli das offene Fenster,
oder er schlüpft als Flaumfeder oder Strohhalm durch
das Schlüsselloch. WManz 1916. Der Schrättli"g schiebt
als Katze die Fensterläufer zurück und hüpft in das
Schlafzimmer; oder er windet sich als Strohhalm zum
Schlüsselloch hinein; oder er schneidet sich selbst den
Bauch auf und haspelt die Gedärme aus dem Leibe,
dass er, ganz dünn geworden, sich durch jede Wand-
spalte durchdrängen kann. Vonbun 1862. ,Das Schrätteli
ist wie ein Blutegel, bald zusammengezogen wie ein
Knäuel, bald lang ausgedehnt wie ein Riese. Des
Nachts, wenn der Mond sclieint, schwebt es ein
Schatten herab von den Bergen ... verschwindet in
den Wohnungen der Menschen, in die es durch das
Schlüsselloch und die Ritzen dringt ... Zusammen-
geballt in scheusslich borstiger Igelgestalt hockt es
zentnerschwer auf der Lagerstatt ...' Koulrusch 1854
(Aa). Das Schrätteli kriecht durch das Schlüsselloch,
die Bettstelle hinauf, legt sich auf das Gesicht des
Schläfers und zerkratzt es; kann man es fassen und
halten (es ist aber stark) und in eine Schachtel sperren,
so offenbart es sich als der abgeschiedene Geist einer
verbrecherischen Person AALeibst. Ein Schmiede-
gesell, der vom Schrätteli zu leiden hatte, passte ihm
eines Nachts ab, packte einen sich durch das Schlüssel-
loch schiebenden Strohhalm, legte ihn auf den Ämboss
und bearbeitete ihn mit Hämmern; sofort kam die Frau
des Schmiedes schreiend herbeigeeilt oder man fand
am nächsten Morgen ein altes Weib tot ZZolI. (Brup-
pacher). Einem Mann erschien das Schrätteli entweder
als eine langsam über seine Brust rollende Kugel oder
als ein grosses Buch oder als eine ihm bekannte alte
Frau mit einer Hechel in der Hand BsL. (AfV.). S. noch
Schumi (Tgb.) 66/7. Heimgesucht werden vom Sehr.
namentlich ältere Leute und ganz kleine Kinder
(WManz 1916), bes. auch ungetaufte (EHoffmann 1913).
•De Schregel ist uf-en ufe" g'hockt ZHörnli. Hinecht
hed-mi''' en oder de Schrädel (es oder 's Schrätteli)
'truekt Z, so 0., Wth.; ähnlich GaPr. und sonst.
'« Schrätteli truekt-e", sagt man, wenn ein Knabe im
Schlaf ächzt und endlich lautaufschreit ZF. Imgleichen
S. (e)s Schrätteli bzw. en Schrältli"g ha" Bs; G\Ve.; ZP.,
Wth. (von einem , bösen Traum'); auch von panischem
Sclirecken : !''• ha" uf ■'«»( Fridhof en Schrättli''g
g'cha' GWe. .Diese Mittel [der geistigen Aufklärung]
haben in unglaublicher Schnelligkeit den dummen
.Aberglauben fast gänzlich vertrieben, so dass man
nicht mehr fast jeden Morgen von Diesem oder Jenem
klagen hört, der Schrädel habe ihn letzte Nacht sieben
oder gar sieben Mal sieben Mal gedrückt.' Stütz (B.)
1851. Im Vergleich: ,Der Gedanke an die neuen und
alten Schulden drückte ihn wie der Scliräddel.' ebd.
1850. [Einer, der ein Mädchen kennen lernt, das
seine bisherige Neigung ins Wanken bringt] g'spürt,
wie langsa^m und sicher Öppis chund und e" truekt . . .
Er suecht [Luft] und chund-si nüd über. Was für es
Schrätteli hockt-em im Hals? EEschmann 1912. E"
Schrätteli tif si^m G'tcüsse" ha" Aa (Kochh.).
D'Schrättli hand-e" g'soge" ApK.; s. Bd VII 514 n. und
vgl. WManz 1916, 105/6; SV. IV 45. Der Schrättli'g
saugt auch die Kühe und Ziegen; den Pferden zopft
er die Haare der Mähne und des Schweifes GSa.; vgl.
Henne 1874, 198; 1879, 416; AfV. VI 30; WManz aaO.
's Schrätteli hät-der hüt Nacht 'zopfet, sagt man zu
kleinen Mädchen, deren Zöpfe über Nacht in Unordnung
geraten sind ScuKl. \g\. Schr.-Zopf. Gegenmittel;
vgl. Schrätteli- Fuess (Bd I 1094), -Gatter (Bd II 498);
Weiteres bei Wolf-Mannh. IV 112/4 und in der oben
angeführten Lit. Einen vom Sehr. Befallenen soll man
laut beim Namen rufen ZHorg. Zur Abwehr des Sehr.
verstopfe man das Schlüsselloch (ZZoU.), bete morgens
und abends 9 Vaterunser oder spreche die Worte ,das
heilige Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns
gewohnt', lege Geweihtes unter die Türschwelle,
schütte Weihwasser in ein Loch in der Türschwelle,
das man hierauf mit einem Zapfen verschliesst, bringe
Palmzweige oder (an Maria Himmelfahrt während des
Gottesdienstes) vom Priester geweihte Blumensträusse
am Türpfosten oder sonstwo im Hause an, schreibe
mit Kreide die Anfangsbuchstaben der Namen der heil,
drei Könige auf den obern Türsturz (GSa.), trage ge-
weihte Amulette (Aa), mache ein Kreuz an die Wiege
(Rochh. 1857), lege die Bibel unter das Kopfkissen und
werfe dieses dann in den drei höchsten Namen an die
Fuessete" (Z It Dan.), stelle die Schuhe gekreuzt (Gl)
oder mit zimmerwärts gekehrten Spitzen (GSa.) oder
eine wohlverstopfte Flasche voll Urin (Vonbun 1862)
unters Bett, lege ein Messer auf die Türschwelle (GSa.),
stecke ein (oder zwei gekreuzte) Messer, eine alte Sense
in die Tür, den obern Türsturz, die Wand des Schlaf-
zimmers, die Wiege (Aa; GlH.; GSa.; ZHorg.), stecke
Gabel und Messer kreuzweise in eine Rute und lege
diese unter das Wiegenkissen (Rochh. 1857), lege ein
Messer mit der Schneide nach aufwärts (Aa), eine
Hechel, Kardätsche mit nach oben gerichteten Zähnen
(GSa.; Vonbun 1862) auf die Brust (verwundet sich
der Sehr., so gelangt man, den Blutspuren nachgehend,
zu jener Person, die sich in den Sehr, verwandelt hatte).
Einem vom Sehr. Geplagten, der in diesem eine alte
Frau erkennt, wird geraten, in ein Fläschchen zu
urinieren und dieses versiegelt in einen Kasten zu
stellen; komme dann die Frau und wolle Etwas ent-
lehnen, so solle er ihr Nichts geben; die Frau werde
hierauf an Wassersucht sterben BsL. (AfV.). Ist es
dem Sehr, gelungen, in einen Stall einzudringen, so
1671
Schi'at(t). schiei(t), 8chrit(t), schrüt(t), schrut(l)
1672
wird er schleunigst den Rückzug antreten, wenn er
sich in einem im Stalle aufgestellten Spiegel erblickt
oder wenn ein schwarzer Ziegenbock sich dort befindet
GSa. (WManz 1916); vgl. Sclirattelspiegel bei Unger-
KhuU 555. Der vom Sehr. Befallene kann sich von
diesem befreien durch die Aufforderung, ein dem Be-
fallenen gehöriges lebendiges Wesen statt seiner zu
drücken, ebd. Hat man eine schwarze Henne im Stall
und merkt nachts den Sehr, kommen, so sage man
zu ihm: ,Geh, drück lieber meine schwarze Henne im
Stall!' Dann geht er in den Stall und drückt dort
die schwarze Henne zu Tod. Vonbün 1862. Über das
, Bannen' eines Sehr. s. Tschudis Zeitschr. 1850, 237 ff.
.Incubus, das schrättele, so einer im schlaaft' meint,
er werd getruckt von eim anderen.' Fris. 1541; ,daz
schrättele, truck und angst im schlaaff, wenn einer im
schlaaff nit mag den atera nemmen, suppressiones
nocturnse, ephialtes, incubus.' Fris. (auch 1541); Mal.
,Nostri hunc morbum vocant schrettele, quo in somuis
alfecti vehementer . . . angi et comprimi sibi videntur,
clamare vero et opem iraplorare non posse.' Gesn. 1551.
,Dass vil menschen verwänt sind, wie sy zuo nacht von
den unholden, etlich nennen es schrättele, getruckt
werden; dann sy bedunkt, wie ein mensch auff inen
lige, der sy erstecken wolle mit schwärem trucken,
wölten gern schreyen und umb hiltf anrüetfen, aber
sy Vermögens nit, bis und sy erwachen . . . Und ist
die krankheit bei den latinern incubus genannt, möcht
wol der aufhocker verteütsch[t] werden. Sunst auff
sächsisch nennt man das alp.' Tierb. 1563; s. noch
Bd VI 943/4. ,So ist ephialtes oder incubus ein krank-
heit, die man gmeinlich das schrättele nennet, da
vil sich selbs beredend, es trucke sy neisswas und
verhalte inen den mund und atem, dass sy nit schryen
mögind, item sy empfindinds und hörinds uff das bett
hinuf und widerumb herab stygen.' LLav. 1569; ,das
Schrätel.' 1670. ,Egg hätte ghan das hüetli gern,
darnach er lagt alls hür und fern, das schrättili hat
inn gsogen. Ach wer hat sölicbs ghört ye nieer? Egg
schalt Gotts wort erlogen.' UEckst. (Bull. 157'2); Var.
,der schretel'. ,Von dem Doggkelin, zue latin ge-
nannt ephialtes oder incubus uud wyters ze tütsch
Schrättelin. Diss ist ein ... lybliche Krankheit ...
das den Menschen gedünkt, es lege sich etwas Schwäres,
Mensch, Tier oder Anderes, uff ine und trucke ine so
hart, dass er vermeine es ine erstecken wolle ... Der
Pöft'el hat seine sonderbare abergläubische . . .
Meinungen daby, als ob es ettwas Tiers sye oder ettwas
Geists in der Gstalt einer Katzen, so sich allso dem
Menschen uff die Brust legte.' RCvs.; Weiteres AfV. III
249. ,Schrötle, Schrätel, Alp, incubus, ephialtes.' Red.
1662. ,Incubus, das Schrettele, der Alp, da Einer
meint, er werde von einem Andern getruckt; nocturnse
suppressiones, das Schrättelein.' Denzl. 1666/1716.
,Alp oder Schrättelein, incubus, ist eine Hinderhaltung
des Atems und der Stimm, auch anderer Bewegungen
mit falscher Einbildung einer schwären Last, so auö'ra
Herzen ligt und mit Erstickensforcht drucket.' JMuralt
(Hipp.) 1692. ,üas Toggeli oder sogen. Schrcteli.' 1771,
ScHwE. — 2. übertr. auf Personen; vgl.: Z'Chur im
Stei'bogg ...wo diepar Bündner Eeferendums-G'schrätt-
li'ge" ire" Uuhe'dsitz hind. Posthf.iri 1869, 73 (GSa.);
mit der Erklärung , Kobolde'. Schrättili, körperlich
und geistig unbedeutendes Geschöpf, Persönchen Sch
Schi. f. Schrätteli, Spottname für ein hässliches Weib
ThHw. En rechte'' Schrättli"g, mager wie ein Gespenst
GWe. — 3. (Schräggel) verwirrtes Haar ScnHa.
Ahd. scrafo, mhi.achraKe), schrelet(in) iu Beil. 1; vgl, Gr.
WB. IX 1616/7 (,Schradel' 3). 1649/50 (.Schrat'). 1735
(,Sclirete'); Martiu-Lienh. II 519; Fischer V 1130/1; Sclim.'
II 610/1 ; Uiiger-KhuU 555, ferner Gr.Myth.* 396/7, Nachtr.
138; Pauls Gruudr.'III 268/9.294; WManuh. 1875, 114/5;
Wuttke'255 S. Zum Anlautswechsel Sehr-: Str- vgl. die kam.
zu Srliruh (Sp. 1564). Das auf einem geschlossenen Gebiet
(GG., S.; ZO.) auftretende inl. rf (dazu als analoger Fall ver-
einzeltes Hädcli <c Hütldi Bd II 1767 u.) ist unklar; einer Er-
klärung wie der in den Aumni. zu Reiicl, ItSid (BdVI 1659.
1775) für die Nbformen mit -((- gegebenen steht entgegen, dass
das genannte Gebiet die von ihr vorausgesetzte Fortisierung
von etym.ti vor /nicht kennt; für dieAnuahnie, dass diese Forti-
sierung früher einmal gegolten habe, liegen keine genügenden
Anhaltspunkte vor. Au f ei uerf-Form weistauch Schrcgel [wo ?i\ich
der Vokal e'auffallt) ; zum g vgl. Eimi<,hn, ,Land-Sigling'(BdVll
303. 304). Für Schra,j,jeli wäre etwa auf Griggeleit (Bd II 726),
schneigijlen mit Aum. (Sp. 1200) zu verweisen. Vgl. auch
Strätjfjelcn. Sckätteli hat sich an Schatten augelehnt; vgl. dazu
Bd VIII 149Iu. (RCys.) und die Stelle aus Kuhlrusch 1854
üheu im Text. Auch sonst mögen assoziative Umbildungen,
viell. auch euphemistische Entstellung au der starken laut-
licheu Differenzierung des verwaisten Wortes Anteil haben.
Etyni. gehört dieses wohl mit (m)nd. schrade, dürr, mager (Gr.
WB. IX 1616), norw. skreda (auch skradd), verschrunipftes,
verkümmertes Geschöpf, Knirps, zu einer uasallosen Nbforni
der Wurzel von ichrinden, Risse bekommen (Sp. 1626), wo-
durcli urspr. Zsgehörigkeit mit Schmit II walirsch. wird; vgl.
Fick* III 4 72. 473/4 ; Falk-Torp 19 1 1, 985. 1023. 1025. Von
einer Bed. , rissig, rauh, scharf aus erklärt sich unschwer die
weitere Bed. .rauhhaarig, borstig', die in der alten Vorstellung
vom Schratt (,pilosus') euthalten ist; vgl. auch bair. Schrättet,
Stechpalme (Schm.» II 611). Unsicher ist das etym. Verhält-
uiss zu den gleichbed. Wörteru mit gerni. ((() (s. Fick aaO.),
denen die hd. Formen mit ««, z entsprechen ; s. Schräss mit Aura.
(Sp. 1658). In Namen. ««•■ Sc/.m«(!i, fingierter Name eines
M.anues. ONägeli 1910. Als Zu- bzw. Familienname. ,0. dictus
Schrotte.' E. XIII., Bs. .Scretliuus in dem Gilgenberge', = .dic-
tus Scretlinus.' ebd. .ESchretelins witwen hus.' 1299,SchStdt
(JJRüeger). , Schrätteli.' XVIII., ZRheinau. Zum FN. wohl
aucli ,Schrätteli(ns)grabeu.' XV./XVI., ZStdt (,des Schrättelins
graben.' 1483, ,Schrätterlins graben.' um 1500, ,SchretteIi-
grebli.' 1593; vgl. SVög. 1829, 202); ,Schrättelis-turm.' XV./
XVIII., ebd. (später , Wolfs-turm'; vgl. Vög.-Nüsch. 368).
Fliirn. ,Schrättel(i)' ZUit. (,iui Sehr.'). ,Schratten-Wil', Weiler
üWaldkirch.
Nacht-: Alp, Nachtmahr. .Ephialtes, das nacht-
schrättele, so einen im schlaaff bedunkt, er werde )
getruckt.' Fris. 1541. .Ephialtes, incubus, Nacht- i
schretteli.' Denzl. 1666; ähnlich 1677/1716 (,-e-' und i
,-ä-'). , Neben auftgehalteuer Atmung und unrüehigen I
Träumen, als wann Jemand (Einen) truckte das Nacht- 1
schrättelein.' Spleiss 1667. — Vgl. Gr. WB. VII 215; |
Schm.Mieil. !
Wald-: Walddämon. Satyr. .Ein wilder walt- i
Schrate.' RvEms. — Vgl. Gr. WB. XIII 1192.
schrätt(e)le°GL.sc?irädZe»ZUst.(s.BdVI1207u.), |
strädle" GS. (OStoll 1909): tr., vom Alp, Jmd überfallen '
und drücken. ,Das ist doch unverschämt [von der |
Hexe], Einen so zu schrätteln, wie's euch geschrättelt i
hat.' FvTscHUDi (Gl).
Schratt II (s. die Anm.), Schratte- m. B, so ,0.' ';
und It GJKuhn, OvGreyerz 1900; L (St.''); Ndw '
(Matthys), f. Nnw (Matthys); UwE., PI. Schratte" (auch
BSi. It ImOb.), in Ndw It Matthys auch Schratte': <
meist PI., „Riss, Spalte", enge Kluft im (Kalk-)Gestein, ]
Felsgeklüfte B, so „0." (St."), Si. (ImOb.); Ndw I
(Matthys); UwE., „Berg voll Risse und Spalte" (St.'),
1673
Sclirat(t), gchre^t), sclirit(t), schrot(t), schiut(t)
1674
,Bers, tler allenthalben aufgespalten ist L' (St."*). Syn.
Charren I (B.l III 42'2); v^l. auch Chratzeren (ebii. 931).
Er ist in e" Schr-e" ine'g'hxd Ndw (Matthys). Verl am
Schatte" dur''' de" Schr-e" geit's de" Eung uf Bänisegg.
G.TKüHN (Geissreihen). ,Die Karren oder Schratten,
furchenähnliche Einschnitte auf Kalkfelsen.' Z Pan.
(.Verzeichniss einiger den Bewohnern der Schweizer-
alpen eigentümlichen Ausdrücke'); vgl.: ,Ein jäh ab-
fallendes Schratten- oder Karrenfeld mit Gräten und
Binnen.' ebd.; so noch öfter. .Schrattenkalk, weil
Schratten beim Alpler so viel wie Bergrisse und Spalten
bezeichnen.' Berl. 18G1. S. noch Sp. 1607o. ,[Ein
Kreuz] iu einem Stein in einer Palm nebent einer
Schr-en.' 10S9, Grenzprot. zw. UwE. und U. Auch
von Gletschersiialten UwE.; Syn. Firn-Sehr. Vgl. noch
Schratten-Baggen (Bd VI 762 u.; JKoos).
Anderweitig, wie ts scheint, nicht bezeugt (wenn nicht Jie
ONN. bei Fischer V 1131 hieher gehören; über einen .Scbrat-
weg' in Niederhessen s. Gr.Myth.* :i96). Zur Etyni. vgl. die
Auni. zu S'rhratt I. Das Fem. geht von dem überwiegend ge-
brauchten PI. ans. Flurnn. , Schratt' WBlitziugen (steile Gras-
halde), Naters (steile, felsige Berggegend; dazu , Sehr. -Kapelle';
Tgl. W Sagen 251. 257). .Schratten' ObwMelchtal (Steinhalde;
.in den Schr-en'); WBlatten (Schlucht zw. Moränen und Felsen;
im Schr-e"; rf"/-"*'. |!] Schmlle" imbruif), Glis (Halde mit Felszng).
„Der Schratten oder die Schratte, der Schrattenberg oder die
Schrattenfluh im Entlibuch, ein gleichsam vulkanähnlichesFels-
gebirg voll Schrunden und Spalten, deren rauhe Spitzen man
in Zwischenräumen überspringen nuiss" (St.*) ; vgl. Bd 1 1 1 86 o. ;
IV 81/2 {Schr.-Maiili: dazu Kohlrusch 1854, 175/8; ALUt.
58/9.294/5), ferner Leu, Lex. XVI 471 (,Schrattenfluh');
JXSchuid. 1782, 20 (,die Schratten'). 243 (.Schratte' f. neben
i ,Schrattenberg'); Helv. Kai. 1804, 181 (Stalder); Lutz 1827 III
j 197 (,die Schratten'); Banernst. 1898 (.Schrattenfluh'); Bärnd.
1904, 2/3; JRoos 1907, 165 iJ'S.hmlte"); Gfd 76. 1/32
(PXWeber, Die SchrattenHuh in der Geschichte und Sage);
GL. IV 602; dazu: ,Uff dem Schratt.' um 1586, RCys. und die
Anni. zu Schnuk (Sp. 1601). .Schratten-Fluh'. steile Halde
mit Felszug GrSertig. .Schrättern', steile Felshalde BUrbach-
tal (mit ,Schr.-Alp', bei Lutz 1827 ,Schrätten-'). Wohl eher
hieher als zu Si-hivii I der FN. .Schratmaun.' A.XVIII., Uw
Gisw. (Leu, Lex.); doch s. Gr. Jlyth. aaO.
Firn-: Gletscherspalte. .Brünne [!] oder Ge-
wässer ... lassen sich ... in dem Abgrund der Firn-
schratten hören.' 1767, UwE. Brief; vorher: ,weil
sich aller Orten in dem Gletscher Kracken oder Spalte
zeigeten.' — H a r z - >Sc/ira«e" f.: Spalte im Innern
eines Nadelbaumes, worin sich Harz sammelt Nnw.
.Eine Tanne mit Harzschratten und Blindästen.' Ndw
Kai. 1888.
(g"-)schrattig: zerklüftet, zerspalten, rissig Ndw
(Matthys); UwE.
schrattele": starken (klappernden, krachenden)
Lärm machen, bes. von Gegenständen, die vom Winde
bewegt werden BLau. Es hat an alle" Orte" g'schratte-
let; ein altes Gebäude, ein loser Zaun, die Aste einer
dürren Tanne schrattele", bei starkem Winde. Auch:
Der Wind schrattelet an Etw. — Verwandt mit dem syn.
radeten (Bd VI 520); zum Inl. vgl. etwa lodelm : lottelen (Bd III
1100. 1503), zum Anl. norw. skralla, rasseln, knarren, laut
lachen, nd. nchralden, gackern : ud. rateten, hd. rasseln (Beitr.
29. 521 f.).
schratne": mit einer Schrat-Sage" sägen GFs.
(Davadell), Ms. — Abi. von Schrat-Sage" (so auch GJIs) <
Schratj (d.i. Schrak)-Sa<jt" ; s. Schragen-Sagen (Bd VII 430).
Daneben wird für die selben Orte auch zu Schrag-Sage" ge-
bildetes achragne" (so auch GWe.) angegebea.
schret. Im Abzählreim: .Ingeli. Fingeli. Schüsseli
schret. welches mich (dich) hinter Tür abmeht
[.nötigt'?]' GnTenna (B.).
schretig: von einer Pferdekrankheit. ,Ist ein ross
sehr,, so ' XV., L. — Der Beleg ist nicht nachzuprüfen.
Nbform zu echratllg, etwa i. S.v. horuklüftig? Es Hesse sich
aber auch an eine Abi. von Schratt I denken.
schreite", 3. Sg. Prses. und Ptc. -et: a) „schräge
schneiden, vorzüglich von bretternen Böden", Balken
„B"; LE. (auch St.); vgl. Schreit-Hag (Bd II 107'2). —
b) unpers. ,Beim Zusammenfügen zweier Hölzer (und
so auch zweier Leitungsröhren) wird durch Ritzen
mit einer Eisenspitze der gewollte Winkel abg' schreitet.
Ist die Fügung richtig herausgekommen, so heisst's: es
schreitet.' Barnd. 1904 (BE.). Uneig: i's het nümme' recht
welle" sehr, z'same", das harmonische Beisammensein
war (durch einen Zwischenfall) gestört. SGfellkr
1927. — Ahd. "«rciltu (nur im Ptc. ,divaricatis [cruribus],
kiscrelijttan.' Ahd. Gl. II 402, 44; ,giscreitten. ziscreittan,
kiseranctan.' ebd. 429, 13/4; .giscreitten.' ebd. 480.25), nihd.
urhrciten, (die Beine) spreizen; Kaus. zu sehnten (s.d.). Vgl.
LTobIcr 1887, 102, zur Bed.-Entw. Gr.WB. IX 1703 (unter
.schreiton'), ferner schrittImg.
ab-: abschrägen; s. das Vor. b. Syn. ab- schielten
(Sp. 766).
Schreite" f.: ^ dem Folg. 2 AäF.
Schreiti I f.: 1. „Schräge B; LE." a) von Quer-
richtung. Der Sehr, nä''' schntde" FJ. .Querfeldein
geht, wer i" d'Schr., d'Schr. . . . anhi'giH.' Bärnh. 1911 ;
Syn. schreitis. ,Si [die .ledinawen'] sönd ouch oben
in der mitte sin an der wite, als miner herren raess
von alter harkomen ist, und sol sich nach der schreite
gen, als daz billicli und von alter harkomen ist.' 1469,
L KB. — b) Abdachung des Strassendammes LE. —
2. (bewegliches) Gehrmass, ein Gerät des Zimmer-
manns AaF. C, Schreite'); F. so J., Ss.; Syn. Schritten,
ferner Schregi 2 (Sp. 1600). — Zu 2 vgl. .Schreitmess' bei
Gr.WB. IX 1734.
Schreiti II n.: = dem Vor. 2, „SchrägemassB; LE."
(auch St.").
schreitis BG.; LE., tschr- BSchw. (auch G.):
a) cjuer BSchw. (auch bei Jenzer 1869), so G. Sehr, (oder
tschr-) diirhi", anhi", itber d'Gassa gä". Barnd. 1911. /'*
bi" du grad da tschr. dur''' ■*€" Blitz anha". ebd. Anstatt
anfah" d's Schlacht feil'' plünn''ere", hätti-ma" solle" der
Find .jage", er hätti-n-is [uns] nit no''' tschr. anha'
umhi" chönne" cho" angrife". ELeütholü 1913; mit der
Erklärung: querfeldein, herüber. — b) sanft abfallend,
schräg abwärts LE.; Syn. schleiter 1 (Sp. 766). — Adv.-
Bildung zu (d'tSchreili (s. Schreiti I) wie (dirichtit. g'-redi»
(Bd VI 477/8. 520) zu Richti, Ge-redi. Tschr- wird zT. als
z'schr- verstanden.
schreitli°ge°. in LE.-e^e": ,in schräger Richtung
B; LE.', insbes. = dem Vor. b LE. Sehr, gä" LE.
Wald-Schnt -Schritt m. GaChur. He.; GMs. Sev..
-Sehnte" f. GRFurna (Tsch.), ,-Schritte" Gr".
-Seh riter m. GrD. (B.), He. (Wall-J: „langbeinige
Spinne". Weberknecht, Phalangium opilio. Syn.
Zimber-Mann 2a (Bd IV 287); Schnideröb (Sp. 1130).
.Wespen sah man sehr wenige ... hingegen zeigte sich
im Spätsommer und Herbst eine grosse Menge so-
genannter Waldschritten an allen Wänden.' Gr Sammler
1809. — Nom. ag. zu sehnten; vgl. zum altern Typus -.'JcAriffe";
BSG. XII 124. 132/5, zum Verhältniss von ein- und zwei-
silbiger Form und zum Schwanken des Geschlechtes die Anm.
1675
Schrat(t), schre(t)t), scliri«(t), sobrot(t), schrut(,t)
1676
zu Schnegg (Sp. U92). -t- ist regelrecht aus -t- gekürzt, doch
gestattet die Qual, des Vokals (vgl. BSG. XUI 96) auch an ur-
spr. -T- zu denken.
schrite" (in BE.; Gr tw.; GSa., T. -i'-), Kond.
schriHt Aa (H.), schriH (neben schrititi) Ni>w (Matthys),
Ptc. g'schritte" (in Ndw U Matthys auch g'schrited): wie
nhd. schreiten; doch nicht eig. vollist. .Schritten' als
gyn. zu ,gon' usw. AaB. Formelb. 1508. .Schreiten,
in-, trans-, prater-. supergredi. grallare.' Mal. .Gradior,
facere gradura, gehen, tretten, schreiten.' Denzl. 1666/
1716. a) eig. Schritte machen, von kleinen Kindern
bei Gehversuchen : 's ka"" scho" guet, schö' sehr. Ap Lb.
Grosse Schritte machen (bes. in Zssen) GRChur und
wohl auch sonst. Gravitätisch einhergehen, stolzieren,
irie De' dether z'schr. kunt! ApLb. D'Chrdie" chöme"
[im strengen Winter] ganz zame dür''' ''f Weg i"
z'schr. u"' ätigere"^ na''' öppis .is'igemüs. Emmentalerbi,.
1917. E" grosse"- tüfe' Gunze" . . . )»e" hat schier manns-
tüfchün'e" i"'s Wasser i» sehr. SPletscher 1903. ,Als
dann G. den M. in dem, als er zur türen hinuss schrytten
wellen, ungewarneter sach . . . angefallen.' 1534/40,
Z RB. S. noch Sp. 1572M. (ThPlatter). RAA., Volks-
kundliches uä. Schrit-i''' ivU, so chum-i''' bald, sagt
man zu Jmd. der eine Arbeit flüchtig, unordentlich
verrichtet. zB. zu einer Näherin, die weite Stiche macht
ScH. so St. (Sulger); Z (JSenn 1864, 89) und (darnachV)
Sprww. 1869. Über 's Bögli sehr.; s. Bd IV 1063 M. und
vgl. ebd. 1062o. .Man darf nicht über ein Kind
schreiten, sonst wächst es nicht.' AfV. (B). ,Min bruoder
schreit ouch mit eira fuoss über mich und sprach: oho,
Toniillin, nun wirst nit mer waxen.' ThPlatter 157'2.
.In Gottes Namen schritt ich und Gott der Vater sei
ob mir.' A. XIX., BSi. (.Gewer- und Waffenstellung').
Dur''' d'Stegen uff'i" schrü-i''', der Sant Andreis bitt-
t«*: lass-mer Der erschine", wo soll werde" mine".
Andreasgebet GBerschis (WManz 1916). Reimend mit
dem Gegs. rite"; s.BdI313u.und vgl. noch Messikoramer
1909, 158; EStauber 1924, 108. S. auch BdVI 1667 u.
— b) uneig. ,Wo durch die Gnad Gottes nütt ihnen
[den Schulkindern] so wit gschritten. das sy nun ein
flnen lidenlichen Buechstaben machen.' 1615. MReimann
1914 (.Supplikation'). .Wir sindgesinnet. inen zue Dem-
jenigen, was inen von Gott und des Rechten wegen
zuogehört. zue verhelfen, habend aber ufi' dissraahlen
ferer nit schryten können.' 1618, Z. .Höcher sehr.',
mit einem Kaufangebot. 16.80/1, ebd. .Damit sich der
Baursniann ab Strenge der Pottenen nit zue beklagen,
ist durch die allgemeinen Undervögt ... einhälligklich
dahin geschritten, das ...• 1645, Aa Rq. 19'22. Mit Präp.
,Und werden sich die H[erren] Medici dieses Salarii,
auch ihres Berufs ersättigen lassen, und über den
nicht schreiten.' 1045, B. ,in-. .Diewyl sy ... jung in
die Husshaltung gschritten.' 1605, Z. ,ln ein Kouff
sehr.' 1618, ebd. ,[Ich bin] weitläufiger in die Lob-
red der Statt Lucern geschritten.' RCts. ,von'. ,Das
wir ... mit grossem Leid und Truren band niüessen
... von unserm alten Houptbrief des Weidgangs halben
stan und schryten.' 1604, ZAnd. ,Hand mgH. aber
davon nit sehr, wollen.' L Ans. .Schreiten von der
fürgenomnienen Sach, digredi a proposito, a causa.'
Denzl. 1677. ,zue'. .Zur Deliberation oder Endschluss
[über ein Begehren] wegen unvollkonmer Katsvcrsamb-
lung haben sie nit schritten noch gäben wollen.' 1651.
L KB. .Schreiten zu Etwas, transire ad aliquid.' Denzl.
1677. ,Es scheint ... wann die Hrn von Engelberg
Diss erhalten, selbige in Kurzem zu Mehrerm schreiten
... möchten.' E. XVII., ZKü. — Amhd. «rWitian, -m;
vgl. Gr.WB. IX 1730/4; Martin-Lieuli. II 519 ; Fischer V 1 145.
Flurn. In'n Schntwine" (.Schreitwieseu') ZBül. Sehnig
(.Schreiten'), Waldkopf ZRnss. ; ,[eine Greuze verläuft] bis an
die Schriten.' 1710, Z (Zehnten zu GUndisau).
ab-: wie nhd. E" Stuck Eode" a., mit Schritten
abmessen GT. und sonst. Syn. abschritten.
über- (bzw. über-): 1. tr. a) über Etw. bin(weg)-
schreiten. , Überschreiten, über etwas gon, (trans,
pra;ter, super)-gredi.' Fris.; Mal. ,Hat dich Überriten
ein Man, so segne dich Gott und der heil. Ciprian, hat
dich überschriten ein Weib, so segne dich Gott und
der Marya Leib.' wohl XVIII., BsSiss. (.So ein Mensch
oder Vieh verhext ist, wie ihm zu helfen'); ähnlich
AfV. 24, 307 (GMs); vgl. MHöfler 1899, 603. Uneig.:
,Der Lehrer [soll] zusehen, dass im Anfange Nichts
vorkomme, das den Knaben zu schwehr ist ... Das
Schwerste muss er überschreiten.' BBielScbulordn. 1777.
— b) ein Pferd ,ü.', besteigen. ,Daz der degen ... nie kein
bezzerz (ros) überschreit.' UvZat/.ikhoven. ,A1so sprach
der von Habspurg: Daz welle Got nit. daz ich . . . daz pfärd
iemer mer überschrite, daz minen herren und schöpfer
getragen haut.' Z Chr. 1336/1446. ,Als er das Ross
überschriten und nach Lion . . . verreisen wollen.'
1618, Z. — 2. sich lt., sich infolge von zu raschem Schrei-
ten ermüden BHa. (FStaub). — Über-schriten n.:
Vorüberschreiten; als Übers, von hebr. pasach. Passah-,
Osterfest; vgl. Bibel-Lex. IV 385, ferner Über-Schritt.
S. Bd VII 168o. — SIhd. überschriten; vgl. Fischer VI 59.
In der schriftspr. Bed. in der Haibma. verbreitet.
um-: tr., umgehen, vermeiden. ,[Die N. hat sich der
Hexerei verdächtig gemacht] also das man mit keinen
Fuegen umbschrytten könden. sy in gfengklicbe Ver-
haftung zue nemmen.' 1616, ESchiess 1919. — Vgl.
Sanders II 1013a.
i°- : wie nhd. einschreiten, intercedere (halbma.). —
ÜS-: wie nhd. GRChur, He. und wohl weiterbin. Er
ist wacker üsg' schritte".
vor-, für-: a) vorwärts-, fortschreiten; vgl. 7or-
Schritt. ,Das ein yeder praceptor nach art siner
class also procediere und fürschrite ...' F Schulordn.
1577. .[Falls der jährliche Zins nicht ordentlich aus-
gerichtet wird, so möge der Besitzer eines Gältbriefs]
mit der leistung oder angryffung in aller form und
gstalt. wie das die selben brieffen zuogäben und uss-
wyssen. fürschrytten.' B Gantordn. 1582. — b) voran-
geben. .Diese neue Gült [den altern] vorschr. lassen.'
1757, LSchüpfh. — für-schritend: entspr. Bed. a.
.Den progressis und fürschrittenden.' F Schulordn.
1577. — für-ge-schritten: entspr. Bed. a. .Wyter
von dem beschrybnen Stein im Wässergraben fürgschr.
von demselben gerichtig an ein alten Stein'. Greni-
bestimmung. 1603, Aa Rq. 192'2. - Vgl. Gr.WB.IVl.
80-2; Fischer II 1871.
Schritt, in UwE. SchrPd — m., PI. unver., in B,
so S.; FJ., Ss.; W tw. Schritta bzw. -j (ausgen. als Mass-
bezeichnung), Dim. SchrittU, auch (bes. in der Kdspr.)
■eil: 1. wie nhd. allg. a) einmaliges (Aus-)Schreiten.
Hut en Sehr, (und) morn en Sehr. giH e" langi Wuche":
wänn-i''' mein, t'* ligg im Bett, se ligg-i''' nebe'tusse'
Z (Dan.). Weti"-ere" [einer neugetrauten Frau beim
Überschreiten der Schwelle ihres Hauses] der erst Sehr,
fült, so het Alls g'fält. Bärno. 1904. RA.: smuu-
gCr, und wenn's all Schritt e" Bür chost't! BsL. Gross*,
1677
Scl)rat(t), schret(t), 8Chrit(t), 8chrot(t), sclirut(t)
1678
chlini oder langi, churzi Schritt; e(n) rechte Sehr.
S'iscJi üse" mit grüsUge' Schr-c", ''as'me" gmeint hei, es
chöm ne" General. JKkinh. 1904. .Grosser, mächtiger
sclir., grallatorius gradiis; mit kleinem sehr., jiresso
gressu; mit ganzem oder völligem sehr., gradu iileno;
schnäller sehr., yassus ales.' Fris.; Mal. Schritt ne",
mache", tue", 's China nimmt nu(rj chlini Schrittli.
Schrett hed-er scho" p'no", a's eher miiesst in'n Sonder-
bondschrieg. AToiilkr 1901/2. Der Sehr, s'churz ne",
zu früh abtreten, zB. auf eine Treppenstufe Bs. Mit"
mües' der Sehr, ne" na'"'' Lüt de'' Beinu, si deve
prendere il passo secondo le gambe PPo. Me" tuet
mit mir so mänge" Tritt und glichlig mach-ich keini
Sehr, und glichlig mucss-i''' weidli''' laufe" und muess-
mer lö" ml"s Chöpfli raufe", Rätsel vom Spinnrocken.
oO. I" die rerßuechti, verhäxti Stadt ine" tueni''' kei"
Sehr. me. JoAcn. , Einen sehr, tuen, faeere gradum.'
Fris.; Mal. Uneig. Er tuet kein Sehr, f für mich). Wege"
dere" Sach tuen (mach)-i''' kan Sehr, (me), kan Sehr,
und kan Tritt Ai-K. J"* ha" iez ehe" Schritt 'tö", das''s
en Weg göt mit-ene". AHuqgenb. ,Nun seyen sie [die
! Käte] den Schr-en ihrer Vorfabreren nachgetretten und
anders Nichts getan.' 1704, AAMell. StR. Mit ei"'m
Sehr.; Sehr, für Sehr. Oft reimend mit Tritt; s. schon
im Vor. [Stürmisches Schneewetter hat einem
Wanderer] en iedere" Sehr, und Tr. schwär g'macht.
SGfeller IftlO. [N. müsse mit auf die Suche] Der
wüssi ein beste" Sehr, und Tr. i" der Nacht inne".
'' CStreiff 1908. Einem wie Kundschafter Sehr, und Tr.
• abbiege". Bärnd. 19'2'2. Ei"'m uf Sehr, und Tr. nä'^gä",
■laufe". Lauf-mer doch nid all uf Sehr, und Tr. no'''e"
\ Th. ,Konitn, Cliueli, liärzuo, Lobe"! All Sehr., all Tr.,
Chueli, Lobe"!' aus einem Alpsegen UUrs., ähnlich Ndw
Niederbauen (Alp), Wolf.; UIs.; s. SV. 19'22, 41 f.; AfV.
24, 108. — b) übergehend in eine (ungefähre) Mass-
bestiramung. 's ist nw e(n) Sehr. Nid es einzigs
Schrittli nebenuse" trappe". JLieberherr 1913. Spielend
mit bed. 2 : [Neugebackener, etw. eingebildeter Lehrer :]
! Nüd wör, Herr Pfar^er, 's ist g'rad no" en Sehr. zwösche"t
'em Schuellerer ond ''em Pfar'er? [Pfarrer:] Mag se",
\ Herr Lerer, aber i'* möcht de" Schulder se*e", der f.'J «w*
I de" Sehr, i" d'Hose" mache" chönnt. ATobler 1902.
'|S. noch Sp. 1572M. (ThPlatter 1572). E(sJ par Sehr.
1 (witj, zB. mit Ei"'m gä". Er het-ne" g'fragt, ob er nid es
par Schrittli mit im gä" dörfti. RvTavel 1913. ,Etlich
I Schrit wyt darvon.' 1084, Z. 's ist eso fi''ster g'sl", me"
\hät nid drei Sehritt wlt g'seh" SchR. Me" g'seht bald
nimme' ufzwe", drei Schritt vor an sich ane", so schüttet's.
Breitenst. 18(33. ,Wo man vor Schneegestöber keinen
Sehr, vor sich sieht.' UBRiGOER 1792. Drei Schritt
[vom Llb (oder es blaus Aug)! Aa; ähnlich weiterhin.
,Stube"shech türmt er [der Bielersee] seine Wogen und
jwarnt: Chumm-mer nid z'nöch! Bleib mir drei Schritt
warn Lib, nein, drlssg!- BiRNn. 1922. S. noch Bd VI
1352/3. ,Von ieklicher huob sol man im [dem Weibel]
geben ein burdi höuwes . .. und die burdi sol als gross
[sin, das zwen mit im gnuog ze heben band; und wenn
ier die burdi utf sich genimpt, vallet er damit uff der
[wis, so hat er die burdi verlorn des jars, gat er aber
lUiit der burdi dry schrit uss der wisen, so hat er die
Iburdi gewunnen.' ZSchwam. üffn. XIV. .Das der ob-
(genanipten frowen vogt die frowen sölti ussfüeren von
dem gericht dry schritt und die frowen fragen dry
stand, ob sy diss vergung gern und willenklieh tuon
welli.' 1459, G. S. noch Bd VII 448 o. Gang-mer e"-
ivegg, tüsi"g Sehr, vom Hüs, du trürigi Eichtibeizi!
L. Uf 1000 Schritt, scherzli. für ein Gläschen Brannt-
wein AaHI. Als bestimmteres Längenmass, doch ohne
amtlichen Cliarakter; vgl. Mcss-, Wer-Sclir. ,Die Meile
[war] eine Weglänge von tüsi"g Schritt.' Bärnd. 1922.
.Früher mass man auch nach Schr-en, den Sehr, zu
3 oder auch 2"2 Luzernerschuh berechnet.' L Gem.;
vgl. auch Seg. RG. 11 245. ,[ln Zo] machen ... in
praxi 100 Schr-e lang und 50 breit eine Juchart.'
Staiilin 1819. ,Die Felirnmässe sind: pollex, ein Zoll
... passus, ein Sehr, etc.' Vestib. 1Ö92. S. noch Bd VI
1827 u. ,Von dem burggraben zuo Grüeningen biss gen
Gossow an den kilchhof ist 3000 schritt.' 1396, Z
liurgerbuch. ,[Eine Grenze verläuft] die Rot uf unz
an hundert schritt under Saut Urban.' 1420, Aa Rq.
1922; ähnlich 1470, ebd. ,Von der hüli unz zum stein,
da die junger ruowetend, sind 44 schrit.' Stülz 1519.
,Der Seew ... möcht ungefarlich halten 100 Schritt
in die Lenge und 50 Schritt in die Breite.' RCvs. (Br.).
,Ein Tor [ist] 60 Schritt dick.' FPlatter 1612. ,Es
ward ouch fürters so ein trochner Sommer und Türre,
dass die Murg die Thur im Lauf bei 283 Schr-en lang
nit mehr erreichen raocht.' 1616, ThFt. Ohr. .Scinum
ligt tausend Schritt von Mantello.' Guler 1616; noch
öfter. ,Der Weidgang ... auf diesem fünfzig Schritt
breiten Stuck.' 1748, Z Rq. 1910 (ZAlten). ,Jeder, der
auf seinem Boden Gebäude ... aufftlhren will, darf
solche nicht näher gegen des Nachbars Gränzen vor-
rücken, als dass auf seinem eigenen Boden noch ein
Zwischenraum von vier Schritt übrig bleibt' 1784,
GrKI. LB. ,[Eine ,Wegsgereclitigkeit' ist] 400 Schritt
lang.' 1787, ThHw. Arch. S. noch Bd VI 1737 (rieten).
1827 u.; Sp. 198 M. 549 u. Mit nähern Bestimmungen.
,Das der stand zuo söUichem schiessen nit minder dan
zweihundert zimlicher schritt wyt syn solle.' Z
Schützenordn. 1585; dafür .ordentlicher Schr-e.' ebd.
1601. ,üer hinder Gransen ... hat in die Breite zwölff
guoter Schr-en.' Z Gesandtschaftsber. 1608. ,Bis an
den fünften Stein ... ungfar zwenzig guoter Schriten
von der Allment.' 1611, Aa Rq. 1922. , Passus, gressus,
weiter Sehr., Mess von 5 Schuhen; passus minor, ein
einfacher Sehr., passus maior, ein doppelter Sehr.'
Denzl. 1666/1716. .Geometrischer sehr.'; s. üf-rlssen
(Bd VI 1349) und vgl. JNater 1898,483. ,Der ober Boden-
see ... ist nach Vadians ussrechnung bi 24 000 italischer
schritt [Var. .italianiscber schr-en'] lang und am
witesten 12 000 schritt breit.' JStümpf. Als Flächen-
mass: ,1212 417 D Schridt, macht in der gemeinen
Jucherten, so der Schridt per 2'/« P. [Fuss] genommen,
'242 Jucherten und 2 417 D Scliridt. in der grossen
Jucherten, so der Schridt per 3 P. genommen, gibt
168 Jucherten und 817 Schridt.' 1705, B. WMerz 1922.
— c) von bestimmter Gangart. Von Tieren, bes.
Pferden. Rössli, Hössli, schön im Sehr., numme" nit
g'sprängt, i'"* möcht au"'' mit! KL. (lis) Von Menschen.
Im Sehr, gä", laufe". Ei"s, zivei, drei, louf im Sehr.
(.Links, rechts, halt den Sehr.' GWe.), we""-du keini
ürßge" wi't! B; GWe.; ScnSt.; vgl. auch EStoll 1907,
73. [N.. gefragt, warum er nicht beim Militär sei:]
Jo, j'* weiss nid, allei" ehan"-i''' im Sehr, laufe", mit
den Anw'ere" nid GBuchs. Us ''em Sehr. eho". Lueg,
du verlürst de" Sehr.! Neckrede, um den Andern zu
veranlassen, zwecklos irgendwohin zu blicken ZRafz.
Beim Tanze; s. Sp. 652o. (Zyböri). — 2. am mensch-
lichen Körper die Stelle zu oberst zw. den Beinen,
1679
Schrat(t), schret(t), schrit(t). schrot(t), schrut(t)
1680
Perinaum U, der diese Stelle deckende Teil der Hose,
iiisbes. der mittlere Teil der die beiden Hosenbeine
verbindenden Naht Ar (auch It T.); Bs; Gr; L (In-
eichen); Th und weiterhin. D'Hose" händ le'" Sehr.,
wenn die Mittelnaht verfehlt geschnitten ist L (In-
eichen). Eine Hose ist z'eng im Sehr. Ap; Th. En
neue" Sehr, i" d'Hose" mache" Ap. Der Raum zw. den
Beinen beim Schreiten: ,\Vard aus dem collegio philo-
sopbico geschossen mit einer Buchs auf uns beid, also
dass der Stein uns Beiden durch den Sehr, zwüschet
den Beinen durch gieng.' 1589, Mise. T. 1723 (JJÜlr.
TgB.). — 3. Schlittenruf GNessl. (Götzinger). — Anihd.
scdilrit; vgl. Gr.WB. IX 1754/8 (auch in Bed. 2); Martiu-
Lienh. II 519; Fischer V 1147 (auch iu Bed. 2). Zu Schnöd
Tgl. Bläd<:Blalt (Bd V 179), Schläd^Schlalt (Sp. 762). Her
zweisilbige PI. beruht auf Übertritt iu die a-Flexion. Läng-
schritte"hahi, Beiname einer Hausiererin, die mit langen
Schritten von Haus zu Haus zu eilen pflegt (SGfeller 1911).
In Flurnn. ,Sehritt' LUPfaffwil (Haus). .Schritten' BKalln.
(entwässertes Gebiet im Grossen Moos; dazu ,Ried-TaDner-
Schr.'); FFräschels (Torfstich).
Über-: 1. ,Ü., Übertrettung, transgressio.' Denzl.
1660/1716. — '2. = Ü.-schriten (Sp. 1676). ,Der u.,
pasclia (transitura significat. Fris.), das alt jüdisch
osterfäst.' Fris.; Mal.; ähnlich Denzl. 1666/1716.
, Sittenmal die egyptisch erlösung und ussfüerung ein
bedütnus siner [Christi] erlösung gwesen und in yener
ein lamb zuo eim zeichen des ü-es getödt. geessen ...
ward.' ZwiNGLi; öfter. ,Dass, wie das lembli exodi am
12. der ü. gsin und wie der fels in der wüeste, den
Moses mit der ruoten schluog, Christus gsin, also ouch
des wirts brot, das ... von Christo gbrochen ward, sin
Hb gsin.' Vad. ,[Die Priester] Christum zuo opfern
understond, der ... sin opfer [am Kreuz] einmal hat
Tolendt ... im hiniel uns jetzmal vertrit mit sinem
waren 0.' ebd. (,Ain spruch, so ain guoter gsell diss
tag von abt Diethelmen wiche zuo Rorschach gedichtet
hat').— In Bed. 1 auch bei Sanders II 1015 b; Fischer VI 59.
Vor-: Vorwärtsschreiten. ,Der stille V. in seinen
Pflichten oder die richtige Bewegung seiner selbst in
seinem Centro ist der wahre Masstab der mensch-
lichen Tugend.' HPest. — Güggel-: Schritt(weite)
eines Hahns AaWoIiI.; ScuSchl., St.; ThMü.; Z. Zur
Bezeichnung von geringer räumlicher oder zeitlicher
Ausdehnung; Syn. Gull-, Hanen-Schr.; vgl. G.-Spnmg.
Es ist nu" en G. icU bis in'n Garte" SonSt. (Sulger).
En rechte" Manne"sehritt, aber nid bloss e'sö-n-en G.
mond d' Herdöpfel ussenand [gepflanzt] si"; dö gi't's!
ScuSchl. Bes. vom langsamen Zunehmen der Tage.
D'Tage" langi"d e" G., nach Weihnachten AAVVohl.
Noch ''em Neiijör langet de'' Tag all Tag om-en G.
ThMü. Bis Lichtiness wächst der Tag im Ganzen, von
da an täglich um einen G. 7t. Liechtmiss ist g'si", me
hüt-me" b'langet, bis die Tag e"chli" hätul g'langet!
Und wänn's «u'* na'''nig vil drüs giH, macht's doch
all Tag en G. 'L Tagesanz.
Gull-: = dem Vor. Gl; SchwE. Der Tag wächst
bis zum Dreiliönigstag (G. Januar) um einen G. Um-
ne" G. scho" wider tuend d' Nachtschatte" schivine", am
Dreikönigstag. Lienert I9U6. — Vgl. Fischer IU 913
(Guler-SchrilO.
Gülle"-: Bauernschritt, unbeholfener Gang mit
weit ausholendem Schritt wie beim Jauclietragen
ZZoll.; Syn. Chüe-Schr. — Gumpi-: hüpfender Schritt.
/" länge" G-en isch der Karludi dür''' d' Terrassen üs
'pechiert. KvTavel 1913 (B).
Haue"-: = Guli-Schr. SciiSt.; \V; Z und weiter-
liin. En Schatz chunt alli Jär um en IL iclter vffe"
ScnSt. (Sulger). Der Magra (Hexenring) schreitet alle
Jahre um einen H. vorwärts, bis er die Wiese bis
ans Ende durchseucht hat. FGStebler 1921; vgl.
Magen II3h (Bd IV 102). ,Der keiser und der köng
sind in einer bericht so nach zesamen, kum ein h. von
einander.' 1529, Strickl. Vom Zunehmen des Tages.
Der Tag wird bis zum Neujahr tim en H. lenger BStdt.
Na''' Dreikönigstag nimmt de Tag uvi en H. zue Scb
St. (Sulger). Der Tag wird länger: um Neujahr um
einen H., am Dreikönigstag um einen Hirze"sprung,
am Sebastianstag um eine ganze Stunde Z. S. noch
BdIV448u. (Liecht-Mess). — Vgl. Gr.WB. IV 2, 169;
Wander II 273; Fischer III 1142. Name eines Berges BLau.
(auch .Hahneuschritthorn').
Chüe-: = Güllen- Sehr. ZO. Di se'b Jumpfer hat
iez en Ch. !— Bei Gr.WB.V2582 in leicht abweichender Bed.
Cliläfter-: weit ausgreifender Schritt. Due ist
mit Chl-e" der Müller unw'e" ufe" z'chiche" cho". Lienert
(ScBwE.). — Lagotte"-: taumelnder Gang (wie) nach
reichlichem Weingenuss AiAarb.; vgl. L.-Schnabel
(Sp. 1066).
Manne"- Scn; Th und weiterliin, ,Manns-'(ä. Spr.):
Schritt(weite) eines Mannes. S. Güggel-Sehr. ,Es soll
ouch niemand . . . weder uff der allmeind noch synen
eignen güotteren gegen den rünenden wasseren hy vier-
zig gemeiner mansschr-en wytt dhein holz abhouwen.'
ScHwE. Waldstattb. 157'2. — Vgl. Gr.WB. VI 1583.
Mess-: ,passus geonietricus.' Denzl. 1666/77; vgl.
Sp. 1678 M.
Pure"-: Bauernschritt, 's Lebe" ... gät [brutal]
sini feste", schicere" P.-schriit dedur''''üs. ACorr. 1860
(Z). Seine Grösse ist sprw. (vgl. P.-Sehueh Bd VIII
481): ,Hatt denen gesellen umb ein b. gefält', sie sind
um ein tüchtiges Stück hinter ihrem Ziel zurück-
geblieben. 1566, Brief (QSG. XXIV 707). — Vgl. Gr.
WB. I 1182; IX 1756h.; Fischer I 728; Wander 1 273.
Berg-: dem Bergbewohner, -Steiger eigener Schritt.
,[Ein Alpenwanderer] geht den ruhigen, aber ausgiebig
gemessenen B. eines Mannes, der mit Zeit und Kraft
Äi«ei.'BiRND.1908(BGr.). — Safier-(GRVal.),Schan-
figger- (GRChur): Schritt (nach Art) eines Bewohners
des Safientals bzw. Sclianfiggs, eines Bergbewohners
nbh. Chunst wider mit di"'m Seh.! GRt'hui. De'' hat de"
recht Seh.! ebd. — Schnegge"-: wie nhd. Schnecken-
scliritt. D'Chranket chunt uf der Post und gät mit
Schn-e". oü. (wohl Z); vgl. Bd III 834. - G'-
schwindi-: Schnellschritt ZO. (Soldatenspr.). —
Spital-: langsamer, bedächtiger Schritt. Vaterlard
1875 (li). — Takt-: wie nhd. Soldatenspr. Wenn-me'
will €" T. seh", mues'-me" bi eus Stunde" ne" BsL.
(Kompagnielied). — • Doppelier-: rascher Schritt B
(Zyro). /ittD. — Wer-: amtlich festgesetztes Schritt- '
mass; s. Bd 111 633 (Wer-Chläßer).
Schritte- -a f.: = Schreiten (Sp. 1674) WMii. i
schritte" (3.Sg.Pr;e3. und Ptc.-ef). in Gi. schrittner : >
mit Schritten abmessen Gl; S; Z und weiterhin. Das I
Stuck Land ist so und so gross, i'* ha"'s g'schrittH 1
ZZoll. — Vgl. Schui.Ml 612; Fischer V 1147. '
&\)- sehritte": = dem Vor. Aa (H.); Bs (Seiler); B. —
Vgl. Martin-Lienh. II 519; Schm.^ II 612 („bti-hrUKuk»':
Schupf 648 (aUrf,riii,„u).
schritterle": Spiel, bei dem ein Kind sicli mit dem I
Gesicht gegen die Wand stellt, die andern einige
1681
Schrat(t), schret(t), 9chrit(t), schrot(t), schrut(t)
1682
Schritte hinter ihm bei einer gezogenen Linie sich in
eine Keihe stellen und nun Schritt um Schritt voi--
wärts zu kommen suchen, ohne dass das vorn Stehende,
das oft schnell den Kopf wenden darf, die Bewegung
sieht B; s. GZür. 1902, 147/8 (wo Weiteres); Syn.
Hinderli''s.
schrittle" Aa; B; Scb, -ele" B; Z (EEschraann):
kleine Schritte machen. J'* gäne" im Tunkle" und
schrittele" lis, von einer Schildwache. EKschmann 1911.
Bes. von kleinen Kindern, die die ersten Schritte
machen: Es schrittlet Cfangen e"chli" SchR. Uneig.
Wie ei's Jär nä''' '''m angere' chunt z' schrittele". Emmen-
TALERBL. 1917. 's isch wägcT schier läeherligs, das' sö-
nes alts, gibrechlichs Wibervölchli no''' so wol dranne'
lebt, «Je""'« sattli''' dem Hüstage" zue schrittlet. ebd. —
Vgl. Siilini.^Il Gl'2; Schöpf 648.
schrittli°g tiWe., ,-lings'. Gotth., -lege(n) Gr
(Tsch.): a) Schritt für Schritt GWe. (Senn-Rohrer).
Sehr, über en Balke", e" Grötli, Brüggli diir'H". Sehr,
heigen-se-si''' nid getraut [hinüberzugehen], dö seien-si
rittli-ge" dur'H'. — b) rittlings BE. (Gotth.); Gr (It
Tsch. allg., so A., He., KL); GWe.; Syn. gritt(ljingen
(Bd II 828); (ge-)rittlingen (Bd VI 1721). ,Wenn ...
eine Hausfrau sehr, aufs Feld reitet wie ein Acker-
bub.' GoTTii. (Hdschr.). ,Wohl, dir will ich! rief sie
... in den weiten Saal durch Geigen und Stampfen
mitten hindurch, dass das arme Mädchen . . . mit einem
Satz zur Stube ausfuhr, als wenn es sehr, auf dem
Bisluft führe.' ebd. S. noch Bd V 540o. (Sererh. 1742).
— Vgl. Gr.WB. IX 1759; Martia-Lienh. II 519 (in Bed. h),
zur Bed. -Entw. tchreilen (Sp. 1074) mit Aliui.; über-schriten 11,
(Sp. 16760.).
Schrot II m., auch n. (so in Bed. 1 f ScaSt. It Sulger,
in Bed. 2c Aa; L; Sch; Tb; Ndw und weiterhin, in
Bed. 2d N[>w), PI. unver. (in Bed. 2c) Aa; Th und auch
sonst, mit Uml. F (in Bed. 3a); SchwE. (in Bed. 4):
1. (einmaliger) Akt bzw. Ergebniss, auch Art des
.Schrotens', Schnitt Gr (allg. It Tsch.). Best en hübsche"
Sehr, g'mached, wie wenn's g'saged wer GrA. (Tsch.);
vgl. das Folg. a) mit der Säge, Axt in oder durch einen
I Stamm, Block geführter Schnitt, auch von der dadurch
I entstehenden Schnittfläche GrNu f., V. Der Sehr, bisset,
klemmt GRNuf. Ist der Barre" frische? wie ist er
im Sehr.? ebd. Bim Sehr., bei der Stelle, wo ein
I Slämmchen mit der Axt abgehauen worden ist. J.Iörger
i 1918. ,Der Tennerwald ... der mit den ungeheursten
j Tannen pranget, wovon einige ... auf dem Sehr. 21
I Schuh im Umkreis, folglich 7 Schuh im Durchschnitte
I erfunden worden.' Gr Sammler 1780. Kerbe, die beim
I Fällen eines Baumes dem Sägeeinschnitt gegenüber mit
' der Axt eingehauen wird GrD.(s. Schnöz3eS'f.\-i21), L.
— b)Schnitt( fläche) am Heustock GrA., L., Rh., Valz.;
1 GFs. JEi" Sehr. gi''l's no''', einmal niuss man noch
I schneiden GRRh.; vgl. 2 b. Der Sehr, geit nit tauf. ehi.
Der Sehr, geit ganz unw'e" i", hättist d's Schrötise" kreder
I hebe" Sülle"', ebd. ,1m Sehr.'; s. über-schröten. — c) bei
\ der Ziegelbereitung die zur Erzielung einer guten
! Mischung und Feinheit erforderliche Bearbeitung des
I Lehms mit einer Haue; vgl. schroten Icy. ,Mh. haben
den zieglern das beren nachgelassen und das si dafür
I eins schr-s dester fürer mit der howen tuon sollen und
j besonders den buobenschrot.' 149.5, B RM. — d) bei
I der Münzprägung die Teilung des stabförmigen Edel-
metalls in die auf die einzelnen Münzen entfallenden
Abschnitte; in weiterni S. vom Münzgewicht. , Der sehr.
] Schweiz. Idiotikon IX,
sol sin uff vier lot der anderthalb marken silbers und
zuosatzes ain phund und acht Schilling stebler.' 1.399,
Bs ÜB. (Münzvertrag zu Ensisheim). ,[Der Münzmeister
hat] die zu prägenden Münzsorten ... auf den hiebevor
geübten Sehr, einzurichten.' 1676, Sch (B Anz. 1918).
Neben verwandten Begriifen. ,Daz die phenning bi
dem Silber, schr-e und gewichte und ouch die lön der
münzmeistere und knechten bliben, als vor geordenet
ist.' 1387, Absch. (Münzvertrag). ,Utl' hütt ist vor m.
gn. h. erschinen ir münzmeister N. und anzeigt, demnach
er vor kurzer zytt uss bewilligung m.gn. h. ß ulT ein
Schrott gemünzet, das ime aber ferner uft' selbig halt
ze münzen nit mer möglich.' 1581, L RB. (FHaas).
,I)arumb wir solche Schilling schon vor 14 Tagen uf
der Capellen examinieren lassen, und da wir sy an
Sehr, und Halt zue schwach befunden . . .' 1655, Z.
Neben ,korn'; vgl. HAltherr 1910, 46. ,Dal sind stuck,
wie vil uf ein jede march gat oder gan sol der münz.
Sehr, ist, wie [vil] stuk, so es gestuklet wirt. Korn
oder halt ist ...' 1540, Z. ,Vier underschiedliche Ding
sindt in dem Münzwesen woll ze beobachten, nemm-
lich Korn, Schrott, Valor und Proportion ... Schrott
ist das Gwicht der Münz, wie vill Stukh eine Mark
schwehr sein solindt.' 1652, ebd. ,Schr. und Korn.'
,AlIe Geldsorten unter dem Wert von 1 Franken sind
zwar nicht unter dem Münzfuss begriffen, doch be-
stimmt die Tagsatzung ihr Sehr, und Korn.' Mem. Tig.
1820. Uneig. En Ma"" vo" altem Sehr, und Chorn,
wie nhd. verbreitet, doch nicht echt raa.; vgl. f. —
e) (Zu-)Schnitt eines Kleidungsstückes. ,[Der Mantel]
wart ir also lanc, daz er nach ir lac gespreit uf der
erde drier bände breit mit unebenem schrote.' UvZazik-
HovEN. ,Das hemde stuont gelenket nach einem fremden
schrote.' KvWürzbdrg. — f) uneig., Art und Weise
(Verfahren, Verlauf), Brauch, Norm, Stand uä. Man
verspricht sich von der Gesandtschaft, dass die Ver-
handlungen ,einen bessern Sehr, als bisher annehmen'
werden. 1632, Absch. ,Er befinde anjetzo by sich sälbs,
das er zu wyt gangen, hoch gefeit und den letzen
Sehr, gefasset.' 1645, Z Verhör. ,Wenn ein Wunden
gehawen, gestochen, gestossen, eingefallen oder ein-
gebrannt, ob dann gleicher Schroot solle getroff'en
werden', bei der Behandlung der Wunde. Gwerb 1646.
,Al3 nvöllind die verordneten Wachtherren sächen, wie
man mit denselben [im Wachtdienst Säumigen] fer-
fahren . . . werde, damit . . . ehrengedachte Wacht-
herren mit den Verbrächern ein glychen Schrodt für-
nämen.' 1662, Z. ,Zu merken, dass Gott an disem Ge-
bott braucht einen besondern Sehr.' FWyss 1670;
ähnlich 1697 (,von dem Sehr., den Gott gebraucht in
seinem Gesaz'). ,Wann man noch heutigs Tags disem
Sehr, nachfahren wurde, vfere das Land minder mit
Fluchen beschwärt.' ebd. 1670. ,Schr., modus; den
Sehr, brauchen, dem Sehr, nachfahren, hoc uti modo.'
Denzl. 1677. 1716. , Welcher Burger sich nit einfunde,
sol [busspflichtig sein]. Gleicher Sehr, aber auch
gegen den Herren grossen Räten.' 1682, Z Ratserk.
,Form und Sehr.': Die Behandlung einer Sache soll
entgegen ,der eidgenössischen F. u. Sehr, nach Baden
gezogen werden.' 1646, Absch. In bestimmten präp.
Verbindungen. Ein Mann vom rechte" Sehr. ThMü.
Das sigi no''' e" Man" g'st" vam guete", trüwe" Sehr.
ELeuthold 1913. ,Der Mann von altem Schrote.'
AvHaller. , Buben von gleichem Sehr.' UBrägger
1789. ,näch'. , Die gemein red ... nach tütschem sehr.
106
1683
Schrat(t), schreit), schrit(t), 8Clirot(t), schrut(t)
1684
gestaltet.' ^"Eg.Tschcui 1538. ,Nach dein alten sehr.,
nach dem alten brauch, prisco ex raore." Fris.; Mal.
.Weil sie [eine Meinung über das Geburtsjahr Christi]
in gemeinem Brauch ... so wollen auch wir es bei
ihrem üeblichen Brauch bewenden lassen, ob er gleich
unib ein oder zwei Jahr ... irr gehet. Also hatt nun
disem Schroot nach Kaiser Augustus im 14. Jahr unsers
Herren ... sein Laben ... geendet.' Gcler 1616. ,Den
Hr. Gsaiidten ... Bevelch zegeben, den Span zwOschent
Keiserstuel und Schwarzen Wasserstelzen nach dem
alten Sehr, hinzuleggen.' 1644, Z. ,[Die Kannen- und
Rotgiesser] sollind ... nach dem vorgeschriebnen
Sehr, nur eine Prob haben.' 1647, ebd. ,Wann nun
... Schultheiss S. abermalen nach altem Sehr, ver-
fahren.' 167.5, ScflSt. ,Die Compagnei nach dem all-
gemeinen Schroot ynrichten.' 1675, Z. ,Die Kinder-
lehre verrichtet er nach dem gewohnten Schrott mit
Bhören und Erklären des fürfallenden Sonntags.' 1693,
ebd. ,11 f'. .[Kardinal Schinner] hat oft red mit mir
von der leer und heiiger geschrift wegen ghalten, doch
alle utf den sehr., dass er den falsch erkante und im
nit gefiele.' Zwingli. .Das diss alls [die Verwandlung
des Brotes in den Leib Christi] uff den sehr, ver-
standen werde, wie die alten das verwandlen und
heiligen des brots gemeint habend.' ebd. ,ünd hab im
die sach wol gefallen; dann ni. Uolrichen und des
Andresen 1er uf ein sehr, ushin gangind.' 1525, EEgli,
Act. .Ab uno diagrammate, auff ein leist und sehr,
oder auff ein wyss.' Fris. 1541. ,Auff disen sehr, und
weiss deren da, ad istorum normam ; auff einem sehr,
oder einer weiss ausshin, uno tenore.' Fris. (schon
1541); Mal. ,Vil grimmiger Tirannen ... da jeder auff
sein besonder Schrott mich [Bünden] stürzen wyll in
Angst und Not.' 1618, Zinsli 1911. ,Das die Frucht
widerumb ... uf den alten Sehr. [Preisstand] kommen
werdend.' 164'2, Z. ,So understunde ich, die Glichhäit
der Sprachen uf äinen anderen S[ch]r. zu zäigen.'
Ekd. 1656. .Der [Seneca] redt von dieser Sache auf
folgenden Schroot: ...' JJÜLR.-Haug 1731. ,So wird
es der Pfarrer wider auf seinen Sehr, auslegen.' Nachtl.
1790. ,Üf, in einen sehr, bringen, richten' uä. , [Meine
Frau] wölt mich gern auff iren sehr, bringen.' Grübel
1560. ,[Die Propheten] die alle ire taten und sag
gemeinlich auff einerlei sehr, und zwäek richtend.'
1560, BiB. (Vorrede). ,Ferire Carmen triviale moneta
communi, gemein vers oder auff gemeinen sehr,
schmiden und machen.' Fris. .König Dietrych ... füert
sein Regierung weisslich und richtet sie gar nahe
auf den alten Schroot der vorigen Kaisern.' Guler 1616.
.[Christi] ganzes Laben, Lehr und Todt sich richtet
als auf dyssen Schrodt [die Liebe].' 1618, Zinsli 1911.
,Bei ihrer königl. Durchlaucht unsers regierenden
Herrn Nuntii in der Stadt Lucern beschwerliches Ob-
liegen auf einen solchen Sehr, und Bahn zu bringen,
dass ...' 1634, Absch. ,Es solle in der teätschen Schuel
Alles widerumb in den alten Sehr, gerichtet werden.'
SpRECHKR-Salutz 1637. .Den Brunnen gsechend wir
gern, das du den widerumb inn alten Sehr, brechtist.'
1651, Z. ,Die Stocklösi soll auff den alten Sehr., als
ein Paar Raafen 5 g [usw.], gerichtet ... werden.' 1653,
AHedsler 1854. .Man hat [durch die Reformation] das
Religionswesen in den Sehr, gericht, wie es zu den
Zeiten der sei. Apostlen gewesen.' FWyss 1653. ,[I)er
Viehhandelzoll ist] wider auf den alten Sehr. 4 ß ge-
setzet.' LE. Manifest. Die gemeinen deutschen Vogteien
sollen ,auf den Sehr.' der Vogtei Lauis eingerichtet
werden. 1669, Absch. , Auff seinen Sehr, ziehen, formare
ad suos mores.' Denzl. 1677. 1716. In der lebenden
Spr. tw. in weitergehender Verwendung. Er chunt
tvider uf 's alt Sehr., , kommt wieder auf seine alte
Weise zurück' SciiSt. (Sulger). Er ist (nid) uf ''em
rechte" Sehr., (nicht) auf dem richtigen Wege (mit
seiner Meinung, Auffassung) BHk.; ScHSt. (Sulger);
Syn. Ge-schröt. Si si" alli uf ''em gliche" Sehr., chömen
diu uf ei" Sclir. üse", sind alle gleicher Meinung, sagen
das Selbe aus BHk. Alliuil uf ''em gliche", uf si"'m
alte" Sehr, si" (hlibe"), sich nicht belehren, bekehren
lassen; auch von Zuständen, zB. Krankheiten, sich
nicht ändern, zum Bessern wenden Z. Uf ''em Sehr,
si", im Begriffe stehen (Etw. zu beginnen) BR. Öppis
im Sehr, ha", „im Plan, Entwürfe", im Schilde führen
Aa,F.'', Ke.; L, so E. und It St., Ineichen. Was ir
[aufständische Aargauer] mit enand im Sehr, händ, hed
mit ''em Fride" Nüd z'tue". SMeier. ,[Ein religions-
feindlicher Regierungsrat hat] scho" vor seh" Jöre" im
Sehr, g'ha", de" Heiland us alle" Schuelstube" iwe"-
z'g'heie". Ldegisl. 1891. Eigentümlich; 0mm di Älß
otnme", so im selbe" Sehr, inne", ,um die Zeit herum'
ApWolfh. — 2. a) = Schnöz 2e (Sp. 14'27). ,Soll ein
Sagbaum am kleinsten Ort 14 Zoll dick syn und minder
nit, item ohne die beiden Scliröt 18 Schuech lang...
und soll ein jedes Stuck oder Blütschi ohne die beiden
Schrott 7 Werchschuech lang syn.' 1608, Z. — b) ,was
von einem Heustock gerade abgeschnitten werden soll'
BR., durch einen Schnitt vom Stock abgetrennte Heu-
menge GrA., Rh., GFs., W. En Sehr. Hotv GW. Es ist
noch en Sehr. Heu, ,es ist nur so wenig Heu mehr,
dass man es auf einmal entzwei schneiden kann' GRNnf.
— C) geschnittenes, gehacktes Metall (bes. Blei) als
Ladung einer Schusswaffe Ndw (Matthys) und früher
allg., heute wohl überall wie nhd., meist als koll. Sg.
Ap; L; G; Sch; Th; Z und weiterhin; in Aa It H.;
SchR. It JMeyer vom einzelnen Korn (z. U. vom koll.
G'sehröt, G'schröt). Sehr, gtlsse", lade"; mit Sehr,
schiesse". In der ä. Spr. auch im PI. ,12 ß meister
Albrechten von schrötten zuon buchsensteinen zuo
machen.' 1529, AaB. Baumeisterrechn. ,9 ß SNagel von
250 Schrott in die büchsenstein.' 1531, ebd. , Allerlei
kugeln zuo den stnckh[en], 2 zentner plei, ysen un-
gefähr 1 Zentner in schrötten.' 1567, AARh. Zeugliaus-
inv. ,2 Feldtstücklin, 6 Schue lang, schiessen l\'» L.
Eisen, können zum Schrott gebraucht werden.' 1634,
Bs Zeughausinv.; vgl. Sehröt-Stuck. .Schrot zum
Schiessen, plumbaria glarea.' Denzl. 1666/1716. ,Aller-
handt BixenbulÖer, Blei, Schrot [usw.].' 1697, AaMcII.
StR. — d) grob gemahlenes Getreide B, so Aarw.(Bärnd.
1925, 331/'2); Ndw (Matthys) und wohl weiterhin; doch
kaum volkst. Vgl. Haber-Schr. .Es kommen [beim
Schroten der Getreidekörner] niclit weniger als sechs
Stufen der Gräbt und Fini heraus: ein erster bis
sechster Sehr.' Bärnd. 1925. — e) grober Kies; s. Oe-
redel (Bd VI 585). — 3. Abschnitt, a) (nach Vermögen
und Verwaltung selbständige) Abteilung, „Bezirk"
einer Pfarr-, Bürgergeineinde F (auch St.'), so Ga.
(Lutz 18-27), J., Ss.; Syn. Bürt (Bd IV 1635). „Die
Pfarrey Düdingen [wird] in 4 Schrote, die Pfarrey
Rüti in 4 Schrote, die Pfarrey Bösingen in 2 Schrate
eingeteilt." St.' .Eine Abteilung oder sogenannter
Sehr, [der Pfarre FPlaff.].' Lutz 1828; vgl. ebd. 1827,
26 (FPlaff. zerfällt ,in 4 Schrote'). 536 (FUeberstorf
1685
Schrat(t), schrct(t), sohrit(t), 8Chrot(t), schrut(t)
1686
,wird in den untern unii obern Sehr, eingeteilt'); 1835,
35 (FBärfischen .teilt sicli in 2 Schrote ab'). 75 (FBös.
,wird in den Ober- und Unterschr. abgeteilt'). 317
(FRechtiialten .bestellt in den 3 Abteilungen Dorf,
untere ... und obere [!] Sehr.'). ,üer Lehrer der Schule
desOberschroots [in FRechtiialten].' Schweizerb. 1819.
S. noch IJd VlI 979M. (1664, F; vorher ,des Niiwen-
stattsclirots'). — b) Strophe GrAv. (B.), Wer singend
vor der Bredig den erste" un'' zweite", nach der Bredig
den leiste" Sehr. — 4. Holzschlag SciiwE. (auch It
Ochsner); Syn. Hattw lb^(Bdlll80l). [Die Holzfäller]
sind nidsi''' dnr''' ''e" Sehr, appe" i" d's Tobel appe".
LiENERT 1891. 's Heiwtli ... suecht Beri ... (Zm)'* all
Schröit. ebd. 1913. E" rücke' Sehr., ivo überei" roll
Beri ist. ebd. 1906. — .5. unflätiges Wort GRRh. Säg
en Sehr.! Das ist iciderum en Sehr.! Due hed-er e"
Sehr, g'cholt [.geholt'], das'-u'er schier versprützt sind
vor Lache".
Ahd. (Notker) scrol, nihd. achrot ni. in Bed. 1 und 2; Tgl.
Gr. WB. IX 1773/80. 1794 (.Schrötlein'); Martiii-Lieuh. II
519/20; Fischer V 1149/50, zu 1 f auch Wander IV 346, zur
Bed.-Entw. übh. bes..SVA;a(((Sp.l351/5), .SV*iu(2(Sp.l404/12).
Bed. I f gebt wolil in der Hauptsache vou 1 d, zT. auch von 1 e
aus. Schrot n. in Bod. 2 c ist wohl im Allg. jünger als das ver-
breitetere G'nchrol, O'schrSt (s. d.) und schriftsprach). Einflusses
verdächtig. Zur Bed. 4 vgl. kä.rut.-wind.iS'cArö«, Waldteil (Beitr.
28,74). AufeineBed. Winkel, Ecke (vgl. ffe-«fi(ö( 3, A'(•^rö(e:^i)
weist der Beleg: ,Man muss im Setzen der Bäume, so an eine Mau r
kommen, allemal sie vorwertseiu Schuh uuden vou der Mauren
Schrot setze», dassderBauiu und die Zweige obenan der Mauren
stehen.' EKöiiig 1706, 253; doch kommt auch Zugehörigkeit zu
Schroten I In Frage. Unklar ist die verstümmelte Stelle: , Junge
Schwine ... niesten nicht wohl, dan sei wachsen nur ins Fl[e]isch,
wenig Fett und zum Schrot-Hauen brauchen kan [!].' Arziieib.
1822. In Namen. Kaum bodenständig ist, Schroth', FN. eines
Schneiders SchSt. (Sulger) ; vgl. Förstemann '11309/10; ASocin
1903, 46. 163. ,Schiotberger.' XVII./XVIII., BsStdt (Leu,
Lex.). ONN. (zu Bed. 3a und 4). ,Schrot' SchwOIb., Vorder-
tal. , Unterm Schrot, ein Hof in der Pfarr [F]Heiteuried und
ein Hof iu der Pfarr [F]Rechthalden.' Leu, Lex. Als 2. Glied
in Zsseu. ,Ober-, Holz-, Bach-, Boden-, Schrick-' FSs. .Ober-,
Unter-' LE.; SchwUIb. ,Krumm-fluh-, Duli-' Schwinnertal.
,Gäch-' SchwAlptal. ÄVinefi- SchwE. Als 1. Glied. ,Schrot-
Eggeu' BGr. (Im Sehr.). .-Weid' aSchw., ,-Wald' SchwOIb.
,-Wang' BInn. Schrot f., .ausgemeisselte Vertiefung im Stein
zum Sprengen' im Patois von BCharmoille (ETappolet 1917,
167) Scheintaus dem Eis. zu stammen; vgl. Schrot 2 bei Martin-
Lienh., doch auch schrötm /aß (Sp. 1690 o.);
Ader-: Verwundung einer Sehne. 1449, Bs Rq.
(.adersclirote'); s. sorglich (Bd VlI 13'21); kurz vorher
gleichbed. ,aderen zerschroten'. — Vgl. B'in-Schr., zum
I unechten e Weiuhold 1863, 23 f.
I Vier- m.: vierschrötiger Mensch nach Körperbau
I und Sitten Z (MUsteri); Syn. V.-Schröter. ,üa möcht
I ich schon lieber fünfzig Körbe schweren Mist auf den
I Winterberg hinauftragen, als unter das hochnäsige
I Stadtvolk gehen, ein V. wie ich.' EZahn. — Rückbildung
iaos vier-achröti iy) ; s. dd.
,Vor-: Vorbild, norma oratoris.' Fris. 1541. Vgl.
vor-schröten.
I Reh-fuess-: schräg geschnittenes Ende eines
f (Fruchtbaum-)Stämrachens (Gärtnerspr.); vgl. Gr. WB.
! VUI 558 (,Kehfuss'). ,1m Pfropfen muss man ... den
I Stamm wie ein Rehfußichrot schneiden.' EKönio 1706.
Gold-: „Feuerschröter, Lucanus cervusGR; Sc» "St.
(Sulger). Syn. G.-Schröter, Schröter, SchrÖtel; Weiteres
unter Horn-Chäfer(Bd III 161). — Eine Bildung wie Wald-
Scirt((Sp.l674). Vgl.auchGr.WB. IX 1780 (unter .Schrot' 8h).
Haber-: wie nhd. Haferschrot. FAnd. 1893. — Vgl.
Sanders II 1016a.
Bueben-: zu Schrot Ic, von der ersten Bearbeitung
des Lehms durch Lehrjungen. 1495, BRM.; s. Sp. 1681.
Bein-: bis auf den Knochen gehende Verwundung;
vgl. Äder-Schröt. ,NN. sagent beid, dass si nicht
anders verstan und bekennen kunnen, nach dem und
si Hansen siner wunden besechen und mit einem wund-
isen erfarn band, won dass die selb wund mit einem
messer gehouwen sye und dass die wund b. ist.' 1415,
Z RB. Die Busse für ,b.' und ,läme' beträgt 10 Pfd.
AsUschgen Offn. 1559. .Ware es Sach, das ihm [dem
Verwundeten] ein Bein entzwei gehauen were, so tue
Schwarzwurz, das heisset Beinwulle, zne derselben
[Waffe], das heilet Beinschröt.' Arzneib. XVII./XVllI.;
vgl. ,Wäfen salben' Bd VII 809 u. — Spätmhd. hcinschröt;
vgl. Gr. WB. I 1388 (,Beinschröte', ,Beiaschrötlein'); Schm." I
244. II 614 ; Schöpf 650; MHöfler 1899, 604; Fischer I 805/6,
ferner hein-nchrötin, -schrotig.
Schlag-: entspr. Schrot 2 e, zur Füllung eines
Explosivgeschosses; vgl. Sc/ita^ 9a (Sp. 192). ,Zu den
Formen, Modlen, Zangen, Giesslöflen, Schi., Blei,
Eisen [usw.].' Kriegsb. 1644. 1667. — Treber-:
.geschrotete' Treber; vgl. sehrötenlb^ (Sp. 1690). ,Gib
ilinen [den zu mästenden Schafen] Tr. und Haber und
Klejen darunter.' Arzneib. 1822.
G'-schrüt, -seh rät I n.: 1. (G'scliröt) = Schrot 1 f.
a) en Ma"" vom rechte" G. ThMü. — b) uf •'em glichen
G. si", die gleichen Gedanken, Absichten haben, ebd.
Uf ''em letze" G. st", auf der falschen Fährte sein, mit
einerVermutung,eineni VerdachtTHHw.— ^.a.)G'schröt
Aä It H. (neben koll. G'schröt); Bs (Seiler): FSs. (neben
G'schrö'J): SchR.; SThierst.; Ndw, sonst G'schröt (hiyi .
-e-), Dini. G'schrötli, meist koll., = Schrot 2c, gehacktes
Blei. Eisen L (Ineichen); GSa., sonst „vorzüglich die
kleinen Bleikörner zum Schiessen des Gewildes" Aa;
ApK.; Bs; B; F; Gl; Gr; L; G; S; Uw; W; Z; „allg."
Mi" cha"" däiche", was Das [die Ausbesserung eines
Gewebes] für-nen Ufgäb iscli g'si" für in; ringer kält-
er e" Zwilchsack voll G. vom Boden üfg'lese". SGfellek
1919. Wenn's-der numme" 's ganz G. tat i"'s G'sicht
spränge"! bei einem Schuss. .IReinh. 1907. Wie-n-e"
Schrötschiitz si"-si derdür'''ab cho" und d'Würkung
isch 0"''' di glichi g'si", wie wenn-me" mit G. uf-ne"
Schwärm Spatze" schiesst. RvTavel 1910. Ein Stuck
Wild het vil G. im Lib ApK. S. noch pfiUzen (Bd V
1210). Grefes G.,uneig.; vgl. Bd VIII 1744 0. DerWolf-
vik chunnt-em z'Hülf, aber mit grobem G. JReinh. 1907.
Si het denn kei"s Blatt vor 's Mül g'no" und het mit
gröberm G. a"foh" üfrücke". ebd. 1905. Denn aber isch-
es lösg'gange" . . . z'erst zvie mit chline" Eüetline", denn
immer gröbers und gröbers G., bei der Verspottung
eines Muttersöhnchens durch die andern Knaben, ebd.
PI. Der Jeger . . . schiesst dem Wolf d'G'schret in's
G'sicht GRÜbS. .Vier G'schrötli im Arm', von einem
Schuss. AfV. (BLenk). ,13 M h. ASchlosser von 40
gschrötten zuo büchsensteinen zuo machen.' 1529, AaB.
Baumeisterrechn. ,Da gange er ... und der Z. ... zu
besagtem Wallisellen mit einanderen mit Füssinen;
der Z. zerschlage ein bleyine Kugel und zerhauwe
sie in klein Geschrött.' 1714, ZKyb. Das eiserne ,Ge-
schröt' wird in beider Stände [B und F] Mediat- und
Immediatländer einzubringen und zu gebrauchen ver-
boten. 1733, Absch. Zssen. Nach dem Kaliber unter-
scheidet man Vogel- (B; W), Hase"- (B; S), Fux- (W)
1687
Schrat(t), sclnet(t), sclirit(t), schrot(t), schrut(t)
1688
Cr.; vgl. Gr. WB. IX 1776 (.Schrot 4). Das Spatze'g.,
sclierzh. von kleinen Vogelkirschen. JBürki 1916. ,Für
ein Pfd Hasengeschröt . . . Für ein Pfd rund Geschröt.'
Bs TOrdn. 1646. — b) Briichstück(e) von Edelmetall;
Syu. Schroten 2. ,Es sol ouch nieiuan kein geschrött,
gebrochen silbergeschir, kilchenschätz ... oder Anders,
das argkwäuig ist, noch einich argkwenig münz, silber
oder gold kouffen.' 1493, Z StB. (,Ordnung, so die gold-
schinid zuo halten sweren sollen'); s. noch Bd V 620u.
,Etlich gschröt und ein zuosammen trucktpaten.' 1493,
Z RM. — 3. Ecke, Winkel (eines Zimmers); Syn.
Schroten. ,N. ... neme sy gewaltenklich, füerte sy
hinder den tisch inn winkel ins gschrött, leite iren die
ein band under iren rucken ...' 1529, Z Ehegericht. —
In Bed. 2a auch bei Martiu-Lienh. II 520 (G'schröt); Fischer
III 49" tO'Hchrot).
Schrote» I, bei Fris. in Bed. 4 .Schroten' I — f.,
in GrA. in Bed. 3, in BBe., Br., Ha. (neben f.), „0."
(auch ItSt.''), Si.; FJ. (selten, meist f.); GaObS. (neben
f.); „Uw" (auch ItSt."", neben f.) in Bed. 4 m., PI. Sc/irö«;
B tw., so Ha. (s. Güster- Sehr.), sonst unver., Dim.
Schrötli (bzw. -e-). in GrAv. Sehrötli, in WVt. Schrötji:
1. Werkzeug zum Schroten, a) zum Abstechen, Zer-
kleinern, a) = Heuw-, Meiss-, Schröt-Isen (Bd I 539.
542. 545), „eisernes Werkzeug, womit man das Stapel-
heu absticht oder abstösst" B, so Be., Br., Hk., Ha.,
Si. und It Zyro; GrL. (Tsch.); GSev.; S (JReinh.);
, W" ; Syn. auch Heute-, Schrot- Messer {Bd IV 461. 464);
Hettw-Sagen (Bd VII 428). Der Thedor het ... d'Schr.
g'iW und a'foh" Heu" abmache". JReinh. 1907. —
ß) gestielte Schaufel zum Abstechen der Blackte" (vgl.
Sp. 1691 0.) GrA., Luz.; Syn. Mass-Schr. — ■() messer-
artiges Werkzeug mit geradliniger Schneide und langem
Stiel zum Zerkleinern des einzumachenden C/m6i«GRA.,
L. (Tsch.); Syn. Chabis-Schr. — b) zum Abschneiden
des Eisens dienendes stemmeisenartiges Messer mit
scharfer Kante, das in ein Loch im Amboss gesteckt
wird FJ.; Syn. Ab-schr. — 2. Bruchstück von Edel-
metall; Syn. Ge-schröt 2 b. ,Wie ein goldschmid die
otilen oder schroten und abschabeten in das schossfiil
oder schübtrucken samblet und dorauss in die silber-
buchs süberet.' LLav. 1582. — 3. (m.) = Schrot 4, ab-
geholztes Waldstück GrA. (CSchroter 1895, 217). —
4. (durch den Schnitt zweier Flächen oder Linien sich
ergebender) Winkel, Ecke. ,Cunei, winkel, schrötten.'
Fris.; s. auch Chlimsen (Bd III 649; schon 1541).
a) „Winkel, Ecke eines Zimmers" (Stube) oder sonst
eines Raumes BBe., Br., Ha., „0." (auch It St.*"); Gr
Av. (meist Dim.), ObS. (bes. in der Küche), V.; Schw;
Uw (oft Dim.), auch It St. und St.'', in Alpn. ,Ecke
für den Kehricht'; U; W, so G., Vt., das Dim. spez. von
dem durch die Wand und das Zitstübli gebildeten
Winkel neben der Stubentür, wo früher meistens der
Stubenbesen seinen Platz hatte GRNuf. (Trepp). Syn.
Ge-schröt 3 ; vgl. auch Schr.-Gänterli (üiiw). Der Stät
brüchti nit, chennt-er nur besser hüsw, de" Bure" alli
Schrote" ussa z'müsu" W (Narrenspruch im Bauern-
spiel). M^er sind dii im Himmel, Jcrat wie uf der Welt,
aw'' in der hinderste" Sehr, under'brächt. J Jörger 1915.
,In der Sehr, hinter dem schweren Auszugtisch stotzte
fuilärtig der Gässilänz, ein mittelgrosser, bockbärtiger
Mann.' übw Blätter 1899; vgl. Tisch- Sehr. ,Mimeli
machte blos noch so lieblöseli''' den Huis-Cher ... in
allen Schrote" hiengen Sinnnhoppe".' ebd. 1900. [Die
unhaushältorische Frau] isst hinderruggs i'-me"
Schrötli. WiLDMANNLisPRUCH 1840. Dert i" der Sehr,
städ es Bett. Ndw Kai. 1904 (UwE.). ,In der Schrötten
ein Heillandt und zwe aussgezogne Deisch und ein
Bladtenstellen.' 1821, ÜSeel. (Inv. des Hauses an der
Treib). D'Hudle" rierd-men eppen in e" Sehr, ine:"
s'säme" Nuw (Matthys). Tiend ier mier wider d'sSpeizi-
druckli i" d'Schr.! Obw. 's tvird eppen in-ere" Sehr,
si", von einer Sache, die man vergeblich sucht Obw
Sachs. Etw. in d'Schr. stelle" BHa.; GRRh.. V.; üw;
U. Stell der Besme" in d'Schr.! GrV. .Kaum hatten
die Soldaten nach dem Sonderbundskrieg die Gewehre
in die Sehr, gestellt und ein wenig abgerieben, so ist
die Tagsatzung in Bern schon wieder zusammen-
gegangen [und machte eine neiie Bundesverfassung].'
Ndw Kai. 1886. Mit Akk. P.; Er hed der Biieb in
d'Schr. g'stellt, zur Strafe GrV. Ahnlich: Gang nur e"-
chli" i"'s Schretli! zu einem unartigen Kinde ÜBwSachs.
Im Kinderspiel. Juckuif i" alli Schretli (mache") Ndw;
s. jucken Bd III 39 (wo Schretli statt Schröti zu lesen).
Dazu: tue" w'e j. i" a. Sehr. ebd. (EOdermatt 1903);
auch : Si sind j. i" a. Sehr. ebd. (Matthys). Ähnlich
Schroten Stelen: Die Kinder stellen sich je eines in einen
Winkel der Stube, ein überschüssiges in die Mitte
der Stube; dieses fordert nun die andern auf, ihm eine
Nadel suchen zu helfen und trachtet dann einen der
leeren Winkel zu besetzen BHa. (FStaub). S. auch
schröt-laufen (Bd III 1140). — b) spez., Abteilung des
Stadels W, so Baltschieder, Ergisch, Lö.,Rar.;s. JHunz.
1900, 223. 232. Die Scheunen und Stadel sind im Innern
durch senkrechte Stangen in Fächer eingeteilt, die
bald kleiner, bald grösser sind; jedes Fach (Sehr.) bat
einen andern Eigentümer. FGStebler 1915. — c) im
Freien. , Winkel auf Landgütern' Ndw (Matthys), ,enge,
einsame, schattige Stelle' GrV. Statt z'arbeite" ...
ist-er in de" Winkle" und Schrote" g'hocket. JJörgkb
1920. S. noch schlass (Sp. 664 M.). Auch: enger, zumal
überbrückter Durchgang GrV. Schi sind krat dar"*
d'Schr. dür''' cho". Wa-er-si''' nu" vo" tvitem enerC
Meigge" 'zeicht hed, ist die vor-em abg'schwe"cht diir'*
es Gasselti üf, dür''' e" Sehr, diir"'', in e" Hüsgang
i" oder diir''' e" Stege* üf. JJörger 1913/4. Felsnische
GrAv., D., übS. (B.). Das Nest des Steinadlers ist
innere" Sehr. GRObS. Kleine Bucht U; vgl. die Anm.
,[Ein Weg verläuft] von Fönen lücken in der schrötten,
da ein gaden gstanden, in Heini Richmuots lücken.'
1528, Schw LB. ,In der Schrötten in der Lützelow
oberhalb Weggis.' RCts. (Br.). .Was für eine grosse
Anzahl ... Gewächsen an diser Schroten umb das Bad
[LW.] herumb und an einem kleinen Bezirk im Auf-
steigen des Bergs Riga gefunden werden.' JLCys. 1661.
Vgl. Gr.WB. I.\ ITSl (m. f.); Martiu-Lieuh. II 520 (f.,
= Lade, Schachtel); Fischer V 1150 (f., in Bed. 1 b), ferner
Schöpf 649 {.Stkroai f.). Unklar ibt , Schroten' bei Fris. (uater
Bed. 4): eine alte /-Bildung ist nnwahrsch. und ein ura-
gelautetes Vb srhmlen (neben schroten), von dem die Form be-
einflusst sein konnte, bei uns (im Gegs. zum Bair.-cesterr., auch
Schwab.) nicht nachzuweisen; vgl. aber auch Schrot- (neben
Schrot-) Ise" (Bd I 545 ; ,schröt-' auch bei Fris., bei Mal. neben
.Schrot'-). Auf eine Bed, .abgeschnittenes Stück' weist ent-
lehntes rät. »cru((Oa f.. Fleck, Abfalle usw. von Tuch, Lcder,
Land ; vgl. dazu unser Skrotn. In ONN. ,Schrote(u)' BBuclih. ;
GrA. (,im Schroten'. Graslos im Garschinawald; zu Bed. 3), V.
(f., Haus; dazu die Beinamen Schr.-Hanneg, -Michel, -Tresi); L
Rüthenb. (Hof; auch bei Leu, Lex.); Schwingenb. (Stelle, wo
der See mit dem Urniiberg einen Winkel bildet; vo" der Sehr,
u/e"); NdwEnnetm., Wolfensch.; ObwGiswil, Grafenort, S«.!
UBiirgleu;W£jhulz. , Wolfs-Schrote' ObwK.(AKüchler 1886).
1689
Schrat(t), schret(t), schrit(t), 8Chrot(t), schrut(t)
1690
,Schroten-Egg' LE., Scmp. ,-Gass' USpir, ,-Rain' AaSisselen.
,-Töbeli' GrGuscha. ,Schröteli' BEggiwil. .Schroten' GMiirg.
Ab-: = Schroten Ib Z. — Abi. zu ab-Hchroun; vgl.
Gr.WB. I 110.
Ofe"-: Ofenwinkel. , Karlini ... schlich ... zur 0.
hinüber; dort schlief der Tschaggamo, ein Italiener-
handlanger.' ÜBW Blätter 1899. Insbes. = O.-Schlopf a
(Sp. 63ü) WFürgangen (JHunz. 1910,42). — Augen
AHge'-SchretU: Augenwinkel Ndw (Matthys).
A°-: Ende des Tuches, das nicht vom nämlichen
Zettel ist wie das eigentliche Tuch GRNuf. — Abi. zu
an-fichröten\ vgl. Gr. WB. I 450.
Äsche"-: Aschenbehälter neben dem Herde W
Simpeln. — GxxssX-SchretU: Winkel für den Kehricht
ÜSil. — Güster-: = dem Vor. BHa. Oisterschröti
seltt's in-em rechten HAs nid gen, d's Gister gherd uf
d'Misterren. — Herr-gotts-: Stubenecke, in der sich
das Kruzifix befindet ÜBw; U (auch Dini.). ,Er
j nahm das Kruzifix aus der H.' AfV. (U). ,Er ... stellte
sich stotzH'ge" in die H-en und fieng an zu lesen.' Obw
i Volksfr. 1891. ,Die vorerwähnten Personen sassen ...
im sog. H.-schrötli, wo das Bild des Gekreuzigten hieng.'
U Whl. 1908. — Holz-: zur Holzaufbewahrung
dienende Ecke in der Küche WSirapeln, Ulr.; s. JHunz.
1 1913, 2'2r..
I H e u " - : = Schroten /iaaAA(Rochh.);Bs( Seiler );B,
j so Be., Gr., G., Hk., S. und It Naturw. Anzeiger 1819;
F, so J.; GsHald., He., lg., L., Pr., UVaz, Valz.; GFs,
lO.; S; Sya. H.-Schröter. .Unter strenger Sorge für
I Stock und Duft wird ... heute mit der H., wurde früher
mit dem Heurü'pfer oder Heuhägge" eine Tagesration
um die andere ins Tenn hinuntergeschafft.' Bärnd. 1911;
, s. auch ebd. 1908, 290 und vgl. Most-Schr. Ein weiterer
JBeleg Bd IV 1118u. — Auch bei Fischer III 156-2.
Chabis-: = Schroten Ila^ GRÜhw., Grüsch, oHe.,
hPr., UVaz (Tsch.). — Cholb-: Schmollwinkel BHa.
Brüchst-si''' jitz nid in d'Ch. z' stellen l — C h r ü t- : entspr.
Schroten IIa. zum Zerkleinern des Einmachmangolds
GRFan.,He.(Tsch.). — Mül-:MundwinkelUSch.£Ms<i
[Bläschen] i" de" M-e" ha". — Mass-: = Schroten Ila^
GrA. (Tsch.). — - Most-: entspr. Scftrötoi/ia, zum Ab-
stechen des Presskuchens beim Weinpi^essen BTwann;
Syn, Trüben- Sehr . Den Dienst versieht gew. eine Heu'"-
]Schr.; s. Bärnd. 1922, 392/3. — Bächt-, Bdcht- Gr
übS., Pacht- GRÜbS., V. (-Schrötli): = Güster-Schr. —
Tisch-: Stubenecke, in der der Tisch steht GkV.
,In der T. hängt das Kruzifix, vergesellschaftet mit
dem geweihten Palmzweig vom Palmsonntag und einer
Iderben, von keinerlei Kunstverständniss zeugenden
IRute.' JJöRr.ER 1913. Das Mal hed due d'Muetter us
der T. a''he' hinder ''em Herrgott füre" d'Buete" g'nu".
ebd. 1912. D's Chatzi . . . wa schier de" ganze" Tag in
der T. g'lege" ist. ebd. 1918. Due ist d's Marieli in
\ä'T. hindert" g'rücht, a's für'Hi's-si''' vor dem Michel.
'ebd. — Trüben-: = Most-Schr. 1828, BTwann (Bärnd.
!l92'2). — G'^-wand-, auch Dim.: Ecke (zB. im Stijili,
idem Schlafzimmer), in der die Kleider aufgehängt werden
lUSch. — Ziger-: kurzstielige Eisenschaufel zum Ab-
IStechen des Ziegers vom Ziegerstock, bes. auf Alpen
gebraucht, um den Bauern am Ende der Alpzeit ihren
Ziegeranteil zuzumessen; gelegentlich wird dazu auch
eine Heu"- Schrote" (s. d.) verwendet GO.
schrote" 1 (in W tw. -M"), 3. Sg. Praes. -et, Priet.
, schriet' (ä. Spr., j ünger , schrotete'), Kond. schröteti GlK.
j(Wint.), Vtc. g'schröte" Bs (Seiler); B, so Aarw., E.,
Gr., S. und It Zyro (s. ver-schr.); FJ.; Gr, so A., D.,
Valz.; LE., g'schrötet BBe. (s. aben-schr.), E., Ha.,
Rohrb.; FJ. (jünger), Ss.; GlK. (Wint.); GrHc., ObS.,
Ths; L; ScnSchl.; Obw (s. ze-sämen-schr.). schrötne"
(in Bed. Iba; s. auch ver-, ze-sämen-schr.) SchwE.
(Lienert): 1. mit einem scharfen Werkzeug (grob)
hauen, sclineiden; doch zU. von hamcen (Bd II 1804)
und Schulden (Sp. 1080) meist nur in mehr oder weniger
spezialisierten, bes. auch techn. Verwendungen. ,Schr.,
scindere (mutilare, curtare, truncare).' Fris.; Mal.;
s. noch Sp. lOSOu. a) einbauen, -schneiden, a) mit der
Axt in einen (Tannen-, Buchen-) Stamm hauen Schw;
Ndw (It Matthys Baumstämme , klaffen'; s. chlaffen 4b
Bd III 628), in eine zu fällende Tanne eine Kerbe
einhauen, um die Richtung des Falles zu bestimmen
GrL. Bei den Zimmerleuten, ein Loch in einen Balken
einstemmen ApK. — ß) in der Steingrube, durch eine
eingehauene, melir oder weniger tiefe Rinne den Bruch
des Steines für das Brechen oder Sprengen vorzeichnen
Aa, so F., Fri.; ApK.; Bs; Syn. vor-schr. Nach einzelnen
Angaben auch: einen Steinklotz, Quader trennen,
spalten B; SNA. — b) abhauen, -schneiden; vgl. ab-
schr. ,Wan si ... mit scharfen swerten schrieten uz
helmen starke nieten.' Reinfr. ,A. snider d[icit], dass
er ab Eisin Salzman zwilchen vor geschroten hatt.'
1395, ZRB. ; vgl. e. ,Der graf von Remund ... huob
sich bald von dannen, ein fändli man im schriet, und
vierhundert mannen die blibend da im ried.' HVioL
(Murtner Schlacht), a) Baumstämme, Wurzeln mit
groben, schweren Äxten abhauen Z, beim Fällen eines
Baumes das von diesem ausgehende, mehr oder weniger
siclitbare Wurzelwerk abhauen, auch übh. Bäume
fällen ScHwE. (Lienert), Holz hauen GrL., Bäume,
vorzüglich mit der Säge, fällen GrD. (B.). Mer . . .
sehimnge"d d'Achsli, hawcd, schrötne"d, reistefd . . .
Lienert 1906 (D'SchröiterJ. ,Personenrequisitionen
zum Holzschroten für die Truppen.' HBossh. 1810.
,Holz sehr.' 1.552, B Turmb. .[N. hat] im Wald ge-
schrotten.' 1650, Z. .Einem Köhler, bei dem ich manche
liebe Stund zubrachte, wenn er Holz schrotete.'
UBRA(;(iER 1778. S. noch Bd VII 432u. (1472, Z RB.).
— ß) Heu sehr., „das festliegende Stapelheu mit dein
Schroteisen zum Verfüttern abstechen" AA,soSuhrent. ;
Ap; Bs; B (allg.); P; Gl, so Engl und It St.; Gr (allg.,
auch It St.); L; GSa., Sev.; SchwMuo.; S; Th; Uw; U;
W, so G. und It St.; SyD. meissen (Bd IV 465). /'*
icill HO'''-nes Hämpfeli Heu"' go" sehr. JReinh. 1901;
dafür vorher Heu"' abe'mache". ,Wie's seige mit dem
Heu, gob er acht g'nueg abengeraacht heig oder gob
er acht noch ein Sätzli manglete z'schr.' JBürki (B).
S. noch in-grechen (Bd II 702). Du hest z'vil g'schröte",
so dass der Schrot statt senkrecht schief in den Heu-
stock hineingeht, zB. beim Heukauf, aus Eigennutz
GkA., Valz. (Tsch.); vgl. under-, ver-schr. ,Ist ein Hen-
stock dem Strich nach schräg fortgeschroteu, so soll
er gerade gemessen werden und wegen vorkommenden
schiefen Richtungen, die sich sowohl durch das Heu-
schroten als aber auch durch die ein- und auswärts
sich neigenden Wände ergeben, soll jeder Heumesser
pflichtig sein, ein Senkblei mitzunehmen.' ApA. Verf.
1854 (,lnstruktion für die Heumesser'). S. auch Heuw-
Schröter. Ein Loch wird in den Stock .geschrotet',
wenn das Emd gärt und sich zu entzünden droht B(Zyro) ;
vgl. aa (zu Ende). Abs. Der Sepjil het grad uf der Büni
obe" g'schrötet. Loosli 1910. ,Er habe noch einen 8 Meter
1691
Schrat(t), schret(t), schrit(t), schrot(t), schrat(t)
lt)9'2
hohen Futterstock, aber er schrote mit dem Gertel',
sagt Einer bei einer Heunot. B Volksztg 1907. Bildl.
CMid Ei"m) z'Bode(n) sehr., sicli gründlich mit Juid
auseinandersetzen, ihm tüchtig den Standpunkt klar
machen BGr., Ha. Es sind da es par ti'richtig Bünhen
in der Schüol g'sln; die Änderen hein düo Starz g'nun
an-nen ; aber wa-n-i''' düo s' Boden g'schröted han, si" s'
z'letst tvorden vrie loibi Schäfleni BHa. D's Mass sehr.
ür; vgl. Mass- Schroten. Das gepresste, in einem in
den Boden gegrabenen Fass oder Stande aufbewahrte
Mass wird g'schröte", wenn es zur Verwendung als
Schweinefutter kommt. Draseh sehr. Bs; vgl. Treber-
Schrot. Den Presskuchen sehr. BTwann; s. Herne-
Schroten. — y) Mist, Erde udgl. wegstechen Ndw
(Matthys). ,Die uralte StFelix- und Regula-Stiftskirche
[lag] ausser der Stadt auf einem Bühel, den man erst
sehr, musste, damit man eine Strasse neben dem
Limmatstad hinführen könne.' SVüg. 1829. ,Die fluo
ze schrotenne', beim Ausbau eines Weges. 1378, B
StRechn. — 8) die Rinde an gefällten Bäumen ab-
schälen ZW. — £) einen Acker nur ganz leicht pflügen
SNA.; Syn. schellen II Ib (Bd VIII 550); vgl. auch
schrepfen 3c {S]>.lGbb). — c) zerhauen, -schneiden,
zerkleinern Gr; TB.; UUrs. ,Öpfel schrott ouch also
[s. den Anfang unter Gräuben Bd 11686] und rösts in
dem schmalz.' Kochb. XV. ,Ein grosser wallfisch, so
die einwoner der insel Pare . . . mit achseu und
bielen zuo stucke schrottend und under sich selber
teilend.' Pischb. 1563. S. noch Bd VI 817 u. a) „Bäume
mit der Axt (anstatt mit der Säge) in kurze Blöcke
zerteilen B", Holz mit der Axt (quer zur Faser) zer-
teilen Gl, so Engl; Gr, so L.; GW.; Schw; Ndw (D.),
Baumstämme (mit einer Schrot- Sagen; s. Bd VII 430)
zersägen GRThs; GSa. — ß) Münzen ,schr.'; vgl.
Schrot Id (Sp. 1681). ,Die von Kyburg, die grefin
von Nüwenburg [usw.] söllent tuon zuo der mark viere
lot spise und sullent sehr. ufF viere lot ein phunt und
fünfe Schillinge [usw.].' 1377, Münzvertrag (Absch. I
57; öfter); ähnlich 1387, ebd. I 3'21; s. auch Seijer
(Bd VII 603o.). ,Und süllent derselben angsterpfenning
fünf und vierzig uff ein lot gan und geschrotten werden.'
1425, ebd. (danach bei Vad. I 155); s. auch Bd VIII
512 M. ,Er [der Münzmeister] soll allwegen die heller
in mass schrotten, das inen am sieden nit so vil ab-
gange, dadurch sy zuo liecht werden.' 1481, L RB. —
Y) ,herd sehr.', den Lehm mit der Haue bearbeiten,
bei der Ziegelbereitung; vgl. Schrot le (Sp. 1681).
,Des ersten söllent die ziegler den herd zum tach-
werk zuo Buoch nemen und besunder in der gruoben
4 malen mit der howen sehr, und darnach den
selben herd uff einen berbank legen und den mit dem
berysen werken ... Item die ziegler söllent 2 fuoder
herd von Buoch und ein fuoder herd usser dem ßrem-
garten nemen ... und den selben herd under ein andren
tuon und mit der howen sehr., ouch vier mal,
und dannenthin uff den berbank legen.' vor 1495, B
(,Der ziegler Ordnung'); dafür 1605: ,[Die Ziegler-
meister schwören] mit dem Ziegelherdt süberlich umb-
zeghan undt den bis zum anderen und dritten mal ze
sehr, und reinigen.' -— 5) von Futterfrüchten, Runkel-
rüben usw., auch Chabis (vgl. Ch.-Schröten) Gr. —
E) Getreide grob mahlen Aa; Bs; B; ScH und sonst,
doch kaum volkst.; dafür brechen (BdV316u.). Vgl.
Schrot 2d. Mer händ de' liogge" sehr, lü" SchR. De"
Haber i" der Schrötmüli sehr. SchScIiI. Die Vorgänge bei
der Verarbeitung des Getreides zu Mehl sind putze',
netze", sehr., löse", male". BArkd. 192b. ,Der Boden [im Th]
ist ... dem Anbau des Roggens nicht günstig, geeigneter
aber für den des Hafers, der roh und geschroten aus-
geführt wird.' Lbtz 1827. ,Gerwen, rellen, schelen,
sehr., decorticare, cernere, far deglubere, pinsere,
discernere far.' Red. 1662. — Q mit den Zähnen zer-
malmen, zerbeissen. .Christi lyb mit zänen sehr.', mit
Bez. auf den Transsubstantiationsglauben. Eckst. 1525
(Klag). — d) be-, zuhauen, -schneiden, a) Baum-
stämme, Balken (zu ungefährer geometrischer Porm)
behauen ThMü., Holz zuhauen GrL.; vgl. Sehröt-Achs,
grosses Beil des Zimmermanns, womit er das Holz
gröblich behaut Aa (H.). — ß) die Hufe, Klauen der
Pferde, Rinder beschneiden B; S. Mit ''ein Chlauenise'
d'Chlaue" sehr. JBürki. Wenn-er [ein Schmied und
Hexenmeister] es Ross g'ha" het z'b'schloh" und 's will
nit ganz fromm kuiiterbiere", so haut-er-im ei" fach d'Bei"
unden ab, nimmt ei' Stotze" nö'''-m angere" i"'" Strüb-
stock, schrötet-ne" d'Füess, brönnt-si üs und schickt
d'Ise" drüf. BWyss 1885. ,Sin här sehr.' RvEms; vorher
,abe sniden'; vgl.: .Dalida ... diu im [Samson] sunder
schonen sin kraft mit bares locken schriet.' Reinfr.
D'Fecke" sehr., die Flügel stutzen, vom Federvieh,
auch uneig. von Menschen; s. schon Bd I 728 u. (auch
Bs; B, so E., G.; U). Dem will-i''' ei"s d'Fecke" sehr,
un^-ne" Vgänterle" nid für G'spiass! BE. (AvRütte).
,Die Mannspersonen seien Vögel, welche man gar nicht
zu beachten scheinen müsse, bis sie ordentlich her-
gewatschelt kämen wie Gänseriche und Enteriche und
anhielten, man möchte sie doch fangen, binden, ihnen
die Flügel sehr.' Gotth. Unnütze Zweige ausschneiden
Gl (Leuzinger). Bildl.; s. Bd V 709M. (P Schulordn.
1577). — y) '1 der Spr. der Steinhauer. Maurer, Dach-
decker, Hafner: Steine, Ziegel, Kacheln mit einem
scharfen Hammer zum Gebrauch zuhauen Th und weiter-
hin. — e) spez. „in der Kunstsprache der Schneider,
Tuch zu einem Kleide oder einer Weste gehörig zu-
schneiden, d. h. durch Schneiden die nötige Gestalt, Be-
schaffenheit geben"; tw. mit dem Nbsinn des Groben,
Notdürftigen, Vorläufigen „Aa''F., Schi, und It H.; B,
so E., Si. (s. Sp. 1092M.), U. (ImOb., im 0. schnide");
L, so Semp. ; PAl. (,tagliar il panno per far abiti'), Po.;
S ; U w ; „ W ' . Chleider, Hose", es HemHi sehr. Das Röckli
het-mer d's Müetti g'macht, der Sehnider het's "ume"
g'schröte". RGrieb 1911. „Der Sehnider büezt guet, aber
schrotet nüt nutz Aa; W." Büeze" chann-er [ein Schnei-
der], timnme" nid sehr. AaScIiI. Wie war's e'so schön tif
der Welt, verstiend jedes fJpar enander, tat 's Wibli im
[dem] Ma"" immer schön hacke", was-er afe" 'pflüegt
het, tat's immer g'schivind säume", was-er schrotet!
BWyss 1863. i"rf'Crere"scÄr.; s. BdlHOOM. Ein Stück
Tuch ,ze kleidern sehr.' KFleck. ,Er [der betrügerische
Schneider] schrot ein gossat in ein vas und behalt
darinne schone das, bis eim ein ermel wirt darzno.'
Scuachzabelb. ,Von dem sehr. Von den tuochen, die
man schrotet in der stat, git man nüt zoln.' P Handf.
1249 (Übers, von 1410); lat. pro pannis qui ... in vesti-
mentis scinduntur. ,Eim kind ein gippli sehr.' 1395,
Z RB.; s. ripplocht (Bd VI 1196). ,[NN. klagen] uff A.
den snider, dass sich gefüeget habe, das er ze Ess-
lingen in der snider zunft gewesen ist und dass er do
erbern lüten ir gewant schriet und dien das ir nit
wider gab.' 1412, Z RB. RAA. ,Du redst von frönJen
inflen ... ich mein, du syest by inen gsin und habist
1693
Schrat(t), scliret(t), schril(t), gchrot(t), schrut(t)
1694
dir ein narrenkappen lassen sehr.' Gtrenr. 1523. Wohl
hielier: Ei"'m (l'Chapjie" sehr.; s. Bd III 385 u. (aucli
U); Synn.s. nutcv Kafelantis {Bdlll \b8); Mösch, Butzer
(Bd IV 505. 2025). Wemi d'iez de"" nid . . ., i'* will-
der de"" d'Ch. sehr., i"*.' B. Der seil nüd Mu.c machen,
su'sl Dem wil'-i''' d'Ch. sehr.! BK. .Eine reclit erregte
Drohung kleidete .sich in den Zuruf: Dir wil'-i''' de""
d'Ch. sehr., dir.'- Bärnd. 1904. Potz Disen im'' Äine' !
de"ieeg löni'''mer nid d'Ch. sehr.! schimpft Einer, der
einen Verweis erhalten hat. SGfeller 1911. D'Levite"
g'lese" hei"-si-n-im wege" si"'m u"sehaflige" Fhieehe" u"''
Das vo" Daeh i"he" im'' im d'Ch. g'schröte" u"'' d'Chiittle"
'putzt, was er für-nen U"himg sig gäge" sV'r Frau.
ebd. 1919. Ja, wosc/t [willst du]-w(cr d'Ch. sehr.? ebd.
1927. A" der Chappe" sehr.: We""-mi''' Neumer 'trappet
het, SU hani'^''-mer nid lang lä" a" der Ch. sehr, u"''
han-im öppen ume" g'ge", das''s e" Gatti'g g'macht het.
LoosLi 1910. — 2. ,aus dem Groben arbeiten' ZAtf.
(Fäsi), ein Stück Zeug mit langen Stichen aufheften,
auch eine Zeichnung entwerfen, skizzieren AAWohl.
(DMeier). — 3. mit pers. Obj., = schrepfen 11^(8^1. 1654)
B (AvRütte). ,üe"" [s. den Anfang Bd II Ui3S/9] werde
die reclite Zeit sein, für so Eine", wie er sei, z'schr.,
dass Nichts mehr an ihm bleibe.' Gotth. ,[Rechtsagent,
der eine hohe Rechnung stellt:] Ich habe dir nicht
zu viel angesetzt, im Gegenteil, weil du ein armer
Bursche bist, so liatte ich ein Einsehen; wenn du Ver-
stand gehabt hättest und den Andern die Kosten über-
bunden, wohl, die hätte ich anders sehr, wollen.' ebd.
Mit ausgeführtem Bild: , [Mönch:] Das wir als haben
von den todten, darumb so lond uns dapfer sehr., biss
das wir kommen auff das mark.' Geng. (,Der todten-
fresser'); vgl. be-schr. 2a. — Schrote» II n. Zu Bed.
Ilc: ,Mit Schr-en und stuckwys Verkauffen der Brodten.'
1631, Z (Urbar der Weggenzunft). Zu Bed. 1 e (s. schon
id.): ,[l)ie Tochter lernt] von ihrer Mutter das Sehr.
i ihrer selbstzuverfertigenden Werktagskleider.' Bärnd.
1904. — g'^-schrOte": zu schroten Ib. Von Heu.
(Bärnd. 1922. Von Holz: ,Aus geschrotenem und un-
geschrotnem Holz erlöst ...' 1718, Z. Zu lc8: ,Bei
gehemmtem Stoffwechsel erhalten Haustiere das Ge-
treide grobidniseh g.' Bärnd. 1925. Zu le: ,So eine
jFrau vor ihrem Mann mit Tod abgeht, so ist ihr der
|Frauen schroten [!] gewand und anders ihr fahrend Gut
jdes Manns Eigentum.' Z Erbr. 1831; vgl. rer-sc/ir. —
Un- s. das Vor. — Ahd. seroian, mild, suhroten stVb (iiihd.
auch schon schwach); vgl. Ür.Wß. I.\ 1782/90; Martin-
Lienli. II 519; Fischer V IIöl, auch die Anni. zu Schroten I
[Sowie schroten II. Schwache Formen erscheinen iu unserni
Material vereinzelt seit dem XVI. Über iroie als Lehiiw. im
'ßJura s. ETappolet 1917, 157. — Zu den folg. Zssen vgl. die
jentsprechendeu mit hnuiren (Bd II 1806 ff.) und »cliiiulen
](Sp. 1099 ff.).
ab-: mit scharfem Werkzeug abhauen, -schneiden;
lObj. ist sowohl das abgehauene Stück, als der Gegen-
'stand, von dem Etw. abgehauen wird. ,Admutilare,
abstumpen, a., abstümplen, peinigen; demutilare, ab-
liauwen, abkürzen, abstümlen, stumpen, a.; detondere,
ibschären, a., beschroten; tondere, schären, a., ab-
hauwen.' Fris. ; ,abgschroten [!], abhauwen, tondere,
iddemutilare, detondere.' Mal. ,A., umb und umb be-
«hroten, intondere.' Fris.; Mal. Von Holz, Eisen ua.
Oppis a. Ta und weiterhin. Ein Brett (quer zur Paser)
*. Aa. ,Hand ra. H. erkennt, die Ammannlinde soll
ingenz eines Tisch Höhe abgeschroten werden und
äin Laden old Tisch darüber machen.' 1594, Ndw
Beitr. 1884. Rundholz roh zuhauen L. Von einem
Stein beim Behauen ein grösseres Stück abtrennen Aa;
B; L; Th. En Stai" a., zuhauen SchR. Vom Dach-
decker wird der Ziegel, der am Ende der Reihe für
den vorhandenen Platz zu gross ist oder in der Form
nicht passt, abg'schrötet B. S. noch Bd VII 1469M.
(Vogelb. 1557). Tuech a. Aa (vom Schneider); Bs.
HeW'a. Aa; Bs; B (Zyro); L; UwE. ,Bitze" wie Quader-
steine [werden] von den BecTte" [Bd IV 1110, Bed. 2] ab-
g'sehröte".' Bärnd.1922. ,Hit Stechsehüfle" oder Wueraehs
Stück um Stück a.', vom Miststock, ebd. 1904. Rasen
a., mit der Hacke, bes. beim Pflügen, um den Pflug
in die nackte Erde einsetzen zu können Aa. Einen
Zierbaum, Hag (mit dem Hagmesser] zurechtstutzen L;
ThMü. ,Sovil ... den Haag und lebendtige Schwiren
... betrifft, sollendt dieselben, wan sie den Bach in
seinem ordenlichen Mass erkleineren tetend, von den
Ottelfingeren mögen demselben gemess abgeschrotten
werden.' 1663, Z Rq. 1915 (ZDän.). Von Teilen des
Körpers. ,Diser . . . fisch ... sei einen so harten schwänz
haben, dass er nit on arbeit mag abgeschroten werden.'
FiscHB. 1563. S. noch Bd V 9u.; VII 4'24M. Scherzh.
für abbeissen (vgl. schroten JcQ: Der Chtieche" het
Hans ging g'rollet, bevor-er-ne" g'esse" het. [Deswegen
getadelt, nimmt er] uf ei"s Mal sechs Bitze" z'säme"
use", biglet-se schön ufenand u"'' fäht eso a"fah" a.
EBalher 1923. Bildl. i. S.v. a6-scÄwi(icw5c (Sp. 1103):
,Jetz finden wir wol etwas weisse Noten von Freud
und Lust; gleich wechslen sie zur Stund, durch
schwarze sie bald werden abgeschroten, dem gehn weit
mehr zu singen auss dem Mund.' Z Neuj. M. 1706.
Verkleinern, schmälern: ,Zur selben zeit fieng der Herr
an abzeschr. Israel.' 1548/1707, IL KöN.; ouyxirt-reiv iv
xijs 'lapaijX. LXX. — ,ab-ge-sch röten: resectua.'MAL.;
bei Fris.: ,abgehauwen, abgeschnitten.' — Mhd. aie-
achroten; vgl. Gr.WB. I 110; IX 1784 (unter .schroten' 1 d).
1788 (unter , schroten' 7 b) ; Schm.MI 612; Schöpf 649 ; Fischer
1 66, feruer Ah-achmten (Sp. 1689). — Ab-sch r ö teten
f.: Abfall bei der Bearbeitung von Edelmetall; Syn.
Ge-schrötäb (Sp. 1687). .Ussgen an guldinen, so dem
seckelmeister gewert und in das gewelb geleit ist,
samt der a., duot an gold 19 mk.' 1531, B. — Ab-
schrStling m.: (Stoff-)Abschnitzel; s. Bd V 266M.
(1466, Bs Schneiderordn.).
abe"-. Nur in der RA. Ei"'m a, = d'Chappe"
schrote" (Sp. 1693 o.), heftige Vorwürfe machen BBe.
De'' het-mir abe'g'sehrötet ! — über- untrennb.: zu
schroten iöß, den Schrot schräg auswärts statt senk-
recht durch den Heustock führen, zB. vom Heukäufer
(zum eignen Nachteil) GrA. (Tsch.); Syn. rer-sehr.;
Gegs. under-schr. Du hest übersehröle". Du hest-mi'''
übersehröte", durch schiefes Sehröte" übervorteilt Gr
Valz. (Tsch.). .Welcher ohne Gfert überschroten häte,
der sol dem anderen darnäbent ander Häuw im Schrot
gnugsamlich stau und bliben lassen ... Im Fal aber
wegen des Übermeiens und wegen des U-s ... zimliche
Spänigkeit erwaxen däti ... so solent beide Parten
obige spänige Sach einem ... Gschwornen fürlegen.'
XVI./XVIL, GrS. LS.
a°-: 1. anhauen, -schneiden. Zu sehröten i6g:
(Einen Heustock) a. B(Zyro); SchwMuo.; UwE.; U (zur
Verfütterung oder Messung). Auch abs. /'* sehröten
a" ScHwMuo. Me" muess schier z'glV' a., wenn's scho"
vor der Chilbi schnit [und die Weide aufhört].' ebd.
,Wenn ein Heustoek angeschroten ist . . .' ApA-
1695
Schrat(t), schret(t), schritt), sclirot(t), schrut(t)
1696
Verf. 1837/52, 207 (.Instruktion für die Heumesser').
Zu schroten 1 ca.: Holz a. Gr. — 2. = an-schnlden 3b
(Sp. 1108). .[Die Taufe] ist ein anliab eines nüwen
lebens und ist also ein anheblicli zeiclien . . .
Glych als wenn die jungen sind in die örden ge-
stossen, hat man inen die kutten angeschroten.'
ZwiNGLi. — an-ge-schrüten : zum Vor. ,Das ain
jettlicher gotshusnian nach sineni dote ... ainen [I]
herren und appte zuo Einsidlen ainen vall das peste
hopt, ob er vich hatt, hatt er aber nit vich, das peste
angeschrotten gewand, darin er ungevarlich ze kircben
und ze strass gangen, schuldig ist ze geben.' SchwE.
Hofr. wohl XV.; später: ,das pest verschrotten ge-
wand.' — Vgl. Gr.WB. I 450, ferner An-schrr.ien (Sp. 1G89).
und er- untrennb.: Gegs. zu über-schr., dh. so
schroten, dass der Schnitt statt senkrecht schief in den
Heustock hineingeht GrA., Valz. Syn. z'vil sehr. (s.
Sp. 1690u.); über-meissen GsCast.
er-. Nur un-er-schröten: nicht zugeschnitten,
von Kleiderstotfen. ,Wann ein Fraue in Witwen
Stat abgat, so gevalt einem Herren von Au ein Ge-
wandtfabl und ir bestes Pet und alles ir gespunen Garn
und alles ir u. Tuoch, wass nit gehoptlachet ist.' Tu
Mü. üffn.1475 (jüngere Abschr.). — Mhd. <T«ci>ö(en; vgl.
Gr.WB. III 974; XI 3, 506 (,unerschroten'); Fischer II 841.
ÜS-: zu schroten Iba, ausholzen. , Anderer Orten
gegen der Sil ist ouch vil ussgeschroten und wirt hin-
gegen wenig oder gar khein jung Holz ziiclitet.' 1037,
Z. — Vgl. Gr.WB. I 961/2; IX I78S (unter ,schroten' Tb).
Hse"-: heraushauen, -schneiden. Zu schroten la^,
ausstemmen AäF., Fri.; Tb. Heu «., aus dem Heu-
stock ß, so G., Si. und It Zyro. Pnist hi^gi-es [das
Lugürittli] es Höh g'schlittnet u"'' due sigi das e'sö
unerchant g'gange", das''s-es . . . dür'''-ne" Dilitür inhi"
z'mitts in e" Hewstock hi-gi 'tribe'. Wen'-es net hetti
der Jungfrau ehönne" rüefe", das'-si-ses usCschroeti,
so sce'-es nW" jetz drind. HZahler (BSi.). S. noch
lid VIII 458 M.
ver-, in SchwE. (Lienert) in Bed. 2b -schrötne" :
La) (in kleine Teile) zerhauen, -sclineiden Aa (H.).
,Nun hat nie . . . keins Helden starke Hand mein Schilt
iemals durchzilt, verschroten Halmes Rand.' 1654,
ZiNsLil911. S. noch BdV1817u. (KvWürzburg). 1ns-
bes. a) mit der Axt entzweiliauen SchwMuc; ThMü.
Mer wend die Tannli es par Mal v. SchwMuo. —
ß) zuschneiden, von Kleiderstoffen ,Aa; W." Zu den
dem Gewandfall unterworfenen Kleidern rechnete der
Landweibel nur diejenigen, welche mit der Schere
.verschroten' waren. 1052, JNater 1898. Tuch ,ins
hüs V.': ,Ich han ouch tuoch gehan, das wollt ich ins
hus verschrotten han', sagt eine Hausfrau. Bossh. Chr.
,An einen v.' ,üass herr H. ze Baden rett, es wer
pfaff J., dein von Hnnaberg . . . und herr S. garn und
tuoch verstoln, das wer wol bi 20 pfd wert, und hettin
das getan etlich lüt Zürich ... und fund man ouch
des selben gewandes an etlichs kinden verschroten.'
1395, Z KB. ,[Ein Dieb] het ouch den kelch zuo kleinen
stüklinen gebrochen und wolt ouch den messachel an
sich han verschroten.' 1400, ebd. — b) beim Heukauf
den Schnitt schräg (auswärts) statt senkrecht durch den
Heustock hindurch führen GrA., Valz.; Syn. über-schr.
(Sp. 1C94). — 2. uneig. a) ,durch sein Benehmen sein
Recht vergeben, einbössen, schmälern, seine Sache ver-
derben Scuw; Zg' (Drlthen). I''' bi' mines Rechts rer-
schrote', verkürzt B (Zyro). ,Wir wellen lüeinit [mit
der Verleihung dieses Dorfrechtes] uns, unsern nach-
komen ... unserem stifte, unser vogty zuo Fürstnow
noch dem lande Tumleschg gär und genzlich nicht
[nichts] hingeben noch verschroten haben in kainen
weg.' GfiThs Dorfr. 1491. — b) vergeuden; s. Bd IV
2023M. (MLienert; wo zu lesen .verschrottnet').
ver-schrOten: 1. a) zu Bed. laß. ,V. gewand.' ,Daa
jekliche person von allem sinem guot ... von jedem
pfund denar ein denar ze stür geben sol, und ist hierin
kein guot, so jenian hat, es sie husgeschirr ... Silber-
geschirr, V. und unverschroten gewand ... usgelassen
dann allein harnasch.' 1412, Z Steuerb. Unter den der
Ehefrau beim Tode des Gatten oder bei Scheidung
zufallenden Gegenständen; häufig im XIV./XVI.; vgl.
Sp. 1115o. ,Wer daz enkein unser hofjünger zuo der
e kam und er denn von vientscbaft wegen oder von
ander sachen wegen uslüffi und er denn in demselben
abgiengi oder erschlagen wurd, hätt sich denn sin
frow enkeinost bi im entgürt, so sol ir ... ir erecht
gefallen sin; desselben erecht ist zwen teil aller
varenden hab, so si heint, und als v. g. und daz bett-
gewand, so daruf si die ersten nacht bi im lit.' Schw
Wangen Hofr. E. XIV.; ähnlich ScnwMa. LB. A. XV.
(Schw Rq. 26 ff.); ScuwPfäff. Offn. 1427 (ebd. 64); Scbw
E. Hofr. wohl XV: (s. an-ge-schröten). ,[Die Ehefrausoll
beim Tode des Gatten zum voraus nehmen] ir v. g., ir
houpttüecher, ir kleinet und die bettstatt mit aller
wat, als sy ungevorlich bi enander gelegen wärint.'
1. H. XV., G ÜB.; ähnlich 1425/39, ebd. (V 400. 918);
1527, GTa. Hofr. (G Rq. 1903, 2'28), ebso 1532, GRorsch.
Hofr. (G Rq. 1903, 30). ,Wenn ein frow ungeerbt uss-
gat, nimpt si ir morgengab und v. g. und gat damit
uss.' AABirm. Erbr. XV.; ähnlich AaB. Urb. 1490 (Arg.
m 172 ff., wo ferner: ,Wenn ein mann abgat mit tod
oder von schulden wegen berneft wirt, so sol sin ee-
wirtin ... nemen ir morgengab, ir het, ir v. g. vorus');
AAVillm. AR. 1495 (ebd. IX 71); 1519, Aa Rq. 19'J2
(AaL. ; s. Sp. 1123M.). ,Wer ... das ein man abgatt
vor der frowen, so ist der frowen gefallen ein dritteil
als sins farents guott[s] und ir v. g.' ZStäfa Offn. XV.
(Weist.I46);ähnlichZßinzikonüffn.l435(Schaubg,Rq.
I 48); ZMönch. Hofrodel 1439 (Weist. I 15); ZBär. Offn.
1475 (Z Rq. 1910,361); Zl>ürnten Offn. 1480 (Z Rq.l915,
496); ZF. Hofr. 1511 (,ir morgengab und v.g.'; nach
älterer Vorlage); ZGrün. Erbr. 1668 (Z Erbr. 1831,92);
vgl. auch Bodmer 1894, 34. ,An min herren ist ge-
langt, daz ein unverschroten stuck siden Hansen Wald-
man wirtin geschenkt, mit pit, daz min herren iro daz
werden lasind. üff daz ist erkendt, daz iro werden
Sülle 1500 gülden undallsir v.gw.' 1489, Z RM. ,[Sollte
die Frau wegen schlechter Behandlung] ursach haben
von irem man ze sin, dann sol iren angents von N.
[ihrem Gatten] gelangen und geben werden jerlich
fünff guldin gelts, demnach ein usbereitte bettstatt,
kessy, heffen und pfannen ... ir v. g., kleider und
kleinet.' 1494, AaB. Urk. — b) ,v. werk oder eingelegte
arbeit der tischmacheren von mancherlei stücklinen
und färben eingelegt.' Fris.; ,v. werk, ein werk von
eingelegter arbeit, vermiculatum emblema,cerostrotuni; '
verschrottne oder versetzte arbeit machen, eingelegte
arbeit, vermiculari.' Fris.; Mal.; vgl. .Verschrotwerk'
bei Gr.WB. XII 1, 1167. — 2. verschrotet, zerfetzt, von .
derRindeeinesBaumstammes, zB. infolgeSchleifensAi. :
— un-: a) Gegs. zum Vor. la; s.d. (1412, Z Steuert.;
1489, Z RM.); Syn. un-er-schr. — b) = un-ver-schnitten
1697
Schrat(t), schret(t), scliiit(t), schrot(t), schrut(t)
1698
(Sp. 1115). ,Da die unverschrotnen ross .. . meer weid
daii die iiiünch pflägen zerträtteii und zerstampfen.'
1557, AaL. StK. — khd. /irscröien (bes. bei Notker; auch
unverscföteH)^ rahd. verschroten (auch unverschröten) ; vgl. Gr.
WB. XII 1, 1165/7; Schöpf 649; ChSchmidt 1901, 400;
Fischern 1321.
vor-, ,iur-': 1. = sehröten la^ AaP., Pri.; ß. —
2. (mit Worten) vorzeiclinen, andeuten, slcizzieren; vgl.
Vor-Schröt (Sp. 1685). ,Er [,fryweibel'] sige ... im
Grossen rat gegen lierrn NvDiessbacIi gestanden und
geschirmpt, wie minen lierren wegen irer hocligericliten
gezimnie, dises verbott zuo tuen und die straft' zuo
züchen als wol als den nideren grichten. Daruf wie
I ers nummen fürgeschroten, habend min Herren nun
I mermalen abgeraten, den twingherren daruf antwort
I geben.' ThPrickart 1470. — fort-: (Heu) abstechen;
I s. schroten Ih^ (Sp. 1690; ApA. Verf. 1854).
g"-: .schrotend' bewältigen B (Zyro). — Wohl nur
I in Verbindung mit Hilfsvorbeu; vgl. Bd II 47/9.
h'-: 1. = schroten idß, beschneiden Gl. .Beschr.,
I detondere, (ad)mutilare.' Pris. ; Mal.; s. auch ab-sehr.
D'Fedce' b. 1) im eig. Sinne B. .Einem über den
Zaun fliegenden Huhn werden d'Fecke" b'schrötet.'
I BSrnd. 1904. ,Die flügel oder fätchen beschr., incidere
I pennas.detruncarealani.' Pris. (schon 1541); Mal. ,Daz
I man inen [den bei der Abrichtung der Palken ver-
I wendeten Vögeln] die flügel ein wenig beschrote.'
i Vogelb. 1557. ,Wie man den vöglen die faderen be-
I schrotet, wenn sy ze hocli oder ze wyt fliegen wollen.'
I OWerdm. 1564; .stumpfet.' Herborn 1587. 2) uneig.;
! s. schon BdI728u. (auch It AvRütte und Zyro). So,
I De"" wird-si''' Jets wol still ha", Dem si' d'Fecke"
: b'scÄrö^e" BE. (AvRütte). ,l)em Bischoft' von Chur und
seinen Anhengeren in Retien wurden die Packten auch
bschroten.' GcLER 1616. ,Wiewol nun den Alemanniern
1 die Flügel bisshär zimralich genauw waren beschrooten
' worden, so dorft ihnen doch der Kaiser nicht trawen.'
I ebd. Einen Vogel ,b.' ,Wer gens hat. der soll sy be-
schrotten, das sy nit niögent fliegen.' 1579, L Knutwil.
j S. noch Bd 11 370 o. (ebso TnNnf. Off'n. 1501). Vom
I (Haupt-. Bart-) Haar. ,Das alle ire höupter bescheren
warend und alle harte beschroten.' 1530/1638, Jes.;
.beschnitten.' 1667. ,Die wiber beschrotend ir har
[Überschrift]. Darnach schnitten die wiber inen selbs
das har ab.' Kessl. , Beschr., das haar abhauwen. ferro
resecare capillos.' Pris.; Mal. S. noch Bd V 1255 u.
Die Zunge ,b.': ,Er liess im die Ougen usstechen. die
Zungen bschr.' JJRüeger. Bildl.: .[Wolgespreeht:]
Loss. Stamler. was ich dir well rotten, du muost din
znng mit listen bschr. Kanst nit reden vor den lüten,
so bhülff dich mit winken und düten.' VBoltz 1551.
Einen Baum 6., die unnötigen Aste aus- und abschneiden
Gl. .[Dass] die dem Weg nach gepflanzten Grünhäge
beschroten werden.' Bs Waldordn. 1781. Von Münzen.
= be-schniden 1 a a (Sp. 1117). .Wir sullen ouch ge-
meinlich und ernestlich versehen, daz nieman . . .
enkeinen phenning diser münzen uswegen, seien,
brennen noch be.schr. soll.' 1344, Bs ÜB. (Münzvertrag).
.An die weltsch amptlüt. Die französisch solz umb
5 quart. die nitt beschrotten sind, neminen.' 1551.
BRM.; ,die deinen beschnittnen.' 1550. ebd. S. noch
I Sp. 333u. — 2. uneig. a) mit Akk. F., = schroten 3.
j Mit ausgeführtem Bild (s. 1): ,Der rych wirt den
armen bass beschr., das er minder fliegen mag dann
I vor.' HBüLL. 1531. Freier. .Darzuo so helfend uns
I Sohweiz. Idiotikon IX.
[der Geistlichkeit] die toten, dass wir die leien mögen
beschr.' NMan. .Einen wol beschr., sein haab und guot
nemmen, decisis pennis humileni demittere aliquem.'
Pris.; Mal. — b) mit Akk. S. (und Dat. P.), = be-
schniden loa (Sp. 1118). .Die alten Zwingherren haben
die fürstlichen Marken von allen Seiten beschrotten.'
HPest. D'Friheit b. Gl (Leuzinger). Us dcne" Herre"
chännt's dann ebe" dere" höchg'strässte" Ministerli ab-
gi", die ü's wä"* und «ä"* d'Friheit b. wurde"d. Gl
Volksgespr. 1834; s. noch Ell-Bogen (Bd IV 1064). ,Es
möchte aber die Zerteilung diser... Vogteien ... darumb
fürgenommen worden sein ... dass zuo Versicherung
des Reichs der unmessig Gewalt der Landpflägeren . . .
ein wenig hiedurch beschroten und einzogen wurde.'
Güler 1616. .Pennas incidere, den Gewalt beschr.,
nicht lassen auft'komnien. den Hochmut brechen; qui
mihi pennas inciderant, nolunt easdem rinasci, die mir
den Gewalt beschr. hatten, wollen nicht, dass der-
selbige widerurab wachse.' Denzl. 1666/1716. — c) Jrad
Etw. widerrechtlich entziehen. ,Umbe die [Eigen-]
lüte, die mir von in [dem Meier zu Dürnten vom Kloster
Rüti] bischroten waren.' 1294, Z ÜB. VI 276; vorher:
.die versmachte, so mir was von in gesehen mit der
beschrotunge bruoder R. ... und swester S.' — Be-
sch röten n.: zu Bed. 1. ,Das b. oder beschneiden,
resectio.' Pris. (schon 1541); Mal. Von den Haaren,
im Gegs. zu .scheren' (s. Bd Vlll 1120, Bed. 2b): ,Be-
schroten köpf und bärt [unter Modeneuerungen], also
dass das b. fürahin rae kunst hat gwunnen wen das
scheren.' Ansh. — • be-schröten. .-schrotet': zu Bed. 1.
,B. (oder beschrotet. Mal.), mutilus. tonsus, mutilatus.'
Fris.; Mal. ,Cyllo, gestümlet, b.' Denzl. 1666. Ka-
striert; Syn. «er-sc/im«e« 5 (Sp. 1115). .Wurdent...
beschrottene schwin uf uns getriben. die mag man in-
tuon und nemen, uncz daz die gnossen enschadget
werdent.' AALunkh. Offn. XIV. .Sie reiten auf be-
schrottenen Mönchen.' Grasser 1624. — Be-schröter
m. .(Schaber, kratzer oder) b., rasor.' Pris.; Mal. —
Be-schrötung f.: s. be-schröten 3c. — Ahd. biscrriian,
decidere, mhd. beschroten in Bed. 1; vgl. Gr. WB. I 1£)9&/1
(.auch .Beschroter'); IX 1784 (unter .schroten' 1 d). 1786
(unter , schroten' 3 b); Martin-Lienh. II 519; ChSchmidt 1901,
34 ; Schni.' II 61'2; Fischer I 907. Nicht sicher zu deuten ist
folgender Beleg : ,DiewyI das Ross, so N. Felixen Walder glichen,
zuo Reituow dermassen beschrotten worden, das es uff diss uüt
usszuolycheu. so sol W. das selbig Ross umb 50 Fl. behalten.'
1602. Z; kastrieren? die Sehwanzhaare beschneiden?
z'^-säme"-. in SchwE. (Lienert) auch -schrötne":
1. den Stoft" zu einem Kleidungsstück .nngefähr zu-
schneiden, übh. Etw. zur Not. mit ungenügenden Mitteln
herrichten, in Stand setzen LG. /"'■ ha' das Chleidli
usdrüerlei Zügnmesse" z's. — '2. zshauen. Uneig. Beim
Essen gründlich aufräumen. Da'" hast du gli''' es
Becki voll g'schwellt Gummel z's.-g'schrötet. Lienert
1895. .Wie sie mit dem Essen fertig waren und Alles
sauber zusammengeschrottnet war.' ebd. 1896. Nieder-
schmettern: ,Theres aber ward wie z'sämeg'schrotet
[infolge einer schlimmen Nachricht]; es schlug beide
Hände über den Kopf.' Obw Blätter 1900.
durch-: untrennb.. durchschneiden, -hauen. ,Isen,
stahel sam ein wahs kond ez [ein Schwert] wol d.'
Reinpr. — Mhd. auch sonst; vgl. Gr. WB. II 1678.
z''-weg-: = ze-sämen-schr. 1 LG. — zue-: = dem
Vor. LG.
zer-: zerhauen, -schneiden. ,Die Swytzer tuend
zerschratten [: beraten] herren, knecht und edelman.'
107
1699
Schrat(t), schret(t), schrit(t), gchrot(t), schrnt(t)
1700
JLenz (um 1500). .[Kriegsmann, der einen Juden er-
schlagen liat:] s hat ihm nit gschmeckt von gueten
[Schweine-JBroten, drum hab ich ihm sein Grind zer-
schroten.' GGoTTH. 1619. S. noch üf-schiten (Bd Vlll
1522); Äder-Schröt (Sp. 1685). — Mlid. zerschroten; vgl.
Sanders II lÜlOb/c; ChSchmidt 1901, 438; Fischer VI 1150.
Zu dem Beleg aus JLeiiz vgl. Reimbindungen wie ,not: spat,
tod : spot' in der selben Quelle.
schrote" II: eine Last durch Wälzen auf der
, Schrotleiter' fortbewegen. , Auf die Zunge wälzten sich,
ungefähr wie man ein Zuckerfass aus dem Keller
schrotet, die Worte . . .' [Nachher:] ,Ehe noch diese
Worte hinauf auf die Lippen geschrotet waren.' Gotth.
— ufe" uffe"-: hin-, heraufschroten, durch , Schroten'
(s. das Vor.) hinaufbefördern Bs. E" Fass u. — Vgl.,
auch über den Zsbang mit schroten I, Gr. WB. IX 178'J. Das
W. ist, Tiell. mit Ausnahme von Bs, bei uns nicht heimiscb.
Schröter m. In den Zssen Heu"-: = H.- Schroten
(Sp. 1689) BAarw. ,[Üer H] gleicht im Unterteil einem
Sensenblatt, ist aber in der scharfen Schneide gegen
den Spitz hin in immer kürzern Abständen gezähnt.'
Bärnd. 1925.- Gold-: = (?.-Sc/iröt(Sp. 1685) TnSteckb.
— Vgl. Schröter mit Anm.
Schröterl -ei f.: in der Mühle die zum .Schroten'
des Getreides dienende Vorrichtung. BXrnd. 1925, 331.
— Anders ,Scbröterei' bei Gr. WB. IX 1792.
Schrotete" f.: entspr. sc/jröJerj iftp, Tätigkeit, Er-
gebniss des Abstechens vom Heustock UwE.
Heu"-Schröti f.: = H.-Schröter Bs.
bein-schrötin: bis auf den Knochen gehend, von
einer Verletzung; vgl. Bein-Schröt (Sp. 1686). ,Ein
beinschroten schaden, corporea cicatrix.' Fris.; Mal.
Schröti^g f.: eots fr. schroten Icz, , Schrotung' des
Getreides. ,Die Feinheitsstufen [des Mehles] werden
herausgearbeitet durch die ... Schrotwalzen ... Nach
einander quellen die Produkte dieser sechs Schr-e" aus
den . . . Ghäster . . . Die letzti Sehr, ist 's Chrüsch.' Barnd.
1925 (BAarw.). — Vgl. Gr.WB. IX 1797.
vier-schr8t ApGais; B, so Lau. und It Zyro; Gr,
so Pr., Schs (MKuoni 1884); ScawE. (Lienert), Muo.;
GNessl.; UwE.; Ndw (Matthys), -g'-schröt B, so Gr.,
Hk. und It Zyro; oTh (JHirth); ZAff. (Fäsi), -schreHs
PPo. : 1. viereckig BGr., Hk., Lau. (,schön viereckig
in Quadrat und Kubik'); GRPr.; PPo.; GNessl.; Schw
E.; Ndw (,quadratförmig' It Matthys); Syn. v.-egget.
-örtig (Bd I 159. 488); s. auch ge-viert (ebd. 925). En
viersehretsf Bäum PPo. E" vierschrete' Garte"; es
v-s Panner Ndw (Matthys). Der Fride'srichter ist am
B-e" Tisch g'sesse". Lienert 1891. ,Ist der Tatzen ...
vierkantig, vierg'schreta, gehauen, so dient er als Titschi
... den verschiedensten Zwecken.' Bärnd. 1908. ,Ein
zeichen und ein paner ... das ganz rot si und ouch
V.' Stretl. Chr. ,Ain f-i wiss.' 1452, TnEschl. ,Ein
v-3 wisly.' 1516, Z. ,Ein v. acker.' 1534, AaKöu. ,4 Ib.
um ein v-in [!] birbomin tisch.' 1539, ZGrün. Aratsrechn.
,V-er, viereckachtiger täller, quadra; v. gebeüw, auss-
gespitzet wie ein feüwrHamm, pyramis; v. (v-e oder
gelierte. Fris.) Ordnung, agmen quadratum.' Fris.;
Mal.; s. auch vier -schroten. ,Uff einem v-en inn-
gemurten Platz.' um 1630, UwK. 1540 wurde eine
,fyne v-e' Kapelle gebaut.' 1639, ebd. ,Zwei v-e guete
Küssi samt den Ziehen.' ABösch XVII, — 2. in weiterm
S., gedrungen, massiv; leicht mit ungünstigem Nbsinn.
a) von Gegenständen, bes. Teilen des Körpers. Es
v-s Üter; s. Bd l 606. Uf si°'m v-e" Tscholli [Kopf].
MKcoNi 1884 (GRSchs). — b) von Lebewesen. Von
Menschen, auch mit Bez. auf das Benehmen, plump,
ungehobelt, bäurisch ApGais; B (auch bei Zyro); Gr
Pr.; oTh; UwE.; Ndw; ZAff.; vgl. zur Verknüpfung
mit Bed. 1 : .Diese Bauren, diese v-en Plocher.' Z
Schausp. 1779. En vierg' schrote'' Kärli. JHirth 1914.
, Ein junger, starker, v-er man.' JHaller 1550/73. ,Er
[König Albrecht] was anögg und sunst von person
V. und bherz.' Vad. ,[Abt Ulrich] ist ein rotbrächer,
starker, v-er man gwesen.' ebd.; s. noch röt-brächt
(Bd V 395). ,M. . . . was ein kurzer, aber starker, v-er
junger man.' 1582, Z. ,Ein kurzer, v-er, schwarzlechter
Gsell.' 1616, ZGrün. S. noch Bd IV 1515o. (Schach-
zabelb.). Von Tieren. ,V. (bei Fris. , vierschrötig'), das
ist mächtig ochsen, quadrati boves.' Fris.; Mal. —
Ahd. 'fiorscruti. Heute, wie es scheint, nur mehr bei uns, in
ä. Zeit auch in schwäb. Quellen; vgl. Gr. WB. XII 2, 308;
Diefenb. 1857, 475 b (aus einem zT. auf fris. beruhenden
Glossar von 1590); Fischer II 1871 (Anm. za für-schreiten),
ferner V.-Schröt (Sp. 1685), -Schröter, v.-achruten, V.-schröti.
Die Form -echrets geht vom starken Neutrum aus. Als (Bei-)
Name. ,10 Ib. ... vom V-en von Wettiugen strafgelt.' löSO,
AaB. Kechn.; als Kundschafter der V Orte von den Zürchern
bei Hellingen gefangen. 1531, B Ref. (der ,Fierschrött').
Fl urnu. Vicrschret, Name einer Felspartie UBürglen. , Wiesen im
Viergschröt'ZSchwam. ,Vierschrötenächerli.' 1664,ZWaDgeu.
sechs-: sechseckig. ,Sechsegkachtig, s., sex-
angulus.' Fris.; Mal.
Schrote Im.: l. a) = Gold- Schröter (ß f. 1699) &.i.B]).,
Z.; ZW. ,Die Eichen sind auch stark den Schr-n aus-
gesetzt.' Z Anl. 1773. S. noch unter Schröter 2 (Denzl.
1677). — b) Geschützname. , Fuchs, Luchs, Schröttel,
Pfyffholteren, Hurabel, Humus, Rossflüg, Wäschpi.'
1581, Z (Kriegs- und Reissachen). ,Zu Grüeningen:
Sehr., Pfyffholteren. '1624,ebd.(Zeugarat). ,Grüeningen:
4 Feldstückli, namblich das neüwe A, das neüwe B, die
Pfyfholder, der Schröttel.' 1684, ebd. (Kriegssachen). —
C) dicke, kurze Manns- oder Weibsperson ZGlattf. (Spill-
mann). — 2. a) Schroteisen (sog. Stechbeitel) der
Ziiumerleute, Schreiner Z (Spillmann). — b) Ausschlag-
eisen, wie es die Schützen (Jäger) zum Herausschlagen
der zum Abschluss der Ladung dienenden Filzstückchen
verwenden, ebd. (Spillraann). — 3. (grober) Fehler,
Verstoss Z, so W. und It Usteri, Spillmann; vgl.
schrötlen. De'' hat en rechte" Sehr, g'macht Z (Spill-
mann). Da si nüd rveiss, rvie si höfli''' g'nueg und
öni en Sehr, der Jumpfer die Tasse" soll abne", lät-
si's . . . scho" bi der dritte" biicende". Usteri 1853.
,Jenne scheussliche Schrötel, die er daselbst [bei Ver-
weisungen auf die heilige Schrift] bei disen zwei
Puncten macht.' Goliath 1741. — Mhd. «c/(ra(e(, -ö- in
Bed. la; vgl. Gr.WB. IX 1782; Fischer V 1 150. Zu 1 b vgl.
die Geschütznamen aus Tieruamen unter Scharb 2 (Bd Till
1226), zu 3 Schnitzer 4 (Sp. 1422).
,v i e r - s c h r 8 1 e n : viereckig machen, (con)quSdrare.'
Fris.; Mal. — Abi. zu vier-schröt; vgl. Gr.WB. XII2, 308;
Diefenb. 1857, 475b (aus einem zT. auf Fris. beruhenden
Glossar von 1590).
Schröter m.: 1. a) Holzhauer Gr, so A., D., Fr.,
Seh.; GFs; SchwE. (Lienert), Nuol. (PHeng.); Syn.
Hoher (Bd II 1266), Holz-Schr.; vgl. Bed. 3 sowie Sehr.-
Hütten, Hütte für Holzhauer (Gr.A., Gast., Lüens, Schs).
Wer im Walde das gefällte Holz vorläufig oberfläch-
lich behaut Gr. Haut Eine'' wie-n-e" Sehr, dri", se-
n-ist 's ganz Bäumli g'richtet. PHen«. 1836; vgl. Jen
Anfang des Beleges Bd VIII 865 u. , Scheiten wie ein
alter Sehr.' Lienert. E" Hunger ha", esse" (möge')
1701
Schrat(t), schret(t), schiit(t), schrot(t), schrut(t)
1702
wie-n-e" Sehr. GFs; SchwE. S. noch Sp. 1690. — b) wer
gfewerbsmässig Heu vom Heustock absticht GrD. (B.);
Syn. Heim-Schr. — c) Schneider; Syn. Schnider 2
(Sp. 1123). ,JGnürser der Schröter.' 1295, Z ÜB. ,Die
Schröter ... die nach dem schernde machent das ge-
want, die manger hande liste hant, die die untrüwe
wellen began, das si mögen des tuoches han.' Sohach-
ziBELB.; s.noch BdV2ö6M. und vgl. die Anm.Sp. 1130/1.
— 2. = Gold-Schröt (Sp. 1685) Gr, so Chur, D, He. und
It Vonbun 1862. .Schröter, scarabaeus.' Mal. ,Scara-
bffius Lucanicus, Schröter.' Denzl. 1666. 1716; .Schrötel.'
1677. — 3. fette Mehlspeise für Schwerarbeiter GFs.
Mhd. Hclirbtiiie (in Bed. 1 a, spätmhd. auch in Bed. 2); vgl.
Gr.WB. IX 1790/2; DieftDb.-Wülcker 846; Martiu-Lienh. II
519; Fischer V 1 151/2. Bed. 3 ist Abkürzung für Schr.-Finz
m. (so GMs; s. Fem 1 Bd I 877); vgl. auch das syn. Schr.-Muea
(Bd IV 494; auch GFs). In Namen. .\ls Zuname; ,N. der Schrö-
ter.' 2. H. XIII., Bs (wiederholt); 1272, Z ÜB. (,Ch. der sehr.'
neben ,Ch. der goltsmit', in der lat. Fassung ,sartor'); 1274,
BBurgd.; 1278, Seh (JJRüeger); um 1280, LRathausen Urbar
(,herren Peter dem schrotere', vorher ,meister Ruodolf der
Seiler'); 1374, AaLengn. (,mit ... gunst Weruhers und Wernlis
der schr-n.' AaB. Uik.); tw. jedenfalls noch Berufsbezeichnung.
Als FN. ,Schroter' AaZof. (XV./XVI.) ; BsStdt (,Schr. der schuo-
niacher am Eck.' 1557, FPlatter 1612); BBurgd. (,Sehr. dez
ratez ze B.' 1386, L), Stdt (XV./XVI.); FStdt (XVI./XVIII.
It Leu, Lex.); LJIenznau (1628), Semp. (XIV.), Will. (XIV. /
XVIII.; auch It Leu, Lex.); UUrs. (,Schr. ze Mos.' 1363); W,
so Lö., Rar. (XVII./XVIII. It Leu, Lex.); ZDüb. (,HSchr.',
Pfarrer. 1528), Ludr. (1320/30), Stdt (,der Sehr.' 1377, ZRB.).
Dim. als Übern. : ,Des Balz Gallen Frauw, so man neudt das
Schrötterli.' 1657, GSa. Flurnn. , Schröter' GVättis. , Schröter-
Acker' ZFehr. ,-Kopf GBersehis, Wsst. (mit ,Schr.-kopf-Vyald').
,-Büden' ZHorg. ,-Brunnen' GrFurna. -SäsHi Grigis (Alp).
-Will GrL. .Schrötern' BGerz.
Vier-: = V.-Schröt (Sp. 1685) Ndw (Matthys). —
Abi. zu rier-sclinH; vgl. Gr.WB. XII2, 308; Fischer II 1477.
Holz-: = Schröter la GrD., UVaz; GFs. ,Das
Davoser Schmalz wird . . . besonders den tirolischen
H-n im Unter-Engadin verkauft.' Gr Sammler 1806.
.MSchneggen des H.-s im Sillwald.- 1614/5, Z. ,M. ...
uss Tyrol, ein H.' 1650, ebd. ,üen H-en sollend ouch
nebent 8 g von iedem Klafter Holz ufzemachen die
3 Brötlin weiters abfolgen.' 1677, &bd. jDieweillen
meinen gn. Herren missfellig fürkommen der Miss-
bruch, den ihre Holzsehröttere zue Embrach, die des
Arabts und eines jewylligen Herren Pfarrers daselbst
jerliches Brenholz ... aufgemacht, begangen.' 1682, ebd.
— Vgl. Unger-Khull 355. Bei Gr.WB.lV2, 1780; Schm.'II
614 in der Bed. Hirschkäfer (s. Schröters).
Hirsch-: = Schröters GrD. (B.); TnFr. — Vgl.
Gr.WB. IV2, 1570; Schm.« II 614; Fischer III 1689.
Uen^ -: = Schröter Ib örV>. (B.). — Wald-: = Holz-
Schr. GFs.
schrotere": als Holzhauer arbeiten. [Er ist] i"'"
Wald vo" der Oberallmig und hed g'schröteret dri"uine".
LlKNERT 1892 (ScHwE.). — - Abi. zu Sehröter la.
Vier-schröti f.: Viereck, Geviert. ,Perticse do-
lantur in quadrum. in die v-e, werdend ins winkelrecht
gewerket.' FriS. — Abi. zu vier-achröl.
schrütig: = cier-schröt 3b. .Erinnert euch ...
'wie sehr, der Elephant, wie giftig die Schlange, wie
schädlich da etwan seyen den Kindern die Judenbeere.'
EiNGGLI 1736.
eggi-: .linkisch, unbeholfen' Sch (FStanb).
vier-: l. = vier-schrötl FJ.; SchwE. (Lienert); Ndw
(Matthys). E' v-i Chappe" Ndw (Matthys). ,Zu Fluh-
eggen ist der Säckelmeister am v-en Tafeltisch gehockt.'
LiENERT 1898. ,lst erkant, den von Undersewen den
roten zipfel von irm zeichen und paner ze nemeu und
ein vierschretigs ze machen inen nachgelassen.' 1529,
B RM. ,Vas quadrarium, ein gattung gschirrs, was v.,
in trotten gebraucht.' Fris. ,Quadrarius, quadratus, v.,
geviert, viereckicht.' Denzl. 1677. 1716. — 2. a) = vier-
schröt 2 a. Me" würd-em gar nit a"g'seh", was-er i"
si"'m v-e" Schädel inne" heig. S Ztg 1916. Die [Sol-
daten] bringe'd Ei"'m aber ä"''' alle" Dreck mit ire"
v-e' Marschsehuehne" i" d' Stube". EEschmann 1917. —
b) = vier-schröt 2b. Von Menschen Aa; Bs; B; G; ScH;
S; Tu; UwE.; Ndw (Matthys); Z; vgl.: .Das Tudich-
um muss sie lernen. Es gibt so v-e Sagentötz genug
im Land. Gehobelt soll sie werden, damit sie eine
Gattung macht.' Lienert 1898. En v-C Mensch, Kärli.
.Die Nase charakterisiert ... im Verein der Lippen den
schwerfällig v-e" Troll.' Bärnd. 1914. E" chliner, t-c
Ma"" mit-mener ganz churze" Hals. KvTavel 1913. Dem
Erle'müller sin Sw, de" v. Hei'ri'''. ACorr. 1860. Von
Tieren. , Hennen ... die wol gefärbt sind, gross von
leib, V. an der brüst.' Vogelb. 1557. S. noch vier-
schröt 2b (zu Ende). — Mhd. vieraehratec (bes. in Bed. 2 b) ;
vgl. Gr.WB. X1I2, 272/3; ChSchmidt 1901,407; Fischer II
1476/7. 1871 (knm. zn für-achreiten).
bein-: = fcem-scftröii« (Sp. 1699). .Beinschröttigund
fridbrüchige Wunden' fallen unter die niedere Gerichts-
barkeit. AaKc. Copialbuch. ,Von denen Wunden ...
welche b. sind.' FWürz 1634. .Ist dieselbe Wunden
b., so bedeutet es [das Auftreten von Eiter], dass das
Bein an einem anderen Ort durchzubrechen begehret.'
ebd. ,Wann Einer in den Kopf verwundt, dass er b.
ist bis auf die duram mater oder das oberist hirn-
fählein.' Bs TOrdn. 1646. ,Der Schärer habe an einem
Lümpli Olli übers Loch geton, welches in b-en Wunden
und gebrochner Hirnschahl nit geschehen soll.' 1692,
Z. — Spätmhd. (eis.) hcimehmtee; vgl. Gr.WB. I 1388;
ChSchmidt 1901, 26; Sehm.^ I 244. II 614; Fischer 1 806.
breit-: breit. Der N. chönni ja ei" fach rede", wie
sin br-e'' Schnabel g'wachse" sigi. Scuwz. Volksztg 1915
(Z). — Wohl okkasionell nach vier-achr. 2.
sechs-: = s.-sc/jröt (Sp. 1700). ,S., sexangulus.' Mal.
— dri drei-: .verwegen, schlimm' LG.
schrötlen: Fehler, Verstösse machen. ,Ne soloecis-
mis quidem eorum offenditur [näml. Gott], wie der ge-
lehrte Erasmus an einem Ort gesprochen; ja er achtet
es nicht, wann sie [seine Kinder] schon schröteln wider
häufflge Reguln der Kunst.' JJÜlr. 1731. — Abi. zu
Sehrötel 3. FN. .JSchröttler.' 1485, UwSa.; wohl zu SchrötU
(s. die Anm. zu Sehröteu I {Sp. 1688).
G'-schröt II (vereinzelt lit), G^-sehröt II — n.:
die Hoden. Insbes. bei Tieren, , Hodenpaar von einem
Hengste ScHwMa.". Testikel des Raubzeuges. Jägerspr.
(Diana 1909; Syn. Geil). ,M. . . . habe den hund binden
by sinem geschrött oder beinen frävenlich erwist.'
1474, Z RB. ,Hab Acht, ob sichs am Buch [des Pferdes]
anhenk wie ein Eiterstock; findst es nit am Buch, so
ists am Gschröt oder fernen am Schlauch.' ZZolI.
Arzneib. 1710. ,[Das erkrankte Vieh bekommt] Beulen
und Geschwulsten unter dem Kimbacken, Hals und
Brust, Bauch und Geschrot.' Kürzer Bericht ... von
der Milzkrankheit (oOuJ.). Bei Menschen. .Vonguotem
gold was sin [eines Standbildes] houpt gmacht. sin
brüst und arm warend demnach von reinem silber
zamen glött. Sin buch und lendi biss ufts gschrött
warend von kupfer zamen gschlagen.' Rcef 1538. ,In
1703
Schrat(t) — schrut(t). Schraw— sohruw. Schra(t)z — schru(t)z. Schwa — schwu
1704
ewern Schmerzen des Geschröts oder Gemechten.'
Parac. — Nach geläufiger Annahme koll. Umbildung aus lat.
scrotum; vgl. Gr. WB. IV 1, 3972/3; Schöpf 650; Fischer III
497. Anders bei MHöfler 1899, 604.
Schroten PI.: = dem Vor. ,Bei denen Pferden,
welche . . . unter den Halshaaren, an Schroten, am
Schlauch oder an der Scham Blatern bekommen, braucht
man gleiche Mittel wie bei dem Hornviehe.' Z Sanitäts-
mand. 1779. — Weidmännisch auch sonst; vgl. Gr. WB.lVl,
3973 (unter .Geschröte' b); Behlen 1840/6 V 555.
Schraw — schruw.
Vgl. auch schra usw. (Sp. 1439 ff.).
schräwle(ii) Gr, so Kübl. und It Tsch., schräbU" Gr
Furna, Valz,, schraule" „GR"Chur, oHe., Pr. (so
Grüsch), schrawle" schräble" Gl: a) schreien, von
Hunden, Katzen, auch Menschen GRChur(von Katzen),
oHe., Pr. (so Furna, Grüsch). Valz., „laut, ungebühr-
lich schreien Gr", „schreien von Tieren im Walde, von
Menschen aber um Hilfe Gl", auffallend krähen,
krächzen zB. von einer Vogelschar Gl. Me" hed de'
Zuesenn g'hönl schräble", dem Vieh rufen GsValz. —
b) .schwatzen, zB. von Kindern GfiKübl. — \g\. schrausen
(Sp. 1658), aehrauzen mit Anm., zum Grundw. auch Beitr. 29,
522, ferner raui- (Bd VI 1872 ff.).
a(n)-: anreden, ,-schnarren, -schwatzen' GRPr., so
Kühl., Luz. (bes. von Weibern). Warschinli''' hätte-se
[hätte ich sie, meine Schwester] due ati''' noch an-
g'schrawlet, aber i''' hw're" g'nütt, dass-s' gä" süll.
GFiENT 1898; erklärt als .ankreischen'.
Schräwlete" Schräblete" GaFurna, Valz., Schrau-
lete" GRGrüsch, oHe, — f.: Schreien.
G'-schräwel GRlvübl., G'schräbelGL. — n.: a) Ge-
schrei. Gekrächze Gl. — b) Geschwätz von Kindern
GKKübl.
schriwun s. schrijen (Sp. 1464).
Schra(t)z— schru(t)z.
G"-schrauz (-aH-) n.: Geschrei, lautes Rufen Obw.
schrauze": laut reden, rufen, schreien Obw. Du
muest sehr., damit er's hört. Me" g'hert's de"", und
wenn d'nid e'sö schraizist. — Ahd. acrouwezen, garrire,
gannire (Graff VI 587); vgl. schräiclen mit Anm.
Schrauze» f., Schrauzi m.: Schreier(in) Obw.
schre'tzle" : a) herausspritzen, von Wasser GRHe.,
so Mai. — b) Funken sprühen, ebd.
Schretzle" BSG. XIII 72 ist It nachträglicher Mitteilung des
Verf.s Druckfehler für -e- (=e^). Da am selben Ort in Bed. a
auch sckre^io" (Sp. 1441), in Bed. b spräizle" (-e^-) gilt, ist unser
W., für das sich sonst keine andre Anknüpfung bietet, wahrsch.
durch Kreuzung der beiden Vbeu zu erklären. Es ist übrigens
in beiden Bcdd. nicht allg. bekannt, auch nicht in Mai.; für
Mal. wird es übh. abgelehnt.
Scliritz m.: (grosser) Riss BHa., Lenk, „Riss in
einem Kleide W", (kleiner) Riss in Tuch, Holz, auch
Hautschürfung, kleine Wunde WLö., Rar. Du hest
en Sehr, im Bock BHa. I''' ha" e" Sehr, in d'Hose"
g'macht W. — Rückbildung aus dsm Folg. Auch bei Schm.'
II 616 (,Schlitz'); Schm. 1855, 167 (,Spalt, Schmarre'); Lexer
1862, 226 (,Kratz, Schmarre'); Schöpf 648.
schritze" (bzw. -jt"): (in ein Kleid, einen Körper-
teil) einen Riss machen, zerreissen W. Ich ha" de"
Tsehöpe" g'schritzt (hHübgex zerrissu", zerschreckt). Refl.:
Ich ha"-mi''' (am Finger) g'sehritzt. — Intensivbildung
zu schrisaen (Sp. 1661); vgl. Schm.' II 616, auch Beitr. 29,
518. Zu dieser Sippe stellt HMeyer 1849 Nr. 1806 (i.S.v.
zerrissenem, zerklüftetem Erdreich) .Ober-, Unter-Schreizen',
Name zweier Höfe ZTu. (auch bei Leu, Lex.); eine aaO. aus
einem Urbar des XII. angeführte verdächtige Form ,Seizcn'
(Druckfehler?) war nicht aufzufinden. Merkwürdig ist die
Angabe, dass der Name mit -e'i-, dem Vokal des , Hiatus-
diphthongen' (nicht mit -m-= altem ei) gesprochen werde.
,ver-: scindere, lacerare faciem, raanus etc.' Id. B.
.schröze": bespritzen mit einiger Kraft, bes. durch
die Kauwerkzeuge U' (DrMüUer). — Nicht bestätigt,
doch im Hinblick auf die folgende, für die Nachbarsch.ift be-
zeugte Zss. nicht anzuzweifeln. Die etym. Schreibung ö für in
U gesprochenes e entspricht der Gewohnheit des Einsenders,
der zB. auch ,rSze°' für me" (Bd VI 1411) schreibt. Das ein-
fache i scheint auf langen Vokal zu deuten: liegt eine Um-
bildung von schlözen (Sp. 818; vgl. auch sMörzen Sp. 662) vor
unter dem Einfluss des eben erwähnten rözen? Vgl. das folg. W.
Morge°-Schrözi f. Nur in der Wetterregel:
Äbe"drdti M., ist der Himmel am Abend rot, so gibt's
am Morgen Regen Scnw (ä. Angabe). — Die Überlieferung
ist nicht ganz sicher: der Einsender schrieb ,-Schrözi', was von
unbekannter jüngerer Hand in .-Schriiizi' (mit Kürzezeichen
auf dem ö) geändert wurde. Aber es ist fraglich, ob die Ände-
rung nicht auf einem Irrtum beruht; vgl. das vor. W. Sachlich
bestätigt wird die obige Wetterregel durch eine neuliche An-
g.abe aus SchwMuo.: Abe"rlr5ti Morg("dßözi (s. Bd I 1240; vgl.
auch BBggilll Bd IV 1086); nach zwei andern Angaben aus
aSchw (auch Muo.) sage man vielmehr Monje'drSti Abe'dschlözi
(zu SrJdozi Sp. 818), was mit der sonst ziemlich allg. ver-
breiteten Ansicht übereinstimmt.
ISchw-.
Schwa, schwe, schwi, schwo, scbwu.
Vgl. auch echwaj usw.
(G=-)Schwl(e°) Schwi f. .L; Sch; Zg' (St.»),
Schwie; -a f. GrS.; U, G'-schwl ApH. (T.); Gl; L
(St.»-); GA., T.; Sch (St.''); ScbwE. ; Ndw; U; W (einzelne
Angabe); Zg (St.!»); St., G'-schioei AaL., St., Zein., Z.
(1815) und It Rochh.; Ap; Bs; BBrisl.; GRÜhur, He.;
GStdt(I799), T., Wb., W., We.; Sch; SThierst; oTh,
Mu.; UwE.; Z, so Bül., Febr., Lunn., 0.; St., G'-schwe
BsStdt (EKron 1867; s. die Anm.) — f. Aa; Ap; BsL.
und It Spreng; Gl (vereinzelt); Gr; L (St.»-); GT.; Sch;
Tb; ZPehr., 0. und It Spillmann; St., n. ßsStdt; Gl;
GA., T.; Ndw; UwE.; W (einzelne Angabe); Z. für die .
übrigen Orte fehlen Geschlechtsangaben, PI. G'-sehwei !
Z (ACorr.), G=-schwi(j)e°, -aBBr.r-ätt;,Gr.,G.,Ha., i
Kand., Lau., R., Sa., Si.; GrD., L., ObS., Pr., Rh., S., i
V., Versam; PAger, AI., Po.; TB.; Obw; U, auch Urs.; 1
WG., Lö., Vispertal, Vt., G'-sehwei(j)e", -a B, so Be., |
hE., M., S.; GRHald., Landq., Ths; PRi. (GschweHa, '
-eijju, -eio) — f., PI. -ji BGr., G., Lau. (-je): weibliche \
Verwandte, und zwar a) Schwägerin AaL., St.; Ap;
Bs, auch It Spreng; B, so Br., BrisL, hE., Gr., G., Ha.,
Herz., Kandert, K., Sa., S., Si. und It Zyro; Gl, so
1705
Schwa, schwe, schwi, schwo, schwu
1706
H., S.; GRChur, Fläsch, Hald., Jenins, Mai., Nuf., Pr.,
Eh., S., Schs, V., Versam; L (St."); PAl. (.cognata'),
Po., Ki.; GA., T., Wb.; ,Gstschweiz'; ScuHa., Nnk.,
Schi., St. und It Kirchli. und St."; STliierst; Th, so
Kressibuch, Mü.; TB.; Obw; U; W, so 6., Lö., Visper-
tal; Zg (St."); ZBül., Febr., 0., Rüml., des Bruders
Frau, der Frau oder des Mannes Schwester Ap (T.), die
Frauen zweier Brüder gegenseitig GlS., .der Frauen
Schwester, so genannt vom Manne, statt meiner Frau
Schwester, meine Gschwey' AaZ. (1815), (ledige)
Schwester der Frau Ndw, unverheiratete Schwester
des Mannes ZLunn., des Bruders Frau GVVe.; Obw;
UwE., des Bruders oder Schwagers Frau SohwE.
B'Frau G'schwe. EKron 1867. .Eins, zwei, drei, miner
Muetter G'schivei het e" g'staubets Chäppeli üf, tüpflet
mit ''em Finger drüf. KL. (G). Sprww. Zwüsche"d den
G'schivien hei der Liebgott vergessen d'Liebi insetzen [!]
GaSerneus. Die G'schwia und die Geiss sien-sen
selten ei-s. ebd. In der ä. Spr. seit E. XIV. auf dem
ganzen Gebiet häufig zu belegen; in die folgende Aus-
wahl sind nur redende Belege aufgenommen. ,Es
klagt RKlütte, amman zuo Farr, uff WSperger, der
Götschin am Seveld, siner geswigen, man.' 1453, Z RB.
.Gefellet aber dem mann nit, das er synes [verstorbenen]
bruoders frouw nemme ... so sol syn geschwyh (,ge-
schwey.' 1531) zuo im tretten für den eltesten ...' 1525/
31, V. Mos.; ,schwegerin.' Luther; fj fmri xoö dSeX^oS.
LXX. ,Sy fNaemi in Begleitung ihrer Schwiegertöchter
Arpa und Ruth] sprach [zu Ruth]: Sihe, dein gschwei
ist umbgewendt zuo irem volk.' 1530, Ruth; so noch 1707 ;
,schwegerin.' Luther; cüvvup.(föt oou. LXX. .Frytags,
was 13. octobris, starb min gschwy Margret, Ludigaris
frow.' 1536, Salat, ,0b er im wet syn gschwygen [zur
Ehe] gen.' 1538/40, Z Ehegericht. .Nach verhörter
kundschaft von sinem eignen vatter, bruoder und ge-
schwigen.' Kessl. , Weder Vater noch Muter . . .
Schwäger noch Gschweyen.' 1546, Ap LB. 1585. 1828.
,Kinder, schwäger, geschwygen.' 1551, GRhein. ,Die
gschwey, des eemans schwäster, glos.' Fris. (.gschwy');
Mal. ,[Auf die Nachrede] wie das er Margret Zanderin,
so syner eefrouwen schwöster. beschlaffeu und eines
kindleins geschwengeret habe [soll man den nach vier
Jahren zurückgekehrten N.] befragen lassen, und ob
er nach ein kind by gemelter syner gschwigen über-
kommen.' 1571, Z RB. ,Barbara Lips, ihre gschwey
[die Schwester ihres Mannes], ein ledig meitlin.' 1576,
ZRüti. .Weder schwäger noch gschweyen.' Ap LB. 1585.
.Weder Schwägern noch Geschweyen.' G Mand. 1611.
,Sy die Madalena [FPlatters Braut] hab auch Willens,
mit irer Geschwyen gon Gundeldingen am Suntag ze-
spazieren.' FPlatter (Boos). , Brüder und Schwesteren,
Schwäger und Gschwyen.' B Sittenmand. 1628. .Mein
liebe Geschwey Barbara Sturzeneggeri von Stöpfurt,
meines lieben Bruders Hausfrauw.' 1635, ThEt. Chr.;
,mit meiner Gschweyen.' 1652, ebd. .Wie Herr Helffers
N. Tochtermann . . . von siner Schwiger und von syner
Gschweyen, Helffers Tochter, der Regel, mit grosser
Ungestüme angefallen ... worden.' 1643, Z. .Einer
weit wyben und hat es so wyt gebracht, dass Vatter
und Mutter, Schwäger und Gschwey in der Sach ein-
gewilliget, allein die, so d Braut hat syn sollen, die
wolt kurz nit ja sagen.' Schimpfr. 1650. .Schwägerin,
Gschwei, Schwester, fratria, glos.' Red. 1662. ,Des Eh-
mans Bruder wird Schwager, sein Schwöster Schwägerin,
des Bruders Weib Geschwej, der Schwöster Ehman
Schwager genännet.' Spleiss 1667. ,Entzwüschent
Fendrich Caspar Pfister von Wädenschwyl eins, dann
Batt Bumann von Horgen in Bystand und auch in
Naramen syner Hussfrauwen Barbara Pfisterin wie auch
syner Geschweyen Maria Pfisterin, Heinrich Hürlimans
von Arne Husfrauwen, beider obigen PfistersSchwöstern
andern Teils ...' 1670, Z. , Fratria, des Bruders Weib,
Geschwey; glos, des Manns Schwester, Geschwey.'
Denzl. 1G77. 1716. .Brüder und Schwesteren. Schwäger
und Geschweyen.' B Mand. 1715. 1728. .Schwäger, Ge-
schwey en.Gegensch weher und Seh wieger.' BsRef.-Ordn.
1758. 1768. .Gegen Brüderen, Schwösteren, Schwägeren
und Geschweyen.' Z Mand. 1763. , Schwestern. Schwäger,
Geschweien, Oncles und Tantes, neveux und nieces.'
1767, AaL. ,Ich muss mich wie ein Hund schämen
und möchte wild werden vor Zorn, was über euere
Geschwey (Schwägerin) hier ein Gerede geht.' HPest.
1785. ,[An Leichenmählern sollen] nur die Eltern,
Kinder, Geschwisterte, Schwägere und Geschweyen,
so aus entfernten Orten herkommen, keineswegs aber
die, so in gleichen Orten wohnen, bewirtet werden.'
Z Ges. 1793. ,Die Gschweih, eine Schwägerin.' Zschokke
1797. S. noch Bd VI 378M. — b) Schwiegermutter BBe.,
Ha.; Gl; GrHc., Landq.; GMs, Stdt (1799), T.; Th
(PfrMüller); U; ZBauma und It PfrJWFäsi und Spill-
mann; St. Wild wie en Weih, bös wie e" G'schwei,
tramplet de'ther en Höle"bär. ONägeli 1910. Gegen-
schwieger oTh. — c) Schwiegertochter AAZein.; Gl;
GrD., L., Ths; PRi. (.nuora'); ZTösst. (Sohnsfrau).
Sprw. s. Bd VIII 691 u. (auch Sprww. 1824).
Mild, geswie f.. Schwägerin und sonstige Verwandte durch
Auheiratung, daaebenmh(i.</esK'ieni.,Schwagerus\T.,ahd.jesit)io
Ol., levir; vgl. Gr.WB. IV 1, 3985; Martin-Lieuh. II 522
(Schwägerin, Schwiegermutter); Fischer III 503 (m. Schwager;
f. Schwägerin, Schwiegermutter, -tochter, übh. Heiratsver-
wandte). Das Neutr. erscheint auch in md. Maa. (Gr. aaO.).
Kluge Et. WB. will iu dem W. ein urspr. koll. Neutr. PI. sehen
(vgl. westerw. .Geschwei', die Schwiegereltern); es hätte dann
urspr. .Schwägerschaft, angeheiratete Verwandtschaft' be-
deutet, wozu die (alleinsteheude) Angabe von Roidih. (für Aa)
,des Gemahls oder Bruders weibliche Verwandtschaft, nam.
Schwester, Frauen usw.; allgemeine Bezeichnung der an-
geheirateten Verwandtschaft' zu stellen wäre. Vgl. zur Bed.
das verwandte lit. nvainis, des Weibes Schwesterniann, smin£,
Frauenschwester, und Weiteres bei Fiek*III 543. Ohne etym.
Wert ist die häufige Schreibung mit ,-g-' (.geschwyg(en)' uä.) in
den ä. Quellen. Die Form mit .Hiatusdiphthong' tritt vereinzelt
schon um die Mitte, öfter seit dem Ausgang des XVI. auf (unser
ältester Beleg 1554, JGöldi 1897, 204). Die bei EKron 1867
zweimal belegte Form G'schwe (sonst wird für BsStdt nur
G'schwei angegeben) mag auf Anlehnung an Schwer (für
Schweher) beruhen, wie nach altem Zeugniss (,sweer.' Bs Chron.
IV 404. 405) einst auch in Basel gesprochen worden ist (vgl.
umgekehrt Gschwer GrObS. mit G'- nach G'achwif). Anschlnss
an die Dim. auf -i' verraten die folgenden zwei Belege: ,H. ab
dem Reiue git von siner hofstat an dem Büele und von siner
geswijneuhofstat3kopfkernen.'SchwE.Urb. 1331(Gfd45,37);
,Den 1'2. Aprilis verehrte ich beiden Geschweiinen jedem [!]
einBerliring.' 1663, Z TB. 1887, 197 ; vgl., auch zum doppelten
Geschlecht, Bäsi unter Bas (Bd IV 1648 f ). S. noch die Anm.
zu Nrben-G. Das W. ist im Allg. im Rückgang begriffen; in
BsStdt ist es etwa seit E. XIX,, iu ZStdt schon erheblich
länger dnrch Schwägerin ersetzt; auch für GrVersam; ZO. wird
es als veraltet bezeichnet, was gewiss auch noch für andere
Orte gilt.
N e b e " - G'sc/t«)e n.: = dem Vor. a. Mi" N. vo" mi's
Ma'"'s Site" her ... das het Sin [seinen Mann] letsch-
li''' verwitscht vo" wege" si""»» Heimko", si"'m späte'.
EKron 1867. — Zur Form G'schwe s. die Anm. zum Vor.
1707
Schwa — schwn. Schwab — schwub
1708
A'eJe"- drückt lediglich das Nebeneinander der Schwägerinnen
aus, ohne der Bed. ein wesentlich nenes Moment beizufügen.
Chöe-Ge-schwier ,-schwiger' s. Ch.-Ge-schnijer
(Sp. 1214). — Durch Anlehnung an die vorhergehende Sippe.
Schwab, schweb, schwib, schwob, schwub.
Schwab (bzw. -öS -ö'-) — «n- PI- -Sc/iwäfte" (in Bed. 2 b
auch Schwab, in Bed. 2d Schtvöbe"). Dim. SchwäbU{hzvi.
-dS -ö'-): 1. a) Volksname, Schwabe, doch nicht nur in
eig. S. (für den Württemberger, schwäbischen Badener
und Baiern), sondern auch übh. für den Badener und
Baiern und weiterhin (nam. seit 1871) für den Reichs-
deutschen (Syn. Tütsch-länder Bd III 1305); bes. in
letzterm S., aber auch sonst vorwiegend mit mehr oder
weniger ungünstiger Nbbed. wohl allg. ; docli mit
Unterschieden in einzelnen Gegenden: ohne verächt-
lichen Nebensinn vom badischen Nachbarn ScaSchl.,
vom Württeraberger BsStdt (z. U. vom Reichsdeutschen),
■jeder Bewohner in der Nähe jenseit des Rheins, der
Vorarlberger, Baier, Württemberger, Badener (sonst
heissen sie auch Tütschländer), nicht aber die Tiroler'
Ap (T.), , Leute aus Schwabenland' U, .Württemberger
und Badener, aber auch Reichsdeutscher (wofür seit
1870 auch Preiissy W, so Rar. (aber in Lö. übh. nicht
bekannt). In B (so E., M.) wird heute die einheimische
Form Schwab als neutraler Ausdruck für Schwabe im
engern S., ScMcöb (wohl von Norden her eingedrungen)
geringschätzig für jeden überrheinischen Deutschen
gebraucht; vgl. auch schwäbelen. Die Bed. .Schwabe'
im engern S. zeigen fast durchgängig sowohl die unten
folgenden Belege, als auch die Zssen mit Schicäb als
1. und 2. Glied; so (für etw. von den Schwaben zu uns
Kommendes oder Gekommenes, bei ihnen Übliches)
Schwaben- Ej) fei (Bd I 377); -Erbis (ebd. 430); -Hüben
(Bd II 954); ,-Junker' (s. Bd VII 1744 M.); -Chappen
(Bd III 395); -CAwaö (ebd. 712); -Chrüz (ebd. 943); -Luft
(ebd. 1160); -ü/etiH (bes. auch schwäb. Dienstmädchen);
-Bueb; -Bir (Bd IV 1496); -BrötU (Bd V 984); -Süw
(Bd VII 1509); -Schueh (Bd VIII 485); -Schlajtpen
(Sp. 616); -Schlutten (Sp. 797); -Ge-schnitt, -Schnitter
(Sp. 1359. 1366); -Wagen, (für das Umgekehrte) -Em
(Bd I 463); -Guldin (Bd II 229); -Gänger (ebd. 360);
•Chrueg (Bd III 803); -Tor, in der weitern Bed. nur
in Schwaben- Hammel Bs (jung), -Pösche" (Fl.) ZReg.
für .Reichsdeutscher' und Süiv-Schtcäb. Schwabe",
Wallfahrer nach Einsiedeln ZO.; vgl. Schtväben-Götz(li),
-Heischen (Bd II 581. 1756). Wohl für schwäbische
Schneidergesellen: Wann all Geissböcl- guet Schnider
wercd, wo dirt oben wne"stegtre"d, so chönnt-nie"
d'Schwöben e"tbere" und viüest niene'' me en Schranz
oder es Nötli offc si". JSenn 1864 ; nach FStaub für
Schneidergesellen übh. Im Schnellsprechvers ; s. Bd VIII
1369 u. , Die Almenner und Schwaben.' Väd. ,A1so ver-
meintend die Schwaben [bei der Belagerung von Zürich
1354], deren oberster was ein bischof von Konstanz,
si söltind den Vorzug an die vigid han; des wer ir alte
friheit.' HBrennw. Chr. ,Sy [sollen] nit gebunden syn,
den Schwaben von dem Bodensee senilichs [Fischerei-
gemeinschaft auf dem Greifensee] zuo gestatten, wann
sy alweg vil nüwer fünden erdenkent, die dem see
gar schädlich sind.' 1559, Z. ,Dass Ettliche zuo Eglis-
auw den Schwaben entgegcnfahrind und ihr führendes
Korn uffkauffind [soll bei Strafe verboten werden].'
1667, Z RM.; vgl. Chernen-, Chorn-Schwäb. ,0b er [der
Vogt von Eglisau] nit wüsse, warumb gestert keine
Schwaben alUiero [nach Zürich] kommen.' ebd. ,Mit
dem Weben ists dissmalen [für die Armen im oTa]
Nichts, weil sy meistens den Schwaben weben, die
bei heutigen Zeiten ... Nichts haben.' 1692, Th. S. noch
Bd II 895 M. ; IV 1 257 u. Der ,Schwaben rScht' ; s. Bd VI
301. ,Nach Swaben reht', mit Bez. auf das Erbrecht
von Ehegatten. 1297, AaMcU. StR. (Weistum von
Winterthur für Meilingen); noch zweimal wiederholt
im XV. ,[Zu AaB. wird verfahren] nach Swab [!] rechte.'
1368, AäB. StR.; vorher, nach swebschem rechte.' o)der
Schwabe (bzw. Reichsdeutsche) als der typische (un-
erwünschte, gering geschätzte, aber auch bevorzugte)
Fremde; Überfremdung. S. inen-ge-schnit (Sp. 1209).
Für ungebildete Innerrhoder sind alle Fremden
Schwöbe" : Landamma"", jetz chönntist denn nebe' bald
e"fange" nfliöre' preje" vo" dene" Schicöbe"! rief ein
Innerrhoder, als der Landaramann in seiner Eröffnungs-
rede an der Landsgemeinde von 1879 die Gräuel unter
den Zulukaffern, russischen Nihilisten usw. schilderte.
AToBLER 1902. ,[Hans Has habe gesagt] alle die wile
er Züricher kind funde, die darzuo [für das Amt eines
Ratsherrn] guot werint, die weite er nenien für [= lieber
als] Swaben; des rett Berchtold sattler, Swaben werint
ouch biderb lüt, antwurte er [H.] im, er rette im
darin nützit; man funde aber mengen biderman Zürich,
dero vätter ir fleisch und bluot durch der statt willen
verloren bettend, die weit er lieber darzuo nemen denn
ein Swaben; antwurte er [B.] im, er were ouch ein
Swab, und er und ander Swaben hettind als vil hie
erlitten als wir, und was wir verhünt, das hettind sy
zuo eren bracht.' 1478, Z RB. ,N. hat geredt: ja, min
herren vertrybend die iren und setzend dann ander
frömd Schwaben har in; aber die, so min herren von
inen trybend, die sind andern unsern Eidgenossen
lieb, und wenn sy sich zuo inen setzend, so hands die
selben gern.' E. XV., Z. ,Da hab er [ein Schuhmacher,
,der ein reisknecht und swarzer xell sig'] geredt, er
weit die lüt am Zürichsee nemmen und die stat Zürich
mit inen gwynnen ... ja, er weit sy gwynnen und
danocht der erst uff der mur sin, dann die stat wol
halb voll Schwaben were.' um 1490, ebd.; vgl. Zürich-
Schwab. ,Der Schlosser [ein Zuger] hab ouch geredt,
min herren [von Zürich] hettind vil Schwaben in irem
rat; was sy iren welltind, sy machtind inen vil zwi-
tracht; spreche er [Einer ,uss dem fryen ampt'], er
meinte, die von Zug hettind wol als vil Schwaben
... in irer statt als min herren ; do spreche der
Schlosser: nein, e ein Schwab zuo inen in iren rat
kam, e wurfint sy in die stegen nider.' 1522 oder 1523,
Strickler. .Rette N. : Gunnent nun eim Schwaben
me dann einem Züricher! oder aber: Ein Züricher
muoss allwäg den hinderling und ein Schwab den
fürderling haben.' 1528. Z; vgl.: ,Verum est prophetam
in patria honorem non habere atque adeo Suevum
Helvetio pra;ferri.' 1S18, Zwingli (Brief). Die Leute
am See wünschen, ,dass ir unser gn. herren der har
verloffnen pfaffen und Schwaben abstandint.' 1531,
EEgli Act. ,Das wir [Winterthurer] dörffen band das
recht wellen ziechen für die III stett, als Costenz,
Überlingen und Schaffhusen ... semlichs unser herren
und oberen [in Zürich] gar übel duret ... und [wir]
gangind erst hinderrückgs innen ... und suochind
1709
Schwab, schweb, schwib, schwob schwub
1710
ander rächtsprächer und danocbt Schwaben, die dau
erst unser gniein Eidgnossen gar nüt würdind ferguott
han.' UMeyer Chr. 1540/73. ,[StGallischer Unter-
händler in Frankreich:] Was gond uns die Schwaben
an?' Rainsp. 1553. ,Diser Predicant [zu ScaSt., der
gegen die Katholiken gepredigt] ist ouch ein vertribner
Schwab.' 1632, Absch. ,Den Schwaben gibt man das
Salz billiger als den Untertanen.' 1790, WWiluberger
1917 (Beschwerden der Hailauer). Neben andern
Fremden. ,Witer, als dann berr Caspar von Mülinen
US dem rat gestossen, ist an üch unser früntlich bitt
und begär, wo es iendert möglich ist, ine aldann wider
in den rat zuo nämen, dann uns bedunkt, ein statt Bern
hab sin er und nutz; wo aber das wider üwer statt
bruch wäre, alldann so wollen [ir] die Grischeneyer
und Schwaben us dem grossen rat auch stossen.' 15'27,
B Ref. ,Das niinl'ürhin m[in] h[erren] dhein weltschen
fremden gesellen ... so usserthalb den marchen- der
Eidgnoschaft sitzt, nit annemmen ... sollen ... des-
glychen dhein Schwaben, es sye dan sacb, das er der-
massen sye, das er einer statt nutz bringen möge mit
dem handwerk oder siner kunst.' 1550, P KM. .Zum
dritten, min herren, bittend wir üch, wie dann bishar
ein grossi zwitracht ist gesin, dass etlicb uns von einer
armen gemeind verachtet, der het müessen ein Schwab
sin, der ander ein Grisseneiger ... bittend, ir wellind ...
solicher Verachtung uns vor sin.' 15ti'2, B Ref. (die Ge-
meinde Bern an den Rat). ,Das dheine Weltschen ald
Schwaben, so nitalhie erboren, zu bürgeren diser zytgar
nit angenommen werden söllint.' 1570, Z RB. S. noch
üf-ge-bläsen (Bd V 145); Schmucker (Sp. 9'20); Schrier
(Sp.l490M.). — ß) Beurteilung; vgl. Schwaben- Spiegel,
■Stuck. Im Vergleich. A.: Wie göt's? B.: Schlecht ; i'''
ha''s wie de Schtcöb, i°* han all no''' 's erst Wib TuMü.
Es göt-em wie dem Schwab, wo-n-em d'Frau am Char-
frUig g'storben ist: 's gi''t wider en Andri, aber nüd
vor Östere" ZWall. D'Geisse" strl-pfe" a" de" Butte"
d's Bräme"her nit (rundlich ab, schlah", ive''"-si am
grosse", blutte" Utter länte", wie-n-e" Schwab BSi.
(Ged.). Wie d' Schwabe" an einer Zilete" sitze" oder stö",
1 von einer in einer Reihe sitzenden oder stehenden
Gesellschaft Z. ,Er ligt herein wie ein Schwab.' Sprww.
, 1824. .[Die Bewohner von ScuDörfl.] schweren wie die
i Schwaben und Riffiüner.' 1044, Z. ,Da die Schwaben
I wider Marggraff Friderichen von Meissen bei Lucca
I ein vornemme Schlacht verloren und vil eingebüsst.
] ist daher das !?prüchwort entstanden : Es gehet dir wie
i den Schwaben vor Lucca [Luckau in der Niederlausitz].
I Diss Stättlein ligt in dem so genandten Osterland in
IMeissen.' FrHafpn. 1606; vgl. Wander IV 407. 27. 34;
jGr.WB. IX 2143 f. Das Schwabenalter; vgl. Bd I 207
lund Sprww. 1824, 93. D'Schicöbe" werdi'd doch im
\ vieriigste" Altersjör g'schid, du aber blihst diner Lebtig
i« rechts Bäbi L (ERothelin). S. noch Bd V 308u.
I Lebenshaltung, Nahrung; yg\. Schwaben- Kafß(ßiUl
ii5y,-Ghnöpfli(ehd.lb2)\in(iChn0pßi-Schuäb.Jisse"filr
\sibe" Sehwöbe" ScuBib. D'Schwöbe" essi"d vil, am Fritig
\händ-si Chnöpfli, am Samstig händ-si Wl", am Sunntig
thänd-si denn Nünt mi SciiSt.; s. auch Bd VI 1748o.
Im Kinderreim; So lang's no"'' Nudlen und Chnöpfli
igiH, so lang verderbe"d (verrecke"d, verhungere"dj
\d' Schwabe" nüd oä. Aa; ApK.; Sch; Th; Z, in ScnBibern
mit der Forts.: so lang's nc'' Eier und Wissbröt giH,
so lang verderbe"d d'Schwlzer nid. S. noch Fluten
(Bd I 1232; auch B; ö); liäb (Bd VI 17 u.). Und wenn
de IIöhe"stoffel en Chnöpflihüffe" war, so chäme"d dlli
Schwöbe" im Sturmschritt ilerther ScuBib.; ähnlich
ScnSt. (wenn 's Strössburger Miinster en Chnöpfliturm
wär...J; ZStdt(vom t/cfKieV^ und mit der Fortsetzung:
icenn aber der üetliberg en Schwäbe"hü/f'e" war, ehämi"d
d'Schwlzer im Sturmschritt daher) und eis. bei Martin-
Lienh. U 520. ,[ Wegen ihrer Armut] sind die hungerigen
und dürren Schwaben und die nüchteren Itali und
Sarazeni so subtil und hohe Künstler.' DTomann 1708.
Vgl. auch , Schwabenmagen und Schweizergeld.' Sprww.
1824,93. Schwaben und Schweizer. .Flieht, Schweizer,
die Schwaben kommen!' Sprww. 1824; vgl. Wander IV
405 und: ,Hier stehen wir Helden, sagte der Frosch
zum Schwaben.' Sprww. 1824. Der Schwabe versteht
sich auf den Ackerbau besser als der Schweizer, der
zunächst Vielizüchter ist. De Schrcäb seid: Wenn de'
Schwizer wüsst, tvie guet de'' dürr 3Iist für 's Ackerland
ist, so ivurd-ercn uf ''em Ofe" teVe" ZZoIl. S. noch
Bd V 647 M. (so oder ähnlich auch Ar; GRThs; GWe.).
,Hab trost in deinem muot: oft ein Swab nimpt sein
end mit guotem trost, der snierzen went.' Rmii. All-
gemeine Geringschätzung des Fremden; schlechte
Eigenschaften; s. schon unter a und weiter unten, auch
die Anm. Es sind halt dere" Hagels Schwöbe" SchR.
So en Gheibe" Schwab! Tu; Z. Auch im Dim. in ver-
ächtlichem Sinne Ap (T.) und sonst. Als Einer ein
kleines Kind schwäbisch reden hörte, meinte er mit-
leidig: No''' so jung und schon es Schwebli! Ap. S. noch
üf-setzen (Bd VII lti43u.). ,Du bist nit alls guot als
ich, denn du bist ein Schwob.' A. XVI., Z. ,[Iu Bülach
hätten ihm] zwen frömbd hantwerchsgsellen, so mit
im gegangen, mit inen gen Schaifhusen ze gand an-
gemuotet, das er darutf übel geschworen sprechende:
Götz Heisch und Gots liden, muos ich dann mit denen
Schwaben gonV ja, wann ich mit üch gan, so han ich
tusent Herrgotten gehygt!' 1534, Z RB. ,Ist bewysslich,
das sich bemelte undertanen [des Komthurs zu ZWäd.]
inn mermalen an der gmeind vernemmen lassen mit
disen Worten : l)asBotz[BdIV 1996] macht den Schwaben
(min gnedigen Iren natürlichen oberherrn meinende)
sehende!' 1547, Z. Spottreime. Schicöb, Schwob, henk-
di''' an e" Wog, henk-di''' an en Bese"stil, de Tüfel holt-
di''', wenn-er will ScnBib., Tha. S. noch Bd II 312o.
(auch ZStdt, Wth.). Grossmäuligkeit. Man sagt,
d' Schwöbe" heiji"d e" guet oder e" gross Mül (Schnorre")
Th. Gester hat au"'' eso-n-en GalÖri vo-me" Schwab sich
brät g'macht ... SM. 1914 (ZSth.). ,Der Eschibach
[ein Gerbergeselle aus Ulm] habe utf ein zite ... gerett,
die Swaben sigint so guot als kein Eidgnossen; des
im der Eberbart [sein Meister] antwurte, er seite davon
nicbtzit, ob sy guot oder böss werint; dann werint sy
guot, so gultent sy dester mer; da rette der Eschibach
frävenlich: ja, sy sind wol so gewaltig hie, als ir alle
sigint.' 1476. Z RB. Diebischer Zug. Wenn Jind einen
Gegenstand lange vergebens sucht, so sagt man etwa
scherzend: 's ist en Schwob cho" uf ei"'m Bei" und
hät's an-ere" Stange" furt'treit ZZell. Es ist ke'n
Schwab g'se" (sondern gewiss Einer der Unsrigen oder
ein Bekannter), sagt man zB., wenn Etw. gestohlen
worden ist Ap (T.). Mit charakterisierendem Adj. ,Er
ist ein dummer Schwab.' Sprww. 1824. ,Do sy ir eeman,
so ein böser Schwab gsin, sy [die Ehefrau] verkouft
umh ein mass win, sye sy nit darby gsin.' 1552, B
Turmb. ,Er [der Meister] hatt gar ein bösen leer-
buoben, der was von Altkilch ... nampt mich ein küe-
1711
Schwab, schweb, schwib, schwob, schwub
1712
muH und anders, dorft das dem meister iiit woll
klagen, den er was ouch ein grober Schwab.' ThPlatter
1572. ,Der meister was ein untrüwer Schwab.' ebd.
Ach min Gott und alle' Lüte" Gott öni de'' Schiväbe" .'
Z (Dan.), (. . . a. L. G.J und dann händ d'Schwäbe" erst
no''' ke'ne" ZWtli. ,Das inen Gott das valent übel geb
aller Swäben! 1484, Z RB.; einmal ,ales Swäben'. 148ö,
ebd. S. auch Bd VI 1723 o. und vgl. Schwaben. — f) als
(klagbarer) Schimpfuame;vgl. Schwaben- Gätzi(BiU
573); -Eoss-Dreck. ,Er ist ein Schwabe (Schweiz.
Schimpfwort) ... Der Name Schwabe bedeutet in der
Schweiz ungefähr soviel als der Schimpfname Tropf.'
Päd. Beob. 1840 (in einer Verteidigung der Schwaben
mit Bez. auf die Angriffe gegen Seniinardirektor Thomas
Scherr). ,[Auf Fridly Stelzers Aufforderung, ihn ,un-
gefatzet' zu lassen] redte der Petter Wanker ... er
[St.] were ein Swab; redte er, nun were er doch ein
Allgöwer, [worauf] P. zno dry malen redte, er were
nit als guot als ein Swab; da er inn fragte, warumb er
denn nit als guot sin sölte, und der bemelt P. aber
redte, er were böser denn ein Swab, redte er: wie bös
ist denn ein Swab? redte er aber, er wer vil böser denn
ein Swab ... Junghans Röichly [als Zeuge] d[ixit],
sy habint einander geswabet und jetweder gemeint,
er wer besser denn der ander . . . [Später heisst es,
dass sie] einanderen, das sy Swäben werint, ufF-
hiebint.' 1472, Z RB. ,[N. habe] inn mit verächt-
lichen Worten verspottet und zuo im gredt, er were
ein Swab, und wüss niemand, von wannen er kommen
syge.' XVI., ZHöngg. ,Uber das ... verachtoti inn N.
mit Worten, das er ein Swab sin sölt, wiewol er ein
porner Höng[g]er were, und so glichwol dann sin vatter
ein Swab, so were er doch ob den drissig jaren zuo
Höngg mit wesen gesin und da ein frommen frowen
überkommen.' ebd. S. noch süwin (Bd VII 1516). Mit
Zusätzen; vgl. die Zssen. ,Du zers Swab, du gestäst
ouch den Swäben!' 1434, Z RB. ,Du bist doch nütz
denn ein onmechtiger Schwab.' 1511. ebd. ,Er habe
den N. ein fulen Schwab gscholten.' 1563, B Turmb.
Der Beklagte ,sölle ab ime [dem Kläger] tuon, was
sy geredt hinterrücks: Schwab, langer Schwab, fuler
Schwab, blauwer Schwab.' 1567, B. N. wird verklagt,
weil er gesagt habe, B. sei ein .verlogener Schwab.'
1607, KHadser 1895. ,Sy habe geredt, wann der Tutel
synen Grossvater, den fulen Schwaben, nit alher treit,
so were sy unbeschwert.' 1608, Z. — 8) (etwas ver-
ächtlich) auch von Frauen Z (üän.); vgl. Schm.' II
619. Si ist en Schiväb; er hat en Schwab [zur Frau].
— b) als Necknanie der Filzbacher bei den üb-
staldnern GlK., der Bewohner von TnDingenhart. Vgl.
Schöpf 655. — 2. von Insekten, a) Bäckerschabe,
Schwabenkäfer, Blatta or. Bs; BG.; GlS.; Gr. so Churw..
He.; L; G; ScHR.(auch Dini.); SiHwMa.; SNA.; Tb; U;
Synn. unter Schab II 3b (Bd VIII 9; s. d.). Grüsegeri
Tier gi''t's keini es [als] d'Schwäbe" und d'Chriesi-
stinker (jaHe. 3Ier sö'ti''d aW'' ivider e'''möl Chäfere"-
pulver ha", 's hat Schwaben i" der Chuchi SchR. —
b) Schwab (bzw. -ö-) GlK.; GT. (in Wildh. PI. Schicöb);
ZO. (JSenn), Schwäbli (bzw. -ö*-, -ö'-) Sch; ScnwMa.;
Tu (vom Übersee bis Ettenhauaen und Balterswil);
ZO., S.. kleine Bremsenart; Syn. liolenser, Zürich-Bür
(BdlV 1181. 15'24); Wallisser. irSchioäbli tuend aW'
wie letz hat ... Ja, ist Das au"'' e" Hitz! ESchönenb.
D'Schwöbli fresscd 's Veh fast üf, es ist g'witterig.
Messikommer 1910. S. noch Sp. 1171 o. — c) Schwab
SoH wMa., Schwäbli (bzw. -Ü--) ZHirzel, Wäd., Wl., Stech-
mücke, Culex pipiens. — d) Schwab (PI. Schwöbe"),
Ameise (kleine und grosse) Zliafz. — 3. von Sachen.
a) von Füllstücken und Zutaten, a) Keil Z, Keil, mit
dem beim Eiegelwerk die Otfnung ausgefüllt wird,
die beim Einsetzen eines Balkens in einen andern bleibt
SL. , Schwaben.' 1770, Z (betr. den Kirchenban in
ZRüti). — ß) Flick bei Zimmerleuten, Schneidern L
(Ineichen). — y) schlechter Mauerstein, der (bes. bei
Trockenmauern) betrügerischer Weise mit dem
, schönen Gesicht' nach aussen auf die Schmalseite ge-
stellt (statt auf die Breitseite gelegt) wird, so dass
er an der Aussenfläche grösser erscheint, infolge des
im Innern der Mauer entstellenden (manchmal mit
Kleinsteinen ausgefüllten) Hohlraums aber unge-
nügende Festigkeit hat GFs; \g\.schiväbnen. — 8) Füll-
stück zwischen den beiden Schuhsohlen Gr. — e| Volant
als Abschluss an Lender (Bd III 1314) oder Jacke der
Frauen, in der Höhe von 8 — 10 cm um die Hüfte
gehend, tw. hinten etwas verlängert und eine Masche
mit Schnalle als Verzierung tragend Gl, so H.f. —
b) von Geräten, Kleidungsstücken, Speisen, a) Zieh-
niesser S; Syn. Schwaben- Messer (ebd.). — ß) auch
Schwäbli, Kopftuch der Frauen, das im Sommer bei
der Arbeit auf dem Felde oder im Weinberg getragen
wird niTu, so Märst. Syn. Utzen- (verhört für Butzen-?)
GÖgel TaWag. (vgl. Bd 11 154); Gug-, Gugel-üs (Th
Boltsh., Märst.); Ge-sundheit-Lumpen (Bd III 128U);
Stachen. Vgl. Schwaben- Hüben (Bd II 954), -Chappen
(Bd III 395; auch Ap). — y) Sehwebli, zweiteilige
Buttersemmel BsStdt. Syn. Mürrli (Bd IV 384); Anken-
Weggli. — 8) , Schwab', der gebratene , Spatz' (Fleisch-
ration). SoLDATENsPR. — c) Schicöbli, ein Tanz ApH.,
M. (T.); Syn. Allemander; Appenzeller 3 (Bd I 172. 86'2),
Hopper 4 (Bd II 1484). .Nach der altern Art macht
man verschiedene Sonderbarkeiten; man schlüpft unter
dem Arme durch udgl.' (T.).
Altgerm, (in )at. und griech. Form) Suebi, Suevi, Sou^ßoi,
seit dem VI. Jahrh. auch Snavi Souaßa (MSchünfeld, WB.
der altgerm. Personen- und Völkernamen 1911, S. 212/5), ahd.
Straf'. PI. -6a (als PN. auch als n-St. Swälo; s. Förstemann'I
1373), mhd. Swä/), -lies und Swäbe, -heii, Volksname; Tgl. Gr.
WB. IX 2 1 42/5. 2148 (,Schwäblein') ; Schm.'' U 6 1 6/8 ; Martiü-
Lieub. II520; Fischer V 1220/3. Abgesehen von den sekun-
dären umgelauteten PI. -Formen unter 2 b uud d, ist die st.
Kle-Kion bei uns nur in Namen nachweisbar (,Hein2(en) Swabs
hus.' 1357/66, ZSteuerb.; ,Ton Annen . Swabs.' 1449,
B und .Schwabs-' iu ONN., .Schwab-' vor PNN.; s.u.). Der
Bed. .Reichsdeutscher' unter la stellt sich die eis. Bed. .Alt-
deutscher' zur Seite; vgl. auch AI. I 90. Zu der auf dem
deutschen Sprachgebiet weit verbreiteten Bed. 2 a Tgl. auch
Kretschmer 340. zum Verhältniss tou 2a und Schah (s. Gr.
WB. 1X2145) die Umdeutung von Schaben- in Schiväben-
Blüemli (Bd V 89). Bed. 2 b und c sind nach unsern Angaheo
nicht durchweg sicher zu trennen. Für 2b gilt im badischen
Grenzgebiet umgekehrt Schwizer-Bebeli, -WtbU. Zu 2 vgl. noch
(als Bezeichnungen von Unangenehmem. Wertlosem) Schwaben-
Erden (Bd I 437); -Chirsm (Bd III 483); -Beri (Bd IV 1472);
-Bollen (Bd VI 874); -Schnetiy (Sp. 1197). Zu Bed. 3a findet
sich Entsprechendes im Bair.. zu Sby im Eis. uud Schwib.
(vgl. auch BüM 114 Bd VI 1446). Im Westschweiz, bedeutet
das (tw. aus dem Eis.) entlehnte Hob 1) Deutscher (im Gegs.
zum Elsässor), 2) Küferwerkzeug zum Glätten von Fassdauben
(vgl. unser 3ba) uud 3) eine Art Kanarienvogel; s. ETappolet
1914, 50; 1917. 159. Im Oberland. Kät. ist zwö/j in Bed. la
geläufig (auch Abi. sch u-obatnenia, Schwabengesindel), im Engadin
selten und auf die Bed. Reichsdeutscher beschränkt (nicht
etwa für Österreicher oder Tiroler gebraucht); dazu milnstert
Hchwüber m., Sperling (mit Bez. auf die Dreistigkeit des Vogels);
1713
Schwab, schweb, schwib. schwob, schwub
1714
nach Mitteilungen tod CPult und GvouBurg. Unklar : Es ist e"
BUumli oben im Dorf, es hanget volW Sckwobe", es häd r.n Bittier
Höchsigg'ha", es häd-em A'iemerti/gubet Z(Däu.). — In Namen;
s. auch die Zsseii. ,Schwob' wohl wie ,Delfin', Name eines der
Hunde des Eptiugischen Schlosses Blochmont, die nach deu
Unterzeichnern auf dem Absagebriefe standen, den HvEp-
tingen 14-19 an Basel sandte (Bs Chr. IV 300). a) in PNN.;
zT. noch mit deutlicher ethnographischer Beziehung. ,Swab',
,Swabo', .Swabilo.' IX., G ÜB. (aus Schweiz. Gebieten). ,Adal-
swab', Mönch iu SSchünenwerd. IX., ASocin 1903. ,Suapa',
Hürige des Stiftes; eine andre heisst ,Suaplind.* um 960, Z.
Das einf. W. als Zuname. Eine Reihe von Belegen aus dem
Xlll. (XIV.) s. bei ASocin 1903, 555/6 ; zB. .Chuonradus dictus
Swap'; ,Chuouze der Swap'. ,Dir Swab unde sin muotir', unter
Lehensleuten. 1277, GKriess. , Dictus Swab.' 1377, SchwKli.
, Ein knecht, heisset der Swab.' 1392, ZRB. , Heini und Ruody,
die winzürnen, genant die Swabeu', auch ,die man nenipt
Swaben.' 1436, ebd. ,Rud. Meier, Schwaben.' ZRegensd.
, Schwaben' oder ,Rotstrilmpfe' heissen noch heute die Nach-
kommen eines um 1760 aus (dem bad., württemb. oder bair.?)
Gundeltingen WZeneggeu. Dim. , Jakob Äderli, das Schwäbli.'
1637, KHauser 1895. Als 1. Glied von Zssen. ,S(ch)wab-
bans.' 1445, Edlib.; 1518, AaZof. ,Heinrich Ulrich, genannt
Schwaabenhans.' 1751, ZWalt. ,Joh. Wepfer, Schwaben-
hanseiis,' XIX., ZSth. Sehiväbe''meier, ein , Meier' aus Schw.abeu
i z.U. von einem andern, Meier' ZStdt. Sehwöbe''michel ThMärst.
jBStierli, Schwabenplazis.' 1869, Aa. .Schwabensepli.' 1766;
j s. BdVII340. AlsFN. Äfi«..?;; Bs; BBiel. ,Conradus Suevus.'
I 1271, Bs. ,Wern. Swap.' XIII., ebd.; Weiteres bei ASocin
1903, 555/6. ,H. Swap.' 1331, ZHauseu. Mehrfach in den
LWaffeuTerzeichnisseu von 1349 uud 1353 und im LSteuer-
! rodel Ton 1352 (Gfd 68,210 ff.; 62, 207 ff.), ziemlich häufig
I in den ZSteuerb. von 1357/76 (s. Register). , Hansen Swab ze
Eschibach.' 1387, ASG. ,Uelli Swap von Villingen', Neubürger.
I 1394, L. .Schwaab oder Schwab', ausgestorbene Familien.
I XIV./V., B; XIV./VI., Z (Leu, Lex.). Mehrfach im XV., Aa.
' ,Jost Swab.' 1408, üwSa. , Hans Swab von Rappreswil.' 1540,
I ZRB. .Wilhelm Swob.' 1503, BsPratt. .Peter Schwab.' 1529,
I GKriess. , Schwab.' 1798. B. Im Fem. (Frau eines .Schwab').
I .ElliSwebin.' 1357. ZSteuerb. .Swebin.' 1362. ebd. .Swäbin.'
1371. ebd.. für die selbe Frau .Swebina'. 1372/3, ebd. .Uff
DoratheenSwebin.' 1464. ZRB. Dim. ,FiIia WolTinisWoffila[:]
et filius eins Swabilin'. Hörige. 929, ZRUml. Als Zuname.
Schtcüibti, Familienzuname, zB, der Schw.-Meili [Meinrad]
' SchwE. .Von sinem knecht, den man nempt das Schwäbliu.'
I 1563. UMey. Chr. FNN. .Swebli.' XIV.. L. .Uolrich Swäbli.'
I 1366, ZSteuerb. .Peter Schweblin.' 14Ö0. B. .Sweblinen.
I die pfisterin.' XV., AaZof. .Hans Swehli', Neubürger. 1401,
L. , Hans Swebli.' 1440, AaRh. .Thoni Schwebli.' 1540. Seh.
.Der Schwübli.' 1612, GG. .Schwäblein.' 1683/1830. Bs.
Hausname. .Domus (dicta) zeni Swabe" = .domus Swebeli.'
XIII. (XIV.). Bs (ASocin 1903). — b) in ONN. Als 1. Glied
von Zssen. .Schwobs-Hof ZGoss. (.ze Swabshoff.' 1443).
,-Bach.' ebd. ,Schwabs-Berg' BArch b/Büren. .-Matt' AaOber-
wil. .-Ruti' GGais. .Swabenacker.' XV.. ZBonst. .Schwaben-
Matte' ZMettm. .Schwabach' Schwübäch ZMeilen (.Swaben-
bach.' 1316/1359; .Schwobach.' Leu. Lex.). .Schwaben-Berg'
AaGebenstorf (vgl. .Schwaberger', FN. 2. H. XVI., ZHinw.).
,-Ried'BSa. .-Rüti' AaMünchwilen. ,-Stall' AaMuhen (amtlich
iSchwabistal'). .-Tobel' GrMonstein (Lawinenzug mit zwei
alten Erzgruben, die von Schwaben betrieben wurden). .Der
Schwaben' (gespr. Sc/nco^te"), Halbinsel beim ehem. Kloster
ZRheinau auf badischem Gebiet (.Svabouva.' 870, .Svabowa.'
875/7. .Swabouwa.' 1047. Z ÜB.; .Schwaben.' Leu. Lex.); das
Verhältniss der neuern zuralteu Form ist trotz H Meyer 1849.
38 unklar; ist viell. vou einer Nbform .der Swaben (ouwe)'
auszugehen? Unklar ist auch .Schwaben' AaOberrüti. .Ort-
Schwaben', Dorf zw. BKirchlindach und Uetligen (.Nortsuaben.'
1185/1491. .Nortschwaben.' 1499. .die unsern von Ort-
achwahen.' 1534 und seitdem .0.' herrschend; vgl. .Nord-
schwaben' im bad. Amt Schopfheim). Schwöhe'dintje' ZO.
(Stutz) ist als (scherzhafte) Entstellung des Z Ortsnamens
.Schwamendingen' (gespr. Schtcame''dinge'') nicht geeignet, die
Schweiz. Idiotikon IX.
Erklärung aus ' Swabmundinga (HMeyer 1849. Nr 1226) zu
stützen; vgl. .Suamuudinga' 820 ff., .Swabendingen.' 1230.
1320/30. .Suamendingcu.' 1332 ff.; .Heinrich, dem man
sprichet Swamending.' 1304. ZBoppelsen. — Als Gegenstück
vgl. Schwizer bei uns und bei Fischer V 1272; weiter die
Namen für die übrigen Nachbarn, für die stammverwandten
Ehässer (Bd 1 202) oder Vfajji», Mark-gräjler (Bd II 707);
Baier (Bd IV 895); öst-rieher (Bd VI 158) wie für die fremd-
völkischen Franzis (Bd I 1312); Wähcb. Keiner hat jedoch so
viel Beachtung gefunden wie der Schwab; verhältnissmässlg
mehr noch als die erstgenannten die entfernteren Hess (Bd II
1682); Prü»» (BdV816); //«i.ay;, (Bd II 1310); Po?a,w (Bd IV
1181); Äus»(Bd VI 14 46);.S'cÄ;airu</</(Sp. 798); .SVAim'd; Türgg.
Hund-: verächtliclie Verstärkung, verdammter,
verfluchter Schwabe; vgl. Chrüz-, Süw- Schwab. ,N.
hab sin gespottet und ze dickem mal geredt: Luog
urab den H-en und Süwschwaben! ... [Später:] Hab
im der N. aber nachgeschröwen Süwschwab, des er sich
nu vor den gesellen . .. Schemen müesst.' 1468. Z RB.
,Do red ich witer und sag [zu einem Schwaben]: Es
gschneit mich nit, ir sind wol so bald nur so Hund-
schwaaben. Da redt der Schwab, wan sy H-en seigind,
so seigind wir . . . Hundtsfüd.' 1021, Z. — .Hund-' laut-
lich aus .Hunds-'; vgl. Bd II 1428o. — h u n d-sch wäben :
tr., .Hundschwab' schelten. XVI., L. Vgl. Schwaben.
eherne"-: eig. Einer, der mit Getreide aus
Schwaben nach der Schweiz kam ; vgl. Schtcäben-Frucht
(Bd I 1'273), -Fuer-mann (Bd IV 255). -Roggen (Bd VI
774), -Wagen und das Folg. Davon ausgegangen: .Wer
Clierne" nach Zürich brachte und auf dem Münster-
hof die Wagenburg bilden half ZStdtf (Dan.). —
Chorn-: = dem Vor. ,[Der Vogt von Eglisau] begehrt
Rats, wie er sich mit den K-en wegen Abforderung
der Passzedlen zuo verhalten.' 1667, Z RM.; später:
.die Schwaben und andere frömbde Fuhrleüt.' ebd.
Chnöpfli-: a) der Schwabe mit Bez. auf seine
Leibspeise Ap; Bs; Sch; Z, D'Knepflischwöbe" kemmc
wider, näml. zum Chn- Schiesset (Bd VIII 1441) BsStdt.
Dere' ve'jagte' Chn.- Schnöbe", wo 's Eä^gö" nommc
töri"dwöge'', wo öberal', wos' ane'cho"sönd,g''ad Scholden
ond Gofli g'machet hond. HKFrick 19ü0. — b) wer
gerne Knepfli (.Spätzle') isst BsStdt. — Einer der sieben
Schw.aben. .In der Heimat des Knöpfle- oder Suppenschwaben
besteht die löbliche Gewohnheit, dass man jeden Tag fünfmal
isst, und zwar fünfmal Suppe und zweimal dazu Knöpfle oder
Spätzle.' Wander IV 404; vgl. Fischer IV 547.
Chrüz-: etwa = Hund-Schwäb. ,Si hab wellen by
Caspar Custern mel reichen, habe er an sy gemuottet
in by iro ligen ze lassen, so welle er iro ein imi mel
geben; denn sy bette ein kr-en [zum Ehemann] und
er ein gnäpfbännen [zur Frau].' 1546, Z Ehegericht. —
Viell. mit Bez. auf die roten Kreuze, die die Schwäbischen im
Schwabenkrieg als Abzeichen gebraucht zu haben scheinen (s.
Lil. II 424. Str. 28), oder auf ein Vorkommniss zu Anfang des
Krieges, von dem Ansb. II 106 berichtet: .Stiessend die
[schwäbischen] lanzknecht zuo Schemberg [Schömberg bei
Rottweil] ein alt crucifix mit irem gotslästerlichen martergebet
in ein ofenhafen. sprechend: Wir müessend den alten Got
anders toufen. dass er uns onch helfe. Ei, er ist ein Switzer
worden!' S. auch Lil. 11 421; JLenz um 1500, S.45. Vgl. auch
Schwäben-Chrih (Bd III 943).
Lode»-:' reichsdeutscher Tourist im typischen
Lodenanzug BsStdt. Vgl. Pfingst-Schw.
Lützel-. Nur als FN., so Aa; Bs. ,HLützen-
schwab.' 14'20/30, AxRh. .GLützelschwab.' 1736, ebd.
Die .Augster Rheinvögte hiessen der grössern Zahl nach
L.' JVetter 1864. — Urspr. attributive Verbindung.
1715
Schwab, schweb, scliwib. schwob, schwub
1716
Blitz-: gewandter, tüchtiger Mensch, .fixer Keil',
von Württembergern BsStdt. — ,BI.' heisst einer der
sieben Schwaben.
Pfingst-: reichsdeutscher Tourist in grünem Hüt-
chen und Lodenanzug. BsStud. 1910. Vgl. Loden-Schic.
Ram-. Nur als PN. ,Der Ramswäb.' 1414, Z RB.
(3 mal). — Entstellung aus ,Ram(e)swag', Name eines G Adels-
geschlechtes (s. Vad. im Register)?
Suppe": wer gern und viel Suppe isst BsStdt. —
Einer der sieben Schwaben ; s. Chniipßi-Schw. und Fischer V
1967.
Sü" Sau-: gereizt für Reichsdeutscher (verbreitet).
Halt 'sMül, Sauschwöb! zu einem süddeutschen Maler-
gesellen. SGfkller 1927. .Süwschwab.' 1468. Z RB.;
s. Hund-Schu-äb. — Vgl. Bd VII 1491 u. uud die Stelle:
,Sic [nämlich fiimus, Windbeutel! Glareanus ille noster hoc
hominuni genus .adpellare solet, quod a sue nomen mutuatur',
näml. die Suevi. 1518, Zwingli (Brief).
Stifel-: Gestiefelter. ,Es stuond ouch ein guot
xell von Tetlikon (Z) bim ofen, zuo dem redte er: Kum,
Stifelswab, und trink !' 1505,Z.— Eig.Schwabe (schwäbischer
Kriegsmann) in Stiefeln (vgl., Stifel-Hans,-Hure,-Maier, -Peter'
bei Fischer V 1762, auch unser Jiüters-Bür Bd IV 1523|, dann
aber wohl auch ohne Rücksicht auf die eig. Bed. des 2. Gliedes
gebraucht.
Züri""-: Spottname der Zttrcher S (Winteler).
.Huotmacher gezüget, das Hans Schnider [ein Berner]
... den andern ein Zürichschwaben gscholten.' 1529,
B RM.; Lesung bestätigt (B Ref. 1150 unrichtig). —
Vgl. Sp. 1708, auch ver-achwäMet, sowie ,Schwaben-Paris' als
Spottname der Stadt Zürich.
Schwabacher: Name einer fremden Münzsorte.
,ltem Swabacher, die guot sind, einer für 8 den.' Eido.
Münzmand. 1458 (eher 1457). — Nach dem fränk. ,Schwa-
bach'; bei Gr.WB. IX 2140 nur für die Schwabacher Schrift.
Schwaben: Schwaben als geographischer Begriff',
.alles Land nördlich vom Bodensee' Gr. Syn. Schw.-
Land (fehlt Bd III 1304). ,In Swaben.' Scbacbzabelb.
,Johans von Swaben.' 1373, Z Steuerb. ,Des heiligen
Richs stett bi dem Rin und ze Swaben.' 1385, Abscb.;
vgl. dagegen: ,üen stetten in obern Swaben und mit
namen den stetten Czurch, Bern in Üchtland, Solottern.
Luzern und allen andern Waldstetten und Eidgenossen
in Swyz.' 1413, Gfd (Brief König Sigmunds). , Heftest
du gehuset an die end, dahin din vordem haben ge-
huset, so husetest du etwan in Schw. usshin.' A. XVI.,
Z. .In dem fand ze Schw.' Vad. .Das fürstentuomb
Schw.' ebd. ,Uss dem land Schw.' 1559, Z. S. noch
Bd VII 1054 0. Verwünschung: ,Got geb inen den ritten
inn Swaben!' 1471, Z RB.; vgL Sp. 1710M. — Vgl. Gr.
WB. IX 2145; Fischer V 1220.
Schwaben: tr., Einen .Schwab' schelten; vgl.
hund-schw. .10 march und die gar verwerchen Jacob
Gosswyler, als er Martin Tregern mit einem schwuor
über friden geschwaabet hat.' 1533, Z RB.
schwäbne" ('-ö-J: schlechte Mauersteine (s.
Schwab Sa-f) betrügerisch verwenden, um dadurch an
Material und Zeit zu sparen GFs, Wl.
schwäbele" (bzw. -öS -ö'-): hauptsächlich Inder
Sprache (dann auch in der ganzen Art) den Schwaben
(auch übh. den Reichsdeutschen, so ZZoll.) verraten,
nachahmen Ap (, durch schwäbische Mundart und
Trachtsich bemerklich machen.' T.); Bs; ü {schwäbele',
von der Sprache der Reichsdeutschen); L; G; Sch;
Th; Z. Er tuet efso haimelig schw. Bs. Er schwäbelet
ü5er2üt Z. ,N. redte, si swäbenlitten ouch, und watzte
die zen ufteinandern, daz sy achteten, er were nit
rechter sinnen.' 1505, Z. Unpers. Dö schwöbelet's!
Sch; Th und sonst. De' Berti-Bund hat g'sät, bi Tm
usse" dö schicäbili's . . . Da' Ding verdrüsst mich; denn
bi üs schwlzerlet's de" rechte" Weg. Schweiz 1858 (Sch
Schi.). G'falle" häl's-ene" zwar dort [in einem Wirts-
haus zu Petershausen] nie recht, 's hät-ene" z'starch
g'schwöbelet. JHirth (TuArb.). - Vgl. Gr.WB. IX 2145;
Schm.^ II 619; Martin-Lienh. II 520; Fischer V 1223. Zur
Lautuug s.-himbden in B vgl. B Schwub st. Svhieäb Sp. 1707M.
ver-. Nur Ptc. ver-schwabelet: von schwä-
bischem (bzw. reichsdeutschem) Zuzug und Einfluss
durchsetzt. ,In dem v-en Zürich.' B Volksztg 1899.
Vgl. Zürich- Schwab.
schwäbelig (-ö-J: nach schwäbischer bzw. reichs-
deutscher Art. Barnd. 1925.
Schwäbin (bzw. -Ö--, -ö'-) B; ScuSchl.; Z, so Stdt,
-i"AA(H.);Ap(T.); B; LE., -ewe" AaF.; BsStdt; U, -eni
ThHw.; ZAesch, 0., PI. -ine" Ap (T.), -ene" BsStdt;
TuHw.; ZO.: Schwäbin. Die büs Schtod^bi" Ap (T.).
,Die Schwäbin ist stumm.' Sprww. 18'24; gemeint ist
das Gegenteil (vgl. Wander IV 408). ,Er kenne niemans
dann ... eine lange Schwäbin von Hall im Yntal [im
Tirol!].' 1541/3, Z Ehegericht. N. habe sich ,mit einer
frümbden Pössin und Schwäbinen, einer offenlichen
Dirnen, in Eebruch vergangen.' 1642, Z; vgl. dazu
Wander IV 407. ,Im Biwessen erstgedacht ir Gspillen,
der Schwäbinen.' 1646, Ap. — Vgl. Gr. WB. IX 2147;
Schm.- II 618 f.; Martin-Lienh. II 520; Fischer V 1220. Den
weiblichen PN. .Swapa' und .Swebiu' (Frau eines ,Swab') s. in
der Anm. zu Schicäb.
schwäbisch bzw. -&'-, -ö'-, flekt. -ische' (in LE.
-eschc): schwäbisch (auch badisch) Aa; Ap; Bs; Gl; Gr
He.; LE.; G; Sch; Th; Z; jetzt wohl überall selten und
nur in wenigen Verbindungen. Schiv. rede" ScuSchl.
und weiterhin, 's schiv. Mer, der Bodensee Th; Z und
weiterhin. ,Das wasser, das durch Zürich rinnet, dem
man da spricht die X, das selb wasser. das das küngrich
zuo Arie und das swebsche rieh [Var. .küngrich'] von
einandren scheidet.' Z Chr. XV. .Die almännischen
und schw-en gestift.' Vad. .Von dem schw-en pont
[Bund].' ebd. .[Einvernommene Übeltäter] tragind gäl
swäbist hüet.' 1540. Gr. .[N.] hab ... ein schwarzen
schw-en huot mit fädern, wyssen und schwarzen.' 1551.
B Turmb. S. noch Bd II 203o.; VI 998 (-rini^ch); VIII
28So. Schw-e Währung. ,11 rinsch guld. schwebsche
wärung.' 143'2, L. .7 schwebisch pfening.' 1569, Z RB.
S. noch Bd V 1109o. Subst. 's Scfecäbt'sc/i, Schwaben
AA;Ap(,im Besondern sagt man jedoch 's Forade/fterjiscft,
Päerisch, Wette'bergisch, Badisch.' T.); Th; Z. Im
Schw-en ussfe"). — Vgl. Gr.WB. IX 2147 f.; Schm.'ll 619;
.Martin-Lienh. II 520; Fischer V 1224 f.
schwabe. Im Anzählvers; s. rabe (Bd VI 12).
G'-schwabel n.: leeres, einfältiges Geschwätz Th;
ü; Z und sonst.
schwab(e)Ie°, sch wäb(e)len: 1. a) schwäbele"
Z (Prof. Grob); Rochh. 1857 (-bb-), sonst schwable",\n
schaukelnder, schwankender Bewegung sein, zB. von
Wasser, das an die Wände oder über den Rand eines
Gefässes schlägt SL. (auch ,von der durch viele Fische
verursachten Bewegung des Wassers); Z (Prof. Grob),
von einer hohen Leiter bei deren Besteigung S; Syn.
schwampelen. Das schtcablet au'''! S. — b) im Wasser
plätschern. Luege"d . . . wie-n-er gablet, wie-n-er schwäb-
let, von einem badenden Kleinen. SHiMBERLi-Marti
1717
Schwab, schweb, schwib, schwob, schwub
1718
191Ö. Im Wasser umenand schiü., sclierzh. von einer
Kriegsflotte ZO. (Zeitungsart.)- S. noch Bil V 1219u.
(Rochh. 1857). — 2. schwiible", sich schwankend, cha-
rakterlos verhalten GFs; niTH. — S.a) schwäble", hastig,
unüberlegt drein fahren B, auchltZyro; GWe., unordent-
lich arbeiten BLenk. — b) schioabele" THSteckb., -ä-
„ScH" nach Kirchh. (wo -bb-), schioable" AAWohl.; B, so
S., Si. und It Zyro; Gl; L; GFs, Sev., W.; „ScH"Schl.;
SL., Zuchw.; Tu; U; Z, so S., -ä- AäF., Zein. undltH.;
BSi.; L; GWb.; UwE.; ZKn., 0., „rabbeln, viel und
geschwind schwatzen", unüberlegtes, dummes Zeug
schwatzen, faseln AaF., Zein. und It H.; B; Gl, so S.
(,aufschneiden'); L; GFs, Sev., Wb., W.; „ScH"Schl. und
it Kirchh.; SL., Zuchw.; Th; UwE. (,sich selbst und
andere übertrieben rühmen'); U; Z, so Kn. (.lügen, auf-
schneiden'), 0., S.; Syn. schwarblen. Was schuäblist
dö icider für tumms Zug! JRoos 1907. Wüsse"d-er
eigCtli''' ä'"'' na"'', was-er schivable"d? EEschmann 19'22.
De sehwablist wie-n-en Töre"joggel. ebd. Die schwablen
Öppis z'sämt", wenn de'' Tag läng ist! L. Du schtcäblist
Öppjs, faselst, erdichtest Etw.BSi. Sorhi'^"-si g'siH ; doch
d'Lüt tuen gar vil schwäble". DGemp. 1904. Z'erste" ...
hät-me" g'meint, er chünn nüd uf Drü zelle"; iez ploderet-
er und schwäblet-er scho" e" Glogge"stund druf lös —
Hör au''' €'"11101 üf e'so in'n Tag i"e" brötsche"! Messi-
KOMHER 1910. ,Daniit meine ich aber nicht, dass der
Lehrer des Stoffes nicht Meister sein solle, ... meine
nicht, dass er blos schwabein und schwadronieren
solle, bewahre mich! aber ich behaupte nur, dass der
Geist die Hauptsache auch in der Schule sei.' Gotih ;
.salbadern.' 1861. Subst. Inf. : Er ist en Hagel mit
Sehiväble", versteht es, ohne innere Überzeugung von
Etw. zu reden ÄAZein. ,I)ann diser gaist ist gewüss-
lich nit hailig, der wider den mund Gotes strebt oder
usserhalb der leer Christi schwäblet in denen dingen,
die den glouben und unser seel hail betreffen sond.' Vad.
Vgl. zur ganzen Gruppe achwapplen. Für AaWohl.; Gl; L;
Seh; Th siud die Formeu mit -6- und mit -p-, aber iu ver-
schiedeuer Bed. bezeugt {schiraUen iu Bed. 3; ecliivapplen in
Bed. 1); daher sind die Orte, wo h vor l fortisiert wird (GFs,
Sev.,W.;U), iu Bed.l zu «oAicajj^fcu gestellt. Die Schreibung -f/t-
(zw. Vokalen) bei Kirchh. und Rochh. 1857 bezeichnet ledig-
lich die Kürze des Vokals. Schwäble" wird vom Sprachgefühl
zu Schtoehd, Schwefel, gezogen (wie das jüngere sdiicit/Un; s.
achiDaflen); nach einer Angabe aus AaZein. soll es studentiscii
sein. Weiteres bei Gr.WB. IX '2141. '214o (,schwab(b)eln').
S366 (,scbwebeln'); Martin-Lienh. II 5'30 (zu s^hwebcln ge-
stellt), ferner Müller-Fraureuth II4S7 (schwaben, schwatzen).
abe°-, a''he''-sehwable": hastig, gedankenlos her-
nnterplappern B (Friedli). Er het das schön Gedicht
nume" so abe"g'schtvablet. — u m e "-schwäble" B, -schwäb-
le" GF.: sich in unordentlicher, konfuser Geschäftigkeit
herumtreiben B(Rothenbühler), müssig, planlos herum-
schweifen GF. (Zahner). — v e i- schwäble" : ,eine Flüssig-
keit durch Zittern verschütten' ZO. (FStaub).
yot -schwäble" Z, -schwäble" Aa (H.): (Ei"em Öppis
V.) vorschwindeln, ,blauen Dunst vormachen' Aa (H.);
Z. De wirsch doch nüd ivellen a's bari Münz ne", xuas-
d^r Die vorschwablet ! EEschmann 1919. — Vgl. Martin-
Lienh. II 521.
Schwabeier TaSteckb., Schwabler ScnSchl., -ä-
TJwE. — m.: gedankenloser Schwätzer ScHSchl.; Tu
Steckb., Prahler UwE. — Vgl. Gr.WB. IX 2140 (.Schwabbe-
ler'). 2381/2 (.Schwebler').
Schwaben TfiSteckb., sonst Sc/iJcafeZi, inGRÜbS.
-ö- — ra.: 1. unzuverlässiger, schwankender Mensch
GSev. ; niTn. — 2. wer hastig dreinfährt, sich hastig be-
wegt GWe., .unruhiger Bub' G, wer hastig, unüberlegt
liaudelt und redet, in seiner Arbeit unzuverlässig und
in seinem Reden unklar ist B, wer überstürzt spricht
BSi., gedankenloser Schwätzer, Faselhans Aa, so
Wohl.; B; GKObS.; GFs, W.; S; TuSteckb.; U; Z.
Du bist e" Schwabli, Lehrer zu einem Kinde, das zu
schnell, überstürzt liest BSi. (DGemp.). De' N. ist en
dumme'' Schwabli. EEschmann 1918. Dem toill-i''' Öppis
verzeih", dem trürige" Fink, dem Schwabli, dem Laferi,
dem Brodli, dem Schnörre"wagner ! HPleiner 1900.
(g"-)sch wab(e)lig: 1. schwindlig L (schwabeiig);
ThMü. Cschwabbelig'J ; ZO. Es heb Ei"'s 's Herzwasser
übercho", en Anders 's Chrüzice . . . und no'''-emene"
Andere" seig's e'so g' schwabeiig oder sust nüd Bock und
heb times'e" dem Ueli rüejfe". Messikommer 1910. ,Der
Träger wäre um keinen Preis weiter gegangen, weil's
ihm sonst schwarz vor den Augen und schwablig in den
Beinen würde.' älpenwelt 1889 (ZO.). — 2. „schwab-
lig, geschwätzig Sch." — Vgl. Gr. WB. IX 2140/1.
Schwable° f.: geschwätzige Weibsperson „Sch"
nach Kirchh.
g'-schwablet. Nur in der Ablautformel, (/'scÄMiiö-
let-g' schwäblet voll, voll bis zum Rande, als angeblich
schweizerische Fassung von Ps. 23, 5 (vgl. Sp. 987M.,
wo Näheres). , [Stumpfs Sprache sei manchmal eben-
so anstössig wie die Stelle] der alten Züricherbibel,
Ps. 23; Du schmierest meinen Grind mit Schmutz
und schenkest mir geschwibelt-geschwabelt voll ein.'
JvjVIüller (1810) VI 409/10. S. auch Bd VII 810M.,
ferner: U"'' dernä''' uo't-i''' gan e" gueii gueti Herd-
öpfelsuppe" mache", d'Schüssle" g'schwiblet-g'schwablet
voll. Emmentalerbl. 1917. — Vgl. Fischer III 501. 509.
Schwaben -ei f.: Prahlerei UwE. — Vgl. Gr.WB. IX
2140 (,Schwabbelei').
Schwifb 1 m. GRh.; Th (Pup.), „f." : 1. „Vertiefung in
einem Flusswasser, doch nur in der Redensart: ein Nätz
in der Schweb setzen, dh. dasselbe weder auf die Ober-
rtäche noch in den Grund des Wassers, sondern bei-
läufig in die Mitte der Wassertiefe senken Schw; Zg";
vgl. schwebs. ,Der mittlere Teil des Bodensees.' Pup.;
Syn. Schweibi. , Weiter draussen, wo die Tiefe beginnt,
heisst das Gewässer am Bodensee, am Zürich-, Zuger-
und Vierwaldstättersee Triechter, am Hallwyler-,
Baldegger- und Thunersee Schweb, Schwebtriechter.'
LiEBENAü 1897. ,In der Mitte des Sees(aufdemSchweeb)
dürfen gar alle Fischer ihr Handwerk mit voller Frei-
heit treiben, unter dem einzigen Beding, dass sie in
keines Andern Netze greifen.' GLHartm. 1808; s. auch
Schweb-Fisch (Bd I 1104). De Totze^ [schwimmendes
Holzstück, woran Netze oder Angelschnüre befestigt
sind] hanget im Schiceb ZIS. ,Ouch ist ze wüssen, daz
nieman werben am schweb sol, alder min herren er-
laubend im es denn.' 1419, Aa Rq. 1922 (Hallwiler See-
reclit). ,Zuo dem ersten sol man wissen, dass nieman
sol zuo Schwab ziehen weder mit witen noch engen
garnen under der fiuo zuo der albelen. Und sol ouch
kein vogt hinfür gewalt haben zuo erloben, zuo dem
Schwab zuo ziehen, weder umb die visch, so die vischer
einem vogt zuo geben schuldig sind, noch umb ander
visch.' Z Fischerordn. für den Greifensee 1428; er-
neuert 1519; s. noch Bd VI 1827 o. ,Als die fischer am
Gryffense gebetten haben, inen zuo gönnen, die fisch,
so sy dem vogt schuldig sind, am schwäb zuo vachen,
das ist inen abgeslagen.' 1495, Z EM. ,Dass in den
1719
Schwab, schweb, schwib, schwob, schwub
1720
Garnen und Netzen, wie die in Zügen und zu Schwab
gebracht, ein Mäschel geführt und gehalten werde,
wie ... von Alter har gsin ... Es sollend ouch alle
Die, so zu Schwab setzen wellend, zimlich und nit so
wyt in See anfahren, vor und eb sie anfachen zesetzen,
und sei jeder nit mehr dann 16 Netzen ... einandern
nach setzen ... Darby ist ouch angesechen, dass die
Schwäber ihre Flöss zeichnen sollend, und dass kein
Fischer weder Netzen, Garn noch Bären an den Sonn-
tagen ussziechen solle. Es sol ouch kein Weidman
noch Fischer, der zu Schwab setzt, Zwickdornnetzen
under die Schwebnetze setzen.' 1537, BThunersee
Fischerordn.(Abschr.desXVlI.). Blaulinge, , im Schweb
gefangen', 4 Schilling. 1648, GR. (Schwz. Pischereiztg
1916). ,Dass die Hurdner ... in ihrem ausgecirkten
Winkel mit zwei Garen, und aber von dissen zweyen
nur mit einem in dem Schwab und am Buochberg in
dem Albelen Leich ... fischen können.' 1727, ebd. S. noch
Bd II 424 (Schweb-Garn); VII 1619M. — 2. Stelle in
einem Fluss- oder Bachlauf, wo das Wasser stillsteht,
übh. kleiner, seichter Wassertümpel GSev., W., We.
Altrtbd. „vih m., aer, vaniim, gurges (Ahd. Gll. I 32/3. 13-i.
166); vgl. Ce-achweb, ferner Gr. WB. IX 2364 ; Schm.^Iieai
(auchf.),ül)erdioTerschiecieaeu .Schweb' ini Bodensee, worunter
auch ein ,Rorschacher Schweb', insbes. Fischer V 1254 (ni.,
einmal f.), zur Bed. auch Ifäi/. , Schwab' BMühleberg (er-
höhtes, ebenes Gelände). Im ScJnceb ÜSeedorf (suniptige Stelle
am Urnersee). ,Schwab-Egg'SchwFreienb. (,Swabegg', ,Schweb-
egg.' XV., ORingholz 1910). Unklar ist ,Schwäbis' m. BTh.
(Gegend an der Aare).
S c h w e b II f., It Prof. Grob (ZS.) n. : = Schweb-Garn,
-Netz (Bd II 424; IV 886) ZS. (It Vonrufs 60 Klafter
tief reichend). .Unter Schweben oder Schwebnetzen
versteht man im Zürichsee Netze von IV2 m Höhe und
etwa 100 m Länge, welche zum Fange von Felchen und
Seeforellen während der warmen J>i,hreszeit quer über
den See gesetzt werden.' Katalog der Schweiz, Landes-
ausstellung 1883 (Gruppe Fischerei). Beim plötzlichen
Eintritt kalter und stürmischer Witterung im Juni
1873 sagten die Fischer: Es häd-is euseri Schweb iif-
enahd 'tribe" und in-enand g'worfe"; es ist efsö, ivenn
de'' Se" rünnt; sie hatten Mühe, die in einiger Ent-
fernung voneinander gesetzten , Schwabe' wieder aus-
einander zu wickeln (Prof. Grob). ,Von mitten Aprillen
bis zu ausgehendem Meyen [soll] alles Geschirr aus
dem See getan werden, ausgenommen die grosse Tracht
und die Schwab [.Schwäbe.' 1776; ,Schwebe.' 1810],
welche wir dergestalt zu gebrauchen erlauben, dass
die Tracht schwebend gehalten ... werde, ... dass zu
einer Schwab Niemand mehr als zehen Nezen an ein-
ander seze, und dass, wann vermittelst der Tracht
oder Schwab einig bannige Fische ... gefangen wurden,
solche . . . wieilerum in den See geworfen werden sollen.'
Z Fischerordn. 1710/1810; s. auch BdVII 1619o. — Das
Neutr. vlell. nach Schweh-Gam, -Netz. Vgl. im Übrigen Gr. WB.
1X236.50.; Fischer V 1255 (,Schwebe', Schwebevorrichtung
am Felchcnnetz); Unger-Khull 563 (.Schwebe', Fischfang in
Seen mit grossen Netzen).
S e n k e 1 - iSc/ttüeft n.: auf dem See schwimmendes
Holzstück, das durch einen eingesenkten Stein ver-
ankert und an dem der Fischerkahn festgebunden ist
Bodf.nsee; s. Klunzinger 1892, 129 (mit Abbildg). Vgl.
Schweber 2.
„G"-schwgbn.: ticferStrudel,Wirbel,zB. in einem
Flusse LG." — KM.ijamUh, fretum (Ahd. GU. I 154/5).
schwebe», 3. Sg. Pra!S. und Ptc. -ot W, -et ApK.;
GlH.; GSev. (in Bed. laß, sonst -t), -t ßs; B; L; GWe.;
W;Zundweiterhin,in WMü.aucbgi'sc/iMiobe"; l.wesentl.
wie nhd. schweben; doch im Allg. nicht volkst. a) von
Menschen und Dingen, a) in der Luft, im Räume schweben
Aa; Ap; Bs; B; Gl; G; Sch; Tb; Uw; W; Z; wohl allg.
Man sieht die Störche iez t" voller Höchi sattli''' schw.,
iez si''' abe" lä". Bärnd. 1925. Engili schivebe'd. KL.
(Sch). I" der Luft (ume") schw. D'Liechtli vw der
Maie'blueme" sind i" der Luft iimnie" g'schw'ebet GlH.
E' Hüenderdieb schwebet da obe" i" der Luft. ebd. Der
Hienderdieb het e" Schutz über du" HennW g'schweb(o)t
W. ,Ferri sublime, in die höhe erhebt sein, hoch
Schwaben, obsich faren.' Fris.; ,ferri sursum, obsich
steigen, schweben.' Denzl. 1606. Es ist den Soldaten
verboten, andere Hauptleute zu setzen oder einen Auf-
bruch zu machen, ,so lang die Vendly schwöben [so-
lange die Truppe unter den Fahnen steht].' 1620,
vRodt1831. RAA. Zwüschct Himmel und Erde" schio.,
in grösster Angst sein GNessl. Zwisse" Tir und Angel
schw., leer ausgehen, ,zw. Stuhl und Bank fallen' BGr.
(Bärnd. 1908, 452). Über "em Grab schw., dem Tode
nahe sein ApK. Gleichbed.: ,Dem tod vor den ougen
schw.'; s. Sp. 1595M. und vgl. unter b. ,Mit seinen
Gedanken im Luft schweben, Schlösser in Luft bauen,
suspenso esse animo, raente sethera concipere.' Denzl.
1716. Biblisch: ,oben schw.', obenauf sein. ,[Wenn
du dem Herrn gehorsam bist] wirst du nun oben
Schwaben und nit unden ligen.' 1530/1868, V. Mos.;
eoij t4xs iitävto. LXX.; eris semper supra. Vulg. ,Der
frömbdling ... wirt über dich steigen und immer oben
Schwaben.' ebd. ,Seit nicht so trotzig, ihr Gottlose,
als wann ihr immerdar oben schweben würden.' JMeter
1700. In einem unsichern Zustande sich befinden.
,[Wir, das Stiftskapitel von Chur, ersuchen Zürich um
Beistand zur Wiedereinsetzung Bischof Heinrichs]
damit wir . . . on unser hopt hinfuro in irsal nit sweben.'
1500, Calvenf. 1899. ,Ver8ari in periculo, in Gefahr
schweben, sein.' Denzl. 1677. 1716. — ß) in oder auf
dem Wasser schwimmen, treiben BS., mit der
Strömung langsam dahintreiben GSev. ,Es habe sich
gefüegt vor etwas zits, das ein alt bös schiffly uff
Dorff in dem sew geschwebet sig.' 1440, Z RB. ,Sy
sond ain schetf stellen an das land ... dass der hinder
grans daran stand und sch webi.' 1454,THAltn.; vgl. Bdll
782M. ,[Tell] stiess das schifi' davon, Hess es schweben
und schwanken ufF dem sew.' HBrennw. Chr. ,[Ein
Palmesel war mutwillig zerstört worden; die Täter]
wurdint ze rat, daz sy im stein anhenken und in se
versenken weltind ... do fielent die stein darvon und
schwebete der esel und das bild daruff ufF dem se.'
1524, Z; später: ,daz derselb ... embor schwebte.'
,Wo wir unser geschütz nit ghebt, möchtend wir dem
Müsser nützit angwünnen, dann er mit halben chielen
und curabien uf dem see schwebt und darin starch
geschütz, damit er uns on underlass besuocht.' 1531,
SrRicKL. Act. ,[Die Schwaben] liessend ouch allent-
halb uf den sewen [vor Konstanz] gewapnete schif
sweben gegen der Eidgnossen zuosätz.' Ansh. ,Wie nun
die schif [der Rapperswiler] uf dem see schwebtend ...'
Vad. ,[Bei der Sündflut] sach man schweben todte
lyb.' HvRüTE 1546. ,Die arch ... yetz in dem wasser
schwept.' ebd. ,Auf dem wasser Schwaben, uberhin
(entbor) schwümmen, hin und här faren, (per)fluctuare,
fluitare.' Fris.; Mal.; auch bei Denzl. 1666/1716. ,[Die
rote Seenessel] kläbet zuo zelten an den velsen des
meers, zuo Zeiten schwäbt sy im wasser härumb.'
1721
Schwab, schweb, schwib, schwob, schwub
1722
FiscHB. 1563. ,Dardurch [durch das Justistal bei Sigris-
wil] ein fischreich Wasser rünt, darinn guot Fornen
schweben sind.' HRRebm. 1620. Im Bilde. ,Wie das in
disen landen ein unruow die ander gebirt, also, so ich
ye gemeint die sach am port und gestad sin, sy noch
in mitten der winden und wellen schwäbt.' 1565, Brief
des franz. Gesandten in Chur an den Z Bürgermeister.
,In rösen schw.'; s. Bd VI 1386 u. — y) von Flüssig-
keiten, auf einem (flachen) Untergrund ruhen oder sich
bewegen, schwimmen, fluten. Bei Hochwasser wird das
Flussbett ^tetieoWs oder schwebvolls, so dass das Wasser
über den Uferrand und das G'lenn'' lü^ft und schivebt.
BiKND. 191 1,10. ,In wünneclichem vlözeez[das Wasser]
swebet.' RvEms. ,Da Sodom und Gomorre was gelegen,
da swebet daz mer.' Reinfr. ,Eine ganze gmeind ...
band genieret und uifgesetzt, wo graben ald sust
wasser ttiessent ald schwäbend ... es sye in matten old
anderschwa, dass man die ussgraben und ye allwegen
der under dem oberen da uszug gen soll.' 1510, Ndw
LB. S. noch schänken (Bd VIII 938). — 8) „schwanken
LE." Uneig. von schwankendem, unentschiedenem Ver-
halten. ,Des bapsts listig schw.' Ansh.; s. Un-richtig-
Iceit (Bd VI 474) und vgl. schwebend ay- ,Das gemüet
schwäbt hin und här, ist willwankig, hat mancherlei
gedanken, animns abiit in varios cursus.' Fris.; Mal. —
b) von Z uständen, Vorgängen. ,üie gfar- und sorgk-
lichen löuff, so jezt allenthalben umb uns schwebendt.'
1557, Absch. ,Diewyll aber durch alle land diser zyt
unsegliche türe schweben tuot [werden Höchstpreise
angesetzt].' 1571, Gr. ,Vor ougen schw.' ,In ansächung
diser sorglichen zyt und gevärlichen löufen, so raeng-
lichem vor ougen Schwaben.' 1526, B Ref. ,I)ie sach
, schwäbt mir vor äugen und ligt mir vast im sinn, in
oculis animoque versatur mihi hsec res.' Fris.; Mal.
I Vor einem Gericht ,schw.', von Rechtshändeln; Syn.
! hangen (Bd II 1441 u.). ,So aber die sach [ein Prozess
wegen eines nicht eingelösten Eheversprechens] sunst
; vor unsern herren schwebt ...' 1533, Z Ehegericht.
I .Begebe es sich, das einer unserer Burgeren mit seiner
: Widerpart eben umb einerSach, darüber albereit er-
! kent und vor mein Herren geschwebt, zum anderen
] mahl vor ihnen sich einstelte und erschine [so soll er
3 Batzen als Urteilgeld entrichten].' 1661, AABr. StR.
.Dieweil ihr Sach mit gesagtem Stüssi vor einem ehr-
samen Ehegericht zu Zürich geschwebt.' 1672, Brief
(Gl). Umlaufen, von Reden. Gerüchten. ,Als dann
mengerlei reden und missfallen bisshar von N. des
schnyders wesen und täten wegen hin und wider
schwebend.' 1532, Z Ehegericht. .[Es sei ratsam, dass
Jeder sich rüste;] dann, ob man glychwol nütgewüsses
habe, so schwebind doch mangerlei seltsamer reden
hin und bar und könne an guoter zytlicher fürsorg
niemeer zuo vil sin.' um 1540, Z. Von Gefühlen: ,Wen
Gott erfröwt, derselbig lebt, durch allen lib sölh fröd
im swebt.' GVögelin 1534; ,exhilarari a Deo vita est
hominis et penetrat totuni corpus.' Melanchthon; vgl.
Prov. 20, 27. — 2. schweifen, sich herumtreiben;
Syn. schwciben. ,I)arin [im , eilend'] ich dann äben ein
zimliche zit geschwäbt wie ein verwyster vogel von
einem zwyg zuo dem andern.' 1557. Z. ,0b nit etwas
kriegsvolk in Italia schwäbe.' 1560, Brief (JFabricius).
,Anno 1612 schwebt in unseren Landen ein unbekannter
Mann, der scharret uss dem Ertrich herfür verdorben
Vych.' JJBreit. 1620. ,In der beschwerlichen Fremde
schweben.' JMeyer 1699. ,Hin und her schw.' .Palantia
agmina, ein umbschweifender zeug, der hin und här
schwäbt on alle Ordnung.' Fris. ,A1s diss volk noch
im landt gelegen, hin und har geschwäbt.' RCvs. ,Uann
sy [eine Hexe] im Land hin und her gschwebt wie ein
elendes, onbesintes Mentsch.' 1608, ESchiess 1919.
Drei von Ellikon sind angeschuldigt, um Mitternacht
mit blossen Waffen hin und her .gschwäbt' und un-
gestüm sich benommen zu haben. 1610, Abscb. —
3. sich wo bewegen, leben. Lieber in der Armuet
schweben als en Riche", Biche" [zum Manne] neme"
GWe. ,Der werlte leben, in dem wir alle geliche
Sweben.' RvEms. ,Der gmein spruch sagt [sich mit
einer einzigen täglichen Mahlzeit zu begnügen] sig
englisch [nach Art der Engel] glebt, zweimal s tags
sig menschlich gschwebt, was wytters gat, ist vyhisch
art.' RCys. 1593. S. noch BdIV471o. .Leben und
schw.' Jetzt lebet und schwebet er [der Verstorbene]
droba in Freuda. AKornhoffer 1656. , [Schandtaten]
dardurch Gott der Herr ... das ganze menschliche
Geschlecht, ja Alles, was lebt und schwebt, verletzt
wird.' XVIIL, UwE. Formelbuch. ,Er sähe mit jedem
Wort mehr, wie alles Böse, das da ist, durch ein
tausendfaches Band mit allem, was im Dorfe schwebt
und lebt, also zusammenhange, dass er einzeln nichts
Fruchtbares dagegen ausrichten könne.' HPest. —
seh webend: a) zum Vor. la. a) in der Luft, im Räume
schwebend. ,Schw-e schiben', aufgehängte, auswechsel-
bare Schützenscheibe; s. Bd VIII 44o. (2mal) und vgl.
Vög.-Nüsch. I 154; Fischer V 1257; Scherz-Oberlin
1461 (,Schwebscheibe'). ,Mit schw-em arm', frei, nicht
aufgelegt, vom Schiessen mit Armbrust und Hand-
büchse. ,Es sol ouch ein jeder schütz schiessen uff-
recht mit fryem schw-em arm und mit abgetrenntem
waraasermel.' 1504, Z (Einladungsschreiben zum Frei-
schiessen); vgl. Fischer V 1256. .Schw.' läuten, mit
schwingenden Glocken; Gegs. schJahen (S\i. 29h). Die
Uamersberger bitten den Landammann und die Land-
leute, ihnen zu erlauben . . . von der Zeit an, als
man ,schw.' in ihrer Leutkirche läutet, Feierabend zu
lialten und Diejenigen, welche ... sich nicht darnach
halten wollten, um 5 Schilling ... zu bestrafen. 1480,
UwSa. (Gfd). — ß) schwimmend. .Keine gefangenen
Fische dürfen [nach der Fischerordnung von 1777/
1806] uf schwibctem Schiff verkauft werden.' BXrnd.
1922. ,Wellicher das landtgarn züchen will, der soll
mit schw-en [!] schiff ziechen.' 1568, CHelbling 1916.
,Fluctivagus, auff den Wellen schw. oder fahrend.'
Denzl. 1677. 1716. ,Die Züricher [über die bei Grynau
erlittene Schlappe] ganz erzörnet, in den Schiffen auf
dem See schwebende, vereinigten sich, disen Schaden
zu rechen.' JEEscher 1692. Subst. , Schwebendes und
Fliegendes', Fische und Vögel, mit Bez. auf das Recht
zu Fischfang und Vogeljagd; s. Bd VI 276/7, auch Bd I
12130. (wo .Fliessends' wohl Fehler für .Fliegends').
— Y) schwankend. ,Hin und här schwäbende, hin und
wider getriben, fiuitans.' Fris.; Mal.; ,fluctuans acies,
ein unstäte, schwäbende oder schwankende Ordnung,
die nit weisst. wo auss, oder den truck der feinden
nit widerhalten mag.' Fris. ,Pluctuatira, schw. wie
die Wellen.'" Denzl. 1666. Uneig.: ,[Die Eidgenossen
schlössen mit dem Kaiser ein Bündniss] in hofnung.
den schw-en babst mit sinem hus und anhang ouch
darin zuo vermögen.' Ansh. — b) zum Vor. 1 b. .Die
merklichen unruow zuo Zürich swäbend und ouch zuo
Luzern.' 1489, B (Waldm.). .Sich in den swebend[en]
1723
Schwab, gehweb, schwib, schwob, schwub
1724
handel ... schicken.' 1499, L. ,In scbw-en rechten',
von Prozessen. ,[N. habe] eeliche werch in schw-en
rechten mit ira gebrucbt.' 1539, Z Ehegericht. ,Wie
wol sy billich, dwyl er sy in sclnv-en rechten nit
rüewig glassen, eelüt worden, sollend sy doch ... von
einandren lidig sin.' ebd.; vorher , in hangenden rechten.'
,Vor ougen schw.' ,[üass] ir wol bericlit syend des
gruosemlicben kriegs, bishär gehalten und noch vor
ougen schw.' 1499, Calvenf. 1899. ,üiewyl dann jetz
(leider) der zorn und straff Gottes durch diss vor ougen
schwäbend türungen, ouch sterbenslöuff und ander
schwere am himel ersechene erschrockene cometten
und Sternen unib unser sünden willen vorhanden . . .'
1533, Z Mand. ,Von wegen der vilfaltigen vor ougen
schw-en sorgklichen und geschwinden löuffen [werden
neue Truppeneinheiten gebildet].' 1599, Z EB. ,Schw-e
reden', umlaufende Gerüchte. ,Da sind etwas schw-er
reden hie under uns uffgewachsen, wie obernielter
Holzhalb ein vogt habe und sines guots nüt gwaltig.'
1549, B. .Mancherlei schw-er reden der Glarnren un-
ruow halber.' 1561, Z. — c) zum Vor. 3. ,Uf welcher
bürg [der katholischen Kirche] glich wie ein adler
schwäbend, wir uns mögend in d'lüft erhaben nach
disem laben . . . doch der unsern uf erdrich noch
schwebenden mit gebet nit vergessend.' F iSchulordn.
1577 (Vorrede). — - ge-schwebt: = schwebend aa.
,Wolhär, ir Schützen, frisch in Stand und schlahend
an mit gschwäbter Hand!' 1609, Bs (Spruch auf einer
Schützenscheibe). Uneig. : ,Umb alle in obgedachter
dieser under inen geschwebten Zwyung vürgeloffnen
ünbescheidenheiten ... halber.' 1635, Gfd 19, 90. —
Alid. «wü6e?i, -öii, ferri in fluctibus, ua(ta)re; nilid. sweieii, sich
in Luft oder Wasser niliend halten oder hin und her bewegen;
vgl. Gr.WB. IX 2366/80; Martin-Lienh. II 521; Fischer V
1256, sowie die näcbstverwandten Gruppen Scltwi:hel I, Schweib
und Sckwibel. Die alte Bildung lebt in dem Ausgang -ot, -et
der 3. Sg. Prses. und des Ptc.s fort; in dem vorherrschenden
-( verrät sich schriftspr. Einfluss. ONN. .Schwäbend raoss.'
1549, AaRein. Schiciihe"t-Malle" (auch nur im Scliwebel), -Bach
BLang. (Bärnd. 1925).
ab-: burschikos für sich schleunig davon machen
Bs; Syn. abschwirren, -zitteren. Jetz heisst's aber a.,
potztüsi'g! ENadig 1916 (Gr).
ob-. Nur ira Ptc. ,obgeschwebt', obschwebend; vgl.
geschwebt. ,By damals o-en schweren Kriegsgefahren
[wurde] ein durchgehende Guetstühr . . . angesehen.'
1645, Z. — Vgl. ,obschweben' bei Gr. WB. VII 1116/7;
Fischer V 25.
Über-: uneig., über Etw. gehen, übertreffen. ,Der
frid Gottes, welcher überschwäbt allen verstand.' 1530/
89, Pbil.; .Übertrift.' 1688/1707; ,welcher höher ist.'
Luther. — Mhd. i(/»r«/iv/j,n*, überschwäuglich.
um(b)-: = schweben ü. Von Soldaten. 1619, Z; s.
Soldat (Bd VII 855). Sich in Etw. herum bewegen :
,Darurab lond uns [Mönche] mit fröideu leben und die
bauren im träck u.' Geng. Kl. — ume° ,umbhin-',
,herum(b)-': = dem Vor. ,In der hell umbhinscbwäben.'
1543, Z Ehegericht. .Korapt uns vür, wie das ein
spanisches volk zuo Roschach, Rynegk und im Rintal
herumschwebe.' 1596, Ai'. ,[R. wollte] in Teutschland,
Böheirab, Hungarn gleich einem fahrenden Schueler
herumbschweben.' 1665, Z. ,[Die Heranbildung junger
Landstreicher zu nützlichen Arbeitern ist] bei dieser
klemmen Zeit um so notwendiger, als ... vil mehr
solcher heillosen Buben auf allen Gassen und Strassen
herumschweben.' AKlwgler 1693. — um-enand-:
= dem Vor. Er schwebet frad all ommenand, treibt sich
beständig herum Ai'K. — embor-, empor-: a) eig.,
obenauf schwimmen. .[Eine Frau ist] todt uff der Aa ...
uff dem Wasser eniporschwebende ... gesehen ...
worden.' 1692, ZGrün. S. noch Bd II 636 (Pris.; auch
bei Denzler 1666/1716); Sp. 1720u. — b) uneig. .uns
begegnet alterlai unruowen ... durch etlich priester
und der [!] truckten büechlinen, die dann in der
Luterschen handlung jetzo emborschweben.' 1523,
(Schreiben des G.\btes. ,Die Feinde triumphierten,
die Gottlosen schwebten empor.' JMeyer 1700. —
vor-, für-: uneig. mit Dat. P., wie nhd. vorschweben.
Von undeutlicher Erinnerung: ,Und schwebe im vor,
daz N. die meinung, wie der drit und vierdt artikel
lütten, geprediget habe.' 1524, Bs Ref. Von Phantasie-
bildern: ,Im [einem Fieberkranken] scbwäbte vil für.'
B Turrab. 155'2.
Schwüber m.: in der Fischerspr. 1. = Schweb-
Blätoling (BdV246). Alp. 1827; danach bei Fatio 1890,
1'24. 131. — 2. auf dem See schwimmendes Zeichen,
bestehend aus zsgebundenen Hölzern und einer ge-
färbten Blase, zur Bezeichnung der Stelle, wo sich der
Anfang des Zugseils am Fischernetz befindet. Boden-
see; s. Klunzinger 1892, 183. 193 und vgl. Bauchen,
Böchcn (Bd IV 964. 972). — 3. Fischer, der im .Schweb'
fischt?; s. Sp. 1719o. — Vgl. Gr.WB. IX 2380 (in andern
Bedd.); Fischer V 1257 (wer mit der Schwebschnur fischt;
Vagabund; Ausläufer an Pflanzen).
schwijbere": zittern, wehem, von erwärmter Luft
Aa (H.), „schwanken LE." — • Ahd. (bair.) swebaron, nare.
Schwebet m.: Fischfang im , Seh web' (s. Schweb 1)")
,Es ist ouch aller swebot verboten uff' (dem) Zürichse
won mit swebnetzen und den grossen trachten.' 1386/
1581, FiscHEREiNüNii für den Zürichsee; s. auch Sc/Mveft-
Netz (Bd IV 886). ,Es sol alle [!] swebet verboten sin
denn allein hoche trachten.' 1493, GR. Fischereinung.
Scbwebi f.: Nur in der RA. t", uf der Schw. si",
uneig., wie nhd. Schwebe Aa; Bs; G; Tu; Z und sonst,
doch nicht echt ma.
Wasser- Scbwebi n., PI. -eni: Alpen-Frauen-
mantel, Alchemilla alp. (und pubesc.) BGr.
„schwebig: schwankend LE."
schwebs I schweps: 1. a) „in der Luft schwebend
Schw; Zg." — b) schwimmend. Schnüre beim Fischen
, schwebs setzen' im Gegs. zu ,an den grund legen.'
1479, Zg Fischerbrief; s. Sp. 311 u. und vgl. Schweb I
(.ein Netz in der Schweb setzen'). — 2. schief, „schräge,
der Seite des Berges entlang" Ap It T. (.schräg'); G,
.so Sa., T. (auch It St. und St.»-). De' Huet schic. uf
ha" G. E" Bild hanget schw. a" der Wand. ebJ. Schw.
gä", stä" GT. J"* tappe" iez e'sou schw. a'^ii", den Berg
hinunter. Prophet 1855. D'Sträss gät schw. de' Berg
ufe" GT. (St.*"). — Adv. Gen. zu dem Verbalsubst. Schmb in
der Bed. .d.is Schweben, Schwimmen' usw. (örtlich gewendet
in Schwül I) wie etwa , flugs' (mhd. flwjes) zu .Flug'; vgl. lothr.
tchwi-'bcK, schwebend, mühelos (Follmann 472). 2 ist umgebildet
aus dem für das selbe Gebiet bezeugten syn. schejis (s. Bd VIII
1094) unter Anlehnung an unsre Sippe (oder Mischung mit
uDserm W.?).
Schwebung f. ,Schwäbung oder Schwankung anf
dem wasser, fluctuatio.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. IX
2382.
Schwebel I -»7, -ol — m.-. Weihwedel „W" (allg.,
doch nicht in Mü.); übh. ein Gerät (Pinsel, Holzscheit,
das am einen Ende zu einem Büschel verspant ist,
Strohbüschel) zum Besprengen, bes. der Weinreben,
1725
Schwab, schweb, scliwib, schwob, schwub
1726
auch anderer Pflanzen, der Viehstülle zur Desinfektion.
ebd. Mit amti Schu\ a"pemslu" [anpinseln]. — Nbform
zu Sehici!i<:l und mit diesem zur Sippe vou Schiceh, Scluceib; s.
die Aum. zu Schwaben.
schweble" 1 (-Zu" bzw. -ju"), „schwebje"" : mit
einem Schwebel bespritzen „W" (allg.).
Sehw^bel 11 m. Aa, auch It H.; Ap (T.); Bs; B;
F; GlH. (nach ä. Angabe Schwöbel), K.; GrI)., übS.,
I Pr., Seh.; L; PAl. (Giord.); GO.; Sch; TB.; Th; Uw;
[ U; W (auch -ü, -ol); Z, in neuerer Zeit daneben oder
dafür überall Schwefel: 1. Schwefel, allg. Auch für
die Masse aus Phosphor und Deckguninii an den Streich-
hölzern BU. (Priedli). ,I)ie bäder [zu Baden] dämpfend,
j und schmeckt der schwebel, dass, wenn es dich [Faber]
I an die höll möchte manen, billich denken solltist: es
' ist ein omen, dass wir päpstler gen Baden kuramend.'
! ZwiNGLi. ,Schwäbel, sulphur; schwäbelhütte, da man
schwäbel kochet, sulphuraria.' Fris.; äFal. .SacTura
i sulfur, heiliger schwäbel, die straal von hinunel härab.'
Fris. ,SuIphur, Schwebel, Schwef(f)el.' Denzl. 1066/77;
i nur ,-f-'. 171Ü. S. noch Schicefel-Bluem (Bd V 89);
I Chech-Süber (MiX^WiM). ,Schw. und bech.' .Schwäbel
I und bäch, für, dampf und rouch, das ist uns [Teufeln]
! by, hat uns umbgäben.' Pa'KF 1550. ,Es gab aber [bei
I einer Feuersbrunst] ein grusam füwr, glych als ob es
in schwebel und bech käme.' 1585, L (KCys.). ,Guot
j gschir wend wir inen [den in der Hölle neu An-
gekommenen] machen, mitt schwäbel und bäch inn [!]
I höllschen rächen.' KCvs. 1593. S. noch Bd II 700u.
I ,Schw. regnen.' ,Do Hess der Herr schwäbel und feür
■ regnen ... auf Sodom und Gomorra.' 1530/1638, 1. Mos.;
.Schwefel.' 1667; dazu: ,[Gott strafte] Sodoma und
Gomorrha mitFeur und Schwebel vom Himmel.' FWvss
i 1677. ,Es hat auch disen Früling [16'20] über die Statt
' Wien Schwäbel geregnet', Vorzeichen eines Krieges.
i Anhorn 1603/'29. ,Den 11. April regnet es an vielen
I Orten Schwefel, insonderheit um Winterthur, wurd
' morndrigs von den Kaufleuten viel aufgelesen.' 1660,
Baüernchr. S. noch Bd II 812 (grüsamig); VI 730o.
RaWC Sohle; s. Bd VI 18ö8o. ,Rauwer rechter
I Schwebel.' Schw Arzneib. XVII. , Lebendiger Schw.',
'natürlicher, ungereinigter Schw.; er wurde für wirk-
|Samer gehalten; s. Hübner 1746, '204'2; Gr. WB. VI481u.
I , Lebendiger schwäbel, vivum sulphur.' Fris.; Mal.
I S. noch u. Graue Schw., eine billige, schlecht ge-
I reinigte Handelssorte, hisw. auch aus Ton und reinem
j Schwefelpulver hergestellt und bes. als Heilmittel für
I Tiere verwendet B und weiterhin in der Apothekerspr.;
I Syn. iJosÄ-ScÄMJ. , Hundertzwanzig in schwarz rot
I schwebel gegossen pfenning.' 1586, Bs Kunstsamml.
11907; y gl. schwebelin. , Gelber schöner Schwebel.'
FWüRz 1612. Im Handel. ,1 centner schwäbel git 4 d
I [Zoll].' A. XVI., AAWind. , Schwebel, zinu, blyg' usw.
|in kleinern Mengen als einem Zentner zu verkaufen,
'war den Grosskaufleuten nicht erlaubt. 1595, FHaas
1909. .[Ausgegeben für] Schwäbel ß 1.' Gdler 1624/5
'(Hausbaltungsb.). Verwendung; vgl. schicebelen. Zum
'iEinbrennen von Weinfässern; vgl. auch ScMv.- Schnitten
|'(Sp. 1364). Me" sö't nie müesse" es Fass i"brenne", 's ist
lO'g'sund; 's blibt halt immer Öppis vom Schtcebel mTu
(Früh). ,Die Fass, darin man ihn [den Elsässerwein]
fasset, [werden] mit etwas Materi von Schwäbel und
anderem bezündt und geröükt.' RCvs. ,ümb Truesen,
die Fass ze bicken, ouch umb Schwäbel und Kerzen ...'
1647, Z Seckelamtsrechn. S. noch Sp. 886 u. Zum
Bleichen von Stroh, Geweben, zum Entfernen von
(Frucht-)Fleckeu aus Stotfen Bs; U; Z und weiterhin.
Mit einer Masse aus Kleister und Schiv. wurden die
Schw.-Hüet (Bd II 1792) bestrichen (JHeierli). Als
Zündstoft'; s. Bränner (Bd V 633). Zur Herstellung von
Schwefelhölzern, -fackeln, Zündschnüren; \g\. Schw.-
Uolz, -Liecht (Bd II 1260; III 1054 u.). .Sulphurata,
scbwäbelhölzlin und der gleichen mit schwäbel ge-
macht.' Fris. Zur Pulverfabrikation; oft in Rech-
nungen, Inventaren von Zeughäusern erwähnt. ,üem
büchsenmeister von Constenz umb swebel 5 p.' 1383,
B StRechn. ,100 guldin ... umb salpeter und swebel.'
1409/10, Bs. ,Ein halben lagel mit schwebel.' 1475,
F luv. ,1572 H. 18 ß 8 6 um 3 zentner und 72 pfd
schwebel und dem Stumpen fuorlon, von Costenz bar
ze füeren.' 1508, Z. ,37 Ib. 15 ß für 604 pfd schwebel.'
1510, AaB. ,[Üer Blitz schlug in einen Turm der
Stadtmauer] darinn dan vil bulffer und swebel lag.'
1526, Bs Chr. ,28 Pfundt ganzen Schwebel, 1 Pfundt
gestossnen." 1674, AaZoI'. Zeughausinv. S. noch Bd VI
950 (Harz-Bumpf); VII 869 o. (2 mal), ferner Kriegsb.
1044, 27 (,lebendiger Schwebel'). 51. Zur Desinfektion
uä.; s. Bd VI802o. (Vogelb. 1557). Mit Schw. vertreibt
man den Kälbern die Läuse. HZahler 1898. Als Schutz-
und Heilmittel. ,Ein Stück Schwefel in der Hosen-
tasche soll vor Wadenkrampf schützen.' AfV. ,So eim
Wasser zum bauch auss fleüsst, so soll man schwäbel
und diss schmalz [Gänsefett] schlecken.' Vogelb. 1557.
.[Gegen Brand in einer Schusswunde gibt man dem
Verwundeten mit Schw. präparierten Salpeter; denn]
es ist je der Natur gemess, dass der Salpeter und
Schwebel ihr Feur wieder an sich ziehen, so sie ver-
lohren haben, und biemit das selber wiederumb löschen,
was sie haben angezündt.' FWürz 1612. ,[Um der
Pestilenz bei den Schafen vorzubeugen, geben ihnen
die Schäfer] under ihre Speiss und Futter ... Eniian-
wurzen ... Lorbeer und Schweft'el.' EKönig 1706. ,Wo
man Schweffei, Alaun, Lorbeere . . . und ein wenig
Caminruss nemiue, alles zusammen in ein Säcklein
lege und jährlich zu zweien Malen in ihr Trank hänge,
so verhüte man darmit alle Krankheiten under den
Schweinen.' ebd. Bes. als Bestandteil von Salben oä.
gegen Hautkrankheiten. Pulverisierter Schwebel ergibt
mit Anke" eine Salbe gegen die Krätze USch. , Zitter-
mal, fläcken und unreine masen im angsicht. R[ecipe]
läbendich schwäbel oder sunst gmeinen schwäbel ...
ein glass vol essich ... Item, so din angsicht als eins
halben ussatz ■iväre. R[ecipe] fenkel, rotbergerschmär,
läbendig schwäbel ...' Zg Arzneib. 1588. , [Gegen den
,Wurmb oderUngenaut'] nimb zwen Löffel follgstossnen
Schweffei und einer Fust gross Schmer ... zerschnetzle
solclies, misch den Schwäbel under einanderen.' Schw
Arzneib. XVII. , Kratz- oder Raudsalb vor die Menschen.
Anken und Schwefel. Lösch, alles wohl untereinander
verrührt.' A. XIX., HZahler 1S98. S. noch Bd VI 1866u.
(Arzneib. 1822). Für Pferde; vgl. Boss-Schic. ,Umb
spangrüeni, schwäbel und fenum grecuni, ouch bürsten
und schwum den rossen, tuot alles 2 pfd 8 s.' 1579/80,
BThorb. Rechn. S. noch Bd VI 6'23M. Als Mitteigegen
Zanhei; s.Räch-Bulver(MlVl201). RÄA. Schwebel
i" d's Für lose", Öl ins Feuer schütten BHk. Vruf
sl" me Gift und Schwefel, einer Sache mit schärfster
Anspannung seiner Kräfte obliegen Th; s. Bd VII 833o.
Kinderreime. P* weiss amen Ort es Umbelinest (es
Bielihüs Gl), i''' ha"-si g'höre" süse' ; Schwefel, Bech
1727
Schwab, schweb, scliwib, schwob, schwub
1728
und Bulfer i" 's Loch, Das jagt das Umbeli use" Aa, de""
tribt-me" d'Chöge" use" Gl; Vair. bei (üZür. 1902, 49;
KL. 91. S. noch ßd VIII 581 u. Im Bilde: .Angezünter
hass brau ze stark, hat lue schwebeis dan wassers,
muost nach siner art sich selbs ussbrennen.' Ansb. —
2. auch Dira., = Schwebel-HulzU (Bd II 1260) Ap (T.);
«CHR.; S (Grolimund 1910); ZO., S., Unterland. E"
Pöscheli Schwebel, ein Bündel Schwefelhölzchen Ap
(T.). Zünd au''' en Schtvebel a"! 's ist e"ka'" Schtvebili
me ume" SchR. Er [Napoleon] gäd dar''' 's Gässli
(Dörfli ZF.) üf tmd ab : Chaufe"d-mer e'chli" Schwebel
{mini Schicebeli S) ah! S (Grolimund 1910, 04); ZS.. und
rüeft: we'' chaitß-mer Schw. ab? ZF., Var. zu dem Spott-
reim Bd II 12Ü0M.; ähnlich bei Stutz 1853, 388. Sprw.:
Wer de" Pfennig nüd g'chalt ond de" Schwebel nüd spalt
ond d'Beckeli nüd use"stricht, werd nüd rieh Ap (T.).
AM. swibnl, mhd. swibel. mnevel; vgl. Gr.WB. IX 2388;
Martin-Lienh. II 520; Fischer V 1255 (,-f-' in der Haibma.).
Die Form mit -/■- ist aucli bei uns nicht bodenständig, sondern
aus der Schriftspr. eingedrungen (also anders zu beurteilen als
etwa in yelel : Xir/d Bd IV 631, nlber : mfir Bd VII 63); in
unsern ä. Quellen tritt sie seit M. XVII. .auf. 2 dürfte als eine
Kurzform zu Schidbel-Htihli zu erklären sein, zunächst wohl
in der Form Schwebdi, zu der dann analogisch Srhu-tbel m.
hinzugebildet wurde. Das W. ist, wohl durch Vermittlung
deutschschweizerischer Hausierer, vom Patois des B Jura
als iicebal, itmbil usw. in den Bedd. Schwefel und Schwefelholz
(auch das Dim. als sweblf, iwabU), vom Rät. als achuebd,
Schwefelstreichholz, entlehnt worden (ETappolet 1917, 160).
Vgl. noch eehwibden. In ONN. , Schwefel-Moos' LRusw.
,Schwebels-Mösli' Aa. Schwfbd-Beiy BRüsch. ,Schwefel-berg-
Pochten.' ebd. , Höchst Schwebels-Berg' ThBich. , Schwefel-
Scheuer' AaOberhof. ,-Stnden' BZauggenried. ,-Wald' BReu-
tigen; LRusw.
Häxe"-: Benennung der Phosphorzündhölzchen
bei und nach ihrem Aufkommen in den 1830er Jahren
ZBauma (HBruppacher). — Leb-: = .lebendiger
Schwebel' (s. Sp. 1725M.). ,Umbe lepswebel... zuo dien
buchsen 4 Ib. 16 ß.' 1383, B StReclin.; vom Herausgeber
als .reiner Schwefel' erklärt. — R e b e " - iScÄJce/e/ : zum
Bespritzen der Reben verwendeter Schwefel BS. (Bärnd.
192'2, 255. 340).
R 0 s s - Schwefel : = grauer Schwebel (Sp. 1725 u.), Sulf.
caballiuum B und weiterhin in der Apothekerspr., docli f.
Auch schon Bs Apothekertax 1701 (,Ross-scliwebel').
, [Gegen die Kolik des Pferdes] giebt man ihm auf Brod
einen Esslötfel voll von Vi Roßschwefel und Va Salpeter,
welches das beste Mittel für erhitzte Pferde ist.' Gr
Sammler 1780. — Vgl. Gr.WB. VIII 1274; Fischer V 426.
Stock- Schwefel: in Stangenform gegossener Scliw.
Bs; s. Bd VI I8680. — Vf in A- Schwefel: = Leb-Schw.,
Sulf. vivum pulv. B (Apotheker Lindt); heute nicht
mehr bekannt.
schwebelachtig, ,-echt', ,schwef(e)lecht(ig)':
schweflig, schwefelhaltig. ,SchwäbeIachtig, sulphu-
reus.' Mal. .Sulphureus, scliwebelecht.' Denzl. 1666;
.schwefelecht.' 1677. 1716. ,[lra Grundwasser finden
sich oft] schweflechte und andere schädliche Teile.'
JMbralt 1712. S. noch schwebelisch. — Uhd. twebdeht,
sulfureus; vgl. Gr.WB. IX 2406.
8chweb(e)le'': 1. schwebele" B; ThMu.; Ndw; Z,
-f- Bs; Z und sonst (modern), schxoeble"\j^. (BSG. VII),
-/■- Ap (JAmmann 19'24); B (HZuUiger 19'24), „nach
Schwefel riechen." lic Wi" scUwebelet; s. Bd V628u.
Es hi-g i" der ganze" Chuchi ume" g'schicebelet. SGfei.ler
1919. G'schweflet het-es, mi" het-sech no''' lang nach''er
müesse" d'Nase" verha". HZdlliuer 1924. .Mepliitis,
schwäblender gstank der erden, der von schwäbelwasser
kumpt.' Fris. — 2. schweble" AaF. und It H.; BsL. und
It Spreng; BSi. und It Zyro; GRÜbS., Valz.; GWb.;
ScuR., Schi.; Tu; Ndw (Matthys); UwE.; U; Z (Dan.),
schwefle" Ap (T.); Bs; BS.; Gr (B.); GWb.; Sch
St.; S; Th; W (-u"); Z: mit Schwefel versehen, be-
handeln. Hölzli schio., beider Herstellung von Schwefel-
hölzern GRValz. Strohhüte schw.; s. Schwebler(in).
Reben, Trauben schw., mit Schwefel bestreuen, be-
spritzen Bs; BS.; W. In BS. werden die Reben zur
Bekämpfung verschiedener Schädlinge mit einem Prä-
parat von Schwefel und Schwefeläther bespritzt
(g'schweßet). Bärnd. 1922, 255. 340. Es Eass, de" Wi"
schw., = in-brännen 4 a (Bd V 628) Ap (T.); Bs (auch
It Spreng); BS.; GWb.; SchR., St. (Sulger); S; Th; Z
und weiterhin. Kompottgläser schw., um die Früchte
haltbarer zu machen Bs. Vor dem Einkellern der
Wintervorräte wird etwa der Keller g'schweflet. ebd.
En Imme' schw., ein Bienenvolk mit Schwefeldampf
abtöten; beiden früher gebräuchlichen Körben wurden
zur Gewinnung des Honigs jeweils die schwersten und
die leichtesten über ein in die Erde gegrabenes Loch
gestellt, in dem eine Schwefelschnitte brannte; die
getöteten Bienen fielen in die Grube, worauf die Waben
aus den Körben herausgeschnitten wurden Th. Stoffe,
Gewebe schw., um sie zu bleichen, Flecken daraus zu
entfernen Bs; U und sonst. Mueter, me" inuess schw.,
i"* ha" halt scho" wider esö-n-e" Donners Chirsimöse".
Bs Nationalztg 1918. — g'-schweblet, -schwef-
let: 1. a) mit Schwelel versehen, schwefelhaltig.
Schwebelhülzli, die an beiden Enden g'schweflet sind.
Bärnu. 1925. .Sulphuratus, geschwäblet oder das
schwäbel hat; sulphurata lana, geschwäblet.' Fris.;
Mal. .Wildbeder, [die] gesalzen, geschwebelt, säur,
bitter ... erfunden werden.' HPantaleon 1578. ,Die
warmen geschwebelten Brünnen [von Baden].' Heitt.
1658. ,Sulphuratus,sulphurosus,geschwef(f)elt.'DENZL.
1666. 1677. — b) mit Schwefel behandelt, von Wein,
ff-e"" Wi". allg. Manche trinken keinen Weisswein,
weil er z'starch g. sei Z. — 2. uneig. g'schweblet »»",
angetrunken UwK. — Vgl. Gr. VVB. IX 2400; 1964 (.aus-
schwefeln'); Martiu-Lienh. II 520 (Wein, Reben); Fischer V
1257 (Bienen, Wein, Bäume), sowie suhwiblen. Zu 2 vgl. die
bildl. Anwendung von in-bränne7i 4 a (Bd V 628 u.) und das
studentische , schwefeln', viel trinken (Kluge 1895, 125). In
der Bed. , Streichhölzer mit Schwefel versehen, in Schwefel
tauchen' ist das W. als iwable in die frz. Ma. des BJura ein-
gedrungen; dazu die Abll. iweble, allumette souifrce, iwnblh m.,
wer Streichhölzer fabriziert (ETappolet 1917, 160).
nber-sc/(tt'e/'ie"untrennb.:(Wein)zustarkschwefeln
BS. (Bärnd. 1922).
i'^-schweble", -schwefle": einschwefeln Th und sonst.
E" Eass i. — Vgl. Gr.WB. III 289; Fischer II 645.
schwSbelin: aus Schwefel. .Schwebelene an-
gsichtlin.' vor 1578. Bs Kunstsamml. 1907; s. Bd VII
259 U. — Mhd. eu-ilbdin, sulfurcus; vgl. auch Fischer V 1257
(Kh,cd,UnI).
schwebelisch: schwefelfarbig. ,[Die Reiter]
haltend feurige und gälbe (blauwe. 1638) und schwäbe-
lische panzer . . . und auss irem [der Rosse] mund gieng '
feür und rauch und schwäbel.' Offenb. 1530/1638; ,
.schwefelechtige.' 1667.
Sch wübelung (,-f-') f.: ,sulphuratio.' Denzl. 1710.
Schwebler m., -i» f.: .Leute, deren Geschäftes
war, die Strohhüte der ehemaligen Luzernertracht mit j
schwefelgelber (aus Kleister und Schwefel gemischter) ,
J
1729
Schwab, schweb, schwib, schwob, schwub
173Ö
Farbe zu bestreichen.' oO. — In anderer Bed. bei Fischer V
1258. Al.s Name. .Barbara Schwäblerin.' 1564, B. ,N., ge-
nannt Schwufler.' 1818, ZÜiet.
schweblig: schweflig, scliwefelhaltig, ,gern
schwebelnd' Nuw (Matthys). .[Des Brigerbads] wasser
ist lustig, ganz scliw.' JStumpf 1548. — ■ Ahd. eweialag
(,swebelgiu aba.' Nutker), nihd. awi'hdir, snlfureus; vgl. auch
Gr. WB. 1X2407.
Schvveib m. SchwW. (in Bed. 1 f), ohne Geschlechts-
angabe Gl (in Bed. Ic), sonst Schweibe", -a{-V- BE.,
! -ö- ApIC, -a- ApH., M.; GT.tw., -üu-Gl tw., so Näf., Obst.,
' S.) in. Gl (Pfr Zwicky), sonst f. (auch Gl), PI. Schiceibi
\ BB., Dira. Schweibli usw.: 1. a) „Stab, womit der Zeiger
die Schüsse in der Scheibe nachweiset. BÜ.' (St.^). —
: b) an der Kellerdecke hangendes Gestell, zB. zur Auf-
1 bewahrung der Milch, ,Bank im Keller für die Äpfel'
! BE. — c) (oft Dini.) kurzes Seil von mittlerer Dicke,
, Strick (länger als ein Hälsling), zB. zum Binden einer
Bürde Holz, eines Bündels Laub uä. Gl, auch It Rochh.
(, kurzes, dickes Seil der Holzer'). Eine Schiv. befestigt
der Holzer am Gunte" (Bd II 382/3), um daran einen
I gefällten Stamm durch den , Holzritt' hinunter zu
schleifen, oder er bindet damit das Leseholz auf dem
Wagen oder Schlitten fest; auch der Fuhrmann braucht
eine starke Schw. beim Holzführen GlS. (Marti). Keine'
I hat weder vom Bah, nuch vu" slner Ächs und de"
I Sehweiblene" e" G'spiir funde". CStreiff 1908. Eine
Hängematte ist mit Sclnveiblene" a" zun- Bäum 'btinde"
j g'si". ebd. 1899. RA. Due bin-i''' mit der Schweibe"
! g'gange", Ausdruck des Zweifels an einer nnwahrschein-
lichen Erzählung GlMoIL; Syn. und dö hät's Achti
I g'schlage" (Sp. 29GM.). — d) dünne Rute GLÜbst. —
e) Schwanz des Hundes; nach einer Angabe auch ,Hund
mit hängendem Scliwanze.' ebd. — f) Ochsenziemer
SciiwW. — 2. zum Messen der Milch auf der Alp ver-
wendeter Holzstab oä. BGr., R. Die Scinv., ein schmales,
dünnes Brettchen, ist der Länge nach mit einer schlitz-
artigen Öffnung versehen; darin stecken verschiebbare
Querhölzchen, mittelsderen, wenn die Milch von Geissen
mehrerer Besitzer in das gleiche Gefäss gemolken wird,
der Anteil jedes Einzelnen gekennzeichnet werden kann
BR. Man goss die Milch in einen besonderen Mes'-
napf, stellte darein die Schw., an der mittels Draht-
stiften eine Skala von halben und ganzen .Löffeln'
[BdlII1153u.] angebracht war; so konnte man ab-
lesen, wie viele , Löffel' sich im Gefäss befanden BGr.;
vgl. Bärnd. 1908, 321. — 3. (zslegbarer) leichter Haspel
aus hölzernen Schienen, von dem das in Ricke" (Bd VI
817, Bed. 6) aufgelegte Garn auf die Webspulen ab-
gehaspelt wird Ap, so Teufen und It T.; GSev., T.,
! We. /C'oberst a" de' Maschine" [der Spuelrosti"g Bd VI
1539] ist d' Schwabe"; si sieht fast üs wie-n-e" chli"s,
]häts Mülirad, wo os Stähli z'sämme"g' setzt ist; off die
' Schwabe" spannst-du 's Bickli üf, nenst 's Trömli i'
d'Hand ond farst off ''em Spuel he" ond her. Wander-
jvoGEL 1917 (Ap). E" Rege-tach üftue" a's wie e" Schu:
|.HKFrick. ['s Spuehrwlbli ist gestorben:] 's Trömli
nis ond d'Spüel send g'macht, 'ssorrt he'" Schwabe" me!
|.TAmmann 1924. Nacli Angaben in Ap auch für einen
lähnlich aussehenden Bestandteil des Webstuhls, in
iGWe. (It DrFRolirer) das Triebrad am Handspinn-
rad. — 4. kleine, flüchtige Person ApH., M. (T.).
Vgl. ahd. (Notker) sweib ni., vibratio, ambitus, congressio
j(Graff VI 855). Zn Grunde liegt bei 1 im Allg. die Vorstellung
eines sich hin und her bewegenden, bei3 die eines sich drehenden
Schweiz. Idiotikon IX.
Dinges. 2 nach der in der Angabo aus BR. beschriebenen ver-
schiebbaren Vorrichtung? 4 geht von 3 aus; vgl. llasjxl 3
(Bd II 1761). In CNN. ,Schweiben' BBr. (Bergterrasse); W
Eisten (,Alpis cui dicitur die Sweibe.' 1343). ,Schweib-Matt'
UwSachs. (Leu, Lex.). ,Schweib-Bach' WEisten. Schwahrig
(auch -ä-) ApGais (< '■,Sweib-berg'). Schwi^ben-Egg (-(hat) BG.
,Schweibeü-FIuh, -Güter' BBr. ,Scliweibbogen' BTrub (Leu,
Lex.) ist verhochdeutschte Form für Schmib- (im tcip. Atlas
, Schwibbogen', amtlich .Schweibogen'); vgl. Sehwi-Bogen (Bd IV
10G8).
hiecht- Schwabe" ApH., -Schwabe" ApK. : ,ein Stab
an der Zimmerdecke, an welchen die Hanglichter ge-
hängt werden ApH., K.' (T.). — 'M.i\ch- Schweibe":
1 . = Schweiblbhi:. — 2. = Schweib 2 BGr. (Bärnd. 1908).
wit-schweib: „weitschweifend, gleichsam weit
umhergehend, zB. von Jagdhunden, die dem Gewilde
in grossen Kreisen nachspüren, oder von Kühen, die
auf der Weide sich weit entfernen, um das Futter
aufzusuchen BO.", so Hk. Von Mensclien, die ohne
besondern Zweck gerne weit herumlaufen BR. Syn.
wit-schiveibig. I"'' bin hüt nüd w-e' g'sin, i''' han nüd
von Hüs chönnen. — Vgl. mt-ai-ti im/ uai mhd. mtiveide, weit
umlier weidend, weitschweifig.
schweib(e)le'': l. (schweibele"J schwankend, tau-
melnd gehen, zB. von Kranken, Betrunkenen Schw
Muo. ; UwE. Ltceg au''; w'e schweibelet das alt Manndli!
ScHwMuo. — 2. (schioäble") fest zsschnüren, zB. mit
dem Bindnagel, einem Strick, Seil usw. ScuSt. (Sulger).
Syn. schwibelen. — Mlid. mmibdn in Bed. 1 ; vgl. Gr. WB. IX
2411. Zu 2 vgl. Schra.'II 620; Fischer V 1260 (,mit eiuem
Knebel zsschnüren') und das syn. reiten II (Bd VI 1659).
u m e ° - scÄJceiWe" (-ö- TnMü., Pfyn): a) entspr.
schweib(e)len 1 Schw. — b) unstät umhergehen ThMü.,
Pfyn. Mit-^em Liecht im Hüs omme" schw. — z"'-
s am e"- schwäble": = schweihelen 2 ScBSt. (Sulger).
g"-sch weibelets: Adv., schwankend SchwMuo.
Er [ein Genesender] mag afig wider e'so g. dur''' d'Stube*
schweibe", -%-- BBe., oE. (ä. Angabe), Si., in LE.
(It St.'>) schweippe", in UwE. und It St. (oC, wohl LE.)
-pp- neben -&-, 3. Sg. Praes. und Ptc. -et: 1. a) sich
(schwingend) hin und her bewegen BE. und It Zyro
(vom flatternden, schlechten Flug eines Pfeils); L.
Der Dragüner het d's Boss zum Galopp g'hau"e", dass
d's Wägeli uf der Sträss nume" so ume" «'"' ane"
g'schweibet isch BE. (AvRütte). Die Spiire", si schnappe"
di Miiggli im Flug und schweibe'd so teuf über 's Ried.
ZvBöRi (L). ,Diewyl man sy [die Schiöe der Rappers-
wiler und Zürcher] sach also hin und bar sweiben.'
Fründ 144G. Spez., von Menschen, kraftlos hin und
her schwanken, schwankend, unsicher gehen, zB. in-
folge Schwäche (nach einer Krankheit), Schwindel,
Trunkenheit, „(mit haben) taumeln, ohnmächtig
schwanken, (mit sein) ohnmächtig niedersinken" BE.,
„O.r, Si.; „LE."; Nuw (Matthys); Obw (auch It St.);
UwE.; U; W (Tscheinen). Ein Betrunkener schweibet
ume" und ane" UwE. 's isch-mer so eländ g'si", i'* ha"
fast g'schweibed Obw. Ungereinist föht Christi a"
schweiben u"^hrüele": Es tvird-ni er stürm! beim Tanz.
SGkeller 1911. Ein von einem Knüttelstreich Ge-
troffener schweibet «•"' stürchlet. ebd. 1927. Der Att
schweibet vor(nen) ine", zur vordem Tür ins Haus
hinein. Dial. Schvntzen und schw., vor Angst, vor
Hunger USch. Umherschweifen. .Hundert büchsen-
schützen, die gen Hasle und da urab zugend und
schweibetend, wuetetend in die armen frommen lütt.'
109
1731
Schwab, schweb, schwib, schwob, schwub
1733
Salat, Ref.-Chr. ,[Die versprengten Feinde] schweibten
ein Teil hie disert, ein Teil enert der Aren hin und
har.' RCts. — b) Ei"''m schivi^be", einem Abreisenden
zum Abschied winken BBe. (Dan.). — 2. tr., in
schwingende oder kreisende Bewegung versetzen, ,so
dass der Gegenstand vom haltenden Mittelpunkt sich
zu entfernen strebt' BHk., Ha., R., „schwingen oder
schwingend bewegen, zB. den Rock beim Tanze BO."
(St.'). JVIan schiceibed ein Stück glimmenden, in Heu
oder Firn eingewickelten Zunders in der Luft, um
Feuer anzumachen BHk., R. Es hed aber ei"s d'Chutte"
g'schioeibed, von einer Frauensperson, die in reger
Tätigkeit ist, sich rasch bewegt BR. Hut isch, glauben-
i'*, Tanz; da cha" d's Wibervolch d^n aber ei"s d'Chtttti
schweiben. ebd. Eini schtceiben, beim Tanze BHa., R.
Der het-se g'schweibet! BHa.. — seh weihend: herum-
streifend. ,[Papyrius Carbo] vermeint, sie [die Cimbern]
wurden ... als ein schw., ohnnütz und ohnkriegerisch
Volkleichtlich zu überwinden sein.' yEg.Tscbddi, Gallia.
— Ahd. aweibön, nihd. sweihen, sich drehen, schwingen,
schwanken, schweifen; vgl. Gr.WB. IX 2ill, zur Verwandt-
schaft die Anm. zu schweben. Ilie Form mit -jijj- scheint auf
ein altes Kausativ Csieaibjan) in Bed. 2 zu deuten, das sich
mit sweibon gemischt hätte. Die tr. Bed. ist aucli schwäb. unJ
bair.-österr. ; s. Fischer V 1260 (eine Schnur drehen); Sclim.'II
620 (schwenken, schwemmen, spülen); Schöpf 655/6; Lexer
1862, 228; Unger-Khull 563. Vgl. noch Schoeib-Gun (Bd II
332; auch Obw) und Schuvib-Napf Obw (woraus entstellt
Srhweid-^'a2l/ Bü IV 775/6).
umb-: umherstreifen. ,[])ie Feinde fühlten sich
sicher, weshalb sie] durch die Felder im Landt hin
und wider zerströwt umbschweibten ... [Die Bauern
aber, die] sie mithin in solchem Umschweiben antrafen,
brachten sie umb.' RCts. ,Den Weggissern [ist von
einem] Gespenst, so daselbst umbgeschweibet ... vil
Schadens beschehen.' ebd. (Br.). — Spätmhd. (bair.) umb-
sweiben, schwenken, spülen.
u m e ° uinha''- : = dem Vor. BR. Mier sin hüt fast im
ganzen Feld umha'g'schweibed. — er-: Jmd mit dem
Schweib (in Bed. 1 f) durchprügeln, abstrafen ScbwW.
ÜS-: 1. sich ausbreiten. , [Philipp der Kühne erwarb
sich] ein ruom, als wyt ussweibt in Frankenrich und
in Engellant.' 1477, Bs Chr. — 2. tr. „Hände und
Arme ausscliwingen, viele Handbewegungen machen
beim Gehen und Reden BO." — 3. = er-schw. SchwW. —
Spätmhd. (bair.) üthiceibrn, ausschwenken, -spülen.
Schweiber (-äu- GWb.) m.: 1. Baum mit dünnem
und hohem, schwankem Stamm GRMal., V., ÜVaz;
GWb. — '2. schlanker, hochgewachsener Mensch Gr
Mal. — In andern Bedd. bei Gr.V?B. IX 2411.
Schweiberli°g m.: Schwächling GSa. [Ein
Kräftiger kommt auf dem Wege in den Himmel] nach
am enliste" z'Sparz, aber stts bei etsches der blüge"
schmäehtege" Schw-e" . . . würd's bigrifli''' harze".
Propuet 1855.
Seh weibete" f.: Schwanken UwE. und It Matthys.
Schweibi f.: 1. = Schweb I, .Seefläche über der
Tiefe' Tu (Pup.). — 2. a) Kinderschaukel UwE. f. —
b) .apparatus lectorum superfluorum e laquearibus sus-
pensus' Id. B, .an Seilen hangende Stange für Schwarz-
zeug [schmutzige Wäsche]' B (Zyro), „hängendes Gerüst
für Betten usw. in den Rumpelkammern B; GG.; Schw
Ma.", .Ladengerüst im Keller zum Aufbewahren von
Obst und Käsen, Hurd' BO. (Zyro), auch It St.« ,2 alt
Läden samt den Seilen, so eine Schw. sein soll, und
mau kumralicli Bett- und Fädergewaudt darauf legen
kann.' 1710, B Blätter 1916 (Schlossinv. von Ronge-
mont). — c) „dünnes Seil Gl" (St. 2). — d) „Schindel
BO." (St.2). — Zu 2 vgl. Svhweibl.
Obs-: zum Vor. 2b, für Obst B.
schweibig, [n UwE. -j)^-: schwankend, schwind-
lig BE.; New; UwE., „wankend, unfest, gleichsam
schwebend W". Es ist-mer schw. Ndw. Ersch' no'*
Mitternacht ist-er [ein Angetrunkener] schw. über die
hinger Gadcstegen üf. SGpeller 1927.
wit-: = wit-schweib, „wer weit von Haus in die
Ferne geht, weit schweift BO."
Schweibli''g m.: = Schweib Ic GhE., M. — VFohl
uach Ifählinr/ gebildet.
Schwibel (in GrAv. -ü) m. ApA., K.; BGr., Hk.,
Ha.; GrAv., GRh., Stdt; Th, so Erm., Kessw., Rom.,
Schwib(e)le" f. Aa; Bs; Gl; L, so G.; SchwMuo.,
Nuol.; SNA.; Uw, so E.; U; ZoAeg., Stdt udE.; Z, so
S., Wahl, Zoll., Dim. Schwibeli ApL, M.; L; GStdt:
1. a) am Türpfosten drehbar befestigter, der Tür vor-
gelegter Holzriegel, zB. an Stall-, Aborttüren GrAv.;
G (Zaliner); UUrs., = Biber 3b (Bd VI G4) GStdt und
It Zahner (s. die Anm.). — b) (drehbarer) hölzerner
Handgriff an verschiedenen Geräten, a) Kurbel, zB.
an einer Obstmühle, einem Schleifstein, am Butterfass,
an einem Schwungrad udgl. ApK. (T.); GLElm und It
Leuzinger; GRh. (so Widn.); TuRom.; Z; vgl. Schicibel-
Ldr (Bd 111 1364). — ß) Handhabe an der Hanfbreche
Tu. — y) Griff an der Waldsäge GlS.; USch.; vgl ScMv.-
Sagen (Bd VII 4oü). — 8) am Sensenstiel ScuwNuol.
1) = Gürben 3, Hammen 3a (Bd II 415. 1270) „AaF.";
ApA. (Frehner); BGr., Hk.; Gl; LG.; SNA.; UwE.;
Ndw; U (auch It St.); „Z"Wald. — 2) = Hammen 3b,
Hampfel 3 (Bd 11 1270. 1303) Aa It H. und Rochh.;
ApL, M. (T.; in H. Schwirbel); Bs (Seiler); BHa.; GFs;
ScuwMuo. (Frehner); Zg, so Aeg.; ZZoll., beide Griffe
GlEUu (Frehner). — e) am Stehruder des Fischer- i
kahns, so am Einbauni „AaF."; L, so G. und It Schür- |
mann; TnErm.; „U"; VwSee; Zg, so Aeg.; „Z"S., so
Erl. (Vonrufs). — Q etwa 30 cm langes Querholz als !
Grill" an der Schalten (Bd VIII 709) Aa (Rochh.); Tu |
Kessw. Der Schiffer muss d' Schalte" am Schioibelnoche'- |
züche", mit de'' Brost of de" Schivibel liyge", um das |
Schiff vorwärts zu stossen. JHirth (TuKessw.). ,N. {
greiff da mit der swiblen, so er an dem stakel hatt, |
gegen der rüschen.' 1426, Z RB. — r;) Quergriff am i
Ende des Spatenstiels ZoStdt udE.; ZZoll. ,Die Grab- |
schaufei ist verschieden von der Scbarrschaufel ... I
ir Stil ... hat oben eine Schwiebel, die zur Handhab )
dienet.' Z Anl. 1772. — c) kurzes Querholz am Ende j
des ,Hälsings', das dessen Ausschlüpfen aus dem Loch |
der Krippe verhindert BHa. — 2. „eine Art Gabel, |
welche man den Ziegen um den Hals hängt, damit i
sie nicht durch die Zäune brechen Ouw", auch It Fankli. l
1887 (oO.) und FAnd. 1898. Syn. Chavib IIa (Bd UI ;
•299); vgl. auch Sattel 2 a^ (BdVIl 1435). — SpätmliJ. l
tiribi:l m., pessulum, serratura lignea (Diefenb. 1867, 431 b); ;
vgl. Gr.WB. 1X2610;. Fischer V 1285, zur Etym. die Aura, zu v
schierben. Im Osten steht neben Schu'ibd(en) tw. Schwirbel(en);i
für GStdt wird in Bed. 1 a neuerdings nur Schwirbel angegeben, !
Schicibel(en) abgelehnt; so auch eine ä. Angabe .Schwiebele'aus \
SchwNuül. (dafür Schiairbele"). PN. ,Uolrich Swibel.' 1386, j
LMarb. ON. ,Eiue halbe Jucharten, die Schwiblen.' 1653, (
AaSpreit. J
Fenster-, Tür- Sclnmbel, auch Dim. : = dem Vor. 1 a |
G (Zahner). |
1733
Schwach, schwech, scliwich, schwoch, schwach
1734
scliwibele" UwE. (in Bed. 1), sonst schwible"!:
1. (iilätschernd hin und her) schwimmen. Nur im
Kinderreim: Alti Weiber ttnd Ente" schmbele"d über
I ■*«" Se'". KL. (UwE.). — 2. ,das Nastuch wehen lassen'
I ScaSt. (Sulger); vgl. schtveiben Ib. — 3. = schweibelen 3
ScHSt. (Sulger). — 4. „den Ziegen Schwiblen [in Bed. 1:],
! um den Hals hängen Obw." — Mhd. awibdeu. taumolu;
vgl. Gr.WB. IX '2610; CliSchmidt 1901, 351 ; Fischer V 1285.
g'-schwibet. Nur in der Verbindung g. voll, über
und über voll. Kühe, die am Morge" und z'Öbe"'' der
Chübel g. v. Milch ge". JHofst. 1865 (S). — Vgl. das
Folg. 2, sowie schici'b-voll (Bärnd. 1911, 10), ferner eis. i/t-
I tchwebl vult (Martiu-Lienh. 11 521), auch tir. geschwel/t voll
I (Schöpf 656).
I g'-schwiblet: 1. mit einer Schicibelen ver-
I sehen, a) i. S. v. Schicibel Ibs. ,Geschwibelte' und
i .ungeschwibelte- Ruder. XV./XVI., L. — b) i. S. v.
Schwibel 2. Von Schweinen: ,Dass die Armen ... ihre
; Schweine auf der Allmend wohl mögen gehen lassen,
doch sollen dieselben gut geringet und geschwiebelt
, sein.' 1817, UwLung. (ZfsR.). — 2. in der Verbindung
I g'schwiblet g'schwablet voll; s. Sp. 1718. — nn- s. das
I Vor. la. — Ib könnte auch Ptc. zu schaibelen 4 sein.
\ Schwibli°g m.: ,ein Schoss, das man an einem
'■ Rebstock schneidet, den man einlegen will' SoaSt.
; (Sulger).
i schwible" 11. NurimPtc. ,ge-schwiblet', =(;e-scÄwe6-
j letla (Sp. 1728). ,Diewj'l das bad [zu Baden] von dem
1 grössten teil geschwiblet ist.' Rcef 1554. — Spätmhd.
sieibehi, swivehi, Nbf. zu svhwebhn.
I SChwoble": 1. schwimmen BStdt (Schülerspr.); s.
I AfV. VI 159. — 2. tanzen B, so Lenk, Stdt; nach einer
: Angabe ,mehr in städtischen Verhältnissen'. Syn.
' schwofen.
Schwach, schwech, schwich, schwoch, schwiich.
schwach, Koia\). schwecher (in FJ.; TB. auch -ä-):
1. gering, schlecht; von der im Ganzen jungem Bed. 2
nicht durchweg zu trennen, a) mit Bez. auf Umfang,
' äussere und innere physische Besehatfenheit, Gehalt,
; Wert; oft in ausdrücklichem Gegs. zu ,guet'. a) von
I Menschen und Tieren, klein, mager, zart, unansehn-
] lieh WMü., Nat., Bar., V., Vt. D's schw. Nälli, Katri",
i von zwerghaften Menschen (Kretinen) WRar. Esschw-s
! Chind, e" schir-C Blieb WMü. Subst. D's Schicacha,
i zwei- bis vierjähriges Kind. übh. das Jüngste WEmd,
I Törbel, Zeneggen; Syn. d's Unnitza. GeH dem Schw-ti"
\ d'Milch! D's Schiv-a het d'Schissla la" fallw. Es
' schw-s Chalbji WMü. ,Waz sol ich dir [Gott] dar umbe
danken, daz du mir hast ein als sw-en lip gegeben V-
' Klage des Frosches, der so gross wie der Ochse sein
I möchte. Boner. ,lsts, das ein man vech hett, das sol
I man minem herren oder sinen amptlüten [beim Ein-
zug des Erbfalls] fnrschlachen. Die sond ungevar-
I lieh neraen unbegriö'et [!], nach den ougen, wäders
1 sy wellent, das best oder das schwechst.' ZBrütten
r Offn. XIV./XV. ,lst es [das vom Lehensmann ab-
! gelieferte Zinsschwein] besser, den» ers gelten sol, so
sol rayns herren seckel offen stan und sol dem armen
man gelt usshergen; ist es aber schwecher, so sol des
I armen nians seckel offen ston und sol minem herren
gelt usshergen, wes es schwecher ist.' ebd. ,Da der
Ott die bannen [Zinshühner] gesach, da warent sy
ze klein, dass er zuo dem N. [dem Lehensmann] sprach,
er wölte dero nit ... Da sprach der N. : Du hast
schwecher und ermere von dem Brunner genommen.'
1427, Z BB. — ß) von Sachen. Hir heivivier e" schw-i
Ernta g'ha" (g'macht) WRar. ,Swas holzes du Sile
nider treit, das sol man geben ein hundert umb 12
Schillinge Pfenninge ... Were dar under, das etteslichü
hölzer ze sw. werin, das sol stan an dien, die dar über
sint gesetzet, das man eins für zwei [1. ,zwei für eins']
ald drü für zwei, ald so vil me, als si danne heissent,
uf ir eit geben sol.' Z RBr. ,Were aber, das es sinem
nachgeburen, uf des mure er da murrot, schade were
ze sinem Hechte ald das er spreche, das sin mure ze
sw. were, das sol stan uf des rates bescheidenheit.'
ebd. Von Legierungen, Münzen. ,Das die kannen-
giesser von blyg, es werde by inen gefrumbt ald an
züg gegeben, nnt werchen, sonders all ir arbeit uff
die vier pfund zin und ein pfund blyg und nit schwecher
syn solle.' 1370, Z; wiederholt. ,Wele [Münzen] aber
sw. sind, die mag man nemmen oder nit.' 1418, Z StB.
(mehrfach); s. auch So^oiwrwer (Bd Vll 790). ,Dass es
[das Silber] bi der niarch wol 4 loten ze sw. sie.' 1423,
Z RB. ,üb es [das ,werchsilber'] so sw. were, das es
usserm für nit wyss gienge, so sol er [der Goldschmied]
im zuo geben und das bessern mit finem silber so vil,
bis es usserm für wyss gat, und sunst sol er das nit ver-
werchen noch jemans swecher machen. Was golds ouch
einem zuo verwerchen geben wirdt, das sol er ouch
als guot an die arbeit leggen und nit swecher machen.'
1493, Z StB. ,[Der Münzmeister soll] alle ding, so ime
ingeantwort, in selbigem wärt und nit schwecher wider
geben.' 1559, L (FHaas). .[Die Münzmeister sollen
die Haller] einhalb Lot schwecher dan die Crützer,
und 90 Stuck uf ein Lot, und drü Quintli haltind
stücklen und prägen.' 1613, Absch. (B). S. noch Bd VII
603 (seijercn); Sp. 1682o. Von Hausrat, baulichen
Einrichtungen. .[Beim Tode der Ehegattin solle der
Mann] irem elichen sun geben zwenzig pfunt haller,
ein bett und was dazuo gehört, weder das best noch
das swechist.' 1418, AaB. Urk. , Wenns [die Mühlen-
einrichtung bei der Rückgabe durch die Pächter] besser
sei dannzuomal, des söUeiit si geniessen; war es aber
schwecher, des söUent si engelten nauch erber Inten
erkanntnus.' 1482, TaGriessenb. ,Schw. und bös'; s.
Müli-Ge-rüst (Bd VI 1541). Von Grundstücken, ,0b
der selbe unser teil des vorgen. hofs ze Wile alz
sw-e wurde, daz er daz selbe lipding nit getragen möhte
[so soll der Ertrag anderer Grundstücke dafür bereit
stehen].' 1378, WMerz 1915. ,Es were denn, das das
selb hus und der gart als sw. wurd und dem guot ab
gieng in der mässe, daz es den selben zins nit geben
noch getragen möcht, so sölt und möcht man umb
den selben abgang fürbasser griffen und langen uff die
akker und matten, so hindnan an dis guot stosset.'
1398, AaB. Urk. ,0b sach were, dass die acker so
sw. werent, dass si das [die Kosten der Umzäunung]
nit ertragen möchten . . .' ÄAZuf. Offn. XV. .N. git
... zuo der schwechern zeig 7 müt kernen ... zuo
der bessren zeig 10 müt kernen.' Z Urbar 1474. Auch
ZWies. Offn.' 1473/1538. Von Pflanzen. Es schw-s
Bömji WMü. ,Von dem selben frost [der Seegefrörne
von 1364] wurden die reben also sw., das man si us
dem herde ns schlachen rauoste.' Z Chr. XV. ,Schw-es
körn, schw-e Frucht'; vgl. Nach-, Riteren-Chorn (Bd 111
473) und Fischer V 1225. ,Es ist ouch gesetzt, wer
1735
Schwach, schwech, schwich, schwoch, schwuch
1736
sw. körn under guotes schüttet ald der nndnan sw-s
hat und obnan guotes lait ... der git 0 ß d. ze buoss.'
G RS. XIV. .[Die .müUerherren' sollen] alle jar zum
wenigsten zwei mal . . . von allerlei guotem und
schw-em körn ire proben machen.' 1530, AARh. StR.
,Ein vierzel dinkel [gilt] noch gemeinem louft' (das
ist nit by dem besten noch by dem schwechsten) 12
Schilling.' 1539, Bs. ,Schw-e Früchten. Da heüer so
wohl die Winter- als Sommerfrücht bei der besten,
trockensten Witterung haben eingesammlet werden
können, so konnten selbige auch auf das Beste ge-
reiniget werden, so dass sich fast nichts Schw-es zeigte;
dahero das sehr Wenige, das sich ergäbe, unter die
gutten Früchten wieder gemischt worden.' 1793, Z
Schöffl. (Zehntenrechn.). S. noch Bd VI lG12o. Von
Speisen : ,Du [Ameise] vichtest vruo und spate, wie
dich Got berate der sw-en spise, der du lebest.' Boner.
,Swas aber sw. ist, das sont si [die Metzger] geben,
als die schower ie haissent, ald hin tuon, das als böse
ist.' 1386, ScH Metzgerordn. ,Das sy kein sw. noch
mager rintfleische legen söllent zuo dem guoten.'
A. XV., Bs Metzgerordn.; vgl. Ochs 2, 387 (schon 1365),
ferner Bs XIV. 51. ,Zera ersten söllent si [die Metzger]
1 pfunt umb 4 dn. geben das best, etliches zwei pfunt
urab 7 dn. und das swechst 1 lib. um 3 dn.' 1410,
Aar. StR. (Metzgerordn.). ,Den conventbrüeder[n]
jedem järlich 12 guldin, jeden tags 1 mass win, ir essen
wie vor, ee besser dann schwecher.' 1528, B Ref. Von
Kleidern. ,Schemest dn dich nit, das ains küngs tochter
von Unger, ain rechti erbtochter, also schw-i klaider
antrait?' Elsbet Stagel. ,Für mine klaider, die un-
schätzlich kostber warent, trag ich dise sw-en roklin.'
Waldregel 1425; s. auch Sp. 1142o. — b) gesell-
schaftlich oder moralisch niedrig, gemein, verworfen.
,Ich enbin nie so sw., min vater si ein künic riebe.'
KFleck. ,[Löwe zum Esel:] Nu bist du bös und darzuo
sw. . . . ich bin ze edel und ze guot. daz ich minen
hohen rauot an dir verhön.' Boner. .[Ross zum Esel:]
Du sw-ez tier ... du versmachtiu kreatur!' ebd. , Schw-es
leben': , [Fliege zur Ameise:] Da von sich nicht ge-
liehen mag din sw-ez leben und daz min: ich bin stolz,
edel unde vin.' ebd. ,Schw-er muot.' .[Des ,argen']
sw-er muot alle zit uf bosheit stat.' ebd. ,Der ane
recht lip unde guot verderbt, durch sinen sw-en muot,
der armen, die unschuldig sint ... der muoz verwazen
iemer sin.' ebd. ,Schw-er list': ,Wer daz seit daz nicht
enist und lingt, daz ist ein sw-er list.' ebd. ,Schw-e
Sachen': ,Tötlich vigentschaft, hass, sw-e Sachen, tod-
sieg.' 1426, Absch. (Frieden von Sitten); inimicitiie
capitales, odia, malevolentia, obscuritates, guerrae, neces.
, Einen schw. halten': In einem Ehrverletzungsprozess
soll dem Beschimpften vor seinen Mitzünftern öffent-
liche Genugtuung gegeben werden, dass sie ihn ,nit
dester swecher halten.' 1452, Z. Bes. von sittenlosen
Frauen PIss., Mac. [Der verlorne Sohn] hed g'gesse"
all si's Gtid mid de" schw e" Fummele" [Weibern].
Schott 1842 (PIss.); nach Luc. XV 13. 3Ia dese'' Sun
der hed alls vertan si' Sach mid schiv-c' Lite" und
ist umme"g'chueti. ebd. (PMac); nach Luc. XV 30.
,Sw-e frow', strafbare Beschimpfung; vgl. ,schn8di frow'
(Sp. 11430.), ferner Ws (Bd IV 1717/8). ,Du bist all
tag ein böse, sw-e frow gesin.' Blaspu. Acc. .Du bist
ein huor und ein sw. frow gesin, e dass du zu dineni
man kernt.' 1427, Z RB. ,Swig, du sw-e bösse frow!'
1453, ebd. Vgl.: ,Si [die drei Witwen] vermitten ...
allez daz, daz sw. und wandelbasre was; si wolten
kusch beliben.' Boner. — c) bei Zeit- und Mass-
angaben, nicht voll, im Gegs. zu guet (Bd II 539 u.).
£" schw-i (Halb-) Stund, e(n) schw-e"" Zentner, Sester
Bs; Th; Z; wohl allg. Auch: 's ist schw. e" Stund
(bis ...J, schw. es Pfund. — 2. wie nhd., von geringet
Leistungsfähigkeit oder Wirkung; Gegs. , stark',
a) von Menschen und Tieren, deren Zuständen, Hand-
lungen, a) physisch, kraftlos, gebrechlich Aä; Bs; B;
F;Gr;L; PA1.;G; Scb; TB.; Th; Uw; U; W; Z, krank
WMü. Er ist alliwil no''' schw., von einem Genesenden.
's ist halt e" schtv. Chind SchR. 2"* hi" no"'' cMi" und
schw., Kind im Gebet. KL. (B). Er ist schw-e'', schwer-
krank WMü. Mit verschobener Beziehung: [Ein Asyl,
in dem arme Menschen] iri Sach hei" un'' e" Versorgi'g
i" de" chranke" u'"' schiv-e" Dage". BIrnd. 1922. Scherz-
reim: Ach, M'i'e bin-i''' se schic! und icär-i''' na'''
schtcächer, so gieng-i''' na''' g'mächer ZSellenb., Stall.;
Var. : Ach, wie schw. ist Settelma""s Sach! wär-si no'''
schwecher, so gieng-si no''' g'mächer GLicht. ,Wen
spricht, daz überig gemach gesunde lüte machet sw.'
Boner. ,Daz ros so krank und also sw.' ebd. .Das
dheine [der Nonnen] an eim frytag oder sampstag, so
sy plod, schw. oder krank, hab dorffen eiger oder
fleisch essen.' 1525, Bs Ref. ,Das herz ist mir aller-
dingen öud, und feit wenig, daz ich die sei nüt uff
gib, so gar schw. bin ich von des grossen hungers
wegen.' Haimonsk. 1531. ,Schw., kleiner kreften, tennis
viribus, infirmus; ich bin dem ze schw.. das ichs trage,
vires recusant ferre rem illam; das schw. geinen, wenn
einer von krankheit das maul kaum mag aufbringen
ze geinen, hiatus Kger; schw. und seiner glideren nit
gwaltig. mancus et membris omnibus captus ac debilis;
schw. und blöd (unvermügen, der nit on ein stäcken
mag gon). debilis, imbecillis; das schw. und blöd alter,
senectus »gra; arme und schw-e gesundheit, infirma
atque »gra valetudo; ein schw. und arbeitsälig regi-
raent, das nit in rächter Ordnung und wäsen ist, agrota
res publica.' Fris.; Mal. Von Truppen. , [Die Soldaten
im burgundischen Lager wurden untereinander ,stössig';
dabei] wurdent die Tütschen und Laniparter den
andern ze sw., dass si fliechen muostend.' 1476, Bs Chr.
(F an B). .[Die Eidgenossen waren bei Marignano]
on entschütung ze schw.' Ansh. Von körperlichen
Organen. Schw-i Bei", e" schw-s Hers, e" schtv-i LungC,
schw-i Auge". ,Der lip ist und die vüeze sw.' Boner.
,.k\s wenig wir die Sonne in unsere schw-e Augen
bringen können.' JMeyer 1700. Schtv. sl" uf ''em Herz,
uf der Lunge", uf de" Beine", üneig. Er stöt schw. uf
de" Bäne", wirtschaftlich ApK. ,Es stät schw. umb':
,[Der Arzt, der einen Verwundeten behandelt, findet]
es stände zimlich schw. umb inne.' 1605, ZEgl. —
P) psychisch. Mit Bez. auf Begabung, Kenntnisse,
wohl allg. Er isch schtc. in alle" Bigebe"heite", un-
kundig, nachlässig Bs (Seiler). , Unser best wend wir
tuon in diser sach [ein Rätsel zu lösen], wiewol ich
im bin vil zuo schw.; dann es sind gar kreftige wort
und schwär.' Samsok 1558. Willensschwach, nachgiebig.
Ell schtv-e'' Vatter. Kleinmütig, mutlos. ,Iufirmn8
animus pueri, schw., wankelbar, unstät, nit steiff, will-
wenkig.' Fris. ,[Der Rädelsführer in einer Rebellion]
seig zuo nechst ... schw. gesin, aber sy heigend im
zuogesprochen, er soll nur mandlich syn, sy wellend
zuo im stan.' 1645, ZEmbr. E" schw-i Stund ha",
vorübergehend die geistige (auch sittliche) Herrschaft
1737
Sehwach, schwech, schwich, schwoch, schwuch
1738
über sich selbst verlieren. — y) wirtschaftlich schwach,
arm. .[Die Lehenleute sind verpflichtet] zu guoteni
Unterhalt der Gebäuden und üüeter, zur Manutenenz
auf ihre Kosten und Reccurs an den Herren, so sie
dessen zu schw.' XVIII., ZBub. — h) von Sachen.
ZB. von einer Schnur, einem Seil, (Stütz-)Balken,
Maschinenteil usw. ,Die roten faderen [des Falken]
sind schwecher und mürber.' Vogelb. 1557. ,Schw-e
Äste sind die, so nacli denen Fruchtästen stehen, haben
aber nicht so viel Saft als diese.' EKönig 1708. Von
Wirkungen auf die Sinne. Unsi Glogge" hend nur es
schw-s G'lit WRar. E" schw-s Liecht. Unmerklich,
vom Geruch Aa ( H.). Schw-e'' Pfeifet; als Spielausdruck ;
s. BdVII884o. Von Getränken, gering an Alkohol-
gehalt Aa(H.), auch von dünnem Kaffee, Tee. , Schw-e
wein, vina languidiora.' Fris. ; Mal. ,Imbecillis medicina,
ein unkreftige schw-e arznei, die nit vil würkt.' Fkis.
Von Werttiteln, die nicht genügende Sicherheit bieten
Tu, De'' Bne/' [Schuldverschreibung], da' Underpfand
ist schio. Von ungenügenden Geldmitteln, nicht
leistungsfähiger Kasse B (Zyro) und sonst. Von
geistigen Erzeugnissen; zB. e" schw-i Bredicj. Das
ist schw.! von einer geistlosen Bemerkung, einem
wirkungslosen Witz.
Mhä. swach, sclilocht, gering, armselig, kraftlos, miul.sicaJ-,
kraftlos, zerbrechlich, biegsam, dünn; vgl. Gr. WB. IX 2148;
Martin-Lienh. 11521; Fischer V 1 225, zur Bed. auch b/js (Bd I Y
1705); (r-)rin(j (Bd VI 1056. 1007); schlicht (Sp.46), zu Bed. '2
blöd (Bd V 24). Das W. ist als schva(v)h in die beuachbartcn
rät. Maa. entlehnt (Carisch 146, Carigiet 294, Conrad! 198);
dazu mit rät. Ableitungselemeuten achva(c)hadud, Schwach-
heit, Blödigkeit; schuuhi(tji)ai; (ab)schwächen, entkräften
(Carigiet 294).
alters-: wie nhd. AaF.; Bs; B (Zyro); Th; Z und
weiterhin. — herz-: herzleidend; s. an-nistcw (Bd VI
1551 M.). — tot-: zum Tode schwach, (vor Entkräftung)
dem Tode nahe. Im sigi . . . gitromt, d'Eltru" si" töt-
schwachi. W Sagen. ,Wie wol unser lieber bruodei
N. ... todschw. was, wolt [er] mit uns.' Stulz 1519.
schwache", in der ä. Spr. auch ,ge-', 3. Sg. Prajs.
und Ptc. -o< bzw. -et: 1. intr., „schwach werden". Von
Menschen, körperlich abnehmen, abgezehrt werden W.
8oLö.,Mü.,an Kräften abnehmen AA(H.);B(Zyro); FJ.;
Schw und wolil weiterhin; bes. als Alterserscheinung.
Erschivachot starch W (Tscheinen). D'Helvezleri [Hel-
vetik] löset, schwint und schwächet. Scbwzd. (Scuw
Ma.). ,[Gott] altet nicht und schwächet nicht wie wir
Menschen.' FWyss 1677. S. noch Bd V 591o. Von
einem plötzlichen Schwächeanfall, einer Ohnmacht.
,Die Husfrauw ... gsicht, das er [der sterbende
Guler] anfacht schw. ... tragend ihn uf das Bett; da
fahrt er ganz sanft und vernünftig hin.' Spreohek-
Salutz 1637. Unpers. ; .Wann einem geschwacliet oder
ohnmächtig wirt.' JJNCscheler 1608. Von körper-
lichen Organen. Sini Ouge' hei" g'schwachet. RIscher
1903. G'sicht «("■' G'hör hein-im aw'' g'schtvachet.
SGfeller 1919. MVs Gidächtniss schtoachet B (Zyro).
,Auch mein Gedächtniss schwächet mir: was ich heute
in einer Zeitung lese, habe ich morgen vergessen.'
GoTTH. S. noch Bd VII 1047 u. ,Die seel ... deren
äugen schwachen(d).' 1530/1638, Bak.; , erschwachen.'
1667/1707. ,ü Glieder schwachen von Tag zu Tag.'
HRRebm. 1620. Vom Glauben. ,Der Glaube an die
Mutter schwächet und wanket.' HPest. ,Sein Glaube
an Gott schwächte nicht.' ebd. Von einem Volke: ,Von
der zyt Jeroboams fieng Israel an schw. und ab-
fallen.' LJdi) 1530. Von einer Speise: Das Ghruid tued
e'so schwachen, verliert an Nährkraft, weil es über-
zeitig ist. LöTscBEN 1917. Vom Eindruck auf den
Gesichtssinn, kleiner, undeutlicher werden : Der davon-
fliegende Storch chlinet, dünnet, schwächet. Barnd. 1925.
— i. tv., = schwächen, a) mindern. , Weilen ... durcli
die liederliche und ohngewissenhafte Leut das Holz
von Zeit zu Zeiten abnimmt und dergestalten ge-
schwachet wird.' 1753, TuHw. Arch. - b) erniedrigen,
entehren, schänden. ,[Dass der König sich vor Bettlern
demütigt] das swachet in vil sere.' RvEms. Sexuell.
,Was die sünd des, der sin stüfmuoter schwächt.'
ZwiNGLi. ,Welicher sin dienst [Dienstmädchen]
schwächte, der müesst in zur ee haben.' 1543, Z Ehe-
gericht. — Ge-schwachen n.: Schwächeaufall. ,Dises
Wasser ist gut wider das G., die Ohnmacht, Blöde des
Magens.' ZZoll. Arzneib. 1710. — Mhd. «icacAen, intr. und
tr. ; vgl. Gr.WB. IX 2 156/7 ; Martin-Lienh. II 521 (s'sc/uOTcie",
ohnmächtig werden); Fischer V 1226.
ab-: 1. intr., = dem Vor. 1, von Menschen, infolge
Alters oder Krankheit „allmählich abnehmen, die Kräfte
verlieren- Ar (T.); ß (Volksztg 1907); Gl; SchR.; Tu,
auch It Anon. (danach St.); Syn. üs-schw., ab-zerren.
Er ist so nö''' und nö''' dbg' schtoachet (bis zum Tode)
Ap; ScbR.; Th; Z. ,N. war eine seltene Kraftnatur, der
in seinem ganzen Leben nie krank war, auch an seinem
Lebensende eigentlich nicht, indem er erst seit zirka
drei Wochen abschwächte.' B Volksztg 1907. E'so vil
Hirni han-i''' dünn frili''' aW'' no''' i"-mer-ine" trotz
der Chranket ; ganz abg'schwachet bin-i''' dö dur'''e''
[näml. im Kopfe] nonig. AHuggenb. 1914. ,Das Ab-
schwachen der Tiere.' JCHeer. — 2. tr., = schwachen2a.
,Dass, wann denen, so mehrere Güeter besitzen, das
willkürliche Anpflanzen in Brachäckeren gestattet
würde, dardurch der ganzen Gemeind ... das Weid-
recht ... gänzlich abgeschwachet werden müsste.' 1793,
ThHw. Arch.
er-: = dem Vor. 1, „durchaus schwach werden", er-
lahmen HS. Als eine Gesellschaft von prahlenden
Wirtshausgästen von Einem gehörig abgekanzelt wird,
erschwachet das Grosstun. BJrnd. 1922. ,Mit vasten
und mit wachte sines libescraft erswachte.' WvRheinau.
,[Die Belagerten] warend so gar erswachet, dass sy
Ulf den gassen giengend stürchlen und assend wie die
suwen.' Haimonsk. 1531. ,Es seind aber die Helvetier
gemeinlich von dem Verlurst ihrer Mannschaft [bei
Bibracte] dermassen erschwachet, dass sie sich vor
denen Rhaitiern und Germaniern ... nicht möchten be-
schirmen.' ^liG.TscHDDi, Gallia. ,Under dem Creuz ist
er [Christus] erschwachet, hat geschrawen.' FWvss
1650. ,In allen Predigen erschwachen die Geister, die
Augen fallen zu.' ebd. 1655. ,Weil er [ein tödlich Ver-
wundeter] lang hilflos gelegen und erkaltet, ist er
erschwachet, blöd nach Haus kommen.' 1707, Z. ,Die
Kräfte des Gemüts erschwachen.' JJUlr. 1733. , Vieles
Studieren untergrub seine Gesundheit so, dass er schon
noch in jungen Jahren an Geist erscliwachte und zu
Baden in einer Kur verstarb.' 1750, B Blätter 1913.
S. noch er-blödcn (Bd V 27); schwachen 1. — Vgl. Gr.
WB. HI 977; Schöpf 655.
lis-: = abschwächen 1, „bis zum Sterben schwach
worden", vor Altersschwäche sterben Ap (T.); GrKI.,
Valz.; GW.; Th; Z. Ü. wie es Liecht GrKI. (Tsch.).
G'litte" mue" s' [eine Sterbende] nümme' starch ha",
si sijieverzue üsg' schwächet. Schwzd. (OnPr.). ,ln drei
1739
Schwach, schwech, schwich, schwoch, schwuch
1740
Tagen schwächte er aus, ohne krank zu sein und ohne
Schmerzen zu haben.' 1811, Z Brief (Dan.). ,Aus-
schwacheniies Abendlicht.' WSiegfried, Tino Moralt.
— Üs-sch wachi°g f.: Tod infolge Altersschwäche Z.
Es ist, es gi''t na''' en Ü.
he-: Einem nahe gehen, ihn kränken, beleidigen;
mit sächl. Subj. und Akk. P. ,Das [die Weigerung eines
um Vermittlung Angegangenen] beswachet aber den N.'
1415, Z RB. ,[Dem Schift'niann B. jagt sein Konkurrent
L. die bereits vereinbarte Pilgerfuhre ab.] Da wart
der B. mit dem L. reden, dass inn das etwas hette
beswachet, dass er im die bilgry also hette entwert.'
1420, ebd. Der Vorwurf den Rat ,nit klein tuot be-
schwaclien'. 1495, B. ,Des uns ser beschwachet, sy [die
Berner] sich beruofen friintschaft des herzogen von
Saffoy. ernüwert und gemacht uns unwissent.' 1506,
Schreiben des Bischofs von Sitten an L. .[Basel be-
schwert sich in Luzern, dass das von deu Eidgenossen
ihm zugestandene Söldnerkontingent nachträglich von
den Franzosen nicht angenommen werde] das uns war-
lich ... in ansechung der Intern abred . . . durch üwern
mund beschehen, eben hoch beswacht.' 1522. Strickl.
,Min herren nit wenig beschwachet. dass sy also durch
frömd lüt [nämlich DrEck] sollend verschmächt ...
werden.' 1528, B. , [Untervögte und Amtleute seien]
die ersten, die unsern mandaten zuowider handlint und
damit der weit ein bös, ärgerlich exenipel und byspil
gebind, das uns zum höchsten an si beschwache.' 1529,
EEgli, Act. ,[Es] beschwachet den künig nit wenig,
das ir sin schryben in anderm verstand ussgelegt.' 154.3.
Absch. ; im Druck ,beschweche'. .Sömliche [abschlägige]
antwort beschwachet die hotten von Zürich seer übel."
HBuLL. Tig. Neben Synn. ,[Obw erhält Nachricht, wie
Nikiaus von der Flüe von einem Fremden belästigt
werde] das uns . . . merklich verdrüst und beschwacht.'
1482, Gfd. ,Dwyl aber die sach [Murners ,schmach-
büechli'] uns nit minder dann üch beherziget und
hoch beschwachet . . .' 1528, B an Z. ,[Die Schlappe
der Reformierten am Zugerberg sei] zum teil uss un-
gehorsarai der knechten ... verursachet worden, das
uns zum höchsten beschwacht und beduret.' 15S1, Z.
,Das [die Einführung der Reformation in StGallen]
uns alles hoch bescliwachet und befrömbdet.' Kessler
(Abschr. des Abschiedes von Luzern 1527; im Original
jedoch .beschweret'). .[Bruder Berchtold] acht nit viel
bei der Königin, die solches frömdet und beschwacht.'
HRRebm. 1620. S. noch he-herzigen (Bd II 1662).
Mhd. besmichen, schwach, kraftlos werden oJer machen,
(refl.) sich herabsetzen. Vgl. be-Khwüehen, zur Bed. auch he-
eUnden (Bd I 177).
Schwachheit f.: wicnhd. a) körperliche Schwäche
Aa It H. und Rochh. ; BS. und sonst. Der iSc/(Zi.s" hilft dar-
über weg, dass d's Alter mit Schw. chiinnt. Barnd. 1914.
S. auch Chirs-Suppen (Bd VII 12.39). ,Schw.. blödig-
keit, debilitas, infirmitas [usw.].' Fris.; Mal. ,Min
blöde schw., dann ich by dry monaten stäte zuofäll
mins libs abnemmens gehept.' 1570. jEg.Tschddi (Brief
an Simmler). S. noch Bd VII 1385o. — b) sittliche
Schwäche. ,N. bekenne ... dass er uss Überylung
syner Schw. gesündiget.' 1667. Z. — c) nur PL. Dumm-
heiten. (Dais) sind) Schir-e' {Herr Haup'me"" ThHw.) I,
was fällt dir ein! ThHw., Mü.; ZO., auch mit dem
scherzhaften Nachsatz (mit Bez. auf a): icenn de
Mensch nüme' cha"" stö" ThMü. Es send Schiv-e" vom
Mentsche", wen'-er nömmc mag g'stö", Spottrede auf
solche, die wegen Trunkenheit umfallen AaF.; s. auch
Bd VIII 1331 0. — Mhd. mcachihjeii f.. geriuge Ertrag-
fähigkeit. Unehre. Si-hnmch; Tgl. Gr.WB. IX '2161 ; Fischer V
1'227. Bei uns, wie auch die Form beweist, nicht echt mund-
artlich, sondern wohl aus der kirchl. Spr. entlehnt.
Alters-: Gebrechen des Alters. .Weillen Herr
Haubtmann N. . . . wegen hochen Alters und andern
A-en ... entlassen.' 1746, ZWth. — Libs-: a) Dn-
pässlichkeit. .[Richter zum Fürsprech;] Wann es sich
begeben wurd. dass mich Leibsschw. anfiele ... ob ich
. . . möge den Stab und das Schwerdt von Hauden
geben ... [Fürsprech;] Wan dem Herrn Richter Leibs-
schw. zustände ... dass ihr wohl mögend und sollend
den Stab und das Schwert von Händen geben ...' Gb
VDörf. LS. 1692. ,Stosset euch aber aufif der Wacht
eine Leibsschw. an, so mtisstetihr der nächsten Schild-
wacht ruffen und eueren Zustand melden.' Kriegsr.
1704. — b) körperliches Gebrechen, ,0b er [der zur
Wahl empfohlene Schulmeister] schon mitLybsschw-en
behaftet, hoft'eten wir doch, selbige ihm unverhinder-
lich syn wurden.' 1667. B an Aarau. — Natur-; an-
geborenes Gebrechen. .Vatter und Mutter mögend
ihre unmündige oder sonsten von N-en halb zu testieren
unfähige Kinder . . . jeh eines dem anderen nach, dem
letsteren Kind aber eine andere, den Eiteren beliebige
Persohn zum Aftererben einsetzen.' 1743, FMu. StR.;
nachher; .natürliche Schwachheit.' — Brust-; Brust-
leiden. .[Honig wird als Medikament] in allerhand
Br-en und innerlichen Verwundungen gegeben.' EKönig
1706; später , Hustschwachheiten' (wohl Druckfehler).
schwächlich (ä. Spr.), schwechlich {■li''' See
R., -l^ch Tu, -lig neben -lieh FS., Ss.). in FJ. -ä-: wie
iihd. schwächlich, wohl allg. .Er gibt mir mit sainer
rechten Hand . . . einen gar schwächlichen Streich.'
JJBreit. 1611. Adv. ,[Die Ehre der Reformierten ist]
mit disem ringfüegen friden äben schwächlich bewart.'
1529. Z. .[Eine Sterbende] spricht .schwächlichen.'
VBoLTz 1551. , Schwächlich, vast blöd, infirrae, imbe-
cilliter.' Fris.; Mal. .Der Erdschwamm ... wurzlet
schwächlich undersich.' Spleiss 1667. — Mhd. »iraci-
lich, sireMich, Adv. mrachhchen; vgl. Gr.WB. IX 2164/5;
Fischer V 1227. .Schwechlich' bei Yad. I 523' ist verlesen
für .schmechlich'.
schwäche" I (meist -e'-): 1. a) entspr. schwach la,
an Umfang, Gehalt, Wert verringern, schädigen, ver-
derben. .Schwechen. verderben, felschen, adulterare.'
Fris.; Mal. .Labefaeere. labefactare. verderben,
schwächen, zum Fall richten, zerrütten.' Dexzl. 1666/
1716. .[Ameise zur Fliege:] Du swechest allez, daz
din mund berüert.' Boner. Von Münzen. ,Es snllen
ouch dis vorgenante münzin ... nüt geliechtert noch
geschwechet werden.' 1344, H.Altherr 1910. .[Bern
beklagt sich, dass im Münzamt des Bischofs von Lau-
sanne] nüw und alt batzen, ouch ander guot pfenning
geschmelzt und die münz geschwecht wirf 1529, B
Ref. .[Der Münzmeister habe] die Mark um 2 Q[uentli]
fyn Silber schwechen müssen.' 1652, Z. Von Grund-
stücken. .Daz kein unflat us dem gesselin möge
komen ... da mitte der weg . . . geswechet und ge-
bösert möge werden.' 1303, SBdrkart 1909. .Hette
ich dann das guot gebesseret, das sölt man mir ab-
legen, hett aber ichs geschwecht, daz soll ich ab-
legen.' 1409, Z. .Indem das einer das syn ingeschlagen
und den wäg uft' den andern gericht und gewisen,
dardurch synem nächsten das syn mit zerkarren nnd
fichträttinen übel geschwecht und gescheut worden.'
1741
Schwach, schwech, schwich, schwoch, schwuch
1742
1536, Aa Rq. 1923. ,[Weil durch] buwung einer nüwen
öltrotten das lehen geschwecht werde, so sollend sy
des frygabstan.' 1581, Z RM. S. noch Sp. 200u. ,Uass
die von Ottenbach dem geraachten üsspruch [nänil.
,die Reuss in besserer Gredigkeit in Ehren zuo halten']
schlechtlich vorkommint, und die Reuss in merk-
lichem Schaden durch das Johr rayn Gnädige Herren
an ihrer Hochheit geschwächet und abgemohlet hat.'
1670, AAMer.; nachher: ,dass die Reuss einen merk-
lichen Schaden zuogebracht und abgemahlen hat.'
,Marchstein schw.', frevelhaft versetzen ; s. Bd VIII 99u.
,Den weidgang schw.' ,I)ie, so inen denselbigen iren
weidgang minderind und schwechind, nämlich in dem.
! das sy räben inschlachind, dardurch inen an irem
I weidgang abbruch beschehe.' 1538, ZKyb. S. noch
Sp. 676M. (1576, ZAlt.). ,Das holz, den wald schw.'
, [Durch die vielen Einschläge werde] vil holz zuo so
vil ziinen gebrucht und geschwecht.' 1536, Aa Rq. 1923.
i Die Hölzer dürfen nicht verwüstet oder geschwächt
werden. 1661, GMagdenau. ,[Die Wälder] werden ...
jehrlich an und mit Bronholz geschwecht und er-
dünneret.' 1684, WMerz 1922. ,üie dieser Stadt zuo-
gehürige Waldungen [sind] dermassen erdünneret und
geschwächt ... dass grosser Holzmangel zuo besorgen
, wäre.' 1735, ebd. ,Die Kornsaat schw.'; s. Sp. 1109M.
I Von bewegliclier Habe, Kapital, Lohn; vgl. auch unter
2. ,[Die Frau eines Falliten bringt die versteigerte
I Habe an sich] das sölich guot nit wüest geleit und
geswecht wurde.' 1494, Walum. Die Aarauer Schul-
I meister beklagen sich, dass die neue Lohnregelung
ihnen ,ihrLöhnli um etwas schwäche'. 1686, MReimann
1914. ,Das Geld seiner Kinder ... nicht angreifen und
, um keinen Heller schw.' HPest. Vom Markt, Gewerbe.
I ,Das unser markt dester minder geswecht werden,
! haben wir oucli vermachet, das wir noch nieraan der
unsern ... uff frömd markt ... nüt süln tryben noch
füeren.' 1419, Gl Urk. ,Man befand und sach, das die
Santgaller ... vil korns hie unnen allenthalben uf-
koften; darum ... liess man iederman das sin ver-
koffen, wie er des trüwt ze geniessen [dh. ohne sieh
an die festgesetzten Preise halten zu müssen], damit
der markt nit wurd geswecht.' GWil Chr. E: XV. ,[Die
: Fremden] die körn und salz vail habint und iren [der
Bäcker] gewerb dardurch schwechint.' 1492, G (JHäne
1899). Ein Recht, einen Vertrag ,schw.' ,Swie das
e was mit rechte ald gewonheit, das sol hie mit nichte
geswechet sin.' Z KBr. ,[Der Verkäufer verspricht,
Nichts zu tun] da mit dirr vorgeschriben kouf keins
1 wegs müht werden bekrenket oder geswechet.' 1346,
LSnrs.; vgl. schmdchen 1 (Sp. 83'2). .[Der Amniann soll
die] Gereclitigkeiten und Freiheiten nach altem Har-
kommen handhaben . . . und nicht dulden . . . dass
darwider gehandlet, dardurch sie geschwächt und in
i Abbruch kommen möchten.' 1659, Aa Eq. 1926. —
b) in sittlichem S. .Nieman ist so riche, in ensweche
,an siner hübscheit ein zorn und ein herzeleit.'
I.UvZazikhoven. .[Pilatus:] Da von [wenn Christi Auf-
'erstehung ruchbar wird] werden wir ze spotte und
fswechet uns vil sere.' XIII., üsterspiel von Muri.
i,[E3el zum Pferd:] Geswecht ist üwer hoher muot;
iwa ist nu er? wa ist nu guot? Boner. ,Wil si [die
Frau] sich der weite geben, vil schier geswechet wirt
ir leben.' ebd. .Als ob sye des Keisers Mayestett selbs
beleidiget undt geschwecht betten.' RCvs. ,Wer Friden
werd brechen, den woU er [Gott] hier zeitlich und
ewig dort schwechen.' 1714, Lied. ,Den namen,
luinbden schw.' ,Vil übte etelicher lat untugende und
vürhtet schäm, so das geswechet [Var. ,geswechert']
werd sin nam, swenne man sin bosheit offenlich künt
oder seit.' Scbachzabelb. .Existimationem alicuius
violare, eim sein lümbden schwechen oder verletzen,
sein lob schmäleren.' Fris. ,Dass sy im sins willens
gestattet und er sy damit valtschlich irer eeren und
guoten lümbdens geschwecht und beroubt.' 1553, Z RB.
S. noch Bd VIII 894 0. Eine Frauensperson ,schw.',
.compriniere virginem' B (Zyro). ,So aber einer ein
tochter, inagt oder jungfrow verfeit, geschmächt oder
geschwecht hotte, die noch nit vermächlet were, der
sol iro ein morgengab geben und sy zuo der ee han.'
Z Mand. 1525. .[Die Frauen dankten Rengnold] dass
er sy erlöst hat von dem, der sy mit gwalt schwechen
wott.' MoRGANT. ,Diewil er si geschwecht und verfellt,
darzuo geschwängeret habe.' 1583, Z Ehegericht. ,[Uer
Gefangene habe] mit einem jungen töch[t]erli, so noch
undern jaren ... synen muotwillen zetryben und das-
selbig ze schwechen understanden.' 1591, Z RB. S. noch
Bd V 69 u. (2mal). .Einem sinen eid schw.', den Eid
,schelten' (Bd I 92; VIII 722u.): ,AIso redet er im an
sin er und swecht im sin eid also offenlich under
ougen.' 1384, Z RB. — 2. entspr. schwach 2. Physisch.
D'Chratiket hät-mi"'' g'schwecht. 's Bettßigge") sehwecht.
allg. .Schwechen, die sterke nemmen, kraftlos, blöd
oder krank machen, debilitare, enervare, infirmare,
digerere hominem.' Fris.; Mal. ,N. habe etwas [ein
Zaubermittel] gessen, solte imme das herz abgestossen
oder lang geschwecht han.' 1610, 7, Hexenproz. Eine
Ausgabe sehwecht d'Kasse", d's Kapital B (Zyro).
.Diewyl die Armen durch die Ablossungder Gultbrieffen
in den Allmossenenibteren alhie ... werdend geschwecht.'
1640, Z. , [Durch die frühzeitigen Ehen unbemittelter
Leute wird] das Almosenamt eben heftig überlestiget
und also geschwecht, dass den rechtwürdigen Armen
darauss nicht mehr nach Notdurft begegnet werden
mag.' Z Mand. 1668. Psychisch. D' Hertepfel schweche'
der Verstand Bs. Dem Wi" de" Verstand schw., ihn
wässern ZErl. (Dan.; individuell?). .Einem den muot
schwechen, ungeherzt und kleinmüetig machen, in-
firmare mentem et propositum.' Mal. , Infirmare veri-
tatem, die warheit schwechen und undertrucken.
hinderstellig machen.' Fris. — Schwächen (.-e-') n.:
zu Bed. 1 b. .Das schwechen und geschenden der
weiberen und der töchteren.' Fris.; Mal. — ge-
schwächt. ,G-e Cartonen', von kleinem! Kaliber; vgl.
Gr. WB. V 233/4. .Zwei Stuck . . . seind g-e Cartonen,
9Vi Schuh lang, schiessen 45 Pfd eisen; doppelt Car-
tonen, 11 Schuh lang, schiessen 80 Pfd eisen.' 1648. Bs
Zeughausinv. — un-: unvermindert, unbeeinträchtigt.
.[Wir haben] sölich ir Ordnung... bestätiget, bekreftiget
und si [die Simmentaler] daby ungeswecht lassen be-
liben.' 1504. B; ähnlich AiStR. 173 (1513. B). ,[Der
eidg. Vogt gelobt, nicht in die Rechte der Bremgartner
einzugreifen und] si deshalb an ir fryheit und herli-
keit unabbrüchig und ungeschwecht zu haben.' 1510,
AABremg. StR. S. noch ebd. 94; AAZof. StR. 189. 190.
— Mild. swecJien; vgl. Gr.WB. IX 2157; Fischer V 1226.
ent-: (sehr) schwächen AaF.; Scbw; Zn; St. (oO.).
Dur''' Das werd d'Sach entschwächt, ihr Preis herab-
gedrückt AaF.
er-; = dem Vor. , [Diese Arznei] erkält und er-
schwecht den Magen.' Paracels. — Vgl. Gr.WB. III 977.
1743
Schwach, schwech, sch-wich, schwoch, schwuch
1744
ver-: 1. = schwächen la. ,Die sint vil böser, die
mit biscliaft aM mit böser 1er der giioten leben ver-
sweebent, denn die den andren ir guot berobent.'
WiLDREGEL 1425. ,[Die Vertragsparteien] hant ouch
liblich versprochen, die selben richtung äne verswechen
und in ewigen ziten als vor äne inwurf ze baltent.'
142G, AcscH.; in der lat. Fassung: inviolabiliter. ,[Wir
wollen niemandem] einich widerwertikeit zuoflechten
... dadurch die [Freiung] befrefelt, verswecht oder
gemindert möcht werden.' 1487, B. ,lndemnisation der
... verschwächten Schiffart.' 1747, AALauf. StR. —
2. = schwächen 3. D' Kasse", d's Kapital v. B (Zyro).
Man verschtoecht den Katfee durch Zuguss von Wasser,
ebd. — Mhd. verswacken, -smchen; vgl. Gr.WB. XII 1188;
Fischer II 1325, auch Schöpf 655.
be-: 1. a) = dem Vor. 1. ,Also [durch die Fehde mit
Köln] understuond der herzog von Burgunnen ... den
heiligen stuol von Rome und das römsch rieh zuo
beswechen.' DSchilling B. ,[Wir sind nicht willens]
yemans dheinen abbruch ze tuon oder sin gerechti-
keit zuo beswechen.' 1482, B. ,[Die Verfassungsände-
rung] sye nit . . . furgenomen worden, der statt ir
fryheit iena zuo bekrenken noch ze beswechen.' 1489,
Waldm. ,Es hat ain hofman zuo Balgach vor jaren
ain stückle sines aignen guots ... an kilchhof zuo
Balgach geben; do hat ain herr von S. G[allen] ... uf
in klagt ... er habe dem gottshus S. G. sin lechen be-
schwächt und hingeben.' 1529, G Rh. ,[Wir ermahnen
euch] uns an unsern fryheiten und herligkeiten und
bemeltem friden keinswegs ze beschwechen noch zuo
bekränken.' 1532, Z an VO. Retl. (hielier oder zum
Folg.): ,Sy [die Pfaffen] werdend ser beschwechen
sich, gaistlich und och weltlich; wenn an stern den
andern jagt, so wirt krieg under der pfaffhait.' Kessl.
— b) = schwächen Ib. ,Wan söliche red ... im sin
er ouch beschweche.' 1487, Z RB. ,[N. klagt] wie dan
etlich in siner eeren beschwechen mit fürhaltung, dass
er sinen getanen gelübden nit statt habe tan.' 152G.
B Ref. ,Ein tochter beschwechen'; s. über-ringen (Bd VI
1104). — 2. = be-schivachen. ,[In Murners Schriften
werden wir so verunglimpft] dass es billich ein jeden
frommen sol beherzigen und übel beschwächen.' 1528,
Z an B. ,[Euer Schreiben] darinne ir üeh ouch merken
lassind, glich als wir eines andern dann christen-
lichen gloubens syend, das uns vast beswecht.' 1531,
B Ref.; noch oft. — un-be-sch wächlich: unbe-
schadet. ,Das beid teil das, so inen ... gezigen und
zuogegeben ... zuo iren banden nemen söllent ... doch
der muotmas.s, wie harin [in diesem Schiedsspruch]
versünderetist, u.' 1522, Ausch. — Be-schwächungf.:
Minderung, Beeinträchtigung. ,So dem [einer Verein-
barung] zuo abbruch und beswächung dienen möchte.'
1500, Aa Rq. 192G. Schändung: ,[üass ihr dem Mönch]
fürhaltind beschwechuug des nieitlis.' 1531, B Ref.
Schwächer I ra. ,Schw. eines gebots', Übertreter
eines Gesetzes: ,üb nit si . . . scbwäclier irer [der
Obrigkeit] gebotten und mandaten [seien].' 1527,
EEgh 1878.
schwächere" (meist ,-e-'), in der ä. Spr. auch ,ge-
schwi': l.a.) = scMväehenla. .Schwecheren, (ver)kleine-
ren, minderen, vernüten, extenuare, elevare, diminuere.'
Fris.; Mal. Zunächst materiell. ,Swer [den Graben]
kümberet so verre, das er an dekeinen dingen ge-
swechert wirt, der git ze buosse 5 phunt.' Z RBr.
,Swenne ... der selbe weg ... dehein wis geswechert
wirt.' 1305, Z. ,N., als ime zuo dem graben sin ge-
schirre geswechert wart und zerbrochen, 2 pfd 3 seh.'
1378, B StRechn. .Bescheche ouch ... daz dehein phant
in unser gewalt geswechret oder geergeret wurde äne
geverde von müsen, von milwen oder von semlichen
Sachen ...' 1397, BBiel. ,[N. wolle] minen herren da-
mit ir ungelt schwechern und vernichten.' 1471, Z RB.
,Oen bergherrn zuogsagt, sy vier jar [mit Steuern] fry
ze lassen, und demnach sich das ärz bessert oder
schwächert, harnach insechens tuon.' 1542, B RM.
,Das er zuo seinem brennen das wasser nit von der
gemeint stockbrunnen, denselben damit zuo schwe-
cheren, nemmen [solle].' 1598, BsBottni. Von Münzen:
,[Die Bieler] sollend ouch ir münze nüt swechren noch
ergeren in dehein wise.' 1397, JSG. Von Grundstücken.
,T)as sich die wis geswechrot hetti von der müli wegen
an höw oder an empt.' 1399, GWil. Sollte das Gütchen
je ,geschwecherot' werden, dass es die zwei Malter
nicht ertragen möchte. 1431, WMerz 1915. , Dieselbig
[Liegenschaft] were durch getanen zug keinswegs ge-
schwechert.' 1583, ZHöngg. Einschläge werden nur
für wenige Jahre gestattet, damit ,die Almendt nit
geschwecheret werde'. 1617. BG. ,Den Weidgang
schw.': ,[Die Amtleute sind nicht befugt] solche Per-
missiones, die den gemeinen Weidgang schwächern,
mitzuteilen.' Heut. 1ü58. Vom Markt: , [Durch den
Korneinung sind] unser merkt ... nidergeleit und vast
geswechret.' 1429, Z StB. Von Verträgen, verbrieften
Rechten uä. ,Das enhein recht, friheit noch gewanheit
des egenanten gotzhuses ze Luzerren davon sol ge-
swe[c]liret noch gekrenkt werden.' 1341, Gfd. ,[Der
Erbe verspricht, er wolle die vom Erblasser errichtete
Stiftung] lieber und me bessren den sweichren.' 1416,
Aar. UB. , Damit [die Bäckerordnung] nit geswechert,
sunder gebessert werde.' 1456, B StR. ,[Dass] unser
stat frigheit. Ordnung und Satzung ... geschwechret
und ganz nider getruckt werdint.' Edlib. ,[Der Bischof
kann] sin Jurisdiction nit schwächern, verkoufen und
versetzen.' 1530, Absch. ,Das [Recht] sol hiemit ganz
nüt geschwechret sin.' 1529, BoSi. Rq. ,Welicher
Einem Pfand ... insetzt ... und dieselbigen äne des
Schuldners Wüssen und Willen verenderet und
schwecheret [wird gebüsst].' 1607, AaL. ,[Dass] unser
Herren ihre Wasserrecht ... nit so lychtlich werdind
schwächern und verstümplen lassen.' 1684, ZRüti.
.[Damit die Vorrechte der Stadt] nicht geschwecheret
noch geminderet oder bekrenkt werden.' 1768, AaMcU.
StR. S. noch Bd III 1556M.; IV 1673u. — b) = schwä-
chen Ib. ,[Dass] deweder teil von dem andern an ere,
au Hb oder an guot möchte geswechert, geschmehet
oder geschadget werden.' 1425, Z StB. ,Ir ansehen
wirt geschwächeret.' Gualth. 1552. — 2. a) = schwä-
chen 3. DiAL. .[RvHallwil habe das in seine Güter
eingebrochene Kleinvieh der Aarauer] zwen tag und
ein nacht äne trinken und essen geston lassen, dadurch
solich vich zemal ser geswechert worden.' 1424, Aar.
UB. Von Truppen. .Dass aber vil eidgnossisch knecht
von im täglich abzugen ... und ... sin züg sich also
Schwächeret.' Ansh. — b) entmutigen. ,Wo aber die i
vereinung [mit Frankreich] für sich gang, so swecherten
wir unser viend.' 1499, Brief (NLombard an F); dazu; i
.Ouch wurdend unser viend darab sich schwächeren '
und schrecken enpfahen.' Ansh. — 3. = schtcachen 1,
schwächer werden. Dial. — ge-schwächer(e)t:
zahlenmässig geschwächt, von Truppen. ,[Die Feinde
1745
Schwach — schwucli. Schwad— scliwud
1746
hoft'ten, (lass sie den] durch etlicliei' hinfart verlassnen
g-en liufeii mit minder arbeit ... überwinden möelitent.'
1522, Brief der L Haujitleute. — un-: = un-ge-schwächt.
,üer buoss halb ... sol es nütdestminder bi voriger
urteil ... u. bliben.' 1511, Z EM. ,Mit hochem an-
rüeffen, sy by iren herligkeiten, gerichten und rechten
... u. blyben ze lassen.' 1539, Z Rq. 1910. — Mlid.
meclten; vgl. lir.WB. IX 2160; Fischer V 1227.
be-: = be-schwächen 1 a. ,Die uns sust an üben
oder an güeteren oder an unsern friheiten ... be-
krenken, beswecheren oder beunfuogen wöltent.' 1445,
Vertrag zw. Bs und AaKIi.
Schwächerung (,-e-') f.: Verschlechterung,
Minderung, Schädigung, Schwächung. .Bedunkt einen
lenherren, dem die güetter uft'geben werdent, das sy
nit in eren legend, so sollend die ... an walten ... die
güetter beseclien, und was sich denn die umb die
swechrung abzelegen bekennent uff ir eide, daby söUent
beid teil beliben.' 1440, Z StB. ,Ze grosser schw. der
statt recht fryheit.' 1450, P Arch. ,Dass es dem burg-
recht zuo schw. raichen weit.' Vad. .Schwecherung,
diminutio, deductio.' Fris.; Mal. S. noch Müch-Mess
(Bd IV 454/5). Neben verwandten Begriffen. ,Was
schaden, kosten, kumber, arbeit und swecherunge
gemeiner stat davon uferstanden ist' 1410, Bs Chr.
,[Dass ihnen an ihren Rechten] dehein schw., letzung
oder abbruch zuogefüegt werden.' 1514, AaL. StR. ,[Es
soll bei den alten Rechten] one einichen abgang und
schw. bestan und beliben.' 1559, Z Rq. 1910. , Ver-
kleinerung, schw. und abbruch irer horlickeit, fryheit
und gerechtickeit.' 1595, AAZof. StR. S. noch Bd IV
17'24o.; V371 ( In-bruch) ; Sp. 70o. '231 o. Von Kriegs-
parteien. ,Wo ... daz [Freiburgs Fernbleiben vom
Krieg] unser vigent vernämen, wurde inen ein merk-
liche freud und uns ein schwechrung gepäreu.' 1499,
S an B. ,Dass ir ... unser schw. und der vyenden
sterkerunganzöugent.' 1531, BRef. — MhJ. »mxheruuget
Schwächi (-e'-, inFJ. tw.; GrV.; PAL; TB.; WVt.
-ö-) — f., PI. -ine", -ene": Schwäche, allg. ,Schweche,
fragilitas.debilitatio.' Fris.; Mal. Insbes. l.a)Schwäche-
zustand in einem Glied oder an andrer Stelle des mensch-
lichen Körpers, bes. als Überrest einer Krankheit oder
eines Unfalls Aa; B; PAger (,ein Übel'); Sch; Th;
Z und weiterhin; vgl. Letei 3 {hAm 15til); JReste (Bd VI
1505). Er hat sit dö [zB. seit einem Unfall] alliwil
no''' e" Schiv. SchR. 's ist-em e" Schw. 'blihe", zB. in
einem Bein. Das Bettnässen der Kinder wird etwa einer
Sc/jte. zugeschrieben. — bj Schwäche-, Ohnmachtsanfall
GrV. (s. Wiben-Schw.)\ ZO. Er heb die galoppierend
Schwi"sucht und scho" e' par Schicächene" g'ha". Messi-
KOMMER 1910. ,[I)ie Gefolterte sei] in eine Schwäche
gefallen.' 1657, GRPr. — c) e" Schiv. ha" für Öppis
oder Opper, wie frz. avoir un faible B; Z und sonst.
— 2. schwache, fadenscheinige Stelle in einem Kleide
Ap (HKFrick); s. Blödiäa (Bd V 28). — Mhd. sioeche in
andrer Bed.; vgl. Gr.WB. IX 2155; Martiu-Lieah. II 521;
Fischer V 1226.
Rügge"-: = Schuächila, im Rücken. Ein Knabe
trug vom Fall aus dem zweiten Stockwerk eines Hauses
e" B. davon. Barnd. 1925.
Wibe°-: Ohnmachtsanfall einer Frauensperson.
Nä'''-eme" Will ist d'Kresenza birum z'recht cho"; de""
dere" W-ene" düre" nit krat lang. JJüroer 1918.
Schwächli''g f-e'-J m.: wie nhd. Schwächling B
(Zyro) und sonst; doch nicht volkst.
Schweiz. Idiotlkoo IX.
Schwächung (,-e-') f.: a)= Schwächerung. ,Schw.
der statt frylieit und herkomen.' 1450, F. — b) Schän-
dung (einer Jungfrau). ,N. ist um die schw. in Wellen-
berg glegt und von unsern herren gebüesst worden.'
1541, Z Ehegericht. — Vgl. Gr.WB. IX 2166.
schwäche" II: trinken, saufen BStdt (, matteneng-
lisch'); Gr Kesslerspr. (JJörger 1905) und It ALütolf
(Gaunerspr.). — Vgl. Ave-Lallemant 4, 608 ; fir. WB. IX 2 160
(.scliwäc-hen' 7 h); Martiu-Lienli. II 52 1 ; Fischer V 1226/7
(.SV/,,r«</,e //, grhwächen II).
Schwächer II (-e-) m: Rausch ScHHa.f (Neu-
komm). — Vgl. Fischer V 1226/7 (Betrunkener, Säufer, Durst,
Rausch), feruer Gr. WB. IX 2160 (unter .schwächen' 7 b).
Schwad, scliwed, schwid, schwod, scliwud.
Vgl. schicalt usw.
Schwade" I m.: giftiger Dunst. .[Bei den Römern
sind als Vorzeichen von Unheil] kugeln von himniel
uf die erden und wider in die lüft gsprungen, berg
ufgspalten, feur und Schwaden daruss geschossen.'
Salat. — Mhd. sioackm m., zu ahd. mvedun, langsam, dampfend
verbrennen; vgl. Gr.WB. 1X2167/8. Eiu Beleg bei JReiuh.
1925, 50 entstammt der Schriftspr., ebenso Nfbel-, Han<h-Srhw.
bei KvTavel; vgl. auch Sebel-S'clnradereleu.
Schwade" II ra.'? f.?: Pflanzenn. a) Schwingel,
Festuca tluitaiis B (Trachsel). — b) , Schwaden, oriza
minor.' Mal. Hieher wohl: ,Qui Schwaden vulgo dictara
herbam pro sesamo accipiunt, decipiuntur.' Gesn. 1561.
— Mhd. stcadem ni., simde (m. f.?). Schwadengras, Bluthirse
und der essbare Same desselben; vgl. Gr.WB. IX 1270.
Manne"-: = dem Vor. a. Gldr 1835.
Schwade» III m. GW.; Sch (Pl.unver.), f. ZKn. (-ä-J,
Dim. Schwädli L (Zyböri): Lage gemähten Grases L
(Zyböri); GW.; ZKn., geschnittenen, zum Trocknen
ausgebreiteten Korns Sch (dazu Schiv. -Reche" Sch, so
Herbl., Merish.), ausgedroschenen Korns in der Tenne
SThierst. Syn. Mad II (Bd IV 74); Schwarben; Zatten.
Hie es Mädli, dö es Schwädli : Blüemli, jetz muess
g'schede" sl"! Zyböri (Wildheuet). ,Der gewaltige
Scliwaden', von Maiskolben. G Kai. 1886. Übertr. auf
lange Wolkenzüge Bs. Von Menschen: Geng chöme"
Lilt, gwüss nädinä ganz Schicade". EWüxERicH-Muralt
191-2. — Mhd.sicorfem m.; vgl. Gr.WB. IX 1268/70; Fischer
V 1227.
G'^-sch wader In.: Lage, Reihe von Garben ; s. das
Vor. ,Wir wurden einig, die Zehendengarben an G.
liinzuleggen.' 1774, Z.
schwadne" (-ä-J: = mädlen (Bd IV 75 f.) ZaUÄeg.
— Vgl. /rtr/iicii au Stelle vou älterem /urfmi« (BJ 1 C7.j).
Schwader I n.: Spülwasser, schlechte Brühe; vgl.
Schw.-Lappeten (Bd III 1349). ,[Der Klosterkoch] gibt
mir [dem zinsenden Bauern] schw. mit der kellen, oft
hands dhund nit essen wellen.' Eckst. 1526 (Rychst.).
— Vgl. Gr.WB. IX 2172.
G'-schwader 11 (-ö- ZKn.) n.: 1. entspr. sc/wa-
deren 1. ,Strepitus, geräusch, g., getöss.' Fris. a) zu
schwaderen lä. a) von rauschenderBewegungim Wasser
B (.AvRütte). Dem seit nie" nid g'wäsche", das isch,ja
HUinen es ü.! Das (geräuschvolle) -ausspülen der
Wäsche B (AvEütte). Das G. chann-i''' doch hasse":
het-mt" süf er g'wäsche", su treit's Ntltfür, u"' versprützt
Ein'n no''', das' Nilt e'sö, sagt eine zimpferliche
110
1747
Schwad, schwed, schwid, schwod, schwud
1748
Wäscherin. — ß) Schwall Wasser B (so G.), flüssiger
Kot B (EFriedli). Gebrauchte Waschlauge GRLandq.
— b) zu schtcaderen Ib. a.) Geräusch des Flügelschlages
von Vögeln ZLeinib. Was ist au''' Das für es G. um
's Hüs utne"? — • g) Etwas, das sich rauschend bewegt.
Schar fliegender Vögel ZKn. Einer will den Teufel
gesehen haben, wie er in Gestalt eines feurigen Drachen
zischend durch die Luft schoss; ein Andrer bestreitet,
dass dies der Teufel gewesen sei: ,l>as ist nur sonst
so ein Geschw., das in den Lüften fährt.' um ItiOO,
ZWäd. — 2. umhergespritzte Flüssigkeit USch.; Syn.
Schwadereten. Ei, machisch-dü es O.! jetz isch der ganz
Bode' nasse''. Verstreut, unordentlicli Umherliegendes,
bes. von Heu BK. Mach das G. üf, Bueb, nimm der
Bese"! Ein Bauer stellt mit Genugtuung fest, dass vor
einem Gewitter noch alles Heu bis an es G. eingebracht
worden ist, und das alte Mütterchen sagt dazu: Ö, für
das G'schu-aderU chunni's öppe" jitz net drüf a"! —
3. .Uurcheinander im Reden' L (Ineichen), Geschwätz
GrHc. ,Gott fragt unserra geschw. nüt nach.' Gdalth.
1552. — 4. Schwätzerin Gl. — Vgl. Gr. WB. IV 1 b 3980;
Martin-Lienli. II 521. Bed. Ibß berührt sich mit 6V-
»clucader lll. Als Ortsn. LLiitheru (Häuser); ZUst. (Weiler;
schon I6'20).
Schwaderach ,S(ch)wadrach' m.: Wasserstube
des Müllers zum Fischfang. ,Da3 der obgenant Zwifel
den swadrach, so er jetz by siner müli [in ZHöngg]
hat, von stund an dannen tuon und keinen mer da
machen ... sol und den obgen. Huobacher mit vischen
ob der müly und nebent der müly allenthalb ungeirt ...
lassen sol.' 1457, Z. ,[Das Gesuch] JGosswilers des
Müllers von Dübendorft" ... dass ihm eine Aalstuben
in der Glatt oberkeitlich verwilliget werden möchte
[wird bewilligt, doch] in der Meinung, dass er denen
wegen der Glatt gemachten Ordnungen ... in Tröüwen
nachkommen und hingegen er sowol als Hr Rittmeister
Schwytzer zuo Rümlang sich des Schwadrachs oder
Schwader-Behrens müssigen solle. [Später wird auf
Beschwerden der Fischer hin] erkent, wylen durch
grundliche Klegten sich erhellet, dass die Aalstuben
und Schwadrach den oberkeitlichen Lehenfischenzen
zu grossem Nachteil gereichen, als sollen Sollichem
nach nit allein die von J.G., dem Müller zu Dübendortf,
und die naher Rümlingen begehrte Aalstuben, sonder
auch alleSchwadracli unddarundermitNammendesHrn
Rittmeister Schwytzers zu Rümlang habender Schwa-
drachbeeren umb niitlauffender Consequenz willen ab-
gekentheissen und syn.' 1680, Z RM. — Vgl. Gr. WB. IX
217'2. 2386 (.Schwäderich', Schwe-' m. n., Loch in der Erde,
welches das vou deu Mühlrädern oder aus einem Gerinne ab-
fliessende Wasser in der Erde wühlt; zum Fischfang benutzt;
auch am Ende des Mühlgerinnes aufgestellte Schläuche, Garn-
säcke zum Fischfang); Fischer V 1228 (Schwaderich m. n. in
unsrer Bed.). Zur Bildung vgl. Wilmanns Hl S§ 27.5. 284;
viell. aber stammt die Endung aus den Synn. Aniu-h (Bd 1
388), .ferrich' (unter I'/änlrh 4 Bd V 1175).
Schwadere" f., PI. Schwaden: (vorübergehende)
Lache, Pfütze BG. Oät über d'Pari [das Steinpflaster]
anhi"; es si" hie usse" no''' Schwadert. Bärnd. 1911. —
In ONN. ,Id der Schwaderen (Schwaderi), Hof BFahrni.
,Schwadern-Au' ApUrn. (Gehöft); B (Dorf im Bez. Nidau; ,zuo
Seh wadernow.'XVI.;&-JiTOrfaH(/iier/!'heisst eine dort wachsende
l'flaumenart).
Bluet-: Blutlache. Für Das «i'-mer i" d'Sehlacht
'zöge"; für Das si" di' Bluetschwaderi! ELedthoi.d 1913.
(BG.).
schwadere» (bzw. -n-): 1. von einer meist mit
Geräusch verbundenen Bewegung, „rauschend sich
rühren" (St.^). ,Schw. (rauschen, zwaspen), strepere.'
Fris.; Mal. a) zunächst von oder in Flüssigkeiten,
o) sich hin und her bewegen, von Flüssigkeiten Ap
(.wobei der Laut entsteht, welchen das Zeitwort nach-
ahmt.' T.); ZO., „wenn Flüssigkeiten sich in einem
Gefäss bewegen und mit klatschendem Schalle an die
Seiten desselben anstossen Gl; Gr; L; Sch; Za; Z",
ItSt." „allg." ünpers.; s.schnopsen(ßp. l'270o.). — ß)von
Wassertieren (Vögeln, Fischen usw.), schwimmenden
Landtieren und von Menschen, bes. solchen, die
nicht oder nicht gut schwiminen können, sich unter
Geplätscher im Wasser bewegen, eine plätschernde
Bewegung verursachen (auch nur mit den Händen im
Wasser hantierend oder spielend), oft halb scherzh.,
halb geringschätzig für schwimmen übh. Aa (auch It
H.); Ap (auch It T.); Bs (It Spreng ,im Wasser hin und
wider werfen und schüttern, wie die Gänse und Enten
mit ihren Schnäbeln und Flügeln oder die Wäscherinnen
mit dem weissen Gezeuge'); B, so Aarw., E., S., Si.([ni
Ob.) und ItZyro; Gl; GnChur, VD., He., Pr., Rh. und
ItTsch.; GA.,SaL.; Sch (auch ItKirchh.); ScHwG.; Th;
Ndw (Matthys); USch.; Z, „im oder mit dem Wasser
planschen, allg." Synn. unter gautschen I (Bd II 560).
Flotsche", schw., im Bade. EScBLCMPF-Büegg. Im Wasser
ume" schw. ,Die Jüngern Kinder hatten zu plätschern
und zu schwadern am Ufer des Sees.' JRWyss 1822. ,So
jammerte die gute Grossmutter, bis endlich die Fische
bezwungen waren und im blechernen Kesselchen wild
schwaderten.' Gotth. Wo-n-er's [ein in die Emme ge-
fallenes Weib] du e" ZU lang heig la" schw., heig-er-im
du der Hägge" g'reckt. LoosLi 1910. [Moros] nümmt
e" Flaug in den Bach in und schwaderet estoie dür"''
an's ander Bort. GFient 1898. Me" muess nit numme"
schw., me" muess au''' lere" schtcümme". Bs Fastn.-Lit.
1914. Der Haiisruedi schwaderet mit dem Charst im
Brunnen umenenand. RvTavel 1924. ,Scliw., güderen,
turbare aquas, fluctuaie.' Red. 1662. .[Der Teufel habe
von ihr verlangt] sie solle des N. Pferd lammen, worauf
sie, als selbes sein Bub ob dem Brunnen getränkt,
über den Brunnen gegangen und hab in dem Wasser
in des Tüfels Namen gegen dem Kopf des Bosses
geschwaderet.' Wast. Proz. 1701. .Fische hält man in
Fischenzen, worin sie schw. können.' HPest. Alti
Wiber und Ente" schwadere"d über de" Se usw., mit
allerlei Varr.s.BdVll 1479M.(auch ApHer.;GRGrüsch;
GA., Sa.; ZO.; s. noch KL.3'26/7). 0 Äppele" vo" Chap-
pele" (Anneli Marianneli B), was mache' dini Gans?
Sie schwadere", si fladere", sie netzen {schüttlen B) tri
Schwänz. KL. (Aa; Bs; B; Sch; Th). Mit Sachsubj.
D'Budle" schiiaderet im Bach ScnSchl. Von den
Schaufeln dos fahrenden Raddampfers ZBül., von
Schilfen in der Aare. Bärnd. 1925. Auch von Vögeln,
die sich im Sande ,baden' ApK. — f) tr., Etw. rasch
durchs Wasser hin und her ziehen, so dass es in
plätschernde Bewegung gerät, insbes. Wäsche, die
bereits ausgelaugt oder in warmem Wasser mit Seife
gewaschen ist, in reinem kaltem Wasser durch Hin-
und Herziehen ausspülen AAEhr., F. und It H.; ApK.;
BBe., Br., E., S., auch It AvRütte und Zyro; Gl; Gr
('hur, Pr.; GWb.; Th, so Pfyn; U; Z, so 0., S. Synn.
u. Iläderen 3 {\ii\ l Uli)), 's G' wand, Zug schw. Tuet-
mer e'"mel das Zug i" der ()r''ni'g schw , dass-es sehne-
u-lss a" d'Seili chunnt! B (AvRütte). Me" tuet's g'hdrig
1749
Schwad, schwed, schwid, schwod, scliwud
1750
schw. und chnötsche" . . . bis nüt tue G'süupjigs ablauft.
Messikommer 1910. V W egluegere" lärt-me" in'n Brun-
ne'trog f'e" und mit-eme" birchene" Bese" schivaderet-
mer's im Trog mne". ebd. I'* sö't no'''' der Strigel ii"''
d'Bürste" schw. SGfeller 1917. D's G'schir'' im Ab-
wäschgebsi ume" schw. EBalmer 1923. Chömit, wei"
no''' chli" go" d'Füess schw..' in einem Kluss, SGfeller
1927. Von Personen. De Meister hät-mi''' milliönisch
drin [im Brunnentrog] ume" g'schwaderet. Scbwz.
Wochenztg 1917. Me" s^t-di''' grad mit samt Allem
{"'s SöuständU j"e" tünkele' und es halb Tutz mal drin
ume" schw. E Eschmann 1 922. — 8) reH. Wenn-si''' d'Tübe"
im Wasser sclnvadere"d, so gif't's Hege" ZStli. , So solche
fisch [Tintenfische] das nachstellen der fischeren ver-
merkend, so kotzend sy vil der dinten härauss, schwa-
derend sich darinn.' Pischb. 156.3. — b) so über das
Wasser hinfliegen, dass die Flügel fortwährend die
Oberfläche berühren L(RBrandst.). Rauschend fliegen,
von Enten Tu (Pup.). Flattern ZKn. — c) übh. sich
hin und her bewegen, schwanken. Von der Weberlade:
Und schwaderet d'Lad ho [nur] und schloht-em [dem
Weber] nüd a" [Sp. 388 u.]. so toend-em ow* d'Fäde"
niid tueche". NBoesch 1892. (GT.). Am l"gang vom
nächste" Wertshüs schleuderet e" Laterne". WRotach
1924 (Ap). Vom Schwappen fetter Körperteile ZO.
D'Sagge" händ vor Feissi g'schtvaderet. — d) ,über
etw. hin schw.', (beim Lesen) flüchtig darüber hinweg-
gehen: ,Also dis nuwen propheten [die Reformation]
könnend in irem fürgeben weder schwümmen noch
waten. Item so schribend si selbs also: alle, die nss
dem evangelio und geschrift stelend und usshar
zwackend, was inen allein anmuotig ist, die schrift
halbierend und nur ein teil daruss verfechtend, über
das ander hinschwaderend und überbüpfend.' Salat. —
2. »die Zunge geräuschvoll in Bewegung setzen, viel
schwatzen L", so V., (laut, schnell, undeutlich, unge-
ordnet)drauflosschwatzenGLS.; Uw;U; ZKn., Zoll. Er
schwaderet wider GlS. ,Es [ein Mädchen] schwaderete,
was zum Mund heraus mochte.' Obw Blätter. .Verargest
mich seer, dass ich geredt hab, es solle einer den tod
nit lyden, da [wo] es nüts helfe. Weist doch grundt-
lich, dass ich recht red, dann Christus Jesus leert
uns das mit denen werten : so man üch in einer statt
durächt, so flühend in ein andre ... Da schwadrest du,
grosser impostor, und wilt mich verungnaden gegen
unseren lieben Eidgnossen.' 1526, Zwingli (an Faber).
, [Luther] hat ouch etwan sim selbs widerfochten mit
ganzen büechlinen ... kum yenen uff einer meinung
für und für beharret, sunder stets ab und zuo, wider
undfärgeschwaderet,als einuusinigwanwitzigmensch.'
Salat, Ref.-Chr. ,Vil lüt bättend mit dem mund,
schwaderend vil.' Gcalth. 1552. ,Die toren habend den
mund yemerdar offen, schwaderend.' LLav. 1582. —
3. sein Gut verschwenden GW. — 4. ,Rahm essen',
im Rotwelschen. RCts. (Br.).
Vgl. Gr.WB. IX2173f.; Martiu-Lieuh. II 5'2I (schwaderen,
ichoatteren) ; Fischer V 1228 (ebenso), .auch unser schwadlen,
schwaderen, seh tcederen, achwideren, sowie schwatteren. Zu 3 vgl.
er-schwaderen und ver-sehwederen mit Änui., zu 4 viell. ,schwa-
I dem, schwedern' bei Gr.WB. aaO. (unter 2) und 2387 o. In
ONN. ,Schwader-Au' ApUrn.; .Swadirouwa' 1 180, UwE,, dazu
,Jagli in Swaderow.' 1444, ebd.; .Jacob Schwaderauwer.' XVI.,
UI. JzB.; vgl. die Anm. zu Schwaderen (Sp. 1747). ,-Eschli'
ThAltersw. (unweit vom , Schw. -Loh'). .-Hof AaBirrwii, Bonis-
wil. ,-Löh'. die aus dem Schwabenlirieg bekannte Örtlichkeit
ThAltersw.; .Swaderloch.' 1499/1500 (s. Bd III 951), so
auch bei Sprecher 1672 und Leu, Lex.; ,Swaderlow, Schwadel-
lo\v.'Edlib.;,GschwaderIoch.'1578,W(spätereAbschr.). ,-Loch'
(sicher nicht Alles zu Bd III 1039, sondern tw. aus dem Vor.
umgedeutet) Aa bei Leibst, (gegeuüber der AlbmUndung), wohl
ein anderes 1657, in der Gegend des Hallwilersecs(V); Ap w.
vom Hohenkasten (Alp), w. von Schwellbr. (Gehöft; auch bei
Leu,Lex.);BSchw.; GrVereinagebiet (.Schwaderloch-Gletscher'
an den Plattenhörnern im Veruelatal); LEschenb. (1634).
Grossw. ; GDeg. -Bus, Runse mit Wasserfall GlEngi.
ume°- bzw. ummer-: herumplätschern Bs; B; Gr;
Th; Z und weiterhin. Es [ein Mädchen] isch schint's
0"'' ganc famös im ScMvümme" ... s'Gerze"se isch das
Meitschi gwüss alli Nacht i" dem Se ga" ume"schw.
OvGreverz 1898. Er ist in der Brüe [Jauche] grad
i"chon bis an den Hals . . . und hed ang' fangen ummer-
schwadern wie e" Frosch. GFient 1898 (GRPr.). — er-:
uneig.. (Milch) vergeuden ZMaur. Die hat aber euseri
Milch erschwaderet! von einer Frau, die als Gast in
einem Hause den Leuten sehr viel Milch wegtrank. —
ÜS-: = schwaderen lay, von Wäsche, Kleidern Z, so
Bül. und It Spillmann. — use"-. usse"-: 1. = dem
Vor. SchR. Du chönntisch-mer de' t g'schwind d'Hämper
usse"schw. — 2. Worte rasch, unbesonnen heraussagen.
.Ein vatterunser, so one andacht herussgeschwaderet
wirt.' GuALTH. 1552. .Wenn wir die wort uss unver-
dachtemmuot und unbesinnterwysshärusschwaderend.'
ebd. 1559. ,Sy müessendynhin schlucken, dass sy heruss-
geschwaderet habend, der kindertoutt" komme vom pabst.'
HBdll. 1561. — ver-: durch ausgeschüttete Flüssig-
keit verunreinigen. ,Die ganze Kuchi v.' Emmentalerbl.
1918. — zer-: .sich über einen grössern Raum aus-
dehnen und deswegen weniger dicht oder, wenn von
Wasser die Rede, weniger hoch stehen' BR.
Schw ad er er m.: Nora. ag. zu schwaderen Ndw
(Matthys). — Mhd. «waderer m., Schwätzer; vgl. Gr. WB. IX
2172. Als Zuname. .Hansen von Schennis, genannt S(ch)wa-
derer.' 1471,Z. FN.,HansSchwaderervonAltdorff.' 1487, ZRB.
Schwaderete" (in BSi. Schwadr-), in GRChur
Schwaderti — f.: 1. a) abstr., enta\>r. schwaderen iaß,
.das Spritzen mit Wasser' Gr, so Pr. und weiterhin. —
b) koukr. a) ausgegossene Flüssigkeit, Lache, Pfütze
BG., Si. (ImOb.). — ß) Schwall einer Flüssigkeit B.
E" Schw. Gaffe, Ueitithe. — y) Spülwasser bzw. „Seifen-
wasser" bei der Wäsche GRChur; „Scu" It Kirchh.;
„Z". — ä) zsgeschüttete Reste von Getränken. Speisen.
.[Was die Armen bekommen] muoss ein leibscheten
sin, darinn gelöfflet oder ggeift'ret syo. Und umb den
wuost muoss der arm denocht vor dem tor erfrüren
oder an wäg und arbeit versumen, das er solcher
schwadreten bas geriete, wo inn nit der gallig hunger
darzuo zwunge.' Zwingli. — 2. Geschwätz; s. Bd VII
14270. (HBull. 1531).
Schwad er i I m.: a) unordentlicher Arbeiter, zB.
Knecht, der mit dem Heu unordentlich umgeht, so dass
es herumliegt, wo es nicht hingehört BK.; vgl. Ge-
schwader 112. Er ist e" Schiv. — b) hohler Schwätzer
B(EFriedli); Gl; LV.; GW.; TnSteckb.; Uw. Frist
e" (rechte) Schw. , Darum glaube nur nicht jedem
Schw. ...!' Obw Volksfrd 1888. Was bist du für ne"
Schio.l CStreiff 1907.
Schwaderi II f. Als ON.; s. die Anm. zu Schwa-
deren (Sp. 1747).
schwaderig, in New It Matthys auch g'schw.:
1. entspr. schwaderen 1 und 2 Ndw (Matthys). —
2. zitternd schwach Ap (T.); Syn. schlotterig. — Zu 2
vgl. Schwab, schwaderig, wacklig (Fischer V 1228).
1751
Schwad, scliwed, schwid, schwod, schwud
1752
seh waderle": schnell, undeutlich, Alles unter-
einander schwatzen Ndw (Matthys).
Schwadle" -a, in GrAv., Hald. Schivatla — f.:
1. unachtsame Person B um Burgd. — 2. Schwätzerin
GrAv., Chur, Hald., auch Lügnerin GrAv.
schwadle°,in GrAv., Nu f. sditratle": l.a) = schu'a-
(hrenlaa. BS.(WMorf); GRChur.Nuf. D' Milch Schwad-
let im Krueg, tvenn du sog'schwind laufst GnChur. Das
Wasser schuatht im Eimer umhe'', bei unruliigein
Tragen GRNuf. Unpers.: Jite g'hören-ig's schw. : d's Holz-
trögli lauft üs. WMorf 1917. — b) = schtcaderenlafi, zB.
von Kindern, die mit den Händen im Wasser herum-
fahren BS.. Si. (ImOb.); GRÜhur, Nuf. Es [ein Kind]
schicadlet und choslet da usse', am Wasser. WMorf. —
2. a) mit einem Gefäss rascli, unvorsichtig gehen, so
dass sich die darin befindliche Flüssigkeit stark be-
wegt GfiChur, Nuf. Du schwadlist jo, dass d'Milch
'ussCsprützt GnChur. — b) in blinder Hast laufen (zB.
aus Angst, Furcht), hastig und daher nicht gründlich,
zuverlässig handeln, arbeiten, ,in Aufregung Mehreres
zugleich tun wollen' BU. (so E., M., S.). La"-mi''' aw*
abbisse"! ruft der Köbel [dem Christeli zu, der sich
mit dem Messer einen Apfel gernstet hat] und kommt
z'schw. und s'schivaldere", so dass er mit Christelin
s'säme"pHtscht und der sich in den Finger haut. Was
brüchsch so z'schutzgattere" l ruft Christeli. RGrieb
1911. {/'"* de"" nid öppe", das'-er [der Melker] im Stall
schiiadleti, der Hagel nei"; er het st" War süfer «»'*
g'sung, das'-es e" Gattfg het un'' e" Freud isch. Loosli
1921. — 3. rasch uud unverständlich schwatzen BBr.,
in einem fort ungereimtes Zeug schwatzen BM., S.,
verworrenes, auch unwahrscheinliches Zeug schwatzen,
lügen GrAv., Cliur, D., He., KI., lügen Gr Kesslerspr.
(JJörger 1905). — Vgl. Gr. WB. IX 2347 (.schwattelu');
Martin-Lienh. II 521 (schu-adlen); Fischer V 1250 (achimUle").
Unsre (-Formen sind an den betr. Orten iautges. aus d vor ;
entwickelt.
Schwadler m.: Schwätzer Gr (Tsch.), Lügner Gr
Kesslerspr. (JJörger 1905).
g'^-schwadlet. Nur in der Verbindung g. voll,
zum Überlaufen voll BAarw. (Bärnd. 1925). Da wird
bim Hagel der Dach-Chännel plattig, schuettig, g. voll,
bei einem Gewitter, ebd. — Vgl. .geschwadert voll' hei
Gr. WB. IX 217o (unter , schwadern' 1), auch die Anni. zu
schwidernl.
Schwadlete" f.: Geschwätz GrD., oHe.
Schwadli, in GrAv., Hald., liaL Schwatli — m.:
a) wer hastig, unbesonnen, unzuverlässig handelt (oder
spriclit) B, so E., S. Der Apitegger sig tschuld g'sl"
[an seiner Glatze], de^ Schw. heig d' Selbe" verwechslet
un''-im ganz vo" der letze" Eusti"g g'ge". JBürki 1916. —
b) Schwätzer Gl; GrAv., Chur, 1)., S., Lügner GrAv.,
Hald.. Ivb. En grüsame'' Schw. GrS. Das ist en arme
Schwatli, dem cha""-me" Nät glaube" GRNuf.
schwadlig: hastig, flüchtig, im Handeln und
Reden Bü.
S c h w a d 1 i g i , -legi f. : Hast BU. De' het alben Ei"s
g'flueehet un'' ab'trölt, irenn-er i" der FVsteri u"'' Schw.
das Tori [den Gatter, den er schliessen sollte] het la"
fare*. HZulliger.
G^-schwäder n.: 1. a) ausgeschüttetes Wasser,
Lache Nnw (Matthys); vgl. schwaderen 2b. D' Stuben
ist alls es G.; me" hed Wasser dri" utne" g'schwädered.
— b) = Schtvadereten Ibx GRÜhur, He. — c) schlechte
Brühe, von einer Speise Gl; s. Chäs-Suppen (Bd VU
1239). — '2. geschwätzige, naseweise, dummdreiste
Weibsperson WRaron. — Vgl. Ge-achiradn- H (Sp. 1746)
und die Anm. zu schii-äderen. Bei Fischer III 500 in der Bed.
Geschwätz.
Schwadere" -a f.: Schwätzerin GrV.
schwadere": 1. „brodeln, insbes. von der Butter
LE." — 2. a) = schwaderen la. a) = 1 aa GrAv. Es
schwaderet im Chüpli. — ß) .sanft schwimmen, von
Fischen au untiefen Stellen, mit langsamen Schlägen,
wobei die Bewegung des Wassers deutlich sichtbar ist'
LSemp. — •() = la-j- Gr.^v. E" Declcbettziehe" schto. —
b) „umherspritzen, Wasser oder andre Flüssigkeiten
reichlich umhergiessen UwE.", ,mit Wasser so stark
spritzen, dass es am Boden umherrinnt' UwE., ,niit
.\usschütten, Verschütten nass machen' Ndw (Matthys).
— c) von Flüssigkeit, .ungeleitet verlaufen' Ndw
(Ueschwanden), insbes. vom Regenwasser, zerstreut
über den Boden rinnen, , wobei es nach einer Strecke
Laufs versiegt oder doch in gleichmässigem Laufe sich
ausbreitet, ohne sich auch für die Zuknnft Wege vorzu-
balmen' Ndw; Syn. schu-äderivis ablauffe"; vgl. ZfsR.
XVII c 161. .Kegenwasser, selbst wenn es mit Grien
oder dgl. daherkommt, soll grundsätzlich . . . sich so
verteilen, wie es die natürliche Beschaffenheit des
Terrains mit sich bringt, es soll scliwädern; das ist
die möglichst parteilose und in der Regel auch un-
schädlichste Art des Ablaufs.' Ndw Ges. 1868. ,Gräben,
die im Laufe der Zeit ein so ausgeprägtes und auch
rechtlich befestigtes Bett erhalten haben, dass an ein
Verteilen und Schwadern derselben vor der Hand nicht
zu denken ist.' ebd.; ein solcher Bach heisst ,Schwäder-
bach'. ebd. An der Stelle: ,Dass laut eidlichen Zeugen
das strömende Wasser ... in den Wurzboden [Flurn.]
hinabschwadert' (1870, Ndw; s. ZfsR. XVII c 163) ist
wohl ein Druckfehler für , -schwadert' anzunehmen. —
3. = schwaderen 2 LV. — Vgl. Gr. WB. IX 2 1 73 (.schwadern,
schwadern'). Die Formen mit ä gehören viell. tw. zu einer
Ablautstufe schwed-; Tgl. das entsprechende Verhältniss zw.
Anderen und ßäderen (Bd I 1169 ff.). ON. ,Schwäder-Loch' Gr
Monbiel b/Kl.
a°-: zerstreut rinnend anspülen Ndw (Matthys).
u''e" ueche"-: plätschernd hinaufspülen, von Wellen.
Ussets der Brügga ist d's Wuer uberlüffe" u"' der iji"
het ueche"g'schwäderet bis an de" Pfarrhof. CSchntder
1868 (GrV.). — ver-: auf dem Erdboden verrieseln, von
Regenwasser. ,Dass 1823 in CGuten Matte noch kein
Gräblein war, sondern das Wasser verschwäderte.' 1870,
Ndw (ZfsR.). .Das natürliche und rechtliche Ver-
schwädern allfällig überfliessenden Wassers.' ebd. ,üas
Verschwädern des Regenwassers.' 1775, Ndw Ges. 1868.
G«-sch wädere" -dra f.: = Ge-schwäder 2 WRaron.
Schwäderete°f. : Besudelung, Sudelei mit Wasser
UwE.
Schwäderi m.: 1. wer mit Wasser sudelt Ndw
(Matthys); UwE. — 2. Schwätzer GrV.
schwäderle": Dim. a) zu schwaderen la^, zB.
von Kindern im Bade Gl. — b) zu schwaderen 2af
LSemp. — c) zu schwaderen 2b „üwE."
Schwäderli n.: Vogelname, Girlitz, Kernbeisser,
Loxia serinus „Gr"; SJura; Syn; Faden 7 (Bd I 674o.),
auch Heu-'Vögeli{\j'). ,Schw., Girlitzkernbeisser, Kirn-
grille, Loxia serinus.' Meisn. u. Schinz 1815. ,Der
Girlitz, Schw., Fäderali, Fringilla serinus.' HScbinz
1842. Vgl. VSV. 1916, 13. — Vgl. .Schwäderlein' bei Gr.
WB. IX 2173, auch SchwäiUrling S, zum Grund der Benennung
das folg. W. und Schtcäderling 1 .
1753
Schwad, scliwed, scliwid, scliwod, schwud
1754
sehwäderlig: dünn, schmächtig Ar; vgl. schwa-
derig 2 (Sp. 1750). [Der Ommisäger] ist met sine"
chromme" Hose''stüsse", vo lenger g'sV sönd a's die
schw-e Bä"li, devo"'luselet. JHartmann 1912.
Seh wäderli°g ni.: 1. dünner, schmächtiger Kerl
Ap. Cha""st nüd a's [die Sennhütte] b'häb ve'viache",
•^as' nüd no''' eso en Schw. [näral. ein Tourist] i"e"
mag. JlfARTiiANN (S.). — 2. Vogelname, grüner Girlitz,
Pyrrhula serinus Gr.
Schwidli-Schwädli n.: Salmiakgeist ZAnd.
Schwader II m.: Heerschar von mehr oder weniger
bestimmter Grosse, a) Reitertrupp. ,Da hat sich ain
schw. versamlot ghan etlicher Mailendischer rüter;
der zerfuor wider.' Vau. ,So11 ein Schw. nicht höher
als 5 hoch und an Reutern 40 oder zum höchsten 60
stark sein.' ICriegsh. 1644. .Die Schwader, die da reiten.'
1654, ZiNSLi 1911. ,Nur andre Reuterei, nur drei, vier
Schwader här!' ebd. — b) Abteilung Fussoldaten. ,T)ar-
nach . . . zerteilt man dise . . . Musquetierer in 4 gleiche
Teil, deren ein jeder Teil ein Squadron, Schw., Flügel
oder Bruch heisset, und seind hiemit derselben vier
Squadronen Musquetierer, so wirst du jeden 6 hoch ...
haben." Krieüsb. 1644. — Mlid. ewader ni., aus it. »juudra;
Tgl. Gr. WB. IX •21Tlf. (m.f.n.); Fischer V 1228 (u.).
G^-sch wader III n.: 1. in militärischem S., = dem
Vor. Das wilde Heer fährt dahin .glych als wären es
vil Gschwader Rütter oder Reisigen.' RCvs. (Br.).
I a) = dem Vor. a. "Es G. Tragüner Z. , Reisig band ir
I fierhundert gescbwader.' NMan. ,Gschw. reisiger oder
! ein flügel der reisigen, ahn equitum.' Fris.; Mal. —
I b) = dem Vor. b; nach einer Z Angabe aus dem XIX.
I ,eine Abteilung von etwa 20 Mann, welche zusammen
I Menage machen', nach einer Bs Angabe FBeckers aus
I der selben Zeit ,in der Militärsprache 12 Mann (= '/»
\ Corapagnie = ',2 Zug).' ,[Die Calvinisten] zohen wider
I mit ein G. gross [!]... auf die Gegent Sanders zuo.'
I 1621, ZiNSLi 1909. Ein ,grosses Geschw.' der Bauern
1 mit einer offnen Fahne, teils mit Gewehreu, teils mit
Knütteln bewaffnet. 1653, L (JSG.). — 2. Schar übh.
, E' G. Jungfere" ZBül. Si händ e" ganz G. Buebe" SchR.
I ,Das gschw., gsellschaft oder hauff, so ein herr nach
lim hat gon, das nachträtten irem herren, strepitus;
geschw. und hauff schandtlicher leuten. turba et col-
'luvies.'FRIs.; Mal.— Vgl.Gr. WB.IV 1 b, 3978/80; Fischer
III 500, zu 2 die Auni. zu Ge-«ch,rac!er Jl (Sp. 1747).
Schwadrö'n, im XVII./XVIII. auch noch .Squa-
dron' — f., PI. -öne": 1. a) = dem Vor. 1 a, Abteilung von
1 124 Reitern. Militärspr. — b) = dem Vor. 1 b. ,Wer
i zu allem Glück die Vorhut nicht darhinder den Schwa-
j dron[en] nachgeeilt mit Herren Haubtmann Binder,
Ivon disen Fahnen gwüss entkommen wer kein Mann.'
,1654, ZiNsLi 1911. ,l)as von drei Squadronen, nanilich
denen von Uri, Underwalden und Zug eine oder zwo
gegen dem Esel avanzieren.' Gegenber. 1658. — 2. = dem
|Vor. 2. ,[Wir sollen] zu einer solchen Vestigkeit in
junserm allerheiligsten Glauben gelangen, von deren
iuns keine Squadronen noch Legionen aller in Schaafs-
fkleidern einhergehenden Propheten ... werden abbringen
können.' JJUlr. 1731. Z'Schw-ne" wis, scharenweise
AaP. Wünsch hätti'd-mer Schw-e"wis Z (Eiszeitg 1891).
— Vgl. Gr. WB. IX 2175; Fischer V 1228.
schwadroniere": wie nhd., prahlen, aufschneiden
Bs; B; Th; W; Z, ,vom Geschwätz eines unbeschei-
denen, unlogischen Gassenhauers auf der Kanzel, bes.
da, wo er gegen das Laster, gegen die bösen Zeiten
eifert' ScHwNuol. De'' schicadroniert tvider. Er schwa-
droniert wie-n-en Französ ZO. ,Wir haben im Bern-
deutsch gar herrliche Worte, die verschiedenen Sorten
und Abarten des Geschwätzes zu bezeichnen: dampen,
dämperlen, klapperen, stürmen, schwadronieren, po-
leten [usw.].' Gotth. ,Was die Ratsherrn scltwadron-
nieren, wenn's beschlossen, ist's Beschluss.' UDürrenm.
1903. S. noch prälatzgen (Bd V 583); salbäderen (Bd VII
817); Bd VIII 847. Sahst. Inf. Das ebig Schw. nützt
grad so vil wie's feuft Bad am Wage". Messikommer
1910. _ Vgl. Gr. WB. IX 2 175 f.; Martin-Lieuh. II 521;
Fischer V 1228.
Schwadronieri Z (EEschmann 1917), Schwa-
dron ör m.: Prahlhans Bs; B;Gl;Tb; Z und weiterhin.
G'-schwander n.: wortreiches, leeres Geschwätz
BsStdt. — Auch eis. (Martin-Lieuh. II 521).
Schwaudere" ,Schwaldere"' — f.: aufgeregte und
daher unachtsame Frauensperson. [Da] iseh die Schw.
vo'Trini... üsg'schlipft. EBalmer 1924. — Zur Schreibung
Schinihkn" vgl. die Anui. zum Folg.
schwaudere", ,sc/iMiaMeJ"e"' (s. die Anm.): 1. auf-
geregt, überstürzt sich bewegen, bandeln, aus Unacht-
samkeit oder Mangel an Übung Fehler machen B, so E.
Syn. hauderen (BdII984); schwadlen (Sp.l751). Wege"
dem Hans ist-es [das Mädchen] so ifrüejigs g'si" u-'
het-es e' sog' schw akhret u"'^' zwasplet u"''' zahlet. EBalmer
1924. S. auch noch schwadlen 3b (aaO.). — 2. von wort-
reichem, leerem, auch unbesonnenem Geschwätz, schwa-
dronieren, faseln, prahlen Bs; B,soBrisl.,E.; ZHorgen.
Syrx. schwadlen. Du schwauderisch recht! BBrisl. Was
schwatderisch da wider einisch! BE. (AvRütte). — In
Bed. 2 auch eis. (Martin-Lieuh. II 521). Zu der B Schreibung
achicidd- (AvKUtte, Bärnd. 1904, RGrieb, EBaluier uud in einer
Angabe aus BG.) für gespr.scJiraurf- vgl. die Parallele salß für
muß in der Anni. Bd VII 1173. Vermutlich ist dabei Einfluss
des syn. bmschMerc", -achaldere' (Bd V 822 0.) im Spiele.
ume°- yschwaldere" : herumziehen, -vagieren B6.
Schwauderi, ,Schwalderi' — m.: 1. Wild fang BE.
(Bärnd. 1904). — 2. Schwätzer, Faselhans. Großsprecher
Bs; BBrisl., E., Stdt (RvTavel). Du bisch c' rechter
Schw. BBrisl. Uf De" muess-me" "ume" nid lose", das
isch "ume" sö-ne" Schw. BE. (AvRütte). — In Bed. 2 auch
eis. (Martiu-Lieuh. II 521A
(g«-)schwauderig, ,-schwald-' : 1. (g'schw-J un-
achtsam, flüchtig BAarb., Ostermundigen. Es [das
Mädchen] ist gar g'schw. i" der Schuel. — 2. (schw-j
,grossmäulig, mit vielen und grossen Worten um sich
werfend' BE., S. (AvRütte).
Schwauderigi ,Schtcald-' f.: Unachtsamkeit, Un-
gestüm. I" der Schw. EBalmer 1925.
Schwed m.: 1. a) Volksname, Schwede; volkst. nur
in Erinnerungen an die Schweden (schwedischen
Truppen) im Dreissigjährigen Krieg. Anne"babeli, bett,
mofn morndris chunnt der Schwed; bett, Anne'babe",
er haut dir de" Chopf abe" Aa. Bett, Büebli, bett, morn
chunnt de' Schwed, morn chunnt de'' Oxe"sterne", würt
die Chinder bette" lerne" ScuMer.; Z, ,b., Chindli, b.,
morge" kommt der Schwät, morge» kommt der Ore°-
stern, wird die Kinder bette» lern'''" Bs (ASocin). Der
Schwed isch cho", hat Alles g'no", hat d' Feister i"-
g'schlage", 's Blei drüsg' schlage", Chügeli g'gosse" und
d'Büren erschösse" Z, der Anfang auch: ,Der Schwedli
isch komme" mit Pfeife und Tromme".' ebd. Die Fonds
einiger Stiftungen gingen im 30jährigen Krieg verloren
1755
Schwad — schwud. Schwaf — schwnf
1756
oder, wie die Akten sapen, ,der Schwed hat's auf-
gefressen.' SBdrkart 1900. Im Vergleich, 's sieht üs,
wie wenn de'' Schwed dö g'si" war ScnSt. Zerstörungen
in einem öft'entlichen Gebäude, ,als hätte der Schwede
darin regiert.' Nnw Kai. 1867. S. noch BdII1741o.
En alte'' Schwed 1) wie nhd. Ar; Bs; Ij; Z und weiter-
hin. Sicht-jne"-di''' aw'' e'''mol wider, du alte'' Schtced?
Begrüssung eines Bekannten, den man lange nicht
gesehen hat ApK. — '2) der Eckkegel. SchwE. Kai.
1884. E" liößige'' Schwed, ein Höflicher. Schwz. Bauer
1900. En rechte'' Schwed, ,ein breitfurchig und gross-
maulig angelegter Prahler' Aa (H.). — b) der wilde
Jäger SL. (Schild). Syn. Bachtelen-ße-schrei (S|). 1455).
— 2. PI., rote Kühen, Beta vulg. ZO. (Messikoranier);
Syn. Banden 11 (Bd VI 1023). ,üie Randen, allgemein
Schweden genannt, kamen erst mit einer Reihe anderer
Gartengewächse anf den bäuerischen Tisch.' Messi-
KOMMER 1911. — Vgl. Gr. WB. IX '2383/5; Martiu-Lienh. II
521 ; Fischer V 1258. Die Kiuderlieder uuter la siud bei uüs
importiert. Zu 1 a vgl. noch die Erzähhing vom , Schwedenkessel'
AfV. V 266 f. (BsB.). Ortsu. .Schweden-Feld, -Holz' Aa
Hettenswil b/Leugg.
Seh wedien f.: Schweden. ,Wie die uss Schwedyen
von hungersnot wegen mit dem loss ussgetryben.'
1531/44, ScHW LB.
Schwede": ,mit der Deichsel im Nebel herumfahren'
Aa (H.); nicht bestätigt. — Von H. zum Vor. gestellt.
Aber der Zshaug ist uicht klar.
ver-sehwedere°: durch Nachlässigkeit, Ungeschick
Etw. verderben, verlieren ZKn. (LTobler); für Alf. a/A.
heute als \ bezeichnet. — Schwab, versch imderen, durch
Unachtsamkeit versäumen, vergessen, schmederen, einen Fehler,
Verstoss beim Spiel machen. Schweder m., Schwächling (Fischer
II 1326; V 1259), zu eis. versehwedtren, Wasser unnötiger-
weise vergeuden (Martin-Lienh. II 522), Nbform zu schwaderen;
Tgl. auch ,(Ter-)schwederen' bei Gr. VFB. IX 2386 f. ; XII 1195.
Auffällig ist die Dehnung; vgl. immerhin Geschwader IJ
(Sp. 1716), wo auch und nur für ZKn. Dehnung bezeugt ist.
„g'-schwid: klug, vorsichtig BO." — BeiGr. WB. IV
I,3t)94 zu , geschwind' gestellt, was au sich nahe liegt (zur
Bed. vgl. ,geschwind' 7 aaO. 3996); doch steht das Bedenken
entgegen, dass Auflösung eines Nasals vor d «c gerni. ih unsern
MAA. durchaus fremd, nur auf sächsisch-anglofriesischem Boden
heimisch ist. Ein Element s(ch)wid unsicherer Herkunft er-
scheint auch bei uns als 1. Glied alter PNN. ; vgl. Förste-
mann'I 1382 f., dazu ZfdA. 43, 38; JFrauck, altfräuk. Gramm.
169. ,Swidger (-gar, -ker).' IX., G ÜB. (öfter); ,Uodalricus et
Swiggerus frater de Luitgeringen. XI./XII., Seh; ,Swigerus',
Leutpriester. 1260, AASulz;,Schwiker.' 1210, GBern.;,Swiger.'
1294, Kriess.; ,Swig(g)er.' 1392/6, G Stiftsarch.; ,Jodocu8
Swigger.' 14ü7, AaB.; unsicher: ,Joh. Schwyger.' 1441,
L; ,Her Schwigerli.' 1526, BRM.; ,Haus Schweikher.' 1634,
ThTäg. Dazu als Kurzname: ,Swigge de Lutegeringa.' 1093,
Sch;,ChristianusSwike.' 1 300, W;,SwiggliKilchniatter.' 1391,
Gl; ,Swickli, bnrger ze Chur.' 1396, ebd.; ,Swigli von Wesen.'
1478, ZRB.; ,Hans Schwigkli.' 1481, GrChur (?); ,Swigli.'
151 7, GSa.;, Andreas Schwickli.' 1532, GMs;.Schwik.' XVIII.,
WG. (Leu, Lex.). ,Swidniot', Nonne, um 1000, ZFraumünster.
Schwidel m.: kleiner Pflock, zB. ,Marchstecken'
GrS. — Vgl. die Anm. zum Folg.
Schwidle" f. ,Für das Aufhängen der eisernen
Talgampeln dient eine Schwidle, dh. ein rechteckig ge-
krümmter Ast, der drehbar an der Wand befestigt ist.'
CSCHRÖTER 1895 (GrA.). — Mit Srlnri.hl zu gleiehbed.
Schwirrit)cn; vgl. zum Lautlichen Win-llcdli mit Anm. (Bd IV
1018). Schwidel deutet darauf, dass der Wandel W> dl auch
in GrS. bestand.
Sch wider m. BGr.. Schwideren ,W (PI.)", auchlt
üurh. (,Scliwidere'); FAnd. 1897 (oO.), Schmderra BGr.
(seltener), Schividra, -ru W, Schtviderna [eig. PI,]
BSi. (ImOb.); WRar. udE. — f. 1. Sauerdorn, Berb.
vulg. BGr., Si.; W. — 2. Moosbeere, Vacc. oxycocc.
FAnd. 1897. — Schwider m. ist wohl Kurzform von Schwider-
Doren m. (BGr.); Schwidere" f. könnte zu Schwider-Mallen
(Bd IV 214), -Ber (ebd. 1472), -Siüd gebildet sein wie äml«",
Heile" t. (Bd II 989. 1476) zu Heid-, Hind-Ber. Sichere etym.
Beziehungen fehlen. Ob das W. irgendwie mit ,Schwideln',
dem offenbar deutschen Namen exotischer Wasserkräuter bei
Oken 6, 608 ff., zshängt, muss dahingestellt bleiben. In ONN.
,Ini Schwidder.' 1457, WGestelen; hieher? ,Zen (auch ,Zer')
Schwid(e)r(e)n' WStNiklaus (,Zen Schwideren, ein Dorf in der
Pfarr StNiklaus.' Leu, Lex.); ,ob Zenschwidren.' W Sagen,
,Schwidernen' im top. Atlas. Zem Schioiderne" (n.) WLö.
schwldere": = schtvaderen la^ (Sp. 1747). Nur in
dem Kinderreim : Frau Biderer, Frau Badere", was
machend eueri Gans ? Si schwidere''d, si schtcadere''d und
wäschcd iri Schwänz. RSüter 1915; vgl. KL. Nr 1555.
— Viell. nur dem Ablautspiel zuliebe gebildet (vgl. schicibelm
Sp. 1733); doch gibt Schm.'II 624 ,scbwidern' (neben , schwa-
dern', , schwedern') in deu Bedd. überschwanken, überfliessOD,
plätschern; plaudern, schwatzen, schwadronieren, und ,ge-
schwidert voll' neben .geschwadert voll'; vgl. auch ,schwidlen'
(Gr.WB. 1X2612).
schwidig: gierig, schnell AAAar. (Rochh.). Iss net
so sehw.! — ■ y%\. schwuiij.
Schwaf, schwef, schwif, schwof, schwuf.
un-g"- schwaf: unhöflich, unbescheiden, gierig,
unmanierlich, nur mit Bez. auf das Benehmen bei
Tische, beim Essen BG. En u-C Mensch. Sich gar
u. benehmen.
G"-schwafel n.: = ffe-scÄMiaftei (Sp. 1716) Bs; ü; Z.
lez han-i'*" das G. e" ganzi Stund mies'en a''lose' ; ivenn-
er numynen uffherti mit dem G.! Bs.
schwafle" ApK.; Bs; BS.; ScH; U. so Seel.; Z,
schrväfle" ApK.; B, so E., Ins; Gl; GWb.; Ndw, so
Buochs; U; Z: = sehtvablen 3b. Was schwäflist-du
da?... Bist goppel uberhölzlet! Z Tagesanz. 's Blau
vom Himmel abe" schträfle". JAllenspach. Von einem
neuen Gesetz wird i" jeder Ziti''g g'schwäflet. BVolksztg
1891; ,Ist jetzt Das die reiche Erbschaft, von der du
immer geschwefelt hast?' Nnw Kai. 1899. Subst. Inf.:
E" Lugner bist! Aber d' Wärhit muess itz doch ustf.
Lue"! im Schloss [vor dem Richter] ... hört de"" d's
Schwätlenüf. .\Fankh. 1917. Ausplaudern: DumwescÄ'
doch alles g'schwäflet ha"! USeel. — Zunächst studentisch;
vgl. Gr. WB. IX 2366 (,schwebeln'). 2 1 76 (,schwafeln') ; Martin-
Lienh. II 520; Fischer V 1258. Schwäße" lehnt sich an das
gleichlautende aehwUJlen (uuter achwtbelen (Sp. 1727) an; s. die
Anm. zu sch wählen (Sp. 1717) und vgl. Schwä/el m. einßltiges
Geschwätz, Schwindel Bs (Seiler); B (stud.); Gl (CStreiff).
Bei schweiße, das wohl tw. ä. schwäble" ersetzt, tritt (so nach
Angaben aus ApK.; BS.) gegenüber schwafle" die Vorstellung
des Schwindel-, Lügenhaften in den Vordergrund.
a,°-schicäfle": anschwindeln GL(('Streiff). Irschteä-
fle"d-mi''' nümmen a"! CStreiff 1902/3. D'Lüt o"-
schitäfle", von einem Advokaten, ebd. 1899.
voT -schwafle". Ei"'m Öppis v., vorschwindeln Bs
(Seiler); B(EBalmer). — Vgl. Martin-Lienh. II 521; Fischer
U 1672.
1757
Schwaf, schwef, schwif, schwof, schwuf
1758
z'-same" ■ schwafle" Th (AHuggenb. 1922); U.
-schiväfle" Z: (Unsinn) zsschwatzen. Wa' sait De'?
via' schwaflet De*" z'säme"? AHcggenb. 1922.
Schwafle r Schwäfler m. L; Z, Schivafleri" f. U,
Schwaf li Bs; U, Schwäßi Scaw — m.: Schwätzei(in).
Ps] wär-mer en rechte VürCbueb lieher als e'so en
Schwäfler, Vater zur Tochter mit Bez. auf deren
charakterlosen, von Idealismus faselnden Liebhaber.
EZlEOLER 1903.
Schwefel s.Schwebelll (Sp. 1725).
Schweiff m. : 1. als Vorgangsbezeichnung, von
schneller Bewegung in geschwungener Linie. RvEms;
s. die Stelle bei Gr. WB. IX 2412. — 2. konkr. a) Schweif
eines Tieres; der lebenden Ma. fremd (dafür Schwanz).
,Sant Peter ... bschliess wol dem Bären sin Gang...
dem Rappen der Schnabel, dem Wurm der Schw.'
LToBLER, VL. (GSaL. Alpsegen). ,Ein wolf sieht man
vil selten tragen eis schafes sw.' Boner. .[Einer]
stfiende so nach binden an ira [der Stute], dass er
[der Zeuge] dächte: ich gloub, er bind ira den schw.
uf.' 1551, BTurmb. ,[Ein der Bestialität Überwiesener
habe eine] Zytkuo . . . under den Schw. geküsst.' ItiH,
Z RB. ,[Ein Lachsner habe] dem Ross ein Zädelin
under das Halshaar und eins in das Haar in den Schw.
gehenkt.' 16«2, Z. S. noch BdVI787o. — b) penis
beim Vieh Gl; vgl. Schweib (Sp. 1729). — c) (schlangen-
förmiggewundene)WurzeldesWiesenknüterichs, Polyg.
bist. AAZein. — d) Schleppe eines Kleides; \g\.Schweiff'-
iJoct (Bd VI 838). ,[Uie Venezianerin braucht eine
Magd] die ihren den Schw. nachtrage.' 1608, Z Ge-
sandtschaftsber. ,[Es] sind auch abgestrickt ... die
lange Schwäitf hinderwerts und die Räitf vornwerts an
!den Underkleidern.' GMand. 1611. — Amhd. »(p«/; vgl.
Gr. WB. IX '2412/5; Fischer V 1261. Für ÄÄiPei/, ,Schueppe
am Mieder' (JHeierli I 50) K.ar keine Bestätigung zu erhalten.
In CNN.; vg]. Schweif/j. .Schweif AaMaud.; WGerental(.iin
jSchw.'). .Schweif-Stätt' BBünigen.
Ab-: das Abschweifen, Ausflucht. .Zur Ussflucht
und A. Sachen und Grund anzüheu.' 1639, Z. — Vgl.
jGr.WB. I 112.
I Um- (in Z in Bed. 3 -Schwäuff'), bei Nbtker .uni-
(besweiff — ra.: 1. als Vorgangsbezeichnung, Bewegung
im Bogen herum, Umweg, a) eig. ,Tia erista aha, diu
witesten unde lengesten umbesweift teta.' Notker;
prinius dift'usioris ac prolixi ambitus gurges. ,ln luz-
zelnio um bes weifte.' ebd.; ambitu parvo. ,Ein wasser ...
usser sineni runse vloss und nara ein verren umbe-
sweif.' Boner. ,Vil irrungen und umschweiff der dingen,
dadurch die menschen nit sälikeit, sonder hinderniss
derselben überkommen.' LJm 1521 (Mise. Tig.). —
b) uneig. von der Rede, wie nhd. Kei" Umschweiff'
mache". Läng Umschweiff^ z'machen isch nid Anne-
mareilis Bruch g'si"; öni Summe" het-es 'nen a'foh"
üsfrögle". SGfeller 1911. — 2. Umkreis, Umfang. .[Das
einer Stadt zugeteilte Gebiet soll] mit dem Pfluog nach
Brauch iler Alten umbfahren sein worden; innerhalb
jlises Umbschweifs haben die Einwohner ihr eigen
iZwing und Biet gehabt.' Gdler 1616. , Tafelen...,
darinnen des ganzen Erdrichs Umkreiss, des Meers
!(J — abgemahlet gewesen.' Amm. 1630. — 3. die Bleche
m den vier Seiten des Schlosskastens am Steinschloss-
?ewehr Z; mit der Sache f. — UM. umbeaiveij m.; vgl.
lucb Schni.^n 626; Fischer VI 106. Zu .uoibesweift' vgl.
(Vilm. 11331. doch auch icH-»chmlf(l) mit Anm.
Üs-: = dem Vor. Ib. ,Es bdarff nit sölicher wyter
u-en und glatter werten.' Zwingli; ambages(Gaalther).
— Vgl. Gr. WB. I 964.
Neben-: Abschweifung. .Diewil ich aber mit minem
werk gern fürfUer... wird ich mit solchen n-en ge-
sumpt und verhinderet fürzefaren.' 1570. Aeg.Tschudi
an Simmler. — Rinder-: Ochsenziemer. .[Der Ehe-
mann habe] sy gwaltig geschlagen, dargegen sy einen
R. erwüscht und mit demselbigen imme ouch ein Streich
zwen gegeben.' 1604, Z Ehegericht. — ^ Stieren: = dem
Vor. Das inhaftierte Strolchenvolk soll durch den
Bettelvogt mit einem .Stierenschweife' geprügelt und
über die Landesgrenze abgeschoben werden. 1750,
Schw (AfV.).
ab-schweiff .\dj.: 1. a) wer sich von dem Ort.
wo er sein sollte, pflichtwidrig entfernt, sich an einem
andern Ort herumtreibt. ,Sich a. machen.' ,Der waag-
meister ... soll ... sich nienen a. machen, sonder erabsig
bi der waag bliben.' 1530, EEgli. Act. .Wellicher under
den Wächtern jedes tags zur gewonlichen stund nit da
und also sümig were. ouch wellicher vor der sibenden
stund zeabents sich a. gemacht [soll angezeigt werden].'
1540, Z RB. .[Der treulose Liebhaber habe] sich utf
zwei jar lang ald mer a. gemacht.' 1554. Z Ehegericht.
,Die kundschaf[t]sager sollen ufl" dem rathus warten,
bis sy verhört, und sich nit a. machen.- 1570, Gl.
.[Während des Gottesdienstes soll] sich ouch des ends
und gcbätts niemandts absünderen ... mit geferden
ussträtten oder sich a. machen.' Z Mand. 1580. .Wer
umb Neids und Hasses wegen sich a. machet vom Tisch
des Herren.' FWvss 1653. — b) spez. in der Rechts-
spr., wer sich den rechtlichen Folgen eines Vergehens
durch die Flucht entzieht. .A. ufrüerer und Zerstörer
gemeinen fridens.' 1531, Absch. .Ein a-er und recht-
flüchtigerman.' 1550, Z Ehegericht. ,A. werden.' .[Einer
von Denen, die den Kläger überfallen hätten] sye ouch
daruft' zestund au ... absweitf worden.' 1478, Z RB.
.Haben beid zuo recht gelobt und ist doch der N.
darüber heimlich absweifi' worden.' 1490, ebd. .[Einige
Verschworne seien] von den andern ... abschwailF
worden.' 1491. G. .Wonn aber der selb N. vormals
etwas misshandels ... hie begangen ... deshalb ... er
absweift' worden.' 1497, Z RM. , Damit sy [die auf-
gespürten Banditen] nit möchten abschwaft' werden.'
1525, ScH. S. noch Bd Vll 571 M. .Dem (am) rgchteu
a. werden'; s. Bd VI 260M. ,0b ein ... houptman old
sunst ufwigler sins herrn gerichtszwang absweift' wurd
und daruff in einem andern ort betreten [so soll er
ausgeliefert werden].' 1510, Absch. .Diewyl N. von
wegen des bluotigen fridbruchs ... am rechten a. wor-
den.' 1563, Z RM. .Diewyl N. dem rechten a. worden.'
1569. ebd. .Damit er ihm [dem Recht] auch nicht a.
werd und dem Rechten gnug sige.' JVetter 1747. S.
noch Bd VII 1056 u. ,Sich a. machen.' .[Die Freunde
des Ermordeten fürchten, dass der Mörder] sich inen
entrtöchnen und dem rechten abschwaift'machen möchte.'
1529, Th. ,N.muosst sich abschwaif machen und enthielt
sich ain wilim land Appenzell.' Vad. — c) in moralischem
S. .Meine geng wärind schier a. worden.' 1531/1638,
Ps. .Einen a. machen', auf Irrwege führen, abwendig
machen. ,Das die von Zürich die unsern abgewigelt
und abschweif unsers gloubens gmacht.' XVI., Rep.-
Arch. .Das einer mit mancherlei iertumben abschwaif
gemachet... wurde.' Vad.; Übers, von .variisque abdu-
catur erroribus' (Hieronymus). S. noch Bd Vll 1279M. —
1759
Schwaf, scliwef, schwif, schwof, schwuf
1760
2. von Bauteilen, gesehweift, ahgeiundetV ,N. solle ...
den Absatz an der Muren hinweg tuon und es wider-
umb a. machen wie zuovor.' 1606, Z. — Vgl. Fischer I
66/7; Schm.' II 626. Zu 2 Tgl. ah-s,-hwpiffen 3.
um-: a) die Sache gleichsam umgehend, weit-
schweifig; s. ge-blüemt (BdV94u.). — b) sich unstät
herumtreibend. ,N., caplon ze Winterthur ... ist umb-
schweif und studiert nüt.' 1533, ZSyn. ,[Die Lehrer
sollen die Schüler ermahnen] nit also umschweif ze
sind.' 1571, B. — üs-: ausläufisch, ausschweifend, eig.
und uneig. ,[Die Frau sei] treffenlich u., im hus un-
plyblich und uf die gassen ... verlickert und ergeben.'
1546, Z EB. ,Den meuderen wirt verschnitten, damit
sy feisst, heimlich und nit ausschweiff werdind.' Tierb.
1563. ,[Ein Prädikant wird ermahnt] das er nit mer
so liederlich, ringferig und u. syge.' 1570, B RM. ,[Die]
der haushaltung kein rechnung haben, ausschweiff sind.'
SHocH. 1591. ,Sonsten syge der Gsell gar nit u., gange
nit bald mit andern ... Gsellen.' 1635, Z. ,Unsere
Glüst sind ausschweiff, die raanglen Anheftens.' FWyss
1650. ,Eine Gattung der Unverschämte ist ausschweif
sein, umeinanderen rennen, sich allenthalben an Schau-
fahl stellen ... Under die Kennzeichen einer Huren
zehlt König Salomon auch das ausschweiff Wesen; [sie
ist] unbendig, dass ihre Füss im Haus nicht bleiben
können.' ebd. 1673. ,Ist einer ausschweift", hat kein
Sizläder, gehet nur gern unnötigen Dingen nach, die
seines Berufs nicht sind.' JMeyer 1700. S. noch BÖsi
(Bd IV 1727 u.). ,1J. sin üf etw.', masslos begierig, er-
picht. ,Bis nit zuo vil ausschweift" auf alle speisen.'
1530/89, Sir.; ,begirrig.' 1638/1707; pT) ixxuS'^S ^tl
ääEapcxTtüv. LXX. — w6g-: = ab-schic. la. ,N., der sich
nun w. gemacht.' 1533, Scnw.
wit-,auch ,wit-sweift(e)':a)=?CT(-sc/M(.'et&(Sp.l729);
oft mit dem Nbsinn des Unsittlichen. ,Si sien alt oder
jung, so son die vrouwen niht witsweif wesen.' Schach-
ZABELB.; später: .witsweiflg'. ,Als er mit ira gen Co-
stanz kommen, willens sich daselbst zuo setzen, flenge
sy glych an w. zuo werden und zletst lüffe sy gar von
im.' 1541, Z Ehegericht. ,Wie er [ein rechter Kloster-
vater] sein solle, nämlich nit w.' Vad. ,Da die regel-
gnossen nit mer solten in der weit witschwaif, sunder
... einzig verschlossen beliben.' Kessl. ,Sich w. machen' :
,Da wolt Zürich [im Hegauerzug] für und fürer ...
[doch] wolt Bern sich nit so w. machen.' Ansh. Von
Schritten. ,Pene effusi sunt gressus mei, mine genge
sint nah ze witsweifte worden.' Notker (Ps. 73, 2);
vgl. ab-schw. Ic. ,üar wytswaif ist ir tritten gang',
von sittenlosen Frauen. GVögelin 1534; vagi sunt
gressus eins (Melanchthon nach Prov. 15, 24). Von
Blicken. .[Marias] gesunde was kiusch, senft und
erbere, witsweif, noch nit ze getlos.' WvRheinad. ,Si
was ouch witsweif nicht, swa si gieng mit ir gesiebt,
und hielt sunder lougen rein herz und ougen.' ebd.
Von Gedanken. .Leider nu ist das herze so wilde und
der gedank so witsweifte, dass unsir herze selten mit
Gotte ist.' Wack. 1876. ,Swie er [der ,gedank'] ...
unstete und witsweift ist.' ebd. ,Wie kond ain sollich
gmüet [wie das des Papstes Leo III.] nit witschwaf
und gedankenrich zuo merung siner herrlichkait .,.
werden;" Kessl. Von der Kode; vgl. b. , Krieglich uf-
ruor ... mit vil sälzner, w-en Worten.' 14S9, Waldm. (B).
,0b die clag ... so w., eins langen fürtrags, swer oder
vil daran gelegen wer [soll eine Abschrift davon ge-
geben werden].' 1530, AARh. StR. ,\V-e gesüech', Um-
triebe, Ränke. 1561, B (Absch. 1V2, 166). — b) weit
ausgedehnt, weitläufig. ,So si nun ... nit den w-en
umkreis der stat ze besetzen vermögid.' Ansh. ,So
ain bach betruebt wirt durch witschwafen umblof.'
Kessl. ,Der höchste Gewalt stuonde bei den Königen
auss Frankreich, deren je der vornembste Ambtman
die weitschweiffest Verwaltung hat.' Gdlek 1616. —
Mhd. ,rii«,rei/e; vgl. Fischer VI 681/2; Schin.' II 626. Die
Form , witsweift' erklärt sich entweder durch t-Epithese oder
durch Aiischluss an ein Subst. ,sweift'; s. Um-St-hweiff. —
Wit-schweifi f.: das Umherschweifen, unstätes
Wesen. ,[Wenn der Mensch] das herze von der wit-
sweifl an Got wirfit.' Wack. 1876. ,So im sin herze
indrinne in die witsweifi dirre weite mit vliegendein
gedanke.'ebd. ,Wits weife ist ze nihte guot den vrouwen.'
SCHACHZABELB.
Schweiffei (-J-°- BoE.), in AAWohl.; BoE.; .L-E.
Schweifel — m., PI. Schu'eiffl% BGr., R. (auch endungs-
los). Schweif feit" f. B It Zyro (in Bed. a): a) = Zun-
Hing (Bd VI 1098/9) BBr., oE., Gr., Ha. (.circuli intorU
sepis.' Id. B), L., R. und It Zyro; „L-ß.; Obw; St.'>
(oü.). Vgl. Schweiffel-Hag (Bd II 1072). ,Die Zaun-
ringe werden aus ca 1 cm dicken, IV2— 2 m langen
Tannästen geflochten; die grünen Tannäste werden
über einem Feuer im Freien gebäht und dann sofort
zu 10 — 15 cm weiten Ringen (Schweifein) geformt.
Man fängt am dicken Ende an, biegt dasselbe drei-
mal im Kreise herum, windet bei jedem Kreis den Ast
dreimal um die vorhergehende Windung und klemmt
schliesslich das dünne Ende unter das dickere ein.'
FGStebler, AW. 415 (mit Abbildg); vgl. auch Bärnd.
1908, 255/6. S. noch Bd VI 1074 0. (so auch AaB. Holz-
ordn. 1752; AaF. Forstordn. 1788). — b) Band aus .ge-
bähten' Tannästen, womit die Schindeln an den Dach-
latten festgebunden werden AAWohl. (DMeyer); L
Schüpfh. — e)=ChambIl3 (Bd III 299), aus Eschen-,
seltener Erlen- oder Weidenholz, das man durch Ein-
legen in heisses Wasser biegsam gemacht hat. FStaub
(oO.).
seh w eif fe° (-eu- BSa., Wimmis), schweipfe' (-ö-
ApK., -ä- ApH., L, M., -öt- GRh.), Ptc. -et BVVimmis,
sonst wohl meist -t: 1. a) intr., sich schwingend, im
Bogen gleitend bewegen. Von Fahrzeugen, seitwärts
gleiten, von der richtigen Fahrbahn abkommen, zB.
an abschüssigen Stellen bei Kurven, auf gefrorenem
Boden Ap (auch It T.); GRh., so Marb. ,Es schwäpft,
wenn die Kufen des Schlittens kein schmales Geleise
machen, sondern weggleiten und eine breite Bahn
zurücklassen' Ap (T.). Ein Wagen schwö^pft, wenn
die hintern Räder an einen Stein anstossen; ein Fahr-
rad kann schwötpfe", wenn es um eine scharfe Kurve
fährt GMarb. — b) tr., ,Etw. schwingend mit der Hand
usw. fortstreichen, fortstossen' Nnw (Matthys). Eppis
ab ''em Tisch appe" schw. Mit dem Besen kehren, ,die
Stube fegen, scheuern, von der kreisförmigen Bewegung
des Besens' (Zyro) BLau., Sa. (auch It Zyro), Wimmis;
FS. Best-du d' Stube" g'schweufet? K\Y\mmis. Schwäff
[! s. die Anni.] d' Stube" u"'' mach das Siech' weg! F8.
(Eichhorn). Hieher wohl: ,Weliche person da [Inder
Mühle] malt, der mag aue widerred des müUers oder
ieniants anders der müli bütti durcli den müller uff
lieissen büren und die sweitt'en und sin mel nemen.'
K MüUerordn. 140Ü; s. Anm. — 2. intr. (mit ,3ein'),
schweifen, umherfahren Ni>w (Matthys). ,Schweiö"en,
vagari. oberrare.' Mal. .Nachts uft' der Gassen umein-
1761
Schwaf, schwet, schwif, schwof, schwuf
1762
anderen scliweiffen.' 1(J53, B (FHaag 1903). S. noch
plänipelen (Bd V 101). ,Hin und wider (her) schw.'
,So syge sy, dwyl er hinweg gwässen, mit etliclien
hürigen [jungen Männern] im land hin und wider ge-
schweift.' 1538, Z Ehegericht. ,H>n und wider (liär)
schweiften, dispalare, palari, errare.' Fris.; Mal.
,Warumb er also hin und wider schweifte.' 1503, B
Turnib. .Landtstrychende Krämer mit ihrem hin und
wider schweifen von Huss zu Huss.' B Wucherinand.
1613. ,[N. habe] sich ... mit ganz nüwen Kleideren
und einem Pferd utfs allerkostlichst versechen, druf
ein halb Jar aneinanderen hin und wider geschweift.'
1617, Z. ,Wit schw.' , [Bittgänge sollen eingeschränkt
werden] damit wyt schweiffen . . . und arbeit ver-
mitten werdind.' Zwingli. ,Byn bsinnten lüten wyss-
hait lyt, der narren ougen swaifent wyt.' üVöcselin
1534; vagantur (Melanchthon. nach Prov. 17, '24).
,Uber-, nebentüss schw.' ,Ubertlüssig äst haben, über-
auss schweiffen, supervagari; näbentaußschweiffen,
seltsam umbhinziehen oder faren, evagari.' Fris.;
Mal. ,Digreditur oratio, die red zeucht sich ze-
weit auss, oder schweift näbendauss.' Fris. —
3. Etw. bogenförmig runden L (Ineichen), .bogenartig,
schlängelnd ausschneiden, zB. den Rand eines Beetes'
Nuw (Matthys), mit gebogener Schnittfläche sägen Aa
und sonst; vgl. Schweif- Ilorn (Bd II 16'24), -Sagen
(Bd VII 430). — 4. aus Tannästen, Ruten Schweiffei
I drehen B(Zyro); Syn. schweifflen. — seh weif fend:
1. entspr. Bed. 2. ,Dass man . . . der schw-en reis-
knechten abkäme.' Ansh.; vgl. Absch. III 2, 1093. Eine
,schw-e' Person, ein Rechtsflüchtiger. 1555, Absch. ,So
das graein bettelgsind ... uff den gassen hüffiger wyss
schw. gesehen wirf 1572, Z RB. ,Schw-es Kriegs-
volk.' 1608, ebd. — 2. bogenförmig, geschweift. ,Der
j schw-e Schein des Cometen.' JMüller 1665. — land-:
j = dem Vor. 1. .Etliche der 1-en stnmpleren und hand-
1 werchsverderberen.' 1592, AABr. StR. 194. — wit-:
j a) = icit-schweiff a. Der Rat von Solothurn wünscht
einen .stillen und nit w-en' Lesemeister. 1470, ZAnz.
' ,Ir w-en schwalmen.' NMan. — b) = wit-schweiffb. ,Ein
weitschweifendes, überaus festes Schloss.' Guler 1625.
Dazu ,Wit-schweiffendi' f.: ,[Der übrige Teil Bhätiens]
' der von seiner Weitschweifende sich mächtig hat ein-
j ziehen müessen.' ebd. 1616. — g'-sch weift: wie nhd.
I wohl allg. Beine, Lehnen, Verzierungen an Möbeln
sind g. G-i Eisenbänder. Bärnd. 1922. G-i Ostereier,
mit Schnörkeln bemalte. JMUsteri 1831.
Amhd. miei/en (<.' aimujijait), schwingen, schweifen, neben
I starkem »«.«/an; vgl. Gr. WB. IX '2416; Fischer V 1'261. Unsre
I Formen mit jif weisen auf die alte schwache j-Bildung; für
idas Weiterleben des st. Vbs linden sich bei uns keinerlei
Anzeichen. Merkwürdig ist das vom selben F Einsender zwei-
mal geschriebene -ä- für zu erwartendes -ß*-; Hörfehler':"
] S. noch ab-scinciffi'j mit Anni. Zu dem Beleg aus der F MUller-
'ordn. unter 1 b vgl. allenfalls Campe IV 332 (,iu der Land-
j Wirtschaft schweift man das Getreide, wenn mau von dem aus-
1 gedroscheneu Getreide die Spreu mit einem Flederwische oder
I dergleichen an einem Stocke mit weiten Zügen abwischt'), doch
tauch Sehweiffuaij S.
' ab-: 1. a) wie nhd. abschweifen; doch nicht volkst.
iVom Wege: ,Der wäg des läbensfüert den verstendigen
ihoch, dass er a-e von der hell, die da unden ist.'
1589/1638, Prov. Uneig., in der Rede B(Zyro) und
weiterhin. Subst. Inf., Ausflüchte: ,Das der N. von
den gemelten frowen [des Klosters Katharinental] eins
erbbriefs begert hab, sy habind aber allemal so vil
Sohwelz. Idiotikon IX.
a-ens gesuocht, das solliches nit beschechen sig.' 1542,
ZGoss. — 2. als Handwerksausdr., = schweiffen 3. wohl
allg. — ab -seh weif fend: = ah-schweiff Ih. ,[Die
Eherichter] sollen demA-en [der entlaufenen Ehehälfte]
sicher Gleit zum Rechten und widerum darvon geben.'
B Chorg. 1667; ,dem Hingelauftenen.' 1787. — Ab-
schweiffung f. ,A. von fürnemnien oder abtrettung,
digressio a proposito.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. I 112.
um-, trennb.: a) herumschweifen. .Umbschweiffen,
hin und wider lauffen, (di)vagari.' Fris.; Mal. ,Ein
jede gemein solle sin [so!] guot durch hirten ver-
hüeten und nit hin und här umbschweifen lassen; wo
aber sölichs ubersechen und einich klein guot ...
gefunden wirt umbschweifende ... sollen der bannwart
und der besitzer des stucks gwalt haben, dasselbig
klein guot ufzefachen.' 1570, FMu. StR. .[Kinder] so
nachts uff der Gassen umbschweiffen.' 1612, MReimann
1914. ,In dem dieselbigen [Germanen] umbschweiften,
stiessen an sie die kaiserischen Haubtleüt.' Guler 1616.
,Man hasset doch uns sonst darum, dass wir nit viel sind
gschweiffet umb.' JMahl. 1674. Subst.Inf.: , Hunnen...
die des Umbschweiffens, Rauhens und Brennens ge-
wohnt waren.' Guler 1616. — b) uneig. von der Rede,
Umschweife machen. .Umbschweiffen in der red, vil
umhstender reden brauchen, lang umb den hry gon,
circuitione uti.' Fris.; Mal. .Dass die preceptores ...
so vil die gägenwürtige lection Inhalt und nit witer
mit vil schwätzens und umbschweifen anzeigen sollen,
was zun künsten ... dienet.' F Schulordn. 1577. ,Wit
umbschweifen verhüten wir [dem Lehrer], das nüt
notwendigs versumpt werde.' ebd. — umb-schweif-
fend: a) zum Vor.a; s. schon d. .Von u-en husierenden
. . . Kräzentrageren.' B Wuchermand. 1613. S. noch
Bd VII 1692u. (1640, ADettl. 1904; später .wägen den
umschwyfeten Wölfen'). — h) Umwege machend, in-
direkt. .Auf eine u-e und verzögernde Weise begehen
... Selbstmord ... Diejenige, die [durch schlechten
Lehenswandel] ihr eigen Leben abkurzen.' AKlingler
1691. — um-g»-schweift. .U-er weg', Umweg: ,[Die
Frau] syge ein seltsamen umgschweiften weg gangen',
um ihrem Manne nicht begegnen zu müssen. 1543,
Z Ehegericht. — lihd. umheswtifen, Umschweifen, um-
schlingen, -geben. — Um-sch weiffer m. ,Umbschw.,
landstreicher, landfarer, der nienen kein gwüss ort hat,
profugus, erro.' Fris.; Mal. S. noch Under-schläuffer
(Sp. 127).
ume''-: = dem Vor.a. ,Umbhin-, umbhärschweiffen,
ob-, inerrare; vil zeweit umbhinschweiffen, longius
digredi.' Fris.; Mal. ,Wylen gedachter Knab nur uf
der Gassen herumschweift.' 1658, Z. .[Krankheits-
ursachen, die] hin und her im Leib umherschweifen.'
JJScHEucBZEH 1707. S. uoch be-rät-schlagen (Sp. 244 u.).
Subst.: ,Was das umraenschweift'en wolle bedütten.'
1524, ZWäd.
ÜS-: 1. entspr. üs-schweiff. .Ausschweiften, dis-
palare.' Fris.; Mal. Unerlaubter Weise ausser Landes
gehen. .Damit man allezeit wüssen möge, ob dieselben
[Säumer] nicht ausschweifen, sondern fleissig nach
Bern kommen.' B Säumerordn. 1739. .Damit ... die
Säumer von dem bissherigen vielen Ausschweifen mit
Ausfuhr des Ankens und Einfuhr des fremden Salzes
abgehalten... werden. 'ebd. Von der Rede:,. \ussch weiften
und von der ban seiner red kommen, deerrare ab eo quod
eoepiraus exponere; vom rächten hauptartikel aus-
schweiffen oder abfallen, de causa digredi.' Fris.; Mal.
1763
Schwaf, schwef, schwif, schwof, schwuf
1764
— 2.als Handwerksausdr. wie nlid., bes. mit der Säge Aa
und sonst. — üs-scli wei f f e nd: zu Bed. 1. .Ein paur,
der ausscliweiffend und nit gern dalieiraen bei seiner
frauwen ist, aversus contubernio suo villicus.' Fris. ;
Mal. ,[l)er Fasan] ist unbständig und in die umb-
ligenden wäld ausschweitt'end.' Vogelb. 1557. ,U-e
reden'; s. Sp. 68 u. — Vgl. Gr. WB. I 964; Fischer I 513;
OhSchmidt 1901, 388. — Ü s-sch w e i f f u ng f. ,Aus-
schweiffung, da einer von seinem fttrneramen abtritt,
excursus, evagatio, digressio.' Fris.; Mal.
nach-: streifend nachziehen. , Grösser achad be-
schicht uns Eidtgnossen in disem zug nit dann mit
etlichen rittern, die uns nachsweifen.' 1499, F (Brief
aus dem Felde). — Vgl. Gr. WB. VII 120.
Land -Seh weif fer m.: wer sich im Lande, in
aller Herren Ländern herumtreibt. ,So ist denne dtt
vierde slahte münchon, die heissent lantsweiffere,
die allis ir leben dur allü du lendir louffint.' UwE.
Benedictinerr. XIII.
Schweiffi f. Nur in ONN. — ,Schweifi' BBr. (Alp).
,Schweife' BJustistal (steile, muldcuförniige Stelle im Gebirge).
.Schweifeuen' W am Simplen. , Bach-Schweife' UwSa.; ,agrum
im |!] Bachschweifi.' XIII.; .Bachsweiffe.' 1483. Hiezu noch
,Schweifen' WBinn (Bachtobel). ,Schweifen-Grat, -Tobel.' ebd.
,Schweifis-Baud' BIseltw.
schweiffig: umständlich. ,Will man aber kurz
und ohne schweifige Umschreibung sich ausdrücken.'
ÜIAL. — Vgl. Gr. WB. IX 2420; Fischer V I26I.
ab-: = ah-schweiff 1 a. .Möchte aber das verlassen
das a. ehemensch nit betreten.' 1533, BsRq. ,Sich a.
machen': ,[Während des Gottesdienstes soll keiner]
usstretten oder sich a. machen.' Z Mand. 1530. —
über-: überfliessend, reichlich. Föne ubersweiügemo
unrehte.' Notker; abundante iniquitate.
um-: = um-schweiff b. .[Junges Volk] jetz kriegsch,
jetzt umbschweifig.' 15'27, B Ref. ,Wie die dry Jüng-
ling ... unflissig und umbschwäifig siend.' 1547, B.
,Circumforaneus, umschweifflg, der auffalle markt hin
und wider zücht, etwas zuo verkauften.' Fris. (auch
1541). ,Umbschweiffig, errabundus, erraticus, vagus,
vagabundus.' Fris.; Mal.; s.auch Bdlll 1136o. .Wägen
denen uraschweiffigen Tieren und Wölffen.' 1641, ScbwE.
— Vgl. Gr. WB. IX 2420 (iiuter ,schweifig'); Fischer VI 106.
ÜS-: = üs-schweiff. ,An Sonn- und Feirtägen soll
er [der Klostergärtner] nit ausschweifig sein.' AAMuri
GOrdn. XVll. .Julia ... war ziemlich ausschweiff- und
hochmütig; als sie aber von einem guten Freund er-
mahnet worden ..: eingezogener und demütiger zu sein ...'
JHHoTT. 1671. Auch in raoral. Sinne; doch nicht volkst.
Es ü-s Lebe". BXrnd. 19'22. .Prassen und zeeren. us-
schweiffig sein.' 1580. Blns (Bärnd. 1914). — Vgl. Gr.
WB. I 965.
wild-: ein wildes, unstätes Leben führend. .Dieses
schwarz, ungestaltet und w-e gesind', von Zigeunern.
WüRSTISEN 1580.
wit-: = wit-schweiff' a. ,Dü witsw. ist, der mag be-
schehen, als Dynun, Jacobs tohter, beschach.' Schach-
ZABELB.; auch , witschweif'. ,Dü zell der verschliessung
sol klain sin und allenthalben wol unibzunet, also dass
der klosner ald ainsidel nit mag witswaiffig sin.' Wald-
REiiEL 14'25. ,Sich w. machen.' ,[Der Kämmerling soll]
sich nit weitschw. machen, damit, so man seiner manglet,
[man] nit nach ihnie schicken müess.' AAMuri GOrdn.
XVll. ,Item sollent sich beid [Schmied und Schlosser]
nit weitschw. machen, der Wirtsheüseren und über-
flüssigen Trinkens sich enthalten.' ebd. — Mhd.i(if(»ioei/ec;
vgl. Gr. WB. IX 2420 (unter .schweifig'); Fischer VI 682.
seh weiffle(n): = schweiff'en 4, „Zaun ringe flechten
B''Gr., Ha.. R.; »LE." .Das Schweifein wird meist unter
dem Schutz einer grossen Schirmtanne auf der Weide ...
ausgeführt. Gewöhnlicli helfen einander drei Mann.
Einer bäht, dh. röstet oder erwärmt die Aste über
einem Feuer, bis das Harz derselben weich und die
Aste dadurch geschmeidig geworden sind... die anderen
drehen die warmen Aste sofort zu Ringen, denn sie
dürfen nicht erkalten, sonst werden sie steif und
brüchig.' FGStebler, AW.; vgl. auch Bärnd. 1908. 256.
Schweiffler m.: wer Sehweiffel macht BO.
(FGStebler, AW. 415).
Schweiffung f.: 1. (■i''g)\iie nhd. Schweifung als
Ausdr. der Handwerkerspr. Aa; Z und weiterhin. —
2. = ? ,Es ist ouch dem landvogt bevolchen, vor dem
missbruch, so die undertanen nach usslychung der
zechenden mit schweitfung ires korns bisshar gehebt,
zesindt und die fttrther handlenden zestraften.' 1543,
F (Absch. IV l d, 318). — Vgl. Gr.WB. IX 2421. Zu 2
vgl. die Anm. zu aehu-eiffen 1 b (Sp. 1761).
schwifer: 1. lass. schwach, kränklich ApWalz. (T.).
— 2. Furcht erregend, unheimlich, gruselig WRaron.
Visp. Es wird-mer schw., plötzliche Furcht befällt
mich, zB. bei einem unerklärlichen Geräusch oder
Anblick, einer Erscheinung (RvRoten). ,In einem alten
Hause ... sei es lange Jahre sehr unheimlich und schv).
gewesen; ein unsichtbarer Geist beunruhigte... die
Bewohner.' W Sagen. — Vgl. Gr.WB. IX 2419/20 (.ge-
schweift, schweiferlich', mutlos, geschlagen, gelähmt); Fischer
V 1261 (schweifzig, mutlos, trübselig). Alte Adj. -Bildung (vgl.
Wilm.II §322) zu einem st. Vb 'ainban(got,mceiban, ablassen,
aufhören) wozu auch die Abi. ahd. swißOn, mhd. ewißen, stille
sein oder werden, zum Schweigen bringen, beschwichtigeu.
schwifere": unpers. mit Dat. P., bange sein, vom
Alp geplagt werden. .[Richter zu einer der Hexerei
Bezichtigten:] Ob ihren auch geschwiferet? [Antw.:]
Nein. Wol. es sy ihren geschwiferet. [Richter:] Wem
sie es zuogemessen, dass ihren geschwiferet? [Antw.:]
Es habe ihren getrompt. seye sie ab dem Ofen gefallen,
es habe ihren Niemand Nüd getan.' 1699, Schmid und
Sprecher 1919.
ab-schwifüg, ,-swiftig(lich)': = ab-schweiff Ib (Sp.
1757). ,Wurd och der winschenk nach dem manot ab-
swiffig. so sol der. ... des der verschenkt win denne ist
gewesen, dem zoller umb den zol nichts gebunden sin.'
ScH StB. XIV. ,Wa dehain burger abswiftig wil werden.'
ebd. ,Swer ouch von wundaten wegen ... dem gericht
abswiftig wirt . . . den sol nieraan husen noch hoven.
[Wer es dennoch tut, wird gebüsst] er müg sich danne
ze den hailigen mit dem aide entslahen, das er nüt
wisse, das iene... abswiftig were dem gerichte.' Th
Diess. StR. (mehrfach); am Rande zweimal ,abswiffig.'
,Sich abswiftiglich stellen', Anstalten treffen ,abschweif'
zu werden: ,Mag der [Gläubiger] küntlich gemachen
vor uns, daz er [der Schuldner] sich abswifteklich
stellet, da mag in der. dem er gelten sol . . . wol haben
mit Hb oder mit guot.' ScnStB. XIV. — Die durch got.
iinJjasweijxiim belegte Vollstufe -i- der Sippe &hiMiff ist im
Deutsche» nicht sicher nachzuweisen; vgl. Fischer V 1261.
Da unsre ,-1-' Form nur in zwei von der schwäbischen Grenze
stammenden Quelleu belegt ist, istviell. an falsche RtickbilduDg
aus dem als sekundär diphthongiert aufgefassten ,ab-schweiflig'
zu denken; vgl. etwa .umschwyfet' (Sp. 1620o.). Zur Form
mit -(- vgl. wU-achweiff.
1765
Scliwaf — schwuf. Scliwag— schwug
Schwof, .Schwuff' Bs (ASociii) m. : 1. vulgär für Tanz-
vergnügen (,an zweifelhaftem Orte') Aa(H.); Bs(stud.);
B; Th (.geselliger Abend unter Bauern mit Tanz'); Z
(stud.). UfCdJf Schwof gö" Aa(H.); Z. I' dem Wirts-
hüs isch e" Schwuff g'sl", ,ist es hoch hergegangen' Bs
(ASocin). — 2. penis Z (stud.). — Vgl. Gr. WB. IX 2414
(,Schweir 5 b); Fischer V 1295. In Bed. 2 C= Schirei/2b)
sonst nirgends gebucht.
schw6fe°, in B und sonst -ff-: 1. tanzen Bs; B;
Z. — 2. poussieren Bs. — Zu 2 vgl. auch bair.-österr.
G'schwuf m. Stutzer, Liebhaber (Castelli 157; Loritza 56).
Schwag, schweg, schwig, schwog, sclnvug.
Vgl. schtoagff usw.
Schwager (bzw. -ö--, -ö'-) m., PI. mit Umlaut, in
LE.; TnKessw.; U Schtoägere" (bzw. -d"-, -d'-), in Gl
(koU.) Schwdgeri"g, Dim. (in Bed. 2) Schwägerli: 1. wie
nhd. Schwager, allg. ,Schw., der eines anderen
schwöster hat, afflnis, propinquus; die Schwäger oder
gesipte, affines.' Mal. , Afflnis, ein Scliw.' Denzl. 1666/
1716. Neben andern Verwandtschaftsbezeichnungen,
bes. Schweher. ,Er sige sin schw. oder sust fründ.'
E. XV., Z Bub. Uausrodel. ,Alle her Josten vetteren
und schwegere.' 1524, Bs Kef. ,Zuodem so koufflnd
im sin schwäher und schw. die güetter ab, darus
er die kind erzüchen sölte.' 1530/3, Z Ehegericht.
,[HTugginer sagt aus] es bette sich zuotragen, das sy
inn FZürchers hus zum wyn gsyn, und wie er gezüg
euch zuo inen komen, were DFyz uttgejuckt und inne
als ein schw. heissen wilkomen.' 1541/3, ebd.; ein
andrer Zeuge sagt, .das F. den alten T. für ein schwecher
ansprach, als ein vatter, mit verheissung, das er syner
tochter wete guots tuon.' ,Ein Erbfaal ... dessen sich
die Brüeder, Schwöster und Schwäger der Teilung halb
nit sälbs mit einanderen verglyehen möchten.' 1600,
Aa Rq. 1922 (Amt Aarburg). .Darauffhin die Schwäger
auf einen Tag zue Meran ihres Schwähers Verlassen-
schaft geteilt haben.' Güler 1616. .Sororius, Schwester-
mann, Schw.; levir, des Manns oder Weibs Brueder,
Schw.' Denzl. 1666/1716. S. noch Bd VII 1225 u.; VIII
1160M.; Sp. 1705/6. In graduellen Aufzählungen.
,Dass . . . Niemand für Jemand Laid tragen soll, der
ihm nicht in folgenden Graden verwandt ist; erstlich
für alle Anverwandten in auf- und absteigender Linie
und zweitens für Brüder, Schwesteren, Schwäger, Ge-
schweigen, Gegenschwäher und Gegenschwieger.' Bs
Mand. 1758; ähnlich noch 1769. Oft in Ausstands-
bestimmungen. ,Im Kantonsgericht sollen Vater und
Sohn, zwei Mitväter, zween Bruder, Schwächer und
Tochtermann, Schwäger oder Gescliwistertekinder nicht
zugleich mit einander sitzen oder urteilen mögen.'
Schw Ges. 1860. ,Von den Mitgliedern der Admini-
strativbehörden haben bezüglich Geschäften, die
spezielle Persönlichkeiten betreffen, ... und von den
gerichtlichen Behörden in Civil- und Straffällen fol-
gende den Ausstand zu nehmen: ... Stiefvater und
Stiefsohn, Schwächer und Gegenschwächer, Schwieger-
sohn und Schwäger.' Ndw Ges. 1867. ,Es send euch
schw-n, schwecher noch dochterman hinfür nit by
enandern im rate sitzen.' 1465, Aar. StR. ,Das fürbas-
hin, war vor rat oder gericht zuo schaffen hat, mit
eim ustreten söllent sw. und gegenswager, desglichen
alle die, so einandern von sipschaft wegen ze rechen
oder ze erben hend.' 1471, L (Gfd). ,Mit dem Abtritt
solle es auf der Landschaft durchaus wie in der Stadt
gehalten werden, und sollen folglicli abtreten ... der
Schwächer wegen seines Tochtermanns, der Tochter-
mann wegen seines Schwächers ... Schwäger, die der-
massen Schwäger sind, da zween zwo Schwesteren oder
einer des andern Schwester hat ... zween Gegen-
schwächer gegen einander, oder da eintwederes Ehe-
weib mit dem anderen rechte Gegenschwieger ist.' Bs
LO. 1757. S. noch Bd VI 138M. (reichen); VII 1159
(Sunderung). Reime. ,Wenn Eine' vil Heu hat, so
sind die Chüe nüd mager; wer e° schöni Schwöster
hat, bekommt glei"^'' en Schw.' ZReg. ; vgl. Wander IV
472. Wärsch nid ufe" g'stige", wärsch nid abe" g'falle",
hättsch mi' Schwöster g'no", so wärsch mV Schw. worden.
GZür. 1902 (BTh.); vgl. ATobler 1899, .380. S. noch
Chessler (Bd III 522o.; ähnlich ZFäll., Stall.). Mi'
Schwiger u*"* mi' Schw. [usw.]; s. Bd V 427 M. (auch
BsGelt.; BTrubsch.; S); ähnlich LReid. Kai. 1899
fSchwigere' und Schwäger e"); s. die Forts, unter Roger-
Rugg (Bd VI 792) und vgl. den Reim unter edel-rich
(ebd. 162). RAA., Sprww. De' isch aw'' der Schw. vo'
slner Frau, ist Hahnrei BsStdt; vgl. Gr. WB. IX 2178
(unter .Schwager' 3); Wander IV 410'*, ferner Loch-
Schw. S. noch Bd II 530 u.; IV 1239 (Ghirs-BaumJ.
,Des schw-s schiff, Ulyssis remigium.' XVI., Sprw.
,Das alte Sprttchwort sagt: So viel Schwäger, so viel
Spiess.' Heut. 1658; vgl. Wander IV 411. ,Üer Knecht
[der mit einer Hexe verkehrt hat] habe sich wohl
rühmen können, dass er des Teuffels Schw. gewesen ...
So habe Mancher viel Schwäger de iure canonico, die
er oft nicht alle kenne.' ebd. ,[Vogt:] Das Hände-
drücken, das Herablassen, das mit Jedermann Rat
Halten und freundlich Tun wie ein aller Leute Schw.
geht nicht mehr an.' HPest. 1781. — 2. „Schwägerli,
Dreifaltigkeitsblume, Viola tricolor Ap" (St.'); Syn.
Schwigerli, ferner Stief-Müeterli (Bd IV 596); vgl. auch
Schnure //;,' (Sp. 1286). — kmM. swaijur, -er; vgl. Gr.
WB. 1X2176/9; Martin-Lienh. II 522 ; Fischer V 1229, zum
PI. auf -i"i; Festgabe Kägi 218 £f. 2 ist wohl nur losgelüst aus
der .ablautenden' Verbindung mit Schwigerli (s. d.). In Namen.
Xei' lüäyerli^^, nei' wäyerli'^, 's isck nu' de*' Vetter Sukwäyerli,
er ckunt zum Aniieli z Liecht. KL. (ThSteckb.); Varr. s. ebd.
172. Als FN.SchStdt(XV.;auch ItLeu, Lex.); ThBalt, Fisch.
(XVIII. It Leu, Lex.); Z (XIV./XV.; ,Gret Swagriu.' 1409,
ZRB.; ,HSwager zuo Ottikon.' 14S4, ebd.). ON.: Ein Wein-
garten genannt ,der Schwager'. 1391, GBern. (JGöldi 1897).
Gegen-: Schwager mit Rücksicht auf das Gegen-
seitigkeitsverhältniss. .LBusinger hett für daz uodel
ze gült geben Petermann von Meggen, sinen g.' 1432,
L. ,Als sin gegensw. darnach zuo im keme, redte er
zuo im: lieber swager . ..' 1504, Z BB. .AHuotmacher
und sin g. UZogg.' 1515, F.Iecklin 1911. ,Gägen-
sohwäger, die zwo schwösteren band.' Mal. ,ln Gägen-
kemegschaft [s. Bd IV 99] . . . mag Einer über Hab und
Guet urteilen, was nit gar Gegenschweger sind, die
zwo Schwestern habend.' GrD. LB. ,In ehrlichen
Fräflen ist Einer allein Die, so imme recht Ge-
schwistertkind vom Bluet, und Gemachschaft, Einer des
Andern rechter Oehe und Gegenschwäger, nit schuldig
anzegeben.' ebd. S. noch Bd VI 138M. ('mc/iew); VIII
1343u.; Schwäger 1. — ^fäXm^i. gegenswager (HIO, Lindau;
bei Haltaus 614); vgl. Gr.WB. IVl, 2259; Fischer III ISO.
Loch-: wer mit einem Andern eine Weibsperson
gemeinsam hat, mit der Ehefrau eines Andern ge-
1767
Schwag, schweg, schwig, schwog, schwug
1768
schlechtlich verkehrt AaF.; Ap (T.); Z, so O., S., Sth.,
auch wer unzüchtig lebt übh. ZS.; vgl. Schiräger 1 zu
Ende. — loch-sch wägerle" C-ö-^: unzüchtigen Um-
gang pflegen ZS. Auch Lochschwögerli"s mache". —
Vgl. Martiu-Lienh. II 522.
Basel-: .Seiten- oder Nebenschwager. B.-schwöger
betitelte Dr EFrei seines Schwagers Brüder und die
Ehemänner ihrer Schwestern.' Spreng.
Schwägeri», -e" (neben -d'-) LG., sonst Schwä-
ger i(n) (auch -e"Bs; B;LG.),inBE.(ltBärnd. 1904)-rj-,
in W (It Sagen 1907) Schwägri" — f.: Schwägerin; ver-
breitet. — Spätmhd. »w.ryerumc; vgl. Gr. WB. IX 2178/9 ;
Martin-Lienh. II 522; Fischer V 1229. Das W. ist jllngerer
Ersatz für bodenständiges Ge-schwmn (s. Sp. 1704/6); es zeigt
tw., entspr. dera schriftspr, »-ä-*, die Lautung -d- (-e--) auch
da, wo das Mask. Schuio^ger bzw. -ö'- lautet (so Bs; U; Z, so 0.,
Stdt), wonach für das movierte Fem. eig. analogisches -S^-, -o'-
(so AaF.; Ap; Bs; GrHe. ; LG.; Th) zu erwarten wäre.
Schwägerschaft, jünger Schwäger- f.: Ver-
schwägerung; Syn. Ver-legenschaft .3 (Bd III 1203);
vgl. auch Schwigerschaß. ,Schwägersch., Ehehinder-
niss.' Z PR. (Register). ,Er weite sin schw. nit umb
ein haller kouffen.' 1555, Z. ,Zwüschen dem land-
aman Seh. zuo Schwytz und dem GTschudi ist ein
zwyfache schw.' 1560, Brief (HBulL). ,Schw., affini-
tatis coniunctio, affinitas, propinquitas; freündschaft
und schw. mit einem machen, affluitate sese devincire
cum aliquo.' Fris.; Mal. ,Die geistlichkeit hat mit
den fürsten bündtnussen, vereinungen und schw-en.'
LLav. 1587. , Ebnermassen mögen ouch die, wölcher
Ehewyber einanderen geschwüsterte Kind sind und was
in der Schw. einanderen nächer zuegetan ist, ein-
anderen nit Khundschaft reden.' 1604, AAZof. StSatzg.
,Dass fürohin, in was Sachen es seie, derUsstand weiter
nit beschehen solle als im ersten Grad der Schw. und
im anderen der Bluetsverwandschaft.' 1654, AaB. StR.
.Affinitas, Schw.' Denzl. 1666/1716. , Wegen Schwäger-
sch. soll der Knab oder Wittling nicht zur Ehe haben
noch nemen seines Weibs Mutter, d. i. seine Schwieger,
Großschwieger usf. ... Ingleichen soll wegen naher
Schwägersch. das Weib nicht zur Ehe haben noch
nehmen ihres Mannes Vatter, d.i. ihren Schwäher ...'
Bs Ehegerichtsordn. 1717. ,Es werden aber bei den
Schwägerschaften drei Gattungen ... unterscheiden:
die erste, da eine Person der anderen verschwägeret
und verwandt wird vermittelst nur eines Heirats, und
solche wird dermahlen zu Zürich eigentlich die
Schwägersch. genennet ...; die andere Gattung ...
wann eine Person der anderen verschwägeret wird
durch ein zweifachen Heirat ...; die dritte Gattung
ist, da vermittlest eines dreifachen Heirats eine Person
der anderen in Schwägersch. verwandt wird ... welche
Gattung zu Zürich eine zugewandte Schwägersch. ge-
nennet wird.' Led, Eidg. Stadt- und Landrecht 17'27/46;
noch öfter wechselnd zw. .Schwager-, Schwäger-'. S.
noch Bd 1 1306 (fründen); IV 98 (Mägschaft); VII 12'23
(Ge-sippschaft). 1224 u. 1225 (versippt); verschwägeret;
Gegen- Verschwägerung. — Vgl. Gr.WB. 1X2179; Diefenb.-
Wülckcr 848; Fischer V 1229.
schwägeren: Jmd Seh wager nennen. ,[Er habe] ire
brüedergeschwägert.' 1541/3, ZEhegericht.,Schwägerte
der B. den S., spreche der S., er sye syn schwager.'
1559, ebd. S. noch Bd VIII 940o. (,schwaageren'). —
Vgl. Gr.WB. 1X2179; ChSchmidt 1901, 317.
ver-. Im Ptc. ver-schwägeret (bzw. -ö--, -ö'-):
verschwägert. St sind mit-enand v. Aa; Bs; Sch; Th;
Z und weiterhin. .Diewil sy all sampt und sonders
allein nun Gmeindsgnossen, die nechsten Nachbaren,
auch durcheinandern verschwögeret. gfründt und ver-
wandt sind.' 1605, Z Rq. 1910^(Berg a/I.). ,Affinitate
iunctus, verschwägert.' Denzl. 1666/1716. ,So viel dann
die Verschwägerten betrift't, sollen Die einanderen ab-
treten, deren Eheweiber geschwisterte Kinder sind und
die einanderen in der Schwagerschaft näher sein
wurden . . . Wo aber die Schwagerschaft den andern
Grad wurde überschreiten, mag man auch wol sitzen
bleiben.' 1707, BoSi. Rq. 1912. S. noch Schwägerschaft.
— Gegen-Ver-sch wägerung f.: Verschwägerung.
,In Schwagerschaften oder sogenannten Siep- und Ver-
legenschaften solle auch folgende Verordnung beob-
achtet werden, nemlich im ersten Grad der leiblichen
Schwagerschaft, das ist wann Einer seiner Frauen
seligen Schwester oder seines Bruders sei. Frau hei-
raten wollte, solle keine Ehe gestattet werden. Des-
gleichen solle auch der erste Grad der G. als ein ver-
bottener Grad angesechen werden, das ist wann ein
Wittwer und eine Wittib einanderen heiraten wollten,
deren verstorbene Ehegenossen leiblicht Geschwüsterte
gewesen wären.' 1778, Gl LB. — Vgl. Gr.Wb. XJIl. 1189
(auch .Verschwägerung'); Fischer II 1325.
ge-schwägeret: = verschwägeret. , Einem g. sin.'
,Es sygiren gnaden nit wolgefellig. das wirals nachpuren,
ouch durcheinandren gefrünt und geschwägert, sollen
in span und uneinigkheit sin.' 1546, WMerz 1922. .Die
anderen ... sind der merteil dem bischoti' von wytens
gefründetoderg.' 1560, Brief (JFabricius). .Erforderet
in nit allein von deswägen, dass er im geschwögeret,
sonder dass er wusste, was er an im hat.' LLav. 1583.
S. noch ge-fründ (Bd 1 1305 u.). — Vgl. Gr. WB. IV 1,3980;
Fischer III 500.
schwägerlich: nach Art eines Schwagers. N. wolle
sich nicht ,schw.' verhalten und tragen. 1668, BXrnd.
1914. — MM. (,je)s,oayernch : vgl. Gr. WB. IX 2179; Fischer
V 1229.
Schwegle" f., Dira. Schwegli, -geli FJ. : „Art länd-
licher Flöte, dergleichen die Schweizerhirten aus der
ganz abgeschälten Rinde einer Weide oder Erlenstaude
selbst verfertigen" BGr.f (Bärnd. 1908), Si. (auch It
ImOb.); W; St.'', Hirtenflöte aus Rohr oder saftiger
Weidenrinde (Minn. 1836), Flöte, die durch ein am
obern Ende befindliches Mundstück angeblasen wird,
mit Löchern zum Fingerlef Gl, so H., Art Flötenpfeife,
Flageolet B (Zyro), Klarinettflöte, Rohrpfeife F, so S.,
Ss., Flöte BBr.; PJ., Pfeife (Zschokke 1797); vgl.
Schwebel-Pßffen (Bd V 1074). ,Der alten Zeit gehört
auch das Schrceglen an, das Spiel auf der Hirtenflöte
oder Schw. Es ist vergessen.' Bärnd. 1908. S. noch
Scharmieren (Bd VIII 1270). ,Fistula. tibia, sambuca,
swegel.' Voc. opt. .Fistula, swegel.' Ebinger 1438. ,Die
schwäglen, flstula, tibia; zuo schwäglen dienlich, daraus
guot schwäglen oder pfeiften zemachen, tibialis.' Fris.
(schon 1541); Mal.; s. noch Flauten II (Bd I 1229/30),
ferner Schivegler. ,Die Scythen [usw.] machend aus
den gyren- und adlerbeinen schwäglen.' Vogelb. 1557.
Verwendung. ,Der hörner geschall, die man blasen
wirdt [zu Ehren einer Gottheit], sampt den harpfen,
schwäglen, psaltern, stimniwerk und allerlei gsang.'
1530/89, Dan.; ,sarapt den Pfeitfen, Harpfen, Geigen,
Psalteren.' 1638; oüpifYOj. LXX. ,Den stettpfilTern die
4 schwäglen, so ich von Lyon pracht, zalen.' 1541,
B RM. .Ludicrse tibi», schwäglen oder zinken, die man
1769
Schwag, schweg, schwig, schwog, schwug
1770
inn schauwspilen oder comedien braucht.' Fris. .Flöuteii
und schweglen', als Tafelmusik. JMürer 1559. Wenn
Josef und seine Brüder auf die Weide ziehen, spielen
sie ua. [s. Bd II 1267 u.] .schwäglen, flöütten, pfyffen'.
L Osterspiel E. XVI. .Wann die Juden von wurmen
überfallen werdent, mitt der nidern pusonen und
schwäglen sampt der cantory ein trurig, kläglich, nider
gsang.' ebd. ,Wann Moises zum berg gat... schallniyen
oder schwäglen, nider und trurig.' L Spiel 1583. Trom-
mel und ,schw.' als Feldmusik; vgl. SVög. 18'29, 133/4;
vRodt 1831 I 71; CvElgger 1873, 112/3, sowie Bd V
1069 u. S. noch Sack-Pßffen (ebd. 1074). — 2. PI.
Schwegle", die (menschlichen) Beine B, so E., 0. (Zyro);
SjD. Schinken Ibißiyilldll). Zieh d'Schivegle"zueche"!
Er g'heit über dt eige"te'' Schwegle". — Ahd. swgyala,
nhd. mi:,jel(e) iu BeJ. 1 ; vgl. Gr. WB. IX 2176. '2408/9. 2612
(.Schwiegel'); Diefeub.-Wülcker S4Ü; ChSchmidt 1901, 318;
Fischer V 12.b9. Zu Beil. 2 vgl. «rhw.jlen i'.
Twer-: Querpfeife; Syn. Zwerch -Pfiffen (Bd V
1075). ,Als NN. ab der gerwerstuben nachtes hein
weiten gan, do ptilfet des N. knecht ein twerschweglen.'
1411, ZRB.
schwegle": 1. „auf der Schwegel blasen, pfeifen",
flöten BBr., Gr. (s. Schweglen), ü., Si.; F, so J., S. Ss.;
Gl, so S., U.; ScHwMuo.; W; St.'', blasen auf Rohr
(Zschokke 1797). Das Schiv. geschieht bes. im Früh-
ling W. .Darzuo kund er [Apollo] seitespil, harphen,
swegeln gar sin zil.' RvEms. ,I>as HWalder und ander
sin raitgesellen BSessers knecht am üttenbach ge-
dinget habind, das er inen an virtagen schw. sölt;
doch so hette der schwegler im selben in sölichem
geding gar eigenlich vorbehept, wenn sin mitgesellen,
die knecht amOtteubach, tanzen wöltind, denen möchte
er wartten ... Also habe es sich uft" einen abend also
geschikt, das die knecht am Ottenbach gern getanzet
hettind...; band also den schwegler, iren gesellen,
gesuocht, weitend inn bitten, daz er inen zwen oder
dry tenz machte... habend die, denen er schweglet,
früntlich gebetten, das sy inen den schwegler lihind.'
1440, Z RB.; s. noch Bd V 1076M. ,Schw., schwäglen,
tibiis canere.' Mal.; bei Fris.: ,pfeiffen, schweglen,
flöuten, zinken blaasen.' S. noch sumberen (Bd VII
988; 2mal, zum 2. Beleg vgl. Troll 1840 I 32). —
2. übertr. a) schwatzen, fabeln GlS. (Marti). — b) (auch
ttme"-, „umher-) behaglich umherschlendern, spazieren
gehen", bummeln BE., Hk., 0. (auch It St. und Zyro),
Si., zwecklos hin- und hergehen BSigr. (Zyro); Syn.
beinelenl(Bi IV 1305); schinklen (Bd VIII 975); umen-
schwablen (Sp. 1717). Der [ein fauler Knecht] schweglet
i'"''r ganzen Stadt u'"' versümt-si'''. Alpenr. 1827 (BO.).
De'' . . . schweglet iin Land ume" u"' jagt Ännin Ualb-
pfünger Anke" z'säme", zur Zeit der Fettrationierung.
Emmentalerbl. 1917. Wo-n-i''' zum Militär übere"
g'schweglet bi". JBürki 1916. — c) „harnen W" (St.').
Gut. twiylun, ahd. siceglon, mhd. siciyeln, nieiijeln; vgl. Gr.
WB. IX 2409. 2612 (.schwiegeln'); ChSchniidt 1901, 318;
Fischer V 1259; Unger-Khull 563 (einen tüchtigeu Trunk
tun). 2a ist wohl eine (durch das Nebeneinander scAirtj/Ze":
Schwebel-Pfiß'e" geförderte) Kreuzung mit schwablen, Schwallen
(Sp. 1717). 2 b ist Abi. zu Schircglvn 2, sofern dieses nicht
erst aus dem Vb rückgebildet ist, das seinerseits auf .Un-
gleichung von tchwädclen (s. schwmjglen) an nnsre Sippe beruhen
könnte. 2 c (auch bair.; vgl. Schm.* II 629) scheint für das
Subst. die Bed. von Pfixfen ö (Bd V 1072) vorauszusetzen.
Schwegler m.: wer (berufsmässig) die Schwegle"
bläst, .Blaser, Pfeifer' (Zschokke 1797); vgl. (Schwebel-)
Pfiffer (Bd V 1081/4). .Spysgiger, Schwägler und Wirte
haben einigen Vorteil', von der , Tanzkilbe'. Kuenlin
1834 (F); mit der Erklärung: Spielleute, Fiedler. ,In
der Mitte [des Tanzplatzes] auf erhöheten Bänken
sassen die Tonkünstler: zwei Geiger, ein blinder
Klarinettist, ein Schw. und ein alter, komischer Mann ...
der den Generalbass strich.' ebd. 1840. ,M. d[icit], daz
der sw. inn in den köpf warf und dass die von Rüm-
lang und die von C'loten und ander vast wurtfen', an
einer ,kilwi'. 1385, Z RB. .Fistulifer, tibicen, sw.' Voc.
opt. .Fistulator, sw.' Ebinger 1438. ,Uen K. von Erli-
bach den sw.' 1440, Z RB. .Schwägler oder pfeiffer
auf der schwäglen, tibicen.' Fris.; Mal. Zur Abrich-
tung der Spielleute bei der Infanterie waren [im XVII.]
patentierte Lehrmeister, sowohl für die Tambours als
für die Pfeifer (,Schwägler') angestellt, welche gegen
ein bestimmtes Lehrgeld auf Kosten der Gemeinden die
ihnen zugewiesenen Lehrlinge unterrichten mussten.
vRoDT 1834. .Frisch, Tromraenschlager, frisch, frisch.
Schwägler mit der PfeifF!' beim Angriff. 1654, Zinsli
1911. S. noch Bd V 1075o. (Schivebel-Pßffen). 1076M.;
schweglen 1. — Ahd. swegalari, mhd. sincgehire, mit andrer Bil-
dung got. swUjlja; vgl. Gr.WB. IX 2410; Fischer V 1260.
„Schweiz.Geschiechtsname', so BsStdt(15 19/21); B(,HSchwäg-
ler.' 1564, AFluri 1394); LH., Neb., ,am Pilatus', Stdt (l.H.
XV.), W. (1491), WilI.(XVl./XVII.); ZStdt (XIV./XV.; auch
It Leu, Lex.; .einen knaben ... heisset der Sw.' 1390, ZRB.;
vgl. 0. den Beleg von 1385).
Seh wSglerin f.: ,pfeifferin, tibicina.' Fris.; Mal.
— Vgl. Gr.WB. IX 2410.
Schweig I, in der ä. Spr. auch ,s(ch)weig(g)e' — f.:
1. Vieh-, auch Boss-, Schweineherde. ,Chalber . . .
diuder lichent, nals föne dero sweigo [Varr. ,sweigin']
genomeniu.' Notker; oder zu 2? ,Und durchglestete [!]
si als ein sweigge in der wüesti'. Übers, von Ps. 77,
52 (et perduxit eos tamquam gregem in deserto). XIV.,
Bs Hdschr. .Nu was nüt verre dervon ein sw. mit
swinen weidende'. Übers, von Matth. 10, 8 (grex mul-
torum porcorum).' ebd. ,Hüetende die wahte der nahte
über ir sweiken'. Übers, von Luc. 2,8 (gregem suum).'
ebd. .Armentum, schwaig vel ain herd rösser oder
rinder.' XV., G Hdschr. ,Die husgenossen süllent ...
ein hirten kiesen ... Derselbe hirt sol die wacht ze
Nnnraarkt ustriben, und mit derselben schw. sol der
hirt faren bi dem Letzigraben uf . .. Der hirt sol ouch
faren mit der schw. unz an das iure Mos.' ZFlunt.
Offn. XV. ,Ein Ordnung ansechen, was für ein soliche
schw. schaffen [an Zoll] gehöre zuogeben.' 1509, BRM.;
vgl. Zucht- Schä ff (Bi. VIII 300). — 2. „Viehweide Scbw"
(St.'), so E. (8. u.) und in andern Teilen des Kantons
(Drithen); vgl. Schw.-Guet (Bd II 552; dazu noch: ,Von
dem sweigguot 10 ß, daz gebent die, die da schweig-
güeter band.' XIV., L Propsteirodel; ,12 ß von dem
schweigguot', in LLangensand. ebd.; ,die dri iucherte
landes, die ze Boumgarten ligent ob Tripschen ... und
heissent sweigguot des gotzhus ze Lucerron, und da
von han ich si ouch für sweigguot enpliangen von
mim erwirdigen herren . . . probste.' 1346, L), -Hof,
-Hüs (ebd. 1032/3. 1730), -Chue, -Chäs (Bd 111 96. 509),
-Matt (Bd IV 550), -Ziger, -Zins, ferner: .Da [in Schw
Arth] ligent ouch 6 sweiglehen ... der giltet jegliches
7V2 zigern [usw.].' HU.; zur Sache auch FGStebler,
.\W. 8. ,Die Schweigen ... sind ... Weideplätze im Stifts-
gebiete [von ScHwE.] für Rinderherden mit Sennhütten,
Eigentum des Stiftes, die der Abt zum Teile sich vor-
1771
Schwag, schweg, scliwig, scliwog, scliwug
1772
behält, zum Teile aber gegen einen bestimmten Zins,
den sogenannten Schweigzins, an Andere verlehnt ...
Zuerst waren es im Ganzen nur 12; durch Teilung
wurden sie vermehrt, so dass man im XVI. 24 und im
XVII. deren 38 zählte.' ÜRingholz 1908 ; Weiteres s. ebd.
13/4. 62/3. .Chuonradus dapifer de Humbrechtikon
dedit ... sweigam in der Muserouwa.' 119G, Gfd (LIber
Heremi). ,Min herren der apt und der convent van
dien Einsidellen klagont ... das die lantlütte van Swiz
und van Steina giengen uf des gotshus sw-an ze Albegge
und stiessen in da ir türan uf und nanien inen ir höü
und ir mulken.' 1311, ebd. (Klagerodel); vorher ,uf
des gotshus sw-an in der üuwe.' ,l>is sint die sw-en
uffen Egga: B. sol 18 becher, 2 zigern und 30 kiese
[usw.].' ScHwE. Urb. 1331. .Unser [der Äbtissin von
Zürich] sw. ze Ure in Schähendal gelegen [zinst
8 Widder und 200 Käse].' 1346, Z; s. auch Eamch
(Bd VI 935 0.). ,WGiels husfrouwe hat einen satz umb
127 guldin uf vier sweiggen ze Wege hinder der alten
Raperswile an kesen, ziger und anken und bringet
l'/a mark gelts.' um 1380, HU. ,Die sw-e, die N. hatte
vormals in der kilcheri ze Silinon gelegen, die mir
die erwirdig min gnedige frouwe frou Beatrix, von
Gottes gnaden eptischin Zürich, verlihen hat ... umb
disen nachgeschribnen zins [6 AVidder und 200 Käse]
... Und sol ouch die sw-e in eren han ... Wenne aber
ich abgestorben bin, so ist die selb sw-e mit aller
rechtung . . . ir und ir gotshus nachkomen ... genzlich
wider lidig und los.' 1383, U. ,Es mag ouch ein iett-
licher her und apte zuo Einsidlen die scbw-en einost,
zwnrot oder als digk inn bedunkt im jar noturftig sin,
besetzen und entsetzen.' SchwE. Hofr. XIV. , Wer aber
sach, das ein amptman und die, so er berüeft, uf dem
guot die zal nit fundint oder der, so von der schw.
komen wer, nit sölich küe het, das sy beduchte, das
solich erenküe werindt.' ebd.; s. noch Er-Clwe (ßi III
92). .Das grosse Sennten ... bleibt ... in den ob-
gesagten zwei Weiden bis etwa 8 Tage vor Micheli,
da es dann in der Sihltalmatten geweidet wird, bis
man nach Haus fährt. Zu Haus lässt man dieses Vieh
in den Schw-en, die das Gotteshaus nutzet, laufen.'
1775/82, ORiNGHOLZ 1908. ,Die Frühlingsgräser ...
in der Schw. im Eutal.' 1784, ebd. Auch für Pferde
(vgl. Boss-Schw.): ,Den 17. [Juni] wurden die Stuten
ab der Brunnern auf die Schw. an das Heu gestellt.'
1780, üRiNGUoLz 1908. S. noch Bd II 1500o. (,diu sw.
zu Wägi gen. Rosshaupt'; auch 1353, ZRüti, 1465 gen.
.Riitiner sw.'); III 1200 (Be-legi; Erbteilung der Herren
von Hünaberg); VI75u. 1034 o.; VII 1243 o. (an andrer
Stelle ,in der Rosshirtenschw.', später ,dea Benzigers
Schw.').
Ahd. Bweiga, vaccaria, arinentaria, arnientuni; mhd. sweige,
sicei(e), Rinderherde, Viehhof, Sennerei mit dazu gehörigem
Weideplatz, bes. in bair. und schwäb. Quellen; vgl. Gr. WB. IX
•2181 (,Schwai'). •242'2; Uiefenb.-Wükker 849; ChSchmidt
1901, 350; Fischer V l'261/2; Gr. GS.* 703/4; ZfvSpr. 24,
436. Auf einen urspr. /ö-St. scheint die wiederholte Schreibung
mit ,-gg-' zu weisen; dazu der Flurn. Schwü^yga BG. (Bärnd.
1911), mit ii' <; iiu <; ei {zur Rundung vgl. g'achwxi'gge" unter
tchirngett). Als Merkwürdigkeit sei folgende Etym. erwähnt:
,Dass er [der Abt von SchwE.] die Schweigen, welches gewüsse
Stuck Güeter, die der Abt de» Armen, sie zue geschweigen,
zue Nutzen geben solte, seineu Beamteten einräume.' Reise-
beschrybung uf den Rigiberg 1676 (Schweiz 1S63, 525).
Bed. 2, die aus 1 entwickelt sein wird (vgl. Senntum l\:i Bd VII
1007/10), ist schon in unsern ä. Belegen wesentl. auf die ür-
Schweiz, insbes, das Gebiet des Klosters Eiasiedeln beschränkt;
urspr. weitere Verbreitung bis in den Westen unsres Landes
(B, viell. W; vgl. auch Schweiger) erweist die Toponomastik.
Flurnn. (in den ä. Belegen zT. ohne sichere Grenze gegen das
Appell.). .Schweig' SchwE., Innertal, Roth.; UUrs. (-gg, mit
lautges. Auslautsverstärkung; .in der Schw.'). .Dryssig sehil-
liug hallcr ab einem guot. genant die Gschwcig |!) ze Wellimos.'
1454, AaB. Urk.; ,güetly genannt Schw. zuo Wellymos.'
1503, ZRM.; ,es sol ouch die sw. zuo Wcllenmos nit wyter
weid haben dan der hoff zuo Wellenmos.' ZBachs Offn. 1509.
Als 2. Glied. .Ober-. Unter-Schw.' SchwVordertnl. /" der
Helge''iiiöckli-Schw. SchwE. (gerodetes Waldlaud mit einem Bild-
stock). Als 1. Glied (die in Zssen mitanl. h des 2. Gliedes laut-
ges. entwickelte Form Schiccikx- ist, bes. von dem häufigen
ÄAii'.-//o/aus, auch in Zssen andrer Art gedrungen; vgl. Bd II
1033 0.). .Schw. -Acker' Schwingenbohl; llUnterschächen; Z
Bachs (,Schweid-'; vgl. o.). ,-Alp' ApA. (s. Bd 1 19fi : ,Swaig-.'
1353, .Sweig-.' 1360, .Schwaig-.' Vad., .Schwäg-.' GWalser.
ApChr; vgl. auch Steinm. 1804, 14;Zollw. Urk. 1 225; appel-
lativ ; Du bist au''' e" .^cJwayrf?^)/ linkisches, unbeholfenes halb-
wüchsiges Mädchen GStdt); UwWolf. (schon XIV., L Propstei-
rodel). ,-Graben'BBannwil(,Schweik-'). ,-Hnfs.Bd II 1033o.;
auch AaSchmidrued (.Schweik-'); BAff. ilE. (Ä'cii-ctJ-/-;, Wicht.
(.Schweik-'); LKriens, Langensand (,der selbe hof ze Laugensant
ist ein dinghof ... Da lit ouch ein guot, heisset ein Sw.' HU.;
,in curte Langensant que dicitur Sw.' 1278, L; ,census qnatuor
seratiorum in dem Sw. curtis de Langensant.' ebd.; vgl. Sp.
1 7 70M.);ThLanz.CÄ'c7i»-aÄ7-);UwSachs. (.curia dictader Schw.'
LBer. Urb.XIV.); ZEbertswil (.Schweik-'). ,-Halteu' SchwPfaff.
(,uffenSchw.'SchwE. Urb. 1331). ,-Holz' BWorben; GMogelsb.
-Hosen SchR. (i" der Schicail/-H.); ,es gat ain strass von Wyl
heriu über Schwaighass uffher.' SchR. Offn. 1433. ,-Hus'
s. Bd II 1730; auch SchwPfäff. (,Ruod. zem Sw.' SchwE. Urb.
1331 ; dazu: ,HBinders guot, daz des Sweighusers waz.' ebd.),
, -Häuser' Zllln. (,Schweg-'; dazu: ,Ruod. Sweighüser git von
siner schuopuosse |in Zllln.] 2 mUt kernen.' SchwE. Urb. 1331),
,-Häusern' BG. {-Hiisere"; bei Leu, Lex. .Schweig-, Schweik-');
LButtish. (,Uolr. von Sweghüsern git von dem guot ze Sweg-
hUsern 18 den.' SchwE. Urb. 1331; bei Leu. Lex. .Schweig-.
Schweik-'); als FN. auch XVI./XVIII.. Bs (.Schweighäusser.'
1696. BsRq.; .Schweighauser.' Leu, Lex.). ,-Hau' AAWohl.
(.Schweik-'; Wald). ,-Mos' LPfeflikon (,am Schw.' 1502, Aa
Rq.l922). ,-Matt(en)'s.BdIV550u.;auchGlMoll.(,Schweid-');
LDietw. ( 1 530, Arg.) ; SchwPfäff. ; UI. , Spi r. (Berggut) ; WZerra.
(,Schweg-' ; hieherV); Zg (,es sint ouch' zwo matten, du ze Zage
hörent, der heisset ainil du Sweicmatte.' 1281, HU.; in
einer Jüngern Eintragung ,Sweigmatte'). , -Boden' BRUegsan
(Sehireik/-), Trüb (.Schweid-'). ,-BUhr SchwSchwyz. ,-Rüti'
SchwAltendorf. ,-rUti-Moos' ZGattikon(,Schweik-'). , -Stapfen'
SchwPfäff. (,acker zer Sw.' SchwE. Urb. 1331). ,-Stat' ZLeimb.
(.convallis quedam nomine Sweicstat.' 1210, Z). ,-Wald' B
Äff. i/E. (Schieeikx-) ; SchwE. ,-Wies' SchwFeu«. (schon 1559,
ORingholz 1910; mit ,Schw.-wies-Weid'), Pfäff. Unsicher:
,Schweikis' AaSchupfart. FN.: ,S(ch)weigman.' XIV.. LStdt.
Ross-: = dem Vor. 2. für Pferde. .Und diewyl wir
in unsern Landen und Hüsern kein bessere Koraralich-
keit zu einem [!] R. denn bei dir, da sie gute Somme-
rung, auch winterliche Erhaltung haben mögen, so
ist unser Will, dass du uff diesen Frühling ein halb
Dutzend zweijähriger Pferden käuflich bestan und
zusammenbringen, dieselbe uf wohlgelegene, frucht-
bahre Berg verschaffen und ufferziechen sollest.' 1586,
vRoDT 1831 (Schreiben an den Klostervogt in BInt.);
Lesung nachgeprüft.
Schweiger m.: ,Hirt, Senn BO." (St.*, danach bei
Zyro), Si., ThS., ,Hirt, der auf den Alpen die Aufsicht
auf die Kühheerde führt und die Käse verfertigt' BO.
(Kasth. 1828; danach bei St.'), Senn, der auf der Alp
das Käsen besorgt und dem der (Chüe-)Hirt (s. Bd II
1647/8) untersteht BGr.f (Bärnd. 1908). L., R., oberster
Aufseher über ein Senntum BHk.; s. auch Werch-Mann
(Bd IV 286); Salzer (Bd VU 899; JRWyss 1816/7) und
1773
Schwag, schweg, schwig, schwog, scliwug
1774
vgl. Senn 1 (ebd. 1000 ff.), sowie PAnd. 1898, 466. 683.
In ä. Zeit in weiterm S., wer eine , Schweig' bewirt-
schaftet. ,Min herren der apt und der convent [von
ScHwE.] klagont ... das si die lantlQtte van Swiz und
van Steina band entwert an gericht und an recht der
güetter ze .Samstages liütten [usw.], da ir sweiger bi
apt Anshelraes zitten und sidhar geruoweklich sassen
und weidoton dannan us unz an Altenniatte.' 1311,
Gfd (KlagrodelJ. ,Der sw. ab Egg 8 sol. vom eigen
geswend [usw.].' ScuwE. Urb. XIV. ,Dass wir sämlicbe
Schweig nit verleihen sonder selbs bewerken und
nutzen sollen, in niassen wie andere Schweiger auch
tun sollen.' 1617, SchwE. Arch. (Lehenbrief). S. noch
Bd 111 92 (Er-Chue); VI 1034o. — Amhd. sw,i,jari, -,f,e;
vgl. Gr. WB. IX '2431; Diefenb.-WUlcker 849; Scherz-Oberlin
1607; ChSchiiiidtl'JOI, 350 (nur ,sweigerie'); Fischer V 1263;
Unger-Khull 563. Als Beiname; s. Schilchi (Bii VIII 637).
Als FN. B (1347, FKB. ; ,RSw. von Tliiin.' 1438, BStRechn.);
LRoot(se!t 1367), Stdt (XIV./XV.); SchwArth (1354), Stoiu.
(XIII.); Ndw (XIV./XV.); UUrs.t(seit 1439 bezeugt); ZKn.
(1415), Stdt (XIV./XVI.). Vhnn. Sckw.-Hitbel BGr.
Schweigi: Kuhname. 1655, SchwE. (ORingholz
1908).
„Schweig II m. : als in der Redniss: De tuost nie
dkei" Schw., du verstummest nicht einen Augenblick,
kannst nicht schweigen, klaffest in einem fort." St.'
(oO.; auch It Dial.). S. noch die Def. zu schweigen Ja.
— Sonst nicht bezeugte Ablautbildnng zu fckwujen.
Schweigele° Schweiggella, Schweige" SehweifgJ-
ga — f. Nur in der RA.: Jmd «" Schw. choiffe", eine
Ohrfeige geben BGr. (Bärnd. 1908); vgl. Schwigen II.
— Zur Bildung ant-ihn vgl. die Synn. Sin<i'le», TifK(t)lrn, auch
Mu,fhele7t (unter Mül-SihrVen Bd VIII 568).
schweige" (bzw. -i--, ■«-, -d-) Aa (Rochh. und H.);
Bs (Breitenst.); SB., schweigge' B, so E., S.; GaChur,
Kl., ObS., Rh., S., Val., V., Versam ; L, so E., Ha. und It
Ineichen; PSal; Ndw (Matthys); Uw; UUrs.; W; St.>,
g'-sch weige" Aa, so F., Häggl. und It H. (.häufiger
als schweige"-); Ap (auch It T.); Bs (auch It Spreng);
B, so R. und It Id., Golth.; Gl; L; G, so A., F., G., Sa.;
ScH, so Ha., St. (Sulger) und It St:"; ScbwE., Ib.; S
(JReinh.); oTh, Hw., Mü.; Z, so Bül., Dättl., 0., S.
und It Usteri; St., g' schweigge' (in W tw. -u") B,
so Aarw., Br., E., Ins, M., Si., Stdt, Twann und It
Zyro; Gl (Sf); GrKL, Pr., Rh., S., Ths, V.; L (auch
It St.'); TB. (-e-); Ndw (It Matthys , besser' als schweig-
ge"); UwE.; U; W, so Vt.; Zg (St."); St.. g'schuü'gge"
BG. (Bärnd. 1911), Si. (auch It Imüb., neben -F-), 3.Sg.
Prffis. und Ptc. -t A Alläggl. ; BG., Si. ; GrD. (B.), V. ; Schw
E. (Lienert); UwE., -et AAHäggl., L. (FOschw.); ApK.;
B, so E., S., Si., Stdt; GnThs; L; GA., F.. G,; Sch;
oTh, Hw.; Z, so 0.: 1. a) zum Schweigen bringen,
„dahin bringen, dass Jmd einen Schweig tun muss,
d.h. schweigen machen, stillen" Aa (H.); B, auch It Id.
(, Silentium imponere'); Gl (auch St."); GRChur, KI., S.,
V.; L; TB.; Uw; U (,in Liebe oder Zorn'), so Urs.; Zo
(St."); ,allg.' (T.). .(Gestillen) geschweigen (paschgen),
compescere; einen gschweigen (oder heissen schweigen),
Silentium alteri imponere." Fris. ; Mal. ,Geschwäigen,
stillen, sedare, pacare, placare.' Red. 1662. a) ein
(weinendes, schreiendes) kleines Kind (durch Zu-
sprechen, Singen, Wiegen, Füttern usw.) beruhigen
(auch ruhig erhalten ZBül., F.) Aa, so F., Häggl., L.;
Ap; Bs (auch It Spreng); B, so E., Si. (auch It ImOb.),
Twann und It Zyro; Gl; GrD., ObS., Rh., Val., V.,
Vers.; L; PSal.; G, so A., F., G., Sa.; Sch, so Ha.;
Schw, so E.; S; Tb, so Hw., Mtt.; Ndw; UwE.; W,
so Vt. ; Z, so Bül., DättL, 0. und It Dan., nach An-
gaben spez. einschläfern AAWohl.; L, so Ha.; SchwE.,
.stillen', säugen GnThs, übh. warten (Syn. gaiitnen :>b
Bd II 300) GRNuf.; L; SB., hüten AABrenig.; ZBül.,
besorgen W. üfs) Chindfli) (g')schiv. Los, 's China
schreit; gang's go" g'schiv. ! ,Des Nachts, wo sie [ein
j unges Ehepaar] alle Augenblick aus dem Bett springen
und ihr Kindlein schw. mussten.' Breitenst. 1860.
Lidig sig lustig u"'' d'Chind sigi" de"" g'tceglet «"''
g 'schweigget. SG feller 1911. 's arm Hüebli hat 'briegget
... Si händ's dö e"chli" 'bütelet und g'schweiget. ABod.mer.
I"* mag d's Ghind nit g'schw. W. Magsch (Möge"d-er's)
g'schw.? Grussfrage an eine Kinderwärterin GA., Sa.
Wo die Chinde" so 'briegget händ, so hät's d'Mueter
mit Guetelene" g'schicäget Sch. Ja, ja, Purstli, dich
möcht-i''' aw'' hinder der Wiege" g'sih" . . . Du gäbist-
em [dem Säugling] am Änd nuch dl" Pfiffe" a"statt der
Lülli zum O'schw. CStreiff 1902. S. noch Bd II 564 u.;
Sp. 1375 u. Abs. ,Gleichzeitig mit dem Treten des
Webstuhles wurde so [durch eine zw. Fuss und Wiege
gespannte Schnur] die Wiege in Bewegung gesetzt,
g'schtceiget.' Messikommer 1909. Auch von grössern
Kindern; vgl. ß. D'Mueter het-mi"'' [einen wegen eines
Ausgangsverbotes weinenden Knaben] 'probiert z'schw.
SGfeller 1921. Wenn-men-e" [den Kindern] 'dräut
het: wart, de"- Stifelirüter chunüjü, dö händ-si g'folget;
cha""-me" jo hütigs Tags no''' die böse" Buebe" mit g'schw.
RMüller 1842. ,[Die Bäcker bereiteten allerlei feines
Gebäck] denn sie wussten wohl, dass an einem Markte
die Leute solche Dinge brauchen, absonderlich die
Väter und Mütter, ura ihren grossen und kleinen Kindern
daheim den Mund zu stopfen und sie zu schw.' Breitenst.
1860. ,lch ... schankt inen [ein Bettelmönch den
Bauern] ouch helgli, die kont ich malen, die muostend
sie dann tür gnuog bezalen, glich wie man die jungen
kind geschweigt.' NMan. ,Uf der luten und gygen,
ouch andren Instrumenten lernet ich etwa, kommt mir
iez wol, die kind ze schw.' Zwingli; danach auch bei
HBull. (Ref.-G.) 157'2. ,ln dem kam ainer ... der hielt
inen, den widertouften, für ... den spruch t'hristi: es
sije dann, ir werdend wie die kinder, besitzend ir nit
das rieh der himel. Uf sollichs huobend an, fürnem-
lich wibsbilder, naraend an sich allerlai kindesche
geberden . . . liessend inen usswüschen wie den kindern,
schwagtend sich mit öpfel [usw.].' Kessl. ; dafür: ,ge-
schweigtend sich mit ops.' XVI., Siml. Urk. 1767. ,Er
hätte gern ein Hecht angraacht, das kind z gschweigen.'
1552, B Turnib. ,Er [der Teufel] lasst auch nit mit
im schimpfen und sich anbinden wie ein vogel, den
einer seinen luägdten gibt, die kind damit zuo schw.'
LLav. 1582. ,Allhier lasst sich das Kind an ein Weinen
undt gschweigt selbiges Maria, sprechend: Nun schlaf
... mein guldes Kind.' PSpichtig 1658. ,Das mancher
arme Taglöhner, wann er schon nicht ein Bissen Brot im
Haus hat, seine wäinenden Kinder etwan mit einem Apfel
und Birren geschweigen und abfertigen kann.' Rbag.
1676; danach bei EKönig 1706. S. noch Bd IV I653M.;
Sp. 1472o. (2mal). — ß) einen Redenden verstummen
machen B; Ndw; Z, so bes. einen Schwätzenden,
Prahlenden durch Abtrumpfen, einen Aufbegehrenden,
Polternden, Unzufriedenen durch Zuspruch, Verweis,
Strafe, einen Streitenden, Widersprechenden, Übel-
redenden durch Gegengründe, Überführung B, so E.,
1775
Schwag, schweg, schwig, schwog, schwug
1776
G., S., Si., Stdt; GRPr.; L, so Ha.; G, so A., F., G.;
ScflSt.; ScBwE.; oTh, Mü.; UwE.; Z, so Dättl. De"
häm-mer g'schtceig(ge)t! De" han-i''' du g'schwü'ggl,
das'-er's da g'tcü^st het! ßSi. Gel', du füls Mül du,
si hend-di''' einisch g' schweig get! L. Mer wend-
en scho' g'schw.! ThMü. Muest de" Vatter dioldere"
lö", liebi Sei, i'* g'schwäg-en scho"! SWinz; mit der
Erklärung: beruhigen; vgl. u. Wie isch De'' [ein
zorniger Bauer vor Gericht] üfg'gitmpet u"'' het a"foh"
belle"! D'Frau het vergeben a" si"'r Chutte'ßcke"
g'schrisse" tt"' g'chüschelet: Schwig doch, schwig! Aber
der Presidänt het-ne" du g'schweigget. SGfeller I9'27.
,Sie begehrte so tüchtig auf und sagte ihnen so derbe
Wahrheiten ins Gesicht, dass man, um sie zu g'schw., ihr
einige Neutaler gab. ■GoTTH.I;,gschweiggen.' 1801; vgl. u.
,Er hatte Mühe, Uli [der sich erregt beklagt] zu g'schw.
und zum Losen zu bringen.' ebd. II; , zum Schweigen und
zum Hören zu bringen.' 1850. Si het de" jung Schnüfer
[der eine spöttische Bemerkung gemacht hat] ordlech
g'schwäget. ScHwz. Frauenh. 1902 (oTh). D'Chnätsch-
wiber g'schzc. EBalmer 1925. ,Wir mochten nicht er-
warten, bis wir durch das Verkünden [Eheaufgebot]
unsern Ernst zeigen und die [klatschenden] Leute
etwas g'schw. konnten.' Gotth. , Wehler sine Frau mit
Brüglen rauss g'schw., es ist ihm gar ein grosse Schand.'
iLiED. Mit Sachsubj. Es [der Arrest] ist e" schuder-
hafti Kur g'si" für in [einen Krakeeler] . . . U"'' si het-
ne" g'schweigget. Wo-n-er i"'s Verhör cho" isch, het-er
g'stillet g'ha" u"'' gattlig un'' ordlig chönne" rede".
SGfeller 1927. ,Die Mutter gebrauchte gewöhnlich
nur einen Vorwurf, der g'schweiggete aber den Vater.'
Gotth. S. noch Bd V 594 o. (Brüeli); VI 1310 u. In der
ä. Spr. zT. in weiterm S., bemeistern, bewältigen. ,Er
[Zeuge] seit euch, dass der Seh. etwas zuo der sach
rett; den huoben si euch mit werten hert und sweigten
ine bald.' 1405, Z RB. ,Do vieng er [der Teufel] an
und huob im [König Rudolf] grösser Sachen und übel
für. Do versprach in Raphahel und sweigte ouch den
tüfel do.' Stretl. Chr. ,Da was F., ain houpman, wol-
genmot, frisch und türstig am angriff, wie wol im et-
lich ... verrätery zuolegen wolten; die hernach ge-
schwaigt sind, dan vil frommer edel und ander knecht
... im khain untrüw ... zuoschriben.' 1499, Calvenf.
1899. ,Wer was richter, wenn unser lieber herr Jesus
Christus Saduceien, Phariseien geschweigt, das sy
nümmen mit im reden gdorftend?' Zwingli; nach
Matth. '22, 15 ff. (wo ,das maul verstopft.' 1530; ,er
geschweigt die Saducäer', Überschrift. 15Ö0). ,I>as der
[wegen Zurede verurteilte] pfaff erst geredt, er habe
m. h. geschweigt.' 1529, B RM. ,[Er] ward geschweigt
mit urteil und recht' Bossh. Chr. ,Aim tach, das rint,
zuo s regens zyt glichts wib, das stäts im ghäder lyt;
wer s gswaigen wil, wil d wind abstellen und öl inn
henden fassen wellen.' GVöqelin 1534; cohibet (Me-
lanchthon). ,Linguam alicui comprimere, einen ge-
schweigen.' Fris. 1541. ,Er geschweigt in mit einem
wort, das er kein weitere antwort kan gäben, respon-
siones oranes hoc verbo eripit.' Fris.; Mal. ,Den drei
freunden, die sich wol wider Joben mit allem ernst
eingelegt, aber nit starke grüiid gefüert haftend, dess-
halb von im geschweigt warend.' LLav. 1582. Die
Weibspersonen werdend ermahnt, sich fortan be-
scheidener zu verhalten und ihre Männer zum Frieden
zu weisen, ,mit betröuwung, welche solches fräven-
lich uberfaren wurde, dermasseu zu geschweigen, das
sie nichts mehr reden solte.' 1587, Absch. (Sch). ,Zu
dem Pund du [o Herr] dich neige, streck aus dein milte
Hand, die Feinde auch geschweige.' 1602, Zinsli 1911.
Neben verwandten Begriffen. ,Ister[derEinsiedler]
mit 1er underwiset, so mag er . . . kätzer oder Juden
ald ainen ieglichen andern verwerffen und geswaigen.'
Waldregel 1425. ,Als her Niciaus mit disen reden K.
geschweigt und abgetriben', in einem Rechtsstreit.
ThFrickart 1470. ,[Mit Schrecken hat Tarqninius]
uns armen lüdt geschweigt und gdämpt, das nieraandts
nüt ynreeden gtar dem bluotigen hund.' HBull. 1583.
, Einen geschweigen und im das maul zuo tuon, com-
primere linguam alicui; einem, ein red im hals ver-
stecken und frey gschweigen, orationem alicuius op-
primere; er hat in geschweigt, er hat in zuo einem
stummen gemacht, elinguem reddidit.' Fris.; Mal.
Einen ,abnehmen und geschw.' 1666, JJRed. Insbes.
(einen Fordernden, Bittenden, Wünschenden) be-
ruhigen, befriedigen B; GrPt.; L, Einem (durch Ge-
schenke, Versprechungen udgl.) den Mund stopfen (Syn.
Ei"'m 's Mül versehoppen Bd IV 177u.; VIII 1025M.)
B(auch It Zyro); UwE., übergehend in die allgemeinere
Bed. beschwichtigen Aa; Ap (T.); B; vgl. schon o. I'*
han-im afen Öppis g'ge", für-ne" z'g'schw. B. Die
G'lustchatzli [Mädchen] g'schw., mit Kirschen. JBüRKi
1916. De'' Vater . . . muess halt das [reiselustige]
Donners- Meitli uf-enen Art schw. L Tagbl. 1900. Die
[einer Eifersüchtigen gesandten Blumen] hi'n-im seile'
säge" ... das' ich's üf richtig gere" ha". Es het allem nö'*
das Zi-he" nit verstände", het g'mi-nt, i''' welli's mit
dene" Blüemlene" g'schtv. EBalmer 1927 (BSi.). Das'
der lieb Gott weder mit Sele"tnesse'' no''' Cherze" no'^
Glassclnbe" z'g'schw. sigi. RvTavel 1913. ,Wie es ein
Schmach Gottes ist, das man das unfertig guot damit
recht wil machen, so man einen teil Gott davon gibt,
sara wir inn damit gschweigen und des roubes teil-
haft wellind machen.' Zwingli. ,Dass die länder in-
sunders einer stat Bern . . . und der andren stäten
billichem fürnemen widerstrebt und doch [diese] mit
hälen Worten geschweigt hond.' Ansh. ,Hette W. sin
band über den tisch ghept und zuo ir gesprochen:
Margretli, wit mich zur ee, so schlah mirs dar; do
rette es: ir sweigend mich nun; ir wurdind uch selbs
henken, wann ir also ein armen dienst nemind.' 1538/40,
Z Ehegericht. ,Er ist mit galt geschweigt worden,
wann man eim galt in daz maul wirft und verschoppet
(, verstopfet.' Fris.), das er schweige, lingua astricta
mercede.' Fris.; Mal. ,Mit solchen Verheissungen und
Dräuungen wird man mich nicht gschweigen, sonder
erst das Maul auftun.' Anhorn 1607. ,Der Knecht-
schaft gar ein schöne Zier hat er dir [der Spanier dem
Bündner] newlich gschenkt zu Meiland (o mein Bruni-
Stier) und an dein Hals gehenkt, damit dich gschweigt
und trenkt.' 1621, Zinsli 1911. ,N. kliompt mit un-
gefähr 600 Thurgöwern ... wol armiert, aber hungerig
ann Gelt und Brott, will solche Man musteren und so
guot möglich geschweigen.' 1655, Z. .Die Haus-
väter [haben] sich anerboten, den armen Kindern ...
mit einem Stückli Brot, einem Gäbli Mahl ... und
anderem zu begegnen, welches auch in Treuen ge-
schehen; ohne das wären die armen Leüt nicht ze
gschwaigen gewesen.' ZOtt. Pfarrber. 1692. S. noch
Leder-Bletz (Bd V 279); Schweig I (Sp. 1770; Anm.).
Sini Gläubiger g'schic. Bs (Spreng). Tat-dir nid def
Vetter z'Baden ene" das Geld e"tlehne" für de" Gautschi
1777
Scliwag, sclnveg, schwig, schwog
L-liwiis
1778
[einen Gläubiger] z'g'schw.? Schwzü. (Aa). Abs.: Das'
N. nächste"s wege" Schulde", sofern [die reiche Heirat
nicht zustande komme] und er denn cha"" g'schw., üf
und dervo" sich muess mache". Usteri 1853. .[Bitte um
eine Zulage] damit ich ... unruewige Schulden, bis
dahin vertröstet, geschweigen und beruewigen könne.'
1673, Z. , Einer ansprach geschweigt werden,' Ansh. Im
Gegs. zu greinen (Bd II 745). ,Nu sige es ampts bruch
und rächt, wellicher eine oder einen greine, der sälbig
solle eins wyder schw., und sige in hoff'nung, N. solle sy
ouch lössen von wyrt und scliärer.' 1544, ZKeg.; ebso
1548. Sich (g')schw. lä". Er [der auf die Wanderschaft
gehende Jüngling] het-sech im Stille" scho" drüber
g' freut, das'-er de"", ivenn-er wider z'rück sigi, sech
nümtnc geng brüchi la" z'g'schu'. vo" Fründen und
Kamerade", wo-sech so gern Oppis z'guet 'tä" hei" uf
iri Wilterfarung. RvTavel 1913. Nume" hübscheli''' !
b'sinn-di''', was-de redsch! manet der Jakob [einen
Schimpfenden]. Weder der Hansueli het-si"'' nid wolle"
la" g'schtv. Loosli 1921. ,Es sind etlicli [Abte] fürsten
worden ... und muoss man inen ... ,üwer fürstlich
gnad" umb die oren singen, sunst lassend sy sich
nit schw.' ZwiNGLi. ,[Dass] die Creditoren ... um
Etwas sich geschweigen lassen.' 1705, TuWeinf. Eefi.
,Es [ein Mädchen, das seinen ganzen Verdienst den
Eltern und Geschwistern zugewendet hat und daher
Nichts zurücklegen konnte] sagte sich: Ich habe ja
nicht anders handeln können ... So geschweigete es
sich.' B Hink. Bot 1900. , Hierin [in unsrer Trauer
über einen Todesfall] könnend wir uns nach und nach
geschweigen, wann wir sehend auf Gott.' üohsner
1659. , Macht Jemand andere widerwertige Gedanken
bei ihm selbs, der geschweige sich selbs mit Dem:
Ei, solche Gedanken sind die Hand, die dich ärgeret,
du must sie abhauen.' FWyss 1670. D's Mül g'schw.;
s. Bd IV 177 u. Mit Gelt lät sich mengs Mül b'schübe"
oder g'schw., Sprw. BSi. (DGemp.). ,Wär da wil das
laben lieb haben und guote tag sehen, der gschweige
sein zung, das sy nichts böses rede, und seine läfzen,
das sy nit betriegind.' 1530/89, I. Petri; .geschweige
sein Zung vom Bösen.' 1638/1707 (danach bej FWyss
1672); nauoaTu) xyjv yXtöaaav. ,So hat er doch sin hart-
selige wys nit lassen und sinen mund geschweigen
können ... und sich nämlich so grob, franschmüetig
und uffrüerisch hören und vernemen lassen, das . . .'
1550, Z RB. ,Die gottlosen werden ze schänden und
in die hell vertuscht; die verlognen läftzen werden
geschweigt, die fälschlich stolz und verächtlich wider
die frommen reden.' 1589/1638, Ps.; ,die Gottlosen
müssen zu Schanden und geschweiget werden ... die
falschen Lefzen müssen verstummen.' 1667/1868; öcXaXa
YEvrjS-i^Ta) xä x^'^-il- LXX. ,[Dass NN.] den H. rüewig
lassint oder man inen das mul im Wellenberggschweigen
werde.' 1592, Z RM. S. noch Schnallen (Sp. 1216u.).
Dere" wäm-mer's Singe" scho" g'schw.! ACorr. ,I>o
wart geswciget überal der liute doz unde ir schal.'
EvEms. ,Daz er . . . tumbe rede gesweigte, diu mit
gewalte erhaben wart.' ebd.; später: ,den gewalt ge-
sweigen.' — f) Tiere B. Einen (bellenden) Hund
g'schw. Der alt Herr het, sobald-er d'Hünd het g'schweig-
get g'ha", ne" [den Angekommenen] fründlech d'Händ
e'tgäge" g'streckt. KvTavel 1913. Es geit ... no''' es
Cherli, bis der Nero g'schweigget . . . isch. ebd. 1926.
.Schmeichelnd geschweigt mit der Hand er den zornigen
Enden.' JEWvss 1815. ,[Hüte] dich am meisten vor
Schweiz. Idiotikon IX.
den kleinen schuldneren ... dan die kleinen hündlin
machend eim gar ein böss geschrei den grossen
liund kan man vill bass geschweigen.' ThPlatter 1572.
(Hungrige) Rinder, Schweine g'schw. BE. .[Wir haben
die hungernden Kühe] emel bis dahin gäng noch können
uftagen und usenstüdelen und g'schw.' JBükki. Im
Stall tiss hei"-mer es Dotze" frds'ig Bochline", wo brüele"
. . . wie we""-si der Hunger ersinnet hätte". Das war ja
so wit e" schöni Saoh, wenn-me" nume" loüsst, mit was-
se g'schw. Emmentalerbl. 1910. — 6) den (knurrenden)
M ag e n g'schw. BE. H'e"" nume" der Mage" g'schweigget
!()«.'/ SGpeller 1911. Mi" ist z'fride", wenn-me" öppe"
all Tag cha"" der Mage" g'schw. Emmentalerbl. 1917.
,Fund ich [ein Hungriger] nun etwan ein, dem ich
vormals ouch guots hab ton, im nachzefolgen war ich
gneigt, dass er mir den buch geschweigt.' JBinder 1535.
— e) übertr. Es isch-mer hüt mängsmäl bas' z'Muet,
afe" das' de'' Luft isch g'schweigget worde" u"'' d'Sunne"
fei* e"chli" hilb süntet. Emmentalerbl. 1917. Es ist g'si",
wie wenn das Opfer d's Wetter g' schweigt hätti: bald
nä''' "'■ni Undergang vo" der Müli hed der Rege" nä'''-
g'lä". JJörger 1920. Von seelischen Vorgängen. E"
inneri Stimm, ivo-n-i''' nüd g'schto. cha"". ACorr. 1873.
Bei einem nächtlichen Gang durch einen finstern Wald
singen, um d' Angst z'g'schw. EBalmer 1923. 's G'ivüsse"
isch nit z'g'schw. Hindebm. Vo" ZU zu ZU het si"
schlechti Lün i" wilden Übermuet umg'schlage", und wie
für z'g'schw., was-ne" 'plaget het, het-er de"" alben a"-
fall" jüze". RvTavel 1913. In der ä. Spr. zT. in noch
weiterer Verwendung. ,Nu hast du so betrüebet mich,
daz min vreude ist geneiget, min hoher muot gesweiget.'
RvEms; s. schon o. unter ß zum Schluss. ,Der würker
[der Christ, der zunehmen soll an menschlichen guten
Werken] geschwaiget den zorn mit der tugent der
gedultikeit,' Waldregel 1425. ,Darzwüschen wider-
bäftzed das fleisch, das muoss man stillen und geschw.,
yetz mit streichen, yetz mitgaaben und schänken.' LJid
1531. .Sarah im [Abraham] ouch kinder söugt; ir lebens
begird ist schon gschweigt.' Haberer 156'2. Beendigen,
beilegen; ,So ein span zwüschen dinem und minem
verstand ist, muoss ye einer sin, der uns entscheide
und gewalt hab, den under uns irrenden ze schw,'
ZwiNGLi, ,Das Gesatz geschw,'. aufheben; s. Bd VII
1576M. — b) Speisen, auch Getränke zu Ende bringen,
bis auf den letzten Rest aufzehren TuHw.; ScnSt.
(Sulger). D'Trübe" g'schw., aufessen. Wol, tcol, du
hast da' Fleisch g'schwäget! ThHw. — 2. abs,, vom
hellen Geschrei der Nachteule, das die nahe Geburt
eines Kindes anzeigen soll ZEgg; vgl. grochsen,
holen III (Bd II 703. 1158); wiggen. — Ahil. (bes. hc-i
Notker) ijisweigen, nihd. gtswehjen in Bcd. 1, Kaiis. zu fj/t-)
achu-hjen; vgl. Gr.WB. IX 2431/3; IV I, 3990/1; M.irtiii-
Lienh, II 52'2; Fischer V 1263; III 505, ferner Dial. 56 mit
FiissD., zum Wechsel vou g:gg wie zum Übertritt in die e-jü-
KLisse (Ptc. -et) smig(g)en (Bd VII 43S), auch neig(g)en, bäug(g)en
(BJ IV 697. 1078). Durch ii.iscln\vgTonschti;eigge"mitz'sdnrige"
macht" erklärt sich die einmal bei Eoos 1903 vorkommende
Wendung: Me" se't meine", Die [näml. Klatschbasen] icari"d
z'sehmeigge" i'maeie". Bed. 2 wohl daher, dass der Euleuruf
au das Einsingen eines kleineu Kindes erinuert. — Ge-
schweigungf.: Beruhigung, Beschwichtigung. .Uoch
liessend sich die ansprecher ... dahin bringen, dass si
uss trang irer hern und gschw. etlicher hoptlüten die
40 000 franken für abrichtung vom küng annamen.'
Ansh. Befriedigung (eines Gläubigers): ,Zn G. hiesiger
1779
Scliwag, scliweg, scliwig, scliwog, sclnviig
1780
Creaitoren.' 1665, Z. — Spätuihü. (,jk).i,ccUj,w,j,: (Hiclcnb.
1857, 52ia).
still-sch weigeu s. die Aniu. zu stiU-schmgen.
Schwig m.: (klösterliches) Schweigen; vgl. Schicig-
lichi. ,lch venuan üch. das ir üweien swig haltend,
als ir wol wissent. daz wir emsigen swig sond halten
und nät, als verlichtlich üwer etlich, all nacht üwern
swig brechint ... Wele aber ir swig gebrochen liab,
die halt ir buoss.' 1480, Manual der Äbtissin vom
Paradies (AI. IX 222/3); vgl. Lexer II 1370.
schwige" (-!«» W tw.) Bs; BS. und It Zyro; Gl, so
K., S.; GrA., D., He., Ig., L.; L, so G., Ha.; GSa.,
Sev.,W.;ScHR. (neben -j-);Ndw; ü (ohne Seh.); WVt,
mit Kürzung .Aa; Ap; B, so oAa., Aarw., E., G.. M.. S.,
Stdt; F, so S., Ss.; GRÜbS.; LE., Reid.; PAl. (-i"J;
GF., Rh., Stdt, T.; Sca, so Nnk.. R., Schi.; Tb; USch.;
Z, so 0., S., Stdt, -e'- AaF., -«'- BLau. (neben -?'-),
StSteph.; F (häutiger als -i'-), so S., Ss., schü'ge" BG.
(neben schwl'ge'); FJ., 3. Sg. Pr»s. -et Ap; GbEngi, K.
(Wint.); GF., Stdt; Sch; Th, -t Bs; B, so G., S. und
It Zyro; FJ.; GiEngi; Gr, so D., Ig., L.; GSa., W.
C-i'-J; U. Imp. schicig Bs; B (Zyro); GlS.; GSa.. Sev.,
W., mit Kürzung Ai; .\?; B, so E., G., Lau.. S., U.;
F; L; PAl.; GF., Rh., Stdt; Sch, so R., Schi.; Th; Z,
so 0., Stdt. schm'gg BTwann (Bärnd. 1922); GRHe.,
übS.; ü; WSaas, schwe'g (seltener -ö-) AaF., schicü'g
BLau., schü'g BG. ; FJ. (auch -gg), S., Ss., sii'g FS.,
Ss., Koni, schicigeti Scu, schwlgti Bs; BE., Überried;
Xdw (Matthys), -i'- Bs; BE.; GtiHe.; GT.; UUrs.; ZS .
-M'-F,scÄ!C!*(7(bzw.i-'-)AA0Entf.('-e'-;, Kästh.undltH.;
BoAa., E., M., S., Stdt; GlS.; LE.; Nüw (Matthys); U,
schwi-gi BE.. -ä^- BStSteph.; F, schuü-gg (PI. schitü'ge")
UUrs., Ptc. g'schu'lget WVt. (-ot), mit Kürzung .\r;
GF., Rh. tw. (so in Rüti, Sennw. neben g'schuige"),
Stdt; Sch, so Nnk., R., Schi.; Tu, so Hw., Kessw., Mü.;
Z, g'schä'get FJ., g'schuigt WLö., g'schiVgt FJ.,
g'schtiige" (bzw. -e'-, -»■-) AaF., OEntf., Kästh. und
It E.; Ap; Bs; B, so o.Aa., E., M.. Si.. Stdt; FS.. Ss.;
Gl; GRHe., ObS., V.; LHa., Reid.: GMarb. (e^-), Rh.,
Sev., T., W.; Slh; S; Ndw (Matthys); UUrs.; WVt.;'-»";;
Z, so Kn., Rieht., g'schicii^ge" BStSteph.; F (liäufiger
als -1-): 1. a) wesentl. wie nhd. scliweigen. sowohl dura-
tiv als ingressiv (verstummen), allg. Witer het der
Haiisueli nid chönne" rede" . . . Der Jakob het der Sack
zueg'lost . . . u"' wo der Hansueli g'schwige" het, sii
het-er oh''' g'schu-ige". Loosli 1921. I''' ha"-im afen
Oppii g'ge", für da^'-er schuigi. OvGreyebz 1900.
Recht hast, aber schtr. muest! .AHüur.E.vBERGER 1911;
s. noch BJ VI 238 u. Wo'tst acht schiv. (oder nid)!
Sch; Th. Ich icur(d) schiv. oder ichhett g'schxciget, icen"-
ich dich war. ebd. Du hettist ringer g'scliu-iget Th.
, [Zwerg zu Einem, der durch den Brucli seines Schweige-
geläbdes zu Schaden gekommen ist:] Hettist g'schuige",
wiegst jetz s'fride". AfV, (BoSi.). Muest ha(nj, uenn
d'schurigst! spöttische, neckische Abweisung eines
Bittenden GrI)., lg., L. (Tsch.). We" d'nid schwigsch,
SU triffen-i''>-di''' uf d's Mal B (Zyro). S. noch Bd II
2.39 M.; VII 1580o.; Sp. 1471 M. ,Ir möchten wol reden,
daz man üch in die turn leite und man üch lerty schw.'
1450, F Mem. ,Sy hette ein böss müly, und hette sy
geswiget, er hette ir nit getan.' 1486, Z RB. ,W. ...
widerspriclit nit dem, das er diser Ursulen hold gsin
sye, und wo sy nit als lang geschwiget hett oder inn
in mittlerzyt angefordert, so wer er der andern niüessig
gangen.' 1525/30, Z Ehegericht. ,Schw., nit ein wort
sagen, tacere, con-, obticere, conticescere [usw.].'
Fris.; Mal.; s. auch Bd VIll 1 {schij; Sp. 1776u. ,Zu
viel schweigen scliadet oft auch.' Dexzl. 166G/171U.
, Schweigen ist auch ein .Antwort, wer schweiget, der
gibt sich scliuldig, qui tacet, consentire videtur;
schweigen kommet viel Weiber säurer an als Kinderge-
bähren, rarum decus mulieribus taciturnitas; schweigen
ist nicht allzeit gut, Amyclas silentium perdidit.' Mey.
1677/92. S. noch Bd iV 1282 (banditen); VI r)47M.
633 (Zieh-Rueder). 1139 u. A. auch mit .sein-, bes.
in der Bed. verstummen. ,Diu kuo rette, der ochs ge-
swigen was.' Boner. ,Geswigen was ir aller [der Frösche
im Weiber] kel.' ebd. ,Als er ... daz [einen Streit
zw. seiner Frau und einer Nachbarin] horte, gienge
er hinuif zuo inen in die stuben, rette mit inen, daz
sy schw. selten, und als er wider in das hus hinab
gienge und sin frow geschwigen und och nit anders
meint, dann daz die selb H. och geschwigen, do horte
er, daz ...' 1486, Z RB. ,üo schweig die ganz menge
still . . . Darnach als sy geschwigen warend, antwortet
Jacobns.' 1530, Apostel«.; ,als sy geschwigen habend.'
1589; iQi-^rpvi ... psiä Ss -o a'.-;fpy.'. aüx&'jg. Formel-
haft neben andern Vbeii. ,Üie zu Wort gekommene
Partei benützt den Anlass, den Streitfall ... zu ihren
Gunsten darzulegen; die andere Partei soll loseri und
schw.' Barxd. 1914. , Herold, stand auff, verschatf, dass
das Volk schweige und lose, exurge praco, fac populo
audie?itiam; schweigen und leiden, etwas leiden und
nit ein wort darzuo sagen, silentio aliqnid facere.'
Fris.; Mal. ,Schweigeu und denken kan Niemand
kränken, mit Stillschweigen verredt sich Niemand,
silendo nemo peccat. silentii tuta prsemia.' Mey. 1677.
1692. Nüd (g'Jschw. chönne", möge", auch i. S. v. Nichts
geheim halten können, nicht verschwiegen sein. allg.
De"" cha"" nid schic, mues* geng Oppis säge" B (Zyro).
Die gauch Mueme" hed nit möge"g'schu\ undhedg'seit: ...
JJöRGER 1920. Rinder ''em Uüs und vor ''em Hüs
han-i'''' g'höre" gige": der Vatter isch e" BlaudermSl
und d'Muetter cha"" "it schic. .\a; ähnlicli BsL. (KL.).
,Sy gebe ime [ihrem Mann] auch bösen Bescheid und
möge nit geschw.' 1604, Z Ehegericht. ,Er hette kein
Gefahr, wann er nur schweigen könte, si tacitus pasci
posset corvus; der nit schweigen kan, kan auch nicht
recht reden, tacere qui nescit loqui nescit; wer nicht
schweigen kan, der ist ein schlecliter Mann, quid magni
exspectes ab eo, cui tacere grave est.' Mey. 1677.
1692; Weiteres ebd. '248. 303/4. Einen mache" z'schw.
B, so Aarw. (Bärnd. 1925). E., heisse" schic. ; s. Sp. 187 M.
(Gotth.). jSwanne ouch der Zunftmeister gehütet ze
swigenne und swelerdas nüt tuot, dergit vierpfenning.'
1336, Z (Zunftordn. der Schmiede). .M. sprach zuo
Annan, des N. jungfrowen: Heis die [eine schimpfende
Weibsperson] sw. und nim stallung von ir. Also hiess
sy sw. Da wolt sy nit sw.' 1431, Z RB. .Sind zuo
dem Presidenten erweit NN., die dann die disputation
verwalten, leiten und ordentlich wissen sollen mit
heissen schw. oder reden.' 1527, B Ref. .Heissen
schweigen, gebieten, das man schweige, inberesilentia;
mit dem linger radten und anzeigen zeschweigen,
suaderesilentiadigito.' Fris.; Mal.; s. noch schiceigenla
(Sp. 1773). Im Vergleich. Schw. wie (d'h Grab B; Z.
All heind g'schwige" wie Märe". JJörger 1918.
.Schweigen wie ein maus, ganz und gar nit reden,
agere alta silentia.' Fris,; Mal. ,Kr schweigt wie ein
1781
Scliwag, scliweg, sclnvig, scliwog, scliwug
1782
Mäussleiii, statua tacituinior.' Mey. 1677. 1092. ,Wir
wollen schweigen wie Käfer.' HPest. , Still scliw.'; s.
unter den Zssen. Me" mites' nw lose" und schier s'Töd
sehw., Ausdruck des Erstaunens über eine Mitteilung
ZBass. Me" muC'-si"'' z'arme" Tod schw., kann kaum
zusehen, ohne dreinzureden, zB. wenn .Tmd eine Dumm-
heit macht SchR. Etw. z'Töd schw. 15; L; Z und
weiterhin. Mit präp. Bestimmung. Vo" Öppis sch%v.
allg. ,Von einem schweigen und in nienen luälden,
agere silentium de aliquo.' B^ris.; Mal. [Mädchen ab-
weisend zum stürmischen Bewerber:] 1''' iceft de"" einisch
schw. mit dem G'stürm. I.oosli 1921. Zue Öppis schic.
allg. J"* mue" halt derzue schw. und cha"" fast
nid SchIi. Zti dem guete" Rät het-er g'schwige" ivie
d's Grab. RvTavel 1922. ,Ich bore sagen, das üblen
wiben niht wirs tuo, denn swer wol sw. kan darzuo.
swenne si rebt hone sint.' ScuAcnzABELB. ,|N. habe]
gseit: der vatter wil zum win, wil dir dins göetli ver-
tuen ... Dem aber sy kein antwort geben, sonder
darzuogeschwigen.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Zuo ei(ne)ni
ding schweigen, attacere.' Fris.; Mal. .Und babents
[das Ausstreuen von Verleumdungen] nun meer so lang
triben, das er nit nier darzuo geschw. möge.' 1595,
Z RB. ,Ein Ehgricht ... fermeint, könne zu der Sach
nit wol schw.' 1618, ÄAVelth. .Mussitanda est iniuria,
man mussdieUnbillichkeitverbeissen, darzuschweigen.'
Denzl. 1666/1710. Mit Gen. ,Wenn die von Zovingen
oder ire vorderen ienen vermeint, das sy über die stift-
herren weren, das sy des nit geschwigen ... betten.'
1545, AAZof. StR. ,Nun schwygend des und stand
darvon!' Aal 1549. ,Man hat des geschwigen, es ist
verschwigen, tacitum est.' Fris-.; Mal. ,De Partho
silentium est, man schweigt der Partheren.' Fris. ,So
er das nit über inn geredt, hett er des andern oucb
geschwigen.' 1603, Z. ,Der worte schw.' uä. ,Wie das
liecht gelöst [!] wer, sesse sy by im und bette im
die hend uff dem boupt und spreche: ich wölt, wir
legind an einem guotten bet ... Do tette er wie all
jung gsellen und leg die nacht by ir ... vermeindt,
wo sy den eeren wollt ptiägen, bette sy wol der
werten geschwigen.' 1538/40, Z "Ehegericht. ,Hette
der E. der Worten geschwigen, so hette sy villicbt
soUichs nit getan.' 1541/3, ebd. ,Als man in solcher
red ze schw. vermant.' 1560, B Turmb. Mit Gen. des
Gerundiums; s. u. Passiv gewendet. ,Der red namen
die liute war, des spottes wart geswigen gar.' Boner.
, Als der V. und B. mit einander kibeten von des banks
wegen als verr, dass ietweder den andern hies nit
war sagen, des wart da ze mal geswiget.' 1409, Z RB. ;
nach anderer Zeugenaussage: ,kybiten si wider en-
ander, dass erber lüt si hiessen sw.' .Nachdem [nach
einem Streit] der sach geschwigen ward.' 1437, ebd.
,Dass der dingen ganz geschwigen [werde].' 1531, BRef.
.Spreche des meitlins muoter: Lieber, wo ninipt man
also 100 guldinV ledoch wurde des handeis also ge-
schwigen.' 1541/3, Z Ehegericht. Mit Gen. P., vor Jmd
verstummen: ,C'um ergo silentium tenerent omnia ...
omnipotens sermo tuus doniine a regalibus sedibus
venit. In der werlte ist es zewirent also gestandin,
daz mines trehtines geswiget was under niennesgon ...
In der erestun stillin erkandon die mennesgen nieht
nieweder die sunde, die sie getan baten, noch den
lägstaten [!] tot, der uf in lag; vone diu swigin sin ...
Do sie do niunhundert jare gescribt haton nach der
geburte unseres herren. daz siu cliwome, do gesweig
aber unseres herren allez, daz an deme ertriche was.
Daz was diu andere stillin.' E. XII., Wack. 1876. Mit
Dat. P., Jmd die Antwort schuldig bleiben, ihm das
letzte Wort lassen; bes. verneint. Si hed-ere" nie
g'schwige", hat immer das letzte Wort haben. Nichts
gelten lassen wollen ZHed.; Yg].usen-geben 7 {Bd II 86).
D's Bäbeli hat ''em Jochem au"'' nüd g'schwige", und
es Züngli hät's schii" g'cha" w'e-n-es Rasiermässerli.
CStre/ff 1905 (GlM.). D'Padischier händ a"g'fange"
lache" [auf eine spöttische Bemerkung des Eisenbahn-
schaffners hin], aber ich han-em natürli''' aw'' nüd
g'schwige". ebd. 1909/10. .Rette der U.: Nun swig und
oucb bald! Rette der S.: Warum solt ich dir sw.? Ich
bin als gross und als lang, als du sigest.' 1455, Z RB.
,Antwurte C. [dem E.], er sölte schw., es gienge doch
inn nütz an; rette R., ob er im schw. sölt? Erwuste
einen kerzstock, wurffe den nach im.' 1487, ebd. ,Als
er [ein Schimpfender] von ettlicben gestöubt und im
das mul zum teil verbept gewessen, die dann seitint,
er sölt schw. und rücwig sin, er der D. were ein bider-
mann, hett A. gerett, warumb er einem dieben sölte
schw.' 1522, Z. ,[Ein Mann beklagt sich, seine Frau]
schwige im nüt, lüffe glych von im zur muoter.'
1530/3, Z Ehegericht. .[Einer, derseinePraugeschlagen,
gibt zur Begründung an] sie welle ihnie nid schw.'
1681, BGr. Chorgericht. .Einem nit ein(es) wort(es)
schw.' ,Sy sige ein böss wib und schwige im nu nit
eins Wortes.' 1528, Z Ehegericht. ,In summa so schwyge
sy imm nit ein wort, sunder fluoche imra und heisse
inn lügen.' 1530/3, ebd. ,Sy sygend ... etliche Mal
mit einandern uneins worden, wyl sy ein söllich un-
glückbaftig Wyb und ime nit ein Wort geschwigen.'
1606, Z. .Einem ding schw.'; s. Bd Vll 1644 o. Häufig
im Imji. [Knabe aus einer mit Kröpfen behafteten
Familie, auf einen Kropflosen deutend:] Mueter, lueg
dort de" Baghals! [Mutter:] Schicig du! Dank du
Gott, das' du alli Glidli hest! BoAa. (FAnd.). Schwig
VO" Dem, süsch ....' JReinb. 1904. S. noch Bd IV 178o.
(die 2. Var. auch Z); VIII 1330M. Schwig(-mer) aW"
e'"mol! Sch; Th. Schweg jez! AaF. lez schwig u"''
folg, siist muest i" d's Gitggisberg uehe"! Drohung an
ein unartiges Kind. Bärnd. 1911 (BU.). Jetz schwig,
süsch überchunsch Padösch! EBalmer 1923. Schwig
au''', red au''', de bringst Ei"'m ja ganz zum Zithüsli
üs! Am Änd aller Ände" weiss-me" amigs nüme', wa-
rne" stö" 'bliben ist. Messiko jimer 1910. Schwig ebe"!
Ausdr. der Verwunderung BLau. S. noch Bd IV 178o.
.Alsbald diser gesell dise red zuo im also hat getan,
do ward er zornig und gab im ein semlich antwurt:
Swig und luog, dass du zuo keinen ziten mir semlichs
niemer me zuomuotest! Stretl. Chr. ,Do stuond er
uf und sprach, der Zwingli war ein ketzer ... Do
sprach sin vatter: Schwig, du gulü' 1522, Abscu.
',Schwyg oder ich schlach dir alle viere ab.' 1541/3,
Z Ehegericht. .Trumraenschlaher Schlacht: Schwyga,
stilla, ir lieben fründ, und losend, was man üch
verkünd!' JMürer 1559. ,[Sein Knabe habe ihm einen
Markenfrevel mitgeteilt.] Do hab er zum knaben
grett: H6b s mul zämen und schwyg!' 1561, Z.
S. noch Bd IV934U.; Sp. 278o. Wiederholt. Schivig,
schwig! ... es chönnt's g'höre". SGfeller 1911. Schlug,
sch'-üg, sch"üg, sch"üg, oder t'* triffe"-di''' nii" Sei!
Nachahmung des Finkenschlages. Bärnd. 1911. Schwig,
schwig, schivig, i''' i''' will-der e" Chnlzerli gie"! Nach-
ahmung des Pfiffes eines roten Vogels. EStoll 1907
1783
Scliwag, schweg, schwi
cliwog, schwiig
1784
(ScHfiächl.). Es isch c" Häx im Chämmerli, die brüelet
Oar gottsjämmerli''' . Schwig, schwig, schwig, ich hou"e"-
tiir mit dem Schit! KL. (B); s. noch Bd VIII 1760M.
(i'ine Var. KL. 89). .Scbwyg, schwyg. wir weiid von
liinnen flie[u].' Samson 1558. S. noch Sp. 1775o. Mit
Inf., aufhören zu ... B; Sch; S; 7j. Schwig müh",
schimpfe'! Sih. Schwig brüele"! JEeinh. 1907. Schwig
brüelcn uff der Stell! Stütz, Gem. Schwig singe", Hans
Jörr, und heb d'Gosche' zue! ebd. Schwig lache", Vre"!
ebd. Schwig, schrcig jets doch e'"möl frage"! ehi. Aber,
Miietti, schwig de'weg rede"! FEbers. 1905. Schwig
flueche"! Vetter Jakob 1892. S. noch Bd VI 547M.;
VII 128811. 1330 (sürmen). ,Uaruff rette er zuo im
[ein Fischer zu einem marktenden Käufer], er solle
schw. clapren und solle da dannen gan.' 1471, Z RB.
,Nunn schwig so fräffenlich reden!' Haimonsk. 1531.
,Sy ... fienge hiemit an weinen; er aber spreche:
Schwyg weinen!' 1541/3, Z Ehegericht. , Schwig
lougnen!' 1571, Z. ,Schwig weinen und bis trostlich
und zuofiiden!' HBi'll. 1572. TI'Vi" icend schw. vo
dem Handel reden. Gespr. 1712. .Schweig heulen.'
Wettinger Schausp. 1758. In der ä. Spr. auch mit
Gen. des Gerundiums (vgl. o.): .Lieber, swig liegens!
ich slach dich anders uf das mul.' 1450, Z RB. Insbes.
a) aufhören zu weinen, von Kindern Aa; Ap; Bs; B;
Gr; Scb; Th; Nnw; Z; vgl. schweigen laa (Sp. 17731.).
's Chindli wo't nid schto. .[Das Wiegen] gehört ... zu
den mehr und mehr verpönten Mitteln, das Kind mache"
z'schw. u"' z'schläffe".^ BSrnd. 1914. i's iro't e" Frau
i"'s Wirtshüs gä" und ire" Ma"" wo't au'^ mit gä": Ach,
Ma"", du muest deheime" Mibe", muest mache", dass
die Chinder schwige" [usw.]. KL. (ZStall.). S. nocli
brieggen (lidV531u.). Wiegenlieder. Eie popeie, de''
Bappen isch guet, we""-nie" brav Zuclcer und Zimet
dra" tuet; Zucker und Zimet und Fige" mache"d mV
Chindli z'schw. TnEr. (KL.), dann cha"" mi"s Chindli
guet schto. ZStdt; eine weitere Var. bei ESuter 1915, 6.
Öpfeli Birli Öpfeli dick, schlaf, »li" Chüngeli, nie-me"-
di'*" Uit : Öpfeli Bire" Fige", jetz will mi" Chüngeli
schiv. KL. (AAZein.). Soli sali, Chindli, schwig und
schlaf, ond di Mueter isch i"'s Dorf[asvi.]. ebd. (ApL).
Poppi söli schwigi, ich choufe" dir es Gieß und es NienC-
wegeli und es guldigs Nüteli : Poppii söli schwigi. ebd.
(Gr.\.); ähnlich GRGrüsch. Nunni wageli biitihe, liu'J,
der Atti chunnt jetz de"", bringt-der Güetzi und Leb-
chueche" : schwig, du cha"sch [s'J de"" o""* versueche".
ebd. (BMünch.). Nunni nunni Wiege"strow, schirigti
d's Chind, so schliefi d'Frow. ebd. (BOberried). — ß) auf-
hören zu bellen, von Hunden; vgl. schweigen la-{
(Sp. 1777/8). [A.;] Ja, bell nume" recht, Pudi, lüt, lüt!
[B.:] Maehne" z'schw.! OvGreyerz 1911. ,üer ainem
bellenden hund tröwet, der raizet in ze biszent, gieng
er aber für sich und kerte sich an des hundes bellen
nit oder grynnen, der hund liez dester e ab und swig,'
ZrcHispiEOEL 1425. — y) mit Bez. auf Klänge, Ge-
räusche übli. Nicht tönen B (Zyro). ,Der See mochte
brüelen oder schw.' Bärnd. 1922 (BTwann). — b) will
schw., für die Eedefigur der prsteritio, geschweige
(denn) ZStall.; Syn. ver-, ge-schw. — 2. tr.. Etw. ver-
schweigen, bei sich behalten. , Schwig Mühe und Leid,
frage nicht nach Neid', alte Platteninschrift. AfV. (B).
,Das S. merenmals von win überladen und dadurch
unniäsig und bewegt werde allerlei zuo reden, das
besser were gcswigcn.' 1495, Z RM. ,l>ass nun hin-
füro alles Schweren [l'Muchen] ... weder zu Schimpf
und Ernst nit mehr geprucht, sondern geschwigen und
vermieden bliben [soll].' GWil Mand. 1040. ,l)ein
Weib, it sie nur fromm, lass immer Etwas sagen; Nichts
schweigen ist nicht guet, noch ärger Nichts vertragen.'
Cato 1048. — 3. in der Verbindung (d'Js Mül schw.,
= d's Mül g'schweige" (Sp. 1777 M). Es het-mer g'seit,
i'* soll 's M. schw. FMu. Schwig di"s M.! BTwann
(Bärnd. 1922). Entsprechend: lez schüget d's G'fres'!
FJ., Plaff. — Schwige° (bzw. -I'-) I n.: wie nhd.
Schweigen. ,Zuni manierlig Esse" gehört bei Bauern-
kindern dasiSc7j«'.' Bärnp. 1914. Mit Schw. Niemand [!J
ßle" cha"" 7t (Spillmann). Mit Schw. verredt-mu" sich
nit BSi.; ältere Belege Bd VI 505. S. noch Sp. 1254o.
,lst es, daz zwen ainsidel bi enander sint ... so sol
under inen sin ain einziges sw.. grosse ruow und vol-
komen minn.' Waldreoel 1425. ,l)arunib dann raengk-
lichem hiemit wird ein ewig schw. uffgelegt.' 1550,
W; dafür .gschwiggen'. W Blätter 1 334 (wohl nach
jüngerer Abschr.). ,Mit schweigen nit dergleichen tuen,
dissimularealiquidsilentio.'FRis.;MAL. — schwigend.
in GBern. schwige"t: wie nhd. schweigend. Eme" schw-e"
Mül würd nid (nie) g'holfe" GrPt., ist nöd z'hei;lß"d
GBern.; vg\.ge-schwigen. ,Wir [die Einsiedler, Bischöfe
usw.] sond och alle tag swigent bredien mit senftera
muot;denn bredientwirswigent, so wir andern menschen
ain form wol ze lebent bietent.' Waldregel 1425.
.Schweigende, tacens.' Mal. Uneig. : ,Conticinium, in-
tempesta, swigendi naht.' Voc. opt. — g*-schwige°:
a) pass., was verschwiegen wird. ,Tacitus, geschw., das
ist ungemält, von dem man ganz schweigt und nichts
redt.' Fris. — b) akt., schweigend, verschwiegen. Das
iste" (?'6c/j«i'iV/Mt GRFid., Jen.(Tsch.). Amme" g'schwigne"
Mül ward nid g'holfe", wer sich nicht wehrt (rührt),
bekommt Nichts, kommt zu kurz GfiChur (B.); vgl.
schwigend, ver-schiiigen. ,Tacitus, still, geschw., ver-
schwigen, der nit ein wort .sagt.' Fris.
Alui. eici^jen swVb, mhd. strujen stswVb; vgl. Gr. WB. IX
2423/31 ; IV 1. 3993/4 (.geschwiegen') ; Martiu-Lienh. II 522 ;
ChSchiniilt 1901, 318 (in Bed. 2); Fischer V 1262/3; Wander
IV 434/46. Die weite Verbreitung der Vok.-ilkürze im Prffis.
beruht zT. auf Verallgemeinerung der Kürze iu der 2. Sg.Inip., wo
sie sich aus dem Silbenakzent erklärt: vgl. die Anni. zu hören
(Bd 11 1573). Der Kond. schicü'gg in UUrs. zeigt Anschluss an
die Vben der 2. Ablautsreihe auf grund des Zsfalls iiu Pries.
(BSG. I V 82) ; vgl. Uub zu hliheu (Bd V 4). Die st. Flexion dringt
unter dem Einfluss der Schriftspr. vor; imtnerhin erscheint st.
Ptc. schon in uusern ältesten Belegen, so bes. in der Verbindung
mit .sin' (s.o.). lu den ä. Belegen lässt es sich zT. auch auf
i/ti-schioiyen (s. d.) beziehen. Nachstehend noch einige ä. Formen :
Kond. .schwigete, -i'. 1516. Z; 1547, ebd.; Ptc. ,g(e)schwiget'.
1530/3, Z Ehegericht; 1661, Z; Hochreutiner 1663/4. Zur
Fügung mit dem Inf. vgl. die analoge bei (u/-)hbren, aufhören,
zB. : Hör (üf) briitlt" .' usw. Zu 3 vgl. ye-suhieigen 3.
Ter-: 1. a) tr., wie nhd. verschweigen Aa; B; Gr;
P.Al. (,conservar il segreto.' Giord.); Sch; Tu; Z; doch
nicht überall volkst. Syn. schwigen 2. Spez., Fehler
einer Ware nicht angeben, wie man sollte, sie verheim-
lichen B (Zyro). , Verschweigen, nit ein wort sagen,
re-, obticere, continere, attacere, contegere.' Fris.;
Mal. Oppis v. Si cha""'s halt nid v. SchR. Tätsch-
futt uf der Gige" mag kei" Wort v., wird einer Klatsch-
base gesungen BLau. Du bist e" liebi, giieti Ane" g'si"
... wenn [du] aw'' e" Bitz es g'schliffe's Müli g'hä"
hest: Das darf-i''' nit v. JJörger 1920. S. noch ge-
schissen (Bd VIII 1333M.). ,Ez ensol ouch enhein vrowe
baden in dcheinr batstuben waml an der mitwnchen
in Ritzmans . . . und sol ouch dez selben tages enhein
1785
Scliwag, schweg, schwig. scliwog, schwiig
man bi inen baden . . . Wer aber, das der bader darüber
dehein man bati ald dehein verswigte, da muest er
den einung vür in geben.' iL RB. ,[Bei der Wahl des
Zunftmeisters] süln danne dieselben drie ieclichen
sunderlicli einen nach dem andern ... heissen sagen
bi dem eide ... und ouch das bi dem selben eide ver-
swigen si, wer in zeinem Zunftmeister unserm ant-
werche aller nutzberst ... duuke.' 1336, Z (Zunftordn.
der Schmiede). , Sunderlich man sol vrouwen witze
brneven daran, wel vrouwe wol versw. kan heimlich
ding; wan das ist wider vrouwen nature.' Sohachzabelb.
,Wie wol si bisshar järlich gebichtet, so hab si doch
alwegen disen artikel verscbwiget.' Ansh. ,Ich wird
nichts V., das ich wüsse, nihil reticebo quod sciam.'
Fris.; Mal. .Seinen kumber v,, dolorem continerc
Mal.; Weiteres ebd. 430 c, ferner Sp. 1781 o.
,A. [habe] im daruf 5 batzen geben, das ers. [einen
Diebstahl] nit von im sage, sonders im helfe v.' 1571,
Z RM. ,Die examinatores [sollen] die fürschläg by
iren eiden v.' 1585, ebd. Ein Lehen ,v.'; vgl. rer-
schwigen 2a. ,Wer der were, der iitzit verswige der
güetern, so er ze zinse slahen sölte, und sich das be-
funde, die verswignen güeter sullent dem ze rechter
pena umb die untrüwe der herschaft sin verfallen.'
1389, BoSi. Rq. 1912. .[Z gibt dem Kloster StBlasien
das Lehen Lufingen wieder] doch mit heiterm anhang
und Vorbehalt, diewyl bis inn die vierzig ald fünfzig
jar das obgedacht lechen ... verschwigen, durch einen
trager nie empfangen und also zevil wider lechens
recht unerlydenlicher gestalt gehandlet worden syge,
so solle ein abt und convent zuo Sant Bläsy zuo Lufingen
unz an das bluot zerichteu verwürkt ... haben.' 1539,
Z. ,Den rät v.' uä. : .Dieselben newen erkiesten rate
und ein stattschreiber mit inen scliweren ... den rat
zuo verschweigen, der zuo verschweigen ist.' um 1435.
AALauf. StB.; ähnlich um 1480, AaK. StR. 49 (,einen
ratt ze v.'); um 1480, AaZoF. StR. 168/9 (,einen rat
ze verschwigend'; dafür: .alles, so gret und geratten
wirt. ze v.' 1529; .einen Rat und was ze verbalen ist,
ze V.' 1604; s. ebd. '206. 255); 1530, AARh. StR. '204/5.
'214 (,den rat biss in den tod ze verächwigend'); s. noch
8p. 241 M. (XVII., AARh. StR.). Neben Synn. .Wele'
unser bnrger ... buntuust machte ald weler das ver-
swige und nnt vürbrechte, der sol ... meineidig sin.'
1343, L Ratsbeschl. .Wer ... die selben versessnen
zins nnt sait und verschwigt ...' 1529, Ap LB. .[Der
Amtmann von GStJoh. soll] alles, was in ratswyss ge-
handlet, sin wyl und lebentag v. und nit zuo [!] melden,
was joch zuo V. ist.' 1558. GT. Rq. 190ö (jüngerer Zu-
satz). .Er kondt oder niocht sein fröud nit verbergen
oder V., tacitum continere gaudium non poterat.' Fris.;
Mal. .[N. hat] ime zuo underpfand ingesetzt . . . syn
huss und hofstatt und aber nit meer dann 600 pfund
daruflf gezeiget, sonder 400 pf. daruff verschwigen und
verhalten.- 1574, Z RB. S. noch Bd VII 964o.; Sp. 443u.
Refl. (in pass. S.): ,Es sind drü ding, die sich kümmer-
lich V. mögend', nämlich Husten, Krätze, Liebe.
Morgant 1530; se peuvent celer. Ei'^vi Öppis v. Und
's Annali gab gern zeh'" Pfxmd, wenn-im das Liedli
Niemer sung; si mögen-im's nid v. L Volkslied. ,Dis
[eine während seiner Amtszeit eingegangene Zahlung]
hat mir verswigen der vorgenand von L. und sol micli
[seinen Amtsnachfolger] noch davon entwarfen.' 1330.
L. ,Wann der güetern, so in der von Keiserstuol
eefaden gelegen, gegen personen, so usserthalb irer
statt gericht ... gesessen, verkouft, kouft oder anderer
gestalt verendert werden und einandern die stür, so
sy, die von Keiserstuol, jerlich inzüchen ... daruf
verschwigen und nit anzeigen und aber sölliche ver-
schwygung darnach erfunden wurde, so sollen die
selbigen, so sölliche stür verschwigen .... umb dry-
facbe buoss gestraft werden.' 1545, AaK. StR.; ähn-
lich 1560, ebd. 106. Mit Gen. S.: ,Sin [die Engel]
sungin gnadigliche hone voluntatis, daz kit guotin willin.
Daz siu virswicton guotir werke, daz was dannan von,
wan der mennesge hat genuog an deme guotin willin
vor Gotis ougon.' E. XII., Wack. 1876. — b) ver-
schici'ge" bzw. -V- AaF.; B, so Aarw. (Bärnd. 1925),
E. (bei Gotth. auch fürschtci'ge"). S.; GlK., M.; I,
(seltener als -c'-); GSev., W.; Z, so 0. (in Pfäff. aucli
-schtci'gi). -schwige" (aus -i- oder alte Kurze) Sch. so
R., Schi.; Tu, so Hw., Isl., Mü.; ZWl., -schwi-ge" (alte
Kürze) Aa It H.; B.Aarw. (Bärnd. 1925); L f-e'-J; GT.;
Ndw (Matthys), rerschtci'ge's Ap (auch It T.), wie
nhd. geschweige (denn), bes. nach negativem Satz
(= noch viel weniger), doch auch nach positivem (= nm
wie viel mehr, vollends); vgl. die Synn. schivigen Ib,
ge-schuigen 2b, sowie ver-gessen 3 (Bd II 454). ,Ver-
schwige's Der, geschweige Dessen' Ap (T.). !''• mag
nid ei" Bire" g'essc, v. dri Ndw (Matthys). St cha'"
nid e"'möl e' Kaffi mache", v. e" Siqipe" SchR. Du
verstäst die l'nchti''g nid e'"mö!, v. das' d'im Stand
wärist, so eini selber z'mache" ThIsI. .Sie hätten noch
nie vomene" Sellige" g'hört, v. e° Sellige° g'seh°.'
Gotth. V; ,geschweige denn'. 1848. Es hat ebig mängs
Töiisli [Wasser] 'brücht für 's Tole'chessi dei", v. für
d' Zuber und d'Ständli. Messikommer 1910. Du wirst
ja fuchswild, wä"'-me'' nu" schribt, v. wä"''-me'' redt.
CStkeipf 1899. S. noch Bd VI 1261 M.; VII 708M. 805
(Lü^-SalbJ; 8p. 168 u. (Gotth.; ,färschwyge'). 894 u.
V. defnnj Aa; B; G; Sch; SchwE.; Th; Z und weiter-
hin. De"^ Steg chund fca'" Handuägili me träge", v.
denn so-n-en schwäre" ChaVe" ScnSchl. De' Tüfel . . .
brächt Nüt so z'weg, v. dann en Mensch. Stütz, Gem.
Es arms Mandli, wo's nid vermag e" Geiss z'zalt",
V. de"" Stiere. Loosli 1910. ,Er könne kaum das
'Druckte mehr, v. de"» das G'schriebne.' Gotth. I;
.geschweige denn.' 1850. .Nicht nur 3 Kronen täte
ich geben, was bereits draussen ist [au Auskehricht],
verschweige dann, was noch drinnen ist.' ebd. XIX.
S. noch Bd VII 1005 0. (wo ierschwige"s zu lesen). Nach
positivem Satz; 's ist Fasnachtzit : di Alte" tuend ja
pudelnär'sch, eh, r. da"" dijungt" Lüt SchwE. (Ochsner).
Wie V.; s. Bd VI 1415 u. (Dan.). — 2. verstummen.
,[NN. haben] uns zum höchsten angelaugt ... von den
3 edicten abzuostan ... dann inen dardurch alte schand
widrum ernüwert und fnrkomen wurde das, so aber
schon erlägen und verschwigen were.' 1538/40, Z Ebe-
gericht. — • ver-schwige° 1. abs.; s. ßed. 1 b mit
Anni. — 2. Adj. a) in pass. S., verschwiegen, geheim.
,V., heimlich, etwas heimlichs, das man v. wil sein,
tacitum.' Fris.; Mal. ,V. hüben.' ,Sy ... weite gern,
das disere sach v. blibe.' 1579, Z Ehegericht. ,Wie aber
andere Regenten zu Cizers in der catholischen Kirchen
sich verhalten, das bleibt an seinem Ort verschweigen [!].'
.\nhorn 1603/29. S. noch Bd VIII 582o. ,Etw.v. halten,
lassen.' .Die sach stil und v. zuo halten, damit syn jung-
frouw ... das nit innen wurde.' 1538/40, Z Eliegericht.
.Es sollend ouch die wechter ... schweren, alles, so
im schloss gehandlet und gerctt wirt, das sy dasselbig
1787
Schwag, scliweg, scliwis, schwog, sclnvug
1788
nit witer wellind bringen noch usstiagen, besonders
in geheim hüben und verschwygen lassen.' 1539, Aa
r.q. 1922 (AaL.). Attrib. ,Als aber uff ein zyt ...
Stoufacker zuo Ury umhzoeh uff dem markt mit einem
leeren sack ... der Wilhelm Täll bod dem St. band,
fragt in. was sin gwerb und anligen wer ... Der St.
antwort, er koufte gern trüw und tapferkeit, versch wigne
worheit und desglichen.' CSüter 1549. ,Mcestitia tacita,
heimlicher kumber, v. leid; timor tacitus, verschwigne
forcht, die einen schweigen macht,' Fris. In der
Rechtsspr. ,V. guot.' ,Wär der ist, der deheinerley
guot in unser statt oder darus füeret und bi sinem
cido sprichet, daz des guotes, so er je dann füeret,
nicht mer sie dann so vil, als er seit, das es sie, und
sich aber darüber vindet. das des selben guots mer ist ...
und also gemeiner statt ir ungelt damit verseif wirt,
dem sol man das selb versw. guot ... nemen.' 1412,
Z StB. S. auch Sp. 1785 M. (1389, BoSi.). ,V. leben'; s.
Bd III l'237o. und vgl. Sag. RG. I 679. ,1m span
zwüschen minen herren von Zürich und herren abt
von Sant Gallen, als jeder teil meint, Altenlandenberg
were von im leben, [kommt es zu der Einigung] das
min herr von Sant Gallen Altenlandenberg zuo lihen
haben und doch sin gnad GvLandenberg lihen und
deshalb einich beswärd uff inn leggen, als ob es ein
versw. leben sin solle.' 1506, Z RM. ,Diewil S. vor-
malen minen herren füigeben hab, das der hoff' ...
mit aller zuogehörd zum Überhoff gehöre und ein v.
leben were, und aber sich jetz ... erflndt, daz söllich
guot nit ein v. lechen, sunders für fry lidig eigen ver-
koft worden sy. das alsdann ... dem S. söllich guot
abkennt sin soll.' 1513, ebd. S. noch Sp. 448o. ,V-er
brief': ,So sy dann vermeinend, das N. irem [!] vatter
seligen dises huses halber mit einem verschwignen
brief ingefüert habe, mögend sy inn darumb recht-
lichen besuochen.' 1582, Z RM. ,V-e rechtung'; s. Bd VI
314 M. ,V-e urteil', geheimes Urteil: ,Myne herren ...
haben [in einer ehegerichtlichen Streitsache] zuo
einer verschwignen urteil erkennt, dem undervogt ze
schryben, das er 0. und CEberharten und ouch der
frowen uff einen ernämpten tag für eegricht ze kommen
gebieten welle.' um 1544, Z Ehegericht. Im Ver-
nchwigne', im Geheimen LE.; Syn. ver-schmaueht c
(Sp. 843). — b) in akt. S., verschwiegen, schweigsam
Aa; Ar; Bs; B (Zyro); Gl; GsNuf.; L; G; Sch; Tu; Ndw
(Matthy>); Z und weiterhin. ,V., der wol schweigen
mag, v-s dings, taciturnus. tacitus, dissiraulator.' Fris.;
Mal. .Furchte Gott und sei verschwiegen; was nicht
dein ist, lasse liegen!' Platteninschr. B. S. noch Bd VI
1002o. {FWyssl61'i);still-schwigend. V.si"teied'sGrah
B (Zyro), tcie-n-e" Grab ScnR. ,V. wie ein Leghuhn';
s. Bd II 1374. ,Er ist v. wie eine Leghenne, frcenum
lingua eins non habet, nescit commissa tacere.' Mev.
1692. Attrib. ,Verschwigner mensch, alti et egregii
silentii liomo, arcanus homo.' Fris.; Mal. V-s Mitl;
s. Bd VIII 1638o. Dem verschwigne" Mül wird niid
g'htdfe" Gl; vgl. ge-schwigen b. Der r. Sundig, der
sog. stille Sonntag (2. Sonntag vor Ostern, 1. Passions-
sonntag) L (JLBrandst.); vgl. auch die Anm. zu mi-
be-hügt (Bd II 1089); Syn. de'' verborgnig Suntig (AaF.).
— un-: 1. Gegs. zum Vor. 2a. ,U-e rgchtung'; s. Bd VI
314M. — 2. Gegs. zum Vor. 2b. ,Vrouwen unverswigen
sint.' ScHAClIZAIiELB. ■ — Xhä.ßrBwUjen, inhd. reis it!</cji in
Beil. '2a; vgl. Ci-.WB. XIII, 1195/1'200; llartin-T.ienli. II
,i'22/3 (in Bed.ili); Fischöl- II 1326 (in Bei. 1 a und 2). IV,-
arhiolge" unter 1 b ist gekürzt aus ich v. FerscAwt'f/e"« (auch
bei Gr. WB. aaO. 1200 unter 4) ist dem syn. j'seiiMje"« nach-
gebildet; s. die Anm. zu ge-schotgen. Der Vokal I* beruht auf
partizipialer Auffassung, die auch da herrscht, wo gekürztes
i mit altem J lautges. zsgefallen ist (so in ThHw.). FUrschtci'ge''
erklärt sich wohl durch Kreuzung mit ßir z'gchwi'ge", um zu
schweigen; vgl. Bd I 913 und ye-schw.Sb^, (einer furg'schieige'
bei Martin-Lienh. aaO. Wie rerschwige" durch Mischiiug mit
ici'e ri7 me? — V e r - s c h w ig e ° h e i t f.: wie nhd. Ver-
schwiegenheit; doch nicht volkst. ,Die v., wenn ein
person wenig oder gar nichts redt oder das man iren
sagt, heimlich halt und verschweigt, taciturnitas, reti-
centia.' Fris.; Mal.; auch bei "Denzl. 1666/1716. —
ver-schwigenlich. , Versch w igen lieh, versch weigen-
lich, tacite, clanculum.' Fris.; Mal. Stillschweigend,
ohne besondere Erwähnung (Syn. still-schivigend): ,ln-
gefnerte hab in das bestellt hus ist v. verpfent [Über-
schr.]. Welcher ein hus und gesess unib jerlich gelt
bestellt, was er von liusrat oder andern varenden hab
darin füert, das ist dem ienen, der das verliehen hat,
umb den huszins und allen schadfaal und abgang v.
verpfendt.' 1530, AARh. StR. (im Folg. noch öfter);
erneuert 1616. — Spätmhd. remwigaihchen; vgl. Gr. WB.
XII I, 1200. 121.5, zur Form mit , ei' (<t) Wilmanus II 480/1.
— Ver-schwiger m.: wie nhd. Verschweiger. ,Ein
meineider V. der Warheit.' Schw Prozess 1708. —
Ver-sch wigung f.: wie nhd. Verschweigung. , Ver-
schweigung, obticentia; ein treüwe v., da sich einer
hüetet, nichts heimliches zesagen oder zuo offnen, fidele
silentium.' Fris.; Mal.; auch bei Denzler 1666/1716.
,üass Keiner darinnen [in Steuererklärungen] Geferden
und sonderbahre faltsche Verschweigungen tun [solle].'
1721, AAZof. StR.; wiederholt. S. noch Sp. 1786o. -
Spätmhd. rnsmgrDige: vgl. Gr. WB. XIII, 1200.
g'-: VI esenü. = schwlgen la. I. verstummen; Syn.
ver-schw. 2. ,Daruff [auf eine Bemerkung des ,amraan8']
burgerraaister von Watt redt: herr amman, luogend,
was ir redend. Sölichs ... wirt sich mit warhait nitt
erfinden. Geschwaig er und redt kain wort mer daruff.'
Kessl. ,lmmutescere, erstunen (.erstummen.' 1568),
geschweigen; flnem facere sermoni, ein end machen
zereden, geschw.' Fris. 1541; , schweigen.' 1568. ,Conti-
cere, erstillen, geschw., stillschwygen, ein stille machen.'
ebd. 1541/68. , Geschw.. consilere, -silescere. -ticere.'
Fris.; Mal. Mit Gen. P.; s. Sp. 1781 u. — 2. a) sich
schweigend verhalten ; vom Vor. nicht scharf zu trennen.
.Der nie gesweig und nie gsas, dem wart zuo letst
ettwas; der hund doch so lang billt, bis man im sin
dienst vergilt.' JLenz um 1500. , Einem still(e) g.'; s.
unter still-schiv. Von Etw. niclit sprechen, es ver-
schweigen. ,Dass sy [die Geistlichen] die heiligen
evangelien und der apostel epistlen glychförmig nach
dem geist Gottes und rechter göttlicher geschrift
predigen ... und was ander zuofellig nüwerung- und
Satzungen geschw. söllent.' 1524, äbsoh. (Z). Mit Gen.
,So ich zuo u[wer] gn[aden] (kom), wird ich dieselb
vil Sachen berichten,, deren ich im besten geswig.'
1489, QSG. (F Brief). .Soll unser hott, ob glich wol
andere hotten ditz artigkels geschw. weiten, an gemein
Eidtgnossen begeren ...' 1524, B Ref. , Darumb nun
gschwigend diser sachen.' Rdef 1539. ,Zuin dritten
so hat er ... unsern kurz abgangnen burgermeister ...
mit ganz groben Worten, deren wir jetz geschw. weitend,
veniicht.' 1553, ScnSt. , Eines dings geschweigen,
silentio transmittere; das gesatz gschwygt desse, denkt
1789
Scliwag, scliweg, scliwig, scliwog, schwug
1790
sy" lüt, sagt nüt darvoii, noii appellantur \\xc in lege.'
Pbis.; Mal. ,Eiii fünienier man, dessen namen icli
gern gschwig.' J Haller 15.50/73. ,Daa vermeint yeiler-
man, er werdi sieh mit n'ielit entsclmldigen und ab
der unbil der synen klagen. So gescliwygt er desselben
alles.' 1505, Brief (JFabricius). ,Tacere rem, eines
Dings geschweigen.' Denzl. Itiüö. .[Beide Streitteile
sollen] in das Künftige desgschw.' 16ti7, Eins Chorger.
,Wann das Lachsnen und Segnen ein ... zur Heilung
der Krankheiten so notwendiges Ding were, wie könte
dir das Wort Gottes desselben geschweigen y- JMey.
1Ü94. Mit Gen. P., Jmd (mit Stillschweigen) über-
gehen. ,Der phaffeu sol man ze den reisen gesw., wan
es nüt ir ordens ist noch anhört.' 13'28, AALaut'. StK.
,Üas Gut an dem iungsten gericht aller mavter und
aller beigen wirt geschw. und wirt uns dise tochter
[die hl. Pelagia] fürstellen zuo einem bild.' XV.. ZRbein.
Predigt. ,Einsi geschweigen und seinen nit gedenken,
tramittere aliquem silentio.' Fris.; Mal. ,Sie [die
Quacksalber] zeigen wol etliche an, welchen sie ge-
holtl'en, aber viler anderen, so sie verderbt und be-
trogen, geschweigen sie.' HPant. 1578. , Einer rede
g.' uä., sie ungesprochen lassen, unterdrücken. ,Geswig
Jiner wortten!' 1484, Z RB. ,Das er hinfür sinen mund
bas meistere und solliclier schwärer reden geschwige.'
1523/6, ebd. ,Das hinfur niengclich ... sich solcher
und der glichen schmachworten, ouch schmützreden
müessige, deren ganz und gar gschweig.' 1525, Bs Ref.
(Abschr.). ,Der werten geswig, dann du wirst gewüss
darumb gestraft.' 1529, B Ref. .Mitto maledicta omnia,
ich lass alle schältwort ligen, ich gescliweig aller schält-
worten.' Fris. 1541/(58. ,(Jschwyg deren wort, die du
hie bracht.' Fi'nk. 1552. ,Obwoln sy beid iro [einer
Schimpfenden] zuegsprochen, der Worten z gschw. und
die N. widerumb zu entschlachen, hab sy es doch nit
tuen wellen.' 1628, Z. ^ b) insbes. für die Redeform
der prteteritio. a) in Fügungen mit der 1. Sg. (auch
PI.) oder daraus umgebildet. ,Ich geschweig, ne dicam,
ut prieteream, ut taceam.' Mal. Mit Gen. , Ich gschweig
des Neronis, ich wil von Nerone nichts sagen, transeo
Neronem.' Fris.; Mal. ,Ich geschwygietz des, dass
weder Zwingli noch Oecolampadi die wort significat
und figurat zum ersten erdacht habend.' HBull. 1532
(V.). ,lch geschwyg jetzund der schnöden und un-
luätigen krankheiten.' Gdaltu. 1584. ,[Was über die
Bändner] in oft'nem Trutk vorhanden, das haben ein
gueter Teil ilirer Feinden in die Fäder gebracht ...
Ich geschweige jetzund Deren, die diser Nation gar
keine Erfarung ... gehabt.' Guler 1616. S. noch Bd VI
138u. Mit , wellen'. ,Das alenfanzet Struss so fräfen-
lich mit so offner schmaach der warheit, ich wil myn
geschw., daz mich schier dünken wil, es sye nit ein
Struss, sunder ein giigger.' Zwingli. .Wie kann und
mag das iemer verantwurt werden, dann dass sölichs
uns zuo Schmach ... ouch zuo abbruch des landfridens
... gescheche, beseche man den ersten ... und fünf-
zechenden artikel des landsfridens; wir wellent der
pündten geschw., ob denen gelept syge oder nit.' 1531,
Abscii. ,Des Zigers wil ich gschwcigen, an wenig Brodt
hat es kein Noht.' 1633, Lied. Mit von: Wo [wie in
Italien] d'Berg>i Für üsspeue" ...da täl-mi''' d's Heimet
reue» ... Will g. vo" de" Wiber dert. B Hink. Bot 1859.
Mit abh. Satz; s. Bd II 14 M. (Wurstisen 1779). Über-
gehend in die steigernde Bed. von ver-sclmngen Ib
(Sp. 1786): irillg'schwige"(h-i.vi.-t'-) Aa; Bs; B, so Lau.;
Gu'J'.(Dial.); ZO. und ItUsteri 1853, «/'«cÄwt^e" (bzw. -i'-)
Av; Bs; B, g'schwi'ge" Aa It IL; Nuw (Mattliys, seltener
als verschwiege"), g'schivige"s Av (-i'-J, -i"s SchwE.; in
der ä. Spr. oft noch mit ausgedrücktem Subjektspron.
A. noch mit Gen. ,Ist erschrockenlich nur zu hören,
will gsächens gschweigen.' RCvs. ,[Des Müiizmeisters
Unkosten, die] sich dan nit nur uff' ein hundert oder
tusentGuldi belaufend, darzu obige 59 Centner Kupfer
sich allein in die 2300 Fl. erstreckend ... geschwigen
des übrigen namhaften Verlags an Kohlen, Holz [usw.].'
1652, Z. Mit Akk.: ,Die werk der glichsneri ... die
si [gewisse Chorherren] gebrucht band, sind straks
wider Gottgsin, wie am tag ligt, geschwigen den üppigen
wandel und des lichtfertigen lebens, das si gefüert
liand.' Vad. Mit abh. Satz. H''i'W 3., das' ..., geschweige
denn, dass ...' Aa (H.). ,Was si [die Feinde] vorhin
hatten gelassen, das wart da alles verderbt, das doch
den unglöubigen zuo vil were gewesen, ich geswigen,
das ein christenmensch dem andern das tuen sol.'
DSoHiLL, B. ,Wiewol nu die unsern von statt und land
vast beladen . . . wir geswigen, das der fürgenomen züg
... weder zuo frid noch sust fruchtbar ist, nit dest
minder [haben wir euerm Gesuch um Truppenhilfe ent-
sprochen].' 1499, B an F. ,Ist uns sollichs in unser
gedank nie khonimen, wir geschwigen, dass wirs sollen
fürgenommen haben.' 1528, BRef. ,l)as sölich kernen-
gülten ... dem armen man ... zuo höchstem schaden
uml verderben reichend, geschwigen das die ungöt-
lich und unzimlicli sind.' 1545, Z RB. , Wo Verbesserung
des lebens der bekantnus des gloubens nit nach gat,
da wirt ... des bestellten oder angedingten fürpitts
schlechter geniess sein, geschweigen dass(unserm urteil
nach) der mönchen oder coenobiter ouch grosser fäl
ist, zum teil dass si ir lopgsang und fürpitt vermieten
lassend.' Vad. ,Dass kein maier so kunstreich ye ge-
wesen ... der nun eins fäderlin dem weisen Gott gleich
malen und anstreichen, ich wil gschw., dass ers im
erst mit dem ganzen vogel zuotuon . . . könne.' Voüelb.
1557. ,[Dass N. seinen Mitarbeitern Lohn entzogen
habe] könte er ouch mit Warheit nit sagen, geschwygen'
dass er ihne desswegen solte einen Dieben gescholten
liaben.' 1639, Z. S. noch Sp. 105u. Mit verschobener
Satzgliederung, in konjunktioneller Verwendung. Meist
nach negativem Satz. Er hat nie kei" Tie [Tee] 'trü'he",
will g. Tokterzüg BLau. Du hest-mer no''' nie l;e"mol
en Bogg, will g. en g'mestft] Chalb g'ge", Obers, von
Luc. 15, 29. DiAL. (GuT.). Keine'' lourd z'friden au'*
si", will g. glücklig derwege". MEV.-Mer. 1857. I'=''mag
nid ei" Bire" g'esse", g. dri Ndw (Mattiiys). Am Bode"
sig uf-ere" Brütschi e" Mansch g'lege" .. . Me" heb nit
g'seh", lebt-er no''' oder isch-er scho" g'storbe", g. üb
das der Traugott sig. Nationalztg 1919 (BsSiss.). Die
änderst Chäsere"leitere" ... wo d'Lüt chüm lär, g. mid
¥erte" uf ''em Rugge" ufe" und appe" g'chletteret sind.
LiENERT 1891. ,Möclit ich doch nit lyden, dass einer
der allerkleinsten Christi dardurch [durch eine Schmäh-
schrift] gelästret und verärgret wurd, ich geschwyg
die ganz leer Christi.' Zwingli. ,Dass die artikel des
gloubens ... nit erlyden mögend, dass er [Christus]
von synentwegen hie lyblich sye, wir geschwygend
geessen werde.' ebd. .Niemants dorft nun darwider
gedenken, ich gschwyg reden.' ZBib. 1531. ,Kein böser
grund gbirt iiimer guoter frucht, obglich wol guoter
sam darin gsäit wurd ... ich gschwig, so eben der
sam ... fuul und bös ist.' Salat, Ref.-C'hr. .Alles ist
1701
Scliwag, scliweg, scliwig, schwog, scliwug
1792
nach Lust zuogerüst, das es iiit genugsam uioclit be-
schauwet, gescliwyg beschriben werden.' 1608, Z
Gesandtscliaftsber. ,Du ... verdienst nit s Wasser,
gscliwigen sBier.' GGottb. 1619. .[Viele tun am Sonn-
tag] solche Ding, die an keinem Tag, ich wil ge-
schweigen an dem Sonntag erlaubt sind.' JMüllkr 1665.
.[Das Getreide hat] so wenig ausgeben, das es der
Ked. wil geschweigen desangewendten Kosten nit wert.'
169.5, ORiNr.HOLZ 1908. .Da aber der Himmel ... nur
nicht könne berühret, idi wil geschweigen gestürniet
und geschleiftet werden.' JMeyer 1700. S. noch Bd Vll
(;64M. G. definij Aa (H.); .\p; B. /"'' gibe"-der nit e"
Rappe", g. den' es Fränkli B (.\vRütte). Es wof' Amm
grüse" g'ad a'z'luege", g. denn z'esse", von schlechtem
Fett Ap. A"fatige" geit-er scho" si'mseh ungern dertuse",
g. de'" bi settigem Wetter. RvTavel 19'2'2. Nach posi-
tivem Satz. Würd-mi''' nw'' lang schäme", mit üch
dur''''s Dorfüf, g. i" d'Chil'''e" z'laufj'e". Lienert. ,Wie-
wol ewig berichtuugen ... zwüschen sin[er] m[ajestä]t.
den Engeischen und Spaniolen, ouch dem erzherzogen
Philippen sind ... gemaclit und usgerüeft, ich geswig
mit den Venedigern.' 1489, F Brief. ,Du nennest die
widertöufer mine eidgesellen, sag ich: ,wer uf mich
redt, dass ich um ein har, icli gschwyg bym eid, nit
einigem menschen uf erden ie rottiscli pflicht hab, der
redt die unwarheit.' Zwingli. .[Babylon sei durch
Hunger nicht zu bezwingen] und wer des volks drü
mal als vil, so wenig ich erst gschw. will, so bettend
sy in allen gnuog.' JMdrer 1559. ,Funderem pro te
sanguinem nedura pecuniam. ich wölt mein laben oder
mein bluot für dich setzen oder wagen, ich geschweig
das galt.' Fris. .Sollt sich billich vor im selber
schämmen, geschweigen erst vor ander leut.' ChrMürer
1596. ,Wir haben so mangs Mahl an die gm. 3 Pünten
geschrieben, sie ... auff das Ausserste bittende, sie
wollend uns doch Hilft' zuschicken, also das wir ver-
meinten, unser Bitt solle von [1. ,vor'] den Feinden, wier
wollen geschweigen bei Freunden und Puntsgnossen
Plaz haben, wir aber nie kein Antwort, wil geschweigen
Hilft' erhalten mögen.' Anborn 160.'3/'29. Ma sait ja,
nur ein böss Wib seig am Fegfür, will g. ihrer so vil.
AKoRNHOFPER 1656. ,Man habe mit den damaligen
Drückereien viel zu schaff'en, geschweige dann wann
noch mehrere wären.' Z Prozess 1731. .Alles, was im
Land Ausserordentliches auch nur spukt, will ge-
schweigen geschieht.' HPest. S. noch BdV336 ßn-her-
ftrecften;; VIII 1280u. — ß) ,zu g.' Mit Gen. ,Dass der-
glychen ynheimscher armer verweisten Weislinen (der
frömbden zu geschw.) zu Statt und Land noch eine
grosse Anzahl liin und wider gefunden.' 1685, Z (BSpyri
1871). .Allein hat mir diser unverhofi'te Krieg über
die 100 Fl. Wert geschaden, zu geschweigen der mir
in dieser Zeit aufgeladenen ... grossen Mühewaltung
und Arbeit.' 1655, TnFr. Chr. .Geschweigen des, dessen
zu geschweigen. ut lia;c taceara, taceamus ... ne dicam,
ne dum.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Bd VIII 290M.
Konjunktioneil: .Wyl ... söliclies [einander zu beissen]
nit allein unheilsam, sonder ouch einem Menschen,
zu geschw. einem Soldaten unanständig.' 16'23, AAZof.
Gerichtssatzg. — 3. (g'schwi'ge", Ptc. -et) = scliweigen la
(Sp. 1773 ft'.) Ap, so Lb. (neben allg. gebräuchlichem
g'schwdge" bzw. g'schwäge"). Göfe' g., kleine Kinder
beruhigen, übh. liüten {Syn. gaumen Bd II 300). Audi
von Erwaclisenen: De" han-i''' g'schwiget! zum Schwei-
gen gebraclit. — Ge-schwigeu n.: - Sehnigen I; s.
Sp. 1784o. — Aliil. ijisiciijvu, mhi. gesiciyen; vgl. Gr.VVB.IV 1,
3987/90; Martiu-Lieuh. II 522; ChSchmidt 1901, 138;
Fischer III 504/5. lu yschmtfe'H unter 2 b (s. auch Scbm.« II
629 ; Lexer 1862, 229 ; Unger-Khull 286 ; Gr.WB. IV l,3990o.)
wird der Gen. Neutr. des auaphorischen Prou. stecken. Zu
gHi-hwujis(<-ens) vgl. etwa /"öJen« mit Aum. (Bd I 723). Zu 3:
Scbüu mhd. wird das schwache switjen auch i. S. des kaus.
snxiijen gebraucht; vgl. auch i-ichtciyen 3, feruer iScItwi'jfn IT.
still-, in der ä. Spr. auch .-geschwigeu': = schici-
gen la. ,Do satzte sich K. in ein winkel nider, swygete
still.' 1504, Z KB. ,Do mainten unser etlich, man
solt zuo dem burgermaister gon und im es sagen . . .
Doch wurden wir zuo rat unit schwigten still und
giengent niena hin.' WP'lcri 1524/38. .Nachmittag
am mäntag schweig yederman still und ward nüt ge-
sagt.' SHoFMSTR 1526; s. noch Bd VI 503 u. (wo zu lesen
, schweig'). .Als der N. den friden geben und still
schweig.' 1538, ZWäd. .Stillschweigen, nit ein wort
sagen, silere, conticere, -ticescere, agere silentium.'
Fris.; Mal. , Still sein, stillschweigen, facere silentium.'
Mal. S. noch Schanz III{Bi VIll 981 u.); schwigen la,
Sre-scfoo. J(Sp.l780o. 1788). ,Zuoetw. st.' ,Uff künftig
ding ich achten wil und st. zuo allen Sachen, wasGot mit
uns wel machen.' Pitff, Chr. Das Mädchen solle
,derselbigen person [einem Geistlichen] zu» willen
werden, so werde es ein kind der ewigen säligkeit;
doch solle es zuo disem letsten stuck st.' LLav. 1569;
,verlielen'. 1670. Mit Dat. P.: ,Er gesweig ir [seinem
keifenden Weibe] gar stille, das tet ir wirs.' Schach-
zabelb. Bes. im Imp. ,Wie sy nun zuo lut reden weite.
Seite er lisslig: Schwig still!' um 1524. Z Ehegericht.
.Hab wol mit iro zuo schaffen gehept. aber der ee
halb iro dheinswegs nützit zuogesagt, wol inn spott-
wyss solichs triben: Witt mich zur e. so sprich me,
ists din will, so schwig still.' 1535, ebd.; in einer
andern Aussage: .Witt inn zuo der ee, so schwig still
oder sprich ja.' ,Fac silentium, tace. schweig still.'
Fris.; Mal. .Tuond d müler zuo und schwygen still!'
Samson 1558. , Schwig still wie ein Muss!' JZürflUe
1601; lat. sile. quietus sis. S. noch Bd VII 1021 o. —
Still-sch wigen n. .Silentium, stillschweigen.' Fris.
, Ein Stillschweigen gebieten.' 1644, Z. S. noch Sp. 1780 M.
— still-sch wigend: stillschweigend. .Tacitus, still-
schweigend, verschwigen.' Denzl. 1666/1716. Uneig.
, Stillschweigend gericht, das ist, daran man nichts
zehandlen hat, forum inutum.' Fris.; Mal ; vgl. Gr.
WB. IX 2480. Syn. mit ver-schwigenlich (Sp. 1788):
.[Nach den versictierten Schulden folgen im Konkurs-
verfahren] Die, so in den Rechten sonderbare Privi-
legia und stillschweigende Underpfänder haben.' Bs
Lü. 1757. — Vgl. Gr.WB. IX 2424. 2430; Martin-Lienh.
II ö"22; Fischer V 1772; hier aus technischen Gründen
unter die Zssen eingereiht. Anscheinend tr. in der folgenden
nicht nachprüfbareu Stelle : Die Stift will ihu [Eineu. der für
die Niederreissung seiues ohne Baubewilligung erbauten
Hauses 500 fl. Entscli.Wigung verlangt] mit 3 oder 4 Malter
Korn .zustillschweigen [:].; nach 1652, MEsterm. 1875, 383:
zum Kaus. nchirtiyin (Sp. 1773) oder Mischung damit':' —
Still-schwigenheit f : = Ver-schiingenheitifif.lliiVi).
.Zuo der sach, die wir vor uns haben, dörft'end [wir]
dyner trüw und st.' Samson 1558. — still-schwig-
li°ge'', in LW. -l.che": Adv., stillschweigend L, so W.
Es nimmt-em de" Goldguldi" st. us der Hand. Schwzd.
(L). .Diser [Einer, der den Besuch eines Gespenstes
erwartet] habe redlich trunken, dass er im selbs einen
1793
Sclnvag, schwen-, scliwig, schwog, schwtig
1794
iiiuot luaclite, seye stillschwigligen an ein bett ge-
lägen.• LLav. 1569; fehlt 1670. Uneig. : .Welcher yemer-
dar voll ist und glych meint ... der wyn möge ihm
nichts angwünnen, so tuots es in die lenge nit, sonder
einer verkürzeret im sin laben und kompt auch still-
schwigligen umb eer und guot.' ebd. 1583. — Vgl.
schwKjUuyeii. zur Form Auf -leche" BSG. VII 20«/". — Still-
s c h w ig u n g f. .Silentium, stille, stillschweigiing.' Fris.
Seh wige» r-J'-^»!! f-: Rute ZBül. Vgl. Sclmeige(le)n
(Sp. 1773).
Schwiger m.: 1. Scliweiger. Stummer. UvZatzik-
HovEN. — 2. Name einer bestimmten Art von Bettlern;
s. Qihoi (Bd II 295/6), dazu Bs Chr. 111 557 mit Anra. 1 ;
üeng. Bettl. (,von schvvigern'; s. he-sefelen Bd VII 340).
Vgl., auch zu 2, das jedenfalls hieher geliürt (die wieder-
holte Schreibung ,-ei-' weist auf Wanderung des der üauuerspr.
angehürigeu Wortes), ür.WB. IX 24:33/4; Ave-Lalleniaut IV
64; Kluge RW, I 50; Fischer V 1263 (Schweige- I). Als Bei-
name: ,Hans Keller geu. der Schwyger.' 1435, Z; vgl. indessen
die Auni. zu ijt^-schwul (Sp. IT55).
Schwigeri» f.: Schweigerin. Nur in der RA.:
E" Schivigeri" [Schwiegermutter] ist hei" Schtv. ZKn. —
Vgl. Gr.WB. IX 2434.
schwigig: schweigsam. ,Schlauffeude katz und
schw-er pfail" und lärin railin sind niümen [= ,nienen']
zuo guot.' 1462, G Hdschr.; clericus cantica vitans. —
Lesung bestätigt. Vgl. Diefenb.-Willcker 849 ; Fischer V 1264
(aus der lebenden MA.), ferner Gr. WH. XI 3, 1357 (,un-
schweigig').
sc hw lg lieh: = dem Vor. ,Ainer ist sw., der ander
kleffig.' Waldreoel 1425. — Spätmhd. auch s(inst(Diefeub.
1857, 57Ia!b).
Schwiglichi f.: Schweigsamkeit; vgl. Scinvig
(Sp. 1779). ,[Eine Scliwester] hielt ... also ir schw.,
das sy es [!] selten bracli durch ir krankhait willen.'
EStagel; in der Nürnberger Hdschr. des XV., schweigen'.
.Ainikait und schw. minet sy von herzen; des tages,
so sy Unseren Heren enpfieng . . . schwaig sy erasek-
lich.' ebd.
Seh wiglichkeit f.: = dem Vor. ,Schwiglichait
ist ain tugent der deraüetikait ... . Der ainsidel sol
swiglichait lieb han und sin zungen vor böser und
torechter red zwingen.' Waldregel 1425.
schwigli''ge": Adv., = still-schtoiglingen B (Hink.
Bot 1826); Ndw (Matthys; -lege"). GeH acht, ir Lüt!
2'* luv hür mi''' scho" . . . recht ordli'^ z'säme" g'no"
. . . Mängs Dtimms . . . han-i''' schw. dismäl uf d'Site"
g'stellt. B Hink. Bot 1820 (Einl. des Kalendermachers).
Schwiger f. (in Bed. 1 a), m. (in Bed. 1 b und c), Dini.
(in Bed. 2) Schwigerli: 1. a) Schwiegermutter Bs; B
Büren, Trubsch.; GlH. (Mutter der Frau); GrD., Fan.,
He., Kühl., L., Nuf., S., Vers.; L (Ineichen); PAl.;
GSev., W.; SchR., Schi., St. (Sulger); S; TB.; W, so
Ausserb.; Z, so Stall, und It Usteri und Dan.; Sprww.
1824; zT. f. Syn. Ge-schwien b (Sp. 1706); Schidgerin:
SchweheriH. Wie-ne" gliickUchi Schw. doch die Mueier
w'erd, die si [ein gewisses Mädchen] sur Tochter er-
halti. UsTEKi 1853. [Bei Unstimmigkeiten in einer
Ehe] ivurd iri Schwiger natürli''' uf d'Site" vom Su"
stä". ebd. .Noenii spracli zuo Rutli, irs suns frauw ...
Also kam [Ruth] wider zuo irer schw.' 1530/1868,
Roth. ,A., der gemelten Greten suniswyb, bezüget,
wie gedachte Grett uf ein zyt für sy gangen, als sy
vor irem hus sesse ... Do gienge die schw. für sy.'
1544, L Hexenproz. S. noch Bd VII 392 M.; Schwigeriii.
Schwell. Idiotikon IX
Meist von der Mutter der Frau. ,Von RStüssis und
fro Margaretan Webrin, siner sw., wegen.' 1426, Z StB.
,Siner schw., sins wips imioter, frow S. ... letster
wille.' 1460, WMerz 1915. ,Do band si geschickt nach
mins suns scliw.' 1526, B Ref. ,Wie das verschinens
Summers sin schw. begert, das er sin eewyb zuo iro
gan Baden glassen haben sölte.' 1549, Z Ehegericht.
.Nach dem er ... des N. tochter zur ee gnomincn, sye ...
sin schw. zuo im kommen.' 1555, B Turmb. ,Die scliw.,
meiner frauwen nmoter, socrus.' Fris.; Mal. .Sines
wybs muoter, das ist sin schw.' Z Ordn. 1580. ,Die-
weil F. ... von seinen beiden Scliwägeren ... von wegen
ihrer Schw. und Mueter sei. Verlassenschaft in zehn
■lahr Nützid geforderet und man weisst, dass er F.
seine Schw. in vier Jahr lang erhalten, sol er F. ihrer
Anklag ledig ... sein.' 1604, Z Ratserk. ,Die Vers
von einem allephänzischen Weib . . . habe W. selber
gesagt, dass er sie seiner Schw. gemacht habe,' 1677, Z.
S.nochBdII573o.('örr(2«Hi;;lV1868(^M-6ie(ewJ;VI141u.;
VIII 231 0. 251 0.; Sp. 1767 f Schwägerschaft). Schiveher
lind Schw. udgl. Der Schweher Herch [Heinrich] und
d'Schw. handjez g'gesse". äFletscher. ,Casparn sinem
swecher und Ursulen siner sw.' 1467, AaB. Urk.
, Welcher Vatter, Mutter schlagt, Schwäher oder Schw.,
oder sonsten übl haltet, soll ... gestraft werden.' 1592,
PFoPFA 1864. ,Dis sindt Bernhart M. Schwecher und
Scliw.' -\. XVII., BsClir,; nocli öfter. , Weder Schwehern
noch Schvv-n.' G Mand. 1611. .[Teufel:] Zur Brut tiend
sy ihn [den Bräutigam] jetzmul fieren, dann will ich
ihn gon strangulieren, sobald der Scliweher, d Schwiger
sein liinusgend.' GGotth. 1619. ,Da aber Einer in das
Dorf wybete, mag ein Schwächer und Schw. denselben
wol in seinem Haus als ein Gast oder dienstweis, jedoch
ohne eignen Rauch ... halten.' 1621, TnEschl. (Ein-
zugsbrief). ,[Das fünfte Gebot] verstehet aber durcli
Vatter und Muter nicht nur die natürlichen Eiteren,
sonder auch Stiefelteren, Scliwäber und Schw.' FWvss
1097. ,28 Fl. an einem Dutzet Apostellöil'el mit Jkr
Schwehers sei. und Frau Schw-s [!] selig Wapen und
Nahmen.' 1700, Z Inv. S. noch Bd VII 1613o.; Sp. 1705u.
Reime. Mi" Schw. het mir enthotte", si hei e" Qtiärtli
Schmalz i"g'sotte". KL. (GrD.). !'■'• ire't, mi" Schtc.
(Schwigeri") war en Ziger, ('s) chämi"d Hund (liefi'd
d'Müs) und Chatze" (es chämi"d sibe" Chatze") drüber,
i"'- ive't nüd säge": chutz, chutz, chutz, fresse"d (neme"d)-
si nu", si ist Nüd nutz! Z, so Bül. (KL. 324), Stall.
und It Dan.; Sprww. 1824; ähnlich bei Bühler I 395
(für GrD.. Kübl.). Feren ist-mer d'Schw. töd und hür
en alti Gais', und tve""-mi''' no"'' das Einti reut, so
reut-mi''' vilni Gais- GrD. (Unterschnitt). ,Ich glaub,
de seigist gar en Nat', sprach die alte Schw. Ich und
du gend au«'' es Par, sprach die Sunsfrau wider' ZStall.
S. noch BdV427M. RAA., Sprww. Bliebe", g'naged
'di' Bei" süber, sus überehovimend-er en schäbigi Schw.!
GnFan. (B.). E" rlchi Schtv. bringt Alles wider BsL.;
mit der Forts.: und en armi bettlet's z'säme" L (In-
eichen), ,und eine arme bettelt's wieder.' Sprww. 1824;
ähnlich Sprww.1869,69 (.Schwigerin'). E" rlche"- Schwer
geid Allem Her' (obsiegt Allem leicht), en rlchi Schiv.
bringt Alles wider GrD. D'shübschst Wort ist: d' Schwi-
ger selig, ebd. (Liuly). ,Eine Schwieger und Sohnsfrau
sollte man nicht zusammen malen.' Sprww. 1824. ,Die
Schwieger vergisst, dass sie Sohnsfrau gewesen ist.'
ebd.; ähnlich schon bei Meyer 1677. 1692. Schw. und
Schnurre"; s. Sp. 1286. (I)') Schw. vergrabe", Festlich-
11:;
1795
Sdiwag, scliweg, schwig, sclnvog, schwiig
1796
keit auf der Alp vor deren Entladung, woran Ver-
lieiratete und Ledige sich beteiligen und bei Essen,
Spiel, üesang und Tanz erlustigen; hiebei werden die
fulg. Reime gesproclien oder gesungen: tJi, d'Schtr.
uf ''em Tach, ei, Kuder, chitmin und winim-sti und zerr-
ere' d' Augen üs, so ward d'Uä.v blind GrD., ei, Tüfel,
nimm-se, rupf-ere" d'Aiige" iis und grif-ere" d'Chlinisse"
ÜRFan. — b) Schwiegervater LE. (Koos); PKi.; Tu
(AHuggenb. 192'2); Ndw (Matthys; PI, unver., auch -e");
Syn. Schweher, Glichs und Glichs das g'sellt si gärä.
Wenn ä Narr ä Närri nimmt, Schrv. und Schwigeri
au Narre sind, und die Narrä bekomä Kind, wie das
nit vil Narrä sind! ScHwBr. Bartlispiel 1784, —
C) Schwiegersohn LE.(Roos); Syn. Tochter- Mann (ßdW
280/1); Schw.-Sim (Bd Vll lü91), - 2. I>ira., in der
Verbindung Schwigerli-Schwägerli (-ö'-J, Pflanzenn,,
„Viola tricolor" Ar (auch It St,=; TTobler; MRohner
1867); GF., Rh. (so Marb,), Stdt. ,Voiu Schwiegerli-
Schwägerli oder der Dreifaltigkeitsblume bereitet man
ein angenehmes Getränk gegen den Durst.' TTobler
1830. — Amhd.siciffar, -«inBed. la;vgl, Gr. WB.IX2612/4 ;
Martin-Lienh. II 522 (auch iiiBed, 1 b); ChScliniidt 1901, 351 :
Fis.-.her V 1286/7, auch Wander IV -173/4. Zu 2: Auch St.^
kennt nur die Verbindung Schwigeiii-Sckwäyei-H, wonacli
Si-hirä'jer ! samt Anm. (Sp. 1766) zu berichtigen ist. Hieher
vieil. der FN. ,Schwigerli'; s. die Anni. zu ge-sL-liwul (Sp. 1755).
Gege°- f.: = Gegen-, Mit-Muetter (Bd IV 592.
595) Bs; ScaSt. (Sulger). .Consocrus, Gegenschwieger.'
Denzl. 1677. 1716, , Ferners sollen einanderen abtretten
sein oder seines Ehegemahls Gegenschwäher, Gegen-
schwieger und ihre Ehegeniahl.' 1749, AAZof. StR,
(Austritt in Rat und Gericht). S. noch Sp, 1765 u,
1766o. — Vgl. Fischer III 180.
Gross- f.: Mutter des Schwiegervaters oder der
Schwiegermutter, insbes. Grossmutter der Gattin,
, Seines weibs grossmuoter, gr,, magnam socrum.' Fris,;
Mal, ,Prosocrus, Großschwieger,' Denzl, 1666/1716.
.Welche aber einen Enkel oder Enkelin aussteuern,
die werden genännet Großschwächer und Gr.' Spleiss
1667. S. noch Sp. 1767M. — Vgl. Gr. WB. IVl, 6, 577.
Stief- f.: Stiefschwiegermutter, 1652, Z; 1670, Blns
Chorger. (,Stiff-'). , Desgleichen solle auch das Ver-
heiraten mit einer Stiefschwieger oder mit einem Stiel-
schwächer oder mit einem Stieftochtermann oder auch
mit einer Stiefsohnsfrau. ..abgestrickt sein,' 1778, Gl LB.
Schwigeri», in BE.; LE. Sehnigere", in PRi.
Schwigra — f.: 1. = Schwiger la Aa, so B. (bes. von
der Mutter der Frau), F., OKu. und It H,; BsL,; B, so
E„ M., Wohlen; FJ.; GiiObS,, V, (JJorger 1926); L,
so E. und It Ineichen; PPo., Ri.; GT.; ScuSchl.; Scuw
E.; Tb; Ndw (Matthys); U; W, so Ausserb., UEms,
Lö,, Mü., Saas, Salg., Vt,; Z, so Bül., Kn., 0., Reg.,
Stall. .Darauf war ein munterer Junge auf die Welt
gekommen. Nun, daclite Stüdeli, wenn es zu machen
ist, dass ich mit der Mutter reden kann, so muss sie
ihm Gotte sein. Peter der Mann meinte zwar, weil
es ein Bube sei, wäre es passender, wenn der Schwäher
Götti wäre. Es werde nicht so lange gehen, so könnte
es ein Mädchen geben, da könnte die Schwiegere"
Gotte sein.' Gotth, ,[Du] hast ,,, HPli.sters frouwen
dyn huss und heimb vermachet ,,, dann sin, Pfisters
schwigeri hatt ussglan, das ,,, din hus und heimb irer
toehter sige,' 1596, Z. ,Da sy bei obbesagter H. als
ihrer Schw-in gehauset und ihrem Eheman ... 5 Kinder
auffdie Welt gegeben.' 164S, ADettl. 19115. .Habe,,,
die Sohnsfrauw die Schwigeri in den Ofenkratz hinderen
geworft'en,' 1686, Z; vorher , Schwiger'. Reime; s, auch
Sehniger 1. Eusi (Miner) Mueter (Ü"si altij Schw., (si)
het e" lange" Hals, si mag-e" strecke" (tr&ie"), loi'-si
teil', so g'seht-si doch nid (si g'seht doch nienen) Alls
AaUosw., OKu.; B, so Wohlen; LE.; ScBwE.; U. Ü"ü
alti Schw. mit de" länge" (cerdraite") Füesse". GZür,
1902; Var. des Reims Bd VII 54 o. Wenn vii" alti Sehn:
stirbt, so erbi"'' zwo drei Gaisse", zwo drei Gaissen und
e" Bock und en alte" Underrock. KL, (BsL,), 0 wenn
mi" Schw. Ziger war und Hund und Chalz derhinder
chäm, so frässe"-si der Ziger ganz und gar, und t'*
war miner Schw. bar. ebd, (LE.), Ü"sere' Mueter Schw.
iri Auge" zigeri"d. Mer wenden süber z'seme" ha",
mcr tvend am Marge" Ziger ha" ScaSchl.; s. auch
KL. 323 (L). Hinder miner Mueter (Schw.J Hüs (da,
dort) sehiaht (wachst) en junget (alte') Nussbaum üs,
(und) wenn de(r) Nussbaum Birli (Öpfel, Nüsse") treit,
tragen-i''' für (dann träg-i''' um) mi" Schir. (se tued-
er's miner Schw. z') Leid B; Z; auch mit der Forts.:
Schwiger, Schwe'"r sind-mer lieb, wenn-i''' s' g'seh i"
d'Chil'''e" träge', mit der Sehüfle" zue bedecke" und de"
Charst i"'s Füdle''' hecke" ZRegensd.; Varr. bei Rochh.
1857, 122. 471/2 (AaF.); LTobler, VL. 1 213; KL. 221
(L). .Wo-n-i''' bi" zumScliätzli komme", hetmi" Schw.
grüsli"'" 'to°, het-mi'''' bi den Ore° g'nomme°, d'Stegen
abe° schmeisse" Io°.' Grolimünd 1911. S. noch Bd V
1075 0. (Schicebel-PflffenJ; VI 752 (rigelen). Schwiger
und Schw.; s. vor. Sp. o. Schic. und ScMcögere"; s.
Sp. 1766o, Schw. und Schweheri"; s, edel-rich (Bd VI
162), RAA, .Der Tod einer reichen Scliw. und einer
feissen Sou bringt allemal Freud' L (Ineichen); ähn-
lich bei Wander IV473u. (für L). S, noch Sp. 1793o.
(Schwigerin). 1794 u. Schw. und Schweie"; s. Bd VIII
691 u. (Schalmi; auch Sprww, 1824), — 2. Schwieger-
tochter; Syn, Suns-Frau (Bd I 1252); Schnurr II, Ge-
schwien c (Sp. 1286. 1706); Suns-, Sünis-Wib. .Es
hatten zwei Weiber mit enandere° Streit, die alte
Schwigermueter und ilires Sohnsweib. Wo willst du
Kaffee nehme"? sprach die alti Schw. Us ''em Nacht-
hafe" channst du KatFee habe", sprach die junge Schw.'
LToBLEB, VL. (Aa). — Vgl. Gr.WB. IX 2614; Martin-
Lienh. II 5'J2; Fischer V 1287 (unter S,:hwij,-i).
Gege"-: = G.-ScIucigerB; Z. I''' weusche [wünsche]
nu", das' din Herr Bueb im Wibe" mag recht glückli'''
si" ... das' er di Eichst und Schönist überchümm, ja
das' de"" Pöbst z'Iiöm im si" l'ächter geb . . . Das war
su"st aw'', wenn a'se d'Pobsteni" di" G.-schwigri" gab
und er de" Sc/me*T, Stutz. Gern, .Die gefiele mir
[als Schwiegertochter], wenn d'Muetter nicht mehr
lebte ... aber so mit einer alten Granne" vo" G. mag
ich Nichts zu tun haben.' Gotth. — Vgl. Gr.VCB. IV I,
2259; Martin-Lienh. II 522.
Seh wigorschaft f.: schwiegerelterliche Ver-
wandtschaft; vgl. Schuägerschaft (Sp. 1767). [Beim
Einzug der Neuvermählten ins elterliche Haus des
Bräutigams wurde] von selbstgebautem Wein der
,Schw,' aufs Wohl der Brautleute ein Ehrentrunk ge-
reicht,' Ho.HZEiTSB, 1871 (AAStilli). — Vgl. Gr.WB. IX
2615.
scliwaggle". -u": 1. wackeln WLö. — '2. (auch
umha''-sclHo) herumschlendern, sich zwecklos herum-
treiben WLö, und nach einer andern W Angabe, —
3, viel, in den Tag hinein schwatzen, das grosse Wort
führen WGrafsch, — K.-.nnto mit bekanntem .^nlantsncchscl
Scliwaff, scliweg, scliwig, scliwog, schwug
zu wayjilen (s. d.) gehören; yjl. kämt, schwatjijeln, -e-, eine
Flüssigkeit in Bewegung setzen (Lexer 18G2, 228), weiterhin
schwiiijlenSa und b mit Anni. (Sp. 1769, wozu noch schwei)lu".
eilig gehen WVt., achwüijgle', bald so, bald anders reden, ilbb.
sich schwankend, unzuverlässig verbalten WMii.), aber auch
das syn. schioM-klen mit Aiiiu.
Schwaggler m.: Nomen ag. zu schwagglen 3 W
Grafsch.
Scli\viggle° s. Tschiwetten.
Scliwelier AALeer., St.; ApK.; BsL.; B, so Dotzigen,
E., G., ü.; GkD., He. (-e), L., vPr.; GMs, Sev., T. tw.;
SciiSchl.; ThHw.; ZStdt (DrvMuralt); St.», Schwacher
ArK.; Bs, so L. C-cJ; BS. (i-J; Gl; GA., aT.; Schw;
S, so Tliierst.; ThICbssw.; Nüw; U (-e-, nach neuerer
Angabe -e'-, in Seh. -e'-), Schwerr Ap tw.; LE. (e-J;
GT. tw.; SchR.; ThHw.; WLö. (-e-J. Schver AABb., F.;
LE.; S(^HFIa.; Z, so Klot., 0., Regensd., Schwer (haut
lies alten e) BBr., Lau. (-ie-J, R.; FJ. C-ie-J; GrAv., D.,
NnC, ObS., S., VaL; PAl. C-ei-). Ma. C-ie-J; TB.; VV (in
UEms -er-). G'-schwir GRÜbS., in der ä. Spr. einmal
(1437, AAMell. StR.) ,schweger' — m.: = Seimiger Ih;
doch zT. t (so It Angaben aus AaF.; BS.; GaVers.;
TiiKessw.). Syn. Schw.-Att, -Vater (Bd I 586. 1130).
Nimm-di''' nume" dem ... frönde" Schlinggel a"; du
gisch de"" no"'' z'letst sl" Schic! JHofst. 1865.
D's Roseli hat ''em zuehünftige" Schn\ au''' rar g'timsst
z'höbele". CStreiff 1914. Sobald i'* der Sehiv. im Leit
ha', vertröstet ein Bauer die Knechte, die mehr Lohn
wünschen. B Hink. Bot 1899. U"'' we""-mir de"" ml"
Schrv. stirbt, so erben-i''' de"" d'Geisse" und e" Bock,
aber nid e" feisse". GZür. 1902 (BDotzigen); vgl.
Schwigerinl(Sf. 1796o.). .Wartetman mir [niitder Ein-
treibung von Forderungen], ist mir einmal der Schwäher
gestorben und bat unser Hergott mir den Vater ab-
genommen ... so geht's dann schon.' Gotth. Scherzh.
gehäuft: .Meiner Schwester Schwäbers Bruders Solin.'
ebd. S. noch Bd VII 1307M.; Sp. 1765. 1795u. 1796u.
,[Wenn] unser lieber schwäher und vatter ... abgieng von
tüdes wegen ...• 1399, G R4. 1906. ,Das ir schwäher
HSchellenboum sy [,sins suns wib] habe wellen not-
zogen.' BossH. Chr. ,Insunders so sye der schwecher
nit redlich an ir gfaren, sunder urab sy gworben und
buollet.' 1533, Z Ehegericht. ,Der schwäher, meiner
frauwen vatter, socer; des schwähers vatter, prosocer.'
Fris.; Mal. .Ires manns vatter, das ist ir schw.' Z Mand.
1580. ,Und vermeldet mein zuekünftiger Schwecher,
sein Dochter wurde mir besser als 300 Pfd wert zue-
bringen.' FPlatter 1612 (Boos). ,In Besatzung der
Embteren ... sollent Die, so in [!] dritten Grad und
nächer, als sonderlich ein Schwäher mit dem Dochter-
man und ein Docliterman mit seim Schwäber, usstohn.'
16'24, AAMell. StSatzg. ,Dass ... die Tocbtermänner,
fahls sie ihre Schwächer erben und alsdann daselbsten
sich hausshäblich nidersetzen wurden . . . von einem
ganzen Baurengwerb dreissig Cronen Gelts ... zu be-
zahlen schuldig sin sollen.' 1687, LRSchmidlin 1886.
,M'ann gegenwärtig ein Angehöriger aus andern unsern
Gerichten und Gebieten auf der Heimat seines Schw-s
in dieser Gemeind wohnt, so soll er [wenn er den Besitz
erbt] fünfzig Pfund zu Einzug zu bezahlen schuldig
sein.' 1787, Z Kq. 1910 (ZAussersihl). S. noch Bd VI
138M. (reichen); VII 628 (Les-Sack). 1207 (Singeten);
Sp. 1765. 1766 0. 1767 M. Schiv. und Schwiger(i") ;
s. Sp. 1794 M. 1796 M.
Ahi.-iechnr, mM. sicehtr, mrer; vgl. (ir. WB. IX 2 180/1 ;
Martiu-Lienb. II 529 (Schwer, G'«chiner); Fischer III 500 (Gc-
ichwüher). V 1229/30 (Schwäher). Älterm Schwf'r (bzw. -ei-)
steht Schiccr als jüngere Koutraktionsfurm gegenüber. Zweifel-
haft ist die Angabe Schwecher für PAl. (It Giord. Schwcir) und
WVt. (BSG. II 99; nach andrer Angabe Schwer, wie sonst im
W); liegt scliriftspr. Einfluss vorV Zur Form O'nchir. (auch
eis. und Schwab. ; s.o.) vgl. die Anni. Sp. 1706. Auf Kreuzung
mit Schwiijer. Schwager wird ,schweger' (1437, AaMell. StR.
483) beruhen; einen weitern Beleg s. bei Lexer. Anscheinend
i. S. v. Schwager (vgl. Martin-Lienb. aaO.) steht ,schw.' an der
Stelle: ,Uff dye zitt ratt ich . . . gain Baden zuo mir Schwester
Barbai ain bystand zuo duon, als sy verlogen was von ainer
duffden Jüdin vor dem [1. ,den'] von Baden, des sych min schwer
wol verantwortt vor aim ratt von Baden.' Stockar 1520/9.
.\achstehend noch eine Zsstellung älterer Formen : ,s(ch)weher.'
1438, AaZof.; 1445, Jüöldi 1897; 1.534, Z RB.; Wurstisen
1580; Ard. 1598; GGotth. 1619; Hochreutiuer 1663/4;
1068, Eins Chorger. (,-ee-' 1661), ,s(ch)wälier.' 1533, Z Ehe-
gericht; Ansh. (auch ,-ö-'); JStumpf I54I; 1565, HBulI.;
LLav. 1582; Guler 1616; Denzl. I666/17I6; Sprecher 1672;
I707,Z; 1730, ThHw. Arch.,, schwecher.' 1367, ZStB.; 1385,
BuSi. Rq. 1912; 1421, ZRB.; 1428, GlUrk.; 1446, Bs Chr.:
1472, ZRB.; 1543, Seh Ratsprot. ; 1554, BRM.; 1563, Z;
1568, Aeg.Tschndi; 1648, Ap, ,s(ch)wächer.' 1483, ZRB.;
1523, BRM.; 1540, Z; 1541, AaL.; 1557, Bs; 1565, JFabri-
cius; 1596, L; 1620, L; 1661, Blns Chorger. ; Sererh. 1742,
.s(ch)we(e)r.' 1306, LAltisb.; 1448, B; 1503, BsChr.; 1576,
Blns Chorger. Als Beiname: ,Jagli Wuest, dem man uempt
Schwächer.' 1583, aZoll. 1899.
Gege"- bzw. Gage"-: = Gegen-Att, Mit-Vater (Bd I
586.1130) Ap(T.);Bs, soStdt; B. soE.; ScnSt. (Sulger);
Th (AHuggenb. 1922); Z, so 0., Stdt und It Dan.
's Bluemmättlers Meidli wo'tsch-mer ge" für-e" Schwiger-
tochter? Mi" graste" ... Find für-e" G.? Breitenst.
1 864. Meinsch du üpjien, i''' heig mi"'r Lebtig g'uerchet
«•"' bös g'ha" für de'" ''em Reche"macher-Hansueli ga"
ge" der G. abz'ge"! Amene" Tauner! Un'' i''' soll es
nütnutzigs Bettelmöntsch zum Süniswib ha"! Loosli
1921. ,Pipin ... rüstete sich, seinen Gegenschwäher
blutig zu züchtigen.' Gotth. Auch bei GKeller,
Martin Salander. .Gegenschwäher (die ire kind mit
einanderen verheüratet habend), consoceri.' Fris.; Mal.
.[Graf Meinhart von Tirol ist] solcher an sich gebrachten
Landen halben von König Ruedoltfen von Habspurg,
so sein Gegenschwäher war, belehnet worden.' Gdler
1616. ,Consocri,G.-schwäher.' Denzl. 1666/1716. S.noch
Sp. 1706o. 1765 (zweimal). 1795 (Gegen- SclitvigerJ. —
Vgl. Gr.WB. IV 1 , 2259 ; Martiu-Lienb. II 529 ; Fischer III 180.
Gross-; Vater des Schwiegervaters, der Schwieger-
mutter, insbes. Grossvater der Gattin. .Seiner frauwen
grossvatter,großschwäher.'FRi.<!.;MAL. ,Prosocer,Gross-
schwäher.' Denzl. 1666/1716. S. noch Gross- Schwiger
(Sp. 179.5). — Vgl. Gr.WB. IV 1, 6, 577; Fischer III 859.
Stief-: Stiefschwiegervater. ,T.,desstüffscliwächer
C. ist.' 1561, Brief (JFabricius). ,In disem 1568. jar
:. . hab ich die 100 gl. . . . empfangen, welche der brutt
muotter der brutt zur heimstür verheissen hatt; doch
so hatt mir der stieffschw. 6 gl. daran abzogen für
den kosten, so er raitt dem hochzit ghan habe.' RCts.
,Der verstorbene E. seye 16 Jahr lang sein Stiefi'schw.
gewesen; derselbe habe sich aber nicht als ein Stieff-
schw. gegen ihine erzeigt und seye selbiger öfters zu
ihme in sein Hauss ... kommen.' 1705, Bs (Gerichts-
protokoll). S. noch St. -Schwiger (Sp. 1795).
Scliweheri" (Schwäri" ZO.), in B, so E., Stdt -ere»
f: - Schwiger(in) (Sp. 1793. 1795) Aa It H.; B; Z.
so 0. (s. edel-rich Bd VI 162). Auch als Abkürzung für
1799
Schwag — schwug. Schwa(c)k — schwu(c)k
1800
.Gegen-Schwäherin' im Munde der an dem Verhältniss
Beteiligten. GKeller, Martin Salander. — Vgl. Gr.WB.
L\ L'lSl. Junge Fem. -Bildung zu Schirelin-.
Gege°- bzw. ßäge'-: = Gegen-Schtiiger('in){Si^.ll9G)
B; Z. Mit si'"r schone" 6äge"schwehere". KvTavel 1913.
Auch bei GKeller, Martin Salander.
Seil Weherschaft f.: = Schtvigerschaß (Sp. 1796).
Auchi.S. von ,Gegenschwäherschaft' bei GKeller, Martin
Salander; Syn. ,Gegeneltern' ebd.
schwa(i)jele° -F- ScnNnli.; TuEnn. (ONägeli 1910),
schweiele" {-e'i- und -äi-) ZWth., schtce^hele" ScnStdt
(Zehender), auch It Kircbh. (,-ä-'). schwelle" ScHStdt
(FStaub); „Th" (St.-): a) Etw. (leicht, rasch) schwingen,
schwenken. aaOO., „mit einem flatternden Tuch ein
Zeichen geben Th." Er tcinlt mit ^em Iluet und si
luegt-em nahe" und schweielet 's Schmtpftuech. ACorr.
1860. Höchmtcetsnarre" ... schweielcd de" Rock als
Vane". ONäceli 1910. — b) intr., wehen, flattern.
D'Fane" [!] schweielet lustig im Wind. ebd. — Dim.
Weiterbildung von schirä(i)jen, wo Näheres zur Lautform und
Schreibung. In ZWth. scheint die Abi. das Grundw. tw. ver-
drängt zu haben.
Scliwä(i)je° f.: 1. Schweie", Schwinge, Flügel
eines Vogels ZLimm. — 2. Schwä(i)je", Windhaspel,
als Kinderspielzeug Tu.
seh wä(i)je° -ä- bzw. -e^- AAKobl, Mellikon, Surb-
tal, Z.; Ap; GF., Rh., Stdt, T., W.; ScH, so Ha., Nnk.,
Schi., Stdt; Th, so Erm., Hw., Mü., Pfyn, Rom.; ZAuss.,
EIgg, Flaach, ^Y1., Wth., -ä- Th (Pup.); ZWil b/R.,
Wth. (vereinzelte Angabe), schiede" -e-- ZBauma (neben
-t'i-), F., S., -r'- Z.Hinterland' (FStaub), schwe^ije" GFs,
Sa., schive'ie" ScnSt., schtväie" (Laut des alten ei) ZAesch
b/Birm., Bül., Dättl., 0. (in Bär. neben -e'i-), Töss-
riedern, Volketsw., schice'ie" (Laut des Hiatus-«i aus i)
AABb.; ZKn., Limni., 0. (so Bauma, Bär., Ruti, oTösst.,
Wald), Wth., „schweihe" GSax; Sch; Z", 3. Sg. Prss.
und Ptc. -t AaB., Z.; GRh., T., W.; Sch, so SchL (neben
-et), St.; Th; Z (HLeuthold), -et Ap (WRotach 1924);
Z: 1. Etw. von der Stelle wehen,aufwirbeln, vom Winde;
zB. Regen, Schnee, Staub, Sand, Laub GW.; Syn.
bäijen (GSev.). — 2. a) Etw. hin und her wehen, vom
Winde Ap. En chüele' Loft schtcäijet die . . . Laterne'
he" ond her. WRotach 1924. Es het de" [Fenster-]
Lade" he" ond her g'schwäit ApK. Etw. schwingen,
schwenken, „wehen, mit dem Schnupftuch oder etwas
Anderm, um ein Zeichen zu geben." aaOO. (ohne GW.).
ECs) Tuech, en Fane", de" Huet schw. Mer händ
d' Nastüecher g'schweiet , so ZoH^-mcrs' [die Scheidenden]
g'seh" händ ZZell. Doli, schtcäit de'' Hans si" Schnupf-
tuech no''', drüf göt's i"'s Züri'''biet. Schwzd. (ScnSt.).
,[Sie] sahen noch lange Vreneli sein weisses Fazenetli
durch die Luft schweihen.' Reith. 1843. De'' Fane"-
trägerheiri . . . hat de" Fane" g'schweiet und g'schwunge"
bi alle" Hüsere" vorbi. Messikommer 1910. De'' Senn ...
luegt i"'s Tal und schwäit de" Huet Z Ged. (HLeuthold).
Drum schweihe"d-mer de" Tellchuet! KdMeyer 1860.
E" Liecht schiv. Si n (Kirclili.). Fackle" schw., am
Funkensonntag GT. Seil schw. GStdt, als Kinderspiel
AaZ. Eine Axt schw. ScnSchl. Man schtveit Arme und
Hände, um sie zu erwärmen AABb.; ZWil b/R. D'Bä'"
schw., von Kindern ApK.; Syn. banibelen (Bd IV 1257).
Ein Vogel schwe'-it die Flügel AiZ. Mit Öppisfem)
schw. Sch; Th; Z. Beim Abschied häm-mer ... mit
de" Fazenetlene' g'schweiet und d'Hüet. Messikommer
1910. Mit de" Röcke" schw., beim Gehen Th (Pup.).
Abs.: Die Gastgeber winken den scheidenden Gästen
und schweie"d, so lang us der Gütsche" no''' es Schnupf-
tuech weht. JMUsteri. Mit Dat. P., einem Scheidenden
schw. ApK. Auch Adie schw. ebd. ,Mit den fätchen
(,fäckten.' Fris.) schweyen, die fliigel erschütten, die
fätchen erschwingen, plaudere pennis.'FRis.(,schwyen');
Mal. , Schwingen, schweihen, wannen, vannare, venti-
lare, evallere.' Red. 1662. ,So weit wir uns noch sehen
konnten, schweyten wir die Schnupftücher und warfen
einander Küsse zu.' ÜBrXgger 1792. — b) intr., (sich)
hin und her schwingen; so vom Uhrpendel, vom Turner
am Gerät AaZ. Wehen, flattern, von Fahnen: 'Wie
glitzrc"d die Fane", icie schweihe"d-si nit! KdMever
1844 (ZBuL). — 3. Nidel schw., = bläijen Ib (Bd V 50)
GSa. (AfV. 10, 224); heute abgelehnt (dafür schieingen).
Auch Schwab. (Fischer V 126U/1) und in der badischen
Nachbarschaft, sonst nur im Norden bezeugt: \\ü\. zwaajtn, nd.
swajen; vgl. Gr. WB. IX 24 12 ; Kluge 191 1, 208/9. Etyni. wohl
Nbforni zu icäijen (mit Anlautwechsel w .-«ir-); Herleitung von
achiräiiken (DM. VII 352) ist aus lautgeographischen Gründen
unmöglich. Soweit die oft mehrdeutigen und schwankenden
Schreibungen ein Urteil gestatten, stimmen die Lautvcrhält-
nissc mit denen von iräijen, mäijen, bäijen (Bd IV 135. 1100),
saijtn (Bd VII 593) usw. im Wesentlichen iiberein, nur dass
Formen mit gekürztem Vokal bei unserm W. (wohl zufallig)
stärker belegt sind. Kürzung zu e'(i) und ä(i) erscheint aus-
schliesslich in Gebieten, wo der Umlaut von a lautges. durch
c^ vertreten ist, weshalb als Kürzungsvokal eig. e^(i} zu er-
warten wäre (wie in SchSt.); rührt die Unregelmässigkeit da-
von her, dass den betr. MAA. (im Gegs. zu SchSt.) ein Kurz-
diphthong e^i fehlt und dass am einen Ort der Hiatusdiphthong
e'i, am andern äi (der Vertreter von altem ei) als Ersatz
dafür eintratV Das Alter dieser Kürzung erweist Malers
Schreibung , schweyen' (gegenüber regelmässigem ,wäyen',
,mäyen', ,trjyen' usw.), womit sowohl junges als altes ei ge-
meint sein kann; für ersteres würde, sofern nicht ein blosser
Druckfehler vorliegt, die Form ,schwyen' bei Fris. sprechen,
deren ,y' als herkömmliche Schriftschweiz. Wiedergabe eines
irrtümlich als Hiatusdiphthong aufgefassten gespr. e'i zu er-
klären wäre. Über eine Ausweichung in die Qual, von altem
ei im Schwab, s. Fischer aaO. Die in unseru Angaben nicht
seltene Schreibung mit ,-h-' hat, wie die Nachprüfung in einer
Reihe von Fällen ergab, lediglich graphische Bed. (als Kenn-
zeichnung der Silbeugrenze wie in nhd. , wehen', , mähen' usw.);
vgl. immerhin BSG. XV 87 Anni. 7. Unsicher ist die Zugehörig-
keit der ONN. ,Schweien-Feld' BsGelt., ,Schweiel' AaLangdorf,
(Schweiel-Holz' AaFischbach.
ab-; durchprügeln AAZ.udE.; Syn. ab-sehivingen.
— ufe"-: hinaufschwingen AaZ. Säcke werden auf
einen Wagen ufe"g' schwellt. — ume°-: Jmd im Kreise
herum schwingen, von Kindern im Spiel AaZ. —
ÜS-: ausschwenken, zB. nasse Wäsche Z (DrJucker).
En nasse" Huet ü., um das Wasser davon abzuschütteln
ZWth. — ver-. D'Händ v., schwingen, schlenkern,
beim Gehen AABb., Z. — Auch jenseits AaK. In andrer Bed.
bei Gr.WB. XII 1 195 (nd. Seemannsspr.).
Schwa(i)jer m.: 1. Schwäijer, Perpendikel der
Wanduhr ZWil b/R. — 2. Schtve'ier, Schläger, mit
dem das Weberschiffchen durch das Gewebe getrieben
wird ZTu.f.
Schwa(c)k— schwu(c)k.
Schwack m. : Schritt. ,ln meinem Obergadenverstand
gehe ich sogar noch um einen guten oder bösen Schw.
weiter und behaupte ...' Bauernst. 1900 (BG.). — Nicht
bestätigt; viell. nur gelegentliche Rückbildung aus dem Folg. 2 b.
1801
.Scliwrt(c,)k, scliwe(c)k, ,sclnvi(c)k, .sch\vo(c)k, scl)wu(o)k
1802
seh wackle" L, so E., auch It St., seh wackle" B.
so E., G., Lau., Sigr. (Zyro, neben schwegle"), Si. (auch
ItImOb.); „F" (St.'); Obw, scJncäckele' B (Dan.): 1. „mit
haben, (ein Intensiv von) wackeln (sehr, hin und her)
L". — 2. „mit sein", a) „wackelnd gehen wie eine
Ente L." — b) (oft umluv-, in BG. auch umhi"- und
anhi'-schw.) = schweglen 3b (Sp. 1769) B, so E., G., 0.,
Sigr. (Zyro), Si.; Odw, gauneriscl) herumschlendern,
plänkeln BSi. (Imüb.), lauernd umherschleichen, spio-
nieren, gleichsam patrouillieren, zB. um ein Haus B
Lau.; LE. (auch It St.), „auf Etw. gierig lauschen oder
um Etw. lauschend streichen P", rasch umhergehen
mit dem bestimmten Zweck der Erkundigung, zB. im
Haus oder in dessen Umgebung, im Dorf, Wald, in einer
Versammlung, in der Gemeinde BE. liier [im Simmen-
tal] mtiess-i''' g'wüss es Zitli umha''schw., für Selteni
für d'Höll was muglich s'pächle", sagt der Teufel. DGemp.
[Ein Stadtherr] isch scho" es par Mal um ins iime"
g'schtväcklet w^ het mit im Elickr 'tuschet. SGfeller
1911. lFe""-me" ... gäg'" hei"' ziie g'schiväcklet isch.
Emmentalerbl. 1917. Dervo' schw. B (Dan.), so E.
(meist leicht scherzh.). ,So schweckleten sie die Stadt
ab.' SoNNTAGSFOST 1869 (B). Vom schwebenden Flug
eines Raubvogels, Schmetterlings. „Der Raubvogel
schweckelt um das Huhn F" (St.'). Im Witergö"
schwäcklet es PfifföUerli vor itn dür'''e". SGfeller 1919.
Von einem Bach. I" den eige"sinnigste" Chrümpline"
schwäcklet's [ein Bächlein] gäg'" ''cm Waldsaum übere".
SGfeller 1911. D's Bächli, wo ... dür"'' d' Matten üs
g'wunderliget isch u'"' lustig g'schiväcklet. E.mmentalerbl.
1917. — Vgl. hess.-nd. s(ch)ieacke(l)n, wackeln, sehwanken,
schwappen bei Gr. WB. IX 2160 (unter ,schwächen' 7 c). Uas
lautliche Verhältniss zu dem syn. schwmjijUn (Sp. 1796) ist
unklar.
Schwackli m.: zum Vor. 2b, wer (nachts) lauernd
zB. um ein Haus herumstreicht LE.
schwacke": , schwenken, von Tuch, Wäsche, die man
behufs Reinigung tüchtig im Wasser herumschlägt' See
Nnk.,Schl.; überall f. Syn. schwaderen laf (Sp. 1748);
schwanken. — Zur vorigen Sippe? Nach eiuzdnen uusicheni An-
gaben soll 'fcÄjräK'"(iuSchSttU«'_-A*rt(Av")gesprocheu worden sein.
ScIlWeiki f.: , dumme Rede, spasshafte Bezeichnung'
ZBül. Dummer Streich : Z)e' hat e" netti Schw. g'macht!
etw. Dummes angerichtet ZEgl. — Das von der Bildung
vorausgesetzte Vb schneike" war nicht zu erfragen; doch vgl.
die Anni. zum Vor.
ver-sehweikt: verstohlen, im Stillen BG. I''' bi"
V. fürt. — Verhört für vemhleikt (Sp. 526; auch BG.)? Die
Angabe stammt von keinem Einheimischen.
Schwick hzv:.-ggm., Dim. Schwickli(-iiGRRl.), auch
-eli: 1. rasche, blitzartige Bewegung. ,Schwik, Schwung,
Schwank, vibratio, nutus.' Red. 1662. a) heftiger Wind-
stoss, Bö ScflSt. (Sulger); Syn. Schwicken, Schwicketen.
— b) von Lichterscheinungen. , Heisse Sonnenblick, die
Ohngewitter künden, den gehen Stral mit gschwindem
Schw. in schwarzem Gwülk entzünden.' JCWeissenb.
1678. Flüchtiger Schein: ,Hier [auf Erden] säheml
wir . . . allein ein schw. und dunklen strymen
der himmelischen eer; dort aber werdend wir voll-
koramenlich sähen.' HBull. 1552. — 2. a) „Sehen eines
Gegenstandes, welches nicht länger dauert als ein Blick
mitden Augen", kurzer, flüchtiger, verstohlener (Seiten-)
Blick Ar (auch It T.); „Gl''S.; üPs (auch .Has.sblick'),
Rh.,Sev.,Ta.,We.;„ScH'';ScHwMa.,Muü.;TH;„Vw;ZG;
Z'Kn., ü. und It Spillmann. Ei"'m g'ad (blös-, nu'J en
Schio. ge", Einen mit einem Blick streifen, ihm einen
flüchtigen, verstohlenen Blick zuwerfen Ar (T.); GSev..
Ta.; ScHwMa.; Tu (zB. als Warnung); ZO. und It Spill-
mann; Syn. an-schwicken. „Er hat mir einen Schw.
gegeben." A'ei"« mag e" Schw. im Andre" ge", von den
aufmerksamen Zuhörern einer Predigt. Scnwzu. (Schw
Ma.). Im e'fste" Schw., auf den ersten Blick. HKFrick
(ATobler 1900). — b) „Augenblick, oder vielmehr die
kurze Dauer desselben, welche man als unteilbar an-
sieht, doch meistens nur üblich mit dem Vorwort in
und dem bestimmten Artikel [s. c]" Ar; B, so Ha.
(schon 1729), Lau., Lenk, S. und It Id. (.momentum');
Gr, so D., Hald., He., Pr., Rh., Seh., Schud., Ths.
T.schaiip., Ziz.; „Gl"; L; GF., Rh., SaL., Sev., Stdt:
Scn (auch It St.); ScHwE.; Th; Ndw (Mafthys); Uw;
U; „Vw; Zg; Z", so Dättl., S. Syn. Äjct 5 (Bd V 6'2).
Nw en Schw., und er ist vorhi g'si"! ZDättl. E" Schw.,
«mi dMr'*e''^'rt03e''.' von einem vorbeigesausten Seh litten.
PHalter (L). Das ist en Schw. g'si", es geschah blitz-
schnell GSev. Ir säge"d, 's Lebe" sei en Schw., nii''
sö-n-en churze" Sunne'blick. EEschmann 1911. Bes. im
adv. Akk.; oft g(r)ad, nw (nume") e(n) Schto., es
Schwick(e)li. Etw. oder Jmd nw (bzw. nume") e(n)
Schw. g'seh" B (Zyro); GF., Stdt; ZDättl. E" Schw.
wollin gehen, kommen Gr, so Mai., Ths; GRag.; Uw;
U. Chum e" Schio. zue-n-is (ine")! Ndw (Matthys).
Es Schwickeli chaist e'"mel wol grad ine" cho" Obw.
.Aber, Chlausli, es wird doch nicht so pressieren ...
du wirst doch auch einen Schw. mit uns nätschen
können.' Obw Blätter 1899. Blib grad e" Schw. bie-
n-is! USch. E" Schw., es SchwickfeJH bcite" BHa.;
ScHwE.; Uw. Los-Vier e" Schw.! \]viSa.chs. De Vatter
isch verschrocke", aber nur es Schwickli. EEscbmann
1916. 'sgiH nüd G'freuters uf der Welt ... a's, ivenn
Ei"'m Alls im Schatte" llt, uf einist e" Schw. Sunne".
MLiENERT 1906. Kei" Schw. chönds' [die Menschen]
heiter Mibe". MLienert 1906. All Schw., jeden Augen-
blick ScHwE. (Lienert). Er chat [kann] jede" Schw.
cho" U. - c) in festen Verbindungen, a) im Schw.
1) Etw. o<ler Jmd (nW, g(r)ad) im Schw. g'seh", erlicke",
mit einem einzigen flüchtigen Blicke, im Vorübergehen,
in der Eile GRh.; SchwMuo.; Tu; ZKn., 0., Stdt;
Schulze; St.i». !''• han-en ordcli''' nw eso im Schw.
g'seh" SchwMuo. [Wir durften das Zimmer im Schloss
nicht betreten ;] im Sclno. liän-i"'' aber doch g'seh", dass ...
Messikommer 1910. /<^* han-en im Schiv. nüd g'ehännt
ZStdt. Es ist-mer im. Schw. nüd z'Sinn cho". ebd. ,Er
habe im Schw. derglychen gesehen, könne aber nichts
Eigenlichs sagen.' 1670, Z; vorher: ,im Blick'. ,[Er
habe] den N. im Schw. gesehen.' 1672, ebd. — 2) (auch
in-em, i"-m(en)e" Schw.) im Augenblick, im Nu Aa; Ap;
Bs (Seiler); B, auch It Id. (,im Schw , citissime'); Gl
(auch It St.): L; „ScH"R., St.; SchwE., Ma.; S; Th;
Ndw; UwE.; Zo (auch It St.); Z (auch It St.); Syn.
im Hau, Hui (Bd II 847. 862), im Umen-luegen (Bd III
122()). Im Schio. (wider) da, ume" si", cho" AABb.,
St.; B (Zyro); Z und weiterhin. Du muest in-em Schw.
umhi" da si" BSi. (ImOb.). I''' chomme" i"-me" Schw.
(Schwickli) wider Ap (T.). Der Müller si-'t das Sprüchli,
nw' im Schw. sti-t es verschrumpfts grüens Manntschi
da. Barnü. 1911. Im Schw. ist-er fürt Z (ACorr. 1860);
auch = verstohlen. L'' bi" im Schto. fertig Aa; B. Im
Schio. isch-es g'scheh" B; Z. Si hät's im Schw. g'ha",
zuwege gebracht ScuR. Im Schw. heds' [die Weberin]
1803
Schwa(c)k, scliwe(c)k, schwi(c)k. scliwo(c)k, .scliwn(c)k
1804
c" Tschuppen Elle" g'hähen. Barnh. 1908. ,[Der alte
Pfarrer] sah nicht mehr ganz gut; so mischte man
liann Sand, Kot, Staub darunter [unter den ihm zu
liefernden Mist] und hatte im Schw. einen Kräften voll.'
(tottu. G'leniet hat- er Alls im Schn-igg. CStreiff 1914.
Sobald der Früeli''g i' d's Land g'rückt isch, het-me"
die länge" Irüebe" Wuchen im Schir. vergesse". RtTavel
1922. Sönes Möntsche'lebe" göt ume" im Schw. Schwzd.
(Aa). Seltener vom raschen Verlauf eines Vorgangs
an sich. Da' göt im Schw. Si iiR. Der [du] hesch-es
gar ilig, hi dir se't Alls im Schic. gö' L (ERüthelin).
S. noch Bd III 1250 (er-Ucken); V 217 (Blütti); VlI
901 0. I6IO0.; Sp. .595 M. 18.37 (überen-schnüssen). Im
gleichen S. i" c'mm Schtc Av (.\Tobl. 1908), uf ei"
Sehn: n (HDietzi 1904). Wie im Schic. D'Zit ver-
göt wie im Schir. FÜschw. 1917 (.\aL.). So chunnt
der Obig wie im Schic, en Tag dunjct Ei"'m en Auge"-
blick h (Wöchentl. Unterh. 1900). — ßj wie-ne" Schw.,
wie der Blitz B, so oAa., E., Int.. S., Si., Stdt; L, so Ha.
La" g'seh". chumm wie-ne" Schw.! spute dicli B
(.AvRütte). Mach, dass d'ine" chunnsch, wie-ne" Schw.!
OvGreyekz 1913. Wi'-ne" Schir. der ganz Brägel uf
mi''' lös ... SGfeller 1921. Si isch wie-ne" Sehn-.
g'liXffe". ebd. 1927. Er isch schuderhaft gäche"": vie-ne"
Schw. wo't-er drVschlöh". ebd. li^e e" Schw. sl" alli
Hand üfg'floge'. Gotth. Das gi-t wie-ne" Schw. BSi.
(ImOb.). Wi'-ne" Schw. göd-em Öppis dur''' ''e" Grind
JRoos. — 3. im räumlichen S., ganz kurze Strecke
ScflSt. (SWinz); Ndw (D.). En Schw. nöcher cho".
SWiNz;,ein bischen-.— Vgl. Gr. WB. 1X2611/2; Fischer V
1285 (in Bed. 4 b). Sdiirick-BüMi, Name eines rasch fliessendeu
Baches BGr.
An-: kurzer, fluchtiger Blick auf Etw., Anblick.
.[Bei der Fronleichnamsprozession waren] die gassen
mit lobästen waldwis besteckt, och mit gras beströwet
und bedeckt. Ich glob: wo die Juden werend darzuo
komen, sy bettend im a. vermeint, es were ir fest der
loberhütten.' Kessl. .Spruch, baide alt und nüw Testa-
ments, die dem a. und buochstaben nach wider anandren
streben raöchtend geacht werden.' ebd. — Vad. I 55 er-
wähnt aus Notker ua. ein Wort ,aüschwine, das wir ietz au-
st'hwik nennend'; gemeint ist ,anasiune', Angesicht (Piper II
630). Da diese Beii. für ,ansdiwik' nicht wohl anznnehnien ist,
rauss Vad. Jas altd. Wurt missverstanden haben.
Gegen-: entgegenleuchtender Schein. .[Christus]
ist das end [Ziel] und der gägenschwik unsersgloubens
und das end des gsatzts.' Vad. (III 500). Reflex: ,Die
schatten ..., welche das obgeraelt für in den g. der
hüle wirft.' Kessl. (* 5).
Schwicke" (-gg-) f.: = Schwick la TuBodensee
(SchiiTerspr.). Bim Wetterwinkel on''e" send scho" di
erste" Schwigge" über 's Riet ine" cho". JHirth. De"", wo
a" der Tür [Steuer] g'stande" ist. hat die Schir. "öd g'ad
g'achtet, ond ror-Sf [die SchiÖ'er] -si''' hö'd chön"e" were",
chert 's Schcffom. ebd. — Schwab. .SV-i.cVif. (Fischer V 1285).
Föne" Pf-: Windstoss, der bei hereinbrechendem
Föhn zuerst vereinzelt über die Seefläche huscht und
diese scharf kräuselt TaBodensee (.IHirth).
schwicke": 1. sich rasch (ruckweise, blitzartig)
bewegen, husclien GrV.; vgl. die Zssen. Bichtigist das
Marili d' Stege" ab g'liiffe" und i" de" Stall i" g'schwickt.
J.IöRiiER 1918. ,Schwiken, schwingen, vibrare, librare,
agitare.' Red. Ititi2. — 2. eine Langholzfuhre lenken
U (DrMnller), nach neuerer .Angabe mittels zweier seit-
licli am Hinterwagen befestigter Stricke, die von je
(.■in«ni Mann geliandhabt werden. Syn. wepfen. —
3. flüchtig blicken ApK., M. (T.); ZO. (Brnnner). —
JIhd. swicken, hüpfen, tanzen, (sw. in) eindringen; Weiteres bei
Gr. WB. 1X2011/2; Martin-Lienh. II 523 (in Bed. 2); Fischer
V 1286 (auch in Bed. 2). Bed. 2 ßlltdurch ihre geogr. Isoliert-
heitauf. ,Die widen schwicken'(SchNnk.Offn. 1330; s. Weist. I
296) ist für , stricken' verlesen.
ab-: 1. sich schleunigst davon machen Ap; s. Bd VII
833M. — 2. den Blick abwenden GW. Er het nit ab-
g'schwiggt, schaute unverwandt, ohne mit der Wimper
zu zucken, auf den selben Punkt. , Guckt mir [meinet-
wegen] in die Seele hinein: ich will euch nicht ab-
scliwicken. Ich will meine Stirn abhärten gegen euch.'
UBrägger 1780. — 3. Etw. abgucken GW. — über-:
Etw. rasch überblicken Gl. — ume°-: von einem Ort
zum andern eilen, an jedem sich nur einen Augenblick
aufhaltend GnTschapp. — a"- (3. Sg. Pra;s. und Ptc.
-et): tr.. Einem kurze, verstohlene Blicke zuwerfen
.\pK. Er tod Ann g'ad eso a., statt Einem offen ins
Gesicht zu sehen. — er-: 1. Etw. mit den Händen
erhaschen Gl (FStaub). — 2. a) Etw. oder Jmd rait
einem raschen, flüchtigen Blicke (gerade noch) er-
haschen, plötzlich, „im Hui ersehen oder wahrnehmen"
Ap (auch It T.); B (Zyro); ,Gi,", so S.; „GR-Kübl.,
Mai., V.; LE.; „G-F., G.. 0.. Rh. (auch It St.), Stdt,
mT., W., We,; ScH It Kirchh. (,Etw. im Vorbeieilen
sehen') und St.; Tu (Gem.); ,VW; W, so Lö., Mü.,
V.; vgl. er-lickenla (Bd III 1250). I''' han-e(n) blös",
grad (no''') erschwickt. Als der heimkehrende Sohn
noch weit weg war, hed-e" de'' Vatter erschwickt, Übers,
von Luk. 15, 20. Dial. (LStdt udE.; GmT.); Tu Gem.
Jmd vu" witem e. CStreiff 1901/2. D'Vri^ne hät-mi'*
bald erschuiggt, wo-n-i''' zum Hüs zueche" chu" bi".
ebd. 1904. De' Wirt . . . hät-i"s bloss erschwiggt g'ha", so
ist-er US e"tgäge"g'loff'e". ebd. 1909/10. Wie due der
Hannesmichel um d's Egt um cho" ist und 'ne" der Luzzi
erschirickt hed ... JJörger 1918. [Als Markolf vor der
zum Halten des Kerzenstockes abgerichteten Katze
drei Mäuse laufen Hess] het d'Chatsa [bei der ersten]
grad bloss d's Hoii't g'chert, bi-ter andrun het-ii en Juck
t'noH . . . Wä s' di Tritti het erschwickt, het-si ^en
Gherzenstand la" g'hin unt isch-erre" nä''' im Sprung.
Lutschen 1917. — b) = er-lickenlb, hinter Etw. kommen
GiiV. Neuua en Schlicher hed die Z'sämme"künft [der
Liebenden] erschwickt und dem Vater hinter'treit.
JJ(iKc;ER 1920. — use° ttsse"-: plötzlich, unvermerkt,
her-, hinausspringen, entwischen GrNuL — ver-:
„im Hui verschwinden" ß (Zyro); „Gn'Cast, L., Pr.
Ich han-en grad noch erlickt, e-des [!] -er hinderm Büd
rerschwickt ist GrL. (Tsch.). [Das Mädchen hat] im
u"säge"U''' trürig nöhe'g'lueget, bis-er hinder de" Bömm
...verschwicktist. ScHwzn.(MKuoni). — iure" fürcliC-:
plötzlich, unvermerkt hervorspringen GnNuf.
Seh wicker m. Nur Dim. Schwickerli: Eidechse
GrV. Der Hannes .. . ist wie es Schir. zvmsche"t de"
Hangete" Fleisch, Speck und Würste" hin-e"''-her
(/schlöffe". JJöROER 1918.
Scliwickete° f.: = Schwick la, plötzlicher Wind-
stoss. Bodensee (TTobler).
Schwicki m.: kleines, flinkes Tier, zB. von Kühen,
Schweinen GrNuI'.
Znn-Schwicki n.: = Hag-, Zün-Schliiff'cr (.'*p. 178)
GRÜh.; Syn. Müren-Wütschi.
1805
Sclnval(l), scliwel(l), sclnvil(l), scliwol(l), schwul(l)
1806
Schwal(l), scliwel(l), scli wil(l), scliw»>l(I), seh wh1(1).
ScIlWiil (in GWI. -ö) III. GuHald., Ig., .Mai.; ^^^geki-
Greifkn-, Pfaffiker-, Walen- und Zürichsee, Schiräle",
It Dan. f. ZüRiOHSEE, Schwäl m. j^'jHerisee, „Schioall"
(St."; s. Aniu.), PI. Schwüle" (bzw. -Ö-). jEgeri-, Greifen-,
Walen- und Zürichsee, SchiiöH. Pfäffikersee, Dini.
SchuöHeli. Zürrhsee, Schwäli Zc^g., SchwöHi ZMaur:
Fiscliname. 1) Rotflosser, Leucisous (Cj'prinus) ruti-
lus, = Cyprinus alburnus (Alp. 1827). .Egeri- ( JHeuselier
1906, 28/9), Greifen-, Pfäffiker-, Walen- und Zürich-
See; Syn. Böt-Äugli 1, Fun (Bd I 138. 1021), Hott I
(BdVI 1785). — 2) Dübel, Leucisous (Cypiinus)dobula.
^gerisee; Syn. Eöt-Ätigli 3, Wiss-Fisch 1 (Bd I 138.
1105). — 3) Stromer, Squalius Agassizii Gr im lihein
von Fläsch aufwärts und in der Landquart (Fatio 1890,
544); Syn. Biserli 3 (BäVl 1384). Dazu: .kleiner Fisch.
GRig., Mai. (Tsch.). — 4) ,Blaufelcben' GBHald; (B.);
Syn. Wiss-Fisch 3. Zunäclist mögen iiocli einige Defini-
tionen der ä. iclithyologischen Lit. folgen, die sich,
wie die weitem Belege, mit wenigen Ausnahmen auf
1) beziehen. ,Alburnuiii ausonii, quem nostri vocant
blieck, alii rotaügel a colore oculorum rubicundo
noiuiiiant, alii Leucisci genus, quod nobis est ein
schwal.' Gesn. 1556 (De piscibus et aquatilibus Omni-
bus). ,Schwal by uns Gardus Gallis, genus Leucisci
velMugilis.' ebd. ,Im Zugersee nennentsy dieschwalen
haslen und die haslen ganghaslen.' ebd. ,Iieucisci seu
Mugilis rtuviatilis species prima, ein schwall, furn,
rettel, rotoug, rotöugle. Die schwalen sind bei uns
bekannte fisch, auss ursach von irer gestalt nichts zu
schreiben ist; allein zuo merken ist, dass sy bei et-
lichen orten nach dein alter und jaren andere und
andere nainmeii bekommend . . . Etliche nennend sy
im ersten jar blieck oder rotöugle, im anderen jar fürn-
ling, demnach furn oder schwaal.' Fischb. 1563. ,So
sy [die ,rotöuglin'] järig sind, werdends fürnlig und
im dritten jar furn und am Zürichsee schwalen ge-
nennt.' Mangolt. ,[Im Rhein findet sich auch] die
Barbe ... die man bei uns Bammele nennt, und eine
Art, die man Schwäle heisst und vermutlich Cyprinus
Leuciscus sein möchte.' Gr Sammler 1809. S. noch
Bdll 1673u. (JLCys. 1661); Sp. 1256 (unter Schnepf i).
,üer Schwaal ... hält sich überall und im Frühling
schaarenweise im [Walen-]See und an seinen Ufern
auf und wird wenig geachtet, so dass das Pfund 1 — 2
Schilling kostet. Er wiegt gewölinlich '/s — *'* Pf- und
wird von den Fischern meistens nur deswegen mit
Netzen und Garnen gefangen, um Fische in den Be-
hältern damit zu speisen.' Alp. 1827. Wer von den
billigsten Fischen kaufen will, bekommt vom Fischer
Schwäle", kleine, weissliche Backfische ZMaur.
Schwäle", Schndleli werden als Köder (für Hechte) ver-
wendet ZS. .Scheffmacher d[icit], das er und der
Huober umb 3 pfd swalen von dem scherer kouft, die
euweg gefüert; es band ouch er und HWunderlich
ettwe vil swalen bim hundert kouft von Heinin von
Hasel.' 1437, Z RB.; nachher ,zwen kratten mit swalen'.
,Das AWolff neiswe mengen hasel under den swalen
gehept hab.' 1471, ebd. ,Usgeben umb visch ... 1 pfd
1 P umb schwollen.' 1595, AaB. Spitalrechn. .[Der
Teufel habe] iro in das Merktkessi ires Venneinens
hüpsch gross Schwaalen geben und sy dieselben
gheissen heimtragen und kochen; wann aber sy sölliche
Visch nemmen wellen, habe syNützit erwüschen können
dann Rossköpf, wie man inn Bächen finde.' 1611, Z KB.
,Egli und Schwalen 2 alt Schilling.' 1618, Gr. ,Die
Schwaalen seind Winterszeit, wann sie toller Rogen,
am besten, sehr gut zum Sieden, gesund, aber grät-
eohtig; werden bei Küssnacht, Tallweil und Herrli-
lierg durch den ganzen Winter in grosser Menge an
dem Angel gefangen.' HEEscher 1692. Eine Zsstellung
der Zürcher Marktpreise für Schwalen im XVII./XVIII.
s. bei JHeuscher 1908, 18. S. noch Bd VI 1774M.;
Sp. 3u. 57 u. und vgl. für-schütten (Bd VIII 1570). Der
Schw. als, banniger' Fisch. ,Weregli, swalen (.scliwälen.'
1512) oder lougenen vachet von inittem abrellen hin
unz zuo usgendem meien, dergit den einung.' Z Fischer-
ordii. 1386/1512. ,Es sol ouch nieman deheinen swalen
vachen, wenn er uff die wisse gat, weder in engen
netzinen noch in engen berren, den leich us und us.'
1428, ZGreif. Fischerordn.; später in ähnlicher Form
noch mehrfach wiederholt, so 1559 (,der schwa(a)l').
1574 (Nom. ,der schwaal(en)', Akk. ,den schwaalen').
,Uoly Hüsly d[icit]. er habe über usgang des einungs
etlich swalen gefangen und die zu Baden verkouft und
darab gelost 10 ß.' 1471, Z RB. ,Es sol nieman reling,
haslen noch swalen vachen von mitten aprellen hin
unzit zuo mitten! meigen; wer das uberfüer, der gyt
12 s.' 1493, Gr. ,A1s etlich vischer am Griffensee min
herren gepeten inen ze vergunen und den schwalen
fachen ze lassen, habent min herreu beid ret sich er-
kannt, dass es by irem vischereinung pliben solle,
doch wellent min herren inen uss gnaden nachlassen,
uff dis jar 14 tag den Schwallen zuo fachen ... Wenn
aber in sollichen 14 tagen anders wetter inflele oder
der schwalen uff die wysse gienge und inen die se-
vögt empieten stillzestand, das al.sdann sy abstandint
und demselben gelebint.' 1527, Z RB. .Der fürmen oder
schwalen [1. , schwalen'?] halb in den vier Wochen, so
im brief verpanen sind, mögen sy die vischer die vier
Wochen dry tag ... wol haben.' GRorsch. Fischerordn.
1530. ,Welicher ein ganzen gewerb füert, das derselb
sollichen gewerb nit mer zuo beiden vischen, nemlich
dem schwaalen und der albelen, sonder allein zuo
dem einen visch, wäderer im dann anmnetiger sin will,
... bruchen [solle].' 1533, ZGreif. ,Wann bannige
Fische, es seien Brachsmen, Hecht, Reeling, Schwahlen
oder andere gefangen wurden, [sollen] solche ... also-
bald wiederum in den See geworfen werden.' Z Fischer-
ordn.1710/76. S. noch BdVI 137u.l38o.,sowieZStB.II 82.
Vgl. Gr. \YB. IX 21S1. Der Vokal ist als altes « durch die
Formen mit -o- (GWI.), -5-'- ZMaur, S. (s. BSG. XV 201) ge-
sichert; vgl. uocli die von Dan. aus Z Zeitungsanzeigen ver-
zeichneten Schreibuugeu ,SchwoIen', ,SchwohIeu', ferner
,schwollen'( 1595, AaB.). Schicallbei St.^stammtaus GLHartm.
1827,222, der es seinerseits aus dem Fischb. 1563 übernommen
hat, wo aber neben .Schwall' auch , Schwaal' erscheint. Auch
St.s Bedentuugsangabe „Plötze, Cyprinus erythrophthalmus,
aui Zürcher uud Wallenstadter See" geht auf Hartniann zurück ;
sie beruht auf eiuer (auch bei Schiuz 1842, 314 begegnendeu)
Verwechslung von Leuciscus rutilus mit Cyprinus (Scardinius)
crythr.; vgl. darüber Eoltelen (Bd VI 1785). sowie Siebold
1863, 181 Fussn. 2; Fatio 1882, 481. Unser W. ist höchst
wahrsch. entlehnt aus dem lat. Fischuameu sijwtlus (vgl. die
deutsehen Glössierungeu bei Diefenh. 1857, 549b; 1867,
346b); der vorauszusetzenden Entw. von si/u Ishc) zu sw stellen
sich zahlreiche ähnliche Erleichterungen von Dreikonsonanz
zur Seite; vgl. LWolff, Studien über die Dreikousonanz in den
fe'erni. Sprachen, Berlin 1921. Das W. wurde im Deutschen
der Gruppe schwach flektierender männlicher Fischnamen (wie
iiihd, «.-?«;,•, k.„/,J>, l,nl,-h,-: Weiteres Gr.Gr.Neudruck 111 361)
1807
Sclnval(l), schweif!), scli\vil(l), schwnl(l), scliwul(l)
1808
aiiKescIilosseii ; Schwule'' f. ist der als Kcui. 8j,'- aufgclasstc
schwache PI. Schtcät gehört zu eiiiuui uach der i-KIassc (etwa
nach AI : AI) umgebildeten Schwal; dazu auch ,Schwäle' Gr
Sammler 1809. Der Name ist am BUnduer Rheiu auch ius rät.
Gebiet Torgedrungen: für Paspels (Doral.) ist It Prof. Pult eiu
Fischnanie iwol (Fisch ,yoii grauer Farbe ohae Streifen') be-
bezeugt, ebso für GrEms als Name des Steinbeissers, Cobitis
twnia (Bull, du Glossaire de la Suisse rom. I9!2, 17).
Schwälere" f.: Netz oder Reuse zum Schwalen-
fang. ,Grosse clegt, wie etlicli Jie schwaalern byn
fachen am land abhin setzeiit, über und wider das es
aber nit der bruch und das oucli ze tuon niemans kein
gewalt hat, und demnach die hasslen und schwalen
hufenwerk darin jagend und dardurch dem see mechtig
schedlich sind.' 1533, ZGreif. ; vorher einmal, gewiss
verschrieben, ,schwalen'. — Vgl. zur BilJuug Bah-lumi
(BdlV 1193).
Schwall Ai; BsStdt; BStdt und It Zyro; Gr; TB.
(M''ider-Sehu:); Th; Ndw; U, Schiiäl II AiBb., F.,
Häggl., Wynent. und It H.; .^p; BsL.; BG., Lau., Lenk;
Gl; LE.; SchR.; S;Ndw;Zg; ZKn., 0., Stdt, Wl. — m.,
PI. mit Uml., in Aa, so WoiiL; LE.; Zu., Stdt -ä-:
1. wallende Bewegung des Wassers TnErm.; s. Bd VI
8tl8o. (Einmalige) Wallung beim Sieden Aa; Ap; Bs
(Seiler); SStdt; Zu. (Messikommer); Syn. Wall. En
Schw. drüber gö" lo", zB. über ein Gemüse ApK.; SStdt.
Um einen guten Kaffee zu bekommen, müsse man
drei Schwall lo" drüber gö" Aa. Die zum Dörren be-
stimmten Bohnen werden in der .Winde' aufgehängt,
nachdem man en Schw. hat drüber lo" gö". Messikommer
1910. — 2. wesentl. wie nhd. Schwall, a) Andrang einer
fliessenden, nbh. bewegten Masse, auch diese selbst.
a) von Flüssigem, bes. Wasser, (heftiger) Guss Aa, auch
It H.; BG. und It Zyro (,eine Wassermasse, die sich
lilötzlich hebt oder gewaltig andringt, zB. wenn die
Schleusen gezogen werden'); GrV.; LE.; SchR.; SL.;
Tb; Npw; U; ZO. und It Dan. 'sist en (ganze") Schw.
Wasser gäg'"-mer chu" SchR. Beim Niedergehen einer
Ruf« kommt en g'waltige'' Schw. Wasser. CSchnyuer
1868. ,Der mächtige Schw., die TscÄitreie" des Wassers
erlaubte ... dem Flözer Spältenholz z'flöze".' Bärnd.
1911 (BG.). In best. Verbindungen, 's Wasser chunt
z' Schwäle"-wis Z (Dan.), schicall(s)-ins B, so Be.
Endlech isch der Rege" cho", schwallswis und weg-
recht. RvTavel 1913. Mit ei"'m Schw. isch der Hege"
lös' platzet, ebd. 1910. 's Bluet isch-mer nume" so im
Schto. zur Nasen u"^ zum Mül use"g' schösse". EBalmer
1920. ,Der schwa(a)l oder überlauft" des wassers, elu-
vies.' Fris.; Mal. .Daherrauschender Schw. solcher
Eisplatten', mit Bez. auf den Eisbruch eines Flusses.
Sererh. 1742. ,Ein Wolkenbruch [ist] mit einer Wasser-
flut ... so gähliug hervorgebrochen, dass der urplötz-
liche Schw. und Gewalt des Wassers ... 3 Mahimnhien
... hingerissen.' 1748, SBi-rkart 1909. S. noch Bd VIII
714 (abschalten). 1083 (ab-schupfenj. — ß) Windstoss.
Jetz isch wider e" Schw. cho", dass-me" g'meint het,
es lüpf die ganzi Pastete" [das ganze Haus] i" d'Luft.
EBalmer 1923. — y) ^o" dichten Rauchwolken uä. Aa,
so Bb., F.; GRHe. (Dan.); SL.; Z (Dan.) und weiterhin.
I)i graste" Schwül' use"lö", beim Rauchen Aa (Schwzd.).
Er zieht langsam e" Schw. Bauch us siner Pßffe".
JReinu. 1925. E" Schiv. voll Blueme"duft. Füsrnw.
1919; vgl. Du.ft-Schu'.(lVA\\n\. 19'25). — B) von Licht,
Tönen. Vgl.: En glarigc Liecht-Schiv.ll^1kyf.i,W2,\.
Wie der Mosluft dem Mädi alheneinisch e" Schw.
Ghilche"g'lnt zueche"'treit het. ebd. 1917. Von los-
platzendem Lachen: Mit-eme" Scliw. use"lache". JReinh.
1905. — e) Wortschwall AAWoh).; B; Th; Z und sonst.
En Schtv. mache", ein grosses Gerede Th (Wepf).
.[Demagogen] die stets so grosse Worte schwalsweis
hätten für 's Volk.' Gotih. — C) von innern Vorgängen.
Blutandrang, Kongestion Z (DrWvMuralt). , Leben,
ganz schwallsweise, strömte aus derselben [der Hand
des .Mädchens] über ilin.' Gotth. — 17) von Menschen
und andern Lebewesen Aa (H.); Gl (CStreiff); SchR.,
St. (Sulger); S; Th (Pup.); Zg. Es ist e(n) ganze' Schw.
[Leute] i(n)e" cho". .Wirklich drängte sich ... ein
ganzer Schw. Gäste lärmend zur Tür herein.' Joach.
190 1. Hecht und Drischli sclMnmmi"d dri" [im .4.geri-
see], e" ganze Schtv. Schwzd. (Zg). E(n) Schw. Lüt,
Manische", Vögel ScaSt. (Sulger); Th; Zg. So weit
möglich werde man die Mannschaft beisaramenhalten;
es sei aber gewiss, dass bei Tag und Nacht Leute weg-
laufen ... nach Zofingen und Aarburg seien deswegen
die nötigen Befehle ergangen; man besorge aber, dass
des ,schwals' wegen Niemand aufgehalten werde. 1531,
Strickler (B). ,[Man habe] unzit har im bruch ge-
hept, mengklich, so umb eerletzliche wort das recht
angerüeft, zu allen stunden gastgericht ze halten; die-
wyl sich aber der schw. so gross begäbe, das inen
unmüglich sye, in sölicher pflicht mer zuo belyben
[wolle man nur noch zu bestimmten Zeiten Gericht
halten].' 1561, FMu. StR.; vgl. zur Sache Bd VI 353o.
(1501, Absch.). Man soll den Pass am Walensee wohl
versehen und ihn ,disem Schwal und Überlauff dieses
Kriegsgesindts' sperren. 1616, Absch. .Ratschlag ...
wie die Anzahl und grosse Schwahl [der Schüler] ins-
künftig restringiert und hinderhalten werden möchte.'
1050, Z. .Wann der Schw. des Volks verbanden, sollen
die Nebentwirt und Weinschenk von den Amptleuten
Erlaubnuss begehren [Pilger beherbergen zu dürfen].'
1654, SchwE. Arcb.; vgl. Über-Schw. ,In dem grossen
überhand nemmenden Schwal Bättelgesinds.' FWyss
1073. .Dieweilen sie [französische Flüchtlinge] aber
je mehr und mehr in grossem Schwahl in unserem
welschen Land . . . ankommen, also fallet unmöglich,
diesen guten Leuten allen zu helfen.' 1685, B Blätter
1911. ,Zu verhüeten den Schwal der Hausleuten um
ilie Statt, soll Niemanden zugelassen sein, ohne Be-
willigung des höchsten Gewalts einige neue Feuerherd
zu bauen.' B Mand. 1711. S. noch Strolchen- Ge-sind
(Bd VII 1128). — 8-) von umlaufenden Münzen. .[Man
könnte so] mit ringem schaden den schwal unserer
Pfenning mindern.' Vad. ,[Es sei] ain grosser schw.
frömbds gelts in unser statt kommen.' 1557. G. .[Es
ist] zuo besorgen, dass der Schwal solcher Münzen
unser Land beschweren möchte.' Z Mand. 1652. Da
die im Kurse niedrig stehenden Schwyzer ,Ortli' im
Lande Schwyz selber zum Nennwert angenommen
wurden, wurde der ,Schw. und Andrang' davon [in Schw]
unerträglich. 1678, BAnz. 1918. ,Wie dass ... unserem
... Mandat zuwider die Groschen in einem solchen
Schw. zu Statt und Land eingenommen und vast ohn-
geschoben aussgegeben werden, dass die liebe Unserige
... immer zu grösserem Schaden und Nachteil gebracht
wurden.' Z Münzraand. 1712. .[Dass] die Grafschaft
Thurgeüss [!] ... mit unersechlichera Schw. der unbrob-
heltigen Reichsmünzen ... überhäuft und beschwärt
werde.' 1721, Tu. S. noch Bd V '299u.; VI 698 (ab-
ye-riieftj. — b) mit Zurücktreten der Bewegungs-
1809
Scliwal(l), schwel(l), schwil(l), schwol(l), schwul(l)
1810
Vorstellung übergehend in die Bed. einer grossen
Menge übh. V^on Flüssigem AAHäggl.; BG., Lau., Lenk;
GRChur, S., Tlis; UGöscli.-Alp; Syn. Platsch 4 (Bd V
229); Schopf (Bd VIII lu44); Schivetti. Das giH e"
Schw. Wasser, .eine Menge' GrS. E" Schw. Milch Aa
Häggl.; BG., Lau.; UGöscli.-Alp. Eine junge Kuh gibt
nicht sogleich e" Schiv. oder e" Tschüre" Milch. Bärnd.
1911. Von andern Dingen. E" Schw. Heu, Ämd BLau.
En Schw. Obs ZKn., Wl. E" Schw. Herdepfel, Holz,
Veh Ndw (Matthys). E" Schiv. Oiiot, umfänglicher
Grundbesitz ünValz. (Tsch.). ,[N. soll sich] niasseu,
grossen schwal ankens uffzekouft'en, dan m[in] h[erren]
sonst verursachet werden, irae darvor ze sind.' 1558,
B RM. ,[Die Fischer sollen die Fische verkaufen] jedes
Bückli volsnit höher noch türer dann zwen Batzen mehr,
weder siedle by grosser [!] Schwal- oder Anzahl käufflich
hingeben haben.' Ordn. für den Bielersee 1570/1.70.3. S.
noch BdVII1325M. (1523, Z; dafür später .unniass'). Von
Menschen: ,Üie bitterste Klagten über den Schwahl
der Gottlosen und die Seltenheit der Frommen.' JJUlr.
1731. — c) oft in der Verbindung ,rait schw.', massen-
weise. ,[Dass die fremden Krämer und Hausierer] sich
... zuo grossem verderblichen nachteil und abbruch
der unseren narung je lenger je mehr zuo statt und
land mit schwal inlassend.' 1590, Aar. StB. , Unsere
gnedige Bewilligung [wurde] missbracht, indem mit
ganzem Schwal und ohne Mass ganz unzyttig und ver-
derblich die Brut der Schwäbfischen ... ufgefangen ...
werdend.' Iöl4, B. ,Das diss grusam Unheil [der
Betrug mit Münzen] einsmals mit ganzem Schwal zu-
genommen.' Z Maud. 1620. 1622 erschien in Lenzburg
das hungrige Bettlervolk ,niit Schw.' JLüscher 1898.
,üass daran [auf den Bündner Bergen] mancherley
Gattungen Anemöndlein mit Schwalle aufwachsen.'
JMdralt 1715. Mit Bez. auf den Handel; vgl. unter 3 h.
.AnvogtzuoTrachselwald. Den [Händler] von Wolhusen
jetz und hienach mitdemanken gegen salz verfarn lassen,
so ver nit mit dem schwal, 1 centner, 2 oder 3.' 1551,
B EM. ,[Dass die Viehhändler] gehindret werden
möchten, das veech nit mit so grossem schwaal ufze-
kaufen und usdem landt ze führen.'' 1598, BSi. Rq. 1911.
S. noch Bd VI 58u. — 3. a) Schwellung, Stauung
eines Wasserlaufes. ,Darab [durch einen Erdschlipf]
die Sitter verlegt und geschwelt in ein merkliche grosse,
wite und braite und ... nit für sich gelotfen ist, biss
sy durch selbs gwalt ain ort durchgerissen und trungen
hat, darby der schw. mag abgenommen werden.' Kessl.
,[Die durch Hochwasser des Furtbaches geschädigten
Bewohner von Würenlos wünschen, dass die am Ober-
lauf des Baches gelegenen Gemeinden Otelfingcn und
Dänikon] innen vergünstigen wolten, das sie bey dem
Einlauft des Bachs etliche Seilen legen möchten, sich
dardurch bey also grossem Wasser vor ihrem Under-
gang zue beschirmen. [Die beiden Gemeinden machen
aber geltend, dass die Würenloser das Bachbett auf
ihrem Gebiet nicht geliörig in Ordnung hielten, obschon
sie allein den Nutzen des Baches hätten ;] ob nun billich
seye ... dass die obere Gemeindten auft" irera gemeinen
Waidtgang, Matten und Güetteren ainen Schw. und
Hinderhalt machen solten ... damit die Wirenlosser
undenher dise erzelte Nutzbarkeit desto lenger zue
geniessen betten.' 1663, Z Rq. 1915. , (Einen) Schw.
bringen.' ,N. hat under der oberen bruggen an der
radwand byni joch ein ferrich geleit und schwirren
darzuo geschlagen, das ein grossen schwal bringt; dess-
Schwelz. Idiotikon IX.
halb soll ers alles rumen, uff und dannen tuon.' 1540,
ZStdt. S. noch BdV706o. — b) übertr., Stockung,
Hemmniss, Schwierigkeit(en). ,[Ein Reisläufer] habe
sich mit dem hinziehen gesumpt bis uff das letst,
damit er niöcht verstau, ob darinn ein schwal wölt
körnen von der oberhand; aber diewil yedernoan hin-
zug und sich niemans wandte, syge er euch dahin
zogen.' 1519, Z. ,Dass ... uns euch hinder innen ützit
hierinn ze handien nit gezimpt und bald meer schwals
dann fürderung heruss gefolgen möcht.' 1530, Absch.
, [Einer, der ein Haus kaufen möchte, aber nicht über
genügend eigene Mittel verfügt, ist] in besorgen, es
wurde ötwas Schwalls des gelts halber sin; darwider
angezöigter N. gsagt, das gelt were im zuogesagt, sölte
nun kein sorg darumb haben.' 1555, ZWies. ,Diewyl
der schwal mit dem fertigen des korns ein ursach ist,
dass durch die sömer zuo Horgen das salz nit alles
nach der handelslüten begeren jetziger zyt gefertiget
und abgefnert werden mag.' 1587, Z RM. .üiewyl ich
vielfaltig befinden müessen, dass dieser schwal und uf-
zug [einer geplanten Reise] durch die göttliche für-
sichtigkeit geregieret worden. 'Mal. 1593. .Keinen schw.
ha(be)n.' ,[Wir haben] uns jetzt aller artiklen gänz-
lich verglycht, dermassen, dass die Strassburgischen
hotten guoter hoifnung sind, dass es keinen wytern
schwal haben, sunder by Iren schöfflen und amman
nundalatmer wol erhebt werden mög.' 1529, Absch.
,Dann, so das [Geschäft] nun mit den gotzhuslüten über-
hin, achten wir wol, söllichs fürer by unsern herren
ouch kein schwal han werd.' 1530, Absch. ,Schw.
bringen.' ,Das houptman Lavater [im Rheintal] nüt
me sölte ynnemmen und aller dingen still und rüewig
stan, damit das ynnemmen dheinen schwaal [mit Bern]
brächte.' 1529, HBull. 1572. ,[Das Unvermögen des
Vaters, der Tochter die ausbedungene Mitgift zu geben]
bringe den schwal und zertrennung diser ee.' 1543, Z
Ehegericht. S, noch un-räten (Bd VI 1580u.). ,Schw.
machen, geben.' .[Der Vater des Bräutigams] bette den
schwal dryn gmacht, damit sy synen sun nit raüesste
haben.' 1541, Z Ehegericht. ,[Als N.] mit dem kilch-
gang fürzefaren understanden, hett doch der landt-
schryber etwas schwals darinn gemacht.' 1562, ebd.
,Sölich schriben aber und widerschriben [zw. Luther
und Zwingli] verergeret vil Christen lüten gar übel
und macht ein schwal dem fürgang des heiligen
evangeliums.' HBull. 1572. .Vermög des landtfridens
solle das meer dem mindern vorgan und der minder
teil den meeren mit iren ceremonien nit beschweren
und ein schwal in der reformation machen.' ebd. ,Die
täufferische säet ... machet dem heil, evangelio ein
grossen schw.' JJud 1574. , [Luther] verdampt auch
.. . Zwinglium mit allem synem anhang. Das alles gab
dem heil, evangelio ein grossen schwal und stärkt die
Papisten über die mass.' ebd. ,Den Schw. in ein Ding
machen, refrenare, reprimere rem.' Denzl. 1716. Auch
1665, ZSth. Neben Sjnn. ,Der mehr tail [der Lehen-
leute] hetint ihm geschworen und die hüener geben,
den" villicht unz an zwen; uss denselbigen sig diser
schwal und span entsprungen.' 1497, TaNnf. (spätere
Abschr.); vorher: ,dieselbigen tättint ihm jez seni-
lichen schwal machen.' ,Von dem mandat der kilchen-
güetern und jarziten halb, dero wir uns uuglicher
meinung gebrucliint und aber vil schwals und zweiung
gebäre.' 1529, Z Missiv. ,[Ein Sonderabkommen der
Bündner mit den Fünförtischen würde] dem gemeinen
1811
Schwal(l), schwe!(l), schwil(l), 8chwol(l), schwul(l)
1812
friden und uns allen ein merklichen scliwall und nacli-
teil bringen.' 1631, Z Schreiben an die GaHauptleute.
,Wo das göttlich wort ermeeret, da solle der minder
teil dem meereren billich nit schwaal machen und
hindernuss mit irer religion tuon, sunder rüewig sin.'
HBcLL. 1.572. ,Ehleut, die ganz dultig, ohne zank und
schwal still beieinander leidend sich.' ChrMirer 159ti.
,üass die von ülariss umb eines so geringen Gelts
willen ... khein Ungelegenheit noch Schwal machen.'
1611. Z. Hemmung des freien Handels durch wuche-
rischen Massenaufkauf; vgl. unter 2c. ,Das etlich Bur-
gunder und frömbd gross summen anken understandend
ze kouffen und villicht kouffind zuo schw.' 1559, B RM.
,[Es klagen] die armen müUer und die pfister einen-
teils, das nur etlich müUer allen schw. machind und
alles inn ir band bringind.' 1585, Z. ,Das3 ... Die-
jenigen, so um Pfragney, Fürkauff und Eigennutzes
willen mit Uft'kauffen und Verteuren des Weins solchen
Schwahl und Wühl treibend, sich dergleichen ... gänz-
lich und liberal müessigen.' ZMand. 167ü. Von kriege-
rischer Bedrängniss; vgl. 2a. ,0b aber der schwal
und überfal der vyend so überlestig und gross sin
wurde, dass die not mer hilf zuo beiden syten er-
forderte, dass dann die hilf von allen verwandten ge-
stärkt [werde].' 1529, Abscb. ,Diewil ... unsere figend
von den fünf Orten uns widerstand zetuon mit macht
... understanden und der schwal und not eben schwer
und gros sin wil [bitten wir dringend um Hilfe].' 1529,
Ansh. (Z an B). — Mhd. ewal, -llea m., Schwall, geschwellte
Masse; vgl. Gr.WB. IX 2191/4; Fischer V 1232. Flurn.
,Schwall-Matt' BZuzwil.
Über-: 1. eig., Überflutung, Überschwemmung,
übermässige Flut. ,Ü., das überlautfen des wassers,
überguss, inundatio.' Fris.; Mal. , Dieser über-
schwal [des Bheins] tet an veldern und wiesen uber-
schwengklichen schaden.' Wurstisen 1580. Der Land-
schaft Riviera wird wegen des unlängst durch einen
,Ü. des Wassers' erlittenen Schadens die Summe von
100 Speciesdukaten zuerkannt. 1747, Absch. S. noch
Bd Vll 7r2u. Von Regen: ,Ain wasser, das war von
ü. regnens übergangen.' Kessl. — 2. uneig. a) über-
mässiger Andrang von Etw., Unmenge, Überfluss.
Bliebe Freiburg [bei der Konferenz] aus und wollte
es in dieser Angelegenheit sich absondern, so würde
Bern dafür sorgen, ,das uss unsern landen und gebietten
üch überschwal des korns nit zuogefüert' würde. 1530,
Absch. (Bau F). ,Dass unser Eidgnossen von den VOrten
... kein körn uffem land, weder im strouw noch sunst,
ufkoufind noch bestellind; darzuo uf den oifnen märiten
inen nit mer nachgelassen dann in zimlicbkeit, den
grossen überschwal gar abzeslagen.' 1530, H Ref. ,Die,
so söUichen überschwal [an Kirchengütern] besitzend.'
Vad. ,[Die Stockung in der Getreidezufuhr] ist auch
nüt Nüws, sonder, wann derglychen Ü. . . . gekouft
worden, zuvor mehr beschehen.' 1617, Gl an Z. Bes.
von Münzen. ,Vier weg .... mit denen man den über-
schwal des klainen gelts schwainen möchte." Vad. ,Wan
aber durch den Überschwal solcher kleinen schlechten
Münzen der gemeine Nutzen lediert und geschediget
wird ... so möffen dissfahls die andere Ort, wan ein
gar zu grosser Überschwal solcher geringen Münzen
gemacht wurd, selbige in ihren Gebieten wohl abrueffen
oder verbieten.' 1696, ZfsR. .Höchst verderblicher Ü.
fremder und schlechter Geldsorten.' L Mand. 1767.
.Dass seit kurzer Zeit ein solcher Ü. sowohl einfach-
als doppelter Zürcherörtlein in unsern Landen vorzu-
finden seye.' S Mand. 1773. ,[Es sei zu befürchten] es
möchten dise Taller etwan hin und wider abgewürdiget
und sodanne im Ü. ins Land geworffen werden.' 1779,
Th. .Demnach sehr viele . . . alte Zehenbätzner herum-
gehen und zu besorgen ist, dass deren Ü. in hiesige
Stadt ... sich ergiessen mochte.' Bs Mand. 1782. Von
Menschen. , Alsdann ... ein lobliche statt Bern mit
frömbden pettlern . . . überladen worden ... nit allein
zu grossem uachteil der heimschen, hierländigen armen,
sunders ouch zuo grossem überscliwal und inwurzlung
der frömbden hargelofi'en lüten.' 1527, B Ref. .[Die
Neuordnung der Scliule sei notwendig] des Über-
schwahls der Tütschlernenden halb.' 1606, MReimann
1914. Anlässlich des Schülerumzuges in Aarau ver-
fügte der Bat 1607, dass nur noch ungefähr 15 Schüler
und Schülerinnen König und Königin heimbegleiten
dürften ,zuo Abschaffung des Überschwals.' ebd. ,Im
Ü. vilen Volkes.' 1654. SchwE. Arch. .Weillen nun
ein Zeit hero der Ü. Fremder und unnütz Bätelgesindes
hierlands dergestalten überhand genommen.' Tu Mand.
1709. Wegen des .Überschwals' fremden Strolchen- und
Bettelgesindels. 1783, Absch. (L). — b) gewalttätiger
Übergriff, Überfall. ,Als dann diser zyt sich etwas
überschwals, empörungen, ufrüer, rottierungen under
gemeinen gotzhuslütten zuo Inderlappen ... erhebt.'
1528, B Ref. ,[Wir haben] 1000 man mit einem venly
gan Hassle geschickt, nit der meinung, die Under-
waldner anzegriffen oder zuo übervallen, es wäre denn
sach, dass etwas überschwals dahar oder von Wallisern
inviele, aldan denselben widerstand zetuond.' 1529, ebd.
— Mhd. üherawal, -lies m., das Überfliesseu, -strömen ; vgl.
Gr.WB. XI 2, 527; Fischer VI GO; ChSchmidt 1901, 367. —
über -seh wallig, ,-sch wällig': übermässig. Mai-
länder und ,Lamparter'-Metzger . . . trieben im Ober-
land , durch das ganz jar by den hüsren, in den weiden
und bärgen, ouch uff den gewonlichen jarmärkten einen
überschwalligen ufkouf.' XVI., THaoenb. 1882. ,Die-
wyl wir den liievor abgestellten überschwalligen veechs
für- undaufkauf durch unser vilfaltig ansechen nit ab-
schaffen noch verhüeten mögen.' 1598, BSi. Fiq. 1914. —
JIhd. iihemreUg im eig. S., von einem Fluss (Jeliaek 1911, 7-13).
An-: angeschwollene Wassermenge. .[Bei einem
Hochwasser des Riedertaler Baches hat] ein Stuck ob
der Kapellen sich das Wasser versteckt dergestalten,
das bei Ausbruch des Anschwals kein Stein von diesem
uralten Gnadenhaus hätte bleiben sollen.' 1750, U
Bürglen. — 11°-: übermässiger Schwall. Unmenge
GrAv. En U. Wasser.
Wasser-: Überschwemmung. ,Von dem grossen
W-e zehen Menschen bliben tod.' 1748, Lied. S. noch
Land(sJ-Bresten (Bd V 846), dazu Bärnd. 1904, 58. —
Vgl. Gr.WB. XIII 2503.
Wider-, in GrAv. in Bed. Ib n. (Tsch.): l.a),vom
Zsfluss zweier Bäche, von denen der eine die Kraft des
andern bricht' GRMai. (Tsch.). — b) durch das Dach
(übh. von aussen) eindringendes Wasser, bes. zur Zeit
der Schneeschmelze GrAv,, Rh. (Tsch.); TB. D's W.
chunt GrAv. (Tsch.). — 2. a) feindlicher Angriff. .Ein
Berner panner zuo Zotingen lag mit gschütz und lüten,
ein stark anzal, denen machten d Lucerner ein w. mit
irem gschütz und vendlin guot.' 1531, Salat. —
b) Widerstand, widersetzliche Unternehmung. Aul-
ruhr. ,Es hat sich gemacht ein w. uss ursach etlicher
lüten und gmeindet und schier gemacht hettint, dass
1813
Schwal(l), schwel(l), 3chwil(l). schwol(l), schwnl(l)
1814
wir geineinlich des köngs dienst übergeben und den
küng allein lassen stan; solichs uns dunkt het, uns
allen ein schand zuo syn.' 1521, Absch. (Schreiben der
eidg. Hauptleute im Mailämlisclien). Die Eidgenossen
seien durch den Schreiber des Gesandten berichtet
worden von dem ,w.' und Aufruhr, der sich in Eng-
land gegen die neue Königin erhoben habe. 1554, Absch.
— 3. Widerhall, Echo BGr., Hk. S. schönlich (Bd VIII
866). — Mhd. widermalm., Gegenschwall, Gegen-, Znrück-
strömuDg; vgl. auch Haltaus 2107 (Bed. 2b); Fischer VI 792.
Schwalle" ApK.; B It Zyro (,obsolef); ,V0"; Gl
(in Bed. 1); GRNnf.; GSev., schwäle' Bsl,. (in Bed.2ba),
g'-schwalle- Aa (H.); B; ,V0"; L; PAl.; ZO., 3. Sg.
Pries, und Ptc. -et, das adj. Ptc. aucli g'schwanc (s. u.):
1. heftig, gussweise fliessen Gl (PfrZwicky); vg\.usen-
sehw., auch schwallnen. — 2. wallen, von Flüssig-
keiten, auch einem darin befindlichen Gegenstande ApK.
,Inertes undiE, still wasser, das nit rünnt, sunder also
schwallen[d]ligt.'FRis.; vgl. .Humor iners, cuiprofluens
opponitur. die sich schwelt oder nit flüsst.' ebd. Auch
tr. : Wasser schw., durch Hin- und Herbewegen des
Gefässes ApK. Du rmiest no''' me schw., das Fass (in
das man zur Reinigung Wasser gegossen hat) stärker
bewegen, ebd. — 3. (an-, auf)schwellen. a) intr. a) von
Wasser B It Id. (s. unter ß). — ß) „von harten Körpern,
welche entweder durch das Brennen, wie Kaffee udgl.,
oder durch längeres Einweichen in Flüssigkeit, wie Holz,
Getreide, nach allen Orten sich ausdehnen VO", bes.
von Holz Aa (H.); B, so Be., E., Gr., G., R., Sa., S.,
Si. (hnüb.), ü. und It Id. (.tumescere, de vasibus et
fluctu aquarum usurpatur') und Zyro; FMu.; GaNuf.;
LE. und It Ineiehen; PAL; GSev. Ein Fenster, eine Tür
schwaUet und kann daher nicht geöffnet oder geschlossen
werden GSev. Von Holzgefässen, durch Einlegen in
Wasser oder Eingiessen von Wasser dicht werden.
Der Zuber g'schivallet just B (AvRütte). Das G'schivii
g'schwalled nüd nie BR. ,Die einige Tage vorher [vor
dem Alpaufzug] zum G'schw. an den Brunnen ge-
schafften Milcligeschirre.' HNvcEGfiEU 1890. Von Brot:
Ich mocke" das Brötli ganz i", das''s a'se-n-orde'li'''
g'scMralli. J.Sexn 1864. In der Verbindung z'g'schw.
tue" 1) von Holzgefässen BBe., E., Gr., G., R., Sa.,
S., Si. (Iniüb.), U. und It Zyro; Syn. z'ge-, he-haben tuen
(Bd II 869. 921); ver-schwellen. Es Fass, e(n) Zuber, es
Anhe'chübeli, d's Milchy'schir^ z'g'schw. tue". Der
Zuber rünnt; r* muess-ne* dank z'g'schw. tue" B
(AvRütte). D's zerlechet Büchti tuet-me" i" d's Wasser
z'g'schw. BSa. S. noch Bd VIII 1155o. — 2) Stroh.
Weidenruten, um sie weich zu machen B (FStaub). —
3) ,Verfütterung der getrockneten und aufgequellten
(z'g'schw. 'täne") Abfälle der Zuckerrübe.' Bärnd. 1914.
— Y) mit Richtungsbest. [In einem Wagen müssen
aus Raumnot drei Personen auf einer Bank sitzen]
z'beidne" Site' isch-es über d's Wägeli üs g'schicallet [ge-
quollen] und Das nid nume" läre'' Chittelstoff. RvTavel
1924. - 5) von Kapital, durch Zinsen anwachsen.
,Dass künftighin, sobald ein Stipendiat sauctissimi
ministerii candidatus werden wirf, derselbe das bis
dahin genossene Stipendium niclit weiters zu geniessen
haben, sonder solches zu Gutem des Stipendii schw.
solle.' 1754, MReimann 1914. — b) tr. a) zu Schwall!,
im Wasser sieden BsL. Herdöpfel schw.; Syn. (ge-J
schwellen. — ß) ein Holzgefäss dicht machen. ,Da wird
der Bauer seine erlächeten Most fässer wieder g'sch wallen
müssen.' Schweizer Bauer 1898. — g«-schwallet B
(auch Sa.), g'-sch walle» BSa.; GSa.; ZO., g'schwal^
ZO. (FStaub): geschwellt, aufgequollen, aufgedunsen B.
[Der Zopf des Schwimmers] isch no''' im festg'schnäerte"
g'schwallete" Band Vg'fäschet g'si". RvTavel 1904. Dt
g'schwalleten Ouge"dechl%. ebd. Insbes. a) von Holz-
gefässen, dicht (geworden). D's Fass ist g'sehwallet,
g' schwalle(t)s BBe., Sa.. S.; FGalmiz, d'Bochten ist
g'schwalleti BSa. Der Zuber ist no''' nit g'schivallet;
er rünnt no''' B (AvRütte). — b) von Apfel- und Birn-
schnitzen, die beim Dörren zuerst weich werden und
aufscliwellen GSa.; ZO., Russ.; Syn. geschwollen.
D'Stückli müend g'schwaP werde", im Dörrofen sieden,
die Feuchtigkeit ausschwitzen ZO. (FStaub). E"
g'schwallni Bir(e"), PI. g'schtvalle" Bire", g'schwallni
Stückli. Es hat no''' vil g'schwallni drinn, in einer
Der^^etcObst ZRuss. [Als ich auf dem heissen Ofen lag]
hän-i''' e'"möl de" Buch a's% verbrannt, das'-er a'z'luege"
g'si" ist wie-n-e" g'schivalle's Bire"stückli. JSenx 1864.
— un-g«-sch wallet: von einem Holzgefäss, leck B.
Im Bilde: ßünne" wie-n-es u-s Sürchabi^standli, von
einem nässenden Kinde. MWalden 1880. - Vgl. Gr.WB.
IX 2194, auch seh wed.«irn?fn, sestuare. Die Länge in «ciu'äffn ist
7onSchioäl (s.Schwull) übertragen. Das ?tc. t/'achwalte" (s.auch
ii/-, ver-schir.) erklärt sich wohl aus dem Einfluss von g'schitolle"
(s.schweileti), die Form g'schtcal' (: flekt. g' achicallne'' usw.) nach
Mustern wie chrank: cAmnine''; vgl. auch off neben offen (Bd I
113). PN. ,SchwalIer.' seit XV., S (Leu, Lex.).
ni-Cg'-)schw.: aufschwellen ßoAa., Be., R. (.durch
Nasswerden an Körperinhalt zunehmen'). 8.; Gr
Nuf. Von Wasser. [Der Drache] ist mit-dem Grind
in'n Bode" g'fare" u"'' het der halb Berg welle" i''" Se"
use" g'hie", dass der Se" ufg'schwal'i u"'' der B'at er-
süffi BBe. (PGrossniklaus). Vom Leibe: Das Zechen-
weibchen saugt Blut, dass sein Hinterleib zur Grösse
einer Haselnuss üf g'sehwallet. Bärnp. 1925. Von Holz
und andern Stoffen, = Schwallen 2 a^ B; , VO. Der Kaff'ee
ist aufgeschwallen." Der Schuebladen ist üf g'schwalled,
das'-er-si''' b'steckt BR. 's linig Garn wo't gäng e"chli"
füecht ha", für das'-es es Bitzeli üfg'schwalli W'' darmit
g'schmeidig blib. Barnd. 1925. Übertr., von Geldsummen,
Schulden. .Dazuo so ist in dryen jarrechnungen ver-
gangen alwege fürfunden, damit die sum alwege nif-
geschwallet ist.- 1448/9, GSchönb. 1879. ,Wann ... der
Gläubiger dem Seh uldneren underzeben Jahren einicben
Zins niemahlen geheischen, sonderen viel derselben ohn-
angemahnt au fschw. lassen,... sollen besagtem Gläubiger
... nicht mehr als vier Zins zu fordern passirt ... werden.'
1648, Bs Rq. ; nachher: .die aufgeschwollenen Boden-
zins', wofür bei EKönig 1706, 1053 .aufgeschwallene'.
.Keinem Bürger ... der mehr als drei Burgersteuern
aufschw. lässt, soll Holz verzeigt oder erlaubt werden,
bis er die bürgerliche Schuldigkeit abgerichtet hat.'
1744, WMerz 1922. S. noch in-schleiken (Sp. 523). —
-uf-g'-schwallet BS.; GRNuf., -« BBe. (Dan.), ,-ge-
schwallen" : aufgeschwollen, -gequollen. Der Bach geht
höher; er ist üfg'schwallet GRNuf. ,Die [vom Regen]
üf g'schwallete" [Trauben-]Bert geben in der Presse
Saft und Farbe grad um so gründlicher ab.' BIrnd.
1922. ,Aufgeschwallene Bodenzinse.' EKönig 1706;
s. 0. — Zum Ptc. uf-ije-schionllen s. die Aum. zu »chirallen. —
Üf-schwallung f.: Anhäufung (versäumter Zin,«-
leistungen). ,[Erblehengüter und Zinsgüter] seind ...
darinn underscheiden, dass der Besitzer eines Zins-
guts nicht nur das nutzliche, sondern auch das wahre
Eigentum desselben inn hat; folglichen mag die Auf-
1815
Schwal(l), 8cliwel(l), schwil(l), schwol(l), schwul(l)
1816
schw. der Zinsen dem Grundherrn denselben von dem
Gut zu stossen kein Recht treben.' Bs LO. 1757.
i'-g'-schw.: von eingefügtem Holzwerk (wie Schuh-
laden, Fensterrahmen udgl.), so aufschwellen, dass es
nicht mehr herausgenommen werden kann BE., R.
Der Schuebladen ist l-g'schicallet BR. , Fenster, die
nicht eingehängt, sondern eingenagelt werden, so dass
es eine halsbrechende oder vieiraehr glasbrechende
Arbeit ist sie herauszunehmen um zu waschen, oder,
wenn sie eingeschwallet sind, eine rein unmögliche,
daher sie auch in so manchem Schulhause ungewaschen
bleiben. 'GoTTH. I>iei"3'sc/H(iaHe<e"P/"mter. Bärnd.1904.
— er-: anschwellen, sich vergrössern. , Damit der
nachgond schad nit erger dann der erst erschwalet.'
1525, Bs Ref. — use°-: heftig herausspritzen, von
zsgepresstem Wasser Gl (PfrZwicky).
ver- (in BE. auch -g'-schw.), Ptc. -et, in BsL. -f :
a) intr., = Schwallen 3a. Von Holzgefässen, Türen.
Fensterrahmen udgl. Aa, so Brittnau und It H.; BE .
S., ,U.' (AvRütte): GnNuf.; GSev., Wb.; Zg. 's Fass ver-
schwal'et, es verschwillt so. dass es dicht wird Aa Brittnau
und It H. Holzgefässe werden s'g'schxoalle" 'tö', damit
si verschwalU". BSrnd. 1922. Die Reifen der (vjer-
lechnete' Fesser werden vor dem V. a'''tribe", damit sie
wieder fest anliegen, ebd. ,[Die Zuber und Kübel
sollen] etliche Tag vor dem Weinleset sauber auss-
gewäschen und lauters Wasser darein getan werden,
damit sie verschwallen mögen und hernach nicht
rinnen.' Rhag. 1650. — b) tr., = Schwallen 2b ^ Bs; L;
SThierst.; Zg; Syn. ver-schwellen. ,Vor der Weinlese
wurden die Weinbockten ... mit Wasser vom benach-
barten Bächlein verschwalU.' WSenn 1884 (BsLie.).
Scherzh. Einen Schützenhecher v., durch einen fest-
lichen Trunk einweihen Bs (Linder). Küeehli und
Strübli V., zum Kaffee geniessen. Bieler Tagbl. 1917. —
ver-(g'-)8ch wallet, in AiBosw. verschtvalle": auf-
gequollen, verquollen. Der Zuber, d's Fass isch (no'''
nit) V., (noch nicht) dicht B. Das Pfeister geit nümmen
üf, es ist ganz ver(g')schw. Barnd. 1904. E' v-s Feister,
e» v-i Türe" Zg. E" v-i Tischtriicke", die sich nur mit
Mühe herausziehen lässt. SGfeller 1911. Uneig. : Ires
Herz isch v. g'si" im Gholder inner, sie konnte von
irera Unmut nicht loskommen. EBalmer 1927. — Zum
Ptc. verHchtcnlle" s. die Anni. zu (ie-sc}nrallel.
schwallne°: (stark) regnen GW.; vg\. Schwallen 1.
Schwell 1 (PI. -e") Ap; GRHe., Seh. und It Tsch.;
GRh., Sev., W.; Tb, so Hw.; ZAuss., Wl., Schwelle" I,
-a Aa; Bs; B; Gr (in Bed. Id), so Kl. und It Tsch.; G
Terzen; L; Sch; S; W um Brig, V.; Z, -ö- BG.; FJ. - f.,
in Bed. Ib auch Schicelle(n) m. GrKI. und It Tsch..
Schwein I f. (PI. -ene") GrD. (B.), in He., Sch. neben
Schwell; W um Brig, Zerm. (JHunz. 1913), G'schwelli I
Ndw (Matthys) : 1 . wie nhd. Sch welle, wagrecht liegender
Grundbalken, a) = Seil la (Bd Vll 711) AAwFri.; Bs; B,
so E., in Leimen It .IHunz. 1910 der vorragende Teil de.s
Grundbalkens (Syn. Schwell-Chopß; F; LE. (im Gegs.
zur i.Se;7ew,Türschwolle),Hergisw. (neben iSe/ie«); GSev..
W.; SG.; Th, 30 Hw.; Nuw; Z.\uss., Wl.,auch das obere
Rahmenholz ZRafz (neben Seilen), über der Pfätten
(Bd V 1202) liegender Balken, auf dem die Dachbalken
ruhen Bs (Seiler), Balken, der über die auf der Mür-
Latten 1 (Bd III 148.S) ruhenden Balkenköpfe gelegt
wird (Syn. Chamm-Schw.) GRMai. , Eiche Holz: eine
Schwell, 15 Schu'' lang, au 5 Zoll dick und 6 Zoll breit'
ZTrutt. (Rechn. eines Zimmermanns). ,An eichigem
Holz für Schw-en und Pfosten ist nötig 60 Schuh ä
3 Btz.', zum Bau eines Wachthauses. 1810, BiRND. 1914.
.Angsächen und geordnet von wägen der nüwen rauren,
so die nachpuren zwüschent iren hüsern uffüerent...
wöllicher allda buwen wil, ... zum ersten aufraffende
das fundament oder pfulraent, so zwüsehen hüsern und
hoft'stetten ist, der soll die schw-en an dem [1] ort tuen
und leggen, da sy vorhin was ... So er aber an einem
anderen endt buwen wollte, so soll er die gesagte
schw-en in aller mitte leggen.' 1397, FMu. StR. (Fassung
des XVI.). ,So band wir obgenanten schwestren im
geben unsern stock und hofstat ... und sönd im ouch
zwei schw-en lassen zuo dem stock.' 1474, WMkrz
1915. ,Dera zimerman für 9 tag die kappel zuo Gurzelen
zetecken und schw-en darunder ze machen.' 1492, S.
,N., das selb käppili mit schw-en ze underziechen und
anders ze raffen.' ebd. ,N. habe für sich bey der
Gmeind umb ein Eich zu einer Schwelli zu seinem
Hauss angehalten.' 1712, ZKyb. ,[Die Häuser sollen]
zu Ersparuiig Holzes mit Mauren bis unter Tach auf-
geführt oder wenigstens darvon die Schw-en unter-
mauert werden.' 1753, BSi. Rq. 1912. .Bei allen und
ieden Gehauen [sollen] keine Schw-en auf den Grund
gelegt, sonderen alle zum mindesten einen Schuhe
hoch äussert dem Boden untermauret werden.' Bs LO.
1757. S. noch Bd VII 712o. (wechselnd mit .Seilen').
792 M. Volksglaube. ,Als man aufrichtete und den
ersten Zapfen in die Schwelle schlug, so rauchte es
aus dem Loche herauf, wie nasses Stroh, wenn man
es anbrennen will; da schüttelten die Werkleute be-
denklich die Köpfe und sagten es heimlich und laut,
dass der neue Bau nicht alt werden werde; aber die
Weiber lachten darüber und achteten des Zeichens
nicht.' GoTTH.; s. auch rauchnen {BANl 100) und vgl.
Schwellen-Nagel (Bd IV 689). Über die Schw. (Seile-
Baum) als Sitz der Geister vgl. AfV. 16, 32 (USch.). —
b) = Sell(en) Ib AAFri., Häggl.; Ap; Bs; B, so E., Gr.,
Grossaft'., G., Hk.. Hermiswil, S., Si., Spiez; FJ.; GrD..
He., Kl., Sch.; LAlberswil, Herg. (neben Seilen); GRh..
Sev., W.; ScuSchL; S, so Zuchw.; Tu; Ndw; WStalden,
Zerm.; Z. Bidem Stallisten hellischhöhe Schw-enGnKV
Die ab'tscharget, zergrappet, abg'rället Schw-e". BXrnd.
1908. In Grindelwald klopfte man statt an die Tür mit
dem Schueh a" d'Schw-e". ebd. Ghumm-mer nümmen
über d' Schw-e" ! T>To\x\iT\g. ebd. 1904. Wi'-n-e" Bettler vor
der Schw-e" stä". RvTavel 1924. , Linien, scwelle [!].'
Voc. opt. , Die schw-en vor dertür zum Weggen.' 1482. Z
RB. ; vorher , seilen'. ,Inferum limen, die under schw-en.'
Fris. (schon 1541); ,die schwell und überschwell(en) an
einer türen, limen.' Fris.; Mal. .Subliminare, die under
."^chw-en.' Denzl. 1666/1716. RAA. Under der Scino-er
i"he" oder dür''' loche", von einem Mädchen, das Alles
daran setzt, einen (begüterten) Mann zubekommen; eig.
vom Fuchs am Hühnerstall. Barnd. 1904. 203; 1914,620.
.Einem den ars an d schw-en stossen', ihn vor die Tür
setzen: .[Acolastus:] Ich wond, ich wer by guoten
gsellen. so stosst man mir den ars an d schw-en.'
GBiNPER 1535. Als Rechtssymbol. ,Wer den andern
in seinem hause benoten will, mag der gewinnen sein
Oberhand, er sol in legen auffen die sw-en, also das
der cörper ausserlialb der sw-en lige, und sol im das
haubt absiahen . . . und sol dasselb haubt nemen by
dem har und dem cörper nach werften und sein tür
zuotuon.' 1315, AALauf. StR. (spätere Abschr.). S. noch
1817
Schwal(l), schwel(l), schwil(l), scliwol(l), schwul(l)
1818
BdVII228o. Volksglaube. Die Art, wie man ober
die Schwelle tritt, ist bedeutungsvoll; darüber zii
stolpern gilt als böses Vorzeichen; vgl. OStoll 190P,
105; WlVIanz 1916, 126. D'Grössmuetter het's mängist
g'seit, es chöm Alles driif a", wie Eini [ein Mädchen,
das seine zukünftigen Schwiegereltern zum ersten Mal
besucht] über d'Schtv-e" trapp; wen'-ere' der erst Schritt
fäl, SU heig's g'fält. Gotth.; vgl. Bärnd. 1904, 203; AfV.
17, 20. Neuvermählte reichen einander beim Einzug
ins Haus auf der Türschwelle die Hand und sagen:
,waltGott!' sonst müssen sie oder eines von ihnen bald
wieder hinaus. AfV. (BE.). ,Die Heiligkeit der Tür-
schwelle beweist der einst auch bei uns geltende
Brauch, tote Missetäter und Selbstmörder durch ein
Loch unter der Schwelle hinauszuschaffen.' AI.üt..
Sagen. Über die Austreibung eines Gespenstes auf dem
selben Wege s. ebd. 340/1. Den Dämonen verwehrt
man den Eintritt ins Haus, indem man unter die
Schwelle Zaubermittel vergräbt. ,Wird [ein Stück
Malefizwachs] in ein in die Türschwelle gebohrtes Loch
gebracht und die Öffnung durch einen Zapfen ab-
geschlossen, so vermögen böse Einflüsse die Schwelle
nicht zu überschreiten.' WManz 1916. ,Si hätten [gegen
ein Gespenst] schon viele Sachen probiert, unter die
Schwelle das Vaterunser und den Glauben vergraben
kreuzweis übereinander.' Gotth. .Damit keine Hexe
ins Haus kommen könne, vergräbt man ein Tier, be-
sonders eine Kröte unter die Schwelle.' AfV. (BSpiez).
,Wer Neunhemlerenwurz (Allium victorialis) unter die
Haustürschwelle legt, dessen Hausistsicher vor Hexen.'
DGemp. 1904. ,[Niram den Magen einer schwarzen
Henne] darnach ein Stück ... von eim Hempt, darin ein
Jungfrauw ihr menstruum gehept . . . und darnach ein
Ei, das an dem hochen Donstag gelegt sei ... tuen es in
ein quertiges Herdheffeli und vergrabs under dein
Hausschwell ... So lang das Haus stet, kan ihm kein
Fewr Schaden tun.' Schw Arzneib. XVII. S. noch Bd V
972 CWih-nacht-BrötJ; VIII 1075 (Holz-SclwpfJ:
Sp. 1670 (gegen den Schratt), ferner HZahler 1898, 94;
AfV. 15, 13. 188; 21, 58; '24, 306 f.; 25, 4. 49. Auch
sonst werden Zaubermittel unter oder auf die Schw.
gelegt. ,Ein übelwollender kann im Stalle seines
Feindes leidwerche", indem er eine sog. weisse Hasel-
wurzel unter die Schwelle der Stalltüre legt, wodurch
die Kühe nicht mehr aufnehmen ... oder verkalbern.'
WMiNz 1916. .[Die Hexen vergraben Zaubermittel]
under die Türschwellen deren Häuser, in welchen sie
lemanden ... Schaden zufügen wollen.' .\nhorn 1674.
,Wenn ein Mannsbild von einem bösen Weibe were
verzaubert worden ... nim ein Federkiel ... tu darein
Quecksilber . . . lege es unter das Hauptkissen oder
unter die Türschwelle, so wird dir geholfen.' ä. B Arzneib.
,Eine Kunst, dass sich dass Weibervolk niuss naket
entdecken und das Gewand aufheben : Nim ein eichige[n]
Span oder Holz und schreib mit Hassenblut ihren
Namen und legs auf die Schw-en, das sie drüber gan
muss, und wen sie darüber gat, so had sie das Gewand
auf bis auf den Nabel.' ebd. ,Um gestohlenes Gut
noch ringer herbeizubringen: Schreib auf zwei
Zettelchen folgende Worte [folgen weiter unten], dan
lege das eine über die Teure und das andere unter
die Teurschwelen ...' ZHorg. Arzneib. .Willst du einen
weit Entfernten [mit dem Zauberstecken] prügeln, so
lege deinen Rock auf einen Scheerhaufen oder auf
eine Türschwelle und nenne dessen Namen und Ge-
schlecht, den du prügeln willst, so triffst du denselben
eben so gut. als wenn er gegenwärtig wäre.' AfV.
((iSa.); vgl. WManz 1916, 109. ,Wäscheten unter 3
Türschwellen' als Zaubermittel; s. Bd VII 888M. —
C) Grund-, Lagerbalken bei verschiedenen Einrich-
tungen. So bei Brücken Ap; Th und weiterhin. .Für
Schw-en an die Nieraandshölzlebrücke 8 Fr.' 1883,
Ap Alprechn. Die Mulde der Weinpresse ruht auf
einem schweren Balkenlager, der Schw-e' BTwann
(Bärnd. 1922, 394); Syn. Trüel-Schw.; vgl. Trott-Seil
(Bd VII 714). An der Drehbank stehen die Pföste" auf
zwei Schtv-e" AiFr. An der Garnwinde; s. Garn-Brett
(Bd V 9(11). — (1) Eisenbahnschwelle, wohl allg. —
e) quer übergelegter Balken, in einem Bachbett zur
Sicherung der Sohle GfiMai.; LG.; GTerzen (auch eine
Balkenwand); Tb, so Hw.; Z, auf einer Strasse zur
Ableitung des Wassers Aa. ,Dass man solchen Furt
und Graben oben von der Wette an in seiner Tieffe
nach der Maassgaab einer daselbst versänkt sein
sollender Schw. öffnen solle.' 1769, ThHw. Arch. —
2. ,Wolkensaura. der sich abends im Westen über die
Berge lagert, so dass die Sonne nicht rein untergeht'
B (Zyro). — 3. a) quer zum Tal verlaufender Land-
streifen, der in einzelne, den Gemeindebürgern zur
Nutzung überwiesene Acker abgeteilt ist GW. — b) der
einem Gemeindegenossen zugewiesene Gesamtanteil an
(verschiedenen) Ackern des Gemeindebodens, Anteil
am gemeinen Nutzen (zB. Holz. Streue, Alpnutzen),
,an dem von den Bäumen auf dem Gemeindeboden
gesammelten Obste' (PfrSulzberger), auch die von
einem Bürger zu leistende Arbeit am Gemeinwerk.
Unterhalt von Strassen und Wegen, Öffnen von Gräben
udgl. GSev.
Ahii. sirella f.. iwelli 0. (.-^hd.GlI. II 312, 58), basis, limen;
mhd. „nllc f. und n.; vgl. Gr.WB. IX 2486 (.Schwell' 1; m.
und n.). 2487/92 (.Schwelle' f.); Martiu-Lienh. II 523 ; Fischer
V12T4. Über die Beziehungen zu Ä» vgl. Bd VII 711 ff. Die
Form (G'-) Seh Willi ist ohne Zweifel aus Mischung mitSchwellill
zu erklären, mit dem sie sich geogr. und sachlich berührt, wie
denn sachliche Berührungen unsrer Sippe (vgl. bes. Bed. 1 e)
mit der von Schwellen II auch sonst vorhanden sind, so
dass sie sich nicht scharf von einander sondern lassen. Auch
die folgenden ONN. gehören sicher tw., wenn nicht vorwiegend.
zu Sehwelkn II. , Muli in der Schwell.' 1550. ThHw. .Schwell-
Mühle'ApOberegg. Teuf. .-Bühl' GSchmer.;ZgNeuh. ,-Brunn',
DorfAp. ,-Wald' WGampel. .-'Wäldli' LRaiu (bei eiuer Mühle).
.-Wis.' 1696. ZNGl. .In Schwellen' GMarb. .Domns in dem
agtot |Bd I 166o.] an den Swellcn.' 1291, BsStdt; .(der spital.
ein hus) an den Swellon, -en.' XIV. /XV., ebd.; ,N. der schuo-
macher an der Schwelleu.' 1557. ebd.; s. noch ASocin 1903.
395. .Schwellen-Mätteli' BStdt. ,-Rain' FLiebisd. — Zu den
folg. Zssen vgl. die entsprechenden mit Seil.
Über-: Türsturz. ,Die überschwell der türen,
superliminare.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677/1716; s. auch
Schtvelllb. — Vgl. Gr.WB. VII 1101 (.Oberschwelle'); XI 2,
531 ; Fischer VI 60.
A"- Schwell: .der unterste Balken eines Stalles, der
zugleich als Türschwelle dient' GaHald. (B.).
Für -Schwelle': .der Tritt vor der Tür oder auch
unter der Tür' Zg. — Auch bei Fischer II 1872 (Für-
schiMllS). ■
HÜS-: Hausschwelle. ,Do seiti des knaben vatter,
er müesste im über sin husschwellen niemer mer in.'
1539, Z Ehegericht. Ein Guggisberger Bauer fand
1580 ,in einer kuotringellen under siner husschwellen,
17 Sonnenkronen. BXrnd. 1911. ,Was grossen abfals
von dem wahren . . . glauben sich ... in der ganzen
1819
Schwal(l), schwel(l). schwil(l), schwol(l), schwul(l)
1820
Christenheit, ja auch bisshar nahend zue unseren toren
und hausschwöllen leider zuegetrao^en.' Gülden Bund
158fi. S. noch unter Schwell Ib. — Vgl. Gr.WB. 1V2,
689; Fischer III 1293'4.
C h um m- Schwell GBütschw., -Schwelle" TuSulgen:
unterster, auf der Mür-Federe" (Bd I 678) und dem
Balkenlager ruhender Balken einer .eingekännnten'
(s. Bd III 298) Wand GBütschw., = Mür-Federen Th
Sulgen; s. JHunz. 1910, 11. 1913, 169. — Mittel-
Schwell: Balken, der die Unterzüge der Stubendecke
trä?t .ApTeuf.. Trogen. — BunA- Schtrell: ^ oberer
In-Bund (Bd IV 1357) GBütschw. (JHunz.). — Port-
Türschwelle W um Brig; Syn.P.-An-schlag. — Eigel-
Schxcellfe"): beim Riegelbau a) -Schwell, Gruiidbalken,
auf dem eine Eiegelwand ruht ThHw. — b) -Schwelle",
Balken, der .die Gevierte' nach oben abschliesst Aa
Scherz; Syn. R.-Pfätten.
Ta.ch- Schwelle": unterste Pfette BsLangenbr.
(JHunz. 1910, 18). — Vgl. Gr.WB. II 666.
Tür(e'')- Schicellfe"), in GrK\. -SchweUe(nJ m., in
Ndw It Matthys -G'schwelli: a) Türschwelle AAFri.;
Bs; B; GrKI.; Ndw; Th; W um Brig. Lö. (Sehwelle im
Kuhstall); Zo und noch weiterhin. Er ist über den Tür-
schwen ingetrölet wi' es Ghalb GrKI. ,Welen gebotten
wird inn zuo ligen, es sy umb wundaten oder umb ander
Sachen ... were ouch, das der Schultheis oder ieman
anders von des gerichtes wegen die wölte vachen. dar
nach so si kernen für die türswellen haruss, weihe denn
dien hultfeii [sollen gestraft werden wie der Täter] ...
Wenn ouch der [gefangen gesetzte] getäter haruss
kUHiet für die türswellen ... was im denne beschicht
von dem geserten oder von sinen fründen ... des sollent
si von unser stat urfecht sin und lidig.' A. XV., B StR.
S. noch unter Schwell Ib. — b) di ober T., = Über-
Schto. BsL. Gege" 's Doggeli isch giiet, wenn-nie" iwr
im [= dem] Bettgö" es Mässer in die ober T. und ei"s
z'Chopfede" in d' Bettlade" steckt BsL. .Superliminare,
die obere T-en.' Denzl. 1666/1716. — Vgl. Martin-Lieuh. II
5'23; Fischer II 51 1. D.<is Masc. auch spätmhd.
Trüel- Schwelle": Grundbalken an der Weinpresse
BTwann; Tgl. Schwell Ic.
G"-sch well (auch .LE."), in LE. auch G'scfejoe?w
dt JHunz. 1910,7 G'schwelm) — n.: koU., Verband der
Grundbalken eines Hauses, oft zugleich als Tür-
schwelle dienend B, so E., G., S., Si.; LE. (auch It
St.). Syn.Cftranz5c(BdIII838u.);ffe-s^ann. .Auf die
blosse festgestampfte Erde oder auf eine etwa fusshohe
Umfassungsmauer kommt das G. zu liegen, bestehend
aus (eichenen) Balken, die durch eiserne Klammern
fest mit einander verbunden sind, und in die dann die
Eck- und sonstigen Hauptpfosten des Hauses eingezapft
werden' B (AvRütte). ,Das Geschwell spannen, die
Grundbalken ineinander fügen oder einzapfen, worauf
das Gebäude ruhen soll LE." 's G. legge" BE, S. auch
Raf (Bd VI 634). — Mhd. ycHwdk; vgl. Gr.WB. IV 1,
3991; Schill.' II 63ü; Fischer II 505, in andrer Bed. (zw
Schicetlen 11) bei Martin-Lienh. II 524. Zur Form mit -n vgl.
BSG. VII 227, auch Oe-«chirn (Bd VIII 1 145).
Eiche»-: eichenes G'^cÄrceii BS. (Bärnd. 1914,453).
— Hüs-: = Hüs-Schwell. ,lMe herrligkeit aber des
Herren erhuob sich ab den Cherubim auff das hauss-
geschwell.' 1530/89, Ez.; ,zu der Schwellen.' 1638/1707.
a'-schwelle" 1, Ptc. -et: = (an-)sellen {BA VII 715)
GSev.; vgl. An-Schwell. Uneig.: Er hat z'horch a"-
g'schwellet, hat sich in ein Unternehmen eingelassen,
dem seine Kräfte nicht gewachsen sind GSev. — Bei
Gr. WB. IX 2509 das einf. ,schwelleii'.
Schwell II ra.: = Schwall 3b (Sp. 1808/9), von
Flüssigkeiten W um Brig.
Schwelle" II f.: 1. Einrichtung, das Wasser zu
schwellen Bs. ,Damm' Gr It Tsch. (neben SchiveUi).
.Wie erst dann die Erame gefährlich wird den Scliw-en
und Wehren, wenn sie sich in ihr Bette zurückgezogen
hat . . . Sie läuft allerdings nicht mehr über, aber jetzt
gräbt sie tiefer und tiefer, stürzt Wehren und Scliw-en
ein.' GoTTH. ,An schultheiss von Thun, mit den müUern
zuo verschaft'en die schw-en uffzetuond und nit das
Wasser zuo swellen, damit die schifflüt megen varen.'
1509, BRM. .Weilen auch zu den Schwellen, Bruggen
und anderen gemeinen Gebäüwen nit minder ein Merk-
liches an meistens schönen und wohlgewachsenem
Holze verwendet wird, wollen wir die Gemeinde an-
gewiesen haben, das benötigte Holz zu solchen Werken
... aus denen ... Schwelliwäldern zu nehmen; bei-
nebens aber zum Gebrauch gedachter Schwellenen sich
obgelegen sein zu lassen ... Weiden, Saarbäumen und
dergleichen Gestäüd anzupflanzen.' 1747, BSi. Rq. 1912.
,l)a der ungehinderte Lauf des vorbeifliessenden
Flusses oder Baches höchst notwendig ist, so soll den
Landleuten bei höchster Straf verboten sein, den Lauf
derselben durch Schw-en zu hindern.' Z Anl. 1760.
— 2. s. Schwellen. — Vgl. Gr. WB. 1X2492; Fischer V 1275.
Die Bildung scheint iü B heute durch SchwcUDi verdrängt zu
sein; Gntth.s .Schwellen' ist wohl schriftspr. Form für
.Schwellenen'. Vgl. noch, auch für die ONN., die Aum. zu
Schl-ell.
Britsche"- C-ü-): Schleuse mit Schaltern SNA.;
vgl Britschen 17a (Bd V 1022).
schwelle- I B (Id.B;Gotth.; Bi.rnA.l'dU), schwele"
BE., nach einer Angabe allg.; L Kantonsbl. 18'is9,
schwellene" BSi. (ImOb.), schwelene" BThS. und It
Zyro; FJ. (-Ö-); LE.. „schwellen, schwellenen L", g'-
schwellene" Ndw (Matthys): in oder an einem Wasser-
lauf Schwellenfen) bauen. aaOO., ,aggerem congerere
undarum retinaculum' (Id. B), „einen Damm von Grund-
balken an einem Gewässer aufführen L". Waldwegs
mache", schwele", brügge", Greben üftue", Frühjahrs-
arbeiten. SGfeli.er 19'21. Wo d's Wasser z'mitts i"
der Nacht de" brav alt N. bim Schwelle" het fürt-
g'risse". BXrnd. 1914. .Das ganze Gut soll der Steiglen
nach zum einten Teil helfen schwellenen; dem Schon-
bach nach soll das Neuhausgut seinem Land nach
selbst schwele[n].' 1829. L Kantonsbl. (LMarb.). .Die
ganz (imeind wollt helfen schwelen, aber es half Nichts.'
Bärnd. 1908 (ä. Aufzeichnung). Man sagt im Eniraen-
tal vor bevorstehendem Regenwetter, es tcöll anger
Weiter ge", me" heig der Zwingher' loider g'höre" schiede".
ebd.; nach der Sage ein Ritter von Brandis. der nach
seinem Tode vor jedem Hochwasser an der Erame
.schwellen' musste zur Strafe dafür, dass er die Leute
durch die ihnen auferlegten Frondienste am .Schwellen'
verhindert und dadurch den Untergang einer Familie
verschuldet hatte, deren Fluch ihn traf; s. Gotth.
XXIIIb34ff., ferner Bärnd. 1904, 582; AfV. XV 17. ,üie
schachenlüt söllent schuldig syn, wenn wassersnot
ynfallt, helfen ze weren und ze schwellen, vor grossem
schaden und ynbruch ze syn.' 1569, B Arch. ,üas sie
des Schwellens über ihre ganze Almendt würden über-
hoben werden.' 1070, B Blätter 1910. .Dass ein Cast-
lahn von denselben [Schlossgütern] so viel es ihme
1821
Schwal(l), schwel(l), schwil(l), schwol(l), schwul(l)
1822
zum Schwellen, Erhaltung der Armen, Mausen be-
zeühen mag ... ohnverweigert [der Landschaft] aus-
richten solle.' 1711, BSi. Rq. 1914. ,[Die bei der Zu-
teilung des Schachengeländes Bevorzugten] sollen ...
zum Schwellen, Stägen und Wegen ... zu den er-
forderlichen f^uhrungen ein jeder ein Ross geben.' 1714,
BSrnd. 1904. Berner Bauern an der Sense klagen, dass
die Schwelle auf ihrer Seite stärker , belegt' werde,
und sie , vermeinend, auch ins Künftige ferners zu
schwellen und die Schwellinen als von der Scheren
bis an Schagatzflue nächst ihren Gütern zu erhalten
genötigt zu werden ; dieses sei eine Neuerung und nicht
gewohnte Sache.' 17'26, Absch. ,Die Bauren, die eigene
Waldungen haben, [sollen] gegen Versprechung bil-
licher Entschädnuss in Wassersnot zum Anhenken und
Schwellen Holz geben.' B Schwellenordn. 1766. ,Dass
ein jeder ohne Ausnahme der gemeinen Arbeit als
Schwellen und dergleichen Arbeit sich underziehen
solle.' 1784, BSi. Rq. 191-2. ,Alle ihre [der Dorfleute]
öffentlichen Einrichtungen, Schwellen. Brücken,
Wegen.' HPest. S. noch Bd VllI 1064 o. Mit Richtungs-
best. : ,[Bei Hochwasser] sollen Die von Latterbach ...
das Wasser ... in den ordinari Runs helfen schwellen.'
1756, BSi. Rq. 1914. — Abi. von Schwellen II bzw. SchicdU II.
Das einfache l ist von der in B herrschenden Form ScAipe/t aus
übertragen; vgl. auch Schweller.
über- 1: a) einen Wasserlauf ,ü.', mit einer Quer-
schwelle überhauen. .[Der Fluss] rauss by kleinem
Wasser allerdings überschwellet sein, eh etwas in der
Mühle Wuhr komme.' 1681, BLaup. — b) , Einen ü.',
zu seinem Nachteil .Schwellen' bauen ; s. Köpf- Schwelli.
In-: eindämmen, verbauen. ,Denne NN., als si den
bach ze Bünplitz inswalten ... 10 ß.' 1380, B StR.
,Da die verschiedenen Nebenbäche und Waldwasser ...
nicht behörig eingeschwellt sind.' 1796, BSi. Rq 1912. —
Das Prset. , inswalten' erklärt sich durch Anschluss des Vbs an
schwellen II. — I n - s c h w e 11 u n g f.: EinSchliessung
mittelst .Schwellen'. ,Das er [der Probst von Inter-
laken] die unbillichen schädlichen i. breche und dem
fisch sinen fryen zug lasse, damit sin bruot von einem
sew zu dem andern fürkommen mög.' 1510. Liebenau 1897.
dar-: Baumstämme zu einer Schwelli am Ufer
anbringen BE. Zu einer Schwelt werden 3—4 Tannen
darg'schwellt. BiRNO. 1904.
seh welle" II, auch g«-sch w.I (-ö-BoAa.,G.), 3. Sg.
und Ptc. -t (in GSev. in Bed. 2 -et), in der ä. Spr. im
Prset. und Ptc. auch noch mit .Rückumlaut': 1. wie nhd.
schwellen = Etw. auf-, anschwellen machen. ,Schw.,
inflare, tumefacere.' Mal. a) Körperteile BSa.; GfiRb.
Es tuet-ne" [den Finger] g'schtc. BSa. Es schwellt
d'Chue; es het-si g'schwellt, gebläht GuRh. Mit ver-
schwiegenem Obj.: D'Chue schwellt [seil, d's Utter],
wenn das Euter zu schwellen beginnt GRNuf. .Der
träge Müssiggang schwellt niemals ihren Bauch.'
AvHaller. — b) (g'sehwetle'J durch Einlegen in (oder
Eingiessen von) Wasser aufquellen machen, bes. leck
gewordene Holzgefässe BGr., R.; W um Brig, Stroh,
Weidenruten, um sie weich und biegsam zu machen.
oO. (FStaub); Syn. z'g'schwallen tuen (Sp. 1813); ver-
< schwellen. .Das Gefäss ist nicht mehr b'häbs ... me'
mues''s g'schw-en.' Bärnd. 1908. .Die wingarten hatten
umb Winterthur gar wänig trüben; die trott uff dem
Heiligenberg ward nie geschwellt.' 1530, Bossu. Chr.
i , Leider stuondent die räben der trüben halb gar 1er
und ward bi uns ... nit ein trotten geschwellt, sonder
hatgargfelt.' 1573, Tageb. WSchodolers d. J. Getreide:
.Dass N. ... Wasser in die sek mit roggen schult und
den roggen da mit schwalt.' 1412, Z RB. Zur Fütterung
der Schweine wird Mehl mit heisser Schotte" oder
heissem Wasser o''(ir'M'«cÄ< oder ^'sc/tjoeHtApl.lFrehner).
— C) „(g'Jschwelle" Gl; L; Z", g'schw. BsL. (Meyer);
B (in He.schw.); LE. (neben sc/no.); S; Ndw (It Matthys
neben schw): UwE.; U (neben schw.), sonst schw.:
„quellen, im Wasser sieden, bis es weich wird", von
Speisen, bes. Kartoffeln in der Schale, auch Kastanien,
Gemüse („Kraut"), Fleisch, frischen Würsten, Eiern
AABb., F., Fri., Suhrent.; Bs; B, so oAa., Be., E., G.,
S., Si., Stdt; Gl (auch It St.); Gr (Tsch.); ,L"E.;
SchR., St.; ScHwE.; S; Th, so Kessw.; Ndw; üwE.;
ü; „Z", so Dättl., 0., S., Sth., Stdt. Uerdöpfel (g')schw.
Das G' schwölle" der Siedekartoffeln muss rasch ge-
schehen, damit sie nicht versodere". Barnd. 1911. I'''
hälti gere" welle", du blibist hie' ... Spis hätt-ich g'nueg
W' Tschäggen: welt-ich g'schw. DGemp. 1904. Tue
hxirtig g'schwind es Hämpfi Häbeni g'schtr ; de wt'st,
es warms Herdöpfi, gueti Spis, es Ckacheli Warm.s, Das
ist der Wiber Wis. Sohwzd. (DGemp.). [Frau zur
Magd:] Der chönnet doch choche"? [Magd;] 0,ja, ganz
guet . . . Suppe'lleisch u"^ Herdöpfel g'schw. [Frau :]
Nu, Das isch nid ml! HDietzi 1912. Vor dem Dörren
werden Bohnen, Erbsen, auch Ob^t g'schicellt, dh. ganz
kurz in siedendem Wasser gekocht Gl; Ndw; ZDättl.;
vgl. Schivall 1 (Sp. 1807). Me" mues' d'Böne" schzc,
e me" s' cha"" ter'e" ZDättl. Di wiesle" Böne" g'schuellt-
ma" fir d'iSet". Bärnd. 1922. Der Bauer g'schwöllt
's Hecht Cham, um es den Zugtieren zu verfüttern,
ebd. 1925. ,Der Mangold muss ... geschwellt werden
(in siedendem Wasser aufwallen); wenn er dann mit
frischem Wasser gekältet und stark ausgedrückt wird,
verliert er die herbsten Säfte und seinen etwas wider-
lichen Geschmack.' .•Va Gem. Chrüt g'schw. U. Beim
Schlachten der Schweine wird das frische iiiut g'sclncellt,
dh. in siedendes Wasser gegossen; die geronnenen
Klumpen werden in kleine Stücke zerschnitten und
mit Kartoffeln zu einem Gericht zubereitet USch. Zum
.groben Voressen' [s. Bd 1 526) am Taufmahl macht
man nur grosse Stücke und schtrellt sie in der Suppe
BBe. (Dan.). Meji . . . het Wi" ufe'g'rdcht, Chäs ab-
ghowe" M""* sogar Wurst g'schwellt. EBalmbr 1925.
S. noch Sp. 1395 u. D'Gans ... ist zum G'schw. paräd.
EHänggi 1893. Man sottet oder g'schicöllt ein Ei.
BiRND. 1911. G'schtvell-im hurti" nes Ei! HZulliger
1925. .Swellen, ein klein sieden.' Ebincer 1438 (St.*).
,Dass sy us Verachtung des Sabbats an einem Sontag
bei verschlossnen Türen mit Kriese schwellen und der-
glichen ... eben wie an einem Werktag umbgangen.'
1636, ZRicht. , Diese Speise [rohe Gemüse] muss ... wohl
gewaschen, geschwellt und wohl ausgekochet werden.'
Bs Mand. 1771. S. noch schiblen (Bd VllI 65). Reime.
Milch erwelle", Herdöpfel g'schw. mit-der Chelle", use"-
stelle", Glockensprache von BMaikirch. KL. 117
(BWohlen). Won-i'''' ha" icelle" Herdöpfel g'schw., sitzt
e" Hund uf der Schwelle", het-mi''' welle" schnelle", han-
im Ei"s g'ge" mit-der Chelle" B. Heiter hinecht hundert
hert Herdöpfel weich g'sclncellt, Schnellsprechvers B
(KL. '240). A'zelle", Bötle" schw., Chinde'',laufe"ddrüs!
Anzählreim ZO. (HMessikomraer 19o9). — d) Chalch
schzv., löschen Gl; Th; USch. ,N. wuorot und hett
phlaster geswelt.' 1405/6, G Seckelamtsb.; später
, wuorot und swalf. ,7 ß von dem kalch ze sw.' 1420,
1823
Schwal(l), schwel(l). schwil(l), scliwol(l), schwul(l)
1824
Z Franmünsterrechn. ,N., ein pflasterknecht ... d[icit],
dass er in einem kelr kalch swalt.' 1423, Z RB.
.Geben dem K. 15 ß 5 tag, als er kalg swalt und och
truog den murern stein.' 1482, Z Grossmünsterrechn.
,Peter Murer urab 45 mt kalch gan Loupen, ouch für
sand werften und den kalch zuo schw.' 1500, B. , Kalch
geschwelt.' 1514, AaB. Baumeisterrechn. ,3 pfd 7 ß 6 hlr
dem H. für spys und Ion, als er kalch schwalt.' 1547,
ZAnd. ,Vogt zu Regensperg sol das kalch, so Grendel-
meiger brennt, zu rainer herren banden jedes raalter
umb 10 btzen kouffen, dasselbig zum besten schw.
und in dem scbloss yngraben.' 1578, Z RM. ,Das sy
zum schw. des kalcbs (als daran nit wenig gelegen)
etwan schlechte, unerfarne pursknaben, die sich daruf
gar nüdt verstand, bruchend.' 1590, Z Bauamt. ,5 pfd
2 p 6 hlr Meister HVogel für ti'/i tag im Closter ge-
werchet und Kalch gschwelt.' Iti53, Z. ,Kalk schw.'
1671, BiRND. 1914. .Extinguere calcem, Kalch schw.'
Denzl. 1677/1716. ,K. in ein gruob schw.' ,Dess-
glichen solle er sich ouch angentz umb kalch umb-
sechen und sobald der vom offen komme, den inn ein
gruob schw. lassen.' 1560, Z RM. S. noch Bd VI 1232u.
— 2. g'schw. Nnw; UwE. (neben schw.). sonst schw.:
a) Wasser, ein Gewässer (mit Schleusen, , Schwellen')
schwellen, stauen Aa; Ap; Bs; B, so oAa. (It ZfhM. 6,
79 selten und nur im Inf. gebraucht), S.; Gr (Tsch.);
PAl. (,deviar l'acqua con argine.' Giord.); GSev. (auch:
sich stauen); ScaR., Schi., St.; Th; Uw; Z; St. •■ (.einem
Bach den Lauf im Bett vermachen, dass er aufscliwellen
und am Ufer überfliessen muss'). E(n) Bach, 'sWasser
schw. Ist eine Tröcheni zu erwarten, werden die Kanäle
gestunt Cg'schtvelltJ. Bärnd.1914. Die Giesseni"h'ritsche"
und scltw. für z'rvässere'. ebd. Ein Schwelichopf für
's Wasser s'schw. ebd. 1925. ,Es söllent alle müUer,
so mülinen an der Glatt bewerbent und band . . . ie
zuo ziten nit mer wassers damit [mit iren Wuhren]
schw., denn sy notturftig an ire reder sind.' 1462, Z
StB. , Tuend umb Gots willen sinem wort gheinen drang
an; dann warlich, warlich, es wirt als gwnss sinen
gang haben als der Ryn; den mag man ein zyt wol
schw., aber nit gstellen.' Zwingli. ,So die menschen
die Tyber betten wellen schw., wer es inen unmüg-
lich gesin, dann gross büw und balast batt es umm-
geworfen.' Bossh., Chr. , Welcher zu Telligken güeter
hat . . . dieselben sollend das wasser uss der strass
verggen und keins darin schw.' 1537, Z Rq. 1915. ,5 Ib.
[Busse] gab N., das er den bach gschwellt und nit
den rechten weg louffen lassen.' 1548, AaB. ,[Dass]
zur Zyt grosser Wasseren ire der Enden habende
Gräben geschwelt und den Gttteren ... nit geringer
Schaden werde.' 1623, Z Rq. 1915. ,Wan die Gemeindten
Ottelfingen und Dennicken jährlich disen Bach [den
Furtbach] schwällend und ausseüberen.' 1663, ebd.
.Das Wasser schw., refrenare, propellere aquas.' Denzl.
1666/1716. ,[In ZSth. ist bei einem Regenwetter] der
ganze hohe Rein, Alles in Bach gesunken, dass also
der Bach hiehar der Sägi hoch geschwalt [!] worden,
biss es Alles auff ein Mal wäggeschwemmt und in das
Dorff hinabgeloffen.' 1778, Th Beitr. S. noch Sp. 1598u.,
ferner Schwall 2c {Sp.imO); Schwellenll. MitRicbtungs-
best. ,l)a8s die selben von Sur süllicben bach uss sinem
rächten fürt schwellen und utt" ire matten füeren.' 1517,
Aar. StR. ,Zuo Cliur hatt Blassur ser ufblasen; das
stattvolc wardt mit dem glogensturm zur weer greizt;
si muosten vil hüpsch fruchtbar böüm abhouwen, das
wasser von der statt zuo schw.' 1584, Ard. S. noch
Bd VI 1143M. Abs.: .Weilen uns die Müller nicht
mehr wollten lassen schwellen.' 1793, aZoll. 1899. —
b) refl., vom Wasser, sich stauen. , [Viele Krieger
fielen in die Etsch] dass sich das wasser darvon an
der brugk schwalt.' Calvenf. 1899. .Damit der Scholl-
bach ... deste bass sinen gang und hinabfluss gehaben
mag und sich das wasser ... an unsere mur nit schwelle.'
1506, WMerz 1915. ,ln der nacht kam ein solich
ungewarnet schnell wasser des Birsich vor Steinentor,
schwalt sich vor den gatteren ... das er durch die
stat in sinem fluss by l'/a mannen hoch ward.' 1519,
Bs Chr. ,1512 fielend by Belletz zwen berg zesamen
... und schwalt sich das wasser, das vil dörÖ'er und
güeter undergiengend.' Bossh. Clir. ,N. sol ouch den
zun und die studen gemelter siner wiss ... abhowen.
damit sich die Glatt nit daran swelle.' 1530, ZKlot.
,[Die Inhaber des Sees] mögen ... ein fächli ... und
Valien machen . . . doch . . . dass sich der see nit höcher
scliwelle.' 1538, TiiNeunf. ,[Die Limmat ist] so mechtig
angangen, das si ob Baden in den räben wol by den
sächs jucharten ... hinweg gan Baden an die bruggen
gefüert, sich . . , daran geschwellt und die under-
fressen hat.' 1567, Taoeb. WSchodolers d. J. .Die Maur
oder Landtwehre ... an deren sich das Wasser anff-
gebäumt und geschwellt hat.' Güler 1616. .Dieweil
... das Wasser sich je länger je mehr schwelle.' 1618,
KWiLD 1847. ,[Das Wasser hat] sich hoch geschwelt.'
1738, Lied. S. noch Bd VI 1145u.; VIII 531M.; scÄwoiien.
.Sich bindersich schw.' ,1480 tet der Rin grossen
schaden und schwalt sich bindersich über den Korn-
merkt.' 1537, Bs Chr. ,Der see ... so sich auss zamen-
fall zweier bergen hinder sich geschwelt und auftriben
und vil güeter und heuser ertrenkt hat.' Vad. .Als das
Landwasser ... sich hoch und fern in das Tal binder-
sicii geschwellet.' Guler 1616. — c) abs.. in der
Scliifferspr.. ,mit dem Ruder gegen den Lauf des Schiffes
drücken und so bewirken, dass es entweder stille steht
oder rückwärts geht, dem Schiff mit dem Steuerruder
eine andere Richtung geben' ScnSt. (Sulger), = Hand
üßan (s. Bd II 893M.) Schw. — 3. vom Vor. übertr.
a) mit Akk. S., den Fortgang, die Ausführung, Aus-
übung von Etw. hemmen, zum Stillstand bringen,
hintertreiben, ^^n. sperren. Zunächst in ausgeführtem
Bilde: .Dass ... die päpstler ... das so wol angehebt
ist, habend angefangen mit gwalt . . . ze scliw.; aber
ie mee sy werdend schw., ie fester wirt das wuor
brechen und inen so nachrünnen, dass sy wänen
werdend, sy müessind ertrinken.' Zwingli. ,[Der Teufel]
hatt das evangelium durch eignen nutz gevelscht im
anfang; jetz ... understadt [er] es durch eignen nutz
ze schw.' ebd. ,Lass dise zengg, die nit buwend, sunder
schwellend.' ebd. Verena St. hat entgegen einem Spruch
des Ehegerichts, dass sie und ihr Mann ,eelich by ein-
ander woneu söllent', diesen verlassen; ihre Mutter
wird beschuldigt, sie habe ,die urteil understandea
z schw.' 1543, Z Ehegericht. ,Wie seckelmeister
Tschudi, der vier zuogsatzten einer, derraass mit
krankheit beladen, dass davon das recht zwüschentden
fünf orten und uns sölte bindersich geschwellt werden.'
1562, Schreiben der Gl Reformierten an Z. ,Die prat-
tiken deren, so vor langem üwer ansehen ... gern zer-
stört betten, zu schw.' 1564, Brief. .Uss dem schryben,
das sy ab disem tag gen Bern schickteud . . . des für-
nemraens, die angesähen disputation zuo schw.' HBüll.
1825
Schwal(l), !4Chwel(l), schwil(l), schwol(l), schwul(l)
1826
1572. ,Zuo Bienigarten habend die widertöuffer ...
den loutf des h. evangeliuins nit wenig geschwellt.'
LLav. 1576. ,[Die /Gesandten im Gachnanger Handel]
sind also ... in die Sach geschritten, damit sy nit
geschuldiget werdint, als wenn der Vortgang diser
Sach allein durch sy geschwelt werde.' 1610, Z. Mit
Dat. P. .[Die Braut habe] zu iren also geredt: du
schwelst mir z kilchen z gan; sy jach: ich schwels
gwüss.' A. XVI., ZKyb. ,[Der abgewiesene Freier]
kerne zu ir und seite, er weite dem von Martelen [seinem
Nebenbull 1er] das hochzit schw. [s.die Forts. Sp. 387M.].'
1542, Z Ehegericht; nachher: ,ob er disen kilchgang
Speeren ald fürgan lassen weite'; ,das sin vatter disen
kilchgang geschwellt habe'. , Einem sine wort schw.'
,[Bei der Umfrage im Bat] rette im N. in sin urtel und
in sin rät und weit im sine wort im hals schw.' 1508,
ZBül. .[Der .geschworne knecht' habe einen an der
Fastnaclit sich allzu übermütig Gebärdenden zur Ruhe
weisen wollen; dieser habe aber] nüt dester minder mit
der hall [Bd 11 1133/4] umhin und anhin kesslet und
im sine wort geschwelt, die er von myner herren wegen
poten hatt.' 1515, ebd. .Einem das recht schw.' ,Es
erklagt sich N. ... wie du im das recht, als er etlicli
fürnenien und mit recht anlangen wellen, geschwelt.'
1534, Z. ,Das im unser her obervogt durch den schriber
das recht geschwelt, bis er in um ein verwürkte buoss
vernüegte.' 1558, ZÜss.; mehrfach; Gegs.: .das recht
uftuon'. (Einem) ein Testament, einen Kauf ,schw.'.
anfechten. ,Als er ... sinem sön ... all sin hab und
guot vor gericht allhie vermachet und ime darüber
brieß" und sigel erkennt worden, weren sydhar synes
brüeders seligen son und töchtermäner zuogefaren und
ime den gemechtbrief geschwelt.' 1550, Z.\nd. ,Yetz,
so er kouft, so welle er im den kouff schwellen.' 1581,
ZBül. ,[Bei einem Hausverkauf an einen Andern hat
N., der den Zug dazu hatte] söllichen Kouff zeschw.
understanden.' 1618, ZStdt. .Dieser Kauf [der Herr-
schaft Wädenswil] ward von denen von Schweiz ge-
schwellet; doch beschahe ... ein Spruch zu Einsidlen
und ward der Statt Zürich zugesprochen.' JEEscher
1692. Neben Synn. .Understande er, den kauf ze
schw. und widerrüetten.' 1563, Z. .[Luzern und Schwyz
hätten es] fast gern gesähen, dass man angändts ein
andern apt gesetzt hätte, aber Zürich und Glaris
legtend sich yn, sömlichs zuo schw. und zuo erwerren.'
HBdll. 1572. ,Damitt was der radtschlag [Beschluss]
gebrochen und geschwellt', seine Ausführung vereitelt.
ebd. ,[N. habe] im dieselben pfandt gschwelt und
gwert.' 1577, ZEgl. ,Also vorerzelte beide Koüff ge-
schwellt und nichtig gemacht wurdind.' 1622, Z. ,Dem
Werk Gottes wird sein Lauff bestellt und geschwellt.'
FWyss 1670. — b) mit Akk. P., im Gehen anhalten.
,Do sy für die statt kämind, do schwalte sy der vogt
und jache: Lieben gesellen ...' 1512, ZElgg. — c) refl.
«) anschwellen, sich häufen. ,Uss diseni allem schwalt
sich der nyd und hass je lenger je meer.' Z Chronik
1519. ,[l)as Bettlergesindel] möchte sich so stark
wollen schw. und derselbigen so viel in das Land sich
lassen ...' Z Mand. 1662. ,TumeDt negotia, die Ge-
schäfte (ge)schwellen sich.' Denzl. 1677/1716. — ß) ins
Stocken gercten. ,Die fründligkeit [freundschaftliche
Verhandlungen] ... die sich villicht durch disen truck.
wo der by uns usgan solte, schw. möchte.' 1536, Z an S.
,Die sach hat sich geschwelt oder stadt im zweifei,
hsret hsec res.' Fris.; Mal. ,Der zug in Frankrych,
Schweiz. Idiotikon IX,
so sich hievor geschwellet, nam ein fürgang.' 1573,
Tageb. WSchodolers d. J. ,Diewyl sich dann dise Hand-
lungin obgemelten drygen Articlen spanswis geschwellt,
band wir die selb ... ingestellt.' A. XVII., Z. — 4. über-
schwemmen; Syn. über-schw. ,Dass mich kein Hund
heiss, kein wildes Tier zerreiss, kein Baum fäll, kein
Wasser schwell ... davor behüte mich!' SV. 1913, 17
(,Ein Segen vor Alles-); ähnlich AfV. '24, 307 (GSa.
Arzneib.). — .5. s. schwellen. — g"-schwellt: 1. a) zu
Bed. Ib. ,Man sol nachgan und richten, als N. genetzt
körn in dem kornhus feil gehept hat, da durch doch
arm und rieh lüt ... swarlich betrogen werdent ...
[Ein Zeuge sagt aus] das N. kern feil hatt, das was
genetzt und geswelt.' 1432, Z RB. — b) zu Bed. 1 c.
G'schwellt(iJ, in BS. -tni, in AaF.; B, so S.; LG. -tnig(ij
Herdopfel, in der Schale gesottene ganze Kartoffeln
Aa. so bh., F. und It H.; Bs; B; Gl; L; SchR.; SchwE.;
S; Th (häufiger g'sotte" U.); ü; ZO., Sth., auch nur
G'schwellt B, so E.; S. Jlan verwendet von den Kar-
toffeln die G'meligste" für G'schicellt. WFlückiker 1923.
Di G-e" rü'/fe", schälen. SGfeller 1919. G-ni u"''
o'schundni Herdepfel diir''' d' Herdepfeltrickere" diir'''e'
lö". Harnd. 19'22. G-i H. schiblet-me", zu Rösti. ebd. Es
söV Einf nw gou" ge" luege", «iie-si [eine Frauensperson,
die Müls g'nueg het] di g-e" Giimmel ine"worglet . . . schier
gar mitsant de' Mundür. MLienert(SM. 1914). S. noch
Bd V 877 u. Auf dem Lande bilden g. H. häufig den
Hauptbestandteil der Mahlzeit, bes. des Abends. ,Fär
jeden Abendtisch wurde e" Choehete' G-i üsg'lärt.-
Bärnd. 1925. Dö hät-me" e" Pfanne' voll g-i H. z'mittst
uf de" Tisch use'g'ldrt, es Becki oder zwei voll dicki
Milch 'brächt tmd zu'n Herdöpfle' here' . . . üsg'löfflet.
Messikommer 1910. Gaffe mit Rösti oder Q-ni mit
Lauchschiveizi, als Nachtessen. Bärnd. 1922. 's Meitli
. . . bringt Stippe" und gnig U. uf ''e" Tisch, und so
hei"-si witenand z'Nacht g'gesse". Vaterland 1908.
.Habermus mit geschwellten Kartoffeln am Abend.' Th
Beitr. Z'lmis Supper, Milch u"'' G'schwellt. SGfeller
1919. Wo-me" het fertig g'mulche" g'ha", isch-me" zum
Tisch u"'' het g'wärmte" Melbri"', Zigermilch u"'' g. H.
versorget, ebd. Änke'milch und g. H. für z'Nacht.
Breitenst. 1864. .Sie assen zu Abend: geschwellte
Kartoffeln mit Kräuterkäse und einem grossen Hafen
erwellter Milch, zum Nachtiscli ein Stück Weissbrod.'
JHiNz. 1905 (GLLth.). G'schwöllt Herdöpße u"'' Ziger
11"'' Ches u"'' ganzi roui Mülch bilden das Mittagessen.
Bärnd. 1911. ,0, wie schön waren jene Zeiten, wo ...
Salat, Anken und geschwellte Erdäpfel noch als ein
fürstliches Essen galten!' B Fresspr. 1877. Ohne rechte
Zugabe gelten g. H. als geringe Speise. St händ
mängsmöl Nüt s'Ümis als g. H. SchR. G. H. u"'' lüters
Gaffe, Armeleutekost. AHeimann 1908. We""-me" de""
bin-ne" werche" mues', chunnt bloss öppen es Suppe"-
g'schlüder un'' e" Hüffe" G'schwellt uf •'e" Tisch.
SGfeller 1911. 3Iit Most und g-e" Herdöpfle" langet's
dö nienc hi", bei einem vornehmen Besuch. WMüller
1918. ,Als ich bei meinen geschwellten Erdäpfeln und
einem Restchen Milch zu Mittag ass.' Gotth.; ,bei
meinen Erdäpfeln.' 1861. ,Erdäpfel, wenigstens ge-
schwellte, ass sie keine, oder wenn sie je einen ass,
so mussten wir eine ganze Woche lang bei jedem
Husten hören von dem Erdapfel, den sie hätte essen
müssen.' ebd.; s. noch Hammen- Schnitten (Sp. 1362).
In Klagen über das Einerlei der täglichen Kost; s. Bd I
379 u.; IV 345 (Muntiering) ; VIII 551 o. Dazu der Ver-
1827
Schwal(l), schwel(l), schwil(l), schwol(l). schwul(l)
1828
gleich: [Eine Arbeit] verleidet Ei" ni ivie g. H. WMSller
1903. Von andern Speisen. O-i Böne" SchSI. G-i
dürri Bire", Z. G-s Rindfleisch B. Er icdt alli Tag
früschi Fleisehsuppe", de'" isst-er aber nit öppe" g-s
Rindfleisch ... Das isch für jhj"* und die Meitli; er
tcott nume' Brätis. MWalden 1882. Sogar g-s Rind-
fleisch und Riiebli hätt-es [das hungrige Mädchen] hüt
gern g'no". RKscher 1903. G-i Nase' (Art Fische] Bs.
G-i Eier, hartgesottene BStdt (Dan.). ,Schnetzlen das
Krägliniägli ... wickles in ein gschwellt Krautblatt.'
Z Eezeptb. um 1700. ,Hack ein wenig geschwellt
Kraut.' ebd. ,[Den brütenden Gänsen gibt man] ein
gut Teil geschwellter Gersten und viel Wassers.'
EKöNiG 1706. Im Vergleich: Infolge eines Eeifs
welkgewordene Pflanzenblätter sind wie g. AASuhren-
tal. S. noch Bd VI IO8O0. — C) zu Bed. Id. Ge
Chal(e)ch TbMü.; USch. ,Das man niemandem meer
dann ein karren geredenes und ein karren ungeredenes
züg von der statt geschwelltem züge geben, sonder,
ob einer meer bedörfte, man im rowen ungeschwellten
kalch geben [solle].' 1541. Z RB. ,8ü Malter ge-
schwelten Kalch in einer Grub in der Kalchhütten.'
1611, Z. — 2. zu Bed. 2a. ,Ut flumina propulsa cruore,
hindersich triben oder obsich triben und geschwelt.'
Fris. — 3. zu Bed. 3a. .Geschwellte' Zahlung, ein-
gestellte. Iti41. Ab-ich. V2, 1715. — un-: 1. ungesotten.
Ueli schluckt a' dem Hamtnli wie amnen u-e' Säunabel.
JBüKKi. — 2. ungelöscht. U-C Chalch USch. ,60 Malter
ungeschwelten Kalch in der Kalchhütten.' 1611, Z.
S. auch das Vor. 1 C. — Amhd. siaellen (srralle, sweUele), Kaus.
zii«cJwrf;en(s. d.); Tgl. Gr.WB. 1X2504; IV Ib 3992; Maitin-
Lienh. II 523; Fischer V 1275; III 506.
ab-, in Ndw It Matthys -g'schw.: 1. a) Birnen der
Hitze aussetzen, um sie später vollends zu dörren Ndw
(Matthys); vgl.^e«cfeM'aWetö(öp. 1814o.). — h) = schwel-
len Id ÖcuSt. (Sulger). , Kalch a., extinguere calcein.'
Denzl. 1677/1716. .Abg'schwalte'' Chalch, calce spenta'
PAl. (Giord.). — 2. durch eine Vorrichtung stauen, so
Wasser, auch Holz, um es am Weitergleiten zu hindern
WMfl. — In Bed. la anch bei Martin-Lienh. II 523.
Über- II, uutrennb.: = «cfe«)eHeH4. ,U. (überlauifen,
öberwässeren). inundare.' Fris.; Mal. .Terra infimum
tenet, hanc inundat aqua, das wasser überschwellt es
und gat darüber.' Fris. ,Ein wasserfluss, damit schier
die ganz weit ist überschwellt worden.' LLav. 1587. —
über-sch wellt: uneig., über eine gesetzte Frist
hinaus angewachsen. ,Ü-e Zinse.' 1757, Strickler
1882. ,Ü-t Zit, längst verfallene' Z (Dan.). — Vgl. Gr.
VFB. X!2, 532.
üf-, in B (in Bed. Ic) -g'schw.: 1. a) = schwellen la.
a) eig. Es het-ne' höi üfg'schwellt; göster ist-er nuch
fast Nüt g'schwollne' g'sV BLenk. Es hed-em der
Armen üfg'schwellt, der Arm schwoll ihm auf USch. —
ß) uneig.. Jmd aufgeblasen, übermütig machen. ,Wann
solche faule Teilen die Leut im Endlibuch auftreiben
und anfschwällen, dass sie den alten Bruch aufreissen
und erneuen, nun Herren auch zu sein.' Fldgscbrift
1712. — b) = schwellen Ib. .Die Zeit [Bohnen] zu säen
ist, wann der Frost vorbei ... da man dieselbigen
reihenweis, wann sie vorhero im Wasser auö'geschwellt
... stecket' E König 1706. — c) = schtcellen Ic. Kar-
toffeln ü. B (Dan.). — 2. a) = schwellen 2a. ,0b es
einem apt zuo Saut Urban gevallt, so mag er den
selben Trübelbach uffschwellen und da ein wyer
machen.' 1494, WMerz 1922. .Dass N. im das waeser
uffschwelti und, so die wilden waldwasser kämind,
sinen vogtkinden grossen schaden an heuw und eemb
täti ... [Er solle daher] im das wasser nit ... fer-
sperren, sonder den gang dem wasser Ion.' 1570, UMey.
Chr.; vorher: ,er schwälle das wasser ... uff.' ,[Leute
vom Thunersee klagen] wie die Cander ... sehr grausam
angeloffen und ... den See aufgeschwellt, dass ihre
Häuser und Güter im Wasser sitzen.' 1720. B Blätter
1913. S. noch Bd VI'206u. 1143M.; Sp.694M. — b) refl.
,[Der See] so sich umb so vil ufgeschwöUt von wegen
der Mülinen und Müliwuhren, so in die Rüss uiub
etwas ze hoch gesetzt worden.' RCvs. — 3. (Zinsen,
Schulden) anwachsen lassen. , Damit die Zinsschulden
nicht mehr so lange aufgeschwölt ... worden.' 1744,
Ndw. Refl.: .Sobald aber ein zweiter Zins sich auf-
schw. solle.' 1818, Z. — üf-g'-sch wellt: 1. zu
Bed Ic. Von Bohnen; s. Bd VIII 1402 M. — 2. zu
Bed. 2 a. ,üer Feind eine gross Zahl [ist] in den
morastigen, durch das lange Regenwetter gross an-
geloffenen oder vilmehr von dem Feind selbst auf-
geschwellten Bünzerbach gesprengt worden.' Pfaffbn-
KRIEfi 171'2. — Vgl. Gr. WB. I 733; Fischer 1 418.
a°-: = schwellen 3a. Wil ... e" mächtigi Rufene'
. . . de' Ri" . . . a'g'achwellt hed. CSchnyder 1919. —
In weitern Bedd. bei ür.VVB. I 452; Fischer 1 257.
e''t-: mit Akk. P., Einem eine Geschwulst benehmen
U. — Auch mild.
er-, in Ndw It Matthys -p'Äcfct«.'.: l. = schwellen Ic
Ndw (Matthj-.s); ZHombr. Herdöpfel e. ZHonibr. —
2. refl., sich empören. .Ratsbotschatt zu der bursame,
so sich also unbillicherwys zu uffruor erschwalt.'
1525, Bs Ref. — Vgl. Gr. WB. III 978.
ver-, in ApK.; GF., Stdt; Th auch vert-
I. a) = schivellen Ib, bes. von Holzgefässen Aa, so F.,
Fri. und ItH.; ApK.; Bs; Gl; GrD. (B.) und It Tsch.; L
(Ineichen); GF., Rh., Sev., Stdt, W.; ScnNnk., R., Schi.,
St.; Th; Zg; Z, so Dättl., Hombr.,ü. 'ijn.ver-schwallenb.
E(sJ Fass, e" Gelte', e' Bi'itti, e(n) Zuber, e' Stande',
en Eimer v. Vor der Weinlese müssen Bokte' und
Stande" verschwellt werde" AAEffingen. Me" mue"
's Trolte"g' schier'' botze" ond vertschw., 's ist stareh ver-
lecket ThMü. S. noch ver-lechen (Bd 111 1008); Wasch-
Schiteffi (Bd VIII 396). 's Trottbett r.; s. Bd IV 1816.
.Leider es was so wenig [Wein], das man nit vil trotten
verschwallt.' 1571, Tageb. WScliodolers d. J. ,Es war
in dissem Jahr kein Trotten verschwelt worden.' 1740.
KHauser 1895. Uneig.. zT. noch scherzh. 1) einen
Trinker v., ihm zu trinken geben, bis er genug hat
AaF.; ZO.. S. und It Spillmann. !''• wtft nid, das"
ich DgH micesst r., von einem unersättlichen Trinker
AaF. De' Tfifel we't De" möge" v. ebd. 7"* w^t lieber
en Gras-Chorb v. weder dich Z Wald; ähnlich bei Messi-
konimer 1910. 176. De'' hät's a«'* wie 's Troche'schäggis
Zeine", de' cha"'-me" nüd i\ ZS. Auch mit Bez. auf
eine schwatzhafte Person; vgl. i^er-lechen 3 (Bd III
1008). Lieber e' Zeine' v. als e" Schaßhüseri" ZStäfa. —
2) einen Ehren- (bes. einen Schützen-) Becher v., den
ersten Trunk daraus tun, ihn mit einem Trinkgelage
einweihen Aa; L; GStdt; Tu; Z. Wege' mi"'m Becher-
V. chomm-i''' bim Etd ke'n Rüsch über, sagt ein un-
geschickter Schütze ZRüti. ..Also zogen sie mit ihm
nach der Weise eines muntern Marsches in die Hütte,
um den Becher zu v., wie man zu sagen pflegt.' G Keller
(Fähnlein). , Einst erscholl aus den obern Räumen
Rundgesang und Becherklang . . . wenn der Becher
1829
Schwal(l), schwel(l), 3cliwil(l), schwol(l), schwul(l)
1830
eines Neuburgers von gemeiner Burgerschaft ver-
schwellt wurde.' AWild 1883; vgl. ebd. I 121 f. ,Für
den Ehrentitel [, Zwölfer'] musste der Schniidenzunft
seit 1546 ein Tribut gezollt werden, entweder
in Gestalt eines halben Bechers oder einer Bargabe
von 5 Pfund ... Aus der Zunftkasse [wurde] das V. der
Geschenke beglichen.' FHegi 191'2. — 3) in weiterm S.,
eine Auszeichnung, Beförderung, Wahl, übh. ein
freudiges Ereigniss, auch die Person, die es betritl't,
in der es sich verkörpert, mit einem Trinkgelage feiern
Aa; Gl; Gr(B.); GP., Stdt; Sch; S; Th; Z. E- Chranz
V., bei einem Schützen-, Turnfest udgl. AaF.; S(JReinh.
1901). D'Underofßziersschnüer, d'Epolete", neuer di
Bride" v. Gr (B.). Eine Strasse v., bei beendigtem Bau
Gl (Leuzinger). ,Wenn ein Gewölbe beendigt ist, er-
halten die Arbeiter einen Trunk, womit dasselbe ver-
schwellt wird' AäB. (FStaub). Das heilige Grab o.,
mit Pfrundwein, den Küster und Kirchmeier trinken,
sobald sie für die üsterfeier die Kirchengeräte auf-
gerüstet haben AiFri. (Rochh.). ,Dass man sie [die
Freiheitsbäume] mit dem Wein verscbwellt, wird mir
Niemand verneinen.' aZoll. 1899. ,Das neue Jahr v.'
EStadber 19'24. Eine Hochzeit j;.; s. Bd III 748u. E'
Brut V. ZBül. und It Dan. Das Brüt-V. war das Ge-
lage, das die Jungmannschaft eines Dorfes hielt aus
der von einem ortsfremden Freier zu leistenden Gabe
(Wein, Speck oder Geld). Schwz. Frauenheim 19US;
Tgl. Bdll lö79 ff. ,Dieses Ereigniss [die erste Schwanger-
schaft einer jungen Frau] gab Veranlassung zu einem
Familienfeste: die beiderseitigen Eltern luden das
hoffnungsvolle Paar zu einem Abendschmaus. Man
nannte dies: Häuschen im Fässchen v.' Troll 1844.
En Bueb f., die Geburt eines Knaben durch ein Trink-
gelage feiern Gl; Th; Z. Mei- händ's verschicellt, das
Taufkind Gl. Ämene' schürte" Sunntignä'''mittag ist
d'9 Boseli 'tauft worde" und da hät's es Freimäl g'gi",
w'e wann e" Prinzessi" ... hett mües'e" verschwellt loerde'.
CStreiff 1914. Einen neugewählten Beamten, Ülfizier,
eine neue Würde». Aa; Th; Z. D' Sarmistorfer händ
de' neu Grössröt ordeHi''' verschwellt. AAWohl. Anz.
1917. Si händ de' Landammen au'''nid gar z' hoch ver-
sehwellt, ebd. Mer hend de" neu Kantönsröt vertschwellt
TuAmr. S. noch Bd II 316M. Mer wänd-e" v., einen
Abreisenden ausschenken Gl. Mit rohem Scherze:
Er ist in'n Sterne" [Wirtshausname] go" helfe" de"
Pfarrer v., an dem beim Tode des Pfarrers gehaltenen
Leichenmahl Z. — b) = schwellen Ic. Herdöpfel v. Th
Mü. — C) = schwellen id Gl; s. Bd VI r232o. (heute
abgelehnt). — 2. = schwellen 2a, (vollständig) stauen.
,Swer ... in den graben icht wirfet ald us sinera huse
dar in wischet gevarlich, daz den graben verswellet,
der git der stat 5 ß ze buosse.' 1B'2Ö, Z StB. .Soverr
oneh sich begäben, das die von Sur hiewider mit v.
des Wassers oder in ander wäg handien ..." 1517, Aar.
StR. ,0b ouch jemandt in gesagte Bibern täte oder
verschüeffe ze tuen hurd, studen oder ander dins,
damit sy verschwelt oder verhindert wurde ...' 1518,
Piyiu. SlR. ,Ein berg- und erdbruch, welcher mit flüen,
steinen und erden das tiüssend wasser im tal von
eim berg zuom andren so vest verschwalt, dass ein
grosser sew erwuochs.' Ansh.; vgl. dazu JStumpf 1548,
2, 280. ,Den 3. mal ... sind in Wallis zwei berg zuo-
sammen gfallen, habend den Rodan verschwellt.' 1595,
Ard. ,Man sagt, dass der Wasserfluss Aurance, bei
welchem dise Schlacht sich zutragen hat, durch der
Urabkomnen Cörper verschwelt worden sei.' Golkr
1616. S. noch Bd VII 1678M. Refi.; s. Bd V 819u. —
3. = sehwellen 3a. ,N. rett und swuor, man wölt im
die red in dem hals v., dass er nicht gereden getörst
das inn recht dücht.' 1412, Z RB. ,Das sind die falschen
Propheten und papsteschen phariseer, so ... die waren
hailigen gschrift mit irem missverstand verdunkelt
und verschwellet haben, das die nit pur und luter
hat mögen ufquellen und in der frommen herzen
fliessen.' Kessl. Dem Gläubiger eine Schuld ,v.', sie
seiner Verfügung entziehen. .Diewyl HWidmer ge-
sagtem Grosshans Hotzen ... obbestimpte Schuld ver-
schwelt und hinderstellig gemacht, [wird erkannt] das
er ... söliche Schuld wider richtig und flüssig machen
... solle.' 1610, ZGrün. — ver-schwellt: zu Bed. 1 a.
Morn fange"dmer a" Wümme", d'Stande' und d'Ziiber
sind scho'v. BchR. 'sFass ist v.; efsj vs Fass. ,Sams-
tag ser kalt, dass das Wasser in den v-en Standen ge-
froren.' 1703, aZoll. 1899. — Mhd. verweilen, in Bei). 2;
vgl. Gr.WB. XII 1204; Martiu-Lienh. II 524 ; Fischer II 1327
(auch in der iineig. Verwendung unter 1 a).
h Inder hinner-schwellu" : zurückschwellen, von
einem Bache WSaas. Der Bach ist hinner seine eilte'
oAex ■schwalltC. ehdi. — ze-sämen-. Nur ,Zusanimen-
Schwellung' f., Anhäufung. , Durch die Z. anderer auch
nötigen Geschäften ist die Beschleunigung dieses
Werkes verhindert worden.' JJUlr. 1731.
Sch weller m.: 1. Schweler, wer Schic€ll(en)enhiiut,
daran arbeitet BE. D'Emmen ist a'g'schosse", schier
zum Uberg'heie" . . . D'Schtieler hei" iri Arbit müessen
i'stelle" u"' deheime" Mibe". SGfeller 1927. — 2. Kar-
toffel von mittlerer Grösse, zum Schwellen (in Bed. 1 c)
geeignet AAFri.; SOlt. Chlini Schweller . ÜLTENERNachr.
1916. — 1 ist Abi. zu »chKellml (Sp. 1820), 2 zu whirellenll
(Sp. 1821). In andern Bcdd. bei Gr.WB. IX 2509; Martin-
Lieuh. II 524.
Wasser-: Wuhr, Schleuse S.
Schwelli AaF.; BSi. (ImOb.); Gl; Gr, so Kl; L
Stdt; PAL; U; W (in Leuk -ä-); St., Schwell AAFri.
(■€■); B, so Br., S. und It LI., Zyro; F, so J. f-ö-); LE.;
WLö ; ZDättL. G'-schwelliWi^Dw (It Matthys und
D.) — f., PI. -ine", -ene": 1 abstr., Schwellung, Stauung;
s. Bach-Schw. — 2.= Schwellen III. a) Stauvorrich-
tung in einem Wasserlauf, Sciileuse AaF., Fri.; B; Gl;
GrKI.(, Stauwehr jeder Art'); L. auch It Ineichen; PAL
(argineperdeviar l'acqua'); Ndw (Matthys); U; ZDättL;
ZscHOKKE 1797 (.Schwelle'), Wasserschloss. -kästen, von
dem aus mittels Schalten das Wasser für die Be-
wässerung von Wiesen und Ackern in die Suenen
(Bd VII 1109) verteilt wird W, so Lö., Rar. Chommet,
Buche', mer machend e" Schw ! ruft ein Knabe seinen
Spielgenussen zu GrKL D'Schir. ist lösgebräglet ebd.
Gang, Sepp, er [der Dorfliach] lauft i" Bumgart i"e",
tue iceidli"' Wer und Schw. zieh"! WJIüller 1H06. Mir
wei" d'Schw. wider e'chlei" abe'lä", der Sache einen
Riegel vorschieben. B Volksztg 1900. Auch etwa für
die hinter dem Stauwehr entstehende Tiefe. I" der
Schw. bade" Aa. ,Im überengadin hat man Schwellene",
in denen man Pferde badete.' Tsgh. ,Ist berett, da.s si
[die Gerber] beschaiden swellina machen sont und die
tecken mit einem gatter und wenne si die hüte darus
genement, so sont si ie dann die swellina abiän und den
gatter abnemen, das der bach offen belibe.' XIV./XV.,
G Mitt. ,Gab dem Stunzen 6 ß d., half 6 tag zünnen
und swellinan machen; ... Buodin üämeller 6 p d.,
1831
SchwalCl), schwel(l), Bchwil(l), schwol(l), schwul(l)
1832
macliot ö tag den zun an dem Brüelgraben und niacliot
swelHnan.' 1405/6, ebd. ,N.. vogt ze Oltingen, als er
mit knechten die sweli vor der nüwen brügg bessert!,
hiessen min herren geben 3 guldin.' 1436, B StRechn.
,Als der statt werchknecht jares die swelle by der
wnere machen niüessent.' 1471, L. ,Uf söllicbs syent
etlich gotshuslüt, ouch von Brienz und Hasle ... zuo-
gefaren und unser herren vischetzen zuo Inderlappen
gewaltigklich mit gewaffneter band zerbrochen und die
schwelli zerrissen.' 1528, B Ref. 847; s. noch ebd. 833.
835. 885, ferner Absch. IV 1 a 1421, Ansh. V 298/f>. 313.
339. ,Den fünf niüllern im Sulgenbach 10 gülden an
ir nüwe schweli stür.' 1550, ebd. ,[Die Lenzburger]
siend allwegen in bruch und üebung gsin, die buossen,
so an dem ort der grebnen, schwellinen, brütschen,
portern und andern derglychen sachen halb gevallen
sind, ze vertigen und zuo iren banden ze züchen.' 1553,
äaL. StR. ,Und so bett Lorenz ein schwelli ob siner
Schmitten, die sölli L. schuldig sin ze mache[n] mit
einem arm, das man sy künn ufl'züchen, das das wasser
sin gang raög han. Und so die wilden waldwasser
kumind, so sölli L. der sin oder die sinen, die schwelli
uff[ze]zücben, das das wasser ablaufti und den nach-
buren kein schaden tuy.' 1570, UMet. Chron.; s. auch
Bd VI 551 M. Die Gemeinden am Oberlauf der Broye
beklagen sich über Die von Peterlingen, dass durch
die Schwelle oberhalb der Broye-Biücke den Fischen
ihr .Schwung' hinauf in den Fluss gesperrt werde;
die Gesandten von Bern können nicht finden, wie Die
von Peterlingen ohne grossen Schaden die Schwelle
irgendwo aufbrechen könnten, ausser wenn eine
steinerne Schwelle mit einer Brätsehe zum Auf- und
Zutun hergestellt würde. 1579, Aesch. .[Es dürfen]
keine Rüschen in die Schwellinen der Mühlinen, Sagen-
oder Schmittenwuohren ingesezt werden.' GrD. LB.
,Und Süll Niemand kein Schwelli in dem Bach nit
machen dan solcher Massen, das man wol den Bach
uff und ab gefahren mög.' TnWetz. Oftn. (Abschr. v.
1647). ,Wan der Müller in der Aaniüli das Aawasser
under der Rohrluken [dem Einlauf des Mühlekanals]
abschlagen würd, sollen die Kirchgang Samen,
Sachsein und üiswyl und sonderlich Jenige, welche
Güeter dem See nach haben, alsdann dorten bei der
Schwölle und hinunder zue graben erscheinen.' 1679,
AKücHLER 1895; s. auch Bd VII 712u. und Sp. 350u.
,N. hat die Scbwelly nicht aufgetan.' 1748, ZWen.
Bussenrodel. ,[Ein Einbruch der Reuss könne ver-
hindert werden, indem] ein Schwelle durch die Reus
gemeinsamlich gezogen würde.' 1787, AARottenschwil.
,N. erbute die Schweli und den Rechen bei der Nessen-
lowi.' JvWeissenflub 1792/1821. S. noch Bd II 316o.;
V 10'23o. (2raal); Sp. 694 M. D' Schweli, spez. vom
Aarewehr in BStdt (unterhalb der heutigen Kircben-
feldbrücke). D'iS'c/ii«. rwÄc/iet. RvTavel 19'24. .[Joggeli]
wollte das Mädchen ... küssen; da kriegte er eine
Ohrfeige, dass er das Feuer im Elsass sah und dazu
die Schwelle in Bern rauschen hörte.' Gotth. Vgl.
dazu ,daz geschrey der swely Sp. 1447 u. (v. J. 1406).
Die Schw. samt den daran gelegenen Betrieben war
seit 1355 im Besitz der Stadt; s. Bhluen (Bd V 249)
und Grüner 1732, 401. Öfter erscheinen Ausgaben
für Arbeiten an der , sweli' in den B StRechn. 1376/84
und 1441/52; s. auch Bd V 548o. ,Sid das ist, dass
wir mit grossem costen die sweli in der Are, niülinen
und sagen und das darzuo gehöret, gekouffet und ge-
buwen haut, und sider wüssentlichen ist, dass leste
über die sweli ziechend, dieselben sweli ergront, ent-
wegent und entsotzent ... [soll] nieman, er sy künd
oder frömd, schiff, weidling noch flösse noch enhein
swär lestig dingüber die sweli an keinen stetten ziechen
noch füeren.' um 1400, B StR. ,Von Heinin Ziraer-
nian den zinse von der sweli und swelimatten 12guldin.'
1449, B StRechn. ,Man was ouch in grossen nöten
und sorgen, das die swelli in der Are, ouch die mülinen
und sagen an der matten wurden verfaren', bei einem
Hochwasser. DSchill. B. ,Die schwelle ward schier
nitt meh gesehen, dass das under und ober wasser
glich was.' JHaller 1550/73. S. noch Bd III 1464
(lästig); VI 1001 o.; VII 866 (Salm). — b) ,Damm von
Grundbalken an einem Flusse", zur Sicherung der Ufer
B. so E., Si. und It Zyro und Id. (.agger adversus im-
petum undarum'l; F, so J. (steinerne oder hölzerne
Schutzbaute an den Ufern von Waldbächen); „Gl";
„L'E.; W (Tscheinen); „Z", vom Ufer in den See
hinausgebauter Steindamm zum Schutz der Schiffe
gegen die Wellen BBr. (vgl. ScW^'-Sc/wiJ/'Bd VIII 1075).
,Die Schwelli bestellt aus Grundhölzern oder vielmehr
einer Wand von Hölzern, denen Zwischenlagen von
Reisig eingefügt sind. Beim Schwellen wird zunächst
ein Fundament erstellt; darauf kommt dem Fluss ent-
lang ein unbeschnittenes Holz zu liegen, in dem vier-
eckige Öffnungen angebracht sind, durch welche von
oben her Stecken geschlagen werden, um das Holz am
Grunde zu befestigen. Auf dieses Grundholz kommen
in angemessenen Zwischenräumen Querhölzer zu liegen,
die mit ihrem hintern Ende weit ins Ufer hinein reichen;
die Zwischenräume werden mit langen quergelegten
Reiswellen ausgefüllt; dann kommt ein dem Grundholz
entsprechendes Holz, das wieder durch Querhölzer be-
festigt wird. Das Ganze wird dann mit einer Stein-
lage beschwert. Mit solchen Schwellenen sind die
zahlreichen Bergflüsse des Emmentals, insonderheit
die Emme und Ilfis eingedämmt, und ist Dieses für die
Anstösser ein lästiges Servitut.' ImOb.; s. bes. auch
noch Bärnd. 1904, 62 ff. .Schweline" von 800 Schritt
Länge und 30 — 40 Schritt Breite riss sie [die Saane]
weg.' BiRND. 1914. ,Es unterfressen die Ströme den
Fuss der Berge und reissen die Wiesen von den Höhen;
Dämme (Schwelline, in der Sprache des Landes) sind
Festungswerke in diesem Land [Saanen].' JMüllerSG.
,[Die Wimmiser sollen] die Wägsamene und Schwel-
lenen ... helfen machen und erhalten.' 1710, BSi.
Rq. 1914. An der Saane sind , schädliche Köpf an den
gegenseitigen Schwellenen geraachet worden', die .ab-
getan und zurückgezogen' werden müssen. 1748/56. B.
.Soll ein jeder [Schwellemeister; s. Bd IV 529] in
seinem Bezirk jährlich zwey ordinäri Umgang halten
... alle Schwellenen, Dänischen oder Wehrenen fleissig
besichtigen ... Ebenmässig soll ein jeder Amtsange-
höriger schuldig und verbunden seyn, wann er etwas
Mangelbares an denen Schwellenen sehen wurde,
Solches dem Schwellemeister alsobald anzuzeigen.' B
Scbwellenordn. 1766. S. noch Bd VIII 1304/5. 1422
(bi-schiessen) und vgl. Schwellen-Ge-richt (Bd VI 369),
Schwelli-Be-schtcdrd. Übertr. auf Grundstücke, die an
eine Sdiwelli stossen und auf denen die Pflicht zu
deren Unterhaltung lastet: .Schwellenen soll Keiner
an sich kaufen, der nicht im Stand, selbige nach Er-
forderung zu versichern [Überschrift].' 1747, BSi. Eq.
1912; vgl. Schwellen-Pflicht (Bd V 1215), sowie: ,Da88
1833
Schwal(l), schwel(l), scli\vil(l), sch\vol(l), schwul(l)
1834
die scliwellenpflichtigen Güter nicht an unvermögende
Leute verkauft und an schwächere Hände übergeben
werden.' 1796. BSi. Rq. 1912.
Bei Fischer V 1275 in Bed. 2a. Auffällig ist die in MÄA.
mit erhaltenem etym. II auftretende, auch in den ä. Quellen
reichlich belegte Form Schwell neben achicdhnll (gegenüber
got. sira/fcm» zu germ.-got. 'ewuUjan); genau entsprechend steht
FfU (so nach zuverlässiger Auskunft in BR. statt felli Bd I
761) neben /e?;c" (gerni. '/alljan). Es scheint Nachbildung des
lautges. Wechsels in Fällen wie Weli, Wahl, neben irtlUn,
wählen (= westgerm. 'icalin : 'tmll/an aus germ.-got. iraljun).
Dechi, Decke, neben decken (westgerm. 'thakin : 'thakkjan aus
gerni. 'thukjan) vorzuliegen. Über die weitere Verbreitung des
einf. / s. tchtceUen I J , achiodUyen. Die von Hürbin für AaFri.
' angegebeoe Form Schiceri neben Sclnreli beruht auf Mischung
mit dem syn.Weri. 2a und b sind in den ä. Belegen nicht
immer sicher zu scheiden. In ONN. .^cSi/Wf?)!' BOBipp, Goldi-
wil(,in der Schwelle'), G. (,in der Swely.' 1493, Bärnd. 1911),
Rohrb., Zweis. (.Schwelle'); GDiep. (.Schwelle-); SSelz.; UIs.
(,nff der Schwell! ze Isental'; ,hanffgarten in Gumme, stnst an
die Schwein.' 1470, JzB.); WMü. (uf der Schwelli); ZgMg.,
Menz. (,Ober-' und ,Unter-Schw.'; ,Schwelly.' 1512); ZKilchb.
] (auch bei Leu, Lex.). In Zssen. 1) als I.Glied. Schicel(l)i-
GraiiCBBIns(Bärud. 1922);SOberdorf. -Hau ZOF.mhr. -HöhU
BZäziwil. -Bac/i FHeitersr. -Rphe"BKr]. ,-See'GrAr. , Schwelle-
Wiese' ZSeeb. (Z Amtsbl.). — 2) als 2. Glied. Chauf-hus- (B
Lang.), Steinh"- (BAarw.) Schweli. Abi. ,Die zwen Swelliner.'
1427, ZRB.; wenn nicht eher zu eckwellenen.
,D's-under-obe°-': = demVor.2b,mitderBesonder-
heit, dass von den übereinander geschichteten Tannen-
stämraen Stamm für Stamm mit den zugehörigen
Bändern durch Eisenpfähle verbunden wurde, die man
von unten eintrieb und oben verschraubte. Barnd. 1904,
63. — Gegen-: gegen die Wirkung von ,Schupf-
schwellinen' [s.d.] auf dem gegenüberliegenden Ufer
erbaute .Schwelli'. Freiburg beschwert sich bei Bern.
,dass die bernischen Schup[f]schwöllinen stehend, wo
hievor unserer Burgeren Güter gewesen'; man sei daher
genötigt gewesen, ,die notwendige Gegenschwöllinen'
machen zulassen. 1667, F. — Grund-: = Schtvelli a.
.Die Schwellenmeister hinter Trüb und Langnau
werden insonderheit Sorg tragen, dass in den Tälern
oder Gräben die sogenannten Tromm- oder Grund-
schwellenen in allen Nebendbächen in. gutem Stand
erhalten werden.' B Schwellenordn. 1766. — Köpf-:
mit .Köpfen' {yg\. Wuer-Ckopf Bd III 417) versehener
Uferdamm. , [Freiburg klagt] dass die Unserigen die
Ihrigen mechtig überschwellind mit Köpf- und
Schupfschwellinen.' 1672, B Staatsarch. — Müli-:
= Müli-Sell (Bd VII 714). Der Pfarrer von Bnrglen
musste 1680 als Besitzer des Mühlenwerks zu Brügg
auf seine Kosten die M. um 24 Chläfter la" chürzer
mache". Bärnd. 1914. ,Mnhleschwelle', in der Sense.
1681, BLaupen. — Bach-: Anschwellung, Stauung
eines Baches. .[Bei einem Regenfall sei durch an-
geschwemmten Sand] ein bachswelle worden; also habe
sy eefürcht, das wasser trunge ir in iren keller.' 1454,
Z RB. — Senk-: Uferverbauung, die so konstruiert
ist, dass sich die dem Ufer zugekehrte Seite senkt, wenn
der Grund von der Strömung unterspült wird BLütz.
(Notar Trachsel); anders Bärnd. 1904, 64. Freiburg be-
klagt sich bei Bern, ,das die nüwe Schirpfschwölli,
welliche die Üweren von Nüweneck ob der Brücken ge-
macht, den Runs des Wassers stracks ... uff unsere Sydten
richtet'; es seien nur .Strychschwöllinen' erlaubt, die
das Wasser in seinen ordentlichen Lauf weisen ...
Der Vogt von Laupen bestreitet, dass es sich um eine
neue .Schupfschweli' handle; gemäss ergangenem Be-
fehl sei ,under der Brugk gegen üwer Gnaden Syten
ein Senkschwelli' errichtet worden. 1627, B Staats-
arcli. (Freiburgbuch). — Site"-: = Schwelli 2b B.
— Schupf-: = Schipflla, Schupf 13 (Bd VIII 1063.
1078) B(Zyro); s. auch Bärnd. 1904,62/3. Syn. Schürpf-
Schw. Freiburg beklagt sich, dass die Angehörigen Berns
... durch Anlegung von Schwellen das Wasser der Sense
auf freiburgisches Gebiet drängen ... Künftig sollen
auf keiner von beiden Seiten Schupfschwellen gemacht
werden; hingegen soll jedem zugelassen sein, zum
Schutze seiner Güter Streichschwellen anzulegen. 1621,
Absch. ,Es sollen in dem ganzen Bezirk des Sensen-
runses ... alle beidseitig geraachte Schupfschwellenen
und Köpf ... abgetan werden.' 1748/56, Vereinbarung
zw. B und F. .[Die Schwellenmeister haben darauf zu
achten, dass zwei ausnahmsweise erlaubte] Schupf-
schwellenen zu keinen Zeiten schüpfiger gemacht
werden.' ebd. ,Die 1751 streng verbotene Schupfschweli.'
Bärnd. 1911. ,Wir verbieten aber männiglich an seinem
Gut einige Stoss- oder Schupfschwellenen anzusetzen,
als wormit insgemein der Nachbar bescliädiget wird
... bey Straf von zwanzig Pfunden von jedem Stoss.'
B Schwellenordn. 1766. S. noch Gegen-, Köpf-, Senk-
Schw., ferner Bd VlII 1083 (ab-schupfen). 1304/5.
Schürpf-, ,Schirpf-': = dem Vor. B ist Willens,
,alle beidseitige Schürpfschwellenen, Schwelliköpf und
Spohren' beseitigen zu lassen. 1748/56, Vereinbarung
zw. B und F. S. noch Senk-Schw. (.Schirpf-'). — Zur
i-Form vgl. die Anm. zu schurpjm 11 (Bd VllI 1305).
Stei"-: Damm aus grossen Kalksteinen B (Zyro). —
Stöss-: = Schupf -Schvi.{%.a.). — Strich-: Uferdanim,
der „mit dem Strome parallel läuft und denselben
gleichsam bestreicht" B. so E. und It Zyro; ,Gl; L"
E.; „Z"; s.auch Bärnd. 1904,64. Bern verlangt, dass der
Freiburger N. die für die Angehörigen Berns schäd-
liche Streichschwelle entferne. 1678, .^bsch. Unterhalb
der Sensenbrucke sollen ,keine andere als Streich-
schwellenen' erlaubt sein. 1748/56, Vereinbarung zw.
B und F. Den Anstössern ist gestattet, ,die nötige
Streichschwellinen, jedoch ohne Köpf und Schupfen'
anzulegen, ebd. ,Dass in der Kander keine andere
Gattung Schwelle als Strychschwelle gemacht werden
sollen.' BTh. Handf.(Mscr.). S.noch Smk-, Schupf-Schu:
— Trom(m)-,ltBärnd.l904,64.ö-,inLE.-«-: = ffrund-
Schw. BE. und It Zyro (,quer in den Fluss hinein, um
Sandung zu veranlassen'); „Gl; L''E.; „Z". Z'mitts im
Grebli usse" hocket Einen [ein Betrunkener] u"'' ver-
sper't mit sl"'m breite" Rügge" dem Wasser der Weg ...
E" settigi Tromschwel'i isch dem Schw'meinter wo'* nie
vorcho" g'si". SGfeller 1911. S. noch Qrund-Schw.
Wasser-: = Schwelli 2a Ndw (Matthys); W. ,[Bei
Venedig] ist euch ein fallen oder wasserschwelly, den
schiffen ein fürgang machende, übergmür und höhinen
v.ast eines spiesses hoch.' 1545, Z TB. 1927. ,Die von
Bern kouftend von Herr Johannsen von Bubenberg ...
die wasserschwelli, die mülinen, bluwe, schlyffe, sagen.'
^G TsCHüDl (Chr.). — Vgl. Gr.WB. XIII 250-t (mit Belegen
aus HPest. und GKeller).
Zwerch-: Querwehr; s. Bärnd. 1904, 64. 67 (wo
dafür als echt ma. Chratte" angeführt wird).
schwellig: 1. hemmend, widerwärtig. Subst.: ,Es
were dhein span, dhein unfrid noch nüt schw-s under
den menschen.' Zwingli; controversia (L.Tud). —
2. .häufig' G Id. 1799. — Bed. 1 stellt sich zu SchicallSb,
Bed. 2 zu Schwan 3b (vgl. .häufig' cig. haufenweise). In andrer
Bed. bei Lexer Nachtr. 373; Gr.WB. IX 2510; Fischer V 1276.
1835
Schwal(l), schwel(l), sch\\il(l), scliwol(l), gchwul(l)
1836
schwellige" C-1-): = sehtveUen II3a (Sp. 1824),
stauen, hemmen. Da han-i''' miner FJüech u"'' was süst
110''' käu mögen überüströle", grail hurti'J g'sehwind
g'schueliget u"''-se-n-e''mel no''' chönne" z'ruggha", göb-
vier Ö2>pis dervo" e'twüscht ist. JBitKKi 19'20 (liE.). —
Zum einf. l vgl. die Anm. zu SchicelU 11.
Schwellung I f.: 1. abstr., der Bau von Schivel-
l(en)en. ,Schw. und Nutzung der sogenanten Brünelis-
auw.' 1756, BSi. Rq. 1914; nachher: .Fahls ... grosse
Wassergeüss einfallen wurden, dass extra Haubtschw-en
nötig wären.' — 2. = Schwellen II. ,37 Jaucharten
diesers Schachens, denen Sehw-en nach gelegen.' 1714,
Bärnd. 1904.
Ge-8Chwell n.: Geschwulst. ,Wann du dieses
Wasser brauchen wilt, so nimm ein spitzig Hölzlin,
stosse es in das Wasser, berüere dann damit ein Ge-
schwell oder Beulen, so wirt sie auft'brechcn.' JJNüsch.
1608.
Schwel(l)e°, in ApK.; ScuBib.; TuHw., Mü.; Z
Wil b/Rafz Schwe'tle" III f., PI. -ene" Ap. Dim.
Schwellili ScbR. : 1. Schwiele BGoldb.; GRCast, Churw.,
He. Durch Reibung oder Druck entstandene Hautblase
AaZ.; ApH., 1., K., M. (T.), auch die in der Folge sich
bildende Hautverhärtung, Schwiele AaZ.; GSennw., T.;
ThMü.; Syn. Bläteren (Bd V 203). 's Spiiele" göt doch
nüd so streng; 's gi''t amel au'''kei" Schwelle". EFeurer.
GeröteteHautanschwellung.zB. herrührend von Hieben,
Insektenstichen, Brennesseln, von Nesselfleber udgl.
ÄABb., Z.; GRValz.; ScuBib., R., Schi., St. (,Strieme,
geschwollene Stelle vom Stich einer Wanze.' Sulger);
ThHw.; zw., Wil b/Rafz; Syn. Schnnttefrejn (Sp. 1339.
1340). Der O.v hei Schwellen überchon wie Arm^ Gh
Valz. (Tsch.). J»* how'-di''', bis da" d' Schwellen über-
chunst! ScuSchl. Er hat de" Lib ganz volle'' Schtoelle",
Insektenstiche SchR. — 2. , Anschwellung fetter
Muskeln. zB. an den Armen .\p; ZO.' (FStaub). —
Vgl. Gr.WB. IX 2492/3 (,Schwelle' 3 und 4), dazu alid. sn-iUo,
mhd. sioelle, Geschwulst, Schwiele, und Gr.WB. IX 2486/7
(,Schwell' 2), ferner Schwil. Schwe'lle" schliesst sich au
achwe'llen 111 au; s. die Anui. zu schwellen.
Sehne"-: schwellende Schneemasse, -welle. ,Die
überhänften grossen Schneesehollen wallen überein-
andern daher, nicht änderst als wie Wellen auf dem
Wasser, also dass ein Schneeschwellen die andere
treibt und auf den Boden sinkt und wird sogleich von
einer andern daher rauschenden wider zugedeckt', Be-
schreibung einer Lawine. Sererh. 1742.
schwel(l)e° AAKästh. und It H. (häu&ger g'schw.);
ApK. (üf-schw.); BGoldb. (ZfhM. IV 343); GlS.; GrA.,
Valz.; GBalg. f-e\-), Eiclib., T.; ScuHa.; Ndw (Matthys);
ZG.ä;g., g'-schwelflje" Aa, so Br., F.. L. und It H.; Bs
(Seiler); BR., in Lau., Si. in Bed. Ic; FJ. (in Bed. Ic);
GRCast., D., ObS., Rh., Valz.; LG.; S; TB.; Ndw (It
Matthys .besser' als .schwelle"); W, so Vt. und It
Tscheinen, (y -Jschwille" Ndw (Matthys), schwel-
(l)e° III (Vokal des ä. Umlauts) BoAa. und It Zyro; G
Marb., UTerzen; ScuSchl.; Tu; Ndw (EOderniatt); Z
Rieht., (;»-scÄM;eHe"J/BsStdt; BoAa. (auch -Ö-), E. (auch
Goldb. It ZfhM. ir23), M., S., StSteph.; LReiden; GMarb.;
ü; W um Brig (-u") und It Tscheinen (nur in Bed. la);
ZRicht, Prxa. l. Sg. (g'-jschwil(lje" Aa (H.); Bs; B
oAa. (auch -ü). E., M., StSteph.; GrA., Gast., Rh.; GT.;
Ndw (Matthys); WVt; ZRicht., -e- GRÜbS. (üf-schw.J;
Ndw (Matthys); WRar., -e'- BStSteph. ; GRHe. ; SoHSchl.,
2. 3. Sg. Cg'-Jschwillst, (g'-Jschwillt AABr. und It H.;
Ap; Bs; BE., Kön., Stdt, StSteph.; Gl; GrA., Av., Gast.,
He., ObS., Rh., Valz.; LG.; GS^v., UTerzen; Sch; S;
Th; Ndw (Matthys); WRar.; Z, -e- Ndw (Matthys);
WRar.. -e'- BStSteph.; GrHb., Ths Cver-schw.); ScnNnk.
(vcr-schw.), schwellet GEichb., PI. (g'-)schwelle(n)d
Aa.so L. und It H.; GrA., Rh., Sch.; Ndw (Matthys). -e'-
BsStdt; GRHe.; ScuSchl.; U, Kondi. g'-schwuHl kk(H.);
BE.. Kön.; LE., Reiden (-o-); Nnw (Matthys), g'schwüH
BoAa.; Ndw (Matthys), g'-sehtvulli AAKästh.; BSa.,
StSteph.; GrA., Gast., g'-schwellti GRig. (Tsch.), {g'-J
schwillti GRHe.; LG. C-e-J; Ndw (Matthys), g'-schice'llti
ZRicht., Ptc. g'-sehwolClJe" BLütz. (üf-schw.J, R.,
Rohrb., StSteph.; FJ.; GrA., Gast., Grusch, ObS., Rh.,
Ths (ver-schw), Valz. (ent-schic), V.; GEichb. (nur
adj.), Rh., T., W.; ScaHa., Schi.; SG. (üf-schw.J; TB.;
W; Zg; ZWettsw., mit -o- für -u- AaF., OEntf.; Ap;
LG.; m und oTh, g'-schwulßje" AABr., Kästh. und It H.;
Bs; B, so E., Kön., S., Stdt; FS., Ss.; Gl; LE., Stdt;
PPo.; GG.; SchR.; S; uTh; Ndw; U; Z, g'schwellet B
Lau., Si. (in Bed. 1 c); GEichb., geschwellt GBalg. (-e'r),
Ndw It Matthys (-d; in Bed. 2): 1. intr., (auf-, an-)-
schwellen. ,Sich aufbläyen oder g(e)schwällen, auf-
gon, ein geschwullst gwünnen, (in-, ex-)tumescere.'
Fris.; Mal. ,Tumescere, geschwellen, auiflautfen; de-
tura(esc)ere, aufFhören zu geschwellen, sich wider
setzen.' Denzl. 1666/1716. a) vom menschlichen oder
tierischen Körper und seinen Teilen, allg. (doch s. die
Anm.). De(rJ Bagge", defr) Fuess usw. (g'Jschwillt(-em),
ist(-em) g'schwolle". Der Finger ma'J g'schw., von einem
Bienenstich B (Zyro). D'Bildere" möchtend g'schto.
GRValz. (Tsch.). D'Brust fäht scho" a" g'schw., bei
einem Wassersüchtigen B (AvRütte). Unpers. In de"
Fiiesse" g'schwillt's eso GrAv. Es g'schwillt-em. Er
het-si''' gester g'haW'e" ... lez föht's-em neue" e'so a"-
f oh" g'schw. JReinh. 1926. ,In sinen vuoz stach in ein
dorn, sin bein geswal, und wart ersworn sin vuoz.'
Boner. ,A1s sich das töchterli wert, do schluog er es,
dass im sin baggen und sin antlit vast geswall.' 1421,
Z RB. ,[Eine Behexte] wurde voll eissen und ge-
swulle.' 1454, L Hexenproz. ,Ouch hab sy [die Hexe]
vor jaren in gross gswellent gmacht.' 1487, Z RB.
.[Von dem Trank] gieng ir buch uf und geswal gross
als ein flesch.' Stretl. Chr. ,Sy wartetend, wenn er
[Paulus vom Biss der Natter] g(e)schwälleji (,-e-'. 1638/
1707) wurde.' 1530/1707, Apostelg. ,So dem falken
der hals geschwillt.' Vogelb. 1557. ,[Deni kranken
Guler] haben auch vorzu angefangen die Schenkel
geschwellen.' SpRECUER-Salutz 1637. .[Die Hexe liabe]
ein ander Pülfferli ... [der] Magt in ein Milch gelegt,
darüber sie gross geschwollen.' 1642, AABremg. ,[Das
Kind sagte] es habe so vil geessen, dass ihme der Buch
geschwelle.' 1663, Z. ,Das Angesicht [des Zornigen]
schwillet.' AKlingler 1688. ,So eine schwangere Frau
geschwilt in Kindtsnöten ...' Z Rezeptb. um 1700. ,So
einer saugenden Frauwen die Brüst gescliwellend ...'
ebd. ,0b sie [eine der Hexerei Beschuldigte], da sie
neben einer Frau beim Brunnen gewesen, selbiger
nicht den Kopf schwellen gemacht?' 1701, Z. .Zarte
Jungfrau Badanellen, wie seht ihr so kränklich aus?
Wil der Magen euch geschwellen? ... Euer Augen
tun mir sagen, dass die Gelbsucht euch tu plagen.'
Flugschrift 1712 (Spottgedicht auf die Kapitulation
von Baden). ,Wan ihnen [den Schafen] der Bauch
schneel auflauft und schwillet.' Arzneib. 1822. ,So
1837
Schwal(l), scliwel(l), schwil(l), schwol(l), schwul(l)
das Ohr geschwillet ...' ebd. ,So du siehst, das dem
Ros die Bein anfangen gschwällen.' HZahler 1898.
Mit Bez. auf Schwangerschaft. ,Sy fieng an ge-
schwällen, sy was eines liinds schwanger, pondera
ventris tumescebant.' Fris.; Mal. So auch in dem zwei-
deutigen Rätselspruch: Will (Oän) in-di"'', will (gän)
uf-di''', will (ttien-)di''' ptimpernellen, dass dir der Buch
tuet g'sehwellen (bis-der tuet der Buch üfg' schwellen)
GrI). (B.); vgl. pumpcrnellen (BJ IV 12(1(5). S. noch
puviper-nigglen (Bd IV 707). ,Geschw. und geschweren.'
,Jetz nem ich disse Stund [in der Christus geboren],
steh über disse brochne Wund, dass dise brochne Wund
nicht geschwell, nicht geschwähr, biss die Mutter
Gottes einen anderen Sohn gebähr', aus einem Segen
über einen Beinbruch. XVIll. (?), BsSiss. (AfV. 18,40).
,Damit stelle ich dir, N., dein Blut und heile deine
Wunden; die sollen weder geschwellen noch ge-
schwären', Blutbesprechung. WIIanz 1916; Var.: ,dass
du weder geschwüllst noch geschwärst." S. nocli Bd I
1337 (frattj; V 963M. (Himmel-Bröt); VI 1229M.; VII
614 u. 1315M.; Sp. 1017 o. RAA. Dem ist der Gring
g'schwulle", er wurde aufgebracht BoAa. Dem schwillt
de Chambe", wie nhd. L und sonst, doch nicht echt
nia. ,Und erfand sich wol war sin der spruch, wenn
man den puren bitt, so geschwilt im der buch, und
wenn man im ein finger bütt, so wil er die ganz fust
han.' 1525, Z; auch bei Wander I 256. — b) von Ge-
wässern. Der Rhein g'schwillt und g'schwillt. aGG.
(Bs). De'' Se"' schwe'llti g'hdrig, wenn zo dem Hege''
no''' de'' Fön tat i''e''g'heije'' L. ,Der [mit einem Strom
verglichene assyrische König] wirdt über alle seine
wüerinen aussgiessen und über alle bort überlautfen
und wirt in Judam schwellen wachsende und schwel-
lende, biss er im an den hals gat.' 1580/1638, Jes. —
c) von festen Dingen, sich in der Feuchtigkeit aus-
dehnen FJ. ,I,eg trockne oder gederrte Pflaumen,
Feigen oder Trauben in Wein, bis sie darinn ge-
schwollen sein.' JRLiNDENB. 1608. .Exturaent frigore
janua, die Tür ist von der Kälte geschwollen.' Dknzl.
1666/1716. ,Nimm schön wyss Brodt, schneid es ...
leg es in Milch, dass es geschwelle.' Z Rezeptb. um
1700. ,Leg ein Schnitten Brot in frisch Wasser und
wan sie geschwollen ist, so saye sie mit Imperpulffer.'
ebd. Insbes. (g^schwille") von lecken Holzgefässen, dicht
werden Ndw (Matthysl. So auch in BLau., Si. in der
Verbindung ^'^'scftjceZie" iMC; vgl. Sp. 1813. [A.:] Über-
morse" wei''-mer de"" z'Berg: tue den" afe" grad d'Gebsi
z'g'schic! [B. :] I''' ha"-si scho" göster z'g'schtp. 'tä" B
Lenk. — 2. {tg'jschwelle", Ptc. g'schwelld) tr., = schxvel-
ien27.2a(Sp. 1823) Ndw ItMatthys, mit der Bemerkung:
,doch steht dafür lieber schwelle", g'schwelld.' — g'-
schwol(l)e" hzfi. g' schwul (Ije", flekt. auch g'schwoll-
nigc (bzw. -u-) usw. (Aa, so Br., F.; BE., M.; L; S),
in Bed. 1 c g'-schioiilltt: 1. (auf-, an-)geschwollen.
.Geschwullen, tumens, tumidus; g. machen, tume-
facere; g. oder aufbiaasen sein, tumere; vast g. und
aufgebläyet sein, vastius tumere.' Fris.; Mal. a) zu
schwellen la. EfnJ g'schwollfejne'' Finger, Bagge", c(s)
g'schimlle"s Bei". Sos,magschicider füre", Her? Hesch,
mein-i''', no''' frei e"chli" en g'sclnoullne" Grin'', soll ein
Bauer zum Pfarrer gesagt haben GGrb. E" g'schwullene''
Jösepp, Mensch mit einer Backengeschwulst Bs (Seiler).
Der Arm ist üfg'hühet g'schwolle" GRGrüsch (Tsch.).
's Äug wird eister g'schwüllner. ACorr. 1876. S. noch
Bd VII 629 u. ,Sin lip wart als geswullen von dien
siegen.' WvKbeinau. ,[Dass sie von einem Schlag auf
das Auge] ganz nützit geseche und gross geswullen
were.' 1465, Z RB. ,Ein kind mit einem gescbwulnen
fuoss.' 1551, B Turmb. ,Purpurschnäcken auss essich
getrunken sollend das geschwullen milze vertreiben.'
FisCHB. 1563. , [Bettler:] ,Secht, wie ich gschwullen
bin so gar, s Almuesens darumb mangelbar.' GGotth.
1619. ,Myn Ryten nacli Zürich wirt sich etwas ver-
züchen; ich hab ein Knie, so mir etwas geschwollen.'
1645, ZKyb. .Man Hesse mich 26 Wochen ärger als
einen Hund ohn einige Wärmung der 8tuben erfrieren,
dass ich am ganzen Leib gross geschwollen wurde.'
1667, JJRed. (Zoll. 1905). ,[Das Kind sei] im An-
gesicht ganz gschwohlen und blonet gewesen.' 1707,
ZAltst. ,Mäi Baggä ... ist ja kuggelrund undgschwüUä
wie nä Hund.' Ttrolersp. 1743. S. noch Bd V 147 (cer-
bläsenj. 148 (zer-bläsen). 152u. 223u. 337u.; VI 803M.;
VII 279 (Chel- Sucht); VIII 968u.; Sp. 187o. Volks-
kundliches. ,Wenn Frauen geschwollene Brüste
bekommen, so sollen sie dieselben mit dem eigenen
Unrat bestreichen' BE. (AfV.). G. wird man nach dem
Volksglauben auch durch dämonische Einflüsse, zB.
wenn man einem Gespenst begegnet, von ihm berührt
oder angehaucht wird, von einem , bösen Luft' oder
infolge Verhexung; vgl. Bd III 1158; HZahler 1898,
26 ff.; AfV. 12, 154; WManz 1916, 102flt. 11'2. ,Bei der
alten Trotte in AAWohlen geht abends das Trolte"-
7nuetterli um, ein altes Weibchen, das seinen Kopf in
der Hand trägt; wem es um Betzeitläuten begegnet,
der bekommt einen geschwollenen Kopf- (EWalser);
ähnlich vom Äuli-Wibli in GPs (Henne 1874, 269);
s. auch AfV. 15, 17 (,Der Dorfpfaff von Frittenbach').
Wo-mer de Törst begägnet est, han-i''' ganz ne"
g'sc}niolln(eg)e" Chopf öbercho" LG. Es heig scho"
mänge" [Geist] g'seh" und heig einist e" g-ne" Chopf
übercho". Gotth. , Einstweilen wird Jedermann froh
sein, wenn er z Nacht nicht zu nahe zu diesem Hause
[in dem sich die Leiche einer Selbstmörderin befindet]
muss; nit all Liit .st" Liebhaber, Seligem z'bigägne",
man trägt gar zu gerne einen Schaden davon und wäre
es auch nur e" g-ent" Gring tele es chli"s Büchbütteli.'
ebd. ,In einem Stalle hatte sich einer gehenkt. Nach-
her war es dort nicht geheuer; es kamen dort alle
Pferde um. Da wurde den Leuten geraten, sie sollten
einen Bock hinein tun ... Der Bock bekam einen ge-
schwollenen Kopf, das Pferdesterben hörte aber von
da an auf BE. (AfV.). ,Wenn man des Nachts eine
Katze vom Fenster wegjagt, bekommt man einen ge-
schwollenen Arm' BGsteig (ebd.). S. auch AfV. 21,
175; 25, 48. 133; EBalmer 1923, 83. ,Dass sie [die
der Hexerei Bezichtigte] den N. ins Bossen Nammen
ins Angäicht blassen, worüber er blau und geschwullen
worden.' 1689, ESchiess 1919. .[Eine Hexe habe] zu
Niderornen einer Bruedterfrauwen ... ein geschwulnen
Fues gemacht.' 1695, Aüettl. 1905. RAA. ,Ich wollte,
dass du geschwullen würdest!', Verwünschung GG.
Wann de'' Cheib nu'' g. tvürd, das'-er nümme' zum Hämp
üs chäm! Z. E" g'schwullnigi Fürschäb ha"; s. Bd Vlil
79 0. Er het g-ni Hör, ist betrunken BS. (Bärnd. 1922,
486); s. noch Bd VII 1448M. (Neckvers). E" g-eni
Chrott, bösartige, gehässige Person ZStdt; vgl. Bd 111
879 M. ,Es kunt darzuo, dass man dir durch das hus
louft und man dich tritt, dass du list als ein geswullne
krot', dass man dich wie eine nichtswürdige Kreatur
' behandelt. 1434, ZRB. — b) zu sc/Hcei/enic. G'schwul'e"
1839
Schwal(l), schwel(l), scliwil{l), schwol(l), schwul(l)
1840
Bire", halbgedörrte Z (Dan,); Syii. ge-schwalht b
(8p. 1814o.). In weitermS., prall, dick. Efnjg-ene' Gelt-
seckel Ap; B; Gl; Th und weiterhin. S. auch Bd Vll
t>42u. t)69o. Von frisch gesonnten und geschüttelten
Bettdecken; s. starren-bätzig (Bd IV 1964). 's ivieh-
nächtelet zentume" . . . d'Tagbletter werde'd g'schunille",
wegen vermehrter Anzeigen. ELocuER-Werling. —
C) Cg'schuellet) spez., dicht, von Holzgefässen BLau.,
Si. D's Fass ist g-s, di Melchtere" ist g-i BLau.
D's Milchg'schirr sti't scho" g'iüstet, 'putzts u"'' g-s.
FAnd. lS9S(B8i.). — 2. übertr. a)autgeblasen, protzig,
geckenhaft, hoffärtig Aa; Ap; Bs; B; Gl: L; Sch; Th;
Z. Syn. biästig 4 c (lid\ ni). E' g-ene'' Jösepp, Pr&hler,
Geck Bs (Seiler). E" g-enf, dicknäsigc' Blieb, auf-
geblasen, anmassend BsStdt. G-eiie'' Schwab hiess ein
,Fratz' aus der untersten Klasse, ebd. E" g-ne' G'meind-
rät. DrBIri. Hüräte" sijftist ieg den- afed ... aber die
g. Madam wirst e^'m^l nüd welle". CStreiff 1902
(GlM). , Heuchler und Gleichsner, die ... vor besser
als Andere angesehen sein wollen und daher auch mit
dem gescliwollenen Pliariseer im Tempel sprechen:
0 Gott, ich danke dir [usw.].' JJÜlr. 1718. Er ist g.
worde", üppig, übermütig Bs. Und wo der N. d'Red
g'ha' hed, sind-si nid wenig g. g'si", ''ass grad Eine''
US irem Täli d'Er heig, am hüttige" Tag d'Banhettred
z'ha". JRoos 1907. Es g. ge", vornehm, dick tun, auf
grossem Fusse, über seine Verliältnisse leben, im Allg.
wie bei besondrer Gelegenlieit. aaOO.; s. schon Bd II
73. De'' (Die) giH's g.! D'Ofßzier hei-'s b'sunderbar
g. g'ge". DrBäri. E" zwen-pännegi Gutsche" chunnt
obenine" und dinne" sitze'd zwi^" Madame" ganz elei".
Woll, woll, ir gend's g'ad g'schwulle"! han-i''' g'seit.
CStreiff 1899. .Die Kosten einer solchen Hochzeit
waren oft ganz gewaltige, und Mancher, der es etwas
geschwullen geben wollte, hatte jahrelang unter deren
Kosten zu leiden.' Messikommer 1909. Die, wo-n-am
nobleste" tuend und's am g'schwullnigste" gend, sind
hiitigstags mängist di trürigste" Fötzle". WMüller 1918.
S. noch Sp. 100.5 u. G. tue", prahlen, protzen Aa; Bs;
Gl; Th ; Z. Wie chönnd-ir so gross und g. tue"! Mädchen
zu Knaben, die sich mit ihrer Kraft brüsten. ELocher-
Werling 1923. D'Vri-ne" hat welle" a"fuh" mär'He",
aber ick han-em g'seit, Das schigg-si''' iez nüd, ivill
mir vorig e'so g. 'tue" heige"d mit ''em Geld. CStreiff
1900. Geziert tun, sich den Anschein der Vornehm-
heit geben B; Z. Tue doch nüd so g.! ZStdt. Mit
Settige" [wirklich Vornehmen] isch-es mängisch vü
chummliger z'rerchere" als mit mängem Mingere", wo
nit weiss, wie g. das'-er will tue". JBürki 1916. De''
mach-si'^'' in alle" Wirtshüsere" g., prahle (mit seinen
Heiratsaussichten). AHüggenb. 1914. 's ist zimli''' g.
zueg'gange", an einer Hochzeit. WMüller 1903. Si"*
g. Vrichte", von einem jungen Ehepaar Bs. Esö es
g-e"s, nfblöse-sBine""" [!]. Messikosimer 1910. G. rede",
grosse Worte macheu Bs; B; Sch; Tu. Bis so guet und
red aw'' nit so g.! Mir gegeniber bisch du doch nit
Anders a's e" Nulle", Goliath zu David. Schwzu. (Bs).
G'herrschelig rede", Das chan"-er . . . We"" Das nid
e" Grössrät isch! Die reden e'so g.! HZulliger 1925.
G-eni S}}rüch vo" ewiger Treui ttnd Fründschaft.
ScHwzD. (Aa). Die g-ne" Vers, wos' da [bei einem Be-
gräbniss] lösg'lä" händ. Freiheit 1919. S. auch 6er«-
ächtig (Bd IV 1638). Von Sachen, grossartig, prunk-
voll, mit dem Nbsiiin des Übertriebenen, (ieschuiack-
losen. Was seisch zue der Üsstelli"g? Cheibe" g. oder
nüd'? JBeuREK 1914. Die Girlande" sei z'g. ELoiher-
Werling. D's Sali, wo imene" g-ene" Guidramen et
prächtigs Portrait ... isch g'si". RvTavel 1913. —
I») überempfindlich, schmollend; Hyn. biästig 4b. W'e
aw'' d'LiU hiitigstags en A'"pfindlechi sind! ... Alls
wird Ei'"m g'ad letz üsg'leit und der Chübel ist mäng-
mal bi dernä"'' Lüte" lang umg'chert; es war besser,
mi" tät-nen-e" volle'' Wasser über das g. Chüpfli abe"
üsläre", d's Chopfle" vergieng-ne" de"" villicht es Bitzeli
g'schwinder. CStreiff 1902 (GlM.). — G"-sch wolle»,
-u- subst. : 1. n., Geschwulst. ,Sy habe ... mit des
wirts knecht geringet, darvon iren das hinken und
gschwullen kommen möchte.' 1543. Z Ehegericht.
S. noch Sp. 639 M. (Zg Arzneib. 1588). — 2. m. bzw.
f., pers., in der RA. de(r) bzw. di G. spile", mache",
gross, vornehm tun. De'' cha"" e'"möl der G'schwolle"
spile"! von Einem, der sich durch ein auffallendes,
stolzes Benehmen bei Seinesgleichen hervortun will
ScuHa. (Neukomm). Mach nid der G'schicullnig ! BE.
(Bärnd.). Nume" für di G'schwullne" z' mache-, in
Tualette" cho" z'zeige" [seien die Damen erschienen].
DrBäri 1885. Sich zieren, sich sträuben mitzutun
BoAa., E. [.■V.:] Pressier doch nid so, mir wei" gö" nes
Glas Wi" ha- ... [B. :] Uf e"ke'" FaV; i''' gange* hei'" ...
[.A.:] Mach nid der G'schwullnig ... häb hottume"!
SGpeller 1911. Mach doch nid der G'schwullnig u"'
chumm du uberuehe" [in den Tanzsaal]! zu Einem,
der sich vom Tanz fernhalten will. ebd. 1919. Den
Beleidigten spielen, schmollen: Es erdbebnet nid so
hurtig, we"" du scho" chli" der G'schwullnig machst.
BAarw. (Bärnd. 1925). — Ahd. (gi)aioellan, nihd. (ge)stc'eHtn
st.Vb;vgl.Gr.WB.IVlb,39i»l/'2;IX'2493/ö0-i;Martin-Lienh.
II ö'23: Fischer 111 506; V 1275. Die Formen «cA. und jr'scJw.
verteilen sich nach uuseru Angaben so, dass im NO. fast nur
nthic, auf dem übrigen Gebiet gschic, zT. neben (seltenerm)
»cAir. gebraucht wird (in BoAa. steht It ZfhM. VI 79 gSchw.
für unser Vb ueben schic. für das schwache Kaus. ; ähnlich im
Schwab, nach Fischer V 1275). Im Prjes. ist der alte Wechsel
zw. e und i in weitem Umfang erhalten; Ausgleichung nach
den <•■- wie nach den i-Formen gibt Mattbys für Ndw «n. ZT.
ist aber das e' des Kaus. an Stelle des «•" getreten, während die
('-Formen, bes. in der 2. 3. Sg., Ind. fest geblieben sind; nur
an einigen zerstreuten Orten (so in BStSteph. ; GrHe. ; SchSchl.)
geht die Lautung des Kaus. durch das ganze Pries. Durch-
gängige schwache Flexion (aber mit dem Vokal f !) ist bezeugt
für GEichb. (3. Sg. Präs. und Ptc. -ei; das Ptc. gschwidU" wird
nur noch adj. verwendet), auch für BLau., Si. in Bed. Ic (Ptc.
-ei) und von Mattbys für Ndw (3. Sg. Prses. nnd Ptc. -(i) in
Bed. 2 als seltenere Nbform des Kaus. g'sckieelle". In GSev, ist
das ganze Prais. untergegangen und wird durch g'schwutU",
tigg werde" ersetzt; in FSs. lebt vom ganzen Vb nur noch das
adj. Ptc. g'schirul'e-. Zum Ptc. sei noch bemerkt, dass die bis
ins XVII. in den Quellen überwiegende Form ,geschwullen'
von da au, olTenbar unter gemeind. Einfluss, gegenüber ,ge-
sch wollen' mehr und mehr zurücktritt. Unklar ist, geschwullen'
Arzneib. XVII./XVIII. (neben, geschwullen'); Tyrolersp. 1743.
ON. Im U'-,ih,ruUe"Sckaem. — G«-scbwollket (-u-) f.:
Geschwulst ZRuss. — Vgl. zur Bildung BSG. XV 133. —
G«-schwollschaft-<scÄs/'«ApH., I., K.,M., G'schwuU-
schuft GTa. — f.: = dem Vor.; It T. .Geschwulst vou
einigem umfange, keine umschriebene'. — G'-
schwöllni Ap It T. (auch G'schwölli); GrPt., -m- Gr
(Tsch.) — f.: = dem Vor. S. üf-ge-hübet (Bd II 954). -
G»-sch wöllnist f.: = dem Vor. ApI.
ab-: abschwellen, abnehmen, von einer Geschwulst
GRCast.; Ndw (Matthys); U. D'Nase" g'schwillt-mi
[ihm] ab GRCast. (Tsch.). Es ist wider abg'sehivulle" U.
— Vgl. Gr.WB. I 112.
1841
Schwal(l), scliwel(l), schwil(l), scliwol(l), scliwul(l)
1842
üf-: 1. wie nhd. aufschwellen. ,Aufschwällen, sich
aufbiaasen, extuherare, extuinescere.' Fris.; Mal.; s.
auch usen-herzen (Bd IV 1642). Vom menschlichen und
tierischen Körper Aa; Bs; B; Gr; G; Sch; S; Th; Uw;
U; Z; im Allg. gebräuchlicher als das einf. (g')schtceUen.
De(rJ Bagge", d'Hand (g')schwilH üf. D'Odere" a" de"
Schlöffe" g' schwellen- em üf, einem Zornigen. Füschw.
1917. D'Täubiädere" a" der Schiäffe" sin-im hoch üf-
g'schumUe". EBalmer 1923. Wie-u-im vor Täuhi d'Auge"
üfg'schuolle" si". E Fischer 1922. D's Ütter g'schwellt
üffV. S. noch Sp. 1837 0. ,[Die Wiedertäufer] bareten
sich, als ob sie sturbend, entferbtend sich und
gschwuUend uf.' Val.Tschcdi 1533. .Wenn die füess
aufgscliwällend.' Voüelu. 1557. Uneig.: .Warum doch
sollen wir dieses Wort [das ewige Leben sei ein ,Erb
und ein Verdienets'] wollen gebrauchen, da der arme
Mensch darvon leicht aufgeschwällen lionte.' lilisc. T.
1724. Von (festen) Dingen. I)' Herdöpfel g'schwelli"d
üf, beim Sieden ApK. Der Herbstnebel soll dem Land-
wirt d'Eüebe" mache" üfz'g' schwelle". Barnd. 1914. ,Der
Fischen Eier, so bald sie von der Muoter sind, ge-
schwällen auti'.' JZiegler 1647. Uneig., auflaufen, von
ZinsschuKlen. ,1m Fall der Lebemann die Zins jährlichen
nicht entrichte, sondern denselbigen auft' den dritten
Zins autt'schwellen lasse . . .' Gr Handl. 1622. ,[Die
Untertanen sollen' ihre] schuldige järliche Geföll ...
nit ohne erhebliche Ursach utfscliwöUen lassen.' 1627,
Bs Eq. ,Sovil ... an Zins und Grundgülten ausstehet
und aufgeschwollen.' 1665, PFoffa 1864. — 2. = ab-
schio. Bs (Seiler); BLütz. (Dan.); ZWth. Syn. üf-ent-
schw. Mi"s Bei" ist endli''' üfg'schwul'e" ; es het üf-
g'schwul'e" ZWth. — üf-g'-schwol(l)e" bzw. -m-:
a) aufgeschwollen. E" üfg'schwulle's G'sicht. EWüte-
RicH-Muralt. S. noch Bd V 333o.; Vlll 548M. Von
Gewässern: ,In der aufgeschwollenen Lutschen.' 1791,
B Blätter 1909. Uneig., von Zinsen, Unkosten. ,[Aus
dem Vermögen des Malefikanten] hat man ... den auff-
geschwulnen Unkosten genommen.' Gr Handl. 1622;
nachher ,autigelott'nen Unkosten'. ,An ufgeschwullenen
Lehenzinsen.' M. XVII., Z Eeclin. .Bj'ligender uft-
geschwullener Zins und Kosten Zedel.' .1652, ZGrün.
,Wann ... Jemand ... einen Uffahl zu ziehen begehrte,
dass derselbig schuldig syn solle ... die ufgeschwuUene
Zins [zu bezahlen].' Z Mand. 1660. ,Wie nun ein Gmeind
Weil mit ihrem Gmeindgut haussen tun [so!], haben
ihr .., uss obig ersehenen Schulden und uflfgeschwulnen
Zinssen sich ... ersehen können.' 1688, ZEgl. S. noch
Sch Auffahlsordn. 1743, 11/12. — b) ,ü-e zweiung':
.Deshalb wir unsere tretfenliche ratsbotschaft, solche
zweiungen (so die ufgeschwollen) nach höchstem ver-
mögen abzeleinen, zuo üch ze ordnen rätig worden.'
1524, Bs an Mülhausen. — Bei Gr.WB. I 73'.>; Fisclier I
38-2; Martin-Lienh.11523 nur in Beil. 1. Zu Bed '2 vgl. u/W
(Bdliao). — Üf-schwSllung f. ,Aufschwällung, ex-
tuberatio.' Fris.; Mal.
a"-: wie nhd. anschwellen Ap; B; Gr; L; Scu; Tu;
Zg; Z. Von Körperteilen. De'' Bagge" (g')schwillt a".
Von Gewässern. De'' Ri" schtcillt a" ScnSt. Di Pkssour
g'schwilUan, ist ang'schivolle"GRCiiSt.(Tsch.). Von Holz.
D' Schublade" ist a"g' schwölle" Zg. — a°-g«-sch wolle".
Schi" a"g' sch wollne'' Habersack. BüiiLER(GRObS.). ,[Die
Sitten sind] mit Höllengift angschwollen.' Tyrolersp.
1748. — Vgl. Gr.WB. I ■15'2; Fischer I '257.
6 (d) t- BLenk (Bed. 2) ; GsValz.; W (a7it-J, ert-g'schu:
L (Schürmann), Pte. e{n)t-schwolle", in Bed. 2 e"t-
Soliveiz. Idiotikon IX.
schwellet: 1. = ab-schw. GtCVaU.; L; W. D's Bein ist
entschwolle" GRValz. (Tsch.). .Der Finett [ein Hund]
ist entschwollen.' Tsl-heinen (Tgb.). ,Magis ... ass ein
krutt, darvon er wider entschwal.' Haimonsk. 1531.
,Entschwellen, wenn sich ein aufgeblaasen ding wider-
umb nidersetzt, deturgere; die geschwulst setzt sich
oder entschwilt, desidit tumor.' Fris.; Mal. ,Für
gschwulst der wiberen brüst. Götz gnad, antorn, stoss
sy mit altem schmär, leg es also warm über so lang,
biss entschwilt.' Zo Arzneib. 1588. ,Salb die geschwulst
damit; das entschwilt wol.' ebd. ,Sy [die Füsse] ent-
schwelent.' ebd.; s. auch Bils-Sämen (Bd VII 936).
,Das Chropfleni ... hab si heimgsucht und gsagt: sind
üch die Bein noch gschwuUenV Si ... hab geant-
wortet: nein; denn die Bein seien ihr entschwullen
gsin.' um 1628, Ndw. ,Bad in Balderian, wann du ge-
schwullen bist am Lyb, so entschwilst du.' ZElgg
.\rzneib. um 1650. ,Der Schenkel war fast entschwult[!]
und nit mehr rot; habs noch ein Mal auttgelegt, so ist
der Schenkel noch mer entschwullen und Röte wäg
gangen.' Schw Arzneib. XVll. ,Wän die Wunden zu
fast will geschwellen, so nimm Holder [usw.] ... so
entschwillt es mit Gott.' ZZoll. Arzneib. 1710. Uneig.;
,Da muss man ... von der geistlichen Wassersucht der
Lüsten entschwellen.' JJUlr. 1731. — 2. von Holz-
geschirr, leck werden BLenk; Syn. er-lechen (Bd III
1008). Tue das Melchterli i"'" Stall, süst e"tschwellet's
bi dem schirbe" Luft; göster hesch-es och usse"für g'lä"
un'' am Äbe"^ isch' ganz e"tschwellets g'sl" (H.\llemann).
— Amhd.e.ilsice/feHiu Bed. 1; vgl. Gr.WB. III 616. Zum Ptc.
auf -€t in Bed. 2 s, die Anni. zum eiuf. W.
ab-ent-: = dem Vor. 1 GaTschiertschen, Valz. —
äf-e'^t-fg'Jschw. Aa (H.); L, üf-ert-g'schiv. AABr., F.:
= dem Vor.; Syn. üf-schw. 2. 's ist üfer'g'schwulle" AaF.
's ist hüt wider chech üfe"tschtvulle" g'si" L.
er-: = (ge-)schw'ellen 1 GaValz. (Tsch.). .[Wenn
man Getreide säen will] so muss man solches ... vier
Tag und Nacht vorhero in solche Essenz schütten,
darinnen erschwellen und erweichen lassen.' EKöxig
1706. — Ahd. ars.rähm. mhd. ers,rtUci\ vgl. Gr.WB. III 978.
ver-, in Ap; Tb tw. vert-: a) wie nhd. verschwellen,
durch Geschwulst überdeckt, verschlossen werden, von
Körperteilen Bs; Tu; Z und weiterhin. De' Finger,
's Gsicht ist-em (ganz) verßjschunille". ,N. sluog inn, dass
im sine ougen verswullen.' 1394, Z RB. ,Vil beschicht,
dass denen, die etwas gesähen, gehört oder, wie wir
sagend, die ein bösen wind angwäyet hatt, der mund
usbricht, das angsicht versehwilt.' LLav. 1569. ,Das
dem Kindt die Nass verschwuUen, erschworen und sich
zu einem bösen undtgefärlichen Schaden erzeigt.' RCys.
S. noch Sp. 187 0. — b) verquellen, von Holzgefässen,
Türen, Fenstern usw. Aa; Gr; Sch; Th; Z und weiter-
hin. De' Zuber verschwellt ScuNnk. ,[In die Winzer-
geschirre soll] lauteres Wasser getan werden, damit
sie verschwellen mögen und hernach nicht rinnen.'
EKöNio 1706. — ver-schwol(l)e'' bzw. -j<-, in Ap;
Tu auch vert-: a) zu Bed. a. E" v-e"s Gsicht, e" v-enc
Hals Tu. ,[N. sei] im Angsicht mächtig verschwulleu
und gar kölnsch [s. chöltsch Ib Bd 111 246] gewesen.'
1624, ZGrün. S. noch ver-blunsen (Bd V 123). — b) zu
Bed. b. D'Türe", 's Fenster, die Trucke" ist ganz v.
's FaSS ist V. ZHorgen. — Mhd. verawullen; vgl. Gr.WB.
XIII, I'203/4; Fischer II 1326/7. — V e r-sch w eUung
f.: Gesciiwulst; s. Ent-bldijung (Bd V 52).
h er- fü r-: hervorschwellen ; s.iVd-iScÄ«'i7(Sp.l844).
1843
Schwal(l), 8cliwel(l), schwil(l), scliwol(l), scliwul{l)
1844
enweg .hinweg-': eilig weggehen. .[Die Z Ge-
sandten im Gachnanger Handel seien] im Zorn hinweg
geschwollen.' XVII., Z. — Zur Richtungsbest. ygl. die
Bibelstelle unter schwellen Ib.
zue-: = ver-schwellen a. ,So im [dem Falken] der
hals vornen an der kälen zuogeschwillet.' Vogelb. 1557.
zer-. Nur Ptc. zer-sch wollen: = ver-schwoUen a.
.[Ein vom wilden Heer Fortgerissener kommt zurück]
one Har. one Bart und Augbrawen, mit zerschwollnem,
gesprengtem Angsicht und Kopf.' RCYs.(Br.). — Amhd.
zesicälen; auch bei Fischer VI 11-50.
Schwellere- GRig. (Tsch.), Pr., -e'- GSev., W.'
Schwellerne" GRFurna (Tsch.) — f.: = Schwellen!.
Hautblase, zB. an den Händen, Füssen GSev., W. Haut-
anschwellung von Streichen, Stichen usw. Gfilg., Pr.
Schtcellerne" va'-nie" Stich van-ere" Wentele' old va"-me"
Zech GRFiirna (Tsch.). — Zum Vokal s. die Anm. zu
.Schirelleii. Vgl. auch SchwUeren.
Schwell! f.: Geschwulst. zB. der Wange BsStdt
(FStaub).
G'-schwelli m., PI. unver.: Prahler, Geck, an-
masslicher, eingebildeter Mensch Aa; Bs; S. Wenn
Eine' der G. hätt welle" mache", wol, er [der Schul-
meister] hätt-em 's Dolder abe"'bunde". JReinh. 1925.
Di Bücke" und Groblächte" händ-sich nid recht use"-
'trouet mit ire" wüeste" Worte" und d'G'schtvelli händ
's Mal weniger voll g'no" im Xaver siner GägCwart.
ScHwzD. (.Aa). Jets hänn-si fir ire" Gresse"tcän, die
G'schwelli! DMOller 1926. De'' vornäni G.! Bs Fastn.
1911. — Vgl. Schwab. G'schtrelli, dicker, fetter Mensch, Dumm-
kopf (Fischer III 505/6). Einmal, doch kaum mehr als eine
individuelle Verirrung oder Kühuheit, auch in ahstr. S.: Sid
d' Mieter Ulli Mietamt siji, hekemmen alli [Haushesitzer] ... der
Gresae'ioan, der G. Bs Fastu. 1927.
G°-sch wellung f. .Aufbläyung, geschvpulst, ge-
scliwällung, inflatio.'FRis.;MAL. — Vgl.Gr.WB.IV 1,399'2.
Schwellech GlH. (-e'-), Schwillech Gl (Leuzinger) —
ni.: iialbreife, leicht gerötete Kirsche GlH. und It St.»»
(, Kirschen, die bald reif sind'), , frühe, welsche Kirsche'
Gl (Leuzinger). ^ St.'' schreibt SehwelMech, sicher nur eiu
Schreibfehler. Wie auch St."* vermutet, zur vor. Sippe; vgl.
.schwellend' von reifenden Früchten, zB. Trauben. Zur Bildung
vgl. die Anm. zu Acher J (Bd I 65).
Schwil ZStdt (PSuter 1901), Schwile» AiFri.;
ApK.; B (Zyro); Bs(-i^-); GLEngi; GRV.(JJörger 1920);
Sch; ScHwMa.; G, so Stdt; S (-i'-); Th; Z, Schwilo
WVt. (BSG. II 1'29), Schwille" I AaF., Kl., St., Surbt.
und It H.; GlK.; GRThs, V. (CSchnyder); L; PAl.; GWb.;
ScHwE.; Ndw; U — f., in WVt. und bei Sulzer 1772
(in Bed. 2) m., Dim. Schwill WVt. (BSG. II lü9):
1. a) ,Schwiele' AaF. und It H.; B (Zyro); GlK.; LE.;
ScHwE.; Nuw; WVt. a) verhärtete Hautstelle, bes. an
Händen und Füssen AaZ.; ApK.; Bs; GfiThs, V.; L; G, so
Stdt; Sch; ScHwMa.; Th; U; Z, so 0., , Leichdorn' AaKI.
Bi jedem Schritt heind-ne" d'Ägerste"auge" und
d'Schwile" an de" Füesse" 'brennt wie Für. JJörqer
1920. Schwille" i" der Hand sind erlicher ah guldig
Hing am Finger, Sprw. L (Ineichen); auch bei VVander
IV 476. .Gegen Schwielen wird etwa das Waschen der
Hände im Urin angewendet.' AfV. — ß) mit seröser
Flüssigkeit (auch Blut GWb.) gefüllte Hautblase an
Händen oder Füssen AAKri.. Z.; GLEngi (im Gegs. zu
Maser, harte Haut); GWb.; SG.; ZO.; Syn. Bläteren 2aa.
(Bd V 203). Dt nü"'e" Sehzieh tüem-mi''' figge", ich iiber-
chume" Schwile" a" de" Füesse^, wän'-i''' es Stugg mos
laiiffe" GLEngi. Säg Niemertem, dass d' Schwille" über-
cho" heigist bim Gharste"; es weiss sust en Jede'', dass
d'bis iez Nüt geschafft hast. Messikom.mer 1910. ,[üie
.■\rbeit auf dem Lande] chönnt halt wäger Schwille" g'e",
und d' Toppe" chönntff'd rüche". GPeterhans 1925. Bei
den ä. Belegen lässt sich zw. a und ß nicht immer
scheiden. ,An der fueze swarte was menig srunde
unde swil.' WvRheinad. ,Ein schwülen an der band
von vil Wärkens oder an eim fuoss vom häftigen goii,
callus, callum; ein schwill unden an der fuoßäolen,
callum solorum; schwülen haben au hcnden oder an
füesseu von grosser arbeit, callere; schwülen g(e)-
wünnen von eim streich und erherten, occallescere,
percallere.' Fris.; Mal.; ähnlich bei Denzl. 1666/1716.
,Und ob si [die Prädikanten] schon zuo metti giengind,
so ist es nit ein so schwere übelzit, das inen einlebe
schwülen an bänden davon wurd.' iEG.TscHUDi 1572.
.Und gibt s [das Rudern] glich schwülen in der band,
wird uch doch loben s ganze land.' GKeller 1576. ,Die
schwülen, wann sie bricht, vil schmerzen bringt.' ebd. —
b) Hautansohwellung, zB. von Streichen L, von Insekten-
stichen AaF., Fri., St., Z.; SG.; Th (Pup.); U, .tumore
scrofoloso' PAl. (Giordani). Er isch ganz voll Schwille"
g'si" iw" de" Wäntele" U. ,[Eine der Hexerei Be-
zichtigte wurde mit Ruten gestrichen, aber es war]
ganz unmüglich, weder dero Haut zue öffnen, noch
Bluet oldt ufflauffendte Schwihllen von ihro zue er-
zwingen.' 1659, ADettl. 1905; vgl. Bluet-Schw. —
2. knotiger Auswuchs an einer Pflanze. ,So wird der
[in die Erde gesteckte] Stiel ... unten einen Schwülen
werfen, aus welchem die Würzlein hervorkommen.'
JCScLZER 1772. — Ahd. sinlio), mhd. swil(e) stswra., cäüus;
vgl. Gr.VVB. IX 2615/6; Martin-Lienh. II 524; Fischer V
1287, sowie Sehwellen (Sf. 1835). Die Ausspr. mit -II- dürfte
sich durch Anlehnung an die Sippe von adiictllen erklären; tw.
konnte auch lautliche Mischung mit Schwillen II (s. d.) im
Spiele sein. , Schwülen' bei Vad. III 385 ist Fehler für
.schwiren'.
Erd-,SchwiIle°': Trüffel. ,Die Erdmorchcl ... ent-
haltet sich under der Erden und schwellet nicht herfür
... daher sie genenuet wird ein Erdschwüle.' Spleiss
1667; ähnlich Vestib. 1692, 26 (wo auch die Vorlage:
,tuber continet se sub terra unde terra; callus dicitur').
— \i\x\\&s- Schiüille": Hitzbläschen, Nesselausschlag
.\ASt. und It Rochh.; Syn. Süw-Schu'. ,Roter Haut-
striemen' Aa (Rochh.).
B\\iet-Schivil(lje": = TötfenJ-Blüeten (Bd V 227)
AaF.; SchwE.; U; ZZoll. Durch Rutenstreiche wurde
.ihr [einer Hexe] Hut mit undterloffenen fingershochen
Bliitseliwillen geöffnet.' 1659, ADettl. 1905; vgl.
Schivil Ib. — Vgl. ,BlutschweIl' bei Gr. WB. II 192.
Sri"' Söü-Sclnvil(l)e": = Hunds-Schw. .^ASt.; ZZoIl.
— Zu"- Schwile": beim Zahnen auftretende An-
schwellung am Körper kleiner Kinder. D' Za'i^chwille"
plöge"d's [ein zahnendes Kind]. Messikommer 1910.
sch wilächtig. .Schwilläcbtig, callosus.' Mal.
Schwilere" (-11-) GBuchs, Schwildere" GO. — f.:
Schwiele. Anschwellung Gßuchs, Fs. Ms, Sa. D'Händ
roll Schwildere" ha" GMs. — Vgl. Schirilleren, zum Laat-
lichen etwa Hiler (Bd IV II69).
Bluet- Schtcildere": = Bluet-Schwil GMs.
schwilig ZStdt (Dan.), g'schwilig ZKn., 0.,
, schwillig' B (Gotth.): schwielig; Syn. schwelbrig.
G'schwilig Händ ZKn., 0. .Bauern ... mit breiten
Rücken und schwilligen Händen.' Gotth.; in den
spätem Ausgaben .schwielig'.
1845
Schwal(l) — scliwul(l). Schwall) — schwulb. Schwalch— schwulch
1846
Schwüle" II (in WUEms, Feschel, Saas -u', sonst
-o), in GLEngi; Th; WGiafsch. Schwile", in WVt.
Schmlo (BSG. II 29. 87) — f., in WVt. m., PI. unver..
in W tw. -e\ I)ini. SchwilH (P\. -ini) W, so Ausserb.:
meist PI., kleiner, pyramidenförmiger, meist eiserner
Schuhnagel ohne Kopf, bes. für die Absätze AATäg.
(seit etwa 1870), Wohl, und It Rochh.; BSi.; GuEngi;
GRFläsch, ObS.; L; SchwE.; S; ThHw., Mü.; U; W
(allg.). Unterschieden als he"-, Hoh-Schw. WLö, —
Aus frz. vhevilk r, Pflnek, Nagel, Stift uä. ; auch bei Martiii-
Lienh. II 52i; Kiseher V I28S. Die Form mit einfachem ( au
Orteu, wo altes U sonst erhalten ist (GlEngi; WG., Vt.), wird
auf lautlicher Vermischung mit Schiril (s. d.) beruhen. Auf-
ßUig ist die Aug.Tbe , Nagel mit breitem (gelbem) Kopf WVt.
(BSG. II).
ge-sch willen s. schu eilen.
Schwulii, in Bed. 2 G'schivulU — m.: 1. dicker, un-
förmiger, aufgedunsener Mensch Ndw, ,übli. etwas Auf-
gedunsenes' UwE.; vgl. Schiculli-Chopf, -G'sicht, auf-
gedunsener Kopf, Gesicht (UwE.^, -Tuech. — '2. = Ge-
schtvelli (Sp. 1843) BsStdt.
Sclnvnlitiit, meist -it f.: Verlegenheit, Klemme-
Stuiientensi'R. (Bs; Z) und von da in weitere Kreise
gedrungen. /" Scfe()-€"si", in Geldverlegenheit. Wort-
spielend: [A.:] De'' Bruch mit ini'"m Unggle" ist nüd
's einzig G'fell [iron.], wo-mi''' hüt 'tröffe" hat. [B. :] So?
na''' e" Schivullitet? De gi''sch-es e'fange" g'schwulle"!
ACORR. 1884. — Stud. Bildung zu ,schwul', schwül; vgl.
Kluge 1895, 38; Gr.WB. IX 2750; Fischer V 1298.
ge-schwüllig: schwül. .[Das Gewitter] deme vor-
hergegangen eine tiippige oder g-e Luft.' JJScheüch-
ZER 1707; .scliwüle.' 1746. — Etym. vom Folg. verschieden;
Tgl. Gr.WB. IV 1, 4012; IX 2750; Fischer III 5U, ferner
achwiihli^.
schwuele": schwül werden oder sein, von der Luft
BG. Es het g'schicuelet; es ist tü^sem, dämpfig, trückig.
BXrnd. 1911. Erst het's no''' i" der Laube" g'schwuelet,
doch imdereinist het-es g'chuelet. UDOrrenm. 1884. —
Zu schwiid gebildet nach dem Muster vou rliudc" (Bd III 214)
neben diüel; s. die Anm. zum Folg. Vgl. Gr.WB. IX 2750.
schwüel Bs C-ie-J; Scu; Z und'weiterhin, schwül
GrS., Pr. (MKuoni); Ndw It Matthys (-ij: wie nhd.
si-liwül. E(n) schw-e'' Tag. — Junge Entlehnung aus der
Stliriftspr. ; bodenständige Synn. sind iiifig (Bd I 366), bmetiij
(Kd V 1010), tüjtpifi uam. Zu gründe liegt nd. md. schiml,
«crraus nhd. , schwül' durch Anlehnung an ,kiihl', wie unser
K.lnrüel (auch schwäb.) den Uiphthongea vou <-hueI bezogen hat.
Vgl. Gr.WB. IX 2748; Fischer V 1297; Ünger-Khull 566.
Schwalb— schwulb.
Schwalb I m.: Aufwallung, heftige Erregung.
.Siehst du liie, was ir [der Jünger, denen der auf-
erstandene (Jiiristus erschien] forcht ist xin? Nüt
anders denn ein schw., indem sy begirlich Cliristum
ansahend und uss verwundren und begird nit wol
dorftend glouben, das es Christus Wäre.' Zwingli (krit.
Ausg. II 384); in einem (Nürnberger?) Druck ,ent-
setzung'; in der lat. Übersetzung von LJud keine Ent-
sprechung. — Sonst nirgends gebucht. Sicher zur Sippe von
Schwall, iichwHlen. Zum Verhältniss zu iSchicahn I vgl. etwa
Halb mit Anm. (Bd II 1 161) .- Hahn II (ebd. 1202), auch Bahn :
,Balb' (Bd IV 12 16 Anm.). Vgl. auch schwelhrig.
Schwalb II s. Schwalw.
Schwalbacher: elliptisch für Schwalbacher Tuch.
,Ein nachtrock machen lassen, darzu 7 eilen asch-
farben Schw., jede eilen 8 bz., und 7 eilen schwarze
füetteri, für jede 7 bz.' 1.594/5, B Blätter 1914. ,N., dem
duchschärrer zalt, das er 3 stuck Schw, und etlichen
löntsch geschoren hat.' 1597/8, ebd. Vgl. Schwalbacher -
Hosen (Bd II 1696), dazu; ,Ein rot Schw. par hosen
verstellen.' 1578, Z EB.; ,ein par Schw. hosen [ge-
stohlen].' 1589, ebd. — Gemeint ist (das heute bes. als
Badeort bekannte) Langen-Schwalbach bei Wiesbaden; die
Schwalbacher Tücher waren schon im XIV. ein bekannter Aus-
fuhrartikel der Frankfurter Messe und behaupteten sich noch
im .XVI. (Mitteilung von Justizrat DrADietz in Frankfurt a/M.).
schwalbe", schwalpe": \. schwalpe", ,hin und her
schwanken L"; ScaSt. (Sulger); Zs (St.»"); ,Z".
„Schwalpender Flug [der Schwalbe]." — 2. umhe''-
schwalbe", sich ohne bestimmten Wohnsitz und Beruf
bald da, bald dort aufhalten, unstät lierumtreiben W
Ausserb. — Vgl. walbelen neben ivalpcn. 2 könnte, wie das
syn. nd. «,cal!;en zu Swalke, Schwalbe (Gr.WB. IX 2191) zeigt,
auch zu Schicalir (in W Schwalba) gehören.
schwalbig „-p-" : wankend „L; Z".
schwalble". Id. B, schwalple°. Id. B, darnach
Zyro; ,L; Zg' (St.*): Intens, zu schwalben 1. aaÜO.,
,(schwalble") movere vas liquido plenum minus caute,
(schwalple") nutare, in utramque partem vertere.' Id. B.
Schwalbertine. Im Neckreim zu Albertine; s. KL.
Nr. 4797.
scilwelb: schief ScHwE. Mit-eme" schw-en Aug,
schielend. MLiENERT. Schtoelbs kd-<i. Öpper schto-s a"-
biege", ebd. 1913. Öppis schw-s träge", ebd. 1906. Der
g'stift Huet isch-em schios uf-^em Ör usse" g'stande".
ebd. 1891. — Entstellt aus achelb (s. Bd VIII 750 mit Anm.);
vgl. schicäps <: xchepa {S^. 1724).
schwelbrig: schwielig. ,Die Hände sind schw. von
schwerer Arbeit', aus der amtlichen Beschreibung einer
aufgefundenen männliclien Leiche. Z Tagbl. 1866. —
Zu Schwalbl, etwa Abi. von einem Subst. 'Schicdbere", Schwiele
(vgl. Schwelleren Sp. 1843)y Hieher .Schwilben' m., Schwiele,
bei MHöfler 1899, 622 (Quelle?).
Schwalch — schwulch.
Schwalch, Schwalg. Seh walk — m.:
1. a) Schwalch, Schwall, von Rauch, Feuer AALeer.,
Z. und It H. (.Feuersglut, Feuerstrom'). Syn. Schwalm
(ebd.). — b) uneig. ,In der Lüste Schlamm versunken,
wagtet ihr euch in mein [Gottes] Haus: Büsste dann
ein Heuclielfasten eures Fleisches volle Masten nnd
den Schwalg der Sünden aus?- Sintem. 1759 (.Um-
schreibung des 50. Psalms). — 2. Schwelgerei, Üppig-
keit. ,Pracht und Schwalk.' GHeid. 1732; s. rattlen
(BdVI1629). — Mhd.(md.)«!caic,-9c»m., Schlund; Woge, Flut;
zu amhd. swi/lhan, swelgan bzw. -eil, verschlucken, verschlingen;
vgl. für alle unsre Formen und Bedd. Gr.WB. IX 2190/1,
zu laauchCampelV 313; Sanders 112, 1032c. Inder Sprache
der Glockengiesser bezeichnet , Schwalch', wie man ans Schillers
Glocke weis?, spez. deu Schlund im Giessofeu, durch den die
Flamme in den Schmelzherd getrieben wird, und wird so auch
in der altbekannten Aarauer Glockeugiesserei gebraucht; sollte
etwa unsre nur für Aa bezeugte Bed. la irgendwie darauf
zurückgehen, dass das W. auf den durch den .Schwalch' ziehen-
den Feuerstrom bezogen wurde, wobei der Anklang an das
Syn. Schwalvi mitspielen mochte? 1 b ist lit. Entlehnung,
wohl auch 2 ; doch vgl. das folg. W.
1847
Schwalch— schwulcli. Schwaliii— schwulra. Schwalst— selnvolst
1848
z°-same°-schwalche°: ,rait Begierde Alles zu-
samraenessen, [Andern] vor dem Maul weg' Sch
(Kirchh.)- — Abi. von SchmiUh wie ud. sirali/eii, schwelgen
(ür.WB. IX 2479) von Swaly; s. die Anni. zum Vor. Das W.
macht den Eindruck der Bodenständigkeit.
Schwelcli Gr, so Gast, Chur, Hald.. Ig., Kl., Schs,
Ths, Valz. und It Durli. — m., S c h w e 1 c h e ° Gnlg.. Mal. ;
GFs, G., Ms, oRh., Sa., Sev., T., Wb., We., Schirilehe"
GR(Durh.); ST liierst., iS'cÄu-MWie"BsLang., Schtvilke"
GWidn. — f., Dim. Schwidchli BsLang. : Pflanzenname.
1. = Hulfteren 1 (Bd II 1199). aaüü.; liielier wohl auch
, Heckenahorn' GWidn., , weidenartige Gerten mit lap-
pigen Blättern' SThierst. Vgl. Schioclch-Ber (Bd IV
1472), -Widen. .Ben 6ten [Mai] blühte der Berberis,
Weissdorn, Schwelch.' Gr Samml. 1806; vorher
.Schwelkenstraueh'. Die Schosse werden zu allerlei
Bändern für Faschinen, Garben, zu Tragbändern, Schiff-
ringen usw. verwendet. Schwelche" heisst auch ein als
Eute dienendes Sclioss GRig. .[Der Schulmeister] sieht
sich um eine hübsche Schwelche um, die zu seinen
Diensten auf der Länge der Tafel ruht.' Gr Sammler
1782. — 2. Schicelche' GFs, Sev.. Schtielke, Schu-clchen
(Durh. Nachtr. oO.), ,Schwelken' (Gesn. 1561), = Hulf-
teren 2. S. noch die Anm. — 3. Schwelch, = Hulfteren 3
„Gr" (St.'). — 4. Schwelch, Brombeere Gr (.■^Ulrich). —
Vgl. Ur. WB. IX "2186 (unter ,SchwaIben(beer)baum'). 2481
(.Schwelgcnbaum'); Martin-Lienh. II 524 (Schtoelg in unsrer
Bed.2 und für Liguster); Fischer V 1274 (,Schwelken'=unserm
2, auch ,Schwelk-Bere'). 1287 (,Schwilke' = uuserm 1,
.Schwilchenbaum' = unserni 2). Unsicher ist das Verhältuiss
zu ahd. swclc-, swelch-, »wdrjcboum, sorbarius (Ahd. GH. III 95,
25). Eine vereinzelte Gr Angabe Schwalch (neben SchwäJch
beim gleichen Gewährsmann) wird blosser Schreibfehler sein.
.Schatelke.' Gr Sammler 1779 (s. Wmaer-äolder Bd II 1190)
und von da übernomraen von St. (II 310), Durh. und Tsch..
ist verlesen für ,Schwelke'.
Biet- Schwelche": = Schtvelch 2 GWl., Wb. ,Den
20ten [Mai] blühten die Rietschwelche, der Kleebaum
[usw.].' Gr Sammler 1806; .Rietschwelch.' ebd. 1808. —
B,öt- Schicelche" = Schtvelch 1 GSev. — Wasser-
Schwelch = Riet-Schw. Gr (auch It Durh.). — Wiss-
Schtvelche" - Schwelch 3 GSev.
Weide''-Schwelchi:= Schwelchl GRh. — Unklar.
Weide'- wird für gespr. Wide'- (gekürzt Wide"; s. BSG. III 91)
stehen, wie der nämliche Einsender auch einmal Zeitlose"
schreibt. Aber was ist Schwehhi? Aus der Nachbarschaft
(GT., Wl.) ist gleichbed. Schwelchi-Wide" überliefert.
schwelchl", flekt. -ewe''usw.; aus Holz vom Schnee-
ballstrauch GRig. (Tsch.). E" schwelcheni Buete". —
Schwab, »ciwitten (Fischer V 12S7).
schwelk; welk. Luthers ,unverwelklich' wird er-
klärt mit ,allweg gruonend, uit welk oder schwelk.'
APetki 15'23. — Mhd. (selten) swelc ; vgl. Gr. WB. IX 2483, 4 ;
Fisrhfr V 127;i/4.
sch welke": welken. , Diese Blumen ... dörffen
nicht gar tieff eingesetzet werden; weil sie aber gar
leicht schwelken ... ist wol erlaubt selbige mit ein
wenig Wasser anzusprengen.' EKönig 1706. — Ahd.
Hicetrheu, mM. iirM-en (auch tr. = welk machen); vgl. Gr.WB.
IX 24S5; Fischer V 1274.
ab-. Nur ,Ab-schwelkung', Abwelken: ,Nach be-
reits erfolgter Verblühung und A.', von Pflanzen.
E König 1706.
V er-: verwelken. .Dieros, so am ersten und maisten
blüet, verschwelkt und last zum ersten die bletter
fallen.' Kessl. — Auch bei Gr.WB. IX 2485; XII 1203;
Fischer II 1326.
Schwalm — schwulm,
Schwalm 1 (-«- Ap). in Ap auch Schwahne" — m., PI.
Schicalme" S (JReinh.): a) „Schwall" AALeer., Z. und It
Rochh.; B. so S.; L (Zyböri); S (.TReinh.); St. (oO.). Von
Wasser B. D's Bergivasser chunnt schwalmswis. Bärnd.
1922. A" de" Strosse" stöt de'' Rogyc", mächtig Welle",
Schw. a" Schw. Zyböri. Schwall von Rauch, Feuer Aa
Leer., Wynental, Z.; S (JReinh.); Syn. Schwalch.
Es chunt ei"'m en ganze'' Schiv. e"tgä(je" AiLeer. Ne"
ScMc. lo" fare"; Einem nes par Schwahne" a"lö", von
einem Raucher. JReinh. E" Schw. Hitz B (Dan.). —
b) Schwärm, zB. Vögel Ap. — Spätnihd.«»«/«!, zu schir'ellen;
vgl. Gr.WB. 1X2194/5; Fischer V 1233.
Milch Mülch-: durstlöschendes Getränk, aushalft
Wasser «'"* halb Mülch zsgesotten BG. (Bärnd. 1911).
schwalm ig: drückend heiss, schwül. , Sch w-e Hitz.'
Parac. ,[Das Wetter] wird heisser, schwelmiger.' ebd.
Schwalm II a. Schtcalw.
Schwälmi s. Schioänimi I.
Schwelme": Teil derweiblichen Festtracht. , An hohen
Festtagen schmückten die Frauen [in AAFri.] das Haar
mit einem Kranze, Schwelmens [!]geheissen.'ABiRRCHER
1859, 20. Nach neuerer Angabe: ,Schwälnie" ra., ,Netz,
das die Frauen früher an Sonn- und Feiertagen auf dem
Kopf trugen' AAKaisten. — Näheres war nicht zu erfahren.
ScUwilm Tschtcilmm.: „leichter Schlummer BO.",
so Hk. — Ahd. swilm, sopor (Graff VI 873). Tacli- durch falsche
Trennung aus ent-schic ihnen:'
schwilme°, Ptc. -et: 1. schlummern BBe. (Zyro);
Syn. schlünen (Sp. 571). — 2. unpers. mit Dat. P., von
einem traumähnlichen Zustand. ,Solichen lüten (die ir
houbet öde machent mit übel geessende und trinkende
und mit vastende und wachende und gedenkende)
swilmet und erschinet vil dinges vorgesichteklich,
recht als einer tuot, der einer suchte lit; soliches
swilmen kumet von einer krankheit deshoubtes.' 1381,
Buch der Tugenden (Hdschr. in UwSa., von einem
Luzeriier geschrieben).
i"-: einschlummern BGsteigwiler. — e"t-: leicht
einschlummern, „entschlummern BO.", so Be., Br., Hk.,
R. Bes. auch = ent-schlaffenlc (Sp. 108), von Armen,
Händen, Fingern BBe. (Zyro).
schwalpe" s. schwalben.
Schwalst— schwulst.
Ver-scliwnlst f. .Squiancia [!], versw[H]lst der
kelen.' Voo. opt. — Zu vcrschwellen. Vgl. Diefenb. 1857, 535;
I8G7, 339.
G°-schwulst, im ZRezeptb. um 1700 neben häu-
figem,Geschw.' einmal, Schwulst'— f., in WLö.(Lötschen
1917) und bei Gotth. in., PI. mit Ural. SG. und sonst,
in der ä. Spr. mehrfach auch ,-en': wie nhd. Aa; Bs;
B; Gr; G; Sch; S; Th; Uw; WLö.; Z; wohl allg. E"
G. übercho". En G. han ivie en Öpfel GRValz. (Tsch.).
Si" G. ist üfg'gange"; er cha"" mit derc" G. nid under
d'Lüt SchR. Strimen und G'schwülst, von Schlägen.
1849
Schwalst— Schwulst. Schwalw— schwulw
EFiscHER 1922. ,[Das junge Ehepaar, das ein Kind
erwartet, glaubt] es sei gar Nichts und das Ganze eine
Krankheit, ein G. oder eine Wassersuclit.' Gotth.; ,ein
Aufschwellen.' 1861. ,Die geschw. des geraechts, ...
des zanfleiss.' Arzneib. XIV. /XV. ,Ich wil euch heira-
suochen ... mit geschw. und fleber.' 1530/1707, III. Mos.;
, Schwulst.' Luther. ,Die geschw., das aut'bläyen oder
geschwiiUen, tunior, inflatio.' Fris.; Mal.; s. auch
Sp. 639o. ,Zuo ant'ang dises jahrs giengen selzame
krankheiten herumb, insonders geschw-en, daran vil
Volk starb.' 1.5(j0, HOHüber, Chr. ,[Da] syge die G. umb
ein Guots druss gsyn', zurückgegangen. 1606, Z.
.Tumor, Geschw., Aufblasung.' Denzl. 1666/1716. ,Eine
hitzige Geschw.' JMdralt 1692; s. auch hitzig (Bd II
18S4). ,[1765 herrschten in Trachselwald] faule hitzige
Fieber, Schnuppen, Geschw-en.' Barnd. 1904. Eine G.
infolge dämonischer Einflüsse; vgl. Sp. 1838. ,Uass sich
eine G. bildet an der Seite, wo die Gespenster gelaufen
sind, ist ein verbreiteter Aberglaube.' SV. 1915. ,Da
endlich hat der [von der Begegnung mit einer ge-
spenstischen Katze herrührende] G. abgenommen.'
LÖTSCHEN 1917. — • Anilld. ya-. (jeswnlal (nihil, auoll ewulal)<.
vgl. Gr. WB. IV Ib, 4012; IX 2751; Martiu-Lienh. II 525;
Fischer III 514. PI. .geschwnlsten' auch Vogelb. 1557; ,Ge
schwülsten' bei Capeller (GH 70, 229).
Geilen-: Hodengeschwulst. JMdralt 1691. 1692.
Milch-. .Wider die Milchgeschwulsten an den
Brüsten.' Gr Sammler 1781, — Vgl. Gr. WB. VI 2193;
MHöfler 1899, 629 a,
Pfüser-. DiN. (ohne Bed.-Angabe); vgl. Pfiiser 2
und i (Bd V 1191).
Wind-: mit Luft gefüllte Geschwulst. , Die Wind-
geschwulsten sind oft hart, aber nicht schwer, durch-
sichtig und fahren bald da, bald dorthin . . . Die Wind-
geschwülste heilet man durch purgierende Medica-
menta.' JMdralt 1691. — Auch bei Gr.WB. XIV2, 303;
MHotler 1899, 630a.
Wasser-: wässerige Geschwulst. ,Die Wasser-
geschwulst ist ... von dem Schleim und anderen natür-
lichen Feuchtigkeiten erzeuget .... Die Wasser-
geschwülste . . . seind linde, schwenkend und voll
Wassers.' JMdralt 1691. — Vgl. Gr. WB. XIII 2110;
MHöfler 1899, 630a.
um-enandere'^-g'ä-schwulste'': spöttisch für
ein wichtigtuerisches, geräuschvolles Herumtun, bei
dem am Ende nicht viel herauskommt, zB. von einer
ungeübten Hausfrau, von einem in Haus und Scheune
planlos arbeitenden Bauern, einem Handwerker, der
eine neue Arbeit beginnt, bevor er mit der alten fertig
ist B (Rothenbuhler; , selten').
ge-schwulstig: aufgeblasen, prahlerisch. ,Ir
mund redt gschw-e wort.' 1531/1589 Jcd.; ,auf-
gebla(a)s(e)ne.' 1638/1667. ,Ihr wollet noch fürters
bleiben geschw. im Herzen, fleischlich, lustig und freu-
dig.' JJUlr. 1731.
G«-sch wülst n.: \o\\., = Geschwulst. .[Eine Arznei]
wider ein iedes hitzigs geschwülst oder sonst über ein
entzündt ort one geschwülst.' Tierb, 1563.
schwülstig (-i-) Ndw (Matthys), g'-schwülstig
ScuHa.: schwül, vom Wetter ScnHa. ; Ndw (häufiger
aXischwU). — Anders bei Gr.WB. IV 1, 4012; 1X2753/4.
Schwalw — schwulw.
Schwalw(e°) f. Boner; 1527, Stockar (s. die Anm.),
Schwalb II ra. BsLie.; ZLeimb, (Dan.); 1667/1707,
Z Bibel; Vogelgesang 1737, f. AABr.; ZLuf., 0.,
Schtvalbe" f. BsStdt; BBr., S.; FJ.; GrAv., He., ObS.,
Ths. V.; GT.; Soh; Th; W; ZStdt und weiterhin,
Schwalm 11 ra. ApK.; BsL. (Seiler); SchR.; Th, so
Steckb.; Ndw; ZBül., Dättl., Erl., Glattf., 0., Rüml.,
Wth., Zoll.; St., f. Bs (Becker); L; GRh.; ZO. (BSG.'
XV), Schtvalme" m. ScnRamsenf, f. AaZ.; ApH., I.,
M.; BoAa., Br., Hk., S. und It Zyro; FJ., S., Ss,; GlH.;
Gr, so D., ObS., Pr.; LE. und It Ineichen; PAl., Po.;
GA., T., W.; SCHW, so E.; UwE,; U, so Sil,, Urs.; WMü.;
ZBauma, Dim. Schwälbli Bs; S; Th; Z und sonst, Schwal-
beli Boka,., E., S.; S, SchtcalbiS. Schwälmli Aa(U.); Bs
L.; LE.;SCHW, so E.; Th; Ndw; ZBül., Dättl., Schwämli
ZSth., Schtvalmli BG. ; 'Sdvi ,Schwälmeli L; GMs, Sennw.;
SchwE.; Ndw; St., Schwalmeli BoAa., E., S.; Ndw,
Schwalmi SL,, Thierst, Schwalmti GrD. (B.): 1. a) in
Aa It H.; BG., E., S.; GSennw.; S nur Dim., Schwalbe.
aaOO. Vgl. Spir. Lue" d' Rinderstore' chöme"d au''',
d'Fifaltere" und d'Schwalme", als Frühlingsboten.
MLiENERT 1906. Ü"si liebe" Schwalmli uiiche", im Herbst.
GJKdhn. D' Schwalbeli bauen iri Nestli i" alli Eggli
ine". JoACH. 1881. Schtcälbli und Spiri si" ivie ivild
underm Dach nö''' g'floge". JReinb. 1907. D'Spatze"
si" de" Schwalmeli i" d's Nest. Bärnd. 1914; an andrer
Stelle Schwalbeli. .Ufl" den 5. dag aberellen hört ich
den guguw und spiren und schwalwen zum ersten.'
1527, Stockar 1520/9. ,Der schwalm, chelidon, hirundo;
die schwalmen sind zuo sunimers zeit vorhanden, im
winter aber farend sy widerumb dahin, hirundines
Kstivo tempore pra!sto sunt, frigore pulsae recedunt,'
Fris.; Mal. ,Von hußschwalmen und allen schwalmen
insgemein, hirundo domestica ... zu teütsch ein
schwalbe, schwalb, schwalm und hußschwalm ge-
nennt,' VoGELB. 1557; bei Gessn. 1555 ,a nostris
schwalm, hußschwalm.' ,Die jungen schwalmen in den
nästeren verdurbend', bei einem Kälteeinfall im Mai.
1559, HBi'LL. D. ,Es werdend auch vil bättler funden,
die ... auss faulkeit sich dem bättel ergebend ... so
bald sich die zeit der ernd nahet, so farend sy dahin
wie die schwalben und storchen gegen dem herbst.'
SHocHH. 1591 ; , Schwalmen.' 1693. ,Die Schwalmen und
Spyren erfroren' im Mai 1543. HOHdber, Chr. ,Es soll
die Statt voller Bregenzer Puren laulfen und an der
alleräussersten Schanz ein Spies an dem anderen stahn;
werdent wollen Schwalmen stupfen, sind aber schon
verstrichen', Spott über die Konstanzer. 1642, SceSt.
(Schreiben des Stadtschreibers). ,[Bei einem Schnee-
fall im Frühling erfroren] die Schwallmen und Vögel in
Lüften.' 1661, USdtter 1626/89 (Ap Chr.), S. noch
Bd II 1762 (%asplen); V 1009 (üs-bruetenj; VI II680.;
Sp, 1015u. 17Ö1. D'Schwalbeligire",splrele". BiRNo, 1925,
D' Sclnoalmeli gunscherle" «'"* giesche" u"^ zwitschere".
Emmentalerbl, 1917. ,[Ps. 34] den ich oft gesungen wie
ein Schwalm.' 1664. Lied. .Drensare, singen wie ein
Schwan oder Schwalb.' Denzl. 1666/1716. S. noch Bd II
406 u. (girenj; V 22 u.; VIII 1274 (schärmeilenj ; Sp. 1341
(schnatteren). Über die Ausdeutung des Schwalben-
gezwitschers vgl. Martin-Lienh. II 5'24; Wack. 1869.
VA. 27. 34; Wander IV 412o. Das bei Wack. aaO. ge-
nannte Schwalbenlied .Wenn ich wegzieh' usw. sang
man It Hßruppacher früher in ZZoU. .zwitschernd,
1851
Schwalw, schwel'.v, schwilw, schwolw, schwuhv
1852
geschickt die Schwalben nachahineml'. Die Schwalben
siiigen : D'Muetter se't-mer d'Hose" hüesen und hat Ae'"
Biete und weiss ke'" Biets — wo ne"? ZWila. Volks-
glaube; vgl. Schwalben- Nest (Bd IV 840); ALüt. 357,
für Ausserschweizerisches Af\^ XV 148; Gerra. 20, 351 ;
Gr. WB. 1X2183; Wander IV 415, 3ö (Anni.). Wo die
Schwalben nisten, herrscht im Hause Glück und Frieden
Bs; G. so Sa.; S; Zg; Z; man lässt ihnen deshalb oft
das Fenster einer Kammer offen stehen ZDättl. Sie
bleiben nur in Häusern, wo Friede ist; entsteht Streit,
so ziehen sie fort Zg (AfV. I 121). D'Schwahne" nesti"d
7Üd an de" Hisere", reo unhlschi Lit sind Ndw. Die
Scliwalben schützen Tiere und Menschen vor Krank-
heit BAarb., Gr. (AtV. 20, 57), ein Haus vor Blitz-
schlag Aa; BAarb.. E.. Gr.. Si. (DGemp. 19Ü4, 354); L
(Ineichen); ZLeimb., U. (AfV. 25, 105), übh. vor Brand-
gefahr S; Th; ZDättl., Maschw.; man darf daher keine
Schwalbe töten oder ihr Nest vom Dache stossen.
,Wie beim Kuckuck soll man beim Erblicken der ersten
Schwalbe im Frühling die Hand an die Tasche
schlagen und den Geldinhalt schütteln, und man wird
den ganzen Sommer Glück im Spiel und im Haushalt
haben. Beim ersten Gesang der Schwalben wasche man
sich an einer Quelle, und die Sommersprossen werden
sofort verschwinden. Ein unglücklich Liebender soll
ein Andenken der Geliebten in das Nest der Schwalben
legen, und die Angebetete wird und muss ilin erhören.'
TiERw. 1898, 32 (Bs; Elsass). , Schwalben sollen nicht
ins Haus genommen werden, sonst stirbt Jemand im
gleichen Jahr' B (AfV.). .Als der Heiland am Kreuze
hieng, trauerte die ganze Natur; Alles war stille, nur
zwei Schwalben zwitscherten lustig fort; zur Strafe
dürfen die Schwalben auf nichts Grünes sitzen,
sondern nur in Erde und Kot' L. Verwendung der
Schw-en zur Bereitung heil- und zauberkräftiger
Mittel; vgl. AfV. 7, 51 (Schwalbenzungc); 15, 93 (Schw
Arzneib. XVII.). ferner Schicalwen-Äschen, -Wasser.
,Schwalmen in honig oder mät gekochet, heilend die
gschwär der zungen und läifzen. Die brüej'en von
einem gekochten sehwalmen getrunken, wirt für des
tobenden hunds biss gelobt. Ganze sehwalmen werdend
für das viertägig feber geässen ... Arzneien von ge-
brennten sehwalmen ...' Vogelb. 1557, 215b ff.; s. auch
Bd VI 1070 u. ,Das gebrannt Wasser von Sehwalmen,
welches ein sonder- und treffenliche gute .-Arznei ist
für den fallenden Siechtag.' JJNüscu. 1608. ,Ein
Wasser zum .\usfallen der Haar. Nim junge Schwalben,
brenne sie zu Pulver, mische Bibergeil darunter und
ein wenig Essig und destillier es.' äB Arzneib. ,Dass
einer nicht trunken werde. ... Schwalben zu Pulver
gebrannt, mit Wein und Mirrhen zuvor getrunken.'
ebd. S. noch Bd VIII 1705o. In Wetterregeln; vgl.
Wander IV 4 15, .34. Wenn d'Schicalvii teuf flüge", gV't's
tcüests. flügc-si hoch, gi''t's schöns Wetter. Schild 1863;
ebenso Aä (H.); Ar (T.); BsL.; BE.; Th; UwK. (schon
1791); ZDättl., 0.; s. auch Bd VI 725o. .Wenn abends
die Schwalben hoch um den Kirchturm fliegen und die
Mücken am Dachkennel tanzen, so ist der morgige
Tag schön.' JJörger 1913. Sprww., Keime, RAA.
Maria Gehurt jagt d'Spiri, d'Schwalbi und d' Studente'
fürt S; s. schon Bd IV 355M. D'Schwalme" g'hiji'd
ai''' Plädirli vor d'Hiser appe", wohl = auch das an
sich Erfreuliche hat seine unangenehmen Seiten Nnw;
vgl. ,Die Scliwalben bezahlen ihre Hausmiete mit Mist'
(Wander IV 412). Ein Schwalm (E" Schwalme" Ap)
macht no''' Mn Summer Ap (T.); ZDättl. Ei' Schwalm
macht te'" Summer: Buch, hüröt nur zue, du machst-
mer ke'" ühummer, 's gi^d andre g'nue^ L. ,Ver . . . non
una reducit hirundo, eine Schwalb macht keinen
Frühling.' Denzl. 1666/1716. , Keine Tugend allein
machet einen wahren guten Christen ... so wenig als
una hirundo ver, eine Schwalbe den Frühling machet.'
JMeyer 1700. Alles orde"li''' zu rechter ZU göt Ober
Strahle", Hasplen und Glt; lass d'Schicalme" nisten uf
diiie" Tröme", fluch 's Vörtelen und 's Überchröme'.
TscHUDi, LB. 1863(Bauernspruch). Schwalben schiessen;
s. Bd VIII 1371 u.; Syn. sclnvalwen. .Schwalben schiessen,
d. i. liegen.' Denzl. 1666/1716. ,['Der Lügner] fliegt gern
ohn ein f, er schiesst grobe Sehwalmen, er nimmt
hinder den Ohren herfür, so viel als er wil.' AKlinglbr
1702. .Am Rohr hangen wie die Schw.'; s. Bd VI 1229 M.
So, das ist de', wo d'Meitleni nimmt wie d' Schzcalbeli
d'Mugge", vom Jakobli Jowäger, der ganz plötzlich zu
einer Frau gekommen ist. Gotth. Das [ein Mädchen]
wird si''' meine"! ... 's ment g'wüss, alli Spatze" und
alli Schwalbeli luege's' a". Joach. 1881. — b) ,Schwälmli,
Brandvogel. Sterna Fissipes.' GLHartm. 1808, 139. —
2. Scliirahne", Schioälmeli, Name einer dunkelfarbigen
Kuh mit weissem Bauch GRPr., einer weiss und schwarz
gefleckten Kuh GrD. (B.). — 3. Schwalbe", kleines
Dampfboot für den Personenverkehr ZS.
Ahd. »mihm. mhd. «irn/irc, -he snf.; vgl. Gr.WB. IX 2182/5;
Martin-Lieiih. 11 524 (-Im-, -lb-)\ Fischer V 1230 (-Jm-, -Ib-);
HSuolahti 1909, 23 ff. Die ic-Form noch bei Boner (Varr.siraimf,
sicuWe), ausserdem bei Stockar 1520/9, wo aber ein Schreib-
oder Lesefehler anzunehmen sein wird. Doch fügt sonderbarer-
weise der SchExzerptor Stockars hinzu, es werde ,noch oft so
ausgesprochen, auch ScKicalme"\ Diese «nsre verbreitetste
und viell. einzig bodenständige Form erklärt sich wohl durch
Dissimilation ans Sthu-ahvm. Zum Dim. .^chicämli (mit dissira.
Schwund des 0 Tgl. Fischer V 1231 Anm.; Follmann471. Die
?<-Formist, unter schriftspr. Ein fluss, noch im mer im Vordringen:
bemerkenswert ist in diesem Zshang, dass in einzelnen Gebirgs-
gegenden der Viigel erst in neuester Zeit beob.aclitet worden
ist (in GrAv. zB. erst seit 6 -7 Jahren). Luthers , schwalbe' er-
setzt die Z Bibel von 1525 durch , schwalm'. Weitere ä. Formen:
,Der schwalm.' 1530(1638, Jor. 8, 7; ,der Schwalb.' 1667/
1707. ,Die schwalm.' 1530, V. Mos. 14, 18: ,der schwalm.'
1589/1638. ,Die schwalm.' 1530, Ps. 84, 4; ,der Schwalm.'
163S; .der Schwalb.' 1667/1707. , Die sehwalmen.' 1530/89,
IILMos. 11, 19; ,den Sehwalmen.' 1638. ,Des schwalme(u)s',
,dem sehwalmen.' Vogelb. 1557. ,Von dem Schwalben.' Deuzl.
1666; ,des Schwalbens.' 1677. 1716. .Schwalb, Schwalm.'
ebd. 1666/1716 (Register). Unklar ist die kürzlich anf-
gezeiehuete Form Xchwalbene PRi. ; Fehler für Schtcalieere
(Sp. 1854)';' Zum häufigen, tw. ausschliesslichen Gebrauch des
Dim. in Bed. 1 a vgl. ud. aimU;e (eig. Schwälbchen) als allg.
Bezeichnung des Vogels. Das W. ist als schralma ins Rät. ent-
lehnt worden (Carigiet 294; Carisch 146; Conradi 198;
RBrandst. 1905, 9. 64). Bed. 3 gelit aus vom Namen eines
altern Schiffes auf dem Zürichsee; vgl. auch Bärnd. 1922, 39/40.
In Namen, 'e Schwalme', Zuname der Familie Vonruef ZErl.
(angeblich weil einer ihrer Angehörigen einmal gerufen habe:
Lue<je"d! ich cha"" xpringe" irle-n-en Sehicahn finge"). Schwalm,
FN. Ap. ONN. Sehwalmen- Äcker Zllln. ,Schwalmen-acker-
Strasse, -Wiese' ZWth. „Schwalben-Köpfe' SchwW. ,-Ncst'
BObertal (Gut au eiuem Abhang); LHiutcregglen. ,-Boden'
SchwWMJI. (,Schwalmenboden.' XVIII.).
Felse°-<Sc/jtcai&e": Alpensegler, Micropus inelba
S (GvBurg). Syn. Mür-Schw. — Vgl. Gr.WB. III 1511
(Hirundo rupestris).
Fenster Pfeister- Schwalbe": Stadtschwalbe, Cheli-
don urb. VSV. 1916, 39. — Auch bei Gr.WB. III 1526;
HSuolahti 1909, 25.
1853
Schwalw— schwulw. Scliwain(m)— schwum{m)
1854
Ger-, Glr-. ,üer geischwalm, spyr, apus.' Mal.
,[Apus] wirt zuo teütsch ein spejr, spyrschwalb, ger-
scliwalni, geirschwalb genennt.' Vogelb. 1557. Syn.
Kirchen-Schtv. — Auch bei Gr.WB. IVlb, 2563 (.Geier-').
3733.
Grien -Schwalbe" Z, -Schioälmli (VSV. 1916): Ufer-
schwalbe, Hirundo rip. VSV. 1916, 39; Z; Syn. iJin-,
Sand-, Dreck-, M''asser-Schw.
Uns-Schicalbe" (VSV. 1916), ,-Schwalm' (Vogelb.
1557), ,-Scbwälbeli' (Sererh. 1742): a) Rauchschwalbe,
Hir. rust. .[Man hat beobachtet] an den zahmen
Hausschwälbeli, dass, wann etwa eine Schwalbe in
einer Sclilafliammer ihr ordinari Nachtquartier gehabt
und ein Mensch ... sie nur mit einem Finger ein
wenig berührt hat, so ist sie von dem an nicht mehr
gesehen worden, und will man sagen, auch andere
Schwalben verfolgen ein solche von Menschen be-
tastete Schwalbe und wollen sie nicht mehr ander ihrer
Conipagnie dulden.' Sekeuh.1742. S. noch Schwalwen 1 a
(Vogelb. 1557). — b) = Fenster- Schw. VSV. 1916, 39. —
Vgl. Gr.WB. IV '2, 689; Fischer III 1'293; HSiiolahti 11109, 24.
Auch bei EKüuig ITOG, 861.
Kirch(en)-,Schwalm': Spier, Apus. ,Hirundines
silvestres ... vocant Germani kirchswalben, alii aliter
Germanice nuncupant murspyren, raüiisterspyren, raur-
schwalben, bergschwalben, wysse spyren.' Gessn. 1551.
,Üas ander schwalmengeschlächt, so murspyr, münster-
spyr, kirchschwalm und wylaspyr genennt wirt.' Vogelb.
1557. ,Kirchenschwalm, maurspeir, cypselus minor.'
Mal. — Auch bei Gr. WB. V SlO/Il ; HSuolahti 1909,25
(Hir. urb.).
Ke\"-Schivalbe": Stadtschwalbe Z. — Vgl. Gr.WB.
V1869.
Mer-,Schwalm': Imnienvogel; s. Imben-Fräss (Bdl
1317). — Auch bei Gr.WB. VI 1859.
Mnr-Scliu-albe" BGr.; S, -Schwalm Bs (Becker):
1. Felsenschwalbe, Hir. rup. BGr. (Bärnd. 1908, 198). —
2. Mauersegler, t'ypselus apus S (GvBurg); Syn. Splr.
,Apus, Speir, Maurschwalb(e).' Denzl. 1666/1716.
S. auch Kirchen- Schw. Hieher wohl auch EKönig 1706,
861. — 3. ,sterna' Bs (Becker). — Vgl. Gr.WB, VI 1780.
Jia.a\\t- Schwalbe": Ziegenmelker, Capriniulgus eu-
rop. ZW. — Vgl. Gr. WB. VII 215; Tschuili, Tierl. 1860, 73.
,Ber-schwalm: apus minor.' Mal. — Fehler wofür y
D.1S W. finüet sich soust nirgends.
Büre°-S'c;m'a^6e»: = i^jts-Sc?Mü.a. VSV.1916,39. —
Vgl. Gr.WB. I 1182; Fischer I 729; HSuolahti 1909, 24.
Rauch-Sc7(M;aibe?i: = dem Vor. VSV. 1916,39. — Vgl.
Gr.WB. VIU 252/3; Martiü-Lieuh. II 524 ; Fischer V 177/8.
^i"- Schicalbe", , -schwalm': = Grien-Schu\ VSV.
1916, 39. ,Von den rhynvöglen oder rynschwalmen,
hirundo riparia, drepanis ... Das vögelin, so hie für
den rhynschwalmen verzeichnet ist, der nistet gwüss-
lich an holen gstaden des Rhyns; etliche sagend, dass sy
löcher aussholind; der wirt anderschwo feelschwalm [?]
genennt [so auch bei Gesner II 546: ab aliis germanice
feelschwalm nominatur].' Vogelb. 1557. Auch bei
EKönig 1706, 861. — Vgl. Gr.WB. VIII 860 (auch ,Rain-
schwalbe.' ebd. 73, nach Frisch); Martin-Lienh. II 524;
HSuolahti 1909, 27.
Sand-Sf/m-aZöe": = dem Vor. Z; VSV. 1916, 39. —
Vgl. Gr. WB. VIII 17 72.
S e " - iScfetcaZfce", ,-Schwalra'; 1. Flußseeschwalbe,
Sterna hirundo. VSV. 1916, 71. — 2. = Mer-Selm.;
8. Imben-Fräss (Bd I 1317). — Vgl. Gr.WB. X 1, 69.
Are°-Se"-/Sc/jjt)ai6e": Zwergseeschwalbe, Sterna
minuta. VSV. 1916, 71.
Spir-, in ZStdt Spire"-Schwalbe": 1. Mauersegler,
Micropus apus ZStdt; VSV. 1916, 41. S. noch Ger-
Schw. — 2. = Rauch-Schw. AaF. — Vgl. Gr.WB. XI,
2436; Martin-Lienh. II 524; HSuolahti 1909, 25/6.
Stei°- Schwalbe" Z, -Schwalme", -Schwalbeli (VSV.
1916, 39): Felsenschwalbe, Ptyonoprogne rup.
Dreck- Schwalbe": = Sand-Schw. VSV. 1916, 39. —
In andrer Bed, bei Fischer II 347.
W a,sser-Schwalbe", ,-schwalm' (Mal.), -Schwälmli
(VSV. 1916): 1. verschiedene Arten der Seeschwalbe,
a) = Setv-Schw. 1 S (GvBurg). — b) = Aren- Sciv- Schw.
VSV. 1916, 71; S (GvBurg). — c) Dim., schwarze See-
schwalbe, Hydrochelidon nigra. VSV. 1916, 73. —
2. = Rin-Schw. ,[Die Bachstelze] legt eintweders die
eier in das näst oder zwüschend die stein und bedeckt
die, als die wasserschwalmen [bei Gesn. II 595 hirun-
dines ripariw], mit k[l]einen stufflen oder kreüteren.'
Vogelb. 1557. ,Wasserschwalm, drepanis vel ripariola.'
Mal.; Denzl. 1666/1716. — Vgl. Gr.WB. XIII 2503. Auch
von Tsch. für GrRh. bezeugt, doch ohne Bed. -Angabe; HSuo-
lahti 1909, 26.
schwalwe" schwalme": 1. (an Balken) schräg-
laufende Zapfeueinschnitte machen GfiPr. — 2. lügen,
aufschneiden Gr Kesslerspr. (JJörger 1905); UwE.;
Sy». schwährelen. — 1 von den einem Schwalbenschwanz ähn-
lichen Zapfen; vgl. Gr.WB. IX 2 188/9 (,SchwaIbenschwanz'). Zu
2 vgl. Fischer V 123 1 , auch , Schwalbe' 1 0 bei Gr.WB. 1X2185.
Schwalwere" Schivalmere" f.: 1. Schwalbe TB. —
'2. (SchwalmerraJ Pflanzenname, Schwalbenwurz, Vince-
tox. oflf. BGr. (Bärnd. 1908, '244) und It Kasth. 1828,
154. ,Enzenen, Biebernell ... Schwalraeren und eine
Menge anderer, für das Vieh sehr heilsamer Kräuter.'
KiSTH. 1828. — Als ON. S,:h,rHlmere" BBIuni. (Jochübergang
zw. NUnenenfluh und Wirtnerengrat), Dienit., Kiental (,ein
hoher Berg, der gegen Mittnacht auch Im Sommer auf der
Höhe Schnee behaltet.' Leu, Le.K.; s. auch Lutz 1827 III 202;
1835, 354; Bärnd. 1911, 607), Rüegg. (,Ober-', ,-ünter-').
Sehw.-G,ät BKiental. -Hürner. ebd. Noehst-Sihiv. ebd. ,Wild-
Schwalmeren.' 1537, BThS. (HTürler 1895, 7).
schwalwere° „schwalmere" : unordentlich, aber
schnell herumfahren, von Hunden BE." (St.»); heute
abgelehnt.
schwälwele° schwälmele" : 1. liebkosen, küssen, in-
dem man sich gegenseitig die Zunge in den Mund stösst
ScHwE. — 2. = schwalwen 3 SchwMuo. P'' glaube",
de schwälmelest-mer. ,Schwälbelen, liegen.' Denzl. 1677/
1716. — In Bed. 2 auch schwäb. (Fischer V 1231).
Schvvain(m), schwem(iii), schwim(ni), schwom(m),
schwnm(m).
Schwamm I mit Zssen, schwammacht.
Seh wamraerne°, schwammig s. Schivumm II nsvi.
Scliwanim II m.: abgedorrter, noch aufrecht
stehender Baumstamm GMs. Vgl. JBoJiI(Bd VI 1013o.).
Abi. vom Folg.; s.d. Vgl. tir. .SVAicanfe« (abgedorrte, ge-
schwendete) Fichten (Schöpf 661). Hieher wohl die folg.
Flurnu. (vgl. Schimmmi I). , Schwamm' GlEngi, Fun., Kl.,
Lth., Schw.; GBerschis, Fs, Mosn., Quinten, Rag., Schanis,
Sev., Wattw., Wsst.; SchwIh.; ZWald {im Schw.. Alp im
Schuebelhorngebiet). ,Schwamm-Egg' GWattw., ,-Gaden' G
Wsst. ,-Höhe' GlKl. ,-Boden' (,-Wald') GWsst. ,-Böden' Gl
Scliwain(in), scliwem(in), schwim(m), sclnvom(iu), schwum(m)
18Ö6
MUhl.i GMs (s. Bd IV 1029U.; Alpteil). ,-Tobel' GKobehv.
,Häisli-Schw.'GlRüti(WaldaufderSchattenseite). ,Schwämmli'
GMosn. ,-Berg' GMs. ,- Wald' GlObst.; GMs. Als Fem. (Eiii-
fluss Ton AIp?]:,l>ie Diepolzauer, Krieserer, Kichewieser, Mout-
liger Schwam', Alpuamen. Steinm. 1804.
schwämme" I, in GRValz. (Tscli.) schwempe":
1. einen Baum (der im Winter oder tibernäclisten
Sommer gefällt werden soll, im Frühling) unten herum
schälen, so dass er abstirbt; bes. auch bei Espen und
Birken geübt, um das Ausschlagen der Wurzel zu
verhüten, das leicht eintritt, wenn der Baum grün ge-
fällt wurde Gl; GrA. (auch It St.), lg., UVaz, Valz.;
ScnSt. (Sulger); S (einzelne Angabe), Einschnitte in
Tannen machen, um zu harzne" Gl; vgl. auch ür
Landw. Ges. 1780,44 ; 1782, 45; Gr Anl. 1838, 34; FAnd.
1897, 280; JSA. 1892/3, 91, ferner (auch zum Sach-
lichen) schwänden. ,Es sey gut, im Märzen von unten
auf die Bäume, so man im künftigen Winter fällen
will, 2 bis 3 Schuh breit ringsum abzuschälen. Dieses
Verfahren heissen wir schwemmen. Unsre Landleute
machen fast jährlich diese Versuche in den Alpen,
wo sie Überfluss an Waldung und Mangel an Weide
haben. Mit Schwemmen reuten sie den Wald aus, weil
die Bäume davon abstehen und verdorren. Hernach
brauchen die Alpknechtc das geschwemmte [Holz] zu
Brennholz und sagen, dass es vorzüglich hart und gut zum
Brennen sey. Geschwemmtes oder stehend geschältes
Holz ist vor anderm aus vorzüglich vor Sonnenspälten
gesichert, wenn es stehend austrocknen und ausdorren
kann.' Gr Sammler 1781. , Weiher aber ein tannen
schwerapt, der ist ze buoss verfallen 5 ß d. ainem aman
und den richtern.' GEorsch. üft'n. 1469. ,Die ... von
Sant Gallen und Appenzell [haben] vil schöner birböm,
opfelböra und an[der] böm geschwempt.' 1489, G (Klage
des Abtes). ,Als den erbarn unsern lieben und getrüwen
der gemeinde zu Flach uif irer gemeinen allmend von
drigen personen sechs eichböüm geschwempt und zuo
verderben gericht worden.' 1570, Z; später: ,Das er
[der, Landvogt] die, so holz inn geheimbd schwemen,
zuo strafen habe ... diewyl holz schwemen ein bösser,
frätfner muotwillen.' Einen Wald ,schw.' uä. ; auch
im weitern S., abholzen, -treiben. ,Zum vierden so
sollen der von Eppenberg und sin erben die genanten
hölzer ... nun hinfür niemermer schwemmen, schwainen,
noch schatten getan werden.' GBichwil OÖ'n. 140(3/1502.
,Die genannten fronhölzer zuo Flawil alle sol och
nieman rüten noch swämen.' GFlawil Offn. um 1475.
,[Dass] inan ir gemeinwerchholz gar schädlich abze-
howen, gewüest und bsonder etliche hölzer ge-
schwempt und darin gebäcket wurde.' um 1500, ZMänn.
,Nun haltend die Berner ein wald, hiess der Brem-
gart; den understuondent si [die Feinde] inen zuo
schwemen und abzuohouwen.' HBrennw. Chr. Die von
Kriessern haben den Semelenberg geschwendet (,ge-
schwämmt') und einen ,lvebwachs' dahin gebaut. 1543,
Kriess.; im Folg. noch öfter. Abs. ,Wer sich under-
stüend, in fronwälden ... ze swemen und ze rüten ...
ist verfallen dem kleger von yedem stumpen 3 ß
und dem gericht 3 ß.' 1488, G; auch im Folg. ,Zum
fünften sol man schwemen je von 10 stössen einen tag,
allwegen vor Sant Verena tag. Und so man schwemen
wil, soll man das allen stott'elgnossen kundt tuen, und
welicher oder weliche dan iren tagwan nit tätten, den-
oder dieselben sollen die alpmeister strafi"en.' XVI.,
WManz 1913 (Alpbuch von Valtnov). Subst. Inf. : ,[1671
bestimmte man in Gl] für jede Alp sogenannte Alp-
kommissionen aus je 5 Personen ... welche den Be-
satz und das Schwemmen (Säubern der Alp) zu über-
wachen ... hatten.' FAnd. 1898. — 2. Gelberne' schtc,
Germerpfianzen frühzeitig abschneiden, damit sie nicht
mehr wachsen GRNuf. — Sicher eins mit dem syn.
schu-änilen; doch ist das lautliche Verhältuiss nicht ganz klar
(assini. Eiufiuss der Anlautkonsonanz, zuuäcbst in der 3. Sg.
Praes. und im Ptc, früher auch im Prät.'?); vgl. allenfalls
bhmmen (Bd V 64), auch Weiiih. 1S63, 131 u. Der Rückgang
der einst offenbar weiter verbreiteten Sippe (ein Beleg von
1592 aus Aulendorf auch bei Fischer V 1276) erklärt sich aus
den Veränderungen in der Waldkultur. Flurnn. .Schwenim-
Rüti' ZRumlikou; eher hieher als z\i achwämmen 1 1 1 . Zweifel-
haft: ,Schwembiel', FN. SchwLach. (Lutz 1835).
Wald-Schwämraen n.: Waldrodung. ,Das ich
und min erben dasselb guot [uff' Torstuden] in schin-
baren guoten eren und in guoten buwen haben sond
mit Stadien, weiden, zünen, graben und waldschwemmen
und mit aller zuogehörd.' 1432, ZKütiDiplomatar (.Teil-
brief um güetter in der March'); später: ,mit ... graben,
weiden und waldschwemmen oder mit andern zuo-
gehörden und ehaftinen.'
Schwämmi I: Ort, wo Holz .geschwämmt' worden
ist. Nur in ONN. — .Schwämmi' GrFläsch (,Schwenime');
GW.; ZF.. Gibswil. .Das der Hergeuspergstollen, so zuo hinderst
in gemelter alb Bou inu der schwemi und uif aller höchi ist, die
erst mareh sin [solle], und von demselben Hergenspergstollen
dem felseu nach abhiu biss an die egg bim brUnli iun der uiit-
losten schwemi.' 1552, ZRuti (Grenze zw. dem Klostergebiet
und GGold.).
Schwämmli''g I m.: = Schwamm II GRUVaz.
schwämme" II: eine Wand einer Scheuer, eines
Stalles oder Gadens so aufbauen, dass man die Balken
in Zwischenräumen von etwa 3 Zoll aufeinander legt, so
dass die Luft freien Durchzug hat UwE. und nach einer
Angabeoü.(s.Äe-sä»!e)j-^c-Ji'i(enBdV11694). EineWand,
ein Holzbau ist g'schuämtnt BGr. (Bärnd. 1918, 413;
vgl. auch Schioämmi-Schür BiYin 1222); GT.; UwE.
(s. Schwämm-Bändli Bd IV 1332); Sjn. ge-stadlet, Gegs.
gestrickt, -wetet. — Wohl zur vor. Sippe, etwa weil als
Wandbalken bes. .geschwemmte' Bäume (vgl. Schwümmling I
und //) verwendet wurden. Vgl. auch Schica- ('Z.Schtcamm-)
tiaum (Bd IV 1246).
schwämmene": = dem Vor. .Unterbrechungen in
den Wänden des Heubodens machen' Ndw (Matthys).
— Abi. zum Folg,
Schwämmi II, in ap Schwemmi (in Trogen ItHunz.
auch Schwälmi, Schwärmt) — f.: eine besondere Bau-
art der Wände des Heubodens, bei der zw. jedem Quer-
balken Zwischenräume gelassen sind, ungefähr so
gross, wie die Balken sind Ndw (Matthys). Wand von
solcher Bauart UwE.. insbes. die durchbrochene Wand
zw. der Heu" tili und der Zenggele" (s.d.) Ai>. so Brülis-
au. Rinkenb., T.. Trogen; s. JHunz. 1913, 4/5. (mit Ab-
bildg).'208.218; vgl.auch Schw.-Hoh(Bin r260). Syn.
Gim-Wand. ,ln dem Heimwesen Tableten in der Ge-
meinde [Uw]Dallenwyl stellte sich zur Zeit der Heuernte
ein Bergmännchen ein ... Alsdann erschien es mit zwei ...
Haselruten, stellte sich hinaus in das liegende Heu oder
Enid. schlug mit diesen Knten recht gewaltig um sich,
worauf das Heu anfieng sich vom Boden zu erheben, im
wirbelnden Kreise sich bewegte, allmählich dem Gaden
(Scheune) sich näherte und auf allen Seiten zu den
Ött'nungen oder Schwemmen derselben mit aller Heftig-
keit hineinflog.' ALüt. (Sagen). S. noch Bd VIII 1285 u.
1857
Scliwaiil(lil), schweiii(m), schwiin(m), scliwoni(in), schwuni(in)
1858
— Zur Dehnung in Ap vgl. BSG. I 112. Die von JHunz. an-
gegebenen Ap Formen SchwUlmi, Schwärmi beriiheu wohl auf
Einflussvon irn^me" (s. d.) bzw. Barn, Heuboden (Bd IV 14:42o.).
Schwäinini°g I f.: = dem Vor. LV.; SchwE.; U.
Wie due d'Prozessiön . . . dur''' d'Schmalzgrueb 'zöge"
ist, hend de't all Lüt zue de" . . . Laube' und Schio-e"
üs g'gügglet. Lienert 1891. D'Chinde" . . . jaste"d i"
's Hällrüters Tann . . . Dur''' d'Schut. gUggle''d 's erst
e'chli". ebd.; noch üfter.
Schwämnili°g II m.: einzelner Balken einer .ge-
schwemmten' Wand UwE.
schwämme" III (bzw. -e^-, -e'-, -i'-), 3. Sg. Präs. und
Ptc. -t: 1. wesentl. wie nhd. schwemmen, a) Jnid (Etw.)
schwimmen machen, lassen Aa; Ap; B; Gl; Gr; L;
G;Th;Z. a) Tiere. , Die [tafelnden] herren huobend an
ze schreigen : Trag uns her den wein, die vische wellent
geswemmet sein!' King; vgl. schtvimmen Ib.. Bes.
Pferde, Vieh schtv., (zur Reinigung) ins Wasser treiben
B; Z und weiterhin; vgl. Schwämmi III 3. .Pferde
und Rinder, Schafe und Scliweine können bei warmem
Wetter geschwemmt werden.' Babeknst. 1908. .Were.
das im [dem auf dem Riethof Sitzenden] der von Alt-
stetten vich uft" dem bof deheinen schaden täte, das
sol er inen uff dem hof heften ... und sei das vich
weder swemmen noch wetten.' ZAltst. Offn. 1429. .Die
wette und schwämme, da man das vych inu schwämbt
oder erwäschet, piscina, aquarium.' Fris.; Mal.
.Schwemmen die Pferd, adaquare equos.' Denzl. 1666/
1716. In der ä. Spr. auch mit Ellipse des Obj.
und als Intr. gefühlt: ein Reittier schwimmend durch
einen Fluss udgl. treiben, reitend binübersetzen; vgl.
über-schio. 2, durch-schw. 2 und die parallele Entw. bei
rannen 2a (Bd VI 962), sprängen. .Durch ein wasser
schw. oder reiten, transmittere equis fluvium.' Fris.;
Mal. .Die [Husaren] haftend ... schnell pferd; kain
strum was so tief noch so gross, si schwambtend dar-
durch.' Vad. .Schnell erst sie [die Reiterei] durch den
Fluss, doch schneller iez noch schwemmet.' 1654,
JJRed. (Zinsli 1911). .Wir hatten einen hosen müh-
samen Weg . . . dann die Wasser sich sehr ergossen
hatten, dass wir durch die Felder 'gleichsam mit den
Pferden schw. rauesten.- 1664. ebd. (FZoll. 1905). Mit
Akk. des Weges: ,Do vertriuweten si [die Ritter] ze
banden, daz si den se swanden und ir lip ze wage sezten.'
UvZatzikhoven; auch im Folg. — ß) Menschen. Ein
beim Kiltgang erwischter gemeindefremder Bursche
muss sich alle erilenklichen Demütigungen durch die
Knabenschaft gefallen lassen, bis er dann zu guter
Letzt im Brunnen oder Dorfbach .geschwemmt' wird.
WManz 1916 (GSaL.). Im XIV./XVII. als entehrende
Strafe für verschiedene Vergehen und Verbrechen (so
Feigheit vor dem Feinde, Raufhändel. Lästerungen, Ver-
leumdungen, verbotene Schwüre, falsches Spiel. Unzucht
bes. weiblicher Personen. Ehebruch, Notzucht, auch
Wiedertäuferei); dabei wurde der Delinquent an einem
Seil eine Strecke weit durchs Wasser gezogen unter
ein- oder mehrmaligem Untertauchen; vgl. Helv. Bibl.
11114; Osenbr. 1868. 350/2; Bluntschli. RG.MI 417,
sowie Wasser-Schwämming. .Dis gelte haut die un-
gelter usgeben : ... oVa ß, do man Böglin swarat.' E. XIV..
L. .Rett er zuo im: Wie getarst du har komen. so du
minen herren also übel zuoredst? ... Stüend es an mir.
ich schwamt dich um sölichs.' 1457. Z RB. .Das NN.
... inn gebuobet ... und offenlich geredt, man sölte
inn nun langest geschwemmet hau.' 1473. ebd. ,Die
Schweiz. Idiotikon IX.
wile und sich ... erfunden, daz B. unser venly under-
geslagen, geflochen und also damit unser biderben lüte
verfüeret hatt, eid und ere übersechen. daz man inn
dan dem nachrichter bevelchen, der sol in nach aller
notturft schwemmen und sol man inn dann als ein
erlosen man verurfechen.' 1487. L RB. .1 pfd 5 ß dem
bader inn Niderdorf, als er die jar her fünft' badet
hatt, so man schwampt.' 1544, Z Seckelamtsrecbn.; vgl.
Z Ant. Mitt. 1927, 13b, ferner: ,H. dem krutbader für
das die Bachoffneri, als man sy geschwembt, inn syner
badstuben gsyn, 1 pfd.' 1584/5. Z Seckelamtsrecbn.;
,[Dass] die armen lüt, so geschwempt werdent, je und
allwegen inn der underen badstuben im Niderdorff, so
der H. besitzt, wann sy uss dem wasser kommen,
widerum erwermpt und badet worden.' 1587, Z. ,Ara
12. febr. ward das Münzerli, ein böses, diebsches
hüerlin ... gschwempt.' JHaller 1550/73. .Ward ein
pfruonder ... ein betagter man ... gschwämpt, von
wegen das er ein Jungs meitlin. das blind was, mit
bircn in sin kammer gezockt und es ... gescheut hatt.'
ebd. Oft verbunden mit andern Strafen. ,Wer aber,
das ein buobe iemanne sin guot mit velschem [!] spile
an gewinne ... den sol man swemmen und sol darzuo
fünf jar von der stat sin.' Z RBr. .Als S. ... in dem
turn als übel swuor. daz sich r[ät] und h[undert] er-
kantent. daz man in in das halsisen slahen und swemmen
solt . . .' 1400, L RB. .4 pfd 8 ß dem henker ze Ion
ze swemmen und zegeisslen.' 1427, ÄAB.StRechn. .[Wer
sich nicht von den Wiedertäufern lossagt] der soll
an alle gnad. nit von des irrtumbs. aber von der un-
gehorsame wegen, geschwemmt und demnach aber uss
statt und land ... verschickt werden.' 1531. B Ref.
.Sollte aber solche [bereits dreimal wegen .Unzucht und
Hurerey' bestrafte] Person sich des vierten Mahls
übersehen, [soll sie] alsdann an Pranger gestellt, der
Mann mit Ruten aussgestricheu. das Weib geschweramet
und darauf von Stadt und Land verwisen ... werden.'
1637, Bs Rq. S. noch Bd V 690 (Brangen); Sp. 306u.
Als Vorstrafe des Ertränkens. .[Wegen Lästerung der
hl. Maria soll] man den N. ein stund in das halsisen
stellen und sol man in dann swemmen und sol man
[in] dann heissen von der statt gan. und käme er zuo
der statt nacher dann ein rail weges. dass man inn
dann wölt ertrenken.' 1394. Z RB. .Straff der wider-
touffern: erstmals schwemmen, ussbin wysen, zum
andern ertrenken.' 1531, B RM. ,Du bist selb bi der
laden gesessen im selben huorhus mer dann zehen jar
... Do warst du gemeinlich die heerhuor genenimt.
So hat man dich ouch zuo Strassburg geschwemmt
und bist ouch vast kum worden erbeten; und wo sie
dich noch möchtend betreten, do wnrdestu von inen
ertrenkt.' NMan. .Wo sy sich wider haryn Hesse,
werde man sy widerurab an (fas halsysen stellen und
darzuo schw., und wo sy darüber wytter ergriffen
wurde, gar ertränken.' 1578, Z RB. Mit örtlichen An-
gaben. .Swer gegen nnserm herren Gotte oder sinr
lieben muoter oder sinen heiligen dehein smehede oder
Scheltwort getar tuon oder gereden, der git die alten
buosse ...Wer aber er als am, das er den einung
nicht gerichten möchte, den sol man swemmen von
Houptlings huse unz ze dem roten turne.' äL RB.
.[Der Nachrichter soll N.] umb sollichen scbantlichen
lasterlichen lug und gros übel ... by dem Rüden nebent
ein schiff in das wasser legen und da dannen in dem
wasser bis in Niderdorff zuo der undern badstuben
1859
Schwain(in), scliwein(ni). scliwim(iii), scliwom(iii), schwuni(m)
1860
an das land schwemmen.' Z Blutgeiichtsoidii. XV.
,Daz man inn [wegen ausgestreuter Verleumdungen]
sol dem nachrichter bevelhen, der sol inn von Vinken
statt in dem wasser hinab unz zuo der nidern bad-
stuben schwemmen und inn zuo dem dritten mal
hinunderstossen und inn iegliclis nials so lang darunder
heben, unz daz man ein patter noster gebetten mug.'
1450, Z RB. .[Der Nachrichter soll eine mehrfache
Ehebrecherin] vom Vischmerkt biss inn Niderdorf zu
der undern Badstuben an das Landt schwemmen und
sy darniit dem Gricht und Rechten gebüesst haben.'
1608, ebd. S. noch Btiss (Bd VI U53o.). — r) Sachen.
.Die von Zürich . . . kouffend . . . alles körn uff und
lassend das verderben, das man es müesse die Limagt
uider schwemmen.' 1586, Z. Uneig. : .[Wir sollen Gott]
schalten und walten lassen und . . . das Sorgen und
Grissgrammen bis über den jüngsten Tag den See ab
schwemmen.' FWyss 1677. Holz schiv., flössen ZU.
,N. hat beim Holz schwämmen ein Bein gebrochen.'
1860, W (Tgb. Tscheinen). ,LBuman von Horgen,
so im Silwald geschwemmt.' 1541, Z Seckelamtsrechn.
('s) Liechtli (d'LiecMli, Liechter) schiv. ; s. Bd III 1051 /'2;
auch ZDättl., EH., Hegi (wo die mit Kienspänen be-
steckten Brettchen oder Fassböden Sclnvämm-Liechtli
oder Böde", Schiffli lieissen), Pfäff., Volk.; vgl. auch
FrStirnimann 1900, 38; EHoffmann 1913,138; EStauber
1924. 159/61, ferner aben-schw. Abs., in der Fischerspr.,
fischen, indem man vo)n Schiffe aus lange Schnüre,
meist zwei, eine an der Oberfläche bleibende und eine
tiefer gehende, nachschleppt, an denen sich Under-
bänder (s. Bd IV 1328) mit dem Schweberli, einem
schiftsschraubenartig geformten glänzenden Blech, und
9 (3X3) Angeln mit dem (oft künstlichen) Lockfiscli
befinden TuBodensee (so Erm.), ,mit den Schiften
umherfabren, um die Fische, vorzüglich Forellen und
Hechte, zszutreiben.' ebd.; vgl. Schwemm-Baichen
(Bd IV 1193), ferner Klunzinger 1892, 132 tf. Es gibt
Regen, wenn der Heclit beim ,Schw.' anpackt. Tu (SV.
1919), S. noch schmieren (Sp. 1311). Mit Sachsubj.
Von (fliessendem) Wasser, wegschwemmen, -spülen;
s. Bd VIII 896 M. und vgl. die Zssen. Unpers. .Gleiches
Schicksal hatte das Dorf Magteu . . . alwo es nebst
viellen Häusseren auch 2 Mihlen von der Stell hinweg
geschwemt.' S Kai. 1749. Abs. Es schwämmt, wenn
anhaltender Platzregen die Dammerde wegspült, zB.
in Weinbergen, (abhängigen) Ackern, auch auf Strassen
usw. AaF.; Sch, so R., Schi.; Th (auch St.'); Z; vgl.
Schicemm- Meister {Bi IV 529). Eshätwüest g'schwämmt
im Berg hin''e". S. noch Bd VI 1366 u. (Beleg von 1766).
Nünmäl verbrennt ist besser als einmal g'schwämmt,
starke Trockenheit schadet den Wiesen weniger als
zu viel Regen ScHwMa.; vgl. BdV632o. 654 u.;VI1010u.;
VII 55. 353 u., ferner über-schic. 1. — b) Etw. (in
fliessendem Wasser) waschen, spülen. ,[Den , Rauch-
knechten'] so Grund geladen, geschwembt. Stein ge-
brochen [usw.].' 1686. AaB. StRechn. ,In der Schmelz-
camer [der Münzwerkstätte] ein Standen zum Aschen-
schwämmen und geschwäramte Aschen.' 1706, Z Inv. —
2. abs., ,mit haben, im Überfluss schwelgen LE." (St.*);
^yn. schlämmen II (fii). h\Z). — Schwämmen n.: zu
Bed. 1. Von Vieh: .Jedermann ist bcreclitigt ... das
öffentliche Gewässer zur Schiffahrt, zum Wasser-
schöpfen, Baden, Tränken, Schwemmen, Waschen zu
benutzen.' Z PR. .■Ms Strafe. , Unser lierren verbieten
ouch sweren by penc 5 p ... Doch so möchte einer
so gröblich sweren, sy woltent in an sinem libe und
guot strafen, und yetz fürer denn zuo andern ziten
mit Zungen abesniden, swemmen und in daz halsisen
stellen, ye nach gestalt der Sachen.' 1445, BsRq. .Die
gmeinen farenden Dirnen und offnen Mätzen [sollen]
für das erste Mal gewarnet und verwisen, für das ander
Mal, wann sy wider kemind, inen ein offne Schmaach
mit dem Halsysen oder Schwemmen angetan werden.'
Z Mand. 1627/8; ähnlich (,an dem Pranger oder mit
Schwemmen') 1637. Bs Rq. — g'^-schwämmt: 1. a) zu
Bed. la. E" Lint-abC-G-C, Einer, mit dem es abwärts
geht, ein Heruntergekommener Gl. — b) ,G-e Aschen';
s. unter Ib. — 2. von Goldschmiedarbeit mit ein-
geätztem figürlichem oder ornamentalem Schmuck, wo-
bei das Ätzwasser auf die Metallfläche aufgeschwemmt
und nach seiner Wirkung mit reinem Wasser wieder
weggeschwemmt wurde. ,Wer . . ., daz dehein werch
geschwemet oder gestempfet gemacht wurd, zuo dem-
selben werch mag man zuo jeder march fines silbers ein
lot zuosatzes tuen und nicht mer.' 1403, Z StB.II250. —
Mhd. swemmen. Kans. zu scJwiminen; vgl. Gr.WB. IX 2513/7;
Martin-Lienh. 11 525; ChSchmidt 1901, 318; FischerV 1276;
Schni.2 II 633.
ab-: wie nhd. abschwemmen, -spülen. So heind s'
due Nüd anderist g'wüsst, a's mü'-me" [nach dem Sturz
in den Güllc-Chaste"] zum erste" beste" Brunnen z'gän
und en abs'schni. wie es Boss. GFient 1898 (GsPr.).
,Die Wehranlage Bannwil bedarf beständiger Aufmerk-
samkeit . . . Bald ist der Kiesfangkanal abz'schw. oder üs-
z'baggere".' Bärnd. 1925 (BAarw.). — Vgl. Gr.WB. I 112.
abe"-: hinabschwemmen. Liechtli a.; s. Bd III
1051/2 und vgl. Messikommer 1909, 114, sowie
schtcämmen y (vor. Sp.). Trinkend hinunterspülen L;
Th ; Z und weiterhin. Wäm-mer nüd z'erste" d'B.eu"'-
bluemen a. ? sagt Einer, der nach dem HeW'et mit einem
Genossen die Weziker Chilbi besucht. Messikommer
1910. Es Gläsli tdt-mer guet, i''' mitess d'Täubi e'chli"
a. AzGiLfiEN.
über-: 1. untrennb., wie nhd. wohl allg. Besser
es Par Büelg verbrennt ii's d's Land überschwemmt Gr
Valz. (Tsch.); vgl. Bd VH 339/40. De" Mage" ü., durch
zu vieles Wassertrinken Th. ,Auctus Tyberis plana
urbis stagnaverat, hatt überschwembt oder mit wasser
Übergossen.' Fris.; .(mit wasser) überschwemmt, stag-
natus.' Fris.; Mal.; ,überschwämben, stagnare.' Mal.;
auch bei Denzl. — 2. trennb., auf einem Reittier ein Ge-
wässer übersetzen; vgl. unter schtcämmenlaa,. ,Esritten
ouch vil grosser herren und ander lüte ... in den sewe
und understuonden überzuosweramen.' DScaill. B.; bei
PvMolsheim .über see ze schwimmen.' — Über-
schwämmi''g f.: Überschwemmung, wohl allg. Ja,
ja, wen" de'' Jordan W' de'' Nil [Namen zweier Pfarrer]
z'säme"chöme", so giH's gern en Ü., pflegte Gotthelf
zu sagen. ,Wenn ... nachts ein gewisses Gespenst
im Walde rumort, jauchzt und jubelt, folgt morgen
ein furchtbar Unwetter und besorgt man Ü-en.' Henne
1874/9 (GT.). .Ihren Gespanen habe sie helft'en die
Lorz ubertriben, dardurch den Güeteren in Über-
schwemmung der Steinen grosser Scliad beschehen.'
1642, ÄABremg. Turmb. — Vgl. Gr.WB. XI2. 532/4.
ü f-: durch .Schwemmen' aufreissen. .Ein [die Nacht
durch währender] wulkenbruch ... hat die bsezen an
gassen ufgschwempt und in brüch tan eins inans tüf
und gassen breit.' Salat; bei Bächtold S. 62 irrtüm-
lich .ufgschwygt'. — Anileis lici Gr.WB. I 733.
1801
.Scli\vaiii(iii), sclnvein(m), scliwiiii(iii), scliwoiii(iii), scliwuiii(iii)
1862
a"-: aiischweinmen. &l\g. Holz a. — ane"-: = dem
Vor. Er stöt dö, zvie ivenn-en d'Thur anCg'scUwemmt
hett ScHSt. (Sulger), = tvie der Butter a" der Simne"
(Bd IV 1915u.). — 1"- s. in-brännen 1 (lk\ V 028) und
•vg\. iiitderen-schiv. — ine"-: abs., von einem (fliessen-
den) Gewässer, sich über die Ufer, ins Land ergiessen.
,l)'Scisa [Sense] lü^ft oder schwemmt i"ha''.' Barnu.
1911. — undere"- s. underen-brännen{BiY 629) und
vgl. in-schw.
e"t-: aus Etw. wegschwemmen aScuw. Es e"t-
schwemmt kei" Schlamm «s ''em Se. — Vgl. Gr.WB. III 616.
ÜS-: ausschwemmen, -laugen. ,Der Moosboden ...
hat . . . dermassen si"'' g'setzt, dass er mehrfach über-
schwemmt, in seinen Kulturen geschädigt und seiner
PHanzeiinährkräfte beraubt (üsg' schwemmt) wurde und
wird.' BiRND. 1922 (BTwann). — Vgl. Gr. WB. I 'JGG.
use°-: hin-, herausschwemmen Sch; Th; Z und
weiterhin. ,Dieseres vergang[en] Jahr musste ich in
meinen Wiesen ausserordentlicli viele iVIäus fangen
und aussenschwemmen.' 1787, aZoll. 1899. ,Brach-
m[onat] ... hatte es wider sehr viel Maus in den Wisen;
ich hab über den Heuet mehr als 40 aussengschwemmt.'
1793, ebd.; noch öfter.
ver-: 1. a) wegschwemmen. .[Die Glatt hat] gegen
JMoren auwisen ... den grund zum teil hinweg ge-
füert und dermassen underhölt, dass zuo besorgen,
wo nit by zyten gewert, syn JMoren wisen inn kurzem
allenklich hinweg genommen und verschwembt werde.'
1575, Z KB. ,Wie es mit der geworfuen Klingen [vgl.
Bd III 057, Bed. 3] gehalten werden solte, nämlich dass
selbige, wie sie dismahlen beschafen, gelassen und in
keinen Weg nicht bevestnet werde, welchenfahls dan
glaublich, dass sie nach und nach widerumb ver-
schwembt und von dem Wasser [der Limmat] hin-
genommen werde.' 1684, ZHöngg. ,Wio das ledsteren
Sontag abends das gross Wasser ihr [der Kirchgenossen
von GLLth.] Kirchturm und Frithof fast gänzlichen
rouiniert und ein Glocken verschwenimt habe.' 1781,
JHekti 1914 (vgl. ebd. 195). S. noch Bd VIII SSSM. —
b) mit Angeschwemmtem (Schutt, Sand udgl.) über-
decken (Syn. über-sarrew Bd VII 12.59); vom Vor. nicht
scharf zu scheiden. , Davon [von einem Platzregen]
giengen die wasser an ... verflötzten die Weinberg,
verschweramten die Wisen.' HOHuber, Chr. .Ein grau-
same Wasserfluet ... die Alles auf dem Grundboden
hinweg verflötzt und verschwembt habe.' Gdler 1616;
noch öfter ; s. auch uber-sanden (Bd VII 1 1 15). , Wieder-
um habe sie einen grossen Hagel heltt'en machen ...
und einen grossen Eegen, der das Gras verschwembt.'
1042, .-VABremg. Turmb. ,Alle Wohnungen ver-
schwemmte die Sündflut.' J JBodmer 1732 (Milton übers.) ;
jüberschwemmte.' 1742/09. .Weilen ... die Märchen
an vielen Stellen ... verschweramt, verstukt, verzukt,
Verstössen . , . worden.' 1788, ScnSt. S. noch an-
schütten (Bd VIII 1552u.). — c) Speisen verwässern,
in flüssigen Zutaten ersäufen Bs; Gr; Th; Ndw.
D'sEsse", d'Chost mid Wassertrinke" v. GRig. (Tsch.).
Dui verschwämmst dl" Sjns im Mage" mid ''em vile"
Wassertrinke" Ndw (Matthys). ,Die feinsten Lecker-
bisse erstickt und verschwomniet sie [Frau B.] in Un-
geheuern Pasteten und Sumpfbrühen von Knoblauch
und Safran.' Sintem. 1759. Bildl.: ,Angstliche Gedanken
... in einem Glas Wein zu v. oder bey einer lustigen
Gesellscliaft zu ertöden.' JJUlr. 1718. — 2. „ver-
schwelgen, unnütz durchbringen LE." (St.^ und It einer
Angabe von 1815); Syn. verschlammen (Sp. 543). ,Wir
band es [Wein und Korn] all ferschwenipt unnüzlich.'
UMev. Chr. 1540/73. ,Alle liederlichen und zeerhaften
buoben, die mit frässen, sauffen, spilen, huoren und
anderen schandtlichen lästeren das iren vertan und
verschwämpt.' SHochh.; .verschwärmt.' 1693; s. noch
Kiterl (BdVI 1707). ,Das sy insechens tüendt, damit
der son [eines erblindeten Pfarrherrn] ... irae nit das
sin verschwembt.' 1594, Ndw Eatsprot. .Wie das
[Gemeindegut] verschwemmt worden ...' 1058, Bodmer
1894. ,Das die Gmeind nur den dritten Teil [des ver-
rechneten Betrages] genossen und vertan, das übrig
Gelt alles etwann von Wenigen und mehrteils Vor-
gesetzten ... verscliwämt und unverdient vertrunken
worden.' ZOtt. Pfarrbericht 169'2. S. noch Bd 111 1104 u.
— Ver-sch wämmen n.: zu Bed. 2, Schwelgerei, Ver-
schwendung. .Wider disen [Bischof] hatten die Rhetier
. . . schwere Klagten, vornemblich wegen überflüssigen
Verschwemmens.' Sprecher 1672. — ver-scli wämmt:
1. zu Bed. 1, weggeschwemmt. Hohund Trämel [liegen]
verschwämmtnig i" der Sil. Lienert 1888 (SchwE.). —
2. zu Bed. 2, schwelgerisch. ,Du schnöder Tabackh-
brueder, du sitzest Tag und Nacht in ganz ver-
schwemtem Lueder.' Wahrs. 1675. — Ver- schwäm-
mung f.: .diluvinm.' Fris,; Mal. — Mliii. wnwoiimoi in
Bed. In; vgl. Gr.WB. XU 1, 120.5/6; Diefenlj.-Willcker 566;
Fischer II 1327.
fort-, f-urt-: fortschwemmen Ap; Bs; Th; Z und
weiterhin. Liechtli f.; s. Bd III 1051/2 und vgl.
schwämmen la~(. — Vgl. Gr.WB. IV 1, 31.
be-: = über-schw. 1. .Überlautt'en und die erden
mit wasser beschwemmen, zuo einem see werden, stag-
nare.' Fris.; Mal. ,Das er [der Nil] vom niittem Junio
vierzg Tag wachst an einander, dardurch das Land
beschwemniet wirt.' HERebm. 1020. — Mhd. imu-emmea in
.uMlerer Bed.; vgl. Gr.WB. I 1602.
durch-: untrennb. 1. durchspülen. ,[Das lose Stück
Mauer am Kirchturm könnte] von besorgendem Eegen
leicht durchschwembt und durch das viele Geleüt oder
entstehenden starchen Wind über einen Häuften fallen,'
1696, Z. — 2. = über-schw. 2. ,In diesem heissen Sommer
nähme der Rhein also ab. dass man ihn an etlichen Orten
mit Pferden durchschwenimen konnte.' JJScheüchz.
1746. — Aiidurs hei Gr.WB. II 1671).
(e"'-)weg-: wegschwemmen Bs; Th; Z; wohl allg.
.Bald darauf schwemmte ihm der Bergbach seine Mühle
weg.' HPest. Es ist gut für das fallende Weh. am Kar-
freitag vor Sonnenaufgang an allen vier Extremitäten
zu Ader zu lassen und das Blut gegen den Wasser-
lauf in einen Bach zu werfen, eine Handlung, welche in
der Volksmedizin als .Wegschwemmen' der Krankheit
bekannt ist. EHoffmann 191.3. — Vgl. Gr.WB. XIII 3033/1.
Schwämmer m.: 1. in der Fischerspr.. wer
-schirämmt (s. Sp. 1859 M.) TnErm. (ONägeli 1898). —
2. Dini., Schwimmer am Nachtlicht; Syn. Schwimmer 2 a.
, Helvetische Nachtlichter. Der Docht wird auf dem
Schwämerlein angezündet.' S Wbl. 1815. — Vgl. Gr.WB.
1X2517. FN. ,S(ch)wenimer.' 1424, AaB.: HIS, A;iWcU.
(,-(.;-') ; lim .1500, ZKlot.
Schwamm! III (in Sch, so Buch, Stdt -ö--) — f.:
1. .Schwemraung' Ndw (Matthys). — 2. wie nhd.
Schwemme, bes. für Pferde Aa; Bs; B; Sch; S; Tu;
Z und weiterhin. D'Buss i" d'Schw. füere" (Z), rite"'
(RvTavel 1910). Mit-eme" Boss z'Schiv. fare" (Loosli
1910), i" d'Schic. rite" (JEeinh. 1917). .Natabula,
Scliwaiii(in), s(!li\vt'iii(iii), scliwiin(in), schwoiii(iii). .scliwum(iii)
1864
schwemme und wette.' Fris. 1541; s. noch Sp. 1857 o.
,Zum anderen bat er inen [der Landvogt den Bürgern]
ein Blatz und Stuck Ertrich ... yngeschlagen, so vor
disem ein Lenti oder Schwemi gsin.' 1635, BNid.
.Schwemme für das Vieh, piscina. natatile.' Denzl. 1677.
1716. Für Schweine; s. Bd VII 1490 M. Bildl.: ,[Als
Scbweine mögen bezeichnet werden solche Sünder, die]
in ilirem garstigen Lustwesen fortfahren und sich aus
einer Schwämme in die andere welzen.' JJÜlr. 1731.
Geflügel-, Fischweiher. ,Scliwänime, ein ort, da das
Wassergeflügel sieh erscbwümbt als gäns, änten, fiscli,
natatile.' Fris.; Mal.; auch bei Denzl. 1666/1716. Für
Menschen. ,Die schwämme, ort voll warms oder kalts
Wassers, darinnen man badet oder schwümbt, piscina.'
Fris. (auch 1541); Mal. Heute noch scherzh.: Buebe"
Icemmen us der Schiu., ans dem Bade. DMüller 1913. —
Mhd. sweinwie iu Bed. 2 ; vgl. Gr. WB. IX 2511/3 ; Martia-
Lienh. II 525; ChSchmidt 1901, 31S; Fischer V 1276.
V eh-: Viehschwemme. ,Piscina,Fiscbhalter, Weyer,
Teich, Viebscbwemme. Badstanden.' Denzl. 1666/1716.
— Vgl. Gr. WB. XII 2, 95.
Cbnoche"-: wohl nur gelegentlich scherzh. Be-
zeichnung für ein Heilbad. Muess fürt, uf Bade", i"
d'Ghn.! sagt Einer, der Gichtschmerzen leidet. JReinu.
1905.
Eoss-: Pferdeschwemme. ,In dem Turn by der
Roßschwemmi.' 1671, B. — Vgl. Fischer V 426, auch Gr.
WB. VII 1690 (,Pferdeschweuime').
Sü"-: Schwemme für Schweine. — Als Fluru. Seh
Nnk. (WWildberger 1917, 146).
Schwämmingll f.: a) zu sehtvämmen lay. ,Vom
18. September 1750 wird eine grosse Scbwemmung [in
ZHöngg] gemeldet.' HWebek 1899. — b) zu schwäm-
men Ib. ,Das man den Zehendtenspicher ganz ab-
breche, das brauchbare Holz, nachdem es wohl durch
Schwemmung von den UnziiFer und Güggen gesäubert,
verwende.' 1783, L. — Vgl. Gr.WB. IX 2518, auch Üher-
Schw. (Sp. 1860).
Wasser-: das .Schwemmen' als Strafe; s. BdV619o.
— Vgl. ,Schwemmung' 1 hei Gr.WB. IX 2513 (Beleg aus
GKeller).
schweinien: schweben. ,Unsir Herre Got durfiiuzzit
die seien, daz si in Gotte swebint. Und davon sprichit
sant Bernhart, der ein brosmen leit in win aide in
honic, so durfliuzzit daz honic die brosemen, das si
rehte vol wirt, und sweibit doch daz honic ubir die
brosmen allenthalben. Kehte ze gelichir wis, sprichit
er, durfliuzit unsir herre die sele, daz si rehte vol ist
der gotlichen suezekeit. Und swemit docli in allent-
halben über, das si rehte in Gotte swebit. Also gent
oucli die meistir ein glichsami ... da ein brunne in
eime velse intsprunge, der enmac sich niht enthalden,
er insweime al ubir; also sweimit unser herre al ubir
die sele in allenthalben, und ist sin doch alse gar vol.'
XIL, Wack. 1876. — Im Ablaut zu «7nr[mc((..J-i (s.d.);
vgl. Lexer II 13.J3|'4 ; Gr.WB. IX 2437; Fischer Y 1264.
S c h w e i m e r m. : Name verschiedener unedler Kaub-
vogelarten, die in der Falknerei eine untergeordnete
Rolle spielen, bes. des Bussards (Buteo vulg.). ,Rubeus
lanarius quem vulgo sw. vocant.' Gesn. 1551/8. ,Von
den lanetcn oder sw-en. Der unaclitbaren falken ...
sind dreü gschlächt, welche, als die alten weidleüt und
falkonierer des künigs Ptolemei ... schreibend, mer
laneten oder sweimcr dann falken sollend genennt
werden.' Vogelb. 1557. ,So er [der weisse Falke] auf
dem weidwerk hinaufsteigt, bleibt er nit wiederschw.
mit aussgespreitneu flügeln still ston und hangend,
sonder er stosset also bald wie der falk.' ebd. — Bei
Albertus Magnus siremer; spätmhd.«ioe?/imfi- (so auch im Vogelb.
1557, 149 a) und ««•.mmtr; vgl. Lexer II 1358; Gr.WB. IX 2438
(,Schweinier'). 25 1 7 (,Schwemmer' 2). 2642 (,Schnimmer' 2 b);
Fischer V 1276 (, Schwemmer'); HSuol.ihti 1909, 356. 358.
schwimeleii: taumeln, schwanken. ,Schwiempelen,
schweimelen. taumlen, titubare, vacillare.' Red. 1662;
an anderer Stelle: ,taumlen, torklen, schweimpelen [!].'
.Sie [die Schönheit] schüttelt sich von den Gesichtern
und flieht und schweimelt zu den Dichtern.' Sintem.
1759. — Kaum schweii.; vgl. Gr.WB. IX 243« 7 ; Weig.* 818
(,sohweimeu'). 824.
seh Wimen: schweben. ,lch schwirae in der got-
lieit als ein adeler in dem luft.' EStagel (Vorrede von
JMeier). — Mhd. swimcn st. \b; vgl. Gr.WB. IX 2437
(,schweimen' 2). Schweiz.?
schwimnie" Aa, so Aar., Br., F., Leer., OEntf. f-e'-),
üRohrd.; Ap (jünger); BsSt.; BBe.; Gl; GrD., ObS.,
Pr.;LG.('-c'-;;PAl.;GF.,Rh.(inBalg.,Marb.,Oberr.-ej-),
Sev., T.; Schw; TB.; Ndw; U; W \'t.,schimvie- BStSteph.;
GRCast., He.; GMurg, Schanis, Weesen, schwimme'
Ap (älter); G Bez. Rorsch. (älter), schwime" Aeü., 1.;
GT. (selten); oTh; Ndw (Matthys). schwimbe" PAL,
Ma., schwümme" äaB., Kästh.; BsL.; B, so oAa., E.,
M., S. und It Zyro; LE., G. (-Ö'-, doch ausser in Ha.,
Stdt seltener als -e'-); Sch; S; uTh, so Hw.; Z, so
Birm., Marth., WL, schtvüme' FJ., S., Ss.; Z, so 0., S.,
Stdt, Wth., Kond. schicu-mm AaF .. Kästh., Leer., OEntf.
C-o'-J, ORohrd.; B, so oAa. (schivü-m), E.. S.; GlM., S.;
LE.; Ndw (schwü-m It Matthys); ZKn., schwum{m)i
BStSteph., schwamm ApGais; GMarb. (-i--), T.,
schwimmti AAOEntf. (-e'-); GlM.; GrHc., schicimiti
Ndw (Matthys), sclui'ümmti BKön., Stdt und It
OvGreyerz; ZRicht., Vtc. g'schwumme'' (bzw. -o'-) äa;
Ap (-0--; jünger); B; F; Gl; Gr; L; G; Scb; S; Th;
WVt.; Z, g'schwume" BStSteph.; F; GRCast., He.; Z,
so 0., S., Stdt, Wth., g'schwume" oTh; Ndw (Matthys),
g' schwömme" Ap (älter; in H., I. g'schivöme"), g'schmmed
Ndw (It Matthys bes. mit ,haben'): mit ,sein' Bs; Tu;
Z und weiterhin, auch mit .haben' BE., Stdt; Ndw,
wesentl. wie nhd. schwimmen, allg. Syu. schweben laf
(Sp. 1720). ,Im wasser schwümmen, natare aquas;
auf dem wasser schwümmen, innatare undam; under
dem wasser schwümmen, urinare.' Fris. ; Mal. (Weiteres
ebd. 368 b); s. noch Sp. 1720u. ,Under dem Wasser
schwümmen, aquam subire occultoque lapsu ad locum
penetrare.' Hosp. a) von Menschen, auch Landtieren.
,Den Uiigeschulten g'heit-ma" mitts i"'" Se tise': dö
schivümm.'- mit Bezug auf Einen, der ohne Sprachkennt-
nisse in ein fremdsprachiges Land geschickt wird.
Bärnd. 1922. [Leute, die] 'smachi"d, wie-me" aniel vo"
den Appe'zeller sät: si gö"d erst gi" bade", we"" s'
chön"i"d schw. JHirth. ,Und gieng im das wasser ob
sinem houpt zesamen und müest ertrunken sin. könde
er nit han geschwummen.' 1413, Z RB. .Von dem alter
an, so die Jüngling yelz anfahend witzig ze sin und
verstand ze haben, und, als man spricht, on rinden
[s. unter Schtcummelen] schwümmen könnend.' Zwingli.
Schiv. (chünne") wie en Fisch, von einem guten
Schwimmer; dagegen in iron. S.: Schic. chönne" wie(-n)-
e(n) Blirogel (s. Bd I 695), bleiige-- (bleieiie'J Fisch (Bs;
Z), Hund (s. Bd V 3), Wetzstei" (Aa; Bs; B; GrD.; L;
G; Sch; S; Th; Z; Sprww. 1869). Fr cha"" schtv. wie e"
18tJ5
.Scliwaiii(iii), scliwein(iii), scliwilil(lll), scbwoin(m), scliwuui(iii)
186Ö
Chue Heu"' läppe". Sprww. 1869. Schiv. lere". Uf der
BuessdiU lert Keine schw. L (Iiieichen). Wenn die
Limmet, RüssundÄre", churz das Wasser (/'riet zu WV,
toe't-i''' mängist zue-n-ech fare", i"* mein, i"* lerti schwim-
me" glV'>. Ineichen 1859. S. noch Fisch (Bd I 1099 M.);
schwaderen (Sp. 1748M.). ,Gott handelt mit uns wie
einer, der den anderen wil leeren schwüniraen: er zeigt
im an, wie er die sach sol zehanden nemnien, haltet
in, biss er ein zug oder zwen kan, etwan lasst er in
mit flyss under das wasser fallen, zücht in aber bald
wider härfür, das er nit ertrinket.' LLav. 1577. S. noch
Schwummelen i>a. RAA. ,Wenn dirs wasser ins niul
gat, so lerst scliwümmen, tua res agitur, cum proxiraus
ardet paries.' XVI., Sprw. , Menger furcht siner pension
und gibt grilfenlichen gfaren dester minder aclit, ja
gar kein acht, das wir wol villicht nitt werdend lernen
schwummen, bis uns das wasser ins niul gat.' 1572,
Brief (TEgli). ,Wenn eim daz wasser in inund gat.
wirt er wol lernen schwummen.' OWermm. 1564. .Weder
(ge)schw. noch (ge)waten mögen.' ,Die hoffart stygt
uf und wachst von tag zuo tag, sonderlich an wyberen ;
dahär koiupt, das man weder gescliwüinmen noch ge-
watten mag.' LLiv. 1583. .Wenn einer, der mit siner
eignen nodt sunst zuo schaifen hat und (wie man sagt)
weder gschwümmen noch gwatten mag, erst kostliche
gastungen haben wil, ist es nit zuo loben.' ebd. ,Es
ist etwan in einer Haushaltung kein Boden, kein Segen,
es wil Nichts beschiessen, der Mann werket, die Frau
ist hauslich, noch mag man weder gescliwümmen noch
gewatten.' FWvss 1672. ,Er mag weder schwummen
noch Watten, in angusto illi res est; quam spem, quod
consilium capessat, certum non habet.' Hosp. ,Er mag
weder zu schw. noch zu watten kommen, res ipsi
angusta domi.' Mey. 1677. 169'2; Denzl. 1716; danach
wohl bei Sulger (Er mag weder z'schiv. no''' z'watte"
chu"J und nach Sulger viell. Sprww. 1869. S. noch
Sp. 1749M. Mit örtlichen Bestimmungen uä. Der Erst,
wo chunnt, der Bach ab schwimmt, Tl.\. bei einem Spiel
Bs (Linder); vgl. Bd IV948u. Mit Deis [auf Kredit]
ge' hat scho" Monge'' g'"'unne", doch sind Verlürstli aw''
derhi: icie Mäiige'' ist de" Bach ah g'schipumme", denn
ist d'Sach halt verlöre" g'si". Volksbl. vom Bachtel
1886. ,Dass ich [ein nacli Amerika Ausgewanderter],
wenn ich nicht mehr erübrigen kann als so viel, um
wieder wie eine Gans über den Bach zu schwimmen ...
niemals mehr das Vaterhaus betreten werde.' Lohbäher
1864. ,Also swumraen etlich gesellen von Bern und
ander über das wasser.' DScuill. B. ; ähnlich bei PvMols-
heim; s. auch über-schirämmen 3 (S'p. 1860). ,Üieselbigen
Wölft' schwummend hernach über Rhein.' JVetter
1747. Es chunt e" Ma"", er het en lange" Mantel a"
und sibe" grössi Tasche" drin . . . Wenn Eine'' nid will
artig si", so packt-er-en i" d'Täschen i". De' Ma"" göt
fürt und schwümmt bis i" de" Bin". Gel', Süebli, du
wo'tsch artig si"? KL. (ZMarth.). Schw. bis an'n Bode"
abe", iron. von Einem, der nicht oder nur schlecht
schwimmen kann Th; Z. ,Ich schwam zum land zuo-
hin, adnabam terrie.' Fris.; Mal. .[Ein Pferd] das ...
durch Wasser zu schwämmen . . . abgoricht seye.'
Kriegsb. 1644. 1667. Zeh" Jör lang obsi''' schtv. und
immer nidsi''' cho". PHaller 1916. Eine vo" Dene"
... tvo so recht mit de" grosse" Herre" schwämme", für
selber obenüf z' cho". RvTavel 191.3. Obennffschrv.; auch
uneig. Bs (etwa mit dem Zusatz: tvie-ne" Pantoß'el-
Äop/'e"); B(Zyro). Bildl. D's Land händ-si [die Femie]
mit-enand 'teilt und schwimme"d im eigene" Bluet drüf.
Anderl. 1852. D'Helvezia schivümmt im Ere"wi".
AHcfiGENB. In Öppis schw., davon im Überfluss haben;
vgl. 0. Mir . . . Füre" schwämme" im Anke" und mesten-
i"s mit Zupfe" und die arme" Stadtliit heige" nit e'"-
möl nes Bälli Anke". S Ztg 1917. Im Gelt schiv. —
b) von Wassertieren; s. Bd VI 1001 M. (GMüller
1650). Bes. von Fischen. C3Iir Buebe") hend g'luegt,
mie d'Fischli sohivimmi"d. RBkandst. 1883. S. noch
Kin-Bnigg (Bd V 546). Der Fisch will od. muess
(drümälj schw. usw.; s. Bd I 1098 (Fisch); Sp. 1049M.;
auch LReid. Kai. 1899, 17; ZBül., 0. (Messikommer
1910, 119). ferner schwämmen III (Sp. 1857; Ring).
.Schwämmen, sunderlich wie ein fisch, nare, natare,
innare; ein grosse zaal fischen schwummend in dem
wasser, aqure natantur multo pisce.' Fris.; Mal. ,Die
blattyssle schwummend alle zeit mit grosser schar im
meer dahär.' Fischb. 1563. ,Des N. eeruns [wurde bei
der Prüfung] derniassen funden. das zwüschend der
züne an beiden feckten [s. Bd I 729, Bed. 9] und dem
boden ein jeder visch unverhindert hette schwümen
mögen.' 1582, ZAnd. Alli mini Äntli schwimme"d ['.]
uf ''em Se, d'Chöpfli sind im Wasser, d'Füessli i" der
Höh. KL. ( Z). Vil alti Wiber und Ante" die schwimme"d
über de(n) Se, der Tüfel in der Brente", i"* han-e(nj
selber g'seh" OnPr. — c) von Sachen. ,CarinjE nant
freto, die schiff schwummend oder farend auff dem
meer.' Fris. Wann de'' Geltseckel schwümmt. se-n-ist
d'Chappe" letz Z; vgl. Bd III 385 u. Dö schwümmt jo
Alls! Hausfrau verweisend zB. zum Dienstmädchen,
wenn der Küchenboden mit verschüttetem Wasser be-
deckt ist Sch; Th. S. noch Bd V 640 u. Von einem be-
festigten Gegenstand, den eine Flüssigkeit gerade noch
deckt: Beim Zumessen von Zübermost sollen die Negeli
[die mes.singenen Eichnägel an der Innenwand des
Zubers] 'deckt si" oder schw. Barnd. 1922; vgl. Bd IV
685 (untere). Etvi. schw.lä". ,Si liessintinn [den Palm-
esel] also schw.' 1524, Z; Näheres über die Situation
s. Sp. 1720u. Mit örtlichen Bestimmungen. De" Bach
ab schw.; s. BdIV948u. Wenn e" Magd Öppis cer-
heit oder nümme'' butze" will, löt-si's nume" der Bach
ab schw. DiETscH 1844. Z'erst ('s erst Mal) g'"unne",
(dann) de" Bach ab g'schwumme", beim Spiel Z, so 0.
Z' erste" abg'wunne" isch gäng der Bach ab g'schwumme",
beim Boleile" SGr. Für all Fäll luegen-ig scho", das'-
mer miner Herdöpfel nid d'Aren ab schicümme".
HZuLLiGER 1925. S. noch Bor (Bd VI 1'227); ähnlich
ZStdt (Under der Limmetbrugg dur^H" schwümme"d
drü rundi, läri BÖrli). ,Die axt schwümbt vom boden
haruff und ist im [Elisa] gehorsam.' LJi'n 1531; nach
IL Kön. 6, 6, wo: ,Üo schwam das eisen.' 1530, Bib.
Es schwümmt es dhübeli uf ''em Se, 's Chübeli hat kä"
Bödeli me: hettst ''ein Chübeli 's Beußi a"'tribe", war
dann 's Bödeli dinne" 'Mibe". RSüter 1915. ,Hie
schwimmend wir öpfel, sprach der pferdtsdreck, do
schwamm er under den äpfeln uff dem wasser, hie nos
ppma natamus, aiebat stercus equiuum, cum inter poma
aquM innataret.' Gesn. 1551; vgl.: ,Nos poma natamus,
wir schwimmen oben, sind mehr als Andere.' Denzl.
1677. 1716. ,Was auf den so genannten Pechbrünnen
(fontes bituminosi) vor Materi schwümme.' JJScheuchz.
1699; supernatet. ,Das, wann die Lunge eines neu-
gebohrnen Kinds oben auf dem Wasser schwümme,
es gewüsslich lebendig [gewesen sei].' 1726, Z. Der
Gcldseckel mues" obemtff schiv., wann d' [Bade-] Kur
1867
Sclnvaiii(m). soliwein(m). sch\viin(ni), sch\voin(ii)), selnvnill(]li)
1868
viues' giiet werde" AaB. (l)äii.). .Was oben uft' schwümpt,
(las schütt hinweg.' Arznkib. 1.556. In Öppis (ume"J
schio.; s. Ghiittlen (Bd III 574); Maien (Bd IV 1). ,Tue
sie [die Quitten] in ein irdenen Hafen ... so vill Wasser
darauf, dass die Sehniz darin scliwünimen, lass sie
sieden.' Z Rezeptb. um 1700. Im Fett uä. schu-.; s.
Bizoggel (Bd IV 1994); Sil 1940o. 1049 M. (2 Belege).
.Fleisch ist ihnen [Schlemmern] das Wenigst; Gügel,
Hnener, Dauben, Fisch, Krebs, Eier, Küechli und der-
gleichen und muss Alles wol gebraten sein, dass es
im Anken scliwümt.' XVIIl., Z. Auch von einer Flüssig-
keit: Meitli, nimm Icei" Badener Chnab, 's icird-di'''
einist g'raue" drab! Wenn du Suppe" choche" wift:
's Wasser schwimmt im Brtmne"trog, Zihele" hesch im
Garte", uf der Anke" cha""st lang icarte". KL. (AAAar.).
Uneig. , [Gegen Zürich werden allerlei Ränke ge-
schmiedet:] Ü, Zürich, ob dir schwimmet so mancher
Rahtschlag faul!' 1653,Lied. MitSubjektsverschiebung.
.(Die tile oder) der estrich schwam von wein . . . nata-
bant iiavimeuta vino.' Fris.; Mal. .Schwümmen
(.schwimmen.' 1716) von Bluet, sanguine redundare.'
Denzl. 1666/1716. ,[Etw. braten] dass Alles vom Anken
glizeret und schwümt.' XVIII.. Z. — Scliwimme" n.:
das Schwimmen. S. umen-schwaderen (Sp. 1750).
.Natatus. natatio, ein schwumm oder das schwümmen.'
Fris.; Mal. ,Darzu acht ich, dass nicht ein Volk in
der Christenheit gefunden werde, welches sich also
übe mit Schwüramen als die Schweizer.' Siml. (FStirni-
mann 1900). .Natatus, das Schwimmen (Schwümmen).'
Denzl. 1666. — schwimmend. .Dann er [Gott] wirt
seine hend über inn ausstrecken, gleich wie ein
schwümraender die hend ausstreckt.' 1530/1707, Jes.
,Schwümmende, das schwümbt, natatilis, nans, natans.'
Fris.; Mal. — Anihd. sKimman. -cn ; vgl. Gr.WB. IX 2625/41 ;
Martiu-Lieuh. 11 525; ChSchmidt 1896, 99; Fischer V 1288.
Die Form mit Rundling hat schon Notker (Brauue§ 10" Anm.3).
In den eutruudenilen Gebieten kann -i- an Stelle von älterm
-ii- stehen. Von ä. Belegen seien noch angeführt: , schwimmen.'
HPant. 1578, .schwümmen.' RCys.; 1607, Z RB.; Arzaeib.
XVII./XVIII. ; Weiub. XVIII.; Denzl. schreibt ,-i-' 1666 (im
Text) und 1716, ,-ü-' 1666 (im Register) und 1677. Kond.
,schwumme.' 1478, Z RB. (,swume'): 1592, Z. Das Pra>t.
,schwumuie, schwümmen' bei JJBodnier 1732 ist in den Aus-
gaben von 1742/69 diircli , schwamm, schwammen' ersetzt
(JSchmitter 1913, 189).
ab-. ,Denatare, a.' Denzl. 1666; dafür .liinab-.' 1677/
1716, bei Fris. ,nidsicb oder abbin schwümmen.' —
Anders bei Gr.WB. 1 112.
Über-: 1. uber-schw., obenauf schwimmen, ,gal-
leggiare' PAl. (Giord.). — '2. ein Gewässer schwimmend
übersetzen. Trennb., intr. : .Da was ein anlauffend
Wasser zwüschend inen ... Als er aber sach, das sein
Volk einen grausen hat überzeschwümmen ...' 1530/
1638, Mark. I; ,hinüber zu schwämmen.' 1667. Un-
trennb., tr.: ,In Hyrcania überschwümmend sy [die
Tiger] starke wasser.' Tierb. 1563. — Alid. ubimcimman,
mhd. iiUrm-wnimi, tianare; vgl. Gr.WB, XI2, 536.
er-: 1. tr., schwimmend durchmessen; s. er-schiffenl
(Bd VIII 374). — 2. refl., sein Schwimmbedürfniss be-
friedigen; s. Schwämmi III2 (Sp. 1862). — Vgl. Gr.
WB. III 978.
US-: her-, hinausschwimmen. ,Ausscliwümmen, mit
schwümmen darvon kommen und entrüunen, enare,
enatare.' Fris.; Mal. ,Sye der Weidling umgeschlagen
und sy alle heraus ins Wasser gefallen, darunder der
jung Fürst ... gleich undergangen, sein PriBceptor N.
ausgeschwommen.' FPlatt. 1612. — Spätmhd. üßiwimmm
(Diefenb. 1857, 200a); vgl. Gr.WB. I 966.
yer-: refl., sich schwimmend verirren. ,[Die Wal-
fische] verschwümmend ... sich zuo zeiten auff das ge-
stad.' FiscHB. 156.3. — Die Bed. fehlt bei Gr.WB. XII 1,
1215/6. In der nhd. Bed. .ineinanderschwimmen, verflicssen'
ist das W. nicht volkst., wenn es auch gelegentlich sogar io
der ma. Lit. begegnet.
für-: vorwärts schwimmen. ,Es seind bey disen
siben grossen brunnquellen noch andere in der Limmat
vorhanden, wie dises in dem somraer die fürschwimende
nackende gesellen mit den füessen eigentlichen en-
pflnden.- HPant. 1578.
Schwimmer (bzw. -ü-) m.: wie nhd. Schwimmer.
1. in pers. Sinne AaF.; B; Sch; Tu und weiterhin. E(n)
guete'' Schtv. ,Der schwummer, natator.' Fris.; Mal.;
Denzl. 1666/1716 (,-i-' und ,-ü-'). , Die besten Schwimmer
ersäuften gern, optimus interdum natitantum mergitur
undis.'MEY. 1677; ähnlich bei Denzl. 1 677 (.Schwümmer').
1716 (, Schwimmer') und bei Hosp. (.Schwümmer').
S. noch Bd III 30 u. und vgl. EHoft'mann 1913, 163. —
2. von Geräten, a) Dim.. = Schwämmer :.' (Sp. 1862)
GRL.(Tsch.). — b) in der Fischerei. Schwimravorrich-
tung an der Angelschnur, meist eine Korkspule mit
durchgestecktem Federkiel (Syn.iSt7itt!«»i»ie?ew .36); vgl.
Klunzinger 1892, 125 (mit Abbildg). Insbes. = Flössen
(Bd I 1214) B; Vw; Z; Bodensee; vgl. Klunzinger 1892,
160. 179 (mit Abbildungen); Bärnd. 192'2, 82, ferner
Ären (Bd 1388/9). — SpätmM. swimmer, natator (Diefenb.
1857, 376a); vgl. Gr.WB. IX 2641/3; Fischer V 1288;
Wander IV 479.
Wasser-: = dem Vor. 1; s. BdlllSOu. — Vg|. Gr.
WB. XIII 2505.
Schwimmi (-Ü-) f.: Überschwemmung BM. (so
Muri, Seft.) It Zyro.
Schwum I SuhR.; ZRafz, Wil b/R., Schwumm I
„ScH", so Barzh., Bib., Buch, Ha., Schi., Stdt (auch
bei Kirchh.) und It JMeyer 1866; ThHw. — m., Dira.
Schwümli SchR.; „Schaum", zB. auf frischer Milch,
Bier, kochender Fleischbrühe; dagegen Schüm bei
einem Pferde (Sch). D'Mil(e)ch, 'sBierhäl Schw. De"
Schw. abschöpfe". D' Chats wo't [will] 's Schwümli vu"
der Milch SohR. — Umgebildet ans Scham, Schumm
(Bd VIII 777) durch Mischung mit der Sippe von »tAicimmeii,
.ils ,das (obenauf) Schwimmende' verstanden; vgl. swima,
»bima f., Schaum, bei Schm. 1855, 198; Zingerle 1869, 54,
zur Bed. auch scliwäb. Schwelm, Schaum, bei Fischer V 1264,
zu schleimen, über Etw. schweben (s. Sp. 1863). Vidi, hat
auch Schimmm III mitgespielt; vgl. dazu Schum S, schütnigl
(Bd VIll 778. 781), sowie \ot\vc. Schwamp, Schwamm, Sahne
(Follmann471).
B a c h - iScÄJüUJHm : Schaum, wie er sich (bes. nach
starken Regengüssen) in Bächen auf der Oberfläche
des Wassers bildet ThHw. Syn. Bach-Schüm (Bd VIII
778). Warzen vertreibt man, indem man sie mit B.
wäscht, ebd.
schwüme" schtcumme" I, 3. Sg. Pries, und Ptc. -et:
1. Schaum geben „Sch", so Schi., Stdt (auch It Kirchh.).
Syn. (auch zu 2) schümen (Bd VIII 779). — 2. den
Schaum obenab nehmen, abschäumen ThHw.
ab-: = dem Vor. 2. zB. in der Suppe ScHSchl.
ve r-, in ScuSt. (Sulger) -schicüme": 1. „den Schaum
oben abnehmen Sch", nach Kirchh. Syn. ver-schümenS
(Bd VIII 779 f.). .Den Nidel (Schaum) oben abnehmen
oder verscliwemnien [!].' Sprww. 1824. Uneig., das
Beste wegnehmen Sch It Kirchh. Im gleichen S.: De"
1869
Scli\vam(iii), scli\vem(ni), schwini(ni), schwom{ni). schwiim(in)
1870
Eafe" V., zB. bei einer Erbschaft ScHSt. (Sulger). —
2. ,einen Zuber v., damit er das Wasser hält' Sch It
Kirclih. — 2 ist merkwürdig; Fehler für vertclureUe"
(Sp. 1S28), das soust in Sch in dieser Bed. giltV
»"-schwumig: schaumig SchK.
Schwninm II, in TnKessw. Schnüm II — ni.: das
Schwimmen GSev. S. auch Schwimmen n. (Sp. 18G7;
Fris.; Mal.). Schwimmart BS.; GRHe.; LE.; GT.; Th
Eessw.; Zu., wohl meist in den Zssen. — Auch bei
Uuger-Khull 56«.
Frösclie"-: Schwimmen nach Art der Frösche, in-
dem man die gleichgestellten Beine gleichzeitig mit
regelmässigen Stössen bewegt LG.; Th; Gegs. Hunds-
Schw. — Hund(8)-, in Grub., Schs It Tsch. Hunde"-:
(kunstloses) Schwimmen nach Art der Hunde und
meisten Vierfiissler, indem man die einzelnen Glied-
massen in schneller Folge und ohne eigentlichen Rhyth-
mus bewegt AAlvulmert.; BS.; GRHe., Schs; LHa.;G;TH;
Z, so 0. (s. Schuummelen) und weiterhin. — Pfaffe"-:
Schwimmen ohne den Gebrauch der Arme THAmr.
(I)äu.). — Rugge"-, Rügge"-: Schwimmen auf dem
Rücken LE.; GT.; Tu. — Töte"-: regungsloses
Schwimmen in der Rückenlage ZS.
Schwum(m)ele° AAWohl.; GSev., We.; Sch, so
St.; ScHwMa.; Th (auch St.>); Z, so Dättl., 0. (jünger).
S., Sth., Zoll.; DcRu., Schwumbele" ZO. (älter),
SchiDummere" GU\\. {in Bed.l)— f., Dim. Schu-ummeli
GWidn. (in Bed. 2b); ZS. (in Bed. 4), Sch wümmele"
f. B, so Bielersee (Ins, Sis., in Twann -i-) und It Zyro;
„F" : 1. (meist PI.) Pflanzenname, = Bwizi (Bd IV Uli),
Eörlba. (Bd VI 1228), .Seegras, Seerohre F-; ZS.
(.Seerohr'); insbes. = Baeh-Bumbelen 4 (Bd IV 1259j
BBielersee ; GRh. (B Wartm. 1874), Sev., We. ; Sch ; Schw
Ma. (Rhiner 18ö6); o und uTh, so Bisch., Feiben, Mü.,
Sulgen, Untersee; Z, so Dättl., 0., Zoll, (nach einer
Angabe .abgestorbene Binsen') und It Dan.; Durh.,
Knäuelsimse, Juncus conglom. ZO., Schilfrohr, Phrag-
mites comm. Blns (Bärnd. 1914), Twann (ebd. 1922). —
2. a) Schwimmgerät, das, unter die Brust bzw. die
Arme gelegt, Lernende (bes. Knaben) beim Schwimmen
trägt. 1) cylindrisches, etwa schenkeldiekes Bündel
(in VVinkelform B It Zyro), auch vorn zsgebundenes
oder mit Riemen, Schnüren verbundenes Bündelpaar
(Th, so Hw., Mü.; Z, so Dättl., Sth.) aus Rietpflanzen,
meist Binsen, auch Scliilfrohr (B, so Ins und It Zyro),
Blättern des Rohrkolbens (Blns; GWe.) BBielersee und
It Zyro; GWe.; ScnSt.; Th, so Diess., Hw., Mü., Pfyn;
Z, so Dättl. (Syn. Schwümm-Bürdeli), 0., S., Sth. und
It Dan., .Schilfkreuz' AAWohl., „halbkreisförmiges
Binsengeflechte Th" (St.^); in der altern Zeit auch
aus Rinde (s. Schümmelen mit Anm. Bd VIII 781 und
den Zwinglibeleg Sp. 1864 u.). Weisch no''', trie-mer
g'lert händ schwüme" de''t im Weier un''e'' und icie-mer
Schwumbele" g'macht händ und dünn drüf ufe" g'lege"
sind und en Stolz g'ha" händ, wä""-mer e'fänig de"
Bundsschwumm Jiänd chönne"? Messikommek 1910.
,Man lernt im Wasser schwümmen auf einer Binzen,
Schwummeln oder Baumrinden.' Spleiss 1667. ,Ratis
> scirpea, Schwummelen (fehlt noch 1666), Binzen-
bürdelein, darauffman lehrnet (.lehret'. 1716) schwüm-
men (,-i-'. 1716).' Denzl. 1677. 171G. — 2) zwei durch
Riemen verbundene Schweinsblasen TbHw.; ZSth. Die
Schw. wird etwa auch zu einem Spielzeug gestaltet.
I das eine schwimmende Gans vorstellt ZS. (FStaub);
vgl. dazu: .Die jungen Knaben binden desselbigen
[des .grossen Binz, Juncus maximus'] in dem Sommer
viel zusammen, legen sich darauf und lehrnen also
schwümmen. Etwann flechten sie zum Lust eine grosse
Bürde zusammen mit dünnen Stricken, biegen den-
selbigen, machen ihme einen aufgerichteten Hals,
formieren ihn wie einen Schwanen, binden ihme an den
Schnabel einen Zaum; ein Teil der Knaben setzen
sich alsdann darauf, fahren darvon und führen selbigen
mit sich in die Statt hinein ... andere schwümmen
selbigem nach, setzen sich bald darauf, springen wieder
darab in das Wasser und ergetzen sich mit Jauchzen
und Frohlocken.' JEEsober 1692. — b) Dim., Kork-
zapfen an der Angelschnur GWidn.; Syn. Schwimmer 2b
(Sp. 1867). • — 3. Schimpfw., sittlich haltlose, , lockere'
Weibsperson. ,Er [habe] zu ihro gesagt, sie seye eine
Schwummelen, habe nicht vil Ehr.' 1699, ZSth. —
4. (Dim.) im Ausruf: D'Meiler Chil'''e'' städ nach am
Se, si hed (händ) en grosse" Wallfisch g'seh"; du chund
de'' Sigrist mit ''em rostige" Däge" und wc/t-en db-
enandere" sage". Potz Schwummeli, potz Schlapper-
mänt, de"" Wallfiseh ist diir"'' d' Halten ab g'rännt! ZS. —
Soust nur noch eis. .SchwümmJe" PL, Blumeubinseu, Butomus
umbell. (Martin-Lienh. II 5'2ö). ,Schwummel' m., kleines
Fahrzeug von Binsen, bei Campe IV 357 geht uach dessen
eigener Angabe über Fulda auf unsern Denzler (s. oben) zurück ;
die Form ,Schwummel' stammt von Fulda 481, die falsche Ge-
sclilechtsangabe hat Campe hinzugefügt. Die Form Sclncümmeh"
lehnt sich an den Pr;esensstaram von schwimmen an. In 1 steckt
möglicherweise eine alte Bezeichnung für Sumpf-, Wasser-
pHauzen; doch ist auch möglich, dass es ganz oder tw. erst von
'Ja ausgegangen ist. 3 gehört viell. eher zu .'ichioumm III;
vgl. Gr.WB. IX2197/S. Zu 4 vgl. Bd IV 1996 ff.
Schwamm 111 AAAar., F. (-o'-), Häggl. (-o'-), St.,
Z. und It H.; Ap, so K.; Bs (auch It Spreng); B, so
Aarw., E., Gr., M., S. und It Zyro, nach einer Angabe
,allg.'; FJ., S., Ss.; GlS. (Bed. Ib); Gr, so Chur, He.,
Hahl., Val.; LE., G. (-o'-); GA., Ms, Rh., Sa., Sennw.
(Bed. lay), Sev. (nur von dem auf Holz wachsenden
Schwamm). T.. Wil udE. (Bed. 2); Scn, so Ha., R.,
Schi, und It Kirchh.; SchwE., G., Kü.; Th, so Fr., Hw..
Mü., Wängi, Weinf.; Ndw; WUEms (Bed. laß und b),
G. (so Blitz., OGestelen), Leuk, Lö. (überall in Bed. laa
und P); Zg; Z, so BüI.(Bed. lay), Egl., EIgg, Kn.. Maur,
0., Rüml., S., Stdt, Wth.; „allg." {ßt.^\ Sclmtimh Gr
Val.(seltener),Sc;»MWn2IIAp(BSG.1109);NDW;UwE., .
Schwamm Gr, Walsergebiet', so Av., Cast. ; PAL, Ma.;
W um Brig (Bed. laa), G. (Bed. 1 b), Mü. (Bed. laß),
Simpeln; zur weitern Verbreitung der o-Formen s. die
Anm. — m., PI. Schwümm bzw. Schwamm, in WG.,
Leuk, Lö. nach einer Angabe Schwamm zum Sg.
Schwumm, in der ä. Spr. auch .schwümmen' (s. auch
3Ier-Schw.), Dim. Schivümmli bzw. Sehtvämmli, in Ap
H., I. Schurjmli, in Ndw It Matthys Schwlmli, auch
Schwümli, in WUEms (Bed. laa) Sehwummji (PI. -jini):
1: „Schwamm" AaF., Häggl.. St.; Ap; B, so S., Si.
(ImOb.); FJ., S., Ss.; Gr, so Cast., He., Val.; LE.;
PMa.; GA., Ms, Rh., Sa., T.; ScnHa., Schi.; ThHw.,
Mü.. Weinf.; Ndw; UwE.; ZKn., 0., Stdt; „allg." (St.');
Syn. Schüm 2 (Bd VIII 778). ,Spongia, ein schw.' Fris.
,Das schwtimmle, spongiola.' Mal. ,Spongia, ein
Schwamm.' Denzl. 1666/1716. a) von pflanzlichen Ge-
bilden, a) (meist PI.) Erdschwamm, Pilz AaF., Z.
und It H.; Ap; Bs; ß, so Aarw. (bes. von den essbaren
Arten), E., Gr., Ins, Stdt, Twann und It Zyro; LG.;
Sch; Schw; Th; W. um Brig, G. (nach einer Angabe
für den .Wiesenschwamni' Tifels-Hiiotzi), Lenk, Lö.;
1871
Scliwaiii(m), scliwem(m). scliwim(ni), seli\vom(m), schnnmfm)
1872
Zg; Z. Syi). (tw. auch zu ß) Chrotten-HüsU (Bd II 1716,
wo weitere Synn.), Pfifferfen), Pfifferling (Bd V 1086/7).
Dini., essbare und andere kleine Waldpilze WUEms. Er
est i" d'Schwömm, ist Scliwänime sammeln gegangen Aa
F.; vgl. schwiimmen. Uf''em u-üelig tveiche' Mieschbode"
... mit-mene" guldgeV'en oder fürröte" Schw. äruffe".
RtTavel 1922. Was, da hät's scho" Schwimm? Wird-
si''' zcelle" 's Wetter ändere", wird e-chli' welle" Rege"
pe". ACoRR. 1875; vgl. Bd VIII 1384 o.; Sp. 873 o., sowie
Eegen-wetter-Schw. Im Hüs inne" hei"-si [die fran-
zösischen Truppen] rübis u"'' stübis Alls s'säme"-
g'chratzet «"'' mo'"'' d'Cherze"stümpe" hei"-si 'brückt für
Schwümm z'brägle". Bärnd. 1914. Uneig. (hieher oder
zu Ib): Das isch scho" kai" Nase" me ... isch e" grüsigi
Rung gelriebe", isch e" Schw., e" Pföl, e" Pfiimpf, von
einer Kartoft'elnase. DMüller 1917. , Fungus, boletus,
swum ald phift'erling.' Voc. opt. ,Schw.. als in wälden
wachst, fungus, spongia.' Fris.; Mal. .Hanenkaat ...
Wirt ... aus essich oder wein für der giftigen scliwünimen
gift getrunken.' Vogelc. 1557. ,Für Blut zu stillen:
Nim Bubenfisten oder blonde Schwäm, wo auf Erden
wachsen, und lege darauf, es gestat mit der Hilf
Gottes.' A.XIX., BSi. S. noch BdV1086M. — ß) Baum-
schwamm, Polyporus Aa; Ar; Bs; BE.; L;GSev.; ScHW;
WUEms, G., Leuk, Lö., Simpeln (an Lärchen); ZEgl., 0.
D'Geiss gänd de" Sclnvämme" nä''' WMü. ,üer schwumm,
so an den lärchböunien wachst, wirt bei den Latinern
genennt Agaricum ... Sölicher schw. ist guot in der
arznei und purgiert gar senftigklich.' Stumpf 1548.
S. auch Baum-Sclnv. Im Vergleich : .Das etlich Christen
in Syrien zuo der zeit Hieronymi . . . sich von würk-
licher liebe wie ein schwaum [s. Anm.] an einen bäum
angeheft habend.' Vad. Vgl. noch: .Von Monmilch.
Diss würdt genant latinisch galaetites. Ist aber proprie
gar kein Stein nit, sonder ... vil meer ein Schw. ze
namsen, glych wie der agaricus uss den Lerchböümen
usschlacht.' RC'ys. (Br.); dazu Bd IV 203u. Als Stoff-
nanie. Das het-mer der Niggel sälig i"g'scherpft, das'-
i''' nie Mistele" und Schtc. druffe" [auf den Bäumen]
löi wachse". Loosli 1910. Insbes. der aus verschiedenen
Polyporusarten hergestellte Zunder Bs (Spreng); BE.,
G., Si. (ImOb.) und It Zyro; Syn. Schwümmling, Zundel;
vgl. Schio.-Fisch, -Frau (Bd 11104. 1252), -Wib. Mit
dem Stahel a" Sti'-" schlah", bis der Schw. brönnt.
ELedthold 1913. [Er] het si"s churze PßffH i" 's Mal
g'no" . . . het g'müetlich us ''em Schiletäschli 's Fürzüg
use"'zoge", het es Bitzeli Schw. ab'broche", het langsam
am mutze" Stei" Für g' schlage". Bärnd. 1904. ,Ieh habe
den Schwamm vergessen, gehe nicht gerue ... mit
kalter Pfeife auf die Matte; wolltet ihr nicht so gut
sein, mir aus meiner Not zu helfen?' Gotth.; s. auch
Bd VII 614 0. (.Schwamm'). Zwei weitere Belege
Sp. 288 u. Es Bitzli Schtc. wird auf einen vom Barbier
verursachten Schnitt aufgelegt. AHeimanx 1919; vgl.
Für-, auch Bluet-Schw. Fürige', brünnige' Schtc.
Demo''' het-er der fürig Schw. drüftö", auf eine Spreng-
ladung. JBCrki. RAA. H'enn-i"* denn nit i" d'Sätz
war ... wie-n-en Esel, wo hrönnige" Schiv. unger ''em
Stil g'sjriirt. SGfeli.er 1916. 3Ii'''' het's hinger ''em
Tisch i" d'Höchi g'sprängt ... wie-n-en alte" Tschalp-iesel,
we"" men-im brünnige" Schw. unger ''e" Stil stösst.
ebd. Eswird-derüppenEinenoderEiniha" fürige" Schtc.
tinger d'Nase" g'ha" u"'' di''' chünnen üfreise". SGfeller
1919. ,Dem zehenden [Schützen] wil der Schwum nit
brinnen." HHGrob 1603. ,Nim ... um 7 Schilling
Schwum, verbren ihn oh einer Waxkerzen zu Bulfer',
als Bestandteil ein es Heilkrautes, für den Kropf'. ZKochb.
XVIII./XIX. S. noch Bd VI 800 M.; VII 746 u. (dazu
Strickl. 1882, 144). — y) Hausschwamm, Merulius
lacrymans AaF., Z.; Ap; Bs; G; L; ScH, so R., Schi.;
Schw; Tu; Z und weiterhin, Fäulniss im Mauerwerk
Bs (Spreng). Da stät's bös, das ist ja de'' Schw.! ZBül.
Si händ de" Schtc. im Hüs. 's Hüs, '$ Holz hed (Je"
Schtc. AaF.; Th. De" Schw. übercho", von Gebälk.
ACorr. (Most.). ,Ist einmal ein böser Geist eingerissen,
so hat mau es damit wie mit dem Scliwamm in den
Häusern, man bringt ihn nicht weg.' Gotth. ,Weil be-
sonders bei den Scliwellen leicht der Schwamm ent-
stehen könnte.' M. XIX., ThHw. (Protokoll). Ein
faulender .Schw.' hatte das Haus des N. 3 Fuss hoch
verdorben. 1790/1, JNäter 1898. — 8) .Flechte, nicht
nur an Gebäuden, sondern auch an Bäumen' GRMai.
(Tsch.). — b) Meer-, Waschschwamm Aa; Ap;
Bs; B, so E., Gr. und It Zyro; L; GSev.; PAl.; ScH,
auch It Kirchh.; Schw; Th; W, so UEms, G.; Z; wohl
allg. D' ]]'^andtafele" [in der Schule] werd inet-eme"
Schtvamm ab'botzt, d' Sehe f ertafele" met-eme" Schwömmli
AaF. ,By diser statt aim mier fintt man vil schwümm
daligen.' Stockar 1519. ,Das gar ein frömbde wyss
zereden ist. sprechend, ein schw. sye das wasser, so
man verston wil dadurch, im schw. sye das wasser',
Widerlegung eines Vorredners, der erklärt hatte, ,das
ist min lyb sye so vil als in dem brot ist min lyb.'
B Disp. 1528. .Einer ... nam einen schw. und füllet
in mit essich und stackt inn auff ein rhor und trenkt
in [Jesus].' 1530/1691, Matth.; .Schwamm.' 1707;
entspr. Marc. 15, 36; Joh. 19, 29; vgl.: ,Dörni cron,
schw. und Speer', unter ,unsers Herren passions-
instrumenten.' 1597/1600, ZRhein. ,4 ß um schwum
in stall.' 1530, ScHwE. (Ausgabenheft des Abtes).
.[Ausgegeben] umb sclnvum und strel 1 ß 11 d.', für die
Pferde. Rainspr. 1553; vgl. ,Ein Kammsträl und Schw.'
Bs TOrdn. 1646 (,Fuhr-Arbeit' des Sattlers). ,Ein
schw. mit wasser ausstrucKen und tröchnen, plenam
spongiam aquse manu premere et siccare.' Mal. ,3 pfd
... m. HWalder von schen[k]kanten ze fegen, ouch von
2 jaren rouchzäpfli in die ratstuben, dessglich urab
schwum und kline bessli.' 1549. Z Seckelamtsrechn.
,1 Ib. 1 ß umb 3 scliwüm uft's rathus zun sprützen.'
1596, AaB. Rechn. In der Heilkunde; vgl. Bad-
Schw., auch unter a a ß, ferner Sanders II 1033 a/b
(,Schwamm' 2b). ,Salb dich ... mit einem schwümlin
oder tüechlin.' Arzneib. XIV./XV. .[Vor Beginn der
Geburt soll] die hebamm all ir vorbereitne rüstung
darzuo dienlich, nutzlich und guot, bereit ... haben,
als den kindstuol, schärli, schw., nadlen und faden.'
RüEF 1554. ,Pür allerlei bühel oder gschwulsten am
leib ein bewärt stuck: ... werm das ort oft mit einem
schw., darnach streich das salb mit einer faderen
darauf.' Vogelb. 1557. ,Auss den wunden, so dises tier
[der Löwe] gebissen oder gekretzt hat, fleüsst ein bleich
eiter durch schw. und band und mag auff kein wäg
verstell werden.' Tierb. 1563. S. noch Bd IV 1101 M.
(2 mal). RAA. ,Die zänggischen leerer ... sind, Gott
sye dank, also in den schw. ufgefasset [aufgesaugt],
das ist abgetilgget, dass nieman mee grosse not nach
inen hat.' Zwinoli. , Faber und sin bluotige rott, die
dorumb mit roten hüeten und mäntlen beziert ist,
das man sy kenne des christlichen bluots schwuraraen
sin.' HBüll. 1532. Wer süget jetz dö tcider 's Schwomli
1873
Scliwani(ni), schwem(ni), scli\vim(m). schwoni(iii), 8cliwnm(iii)
üsondlöddc" Wi" stö" ?JASSKr, als er das Schwäiiiinclien
zum Reinigen der Spieltafel trocken findet. Ap Kai.
1922. Im Vergleich, 's isch grad, als ob e" Schw. drin
in-em stecke" tuet, von einem Trinker AAAar. 's ist
wie en Schw., von friscligebackenem Brot Ar. Bim
finste" iisse" han-ech doch 's Bröd ji nie vergesse": im
Mage" würJct's grad wie-ne" Schw., de"" macht
's Getränlc Ei"'m nie .so dumm L. Der Vater triinke"
voll wie-ne" ScMv. Lienert 1888. Trinke" wie en üs-
'tröchnete'' Schw. WUotach 1924. ,Üas erdricli möchte
one luft weder dämpfen noch fruclit bringen, das bitter
meerwasser möchte es nit wie ein schw. in sich fassen.'
LJuLi 1581. ,Raritas in pulmonibus, voll löcheren,
lucke, weich wie scliwümni.' Fkis. .Gelöcheret wie ein
schw., einem schw. gleich, spongiosus.' Fris.; Mal.;
s. noch schwummachtig. ,So sind die Berg gleich wie
ein Schwum mit Hülen, Löchren unib und unib, zu
sugen Wassers Uberschwal.' HRRebm. 1620. ,Das Brod
darin [in der Suppe] war weiss wie die Milch und
wie ein Schwamm, der fast zu Nichts wird, wenn man
ihn drückt.' HPest. Vgl. noch : ,Glich wie rost das isen
verderbt, also das nidig gmüet ererbt selbsverderbung,
pin und sclimerz, glich wie ein schwummdurchlöcherts
herz.' Salat. — 2. Krankheitsname, a) (auch Dira.
ZRünil.) weiche, schwappende Geschwulst am mensch-
lichen und tierischen Körper, spez. am Knie, auch Ell-
bogen Aa; Bs (It Spreng Fleisch-, Gliedschwamm);
GrAv.; L; GSev., Wil udE. (von Gelenk- und Schleini-
beutelergüssen, chronisclier Gelenktuberkulose) ; Schw;
Th; Z und gewiss weiterhin. Syn. Glid-Schw.; Schwum-
mernen; vgl. auch MHöfler 1899, 614. D'Chue het en
Schw. am Chnäu GrAv, Wenn^i"'' jetzt nid schon
e" alte'' Esel icär mit Schwümme" a" de" Chnüne" und
mit-eme" Mül voll Lödelisände" ... LE. Anzeiger 1917.
,1''' [die arme Gred] kneue. bete, 's ist en Grus, ha°
doch ein Schwum am Kneu,' L Volkslied. ,1 pfd H. dem
soherer von dem selben kind ein schwum ze arznen.'
1507, Z Seckelamtsrechn. ,Es [ein Brei] weichet auch
das glidwasser und ungnampten und machet das
alles zittig, die schwum und andere geschwer.' Zg
Arzneib. 1588. ,So man stets in den Wunden umb-
geht zu stupfen und zu suchen und bewegt allwegen
darrait die Blutadern zu schweissen, so wird ein Schw.
daraus und bei den Gleichen am liebsten.' FWükz
1634. — b) Furunkulose der Fisch eZLimm. ,Schtüümmli,
Schmarotzer an Karpfen und Forellen' Bs (Spreng);
vgl. Pischerei-Ztg 1917, '270. — 3. ,Leder, Schw.' Bs
Mand. 1735 (AfV. 111 '244; Gaunerspr.). — 4. Unsinn B
(niattenenglisch); vgl. schioummen. Das ist Schw.l un-
klares Geflunker BBoll.
Mhd. swam (-inmes), swamp (-bea), swamme m. ; dazu im Ab-
lautsverhältniss spätiiihd. awum C-mine»), auch noch vorarlb.,
eis. uud Schwab, und in nid. Mundarten bezeugt; vgl. Gr. WB.
IX 2195/8 (, Schwamm'). '2754/5 (,Schwumm'); Diefenb. 1857,
252c; 1867. 346; Uutz 1525, 216 (Schwamm, Schwumm);
Martin-Lienh. II 525 (Schwamm, Schwumm); Fischer V 1233
(Schrvamm, Schwumm). Auf dem grössten Teil unsres
Gebietes hat Schwumm als die eig. bodenständige Form zu
gelten; Schwamm ist jüngerer Eindringling aus der Schrift-
spr., der allerdings bes. im NO. die heimische Form mehr
oder weniger verdrängt hat. Unsre Angaben hierüber gehen,
wie zu erwarten, je nach Ort, Gewährsperson oder Bed. starl;
auseinander. Verschiedentlich wird der PI. Schwamm in Bed.
1 aa (und ß) als allein üblich bezeichnet {so für GSennw. ; ThFr.
und sonst; ZElgg, Stdt, Wth.), ebenso Schwamm in Bed. 1 b
(so für Th tw., doch auch noch Seh wümmli neben Schwämmli) ; als
allg. wird Schwamm angegeben für GWil udE. (ausgen. in
SohweiL. Idiotikon IX.
Bed. 2); SchSt. (selten noch Schummmlti; ZBül. (ausgen. in
Bed. 1 ay). Nur in W und seinen südl. und östl. Ausseuorten
scheint Schwamm bodenständig zu sein ; dabei aber bleibt das
Verhältniss zu dem im W ebf. verbreiteten Schronmm unklar.
Auffällig ist auch das Nebeneinander von Sg. Schwumm und
PI. Schwamm, das ein Gewährsmann für verschiedene, aus-
einanderliegende WOrte angibt (in Bed. laa und ß). Auf
Schwamm weist auch rät. (obw.) nchuaum, achuaun. Schwamm.
Zunder, Lunte (Gram, ramontscha 1805, 93: Carigiet 294).
In unsern ä. Quellen herrscht noch im XVI. die Form
Schwum7n, seit dem XVII. tritt daneben unter dem Ein-
fluss der Gemeinspr. mit zunehmender Häufigkeit Schwamm.
Vokaldehuung (vgl. dazu schwimmen Sp. 1864) wird auch vor-
ausgesetzt durch diphthongiertes ,schwaum* bei Vad. I 29
(neben ,nierschwommen.' ebd. I 30). Zu Bed. 2 vgl. MHöfler
1899, 613. Bed. 3 verzeichnet als gaunerspr. auch Fischer
aaO. Unsicher ist die Zugehörigkeit der ONN. ,(Ober-, Unter-,
Hinter-) Dorf-Schwummen' BHasleb/Buigd., ferner ,Schwanim-
Moüs' LNeud., ,Schwambach, ein Hof in der bernerischen Land-
vogtey Sumiswald' (Leu, Lex.). — In den folg. Zssen gilt, soweit
nichts bemerkt ist, die Form Schwumm.
Eier- Schwumm AaF.; B, -Schwamm B (Durh.):
Eierschwamm, Canth. cib. aaOO. und weiterhin. Espar
früsch üfg'schossnigi Eierschwümmli. EBalmer 1923. —
Vgl. Gr. WB. III S7.
Auge" O^e"-^/»^*)«»^: Judasohr, Auricularia sam-
buc; wird, in Milch aufgeweicht,beiAugenentzändungen
aufgelegt GO. (Alpenp. 1871). Syn. Holder-Schw. —
Bei Gr. WB. 1811 in andrer Bed.
E r d - : = Schwumm laa.; s. Uecht-Bulz (Bd IV 2008;
auch bei Denzl. 1666, an anderer Stelle , -schwamm');
Pfifferling (Bd V 1086; ,Erdschwämm.' RCys.); schwäch-
lich (Sp. ll-iO; .Erdschwamni.' Spleiss 1667). — Amhd.
ilnl-, ertswam; vgl. Gr.WB. III 780.
Feld- Schicümmli: Champignon, Agar. camp. B
(Durh.). — Vgl. Gr.WB. III 1489.
Für-: Feuerschwamni, Polyp, foment. BE. und It
Durh. Mi" het-im [Einem, der sich mit einer Sense
verletzt hat] 's Bluet nid chönne" g 'stelle" ; F. «'"* Spinn-
huppele" hei"nidmöge" vermache" g'nue". SGfellek 1919;
vgl. Schwumm la^. ,Fheürschwümrale, fheür darein zuo
empfiihen dienstlich.' Mal. — Vgl. Gr.WB. III 1603.
Fliege» Fluge"- (GMs; Tu; Z), Fläuge"- (.\aV.; B)
Schwumm, bei Messikommer 1910 -Schicamm: Fliegen-
schwamm, Agar. musc. aaOO. und weiterhin. .Muscarius
fungus, Fliegenschwamb (,-schwam.' 1677.1716). Denzl.
1666/1716; auch ,-schwumm.' 1666. — Vgl. Adelung 11
207: Gr.WB. III 1788; Fischer II 1571.
Gutsclie"-: Schwamm zum Waschen von Kutschen.
BvTavel 1901, 72.
Glid-: wie nhd. = Schwumm 3a. ,So die Wund
Wasser gibt, so wird Schmerz und Gliedtschwamm
wachsen.' PWüRZ 1634. — Vgl. Sanders II 1032b; Fischer
III 093; MHöfler 1899, 614, auch JHübner 1746,809.
Hohler-, in S -Schwämmli: = Augen-Schiv., bei
Augenleiden, bes. entzündeten (.roten') Augen an-
gewendet GSa. (vgl. WManz 1916, 69); S f (Schild).
.Auricula lud«, H.-schwämmlein, fungus sambucinus,
fungus est membranaceus qui sambuco annascitur.'
JJWaoner 1680. ,H.-schwürali, wie sie an düren
Holderstauden wachsend, lege sie über Nacht ins
Wasser, so geschwellend sie, binds Nacht[s], so du
nidergahst, über die Augen, es zeucht die Hitz herauss.'
Z Rezeptb. um 1700. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1 762 (,Holund6r-
schwamm'); Fischer III 1766.
Hirse h-Sc7jM)a»m: Hirschschwanini, Hydnum
iinbr. ZF. Me" fmdt au''' öppe" no"'' anderi Schwimm
[ausser Morcheln], wo-me" darf esse", so de" H. oder
118
1875
Scliwaiii(in), sch\veni(m), scliwini(ni). scliwoiii(iii), schAvnni(in)
1870
Ziserli im Summer. ,Wer eilige uff dem weg, der esse
liirzschwuni. so züclie uss die niüede.' Zg Arzneib. 1588.
— Vgl. mhd. hirz(es)«wam(j,) und Gr. WB. IV 2, 1570.
Hüs-: = Schwumm laf. in feuchten Häusern und
Ställen GfiFläsch (Tsch.). — Vgl. Gr. WB. IV -2, 689.
,Kuttel-Sclnvamni': Feldchanipignon, .^gar. arv.,
mit hoissem Wasser abgesotten und wie Kutteln zu-
gerichtet von den Landleuten gegessen. DBruckn. 1748/
(53; Syn.Wald-Has 3 (Bd II 1669). — Chrueg-
Schwamm: = Eier-Schw. Gl (Durh.).
Kropf-: = Schwunim Ib, als (Kropf-)Heilmittel; vgl.
Hovorka und Kronfeld, Volksmedizin II 16. ,Für den
Krebs. Rp.: Wägericbsanien und Hirzenhorn, brenns
zu Pulver und kauf Kropfschwumm, brenns zu Pulver
auf einem heissen Ysen und macli es undereinandern,
säye es in den Schaden.' Arzneik. XVII./XVIII. —
Vgl. ,Kropf(schwamni)5teiu', Lapis siiongia;, bei Uugcr-Kluill
416 (aus altern Krämerinventareii).
Chrusel-: Ziegenbart, Ciavaria flava Zg. — Lid
lAt-: Blutgeschwtir, Karbunkel BE. (AvRütte). De'
arm Bürstel het e" L., ivo-n-im grüsam vr tuet.
LärcheJi-: Lärchenscliwamm, Polyp, oft'. Vgl.
Schwumm la^. ,Wilt du die war Substanz auss der
Rhebarbaren, Niesswurzel, Lerchen- oder Dannen-
schwamm, Eschinenholz und anderen dergleichen Sim-
plicien aussziehen, so ... geuss den Spiritum daran
und lass so lang stehen, biss der Spiritus sehr wol
gefärbt wird.' JJNüscn. 1608. ,Agaricuni, Tannen- oder
Lerchenschwumm (,-schwamm.' 1677. 1716).' Denzl.
1666/1716. — Vgl. Diefenb. 1857, ITa; Fischer IV 995.
Muggen-: = Fliegen-Schw. ,Nimni gersten und
niuckenschwamm und bilsensaamen und seüd es alles
under einanderen und mach ein müesslin darauss und
tue das müesslin auff ein brättlin, stell es auff die
erden, da die vögel ir wonung habend, so essen sy
das aass und so fachst du die vögel mit den bänden.'
Mangolt. — Mhd. Muchnswam; vgl. Gr.WB. VI 2613.
Milch-: Champignon Zg; Syn. Schampiniong
(Bd VIII 782). — Vgl. ,Milchschwamni', Eicrscliwaimii bei
Nemn. 1 105; Adelung III 209.
Mund-, Schwamm'. In der Zss. ,Mundscliwämme-
Seuche', Maul- und Klauenseuche: ,1799 im Wein- und
Wintermonat wurde viel Rindvieh in der Gemeinde
Gaiss von der Mundschwämme[-] und der Fusseuche er-
griffen.' Steinm. 1804. — Vgl. ,Maul-, Mund-Scliwäninichen'.
Aphthen bei MHöfler 1899, 614, auch ,Zungen-Schwämme.'
ebd. 615.
Mer-: = Schwumm Ib. , Jener [Einsiedler], der die
30 jar verschlossen lag und an die wend (wie die mer-
schwonimen an die felsen) geheftet was.' Vad. — Vgl.
Gr.WB. VI 1859; Fischer IV 1623.
Bad-: = dem Vor. .Die bärrauoter und das burt-
glid [sollen] mit volgender dccoction, darin suber bad-
schwümm gedunket sind, wol bedempft und gebäyet
werden.' Ruef 1554. ,Ein saubren B. netz in starkhem
und wohl warmen Essig, truck ihn ein wenig auss,
dass er nit zu vil nass seye.' Z Rezeptb. um 1700.
Früher auch unter der instrumentellen Ausrüstung
der Feldchirurgen; vgl. CBrunner 1903, 121. — Mhd.
ImhaiciimdO; vgl. Gr.WB. I 1074; Diefenb. 1857, 21c. 548b;
Diefenb.-WUlcker 150.
Ba.nm-: = Schwumm iaß. ,Baunischwumm,ein herter
schwumm an böumen, einem brot nit ungeleich, panus
in arboribus.' Fris.; Mal. ,Panus, Baumschwanim.'
Denzl. 1666/1716. — Vgl. Gr.WB. I 1195; Diefenb. 1867,
178; Diefenb. -Wiilcker 170.
Bluet-: Bovist, Lycop. bov., dessen braunes
Sporen lager. auf Wunden gelegt, blutstillend wirkt niTn
(Früh); Syn. Stieb-Scluv. — Vgl. Gr.WB. II 191/2; Fischer
I 12:35; LouHis, Pfl. III 474/5; anders bei Jlartiii-Lienh. II
525; MHöfler 1899,614.
Blitz-: Stelle auf Wiesen, wo der Blitz ein-
geschlagen hat und das Gras verdorrt GfiFläsch (Tscli.).
— G'-sichtli-: = Chrueg-Schw., bes. die im Lorze-
tobel wachsende grosse Form Zg. — Salät Solät-:
Reizker, Lactarius delic. BG. (Bärnd. 1911).
Stieb SUlb-. = Bliiet-Schw. ZNeer. (Dan.). — Vgl.
.StiUilischwaniiii' bei Gr. WB. X2, 1122.
Stachel- Schtvamm: wie nlid., Hydnum repanduni.
DüRII. — Vgl. Gr.WB. X2, 401.
( Wand-)Tafele°-: Scliwamni fiir die (Scliul-)
Tafel. Tue nid süfele" läe-n-en i'''trochnete'' M^. ! Wohler
Anz.1917.— Vgl. .Tafelschwanim' bei Gr.WB. XI 1,23. Dt'
T., Übern, eines Schulmeisters (FOschw. 1919).
T u rel(s)-; a) Steinpilz, Boletus ed. Zg. — b) Tnirtel,
Tuber iest. L.
Tann(en)-: = Lärchen- Seine, (s. d.). Voc. opt.
(,tan(n)swun'); Gesn. 1542 (,dannschwumm'); Fris.;
MäL. (.Tannschwumm'). .Dannenschwumm'. in einem
,clyster für allerley krinimen'. Vogelb. 1557. ,Ninini
weiss Dannenschwamni (oder sonst ein purgierende
oder zusammenzieliende oder wolgeschmacke Arzney).'
J.TNüsCH. 1 608. — Anihd. tan(ne,i)s,mm{p) ; vgl. Gr. WB. XII,
114; Diefenb.-WUlcker 871 ; Fischer II 55.
Wasser-: Wasserladen, Conferva. ,W.-scliwanun
ist wie ein miess, wirdt vom wasser an das gestad aus-
geworffen.' Gesn. 1542; darnach: , Conferva. herba, w.-
schwumm oder schwuinniachtig miess, ist wie ein miess
[Forts, wie oben].' Fris.; Mal. — Mhd. waßßcmcim, .ilga;
vgl. Gr.WB. XIII 2503/4.
Seil lag- wasser-iS'(,7tM)üwiHiii: in einem Büchschen
mit Schlag- Wasser (s.d.) verwahrtes Schwämmchen
zur Anwendung bei Ohnmaclitsanfällen udgl. Z;
s. Sp. 94 u. — Rege"- wetter-/S(,7i«;i(»)»»/8: kleiner
Sclnvamm, dessen Erscheinen Regenwetter anzeigt; vgl.
Sp. 1871 0. 's Wetter hednid di besti Gatti'Uj g'macht ...
D'B'setzisteine u"'' d'Brunne''rdre" heigi" scho" gester
g'schwitzt m'"* de" Marge" heigi" uf ''em Mist d'B.-
schwümmli iri Farisöli üfg'streckt i"-)«" länge' Zilete".
SGfelleu 1911 (BE.).
Zünt-: Zuiidschwanim. Derwile" het der Herr
Houptme"" Für g'schlage", der Z. i" di reinste" Span
incifleit. RvTavel 1910 (B). De', wo der Z. linderer-
g'slösse" het, uneig., die Bombe zum Platzen gebracht
hat. ebd. 1917. — Vgl. Gr. WB. XVI 565.
Ziserli-: = Mirsch-Schio. ZÜ.
schwunimacht schtvümacht Ndw, , schwuinniach-
tig, -ächt(ig), seil wammacht, -echt.' iSi-R. ; schwam-
niicht Ndw (Mattliys). ,Swaniaclit.' Türst Ges. ,üiser
Hscli [der ,adlerHsch'] solle haben ein lind, zäch fleisch,
schwumechtig, uiiangeniini.' Fischb. 1563. ,[Die,barben'
sollen] ein lind und schwummecht fleisch haben.' ebd.;
danach bei JLCvs. 1661. ,Schwuinniächtig (gelöcheret)
und lugk oder blutt wie ein sclnvunim, fungosus,
spongiosus.' Fris. (auch 1541); Mal.; s. nocli Wasser-
Schu'umm. .Fistulosa terra, ein schwuinniachtig erdl-
rych oder sunipfächtig und lugg.' Fris. .Schwuniinech-
tig, fungosus; schwamniecht, spongiosus.' Denzl. 1666/
1716. ,Eine Weib.sperson ... hat einsmals in dem Mund
... zwischen dem Backen und Zahnfleisch empfunden
eine anfangs seh wamniechteGcschwulst.'JMuRALT 1691.
1877
Scliwam(m) — selnviim(iiO. Scliwamp — scliwump
1878
Bildl.: ,Ich weiss, dass ihr [eine Frau] nicht eine seit
auss der Zahl derjenigen schwumniächtigeu Zuliöreren,
welche in sich saugen so wol stinkendes und faules
als gesundes und frisches Wasser.' Misr. Tig. 1722.
S. noch schadhaß (Bd VlII 179). — Vgl. Gr.WB. IX '2ia8
(.schwaiiimecht, -ig'); Fischer V 1233 (,schwanimecht').
seh wnmmelig Blns, schwummlig BStdt: = dem
Vor., zB. von Äpfeln. .Mineralische Beimengungen ...
veranlassen mit ihrer Färbung die volk.sniässige Unter-
scheidung von schwarzer und röter Turbe". Jene gilt
als älter und fester; diese wird zugleich als schw-elig
(schwainmicht) hezeichnet und von der ivullige" unter-
schieden.' Bäknd. 191-1.
seh w u m m e ° II, 3.Sg.Pr»s.und Ptc.-e< : l.Sch wämme
sammeln BGr.; GSev. Syn. schwümmlen. — 2. flunkern
BStdt (mattenenglisch) und von da aus weiter ver-
breitet (so BBoll., Gr.). Mi" muess nid schw., we''"-men
Ei"'m glaube" soll BBoll. Das isch doch g'schwummet!
HWauner 1925. — Zu 2 vgl. .schwamnielu' bei Gr.WB. IX
'2198, aiK-h das syu. »chummehn (Bd VIII 781).
a°-: anflunkern BBoll. Er schwummet Ei"'m üppen
a", mi" chaw-e"- nid ernst ne".
Schwunimer 1 m.: 1. (Feuer-)Schwamnisamniler,
-Händler; vgl. Zundler. In einem Beinamen: ,Ein
armer junger Mann, der mit Scliwamm, Schwefelholz
und Feuersteinen handelte ... Schwummer-Fritz, so
benannte man den Burschen infolge seines Handels.'
BLangn. Kai. 1890. — 2. armer Schlucker BR.
Schwummerne" -u WUEms, sonst Sc h warn -
meriia — f., Pl.-e: 1. a) nur PI., = Schicumm laa, Pilz
W um Brigf. — b) = Schwummla^, ,das Schwammige
an Bäumen' W (nach einer Angabe aus Leuk , manchen-
orts'). — 2. = Schivumm 2, bewegliche, schmerzlose
Geschwulstam Leibe (bes. an den Beinen) von Menschen
und Tieren WUEms, .wässerige Geschwulst' W um
Brig. — Ober den Ausgang -u s. BSG. VI 199.
g'-schwumniet -sc/iMJÖmmef: = schivummelig, von
Käse, der zu viele Löcher hat, zu luftig ist ApA.
seh wuramig Aa (H.); Bs (auch It Spreng); B, so E.,
Gr., Ins, Stdt und It Zyro; Gn (Tsch.); GSev.; U; „allg."
(St.2), schwümig Ndw (Matthj's); UwE.,. ^"-sc/j!üJt«i-
mig I AaF., schwammig Gr.4v.: „schwammig,
schwammicht. allg., bes. von Obst, das zu schrumpfen
anfängt, zB. schwummige Apfel. Birnen VO" (St.^), von
Holz, Fleisch (zB. einer Ghalberchue) GuAv.; Syn.
sehümig ä (BdVIII781). B's Fleisch chimdsehw., wenn
esbeira Trocknen an der LuftgefriertGRAv.; ÜSch. Von
Brot USch.; s. Bd V 924 u. Von Leder BGr. Vom Erd-
boden uä. De'sc/tjt'. il/os6ode". Barnd. 1914. ,Der weiche
(Und) und schwammige (schtvummig) Untergrund.' ebd.
,[Der] Sclülftorf ... kennzeichnet sich durch auffällig
grosse Wurzelstücke, die noch wenig zersetzt sind und
durch Das mieschig, schw. üsg'seh".' ebd. Vom mensch-
lichen Körper. [Der Peter] es rans BürstU [und schwarz-
haarig] . . . Der Dülji hingäge" isch blund und schtv.
g'si". RvTavei, 1910. Er [ein Trinker] het e" schw-e",
strübe" Gring g' macht. Loosli 1910. .Geschwülsten der
Glieder, kalte oder hitzige, auch die rotlautt'hafte und
schwammige.' Cai'ki.ler. Mit Bez. auf den Charakter,
weich(lich), sclilapp. D' Elise" het gäng ' s Meisterhefti
g'füert . . . Stüdeli [die Mutter] ist es schiuechligs u'"'
schw-s . . . SGfeller 1922. [A. :] Es isch gäng so schtv-s.
[B. :] Es weiss-si''' halt jez aW'' nid z'helfe". ebd. 1927.
— Vgl. Gr.WB. IX 2199. 2755; Fischer V 1233 (sdiwammifj.
»chwummi,j).
schwummle": Schwämme sammeln F, so S., Ss. —
Vgl. »diwummen.
Schwümmli"g f-i-) m.: 1. Zunderschwamm USch.
— 2. = Schtoumm 3 a. ebd. — Vgl. Sclmmmm ;aß, zur
Bildung Si-hiniimmlinij, Pilz, bei Scliiii.» II 633.
Scliwummer II m.: Mieder BBurgd. (FStaub); Syn.
Chittel-Brust (Bd V 863). Schwummerli, ,Gestalt und
Jüppe' AA(Rochh.). — Nicht mehr zu erfragen. Viell.scherzh.
Ühertraguug von Schnmmmeltn S a (Sp. 1869), wobei zunächst
.•ichwummcli (etwa unter Anlehnung an Bezeichnungen von
Kleidungsstücken wie Lender, LismerBi\ III 131 1. 1425; doch
vgl. auch den Wechsel -el- : -erl- auf dem selben Gebiet in
Schüde(r)kr, schäffe(,)h' Bd VIII 277. 348) zu S,:hmmmerli
uiid daraus Schwummer rückgebildet wurde.
Schwamp— schwump.
schwampelächtig (-11-) ■ schwankend, wankend,
schwindlig. Er ist a"fe' schw., vor Alter. Si'uww. 18t)9.
,Wie trümmlich und schwampelechtig muss ... diseni
Skribenten bey seiner päpstlichen Religion einest über
anderstauch worden sein, als seithero die Schwedischen
ebenmässig durch Hilff und Beystand des Almächtigen
manchen herrlichen Siege erhalten.' Voli.enw. — Vgl.
,schwamp(e)Iecht' bei Gr.WB. IX 2200; ChSchmidt 1901, 317
(aus Murner), zur ganzen Sippe die nasallose Sippe Schwa2)p usw.
schwampele° TnFr., Hw.; ZDättl., schtcambele"
AABb., Wohl.; ZAuss.. 0., schwample" AAZein. und It
P Haller 1912 ; „L ; ScH'Ha.. Nnk., R. und It Kirchh., auch
St.""; mTu, Erra., Mü.; „Z"Bül., Glattf.. Rieht.. Riesb..
Stdt und It Spillmann, Dim. schwämpele" ZO., Wth.,
sehwävibele" AABb. und ItRocbh.; ZBaunia, Bül., 0., S.,
Stäfa, Tu.: 1. schwanken, wanken. So von unsicherm.
taumelndem Gang infolge von Schwäche, Krankheit,
Alter, bes. aber (leichter) Trunkenheit Aa, so Bb..
Wohl.; ,L; ScH"Nnk.. R. und It Kirchh., auch St."-;
mT'H, Erm.. Fr., Hw.. Mü.; „Z'Auss., Baunia, Bül.,
Dättl., 0., Rieht., Riesb., S., Stäfa, Tu.; Syi\. gampen
(Bd II 310); schwalben (Sp. 1846); schwiempelen;
Schwänderlen. Si schwamplet no''' recht, nach über-
standener Krankheit SchR. Was isch der bigegnet?
Chumm, sitz g' schwind, de schicaniplist ja ganz ! ACorr.
1860. Ziuei Jörli ... werd-er no''' ha" zum Lebe" und er
g'spüri's all Tag besser, lüie-n-er i" de" Beine" schwampli.
EEscHMANN 1916. De"" hat (ist) g' schicambelet ! von
einem Betrunkenen ZAuss. De' ist all"eg ax'* nütne'
ganz nüechter, das'-er e'so schwampelet TuHw. Wo s'
dur'''hei"' sind [vom Wirtshau.«*], händ s' 'bambelet und
g'schtvambelet und schier d'Ströss g'messe". Messikommer
1910. ,Es ist gewohnt ein Trunkenbold dem andern
Trunkenbold auch hold . . . weil beide alle Tage
schwampeln.' HSulzer, Schulm. S. noch gräpen (Bd II
786). Von Dingen, zB. vom herabhängenden Bauch
des trächtigen Mutterschweins ScuNnk. Denn het's
es G'lächter g'g'e" an allne" Tische", ''as' d'Lampen
a" der Diu g'schtoamplet het. PHai.ler 1912 (Aa). Uf
der ganze" Dur'''hei'"reis hät-si''' Alls vor-em 'trüllet und
(j'chert und g'surret und g'schtvamplet. ACokr. 186U.
Unpers.: Es schwämbelet-mer, vor Heisshunger Aa
(Rochh.). — 2,. = schioabelenla (Sp. 1716), von Flüssig-
keiten, die an die Wand oder über den Rand des Ge-
fässes schlagen AAZein.; ScuHa., Nnk., R.; ZGlattf. und
It Spillraann; Syn. auch schwapplen. — Vgl. Gr.WB. IX
2200. Au der Stelle: Vo" ßlödi schwamm ßH-i''' sicher uff all
1879
Schwan, schweii, scliwin, schwon, schwuii
1880
Stle' (Stutz, Gem. 4, 98) wird sich das Fehlen der Mittelsilbe
aus metrischen Bedürfnissen erklären.
schwanipelig Th, so Hw., Mü.; ZStdt, Wth.,
schwampUg „L"; „Sch" It Kirchh. und St.''; ,Z"Kiesb.,
g'-schwampelig Z, so Eüinl., g'schwamplig Z (Spill-
mann): schwankend, taumelnd, vor Schwäche. Un-
wohlsein. Hung-er udgl. Syn. schwalbig (S\i. \S4ti); ge-
schtciem2)eliy. 2"* ha" ganz g-eligi Bei", sagt ein ünpäss-
liclier. LSteiner. 's ist, u-ird-mer fgamj schtv., schwind-
lig, elend, schwacli Tu, so Mü.; Z, so Riesb., Stdt; Syn.
trümm(eßig.
seh wämperig Bs, so St. (auch It Becker), schwäm-
pe)?i(/ Bs (auch It Spreng, .^n. ad St.. St. ^),scfen'nHip^"'JJ^'-
lig AiAa.ih.; Bs. so St. (auch It JMähly, EKron): = dem
Vor., , schwindlig", übel, unwohl, schwach im Kopf,
Magen, indenBeinen;auchTonSchwangern BsSt. 'sisch-
mer ganz schio. Bs (An. ad St.; danach St.'). Es sig-em
vor Hunger ganz schw. BsStdt. Mir ivird ganz schw.
vor Nilechteri. Spreng. Wie's Ei"'m so schw. ivird, wenn
man nach einem Wochenbett zu früh aufsteht. EKron
1867. .Mir wurde no'Hino''' so schw. und hundsfittisch
elend, dass ...' JMXhlv. S. noch süttig (Bd VII 147öu.,
wo zu lesen schwämperig). — Zur Bildung vgl. etwa
Schlamper (I) ig, scfilämpämperle" zu scklamp(el)^ (Sp. 556. 563).
Schwampen f. (?). In der Wendung, Einem ein Schw.
setzen', = ,ein schlappen setzen' (Sp. 614u.). ItiöS, Z;
s. Bd VIII 1328M. — Wohl zur vor. Sippe. .Schwampen'
verhält sich zu dem syn. .schlappen' wie etwa eis. Schwampel m.
zu Schlapjiel (Martin-Lienh. II 525), = nnserm Schlapi>en Sb
(Sp. 6U).
schwiempele": = schwampelen 1 (Sp. 1878) ZStall.
Heim schw., von einem Betrunkenen. ,l>er [durch einen
Stich verletzte] H. seye von der Tür hinweg zu schw.
kommen und bei der Gass hübscheli niedergesunken.'
1728, Z; nachher: ,0b H., da er so schwankend daher-
kommen, Etwas geredt?' S. noch schwimelen (Sp. 1864;
Red. 1662). — Vgl. gleichbed. .schwieppeln' bei GvKeisersb.
(Gr.\yB. 1X2619; ChSchmidt 1901, 351).
g"-sch wiempelig: = schwanipelig ZZoll. Es ist-
mer g., schwindlig, bes. vor Hunger.
Schwan, schweii, schwin, schwon, schwun.
Schwan (-ä-), in GRHald. (B.) Schtcä" — ui., PI.
Schwäne" kkV.; Bs; L; Z, jünger Schicän Bs; Th; Z
und sonst: 1. wie nhd. Schwan; meist nur noch als
Ziervogel bekannt, allg. D'Schwanen im Weier. L
Tagbl.1900. Ein grosser Schädling des Fischbestandes
im Bielersee ist der wild Schw. Barnd. 1922. ,Schw.
oder elbsch, olor, canorus ales. cygnus.' Fris.; Mal.;
Denzl.; s. auch Elbs (Bd I 187). ,Zuo unserer zeit ...
hat ein adler mit einem schw-en gestritten, da sy beid
also hoch in luft tiugend, dass wir sy nit mer sehen
mochtend ... der adler hatt überhand belialten und
den schw-eu überwunden.' Vouelb. 1557. Farbe. Ein
Neunzigjähriger ist wiss wi"-n-e" Schw. Barnd. 1922,
92. .Olorinus, weisse färb wie ein schw., schwancn-
faib, vast weiss." Fris.; .weisser dann ein schw. sein,
anteire olores candore.' Fris.; Mal. ,Gäns, so weisser
sind dann die scliw-en.' Vogelb. 1557. S. noch
Schuummelen (Sp. lS7Uo.). Gesang; vgl. Schwanen-Ge-
sani/ (Bd VII 1184). .Ein schw., der singt, wenn ersterben
will, cantator cygnus funeris sui.' Fris.; Mal.; ähnlich
beiDenzl. 1716. ,[Arion] begert...sin«ngöttern z singen
ein gesatz, wie ouch im bruch die schwanen hend.' 1576,
WicK. S. noch Schu-ahven (Sp. 1850 u.). Als Gericht:
,5 pfd 10 ß 8 d. ... als Herr Bürgermeister Eaan und
ander myn Herren ... den Schwanen, so m[ynen]
gu[ädigen] Herren vereert worden, in einem Abend-
trunk mit einandern genossen.' 1607/8, Z Seckelamts-
rechn. — 2. a) Kuhname B; vgl. ge-schwanet. —
b) Geschütznaine. ,Der Schwan(n).- 1779, Bs Zeug-
hausinv.; vgl.: .[Ein Geschütz] hat ein stendlingen
schwanen', als Verzierung. 1591, ebd.
Vgl. Gr. VfB. IX 2201; Jlartin-iienh. U 525; Fischer V
1234. Das fast durchgängig erhaltene ausl. -ii kennzeichnet
das W. als Lehnw. aus der Schriftspr. Die Stelle bei Kessler'
12: ,[Die Prophezeiung hat sich erfüllt] das kain statt, dorf
nach Winkel unser tUtschen nation weran, da man uitdenschwan
mit heller und luter stim höre singen', knüpft an einen Aus-
spruch Luthers an, worin er sich als Schwan bezeichnet (s. Gr.
WB. IX 2207 0.). In PNN. ,Swaneilt', ,Swanahild', ,-hilt.' um
880/900, Z Fraumünster. Als FN. ,Hans Schwan.' 1457, Z.
,Johans Swenli.' 1386, BTh. Als Hausname. .(Zum) Schwan'
AaBr.; SchStdt. ,N. zum Schwan.' 1469, Z KB. ,N. beim
kleinen Schwäuli.' 1S16, ZStdt. c//", ^«nW .SVAirane", Wirts-
hausname (verbreitet). ,N., wiit zum Schwanen.' 1570, Bs
Stadtb. 1890. ONN. ,Schwan-Au' BBaunwil (Hof; modern?);
SchwLowerzersee (Insel mit Burgruine: s. GL. IV 612). ,-Egg'
ZHorgen (Burgstall: s. Leu, Lex.XVI 537 ; HMeyer 1849,55).
,Schwanen-Fels.' XVIII. /XIX., SchStdt (Landgut, wohl nach
dem oben erwähnten Haus zum .Schwan' benannt, dessen Be-
sitzer um 1700 das Gut erwarb; heute , Charlottenfels'). ,-Tal'
ZEgl. (Tälcheu).
Wind-: Wild-, Singschwan. VSV. 1916, 53.
g°-schwanet: vom Vieh, „schwanenförmig, hoch
und dünn beleibt Schw; Zg", auch It Drithen.
s c h w ä n 1 e ° f'-a-j : beim Gehen den Hals vorstrecken.
D'Bränte"treger . . . chüche" u"'' schwänle", mit den
vollen Traubentansen. BIrnd. 1922.
schwane" I C-ä-j, 3. Sg. Praes. und Ptc. -et (in Bs
und neuer auch sonst -t): unpers. a) wie nhd. schwanen
AAAar., Br. und It H.; Bs; B, so oAa., E. (Loosli),
„0." und It Zyro; Gl; Sch; Th; Z. „Es schwant mir,
ich ahne, merke Etw." (St.^). 's hät-mer scho" lang
g'schicanet, es chömm de" Weg use" ZDättl. Es hät-
mer doch halbe" so g'schwanet, 's geb na''' es U'mues'
dri", in die Festfreude. .ACorr. 1860. Frili''' hät-mer
Oppis g'schwanet, Vater, dessen Tochter einen Lieb-
haber hat. AHüGiiENB. 1922. Eshät-im öbmis U"g'freuts
g'schicanet. SPletscher 1903. .Meine . . . Muhme,
welcher von einem nahen Tode schwanete.' Sintem.
1759. Im Übergang zu b. Ir glaube"d nüd, was-i'''
e" Bangigkeit ha"; es seine anet -mer, es schioanet mer !
-iCoRR. 1879. Äha,jitz chunt's [eine unangenehme -Aus-
einandersetzung]; es het mer nid vergebe"s g'schicanet.
HDiETzi 1907. — b) bangen, angst werden B; ZWth.
Wen"-i''' dra" [an die Geschichte von der Sintflut]
sinne", so schzcanet's mer mengisch o"''' ; aber ich denket:
Joggi, tue numme" en iedere" Tag di" Pflicht ... «""' der
lieb Gott b'hüetet-se [die Menschen] de"" scho" B. Es
schwant-mer vor dere" grosse" Arbe't ZWth. (PStaub).
— Wühl nicht eig. volkst. Vgl. Gr. WB. IX 22Ü9 £f.; Martin-
Lienh. II 575; Fischer V 1234.
vor-: = dein Vor. a. ,Mir schwanet immer vor,
wann der Jesuit Einer fürfahre auf dem Grab des ...
N. lästerlich-pöchische Gabriolen zu machen, so werde
[ein naher Verwandter des Verstorbenen] dessen und
1881
Schwan, schwen, schwin, sclnvon, schwuii
1882
der Wahrheit mannhafter Vindex sein.' Goliath 1741.
— Mischung mit dem syu. um. ee isl-mer vor (Bi] I 929).
scliwänen II, Schwäning a. Schweinen, ScMvei-
ning.
Schwanfelder m.: eine Art betrügerischer Kirchen-
bettler; s. Blick- Schlaher (Sp. 496). — Vgl. Gr.WB. IX
2213 (.Sclnvaueufeld'). Auch als FN. : ,Toma Swauvelder.'
M12, h.
Schwenn m.: Fisclmanie, Alet BTwann (Bärnd.
1922, 51), „Kühling, Cyprinus Idus, am Neuenburger-
see" (St.2; nach GLHartm. 1827,210). — Frz. chevai,,,-;
s. Fatio 1882, 552.559.
Schwein m. Nur in ONN.; s. die Anni.
Anihd. Kirein m., Knecht, (Schweine-)Hirt, unverwandt mit
S.liiein; Weiteres bei Gr.WB. IX 2-438. Ahd. auch als PN.;
-. Förstern. ^I 1375. In ONN.; vgl. Fischer V 1265. , Schwän-
berg' (gespr. Sckwäbrifi), Dorf ApH. (.Snweiiiper.ic' S21,
,Sweinperc marcha.' 950, ,Sweinberg.' 1319, ,Swainberg.'
1395, bei Leu, Le.\ , Schwanberg'; s. GL. IV 610); hieher
wohl auch Schwäbrig, Weiler ApGais (Sp. 1730o.); dazu der
FN. .Schwänberg.' 1470, ,Schwa(i)nberg.' XV./XVI., GStdt
(Leu, Lex. XVI 530; Vad. II 269; JHäne 1895, 121 Anm.).
,Scbweins-Berg', gespr. Schweissberg I) .Schweinsberg' oder
.Schweissberg', ehemalige Burg der Freiherren gleichen
Namens, , deren Herrschaftsbereich denjenigen Teil von Sig-
nau und Eggiwil umfasste, den man Rotkraut nennt' (Jahn
1857); , Schweissberg', Weiler BEgg., ,eine freundliche, mit
schönen Wiesen und vielen angenehm zerstreuten Baueru-
wohuungen bedeckte Berggegeud, die einen Dritteil der Pfarrei
Signau ... bildet' (Lutz 1827); dazu dieNanion ,üol. und Wer.
deSweinsperch'. 1248/53, B Urk. — 2) (bei Leu, Lex. ,SchwiDs-
herg[!), auch Schweinsberg und Schweisberg') ehemalige (1897
restaurierte) Burg der (aus BEgg. stammenden) Freiherren
von Attinghausen-Schweinsberg lIAtt.; s. vWattenwil-Diesbach,
GeschichtederStadtunilLandschaftBernl 295; WOechsli 1891,
158 f.; Z Anz. 1898, 52. 79ff. Ein drittes .Schweins-Berg, ein
zerstörtes Schloss in der Pfarr [B]Melchnau' (Leu, Lex.), Hess
sich nicht weiter nachweisen. Der Dorfuame .Schweiningen'
(GrOberhalbstein) ist wahrsch. Umbildung aus der urspr.
rät. Namensform (heute .Savogniu'); eine Zsstellung ä. Formen
s. Anualas della Soc. reto-romantscha 31,91. FN. Ürhiräningei
Seh; wohl zu ,Schwauingen', Dorf bei Stühlingen (Baden).
, Michel Schweninger.' 1436, AaB. ,HanS Schwäningcr.' 1531,
ZRegensd. .Heini Schweninger.' 1542, ZSeen b/Wth. .Caro-
las Schwäniuger, Schulmeister in Kappcl.' 1Ö45, HBuil. 1572.
Soll wein er m.: Schweinehirt, GBuchs. .[Die
Schweine laufen] in zu.saraniengestosseuen Heerden
frei auf der Allment ... unter der Leitung eines Hirten,
den man Schw. nennt.' Steinm. 1804. .Da sond ainera
herren von Costenz von [von den neun Hüben] gan
nun schwin ... und soll man dieselben schwin wären
uff sant Andres tag ... Man sol ouch von unsers herrn
wegen von Costenz ainen scliwainer daby haben und
sonnd aber die, die hüben haben, die schwin schetzen.'
SchNnk. Offn. 1330. S. noch Bd V 1229o. — Ahd. s,cei-
Mfiii, subulcus. porcarius. mhi. sireimtn- und (mit Anlehnung
an «ictii) sirtiirire; vgl. Gr. WB. IX 2445.
„Schweine"", schväne" II: 1. tr. a) abnehmen
raaclien, „mindern, schmälern L." a) mit Sachobj.
,Wer die burger schädiget an ir brunnen ald an ir
tücheln, es si [mit] anborren, mit zapfen ziehen, mit
howen ald wie das wasser geswaint wirt . . . der git
als dik, so es geschiht, 3 Ib. an die stat.' TnDiess.
StR. ,[Abt Wilhelm] erwarb die übergab der stat zuo
Schwarzenbach, des fürnemens, dieselb legerstat
widerumb zu verenderen und Wil zuo üfnen. [Sein
Nachfolger bemühte sich beim König Albrecht] damit
... sölich legerstatt widerum möchtgeschwaint werden.'
Vad.; nachher .brechen'. ,[Man hat] allenthalben
die onmässig äusserlich zierde der tempeln gemasset
und geschweint.' ebd. Wald ,schw.' ,Das holz, das
die burger schwainten in der Egg.' 1407/8, G Seckel-
anitsb. .[Vierer und Weibel sollen] goumen und acht
haben und die, so darinn übergriffen, das [Gemeiude-
liolz] verwüesten und ze vil schw. wollen, by iren
geschworenen eiden angeben.' 1491, AABottenwil.
.[1512 hat man] die eichen im byfang ob der stat
geschweint und abgehouwen.' 1540, AiBr. .[Prozess]
von wegen eines holzes, genampt die Aspholtern ...
da dan bemelt holz bisshar von graeinen und sunder-
baren Personen mechtig gschweindt, jung abghouwen
und ... verderbt wirt.' 1583, Aa Rq. 1926. , Was man
fürohin in der bemelten alp für holz schw. ald schwenden
täte, des orts sölte man schuldig, püichtig und ver-
bunden syn, dieselbig schwand ... ouch ze rumen,
ufzeraachen und ze sübern.' 1594, GNessl. ,Im Wald,
der Hardt genannt [soll] . .. ohne Wissen und Bewilli-
gung durch kein Teil weder Eichen- noch ander Holz
... abgehauwen und geschweinet werden.' 1616. Aa
Lauf. StK. S. noch schwämmen I (Sp. 1855), Holz-
Schiveinen, auch FAnd. 1897, 280. Von liegendem und
fahrendem Gut, Kosten. ,Düselben lechengüetter betten
sy im [dem Abt] und dem gotzhus veruntrüwet, damit
das sy die höf geschwaint, geminnrot und etlich stuck
und guot davon und daruss verkouft und veraberhan-
delt betten.' 1420, G(DruckdesXVIl.)..Darzusolsy [eine
Witwe] das huss, darin sy ist, und den hussrat besitzen,
nützen und niessen, dero gestalt. dass allda nüt ge-
schweint werde.' 1524, Z RB. ,I)en costen [für eine ge-
wisse jährliche Festlichkeit] sol man schwainen.' 1532,
G Ratsbesciil. Von umlaufenden Münzen. ,[Die Ein-
schraelzung der grossen Münzsorten bewirkte, dass]
die gross münz geschwaint, die klain so gemain und
überflüssig [wurde], das die von irer schwecherung
wegen nit für werdschaft raocht vertriben werden.'
Kessl. S. noch Sp. 1811 u. (Vad.). Mit abstr. Obj.:
,[G beschuldigt Ap, dass es durch Führung eines
eigenen Leinwandzeichens versuche] ires gwerbs glaub
und ansehen ... ze schwechen und ze schw.' 1542,
Zellw. Urk. — ß) mit Akk. P. ,Als die zal der raten
in etlichen jaren . . . sich gar vast gemeret, liess der
kaiser die ratsherren ... der zal halber schwainen und
mindern.' Vau. , [Damit Tiberius die Juden] schwainen
und in abgang bringen möcht, hat er iren ein gross zal
... in etlich ungsund inseln verschikt.' ebd. Erweitert
durch einen Gen.S.: ,Sölten die clauster und Stiftung
ufgehept werden und ein ieder [der adeligen Insassen]
widerumb zuo sines vatters hus keren, sy müesten
die erbfäll widerlegen und zuoglich usstailen, dar-
durch sy ires guots geschwaint und der clausternutzung
beroubt werden [korr. f. .wurden']. Kessl. — f) refl. ,Reht
als ein kerz den lüten git lieht und doch an der selben
zit sich selber sweinet, alsus tuot der argen pfaffen
lere guot.' Scuachzabelb. , Demnach [nach der Schlacht
bei Wurzach] der merentail buren haimzogen und sich
der huff göschwainet.' Kessl. ,Und hat die sach [der
Kreuzfahrer] von diser stond dannen in dem haiigen
land sich von tag zuo tag geschwaint.' Vad. ,Miles
rarescit, der hauffen der kriegslüten schweint sich
oder mindert sich und ninipt ab.' Fris. — b) Etw.
von einer Summe abziehen; vgl. ab-»chiveinen b,
■schweinigen. Refl. in passivem S. , Vassmus ist hinder
1883
Schwan, schwell, schwiii, scliwon, scliwuii
1884
[Fehlbetrag] 17 nint 3 viertl., wirt sich am andern nach-
volgenden innkommen schw.' 1596, AaMuiI Kloster-
rechn.; ebd. gleichbed. .abschweinen'. .Darauf [auf
ein gekauftes Heirawesen] sollen die Käüfter annemen
zu verzinsen an 15 Aier und soll sich nicht schwein[en]
an dem Kaufschillig.' 1781, AAKe. Fertigungsprot.
Mit Konstruktionsmischung: ,[Der vom Käufer eines
Heimwesens übernommene Bodenzins] solle sich an
der Kaufssuma Nichts geschweint oder abgezogen
werden.' 1789, ebd. — 2. (schtcättc", 3. Sg. Praes. und
Ptc.-et) intr., „abnehmen, vermindert werden", schwin-
den .\pK. (seltener als «c/Mcinew); ,Sc»''Ha. (Neukonim)
und It Kirchh. Von Vorräten ApK. Spez. vom Wein,
bei der Lagerung infolge Klärung, Verdunstung an
Quantum verlieren Aa (H.); „Sch"; TiiPfyn; UwE.; vgl.
Sehweining3. BerWi" schivänet, wenn er Blumen ansetzt
Aa (H.). — Holz-Schweinen n.: zu Bed. la. .Nach-
deme unsere gnädige Herren und Oberen ... verspüren
müssen, welcher Gestalten in denen Hoch wählen ... eben
undaurlich verfahren und selbige an Baw- und Brenn-
holz gar unverantwortlich geschweint worden seien,
so haben Dieselbe ... sotanen [l.-em] von vorteilhaftigen
Personen eigentätig verübten H. in Zeiten zu steuren ...
folgende Ordnung aufgesetzt.' 1697, Bs Eq. — un-
ge-schweint: unvermindert. ,[In der Weinlese soll]
nieraandt dem andern uss sinen vassen und standen
win trinken, sonder ein jeder dem andern das sin
ruewig und ungeschweint blyben lassen.' 1556, ZEB.
Mit Gen. S.: ,N. hatt entfangen 120 pfd, so im von ...
siner eelichen frowen worden ... Doch sol er diss
gelt in lybtings wyss ongeschweint des houptguots
bruchen.' 1525, Z Schirmb.
Anihd. au-einev in Bed. ] a, Kaus. zu »chirinen II (s.d.); vgl.
Gr.WB. IX 2444: Fischer V 1267 (si-hi-einm II ä). Bed. 2
auch bei Fischer V 1234/5 («chwanm II). Über das Auftreten
der Form schwanen ausserhalb des Gebietes, auf dem altes ei
zu a geworden ist, s. die Anni. zu Schweining. Nach St. steckt
darin möglicherweise ein anderes Wort: „Wenn dieses «c/dcnncii
nicht ein anderer Dialekt für tchweinen ist, so kömmt es wie
das [syn.] engl, tomme vom Wurzelwort ,wahn' mit Vor.setznng
des Zischlautes her" (vgl. dazu , wähnen' bei Gr. WS. XIII
649); doch ist diese Annahme wenig wahrsch. Hielier viell.
die ONN. .Schwein-Lowy.' um 1490, SchwPragel (nach dem
top. Atlas heute ,Schwellaui'); ,Schwan-Zelg' ThSalmsach;
ganz unsicher ist , Schwan-Holz' (gespr. Silimä-Hök), Hof bei
ApHer., weil im ei > ä-Gebiet liegend, wenn auch unweit der
Grenze gegen das ei> ä-Gebiet.
ab-: a) = Schweinen la, „abschmälern". St.* (oO.).
Einen Wald ,a.', schwenden. PAnd. 1897, 280. — h) =
Schweinen lb;s. schon d. .[Der Käufer eines Hausanteils
übernimmt] daruf zuo verzinsen 100 Gl. ... mer ein Grif
Eier ... und soll Alles an dem Kaulfschilliga.'1730, AAKe.
Fertisfungsprot; oder intr.'? ,Daruf [auf ein gekauftes
Grundstück] sol der Käufer annämen 1 Viertel Kernen
in den Kälerhof, und sol an dem Kaufschilig ab-
geschweind werden.' 1781, ebd. ,[Der Käufer eines
Rebstücks übernimmt ua. an die Pfarrpfrund zu 0. zu
entrichten] 5 Firlig Kernen Bodenzins, und der Kernen
solle Nichts [!] abgeschwint werden an dem Kaufschilig.'
ebd.; vgl. noch ab-schweinigen II. — Zur Schreibung ,-i-'
vgl. die Aura, zu wcAirinen.
ver-: 1. tr., abnehmen, schwinden machen, auf-
zehren, verschwenden. ,Alle dine sünde werdent ze
wurmen in der helle und grabint allezit durch das herce,
und wirt doch niemir versweinit.' Wack. 1876. ,Disiu
mönschen die hant ir fleisch und ir bluot verzert und ver-
sweint in dem liden und leben Christi.' ebd. ,Dise flüsse
[Temperamente] alle viere so gelich zesemen komen ...
si versweinten alles, das übrig der nature was, und
taten frisch und gesunt den lip [Christi].' WvRheinaü.
.[Eine Nonne] begert mit herzlicher minender begird.
das aller ir lib gemartret wurd dem süessen kindli
ze dienst ..., das ir flaisch alles verschwanet wurdi
für alle sünder.' Elsbet Stagel. ,Die sälikeit ist niemer
volkomen, si sig denn sicher; si enwirt aber nit sicher,
es sig denn, das du ewig sicherhait alle sorgsamkait
verswaine.' Waldregel 1425. Von Wald: ,Das da ver-
gont wurde, das ein jeder zuom jar ein anzal reb-
stecken und schindlen ze machen, doch an orten, do
sy der vogt bescheide, damit die weld nit verschweint
wurden, fuog hete.' 1525, Bs Ref. Von Geld und Gut.
,[Es sei nicht zu dulden, dass] ein einziger unnützer
münch, der etwa woll alsbald ... über Rhyn här
[komme], hüt ein Schwab, morn ein Frank ... ein
Süllich gross guot underhands haben, das allein zuo
sinem bracht und muotwillen wider Gott v. und wol
alsbald zuo krieg, uffsatz und verderbung deren, darab
söllich guot geschunden, verbruchen [könne].' 1529,
Absch. ,Dass dise kilchengüeter nit mer, wie biss-
här. misshandlet, vertan, ussgelichen, verborget, ver-
schweint oder zuo einichen anderen dingen dann zuo
notturft der armen verwendt . . . werdind.' Z Mand.
1530/1628; ,verschweineret.' 1650. ,[N. habe seiner
Frau] uss irem houptguot 200 guldin verschwaint und
vertonn.' 1551, Si'H. ,[Deni N. wird der Wirtshausbesuch
an Werktagen verboten] damit er das, so er mit syner
arbeit und übelzyt gewünne, nit so ellendigklich ver-
schweine und vertüege.' 1553, Z RB. ,[Das Einzugs-
geld solle] zu irem [der Bassersdorfer] nutz hablich
angeleit und sonst anderer gestalt nit verschweint
noch hingericht werden.' 1566, Z Rq. 1910. — 2. intr.,
abnehmen, spez. vom Euter einer Kuh. die man vor
dem Kalben ergalten lässt (s. er-galten 1 Bd II 287) B
Gr. D's Cliieli wolt nid ergalten, d's XJler will-mu nid
verschtveinnen ; es hed no''' nid verschweints (Lehrer
Brawand). Auch von der Kuh selbst: ,Die Kühe sollen
mit der Milchabsonderung ganz aufhören, sie sollen
ergalten, galtu sein oder verschtveinnen.- Bärnd. 1908,
387. — ver-sch weint: geschwächt. ,Miniu ougen
sint versweinet uf ze Gote chaphendo unibe sina helfa.
attenuati sunt oculi mei suspicientes in escelso.'
NOTKER. — Amhd. versii-mKn; vgl. Gr.WB. Xlll, 1201 (zu
Ende von .verschweinen'); Fischer II 1326. Die Form mit
,-a-' bei Elsbet Stagel ist viell. blosser Schreibfehler für ,-ai-',
könnte aber auch die Ma. des G Schi'eibers wiedergeben.
Anders zu beurteilen ist das regelmässige ,(er)schan' (ebd.)
als Prffit. zu ,(er)schiQen'; s. Bd. VIII 822 Anm;
hin-: = ver-schw. ,So swaint der huorer hin sin
guot.' GVöGELiN 1534; ,perdet.' Melanchthon.
s c h w e i n e r e " : = Schweinen 1 hs (Spreng) ; SchwE. ;
ZO.; St. (oO.). .Minderen, kleineren, schw. [nsw.],
attenuare, (di)minuere.' Fris.; Mal. , Schw. .minderen.'
Denzl. 1666/1716. a) mit Sachobj. Ir händ die BirC
g' schweiner et! ZO. (Brnnner). .Die schaaf werdend in
pferrichen geschweiner(e)t und kein rindervych wird
me(r) in stallen sin.' 1525/1707, Hab.; .geschwyneret.'
1589. .[Wenn ich] inen den vorradt des brots schw.
wurde und ein türe über sy schicken.' 1525/1638. Ez.
,Als er einen hunger über die wält berüeft und alle
speiss geschweineret hat.' 1531/96, Ps.; ,und er hat
... allen Vorrat des Brots geschweineret.' 1638. Wald
,schw.' .[Infolge der Aufnahme allzu vieler Taglöhner
und Hausleute in die Hubhäuser werden] die hölzer
1885
Schwan, schwell, sclnvin, sclnvoii, schwuii
1886
zun, ef'aden, böum und wachsende frucht übel ge-
schändt und geschweineret.' 15(i4, Hotz 1865. ,[N. dürfe
nicht] ungebeürlich holz schw.' 1599, WMerz 1909.
Der Äbtissin von Ülsberg ist nicht gestattet, ilire auf
Basler Grund und Boden liegenden Wälder nach Be-
lieben zu ,schw.' 1599, ebd. Von Geld und Gut. ,Dass
iro, der frowen, diegüeter ... umb ir zuopracht guot ...
haft und verfangen stüendint, welliclies sy nit minderen
ald scliweineren lassen könnte.' 1546, Z RB. ,lnimi-
nuere suinmani, von der summ nemmen oder abziehen,
die summ schw.; sperabit sumptum sibi levatum esse,
der kosten seie im geschweineret, geringeret.' Fris.
,Den kosten minderen und schw., dem kosten abbrächen,
temperare sumptus; die schuld(en) schw. und bezalen,
a!S alienum minuere; guot schw., vertuon, verzeeren,
opes attenuare.' Fris.; JMal. Der Nuntius verspricht
den V Orten, dass der Papst die Kosten für die Canoni-
sation des Nikiaus von der Fltte soviel immer miig-
licli ,scliw.' werde. 1011. Absi-h. .[Zürich gewährt dem
Zehngerichtenbund ein Anleiiien; man beschliesst] umb
sovil das Capital im Salzhandel zu schw. und inen
fürzusetzen.' 1647/8, Z Seckelanitsrechn. ,Wie etwan
die unvermeidenliche oberkeitliche Aussgaben, die nun
etwas Zeits haro immerzu gestigen ... geschweineret
... werden [könnten].' 1665, U LB. Mit abstr. Übj.
,Hats dann Gott also geordnet, dass dein herrlich wäsen
und aller deren, die stark sind, nit sölte geschweineret
und geminderet werden?' 1531, Hiob. , Eines anderen
eer schw. oder schmeleren. delibare de gloria alterius;
einsi lob minderen, schw., verkleineren, aliquid laudi
deraere.' Fris.; Mal. ,(Jnd erstlich zwar so wird hie-
durch geschweineret und geminderet der Gottesdienst.'
1630, L. ,l)ass die unverhältnissmässige Menge der
Münzen den Cours der Gold- und groben Silbersorten
... schweinere.' Z Mand. 1773. Von Rechten, politischer
Macht. ,l)ass wir sollichen handel ungestraft nit lassen
hingan, dann sust dadurch unser oberkeit und fryheit
grösslichen geschweineret wurde.' 1537, .Absch. , [Durch
die Mehrung der habsburgischen Hausmacht ist] das
rieh dermassen berupft und geschwainert worden, das
es wänig mer zuo beliärsehen hat.' -.äiG.TscBüDi (ASG.
19, 35'2). ,Daä herzogtumb Allraannia ist mit der zyt
von den keiseren und sonst geschweineret und ge-
minderet worden.' HHdli,. Tig. ,Dass ihr als unsere
getrewe Schirmherren, wo wir so hinlässig wären und
solche gnaden und freiheit wollten schw. und brechen
lassen, gesinnt seien, die mit spiess und stangen zuo
schätzen und zuo erhalten.' 1590, ScHwE. Archiv
{Schreiben des Abtes an Schw). ,Schw. an Etw.' ,[Dass
die Bs Domherren] nit allein rent, zins und gült in-
zügint, sunders etlich zechenden verkouftind ... dar-
durch ir muotterkilchen an rent, zins und gülten ge-
schweinert ... werden.' 1531, Acsch. ,lch wird an
meinem fürnemmen nichts schw. noch abbrächen, non
minuam meum consilium.' Fris.; Mal. .[Der Verwalter
des Waisenhauses soll] schweeren ... an des Waisen-
hauses Einkönften aus eigenem Gewalt nicht zu ver-
ändern noch zu scliw. lassen.' 1771, BSpyki 1871. —
b) mit Akk. P. .Ye nier ... Pharao die kinder Israel under-
stuond ze schw. und undertrucken ...' OWerdm. 1564.
,Die von Schwitz und von Underwalden warend für-
nemlich dran, dass nians [die Besatzung von Greifen-
see] tüde, ire viend dardurch ze schrecken und ze
schw.' /Eg.Tschudi. Chr. ,Es wardt euch abgeradten,
dass man den züg, diewyl man raorndes anzuogryifen
willens were, keins wägs wolte teilen oder schw.'
HHuLL. 1572. S. noch Bd VI 1070u. — c) refl. .[Die
Zürcher liätten an die ßündner das Ansinnen gestellt]
dass sy uns hie sölten angrifen, darniit sich üwer züg
schweinerte.' 1531, Schreibkn des Urner Kommissars
in Beilenz an Uri. ,[Die ßüchsensciiützen klagen] dass
sich sölliche üebung ye lenger ye raeer schw. und
nämlich nieer ab- dann zuonemmen welle.' 1547, Z RB.
.Dass sicli das almuosen geschweinert habe.' ebd. ,.\ls
sich dann ouch durch das streng und unzimlich buwen
der hüseren, ouch durch das verkoutfen und verschenken
... das buwholz fräffenlich geschweineret [hat].' 1555,
Hotz 1865. ,Es huob sich ouch an der züg scIiw. von
tag zuo tag.' HBuLL. 1572; am Rande: ,Der züg der
stetten schweineret sich.' .Sitteraal sich die usgaaben
der empteren nit schw., sonder von tag zuo tag in alweg
meeren wollen.' 1589, Z. — seh wein er end: ver-
mindernd. ,In .Ansehung der entsetzlich vieler Armen
. . . und des grossen den hochoberkeitlicben Vorrat
gewaltig angreifend- und schweinerenden wöchentlich
ausszugebenden Quanti Früchten.' 1739, ZAnd. —
ge-sch weineret; geschwächt. ,Res accisse, g., ver-
loren Sachen.' Fris.; s. auch ßd VI 1342u. Mit Bez.
auf Einkünfte. , Diewyl dan die pfruonden g. sind und
man etwan zwoo oder dry muoss zesamen stossen,
gibt es sich oft, das ein tütsche und welsche zesamen
kernend.' 1558, Brief (JFabricius). ,So die canonicat
nit so gar g. wärind.' ebd. — un-: = un-ge-schtveint;
bes. mit Bez. auf die Nutzniessung des Frauengutes.
, Damit das houptguot u. by einandern plybe.' 1555, Z.
Erweitert durch einen Gen. S. ,So aber von inen beiden
[Eheleuten] eeliche kinder vorhanden sind, soll der
vatter das mnetterlich guott u. des houptguots nutzen
und niessen.' 1558, Z Gerichtssatzung. ,Das lebend
Bleibende, es seie Vater oder Mutter, [soll] des ab-
gestorbnen Kinds Haab und Gut . . . sein Leben lang
u. des Hauptguts zu Leibding inhaben.' XVI., ZStb.
Erbrecht (Abschr. von 1719). — Nur Schweiz.; vgl. Gr.
WB. IX 244'). Wolil nach Syun. wie «cli micheren uä. gebildet.
Vgi. Ki-h witteren mit Anm.
ab-: = ab- Schweinen a „L". ,Da ein Ambtman wol
dahin bedacht syn werde, die angedüten Unkosten
zimlicher Massen abzuschw.' 1624, ZKapp. ,[Dass]
mir aber, als ich anno 1654 mit mehrerer Stimm
Spittalarzet erwehlt, disser Lohn auf 2 Pfd 5 Seh. ...
abgeschweinneret [wurde].' JJHolzhalb 1691. — ab-
ge-sch weineret: vermindert. ,[Der durch Hagel]
zimlich abgeschweinerete Vorrat der Früchten.' Z
Mand. 1689. , Unser Fruchtvorrat ist zimlich ab-
geschweineret' ebd. 1692. ,Wie dass das Weinumb-
gelt so stark abgeschweineret.' 1701, Z Ratserk. —
un-: = un-ge-schweineret. ,[Dem Stiefvater soll] der
Einzug des Güetlins anvertrauwt und übergeben
werden, darbei aber ihme obliegen, dass das Capital
ohnabgeschweinneret verbleibe, und sich ... mit denen
von dem Capital eingehenden Zinsen zuo vernüegen.'
1695, Z. — Ab-schweinerung f.: ,A. des Kostens.'
1660, Z.
abe''-:,den Inhalt einesGefässes abnehmen machen,
indem man davon geniesst ZF.
ver-: = ver-schiveinen 1. ,Im selbs ein nachteil
bringen, sein achtung oder guot lob selbs v., sibi dero-
gare.' Fris.; Mal. ,[Die Kaufleute klagen] wie den
biderben Lüten ir Guet und Kauö'mannscbaft, so sie
in das Kornhaus zu behalten gebend, etwann fast
1887
Schwan, scliwen, schwin, schwon, scliwun
1888
verschweineret und zu Zeiten gar verloliren werden.'
1641, Z. S. noch Müs-Fallen (Bd I 748). Von Wald:
,N. begehrt, das die gemeindsgnossen zuo Birmenstorff
ire fronwäld und hölzer nit also, wie bishar beschächen,
undertryben, verwüesten und verschweinern.' 1562,
Z Eq. 1915. Von Geld und Gut. ,Diewyl ... zuo be-
sorgen was, das der [Ehemann] villicht das ir, so mit
der morgengab und zuogebrachtera guot sich biss uff
1660 pfund tritft, ouch v. wurde.' 154.3, Z Schirmb.
Das Gotteshaus wollen die StGaller durch einen
Schaffner verwalten lassen, ohne von dem Hauptgut
etwas zu ,verschweineren'. 1554, Absch. ,r)armit jeder-
zeit dem Gottshus [Frauental] das Sinig verblibe und
so wenig als immer möglich verschweineret werde.' 160'2,
Z(i. S. noch Sp.l884M. (Z Mand. 1650). Von Rechten:
, Durch die Nachlässigkeit der Väter [wird] den Kindern
oft das Urte-Recht verschweineret.' 1804, Ndw Ges. 1867.
Refi.: Der Anhe" verschweineret-si''' der g'chöirege" [ge-
hörig] Weg ScawE. (Lienert). — Ver-scli weinerung
f.: Verminderung, Verschwendung. ,Als dann N. uff ab-
gang ... sins lieben vatters seligen ... mit überflüssigem
vertuon und v. siner hab und güetern dergestalt und
also unordenlich husgehalten [wird er bevogtet].' 153o,
Z RB. ,[Es sind] behufs Ausrottung oder wenigstens
V. der den besten Feldfrüchten so unglaublich ver-
derblichen Spatzen alle schicklichen Massregeln zu
ergreifen.' 1770, Z.
Schweine ri°g, in den ä. Belegen .-ung' — f.:
Verminderung. „Schmälerung, zB. des Einkommens
L." .Ringerung, minderung, schw., at-, extenuatio,
di-, imminutio.' Fris.; Mal. .Abbruch oder schw. des
Zolls.' 1574, Z Zollb. Um die ,Schw. der Kundsame'
zu verhindern, wehrt sich Eglisau mit Erfolg da-
gegen, dass Glattfelden eine zweite Mülile erhalte.
1615, AWiLD 188.3. .[Die Regierung ist gewillt] die
dem Staat schuldigen Zehenden vor unbilliger Schw.
und Abbruch zu verwahren.' 1787, Z Ges. 1798. ,One
schw.', = unge-schwein(erejt (Sp. 1883. 1886). .Diewyl
der N. und sin frow sich erpieten, das sy die kinder uss
dem jerlichen zins und one schw. des houptguots er-
züchen wellen, so sollen inen die kinder zuogestellt
werden.' 1573, Z RM. ,[Das Überlebende von zwei
kinderlosen Ehegatten soll die eine Hälfte vom Ver-
mögen des Verstorbenen erben, die andere] ohne Schw.
und Abgang ... in Widwem- [!] und Leibdings-Weis in-
habeu, nutzen und brachen.' 1011, G Rq. 1906, '295;
ähnlich Z Statute 1834, 48/9 (1720, ZWth.). 105 (1658,
ZFlaach). ,Die hinderlassne Wittwen [mag], so lang
sy im Wittwenstand verblybt, uff dein verlassenen
ganzen Hab und Gutt, so ihro gefehlig, ohne Schw.
des Hauptgutts gar wol husen, wie von altem haro.'
1658, ZFlaach. ,[Eglisau darf den , Abzug' auch von
Bürgern verlangen, die sich in Zürich verpfründen
lassen, doch] ohne Schw. der Pfrundsumme.' 1694,
AVViLD 1883. Spez. Schweineri'g, Abnahme am Quan-
tum beim neuen Wein ZBül., Sth. (PStaub), auch von
Getreide, Kartoffeln ZBül.; &yn. Schweining 2. ,Das
alles [Leistungen des Klostors an Geistliche] zalt,
wie vorstat, der amptman zuo Bremgarten voruss und
ab uss dem zechenden daselbst, das überig reicht im
an sin belonung und schweinerungder fruchten.' 1596,
AAMuri Klosterrechn. — Vgl. Schmturunj mit Anm. Bei
Gr. WB. 1X2446 nur aus Schweiz. Quellen (wozu aucli Cale-
piuus 1616). Die Angabe aus ZStli. cuts'pricht nicht dem ürt-
licheu Lautstand, nach dein -o- zu erwarten wäre.
S c h w e i n i Schwäni — f. : ,das Schwinden des
Weines im Fass, oline dass man davon nimmt' AASt.
Syn. SchweiningS. — Vgl. Schmni. AlsON..S'fÄi«iniAaGrän..
Muhen; Bsitingen; LAltish. und so gewiss auch amtliches
.Schweine', .-i" AaDürr.. Teufent.. Zezw.; BsBretzw. (.auf
Schweini'); LNeb. ; SWisen. .Schweini-Höfe' AaZezw. ,-Mos.'
1552,AaZof. ,-Boden.' AaOKulm, Zezw. .-Weid' SDän. ,-Weg'
AaGrän.
ab-sch wein ige" : = ab-schweinen Ib. Reff, in
passivem S. .[Eine dem Käufer eines Grundstückes
überbundene Zinsleistung] sol sich ... an dem Kauf-
schillig abschweingen.' 1786, AaKe. Fertigungsprot.;
an andrer Stelle: .... sol sich an dem Kaufschillig
abschwingen'; mit Konstruktionsmischung: ,... sol
sich an dem Kaufschillig abgeschweingdt werden.'
ebd. — Zum Schwanken zw. ,-ei-' und ,-i-' vgl. die Anm.
zu achwinen II,
ver-: = ver-sehtceinen. ,[lch las über Dialektik]
biss das ein pestelenz mier die schuoU so gar ver-
schweiniget hatt. das ich nit discipulos hatt, die dia-
lecticam möchten hörren.' TbPlatter 1572.
Schwein ing ,-ung', Schwäui(n)g — f. L.Schwei-
nung'. entspr. Schweinen la, Verminderung, Schwä-
chung. .Dass söUicIi abtritt von den alten und orden-
lichen pflichten der bischofen und äbten nüt anders
sein weitend, dan wurzel und anfeng nachgender zeit-
licher herschung, die one schw. und Zerstörung der
geistlikeit nit konte zuogelassen werden.' Vad. Von
Wald: , Damit in Zukunft die Waldungen von allem
schädlichen Angriff und Schw. gesicheret bleiben.' Bs
Waldordn. 1781. Von Kapitalien. ,Wenn aber der
vatter ein ander wyb neme, sol er den ersten kimlen
ir müetterlich erb und guot anzaigen. das er inen vor
schw. und abgang zu halten schuldig und versicheren
sol.' ZElgg Herrschaftsr. 1535. ,[Das Überlebende von
zwei Ehegatten soll] des abgestorbenen verlassnes guot
syn leben lang und bis zuo end syner wyl inhaben,
nutzen und niessen, doch ohne schw. des hauptguots.'
1566, TaFr. Erbrecht. — 2. Schwäni(n)g AAÄar., Br.,
F., Zein. undltHürbin; ApK.; Bs; „L"; GMarb., Stdt
(1790); ScH, so Ha., It Kirchh. und St.; Schw; THAnir.,
Fr., Hw., Mü., Pfyn; UwE.; Z. so Sth.: entspr.
Schweinen 2, .Verringerung' Soh (Kirchh.), „Abnahme
im verallgemeinerten Sinne Sen." Spez. a) Muskel-
schwund, Atrophie ApK.; TuAmr., Hw., Mü.. Pfyn.
Er hat d'Schiv. a"-me" Fuess, i"-men Arm. .Und wil der
scherer den K. an der schwainung arzneu. das mag er
tuon; und so der K. an der schwainung genese, sol der
K. den scherer der schwainung halb abtragen.' 1537,
ScH Ratsprot. Scherzh. nbertr. : Min G'eltseckel hat
d'Schio. TnAmr.; vgl. Sehwind-Sucht (Bd VII 283). —
b) von Natur- und andern Produkten, a) Schwand,
.\bgang an eingekellertem Wein, übh. Getränken, in-
folge Verdunstung. Hefenbildung usw. AA.\ar.. Br., F.,
Zein.; Bs; GMarb., Stdt (1790); Th, so Fr., Mü., Pfyn;
UwE. (,Verlust am Quantum des Weines, welchen die
Ablagerung, das Abziehen und Schönen desselben ver-
ursacht'); Z, so Sth.; nach Angabe von fachmännischer
Seite .ziemlicli verbreitet', 'iisn. Schxoeinerung. 'sisch
Schw. im Fass g'si" BsBinu. D' Hipf, de'' Triiebm'
ist d'Schw. ZMh. Beim Einkauf von Wein muss man
FasszV's und Schw. rechne", um nicht einen zu hohen
Preis zu bezalilen Th. Wenn man einem Wirt den
Gewinn vorhält, den er am Wein erziele, so macht
er geltend, es gehe ihm davon viel ab an Kosten,
1889
Schwan, schwen, scliwin, schwon, sclnvun
1890
Fasszins, Schiv. ScnHa.; ThMü. ,So dann ... nit brüch-
lich war, das man dehaineni sins glychen schaifner
oder areptmann [der Karthause Tnlttingen] schwai-
nung in der rechnung abziehe, us ursach, das si das,
so nit vorhanden war, nit erstatten müesten, wurden
wir uns an dem end oueh nit inlassen, im die scliwai-
nung abzuziehen.' 1532, Absch. (nach dem Z Original).
,Hiemit ist hern schaffneren [von Ittingen] in allen
dingen kain Schwainung abgezogen, und in diser rech-
nung verrechnet alles ineinand.' 1533, ebd.; im Druck
.Schwanung.' ,An win 15 fuoder, 6 eiramer, 14 mass,
ist schwainung und des ganzen jars im hus [THjTobel
usstrunken.' 1547, Absch. (nach dem S Original); im
Druck , Schwanung.' ,Für die Schwanung allein durch
ein halbes Jahr von 1876 S[aum] 1 H[alb] 24 M[ass]
= 46'/« [Saum] 1 [Halb].' 1704/5, ÄAWett. Kelleramts-
rechii. ,Weillen er [der Weinschenk zu Tablat] den
Airaer a 36 Maass empfangt, werden ihme dermahlen
4 Maass davon in die Schwanung gerechnet, also dass
er folglich nicht mehr dann 32 Maass bezahlen muess,
doch mit dem ... Vorbehalt, dass Solches ... wider-
umben geänderet und die Schwanung allein auf 2 Maass
gesetzt werden kan.' 1750, G. ,[Der Verwalter in Ber-
nang soll] jährlich bei der Hinauskunft des Keller-
herrn in das Rheintal specificierliche Rechnung geben,
wie vil Wein er das Jahr hindurch verkauft ...; des-
glichen solle er verzeigen, wie vil Hopf und Schwanung
gewesen.' 1758, ebd. ,Wann [ich] nun ... die Schwa-
nung nur von dem verbrauchten Wein, von 30 Eimer
1 Eimer Abgang verrechnen solle, als bringt von
86 Eimer h'h Mass 2 Eimer 2,26 Mass.' 1793, Tu
Fr. Kelleramtsrechn.; vgl. dazu: ,Bei Vornahme der
[Stadt-]Kellerrechnungen musste für Schwanung zu-
weilen übermässig viel in Abzug gebracht werden.'
Pdp. 1871, 253. S. noch im Folg. — P) „Frucht-
schrumpf", .Abgang an lagerndem Getreide „L" (auch
St."»); GStdt (1790); „Sch"; ThMü.; Z, ,das leichte
Korn, das unter die Rolle fällt' Aa (Harbin). Syn.
Schtceinenmg. , Einer, der Getreide aufkauft und ab-
führt, um es wieder zu verhandeln, hatauf die sogenannte
Schwanung, d. i. allgemache Abschwindung desselben
im Mäs, die auch am Mütte schon merklich werden
kann. Acht zu geben und seine Rechnung darnach
zu richten; solche wird durch Einschmorrung oder
stärkere Verdorrung der Frucht. Verstiebung auf der
Fuhr etc. verursachet.' AHöpfn. 1787 (PfrSchnyder in
LSchüpfh.). ,[Dera Meier soll] ein geburlichschweinung,
wie dann gwon ist, an fruchten abgezogen ... werden.'
1518, AAErlinsbach. ,2 viertel kernen schweynung vom
kernen von Bülach; 2 viertel roggen schweinung.'
1526, Z (Rechn. des Almosenamtes). .39 müt 1 viertel
kernen h. Jörgen, dwil er zun Augustineren das ampt
versehen hat; louft ye von 20 müt ein für sin Ion und
schweynung.' 1528, ebd. ,Für die schweynung gitt man
dem meiger von 20 malter ein malter.' 1530. AARh. StR.
,Uirusgang der rechnung hat her Schaffner [des Klosters
Fischingen] uns gebätten, im ain järliche besoldung
für sin müey und arbait, die er im gotzhus hab, sampt
ainer schwainung als aim andern Schaffner in ainem
andern kloster zuo bestiraen, und so aber wir umb
das kain bevälch noch gewalt gehept und andern
Schaffnern in klöstern, die ingelibten derselbigen sind,
unzhar ouch kain belonung verordnet ist, haben wir
das in abschaid genomen und der schwainung halb
ime beschaideu, wan er rechnung gebe, soll er darinn
Schwell:. Idiotikon IX.
verrechnen, was im an den yngenomnen fruchten ab-
gange.' 1533, Absch. (nach dem Z Original). ,An vesan
1 malter 2 viertel 9 imrai, an kernen 1 mütt 3 viertel
7 imrai, an haber 2 malter 3 mütt 1 viertel 9 immi,
an garsten 5 immi, das ist alles schwainung', Jahres-
rechnung des Johanniterhauses THTobel. 1547, Absch.
(nach dem S Original); im Druck ,Schwanuug'.
, Schwainung an haber 6 malter 1 müt.' 1550/1, Tan.
1906 (Klosterrechn.). ,[Dem Vogt von Klingnau soll]
von den Früchten, die auf den Gasten oder Keller
kommen ... ihe von hundert Stuk Früchten drei Stuk,
von den alten, übers Jahr gelegenen Früchten von
hundert Stuken zwai Stuk. von fünfunddreissig Aimern
alten Wein oder Stuken ain Aimer oder Stuk Schwanung
gelassen und passiert werden.' 16u5, Aa Rq. 1905 (Be-
stalluugsbrief). — y) Gewichtsabnahme des Käses Siuw.
— 8) von Salz. Da schon zu wiederholten Malen über
eine , Schwanung des hall-inntalischen Salzes' geklagt
worden war . . . wird deswegen eine Beschwerdeschrift
dem kaiserlichen Botschafter . . . übergeben. 1734,
Absch. — e)von Holz infolge Eintrocknens, Eindorrens
Aa, so F. — c) vom Schwinden des Weidegrases im
Herbst AAWohlen (Eisler). Es woH Vwintere", 'sWeid-
gras lid i" der Schw. — d) vom Lebensunterhalt. So
in der Wendung: ,Me" sö't de" Freßsack uf d'Schiv.
stelle", ihm den Brotkorb höher hängen.' ebd. —
e) Manko, Fehlbetrag, ebd. Dazu als Gelegenheits-
bildung die Zss. Sehtv.-Poste": Der Eint wird wege"-
me" chleine" Resess vo" 3000 Fränkeli vo" sl"')« Schw.-
P. dbg'ruefe". Der unersclirockene Freiämter 1841. — •
Vgl. Schwining nüt Anm. In der Form Sclwanuvg in Bed. 2 bß
auch bei Fischer V 1237; vgl. noch ebd. 1270 (unter Scliwei-
nuni/ g). Die Form muss sich mit dem entspr. Vb schwanen
(s. achioeinen S) iusbes. als techu. Ausdr. des Weiu- und Ge-
treidehandels von eiuem Gebiet aus verbreitet haben, wo altes
ei lautges. zu ä geworden ist (bei uns kommt ApK.; GF., Rh.
tw.; Sch; Th tw.; ZAuss., Sth. in Frage). An verschiedenen
Orten scheint dtis W. nicht allg. uud nur in der techn. Bed.
bekannt zu sein.
Kasten-, Schweinung' = dem Vor. 2bß. ,Was man
eim Schaffner pfligt zuo geben ... Man lausset im ouch
den opszenden . . . und git man im ein zimlichen [!] k.'
1516, Aa Urbar (über die Kirchen von Rein undBözberg).
,[Der Meier soll] dem jarzitampt sine zins järlichen
ouch inbringen und samlen und einer jarzitmeistrin
rächnung gäben; davon sol im ouch die c. abgezogen
werden.' 1518, AAErlinsb. — Vgl. Kaiien-Schwining. Bei
Gr. WB. IX 245-t (unter , Schweinung') auch aus dem Elsass
belegt.
Schwin BGr., 0., Si.; GrAv.. Chur, Chw., D., He.,
Pr., S., Sch. (bzw. -ei-); P., so Iss.; Ndw; OßwLung.,
Sa.; UUrs., Sehici" FJ. (Dat. PL SchwVne"), S., Ss.; Gl;
GRÜhur, Fan., Hald., He. (nasaliert). Ig., ObS., Rh., S.,
V.; PAl., Ma., Ri.; GA., G., Ms, Rag., SaL., T., Wl., We.;
ScHwMuo.; W, so Binn, G., Deuk, Lö., Mü., Saas, V.,
Vt. (nas.) — n., PI. unver., nach Angabe in PMa.
Schwin, in FRi. Schwine, Dim. SchwinliGR, so Av., Nuf.,
Ths, V., Schwi"li GrHc. (nas.), S., UVaz, V. (i kürzer
als im Grundw.); GRag., SaL., T., Schwindli BGr., Ha.,
Si., Schwmßßi PS., Ss.; üürs., ScMvindelii BHa..
Schwintji WV. (FGStebler 1921); Schwinggi WVt.,
Schwiniji PRi.: 1. = Süwla (s. BdVII 1487 ff'.). aaOÜ.;
in GT. häufiger, in ScawMuo.; Ndw (Matthys); UUrs.
seltener als Sü", in GWe. (,unter Schweinehäudlern')
spez. weibliches Schwein (wogegen Sott = kastrierter
Eber). ,Sus, swin.' Vqc. opt. Wechselnd mit ,süw'
11!1
1891
Schwan, scliwen, schwin, schwon. scliwun
1892
und andern Synn.; s. schon Bd VII 1487. ,[Er habe]
dryer färlin genianglott, die hah sin frouw by ein-
ander fanden utf N.s niist. und so sy die färly die
statt ab tribt und sy kuinpt für der L. hus, so lonfi'end
die selben frowen heruss und redent: Elsy Kern, was
Witt du mit den suwen? , . . Und morndes so man aber
die schwin usstribt . , .■ 1504, ZBül. ,Sus Germanis
saw Tel suw, su, schwyn Tel schwein.' Gesn. 1551.
,[B. liess gegen W.] in recht reden, als dann er etlicb
süwen disers Terschinen jars inn das ackart kouft.
die unden am schwänz zeichnet, als er sy nun uss-
gelassen und sy iren stall ... nitt gewüsst, habe der W.
das [!] schwyn mit andern sinen schwynen inngetan.'
1559, Z; später: ,sy sollen dem schwinn den burst gar
abhouwen, damit der W, könne sähen und gspüren,
das das schwin eigentlich bezeichnet.' ,Wöllicher sine
schwyn oder süw im läset ... inn die räben gan oder
louffen lasst, soll für jedes schwin füntf pfundt kleiner
münz ... bezalen.' 1566, FMu. StE. ,Sus, eine Saw,
Schwein.' Denzl. 1666/1716. ,Was für Schweine ein
Mezger [auf dem Markte] gekauft, die solle er in der
Mezg mezgen . . . und aber keine lebendige Sau, es
seye Burgeren oder Landleuten, auf Mehrschatz zu
kaufen geben.' Z Metzgordn. 1770. S. noch Heimich
(Bd II 1285). Dim., Ferkel ÜUrs., älteres Ferkel BHa.,
geringes Schwein BSi. und weiterhin. E" par SchwVli
GrAt. .Succula, swinlin.' Voc. opt. ,Das schweinle,
sucula.' Fris.; Mal. , Succula, Schweinlein.' Denzl.
1677/1716. Körper; vgl. Schw.-Burst (Bd IV 1608;
auch FJ.), -Sei (Bd VII 710), -Schnorren, -Schnurren
(Sp. 1278. 1288), Schwi'nen-Gre^scha, Schweinsrüssel
FJ. Eigenschaften; Tgl. schic.-feiss (Bd I 1073). Es
g'liebts Schto., ein ziemlich fettes GRPr. (GFient
1898). ,Von einem feissten Schwein 4 d., Ton mageren
Schweinen ... allwegen Ton Tier Stucken 4 d. [Zoll].'
1669, Ai Eq. I9'26. Es cha"" au'* e'"moul e" pHnds
Schw. en Eichle" finde' GSaL.; ähnlich GRHald. (B.).
Umerg'hien wie es blinds Schu: GRFid., Jen. (Tscli.).
Bi-me' Schw. mues'-me" Geduld ha", wenn man es zu
treiben hat Gr.\t. ,Dass H. Ton Basel [mit Bez. auf
die Aufrührer in Mühlhausen] sagt, er hete oftmahls
ein Heerd Schwyn gesähen, die besser als sy zu züch-
tigen und meistern gewessen.' 1644, Z. ,Finnigs schw.';
s. schon Bd I 839. ,I)ie wirf sölleut ouch schweren,
kein scliwin hinfür zuo metzgen, das da finnig ist.'
1410/1510, AiR. StE. .[Ein Metzger Tcrweigert die
Bezahlung eines gekauften Schweines] das swin were
finig gewesen.' 1461, Z BB. ,Das die raetzger ... nit
söllindt metzgen finnigs fleisch, nämlichen alls finnige
schwin oder ander Tcecb.' 1566, FMu. StE. Fortpflan-
zung uä. Es rüssigs Schw. GfiNuf.; s. auch Bd VI
1449u. ,Ein ganz swin'; s. ganz (Bd II 385). .Dass N.s
wib frefenlich zuo im sprach: Was brütest? man sieht
doch nützit uss noch in gan, weder man noch wib,
won man sieht doch nu swin in und us gan; du brütest
swin.' 1406, Z EB.; dazu Bd V 287 o. ,Berndü swin';
s. Bd IV 14760. (1. H. XIV.). Zum sibe'te' [Grad] icie
d'Schwi"; s. Bd VII 58o. .\Is Typus der Unmässigkeit
lind faulen Korpulenz W; Tgl. Kaffe-Schw. E" guets
Schw. frisst AUz GSaL. We"'-ma" de' Schwin vil fiir-
leid, se fressen s' vil GnCast., He., Valz. (Tsch.). Wo
g'nueg isch, chönd d'Schwi' hüsen GRPr. Unordent-
lichkeit. Unreinlichkeit. ,Üie unfletige Schwein.' 1679,
GSax. D'Schwi' nüele'd; s. Bd IV 718o. Lürgge" wie-
ne" Schw.; s. Bd III l;>82u. ,Sy [sind] nit allein in
einem Wirtshus Terbliben, sonder Ton eim zum andern
gelaufen und gelampet und geschwanket, wie reTerenter
ein Schw. sich Ton einer Lachen in die ander welzt.'
1640, TnWeinf. .Wann man das Schwein kratzet, so
legt es sich in das Kot, iucunda laus est.' Met. 169'2.
Geschrei; s. rüchelen, rüggen 7(Bd VI 192 u. 775 u. Du
blibst im Bett, bis d' Schxvi' chrejend Gnlg. (Tsch.); Tgl.
BdVni499u. ,Grinen wie ein schw.'; s.BdI1746. ,Die
find grinnen wie die schwin.' Salat. In weitern Ver-
gleichen; zT. bloss Terstärkend. Lose' w(i)e d'Schwx'
am Fü', scheinbar aufmerksam zuhören und doch
Nichts erfassen Gl, so M., S.; m gl Mar III (Bd IV
377). [.\uf das Gespräch] han-i''' g'loset ivie d'Schwi'
am Fü". CStreiff 1900/1; noch öfter. .Horchen wie
ein Schw. am Gatter'; s. Bd II 496 o. Schwitze' wie es
Schw. GrV. Rauchen tuen-i''' rvie es Schw. GFient
1898. £" Rüsch wie es Schw. tvürd-er, deich-i''', a«'*
g'han han. ebd. Entspr. als 1. Glied Ton Zssen, bes.
zur Bildung Ton Schimpfww. Gr (auch It Tsch.). In
aller Schw.-TäuU. GFient 1898. Vgl.: ,Aber klaget
[der Jude] Vifli uf Möslin, dass er in glichet ze eim
hesier [hebr. ch^sir], das spricht als tu, als ob er ein
swin sölt sin; also smächt er in in der [Juden-] schuol
und schalket in also.' 1385, Z RB. Als Haustier.
Über die Haltung Ton Schweinen in städtischen Ver-
hältnissen Tgl. Messmer 1830, 18; Bs XIV. 28. ,Der
herr im hofe [s. den Anfang Bd VIII 1707 u.] sol ...
dhein unsübri in den kilchhoft' schütten noch werffen,
noch swin ald ander Tech zuo den türen uss ald in
lau.' 1302, Z Grossmünsterurb. (jüngere Abschr.). ,Es
sol ... ouch nieman siuy swin in noch tot der statt
uf den graben noch den lütten in im güettern oder
by derselben hägen lassen gan, weder gespannen noch
sunst.' Z Mand. XV. ,Welich swin in der statt uf der
gassen funden wirdt, das die weibel darutf zwen plap-
hart straö' sollen haben.' 1497, B EM. ,Der Schwinen
halben, so hin und wider uf der Gassen und in den
Güetern laufend . . ., wan nun derselbigen fttrterhin
erfunden werden, söl Derjenig, so die Schwyn sinen
sind, ze Buess Terfallen sin ... 5 Pfd HI.- 1603, AaB.
StE.; ähnlich 1606, ebd. 266. Vgl. auch Statt-Schw.
Einschränkende Bestimmungen über die Haltung. ,Von
denen, so über die zall schwin ghept und miner gn.
herren inen zuo straff uögleit, hieniit Ton söllichen
allen empfangen buossgelt 112 pfd.' 1557/8, BFrienisb.
Eechn. Insbes. für Bäcker und Müller. ,Sider etzlich
pfister hüetent 10, 12, 16 oder 20 swin ze mesten und
ze Terkoufen, daz aber ein gros korntüri bring ...
ist geordnet, daz kein pfister me swinen hüete denn
3 oder 4.' F Pfisterordn. 1429. ,Ein niuller sol nit me
schwinen han in sinem hus, denn sovil er mit sinera
busxind essen wil.' 1450, AaZoI". StB.; mit dem jungem
Zusatz: .und nämlich utf ein jar siben schwin'; er-
neuert 1623 (.fünft' Schwyn'); ähnlich 1458, AABr.
StE. (s. Bd VII 1449 u.); 1484. Aa Eq. 19'23, 435 (Offu.
TOD Suhl); 1519. AaB. StE. 171; 1619, ebd. 275. ,Ein
müller mag haben zwei schwin und mag die Terkouffen
oder selbs in sin hus stroufi'en [schlachten].' um 1510,
Aar. StE. ,Sy [die Müller] söUent ... nit wyter dann
Ton jedem mallrad drü schwyn hüetten; doch, so ein
müller ein guott oder lachen zuo siner müly hätte,
so mag er uf sollichem guot schwyn nach sinem ge-
Tallen haben und erzücben.' 1566. FMu. StE. S. noch
u. und Tgl. MüU-Schw., ferner Mast-, Zucht-Sehw.
Neben andern Haustieren; s. schon o. ,Och. lieben
1893
Schwan, scliwen, scliwin, scliwon, schwun
1894
herrn, sollen ir wissen, das fll hüpsclis vieli und schwin
da [in einem Kluster] sind.' 1499, Dorn. 1899. ,Den
schaden und veilurst des fach s [s. Bd VII 158(ju.], es sygi
Jjuo, kalper, rinder, ross, schwin, schaf, geis.' 1529, BoSi.
Bq. 1912; erneuert 1747. ,[Es soll] die fahrende Haab in
der Scliazung den liegenden Güetern volgender Gstalt
vorgahn: erstliehen (rever.) Külie, Stier, Boss, Rinder,
Schaaf, Geis, Schwein und was fahrende Haab ge-
naniset werden kann, und demnach Heuw und Strohw.'
1645, BoSi. Kq. 1912. .Auch solle zu disem Kauf [der
Herrschaft ZAlt.] gehören alles Vieh, namblich vier
Zugstier, vier Kühe ... sambt drei Stuck Schmal-
vieli und zwei Schweinli,' 1696, Z Kq. 1910. S. noch
BdVllI287M. Stall; vgl. ScJm-Fighr (Bä ] nm),
-Gaden (Bd II 120; auch W, in PMa. SchmnW-Gadimji).
-Hütten (Bd II 1783), -Chrommen ( Bd III 818), -Schermen
(BdVlII 1282), -Stije", -Stall uud s. noch u. Wartung.
Fütterung; vgl. Schio.-Magd (GRChur, Fläsch, He.
It Tsch.). , Wasch und striegle das Schwein, es bringt
dir's zehnfach ein!' Tschüdi, LB. 1863. De" Schwine"
miste" Gr. D' SchwifnJ ftietere" Gr ; G We. De" Schwine"
(z'fressen) gen GuPr. In GrAv. werden Schweine ge-
mästet, aber nicht gezogen; man kauft die jungen
Schweine (Tsch.) Feisst wie-n-e" g'mests Schw. GSaL.
,Kein Burger [soll] die ihme zukommende Eichlen ver-
kaufen noch von Ausseren und Fremden s. v. Schwein
zur Mast annemmen.' 1757, Aa Kq. 1923 (AaSbou).
(Gedingtes schw.', Schwein, das man gegen Vergütung
zur Fütterung übernimmt (Sj'n. Lön-, Verding- Schtv.):
,Es ist ze wüsseu von dem acharam der Ion- und ge-
dingten schwinen, was über das gewachsen, dann sy
mit den schwinen bruchen, die sy in ire hüser bruchend
oder die sy in iren hüseren jeder erzogen hatt, des
gehört ein dritteil minen gnedigen herren von Bern
und die zwen dritteil gehörend der gemeind und puren.'
1539, Aa Kq. 1923 (,Vom Surer twing'). ,üie schwin
trenken'; s. Bd IV 1885o. Futtergefässe; vgl. Schw.-
Eimer (Bd 1 222; dazu: Schwineimer und Ammann
b'lialt't den Nammen OnPr.), -Fass (ebd. 1053), -Gelten
(Bd II 284), -Ghellen, -Chessel (Bd III 202. 517), -Bockte"
GRÜbS., -Pfanne" GrAv, (ScUivme"-). ,Zu Etwas hin-
lauffen wie ein Schwein zum Trog, illotis manibus ad
aliquid accedere.' Mey. 1677. 1692; ähnlich bei Denzl.
1716. S. noch BdV756u. Nahrung; vgl. Schw.-Ass
(BdI499; dazu: ,Von 1 vrtl schwinas zuo stampfen
3 haller [dem Müller].' ZWth. StB.), -Esch, -Ge-fräss
(ebd. 568. 1319), -Chrüt, -Gelaff (Bd III 911. 1106),
-Maien (Bd IV 10), -Polle", Hagebutten WMü., -Bönen
(ebd. 1314), -Blockten, -Bluemen, -Brot (Bd V 57. 89.
984), -Sutt (Bd VII 1475), -Scharte" (Bd VIII 1309),
-Tränki. Das [nämlich Blockte"] tued de" Schwine"
verdamt guet! Gr.Av. Es G'füetter für Föz und Schwi".
MKdoni; vgl. Bd VII 1499 u. Wen" d'Sclmin mid-
enandere" Schotte" getrü"hen hend, se bissend s' enan-
dere" nümme'', auch mit Bez. auf zwei Personen, die
gemeinsamen Vorteil genossen haben GrKI., Saas
(Tsch.). F'' ivü"sch-der e" guets Neujör, e" Schw. am
Strigg mit MensclieVhör, das all Tag im Garte" der
Chabis frisst und stinygt a's ivie en Otterfisch GBuchs.
S. noch Bd I 1139 (Ge-füeter) ; II 134 (Hülschen-
Güffleten); VII .S'23/4 (wo Schwin zu lesen); VI11222o.
,Er hab ouch im haber gestolen . . . und den mit den
swinen geetzet.' 1405, Z KB. ,Klyen, damit man spist
die schwin.' Salat 1537. .Das herr obmann am all-
niuosen, ouch der underbettelvogt keine schwyn meer
zun Augustinern haben ald halten soll ... und hin-
für alle karspuollen, so bim muosshafen des allmuosens
zun Augustinern gesamralet wirf ... inn spital getragen
und allda zuo des spitals schwynen gebrucht werden
[solle].' 157'2, Z KB. (D')s Schwi(n)s, Schweinefutter
GrL.; W, so Vt. [Ein hartherziges Weib hat alle
Speisereste] flis'ig in's Schtvi"s g'hit und de" Bettlern"
Nix wellu" teilu". W Sagen. (D'J Schwi(n) hüete",
Übers, von Luc. 15, 15. DIal. (FÜ.; Gl; GRChur, Pr.;
WG., Leuk, Lö., V.); vgl. ,Schweynhirt, seüwhirt, por-
carius, suarius' (Fris.; Mal.), ferner Schwi-Ma"", por-
caio PAl. (Giord.). ,Wie das er in des N. dienst gesin
und im der schwinen gehüet.' 1516, ZGreif. ,Alls die
gross Schlacht zuo Heiland geschechen, habe er zuo 0.
der schwynen ghüettet', Zeugenaussage. WMerz 1922.
,Wyl er 25 Jar reverendo den Küenen und Schwynen
gehüet.' 1637, Z. ,Den Schwynen hüeten.' 1646, Bärnd.
1914. ,Das Vych und Schwein hüeten.' 1696, BGam-
pelen. S. noch Bd II 1794 u., sowie Sp. 1892u. 1899M.
RAA. Mid dier han-i''' (no''') nie (Mier heind nie mid
enanderen) d'Schwi(n) g'hüet(eß Grü., He., Pr.; vgl.
Bd VII 1494 u. ,Wir sagend: Ich hett in nit darfür,
dass er mir sölte der Schweinen hüeten.' LLav. 1582;
Erklärung zu: ,. . . deren vätter ich nit wert geschetzt
bette, zuo den hunden meiner herd zuo stellen [Hiob
30,1].' .Schwin goumen';s.sö(BdVn30M.). D'Schtoi"
ga" wäde", übers, von Luc. 15, 15. Dial. (GoT.). .Das
die tagnowere ... schuldig syn sollen, sölliche [Geissen]
liinweg ze tuon oder uff der brach und struffelweiden
mit den schwynen ... zuo weiden.' 1575, ZNWen.
.Mit den schwinen (üss-)faren' uä. ,Das yeklicher in
das achrani mit sinen schwinen, die er erzücht und
in sinem hus bruchen wil ... faren [dürfe].' 1406, Aa
Br. StB. ,In die holzbirren mögen die Niderkulmer,
so sy zitig, zuo der wuchen zwen tag hinuff zuo inen
mit iren schwinen faren.' 1536, Aa Kq. 1922 (Zwingbrief
von Oberkulm). ,Sye das meitli mit den schwynen
das dorff uff gfaren.' 1541/3, Z Ehegericht. , [Damals]
syge dero von Zofflngen hirt mit iren schwynen ussher
gfaren inn Lünisperg [Wald] ... und heigend ein färach
im glend ghan, da heigends ire schwyn znacht inntan.'
1552, WMerz 1922. ,Das der vogt von Andelfingen
sy ... mit irer herd schwynen inn die zeigen nitt faren
lassen welle.' 1569, Z KM. .Das Die von Andelfingen,
wenn Ackeret verbanden ist, allwegen zue rechter Zyt
mit den Schwynen ins Holz faren.' 1608, Z Kq. 1910.
S. noch Bd VII 962M.; B KM. III 88. 91. 99. ,Schwin
(üss-, üf-}triben' uä. .Wenn eichelen werdent in des
genanten dorffs wählen ... so sol ein ietlichter [!] der
in dem genanten dwiug uu[d] pan sitzet, der schwin
hat ... so vil darin triben, als er in sinem huss bruchen
mag ... Ob einer schwin in sinem stall behalten und
die dem hirten nit fürtriben wölt, so sol der selb dem
hirten von den selben schwinen den Ion geben in aller
wise, als ob er die selben schwin täglich fürgetriben
hette.' 1484, Aa Kq. 1923 (Offn. von Suhr); ähnlich
1549, ebd. 19'22, 389 (AARein. Dorfrodel). .Wie den
selben von Rogwil ir swin, so si die uff die von Arburg
getriben luaben, gepfendet und ingetan worden.' 1496.
ebd. 1922. ,So mögent die gemeind zuo Hegi mit iren
liirten ouch ir schwin triben in der gemelten frowen
von Landenberg holz.' 1508, Z. ,Das sy ... inn unsers
ampts hölzere ire schwyn zuo ackeret getriben.' 1579,
ScuSt. ,[Dass] Die von Meilingen under inen ein
Ordnung machen, wie vil jeder Schwyn haben .. . die-
Schwan, schwen, scliwin, scliwon, scliwun
1896
selb Auzaal Sclnvyn und nit mer alsdann uif deren
gemelten beiden Guieinwerch und Fronwäldt uft'tryben
söllent' 1606, AaMbII. StR. .Alle Die, so inn diser
Geiueindt Scliwyn und Gans liabendt, dieselben sollendts
... bis der Hirt usfahrt, im Stall behalten und dann
dem ordenlichen Hirten fürtreiben.' 1623, Aa Rq. 1923
(AASchafisheim). ,l)ie Schwyn ausstryben.' 1668, Eins.
.Wer auf gemeinen Einlassen oder Weiden Schweine
... treiben und besetzen wurde, der soll für dieselben
gleich wie dem übrigen Vieh nach der Proportion die
Weide legen.' 1796, BoSi. Rq. 1912. S. noch Ackeren
(BdITO); Irr-Gang (BdI1345); Sp. 1891 o. 1899M. und
Tgl. Trib-Schtv. Weitere Bestimmungen über .Austrieb,
Weide, Verwahrung. ,Es sol ietlich schwin ein stal
han oder ein hirten.' ZWald Hofr. XV. ,Die hofzün
und hoftürly sond alweg fridbar sin für gens und für
schwin. Wer aber schwin und gens usserthalb wil
hon, der [soll] inen ain stall hon oder ainen hirten.'
GMagdenau Hofr. 2. H. XV. ,[Hirtenlohn] von einem
schwin 2 hlr.' 1493, AABr. StR. .Wenn der pfluog in
der fasten in das feld gat, so sol man die schwin für
den hirten tuoii oder im stal han.' GKirchb. Otlu. 1515.
,Von der schwynen wegen ... die sol man in einem stal
haben oder aber jegklichem schwyn ein joch, dryer
schuoch lang, uf den hals binden.' GMog. Hofr. A.XVl.
.Das kheiner sine schwin mit wussen und willen solle
lassen louffen.' Ndw LB. ,Der schwinen halben ist
zmer worden, dass mans utt' Sankt Gallen tag lass
louffen ins ass.' 1562,OBwStaatsprot. ,Von der schwynen
wegen, ob sach were, dass man dieselbigen wolle lauften
lassen, soll dasselbig nit lenger heschechen dann von
Sant Barthlimes tag bis zuo Sant Gallen tag.' GHomberg
Offn. 157'2. S. noch Bd VII 1387 o. (sesshaft); Sp. 309
(2mal). Alpung; vgl. Älp-Schw. Wen""s cha"" si', so
tüe'-mer übermorn Buder und Chessi ne" und d'Schwi"li,
und fahren auf die Alp. JJRütl. Wen" d'Schicl"
(Rer'e") i" d'Alpe" und d'Her^'e' (Sclnoi") ufs Kapitel
gönd, giH's schlecht Wetter GRÜbur und It Tsch. (,allg.').
.Der schwinen halb, dieselbig sol man im stal haben
und nit ussgan lassen.' 1550, G Rq. 1906 (Alpsatzung
von Selun). ,.\uf allen gemeinen Bergen ... soll jeder
Gattung von Vieh Gras gelegt werden, was hienach
bestimmt ist, als ... vier alten Schweinen 1 Kuhrecht,
acht jungen dito.' 1796, BoSi. Rq. 1912; s. noch Bd IV
1553 M. I)'Schwi(n) ringe" uä.; s. Bd VI 1100/2.
, Welcher . . . seine Schwein nicht ringgen wurde, der
soll von jedem Stuck zwei Pfund Buss und den
erfolgten Schaden zu bezahlen haben.' 1747, BoSi.
Rq. 191'2. ,Ein schw. schilten' uä.; s. Bd VIII 788u. 746.
,Ein schw. (be)zeichnen'; s. Sp.l891o. E" Schw.butze"
GrS.; vgl. Schw.-Butzer (Bd IV 2026), ferner -Nunner
(ebd. 766; auch GRllai.), -Bingger (ebd. 1378). S. noch
be-schröten (Sp. 1698). Das Schlachten der Schweine
im Hause geschah früher gew. zu Martini; s. Bd IV
427/8 und vgl. Bd VII 1496M. (1665, Z). Das- du scho"
e'"mäl es Schulnli in d'i^'m Lebe" z'töte" cho" sigist,
hän-i''' au"'' nw'' nie g'hört. JJörger 1912/3. , Mögint
die wirt färbringen, des zuo recht gnuog ist, das sy
oder ir vorfaren in der nechsten [letzten] engelwihe
oder andern davor swin und ander flcli in iren liüsern
gemetzget ... und das also veretzt haben mit iren gesten,
das sy dann hinfür das abermals tuon und brühen
sollen.' 1494, Z RM. ,So mag ein jetlicher wirt ze jar
einest ... dru oder vier swin in sin hus metzgen.' 1497,
.AiBr. StK. .Diewyl ein gmeind [ZBül.] sechs man uss-
gschossen, die einem jeden taguoüwer drü schwyn, er
welle die ins huss metzgen oder verkoutl'on, inn acharet
gaan ze lassen erloubt.' 1578, Z RM. S. auch noch
Sp. 1891 (3mal). ,Ein schw. schlahen'; a. Sp. '291/2.
,Von der metzgeren wägen ... daz sy uff einem samstag
mögen rindfleisch schlachen und darzuo einer ein
schwin.' 1480, AaMbII. StR. .Daz der mcister, so es
vermag, all sambstag ein rind und in der wuchen ouch
eins haben und houwen mag . . . und am sambstag
2 schwin.' 1499, AARb. StR. (Metzgerordn.). .Ein schw.
strauöen'; s. d. Sprw.: ,Mit der einen Hand krawet man
das Schwein, mit der anderen sticht man ilim die Gurgel
ab, virtute vinci quod nequit, vincit dolus.' Mey. 1677.
1692. ,Ein schw. ge-, beschouwen'; s. Bd VIII I6O60.
1630 (Süw-Schauwer) und vgl. Schw.-Ge-scliauw,
■ Sehauwer (ebd. 1597. 1630). Nutzung; vgl. Schwm(s)-
Füessli ScH. -Siten (Bd VII 1457), -Schmutz (Sp. 1053).
,Sy [die Metzger] sond nütz in die würst tuon, denn
waz von den schwinen kumpt, es sig bluott, speck,
leber oder fleisch.' 1455, Aar. StR.; wiederholt um 1510,
ebd.; ähnlich 1509, AaB. StR. 153. S. noch Bd II 1270o.
(AAKöuigsf. Copialb.); IV 963 cBacÄen;. Handel und
Wandel. [Frau zum Mann:] Letst bringst vom MarH
e" Schxt'Vli hei'", in'n Hund i"e" z'tür, nti" Hut und Bei".
EFeürer. Han es Schwinli i"hi" g'füert, auf den
Markt. Wohltat. Jüngling 1780 (B). ,Was ... von vich,
kleinem oder grossem, herin für unser crütz her ze
markt bracht wirt, es sijen ochsen, kuejen, swin, kelber
oder schaf ... was unser metzijer des kouffent, daz
sülent si nüt uf pfragen wider verkoutt'en.' 1360, Z StB.
,Wenn ... einer schwin kofte und die nit in sinem hus
bruchen wölte, sonder die widerumb verkoffen wölte ...'
1484, Aa Rq. 19'28 (Offn. von Suhr). S. schon Sp. 1892
(2mal); ferner Bd II 1770o. (1377, S). In Zollbestim-
mungen; s. Aar. StR. 51. 56. 79. 313. 315; AAZof. StE.
150. 187. 214; AABr, StR. 42; Aa Rq. 1922, 44; BnSi.
Rq. 1914, 75; AaL. StR. 287; AaMcII. StR. 455. Häufig
unter Abgaben; vgl. Hü. (zB. I 482. 489; II 103 und
oft); SoHwE. Urb. 1331 (Gfd 45, 184b), ferner Schw.-
Gelt (Bd II 267; dazu: , Swingelt zuo Örlikon. S ß git
C. und sin erben von der swinwisen.' XIV.. Z). -Pfänning
(Bd V 1130), -Schatz (Bd VIII 1665). sowie Gelt-, Hueb-,
Hof-, Wer-, Zehenden-, Zins- Schw.; schwinen. ,Es ist
ouch wissend, das nun huoben sind, da sond ainem
herren von Costetz von gan nun schwin, der sol ains
gelten zwölft' Schilling Costenzer.' ScuNnk. Offn. 1330.
,Die vorgenanden scliuoppuossen [zu AAErl.j sun ouch
dem gotshus jerlich geben ze Sant Andres tage 8 swin.'
ScHwE. Urb. 1331. ,Ze Arwangen in dem dorf fünf
und zwenzig schuppussen, dero giltet jechlichü dritte-
halb müt roggen ... fünf swin, dero jechliches zehen
Schilling phenning gelten sol.' 1339, B; s. Gfd 11, 68,
wo Weiteres. ,Die widme ze Kilchberg . . . gilt jerlich
zwei swin, der jetweders zehen Schilling pfenning gelten
sol.' 1357, Z. .UssCurwalder müli sond allü jar werden
den siechen zuo Massanes ain wert swin und 23 raasse
smalzes zelassens.' 1368/76. GRChur. ,So ist es denn
umb mines herren [von Einsiedeln] schwin, die er
hett in disera dinghoff: wenn er die wil han, so soll
er es sinen armen lütten verkünden uö' Sant Johannes
tag und sond die schwin bringen uf Sant Cuourats
tag ... [Das abgelieferte Schwein] syg klein oder gross,
feiss oder mager, wie es ein schwyn ist, hat es vier
bein, ein mund und ein schwänz, so sol es min herr
nit verwerffen, und sond die huober den schuopussern
1897
Schwan, scliwen, scliwin, selnvon, schwuii
1898
ire schwin beschouwen und die schuopusser den
huobern ire schwin schetzen.' ZBrütt. Oft'n. XIV, /XV.
(Z Rq. 1915, 152/3); s. noch Bd II 1276 (Hemme II);
VIII 160(5 0. ,[Die Herren auf dem Heiligenberi; sollen
dem Leutpriester zu Buch] euch werden und hüben
lassen den jungen oder kleinen zechenden ... allent-
halben im kilchspil ... es sye obs, räben, böllen,garten-
hüenly, schwynli, kälbli, ymben und anders,' 1497, Z;
vgl, ANäfl863, 110. Als Typus des Minderwertigen,
Passen wie e" Sattel uf-es Schtv. GsPr.; vgl. Bd VII
1498 u. Das stout-em wie-emene' Schw. e" Schatthuet
GSaL, , [Leute, die den heiligen Geist nicht haben]
sind ... nicht besser als Wölfe, als Hunde, Schwein
und andere unvernünftige Tiere.' JIIever 1700.
Glaube und Brauch. Patron der Schweine ist der
hl. Antonius; vgl. Bd I 351, sowie (Seh%o.-hein-)Toni,
ferner MüUer-Mothes I 66; Wander IV 457. ,PGeissen-
stein hett klagt, daz HPiegger hab zuo im gesprochen.
er hab Sant Antonien schwinen einsgestrouft,' Blasph,
acc. ,Es klaget HStörchly, HMeigers des luelmachers
knecht, uff CHamerschmid . . , dass desselben H. swin
in sines nieisters hus gangen sigend; also erwust er
sy, dass sy ob haber stüendent und den assent ...
Und als er die swin sluog, traff er eins uff das houpt
dass es nider fiel. Er erschrak übel und wüst nit
wol, wie er im tuon sölt, und enthiess Sant Antöny
1 ß dn,, dass er dem swinlin sins lebens gehulffe.' 1435,
Z EB. ,S. Wendel ist der schoffen, S.Gall der gensen
hirt, S.Loy ist ein nothelffer, wenn den rossen we
wirt, S.Antoni ist herr über die zamen schwin, mag
euch über anders vech gwaltig sin.' HvEüte 1532.
Wetterregeln. Es deutet auf Regen, icenn d'Schwin
in'n Chromme" umche'' springe" GrS,; vgl. Bd VII 1491 o,
D'Schwin ritschge" in de" Zeiide", es chund leid Wetter
GrAv. (Tsch.). Schweine unterliegen den Angriffen der
Hexen. ,Vor drygen jareu habe sy ein jung schwynli
... ins bösen geists nammen dergstalt angriffen, das
inie (mit gunst zuo melden) das schwänzli abgfulet
und es hernach gar gestorben syge.' 1591, ZRB. .Zum
andern hat sie [eine Hexe] auch bekennt, dass sie
ihrer Tochter (rev.) Schweinly zu trinken geben, das
es abgestanden.' 1667, BRiggisberg, .[Eine Hexe be-
kennt, sie habe] dem G, vor 6 Jahren , . . ein Schwin
verderbt.' 1702, GrKI, ,[Eine Hexe, die sich vor vielen
Jahren in WSaas aufhielt] verderbte dri mehr! Schwi.'
SV. 1923. S, noch Über-Bitt (Bd VI 1712). Das .ge-
hörnte Beinlein' (knöcherne Labyrinth oder Felsen-
bein des Schweines) wird nach vorausgegangener Weihe
in ein Säcklein eingenäht und dem Kinde umgehängt,
um das Zahnen zu erleichtern. WManz 1916 (GSaL.);
vgl. Bd VII 1499 M., ferner ßaurag. 1862, 84. S, auch
Schw.-Bläteren (Bd V 208), Es Schtc. mit zwei Ghepfw;
s. WSagen ' 265. Über die Sage von einem feurigen
Schwein s. FGStebler 1921,14. Vgl. auch Dorf-Schw.
— 2. icild Schw. ; in den ä. Belegen sind attrib. Gruppe
und Zss. nicht immer zu scheiden, a) gelegentlich auch
nur ,Schw.', = Süw 2. ,Aper, wildswin.' Voc. opt,
,Das wild Schwein, aper; wildprät von einem wilden
Schwein, caro aprugna.' Fris.; Mal. (Weiteres ebd.
500a). ,Suem Germani voce communi schwyn appel-
lant et sueni feruni ein wild schwyn.' Gesn. 1551.
,Aper, Wildschwein.' Denzl. 1666/1716. Wechselnd
mit .wild süw' (s. schon Bd VII 1500o,): ,Wie sy den
win trunken betten, were er für die stuben ussher
gangen, ein schwynspiess gnomen, denselben in die
Stuben tragen und JRitzman, so lang bim tisch ge-
schlaffen, den uff den köpf gleitt und grett ,., es were
guot, wild süwen mit dem schwynspiess stechen. In-
dem were CRuch von sinem tisch ufgestanden, zuckt,
nach im ghowen und grett, er weite im helffen die
wilden schwyn stechen.' 1555, ZAnd. Vorkommen uä.
,Gar vil wilder schwinen und baren [gibt es] in der
langen Eig und in der Gibelegk.' 14(i5, Bärnd. 1911;
s. noch ebd. 119. Ussgeben ...: 3 Pfd ß HEscher dem
Pfi.ster umb IV2 Vrt. Brodt, ein Mütt Libeten, 2 Vrt.
Krüsch, so [man] vernd inn Sillwald, als man die
wilden Schwyn daruss vertriben, verbrucht liatt.'
1606/7, Z Seckelamtsrechn. .Obwolen die Hirschen und
wilden Schwein nicht stets sich allda [in den Bergen
um den Zürichsee] aufhalten, werden doch zun Zeiten
daselbst geschossen und von dem Landvolk verfolgt.'
JEEscHER 1692. Jagdrechtliche Bestimmungen. Wurde
ein Wildschwein gefangen, so gehörte der Kopf dem
Grafen von Nidau, die Vorderfüsse fielen dem Maier
von Biel zu. 135'2, Blösch 18.55/6; vgl. Bär (Bd IV
1447/8). ,Von der baren- und schwinhöupter wegen,
wann sy hären oder wilde schwyn vachen oder velleu,
da die von Grüeningen ouch vermeinen nit schuldig
sin, die einem vogt zuo Grüeningen zuo antworten .,,,
haben wir uns ... zuo recht erkennt und gesprochen,
das ein jeder, so wilde schwin in der herrschaft Grüe-
ningen vahet, von denselben wilden swinen einem
vogt zuo Grüeningen das houpt von der oberkeit und
wildpanns wegen zuo geben schuldig und pfliclitig sin
solle.' Waldm. Spruchbr. S. noch Bd II 1815 (Uäuer);
VII 745/6 (,bären oder swin'), Ablieferung an die
Obrigkeit, auch als Geschenk. ,13 ß d. verzert [der
Jäger] zuo Louffen, als er 2 schwin vieng by Moder-
schwiler, kemen gon Basel,' 1476, BLaufen Vogtrechn,
,Den von Gössken 15 ß, so miuen herren 1 wildschwin
pracht band.' 1477, S Seckelmeisterrechn. ,10 ß den
knechten, als der vogt minen hern daz wildschwin
uft" die ratstuben schankht' 1484, AaB. Rechn. ,Des
vogts von Arberg knecht, so das wildschwin bracht,
ein par hosen,' 1537, B RM. ,3 pfd 8 ß m. HZiegler
vogt inn Frygen emptern. so er denen von Hägglingen
gen, als sy im ein wildschwyn, so ein meerzling gsin,
gschängkt hatten, welliches er minen herren schangkt.'
1503, Z Seckelamtsrechn. ,Denneu personen von We-
ningen, so raynen herren ein hüpsch gross wild schwyn
vereert, 12 pfd 16 ß.' 1589/90, ebd. ,Es habend mir
gestrigs Abends die Jeger allhie ein Wildschwyn zuo-
gebracht, die [!] sie uf e. Gn. Boden ufgetriben und
zue Tonen ... gefangen ... Hab ich nit ermanglen
wollen, disses Schwein [!] e, Gn, zuezeschicken, wie hie-
mit beschicht,' 1640, ZRüti (Schreiben des Amtmanns),
,Zalt für ein Wildschwein aus dem Zurzacher Berg
6 Fl.' um 1700, AaB. (Ausgaben des Landvogts), Im
•Vergleich. ,Er was küene als ein swin,' UvZatzikhoten,
,Sy wüetend wie die wilde schwyn.' 1532, Lied. ,Ich
bau selbs die knecht [Davids] gewaffnet gsähen, die
sind so wüetig wie die schwin, so taub, als sygends
vollen win.' Grübel 1560. ,Nach empfangnem Schaden
zoch er [Attila] in höchstem Grimmen als ein rasend
wild Schwein heim.' Gcler 1616, .Morgens seye der
Stabvogt mit 6 oder 7 Kerl dahar kommen wie die
wilden Schwyn, habind des B. hegehrt, widrigenfahls
getraut, wollind den Fendrich nemmen,' 1676, Z. —
b) (d's) wild (in GA. auch es wilds] Schtc, Kellerassel.
Oniscus mur. GRÜhw., Valz.; GA., Ms, Wb., für Sa.
1899
Schwan, schwen, .scliwin, schwoii, scliwun
1900
abffclelint; Syn. Juden-, Cheller-, Ti^fels-Schtc. —
3. = Süic 4 c(Bd VII 1500); s. Bd IV 1521. — 4. = Siiw5a
(Bd VII 1501), von Personen, etwa aucli Tieren, Sachen
Gr, so Av., Pr.; FJ.; UUrs. (seltener als Sü"), auch
moralisch unsauber Gr; vgl. Schw.-JEitner 2 (Bd I 222),
■Hund FJ. (Schtn'ne"-); GrNuI'., -Bingger 2, -Butzer 2
(BdIV Vili.'2.026),Ux\\ex : Erhätdere" Schu-i''-Meini"ge"
'tä", Zoten gerissen GrS. Wer d's Sunntighdss am
Wer''''tig treid, Der bllbt es Schw. in Ewigkeit OßPr.
S. auch metzgen(Bd. IV 625 M.; Ruef 1540). Insbes. von
weiblichen Personen GrD., ObS.; vgl. Schw.-Loch,
unreinliche, unflätige Weibsperson GMs. Dim., bes.
von Kindern Gr, so Ths und It Tsch.; GSa. Schämm-
dt"*. du Schwinli du! GrTIis. Marili. du SchwVli,
butz d's Hinne'hritt ab; der Guli hat g'schisse", biits
no'*e'"HiOM/a&.' Namen Verspottung GSa. Mit steigernden
Zusätzen. Es grüsigs (Gr.\v.). helU"''s (Gr It Tsch.)
Schw. E(s) Häxe"-Schw. (zu Kindern aucli dim.) Gr,
so D., Pr., Ell., Seh., Ths. Du bist doch es H.! GrNuI'.
Es söuberU''-s H. GRSch. (Tsch.). S. noch Bd III 990 u. ;
VII 327M. (sudlen). E(s) Mords- (Gr.^v,; vgl. Bd IV
396), Tüfels- (Gr It Tsch.; auch Töufels-) Schiv.; vgl.
noch die Zssen. — 5. von Dingen, a) = Süw 5boi3,
hölzernes Klötzchen GrS., Stück Knochen Gl. Das
Spiel selbst heisst Schw. hüete" GrAv., trlbe" Gl; GrS. ;
vgl. SV. 1926, 7/8. — b) in GrNuI'. (neben Schtvl"), S.
Sehwi(n)li, = Süw 5d^ GrAv., Nuf., S. (auch ein un-
vollkommenes, kleines Bündel Heu beim Heuen übh.);
vgl. mschwinen. Ich hän 10 Pünggel und es Schiv.
a''he''' zöge" GrAv. (Tsch.). — c) = Süiv ödf- Im Spiel
mit Bed. 1 : .Es wäre gar z vil eren, das da sölt ein
einig man ein schwin mit siben färlin dran gewinnen
mit sim leren', mit Bez. auf Eck und die Verteidigung
seiner 7 Thesen in Baden. NMan. (,Des Fabers und
Eggen Badenfahrt'). • — 6. Schwein, Glück. Stodenten-
SPR. (auch Bs Stud. 1910,44) und von da aus in weitere
Kreise gedrungen. Schiv. ha". De'' hat e(sj Schw..'
.Solches Glück im Stall [ein reicher Wurf eines Mutter-
schweins] ist eben Schwein, ist Sauglück.' BXrnd. 1925.
Amhd.»,riH (mild, auch in Bed. 2 a); vgl. Gr. WB. IX 2-138/
41.2443.2450; Martin-Lieuh. 11 525 (im Uuturels., doch
meist nur in Zssen); ChSchraidt 1896, 99; Fischer V 1264/5
(in Bed. 1 der lebenden MA. fremd). VI 824 (WUdschwei-);
Wander IV 447/58 und bes., aucli zum Wortgeographischen,
Süw mit Anm. Für die früher weitere Verbreitung von Schicin
zeugen ausser den ONN. die ä. Spr., auch Zssen mit Schicin
(bes. als I.Glied) uud Abll. wie scAjpinen /, schiplnig, Bchicfniii.
In Bed. 2 b entspricht lat. porcellio, it. porcellino, frz. pour-
celet. Zu 6 vgl. Kluge 1895, 125, dazu Fischer aaO. (mit einem
Beleg aus dem XVI.). In Namen. l)'SclHri''-Menya, Übern,
einer Frau des Namens Menga GrChur. ,Cono dictus Swinli.'
1356, B. ,Schwinl y Sulzer (SUIzer) ... von Tätlikon.' 1523/6, Z ;
an andrer Stelle ,der Schwinly'. Hieher (?) ,Jörg Swinkrist.'
1464, Th (JSG. 43, SO). ONN. (einzelne können auch zur Sippe
von Kcli iHnen I ] und, soweit nur in Schreibungen mit, -ei-' be-
zeugt, zu der von Schweinen Sp. 1881 gehören); vgl. im Übrigen
die vielfach cutsprechenden Zssen mit Süw (Bd VII 1505).
,Schweiu-Au' GrHald. ,Schwin-Acher' UGurtn.; .Schwein-
acker', Hof GSchraer. (Leu, Lex.). , Schwein-Alp' SehwG.
,-l"allen' BUeinienschw. Schictn-Färi''' s. Bd V 1177; dcizu
,Schweinferch' LKriens (bei hau, hex. , Schwin-'); SchwGalg.
, Schwein-Fluh'^ BLeiss. ,-Gufel(-VVald)' GlFilzb. Schwui-
GruebCen) s. Bd II 695 (dazu noch Gfd 38, 17 ; aZoll. 1899, 285.
361), auch ThÜssl.; ZHflutw.; in PNN. ; ,Cunradus de Swiu-
gruoben.' 1246, BUrk.; .üollini dicti Swingruober.' 1420,
FUrk.; ,Schweingruber', FN. BDiemt. ,Schwein-Grächen' W
Staldenried. ,-Köpfe' GWsst. ,Schwin-Lö.' 1363, AaBirm.;
vorher ,nnz in den brunuen ze Swinlön (Arg. IX 46). .Schwein-
Laub' BAbl.; FJ. (Schwi'-). ,-Loch' GAStJoh. .-Land' GA.
Schwin-Bach B (s. Bd lV953o.), so Sign. (.Schwein-', heute
postamtl. .Schimm-'); SDorn. -Baii G Wangs, -Badi Blns (Bärnd.
1914). -i?orfe"GIS.; Grlg. (-Kopß, S.; UWassen (.Schwein-').
,Schwein-Balm' B Ad. , -Berg' USchattd.;W (Berggipfel). Sc7iwi,i-
Brunnrn s. Bd V 663 51., dazu Leu, Lex. XVI 561. .Schwein-
Pfad (-Fluh)' BL. ,-Rietli' GPfaf. Schwin-SHcki (.Schwein-
stuck.' 1843) neben Schwiiie''-Stuck (.Schweinenstuck.' 1789/
93)BS. (Bärnd. 1922). .Schwein-Stofel' GWildh. Schiotn-Stall
s.d. -Weirf GrChur. .Schwein-Wald' GFs. Wsst. .Schwins-
Anger' ZHöngg (aus alter (Juelle). ,Schweins-Berg' FPlasselb
(Bergrücken mit Weiden und Alphütten; gespr. .SckwV-, uoner
nach Schwl'ns-B.). , -Sohlen' GA.: vgl. Bd VII 766. Vgl. auch
Schwi-Bogen mit Anm. (Bd IV 1068).
Eber-: Zuchteber. ,Es sol ein jeklich huober dem
keller einen Schnitter und einen höwer jerlich senden
und dawider sol ein keller in dem hof einen pfarren,
einen voln und ein eberswin zuo der lüt vich haben.'
.\aKö1I. Offn. 1414. .Diewyl W. von siner besitzenden
wydum das ä. einer gmeind zuo Adliken zuo erhalten
schuldig, so solle ime von desselben wegen der klein
zenden aller ussgenommen houw fürer als bisshar ver-
langen.' 1572, Z EM. ,Von wegen der dryg jucharten,
genannt der Beeracber, so ein gmeind [Stadel] umb
14 pfd. wenn der besitzer das ä. nitt in gebür haltet,
wider zuo iren banden züchen mögen.' 1587, ebd. —
Mhd. eberswin; vgl. Gr.WB. 111 18; Fischer II 531.
Alp-: Schwein, das auf die Alp getrieben wird
GRÜast., Jenins, Pr., Tschapp. (Tsch.); vgl. Gr Landw.
Ges. 1780, 25, ferner Sp. 1895 M.
Färli-: = J'.-Stt!e(Bd VII 1506) GLEngi (säugendes
Mutterschwein); GrAv., Kl. (Tsch.); Syn. auch F.-
Mueter (Bd IV 591). — Vgl.: ,4 zirka drei Monat alte
Färkelschweine' (L Kautonsbl. 1849), dazu Sanders II 1044a
(, Ferkel-Schwein').
Fasel-: = F.-Süw (s. Bd VII 1506); der Muttermilch
entwöhntes junges Schwein im .\lter von 8 — 13 Wochen
ZKloten (-Schwi"); Syi\. Fresser 2 (Bd 1 1324). Zur
Aufzucht bestimmtes Schwein. .Dass H. metzger ... bi
14 v.-swinen ouch uft' dem Mnnsterhof kouft und die
enweg treib.' 1432, Z EB. ,19 f.-scliwin, die man zuo
feld tribt, gross und klein.' 1515, Bs PfeÖ". Schloss-
inv. ,In Brugk hat er sich für ein süwtriber, als ob
er jetz us dem Peyerland kome und f.-schwin bringe
... ussgeben.' 1530, Z EB.; vgl. Baier-Süw (BdVII
1508). ,Wo sach, das sy Jungkherren [vHallwil] ...
von anderen [Leuten] schwyn in die hölzer nemmen
welltend und die dorfinwoner [von AAÜEntf.] f.-schwyn
bettend, mögend sy dorfinwoner ... sy Jungkherren
ansuochen. inen die selben f.-schwyn louft'en und
weiden z lassen ...; doch hingegen sollend sy dorf-
sessen inen Jungkherren von den seihen f.-schwynen
ires weidens, nachdem sy gross old klein sind ... wie
andere, belonung tuon.' 1599, Aa Rq. 1923. Im Ver-
gleich: .Dannocht [obwohl dazu ganz ungeeignet]
muost er ein priester sin und singen wie ein f.' Vad.
(.Ain Spruch, so ain guoter gsell ... von abt Diet-
helmen wiche zuo Eorschach gedichtet hat'). Im Gegs.
zu .niast-, stechschw.' ,1 mastschwyn gilt 2 pfennige.
l V. gilt 1 pf.' 15'24. JKuoNi 1921 (Brandiszoll). .Das
wir zuo beiden sytten hinfüro gegen einanderen kernen,
rinderhaft vech. dessglichen mast- und f.-schwyn. so
einer in sin huss raetzgen. uflferziechen und erhalten
will, zuo verzollen nitt schuldig sin söllendt.' 1566,
AaMcH. StE. (Zollvertrag mit AaL.). ,6 pfund für ein
steohschwyn, 14 ß für ein v.' 1567, Z. .Der Pfarrer mag
1901
Schwan, scliwen. gcliwin, schwon. scliwun
1902
auch 4 Mastsauen in das Ackeret tun und vier Vasel-
schwein.' 1569, ScnRamsen (Abschr. von 1726). ,Von
einem mastschwain zwen pfening ... Von einem f.-
schwain ein pfenig.' 1572, AALauf. StR. (Zollordn).
,Von einem Mast- oder F.-sehwin und von einem Kalb
3 Angster.' 1649, AAMell. StR. (Zollordn.). Insbes.
a) = Eber-Schw. ,[Die Pfarrgenossen haben an die
Kirche zu AaFIsI. zu entrichten] unum bovem qui
vulgo dicitur wuocherrint etaprum qui dicitur v.-swin.'
1286, AaB. Urk. .Welcher eines herren abts zehenden
zuo Mülheinib inhat, der sol den von Mülheimb ein 1.
haben.' ThMü. Ott'u. 1475 (Pup. 1830). — b) (F.-Schwi")
= Färli-Schw. BHk.; ZDättl. ,Ein f. ... und 2 fasel-
färly.' 1563, ZBül. ,25 Ib. dem N. umb ein f. und 10 ferlin.'
1596, AaB. Spitalreehn. S. noch rüssig (Bd VI 1449 u.). —
Vgl. Gr.WB. III 1339; Fischer II 962; Unger-Khull 2U.
Frön-: der Herrschaft gehöriges Schwein. L.Stifts-
urb. XIV. Ebd. der Flurn. .Fronswinenniatt.'
Gelt-: Schwein als Abgabe; vgl. Sp. 1896M.; Syn.
Wer-Schw. ,l)is sint die g.-swin des gotshus ze Vare:
von Hüttinkon sol man 1 swin, das sol 5 sol. gelten
[usw.].' ScHwE. Urb. XIV. ,Min herr [der Abt] hat
och das recht umb sine g.-schwin, die sol man kouft'en
zuo Sant Margreten tag und sol man sy ziechen unz
uff Sant Andres tag.' ZRhein. Offn. XV. (jüngere Ab-
schr.). — Auch bei Fischer III 277.
Hueb-: Zinsschwein, das von einer ,huob' an die
Herrschaft abzuliefern ist; vgl. Bd II 957M., ferner
Sp. 1896 u. ,Ain hofswin tuot 4 lib., ain h. 2Vt Hb. 6 ß,
ain zinsschwin 35 ß.' ZRhein. Zinsrodel 1331 (Abschr.
des XV.). , Jeder Huber soll m. Herrn von Basel jährlich
ein Hubschwein geben, das er um 7 Schilling kaufen
mag oder um 8 Schilling lösen kann.' BBözingen Oifn.
XIV. /XV. (Blösch 1855). ,l)ie Hubschweine, welche
das Gotteshaus [Muri in Gangolfswil] zu beziehen hat,
soll man auf S. Konradstag bringen und 8 Huber sollen
sie schätzen.' 1412, Gfd. ,Wan ein herr sin fleisch
will han, das soll man gepütten vierzechen tag vor
Sant Andres tag, und utf welchen tag man das gepütt.
so soll eins bischoffs pfläger vor an dem abend zc
Louffen sin ... und sond auch dan die huober iri
schwin da han, der sind fünf h.-sehwin, der ein jeek-
li[ch]s gilt 7 ß Costenzer dn., und zwei schwin, der
ein jecklichs gilt 8ß Costenzer pfätiing ... und wan
die schwin darkumend, so soll ein keller von Louffen
kiesen das erst b. und das lest also; so es uff die
pfallenz kumpt, so soll man darvon werfen, was bös
ist, und wiget den es 72 pfund ald mer, so halt er
recht gekosen, wigt es aber minder, so hatt der keller
mins herren huld verloren.' ZLaufen Offn. XV./XVI.;
auch im Folg. Dazu: ,ln Waldi ... 2 porcos huobales
... In Tannon media liuoba ... 1 porcuni huobalem.'
1306, ÜFD 60, 340 (,Debitores censuum ecclesi» Bero-
nensis'); ,in Hegglingen curia ... reddens ... 1 por-
cuni hubalem.' 1327/33, ebd. 23, '260 (,Census perti-
nentes ad cellarium ecclesia Beronensis'). — Auch bei
Fischer III 1S49.
Hof-: von einem ,hof' als Grundzins zu lieferndes
Schwein; s. das Vor. und vgl. H.-Süw (Bd VII 1506). —
Halb-: halbwüchsiges Schwein; vgl. H.-Vich 2 (Bd 1
649). ,Dass man der Fahrhab die Weid zur Besatzung
legen solle wie folget: ... vier Werschweinen 1 Rinders-
weid. acht Halbschweinen 1 Rindersweid.' 1673, BoSi.
Rq. 1912. — Hütte"-: 1. = Stäfel-Smo 1 {m^W 1509),
zur Alpbütte gehöriges Schwein Gr (B.), eigenes
Schwein des Sennen, das er wohl etwas besser füttert
als die andern Schweine und auch in die Hütte ein-
lässt Gr (Tsch.). Das H. liegt meist halb vergraben
in tiefem Kot um die Alphütte herum; daher: Üs-
(j'sehe" wie es H., sehr schmutzig (B.). — 2. Schimpf-
wort, = Stäfel-Süw 2 Gr. — Jude(u)-: = Schmn 2b
(Sp.l898u.)GRhPr.(Tsch.). — Kaffe (ra/??-: unmässige
Kaffeetrinkerin GRCast., Lüen; Syn. K.-Lärpen (Bd 111
1385). -Bäben (Bd IV 917). — Cheller-: = Juden-
Schtc. GrHc. (Tsch.), lg.; GMs, SaL., T. Ein Ch. in
ein Säckchen eingenäht und dem Kinde umgehängt,
erleichtert das Zahnen GSaL. (WManz 1916). — Leb-:
= Leb-Sütv (Bd VII 1507) GRig., Valz. (Tsch.). Vgl.
Leb-Schäf (Bd VIII 298).
Lauf-, Läufer-: = Laiif-Süw (Bd VII 1507).
, Schöne Laufschweine.' Bote der ürschweiz 1888
(Schw); s. noch Bd II 385 M. ,1 Läuferschwein.- Z
Amtsbl. 1872 (ZHettl.). — Verhochd. für L.-Smo bzw.
Läufer ;aß (Bdlll 1145).
Lön-: gegen Entgelt zur Aufzucht. Fütterung über-
nommenes Schwein; vgl. Ver-ding-Schw. Jeder Be-
wohner von LPfaft'nau darf in den Wäldern von StUr-
ban zwei selbst erzogene Schweine auftreiben, nicht
aber , Lohnschweine'. 1462, L (Liebenau). ,So sich
dann zuo zitten begäbe, das eichlen wachsen, allso
das achramm sye, understanden si [die von AAMöriken]
eichlen zuo lesen ... lonschwin darin zuo nämen, und
dass alles an sinen [des Herrn von Wildegg] gunst,
wüssen und willen zuo tuend.' 1489, Aa Rq. 1923.
,Wir von Endfeld klagen uns ab den edlen von Hal-
wil, die dingen lonschwin in unser akerd und nemen
das gelt und geben uns nüt davon.' 1528, ebd. 1922.
Die Roggwiler sollen mit dem Vogt ,umb die Frävel
und Buessen der gedingten Lohnschwynen halb ein
Vernüegen schaffen'. 1615, WMerz 1922. S. noch
ebd. 1915, 238; 1922, 26; Aa Rq. 1923, 583.
Land-: = L.-Säm-' (Bd VII 1507). Die ,L.-schweine'
genügten [E. XVllI.] nicht für den Bedarf des Landes;
man führte viele aus Graubünden ein, die etwas kleiner
waren und zartes Fleisch besassen. JHepti 1914. —
Vgl. Gr. WB. VI 135.
Müli-: = M.-Sütc (BdVlI 1507). ,In Armense de
curia ... 6 porcos ad coquinam stuphelswin ad valorem
2Yj sol. et 2 porcos ad coquinam 5 solidos valentium
müliswinin [Gen. PI. zu porcos?].' 1306, Gfd 60, 336
(,I)ebitores censuum ecclesiie Beronensis'); ,stutfel-
swin', ,muliswin.' 1327/33, ebd. 23, 252.
Milch-: = M.-Süw (Bd VII 1507) SchwMuo. —
Vgl. Sanders II 1044a; Fischer IV 1672.
M e r- : 1. Delphin. Voc.opt. (.merswin'); Dexzl. 1666/
1716 (.Meerschwein'). — 2. Stachelschwein. .Hystrix
...ein meerschwyn.' Gesn. 1551; Fris.; Mal. , Hystrix,
dornschwein ... Dises tier wirt sunst auch zuo teütsch
Stachelschwein, meerschwein, taran und porcopick ge-
nennt.' TiERB.1563. .Einem frömbden, so myneii herren
zum Schnecken ein meerschwyn sechen lassen, 2 pfd
8 ß.' 1584/5, ZSeckelamtsrechn. ,Histrii, Meerschwein,
Stachelschwein.' Denzl. 1666; , Meerstachelschwein.'
1677. 1716: — Amhd. mer(ils,otn in Bed. 1; Tgl. Gr.WB. VI
IS.iO; M.iitin-Lienh. 11525; Schni.» II 639; Fischer IV 1023.
In deu Belegen unter 2 ist viell. zT. (trotz lat. liystrix, das
inissTerstanden sein kann) das Meerschweinchen (Cavia cobaya)
gemeint; vgl. dazu auch die Anni. zu M.-Süw (Bd VII 1507).
Mass- s. beren (Bd IV 1476). — Wohl far ,mast-'
(vgl. das Folg.).
1903
Schwan, schweii, schwin, schwon, schwun
1904
Mast-, ,mest(e)-': = M.-Süw (BdVUlbOl). ,Hüener
... die mich dunchent fäisser sein dann des niullners
inesteswein.'RiNG. ,Uem [henen] von Arch nachgelassen,
lü schwin jäilicli erziechen möge, die syen klein oder
gross, niest- oder winterscbwin.' 1526, Z EM. ,Ir
pl'aöen . . . sind des tüfels möstschwin.' NMan. ,Die
inastsauw, raastsehwein, porcus saginatu», altilis aper.'
Mal. Im Gegs. zu .faselschw.'; s. Sp. 1900/1. — Mlid.
me8l(e)8ii'in; vgl. Gr.WB. VI 1719; Fischer IV 1523.
Mueter-: = Fasel- Schto. b (Sp. 1901 o.) ApA.
C-Schwi-J; Gl; GKag., W.(Alp.l827);ScHwMuo. Sinddas
Posse' g'sl", die Ebere" und d'M.-schivi"! auf einer Aus-
stellung. CStreiff 1904. Ein il.-schwein mit 7 Jungen
bringtden Schlüssel zu einem verborgenen Schatz. Henne
1879, 465 (BE.). .Welicher ein m. hat mit värlin, wenn
die siben wochen alt wurdent, so sol er ein hirten
darzuo haben.' ZDietl. Oifn. 1420. ,Alle, die wingarten
oder reben handt, sollen die verzünen und vermachen,
dass ein m. mit nun fryschlingen unib und umb die
reben loffen und durch die zun nit komen mögendt.'
ThMü. Offn. 1475 (Pup. 1830). .Welicher ir kilchherr
by inen ist, das der inen sol haben ... einen meiden,
einen stier und ein wuocherschwin, daz inen nutzlich
sy. Darumb git man im von einem füly vier haller,
von einem kalb zwen haller und das zechendt'ärly
von den m.-schwinen ze zehenden.' ZDüb. Otfn. XV.;
Weiteres über die Geschichte dieser pfarrherrlichen
Servitut s. Z Rq. 1915, 457 (Fussnote). 476. .Genanter
hr von S.Gallen [soll] denen von Oberstamheira iren
hagen oder wuocherstier in sinen costen halten, des-
glich die m.-schwin.' 1523, ZSth. ,M.-schwein, loss (oder
raor), scrofa, sus, porca.' Fris.; Mal. ,Der Teufel [be-
fragt über den Verbleib eines einem Metzger abhanden
gekommenen ,Bläterleins' mit Geld] sagt, sein M.-
schwein, das auch under dem Gältzellen in die Stuben
kommen, habe das Blätterle sampt dem Galt gefrässen.'
GwERB 1646. ,Scrofa, M.-schwein.' Denzl. 1666/1716.
S. noch Z Gespr. 1576 (Titel), ferner Bd III 1426 (Lös I);
Sp. 1114M. — Mhd. miwtemein; vgl. Gr. WB. VI 2826.
Metzg-: = M.-Sülc (Bd VII 1507); .Syn. Stech-Schw.
,Wann hinführo ein Meistermezger ... ein Mezgschwein,
es seye auf den gewöhnlichen Wochenmärkten oder
von den frönden Säutreiberen, kauftet und ein Burger
... fraget, so soll ein jeder Mezger ... anzeigen, wie
er den Kauf getan.' Z Metzgordn. 1770. S. auch in-
inetzgen (Bd IV 026; RCvs.). — Summer-: Schwein,
das während des Sommers behalten wird GnCast.
(Tsch.); vgl. Winter-Schvj.
Stachel-: wie nhd. Stachelschwein; Syn. Dorn-
Schiv. ,Germanorum aliqui [hystricera] st.-schwein ap-
pellant.' Gesn. 1551. ,Das st.-schwein, hystrix.' Fris.;
Mal. S. noch Mer-Schw. — Vgl. Gr.WB. X2, 402/3.
Mer-Stachel-: = dem Vor.; s. Mer-Schw.
Stech-: = St.-Süw (Bd VII 1509); Syn. Metzg-Schw.
,Wie das er K. ein stächschwin vor etwas zyt umb
9 pfund und 15 Schilling ze kouften geben; demnach
als K. das schwin gemetzget, syge das schwyn finig
gefallen.' 1557, Z; vgl. Bd VIII I6O60. S. noch Fasel-
Schiv. — Vgl. Gr.WB. X 2, 1284; Ünger-Khull 571.
Stuffei-: Schwein als Abgabe für die Benutzung
der ,Stuffel-Weid' (s. d.); vgl. St.-Uuen (Bd II 1376).
.In Kuttingen curia ... reddens ... 2 porcos dictos st.-
swin utrumque de 3 ß.' 1327/33, Gfd '23, 260 (,Census
pertinentes ad cellarium ccclesise Beronensis'); s. noch
Müli-Sehw, — Statt-: in der Stadtgehaltenes Schwein;
vgl. Sp. 1892 M. ,üie stattschwin, wer in forst will, soll
von eim 1 Schilling geben.' 1531, B RM. ,Die landt-
lüt hallten, zu schirmung des Jungholzes ir schwyn
nu fürhin daruss tuend, diewyl die stattschwyn auch
heim.' 1554, ebd. ~ Tufel(s)-: = Chellcr-Schw. Gr
vPr., so Grüsch, Schs. — Ver-ding-: = ,gedingtes
schwin' (Sp. 1893M.); vgl. Lön-Schw. ,Wenne daz ge-
schieht, daz in den obgenanten weiden [der Grafschaft
Lenzburg] achron wirf, da sond die obgenanten min
herren von Berne oder ir vogt mit den selben drin
dörfi'ern daz gelt, das von den v.-schwinen fallet ...
teilen. Ware ouch, daz in den andren hochweiden ...
dehein achern ... wurde als mechtig, daz v.-schwin
darin genomen wurden, die selben lüte, denen die hoch-
weld zuogehbrent, süllent ouch umb daz gelt, so uf-
genomen wirt von v.-schwinen, miner herren von
Berne gnaden warten oder ir vogtes.' 1435, Aa Rq.
1922; wiederholt 1477. — Uorf-: dämonisches Schwein,
das bei Nacht den Wanderer verfolgt GMs.
D 0 r n - : = Stachel-Schw. , Aliqui hystricem germanice
. . . vocitant dornschwein.' Gesn. 1551. ,Das tornschwein,
welches seine törn von der haut kan schiessen, pecus
sagittifera, hystrix.' Fris.; Mal. Auch bei Denzl. 1666
(Index). S. noch Bd VI 192 u. (wo zu lesen ,-schwein');
Mer-Schw. — Mhd. rfoi-iKräi; vgI.Gr.WB.111300; Diefenb.-
Wülcker 360; Diefenb. 1857, 277a; Fischer II 281.
Trib-: = Trib-Süw (Bd VII 1509). ,Es sol kain
inetzger hie in unser statt noch in zwayen mil wegs
darumb kain hufin tribschwin, der sye gross oder klain,
uff den pfragen kouft'en noch verkouffen noch daran
weder tail noch gemain haben, sy wellen dann die
metzger oder in ir hüser bruchen.' Sca StB. XIV.;
Vgl. Bd VII 1497 M. (TuDiess. Stß.). — Vgl. zur Bed.
Geisnel-Schivein bei Fischer III 238.
W u ec h e r- : = Eber-Schw. , Welcher daz Rydigrüt
innhät, der sol dem dorff darvon haben ein w.' ZBass.
Offn. XIV./XV. ,Ein kilchherr sol han ein wuocher-
stier und ein ,w.-swin, damit ein kilchgenosse versorget
sy. Dieselben sollen ouch gefryet sin ze gangen [!],
wo sy wellen, daz sy nieman sol heichen, schlan oder
stossen.' LBür. Herrschaftsr. XV. ,Der her sol och ein
w.-swin haben in sinem costen. Wenn aber daz nit
gescheche, so sond die genossen kein zecheudenswin
geben.' AaSIus Oft'n. 1423; erneuert 1503. ,\Ver der
si, der den grossen zehenden ze Altorf iainehab, sol
haben ein wuoherstier und ein wuoherschwin, und sol
der wuoherstier ze Sant Jörgen tag da sin und uff
Sant Verena tag dannen gan, und sölli der eher ze
Sant Andres tag in dem dorf sin und uff' Saut Jörgen
tag dannen gan.' ZMöncli.üffn. 1439. ,Das sy [die Herren
von ZAlt.] von iren schwinen, als sy ein eher und w.
habent, hüetens und Ions ze geben und ze tuonde ledig
sin söllent.' 1479, Z Rq. 1910. ,Die wyden da sol han ein
wuoherschwin.'ZDürnt. Oft'n. 1480; ähnlich ZMaur Offn.
1543 (Weist. 143); vgl. zur Sache auch ZfsR.IIla77.
S. noch Bd VI 1032 (W.-Rind); VIII I6I0.; Mueter-
Schw. — Wild- s.Scftwin .2 (Sp. 1897/8).— Winter-:
Schwein, das man für den Winter hält GrAv. (selten,
It Tsch.), He. (Tsch.). halbjähriges Schwein GfiObS.
(B.); vgl. W.-Süw (Bd VII 1510), ferner Summer-Schw.
,[Eine Hexe bekennt, sie habe] z Seckelmeisters hier
ein W.-schwein verderbt.' 1702, GrKI. ,Bei uns wird
der destillierte Trester den W.-schweinen zur Nahrung
gereicht.' Gr Sammler 1782. Vgl. auch Gr Landw.Ges.
1780, 4. Stück 45. — Wer-: = Gelt-Schw. (Sp. 1901).
1905
Schwan, schwen, scliwin, scliwon, schwun
lt)06
.Hienacli sind bescliriben die widenigüeter der stift
Münster gehörig und die iren jerlich werschwin zin-
send, die in der gralfscliaft Ijenzburg zuo Rinach ge-
legen.' 1539, Aa Rq. 1922 ,[Da] durch alt erber lüt
kuntbar, das die güetter, so wärsclnvin gan Münster
zinsent, sollend die alten wideingüetter sin, so ist
deshalben abgeredt ... das nun hiefür [1. hin-] ... alle
güettere, so wärschwin hinuff gan Münster zinsend,
so derenthalber spenn uft'erstüenden, dan dieselben zc
reclitvertigen hinuflf gan Münster sollind gehören ...
hinwiderumb aber alle[r] ire andern zins- und wideni-
güetter halber . . . die keine wärschwin zinsent . . .
dero halber ist abgeredt, das die zuokünftigen spenn ...
berechtiget wärden au orten, enden und herrscliatten,
da dieselben zinsgüeter gelegen sind.' 1540, MEsterm.
1882 (Pfäff.). 1653 begehren die aufrührerischen L
Gemeinden Erleichterungen bes. in Fall, Ehrschatz,
Schreiber- und Siglerlohn, Währschweinen, Fastiiacht-
hühnern [s. weiter u. Ztvinf/s-Be-satzitig Bd VII 1597].'
ebd. 1875. Im Gegs. zu HaJb-Sclno.; s.d. und vgl. ir.-
Ross (BdVI 1437), auch W.-Sclmeh (BdVlI1486).
Wasser-: = W.-Chalb 2a (Bd 111 221) GrU. (B.).
TrVch nid an dem Brunne", du chönntist es W. in-
tri-'che" i.md schlucke"! — V?l. Gr. WB. XIII 2504 (in
aniieni Bcdd.).
Zucht-: wie nhd. Zuchtschweiii. ,Es mag auch
ein Müller, so kein andren Gwerh hat dan den Mühle-
gwerb, nit mehr Schwein halten dan sechs und kein
Z.-schwein.' 1534, AAAarb. Müllerordn. (Abschr. von
1C80). — Mlul. ..<ihl»tr,H; vgl. Samlei-sII 1044a.
Zehend(en)-: = Z.-Süw (Bd VII 1510); vgl.
Sp. 1896u. ,Von der zelientswin wegen, daz man die
also sol richten, wenn das geschieht, daz einer der
undertanen, der in den kilchenzehnden höret, zwo
niüeter hat, die beid gebärent, oder wie vil der müeter
war, so sol er ... die swinli uff enander Zeilen, hat
er nit von ieglicher muoter ganze zal, und sol denn
ie von zehen swinlin eins geben durchuss ... und die
zehentswinli ist der zehender nit gebunden ze nenien,
e daz si inugen haber und väsen essen . . . Ist aber
nie swinlin für über die zehentzal, sint der swinli fünli
oder sechsi, so sol er ein halb swinlizehenden geben,
wärin aber sibin, ächti oder nun swinli da für, so sölt er
... ein ganzs winlizehenden geben.' 1403,, ZRüti (.\bsclir.).
Der Vogt bezog 149C ua. ,Zehndschweinchen'. AWilh
1883. S. noch Wtueher-Schw. — Vgl. Fischer VI 1087.
Zins-: = M' er- Seine; s. Hueb-Sehw.
schwine° 1 (in W tw. -u"), 3. Sg. Pra;s. und Ptc.
-et: 1. a) „von Schweinen, nach dem Eber verlangen
LE.''(St.^); \g\.schjei)üg I, Schwining 1. — b) Schweine
einkaufen WSaas. Er ist uf du" MärH ga" schwinu".
,DieSaaser haben eine grosse Vorliebe für wenig Worte
und auch für kurze Neubildungen ... Die Gommer er-
zählen daher: Wenn Saaser in Sitten auf dem Markt
Schweine eingekauft haben und wieder nach Hause
gehen wollen, so rufen sie einander zu: Maria, hast
g'schiniiet?' SV. 1918. — c) eine (urspr.) in Schweinen
bestehende Abgabe (vgl. Sp. 1896/7) leisten. .Welcher
sin schwyngelt uff S. Andreasen tag nit gibt, der soll
darnach schwinen in ains herren abbts küchen ...;
wann auch eines herren abbts pottschaft oder der
keller uf den tag, so ein ieder das schwyngelt geben
soll, nit zuogegen da war, wenn dan einer das gelt
legt uff den stain an dem wäg, der by dem kelliof in
1 dem zun lytt, so soll er wol geschwinet haben.' Tn
I Schweiz. Idiotikon IX.
Mü. Offn. 1475 (Pup. 1830). S. noch Hemme II (Bd II
1276); eine Var. (,geschwiuet') Z Rq. 1925, 153 (nach
Abschrift des XVI.). — 2) in Empfang nehmen.
,An Sant Andres abent sol der probst mit sinem
knecht und zweyen siner herren aber mit dem keller
komen gen Hegi, da ze schw.' ZEmbr. üffii. 1370. —
2. a) = süweniaa. (Bd VII 1511), .siiorcare' (Tsch.) FJ.;
Gr. so Av., Rli., Tli.s; W, soMn. Er (Si) het g'schwlnet.
Tue nit schw.! Hör sövel schw.! verweisend zu einem
Kinde, das mit Kot spielt GrAv., Rh. Unpers., = süwen
4b W, so Mü. Es schwinet hüt der ganz Tag. —
b) schlecht haushalten, geuden, auch im Stall, zB.
wenn das vom Vieh aus dem Barme" geworfene Heu
vom Fütterer nicht aufgenommen wird GnThs. -
3. Jmd .Schwein' schelten. ,4 march bar A. der schulder,
als er nachts die handtwerchsgsellen zur Meissen hat
geschwynet und ouch zuckt.' 1521, Z RB. — Vgl.
Gr.WB. IX 2444; Martin-Licnli. II .")25 (Junge werfen, von
Schweinen).
ume"- bzw. wnha'-, ummer-: = u.-sincen 1 bzw. 3
(Bd VII 1511/2) GrHc., Pr., Rh., Seh.; W. Dou muest
iittes u.! GRÜast. (Tsch.). — i°-: zu Schwin öh
(Sp. 1899), Heu in kleinen Bündeln einbringen GrAv.
Wänn's [das Heu] nu" e'chH" dürrs ist, so schteinen .s'
[die Heuer aus Bergamo, die die Arbeit im Akkord
übernommen haben] 's i".
vor- 1: a) = t^er-süicen laa. (Bd VII 1512) Gr, so
1). (B.); W. Du verschwXnost Alls, du" Tisch, du"
Bodu", d' Wand und d'Mclchtray\'. [Eine Frau] isch
fürchtig tmsüberli''' g'si" und hed d's Hdss versclncinet
Gr (Tsch.). — b) = ver-süwen 3, unnütz verbrauchen,
verderben, durchbringen, auch (Dinge) durcheinander-
werfen, (die Ausführung einer Sache) unmöglich machen
GkD. (B.). — Vgl. (!r. WB. Xll 1, 1201.
zer-: a) = dem Vor. a WVt. — b) = dem Vor. b (Jk
Av. (Tsch.). E" Sach, d'Sach im StaV, d's Heu"^ z.
Schwiner I m.: zv.. sehxnnen 2h, wer nicht haus-
hälterisch mit Etw. umgeht, Geuder GrAv. (Tsch.). —
Andres hei Gr.WB. IX 2445.
Schwineri f.: a) = Si-^m (Bd VII 1514) GnPr. Er
hed sus nid g'schiclet . . . ivil-er das Schicken für c"
Schw. g'han hed. GFient 1898. — b) unhaushälterisches
Gebaren, Vergeudung GrAv. (Tsch.). — Vgl. Gr.WB.
IX 2445. In der Form ScJnerincrei (stets mit T)i|ihthong!)
heute (neben dem tw. als stärker oder als hodenständiger
empfundeneu Sou"'erei) verbreitet.
g'-sch winet: = ge-süwet{Bä\ll lhl4} GMs. E"
gi Magd.
Schwinete" f.:a)= Sii«if<en J (Bd VII 1514), ,spor-
cheria'(Tsch.) GrAv. (.Sauordnung'), He., Nuf., S., V.;
Syn. Schwineri. ler hei't's im StaV g'gatliget, das'-me"
gere" i"hi" lueget; es ist vorher e" Schw. g'sl" GrAv.
(Tsch.). Se'b isch en verdammti Schtc! wenn Mäuse im
Haus sind GrS. 3Iit Heidelheri isch-es en Cheiben-Schw.,
da sie unangenehme Flecken in der Wäsche machen,
ebd. IFas machst jez du da für e" Schw. ? hed d'Muetter
g'frägt [als das Kind beim Anblasen des Feuers Asche
umherstreute]. JJöruer 1918. — b) Vergeudung GrAv.
(Tsch.).
schwinig I, in B, so Aarw., Gr. (It Bärnd. 1908
neben -%-) und It AvRütte; FSs.; GT. -¥-: 1. = süwig 1
(Bd VII 1515), .nach dem Eber verlangend" AaF.,
Zein.; L.E." (St.»), Hitzk.; Syn. auch häuig (Bd 11
1815); rüssig 2a (BdVI 1449), ,l)em scliwinhirten von
zwo moren, als die schw. waren, 2 ß.' 1595, AAlIerni. —
120
1907
Schwan, schwen, schwin, schwon, schwun
1908
2. vom Schwein lierrührend AaZcIh. und It H.; Bs:
B, so Gr. und It AvRütte; FSs.; L, so E.; SL; Nnw
(Matthys; selten). E" schic . Jtippli Bs&tdt; s.auch Bd VI
1 1 93 M. Was hest i" de' Chuchi ? Gang früsche" schw-e"
Brötiss, seid d'Kathri". L Tagbl. 1^98. E" par schw-i
Bratwurst und Bluetuürst mit Nulle", von der Metzgeie".
ScHwz. Frauenh. 1903 (SI>.). ,Es konnte... vorkommen,
dass in besagten Loiben [Lauben] ganze Regimenter
verschimmelter Oichenhäfen nehen würmerzerfresseuen
schw-en Hammen paradierten.' Bäknd. 1908. Di schw-e"
Siti; s. Bd VII 1450o. , Unterdessen danke ich [ein an
Podagra erkrankter Prediger zu Oberburg] Gott, dass
... meine Zuhörer, in ihrer alten Guttätigkeit gegen
mich verharren und in Wahrheit auch diesen Winter
mich mit rinderigem und scliweinigem Fleisch und
allerlei Gattung Obs gleichsam überhäufet.' 1697, B
Blätter 1906. Subst. Schw-s (mit .Art. (djs Schtcinig, -a),
Schweinefleisch AABr., F. und It H.; Bs; B. so Aarw..
E., Gr., Hk.; L; GT.; Obw; UwE.; ZO. (Messikommer
1909); Syn. Süw-Fleisch (Bd I 1223). .Häufiger [als
vom Schwi)i] redet man vom Schtv-en.' BSrnd. 1908.
Im Schtcizerland zur Büre"chost, zum Schw-e", Chäs
brücht's guete" Most. PHaltf.k. Öp^ns, «"chli" Schw-s,
etwas Schweinefleisch. Es Schnäfeli Schw-s; s. Sp. 665u.
Q'räucherets Schw-s fürs Znüni. WMüller 1903.
Ordinäri Schw-s, Wurst u"'' Specksite", auf dem bäuer-
lichen Festlisch. Bärnd. 1904. Schw-s und Rindrigs;
s. Bd VI lOSS. Scherzh.: Höt ge't's Söifleisch und Schw-s
L. Reimend mit linig (vgl. schwinin): Es präehtigs
Jör isch hür bigost! . . . im Chömi Schw-s, i"'" Chäste"
Dörrs und bleiknig lAnigs. PHalter. — Spätmlid. smnic,
Ijorcinus (Diefeub. 1S57, +48a; Diefeub.-Wülcker 849); vgl.
tir.WB. IX '2448 (unter .schweinicht'); Martiu-Lienh. II 5'26
(iu Bed. 1 und 2); Unger-Khiill 564; Fi-scher V 1268.
schwini" (flekt. -enc usw.), in GT.; Sch, so Nnk.
und It Stickelb. 1881 -i-: 1. = dem Vor. 2 AaMbU.; Ap:
G; Sc«; Th; Zg; Z; Sy n. siwm (s. Bd VII15I6). ,Sy
[die Frau, die fruchtbar werden soll] nera schwinen
hoden und pulver sy und trink daz pulver in win, so
ir die krangheit abgalt.' Künste. 1474. Schio. Küppli;
s. Bd VI 1193M. En schwlnenc Brate", e" schwiHi''s
Brätli. ,Es ist seer guot das trübelbluot und bringt
uns alten fröud und muot hie by dem achwynenen
braten.' BGlett. .Schäfls und Raben, mehr Brotwörstle,
sehwinenen Braten und Käfen.' 1798, GStdt (Speise-
zettel). Schw. Schmalz; s. Sp. 938 u. ,Das man bi dem
grossen pfund wegen söl ... swini smalz [usw.].' Sch
StB. XIV. , Häsin käs und schwinin speck darunder.'
NMan. ,Schw. siten'; ?. Bd VII 1450 o. ,Da dann vill
schwynener Syten an Rauch gehanget.' RCy.''. ,Schw-er
hamm(en)'; s. Bd II 1270M.; VI 102 ('räuc/ien). ,In dem-
selben turn funden si . . ob den druhundert schwininen
bachen.' A. XVI., F Chron. .Darzuo sollend ouch mine
khind ... ir [meiner Gattin nach meinem Tode] uss-
richten für ein mal zwen schwinin bachen, ein halben
Zentner diirs rindris fleisch.' 1544, B. ,Utt' den 8. tag
winmonat [1567] hat der rat zuo Paris ... einem jeden
houptman under dem eidgnosischen regiment [ua.] zwo
hasteten mit sch winemschambunggeschenkt.'AllAFF.NER
1577. .Umb 100 schwinine Feldkirclier Würst F^l. 3, 20
Kr,' 1631, GrLER(Handb.). Schtv. Fleisch. He,tverwill
schic. Fleisch chaufe", De' muess zu Dem und Dem ane"
/aw/e"THErm.(.\usruf der Schweinemetzger). .Schwinin
Heisch zam oder wild.' Türst, Ges. ,Vil fleisch, rindris
und schwinis.' 1475, FInv. ,Marizen um swinin fleisch
und rindfleisch in die reis verliehen 1 pfd 7 ß.' 1475,
.\AZof. Seckelmeisterrechn. , Schweinin fleisch, suina
caro, gesalzen riemen schweiuis fleischs, succidia.'
Fris.; Mal. ,Schweinis fleisch gibt man dem habichen
allein dennzemal, so er mager ist.' Vogelb. 1557;
später: .rindfleisch oder schweinins.' ,Von altem bar
hat ein jeder der '24 Chorherren ghäbt ein Gültli für
schwyein [!] Fleisch iu syn Husshaltung.' 1630, Z Rq.
1910. S. noch Bd IV 963 (Bachen); VI 79M. I8660.; VII
1449/50; Sp. 292o. Amtliche Bestimmungen betr.
Kauf und Verkauf. ,Si [die Metzger] sun ouch enhcin
swinin fleisch henken, da es nüt wol und mit geverde
übel hanget ... Und swele burger ieman dehein swinin
fleisch kouft, wan daz er selber eszen wil und daz er
in sinem hus bedarf, der git 6 ß von ieglicheni.' äL
RB. .Die luetzger . . . süllent geben . . . schwinin fleisz,
alz die schouwherren sy das heissen geben.' 1410,
.\ar StR. .Swinin fleisch daz bergin 1 pfd umb 6 d.,
heilgalzen 1 pfd umb S'/s d., vünigs und desglich nach
sinem werd.' 1414, Z StB.; dafür .swinbergin.' 1412
(s. Schwin-Barg Bd IV 1549), , swinin bergin.' 1418.
.Man sol nachgan und richten, als G. vinnig swinin
fleisch inwendig der metzg verkouft ... hat.' 1433. Z RP.
,üaz schwinin fleisch sol man inen [den Metzgern]
ouch schetzen ... und sond dhein schwin verkouöen
unbesechen.' 1455, Aar. StR.; wiederholt um 1510, ebd.
,[Die Metzger] sollent ouch das schwine fleisch, das
durchhouwig ist, das pfund umb 6 d. geben, und wasus:-
geschelt ist, umb 5 d.' 1530, AARh. StR. ,Wir ... namen
[im Wirtshaus] 1 Mass Muscat ... ein Stückle Fleisch,
zue Zeiten schwines, wil ich by meim Herren keins ass.'
FPlatter 1616. ,Des schweinenen Fleisches halber
haben die Herren Fleischschäzere Befehl und Gewalt,
dass sie in der Metzg allhier auf das Verkaufen des
gedachten schweininen Fleischs allwegen ein fleissiges
.\ufsehen haben.' Z Metzgordn. 1770. S. noch heil-galzin
(BdII'296); Ge-schlächt IHSik 38). Snhst. Schwlni"s
(mit Art. 's iSc7i«n«i", auch Sc/noini"«), Schweinefleisch Aa
(Rochh.); Ap; Gl; GR,soIg., Mai. ; PAl.(,lardo' ItGiord.);
Sch, so Nnk., R , Schi, und It Kirchh.; SchwE.; Th; Z, so
Dättl., 0. (it einer Angabe nur im Wirtshaus üblich,
sonst Säu-Fleisch), übf., Oetw. und It Dan. f-ss); vgl.
Sütvins (Bd VII 1516). Hut giH's, häm-mer Schw-s.
[Frau :] 's leist Sclnc-s, wo-nn-er-mer 'brächt hend, ist
denn au''' g''ad gär niid guet g'se". [Metzger :] 's Mül
zue, Frau! Vo" de" Tötne" söll-me" g'ad Guets säge".
.\Tobler 1902. ,Die [zur Liechtstubete"] einladende
Hausfrau spendete Schw-s oder Braten und nachher
noch etwas Gebackenes.' EStaüber 1922 (ZObf.). Fir
um.bitz Bangadu und leg drin e" Stuck Schrv-s und
Wurst und umbitz Artiffule" PAL (Giord.). ,Eine 74-
jährige Frau in ZOetw. sagte an einem Wurstmahl:
D'Jude" wone'd im Schwlnene". Wenn ihr Vater alle-
mal gemetzget habe, habe er einen Knochen ge-
nommen, der wie eine Chräze" aussehe, habe aus ver-
schiedenen Teilchen von Fleisch und Bein den ewigen
Juden gemacht und ihn auf die C/tr(«e" gesetzt, so dass
dessen Beine nur so herunterhiengen.' Z Ohr. 190'2.
S. noch Bd VII 1538u. i"^* ha" 's grüe' Schwwi"s lieher
als 's tige" ZDättl. 's tüer Sehicini". AHüggenb. 1914.
So, di" G'spüsli'g [der Heizer ist], mit dem wi't cho"!
. . . Hett-e" au"'' scho" chönne" ha", unll-e" aber nüd,
will Nüd icüsse" ru" g'räuktem Schwini"s. Lienert 1891.
.Welcher meczger ouch also schwinis meczget, der sol
uti' den selben tag sust kein fleisch denn schwinis feil
1909
Scliwan, scliweii, scliwill, scliwon, schwun
1910
hau.' 1509, AaB. StR.; wiederliolt 1534, ebd. ,Ich mein,
Egg sig mit narren besessen: wot er ie schwinis essen,
da ers reicht im Schwyzerland, so ers bass in Peygern
fand.' NMiN.; vgl. Sp. 1900M. ,Türs rindtfleisch und
schwinis ... ist des schwininen gsin 58 pfd ... und
des türren rindtfleisch 28 pfd.' 157G/7, BThorb. Rechn.
,An dem morgen- und naclitimbis soll man jbedesmahls
an gemeinen fleiscbtagen zwo oder dreyen richten
geben, als namblichen suppen, fleisch, ein gemües als
rüeben, kraut, gersten, erbs und darin auch schwinnes
oder ander tigen fleisch.' 1599. SBukkart 1909 (Spital-
ordn.). ,Dass man [in Pestzeiten] zu ... Winterszeit
nicht zu vil von dem Schweinen niesse.' JHLav. 1668.
,1 Pfd Schweinis.' 1786, Bäüeknchk. S. noch Bd VI
10.?6 friiiderinj; Vlll 867 M.; Sp. 194 M. Schw-s und
Sürchiiit, Sürchrüt und Schiv-s, da händ s' [die Wirts-
liausbesucher] Appetit. Tierw. 1898. Das gi''d- Schw-s
mm Sürchrüt Z, = Fleisch i"'s G'mües (Bd I 1221).
Speckt' d' Habe" (Bd VI 17u.). Surkrut und Schw-s drin,
dan hnd er gässa. .AICornhoffer 1656. S. noch Chabis-
Chrüt (Bd III 896; auch Sprww. 1869). Reimereien.
Finis, am Fritig isst-me" kei' Schw-s! Aa (Rochh.);
Sprww. 1869. ,Am fritag isst man kein schwinis, in
culo statt michi crinis.' Fastn. XV. Im Reim mit
Lwi"s; vgl. Schm.'' I 1480; Fischer IV 1155 (unter
leine" II); V 1'267 (Bed. 2); Wander III 28, ferner
schwinig 2. Die erst spinnt Lmi"s, die zweit hacket
Schw-s, Var. zum BUi-Bössli-Lied. RSuter 1915. Schiv s
und Lini"s (mit Sürchrüt), geräuchertes Schweine- und
Rindfleisch, mit Sauerkraut zs. gekoclit Gl. D'VrVne"
hat e" werschafts Z'nüni üfg'stellt, Most, Schw-s
und L-s und e"chlei" Chrämwar. CStkeiff 1901.
D'Bäsi Margret bringt e" Butälle" Tsdiipierie" und
e"chlei" Schw-s und L-s. ebd. 1909/10; s. auch Scha/f-
Ileiti (Bd VI 1654). 2 Gänge (.Trachten') dürfen an
keinem Sängermahle fehlen, nämlich , Schw-s und
ly-s', dh. frisches und geräuchertes Schweinefleisch,
mit Sauerkraut und ,Kalberwiirste' mit Zwetschgen.
AfV. (Gl It EBu.ss). S. noch sAioin (Bd VII 1516; JMahl.
1674). Im Wortspiel mit schwinen II (s. d.) mit Bez.
auf allerlei (beim Essen schnell abnehmende) Speisen,
bes. Fleisch Z (auch It I>än.). Ich mein, 's ander
Fleisch sei ati''' Schto-s. Schw-s wstatt Wachsi"s. ,Das
ist wie als Einer tapfer Bratwürste äss und bemerkte,
es müsse halt vil Schwynis darin haben, dass sie so
zusehends auf der Schüssel abnemmen und ver-
schwinden.' ZZoll. Arzneib. 1710. In der Volksmedizin
wird der Zshang ernst genommen: ,Fur die Schwynig.
Nimm, wann man schwynis Fleisch gässen hat, ein klein
Gschirr Wasser, spüel die Feisse ab den Tellern. Es
ist kein besser Ding, besser Schwynsalben zu machen
für Lüt und Vieh.' ebd. — 2. nach .Art eines Schweines,
schweinisch. ,Ein schw. end'; f.süwisch (Bd VII 1516;
Aal 1549). Als Schimpfwort; s. süwin (ebd.; 1522,
EEgli, Act.). ,Botz schw-er wunden!' Fluch; s. BdIV
1998M. — Mhd. SKiniH in Bed. 1 ; vgl. Gr. WB. IX 2444/5
(uiiteineni BsBclegvou 15721; Diefeiib.-WUlcker 849; Martin-
Lieiili. II 525/6; Schöpf 660; Fischer V 1266/7, zu Schwini"s
auch ZfliM. III 38. De- schw. Fra,:k, Übername eines ge-
wissen Polizisten GStdt. ,In (der) Swini(ii)-, Swiulsfleiscli-
(l)iui}stnbeD.' 1376/1447, ZStdt; vgl. Viig.-Misdi. 1 485.
Seh wini°g I f. : Brunst der Sciiweine L (Ineichen);
vgl. schwinen la.
Seh Win 1er rn.: Schweinehirt Gr, so He., Mai.,
hPr,, Saas, überall y; Syn. Schweiner (Sp. 1S8U). Der
Schw. ist bei den Bauern, deren Schweine er hütet,
der Reihe nach zu Gast, z'Spls (Tsch.). Der Schw.
güget bei der Osfart mit der Herde (ebd.). ,Die beiden
Schweinler [in GaStürvis] bezogen im Jahre 1748 je
1 Kronentaler.' JKiroNi. — Bti Unger-Khull 564 iu der Bed.
Soliweinenu'tzger; vgl. zur Bildung etwa Rriatkr (Bd VI 1441);
Miäfflvr (Bd VIII :?03). Hieher viell. der Flurn. im S,h,r,ler
ZStitf:i; s. auch Leu, Lex. 16, 560.
schwinacht GW., -echt GWe.: abnehmend, vom
.\lond; Syn. schwinend, schwinig. Im schxc-e" Mö".
Schwine" I Schtvinne" m.: Muskelschwund an
einem Glied, .Atrophie BS!.; Syn. Schweining 2a
(Sp. 1888), Schivinen(d) , Schiciner, Schtoini, Schwinigi,
Schwining. Ein verletztes Glied hat den Schw.; für ^e'
Schiv. tue", ein Mittel dagegen anwenden. — Auch bei
Jlartin-Lienh. II 526 {Schwine f.). Zur Bildung vgl. BSC. XII
14 5. 151, zur Form mit -nn- die Anm. zu scJiiclnen.
Wachs Wa.c Schtcine": PI., Drüsen in den Weichen,
in der Armhöhle Bs (Seiler). — Ebsn eis. (Martin-Lienh. II
785). Vgl. Wacha-.'ichumi, zur Sache , Wachsbeule' bei Gr. WB.
XIII 76, .Wachsdrüse' bei MHöfler 1899, 105 b, zum Zshang mit
arJiwlnenäieSyna. Schwänden (Sch<oänten),Sehwinden(Schioi7Uen>
zu achwinifen. Nicht unmöglich wäre die Annahme einer blossen
Übersetzung von Schichulen, gemäss dem Verhältniss von ma.
«ü'AMJjienzu dem im AUg. als schriftspr. ouipfnndenen «•■hwimkn;
vgl. das ebf. basl. W,nhs-Schteinden.
schwine" II (-ei- GRCast.; UwE.), in BBr., Gr.,
R,, Si. schwinne(n), in BTwann (Bärnd. 1922); GKriess.,
Montl., Überr.; ScnSchl., Stdt (Stickelb.) schwine", in
GO. in Bed. 1 f ß auch g'-schwine", 3. Sg. Prss. Ind.-<
Aa; Ap; Bs; B, so Gr.; F; Gr, so Pi-. und It Tsch.;
L; PPo.; GKriess., Montl., Oberr., W.; SchR. (nach
Angaben -(- und -»-), Schi.; ScbwE.; Th; Uw; U; Z,
-et AaEIV.; Ap tw.; B, so oAa.. S.; GrD., Nuf., S.; U
(ä. Angabe); W um Brig (-ut), Kond. schwinn Aa (H.),
schwin(e)ti B; F; Gl; SchR.; Z und weiterhin, Ptc.
g'schioi-ne" AaF., Häggl. und ItH. (-nn-); BsBinn. (-i^-),
L. (-nn-) und It Spreng (,geschwienen'); BoAa., E., Gr.,
M.,Si.;GL;GRAv.r'-««-;, Furna,Pr.,ObS.,Valz.;L,soE.;
ScnwMuo.; SSchw.; Uw; U; Z,so Kn.,0. und ItDän. und
Spillmann, g'schwune" (bzw. -o-) Ap; Bs C-nn-); F (-o-);
GrD., Furna, He., Rh., Schs, Valz.; GFlaw., Oberr.;
ScnHa. (-0-), R., Schi., Stdt (Stickelb.); TuxMü.; Z. so
üättl., 0., Stdt und It Spillmann, g'schwune" ApK. (T.);
GrHc.; GEichb., Ms, W.; TuHw., g'schwint FS., Ss.;
GrD., Tschapp., -et Bs; BoAa., E., 0. (Zyro), Sa., S.;
GrS., Tschapp.; S (Joachim), t. mit , haben', t. mit
.sein': 1. „schwinden", an Zahl, Umfang, Inhalt,
Kraft usw. (allmählich) abnehmen (meist imperfektiv,
ohne die Vorstellung völligen Schwindens; vgl. die
-Anin.). allg. ; oft in ausgesprochenem Gegs. zu wachsen
oder syn. Ausdrücken. .Schw(e)ynen, abnemmen, aus-
dorren, decrescere,tab(esc)ere.' Fris.; Mal. ,. Abnehmen,
Schweinen; delabi, in Abgang kommen, Schweinen;
iiiarc(esc)ere, welk werden, faulen, Schweinen, ver-
strupfen.'Denzl. 1666/1716. ,Schwynen, Schweinen, ab-
nehmen, ausdorren, tabescere,' Sprenc. Alls schwinet,
we""-me" vorgtce devo" nent ond Nünt dezue tuet.
WRoTAcn 1924. I" Chochi, Cheller, Stall ond Feld ...
tod Alls g'ad schw. ond nüd wachse". HKFrick 1900.
,Wir haben [durch Diebstähle] das unser verlorn uml
ist uns geswinen alles, das wir haut.' 1398, Z RB.;
s. das Vorhergehende Sp. 757 (u. Nach- Schlüssel). ,Geb
wie gross der Haufen, muss er nach und nach Schweinen,
wenn man immer darvon nimraet' JMey. 1694. a) von
einer Mehrzahl von Lebewesen, Sachen. Bi mir
1011
.Sohwiiii. schwell, scinvin, seliwon, sclnvuii
1912
schuin(e)t Alls, g'ad d'Göfe" nüd, klagt ein kinder-
reicher Bauer ApK. D'Chinderzal sehtvint Gr (Tsch.)-
,l)ie Gäste fanden an zu Schweinen'. Hoclideutsch einer
Gastwirtin. AfV. (GMs). Das ist nso g'ganyen [mit den
Einbrüchen eines Fuchses in die Hühnerställe] his
dass de' Liten ... d'Hiender afii" starch g'schwinen hein.
Barni). 1908. ,Säg luyneni heren burgermeister ...
das vil von den Eidtgnossen uss dem zuosatz gangen
sygind und fast schwynind.' 1476, Waldm. (Brief). ,Da
von VVuchen zu Wuchen die Not und die Zahl der
Annen, weil alle Vorrätlein verbraucht, sorglich inelir
stygen als schw. wird.' 169'2, ZNeft. ,Dass die Zahl
des grossen Rats biss unter die Zahl der 200 ge-
schwinen.' JRGruner 173'2. Von Sachen. Arbeitsgeräte,
zB. eines Bauern, schiiini"d, wenn keine neuen an-
geschafft werden Ap. Merhänd wider Winter, d'Heizi-
burdene" schulne''d. EEschmann 1912; vgl. b. .Lichter
und Tortschen sind niclit geschwinen.' Skbast. 1730.
,lst die Anzahl miner Jahren doch abermahl um eines
gewachsen oder vielmehr geschwinen.' JJÜlu. 1733
(Neujahrspredigt). — b) von Stoffen, Produkten als
Masse (Haufe, Summe usw.) oder Einzelding. We""
d'Grasi'g jitz [im August] sclw" a"fäht schic, o wetsih!
sH gi''t-es wolfeils Veh. UDcrrenm. 1908. Gegen Ende
August l'ähd d'Milch [Milchertrag] an schwinnen, weil
d's Veh galted. Barxd. 1908. 's Garn [am Webstuhl]
schwin(e)t Ap; mit Subjektsverschiebung: ,Wie froli
ist man, wenn man ein faules Garn auf dem Stuhle
hat, wenn man sielit, dass der Stuhl schwindt!'
UlJaXfiOER. ,L>ie N. rede, er habe sölich Silbergeschirr
gewist und gewaschen, das das unib ein lot geswinen
sye.' 1472, Z KB. ,Das man den Bauren keinen so
grossen Vortel im Holz mehr gestatten wolle, in An-
sehung des Holzes je länger je mehr Schweine.' 1777,
ZNän. Insbes. a) von Vorräten in Haus und Hof.
(D)'s Brot, de(r) Chds, e(Hj Hamme", 's Fleisch im
Chämi schicin{ejt, fangt a" schtc. E" Hafe" sö't-i'''
ha", wo nie dri" schicint der Anke". MLienert 19'25.
's Mel"'' im Trog sehtvint, me" wördi glü'be", der Luft
tri-'ti's derva" F. Vom Getränk; s. die Bauernregel
u. Barnabas (BdIV 1596). auch AABr. (Barnebas nass,
schwint de'' Wi" bis i^'s FassJ, Fri.; Bs; Seil; Tn.
S. noch ver-schwinen Ib. Von Feld-, Baumfrüchten.
ü'Uerdöpfelim Cheller schtnnc"d, im FiuMing. Wäm-
mer ait''' all Obi"g e" Zeine" roll [Apfel] g'stiiclclet hat,
si händ nüd welle" schw., bei reichem Obstsegen.
MESS1KUM.MEU 1910. Von Heu. Uf der Büni het Joggeiis
lleuli g'schwinet, wie we""'s die galoppiereHi Üszeri"g
hält. IjOosli 1910. Ünse'' Heustock schwint schon grusig
GRPr. De'' Heustock Ut aber vertonderet g'schwone"
ScuHa. [Vor des Vogts chlebrige" Hände" sei Nichts
sicher gewesen;] 's Gras uf de" Matte" und 's Heu im
Tetin heig öppe"die g'schirine". RMüller 1842. Vom
l>tinger(stock); s. Bd IV 538o. (wo schwint zu lesen);
Vlll 79o. 's Leder, 'sTuech, 'sBapir, d' Tinte" schwint.
.Demnach so were inen ... zwei mal wyn uss der
standen genomen worden, dass allweg umb ein twer-
hand der wyn geschwynen were.- A. XVI., ZKü. ,Dass
sy ein Argwon ull' innc [den Angeklagten] ghan mit
dem Holz, dann innen dasselbig gar zuo vil ge-
scliwinnen, deshalb zwungen worden sygent, Aschen
zuo säyen [um den Dieb zu entdecken].' 1616, Z. ,Es
schwindt [d] Proviant.' 1051, Gfd (L). ,Wer hat ge-
machet, dass der Witwen zu Sarepla ihr Mal und Ol
nicht geschwinnenV' FWvss 1677. ,[Ein armer Hand-
werker spart sich das Brot vom Munde ab] damit es
der Frau nicht zu stark schweine.' HPest. S. noch
Bd VI 13380. Vom Behälter statt des Inhalts. [Die
vom Wildmannli mit Melil und Butter gefüllten Eicr-
und Nußschalen sind, soviel man daraus nahm] olbig
voll 'blibe" xind hent nie g'schwine". Buhl. Chrest. (Gr
Av.). ,üer knecht .. . rett, die M. bette zwei arfel holz
gehept, davon bette sy wol zwurent gebachen, und
were sines herren holz geswinnen und irholz gewachsen,
das sy nu so vil holz bette, sechs kneclit trüege[n] es
kam fürer ... Sines herrn ankenköbel und der M.
ankenknbel syent nebeneinander gestanden und sye
sines herrn ankenkübel geswinnen und ira gewachsen.'
1431, Z RH. — ß) von Geld und Gut. 's Gelt schwinet,
es het g'schwinne". BXrnd. 1925. Si's Vermöge"li het
g'hörig g'schwinet. EBalmer 1925. Ich ive't, ''assfs]
all Tag Suntig war und i" der Wuchen e" Firtig, Speck
und Fleisch im Hafe" war und d's Gelt im Sack nie
schwi)tti Gl Einen weitern Reim s. BdVII663u. (auch
AAAar.; ScuSt.), dazu KL. 281. 521 (Nr. 41'25). , Hat der
riche grossen hört, waz wachset dem, waz swinet dort
dem armen, der sin kleine hat?' RvEms. ,Wie er
[Eberhard von Kiburg] sach, dass im sin guot schwein,
nam er im schandlicli Sachen für . . .' ^Eg.Tschudi.
,[.\uf den Vorschlag, man sollte das Kriegsgeld nur
in Schlössern und festen Städten aufbewahren] ant-
wortete Einer aus der Stadt, es möchte aber daselbst
das Geld Schweinen.' Heüt. 1658. ,Das Vermögen ...
wachset und schweint.' Mise. T. 1723. ,Das Geld seye
auch um ein paar 1000 Fl. geschwinnen.' HPest.
S. noch Sturz. In der Rechtsspr.; oft in formelhafter
Verbindung mit .wachsen'. .[Die vereinbarten Zinsen]
söllent fürs [!] weder schw. noch wachsen.' ZDietl.
üffn. 1420. ,[Die Güter haben zu zinsen] an kernen ...,
an haber ..., an gelt..., das alles weder schw. nocli
wachsen sol, sonder darby pliben.' GKrinau üffn. 1493.
.Notandum, dass die Gülten, so das Closter im Tal
hat, zimlich geschwinen.' 1731, IHess 1914. Von
Waisengut. .[Die Pflegeeltern] süllent der egenanten
tochter hunger und frost büesscn ... und sol ouch der
tocliter das vorgenant gelt nicht sw.' 1412, Z StB.;
.swinnen.' 1422, ebd. .[Die Rechnung des Vormunds
wird gut geheissen] dann ob glych das houptguot ge-
schwinnen, so ist es doch nit des vogts schuld, sonder
daher, das mit den kinden, fürneralioh dem kranknen,
grosser costen ufgangen.' 1591. Z Schirnib. Von
Frauengut. Wiberguet darf weder schic. no''' wachse",
alte Bestimmung im Erbrecht. Spkww. 1869. ,Und sol
einer frowen guot weder schw. noch wachsen on ira
wüssen und willen.' SchwKü. Olfn. XV. ,Und sol der
frouwen das guot hinnenhin nitsw.; won was nützen
davon vallet, die sol si und ir man niessen.' 1419,
Z StB. ,Welicher . . . ein elich wib nimpt on alle ge-
ding und nach des huses eigner lüten recht, das dero
guot, es sig vil oder lützel, an eigen und erb ligen
und geleit werden und das weder schw. noch wachsen
sol, es wäre dann da libs notturft.' ZBub. Hausbrief
1483. .Diewyl nach der statt recht wyberguot weder
schw. noch wachsen soll.' 1588. Z RM. .[Was die
Frau in die Ehe gebracht hat] das soll sie erben, es
were denn Sach, dass sie [die Gatten] bei einandern
gearmet und ihr Gut geschweinen wer.' 1633, JGöi.i)i
1897. ,[Beim Tode der Frau soll der Mann] alles ihr
liegends und fahrends Gut den dritten Teil in Leib-
ding weiss sein Leben lang besizen; dasselbige aber
1913
SchwaTi, schwell, scliwill, scliwon, scliwun
1914
soll nicht Schweinen; jeJoch wann der Mann kein Gnt
hätte, so dass er Hungersnot leiden inüsste, soll er
alle Tage [zu] verbrauchen Gewalt [haben] sechs
Schilling ... sonsten soll einer Frauen Gut weder
wachsen noch Schweinen.' ZGreif. Erbrecht 1691.
S. noch BdV485M.; VIII 1314 o., ferner Aa Rq. 1909,
141;Seg.LStR.XV./XVI. 16; ScHwRq. 101.244; ZfsE.
VIb, 146; VII 121; U LB. 60; Z Gerichtsordn. 171.5, 92.
Vgl. dazu die Anekdote: Als der Pfarrer einen be-
tagten Bräutigam fragte, warum er noch heirate, gab
dieser zum Bescheid: J"* mues' e" Magd ha" sö-wi'-
so; i''' nime''-si nur weder z'schtv. no''' z'ivachse" Aa
Wohlen (1788). Vom Behälter statt des Inhalt.s.
's gang jetzt tif Martini, da, fang tri Gassen a" schiv.
UsTERi. DefrJ Oeltseckel schwint Ap; Th; Ndw und
wohl allg.; auch als scherzh. Übertragung von eß
empfunden; vgl. Schiceining 3 a (Sp. 1888), schwinendh,
Schwtningg. ,Wie mehr das Gebäuw [der Klosterbau
in UwE,] wächst, je mehr der Geltseckel schweiiit.'
1731, IHess 1914. — y) vom Erdboden. ,An ent-
blössten Stellen schwinet die Erde', infolge Weg-
schwemmung bei starken Regengüssen. Bärnd. 1922.
,0 Herr, des zorn die berg schw. niach(e)t.' 1525/1707,
IV. Esra; tabescere. Vulg. — 9) von (angeschwollenen)
Gewässern Gr; Schw; Th; Ndw; W; Z; wohl allg.
(D/s Wasser ist g'schwinfejt (GaTschapp,), hat
g'schmine" (TuMü.). D'Töss [Flussname] hat wider
g'schiinme" ZDättl. ,Im November sollen die Wasser
schw., nicht zunehmen', alte Bauernregel ZStall.
Schicindt [!] vor Johanni de'' Rhi", so gi''t's e" süre"
Wi". Wander (oO.). ,Man stiess [bei einem Hoch-
wasser] das krütz an allen orten in das wasser; do
sach man sichtenklich, das das wasser bond [s. bennen
Bd IV 1'292] Valien und sw.' Z Chr. XV. .Damit er
[Noah] bericht möcht werden, ob s wasser gschwunnen
war uff erden, Hess er ein rapp fliegen darvon.'
HvRüTE 1546. ,Wie das zuo Puzola ... das mer ge-
schwinen und intorret sije.' Kessl. ; vgl. c. ,Dass dieser
See keinen Auslauf hat und bald wächst und bald
schweint.' Gr Sammler 1780. , S. noch abschalten
(Bd VIII 714). Vom Regen: Wenu's den" dbe"haut tvi'
mit Zübere", channst den" a"ne", 's feng [fange] a"fuh"
schtv.! ALGassmann 1918. — s) von Schnee, Eis uä.
Ar (T.); BO.; GrT).; L. Der Sehne" het sit gester starch
g'schtvinct BO. (Zyro); s. noch Sp. 1374M. ,Auch im
offenen Feld fähd der Sehne" a' schicinfnjen.' Baknd.
1908. Wenn d'Lau" i schwint teuf undc" a" de'' Fliieh.
Zyböri. Auch von Gletschern BGr. ,[Maii hat wahr-
genommen] dass die Gletscher 50 Jahr immerzu
wachsen und zunemnien ... in den 50 folgenden Jahren
hingegen schwinnen die Gletscher immerzu um Etwas
und nemmen ab.' Sererh. 1742. — Q mit Bezug auf
densog. Seh wand, von Wein(S('HHa. ; ZEgl.), auch von
Getreide, Hülsenfrüchten; Syn. schtveinen 2 (Sp. 1883).
■Der Wein schwint hauptsächlich bis zum Ablass im
Frühjahr; er verliert dabei ziemlich viel am Quantum,
aber nicht an der Qualität' ScuHa. ,Es klaget Heinz
Gross, der habermelwer, uff' N., der selb N. habe im
in dry secken haber ze terrent geschickt und den er
im getert und der davon also geswinen hab, das er
in zwen seck gangen sye, und demnach bette der N.
zuo im gerett, er bette im noch ein sack mit haber,
den sölt er im geben, dem er antwurte, der haber
were sovil geswinen, das er in die zwen seck gangen
sye, und er hette im das sin geschickt und des nützit
beliept.' 1477, Z RB. ,[Die Bohnen] sigen nit recht
tür gsin, das sy vil mögen schw.' um 1550, ZRüti.
.Schwyiiung der Früchten ,.. Den Roggen betreffend,
uylen derselbe verndrigen Jahrs im Massen der
Früchten böllelet gewesen und Nütt geschwinnen, ist
die Schwynung hurigs Jahrs desto grösser.' 1654, Z
Seckelamtsrechn. ,Wenn denn die Frucht nicht reif
und brandig sind, dessentwegen alle Jahr anlaufen,
voller Wurm werden, kann es nicht änderst sein, als
dass sie doppelt, ja dreifach Schweinen,' 1717, ZWth. —
rf) „von Holz, wenn es trocken wird" Ap; Bs; Gh, .so
Av., D., S., Tschapp. ; L; Tu; W; Zo; Z. D'Britter
hnnd en Bitzli g'schioinet GrS. 's Holz ist g'schwiHe"
[1. -M-] an der Geri"g, dass-me" het kenne" i"'s Zimmer
ine" luege" Bs (ASocin). .[Die von einem Drechsler
iiergestellten Pfeifen seien unbrauchbar, weil] er das
holz nüt in einem rechten zyt ghowen, nüt recht zemen
teilt oder nüt recht tert hette; deshalb wüechsind sy
im Winter und schwinind im summer.' 1554, Z. ,So
man ein solich pfyffenfuoter halb an die kelti und halb
an die wärmi leite, wurde es glych falsch, dann das
ein teil wüechse, und schwine das ander dargegen
sovil, das man kein pfyff mer in die ander bringen
möchte.' ebd. ,[Das Holz an einer Wand sei, weil es
nicht genügend dürr gewesen] in so kurzer Zyt ge-
schwinen, das man an etlichen Orten, wann man das
Täfelwerk dannen tuot, an die Gassen sechen mag.'
1607, Z. Auch von einem Stein: ,Als sy dissern
[MühI-]Stein in das Schiff' geladen und uff' dem Wasser
abbin füeren wellen, habe er zuo inen gesagt, sy söllind
dissern Stein noch nit ufstossen, sonders noch mehr
mit warten, dann er werde noch schw. Sodann habe
N. ... zuo ime gsagt, er habe den Müller euch ge-
warnet, er solle dissern Stein noch nit ufstossen, dann
er syge noch grüen.' 1603, ZKü. — 9-) von Metall
beim Einschmelzen. ,Decoquitur argentum experien-
tibus, schwint, wenn man es schmelzt.' Fris. (schon
1541). Von einer einkochenden Flüssigkeit: , Koche
es [Rosenwasser mit Zucker] so lang, bis der Juläp
an hebt zu schw., welches du liechtlich auf einem
zinernen Täller oder zwischen zwei Fingeren probieren
kannst.' Z Kochb. XVIII. — c) von Flächen. Ein
Bauerngut schwint, wenn ein Teil nach dem andern
davon verkauft wird. Hieher auch: .[Ein Geschworner]
soll schweren ... dass er wolle Holz und Feld be-
schirmen, darzu gut Sorg haben best seines Vermögens,
dass der Grund nicht Schweine [der Waldgrund nicht
geschmälert werde] und der Gerter nicht wachse, aber
Schweinen mag er wol.' um 1700, aZoll. 1899, 90;
wiederholt 1827, ebd. 21'2. — d) vom Monde, wohl
allg.; s. Bd IV '234 (10) und vgl. unter fy, ferner
Schinnen n., schwinend, schtvinig. ,Die manode gar
durch daz jar siht man in [den Mond] ofte schinen,
wahsen unde schw.' RvEms. ,Der man wachst und
chwynt.' Eckst. 1525. .Wann der man schwini, so
schwini im das hirni ouch.' 1553, BTurinb. ,Inhuberes
ostrea;, nit voll, wie etlich meermuscheln sind, wenn
der nion schwyndt.' Fris. ,Ist einer [ein Brunnen], an
dem solche Art bissher klärlich gesehen ward, dass,
wie da schweint und wachst der Mon, er auch gleich
ab oder zu hat gnon?' HRRebm. 1620. , [Mische]
Baumöl und Loröl ... güsse es in dei Ohren, wan der
.Mond schweint, in jedes Ohr ein Nufäschallen voll',
gegen Hirnwut von Ross oder Vieh. Arzneib, 1822.
S. auch üs-schläufen (Sp.l27). — e) vom menschlichen
1915
Schwan, sclnveii, schwin, scliwon. scliwun
11116
(auch tierischen) Körper, a) allgemein abmagern,
abgezehrt werden, infolge Krankheit, als Alters-
erscheinung Ap; B, so oAa.: GrD.; Schw; S; Z und
weiterhin. /■■* ha' g'schulnet, 'türmet. Härnd. 1925.
Ein altes Frauchen, das iw" Tag zu Tag schxcinet iin''
am Lib z'rügg geit. ebd. Von einem solchen heisst
es auch: Si schtnnet bald in'n Boden {n'^i". Ap. All
Marge" haii-i''' der Hoie"gurt umeiies Löchli enger
binde" müe^'e", so han-i''' g'sclticinet, Knecht, der bei
einem geizigen Bauern dient. Joach. 1881. [Ein Kind,
das die Suppe nicht essen mag] hat a'fange" schw.
ScHwzD. (Z). Er hät's (auch I'* ha"'s) wie der liebe"
Fratte" Chind: er nächst (k''' u-achse") Nüd und schwint
(schwine") Nüd Z.SO Zoll.; wohl mit Bez. auf lladunnen-
bilder. Oss ''em Häss (Ap), us ''em G'wand, us de"
Chleidere" (Z) schw. Si ist nie me recht g'sund sider
[seit ihrer Krankheit] und ist ganz us ''em G'u-and
g'schicune". Messiko.mmer 1910. ,Cura absumi, vor
sorgen schw. und abnänimen.' P'ris.; ,von kumber und
krankheit schweynen, molestiis et morbo tabescere.'
Mal. S. noch u. und Bd VII 1340o. (Ked. IßOi) —
P) von einzelnen Körperteilen, Organen. D's Chopf-
här schwint, nur der Bart nid Ndw (Matthys). Spez.
„von menschlichen Gliedern, wenn sie durch Krank-
heit abnehmen', Muskelschwund, Atrophie (auch bei
Tieren) Es; B, so R., Si.; GrD. und It Tsch.; L; W
(Tscheinen); Zg; St. Der Arm,'sBei" schvinet-im,het-
im g'schtcine" Cg'schwinet) B (Friedli). ,\V[eiin] ein
Mensch schwint ... [soll] das Glied mit Regenwurm-
öhl geschmirt [werden].' XIX., GSa. Arzneib. ,Kem
dir einer zuo, dem ein bein oder arm schwin ...' Schw
Arzneib. XV. ,Si ungulip et in ungulis caro minuan-
tur, nostri medicaraentis occurrunt, quas in Hippiatricis
libris nostro sermone describuntur: So der kern
scliwynet.' Gesn. 1551. .Gib dem. so schwynt, [von
einem Absud von einem Totenschädel] zu trinken.'
ZElgg Arzneib. um 1650. ,[Holz vom Sarge einer
während der Schwangerschaft gestorbenen Frau] muss
man ... Dem, so schwint, an Hals henken, so wird
dieSchwinigvergehn.' Schw Arzneib. 1671. ,Wan einem
Mäntschen ein Glid schwynt, es sey an Armen oder
Beinen, so nim Rotbärger Schmär und Flachssamen
und guts Schmalz [usw.].- ZZoll. Arzneib. 1710. ,Wän
eim Ross die Hüft schwindt, so nim Wägwyss oder
Kornbluomen und gib es im zuo essen 3 Tag in Gottes
Namen.' ebd. ,So einem Pferd das Glied schweinet,
nimm Brennesseln und reibe das Glied darniit.' EKönig
1706. S. noch huff-schwinig, Schwining g, ferner Bd VII
784 M. 1341 (ab-serwenj. Von den Nieren; .Getrunken
hilft er [der brunz des esels] den yheuigen, so die
nieren schwärend oder schweinend.' Tierb. 1563. Vom
Jlaik als Sitz der Kraft und Gesundheit (vgl. Marg-
Schwini): ,Wo das marg dorret und schwynet, da gat
die kraft ab.' Zwingi.i. Bildl.: ,Ein frölich herz hilft
zur gesundheit. ein traurig geraüet macht das mark
Schweinen.' OWerdm. 1564; ,geschwinden.' Herborn
1587. Entspr. von Organen des geistigen Lebens; mit
Dat. P. Vom Gehirn. ,Habe ers geredt ... so syge
söUichs in einer töuby beschähen, dann im sin hirny
schwine.' 1525, Z. ,Mein mann, ich gsehen, das dir
s hirne scliwint, so närrisch tuost und redst so um-
bsint' Grübel 1560. S. noch Hirn-Sucht (Bd VII 279)
und oben unter d. Von der Seele, dem Herzen. ,Auch
so schwint im [dem von Zürich bestellten Verwalter
<les Klosters Rheinau] lyb und seel, wenn man ettwas
anfacht von unserm hern kaiser sagen, wie er zuo-
künftig sye in willen und mainung ettwas guots ze-
handlen.' 1530, Brief des Klosterschreibers an den
Hüchtigen Abt. .Wenn [ich] an den Saul denk, die
plag, so Gott über in verhenkt, so schweint mir sherz
und all mein gmüet, dass der böss geist so in im wüet.'
VBoltz 1554. ,Mir will das Herz Schweinen, dass man
so ansehnliche Mittel, dem gemeinen Wesen sämtlich
so wohl aufzuhelfen, nicht braucht.' 1653, L Brief.
Bibl. von den Augen als Organ des Sehvermögens; vgl.
ver-gän (Bd 11 27). ,Daruni(b) schwynen(d) uns noch
hütbitag unsere ougen, die ein ufsehen habend uf ytele
hiltf.' 1525/1707. Klagel.; £tiXi:iov o; ö-f9-aX(iOL. LXX.
.Meine äugen schweinend nach deinem heil.' 1531/89,
Ps.; .nemraen ab vor Verlangen.' 1667/1707; oc ö-^6-a>.|io£
Hou igeXmov. LXX. — y) von (krankhaften) Anschwel-
lungen. Die Zorenädere" . . . het »iä'* und nä'''
g'schwunne". Schwzd. (GnSchs). E" G'schwulst schwi-
n(e)t \?; Bs (Spreng); U und sonst. .Hauswurz, schäfin
Unschlitt und Salz . . . auf den Kropf gelegt, das macht
ihn Schweinen und vertreibt ihn.' Arzneib. XVII./XVIIl.
In einem Segen gegen Hühneraugen ; s. Bd VII 531 u. —
8) .Wunden schwynend.' Arzneib. XIV. /XV. — fj mit
abstraktem Subj., auch unpers. a) von körperlichen
und geistigen Kräften; vgl. schon vorher. D'Chreft
schwine'd, zB. im Alter B; Th; Z und weiterhin. Mi's
Ghraftli fäht-mer a" s'schw. BHa. (Zyro). Vom Ge-
dächtniss Ap. Unpers., von der Lebenskraft. Es
schicint mit-em, geht mit ihm zu Ende Z, so 0. (auch
bei Stutz), S. Mit Dat.: 3Iin Su", de g'sehst, t'* bi"
scho" alt und meine" nw, es scMDin-mer bald Z (Pfr
Bölsterli). — ß) meist unpers., vom Bewusstseiii.
fSehtvine", aver paura, sotfrir di capogiro nei precipizi,
sui ponti ecc' PAl. (Giord.); wohl nur unpers. Es
sclni}in(e)t-v\er, isch-mer g'schicune", von einem Olin-
machts-, Schwindelanfall B (GJKuhn); GRMai.; GO.,
Sev.; Sch; Z (ACorr.). 's fäht-im a"fah" schw., dem
Mädchen, das die Leiche seines Geliebten erblickt.
GJKuhn 1819. [Den vom Dorf in die Stadt kommenden]
Maitlenen isch-es fast g'schwune": Das isch-der es
G'uiiel und es G'uodel und 'Träng g'si"! ACorr. 1858.
Dö sind-i"s g'schwune" alli Sinne", vor Staunen und
Verwunderung Scii Gedicht. Es schtcint-mer schier vor
den Auge", beim Anblick des Rheinfalls. Minn. 1836.
Dö chünnt's Ei"'m (fast, ganz), chönnt Ei"'m Alls
schtv., Kennzeichnung höchsten Unlustgefühls Sch;
Syn. diönnt Ei"'m Alls vergä". Mir schuint's devor,
graut davor, zB. vor einer (sehr unangenehmen oder
kaum zu bewältigenden) Arbeit, einer Operation usw.
ebd. — y) von andern (Innern oder äussern) Zuständen,
Vorgängen. Empfindungen. Eigenschaften. Du het-ne"
g'schwinet d's G'spött u"'' d's Lache", den Sennen
bei den schreckhaften Anzeichen des Friesenzuges.
JJRoMANG 1864. De Glaube" schrcintja wit undbreit
und d'Religion gilt Nüt. Scuwzn. (Z). Er het-sech getig
müesse" säge", dass ... öni in [den reichen Onkel] die
letsti Hoffnung müessi schiv. RvTavel 1901. .Sines
[Josaphats] vater werdekeit begunde sw. tägelich: sin
lop, sin ere höhte sich; des vater guot gelücke swein:
sin ere zallen ziteii schein wachsende von tage ze tage.'
RvEms. ,[Ein Christ] des mund durch das swigen
selten beschlossen ist, wirt dik verunraint mit sünden.
und waz innekait und verborgen tugent er in im hat,
die swiniient und neinent ab.' Zcchtspiegel 1425. ,Nod
refrixit anior, die liebe oder fründtschaft ist noch nit
1917
Schwan, schweii, scliwin, schwon, scliwun
1918
erkaltet oder geschwynen, hat noch uit abgenommen;
lunaticus, desse krankheit wachst und schwynt gleich
wie der mon.' Fris. (tw. schon 1541). ,Wann Gott in
Nöten mit uns ist, so schweint des Teufels Trotz und
List.' Iü2ü, ZiNSLi 1909. ,Es wird ja der Feindlichen
Hochmut jetz Schweinen.' 11V2, Lied (Toggenburger
Krieg). — g) von politischen, religiösen Einrichtungen.
S. schwachen (Sp. 1737). ,Also fleug das bapstumb au
schw. und das wort Gottes zuoneminen.' WKlaahek
1505. ,Dass die Kirchen Gottes durch Verfolgung nicht
schweint, sondern wachst.' FWvss 1677. — h) unpers.,
von Arbeiten uä. Es schwlnt (Cfange", Gottlob!)
sagt man etwa, wenn eine (schwere) Arbeit dem Ende
entgegen geht oder auch wenn man auf einer (langen,
mühsamen) Wanderung sich dem Ziele nähert Ap; G;
Th; Z. Es schwlnt mit der Arbet. ebd.; auch: Es
schwint-em [Dat. Neutr.] Z. S. noch Bd 1 13'27 (Nägel-
Frisser); IV 1675M. — i)von der Zeit. So von der Tages -
dauer nach der Sommersonnenwende Aä; Gr; Sch; Tu;
Z und weiterhin. D'Taye" händ scho" zenili''' g'schwcne"
AaF. Es schwint wie de'' Tag im Augste" SchR. Däsl"
schwint, Änd erschint ZKn. (Schneebeli). .Üecrescente
die, so der tag schwint und abnimpt.' Fris. 1541. ,Die
Zeit längeret sich nit, sie schweint täglich.' FWyss
1650. ,Wie dein Lehen alle Tag um vierundzwänzig
Stund schweint, dass also auch deine Sunden bei dir
abnemmen.' ebd. Iti7'2. — 2. unbemerkt aus dem Ge-
sichtskreis verschwinden. ,sich wegstehlen' BsStdt;
vgl. ver-, furt-schiv. — 3. tr., mindern, (ab)schmälerii
W (Tscheinen). ,lch wil allen vorradt des brots zuo
Jerusalem schwynen.' 15'25, Ez. ; .schweynen.' 1530/96;
.schweineren.' 1638; ,wegnemmen.' Luth. — Schwi-
nen II n.: , Abnehmen, Verkleinern, tabes' GrD. (B.).
a) zu Ibß. .Eine Ehefrau [kann] dem Schweinen ihres
Weiberguts ... vorbauen, wenn sie sich zur Zeit an
die Waisenbeliörde klagend wendet.' 1824, Z (Kommen-
tar zum Erbrecht von ZEgl.). — b) zu Id. .Decrescens
luna, das schw. des mons oder das abnemmen.' Fris.
,[Er sei] in sinem houpt gar übel verwundt und sinei
sinnen schiächten grunds, insunders wann sich der
man im schw. oder wachsenden zuoniimen änderte.'
1564, ZGrün. ,Durch den halben Mon [in einem Wappen],
der im Wachsen und Schw. also gesehen würt, ist an-
gedütet worden das Wachsen und Zuonemen in allen
Dugenden und das Schw. und Abnemen in allem Bösen
und ündugenden.' JJEüeger 1606. — c) zu leg, spez.
Atrophie Ap (T.); GW. (,das Schwinden der Muskeln
aus Untätigkeit, verursacht durch schmerzhaftes Leiden
irgend welcher Art'). ,Das Säckchen [s. Schwln-Biindel
Bd IV 136G] soll dem Schiv. Einhalt tun.' TTobler.
,Das abnemmen oder das schweynen, der schweynend
siechtag, ein sucht, so der leib und das fleisch für und
für abnemmen on gewüsse ursach, atrophia, tabes.'
Fris.; Mal. ,[Das Wasser des Pfäferser Bades] vei-
treipt schw. oder abuemmen der glid.' GPictorivs 1560.
,Das Schweinen der Glieder.' Guler 1616. ,Fur Schw.
der Glideren an Lüt und Vieh.' ZElgg Arzneib. um
1650; s. auch Glid-Sticht (Bd Vll '278). Wechselnd
mit .Schwinig'. ZZoll. Arzneib. 1710. Mittel (Segen)
gegen das Schw. s. Brot (Bd V 948 M.); schwinend b,
ferner HZahler 1898, 62. — d) von Bäumen : .Schwynend
sucht, das schw. und verdorren oder ausszünden der
böumen, arborum tabes.' Fris.; Mal. — e) zu li.
,Die Abwechslung des Tags und der Nacht, sainpt
ihrem Wachsen und Schweinen.' JMülleu 1661. —
Bluet-. ,üas Bluetschweinen', ältere Bezeichnung
einer Viehkrankheit. Barnd. 1904, 250; vgl. Bluet-
Schwlni(n)g. — Wachs-: das Abmagern einzelner
Glieder beim Wachsen BsSt. Vgl. W.-Schwlni. —
.sch wiue(n)d, in AaF. und ItH.; GG., 0., T.; Zu., ZoU.
schuine''t: a)adj.,, schmelzend, vom Schnee; abnehmend,
von den Tagen' GrD. (B.). Insbes. a) zu Id, vom
Mond AaF. und It H.; Ap (T.); GRHe., L., vPr.; GG..
0., T.; Th; ZDättl., ü., S., Stdt und weiterhin, 's ist
schwe Mä": s. BdIV234M. Im schw-e" Mä". Im
schrlte''dc" Leu ond im schw-e" Mö" muest früe ond
spät a" d' Arbet gö", Kalenderspruch auf den Juli 1858
(TuSchönh.). S. noch Bd V 572M. ,Disiu swinenta
luna.'NoTKER. , Den ... schw-en maau.' Salat. ,Nidsich-
gender oder schweynender mon, das wädel, luna
senescens.' Fris.; Mal. ,Bei altem oder schweynendem
mon.' TiEKB. 1563. Volksglaube; vgl. Bd IV 234u.;
OStoU 1909, 51. Pocke", wo i" wachse"t Mö" i"c"
chömi"d, vergönd nümme' ; wenn s' i" schuine"l Mö"
»"e" chümi"d, so vergönd d'Narbe" wider AaBosw. ,Im
schweinenden Mond' sollen Hühneraugen vertrieben
werden. AfV. 11 259; s. auch Bd VIll 843o. ,Fällt die
Geburt eines Kindes in den wachsenden Mond, so ge-
rät dieses physisch und psychisch besser, als wenn
es im schxvine"te" Mü" zu leben begonnen.' WManz
1916; .Erstlich wil mich ansehen, die Mess sige in
eim bösen zeichen, nemlich im scorpion entpfangen,
im krebs und schw-en mon geboren.' NMan. Im schw-e"
M. soll man den Wein abziehen, damit sich die Hefe
setzt GSa., dreschen, damit das Stroh nicht zerfällt Z
(RSchocb), dagegen nicht pfropfen, weil sonst die
Pfropfreiser nicht wachsen ZÖtw. S. noch Skorpion. —
ß)zu leß. ,N. kann Nichts arbeiten wegen eines schw-en
Anns.' 1648, Z. .Das schwynet Glid'; s. Bd IV 878o.
18J1M. .Der schw. siechtag'; s. Bd I 600o.; Vll 273o.
283 (Schtvin- Sucht); Schivinen IIc. ,[Die Messe] hat
den schw-en siechtag überkommen.' NMan. ,[Ein weich
gesottenes Ei] ist guot dem gnagen ... huosten, stich,
schweinenden siechtag.' Vocelb, 1557. .[Die] Krank-
heit, so man gemeinlich den Eticken oder den
schweinenden Siechtag nennet.' JJNüsch. 1608. .Mit
dem schweinenden Siechtag Behaftete.' 1645. ImOb.
1878. .[Ein Fieber] welches lezlich die Beine heim-
lich aufs innerst verzehret, nemlich das unheilsani
schweinende Fieber, der Ettich.' Spleiss 1667.
.Sohwinender hinfall': .Dass ich ... betrachtet hab die
unstäte dis lebens und den schw-en hinfall, abgangenden
gebresten aller irdischen dingen.' NMan. (Test, der
Messe). — b) subst., der Schwln(n)end(e), in W tw.
-undo, „Schwinodo m." (St.", bei St.' irrtümlich f.), Ab-
zehrung, Phthisis. „Schwindsucht" BBr., Ha.; „W'',auch
ItTscheinen; Syn. Schioinifng). Erhätdu" Schwinundo
am Arm, in-am Bei" W (Tscheinen). Er het den Schw-en
BHa. (Zyro). .Für den Schweinenden. Schweinen, ich
treib dich aus dem Mark ein die Närfen, aus den Närfen
ein das Flisch, aus dem Flisch in die Hut, aus der
Hut neun Klafter unter die Erden in der [!] drei
höchsten Namen.' HZahler 1898. üneig. von dem Zu-
stand, .da Geld und Vermögen zur Neige gehen' BHa.
(Zyro); W. InsC Landseckel hed allzit de" Schw-e" W.
— g°-schwune°: .geschmolzen, zergangen, vom
Schnee, vom Fette, vom Butter' GrD. (B.).
Amhd. »winim, -«istVb, verwandt m\t s<-h winden (s.d.); vgl.
Gr.WB, IX 2443/4; Martin-Lieuh. II 5'2r,; Fischer V 1267,
ferner das kaus. nchweineti (Sp. 18S1 ff.). Zur lautlichen und
1919
Schwan, scliwen, scliwin, schwon, scliwun
1920
formellen Entw. bietet scUnen (Bd VIII 819/22) eine freilicli
nicht durcligehende Parallele. Der Forni schinuen entspricht
hier auf dem nämlichen Gebiet (BO.) aehtcinnen mit unklarer
Gcminata (vgl. PSchild II § IGC). Dagegen ist Kürzung des
Pr»sensvokals hier auffallend weniger verbreitet, und nur für
ein paar Gegenden (GRh.; Scb) ist die Kürze bei beiden Vben
bezeugt. Mit Bez. auf den Übertritt in die 3. st. Klasse besteht,
in der Hauptsache auch geogr., Übereinstimmung; doch reichen
die Zeugnisse bei aclncineii nicht übers XVI. zurück ; vier davon
betreffen das Ptc. (,verschwuneu.' Kessl.; ,gschwunen.' HvRiite
1546; ,versch\vnnuen.' 1644, Ap; ,abgeschwonnen.' 1673, Z),
eines den Coud.: ,verscliwune.' 1620, Gfd (GT.). Unserni Vh
eigentümlich ist das Ptc. mit -s- (statt -tf-) : der Umstand, dass
diese Form nirgends gekürzten Priesensvokal neben sich hat,
und Fälle wie/rri«":Ptc. </7Vö/f" (in Gebieten, wo nach den
Dchnungsrcgeln -8- zu erwarten wäre) lassen vermuten, dass
es sich um quant. Angleichung an das Pries, handelt. Schwache
Form (die bei sclitnen fehlt) gilt nach Fischer aaO. im Schwab,
ausschliesslich; Graff VI 882 verzeichnet ein unsicheres ahd.
iwtiiun (zu '^wtiia/). Von den Umschreibungen mit , haben* und
.sein' gebührt die erstere eig. dem imperfektiven schiHnen (im
Abnehmen begriffen sein), die mit ,sein' dem perfektiven (mit
der Vorstellung des Abschlusses, = völlig schwinden). Die oft
nur auf der Innern Sprachform beruhende und darum unsichere
Grenze ist aber dadurch durchbrochen wurden, dass die Um-
schreibung mit ,scin' — wie eine Reihe von Beispielen aus der
lebenden und bes. auch aus der ä. Spr. beweisen — auch auf
die imperfektive Bed. übergriff; vgl. nhd. , schwinden*, dessen
Einfluss viell.zT. im Spieleist. Die leb. Spr. schwankt manchen-
orts regellos zw. den beiden Fngeweisen; ein drastisches Bei-
spiel ans der ä.Spr. s. Sp. 1913/4 (1477, Z HB.). Zum tr. Ge-
brauch (unter 3), der vereinzelt schon nihd. begegnet (s. Lexer),
vgl. ah-achwlnen 2. ver-schwinen S, ferner scliinen 4, er-sehinni S,
be-aehtnen .1 (Bd VIII 822. 824. 830) ; ein Gegenstück dazu
bilden iutr. «ehimnen 2, vei-schweinen S (Sp. 1883/4).
ab-: 1. a) = schwinen 1 Ndw; Z (l)äii.). An Zahl.
,l)er lang verzug zertrännt uns [die Katholiken] und
macht uns a.' 1560, Bkief (^g.'J'schudi). ,Dass füro-
liin keine Pfruender in die Spanweid anzenemnien,
bis die Anzahl derselben bis aufl" 60 abgeschwinnen.*
1694, JJHoi.zii. 1691. ,Dass [infolge einer Krankheit]
ziinlich vil Conipagiües biss über ein Dritteil ab-
geschwinnen.' 1712, Z (Brief aus dem Felde). , Die Zahl
der IVoiiimen Israeliten hat so gar abgeschwinnen,
dass ...' JJUlr. 1731. ,Man darf von keiner Ergänzung
des grossen Kats reden, es wäre dann Sacli, dass die
Anzahl derselben unter 200 abgeschwiiinen wäre.'
Z Nachr. 1756. Von Vorräten: ,Wa3niassen der Commis-
wein in denen oberkeitlichen Ämtern dermassen ab-
schweinen tüege.' 1712, Z. Von Geld und Gut. ,Ein
jederer Creditor und Schuldgläubiger [soll] hierby
ernstliclien ermahnet syn, mit dem Ynzug der ver-
fallenden und ... verfallenen alten Zinsen flyssig zusyn,
damit angeregte Summa der zehen alten Zinsen forder-
lichen auch a. und sich vermindern tue.' Z Mand. 1660.
, Fresser, Saufer fröhlich leben und kein Glior den
Sorgengeben: schweint schon ab auch ires Guet, nimbt
nit ab doch ihrer Muet.' JCWkissenh. 1678. .Vieler
Keichtum wurde abschweinen.' JJUlr. 1727. ,V\'arum
selbige Mittel um 1144 11. 15 p 7 hlr abgeschwienen.'
1767, Z. Von umlaufenden Münzen; ,[Man besorge] es
möchten . . . die groben Gold- und Silbersorten der-
gestalten abscliweinen . . .' L Münzordn. 1772. Von
Gewässern, 's Wasser ist abg'schwine' (■g'schunme") Z
(Spillmann). Das gross Wasser isch abg'schwine", ge-
fallen Bs (Spreng). ,So der Khin ... also abschwint.
dass man trockens Fuoss, etwan ouch nf Stelzen durch
denselben Teil Rhins wandlen mag.' JJKüeger 1606.
,Da vergangne Jalir der Rhin so weit abgeschwonnen,
das sich ob dem Lautfen ettliche verwegen purst ge-
waagt und seind jenseits von einem Stein auff den
anderen gesprungen.' 1673, Z. ,\Venn der See ab-
schweine.' 1743, ZGrün. ,Der Brunnen ist stark ab-
geschwinnen', wegen Trockenheit. 1780, Z Wipk. S. noch
BdVI1010M.;VII926rTrrtssei'-Sa)H»i/i(»(/;;V1111076o.
Von Gletschern ScnwE. ,Da zeigte man uns die
Schranken, wie weit er [der Gletscher] sich in den
vorigen Zeiten erstrecket, nun aber abgeschwinnen.'
.\ltm4NN 1751. Von Holz, 's Holz schwint ab, zB. bei
Zimnierböden, Getäfel TnMü. — b) = schwinen ieß Gr
Valz. (Tsch.). Das BeinU ist abg'schwine" (-g'schwune").
— 2. tr.; s. ab-schiveinenb mit Anm. (Sp. 1883). —
Ab-schwine" n.: Abzehrung an einem Glied GrI).
(ImOb.). — ab-schwinend. Von einem Zeitraum:
,Bei abschweinender Zeit meines hiesigen oflicii.' 1743,
Z Kriegssachen. — ab-ge-schwinen: zsgeschmolzen,
von einem Kaidtal. ,[Die Erhebung einer Steuer ge-
schehe] nur zur Wiedereinführung und Ergänzung der
. .. abgeschwinnenen Reisgelter.* 1090, Seg. EG. —
Ab-schwinung f.: a) das Abschwinden (an Zahl).
,Die Abschweinung der Burgerschaft ... seye einer
guten Staatsmaxinie gänzlich zuwider, da hingegen
deren Vermeluung ... der Obrigkeit und gemeiner
Stadt Vorteil znleggen könne.' 1700, L. — b) Darr-
sucht; s. Terr-Sucht (Bd VII 285). — Wider-ah-.
Von Gewässern: ,Bei grossen Wassergüssen [sind] die
Löss zu öffnen und bis zu Widerabscjiweinung der
Wasseren ofl'en zu behalten.' 1742, HDiener 1863.
us-enandere"-: (infolge Eintrocknens) ausein-
anderklaffen, von einem Holzgefüge GrD. D's Selb
nümmt-mi'''' nid Wtmder, ivem-me" so griieni Urittcr zur
Täfli nümmt, dass's mid der /AI sörel leid usenandere"-
schwinet. Bühler. U.-g'schumne", adj. Ptc, namentlich
von Getäfel und eingefügtem Balkenwerk gesagt, doch
auch, wenn die Fugen der Dauben sich lockern.' ebd.
ÜS-: völlig eintrocknen, stark schwinden, von Holz
GrD. D'sOefäfel ist üsg'schwune". — Vgl. ,ausscliweinen'
bei Gr. WB. I 906.
ver-, Ptc. ver-schwint GrD. (B.): 1. a) (allmäli-
lich, bis auf einen geringen Rest) dahin-, zsscliwinden
AaF. und It H. (,zu Nichts zsgehen, ganz zsschmoren');
Ar (T.); Bs (Spreng); Gl; GrD., Pr.; L; GoT.; SchR.;
SciiwMuo.; Ndw It Matthys (,abnehmend vergehen');
UwE.; W (Tscheinen); ZO., S. und It Dan. ,Ver-
schw(e)ynen, ze nute werden, deliiiu(esc)ere, dis-, ex-,
intabescere, evanescere.' Fris.; Mal. .Dilabidus, das
leichtlich zerfallt, verschweint.* Dknzl. 1666/77; , ver-
schwindet.* 1716. a) entspr. sclncinen Ib. Vom Gras,
Heu. Me" sii't bald ämde", 's verschwint Al'es bi dir
Trüchni SchK. Me" sö'li nid sövel frile mejen; das
jung Gras verschiiint stark GnPr. Wenii-me" Jungs
Heu uf den Stall tuet, verschwlnt's grusig, ebd. Von
Brunnen, Gewässern. ,Das wasser verlüflfe und ver-
schwyne.* 1547, ZBonst. , Dass man ... den Rhin zun
ziten bi heisser Sommerhitz und Tröchne, so die wasser
verschwinend, an etlichen orten wol möchte durch-
wandlen.' JJRüeger 1606. S. noch Bd VII 589u. 590o.;
beidemal wechselnd mit , versigen'. Von Schnee: ,Der
Sehne ist ab den Bäumen gefallen, aber bis auff die
Nacht nit über halb verschwinen.' 1730, Zo Brief.
Von Holz, eindorren GrI).; W (Tscheinen); Syn. zue-
trochnen. Di Täfli ist rerschtvune", infolge Eindorrens
des Holzes zerklüftet GrI). — ß) von Einkünften,
Rechtsamen, = ver-schinen 3b (Bd VIII 825). ,[N. habe
1921
Schwan, scliwen, scliwin, scliwon, schwuii
1922
geredet] als sam ire domaln wesseiide Zunftmeister sy by
iren Zunftgerechtigkeiten, darüber erlangten brieff- und
siglen nit schirniint, der zunft vil v. lassint.' 1595,
'L RB. ,[Es sollen Leute angestellt werden] dem
Wynzelinden flyssig nachzegahn und denselben ze-
bezuchen, ufF das uns an unser Grechtigkeit Nützit
verschwyne noch dahinden blybe.' B Wucliermand.
1013/28. In dem Beleg von 15Ö1 (Bd VlII 826o.) ist
,verschinen' in einer jungem Abschrift durch ,Ter-
schweinen' ersetzt. — •{) vom Monde; vgl. «cA«)äwew7d,
,Uff sant Katherinen tag [1400] do was der mone
vol ... und zwüschent den 10 und 11 do verswein
er und gieng abe, das er als klein wart, als so er
an dem nüwen acht tag alt ist.' Bs Chr. — 8) = vtr-
schweinen 3 (Sp. 1884), vom Euter der Kühe, wenn es
nach dem , Ergalten' ganz milchleer wird GrD. (B.).
— e) entspr. schwlnen le. Vom ganzen Körper. Er
veiachwint ganz us de' Chleidere", us ''em G'wand Z
(Spillmann). Ir verschwine'd ganz zu-me" Mocke",
scherzh. zu einer dicken Person ZZoU. [Heiri zu
Anneli:] Du bist doch es Tüsl'gs Meitli, us dir gab's
zwei w'e us der Vri-ne'. [Worauf diese, das Lob im
körperlichen Sinne nehmend, mit schelmischer Ironie:]
und du verschtvinst derfür. CStreiff 1902 (GlM.).
,Vor hunger sollend sy verschwynen und verzeert
werden vom lieber und von bitteren suchten.' 1525/1638,
V. Mos.; ■njxsaftat. LXX; consumi. Vulg. ,Die türung
was vast schwär, dass das land Egypten und Canaan
verschwinend von der türung.' 1525/31, 1. Mos.; ,ver-
schv.ynten(d).' 1548/89; .verschweinend.' 1560; ,ver-
schwinnend.' 1638; ifäXtns. LXX. ,Ich verschweinen
under so vil meiner feinden.' 1560/1638. Ps.; iroxXaitt)-
Sijv. LXX; .inveteravi.' Vulg. ,Re aliqua absumi, ut
fame, verzeert werden, v., als von hunger sterben;
deperire aliquam, vor liebe verschweynen und ver-
darben.' Fris. (schon 1541). .Durch krankheit uss-
zeeren, absterben, verschweinen, morbo absumi.' Mal.;
s. auch Bd I 600o.; VII 1341 (ab-serwenj. .Geissunschlit
... macht gsund die von piästen wägen der langen
verschweinend und abnemmend.' Tierb. 1563. ,[Die
Lungensucht spricht:] Drunib heiss ich phthisis, machs
gar uss, V., usszeeren fleisch und hut.' RCvs. 1593.
.[Wegen einer Vergiftung bin] ich ein lange Zyt ein
armer kranker Betligerig gsin und genzlich kein Spis
raer ferdouwen, nach by mir blyben wellen und an
mynem Lybe gar verschwynen und ussgetoret, also
dass man uff ein Zit nüd anders gemeint, dan das ich
gar dod sige.' 1602. Z. Von Körperteilen. ,Ein Hitz
... darvon die natürliche Feuchte ausdorret und hie-
niit dasselbige Glied abnimmet und verschweinet.'
PWüRz 1634. .Wann die Geschwulst gar hinweg ist,
so befindet sichs, dass dasselbige Glied auch zugleich
darmit zu gutem Teil hinweg verschwienen und ver-
schwunden seye.' ebd. ,Die Geschwulst ist verschwinen.'
Spreng. Von den Augen : .Die ougen, so von unmässigem
gebruch der unkünschheityn fallend und verschwynend.'
Rdef 1554. Vom Herzen, der Seele. ,Myn herz das
würd in mir v., vor leidt muoss ich hülen und grynen.'
VBoLTz 1551. S. noch die Anm. zu verschmachten
(Sp. 848). ,Sie sind hungrig, dazu durstig und ihre
Seele verschweint in ihnen.' 1667/1707, Ps.; hi0.ms.
LXX. Einen weitern Bibelbeleg s. unter 2. — J) un-
pers., von einem Sturm: ,[Als das Schiff in einen Sturm
kam] selten uns die galoten . . . wenn man denselben
Patronen nenipt in der letaney ... so verschwine es.'
Schweiz. Idiotikon IS.
SruLZ 1519. — b) (allmählich abnehmen und) ver-
schwinden AaF.; Av (T.); Bs (Spreng); SchB.; Z; über
das Verhältniss zu a s. die Anm. 's Most hed a'-
foh" Schreinen im Fass inn . . . mid z'letst isch gar
nümi drinn g'si", 's isch ganz verschwene" XkF. D'Kier
sind al'i verschwune" bis a" ei"s ScuR. Wie d'Chatz
uf d Müs schässcd s' (Zrä/" [auf die Fastnachtsküchlein]
... Zeine" voll sind grad verschwinne". HNäueli 1842.
, Verschwinden, verschweinen, disparere, evanescere.'
Denzl. 1666/1716. Von konkreten Dingen. ,Do wart
der sueze smac so groz, daz der unreine wäz ver-
swein.' RvEms. ,Do der Üam des fürs verschwinen was."
A. XV., G Hdschr. ,Ein Dampf ist es [das menschliche
Leben], der ein kleine Zeit währet, bald aber ver-
schweint.' JMüLLER 1665; nach Jac. 4, 14, wo ,ver-
schwind(e)t'. 1530/1638. Von Krankheitserscheinungen.
,Also verschwint das floss zuo hand.' Za Arzneib. 1588.
,[Bei Anwendung von] Ageleinenkrut ... fallend die
Warzen ab und verschwinend.' 1645, Z. Von Ab-
straktem. ,Sein Glaub [werde] nicht gänzlich erlöschen
oder verschweinen.' Vollenw. 1642. ,[Ein Schrecken]
der wider verschweint, ehe er etwas Namhafts würkt.'
JMüLLRR 1673. S. auch Ge-hugd (Bd II 1088). Von
der Zeit. ,Des tages lieht verswein und die kunft
der naht erschein.' RvEms. ,Die vinster naht verswein
von der sunnen malit.' Reiner. Uneig., klein, nichtig
erscheinen : Hans ist en Grösse'', nebe't Peter ver-
schwint-er aber ganz GrPt.; Verniundartlichung der
entspr. nhd. Wendung? — c) mit Hinzutreten einer
Be wegungs V 0 rstellung, dem Blick entschwinden.
Ein Bauer wünscht, dass die auf seinem Hof weilenden
Stadtkinder iez de"' öppen einisch mider . .. verschuine'.
ALGassmann 1918. ,Des tiuvels spil verswein zehant.'
RvEbs. ,Do dis die frouw erhört, verswein si.' XV..
ZRliein. Predigt. ,[Der Stern der drei Könige] ver-
schwein in die erd.' Stdlz 1519. ,Der alt das [Almosen]
ufname und zuo stund verschwine.' Salat. , Demnach
verschwein das selbig kind im ougenblick glich wie
der wind.' Rüef 1538. ,Die anderen nacht ist er [der
Teufel] wider kommen ... Do hat sy in beschworen
by dem lebendigen Gott und er ist vor ir verschwunen.'
Kessl. ,Da mach er mit dem Wehr ein Grenz ; mit
Disem verschwune der Hund.' um 1020, Gfd (GT.).
,Die andre 4 verschweinend', Bühnenbemerkung. JMabl.
um 1630. , Ungefähr 3 Vadterunser und Ave Maria
lang habendt dise beiden Schwesteren ... disen Capu-
ziner gesehen; darnach ist er verschwunnen.' 1644,
.TBRuscH 1881. [Auf dem Heimweg vom Hexentanz]
habe sie Brot aus dem Sack genommen und darein
gebissen, da sei Alles ,vor ihren verschwinen wie das
Gestüb in der Sunnen.' 1660, Scbmid u. Sprecher 1919.
,[Als der Böse mit den Frauen getanzt habe, habe
eine gesagt:] Behüet uns Gott; hierauf seie er ver-
sehwinnen.' Wast. Proz. 17Ul. Wecliselnd mit , ver-
schwinden'. ,Mit disen Worten all ze haut vor ir
[Maria] der engel verswant; und do der engel ver-
swein, die maget kerte wider heim.' WvRheinaü. ,Wo
der stern verschwand von den helgen dry küngen.
Dahinden in der kilchen da ist ein loch, dar in ver-
schwein der stern.' HSchürpf 1497. — 2.ti., = schwinen3.
[Krankheiten] die die ougen ussmachind und die seel
verschwynind.' 1525, III. Mos.: .-ey-.' 1530/96; ,machind,
ilass die Seel versch weine.' 1638/1707; -riiv 4'"X'*i'' •••
ixnjxouoav. LXX. — 3. von Holz, = ver-schtcellen 0,
zB. von einer Tür, Getäfel GrD. (B.); anscheinend nur
1923
Schwan, schwen, schwill, schwon, schwun
1924
im Ptc. (s. d.). — Ver-sch willen n.: zu Bed. Ic.
.Als ob s [die Himmelfahrt Christi] me ein disparitio
dann ascensio, ein v. oder verfaren dann ein rechte
uffart ... gewesen wäre.' HBull. 1571. — ver-
sch wlnend: nachlassend. .Wann wir schon durch
ein solche bald verschweinende Buss etwan Gott den
Herren ein Zeit lang auifhalten könten, so wurd es
uns doch viel mehr schaden.' JJIüller 1665; s. auch
Bd IV 1937 0. — ver-schwine° ZU., -schicune" Ap
C-o-J; GrD.: 1. ,zsgeschrumpft, auf ein Geringes redu-
ziert' ZO. (FStaub). Mass v., an Umfang sehr ab-
genommen' Ap (T.). .Cassum granum et inane, ver-
schwinen.' Fms. 1541. Von Holz Ap; GrD. Di Täfli
ist verschivune", .durch das Zszieben der Bretter zer-
Itlüftet' GrD. (B.). — 2. von Holz, verquollen. D'Tür
ist Sit etliche" Tage' verschwune", dass-me'-si vile' [bei-
nahe] nid Üßritigt GrD. (B.). — Alld. /arsmnan, mhd. ver-
neinen; Tgl. Gr. WB. XII 1201; Kisdier II 1326. la und b
lassen sich nach deu Angaben und auch sonst nicht reinlich
sondern; einzelne Belege unter a könnten auch zu b gehören.
Kinen weitem Beleg zu 2 s. bei Scherz-Oberliu 1772 (schwach).
Zu 3 Tgl. die parallele Entw. Ton Schwining S in GrS., sowie
gleichbed. eis. «c*K)iucii(Martin-Lienh. II 526), weiterhin Waehs-
SehtHnen mit Auui. (Sp. 1910). — V er-sch wiu uug f.:
,Verschweinung, mangel, (erlöschung, verbleichung,
abgang), eclipsis.' Fris. (,-y-'. 1541); Mal. a) von
Brunnen. .Eine solche Dürre und Verschweinung der
Wasseren, dass gar vil Brünnen versiegeten.'
JJScHEccHZER 1706. — b) Ablauf (einer Frist); Syn.
Ver-schinung {Bi VIII 829). ,[Das Burgrecht zw. Zürich
und Konstanz wird] nach Verschweinung fünft' Jahren
widerumb erneueret.' HBüll. 1572. ,Nach V. solcher
zehen Jahren.' Bs Gerichtsordn. 1648. — c) Schwind-
sucht. ,In der V. lauffen mit febres.' Parac. ; auch ,-ie-'.
üs-v er-: gänzlich schwinden. , Wann dem menschen
das hirn ... etwan usverschwiuen ist.' Zg Arzneib.
1588. — fürt-: entlaufen BHk. Wenn der Hirt weg-
läuft, schtriiie" d'Gi'-sse" fürt. — en-weg .hinweg-':
(allmählich) verschwinden, versiegen. ,ltem so haben
sich etliche Brunnen ... ab diesem Erdbibem ouch
verloren, etlich uff der Stell, etlich aber sind nach
und nach hinweggeschwinnen und erst über vil Jar
wider kommen.' KCts. — z"-säme''-: zsschwinden,
zB. von Vorräten Gr (Tsch.); SchwMuo.; Th und sonst.
— zer-: vergehen. , [Krankheiten] sollen alle zer-
schweienen [!] und zergan, wie die zerschwinen und
vergiengen, die unseren lieben Herren Jesum Christum
bunden', Segensforrael. HZabler 1898.
Schwlner II (-nn-J: = Schwinen I (Sp. 1910) BR.
Der Schw. han am Armli. Uneig.: Mi's Gelt über-
chund ganz der Schw.
schwinere": tr., = schweineren (Sp. 1804) W
(Tscheinen). ,Ad sex libras redigere, uff sechs pfund
bringen, biss an sechs pfund schw.' Fbis. 1541. ,Wanu
man nach und nach niöcht uns [Katholiken] gar schw., so
wurds zeletst über min und etwa mängs bluot und guot
gon.' 1560, Brief (iEg.Tschudi). ,Dass obermelte summe
als ein hauptguot hinfür nit gemeeret auch geschwineret
werden ... solle.' um 1568, Z. .Diser Artikel [der den
Schulmeister verpflichtet, wenn Mangel an Heiz-
material eintrete, für das nötige Holz aufzukommen]
ist verworfen, diewyl er dem Schuolmeister syn Pfruond
schwinert.' ÄAAar. Schulordn. 1609. S. noch Sp. 1884u.
(1589, Hab). — un-ge-scli winert: mit Gen., - un-
ge-schtcein(erejt (Sp. 188.3/6). ,[Es werden vermacht 900
guldi in lypdings wyss, doch ungeschwynnert des houpt-
guots.' 1570, Z Testament. — Wohl lediglich irrtümliche
VeriiHindartlichuug aus schiceineren unter dem Eiutliiss der
Grujtpe sehtrinen. ^Eg.Tschudi schwankt zw. beiden Formeu,
ebenso Fris.; Maler verweist unter ,schweyneren' [,-ey-' für
altes i\ auf .schweineren' [,-ei-' für altes ei\. Inwieweit ,-ei-'
in altern diphthongierenden Quellen im Sinne der Schreiber
deu jungen Diphthougen bedeutet, steht dahin. Seilers Angabe
,schwiueren' für Spreng (S. 267) ist nach Mitteilung des Ver-
fassers verlesen für ,scliweiueren'. — Schwinerung f.:
= Schweinerung W (Tscheinen). Auch 1624, AaMbU.
StR.; s. Bd VIII IO6O0. — Vgl. die Anm. zum Vor.
Schwini {-ei- üwE.) f.: Abnalinie, Schwund Aa
(H.); Bs; Gl. 's het d'Schw., nimmt ab, schwindet
Bs. Spez. = Schwinen I (Sp. 191n), bei Menschen und
Tieren (auch von älinlichen Erscheinungen am Enter,
Huf) Ap (T.); BsL.; B; GMs (bei Tieren), Sa., W.;
S, so Rech.; Ndw; U; St. („Abnahme, zB. von Armen,
Füssen") und weiterhin, „Schwindsucht", Auszehrung
Aa (H.); B, so It AvRütte und Zyro; F; GWe.; ScH
(Kirchh.); SRech.; UwE.; St., .Tuberkulose, Muskel-
tuberkulose'SchR. Vgl Schicin-SiichUBäVn 2SS). Er
hat d'Schic. imen Arm SchR. E"par Tag bin-i''' timme"-
g'loffe" [so niedergeschlagen], ivie wenn-i'^ d'Schw.
hätt. T Meter 1926. De'' sig an-ere" Schic. g'storhe'.
ebd. Toti Fröschen i"'s Chemi g'hänkt und abdorre'
lö' isch guet gäge" d'Schw. Schild 1863. .Trage es [ein
mit gedörrtem , Kleberkraut' gefülltes Bündelchen]
solang du vermeinest, dass die Schwine angefangen.' ,
U Rezepte 1716/24; vgl. Schwln-Bündel (Bd IV 1366). '
S. noch Bd VII 807 (Sehwln-SalbJ; Sp. 940o. II880.
Ein Segen gegen die .Schwine' s. Vonbun 1862, 126.
Vgl. Gr.WB. IX 2+43; Martiu-Lieuh. II 526; Fischer V
1266; MBöfler 1899, 617; Weiteres über Tolkstümliche Heil-
mittel s. unter Schwininy. Öfter in ONN. (vgl. aehwinen 1 b'(
uud 8). ,SchwUii-Äcker' Thilligh. ,-Bach'; s. Bd lV951u.
, -Brunnen'; s. Bd V 663 M. -Rabe' BEri., Gamp. (Bärnd.
1922, 178).
Huff-: Magerwerden an den Hüften. Schenkeln
bei Menschen und Vieh, von einer Lnmi herrührend
GRRh. (Tsch.). — huff-schwinig: mit der Hiiff-
Schirini behaftet, zB. ,von Kühen, die lahm gehen'
GrKI. (Gartraann). ,Das sölich ross vihnalen gehunken
und hufschwynig gewesen.' 1570, Z; vorher: ,Es habe
im [dem Pferde] ein huff geschwinen, do habe er das-
selbig gesalbet.' ,Solicher Zädel solte einem Vych, das
huoffschweinig [!] war ... umb das Bein ... gebunden
werden.' RGwerb 1646.
Kasten-: = Kasten- Schtieining (Sp. 1890); vgl.
K.-Schwining. ,K. gibt's, wo viele Mäuse sind im
Spycher.' Gotth. ,Dem Schaffner von Biberstein sin
Ion gebessert, für castenschwine und für sin jarlon
30 guldin.' 1528, B Ref. Der Siechenmeister erhält als
Lohn 16 Mütt Dinkel, 118 Pfd, ,K.' nach bisheriger
Gewohnheit von je 20 Mütt 1 Mütt. ImO«. 1878. —
Marg-: Schwindsucht ApI. — NBrve"-: .Atrophie
ohne Eiterung' Ap (T.).
Bluet-: .Auszehrung infolge mangelhafter Er-
nährung uud Klutbildung' Bs (Seiler). .Zelntieber oder
Atrophie' beim Vieh GaPr.; vgl. Bein-Miirwi (Bd IV
430/1). Das Rind hat d'Bl. GkPi-. — blnet-
schwinig: mit der Bluet- Schwini behaftet, vom Vieh
GrD. (B.), Pr. Die Chue ist bluetschwinegi; das Tier
ist bhielschwinigs GnPr. ,Bluotschweinig und .salz-
schedig Vieh. Und wan Einer vom Andern ein s. h.
Rind kaufte, so sich innert dry Monat bluotschweinig
1925
Schwan, schwen, scliwin, schwon, schwun
1926
befunde, solle Der, so das Rindt verkauft hat, selbiges
verliehren.' GrD. LB. 1646.
Wachs-: auf starkes Wachstum zurückgeführte
Gliederschmerzen (bes. in den Beinen) bei Kindern
im Entwicklungsalter Bs. Vgl. W. -Schwinen {Syi. IPIO).
schwinig II: abnehmend, schwindend GrD. (von
Schnee, von den Tagen); Ndw (IMatthys). Insbes. vom
Mond Ap; Th; Z. Zur Heilung eines Bruches soll man
die Fingernägel im schw-e" Mö" abschneiden und in
ein in eine Tanne gebohrtes Loch legen und zwar so,
dass nachher Alles wieder zswächst; dann wird auch
der Bruch zuwachsen, wenn der Betreft'ende fest daran
glaubt ZRuss. No"" bi schw-em Mö", im Nidsi'''gtnd,
hei-er [der Liebhaber zu seinem Mädchen] töre" gö",
sös geb's en 0''g'föll, hei de Schatz g'säd. Ap Kai. 192'2.
Schwinigi f.: Muskelschwund BE. (Bärnd. 1904,
446).
Schwini"g (Schicini' Ap tw.), in den ä. Quellen
gew. ,-ung' — f.: 1. Abnahme, Verminderung, Schwund
Aa; Gl; GrHc., Pr.; SchwE.. Muo.; Ndw; meist nur
in spez. Anwendungen. Jez, Wiseli [Mädchenname] ...
g' schau"' -der die Lüt [die Tänzer] und lupf Eine' use",
vor's d'Schuj. dri" gi''t. MLienert 1925. [Der Blätter-
fall im Herbst erinnert Manchen] a" di eigni Schw.,
das Dahinschwinden seines Lebens. AZimmerm. 1926.
.Schweinung. diminutio.' Mal. ,Der Unrat aus des
Grafen von R. Bergschlosse Üoss ganz in den Teich
und machte nicht selten die Fische darinn erkranken;
dafür aber hatte der Teich vogt jährlich eine Schweinung
derselben zu berechnen. Beiden Ubel[n] abzuhelfen,
wollte der Schlossvogt den Unrat vom Teich ab-
graben. Dagegen protestierte der Teichvogt, weil es
möglich sein könnte, dass man ihm dann hernach die
jährliche Schweinung der Fische in der Rechnung
nicht mehr passieren lassen möchte.' HPest.; vgl. c.
Insbes. a) zu schwlnen ifeß. von Geld und Gut. Schu:
im Geld Ndw (Matthys). .Als ... die selb[en] kind
von dem egenanten iren vatter seligen nit so vil guotes
geerbet band, das si mit dem selben guot an sw. des
guotes nit [!] wol möchten erzogen werden.' 1415,
Z StB. ,[Das Überlebende von zwei Ehegatten soll]
ire by einanderen überkonimnen kinder ohne schw.
des abgestorbnen houptguots erzüchen.' ZWein. Erb-
recht 1561/1637; im Z Erbr. 1831 .Schweinen'. ,[Wir
bewahrten] unser Armengut vor allzu starker
Schweinung.' 1807, ANäf 1891. — b) zu schtvinen IbS,
von Gewässern. , Demnach es [das Meer] vom Lauff
des Mons ... sein Wachsen oder Schweinung hab.'
HRRebm. 1620. Vgl.: ,Unverdenkliche Limmatschwei-
nung zu Zürich.' 1654, Ged. — c) zu schwintn Ib^,
Schwand. Von Wein Aa (Rochh.); Gr (Tsch.); SchwE.;
ZS., Sth. und It DrFahrner, Getreide Aa (Rochh.); ZS.,
Kartoffeln ZSth. De' Wi" wachst rw an'n Hebe";
wenn-er im Fass ist, gi'i s Schw. ZSth. ,N. sol . . . dem
obgenanten Jolians Meier den füllwin und sw. von dem
win und darzuo 20 guldin.' 1399, Z StB. ,An win ist
im spitel vorhanden 1397 eimer. Und ist die schw.
abgezogen.' 1501, Z Spitalrechn. , Alsdann an min
herren rätt und burger gelanget ist die grosse nutzung
und belonung, so ein kornmeister bisshar an der schw.
gehept hatt, und diewyl si guot und für gemeine ir
statt zuo sind bedunkt. das man anders in die sach
sSche, ist daruff erkent und einem kornmeister ein
jerliche belonung gesetzt und bestimpt: nämlich solle
im zuo jeder fronfasten werden zechen pfund und
zwen mütt kernen ... und min herren die schw. an
inen selbs haben.' 1521, Z RB. Dem Vogt des Klosters
Tänikon wird eine Besoldung ausgesetzt ... auch darf
er von 30 Mütt oder Malter je 1 als ,schw.' anrechnen.
1532, Absch. .Ussgeben ... für d swynung: an kernen
15 müt 1 vierling 2 ime, an roggen 2 viertel 3 vier-
ling 3 ime, an haber 4 malter 1 müt.' 1540, Z (Rech-
nungdes Almosenamtes); entspr. 1570. 1620. 1640. .Ver-
kauft 11 viertel, 1 viertel schwynig.' 1549, LStUrban
Rechn. ,[Eine Ursache des Getreideraangels seien] die
ungewohnte grosse Schweinungen.' 1661, ZWth. ,Ein
frommer Wirt in einem Stättlein schöpfte in aller Eil
auss dem Bach ein gross Gischirr voll Wasser, seinem
Wein damit die Schweinung zu benemmen.' S Kai.
1711. .Ein Ambtmann [hat das Recht] von neuer
Frucht 2 Mütt von 100 Mütten Schweinung zu ver-
rechnen, von alter Frucht aber l'/s Mütt' 1717, ZWth.
.Einkönfte von Missbräuchen zu Gebräuchen geworden.
.Schweinung: Im Schweinungsbuch sollten abgezogen
werden als nicht in Natur auf die Schütte kommend,
so aber bisher nicht geschehen, folgende Posten ...'
1784, Z Almosenamt. S. noch Sp. 1914 o., ferner Beal-
Schw. — d) zu schwinen Ibt), ,das Schwinden oder
Sichausdehnen [s. Bed. 3] des Holzes' GrS. Der
Schreiner muss achten uf d'Schw. ,Die Schweinung
zwischen den Krebsstühlen und dem Wandtäfer [soll]
von ordentlicher Schreinerarbeit entweder wieder ge-
deckt oder auf andere Weise zusammengetrieben, so
wie die übrigen der Wand nach stehenden Stühle, bei
welchen das Holz ebenfalls geschwunden, in Bestich-
werk verbessert [werden].' um 1783, ZEmbr. (Repara-
turen an der Kirche). — e) von Metallen bei der Ver-
arbeitung. ,7 pfd dem Flözer von einer mostranz und
von einer battenen ze machen und für swinnung.'
1428, Z Fraumünsterrodel. ,Die kannengiesser [sollen]
einem jeden, so des begert, alten züg widerumb
giessen und das niemans versagen, da nämlich ir be-
lonung syn soll: von kanten, blatten und derglychen
geraeinen geschiren allweg von einem jeden ein batzen,
und von 10 pfund ein pfund für die schwynung.' 1552,
Z. — f) von Seidengeweben, ,die zulässige Gewichts-
abnahme eines Stückes Seidenstoff während der Be-
arbeitung durch die Weberin' ZS. (Brunner). ,Beim
Ferggcn wird immer etwas Schw. als zulässig in Ab-
rechnung gebracht; ist aber die Differenz zu gross,
hat die Weberin zu leicht [s. Bd 111 1047u.], so ist
sie dafür verantwortlich.' ebd. — g) = Schwinen I,
Muskelschwund GoT. (an Armen oder Beinen), W.;
SchwE., Muo.; S; Th; Ndw; U; Z, so Dättl., Kn.
(,Lähmung, spez. Kinderlähmung'), 0., S., Wl. und It
Dan., , Hüftgelenkentzündung bei Kindern, wobei das
Bein kürzer wird undabmagert' Z (DrFahrner), Schwind-
sucht, Auszehrung Ap (T.); St. („Schwindsucht"). Er
hat d'Schw. am (im) Arm. Nei", so cha""'s nümmc gö"!
Süsch chummen-ig no"'' 's Gallcfieber über oder d'Schw.,
vor Ärger. JReinh. 1905. Uneig. Der Geldseckel hed
d'Schw. ScHwMuo. .Gäbe verdorrung und schweinung
(,-i-'. Fris. 1541) eines glids, als so einen das guot
oder der schlag trifft; die alten weiber sagend, es hat
in ein böser wind angewäiet, syderatio, raorbi genus.'
Fris.; Mal. .Verbinde ihn [den Verwundeten] auch
nicht zu bald, auf dass er nicht den Krampf über-
komme oder die Schweinung überhand nehme.' FWürz
161'2/34. ,Schw. des Fleischs, des Geäders, des Glied-
wassers, der Articulen, Nerven etc. oder eine geraeine
1927
Schwan— schwnn. Sehwand — schwund
1928
des ganzen Leibs.' Parac. ; auch ,Schwienung'. ,Der
eine Schänkel sei kleiner der Schw. halber, aber
usscrtdein sei das Pferd hüpsch und fräch gsin.' 1625,
Z. .Ziisann Unholz nam ab an allen Gliedern; werchete
gleichwol; hatte Nichts als Haut und Bein; ist im
Unholzen Gschlecht, dass sie der Schw. unterworfen.'
1693, aZoll. 1899. ,[Der Arzt erklärt einer Patientin]
er könne sie [eine ausgerenkte Achsel] nicht mehr
einrichten, weil es zu lang angestanden und seie ihr
eine Schweinung darhe_y.' 1728, Z. Heilmittel; s.
schon unter schwinen Jcß, Schwinen II, Schwini.
.Solche Geschwulste nun hinterstellig zu machen und
der daranff folgenden Schweinung und Abnehmung
vorzukiimnien ist viel versucht worden mit Schmieren,
Salben und Anderm.' FWürz 1612/34; s. auch Bd Vll
806 u. (Schwin-SalbJ. ,Ein bewährt Stuck für die
Schweinung. Rp. Rotberger Schniär ... Federweiss,
mach ein Salb darauss.' Arzneib. XVII./XVllI.; nach-
her .Schw. der Wunden oder anderer Gliederen.' ,Wan
ein Ross oder Veich dei Schwinig hat, so nim Cartinen-
öll und Baumöl, Dachsschmalz, Rotberger Schmär,
Rindermarg ... das Alles zu einem Salb gemacht, das
Ross damit gesalbet.' Arzneib. 1822. ,Für allerlei
Schwinungen ist gut: So nimm Wolfswürzen und Wall-
würzen und tue es in ein Moss Wein und wasch den
Schaden damit.' ebd. S. noch BdVlI809u.; Sp. 1067u.
(Storchen- Schnabel). 1909 u. (schvnnin), ferner AfV. 24,
297(Begenwurmöl). Sympathetica. Man heilt oder ver-
hütet Schw. durch Beisichtragen eines auf einen Zettel
geschriebenen Zauberspruchs (WManz 1916,46), eines
Araulets, in das man ein dem erkrankten Bein ent-
sprechendes Krötenbein (ZWl.), neunerlei, vor Tages-
anbruch abgeschnittenes Holz (Vonbun 1862, 126), Holz
vom Sarge einer Kindbetterin (s. Bd IV 1821 M.;
Sp. 191.5M.) eingebunden hat; vgl. noch Schwini (Sp.
1924 M.); ostoll 1909,46 mit Tafel V. ,Nachdem imme
vor jaren an einem syner glideren ein schw. zuo-
gestanden und er vil und mancherleig mittel und weg
zuo vertrybung sölicher schw. versuocht, alles aber
nützit gehulifen, syge imme letstlichen geraten worden,
das er todtner mentschen bein nemmen, dieselben inn
Wasser sieden und darab trinken solle, so werde die
schw. nachlassen.' 1582, Z RB. Die Schzv. wird be-
sprochen, indem man das kranke Glied bei wachsendem
Mond vor Sonnenaufgang mit einem Kieselstein be-
streicht und dazu spricht: Was ich grife", das schtvini
und was ich sehe", das wachst. WManz 1916, 73/4, wo
Weiteres. ,Für die Schwinig Ross und Fich. Gang
zu einem Holderstock, brich drei Schössli, gang zum
Ross, sprich: Was ich grif, das s'hwint, und was ich
brich, das wachs, in Namen F.S. H. Du muosst es
3 Mal sprächen ... hänk die Schössli an ein Ort, dass
sy bald tür werden.' ZZoll. Arzneib. 1710. Ähnlich
in Aa; Gl (Schweiz 1865, 315); s. auch Holderen-
Schoss (Bd VIII 1469 u.) und vgl. EGwerb 1646, 63,
ferner Bd VII 531 u. Segen. ,Ich segne dich für die
Schwinig im Namen Gott des Vatter, des Sohns und
des Heiligen Geists; ich versegne dich für die Schwinig
aus dem Marg und aus dem Bein, aus dem Fleisch
und aus dem Rlut, aus der Haut und aus dem Har.'
SoHW Arzneib. XVII. S. noch Bd V 61/2; Vonbun 1862,
126; Birlinger 1861, 208/10. — 2. Mittel, Segens-
formel gegen Atrophie. Ein Amulet ist e" gueti Schiv.
Vonbun 1862, 126. .Eine bewährte Schw. für Mensch
und Vieh.' ebd. — 3. vom Aufquellen des Holzes GrS.;
s. die Angabe unter Id. — Ahd. svmunga, detrimentum,
deminoratio; vgl. Gr.WB.IX 2454; Fischer V 1270. Jüngere
historische Belege mit ,-ei-' köuuen au sich auch zu Schwei-
iiing S gehören. Zu 3 vgl. vei-schwinen 3 mit Anm.
Hirn-: Hirnschwund. ,Ich sag aber von der
wüetende, h., doubsucht.' HBcll. 1540.
Kasten-: = Kasten-Schwini. ,Wie vil er [der Ver-
walter des Klosters Tänikon] vesen, kernen und haber
empfacht und zuo kästen schüft, sol im allwegen von
30 müt 1 raüt und von 30 malter 1 malter für k. in
iler rechnung an sinem innenien abgezogen werden.'
1532, Absch. ,Kastenschweinung 7 Vrlg.' 1734. Aa
SchlossRued. — Vgl. Gr. WB. IX 2454 (unter .Schweinung').
Zur .Schreibung mit ,-ei-' s. die Auui. zu Schirining.
Bin et-: = Bluet-Schwini GRHe., Pr., Valz. (.eine
Art Auszehrung.' Tsch.); ZHorabr., .Blutabnahme im
menschlichen Körper' Z (Spillmann), .jede chronische
Krankheit, bei welcher die Tiere zuseliends mager
werden und an Auszehrung leiden Ap; BE.; Z". D'Bl.
imen Arm oder imene' Bei" ha" ZHonibr. — Real-:
entspr. Schwining 1 c, tatsächlicher Schwand, im
Gegs. zu dem als Sportel bezogenen. ,Ein Verwalter
hat von trocknen und nassen Früchten die Real-
schweinung zu verrechnen und folglich bei diesem
Titul nicht das Mindiste weder zu gewinnen noch zu
verlieren.' Z Waisenhausordn. 1770/1829. ,Einkönfte,
so einem Obmann gebühren, davon aber in der Rech-
nung keine Moldung geschieht ... Schweinung der
Früchten und Weinen: In andern Ämtern wird hierüber
für die gewohnten Procente dem Amtmann Nichts zu
mehreren! Einkommen angeschlagen; weil aber hier
die trocknen Fruchte vorzu in die Bekerei verbraucht
werden, so behaubten die Obleute, dass bei diesen
keine Realschweinung erlidten werde. Ein lOjähriger
Durchschnitt giebt 53 Mütt an Kernen, Roggen und
Schmalsaat. Wein-Schweinung bringt in 10 Jahren
Durchschnitt 26^/» Eimer, wobei aber kein Extra-Bene
für den Obmann herauskommen kann. Wäre aber eins,
so geniesst er es in Natur.' 1784. Z Almosenarat; dafür
bei HMorf 1896, 70 .Schweinerung'. — Win- s. den
vorigen Beleg.
Schwnn ra. ,[Wer Gebäulichkeiten als Leibgeding
innehat, soll] dieselbige . . . unwüestlich und un-
zergänglich erhalten und namblichen die Tächer all-
wegen zum dritten oder vierten Jahr kehren und der-
raassen versehen, dass ainiger Schwun nit daran
wachse.' 1610, GKriess. (Abschr. des XVIII.). — Lesung
gesichert; .Schwaia' (Kriess. 192) ist unrichtig.
Schwand — schwund.
Vgl. die Gruppe schwant usw.
Schwand (bzw. -nn, -ng) — m. B (so It Bärnd. 1914,
256; Kasth. 1829) und in der ä. Spr.. in Bed. 2 BHa.,
Si. (auch It ImOb.); St. und ST.^ f. It Bärnd. 1911,
256 (,in der ä. Spr. fast immer'); 1594, GT. Rq. 1906,
578, n. It Bärnd. 1914, 256; 1925, 212 und It AvRütte
und Zyro, PI. mit Uml. BSi. und It Kasth. 1829, in der
ä. Spr. auch , Schwanden' (s. u.), Dim. Schwändli BSi.
(ImOb.): 1. Hau, Kahlschlag in einem Walde B, so 0.
{It Zyro ,als Ausnahme von der Regel und Gegs. der
Plenterwirtschaft', It Kasth. 1829 .Schwände, kahle
Hauungen in den Waldungen, wo keine Samenbäume
1929
Schwand, schwend, sclnvincl, schwond. scliwund
1930
stehen gelassen werden'; danach St.'); heute wohl
nur noch in ONN. .Blutter, kahler, junger, breiter
Schw.' Kastb. 1829. ,Die altern Hölzer in 30 Schwände
einteilen, alle Jahre einen dieser Schwände abhauen ...
Birken oder Erlen ... auf den Schw. säen oder an-
pflanzen.' ebd. ,Daz die niaroh sol anfachen an Heinis
ze Hergrigen schw.' 1483, USch.; s. die Forts. Bd VI
462M. ,Üeni vogt zuo Grassburg [wird] bevolchen,
mit den landtlüten der herrschaft Grassburg ze reden,
wie min gn. herren wollen, das von dem platz des
schwandts byss uff 20 rinder weidt dem schloss für
einen aniptman ... ussgemarchet werden, derglichen
das er . . . mit den selbigen landtlütten des schwendens
halb ... uberkomen solle.' 1539, B; vgl. dazu Absch.
1V2, 1341 (.die schwendt und vorsassen'). .[Beim Vieh-
trieb] sol man der nüwen höwen, besonders wo einer
tusent wollen an einem schw. huwe, zwey jar lang
verschonen.' 1543, Bs Rq. I 385. ,An Schultheis zuo
Thun. Aisdan rah. fürkhomen. wie ein mechtiger schw.
beschächen sye im berg. heisst an Dül, im gricht von
Sigriswyl . . . daz er sich gstalt der sach erkhundige
und mh. brichte.' 1559. B RM. ,Denne ist oucli inher
gnommen worden der fryweibel B. und innhabere
der Wirtnern Ton des schw-s wägen, so sy im Hirzen-
boden getan ... mitbegär, mh. bscheid ze geben ... was
rechts sy zuo sollichem schwandt habind.' ebd.; noch
öfter. .Demnach uns fürkomnien, dass ... Die von
Oberriedt in der Herrschaft Ringgenberg ... eigenen
Gwalts ohne unser Zulassen sich angemasst, von unsern
Hochwäldern schwenden und dadurch ihre Bergen und
Alpen zu erweitern ... und wie darauf ... durch ver-
melt unser Bottschaft ... vernommen, dass obgedachte
von Ried innerhalb vierzig oder fünfzig Jaliren an
berührter .\lp Vogtsellgäu ein Schw. ufftan, so bey
den zwanzig Kulien Sommerung ertragen möge, haben
wir darauf ... erkennt, dass nftgedacht von Ried ...
von des Schw-s wegen noch Pfd 2 unserem .\nitmann
von Interlaken entrichten ... sollend.' 1588, B(HGusset
1869). , Weilen auch notwendig sein will, dass die
Waldungen geräumet werden und die Schwand sich
wieder besaamen können, so soll ein jeder Burger sein
ihrae jährlich geordnetes Burger- oder Pensionholz
jeheweilen innert gleichem Jahr völlig nenimen und
darauss abführen lassen.' B Holzordn. 1736. Entwurf
zur bessern Bewirtschaftung des Galrawaldes und für
den 1739 vorgeschlagenen ,Schw. und Holzverkauf'.
1740, Absch. (B und F); vgl. üs-schwenden. ,Die
Tagwener (Tauner) bewiesen durch Zeugnisse der Vor-
gesetzten von 20 Gemeinden der Grafschaft Lenzburg,
dass man jährlich so viele Plätze oder Schw-en (ab-
zuholzende Waldstücklein) auszeichne, als Haushal-
tungen sind, und dass diese Stücke unter allen Haus-
vätern gemeinscliaftlichverloost werden.' 1757, AAGem.
.Einen Schw. hauen.' 1763, B. ,Die ungereimte Art,
wie die Schwand bishero eingerichtet gewesen, ist
ein nicht geringer Grund des schlechten Nuzens.' ebd.
Die Galser durften ihr Vieh in den Klosterwald treiben
bis zu dem Graben, welcher ,den neuen Schw.' ein-
fristet. 1769, BiRNP. 1914. ,Sobald ein Stück Wald
ausgehauen oder geschwändet ist, soll der Hau oder
Schw. sogleich geräumt, wieder eingeschlagen und ein-
gefristet werden und vor dem Weidgang befreit bleiben.'
B Forstordn. 1786. S. noch Sp. 1882o. Sclmand-tvls
(bei Kastb. .Schwands-'), „in einem ordentlichen
Gehau B", auch It Zyro. .Gesetzt . . . ihr wollet
darin [in einem Tannenwald] zelin Bäume hauen; ent-
weder haut ihr sie nun nahe beisammen oder, wie
man bei uns sagt, schwandsweise, oder ihr haut sie
zwischen andern Bäumen, wie man sagt, auszugs-
oder plenterweise.' Kasth. 1829; s. auch Bd V 214u.
(.schwandsweise oder blutt hauen'). ,[Die Gemeinden
sollen] Alles an einem Stuck niederfällen und das
schwantweise, also dass Alles ohne Ausnahme, Klein-
und Grosses, samethaft abgehauen, niedergehauen und
geschwäntet werde.' AaB. Holzordn. 1712/52. Dass ein
jede Gemeinde den Holzhau in den allgemeinen
Wäldern .schwandsweise' vornetimen soll. 1713. Absch.
(B und F). S. noch Sp. 221 u. — 2. (nach der Talsohle
abfallender, .sich absackender') Teil einer Alp (It
ImOb. eines Grundstückes übh.) BHa., Si. (ImOb.; da-
nach bei Zyro), spitz zulaufende Wiesenhalde BK.,
,Siirapfwiese am Fuss und Abhang eines Berges, die
nicht geweidet, sondern bloss gemähet wird; das Heu
sammelt man in kleinen Ställen und fälirt es im
Winter auf Schlitten hinunter nach den Höfen' F
(Kuenlin 1834), „ein nicht gar schroffer Hang eines
Berges, welcher sich wenigstens an einen andern Ab-
hang anlehnt, ein allgemein bekanntes Bergwort, zu-
mal im Entlebuch, wo es auch ein Eigenname vieler
Bergbnfe ist" (St. II 359, wo Weiteres); danach St.^
Syn. Hängli-Bodm (Bd IV 1030); Tweren; Wang. Vgl.
Heuw-Schrvand.
Ahd. ««•«»( m. (in ONN.; s. Gr.iff VI 885 ; Schm.« II 636/7),
mild, awuni, -dei m., VerwUstiiug, Zerstöruug, .\iishaueu des
Waldes; Tgl. Gr. WB. IX 220S; Scherz-Oberliu 1606; Schöpf
661 (zur Weide aiisgerudete Waldstrecke); Lcxer 186'2, '2'29
(elienso); Fischer V I2:J4 (Schwund, Abgang, bes. am Getreide;
Ausrodung, dies nur iu Fluruu.). Bed. 2 bezeichnet zunächst wohl
den noch innerhalb der Waldgrenze gelegenen, durch Rodung
gewonnenen Teil der Alp, wie ja die neuen Rodungen in erster
Linie der Alp- und Weidewirtschaft dienten; vgl.: .Schwand
|in Bed. 2] ist geschwändetes Land; die abgesenkten Teile der
Alpen und sonst die der Sonne abgeneigten Seiten, die Hänge
der Hügel sind sowohl am ehesten mit Gebüsdi überwachsen,
als auch lebt ihre ürbarisierung noch zT. in der Erinnerung;
im obern Emmental ist fast jeder ,absackende' Hang der breiten
HUgelrUcken ein Schwand' (ImOb.). Das W. ist, wie die meisten
(ilicder der Sippe, infolge veränderter Kulturbedingungon im
Kückgang begriffen und heute auf ein enges Gebiet beschränkt
als Ergebniss einer schon im XVI. erkennbaren Entwicklung
(vgl. uuter 1); seine nrspr. weitere Verbreitung zeigen die
ungemein häuügen ONN. (zT. mit fliessender und, bes. für die
ä. Angaben, nicht immer sicher bestimmbarer Grenze gegen-
über dem Appell.). Vgl. zum Folg. im Allg. Schweizerbl. 1832 I
HeftlOS. 4; TTobler 74. 403; HMey. 1849, 73; Jahn 1857
VIIAnm.; EFörstemann 1863, 79; DMäder 1867, 22/3; Birl.
1890, 59; WOechsIi 1891, 25; ORiugholz 1908, 5; Bärnd.
1911, 86; KStucki 1916, 287, ferner Brand (Bd V 678/9);
liüii (Bd VI 1814/6). .Schwand' (die Zahlen in Klammern
geben die Häufigkeit der Namen an, die nach dem top. Atlas,
Schweiz. Ortschaftenverzeichniss und Postlexikon für den betr.
Kanton ermittelt worden ist) AaBremg., Densb. (,eiu Berg' It Leu
Lex.); BsAesch (.unter dem Schwang'); B (34, tw. -m;; in
BMüns. It Lutz 1827 wechselnd mit ,Schwanden'); F (6); L
(14: ,vier Höf iu der Landvogtey Willisau.' Leu Lex.; vgl. ebd.
XVI 531); G (7); Schw (4; ,an Sw-e, iu derSw., an den Sw-on.'
SchwE. Urb. 1331; ,ab den güetern, die man nemet Sw-a.' 1353,
ZfsR.; S (7,-tw. -ji(/; , Schwang, einer der höchsten Bergen iu
der Solothurnischen Vogtey Falkenstein ... unweit darvon die
grosse Strass Bach- oder Baschschwang genant.' Leu Lex.); Uw
(16; ,an dieSw-en.' 1334, UwE.; ,in der Sw-e.' um 1350, ebd.;
.in der Sw.' 1379, ebd.; ,in die Schw.' UwE. TB.); U (4; ,uf
der Sw-a.' 1290, Spir.); Zg (2; ,in Sw-e.' 1331, ZgMenz.;
,daz guot, daz man nemmet Peters Sw-e.' 1352: ebd.; ,zechen-
deu zuo Schw.' 1512, ebd.; auch bei Leu Lex.); ZBoppelsen
1931
Schwand, scliwend, schwind, schwond, schwund
1932
(1562: s.u.). In Zssen a) als erstes Glied. .Schwand-Acher'
BG.(Sch,rnnn-)\ LEscholzni. (,ein Hof It Leu Lex.); NdwWolf.,
,-Acker' BLangn.; FHeiteuried (.Schwann-'); SehwSi-hwyz,
-Ackertn (PI.) BMad. (Schwang-). ,-Egg' BBlum., Nieder-
stocken; LSchiipfh.; SehwSteinerberg; ZgMenz. (It Lutz 1827
.altes Gebäude'); ZWalt. (vgl. Leu Lex. XVI 531; HMeyer
1849,5,5). ,-Alnieud' BTh. ,-Alp' LFlühli; ObwGisw., Lung.
,-Feld' BAd. ,-Fluh' LDoppl., Marb.; NdwEnim. ,-Gaden' L
Schüpfh. (,eiu Hof It Leu Le.\.), Will. ; ObwSa., ,-Gädeli' LWill.
,-Gasse' BOberb. (Bauernhöfe) ,-Gut' BMüns.; LEscholzni.
,-Graben' BEriz, Htichst.(,-graben- Wald'); LRohruiatt, Schwarz..
Will. ,-HubeI' BNiederhün. ,-Höhe' BOLangenegg; LWill.
,-Helfer' FStSilv. ,-Holz' BKratt.; FUeberst. (.Schwann-');
ObwMelchtal (,-holz-AIp'). ,-HänsIei»' BRüegsau, ,-HUsli' BAff.
i/E., Trubsch.; LWerthenst. i/E. ,-Loch' LEscholzni. ,-Moos'
LFlühli; ZgMenz. (s. Sp. 1937 M.), ,-JIösli' LFliihli. ,-Matt'
BDiemt., Lutz. (Weiler), Rüegg. (mit ,Schw.-Grabcn'); FAlt.;
LFischbach, Luth. h/Will. ,-Bach' BRüegg., Sum.; FStUrsen;
LSchiipfh. (Leu Lex.), Wolh. (,Gross-Schw.'); ObwSa., ,-Bächli'
LWill. ,-Buch' FStSilv.; GSteini/T.(,-buchen-Weid'). ,-Boden'
BOLangenegg, Watt. ; NdwOberr.; ObwAlpn. , -Berg' BLangn.;
LWill., , -Berge' USpir. ,-Kain'BBluni. ,-Säge' LDoppl. ,-Vor-
sass' BSa. ,-Wcid' BHasli, Leiss., Lenk, Schangn., ,-Weiden'
BSchwarzenegg, ,-Weidli' BAeschlen; LEscholzni., Hilfcrntal.
,- Wald' AaDensbüren; BAff. i./E., Gr. (Sciicant-ltBärnd. 1908),
Keutigen, Kiffenniatt; LHerg., Werthenst. i/E., Will.; GA.,
Brunnadern, Schanis, Stein i/T. ; SMüml. (.Schwang-'); Obw
Alpn., ,-Wäldli' BRüegg.; LHellb. — ß) als zweites Glied.
Das 1. Glied gehtauf 1) Art, Zeit der Rodung. ,Alt-' GRUtcrsw.
,Für-'GHonib.,Mosn.;SchwE. (,ufFürswande.'1311,SchwE.);
ZgUÄg. (.Feuer-'); ZF. (Gehöft; -aTii/Us Ehe' Goitfrid ivi F.
Stutz 1848; dazu der FN. ,UFürschwander' 1310, Z; vgl.
HMeyer 1849,81). ,Mei-' LDoppl. (bei Leu Lex. .Meyenschwand,
ein Bauernhof in der Pfarr ... Entlebuch'). ,Neu-' GEbu., Gold.,
Mosn. ; SGänsbr. (.-Schwang'), , Neuen-' BEgg. (.Nüwenswanden.'
Kyb. Urb. um 1260; .HvNuwenswanda,' 1386, ASG.; ,Henslin
[Acc] uf Nüwenschwand.' 1491, B RM.; dazu der FN. , Neuen-
schwander' BE.; .ChrNüwenschwander.' 1642, ZGrcif.l. ,Bar-'
BBirrmoos (mit, B.-Hubel'); SMüml. (, -Schwang'). ,Rüti-'LMei.
(s. BdVI 1815M ). — 2) benachbarte Örtlichkeiten, Teile der
Landschaft. ,Hon-egg-' BSchangn. .Hürlis-egg-' BEgg. ,Schin-
egg-' BWachseldorn. .Eggen-' BKand. (It Postlex. ,Eggi-', It
Jahn 1 8 57 ,jetzt Egeru-') ; LSchachon b/ Wertheust. ; Seh wTugg.
(,im guot gen. E.', ,Sutters E.' M.XV.; an andrer Stelle ,Eggel-
schwend'). ,Aeschi-' LFlühli. .Allniend-' BSigr. ,Ober-alp-'
NdwDallenw. ,FlUh-' BOherwil. ,Geuer-' LMenzh. .Gnggi-'
LMenznau (s. Bd II 191 o.). ,Gamnier-' UBürgl. ,Gitsch-' Obw
Kleintheil. , Graben-' SGr. ,Spicher-graben-'BWasen. ,Hell-'L
Flühli. .Gross-horben-'BEgg. ,Kilch-'ObwSa. .Kapf-'BRöthenb.
.Loch-' BRöthenb. , Lug-' USchattd. (schon 1426). , Lugen-' B
Ad. (Weiler; vgl. Lutz 1827 II 327). ,Laubers-mad-' LSörenb.
.MiiUhi-' ObwSachs.; ZF. ; als FN. ,MUl(l)is(ch)w.and(en).' 1425/
37, Zg. ,Ried-niatt-' ObwKleintheil. ,Senggen-iu.att-' BSchangn.
,Nüechter-'(vgl.BdIV665;,JGasseruffN.' 1656, Z Anz.1924).
,Baeh-' BTrub; S (Leu Lex.; s.o.). ,GoId-bach-, Selten-bach.'
BTrub. ,Stein-bnden-' BEgg. .Bifig-' LSchUpfh, (auch .Büfig-').
,Netsob-bühl-' BEgg. .BUhli-' ObwGisw. .Balmen-' ObwSachs.
(,A. von B.' 1525, Gfd). .Berg-' FPlasselb, ,Berge-' UwE. (,die
berglUte von B.-swande.' 1327, Gfd; dazu: ,Das man ie zwein
lechen sol geben . . . ein schiben zigers ei°s Bergensch wanders.'
NdwStans Hofr. M.XIV. ; vgl. den Anfang des Beleges unter
Frieching Bd I 1332), .Bergen-' BG. (,B.-Schwaudt.' 1544,
Bärnd. 1911). .Bützen-' SGr. ,Bitzli-' ObwSachs. .Blatten-,
PI-' LSörenb. .Bhitten-ried-'BWasen. ,Seftig-'BRuti b/Riggis-
berg. .Sattel-' FJ. ,Stafel-' ObwLnng. .Stock-' NdwOberr.
,Staldj-' ObwGisw. ,Krauch-taler-' LEscholzm. .Tilletz-' F
StSilv. .Dessen-' ObwAlpn. .Tscherlu-' FStSilv. .Weier-' B
Rötbenb. (vgl. ImOb. 1878. 142). .Bäris-wi!-' FPlasselb.
.Ballis-wil-. Romer-wil-. Sonnen-wil-' FStSilv. — 3) Lage.
.Ober-' BBIuni.. Diessb.. Lanperswil. Oberburg. Trüb (auch bei
Leu Lex.); LDoppl., FlUhli. Hasli i/E. (auch bei Leu Lex.). Will.
(2mal); GNessl.; NdwKehrs.; ObwKleintheil; USeel.. Spir..
.Obri-' LSchUpfh. .Inner-' BAd. (auch bei Leu Lex.). .Unter-'
BArni, Blum., Lanperswil, Rüd., Schangn., Trüb (auch bei Leu
Lex.); LHasli i/E. (auch bei Leu Lex.). Will. (2 mal); Ndw
Kehrs.; ZgMenz. .Äussern-' BAd. (bei Leu Lex. .Ausser-').
,Vor-.' ebd. .Vorder-' LSchachen b/Werthenst. ; GEbu. ,Ho(c)h-
BMeir. ; GKrunim.. .Hohe-' BSchaf hausen. .Hinter-' BAbl.,
Blum.. Trüb (auch bei Leu Lex.); LSchachen b/Werthenst.;
GEbn. .Mettlen-' BTrub. .Mittel-' BDärst., , Mittler-' L
Schachen b/Werthenst. .Nieder-' NdwEnim. .Predium in enre
Swando.' um 1267. Obw. — 4) Grösse, Ausdehnung. .Gross-'
FStSilv. (2 mal) ; LMenznau (f.). .Klein-' LMenznau ; ObwKlein-
theil. .Langen-' GNessl. (schon 1628; vgl. JMHungerb. 1852,
19), ,Läng-' BG. (Schicaim); LSchUpfh.; SGr. (It top. Atlas
.Langschwaug'). .Längen-' BEgg.; ObwAlpn. — 5) Boden-
gestaltung. Aussehen. .Oedi-' ZWäd. Füre"- BSuni. (Alp).
.Glitzmi-' LSchUpfh. ; s. Bd II 659 0. ,Herd-' LEmnien. .Kohl-'
BSum. {Chol-; Alp). Watt.; SGrod (,-Schwang'). .Buch-' L
Menzb., Roraoos. .G'rön-' LFlühli. ,Roth-' LLuthern b/Will.
.Schnee-' GEbn. .Dürren-' BODiessb.; FJ. (öür-'e"-). — 6| eine
Person, bes. den Besitzer. .Aebi-' BRüegg. .Ödli-' ZHütt.
,Eli-' LRusw. .Engel-' AaLauf. (1 544 ; dazu wohl .Heinzvon E.'
1493, AaB. Urk.); GMosn. ,Engli-' L (1758). ,Enzi-' B (n. It
.\vBtitte); LBomoos. .Appen-' L(,esensolouch niemen rüscheu
legen . . . von A.-swande uuz an die alten swiren' äL RB.).
.Aeppi-' LWolh. ,Oeri-- ZHütt. ,Arni-' ObwKleintheil. .Ott-'
ZBaunia (.Otteu-.' 1434, ZRB.; 1507, Z Rq. 1910; ,Ottin-.'
1 650. JStuderl 870),, Otte-' BDiemt. .Etli-' AaThalh.(JJBäbler
1889). .Aetzli-' BLandiswil (.Etzli-.' 1280, Bärnd. 1904); L
Menzb. (, Etzli-'). .Veren-' II (1336, Absch.). .Fron-' AaLauf.
(1544). .Friessen-' SchwE. (,in der Fr.' 1379, SchwE. Arch.,
.Früese-.' 1607, ADettl. 1904). .Gumpert-' LRusw. .Gttndli-'
BInt. (Dorf; .an Gundeiiswandeu.' 1356; .Gündliswant,
-schwandt.' 1368/92). ,Geret-' ObwSa. .Guten-' LRusw.
.Heimen-' BBuchh. (Dorf; auch .Heimi-'). .Henzi-' BWahl.
(-.Sc/iiMnw; schon 1465). .Heppen-' AaLauf.(1544). .Herre(n)-'
AaLauf. (1544); B (AvRUtte; auch FN., vgl. Leu Lex.;
.Heris(ch)wand.' XV./XVI., Stdt); LHellb. (.Herri'). .Küuzi-'
BWatt .Chueret-' BWasen. .Kessler-' FPlasselb. .Keiser-'
LSörenb. .Cotting-' FStSilv. .Knechtli-' ZgMenz. ,Lüti-' B
Konolf. .Michli-' LEscholzm. („Michel-' It St.^; ,H. von
Michlisw.' 1382, ASG.). ,BUhl-manns-' BSchangn. .Mengen-'
AaLauf. (1544). .Nüssli-' LEscholzm. .Balnier-' BTrub.
.Berchi-' Ndw (.pro quibusdam bonis B. -swando.' 1256. Gfd).
.Bernet-' GMosn. .Peters-' s. o. .BUttler-' BSchangn.
.Pfaffen-' LRusw. .Viel-bringen-' BEgg. .Ruodet-' ObwAlpn.
.Rip(p)ert-' LMegg.. Neuenk. (It Postlex. auch .Tripert-';
.Rapprechschw.' 1236, LAdelw.; ,Riprechtschw-e.' 1246;
,Ripprochsw-en.' 1309). .Roppert-' LRusw. (s. Bd VI 1199o.).
.Ruper-' SchwTugg. (.an B.' M.XV.). .Riser-' BEgg. .Roten-'
BHk. .Siget-' ObwSachs. (s. Bd VII 486 0.). .Schützen-' B
Waseu. .Schreibers-' BEgg. .Stucki-' FPlasselb. .Diebi(s)-.
Dieggi(s)-, Dieggen-.' XIV./XV., ObwSa. .Diepli-' LHasli i/E.
.Dopple-', „VojipU-' LE. (Dorf; so auch bei Leu Lex.; .ein
langes und tiefes Tobel an dem Ort, so Dieboldschw. genannt
wird.' BCys.). ,Diet-' ZgOberwil. .Dieter-' LSchwarz. (mit
,D.-Weid'). .Willen-' BAd. (auch .Wilde-'). .Willi-' LSchUpfh.
(.WSurer von Willisw.' 1382; auch bei Leu Lex.); USpir.
.Walter-' ZgDeinikon (1368). .Weni-' LHild. .Werni-' L
SchUpfli. — 7) Tierwelt, ü-gste"- BG. {-Sehwam; zu Äugtl
BdI154). .Fuchs-' LRomoos. .Geiss-'BEgg. .Gusti-' LRomoos.
.Gitzi-.'ebd. ,Häli-' BSign. .Hasen-' LWolh. .Küh-' LRothenb.
(,Chuoe-, ChUesw-on.' 1256; .ein wald, heisset KUesw-en.' HU.;
.den hof, dem man sprichet in der Küesw-a.' 1349, Gfd). .Kohli-'
BInn. .Katzen-' BWasen. Beiß- BG. iSchimnn). .Rinder-'
BWeissenb. .Schaf-' BSchangn. .Tauben-' BWatt. — 8) den
Ptlanzenwuchs. .Eichet-' ObwAlpn. .Erlen-' ZgOberwil (Hof).
, Haber-' ZÄugst. Hi^ti- BG. (Schieann). .Laub-' BMeir.
.Linden-' BWasen. .Buch-' BBlum.. Egg., .Buchen-' ObwLung.,
.Buechi-' ObwMelchtal (Dorf). .Beerli-' BAd. .Bram(m)er-' B
Egg. .Sahl-weiden-' SGr. (,-Schwang'). — 9) Verschiedenes.
.Eier-' UBUrglen. .Gertel-' BSchangn. .Gätzi-' B (,-Schwang'
It FMiiser 1926; fingiert). .Hunger-' BEriz (vgl. Bd II
1448u.). .Hexen-' LMarb. .Kacheli-' BSchwarzenegg. .Löffel-'
LMarb. .Schwert-' s. Anm. zu Schwändi. ,Trib-' LSchachen
1933
Schwand, scbwend, schwind, schwond, scbwund
b/Wertlieust. (It Ortscli.-Verz. ,-Schwauden'). ,Ziger-' L
Escliolziii., Klülili. ,Zug-' BHorreub. — 10) Unsicheres.
,0-' BOberburg (It Lutz 1835 und audern Angaben auch um-
gedeutet ,Hoh(eu)-'; hieber wohl ,Osnandon.' Kyb. Urb. um
1260), Oi:h\euh. {u/ der Onehwany; .Ohrtschwand.' 1834; vgl.
Bärnd. 1925, 212): ZNeft. (hieher?). ,Altzy-' AaLauf. (1544).
,Eraere-.' ebd. ,Emi-' AaKaisten. ,Emli-' (im top. Atlas ,Ä-')
ObwK. ,FUfi-' LSchüpfh. ,VoIli-.' ebd. ,Göt-' BODiessb.
,Hächen-, Hächy-' AaLauf. (1544). .Hanimet-' NdwEnnet-
bürgen. , Kieseren-' ObwUisw. ,Luchet-' Obw.\lpn. .Langet-'
BWissaeben(,-Schwang'). ,Luti-' ZgüAeg. .MuUig-'LEscholzm.
,Meren-', auch ,Meri-' Aa (Dorf; dazu der FN. ,Meiischwander.'
XV., AaZof.). ,Moor-' ZHorg. (,Morsw-on.' 12C2; ,Morsw.'
1346; .Moorschw.' E. XVII.). ,Bage-' (It Postlex. ,Bagge--) B
Lauperswil. ,Bugen-' L (,JSpor zuo B.' 1548, AfV.). , Poleren-'
BBlum. ,Bini-' ObwSa. ,Bärli-' ThBich. ,Bohri-' BEgg. ,Bat-.'
ebd. ,Briini-' ObwSa. ,Richel-' GNeuStJoh. .Ruochy-' AaLauf.
(1544). .Recliet-' LRusw. .Rippen-' GKrumm. ,Solter-'
SAederm. ,Scherli-' WOberw. .Steige!-' BAd. (Jahn 1857).
.Strit-' LWolh. (,P. niiles de Stritswandou.' 1257. Gfd; .diz
sind die lespfenig ze Staus ... Das guot ze Str. 2 ß.' um 1400,
LPropsteirodel). ,Theiler-' ObwSa. ,Datti-' ObwKäg. .Dreier-'
SGr. , Wohnet-' BHorrenb. ,Vyitti-' AaLauf. (1544). Auch
jenseits der frz. Sprachgrenze: .Schwand Neuf. .Schw. de
Thoriu. de Tzernet' FMontevraz; .Sur le Schw.' FStSilv.; s.
auch die Anm. zu Schtcänd^i J. — Seh wau deu (zu einem mhd.
'eicande f.; s. schon unterm Vor.) AaAbtwil, Nieder!. (,an der
Schw.' 1528,AaRq. 1926; später: , am, an Schw.'); BsBeunw.
(, Seh Wangen'); B (11; in BRtttschelen Schwamjt:"; ,Swandon',
im ,officiam Interlacense.' Hl'.; ,Swandon ... item aüiud
Swandon.' Kyb. Urb. um 1260; .Swandon', bei RUderswil 1261.
Bärnd. 1904; ,decime in Swandon, bei Brienz 1325, Gfd; vgl.
auch Leu Lex. XVI 532 f.); Gl (Dorf; ,der tegwan der lüte ze
Sw.' HU.; s. auch bei Leu Lex.); L ( 5; ,ze Sw.', im ,officium
Rotemburg.' HU.; ,ab dem hof ze Sw. ze Horw.' 1421, Gfd;
Tgl. auch Leu Lex. aaO.) ; G (4 ; ,ein Hof in der Pfarr Helffersch-
weil.' Leu Lex.) ; SchNnk.; Schw (2; ,ad locum dictum die Fluo
ze Swandon', bei llorschach 1302, JEKopp 1845/53; Var.
,Swanden'); SWisen; NdwBüreu (,uffen Swanda.' 1342); U
(6, in Gurtn. m.; , einige Häuser nebst einer alten Capell in
der Pfarr Unterschächen.' Leu Lex.); ZgMenz. (,Schw. ...
eine gewisse Gegend, auch genannt in der Schwand, in der
Pfarr und Gemeind Menzigen ... in welcher auch das Geschlecht
Züricher wohnet und d,as danahen Züricher von Schwand ge-
nennt wird.' Leu Lex.); Z (4; ,in, im Schw.' ZDinh.; ,in der
Schw.' ZRicht., ,Ton Sw.' 1324, ebd.; .[eine Grenze verläuft]
uuz an die Schw. und dan . . . zwüschend Ringliker und Land-
riker Schw. der ehefad nach.' ZBirm. Offn. 1562; dafür:
.zwüschend beiden Schwanden.' 1690, ebd.; vgl.: ,und möge
der von Birmenstorff vych uuder Schw. -uff Ringlikon durch-
gan.' um 1500, Z). ,Schwanten' GSchänis (neben ,-deu'); Schw
W. (,den Besitzern der Schwandten.' 1887). In Zssen 1) als
erstes Glied. ,Schwanden-Egg' LSchwarz.; UAmsteg. , -Acker'
ZSeeb. ,-Al(l)mend'BSigr. ,-Alp'URie. ,-Flueh'USeel. ,-Halde'
BRüd. ,-Holz' ZSeeb. ,-Hüsli' LFischbach (, Schwangen-'). ,-Kehr'
BRüegg. ,-Matt|e)' BGoldb., Meir. ,-Bach' BBr., ,-Bächli' ZUit.
,-Bad' BSteff. ,-Berg(e)' BSchUpf. ; GOHelf.; USchattd., ,-BergIi'
USchattd. ,-Säge' BRüd. ,-Tal' UGurtn. ,-Weid' BRüd.; L
Fischb.ach (.Schwangen-'), Schwarz.; USeel.; ZgMenz. ,-W.ald'
AaAettenswil; BRüegg.; GlSchw. ; LFischbach (.Schwangen-');
ObwSa. ,-Wies' ThAad. ,-'Wiese(u)' ZSeeb. ,-Zelg' BRüegg.
,Schwanten-Au' SchwE. (.von geswanten Owa; ab. ze Swauten-
owe.' 1331, Urb.; ,in der Schwantenaw.' 1607, ADettl. 1904;
im Postlex. ,Schwenten-'). ,-Alp' GSch.änis. ,-Horu' SchwW.
,-Buech' BRiffenmatt (mit S<hic.-Allini''t; scherzh. werdeu die
Wachholderbeeren als Sckw.-Cbriesi bezeichnet. Bärnd. 1911).
,-Ried' SchwSattel (s. Bd VI 1734o.). ,-Ring' SchwSteinerberg
(s. ebd. 1087). ,-Seite' GSchänis (s. Bd VII 1453 u.). ,-Wald'
SchwW. — 2) als zweites Glied. ,A-' AaSins. .Ober-', , Unter-'
ApWaidst. (Höfe, It Leu Lex.); BBr., Rüegg., Schwarzenegg,
Trüb; LV.; SchwW.; ZRicht. ,Egg-' BLeiss. .Ehr-' B
BBnigen. .Alen-' GGant. .Alt-' BBr. .Escheu-' ZNttr. (1448).
,Hab-' LHasli i/E. (,Habesw-en.' 1236). .Heiden-' (.-swandeu.'
Kyb. Urb. um 1260). .Heli-' ZgOberwil (vgl. o.). .Herren-'
BKirchl. (Dorf, auch bei Leu Lex.; vgl. o.). ,Ma-' Z (Dorf;
,Masw-on.' 1189; ,Mansw-on.' 1258; .A. miles de llasw-on.'
um 1250; Weiteres hei HMeyer 1849,81). , Meister-' s. Wnnj.
,Neu-' BBr. ,Bet-' Gl (Dorf; dazu ,Betschwander', Name einer
roten Kartoffelsorte; vgl. Bd I 380 u.). ,Romi-' GStMargr. fvgl.
Bd VI 914). ,De-' ObwK. (Heimwesen; dazu der FN. .von De-
schwanden' NdwStans (auch .Deschwander'); ObwK.; ,Anna
von Denswanden.' XIV., ObwSa. JzB. ; .Peter von Tesswant.'
1437, ObwK.; .Däschwauden' bei Leu Lex.; vgl. AKüchler
1886, 62 ff.; HBL. II 697. Die gespr. Form IMUhc- schliesst
die Ideutität des 1. Gliedes mit dem von ,Dehruuneu' Bd V 664
aus. ,Deger-' Zlloosburg (Burg; ,[Schloss] D. ob Moosburg ...
ist brochen.' Aeg.Tschudi, Gallia). ,Dik-' AaOberwil b/Breuig.
(,unz an D.' 1606, Arg.). ,Tri-' GKaltbr. ,Wit(t)er-' USpir.
(,Vittensw-on.' 1290, U Neuj. 1901). Mit Präpp. als PNN.
, Asch wand' (aus ,An-"j) ObwK., , Aschwanden' U, so Bauen, Is.,
Seel.; so schon im XVI., auch bei Leu Lex.; vgl. Schweizerbl.
1832 I Heft 10 S. 4. ,Abschwanden.' XIV./XVI., Uw; vgl. Ndw
Beitr. II 85/6. ,Jenni ab Swandon.' 1360, B. .HObschwand.'
1485, ObwSa. .Amschwand', ä. auch ,ab, an S(ch)wand(en)'
Obw (,Uli an Swanden.' 1404, K.; .Heini an Swand. am. ab
S(ch)wanden.' 1463/7. Sa.; .BAmschwandt des Rhats.' 1667;
,FJAmschwanden',Kapl,an. 1 74 1/3, K.; vgl. AKüchler 1886,58;
Kath. Schweizerbl. NF. XVI, 190,4). ,B. an der Swanda', in L
Marb. 1386, ASG. .Crista an der Swand.' E. XV., LWill. JzB.
,R. in der Swandeu.' 1360, B. ,B. de Swanda.' 1 182, F. ,W. de
Swandon.' 1239, ebd. ,De (Von) Swanden, Swandon.' XIU./XV..
B ;auch wechselnd mit .von Swande'. über die Edlen .von Schwan-
den' bei LWolh. vgl, Lutz 1827 11 '.^03. Dim.-Bild ungen
(die zu verschiedenen Grundwörtern gehören können).
.Schwändli' B (9); FJ.. Plaif.; GlMoll.; L (4); ThHerd.; Ndw
(4; «i/ari"rfrfur'*'«Ä'cÄH'. genAryiiwnd Wang. Kuhreiheu); Obw
Alpn.. Sachs. (1643). Sa.; UwE. ; UGurtn., Schattd.; ZGlattf.
(,im, auf dem Schw.'), Stdt (Hausname, It Mem. Tig. 1820).
,Schwändli-Alp' ObwLung. ,-Graben' UwE. (1731). ,-Tobel'
ThHerd. .-Wald' BSchafhausen. .Aegerten-Schwäudli' FStSilv.
.Cordei-' FPIasselb. ,Lang-' BG. .Rapper-' ObwGrafenort.
.Stollen-' ObwSachs. (1748). .Staldeu-' FStSilv. .Stein-' Obw
Gisw. .Schwändli' GHäggenswil; SchwSteinen; ObwAlpn..
Gisw.. Sa. (It Ortsch.-Verz. .Schwandeli'); UAmsteg. Seel..
Sisikon. 3üren-Schwandli' SGr. .(Stein-)Schwantli' SchwW.
.Schwandeli' B (15); GlDiesb.. Filzb., Richisau; GrJen.; L
(12); GWildh.; SchwRoth.. W.; NdwHerg.; ObwGisw.. Gross-
teil; USchattd.. Spir. .Schwändeli-Fluh' LFlühli. .-Graben'
BSchüpbach;LMarb. .-Loch' LHasli i/E. ,-Schilt.' ebd. ,-Wald'
BOtterbach; LFlUhli, Schüpfh., Schwarz. ; ZgWalchw. ,Fon-
tannen-Schwändeli' LSchüpfh. ,Gitzi-.' ebd. .Hoch-' BWaseu.
.Klein-' SchwW. .Multig-' LEscholzm. (vgl. Sp. 1933 o.). .RUti-
boden-.' ebd. .Bat-' BEgg. .BrUgg-' LSchüpfh. .Schriber-.'
ebd. ^Schwandali, eine der schönsteu Bergweideu im Kirch-
g.aug[L]Flühli'' (St.>). S. äacb Schtcandl. PNN. ,Swandli, der
weibel.' 1499, LE. ,Schwändler', Zuname UAtt. ,Schwendler'
FN. 1446, BSteff. (,der Schw.'); 1450, AaLauf. StR.
(,RSwendler'); 1541, Z (,MSchwendlerin von Aadorf im
Thurgöw').
A\]>- Schwand: Säuberung der Alp von Gestrüpp,
Steinen; \g\. scMvänden 2b. ,Soll Tüchtiges geleistet
werden, so muss der A. ... durch Taglöbner besorgt
werden.' Obw Volksfr. 1881. — Holz-: = Schtcand 1.
1538/55, B; vgl. Bärnd. 1911, 86/7.
Heu"-: auch diin., mageres Stück Heuland, meist
an einem Hang gelegen BK.; vgl. die Stelle aus Kuenlin
1834 unter Schwand 2. ,Unausgeteilte Hälfte eines Heu-
schwändleins' (B Amtsbl.). .Das ganze Heuschwändlein
ertrage 4 Tucheten Futter' (ebd.). — Als Flurn. B(Zyro|.
Boden-: Abgang an Getreide auf dem Lagerboden;
Syn. Schweiniiig 3b^ {S-p. 1889); ferner Schwining Ic
(Sp. 19'25u.); Schwändung 3. ,19 Mit. an Roggen : Zur
Herbstsaat 3 Mit. 3 Vtl ... in die Mühle getan am
ItJ. April 1 Mit., desgleichen am 3. Heumonat 3 Mit.
1935
Schwand, scbweiui, schwind, schwond, schwund
1936
6 Vtl; B. und andere kleine Ausgaben 1 Mit. 2 Vtl.'
JBöEL 1795. — \g\. .Schwand' 3 bei Gr. WB. IX 2-208/9.
G*-scliwaud: = Schwaiid 1; nur in ÜNN. — Vgl.
Gr. WB. IV 1, 3993 (unter ,Geschwend'). ,G(e)schwaiid' Aa
Meli. (,ein holz genant in dem Gsw.' 1463); GHemb.; Schw; Z
Boppelsen (Wald; dafür ,im Schwand.' 1562). .Eichli-' USeel.
.Laogsi-' UIs. Dim. ,Gschw,ändli' (auch auf O'-schwand bezieh-
bar; s.d.) ApGonten, Uru.; BGsteig, StSteph.; SchwE.
Schwandele" Sehteant- f.: 1. (infolge Entrindung
unten rings um den Stamra) dürr gewordener (noch
aufrecht stehender) Waldbaum Obw; UwE.; WFiescher-
tal; Syn. Scliwändling. Es ist den Korporationsgenossen
in OswSa. frei gestellt, ,Schwentelen' [!] oder anderes
umgefallenes Holz zu nehmen. 1779, Gfd. S. noch
Bd VI 1013 u. (GOberbüren Oön. 1481; Abscbr. von
ItilO). — 2. dünnes Schwanzstück eines Bauholzes
Ndw. .Dieses Haus steht in Gottes Macht, er hat's
aus Holz und Schwanteln g'macht.' Ndw Volksbl.
DasVerhältnissTon 1 und 2 vergleicht sich dem von. ?c*ira'mm-
/iHj/nud// (Sp. 1856/7). ONN. ,Schwantelen' .\pApp., Held.,
Urn. (auch ,S.:hwänteli'), ,Schwantleo' ApBUhler. T.; GEbn.
(dafür ,in der Schwandien.' 1803), Ricken, Rüeterswil, Wattw.
(2 mal), .Schwandelen ... Schwantelen, ein Hof in der Pfarr
und Gemeind Urnäscheu, einer in der Pfarr Teüffen und einige
Häuser in der Pfarr Heiden ... ein Gegne ... mit verschiedenen
Häuseren in der Pfarr und Gemeind Wattweil.' Leu Lex.
,Schwantlen-Egg' GWattw. (nach amtlichen Quellen , Schwant-
ier-'; vgl. ÄAirnnrffcrfii). ,-Wald' GWäldi. ,(In der) Schwandlen'
SchBuchb.; ZBaunia (H.inser beim Weiler , Schwandelbach').
,Schwandel-Bach' ZBauma (auch bei Leu Lex.), Thalw. .-Berg'
ZBauma (Hof; schon 1650). ,Im Schwandel' ZThalw.
schwände": abholzen .AaF.. durcli forsten AADott.,
Gestrüpp ausroden, Waldboden urbar machen B. ins-
bes. die Alpen von Gesträuch usw. durch Abhauen
säubern UwE.; Syn. sehtvänden 3. .[NN. sind] nit mehr
befugt, darinnen [in einem Walde] weder zu hauwen
nocli mit Sicheln oder Sägezen zu schw. noch zu rotten.'
1671, ZHütten. — Abi. von Schwand.
Schwander m.: a) Bewohner einer Örtlichkeit
.Schwand' oder .Schwanden' (s. die Anni. zu Schwand);
ein Beispiel unter Esels-Siten (Bd VII 1454 u.). —
b) Bewohner der .Scliwendi' (s. die .-Vnm. Sp. 1947) Obw
Sa.; so schon 1437 (Gfd 68, 61 Fussn.), auch bei Leu Lex.
b setzt ä. .Schwand' statt oder neben .Schwendi' voraus.
FN. BLangn.. Stdt (XVI., It Leu Le.x.); F (1355/1445); L
(.Chilian Schw.. Caplan zu Lucern.' 1745); GScIiänis (1302),
Stdt (A. XV., Bürgergeschlecht: vgl. G Mitt. 35 I 70, II 69),
Wintersberg (,NN. die Swander.' 1447); Ndw (seit XIV.; auch
It Leu Lex.); dazu .Schwanders-Bifang'. Flurn. BWahl. Als
urspr. Geu. PI. in zsgesetzten ONN. .Schwander-Fluh' BBr.
.-Hof LEmmen. .-Holz' LWolh. (auch bei Leu Lex.). -Hon"
GlSchw. (s. in-^chellen Bd VIII 572). .-Loo' Z. .-Lamm' BBr.;
vgl. Bd III 1266. .-Bächi' GlLuchs. (Alp; It Steium. 1802).
.-Berg(e)' GlSchw.; NdwEnnetmoos (.Muetter-Schwander-');
UUntersch. .-Weid' LWill. Zu b: . Schwander- AUmeud' Obw
Sa. (scherzh. auch für den grossen Tanzboden bei der .Xlpler-
kilbi; Tgl. ObwSa. 1902. 22). ,-Wald.' ebd.
Schwandi f. n.: in ONN. — So BBe., Frut. (mit
.Inner-, Ausser-, Vorder-Schw.', wofür It AvRütte auch der
PI. .S'chwandeni; bei Leu Lex. .Schwandi. eine verstreute Dorf-
schaft'), Mad. (i" dar Schirangi, U&usergruppe), Reich.. Sigr.
(,im Schw.'): NdwHerg.; ObwAlpn., K., Sa.; UErstf. Mad.
(n.); ZRicht. (.einige Häuser' It Leu Lex.). .Schwandi-Fubreu'
BFrut. .-Holz' BBoll. .-Mahd' BGr. .-Berg' UErstf. .-Wald'
ObwSa. Das Fem. ist Abstraktbildung zu svhmnde/i (vgl.
AcAiruWi), das Neutr. Dim. zu Schwaml.
Sch wand(l)ere°. Schwant- f.: in ONN. —
.Schwanderen' BWimmis (,in der Schw.'); .Schwantern' Ap
Schlatt. .Schwantlereu' ApGais(mit,Schwantlern-Egg'); It Leu
Lex.: .Schwanteler und Schwantelern, einige Häuser in der
Pfarr und Gemeind Gais und einige Häuser in der Pfarr und
Gemeiud Bücler.' Vgl. noch Sckicandehn.
Schwandung f.: Rodung, Säuberung einer Alp,
Allmend. ,Es sollen auch alle gemeine Werk und
Bescliwerden auf dise Sey und Sümmerung der Güeteren
. . . geteilt und gelegt werden, damit die Reichen und
so viel vermögen, auch viel Beschwärden an der Schw.
undt Schwolli zu verrichten angelegt werden können.'
1695. BnSi. Rq. 1914. .Betretfend ... die gemeinen
Werk, so sollen Diejenigen, so AUraentpläze haben,
in aller gemeinen Arbeit . . . von einem Sommerallment-
pläz so viel arbeiten als ein Anderer von einer Kuh-
sommerbesatzung ... ausgenommen jedoch die Schw.
auf den Alimenten.' 1775. ebd.
Schwand m.: in PNN. — Mhd. «wende in Zssen
(i/iiot-, lugent-, tcallmrende), Nouien ag. ZU Hihicuaden; vgl. den
FN. .Gschwend' in der Anm. zu Ge-sehirand, sowie Sehwänder.
FN. .Schwend' AaB. (.EScbwendin.' 1479); Ap (2. H.XV.); B
(so 1389. BTellb.); LNeud. (1306. Gfd); ZAff. (XV./XVL),
Altst. (.des Swenden guot.' 1429), Bül. (,von des Swendeu
hove.' SchwE. l'rb. 1331), Hegnau (.der huf ze Hegenowe, den
Swende buwet.' ebd.), Kloten (,pra;dium BSwendeu.' HU.). Stdt,
(XIII. /M. XVI., vgl. EUiener, Die Zürcher Familie Schwend,
im ZNeuj. St. 1901; , Swende.' l293/1330,Stiftsurb.;,Swendo.'
1357/76, Steuerb.; Gen. auch ,S\vcntz.' 1357/70. ebd.).
Hausname. ,Schweud-Egg'ZStdt(Mem.Tig. 1820). .Schwenden-
Keller.' ebd. (,hus ze Swentz kelr(e).' 1357/70, Z Steuerb.;
,Swend keler.' 1372, ebd.: .Swenden kelr.' 1373/6, ebd.). Aus
geogr. Gründen eher hieher als zn Sehiriinden gehören die folg.
ONN. ,Schwänden-Holz- ZAlbisr. (schon 1580, ZRq. 1910).
,-Hau' ZZoll. (,Holz im Schw.' Z Amtsbl. 1900). ,-Moos.' ebd.
,Schwänten-' (vgl. ,Schwanten-' in der Anui. zu Schicand
Sp. 1933 u.) ,-Buck' ZBUI. (nach einer Angabe auch Schiränti-;
vgl. Bd VII 766 u.). ,-Bühl' ZOGlatt (,im äussern Schw.').
G "-seil wand, in LE.-t — n.: 1. durcli .Schwenden'
der Bäume gewonnener Platz Ap (T.; noch appell.?),
.urbares Gelände am Hochwald' Schw (s. Bd VI 1147M.).
, Uff einem guot ... stosst ... an des Gonissen gschwend.'
1537, ScuwTugg. JzB. ,Das gschwend ob des Bocken
Luogaten, dasollouch niemand kein holz oneerloubung
der waldtlüten nitt houwen.' SchwE. Waldstattb. 157'2.
,Wan oucli einer oder raer uf den allmeinden grüeu
holz hüwe oder nach verschynung der dryen jaren
in den gscliwenden.' ebd. S. noch Bd VI 1371 u.;
Sp. 1773o. (SchwE. Urb. XIV.). — 2. abgeschnittene
Stauden, Äste LE.
Mhd. 9M.f€,irfe; vgl. Gr.WB. IVl, 3993; Schöpf 661 (zn
Weide ansgereutete Waldstreckc); Fischer III 507 (nur noch
als Flurn.), zn den beiden Bedd. vgl. Ge-rul /und 5 (Bd VI 1805).
ONN. ,(ischwäud' .\aLauf. (.im, in dem hindern Gschwend.'
1544); ApGais (2 mal), Gonten (2 mal), Schwellbr., St., Trogen,
Urn., Waldst. (2 mal); It Leu Lex. , Häuser ... in den ... (Jemeindeo
Hundweil, Urnäschen, Gais uud Waldstatt'; BBolt. (,im G.'),
Därst. (,im G.'), Gsteig, Lau., Sa. (2 mal), StSteph., Ursenbach
(auch G'irhwäng), Zweis.; GIElm; GA., Deg., Eichb., Marg,
Weesen, Wsst; SchwE. (6mal; öfter schon SchwE. Urb. 1331,
zT.viell.noch appell.), Feus.(Wald), Galg., G., Kü. (im top. Atlas
,-t'), Muo., Olb., Ulb., W. (mehrfach); SThierst.^(;«cJ.rn»j;;
NdwHerg.; ObwAlpn., Grossteil (im top. Atlas ,-t'); ZgOÄg.,
Menz. (,N. ab dem Gschwend.' 1 5 14 ; bei Leu Lex. ,im Gsehwand');
ZSchön. (,HTrinklev uss dem Geswend.' 1422; auch bei Leu
Lex.). In Zssen, als I.Glied. ,Gschwänd-Egg' GA. (amtlich
.Gscbwends-'). ,-Alp' ObwMelchtal. , -Graben' BBolt. ,-Hag'
ApGais (.Gswendhag.' 1488). ,-Höhe' GA. ,-Matt' ZSchön.,
,-Matte' BStSteph. ,-Bach' GMurg. ,-Boden' ZHutt. (s. Bd IV
1029 u.). ,-bUhl-Wiesli' SchwGalg. ,-Steg' SchwUIb. ,-Stock.'
ebd. ,-Wald' ApT.;GA.,OTerzen;SchwE.,Ib,W. Als ».Glied.
,Ag(g)-' SchwE. (,von, in (des) Aptes geswende.' Urb. 1331;
vgl. OKingholz 1907, 48). , Amsel-' SchwE. (vgl. ORing-
1937
Schwand, schwend, schwind, schwond, schwund
1938
holz aaO.). , Erlen-' ApGais. .Gersten-' ApUrn. (1753/1825;
,Ober-, Gross-, Kleiu-G.', Teile der Sohwägalp; vgl. Steinm.
1804, '21'2; OFrehner 1925, 24. 178). ,Haber-' GIK. (Alp;
vgl. Steinm. 1802, l'J8); GNessl. .Lang-' ApApp., Um.;
SchwE. .Müller-' SchwW. .Munimel-' SchwSiebneu. ,Marg-'
ApUrn. , Nagel-' SchwUIb. ,-Rupperts-' Schw (s. Bd VI 1199).
.Dürr-' SchwE. .Zinsis-Gschwänd' SchwW. (dazu .ein weid ...
heisst Zinzengeschwend.' M. XV.. SchwTiigg. JzB.). Dim.
.Gschwäudli'; s. die Aum. zu (J'-tchwand. Hieher (soweit nicht
Nomen ag. zu ge-schwänden) ,G.' als PN. .Jacob von Hobzrüti
[so wiederholt], der Gesweude. von dem Geswende 1 pi[carium|,
von der Rüti 8 pi.' SchwE. Urb. 1331. FN. .Gschwend' Ap
(seit E. XIV.; .HGschw.', bei Gossau gefallen. 1428, Vad.;
.UGsw.'. Besitzer des Hofes ,ini Gschwend' bei Gais. 1492;
,HGsw-eu hus.' 1495); GAltst. (1765/94), Ta. (1620); dazu
,Gschwenden-TUllen', Flurn. ApSchwende. Einen FN. auf,-er'
setzt der ON. .Gschwänder' GIFilzb. voraus.
Seh wänd(e)l(en), Schwant-: in ÜNN. —
.Schwendelen (-euen)' SchwSchüb. (Postlex.). .Schwäudlen'
BBrünigeu. Müus. (bei Leu Lex. .Schwinglen'), OHunigen
(.Schwendlen, ein Gliederbad.' Leu Lex.), Scl'ilosswil; LE.,
Eschenb.. Escholzni. (auch bei Leu Lex.), Gis. (auch bei Leu Lex.),
Schwarz., Will.; SchwMorsch.; SiVIUmliswil (,grosse, kleine
Schwänglen');ObwLuug.;UBau., Is. .Schwäudlen-Höhe' LWill.
.-Bach' LEscholzm. ,-Siten' LWill. (s. Bd VII 1453 u.). .-Weid'
BNHünigen; SMümliswil (,Schwänglen-'). ,Schwandel' LE.
(s. u.); SMümliswil; vg].Schwandel. ,Schwändel-Moos' ZgMenz.
(,voQ dem guot in Swendelmos.' 1331, SchwE. Urb.; heute
.Schwaudmoos'). ,-Bach' BG. (Schwennd-), Th. (,Schwendibach,
auch Schweadelb.. ein Dorf.' Leu Lex.); GLicht. (.Schwendi-
bach. auch Schweudelbach. ein Bach, der ob Liechtensteig in
die Thur fliesset.' ebd.). ,-Boden' BG. (,Schwändtell-.' 1648.
Barnd. 1911). ,-Berg' BG. (Schwennd-; holz Schw.I Ausruf.
Bärnd. 1911; über die Sage von der wilden Jagd am ,Schw.'
vgl. Jahn 1857, 433); LEscholzm. (auch bei Leu Lex.; dazu:
ü'MtitUgm" uf "It" Schwändel. ga" beltc" uin-ne" Miinifl. KL.),
Ho. ,-Weg' BArni.
Seh wänd(e"), It St., St.'' nnd Zyro Schwante" 1
in. (ItZyro f.): „Gehau in einem Walde" B(St."); „ük"
(darnach bei Tsch.; s. die Anni.), , Aushau des kleinen
Holzes in dichtem Walde' BE. (Zyro); vgl. Schicenten-
Holz (Bd II l'2ti0). ,[Ein] guott, stosst ... obnen an
PDietrichs weid, am dritten an PDietrichs schwend.'
M. XV., ScHwTugg. JzB. ,[Um den in schlechtem Zu-
stand befindlichen Wäldern des Amtes [Grandson] auf-
zuhelfen, wird als] das beste erachtet, dass per Taillis
oder Schwenten darinn gehauwen, die Rechtshabere
dann eingeschränkt werden, an keinem anderen Ort
als in solchem Bezirk, auch nur für ihren Gebrauch
und Notdurft, zu hauwen.' 1736, Absch. (B und F).
S. noch Bd Vll 137'2o. (1576, BG).
Zur Form mit t vgl. die Anm. zu schwänden. St.s „Bd"
(= Gr) ist wahrsch. Fehler für B(ern). Die Abgrenzung gegen
Ä'c/iwanrf (Sp. 1928ff.) und Schicändi ist zT. unsicher. ONN.
,Schwänden' (könnte auch Dat. PI. zu Schwand sein) BAd.
(Banert; auch .Kilchschwenden, Kirchschwand'), Diemt. (,in
Schw-en', Bäuert; vgl Lutz 1827 III 215), Ha. (Dörfchen);
,Schwenden, ein Hof in der Pfarr Diessbach ... ein Hof in der
Pfarr RUegisberg ... und ein Tal und Hof in der Pfarr Diem-
tigen.' Leu Lex. ,Läng-Schwänden' BReich. ,PvSchwieb-
schwendeu', Edelknecht. 1323, LSemp. (Leu Lex.). ,Schwäud'
BIseltw.; hieher oder PI. zu Schwand? Auch jenseits der frz.
Sprachgrenze: Schuenda B (vgl. Bärnd. 1914. 256); .Schwand
a Lise, Schw. de la Riedera' FMontevraz (vgl. unter Schwand
Sp. 1933). In Zssen, als 1. Glied. .Schwand-' (auch auf
schwanden beziehbar). .-Acher' BBanuwil. ,-Egg' BHumberg;
LRonioos (.Schwent-' ; It Leu Lex. , ein Berg'), Wolh. (.Schwent-'),
,-Eggli' LHasli i/E. ,-Rüti' SchwFreieub. (XV.; vgl. ORingholz
1910. 77). .-Weid' BSüderen. Als 2. Glied. .Eggel-' s.u.
Schwand (Sp. 1931M.). .Hart-' AaLauf. (,-Schwend.' 1544).
,Bötzlis-' SchwFeus. (,-Swend.' XV.; vgl. ORingholz 1910, 24).
Schweiz. Idiotikon IX.
.Rotschen-' BEnnetkireJ (,-Schwend'). .Wa(e)ker-' BOchlenberg
{-Schwang; .Wocherswende.' Kyb. Urb. um 1260). Fernzu-
halten ist tessiu. mvenda, Holzrutschbahn, -riese ; vgl. Boll. 18,
27; Studi di philul. rom. 7, 231.
Schwände" Schwante" II: 1. a) m. AaF., Ke.; L,
f. AaF., Ke. und It H.; Gl, so H.; L, so Ber., E. (auch
St.'); Ndw (Matthys); UwE.; U, so Seh.; Z, so übf..
ohne Geschleclitsangabe AABb.; L„E.'', Ha. (Schür-
mann) und It Ineichen; GWl.; Schw. a) meist PI.,
Lymphdrüsenanschwellung, so unter der Achsel, am
Hals, hinter den Ohren, in der Leistengegend, bes. in-
folge von (Wund-)Infektion AaF., Ke. und It H.; GlH.
(auch infolge eines anstrengenden Marsciies); L, so
Ber., E., Ha. (It Schürmann manchmal nierenförmig,
mit einem Durchmesser bis 5 mm) und It JLBrandst.
190"2 (bes. in der Leistengegend; unterschieden von
Chnüder und Trüesen, die gew. am Hals auftreten);
GWl.; ScHW; Ndw; U (knollenförmig, nussgross); ZObf.
(ein .böser' Finger bessert sich, wenn sich die Ge-
schwulst unter den Arm zieht) und It DrFahrner,
grösseres Eitergeschwür LG. und It Ineichen, schmerz-
hafte, bisweilen bewegliehe Anschwellung unter der
Haut L, Abszess zw. Haut und Fleisch Gl (Leuzinger);
Syn. Wider-gänden, Wind-Hübel (Bd II 36. 950);
(Schivänten-jChnuppel, (Truesen-)Chnüttel (Bd III
745/6. mijd). h'' ha" Schioänte" am Hals übercho" Z
(DrFahrner). Si hed mängist under den Arme"
Schwante" g'ha" wie Hüenereier so gross AaF. Brust-
kranke scillende Frauen bekommen Schicänten under
den Arme" USch. Bi-n-ere" Blüetvergifti"g tüet's Ei"'m
Schwante" Ase"jage". ebd. Holderlaub ist guet für
ti'schwulst und Schwante" Schw. ,lch hab ein swenten
bi einem bein, darüber wil ich es legen, da ist mir
geseit, das krut vertribe swenten.' 14'20, Z RB.
S. noch Lör-Bön (Bd IV 1313). Neben Synn. ,Die
schwenten. ein geschwär mit einer dicken, weissen
füchte gleich den kiuderpappen, atheroma, panus.'
Fris.; Mal. .Ein pflaster aus disem [Tauben-]mist ...
öffnet auch schwänten oder trüesen.' Vouelb. 1557.
,Zu den schwändten und düsslen binder den oren,
undeu an sehenklen und kröpfen sind guot die fuchs-
hoden aufgeschmieret.' Tierb. 1563. .Für bülen und
schwenten umb den hals und wa die am hals sygent,
das sy verschwinent und uit waschen [!] mögent,
r[ecipe] schwäbel [usw.], mische mit altem schmär und
salbe damit so lang, bys die schwenten verschwinent.'
Zo Arzneib. 1588. ,Die trüesen, schwenten, bull oder
blätteren.' L Pestbüehlein 1594. ,Wie dann die pesti-
lenzischen gschwär, schwenten, blättern gearznet und
gebeilet werden sollen.' ebd.; erneuert 1611. ,Die
Geschwür, Schwänten, Blatteren und Bülen erzeigen
sich etwan am Anfang der Pest.' JJBreit. 16'29.
.Atheroma, ein Schwenten (Schwinten. 1716), Ge-
schwär (auf dem Haupt); panus, Schwenten, Dussel,
Halsgeschwulst.' Denzl. 1666/1716. ,[Ein Pestsymptom
ist] dass an dem Leib rote, braune oder schwarze
Flecken ausfahren oder Schwenten hinder den Ohren,
unter den Ueehsen, in den Leisten und Brandblateren
an anderen Teilen des Leibs.' JHLav. 1668. S. noch
Bd III 768o. (schon Fris. 1541); IV 55'3 (Materi). —
ß) „Schwinde, Sehwindfleclite LE." (auch St.''), iiechten-
artiges Gescliwür Gl. — y) verhärtete Hautstelle, bes.
an der Innenfläche der Hand infolge harter Arbeit
UwE.; Syn. Brisen (Bd V 798); Schwellen 1, Schwil la
(Sp. 1835. 1843). — 8) von aufgeschwollenen Stellen am
1939
Sehwand, schwend, schwind, schwond, scliwund
1940
Körper, oftvora Biss von Insekten AABb.; Syn. Schtrillb
(>p. 1844). — b) f., langer Bündel von Wurzelfasern,
die sich in Wasserleitungen ansetzen Aa (H.). — 2 ni.,
(Drüsen-, Beulen-)Pest, „epidemische Seuche" L„E."
und It St.'' (,an der sehr viele sterben'). — Zu unsrer
Sippe wie das syu. Schtrinden I (s. d.) zu achwinden, indem die
uDter la(aß) genannten Erscheinungen nicht selten mit Ab-
magerung (Schwindsucht) Hand in Hand gehen und nach dem
Volksglauben Stoffentzug an andrer Stelle voraussetzen; vgl.
auch Wachs-Schicinm mit Anm. (Sp. 1910). Ib wird an Ia(P)
anschliessen. Bei 2 wäre die Krankheit nach dem Haupt-
symptom benannt; da aber Sc}iiränte''-T6d. Seuchentod LE.
(BSG. VII 189) durch seine Betonung auf eine Zss. mit dem
Ptc. PrÄS. von e'-hwänden (also eig. ausrodender Tod) weist, so
liegt möglicherweise eine selbständige Bildung vor (Nomen ag.;
vgl. BSG. XII 145).
Blä-ScÄ?«änie": = demVor.laß„LE." (auch It St.'').
schwände" (bzw. -e--, -e'-, -t-) B, so Ins, Twann
und It AvRütte; L (Ineichen); GSev.f (schivenne");
Ndw (Matthys); St., schwante' (bzw. -e^- usw.) Aa
(H.); B, so oAa., E., G., Hk., R., Rohrb., S., Si. und
It Zyro; FJ., S., Ss.; Gr, so Gast, Frauenk., He., S.,
Valz.; L, so E. und It lueichen; ScHwBr., Muc; üw;
U; WFieschertal; St., 3. Sg. Ind. Prses. und Ptc.
-et B, so G., R.; FJ.; GrS.; LE.; ScbwMuo.; UwE.,
-t GSev.f: 1. zum Schwinden, in Abgang bringen, ver-
nichten. ,Lege dinen schätz ... da in swenden niht
die schaben.' RvEms. ,[Das Alter] swendet alle sine
kraft.' ebd.; öfter. ,Das bapstuomb ... mag nienermit
wäsenlicher geschwent und verderbt werden weder
mit dem gotswort.' Zwingli. ,Es ist ouch ein zierlich
und wolverfasste librarei zuo S.Gallen gewesen ...
Ist aber darnach im Costenzer concilio geschwendt
worden und gar vil büecher daselbst hingefüert.' Vad.
Refl., sich vermindern, abnehmen. ,Wie nach und nach
des papsts gewaltsamen und herrschung in Germanien
anzogen und sich der fürsten ansechen ... von allerlei
übertrangs und vexierens wegen geschwendt hab.' Vad.
,Dau . . . man sich [im Kloster StGallen] ... auf zeitlich
gedanken, gnuoghaben und müessiggang zoch und
gemeine möncherei sich dermassen geschwendt hatt,
dass man joch der päpsten Visitation und späch ... nit
mer wol leiden noch dulden mocht.' ebd. ,Dan ir [des
Adels] gwaltsame und nutzung sich ...nit wenig seh wendt
und böseret.' ebd. — 2. in der Wald- und Weide-
wirtschaft, a) = schicämmen II (Sp. 1855). Einen
Baum sc/itc., durch Abschälen der Rinde BR.; Gr (Tsch.);
GSev.f (Gabathuler); ScuwMuo.; UwE.; U (bes. von
Tannen); WFieschertal. ,Wer der ist, der dem anderen
syne bärende beum schwent, der ist verfallen 22 pf.'
XV., ZgHüh. (Stadiin 1819). ,5 pfd gab [zu Busse] N.,
als er zwo tannen geschwant dem Z.' 1561, ZGrün.
In weiterm S., (Wald, Gebüsch) ausreuten, -roden, eine
Rodung vornehmen, Land urbar machen B, so Aarw.
(Bärnd. 1925), E. (ebd. 1904), G., Hk., Ins (ebd. 1914),
K. (kleineres Gehölz und Gestrüpp gänzlich ausroden,
um Weide- oder Heuland zu gewinnen), S., Si., Twann
(ebd. 1922; zB. von einem Leb-Hag) und It AvRütte;
FJ., S., Ss.; GrS.; L, so E. und It Ineichen; Obw,
„Waldung, Gebüsche, Hecken auslichten, bes. die
SaTnenloden des Nadelholzes abtreiben, eig. schwinden
machen als Faktitiv (der Schweiz. Landwirt macht einen
wesentlichen Unterschied zw. schwänten und ritten;
jenes geschieht durch blosse Einschnitte oder Gehau,
dieses aber durch Abbrennen)", , Waldung [usw.] durch
Einschnitte verwelkend machen, ein solches Stück
Land von Gebüsche udgl. reinigen, aushauen' LE.
(St.''), , einen Wald aushauen (nicht reuten), indem man
nur das baubare Holz fällt oder kleineres, niederes
Buschwerk mittels Feuers wegräumt' B (Zyro), dicht
verwachsenen Wald durchforsten, lichten (Syn. plan-
ieren Bd V 107) oAa und It H.; FS.; vgl. Gr Anl. 1838;
Job. Meyer 1880, 35; Strickler 1882, 8; FGStebler 1899,
53, ferner Schivänti-Hüfe", Haufe von Baumästen
und Unterholz, entstanden beim Durchforsten eines
Waldes B (AvRütte); ,die zu Reiswellen verarbeiteten
SchwändMffe".' Bärnd. 1914; ,für Ast- und Schwendt-
haufen per Los Frk. 4— 10.' B Volksztg 1903. ,Schw.
hiess und heisst man das Ausreuten von Holz-
gewächsen, von Gesträuch, Baum- und Buschwerk, um
dem Graswuchs Vorschub zu leisten.' JMHüngerb.
1852. ,Letzten Frühling habe er ihm eine grosse Strecke
Dornhag zum ScIi wandten gegeben.' E Wartenstein
1886 (BoE.). .Als sich denn die von Altstetten, von
Marpach und von Rinegg klagent, wie inen die von
Appenzell etliche irer hölzer swendent ...' 1429, Zellw.
Urk. ,Und soll jetwedder teil zuo dem hag ze machen
holz nemen und howeu ... und sol enweder teil das
holz mit geverden by dem hag swenten, wand lassen
stan, das man holz zuo hagen da vind.' 1472, JSG.
(Schiedspr. zw. UwE. und U). ,Von hochwald ze sw. ...
Die wil der hochwald gemeinen lantlüten zuo etzen
und zuo niessen zuo nutzen kumpt, das denn alle die,
so im land gesessen sind und landlüt und 14 jar alt
sind, alle jar ir jetlicher einen tagwan im hochwald
swenden.' LE. LR. 1491. ,An amraan von Muri, zuo
verschaffen, damitt das tällenholz ... nit geschwendt
werd.' 1506, B EM. , Holzen [soll] fry sin, zun, reb-
stecken und tylen zimblich ze howen, nit das sy die
holzer wellen schw.' 1525, Bs Ref. (Forderungen des
Amtes Waidenburg). .Dormit der Hergiswald nit ge-
schwendet werde und hufifen holz gefeilt und selbigs ze
unnütz gang und verfule . . . band wir üff uns gnommen,
welcher holz feilt und das ligen last ... so mag der
iiechst amtsgnoss... das[s]elbig hinweg füeren.' LKriens
AR. 1556. ,Von etlichen ... so im Hüniger wald
holz geschwäntet. uffgelegte straff empfangen 20 pfd.'
1556/7, B. In der ersten [Wald-]Abteilung soll allen
Denen, welche ein Recht haben, das Holz verzeigt und
gehauen werden, bis das selbige völlig .geschwäntet'
ist. 1727, Absch. (B und F). ,Dass unsere Hoch-
waldungen ... weder auf Seiten der Particulargiitern
noch Alimenten einiger Maassen nicht geschwendtet
werden, sonder eint und ander ohnangegritt'en bleiben
... sollen.' 1753, BoSi. Rq. 1912. Meist abs. (s. schon
0.). .Nuinme" güng der Waldsaum la" stä", wie nacli-
lialtig man auch schwenti (Kahlschlag und Rodung
übe)!' um die Gefahr der Gewitterbildung zu ver-
mindern. Barnd. 1914. ,Also legi da eins vorsess, hiessi
ze Wegis, da betten sie geswendt' 1442, Gfd (Obw).
,Mh. haben N. darumb, das er in mh. hochwald ge-
schwendt hatt, gestraft umb 20 gülden.' 1520, B RM.
Da die von Grasburg seit einiger Zeit im Schitwabi
.schwenden' und daraus eigene Güter machen, so habe
man ihnen geschrieben, sie seign dazu nicht befugt,
da jener Wald ein Hochwald sei. 1524, Strickl. (B an
F); vgl. auch Absch. IV 1 c 1122. .N. heig gar nüt
mögen finden ze arbeiten, wädcr ze schw. noch ander
arbeit.' 1552, B Turmb. .Jagen und schw.', unter den
Beratungsgegenständen der ,raeyengemeind'. ScbwE.
Waldstattb. 1572. Von E. XVI., bes. aber von M. XVII.
1941
Schwand, scliwend, schwind, schwond, schwund
1942
an befasste man sich in ScbwE. bes. auf den Antrieb j
der Abte recht eifrig mit der Kultivierung öde liegender
Strecken und machte die .faulen unnützen Moser zu
Pflanzländern oder -gärten; diese Kulturarbeit wurde
.schwenden' genannt. ORingholz 1908; vgl. Ge-schwend-
Bröt (Bd V 984). .Hatten die Puren ... dem Gottshus
S. Urban im Wald Inderegg geschwendt undt Schaden
tan.' RCys. .Damit . . . dem Aufkommen der schäd-
lichen Pflanzen in diesen geraeinen Atzungen Einhalt
geschehe, hat Jeder, der seinen Nutzen aus Hoch-
wäldern ziehet, die Schuldigkeit, alle Jahre einen Tag
mit Ausreutung der schädlichen Pflanzen, bevor junger,
an unrechten Orten aufschiessender Tannen, in den
Hochwäldern zu arbeiten oder zu schwendten.'
JXScHNiDER 1782. S. noch minen (Bd IV 315) ; Büni (ebd.
1319); Vor-Satz II (BdVII 1551); Schwand 1 (2mal);
verschwänden. Neben verwandten Begriffen.
,hauwen' uä. .Das wir in disen vorgenanten werinen
noch ziln nicht houwen noch swenten sollen och
enkeinen weg.' 1346. Gfd (Schw). .[Die Erbpächter
der Rebgüter bei BTwann] söllent euch alle die böme.
so nu in dien reben standent, die den reben sched-
lich sint ... genzlich abschlachen und schw.' 1406, ebd.
(UwE,). .Limb den baanwaldt, wie das von alter bar
komen ist und gebrucht handt. dass ihnen darin nie-
mandt holzen noch schwenten soll.' 1477, BnSi. Rq. 1914
(Abschr. von 1574). ,Üwer Schaffner zuo Rüty [hat]
das gemelt holz zuo Guttenwill lassen schwenten und
niderhowen.' 1530, Z. Der Gegenstand seiner Forde-
rung sei ein Eichwald, der .geschwendt' und ab-
gehauen worden sei. 1541, Absch. (B). .Das wir da
mögend schw. und niderhouwen.' 1543. Aa Rq. 1923.
,Schw. und fällen.' 1559. B. .ünder dem port sol nie-
mand hewen [Var. .hawen'] noch schw. Wer daz uber-
seche. der sol von jedem stockh büessen 1 ß.' UwE.
TB. .Verschwendung der Hölzer und Wälder zu ver-
hüten, es seye mit Harzen. Lerchbohren und andern
Wegen ... Es ist geordnet, dass Niemand dem Andern
zum Nachteil noch in des Andern Wäldern noch Ge-
rechtigkeiten soll keinerley Holz hauwen noch schw.,
brennen, noch in keinerlei Weis.' GrKI. LB. .Soll
Niemand Holz ab der Alpen ferggen. und wan Jemand
Holz manglete. solle [er] mit dem minsten Schaden
hauwen und schw.' 1610, Lötschen 1917 (Verordn. der
AlpGugginen). .Erlen zu hauwen old zu schwenten bey
Gl. 5 Buess verbotten. vorbehalten zu den Wöhrinen in
den Schachen.' 1680. U LB.; oder zu c ? .Der Besitzer eines
erkauften Guts [soll] keine Bäum feilen oder sonsten
schwänden vor Verfliessung eines Jahrs und Tags.'
1743. FMu. StR. .Da ein solcher [Wald-]Bezirk der-
gestalten nidergehauen und geschwentet worden.' AaB.
Holzordn. 1752. S. noch Schivand 1 {'2m&\). .koren';
s. Bd III 446. rüten uä.; s. Bd VI 1809 o. und Bärnd.
1922, '208; 1925,161. Uf''emEnzi[hahen]dreiBrüeder
g'chüeieret; amene" Nö'''miUag hei'-si einisch afo" rüte"
W'' schw. AfV. (BRohrb.). ,Je mehr die Waldungen
ausgerodet und geschwendet und die also geschwendeten
Grundstücke in Wies- und urbares Land umgewandelt
wurden.' JMHdngerb. 1852. ,Man hat die halden ennet
der Swöllematten lassen alle schw. und rüten, die was
vol Volks [bei der Hinrichtung der im Jetzerhandel
Verurteilten].' Ansh. ,Dass die Hoch- und Fronwälder
in der Grafschaft Baden von der Bauersarae, ge-
schwendet und ausgereutet, zu Ackern und Matten an-
gelegt und den eigenen Gütern zugeeignet werden.'
1540, JHuBER 1878. ,Die hochwäld [sollen] one gunst
und wüssen einer oberherschaft und deren amptlüten
nit geschwendt und abgerütet werden.' 1536. Aa Rq.
1926; wiederholt 1551, ebd. ,Wie man das holz, es
sye jung tannen und anders, im Gurnigel und Gibelegg
schwende und usrüte.' 1563, BRM.; Weiteres ebd. III
98/100. .Nachdem die ... gmeind der statt Lenzburg
sich uf unser [Berns] gnedig ansinnen guotwillig be-
geben und geneigt, ir holz, genempt Willielmsberg,
so aller nechst hinder unserem schloss Lenzburg ge-
legen, ze schwändten und genzlich usszerüten, damit
unseren vienden ... allerley vorteil von disem ort bar,
unsere vesti zuo beschädigen, möge benommen ...
werden und sy nun sölliche vellung oder schwendung
bemelts walds uns allein zuo dienst fürgnominen ...'
1588, AaL. StR. ,Es sollen alle ynschleg, es sigendt
acher, maad, weid oder berg, gegen allmenen zunen
und deshalben die allmenen zuo schwenten oder rütten
macht und gwalt han, unangesechen wie die zun [und]
heg erhalten werden. Es soll aber ouch der bescheiden-
heit der bursarae hingesetzt syn; doch söllens all-
wägen nit wyter zun zünen dan by einem zug schwenten.'
wohl E. XVI.. BnSi.Rq. 1914, 83/4; nachher: .nit nächer
dan ungvarlich eines zugs lengi zuo den zünen nit
schwenten noch rütten'; ähnlich BnSi. Landr. 1627
(ZfsR. IXb 191); 1686. BnSi. Rq. 1914, 139; 1810. ebd.
•234. S. noch Bd VIII 892 (Heut. 1658, wo wohl
.schwenden' zu lesen). Erweitert. ,Das wir gebannen
haben ... das tannin holz ze Art ... also das nieman
thein tannis holz daselbs nit howen, noch rütten, noch
schwenten sol.' 1484. Schw LB. (Abschr. von 1544). .Wer
darinne [in einem Bannwald] theinerlei holzes hüwy,
rütty oder schwantty oder fallty, oder theinerlei türs
oder grüens daruss züge. trüege oder mänte [zahlt von
jedem Stock 18 PI. Busse].' 1493. ebd.; ähnlich 15'20/4,
ebd. ,[Die von Möriken dürfen weder Holz] houwen.
schw. noch rüten.' 1557, Aa Rq. 1923. .Das kein hushof-
stetten von hochwälden und allmenden nier sollend us-
teilt werden, dem selben sollend sich die Jungkherren
ouch undertwerifen und nit befüegt syn, einlebe raer
usszegeben nach anderer gstalten schwenden, rieden
nach ussrüten.' 1599, ebd. , schneiten'; s. Sp. 1346u.
(mehrmals). , Schweinen'; s. Sp. 1882o. .verwüesten'
uä. ,üas wier ... alles das eichin holz, das ... uff
unser allmende stat ... gebannen haben ... allso das
das nieman abhowen, schwenten noch wüesten sol.'
1424, Schw LB. (Abschr. von 1544); ähnlich 144'2, ebd.
(, abhowen, schwenten, vellen, wüesten noch ussrüten');
1471, ebd. (,wer ... dhein holz hüwy, vallty, rüty,
schwanty oder wüeste'). .Diewyl N. . . . die hölzer und
güeter daselbs geswänt. verwüest und deshalb swärlich
hat gefrävelt, das er . . . gestraft und gebüest werd.'
1487, B RM. .[Das Holz ist] geschwent, eröst und
geschendt worden.' 1575, Aa Rq. 1926. ,Als aber das-
selbig gmein holz vast zergangen, geschwendt und ver-
wüest, ist beredt worden ... das sölichs hinfür in
schirm und huot gehalten [werde].' 1578, WMerz1922.
,Das meine [FvHallwils] Hochwäldt von einer ganzen
Gemeindt und Puhrsamme mit Bouw- und Brönnholz
schier muetwilligerweis geschwendt und vergüdet
worden.' 1623, Aa Rq. 1923. S. noch Bd VI 189M.;
Sp. 221 u.; Schwändi. — b) insbes., eine Alp, Weide
von Gestrüpp (bes. Alpenrosen- und Wachholder-
gesträuch). Steinen säubern, eine Arbeit, die von den
Alp-, Weidegenossen im Verhältniss zur Zahl der auf-
1943
Schwand, schwend, schwind, schwond, Schwund
1944
getriebenen Stücke zu leisten oder in Geld abzulösen
ist Ap (OKrehner 1925); BHli.; ScHW, so Muo.; Ndw
(Matthys); U; vg\. Alp- Schwand (Sp. 1934); Schtvänder,
sowie Schivänd-Gelt (Bd II 267), -Meister (s.d. Bd IV
529), -Batz (ebd. 1973), -TagC-wanJ, ferner Scbweizerbl.
1832, 10. Heft, S. 4; ZfsR. I 83; FAnd. 1898, 652;
FGStebler AW. 273ff. 284; Syn.rümenlla (Bd VI 917);
süfer machen (Blns It Bäriid.1914); softer?« inß(Bil VII
82/3); schönen Ila^ (Bd VIII 867). We""-men en Alp
nie schwäntet, se treit-si glV'' Nüd me ScnwMuo. ,Jeder,
welcher Vieh auf die Allraeind treibt, soll auf vier
Kühesset einen Tag zu schwänten (Frondienst)
scliuldig sein.' Schw Verordn. 1818 (Überallmeind).
.Jeder, der Vieh auf diese Allmeinden auftreiben will,
hat sich zu erklären, ob er selbst schwendet' Bote
der Urschweiz 1883 (Schw). ,Deni B, für schw. 17 Tage
51 Fr.' 1882, OFrehner 1925. ,Uie Schwarzenburger
Alpen ... befinden sich ... eher im Zu- als im Ab-
nelnnen; es wird mit Fleiss g'schiceniet.' 1824, BIhnd.
1911. ,Ouch sol er uff demselben berg [Torstuden]
han vier gedmer, die demselben berg warten sond,
und sol ouch jerlich uif demselben berg zwen vol-
kommen tagwan schw. und den berg in guoten eren
han.' 1367, ZKüti (Kopialb,). ,Wer der ist, der in
unser wäld oder weiden ütz tribt, der sol ein tag
schwändten vor sant Johanns tag ze sungichten; wer
aber das nit tätti ... der sol des jars um ein sumnierig
kommen sin.' 1471, Oiiw. ,Welclier sin ve uff der alp
hat, sol uft' der alp schwenten, ob ers getuon mag
vor alter oder krankheit; hett aber einer da nütt, der
mag wol uff der allmeind oder wa in die einiger
heissent, schwenten.' XVI., OswSachs. Für je 10 Kuh-
schwere, die man in die Wälder und Weiden trieb,
mussteman zwischen, Nüssen' (Dionysius) und St Johann
einen Tag ,swänten'; ebenso wenn man weniger als
10 Kuhschwere trieb. 1664, AKüchler 1895. S. noch
ver-schicänden 3h. Neben verwandten Begriffen. ,er-
äteten'; s. Feld- Fart {ßil\0S2). .gräbenen': ,M. h.
schultheiss und rat [haben] denen von Kriens gegönnt,
einen zuo einem gnossen als zuo der alment und gemein-
werchen und nit fürer ze nemen mit und umb ein pfund,
und dasselb pfund sol man ouch an der almend und
gemeinwerch verbuwen und anlegen, es sie mit sw.
oder grebenen.' 1486, L RB. (Seg. RG.). ,hagen, zünen.'
,Und ist die beschriben weid in denen werten in-
gezunet und gemacht, dass man ... zuo ieklichomjar
schwenten sol und man zwen erber man darzuo geben
... sol, die ... ein guot ufsechen haben söllent, dass
jederman nach siner weid, so er dann hat, schwente
oder zune.' 1498, BoSi. Rq, 1912; später: .unser weid
... in guoten eren ze halten mit zunen, schwenten,
rumen und andren notturftigen dingen.' ,Zuo früölig
zit jerlichen sol ... ein alpmeister ... den alpgnossen
kündigen und alls, so in der alp not dunkt sin, darum
mit den alpgnossen ratschlagen, es sye um alpfarten,
schwänten, hagen, dach.' 1550, GT. Rq. 1906 (Alp-
satzung von Alpli). ,Man sol ouch alle jar hagen und
schw.; und so, wann die tag, es sye zuo hagen ald
schw., verordnet werdend, so soll alsdann von fünf
stössen ald von zechen rechten ein guoten, dapfern
knecht, so ein tagwan wol verbringen möge, alda syn.'
1580, ebd. (Alpsatzung von Elisiten). S. noch Schwänder.
,I)es ... holzhowens und schwendens halber in der
alp hin und wider ... sölte dewederni teil ... keinwegs nit
verspert ald gewort worden, syuen [!] besten fromen
und nutz nach in diser ... alp ze holzen, es syge
glychwol zu ziraer- ald brennholz.' 1594, GT. Rq, 1906;
vorher: ,Dass fürbasshin deniemants [!] ... nit mehr als
nächer dann bis uf fünf klafter wyt ald nach zun alp-
hegen zuohin weder schwemen [!] noch sonst uss- ald
abhowen [sollte].' rümen. ,Die Alp soll jedes Jahr
nach Anleitung der Alpkommission geräumt und ge-
schwändet werden.' OFrehner 1925 (Regl. der Schwäg-
alp); noch öfter. ,Das die von Lungern die etzweide
und den grünt ... unz an die under fluo under Sefeld
sond bezogen han ... und mügent ouch die von Lungern
das swenten und rumen.' 1442, Obw. süberen; s. Bd VII
S3M. ,Schwendten, rumen, süberen, graben.' RCvs.
.sc/jöwe«; s. Bd VIII 867 u. dornen. Es muessg' schwäntet
u'""dornet iverde", auf der neu gekauften G'nossCschafts-
weid. SGfeller 1927. Im FrüeWg ii"'' Summer het-me"
chönne" . . . Riiti brönne", schiv., dorne", Wald rnme" u"'
siisch nu''' Dis u"'' Das. ebd. 1921. — c) Eschen schw.,
entlauben, um Futter für die Ziegen zu bekommen
Ndw; iiyn. schneitlen (Sp. 1346o.). — 3, Getreide (in
Feindesland) niedermähen. ,Als NN. usgaben, do man
die brüg ze Ölten hinfloste und das körn swante und
als man da kosten hat mit den raedern umb brot und
umb ander kost, das geburt 105 1b.' 1383, B StRechn.
S. noch Bd V 66o. (1444, B Brief aus dem Feld). -
Schwändenn. ,Von 4 koleren... ingenommen von rütens
und schwäntens wegen in miner g, herren hölzern, von
iedem 5 pfd.' 1558/9, B. ,[Der Salpetersieder N. miss-
brauche sein Patent, indem er] under dem Schein derselbi-
gen einen grossen Schaden mit Schwenten des schönsten
buchenen und tannen Holzes in Weiden tut und aber
dasselbige nit zum Salpetersieden, sondern zum Kolen
brucht und das Kol . . . verkauft,' 1666, B (Bericht des
Landvogts von Schwarzenburg), — g'-sch wändet:
zu Bed. 2a; s. über-schw. Subst. Neutr. G'schwäntets
= Ge-schwändS (Sp. 1936). I" der stille'', hilbe" Hole"
schleipft-er [der Wedeh"macher] Hüff'e" G. zweg.
WFlI'CKIHER 1923 (B). — Abu. sivcnlen. mM.s,ecH,kn. Kaus.
zu «,;,„■ ,«,/,n (s.d.); vgl. Gr. WB. LX '25 19|2'2; Fischer V
1276/7, zur Form mit -(- landen, linden (Bd III 1308. 1317),
blanden, bräiiden (Bd V 107. 685), „chäHden, schinden (Bd VIII
897. 907). Das alte .rückumgelautete' Ptc. steckt in den ONN.
G'schwanten-Mad BMeir, (Bärnd. 1925, 175; nach dem top.
Atlas und Postlex. ,Gächwanden-Mad, -Matt'); ,güetcr im ge-
swantem Bödme.' 1329, FRB. (BHa.) und wnhl auch in ,Si:liiiii-
alp-Gschwanten' ZgWalchw. ; vgl. noch ,vod geswanten Owa'
Sp. 1933U. (SchwE.Urb, 1331).
a b - : = schwänden2a;s. Sp. 1345/6. — Vgl, Gr.WB. 1112.
über-: über die Grenzmark hinaus .schwenden'
(in Bed. 2a) und dadurch den Nachbar schädigen. ,Wie
sich dieser Zeit viel begiebt, dass man von Viele wegen
der Leuten Wildinen und grausame Rüchinen auf-
bricht und schwentet, da man die Anstöss und Märchen
nit eigentlich mag wüssen und also Einer den Anderen
gar leichtlich unwüssenderweis überschwenden kann,
wann dann der Ander, so überschwentet, nicht recht-
lich klagt, sondren ... solcher Handel durch Hilf der
Nachbaren in der Freundlichkeit unklaghaft vollzogen
und gemacht wird und sich in solchen Sachen erfindt,
dass Einer den Andern ohne sondern Willen über-
schwendet hat, so soll derselbig Überschwenter allen
Marchkosten abtragen und von jedem geschwendten
Stock dem Oberamtsmann zehen Schilling zu rechter
Buss verfallen sein.' BE. Landr. 1659; auch im Folg.
— ■ Über-sch wänder m.; s. unterm Vor. — Bei Gr.
WB. XI2, 535 iu andrer Bed.
1945
Scliwaiid, schwend, schwind, scbwoud, schwund
1946
ÜS-: ausieuten B (AvEütte). Das Wäldli muess
nächsts Jär üsg'schwäntet si". Es wird gut gefunden,
zu Deckung der auf das Galmgut verwandten Kosten
im Galmwalde an den am wenigsten schädliclien Orten
einen Bezirk .auszuscliwenten'. 1739, Absch. (B und F).
,Wenn man ... einen ziemlichen Platz in der Weide
mit Gesträuche überwachsen und davon abzusäubern
hat, aber doch nicht gut findet, eben selben Platz
zum Einschläglein zu neraraen, so schwendte man
selbigen Platz im Herbst zuvor aus und verbrenne das
leichtere Buscliwerk darauf; so ergiebet dieser Platz
im Sommer gewiss immer so viel, dass man bald für
ein paar Ziegen genug daran hat.' AHöi'fn. 1788. ün-
eig. : ,Gotthelfs Gattin ... habe als feinsinnige erste
Beurteilerin seiner Schriften ihm da und dort üs-
g'schwäntet mit dem Vermerk: Säg, Albert, das ist de""
hingäge" titmms Zug!' Bärnd. 19U4.
ver-sc/(M)flf'«(ie" Aa; Bs; FJ.; PAl. (Giord.); Sch;Th;
WRar., -schwante" TB., Ptc. -o« WRar., -< Sch; Th:
1. entspr. schwänden 2a. a) mit .Schwenden' zu Ende
kommen. ,Weler über fierzechen jar alt ist, der sol
ein tag schwenden, ouch weler über sumer de wer,
der sol von sechs küeschwäri ouch ein tag schwenden ...;
ouch sind wir uberein komen, weler nitt ze mitten
ougsten verschwent hat, der ist komen für jeklichen
tag, als mengen er nitt verschwent [zu b] hat, umb sechs
plabhard.' 1487, Oßw.ilpn. — b) durch , Schwenden'
verbrauchen, dafür aufwenden. ,Uber das guott, so
US den verkouften allmeinden erlöst und da der zins
widerum verschwendet, soll jederzyt ein vogt ver-
ordnet werden.' SchwE. Waldstattb. 1572. ,Ros und
ve, das man in hochwaldt duott, sol man zeichnen und
... von einem jeden ros, das über drü jar alt ist, sol
einer zachen schillig gäben und von einem jungen
ros fünf schillig, und denselben [!] Ion sol den im
hochwalt verschwändt wärden, und sol ein jeder landt-
raan [e]in tag im hochwalt schwänten, darmit so wurdt
der hochwalt uft" tan.' 1592, LE. S. noch unter a.
Refl. in pass. Bed.: .Dasselbig gelt [die für den Vieh-
auftrieb auf die Allmeinde eingehenden Gebühren] soll
sich alles an allen orten uf den allmeinden ver-
schwenden.' ScHwE. Waldstattb. 1572. — e) (Wald)
durch .Schwenden' vernichten; Syn. ver-schueinen 1,
-sehireineren (Sp. 1884 o. 1887 o.). ,Das ein vogt zuo
Waidenburg den unseren im selbigen ampt gesessen
wol urlouben möge, in denen verbannenen holzern ein
zimblich anzal rebstecken und schindlen ze machen,
ouch dem seger ze vergönnen, ein somma boum ...
ze feilen, doch an orten und enden, dass es den hölzern
am wenigsten schedlich ist. umb willen das die hoch-
weld nit verschwent werden.' 1525, Bs Eef. — 2. wie
nhd. aaOO. und weiterhin, doch nicht eig. volkst.;
dafür fver-Jgüden (Bd II 125). -tuen ua. Er hat vil
Gelt und ZU verschwänt dra" ScnR. Di' Stt" . . . der
si"s Vermegu" mit detie" Huere" ganz verschwendot het,
Übers, von Luc. 15, 30. Dial. (WRaron). Bei Pris.;
Mal. noch nicht gebucht. .Die das ir schantlich lieder-
lichen und üppigklichen vertuend und das ir in wirtz-
hüsern verschwendent.' 1586. Z EM. ,Dass das Wyb
nit nun alle ... Barschaft an Galt ... onnützlich hin-
durch gericht und verschwänt hatt, sonder auch die
eigentümbliche Güetter, so zum Schloss ghört haben,
angriffen, verkouft und verton.' 1609, GSax. .Disperdo,
V., verderben; conficere Patrimonium, v.; profundere,
vergeuden, v.; dilapidare, v., unnützlich vertun.' Denzl.
1666/1716. — Ver-schwänder m.: wie nhd.; nicht
volkst. Er ist en V. g'si' ScnR. .Viel brauchen und
wenig tun, das war ihre [der Kinder eines geizigen
Bauern] Lust ... Die Leute sagten oft, da sehe man
wieder, wie auf den Sparer der V. komme.' Gotth.;
vgl. Güder (Bd II 125). ,Profusus homo, ein V.' Denzl.
1666/1716. — Ver-sch wänderi f.: Verschwendungs-
sucht. .[Eine Frau ist] wegen ihrer Verschwenderi ...
verrüöft worden.' 1730, Zg. — ver-schwändisch:
verschwenderisch. .Da man in Essen und Trinken
köstlich, in Kleider und Mobilien prechtig und mit
Aufferzüchung der Kinderen verschwendisch.' B Mem.
1687. — Ver-sch wändung f.: 1. Vernichtung des
Waldes durch (übermässiges) , Schwenden'; s. schwän-
den 2a. — 2. wie nhd. ,Profusio, dilapidatio, V.' Denzl.
1666/1716. — Ahd. ßrsicenten, disperdere, coDsnmere, mhd.
vertwenden, verschwinden machen, vertilgeu, verbrauchen; vgl.
(zT. auch für die Ableitungen) Gr. WB. XIII, 1206/ 1 2 ; Martiu-
Lieiih. II 526; CliSchmidt 1901, -lOS; Fisclier II 1327. -d-
gegenüber -t- beim einfachen Vb erweist für 2 schriftspr.
Eutlelmung.
g'-, in BG.; GRÜhS. -schwante': l. = schwänden 1.
, [Papst zu Soldaten:] Benüegend üch an üwrem sold
... dhein Christen sölt ir helffen bstryten, nit rouben,
gschwenden, brennen, püten.' Ursina 1581. —
2. = schwänden 3a, einen Baum stellenweise (meist
ringsherum) entrinden, um ihn dadurch zum Absterben
zu bringen, bes. von Pappeln, die man aus der Nähe
der Grundstücke entfernen will; Allmende von Ge-
strüpp, jungen Tannen reinigen GnObS. (B.), roden BG.
,Dahero die Dorfleut ... des Bschellers [s. Bd VIII 557]
undGschwendens halber sich sehr beschwert befunden.'
1751, ORlN(iHOLz 1907. — Vgl. , Geschwendung' bei Gr. WB.
IV 1, 3993. Über den FN. ,Gschwend' s. die Aum. zu Ge-schiründ
(Sp. 1937).
Schwänder m.: wer auf der Alp das .Schwenden'
besorgt; s. schwänden 2b. ,0b Not wäre, dass man
hagen und schwenden nottürftig sein wurde, soll man
den Alpmeisteren gehorsam sin ... und soll je von zehen
Stössen ein Hager, der ein Tagwen möge vollbringen,
da sein und von zehen ein Schwender.' 1535, GT. Rq.
1906 (Alpsatzung von Selamatt; Abschr. des XVIIL).
Mhd. si;-fiirf<7')T, Verschwender. InunsrerBed.auchbair.-öst.
und Schwab.; Tgl. Gr. WB. IX 2522; Fischer V 1277. Als FN,
(vgl. Schicänd Sp. 1936); als Herkunftsbezeichuung auch auf
Schwä,ul(e') Sp. 1937 beziehbar). , Schwender' B (154-t, BRM.),
soG.(.?a.ra»!er;. ,Schwenter'BSi.,Stdtt(ltLeuLex.seitXllI.);
SMUmliswil (Bauernst. 1903). Dazu die ONN. .Schwenter-
Gütli' LRomoos; .Sehwänder' GIS. ; ,Schweuter' BSign. ; ,Sattel-
Schwenter' BWachseldorn.
Hag-: scherzh. von einem bes. starken (Flaschen-)
Wein. BiRND. 1922 (BT wann).
Schwänderi" f.: Kuhname. .Dschwänderi [d.i.
.d'Schw-'].' JCWeissenb. 1701. — Mhd. swendarinne in
andrer Bed.
- Schwändi f.: 1. Vorgangsbezeichnung zu schwän-
den 2a, Holzschlag. ,Ein sw. tuon': ,[Die Leute von
Roggwil klagen gegen den Abt von StUrban, dass er
sie] gar mergliche beschwäre und etlicli swendi getan,
dardurch inen ir veldfart genomen und si der beroubet
werden.' 1494, WMerz 1922; in der Antwort des Abtes:
.Der swende halb, da habe er in den herten, türen
jaren angesechen eins gotshuses und der armen lüte
nott und vermeinte da ze buwen, als er Sennweid ge-
buwen hab.' — 2. Stelle, wo der Wald ausgereutet
wurde GRKübl, Schs und It Tsch.; U, „Land, ehedem
waldig oder von stachelichtem Buschwerk verwildert,
1W7
Scliwand. schwend, schwind, schwond, Schwund
1948
nun in eine fruchtbare Wiese verwandelt, wie selbst
ein weitausgebreiteter Eigenname solcher Güter, zu-
mal in der gebirgigen Schweiz" (darnach St.*" mit dem
Zusatz: Bergwort LE.). Löt [das Vieh] üs und tribt
i" d'Schw. abe"! auf der Alp. Schild 1883. .Die niis-
hellung, so wir [Graf AvWerdenberg] und unser lüt
von Grabs mit in [den Grafen von Toggenburg] und
iren Inten von der Wildenburg ... gehebt hant unib
die swendinen in Grabser walde, die si unzhar gehebt
hant ... und umb den hauw des hohes in dem jetz-
genanten walde, [wird beigelegt] mitdisen gedingen...:
Es ist des ersten beredt ... das die jetzgenanten lüte
von der Wildenburg bi den vorgenanten schwe[n]dinan
beliben sont, also daz si den vorgenanten wald nit
fürbas schwenden noch wfiesten sont, won als die
schwe[n]dinan jetz geschlagen und gemacht sind.' 1334,
G ÜB. (Abschr. des XVI.). ,Den [Hengst] han ich in
den wald zuo anderen rossen lan loutfen, da hett der
hengst nit by den anderen rossen wellen sy°, sunder
allwegen allein, und hat sich imer von den rossen
gezogen in ein schwendy.' 1551. L Heienproz. Mit
Angabe des Besitzers; vgl. die ONN. ,Das holz under
des Rotten swendi.' 1310, Schw. .N. zinset us Elsy
Witzlin schwendi 30 ß haller.' M.XV., ScHwTugg. JzB.
,5 ß d. gönd ab ainem stuck guot ... hynder Panbiel in
der Netta seh wendi'.beiGRMonbiel. 1514. FJecklin1910.
Ahd. (Notker) sicendi, damnatio, strages, nihd. mcende in
unsrerBed.; vgl. Gr. WB. 1X2518 (.Schwende' 2); Fischer V
1277 (nur in Fhirnn.); Birl. 1890, 70, sowie die Anm. zu
Schlünden {Sf. 1931). ONN. .Schwäudi' (vgl. die Lit.-Angaben
iu der Anm. zu Schimnd) Aa, so Kl., Lauf., Mönch., Rein (1441/
1657), Rem. (vgl. JJBäbler 1889, 8), Vill. (HU.; 1474, Arg.);
Ap (17; s. auch Leu Lex. XVI 644); BsLang. (,Schwengi'; It
Lutz 1827 ,Schwenge' m.); B (35; in Gonii. Schwängt, in G.
Schicenni; ,ze Swendi'. im , officium Interlacense'. Hü.; , unser
madd ... gelegen ... zwischent dum Stadelmadd einhalb und
dem madd in dür Swendi anderhalh.' 1345, ERB.; ,in der
Schwendi.' XIV. /XV., Be.; ,ein guot, das ist geheissen in der
nidern Swendi.' Stretl. Chr. ; s. unch Leu Lex. Hieher auch
.Choindez' im BJura); F (S'-hicemu), so StAut., Plass., Kechth.;
Gl (8; s. auch Leu Lex.); GrA. (2 mal), Jen., Kl., Kübl., Rh.,
Serneus, Valz. (auch bei Leu Lex.); L (14. It Schürmann
namentlich in den gebirgigen Teilen; ,Ita Hans ewirtin in der
nidren Swendi.' E. XV., Will. JzB.; s. auch Leu Lex.); G (29;
in Sev. Schipeuni; in Wsst. It Lutz 1827 auch ,in Schwenden';
als Alpname in AStJoh. schon 1586, GT. Rq. 1906; 1682,
JMHuugerb. 1852; s. auch Leu Lex.); Schw (14; ,(uffen, ab)
Swendi.' SchwE. Urb. 1331; ,die Schwendi.' M. XV., SchwTugg.
JzB.; s. auch Leu Lex.); SBeinwil (.Schwengi'), Ifental, Kesten-
holz (jSchwengi'), Matz. (3mal; auch .Schwengi'); ThEgn.,
Erlen, Fisch, (auch bei Leu Lex.), Kümm., Üss].; NdwHerg. ;
ObwGisw., K.. Sa. (,in der Schwändi, Schwendi,' 1644/1713;
,die Schwendi oder der Schwendiberg [ist] ein grosser, frucht-
barer Berg an der Abendseiten des Sarner- oder Saxler-Sees ...;
aus selbigen Bewohneren, den sogenannten Schwanderen,
(werden] an die 15 Landräte des Kircligangcs [ObwSa.] sieben
gesetzt.' Leu Lex.; yghSchirauderhSp. 1935); UwE. (,Namevon
ziemlich jäh ansteigenden Landgütern und Alpen'; ig\. Schwand l'
Sp. 1930); U (.Güter, gew. an Bergahhängcn'), so Att., Is., Sil.,
Sis., Spir.; WMund, Törbel (Voralp); ZgOÄg. (.Tschwendi'),
UAg. (auch bei Leu Lex.), Walchw. ; Z (1 1 ; ,in der Schwendi.'
1541, Bär. ,5 juch. [Acker] gen. die Oberschwendi.' 1553,
Hinw.; ,[Acker] in der Unterschwendi.' ebd.; daneben ,in
Schwenden', Wald, ebd., heute , Schwändi' ; s. auch Leu Lex. und
HMeyerl849,5). .Gschwendi' ThEgn. (1629). .Schwändeneu'
GlDiesb.;SchwSchüb. .Schwendeni' BFrut, Dim. .Schwäudeli';
s. die Anm. zu Srhicand. Mit Adj. .Alte (SMatz.), sonnige, schat-
tige (BOBalni) Schw.' InZssen, als 1. Glied. ,Schwändi-Egg'
BHk., ,- Eggen' SchwSchwyz. ,-Acker' ThEgn. (1798); ZDielsd.
(It top. Atlas ,Schwend-Äcker'). ,-Allmend' BG. (Schwenni-
AUmil), Hk. ,-Alp' BEgg.; GMurg; SchwRigi; NdwNRickenb.;
ÜGösch. -ffl'> BG. (Schwenni-: schon 1533). ,-Flnh- ObwK.;
USeel., ,-Flühli' BsLang. (,Schwengi-'). ,-Gasse' BReich.
,-Güter' BBr. .-Graben' BEbersold, Hilterf., Sum. ,-Grat' B
Trachs.; GAStJoh. .-Hnbel' FStAnt. ,-Hof^ GlRüti; ZDielsd.,
Schlatt (auch bei Leu Lex.). ,-Halde(n)' AaMönth. ; ApHoid.,
Oberegg; BKön.; ZWei., -Halte" BEüsch. (Schirenni-). ,-Holz'
BLaug., OBalm, Wahl., ,-H8lzli' ThErlen. ,-häusli-Berg' GEbu.
,-Hiitte' SchwKü.; SBiezwil(,Schwengi-'), .-HUttli'BWissachen.
,-Loch' BKraucht. ,-Lod' BBoll. ,-Matt' BBowil, NBipp
(,Schwängi-'). Th.; SBalsth. (.Schwengi-'). Biezwil (.Schwengi-');
ZWalt. (.wissen in Schwenttymatt.' 1449). ,-Matte(n)' BHk.,
Oberwil i/Si.; SAeschi (.Schwengi-'). ,-Xossen' USis. ,-Bach'
ApSchwendi; BGr., Höchst., Th. (Dorf; auch bei Leu Lex.);
GINäfels; GBrunnadern, Licht, (s. Schicändehn Sp. 1937;
Schw (.von dem Swendibache', bei Pfaff. SchwE. Urb. 1331);
ZXHasli (.Swendybach.' 1436), ,-bächli-Graben' BWin.
,-Bad' ObwSa. ,-Boden' ObwGisw.; ZXHasli, Wald. ,-Bühl'
ApT.; BGr.; GIFilzb.; GWildh.; SchwGalg. (schon 1537/51,
SchwTugg. JzB.), Schwyz; dazu der FN. ,Schwendibü(e)l.' XV./
XVI., Schw (so Ho., Ma.; vgl. ORingholz 1910, 77). ,-Berg'
BsLang. (.Schwengi-'); BTrub (auch bei Leu Lex.), Zollik.;
GIDiesb.; LSchüpfh.; SchwArth, Olb., Steinerberg (2mal);
ObwSa. (s. schon c). ,-R»iu' BBannwil, Graben b/Wangen;
SchwSchüb.;SZullw.; ZWei. ,-Seen' GWildh. ,-Stader BHk.
,-Stalden' BTrubsch. ,-TobeI' AaORüti; ApI., Wnifh. (It Leu
Lex. ,ein Haus und Güter'); GrValz.; GMs. ,-Diken' GEbn.
,-Tal' GINäfels. ,-Weid' BHeim., Int.; GIFilzb.; LSchüpfh.;
GGais., ,-Weidli' BErisw.; ZTu. ,-Wald' BBowil, Egg., G.
{Sthtccnni-; schon 1533), Hk., Hilterf,, Kön.; GlObst.; GrKl.;
GAndw., Licht.; SchwW.; SBeinwil (.Schwengi-'). Als 2. Glied.
.AI.-- ZgOÄg. ,Egg-' ZWald. ,Allen-' BMeir. ,Alt-' ZgUÄg.;
ZF. (auch bei Leu Lex.), .ümberts-' FTaf. (,-Schwenni').
.Anken-' LMenzb. ,Fulen-' ApOberegg. .Faren-' ApWald.
,Vor-' GWildh. ,Für-' GEgg. .Freudigen-' BOberburg.
.Friesi-' SchwWoll. (1429). ,6ummli-' LSchwarz. .Ger-' Ap
Walz.. .Geren-' ApApp.. .Geri-' ObwLung. .Geiss-' BTrubsch.
.Gützi-' BWachseldorn. .Grund-' GHemb. .Granss-' LLuthern.
.Gross-' GlObst. ;Gr Jen. ,Alten-grat-' BTrub. .Hubel-' BBätte-
rich. .Ho(c)h-'BWasen;6.Ms, HÖr*-BWaugen. .Hagen-' ApT.
,Hug-'ObwMelcht. ,Heiligen-'B (Dorf, bei Leu Lex. .Heilgen-').
.Holder-' ApSpeicher. ,Hnnger-' SchwRoth. ,Haar-' ApWaldst.
.Hirs-' B (Dem N. ,... holz zuo sinem hus in Hirsschwände.'
1544, BRM.). ,Hirset-' BRötenb.b/Sifrn. ,Hesset-' ZgWalchw.
.Haus-' GDikcn. .Hütt-' ApTrogen; GlObst. ,GrUtz-hütten-'
LMenzb. Hetzd- BG. (Schireuni; ,HBind von Hetzelswendi.'
1448, B AM.). .Kühnen-' GWildh. , Kehret-' BBärau. .Klein-'
Gl' Jen.; SchwW. Löber- ApKeh. (im top. Atlas .Loben-').
.Levers-' GWildh. .Landolts-' Sc.hwHö. (XV.; vgl. ORingholz
1910, 76). ,Liud-' ApSchön. .Langen-' ApHer. .Lipper-' Z
Bauma (schon 1541; ,Liby-.' 1552). ,L5(sch)-' ApSchwellbr.
.Mühle-' ZgUAeg. (2 mal). .Ob-manns-' BLeiss. ,Mau3-' Obw
Sachs., ,Müs-' LButtish. ,Mitt-' GDiken. ,Nen-' ApReh.,
Trogen; BHilterf.; GEnnetbilhl. Hemb.. Stein i/T.; SchwGalg.;
ZgUAeg. ; ZF. (auch bei Leu Lex.). ,Ne(c)ker'' GHemb. ,Napp-'
ApBühler. ,Nass-' ApBühler; GEbn. .Tellen-bach-' LSchüpfh.
,Buech-' ApReh., T. ,Bad-' BWasen. ,Bfihl-' BTh. ,Beld-' Ap
Schwellbr. .Bilniann-' SchwW. (,weid genant Bilmanschwende,
stosst an ... USchalchen Biluianscliwende und an Kuper-
schwand.' M.XV., SchwTugg. JzB.). ,Berg-' BMeir.; ObwLung.
,Bett-' ZGibswil. ,Peter-' SchwFeus. (schon XV.; auch .Peters-'),
Roth..Stoiuerberg. .Blank-'GIObst. ,BIäuet-'BEgg. .Plüwigcn-'
SchwHü. (XV.). .Bruder-' GNessl. Bramme- BE. , Pfaffen-'
BHk. (früher dem Kloster Int. gehörig; .letzt .Schwändi').
.Riehen-' BInt. ,Ruch-' ZgOÄg. ,Rigel-' GHemb. .Ricket-'
G.Mosn. ,Romen-' GStMargr. .Raper-' SchwFeus. (1295; auch
,Rapli-'; vgl. ORingholz 1910, 68). ,Ross-' ApReh. ,Rit-'
BSchangn. , Ritters-' BL. ,Rot-' ApSchwellbr.; SchwRoth.
,Ruetsch-' ZF. (It HMeyer 1849 ,Ruet-'). .Siggelis-' SchwE.
Urb. 1331 (wabrscb. bei SchwWoll.). ,Solo-' ZBUI. (1467;
s. Bd VII 766 u.). ,Sommer-' SchwSattel. ,Sonneu-' GA.
.Schwert-' LUffh. (einst Sitz des gleichnamigen Geschlechtes;
,Ulr. und Heinr. Swertswondi.' 1306, Gfd; ,Joh. von Swert-
1949
Schwand, scliwend, schwind, sdiwoiul, schwund
swend.' 1368, ebd.; .JostTon Swertswendi.' 1389, B Tellbuch ;
,dei- wirt von Schwertschweaden unfer von Huttwyl,' 1530,
Strickl.; It Leu Lux. ,Sc;hwert8cliwand oder Schwertsohwonde",
an andrer Stelle ,Schwärgschwangen'). , Schwarz-' GStein i/T.
,Spin-' GlLuchs. (1 302). ,Tief-' ApSpeicher. ,Wärgis-UI-' BGr.
, Dosset-' ZWalchw. ,Dieten-' ApT. , Tritt-' BSchangn. ,T,riit-'
GQuarten. ,Wolfen-' ApSchön. ,Weissen-' ZgUÄg. (ItPostlex.
,Wiss-'), Walchw. ,Wit-' LSchiipfh. ,Witen-SchwäBdi' ApHer.
(.Witerschwendi.' 1415, AEugster 1870; ,Witvorswendi.'
1439, ebd.); dazu der FN. .Wittiswendiuer.' 1403, G Seckel-
amtsb. In P NN. und FNN. (s. sclion o. und vgl. Bd VI I8I60.I.
,!n derS(eh)wendi' Ap(XllI./XV.), auch bei LeaL^^x. ,(In der,
ab, vou) Swendi' B (XV.); ,das die von Nüweuegg Swendin
[als Söldner] gedinget haut' 1447, B AM. ,von S(ch)\vendi.'
FStdt (XV./XVl.), auch bei Leu Lex. ; ,HSwendi.' 1445, ebd.;
vgl. GStuderus 1926, 133. ,Schwendinian(n)' Aallell. (XVII. /
XVIU., Leu Lex.); Ap (XVI./XVll., auch ,Schweun(i)nmnn';
vgl. AEugster 1870, 256; Koller 1926, 309); B (XV.; ,Sw-s
wip von Thuu.' 1433); F (XV./XVI.; vgl. GStuderus 1926,
133); L (,Els am Ort relicta Hensli Sw.' XV./XVI., LJzB.;
auch bei Leu Lox.); SchwKU. (XV.); SStdt (A. XIX.), dazu der
Flurn. ,Schwendimanns-Hof SBellach; UIs. (XVII.). ,Schweu-
diner' Ap (XV./XVI., im XVI. auch ,Schwenner'; ,HSchBen-
diner.' 1428/80, Vad. ; s. auch Leu Lex.): Gl (,Heini Swendiuer
von Niderurnen.' 1388; s.auch LeuL^x.); GR. (,Ruof Sw.' Schw
E. Urb. 1331); ObwSa. (,Welti Schw.' 1431). ,Schwendener'
{gesfr. Schwaidner) GSev. Vgl. ,Schwendiuer-Rod' (BdVI 595u.).
seh wandle": ausforsten LRottal; vgl. Schwändel-
Bolz (Bd II 1260).
Seh wändli''g, in GRVal., V. Sehwe>iU"g — m.,
Dim. Schicenli-gli GrV.: = Schwandelen 1 (Sp. 1935),
bes. von Tannen GRNuf., ObS., S., Val., V. Dem N. ist
z'Si"" cho", das'-er im Herbst . . . imme" leide" Fat
dobne" en dürre" Grotz g'seh" hed . . . Richtig ist das
Schuenli'gli no''' dobne" g'stande". JJörger 1918; nach-
her Schwenli''g. — Auch bair.-üsterr. ; vgl. Gr. WB. IX 2522.
Schwändung f.: 1. Abholzung eines Waldes; vgl.
Schwandung (Sp. 1936); Syn. Schweining 1 (Sp. 1888).
,Von den Kuntigern han icli von schw. und verwüestung
wegen irs eichwalds uffgelegte straff empfangen an
40 pfd.' 1557/8, B. S. noch Bd VI 31 c; Sp. 1942o. —
2. Schwand; vgl. Boden- Schioand (Sp. 1934). Wegen
der .Schwendung' des hallischen Salzes wird eine be-
ruhigende Antwort des Kaisers in Aussicht gestellt.
1734, Absch. — Mhd. «icfjirfMjiye; vgl. Gr. WB. IX 2523.
schwänderle°: 1. intr. mit .haben' (It WRotach 1924
mit ,sein'). a) nach Art Betrunkener schwankend, un-
sicher einhergehen, ,ini Gehen hin und her wanken,
als wenn man fallen wollte, taumeln, kraftlos umher-
taumeln, m-Striche machen, wie man zu sagen pflegt'
Ap, so Trogen und It T. (,allg.'); GT., so Nessl. (zB.
vor Angst), .schwindeln, schwanken' Th (Pup.). Er
het g'schtüänderlet; auch : es hät-em g'schwänderlet GoT.
[Ein Mädchen, das eine schlimme Nachricht erhalten
hat] ist sin Weg tvUerg'gange" . . . Me" chönnt e säge"
g' schwende riet. Mengs, won-em verg'cho" ist, hetg'tvöss
'denkt: das Metli ist ja trunke" [!]. WKotach 1924. —
b) ,bei Kindern, eine Art Tanz (Zittertanz) tanzen:
2 Kinder fassen sich an den Händen, stellen die Füsse
einander gegenüber fest zu Boden, neigen mit ihren
Rücken rückwärts, so weit die Arme es gestatten, und
trippeln auf diese Weise den Ringel um, bis sie nieder-
fallen oder müde werden' ApStein (T.); ^-yn.popperlen 3
(Bd IV 1421). — 2. tr., , einen Taumelnden fuhren, dass
er weiter komme' ApM. (T.). Insbes. = engelen (Bd I
335); hängelen 1 (Bd II 1445) Ap; Th (Pup). — Dim.
zu 'srhimmdemi, das sich zu schwaderen (s. Sp. 1749, bes.
Bed. 1 c) verhält ^.vießanderen (Bd I 1200) ?.a ßaderen.
Schwänderli°g m.: 1. Turm-, Rüttelfalke, Palco
tinn. BsLang. — 2. Schlag (mit der Hand). ,[Uie Israe-
liten] huobend stein wider in [Moses] uff, noch so
leid er sich mit inen und tet inen das best, trachtet
nit, wie er etlichen, wenn sy im wurdind, ein klepflig
oder schwenderlig geben möchte.' LLiv. 1577. — Zu 2
vgl. ,Schwenderling' bei Gr.WB. IX 2522, ,Schwinderling' ebd.
2676 ; Schm.Ml 637 ; Wander IV 480, zum Zshang mit gchwän-
derlea die Anui. zu dem syn. Schwanten, zur Bildung auch Flatler-
liny (Bd I 1229), Schwätterling.
Schwind m.: Muskelschwund; Syn. Schwtni(ngJ
(Sp. 19'24/6). ,Der Schw. (atrophia partialis) am linken
Unterschenkel.' 1837, Z Rechtspfl. — Nicht ma. ; vgl. Gr.
WB. IX 2652; MHüfler 1899, 624.
S c h w i n d e 1 , in AfM. und It T. (in Bed.la) Schunngel I
— m.: wesentl. wie nhd. 1. a) Schwindel im Kopf Aa
(H.); Ap; Bs; B (Zyro); Sch; Ndw; Th; Z und sonst,
doch nicht recht volkst., dafür l'rünimel; vgl. auch
Sturm. (Eint) Schw. (im Ghopf) ha". Der Schiv. über-
cho", wenn die Sinne schwinden Bs (Linder). Off
der Filrwerlätere" obe" hät-e" de Schw. 'phackt Ap.
,üuch tet er [Jesus] helferichen rat dien, die den sw.
liten.' WvRheinaü. ,Houptwe, schw., füle im mund.'
HvRiJTE 1532. , Schwindelsüchtig, den der schw. an-
kommet (ankumpt), der den schw. het, scotomaticus.'
Kris.; Mal. ,Scotoma, vertigo, Schw. (des Hauptes);
scotomaticus, vertiginosus, der den Schw. hat.' Denzl.
1666/1716. ,[Der Pestkranke] bekombt Herzensblödig-
keiten und Ohnmächten, Schw., Erstaunen, auch Er-
stummen ...' 1668, ZUster Neuj. 1868. Heilmittel.
Gegen Scliw. im Kopf trage man eine geschenkte weisse
Zwiebel bei sich. OStoll 1909. .[Nimm] galgenwurzen
in mund, daz ist für den schw.' Kcnstb. 1474. ,Fär
den Schw. und wan einem trümlig wird oder [d]Gsicht
wil vergehn, so nimb Enis, Reckholterberi und gsägnet
Öl ... und StAgatenbrod.' Schw Arzneib. XVll. ,Neis-
wurz ... und Gemschenwurz i.. in den Mund genomen
vertreibt den Schw.' HZahler 1898. — b) Taumel,
Panik, Mutlosigkeit. ,[Als nach der Niederlage bei
Marignano die Eidgenossen von den Mailändern ge-
beten wurden, den Krieg weiter zu führen] do was der
schw. so stark, das kein zeichen me wolt beliben,
sunder zugend illends dahin, wie ieder zum basten
mocht, den nächsten heim.' Ansh. — 2. von unwahrem
Reden, Geflunker, unreellem Handeln udgl. Aa; Bs;
B; GW.; Sch; TB.; Th; Ndw; Z und weiterhin; doch
nicht echt volkst. 's ist e(n) Schw.; 's ist AU{e)s Schw.
— 3. Pflanzenn., Taumellolch, Schwindelhafer, Lol. tem.
GStdt, W.; Tb, auch It Pup. (.Unkraut im Getreide');
Syn. Trümmel, Schw.-Wässen. — Vgl. Gr.WB. IX 2653/7.
2689 (,Schwingel' in Bed. 3); Martin-Lieuh. II 526; Fischer V
1289. Zu3vgl. .ycA.™irfe(-Äer(BdIVU73). ONN. ,Schwindel-
Acher.' XVII., ZEmbr. ,-Bach' GBrunnaderu. Vgl. auch ,In
der Schwiudlen'. 1632, AaWett.
schwindelhaftig: betäubt; s. Juden-Ber (Bd IV
1468). — Vgl. .schwindelhaft' bei Gr.WB. IX 2659.
Schwinde": 1. Schwinde" (s. Arbeit-, Wachs- Schw.;
auch in der ä. Spr.), sonst Schiointe" 1 — m. (1668,
ZUster Neuj. 1868). f. Z, so And., Febr., Mönch., 0.,
Zoll, und It Dan., ohne Geschlechtsangabe AAFri.; BSi.
(IniOb.); ZWth. a) meist PI., = Schwänden II 1 a (x
(Sp. 1938) AAFri.; Z (zB. unter der Achsel infolge eines
bösen Fingers, nach einer Schutzpockenimpfung), so
And., Febr., Mönch., 0., Wth., Zoll., (ausschlagartige)
Beule Z, so ü., in der ä. Spr. auch Pestbeule. , Wunden
1951
Schwand, schweiul, schwind, schwond, schwund
1952
zu verhiiideiB ... sprich also: Die Wunde verbinde
ich in drey Nahmen, dass du an dich nimst Glut,
Wasser, Schwinden, Geschwolst und Alles, was Ge-
schwulst Schaden mag sein.' M. XIX., Glls. ,Anno
domini 1349 was der gross sterbend an der pestilenz,
derglich vor nie gehört was, mit schwinten oder bülen
under der uochs und oben an beinen.' Bossh. Chr. ,Von
einem grossen fächtod umb Winterthur ... Es wuoch-
send dem fach gross tüssel oder schwinten hinder den
oren und an anderen orten.' ebd. .Schwinten, bülen,
bubones, coUectiones et intiamniationes circa inguen
maxime.' Gksn. 1555. ,Der Tüssel, Drüese, Schwinte,
tonsilla, panus, glandula [usw.]; die Drüese, Schlier,
Scbwiute, glandula, bubo.' Red. 1662. ,Es fahrend
Schwinden und Trüesen auf hinder den Uhren, under
der Uechs und in den Lysten, auch Carbunculi und
Blateren hin und wider an dem Leib; bey Etlichen
verlieren sich die Schwinten und Trüesen, auch
Blateren.' 1668, ZUster Neuj. 1868 (Bericht des Arztes
Esslinger über die Pest in Uster). ,K. hatte ein
Schwinten in den rechten Lysten und ein Antracera
autf dem Knie; dieser Schwinten bat sich geötfnet.'
ebd.; noch öfter. .Darutf er [der Scherer] ihme an
Haupt, Achslen, Schultern und Rippen gritt'en, ob er
kein KnütteJ oder Schwinten habe.' 1668, ZGrün.
S. noch BdII3öM.; VI 1365 (Biselen); VII 1294 M.;
Sp. 639 M. (mehrmals). 1938 u. — b) = Schwänden II la^
BSi. (ImOb.). — c)= Schwänden Illaf ZFehr., Mönch.
(Dan.). — 2. Schwinde" m. JRWyss 1816/7 (viell. nach
ä. Vorlage), f. BGr., G. (SchivinnaJ, Hk., Rohrb., Si. (auch
ItImüb.),inderä.Spr.auch,schwinten',=/Sc7iJcäwrfeM//.2.
,ln frühern Zeiten machte [bei Übervölkerung] mitunter
die Pest ein wenig Luft. Zum letzten Mal starben
an ihr (man nannte sie den Schwinden] im Jahr 1669
in der einzigen Kirchgemeine von Meiringen 1215
Personen.' JRWyss 1816/7. Der ,Landtsterbend-, der
Sterbet oder d'Schwinda von 1669 war wahrsch. 6 Jahre
zuvor durch ein mit Baumwolle befrachtetes Schiff
aus Algerien bis ins Oberland verschleppt worden.
Bärnd.1908. 161 1/2 herrschte die sog. .grosse Seil winde',
sie kam am StGallentag, und starben daran etwa 1200
Personen ; 1668 herrschte die , kleine Schwinde', stärker
in Frutigen als im Simmental. DGemp. 1904; vgl. ebd.
1912, 131, ferner die Anni. Als vor etwa 200 Jahren
eine furchtbare Seuche, die , Schwinden', im Habkern-
tale wütete, wohin sie vom Brienzergrat her in Ge-
stalt eines kleinen blauen Dunstes gekommen war,
da sah man den Tod mit der Sense mähend durch das
Tal schreiten; ihm nach folgte eine weibliche Gestalt,
welcheraitdem Besen wegfegte, wasjenerabgeschnitten
hatte; das Volk nannte sie , Frau Tödin'. ALiJx. (Sagen).
,Vor ein paar 100 Jahren waren in der Nähe von [B]
Huttwil die Schnitter auf dem Felde. Da sahen sie
ein junges Mädchen vorbeigehen ... Einer der Schnitter
rief ihm zu: Meitschi, wo wasch hi"? D' Schwinte" go"
Huttel ine" träge"! gab es zur Antwort. Lö dn-se"
dö! sagte der Schnitter spottend. Da schüttelte das
Mädchen seine grünseidene Tasche aus, die Schnitter
und Schnitterinnen wurden von der Schwinte" befallen,
kamen krank nach Hause und starben nach kurzer Zeit.
Von dort aus verbreitete sich die Kranklieil in der
ganzen Gegend.' AkV.; ähnlich für BRohrb.; vgl. ebd.
25, 149. .[Scherzh. wird erzählt] nach einer fast die
ganze Landschaft entvölkernden Schwinna(i'ei\) hätte
die Regierung mit aller Schärfe die Guggisberger
Tracht zu tragen befohlen.' Bärnd. 1911. ,NN. sind
,an der schwinten' gestorben. 1565, BBe. (Totenrodel).
.[Die mit den Pestverordnungen der Regierung un-
zufriedenen Bewohner von BGr. erklären] sie habind
andere Schwinten mehr erlebt und seye damahlen auch
eine wyse Obrigkeit gsin, aber uff diese Wyss habe
man nit procedirt.' 1669, B (Bericht des Landvogtes).
Vgl. Gr.WB. IX 265-2 (.Scliwind' m.). 2653 (.Schwinde' f.,
Bed. 2); Maitin-Lieuh. II 526 {Schioind^" f., Hautkrankheit,
Flechte); MHöfler 1899, 153. 624, ferner die Anra. zu
Schwänden II (Sp. 1939); anders bei Weig.^ 825. Dass das
W. vom Sprachgefühl in beiden Bedd. auf achwind«" bezogen
wird, zeigen folgende Angaben: ,Schicinte", kleine Schwiele
oder Blatter, gew. unter dem Arm, welche aber nicht aufbricht,
sondern wieder zsschwiudet' ZZoll. (HBruppacher); ,die Pest,
der schwarze Tod [wurde] vom Simmeutaler die grosse
Schwinden genannt, weil die Leute unvorbereitet inmitten ihrer
Lebensgenüsse dahinschwanden.' DGemp. 1884. Hieher auch
,die Schwinder' [1. ,-en'], = derheimlich Stich (Bd II 128Tii.) B
Dienitigental;s. Dr. JGuggenbühl, Der Alpenstich, Zürich 1838,
21. ONN. .Schwinten' AaLiun.; , auf Schwinden' BMeir. (Alp).
,Zeschwinden' WV.; hieherV
Arbeit Erbet-Schwinde" f.: = dem Vor. la, infolge
von Verletzungen an den Händen, auch Füssen BSa., Si.
iJ acht- Schwinte": Name einer Krankheit S. —
N'icht nachzuprüfen. Wohl die über Nacht aufschiessende
sogen. Nachtblatter; vgl. Gr. WB. VII 170 (.Nachtblatter');
MHofier 1899, 629a (.Nachtgeschwulst').
Blä- (-«- BE., G.), in BE. (It Bärnd. 1904) auch
F\ä-Schtointe": = Blä- Schwänden (Sp. 1939) BSi.
(ImOb.). Auch = Schwinden la, bes. unter der Achsel
BE., G. Wo-men-e" g'impft het, het-er ne" grössi (wüesti)
Bl. übercho" BE. (AvRütte). RA.: Öppere'" chli" Bire"
z'stibitze" hätt-mer nid Bläschwinte" g'macht. SGfellkr
1921.
Wachs Wax- Schtmnde" (PI.), in BsStdt auch -(?•-
schwindi f. (in Bed. b): a) = W.-Schwinen (Sp. 1910)
Bs (Seiler). — b) = W.-Schw%ni (Sp. 1925), Schmerzen
in den Gliedern von schnellem Wachstum BsStdt und
It Becker, B'W-e" ha". G'tchwimli infolge (scherzh.?)
ümdeutung auf g' schwind wachse".
(g°-)sch winde», in AeH., 1., M. g'schwönde", 3.Sg.
Ind. Prffis. -t (AaP. und It H.; GSa.; ScbwE.; Obw;
ZDättl. und It Prof. Grob) und -et (Ar; Bs; BGr., Hk.,
Ha., R., Si. und It Zyro; GA.; Ndw; U, g'schwinnot W),
Coud. g" Schwund Aa (H.); Ndw It Matthys; Obw
Sa., g'schtvündi BSi., g'schwindeti Ndw (Matthys), Ptc.
g'schwunde": 1. (bei NMan. und Vad. auch ,g(e)-
schwinden') dahin schwinden, abnehmen; nicht volkst.,
dafür ab-nemen (Bd IV 734) und bes. sch^oinen II
(Sp. 1910). jRegnets an VitundBarnabas, so schwinden
[dJTrauben bis ins Fass' (Kalenderspruch); vgl. Barna-
bas (Bd IV 1596) und Sp. 1911M. Von einer Flüssig-
keit, eintrocknen: ,Dass der alte saft under der rinden
geschwindt und in verderbung komen.' Vad. Von Holz,
eindorren; s. Schwining Id (Sp. 1926). Vom Menschen.
,Ein böser gstank, da möcht eim lyb und leben
(g)schwinden!' NMan.; Var. .verschwinden'. Unsicht-
bar werden, verschwinden: ,[Der Teufel habe ihr]
fünf Schilling in die handt geben und [sei] daruff
von iren geschwunden.' 1582, B Blätter 1909. —
2. g'schwinde", unpers. mit Dat. P. a) schwindlig
werden BO. und It Id. (.vertigine capi') und Zyro; W.
Den Gemschenen g'schidnnot nit W. Dem Bergler
g'schivinded Nid. Bärnd. 1908 (BGr.); \gl. ge-schwindig.
,Ersclirockenlich ist es zu schawen in ein tiefen Ab-
grund; es schwindet dem Menschen und kan ihm angst
1953
Schwand, scliwend, schwind, schwond, schwund
1954
und bang machen.' JMüller 1661. .Fliehe die Höhe
und Gähe, sol dir nicht geschwinden.' JJUlr. 17'27.
— b) ,in eine Ohnmacht fallen" Aa, so F., Fri. und It
H.; Ap (auch It T.); Bs (auch bei Spreng: ,von plötz-
lichem Schrecken schwarz vor den Augen werden');
B; ,Gl' (St.»»); L, so Semp. und It St."; UA., Sa., Ta.,
Wb.; ScHwE., Ma.; Uw; U; W, so Vt. und It Tscheinen;
Zg (auch St."); ZDättl., 0., S., Wth.; „allg."; Syn.
sc/iroinew (Sp. 1916). Es g'schrvind(e)t-mer, ist (het BSi.)
■vier g'schwunde". ,Es hatte ihm angesichts des fort-
währenden Blutens gschw. wollen.' JSenn. Er tuet,
me loänn's-em we't g'schw., bei einer unerwartet hohen
Preisforderung, ebd. 1864. Es g'schtcindt-mer, icänn-
je» nw dra" tanke" ZUättl. Esö-n-es zimperliys
Jämpferli, dem [!] 's scho" g'schwindt, tveiin's nur e"
Chue g'höit mügge". WMüller 1918. ,Mir lief es eis-
kalt über den Rücken und ich meinte, es müsse mir
gschw., als ich plötzlich den N. auf uns zukommen
sah.' Ndw Kai. 1906. S. auch gesunden (Bd VII 1137).
,Daz ros was schalkaft genuog, mit dem vuoze ez den
löuwen sluog an sin Stirnen, daz im geswant.' Boner.
.Wir fundent sy [eine Nonne] och etwenn in dem kor,
das ir in dem gebet geschwunden was.' EStagel. ,A1s
N. ... des maiers knaben mit einem pengel an sin houpt
geslagen hat, dass er bluot und herdfellig wart und
dass im geswand, dass man inn dannen tragen muost.'
1424, Z RB.; noch oft in dieser Quelle. ,Do die trurig
muotter Maria das [Jesu Gang nach Golgatha] sach,
des sank sy nider und geschwand ir.' Kaffmann 1491 ;
ähnlich bei HSchürpf 1497 (Gfd 8, 215) und Stockar
1519, 6. ,Do miner seel in mir geschwand, do gedacht
ich an den Herren.' 1525/1638, Jon.; ,verschmachtete.'
1667. ,Do jagt man inen [den Burgundern bei Grand-
son] nach so vast, dass vil lüten geschwand und
an dem weg für tod lagend.' Vad. ,[N. hat seine Frau]
gschlagen, das ir gschwunden.' JHaller 1550/73. ,Ge-
schwinden, in ein onmacht fallen und gar erbleichen,
linqui animo, deficere; iren gschwindt oder herz und
muot empfalt iren, relinquit eam animus.' Fris.; Mal.
,Als man nun die Griechen hinein [vor Karl den Grossen]
geführet, erschracken sie also sehr, das ihnen ge-
schwande und zuo boden sunken.' Wdrstisen 1580.
,Der Puwr [sei von dem Gestank des Drachen] nider-
gesunken und ime geschwunden.' RCys. (Br.); ähnlich
bei JJScheuchzer 1746 1 423. ,[Beim Tanz fiel ich
hin] das mir geschwant.' FPlatter 1612. ,Bis ihn[e]n
zu Tod geschwand.' um 1656, Lied. ,Wo sy dieselbig
[die Mörderin ihres Vaters] angetroffen, hatt ihren
wollen ohnmächtig werden und gschw.' ABösch XVII.
,Als er hörte, bedeckt ihm nächtliches Dunkel die
Augen, ihm geschwand in der Seele.' JJBodher. Oft
mit schier, fast. Esg'schwindt-re schier, sig'seht nüme,
si walbed müed am Pfeisterbank. Lienert 1913. Es
ist-mer schier g'schwunde", ,häufige Formel, um einen
starken Affekt zu bezeichnen' Aa (H.). Es ist-mer fast
g'schwunde", wo-n-i''' Das g'hört, g'seh" ha". ,Glych
aber als der handklapf beschechen, were ir schier
geschwunden, dann ir ir eigen herz anzeigte, wie
es ir ergan wurde.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Wie ich
in hört reden, wer mir schier geschwunden.' 1548/1707,
Hohelied. ,[Der Pfarrer] war so eifrig, sagte die Frau,
dass er mit den Fäusten aufs Kanzelbrett schlüge, und
mir ist schier geschwunden und ohnmächtig worden.'
HPest. Mit Angabe der Ursache. Nid, dass der Fräi-
li" ... nw'' ab ''em G'schmäckli [der Schweiuetränke]
Schweiz. Idiotikon IS.
g'schwindt. RKüCHLER-Ming. Und fieng-i''' a'fäh'juize',
se g' Schwund' s-ech schier vor Gruis. ÜBwSa. 1902. ,Üein
Chresenzi aber wollte es schier gschwinden vor Staunen
und Schreck.' Ndw Kai. 1901. ,Won das ir von grosser
Überkraft geschwand von dem niitliden, das sy von
unser frowen hat und och mit ünserm Heren.' EStagel.
,Von sinen wunden wegen, die er hat, geschwand im
und fiel nider.' Edlib. ,Do geschwand ir von grossen
fröden.' Zielt 1521. .Syntexis, oninacht, wenn eim
von krankheit geschwindt; dolor animam clausit, von
schmerzen ist er in ein onmacht gefallen oder vom
wee ist im geschwunden.' Fris. , Einer, dem von (vor)
forcht und schräcken geschwunden ist, exanimatus,
defectus animo, syntecticus; mir g(e)schwindt vor hitz,
anima deficit per a^stuin.' Fris.; Mal. ,Vor leid ir do
geschwand.' 1566, Bs. ,Vor Schmerzen mir schier
gschwindt.' JMahl. 1620. , Sachen, ab deren Erzehlung
einem gschw. möchte.' FWyss 1672. ,Geheim»ussen, ab
denen unsern blöden Augen geschwindet.' JJUlr. 1718.
,Es gschwindt mär schier vor lauter Freüdt.' Tvrolersp.
1743. S. noch Bd VII 700o. — Ge-schwinden n.:
zu Bed. 2b, Ohnmacht. ,Das sy [eine Nonne] och als
grosser siechtag angieng, das sy etwenn ain halben
tag lag in ainem g.' EStagel. — Glider-Schwinden
n.: Atrophie. ,Für das Gliederschwinden, Ruckenwehe
und Schmerzen in den Flachsen [brauche man Regen-
wurmöl].' EKöNiG 1706. — g'-sch wunde°, in GA.,
Pfäf. g'schwund, in GW., We. g'schicung: zu Bed. 2b,
,wem geschwunden ist', ohnmächtig. ,Geschw., einer,
dein von forcht und schräcken geschwunden ist (oder
onmächtig worden), exanimatus, defectus animo, inter-
inortuus.' Fris. (auch 1541); Mal. In der leb. Spr.
nur in best. präd. Verbindungen. Eine" g'schw. (Ap),
z'g'schw. (Gl; GA., Pfäf., W.) schlahe" (schlü"); s.
Sp. 286 M. 328 0. Es hüt-ne' z'g'schicund g'schlage",
einen Vogel, der im Fluge an eine Hausmauer stiess
GPfäf. Eine' z'g'schwung würfe", durch einen Wurf
betäuben GWe. Eine" z'g'schwunde" rede", so dass ihm
Hören und Sehen vergeht Gl, so S. (/i'Jg. ligge". [Der
Vermisste] lit g'wüss z'g'schwunde" i"'" Stüden inne".
OStreiff 1908. ,Do gieng sy als grosse krankhait an
zuo dem herzen, das sy gar dik lang geschwunden
lag.' EStagel; wiederholt. ,Von schrecken er ge-
schwunden lag, er wisset weder nacht noch tag.' Geng.
(Jakobsbrüder); dafür in der Vorlage, bei Kistener:
,von schrecken er viel in unmaht.'
Vgl. ar.WB. IVl, 3999 (.geschwinden'); IX 2667/76
(, seh winden'); Martin-Lienh. II ö'26 (achu: uni y'schw., beide
nur in Bed. 2); Fisclier III 509 {yschw. in Bed. 2). Die Spar-
liclikeit auch unsrer ä. Belege für Bed. 1 ist kein Zufall; be-
achtenswert ist, dass weder Mal. noch Denzler diese Bed.
buchen; auch in der ä. Spr. galt dafür meist «cAirinfn. Dagegen
ist das W. in der perfektiven Bed. 2 (vorwiegend, bei uns aus-
schliesslich iu der Form g'schw.) im Obd. durchaus heimisch.
■Ä. Belege für den Konj. Prset. ,ges(ch)wund.' 1477, Z; 1551,
L; GGotth. 1619. Zur pers. Fügung des Ptc. yuchmaide" vgl.
Gr. WB. IX 2677 unter 2e (aus Keisersb.). Zgachw. beruht
auf Kreuzung mit Eine" zTod scMah", werfe" usw., woraus sich
wohl auch die einsilbige Form erklärt. Die Form mit -ng ist
im Sandhi (g'schwung g'schlage" uä.) entwickelt: eine Parallele
s. unter ge-sclmind. ,6eschwnnd' bei Stockar 1519, 62 (,do
was ich ganz unmut und was mir schier geschwund') dürfte
blosser Fehler sein.
e't-schw.: wie nhd. entschwinden. ,Da wird zur
Stunde abmarschiert: nid g'stotzet [gevtHTtet], sondern
ab'topplet und e"tschwunde"', vom Postläufer. Barnd.
1925. ,[Dass] diss Gerücht allerdingen entschwunden,
123
1955
Scliwand, schwend, schwind, schwond, schwund
1956
und auss einem Elepfant eine Mugg lieraus fliegend
kommen.' 1712, Z. — Vgl. Gr. WB. III 617.
ver-: 1. intr. a.) = ver-schwinen la {8^.1920). ,Syn
fleisch verschwindet.' 1525, Hiob; ,dass sein fleisch
ganz und gar verzeert wirt (und verschweint).' 1589/
1707. ,V., ze nute werden, vanescere, in niliilum ire.'
Fris.; Mal. , Dolore tabescere, vor Kummer v.' Denzl.
1666/1716. ,Du [Dieb] niusst f. und vergon wie die
Juden sind verschwunden und vergangen.' XVIII., Aa
VVinental (Beschwörungsformel). .Um Dornwarzen zu
vertreiben, sage man, wenn man am Sonntag in der
Kirche zwei Personen miteinander schwatzen sieht:
Was ich sehe, das ist Sund; was ich greife, das ver-
schwind.' AfV. (BE.); vgl. Sp. 1927 u. Von Gewässern,
eintrocknen; s. Bd'VII 109u. — b) = rer-sehtvinen Ic,
wie nhd. Aa; Bs; B; Gr: PAl. (.scomparire); Th; Z;
heute wohi allg. Öppis v. lä", entwenden GrS. ,Obe
sie [die Engel] die wile firs[w]undin.' Wack. 1876. ,Der
engel des herren verschwand uss sinen ougen.' 1525/
1707, RicHT. ,Und er verschwand vor inen.' 1525/89,
Ldc; ,er ist von ihnen unsicht(ig)lich hinweg kommen.'
1638/1707. ,In auras vanescere, sich verlieren, v.,
vergon; ex oculis evanuit in tenuem aurani, ab den
äugen verschwunden.' Fris. ,Dispareo, v., unsichtbar
werden.' Denzl. 1666/1716. Aus dem Gedäehtniss ver-
schwinden: ,[Ein Kind stösst ein andres in den Kot;
dessen Mutter droht ihm:] Frylich, du best ein nider-
werfen getan, daz dich [!] niemer verswindet!' 1454,
L Hexenproz. — 2. tr., verschwenden. ,[Wie die Geist-
lichen] die narung der armen zuo irer hochfart und
geilheit verschwindend.' Vad. — ver-sch wunden:
zu Bed. Ib. , Angesicht der äugen v., vor den äugen
verzuckt, oculis ereptus.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. XII
l-217/'23 (auch tr.); Martin-Lieuh. II 5'26; Fischer II 13'28
(.modern allg., aber kaum eig, populär').
zer-: verschwinden, -gehen. ,So müssen dein [des
Feindes] Mut und Blut gegen mir . . . z. und zergan',
aus einer Zauberformel. ApV. (BSi.).
Schwindet m.: Pest B (GJKuhn 1806) — Vgl.
Si-hwi,Hle„ s. zur BiMuug Sterbet.
Gicht-Sch windi {Giecht- BBe.) — f.: = Schwin-
den la; Anschwellung der Lymphknoten bei Ver-
giftung, Überarbeitung usw. BBe. (auch It Dan.), R.
(FStaub). — In BBe. soll man darin ein Heilsyniptom, ein
Anzeichen des Schwindens der Krankheit sehen; vgl. die Anni.
zu Schwimlfii.
g^-sch windig: schwindlig, betäubt BGr., Ha.;
\g\. geschwinden 3a. Syn. ge-sturn. Dem Bergler wird
nid g. Bärnr. 1908.
schwindle, in der ä. Spr. auch ,g(e)schw.': 1. un-
pers., schwindlig werden Aa; Ar; Gl; Th; Ndw und
weiterhin. Es schioindled-mer , = es wird-mer stiirm
Ndw (Matthys). Mir het's g'schtvindled vom Ziteluege",
bei einer verwegenen Tat. JHefti 1905. ,Botz durst.
wie wil mir bschähen! mir schwindlet; mag schier
kein gsähen.' Grübel 1560. .Denen, so etwas vor den
äugen schwäbt und schwindlet [hilft eine Medizin von
Mäuseblut].' Tikrb. 1563. ,Die hauben ich dir drum
aufleg, dassdir destminder gschwindlen mög', zu Einem,
der gesteinigt werden soll. GGotth. 1599. ,[Der Ver-
wundete sagte] CS welle ihm anfallen schwindlen; er
müsse heim.' 16(l2, Z. ,Ihme geschwindlet, wann er
gedenket an die göttliche Allmacht«- und Gnadenhand.'
JJUlr. 1718. — 2.gew.abs., Unwahres reden, flunkern,
aufschneiden Bs; B; Th; Z und weiterhin; doch nicht
eig. volkst. Du cha''"st ede'weg schw., Ei"'m de'weg
für de" Narre" ha". ELocHER-Werling. — Schwindlen
n.: zu Bed. 1. .[Aderlass] für schw., krainpf und hin-
fallenden siechtagen.' Arzneib. XIV. /XV. .[Die Ärzte
sollen sehen, ob sie] ira irs schw-ns helft'en mögen.'
1557, B RM. ,Das schwindlen, ein vertünklung (ver-
tunklung) der äugen, wenn einer wänt, es laufte alls
um, scotoma.' Fris.; Mal. — (ge)-sch windlend; zu
Bed. 1. ,Do du [Christus] stuende an dem kriuze ...
mit swindlendem hirnin, mit versertem geneigtem
lioubte.' Wack. 1876. .Christus hieng an dem krütz ...
mit schwin[d]len[dein] hirn.' 2. H. XV., G Hdschr. (Ge-
bet). Vgl. Schwindel-Hirn (Bd II 1614). — Vgl. Gr.WB.
IX 2CGl/(i; Martin-Lifiih. II 526; Fischer V I'291; zu 2 auch
Ave-Lallemaut IV COT ; Kluge 1895, 125.
an -: belügen, wohl allg. — nse°-: refl.. sich heraus-
lügen, wohl allg. Du hest-di''' bigott guet use"g' schwind-
let. JBührer 1914.
Schwindler, in Ap auch Schtoingler — ra.: wie
nhd. Ap; Bs; Sch; Th; Ndw; Z und sonst. — Vgl. Gr. WB.
IX 267 7; Fischer V 1281.
Schwindleri'f. : Schwindelei BG. Das ist Warhit
II"'' g'hi" Schtv. Bärnh. 1911. [Die Jesuiten] hi^" .. . im
glihe" Tön anhi" 'bradlet e" lengi Schw. ELecihold 1913.
schwindlig, in S; Ndw; Z auch g'schwindlig,
in ZO. auch (g')schwindelig: wie nhd. a) Schwindel
empfindend, 's ist, wird-mer Cg'Jschw. Aa; Bs; B; S;
Th; Ndw; Z und weiterhin, 's ist-em [einem bleich-
süchtigen Mädchen] vil schwindelig worde" und'shät-
em g'flismet vor den Äuge". Messikommer 1910. .[Dem
Mädchen sei] im Haupt ganz schw. und trümlig worden.'
1668, AABremg. Turmb. — b) Scliwindel erregend B;
Ndw (Matthys). Da ist's scitw. appCz'luege"; es cliuvd-
Ei"'m schw. vor Ndw (Mattliys). Das schw-e Plätzli,
auf dem Fenstersims. RvTavel 1910. — Vgl. Gr. WB. IX
2G77/9; Martiu-Lienh. II 526; Fischer V 1290.
Schwindung, in Bed. 2 ,g(e)schw.' — f.: I.Ab-
nahme, Schwund. .Wenn in währender ehelicher Bei-
sammenwohnung Vorschuss und Reiclitum oder aber
Schw. und Schmälerung des Vermögens sich er-
scheinte ...' 1636, Gr Erbr. Muskelschwund: [Das
Schwändikaltbad heilt ua. Schmerzen] der Gliedern,
deren Erlahmung und Contractus, ja die Schw. selbsten.'
XVIII., Gfd. — 2. ,G(e)schwindung, angstliche forcht,
exanimatio.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. IX 2682.
schwind (RCys. 1593), g«-schwind Aa; Ap (ausser
I.); Bs; B, so Gadm., Lenk; GrAv., D., Pr., Ths; GRh.,
T.; Sch; Th; Ndw; U (ausl. -t); WBrig, Lö., Vt.; Z
und weiterhin, g'schwünd BLau.; PJ.; Gr, so Av. (bes.
im innern Tal; heute f), Chur, Chw., Sch. und It Tsch.;
GThurwies (FStaub). g'schwint (flekt. -te'' usw.) GrAv.,
ObS., S., Tschapp., V. und It Tsch., g'schtcünt (-tC usw.)
GrNuI.. g'schwinn BG.; PGr., Iss., Po.; GT. (neben -nd),
W.; TB. (Komp. g'schwinder), g'schwing ApL; B, so E.; Gr
oHe. (Tsch); GGr., Sa., oT.. We.; S; ThHw. (neben -nd),
Kessw.: 1. ungestüm, heftig, scharf. .[Wir. die Grafen
von Thierstein, führen Klage gegen Solothurn wegen
der Wegnahme unsrer Schlösser und Besitzungen]
das doch durch unser fordern noch uns nie verdient,
also streng und gesw. mit uns zuo handeln.' 1499,
Dorn. 1899. ,G., häftig, in rebus gerendis acer.' Fris.;
Mal. — 2. unruhig, gefahrvoll, von Zeitläuften, poli-
tischen Vorgängen und Zuständen. .Und so nu dis
Sachen [aufrührerische Vorgänge] ... so swär und gesw.
sind und zuo uft'rüerigera gezank gemeiner Eidgno-
1957
Schwand, schwend, schwind, schwond, Schwund
1958
Schaft dienen ... so haben wir (ich sölich unverkündt
nitt wellen lassen.' 1489, Walpm. (B). ,A1s sich zuo
dissen tagen gar geschw-e, schwer und sorglich läuff
zuotragen ... dardurch sicli ansehen lasst, dass grosse
Zerrüttung landtlicher und bürgerlicher einigkeit ...
nachfolgen werde.' 1527, HBull. 1572 (Burgrecht zw.
Zürich und Konstanz). ,In so geschw-en sorglichen
löufen und schwären treuwungen, so uns täglich zuo-
koniiuen.' 1529, B Ref. ,Nachdeni sich die löuf diser
zit... sorglich, geschw. ... erzaigent, zuotragent und
anschickent.' 1531, Absch. ,[Da] die löuft'und prattiken,
damit stäts umbgangen wirt, gschwünd und seltzam
[hat man eine neue Truppeneinheit geschaffen].'
1531, Z Kriegsrodel. ,By dissen g-en und sorgklichen
löufen und gefarlichen zytt.' 1587, Z Ratserkenntniss.
,Als dann by diseren seltzammen geschw-en Löuffen
von Nöten, das aller Orten flyssige Spächen gemachet
werdind.' 1624, (j1JPeter1907. ,Boi solchen geschwindt-
und gefährlichen Leüffen, da sich also mancherlei An-
schlag endtecken und ereugen.' 1632, Z. .Täglich
manglen wir Prid im Land, der bei so g-en An-
läsen in Gefahr kommen kann.' FWtss 1677. ,[Man
müsse] bei gegenwertig so geschwind- als misslichen
Zeiten jederen Burger uff die Wacht bieten.' 1703, Z
Zunftprot. S. noch Sp. 1723o. — 3. wesentl. wie nhd.;
doch in der leb. Spr. selten attrib., tw. nur in best.
Verbindungen (s. u.), dagegen in präd. und bes. adv.
Gebrauch wohl allg.; vgl. (ge-)schnell (Sp. 1232),
.Geschw., hurtig, bering, emsig, behend, agilis, in-
dustrius, alacriter, agiliter.' Fris. ; Mal. ,Veloi, conci-
tatus, celeriter, cito, velociter, geschw., schnell, munter,
bald, flugs.' Dbnzl. 1666/1716. Im Vergleich. G. wie
(d)'s Wetter, 's Bismetter, wie-n-en Blitz, allg. G. wie
der Wind; wer's nid g'sehd, der ist blind L (Ineichen).
G'schivünd wie en Äug GRChur. Das ist g. y'gange"
wie jö und nei" ZF. S. noch Bd 11 187M.; VI 1230u.
Iren.: Er ist g. wie [en] Blirogel GrK\. (Tsch.). a) Adj.
a) rasch, behend, flink, gewandt; in BSi.; GkAv., Ths,
V. noch attrib. Von Menschen. [Der Senn] ist grüse"-
jjrh g„ g'schwinne' Ma"" BSi. (Seebergspruch). N. ist
:nr se'be" ZU e" starche'', g'schwinte'' Ma"' g'si".
CScHNYDER 1919. Schi' Muotter ist bis in älli Alti es
g-s Babi g'si", wie es Pfil, und hed für Alls Auge"
g'hä" wie der Gir. JJörher 1918. D'sTureteli ... es
ziers, Jungs, g-s Häxli. ebd. In GRThs übh. normal
(,oder eher noch etwas darüber'), sowohl (und bes.) in
körperlicher als in geistiger Hinsicht (vgl. 4), von
Kindern. Das ist es g-s Chind, körperlich und geistig
regsam, lebhaft; die Familie N. het g-i Chind. Er
het zeche" Göfe", aber zum Glück sind alli g. Mi"
Bueb ist sus g. g'nueg, aber ung'lirnig. ,G-e bögner';
s. ver-schnijen 2a (Sp. 1210). .[Die Welt übe sich] mit
ringen, springen, louffen und anderem ... damit sy
bring und g. wurde.' Diogenes 1550. .laculo celer,
ein geschw-er oder guoter schütz.' Fris.; vgl.: .iaculari
catus, g. mit dem bogen, ein guoter schütz.' ebd.
.Celeripes, g. zu Fuss.' Denzl. 1666/1716. Uneig.: ,Uf
fluochen, schweren bin ich geschw.' Geng. Von Körper-
teilen. Dere" Buebe" mö^'nd au''' wacker laufe", de""
si heind kei" Ate"' und g-ti Bei". JJörger 1918. ,Wer
lauffen kont auff g-en [1. ,-em'] Fuss, der hat salviert
sein Leben.' 1635, Zinsli 1911. S. auch Bd II 1039
(hofieren); Vll 251 o. ,G-e Post'. Eilpost: .[Viele]
meinen, es seie zu diser Sach [zum Glauben] sich zu
entschliessen noch alle Zeit; dises Geschäft müsse
nicht auf die geschw-e Post.' JJUlr. 1718. Lediglich
steigernd .g-e il'; vgl. Sp. 1232u. , Diser abzug be-
schach ... mit geschw-er iL' Ansh. .Darnach ... ward
die statt Vercell durch die Franzosen in g-er yl
überfallen.' JHaller 1550/73. ,ln g-er il', wechselnd
mit ,in schneller il [s. u.].' 1576, Wick. Subst. Das
ist en G'schwüntC, en G'schwünti GrNuL Der G.
[das schnelle Pferd] i"g'schir'e", Eile haben: [Das Gut
war nicht darnach, Käufer anzulocken und] wege''m
Land het EinC-n-aW'' nit müesse" go" der G. i. TMeyer
1926 (BsWensl.). De G-er nimmt's (hät's) und de
G' fixer (G'wixter) hät's (nimmt's) GT.; s. auch fiux
(Bd 1 1239). Esö-nes G'schäft ... ist nüd all Tag
z'ha" ... Drum heisst's-e-si"'' g'llisse"; der G-er ist der
Handlicher. CStreiff 1902. Der G'leitiger ist der G-er.
ÜHLiknert. .Velocem tardus asseqnitur. der G(e)-
mach(e) erlauft einen Geschwinden, der Listige, wie-
wol schwach. überwind(e)t den Stärkeren,' Denzl. 1677/
1716. Uf's G'schwindist. I''' chommen ofs G. a's i'*
cha"" Apürn. ,Die Jungfrauen sollen den Knaben auf
das Geschwindest aufwarten.' AfV. (Schw). — p) was
schnell, plötzlich, unvermutet kommt (auch rasch ver-
läuft). G-er Rappen, Batzen, Schilling, im Sprw.; s.
Bdlll 1336 (langsam); IV 1705o.; VI 1175u.; Vlll 581u.
Dazu: Lieber en g-e Grosche" als e" langsams Biessli
ZEls. En g-e Halbbatze" ist besser a's en langsamme
Grosche" GRh. Es ist besser, cn g-e Schilling als zB.
eine Ware aus Spekulation unverkauft zu behalten
(FStaub). Dem g-e" Batze" nä'''e"laufe", schnellem
Gewinn ZBül. G-i Mali; s. Mal II {MIY Ibi). Von
Krankheiten. Si isch a" der g-e" Uszeri"g g'storbe".
RIscHER 1903. .Eine so geschw-e und giftige Pest.'
XVII./XVIIL. Z. .Die Pest, eine geschw-ere Gattung
des Todes als die erbärmliche Hungersnot.' Sprecher
167-2. ,G-e suchten'; s. Bd VII 272M. ,G-er Fall',
plötzlicher Todesfall: .Es seigind viel Kindbetern ge-
storben, habe sonsten geschw-e Fahl zugetragen.' 1668,
ZUster Neuj. 1868. Von andern Zuständen, auch Vor-
gängen. .[Die Heiden machen] bei ihrem Betten vil
Wort, in der Einbildung, je mehr Wort, je bessere
Audienz, je geschw-ere Erhörung.' FWyss 1677. .Dise
geschw-e Verenderung [zweier Sterne werde] gewüss
woll etwas Ungesinetes ... mit sich bringen.' 1702.
B Blätter 1915. ,G-e rüstung'; s. Bd 111 1136u. ,G-e
Gefahr.' ,[Anleitung] wie söraliche [Landschaften] in
Kriegsgfahren ... gegen allem fyentlichen Gwalt zu
fortiticieren, in g-er Gfahr ufzewecken [seien].' 1620,
GJPeter 1907 (Defensional). .Die geschw-esten Ge-
fahren, welche uns unversehens überfallen können.'
JMever 1700. .G-er Zorn': .Wankelmut, List und ge-
schw-er Zoren ist den Jungfrauen angeboren.' XVII. ,
Lieh. — y) e" g-e^ Weg, ein kurzer, rasch zum Ziele
führender. Der «/-e»' M'e^, der kürzere U. , [Der König
•würde] bei den Eidgnossen nicht solche Leut antrefl^en
... welche ihme einen geschw-en Weeg, zu seinem
Vorhaben zugelangen, selbs zeigen.' Pol. Gespräch um
1685. Adv.. de" g-e" Weg 1) .schnellstens GfiPr., Ths.
I''' han due de" g-e" Weg der Brueder uf de" Buggel
g'nun, um ihn aus dem brennenden Haus zu retten.
SM. 1914 (GRThs). — 2) flüchtig, obenhin Th; Z. Öppis
de" g. W. mache". — b) Adv.. rasch, schnell. Oft
verstärkt 1) durch Verdoppelung Aa (H.); B, so E.;
Gr, so Av., Pr., V.; L; Tu; U und sonst. Chummg.g.!
Gr. Säg der Mueter, si soll der g. g. es Bletzli und
e" weng Fade" ge" [um einen blutenden Finger zu ver-
1959
Schwand, schwend, schwind, schwond, schwutul
1960
binden] GrAv. Bring-em's [das Geld] g. g.! Vaterland
1907. Er versteckt-si''' g. g. hinder ''em Chammere'-
g'wett. SM. 1914 (GrV.). [Bei meinem Eiiitreten] rümt
Setteli g.g. en a'g' fangnige" Brief nebenume'. SGfeller
1911. ,[Die Gefolterte bat] man solle sei doch ab-
lassen; wolle sei es geschw. geschw. sagen.' 1702,
ScBMii) u. Sprecher 1919. S. noch Bd VIII 2.35u. 8-l?.u.
— 2) durch andre Advv. Fri g. Chum frei g. cho"
helfe". Schild 1866. Der N. lauft frei g. ''em Cheller
zue. ebd. S. noch Bd I 1259 u. Hurtig g.: ,Gob ich
nicht h. g. kämti kogen biegen.' Bieler Tagbl. 1917.
,ilend g.': .[Die Hugenotten müssen schwören, dass sie]
i. g. mit wib und kind woU uss dem lande fliehen.'
1.592, Lied. Mit Synn. G^nöt und g.; s. Bd IV858u.
,G. und bald': ,Uf dem fel[d] ward man schlagen ein
Ordnung gesw. und b.' JLenz um 1500. , Rösch und g.';
s. Bd II 761 u., VI 1466 u. ,G. und schnell.' .Damit
man möge gsw-er und sneller lesen und schryben
lernen.' '2. H. XVI., Z. S. noch Sp. l'2.33u. (3mal).
a) vom Tempo eines Vorgangs. G. gä', lauffe", fare"
usw. Das han-i''' g. g'schribe"; vgl. y- Due hed-er-si'''
due g'tcägt z'popple' [anzuklopfen], z'erst nu" hiibseh-
?t'* und latigsam, dernä''' . . . starch tmd immer
g'schicinter. J.löRnER 1918. ,Wenn er [Gott] g(e)schw.
hin fart. war wil inn wider holen '?■ 1525/30, Hiob;
änaXXa^. LXX. .Agilis classis, ringe schiff, die g,
darvon farend,' Fris. ,In schneller il, als g. vom bogen
fart ein pfil.' 1576. Wick. .[Der Baum ,arbor tristis']
wachse geschw.' JMeyer 1700. ,Der Stier ... mar-
schierte g.' FmoscHRiFT 1712. ,[Tod:] Jetz bin ich Herr
über den Isaach, jetz kan ich mit ihm fahrä g. oder
gmach.' Ttrolersf. 1743. G. gä" (mit Ei"'m, ÖppisJ,
unpers. Es gät nüd so g. (wie du meinst). Es chan"-
em nüd g. g'nueg gä", einem Ungeduldigen. Es ist
g. g'gange" mit-em, ging rasch zu Ende, zB. mit einem
Kranken. ,Es seig unglöublich g. zugangen.' 1691,
ZGrün. G. rede", esse", schaffe" usw. Früe(ch) üf und
spät (sj)ät) nider, (frjiss g. und gang (lauf, spring)
leider (rcidremj, Klage des schlecht gehaltenen Arbeiters
BGadm., Därst. E.; GrD„ Pr.; U; vgl. KL. Nr 5261/2;
Bärnd. 1904, 505; Loosli 1910, 49; SV. 1924, 2. .[Man
schoss bei Villmergen] zu allen Syten so herzhaft und
geschw. zusammen, da.ss man vermeinte, es donnere
in den Bergen,' 1656, B Blätter 1909. ,N. redet geschw.
Schweizerisch," 1771, Zg Signalement, G. mache", sich
beeilen Ap; Bs; Gr; G; Th; W; Z und sonst. Mach
e'chli" gf-erj! Dem cha""-tne" nüd g. g'nueg mache".
S. noch Bd IV 30u.; VI 503M. Mit Ellipse des Vbs:
G. (e'chli", e" Bitzeli)! Aufforderung zur Eile. Sprw.:
G-t und guet chunt selte" guet GrAv. (Tsch.), ,G, über-
einander', rasch hintereinander: .[N. habe] ihne manch-
mahlen geschw. übereinander einen Obman Huiids-
f[ott] geheissen, also dass sie einandern in die Haar
geraten.' 1682, Z. — ß) z. U. von a und ■( stets schwach
betont, von der Dauer einer Handlung, die nur ganz
kurze Zeit beansprucht und gewissermassen zwischen-
hinein, im Vorbeigehen ausgeführt wird; Syn. schnell.
Los g.! auf ein Wort! Chumm g. [einen Augenblick]
cho" biege"! Chumm, hilf -mer g.! i"* i/.i" 3. (ich werde
bald wieder zurück sein). Avi Sunntig bin-i''' g. diheim
g'si". J"* ha" de" Brief g. dbg'schribe" (es dauerte nicht
lange). .Lass es g. kochen.' Z Rezeptb. um 1700.
Häufig nur, bUs(s) g. /«* mues' nur g. neime" hi", »'*
chume" grad wider, Antw. auf die Frage: wo willst du
(denn) hinV Entspr.: i'* bi" mm*' g. bi's N.s g'si", auf
die Frage: wo bist du gewesen? Er het-si [die Kirche]
vit'icht bloss einisch g'schu-inn g'sehn im Vorbigang u"''
doch blibt-im nachher d's ganzp Bild wie i"'brönnt un''
i"g'meisslet vor den Auge". EBalmer 1924. — y) entspr.
aß, vom Eintritt bzw. Abschluss eines Vorgangs oder
Zustandes, schnell, (als)bald, gleich. Das ist g. g'seit!
Das Äan-t'* g.g'schribe". werde ich schnell geschrieben
haben; vgl. a. Jez hani''' de"" g. Gaffi, er wird gleich
zubereitet sein GrAv. Ge''t-mer doch es grmsers Gebsi,
dass d'Milch schmnter ['.] z'erchuele" chunt. Henne
1874 (GrS,). Chlini (hitterli ... überlaufe" g., sind aber
au''' g. üsglärti. JJörger 1918, 's icird Nüd so g. gross
a's es Loch. JRoos 1907. We""-men Alls wü^st, so
wär-me" g. rieh Sch (EStoll). S. auch Heck(BA II 1115).
Gang g.! sogleich Bs (BMeyer), /■''' willmi''' dank nid
lang b'sinne", i''' will g. hei" zu mi"'m Vatter gö" ...,
Übers, von Luc. 15, 18. Dial. (AaF,), Er chont g., bald
Ai'(Dän,), Er chunt villicht nit sovil g. tifiS. I''' chume'
g. wider, 's chunt Öppis [zB. ein Unglück] g-er, a(l)s-
me" meint, 'tankt hat. G. chumm se; s. Bd VII 8u.
G. sterbe", plötzlich PPo. Und icinn d'MeitU sterbend,
segräggen d'Buebe" g. KL. (GSa.). Schlaf, mi"s Chindli,
g. ebd. (ZWald). /"■* singe" um e" SA"'bei", gem-mer's
g., se chan"-i''' hei'", ebd. (ZHüntw.). Sind's gueti Chind,
sind's bösi Chind? ach, liebi Frau, ach, säge'd's g.!
Die Frau die seit: 's sind bösi Chind, si folgcd der
Mueter gar nüd g. ebd. (B; Z). Maria heiss-i'''. Wind
und Wetter weiss-i'''; lüten-mi''' zur rechte" Zit, mach-
i''' g., dass d's Wetter flüt, Glockeninschrift GSa.; dafür
auf einer Glocke in GFs: Wim-vie"-mich be Zitte"
schwingt, bin-i''' au''' für d'sWetter g. .StPaulus klar,
gutes Jahr; bringt er Wind, regnet's geschw.' Bs Hink.
Bot 1914. ,Es ist geschw. maniches muoterkind im
Frankrich ufgeriben.' 1592, Lieh. ,l»er imbis volgt
darnach [nach der ,collatz'] gar schwind, die übrigen
zäch einandren nach.' RCts. 1593. ,Geschw. darauff
... verbrannte der Kornmarkt ganz schädlich.' JGross
16'24. .Ihrae [sei] ein Knab so geschw. gestorben [dass
er in 3 Tagen gesund und tot gewesen].' 1668, ZUster
Neuj. 1868. .[Wenn ich Das täte] gwuss wurde der
Landvogt mich geschw. gnueg nalier Frauenfeld ei-
tleren.' 1669, Th (Schreiben eines ref. Pfarrers). ,Eitele
Freuden, flüchtig wie Wind, verlieren sich g.'
JCWeissenb. 1681. S. noch Bd IV 1196u.; Sp. 707M.
,So g. müglich': ,[Dass die] Intendenten zu StGallen
und Weil ... das heurige Zehnd- und Bodenzinsgewächs
so geschw. müglich beziehind und selbiges für die
Garnison alldorten angewendt werden solle.' 1714, B
an Z. Nit so g.; vgl. 5. Er hätti . . . a"hebiger si" und
nit so g. d'Segesse" zerwerffe" solle". JJörger 1918. ,Es
ist zu bedenken, das ein ding baldt angefangen, aber
nitt so g. ussgemacht ist.' 1560. U an Ndw. S. auch
Prüss (Bd V 816). G. nä''; gleich, bald nachdem: G.
nä''''s z'Züri''' in d'Schuel g'lütt hed g'han, so chund
L. ... dort apper. GFient 1898. Z'g., zu bald, zu früh.
Mit Dan chunst-du mier numme' schier z'g. BGr.
Nachher [nach einer Krankheit] bin-i''' wider z'g.
niechter 'bliben und i" d'Chil'''e" g'gange", erzählt Kaplan
Matthys. Ei"'m z'g. cho", zuvorkommen: Der Bursche,
der auf nächtlichen Besuch gehen will, geid gäge"t de"
Pfenster zum in d'Stube" luege", ob-mr nid ette" schon
ander Purst z'gschwünd cho" sind Gr. Z'g'schtvindist;
8. Sp. 392o. ,Nicht g-er', alsbald. ,Es wirt Kaiser Fl.
Anicius Olibrius; regiert nicht gar vier Monat und
verlasst das Reich ... Fl. Glycerio ... [Darauf] wirt
1961
Schwand, scliweiui, schwind, schwoml, Schwund
1962
Fl. Julius Nepos ... zu einem Kaiser nach Vertreibung
Glycerii angenommen. Nicht geschw-er muoss er auch
einem Anderen den Platz räumen.' Guler 1616. ,Als
aber die Langbarter diser Anschlägen innen wurden,
ordneten sie nicht geschw-er . . . zwölff Gesante an den
Kaiser, umb Fried zuo erwerben.' ebd. — 8) neg., über-
gehend in die modale Bed. leicht Bs; B; GrV.; S; Nhw ;
ZO. Syn. bald Id (Bd IV 1195); ge-rad (Bd VI 504 u.).
i^i«^.; s. Bd VI 1608h, (.IReinh.). Nitsog. Basvergisa-
i'''-der nit so g. Bs. Me" mues'-em nüd so g. fürch'e",
sagt man sich und Andern zur Beruhigung ZO.(Schoch).
ifüj"'*te" tüej-er-me [tue er sich] sus nit so g. CSchnvuer
1919. ,Es wird nicht so geschw. zu Dem kommen.'
Ndw Kai. 1905. In Vergleichungssätzen. Ulf-''em Hei'"-
weg isch es Donnerwetter cho", wie nit g. no''' ei's.
Schild 1876. Er het sini Nerve' abg'hertet g'ha" wie
villicht nid g. Eine''. RvTavel 1913. Er ist ja nid
rieh, aber tüechtig u'"' brav loi" nid g. Eine'', W"" achte"
tuet-men-en aW'' wi nid g. Eine". LWENGER-Gfeller
1916. Leichtlich, wohl: ,[Gott] hat ein haus, darinn
geschw. vil wonung sind [nach Joh. 14, 2].' Tu Pur
(Schade II 162. 344). — 4. „gewandt von Geist, ge-
schickt", gescheit, aufgeweckt „Gr" A., Av., Chur, Chw.,
Seh., Tschapp., Ths (vgl. unter 1 a), V., klug, vor-
sichtig BSi. ; in ungünstigem S. schlau, pfiffig GrAv.,
Chur, Chw., in der ä. Spr. auch durchtrieben, (arg)-
listig, verschlagen, heimtückisch, betrügerisch uä.
,Scharpfsinnig, kluog, g(e)schw., gescheyd, voll lists,
solers; geschw., gescheyd, wol besinnt zuo kriegen,
alacer animus ad bellum suscipiendum; in nöten ge-
schw. und gescheyd, in periculis cautus; geschw., spitz-
fündig, listig, erfaren, diffig, scharaper, gfiert, acutus,
callidus, versutus; voll betrugs und lists, geschw.,
trughaft, dolosus.' Pris.; Mal.; s. auch Bd I 172 (alc-
fänzigj. 479 0.; VI 62 u. (durch-riben); VII 96 M. a) im
günstigen S.; von b in den ä. Belegen nicht durch-
weg zu sondern. Attrib. E(s) g-s Chind, ein lebhaftes,
begabtes, geistreiches GrAv. und It Tsch. En guete",
g-e' Blieb Gr.Av. D'Geiss sind verfluemt listigi und
g'schwinti Tierli; aber d'Hirte" sind doch nW'' g'schider
und g'schwinter. J,Iörger 1918. ,Magis, der g. ryter.'
MoRGANT 1530; frz. subtil. ,Für und für einfaltig, ouch
geschw. lüt erfunden werden, die sich mit derselbigen
[der Sekte der Wiedertäufer] ... vermassgen.' 1531,
B Ref. ,Dass ir bedenkint, dass ir geschw., vorteilig,
kriegswyss lüt, und nit kind gägen ücb an der band
habint.' ebd. (B an beide Panner). ,Er, als an listiger,
geschw-er mensch ... hat sich [die Gefahr voraus-
sehend] mit vil zuogelegter provant verschloffen.' Kessl.
,[Ich hatte Bedenken, meine nur für mich geschriebenen
Aufzeichnungen] bei diser geschw-en weit in offnen
truck zegeben, besonder dieweil ich mich sölicher ge-
schicklichkeit selbs nie geachtet, noch büecher in truck
zeschreiben vermässen hab.' Stumpf 1541 (Vorrede).
.[Bischof Salomon war] ein weltweiser, geschw-er man.'
Vad. ,Jonadab was ein seer g-er man.' 1548/168S,
II. Sam.; .weiser.' 1530; .listiger.' 1667/1707; oocföj.
LXX.; prudens. Vulg. ,Man sieht ouch in sinen reden,
was geschw-en und sinnrychen menschens er gewäsen
ist.' Diogenes 1550i .Erauncta; naris homo. ein ver-
stendiger und geschw-er mensch, der ein ding wol und
bald merkt; navita; callidi, geschw. und listig schiff-
leüt.' Pris. .[Der Z Bürgermeister Brun] was ein wiser,
geschw-er mann, der vil guots der statt schuoff und
sich dick redlich und mannlich hielt.' .Eg.Tschüoi.
.[Königin Agnes] ist eine wunderbare listige, geschw-e
frow gewesen, gherzt wie ein mann.' ebd. .Der hoff-
meister ist ein g-er man; üwer gnaden er ouch
wol raten kan.' Meinrad 1576. ,Es hat in disser Statt
[Venedig], wie auch in ganz Italia, ein geschw. und
listig, doch unbestendig Volk, das eidtgenössischer
Ufrichtigkeit und Trüw nit zu verglychen ist.' 1608,
Z Gesandtschaftsreise. .[Das Veltlin] hat ein schön,
lieblich, geschw-es Volk.' Sprecher 1672. S. noch
BdVllI37M. (GGotth. 1599). 513M.; Sp. 219 fan-
schlegig). En g-e'' Chopf GRChur. ,DiewyI er [Fabri-
cius] so ein g-en köpf zuo lernen hat.' 1538,
Brief. ,Ein geschw-er köpf, acumen ingenii; die ge-
schw-isten köpf, hohe verstand, ingenia summa.' Pris.;
Mal. .Die Einwohner haben fehrige. geschw-e und
sinnreiche Köpf.' Guler 1625. ,Velox ingenium. ein
geschw-er Kopf.' Denzl. 1677/1716. S. auch Hosp. 269.
Mit scherzh.-satir. Übertragung vom Bauch: .Es soll
im [dem römischen Kaiser] alls gan richtig fort, was
er in synem tumnien sinn ist heben an und mit synem
g-en buch erdenken kann.' Macritiana 1581. ,G-er ver-
stand.' , Acumen argutum, ein subtyler und geschw-er
verstand.' Pris. , Einen feinen und geschw-en verstand
haben in allen dingen, also, dass sich einer nit bsinnen
muoss, sunder schnall antwort gibt, in nuraerato
habere ingenium; eines geschw-en und ferigen Ver-
stands, promptus ingenic' Pris.; Mal. .[N. ist] seiner
gelehrte und geschw-en Verstandes halben zum höchsten
verrüempt.' Ard. 1598. .G-e Vernunft'; s. schimpfig
(Bd VIII 790). .G-er fund' : .[Ceres lehrte den Menschen]
die kunst der fruchten ... und damit s aller weit wurd
kund, hat sie erdacht ein g-en fund', indem sie
den Triptolemos aussandte. 1576, Wick. S. noch für-
schlahen (Sp. 450). Präd. Du bist doch albig noch en
G-i ... und merkst Alles. ApV. (GnSch.). ,[Abt N.]
ist fürtreftenlich geschw. und verständig uff des clausters
bruch und zuotragenlicher husshaltung.' Kessl. ,Die
[Kinder Lemechs] sind kunstrycher und vil g-er
dann unsere kinder all.' Riief 1550. ,Dass iren [der
Teilnehmer an Wettkämpfen] keiner so toll sige, das er
«in gmüet mit flyss und üebung der leer nit schärpfer
und g-er möchte machen.' Diogenes 1550. , Superare
aliquem calliditate, vil gschyder oder g-er sein dann
ein ander.' Fris. ,Er ist g. von den Sachen zuo reden
und zuo urteilen, callidus rerum iudex.' Pris.; Mal.
,Der sickust hat einen seer guoten verstand und ist
g. und listig.' Vogelb. 1557. S. noch Bd VI 1755 M.;
VIII 37M. , Einem ze g. sin': ,[Der Bruder eines vor
dem Ehegericht erscheinenden Mannes] klagt insonders
ab inen beiden, si vertätind vil und me denn in sinera
vermögen wäre, darzuo so were die frow sinera bruoder
ze geschw. und er iren zuo einfaltig.' 1530/3, Z Ehe-
gericht. — b) in ungünstigem S. a) von Menschen.
Der Nächpür ist e" g' Schwunde" , abg'füertc Ma"" Gu
Chw. (Tsch.). Ein Kaufmann ist g. wie der Tüfel GrAv.
,[Kain:] Wie bald sich mert mins vatters gschlächt,
so müesst ich werden irer knecht. Darumb ich mich
und mine kind wil fräfen machen, listig, g.' Rüef 1550.
,Dievvyl ... von den geschw-en sophisten vil wunder-
barlicher ussfiuchten gesuocht werdend.' Gdalth. 1553.
.[Simson ist] gar g. und fräfel'; später: ,er ist g. ...
ouch listig, stäckt aller ducken vol.' Sahson 1558. .Hä.
wie sind die wyber doch so g. ! ich glaub nit, das man
irs glychen find.' Grübel 1560. S. auch Bd VI 1136o ;
VIII 685 M. — ß) von Worten und Handlungen. .Ein-
1963
Schwand, schwend, schwind, schwond, schwund
1964
faltige personen, so durch [die] geschw-en glissenden der
widertöufern Worten verfüert wären.' 1527, B Ref.
,[Die Luzerner nennen] solich unser billich begründt
Verantwortungen geschw. juristenglosen.' 1531, Absch.
,[N. habe] Barbara Pfisterin von Ustre nit allein mit
geschw-en hälen wordten, sonder ouch mit versprechnis
der ee beredt, sinen willen mit im zuo verbringen.'
1534, Z RB. .[Der Angeklagte] gab mit vil gschwätz
und g-en werten sin antwort.' 1543, Z Ehegericht.
,Ein geschw. geschwätz und gar der warheit zuowider.'
1573, Brief (HBull.); nachher: ,betrugliche rhetorica.'
,G-er list.' ,[Die Weisheit] verstadt sich uff alle
g-e list der reden, die räterschen und verborgne reden
kan sy usslegen.' 1525/1707, Weish.; axptxfdj Xöywv.
LXX.; versutias serraonum. Vulg. ,Als auch niehr-
raahlen mit tauschen und anderen vervorteilungen und
geschw-en listen dem züger zuo dem guot, dessen er
rechter züger ist, der zug benommen wirdt, ist darauf
gesetzt, dass durch solche geschwindigkeiten dem
züger nichts benommen sein [solle].' 1556, Bs Rq. ,G-er
und subtiler list, astus acer; g-e list, docti doli.' Fris.;
Mal.; s. auch Bd I 479 o. , Solch künst hab ich ghört
noch nie; ich bin zwar an der frömde gsin. noch sag
ich by der trüwe min, die g-en list hat ich für-
war so wytt nit gsuocht.' RCys. 1593. ,G-e listigkeit':
,Der meister [sei] sinen innen worden und wellen
wnssens haben, wer da innen [in der Schlafkamraer
der Magd] were; sy aber habe in mit g-er listigkeit
abgewent, das er gwent, es sye niemans da.' 1543,
Z Ehegericht. ,G-er rank.' ,G-er ausschlupf oder
rank, gschwindigkeit, stropha.' Fris.; Mal. S. noch
Sp. 14'.i4o. ,G-e tück.' .Bruch g-e tück [gegen
deinen Vater]', rät ein Freund dem verlorenen Sohn.
GBiNDER 1535. ,G-e praktik(en).' ,So habend wir üch
gern wollen sölich geschw. practika zuo wüssen tuon,
uns und üch allen vor mererm kummer und schaden
... zuo sin.' 1521, Abscb. (L an Z). ,So schicken wir
üch zuo einen brief, ... darab ir nemmen mögen, was
geschw-er praticken vorhanden sind und warumb die
sach verlenzt wirt.' 1528, B Ref. , Schwär, untrüw,
bös oder ufrüerisch händel und sachen ... als da je-
mand mit bösen gefärden, geschw-en. untrüwen, heim-
lichen oder offenlicben pratiken, anleitungen oder uf-
sätzen sich göttlichem wort ... ze widersetzen ...
understan wurde.' 1531, Abscu. ,üff das die geschw-en
und unzuolässlichen practicken zwischen den eheleuten
in Sachen ir ehe belangendt abgestellt und verhüetet
werden [wird ein Ehegericht eingesetzt].' 1533, Bs Rq.
.Hiltprand [Papst Gregor VIL] ein eergeitig, listig und
rachgirig mandli, welcher durch geschw-e pratik et-
licher leien ... one ordenliche wal ... an das pa[p]stuom
komen und ingetrengt was.' Vad. ,Wie die prakticken
der menschen geschw. sind.' 1550, Brief (JFabricius).
.Wiewol er, der Müsser, allerlei heimlichs uffstiften
hat und g-e prattiken wider die evangelische Eid-
gnossen und Pündter gemachet wurdent.' HBull. 1572.
S. noch BdV568M. ,G-er anschlag, üfsatz.' ,Wyter
so ist üch an zwyfel wol ze wüssen. wie die V Ort
... für und für mit den Keiserscheu und Osterreichischen
... in stäter wärbung und practicieren stand und was
seltsamer, geschw-er auslegen vorhanden sind.' 1529,
B Ref. ,In betrachtung untrüwer, geschw-er ufsätzen,
deren sich die fygend göttlicher warheit ... bemüegend.'
1529, Z (an den Landgrafen von Hessen). ,Desshalb
sy ouch das cristenlich burgkrecht mer zuo einem
schyn und abschrecken gefaarlicher geschw-er ufsätzen
der betrüglichen nienschenkinder ze machen für-
genommen.' 1531, Absch. S. noch Bd VII 1535 u. (2mal).
,G-e stuck.' ,[Der Papst habe] unser knecht noch 2000
by im; mit denen werden allerlei seltsame und geschw-e
stuck gebrucht.' 1521, Absch. ,Ja frylich hat der tüfel
[mit dem Gebot der Ehelosigkeit der Geistlichen] ein
geschw. stuck brucht.' Zwinoli. — 5. Hurtig-und-
g'schicind, kaustischer Salmiakgeist, liq. ammon. caust.
Apothekerspr. (Z); vgl. JHolfert, Volkstümliche Arznei-
mittelnamen S. 89.
K\ii.'l'ja-)sieind(i), WiM. (g(-Uieinde, -awinf, vgl. Gr.WB.
IV 1, 3994/8 Cgeschwiud'); IX 2645/52 (.schwind'); Martin-
Lienh. II 526; Fischer III 507/8; V 1289. Zu der im Sandhi
entwickelten Form g'schn-iny vgl. die P.irallele iu der Anm.
zu sehwinden, zur Form mit innerm -(- die Anm. zu ge-mnd
(Bd VII 1136). In Namen. ,Ruod. der Swiud von Mitlode.'
I2S7, ASG. FX. G'schwind BsB., Mutt.; SSchw. ,Cristeii
Gschwind.' 1520, BsBub. ,Symon Geschwind, rebman.' 1524,
Bs. ,G(e)s(ch)winduf(q.' 1370/1443, AaB.(,Desßeschwindufes
hus.' 1427, AaB. Urk.). Als fingierter Name in der RA.
'» G'achicindelii Tochter a" der Täpt^-GuHs, von einer Langsamen
ZGut.; vgl. rä;jen-(?as9 (Bd II 453). folg-mer-y sehwind htüH
,„i's Chind. KL. Nr 2818 (Z). Appell. Fiireh<-der-g sehwind m.,
Hasenherz ZWth. G'schwivd-derdnr''', Neckname für Winter-
thur (Dan.).
un-: Nur ,nit u.', schnell, sofort. ,Sye der Sp. nit
u. gwäsen [und sei dem W. zuvorgekommen, nämlich
beim Kauf eines Gutes].' 1560, ZKyb. ,Die schalen,
bein, die vor dir sind, legs uff den teller nit u.' Fris.
1562. — Uhd.ungeswinde; vgl. Gr.WB. XI3, 859.
blitz-: blitzschnell. N. het-sech bl. itmg'chert.
RvTavel 1916. — Auch bei Gr.WB. II 134; Jlartin-
Lienh. II 526.
weit-: weltklug. .Abbt H. von Busnang ... ainen
kriegschen und weltg-en menschen und an des
kaisers und fnrsten höfen ... wol verruomten.' Kessl. —
wunder-: überaus schlau; s. Bd 11 648o.
g^-schwindhaft. in GRNuf. g'schtcünthaft : Adv.,
(ziemlich) schnell, bald GrAv., D., Doml.. Nuf., Pr., S.
Dass es g. g'gangen ist [im Eisenbahnzug], hed er schoti
g'merkt. Bühlkr. Chiimvi en Bit: g. irider! GrAv., S.
lez gön-i''' denn g. GrS. Die Blueme" tuend g. ver-
blüe". ebd. Das Fleisch junger Murmeltiere ist g.
g'sotte" GrAv.
G^-schwindheit f.: Geschwindigkeit Ndw (Mat-
thys). .Celeritas, Geschwindheit.' Denzl. 1666/1716. —
Vgl. Gr.WB. IV 1, 3999.
G = -schwindi, in GRChw. -ü-, in GrV. G'schtcinti
— f.: 1. = dem Vor. wohl allg. [Die Mädchen] heind
bedr z'Mäl g'redt und mid-ere" G'schtcinti, dass d' Wort
über de" Luzzi ab 'trölt sind, a's täti's Chrotte' haggier.
JJöRGER 1918. ,[Die Sandaale] sollend sich so mit
grosser geschwinde in das sand verschlieffen und ver-
graben, dass sy mit keiner arbeit weiter aussher graben
mögend werden.' Fisohb. 1563. ,[Man habe die Diebe]
wegen ihrer Geschwinde und Grösse niemahls ertappen
können.' 1678, ZGrün.; oder zu 2V l(n) der (.einer') G.
o) in der Eile, Hast Gl; Gr; Th; Z und sonst. Öppis
i" der G. g'seh", vergesse", verwechsle", nid merke", nid
mögen erchänne". Das rechte Wort fällt einem i" der
G. oft nicht ein. [Der Dieb habe] ei" Schuoh in der
G'schmnti vergesse" oder vlore". J.Iörger 1918. In ir
G'schmmdi iscV über de" Schicineiner üss g'stolperet
ÜRChw. (Tsch.). ,Sye fanden zwar keine Leüt in
Kästen, aber in einer Gschwinde ein blaws Sekli,
darinnen 45 fl.' 1644, Z. ,[Die Leute hatten] auch etwas
1965
Schwand — schwund. Schwang— schwung
1966
Scliirms von Tischen und Brettern ihnen selbsten in
der Geschwinde gemacht, und erwarteten, ob der
Fiend etwas Tätliches vornelimen wollte.' 1656, Gfd. —
ß) = geschwind 3by OrHc., Pr.; Ndw (Matthys).
ühumm i" der G. tvider! Ndw (Matthys). Der Öhi het
g'schrihe", er chem i" der G. Tsch. ,Das wir . . . uns
so lond breden in einer gschwind.' Grübel 1560. ,Mir
lassen baldt zusammen kohn all fürsten, herrn inner
gschwindt.' GGoTTH. 1599. ,[Die Feinde Daniels] von
Leuwen ouch in einer Gschwindt mit Weib und Kind
zerrissen sindt.' 16"2'2, Zinsli 1911. , Schickt sie [die
Engel] Gott auss, einen Menschen zu erretten, da sind
sie in einer Geschwinde da.' FWvss 1677. ,Wo ich
nit in der G-e ein Tritt nebensich getan hette, bette
ich ouch ... fahlen niüessen.' ABöscu XVII. ,[Der
Pfalzgraf bei Rhein wollte] in der Geschwinde die
Pfaffen aus dem Lande schlagen.' Würstisen 1765.
,[Der an einen Stuhl gebundene Irrsinnige habe den
Tisch] in einer G-e under über sich geworfen und
Alles umbkehrt.' 1636, Z. — 2. Klugheit, Schlauheit,
(Arg-)List; Syn. Geschwindigkeit. .Geschwinde, un-
nütze und ytele wyssheit.' Zwingli; vafricies, inanis
philosophia (Gualth.). ,.\ls nun der papst . . . mit gefar-
licher geschwinde und listigkeit glisset.' Kessl. ,Mit
myner gschwinde und gschickligkeit hab ich manch mal
gross ehr yngleit.' Samson 1558. S. noch Bd II 172o. —
Mhd. «winde f.; vgl. Gr.WB. IV 1, .3998/9; Martin-Lienli. II
526; Fischer III 508; Schöpf 662. Die nicht bodenstäudige
Form ,geschwiüd(t)' (auch bei Fischer aaO.) kommt nur im
Reim vor; so noch bei JMahl. 1620.
Kriegs-: entspr. dem Vor. 2, mit Bez. auf kriege-
rische Unternehmungen. ,Araatus ... möcht den Lang-
harter mit kriegsgeschwinde und anschlegen nit vor-
ston.'VAl). — Vgl., Kriegsgeschwindigkeit' bei Gr.WB. V 2272.
G'-sch windigkeit, ,-igheif. einmal ,sw-' (Zucht-
spiegel 1425) — f.: 1. Ungestüm, Gier. ,Isse mit
züchten und [nit] mit sw. des frazes, als ob du nit
gesettet niügest werden.' Züchtspiegel 1425. ,Din an-
fang ist geschw. oder güche, din mittel träge, diu ende
unfruchtbar.' Volksb. — 2. wie nhd. allg. ,Gryffends
tapfer an, d statt richtend uf mit g.' Rukp 1550. ,VeIo-
citas, Geschw., Behendigkeit.' Denzl. 1666/1716. —
3. Schärfe (des Verstandes, der Sinne); vgl. 4. ,Wo
sy [die Kirchenväter] sich uss blödigkeit oder geschw.
der Vernunft uff ir selbst meinung und nit uff das
richtschyt göttlichs wertes band verlassen.' Zwinrli.
Vom Spürsinn der Hunde: , Geschw. zuo schmücken,
ob ein ding ein guoten oder bösen geschmack habe,
narium sagacitas.' Fris. ; Mal. — 4.= Geschwindi ;,'.
jGeschw., ein feiner und guoter list, bonus dolus,
solertia, astus, calliditas usw.; geschw., list, betrug,
spitzfündigkeit, techna; mitgschw.,astute; eines andern
geschw. verlachen, illudere alicuius acumen; besieh
die geschw. oder list, hem astutias.' Fris.; Mal.; s. noch
Ge-fierti (Bd I 926). a) Scharfsinn. Klugheit, Geschick-
lichkeit. ,Es wäre ein unnütze hochfartan imm (Zenon),
das er, zuo erzeigen sin gleerte und g., understüende
zuo erwysen das nit waar wäre.' Diogenes 1550. ,Dass
die sickusten ir näst mit grosser kunst und g. machind.'
VoQELB. 1657. ,In siben tagen drumb bsinnt üch wol
[das aufgegebene Rätsel zu lösen]; dann ir sind aller
g. vol.' Samson 1558. Hieher wohl: ,N. täte teils aus
Geschw., teils aus verzweifelter Bossheit seinem Herrn
alle ersinnlichen Possen.' 1706, B Blätter 1913. —
b) in üblem S., (Arg-)List, Spitzfindigkeit, Kniff, Be-
trug. ,[Die Wiedertäufer haben die Leute] mitgäher g.
[subitis insidiis et dolis. Gualth.] übertörlet, das sy sich
habend lassen widertouffen.' Zwingli; s. auch Anken-
Brief (Bd V 449). .[Wir] glouben wol, dass wenig lüt
damit [mit verräterischen Machenschaften] umbgangen
und die einfaltigen, frommen lüt mit ir geschw. ver-
füeren und mit erlognen tädingen zuo ungehorsame
reizen und bringen.' 1528, B Schreiben (an die Ober-
länder). ,Haruf so ist an üch unser ernstlich ermanen,
ir wellend ilents ilents uf sin und uns zuoziechen,
damit wir witer ratschlagen und des vinds geschw.
fürkomen.' 1531, Schreiben der Z Hauptleute an B.
,ln ansechen aller geschw., so wider uns fürgenommen.'
1531, Absch. Durch eine ,geschw.' und mit Hilfe seines
Bruders sei der Gefangene aus dem Gefängniss ent-
ronnen. 1546, ebd. ,Vil g. bruchstu im gelt, das
dir der übernutz zuofelt.' VBoltz 1551. ,Und ist et-
licher frömbden potentaten g. dahin gericht ... uns
in Uneinigkeit gegen einandern zebringen.' 1585, Aiisch.
,Es sollend auch listige und gefährliche Einführungen
und verübte Geschw-en in den Volkswerbungen un-
verbindtlich und ohne Kraft sein.' 1653, B Si. Rq. 1912.
,Dass zu Aussweichung allerhand Geschw-en der
Kläger schuldig sein solle, dem Antworter ... seine
Klag und Anforderung ... bekannt machen zu lassen.'
B Mand. 1725 (Prozessordn.). S. noch Bd VI l'261o.;
Vir233u.;Sp. 1963o. Neben Synn. ,Durch geschw. noch
betrug.' 1418, WBrig. ,Darumb will ich nit mit sölichen
geschw-en oder stricken gefangen werden,' Zwingli;
,sophismata'. ,Und ward also der Spanier pratik uss
list und g. des bapsts zuorugg gstossen.' Vad.
,I)as vielfaltige nüwe Fund, Arglist und Geschw-en,
des Nechsten Gut wider Recht an sich ze ziehen, er-
sinnet worden.' B Wucherniand. 1613/28. ,Durch aller-
handt Subtiliteten und Geschw-en.' 1655, Absch. Die
Zehendpächter ... hatten vielerlei .Geferd, Geschw. und
Vorteil' bei der Ablieferung des Weinzehntens erfahren.
1669, Barnd. 1922. .[Dein Teufel] sind ... die Ursachen
und Zufähl der Krankheiten nach seiner Erfahrenheit
und Geschw. am besten bekannt.' Zauberei 1704. — Vgl.
Gr.WB. IV 1, 4000/1; IX 2G7C; Fischer III 509.
,g(e)-sch windigklich: argute, attenuate, in-
genuose, solerter,subtiliter.' Fris.; Mal. — Mhd.swiiirfee-
n<l„; plötzlich, geschwind; vgl. Gr.WB. IV 1, 4001.
g«-schwindlächt Ndw, -lächtig GT., -lochtig BSi. :
Adv., (ziemlich) geschwind BSi. (Imüb.); GT.; Ndw
(Matthys).
G^-schwindrete" -a f.: .Wegkürzung, durch die
man g'schwinder das Ziel erreicht' WVt. — Zum Komp.
Schwund m.: , Abzehrung' GrD.(B.). — Vgl. Or.WB.
1X2755; Fischer V 1298. Für GrD. bestätigt und in der selben
Bed. heute auch anderwärts etwa gebraucht; doch junges
Lehuw. aus der Schriftspr. Aach der Beleg unter Frliach (Bd I
lo3So.) ist nicht ma.
Schwang— -Schwung.
Schwang m.: 1. Schwung, schwingende, bogen-
förmige Bewegung. ,Weil dan der Luft stäts ist im
Gang, so volgt diss Feur [der Schweif des Kometen]
des Atems Schw.' JMahl. 1674. , Einen schw. nSmen',
mit Richtungsbest., einen Bogen machen, von einem
Flusslauf: ,Die Dub nimbt allein ein schw. in diese
19Ö7
Schwang, schweng, schwing, schwong, schwuiig
1968
gegne [das Pruntrut], lauffet demnach wider in Bur-
gund, aus welchem sie herkommen.' Wcrstisen 1580;
nachher: ,Die Dub nimpt an diesem ort ... ein wunder-
baren Schwung in Rauracer gegne.' Uneig. in der KA.
im Schw. st", gä", wie nhd., im Brauch, in der Mode
sein, 's ist esö im Schw. ScbR. Da' ist iez wider e"
ZU lang im Schw. ThMü. D's Brönzsüjfe" geit im Schw.
B (Zyru). ,Von mancherlei seltzauien Gespensten und
aberglöubischen Sachen, so etwan im Schw. gewesen.'
ßCvs. ,Also seind hierumb römische bürgerliche Sitten,
Brauch und Kecht sampt der Sprach im Schw. gangen.'
Grasser 1624. , Die je länger je mehr im Schw. gehende
Sünden und Laster.' Z Mand. 1680/5. ,[I)ie Litanei der
Pilger, die] an vilen Ürten annoch ungescheücht im
Schw. gehe.' 1683, Z. Auch bei HPest. S. noch unter
Schwankla. In freierer Anwendung. ,[TeufelPoliticus:]
Machiafälisch fart mein Gang, ich han mein Sach im
graeinen Schw.' JMahl. 1674. ,Noch Zeit, noch Land,
noch Schw. vermag auf die Natur.' AvHaller. —
2. Schwanken, unsicherer Zustand. ,[Der Krieg habe,
nachdem] er zehen ganzer Jahr gewähret und in
zweifelhaftigem Schw. gestanden, endtlichen ein solch
Loch [Ausgang] gewunnen, dass ...' Sprecher 1672.
Zur ganzen (iruppe vgl. die bodenstäuclige Gruppe Schicank,
zuunsermW.auchGr.WB. IX2'2'20ff.; ChSchmidt 1901, 317;
Fischer V 1236. Auf eine andre Bildung weist der OK.
Srhwange'-Biel UUrs.
Ab-. , Einen A. nemen', sich abwenden. , Sobald
es [das Gespenst] in den Vorhof kommen, nam es einen
A., verliesse seinen Geleitsmann und verschwände.'
LLav. 1670. — In andrer Bed. bei Schm.'II 638.
Über-. Nur ,über-schwänglich': was über das nor-
male Mass hinausgeht. ,In ubersw. geltscliuld komen.'
Jdst. ,An die von Nüwenburg, sich des ü-en verkouifs
kornsmüessigen.' 1539, BRM. — Augen-: Augenblick,
Nu. ,Drauff im A. tat haben Gott sehr edles Hofgesind.'
JCWeissenb. 1678. ,Eben in dem A.' ebd. — Us-:
entscheidende Wendung. , Diese [Zuznger] bei tausent
stark, gleich wol durch die ferre reis abgemattet, gaben
dem streit mit ungestüemen stechen und schlahen den
außächw.' WüRsTisEN 1580. , Darnach name die spennige
sach des keisertumbs im 1323. jähr etlicher mass ein
außschw., in dem sich die zwen widerwertigen könige
... wider ernandern zuo veld rüsten.' ebd.; danach bei
Guler 1616, 147 a.
Schwängel m.i wesentl. wie nhd. 1. a) Uhrpendel
ZDättl. Auch bei Birnstiel 1919, 102 (GT.V). —
b) Glockenschwengel Aa (H.); GW.; Ta (Wepf). , Diese
[Glocke] ist jetz die Schlagglogg, hat keinen Schw.
mehr, kann also nicht mehr geläutet werden.' Mem. Tig.
1780. ,Ein metallen Glöcklin ... ohne Schw.' Bs Zeug-
hausinv.; wiederholt. — c) Bestandteil der Trauer-
kleidung vornehmer Frauen, langer, schmaler Stoflf-
streifen, der vom Tächli-Tüechli (s.d.) oft bis auf den
Saum des Kleides niederhieng. XVIIL, Z. ,Bei Leichen-
anlässen sind die Edelfrauen noch durch einen so
geheissenen Schw. oder langen Riemen gleichen Zeuges
[wie das ,Tächli-TQclilein'] von den übrigen unter-
schieden.' DHerklib. 1751. S. noch Z TB. 1858, 229
mit Tafel 111. — d) an einem Banner; Näheres unter
Schicänkel. ,Hans Schöni, der trummenschlacher, soll
geredt haben, warumb der bar [das BBanner] ein schw.
[habe], die von Lucern im die zän ussbrochen', Spott
über den Ausgang des zweiten Kappelerkrieges (und
Anspielung auf Murners Schmähgedicht von des Bären
Zahnweh). 1533, B RM. ,Anno 1273 begäbet Kaiser
Rudolfi' die Statt Zürich mit ansehnlichen Freiheiten
und ziehret ilir Panner mit einem roten Schw.'
FrHaffneb 1666. — 2. pars, a) wie nhd. Laden-
schwengel. Stilientenspk.; Syn. Schwung. — b) , Schelt-
wort auf einen müssiggehenden hochgewachsenen
jungen Mann' Aa (H.). ,Das Volk liegt mir gleich am
Herzen, wenn ich schon sehe, dass es ... mit Schw-n
liebäugelt, über Laffen mich vergisst.' Gotth.; ,mit
Schlingeln.' 1861. — Vgl. Gr.WB. IX 2523ff.; Fisclier V
1278 (Aum. zu Schirenkel), zu 2a auch Kluge 1895, 125.
Galge°-: wie nhd. Aa (H.); Syn. G.-Strick. , Erz-
galgenschwengel.' UBrXgger 1792. - Vgl. Gr.WB. IV I,
1177; Fischer III 29.
Gasse°-: Gassenjunge. Dö isch-mi''' aber aW''
e" Täuhi a'eho" ab dei'"m nülnutzige" G. AGvsi 1899
(AASuhrent.). Auch Alpenr. 1827, 373 (BO.).
Lade"-; wie nhd. Bs; Th; Z und weiterhin; zu-
nächst stud. — Vgl. Gr. WB. VI 50; Fischer IV 91 7.
schwängle": pendeln, 's Stube" zit ist au''' derbi
g'si" [beim Hausrat auf dem Möbelwagen], ntf dass-
es nüd g'schwenglet het GT. (JGBirnstiel). Von der
Gangart eines Hochmütigen: ,Wenn Einer zum Herrn
wird . .. kann er nicht mehr gehen wie zuvor, sondern
er muss nach beiden Seiten Schwengeln, als wäre das
ganze Land sein.' AUZimmerm. 1900. — Mhd. swengeln,
schwingen; vgl. Gr. WB. IX 2527. FN. ,Schwengcler.' 1521/
33, ZWelsikou.
schwanger: wie nhd. Aa (H.); BE. (Gotth.); PAl.
(Giord.); SchR.; Nmv (auch It Matthys); Z, doch nicht
volkst. ; dafür voll (Bd I 780 M.), gross, hops (Bd II 803/4.
1494), dick, ferner in der Hoff'ning sin (ebd. 104'2);
Weiteres auch unter C/uwrf(BdIII336/7). ,Wenn menner
haderend und verletzend ein schw. wyb, das ir die
frucht nit fürkompt ...' 15'25/1707, II. Mos. ,Das ver-
derben [wird sie] schnell überfallen glych wie der
schmerz des schw-(e)ii wybs.' 1525/1707, IL Thess.
,Ein schw-e oder tragende frauw, gravida mulier,
gravis utero; schw., die mitt einem kind gadt oder
gross zum kind ist, pra;gnans.' Fris.; Mal.; ähnlich bei
Denzl. 1666/1716. Scherzh.: Si g'seht dri' wie-n-en
sehio-e'' Mützger, von einer Beleibten ZO. (Messi-
kommer); vgl. ÄiJ^er (Bd IV 622). Präd. Schw. si",
werde", gö" Aa (H.) und sonst. ,Doch mag sy im das
kind, ob sy schw. gienge, bim eid wol gäben, ob ers
gemacht' 1540, Z Ehegericht. Mit Gen. ,Wer die
fraw eins suns schw., so der man abgieng, als bald
den" das kind geboren wirt und die fier wend gsäch,
so soltend im auch die waffen pliben.' ZLauf. üffn.
XV./XVL; vgl. Sp. 152o. ,Agthli Meyer von Erlibach
... hat verjechen, daz si zum dritten mal kinder [!] sw.
worden syg.' 151 1, Z RB. S. noch Bd V 861 u.; Sp. 424 M.
Mit ,by', ,von'. ,NN. sollen erkunnen, ob des küehirten
tochter by irs vatters bruoder eins kinds sw. gange.'
1495, Z RM. ,Nun hab es sich begeben, das die frow
... by im schw. worden.' 1543, Z Ehegericht. ,Sy ist
vom Pamphilo schw., gravida e Pamphilo.' Fris.; Mal.
,Schw. machen.' ,Er habe sy verfeilt, irs mägttuombs
beroubt und schw. gemachet.' 1530, Z Ehegericht.
,Schw. machen, einer den bauch füllen, gravidare,
uxores gravidas reddere.' Fris.; Mal. Schwangere als
Furbitterinnen für Verbrecher: ,[Ein Verbrecher wird
begnadigt auf Fürbitte der Frau und Schwiegertochter
des Landvogts] miner frow schulthessin und vil an-
derer eeren[-] und grosser, schwangerer frowen.' 1429,
1969
Schwang, schweng, schwing, scliwong, schwung
1970
AaB. ; vg]. gröss-schw. Sclnvangerschaft als Begnadi-
gungsgrund. ,Das sy den lüten als vil verstoln hett ...
das man sy ertrenkt sölt haben, und do sy uff das
nider hütli gefüert waid in der raeinung, das sy den
tod sölt han gelitten, do befand sich, das sy eines
kindes sw. was, und durch das die geburt mit ir nicht
verdürbe, so lies man sy Gott ze lob und unser lieben
frowen Marien ze eren lebendig [und verbannte sie].'
1382, Z Verrufbuch; älinlich 1412, Z StB. II 236. ,Da
sy [eine Diebin] ersehaint und anzaigt, das sy aines
kindes schw. ... darumb .sy von aineni ersamen hoch-
gericht wider hindersich in die gefangenschaft ge-
wissen, die warheit und ob sy schw. oder nit by iro
zu erfaren ... und findt sich jetzunder, dass sy mit
dem kind gat ... und jiittet sy, die frow, iro gnad und
barmherzigkait zuo bewyssen und sy in ansächung
irer schwären langwirigen gefangenschaft, ouch der
strengen marter und das sy schw., ze ledigen.' 1577,
Schreiben des Th Landvogts Pfyffer an Z. S. auch
gröss-schw. Einschränkung des Fischereiverbots zu
guusten Schwangerer. ,Von der vischetzen wegen
sprathent si [die Boten der Aarauer Vorstadt] das da
vil swanger frouwen werent, die kernen B. [den Vogt
von Suhr] an, inen ze erlouben, mit der wellen ze
vischen, daz ouch der tat.' 1441, Aar. StR. .[Caspar
Effinger zu Wildegg soll von Denen von Möriken im
Besitz seiner Fischenzen nicht beeinträchtigt werden]
ob aber zuo zitten schwanger frowen vischens be-
gerten und er darumb gepetteii wurd, so soll er sich
darinn gegen in friintlichen halten und finden lassen.'
1489/90, Aa Rq. 19'23 (B Spruch). Es sollen die ver-
botenen Wasser, die Lehen sind oder sonst von Alter
her der Obrigkeit angehört haben, derselben auch
ferner zustehen, doch mit der Einschränkung, dass der
gemeine Mann für die Notdurft kranker Leute und das
Gelüsten schwangerer Frauen fischen darf mit einem
Netz. 1525, Absch. (13 Lf.). Weiteres über Volkskund-
liches s. Gotth. XVIII 50/1; HZahler 1898, '22; AfV. VIII
144.272; X 24; XIV 216 (RCys); XV 178 (Schw Arzneib.
XVII.; vgl. Schwlning Sp. 1927M.); XXIV 302; WManz
1916, 85/6. Uneig. ,.Sy weitend ainnial das fürnemen,
das sy nun jetzund au ganz jar schw. tragen, an den
tag geberen.' Kessl. ,Dass ich nit einem einigen
köndte zutruwen, dass er schw. gange mit etwas
falscher verführerischer Lehr.' JJBreit. 1641. .Die
Züricher ... werden Dasjenige schwehrlich erlangen,
mit denen [!] sie lange Zeit schw. gegangen.' 1714,
Lied. S. noch Bd VIII 1490u. — Vgl. Gr. WB. IX 2230,
Fischer V 1235.
gross-: hochschwanger. ,Siner frowen, die mit
einem kind großsw. gienge.' 1474, Z RB. , Müllerin
hatt des, das sy großschw. ist, genossen, sonst were
sy umb ires bössen niuls willen gestraft; Iren ist aber
darfür ein guoter filz worden.' 1691, Z RM. S. noch
Sp. 70M. — Vgl. Gr. WB. IX 2234 (unter f).
schwängeren: schwängern. .[Der verschwundene
Ehemann könnte] vilichter mittler zyt widerkommen
und sy schw., damit die zal der kinden meeren.' 1559,
Z Ehegericht; s. auch Sp. 1742o. , Gravidare, schwän-
geren; gravidata, geschwängeret.' Denzl. 1666/1716.
,Ein Priester ... verkleidet sich in Gstalt der h. Jung-
fraw Mariae und schwängeret eine Tochter.' Sprecher
1672. ,Ein Tochter [habe] sich an ein catholischen
Schuhknecht gehenkt, der sie geschwängeret.' 1726,
Th. ,Das Änni Tschanz verharrete auf seiner Anklag,
Schweiz. Idiotikon IX.
dass Peter Wermuth ihns geschwängeret habe.' 1744,
B Chorgerichtsman. , Eines kindlins schw.' ,[Sie sei]
von im beschlaffen, verfeilt und eins kindlins ge-
schwengert worden.' 1543, Z Ehegericht. S. noch
Sp. 1705u. — Vgl. Gr. WB. 1X2240/1; Fischer V 12:!5.
an-. Ptc. ,an-ge-schwängert', uneig., erfüllt. ,Mit
Begirden nach der ... Ewigkeit ganz angeschwängerte
Seelen.' JJUlr. 1718. — Entsur. Gr.WB. I 451; Sanders
2, 1034 b.
be-. Ptc. ,be-schwänger(e)t', uneig., durchsetzt,
durchtränkt. , Solche mit Salpeter beschwängerte Erde.'
.TJScHEüCHz. 1718. ,Saxum cinereum sale comrauni
prffignans, grauer Felsen mit Salz beschwängeret.'
ebd. — Vgl. Gr.WB. I 1600/1.
Schwängerer m. , [Der Vogt] erschwerte ... den
Geschwängerten den Rechtsernst gegen den Schw.'
HPest. 1790. — Vgl. Gr.WB. IX 2240.
Schwängeri f.: Schwangerschaft. ,Als das xund
worden wyb sprach [Luc. 11,27]: sälig ist der lychnam,
der dich getragen, und die brüst, die du gsogen hast,
leert er [Jesus] ein geistliche, gotzbürtige schwengre:
sälig sind, die das gotzwort hörend und haltend.'
ZwiNGLi; divina nativitas. ,[Die von ihrem Dienst-
herrn geschwängerte N. habe] irer muoter hiervon
nützit gedacht noch anzeigt, sonder die schwengere
iemerdar vertrugkt.' 1550, Z RB. ,Dieweil die
Schwängere und Säugere [Lactation] da ist, dieweil
ist kein Excrement [menses] da.' Parac.
Schwing m.: Schwung, Gang. D' Sach werchet-sech
i"'" Schw., kommt in Gang BBe. (Buchmüller). —
Mhd. «ici'no, -yfs, Schwung, (h,iir.) napta, pnrganieuta liui; vgl.
Gr. WB. IX 2683. Ein Nomen ag. zu schwiiujen liegt vor im FN.
, .Swing'. XIV., AaBreuig. (,des Swingen hus'); vgl. Schirinr/er.
Ab-: Abgang vom Getreide beim Rännlen (Bd VI
975, Bed. 2) L. — Spätmhd. abswinc, napta, piirgamenta lini
(Piefenh. 1857, 375a); vgl. das Folg. sowie Schwingen Tl.
Üs- m. BBe., n. nach AHöpfn. 1787 und St.: ,das
beim Wannen der Frucht Auffliegende, Spreu, Unkraut-
samen, Staub' BBe. (Dan.), „das Unsaubere des Ge-
treides, selbst des Flachses und Hanfes beim Schwingen
desselben L"; Syn. Us-Ge-schwing, Üs-schwingeten.
,Das Säubern der Frucht geschiehet bei oder nach dem
Treschen, und der Abgang oder das sog. Ausschwing
ist sehr dienlich zu Fütterung allerhand Viehes.'
AHöPFN. 1787 (nach PfrSchnyder in LSchüpfh.).
Busch Bi'schwing — ra., PI. unüblich: I.Gestell
zum Schwingen des Flachses, bestehend aus zwei recht-
winklig zsgefügten Brettern, deren eines wagrecht auf
den Boden zu liegen kommt, das andere senkrecht
steht; die sitzende Schwingerin, den linken Fuss auf
das liegende Brett gestellt, bearbeitet den über das
Ende des andern Brettes gelegten Flachs mit der
SchwingeGRÜbS.; Syn. Bilsch-,Schuying-Stoek;\g]. a.nch
-Schwingen I sowie schwingen 3b. — 2. = Baichen 13 d
(Bd I V 1 190). ebd. — Die lautliche Schwächung des I.Gliedes
nach hekannteni Gesetz; vgl. Buachotüen mit Anm. (Bd IV
1T75/6). 2 nach der Formähnlichkeit von 1 übertragen.
G'-schwing G'schwüng — n.: = Üs-Schwing Gr
Gast., He.-(Tsch.); Syn. Karjänten (Bd 111 429). — Zur
Rui]dnngvgl.9'8cAiiiirad(zT.auf dem selben Gebiet) für j'^/inuW
(Sp. 1956). lu andrer Bed. bei Gr. WB. IV 1, 4002.
iU-G'schwing: = dem Vor. AAPri. (Hürbin); BE.,
Konolf. uud It Id. (.reiectanea, quisquilis, eiectamenta')
und Zyro; SThierst. (, leere Spreu oder doch sehr leichtes
Korn'). ,[Der Müller soll die Abgaben an Getreide,
124
1971
Schwang, schweng, schwing, schwong, schwung
1972
sowie] sumel, zuiiiel, staub und ussgeschwind [!] vom
iDuos und anders mer . . . innsamlen. inn beschlossne
ordt und gewalt versichern und versorgen.' 1578, Tb
Weinf. ,[Üer Beklagte] were von ettlicheu tröschern
underwisen worden, das ussgschwing horte den buw-
meistern für ir belonung, und so er gwüsst, das inie
das u., das dann er heim treitt, nüt im ghört hette,
weite ers nüt gnomen haben.' 1588, ZAnd.; wechselnd
mit ,ußschwingeten', ,uachgschwing', ,nachkorn' (s.
Nach- Gliom 3 Bd III 473). — Näcli- s. unterm Vor.
Schwingel II m.: 1. Flachsschwinge GSa.; Syn.
Schwingen I. ,Auf das Brechen folgt das Schwingen
(schwingein). Das hölzerne Schwingmesser, der Schu\,
ungefähr 2 -3 Fuss lang, geformt ähnlich einem
Schiffsruder, ist scharfkantiger als die Breche. Der
Flachs wird aufgehäugt und mit diesem Instrument
geschwungen, bis die Aglen vollends entfernt, die
Fasern mehr gespalten und geschmeidiger gemacht
sind.' AfV. (GSa.). — 2. , Turnpferd, Voltigierpferd' Bs
(Seiler). — 3. Pflanzenname, Schwingel, Festuca Tu
und sonst, auch in den Zssen Gold- (Fest. pan. Gr It
Durh.),Ber3-(Fest.mont.,beiStebler-Schröterl884,34),
Schopf- (S), Wise"- (Fest, prat, It Z Anl; 1764) Schw.;
doch kaum volkst. — Vgl. Gr. WB. IX '2689.
Schwinge" I f., Dim. Schwingli LE., -eli Th (in
Bed. '2a); 1. .Instrument zum Schwingen' Ndw (Matthy s).
a) Peitschenschnur TaErm. (ONägeli 1898, 47). —
b) Rute BSi., .Schwirgrute' Ndw (Matthys). Der Mauser
braucht zur Herstellung seiner Fallen ,Schw-en' aus
Haselholz; durch ihre Schwungkraft wird der Maul-
wurf, der in die an der ,Schw.' befestigte Schlinge
gerät, in seinem Gang erwürgt. Schweiz 1858, 102/3
(BSi.). ,Mise'- oder MüsCzange" als Ersatz der ehe-
maligen Schw-en.' Bärnd. 1908, 222. — c} = Schwingel II 1
GRÜbS. und It Sammler 1782; GoT. und It GLHartni.
1817,21; TB.; Tu, so Mü.; Z. ,Das Schwingen. Das
Gerät dazu besteht aus dem Schwingstock, einem auf
einem Fuss angebrachten Brettstück von hartem Holz,
ungefähr 2' '2 Schuh hoch und 6 — 7 Zoll breit, und
oben bis auf eine Linie zugeschärft, und der Schw-en
einer mit einem Handgrifi' versehenen Schiene, gleich-
falls von hartem Holz, ungefähr 2Vs Schuh lang, 3 — 3'/2
Zoll breit und l'/a — 2 Linien dick. Die Arbeiterin
setzt sich vor den öchwingstock, fasst mit der einen
Hand den vorher in der Mitte durch Reiben ge-
brochenen Helmling [Bd II 120'2], den Rücken der Hand
und den Daumen durch einen ledernen Handschuh
geschützt, hält ihn über den Kamm des Schwingstockes
und sondert durch anhaltendes Schlagen mit der Schw.
. . . und unter fleissigem Wenden und Drehen des
Flachses den hölzigen Teil vollends von demselben
aus.' Alp. 1827; s. auch Gr Sammler 1782, 397, ferner
Büsch-Schwing 1. ,[Das ,geristete Werch' wurde] am
Schwingstock mit der Schw. ... zu einem Putsch ge-
schwungen, die Putsche in Knupen geliächelt und
pfundweise zusammengelegt.' JMHüngerb. 1852. —
d) ,Die schw-en, ein lang und breit schwärdt, spatha.'
Mal. ,Er zucht ein bräite sw-en aus und facht sam
in dem grind ein laus.' Ring. — 2. schwingende oder
sich auf und ab bewegende Vorrichtung, a) lose be-
festigtes Blatt an der Raffle"; s. Bd V 314 u. — b) Dim.,
= Sil-Schit (Bd VIII 1518), am Wagen, bes. bei Zwei-
gespann, auch am Pflug Th, so Hw., Mü. — c) am
Webstuhl, der am Schwingen- Böckli (Bd IV 113'2) be-
festigte, um das Schwingen- hen (Bd I 545) drehbare
Hebel, der durch Schnüre mit den Schäften des , Weber-
geschirres' einerseits und den Treten anderseits ver-
bunden ist und beim Druck auf die Treten sämtliche
mit ilim verbundenen Schäfte herab- bezw. hinaufzieht
Z ; s. aw-reisen, Ge-rust, an-rüsten (lidY 1 1317M. 1529M.
1551 u.); Weber- Schmier (Sp. 1310) und vgl. Geschirr
(Bd VIII 1147 0.). ,Die Anzahl der Geschirrflügel, ihre
Anschnürung an die Schw-en und Treten und die
Reihenfolge, in der diese Treten vom Weber getreten
werden, bestimmen das Dessin des Stoffes.' HDolder
1851, '26 (wo Weiteres). — d) in der Papiermühle,
Helm des Stampfhammers; vgl. Mothes III 497. ,[Bei
einer Reparatur der Papiermühle braucht es] neüwe
Hinder- und Forder-Steüdt sambt Stampf und Schw-en,
worzu das Holz in der Mülli vorhanden ist.' XVIIl.,
Z. — 3. übh. Holzlatte, Stab BG. En eschigi Schw.
EBälmer (BSchw.). £r het scho" g'ivüsst, dass de''
Stecke" [für das Kraftspiel des , Steckenziehens']
z' schwach isch, W'' richtig! uf d's Mal hed d'Schw.
g'chrachet. ebd. Der auf den Wagen verladene Baum-
stamm wird mit Ketten festgehalten und diese, damit
sie straff gespannt bleiben, um einen Prügel gewunden,
mit-ere" Schic. g'rlHlet. Bärsv. 1911. Insbes. a) Zaun-
latte; vgl. Gatter-Schu: ,Da3s die Eingränzung oder
Einzäunung der Kirchwege mittels Anbringung von
Schw-en, Schwirren usw. ;.. für den Wanderer und
zwar namentlich zur Nachtzeit mit Gefahr verbunden
ist.' Ndw Ges. 1867. — b) Quer-, Verbindungslatte an
verschiedenen Geräten, ,elastische Latte zur Ver-
bindung zweier Hölzer' LE. (BSG. VII), ,Sprensel' L;
.Sprosse' SThierst. An der Leiter, im Gegs. zum runden
Seigel (Bd VII 480), flache Querlatte (meist sind deren
drei), die die Leiterholmen mit einander verbindet
Aa (Hürbin); L (Ineichen); S (.je die sechste, breitere
und verzapfte Sprosse'), so Bb. (,Teil der Leiter'); Z,
so Benken. Am Leiterwagen, Sprosse der Wagen-
leiter AaF. und It H. (,rippenartige Sprosse in den beiden
Leiterbäumen des Wagens') und Rochh.; Bs (Seiler);
LE.; S, so NA.; Th; Z. so Benken, Rafz. Krummes
Verbindungsholz zw. den obern Leiterbäumen LE.; Z.
Von den Querrippen am Schiebkarren, an der Gras-
Beren (Bd IV 1479, Bed. 2) ÄABb.; L; Tu, am Schnegg
(Sp. 1191, Bed. 3 b), an der Binnen (Bd IV l'289/90)
LSchüpfh. Am Düngerkarren, die 2 — 3 cm dicke Holz-
leiste, die die beiden Tragarme mit der Wagenwand
verbindet ApHer.; Syn. Trawersen. ,Ein Paar Wagen-
leitern gemacht, 22 Schw-en darzu' AaJoh. Wagner-
rechn. ,9 Schwinge in eine Stossbenne und 12 Fuss
Bretter ... 2 Bäum in eine Stossbenne, 2 Schwinge,
5 Fuss Bretter' ZBenken Wagnerrechn. ,Eine Gens-
kette, Mutter und eine Schw. an den Bing [Bd IV
1376].' ÜFrehner 1925. ,Item für ein Schw-en 8 d.' Bs
TOrdn. 1646 (unter ,Wagner-Tax'). Auch 1741, ZGrtin.
(an einem Heuwagen). Am Schlitten, Verbindungslatte
der Joche BLangn.; LSchüpfh. Am Clms-Schlitten
(Sp. 774/5) sind die Joche mit sechs Schw-e" der Länge
nach verbunden BLangn. An einer Bahre LSchüpfli.
An einer Egge: ,[Das Gestell der Egge besteht] aus
6 Bäumen ... Dieselben [werden] vermittelst durch sie
durchgehender und auch oben darüber hingelegter,
mit hölzernen Nägel[n] genagelter Schw-en (Schinnen)
und Rippen befestiget.' Z Anl. 1772. — c) , Eisenbänder
an Holzstücken, zB. am Wagen beim Leiterbaum' BsL.
ilhd. awinge {., Flachs-, Hanf-, Getreideschwinge; vgl. Gr.
WB. IX 2683; Fischer V 1291 (in Bed. Ic, 2a und 31j);
1973
Schwang, schweng, schwing, schwoiig, schwung
1974
Martiu-Lienh. II 526 (iu Bed. 3b). In ONN.; Tgl. Fischer aaO.
,Iu der Schwingen' ZUet. a/S. /" dtr DeH-Si-hioiiige", Wald und
Wiesen ZWit. (,die fad genaut Tettswiug.' 1434); unklar.
Gatter-: = Schieingen 3 a Z. För'H" Q-e". —
Charre"-: = SchwingenSb, ,Uie viergeschwornen, da
sy die efaden besichtiget, begärtend, das man inen das
[die Kosten für das Essen] geben wolle, 2' jedem ein
kriesbouin zwo karenschwingen, S" me holz ... Holzes
halben wend min herren besächen ... was notwendig ist
und auch inen zum karrengeschirr notwendigs gäben.'
1573, Hotz 1865. — Leitere"-: = Schwingen 3b, am
Leiterwagen S; ZEgl. ,N. hab [bei einer Hausdurch-
suchung] auf einem alten Kornkasten ein Leiteren-
schwingen gefunden.' 1741, ZGrün.
Nuss-: entspr. Schwingen Ib, = Nuss-Bueten (Bd VI
1836). Bs Hink. Bot 18'29; vgl. schwingen2c. — Auch bei
Gr.WB. VII 1019 (aus Fischart).
Wage"-: = Leiteren- Schwingen TuKreuzl. .[Oer
Weibel habe] ein gschädgete Wagenschwingen auf
der Tilli hinter einem Kasten füren genommen.' 1741,
ZGrün.
Schwingen II. In der Zss. ,ä- leswingan, -en':
Abfall beim Wannen des Getreides; Syn. Ab-, Üs-
Schioing. .Pro paleis vero ac purgamento, quod dicitur
ffiswingan, et grano quod cribrum penetraverit, villicus
eustodi porcum unum ... persolvet.' r290, L Ziusrodel
(Gfd 19, 150). ,De purgamento autem illo quod dicitur
asswingen [Lesung bestätigt], villicus debet pascere
duos porcos.' 13'24, ebd. (Gfd 19, 134). - Ahd. am-imja f.,
quisiiuilise; m\\i. aa\cinij(c), purganieutum liui, uapta; vgl. aucli
Gr.WB. III 73. 1 143 (,E(h)schwinge f., stupa, das Gröbst aui
Flachs'); Diefenb. 1 857, 3T5a; 1867,26Ia;Diefenb.-Wülcker2;
Birl.WB. 31 (meist ,'k-\ stupal; Fischer I 67 (E-, Ä-, Abfälle
von Flachs oder Hanf beim Schwingen), zur Bildung Wilm. II'
565. Ä-, E- wird Umlaut sein. Ein Einsender ans AaHold.
(18G3) gibt ,Ehschwing' als Erklärung für Barte" (Bd IV 16'22).
schwinge", Koni.schwung kk {\i.); hoka.. (-ü^-J,
E.; Gl; Ndw It Matthys (-Ü--); U. schwungi BStSteph..
schwang GT.. schwe-ng Gllarb., schidngli Aa; Bs;
BKön., Si., Stdt; F; Gl; GrHb., ObS ; Nnw (Matthys);
WVt.; ZO., Rieht, und sonst, Ptc.fli'sc/twim^e": weseutl.
wie nhd. schwingen. 1. a) tr., Etw. rasch im Kreise
oder im Bogen (durch die Luft) bewegen, a) mit ein-
fachem Akk. E(n) Stecke", e" Ruete" schw. E(n) Fane"
schw.; spez. eine bei gewissen festlichen Anlässen
geübte Kunst, eine gestraffte Fahne mit einer Hand
nach dem Takt der Musik über den Kopf, um den Leib,
auch unter den Beinen durch zu schwingen; s. Fanen-
Schrcingen und vgl. schzeänken. .[Zwei Teilnehmer an
dem Trunk nach der Musterung in Elgg 1596] wetteten,
welcher von ihnen das Elgger Panner am besten
schw. könne.' KHaiser 1895. ,Herr Fendrich, wil er
das Fendli nach Steürmarchischen ['?] giert schw., wil
irae dasselbe uff dem Blatz entfallen, ist er gestraft
um 2 Köpf [Wein].' 1631, GR. (Prot, der Sauzunft).
,[Der Adjutant] schwung die Fahne über unsre Köpfe
und entliess uns.' UBragger. Der Fane' über Öppis
schic, uneig.; s. Bd 1 828. .Seinen Mantel schw.', beim
Gehen; s. Bd VIII 628 n.; anders unter 4b. Mit Akk.
des Inhalts: es Salvi schic; s. Bd VII 862 (Salve) und
vgl. ca. , Einen spiess schw.'; s. Bd VIII 1561o. (Fris.;
Mal.; ähnlich bei Denzler 1666/1716). Eine Glocke
schw. Susannä heiss-i''', winn d's Wetter chunt, weiss-
t'*; würt-me"-mi''' bezite' schw., tuen-i"'' mH-''emWetter
ringe", Glockenspruch GFs (WManz 1916); vgl. gc-
schtcind (Sp. 1960M.). 's Wiegeli schw.; s. Bd VI 149 u.
Insbes. 1) d's Chorn schw., wannen B (Zyro); GRHe.
(Tsch.); vgl. (Üs-)Ge-schwing (Sp. 1970/1). .Das körn
in den spichern an der Matten ze sw. 15 ß.' 1383, B
StRechn. ,2 ß von simelkorn ze sw.' 1423, Z Frau-
münsterrodel; noch oft. ,[Die Müller] sond ouch den
kernen für dishin schw. und wannen an geverd.' 1450,
.■VAZof StR. .Die müller und ir knächt sollend hinfür
kein nachkorn us der wannen in die fuotterstanden
mer schw., sy sollen das nachkorn zuo den kleinen
sprüweren wannen.' 1510, Aar. StR. ,In siner band
wirt er [Christus] mitbringen ein wärffschuffel, damit
ze schw. die sprüwer von den kernen rein; kein guots
old böss ist nit so klein, was gschehen ist uff diser
erden, wirt alls durch in erschwungen werden.' Aal
1549. , Ventilare, wehen, schw.. wannen.' Denzl. 1666/
.1716. S. noch Bd VI 974M. — 2) .Einem den seekel
schw.', leeren, ausplündern; Syn. be-schw.; vgl. auch
Seckel-Üs-schwingeten, sowie er-bütlen 2 (Bd IV 1922).
.[Spieler:] Nacht ist mir ein pütt gelungen, hab eim
den seekel dapfer gschwungen.' RCys. 1593. — 3) Bett-
federn ,schw.'. schütteln; s. Beitilll [Bd VI 1663 o.). —
4) die Beine schw. Im-mi"'r Himmelsangst fähn-i''' a"
lauffen; due hättender g'seh" sollen, wie i''' d'Chelle"
g'schw'ungen han. GFient 1898. RA.: So, jetz hed der
Tüfel Ölfi g'Jüzt und bedi Bein geschwungen, nun geht
die Sache ganz schief GrPt. Bes. 's Tanzbei" schw.
Bs; B; Th; Z und weiterhin. Er hat t" stnen alte"
Tage" nn''' 's T. g'schwunge". Eini od. Eine" schw., im
Tanze B; Gr. Schw. möcht-i'''-di''' hüt, dass d'Böck
/lüge"! AHeimann 1899. [Bäuerin zu einem Bauern,
der sie als einstige gute Tänzerin gerühmt hat:] I'*
schwinge" Dere", wie-n-ir slt, noch grad hüt. MSchmih.
Mit innerni Obj. En Walzer schw. Z. We""-si de'"
ne" Hopser schivinge", tcerde" miner Chnoche" jung.
B Volksztg 1900 (BG.). — ß) mit Ricbtungsbest.
schwingend schleudern, werfen. ,Wann dann das hab-
seil [an der Wurfmaschine] gezuckt wirt, schwingt
der bäum durch nidsichfahrung des angehenkten lasts
den stein in die lüft.' Wurstisen 1580. Mit pers. Subj.
,N. swang sinen swertbalg ab dem swert.' 1428, Z RB.
,Von den vieren, so die rock am tanz um den hals
geschwungen, ein gülden [Strafe] ziechen.' 1540, B RM.
,[Der Dieb habe] einen hübschen judenrock ... ge-
nommen, über sin achslen geschwun[g]en und der-
glychen geton, als ob er den in das hus gebracht.'
1568, Z EB. ,[A.:] Da wirst doch mit dem Püntel nit
weit springä. [B.:] Warum nit, ih tue nä überä Puggel
schwingä.' Tyrolersp. 1743. Mit pers. Obj. ,N. swang
inn und stiess inn an die muren. [Ein Zeuge sagt
aus] dass inn N. erwust und mit im an die niuren
bunget und inn an die muren stiess.' 1426, Z RB.
,Und habint inn do derselb N. und sin mitgesellen
hinab zuo dem see getragen und inn darin muotwillen-
klichen gestossen; N. ist gichtig, dass er ... inn in den
see geschwungen.' 1463, ebd. ,Do ergreif er N. in
beid arm und schwang inne nebent sich.' 1539, Z Anz.
1916. ,N. habe das liecht abgelöscht, sy uff die gutschen
gschwungen und gezwungen, das sy sich nitmeer habe
mögen erweeren.' 1541/43, Z Ehegericht. ,[N. habe]
sy mit gwalt inn ein haberacher geschwungen und
daselbs understanden, sinen muotwillen mit gwalt mit
iren zuo vollbringen.' 1569. Z RM. — b) refl. a) mit An-
gabe wohin. Sich uf d's Boss sc/««. B (Zyro). ,Evehere
se in volucres auras, sich in ringen luft schw. und
fliegen.' Fris. ,Sich in die Lüft schw.' ECvs. ,Der H.
1975
Schwang, schweng, schwing, schwoiig, schwuiig
1976
[sei beim Raufen] anfangs unden gelegen, nachgendts
aber sich wider über sich geschwungen.' 16titi, Z; nach
einem andern Zeugen: ,seige der H. unden gelegen,
aber [sich] nachgentz fürhin geschwungen.' .Sich schw.
in die Höhe, in sublime se iacere; superiactare, sich
über Etwas her schw.' Denzl. 1677/1716, Von einem
angreifenden Heere: ,[In dem Gefecht am Zugerberg]
schwungend sich die Kgend besits in der un.seren
Ordnung und zertrantend und zerströwtend sy.' Kessl.
Unsinnlicher. .[Viele glauben sich] klug genug, so sie
in der Welt ihre Sachen wesentlich und braf machen,
sich an das Brätt der Ehren schwingen.' JJUlk. 1731.
.Sich in die Friheit schw.' .Volgender Zit. da man sich
nach vil erlittner Beschwerden in die Fryheit ge-
schwungen.' 1603/4, AkV. (UAltd.). ,Als auf das Ab-
leiben Herzog Philipsen zuo Mailand Statt und Land.
... sich understuond. [sich] in die alte Freiheit zuo
schw.' GuLEB 1616. Hieher auch: ,Es solle ... ein
Jeder wol für sich sehen, das er nit in ein geist-
liche Hochfart gerat, also das er neben ... und aussert-
halb Gott ... auff sich selber bawe und vertrauwe,
sonders alleinig uif den schwinge und verlasse, wellicher
Alles in Allen ist.' Bs Mord 1665. — ß) mit Angabe
woher, sich losreissen. frei, fort machen, auch uneig. ;
vgl. üs-, usen-, hintceg-schw. ,üss'. ,0. trunge zuo im ; do
erwuschte er inn by dem rogk; schwunge sich 0. uss
dem rock und Hesse damit im den rock.' 1507, Z. Un-
sinnlicher. ,[Bischof zum König:] Ach, schwingt euch
auss des Teufels Gwalt!' JMahl. 1620. ,0 Sünder,
schwing dich auss seim [des Teufels] Last!' ebd. Mit
Bez. auf Verpflichtungen bes. finanzieller Art. .Damit
er sich uss den Schulden schw. möge.' 1614, Z. ,Im
Fahl aber ein Züher eines Uffahls ohne syner nechst
vorgehnderen Creditoren Wnssen und Willen uss sich
Selbsten verkauffen, sich mehrers versicheren ald
sonsten syn selbs Bezahlung vorteilhaftig suchen und
dann sich darus schw. und den bezognen üffahl wider-
umb zurück fallen lassen wollte ...' 1660, Z Statute.
, Weilen er solchen Diebstal begangen, eintweders
seinen Hunger zuo büessen ... oder sich aus den
Schulden zuo schw.' XVIII., Uw Forraelb. S. noch
Bd VII 1598 u., ferner Treffen. ,von'. ,N. lege in einem
erbsacker und wuschte an sy ... da schluog sy im mit
der funst in sin antlit ... schwunge sich von im und
lüffe heim.' 15'29, Z Ehegericht. ,Ich hab mich von
mini vatter gschwungen, Gott geh wie süess er mir
hab gsungen.' GBinuer 1535. , Domais beige N. sich
von syner frowen gschwungen.' 1543, ZReg. ,Der
ander zücht im d gertten uss der band, zwickt inne
um dbein; der knab gehebt sich, schwingt sicli von
inen.' RCvs. 1593. .Hiemit sich der jung herr von allen
sammen [die ihn festgehalten] gschwungen, zur stuben
uss gfahren.' 1596, GSalez Kundschaft. S. nochSi].376o.
- c) intr. bzw. abs. o) winken GrA.; Hyr). schwäjen
(Sp. 1799). Vom Zeiger, bei einem Fehlschuss: ,[Der
Zeiger] soll, diewyl man schüst, fürderlich für sich
gon und die schütz zeigen, wo er die sieht; gadt er
überuss, so sol er schw.' 1460, AiRb. StR. — ß) Seil
springen GW. (1868). — f) auf der Seilschaukel schau-
keln GrAv.;GMs; Syn. ib'ei7-5cÄJ<;mi7e». — 2. „Etw. gleich-
sam schwingend behandeln oder bearbeiten", mit einem
geschwungenen Werkzeug peitsclien, schlagen.
,(Aus)schw., peinigen, ze boden schmutzen, effligere;
schw. oder schlahen, wie die kürsiner die fäl schlahend,
cverberare.' Fris.; Mal. a) Menschen und Tiere, „ein
Kind mit Ruten streichen, einen Verbrecher ausstäupen"
Ap (T.); B. so E., Ins; ,Gl; L"; GFs, Sa., W. (nur
Kinder); Schw; Uw (Ineichen 1859); „Zg; Z"; Syn.
fitzen (Bd I 115'2); rüetlen (Bd VI 1840); schmitzen
(Sp. 1039/40); vgl. auch die Zssen, fernev SchivingStuel.
D' China schw. GFs. Me' sett di" Äiti und Mueter
na''' im Tötcbmcm inne" schw., dass s' di''' so wenig
i" d'Schuel g'schickt hend. Wolf, Bauerngespr. ,So
sieht er [Theseus im Labyrinth] bald ... ein hären,
gar ein unzämbt tier ... und sieht im in sin nasen
glegt ein isin ring, vor im ein. der in zücht und
schwing.' ZwiNGLi. .Ein knecht. der oft geschwungen
wirdt.' 15'25, Sir.; §££xaJ6[i£vos. LXX. ,Gang, heiss die
bösswicht fnrhar bringen, sag den lictorn, sy söUends
schw.' HBoLL. 1533. .Schuolmeister die 2 Studenten
schw., so unib die 12 znacht gyget und glütet.' 1554,
B RM. , Hansen, dem gouchen, han ich geben, so die
bösen buchen geschwungen hat, 1 pfd.' 1559, BStRechn.;
ähnlich noch oft. ,5 ß dem Joder von dem grössern
buoben im turn ze schw.' 1561, Z Seckelaratsrechn.
,Wär ettwas im closter oder psedagogio muotwillig-
klich bricht ... der soll gschwungen ... werden.' B Schul-
ordn. 1591. .[Weil ich einen Rappen verloren] schwang
mich mein Muoter, das ich sunst nit gedenk vor oder
darnoch geschehen sin.' FPlatter 1612. ,Wan sy ein
rechte Muoter were, so schwunge sy ir Tochter nach
Notdurft.' 1646. ZGrün. .Sind 4 junge Buoben in der
Lehr an die Stud gebunden und von dem Lehrmeister
US Bevelch derOberkeit vor allen Studenten, Seh uoleren
und Lehrknaben bis uf das Bluot geschwungen worden',
wegen Misshandlung eines fünfjährigen Mädchens.
1647, B. ,Die Zuchtmutter [im Waisenhaus] schlage
die Kinder gar übel, habe das Widmer Bübli gsch w ungen,
dass imme das Blut über die Beindli abbin gloifen.'
1696, ZWth. Neuj. H. 1871. S. noch Bd V 212o.
D'Ching mit der Rttete" schw. BE. (ImOb.). ,Wie Nicli
Salvisperg geredt, man sollte die herren ettlich mit
motten schw. und inen die hut voll schlachen.' 1532,
B Ref. .[Der Ehemann] schwunge sy mit der ruoten.'
1542, Z Ehegericht. ,Man sol sy beid im spittal mit
ruoten schw.' 1552, B Turmb. ,Obschon glich zwo
urtelen über die person giengent, also nämlich mit
motten schw. und ein or abhowen ... so sind wir doch
ime [dem Scharfrichter] nit mer von einer person
schuldig zegeben dan die obgenanten zwen guldin.'
1573, U Ammannbuch. ,[Der Schulmeister] solle keine
Stecken ... mehr inn der Schul haben, sonder die
Kind stratfen erstens mit ernstlichen Worten und
Tröuwen, und wo das nit hilft, sy mit der Rueten
inn müglichster Bscheidenheit schw. und züchtigen.'
1636, Z Rcgensb. Schulordn. ,Schw. mit der Ruten,
ferulis ca;dere, virgis castigare.' Denzl. 1666/1716.
S. noch Bd II 1678M.; VI 1818M. lS'22o. (6 Belege);
VI11467o.; Si).8i6o. (us-schlitzenj. .Mitgaisslen dross
man schw. tuet.' GV^)gelin 1534. Einem Kinde d's Füd-
li''' schic. BE.; Schw. Si [die Frau] hed-mer g'seit, si
wöu-mer Fü'"fzehni [Tausend] bringe"; du het .s'-mer
"uiutne" fii/i 'brunge"; da han-ere"-du der Buggel
g'schumnge" LE. Ei"'m Eini schw., eine Ohrfeige ver-
setzen Bs(Schülerspr.); Syn. sc/M»e(teren(Sp. 1028 u.). —
b) Werch (Flachs, auch Hanf)scÄM'., mit der Schwinge
(s. Schtinngen I 1 c Sp. 1971) bearbeiten, um die
holzigen Teile zu entfernen AiBb. und It H. (.Flachs
brechen'); GKObS.; GT. und It GBaumb. 1903, 151;
ScH (s. Bd II I438u.); TB.; Th, so Mü. und It Pup.;
1977
Scliwaiifj, schweng, schwing, schwong, Schwung
1978
ZDüb. (,über den Bätsch-Bock schlagen und ziehen');
Tgl. blüwen (Bd V 250). ferner Schwingel 1, Schwinget 1,
sowie Alp. 1827, 284/5. De Eiste- ist der hng Humf,
tvenn-er g'rätschute'', g'schumngne' un'' g'hächlute'' ist
TB.; s. auch Bd VI1849o. , Als .sy verrückter tagen hanf
vor dem hus schwunge, wots der man nit Ijden.' 15.39,
Z Ellegericht. ,Wie sy und ir tochter werch gschwun-
gen.' 1561, ZAnd. ,[Als Leibgeding einer Mutter wird
ua. ausbedungen] iren ein vierteil hanfsaamen anseiger
. . . euch den hanf. so daruss wachst, iren lüchen. rossen,
väsen. blüwen, schw., hecheln und also biss an die
kunkel rüsten und bereiten.' 1575, Z RB. .Der blüwel
halb so ist angedinget. was mit denselben gwunen,
das solle er [der Müller] versorgen, schw. und rysten.'
1578, TuWeinf. .Lest verwichenen Herbst habe es
nebet Anna N. Werch geschwungen.' Wast. Proz. 1701.
,Wir kamen bei einem Schopf vorbei, wo etliche Mädel
beim Licht Flachs schwungen.' UBRicpER. S. noch
Bd III 618u.; V 250u.; VI 1515 fristen); VII 13'20M.
Mit verschwiegenem Obj.: ,Von dem. der nachtes bi
liecht swinget. Swer bi Hecht swinget, der git ze
buosse 1 ß.' 1359, G Stadtb. — c) Bäume (Eichen,
Nussbäume) ,schw.' mit langen, dünnen Stangen an den
Asten, Zweigen rütteln oder darauf schlagen, um die
Früchte zum Fallen zu bringen. ,[Es] hette der Huober
in, Zügen, und sin volk gheissen in sine eigne hölzer
gan und sine eichen schw. und läsen.' 1561, ZOs.s.
,[Dass sie] von iedem bäum, so sy abiäsend ald
schwingend, irem predicanten den zächenden besonders
gäbint.' 1570, ZEnibr. .Gleich wie ein Ölbaum weder
wie ein Beb geschnitten, noch wie ein Nussbaum ge-
schwungen, sondern sein Frucht von Hand abgelesen
werden muss.' FWyss 1673. Wortspiel: ,Wenn man
Nussbäume und Weiber nicht schwinget (schüttelt),
so tragen sie keine Frucht.' Sprww. 1824. Nussfe")
schiv.Xi.Bh.. Zein.; Bs; „Gl; L"; Sch It Kirchh.; ThMü.;
Ndw (Mattbys); ,Zi;; Z", so Eegensd., Sth., W.; vgl.
Nuss; Schutt-, Schunng-Bueten{BiYl 1836); Niiss-
Schwingen (Sp. 1973). S. halbig (Bd II 1129). ,12 ß
Jacob Meier, 2 Tag Nuss geschwungen.' 1605. AaB.
Spitalrechn. S. noch Bd VIII 165M. .Eichlen schw.'
.Die meier von Wyden raögent 3 wuchen die eichlen
schw. und uflesen, ouch mit iren schwynen daselbs
hin faren.' 1549, ääB. ,Dass delieiner solle dehein
eichlen ... schw. noch ufläsen.' 1578, ZEgl. ,[Deii
Grundbesitzern, die auf ihren Gutern Eichen haben,
soll] dieselben eichen zuo schütten und die eichlen urt'-
zelesen unabgescblagen sin, mit der bescheidenheit:
wann einer brieff und sigel habe, dass er sin eichlen
schw. dorffe und die von Otelflngen und Boppelsen
in dasälbig holz kein wun- nach weidräclit habend.'
1578, Z Rq. 1915. ,Den ackrat schw.'; s. Bd VIII 1576M.
— d) „in der Kochkunst, querlen", bes. Eier zu Sehne
(Sp. 1378/9) Ap (T.); Bs (Seiler); ,B". so Si. (IraOb.)
und It Zyro; „L; Z", Nidel (Nidle"), Bauin zu Schlag-
sahne Aa (H.); Bs; B, so G.. E., Si. und It Zyro; Gl:
GrAv., S., UVaz; L, so It Ineichen; G, so Sa., W.;
Schw, so E.; Ndw (Matthys); Z; 'Syn.früsen (Bd I 1331);
bläijen Ib (Bd V 50); schwäjen .3 (Sp. 1800); stösseii.
Beim Bldijen (Stossen) soll die Sahne viel feiner
werden, weniger grosse Luftblasen bekommen als wenn
sie mit dem (Juirl g'schwunge" wird Srnw. [Wir Alpler]
tue" chese" u'"' jutze" u"' singe" u"'' o"'' no''' es Nideli
schw. ELeüthold 1913. Es [das Mädchen] cha"" milche"
und cha"" chäse". Nidle" schw. mit dem Bese". ALGass-
MANN 1906; s. auch Bd IV 673u. Annebetli, nimm der
Göschner, tuen e" Nidle" schw.! Lienert 1906. S. noch
Bd IV 1668M. (2 Belege); Sp. 877o. Ein Gemisch aus
Rahm und Molken, das man in den Ouch-Chübel giesst
und e'chli" schtvingt, um es dann als Rahm zu ver-
kaufen. BXrnd. 1911. ,Lasst hören aus alter Zeit, mi"
Mueter schwingt de" Knöpßiteig', Parodie AesSempacher-
liedes. KL. (BsGelt.). — 3. ringen, a) als Kampfspiel
der Alpler, „eine sehr beliebte gymnastische Übung
unter den hirtlichen Schweizern, vorzuglich den Entle-
bnchern, Emmentalern. Brienzern und übwaldnern"
B,Br., E.". 0. und It Id. (.luctari, coUuctari'). Zyro;
GnCast. (Tsch.); L.E." und It Ineichen; Schw; Ndw
(Matthys); „Obw"; ü, heute allg. ; vgl. Hosen-Lu^if
(Bd III 1354/5). Der Wettkampf findet, wo nicht wie
bei .Schwingfesten' udgl. (Bd I 1117) ein eigener
Kampfplatz dafür hergerichtet wird, gew. auf einem
weichen Rasenplatz statt. Die beiden Gegner sollen
sich an Alter und Stärke ungefähr ebenbürtig sein. Sie
tragen zum Kampf oft nur Hemd und die ganz kurzen
Schwinger- Hosen (Bd II 1696). Knaben, die sich im
Schw. üben, binden sich etwa Taschentücher um die
Oberschenkel (s. Schwing -Lvmpen Bd III 1281). Die
Partner fassen einander mit der rechten Hand am
.Hosengurt', mit der linken am aufgerollten rechten
Hosenbein (G'stöss), und jeder versucht den andern
auf den Boden zu werfen. Wer mit dem Rücken
(den Schultern) auf den Boden zu liegen kommt, ist
besiegt. Der Kampf unterliegt bestimmten Regeln, und
für die verschiedenen Griffe (,Schwünge') und Paraden
gibt es besondere Bezeichnungen; vgl. Gammen (Bd II
'209); Häggen (ebd. 1091), Wiber-Höggen (ebd. 1095);
Hock (ebd. 1 120u ); (Über-, Boden-)Letz (Bd III 1554u.
1555); Bitz .l'ce (Bd IV 1989), ferner die Zssen von
Schwung, Tatsch. ,Eine zwar noch, aber immer weniger
gewöhnliche gymnastische Übung der Entlibucher und
ihrer Nachbarn aus dem Emmentale. Brienz und Ob-
walden ist das sogenannte Schw., eine Art Ringen,
so viel Stärke, Hurtigkeit und Geschicklichkeit er-
fordert. Da die Entlibucher alle drei Eigenschaften
in einem ausnehmenden Grade zu besitzen pflegen,
geschieht selten, dass sie unten liegen, unerachtet sie
selbst untereinander bei Hause sich eben so sehr damit
nicht abgeben (wie dann wirklich das Schiv. im Entli-
buch immer minder getrieben wird und je weniger
und weniger Schwinger gefunden werden) als zB. die
Bernischen.' JXScbnid. 1782, 138. ,Das Ringen oder
schweizerisch zu sprechen das Schiv. ist wohl dem
grössten Teile des Hirtenvolkes in unserem ganzen
Vaterland bekannt, und der Kanton Bern hat seit un-
denklichen Zeiten sowohl im Emmental als im Ober-
lande die kräftigsten und geübtesten Schwinger aufzu-
weisen gehabt. Lange schon vor der Staatsamwälzung
von 1798 kam alljährlich auf den Ostermontag eine
.Anzahl dieser Leute nach der Hauptstadt und hielt
öffentlich auf der kleinen Schanze ... Kampfübungen,
die, mit grossem Zulaufe beehrt, durch viele freiwillige
Gaben der Schaulustigen ihren nicht zu verachtenden
Preis erhielten.' JRWvss 1816 (Handatlas S. 78). ,[Am
Ostermontag] läuft, wer noch laufen mag, vor das obere
Tor, dem Schwinget zuzusehen. Dort schwingen die
Oberländer und Emmentaler gegeneinander und eifern
um den höchsten Preis . . . Wo die Landeskraft am
grössten sei, darum wird gerungen, und es ist wirk-
lich schön, mit welchem Ernste und in bestimmten
1979
Schwang, schwenk, schwing, schwoiifr, seliwuiig
1980
Formen der feste Emmentaler und der flinke Ober-
länder um die Elire ringen.' Gotth. XI 2, 214. ,Der
Kampf beginnt mit leichtem Geplänkel, Knaben
schwingen vorab ihre lustigen Schwünge, vielleicht
treten einige Greise noch ein, in ihrem achtzigsten
Jahre noch einmal ihre Kraft zu erproben, tun zu-
sammen einige rasche kunstgerechte Gänge. Dann
wird es ernster: die angehende Mannschaft kämpft;
womöglich stellt man ähnliche Kräfte sich gegenüber,
was so schwer nicht ist, da die Schwinger im Gebirge
so bekannt sind, wie die Lanzen auf den Turnieren
es waren.' ebd. XVIb 198. Weiteres (auch Beschrei-
bungen von Schwingfesten, Abbildungen) s. Stalder
1798, 12 ff.; B Hink. Bot 1806 und 1906. 91 (Vom Hirten-
fest in Unspunnen); AFeierab. 1843. 147; Uw Gem. 82flf.;
Schwz. Unterh. 1850, 367/8; Gotth. II 141, E. u. B. 5,
218 f.; RSchärer 1864, 5 ff. 26/9; WSenn 1871, 140 if.;
HHerzog 1884, 63 ff.; EHänggi 1893, 116; FAnd. 1898,
965; SV. 1911, 30; 1918, 44 (Hinweis auf eine bildliche
Darstellung in DSchillings Schweizer Chronik, wieder-
gegeben bei JZemp, Die Schweiz. Bilderchroniken 1897,
109); EHotfmann 1913, 85; HBL.I128/9. Üebet-ech ...
so vil dir chöüt, im Schw. . . . Täichet gäng a" das
VersH: Will ii"si Alte" brav hei' g'schiounge", so isch's-
ne" o""* bim Chriege' g'lunge". Gründer 1906 (Eede an
einem Schwingfest). WeJ"-jHer [wollen wir] £t"'«z'sä?He"
schw.? 7j1v.o. U"'' wenn de'" d'Liidere"chilbi isch, de""
gä" mir Ei"'s ga" schtv. Schweizer Bauer 1898 (B). Mit
Ei"'m schw. Es isch nit lang g'gange", haii-i''' mit P.
y'schwunge". F Volkskal. 1912 (FJ.). ,Si pergunt külwos,
tun mit einander schw.' Uw macar. Ged. XVIIl. ,Mid
Ei"'m schw. bedeutet überhaupt mit ihm um die Über-
gewalt ringen.' Bärnd. 1908 (BGr.). Der Fcn imd der
Twer schicinge't mit e'nand UAltd. Er hed mid Ueli
g'schiounge", hat sicli erbrochen GrD. (B.); s. Bd 1 184o.
Mit Eppis schw., ihm heftig zusetzen: Er schwingt
recht mit dene" Sluide" (sie zerhauend), mit d'ene" Bire"
(sie essend) New (Matthys, mit der Def. : ,Etw. heftig
verrichten, gebrauchen'). — b) von Schweinen; s.
Bd VII 1491 0. — 4. a) intr,, ,sich von einem Punkt
auf geschwungener Bahn an einen andern begeben, zB.
über eine Mulde, einen Sattel, eine Anhöhe' OswLung.
(FStaub). — b) tr., auch refl.. (sich) in andrer Rich-
tung bewegen, wenden. D's Veh uf der Weid (iif en
anderi Site") sehic, ,nach einer andern Richtung gehen
machen', treiben GrAv. (Tsch.); Syn. schalten 2aa.
(Bd VIII 712); um-schw. E" Bach schw., ableiten GrD.
De" Mantel schw., uiieig., wetterwendisch sein, den
Mantel nach dem Winde hängen GRNuf (Trepp). Er
het-si''' uf di ander Site" g'schwungen, moralisch ge-
bessert GfiPr. 's Wetter het-si"'' g'schwungen, um-
geschlagen, ebd. Der Mäne"schi" het-si''' g'schwungen,
die Phase hat sich geändert, ebd. Militärisch. ,Die
Ordnung schw.', eine Schwenkung ausführen: ,So man
auif der Seilten in einem Treffen angriffen wurde,
ehe man die Ordnung schw. möchte.' VFrieder. 1619.
Refl. ,Iiächts (links) schwingt euch!' Kommando. 1612,
vRoDT 1831. ,.Al,s dann soll das nechste Glid an den
Spiessen anfachen herförzutretten und gegen dem Feind
losbrennen, sich widerumb schw. und durch die
Schlachtordnung durch und durch gelm und sich binden
widerumb anhenken.' VFriedek. 1619; vorher: ,sich
gestracks auff dem Fuoss umbwenden.' Von einem
Flusslauf (vgl. Schtvang): ,Auss selbiger Gegne lauft
... die Alfenz gegen Mittag, die sich aber bei dem
Fläcken Zur Stuben gegen dem Nidergang schwinget.'
GüLER 1616. Übh. sich in bestimmter Richtung be-
wegen, sich wohin begeben. .Der herr abbt, der sich da
[in Wil] enthalten, hat sich vor zwaien tagen zuo
Steina über den see geschwungen.' Kessl. .Winters-
zeit dann schwingen sie [die Forellen] sich widerumb
[aus dem Flusse] nidsich, nach des Sees Tieffe.' Güler
1616. ,Wann man auss der Gemeind Montagna sich
dem Tal nach hinunter schwinget ... triff't man erst-
lich an das Fläcklein Colda.' ebd. In die Höhe wachsen,
von einem im Bau begriffenen Gebäude: ,Bei so favo-
rablem Himmel schwingt sich das Gebäuw stark in die
Höhe.' 1731, IHess 1914. Ohne den Begriff der Be-
wegung, von einem Berge: .Der Berg, der sich von der
Adden also geh ob sich schwingt, dass man die Strass
durch die Felsen hat leiten müssen.' Guler 1625. Von
Grundstücken, sich erstrecken (vgl. Um-Schwung 2):
,Item dritthalb mad in der Kruttmatten und dritthalb
mad in der Bodmatten, schwingent sich gegen ein-
andern und stosstdie Kruttmatten usswerts an den Ger,
inwerts uff den Limpach.' XVI., S. — 5. in Wendungen
meist stud. Ursprungs. E" Bed scMc. (halten), scherzh.,
auch leicht iron. (verbreitet). N. hat d'Festred
g'schwunge". AHuggenb. 1924. En Höchmuet, en Stolz,
e" Täubi schw, an den Tag legen, zeigen Bs; Z und
sonst. De'' het e" g'hdrigi, en anderi Wuet ( Wulle" Bs)
g'schwunge"! Neuerdings auch: e" Ruisch schw. Obw,
e" niwe" Bock schw. ebd.; ähnlich ZStdt (Schülerspr.).
— Seh winge° III n.: 1. entspr. Bed. laa. ,Das wädlen,
erschütten oder schw. der faderen (der flüglen), pen-
narum iactatus.' Fris.; Mal. — 2. entspr. Bed. Icy;
s. Seil-Biten (Bd VI 1695). — 3. entspr. Bed. 2b. , Aus-
lagen für Flachsanpflanzung, Taglöhne für Schw.,
Hecheln.' Alp. 1821. S. noch Bd III 152o. 618u.;
Sp. 1971 (zweimal). — 4. entspr. Bed. 3a (s. schon dort).
Wo-n-er früecher amene" Sun"tigna'''mittag nie recht
zueche" dörfe" het bim Schw., het-erjitz baldjedi Wucht"
ne" neue" Griff g'lert. RvTavel 1924. S. noch Bd VI
1253 u. , Heinrich Nussbaum zuo erhaltung synes suns,
so von einem von Sanen durch schw. verletzt und
gescheut worden, zechen pfundt. An die aniptlüt des
Oberlands und Ammentals vom [!J verpiettens wegen
söllichen schw-s schryben.- 1593, B RM. — Fane"-:
das kunstgerechte Schwingen einer Fahne (Näheres
unter schwingen la%), in Schw; Uw; U an den Sennen-
kirchweihen, in LSemp. am .^uffahrtsumritt als Fest-
brauch geübt, in neuerer Zeit auch anderwärts an
Alplerfesten udgl. aufgekommen; s. Bd I 829o.; AfV. 3,
55/6; 17, '247; SV. 19'22, '^8; KÜisler 1911, 101 (mit Ab-
bildung). .Das F. wird gewöhnlich durch einen Um-
zug, mit Musik an der Spitze, eingeleitet. Voran
schreitet der Fähndrich, dann folgen paarweise die
übrigen Sennen und den Schluss macht etwa der
Sennenwagen ... Ist man auf dem Platz angelangt, so
beginnt das F., zuerst von dem Fähndrich, dann den
übrigen Mitgliedern und schliesslich auch den Sennen
aus andern Ortschaften ausgeführt. Das F., begleitet
von der Musik mit einem Ländler, einer .^rt Walzer
in sehr schnellem Tempo, erfordert viel Übung und
Gewandtheit, ein sicheres Auge und einen starken Arm
... Rauschender Beifall der zahlreichen Zuschauer ...
belohnt jeweilen die Fahnenschwinger.' AkV. (Schw).
.[Nach dem Festmahl an der , Sennenkilbi' in SchwE.]
tun ... die Fähnriche ihre absonderliche Sprünge und
pflegen ihre Kunst des F-s erzeigen, wechslen mit
1981
Schwang, schweng, schwing, schwong, schwung
1982
einander ab, und nimmt bald der Ober-, bald der Unter-
Fähnrich den Fahnen, schwingen den nach eigenem
Belieben und Gutdünken. Kann dabei wohl geschehen,
dass der Fahne weiss nicht wie vielfach verwickelt
wird und gar in Gefahr der Löcher und Schranzen
kommt, wann sonderlich die Fenner ... mit Wein gar
zu viel angefeuchtet sind ... [Am Abend ziehen alle
über den Brüel bis zu StBenedikt]. Da muss dann der
Fähnrich seine Kunst im F. erst recht erzeigen. Der
stellt sich da auf der Höhe, schwingt den Fahnen sehr
ernstlich etliche Vaterunser lang mit allerhand schönen
kunstreichen Würra und fantastischen Posturen.' 1682,
ÜRiNGHOLz 1908. ,1793 haben die Sennen auf Vor-
schlag des Pfarrers N. das F. wie auch das Trommeln
und Pfeifen aberkannt.' ebd. S. noch Bd VIII 955/6. —
Vgl. Gr. WB. III I2i3. — Hüenli-: Kinderspiel. Zweider
stärksten Spieler sind Habicht und Henne, die übrigen,
die sich der Henne in einer Kette an den Rücken hängen,
Küchlein. Der Habicht sucht diese zu rauben, indem er je
dem Hintersten einen Schlag zu versetzen trachtet. Die
Küchlein weichen ilim aus, dürfen aber die Kette nicht
auflösen und sollen auch die Henne bei ihrer Verteidi-
gung möglichst wenig hindern. Das Spiel ist zu Ende,
wenn alle Küchlein geraubt sind ZStäfa; s. schon
Gluggeren (Bd II 6'20) und vgl. Hüenli- Schwänken. —
Chugel- (,Reise-Kugelschw.'): ein von der Jungmanu-
schaft des Dorfes betriebenes Spiel (eine Art Golfspiel),
bei dem von den beiden Parteien abwechselnd eine
hölzerne Kugel auf der Landstrasse ähnlich wie beim
Kegelschieben fortgerollt wird. Die Spielenden nähern
sich dabei luit jedem Wurf einem vom Ausgangspunkt
etwa 1 — 2 Stunden oder noch weiter entfernten Ziel,
und Sieger sind Diejenigen, die es durch kräftigere
und weiterreichende Würfe zuerst erreichen ZObf.
(JVI. XIX.); Syn. Chiigel-Trolen. —- Muni-: zu Bed.3a,
Ringkampf, bei dem ein Zuchtstier als Siegespreis aus-
gesetzt ist. Alpenr. 1828, 380 (LE. Hirsmontagsbrief).
— N u SS-: zu schwingen 2c. ,Als der kleger des haber-
schnydens und n-s ... mit etwas fürworten bekanntlich
war.' 1570, ZAnd.; vgl. zu dem Handel Bd VIII 165 (1569,
Z). — Böckli-: ein Kinderspiel. Die JSpieler bilden,
einander an den Händen fassend, einen Kreis und suchen
durch allerhand heftige Bewegungen zu erreichen,
dass Eines ein in der Mitte stehendes Böckli (kleines
Holzgerüst oä.) urastösst, worauf es vom Spiel aus-
geschlossen wird ZStäfa. Syn. Steckli-Chumpen (ßsStdt).
— Reiff-: an einer Tannen-Fuer (Bd I 974) aus-
geführtes Kunststück. In einen Reif von etwa 60 cm
Durchmesser und 5 cm Breite werden 3 — 5 mit Wein
gefällte Gläser gestellt; der Reifschwinger, auf der
herumgeführten Tanne stehend, schwingt den Reif mit
den Gläsern auf alle möglichen Arten um den Kopf
herum, wobei Nichts verscliüttet werden darf; von
Zeit zu Zeit wird das Schwingen eingestellt und Je-
mand aus den Gläsern ,Gesundheit' zugetrunken B
Aarb. udE. S. noch Die Schweiz 1858, 67. — Seil-:
zu schwingen Icf GaMal. (Tsch.); Syn. Seil-Riten (Bd VI
1695). — Taler-. In Ermangelung der grossen Kuh-
glocken zum Schellen schüttfljen (Bd VIII 562) ,treibt
man ein Pünffrankenstück in einem grossen Tonbecken
herum, was man T. nennt.' Ap VL. 1903, 119. —
Werch-: zu schwingen 2b; s. Bd VI 853o. — g«-
schwunge'':a)zu Bed.laa, von Getreide. ,Die schuop-
poss ... gibt jerlich 3 viertel lutern und geschw-en
kernen.' A. XVI., LButtish. — b) zu Bed. 2a. ,Lictor
zun knechten: entbinden s; sy sind gschw. gnuog.'
HBuLL. 1533. — c) zu Bed. 2b. ,Bei dem Schwingen
fiel ab als Aglen oder hölzige Substanz 70 Pfd, so dass
noch 40 Pfd g-er Flachs übrig blieb.' Alp. 1827. —
d) zu Bed. 2d. G-e' Nidel {Rüm BsStdt); s. Bd IV
673 u. (auch Aa; B, so oAa., E., Gr. und It Zyro; Gl;
GhObS., S.; L; GSa., T.; SchwE.; Z). — un-: 1. a) zu
Bed. 2a. ,Nun hab ich solliche Zeit über ganz fleissig
glehrnet und gstudirt ... und bin ich und mein bester
Mitgspann ... allein mit der Ruten u. davon kommen.'
ABösch XVll. — b) zu Bed. 2b. ,Wer u. werch oder
hanff in die stuben ze teren tuot, wo das der waibel
oder der vierer ainer sieht, ist die buoss uff sag 3 ß
Pfenning.' TaRickenb. üft'n. 1495. ,Denne syend sy über
ein andern trog gangen, darin u-en flachs glegen, darus
ein müttigen sack voll gnoraen.' 1556, B Turmb. S. noch
Bd VI 1850u. — 2. übertr., grob, masslos, ungeheuer-
licii, schändlicli. .Schonend umb Gottes und menscli-
licher gsellschaft willen des armen volks, das ir so
lange zyt hunger des worts Gottes band lassen lyden
und aber daby mit ungeschw-en burdinen überladen.'
Zwingli; gravissimae et intolerabiles sarcina> (Gualther).
,Die ungeschw-en laster, die man uff mich erdenkt,
mag ich vast wol getragen.' ebd.; immania et inaudita
crimina (Gualther). ,Solicher last ward urhablich so
vil fromen oberkeiten von Sant Benedicts jungern ...
mit iren ongeschw-en anfechtungen und begirden auf
den hals trochen.' Vad. .[Luther schrieb] wider den
ongeschw-en missbrauch des ablass.' ebd. ,Soll das
[die staatliche Armenfürsorge] nicht feiner, anständiger,
unserem Herren und Gott . . . gefälliger und den
.\rmen selbs behülflicher sein als wo der u., unorden-
lich Bättel überhand hat?' FWvss 1673. — un -ge-
schwungen lieh: = dem Vor. 2. ,Hie hat sich euch
yngelegt ein cardinal, hiess Benedictus de Acoltis, u.
zuo liegen.' HBüll. 1572. ,0b den u-en grossen Kosten
geholfen werden [könne].' 1615, GSax.
Vgl. Gr. WB.IX 2689/2709; XI 3, 859/G0(,iingescliwimgen-
(lich)'); Martin-Lienh. U 526/7; Fischer V 1291/2; VI ITS
(,ungeschwungeu(Iich)'). Das W. ist als »i<Tgc, .luitder Reitgerte
schlagen, auch vom Winde, der deu Kegeu peitscht', in das
P.itois des BJura eingedrungen (ETappolet 1917, 161). In
Namen. FNN. .Schwingeisen.' XVI., Bs (Leu Lex.). ,Schwing-
deuhammer.' XVI./XVII., ebd. ,Haus .Sniugderhamer,' 1476,
F. ,Peter Schwiughamer.' 1484, Z RB. .Swingdennagel',
.Schmiedegeselle. 1421, ebd. ,S(ch)\vinghart, Schwink(h)art,
Schwinkhard.' XV./XVI., B (auch bei Leu Lex.). ON. ,Schwing-
Rüti' AAWindisch.
ab-: a.) = schwingen 2a, durchprügeln Ap; G; Th;
Z und sonst, bes. auch in der Schülerspr. Er het de"
Chüejerbueb abg'schrcunge". G Kai. 1890. — b) entspr.
schwingen 2c. , Alsdann zeitigen sie [die Oliven] schier
gemeinlich im November, da streüwet man tüecher
ander die beüm und schwinget sie ab wie bei uns die
-nuss.' 1595, ThPlatter 1605. — Vgl.Gr.WB. I lI'2/3. —
Ab-Schwingete° f.: zu schwingen 2b. a) als Vor-
gangsbezeichnung, das , Schwingen' des Flachses oder
Hanfes Z, so W. — b) Abgang beim .Schwingen' Schw;
Zg; Z, so Düb., W. (höchstens zu grobem Tuch, für
Säcke udgl. verwendet). .[Nach der Blendung des
Prädikanten] haben sie ihm A-en und Risten in die
Augenlöcher gestossen [1525 auf Schloss Küssenberg
in Baden].' Mise. T. 1723.
a b e " - : = abschwingen b Z (PStaub). D'Nussschwingt-
me" abe". , [Verbot, dass] Niemand keine Eiclilen aben-
scliwingen noch auflesen ... solle.' 1721, WMerz 1922.
1983
Schwang, schweiig, schwing, schwong, schwung
1984
üf-: 1. (eine Fahne) schwingend aufrichten; s. üf-
ge-richtet (Bd VI 405). — ■ 2. refl., uneig. wie nhd. Bs;
B (Zyro) und weiterliin, ,niit Mähe zu hesserem Ver-
mögen gelangen' Ndw (Mattby.-) — Vgl, Gr. WB. I 733.
unklar: , Caspar Seh. [der Hexerei angeklagt] soll eiuinai uss
der Gefangenschaft gelassen und dann widerumb uffgeschwungen
und ferner gebrucht werden.' 1632, SchwRatsprot. (s. ADettl.
1905, 31); Tgl. IliLren-Schu-unyr
0 b e n - ü f - : die überhand gewinnen, Meister werden ;
Syn. oben-üs-schwingen. I'* glaube", der Obertvind
schwingt oben üf. AZimmekm. 191G (L). — ufe"-: refl.,
sich in die Höhe schwingen; bes. uneig., in wirtschaft-
lichem Sinne Th und sonst.
um-: 1. tr., heruinscbwingen. Von einer anstössigen
Art des Tanzes; vgl. umen-schw. la. ,Es soll niemand
den andern im tanzen umbwerrt'en noch nmbschw.'
1527, Sca Chr. .Wie sy [die Klägerin] an Gallus
Schmids suns hochzit mit eim getanzet, habe der selbig
sy umbgschwungen; den andern tanz aber tanzete er
[der Beklagte] mitt ir und schwunge sy ouch unib;
das weite sy uit von im lyden.' 1541, Z Ehegericht.
Von Kaufenden. ,Üo erwust der Tossenbaeh den Haber-
sat vor bi dem häss und swang inn umb, dass er nider-
liel.' 1421, Z RB. ,Da habe inn der N. uuverschult und
unverdient aller werten und werken by einem arm
genomen und inn damit umbgschwungen so fräven-
lich ... das er inn in den graben geworfen hett.' 14Ö9,
ebd. — 2. (her)umwenden. a) tr. D's Veh uf der Weid
u., nach einer andern Seite treiben GrAv. (Tsch.). ,Als
die Eeüterei der Brugk zu trang, liess man ein gross
Stuck gegen ihnen abgohn, darab sie dermassen er-
schrackend, dast [!] sie die Pferd umschwangen und
Bangs zu führend.' Anhorn 1603/29. .[Bei der Über-
holung der Zugordnung durch den Feind soll man,
um einem seitlichen Angriff zu begegnen] die Vorhuot
der Harnisten umbschw., mit anä'rechtem Spiess die
rechte Seite als die Front gegen dem Feind ... wenden.'
VFrieder. 1619. — b) refl. ,Circinare auras, sich im
luft umbträyen und umbschwingen.' Fris. ,Der narr
schwingt sich um vom kaiser [zu dem er bisher ge-
sprochen hat].'MÄDRiTiAXA 1581. ,[Der von einem Augen-
zeugen festgehaltene Mörder habe] sich wider von ime,
Zügen, geworften, umbgschwuugen, und dem herrn
seligen [sei] ein streich an die stirneu worden.' 1596,
GSalez Kundschaft. — Um-schwinger m.: a) auch
Dim., Barchent- oder Flanelltuch, womit man den in
Windeln eingewickelten Säugling umhüllt BAarw., S.
und It Dan.; Syn. Deck-Lachen (Bd III 1005), Um-
Teckeli, -Tuech. , Windel mit Band' BTwann (Bärnd.
1925, 172). — b) üim., = Flüg-Eöckli (Bd VI 828), ,mit
kurzem G'stältli, hinten mit 3 — 1 Knöpfen geschlossen'
(HRothenbühler), „Flügelkleid B', so Be., F., U. (,eine
Art Kindermäntelchen.' Friedli); „LE."; Syn. Trag -
RvckH (Bd VI 840), Schapper :.' (Bd VIII 1003). —
c) = Um-Lauf ab (Bd 111 1114) AiBremg.; L, so G.,
Kusw. — Vgl. .VfAwin^er l\
ume"-: 1. a) = um-sehwingen 1, spez. beim Tanz Ap.
,Wer unzüchtigklich tanzet uö' hochzytten, bruttlouff,
mit züchen und uffwerfi'en, umbhinschw. [wird be-
straft].' 1533, B KM. S. noch Bd VIII 882 M. —
b) (.herumbschw.') eine Ehebrecherin in den Strassen
herumführen und dabei auspeitschen; s. Bd VI 1822M.
und vgl. Tac. Germ. c. 19. — 2. umherwenden. .Wohin
ich myn Gsicht umher schwing, da sich ich zwar noch
unser Land [aber andere Leute und andere Sitten].'
JMahl. 1674. .Das Schifflin umherschw.'; s. Bd VIII
356M. — Vgl. Gr.WB. IV2, 1174.
a"-: 1. tr., ein Kleidungsstück schwingend anziehen.
,[Das Gespenst] sitze uf die Jungfrauw ... als wann
man ein Beiz anschwunge.' 1648, ZGrün. — 2. abs.,
,anfangen zu schwingen' New (Matthys); spez. i. S.v.
schwingen 3 a, ein Schwiugfest mit dem Wettkampf
der jungem und weniger erprobten Schwinger er-
öffnen B; Gegs. MS-sc/jw. — Vgl. Gr. WB. 1 452. — A"-
schwinge" n.: zu Bed. 2. ,Das A. begann um 10'/»
Uhr und war zur Mittagszeit beendet.' B Volksztg 1901;
s. auch Üs-schwingen. — A"-sch winger m.: zu Bed. 2,
junger Ringer, der bei einem Schwingfest den Er-
öffnungskampf ausficbt B. — A"-sch winget m.: An-
fang eines .Schwingets'. Ztböri (Titel eines Gedichts).
e°t-: refl., sich durchbringen, seinen Unterhalt
(knapp) finden BS. (PfrBölsterli); Syn. er-,üs-, duren-
schuingen. — Vgl. Gr. WB. III 617.
er-: 1. kräftig schwingen Nnw (Matthys). a) entspr.
schwingen laa. ,Wie sy nun ... von lerusalem zugend'
erschein inen vor dem züg ein rüter ... Der er-
schwang (.erschwunge.' 1667/1707) sinen spiess.'
1525/1707, II. Mark.; xpxSaivuv. ,Wie er [ein Vogel]
mit den fäticheu, so er die erschwingt, den luft zer-
teilet und einen weg hindurch macht.' 1525/1707,
Weish. ,Den spiess gegen eim e., erschütten, intor-
quere hastam alicui; sich schüttlende oder das gfäder
erschwingende.concutientesse cor vi. 'Fris.; Mal.; s. auch
er-sehütt(l)en (BdVIII 1560o. 1582M.). ,Alas quatere,
die Flügel e.' Denzl. 1666/1716. Korn ,e.', s. schwin-
gen laa. (Aal 1549). Kleider ,e.'; s. Bd VIII 1561M.
,L)en luft e.': ,Das ruscheu der flüglen, mit dem der
luft bewegt und erschwungen wirt.' 1525/1707, Weish.
Mit pers. Obj., vom Tanz ; Lueget de" Kapiziner, wie-n-er
d'Chöchin erschwingt: er galoppet und walzet, bis-em
d Ghutte" verspringt Z Reim. Auch refl., von einem
Vogel, mit den Flügeln schlagen: ,Denn sol er [der
Phönix] in söliches näst sich niderlassen und am heissen
Sonnenschein sich wol e.' Vogelb. 1557, 190 b. — b) ent-
spr. schtc'ingcn la^. Etw. ,in die Luft e.', schleudern;
s. Bd V 191 0. Mit abstr. Obj. ,Die Gedanken höher
e.', zu Höherem erheben. ,Nur wünschte ich üiss, dass
ihr [beim Anhören einer biblischen Erzählung] euere
Gedanken höher erschwunget.' J.TUlr. 1718. ,So es uns
erlaubet, dissfahls die Gedanken höher zu e.' ebd. —
c) refl. a) sich emporschwingen, mit Bez. auf Geistiges.
,0 kunst [Wissenschaft], schmuck deine flügel, erheb
dich nit zuo fast ... Erschwingst dich über draassen,
so nimm gar eben war ... dass dir nit d federen werden
brennt.' Väl.Tschudi 1533. Gew. mit Richtungsbest.
,Ja, lasset uns unserem Gebätt Flügel machen, damit
es sich hinauf in die Höhe für den Gnadenthron Gottes
erschwinge.' JMüller 1673. .[Moses] erschwänge sich
auf den Flügeln des Glaubens hinauf selbs über Sonn,
Mond und Sternen.' JJUlr. 1718. ,Uie Stricke, die
uns ... an dise läide Welt vest gemachet und unsere
Seele verhindert haben, sich recht in die Höhe zu e.'
ebd. 1731. ,Sie können sich nach geistlichen Gütern
so wenig ersähneu und e., als wenig ein Klumpen
Blei kan in die Höbe steigen.' ebd. S. noch Bd \ II
158 u. — ß) wirtschaftlich, ,sich kümmerlich durch-
bringen, behelfen L; Sch; Z-, ,mit Mühe zu bessern)
Vermögen gelangen" Ndw (Matthys); Syn. üs-, usen-,
duren-schw. Er hed-si''' erschicmtge" Ndw (Matthys).
— 2. entspr. schtoingen 3 a, durchhauen, -prügeln. ,[Un-
1985
Schwang, schweng, schwing, schwong, schwung
1986
gehorsame] soll der ... schuolmaister mit ainer ruoten
recht woU e.' 1533, G (Hausordii. der Stiftsschule). ,Beid
[fehlbare Si'luiler sollen] dermaassen in der schuoleren
by?in mit ruoten von den schuolmeistern, das inen
ir bluot über die ärs ab louft, gestrichen und er-
scliwungen werden.' 1556, Z KB. , [Anhänger der
.kleinen Partei' haben] zween von der grossen Partei
mit Ruten erschwungen.' 1733, üWalser, Ap Chr.
S. noch BdVI1821u. Im Kampfe. ,lr hellibarten do
erclungen, domit sy d lansknecht erswungen, das in
gelag ir spott und lachen.' JLenz um 1500. , Des-
halb sy zamen trungen, einander wol erschwungen,
das uff beid teil ettlich bliben tod.' ebd. ,Dem pfauwen
d federen e.', zerzausen; s. Bd V r205o. — 3. a) Etw.
(schwingend) erreichen. Endlicher [1. -e"] häm-mer's
doch erschwunge', den Gipfel des Berges erreicht.
Sciiwzii. (ScHwMa.). ,Aifen, die mit ihren Ungeheuern
Schwänzen, was sie nur wollen, erschwingen und er-
langen", mit Bez. auf Leute, die sich mit Hilfe ihrer ge-
sellschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen
Vorteile zu verschaffen wissen. Sintem. 1759. Hie-
her wohl auch: .[Das Ross des Dodines] bete sölhen
ganc, daz er daz tou nilit erswanc, swenn ez der wilde
Dodines stolzliche uf daz kes und über daz mos rande.'
UvZatzikhoven. — b) „Ktw. mit saurer Mühe und
Arbeit durchsetzen L; Sch; Z." ,E., erarnen, mit Übel-
zeit vollbringen und aussraachen, exintlare.' Fris.;
Mal. Bewältigen: ,Die in der schuol begerent nocli
einen gehülfen, dann der knaben so vil sind, das sy
es nit mögen e.' um 1535, B Chorgerichtsman. Spez.
wie nhd., Kosten, Geldleistungen aufbringen, gew.
verneint Aa (H.); Bs; B; GRHe., Valz. (Tsch.); Th;
Z und sonst, 's isch nid me z'e., zB. der Kostenaufwand
für eine Familie B (ZyroJ. D' Stüre' send e'fange"
nüme' z'e. TuMU. D'Chind händ diheim 's lär Kafi
g'schluekt, d'Milch seijo nid z'e. AHdggenb. 19'24. .Und
das ir, min herren. mir bishar hend lassen nachgan.
ist nachzuohin hie alles mit mir uffgangen von wegen
der kleinen bsoldung und grossen kostens. den ich
bishar hie ghan, dermass. das ich nitt hett mögen
beliben noch es e., wo ich die hilff nitt hßtt ghan nach-
gan von üch. minen herren.' 1550, Brief {Pfr N. an
den ZRat). ,Als der spital [durch Austeilung von Brot
an die Armen vom Lande] treffenlich beschwert worden
und inn künftigem wyter und dermassen überladen,
das semlichs nit zu e. syn. sondern der spittal .. . ins
verderben gricht wurde ...' 1571, Z. .Überschlag, wie
das Allinuosen daselbs zu e. syn werde.' um 1600. Z
Töss. .[Weil wir uns] in Wirtzhüsern hin und wider
uff unsern Costen erhalten, und Söliches zu e. das vom
König empfangen Gelt nüt klegken, sonder wir unsere
eigne Erbgüter angryffen ... müssen.' 1627. Z. ,Die
Hauszins, welche ... bald nit mehr zu e. müglich.'
1688. Z. — er-schwungen: zu Bed. 3b. (mit Mülie)
erworben. .Von e-em und errungenem Gut. wieviel
ein Mann oder Weibsperson vermachen möge.' 1701.
U Landsgemeindebeschl. (Titel). — Mhd. «-«lomyen; vgl.
Gr.WB. III97S/9; Fischer II 843. — ,E r-sch winger m.:
coucussor.' Mal. — er-sch wiuglich: wie nhd.. was
(zu , erschwingen') möglich ist. ,[Die Abgabe von Ge-
treide auf Borg sei] dem Amt kum e. . . < dann man
zu des Ambts ordinari Ussgabeu einen guten Teil baren
Gelts haben muss.' 1654, ZWthur. — un-: Gegs. zum
Vor. .Wie das er an synes verwaltenden ampts all-
inuosen täglichen mit fröinbdem armen volk dermassen
ai^hwelz. Idiotikon IS.
überlouffen und beschwert, dass es demsälben synem
ampt in die harr u. und untraglich syn [werde].' 1586.
Schreiben des Amtmanns von ScaSt. an den Z Rat. .[Die
Einbürgerung vieler Fremder sei den Aarburgern
wegen der Schmälerung ihrer .gemeinen Veldt- und
Weidtfahrt'] in das Künftig u., schäd- und unerträg-
lich.' 16'22, Aa Rq. 19'22. ,Es erscheint sich, wie gross
die Not . . . dieser Pfarr. wie aber endtlich u. ihro fallen
werde, ohn u. g. H. Beihilf ... der zunehmenden Armut
... zu begegnen.' 1680. Schreiben des Pfarrers von
/,Wäd. an den Rat. — .Er-schwingung f. : concussus,
concussio.' Mal.
ÜS-: 1. a) = schwingen laa.1 B (Zyro). .Eventilare,
ausschw., erstauben.' Denzl. 1666/1716. — b) refl.
a) sich (schwingend) ausbreiten. Uneig. : ,Dass zuo be-
sorgen, es dörften solche Ding [politische Bestrebungen
der Gl Katholiken] sich bald im Land selbsten zuo nit
geringem Jaamer und Elendseligkeit auß chw., wann
nit durch vorsorgliche kluoge Mitel vorgebauwen
[wird].' 1686, Gl an Z. — ß) sich frei machen, ent-
rinnen. .Einer wybet mit einem kostlichen Haarband
[aber die Ehe wird bald wieder getrennt; da meint
Einer:] Wann s [die Frauen] Einer nur beim Haar
liebe, inögends Eim lycht wider entrünnen ... Aber
so sie hie dem Arm oder Hals [durch ein Arm- oder
Halsband als Ehepfand] gebunden werdind, inögind
sie sich nit mehr so leichtlich auß-:chw.' Schimpfr. 1651.
Unsinnlicher, sich durch Schlauheit aus einer unan-
genehmen Lage herausziehen, sich um Etw. herum-
drücken, sich ausreden BHk. ; L (Ineichen); vgl.
schwingen lb% ,Damit auch Niemands sich [von der
Haltung des Sabbats] u. . . . möchte.' J.TBreit. 1620.
Wenn Personen auf Indicien hin wegen verdächtigen
Lebens in Gefangenschaft gesetzt und an die Marter
geschlagen werden und sich zuletzt ,ausschw. und
ledig machen', so sollen sie die gebührenden Kosten
bezahlen. 1630, Absch. ,Ja, sy [ein bevogtetes Ehe-
[laar] tuend nur nit derglychen, sainm sy ihren Sachen
... Rat schaffen und trachten woltend, sich uss diesem
[Schulden-JLast usszeschwingen.' 1653, Z. ,Mit Haab
und Gut will man [den Adel] zu Boden stürzen; kein
edles Hauss sich schwinget auss; es gehet zu Ver-
derben.' JCWeissenb. 1702. — r) = erschwingen icß.
Zwei Frauen haben sich mit , redlicher Arbeit mit ain-
andren ussgeschwungen und erhalten.' 1611, ScuSt. —
2. = schteingen a a, (gerichtlich) auspeitschen, aus-
stäupen Aa (H.); Ap (T.); BS. (Bärnd. 1914, 565); ,Gl;
L"; GAndw., Sa.; U(DrMüller); „Zr.; Z"; „häutiger"
als schwingen. Er ist üsg'schwunge" worde" GSa. .Wenn
der Scharfrichter eine Person ausschwingt, so hat er
30 ß.- 1542, JLüscHER 1898. ,Von ira [der Clauda
Merendaz] usszeschw. und für strick und hendschuch
[dem Nachrichter] 3 pfd.' 1579/80, B Frienisb. Rechn.;
vorher .mit rufen strychen'. ,[Die Tochter einer
Diebin musste, als ihre Mutter durch die Strassen ge-
peitscht wurde] sowohlen beim Ausschw. als Brand-
marken mitlaufen.' 1786, JHefti 1914. ,Mit ruoten ü.'
,[Ua] hett man mit motten ussgeschwungen ein jungen
knaben.' UMeter Chr. 1540/73. ,2 Ib dem nachrichter
von armen menschen mit ruoten usszeschw. und an
branger gstelt.' 1598, AaB. Rechn. ,Zuo Chur ward
ein gwandkrämer ... mit ruoten usgschwungen.' 1598,
Akd. 157'2/1614. ,Virgis csedere, mit Ruten hauen, auß-
ächw.' Denzl. 1677/1716. ,Sie führen ihn ins Pilatus
Haus, mit Ruten und Geiseln schwingen sie ihn aus.'
1987
Schwang, schweng, schwing, scliwong, scliwung
1988
LToBLER. XL. (Karfreitagslied). S. noch Bd VI 1822M.
— 3. abs., entspr. schwingen 3a, an einem Schwing-
fest den Haupt-, Entscheidungskanipf auskämpfen,
,den letzten entscheidenden Schwung tun, was nur den
zwei Besten zufällt' (Zyro) B; vgl. anschwingen 2. —
Vgl. Gr. WB. 1966; Fischer 1 ,5 U. — Üs- sch win ge" n.:
zu Bed. 3; Syn. Us-schwinget. .Sowohl im Anschwingen,
als auch im Ausschw, und Ausstich besiegte N. die
ihm zugeteilten Gegner rasch und mit Eleganz.' ß Volks-
ztg 1901. Bildlich: ,[Die Sozialdemokratie lechzt] nach
dem grossen Ausschw., das zwischen unserer mehr als
600 Jahre alten Staatsidee und einem ... Allerwelts-
beglückungswahn stattfinden soll.' Seil Intelligenzblatt
1918. — Üs-schwinger m.: Schwinger, der am Us-
schwingen teil nimmt B. — Us-schwinget m.: = Üs-
schwingen B; L (Zyböri). ,Zum Ausschw. in Biel waren
am letzten Sonntag die 30 besten Kämpen auserlesen,
15 Schwinger und 15 Turner.' B Volksztg 1897. Im
Zeitungsstil oft uneig. von Wahlkämpfen, Kriegen.
.Stichwahl im Grossratswahlkreis Herzogenhuchsee-
Seeberg. Auf zum Ausschw.!' B Volksztg 1908 (Wahl-
aufruf). Am Sunntig glt's no''' ne" Ü. zunische"'m
Jud im'' em Sozi. BLauf. (Ztgsnotiz). ,Es scheint,
dass im Transvaal der Ausschw, erst jetzt recht be-
ginnt', vom Burenkrieg. B Volksztg 1900. ,Der grosse
Ausschw.', vom Weltkrieg. BBurgd. Tagbl. I9I7. —
Üs-schwingete" f.: = Üs-Schicing (Sp. 1970) „h\
,5 mütt kernen nßschw-en und stoub im türm.' 15'2t),
Z (Rechn. des Almosenaiiits). Auch 1588, Z.^nd.; s.
Üs-Ge-schxcing. — Seckel-Ü. s. Seckel- Schnideten
(Sp. 1139, wo gegen Ende der Anm. Bd IV ti52o. zu
lesen); vgl. schwingen laa.3 und he-schwingen 3.
obe(n)-üs-: abs., beim .Schwingen' den Sieg davon
tragen, Meister werden B und weiterhin. I''' gangen-
öppe" da u"' dert hi' ga" ge" schwinge", u"'' jitze" han-
i''' im Länder [Eiitlebuch] inne" neuen obenüs-
g'schwunge". Loosli 1910. Öbertr., von jeglicher Art
Wettstreit. .Bei dem internationalen Wettschiessen
haben die Schweizerschützen obenaus geschwungen.'
Schweizer Bauer 1900. Von Wahlen, politischen
Kämpfen. So miiesse"-mer's halt la" druf abcho" u"''
luege", wer obe"üsschwingt, bei einer Lehrerwabi.
CWeibel 1891. !'■'• ... ha" ömel richtig obenüsg' Schwünge",
an der Gemeindeversammlung meine Meinung durch-
gesetzt. Loosli 1910. Vom wirtschaftlichen Kampf:
Die, wo z'erst teuff ungerdiir'''e" müesse" hei", geb-si hei"
obenüs g'schwunge". BkRtii). 192b. Mit abstr. Subj.: Wie-
n-es [die Mutter] sl" Hans a"g'luegt het, wo so stramm
neben-im ine" g'lüffe" isch, da hei" d'Liebi u"' d'Freud
wider obenüsg' schtinmge". EBalmer 1925.
use°-: 1. mit einem Schwung herausnehmen.
Z'Oberhofe" tüe"-si d's Brot in Ofe", z'Hilterßnge" tue"-
si's u. KL. (BWimmis). — 2. refl. a) = üs-schwingen iöß
Er hät-si''' (icider) chönne" u., aus der Klemme ZZell.
zB. aus einer Schuldenlast ThMü. ,Er [der Führer
einer Bauernbewegung] wolle nit abstahn, so sy ouch
nit abstalin wöUind; er wolle sich gegen unseren gn.
Herren woll usshin schw.' 1645, Zllln. — b) = üs-
schtcingen Iby Z (Dan). — oben-use°-: abs., es zu
Etw. bringen. I''' ha" no''' Ke'ne" g'seh", wo obenuse"
schwingt, ivo gang d's Mül off'e" het, mit Nütem z'friden
isch. LoosLi 1911.
ver-: 1. refl., die Plögel entfalten, von Vögeln.
Uneig.: ,So ist üch auch unverborgen, wie vor
gar wenig Jaren die schädlich Sect der Jesuiten
in . . . Borniio inzunisten understanden ... Wer wirt
nun nit können by sich selbst erkennen, denn das dise
Vögel jetz erst recht wurden innisten und sich v.
können, wann ir fürnemmster Patron ... ein König
zu Hispanien mit gnieinen 3 Pündten also nach ver-
wandt und eerblich verbunden syn sölte?' 1617, Z (an
die evang. Pfarrer in Gr). — 2. tr., = üs-schw. 2. Im
Kiiulerreim : Hobsissa Rölleli, z'oberst im Tölderli Ghriesi
g'wenne" ond [d'JStili stö" lö", d'Buebe" v. ond d'Meitli
gö" lö" Ap (T.). d'Mätli v. und fd'JBuebe" gö" lö" G
(Götzinger); vgl. durch-schw. — 3 zu schwingen 3a:
einen Geldbetrag v., für Preise verbrauchen; vgl. rer-
cheglen2(BA III 183), ver-schiessen2c^ (Bd VIII 1407).
[Beim Schwinget] werden von Zeit zu Zeit einige
Batzen von den Zuschauern zum V. erhoben.' WSenn
1871 (Uw). — 4. aufhören zu schwingen (in Bed. 3a).
,Es isch verschwunge", das Schwingen ist zu Ende' B
(Zyro). — Mhd. venicimjen, zT. in andern Bedd.; vgl. Gr.WB.
XII I, 1223; Fischern 1.328.
vor-. In der Abi. Vor-sch winget ra.: = An-
schwinget; s. Bd I 1117 u.
hin-: intr., sich rasch verziehen. ,So weit man
mich wird hören klingen, als bös Ungewitter sol h.',
Glockeninschrift GMs; vg\. dannen-schw — Anders bei
Fischer III 1645.
b*-: 1. = schwingen 2d. Nitle" b. U, so Urs. Bi
i"s z'Hospidall tient Die, wo Veh heint, am Heiligöberd
es Milchris mache" und eppen e" N. b. U Hosp. Maitli,
diu"'"' zue-mer i" d'Alp: ich will-der e" N. b., das'-es
mier und dier g'faltt UUrs. — 2. (Bäume) beschneiden,
stutzen. , Hagholz oder ander holz, was in eim hag
wachst und stat. soll alles dessin sin, des ouch der hag
ist. Doch so einer den hag also lang stan [lan] und nit
beschw. weite gegen dem andern, und inne disern
darumb ermant ... und er den hag in fierzechen tagen
darnach nit beschwingt, mag der ander das tuou und
ouch das holz nemen. Doch sol er, "was uffrecht im
hag stat, ouch nit abliowen.' Obw LB. .Jeder man sol
sin heg beschw., die da stossend an unser landstrassen
... in selicher mas, das der luft darin schin und die
Strassen dester trückner beliben ... Und ob bereut
böum zuo vast in die strass stiessend ... die sol man
ouch uifheben und beschw., das nieman kein schad
davon geschehe.' ebd. — 3. = schwingen laa.2. .[Dirne
Gredli Onboden zum Gauner Appili Blynyss:] Ich will
dir wol me sagen, wenn dus hören wit, wie du etwan
eim hast den seckel bschwungen, dwyl wir andern
mit den knaben sungen.' HvRüte 1532. — hcrz-be-
schwingend: das Gemüt bewegend, aufrüttelnd.
.Dass Meiste aber wird tun können [um die Bauern
zu unentgeltlichen Fuhrleistungen für den Kirchen-
bau in ZStall. zu bewegen] Hr. Pfahrer-Vicarius da-
selbst, als welcher durch seine h-e Insinuationes ...
dise sonst rohe Gemüeter wird bewegen können, dass
sie verhoffentlich ad placet entsprechen werden.' 1720.
Schreiben des Amtmanns Edlibach an den Abt von
StBlasien. — Mhd. lenwingen, peitschen; anders bei Gr.WB. I
1607. Bed. 2 ist sonst nirgends gebucht. .Herzbeschwiugeud'
gehört zum denom. schw. Vb , beschwingen', mit Schwiiigcu
versehen.
danuen-: wegschleudern, vertreiben. ,Da habe inn
der weibel bi dem arm genommen und von dem brunnen
danen gschwungen.' 1584. ZKyb. .Ich bin gosen zu
Gotes, Maria, [St]Jodor Ehr; als bald ich kling, Un-
gviter danen swing', Glockeninschrift. 1758. Uw.
1989
Schwang, schweng, schwing, schwong, schwuiig
1990
dur"''-: durcliprügeln GBuchs. Buebe" d., Maitle"
gSf lö", Var. des Kinderreims unter ver-sehwingen 3. —
tihi. durchtwliitjen in andrer Bed. — dar der-dür'''-: refl.,
,niit Anstrengung sicli durchschwingen' B (Zyro). —
fl,,,.cbgii. i„ jj (iür'''e"-: es d., sicli durch Scliwierig-
keiten, Hindernisse erfolgreich durchringen ZN. lez
häm-mer's dur''<e"g'schwunge'', .uns trotz allen Hinder-
nissen eniporgehracht und die Kinder gross gezogen'
(Dan.); ähnlich refl. B; Th; Z. — wider-: sich zurück-
wenden. .Darnach hat der Patron die Sägel lasen um-
keren und das Schüft' wüderschw.' Stockiii. 1606. —
e''-weg ,hinwgg-': refl., sich wegwenden, fortmachen.
,l)ass der Schütz ... von dem Bären, zwar wol er-
niüedet und kraftlos, sich hinwegschwang, der Bär aber
von den Wunden schwach, bleib in dem Tobel erligen.'
JLCts. 1661.
zer-: 1. (schwingend) in Stücke schlagen, ,Diver-
berare, zerschlahen, z., voneinanderen scblahen.' Fris.;
,z., als ein spiess, diverberare.' MiL. — 2. durchhauen,
zerbläuen. .[Der Lehrer heisst den Schüler] füren
kommen und d'Hossen aben lassen, zerschwingt ihn
gut Ding.' ScHlMPFR. 1652. — Mhd.zfrsiciiijeti, auseiuander-
schwingen.
Schwinger m.: 1. wer .schwingt', a) entspr.
schwingen 2a; s. Bd VI 1821 u. (auch bei Mal.). —
b) entspr. schwingen 3 a. heute allg. E(n) böse'' Schw.;
vgl. bös 6c (Bd IV 1720). ,l)a werden sie [die Für-
sprecher der beiden streitenden Parteien] miteinander
abreden, wer gewinnen und wer verlieren soll, wie die
Schwinger am Ostermontag in Bern.' Gotth. — 2. oft
Dini., Kinderschürzchen (bes. für Knaben) mit Brust-
latz und Armbändern (Arnilöehern), .(kleines) Für-
tuch' Aa, so Br., Ku., Kütt., Schi., Vill. und It H.
und Eochh.; Syn. SchübU (Bd VIII 75u.); vgl. um-
schliyinger. — Vgl. Gr.WB. IX 2707. , Schwinger', Name
eines Höbepunktes westlich von LLuthernbad.
Fane°-: wer sich auf das Pane"- Schwinge"
(Sp. 1980) versteht, es ausübt B; U und sonst. Ein
Knabe het mit s%'"m alte" Schwxzerfane" . . . dasuvie"-
g'wäit trotz amene^ Fane"schw. EBalmer 1927. — Audi
l.ei Gr.WB. 1X2707.
Nidle°-, inBSa. Dira. : Besen aus Reisig oder Draht
znm Schlagen des Kahms B, so oAa., Sa.; GrS.; Syn.
/'Vüsen(Bd 11330); Besen i()a(BdLV 1668). -Säbel-:
verächtl. für Soldat. Der N., en alte' S. ro" Franlrich
eng", e" Nütnutz. H^Ellen.
G""-sch winger m.: eine Art Frack BsLie.; Syn.
(Füdli'''-)Chlopfer (Bd III 682). Ein junger Mann zieht
zu einem wichtigen Besuch an 's Lihli und der Büffel
mit de" gel^e" Chnöpfe", der neu G. BsLie. (Meyer).
Schwingere" GnObS., Werch-Schmngeri" ZTösst.
(Dan.) — f.: Flachs- oder Hanfschwingerin. — Vgl.
Gr.WB. 1X2708; Fischer V 1292.
schwingerig: schwindlig B(AvRütte). Du wird' s-
mer plötzlig so schtv. — Nach AvRütte ,zu schwingen, in-
folgedessen man leicht taumüg wird'; zur Bildung vgl. etwa
ichafferirj (Bd VIII 343).
Schwinget m.: 1. das Schwingen des Flachses
oder Hanfes, auch die am Abend nach Schluss der
Arbeit stattfindende Lustbarkeit GRÜbS.; Th (s. Bd VIII
1540o.); vgl. Schwinger-Lappen (Bd III 1350). Zum
Schwingen des gebrochenen Flachses versammeln sich
einige Mädchen des Dorfes in einem Bauernhof; am
Abend werden sie festlich bewirtet, wozu die teil-
nehmenden Dorfburschen den Wein spenden; darauf
wird getanzt und nur um Mitternacht zu kurzem Im-
biss, dem Buschen (Bd IV 1775), innegehalten GRÜbS.
— 2. a) das Schwingen (s. schwingen 3a), insbes. als
festliche Veranstaltung, Schwingfest Aa (H.); B, so E.,
0. (s. JRWyss 1816, Anh. S. 79), Si. und It Zyro; L;
Uw (Syn. Dorfet; s. Uw Gem. 122); U; Zg und weiter-
hin bekannt; vgl. Üs-schwinget. Über traditionelle
Schwingfeste an bestimmten Orten s. AFeierab. 1843,
147; Uw Gem. 122, ferner Schwing-Fest (Bd I 1117),
sowie die unter schwingen 3a angeführte weitere Lit.
,Bei Kirchweihen und Jahrmärkten werden die be-
kannten Sennenspiele :iScftw.,Steinstossen,CÄäs-^ä«»iei
usw. aufgeführt.' AfV. (Zg). In BFrut. wurde der Land-
schaft-Schiesset (Bd VIII 1442) mit einem Schw. ver-
bunden. ,[Der Wirt stellte, um Gäste anzulocken] so
oft es sieh nur immer tun Hess, eine extra Hudlete"
an ... eine Kletterete", ein Sacks2)ringet ... ein Schw.
[usw.].' Gotth.; s. auch Sp. 1978/9. .Wenn er Sonntags
irgendwohin gehen wollte, etwa dahin, wo man hur-
nussete ... oder an ein Schwingetleiu.' vAlmen 1897.
,Ein Riese entbot die Urner zu einem freundlichen
Schw.' JMüLLER 1926. Der Wisi het de" Tobiä einisch
bi-mene" Schw. 'bodiget. Vaterl4ND 1925 (Schw). S. noch
Bd V 202/3; VI '23M. ,An alle tütschen Amptlüt, Ab-
stellung halb der unnotwendigen Zerungshüsern und
Wynschenken, dessglichen der Louff'eten und Schw-en.'
1605, B Mand. ,Wie daz gemeine Volk, als Sonn und
Dienstknächt, allliie ... an Wienacht Abendt an daz
Ort, da man geist- und wältliches Rächten verfliürdt,
begann, alda ein gemeinnen Zuolouff und Schw. bis
ungefliar zu Miternacht begibt, in dem sy sich gägen
ein anderen die Sterke probieren und erzeigen und
ein Sölliches fürnämmeu, dass, wöUicher den Anderen
zeboden ringet, der hierum berümpt, und darnäben
den Glauben haben, der sich an söllichem Abendt er-
übet, er des Jars dest frächer und gesünder.' 1611,
Schreiben des Chorgerichts zu BSchw.; vgl. Bärnd.
1911, 494 (wo Weiteres). S. noch Sp. 303o. (1644, B).
— b) Ringkampf übh., Rauferei. .[Vreneli sagte zu Uli,
der von ihr einen Kuss verlangt hatte] er solle doch
denken, was Stini, sein alter Schatz, dazu sagen würde.
Es begehre nicht mit demselben einen Schw. zu haben
wie Ürsi [das von Stini aus Eifersucht und Rache
übel zerzaust worden war].' Gotth. Streike^ wäm-mer
und einist en Hose"lupf mache". Lustig, lustig,
Buebe"! Das giH en Schw.! PHaller 1916.
Pane"-: = Fanen- Schwingen (Sp. 1980) SchwE.
(MLienert 1925). — B«rg-: Schwingfest auf einer Alp.
Wo-si bi der lVale"hütte" hei" B. g'ha". EBalmer 1923.
Schwingete° f.: 1. ein Spiel der Knaben: sie
fassen einander bei den Händen und bilden eine lange
Kette; der eine Flügelmann bleibt stehen und schwingt
die Kette im Kreise herum ScuSchl. — 2. = Schivinget 1
.GAStJoh. Die Arbeit endete am Abend mit einem
Schmaus, wozu sich auch die männliche Jugend ein-
fand, und oft wurde bis zum Morgen getanzt. —
3. = Schwinget .2 B It Id. (,lucta'); GRÜhur (Tsch.);
DiAL. — In Bed. 2 auch schwäb. (Fischer V 1292).
Schwjngi f.: Seilschaukel GRGrüsch (Tsch.); vgl.
schwingen 4a. — Anders in den ONN. .Schwingi-Boden,
-Totz' WGampel; nach der Sage .schwangen' dort zwei
Brüder um das väterliche Erbe (.JJegerlehner 1913, 185).
schwingle": = schtcingen2b GSa. — Zu Srhu-ingel i.
Schwingung f.: Schwenkung; yg\. schwingen 4.
,Die Bewegungen, worin die Mannschaft damals geübet
IMl
Schwang, schweng, sclnviui,', sclnvong, Schwung
1992
wurde, bestanden in halben \uid ganzen Wendungen
... in Schwenkungen oder, wie man es hiess, Sehw-en.'
XVII.. vEoDT 1831. — Vgl. Gr.WB. IX 2710/11; Fischer
V 1293.
Schwang m., PI. mit Ural., Dim. Schuningli: 1. a) wie
nhd., entspr. schwingen la (Sp. 1973); auch mit der
V^orstellung der treibenden Kraft, allg. ,Schw., iactus,
vibratus.' Denzl. 1677/1716. En Schto. ne" Aa (H.).
D's G'spenst hed sini GeldstüclcUin de" Teilerg' schmutzt,
eister im gliche" Takt und Schic. J.Törger 1926. En
Chlapf, wie wenn e" Hand im Schtc. mit-eme" ticke"
Bagge" z'seme'tötscht, scherzli. Umschreibung für Ohr-
feige. WRoTACH 1924. .[Spielnianu zum Tod, ihn um
Schonung bittend:] An Mut mir noch nit brist ... ein
halbmässigen Miel eins Schw-s uss het kein Trang.'
1628, B Lied. ,Man soll ... die Spiess- und Haiparten-
stangen probieren, ob sie ... nit wurmstichig, also dass
sie den Schw. und Stoss ausstehen mögen.' 1676, Z.
.Ihre [der Affen, die sich mit den Schwänzen an Asten
festhalten] abenteuerlichen Schwünge.' Sinte.m. 1759.
Von drehender, kreisender Uewegung. Einem Eade
e(n) Schw. ge". Durch Staren mit der Nldle"chellen
wird die mit dem Lab gemischte Milch in Schw. ver-
setzt. Barnd. 1908. Köbeli het richtig müesse" piste",
geb-er-se [die dicke Tänzerin] het im Gang g'ha" ...
Aber wo-si du entlig im Schjc. g'si" ist, het-si Alls
nebe'time" g'ruesset. SGfeller 1919. Z'mache" tcäreine"-
iveg no''' Oppis drttffe" [auf dem Bauernhof], tve"" Eine''
's Bad g'hörig i" d'Schwüng brung, sich energisch ins
Zeug legte, ebd. 1925. Spez., Tanzrunde .AeLb. Giger,
mach du wacker zue; se, dö hest e" par Biessli! Und
al'i Schirüngli geb-der äs; mach no''' en AppCzeller!
AToBLEK 1899. RAA. Er hed's im Schw., ,es geht
ihm vorwärts', er bewältigt eine Saclie mühelos Ndw
(.Matthy.i). Es göl-em Alls im Schw., rasch und leicht
von der Hand ApK. Es g'H e" Schtv.. von sehr leb-
haftem Betrieb Obw. Am Mändig hem-mier Alarm
g'ha", und da hem-viier chvnne" denke": Ahä. iez gät
e" Schw. die Wiithe"! Ouw Volksfr. 1917 (Soldaten-
brief). .Einer Sache den Schw. geben': ,üas [den
bevorstehenden Kornmangel] mögen politische Korn-
judeu wohl gemerkt und der nachfolgenden Teurung
vollends den Schw. gegeben haben.' UBRäsGER 1789.
Oppis in'n Schic. bringe", wie nhd. , Seine Sachen
in Schw. bringen ... spöttisch von Leuten, welche
durch eigene Schuld um das Ihrige gekommen, so
dass sie ihr Übriges über ein Haus werfen könnten.
Bs (Spreng). Im Schic. si", gä", im Schwange Ai; B
(Zyro); ScHwE.; X. 's isch iez im Schw. Aa. Öpipis,
zB. das Brunztrinke", geit im Schw. B (Zyro), .[Wir
haben] mit Beduren verstanden die Unordnung und
schädlichen Missbrüch, so hinder seiner Amptsverwal-
tung ... im Schw. ist [!] und gebrucht würt.' 1634,
FMu. StR. Schädliches Holzen, das mehr als genug
.im Schw. gabt'. 1679, AWri,D 1883. S. noch Sp. 989o.
.Etw. im Schw. liaben': ,Was kann man für Schand
und Laster erdenken, das solche lasterhafte Leüt nit
im Schw. habent?- XVIII., UwE. Formelbuch. ,Ein
Mann im Schw.'. der in der Gesellschaft eine Rolle
spielt: .Sein [des .Grotzen'] Abgott ist ein Mann im
Schw-e ... Vor diesem krieclieter; bei diesem schweret
er, aber nicht länger, als er oben schwebet.' Sintem.
1759. übertr. auf Gemütsbewegungen, a) von freudiger,
gehobener Stimmung, Zufriedenheit GK('ast., He., Jen.;
Syn. Schottet II (Bd VIII 1529). Im Schw. si", zu-
frieden GR.len. (Tsch.). Er ist grausig im Schw. mit
sei"'m Boss GRCast. (Tsch.). — ß) PI., .Aufgeregtheit,
Wut B; Z und sonst. In'ti Schwünge" si", i" d'Schwüng
cho", Eine" i" d'Schwüng bringe". Be'^ Vatter ist hüt
kolossal in'n Schwünge", sagt eine Tochter. PApi-enz.
1916. Er het wider einisch Freud g'ha" d'Frau i"
d'Schwüng z'bringe". SGfeller 1927. — b) spez. mit
Bez. auf die Möglichkeit zu , schwingen', Spielraum.
Die Leute von Saanen begehren, dass eine ,8chwelly'
in der Saane bei Bubenberg .gsclilyssen und hinweg
getan solte werden, damit die viseh iren stricli und
Schwung obsich dem wasser nach wie vor haben
möchtend'; man prüft Mittel, .das die müly mit wasser
nach noturft möchte versächen werden und die schwelly
dannen getan, damit den fischen iren fryen schw. ge-
schaffet möchte werden.' 1580, B; vgl. Absch. IV2,
703c. ,Sinen Schw. haben mögen', die nötige Be-
wegungsfreiheit haben; s. Stadt-Schlepp (Sp. 618) und
vgl. Schtcank iaß. ,Mir wird der Schw.-, ich komme
obenauf, werde Meister: .Sollte den Widertäuferen der
Schw. werden wie ihren Spiessgesellen im Baurenkrieg
und zu Münster, es wären eben solche Tragödien zu
besorgen.' JWirz 1650. ,Zu Schw. und Schlag kommen';
s. Sp. 186 u. — c) mit Bez. auf die Fähigkeit zu .schwin-
gen', Schwungkraft, GeschicklichKeit. (Guete", kei")
Schw. ha" 1) von einem Werkzeug, einem Gerät GRCast.
(Tsch.). Der Werchzeüg hed kein Schw., hed en guete"
Schw. D' Schlittchueche" heind en schöne", guete" Schw.
— 2) von einem Arbeiter. Er hed kein Schw. (bim
Wcrche"). Er hed-em grad der Schw. nid, grad 7iid
der recht Schw. GRCast., He. — d) mit Bez. auf die
Art zu .schwingen'. Meist PI. (auch etwa Dim.),
von der Art sich zu bewegen, Gehaben, Gewohnheiten,
(sonderbare) Manieren. Eigenheiten GRCast., Cliur, D.,
He., L., Pr.. Rh., V., ,Ränke. Einfälle, Umschweife' Gr
D. (B.), .Grillen' Gl. Die Meitje hed d'Schwüng grad
ege [Bd I 143] wie ir Mueter GRL.(Tsch.). Chlefi...
ist der Mamma Chind; gottsüf und gottsebe" het's deren
ir Schwung. MKuoNi 1884. Er [der Geist] hed d'G'stält
und d'Schwüng vom Don Vincenzo g'kä". JJönr,ER 1920.
Er hat ander Schicüng a's friiijer, andere Umgangs-
formen GrKI. Er het artig, kariös Sclncüng, sonder-
bare Gewohnheiten, Gesten GRCast., Chur, D. (B), He..
Pr. Er het dere" Schwüngli, sonderbare Manieren,
Eigenheiten GaNuf. Sölichs sind leid Schn-üng, Un-
arten GnPr. — e) zeitlich, Augenblick Ael.b.; GrHb.
(Tsch.). All Schwung, = all Bott (Bd IV 1898 M.) Ar
Lb. Schivüngwis (bzw. -wis). zeitweise GrHb., Lq.,
Schs (Ulrich), Valz. .Im Schw.'. iilötzlich, blitzschnell;
Syn. Schleich (Sp. 1802/3), Schwank. ,Im schw. schiesst
ein Troianer ... den Menelaum.' Gotth. 1599. ,1m Schw.
nemme er ein Wehr [und erstach den Gegner].' 164'2, Z.
- f ) = Cher 3 (Bd III 431). ,Wir werdent ... die ge-
pürende anordnung verschaffen, das üwere venner ...
der keer und schw. nach zuo 14 tagen oder monaten
unser vendlinen tragens nit entraangeln.' 1595, B
(vRodt 1831, 2, 25). — 2. a) entspr. schwingen 3a.
a) das .Ringen als einzelner Akt', Gang B, so It ImOb.
Es Schwüngli tue", einander erproben, sich messen
BSi. (Imüb.). .Ein paar Schwünge wolle er schon
probieren', entgegnet der Herausgeforderte. Scuwz.
Unterli. 1850. Als ihm [dem Millbacher von Trnb]
Einer durch List .einen Schw. abgewann', wurde er
beinahe rasend. Henne 1874. Bildl. Der Herzog Lüt-
pold, schön und jung, Said: Hüt, ier Herre", gilt's der
1993
SchwaiifT, scliweiif;, schwing, scliwong, schwang
1994
Schw., mit Bez. auf die Schlacht bei Sempach. MLienert
1920. Von einem Piozess: !''• iät-em glich der Schw.
a'hiete" und Das icär nit 's erst Mol, ''ass ic/ i" Handle",
wo's vte aHroffe" het a's Das, vor G'richt ohenune"-
g'schwunge" ha". Schild 1876. — ß) „Ring^art", .be-
stimmte Art und Weise, den Gegner schwingend zn
besiegen (ImOb.)B; „LE." und sonst. Auch vom Bnisen
(Bd VI 19.31): vgl. St. 1798, 51 iT. Das isch e" schöne'-
Schw. g'si" B (Zyro). .Eine besondere Rangordnung
der anzuwendenden Griife und Künste findet gar nicht
statt, aber ein sehr gefährlicher Schiv. ■ — dies ist der
Name für die besondern Anstrengungen und Wendungen
des Kampfes — gilt für unerlaubt und schändlich, weil
er leicht mit dem Armbruch des Stürzenden auslaufen
soll.' JRWtss 1816/7 (Anhang). Nach der Art der
Griffe, besondern Bewegungen usw. werden unter-
schieden: Achsel- (der Gegner wird über die Scliulter
geschleudert; vgl. Schwz. ünterh. 1850,, 368), Arm-
(der Angreifer packt den Gegner mit beiden Händen
am rechten Oberarm und schleudert ihn über seine
rechte Schulter nach hinten: als gefälirlich verboten:
vgl. St. 1798. 52; .TRWyss 1816/17. Anhang 82, mit
Abbildung; RSehärer 1864, 64), Fläuti- („eine der
Hauptschwingarten ... vermittelst welcher einer den
andern in die Luft emporhebt und herumwirbelt, so-
lange bis einer das rechte Bein um das linlce des andern
schlagen, ihn überspringen und auf den Rücken werfen
kann LE."; Uw; vgl. flauten Bd I 1220), Gitzi- (der
Angreifer hält den Gegner mit der rechten Hand hinten
in der Kniegegend und überkippt ihn rückwärts; vgl.
St. 1798, 52), ,Knie-heb-' (der Gegner wird aufs
Knie geladen; s. RSehärer 1864, 43), ,Haken-'
(s. Häggen 3 a Bd 11 1091 und RSehärer 1864, 35 fl\),
Öni-Hose"- (ohne ,den regelmässigen Griff' an der
Scliwingerhose; s. St. 1798,42). Chnü"'-, Chneu- („eine
der Hauptringarten ... Wer den Versucli wagt, auf
diese Weise zu siegen, zieht mit schneller Kraft den
Gegner an sich, dreht sich ein wenig mit der rechten
Seite rückwärts, als wollte er auf diese Art etwas
unternehmen, sucht aber augenblicklich wieder seine
schlaue Wendung zu ändern, schlägt etwas gebogen
das linke Bein an des Mitkämpfers linkes und über-
wirft ihn.« St.^), Meitli- (= Öni-Hose"-Schw.; s. St.
1798. 42), Näcke"-, Äcke''-Schw. (der Gegner wird
am Nacken gefasst; als brutal verpönt). Vgl. noch
schwingen 3a. Bildl., Kniff, List: .Den nämlichen Schw.
[Englands Seehandel zu unterbinden] hat schon weiland
Napoleon praktiziert.' Badernst. 1901 (B). — b) (auch
Hirs-mändig-Schiv.) ein am ,Hirsraontag' geübtes
Kampfspiel, bei dem die kriegstüchtige Mannschaft
zweier Dörfer (oft 200 — 300 auf jeder Seite) in zwei
Haufen aufeinanderprallte und jede Partei die andere
zurückzudrängen suchte LE.(t); nach der Sage zur
Erinnerung an eine Schlacht zw. Österreichern und
Entlibuchern; vgl. .TXSchnider 1782, 137; St. 1798,
112 ff., danach bei AFeierab. 1843, 114; L Gem. 1,321;
HHerzog 1884, 227/8. .Nun will ich den Stö.is oder
Schiv. und was dabei vorgieng, näher beschreiben . . .
Beide Heere werfen sich mit gefalteten Händen auf
ihre Knie und Heben nach edler Vätersitte mit erliabenem
Ernste um Gottes Beistand und Hilfe. Dann schmettert
die Trompete; Trommelwirbel verkündet den Angriff.
und mit der Schnelligkeit des Blitzes springen sie auf,
ziehen Arm in Arm verschränkt in enge geschlossnen
Gliedern und mit auswerts gewölbter Brust . . . mit
wildem Druck an den Feind. Der Stoss wird so fürchter-
lich, dass ganze Reihen von den Vorderen beiderseits
lioch in die Luft emporgehoben werden, und oft so
hartnäckig, dass viele Minuten die Heere um keinen
Nagelbreit weichen ... Sobald ein Zurückdrängen ge-
lang, war die Schlacht zum Vorteil der Zurückdrängen-
den entschieden.' St. 1798. — 3. a) Wendung, Biegung,
von einem Flusslauf; vgl. Schtvang 1 (Sp. 1967). ,Die
Dub nimpt an diesem ort zwüschen den bergen ein
wunderbaren schw. in Rauracer gegne.' Würstisen
1580. — b) Richtung einer Bewegung übh. .Der Türk
nani sin schw. uff Fünfkirchen zuo, verdarpt vil land.'
•THaller 1550/73. — 4. a) geschwungene Linie. Von
einem Bergrücken: Rechts, wo's wider e.s Schwüngli
ohsig geit, isch der Horbüel. EBalmer 1923. Ver-
schlungene Linie, Arabeske, Schnörkel. ,Ich montire
dir dann [das Ballkleid], dass man meint, was es sei ...
hier ein Bändeli, dort ein Meyli und kühn Schwung
an allem; du glaubst nicht, was Das für Effekt macht.'
Gotth. ,Ein Kleid ... worauf Blumen und Schwünge
sind.' AvHaller 1774 (Fabius). Schnörkel in der
Schrift GRÖbS. — b) geschweiftes Stück Holz; s.
Gnappi- Schwung. — 5. pers., = Schwengel 2, verächtl.
oder scherzh. für Ladendiener, Kaufmannsgehülfe Bs;
B, so It AvRütte (,bes. Commis voyageur'); Z, übh.
.Augehöriger des Kaufmannsstandes, Spitzname' Bs
It Spreng und noch heute, zunächst stud. Dö het's
jo lüter Schicüng, eso g'sunntigeti Commis und Coifj'eiirs.
MRrcKH. 1925. — Vgl. Gr.WB. IX 2755 ff.; Fischer V 1298,
zuBed. ö Kluge 1895, 125. In BeJ. Ic ist das W. als «cinioitn,
Anschickigkeit, Geschicklichkeit ins Rät. entlehnt worden
(Carisch 146).
Ab-: 1. steiler, abschüssiger Ort; nur als Name
eines Felsabsturzes zw. Lauter- und Finsteraargletscher
BO.; vgl. JRWyss 1816/17, 769; FJHugi 1830, '229.
235; Jahn 1857. '29. — 2. abnehmende Mondphase Gr
D. (B.); vgl. Uf-Schwung. — In anderer Bed. bei Gr.
WB. I 113.
IJf-: 1. Übung an der Reckstange, bei der man sich
schwingend in die Stützstellung begibt. Turnerspr. —
2. zunehmende Mondphase GrD. (B). Der Mäne" ist
im U. Im V. mues'^-me" Das und Das tue". — Vgl.
Gr.WB. I 733.
Um-: zu einem (Bauern-)Haus gehöriges, es un-
mittelbar und zshängend umgebendes Pflanz-, Wies-
land, .Ausgelände'. „Hofraum" Bs; B, so Ha. (, Hofstatt
um ein Haus.' 1729, ,viretum circa domum.' Id., ,eine
Verzäunung um das Haus, Obstgarten, kleines Stück
Land um das Haus.' St.''), „0.", Si., Th.; S; bes. im
Schriftgebrauch auch weiterhin. Das Hüs het no'''
ne" zimliche" U. Zyro. ,Der Alte baute sein Häuschen
nicht wieder auf, sondern verkaufte den Hausplatz
samt dem wenigen U.' BLangn. Kai. 1890. .Das Areal
zu Hof und U. der Thuner Kaserne beträgt 19 Jucharten.'
B Zeitungsnotiz. ,Ein alleinstehendes Haus mitScheune,
Stall und U. [ist zu verkaufen].' B Volkszeitg 1910. ,Zu
verkaufen ... neues schönes Einfamilienhaus mit Erker,
18 Aren U.' Z Tagbl. 1928. Auch Hüs-U. BAmnierts-
wil und H Schweizer Bauer 1897 Nr 48, 4; .Land-U.'
S (Joachim 1898, 78). I" ei"'m U. Settigs g'lege's Land,
alles i" ei"'m U., e" settigi Prachtshofstet u"'' sövel schlag-
riffe" Wald, Das trifft-me" nid überaV. SGfeller 1917.
.Wohnhaus mit Scheuerwerk, Einfalirt und laufendem
Brunnen nebst ca 50 Jucharten vom besten und wohl-
abträglichsten Matt- und Ackerland, alles in einem U.'
1995
Schwang — scliwung. Sclnvank — schwunk
1996
Schweizer Bauer 1898. — G e g e° - : ents\n. Schwung 2 a%
Gegengriff, der die Wirkung eines bestimmten yom
Augreifer angewendeten .Schwunges' aufliebt, Parade;
vgl. St. 1798, 33. — Geiss-: = Schilling :i, von Ziegen.
.[Eine liornlosc Ziege, die] mit g'lnirne' Kolleginnen
der (r.i;'»»iacÄe" unternimmt.' Bähnd. 1927. — Gnappi-:
= Wiegen- Felgen (ßd I 810). Die neue" Gnappischuüng
utid d'Böge" für 's WiegCtächli. FOslhw. 1897. —
Hexen-: ein in Hexenprozessen vom Scharfrichter
angewandtes Verfahren, die Angeklagte in die Höhe
zu heben und dreimal im Kreise umzuschwingen,
worauf sie, ohne dass sie den Boden berührte, ins
Gefängniss geschafft wurde (nach Kantonsarchivar
P. FSegmüller, Schwjz). ,Die Rosa Löchli soll wieder-
umb änderst eingezogen und nach alten Bräuchen der
H. mit ihr vollzogen werden, wonach sie nit mehr auf
den Boden gelassen, sondern in Lüften wieder in den
hohen Turn getan werde.' 1753, Scaw Verhörakten;
vgl. ADettling 1905, 97, sowie üf-sehwingen (Sp. 1983). —
Bäder-: Radschlagen als Knabenspiel. JMUsteri 1816
(Z TB. 1891, 41); vgl. Bd VI 485u. — Sele°-: Theo-
loge. BsStud. 1910; auch in der Soldatenspr. (AfV. 19,
254). — Z an-: zu Schulung ö, Zahnarzt. BsStud. 1910.
Schwangge" m.: grosses Stück (Brot) ZRicht.; Syn.
Schwitiggen, Schwanteti, Wampen. Undjetz [nachdem
ich soviel Naschwerk gegessen habe] na''' Habersuppe"
und sö-n-en Schic. Brot! EEscbmaxn ('s Christchindli).
In'n schattige" Matte' suecht jede'[So\dSit]-n-en Platz
und haut us ''em Brötsack en Schw. zum Spatz, ebd.
1911. — Zur Tor. Sippe; vgl. das syu. Flanggm mit Anm.,
zum Zsbaug mit dem Folg. flanggeii, ßanggieren (Bd I 1201/2).
schwangge": Etw. (zB. ein Fass, Wäsche) hin
und her bewegend spülen, auch von Schaubbnndeln,
die zum Einweichen im Wasser hin und her gezogen
werden (Bd VIII 28) ZHorg.f, Schön., Wäd. udE. (auch
es Fass schwanke"). — Die Ausspr. mit -k- beruht auf dem
Eiuäuss des danebenstehendeu syn. schicäiikm.
er-: gründlich schwangge", zB. von einem Fasse
ZWäd.(FStaub). — iis-: (ein Fass, Wäsche) ausspülen
ZHorg.f, Wäd. udE.
Schwingge" m. Sch, so Bargen, f. ScbR.: = Schivang-
gen, abgeschnittenes, grosses Stück (Brot, Speck uä.).
Hau-mer en rechtet (e" rechti) Schw. Brot ah, so w'e
en Bosszehe"! Me" hei imm [dem Kinde] z'Öbe'd al'%-
moll e" Beckli coli Milch g'ge" und en Schw. Bröd
derzue. Schwzu. (ScnBargen). — Vgl. das Nebeneinander
von Flamjgen und Flinggen, Flienggen (Bd 1 1201/3).
Schwank — schwunk.
Sclnvank(bzw. -(;j), mitaufgelöstem Nasal iS'c/t«'äf'c>7i
GrL.. hPr. (so Cont., Kübl.); TB., -aich W, so Vt,
-OMCA BBr., B., ,-6h' BHk. — m., PI. mit Uml.(in WVt.
Schiceich): 1. a) = Schwang 1 (Sp. 1966), Schwung la
(Sp. 1991), ,Wank, schwingende Bewegung" zB. von
einer Glocke, Schaukel BBr., Hk.; „Gl"; GRPr..
Tschapp.; „L" (auch Itlneichen); TB.; WVt.; „Zg; Z".
Von einem Scliwung zur Erde. Sturz (!nPr.; vgl. b.
Die Tanne" ist mid-me" u"het7)iliche" Schw. z'Bode"
g'hit GnSübl. Wa-er [ein Kranker] hed weiten üfstän,
ist-er mid-enw" Schw. z'Bode" g'süche", sövel ist-er
ernüdiget GfiCont. Uneig. ,Im schw. gäu, sin' uä.
1) im (vollen) Gange sein. .Ardere dicitur coniuratio,
sausen, das ist im schw. gon.' Fris. 1541. ,Es hat sich
ein grosse sach erhebt (erregt. Fris. 1541) und gat im
schw., es ist etwas grosses vorhanden, magna res in
motu est.' Fris.; Mal. .Welclier prophety volstreckung
zuo den gemelten jaren gwaltiglich angehept und nach
täglich im schw. gat.' Kessl. — 2) in Übung, im Brauch,
herrschend sein; häufig im XVI./XVIll. ,.\lso wart
ius lustinianeum . . . nebent den alten Land- und
Lehenrechten im Schw. bis auf unser Zeit pari passu
verblieben.' Goldast 1609. ,Es ist also der Brauch,
es gehet im Schw., ita moris est.' Denzl. 1666/1716.
Gew. in ungünstigem S., von Missbräuchen udgl. ,Wie
cliser zyt alle Üppigkeiten im schw. gand.' 1548,
THagenb. 1882. ,üas eilend wäsen, so zuo syner [des
Ezechias] zyt allenthalben im schw. gieng.' Gdaltb.
1584. ,Diewyl ... söUich zerstucken und zerteilen der
gtteteren ... gar im schw. gadt [werden Massregeln
dagegen getroffen].' 1590, ZWäd. .Der jetz im schw.
gehend bettel.' Hocea. 1591; ,im Schwang.' 1693. ,Von
sünd und lästern, so diser zitt gemein im schw. sind
feer und witt.' RCts. 1593. .Dieselbigen Vogt und
Geschwornen sollend ... nit mer, wie bisshar im Schw.
gangen, uff ein ersame Gmeind zachen oder zehren.'
1604, Z Rq. 1910. ,Hass, Zorn, Bitterkeit und Zankh
regiert allein und gehet im Schw.' 1618, Zinsli 1911.
.Solch Unordnung und im Schw. geloffene Missbräuch.'
1645, BSi. Rq. 1912; daneben ,im Schw. gan'. ,Nun
ists die rechte Zeit Sünd und Laster straffen, wann
sie in follem Schw. gehen.' FWyss 1697. ,ünd weisst
man, dass ... in Niderland . . . vil andere greuliche und
abscheuliche Lehren im Schw. gehen.' Mise. T. 1723.
S. noch fretten (Bd I 1338). ,Im Schw. gohn lassen';
s. BdV11103o. , In schw. kommen.' ,Diss [der Ablass]
und vil ander blinde glowen sind zuo disen blinden
ziten durch blinden und blindenfüerer in schw. und
ufnung kommen.' Axsh. ,Do nun dis heiltuom [der
ungenähte Rock Christi zu Trier] in hohen schw. was
kommen.' ebd. ,Dardurch [durch den leichtsinnigen
Verkehr der jungen Leute beiderlei Geschlechts] alle
Laster . . . dest treö'enlicher und vester widerumb uff-
erwachsen und ye lenger ye meer in schw. khommen
werdend.' 1549, Z Ellegericht. Spez. o) von der Aus-
schlagsweite. D'Trötscha hed e" Schw.! wenn sie weit
ausschlägt GfiTschapp. Uneig., von Flammen: ,Late
vagatus ignis, streift oder greift umb sich, hat einen
weiten strich oder schw.' Fris. — ß) von der Aus-
schlagsraöglichkeit, Spielraum, Bewegungsfreiheit.
Z'wenig Schw. ha", von Tänzern in einem überfüllten
Tanzsaal, von einem Wagen in einem engen Wege
BBr., R. Der Wagen trölet ungeren, d'Eeder werden
z'wenig Schw. han BR. Me" mues' me Schw. han, sust
choun-me" den Wagen nüd cheren BBr. udE. Das
Eeckli Vit z'engs, i''' han z'icenig Schw. ebd. .Sinen
frien Schw. han' : ,Und umb willen dass uss dem Tliuner
sew der fisch in sinem leich sinen fryen schw. haben
mag, das der graben daselbs uff dem ersten tag Merzens
uffgetan werd.' 1510, Liebenau 1897 (Fischereiordn. für
B; F; S). Unsiunlich : Ei"'m Schw. ge", lä", zB. mit
Bez. auf ,enge, drückende Verhältnisse, die Einen nicht
zur Entfaltung kommen lassen' BBr., R. Du muest
dem Buch me Schic. gen, nen nid esö griselli''' »"-
schnueren BBr. Me" muos' eimmel jungen Lüten grad
e'chlin Schw. lä", we""'s Eppis us-nen ge" sol BR.
Es ist en böse" Kärli; mu" chan'-im nüd z'vil Sehte.
1997
Schwank, schwenk, schwink, schwenk, schwunk
1098
län, sust ivürdmit"-im nüd Meister, ebd. — •{) zeit-
lich. Im Schtv., im Nu BBr. ; Syn. im Schwiele (Sp. 1802).
Er hed-nen im ScMc. uf ''em Rigg g'häben, im Schw.
abg'fertiget. — b), schnelles Wanken' (Nnw It Matthys),
Schwanken, Neigung zum Fall. \g\. Schwnnki. I"
Schw. cho", in Schwung, Schwingung kommen, ,wo
dem Ausschütten, Fallen schwer auszuweichen ist'
Ndw (Matthys). E" Schw. ha", von der .Neigung eines
grossen, spezifisch leichten Gegenstandes, zur Erde zu
fallen'; zB. ein Bündel Stroli, Heu hat e" grosse"
Schw. GrL. Der het e" Schw.! von einem Betrunkenen
NowStansstad. Von iler Wage: .Schw. im Gewicht,
momentuni.' Denzl. 1677/1716. Hieher (V): ,Schw.,
momentum.' Fris.; Mal.; s. Jutsch (Bd III 84). In un-
eig. Wendungen. ,Der tritf der schlacht, wenn es am
träffen ist und höchsten schw. ze gewünnen oder ze
verlieren.' Fris. (auch 1541); Msl. ,Im schw. stän, sin';
vgl. Schwang 3. ,Mein sorg und hoffnung stat im scliw.;
ich hoff wol, das es etwas syg, noch trag ich ein zwyfel
dorby.' VBoltz 1554. ,Die sach staat im zweifei oder
in einem spaan oder im schw., in discrimine res est.'
Fris. (auch 1541); Mal. ,Acies nutans, scliwankende.
die im schw. oder zweifei ist, da man nit weisst,
welcher teil haar lassen wil.' Fris. , Einen schw.
nämen', ins Schwanken geraten. .Nutantem aciem
Victor equitatus incursat, der reisig zeug rennt in die
Ordnung, die yetz ein schw. namm oder anfieng
schwenken; labaiites acies, geschwenkt, ein schw. ge-
nommen.' Fris. — c) von (einmaliger) wallender Bewe-
gung des Wassers. ,Fluctus, ein wällen, schw.' Fris.;
.Wällen, schw. auf dem wasser, fluctus, unda.' Mal.
Übergehend in eine Quantitätsbezeichnung, Schwall,
mehr oder weniger grosses Quantum einer Flüssigkeit
BBr. udE., Bolt., Gadm., Gr.; GRHald., UVaz; Syn.
Schwall 2b (Sp. 1808/9). E" Schw. Milch, Wasser, Wi"
GRHald., UVaz. I''' hätti geren e" Schw. heisses Wasser
über das Ziberli BBr. 1''' han-im den ganzen Schw.
US ''em Handbräntli a" Tippel g'rierd. ebd. Übertr. auf
feste Dinge, i. S. v. eine Menge, viel GfiMastr., Hald.,
UVaz. E" Schw. Obs GRMastr. Die Wis hat e" Schw.
Heu herg'ge". ebd. De'' Wingert hat c* Schw. Nutze"
übercho" GRHald. Auch von Tieren: e" Schw. Geiss,
eine Anzahl Ziegen GRÜVaz (B). — 2. Schlag eines
schwingenden Körpers. En Schtv. übercho", zB. vom
Stiel eines Karstes, auf dessen Zinken man tritt; Ei"'m
en Schw. ge" GW. Glockenschlag TB. — 3. a) seit-
liche, ausbiegende Bewegung, Wendung ApK., ,Bank,
ScflSt. (Sulger); Wegbiegung. Id. B. Vgl. Rank (Bd VI
1133). En Schw. mache", zur Seite treten, ausbiegen
ApK,, einen Umweg machen ScuSt. (Sulger). , Mengen
schw. tuon', von einem Betrunkenen; s. Bd VII 874 u.
,üen schw. nemen.' , Abschwenken, den schw. nemnien,
deflectere.' Mal. ,Dein knächt ist entflohen oder hat
den schw. genommen, aufugit servus tuus.' Fris.; Mal.
Schwenkung im militärischen S. ,Nun was da [bei
Marignano] ein grosser huf bi dem Urner hörn ...
versamnet, welcher die franzesisch vorhuot mit einem
schw. understuond hantlich anzevallen; der wart an-
gends im schw. mit dem hoptgeschüz so heftig zertrent,
zertruminet und zerschossen, dass er nit nie zuosamen-
kommen noch geston mocht.' Ansh.; darnach Wurstisen
1580; nach Diesem Grasser 1624. Wendung beim Tanz,
dann übh. von körperlicher und geistiger Beweglich-
keit BBr. Ei"mel im Tänzlen choun-er im den Schw.
besser wan in mengem Andren; er ist den" nid ttberaV
besc. Melier weis'-im den Schw. besser wan Petsch,
er ist e"chlin der Schlimmer. Den viues' nie" den Schiv.
nid leren, Der weis'-im de(n) Schw. eppe" z'gen, z' finden !
ist um eine rasche und treffende Antwort nicht ver-
legen. — b) Bewegung in bestimmter Richtung übh.
,[Der Kaiser] soll das angsicht der Tonouw nider
keren; doch mag er wol den schw. anderschwo uss
nemen.' 1546, Brief. Uneig. : ,Weil dSchwyzer warend
fein einfalt und d'Redligkeit bei ihnen gwalt, da schaffte
weder ListnochRank; iezaber nimbt's ein andern Scliw.'
JMiHL. 1674. — 4. List Ndw (Mattljys), Streich, Spass
B (It Zyro , Spass in Wort oder Tat, dessen Sinn und
Zweck nicht so ganz auf der Hand liegt'), Spassrede
Ndw (Matthys), Schwank Aa It H. (.scheint mir impor-
tiert'). Er hed-i"s mänge" Schw. g'seid Ndw (Matthys).
Es ist e" Schio. von im. ebd. .Wir [junge adelige Römer]
hattends guot mit spyss und trank, wir triben manchen
guoten schw.' HBull. 1533. .Facetosus, schimpfig,
guoter Sprüchen, voll schimpfreden und guoter schwen-
ken.' Fris. ,Guote schwenk, kurzweilig reden, facetiie.'
Fris.; Mal. .Guotte schwenk.' RCys. 1593. ,Und sind
im Grund die Spruch der mehreren Teils Philosophorum
so besonder nit, dann das unsere Spil-Lüt und Rütter-
gsindli mit guoten Schwenken ihnen Nüt oder Wenig
nachlassend.' JJBreit. 1617. S. noch Sp. 785 u. —
h. konkret, was schwingt oder geschwungen wird,
a) Scliwanz ; s. Sp. 1213 o. (1381, Z RB.) und vgl. Näteren-
Schw. — b) I)im., Taschentuch. ,Facitergiuni, swenkli.'
Voc. opt. — Ahd. simnch (nur in hinimmuirli. iiupetus); nihil.
«imnc. -1,-eK (neben seltenem! simnc, -yes), Schwung. Hieb,
lustiger oder neckischer Streich, zu schwanken; vgl. Gr. WB.
IX 2220/30 (.Schwang'. .Schwank'). 2243/G (.Schwank');
Martiu-Lieuh. II 527; Fischer V 1236/7. sowie Scktcänl,-. Das
W. stellt gegenüber Schwattg die eig. bodenständige Form dar.
OXN. .Schw.-Matten'AaBesenb. .Erli-Scbw.' BsLäuf. .Haseu-
Schw.' ZRhein. FN. .Schwank' ThBottigh. (dazu ,Anua
Schwankin.' 1675, ThScherzingen); .Ulrich Schw. ab Äugst im
Freiamt.' 1529, ZRB. .Richenza Swauchina.' 1329. BsZiefen.
Hieher auch .Schweukli'. Bauer. 1276, BsSiss. (ASocin
1903, 163).
Ab-: Bewegung von Etw. weg, Abweichung von der
geraden, übh. von einer best. Richtung; eig. und uneig.
Gew. in der Verbindung , einen a. nemen'; vgl. .46-
schwang (Sp. 1967). ,Uf ein nacht nam des keisers züg
ein a., dass er die andern fürzoch, und eilten also auf
Rom zuo.' Val.Tschüdi 1533. ,Desglichen werc schnider
Keller euch gegem wingarten gangen und als er in.
Zügen, ersächen, hette er ein a. gnommen.' 1576, Z
Ehegericht. , Dessen hab Dank, mein Bare [Bern],
hast gleich ein .\. gnon, als dir der Feind zu schwere,
dich Überrungen ghan, nachdem dein Kraft erholet,
gegen dem Feind dich gwendt.' 1620, Zinsli 1911.
,Alwo das Bachli ... einen A. niramet.' 1664, TuPtyn.
,[Ein Z Oberamtmann erzählt] als er durch eine Weid
■geritten, habe er Einen gesehen, der ihm sehr wol
bekant gewesen, welcher sich auf eine unflätige Weise
mit einer Stut vergangen, und weil er sich darüber
entsetzt, habe er Einen Ä. auss dem Weg genommen.'
LLav. 1670. .Einen hoflichen A. nSmen', sich auf gute
Art zurückziehen. ,[Wenn die eidg. Abordnung bei
Erzherzog Leopold] Nützit schaffen möchte, khönte
man wol ein hoflichen A. nemmen, mit der Vermeldung,
wil man verstände, das ir Kei. Mt. der Sachen nit
grundtlich berichtet, so werde man die Sachen an ir
Mt. selbs gelangen lassen.' 1616, Absch. S. noch Bd II
1036/7 (1646, Z). Uneig.: Abschriften der Dokumente
1H99
Schwank, schwenk, schwink, scliwonk, scliwuiik
2000
. . . sind den katholischen Orten zuzustellen, damit sie
,iuit Vorwendung nit genugsam habender Information
der Docuraenten keinen A. nemmen können.' 1713,
Abscu. In freier Verwendung. Vom Abzug eines
Heeres; s. Ver-schribung (Sp, 151tiM.). Uneig. : ,0b ihr
selbige [Verträge] gegen eüwern Mitlandleüten unserer
Religion ohne alle Abschwenkh treüwlich und ein-
faltig halten und erstatten ... wollent.' 16Ü2, Gl.
Über-: 1. das Hinüberschwingen, -gehen. ,Zwen
man [Moses und Elias] ... waren mit im redende ...
und Seiten sinen zug, sinen uberswank, den er wolte
volbringen in Jerusalem.' XIV, Z Hdschr. (Luc. 9, 31);
excessum; egoSov. — 2. Uberlluss, Übermass. ,Ist einer
glych nit ein künig, fürst oder grosser herr, so mag er
doch auch ein ü. und unmaass tryben.' LLav. 1583. lu
materieller Hinsicht. ,So diene üwer [der Korinther]
überfluss irem [der Christengemeinden in Makedonien]
mangel ;.. uti' das oueh irer ü. härnach diene üwerm
mangel.' 1525/89, II. Cor. 8; , Überfluss.' 1038/1707;
Ttöp£aO£U(ia. , Einen ü. nemen'; s. Bd VII 1087 u. Von
Preistreiberei (vgl. Schwall Sp. 181 lo.): ,[Zwei Beamte]
sollen ... ein geflissen uö'sechen haben, ob im korn-
ald haberhus durch frömd ald heimpsch personell
einicher vorteil, infal und ü. gebrucht, also das der
markt dardurch dest e weit vertürt werden, und wo
si ein unnias tiiident, sollichs abstellen.' 1533, Z RB.
,bim ü.'; s. Bd IV 904u. ,Ü. der red.' LJl'd 1530; s.
auch Biel (Bd IV 912). ,Ü. der erkantnus': ,Icli acht,
es sye alles [was mir Gewinn war] schaden umb des
ü-s willen der erkantnus Jesu Christi mines Herren.'
1525/89, Phil.; ,Überschwengklichkeit.' lö38/17U7; 8iä
TÖ öltepdxov xfjj YVtüoEluS. — Mhd. libermmtic (-kes oder -ijea?);
vgl. ür. WB. XI i, 5'27/S (, Überschwang', ä. , -schwank'). —
über-schwänkig: übermässig, überaus gross, schwer
usw. ,Daz wir mit grossem und mit u-em costeii
die sweli in der Are . . . gebuwen haut.' A. XV., B StE.
,Von einem ü-en junchern [s. Junker 3 Bd III 50] 4 s.
4dn.,von einem guten j. 4 s., von einem schlechten j. 3 s.'
1493, Bs (Och.s). Präd. ,Wart die stat mit krieg vast
überladen, daz es der stat ze vil und ubersw. waz.'
Just.; wiederholt. — Vgl. Gr. WB. XI -2, 535. — Über-
soll wänklich: = dem Vor.; vgl. ü.-schwänglich
(Sp. 1967). a) Adj. , [Leute] von ü-em alter.' Zwingli.
,[L)er Auszug aus Ägypten] was ein ü. arbeit und für-
nemen,' ebd. ,Ü. burdinen [nach Matth. 23, 4].' ebd.
,Ü-e sorg.' OWerdm. 1551. ,Ein grosse und ü-e fröud,
profusa hilaritas, effusa lietitia.' Fris.; Mal. ,Ü-er gyt.'
15(50, Brief. ,Ü-er costen.' 1579, Z; öfter. ,Die ü. Vile
der Bättieren.' 1620, Z. ,[Der Rat verbietet] den ü-en
Pracht und Missbruch der güldenen Kettenen [usw.].'
Z Mand. 1650. ,Ein u-er Reichtum.' JMev. 1700. S. auch
beschuldigen (Bd VIII 667). Von der Rede. ,Hyper-
bole, das ist ü. reden.' LJou 1530. ,L>es franzesischen
küngs botschaft an ir heilikeit ... mit ü-em erpüten.'
Ansh. ,Ü-e wort, verba superlata.' Fris.; Mal.; Uenzl.
1677. Präd. ,Ich bin ü. in fröüden in allem unserem
trüebsal.' 15'25/89, II. Cor.; ,äberflüssig.' 1638/1707.
,lmmodicus, ganz ü. und unzüchtig in huorey.' Fris. —
b) Adv. ,Ü., über die maass, zevast, iinmodice, etl'use;
ü-en, mit grossem überfluss, profuse.' Fri.s.; Mal. Bei
.\djj. und Advv. , [Karls des Kühnen Macht war] so n.
gross und niechtig.' PvMolsheim. , [Die Friedensartikel]
gevallen uns ü-en wol.' 1529, B Ref. ,Homo abundanti
doctrina, der ü. geleert ist.' Fris. 1541. ,Von dem
19. Julii ward es ü. beiss.' 1556, HBull. ü. Adj.
flektiert: ,Mit ü-em schwerem Söumen.' 1611, Bs. Be;
Vben. ,Ü-er habend wir uns noch mer gefröuwet über
die fröud Titi.' 15'25/89, II. Cor.; .überflüssigklich.'
1638; , überflüssiger.' 1707; nspiaooiipiDs. ,Ü. trinken.'
1534, Z RB. — Vgl. Gr. WB. XI -2, ö'28/9 (.überschwänglich',
ä. ,-schwenkUch').
um-, in Bed. 2 -Schzvaich: 1. Bewegung im Kreise
oder Bogen, Umweg, Umkehr. , Einen u. tuon.' ,Die
andern [Zecher] tuon einen umbschw. spacierende [im
Hofe des Wirtshauses].' RCys. 1593. ,Den U. nemen.'
.[Uie Feinde wurden in der Richtung Maienfeld-Fläsch]
derraassen verfolget, dass sie den U. genommen und
widerumb in die Stadt [Maienfeld] geflohen.' Guler
1621. ,Als er den Umbschwangk binden über den Spil-
hoff' genommen ...' 1622, ZGreif. — 2. konkr., Um-
gebung W (Tscheinen). Heit Giduld mit ewrum Um-
schwaich! zB. ein Lehrer mit den Schulkindern. —
.Mild, vmbesicafic iu Bed. 1. Zu 2 vgl. Vm-Schwung.
ÜS-: letzter Tanz? übh. das Letzte? Vgl. tJs-
Schwang (Sp. 1967). ,[Palestra, dem von ihr aus-
geplünderten Kriegsmann den Abschied gebend:] Mit
disem tanz hab 'den u., uff diser mat sum dich nit
iank!' Geno. Gm. 716.
Galgen-: Schimpfname; Syn. G.- Schwängel (Sp.
1968), -Schwankung. ,So woU stüend es dir an [wenn
du am Galgen hiengest] und wärest fein ein G.' JMahl.
1674. — U.\\ch-Schwouch: Wasser, das vom Reinigen
der Milchgefässe eine weissliche Farbe angenommen
hat; verächtl. für Kaft'ee, ,an dem das Kafl'eepulver
sehr gespart worden und der mit Milch geweisst ist'
BR. Vgl. eis. Schwank, Spülicht (Martin-Lienh. II 527),
sowie Bier-Ge-schjvänk, Schwänketen.
Näteren-: zu Schicanköa, Schwanz einer Natter.
,Daz N. ZUG ira sprach frevenlich und schalklich under
ir tach: ... diu man der tüsching [ist] ein bös man
und du bös wib, und du bist bös, und was bi dir ist,
daz wird bös und böser dann ein natrenswank.' 1386/7,
Z RB. — Vgl.: ,Die nater, die vorn züngelt und binden mit
iieni zai [Schwanz] die Virgift gUsset' (1444, iM.iinz; Quelle
bei Gr. WB. XV 24), dazu die Belege für mhd. nalcmzugel im
Mbd.WB. und bei Lexer.
Wider-: Rückkehr. , Einen w. tuon': ,Die schlacht
[bei Bemund] die nam ein ende; man [die siegreichen
Eidgenossen und Franzosen] seit Got lob und dank,
die gefangnen an ein hufeii, und tatend ein w.' 1544,
LToBL. VL.; mit der Erklärung: , kehrten auf das
Schlachtfeld zurück.' — Mbd. iDidevaicunc.
schwanke" (bzw. -gg-), in GRhPr. (so Kübl.)
schwähe" (im vPr. schwanke"), 3. Sg. Prss. und Ptc.
■et Ai'K.; GnPr.; Scu (EStoll), sonst meist -t (s. Anni.):
I. intr. a) (mit , haben' oder ,sein') wie nhd. wohl allg.,
doch imGanzen uichtvolkst.; äa.{mglanggen4,gnappen,
gnepfen (Bd II 632. 666. 671), plannien 3 (Bd V 97),
schu'eiben, schwampelen, schicänderlen (Sp. 1730. 1878.
1949) uani. a) eig. .Niederfallen oder schw., arietare;
anfahen schw., wollen fallen, zum faal gericht sein, zum
faal senken, labascere.' Fris.; Mal.; Denzl. 1666/1716.
Von Sachen. Im Kinderlied: (Ejs göt e" Schiffli ober
de" Se, 's schwankt und schwankt 'e länger i' ine . . .
AtHer. (KL.), es schwanket immer me und me ... Scu
(EStoll). ,Als... die Leiter antieng schwanchen, zog ich
wider hindersich hinab.' FPlatter 1612. Von Flüssig-
keiten in einem Behälter uä. ,Fluctuatio stomachi,
wenn die speis in dem magen schwanket und glungget.'
Fris. (auch 1541). ,[Ich habe so viel Wasser getrunken]
2001
Schwank, schwenk, schwink, scliwonk, schwuiik
2002
dass es in meinem Buch . . . wie in einem Fass ge-
schwankt und getönt hat.' FPlatter 1612. Von Per-
sonen, zB. vor Schwäche, bei Trunkenheit AaF.; Bs;
Gl; OrPt. Er hed g'wöss es Rüsehli g'ha", das'-er esö
g'schwankt ist AaF. Er hed a"fa" recht g'schwähet
(g' schwanket) GfiPr. ,Er schwangkete so niechtig, das
si ... vermeinte, er were vollen win gwesen.' 1.541/3, Z
Ehegericht. ,Item welliclier dermassen und so vil trinkt,
das er schwanket oder das man in fileren, tragen oder
ziechen inuoss oder darab entschlaft, ist er ein predi-
cant, vorsteuder oder diener der kilchen, der rhäten,
burgern, ein richter, rechtsprecher, ober- oder under-
araptuiann, geschworner diener, der und die selbigen
sollend entsetzt werden.' B Mand. \hhQ. ,Wo si ettwa
einen uf der gassen von volle wyns wegen schwangken
Sechen ...' 155.5, Z RM. ,Schw., nit wol autt' den
füessen mögen geston. als die trunknen und krank(n)en,
titubare, incerto pede ferri, vacillare.' Fris.; Mal.;
ähnlich bei Denzl. 1606/1716. S. noch' Bd II 667u.;
V111628U.; Sp. 1892o. — p) uneig. .Victoria nutat.
schwankt, stadt im zweifei.' Fris. Von Menschen,
innerlich sclnvanken, unsicher, unschlüssig sein. ,Das
die, so uss minen ... büechern gelert sind, allweg
hinkend blybind, das redstu [Faber]; die minegschriften
geläsen habend, wüssend wol, ob sy schwankend oder
nit.' ZwiNGLi. , Labare sermone, in der red schw.;
spes labat, die hott'nung schwanket; labat consiliura,
mein radt schwanket, ist nit steif!" und stät.' Fris.
,Das gemüet schwanket und ist unstät und weisst nit,
was es tuon sol, fiuctuat aniraus.' Fris.; Mal.; s. noch
iuggen (ßd 111 1235/6). Von innerer Erschütterung
durch Furcht, Schrecken: .Alles volk sach den donner
und hlitzg ... und verebt sich und schwankete(nd).'
1525/1707, 11. Mos.; pavore concussi. Vulg. — b) ,schw.
von', sich abwenden. ,0 Gott .. . gib, dass ich niemahl
von dir schwank', betet Bruder Klau,«. JMahl. 1674.
2. tr,, = schwanggen (s.d.). Spiritus und Weinstein-
'il .durcheinander schw.' EKönig 1706. — Schwan-
ken n. ,l)as hin und här schw., vacillatio.' Fkis.;
Mal.; ähnlich bei Denzl. 1666/1716. — schwankend.
.Schwankende, der liin und här gnepft, nutans, titu-
bans; schwankende und zweiflende, das nit weisst,
was es tuon sol, fluctuans.' Fris.; Mal.; s. noch Sp. 1722u.
1997o. — ,g»-schwanket : fluctuatus.' Fris. — un-:
ohne zuschwanken. ,Sinen [Christi] werten genzlich un-
geschwanket vertruwen.' Zwingli. — Mhd. «oa)i7.-«i ; vgl.
Gr.WB. IX '22,50/5: Fischer V 1237; überall .auch tr. Den
schriftspr. Einfluss verrät der herrschende Ausgang -i (statt
-•l) in der S.Sg. Prffis. und im Ptc.
über über-: .schwanken zum Umfallen' Ndw
(Matthys). — Vgl. Gr. WB. XI 2, 529.
um-: sich herumtreiben; s. BdlII711o.
Schwanki f.: , Kippe als Zustand, da ein Körper
in Gefahr ist zu schwanken GG. ; ScHwMa.", .Schwankig-
keit' Ndw (Matthys).
(g«-)schwankig: leicht schwankend Ndw (Mat-
thys).
.Schwankung f.: schw.. titubatio. titubantia.'
Fris.; Mal.; s. noch Schwebung (Sp. 17'24). — Vgl. Gr.
WB. IX225G.
Schwank, in GaübS. Schwech — ni.; 1. Schwung
GRObS. — 2. Wendung. Schwenkung. Das Zügli
nimmt uf einist en Schw. und en SUe'sprung ufs Feld
Ilse'. AAWohl. Anz. 1917. — Jüngere Nbform zu Schwan/.-.
wie Dieses zu x,!,iräiiken gebildet.
Schweiz. Idiotikon IX,
G°-schwänk G'schiveich — n. NuralsüN. LEtzel-
wil. ,Utt' dem geschwench'. 1434, Gfd. — Hieher V
Biev-G'schwänh: wohl verächtlich für dünnes Bier;
eig. Spülicht von Biergläsern BStdt (einzelne Angabe).
Syn. Gleser-Spüeleten; vgl. auch Milch- Schwank ,
Schtvänketen.
Schwänkel bzw. -gg- (-il ApK.; WTurtm., Vt., -ul
W um Brig), in TB. Schivächel — m., PI. meist unver.,
in B Schwankte: 1. a) = Schwängel la (Sp. 1967) Ap,
so K. (T.); GRHe.; GGant., Eh.. W., We,; TB.; Th
(Pup.); W um Brig, Mü. und It St.' (s. Anm.); ZO.;
Syn. auch Schwänher. — b) = Schwängel Ib .■VpK, ,Eine
Glocke ... der ihr den Schw. könnt wegnehmen.' Disf.;
dafür: ,Klöpel,' Maler 1746. RA.: .Was si sagen, sei
wie ein Glock ohne Schw.'. leeres Geschwätz. 1675, Z.
— c) = Schlänggen Ic (s. Sp. 588). .1 sidin porten mit
0 silbervergulten louwenkopfli, samt zweigen silber-
vergulten schwenkten.' 1551, Bs JB. 1911. Vgl. dazu
,Schwenkelgürtlen'. 1620, ESchiess 1919. — d) , eisernes
Band, Schliesse Gl"; wohl= Schlänggen 2 aa. (Sp. 589);
heute nur noch in unsicherer Erinnerung. — e) Schnur,
an der das Siegel hängt. ,[N. hat den Obervogt zu
Bülach gebeten] das er syn eigen insigel . . . oftenlich
an diseren brief [Erneuerung einer alten Lehens-
urkunde], der mit sinem schw. durch den alten haubt-
brief gezogen worden, getruckt hat.' 1548, ZBül. —
f) in der Fischerei, von den 30—60 cm langen dünnen
Schnüren, mit denen die Angeln oder Giife' an der
Setz-Schnuer (Sp. 1308) aufgehängt sind BS.; s. Äl-,
Güfeli- Schmier (Sp. r299. 1301). — 2. Stoffstreifen. .Der
Grosse Kaht [von StGallen] erkennet, dass die eine
Zeit her entdeckte falsch gezeichnete Leinwadtücher
an offenem Markt durch den Nachrichter sollen ver-
brennet und von jedem zuvor ein Schw. abgehauen
und zur Gedächtnuss verwahret werden.' 1626, KWild
1847. a) = Schwängel Ic. .Schw. und bendel an einer
ynfel oder hauben, rediraiculum.' Fris. (auch 1541);
Mal.; ähnlich bei Denzl. 1677/1716. .Denen laid-
tragenden Weiberen [sollen] die Schwenkel insgemein
als ein hochschädlicher Überfluss zu tragen aller-
dingen aberkannt ... werden.' Bs Mand. 1690. S, noch
Um-SchlagSg (Sp. 212). — b) schmaler Tuchstreifen.
Wimpel an einem Banner, der von der Fahnenstange
aus der obern Fahnenkante entlang lief und auf der
Seite herunterhieng (bei vRodt 1831, 1.63 irrtümlich als
der spitz zulaufende Teil eines dreieckigen Banners
erklärt; wohl nach Wurstisen 1580, 454; vgl. auch
Bs Chron. 111 27). Über die Bedeutung des Schwenkeis
giengen schon seit dem XV. die Meinungen ausein-
ander: den Einen galt er als Schmachzeichen, das auf
den Verlust eines Banners hinweisen sollte, den Andern
im Gegenteil als ein nach einer hervorragenden Waffen-
tat verliehenes Ehrenzeichen. Die ungünstige Aus-
- legung gab Änlass zu Neckereien nnd Hohnreden, denen
vor allem Zürich, aber auch andere Inhaber von Bannern
mit Schwenkel ausgesetzt waren und die jeweilen heftige
Proteste, sogar gerichtliche Schritte der betr. Regie-
rungen zur Folge hatten. Vgl. die Chronik des Johannes
von Winterthur, Berlin 19'24, 21 (Zusatz des XV.);
Stumpf 1548, 153/4; HBull. Tig. 1 204b; Simler 1577,
50b; Wurstisen 1580, 454; JEEscher 1692, 367; Leu
Lex. 20, 440/1 ; vEodt 1831. 1, 63; CvElgger 1873, 110;
Bs Chron, III 15. 27. 100/1 Anm.; V 530/1 Anm.; Bs
Neuj. 1900, 37; RDurrer, Glarner Fahnenbuch, Zürich
1928. 14/5. 21. auch Eren-Schw. und die folg Belege.
126
2003
Schwank, schwenk, schwink, schwonk, scliwunk
20U4
,ilh. haben denen von Länzburg ein brief vergönt des
schw-s halb an ir baner, sich des binfür nitt zu ge-
brachen.' 1481, B RM. ,Alle panner, die da waren,
die vor zyten sind verlorn, daran die swenkel hiengen,
die hat man in genommen ab [den siegreichen Eid-
genossen auf dem Schlachtfeld von Murten].' Veit
Weber. ,[Das Banner, das Appenzell 1408 vor Bregenz
verlor] ist an wis paner ... hat ainen wisen, langen
schw.' Kessl. .[Unsere Altvordern haben] gar klaine
zaicben in das veld tragen und die selben vast allesam
paner genennet, zuovor was den schw. ghan bat,
welcher ain eerenzierd gsin ist und nit an zaicben,
das man vor och verloren hab, wie etlich on grund
meldend.' ebd. ,15.53 ist in unsere statt kummen das
Meyenfendlin [BruJerscbaftsfähulein der Bäcker und
Müller] . . . söUicli fendlin ist gsin ganz grüen und
einem panner glich, bett ghept ein langen rotten
schw., ist ein freuwlin dran gniacht gsin. bett ein
meyen in henden g'hept.' UJIey. Chr. 1540/73. ,[Ein
Appenzeller sollte gegenüber einem Zürcher ge-
äussert haben:] Syne herren von Appenzell habind
mer erlicb tatten und schlachten getan weder syne
herren und tragend ir panner noch mit bessern eeren
weder syne herren von Zürich ... und tragend syne
herren ir panner mit guotten eeren, welliches syne
herren von Zürich nit tuend und niüessent darumb
den rotten schw. an irem panner ban, welliches nüt
eerenwert syge ... [Der ZEat erhob Klage und machte
dabei geltend, dass] sy und ire vordem ir panner
mit dem roten schw. mit eeren als ein fröüdzeichen
bisshar gefüert und, ob Gott will, fürer hinbringen
wellen.' 15(54, Z Staatsarch.; vgl. dazu Bd VI 1757u.
,[Ein Wirt zu Brunnen geriet mit einem Zürcher
des Banners wegen in Streit. Da] beige der Wirt ein
Liecht gnommen nnd mit demselben an ein Fenster
gezündt, darin der Zürichschilt mit dem Panner ge-
mallet ist, und daby vermeldet: Gsehnd ir da, das ir
das alt Panner nit mehr band? dann ir niüessend jetzt
ein solliehes mit dem rotten Schw. [nach einer andern
Darstellung , Schienggen'] und ein wyss Schwyzer
Krütz darinnen haben. [Der ZRat erklärte dazu vor
Gericht:] Die Statt Zürich liatt den roten Schw. als
ein Ehrenzeichen und Zierd umbirergetrüwen Diensten
willen von römischen Keiseren und Küngen loblich
hergebracht und allwegen gefüert, wie dann die rote
Farw ein fürstliche und Elirenfarw ist. Darumb dann
inn burgundischen Kriegen, nach eroberter Schlacht
zuo Murten, als Herzog Reinbart von Lotringen zuo
Ehren der Statt Zürich den roten Schw. abgeschnitten,
unsere frommen Altvorderen hernach, als si dasselbig
vernommen, das nit guot geheissen, und batt man also
domaln den abgeschnitnen Schw. als nit ein Scband-
sonders ein Ehrensigzeichen widerumb anheften
müessen, und das Panner änderst nit dann mit dem
Schw., wie es ussgetragen worden, widerumb in die
Stadt lassen wollen. Glycbergstalt Anno Domini 1512,
in den Meilandischen Kriegen, als Babst Julius der ander
der Eydtgnossen Panner ehrlich ze zieren Willens
gewesen, und unserer frommen Vorderen Burgermeister
und ein ehrsanimer Rat der Statt Zürich desselbigen
berichtet worden, haben si under Dato den 14. Julii
bemelts .Tars den Iren, so in Meiland gelegen, zuo-
geschriben, das si den roten Schw. am Panner nit
enderen lassind. So weisst man wol, das das wyss
eidtgnüssisch Crütz, so im Schw. Stadt, ein Eeren-
zeicben ist.' 1003. Z Staatsarch. ,3 Pfd 2 p N. dem
Flachmaler von 3 ysinen Fändlinen ze malen mit
myner Herren Eluenfarb, sambt dem roten Schw., sind
2 gen Affoltern ennet dem Albis uf den Brunnen und
das Wirtshus verehret worden.' 1624, Z Seckelaints-
rechn. S. auch GKeller 9, 252 (.Fahnenschwenkel).
An der Stelle: Jetit uend-mer das Banner i" d'Mitti
bringe", damit's hi'n andere" Bannere" sei, und alH
denn mit dem Schw. umschlinge", als Bild der Ein-
tracht und Brudertreu (Gedicht von JMUsteri zur
Präsentation eines neuen Banners der Zunft zur ,Waag'
1822) scheint Schw. — infolge falscher Deutung des
alten Wortes? — die sog. Fahnenmasche, eine von der
Spitze des Banners herabhangende Schleife, zu be-
zeichnen. — 3. a) Vorhang (am Fenster) W um Brig,
G., Mü., Turtm., Vt. und It Tscheinen. — b) am Altar,
Antependium. .Für den Schw. von Seiden im Altar
ausgeben Kr. 5 Bz. 10.' 1791, Lötschen 1917. —
4. Bohnenranke BS. S. auch Bärnd. 192'2, 521. —
5. Hebelbalken, a) an der Fisch- oder Salme"- Wäg
(auch Lachs-Falle"), zum Aufziehen und Senken des
Netzes Bs. Am [!] Fischwög sind drei Schwänkel fir's
Garn uffz'ziehe". ebd. (Hindenlang). — b) am Sod-
brunnen, , Hebelarm mit daran befestigter Stange,
woran der Eimer hängt' LG. — c) von den rechts und
links durch die Mauer gebenden Hebelbalken, die zum
Aufziehen und Herunterlassen einer Fallbrücke dienen.
,Dem Meyer von Zwingen und Jocop Krentzlin 3 tag
gezimmeret an der vorderen fallbrucken nuw gemacht,
one die schwenkel, und holzer dar zuo gehouwen.' 1472,
BLauf. Vogtrechn. ,Henslin Scherer ... daz holz zuo
howen zuo der usseren brücken, schwenkel, achsen,
Stirnen, ouch steg dar zuo, waz dar zuo gehört, ouch
ruch zuo überhouwen.' ebd. Für die Mauer, ,darin die
schwenkel zur fallbrugg gand', 13 Ib 14 ß. 1549, WMerz
1909. — d) an der Bilden (Bd V 20); vgl. Wurstisen
1580,397 (wo eine genaue Beschreibung mit Abbildung).
,Umb (iasisenwergk, diebüchsen ze binden undlödinger
und swengkel ze binden.' 1383, B StRecbn. 1890. ,Gab
Hans Straiffen 10 ß .', umb 1 boum zuo der bilden zuo
ainem sw.' 1405/ti, G Mitt. Auch von der ganzen
Wurfmaschine. ,Die karrer, die den sw. herwider von
Rinegg fuortont.' 1405, G Mitt. ,N. ... fuort 20 tag
selbdritt und 2 tag selbander den sw. und stain zuo
den bolern gen Rinegg.' 1405, ebd. ,N. ... werchot
3 tag an dem sw.- 1405/6, ebd. ,l)er abt Hess den
schw. oder bliden, den er vor Klangs ghan, für Wild-
berg füeren.' Vad. — 6. Flügel an einem kleinen
Fenster, bes. Kellerfenster Gl, so H.; GG. (auch Keller-
laden), (kleine, schmale) Öffnung, Tag-, Lultloch in
der (Keller-, Stall-) Wand Gl. so H. und It Rodih.;
GA. (viereckiges Guckloch, bes. in Alphütten, mit einem
Balkenstück verschliessbar), Wl. (neben der Stalltür,
mit und ohne Fenster). De" Schw. zueilte" GG. —
7. militärisch. ,Schw., fiügel in einer Ordnung, ala.'
Mal.; fehlt bei Fris.
Mhd.swe.iW; vgl. Hr. WB. IX 25'28/9 ; Jlartiu-Lienb. II
527; Fischer V 1277/8. „Schwanket W iu Bed. 1.1 bei St.»
ist (trotz zweimaliger Schreibung) sicher Fehler für ücliwUnke!.
Iu dem Freiheitsbrief des Königs Sigmund für Konstanz vom
J. 1417 (abgedr. bei Stumpf 1541, 147 ff.) erscheint für 2b
.Schwanz' (Dass die Konstanzer ,aiiff ir panner einen roten
Schwanz setzen machen und also zeväldt oder wo sy wollend,
füren mögend'); dafür bei Stumpf am Rande , rot schwenkel'.
Vgl. ,SW<icansSrf. In ONN. .Schwenkel' AaGösl. (,im holz, der
Schw. genant.' 148«); BKrattigen; GR. ,-Berg' ZDielsd. (,das
Schwank, schwenk, sclnvink, scliwouk, schwunk
2006
holz im Schw.' 1371), Biet., Regeiisd. Dazu wohl der FN.,Cun-
rat Swenkeler', unter Leuten aus Säckingen und Rheinfelden.
1308, Aa ürk.
i; r e ° - : zu Schivänkel 2b. ,Ainen roten schw. füeren
ist ain sondere eergsin und darnach ain wiser schwenke!
och, wie die von Glaris ainen wisen eerenschw. ain
iiein paner nacli hüt by tag tragend.' Kessl.
Tire"-: = Schwänkel la ÜRÜbS.; üRorsch. — Auch
bei Fischer VI 294.
C h e 11 e r - : = Schivänkel (JGiM. — L a d e ° - : = Laden-
Schwängel GlS. — Nebent-: zu Schwänkel If? ,Es
sollen auch [beim Fischen] keine Nebentscliwänkle (!)
gemacht [werden] und bei jedem Bären Schwirren zwe,
daran man die Bären setzen möge.' 1655. U LB. —
7.it-:= öw-ScÄ!ü. GGant, T.; ZO., Wilb/R. Scherzh.
von einem Menschen, ,der wackelnd geht' ZF.
schwanke" (-e- Ap, -i-GFs) bzw. -gg-, schiveiche"
(-äi-, -eH-, -e'i-) BBr., E., Gr., G., ß., S.; FS., Ss.; Gr
Jen., KL; W, so um Brig (in Bed. Ib), Lö. (schweihn),
Mü., Vt. und It Tscheinen, schwe(c)he" BLau. (■ä(c)h-),
^■d.(-d(c)h-J, Si.(ltImOb. nas.); VJ.(-e'-); GRÜbS.; TB.,
:;. Sg. PrfEs. Ind. und Ptc. -t, in GRHald. Ptc. -et:
1. a) = schwingen 1 (Sp. 1973). a) tr. (bzw. abs.), zB.
ein Tuch, eine Fahne (etwa zum Salutieren), den Hut,
die Arme Aa, so F.; Ap; Bs; B, so Gadm., Stdt und
ItZyro, von AvRütte abgelehnt; GlS.; GRChur, V.; GFs,
Sev., T., W., We.; Th; Obw; U; W; Z; Syn. schiväjen
(Sp. 1799). ,Schw., schwingen, vibrare.' Denzl. 1716.
D's Nastüechlischiv., beim Abschied GRCliur. [Zuweilen
lässt sich die vornehme Frau herab] d's Staublümpli
i'"chli''z'schw. HDiETzi 191*2. Diegräioe" Wolche" heind-
si''' g'lüpft und wissi Fänli g'schwecht. JJürger 19'20.
Das HoseHötterli hed si" Ruete", tvä-er in de' Hände"
(/Vi ä" hed, g'schwecht. ebd. Espar ... Birchli hei" iri ranen
Astli ... im Luft g'schwänkt. llvTA\Ei.l'J'il. D'Höch-
sigspärli [im Unterdorf] hebe"d denand vor de" Lüte"
g'ad am chline" Finger ond schicenke"d dezue d'Arme"
(!"chli", ond hcnd debi die glich Lost wie die im Dorf
ohe", wo fast in eiiand .tiMüffe'd. VVKotach 1924. Hüt
schwenkcd-mer no''' d'Mcdle" [im Tanz], ond no'''h'er
denn d'Östricher ond die Äbtische", die Ghätzere", Appen-
zeller vor dem Aufbruch in den Krieg. GBaumb. 1905.
Mit Richtu)igsadv. Der vorderste und grösste vo" d'enne"
Soldate" [Soldaten spielenden Knaben] hed amene"
Besme"stil en üf'bläsni Brumblätere" von-ere" Zitchuo
... hin e"'* har, üf und ab g'schwecht. JJörger 1918.
Die bede" G'vatterliit heind das Mürtli ... en WU
hin e'"' har 'pole", üf und ab g'schivccht. ebd. S.
noch blügen (Bd V 4'2). ,Sie schwenkens [das Gefäss]
auf und nider.' .TKLandenb. 1608. Gleichbed. mit Oppis
schw. Mit de" Arme" schw. JJörger 1920. Mit der
Vorstellung des .Antriebs; vgl. an-sehw. Ein Uhrpendel
schw. Tu (Pup.). Es mues' Ai"s schw. a" der Gigampfi,
den Anstoss geben GHÜVaz. Erweitert durch eine
liichtungsbest., Etw. oder Einen wohin befördern.
D'Trüvimiser hent Chröpf, si schwenkens' über d' Achsle"
wie d'Bettler die Sack, Neckvers GitUVaz. ,So hat es
hieb begeben, das der obgemelt Eggus ... mir uffminen
zinsgaden gesessen ist ... das ich inn by sinem arm ge-
uomen und inn by dem uss sölicheniminem zins gezogen
oder geswenkt hab, da ist im ein haft an sinem rock
gebrochen oder der faden hat daran gelassen, dero
eiutweders.' 1471, Z RB. , [Zeuge] ergrift'e den A. [der
dem K. seine Axt entreissen wollte] und swankte
inn von dem K., das ira die ax empfiele.' 1476, ebd.
,Wil also nun mit minem klainen waidschifli an das
land faren und minen segel niderlassen, ee mich die
ungestüemen wellen dises witschwaifen papstischen
mers von dem gstad abtribend und ich, in die tiefe
hinuss geschwenk', die schifflendung verlieren niöcht.'
Kessl. ,üo fiiere N. har und ergriffe inn . . . und
schwankte inn hinder den tisch.' 1559, ZAnd. S. noch
Sp. 1275 0. — ß) refl.; s. Hücnli-Scliwänken. An einem
Seil si''' in es [Aäler-]Näst i" sclnviche" GRObS.
— Y) '"tr. Die Arme schlenkernd einhergehen, von der
Gangart eines herrischen, eingebildeten Menschen:
[Ein Fremder] ist im Dorf umme" g'schwecht in si"'r
lenge" Gasagge". JJörger 1920. (Sich) schaukeln Gr
Chur, Chw., Hald., baumeln GrAv., V. (s. Schioänken) ;
WMü. Hin und her schiv., zB. an einem Seil WMü.
Das Schnüerli schwenkt hin und har GrAv. (Tsch.).
Von einer Glocke: ,Zu den Barfusern hon ich lang
geswenkt, uf den 16. tag Aprel ward ich da her gehenkt.'
1532, Scu (Glockeninschrilt). — b) = schwanken la.
Lueget, tvie die Tanne" a"fäne" schwenkt! GrAv. (Tsch.).
Von Menschen, zB. vor Schwäche, Betrunkenheit Gl;
GRJen., KL; W um Brig, Mü. und It Tscheinen (, ohn-
mächtig schwanken'). !'>• han gar g'schweicht, vor
Blödigkeit GrJbu. Der hed (um enandere") g'schweicht!
W um Brig, Mü. Der hat nid leid g'schwänggt, von
einem Betrunkenen Gl. ,Do im [1. ,inn', seinen Gegner]
Morgant gsach schw., erwuscht er in by den armen
und warft' inn uss dem sattel.' Morgant. ,Schw., im
faal sein, labare.' Fris.; Mal. ,lch kahn wol ge-
denckhen, das ihr von hunger möchtend schw.; sitzend
nider und gryffends an!' Meinrad 1576. Unsinnlicher.
,Ein Ordnung, die anfacht schw. und ze fliehen gerast
ist, acies labans.' Fris.; Mal. S. noch Schwank Ib.
Innerlich schwanken, wanken. ,Wo er hieran [der Be-
schuldigte in seiner Aussage] schw. ... möcht.' 1530,
Absch. ,So er [Gott] sins heiigen bundts denket und in
sim gschwornen eyd nit schwenket, den er dem Abraham
hatgegeben.' Aal 1549. ,Ich [Herodias] bsorg, ich bsorg,
er [Herodes] wolle schw. und uns nit halten sin zuosag.'
ebd. Tr., Einen ins Schwanken bringen BSa. Der Luft-
schmeiss [einer Lawine] . . . hät-mech völleg g'schwdcht.
ChReichenb. 1916 (BLau.). ■ — 2. insbes. a) Etw. mit
schwingend bewegter Flüssigkeit behandeln, mit oder
in einer solchen spülen, zumeist zur Reinigung Aa
(auch bei H.); Bs; B (It Id. ,eluere vitra'); V; L; Sch;
Tu; U; Z; wohl allg. I''' bi" zum Bach ti"'' hu" Neuis
welle" schwäiche". Gotth. ,[Es ist] verpotten, ... ob
dem brunen zuo weschen ... euch nüzit unsubers darin
zuo stossen oder schw.' um 1520, AABr. StR. .Schw.,
di-, col-, eluere.' Fris. (auch 1541); Mal.; Denzl. 1666/
1716. Von Wäsche, bereits Gewaschenes ausspülen,
auch Etw. nur im kalten Wasser ausspülen statt es
gründlich zu waschen Aa, so F., Fri. (It Hürbin ,das
■Gewand spülen und auswiuden'); Bs; B, so Aarw., E.,
Si., Stdt und It Zyro; GlS.; SchwE.; S; Tb; Obw; U;
Z; %yn. schwaderen laf, auch schweiken (ZKn., 0.;
Sp. 1801 nachzutragen). Blunder schw. Bs. Däne"
Windle" g'seht-men a", das'-si numme" g'schwänkt und
nie g'wäsehe" werde", ebd. Seipfe" dra" [an der Puppen-
wäsche], dass's schümet, schiv. hinde" «ö''*. SHXmmerli-
Marti 1913. Jitz schtvänken-i''' die ganzi Chutte", und
r(:e""-me"-se tropfnass üfhänkt, so isch-si nachher wie
(/'gleitet. RIscher 1903. ,[In den öft'entlichen Brunnen
durfte man Wäsche weder eintauchen noch durch-
ziehen.] Noch weniger war schw. (spülen) und schwa-
2007
Schwank, schwenk, scliwiiik, schwonk, schwuuk
2008
(lere" erlaubt.- Bärnd. 1925. Von Häuten: .[Bei der Zu-
bereitung des Leders wird die Haut] in tiiessendem
Wasser gründlich durchspült (g'schwänkt).' ebd. Von
Gemüse. Obst. Jetz g'schwind der Salöt no''' einisch
go- sehw.! Schwz. Prauenh. 1901. Das' me" käini tin-
b'regnete' [Trauben] isst, öni si brav s'schw., KÜiss-
men ö"*. Bärnd. 1922. [.-Vus dem Strasseastaub auf-
gelesene Erdbeeren] si" g'wäschai nud g'scMränkt, 's
isch Nüt z'schüche". JKeixb. 1917. ,Ein Ordnung der
brunnen halb gemaclit ... nit darin schw. windleu, krut
etc.' 1550, BRM. Von Geräten, bes. Holz- und andern
Gefässen. D'Frou N. und iri Lüt hei" d's Werchzüg
im Brunne"trog g'sclncänlt. EvTavel 1924. Wen"
albe" d's Morgigmelche" verbi isch g'ai", so han-i''' de""
müesse" d'Milchchübla «•"* dt Guseleni g'frutte" «•"'
schwdhe" «"'' d's Chalberierchi spüele". SM. 1914 (BSa.).
Gleser, Tasse", Täller, Flasche" usw. schw. [Frau :] Bisch
HO''' nit fertig [mit Kaffeetrinken]? [Mann:] Z'Iüner,
me" wird doch no''' dürfe" d's Tassli schw.! OvGreverz
1909. Das isch ja ume" Wäschicasser un* öjjpe" es
Göni drinne" g'schwäicht, von liederlichem Kaffee.
GoTTB. S. noch Migleten (Bd VI 757). .Die krusslen
schw., amphoram coUuere.' Fris. (auch 1541); Mal.
,Vasa eluere, die Geschirr schw.- Denzl. 1677. S. noch
Bd VII 25/0 (GGotth. 1619). Gelegentlich abs.: .[In
Küche und Alphütte wird alle Augenblicke] g'wäschen
und g'schwächd (gespült).' Bärnd. 1908. Deu Becher
schw., uneig. ; s. Bd IV 965 u. (Spreng) und vgl.
schwänzlen. Im Vergleich : Das si"-mer Hüser . . . grad
wie-mu" si erst nechti hätti g'schwecht, so süfer si"-si
'putzt, sagt der Teufel bei einem Besuch im Simmental.
ScHwzD. (BSi.). (D)'s Mal schw. ße'"t-mer e" Gutsch
läi"s Wasser, dass-si''' der Patiänt [nach dem Zahn-
ziehen] cha" d's Mal schw.! FStaüffer 1917. ,Deu
mund mit kaltem wasser schw. oder spülen, fovere os
multa aqua frigida.' Fris.; Mal. .[Die fahrenden
Schüler] hiessen in [einen Knaben] das muH mit wasser
schw. und in ein schüsselu mit wasser speitzen, das
si Sachen, ob er etzwas [von dem gestohlenen Essen]
gfrässen bette.' TbPlatter 1572. .Eeib die Zäu mit
einem weissen wuUeneu Lumpen gar wohl zu 4 Wochen
einmahl oder ehe je mehr je besser, demnach schwenk
wohl mit Wein und schwenk alle Morgen den Mund
mit frischem Brunnenwasser.' Z Rezeptb. um 1700. In
mehr oder weniger scherzh. Wendungen für .trinken',
's het aW'' wider e" Rast g'ge", uo-men in aller Ruei
die trochene" Lefzge" iind Chele" g'sclncind het chönne"
go"sc}uc. Breitenst. 1864. ,N. muss nicht ... auf unsere
Kosten sich den Hals schw. lassen, der Lumpenhund
der, was er ist.' Gottb. Der Gurgel schw. Die schöne",
glatte" Herre", ... wo ... uf das Paris ueche" g'lainmeret
si" für ... der Gurgel schtc. Emmentalkrbl. 1917. ,[lni
Lande der Polaken steht nicht] all Schibenschütz ein
Chüngruedi vor dem Pintli, wo man bei ihm könne
den Gurgel schw.- ebd. 1918. ,Wir [Bauern um Biel]
... schwäichen üser dütschen Bärnergurglen mehr
weder gSrn mit Lagoten oder Boschenleh [Beaujolais].'
Bieler Tagbl. 1916. D'Lebere" schw.: D'Handwerk
[werden] a" länge" Nagel g'henlU, der guldig Boden
use"g'schlage", u"'' mit dem G'icinstli d'Lebre" g'schwenkt.
B Sendschrj'ben 1819. De" Chifel schw., bis-me" en Blitz
ab hat itn Hals. Soldatenspr. Gumelle"deckel schw.,
trinken, weil diese Verrichtung oft als Vorwand zu
unerlaubtem Trinken gebraucht wird. ebd. Von
Menschen und andern Lebewesen. Einen sehw., ihn
in den Brunnentrog tauchen Scbw. [Ein Mädchen] isdi
in de" Zuber i" g'hit undbachnässi cho", a's hätte-mc"-se
im Ri" hi)i e"' har g'schwecht. JJörger 1918. Buebe",
wo nüd folge" tränd, nimtnt-me" flugs in bedi Hand
. . . tünklet s' i" der Gülle", tuet s' dann süber schw.
and a" d'Sunne" hänke" Z (Dan.). D'Heilsarmee het
Lüs tmd Flö, si schwänke"-si im Züri'''se. KL. ( AABr.).
In der Pispr.. = schicämmen iaß (Sp. 1857). ,1'ie dritt
was ein wib, die ward gschwenkt.' 1586, ZWetz. Schw.
lä", ein Kind ins Bad tauchen. oO. (LTobler). —
b) anspülen. Abs.: De't tuet de' Ri" schw., an das
Ufer, ein Haus Z (Dan.). — c) mit Richtungsbest.,
fortspülen, -schwemmen. .Dass der Regen die rechte
Kraft [den Dünger] in die Erde schw. möge.' E König
1706. Uneig., Einem den Gedanken an Etw. us-em
Chopf schw. KvTavel 1913. — 3. a) tr., einer Sache
eine andere Richtung geben, zB. einen Wagen im
Fahren wenden B(Zyro). — b) refl., eine Schwenkung
machen, in militärischem S.; vgl. c. ,Wenn Platz genug
ist, so schwenkt sie [die Wacht] sich und marschiert
in der Distanz von 20 oder 30 Schritt wieder auf.'
B Kriegsordn. 1764. — c) intr., eine andre Richtung
nehmen. Sich auf die Seite wenden, bes. von Reitern,
Fuhrleuten Aa(H.); ScbR. Von Zugtieren: .Ein böser
Geist spukte in deu Rossen ... bald stiess eine Mähre
den Wagen rückwärts, bald schwenkte eine, kurz, sie
störten alles Behagen.' Gotth. Vom (geraden) Weg
abbiegen; meist mit Richtungsbest. Aa; B (.gressum
convertere' It Id.); L; Scbw; Th; Obw; Z und weiterhin.
Ein Eisenbahnzug schivänkt zum Banhof. KFisler
1915. Wo der Xaveri bim Chrüzweg ab der Ströss i"'s
Bachmattwegli i"e" schtcänkt gäg" si"'m Heimet hin-
dere" . . . WMüLLER 1908. (De'' GleisliJ lauft und htegt . . .
sctnvänkt linggs durüf i" d'Chappelgass. JRoos 1907.
Grad wo-mer um-en Egge" schwanke", chunnt «"sC
Dokter. EWüiERicu-Muralt. Vom Flug der Fledermaus:
Zu Nuole" weiss e" Fledermüs im Dunkle" besser z'schw.,
als du verstöst, im eigne" Hüs und uf de" Gasse" z'lenke".
PHeng. 1836. Eine Schwenkung machen, von Truppen,
allg. ,So würgt der Held... bis fertig dise Trupp;
die ander schwankt und floch.' 1654. Lied (Zinsli 1911,
174). Rechts, linggs schic. D's Bataillon schwankt rechts.
RvTavel 1913. BatalUon, linggs um, rechts g' schleicht!
kommandiert der Anführer Soldaten spielender Knaben.
JJörger 1918. [Rekruten soll man in der guten alten
Zeit zur Erklärung der Richtungen rechts und links
an den einen Arm Heu, an den andern Stroh gebunden
und dann kommandiert haben:] Heuume", strauume",
straug'schwänkt, heug'schwänk-t, marsch! B Volksztg
1886. Rechts g'schwänkt, linggs g' schwankt! auch Zuruf
des Fuhrmanns an die Pferde BAarw. (Bärnd. 1925).
Seitwärts ausrutschen, von einem Gegenstand, zB. einem
Schlitten, der eine schiefe Fläche querüber passieren
soll BR. Unpers.: , Zeigt der Schnee [auf der Schlitt-
bahn] zur Rechten oder Linken tiefe Senkungen, so
dass esgire" schtceichd, so ist [beim Schütteln] doppelte
Vorsicht geboten.' Bärnd. 190S(BGr.). Von einer Last:
,Die burd tuo wol bedenken, so man uflegen sol; lass
[= lass s'] uff ein ort nüt schw., man tragt si nimmer
wol.' Val.Tschidi 1533. Von Wasserläufen. ,Sidmalen
wir nach besichtigung aller glegenheit nit finden noch
gedenkhen können, das der alt brunnen im erdtrich
schw. und syn gang in den uüwen brunnen nemiuen
werde ...' 1568, ZKü. ,[Der Müllibach] soll uff der
svdten hinabgan by der hanffpundten bis für den
2009
Schwank, schwenk, schwiiik, scliwoiik, schwuiik
•20 10
brunnen; lianne soll er uff die rechte hand schw.' 1537,
Z Rq. 1915 (Abschr. v. 1768). üneig:., seine Meinung,
Haltung ändern Bs; Th. Er hat g' schwankt. Von einer
Gewohnheit: ,Deflexit de via consuetudo, die gewon-
heit ist ab der ban kommen oder hat aus dein wäg
geschwenkt.' Fris. Eine ungünstige Wendung nehmen :
,Er [Zwingli] sorgte, die sach wurde von untrüw wägen
der lüten schw.' HBull. 157'2. — 4. a) tr., einer Sache
übh. eine bestimmte Richtung geben. Uneig. in der
Reimformel: .Das Leben lenken und schw.', aus einer
Grabschrift W. — b) refi., eine bestimmte Richtung
nehmen. Sich wohin begeben: ,Ja, in ein Kloster will
ich micli schw., da wärde° eineri Nonii' PPo. (ABara-
giola). ,Flielien, sich schw. und darvon machen, abire
fuga; sich b(e)hend darvon schw. oder machen, corripere
se repente; hinwägfliehen, sich darvon schw.,aufugere;
sich (renken oder) schw., abziehen, sich in die Flucht
schicken, inclinare.' Fris.; Mal. — c) intr., = dem Vor.
Dör''''s Gässeli bin-i''' g'gange", dür''''s Gässeli han-i'''
g'schtvenlit, dö hem-mi''' die Mätlen am Zauren a"
g'chennt. ApVL. 1903 (AfI.). ,Dis jars [1573] hielt
Johan di Austria ... ufif dem meer und schwankt zu
herbsts zit uff Affricam.' HBull. D. ,Schw. von', sicli
abwenden von. ,Wir [StGaller] söUints [die .Appen-
zeller als Bundesgenossen] nit verschmachen; was
wellint wir erdenken, das si nit von uns schwenken'?'
Ap Krieg 1405; nachher .wenken.' .Gnädige frow, sind
yngedenk,das üwer gunst nit von uns schwenk.' RC'vs.
1593. (Stolz) einherschreiten. ,Wär ist der, der . . . mit
aller macht dahar schwenk(e)ty 1525,'1638, Jus.; ,her-
eintrittet.' 1067/1707; gradiens. Vulg. ,Der schlächt,
der syn werk und ampt tuet, ist besser, dann der
harumb gadt schw., wil eerlich und hoch sin und hat
aber mangel au spyss.' 1525/1638, Sikach; KspinaxÄv.
LXX. — Schwanke" n.: subst. Inf. Zu Bed. 1 b:
An dem [Schreib-] Tafeli ist an-ere" länge" Schnuer e"
Schwamm hin-e"''-har g'tangget ... Uf das Schiveche"
ro" dem Schtvamm ist das Michelti am meiste" stolzes
ffsi". JJöRGER 1918 (GrV.). Zu Bed. '2a: ,Von ge-
dachtem Heimwesen solle in Wassers Not zum Schw.
undTränkhen[Wasser] verabfolgtwerden.'1748,LHerg.
Zu Bed. 3c. ,Die zwen hinderen [Schiffer] möchteud an
dem rank by Müly das schiff' nit behalten und kam der
hinder grausen für und in disem schw. was so vil isen
und Stachel darin, das es das schiff zertruckt und
zu boden sankt.- 1501, Z. ,üie Officiers, hernach
die ganze Burgerschaft [soll man] vorderist in den
Handtgriften, daruf aber, so dieselben genugsam er-
lehrnet, in dem Schw. und anderen Sachen, so zur Zierd
dienend, underrichten lassen.' 1670, Z. — Flackele"-
(-gg-J: ein Knabenspiel. 15 — 20 Knaben stellen in einer
ZÜete" und schwingen Holzfackelu hin und her GW. —
Gl es er- BStdt, Glesli- B, so Br., Frut.; SB.: Kinder-
spiel; s.jBra^(/(l!dV 540/1). Weitere Synu.s.Sp. 169/70.
178 u. — Hüenli Hiendlinl-Schweihn: Kinderspiel
WLö.; vgl. H.-Schwingen (Sp. 1981). Zwei Kinder
stellen den Orössmgel{\i\\hn&x\^e\\\) und die Hiendlin-
muetter vor, die übrigen die Hühnlein, die der Gröss-
vogel fangen soll. Die Hühnlein bilden, einander um
den Leib haltend, eine Kette hinter der Hiendlin-
muetter. Diese schwenkt sich mitsamt der Kette hin
und her, indem sie ruft: Hiendlini, Hiendlini, schweihet-
sich [euch]! Beim Schwenken wird nun aber ein Kind
ums andere unerwartet weggeschleudert und darauf
vom Grössvogel gelangen (SY . 1922,25). — schwan-
kend: schwappend; s. Wasser-Ge-schwulst (Sp. lS4i)).
— g°-schwänkt: zu Bed. 2a. G'schweicht G'schir"
BG. ,G., ausgewaschen, elutus.' Fris. (auch 1541); Mal.
— Amha. swenhu; Vgl. Gr.WB. LX '25'29/36; Martin-Lieuh.
II5'27; Fischer Y 1278. k\s aveki, abspülen, ius l'atois des
BJiira entlehnt (ETappolet 1917, 161). PN.: ,Vatter und sun,
so mau nemt Schwenkdenhecher.' 15'25, B (NManuel).
ab-: 1. tr., abspülen Aa (H.); Bs; BE., S.; SchR.;
S und weiterhin; Syn. ab-spüelen. Spulend reinigen.
Gleser udgl. a. We""-mer aW'' chlei" abg'scUwenkt werde"
[von einem Regenguss] ... 's trochnet wider! BWyss
1863. ,A., sauber ausswäschen, deluere.' Fris.; Mal.
.Morgens werde das Angesicht abgewaschen mit ge-
sottenen Bonen und Kleienwasser gekocht, und dar-
nach schwenk man's wider mit frischem Wasser ab.'
JRLandenb. 1608. Spulend entfernen. Staub, Schmutz
ua. a. Sich in Bin" go" tunke", fir der Staub, der ergst
Dreck abz'schio. Bs. ,Wie der Reif im Frühling mit
tödlicher Sicherheit innert zwei Tagen abg'scliweicht
wird ...'BSrnd. 1914. \ine\g.: Mit Äuge"ioasser schwäicht-
men am ringsten e" Schuld ab. SGfeller 1911. —
2. reff., sich abwenden, -kehren von. , Laster fliehen,
sich vom lastera., refugere scelus.' Fris.; Mal.; s. noch
Bd VII 731 u. — 3. intr. a) = schtvänken Sc. Vom (ge-
raden) Weg abbiegen Ar; Bs; B; Gr; L; G; Sch; Th;
Z. Schon bei Mal.; s. Sp. 1997u. Dei müend-er a., von
der Hauptstrasse, zu Einem, der nach dem Wege fragt
Th. ,Mir wand dö ene" der Wald ufp ... het jetz der
Vetter g'sait, imdsösind-siabg'schivänkt. DMüller 1917.
S. noch Bd VIII 1542o. Mit Richtungsbest. Er toell
gäge" Mxirten a. RvTavel 1922. Wo der Weg gäge"
d's Herre"hüs dbschwänkt . . . ebd. Es Wegli macht
de't g'rad e" Rank und schwankt de"" ab i" d'3Iatte".
ZvEöRi. Von einem Sehift'e; s. Bd VIII 536 o. (Stulz
1519). Linggs, rechts a. [Auf die Frage nach dem
Wege] seit-der Ö2>pen en Bueb: De cha""st nw g'radüs
der Nase" nahe" go" und bim erste" Chüechöt linggs
a. Messikommer 1910. Militärisch: Zwo Kompagnie"
linggs la" a. RvTavel 1922. Von einer Person a.:
I Nachdem N. seine Dame begrüsst] het-er abg'schioänkt,
für der Marcchale [einer andern Dame] si"s Kompli-
ment z'mache". RvTavel 1922. Von einem Gesprächs-
gegenstand a. : Das ist immer die alt Lire", mer wand
dö a.! L (ERöthelin). Im moralischen S., auf Abwege
geraten: De'' ist bös abg'schwenkt ApLb. — b) fort-
gehen, -reisen GrAv. (Tsch.). Der ist abg'schwenkt. —
Vgl.Ur.WB. I 11'2; Sanders II 2, lOiT; Martiu-Lieuh. II 527.
abe°- (abH-, a''hi"-, ache"-): tr. (durch die Kehle)
hinunterspülen Ap; Bs; B(allg.); Sund weiterhin; Syn.
a.-spilelen. E"chli"ga" derStauba., Vorwand zum Wirts-
hausbesuch B. ,[In der Heiiete", wo jeder Heuer mit
einer Mass Wein] gründlich der Heustü'b a''hi"schweicht.'
Bärnd.1911. Insbes. (reichlich) genossene festeSpeisen
-mit einem Trunk (mit Wi", Gafji usw.) a. 's sig gar
vorfreffliy, tcenn-me" 's Esse" albe" tvider abe"schii:iink,
het der Gastgeber g'seit; es heig dernö"'' wider Opx>is
Platz. Hausfrd 1886 (BsL.). ,[Ein Schmarotzer drängte
sich neben einen Bekannten an den Wirtstisch] griff
mit blank-er Faust von dessen Teller ein Stück Fleisch,
stiess es in's Maul und sagte, er däich, er ivell's grad
ache"schweiche", und trank ihm sein Glas aus.' N.BKal.
1843. Der Speck- oder Chümichueche" am Lesetmäl
wird denn mit Wi" abe"g' schwankt. BXrnu. 1922. Arger
uä. a. So han-i''' .. . mi" Erger mit-emne" tolle" Nidle"-
gaft'e ache"g'schwäicht. JBürki 1916. Nimm z'crsch' [vor
Scliwaiik, schwenk, sclnviiik, schwonk, schwunk
2(1 !■
Beginn] no'*-«-e" Schluck u"'' schicaich die grosti Töübi
ache'! Gründer 190(j. 's China nf •'e" Chilchhof 'treit
und d'Frau drüs: es näm [tränke] no''' Mänge''-n-Ei"s,
für 's Eländ abCz'schw. JReinh. 1907. Bim Sigerste"-
hrünnli han-iq [ein Knabe, der zur Beichte geht] no'''
Wasser 'trunke", aber i'* han's [die Gewissenslast] nit
chönne" a. ebd. 1917. Abs.; übergehend in die Bed.
trinken (derb-scherzh.). !''• möcht Näbis zum A. Ap
Lb. Nes guets Bätziwasser für abe"z'schw., nacli dem
Genuss einer Blutwurst. JReinh. 1917. Lisebeth, bring-
is [uns] Öppis zwüsche" d'Zänn m'"* Öppis zum A.
HUBar 1924. Hie het Feter müessen absetzen [im Er-
zählen] im'' es Schlückli ne" . . . Wo-n-er chli" het a''fte"-
g'schwäicht g'ha", ist-er witer g'fare". SGfeller 1919.
Ein Getränk .hinuntergiessen' B (OvGreyerz). Es
diiecht mi''', du söttisch nid vertrochnet si", Sovel Wasser
tvie d'hesch miiesse" a''hi''schweihe'', zu einem Mädchen,
das, um zu erfahren, wer sein Zukünftiger sei, an neun
Brunnen je drei Schlucke getrunken hatte. EBalmer
1924. Es Glas Most a. ApLb.
über-: (an der Wage) den Ausschlag geben. ,Jetz
sehend die bäpstler [in der Abendmahlsfrage] ... am
dritten (huffen) die färwitzigen, die es wol vermeinend
recht ze leiten, denen aber gar ein bluotigs wirt uff
die nasen gegeben; dann die bäpstler werdens wol ü.,
so es uff die wag kumpt. das die fürwitzigen nit werdend
mögen usziehen.' Zwingli (an den Bat zu Ulm). —
Vgl. Gr. WB. XI '2, 535 (die ilort unter c abgedruckte Lutherische
Fassung von II. Cor. 8, 2 ist in der ZBibel bis 1589 bei-
behalten), zu uusrer Bed. ebd. 527 (unter .Überschwang' 1).
nbere" über*»"-: intr., zu einer andern Partei über-
gehen ApLb.
um- trennb.: 1. tr. a) herumschwingen. ,l)o
schwankte des frowenwirts knecht die gelten in zirzels
wis umb, damit das wasser an die schniderknecht och
sprützete.' 1488, Z EB. — b) e' Bäim, es (Huis-)Egg,
It FStaub auch e" Bank u., umgehen Obw. — 2. intr.
a) sich (ura)wenden. ,Der Türk habe ... Ostia ge-
plündert, item umgeschwenkt und ... unversehenlich
uff' Ancona zugefaren.' 1560, Brief (JFabricius). —
b) herumschweifen. .[Goliath von Soldaten, die sich
plündernd herumgetrieben haben:] Welcher meh also
gat umbschw., den will ich an ein ast Ion henken.'
VBoLTZ 1554. — Anders bei Schni.'- II 040 (aus Aventin).
ume"-; 1. tr., herumschwingen. Eini u., zB. beim
Tanz Th und sonst. — 2. intr. a) herumschwingen.
,Gsest nit, wies [die gehenkten Diebe] zablid, wan maus
hänklit, wie s als vor Freuden umbhär schwänkht'r"
.LMahl. 1674. Den Körper hin und her bewegend und
die Arme schlenkernd herumgehen (vgl.sc/iwäwfceMiaf).
Die jung Würti", tva ase stulzi umme"g'schivecht ist.
JJöRGER 1915 (GrV.). — b) eine Schwenkung, eine
Wendung machen B (EBalmer 1923). — a°-: (eine
Seilschaukel, das Uhrpendel) in Bewegung setzen Th,
so Mü. 's ZU a.
1"-: intr., wie nhd. einschwenken Bs; B; Gk; Th;
Z und weiterhin. [Eine Frau] schivänkt der Ndchi «ö'''
in en Fuessweg t". Landhote 1885 (Z). ,Die Rosinantc
schwenkte ein [vor dem Wirtsliaus].' Gotth. In der
Militärspr. allg. — Vgl. lir. WB. III 28'.l ; Sanders 112, 1047.
er-: kräftig schwenken. ,Dyn füessli fry sollt du
e.', Narr zu seiner Tänzerin. Matritiana 1581. — Vgl.
Gr.WB. III978 (reü.).
ÜS-: 1. tr., = schwanken 2a AaF.; Bs; BE., Si.;
GlS.; GRHe.; Sch; Th; Z. Wäsche, ein Gefäss ü. Sind
d'Kafibeckeli scho" üsg'schtränkt? ,Er [der Mesner]
soll auch alle Sontag aus dem Taufstein das Kessi
nemmen, bim Brunnen ausschwenkhen und darin friscli
Wasser in den Taufstein einstellen.' 1790, GRSammlg.
— 2. refl., sich schwingend, tanzend aus der Reihe
bewegen. ,Da [bei einer Hochzeit] het in [= ihnen] N.
nachtanzt, und wenn sie sich also betten ussgeschwenkt
für den tanz hinuss, het N. müessen still ston.' 1506,
Sch Gerichtsprot. — Vgl. Gr.WB. I 966; Martin-Licnh. II
527; Fischer I 513, überall in Bed. 1.
über-üs-. Nur in den Weiterbildungen: uber-
üs-sch wänkig: = über-schicänkig (Sp. 1999), ,Win,
körn und alle frucht ward ü. gut und gnug.' Just. —
über-üs-schwänklich:= über-schioänklich. ,Modera-
tion in den ü-en Gericht- und Gastgerichtcosten.' 1645,
Aa Rq. 192'2.
ver-: ausschwemmen. Es verschwenkt d' Wegr, vom
Regen, einem Unwetter BBe. — Anders bei Gr.WB. XII
1212; Fischer 11 1327/8 (,Verschwenk').
hin-. ,Sich zum tor ausmachen, sich h., efferre
pedera porta.' Fris.; Mal. — hinder-: intr., sich
zurückwenden, -ziehen. .Das [dass Bern Zürich zu
Hilfe komme] wellint wir uns ... gegen uch ... trost-
lich versechen, mit erbietung unseres libs, lebens,
bluots und guots, wo das iemer zeschulden kompt, on
alles verruken und h.' 1529, Ansh. (Z an B). — näche"-:
nachspülen BE., S. und sonst. ,[Beim Reinigen eines
Weinfasses kommt] ganz zuletzt der mit Trüehwi"
gefüllte Schtvänkchübel dran; mit ihm wird näche"-
g'schtvänkt.' ü'lfitiDA922. [Ein Bauernknecht hat 24 Kar-
toffeln gegessen.] Dernäh het-er no''' e-chli" mit Bätzi-
wasser nachCg'schwäicht. Loosli 1910. Ein Getränk
nachgiessen B; s,. Haberchernen-Brüej {^A\ hb2) und
vgl. aben-schiB. — dur'=''e"-: gründlich durchspülen,
durchwaschen Aa; Bs. [Die Mutter musste] erst no'''
's Vatters Hose", tvo bim Gülle" de" Gix übercho" händ
und im Sudelbrünneli Vg'weikt g'si" sind, d. Schwzd.
(MRingier). — (e''-)wgg-, .hinweg-': 1. wegspülen BE.,
M. Den Durst w.; s. ScÄ^ücWew (Sp. 540). Uneig.: [Liebe
und Freude haben] die trüebe" Gedanke" . .. tiß.g wider
e"icegg'schwänkt. EBalmer 1925. — 2. refl., sieh hin-
weg-, fortmachen. .[Ein der Täuferei Angeklagter hat]
sich jetzt hinweg (wisst niemand war) geschwengkt und
sin wib sampt 5 klyner kindlinen verlassen.' 1532, Z RB.
Schwanker m.: 1. = Schwänkella ApH., I., M. ;
GrAv.; ThMü. — 2. = Ge-schwinger (Sp. 1991). De"
Sehn: wo't-i''', nüd de" alt Fane" [den alten Rock],
für einen feierlichen Anlass. HStabl 1925. — Bed. 1
auch bei Gr.WB. IX 2536; Fischer V 1278. 2 mit Bez. auf
die schwingenden Schösse.
Fane" Fändli- Schweher : Fähnrich GfiObS. — Ka-
tv\ne"-Schreänflger: Gehrock, Frack Gl. — Brate"-:
Bratenrock. ,Und gar den Bratenschwenker hat er an!
bei einem feierlichen Besuch. AHdggenb. 1911. — Zit-:
= Schwanker i Ar; (i, so T. Als Spitzname: ,Die Leute
nannten ihn [einen Dorfbewohner] wegen seines gnap-
pigen Ganges Z.' GBirnstiel 1919.
schwankere». .Eines Morges schwenkerte der
Alte [der ZUschwenker ; s. das Vor.] zum Dorf hinaus.'
GBirnstiel 1919. — ■ Wohl Gelegenheitsbildung.
Schwankere" f.: Frau, die das Schwänken der
Wäsche besorgt BsStdt.
Schwänkete" f.: mit (Spül-)Wasser vermischter
Rest einer Flüssigkeit Bs, zsgeschüttete Weinreste
B (Zyro).
2013
Schwank— seh w unk. Scilwant — scliwunt. Schwanz — schwunz
2014
Flasche"-: Spülwasser BE. Das isch Nüt weder
d'Fl., von verwässertem Schnaps. CWeibel 1885. —
Glaser-: schlechter, verwässerter Wein Bs. — M i 1 c li - :
mit Milch vermischtes Waschwasser? [Der Braut liat
am Hochzeitsraorgen in der Aufregung] Niemer kei"
M. z'wegg'maclU g'ha", für-si''' drin z'wäsche", wie es
der Brauch erfordert hätte. BWys.s 1803.
Schwänki, in GaPr. Schweichi — f.: 1. (Seil-)
Scliaukel GRChur, Chw., Hald., Pr. Syn. Glangyen
(BdllÜ32); Zuezi. — 2. = Sc/«oamwt 7J/.1' (Sp. 1802)
SThierst. /" d'Schw. fare", mit Pferden. — Vgl. Gr.WB.
IX 'J528 (auch in Bed. 1); Jlartin-Lienli, II 52; (iu Bed. 2).
Chuclii-: Spülicht Bljcngnau. .Eicheln und Eckern
[als Schweinefutter] gaben den kernigen, mit Fleisch
dür''''zogne", dür''''mischlete" Speck, wie ihn die Cli. oder
(la.s Wäf:chivasser, Abwäschwasser nicht liefern kann.'
BäRNIi. 1914. — Vgl. Schwenhe bei Fischer V 1277.
schwänkig schweihig B„ü.'' (auch It St.''), Si.
schwindlig BHk.; „abhängig, einen Hang bildend", steil,
,abschüssig, das vom Regen ab- oder ausgespült wird;
von einem Weg (Berge), wenn der Schnee an der einen
Seite im Früliling weggeschmolzen und an der andern
noch ein hohes Bord hat' BO. (St.**). Syn. schweizig. —
Vgl. Alm-hmuuj (Sp. 1994).
seil wänkle": leiclit schwanken. , Frühlingser-
wachen! Wie das wtmslet u"'' schwänlclet!- Bärnd. 1925.
seh wänkli(ch): überschwänglich, übermässig
LE.,Herg.; Schw; Zg. Schiv. vil Sehne LE.,Herg.
Schwänkli°g m.: niclitsnutziges, leichtsinniges
Bürschchen G.
Galgen-: = Galgen- Schwängel (Sp. 1908). ,N. sey
ein fauler G.' CThoman 1741. S. noch Bd II 612 fFeld-
GloggJ; III lü2o.
Schwankung f.: wie nlid.; s. Bd VI 1137M. (Ked.
1002). 1788o. (BKriegsordn. 1764).
Schwant— schwunt.
Vgl. auch die Gnipiie «rlimiml usw.
Schwante" f. BE. (in Bed. 2), S c h w ä n t e ° III AAZof..
m. „BO.", so Gr. (St."), f. B (auch It Zyro); „GR"Eh.;
GWb.: 1. Schlag (auch Stoss ÜWb.) mit der Hand, bes.
an den Kopf, „Maulschelle, tüchtige Olirfeige GR"Rh.;
GWb. — 2. (im Schwung abgeschnittenes, grosses)
Stück (bes. Brot), „Schnitt, zB. Brot, Käse, sofern beim
Schneiden tief hineingesclmitten wird" AAZof.; B (It
einer Angabe ,eine Menge'), so E., Gr. (St.""), „0." und
It Zyro; Syn. Schwanggen (Sp. 1995). • — Verhält sieh zu
'tchwnndere", schwänderh", Scliwlinilerli"!) (Sji. 1949/50) wie
das iu Bed. 1 und 2 syn. FUinte''.zu ßanderc". Flüiuhrfg (Bd I
1200. 1204). Bed. 1 und 2 vereinigt auch Fhmy,jfr(e\\ä.\2(i\).
Scliwäntele" f.: = dem Vor. 1 GsNuf.
Schwäntere" ThMü., -Ire GRRh. — f.: = dem
Vor. Syn. Schwätteren.
Scliwlnte" II f.: = Schtcanten 1 „Gr", so Chur, D.,
Pr., Ths; GWl., W.; TnMü. Einem e" Schw. ge", ane"
haive" TnMü. Er häd-mer e" Schw. um d'Ore" g'g'en,
das'-i''' g'meint han, der Grind fleugi e"weg GRPr. Er het
rechts und linggs Schtcinte' üsgeteilt GrÜ. D' Schwinte"
sfisend. MKuoni 1880 (GRSchs). S. noch Bd VII 054 u.
Schwintere" f.: = Schwänteren ThMü.
Schwanz — schwunz.
Schwanz (-ä- Ap; GEh., W.; zT. noch nas.) — m.,
PI. mit Uinl., Dim. SchwänzU, aucli Schwänzeli (so
B.; L), Schwanzli (BS., selten), in TB. Schwenztschi :
wesentl. wie nhd. 1. a) an Tieren, a) als Körperteil,
wohl allg.; docli zT. dafür echter Kaweti (Bd 111 580);
RigelSb (Bd VI 750); Schweiff 3 a (Sp. 1757); Stil;
Wadel; Zagel. Vgl.: [Stadtzürcherin:] Mi" seit doch
nid Stil, mi" seit Schw. [Stadtbernerin:] So? Säged-
dir de"' Ffanne"schwanz? ; dazu Bärnd. 1904, 276.
,Schw., penis; der scliw. an einem yeden tier (oder der
wadel), cauda; das end am schw., extrema cauda.' Fris.;
Mal. Am Schw. üss, am Ende des Schwanzes GRÜbS.
De(r) Schw. ringgle"; s. Bd VI 1126. ,Den schw. am
lierd nahin ziehen, verrere vestigia cauda; den schw.
abhauwen, demetere caudam ferro.' Fris.; Mal. Eh
gigt e" Fuchs, es tanzt e" Has, es sehlöt en Esel
d'Trumme", und alli Tierli, wo SchwänzU händ, viiend
an d'Uochzit kumme", Kinderreim Bs; Varr. s. KL.
Nr 2081 (Bs). 2093(GlK.). 2098(GWidn.). 2101 (BBlei.);
G Tagbl. 1825 Nr 210. RAA. Los, nimm's z' Herze"!
Isch-es aW'' ke'" Schw., so isch-es doch es Schwänzeli;
isch-es aW' ke'" Tanz, so isch-es doch es Tänzeli, Mahnung
zur Genügsamkeit L (ERöthelin). I"-me'' Tier de" Schiv.
hinder den Ore" dur'''e" abhaW'e", den Kopf abhauen
ThHw. Das ist zum Schiv.-üsrtsse" ! s. Bd VI 1361 und
vgl. Geiss-Scliw.; kaum zu c. Dafür scherzh. : Es ist zum
Rlssüsschwanze" ! RA. beim Kartenspiel ZU. (Messi-
komiuer). , Die schwänz zesamen binden' uä.,uneig., Men-
schen hinter einander bringen, mit einander verfeinden.
,ner küng ... fuor [144.3 von Zürich] heim und liat damit
uns und inen [den Eidgenossen und Zürich] den schw.
zesamen gebunden.' Tscuachtl. ,Daz [die an Schwyz
gerichtete Aufforderung zum Angrifl' auf die mit Zürich
verbündete Gräfin von Toggenburg] ist nun die erst
ursach, damit graf Fridrich den von Zürich und den
von Schwitz die schwenz zuosamnien knüpf'.' Edlib.
,Er [der zum ,gemeinen man' eines Schiedsgericlites
Gewählte] hat uns die schwenz erst rächt zuosammen
gestrickt und knüpft, daz wir als fast ein andren im
bar müessend hangen als vor je.' ebd. Uf de" Sehn-,
sclilah"; s. Sp. 279 M. ,Dass die landskneclit, so by dem
künig von Frankrich syent ... den Eidgnossen eins
uf den sw. wie zuo Meiland geben wollen.' 1521, Absoh.
(Bs). ,Wir schickend üch 600 lichte pfärd, wiewol
wir gedenkend, dass ir äne dieselben pfärd wol sicher
wärend, zuo uns (ze) komen, so wir den fyenden uf
dem schw. ligend.' ebd. (, Abschrift des briefs, so der
cardinal von Medicis dem bischolfen von Verulan ge-
schickt hat'). Zundel under de" Schw. legge", mit ernst-
haftester Vorstellung lässige Leute zu rascher Er-
füllung eines Wunsclies treiben ZU. (selten). , Das Glück
-beim Schw. kriegen', Pech haben: ,Du liast gewiss das
Glück beim Schw. gekriegt, dass dich der Halsdoctor
hier [im Zuchthaus] einquartiert hat ... Es ist da doch
hundeschlecht genug.' Unsichtb. 1793. , Langer schw.',
uneig. : ,Der krieg werde einen langen scliw. haben, wo
nit dapferdarzuogetan.'l 531, B(ßrief aus dem Felde). Im
Fluch : , Sathan : Botz lumpen, zipfel und botz scb w. !' Ruef
1538; wohl hieher; vgl. Muggen-, Rinder-, Wachtlen-
Schw. — Am Rinde; vgl. Cime-, Chalber-Schw.Gigeli-
gupf und Schwobe"tanz, üuseri Cime hat au^'' en Seine.
ZF. ,Zu Strassburg auf der Schanz da verlor die Kuh
den Schw.; man band ilir eine Schnur daran, damit sie
2015
Schwanz, schwenz, schwinz, sclnvonz, schwunz
2016
wieder schwänzeln kann' Th; s. auch Bd III 87 M. (das
Sprw. auch ZSth.; Mey. Uw7. 169'2; Denzl. 1716). Dö
hesch e" Taler, gang uf der Mär'-t, Icauf-der e" Kue und
e" Kälbli derzue! 'sKälbli het e" Schivämli, didel, didel
Tänzli. KL. (Bs). S. noch Bd IV 939 (Hans-EiicdeU-
BuebJ; VII975u.; ähnlich AaU.; Gl (KL.). Wenn
d'ivi't bise", se hob (der Schw.) ohsi'''! ruft man einem
Stürmer zu U. Das macht Nüt, morn gät en anderi
Cime dur''''s Dorf, wo de" Schiv. na''' höcher treit, dann
redt-me" vo" dere", Trost bei übler Nachrede Z Wangen;
ähnlich Bs (Seiler); vgl. Bd VII 149öu. Etnm de" Schw.
a" d'Hand ge", beim Viehhandel, ein Tier verkaufen
oder einkaufen, ohne dass der Verkäufer dem Käufer
für die Mängel einsteht, die nach den Landesgesetzen
als Gewährsmängel angenommen sind ApI., K., M.(T.);
Syn. halfter-lang kaufen od. verkaufen (Bd II 1198).
iV chönnt e" Cime am Schw. umchcnre" GWe.
Wenn-er d's Schmäh nid besser S2>arend im Winter,
so tnüessend-er d' (Schmalz-)Tüechli dem Chüeli a" de"
Schw. binde", um reclit bald Älpschmals zu bekommen
Gnlg. (Tsch.). ,Üie Postler, je nun, es dauert mich ihrer,
dass sie der Staatskuh nur am Schw. saugen dürfen und
die Tillen [Zitzen] nur für die höhern und höchsten
Bundesbeamteu da sind' B (Ztgsausschnitt). ,Die guten
Tagalen und Bissayas auf den Philippinen sind auch
schier vom Tillen an den Schw. gekommen, als sie
ihre Oberherren wechselten.' Bäüernst. 1903. S. noch
Bd III 87 0. (mehrfach). ,Das er ... sy alle gegrüest
und daruff sy gefragt hab, wo B. were; da rette einer
under inen under andern Worten, er sölte ein kuo
under dem swenzly riben.' 1471, Z RB. ,Als der merkt
beschehen, spreche S. zum R. [dem er 4 Rinder ver-
kauft hat:] Trag redlich inhin, dann ich wil by dir
zeren, dwil die rinder den schw. mögend roden; dan
du bist mir schuldig, und was ich by dir verzeren,
das sol dir an disem kouff abgan.' 1530, ZStäfa. ,Das
er nie einer Kuo (reverenter ze melden) den Schw. ab-
ghygt, wie aber syn [des Klägers] Altvorderen.' Iö06,
Z RB. ; vgl. Chüe-Ge-hijer(}iä II 11 1 1). .Der Uhristier mit
sinem Schw. wolt sicli zwar stellen zu Ilanz.' 1621,
ZiNSLi 1911. ,Merk auf, wies ist ergangen, an disem
Bätteltanz sach man die Länder prangen, sy hatend
d Kuh bim Schw.' 1633, Lied. ,Die Kuh stälen und
den Schw. um Gottes willen geben, de rapina ele-
mosynam dare.' Mey. 1692. ,Der Zürcher Low tet
Friden lieben ... allein der Himmel gab ihm Glück
und straflfete des Stieren Tück, die Kühe hat auch den
Schw. gelassen.' Flugschrift 1712; vorher: , Es war der
Schweizer Stier, der käme bar mit der Zuger Kühe.'
Liebi Herrä des Bartlis Hat, d'Horä sind chrumm und
d' Schwänz nid grad; darum nähmet in Betracht, was
man üs jetzt vorgebracht. ScnwBr. Bartlispiel 1784.
An Ziege, Bock, Hammel; s. schon Bd II 456o. und
vgl. Geissen-Schw. !''• predige", wns-i''' weiss, ron-ere"
alte" Muttigeiss, die het der Schw. verlöre" vor hundert-
tüsi"g Jöre" und het-en tvider g'funde" und wider hin-
denane" biinde" GWe.; eine Var. KL. Nr. 2472 (Bs);
vgl. auch Schild 1881 III 17/8. De'' Schnider mit der
Stumpe"scher haut der Geiss de" Schw. e"ivegg; d'Geiss
macht mä, de' Schnider rennt e"wegg. KL. (Z). S. noch
Bd VI 1672o. und vgl. Sp. H28u. ,In Teufen fragte
Einer ein Bübchen, ob es noch weit sei bis nach Gais,
worauf das Bübchen antwortete: So icie d'zum Schwänzli
eho"st. bist im Huiom dobe".' ATobler 1905. Mit G'walt
eha""-man e" Geiss {Uö" ScHSchl.) am Schw. üf- oder
ume"lupfe" Scii, so Bib., R., Schi.; Z, so Bül.,LT.; s. auch
Bd II 456 0. Derbie heinds'ldie Knaben vom Bataillon
Luszi] der Vrena . . . erzällt vom Chrieg und vom Hirte'-
wese", wie-si Alls bändige" und mit List und G'walt
d'Geiss am Schw. hinn^e" um lüfte". JJörger 1918.
Mit G'walt bringt (zücht)-me" e" Geiss bim Schw. um
GRPr. ,Sy sollent ouuh am urferinen fleisch den schw.
belyben lassen, damit man das urferinen für geissinem [!]
fleisch erkennen möge.' 1566, FMu.StR. (,üer metzgern
Ordnung'). Am P ferde; s. Bd VI 1423o. (zum I.Reim vgl.
auch KL.Nr3149.4797). ,M. erwuste im sin rosshiuder-
wertlingen by sinem sw. und hüebe im das.' 1459, Z RB.
,8 ß den rossen um gürtlen in die schwenz.' 1581,
ScawE. (Ausgaben des Abtes). ,Er streift der gurren
sw. durch die lingge band.' 1551, B Turrab. , Welcher
eim sinem ross den schw. uszuge oder abhawe,
der ist verfallen 1 gl. ze buos . . . dem gotshus.' UwE.
TR. 1582. ,Er [sei] von etlichen Vischeren zue Tallwyl
den Rossen die Schwenz ussziechen geheissen worden,
welliches er zu Steinen im Schwytzergebiet und uff
der Altmat getan, da er den vermelten Vischeren vier
oder fünft' Mal Rosshar gebracht.' 1612, Z RB. (DJ's
Boss (Der Esel BE. und It einer Angabe oO.) am (bim)
Schw. (üf)zäume", a"g'schir''e"; s. Bd VI 1419/20 (auch
Z.soBül.); VIII llSOo. und vgl. Bd I 514M. DieBVs
[diesmal] het-er jez e weder nid der Esel bim Schw.
'ziPmt. SGfeller 1919. ,Sie könnten es besser machen
als die droben, welche das Ross immer beim Schw.
zäumten.' Gotth. ,Das Pferd bey dem Schw. aufzäumen,
prajpostere agere, eurrus bovem trahit.' Mey. 1692.
Einen Verurteilten (mit den Füssen) , einem ross an
den schw. binden, henken' uä.; s. Bd VI 481M.; Sp.
138 M. Sl"s Erspart ''em Boss an'n Schw. hänlct"; s.
Bd VI 1421 M. und vgl. u. ,Das ain Sant Polayen gotts-
husman ... sind [!] guot, ligendes und varrendes, dem
andern gottshusman ald andern lüten geben und machen
mag . . . oder wil er, so mag ers ainem wilden ross an
schw. henken.' TuSulgenüftn. 1472 (Abschr.). Am Esel;
s. schon 0., ferner Bd I 515 M. (dazu Bd III 87 M.);
Sp.'297M.(1602,THFr.Chr.). Am Schwein (gew. Pim.);
s.Bd VII 1488 u. 1497 u.; Sp.l275o. und wg\. Süw-Schrv.
Im Chriimm-bei"-Lied; vgl. Bd III 1096/7. Im Dank-
vers : Gem-mer au"'' e"chli" Schwänzli, i"* bin e" chli"ses
TränzUl?] Z; ähnlich bei Messikommer 1909, 56 (auch
ZBül.); s. noch Bd VI 1072M. 's Süli het e" chrumme"
Schw., Das gV't ''em Hans (Lisi) der Höchsitschranz
usw.SV.1925(uBsL.); eine Var. KL. Nr 4078/4 (BsEtt.).
S. noch Sp. 1891 0. (1559, Z; später: ,habe das schwinn
am schwenzly euch ein zeichen gehept'). 1896/7 (2mal).
Am Hunde. ,Do nam H. das hündli by dem schw. und
warft' das in den sew.' 1438/9, Z RB. .Einer, so ouch
ein schelm, heist F., liatt ein lyren und ein schwarz
hündli, das hatt kein schw.' 1533, B. Der Meister
Strebet nimt 's Chätzli am Hebel, nimt 's Hündli am
Schicänzli und macht mit-em es Tänzli. KL. (Z). Jud,
Jud hinder ''em Hag, biss dem Hund das Schwänzli
ab! ebd. (ZO.). Scherzfrage: Worum tuet der Hund
der Schw. tvädele"? Antwort: Wil der Schw. der
Hund nit g'wädele" mag UAltd. .Schwänzen, mit dem
schw. wedlen, liebkosen und schmeichlen wie die hünd,
iactare caudam.' Fris.; Mal. RAA. (Nachträge zu Bd II
1425/6). Was nüd am Hund ist, ist am Schw. Ap;
Z (auch von kleinen Männern in Bez. auf c). Wenn-
jne" dem Hund ufde" Schw. tritt, so Msst-er GrHb., Lüen
(Tsch.). De" Hund uf de" Schtv. schlah"; s. Sp. 279 M.
2017
Schwanz, schweiiz, schwinz, scliwonz, schwunz
2018
De" Vorschlag cha""-men ''em Hund an'n Sehw. henke"
ScH (EStoU). ,Waiin ich dir schon umb gelt hülfe,
so wurJ N. aber sagen, ich hankte min guot eini
hund an sehw.' 1580, ZGreif. Als Ausdr. der ä. Rechts-
spr. auch noch ZW. Hofr. XIV. (ZfsR. 24, 358; vgl.
Seg.RG. 1364.525); Z Brütt. Hofr. XI V./XV.(ZRq. 1915,
151); ZWinkelOlfn. 1417; Z Wald Hofrodel 158b (s. Bd
VII 1014u. und vgl. Bluntschli RG. "^I 277; ZErbr. 1831,
98). De" Sehw. henke" lö", uneig., niedergeschlagen,
traurig sein, auch mit obsc. Nbsinn (vgl. c) A? (T.).
De" Schtv. lampe" lä"; s. Bd III 1274 (auch Aä). S. noch
Bd II 1423 0. An der Katze; vgl. Chatzen-Schrv. Gueten
Äbe"'', Lisebeth, zeig-mer, wo dl"s Beltli stet [!]. Hinder
^em Ofe" isch vii"s Bett, dert, wo d'Chatz der Sehw.
üfstreckt. KL. (I!). Gigeligiipf ist au''' en Tanz, d'Chatz
hat Här am Sehw. ebd. (Z). Tiri tiri Tänzli, 's Chätzli
hat es Schwänzli, tiri tiri tö, und du hast en Flöh
ZVolk.; Varr. s. Bd VI 750u., ferner bei EStoll 1907,
76; KL. Nr. 629. 1310. 1312/3 (Aa; Th; ÜAltd.; Z).
Gibeli Gäbeli Genzli, 's Chätzli hat e" Schwänzli, e"
Löchli no''' derbi, [d'] Steiner strecke"d d'Nase" dri".
KL. (ScaSt.). (De') Tainburmajor nimt's Chätzli
(d'Chatz) bim Ör, nimt's Chätzli (d'Chatz, 's Hündli)
bim Schwänzli, macht mit-em (-ren) es Tänzli (en Tanz)
Z; ähnlich Bs; Gl; G; s. auch GZür. 1902, 156; KL.
Nr. 5084; Messikommer 1909, 81; R8uter 1915,45.
Hans, nimm d'Chatz bim Sehw., henk-si a"'s Ofe"stüdli
und biss-ere" es Loch i"'s F....! ZStalL; s. auch Franz II
(Bd I loll). Heb der Chatz de" Sehw. üf und bläs-ere"
hin''e" dri"; es hat en 'brätne" Öpfel drin und der ist
di"! Schluss eines Anzählreims. KL. (Z); eine Var.
Bd V 880o.; s. auch Edren (Bd VI 1239). Hau"(e"d)
der Chatz de(r) Sehw. ab, hau"(e"d)-ere" (au''', nw, doch)
nüd ganz (de" ganz) ab, län (lönd)-ere" no''' (n)e(s)
Stümpli (e(n) Stumpe" Aa; Sch) stä", dan'-si (an''')
cha"" z' (uf, a" d'J Chilbi {in d'Chilche" Bs tw.), spaziere"
(Ap; G, so Sa.; Th; Z tw.) gä"! Aa; Ap; Bs; B; G; Th;
NowStans; Z; weitere Varr. AfV. VI 148 (Tn); Sonn-
tagsbl. der TaZtg 1897 Nr 41. D's Tidi Glarner chert-
si''' um [s. den Anfang Bd VII 54 o], d's Tldi Glarner
hät-si''' y'chert und der Mueter [d'J Pfanne" g'chert und
der Chatz der Schiv. üs'zer't Gl; Weiteres in der Anm.
zu SchUssi I {S\}. 690). Anni Pfanni Chessiboge" hat der
Chatz de" Sehw. üs'zoge" 7jEbm.: vgl.BdI2öO; V 1104 u.
!S. noch üs-rissen (Bd VI 1351). R AA. D'Chatz am Sehw.
ufzüche", •zer''e", Sch (EStoll). Es göt der Ch. um de"
Schill., beim Spiel, wenn es an die Entscheidung geht
AaKöII. Si [die mit einem gewissen Präparat betäubten
Fische] chämmen üfe" und dräije"-si''' wi'-ne" Chatz,
wo sich i" Schiv. ico't bisse". BSrnd. 1922. ,[Die Bauern]
lialfen weidlich über den verfluchten Käszwang schim-
pfen und sagten, sie hättens wohl gemerkt, wo die Katze
den Sehw. hätte. Wenn die Bauern einig wären wie die
Käshändler, so könnten sie den Händlern den Marsch
machen ... Es waren viel Käsbauern da, die meinten, man
müsse zusammenhalten, den D den Marsch machen,
dene° Hagle° d'Schwäiiz abmache».' Gotth.; vgl. u.
Am Fuchs; s. Bd I 656 o. (die Kochregel, auch mit Bez.
auf Öpfelstüekli, noch Suiten, der Schnellsprechvers
nach KL. Nr 3614 noch ArSchwellbr.; BDärst.; S;
WMörel); yg\. a\xch Fuchs-Schw. ,Die kleinen flschly
facht er [der Fuchs] mit siuem sehw., den er in das
Wasser streckt.' Tiere. 1563. ,Der Fuchs [die Katho-
lischen] ... kan sich jezo schämen gleich einem
Fuchsen, der am Tanz verlohren hat die Zahn und
Schweiz. Idiotikon IX.
Sehw.' Flugschrift 1712 (,Abstraffung des Fuchses,
welcher Löüen und Bären rupfen dörfen und darab
Zahn und Sehw. verlohren'); vgl. EStauber 1905, 27.
Am Wolf: ,Daz kein wolf in dorff gan, so nim eines
wolf[s] sw. und vergrab in in daz dorfl', so gant kein
wölftrin.' Künstb.1474. Am Bären. Im Anzälilreim: Heb
(Lupf) •'em Bär de" Sehic. üf usw. (wie o. mit Chatz)
AA(Rochh.; en goldigen Öpfel); TnFr. Am Löwen. ,Der
löuw [hat] einlangen sehw.... schlecht sich oft selber mit
solchem sehw., reizt sich also zuo kämpf und streit.'
Tiere. 1563. S. noch Settin (Bd VII 1443). An der Maus
und verwandten Tieren; vgl. Ratten-Schw. ,15 Rappen
[werden am Jahresschluss gezahlt] für jeden dem
Schere"vogt als Beleg vorgewiesenen ScMv. [einer Scher-
maus, eines Maulwurfs usw.].' Bärnh. 1908. Kind, das
eine Maus in der Mehlsuppe findet: Mueter, hen''
d'Chnölle" o'"'' Schwänz? GBuchs. Tirli tirli Tänzli,
's Müsli hat es Schwänzli, 's Müsli hat vier Bei", didel
didel dei. RSdter 1915. Hitsgi Hätzgi hinder ''em Hag,
biss dem Müsli 's Schwänzli ab! gegen den Schlucken.
KL. (G); vgl. Bd II 1830 und Sp. •2016u. /■■'■ weiss
es Müsli SclMfi"shol, dem chunt gäng 's Schwänzli
hingerdri", de"" macht der Plumpistock Grampol u"^
chlemmt-im hurtin 's Schwänzli i", Rätsel vom Weber-
scliiftchen. SGfeller 1919. Mit ''em Herr Schuelrät
Hei'ri''' Jenni chännt-me" würggli''' tot Müs füh", wä""-
men-em d's Schwänzli nuch i" d'Händ gab. CStreiff
1899. Und wenn's alle" Musen in'n Schwänze" we tat
(tuet); s. Bd IV 473u. (auch Ap Kai. 19'22 und bei
AHuggenb. 1914). Und wann alli Müs i" d'Schwänz
bisse"d, so tnen-i''''s doch ZStdt. An Vögeln. Vögeli
bick bick bick, hanget amene" Strick, hanget atnene"
Galge" und tuet si"s Schwänzli salbe". KL. (Z). Es
chunt en alti Fledermüs und zerH ''em Vögeli 's Schwänzli
üs, 's Vögeli seit: 0 ice, o wc, iez han-i''' jo kei"s
Schwänzli ml! ZAnd.; s. auch Bd VI 1351 (üs-rissen);
VII 531 M.; Sp. 1665 (üs-sehrissen) . Eme" Vogel Salz
uf "e" Sehw. streue"; s. Bd VII 889 o. .Herr von Glatt-
felden, man sieht und hört am sehw. wol. was ir für
ein vogel sind.' Zwingli. S. noch er-häscheniJiA 11 1754).
Am Huhn und ähnlichen Tieren. , Rezept für Hennen.
Auf der rechte Seiti die erst Henne in die Hand nehmen
und in 3 höchsten Namen vom Sehw. abhauen, die
zweiti Hene auf der link Seiti in Hand nehmen, in
3 höchsten Namen ab dem Sehw. hauen, die zdritte
Henn auf der rechti Seiti in die Hand nehmen und
wieder im Namen Gottes ab dem Sehw. hauen.' SV.
1920, 41 (ApA.). De" Hüenere" (,Hennen') d'Schwänz
üfbinde" ivelle"; s. Bd II 1312M. 1371 M. ,Du wilt den
hüeneren den sehw. aufbinden ... aquilam volare doces.'
Gesn. 1554. ,Es gäd en Ma"" ge" sammle", ge" sammle"
zu-mc" Rock, ge" sammle" zu-me" Güggel: er gi''d-em
de" Chamben und de" Sehw. Hane''kanira und Güggel-
sehw., der Rock ist noch nicht ganz.' KL. (Z). An der
Gans; s. pfladeren, pfluderen (Bd V 1218/9); weitere
Varr. KL. Nr 1556/7 (Aa; Bs; B; Sch; Th). Jmd lauft
d's Mül wi' emene" Wasserstels der Sehw. BE.; s. schon
Schnäderen (Sp. 1078) und vgl. Bachstelzen- Sehw. An
Reptilien. I''' g'chenne" kei" Vögel öni d'Chrotte", die
g'chenn-i''' a" de" Schwänzen a" ZStall. Nit d'Schuld
(dra" bschuld Bs) si", das" (Nid wisse", worum) d' Frösche"
fChrotte") kei(ni) Selnoänz händ; s. Bd I 1333 M. (auch
AABeinw., F.; CnPr. und It ALüt.); llI877o. (auch
AASuhr.; Bs; LSerap. und It ALüt.). Es het Zimperlin
[der lieber Zimp geheissen hätte] 'düecht, we"" doch
1-27
2019
Schwanz, schwenz, schwinz, scliwoiiz, sclnvuiiz
2020
«{" Namen au''' Hess der Schw. g'heie" wie d'Eidochse".
SGfelleu 1919; vgl. 4a. ,Uo ward er [der von Moses
weggeworfene Stab] zur schlangen . . . Aber der Herr
sprach zno im: ... erwütsch sy by dem schw.' 1525/1707,
II. Mos. An Fischen, allg. S. Edel-Fisch (Bd I 1100).
An Insekten. {De'' GlK., Sant ürV.; GKs) Lorenz
nimmt (brichtGSa.}j.) de" Bräme" d'Scku'äm (nivimtd' Br.
in d' Schwänz GrV.); s. schon Bd V ö04o. ,l)er angel in
dem schw. eines scorpions, acunien cauda? scorpii.'
Fris.; Mal. Schw. neben (bzw. als Gegs. zu) Chopf
udgl. ,Wenn das Vieh niclit fressen will, so lege
die Hände kreuzweis über einander und fahre ihm
damit über den Bücken vom Kopf bis zum Schw. und
sprich: ...' SV. 1920, 42 (.^pA.). ,Daz er [ein Fisch]
ein weissen strich oder liny von dem köpf biss auf!'
den schw. gezogen hat.' Fiscub. 15ti3. S. noch Bd II
1496u. Bildl. Wenn' s dem Hund uf de" Chopf regnet, so
regnet's-em au''' ufde" tSchw., mit welcher Witterung die
Hundstage eingehen, mit der gehen sie aucli wieder aus
ZRüschl. De' Merz hat en Isige" Grind und en dreckige"
Buch und en staubige" Schw. ZDinh. S. noch Hals
(Bd II 1206o.). ,Der fronibdling, der by dir ist, wirt
über dich stygen ... Er wirt das houpt syn und du
wirst der schw. syn.' 1525/1707, V. Mos.; xeiyaXij ...
o6pd. LXX. ,üer Herr wirt dich zum houpt macheu
und nit zum schw.' ebd. Chopf und Schw. fha"). Eig. ;
s. Bd Vll 481 u. (ZMönch. Hofrodel 1439); Vlll 554M.
(1521, TaGottl. Offn.) und vgl. unter 3ea, ferner Zaget,
Zopf. Uneig.; s. Bd 111 409 o. (Ineichen) und vgl. Hand
und Füess ha" uä. (Bd 1 1089M.; II 1379u.). ,Es [das
Dorf WGründen] hat, wie sich das Volk ausdrückt,
weder Kopf noch Schw., d.h. es reicht nicht bis ins
Tal hinab und nicht bis auf die Berge hinauf.' FGStebi.er
1915. ,Wenn ich ... in irgend einem guten Schrift-
steller las, mocht ich mein Geschmier ... nicht mehr
ansehen und bin zugleich überzeugt, dass ich in meinen
alten Tagen es besser zu machen kaum mehr lernen,
sondern halt so fortfahren werde, olnie Kopf und Schw.,
bisweilen auch ohne Punkt und Ooninia, scliwarz auf
weiss zu klecksen.' UBräuker 1789. Hieher auch: ,Ich
bin allenthalb versiecht, schier nienen ganz, alle
glider sind schwach, es sye houpt oder schw.' HvRüte
1532. — p) als pars pro toto; auch Dim. aa) ein-
zelnes Stück Vieh; vgl. Uaujd 3 h (Bd II 1496),
ferner ein-, zehn-schwämig. Er het halt nu" eso
e" par Sehwämli Veh GFrümsen. ,Und hütete ihm
(dem Bauern) über 80 Schwänze' (aus einer Nach-
erzählung der Jugendgeschichte ThPlatters; im Ori-
ginal ,80 geiss'). ,Den Sommer über hatte icli zwo
Kühe auf fremder Weide und ein paar Geissen ... im
Herbst aber musst ich aus Mangel Gelds und Futter
alle diese Schwänze verkaufen.' UBrägger 1789. S.
noch Räderidänz, Banz III {Bd VI 496. 1165). Insbes.
neg. ; vgl. Bein 3 (Bd IV 1297). 's hed Menge'' nümnie''
Schw. va" Chice . . . und Menge'' hed es Vehli hüt er-
werchet, ja, mit grösser Müe, tvie's in der M^eld si'''
ette" gibd. GP'ient 1896. Ke'" Schw. Gr; L (Ineichen);
G; Schw; U und weiterhin. Der Bär het kei"s Schwänzli
Veh ü. ,Es ist sich gar nicht zu verwundern, wenn
ihr schon keinen gesunden Schw. Vieh habt, wenn ihr
es so [s. den Anfang unter binnig Bd IV 1309] machet.'
Obw B1. 1890. I"* ha" ko>in Schw. Veh versicheret
GFrümsen. Der Lieni ist mit si"'m Veh über de" Berg
pe" Lauis uf de" Mär''t . . . Ke'" Schw. ist-er atn erste"
Tag z'verchaufe" cho". JJörger 1920; vorher: ke'"Stückli
ist-er lös cho". Kei" Sciuc. ist uf der Allmend me.
LiENERT 1913. ,Uer [Bauer] hat einen Stall voll Vieh
und man meint, er sei ein ganz hablicher Mann; allein
es gehört kein Schw. ihm' G (Ständerat AHoifmann).
Auch von Wild. JBürki 1916. — ßß)in der Fischerei. Bes.
dim., schmächtiges Fischlein Z. (Geringschätzig für)
Fisch übh. [Ein Fischer, äer'lhei"'chunnt7nit-eme"Iialbe"
Dotze" Schwänzli. FiscHEREi-Ztg 1918. ,l)er Eine sagt
[mit Bez. auf den Fischbestand der Aare], es stehe
nicht schlecht, ein Anderer, es sei kein Schw. vor-
handen.' ebd. 1916. /'''' ha" hat ke'" Schiv. g'fange",
klagt ein Fischer Z und weiterhin. I''' ha" zwo Slond
lang g' anglet, han aber ke'"s Schivänzli öbercho" AaF.
Wenn-me" ineint, me" lieig en Fisch, schnappen-in Ei"'m
d' Hindersdsse" weg. Han-i''' doch no''' kei"s SchwänzH
iibercho". DiETscn 1844, — yy) i" weiterem S. Eshet ...
g'heisse", es seil Niemer kei"s G'schirr mit-em ne" [beim
Aufgebot des Landsturms 1798]; z'Önzige"im Chaufliüs
chönnme" deren abfasse", tvas Ei"'m g'fall ... Z'Ömige"
im Chaufhüs het-me" kei"s Chnütteli funge" . . . Z'Bals-
tal het-me" wider Nüt funge" ... Mir chömmen uf ''e"
Barschwang uehe", fingen aber kei"s Schwänzli, ''as'-
me" nume" hätt chünne" e" 3Iüs dur'''e"mache" dermit.
BWvss 1863. I'''ha"kei"Schw.va"-mug'seh".B'inm.l921.
— b) am T e u f e 1 (Tüfel). Er ist zu den Engte" cho", wo
Schwänz träge", ist verdammt worden L; vgl. Schwaiiz-
Engele'" bei Fischer V 1240. Kei" Tanz oder de' T.
heb derbi sin Schw. GHeoberger 1925. S. auch Bd IV
199M.; S\>.402 (dar-in-schlahenj. ,Von einer laugen
Wegstunde sagt man: der Teufel hat den Schw. dazu
gemessen.' Sulger; vgl. Bd II 1423o. Katholischi Möre"
hen'' Gott verlöre", hen'' Gott vergesse", hen'' im [= dem]
D. der Schiv. abg' fresse". KL.(Bs). S. auch noch Bd VI
1738 u. Dem T. uf (d)e" Schw. trampe" Aa (Rochh.);
L; ZBül., träte" ScuSt. (Sulger); ZBül. 1) sich über-
winden, etw. Unangenehmes, Schweres auf sich nehmen
(müssen), zB. schlimme Leidenschaften bekämpfen.
Böses mit Gutem vergelten, einem Gegner aus Not
gute Worte geben. aaOO. !''• will dem T. uf de" Schw.
trete" ZBül, Suechi"t ... im [dem] T. uf <'e" Schw.
z'trampe", de" Chlb und Zorn z'überwinde" ! Anwei-
sung an eine Frau, die einen Tropf und Säufer
zum Manne hat. JGEgli 1871 (L). S. noch ringglen
(Bd VI 1126). — 2) einem bösen Feinde furchtlos
die Spitze bieten ZBul. Dazu viell.: [Der Spitz-
bube] ist dem T. uf de" Schw. 'trampet. Kocini.
Der T. bim Schiv. zieh", alle nur möglichen Hilfs-
mittel gebrauchen, alle Kräfte ausnützen, äusserst
sparsam sein B(M Waiden); Syn. hilndli-giirten (Bd U
447). So Aine'' het's besser a's unsereins, wo mues' 's
ganz Jör der Deifel am Seine, xnnme'zer'e", sicli ab-
mühen Bs. Öppis ''em T. an'n Schw. henke" Z (Spill-
mann); Sp.2ul7o. Er cha"" erbe", was der T. am Schw.
het BsL,; S (Schild 1873). Wer i"'s Lotto tuet, de' het
dem T. es Här us ''em Schw. 'zöge". Gotth. i'em T. rum
Schw.g'falle" si" Sch (EStoll); vgl. Bd 11 1616 u, 1691 u.
De'' ist ''em T. ab ''em Schw. g'heit, ein sehr schlechter,
boshafter Mensch ThHw. Ir tuend, wi' wen"-er im
[=dem] T. ab ''em Schw. g'heit weri"d.' herrscht man
etwa lärmende Kinder an AaF. Er isch im Deifel an'n
Schw. g'heit, , verlumpt' Bs. Uri, Schroiz und Böse"-
chranz stand dem T. under dem Schw., Spott der Re-
formierten über die Katholiken GLicht. [A.;] E'"mäl
fort geit der Michel, und wenn-er nit nach Neapel cha"",
se geit-er nach Amerika... [B.:] Minetwege" gang-er
2021
Schwanz, scliwenz, scliwinz, achwonz, schwunz
2022
dem Gugger under dt" Schw.! JJörger 1918. ,üer
suppriol .. . gab dem tüfel ervordreten zedel und vei-
eret in iez in lappengstalt als sinen Got und hern
mit einem kuss undern scliw.' Ansh. ,W. antwurt, das
er [beim Piingstspiel] ein tüfelkleid mit spieglen an-
gehept. dasselbig bette binden und voinen lang liar
under dem bucli geban, daz hette er ein mal zerzeislet,
aber darzuo gar dbeine wüesten ald groben perden
geüept nocb den scbw. an dem tüfelkleid fürbin ge-
nommen und den wyberen gezeiget; dann im selben
sclnv. were ein mecbtiger traat, das er sich nit biegen
Hesse.' 1556, Z. — c) männliches Glied Aa (.scheint nur
der Schriftspr. entlehnt' It H.); Bs; Gr; G; Z und weiter-
hin, doch kaum bodenständig; Syn. Ginggel IIb (Bd 11
365); HeinrichSc (ebd. 1314); Pingger 2 (Bd IV 1378);
Ruetad (Bd VI 1831): Säbel 2b (Bd VIl 36); Seckel3a
(ebd. 667); Spicker; Spitz; Zers. Ü"sere'' Vetter Fri-
Fra-Franz hed gär en lange" Schwi-Schwa-schwarze"
Frack: Das wue"-me'' ha", we""-me" will gi" Högsi' ha".
A p V L. 1 903. Wenn d 'Hör a" fange" graue" und der Schw.
a"fangt blaue" und-me" nimme'' cha"° über d'Schtieh
übere" seiche", das si" drü schlimmi Zeiche" BsPratt.
Spielend mit andern Bedd. Warum haben die Hennen
den Hahn lieber als die Weiber die Männer? Weil
der Hahn all Jär en neue" Schw. überchunt Z. Was
ist 's Glich zrvösche"t-ere" Wittfrau und ennere" Rübe"?
'shend Beid d' Schwänz im Boden inne" kv; vgl. 3eß.
.Schw. heisst auch des manns glid, penis. coles. cauda.'
Mal. ,Wir Christen hend der nothelft'ern vil mee [als
die Heiden], man mag am lyb kum finden ein wee,
dem nit ein bsonder nothelifer geordnet sy . . . S AppoUi-
naris heilet den mannen den schw.' HvRüte 1532.
,Zuo Gossow ... gebar eine arme landtfarerin ... ein
kind, das hat 2 höupter ... dry schänkel und dry arm,
nun ein lyb, nun ein par hödli und schwenzli.' HBcll.
1572. Uneig., Potenz: ,Sy [eine der Hexerei Ver-
dächtigte] hab den tüffel hätten, das er einem zuo
Hägglingen, genannt Heini, den schw. genommen; dann
der selb H. bette sy beschelkt. Do neme der tüffel
im den schw. Dernach aber batt sy den tüfel, das er
dem H. den schw. wider gab. Das gescheche och ettwaz
lenger denn über ein monat darnach.' 1526, L Ratsprot.
— 2. a) ,was man nachschleppt, zB. bei einem Kleide'
S(mR. De' [Frauen-JÄoci- hat en Schur., wenn er un-
gleich lang ist, bes. hinten herunterhängt; vgl. zipflen.
Insbes. Schleppe (am Frauenkleid). ,Von der frowen
cleidern wegen mit den langen swenzen. Item denn von
der langen cleidern und swenzen wegen, so denn bitzhar
edel und ander frowen an iren rocken und nienteln
getragen hant, so haben wir geordnet ... das nu fürbas-
hin dhein frow, edel oder unedel ... dhein ircleider,
es syent rock oder mentel, lenger denn ein gemünd
einer band uff dem herd tragen sollend.' 1462/4, B
StR.; erneuert 1470, ebd. (danach Helv. Kai. 1780, 139/42;
s. Bd 1V3230.); s. auch Bd VII 1715/6; Sp. 1064 u. und
dazu 1470, B RM. 11 357 (,von den schwenzen wegen
an den frowencleidern'); DSchill. B I 46/50 (.von der
langen swenzen an den frowencleidern ... wegen');
Mus. 1793, 53. ,Welicher raantel aber lang swenz hat
und vil tuochs brucht, 12, 13 oder 14 plaphart,' 1471, L
(,Der schnidern Ion und Ordnung'). ,Dass die erber-
gheit der trurkleideren in ein hochfart kert ist; dann
der raantel muoss so schwarz sin, so vil fält haben
und der schw. über 3 ein wyt härnach kommen, das
nieman miner gnädigen frowen ze nach gang.' Zwingli.
,Desglychen [näml. ,sich bekleiden ganz nach welschen
Sitten'] tuend die wyber ouch, tragend schwenz am
gwand wie ein guggouch.' Eckst. , Cauda, langer Schw.
an Weiberkleideren; peniculamentum, Biege oder Sanm
am Kleid, langer Schw. an einem Weiberrock.' Denzl.
1716. S. noch Bd 111 7 12 (Scfewawz-C/MJab; mit dem spätem
Zusatz: ,Jez ... sind die schwänz in d fält gezogen');
VI 829 (Gurt-Bock); Sp. 138M. (auch bei Mal.; Denzl.),
bei Fris. mit dem Zusatz: ,item ein kleid mit sölichem
schw.' RAA. Ei"m der Schw. ('s Schtoänzli Z Wettsw.)
träge", den gehorsamen Diener, den Hof machen,
schmeicheln L (Ineichen); S; W; ZO., Wettsw.; vgl.:
.Syrmatopliorus, der den weiberen an kleideren den
scIiw. nachhin tregt.' Fru. (entspr. bei Denzl. 1677/
1716), sowie Schw.-Träger, ferner Fuchs-Schw. Er
weis'-ere" der Schw. z'träge" L (Ineichen). ,Den Herren
den Schw. trägen' W. De Hei'ri''' hed dem Bätsherr
seiner [!] L'ebtig 's Schwänzli 'trait und Fuchsschwanz
g'striche"; drum hend-em darnä''' all Lüt g'sait
Schwänzliträger ZWettsw. Du bisch au''' Eine' vo"
Dene", wo-n-em [dem neuen Förster] der Schw. träge".
Joachim 1883. Ei"'m der Schw. üfha", untertänigster
Diener sein, ihn bedienen U. De" Herre" se't-men eisster
der Schto. üfha". ebd. P' ha" nid der Zit, dier der Schw.
üfz'ha".ehd. Hieher(?): Ü"seretwege"sölle"-sili\'ie fremden
Unruliestifter] cJocfe der Schw.üfbingen u"'' gä" ... solle"
gä", wo-si VC" Rechts u"^ Vaters twege" Burger wäri".
Kmmentalerbl. 1918. Auch Kleid mit Schleppe. Fris.
(s. 0.). Dim. ,Die Jüppe [hiess im XVI.]. sofern sie
lang war oder gar der Mode gemäss nachgeschleppt
wurde, Hussegen [s. Bd II 1751] oder Schwänzli.' Z TB.
1879, 77. ,15 schwänzli in der kammer.' 1571, Z Inv. —
b)(Rack-)SchossNDw(Matthys);vgl.Scftroa?6en-Sc/tM).5.
E" Schw. am Tschöpe". — c) Hemdzipfel, der aus der
hinten schliessbaren Hose kleiner Knaben heraushängt
ThHw.; vgl. Hosen-Schw. Duhäst en Schw.!— 3. übertr.
auf andere schwanzähnliche Dinge, a) an Him-
melserscheinungen. .Limitem longiorem trabere, ein
lengeren straamen oder schw. (nachliin)ziehen.' Fris.
(auch 1541). Insbes. vom Schweif eines Kometen Bs
und gewiss weiterhin; vgl. Pfäwen-Schw. 3, sowie
Schw.-Stern. ,1401... wart gesehen am himmel ein
grosser sterne, hies ein commet, hat einen langen
fürin sw.' JosT. ,1400... erschein ein comet uf mit-
fasten mit einem langen schw. an dem himel.' HBrennw.
Chr. ,Es erscbain [1472] bi Cöln ain gross comet
mit ainem langen schw., der strakt sich gägen nider-
gang der sonnen.' Vad.; ähnlich bei Kessler '397 (zum
J. 1532). ,Den 5. martii [1555] und volgende Tag hat
man hie einen Cometen gesehen . . . streckte den Schw.
von Aufgang gegen Nidergang, nach unserm Gesicht
länger als eines Klafters lang.' HOHitber, Chr. ,Den
12. Tag Novembris [1577] erschein hie zuo Lucern.. .
ein seer grosser Comet; diser Comet batt ein seer
dicken, grossen nnd langen Schw.' RCts. (Br.). S. noch
Pfäwen (Bd V 1204); er-reichen Bd VI 145). — b) an
der weiblichen Haartracht; oft Dim. Von den Zopf-
enden, soweit sie nicht eingeflochteu sind; auch von
unordentlicher Weise vorstehenden oder herabhän-
genden Haarsträhnen ÄABb. (s. ScÄMa!«« Sp. 1386 M.);
Bs; Soh; Z und sonst. Mit Band oder Schnalle zs-
gefasster Haarbtlschel (bei Kindern): en Schw. mache"
Z. Scherzhaft oder spöttisch von einem dünnen Zopf.
Si hat nw so Schwänzli Tu; Z. Si hat e'"möl dolli
Zupfe" g'ha";jetz het-si numme' no''' eso dinni Schwänzli
2023
Scliwanz, schweiiz, schwinz, schwonz, schwunz
2024
Bs. Ährizupfe" us sechs Teil, nit numme" so langwlligi,
g'wönligi, driUeiligi Schwänzli. Nationalztg 1917 { HsL.).
Im Kinderlied: Ringe" Hinge" Tänzli, mir Drei händ
e" KränzK; Hinge" Ringe" Tänzli, Anneli (d' Mutter)
het e" Sclm-änzli Bs (KL.). — C) Diin., Quaste an
einer Kappe GkV.; daher Schtfänzli- Chappe" (ebd.);
vgl. Gr.WB. IX 2273. Z'uberst [am Gerichtstisch] ist
der Podestät g'sesse" . . . Wenn d's Schwänzli vo"
si"'r Chappe" vorne" über d'Stirne" statt hinn''e" de"
Rügg ab g'hanget ist, hed-me" de"" g'tcisse" wie spät.
JJöRGER 1918. — d) an einer Fahne. 1589,
Absch.; s. Sp. 591/2 und vgl. Schu'änl;el 3b mit Anni.
(Sp. 2002/4). — e) von Pflanzenteilen uä. ; vgl. ms-
schivanzen, ge-schwanzlet, Ge-schwänz. a) Wurzelende
von Pflanzen. An einer Hanfgarbe, einer Fingerte"
(s. Bd 1865) Hanf, im Gegs. zum Ifoi)« GrL.(Tsc1i.). Am
Hafer: ,Es git euch ein kilchlierr zuo Sant Hilarien-
tag einmal denen, so dann güeter von irae haben, speck
und boneu, rüeben und rindfleiscb, hier und roten
wein oder weissen wein; darumb geben sy haberen,
nach dem und yeklicher verschrieben ist, der soll
haben zopf und schw.' AAMumpf DorlV. 1535 (Arg.). —
ß) Wurzel der weissen Rübe (Rabe") AABb.; Ap; G;
Tu; Z; \g\. Rdben-Schw. Bauernregeln, RAA. udgl.;
s. schon Bd VI Hu. 16 u. 18/9. So lang e" Re^b de"
Schw. im Bode" inne" häd, verfrürt-si nüd AABb.
Re'be" mit dünne" und lange" Schwänze" sind süess,
mit churze" und dicke" bitter, ebd. Sant Lonrinz,
chli" Reibe" und grouss Schwinz GSaL. Reibe" seije"
vor Lourinz, no'''her giH's dinn mV no''' Schwinz. ebd.
In der zweideutigen Rätselfrage (vgl. Bed. 1 c): Was
waxt de" Füre" uf de" Schivänze"? (Antw.: D'Rdbe")
GrAv. (Tscb.). — y) an der gelben Rühe Bs; Tu; Z und
weiterhin; s. BdVISlM. und vgl. Rüebli-Schw. Auch:
Es sind nc Schwänz(li), von unausgewachsenen oder
missratenen Rüben, ebd. — 6) meist PL, Keim von
Kartoffeln Gräv., He., Ig., Rh. (Tsch.); Syn. Hanen
(GrAv.); Chim, CÄreste?en (Bd 111201. 866); Schossiay
(BdVlll 1467); vgl.auch Erd-ejjfel-, -biren-Schiv., ierner
ab-schwanzen. D'Herdöpfel heut lang Schtvänz üf
GrAv. — e) Dim., an den gepflückten Bohneuscboten
sitzender Stielteil. ,Anna hatte eine mäclitige Wanne
voll grüner Bohnen der Schwänzchen und Fädchen
zu entledigen.' GKeller. — 0 von den Stielen der
Salbeiblätter in den Chueche" mit Schwänzfe") GRPr.;
s. Bd III 131 u. und vgl. Bed. 5. — vj) Wipfel einer
Tanne L (öchürmann). Hieber vielleicht: ,Ich ... leit
mich schier in einen holen boum ... lag also lustren
bis gegen tag, da huob sich umb mich angst und klag
[vom Hexensabbat der Reformation], ich bort ein
temmer, toss und pracht, desglicben nie erhört kein
man; ich meint, der boden und schw. wett lan.' Salat. —
3-) üim., Holz, das nicht die für Trämholz erforder-
liche Dicke besitzt, immerhin dickeres Stangenholz
abgibt AAlib. (FStaub). Bim Tannene" gi''d's Böne"-
stecke", Stängli, Stange", Schwänzli, Rigel, Rafe" [usw.]
AAEhr. — if) an Geräten udgl. a) am Schw.-Bock;
s. Bd IV 1132. — ß) der in das Gewässer vorspringende
Teil an einem ,(Schupf-)Wuer'; s. Schregi (Sp. 1600). —
Y) das hintere, zugespitzte Ende einerReu.se. Bodensee
(Klunzinger 1892). S. noch Bd VI 1477 u. (Mangolt
1557). — g) (schnörkolartiges) Anhängsel an Sclirift-
zeichen udgl.; Syn. Schlänggen 3 (Sp. 591). .Doppeltes
Chritz mit Schw.', Hauszeichen WLö. (FGStebler 1915,
113). RA.: Er macht (au''' no''') en Schw. a"'s x [der
deutschen Schrift], lügt ScnSt. (Sulger); vgl. 4b. —
4. in weiterm S., übh. was einen Anhang, den Ab-
schluss zu Etw. bildet; ,Ende' Ap; Bs; B; L; Tu;
Uw; Z und weiterhin, a) von Personen und Sachen,
[Bauer, die fremdsprachige Speisekarte studierend:]
Wa' sind jetz da' für Wörter? 's hat jedes no''' en
Schtv. . . . Heisst's Rosbif statt Rossfleisch . . .• SfHwz.
Frauenh. 1906. Vgl. auch Sp. 2019 o. (SGfeller 1919).
An'n Schw. cho", ans Ende (einer Reihe, Rangord-
nung usw.). Ü"se'' Student ist wider einist avi Schw.
vom Katalog L(EBöthelin). Am Schtc. vo" de'' Woche"-
chronik. Ap Anz. 1918. D's Laster überchunt en Chranz
und d's Verdienst das blibt am Schrv. L (Fastnachtztg).
,Alle [Pfarrer] reden von Veränderung, drum drängt
man sie beiseite, damit ihren Ruf Wenige hören, drängt
sie an den Schw. der Gesellschaft zurück, um ihnen
dann vorzuwerfen, dass sie nicht voranschwimmen.'
GoTTH. De(r) Schiv. si", der (das) Letzte in einer Reihe
usw. B; Z und weiterhin. Gefolge. D' Venus hat galant
de" Mars g'füert zum Tanz . . . d' Fixstern und d'Planete"
händ g'macht de" Schw. D'S AGELi 1910. Insbes. bei einem
Taufzug, die eingeladenen (Frauens-)Personen, Ver-
wandten, die hinter den mitdem Täufling vorangehenden
Paten folgen; je grösser der Schw., desto grösser die
Eine Z,soEgl.,Wila. Spez.imDim. a) letzte Hypothek
auf einem Unterpfand Ap; Syn. Schw.-Zcdel. Die, ivo
off al'e" Hämetli Schwänzli hönd. HKFrick 19u0. —
ß) Vierzeiler AaJoh. (AfV. XI lU). Mit den Worten:
Mach 's SchivänzU (dra"J! wird in sangesfroher
Gesellschaft etwa Einer aufgefordert, noch einen
Vierzeiler zum besten zu geben (SMeier). — b) von
Handlungen, Vorgängen. En Schw. dra" mache", einen
erdichteten Zusatz zu einer Erzählung, diese dadurch
vergrössern und ausschmücken ScnSt. (Sulger). S. noch
Schlämperling (Sp. 563). ,Der merz . . . was so grimme
heisz, das alle frucht, bluost und anders usser was;
er gab ein bössen sw. mit riffen.' 1446, Bs Chr. ,Wie-
wol wir den friden hüt ... beslossen [haben noch
Feindseligkeiten stattgefunden]. Aber es ist alles ge-
stillet; wir gedenken, es si der sw. dis kriegs.' 1499,
F Schreiben. Von ursächlichen Zshängen, Nach-
wirkungen, Folgen. I'* für-mi''' selber ha" ivol g'sinnet,
das' de"" der Snch öppe" no''' es Schwänzli a'hangi,
u"'' richtig uberchumen-i''' du öppen acht oder vierzeche"
Tag drüf achen e" Vorladi"g wege" Nachtlärme". Loosli
1921. Das' mängisch sö-ne" Kantonsrötswal ne" recht
wüeste" und ung' freute" Schtv. cha""ha". ÜLXENERNachr.
1917. ,l)er gute Joggeli war noch nicht zu der Er-
fahrung gekommen, was Einfälle, auf die man sich
am meisten zu gute tut, für Schwänze haben.' Gottu.
,Gegenwtirtiger span, so ein klein ansehen hat, aber
ein grossen schw. daliesse.' ThFrickart 1470. .Wir ...
verkünden ücli... dasselb [unsere gegen Unruhen unter-
nommenen Schritte] guoter meinuiig, den handel mit
sinem schw. zuo bedenken, und ob wir zuo rettung
unser grechtigkeit und der oberkeit je mit der getat
zuo handien geträngt wurden, alsdann üwer getrüw
ufsechen zuu uns ze haben.' 1525, Assen. (S an F).
Der Handel habe sich bedenklicher gestaltet ... Man
möge ermessen, was Dieses für einen ,Schw.' gewinnen
möchte. 1536, ebd. (F). — e) Dim., vom Nachgeschmack
des Weines. Def Wi" het e" Schwänzli, bleibt auf der
Zunge, hat Geist. Sülger. — 5. Dim., Pflanzenname,
Gartensalbei, Salvia oft'. GG. (Wartmann); vgl.Se!;. —
6. a) Schmeichler W. Er ist nur e" Schw. ,Diepropheten...
2025
Schwanz, schwenz, scliwinz, scliwonz, schwunz
2026
sind uff den hütigen tag den meerer teil schmeichlende
und liebkosende schwänz.' LJcd 1531. — b) eitles
Mädchen GA.
Mild, awanz (schwenkende, tenzartige Bewegung, dann auch
inBed. laund 2a, dies bes. im Dini.), KttckbildungzuscJininz««
(s.d.); vgl. Gr.WB. 1X22.57/64. 2265 (.Schwänzchen'). 2273/4
(.Schwänzlein'); Martiu-Lienh. 11 528; ChSchniid 1901, 350;
Fischer V 1237/9; MHöfler 1S99, 615 (zu Bed. 1), zu den
RAA. Wander IV 418/21. Bed. 2 a gehörte geschichtlich
möglicherweise an den Anfang. I. S. von 4a ist das W.
:uich in reichsdeutschen Gegenden geläufig; so nach Erk-
IJiihme, Deutscher I.icderhort II 795 Nr 1057 (,Kadenzchen
■jder Schwänzchen'). Vgl. auch it. mrla als musik. Aus-
druck. Zu 4c Tgl. Fischer aaO. 1239; Gr.WB. aaO. 2264
(unter g6), zu 6a die RAA. unter 2a, sowie das syn. Fuclm-
Sehw. und Bed. 4 bei Martiu-Lienh. aaO. 6 b ist wohl von
Kchwanzen rückgebildet; doch vgl. auch Höch-/arte-Schw. Als
FN. ,Bubo Schwanz de Mureto.' 1340, FRB. ,Des Schwanz
lius (gnot) ... ze Ro(r)schach.' 1374/81, G DB. Als Fluru.
.Schwanz' GGr., Wildh. ,Im Scliw., ein Hof in der Pfarr
Bisclioffzell.' Leu Lex. ,Ein riet, stosst au des N. langen Schw.'
2. H. XV., SchwTugg. JzB. ; kaum noch appellativ. ,Schwanz-
Gütli' LWerthenstein b/Wolh. ,-Hüsli- BSum. ,-Mäder' GrKi.
,-Moos' FGiffers, ,-Brugg' GHemb. ,-Weid' GWildh. ,Esel(s)--
GStMargr. (vom Rhein gebildete Halbiusel; nach einer Augabe
iinXVI.,Isel-'l. ,Miihle-' ThMärst. .Baum-' TB. (u/B.). .Tau-
ben-' AaK. ,Weiss-Schwanz' GPet. .Schwänzel', unfruchtbare
Bergwiese GrJen. — Zu den folg. Zssen vgl. die entsprechenden
mit Slil, Wadcl.
Erd-epfel -öpfel-: meist PI., = Schwans Sei Gr
Av., Pr., Rh. (Tsch.).
Fuchs-, in BG.; GisPr, Rh., UVaz Fuchse"- bzw.
i^M.ie"-: wesentl. wienhd. l.a) im eig. S. allg. ,F.,cauda
vulpina.' Mal. ,Dass die Soldaten durch Tägerwylen
gezogen, habe einer ein Hörnli geblasen, etliche aber
habend Fuchsschwanz uff den Hüten gehabt und lustig
gewesen.' 1664, Z. ,Es werden die Mannspersohnen
die Fuchsschwänz ab den Kappen ... hinwegzutun er-
mahnt.' DMand. 1795. Bildl. als Tj-pus des Weichen
(und darum Nachgiebigen, Nichtverletzenden, Wolil-
tuenden). S. Bd VI 530 o. Iron.: ,Und wie vast si [die
Schweiz. Nachhut] von rütern umgeben und ingeton,
mit emsigem gschüz und mit spizigen fuchsschwäuzen
wurden genöt, so wartend si sich doch mit spiessen.
büchsen und steinen so riterlich ...' Ansh. Oft in RAA.
.llit einem F. kann man keinen- harten Nagel ein-
schlagen.' .IJUlr. 1731. .Einer derjenigen seidenen
und sammetenen Predigern, die jederzeit Mal im Maul
haben, über Alles mit dem Glatthobel fahren, Nägel
mit einem F. einschlagen wollen.' ebd. Von allzumilder
Bestrafung. Beurteilung von Fehlern, Vergehen; vgl.
ba. ,Er [der Schultheiss von BsLie.] wolle Alles mit
dem F. strafen.' 158'2, JWHess 1905. ,Etw. mit dem
f. überstrichen' uä. ,Habenm. h. an probsts von Wyler
verantwurtung jetzraal ein benöegen ... Soll den predi-
canten bar presentiern ze examinieren, ob er gnuogsam,
bats mit dem f. überstrichen und mit nass wasser ver-
blüempt.' 1528, B RM. ,Es ist ein bös ding, wenn die
I'rediger über grosse laster allein mit dem f. faren.'
1-Lav. 1587. ,Man seige mit dem F. über selbige Sacb
gefahren.' 1665, ScnSt. Mit Bez. auf schmeichlerisches,
liebedienerisches Benehmen. ,I)ass ich in dem Heilig-
tum Gottes dissfabls bin underwiesen worden, der
heutigen römischen Kirchen und derselben Geistlich-
keit kein Schmeichler zu sein ... wie hingegen den
Capucineren geholten ist, den röm. Prälaten und der-
selbigen Geistlichkeit mit dem F. zu streichlen.'
ClSohob. 1699. Ei"'m (de") F. striche- ZKeg., Wettsw.
(s. Schwanz 2 a Sp. 2021 u.); Syn. d'Öre" melche" (Bd I
413M.). .Einem den F. streichen, palpum alicui obtru-
dere.' Met. 1677. 1692. ,ziehen.' Df.nzl. 1677/1716. ,üen
f. ziehen, schmeichlen, adulari.' Mal. Ei"'m der F.
tribe" GaGrüsch (Tsch.), Schs. Ma/j der Wverschamt
Kärli dem Zedi hofiere" und mid-ere" karisiere", uf-sen
a"stä" und-ere" der F. tribe", se lang und se vil-er
will. MKi'ONi 1884 (GnScbs); mit der Erklärung:
schmeicheln. Drei Stund wit, aber mit ''em F.
g'messe" Z (Dan.); vgl. Bd II 1423 o. Durch Kreuzung
mit der gleicbbed. RA. unter Schwanz 3 a: .[Narr
zum Schmeichler:] Den f. tregstu im [Saul] empor,
vorwärts do redstu im vil guots.' VBoltz 1554. — ■
b) uneig. a) abstr. Von allzumilder Bestrafung: .Und
also wurden ... reisstrafen gefertiget... Von babsts,
keisers und küngs wegen lljunkhern [usw.] wurden
hoch angelegt an gelt . . . aber an der bezalung so
gnädig gelialten, dass iren der merteil... nie gewunnen
dan verluren. Was aber semliche fuchsschwänz einer
frommen stat Bern . . . lob, eren und guots gebracht
habid, ist frommen ougen und oren wol kund.' Ansh.
,Es ist nur ein F., ein Specklein, ein schmeichelndes
Lob, mercenarium prseconium.' Met. 1677. 1692; ähn-
lich bei Denzl. 1716. — ß) pers., Schmeichler W; Sjn.
Schwanz 6a. — 2. a) eine .\rt Handsäge ohne Spannge-
stell, bestehend aus einem40 — 80cm langen, am Rücken
verstärkten Blatt von gleichmässiger, öfter aber nach
vorn zu abnehmender Breite und einem geschweiften
ausgeschnittenen harthölzernen Griff, bes. von Schrei-
nern, Zimmerleuten (Gr), Metzgern, auch etwa zum
Zersägen von Bau- und Brennbolz (BGr., G.), beim
Pfropfen (Z) verwendet Aa; Ap; B; Gr; Sch; SchwE.;
S; Th; Z; wohl allg. — b) derjenige ,Rafen' (Bd VI
634) in der Mitte des .Nebenschildes' (Bd VllI 743),
in den die .Eckrafen' (Bd VI 637) zw. .Nebenschild'
und Langseite des Daches eingefügt (verlochet) sind
BGrossatt'. (JHunz. 1910). — 3. a) Pflanzenname,
a) grüner Fuchsschwanz. Albersia blitum AAEhr.; Syn.
Heinrich 3c (Bd II 1314). — ß) roter Fuchsschwanz.
Amar. caud. ScaR.; Tb. so Mü.; Syn. Tüsing-Hübsch
(Bd II 966). — y) Fuchss'hwanzgras, Alopec. prat. BE.,
Gr.; S. — 6) Eisenhut, Acon. Nap. UGurtn.; Syn. Isen-
Huet 2a (Bd II 1785); Wolfs-Chrüt 2 (Bd 111 915);
Bönen 1 (Bd IV 1816). — s) = Holder 114; s. Bd II
l\86. — h) = Eisten 2a ißd VI Iblh) ZW.; \ gl. Ross-
Schw. — 4. wer am Silvestermorgen zuerst aufsteht
GRRh.; Syn. Stuben-Fuchs (Bd I 658); vgl. Bd VII
864/5. — Spätmhd. vuhmcanz; vgl. Gr.WB. IV 1, 351/4. 356
(.-schwänzlein'); Martiu-Lienh. II 528; Fischer II 1810/1. zu
deu RAA. unter 1 Wander I 1260/1. zu 2 a Mothes *II 382,
zu 3a Pritzel-Jessen 519. In Bed. 2a in B Patois entlehnt;
s. ETappolet 1917, 45. Flurnn. .Der (ober) F.' 1653, AaWett.
■Arch. ,F.-Aclier' BMnllen. — f uc h s-sch wan zen (s. Ver-
silbering Bd Vll 842), sonst -schwänzen: schmei-
cheln. ,Ein Schmeichler gibt für (gleichsnet) die
Aufrichtigkeit mit Schmeichlen (F.) und Wortbetrie-
gereien.' Spleiss 1667. , [Pfarrer W.] kan seine Tat mit
F. und Schmeiclilen. darzu Flaueren fein gar meister-
lich bestreichen.' Gespr. 2. H. XVII. S. noch Sp. 989o.
— Vgl. Gr.WB. IV 1, 354/5; Martiu-Lienh. II 528; Fischer
II 1811; Wander I 1261. auch Mothes * II 382. — be-
fuchs-sch wän zen : tr.. umschnieicbehi. ,lch habe
nicht darum Vaterland. Vater, Mutter. Ilrii<ler[n] und
Schwester[n] und häuslichem Glücke und Ruhe ent-
2027
Schwanz, schwenz, schwinz, schwonz, schwunz
'J028
sa?t, nni nach zelin Jahren mich von dem nämlichen
Gesindel wieder begaffen und b. zu lassen, das mich
einst ohne alle Ursache ... ins Elend trieb.' 1807, Bs
Brief (.\Merian). — Fuchs-schwänzerm.: Schmeich-
ler, Liebediener. ,Den F-en soll er [der Hauptmann]
kein Gehör geben, sondern die frommen [Soldaten]
belohnen, die straaffwürdigen aber zu ernsthafter Straaff
ziehen.' Kriegsb. 1644. 1677. ,Gnatho. ein Schmeichler,
F.' Dexzl. 1666/1716; s. auch F.-Schwämhr. — Vgl.
(Ji-.WB. IV 1, 3.55; Fischer II 1811 ; Ünger-Kluill 256; W.in-
der I 1261. — Fuch s-sch wän zeri f.: Schmeichelei.
.[Pfarrer W. anitet] mit Hüchelei, mit Suffen und Ge-
fräss, wie auch F-ei.' Gespr. 2. H. XVII. Heuchlerische
Beschönigung, Bemäntelung: Die Vorspiegelung, dass
der Respekt durch die Visitationen [der ärztlichen
Hausapotheken] verringert werde, ,ist ein unützer
Anzug und nur F., denn bey denen Visitationen hat
der respectus humanus kein Platz.' 1740, L (Reber
1898/9); vgl. Bd VIT 209o. (aus der selben Quelle). —
Vgl.Gr.WB.IV 1,356. — Fuchs-schwänzler m.: =F.-
Schwänzer. .F. palpator, adulator.' Denzl. 1666. 1077;
, F. -Schwänzer.' 1716. ,Wie dann dise Wort [II. Cor.
11, 5; Gal. 2, 7/13] dem Baronio sind ein Stein des
Anstossens und anderen F.-en des Papstes ein Fels
des Argernuss gewesen.' ClSchob. 1699. S. noch Bd
111 l'247o. fGGotth. 1619). - Vgl. Gr.WB. IV 1,356;
Fischer II 1811.
Federe"-. J'* bi" der Federhans und du der Heine,
i«* han e" F. und du Ckeine". KL. (Aa).
Farre°-, in Bs It Spreng, auch in der ä.Spr. tw. Pf-:
Ochsenziemer, bes. als Prügel Werkzeug Ka ; Ap(.\Tobler
1899); Bs (auch It Spreng); Z (Stutz); Syn. Mitni-Fisel
(Bd I 107.5); Hagen-Schw; Binder-Zäch. Wi't der F.?
Soll-i''' mit-im [= dem] F. cho"? Bs. Wart mir, bis
de' Vatter haimkunt, sait-si [die Mutter]; de' nimmt
der F. ab •'em Nagel und haut-di''' duf'^e"! ebd. [Er]
het . . . ne" vüt-eme" F. . .. um d'Chnöden und über ■'e"
Lib i'e" g'hawe". AGysi 1881. ,0b er guetwillig kom-
men wolle oder nicht, sonst er ihn mit dem F. her-
auspeitschen werde.' Stutz 18.51. In weiterm S., harter
Stecken zum Schlagen übh.: .Christeli . . . hatte sieh
daheim von dem Hanf, den er aus der Rätscheten
gesucht, schon manche Geissei geflochten und von
Weiden schon manchen F. gemacht.' Breitenst. 1860;
vgl. ßeislen-Stecken. ,Er habe iro tröwt, wenn s hinweg
louff, well er sy mit dem pfarenschw. und der ruoten
schlachen wie der tachtecker.' 1533/8, Z Ehegericht.
,Diser Rinderzech oder F. wurde billicher auf den
Buggel des Eselreuters gedienet haben.' AKlingler
1704. — Vgl. Gr.WB. III l;;34; Fischer II 958.
Höch-fart(s) Hoffart(s)-, -fert(s)-: , Person, die
sich gern schniegelt und bügelt", bes. von ,hoffärtigen',
eitlen, putzsüchtigen Weibspersonen, nam. Mädchen
Ai, so Wohl.t; L; UwE.; Z. so F. und It Spillmann:
„allg." Syn. i/-S(i7. Voll Hü pis und Tschüpis, du H.,
und drunder ke'" Strumpf und ke'"s HömHi ganz.
JRoos 1907. [Kleines Mädchen, seine Malversuche
erklärend :] En brüne' Chittel hat de"" Bueb, 's ist mein-
t'* für en Bueb guet g'nueg. [Knabe:] So, so, guet
g'nueg, du H. ! Schwz. Frauenh. 189;^ (Z). 's Wiberoolch
nimmt-er [der , Schweizerbote'] t" d'Ghür, als u-dri''d
s' . . . H.-schwänz zu Stadt und Land, das' s' tr%bti"d
d' Manne' all uf d' Gant. .IBHiFi.. , Weiber ... die ihren
Männern . . . das Leben verbittern, Leckermäuler, Hof-
fartschwänze, die sie um Sack und Pack bringen.'
UBrägger 1792. — Flöh-: PI., Name eines fingierten
Gerichtes im Vexierbescheid neben Spinne'hirni,
Wiintele'g'chrös Z (Dan.); vgl. Chrebs-Schw., ferner
Schneggen-Ör (Bd I 416); Spinn-muggen-Hirni (Bd II
1614); Chrebs-Ghuttlen, Chrotten-Ge-chrös (Bd III 575.
860). — Frack-: Frackschoss. ACorr. 1860; Syn.
Schivalben-Schjc. 3; vgl. Schwanz 2 b.
Frauwen-. ,Falciterium, frouwenschwenzli.' Ebin-
GER 1438. — Gemeiut ist wohl eiu zum Gebrauch für Fraueu
bestimmtes, zunächst zum Abtrocknen des Gesichtes dienendes
Tuch; vgl. .faciteriuni, svvenezlin' bei Diefeub. 1867, 164b
(aus einem Würzburger Glossar A. XV.), sowie ,facitergium'
bei DuCangeIII391; Diefenb. 1857, 222b, {ernei Schicank ob
(S[). 1998; Voc. opt).
Gabel-: = Hennen-Gir 3; s. Bd II 406. — In anderer
Bed. bei Gr.WB. IV 1, 1123.
Güggel-: 1. eig., Hahnen schwänz; s. Bd.VII 1488 M.
(ZGlücksh.l504);Sp.2018M.(KL) —2. Pflanzenname.
a) Lerchensporn, Cor. cava ScuSt.; Syn. Holz-Güggel
(SciiSibl.); GiiggehüI3, Gulli4a, HanenSf, Hennenßi
(BdII192.221.1306. 181'2); G.-Bluem 1 (BdV75). —
b) gelber Hirschschwamm, Clav, flava BAarw. (Bärnd.
1925); Syn. Hanen-Fuess 5 (Bd I 1092). — Sulgers An-
gabe Hahnenkamm für SchSt. meint kaum Celosia crist. (vgl.
Gürjrid-Chamb Sa Bd III 297). — g ügge 1 -s c h w an z 6° :
ein Kinderspiel Z. so 0.; s. Güggel (Bdll 192 u.). Syn.
auch liüenli-schto. ; weiteres unter Gluggeren (Bd II
620); Hiiener-Brüej 3a (BAY bb2); Hüendli brate" (ehi.
878 M.); vgl. auch ,Hawi-Abfressen' (Bd II 1305/6).
G eis 3(6")-, auch Dim.: Ziegenschwanz. ,Der Dekan
Tobler in Teufen pflegte die geistliche Macht mit
einem Gäss-SchicenzUzü vergleichen, welches breit an-
fange, aber gleich ende.' Tobleb. RAA. ,Das ist lächer-
traurig und zum Geißschw.-ausreissen oder doch zum
stark daran ziehen.' B Volksztg 1897; vgl. Sp. 2014o.
,DerFall von Port Arthur, welches ihnen [den Russen]
schon jetzt keinen Geissenschw. mehr nützt, ist nur
noch eine Frage von sehr kurzer Zeit. Bauernst.
1904. — Vgl. Gr. WB.IV 1, 2807, auch .Ziegenschwanz' bei
Wander \ 578.
Hoch-: (zu) hoher Schwanz(ansatz). Es sucht-
chranknigs Biir'Haufchalb mit-emc H., Sankrüggen
W'' Hangibüch. SGfeller 1911 (BE.). — Anders bei
Gr.WB. IV 2, 1632.
Hage--, in ZBüL, Kn. It Wolf Hat^i-: l. = Farren-
Schw. „Aa'F; Ap(auch It T.); GStdt; „Sch-R.. Schi.;
Th; „Z'And.. Dättl.. Elgg, Kn.. 0.. S., Peitsche mit
kurzen Lederriemen Sch; Th (EDünnenb); J"* [Land-
jäger] hän en rechte' H. bi-mer g'ha', auf der Suche
nach einem Ganner. EEsohmann 1919. Fest hebeter [ier
Anführer einer Knabenschar] sini o'-g'wärlig Waffe',
en tredläche' H., i' de'' Hand. Er het-en ''ein Metzger
Bondt si'"m Chnecht ab'bettlet, wo-n-er en Hägi 'tot
het. WKoTACH 1924. [Bauersleute brechen zu einer
Stadtreise auf] de Jokeb mit der G'lecktäsche' und
''em H., d'Katri" mit-eme' grüene' Säckli under "*«»
Fürtucch. W Müller 1903. Hed de"- N. kei' H. g'na"
und si dur''' d' Stege" ab g'jäuki? Wolf. Rel. Gespr.
So Amm [Einem] g'hört de'' H. Th. De H. g'hörti e"-
derige" Bruedermanne" [Bettlern] statt Z'Nüni und
Z'Öbi'g. Mes.«ikommer 1910. Gigeligigeli notte", d'Mätli
send versotte", d'Buebe" send no''' pfennigganz, de*
Buche" g'hört de" H. KL. (oTh). De' H. übercho";
Einem de- H. (mit ■'em H. AaF.) ge' Scii; Th; ZDättl.
Wart, i'* gib-der de' H..' Wenn Das ml" Bueb war.
2029
Schwanz, scliwenz, schwinz, schwoiiz, scliwunz
2030
so häU-i'''-en au"'' zum Tüfel g'jagt, aber vorher tvär-i'''
no''' e"chli" mit ''eni H. über-ne" i"e". WMüller 1918.
D'Löffel licje'd uf ''em Tisch, d' Gable" hange"d a' der
Wand, de'' Vatter haut-mi''' abenand, d'Muetler macht-
mi''' loider ganz mit ''em neue" H. KL. (ZAiul.). So
well-i''' mit ''em H. mit-ere" rede". Wolf, Baureiigespr.
S. noch Bei VI 57 M. — 2. mit einem Griff versehener
Roßscliweif ZO. (Brunner). — hage°-sch wanze":
1. tr., (mit dem Hage" -Schwanz) prügeln, züchtigen Aa
(Kochh.); ThHw., Mü.; ZBül., 0. (Stutz) und It Dan.
De" (Eso Eine") sö't-me" h. Jetz se't a'se-n-Eine' cho"
und dich halt h., bis d' bim Welter heide"beriblö und
ganz, ganz g'chüllet wdrist. Stutz 1854. — 2. einander
paarweise je mit einer Hand festhalten und beiderseits
im Kreise herumschwingen, eine Kraftprobe der Kin-
der Z(FStaub); vg\. chatzcn-schwanzen. — Vgl. Bchm.^I
]Ü67; Fischer 111 1039 (aiu-h das Vb iu Bed. 1).
Hüenli-. Nur in der Spielbezeichnung hüenli-
schwanze", = güggel-schioanzen Z, so 0., Wäd.
(Käufer: J'* hett gern es Hüendli. Hirt: Was gend-er
für ei"s? K.: En Taler für 's Pärli. H.: Nei" b'hüet-
i"s! So chan'-i"'' g'witss kei"s überlä" weder 's hinderst
dert, wenn-er's chiind übercho") und It Dan. {Müenli-
dieb: Guete" Tag, Herr Güggel, i'* hett gern [usw.].
Güggel: Hast erst gestert ei"s g'ha". H. : Es ist-mer i"
d'Äsche" g' falle". G.: Lis-es üf und loäsch-es! H.:
Mini Herre" wend's nüme" gern esse". G. : So cha""st
iez ei"s ne", wenn d'cha""st). Syn. auch H.-Schwingen,
-Schwänken (Sp. 19S1. 2009M.); vgl. H.-Muetter (Bd 1 V
593), sowie Vonbun 1862, 19/20; Pestbuchlein 1809/70,
17. H.-schwanzi"s mache". — Vgl. .Hühnerschwauz' bei
(ir. WB. IV 2, 1881, ferner schnmnzen.la.
Hunds-: Pflanzenn., Kammgras, Cynosurus crist.
BAarw.(Bärnd.l925); echt?— Anders bei Fischer III 189-1.
Här-: „Haarzopf" BHa. (= Zupfen, Zopf. 1729;
,trica capillorum.' Id. B, danach Zyro); „VO";
ScHwE. (liienert); W; vgl. Schwanz ob. Was di Nob-
lere" [der männlichen Bevölkerung von SchwE. im
XVIII.] g'si" sind, hend da"" frili''' Hörschwänz 'treid.
LiENEKT 1888. Der Leh"cogt mit si"'m Hörschw. ebd.
,Vor dem französischen Kriege war [im W] vom Haar-
und Bartsclieeren, von runden Hüten, langen Hosen
etc. keine Rede. Der hosenreife Knabe wie der Greis
standen da kurzhosig, im patriarchalischen Anzug, mit
langen, von hinten zusammengerollten Haaren (Haar-
schw. genannt) und den Dreispitz auf dem Haupte.'
um 1800, WVt. Chr. — Anders bei MHofler 1899, G15;
Tgl. auch ebd. .Schwanz' 6. — „Här-Sch wänzler m.:
wer einen Haarzopf trägt, öfter mit einem hämischen
Nebenbegriffe Vü."
Eich-horn-: 1. eig., Schwanz des Eichhörnchens.
D' Kampfrichter [auf der Geflügelausstellung] xcei" nid
E.-schwänz, sondern Hähne mit mustergültigem, schön
gebogenem, vollem Schweif. Geflcoelhof 1900 (BE.).
— 2. Eich-hörnli-Schw., Pflanzenuame, Uferrohrgras,
Calaraagrostis lit. GuRh. (BVVartra. 1874). — Zu 'J vgl.
Schott. ,squirrel-tailed grass', Hordeum murinum (Perger II 60).
Hose"-. Der Eritz und der Eranz, di lange" Hose"-
schwänz, si hogge" im Schöpfli, di arme" Kerze"tröpfli.
KL. (Bs). — Jude"-: Pflanzenname, Bandgras, Phalaris
arund. var. fol. var. GuRh. (BWartm. 1874); Syn. J.-Gras
(Bd 11 794).
Chue- Ap; B; G; Th; Z, so F., Sth., Zoll., Ghüe-
GrS.; S; UwE.; U; Z, so 0.: 1. eig. a) wie nhd. Kuh-
schwanz. Büebli, was ist dinn Vatter? En Saitler:
er chauft Chiieschwänz ond macht Rosshör dross.
ATobler 1905. ,Darzuo [zu den alten Bräuchen des
Z JMetzgerumzuges] hat man erst geton ein gar un-
züchtig, unflättig spil, ein brut und brütgem, umb welche
alles voll louft narren und butzen mit schallen, trinklen,
küeschwänzen und allerley wüests.' HBull. Tig. Im
Vergleich. Da' Brett ist no'''' ned fest, es gna^ipet wie-
nen Oh. TnSteckb. Wer möcht au''' gäng uf''em gliche"
Loch ume'rütsche" wi'-ne" Oh. ! I" d' Welt use" het-es-
mi''' g'schrissen a" allne" Höre". SGfeller 1919.
(Dur'''ab Z, undersi''', nidsi''' usw.) wachse" wie-n-e(n)
Oh. Ap; GW.; S; UAltd.; Z, so 0., Sth.; vgl. Chalber-,
Räben-Schw. Alt Lit waxe"t i" Boden inne" wie-n-e"
Oh. UAltd. De Jokebli ist all e abwärts g'wachse"
wie en Ch. JHaktmann. S. noch BdVlIlöOu. 173M.
Als pars pro toto, = Stück Vieh (vgl. Schwanz iaß):
Wenn näbes e" Chalbeli oder sos en Oh. im Dorf
z've''ganti"d ist, so hend s' [die Bauern] jo aW'' der
Wil, dö z'sc". Ap Volksfrd 1918 Nr 122. — b) ins-
bes. spöttisch als Symbol der Schweizer, bes. der
Bewohner der Vw; vgl. Sp. 2015, ferner 2 a. ,Daz
niemant frömd noch lieimsch in unser statt pfawen-
federn, strussfedern noch küeswenz uit tragen sol.'
1446, AARh. StR.; vgl. ebd. 98 (1447), ferner Pfäwen-
Schw., zur Sache Wurstisen 1580, 390 ft'. Des Abts
von Reichenau Pfleger und seine Gotteshausleute geben
zu, dass ihre Knechte, die ihr Herr, der Abt, dem
Kaiser nach Flandern zugeführt, bei ihrer Rückkehr
,kuoswenz by einandern gesuocht haben sollen und
das tuon in schimpfs wys.' 1488, Absch. III 1, 3u2.
,Er hat geredt, warumb wir oder die Eidgnosseu den
adler ob den schilten fneren, und besunder die vier
lender sollten vier kuoschwenz füeren.' 1490, AaB.
Gerichtsb. , Etlichen [der bei einem Gericht im Breis-
gauischen anwesenden eidg.Boten wurden] kuoschwänz
angehenkt, von wem, mocht nit erfunden werden, aber
hob abgebetten.' Ansh. ,BvRandegg war allzeit ein
abgesagter Feind der Schweitzeren und pflegt [1499]
aus Hochmut und Verachtung zu den Seinigen zu
sagen, wann er ihme förchte, sollen sie ihme die Stirnen
mit Kühemist (reverenter) bezeichnen und ein Kuhe-
schw. an sein Gürtel henken, und wann er umbkomnie,
sollen sie ihne in ein Stuck laden, darmit noch etliche
Kühemelcher zu erlegen.' Sprecher 1672. S. noch
Ohüe-Mül (Bd IV 180). — 2. a) entspr. dem Vor., als
Spottname der Schweizer; vgl. Kiie-Ge-hijer (Bd II
Uli), -Melcher (Bd IV 197), ferner Hülmann 1884 1
am-, Birl. 1890, 43/4; ABlatter 1911, 11. ,RArnoltz
iuravit exire Rusam, Arara et Renum ad graciam civium
et ibit secunda post puriflcationera Marie, daz er sprach
den Eitgenossen küegeswenze.' 1384, L RB. ,Er sie
ein gehigender misttrager und ein verhiter küeyesw.'
XIV. /XV., Blasph. acc. — b) als Schimpfname übli.
S; UwE., grobe Benennung für einen dummen Men-
schen, Tölpel Z, so Zoll. , Warumb sie ihrem Mann
Kühschw. sage?' 1701, Z Hexenproz. Vgl.: Ohüe-
schwanzgeist, Name des Hirten, der (zum 5. Mal)
eine Kuh zu wenig von der Weide heimbringt GkS.
(SV. 1926,- 5).
Vgl. Gr. WB.V 2582/3; Fischer IV 873; Wander 11 1696.
Als (fingierter) FN. Die Familie Schlegel in BGr. soll früher
Kuhschwauz geheissen habeu; eiuen Haus K. auf der Tnhelegg
aber habe sein Name verdrossen; als er sich an den Land-
Tügt in Blnt. wegen Namensänderung wcudete, habe dieser
erwidert: ,Nuu, wenn du nicht Haus K. heissen magst, so
2031
Schwanz, schwenz. schwinz, scbwonz, soliwunz
2032
beisse meinetwegen Hana ChießdIo'''techel!' Als der so Ab-
gefertigte hierauf bemerkte: 7*^* hin nädisck en anna Schlegel
[s. Sp. 260, Bed. 2i]l habe der Landvogt geantwortet: ,Gut
denn, so magst du Schlegel heissen!' vgl. Bärnd. 1908, 567/8:
AfV. XUllTl. Einer des Namens Kuhschwauz wollte sich
verheiraten und bat den Pfarrer, bei der Verkündnng von
der Kanzel «iJi NanDiie' e'chli" z'venninijgh" und z'vermüngijW,
damit die Leute sich nicht so sehr daran stiessen; worauf
der Pfarrer verkündete: ,Es haben sich ehlich mit einander
versprochen Hans Jakob vermingglete'' vermängglete'' ChuefüdW''-
leckel und N.' ZRuss. Flurn. Ghiie-St:hw., langgestreckte
Waldstrasse ZZoll.
Clialber-: 1. eig., Schwanz des Kalbes. Erwachst
nidsi''' wie-en Ch. ZS.; vgl. Chue-Schiv. la. Ging
hindernahi" wie-ne" Gh., scherzh. Antwort auf die
Frage wie geit's? FJ. S. noch Sattel-Ge-rdt (Bd VI
1620; ,kälblischw.'). — 2. Schimpfname AABb.; B
(Zyro). einfältiger, schwer begreifender, ungeschickter
Menscli Ze (pöbelhaftes, aber nicht sehr entehrendes
Schimpfw.); ZS. (meist scherzh.) und It Dan. (bes. in
schmeichelnder Anrede). ,[H. zu einem Franzosen:]
Ä red doch tütsch, du K.!' Eliata 1762. - Vgl. Gr.
WB. V 57. Flurn. ,Kälber-Schw.', Weiler BSaignelegier; frz.
Cour de Vaz; vgl. Lutz 1835, 108.
Chil''''e''-: von den Achseln über den Rücken herab-
fallender Umhang, verkürzter Mantel aus schwarzem,
crepeähnlichem Wollstoff mit einem kleinen ,üöller',
um den Hals gebunden und mit Bändern zum Durch-
stecken der Arme versehen, vom Pfarrer, Sigrist, den
Leichenträgern und Leidtragenden bei Begräbnissen
getragen; nachher durch den Chör-Rock{s. BdVI830M.)
ersetzt Z (Dan.). — Char"'e°: = Farren-Schw. .\AFri.;
Fehler für dieses? — Ch äs-: meist PI., = Chäs-Biemen
(Bd VI 909) ZO. (so Bauma, F.) und It FAnd. 1898 (oO.) ;
Syn. auch Frosch- Müler (B). Chind und Buebe" gönd
öppe" zum Sann, go" Chässchwänz heusche" ZF.
Chatze"-: 1. a) eig., Schwanz der Katze. Tirli-
tänzli, Ch.-schwänzli, 's Chätzli wo't go' müse". KSutek
1915. Katrin, Bibili, Pommeränzli, Ch.-schwänzli.
EStoLL 1907; kaum zu 2a. — b) in der Spielbezeich-
nung ,den K. ziehen', eine Art Gänsemarsch. ,Nun,
das ist recht, dass ihr kommt, sagten diese [Ger-
truds Kinder zu denen Rudis] und zogen den K.
mit ihnen durch die ganze Matten die Stegen hinauf
und bis an den Tisch, wo sie sich dann zum Beten
hinsetzten.' HPest. ,Wenn wahr ist, dass die Kinder
den K. bis hinter den Tisch, wo sie beteten, gezogen,
so ist das schon nicht recht.' ebd. ,Ein paar ... Ehren-
leut sagten ... sie haben in ihrer Jugend den K. auch
gezogen. 'ebd. Dazu : ,Das K.-spiel, das die guten Kinder
des Maurers und des Rudi spielten, wurde je länger
je bedenklicher gemacht. Der H. sagte überlaut, es
sei ein Teufelsspiel.' ebd. (1783, 60). - 2. Pflanzeii-
name. a) meist PI., in mTn (Prof. Früh) als koll. Sg.
= Schaftelen (Bd VIII 398) Aa (Mühlb. 1880); BHk.;
FJ.; Gl; Gr, so Ig., Kl., Schs (AUlrich 1896), Valz.; G,
so G„ Goss., Marb. (für alle Arten), Ms, Rh., Sa., Stdt,
Ta.,T.; Sch; Schw (auch It Inderb. 1826), so E;; Th; W;
Zg; Z, so Dättl., 0., Vf.; wohl allg. (vgl. auch Tschudi
LB. 1863, 330), bes. Equis. arvense AABb., oF.; Ae; B,
so Gr.; GrD. (VHB.), Nuf.; L, so Surs., Will.; GG., Rh..
Sa., T.; Sch, so R., Schi.; Tu; UwE.; UUrs.; Z«; ZO.,
Uit., Equis. palustre Ai-H., K., M. (T.); GR(Tsch.; doch
im hPr. für eine andre Art), so He.; Scii; Tu; ZUit.,
Equis. limosum GrD. (B.), Equis. hiemale B(St.''); GrD.
(B.); L(St.''); Tu; ZG(St.»'), Equis. telmateia Scu; Tu;
ZO., „Equisetum arvense (B; L) und Lyemale (allg.),
welches letztere auch in L Katzenstiel heisst"; Syn.
auch Schachtel- Heiiiv (Bd II 1819/20; s.d. in der Anm.);
Wäsch-Chrüt 1 (\i^\lll9l5); Ried-, Boss-, Eatten-Schw.;
Ch.-Stil, -Wadel. ,K.' soll Kopfweh bewirken Gr, so
Kl. (Tsch.). Zum Scheuern des Geschirrs und andrer
(Metall-, bes. Zinn-, doch auch Holz-)Geräte gebraucht,
wohl allg., docli zT. f ; vgl. die Synn. Chanten-, Zinn-
Ghrüt (Bd III 897. 916); Chanten-Butzer (ScnSibl. It
GKunimer 1928). Der Aufguss (Absud) gilt als Mittel
gegen Blasenkatarrh BGr. (Bärnd. 1908), Harnbeschwer-
den (BWartm. 1874), , Wasserleiden', Wassersucht,
Lungenschwindsucht oTh, so Bodensee (Eberli 1904),
gegen den .Brand' des Viehs FJ. Über die Verwendung
von weissen Katzenschwäuzen zu einem Mittel gegen
Wassersucht s. auch OStoU 1909, 50. 's hat Nut weder
Ch.-schwänz und Ch.-schioänz, zB. auf einem schlecht
gepflegten Acker ScuSchl. D'Emesse" bau'Vd Husli
(jrad onder ''em Ch. ond zwüsche"t Wide"rdsli onä
Farre'chrüt am llag.i kN.T>\k)i's\^2\. Hansruedi: Vatter,
ivorum händ s' uf der Ueriker Ban d' Ch.-schwänz lo"
stö"? Vatter: Si tuend d'Lokomatif am Buch chützle".
dann laufet s' g' schwinder. GPeterhans 1925. Mit Ch.-
schwenz und Chlebsand het-si d'Gamelle" g'fege". .Anz.
V. .ilpstein 1918. Bissegg ist die Residenz, si fege'd's
G'schier'' mit Ch.-schwänz, Ortsneckerei Th. En Frei-
stät bracht halt Lüt vo" Stand, drum toachse''d icie im
Schwäbe"land i" Stadt und Dorf, bim Hans und Benz
eus [uns] Fräuli üf wie Ch.-schwänz. Lied. S. noch
Bd VII 1 166 (Senf) ; Vül 1156M. ,Hippuris herba ... rosz-
schwanz, pferdtschwanz, roszwadel et aliis nomini-
bus katzenschwänz, schaftheuw.' Gesn. 1551. ,K. vel
katzenwadel vel katzenhelin, hippuris.' ebd.; s. auch
Chanten-Chrüt (Bd III 897). ,(Ein kraut genennt)
katzenschwänz (,-schwenz.' Fris.) oder schafthöuw,
anabasis, equisetum.' Fris.; Mal. , Anabasis, equisetuni,
K., Schafthew.' L^enzl. 1666/1716. .Hippuris, K., Schaft-
hew.' ebd. 1666; dafür , Katzenwadel' ebd. 1677.1716.
,K., Schaftheu, Kannenkraut, Katzenwedel, Equiseti
species.' ZAnl. 1776. ,Auf die Vorstellung und Bitte
samtlicher Fischer, dass ihnen um bessern Nutzens
willen gestattet werden möchte, die Rohr- und Katzen-
schwänz,welch ein dem [Greifen-]See wachsen, vor Gallus
abhauen zu dürfen, erhielte Jkr Landvogt S. Vollmacht.'
1793, Z. — b) Dim., stumpfblättrige Weide, Salix
retusa BGr. (Bärnd. 1908). — Vgl. Gr.WB.V 300; Diefenb.-
Wülcker 690; Schm.» I 1315. II 642 (als Schimpfw.); Lexer
1862, 156; Fischer IV 282/3, zu Bed. 2a auch Unger-Khull
373 (.Katzenschweif) und rät. cuof« d') g(i)att (Carisch 37a;
PaIlioppi2I0b). Als FN. , Martin Katzenschw.' 1379, Bärnd.
1911. Als Flurn. (vgl. Bd III 591) ApApp., Schiatt, T. [vom
CTi. 6i« ;»■» iloi/iw*!". Anz. V. Alpstein 1915); BMeir.; LW.
(langgezogenes Felsband mit Wald am Eigi); SchSchl., Tras.;
SchwG.; Thillh.; ZAltst. (,im K.'; ,ein wis ... im K.' 1414;
,zwo wysen am bach gegen Altstetten oder K.' lööl; dafür
,Katzenzagel'. 1347. 1429. 1434), Hinwil (.im K.' 1611),
Oberrüti, Wit. — c h atze''-sch wan ze°: in der Ver-
bindung Ch.-schtvanzi''s mache", = Schlänggis 1 (Sp.598)
ZStäfa; vgl. oben Ib. — chatz e" - sch wänzig.
Subst. n. Ch.-schwänzigs, Unkraut nach Art des Ch.-
Schwanz (in Bed. 2a) BHk. — Chatzen-schwänz-
1er (in) — m.(f.): spöttisch, wer das unter Ch.-Schwanz
Ib beschriebene Spiel spielt. ,Man rufe ihnen zu den
Fenstern hinaus Kazenschwänzler und Kazeuschwänz-
lerin.' HPest.
2033
Schwanz, schwenz, schwinz, schwonz, schwunz
2034
Chräbs-: Krebsscliwanz. Giggernillis und Chrebs-
schwänz! ausweichende oder abwehrende Antwort auf
die neugierige Frage: Was haben wir zu Mittag'? Bs; vgl.
Bdll nOu., ferner Flöh-Schw. — Vgl. Gr.WB.V2134.
Mugge"-, in TB. Miitjgu"-: 1. Mückensehwanz.
Im Fluch: .[Teufel:] Botz m. und niilwenzan!' Rükf
1588; vgl. unter Schwanz la (Sp. 20I-I u.), ferner
Binder-, Wachtlen- Schw. — 2. launisches Kind, das
leicht böse wird TB. — Vgl. Gr. WB. VI 2613.
Mutti-: gestutzter Schwanz. tj"si Chatz und
's Herr e" Chatz isch Iceini wi' di ander: ü'si hed e" M.
und 's Herre" nume" e" halbe". KL. (ZoOAeg.). — Mutz-
B, so E., „Schwanz, -Stil B; Vü; Z" (St.', bei St.'oü.):
= dem Vor.; auch ein Tier mit gestutztem Schwanz. Von
Pferden. ,Die Mutzschwänz sind bis zu oberst in unser
Gebirge vorgedrungen', seit das .Englisieren' Mode ge-
worden ist. Barnd. 1904. , Gehe. jetzt in Stall, sieh zum
M., gib ihm Haber!' Gotth. Ü"se'' Ji..'. Ausruf beim
Jassen, wenn ein Stich gewonnen und eingeheimst ist.
SGfeller 1921; auf was für ein Tier zu beziehen? —
Nestel-: herabhangendes Ende eines Nesteis; s.
Nestelab (Bd 1 V" 841). ,Die Bändel, N.-schwänz und Ro-
sen', an ein er einen alten Schweizerkrieger darstellenden
Vogelscheuche. Sintem. 1759. — Bi- s. Wi-Schw.
Biber-: 1. eig., Schwanz des Bibers. .Etlich die
braten den b.' Tierb. 1563. — 2. .Ziegel zum Decken
der Dächer, bis znr Spitze 17" und bis zum Anfang
derselben H'/s" und 6" breit, l"dick.' Ztechn.lnst. —
Vgl. Gr.WB. I 1807/8; Mothes*'l 370; Schm.« II 642 (als
Schiiiipfw.); Fischer I 1093 (in Bed. 1).
Erd-bire° Herbbiere"- : - Erd-epfel-Schw. Gnlg.
(Tsch.). — Bediste"-: Dim., längliche Zigarre, die sich
gegen das eine Ende hin allmählich verjüngt. A. XIX.,
BsStdt (bes. stud.); vgl. B.-Bart (Bd IV 1015), -Zug.
Pfil-: Spiessente, Dafila acuta. VSV. 1916. — Vgl.
Gr.WB. VII 1663.
Pferd-: Pflanzen n., = Ghatzen-Schtv. 3 a; s. Sp, 20o'2
(Gesn. 1551). Syn. Boss-Schw. — Vgl. Gr. WB. VII 1690;
Fischer I 1039.
P f ä w e n -, ,i)fauwen-' : 1 . a) eig.. Seh wanz des Pfauen.
,Auss den fäileren des pf-es macht man seer schöne
und kunstliche fl legen wädel.' Vogelb. 1557; vgl.: , Einen
Flügenwadel von Pfauenschwanzfäderen', unter ge-
stohlenen Gegenständen. 1620, Z RB. Bildl. ,Den pf.
üsspreiten' uä.. von eitlem, hoffärtigem Gebaren. .Da-
mit er [der Abt] den pf. usspraite und sich sechen
Hess, wie ain gross her er zuo S.Gallen in der stat
und den crützen wer.' Vad. ,Wann sie [hoffärtige Leute]
sich für den Leuten aufbläend, sonder auch für Gott
und seinem Gericht iren Pf. aufwerfen und sich in
ihren Gaben spieglen.' Pontisella 1602. — b) insbes.
als Symbol Uesterreichs, oft geradezu für Dieses; vgl.
BdVl'205o. (dazu Scherz-Oberlin 1203), auch P/'.-Ge-
sc^irei (Sp. 1455), ferner Chue-Schw. Ib {S'p.20S0). ,Den
puren wirt ir gwalt gezukt, das tuet der pf. [Oester-
reich als Bundesgenosse Zürichs].' 1443. LTobler. VL.
.[Die von Bern] hassend euch den pf. ; si band dem
küng [Friedrich III.] dri eid geschworn, deren ist nit
einer ganz.* 1443, LiEn; vgl. B Anz. 1914, 221. .Die
von Cur band sich in blauwes bekleidt, das nympt mych
yemers ein wunder, band den pf. an rücken geleit,
si keren sich von der sonnen. ... 0 edler kung von
Osterrich, lass dinen adler fliegen und nym den edlen
pf. in din hend, die grauwen puren werdent sich
schraügen.' JLenz (,Das lied, so die lantsknecht von
Schweiz. Idiotikon IX.
den Schwyzern zuo Peldkirch geniachet haben in die
wiennachtfirtagen ... als man glich anfleng Zeilen ...
1499'). ,Daz er [ein Zürcher] und ander gsellen ...
zuo der zit, als min herren unserm herron von Oester-
rich ir knecht zuoschickten, in RWinschen hus zuo
Altdorf gewesen sigen; daselbs rett einer [ein Säumer]
...min herren von Zürich betten noch ein pf. im ars...
Demnach [alseshiess, Frankreich wolle keine Z Knechte
annehmen] do rette er, es were villicht darumb, als
man rette, min herren betten ein pf, im ars, daz man
iro knecht nit weite.' 1487, Z RB. .Ettlich [Eidgenossen]
sagtend, die Züricher wärind keisserisch, und stäckte
inen im hindern der pf.' 1521, HBcll. 1572(1 48); s.auch
Bd 1 466 u.; III 1023 u. (2 Belege). ,Die potten von
Solothurn [das jede Beteiligungan dem Sonderbündniss
mit Oesterreich in Abrede stellt, beklagen sich] wie
m.h. undertan ... sy geschmutzt, sy habind den pf. im
buossen stecken und sigint lümplislyt.' 1529, B RM.;
vgl. ABlatter 1911, 12. .Die, so den alten Pf. noch in
dem Herzen tragen und lieben Baderfladen', mit Bez.
auf die katholischen Orte im Toggenburger Krieg.
Flugschrift 1712. S. noch Für-Schlag (Sp. 233). —
2. von einem Kometen(schweif); vgl. Schwanz 3a. Im
Vergleich: ,Ein Comet ... glich eim Pf.' JMahl. 1674.
Übertr. ,Von einem comnieten, dem sprach man der
pf. oder die ruoten [1372]. ... Als diser stärn noch nit
verswinen, was aber ein ander gesächen worden gegen
uifgang der sonnen mit fürinen strimen glich einer
ruoten. Ettlich sprachend, es war ein pf.' DSchill. L.
,Von letare bisz uff osteren erschein all abent gegen
der sunnen undergang am himel ein pf. hoch uff'-
gericht.' 1402, Bs Chr. ,Von dem sternen, dem man
spreche der pf. ... Do erscheine ein sterne an dem
himel, daz man schätzte, er were einer halben glenen
lang; und der hat sich wyt zerspart und zersprisset
als ein pf.' ebd. , Comet oder pf. am hinimel. Im 1556.
jar den dritten tag merzens entbran ein comet am
himrael mit einem schwänz gegen nidergang gewendet.'
WüRSTlsEN 1580. — Vgl. Gr.WB. VII 1630/1; ChSchmidt
1901, 317 (unter .schwauzen'); Schm.» I 446; Fischer I 1020.
Rabe"-: 1. eig., = Schwanz 3e^ Aa, so F.; Ap;
UMad.; Z. Nidsi''' wachse" wie-n-en B.; s. Bd VII
173 und vgl. Chile-, Chalber-Schw. Mätli, wenn d'hü-
röte" ivlH, hüröt du niid i" d'Orueb: liest Nütz a's aVe-
wil B.-sehwänz ond Se'b no''' nüd e'"rnöl g'nueg. Ap
VL. 1903. S. auch ATobler 1899, 419 (Str. 21). Hieher
oder zu 2 (?); Hansdampf (Hans Franz UMad.) B.,
göt nit gern i" [gere" z' UMad.) Eöse"ehranz AaB., F.;
UMad. (KL.), bisst der Chue es Loch in'n Schw. ZKü.,
Reg.; s. noch KL. Nr 4683 Nachtr. — 2. übertr. a) PL,
Neckname der Bewohner von AaZuI'.; ApGrub (auch
It T.; vgl. 1); GFlaw. (im Munde Derer von GDeg.;
s. nach Bäbl gm BdV120); \g\.Büebli-Schw. — b) Feig-
ling ApK., etwas einfältiger Mensch Zu. (Messikommer
1910). — Rüebli-: PL, Neckname der Aargauer im
Munde der Nachbarn (Syn. B.-Länder). auch Derer von
ZMaur; vgl. Bd VI 83 u. (unter ha). Wenn ein Aargauer
nach Z übersiedelt, so wird er etwa geneckt, er brauche
keine Ausweisschriften, es genüge, wenn er einen , Rüb-
schwanz' aus dem Sack hervorgucken lasse. — Ried-:
Pflanzenn., Flufäschachtelhalm. Equis. telmateia Schw
Ma.; Syn. Chatzen-Sehw. 3a.
Rinder-: Schwanz des Rindes. ,Der fünft ttifel:
Ich schweer euch by dem r.'RoEPlSSO; vgl. Sp. 2014 u. —
Vgl. Gr.WB. III 978 (.Rindsschwanz').
•2035
Schwanz, schwenz, schwinz, schwonz, schwunz
2036
Rappel-. Wo-n-i''' a"g' fange' ha" hüse", hed-mer
Gott g'geben es Hüs. Ougge"hüs heisst mi"s Hüs ... H.
heisst mi" Gans [usw-^. KL. (L); eine Var. ebd. Nr 2810.
Ross-: 1. eig., Schwanz des Pferdes, wohl allg.
Uf «i"'»i Chopf het ''eni Französ si" Helm mit-eme'
lange' B. g'waggelet. EGI'nter 1917. Chürser a's e"
g'stutzte' B. ist mi's Gedächtniss. Lienert 1891. ,(I)er
mechtig künig Herniin) wiit ... dine forsten an sinen
roß<chwäiizen züchen und scliantlicheii töden lassen.'
MoRGANT 153ü; vgl. Sp. 201 GM. ,R.. cauda equina.' Fris.;
Mal. , Die kleinen knaben betten [für das Pfingstspiel]
gern etwa 5 gross meiger, die das volk dahinden betten
[Var. ,hinder sich hielten'] ... [Einer derselben] bette
an s^'netn meigerkleid einen r. gebept.' 1556, Z. .Ein
indianisch tier ... zwey mal grösser dann ein pfärd,
mit einem ganz dicken schwarzen scbwanz gleich einem
r.- TiERB. 1503. S. noch Ud VIII IIO80.; Sp. 520u. —
2. spöttisch für Dragoner; vgl. unter 1. D' Eoßschioänz,
im'-me' [1798] zum Spott de" Dragüner g'seit het. HiRND.
1914. — 3. a) Pflanzennanie, = Chatzen-Schw. 2a; s.
Sp. 2032M. (Gesn. 1551). .Schaftbew oder R.' JJNüscf.
1608. ,Das Kraut, so man nennet R." JRLandenb. 1608.
— b) PI., , Wurzelfasern, die in hölzerne Wasser-
leitungen dringen und sich daselbst bis zur Wasser-
stauung fortentwickeln.' Ü'se'' Brunne' lauft nümme''
recht, mir wei" «ö"* '''m Füröbe"' der Brunnleiti'g nö'''
go" luege", was fält, gab öppe' Fröschen oder Roß-
schwänz i' de" Dunkle' si". Schild 1889 (SL.); vgl.
Fuchs-Schic. 3b. — Spätmhd. »-osswa?« (auch in Bed. 3a);
vgl. Gr. WB. VIII 1274; Diefenb. 1857, 206; Fischer V 426.
HoßtchimnzU, scherzhafte Entstellung von Roschdjestwensky
(Name eines Generals im russisch-japanischen Krieg) Z (SV.
1914).
Ratte"- Aa; Bs; B; LStdt, Surs., Will, und It
XHerz. 1862; Nnw. Ratze"- LW. (in Bed. 4); Scaw
Seewen (in Bed. 4); Th; Z (in Bed. 2a): 1. eig., Scbwanz
der Ratte. .Man gibt am jar N. [dem Rattenfänger]
von den ratzenschwänzen abhowen 1 pfd d. ... Item me
sol man im gen vom baren ze spisen und von ratzen-
scbwänzen vom 90. jar 10 pfd 13 ß d.' 1490. G Seckel-
amtsb.; vgl. noch Bd VI 1914o. Im Vergleich: Der
Splrifecke'-Schnauz [s. Sp. 1387], wi' ziveu Batte"-
schwänzli mt über d'Backen üse" z'säme"g'uichset.
Bärnd. 1914 (BLengnau). — 2. a) ,Art, den Zopf zu
tragen, wie ihn Metzger N. an der Marktgasse herab-
hängen liess' ZStdt (Dan.). Dira., von kleinen Zöpfen:
Da werde"-ne" [den Mädchen für das Schultest] d'Här
... i" chlini Züpfli g' flöchte" oder um Papirbölleli um
'drädelet ... Wil de"" d'Meitli wüsse", das'-si nid
b'sunderbar hübsch üsg'seh" i" irne" Batte"schwänzli . . .
EBalmer 1927; später: D'Batte'schwänzli si" ging no'''
fest 'züpßet. — b) gestutzter und kahl geschorener
Pferdeschwanz. Barnd.1925,41'<5. — c) bes.Pl.,(scherzh.
für) Brissago-Zigarre Aa, so F. (,1860er Jahre') und It
H.; Bs (Seiler); L (XHerz. 1862), Vevey-long-Zigarre
BE. (Bärnd. 1904). ,Der Hans rauchte Rattenschwänze
in solchen Zügen, dass sie auf jeden Zug einen Zoll
kürzer wurden.' XHerz. 1862. — d) Dini., Fadenende,
das beim Abscbliessen des Zelienendes eines gestrickten
Strumpfes vernälit wird BE. (Bärnd. 1904). — 3. Larve
der Schwebfliege, Syrpbus. ,Der Körper mehrerer
Larven [der Schwebfliegen] endigt in einen langen
Schwanz, daher man sie Rattenschwänze nennt.'
HScHiNz 1842. — 4. Pflanzennanie, = Bied-Schw. LStdt,
Surs., W., WiH.; ScHwSeewen; Ndw. — Vgl. Gr. WB. VIII
207/8. 210; Uuger-Khull 489; Fischer V 165 (ua. in Bed. 2c
und 4), zu Bed. 2 b MHöfler 1899,615.
ViQt- Schwänzli: Rotschwänzchen, bes. Uausrot-
schwänzchen, Pboenicurus tithys Aa; Bs; B; Sch; S;
Z; VSV. 1916; Syn. Hüs-, Summer -BötelCi) (Bd VI
1776/7). 's R. tuet-di''' wecke", im Frühling. aGG.
(SchKI.). ,Stüpft' man das Nest einer Schwalbe oder
eines Rotschwänzchens vom Dache eines Hauses, so
verbrennt das Haus S; vgl. Sp. 1851 0. Wetm-me" luegt,
''as' d' Bötschwänzli unger ''em Gerschild nit üsg'no"
werde", gibt es keine Krankheit im Stall. Schild 1876.
Wenn-me' jungi Bötschwänzli (Rotkeiilcben [!]) üs-
nimt, so ge" d'Chiie röti Milch, ebd. 1863; vgl. Von-
bun 1862, 112. .Rubicilla, Plioenicurus, Rotscbwänz-
lein.' Denzl. 1666/1716. .Rubicauda, Rotschwänzle.'
Oappeler 1767. — Vgl. Gr.WB. VIII 1314; Martin-Lienh.
II 528; Schm. 1855, 161; Fischer V 440. Die Form ,rot-
schwenzel' im Vogelb. 1557, 211 b (s. auch ebd. 212 a) ist, wie
CGesner, De avibus 307 ausdrücklich angibt, nicht Schweiz.;
Malers Angabe (.Rotschwenzel, ein vögele, pyrrhulus, rubi-
cilla') stammt aus dem Vogelb.
Side"-: Vögeln., wie nbd. Seidenschwanz, Anipelis
garrulus. VSV. 1916. Vgl. AfV. XIX 209. — Vgl. Gr.WB.
XI, 185; Fischer VI 322/3 ;HSuoIahti 1909, 144 ff. Der Name
ist nicht Schweiz. ; CGesn. Hist. avium 674 kennt ihn nicht, das
Vogelb.1557, 14 bezeichnetihn alsmeissnisch. Ein Syn. s. unter
Beheim 3a (Bd IV 1092/3). Mhd. bed. eidenswanz einen in
Seidenkleidern Einherstolzierenden. Daher als FN. (auch bei
Fischer): ,Cuou Sidunswanzis [Gen.].' 2. H. XIII., GÜB. (Ein-
küufte des Dekans ,in curia Rorschach'); ,Sidensehwäuzli'; s.
Bd VII 307 Anm.
Sü"-, Sou-, Sü"-, Söu-: 1. gew. Dim., Schwanz
des Schweines. allg. (soweit Sü'" reicht); Syn. Schwinen-
Schm. Das S.-Schwänzti gilt, bes. auf dem Lande, als
Leckerbissen. Es wird (oder wurde) bei der Metzgeten
(Bd IV 628) mit Vorliebe von den Kindern begehrt,
und man pflegte damit etwa gutes Verhalten derselben
zu belohnen: Wenn d' recht tuest, chunst [beim
Schlachten] 's S. über, verspricht die ilutter einem
Kinde Sch. Vgl. auch Sp. 2016. Nigeli, Nägelichlopfe",
d'Buebe' s^t-me" chlopfe", d'Meitli gand i" d'Feri und
d'Buebe" hange"t am Siivschu: KL. (UMad). — 2. un-
eig., von einer mit dem Taktstock beschriebenen Linie.
,Ein Gesangleiter, der sich in der Führung des Diri-
gentenstabes eine eigene Taktstock-Symbolik saubei
herausgearbeitet hatte, reklamierte wegen der Un-
genauigkeit eines Einsatzes, erhielt aber zur Antwort:
Ja, du hest drum di"s Säuschwänzli nid g'macht.' BXrnd.
1904. — Vgl. Gr.WB. VIII 1928 (.Sauschwanz, -schwäuz-
chen'; zu Diesem ein Beleg aus GKeller); Schm.« II 200. 642
(Schimpfw.); Lexer 1862,228; Fischer V 631/2.
Schafs-: Pflanzennanie, Königskerze, Verbascum
thapsus Gr (Durheim); Syn. Wtill-Bluem (Bd V 91). —
Vgl. Gr.WB. VIII 2046.
Schlapp-: schwächlicher, energieloser (auch
dummer BsSiss., liederlicher BsStdt) Mensch Bs; B; Th;
Z und weiterhin (s. Anm.); Syn. Bajip-Seckel (Bd Vll
671); vgl. Chalber-Sehto.2. Dabist (Dasist) e(n) rechte
Schi! [Offizier zum Soldaten:] E" Schi, slt-er, e" fülf
Kärli! B Tagwacht 1916. ,Der Trinker und der Säufer,
der als Schi. Alls löt rutsche" u"' schlittle". Bärnd.
1922. — Junges I.chnw. aus der Gemeinspr. ; wohl von der
Studenteuspr. ausgegangen und von daaus rasch in weitere Kreise
gedrungen; vgl. Gr.WB. 1X493; Fischer V 897; WanderlV
227; ZfdW. 12, 213.
2037
Schwanz, schwenz, schwinz, schwonz, schwunz
2038
Schwalbe»-, in S (JReinh. 1925, in Bed. 2)
Schwalbi-, in Aa; GnAr. (JHunz. 1913), Grüsch (Tsch.)
in Bed. 1 a Schwalme"-: uneig. 1. a) gew. PI., gegen
das Ende zu breiter werdende Zapfen, wie sie, in einen
entsprechenden Ausschnitt eingepasst, zum (recht-
winkligen) Zusammenfügen zweier Bretter dienen, bei
Schubladen, Rahmen u.sw. Aa; B; Gr; S und wohl allg.
in der Handwerkerspr. ; Syn. Wi-Schw. Vgl. (ver-)
zinggen, auch JHunz. 1913, 168/9, sowie Mothes,* 11
228 (mit Abbildg); IV 168.427 (.Verzinkung' 2). —
b) ausgebogenes, in 2 Spitzen auslaufendes Eisen am
untern Ende der Schalte" (s. Bd VIII 709) L. — 2. (meist
Pl.)= Frack-Schw. Bs, so Stdt; B; Gl (auch Dini.) und
weiterhin; Syn. Eatzlen 3 (Bd II 1831). Di eitere"
Manne" hänä (beiiii Sätigermäl] Zilinder oder, n'e-me"-
ne" g'seit hat, Chilche"hüet a"g'ha" ... AUeterleifärbegi
Fräggli mit Schw.-schwänzlene" und gelbe" Chnöpfe"
sind a«"* nuch zum Vorschi" chu". CStreiff 1914. Der
bei'tür'' Spänn^vogt mit . . . emene" tunggelbläbe", 'prisne"
Fräggli 7nit Schw.-schwänzlene" bis i" d'Chnügleich abe".
ebd.; nocli öfter. Der Luft het-im [dem Instrukter für
die Uelvetischi Legion] d'Schw -schwänz zwüsche" de"
Chneu füre"g'wäit. RvTavel 1924. Auch für das
Kleidungsstück selbst ßs (frackartiges Kleid mit
spitzigen, schwalbenscbwanzähnlichen Flügeln); B;
L; S und weiterhin; Syn. Schivänzler. Früher auch
volkst. Bezeichnung des Uniformfracks beim Militär,
der im Jan. 1859 durch Beschluss der eidg. Räte ab-
geschaft't und durch den .WafFenrock' ersetzt wurde;
vgl. N.ZZtgl859. S. 91. 119 (.Frack oder Schw.). Der
Wetbel imene" alte" Schw. I^Iittelländ. Volksbl. 1918
(BoAa.). Si hei" us dem Dokter ne" Hansnarr g'maeht,
e" gummelastige" Harligingg miteme" höche" Stell-
chrage", Zilinderhuet, Nase"chlemmer, garierte" Hose"
und glarigem Schw., bei der Tlieateraufführung eines
Gesangvereins. JReinh. 1925. De' röti Schw., A. XIX.
bei französischen Soldaten. Zvböri. ,Dem Zuge [bei
der Mos-Fart in ScnwMuo.] voraus geht der Zugführer
mit Infanterie und jVrtillerie im Krähwinkelstil. Die
rechte Hälfte des Schw-es ist weg und nur die linke
paradirt noch, zur Veranschaulichung Dessen, was
National- und Ständerat in der grossen Schw.-frage
beschlossen [s. o.].' AFeierab. (Schweiz 1859). —
3. Schwalbenschwanz-Schmetterling, Papilio Machaon
Bs und sonst. — Vgl. Gr.WB. IX 2188/9; Fischer V
1232.
Schwi"-, in GrAv. Schwine"-: 1. = Süw-Schw. Gb
Av. — 2. übertr., Kugelzieher Gl. — Vgl. Gr.WB. IX
2452 (in anJern Bedd.).
(Bach-)Stelze°-: Schwanz der Bachstelze. .Ihr
[eines Klatschweibes] Maul geht der ganz Tag wie-
ne" B.' Bs. ,Ihr Maul geht gleich dem Stelzenschw.'
Pilger 1882. Vgl. Sp. 2018 u., ferner schwänzlen 3c. —
Auch bei Fischer I 562.
Stumpe"-: = Mutti-Schw. AaF. (zB. an einem
Pferde, Huhn); Bs; U; Z. Ein Kater mit-eme" St.
Nationalztg 1919. Name einer sagenhaften Katze mit
einem solchen Schwanz U; s. JMüUer 1926, 173/5; Syn.
Stümper. St. heisst mi" Gans. KL. (ZStall.). 's St-
schwänzli, von einem jungen Hasen. MüLLER-Blesi.
,CoIura, Tier, die einen kleinen oder St. haben.' Denzl.
1666; ähnlich 1677. 1716. — Als fingierter Name: .Rats-
herr Stunipenschw,' SchwBr. Bartlispiel 1784.
Täpe»-. E" T., ein Nichts GfiPr. — Zu Tajie", Kröte;
unser W. bezeichnet also Etw., was es nicht gibt.
Drachen-, .dracken-': 1. Schwanz des Drachen.
Bildl.: .Der König in Pohlen ist der Dr., so abgehauen.'
1664, JJRed. (.Offenbarungen'). — 2. Teil des Stern-
bildes des Drachen, insbes. der Punkt, in dem der
Mond beim Eintritt in die südliche Hemisphäre die
Ekliptik schneidet. ,Ze wüssen, das in dem jar 1512
im herbstmanodt ... als die sunn im zeichen der wag
.sin wirt, werden alle planeten sich zesamenfüegen mit
der sunnen in drackenschw. in einem wunderbaren
zeichen.' A.XVI., B Blätter 1913. — Vgl. Gr.WB.II 1325,
zu 2 auch JHübner 1746, 1418 (unter ,Nodus ascendens'), so-
wie .Uracheukopr bei Gr.WB. II 1323.
Wi- ApH. (T.), ,Wey-' (ZAnl. 1776), Bi- OGurtn.,
Wie°- , Schweiz' (Pritzel-Jessen), Wei(j)e"- BsL., so
Lang.. Zunzgen (Hunz. 1910. 1913); GGoss., Rh., Stdt,
Ta., We.; oTh (Eberli 1904). Wei(j)er- .G'Goss.,
Marb., Rh.. Stdt, Ta., We. und Itid. 1799: \.(Wei(j)er-
Schir.) ein gewisses Kinderspiel. G Id. 1799, „ein Spiel
der Kinder, wo sie vermittelst in den Händen ge-
iialtener Schnupftücher an einander gebunden in einer
Reihe stehen; der Stärkste an der Spitze hebt einen
Kreislauf an und zieht die Übrigen nach G" (St.');
vgl. Chatzen-Schw. Ib (Sp. 2031). — 2. Pflanzenname,
a) Löwenzahn. Taraxacum off. Bs (Seiler); .Schweiz'
(Pritzel-Jessen); s. auch die Anm. Syn. Wi-Fecken 1
(Bd l 730). .Herbara ... quam alii dentem leonis nomi-
nant .,. nostri wyenschw. vel sübluomen.' Gesn. 1551.
,Mit den blaicher" gehandlet ... dan in der linwat
vil schaden gschach. Mosen werden [ua.] von wygen-
schwenzen uf der blaichi.' Vad. Hieher eher als zu b:
.Ein krut heiset wygenschw. ... drücke das saft uss,
mysche mit rogenmäl. mache daruss ein kuochen und
bache in mit anderem brot und gyb im [dem Fiebernden]
3 tag nüechter zuo essen.' Zg Arzneib. 1588. Vgl. auch:
.Purgatz zum Magen, so der hart und verschlossen. Rp.
Wyenschwenzwurzensaft, denselben gesotten zu einer
Latwergen.' Arzneib. XVII./XVIII. — b) (meist PI.
GMarb.; oTh) Ampfer. Rumex, und zwar acetosa
und acetosella oTh (Eberli 1904), Rumex obtusifol.
GGoss., Marb. (spez. die Wurzel), Rh., Stdt, Ta., We.;
Syn. (Schmalz-, Schwin-, Spitz-) Blacken (Bd V 55/7).
,l)ie Blätter werden gegen wunde oder geschwollene
Hände auf dem Feuer gebraten und dann allein oder
mit etwas Butter aufgelegt; ebenso befördern sie das
Durchbrechen von Eiteranhäufungen selbst an ganz
dicken Stellen der Oberhaut (Ferse, Handballen) GWe.
(BWartm. 1874). ,Weyschw., krausser Ampfer, Grind-
wurz ... Rumex crispus.' Z Anl. 1776. — S. = Sehwalben-
Schw. la .\pH. (.bei Tischlern, der keilförmige Ansatz
von Ecken an Kasten, Kisten, Schubladen udgl.- T.);
BsLang., Zunzgen; UGurtn.; Syn. Wi-Fecken3, Zapfen.
Vgl. JHunz. 1910. 9; 1913, 168/9 (mit Abbildg). - Vgl.
Gr. WB. XI V I, 687 ; Fischer VI 586 (als Pflanzennanie). Auf
TOJksetym. Umdeutnng des 1. Gliedes weist folg. Angabe:
,Wäje"i>chic. heisst sie [die Pflanze Taraxacum prat.], insoferne
sie die Blüte der Weiheffieke" ist, deren junge KrautflUgel zu
den Osterkuchen, Wäjen, verbacken werden.' Rochh. 1857.
Kaum auf volksetym. Anlehnung an den gleichlaut. Vogel-
namen, sondern auf ungenauem Hören beruht TToblers
Schreibung Wtss-Schw. für Bed. 3. Zur Form Bi-Schio.
in Bed. 3 Tgl. Wi-Fecken mit Anm. Unklar ist eine wieder-
holte Ortsangabe ,Herkingen' für Bed. 3 bei JHunz. 1913,
168; Fehler für [S]Egerkingea? — wi wei-, „wein"-
schwänze", in UGurtn. bi-sehwanze": „eine Wand
so aufrichten, dass die Zimmerbäume sich in den Ecken
2039
Schwanz, schwenz, schwinz. schwonz, schwunz
2040
nicht ganz kreuzen, wohl aber, dass die Bäume der
einen Wand in die Nut der andern eingefügt werden
ScHW; Zg" (St.'); ZiMMERMANNsspR. Bretter durch Bi-
schwänz zsfügen üGurtn. Iah müess die Brüter b., sagt
ein Schreiner.
Wachtlen-: Schwanz der Wachtel. Im Fluch:
.Belzeboek: Botz ofenleim und w.!' Rdef 1538; vgl.
Miiggen-, Rinder-Scliw.
Wage"-: Ende der den Vorder- und Hinterwagen
verbindenden Langicid AaP. — Vgl. Schni.Ml 642 (FN.).
Wiggel-wagsel-. Schlaf, Chindli, schlaf, t"*
singe" dir vom Schaf, t«* singe' dir vom WaggelgänsU
mit dem W.-schwänzh! KL. (B).
Wiss-; Vogelname, a) Taube mit weissem Schwanz
ApH.(T.). — b) grauer Steinschmätzer, Saxicolaoenanthe
Z (geschützter Vogel); VSV. 1916. ,Der Weifischwanz.
im Simniental Bergnachtigall genannt . . . der grösste
von unseren Schniätzern.' Tscbodi, Tierl. — c) punk-
tierter Wasserläuler, Totanus ochropus. VSV. 191(3. —
Vgl. Sanders II 1036a und die Aum. zu Wi-Srhic.
Seh warz-wiss-: Taube mit schwarzem Körper
und weissem (bei der reinen Rasse mit schwarzen
Punkten oder Streifchen versehenem) Kopfund Schwanz
Th, so Rom. und It Pup. — Za°-: am Bräch-G'schirr
(s. Bd VIII 1170), das hintere Ende des Scharbaums
(Za"), das, nach unten und oben verstellbar, in dem
nach unten gekrümmten hintern Teil des Pflugbaums
(Chamme") steckt GitHald. (B.). — Zitter-: Gebirgs-
stelze, Motacilla boarula. VSV. 1916.
G'-sch watiz n.: Gelaufe. Herumlaufen Bs;GRNuf.;
U; vgl. Ge-scMcänz 3. Bas ist es arms G. .' GaNuf. Wie
Das es G'lärm und G'leif g'si' isch rcnd G.! Es hät-
mer trimmhg g'macht grat ide bim Tanz, berichtet ein
Schächeutaler über den Markt in Luzern. JHüber (U). —
Mhd. yeswame; Tgl. Gr. WB. IV 1, 3981 (unter ,Geschwäuze').
wiss-sch wan zecht, ,-et': weißschwänzig. Die
eine Kuh sei braun, die andere ,weiß<chwanzete'. 1699,
GrL. (Schmid u. Sprecher 1919). — Vgl. .schwauzecht' (bes.
in Zssen) bei Gr. WB. IX 2272/3 (uuter .sehwäozig'). In einem
Schreiben des Kates von Konstanz an Zürich v. J. 1529 ist die
Rede von ,aineni langswanzeten roten schümel'.
Schwänze", 3. Sg. Prses. und Ptc.-et, in Bs; GnThs
-t: 1. a) intr. a) in schwingender Bewegung sein,
schwanken L; ScnSchl.; Z, so Bül. (.balancieren'), 0.,
Stdt und It Dan., .leicht beweglich sein' Z (DrJucker).
De'' Chaste" schwänzet na"'', steht noch wenig fest Z
(Dan.); Syn. gägen I (Bd II 137). Vom Turmhelm beim
Läuten ZBül. Von einem Wagen ScnSchl.; Syn.
schlinggen (Sp. 601 o.). Von Röcken, so bes. beim Tanz
Tu; ZO. (s. griggen Bd II 727). ,Wann die Mädchen
Polka tanzen, müssen ihre Böcke schw., schwänzen
ihre Röcke nicht, ist der ganze Polka Nichts.' KL. lez
fangt die Wasch a" schio. und zable", im Winde. ELocher-
Werling(Z). S. noch W asser-Band (ßUN \2,U). D'Est
händ eisig ase langsam g'schwanzet. JSexn 1864; später :
de'' Grotze" hat g'schwanzet. Si [die Amsel] sehwamet
uf ''em höchsten Ast. PHalter (L). ,Des nam er do
ein schenchfas swär und schütlets, ob darin ichz war;
do swanzt der most.' Rixg. ,A1so ist die heilig cristan-
heitumgetrihen und verwisetvonden, diesi beschirmen
und behalten selten. Die . . . haut die heiligen cristan-
heit in dem schif der beträepnisse lassen sw., hin und
dar swenken in grossem ungewitter.' Jüst. — ß) von
den schwenkenden Bewegungen der Fische LHa.(Scliär-
mann); vgl. schwänzlen. In der ä. Spr. auch von andern
Wassertieren; vgl. ge-schw. ,Zu einer Zeit hat Fast
auss Frewd [über den Tod eines Aalessers] mit krum
gebognen Tanzen der schlipferig Aal im Neptuns Saal
mit Zischen und mit Schw.' JLCys. 1661. ,Als der
fünfte [Schöpfungs-]Tag eingangen ... tat das Meer
urplützlich schwellen, Flüss und See, drauf samet-
haft schwammen aufl' den gwelbten Wellen die new-
gscliaft'te Bürgerschaft, teils mit gschwinden Flüglen
gschwinget schwänzen här ganz ohngeirt, andere ... in
Schüeppen curisiert.' JCWeissenb. 1678. ,Hör ich, wie
die Wunder sch[w]anzen in dem weiten Wasserfass
[Meer], sieh ich, wie das Vieh tuet danzen in dem
grüenen Kleb und Gras ... tribts mich an, zu loben Gott.'
ebd. ,Die Goldforellen schwänzet, schwümmet grad
und krumb.' ebd. 1681. — ■() den Schwanz hin und
her bewegen, mit dem Schwanz umherschlagen, bes. von
Vieh, seltener auch Pferden (bei Fliegenplage) Bs
(Seiler); B, so Si. (,Die Kuh ... hat weidend den Schweif
in beständiger und fast regelmässiger Bewegung wie
ein Pendel, oft bis auf den Rücken hinauf schlagend;
die gütige Natur hat ihr damit einen vortreö'lichen
Wedel verliehen, um das Ungeziefer, die Fliegen usw.
zu vertreiben, von dem sie so geplagt wird.' ImOb.);
Gl; Gr;G; Sch; Tu;Uw; Z, D'Chüe,d'Itoss schwänzend,
wen" d'Fleuge" an-se chommend GfiCast. (Tsch.). Bes.
auch von Kühen beim Melken Sch; Tu; vgl. Schwan-
zerin 1. Me" cha"" di alt Chue nid guet m'elche", si
schwänzet di ganz ZitScnFk. RAA. Er redt so vil,wie-n-e"
Chue schwänzet ZBauma. Die schwätzt me, als e" Chue
ime" Tag mag g'schw. ZMönch. und It Dan. S. noch
Bd 111 87 M. (auch Sprww. 1869). Eb-er redi (Öppis
sägij oder (eh) e" Chue schwanzi, ist bim Eid brezis
glich Zu. Von Hunden, wedeln Gl; L. Lue", der Bari,
w'e-n-er schwanzed! Zyböri. Schon bei Fris.; Mal.; s.
Sp. 201ÖU. ,Caudam iactare, schw. (wie die Hund).'
Denzl. 1677. 1716. Nach vereinzelter Angabe aucli mit
sekundärem Akk.: Jmd mit dem Schwänze (ins Auge)
treffen, zB. eine Kuh den Melkenden Tu (FStaub);
vgl. um-, an-schw. — 8) mit , haben' und ,sein', den
Hinterteil des Körpers (und der Kleider) beim Gehen
auffällig hin und her bewegen, sich drehend und in
den Hüften wiegend, geziert, gravitätisch einhergehen,
bes. von weiblichen Personen Ap: Bs (It Spreng , von
einem Frauenzimmer, das in seinem völligen Aufputze
wie ein ausgeschweifter Pfau einhertritt'); BE., S.;
FJ.; GrHc., Ths; L, so E. und It St."; GA. (,von eiteln
Mädchen, die die Röcke beim Gehen hin und her
schwenken'), Rh.; Sch; Th; Ndw (Matthys); Z, so
Dättl.; Zg (St.''). ,Lueg, wie das Meitli sehwamet! L;
Zg' (St."). 's isch guet nö'''-ere" gö": si wuscht d'Gasse"
mit irem Schw. Spreng; vgl. 2. 0mm Äni omme" schw.
ApLb. Devo" schw. Lueg,%vieD'e'' devo" schicanzet! .\v.
Das's' [die Frauen] nomme' wessi"d wie devo" schw. ond
he" ond her tappele" ond schwänzle" ond schwätzlc", das'-
me" scho" vo" witem g'sehe" mos', das' dö näbes Rechts
de'therchOmm. ATobler 1909. Bes. in (reimender) Ver-
bindung mit tanze"; zT. viell. schon zum Folg. Am
Sunntig ist d'Chilbi . . . scho" zapple"t-mer d'Bei" zum
Tanze", zum Schw, zum Gumpe", juheil Sirxz. Jitz
wei-mer z' Lüdere"chilbi gä", no''' ei"s e"chli" ga" tanze",
uf's Jär si" mier Frau" u""* Ma"" u"'' de"" hört üf
das Schw. JBI'rki 1916. S. noch Jung-Frau (Bd I
1248M.; in ZWth. statt d'Jumpfere" auch d'Schwalbe").
,Er biet gesprungen und getanzet, darzuo gsungen und
geswanzet.' Bing. .Ofensteck do fürher sprang und
2041
Schwanz, schwenz, schwinz, schwoiiz, schwunz
2042
nam fro Juczen an die band, er tanzt dahin, sey vegt
im nach ... Des was do 0. ze fäiss und hiet geswanzt,
das im der swäiss durch sinen dicken sclioppen ran.'
ebd. — e) unter Zurücktreten der Vorstellung von be-
sondern, die Ortsveränderung begleitenden Körper-
bewegungen, „streichen, müssig schwärmen", schlen-
dern, bes. von weiblichen Personen Ap; Bs; B; ,VÜ;
Gl"; Gk. so Ths (bes. von nächtlichem Herumstreifen);
GWe.; Tu (nach einer Angabe modern); Ndw (,lässig
einliergehen'); Z. niüssig, geschäftig herumlaufen Gh
Gast., oHe., Mai. (Tsch.); meist mit Richtungsbest. (vgl.
die Zssen) und dann oft nur geringschätziger oder
familiärer Ausdr. für gehen iibh. Wetin-er mit den Uff-
gäbe' ferig sind, so derfen-er e" wenig go" schw., Mutter
zu den Kindern ßsStdt. Uff d'Mess go" schic, in der
Stadt ume" schw. ebd. Das tsch doch d's G'sün^st^ g'si"
[für uns Kinder], im Wald u. EBalmer 1923. Er [ein
Landstreicher] schwänzet, schint's, no''^ im Land ume".
OvGreyerz 1913. Wo bist au"'' hi(n) g'schivanzet? Gr
oHe.(Tsch). Wo schwanzist du wider owme"? .\f. Am
Sunntig dö wir dg' schwänzt in's Elsass mitere" Kumpeni.
ANüss.1893. Dert/ierz'«c/t«).c?iO». EEschmann1917. Me"
g'seht's [ein Mädchen, e" heillose" Ziehfekte"] jede" JVö"*-
mittag derro" schw. RKohler 1921. Was hest au''' fort,
e"weg z'schw ? Gr, so Cast. (Tsch.). Alli Öbe"'' schwanzt-
si [die Köchin mit ihrem Liebsten] e'fange" fürt.
Nationalztg 1918. S. noch Ranzen I (Bd VI 1161). —
b) refl. mit Richtungsbest., schwenken, sich davon
machen. ,Die lanzknecht wurden sw. sich mit flucht da-
hin schnell.' JLenz um 1500. ,Domit fuorens iro Strassen,
mancher lantsknechtiger knab ... schwänzten sich über
die breit hart ... uff die fart.' ebd. — 2. die Schlejipe
des Kleides nachziehen (LTobler oü.), den Rock im Kot
nachschleppen GRÜbS. — 3. bei einem Taufzug den
, Schwanz' (s. Schwanz 4a Sp. 2024o.) bilden ZElgg, 0.
(auch für den GöHt), Wila; \g\.SchwanzeriHä. Die Tauf-
paten pflegten ehemals aus dem Dorfe der Taufhand-
lung alle Diejenigen zum, Schw. 'ein zuladen, die zugleich
mit ihnen konfirniiert worden waren; alle zusammen
giengen mit ins Wirtshaus, wo sie vom .Gevattersmann'
freigehalten wurden, und zum allfälligen Taufschmaus
ZO. Die Taufpaten (,Gotte' und .Götti') in feierlichem,
schwarzem Gewand werden je von einem ihrer Ge-
spielen in gewöhnlicher Sonntagakleidung zur Taufe
in die Kirche begleitet; dieselben treten dort nicht zum
Taufstein vor, wohnen hingegen in der Regel dem Tauf-
mahl bei. Der Grund dieser Begleitung, die man
,schw.' nennt, soll der sein, dass im Falle der Ver-
hinderung der Taufpaten durch plötzliches Unwohl-
sein ihre Begleiter für sie eintreten könnten ZBauma.
Hittn., Pfäff. udE. Wenn du muest Gotte" sl", so will-
ig'' mit-der schtv. ZElgg; Syn. Nebe"tgotte'' si" (Bd II
526; auch Z). Vgl. auch Stilen. — 4. ein Kinderspiel.
= chatzen-sclncanzen (Sp. 2032) ZStäfa. Auch Schwan-
zi"s mache". — s c h wan z e n d : scli wankend. .Dosigen die
Walchen ... vor in schwänzet gangen, als sy krank
und anmechtigsigengesin, und dannnider gefallen.' 1487,
L Verhör. — Mhd. strmizeii aus ^swanlcezen, Intensivbilduug zu
schwanken (Sp. 2000/1); vgl. Gr. WB. IX 2267/70; Martin-
Lienh. II 528 (in Beü. lay); Fischer V 1240 (in Bed. layS),
sowie schwänzen und n'hwänzlen, zum Übertritt in die c-/s-
Flexion etwa BSG. XV 184. I b beruht wohl auf Mischung mit
dem %yn. schwänzen; das Prset, .schwänzte' kann auch zu Diesem
gehören. Über «TO«e (neben sucse), rasch davon gehen, als Lehnw.
im Patois von BCharmoille s. ETappolet 1914, 73; 1917, I6U.
ab-: 1. intr., sich fortmachen. ,Bei Frastenz wieder
aus den Schanzen schimpflich und schmählich ihr
rausstet a.' tArx 1899. — 2. tr., = ab-chimen (Bd III
262), von Kartoffeln GRHe., Scbs, Schud. (Tsch.); vgl.
Schwanz 3 ei (Sp. 2023). D'Herbbi(eJre" a. — In anderer
Bed. bei Fischer I 66.
üf-: 1. (iiff-J der Kuh beim Melken den Schwanz
aufbinden, um sie am Schwänzen zu verhindern Gr
ObS. (BSG. XI); Syn. üf-schivänzen. — 2. aufputzen.
I'tc: Wenn öppen t'so üfg'schwanzti Fröndi cho" sV
und 'proletet hei". TMeter 1926 (BsL.). — Vgl. zu 1 und
2 Fischer 1418 (unter au/scliwünzen).
um-: tr., mit dem Schwanz umschlagen ThHw.
D'Chue hät-mi"'' schier uwg'schuanzet.
ume°- (bzw. umer-, umha''-, in WSaas umfer-), in
B auch desume"-: a) entspr. schwänzen laa GRÜast.,
Rh. (Tsch.). Der SpitzU'g van dem Holz hed umer-
g'schwanzed und-mer Ei"s g'gen GnCast. — b) (mit
,sein', seltener , haben') entspr. schwänzen lad und e,
bes. von weiblichen Personen, geschäftig herumgehen,
wobei die Kleider in hin- und herschwingende Be-
wegung kommen GG., die Röcke hin- und herwerfend
einhergehen, bes. von jungem, eitlen Mädchen GA.,
herumstolzieren Bs; GRThs, herumstreichen, -schwär-
men, -schlendern Ai, so Aar. (bes. von Frauen mit
Schleppkleidern), F.; Bs; BU.; FS., Ss.; ,V0; Gl";
Gr, so oHe., Rh. (von Frauen, Klatschbasen, die den
ganzen Tag von einem Haus ins andere zu Besuch
gehen), Ths (bes. von nächtlichem Herumstreichen);
SchR.; oTb; ü; VV, so Saas; Z, so 0. ,Wer seine Zeit
mit zwecklosem Hin und Her tot schlägt, schwänzet
"ume" so desume".- Barkd. 1904. We"" der Vater isch
fürt g'sl", si" d'Buebe" richtig desume"g'schwanz(e)t u"'
desume'glieit. RGiueb (BE.). Ga" u. wei"-si, die heutigen
Mädchen. FStaoffer 1917; s. auch Bd VIII 1742u. Wo
bist (auch hest) wider ume'g'schicanzet? AaF. ; Bs; SchR.
's tunkt Ei"'m lustig, %ve''"-me" d'Lüt eso g'seht [in der
Ausstellung] u. ELocuER-Werling 1914. Reimend mit
tanze": Am Chilbisunntig göd de Sepp und 's Franzi
go" ge" tanze": wie Herre"lüt tüend's mit-enand im
Tanzsal u. WMüller 1903. .Landsknecht: Wollt lieber
an den Streit tun tanzen denn also faul hie umbher-
schw.'MvRiCAüs 1630. Von Tieren, so von Vieh, Pferden
usw. GR(Tsch.). von Hunden ; s. Schwänzt. — Vgl. Schm.'
II 641; Schupf 658; Fischer III 1518.
a"-: tr., mit clem Schwänze treffen, vom Vieh Th.
Vgl. um-schw. — u m - e n a n d (e r) - : = umen-schw. b, bes.
von Weibspersonen AaF.; Ap (ATobler 1909); Bs und
sonst. — üs uis-: einen .Schwanz' (s.Sp. 2023, Bed. 3 es)
bekommen, von Buschbohnen, die gelegentlich längere,
gewundene Schosse treiben GW.
hin-und-hgr- (in GrV. hin-e"''-har-): entspr.
schivanzen lax. Vom unsichern Lauf eines über die
Ufer getreteneu Flusses: Im Bhi", wa irtiene" breite"
Bett h.-g' schwänzet ist. JJörgek 1920 (GkV.). Bildl.:
Es ZU ...wo Ei"'m immer vor den Auge" h -schwänzet.
SfHwz. allg. Volksztg 1917; später dafür: iife" und abe"
tanzet. — näch(e°) nö^- Ap, nö(che")- BsStdt: entspr.
schwänzen lai und s. Bim Maschgere"tanz denand n.
WRoTACH 1924. De" [durchziehenden] Soldäte", der Fas-
naeht [den umziehenden Fastnachtgruppen] n. BsStdt.
Schwanzeri° f.: 1. Kuh, die die Unart hat, bes.
beim Melken mit dem Schwanz um sich zu schlagen
Th. Die Chue ist e" Chetbe" Schio. Auch Kubname Ap
(schon im Kühreihen 1791). — 2. beider Taufe, Bediente
2043
Schwanz, schwenz, schwinz, schwonz, schwunz
2044
nnd Begleiterin der Gotte" ZO., Stellvertreterin der
Hebamme, die das Taufkind der Gotte" im Kirchen-
stuhl übergibt, damit es von dieser zur Taufhandlun?
übernommen und getragen werde Z (DrJucker). Der
Oberwiler Hansruedi hat e" fürnämmi Schtc. g'ha" a*
siner Taufi. Messikommer 1910.
g'-sch wanzet: mit einem Schwanz versehen GW.;
Syn. geschwänzt. ,Caudatus. penitus, geschw.' Deszl.
1666/1716. .Die Schlangen krumb geschw.' JCWeissenb.
1678. — Vgl. Gr. WB. IX 2-270 (unter .schwänzen' 2 d a) ;
Fischer III 501 (unter .geschwänzt').
Schwanzete" f.: häufiges, ungehöriges, lästiges
Sehwanzen (in Bed. lay und 8) Gr (Tsch.). — Vgl.
Fischer V 1'240.
Schwanzim.: wer herumstreift, -vagiert. So von
einem Hunde, der meisterlösig desume"schwanzet.
Bärnd. 1925.
g'-schwanzlet: mit vielen Wurzel(faser)n ver-
sehen, zB. von der Sellerie GfiMai. (Dan.); vgl. das
Folg. 1, sowie ge-schwänzlet.
G"-schwänz n.: 1. Koll. zu Schwanz 3 e (Sp. 202.3).
Menge von Wurzel(faser)n, zB. an der Sellerie GrHb
(Dan.). — 2. = Ge-schwanz. Als g'wöndlichi Landlüt
... ist Ei"'in das G'schtcätz und G. und Etiggete'mache'
[in einem Fremdengasthof] z'wider. WMüller 1918
(AaF.). — Mhd. geswme, tanzartige Bewegung, Putzanzug der
Frauen; vgl. Gr. WB. IV 1, 3981.
schwänze", 3. Sg.Prses. und Ptc.-t: 1. a) = schivan-
zen las (Sp. 2041), schlendern. ,Wie nun sy ... ihr
nachtmal mit einanderen wyssloss in stille geessen, da
schwenze ein junger prachtiger gsell um ihren tisch
hin und wider und schwinge sin schwert an den, dann
an disen stuol ... Nach dem habe der panerher glichs
geton, das er nämlichen hin und har in der stuben und
um den tisch gspatziert.' 1596. Ap. S. noch schlampen
(Sp. 562). Insbes. a) in der Gaunerspr. ,Gschwentz[t].
hingeschlichen.' Edlib. RW. .Schwenzen. gon.' Geng.
Bettl. (.Voc. in rotwelsdr). — ß) tr., (den Unterricht,
Gottesdienst, eine Sitzung udgl.) absichtlich und ohne
Not versäumen, wohl allg. ; zunächst in der Studenten-
und Schälerspr. E" [Gesangs-JProö schw. EEschmann
1917. S. nocli Schuel- Schwänzer. Häufiger abs. Wer
vil schw. tuet [bei Gesangsübungen], de' bringt's halt
au''' zue Nüt. .\Gysi 1899. Subst.Inf.: 5o£;(>6!s[,strenge
Bestrafung], das kan" Ai'"m 's Schw. scho" verlaide"
Bs (Nö'''-n-eme'' Briefli vo' anno 1S5SJ. — b) refl..
= schwänzen Ib. .[Der Amtmann] sölte gan Kerzers
keren und den predicanten ... heissen sich dadannen
ze schwenzen.' 1530, B Ref. (B an F). .Der Ruedi hat
sich dannen geschwänzt, sonst würde ihm auch sein
Sentenz.' 1549. HBull. (StNiklausspruch). — 2. zu
Schwanz la. a) ei,', o) den Schwanz des Pferdes ab-
hauen (anglisieren) oder aufbinden B (Zyro); vgl. üf-,
ent-schw. — p) ein Stück Vieh am Schwanz zerren,
um es so vorwärts zu treiben UwE. — b) uneig. a) mit
Akk. S. Etw. kürzer machen Ndw (Matthys). St hed-
em d's Här brav g'schwänzt. Vermindern, ebd. Si's
Vermegen ist frl fchli' g'schtcänzt. Abkürzen, beim
Abschreiben weglassen L (Schürmann). — ß) mit Akk.
P.. „derb hernehmen" ScuSt. (Sulger); UwE.; Si.'.
tüchtig büssen. bestrafen AxBb. (zB. für Waldfrevel);
SoHwE.; ThHw.; ZBül.. W. il/e" hät-en tüchtig
g'schtcänzt ScHSt. (Sulger). Me" sö't-en g'hörig schw.
für sV Frechheit ThHw. Jmd (auf ungehörige, be-
trügerische Weise) Geld abnehmen, ihn übervorteilen,
überlisten Aa (H); Bs (It Spreng .Jmd betriegen oder
ihm Etw.betrieglich abzwacken'); B (Gotth.); G (It Id.
.abgewinnen-); S (Schild 1863); Z. so Stdt (zB. durch
hohe Steuern, eine Rechnung) und It Spillmann; Syn.
schrepfen (Sp. 1654). D'Schwizer Gastwirt tuend
d' Engelländer schw. ZStdt. .Wenn ein junger Diplo-
mat zum ersten Mal mit bedeutendem .Auftrag Kurier
fährt, um irgend einen guten Freund seines Herrn
vaterländisch zu schw.' Gotth. Unpers. : Es hed-en
g'schtcänzt, er hat ökonomische Einbusse erlitten, ist
bei einer Wahl beiseitegelassen worden L(Schürmann).
Jmd mit Worten hernehmen. ,derb aushecken, persi-
flieren' UwE. — 3. zu Sehtcanz i, hinten anreihen, an-
schliessen FS., Ss. — Mhd. «ir«i2en, tv. schwenken, putzen,
intr. einherstolzieren, aus 'moenhezen, Intensivbildung zu
,ch,oänk<:n (Sp. 2005 ff.); vgl. Gr.WB. IX 2267/70. 2538/9;
Martin-Lienh.II5ä8(inBed. laß, I b und 2b); Fischer V 1240
(ua. in Bed. 1 aaß, 2aa und 2b); Wander IV 421. spez. zu laa
Ave-Lallemant IV 606; Kluge KW. I 55, zu laß und 2bß
Kluge 1895, 125, ferner die Anm. zu Schwänzen. Bed. laß
geht von la(a), nicht von 2ba ans; zur tr. Fügung vgl. ver-
schlieffen 2 mit Anm. (Sp. 1 74/5, wo weitere Synn.). Flurn.
,Iu der Schwenzhalden' ZWülfl.; hieher?
ab-: 1. dem Vieh den Schwanz von der Schnur
losbinden GRHe.. Hint.. Seh.; Gegs. üf-schw. Sobald
man in den Stall kommt, gilt es a. und de' Barme'
rüme" GRHint. (OFrehner). — 2. abkürzen, -hauen,
-breclien Ndw (Matthys). — Vgl. (in andrer Bed.) Campe I
53, zu 1 S.indersII 1036b. Unklar: ,Eim andren [Schützen]
ward ein Schutz abgschwenz' [: .glänz']; dann d'Kugel gieng
nit durch die Scheiben, sy was zu klein, Hess sich uit treiben,'
HHGrob 1603, V. 107/9; 1. .abgschrenzt'?
Üf-: = üf-schwanzen 1, einer Kuh im Stall den
Schwanz aufbinden, damit sie ihn beim Liegen nicht
im Unrat schleift und beim Melken nicht damit schlagen
kann; die Vorrichtung (s. Üf-schwänzi) besteht aus
einer Schnur, deren eines Ende an einem Nagel des
obern Balkenwerks befestigt ist(GRD.). durch das Loch
eines im Deckbalken oder in der Decke steckenden
kleinen Eisenkeils läuft (GaHint.) oder an eine von
der Decke herabhängende Kette geknüpft ist (GrS.).
während das andre Ende um den Schtcanz-Besme" ge-
schlungen wird, und zwar so, dass die Tiere sich legen
können GrAv., D. (B.), He.. ObS., Pr.. Eh.. S.. It Tsch.
allg.; Gegs. ab-schw. 1. D'sVeh, d'Chüe ü. Auch abs.:
Peterli ist im Stall, er muess noch ü. und der Gang
üficüsche". Prättig. Ztg 1907 (GRSchs). Auch von
Pferden, denen man den Schwanz aufbindet Gr (Tsch.);
Syn. schwänzen 2 aoL. — Vgl. Adelung I 533; Gr.WB. I 732;
Schni.m 643; Unger-Khull 34 (außchicamen mit n = etym. o);
Fischer 1418. — Üf-schwänzif. (PI. -ene"): = Gütcen-,
Sehtcanz-, Üf-schwänz- Schmier (Sp. 1301. 1309), auch
für die ganze im Vor. beschriebene Vorrichtung Grü.
(B.), He., Pr., Rh.; Syn. auch Schwänzi. — Üf-
schwänzi°g f.: = dem Vor. GrLuz.
ume°-: = umen-schwanzen b BsStdt. Was so in de*
Strosse" ... z'sämmen ume'schwänzt. Bs Fastn. 1914. —
Vgl. Gr.WB. IV2, 1182 (.herumschwänzen').
a(n)-: 1. das Füllen an den Schwanz der Stute
binden BG. (Bärnd. 1911) und It Zyro. — i.^ schwänzen 3
KS., Ss. — In Bed. 2 auch bei Campe 1 364; Fischer I 257.
e^t-, in L (It Schürmann) ert-: 1. (einem Pferde)
den Schwanz abschneiden. .Welicher den [!] Andern
ain Ross on sin Wissen nnd Willen ... ritte, bruchte
oder entschwenzte, ist 10 Landgulden verfallen, und
2045
Schwanz, schwenz, schwinz, schwonz, schwunz
2046
mag Der, den man daz Boss ritt, brucht oder ent-
schwenzt wirt [!]. die Straf berächten.' XVI./XVII.,
GrS. LS. ■ — 2. „schwächen, empfindlichen Schaden,
Nachteil bringen Schw; Zg" (aucli It Drithen), des Ver-
mögens berauben L (Schürniann). „Die Kontributionen
an die verbündeten Mäclite haben Frankreichs Finanzen
entscliwänzt.' Si henden ertschtcänzt L (Schürmann)
Das hed-dich sust jetz wüest ertschtvänzt, sagt man mit
dem .Ausdruck des Bedauerns zu Jmd, der oline Ver-
schulden schwer gelitten hat. ebd. — Vgl. Gr.WB. III
615; Fischer II 740 (ia Bed. 1). Zur Form ert- vgl. das Folg.
er-: verst. schwänzen 2b^. St.'* — z°-särae°-. ,Da
[zur Zeit der starken Pferdezucht] brachten Täuscher,
welche Boss g'handlet hi'" . . ., ihre Pferdetruppen z's.-
g'schwänst zu Markte: je ein Tier am Schwanzhär des
vor ihm gehenden mit einem Nüschelriemme^ an-
gekoppelt' BiRND. 1911 (BG.).
Schwänze" f., Dim. -eli: Kuh mit weissen Haaren
am Schwanzende GnCast., L., Valz.
Schwan zerm.:zu schwänzen lab, wer die Kollegien
häufig. schwänzt'. Stüdentknspr. — • Vgl. Gr. WB. IX 2271 :
Martin-Lienh. II 528.
Schnei-. Seh. het Eine [ein Insasse der Erziehung.' -
anstalt in BAarw.] nes Ziteli g'heisse", wil-er imenen
Üfsatz über si" Lebcslauf bikennt het: ,Als ich in Bern
war, habe ich immer die Schule geschwänzt.' BXrnd.
1925.— Vgl. Gr.WB. IX 1969 (mit einem Beleg aus GKeller).
Sc 1] wän ze r i" f.; Weibsperson, die gern und viel.
und zwar bald da, bald dort z'Hengert geht GnNuf.;
vgl. schwänzen laz. — Vgl. Gr.WB. IX 2271.
Schwänzete" f.: zu schwänzen la^. .Vielleicht
kriege ich Sie dann auf dem JMarkt in Bern am Kutten-
fecken und verlocke Sie zu einer Schw-en [mit Bez.
auf eine Ratssitzung] und einem einsamen Scböpplein.'
GoTTH, Br.
Schwanz! f., PL -ewe": = Üf-schtcänzi GrNuL
schwänzig: nur in Zssen,
ei"-, zeh""-: wer ein, zehn Stück Vieh besitzt; vgl.
Schicanz la^ (Sp. '2019). [A., Sohn eines reichen Bauern,
zum Kleinbauernsohn B. :] Du Ei'schivänzige'' ! [B.:]
Wenn mi" Vater au''' nur ei"s Chueti hed, so bin ich
immer no''' so guet a's du, du zeh'schwänzige" Höch-
muetsnarr! MWinkler-Lcu 1924 (L). — hoch-: mit
hoher Schwanzwurzel, von einer Kuh GrS. — Vgl. Gr.
WB. 1X2272.
schwänzle", in AaF.; L auch -ele": 1. a) entspr.
schwänzen 1 an (S\>.20'S9). Von Frauenröcken: Gire"d
d'Schüehli, schivänzlet 'sRöckli, Muetter, bin-i''' schön?
Kinderlied ZWülfl. Von Schuhnesteln. SHämmerli-
Marti 1916. — b) eni&^x. schwänzen la^, mit dem
Schwänze wedeln Ap; Bs; B; Gr; Sch; Tu; U; Z; wohl
allg. Es Chalbschi hed a"g'fange" schw. [infolge der
Bremsenplage] und dernä''' hed . . . ei's um d's andern
der Schwanz g'stützt. JJörger 1918. S. noch Bd VIII
774 n.; Sp. 2014/5. Bes. als Zeichen der Freude, Zu-
friedenheit, Zuneigung, namentlich bei Hunden, auch
Katzen, Kühen, Schweinen und andern Tieren. Worum
schwänzlet der Hund, wenn der Herr chunt? Antwort:
Wenn-er e" Hüet hält, tät-er der Hüet abzieh" UAltd.
Im Stall dö stände" . . . prächtigi, rundi Chile und
schivänzle" ganz vergnüegt. Breitenst. 1864. S. noch
be-schlecken (Sp. 512). Scherzh. vom Teufel: Die Tüfel
. . . heiji'd vor lüter Z'fredni und Freude" g' schivänzlet.
ATobler 1908. — c) sich ,scbwänzelnd' (fovtjbewegen.
a) von Tieren. Von Fischen B; L; Th; Z und weiter-
hin; vgl. schwänzen iaß. Es chunnt es Fischli z'schw.
ELocHER-Werling 1923 (, Bim Fische"'). Es hätti nunien
e" Hürli"g brücken über ''e" ... Schlammbode" derher
cho" z'schtv , so wäre der am Ufer stehende Reiher
drauf losgefahren. BvTavel 1926. S. noch um-schw.
Von Vögeln, zB. vom Zaunkönig, der Bachstelze. BIrnd.
1925. ,Es [das Vögelchen] schwänzlet lustig hin und
her, Strass uf, Strass ab, bald kreuz, bald quer', Kinder-
lied Z. Von einer Ziege; s. Bd Vll 23AI. — ß) von
Menschen, entspr. schwänzen lad, bes. von weiblichen
Personen, „stolz, affektiert einhergehen, vorzüglich
beim Gehen die Hinterteile des Rockes hin und her
schwanken; eine RA., von den Hunden hergenommen"
(St.'; bei St.*^ „eig. wie die Enten einhergehen") Ai,
so F. und It H.; Ap; Bs (It Spreng von dem ,alt-
fränkischen Gang vornehmer Töchter und Weiber,
denen man, was sie sich einbildeten, hinten ansehen
musste'; s. BdlV965u.); B (auch It Zyro); „Gl; Gr",
so Ig., ObS., Valz., It Tsch. ,allg.'; „L", so E. (häufiger
als schwänze"); Sch (auch It St.""); Souw; Th; Wßrig;
„Zg; Z", so 0., Stdt. Schtvänzele" so läng und ßn,
a's diao'tist, de chunst-e" doch nid über! den Ersehnten
als Ehemann L. Bosli chund z'schto. MWiNKLER-Leu
1923 ,Das Babeli fieng an, sein Chöpfli höher zu
tragen, einen schönern Gang anzunehmen und zu schw.'
Nnw Kai. 1904. Und wänn's [die Frisur] g'räten ist,
wie's häd icelle", schwänzlet's [ein eitles Mädchen] go"
poste". EEscHMANN 1912. S. noch Sp.2040. In (reimender)
Verbindung mit tänzfejle". E" lustigi Marggetänderi",
wo schivänzlet und tänzlet und scharwänzlet. ONagei.i
1910. Nei", lueg, was 's Leni für-ne" Stolz [het]! ...
Es trampelet, es tänzelet, es hötterlet, es schwänzelet.
VV.MüLLER 1906. [Salome] dänzlet und schwänzelt,
höcklet und böckelt, dass Aim fi, 's Herz im Lyb ufgumbet
ist. AKoRNHOFFEK 1656. Mit Richtungsbest. Villicht
kunt's hitte" z'Öbe"^ scho" dö ine" go" ge" z'schw., das
lieb, lustig, nuggiseh Emmi. AGlettyse 1923. De't
schtvänzled-si dur''' d'Stüde" üs, ein als Fräulein ge-
dachter Falter. Lienert 1906. ,Vor Ungeduld legte sie
selbst auch Hand an [die verliebte Base in der Küche]
und wich nicht, bis sie mit der Erfrischung ... wieder
zu dem neuen Herrn Vetter schwänzeln konnte.' Sintem.
1759. ImVergleich: Die cha"" devo" schw. wie-n-es Bach-
stelzli, sagt man etwa von einer vornehmen, zimperlichen
Dame ZF.; vgl. aa (zu Ende). — d) schmeicheln, den
gefälligen Diener, den Hof machen, um Gunst werben
B (Zyro); Gl; Schw; Th; Ndw; UwE.; U. Ei"'m schw.
Nnw (Matthys). — 2. wedeln, fuchteln, zB. mit der
Reitpeitsche an die Stiefel GRÜbS. (B.)i — Mhd. uwemeln,
tr. schwenken, (u/-iw.) aufputzeu; vgl. Gr. WB. 2266/7 (mit
einem Beleg aus GKeller); Martin-Lieuh. II 528; Fischer V
1240/1.
um-: untrennb., .schwänzelnd' umkreisen. Von
einem Fisch: De" Fischer setzt Angel mit Würmlene"
dra', das Fischli umschwänzlet s' und lechzet dernä''';
es schnappet und schnappet, und häd's-es, owe, so isch-
es denn g' fangen und scliwänzlet nie me. Usteri 1853 (Z).
ume"- (bzw. Mmer-): = umen-schwanzen b Bs; Gr,
so lg., Valz., It Tsch. allg.; GG.; Ndw; WBrig; Z. ,Das
Umme''schwänzeln und üninibusfahren war ihm [dem
Stuel-Läufer, der bei den Bandwebern Nachschau hält]
wirklich nicht gut bekommen.' Breitenst. 1860. ,Sie
hatte ein Aug auf den Meinrädel geworfen und schwen-
zelte immer an ihm herum.' Nnw Kai. 1904. Scherzh. von
2047
Schwanz — schwunz. Schwapp— scliwupp
2048
der Sonne: D'Sunne" chan" u., wie f will, min Ur
geid recht Gr (Tsch.). — Vgl. Gr.WB. IX 2266/T (unter
,scliwänzelu'; mit einem Beleg aus GKeller); Fischer III 1518.
er-: durch .Schwänzeln' erringen. [Em Fischer,
der vom Pfarrer eine GeUiunterstützung erbitten will,
hat] gestert ditr'''' d'Chöchiu imene" feissen Äl en tüchtige"
Fürsprech i"'s Hüs g' schickt; aber de'' häd die Gunst
'sHerr Pfarrers no''"nig erscMcänslet. Usteri 1853 (Z). —
Vgl. Sanders II IÜ36a.
Seh w an zier, in L auch Schivämeler — m.: 1. a) zu
schwämlenlc, Einer, der sich beim Gehen auffällig in
den Hüften wiegt L. — b) zusc/iM'äwzZewirf, Schmeichler
UwE. — c) PI., spöttische Bezeichnung der Unent-
schiedenen im Hörner- und Klauenstreit Schw; vgl.
Bd II 1615, ferner Arg. VllI 429; TiiCurti 1896, 52/3. —
2. Frack GlH.; Syn. Schtcalben-Schtvanz 3. — 3. =
Schwanz-, ScMcämler-Bir (lid IV 1496); vgl. Kohler
1864, 98. — Vgl. Gr.WB. IX 22V4; Fischer V 1241 (als
Flurn.).
Här- s. Sp. 2029.
Herre"-: werden Herren schmeichelt. Wohldiener;
s. Täller-Schlecker (Sp. 514 o.). — Auch bei Fischer HI
U93; vgl. ferner .Herrenschwanz' bei Gr.WB. IV2, 1141.
g'^-schwänzlet ■.=ge-schwanzet V> ; S. Enlefhübschi
Fär'Hi, g'örlet, g., g'siing und chech. WFLtcKiGER 1923.
E' ganzi Tribete" g-i Hörnlimanne", von Teufeln.
E Fischer 192-2.
Schwänzlete" f.: schmeichlerisclies Benehmen
UwE.
schwänzlig: schwänzelnd. Die [die Japanesen]
sind doch grad die Lustegste", so widweich und schw ,
!i)'e <ü6e"<d'nz%.ScHwFasn. 1898; wo lil in Ji V.Bildung. —
Vgl. Gr.WB. 1X2274.
g'-schwänzt:l. wienhd. ,Geschwanzt(,-ä-'. Fris.),
das einen schwänz hat. penitus.' Fris.; Mal. ,Dise
Gattung XSen ist sehr zur Vermehrung geneigt ... Wir
haben deren noch.verschiedene g-e und ungeschwänzte
Geschlechter.' Sintem. 1759; noch öfter. — 2. scherzh.,
,ein g-er Deputierter', der die Sitzung .geschwänzt'
hat und das dennoch erlangte Taggeld schmunzelnd
einstreicht B (EFriedli). — Vgl. Gr.WB. IV 1,3981; IX
2270; Fischer III 501.
un-: Gegs. zum Vor. (s.d.). Der U-<j hecht d'Öre",
von einem Fuchs, der in einer Falle den Schwanz ver-
loren hat GRObS. (B.). — Vgl. Gr.WB. IX 2270 (unter
,schwäuzen' 2iiy): XI 3, 859.
Schwapp — schwupp.
Schwapp m.: Schwall, Wasserguss AiFri.; BsL.;
Syn. Platsch 2b (Bd V 228 u.). Owe, dö hesch e" Schw.
üsg'lärt! BsL. — Vgl. Gr.WB. IX 2278.
Seh wappel m.: das Schwanken (zB. einer Flüssig-
keit in einem Gefäss), Wanken Ndw (Matthys). — In
andern, meist pers. Bedd. bei Gr.WB. IX 2278; Martin-Lienh.
II 529 (auch = über den Gefilssrand schlagende Wasserwelle);
Fischer V 1241.
G'-sch wappel n.: Gescliwätz Bs (Seiler).
Schwappele" f.: = Schwablen (Sp. 1718) Z
(JMUsteri).
schwappe", Ptc. -(: mit .haben', = schwabfejlen la
(Sp. 1716) Bs (mit der Vorstellungeines leise klatschen-
den Geräusches); GW., ,in einer zitternden Bewegung
sein, vorzüglich von der Bewegung einer flüssigen
Materie Gl; L." — Vgl. Gr.WB. IX 2280; Martin-Lienh. II
528 (üher-schwnpppn).
schwapple", in LG. auch g'-schw., in AAWohl.
tw.; Bs tw. (Becker); TaSteckb.; ZO. und bei JMUsteri
schwappele": 1. a) = dem Vor., , wallen, überlaufen
wollen wie eine Flüssigkeit aus einem vollen Geschirre"
.\AEhr., F. und It H.; Bs; „Gl", so S.; „Gr"; L (auch
It St.); GG., oT.; Sch; Schw, so E., Muo., Nuol.; Th;
Ndw; UwE.; U; ZGlattf.. ü.. S. und It Spillniann; Syn.
auch jr(U(<sc/te»t5 (Bd II560). D' Milch schwapplet bim
Träge" i" der Ta"se" GtEngi. Bitn Lauffe" ist-em
d'Milch ZO der Bränten üs g'schwapplet LG. Es
g'schwapplet-mer im Buch inne". ebd. Mit hervortreten-
der Gehörsvorstellung: We""-mer 's Fass rodt, so g'hört-
mer's drinne" (g')schic. ebd. ,Schwaplen, fluctuare.' Red.
1662. Von fetten Menschen oder Tieren bzw. solchen
Körperteilen, „quabbeln wie ein fetter Körper Gl"S.;
„Gr; L"; GoT.; Z It Spillmann (von weiblichen Brüsten).
Die Frau ist so feissti, si schwapplet grad GLEngi. —
b) = gautschen 4 (Bd 11 560), eine Flüssigkeit in
schaukelnde Bewegung bringen (und so gnssweise
verschütten) AiWohl.; Schw; Ndw (Matthys); vgl. ü«-,
ver-schtc. G'schwappleti Milch Schw. ,Schwaplen,
agitare liquida.' Red. 1662. .\bs.. im Wasser plätschern
BLau.; U. Ein Kind schwapplet im Bade; Hunde,
Katzen schtcapple"t, wenn man sie ins Wasser wirft U.
Si si" g'schicapplet, plätschernd durch Wasser gewatet
BLau. — 2. a) übh. schwanken, wanken \a (H.); Bs; L;
GWl.; Zg; Z It Dan. Zunächst von einem schwimmen-
den Gegenstand Bs; LG. '.< Schiffli hed fest g'schwapplet
LG. Von einem Glase, einer Wage Z (l)än.) Die Wäg
da [geraeint ist das Emblem der Zunft zur ,Waag']
schicabblet i" keine" Stürme". JMUsteri 1854. Spez.
wankend gehen, „taumeln wie ein Betrunkener", auch
vor Schwäche, Gebrechlichkeit Bs; „Gl; Gr; L"; G
Wb., W.; TuSteckb.; Ndw; ZO.; Syn.scMieiben (Sp.l730).
-De"- schtcappelet auf'' e"fange", von einem gebrech-
lichen Alten TuSteckb. Du schicappelist, mein-i''', a«"*
wider, zu einem Angetrunkenen, ebd. Er schwappled,
= misst d'Ströss Bs (Seiler), Von einem Rade: 's Bädli
schtcapplet z'ringletum, als wär's-em stürm vom Gö".
Ztböri. — b) tr., schwanken machen. Es hed-i"s lang
g'nueg mit ''em Schiffli uf ''em Se ume" g'schicapplet
ZS. — 3. bei drohendem Unwetter das Heu auf der
Wiesein EiIe,obenabnehn]en' und einbringen, das, Nach-
rechen' (Bd VI 113) auf später versparend BLenk; Syn.
(ge-)stroden. — 4. = schwabfejlen 5 6 Bs ; Z (JMUsteri). —
5. saufen. Einer bekommt ^'sc'iw. bis g'nue«. Bs Fastn.
19'20. — Vgl. Gr. WB. IX 2279 ; Martin-Lienh. II 528 ; Fischer
V 1241, auch sch,ramp(e)hn (Sp. 1878). Die öfter belegte
Schreibung mit -6t- ist hier sicher - pp zu fassen, wie denn
mehrfach (so bei St.', Matthys und JMUsteri) beide Schreibungen
nebeneinander vorkommen; vgl. noch die Anm.Sp. 1717. 3 setzt
eine allgemeinere Bed. , hastig und oberflächlich arbeiten'
voraus; vgl. 8chwnb(e)len Sa. 5 stammt aus der Gaunerspr.
Über über-: von einer bewegten Flüssigkeit, sich
schwallweise über den Rand des Gefässes ergiessen Ndw
(Matthys). ,Man stellet ein Glas ganz voll Wasser
darauff [auf die Stelle, wo man einen feindlichen Minen-
gang vermutet]; wo nun das Wasser Überschwappelt,
so ist es ein gewüss Zeichen.' Kriegsb. 1644. — Auch
bei Martin-Lienh. II 529.
nme'^-schwabbh": = umen-schwablen (Sp. 1717),
uraherschlendern B (Dan.). — Auch schwäb. (Fischer III
1518; V 1241).
2049
Scliwapp— scliwnpp. Schwär— schwur
2050
ÜS-: gussweise aus-, verschütten AAWohl.; Nnw
(Matthys).
ver-: 'l. = ver-schwablen. „etw. Flussiges verschütten
Gl; Gr; L"; Ndw (Matthys); ZO. (FStaub). — 2. „auf-
hören zu schwappein Gl; Gr; L". — Vgl. Gr. WB. XII
lI87;Martin-Lienli. II 529; Fischer II 1325 (verpfuscheu).
Schwappler in.: schwankender, unschlüssiger
Mensch L. — Vgl. Gr. WB. IX 2279 ; Martin-Lienh. II Ö29 ;
Fischer V 12-11.
Schwapplete" f.: das Schwanken von Flüssig-
keiten in Gefässen Ndw (Matthys); UwE.
Schwappli m.: 1. fetter, schwerfälliger Mensch
GlS. — 2. a) = Schtvablil (Sp. 1717/8) SchwNuoI. (,ein
in seinen Grundsätzen schwankender, sich alle Augen-
blicke widersprechender Mensch"). — b) einfältiger
Schv/ätzerBs(Se\\er);Syt^.Schwappelmmjer,Schtvappel-
hauer (Spreng). Du bist e" rechte'' Schu'. ! — In Bod. 2 1>
auchbciMartia-Lieiih.11529. PN. ,Swap(p)lina (hus).' 1370/2,
Z Steuerb. ,Swappliii(eu hus).' 1373/6, ebd. ,UeIi Weber,
genant Sweppeli.' 14Sl,ZStdt.,Schwäppeli(u), S(ch)weppeli(u).'
1484/1529, ZMeil.
schwapplig (auch g'-schiv. .\ a ; Ndw), in TuSteckb. ;
ZO. (g'-Jschwappelig: l.a) schwankend, von Flüssig-
keit in einem Gefäss Ndw, „voll zum Uberfliessen"
BsStdt (schw.-voll): „Gl; Gr; L". — b) „quabbelig
Gl; Gr; L". — 2. a) auf und ab schwankend, von
einem schwimmenden Gegenstand. E" wiss schivabbliff
Männli, von einem kartesischen Taucher Bs National-
ztg 1922. — b) „taumelnd zum Hinfallen", wankend,
schwindlig Aa; Hs; .Gl; Gr; L"; GWl., W.; TuSteckb.;
Ndw (Matthys); ZO. „Es ist mir so schwabbe-
lig", ganz (g')schw. im Chopf. 's isch-ere" [einer Ge-
nesenden] no''' recht g'schw. g'sV. Sohwzd. (Aa). Mir
wird's Cfange" dutterig und schwabblig, vor Hunger
Bsl-ie. Sehw. gö" GWl. — Vgl. Gr. WB. IX 2279; Martin-
Lienh. II 529 (in Bed. la); Fischer V 1241.
(us''i°-)schwäppe°: schwemmen, (aus)spülen GA.
— Vgl. .schwappen', ,scbwoppen' bei Gr.WB. 1X2280 (unter
,schwappeu'). 2540.
Schwappe" f.? m.?: grosses Stück von Etw. Spreng;
s. Schwappen- Hauwer (Bd II 1814). — Vgl. .schwapp',
.Schwappe' bei Gr. WB. IX 2278, auch Schwampen (Sp. 1879),
zum Semantischen Sehwaiilen mit Anm.,(Sp. 2013).
schwapp AaF.; ZKn., schwupps BsStdt; Z;
1. Interj,, wie nhd. schwupp(s). aaOO., doch kaum echt
ma. Schwupp! flügter [der Maikäfer] zum Hannes-
trübelistock üs. W Müller 1918. Uf ei'mäl stolperi'''
in es Loch i"e" und schumpps! han-i''' en Schueh voll
[ Wasser]. Scuwz. Frauen h.l899(Z). — 2. in der Wendung
es ist-mer schwupp, gleichgültig ZKn. — Vgl. Gr.WB. IX
2764. 2 ist (viell. nur gelegentliche) Entstellung des syn.
»cAiiu;,/, (Sp. 1251).
schwäps „schwebs 11: blitzschnell, im Nu", auf ein-
mal AaZ. (Anon. 1815); „ScHw; Zg". — Vgl. ,schwapp(s)'
Gr.WB. IX 2278. „hwnpp» und das Folg.
Schwips m.: 1. im Schw., plötzlich ZKn. — 2. oft
Dim.. leichter Rausch Aa; Ap; Bs; Gl; G; S; Th; Z.
Er hat e(n) Schw., e(s) Schwipsli. — Vgl. Gr.WB. IX
2712; Fischer V 1293.
Schwar, schwer, schwir, schwor, schwur.
schwär (s.Anm.), schwär bzw.-e=-, -e'-(BsL.;GRD.,
Ig.; uW), -e'i- (PAL; GFs. Sa.), -ie- (PIss., Mac), in
BAarw., Be., Br.; Obw schwär, in FJ. schwo'r, Komp.
(neben -ä- im Pos.) schwe'rer Ap tw.; BE., S.; Gl;
GrS.;GT.; Nuw (Matthys); UR., -e't- GAltst., Eichb.;
UHosp., Realp, -eH- Ap tw., in LE., G.; Ubw; USch.
schwe'rer, in BBr. schwärrer (PSchild II 370), in BHa.
schwärder: wesentl. wie nhd. schwer; Gegs. licht (üi III
1047), ring (Bd VI 1056). 1. a) schwer dem Gewichte
nach, an sich oder infolge Belastung, allg. ; bei Be-
ziehung auf einen Träger in Bed. 2a übergehend. EfnJ
schw-e'' Stei", Sack, Wage' (schwer beladen); e(s) schw-s
Fueder. Eine Last am schw-ere" Ort a'griffe" BE., Ha.
,Ein schw. mächtig gross holz.' NMan. ,Der seckel
. . . sige vol, Hecht oder schw.' Riief 1538. ,Ein schw-er
ars', uneig. (vgl. cß): ,[Junker HvGoldenberg zu Mörs-
burg droht, wenn er seinen Prozess mit Oberwinter-
thur verliere, so] weite er üch minen herren von
Zürich und denen von 0. einen (sine lechenherren,
nämlich den grafen von Fürstenberg, euch den bischof
und gestift zuo Costanz meinende) anhenken, die ein
schwereren ars betten dann er.' 1549, Z. S. noch Bd III
1464 (lästig, über-läsiig); VIII 365 (Jagd- Schi ff). E(n)
schw-e'' Lupf; s. Bd 111 1354. Wuchtig. .Er hat ein
herten oder schwären fal genommen, concidit ad terram
graviter.' Fris.; Mal. ,Ein schwären starken streich
tuon,aggravare ictus.'ebd. Mit Gewichtsangabe im Akk.
,Einpfund(gewichtigoder)schwär.' Fris.;Mal. ,Derstatt
Zürich frankengwicht ist ein halb körn schwerer dann
das französische frankengwicht.' 1589, FHaas 1897/9.
, Hagelsteine ... zun 2, 3 und mer Pfund schwer.' 1613.
Z. Vereinzelt noch im Gen.: .Pulver ... eines Quint-
leins schwer.' EKönig 1706. Kontaminiert; ,Das gmein
Alniossenbrot[soll] nünlötig schwergemacht [werden].'
1627, ZRüti. Uneig. e" Chue schw., techn. Ausdr.
der Alpwirtschaft, so viel Weidevieh, als nach dem
Futterbedarf bei der Alpbesetzung einer Kuh gleich-
gerechnet wird Ndw; UwE.; vgl. Chueschiiär, [Chue-)
Schwdri, be-schwäreti 3b, sowie laden ib (Bd III 1059).
E" 10 Chie schw-s Senntili Ndw. S. noch Bd VU 1594o.
Schw. in bestimmtem Gegs. zu licht. ,Schw-es und
leichtes Gewicht.' ,Die Gewichte [in Ap] bestehen je
nach den abzuwiegenden Gegenständen in schw. und
leicht Gewichte.' FHelumann 1811. ,Man hat [in Bs]
das schwere oder Handelsgewicht und das messingene
oder Krämergewicht, womit man in Spezereyläden aus-
zuwiegen pflegt.' ebd. ,In Z gibt es zweyerley Ge-
wichte, nemlich das schwere oder Krämergewicht, nach
welchem das Pfund 36 Lote hat und das leichte oder
sog. Antorfer Gewicht [Bd I 352], wovon das Pfund
nur 32 Lote hat' ebd.; vgl. auch EStauber 1894, 100.
•.Es sind [in Gr] 100 Pfund schwer Gewicht = II2V2
leicht Gewicht.' ebd. ,An Silbergeschirr, klein und
gross Bächern 58 Stuck, die wegen nach dem schweren
oder Fleischgewicht 32 Pfund, jedes 36 Lot, tuet 1152
Lot.' 1655, Z. ,Das schwere Brotgewichf; s. Bd V 927 M.
,1 Pfund ■Schwer-Gewicht für Lebensmittel = 40 Lot
(574 Gramm), 1 Pfund Leicht-Gewicht für Spezereien
= 32 Lot (459 Gramm).' WWildberger 1917. S. noch
Bd IV 1546 (Mess-Burdi); VI 1057 u. ,Schw-es pfund.'
.Maister Hipolotus, der bruclischnider ... hatt im 21Vs
schwäri pfund von der brüst ... geschnitten.' 1565,
Ap. ,Diewyl die von Eglisow das schwere pfund im
Schweiz. IdlotlkoD IX
2051
Schwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2052
verkonfen des fleisches band.' 1576, Z RJl. ,Der [ab-
geschossene] Vogel hatte in 15 schwäre Pfund.' 1700,
ScBwE. ,Das Konstanzer Gewicht unterschied das
schwere Pfund zu 40 und das leichte, gewöhnlich bei
Kolonialwaren angewandte zu 32 Lot.' XVIII., Tb
(HHasenfratz 1908). ,Schw-er Zentner': ,Ein leichter
Centner [hält] lOO leichte Pfunde, ein schwerer Centner
112'/« Pfund.' Gr Landw. Ges. 1780. Von Grossvieh
im Gegs. zu Klein-, Schnialvieh. ,Ein ross, kuo oder
ander derglichen schwer vech.' 1520, AaB. StE. ,Die
Twielerischen Rüter [haben] Alles hinweggetriben, so
uff die 120 Stuk schwer Vieh war und etlich Hundert
Stück Kleinvieh.' 1638, Z. S. noch Sp. 921 (schmal).
Von Getreidearten. ,[Die Müller dürfen nehmen] von
iecliehem niüt swers korns 2 ß.' B Müllerordn, 1436.
,Das Etlich [die an Bedürftige bis zur Ernte Getreide
ausliehen] nur Mischelkorn, Roggen, Gersten oder
Haber ussgeben und aber anstatt desselben Weizen
und derglychen schweren Getreidts . . . empfangen
habend.' B Wucherniand. 1613. ,Der armen Lütten
halben ist zusamen gelegt schweres Gewechs für ein
ganzes Jahr; zücht einem Buren zu geben 10 Mass,
ein dritten Teil Kämen, Vs Roggen, '/a gerölleten
Haber.' 1691, BBannw. Chr. ,Üie Kornlader beziehen
von jedem Malter schwere Frucht 1 Kr., von Hafer
und Fasen per Malter 3 Pfg.' 1840, G Rorsch. (Ge-
bühren im Kornhaus). .Schweres Korn', das beim
Reinigen mit der Windmühle vor dem , leichten' (s.
mteren-Chorn Bd III 473) zu Boden fällt Z; vgl. Ibß.
,Das oberste Sieb beim Rönnle" leitet eine Sönderung
von liechtem und schxv-em Chorn ein.' Bärnd. 1925.
,Laut Inventar von 1776 barg der under Spicher 2 Mütt
Haber, 8 Chorn (und zwur schtcärs) neben 7 Eiterchorn
und 3 Mischelchorn.' ebd. — Mit Nebensinn, a) von
Geräten, Kleidungsstücken uä., derb, grob, massig.
ECnJ schu-e' Wage"; e' schic-i Ax. D's schwäre Waffe"
[Werkzeug] war z'W'handlichs GrS. Schw-i Schueh.
Schw-s G'schütz; s. Bd VIII 1743u.; auch uneig. wie
nhd. ,Graves remi, stark und schw.' Fr[s. , Schwärer
hämisch oder zeug, schwäre rüstung des kriegsvolks,
gravis armatura.' Fris.; Mal. .Es band min Herren
verhütten, dass Niemantz keinerley schwer Fallen ...
richten, damit Niemandts weder Lädt noch Schmalfech
Schaden beschech.' 1608, Schw. S. noch Bd VI 1057 u.
Von Bauwerken: .Hohe und schwere gebeüw.' LLav.
1582. Von der Erde: Gott bauwt auf den luggen grnnd
[das Meer] das schwer erterich.' ebd. — ß) von Lebe-
wesen, „fett", beleibt, starkgebaut „L; Zg"; wohl allg.
E(n) schw-C Ma"". E' Blieb ist starch, fest, schw ,
hert Gr"^. E" recht tickt sehwäri [Fmu]. ehd. Basisch
e" Schwäre^! B (Zyro); GrS. und sonst. ,Do hab er
[bei der Aufforderung, sich dem Gerichte zu stellen]
gedacht, wie das er ein swerer man sig; solt man in
dann an ein seil werffen und zurzerren, so wurd er
ein arm man.' Waldm. S. noch lästig (Bd VI 1056u.).
Von (Haus-)Tieren, auch i. S. v. gemästet. ECnJ schw-C
Stier, e" schtc-i Chue, Sü"'. E" schöne'' schwäre'' Han
GrAv. ,Zu verkaufen eine junge schwere Kuh mit
11 Liter Milch im Tag, etwas träclitig.' B Volksztg
1910. ,Da ist unser lüttrung der schwären ochsen und
ander rinderliaftigs vichs halb.' 1532, Ab^ch.; dazu:
,Dass den metzgren und köuferen am schwären und
rindfleisch glicher kouf geben werde.' Ansh. ,Gravissi-
mam suera facitglans querna, vast schwär vor feisste.'
Fris. ,Von einem schweren Par Rinder, so hie kouft
wirtt.' 1603. AABrerag. StR. (Zollordn.). S. noch licht
(Bd III 1047); lästig (ebd. 1464). — b) mit stärker
hervortretender Nebenvorstellung a) der Quanti-
tät, Masse, Menge. E" schwä's Molche", grosse Menge
Milch bzw. Mikherzeugnisse ApI. ,Ein grosser,
sihwärer Schnee alles im Tal bedeckt.' 1732, IHess
1914. S. noch Sp. 1373M. En schw-e- (Gegs. Hechte'')
Browne", der viel Wasser liefert Ap; mTH(s. BdV655M.).
Ebenso e" schtväri Quell niTn. En schwäre (Gegs.
/(ecÄ(e'')B(i)'e»iei«', mit grossem Kaliber der Quecksilber-
säule, ebd. ,Ehe und der Rhyn schwerer und grösser
werde.' 1561. ZRhein. E" schw-i [GeU-]Summ{e"J. Mit
adv. aufgefasstem. (beim Neutrum normal) unflektiertem
Adj. Schw. Geltha" {Syn. sclm. Söme'ha" Bd Vll 929 u),
verdiene", miies'e" ane'legge", verliere" Ap; Bs; B; L;
Sih; S; Th; Z. Da' [ein Haus, ein Prozess] hät-en
schw. Gelt g'chost't Tu und weiterhin. S. noch Bd VIII
6u5M. ,Schw(-e) zins'; auch zu 2 a. ,[Die Leute
von Münchenstein beklagen sich] wie sy schwär boden-
zins von iren guttern geben.' 1525, Bs Ref. ,[Die
Bauern erklären, dass] sy vil wysen und ächer ... umb
ein tnr und gross gelt erkouft und davon schwär zins
geben raüessten.' 1552, Z Rq. 1915. ,Den Burgeren
[sei] in ihren Güeteren Nüt siclier, obschon man schwere
Bodenzins geben muoss.' 1661, AaMcII. StR. S. noch
BdVII1365o. ,Mässopfer schwer, des Bildstocks Ehr
... muss dir [einem zum kath. Glauben Übergetretenen]
dein Trit jetzund zum Himmel zeigen.' 1667. Lied.
Auch: Mer mond schic. Ufgöbe" mache", Klage
eines Scliülers ArLb. Von Lebewesen; vgl. Last 4
(Bd III 1463). Z'Summer het-si [eine Frau] e" schic-e"
Tschuppe" Veh z'B'erg g'haben BSi. ,Mögent nit wissen,
wie vil [von den in den Bodensee Gejagten] ertrunken;
ist, als wir vernemen, ein schwäre summ und anzal.'
1499, Brief aus dem Feld. Die Mehrzahl der XII Orte
[findet es] nicht mehr nötig, eine starke. , schwere'
Besatzung über das Gebirg zu senden. 1523, Absch.
.Pass die fünf ort mit einem schweren zug uf Bar zno
züchend.'1531.B Ref. .Haben wir verstanden, dass ir be-
ratschlagint, Bremgarten und Mellingen mit zuosetzern
ze versächen und mit dem schwären zug [Hauptmacht?]
abzezüchen.' 1531, ebd. E" schw-i Hushalti"g Ap; vgl.
2a. ,Ich hab sunst ein schwere hushab zu erhalten
by der türy.' 1550, Brief (JBlasius). .[Beim Holz-
austeilen soll man gleichmässig verfahren], damit under
glyclien Husshaltungen Glycheit gehrucht und nit
etwan einer grossen, schweren Husslialtung, so die Pur-
sainme raehrerteils bat, ein kleinen Houw ussgezeichnet
werde.' 1604, Z Rq. 1910. — ß) der Qualität, des Ge-
halts, vollwichtig, -haltig, -wertig. Von Metallen,
Legierungen. Schu-s Silber; vgl. Bd VIII 839 M. (schwäri
Chette"). ,N. habe den [einen ihm zum Kauf angebotenen
Dolch] uszogen und gret, er sig schwer. Im selben
er [Zeuge] grett. es sig mängen kupferhaffen ouch
schwer.' 1570. Z RB. Von Münzen; vgl. toH-sc/üc. ,Von
der ersamen frowen N. ... an barem gold ingenonien ...
zwen und zwainzig guldiu guoter und swerer vom Rin.'
1409, AaB. Urk. ,Es sol ouch niemand die schwären
münzen usläsen oder uswägen.' 1573, L. Mit Bez. auf
den Jlünzfuss. ,Daz er [der Vogt zu Andelfingen dies-
mal] die buossen inziehe nach unser werscbaft und
nit der sweren münz, die wil doch die straf hie vor
uns uff sy gelegt ist; doch daz er sust ander buossen
inzüch mit der sweren werscbaft, wie der bruch ist'
1495, Z RM. ,Der münz halb pitten si [die Winter-
2058
Schwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2054
thurer], daz wir sy fürsehen wellen, denn sy merk-
lich damit beswert sigen, dann si stossen mit der münz
andieswerere[Konstanzer]werschaft.'1503,Z. ,Wüssen
wir wol, daz si [zu Eglisau] in der swereren münz
sitzen.' ebd. ,N. wird bewilliget, seine dem Amt Frau-
münster zinsende Gült auf seinem Haus mit sehwärem
Gelt ablösen zu mögen.' 1724, Z Prauninnster Urk.
Von andern Stoffen. Schw-i Side"; schiv-s Tuech. , Ge-
sundes Vieh und gute Weid, gibt schwäre Käs und
machet Freud', Inschrift über einer Gadeutür. Bärnd.
1914. Vom Kulturboden: , Nasskalte Sommer würden
ihre [der Zuckerrübe] Anpflanzung auf dem gewöhn-
lichen guete" Land oder schwere' Boden verunmög-
lichen.'ebd. Von Peldfrüchten. Schw-s Gras, üyp\ges;
Syn. lästig 3 (Bd 111 1464). D's Schw-a [Fettgras] tüen-
mer nid gere" z'Bode", bei unsicherem Wetter GrS.
Schu'. Chorn, schw-e'' Wetze" (Wässe"), Rogge", mit
vollen schweren Ähren (Körnern), im Gegs. zum Hechte"
Th und weiterhin; vgl. dazu oben Sp. 2051 M., sowie
,guotes und schwaches körn' (Sp. 1735o.). ,Zur Er-
zielung von schwärerer Frucht verwendet man im
Oberaargau eine wohlberechnete Mischung von Winter-
dinkel und Winterroggen.' Bahnp. 1925. Hieher auch:
,In Rücksicht der bedrängten Zeitumständen sollen
keine sog. schweren Stücke geliefert, sondern die
Zehnden allein in derjenigen Frucht bezogen werden.
die auf dem zehndbaren Land wirklich gewachsen ist.'
1799, Z Verordn. E" schw-i Arn(d), eine (nach Quali-
tät und Quantität) volle Getreideernte S; Th. ,Es gab
schwer garben und vil frucht, das mänglich wol ver-
nüegt Gott lobt.' 1567, HBull. D. , Schw-e Heuer';
s. ifemti5(BdII1816). Von ungebeuteltem Mehl: , Dem
Obmann am allmuosen [soll] bevolhen werden, das er
das mal zuo söUichem brot gar nitt büttle, sonders
schwer gnuog machen lasse.' 1572, Z RM. Von
alkoholhaltigen Getränken, stark. Schw-e' Wi", Schnaps.
Die Hefe von schwerem schwarzem Wein wird ge-
trocknet, zu Pillen gedreht und als Brechmittel ge-
nossen, um bei der Rekrutierung dem Arzt Lungen-
blutung vorzutäuschen. AfV. Von kalkhaltigem Wasser
(Syn. hert): ,Mit Gras und wollenem Lappen kann man
eine Kupfergelte in- und auswendig schön behalten,
wenn das Wasser nicht gar zu schw. ist' Z. — y) des
Aggregatzustandes. Von schmelzendem Schnee. Es
ist e" lewe'' Luft g'gange", der Sehne ist sehwäre'' und
schläswe' g'si". JJörger 1920; Syn. schlass (Sp. 664).
Der Wetterluft het-ne" [den Schnee] schic. w'' chrank
g'macht. EBalmer 1923. Von feuchtem, nur halb-
gedörrtem Heu ApA.; GrS ßchwäri WarJ; UwE.; W
(s. JJaabBdVl 31). Schw-s Wasser, mit feinem Schlamm
(Litta) durchsetztes, daher trübes und , dickes' Wasser,
wie es die Gletscherbäche zur Zeit der Schneeschmelze
im Spätfrühling führen und das, je nach der Gesteins-
art, für die Bewässerung von grosser Bedeutung ist
W (Dekan JSchaller). ,Im Frühjahr ist das Wasser
viel schwerer dh. gehaltreicher als im Soumier und
Herbst und nützt deshalb im Frühjahr mehr als später.'
JGStebler 1921. Schiv-s Bluet; s. Bü\ 2\QU. ,Wan
der krank schlielfe, so wurd das gift in dem menschen
erhitzget und ... darzu wurd das blut allethalben
schwer.' aPestbCchlein. Von Wein 1) dunkelrot (fast
schwarz) und .dick' ApLb. (.nicht von starkem Alkohol-
gehalt'), — 2) = lind 3c (Bd III 1317) Bs (Linder);
Syn. glunggen (ebd.), U"'trüelets Most lauft ölig üs,
schw., nid lebig und wird bald brün iio" Färb. BIrnd,
1922. Schon im Tierl. 1563; s. a&-6räM)ew5 (Bd V 1081).
— 8) schwer beweglich; vgl. c6. E" schw-i Hand,
Zunge". Mit seiner schw-e' Hand entschuldigt sich
etwa ein Bauer, dem das Schreiben Mühe macht. Zwei
Knaben werden , wegen schweren Zungen' nicht zur
Schule geschickt. 1791, GRChur (FJecklin 1915), —
C) uneig, a) vermöglich, reich B; G; Uw; Z und wohl
weiterhin. Enschwe're" Ma""Z. Schwäri Püre".BARtiD.
1904. Er wissi wol, tcie schwäre''-n-a's de'' Bläsi sig.
RKijcHLER-Ming 1923. Oben am Bantiger het-es gar
verdünnt schönt Meitscheni g'ha" u'"* de"" no''' ver-
flüemeret schwäri. HZulliger 1924. Da" ist en Schw-e''!
G. E" Hüröt a"gatti"ge" mit-ere" Schwäre". Bärnd. 1922.
— ß) wichtig, bedeutend, angesehen. ,Man sol Hans
Löuwen fragen, was man doch für einen anschlag des
Zwingiis halb gemacht, da ettliche gerett, er [oder auf
,anschlag' zu beziehen?] wäre inen zeschwär.' 1526,
Z RB.; vgl. zur Sache EEgli, Act. Nr 813. 1122. ,I)ass
er [Struss] sich ... so schwär macht, wie hert es
zuogangen sye, das er sich sclirybens undernommen
habe.' Zwingli; tanta verborum aflfectatione ostendit
(Gualther). ,Wir schlahend [zur Disputation] so schwär,
herrlich stett für: Basel, Zürich, Bern.' ebd. Von Ge-
schäften, Angelegenheiten, wichtig, schwerwiegend;
doch können die folg. Belege meist ebensogut zu
Bed. 2b (s.d.) gehören. ,Want nu ... die sachen gross
schwär, üch und uns hoch angelegen sint.' 1447, B.
,Ist nit not alle ding für rat ze bringen; weren aber
so sw., tretfenlich Sachen, die der spittalmeister und
die phleger beduchte notturftig sin mit hilfif schult-
heissen und gemeinen rats ze handeln, so mochten
denn die phlegere die sachen anbringen.' 1469, AARh.
StR, ,Das dheiner irs kleinen rats wyter im täg-
lichen rat zu sitzen verbunden, es syend dann schwäre
Sachen, statt und land berüerend,' 1529, BRM. ,Das
er [der Vogt] nit zu licht im ussgebeu sig und in sweren
Sachen mit der vogtparn personen fründen, euch unserra
rat handle.' 1530, AARh. StR. .Tagleistungen inn
wichtigen und schwären sachen, so das vatterland und
unsren waaren alten christlichen catholischen glauben
belangent.' 1589, Uw. ,[Dass die Vierzig] wann grosse
schwere sachen für sy [den Rat] kommen, inen inn
den salben behulffen und beratten sin sollen.' 1595,
AaZoL StR. ,In Sachen allein kleinfüege Ding und
Geltschulden belange[n]t, soll kein Burger einen By-
stender haben ... Aber umb ander und schwärer Sachen
... mag Einer wol einen oder zwen erbar Mannen zuo
im nemen.' 1604, ebd. ,Schw-er handel.' ,So wir nüts
begiriger sind denn christlicher und apostolischer under-
red von den schweren händlen, die iez vor ougen sind.'
1526, Zwingli, ,Wellent söliche unser einvaltig raeinung
von uns unverdrossenlich im besten empfachen, dann
unser klein verstentniss mit dem schwären handel
[zw. den VII Orten und Z] überladen.' 1526. B Ref.
(Thun an den Rat). .Die vorerzelten, denen unser
fürtrag nit gefallen, habend vermeint, den schwären
handel [wegen der welschen Prädikanten in Cläven]
hinder sich für die gemeinden ze bringen.' 1561, Brief
(JFabricius). ,Von wägen dass merteils die aller-
wichtigosten und schweristen handel und sachen uff
der jarrechnung angezogen werden [muss der Land-
animann dabei sein].' 1570, Schw. S. noch Bd V859o.
.Schwere geschichten'; s, Bd VIII 151 u. — -x) stark,
kräftig. Körperlich; s. er-rij'';f«n (Bd VI 700). Geistig:
,Ich wol weiss, das die lieben evangelisten, so zuo
2055
Schwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2056
Costenz sind, schwärer im evangelio und verstandner
sind, weder das yeman iro [für sie] vörchten solle.'
ZwisGLi; solidiores (Gualther). — ■ 8) scliwerfällig im
ireistigeii S., dumm, einfältig, blöde ß, so Be., G., Si.
(Zyro); i^yn. schwär.fer(t)ig 2 (BdI921n.), -müetig 4
(Bd IV 588). E- schwäre"- Bueb BBe. Das Chind isch
e'chli", e'BitzU schw. B. ,Ein Lehrgötteier, der für Dies
und Das s'schicäre'' erscheint.' Barnd. 1911. — d) aus-
gehend von der Vorstellung des Belastetseins, a) be-
trunken. ,Hat er das [der Hochzeitslader seinen Trunk
Wein] in ungefähr sechzig Häusern getan, so ist er
ein wenig schw.' Hocbzeitsb. 1871. — ß) „schwanger
L; Zrt"; ScH. \g\. ge-laden han (Bd HI 1059 unter
laden 2ba.); BurdiSa (Bd IV 1545). — f) .Gravis niorbo,
schwär, niüed und mitkrankheit beladen; gravis »täte,
schw. von alter, mit alter beschwärt.' Fris. — 2. schwer
der Wirkung nach, a) (be)lastend, (be)drückend.
beschwerlich, bedrohlich, schädlich, schlimm; mit b
vielfach zsfliessend. o) eig., von Lasten uä.; oft bildl.
i;»seft«;-iBui(ft;s. BdlV1541.1544(mehrfach). .Dweil
der rat jetzo in schwärem last hangt.' 1497, PBvtler
1914. ,Du lädst im [dem Armen] uif ein schwären
last', zum Reichen. VBoltz 1551. ,Schwärerlast, pondus
grave.' Fris.; Mal. ,Din Gnad, die mier den schwären
Last mins Knmers und mins grossen Schmerzen ab-
genomen hat.' Com. Beati. ,Es ward Abraham ein
grosser schwerer Last aufgeleget ... da ihm befohlen
wäre, seinen Isaac zu opfern.' JMever 1700. S. auch
einig (Bd 1 279). ,Ein schweres Joch die Pfaffen tragen.'
Com. Beati. JE" schw-i Becki; s. auch Bd VII 1530M.
(bildl.). RA. : Es giH hei" schwe^rers Holz ah de'' Bettel-
stab Z. Von Speisen, die den JUagen belasten, allg ;
vgl. b. Von Körperteilen. So b'häng der Herbst isch
cho", das'-es [eine Frau] het müesse" dinne" bllbe" . . .
so het's schtiäri Bei" ubercho". Loosli 1910. ,^tas
ingravescens, wann die Bein schwer werden.' Denzl.
1666. ,Schwere und lasse Glider'; s. Bd VI lOtiO/1.
Sprw.: Di gräicen Här sind nit schwdrer als ändert
GrPt. ,Graves oculi, schw. und schläft'erig von vil
trinken.' Fris.; vgl.: Mini Auge'deckeli sind wie schw-i
Beckeli. KL. (ZStdt, W.). E(n) schw-f Chopf. ,Der
köpf ist im schwär vom wein, multo pertusus terapora
Baccho.' Mal. ,Das schw. haupt von krankheit henken,
caput gravatum demittere.' Fris.; Mal. ,Der schwere
äugen, einen schweren köpf hat, gravatus sonino
vinoque.' Denzl. 1716. Zu der einmal für B belegten RA.
Öppis uf di schuäri Ächsle" ne" = u f di hoch Ä. ne" (Bill
972 u.) s. die Anni. - P) nur uneig. Von der Um-
gebung, nach ihrem Eindruck aufs Gemüt. So von
lichtarmen, niedrigen (Wohn-)Räumen, düster, un-
freundlich, melancholisch BSi.; Gr, so Chur, He., Ig ,
Kl., Val., Valz.; U; W, „düster, altmodisch, von Woh-
nungen usw. (It St.» auch von Gerätschaften, zu laa?).
im Gegs. zu ring [s. Bd VI 1060u.] Gl; Gk; L; GT.";
Syn. schjvdr.ferCtJig (Bd I 92u/l), härb (GW.). E"
schtcarzi, halbßstri, schwäri Stuba. W Sagen. Di Stuba
ist seclig schuerri, ntir hein di Pfaister wol a"fan e"
Mal vergressrud. aber schwerri ist-si darum glich.
LöTscHEN 1917. E" schw-i B'hüsi-g Gr. I" dem Hüs
isch-es schw. GsVal. Es ist eso schtc. i" der Cliil'''en
inne" U. Auch von einer sonnenarnien Gegend Gr;
Syn. schw&r-müetig 1 (Bd IV 588). Das ist eso e' schwere'
Ort, tiefgelegen, dunkel GrKI. In X. ist es so seine, (im
Gegs.zu einem sonnigen Nach barort)GRVal.InTr. (einem
dicht am Fuss einer Bergwand gelegenen Ort) wäre
es ihr z'schw., meinte eine Frau in GRHald. ,Malines
[GfiSch.] ligt an einem tiefen schweren Ort, hat noch
bey Mansgedenken eine erschreckliche Wasserflut ge-
litten.' Sererh. 1742. Trübe, neblig, regnerisch, un-
freundlich, vom Wetter Gr, so .\x., Chur, Pr., S.,
Tschiertschen. Val. Es sckw-s Wetter ist es zB., wenn
der Himmel grau überzogen ist, den ganzen Tag keine
Sonne scheint GrS., Tschiertschen, Val.. bei Regen-
wetter (zur Heuzeit) GrAv. E" leide'', schwäre' Stintig,
ein Regensonntag. ebd. Hütiste(n)schic-e'' TagGHChuv,
Kl. ,Schw. wätter, dunkel oder schwärmüettig wätter,
giavitas coeli.' Fris.; Mal.; dafür bei Fris. an anderer
Stelle (unter coelum): ,ein dicker, schwärer oder böser
hift.' Stockfinster, von der Nacht; vgl. Y. L's schwarzem
Berg und schwdrer Nacht da zindted es läters Liecht
i' d'Weld, bei der Geburt des Heilands BHa. (Gedicht).
Von den äussern Lebensverhältnissen. ,Der ellinde
sint zwei, ein lihtiz unde ein swarez ... ein ellinde
ist disu weilt, da wir inne sin ... daz sware ellinde
daz ist du helle.' E. XII., Wack. 1876. Schw-i Zit(e").
,Ein schwäre und überlägne zeit, tempus grave.' Fris.;
Mal. ,Die schwärste zeit im jar. tempus anni gravissi-
mum.' Mal. .[N. will auswandern, weil] die Zeit je
lenger je schwerer wird.' 1652, Z. ,In Wirtswynschenk-
hüseren und Stuben [soll] für jetzige schwäre Zeit
kein türer Wyn als der beste ein Mass für 15 Schilling
... verkauft werden.' 1674, FHaas 1909. ,Schw-eIöuff.'
.Wissend, das fast schwer löiF in disem land sind, krieg
und Unsicherheit.' 1495, PBCtler 1914. ,In gravissirais
temporibus civitatis, in allen schwäristen und gefar-
lichsten löuffen der statt.' Fris. S. noch sorg-fältig
(Bd I 821). E(s) schw-s Jär. Nassi Jär, schuäri Jär,
Bauernregel GrV. (B.). .Starkes Morgenrot an Neujahr
lässtau fein f ür Wöchnerinnen schweres Jahr seh liessen.'
WManz 1916 (GSa.). ,Vil böser und schwerer jaren.'
Vad. E(n) schw-c Winter. S. auch Bd VII 1399M.,
ferner Bd III 1209 M. EfnJ schw-C Tag, e" schw-i
Nacht. ,[Nabal, vom Bett aufgestanden] ghuob sich
und zeigt damit an, wie das er ein schwäry nacht ghan.'
Grübel 1560. , Schwärer und überlägner oder unglück-
haftiger tag, lux acerba.' Fris.; Mal. E(sj schw-s
Lebe". Er (SiJ hat e(sj schw-s L. um die Frau (def
Ma""J ume". Von den öffentlichen Zuständen: ,[Das]
Vatterlandt, welchs kommen ist in schwären Standt
durch Gwalt und List bösser Tyrannen.' 1622, Zinsli
1911. Von Amtern udgl. E(n) schwdrer Poste", e"
schwäri Pfruend. .Ein gross und schwär ainpt oder
dienst, ministerium acre.' Fris.; Mal. S. noch Ringe-
ring (Bd VI 1071). .Schwere Dienstbarkeit, dura servi-
tus.' Denzl. 1716. Von ökonomischen Verpflichtungen.
, Durch daz si ... ir swären gultan ... abgeriehten
möchten [verkaufen NN. einen Teil ihres Besitzes].'
1363, EDiE.VER 1S98. ,[Frau N. solle ihr Hauptgut vom
Kloster Kappel zurücknehmen] diewyl ... das sölichs
ein ungewonlicher swärer ... kouff, ouch dem gotshus
nit möglich sye, sölich ewig messen zuo erstatten und
halten.' 1496, Z RM. ,Da sölliche lossung [60 statt
40 Gl. zur Ablösung der Zinspflioht auf einem Haus]
so schwer ist, das sy frylich nyeiner meer gelöst wirdt.'
1543, Z RB. ,Was er übrig hat ze Cur [von seinem
Erbgut], da hat er sich verstrickt mit einer schwären
bürgschaft.' 1550. Brief (JComander). ,Schw-er büw.'
.Essoll sich ein künftiger prälatfürterhin keins anderen
schweren oder grossen buws ohne rat. forwüssen und
bewilligung des convents underwinden.' 1598, ZRhein.
2057
Schwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2058
,Von wegen schwerer Büwen, so vil Jaren ufiF die
Küchen falendt, wurde man einem Schulmeister uss
dem selben [Kirchengut] nit fil kenen noch mögen zu
Hilf konien.' 1612, B Blätter (BHa.). S. noch Bd IV
1946M. ('2 Belege). Von Geboten, Verordnungen, Be-
stimmungen. ,Ist das nit ein schwär wort Mathei am
5. [Matth. 5, 22] ... so es nach dem buoclistaben er-
messen würt, ja uns blöden menschen unmüglich zuo
lialtenV- Zwinhli; gravia ... verba (Gualtber). ,Wie
die von Zürich von iro uns gesandten antwurt hinder
sich gcträtten und gangen, bettend wir wol glinipf,
fuog und maclit gehebt, von den artickeln, so ziralicb
und billich sind, ouch mögen abträtten und inen
3chwerer[e] zuomuoten.' 1531, B Ref. ,Wie wol ir . . .
ein swär mandatt usgan lassen, dem aber nit statt ge-
schäche.' 1581, Z RB. Von körperlichen und seelischen
Zuständen. E' schiv-i Färb, von fahler, bleiclier, blass-,
auch dunkelgelber Gesichtsfarbe, meist als Anzeichen
von Kränklichkeit oder Krankheit Gk; Gegs. licht (Gr
Chur). ,Schw-es alter.' ,Und aber er mitjungen kinden
und Bchwareni [!] alter beladen, das er sin usskommen
sunst nit gehaben mag.' 1542. Z RB. , Schwär und
unvermüglich alter, das ye lenger ye scliwärmüetiger
wirt, ingravescensffitas.' Fris.;Mäl. E(n) schw-e' Schlaf
(s. Sp. 91); Syn. hart (Bd II 1642); Gegs. licht, ring.
E(s) schw-s Herz. ,Nit mehr so schwär ist s Harze
mein.' Com. Beati. E" schtv-s G'viüet; s. Bd VI 1061 M.
S.noch Muet{Bä IV581o.) und vg\.schwdr-müetig{'Bd IV
588). Von moralisch Belastendem. ,Es sind vyl schwer
artikel ... über den bischof klagt worden synes über-
schwenglichen gyts halb.' 1560, Brief (JFabricius).
, Schw-e sach'; vgl. Icß. .[Wenn die Zürcher meineid
würden und sich mit Oesterreich verbündeten] das wer
inen [den Eidgenossen] ein schwäre sach.' Z Chr. XV.
,[Ein amtlicher Brief aus BHa. fälscht einen Beschluss
der dortigen Gemeinde] das nun ein schwere sach ist.'
1528, B Ref. , Schw-e wort, red', von Beschimpfungen,
Schmähungen. ,Du bist ein verhiter diep oder ein
bösewicht, und ander solicbe swere rede, die eim als
berlich an sin ere gat.' 1395, L. ,Von N. ist uns für-
komen, wie er ettlich wort geredt, die wir swärgeacht.'
1504, P an B. ,N. an Bern ... Als dann üwer gnad
von denen in Grindelwald jetz vernommen hat grosse
clag und schwär böss reden, so sy über mich land uss-
gon.' 1528, B Ref. ,Berüerend die schwäre red ... dass
er geredt, er wellte, dass der keiser käme und alles
sleipfte.' 1529, ebd. ,[Guler] habe auf zwei Gefangene
schwere Wort geredt.' 1607, Eobbi 1911. S. noch Bd V]
529M.; VII 155'2/3; VIII 723 fSf/teiiew;. Von Lebewesen,
gefährlich, schlimm. ,Ich weiss das, dass nach miner
hinfart schwär woltt" under üch ingon werdend, die dem
chütt der schaffen nit schonen werdend.' Zwingli; nach
Apostelgesch. 20, 29 (Xüxot gapetj; lupi rapaces. Vulg.).
So sei wohl zu erwägen, dass man dort [an Konstanz]
.schwere' Nachbarn erhalte, wie die Eidgenossenschaft
von dortausgeplagt, gestraft und bekriegtwerden könnte.
1547, Absch. In moralischem S. En schwirre Purst
(e* schwe'rs PürstliJ, übel beleumdet, schlimm ApLb.;
GSennw. (milder als g'ßHt). Entspr. e" schwe'rs Wiber-
wich ApLb.; ähnlich e" sclme-ri Famili. ebd. — y) bei
Ausdrücken, die an sich , Schweres' bezeichnen, der
steigernden Bed. heftig, stark, gross oä. sich nähernd.
Von Naturvorgängen, die Gefahr, Scliaden bringen.
Eß) schw-s Wetter. Mer händ hür vil sehw-i Wetter
gha". Zur Summerszit, wf" . . . d' Zwerge schweri Wetter
g'ßrchte" hV, brachten sie den Leuten nachts die
gefährdete Heuernte ein. Barnd. 1911. , Schwär und
grausam erschrockenlich wätter, tempestasatrox.' MiL.
,Alda der bös geist sy stein inn see werffen heissen, so
werde ein schwer wetter kommen.' 1589, Z RB. , Sicht
die Sach [soziale Miisstände] einem schweren Wätter
glich und ist zu besorgen, ja es ist schon vor der Tür,
won wir nüt unverzogenlich unsere Sachen selbs ver-
besserend.' 1645, Z. S. noch Bd V 294o.; VI 664u. ,Im
1443jarerfrurenddiereben imRintal... und nachgender
jaren [war] mer dan ein schwere gefrüri.' Vad., in der
kürzern Chron. ,ain grosse fror'. .Überlägner, schwärer
(bei Fris. ,schädlicher') wind, gravis ventus.' Mal.
Von öffentlichen Übelständen. .[Von dem Missbrauch
des Waflentragens im Tu ist] not und todschlag ent-
sprungen; sölichem schwärem übel zuo fürkoramen,
so gebüt ich . . .' Z Reformationsmand. 1580. Von
Teuerung. ,In ansächen diser schwären türy, ouch
sorgklicher löuffe.' 1530, B Ref. .Schwäre teüwre, ein
schwärer speisskauff. gravis annona.' Fris.; Mal. ,1570
hat man diser Vöglen [Seidenschwänze] eine Vile im
Flaachtal und am Zürichsee gefangen, worauf 1571
eine schwäre Hungersnot diser Enden entstanden.'
JMüLLKR 1673. S.noch Sp. 1921M. Von Kriegen uä.
,Als wir denn ... in sweren kriegen gewesen sint.'
1449, AaZoT. StR. ,Als unser Eidgnosschaft mit dem
römischen küng und andern in eim swären, totlichen
krieg gestanden.' 1502, Q8G. .Schwärer, raucher und
untraglicher krieg, grave bellum.' Fris.; Mal. .Schwäre
einpörung.' 1550, W Blätter. .Schwere Sterbens- und
Kriegsleüff.' Z Mand. 1636. S. noch Bd VII 1530u.
,Sch w-er üfsatz'; s. Bd VII 1537 o.; VIII 355 M. Von Eiden
uä. ,Das N. sin wip wider zu im neme, welle er das nit
tun, ir dann bi swerem eide ir gut gebe.' 1470, B RM.
,Doch heig sy ein schwer urfecht getan, das er sorgt,
sy werds nit halten.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Schw-e
rechnung [Rechenschaft]': ,Uas [zuchtlose Leben der
Jungen] will ein schwere rechnung han und über vater
und muoter gan, so ietz als schantlieh zühend ir kind.'
Salat 1537. Von Strafen, Klagen uä. ,In sweren bennen.'
Z Chr. 1336/ 1446. ,Nu min herren mich ... mit swärer klegt
fürgenomraen wolten haben.' 1446, Z. ,Wenn [der Nach-
richter] ein mönschen radbrechet, vierteilt, verbrönnt
oder lebendig vergrabet oder ander derglich schwär
töd antuot, so ist sin Ion ...' 1450, AAZof. StR.; vgl.
,schw. richten' unter 3. ,Swareungnad und straff.' 1487,
AAZof. StR.; 1524, Bs Ref. ,Die kaiserlich pen ist die
swär ungnad des haiigen richs.' E. XV., G Mitt. ,Des
schwerens, gottslesterens och zuotrinkenhalbs, dadurch
der allmechtig Gott ... zuo schwerer straf geursachet
wirt.' Kessl. ,So muoss ich lyden drob ein schwäre
buoss, min lib und leben drumb verlieren.' .Aal 1549.
,Das wurd mir sin ein schwäre Buess.' Com. Beati;
- nachher: ,0 schwere Pein, o harte Buess!' E(nJ schw-e''
Schlag; s. Sp. 187 u. Von körperlichen Beschwerden.
,Grave Martis opus, schwäre müey und arbeit des
kriegs.' Fris. E" schw-i Chranket. ,N.heteinschwere[n]
siechtagen vom Schwindel in sim honpt gehept.' 1488,
ÜBwSachs. ,Ein schwäre krankheit haben, gravissirae
:Bgrotare.' Fris.; Mal. , Schwäre taubsucht, amentia
gravis.' Mal. , Ein böser schwärer prosten mit wachsung
einer grossen trüesen.' 1565, Ap. .Krankheit grausam
schw.' Madritiana 1581. S. noch Bd VI 1061 o.; VII
272 0. (Sucht). Spez. von der fallenden Sucht; vgl.
MHöfler 1899, 621a. ,Eiu fürdrungbrietf Agathen
2059
Schwar. schwer, schwir, schwor, schwur
2060
Grünigen, des sweren siechtumbs halb Sant Valentins.'
1504, B RM. ,Ein bettelbrief dem von Sanen, der dann
den swären siechtag hat.' 1511, ebd. ,Das Pulver [von
Eschewurz oder weissem Diptam] ist in der schweren
Krankheit und andern kalten Gebrechen des Hirns
eine bequeme Arzney.' EKönig 1706. ,Ein anderes
[Mittel] für die schwäre Not.' Akzneib. 1822; vorher:
,vor die falende Sucht'. S. noch Bd IV 855 M. E(n)
schw-e' Rüsch;\t Bärnd. 1922auch elliptisch e' Schwäre' .
,So Einer in einem schweren Trunk ein Marcht tet . . .
ist Solches ungültig.' Gr V Dörfer LS. Von seelischem
Ungemach. ,ünser schloss, so wir ... mit not und
mit sweren sorgen und costen überkomen band.' 1475,
F RM. ,üie vögt die ersten, so es [das Mandat wider
das Spielen] übersechen, wellichs schwere ergernüss.
1530, B RM. ,Die vom rieh band fürbracht ir schwär
anligen.' 1546. Brief; s. noch Bd III 1210 u. (Hosp. 1683).
.Schwäre zweifei, angst, scrupulositas.' Mal. ,I)iewei'
[die römischen Soldaten] allerlei schwere Sorgfaltig"
keit, sauren Schweiss. harte Arbeit und eüsserste Ge-
fahr in seinen [des Kaisers] Kriegen erlitten haben.'
Gdler 1616. ,Als dann N. jetzunder etliche Zyt und
Jarr har ... in schwärem und grossem Ärgwohn [der
Hexerei] gewessen.' 1618, Xr Malefizb.; so öfter. Vom
Ausdruck gedrückter Stimmung. Schiv-i Süfzger; s.
Bd VII 37 IM. 374. .Tuest manchen schwären Süfzer lan.'
Com. Beati. E" schwäre'' Schnüf. JBrassel 19U8; s. noch
Sp. 1156u. Oft elliptisch. En Schw-en ablö", einen
Seufzer der Erleichterung (auch nach einer grossen
Anstrengung) G; Th; vgl. Bd III 1400/1. Dafs) ist en
Schw-C g'si"! Gr; G; Th. Von moralischen Fehlern.
.Ambitio misera gravisque, ein armuotsälige schwäre
eergeitigkeit.' Fris. ,In eine schwere Sünde fallen.'
JMeter 1700. En schw-e'' Lug, Fluech. .Sölichen
schwären lug.' 1527. BRef. ,[Als malefizisch sollgelten]
schwäre Gottslästerung.' U LB. ,[Dass] die wichtigere
Fahl und schwere Fluch jederzeit an uns [den Rat]
gewisen werden sollen.' 1695. JMarti 1898. Bei einem
Nomen ag. E(n) schw-e' Süffel, Sünder. S. noch Ä'?ös'tec-
Brec7jer(BdV339). — 8) in besondern präd. Fügungen;
meist mit Dat. P. Mit ergänzendem Inf. .Was es [die
Greueltaten der Feinde] ... allen biderben lüten an
dem end leid und schwer ze liden.' PvMolsheim. .[Der
Provincial hat] gerett vor gesessenem ratt, es sig nit
gut, das ein predicant alwegen die worheit sag, sunder
sol dy zun zyten hinderhalten, domit das der gmein
man im zoum gehalten mug werden, das do gross und
schwer ze boren ist.' 1523, Bs Ref. ,Amore perculsus
gravi, von schwärer liebe nidergeschlagen, ein hold-
schaft. die überlägen und schwär zetragen ist; gravis
paupertas. schwär zetragen und überlägeii.' Fris. ,Etw.
ist mir (ze) schw.' oä. Von Lasten, bes. ökonomischen.
,[Dass] der kouffdem gotshus der [dabei ausbedungenen]
ewigen messen halb ze swär sye.' 1496, Z RM. .Sölt
die münz nur allein inen geendert werden und anderen
Eidgenossen nit, wäre es inen ze schw.' 1503, ZMaschw.
,Die landgarb sig inen zu schw. und begerend dar-
ffir ein zimlichen zins ze geben.' 1525, Bs Ref. ,So
er vermeinte, das im der hof zuo schwer wcre. möge
er den liggen lassen.' 1527, Z RB. ,Wir von Endfeld
klagen uns ab den edlen von Halwil ... müesseu wir
inen geben ein huon und ein tawen, des glichen unserem
obervogt ein huon und ein viertel haber. ist uns ze
schwer.' 1 528. AiRq. 1922. .[Die alten Ein wohner werden
durch die neuen Zuzüger vielfach geschädigt, was] in
die Lenge einer ganzen Gmeind unleidenlich und zuo
schwer sein wurde.' 1621. TuEschl. S. noch Bd VI
1065 u. Von einer Urfehde: .Sie habe ein urfech ge-
ton. die nun der armen frowen gnuos schwer ist.' 1497.
TuFisch. Von Strafen uä. ,0b inen sölich pfandung
[ihres Viehs auf fremder Weide] zuo swär sin wollte,
so sollen sy zünen und inen selbs frid geben.' 1485.
Z RM. ,Wo wyter klegt von iram kerne, wurde alts
und nüws zuosaraen fallen und imm ze schwer werden.'
1530/3, Z Ehegericht; oft so in dieser Quelle. .Das nun
meer er [ein unverbesserlicher Lump] wol verdient
hette. ein Ion zuo entpfachen, der im schwär und harb
gnuog worden were.' 1549, Z RB. .Wann er jemand
da finde jagen, wolle er dergestalt mit ihm handien,
dass es ihm zu schwär sein solle.' 1563, HOHober.
Chr. .[Wenn N. sich nicht bessere] werde man ver-
ursachet gegen im furzenemmen. das im villichter zu
schwer syn werde.' 1570. Z RM. S. noch Sp. 411M.
Von Urteilen: .Die urteil, die im geben, were im vil
zu schw., möge semliche trostung nit finden noch an-
kommen.' 1533/8,' Z Ehegericht. Von feindlicher Ge-
walt. .Dass die 5 ort mir [zur Disputation] an allen
orten ze schwer sind, wo sy den hohen gwalt mögend
inhaben.' Zwingli; quod quinque pagoruni potestas ...
mihi molestior est. quam salus mea ferre potest
(Gualther). .Und lass man den valschen glyssguogen
[Faber] nit einer loblichen Eidgnoschaft vermögen,
das sinem herren [dem Bischof von Konstanz] wol kam
und uns zschwär wurd.' ebd. S. auch Ah-schwanlc
(Sp. 1998). Von schlechtem Ruf: ,Er habe ein ampt
von niynen herren. da müesse er huoren und buoben
antwort geben; sölte er also dardurch verschreit werden,
were im ze schwer [nachteilig, abträglich] an eeren und
guot.' 1543. Z Ehegericht. In abgeschwächter Bed.. un-
leidlich, zuwider, zuviel. Von Speisen: Zu heisse Suppe
ist-mir z'schiv., ist hässig Z (Bölsterli). Yon allerlei
Vorgängen, Zuständen. ,Habe er noch nüdt manlichs
getan noch vermögen, aber wol übel kloben und gstossen.
bis das es iren [seiner Frau] wott ze schwär werden.'
1525. Z Ehegericht. ,Er müesse im lassen sagen, so
er gelütet hab. so sig er nit ein frommer Christ, das sy
im zuo schwer.' 1529, B Ref. .Das N. imm sin tochter
geschwecht, hette daran kein benüegen, sonder so fflr-
louffe er iren steg und weg, das imm, ouch siner tochter
zuo schwer und unlidenlich sye.' 1532, Z Ehegericht.
,Dann im söllichs [bei der Schwiegermutter zu wohnen]
vil ze schwär und überlestig.' 1543, ebd. Mit Subjekt-
satz. ,[Der .procurator' N. antwortet auf die Frage,
warum er den Auftrag, ,ettlich personen zetriben mit
dem geistlichen gericht zu Costenz', nicht ausgeführt:]
Wenn mir ettwas mer an die end wurde, so wölte ich es
tuen; denn es were mir ze swer. das ich ein botten-
nian durch einer sach wegen sölte dahin schicken.'
1453, Z RB. .Es ist uns anfangs schwer und gross
gesin die mess zu verlassen ... so aber bi keinen ge-
schriften erfunden, dass die Christus ufgesetzt, so will
es uns zum höchsten schwer sin darin zuo beharren
... welichs alles uns zu erzellen ze schwär.' 1525, Z au
B. .Wollet ihr euch nicht schwer sein lassen, die
Sachen zu erzelilenV 1747. Zg Gespräch. Unpers. 'sist
schw. für die Lüt, zB.mitBez. aufeinen Schicksalsschlag.
's ist-nier schtv. 1) physisch. zB. von einem Druck auf
dem Magen, auf der Brust (bei Atemnot), wohl allg.
,Als man diesen Mann gebraucht [gefoltert], seye ihme
eben auch wie zuovor sehr bang und schwer worden.'
2061
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2062
1701, Z Hexenproz. ^ 2) psychisch, von Nieder-
geschlagenheit, gedrückter Stimmung. J'* iceiss nüd,
's ist-mer neime" so schw. hüt, tci' wänn's Oppis [ein
Unglück] ge" we't. Mi' Schatz isch gw Amerika wit
über d's Mer, und tvewi''' dra" tanke", da" wird'smer
so schw. Gl Volksreim. ,Es ist mir syt nacht ganz
schwär gsyn', wegen schlimmer Vorahnungen. HBull.
1533. ,Esistmir fast schwär und leid, Kgre est.' Fris.;
Mal. ,0b ich wol ein guete Sach hätte an dem Ort,
so ist mir [wegen meines Abfalls] doch auch schwär
gsyn in meinem Gwüssen.' 1632, Z; nachher ,in meinem
Herzen'. ,Es ist mir schwer, subtristis sum.' Denzl.
1716. — b) schwierig, mühsam; vgl. die Bem. zu a.
Syn. schirär-müetig (Bd IV 588). Von der Handlung
selbst. Da' ist e" schwe^rs Mache", zB. von einer
Reparatur Ap Lb. E" sclnc-i Arbet, Üfgäb. Se'b [eine
Aufgabe] ist z'schwärs g'si" (jrS. 's göd mängist g'nietig
g'ntieg Oppis z'finde" : esist e" schtväre'' Büez L. ,Schw-es
reisen': ,Und wie die kinder Israels ja ffn der erste,
do sy uss Egypten gefüert, noch unlydig und un-
gewon des schwären reisens, etwan unwillig sich wider-
umb in Egypten wunschtend zuo den verlassnen
spysen.' Zwingli. ,Ein schwärer atera, difficultas spi-
randi; schwär oder böss gehörd, wenn einer übel hört,
gravitas audiendi; schw. und gross wärk, das vil
schnaufens bedarflf, opus arduum; schwärer oder böser
zuogang, stotzig, arduus aditus; es was fast schw. und
müeysälig, ardui eratoperis.' Fris.; Mal. .Wiewol der
Anfang mächtig schwär im Creuz und Leiden.' Com.
Beati. .[Gegenüber den Lieferanten der Fenstersteine
wird wegen versäumter Lieferungsfristgeklagt] dass nun
die Fuehr weit schwärer, als im Winter bei dem Schnee.'
17.32, IHess 1914. ,Von schwerem Gehör.' Z Donn.-
Nachr. 1787. RAA. Es ist Nüt z'schw., we""-me"'s
cha" mache" ZWl. .Schwer machen, was leicht ist,
noduni in scirpo quserere.' Denzl. 1716. Vom Obj. der
Handlung. Mit ergänzendem Inf. Deutlich adj. Er
ist schwere'' z'ha", von Einem, der viel isst BSi. (ImOb.).
Subst. : Vil sagend, er [der Geisshirt] si e" Schwäre'
z'spise",ersügi [d'JGeissGROhS. Sonst in unflekt. Form
vom Spracbgefülil wohl meist als adv. Bestimmung zum
Inf. gezogen. Das ward schtv. überz'cho" (nach einer
Angabe in ThMü. z'öbercho") si". Das ist schw. z' mache".
Die Cime ist schw. z'melche". ,Difficiles terrae, rauch und
schwär zebauwen; discrimen obscurum, schw. und nit
leichtlich zeverston.' Fris. ,Schw. zeglauben, unglöub-
lich, difticile ad fidem; ein erdtrich fast seh war zebauwen,
solum arduum opere.' Fris.; Mal. ,Difficilis (arduus),
schwer zu tun.' Denzl. 1666. 1716. S. noch Bd III 1209M.
Ohne Zusatz. Vom Erdboden, der schwer zu bearbeiten
ist. allg. ,Der Tonboden heisst auch schwerer, strenger
Boden, weil er der Bearbeitung vermöge seiner Bindig-
keit grossen Widerstand entgegensetzt und viel Arbeit
und Kraft verlangt.' Tschüdi LB. Schwärs Lann'' ist
härb zum Schaffe" GW. ,Doch muoss der boden, den
es [das Maultier] ecken sol, nit zuo lättecht und schwär
sein.' TiERB. 1563. Von Speisen, schwer verdau-
lich; vgl. aa Eine Waffle", welche ... nit schwört,
schwärdäuig ausfallen soll. Bärnd. 1911. Maluns uf
d' Nacht ist-der z'schiv. (z'schw. für dich) Gr. En schtp-c
Weg, steil, in schlechtem Zustande, daher mübsain,
beschwerlich Ap; GSennw. (auch gefährlich); vgl. 2aß.
Entspr. e" schw-i Stege" Ap. ,Bitt üwer gnad, dass [s']
mir ein alte schleipfen lieh, dass [ich], so ich einsmals
heim far, den schwären wyten wäg erspar.' Rüef 1540.
,Das9 allen Denen, die den schwärsten und witesten
Kilchgang habendt, hiedurch [durch den Bau einer
Kirche] geholfen werden möchte.' 1651, MRohner1867;
vgl. Bd II 348o. S. noch üs-ge-sessen (Bd Vil 1769).
Von Orten, schwer zugänglich; s. Sp. 1574 o. und vgl.:
.Arduus, hoch und schwär, stotzig.' Fris. Von Worten,
schwerverständlich: ,Der schwäristen wörtlinen under-
richtungen.' Bib. 1530 (Vorr.). .Schwäre und hoche
händel, res arduse et difficiles; wir understond schwäre
und grosse ding, ardua molimur; schwäre sach, res
negotiosa.' Fris.; Mal.; s. auch Bd III 1463o. ,Min
Verstandt ist vill zuo lär zuo disen Sieben grusam
schwär [!].' Com. Beati. .Das ist ein schwere Sach, est
res difficilis, ardua, plena laborura et periculorum.'
Hosp. 372 (wo Weiteres). S. noch unter Icß. Von
Menschen, unzugänglich, nicht entgegenkommend,
widerspenstig; vgl. beschwören 3 c. ,Swem euch die
stat wirt erlobet, dem si verbotteii waz, der sol euch,
e er wider in die stat kome . . . sich mit im richten,
gen dem er schulde hat, und wil der ze swäre sin, so
solderschulthais ... harüber gewaltig sin zeschlihtene.'
TaDiess. StR. .Und ob die von Pünden oder etliche
ort darin [mit Bez. auf den Abbruch des Krieges] swer
oder hert sin wollten, die güetlich abzuostellen und
zuo lidlichen gestalten zuo vermögen.' 1499, PBiixLER
1914. Mit Dat. P. Das ist-mer z'schw., geht nher mein
(geistiges) Vermögen. ,[Die Gemeinde hat] dem houpt-
mann und den rätten bevelch geben, furer zuo handien
mit den gevangnen und andern Sachen; docli allwegen,
was dem ratt zuo swär sin welle, an den grossen ratt
zuo gelangen zelassen.' Walum. (B Bericht). .Buwherr
sampt dem brunnenmeister sond ... gewalt haben [den
.brunnen bim Zübli' instand zu setzen] wa inen aber
ettwas ze schwär, das mögen sy widerumb an min
herren langen lassen.' 1560, Z RM. .[Die Sache] mir
firkompt mächtig schwär [!].' Com. Beati. S. noch Bd VII
667o.;VllI1670o.;Sp.700M. Mit Inhaltsatz. , Üwer [des
Rates] träffenliche und ernstlich verschribung ... haben
wir ... lassen verlesen, darinnen wir schwäre artikel be-
finden [betr. Zürich und die 7 Orte]; will uns aber
ganz schwär sin darumb abzeraten.' 1526, B Ref.
(BBüren). ,Wie woH es m. h. ganz schwär und nit
schwerer sin mag, uff söllich ir [der Unterwaldner]
beger ze bewilligen.' 1529, ebd.; s. noch ebd. 1091.
.[Dass sie] söllicher unerberen huslüten müessig gange,
es wurde sunst iren z schwer zu verantwurten.' 1532,
Z Ehegericht; oder zu 2aß? ,Wirt uns nit so schwär
syn, unser fleisch mit siner art und eigenschaft zuo
verlöugnen.' Güaltb. 1555. — 3. Adv.; s. schon unter
Iba und 2b. a) zu Bed. la (bzw. 2aa). D'Steina
ladunt schw. W; s. laden 1 (Bd III 1059). Für obsi'''
ladt-me" vornahe" schwärer, für abe"s wegs oder nidsi'''
hinn''ernahe" schwärer. Bärnd. 1911. S. noch BdVIII
■355 u. Schiv. g'lade" ha", mit Bez. auf eine Fuhre,
Traglast Tu und sonst; auch uneig. von Berauschtheit,
von Schulden; s. laden 3bf (Bd 111 1059). Schw. träge",
{a" Öppis) z'träge" ha"; oft bildl. [Vater zum Sohn:]
Ler brav! wenn d's aw'' nüd brüchst, se traist nüd schw.
dra" ZO.r ähnlich Tu. D^s'-er so schw. treid a" si"'m
Tod. JReinh. 1907. ,Der noturftig arbeiter, der in
diser zyt des glenzes am schwäresten die bürde und
liitz des tages tragen muoss.' Zwingli. ,Den dritten
[Menschen] tituliert man hoch- und wolgelehrt, dessen
Hirne nicht schwer tragt, der den Kopf nicht übel zer-
stossen.' FWtss 1677. ,Schw. mit rüstung angelegt';
2063
Schwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2064
s. Bd VI 1056 u. 'slit-mer seine, im, nf ''em Mage", eig.
von Speisen; oft übertr. (s. BdIV99u.) Ap; Bs; B; Th;
Z und weiterhin. Sclnv. lupfe"; s. schon Bd III 1355M.
Schw. falle". ,Seg, du heigist z Küchen gwellen, du
seyest gfallen mächtig schwär.' .TMahl. 1020. Schw.
ahtrappe": Mi" het-ne" g'höre" über d'Gade"stegen üf-
gö" u"'''schu'. ahtrappe". SGfeller 1927. , Schwär dahär
gon und mit grossem ansähen, magna se mole ferre.'
pRis.; Mal. — b) zu Bed. Iba; s. schon d. Er hat
schw. zale", bleche" müesCsJe". Schio. verdiene". Er hat
schw. uf Züri''' i"e" g'liferet. Messikommer 1910. Schtp.
süffe". — c)zuBed.2aaundß. £!ne"scft«7.a"%('g;€";s.Bdni
1210o. ,ltem klaget Jung Villi uf Kurzen Smaryen, das
er ouch vor dem nttwen rat garet hab, er wandi, do das
tot kind funden wart, V. hetti im ein tott kristan kind
hinin geleit; das wer aber dem V. gar swer utf, won
er muest es gemürt han.' 1384, Z RB. ,Clagten sich
die ... burger von Grneningen, das die von Zürich
inen uffsätz an buossen getan haben, nämlichen umb
ein bloss messer zucken fünff pfund haller ... das inen
ze swär lig.' 1441, Z. ,Als sy [die eidg. Knechte] nu in
das slos [Iferten] warent komen, do was ganz nit
darinne weder essen noch trinken ... das inen gar
swer anlag, als nit unbillich was.' DSihill.; bei
PvMolsheim ,schwar'. ,Do ich sy [die Messe] nun gnuog
antastet, do lag sy mir so schwer uf dem hals, stuond
selbs darvon.' 1529, G (Briefeines ev. Pfarrers). ,Dann
uns die sach [die Vogtei über die Thurgauer Klöster]
äben schwär angelägen.' 1530, B Ref. ,Uiid [die Er-
innerung an die frühere Niederlage] lege im [Cssar]
so vil dest schwerer uf, das es nit us verdienst des
römischen volkes beschechen wer.' HBrennw. Chr.
Seine, ha": Mi" het-itn dütlig a"g'seh", das'-er schw. hef,
dass es ihm schwer auf dem Herzen liegt. EBalmer
1927. Es schw. ha", ein schweres Leben haben. Dem
macht-me"'s sclnv., macht man das Leben sauer BsL.
Ei"'ni schw. mache"; s. Bd VIlOOlo. (2 Belege). Das
häd-ma schxeär g'macht, Sorge, Kummer bereitet GrS.
Etwas sclno. ne". Du nimst Alls (vil) z'schw. Si netne"
d'Sach nid sn schw. Barnd. 1914. Er hed's [sein Amt]
schw. g'no". ebd. Ö"seräne'' nend Alls e'chli" schweirer a's
das jung Volch. JHartmann (Ap). .Mich dunkt, er habe es
schwärer und reücher aufgenommen, dann mir lieb
seyge, durius accipere hoc mihi visus est quam vellem.'
Fris.; Mal. ,Nit z'schwär ... sönd ihr ilie Sachen auf
Euch nämmen.' Com. Beati. Schw. schaffe" (mües(s)e"),
streng, hart. .[Grosskanzler, der zum König vor-
geschlagen ist:] Was denkt ihr Herren? ... Hab ich
nit j^rbeit gnug gehan, und solte ich noch schwärer
dran?' JMahl. 1620. Spez. in der Rechtsspr. ,Etw.
schw. versetzen'; s. Bd VII 1680 M. .Einen schw. richten';
s. Bd VI 395u. Im Folg. syn. mit ,höch' Bd II 973u. 975u.
,Schw. reden', von Verwünschungen, Beschimpfungen.
,N. bekennt sich [bei der Entdeckung des Ehebruchs
seiner Frau] ettwas gredt han, aber nit so hoch und
schwär, als sy klage.' 1533, Z Ehegericht. Bei Ver-
hören, von Fragen, die unter Strafandrohung gestellt
werden, eidlichen oder durch hohe Beteuerungen be-
kräftigten Aussagen: ,Sine [Jetzers] on alle marter
hie getane bekantnüs, wie schwer ervordret, so schwer
bezöget, nämlich, wo er anders dan die lutre, blosse
warheit bekent hätte, dass im der ewig Got nimmerme
gnädig noch barmherzig wolle sin, sunder in des himel-
richs berowen [usw.].' Ansh. — d) übergehend in atfek-
tisch steigernde Bed., gehörig, tüchtig; zunächst
entspr. 2aY (s. d.). Der Frost, das Unwetter hat schw.
g'schadfejt. Er hat schw. mües'e" lide", körperlich, auch
seeliscli. Eine" schw. verzürne", ärgere" Ap; Gr; Th;
Z und sonst. Schw. chlage", schimpfe", flueche". Eine"
schw. straffe". Er ist schw. ine"g'heit [hineingefallen],
zB. durch eine Bürgschaft, eine Heirat Bs; Th; Z und
weiterhin. Mer händ-ne" schw. üsg'lachet, er ist aber
due schw. bös ho" GRChur (Dan.). Übertr. auf Verben,
die Angenehmes ausdrücken. 1''' ha" schtc. möse" lache"
ApLb. P* ha"-mi''' schw. g'freut Th. Ei"'m schw. tcol-
tue" Z (I)äii.). In einigen besondern Wendungen.
Eriener isch-er de' Maitli schw. nöche'g'loffe" B.sStdt.
,Zwüschent B. und H. ist die zuorede ufgehept [doch
soll H. die Kosten bezahlen] und umb das er dem tüffel
schwerer nachgeloffen und [sich] söUicher verbotten
Sachen beladen, solle er bis utf frytag in Wellenberg
gelegt werden.' 1575, Z RM.; Näheres ist der Quelle
nicht zu entnehmen. Mi"s Maitji ist schtc. [sehr oft]
bi-ne" dobne" g'sin GnSaas; vgl. Schwäri. Schw. drin
si"; s. in-sin (Bd VII 1043). Bei Adjj. Schw. chrank,
rieh, lostis (Ap). — e) zu Bed. 2b (s. d.). Schw. ha",
.\temnot haben GW. J"* han schw. (uf der Brust) g'han
Gnlg., Seh. Eine" schw. ha", = hart han 3 (Bd II 1642u.).
D'Erau, die blibt-der nit allei" dahinde", die chunt-der
mit[nii.ch .\meYika.],soschw.-se's Furtgä"het.GaTRAssER.
Schw. tue", = z'chretze" ha" (s. ehretzen 5 Bd III 933)
Gr (Tsch.); Th. B'sunders der Vatter täti g'wüss schtc.
z'Chur, würde sich schwer dort einleben. ENadig 1916.
De'' hat schw. dur'''e" mües'e", sich durch Not und Ent-
behrungen hindurch kämpfen müssen Th; Z und weiter-
hin, auch sclnv. un<'e" dur'''e" m. (s. Bd I 324 o.). Es ist
sehte, g'gange", hat viel Mühe gekostet (sinnlich und un-
sinnlich). lian-i'''g' meint, es göi-merschw.[(a.\\e mir nicht
leicht], ico-n-i^'' d'Trummle" g'höre" [zum Aufgebot ins
Feld]. JReinh. 1917. ,Es vvird schwer hergehen, nego-
tium cum difficultate coniunctum est.' Denzl. 1716.
Me" bringt-en schw. zu Öppis. Eine" schw. a"cho", wie
nhd. ,Kombt dich ein Sach sur und schwär an, zuo
Gott solt du dein Hoffnung han.' Com. Beati. ,Es kommt
mich schwer an, habet res multum difficultatis atque
laboris, versor in re difficili.' Denzl. 1716.
Ahd. «ii'ör, «icari, Adv. «wöi-o, mhä. strär, siw:erc, Adv. »wäre
(nmfre): \g\. Gr. WB. IX 2541/58; Martiu-Menh. II 529/30;
FischerV 1279/80. DieForuncAicäristhauptsächlichaustechn.
Grtludeu an die Spitze gestellt; denn es ist zweifelhaft, ob die
gelegentlichen ,a'-Sclireibuiigen der ä. Quellen wir klicliiiuumgel.
a wiedergeben. Ziemlich gesichert istdieses nur für einmaliges
adv. , schwär' bei PvMolsheim, woneben regelmässig ,e' für den
Uml. von a. auch in .schwer' (allerdings 13 mal auch fürs Adv.).
,Swar' bei Wack. 1876 ist zweideutig, da der betr. Text a und
seinen l'rnl. noch nicht unterscheidet (s. ebd. 464). In den
.Jüngern Belegen liegen wohl Schreibversehen (,a' für ,ä') vor;
so sicher Inder Com. Beati, wo von vier ,a'- Fällen (Adj,und Adv.)
zwei im Keim stehen, die beide auf ,ä'-Formen reimen. Ana-
logien zur Bed.-Kntw. (abgesehen von 2 b) bieteu gr. ßapOj, lat.
gravis; zu 1 cß(auch mhd. in Hv Freibergs Tristan 514) vgl. got.
swera, geachtet, geehrt, zur Bed. .düster' (unter 2 aß) gleichbed.
oberbair. m-hwanht (ä = etyni. a) bei Schm.^ II 644. Die RA.
Etw. uf di schic&ri Achale" ne' dürfte lediglich dem gegensätz-
lichen Etw. u/di licht A. ne" (Bd I 75; Gr. WB. I 163) nach-
gebildet sein. Als affektisches Steigeruügsadv. (3d) hat unser
W. in neuerer Zeit (von der Studentenspr. ausV| stark um sich
gegriffen. Vgl. noch schtcivig. In Namen. ,Zur schweren
Last', Hausname BsStdt (Christi. Volksbole 19 12). ONN. Bim
tchwäre' Tirrli U (JMUller 1926). ,Sehwar-Bach', Bach BSpiez
(Leu Lex.); ,Schwaren-Bach', WLeukerbad. ,Schwar-Stein'
ZEIgg (KHauser 1895). FNN. .Henrieus Swarehobet.' 1295,
ASocin 1903. .Willi Schwerfuss.' 1447, B (BAuz. 1903).
2065
Schwär, schwer, schwii-, schwor, schwur
2066
über-: von einem Wasserrad, das auf einer Seite
schwerer ist und daher bei der betr. Stelle sich auf
einmal schneller dreht ZUster(Dän.). — Vgl. Gr.WB. XI 2,
535, zur Bed. , überschweren' ebd. 536.
u"-: 1. adj., mit steigerndem un-; s. Bd I 298 und
yg\. Un- schwärt. En u-C Stei" GhLnchs. Sc/ii [eine Kuh-
glocke] ist nid uberüs gros', aber n. GrAv. — 2. adv.,
wie nhd. So 1678, BSi. Rq. 1912 (.ohnschwär'); Schw
Proz. 1708; Plugschr. 1712. — Vgl. Gr.WB. XI3, 1357/8;
Fischer VI 217 (in Bed. 2).
voll(en)-: vollgewichtig, -wertig, von Münzen;
vgl. schwär Ib^. ,80 guldin guoter und follenswerer
Florener.' 1359, AaB. Urk. ,Tuseng guldin guoter an
gold und vollenswerer an gewicht.' 1363, AALauf. StR.
,500 guldin von Florenz, guoter, geber und vollen-
swär.' 1368, L (Gfd). ,50 guldin guot, genäni und voll-
swär an gold und an gewiht.' 1396, AaZoT. StR. ,Ist
(User kouft' bescliechen umb 100 guldin guoter, ge-
rechter, geber und vollenschwerer an gold und an
gewicht.' 1412, AaB. Urk. ,Mit 35 guldin guoter, genger,
iinverrüefter und volschwärer an gewicht.' 1478, Z.
,Umb hundert und zwen gutter, gemainer und rinscher
volschwerer guldin in gold.' 1488, TaWarth Arch. ,[Der
üat hat] angesächen ... ordenliche vollscliwäre ge-
wichten durch den gwardinen zu verordnen.' 1595, L
RB. S. noch Quart (Cd V 1305M.). — für för-: vorn
schwerer als hinten, von unrichtiger Verteilung einer
Last AaF. — g'-: schwer. ,[Die Juden wurden befreit]
durch Mosen ... uss grosser gschwerer Dienstbarkeit.'
GGoTTu. 1619.
glich-: adj., von gleichem Gewicht. Me" nimmt
gl. Angge", Zugger, Mel usw., zu einem bestimmten
Backwerk BsStdt. .[Eine alte gerupfte Gans stopfe mit]
zerhacket fleisch von einer jungen aussgezognen katzen,
schweinin feisste, wierauch, wachs, schaaffeiste, darzuo
tue gleich schw. salz, honig, honen, klein weizenkorn.'
VoGEi-B 1557. — Glich- n., in Ap; G m.: (in Bs meist
Dim.) Gebäck, dessen (Haupt-)Bestandteile (ungefähr)
von gleichem Gewicht sind Ap; Bs; Gl; G; Th; Z und
weiterhin. Syn. Gl.-Turten, aucli Schmeh-Brötli (Bd V
983). Es GHchschwe'^r mache" Z [üch VI id.). Tärtli vu"
Gl. ACoRR. 1860, 63. E" par vo" de" frische" l'iirtli,
i'o" de" Glichschiüärli. AGi.etttse. .Endlich stellte sie
[Herniine] auf einem Scitentischchen den Nachtisch
zureeht: die Hüpli und Offleten. das Gleichschwer und
die Pfatt'enmümpfel oder den Gugelhupf.' GKeller. —
Sonst nirgends gebucht.
hoch-. ,l)arutl' inen ein hochschware [!] urfechdt
ingebunden worden.' 1542, Z RB.
Chue- f., PI. unver.: = e" Chue schwär (s. unter
schwär la) Nnw. 6 Geiss sind e" Chueschwdr. Er hed
40 Chueschwdr Veh, hed fir JO Chiieschwär Veh Häiw
g'nueg. ,[Wir der Landammann und die Landsgemeinde
von Uri verordnen] daz nu fürhin kein hiiidersäss mer
sol wintren denn acht ku schwär by funfpfund buss
von jecklicher ku schwär.' 1489, Gfd. ,Nach einer
im J. 1794 obrigkeitlicli veranstalteten Spezification
war Folgendes der Etat des Heus und Viehes in Nnw:
Die Gemeinden hatten: Stans 2686 Klafter Heu, 507
Kuhschwer [usw.].' Helv. Kai. 1805. — Die Substan-
tivierung gieng von e" Chiieschwär uns. Indem der eig. zum mass-
bestininienden Akk. C7me gehörige Art. auf die ganze Verbindung
bezogen wurde, ein Vorgang, dem wohl die syn. Zss. Clnu-
.SVAicäri (s. d.) Vorschub leistete. Analogien bieten ZenUur-
"ihu-är, sowie bair, ,ftin (zwei) Wagen-schwär', Ladung, Fuder
Schweiz. Idiotikon IX.
(Schm.'' II 644). Mischung von Wortgruppe und Zss. verrät
e" .50 Chueschwäri B'mtzi'g Bd VII 1594M.
g"-nueg-: sehr schwer. N. beruft zur Ordnung
seiner Verhältnisse einen Notar, da er von einer ,gnug-
schwären' Krankheit heimgesucht sei.' 1648, B Blätter.
— ge-ring-: von geringer Bedeutung, Tragweite. ,By
wellichen drig nit geringschweren Haubtpunkten [von
KniÖ'en der Bauern beim Zehnten] wir ein öffent-
lichen, schynbarlichen und wüssenthaften Bschiss und
Betrug vermerken.' 1640, Z. — g«-dige° tige"-: voll
ausgewachsen. E" Freud ischf's] au''' bim Arne" hür
. . . die g'sunden Älter tige"schwär . . . Aher hät's-i [euch],
schwär wie Gold ScbKI. (SPletscher). — wage"-
s. Bd VU 53 0.
Zi>ntner- m.: was 1 Zentner schwer ist. ,Ein
zentnerschwer guots.' 1563, LRB. ,Vom centner schwer
5 batzen an jeder zollstatt.' 1599, Z. — Vgl. die Anm. zu
Chue-schicär.
Schwäre" fö^-) f.: meist nur in der Verbindung
e" Schw. (Hauf-)Iiöss, Raum für eine Lage Hanf als
Abteilung einer (Hanf-jKöss (s. Bd VI 1407 u. 1409, wo
mehrere Belege) ZMarth.f. Es gab solcher Abteilungen
bis auf 6 und darüber; der Hanf wurde nicht,wie zT. ander-
wärts, durch Steine beschwert, sondern durch Stangen,
die man auf beiden Seiten unter die Einfassungsbalken
der Boss stiess, unter Wasser gehalten, — Im Allgäu
.SWiirarc (-ä^-) f.. der früher übliche viereckige Formkasten für
Käse samt der Presse zum EIndrücUeu (Fischer V 1242), Sonst
scheint das W., wenigstens bei uns, nicht welter vorzukommen:
Anfragen, auch im Nachbargebiet von ZMarth., waren ergebniss-
los. Vorauszusetzen wäre ein ahd. 'swara, Beschwerung, Vor-
richtung zum Beschweren; vgl. das Folg. mit Auni.
s c h w ä r e ° (3. Sg. Praes. u II d Ptc. -et), s c h w ä r e ° I : tr.
1. (schtcäre" bzw. -ö^-, -ö'- BG., M. und It Zyro; Gr allg.,
auch It St. und Vassali; PAL, Ri.; GFs; W, schwäre'
bzw. -e--, -e'- Gr It Vassali; GW.) eig. a) Etw. mit
Steinen oä. beschweren, um es fest-, auch niederzu-
halten oder zu pressen. aaOü. .Schwären, beschwären
mit holz oder steinen, gravare, aggravare.' Mal. Man
schwäret zB. Strohbündel, Ruten, die zum Erweichen
ins Wasser gelegt werden B (Zyro), Hanf in der Röss
(Bd VI 1407) Gr, so Gast., He.. UVaz; GFs; vgl. Bd VI
1408o. 141 lo., sowie das Vor. ,Die [nach dem Waschen
und Trocknen] aufgeschichteten Bettücher wurden, wie
noch heute, [zum Glätten] durch Bücher, Gewichtsteine
adg\.g'schtfäret.' Barnd. 1911. Insbes. vom Beschweren
ungenagelter Schindeldächer BM., 0. (Zyro); vgl.
Schivär-Eüs, -Hütten (Bärnd. 1911), -Latten (Bd III
1483), -Schindlcn (Bd VIII 923), -Stein, -Dach. Uf ''em
flache" Dach ist friiejer e'hV" g'nagleti Schindle" gsi",
me" het-se g' schwäret mit Sti-ne". EBalmer 1924. .[Die
Dächer] werden aus grossen Schindeln gemacht und
nicht genagelt, sondern mit Steinen beschwert (ge-
schwort).' Gr Sammler 1805 (GnSeew.). ,1344 warend
die Wasser Zürich so gross, dass si über baid bruggen
liefend,undmuosstmandiebruggenmitböunien,stainen
und Zubern mit wasser schwären.' Vad. Pressen, so
Pflanzen GhD., Sauerkraut, gebrühte Blackßje" (Mass)
B It Zyro.; GrD., Pr., Rh., S., Tschapp,, V.; GW., Käse
GrD., ObS., Rh., S., Zieger GW., Würste GrD., Valz.,
Schinken GrD.; vgl. Sehwäri(ng). — b) mit Richtungs-
best., Etw. wohin drücken, pressen ; vgl. In-schw. Foks,
Mordru und Oru [Aar], tvan ech machte-na [eucli] hon,
so täte-na ondar an BlaUo" schwöru", tar dos [weil]
ar haid aua'' Labtog z'Ondracht gtön PRi. (Lied). Due
130
2067
ScllWar, schwer, scliwir. schwor, schwur
2068
hend f-nen [einen Gegner beim Raufen] an d'Wand
zuehi''g'schwäret,das'-erfastnümme''hetschnüfe''clwnne"
GbScIis (.sclierzh.'). Va' dort [von der Scesaplana her]
schträrefs-ne' [den Regenwind] dähere" in d's Fürggli
[Bergname], ebd. (MKuoni 1886/7). — 2. (sehwäre' Gb,
sonst .schwären-, ,-e-') uneig. a) belasten, a) Ktw. ,niit
Kosten belegen' Gr (einzelne ä. Angabe). — ß) ein Gut
,schw.', mit Hypotheken belasten. ,Es sol nienian sin
güetterswärren; welher aber daz tätti, der git einem lant-
grauffen zehen pfunt pt'ening.' ZBass. Offn.XI\'./XV. —
b) Etw. .schwerer' machen. .Doch fiel ir [Königin Els-
betli] dik menig widermuot in, da mit ir eilend ge-
schweret ward.' EStagel. a) Zinsen erliöhen. Häufig
in Verboten mit Bez. auf Erblehen. ,Der eins, den si
[Die von Baden] uf die selben rebackere setzent, sol
eweclich dienen in die leben und niht gesweret werden.'
1317, AaB. StR. ,ünd sol der selb zins im nit füror
gesweret werden.' 1357, Z. Neben Synn. .Und sol ouch
N. noch sinen erben der eins niemer gemeret noch
gesweret werden, in swelhen hu derselbe wingarte
iemer fürbas kumt.' 1335, Z. ,Der selb zins ... uns noch
unsern nachkomen von der obgenanten unser frowen
eptyscbin noch von ir gotzhus ... noch von nieman
ander von ir wegen niemer me gehöchert, gesweret,
geminret noch gemeret sol werden.' 1395, Gl. ,Und
sol ouch inen derselben [!] zins niemer gemeret noch
geschweret werden, in welen nutz ald buw der vor-
benent aker iemer kumt.' 1405, UwE. ,Der vorgen. zins.
die zwei pfunt pfenning ensüllent ouch mir ... niemer
gemeret noch gesweret werden.' 1413, FHegi 1912. ,Den
zins nit steigen noch schw.' 1467, ZBub. S. noch Bd IV
1947 0. — ß) Einem sein Lehen, seinen Dienstboten
,schw.', ihn durch ein höheres Zins- bzw. Lohnangebot
darum zu bringen suchen (oder bringen); vgl. zur Sache
Schw Rq. 175. .Weler dem andern sin lenschaft
schwäret oder abenphahet heimlich oder oft'enlich ...
der sol mit namen den cleger wider in gewalt und in
gewer setzen und sol in unclagber machen und sol
darzuo dem vogt 10 pfunt buoss.' ZBass. Offn. XIV./XV. ;
s. auch Bd VII 1635 u. (1336. Z StB.). ,Swer ouch dem
andren sinen knecht, sin hus, sin hoff, sin garten oder
sin jungfrouwen swerret, der git 5 ß.' 1364, AiRh.
StR. — y) ,ein (ge)bot schw.'. verschärfen durch An-
drohung höherer Strafe bei Ungehorsam; vgl. zur Sache
Bd IV 1892. ,Was ain aman zuo Mörschwil von ains
herren von Sant Gallen wegen gepüttet und wie hoch,
ist derselbig, dem der aman gepüttet, ungehorsam, so
mag der aman das pott schwerren; überfert er denn
das pott fürrer, so mag der aman das pott aber höchren.'
1469, GMörschw. ütfn.; ebenso 1471, GTa. Offn.; 1490,
GOberdorf Offn.; dafür , das (ge)pott beschwären.' 1469,
GBurgau Offn.; 1469/1510, GGossau Offn. — un-ge-
schwärt: unbelastet, ungehindert. ,Ungeschwert ohne
fernem Intrag ruwiglich verbleiben.' 1663, HGüsset
1869. — Die «-Form noch in allgäuisch «c/ncörc" (-ö^-), mit
Gewichten beschweren, pressen (Fischer V 1242). Sie ist nach
Bildung und Bed. verschieden von ahd. »icären, nihd. sicären,
intr. schwer seiu oder werden (vgl. unser nchwären 11), beruht
vielmehr auf einem tr. ahd. 'swärön (s. he-schwären mit .\um.),
das als Abi. oder Grnndw. mit A't7i (raroi (s.d.) zsgehört. Auf-
fälliger Weise und wohl kaum zutreffend gibt B. I 144 filr
ichicäre' neben .beschweren' auch die Bed. .beschwert, gepresst
werden' an. Die nmgelautete Form entspricht faktitivem ahd.
»oaren (aus aicärjan), mhd. moceren; vgl. Gr. WB. 1X2563
(.schweren 2); Schra.' II 644 (,dnrch schwere Gewichte, Steine
etc. pressen, zB. d.is zerschnittene Kohlkraut, das im Fass sauer
werden soll-) ; Scliüpl'65S; Fischer V 1280/1 (tig. und uueig.).
i"^ - schwäre' : Etw. (zB. Käse) in diePresse legen BSa..
Si.; W. Den Zunder in die Pfeife stopfen GfiPr.; s.
Schlahen (Sp. 273). — Auch bei Schm.Ml 644 (Wildbräi
eimchwarn).
er"'t-schice're": tr., mit Steinen beschweren G.
be-: beschweren. .Beschwären, schwär machen, (ag-,
de-, in-)gravare, comprimere.' Fris. ; Mal.; s. noch
schwären la. 1. Vschtväre" bzw. -ö'- (3. Sg. Praes. und
Ptc. -eO B allg. ; GlK.; GrS., Sculms; „Schw; Zs",
Vschwäre" bzw. -e*- (3. Sg. Präs. und Ptc. -t) Ap; Bs;
BS.; Sch; Th; Z und weiterbin (doch zT. jung), eig.
a) = schwären 1. aaOO. Man h'schuärtt ih'schwärtj zB.
lose Papiere, Briefe, gewaschene und getrocknete Bett-
tücher, um sie zu glätten B (Zyro), zum Erweichen ins
Wasser gelegte Schaubbüudel, Weiden B, so Si., Hanf,
Flachs in der Äössre";GRPr.(s.flan/'-BöÄsBdV114u9),S.,
Sculms. zum Vergären angesetzte Obsttrester im Fass B.
eingemachtes Sauerkraut. Bohnen Ap; B. Mass (Bd IV
444) GrS.. Sculms. Dernä"'', wo si die Stunggete' [Sauer-
kraut] wo'* viit eilige' ferme' Chisli'ge" het b'schtcäret.
Emmentalerrl. 1917. ,üas eingebrachte I'machgras
durch lußdicks B'schwäre' gegen Aussenluft, Füechti
und Wärmewechsel bürge' [sichern], damit es weder
süri noch siireli.' Bärnd. 1925. 298. ,Der Fangsack [am
Netzgarn] wird behufs Versenkung mit flachen, dünnen
Ghiselplatze' b'schwäret, damit die Wandseite straff
erhalten bleibe.' ebd. 1922. ,I)er under Are'\a,m Fischer-
netz] bekommt zum B'schwäre' als Netzsenker Bleili
zu tragen.' ebd. „Vorzüglich ein nicht nagelfestes Dach
mit den nötigen Gerätschaften dergestalt beladen, da-
mit es nicht dem Sturm preisgegeben werde" BG., 0..
auch It Zyro; „Schw; Zg"; vgl. JHunz. 1913, 182. auch
be-schicäret. Früeijer, tva's keiner Ise'nägel g'ge" hat,
hei'-si müesse" d'Schindli b'schwäre'. Bärnd. 1927. Mer
hei" grad bloss wo''* möge' g'cho' für-se [eine vom Hoch-
wasser bedrohte Brücke] z'b'schiräre". RvTavel 1910.
,Und muost man die bruggen beswaren mit trotböimeu
und standen voll wassers und mit grossen steinen [bei
einer Wassersnot].' Z Chr. XV. ,Cum saxi pondusculo,
mit einem gewichte eines steins, der es beschwäre.' Fris.
,Die Churwalhen ... henkend [um Bären und Wölfe
zu fangen] an ein gross schwär bloch, das sy mit
grossen steinen beschwarend, etwas aass.' Tierb. 1563.
.Drum sol man [die Ccena] straffen für gefärden, beid
arm tuon mit blyb beschwären." RCvs. 1593. .Ein
schwärer Schnee ... wodurch das Kircbentach mit
solch [!] Last beschwäret worden, dass ...' Gr Sammler
1809. S. noch BdVlI779u. — b) /Side"6., techn. Ausdr.
im Seidengewerbe, das Gewicht der S. durch Einlegen
in eine Zinnlösung (früher ein Zuckerpräparat) er-
höhen Bs; Z; \g]. be schwäret 1. — 2. b'schwäre' B
(s. unter bö-), sonst b'schicäre' (und so, mit ,-ä-' oder ,-e-',
meist auch in der ä. Spr.), uneig. a) = schwären 2b.
Von Geld, Abgaben. .Zestuud Hess er [der Herzog
von Oesterreich 1332] zoll und umgelt beschw., und
was die von Luzern wollend koufen ... da schluog
man inen uf.' HBrennw. Chr.; bei Jig.Tschudi I 322
.steigern'. .Das goldt und [d]raünz beschwärd man ali-
tag, dorufi'gadt ein grosser uffschlag." VBoltz 1551; vgl.
Absch.lVle, '264 (1550). \.S.\ouschicären2b^. .Einem
sin leben b.' ,Wer dem andren sine lechen beschwert
oder aber enphaehet [vgl. .abenphahet' Sp. 2067 M.. aber
auch ab-erpfangen Bd I 721 u.], und daz kuntlich wirt,
2069
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2070
der ist verfallen 10 pfunt dem herren und sol den
andren wider in gewer setzen und solinn entschadgen.'
XIV., Arg. (AaF.). ,Wer dem andern sin len beswert,
der sol das dem vogt bessren.' XV.. Z Kq. 1915. S. noch
Bd Vll r29u. (XVI., ZBonst.). , Einem sinen dienst
[Dienstboten] b.'; s. Bd VII 1635u. ,Ein gebot b.'; s.
schwären 3bx- Verschlimmern: ,Dise alle [die an den
Übertretungen des Fastengebotes in guter Meinung
oder heuchlerisch Anstoss genommen haben] habend
die sach also beschwärt und verüblet, das ein ersamer
rat unser statt genöt worden ist, darinnen zuo handien.'
ZwiNGLi. — b) belasten, bedrücken, bedrängen, benach-
teiligen, schädigen; oft näher bestimmt durch präp.
Zusätze (bes. ,mit', .durch', ,an', ,in'J oder einen Uen.;
gern mit Synn. verbunden. .Beschweren, belästigen'
BHk. ,Nun haben die Juden und beiden tretfenlich
allwegen dem buochstaben der gesatzt angehanget, der
aber treffenlich beschwärt, ja tödet. als Paulus [II. Kor.
3, b] spricht, und das nit nun im alten testament, sunder
in dem nüwen beschwärt er ouch noch hüt zum tag.'
ZwiNGLi. ,Der fart nit by der schnuor Cristi hin, so
er den sündenden nit straft, sunder ufFnet und den un-
schädlichen beschwärt.' ebd.; prsgravat (Gualther).
.Welche der armen nit achtend, sy vertrucken lassend
und beschw., sind falsch hirten.' ebd.; affligi et oppriuii
patiuntur (Gualther). ,Wenn die glider Christi etwas
on ir houpt Ciiristum understond, sind sy toub,
schlahend und beschwärend sich selbs mit unwysen ge-
satzten.' ebd.; vorher: ,schedigend sich selbs'. ,lnopia
aggravari, mit armuot übel beschwärdt werden.' Fris.
,Wie wir unser geliebtes Vatterland mit allerhand
Sünden beschwären, also dass es das Land bald nicht
mehr werde tragen können ...' JMtjller 167o. Spez.
a) ,Wen die sun beschwert den kreps, löwen oder die
jungfrawen ...' Türst, Ges.; vorher: ,So die sun durch-
gat den Steinbock, wasserman und fisch.' — ß) eine
Alp 6, vom Weidevieh. Das Weidebedürfniss einer
Kuh .beschwert' die Alp. b'schu-äret[!]-si mn's Märke".
BiRNn. 1927 (BSa.); vgl. Chue- Schwärt. Anders unter 8.
— Y) von ökonomischer Belastung, Schädigung; s. Bd V
748M. (ScBW LB.), ferner Bd VII 1641 Jd. (1531, EEgli
AR.); Sp. 1985u. (1571, Z). — 8) in der rechtlichen
Sphäre. Von der Belastung von Gütern mit Hypotheken
udgl. ,[Ein Vogt muss ua. schw.ören] das er seiner
Vogtpersonen ligenden güeter. dar[zuo] zins. rent und
gült dheins wegs verendern, beschw. nach verkauffen
[werde] on unser und der selben früntschaft wüssen
und willen.' 1530, AiRb. StR. ,I)as das selb [das
Kloster TuFischingen] mit ufgenommenem houptguot,
unbehalten Zinsen und andern louffenden schulden biss
uff die nüntussend guldin beschwert ... möchte werden.'
1557, Zg. Von der Belastung mit Steuern, Abgaben uä.
.Daz ietweder land [Ober- und Niedersimmental] allen
sinen lantcosten ... gar und ganz uff sich selben und
der iro güetren leggen und zuoschriben söllent und
Jas ander land noch iro güeter ... nutzet bekumeren
noch beschw.' 143'2, BSi. Rq. 191'2. .Populura onerare,
ein Volk mit steür beschw.' Fris. ,üan wir unsere
Undertanen damit [mit den Kosten einer Musterung]
zu beschw. nit gemeint sind.' 1653, BSi. Rq. 19r2.
.Einen erben mit erbgeniächten b.'; s. Bd VIII 105Üu.
Vom Rechtsverfahren. Einen gerichtlich belangen, mit
Busse belegen, bestrafen. .Were aber, dass die von der
Riedstatt dirre vorgenannten stücken [betr. Weide und
Waldnutzung] dheines brächindt oder uberträttindt ...
das sy darumb noch dheinen deriren niemandt pfenden
sol noch mag bessw., wond alleine der banwarte.' 1336,
BXrnd. 1911. ,Und ist miner herren nieinung nit, wo
er sich süss miner herren willens vlysset. das man
inn dann, ob er joch an geleit harkumpt, anneraen und
besw. solle.' 1491, Z EM. .Einer (auch .in einer) urteil
beschwärt werden', von der unterliegenden Partei. .Das,
wenn die herren der stifdt ettlicher urteillen beschwärt
wurdent, sy alldann dero har für uns appellieren
mögent.' 15'25, AAZof. StR. , Solle ouch die appellation
(ob jemand einicher urteil beschwärt wurde) in den hof
zuo Steft' gezogen werden.' 1528, Aa Rq. 1926; nachher:
,[Wenn] in der urteil jemand beschwert wurde.' ,Würdt
jemand im zwing urtlen bschwerdt, der niags für des
ampts Gunzwyl weibel und gericht ziehen.' 1562,
MEsTERM. 1882 (Rick.). Weiteres vmiexhe-scMväret 2 aa.
Von drückenden Rechtszuständen. .[Zehntpflichtige
klagen, sie] müesstind umb alle Sakrament und ding
gelt geben, als umb lüten, toufen. grabstein und gräbt-
nussen, das sy merklich beschwarte.' 1523, aZoll. 1869.
S. auch Bd IV 684o. (Wurstisen 1580); Sp. 1946 u. (1494.
WMerz 1922. wo an andrer Stelle: .[Dass sie] gar swar-
liche beschwärt und getrengt werden'). .B. mit.' .Die
von Rorbuossen erclagen sich, das die zum Tor sy
mit der tafernen beswären.' 1489, Z RM. S, auch Bd VII
1530/1. ,B. in'; s. Bd VI 16'23u. (15'23/6, Z RB.). Mit Gen.;
s. unter be-schiväret 3c. In wechselnder Fügung in folg.
Belegen aus Beschwerden der Landschaft Tu vom J. 1525
(Absch. IVla, 648 ff.): ,Zuni andern beschwert uns,
dass so merklichen gross fruchten us den kilchhörinen
durch den grossen zechenden zogen werden ...; zum
dritten so beschwert uns die aigenschaft ...; zum
sechsten so beschwert uns des gewildbann[s], ouch der
rünnenden wasser, desglich des Bodensees ...' ,Sy [zwei
Klöster] beschwerent uns ouch merklich mitwunn und
waid. mit ir vech. rindern, küegen und anderem vech.'
.Ist uns entzogen die fryhait. dass wir nit mögent mer
ainen amman und rat setzen noch entsetzen, desshalb
die gemain statt damit bescliwert worden.' S. noch
Bd 1 1215 (FlösserJ; VIII 1659o. (wo nach .von sölichem
vech' einzuschalten: .das uns ouch beschwert, unzim-
lich und ungeprüederlich bedücht) und vgl. be-
schwäret 2aa. Von widerrechtlichen Handlungen.
,Wer och. das unser herre der appet . .. den selben N.. sin
muoter ald swester beswarten ald schadigoten ...' 1341.
WMerz 1915. .[Herzog Lüpolt ersucht seine Amts-
leute und Untertanen] daz si die stat Br. und die lüt
bi diser gnad [Befreiung von .diensten' und .sturen']
beliben lazzen und si da wider nicht beswären in
dheinem [1. .-en'] weg.' 1375. ÄABremg. StR. .[Um zu
verhüten, dass] biderb lüt nit betrogen und beswärt
werdend.' 1511, Z RM. ,Dassnun hinfür sömlich Anwalt
... die unsern nicht weiter wider billichs beschw. oder
anforderen, sonder sich zimlicher Belohnung benüegen
lassen.' 15'24, Gr Handl. 1622. ,Die söumer söltint inen
[den Klägern] . . . umb die 4 ß soumen und si verrer
noch höcher nit steigern ald beschw.' 1531. Z. .Wenn ein
hotf oder guot zuo erblechen verliehen, so ... sol der zins
dem leclienman nit gemeret, noch er wyter beschwärdt
werden, dann wie in anfang geliehen und angedinget ist.'
XVI.. ZKappel; vgl. Sp. 2067 o. .Damit Niemand ge-
fährlicher Weise beschweret ... werde, so sollend die
Schätzer oder Geschwornen ... nach guten Treuen die
gepfändeten Hab und Güter schätzen.' GrKI. LB. .Einen
an etw. b.' .Und swer ein burger an sinem eigen old
2071
Scliwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2072
leben, an phanden old an anderin sinem guote, die er
jar und tag liet frilich geliebt, ze unrecht beswarte
[iniuste gravaverit], der sol im büessen 10 pliunt.' XIV.,
B Handf.; s. auch für-bass (Bd IV 1654 u.). ,Were och,
daz deheiner den andern beswert an sinem lehen ...
der sol minen herren verfallen sin 10 pfd.' ZRüschl.
Olfn. XIV\ .Einen an weidgängen b.'; s. Bd VII 1641,
wo weitere Belege. , Einen an seinem Märit b.'; s. Bd IV
411M, (BTh. Handf. 1779). , Einem die Alb b.', von
widerrechtlicher Nutzung; s. BdV1147u. und vgl.
BdVlII 228 u. .Einem sin erb b.', durch Schmälerung
des Zugrechts; vgl. dazu G Rq. 1906, 572/3. ,Es sol
ouch niemand dem andern sin erb beschw., weder
in ktJuft'en noch verköufl'en kain gferd noch alefanz
bruchen.' 1487/1556, GThurtal LB. — e) von kriege-
rischer Bedrängung, Schädigung. ,Und über das ver-
nemen wir, daz ettlich der uwern sich bewegent us-
zezichen und den guten unsern gnedigisten herrn ze
beswaren.' 1475, F Gbl. (F an Bj. ,Das hus von Safoy,
ob dasselb rüewig belipt, wollen die herrn von Bern
nit beswaren, si würden dann darzu durch gros Ur-
sachen genötiget.' 1475, ASG. ,B. an'; .[Man habe keine
Ursache, Genf] zuo nötigen und zuo besw. ... Ist
unser gar demutig ... bitt an uch, von Yentf ze keren
und unsern ... jungen fursten daran nit ze besw.'
1475, F (an seine Hauptleute und Räte im Feld). —
Q körperlich, Beschwerden verursachen. Von Speisen
GlK. (It Wint. echt ma.); Gr, so S., Sculms; W ; Z und
wohl weiterhin. Herr Jesus Christ, mi" Sei bewar, Jas'
unsd'Spisnichtb'sehwärigar, a.\iseinemGehetna.chTisoh
GlK. (Wint. 206); ähnlich Z (KL. Nr '286). Von An-
strengungen: JE« hed-mi''' afan b'schwerd, so zvlt e'gän.
Lötschen19I 7., Heiss baden den Mann beschweret. 'X VII.,
G (.\fV.). — irj) von moralischer Belastung. Einen an
der Ehre kränken, beleidigen, beschimpfen, mit Wort
oder Tat. ,Do sprach der herzog [zu seinen Söhnen,
die Einen, der ihm ins Gesicht gespuckt, bestrafen
wollen]: Nein, laut stan ! er ist unscliuldig sicherlich;
das er ie beswarte mich, es tet der zorn.' ScHAcnzäBELB.;
nachher .beschalket'. ,Das nieman ... dehainen kiii-
senner noch sin knecht noch ir gesind sont anrüetl'en
noch beswaren mit disen werten kutzmeu!' M. XI\^,
TnDiess. StB. ,[N. habe ver,«prochen] das er si noch
die jungfrouwen noch kein ir gesint nienier mer besw.
noch nüt des tuon [wolle], daz inen leit were.' 1384,
Z Rß.; vorher: ,Also schalkt er ir jungfrouwen.' ,Ir
[der LRat, habt] das gelt, uss dem hus [eines Aus-
gewiesenen] gelöst, hinderhalten und uf sin nachwärben
ine eins diebstals geschuldiget, wöliches ine mergk-
lich beschwärt.' 1530, B Ref. .Einem sin kind b.' ,Wer
dem andren sine kind beschwert oder anspricht der
e und er es nit behept mit dem rechten, der ist ver-
fallen zSchen pfunt dem herren und sol den andern
entschadgen.' XIV., Arg. (AaF.). ,Über solich zuosagen
habe im T. sin tochter [des T. Dienstmagd] beswert, sy
gescheut und gelestret und sy ir megtuomkeit ent-
setzt ... T. ist gichtig, das er sy beswert habe.' 1463,
Z RB. .Von bescliwärung oder ynzug der kinden. Und
ob jemand dem andern sine kint beschwärte, inzuge
oder anspräche, dass der ansprächer um 10 pt'und haller
gestraft werden ... soll.' 1545. Absch. (betr. AaP.). —
S-) seelisch belasten, bedrücken Gl (Leuzinger); W,
Sorge, Kummer bereiten GrS. Das hed-ne" b'schwärt,
zB. die Viehseuche in seinem Stall GrS. Es b'schwird-
mi''', von einer moralischen Schuld WLö. Das tuetmi'''
nit b'schwäre", ist mir gleichgültig, macht mir nichts
GRHint. (angeblich nicht alt). .Warlich so im [Zwingli]
dise handreichung [die päpstliche Pension] nit getan
were. bette er by üch nit mögen husshalten, dess
er sich zum dickern mal gegen mir und andern er-
klagt; hatt in doch sölliche gab der mass beswärt, dass
er vorlangst bette die pfar by üch uft'geben.' 1521,
Brikk (FZingk in Einsiedeln an den ZRat); nachher;
,Sönichs hatt in so hart getrückt.' , Corpus prsgravat
animani vitiis, beschwärt, macht schwärmüetig.' Fris.
,Grave est homini pudenti, es beschwärt einen scham-
haftigen oder tuet im wee.' ebd. .Lass die Sach dich
nit bschw.. ich weiss dem Handel ztuon noch wol.' Com.
Beati. D's Herz, G'müet b. [Bei der .Abfertigung des
schweren Reisegepäcks] isch C* mi"s Hers W'' O'inüet
b' schwäret gsi" wie mit grosse" Sürchabissteine". E Bälmrr
1925; vgl. Bed. 1. Wie me dass-es si"s Herz mit de'
Sorge" vo" atidere" Litte" b'schwäret liet, dest rüejiger
iscli-es Würde". RvTavel 1916. .Beswseret wart sin
tuniber muot.' Boner. .Ein sach, die im beschwert sin
muot.' Salat 1537. Das Gewissen .b.' .Dennest dartf
der bapst durch sin gesatz reinigkeit und on ee zuo
sin von einem yetlichen priester . . . erfordern und die
armen conscienzen, in sünden und schänden gefangen,
beschw.' Zwingli. ,Religionem olferre, eim ein ge-
wüssne [.gwüssen.' 1541] machen oder sein conscienz
oder gewüssne beschw.' Fris.; ähnlich bei Denzl.
1666/77. Kränken, verletzen. ,Do baten die von Fri-
burg, daz si [die Berner] die paner von Louppen mit
inen nit bringen weiten, daz davon in ir stat nieman
beswert wurde, die ir fründe ze Louppen oder anders-
wa ... verlorn betten.' Just. ,Sölich ir anmuottung
[den angefangenen Klosterbau aufzugeben] uns un-
billich und frömd nam, und gauben in sölich antwort,
das uns das fnrnemen (an) sy besw. dätt.' E. XV.,
G Mitt. ,[Das Bündniss von Zug mit Schwyz und den
Eidgenossen] beswart die obgenante her'schaft [Üester-
reich].' ZClir. XV.; Varr. ,beswachret', ,beschwachot'.
.Welche 4 artikel [des der Stadt Winterthur erteilten
kaiserlichen Freiheitsbriefes] unser herren [von Zürich]
schwärlich bedurt und beschwert band.' UMey. Chr.
1540/73. S. noch be-schwachen (Sp. 1739). .leinandes
ougen b.'; s. er-belgen (BilV \2VS). — c) belästigen,
plagen; s. schon unter b (zu Anfang). .Werden meine
Herren denselben [einheimischen Annen] dergestalten
beholfen sein, dass sie nit Ursach haben werden,
Jemandt weiters zu beschw.' 1650, AaB. .[Bettler
sollen abgestossen und, falls halsstarrig, ins Gelängniss
geliefert werden] damit die [Bade-]Gest keineswegs be-
schwerdt... werden.' ebd. S. noch Bd VII 1640u., ferner
Bd 111 541 Ci'tts%c>»;;Sp.l810u.(JJudl574). (Innerlich)
lästig, zuwider sein. ,Ez [eine lange Aufzählung] müese
iuch beswEereii und billich erdriezen.' UvZatzikhoven.
.Graviter fero, es beschwärt mich, ich habs ungern.'
Fris. Zu einer Höflichkeitsformel verblasst. .Wie
heissest und wo kumst du bar'? Wans dich nit bschwärt
[wenn's dir nicht zuwider ist, wenn du magst], machs
otfenbar.' Com. Beati. ,Wan euch nit bschwärtent
solche Sachen, so wärs an euch min höchste Bitt ...'
ebd. — d) Schwierigkeiten bereiten. .Difficultatem
afferre rei vel alicui homini, beschw., etwas schwär
machen, das es kuniberlich zuogat.' Fris. (auch 1541).
.üdiosuin et molestuin est cupidis carere, es belästiget
und beschwärt die . . ., es ist überlägen denen . . .' ebd.
,Sich einer Sache b. lassen', sie sich schwer ankommen
2073
Schwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2074
lassen, Umstände machen: ,Ego vero non gravarer, si
mihi ipse confidereni, ich wurd mich desse nit lassen
beschw., es wurd mir nit schwär oder überlägen sein.'
ebd. — 3. (h'schiväre") re fl., sich ,beschwert' fühlen und
dieses Getulil in Wort oder Tat kundgeben, a) ,sich
kümmern um, über Etw.' GrS., Sculms, Tschapp., sich ein
Gewissen aus Etw. machen WLö. Ich teti-mi''' b'schweru
Dem [einem VVahlkandidaten] z'stimmun WLö. —
b) Klage erheben, allg., bes. in der Reclitsspr., doch
nicht eig. volkst. Mier hend-i"s z'b'schw. und sioar
gägen ü'si eigene" Herre". Schw Fasn. 189(5. JVIit Gen. S.
,Diser urteil beschwartend sich min herren.' JHällek
1550/73. ,Wär sich leidens beschämet und beschwürt,
der beschämpt und beschwärt sicli ein mitgsell Jesu
Christi sein.' OWeuum. 1504. ,Die von Zürich weitend
nit gan in dise Vereinigung [mit Frankreich]; dann sy
beschwartend sich etlicher artiklen.' HBull. 157'i.
, Wurde aber der Schuldner oder Glöubiger sich solcher
ersten Schätzung beschw.' 1644, BSi.Rq. 1912. ,Wann
aber Jemand sich einer solchen Urtel beschwärte, der
mag dieselbe ... für neüw und alte Landtvögt, und
so er der Urtel auch bei disen beschwärt wäre ... für den
täglichen Rat ziechen.' 1706, L StR. ,Und so Derjenige,
wider welchen hienächstanzogene Schätzung ergangen,
sich derselben beschwärte.' 1743, FMu. StR. ,Wann
sich Yemandts des ergangenen Mehrs zu beschw. Ur-
sach zu haben vermeinte.' 1747, BSi. Rq. 1912.
S. noch Bd IV 1545 (Über-Buräi). la93u.; VII SÖVM.;
Sp. 353 0. Mit ,ab'. ,Als aber die Unseren ... sich ab
solchem neüw bewilligten Wuchenmarkt zum höchsten
beschwert ...' 1622, AaKI. StR. ,0b ... sich einer oder
der ander Teil ab solcher Schätzung . . . beschw. und be-
klagen wurde... mögend die Beschwerten sich fürRichter
und Gericht erklagen.' GrKI. LB. Mit ,über-. 1791/r,,
BSi. Rq. 1912. Mit abh. Satz. ,km vierden beschwert
sich min gnädiger lierr, so zwen oder mer in den ge-
richten frevletint und die widerparty sturb oder kam
sunst hinweg, dass sy ain amptman nit stellen möchl,
wellen sy kain antwurt im rechten gen.' 1525, Abscu.
,Wie sy in nanien der tagnowern und inzüglingen in
recht erschinind und beschwarten sich, das sy so vil
geben und tuen sollen und müessten als andere, die, so
vogtbare güeter band.' 1550, Z Rq. 1910. — C) Schwierig-
keiten, Umstände machen, sich weigern. ,Dass sy sicli
niehrraalen den Knaben lenger zu haben beschwert',
wegen seiner Widersetzlichkeit. 1658, Z. ,Gravari, sich
beschw. oder weigern Etwas zu tun.' Denzl. 1666/77.
,Wann Meyland ... Schirm von uns begehrt, eidgnössi-
sch[er] Hilf man sich nit beschwert.' JC Weissenb. 1701.
.[Renatus von Lothringen:] Hierumben ist unser Be-
gehren, die Herren wollen sicli nicht beschw. und uns
den Leichnamb [Karls des Kühnen] überlassen.' ebd. —
b = -schwäret, -schwärt; l.entspr.Bed. 1. ,Die Über-
latte' und damit die Schindeln der Schwardächer sind
mit Dachsteinen von 1 bis 2 Zentner Schwere %'g'ladnu,
b'schwäret, um nicht vom Föhn entführt zu werden.'
Häkni). 1908. .Die alte Tätschhütte" hiess ehedem
Schwärhütte" oder Schwärhüs, weil sie das mit Feld-
steinen als Schwärstl^ne" . . . b'schtcäret SchwärtacU
trug.' ebd. 1911. .[Eine Hütte"] mit Steinen anfüllen
und de"weg b'schtväreti dir"'' •'e" Sehne schleipfen', um
einen Weg zu bahnen, ebd. 1908. Eine mit Gewicht
b'sehrväreti Sclmur. ebd. 1904. Spez., b'schwe-rti Side",
entspr. Bed. Ih, als techn. Ausdr. des Seidengewerbes
Bs; Z. So auch; B-e"' Suppel, souple augmentti Z; vgl.
Suppel (Bd VII 1227). Man beschwert schwarzen S. oft
bis 130%; farbigen S. beschwert man nicht gern, weil
die Seide wie die Farbe darunter leiden würde. —
2. entspr. Bed. 2b; s. d. a) pned. , [Christus] rüeft:
Kummendzuo mir alle, die arbeitend und beladen oder be-
■ichwärt sind und ich wil üch ruow geben.' Zwingli (nach
iyiatth.11,28); jtE^opxtaixevoi. Mit nähern Bestimmungen.
,Das die herren von Bern gedult gehept betten an des-
selben bischofs [von Genf] widerwertikeiten, wie wol
si dadurch vast scliädlich beswärt sind.' 1475. ASG.
,[Die Gemeinde Altikon sei] mit bysessen umb eins
söllichen ringmässigeninzugsgelts willen übersetzt und
beschwert.' 1540, EStadber 1927. ,Dann er mit solichen
briefen [deren Übersetzung ihm wegen ungenügender
Sprachkenntnisse schwer fiel] etwas beschwert wäre.'
Rainsp. 1553. .Durch die unzeitigen Ehen sind das
gemeine Almosen und sonst viele Leute trätfenlich
beschwert.' Z Mand. 1636. ,N. antwortet, daz er mit
vilen Kindern beschwert, seine Haushaltung auch so
guet möglich ausbringen müesse.' 1700, JWehrli. ,Dass
unser Land mit dergleiclienUngeb Uhren nicht beschwert
seyn möge.' Z Mand. 1794. Spez. a) in der rechtlich en
Sphäre. Von den Bürgerpflichten: , Alle Pflichten und
Beschwerden ... mit welchen Burger ... beschwärt und
beladen sind.' 1715, FMu. StR. Von Grundpfand-
verpflichtungen. ,.\ls dann mergclich summen houbt-
guts ... ufgenoraen, damit derselben unserer gn. h.
zinsbare güeter eben wyt beswärt und beladen sind.'
1504, BSi. Rq. 1912. ,Wer einem Anderen einig ligend
Gutt für Irey und ledig verkauft, so aber vorhin be-
schwärt ist.' 1743, FMu. StR. S. noch unter b a (1678, L).
Von drückenden Steuern, Abgaben und andern recht-
lichen Lasten. ,Dass die leiider gemelt stür söltend
zalen wie vorhar; wo si aber beschwärt sin achten
weitend, möchten si des rechten vor ainem römscheu
küng gewarte[n]t sin.' Vad. Näher bestimmt durch
einen Gen., eine präp. Verbindung oder einen abh. Satz.
.Habent uns [dem B Rat] die unsern von der statt
Zoffingen angezöigt, wie sy mit den selgrätten der stifdt
undkilchen daselbs vast beschwärt [seien].' 1525,AAZof.
StR. ,Zum dritten vermeinend sy mit dem val beschwert
sin.' 1528. AaL. , Es erklagt sich N.. er sye beschwärt
in dem, das er zwifach fellig sye.' ebd. Mit wechselnder
Fügung in folg. Belegen aus Beschwerden der Landschaft
Th vom J. ir)'25; vgl. beschwüren 2bi. .Zum achtenden
sind wir beschwert, dass die edling und waidlüt bishar
mengem biderman grossen schaden mit iren hunden,
rossen und hagen [!] zuogefüegt haben ; zum nünden sind
wir beschwert raise[n]s, bruches, stürens der gericlits-
herren halb ... dass sy sich von semlichem ussch Hessen ... ;
zum zechenden sind wir beschwert ewiger oder anderer
unbillichen zinsen halb; zum fünfzechenden so sind
wir beschwert, dass ain ietlicli biderbman nit uf das sin
-buwen darf pfisteiy [usw.] ... Zum andern so syen wir be-
schwert ains wygers, genant in Brunna. Des ersten syen
wir beschwert in dem, dass wir nit trat habend im wald
zuo ackers ziten wie ander unser nachpuren. Von holz-
füerens wegen zuo den zwaien schlössen zuo Güttingen
sind wir oucli beschwert. Zum fünften syen wir beschwert
und grösslich, wenn ainer über den andern zuckt, und
er schlach in bluotrünsig oder nit, muoss er den herren
drü pfund pfennig geben.' S. noch unter 3a, ferner
un-be-scMcärt a. Von amtlichen Verfügungen (i. S. v.
Üf-satz IbZ Bd VII 1531 o.): .[Schadhafte Öfen sollen
die Ofenschauer einschlagen lassen] wofern aber sich
2075
Scliwar, schwer, scliwir, schwor, schwur
•2076
Jemand der notwendigen Reparation anerbieten oder
deshalber bescliwärt zu sein vermeinen tete, einen et-
wellichen Termin gestatten.' 1681, Z RM. Von pfand-
rechtlicher Schätzung: .Wer dann, es seye der Glöubiger
oder Schuldner, der ergangnen Schätzung beschwert
were, der mag dieselbe züchen für den Statthalter.' 1670,
BSi.Rq.l9r2. Insbes. von gerichtlichen Urteilen, Strafen.
,Daz das banner und daz appellieren ab sie; denn wer
beschwert ist. gen Bern oder Friburg möge berüefen.'
1475, F RM. ,[üer Richter] muoss euch ein volk
haben, das dem gsatz ghörig sye ... und wüsse, welches
die rechte billichheit sye ... oder aber, so sy von im ge-
straft, wurdind sy wenen, sy wärind beschwärt.' Zwingli.
,0b jemand beschwert, [solle er] die urteil in des gotts-
huseshof zuoErlinspach züchen.' 15'28, AARq.1926. ,Des
[Entscheides] sie sich letstlich, obwol sehr beschwert,
begaben.' Wurstisen 1580. Mit näherer Bestimmung.
,Nach Offenbarung solicher urtel ... hat N. fürgewendt,
daz er mitder urtel beswertsye.' 1483, AaB. ,Daz raeng-
lich, wäre [er] einer urteil beschwert, mag sich dero
berüetfen und appellieren für gemeiner Eidgnossen
ratspotten.' 1488, AABremg. StR. ,Doch so behalten
wir denen den zug oder appelats luter vor, die sich
in der unsern urteil beswert funden.' 1505, FJ. ,0b je-
mand ... ein urteil vor ... den unsern von Zoffingen
erlangen [würde], darin er meinte verkürzt oder beswärdt
zuo sind . . .' 1509, AAZof. StR. ,Diserjetz ergangner
und gesprochner urteil gab N. zuo erkennen als be-
schwert zuo sin.' 1533, ZOss. ,Wölicher da der urteilen
beschwärt, der mög die züchen, appellieren, wie das von
alter bar gebrucht ist.' 1542, Aesch. S. noch unter
hy und Sa. Von rechtswidrigen Handlungen. ,Dar-
durch [dass Einer Geld zu falschem Kurs ausgegeben]
dergmein arm man merklich beschwertgewesen.'15'27/9,
Z RB. ,Es soll auch dheiner dem andern in keinen
kouf weder heimlich noch otfenlich fallen, damit der, dem
der kouf erstlich angebraclit, dardurch nit beschwärt,
sonder ungeirrt und fryg koufen lassen.' 1545, Abscb,
,Und demnach der arm netig mentsch mit den gitigen
greniplern und fürköuffern, die sich keins zimlichen
gwänst[s] vernüegen lassen, grösslich beschwert [ist].'
G Landraand. 1548 (JMHungerb. 185'2). — ß) körper-
lich, von Krankheiten. ,Ein bättelbrief der armen
frowen, so beswärt ist mit dem vallenden siechtunib.'
1521, BBM, ,Dieselb frow was fantästig und mit einem
Schwindelgeist beschwärt.' Bossh, Chr. .Weilen er aber
erst bey drittlialb Jahren mit dieser elenden Sucht
beschwäret.' 1659, Sch. — y) seelisch. ,Er ist beschwärt,
dasunden uf derart, in sinem vatterlandt, niraptgwaltig
überhand unruow, zwytracht, empörung.' Ard. 1572/
1614. — b) attrib. (und subst.). a) zu be-schuären 3 a.
,B-e Anfrage', (durch die Forderung einer unter Eid ab-
zugebenden Antwort) verschärft; vgl.Sp. 2063u.(Ansh.).
,. Äussert gewonten Landesrechten [sei] Nichts be-
schwert, was Errichter [der Gült] nach eidlicher be-
schwerten Anfrage bejahete.' 1678, L, — ß) zu be-
schwüren 2b, bedrückt, ungerecht behandelt. Subst.:
.Sollend all ire gesatzt dem götlichen willen glych-
förniig sin, also das sy den beschwärten beschirmend, ob
er schon nüt klagte.' Zwingli. — f) spez. zu 2b 6.
,B-e partei', durch Rechtsspruch benachteiligt. ,So
zwüschen (parteyen) geurteilt wirdet und sich ein teil
befinde darin beschwert zu seind, soniagdieselb beswert
partey ze stund nach eroffnung der urteil . . . muntlich
appellieren.' 1530, AARh. StK. Subst. ,Nacli ussgang
dysser urtel stundt N. . . , dar und wyderrueft von stund
an mit läbendiger stim als ein beschwerter dysser urtel
und appelliert.' 1543, 1548, ZReg.; 15.54, ZKn. (s. Bd VI
274 0., wo ,disse urteil', auf ,widerrueffen' bezogen).
S. nochSp.2073M.(GRKl.LB.).— 6)zu6e-sc7jicärm568-.
.Mine herren hat wellen dünken, er lougne mit be-
schwerter consciens.' 1541/S, Z Ehegericht. — 3. in ak-
tivem S., =schwär3 (Sp. 205.5), be-schwärlichä. a) von
Gerichtsurteilen. Prjed.: ,Sömbliche urttel vermeint N.
im zuo beschwert syn und begärt die zuo appenlieren
für unser gnedig herren.' 1570, Z RB.; so mehrfach.
Attrib. ,Was ouch hinfür in dem selben gericht urteln
gand und geben werden ... damit jemant verniaint be-
schwert sin ... der oderdieselbigen mögentsölich beswert
urteln für ainen hern und apt zuo SGallen . . . ziechen
und appellieren.' 1470, G Zum Wasser LB. (GRti, 1906).
,Wo die Klag mag gefüert werden [wider ergangne
Orteile] ... daselbsten auch ein beschwerte Urteil, wo
von Nöten, kan geendert oder verbessert werden.' 1620,
UwE. — b) ,b-e artikel', = , sch wäre artikel' (Sp. 2057o.),
Klagartikel. ,Als dann die herren der Societet Jesu den
herren verordneten etliche beschwärt articul, so sibider
alten schul befunden, fürgehalten.' 1582,FSchulverordn.
— C) ,b-e händel', = , schwäre händel' (Sp. 2062o.). ,Wo
sy [die Stiftsherren, Akk.] die von der statt irs geist-
lichen rechtens beschwärt, so wärent sy doch zefriden
gewäsen, zwen von irem rat in irem cappittel in sem-
lichen beschwärten bändeln by inen sitzen ze lassen.'
1525, AAZof. StR. — un-be-schwärt (,-ä-' und ,-e-'):
a) unbelastet, ohne Beschwerde. ,Käthi trug dies [das
Ährenlesen] unbeschwert.' Gotth. .[Damit das frz.
Volk] der grossen beschwärnus und uflegung ... u, und
entledigt wurde.' 1567, Brief (TEgli). ,[Alles, was ihr
braucht] soll zu kauffen frey stehen, zwar ohne Zohl,
ganz ohnb.' JCWeissenb, 1701. Nicht benachteiligt (in
rechtlicher Hinsicht): ,Die von Lugnoroz wollen ver-
meinen, des [eines gewissen Rechtsbrauches] beschwärt
ze sin ... [später:] Es sollend ... [Die] von L. sich
des u. halten.' 1568, FMu. StR. (Schiedspruch). Übh.
unangefochten, unbelästigt. ,Alle die wile so man den
zins wert, so suUen ich und min erben von inen u.
sin uff dem guote.' 1336, Ndw Beitr. .[Man soll] die
von Ramersberg in ir weiden ... unbeschwört [!J und
unbelästiget lassen.' 1551, AKüchler 1895. S. noch
Bd VI 1899 u. Adv.: Berechtigte durften einen Weg des
Tages bloss zweimal ,fry und u.' befahren. 1467, Bärnd.
1911. — b) wohl im moralischen S., unbescholten. , Haben
Rat und Hundert ihnen gefallen lassen, 25 Burger von
den Hindersessen ... anzunemen, welche ... irer Statt
wol anstehen, unschädlich und u. syen.' 1654, L. —
c) seelisch. ,Mit u-eni Gewissen.' Gotth. Adv.: ,So
[wie es auf dem Lande Brauch war] liatte Hans von
Benz geliehen und Benz von Hans und u.', leichten
Herzens, unbedenklich, ebd. — d) ,u. sin' mit Inf-Satz,
ohne Umstände, gerne bereit sein (Etw. zu tun). ,So
Jemand etwa den Summer sine Kind in d Schuel wellte
schicken, [wollte der Schulmeister] u. sin bist [!] zu
Mittag Schuel zu halten.' 1611, Ndw Beitr. ,Mit Einem
in Glaubenssachen zu disputieren wäre sie [die Ver-
storbene] u. und konte ihrae auf alle Punkten gebühr-
liche Antwort geben.' 1615, TuFr. Chr. ,Der Heiden
Spys nit nüss noch iss, ein wenig zlyden bis u.'. Jude
zu einem andern, der die Wahl hat zw. Schweinefleisch
und dem Tode. GGotth. 1619. Mit , wellen' als Höflich-
keitswendung, sich gefallen, belieben lassen (Etw. zu
2077
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2078
tun). ,Vor uns [dem BRat] sind erschinen der ... her-
schaft Arburg erbare Botten und habent uns ... die
Articul [ihres Erbrechts] fürgelegt mit undertäniger
Pitt, wir wölten u. syn dieselben ze beschouwen.' 1605.
Aa Rq. 1922. ,üeslialben wolle von diser Stund an,
so bald ein Jeder [Pfarrer] wider zu Hus kotnbt, er u,
syn ein Verzeiclinuss zu verfassen.' .] JBreit. 1626. Adv..
ohne Umstände, bereitwillig,gern.,UnserSchul zu Capell
ist . . . nit wenig erweiteret und gebesseret worden .. .
das Volk lasst sich ietz gutwillig, u. uffhalten biss gegen
dem Abend.' 1653, Z. ,Non gravate respondere, u. ant-
worten.' Denzl. 1666/1716. ,Bis dat qui cito dat, der
Einem bald und u. dienet, der leistet einen zweyfachen
Dienst.'ebd.l677/1716.Etwai.S.v.gefälligst., Der Pater
sage mir ohnb.,ob nicht...' ClSchob. 1699. .Bitte u. mit
Hrn Obmann B. zu reden wegen beliebiger .Entwertung
auf gegen ihme abgegangenes Schreiben.' 1713, Z. — Ahd.
hiswärön (nur einmal bei Notker Ps. 103,6: .selben die apostolos
poswärot inimensitas superstitiomim') neben hiswären (auch bei
Notker), nihd. nur beawann (gew. in Bed. 2 b, vereinzelt auch
2a); vgl. Gr. WB. I 909;XI3,35'2/4 (.unbeschwert'): Martin-
Lienh.ll 529; Fischer I 909 (-e^-, doch in Ostdnrf b/Balingen
-"^- < -s- in Bed. 1, vom Beschweren des Sauerkrauts). Wie
bei dem syn. »chwaren ist die ö-Form im Wesentl. auf die sinn-
liche Bed. 1 beschränkt; auch ist die ä-Form in dieser Bed. (in
B neben -ä-) im Allg. sicher .jünger und der Entlehnung ver-
dächtig. Anderseits verraten die B Mundartbelege für -ä- unter
2 bS' deutlich bewusste Übertr. von 1 ; inwieweit die gelegent-
lichen altern .-a-'-Schreibungen iinter 2 altes a wiedergeben
"der blosse Ungenauigkeiteu sind, lässt sich nicht entscheiden.
Umgekehrt bleibt fraglich, inwieweit etwa älteres ,-ä-* auf
Verwechslung eines Längezeichens- mit dem Umlautzeichen
durch die Herausgeber beruht. Das Prset. ,bes(ch)warte'
der alten Quellen kann zur a- oder ä-Form gehören. Ein
Nebeneinander von -ä- in Bed. 1 und -ö- in Bed.2b^ bezeugt
Wint. für GIK. — B'-schwäri f.: zu be- schwären 1,
, Beschwerung'; das beschwerte eine Ende einer Eisen-
bahnbarriere BE.(Loosli 1910). — B=-schwäri''gBHa.
(in Bed.l) und vereinzelt in der ä. Spr. (,bes(ch)warung').
sonst Be-scli wärung (,-ä-' und ,-e-') — f.: 1. zu be-
schwüren 1, in konkr. S. von der Belastung der Schindel-
dächer, bestellend aus Holz und Steinen BGt., Inn.
(JHunz. 1913, 182). — 2. uneig., zu be-schwären 2b,
Belastung, Bedrängung, Schädigung. äSpr. ,[Die .Juden
sollen während der Ostertage Frieden unter einander
halten] und nieman kein besw. dem andern tuon.' 1384,
Z RB. ,Das si [die Besatzung von Murten] mit trätfen-
lichem geschütz grösslich genötiget werden ... und
das in sölich besw. in die harr nit traglich sy.' 1476, H
(an L und Schw). ,A1s . . . unser bottscbaften . . . verrer
in üwer küngkrich komen, so sind inen ettwas tröw
und besw-en [Plackereien] in mangem weg, wiewol si
mit küngklichem geleitt bewarot waren ... begegnot.'
1477, Waldm. (B an Ludwig XI.). ,Uamit ufruor und
unfrid gemitten, oucli unser Eidgnoschaft vor be-
swarung verliüet werde.' 1499. Z an B. ,Wie si [die
Berner] mit allerlei Verachtung und untrüw hinin
zogen [nach Italien], mit merklicher beschw. der
zerung, lifrung, fuorung, zol und gleit ubern berg.'
1511, Ansh. ,0n b.', unbehelligt, unbolästigt; s. Bd V
1215o. Insbes. a) rechtlich. Belastung durch Auflagen
(Steuern, Abgaben uä.). .[Bern wird Aarau] fürwert-
hin in delieinen weg semlicher Schätzungen oder ander
besw-en nit mer anervordern noch also bekümberen.'
1449, Aar. StR. ,Uarwider wir, propst und capittel ge-
meint habent, das wir ... sölher sturen und besw-en
von unsern hoffen und hüsern ... hinfür als bishar
entladen ... sin sollten.' 1473, AaZoI'. StR. S. noch
Bd VII 1319 (sorgfältig); VIII 956M. 1666u. 1667 u.
Durch Schmälerung von Recliten. , [Einen Gefangenen,
der vor Gericht erscheinen soll, hat man aus der Stadt
entwischen lassen] ze . . . besw. in gutten alten har-
konienheiten, ouch beroubung der statt gerichtes.'
1450, P Mem. .[Die Kessler und Kupferschmiede von
Baden, in ihrem Handwerk durch fremde Kessler be-
einträchtigt, haben die Tagsatzung] demüettenclich
angerüeft ... sölicher besw. ... vorzuosin.' 1487, AaB.
StR. .Nachdem uns das selb [die von Bern etlichen Höfen
des Stiftes gewährten Freiheiten] zuo beschw. dient ...'
1487, AAZof. StR. S. auch Bd V 841 u. Durch Strafen :
,Diewyl Margret Bachs ir sach [,ansprach des magturabs
halb' gegen LStemmelin] hat lassen verjaren, das er
[der Bischof von Konstanz] dann den ban gegen St.
abtüeg ... und wyter beswarung nit lass gan; dan solte
einer wyter beswarung bringen, so möclite dem botten
begegnen, das im nit eben were.' 1485, Z RM. Be-
lastung eines Kapitals: ,0n beschw. und raindrung an-
geleiten liooptguots.' Z Mand. 1530/1636. — b) seeliscli.
,In diser grossen beschw. kümernüsse und leides, so
der wolgeborner herzog Berchtolt was tag und nacht',
wegen der Vergiftung seiner Söhne. PvMolsheim. —
UM. bemarunye; vgl. Gr.WB. I 1601 (,-a-'). 1605/6 (,-e-');
Fischer I 910 (,-e-'). Ä. Belege für ,bes(ch)warung- 1485, Z
KM. (2nial); 1485, Gfd; 1499, Z. Zur Schreibung mit ,-ä-'
vgl. die Anm. zu he-nchxcaren. ■ — be- SC h w är lic h (vei-
einzelt in der ä. Spr.), sonst b(e)-sch w ärlich (bzw.
-e*- usw.), in der ä.Spr. ,-ä-' und ,-e-' : 1 . wie nhd. beschwer-
lich. a)drückend, lästig, unangenehm. E"b'schw-e'' Luft,
e" Fendluft BGr. (Bärnd. 1908). i> b'schw-i Suppn W Lö.
E" b'schw-i Stilbn, düster, lichtarm. ebd. Es b'schw-s
Gued, über das Wege (zB. Triebwege) gehen als lästige
Servitut oder das durch Lawinen gefährdet ist. ebd. ,Die
seel, umgäben mit disem beschwarlichen traagen
fleisch.' HBuLL. 1561 ; vgl. Sp. 2072o. (Fris.t. ,Alte Leut
werden gemeinlich beschw.. man wäre ilireu gern ab.'
.TMeyer 1700. S. auch Über-Burdi (Bd IV 1545). In
rechtlicher, finanzieller, wirtschaftlicher Hinsicht.
D' Hintersässer sind b'schiv-i Lit WLö. ,[Gl und Z
verheissen den gegen den G Abt klagenden Gotteshaus-
leuten, sie wollen] sy in allen anderen beschw-en dingen
so früntlich bedenken und mit sölichen gnaden und
trüwen gemeinen [wie ihre eigenen Leute].' 1529,Absch.;
oder zu 2? ,[Die Hof- und Hubenbesitzer klagen] das
ire gmeindsgenossen, so die tagner gnempt wurden,
inen ... mit irem vech dermassen überlegen und beschw.
weren, das sy ir zugvech, wo nit ein insechen bescheche,
nit wol zu erlialten wüsstint.' 1562, Z Rq. 1910. .[Da
sie mit ihrem Weidgang auf das Ried angewiesen
seien] wurde inen ganz beschw. und nachteilig syn,
wover ire nachpuren ... gedacht riet ... anseygen fetten.'
1582, ebd. 1915. ,Das [zugewanderte] gmein Volk, so
mehrteils arm, den Innhaberen der rechten Höfen ...
in Hölzeren und auch im Veld des Obses und der
Früchteir halber gar überlegen und beschw. syge.' 1603,
ebd. , Anlag einer zimlichen, lydenlichen und rainst
beschw-en Stür von Reiscostens wegen.' 1627, BSi.
Kq. 1914. S. noch Bd VII 15.S0M.; Sp. 207 u. Seelisch.
.Dass uns [als Vermittlern] der handel zum aller-
liöchsten leid und beschw. ist, dass wir nit besser mittel
zuo hinlegung und befridung diser sach haben finden
•2070
Schwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2080
und erlangen mögen.' 1531, B lief. .[MH. haben dem
N.] sagen lassen, das sy ab sollichem sinem klapperen
und ungeschickter Verhandlung ganz beschw-s miss-
fallen empfangen.' 1532, Z EB. S. noch Sp. 880 u. Adv.
,Anjetzo werden syne kinder, die sich in den eestandt
begeben, vom . . . vogt zuo Gryffensee der lybaigen-
scliaft angefochten, welches ime ... beschw. falle.' 1580,
ZGreif. , Einer Landschaft bescliw-en uffallen wurde,
von der Schul wegen (so zum Jar nit lenger dan fier llonat
ungevärlich Winterzyts gebalten wirt) einen Schul-
meister das ganze Jar zu erhalten.' 1616, BHa. (B Blätter
1906). — b) schwierig, mülisam Ap; B (Zyro);
WLö. und sonst (doch zT. nicht volkst.). De" wit und
wüest Weg geng z'mache" isch-mer afe" b'schw. B (Zyro).
En Vschtc-e Weg Ap. S. auch Bd 11 3-18o. ,[Ein
Schwermütiger klagt seinem Pfarrer] er seig für andere
Mentschen us schwerlich gestraaft, dass er auch in
'23 Jahren kein Predig, wegen besehw-en Gehörs, habe
können verstahn.' 1669. ZGrün. ,Ein beschw-es Werk.'
FWvss 1670. Subst.: ,l)ie selben [sollen] gewalt haben
in der sach zehandlen. Und ob inen etwas beschw-s
begegnete, das mögent sy an myn herren kommen
lassen,' 1564, Z RM.; ähnlich 1566, Z; vgl, Sp. 2062M.
Adv,: , Beschw., gravate. difficulter.' Mal. (fehlt bei
Fris.), — 2. zu be-schwären 3, eine Beschwerde, Klage
enthaltend, ,Wir habend nch zuo inen [den Bernern]
abgefertiget, mit inen uf dise unser beschw. artikel,
so nns begegnet sind ... witer ze reden und ze handien,'
1530, Absch, (Instruktion für die Gesandten der V Orte)-
,Dif sollich unser beschw. artikel syen wir, die ge-
meinen gerichtsherren, üwer f[ärstlicb]en g[nad]eu und
gunst ganz ernstlich ... pitten und anrüeffen, ir wellen
sollich unser beschw. ob- und anligen .,, fründtlich
zu herzen füeren,' 1530, Th. ,So wir nun [die acht alten
Orte] die gedachten anwält gemeiner statt Keiserstuol
in dissem irem beschwarlichen fürbringen aller lenge
nach angehört und verstanden ...' 1585, AaK. StR.
Adv., klagweise; s. Bd VI 686o. (1653, LE. Manifest). —
3. belastet, bedrückt. ,[Obw erklärt:] Wir befinden uns
bei solchen und dergleichen Ußschüssen [Truppen-
aufgeboten] sehr beschw.' 1676, JSG. — Vgl. Gr.WB, 1
1604/5; Fischer I 910 (auch ,beschwerdlich'), — un-: Gegs.
zum Vor, 1, .[Hausleute sollen] der Geraeind zu Holz
und Feld unbeschw, sein.' 1671, Z Rq. 1915, S. noch
BdV11857u. — Vgl. Gr.WB. XI 3, 351/2, — hOch-. .[Das
Vorgehen sei ihnen] hochbeschw., ja unlydentlich.'
1627, Z. — Vgl. Gr.WB. IV2, 1608. — Be-sch warlich-
keit f. : Abstr. zu be-schwärlich 1. ,Was beschw. gm einer
Eidgnoschaft daruss erwachsen wurd, wo sy [die V Orte]
sich von andern orten trennen ... söUtend,' 1529, B
an F. Auch 1530, B Ref 1'286 (B an VO). ,B. tragen.'
, Unser potten ... haben uns erscheint, was beschw.
ir tragend ab dem, dass hr apt und convent by üch
mit messhaltung und gelüt vil mer und wyter dann
vor ... sich üeben und gebruchen.' 1529, B an G. ,Wir
tragen etwas beschw. daran [an dem .spruch und bericht'
im Unterwaldner Handel] besonders dass derselbig nit
so gar heiter, dass wir uns des benüegen könnend.'
15'29, B. — Vgl. Gr.WB. I 1605. — B «-sc h w ar (-e^- ApK.)
f. (bei Ard. n.), ohne PI.: 1. Belastung, drückender Zn-
stand. ,Ich fragt, wie dem beschw. [im Lande] doch
zuo begägnen war.' Ard. ,[lch] hett wäre underricht,
das der landen beschw. vom überfluss kom her,' ebd.
E' B. ha" 1) von einer rechtlichen Servitut, zB. auf
einem Grundstuck ApK. — 2) von körperlicher Be-
schwerde, ebd. — 3) Mühe. E' B. ha" mit Aynm [Einem],
mit Oppis, zB. mit einem unfolgsamen Kinde, ebd.
— 2. Einspruch, Appellation; s. Sp. 195o. — Mhd. 6e-
smere f.; vgl, Gr, WB. I 1602 (auch n,); Fischer I 1909. —
B«-schwärnuss GRNuf. und in der ä. .'Spr. (,-ä-' oder
.-e-'), seltener .-niss', auch ,-nüss' — f.: .Beschwerde'
GßNuf. (Trepp); heute abgelehnt. 1. a) wesentl.
= Be-schwäring 2. ,[Bern möge bedenken] daz sölich
durchziehen [von Kriegsvolk] an der uwern und unsern
in der Waud besw. nit wol beschehen mag.' 1475, F übl.
.[Beschluss des F Rates] dass wir ... das collegium ...
in unseren eignen costen, one des collegii beschw. ...
ufrichten und in gepürend wesen bringen wollend,'
1584, ebd, , Sonst getruwen sy ob dem Wald, es syge
nidt dem Wald von der iren wegen in kein gfaar noch
beschw. komen.' 1589, JSG. ,Wie ... nach des vatters
todt ietz mein liebe muter in m. gn. h. dienst über die
zehen jähr getreulich und mit ihrem grossen ungemach
und beschw. undertenig verharret.' 1598, BReeer 1899.
,Der Herr hat nns nicht gedinget, dass wir ihm nur
in der Welt dienen sollen, in der Fremde mit grosser
Beschw., sonder auch im Himmel, in dem Vatterland,
ohne Leiden.' JMeyer 1700. Insbes. a) rechtlich. ,Von
diser unrecht bschw. [vorher , schaden und beschw.']
wegen, so die von Matsch unsern armen gottshaus-
leut getan band mit . . . sturen, entrungen, Schätzungen.'
1394, PFoFFA 1864. .Ir [der Herr von Stretlingen]
müessent ... in [den Priester] und all sin nachkomen,
die gneter der kilchen, wie die dar komen sind, be-
schirmen vor aller ungewonlicher erfordrung und be-
swerniss der fürsten oder anders gewaltes und si haben
fri und usbeslossen.' Stretl. Chr. ,Zum nünzechenden
ist uns [den Bewohnern der Grafschaft Lenzburg] ver-
botten, zwüschen Arow und Brugg über die Aren ze
faren mit wägen als wol als mit karren und mit wegen
im Schilf; ist uns ein beschw.' 1528. Aa Rq. 1922.
,[Unsre Vorfahren haben] sich von mancherlei be-
schw-en ledig gemacht, ihre freiheiten und länder statt-
lich erweitert.' Ard. 1598. ,Dass kein anderer römischer
Stand sie [die Kriegsleute] in Freiheiten und Erlassung
allerlei Beschw-en raög übertroft'en haben,' Gcler 1616.
,l)ass ... wir, solchem [der Schädigung durch Zu-
gezogene] und vil anderen Ungelegenheiten und Be-
schw-en vorzekomen, uns mit einanderen beratschlaget,
wie dem allem vorzesächen.' 1621, TaEschl, ,Das keine
neüwe Hofstatten vor der Allmend Niemanden soUent
erlaubt werden, weilen es der ganzen Gmeind der
grösste Schad und Beschw. ist' M. XVII., LKnutwil
Amts- und Twingrecht. S. noch Bd VII 1530 u.; VIII
657M.; Sp. '2076M. und vgl. 2. — ß) körperlich. ,Die
viert [Regel ist], das du einen sömlichen teil der spiss
empfahlst, das du nütt brüeffist kein beschwernüs oder
Spannung in dem magen,' TCrst, Ges, ,So befindt das
wyb schmerzen und beschw.' JRüef 1554. ,Diss ist nun
hüt der elfte Tag, dass ich [Bruder Klaus] ohn Beschw.
aller Ding ohn menschlich Nahrung lebe ring.' JMahl.
1674. .Arcanum spleneticum für Milzbeschw, .,, ar-
canum pectorale für Beschw, der Brust.' 1740, L (Ein-
gabe der Arzte). — y) seelisch, , Darob wir [die eidg,
Boten ob der Unbotmässigkeit des eidg, Heeres] nit dein
sunder gross beschw, tragen,' 1525, BsRef, ,Das heilig
evangelion „. das die beschw-en allehinnimpt.' Zwi.\gli.
.Mein Schöpfer, Trost und Zuversicht, du wirst mich
ja verlassen nicht in dieser grossen Beschw. mein,'
1618, ZiNSLi 1911. — b) Schwierigkeit, Mühe; vom
2081
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2082
Vor. nicht scharf zu trennen. ,Uie grosse Unglägenheit
und sondere Beschwärniss. so inen [den Bewohnern
gewisser Höfe] obläge darumb, das sy denselben irer
ordenliclien Pfarrkirche zu Entlibuch so gar wytt ent-
sässen.' 1601, Gfd. , Weilen es umb selbige Zeit [im
März] vast ordinari noch Schnee hat und die Enihser
nnd Veldsperger derentwillen ohne Beschw. nit wohl
nach Razins khoiuinen khöiinen [wird die Gerichts-
besatzung zu R. in den Mai verlegt].' 1696,Caliezi. 1920.
,Wie hats ein Gstalt mit denen Sachen, tuont sey nit
ein Beschw. machen V [Antw.:] Schwär wurdens mier
sin; [ohne die göttliche Gnade] möcht icha gwiss er-
stritten nit.' Com. Beati. ,Die Beschw., die grosse Schifl
durch den Laufen entweder reiten oder seilen zulassen.'
1747, ÄAl.auf. StR. ,Wan Einer [ein zugereister Ge-
selle] hierin Beschw-en hätte', näml. Arbeit zu finden.
1786, AaMcII. StR. S. noch Manns-Mäq (Bd IV 98). —
2. (Grund zu) Beschwerde, Klage (bei einer Amtsstelle,
vor Gericht). Die nächsten Belege veranschaulichen den
Übergang von Bed. 1 a. , Als denn ettlich ... besw-e in ett-
lichen artikeln [eines altern Schiedspruches] meinentze
haben.' 1450, B Schiedspruch. ,[Der Kläger] hab sin be-
schw. in geschrift lassen stellen.' 1.5'24, Bs Ref. ,[Der Rat
behandelt] die beschwernüs von wegen mangels der
diacou oder caplanen.' 1530, B Ref. ,Deswägen sich
die genante frow nach eroft'nung fürnenipster irer alten
beschw-en, inn unsern grichtsbüechern vergriffen, er-
clagt.* 1544, Z Ehegericht. S. noch Bd VlI 103o. ,An-
ligen und B.' .[Wer ,vor einem versanipten Rhate
etwas ze handien' hat, soll vorher] einen der Rhäten
bitten, der ime sin Anligen und Beschw. vor dem Rhat
anzeige.' 1607, AaL. StR. .Klag (klegt) und b.' ,0b
die kilchgenossen etwas anligens, klegt oder beschw.
zuo iren pfarrern betten.' Z Mand. 1528. ,Bescbw-en
und Klagten, so sie [die Unterengadiner usw.] wider
unseren zachen Grichten Punt ... zu haben vermeinend.'
Anh. 1623/9. ,[Es sind Ratsredner zu bestellen], die der
Parteyen ihre Beschw. und Klegten anbringen tuen.'
1673, AaB. StR. .[Der Gemeinde] Klag und Beschwer-
nüssen aller Länge nach verhören.' 1781 , ThHw. Arch. —
Mhd.ieswteniMsef.; TgI.Gr.WB.il 605; Fischer 19 10. Mischung
mit dem syn. Be-schwärcl verrät die Schreibung ,beschwärduuss'
(1575, ZRM.; SchwProz. 1708); auch bei Gr.WB.I 1603.—
Milz-B. s. laß.
SchwäriGRObS. (in Bed. 2a), sonst Seh wari bzw.
■e'- (-e- in BsL.; BTwann; GRvPr., V.; GSa., W.; Ndw;
ü, -et- PA1.), in Obw -d-, in Ndw auch -e f.: 1. Abstr.
zu schwär (Sp. 2050 tt'.). a) zu schwär 1. a.) (grosses)
Gewicht, wohl allg. B'Länqi maclit d'Schwe'ri, auch
eine kleine Last drückt auf die Dauer ScHSt. (Sulger).
Je witer er [ein Mann, der ein verirrtes und verhextes
Zicklein lieimträgt] cho' ist, desto me hed das Gitzi
uf sVr Äxle" g'schwäret, und er hed mit Gruse" i"-
g'seh- miiesse", dassne" die Schweri näh und näh
z'sämme"triicki. .Uörger 1920. Das ist e" Hüstür mit
Schw., = e" schwärt H. GrHc. (Dan.). A" der Schw.
o", der Schw. «ä"*, dem Gewichte nach (zu seh Hessen)
Ar; Bs; Th; Z. Es trifft i" (a-J der Schw. gwüss Nül
a', es besteht kein Gewichtsunterschied Sch; Th. ,Dass
der sehne nit die dächer intrückti von schweri wegen.'
UMky. 1540/73. , Gewicht, schwäre, pondus, ponderosi-
tas, onus, gravitas; die last und schwäre der gewichten,
pressusponderuni.' Fris.; Mal. , Gravitas, die Schwere.'
Denzl. 1666/1716. ,Dise Stuckh soll man in gleicher
Schwere zusammentun und ein Trank machen.' Z
Schweiz. Idiotikon IX.
Rezeptb. um 1700; \g\. glich-schwär (Sp. 2065). S. noch
Bd V 642 (an-brinnen); VlI 945 u. E" Schw. si", em-
phatisch für (sehr) schwer sein GrV.; Sch; Th und
weiterhin; entspr. e" Güeti (Bd 11556), Grössi sl" uä.
De' ist e" Schw.! I''' hän aw'' g'meint, i«* heig fri e"
guete" Puggel; aber dass die Lieh [eines verunglückten
Gemsjägers] esö e" Schw. wä'', hätti'* nid 'tenJct.
CScHNTDER 1911. Spez. als Abk. für Ome-Schwäri{s.ii.)
BSi. (der Bedarf an Gras, um eine Kuh zu ubersünimern.'
IniOb.); FGStebler, AW. 13. — ß) zu schwär Iba,
Grösse, Menge, Masse. ,Das die von Arouw in der statt
die selben [in der Vorstadt neu zu errichtende] taferneu
... zelichen und zebesezen habend, sollend sich ouch
mit dem liehen als güetlichen bewisen, das ... dera
[tafernenj die in der vorstatt nit mangel habend von
schwäre deren in der statt Arouw anschlags des zinses.'
1443, Aar. StR. ,Ein grosse schwere goldts.' JWetzel
1588; niolti pesi d'oro. ,Ein Schwäre Bluts, so von dem
Drachen gesprüzt war.' JJSchedchzer 1746. Hieher
auch: ,[Die geschlagenen Helvetier] zugend von dem
keiser und den sinen us dera veld bis in das nider
Purgund, das er inen von schwere der Römer nider-
lag [wegen der schweren Verluste der R.; vgl. Nider-
läg 3 Bd 111 1165] nit nachziechen wölt.' HBkennw.
Chr. Bi der, bir Schw. (Vhe' BE.): 1) in grosser Menge,
massenhaft BE. (EGünter);GRSeew.; Schw; U(,genug').
Gelt, Sache" bi der Schw. Der Her'e" het-si''' nid la"
lumpe" u"'' het . . . Sachen [Speisen] üfg'stellt bir Schweri
i"he. EGünter 1908. Kai" Wunder, wenn [beim Vesper-
brot an einem besonders mühevollen Heuerntetag] bi
der Schw. under Tach 'tue" und me g'süpflet wärt, a's
grad i" d's Mess mag. Schwzd. (GRSeew.). ,Gab ir ...
win und brot by der schwere.' 1530, Bs Chr. ,Do gab
man dir [einem Bettehnönch] gelt bi der schwere, als
ob es Gott ein gfallen wäre.' NMan. ,Nichtsdest-
weniger was man guotwillig, hieran [an die Kirche]
zuo steuern, und truog man bei der schwäre herzuo.'
SHocHH. 1591. ,Sy [eine Frau] war so tröüw und gut-
herzig, das sy Jederman, so zu ihr ins Hus kommen,
zu essen und trinken gab by der Schwery.' 1630, Z.
S. noch Bd IV 904 u. (3 Belege). — 2) aufs Zeitl. übertr.,
sehr oft GrKI. Das Chind ist bir Schic. bi minen
Chinden g'sin. — f) zu schicär Ib^. Von Münzen.
.[Münze] in der swssre und in der güete, als er [der
Bischof] si uz git.' M. XllL, Wack. DR. S. noch Sp. 205 M.
(1344, Münzvertrag). Im geistlichen S.: , [Geistliche]
Güter, die eine wahre inwendige Schwere, Soliditet und
Realitet haben.' JJUlr. 1731. — 8) zn schwär Ibi; vgl.b.
,Schw. des libs.' ,Das die fürneineii luiner herren mit
alter oder schwäre des lybs der maas beladen, das inen
der weg [nach Marburg] ze schwer wurde.' 1529,
ZwiNGLi. .Angesehen sin alter und schwere des libs
[haben die Räte den Spitalmeister] des aniptes erlassen.'
1537, G Blätter 1914. , Schwäre des l(e)ybs oder un-
vermüglichkeit.difficultas corporis.' Fris.; Mal. — s) zu
schwär Ic^ (schwerwiegend). ,Mit ganz geflyssner bitt,
ir als die wysen [wellen] die schwäre des handeis und
was zuo allen teilen darus volgen möcht, zum trüw-
lichsten erwegen.' 1529, B Ref. (B Gesandte an den Rat).
,Wenn nun die clag gescheen und der antworter nit
erstmals gefasset ist antwurt zu geben, so soll im nach
kleinfug, mittelmessigkeit und nach swere der clag zil
und tag ... gesetzt werden.' 1530, AARh. StR. ,Das
lassen wir uns gefallen, und nämlich den V Orten die
profand abzestricken als lang, bis si die schantlichen
131
2083
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2084
zuoreden strafen nach schwäre und grosse der sach
und nach irem verdienen.' 1531, Ban F. ,So erfordert es
die schwere der sach wol ...' Vad. S. noch Bd VIII
253o. (1590, ZWetz.). — \>) zu schwär 3a. Von körper-
licher Last. , Schwäre des haupts, wenn einem das
haupt schwär ist von krankheiten, capitis gravitas;
dem pfnüsel (,knüsel.' 1541) und schwäre des haupts
nnderworlfen, pfnüssUichtig, gravedinosus, rheumati-
cus.' Fris.; JVIal. S. auch Zer-schlahung (Sp. 492). Un-
eig. Bedrängniss, Not; s. ver-bottschaften (Bd IV 1905).
Von seelischer Belastung, i,'" schüzligi Schw. u"''
Ängi het-mi''' fasch' z'Bode" 'drückt, vor der Abreise.
EBalmer 1925. ,Mit der swarin menneslicher brodi.'
XII., Wack. 1876. ,Daz wir in dem gebctt süfzent und
wainent die swäri unser sünd.' Waloreuel 1425. Von
Liebeskummer. ,Noch klage ich min meisten swaere,
daz mich laere trostes ie min frouwe lie.' Hadl.; öfter.
,Von liebe e denn von swsere seit man, daz man sterbe.'
Keinfr. .Schwäre, zweifei, angst, scrupulositas.' Fris.;
Mal. — c) zu schwär 2b. , Schwäre, unverstendlig-
keit, difficultas, obscuritas.' Fris.; Mal. ,Difficultas,
Schwere, Beschwerlichkeit.' Denzl. 1666. Melodie" ...
wo-me' vo" Schw. nie hat chön'e" singe". Gespr. 1838.
Spez. von Atemnot (.infolge allgemeiner Krankheit,
nicht örtlicher Atembehinderung') GW., Engbrüstig-
keit GSa., Sev., Brustkatarrh GW. Er het d'Schw.,
ist engbrüstig GSev. D'Schw. hät-en übernu", Atem-
not hat ihn befallen GW. , Schwäre des atems, diffi-
cultas spirandi.' Fris.; Mal. Von Wegen: ,Da sy [die
nach Windisch kircligenössigen Brunecker] begärt von
schweren [1. , schwere'] wegen des kilchgangs by inen
ein priesterzuohan.' 1526, BRef. — 2. zum Yh schwären,
.schwären I (Sp. 2066). a) (SchwäriJ Pressvorrichtung,
zB. beim Käsen GfiObS.; vgl. Schwäri- Britt (BdV909).
— b) zu schwären 2b, Erhöhung, Verschärfung. ,So
die [Götter] etwan die mentschen strafen wellind, ver-
liehen si denen glückseiligen sachen und verlengerind
die zit, und das alles ze schwäre ir straf.' HBrennw.
Chr. — Ahd. swan, mlul. swtere; vgl. Gr.WB. IX 2560/2;
Martin-Lienh. II 5-29; Fischer V 1280, überall nur in Bod. I.
Viell. zu 2 a (nach der Beschweruug des Daches) der ON.
Scliwarist'j ZEIgg ; geschr. ,Schwaristell' (top. Atlas), ,Sch warri-
stall', ,Schwerristall' (ZAmtsbl. 1900).
U(n)-: steigernd, übermässige Schwere GaHe.
(Tsch.), vPr., Valz. (Tsch.). Der Sack hed en IT.!
Chue-, in BHk. (FStaub), Si.; „Uw" auch Chüe-,
PI. Chüe-Schwäri BSi.(ImOb.), CMteSchwärine". FAku.
1898 (BO.; Uw): techn. Ausdr. der Alpwirtschaft als
ideelles Mass für Alpanteile; vgl. Chue-Essen (Bd 1
526/7). -Recht (Bd VI 285). -schwär (Sp. 2065); Fmss 7
(Bd I 1089); Chläwen 2 (Bd 111 706), wo weitere Synn.;
ferner FAnd. 1897, 184; 1898,461; HAnd. 1897, 59 f.;
Ndw Beitr. vi 1 ff.; WSenn 1871, 2, 1.35; FGStebler AW.
13. a) = Chiie-Essenl, Futterbedarf einer Kuh während
der Alpzeit, „so viel Futter als eine Kuh verzehrt"
BHk., Si.; „Uw". ,Die Einheit, nach der diese Ab-
schätzung [des Futterertrages einer Alp] erfolgt, ist die
Kuhschwäre oder das Rindern, dh. Das, was eine milch-
gebende Kuh verzehrt.' ZfsR. X 1, 122 (Uw); vgl. ebd.
II, 82/3. .Eine Alpe, Weide tut so und so viel Chüe-
schweri, sie bietet Weide für so und so viel Kühe' BSi.
(Imüb.). — b) = Chue-Essen 2 und 3 BHk. (FStaub),
Si.; Uw (auch St.'j; über das Verhällniss zu Rinderen
s. Bd VI 1034. Die Zahl der .Kuhschweren', die Einer
aufzutreiben berechtigt ist. hängt, ausser vom Futter-
ertrag der Alp, noch davon ab, wieviel Stück Vieh er
mit dem Heuertrag seines Gutes überwintern kann;
vgl. THagenb. 188'2, '28. Als Normalmass für Rindvieh.
Für eine .Kuhschwere' werden gerechnet: in Uw eine
wenigstens 3 Jahre alte Kuh, 3 Zeitrinder (.weibliche
Kälber von 2 bis 3 Jahren). 3 Kälber, in BSi. 1 Rind,
2 Meisch-liinder, 3 Kälber, in BSigr. M. XVII. 1 drei-
jähriges Kind, 2 junge Rinder, 2 Kälber (THagenb.
1882). 3 Kühe, 2 Rinder, 4 Meischen, 4 Kälber sind
3 -f 2 -I- 2 -h IV» = 8V3 Chue- Schwäri BSi. Als Mass-
einheit lür anderes Weidevieh. Nach ZfsR. XI, 122
gelten in Uw für eine , Kuhschwere' (Abweichungen aus
andern Orten sind in Klammern beigefügt): .6 (in BSi. 8)
Ziegen, 6 (in BSi. und It THagenb. 1882 M. XVII, in
BSigr. 8) Schafe, 2 Mutterschweine, 1 jähriges Füllen;
ein zweijähriges Füllen gilt für 2, ein dreijähriges für
3, eine Stute nebst Füllen für 4 Kuhschwären. Eine
auf 300 Kuhschwären gestuhlte Alp kann somit 300
Kühe oder 1800 Schafe oder 75 Pferde ernähren'; s. noch
Chue-Essen 3. „Hier sind 8 Geissen oder 2 Mänsch-
rinder und 1 Kuhschwere, dh. er besitzt an Lebewaren
4 Kuhschweren Ndw"; It FStaub auch BHk. Man fragt
zB.: 12 Ziegen, 16 Schafe, 3 Schweine, 4 Mcscheni,
12 Kühe, wieviel Chüeschwäri ist Das? BSi. (ImOb.).
,Das 1 einjähriges Pferd her ein Kuoschwärre soll ge-
nomen werden und ein zweijähriges fier l'/s Kuh-
schwärre [das Weitere unter Alp-Satz BdVlI 1540].'
1844, OßwLung. (ZfsR.). .Das jeder Alp- Nutzniesser
alljährlich auf jede Kuhschwere, unter Straff 30 ß im
Unterlassungsfall, ein Tag Arbeit, der Tag an fünf
Stund gerechnet, zu tun haben solle.' 1848, ebd. .Es
ist einhällig gemacht, dass alles Interesse, Eigennütz
und Vorzug auf den Alpen gänzlich verbotten sein soll,
und wer Dieses nicht haltet und hierin ungehorsam
ist, der ist den Teilen auf jede Kulischwäre 5 ß Buss
verfallen.' um 1850, ebd. ; s. noch ZfsR. X 2, 98. 99. 10'2.
,I)ie Teilalpen sind mit einem Atzungsgeld per Kuh-
schwere zu belegen.' 1878, übw (Gfd 68, 124). S. weiter
Bd VI 1031 M. 1033 (Zit-BindJ. In altern amtlichen
Bestimmungen. .Welicher in unser wähle und weiden
tribt zechen käswäre, als vil er dan zechen küswäre
hat, der sol ye von zechen künswäre ein tag swänten
vor sant Johans tag, und als dick einer für fünf küen-
swäre hin weie [= mehr als 5 K. hätte], der sol ouch
ein tag swänten.' 1471, Obw (ZfsR.). ,Diewil hürigs
jars von Gottes gnaden fil höuw ist und sich alle Sachen
wol erzeigt, so hept man den artikel und verpott, so
vor etlichen jaren ist gemeret worden, das keinen [!]
den winter nie dan fierzig kuschwäre und den sunier
fünfzig sollte haben, er möchtis dan uff sinen eigenen
güettern lian, uff'.' 1569, Ndw LB. ,Kein Hindersäss
soll winteren noch sömmeren noch Lehen empfangen
mehr dan acht Khüe schwäre bei fünf Guldi Buoss
von jed lieber Khuo schwäre.' U LB.; ähnlich 16'29,Uürs.
Talbuch (ZfsR. XI 2, 73). .[Es] ist ... geordnet, dass
... die ussere [AUmend] dergestalten genutzet werden
solle, dass jeder Kilcher, er sige rieh oder arm ...
uff dieselbe ussere AUmend zwo Kuhschwäre galtes
oder mälches Vieh oder nach Belieben selbsten uf-
triben oder soviel einem anderen Kilchern daruf ver-
liehen und lösen möge.' 1672, Obw; vgl. Blunier, RG.
1858, 1, 362. ,Ist erkend worden, dass Jeder 6 Küö-
schwäri Ross oder Rinder auf die obere Allniänd treiben
dörfe in dem gewohnten Luoder und für ein Kuoschwäri
ein Tag arbeiten.' 1750. Ndw. .Anton Burchs Sohn
2085
Scliwar, schwer, sohwir, schwor, schwur
2086
auf dem Thuren in der Schwändi und Mithafte, welche
1807 den Wolf erlegt, erhielten einen Schilling auf
jede Kuhschwere.' AKüchi,er 1895. S. noch Bd Vll
1594 M.; Sp. 1943 M. 1945 (verschwänden). — c) = Chue-
Jessen 4. ,Der Weidehedarf einer Kuh kann sich im
Saanenland zwischen */i und 4 ha bewegen. Die ältere
Alplersprache bezeichnete diesen Bedarf als e" Chue-
schw., und sie sprach von einer halbe", einer Viertel-
[usw.] Chneschw.' Bärnd. 1927. — Sonst nirgenJs bezensrt.
,Künsw.'(1471, Obw), ,Kuheiischwäri' (165U, THageub. 18S'2,
28) enthält eineu Gen. PI. als 1. Gliod; Eutsprechendes bei
Chue-Essen (Bd I 526/7).
Bett-iScÄJüän: sclierzh., Zustand der Bettreife
(Schläfrigkeit, Müdigkeit) Bs (Bs Stud. 1910); Scn; Th;
Z und wohl weiterhin. Er het (1''' ha") iez di nötig
(g'hörigj B., zB. nach einem ausgiebigen Schlaftrunk,
nacli körperlich anstrengender Tagesarbeit Sch; Th.
Mir . . . händ-is dann 'tnicht [von einem Fest], es hät's
grad eso 'tö" und d'B. hat en Niedere'' g'ha". Messi-
KOMMER 1910. — Vgl. Fischer VI 1630.
Schwäri°g (bzw. -ö^-), , Schwärung' — f.: zu
schwären bzw. schwären I (Sp. 2066): 1. Schwäri"g, Be-
schwerung (Beschwertsein) eines Daches, von Sauer-
kraut in der Chabis- Stande", von Hanf, Flachs in der
Bosse" Gr, so UVaz (Tscli.), von Presswürsten GrD.
(B.). I'''hand' Würst in der Schw.ÜRU. — 2.(,swärung')
uneig., Beschwerung mit Grundlasten. 1338, HWeber
1869; s. Bd IV 1544 M. — Anders bei ür. WB. IX 26i»3.
sch war lieh. aSpr. (häufig bis A. XVII.), schwär-
li(ch) (bzw. ■€-• usw.) in der leb. Spr. allg. (doch nur in
Bed. 2f), in der ä. Spr. ,-ä-' und ,-e-': von 2 fabgesehen,
wesentl. wie schwär (Sp. '2050 ff.). 1. Adj. a) entspr.
schwär Ib^, schwerwiegend. ,Mich [FZingk von Ein-
siedeln] bedunkt, der handel [wegen Zwingiis päpst-
licher Pension] swärlicher gemessen ward, wann er
aber im grund uff im halte.' Brief an den ZRat; vgl.
Sp. 2072o. — b) entspr. schwär 2a. ,Dass er ... dem N.
nie gert weder laster noch leid ze tuend bis an die
stund, dass er den grossen swarlichen lug uff' in ted.'
1391, Z RB. ,Da aber in und sin ewirtin nu semlich
schwarlich not anrüerte, daz sy daz sejb ira hus ver-
kofen müesten.' 1396, AAZof. StR. ,Zu swerlichem
grossen costen.' 1448, ebd. ,Es beduechte uns ein gross
schwarlich eigenschaft, sölten wir ... sölichen bannwin
[s. d. und vgl. Bd IV 1271 M.J trinken, sidnials und wir
uns aberkouft habend von aller eigenschaft.' 1454, ZWäd.
,Ein schwärlich anligen'; s. BdV859o. ,Wie dann wir
[die Nonnen von Königsfelden] in vergangner zit mit
vilfaltigem schriben, mit schwärlicher potschaft und
euch mit grossen unstatten persönlich vor üweren wyss-
heiten ... erschinen.' 1530, B Ref. , Einem schw. sein.'
.Praägravare, in einer kunst für ander auss fürnäm und
fürträffenlich seyn, das dann genieinlich anderen, die
minder in der selbigen kunst sind, schwärlich und un-
traglich ist.' Fris. , Welches [das Zanken meiner Eltern]
mir seer schwerlich war.' FPlatter 1612 (Boos). —
2. Adv.; auch ,schw-en'. a) entspr. schioär 3a. ,Schw.
beladen sin'; uneig. Schwer mit Zinsen belastet, von
Gütern; s. be-laden(Bd III 1061); die selbe Fügung 1432,
Ndw Beitr. II 32 (,swerlichen'). ,Lot ward des [mit dem
Laster der Völlerei] gar schwarlich beladen.' Salat
1537. ,Schw. gän', von einer Schwangern: ,Da habe
sy N. ... geslagen und gestossen ... und sy in sölicher
mass misshandelt, daz ze besorgent sye, daz es ir mit
der frucht, damit sy swarlich gange, missgan werde.'
1457, Z RB. ,Schw. fallen'; uneig. in schweren Irrtum
fallen: ,Der die wort allein der gschrift lisst und auff
den sinn und geist der gschrift nicht acht hat, der
falt (, fallt'. 1589) gar vil schwaarlicher dann der, ders
nie geläsen hat.' Bib. (Vorr.). ,Schand und leid, darin
ich schwerlich war gefallen.' Salat 1537. — b) entspr.
schwär 3b; meist mit dem Nbsinn des Lastenden,
Drückenden. ,Schw. üsnSmen', von einer starken
Truppenaushebung. Der von Luzern zurückgekehrte
Bote melde, dass man dort so ,schwarlich' ausgenommen
habe, wie kein Luzerner sich erinnern könne. 1524,
Absch. S. auch Bd V 1157o. (1499, Gr). ,Schw. ver-
lieren', schwere Verluste erleiden. .Des von Toggen-
burg folk verlor schwarlich [bei Näfels]; uss Kyburger
ampt schwarlich.' Bossh. Chr. ,Die selb statt [Winter-
thur] verlur aller swarlichost', am Stoss. ebd. S. noch
Sp. 28u. (Z Chr. 1336/1446). ,Schw. (ver)zinsen.' ,Des
Struben wip habe vor sinem gaden, den er swarlich zinse,
binz veil gehept.' 1460, Z RB. ,Diewyl sy [die Uuber]
die salben wisen gedachtem gestift schwarlich ver-
zinsen.' 1562, Z Rq. 1910. ,Sw. ankörnen'; .Dieselb vogty
were in swarlich und kostlich ankörnen, als er sy
gekouft hette.' 1430, ebd. — c) entspr. sch^cär 3c.
Von , schweren- Vorgängen, Zuständen. ,AIso das ietz
liie dann dort brend und beröubungen swarlichen be-
schechen.' 1476, Bs Chr. ,Hie hat sich schwarlich zuo-
getragen der kinder unghorsamkeit, dass si iren eitern
widerstand und wider die hott Gotts schwarlich gand.'
Salat 1537. ,Alle dis laster, sünd und scliand band
leider schwarlich überhand in mannen, wiben, jung und
alt' ebd. S. auch Bd V 841 u. Von drückender Behand-
lung, Lage. ,Nach dem die arm Jegken die lüt schwar-
lich hielten.' 1448, AäB. Urk. ,Sondren personen ist
zuokumen, das Möttelin schwarlich und gröpplich mit
den üweren und unseren, so under im sitzendt, handien
soll.' 1547, L Schreiben (Absch.). ,Wie sie [von ihrem
Schultheissen] schwärlich geregiert undt beschwärt
wurden.' RCys. ,Schw. ligen.' ,Das unser g. h. [Abt]
mit den sinen von Wil ... vast swärlicher und mit
grossem) kosten da [als Besatzung] wärint gelegen denn
sunst ieniand.' GWil Chr. E. XV. .Gnädigen Herren!
ir wollend den armen gefangenen, die so lange zyt
schwarlich gelegen, gnädigklich ingedenk sin.' Vad.
Von einem dringenden Hilfsgesuch : ,Were söliche grosse
not nitt an der sach, wir wollten üch so swarlich und
treffenlich nittersuochen', um Hilfstruppen nach Murten.
1476, B an L usw. Vom körperlichen Befinden: ,Her
burgermeister Krug ist schwärlich uff, besorg er werd
sich baldt enden.' 1579, Brief (FPlatter). Von see-
lischer Belastung. .Einem schw. anligen': ,Kein sach
ligt mir so schwarlich an, das ich nit kan erwerben
söllich gnad und glück.' BGlett. ,Etwar ab häftigklich
zürnen und schwärlich zuo herzen fassen, ein ding
für übel aufnemmen, graviter accipere aliquid.' Fris.;
Mal. Von ehrenrühriger Rede. ,Swerlich und übelich
reden', stehender Ausdr. für Beschimpfung. Blaspb. acc.
,Daz sy des N. wib umb söliche wort, die ira doch sin
ere hoch und swarlich berüerent, straffind.' 1438/9,
Z RB. ,N. söliche wort zuo im gesprochen habe, die
inn swarlich und trefl'enlich berüerend.' 1450, ebd.
,[Dass] im das [Behauptungen des Angeklagten] sin ere,
Hb und leben swarlichen bernere und antreffe.' 1476/7,
Badmannsche Chr. Von andern strafwürdigen Hand-
lungen: ,Es möchte iemands [ein Müller oder Müllers-
knecht] sein Sachen so schwerlich handien oder so
2087
Schwar, schwer, schwir. schwor, schwur
grösslich überfaren, wir werdend in an sinem Hb strafen.'
1530. AARh.StR (Müllerordn.). S. noch Bd VI 1255 M. —
d) eutspr.scliwärod. Von änsserer Bedrängung, Schädi-
gung. , Einen oder etwas schw. schad(e)gon, schedigen.'
Z Chr. 1336/1446 (.-a-'); 1420, Bs (,-e--); RCts. (,-a--).
.Swärlich und gröblich angryffen und schadgen.' 1440,
Z RB. .Swarlicli bekriegen.' Fküxli 1446. .Hertiglich
und swerlich nötigen und treiigen.' 1474, Bs Chr.
, Schwerlich bekumbern an lib undguot.'NRüscH. ,Swar-
lichen belegern.' 1499, L an F. .Demnach die unsern ...
sehwerlichen von den geistlichen processen und bann-
briefen ... beschwert worden.' 1525, Bs Ref.; s. auch
unter c. Die Eidgenossenschaft sei mit den Oester-
reichern ,vornaiier schwerlich übersetzt, begwaltiget,
trengt und beladen' gewesen. 1529, Absch. ,Wie sy
[die Juden] der künig in Egypten schwarlich trangt.'
1530/89. JuD.;, schwerlich. '1596. , Schwärlich anfecliten';
s.BdV11061u. .Schwärlich überladen'; s.BdIII1060u.
.Schwärlich verklagen.' Fris. ; Mal. ,Schw. verfolgen.'
Gegenber. 1588/1658 (,-ä-'); JMeyer 1700 (,-e-'). ,Einem
schw. trönwen.' 1534 (,-ä-'). 1540 (,-aa-'), Z RB.; 1551,
L (,vast übel und scliwarlich'). .Swerlich ze kosten
komen.' 1431, L. ,Swarlichen ze schaden keinen.' 1450,
F. ,Der kost, den man swärlich erlitten hat.' GWil
Chr. E. XV. Von Krankheit uä. ,N. hat das grien und
den stein eben seh warlichen gehept.' 1488, Obw. .Schwar-
lich oder häftig krank.' Mal.; ,übel und scliwarlich ver-
wundt.' Fris. , Schwerlich krank ligen.' Denzl. 1716.
Von seelischer Bescliwerung. ,Ower antwürt, die uns
schwärlich beellendt und befrömdet' 1499, Gr. S. auch
Sp. 2072M. Von AtFekten: , Schwärlich zürnen, häftig
zornig sein.' Fris.; Mal. Von moralischer Schädigung,
Beleidigungen, Schmähungen. .[Was] einem schwär-
lichen an syn ere gieng.' 1402, L StB. .Einem s(ch)war-
lich an syn ere reden.' 1421. 1436, Z RB. .Einem swär-
lich und übel zuoreden.' 1430, ebd. Die Städte B und
Z seien durch Murner ,an iren eren träffenlich und
schwerlich anzogen und verletzt.' 1529, B Ref. , Fluchen
[usw.], wodurch der Allerhöchste schwerlich beleidiget
wird.' 1756, AARh.StR. S. noch Bd VI IO660. Von
andern rechtlichen und moralischen Vergehen. .Damit
ich mich leider swärlich übersehen und missfaren.'
1446, Z. S. noch Bd VII 548o. Von Sünden uä. Vater,
t'* ha" schwärlich g'sündiget am Herrgett und a" dir,
Übers, von Luc. XV 21. Dial. (LStdt). ,Schwarlich
Sünden wider Gott.' Salat 1537 (wiederholt); s. noch
unter c. , Schwerlich fluchen.' um 1600, JWHess 1905.
,Schwerlich wider Gott reden.' GGotth. 1619. , Schwar-
lich irren.' OWerdm. 1552. Von Strafen uä. .Swerlich
in ungnad komen.' 1365, Uw. .Swerlich richten.' 1395,
L. .Schwärlich rechen.' PvMoLSHEiM. ,Schw.(be)strafen.'
ebd. (,-a-'); 1484, Aa Rq. 1923 (,-ä-'); s. noch Bd VI
183o. (,-a-', auch bei Mal.); Sp. 1232u. Einer Sache
.schwärlich engelten' müssen. 1499, F. ,Dass der Zorn
Gottes über uns schwerlich ussbrechen werde.' Z Mand.
1650. ,Dass er . . . Solches schwärlich wurde zu ver-
antworten haben.' Scbw Proz. 1708. Rein steigernd.
,Als die dri sehuoler schwärlich darab erstunten.' Ansh.
,[Die Arznei] dienet wider den Wüsten schwärlich.'
ZElgg Arzneib. um 1650. — e) entspr. schwär 3e, (nur)
mitMühe, kaum; Syn. chüm (Bd 111 288). .Schwärlich.
schwärlich, graviter, difficile, difficulter. a;gre.' Fris.;
Mal. .Schwärlich, mit beschwärd, ungern, gravate,
ajgre, morose, difficile, difficulter, invite, repugnanter;
schwärlich, kaum zetuon, difficile factu.' Mal. Ähnlich
noch bei Denzl. 1666/1716 (,-ä-' und ,-e-'). a) mit Bez.
auf äussere, physische Widerstände. \^on körper-
lichen Funktionen. Atmen. .Dyspnoicus, engbrüstig,
kycherig, der scliwarlich atmen mag.' Fris.; s. auch
chichm (Bd 111 124). ,Hatt [meine Frau] ... schwer-
lich (wegen engen Herzens) atmen können.' ABösch
XVII. Reden. ,Sy brachtend zuo im einen touben, der
redet schwärlich.' 1525 ff., Marc; seit 1638 .schwär-
lich'. ,Verba trahere, schwarlich reden, den eias reden
kaum ankumpt.' Fris. Gehen : .[Die Beine der Säger sind]
etwas kürzer oder weiter binden [als die der Enten],
darumb sy ouch schwarlich gon mögend.' Vogelb. 1557;
incommode ingrediuntur. Verdauen: .Das widere fleisch
ist ... schwarlichen zuo verdöuwen.' Tierb. 1563.
,Schw. harnen'; s. Bd II 748o. ,Dass der stuolgang und
harn gar schwarlich gelassen werden mögend.' Rüef
1554. ,Schwarlich geberen,' ebd.; LI,av. 1582. Von
sonstigem Tun oder Geschehen. .Betrachtend ... wie
so bald unruow entstanden und so schwaarlich hin-
genomen wirt.' Zwingli. ,Diewyl ... der gerecht schwar-
lich behalten wirt, wie wirt es dann dem sünder gon?'
B Disp. 1528. ,Das man die ansboum [für eine Brücke]
übel und schwaarlich zewegen bringen möchte.' 1542,
Z RB. ,So yemants ... dem fleisch sinen willen nie
gebrochen hat. wirt es gar schwarlich zuogon, wenn
er sömlichs erst in sinem alter sol anfahen.' Gtalther
1555. , Schwarlich reisen, den wäg mit grosser arbeit
ze banden nemen. viam moliri." Fris.; Mal. .Hab das
[wegen Krankheit] zwaren schwarlich geschriben, lieb
aber und sorg über üch hat mich zwungen.' 1573, Brief
(HBull.). .Das erdterich muoss zum kornwachs schwar-
lich mit grosser arbeit erbuwen werden.' Güalther
1586. Die Schergen tragen das Kreuz , schwärlich und
gmach [zum Schein, denn das Kreuz ist hohl].' L
Ostersp. XVI./XVII. ,ünd kamend dise schwarlich uf
allen Vieren darvon.' JJRüeger 1606. ,lst abgeiueret
worden das drit Gfäterti [Bd I 1129] an der ganzen
Landsgmeind. doch schwerlich (nicht ohne bedeutende
Opposition).' 1607, Obw (AKüchler 1895). ,Die h. drei
König klopfen an, werden schwerlich eingelassen',
szenarische Bemerkung. PSpichtig 1658. S. noch Bd VII
1640M. Komp. ,Es ist nüt schwarlicher zuogangen,
nihil segrius factum est quam ...' Fris.; Mal. ,Dass
Nichts der menschlichen Vernunft schwerlicher zu
glauben fürkomnie.' JMüller 1661. Sup. : ,An solchen
Orten [.Aborten.' 1738], so es [das Nutzholz] am schwär-
lichsten in die Stadt hinein zu bringen sein kann.'
1735, AAZof. Holzordn. Bei Adj. .Ernianung. das ieder
die sinen zuo frid und ruow wölte trüwlich ... wisen ...,
damit schwerlich gemachter frid beston ... möchte.'
Ansh. S. auch Bd VII 1159u. — ß) mit Bez. auf innere,
seelische Widerstände, übergehend in die Bed. (nur)
widerwillig, ungern. ,Habe er ... mit inen alda [in
der Kirche] niclitzit anfachen wollen, wie wol er sich
des swärlich und kum überheben möchte.' 1484. Z RB.
,Wan du etwas um Gots wilen duon wit, so muos es
nit mit unwilen oder so schwarlich zuogan; dann Got
fordret ein alniuoseii, das uss frigem willen ... beschehe.'
15'24, Z. ,[Die Herisauer] zaltend [dem Kloster] so
langsam und schwarlich, dass sich abt üolrich ... be-
wilget, dass die von Herisow sölich zins und galt wol
raöchtend lösen.' Vad. ,Ouch Herodes selbs in [den
Täufer] so hoch geachtet, das er in schwärlich getödt.'
JWolff 1561. .Wenn einer ... an der frömbde under
den anbekannten geschmächt und misshandlet wirt,
2089
Schwär, schwer, scliwir, schwor, schwur
2090
leidet er es iiienen als schwarlich, als wenn im söllchs
in seinem vatterlaml widerffiere.' OWerdm. 1564. —
Y) oft in Sätzen (bes. futurischen und abstrakten), die
das heutige Spracligefühl geneigt sein wird i. S. von
f zu verstehen und die zT. auch dortliin gehören
können. , [Christus hat zu den Jüngern] geredt von
den dingen, die er inen zur selben zyt fürhielt, die
sy aber schwarlich verstuondend.' 1522, Zwincli
(krit. Ausg. I 135). .Ein reicher wirdt s'^hwarlich ins
himmelreich kommen.' 1530,MATTa.;6ua>t6/<.u){. .[Falken,
die zu früh auf grosse Vögel losgelassen werden]
förchtend nabln grosse vögel und überkommend schwar-
lich widerumb die verloren küenheit.' Vogelb. 1557:
difficulter. ,lst aber iiit die meinung. dass die uss-
erwelten Gottes nit in yrrtumb werdind mögen gfüert
werden, sonder dass sy darinnen nit verharren . . .
wiewol sy schwarlich entgon werdind.' LLav. 1569.
,Zwaren, wo Gott den Goesen nit hilft, werdend sy
schwarlich verharren mögen.' 157'2, Brief (HBull.). ,Aii
disen dreyen [Kirchweih-]Tagen, wann werind zu uns
kommen Leüt auss der Türgkey, die bettend schwar-
lich gedenken können, dass man an solichen Ohrten
erkendte den wahren Gott.' JJBreit. 1639. ,Dass der
Capuciner werde den Papst als einen unfehlbaren
Richter heraussbrennen können, wird schwerlich zu-
gehen.' ClScuob. 1699. ,Die Sachen [die konfessionellen
Schwierigkeiten im Toggenburg] sich in so weit ver-
tieft haben, dass ... schwärlich mehr auss dem Laborinth
zu kommen seye.' Schw Proz. 1708. — f) wie nhd. als
Ausdr. subjektiven Zwei felsander Ausführbarkeit,
übh. an der Ausfülirung einer Handlung, am Eintreten
eines Zustandes, (wohl) kaum, wohl nicht Ap; Bs; G;
Scu; Th; W; Z; wohl allg. Syn. chüm (echter nia.).
's wirt (Esö wirt's) schw. z'mache" si". Werde"d-er acht
/erhV/ÄMt [mit eurer Arbeit]'? Antw.: Schiv. Erioirtschw.
hei"'cho'' ufd'Östere". \i\clr. !''• glaube" schw, das'-i''' Alls
chönn zale". Wolf, Baurengespr. Wegen ä. Belege s. das
Vor., auch JJRüegger 1606, 229', ferner schwanger
(Sp. 1969 U.). — kM.su'ärnh, Mv. swärhhho; mM. swmlUli.
Adv. tiwa;rhche(H); vgl. Gr.WB. IX 2567/71 ; Martin-Lienli. II
529; Fischer V 1281. Die (wie es scheint) unseriu Gebiet eigeu-
tüniliche umlautlose Form ist in der ä.Spr.bis in die 2. H. XVI.
sehr verbreitet; neben ihr steht (zT. bei den selben Autoren
wie Zwingli; Vad.; Fris. ; Mal.; KCys.J im allg. ebenso häufig
die umgelautete Form, die seit dem XVII. unter dem Eiufluss
der Gemeinspr. herrschend wird (jüngster Beleg mit ,a' bei
JJBreit. 1639), womit zugleich die in der ä. Zeit seltenere
Schreibung mit ,-e-' überhand nimmt. Zu den «-Schreibungen
vgl. die Anm. zu be-ach waren. Die allg. Verbreitung von 2 f ist
jedenfalls auch auf Rechnung der Gemeiuspr. zu setzen. D.izu
der Spitzname rfe"' Schwe^di"'' (2.H.XIX., ZStdt); wohl davon
herrührend, dass der Betreffende das W. häufig gebrauchte. —
.Schwerlichkeit f.: difficultas.' Denzl. 1716. — Vgl.
Gr.WB. 1X2571.
schwäre°II, 3. Sg. Prses. undPtc.-ef: 1. schwer(er)
werden, an Gewicht, auch an Beleibtheit zunehmen
Aa (auch It H.); Ap; BsL.; B; Gr; Schw; Ndw; UwE.;
Th;Z;Dial., „gravescere, d.i. an Fette, in der Schwanger-
schaft zunehmen L; Zu". Von Sachen. En Sack
schwäret, je mehr er gefüllt wird. Grüsli"'' schwärct's
[eine Last], 's gi''t a" de" Hände" Chrinne". Sohwzd.
(ScHwMa.). Von Tieren, bes. Masttieren. Die Sü" hat
nid starch g'schtväret de" Winter ScuSchl. Du nimmt-
er's [ein Taglöliner sein Zicklein] uf d'Arnii, u"''
pfünglet's; es het schu" fei" e"chli" trüeit u"'' g'schwäret.
SGfeiler 1927. S. noch Schwäri la. Von Menschen.
Wol wol, du hast g'schive-ret! sagt man etwa, ein Kind
in die Höhe hebend Tu. Das Chind het aber g'schweretl
BsL. Alli Chind [in einem Sanatorium] schiväre", 'ber-
chämme" rundi und röti Backe". BIrnd. 1922. Von
Körperteilen. [Einer Frau, die ihren Mann im Gefäng-
niss besucht] hätid d'Bei' g'schweret, wo s'-em nöcher
und nöcher cho" ist. FOscBw. 1897. Uneig. : 's Herz
schwe'ret-emG^ennyi. — 2. sclilimmer werden. 'sWetter
schweH-et GSennw. Es het g'schweret mit-im, er ist
kränker geworden BsOrm. — Mhd. swairen (neben ä. awaren,
alid. aicarfn; s. die Anm. zu achwareii) im Anschhiss an awcere;
vgl. Gr. WB. IX 2562 (,schweren' 1); Fischer V 1280.
nä '■''-: mit den Jahren an Gewicht zunehmen ZW ad.
schwärhaft: ziemlich schwer Ap (BSG.).
Schwärigkeit f.: körperliche Schwerfälligkeit,
Gebrechlichkeit. ,Wan si [die Klägerin] uff das selb
hofgericht irs Ups swärigkeit und der wilden löiil'en
halb nit wol komen möcht [soll ihr Mann sie ver-
treten].' um 1500, Z. Von seelischen Zuständen, Sorge:
,Üwer gnad [der Abt] hab ain beduren und schweri-
kait, es werde vil guots costen zuo tagen zuo rytten.'
1489, G. Anstände, Schwierigkeiten: ,[Die Amtleute
sollen] bei dero Ankunft ihrem Landtsvenner an-
geloben, die Landleüt bei dero Freiheiten, Rechten,
Gerächtigkeiten ze schirmen und handzehaben; dessen-
halb hievor etwas Schw-en endtstanden.' 1705. BSi.
Rq. 1914. — Mhd. awarekeit; vgl. Gr. WB. IX 2566/7 ; Fischer
V 1281.
schwärkli"^'': Adv. a.) = schwarlich 2 a. ,Uf sem-
lichs haben wir noch alweg angesechen, dass ir als
unser gnedigen heren noch schwerklich sind beladen
gesin mit mengerlei hendlen.' 1528, B Ref. (4 Land-
gemeinden an B). .Bitten wir üch, das burger- und
brunnenmes und burgerhuon uns nachzuolassen; ir
wüsset wol, dass wir seh werklich mit denselbigen beladen
sind.' ebd. — b) = schwärlich 3f Aa (H.). — Mhd. 'swarec-
hche; vgl. Gr.WB. IX 2567 (,schweriglich'); Martin-Lieuh. II
529 (achwfrtli).
seh war lacht BsL. und It Spreng; Ndw (Matthys),
-locht üwE., -lachtig Gl (CZwicky), -lächiig BsL.
(Linder): ziemlich schwer. aaOO. D'Chiste" (die einen
Schatz enthält] ist schwdrlachtig. CZwicky 1901.
,Schwärlächt, (etwas schwär oder) ein wenig schwär,
graviusculus.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677. 1716. , Etwas
schwerfällig, von der Bauart und Ausstattung von Ge-
bäuden' UwE. (PVogel). — Auch hei Martin-Lienh. II 529.
s c h w ä r s am c-e-^ : Adj. und Adv., seh werfällig, müh-
sam GRFurna (Tsch.). Kl. Cohne ungünstige Nebenbed.).
Ein alter Mann het en. schwersamme" Gang GrKI. Eine
schwangere Frau ist grüsam schwersammi, geit a"fan
grusig schw. ebd. Ein Kind list noch en Bitz schw.
ebd. Unpers. Es geit no''' schw., von einem Kranken,
der zum erstenmal ausgeht, ebd.
Schwarsami f.: Schwerfälligkeit GRFurna (Tsch.).
Schwemi.: Fluch; Syn. Schwuer. ,Do sprach Angness
[eine liederliche Weibsperson]: Das müess box werden
muoterfud erbarmen, box iiiuoterkröss, box muoter-
tarm ! Die swer hat sy dik und vil getan ... [Ein andrer
Zeuge sagt aus] das sy etwie dik swor box drek, box
tarm, und darzuo flnochet sy vil böser flüoch.' A.XV.,
Z. , Böser swer.' , Da er [beim Würfelspiel] also verlor,
da wüst er utf, nam die wUrifel in sin band, tett bös
ungewonlich swer, gieng enweg.' 1438, Z KB. ,Da8
2091
Schwär, schwer, schwiv, schwor, schwur
2092
euch nieman [im Felde] spülen sol dheinerley spils . . .
an eins houptmans willen ; und sol ouch nieman deheinen
bössen schwer tuon.' 1476, BsChr. — Mhd.swerstm. nur
im Schwab, meinswcr, Meineid, sonst nirgends belegt. S. noch
die Aum. zu Schwvtr.
schwe're» BSi. und It Zyro; Gl; GrD., ObS.; TB.;
OSch.; W, so UEms, -rr- GRPr., Val., V.; PAl.; U (ohne
Seh.); W (sektverrun Vt.), sonst mit Dehnung schwere"
(-et- ApEojgevst., H.; GSa., -ej- GKh.), jünger (zT. neben
-e-) schwöre" {-da. GrAv.), in BE., S., Stdt; FJ., Ss.
-0-, Konj. Prffit. schwüer GOberr., schtcu^r GlS., schwü^r
swÄA, Br. (auch ,-ö'-'), Kästh. und It H. C-ö'-J; Ndw
( Jlattbys) ; U,scÄjcM''n BSi.; Gr Valz. (Tsch.), sc/ncerh' Bs :
BoAa. (-e-J, E. ^-e-;; GlM. (-e-J; GrA., He.; Gllarb. fe-J,
ScBwMuo. ; Ndw (Ua.tthy s),schtcörti (bzw. -ö-) BStdt; Gr
He., Ptc. g'schwore- BS. (neben -Ö-), Si., Stdt; FJ.; GlM.,
S.;GRAv.,Val.r-n--;,ObS.;GA.,Marb.,Rüti;USch.;W,
sonst ^'sc/jü-öre" (bzw. -Ö--, -oj-, in swAa -u^-), in GrD.,
Fr., V.; PGr.; ScHwMuo. (neben g'schtcore"); TB.
g'schwerrt, in ZO. (in Bed. 3) g'schwert: 1. wesentl. wie
nhd. schwören; bes. in der ßechtsspr., aber auch sonst
von (eidlichen) Beteuerungen, Gelöbnissen, wohl allg.
Syo. fluechen :j (Bd 1 llt>3). In B galt oder gilt als
sehw. vielfach schon ein blosses gwüss, It Bärnd. 1911,
609 in BG. ,als heiliger Schwur-, dagegen It Zyro ,bei
streng Religiösen als sündliaft, verwerflich' (s. Bed. 3).
,Schweeren, iurare, fidem dare.' Fris.; Mal.; ähnlich
bei Denzl. ! 666/1716. Vgl. im Allg. GRVDörf. LS. 52/62;
JLiischer 1898, 212tf. ,Schw.' im üegs. zum Hand-
gelübde. ,N. het ouch gege''°n sehse gisel; viunwe
[haben] gesworn ... unde der sehste ... het die gisil-
schaft gelobet mit siner triuwe.' 1284, G ÜB. ,[Üie
Räte] versechend sich wol, N. [ein vorübergehend aus
der (5efangensebaft entlassener Wiedertäufer] wurde
nitt sehw.; doch solle er mitt siner band loben, das
er sich . . . widerunib stellen welle.' Kessl. a) en Eid
schio.; in der leb. Spr. häufiger en E. tue". [Eine Frau
vor Gericht:] i''* ha" d'Warheit g'seit u"'' schwöre"
wegen-ere" söttige" Lumperei kei" Eid! Bärnd. 1914.
,Diz ist der aide, den der burgermaister sw. sol.' XIV./
XV., G Mitt. ,Ein yegklich mensch, der ein eid well
sehw., der soll ufheben dry flnger.' um 1500, AaMcU.
StR. ,Dass si [die Wiedertäufer] aid ze sehw. ver-
bietend.' Vad. ,Eid sehw., ein sach mit dem eid zeugen
und bestäten, iusiurandum ad alicuius rei testimonium
accommodare.' Fris.; Mal. ,Iurare in alicuius verba,
einen Eid sehw., wie er vorgelesen wird.' Denzl. 1666/
1716. Chumm, Bürger, chuiuin! ine'' müend der Eid
[auf die helv. Verfassung] /lät sc/ijü. 1798, Lied. .Einen
gestabten (XIV., AARh. StR.), gelerten (s. Bd III 1308o.;
soauch 1331, ZRq. 1910; 1357, Gfd; 1362,GMitt.; 1454,
JSG.), lipliclien und gelerten (1387, AaZoL StR.; 1399,
GRq. 1906; s. auch HdIII994u. und vgl. Sp. 1696u.) eid
s(ch)w.' S. nochea. .Einen meineidsw.' 1335, Z StB.uö.
Erweiterte Fügungen entspr. Denen des einfachen
,schw.' s.u. — b) mit Angabe des sachlichen Inhalts
oder Gegenstandes des Scliwurs. o) durch einfachen
Akk. ,Urfech(t)s(ch)w.';s.schonBdI645;VI145.3o. ,Ein
recht (1416, L), (recht) redlich guot (1429. 1435, ebd.),
recht ganz und gotrüw ufrecht (1446, Z), erber (1483,
Waldm.) u. s(ch)w.' S. noch u. , Gehörsami sehw.'; vgl.
,den eid der gehorsami, so wir gemeinlich gesworn
haben' (1336, Z StB.). .Swer nit bürgen bat und gehor-
sam swerret,gevallet der selbe der stat dekeinr buosse...
so sol der rat nach im senden ..i Swer ouch der stat buosse
schuldig wirt, hat der nit gehorsamiges wuorn, nach dem
sol der rat senden ...'ZßBr.;s. auch ZStB.1 90. , Wer unser
bürger ist, der nüt gehorsam! swert . . .' 1367, Bs (Ochs).
, Sicherheit, tröstung sehw.' , Sicherheit und trostunge,
so si ietze gesworn und über sich selber verbrievet
band.' 1336, Z StB. .Diewildise mätz tröstung gesworn
hat gegen N., aldann lassen m. h. nach, das si sich in
dem kilchspil mog enthalten.' 1525, B. ,Ward angends
im [B] rat verscliaft, dass [die von Freiburg Verklagten]
mit und für al ire verwanten gegen einer stat Fry-
burg für wort und werk on alle fürwort tröstung
schwuoren.' Ansh. ,Den einung sehw.': ,Wer ... von
unser stat gewiset wird und nit sw. wil [vgl. Sp. 2094o.],
der sol ouch unser stat miden; kem aber er indrent die
vorgnanten zil, so mag der scbultbeiss den ufhan und
twingen ze sw. sinen einung, den er verscliult bat.'
1436, B StR. Eines Geraeinwesens ,nutz (und ere)
sehw.'; wohl Abk. für häufi<;eres ,n. (und e.) ze fürdern',
wie zB. 1362, G Mitt; 1400/1557, AABremg. StR.; 1547,
Aa Rq. 1926; 1566, FMu. StR., auch bei Fischer V 1296.
,[Die vier Gescbwornen] die des jares gesetzet sind
und dez dorfes nutz und ere gesworn hant.' 1^75, Aa
Rq. 1926; ebd. öfter, einmal: ,Und sol der forster dar
nach sw. dem twingherren und der dorft'mengi ir nutz
und ere.' ,Die [Vierer] süUent ouch des gotzbus und
des dortfes ze Rieden nutz und ere schwerren.' ZAlbisr.
Oflfn.XV. , Der statt nutz sw.' 1448, AAZof. StR. Von
Satzungen, Ordnungen, Verträgen udgl. ,Der schult-
hesse sol ... dise nachgeschribenen stüke halten und
sw.' um 1400, Bs Rq. ,Der brief, den man in dem
münster swerre.' 1412, Z RB.; s. auch BdV442u. ,Das
man söliche Satzungen sw. solt; ... und wurden die
Ordnungen am necbsten ostermentag gesworn.' DSchill.
B. ,Diser abscheid und die gemacht Ordnung wurden
... in stat und land mit geschriftlichem eid zeschw.
ussgesent.' 1513, Absch. ,Das der kilchherr das mandat
schwere old pfruond abkünden.' 1527," ß RM. ,0b
iemand dis Ordnung zuo sehw. sich binderbielte, oder,
so man die schwüere, nit da wäre, den und die sol dis
Ordnung binden in alle wis und mäs, als ob er si selb
geschworen hätte.' Ansh. ,Dass zuo abstellung diser
bresten [Händel zwischen den Orten] die stanziscli
verkomnuss geschworen und gehalten wurde.' ebd.
S. auch Bd VI 1600 M. (154'2, F). , Einen bund sehw.'
,N. sprach, er geswüer den bund niemer.' 1393, Z RB.
,Die potten [haben] gwalt fürderlichen tag deshalb ze
bestimmen pund ze sehw.' 1529, B RM. .So man die
pündtwiderumschweeri.' 1565, Brief (.IFabricius). ,Den
goldenen Bund sehw.' 1714, Lied. , Burgrecht sehw.'
,Die egenanten kind band noch nicht gesworn, aber
si sont b. sw., so si zuo ir tagen kond.' 1373, L. ,Wer
der ist, der ze Br. in der statt hussheblich ist ...
der sol scbw. b.' 1415, AABremg. StR. ,Umb bretzelen,
als die knaben das b. schwuorent, 3 ß 8 d.' 1470, S
Seckelmeisterrechn. ,Für das wildpret, das ich [Kloster-
pfleger in Töss] unsern herren geschickt, als man das b.
mitdenen von Strassburgschwuor.' 1530, Z. ,Vride, snon
sehw.'; s. Bd VII 1107o. ,Man sol BBlarer 3 pfd 4 ß d.,
verzart N., alz wir die richtung [mit Ap] 3cbwuru{n)t.'
1408, G Seckelaratsb. ,Das landgeschrei scbw.'; s.
Sp. 1453/4. ,Den rät sehw.', den Eid als Ratsmitglied.
,Darzuo kiesend zwölf zünft ... jede zunft och einen
Zunftmeister, und gond die 12 Zunftmeister och in den
rät, also daz jerlich zwürend im jar ie 24 den rät
sehw. Süllen.' 1489, Z Geschw. Brief. , Eines rät sehw.';
2093
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2094
s. Bii VI 1562/3. ,Die stur schw.' 1) von den Steuer-
pflichtigen mit Bez. auf ihr steuerbares Vermögen.
,Man soll alle jar die stür schweeren, ob es den bu-
meister und die rät not bedankt, und sunst alle jar
by dem eid beheben, ob einer uf oder abgegangen syge
an synem guot ... Es ist euch nit not, wer 40 plund
hab und darunter, das er schweere.' 1.509, ZEgl.StB. —
2) von den Steuerbeamten mit Bez. auf die Steuer-
anlage. ,14 ß 4 8 verzart der rat, do man die stür swuor.'
1427. AaB. Rechii.; vgl. dazu: ,Das die bürgere zuo
Arburg und ouch die ussren im anipt erber lüte under
inen ... jerlicli setzen und erliiesen sollend die sture
anzelegend; dieselben inren und ussren sollend ouch
darzuo schw. die stüre glichlich [unparteiisch] anze-
legend, und wenne die anlegunge beschicht, denn
mögend sy ein male uff des gemeinen ampts kosten by
einander essen' (1401, Aa Rq. 1922, 24); zur Sache auch
1394, AaL. StR. 217. — ß) durch einen Satz. In den
ä. Rechtsquellen in Eidesformeln jeder Art; hier nur
einige Belege. ,Die 200 sw. sond. disen brieff stet zuo
luinne.' 1347, B StR. ,Ein schriber soll schw., ein
gemeiner schriber zuo sin; der seckelmeister sol schw.,
der lantlüten gelt getrulichen ze behalten.' Obw
LB.; ähnlich ebd. und sonst von allen Amtspersonen.
,Wer hie burger werden wil, der sol sw., zehen jar
iiier burger ze sind, und sol sw. dem schulthaissen
und dem rat gehorsam ze sind.' E. XIV., TuDiess. StR.
,N. sol da [in der Kirche] sw., daz er die red erlogen
hab.' 14'24, L RB. ,0b sy daz [uneheliche Kind] mit
irem eide dem schultheissen gibt, so sol dann er oder
die sinen ... daz kind nemen ...; ob sy aber schwert,
daz daz kind nit mi's herrn schultheissen sy. so mag
sy daz mit ir aweg tragen.' 1490, ebd. .Hand da müessen
globen und schw. Jungs und alts, das bapsttum wider
ze halten und glouben.' UjVIeter Chr. 1540/73. ,Die
[vier Geschwornen], so Steg und Weg geschworen hand
usszegond.' 1092, Z. .Schweeren alle Obristen, Haupt-
leut .... für den Dienst und Wolfahrt der Stadt Bern
l.eib und Leben, Gut und Blut darzustrecken.' Kkikgs-
iORDN. 1764. S. noch Bd IV 521u.; V 440u.; VI 290o.
764o.;VII1770M.;VIlI50u. 1624 u. 1626 0.1 628 ('MitiJ-
Ge-schauwer); Sp. 1586u. 1785M., sowie Mal. 368'i. In
der leb. Spr. bes. in irrealen Wendungen. 2"* hett (drüf)
g'sehwore" od. i'* chönnt, törft (drüf) schw. uä., mit
Konjunktiv- oder ,dass'-Satz Ap; Bs; B; G; Sch; Tb;
Z; wolil allg. /"* hett (drüf) (/schwöre", 's wär-en g'si"
[er wäre es gewesen] oder das'-er's g'si" war. Nai",
jetz hätt-i''' g'schivore", 's Hüs vo" 's Beppis sig verlöre".
DMüLLER 19 13. Undder Haudi hättig'scliwore", di Stimm
heig -im g' antwortet. UvTavel 1922. ,Wir torften all aid
schw., das si [die Gesuchten] nie hie sindgesin.' WFlüri
1524/38. ,Ja, nit ists müglich. ich dörft schweeren,
dass ich das guot möcht halb verzeeren.' JAIürer 1560.
Der Inhaltsatz ist aus dem Zshang zu entnehmen. ,Es
klaget PRap uf JRotwiler metzger, daz sich füegte,
daz ir beider wib stöss mit enander hatten soverr, daz
PR. sprach zuo dem Rotw. tugenlich und lieplich:
Nun, R., heis din wib gemach han; daz wil ich ouch
mini heissen, daz [si] dini enot lad. Do sprach er
frevenlich und schalklich zuo im: Und daz du es gehit
[Bd II llOOu.] und gesworn hettist, du rauost din wib
heissen, ich wil mini nüt heissen ...' 1384, Z RB. ,[Ein
Narr zum andern:] Meinst, seind sie gscheid, die es
[unsreNarrheitenjgernhören, wieich unddu? Hat[!]ich
[""" ■"■■ ■""■■
GGoTTH. 1599. Auch sonst ausserhalb der rechtlichen
Sphäre. I"* ha" g'sehwore", t"* gäng-em nümc i"'s Hüs
ine" Th. Er het g'sehwore", e'Jcai" Siggar'e" me a"z'rüere".
Bärnd. 1914. Und g'schivore" liei"-si's, si schld''e"-ne''
z'Töd. EFiscBER 1922. Jetz het de'' Chnecht a"foh"
bolete" und märte" und schwöre": er blib nu"me'' de"
Herbst no''' dort. ebd. Chind, wart nw! Dich vw't-i"''
zur Frau ha", g'schworen isch-es und bhbt's! AOorrodi
1860. ,N. Iiat mächtig gefluechet und geschworen, das
er einmol die Wägen ... in der Statt haben welle.' 1639,
ScHSt.; vgl. 3. Biblisch auch von Gott ; z B.: ,Der Herr ward
so zornig über mich [Moses] ... das er schwuor, ich
solt nit über den Jordan gan.' 152.5/1868, V. Mos.; auch
bei Luther. So auch : ,Hie [Ezech.l8, 23] schweertGott,
daz er straafe nit zverderben, sonder daz er uns ziehe
und bringe zur buoss.' OWerdm. 1564. — y) spez. (bis
ins XVII.) in Verbannungs- und Eingrenzungs-
formeln; vgl. Seg. RG. II 622/3. 626/9; Osenbr. 1860,
97/101, auch ms-, ver-schw. ,Daz N. swerre von der stat
iemer eweklich ze sinne.' 1322, Z StB. ; ähnlich 1372.
1390, ebd. ,Von der sraächt wegen haben wir sy ge-
buosset, daz sy gesworn het zwo mil von der stat ze
gant uf gnade.' 1423, L RB. ,[Dass der Nachrichter
den verurteilten Dieb] für Rennwegtor uss füeren und
er daselbs ein urfecht und damit swerren sol förder-
lich über Riu uss ze gänd.' 1470, Z RB. Meist elliptisch
mit blosser (Zeit- und) Richtungsbest. ,Uber (den) Rin
[uä.] schw.' ,N. sol über den Bodensee und über Rin
sw., nie mer an gnad her wider ze komen.' 1390, Z RB.
.Und darzuo sol er sw., als sin eid stat, über Rüse
ald über Are.' 1394, ebd. ,Er sol ouch, e man im sin
Zungen abschnit, sw. über Rin uss.' 1446, ebd. ,Darumb
sy gefangen und aber ussgelasen ... wurde von des
wegen, daz sy uff die zitt swanger gienge, und habe
gesworen über daz lampartisch gebirg.' 1469, ebd.
,Margreth, des lütpriesters zuo Scherziingen dirnen,
über den Howenstein 2 jav an alle gnad, und Anna,
lier Andresen zuo Sch., 2 jar über das Wallisgepirg
tuen zuo schw.' 1490, BRM.; ähnlich noch oft. ,Da3s
er [der ,balniesel'] nit erfriere, so er vom land wirt
über das lampartisch gebirg müessen schw.' NMan.
Weiteres Bd VI 995 M. 1453 o., ferner Zwingliana
1897, 38. ,Üs der stat, dem land [uä.] schw.' ,Der
selb sol [bei erfolgloser Pfändung] sw. uss der statt
und uss unsern gerichten.' 1439, Aar. StR. , Weiher
... Schwert, das er weder pfand noch pfenning zegeben
hat, der sol usser dem gericht schw.' 1463, G Rq. 1903.
W. klagt, dass er ,von den Knechten aus dem Feld
habe schw. müessen', einer Äusserung wegen. 1521,
Ab5ch. .[Eine Frau hat] um ires schantlichen lebens
willen US miner herren gericht und biet geschworen.'
1539, ZGrun. ,Dass etlich [fehlbare Mannspersonen]
aus der Landschaft Obersibental zu leisten geschworen.'
-1606, ßSi. Rq. 1912. S. noch Äs (Bd I 553u.). ,Von der
stat [uä.] schw.' ,So lege man in in Wellenberg, bis
der rat gerichtet umb sin buosse, und sol in danne
heissen swerren von der stat drü jar.' Z RBr. .[Einen,
der vor Ablauf der Verbannungsfrist zurückkehrt] mag
unser Schultheis ouch ufhan und twingen zuo sw. 5 jar
von unser stat.' XIV., B StR. ,Bürgis hindrem Stein
wib [eine Hexe] hat ouch sidhar von Uri müessen
sw.' 1454, L. ,.4n amman zuo Kilchdorff, des kilch-
liern dirnen zwo myl wegs von der kilclihöri zu sw.
lassen heissen.' 1485, BRM. ,Von dem tal sw.' 1491,
nUrs. ,MTürmerin von Horw [hat] ... 10 mil wegs
2095
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2096
schibenwiss von der statt Basell geschworn.' 1519, Bs
Ref. S. auch Bd III 1473o. (Wurstisen 1580); VIII 50M.
(1429. AäB.), ferner Sclncuer. ,Für die stat schw.' ,So
sei der schultheiss ... den sächer ... wisen ze sw. für
unser stat und stat zil.' XIV., B StR. S. auch Sp. 1532M.
Mit Kichtungsadv. ,Man sol ouch erkonnen, wo die
kuppelliüser und die zamenteckerin sint, [und die das
Gewerbe nicht aufgeben] sond von hinnen schw.' 1471,
L Weissb. ,Welicher dienstknecht nun hinfür ein buos
verfalt und die zuo vertrösten hat, so sol er die buos
geben und nit also zum tor hinuss schw.' 1517, AaB.
,.\n vogt von Trachselwald. Des [Pfarrers N.] metzen
heim in Wallis tuon zuo sw.' 1523, ß Ref. .Die frömbden
pfaffen, so sich verelichen, sollen hinwäg schw.' 1526.
ebd. ,Beder klöstern lesmeister söltid indert drien
tagen stat und iand runien oder daruss schw.' Ansh.
S. noch BdV 706 u. (1550, L), sowie unterm Folg. Von
Eingrenzung. .[Reisläufer sollen ua.] ein urfech sw.,
US ir statt noch gebiet nit ze kommen an siner [!]
heren erlouben.' 1488, Z. Mit blosser Riclitungsbest.
, Haben darufiF min herren . . . die urteil von Hans Rysen
wegen gemilteret also, das er [statt eingemauert zu
werden] in unsern spital sw., sin leben lang darinn
bliben und daruss nit körnen sol, dann allein ime vor-
behalten, das er in die kilchen des Predigerklosters
zuo messen und allem andern gotsdieust gän mag ...
[Hans Biegger muss] in sin hus sw. ... dann allein
im vorbehalten, das er in die kilchen des Spitals und
Predigerklosters . . . darzuo an einem fritag und zuo
markttagen in sinen gaden körnen und des warten mag.'
1489, W ALDM. ; im Höngger Bericht : ,ll[eister] B. muost
schw. in sin hus und zuo kilchen und in laden, den
er was ein tuochman; m[eister] R. schwuor in Spittal
und zuo Bredyeren und sust nien[e]nhin.' ,Ain raut
well in [den Stadtschre'iber] in das hus schw. lassen,
darin er unzhar gewont haut.' 1490, G RB. ,[Das
bischöfl. Gericht hat den Prior N.] us der kefy inn die
herberg zum Pluomen hie zuo Basel schw. lossen."
1519, Bs Ref. ,Der her Roquepertin [soll] zuo Luzern
in ein hus schw. und uf sinen kosten verbiet werden,
biss unsere [für Frankreich geworbenen] knecht wider
heimkommen.' Ansh. ,In die leistung schw.'; s. Bd IIl
1471 u. ,ln die statt, kilchh8ri schw.' ,Sol man den
[bussfälligen .gast'] in unser statt und ander [stett]
heissen sw., unz er diebnossen bezalt; ze glicher wise,
als unser burger hinus swerent, also sond die gest
harin sw. ald in ander stett.' 1419, L RB. , [Reisläufer
werden] gestraft 1 niarch silbers jeder, und jeder in
sin kilchhöri gesworn, bis er bezalt hat.' 1486, Z RB.
,[Bassfällige werden] geturnt und möessen in die kilch-
Lörin schw., dadurch einer, so usswendigen güeter
hab, die nit buwen möge.' 1489, Waldm. (Klagen der
Landschaft). .Nötzli muoss in die kilchhöri Höngg
schw.' 1541, Z RB. — c) mit modalen Bestimmungen.
.Spricht ieman wider den, der gesworn hett, er hab
nit recht gesworn ... [nachher:] er syg mainaid oder
er hab verhi'clich gesworn ...' E. XV., TfiDiess. StR.
,Unredlich sw.' ebd. , Falsch schw., ein meineid tuon,
peierare.' Fris.; Mal.; auch bei Denzl. 1666/1716. ,Da
ich falsch oder unreclit schwehre, so helffe Gott mir
nimmer mehr.' 1694, ThHw. Arch. Mit Modalsatz:
,Man sol ... also swerren, als hie nach geschriben stat.'
XIV. /XV., G. — d) mit Bestimmungen, die sich auf
die Stärke des äciiwurs bezieben. So mit Angabe der
vom Schwörenden zu Zeugen angerufenen höhern
Mächte (eig. unter Berührung eines auf diese bezüg-
lichen Gegenstandes: Reliquien, Kruzifix, Evangelien-
buch). ,IJf den heiligen schw.' uä. .Der stat ingesigel
sol einer dez rates hueten und sol der sw. uf den
heiligen, daz er keinen beslossenen brief besigele,
wan ...' F Handf 1249; eil doit jurer sur sainctes
reliques. ,Das niemeu sin guot sol von im geben, er
schwere den uff den beigen, das ers darum nit von
im geh, das er yeman beger Übels zuo tuon.' Obw
LB. ,üf min grosen got schwer ich üch, daz mir leid
istüwer ungemach.' Volksb. .Harumb er vor bemeltem
unserm notarien uff dem heiligen evangelio, so im ward
fürgeleit, geschworen, das er ze stund an inn die her-
bergen zum Pluomen gon [welle].' 1519, Bs Ret. ,Die
argwönigen personen sollend zuo merer Sicherheit auff
das heiltuom und auff daz gecreuzget bild Christi einen
eid schweeren, das ir bekanntnus war sei.' JStumhf
1541. ,An (den, die) heiligen schw.' ,Der rat und die
burger ... heintdarumbe gesworn an den heiigen: swer
duhein hols hinnant fneret, der git ein phunt und her
Wochen vur d stat.' 1290, AARh. StR. ,Alle [soll man]
an heiigen schw. heissen, das ein yeglicher melden und
harfür geben sol, was sy von sollichem erobreten
roubguot und büttguot hmder inen haben.' 1476, F
(Burgunderbeute); auch Bs Chr. 11 379. ,Wer dem
andern frömde pfender versezt old gelt daruff licht,
mag und getar dann der old die, denen die pfand ver-
sezt sind, an helgen gesweren, das sy nit anders ge-
wist haben, wan das die pfender des old dera gesin
syeu, die inen das versezt band [deren Pfandrecht wird
geschützt].' L StR. um 1480. ,An amman zu Trüb, NN.
an die heiligen heissen sw., uft' des abbts von Trüb
diruen zu achten.' 1489, B RM. ,Soll einer jagen füchs
old anders, daz einer töre ann heiigen schw., das er
nit von gemschen, rechen, hirzen wegen angehetzt hab.'
1511, NdwLB.; öfter. S. noch Bd'l253u.; VI .330 u.;
VII 1495o.; VIII 1624/5. .Gegen den heiigen schw.':
,Hant die rsete voran und ein mengi darnach willeklich
gegen dien heiigen gesworn mit ufgehabnen banden
und mitgelerten Worten, iederman fürsich selben enhein
sunder gelüpde .. . ze machenne.' 1343, L. , Zuo (Gott
und) den heiligen schw.' .Sol der verkouffer swern zen
heiligen, das er das phant habe recht verkouffst' F
Handf 1249; eil doit jurer sur sainctes reliques. .Funde
ieman ... die pfinuen. dem er [der Metzger] des viaisches
für schönes geben hette, dar umb hat er kain buosse
verlorn, ist das er ze den haiigen swert, das es im
un wissen t widervarn sige.' Tb Fr. 8tadtordn. 1331; öfter.
,Ein frow. die einem man ein kind, des er sich widert,
geben wil, die sol das selb kind an den lingen arm
und die rechten brüst in die linggen band nemen und
mit der rechten band swerren einen eid zuo Gott und
den helgen, das sy wol wisse, das dasselb kind ...
des maus, dem sy es geben wil, fleisch und bluott und
keines andern maus sye.' XV., Z. ,Wölte dan und
möchte der anclagt an den stab griffen und einen eid
zuo Gott und den helgen scliw., das er dem cleger by
siner clag nüt schuldig wer ...' 1487. G Rq. 1906. .Und
wellent min herren hiemit im [einem Zürcher, der vor
einem Zuger Gericht schwören soll] fryg heiter ab-
geschlagen haben, nit zu Gott und den helgen. sonders
allein zu Gott zu schw.' 1567, Z RM. S. auch Bd 111
1368o. .Mit Got schw.' Vad. ,BI etw. oder einem schw.'
.Also daz wir bi trüwen und bi eiden gelobt und ge-
sworn han. ein andern ze helffenne.' 1316, ÜreilXndkr
2097
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2098
BUND. ,[Decius, der heidnische Richter, zu den Zürcher
Heiligen:] Ich sweren bi minen grossen götten, wend
ir in nit opfern, so han ich gewalt üch zuo tödeii.'
Z Chr. XV. ,Den herren dynen Gott soltu fürchten ...
und by synem namen schweeren.' 1525, Dedter.; inl
T^) öv4|iaxi aüxoö. LXX.; in nomine illius. Vulg. ,Der
Herr liat by syner gerechten und by synem starken
arm geschworen, dass ...' 1525, Jes.; kolzö. x^j S4£7)s
[1. Ssgiäg] aüxoö xai xatd Tijs "105(605 -c&fS Ppaxiovoj aütoü.
LXX.; in dextera sua et in brachio fortitudinis sua;.
Vulg. , Bei Gott schw., testiflcare Deum.' Pris.; Mal.
,Iurare aras, poetice dixit Horatius pro aris tactis, beim
altar schw.' Fkis. ,Ubi quis semel pcierarit, ei credi
postea, etiarasi plures deos iuret, non convenit, wann
Einer einmal falsch schweret, ziemet es sich nicht,
dass man ihm hernach glaube, wann er gleich bei allen
Göttern schweret.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Sp. 1991 u.
,Bim sacranient schw.' ; s. l'.d VII 466 M. Bim Bart schw.
Es Schwert' s der Fuchs bi slnevt Bart: am cheltesten
isch['s], we"" d'Sunn üfstät BSi. (DGemp.). ,Mein Frau
hat mir befolilen hart, ich schwöre das [Var. ,schweere
es'] bei meinem Bart, die Frau Schultheissin z'grüssen.'
1741, BWimmis (Käsmahl). Mit andern verstärkenden
Zusätzen. ,Liblich schw.', = .einen Üblichen eid' (s.
unter a); vgl. Gr. WB. VI 606. ,Sol och iegklicher
tschachtelan ... liplich ze Gotte und den heiligen sw.
disen brief ze habenne und ze haltenne.' 1385, BSi.
Rq. 1912; wiederholt. .Die undertanen ... swuoren das
liblich zuo Gott und den beugen.' Stretl. Chr. S. aucli
AABrenig. StR. 73. Schicer doch nit sövel (so erschröcke"-
li'''J, a's ice'-se" de Wert! i''' glauhf-der's ja GrD. (B.).
Tür und hoch schxv. L (JBHäfliger). Si schtvere" hoch
und tür: wer will tcetten? i"'' will weite", Das si"
ewänzgunddrü,dL\is einem Anzählreim. KL. (S). ,Teüwr
und hoch schweeren, einen grossen schwuor tuon,
deierare.' Fris.; Mal. ,Deiurare, hoch und teuer schw.'
Denzl. 1666/1716. ,Ich hab heilig gschwohrä, wan ichs
nit halt, so streck mär d'Ührä.' Tyrolersp. 1743. ,Hohe
reden oder sw.'; s. Bd II 973 u. ,Er seh wert nicht gar
hoch, deos absentes testes fecit.' Mev. 1677/92. Stet"
und Bei" schw.; vgl. Stein- Schwuer . Der Gutscher het
St. und B. g'schwore", er macht d's Möntsche"miigliche,
für mit si'"r Schmätterbänne" ab Fleck z'cho". RvTavel
1926. Refl. mit Riclitungsbest.: ,Sich in die Höll hinab
schw.' FWyss 1673. Mit präd. Adj.: ,Er glaubet auch
nicht, sich durch die Meineide gröber als durch den
übrigenGebrauch seiner Zunge zu versündigen, so lange
er sich nicht schwarz und steif schweret, noch von dem
T.. . ilarüber gehohlet wird.' Sintem. 1759. — e) mit An-
gabe der Beziehung, Richtung des Schwurs a) durch
einen Gen. ,.411e die burger haut des gesworn, das wir
an enhein herren gevallen.' Z RBr. ,Und haut dez die
knecht gesworne [!] gelerte eide ...' 1347. AALauf. StR.
,Und liabent [wir] ... des alles und iekliches artikels
besunder ... ort'enlich liplich gelert aide geschworen
ze Got und ze den haiigen . . .' 1399, G Rq. 1906.
.Spreche [der Beleidiger], er bete es geton in zorns
weise ... und schwuor auch des zuo den balligen ...'
um 1570, AALauf. StR. — ß) durch eine präp. Ver-
bindung. ,Uber etw. schw.' .Denen, so darüber [iiäml.
,ir getrüw utfhoren utt' gotslesterung und schwüer ze
haben'] geschworen band.' 1490, BsRq. , Übers han twereh
schw.'; s. Bd VIII 1617o. ,Ü f Etw. schw.' P'' schwere"
drüf, 'sisch esö B (Zyro). i"* we't nit drüf (Chätzer)
schw. ScHwMuo. Weiteres unter bß. ,[N. hat bei der
Schweiz. Idiotikon IS.
Aufgabe des Bürgerrechts] darulF gesworen, umb alle
vergangen sachen gegen den burgern und inwoneren
der statt R. recht ze geben und ze nemen.' 1487, AaRIi.
StR. ,Mh. haben N. widerumb zuo irem burger utf-
genommen und iren Unwillen gegen im abgestellt und
hütt utt" dasselb angends gesworen.' 1497, B RM.
.Condeus wil den glouben [in FranKreicb] fry haben
und das man daruff schwerre.' 1569, Brief (HBuU.).
,Uf künftigs schw.' (= ,schw. künftigs zuo halten'). Vao.;
wechselnd mit .um k-s'. Uf Ein(e") schw., sich un-
bedingt auf ihn verlassen, ihn (in einer Sache oder
iibh.)als massgebende Autorität betrachten Bs; B; Sch;
Th; W; Z; vgl. ,schw. üf unter d. I'* hett fhätt) uf-en
g'schwore". Vor vile" Jöre" die ganzi G'maiw' het uf-
en g'schwore" BsBett. (Ged. zum Jubiläum eines frühern
Gemeindepräsidenten). Der Hei'ri''' het sit dem Tag
vo" Novara nid höcher g'schwore" als uf ''e" Herr
AfaMueZ. RvTavel 1913. .Um (b) etw. schw.' ,Sol euch
der rat ... zen heiligen darumb swerren, daz vor-
geschriben ze verhüetenne und ze leidenne.' 1332, Z
StB. ,Do sprachen die ... von R. [vor Gericht], sy
trüwctin nüt, daz si dar umb swerren söltin, won es
[die vom Gegner als ,etzweid' angesprochene Matte] ir
eigen guot weri.' 1419, UwSa. .[Drei mit der Aufsicht
über das Gewebe betraute Weber-]meister, als die
darumb gesworen ... syen umbgangen von hus zu hus,
ze beschowen, ob solich erkantnusse gehalten wurd.'
1468, Z RB. ,Wir band ... an ofner kanzel die ober-
kait gwarnt, dass si ... nit schw. lass um das. das ires
bedunkens nit ghalten wirt.' Vad. ,Umb kosten und
schaden schw., das einer so vil von seinem Widersacher
erlitten hab, als er fürgibt, iurare in litem.' Fris.; Mal.
,Ja, das wird gschehn, ich dörst drum schw.' Com. Beati.
S. noch BdVII l'28u.; VIII 1688M. ,under.' ,Swele
burger old seider ze R. wonhaft ist, der 16 jar alt ist
und Inlandes ist, die sülen jerglichs sw. under den
rat von R., so auch die burger swerent under den rat.'
1. H. XIV.. AARh. StR. .Wer der ist, der under den
burgermaister, der under in swerren sol, oder under
den rat oder besorger, der [under] in sw. sol, oder
under ainen zunftmaister, der under den sw. sol, niht
swert ... das man den buezzen sol, als ainen gast.'
1362. G. .Die fryen knecht. so uss m. h. von Zürich
statt und landscbaft under ir vennli geschworn und
zuo Chur den gülden empfangen haben.' 1512. Z. ,Für
etwas schw.', gegen Etw. ,Was die aitswerer haissent
anlegen und schriben per manifest, da sol niman v. ider
reden noch da für swerren.' 1368/76, GRChur Stadtordn.
.N. der gewandsnider bot sich vor gericht zen Un-
schulden und wölt für ein sach gesworn han; daran
er gestouwet was und lies nachher davon ... Also ist
er von des argen eides wegen gestraft umb sin ere.'
1422, L. .[Der Beklagte habe gesagt] sy lugint als ein
dieb nit, und zuckte damit einen stein und wurffe ir
ein bluotrunssige wunden ... Eid [des Beklagten:] für
daz dieben hat er gesworn und des werffens ist er gich-
tig.' 1474, ZRB.;oft. .Welcher sich ... nit wölte stellen
oder auch für söliche kätzerei schw., der sol für einen
kätzervei-dampt werden.' JStumpf 1541. , Für ein schw.,
iurare de persona.' Fris. (nüt dem Zusatz: .als so man
sagt: ich dörft kein eid für in schw.'); Mal. , wider':
.In aliquem iurare, schweeren wider einen und im ze
schaden und nachteil.' Fris.; Mal. ,zue.' 1) ,zuo etw.
schw.', mit Beziehung auf. ,Daz die egenanten vischer
zuo den obgenanten lehen und wegen gesworne [!]
132
2099
Schwär, schwer, schwir, scliwor, schwur
2100
hant eiJe ... Jen vorgenanten teile [an Fischen] ze
gehende.' 1347, ÄALauf. StR. ,So ist der eid, alz man
schw. sol zuo diser Ordnung also ...' 1415, AABreing.
StR. ,[Ein wegen unzüchtigen Lebenswandels ein-
gezogenes Ehepaar ist aus dem Gefängniss entlassen
worden und hat] ein gemeine urfecht dorzu geschworen
uss der statt Basel ... hin und enweg.' 1522, Es Ref.
S. auch Sp. 1563u. (HPest.) und unter ba (zu Ende), —
2), zuo etw. oder einem schw.', prägnant, die Zugehörig-
keit, ein Dienst-, Untertanen-, Bundesverhältniss uä.
eidlich bekräftigen; vgl. f. Mit Akk. des Inhalts bzw.
Inhaltssatz, ,Bi dien eiden, so si [die Entlebucher] zuo
dien von Luzern gesworn hant.' 1394, Aesch. ,[Die
Zuger] zuo uns schwuorent, die puntnus also ze halten,
als wir und ander unser Eidgenossen die geschworn
baten.' Z Chr. 1336/1446. ,Daz die pünd stset sölten
beliben, die wir zuo einander geschworen baten.' ebd.
,1)0 swuorent si [Die von Weesen] zuo ünsren Aid-
gnossen und zuo uns [Zürich] ain ewig büntnusse,'
Z Chr. XV,; nach andrer Lesart: ,Und schwuoren die
burger von Weesen zuo den Eidgnossen iemer ewen-
klich'; vgl. zu dieser elliptischen Fügung ebd. S. 77. 83
239 u., sowie ze-sämen-schiv. ,Das hinfnr die, so zuo
dem gricht geordnet werden, utl' einem bestimpten tag
zuosamen gan süllent, den eid zum gricht ze scliw.'
1532, B StR. ,Er [,wer do ist in oberkeit'] wöll zur
bossbeit kein eid schw.; denn solche falsche glübdt
und eid den menschen bringend in ewigs leid.' Aal
1549. Ohne Inhaltsangabe. ,Were ouch, das enkein
swestren zu einander swuren und mit einer bösen ein-
heilung sich verbunden wider ir priorin oder wider
ir obren offenlich ...' XIV. /XV., Regel der Domini-
kanerinnen ; per conspirationeni vel coniurationeni vel
malitiosam concordiam ... manifeste se erexerint. ,Do
[1385] schwuorent alle Eidgenossen zuo dem pund am
Rin und in Schwaben.' Z Chr. 1336/1446. ,Indem
schwuorend vil stett ... zuo dem rieh.' Z Chr. XV.
,[l)ie Schwyzer] begertend, dass dieselben von Stäfen
zuo dem hns Grüeningen schw. soltend.' Vad.; daneben
wiederholt mit blossem Dat. S. noch ze-sävien-schw.
Militärisch. ,Dorumb haben wir . , . sy [zwei des
Flanderns Beschuldigte] ... lossen zum zeihen schw.
und so wir heim komen, sich für rot ze stellen.' 1513,
Bs Chr. VI 75. ,[Bei der Vereidigung der eidg. Truppen
zum Bauernkrieg hat] die Generalität zum ersten ihren
Eid ablegen und zu der .'Vrmee schwören müssen, nach
Verrichtung dessen haben die Offizier unserem Brigade
und gemeinem Soldaten ihre Schuldigkeit auch erzeigt
und zu der Generalität geschworen,' 1653, Tu. , Huldigen
und schw.': ,Da3 Meyengeding zu Erlinspach, zu
welchem das Gricht beider Religion daselbsten jähr-
lich huldiget und schwerdt.' 1535, Aa Rq, 1926(Abschr.
des XVII. ). — f) mit Dat. P. Neben einem Akk. des
Inhalts. ,Wer inen [Denen von Br.] burgrecht swert,
daz der unser gnedigen herrscbaft von Österrich und
allen burgern und gemeiner statt nutz und er sol
fürdern,' 1400, AABremg. StR. ,Von der weibeln wegen
ob sy den Hunderten ützet gesworen haben oder nit,'
1431, L Weissb. ,Da ward ich an sinner [Waldmanns]
statt ammen [des Einsiedlerhofs] und schworre daz ampt
her Cunrat von der Hochen Rechberg,' Edlib. ,Die
pünd [sollen] gemeinlich einandern geschworn werden,'
1529, B RM. Hieher auch der Bs Beleg von 1367 unter
giggen (Bd 11 176). Neben einem Inhaltsatz. ,Wer
uns trüw und warheit gesworen hatze leistenne.' XIV.,
B StR. ,Die zunftmaister [usw.] sontdem burgermaister
sw., im gehorsam ze sinne.' XIV. /XV., G Ratssatzg.
,Also huobeut si ire vinger uff und schwuorend den
geraeinen Eignossen, den [vorgelesenen Bundesbrief]
in allen puncten und articlen ze halten.' 1501, Bs
(Bundesschwur). ,Und soll derselb undervogt eine[m]
jeden bereu ... hulden und schw., im all frävel und
buosen by sinem eid anzuzeigen.' 1531, Z Rq. 1910,
,[Aiax:] Dem ganzen beer ich schwer und glob, mich
zbrauchen lassen gegeni feindt.' GGotth. 1599. Mit
blossem Dat. .Einem von spils wegen sw.'; s. Eid
(Bd I 92M.; = Z StB. I 60). Bes. von Treu-, Huldigungs-
eiden. ,Daz si [die Rapperswiler] dem herzogen swuorint
für ain rechten herren.' Z Chr. 1336/1446. ,Und [wir]
sweren ouch liplicb dem heiligen römischen rieh als
für ein gerecht, fry und unbetwungen richsstatt,' 1415,
AaL. Rq. ,[N. soll sich in der Stadt niederlassen] sider
er am rat sitzet und ein gmeind im swerren muos.'
1431, L Weissb. ,[Murten] gab sich uft' beiden stetten,
Bern und Priburg, und band inen gesworen und
desglich hat man in ouch gesworn.' 1475, F. ,Uf
sunentag for sant keisser Henrichsz tag im 1501 jor
hend wir den Eignoszen geschfw]oren und sig unsz
ouch.' Bs Chr. , Weist, was du [Faber] dich aber nüw-
lich zuo Esslingen gerüemt hast, glich als ob wir Eid-
gnossen dir schon geschworen habind?' Zwingli. ,Dass
si [das Volk Juda] dem Herren mit luter stira geschworen
habend,' Vad.; nach II. Chron, 15, 14. .Einem im krieg
schw., sich mit dem eid einem hauptmann verpflichten
und underwertfen, verbinden, sacramento alicuius
accedere.' Fris.; Mal. ,Das gottshus ... hatt sich er-
botten im [dem Bischof von Chur] ze schw.' 1565,
Brief (JFabricius), ,Wann man dem vogt von Kyburg
Schwert, sollen alle undertanen mit hämisch und ge-
weren erschinen.' 1572, Z RM, ,Dem Rat schw,' 1646,
GrD.LB. S.nochBdIVlirA/eier;;VII1953u.;Sp.S97u.
1466o. 1810u. Einem ,schw. und hulden' s.hulden(liill
1191); dazu 1399, GT. Rq., 267; 1406, Z RB. (,hülden');
1474, Bs Chr. III 310; 1499, QSG, 20, 59 (L); 1566, Z
RM,(,huldigen'); 1579, ZLaufen(,buldung tuen'); 1588,
ZFlaach (Er habe dem N, ,nie weder ghuldet noch
gesworen'), , Einem schw. und gehorsam sin.' 1466, GT.
Rq. ; s. noch BdV859M. ,Den oberkeiten ... aid tuen
und schw.' Vad. — g) in mehr oder weniger fest ge-
wordenem ab s. Gebrauch. Vom Eid auf Verfassung
und Regierung. Am nünte" [August] nios'-tne' schw.,
rüeft de'' Bot. APletscher 1902 fDe'' Schwiirtag vo''179S).
,Rät und hundert hant ... sich geeint, daz man ufffritag
ein gemeind hau und die heissen schw, ... und wan
man denn geschwert [geschworen bat], so , , .' 1487,
L RB, ,Uft' den tag, so man die nuwen raut setzt und
die gmeind schwert.' 1531, AALauf. StR. ,Die Under-
tanen inn Harnist und Wehr musteren und schweeren
lassen.' 1606/7, Z Seckelamtsrechn. ,Manclier frommer
Frauen ist nicht heimlieh darbei, wann sie hört, dass
ihr Mann gehen muss gen schweeren,' FWvss 1673;
vgl. AfV. 25, 71. Vom Bürgereid. .Petrus sin sun ist
ouch ze burger genommen, er ist aber ze jung und
bet noch nüd gesworen.' 1386, L. S. noch Bd VI '296o.
Vom Amtseid. ,Järlich zuo ostren, so die zweihundert
swerend.' 1347, B StR. ,Wir band uffgesetzt ... das
ein yeclicher amman, der schriber, seckelmeister und
weibel uff sant Jörgentag, so man ein amman sezt, uff
den heiligen schw, sond.' 1382, Obw LB. .[Stadtschreiber
R. und ein ihm beigegebener] guoter erfarner schriber
2101
Scliwar, schwer, schwir, scliwor, schwur
2102
band beid mit einanderen geschworen.' 1461, L; ähn-
lich öfter. Ausserhalb der Rechtssphäre: I''' han gwüss
g'schwert, mein Wort ist unabänderlich OrPt. — 2. abs.,
eine Beschwörungsformel sprechen. 1622, Bs Familien-
cbr. ; s. Bd VII 469 u. — 3. im schlimmen S., von an-
stössigen, leichtfertigen, bes. blasphemischen Beteue-
rungen, Flüchen Aa ; Ap; B(vgl. unter 1 zu Anfang); GrD.,
Pr., V. und It Tsch.; L; PAl. {.bestemniiare'); GA., Sa.,
T.; ScHW; S; Th (nacli einer Angabe milder als flueche");
Uw; U; W, so Simp.; Z und wohl weiterhin; Svn.
fluechen 1. Ehedem ein strafwürdiges Vergehen; vgl.
die rechtsgeschichtlicben Darstellungen, bes. Seg. Rü- II
657/61; Osenbr. 1860, 383/7. a) in der ä. Spr. häufig
durch adv. Bestimmungen gekennzeichnet. ,Wel!ier
man oder knecht ... ungewonlich schwüere und Gutt
darzuo nempt, es were mit dem verch oder one das
verch ...' 1464, BsRq. ,Were, daz einer verdachtenklich
gröblich und schwerlich schwüere ... [Nachher:] ob
einer als unzimlich geschworen hätte ...' 1480, USeel.
,0b ainicher were . . . der Gott lästerte, unzimblich
schwüer...' 1533, AALauf. (Metzgerordn.). ,So Einer
so ungebührlich schwuer, dass man ihn an Leib und
Leben mög straffen.- 1547, Aä Eq. 1926 (Abschr. 2. H.
XVllI.). .Welche Person schandtlich, lesterlich und
Gotts vergessen schw. tete ...' 1570/1692, Gr VDörf.
LS. .Welcher schandlich, lästerlich und ungebührlich
schwüere ...' GrKI. LB. S. noch Bd Vll 1336 (SurtJ;
Sp. 1859/60. Bes. ,übel schw.'; s. schon Bd VI 1273M.;
Sp. 1858M. ,N. het übel gesworn ... darüber liaben wir er-
kennt, daz er morn sol den tag im lialsisen stan und sol
man in denn swemmen.' 1424, L RB. ,Do wart der Starch
als übel swerren, das inn Jekli Bachs straft und sprach:
du swerst ze übel.' 1425, Z RB. ,Dass ir Muetter sy
übel geschlagen, darzue gar übel geschworen.' 1603.
EScHiEss 1919. ,16 Pfd zahlt Richter N., hat bei einem
Anlass übel geschworen.' XVIL. Bodmer 1894. Weitere
Belege s. im Folg. — b) in 1 d entsprechenden Fügungen.
Er hed an all Heilig ane" g'schwore", masslos geflucht
DSch. Meist mit bi. De'te" [in LE.], «jo si bim Donners-
piet schwere" L (BBrnndst.). .Werswert... ungewon-
lich bi unserm Herrn sim liden oder, marter oder bi
sinen wunden oder bi unser frowen gelider oder un-
gewonlich von den heiigen, den sol man in das hals-
isen stellen uud swemmen; wer aber, daz ienian vast
übel und so gröblich swüer, den wolt man ouch darnach
straffen an sim lib.' 1425, L RB. .Bi dem namen Gottes
frevenlich sw.' 1446, AARh. StR. .Weihe frowe oder
tochter schwüere bi Gotts marter, Gotts liden, Gotts
ende oder sust ungewouliche schwüere tete ..." 1464,
Bs Rq. ,[Dass] er dem nach zuo mengem mal by Gottes
ämacht gesworn und fürbas mer gesprochen hab.' 1477,
•Z RB. .[Zeuge habe] wol gehördt, das N. . . . schwüere
by Gots wunden, crntz und macht.' 1517, AaB. ,Wer
in unser stadt oder landschaft schwert, nämlich by,
Gottes allmächtigkeit, barmherzigkeit, krankheit, on-
macht, schweiss, tauf, sacrament. lyden, marter, flaisch,
wunden, kröss. himmel, erden oder derglichen schwüer
kainen ussgenonimen, desglich by den lieben haiigen.
als StKürin, StVeltin und derglichen, den wellen wir
je nach gestalt der schwüeren an lyb, leben und guot
strafen.- 1530, Sch Chr. ,Alle die frowen oder man,
so den namen Gotts vergeblich in mund neraent, by
dem lyden Cristi ... und derglychen schwerent, die
sollent schuldig sin, angentz nach getonem schwuor
daz erdterich zeküssen.' 1539, B StR. ,In eiurando
numine assiduus, der stäts bei Gottes nammen schweert
und fluchet.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Bd I 821
(Vältin). 1163 (fluechen); VII 1336 (Surt), ferner AARh.
StR. 51 ; Bs Rq. I 300.416.505; Gfd 44. 116; Scuw LB. 35;
ScuwE. Waldstattb. 176; ZfsR. V 174. — c) mit Inhalts-
angabe. .Dass N. ob spilen gefluochet und gesworen
hab ... des ersten Gott dem almechtigen das vallend
übel in sinem obristen tron in sin ämacht gewünst'
1477, Z RB. ,Hat zuo diser zit das lanzkneclitisch,
ja süwisch zuotrinken so lasterlich überhand genommen,
dass einer under andern gottslästrungen schwuor, er
weite, dass Got an eim galgen hienge, wan er in künf-
tigem jar den winwachs nit wol geraten liesse.' Ansh.
Mitdirekter Anführung der Schwurformel: ,So mirGots
grend! schwert man, das ist bi dem hopt Gotes.' Vad.
Sonst in der Form eines Inhaltsakk. ,N. seit, dass K
ie am andern wort schwere Gots liden.' 1509, Z. ,NN.
hend wellen heim gon; do sind WHopt und der Huober
nachin gangen und liat Hopt gseit: daz sy Gots marter
sehend! sind ir biderb lüt, so wartend unser! Hat
Huobergseit: nein, schwer nit Gots marter, schwer Gots
fünff wunden! Und hat Huober witer geschworen ...'
1524, Z. ,Hat ein from stat Bern ... irer kriegsknechten
krom [vgl. Bd 111 SlOo.], nämlich Gots ommacht und
kraft sw,, item schamliche kleider zemachen verbotten.'
Ansh. ,[N. habe] crüz, lyden. toufl'. element und sacra-
ment geschworen und damit Gott den allmechtigen
höchlich gescliraecht und gelesteret.' 1569, ZRB. .[Aus-
sage eines Hausbesitzers über ein bei ihm eingemietetes
Ehepaar:] Er schwere Herr Gott, nemme sy [seine
Frau] ein Plitzg, schweerind beidersyts.' 1604, Z Ehe-
gericht. S. noch Sp. 1604o.. ferner Bd VlI 164 u.;
Sp. 1214 u. (Ge-schnijet). AUi Zeiche" schw.; s. Zeichen.
.Böse schwüer scliw.'; s. Bd IV 1209 u. (Balg); V 935 o.
und vgl. Schicuer. .Darzuo schwüere er gar übel ...
alle die schwüer. so zeschw. werint, nämlich wunden,
lyden, macht, ertrich ...' 1550, Z Ehegericlit. — d) in
der leb. Spr. meist abs. Me" tar(f) nid schw., zB. zu
Kindern Th. Sehiver doch nit albig! ör (Tsch.). Knabe
zum Vater: & gwüss a's i'* da bi" ... i"'' han-der-e"
[den gesuchten Tabaksbeutel] g'g'e"! worauf der Vater:
Hör schwerre", süss tseliiiff'e"-di''' und erhäre"-di''', du
Sackerments Hüderli! Schwzd. (GnSchs). Liseli: Das
ist en Fluechi, 's Wirts Chnecht! er hat g'sait, er wöll-
mer d'Öre" lö" und 's Lebe" schänke" [vgl. Ör Bd 1 412].
Grossmutter: Schwig, schtoig! ... Wenn d' nw nüd
öppen aw'' schwerst, wenn d' e'"möl gross bist! Stütz
Gem. Uf ^e" Tisch g'chnodet het-er u"'' Flüech lo"
chrisme" . . . Änni het- im ab'broche" : E, i''' tvett nid so go"
schw.! SGfeller 1927. Vom Gebrauch von Schimpf-
wörtern. Du tüsigs Chätzer [zu einem ungeberdigen
Stier]! Verzieh-mer's Gott, ''as'-i''' so schw. muess!
JJRüTL. 1824. Die schlechte" Hagle", das'-i''' no''' so
schwere"! EBalmer 1927. ,Swer swcrd, der git drige
Schillinge.' 1290/1530, AARh. StR. ,Sch w. ist leider ietz
kamen [!] in ein so grosse gewonheit, das es nit allein
tuond man; es schwerent ouch frouwen, und tet es ein
buob, es wer gar ze vil.' XV., ZRhein. Predigt. ,10 ß
[Busse], gab N.. hat geschworen.- 1539. ZGrün. Amts-
rechn. .[Die N. habe] über ir unmündig kindli, wann
das geweinet, volgende gotslesterungen. flüech und
schwüer usgossen, nämlich das Gots krüz, herrgot,
himel ... [Davon abgemahnt, habe sie] darutt' beharret
und gesagt, das sy ein eigen mul für sich selbs [habe]
und darmit nach irem gefallen schweeren möchte.' 1557,
2103
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2104
Z KB. ,Da [das Vorhergehende s. BJ VII 655o.] habe sy
zue ime gsagt: scliweer nit also! Darufer geantwortet:
niyn tusige Frouw, es ist niyn Todt, und widerunib
geschworen wie vor.' 1613, Z. ,[Ein von der Nacht-
wache abgeführter Betrunkener hat] zu ihnen ge-
schrouwen: ihr Tüfelsbueben, ihr faulen Elements-
dieben, wie gahnd ihr mit mir umb, ihr faulen Kätzer?
Und als er Zug ihne abgemahnet, niclit so grausam
zu schw., habe er zu ihm gesagt: du bist auch ein Kätzer
wie die andern.' 1671, ebd. S. nocli Bd III 83u.; V
643M. 935o. EA.: ,Es ist so übel nicht geschworen,
non admodum perperam, praepostere actum est.'
Uenzl. 1716. ,Das leichtfertige Tanzen wi), sonderlicli
bey den Hochzeiten, werden gar gemein mit dem Für-
wand, man brauche es in den Stätten, es brauchinds
oberkeitliche Personen; seige es denselben recht, so
seye es bey inen verhoft'enlich so übel nit gschworen.'
1650, ZFlaach (Visitationsbericlit). , [Gertrud:] Es wäre
nicht geschworen. [Meyerin:] Aber genarret', näml.
wenn sie den Rudi mit den sieben Kindern heiratete.
HPest. 1785. Sehr häufig in der Formel ftueche" und
schw. AA;G;S;Uw;U;Zundsonst; so mehrfach schon o.
Schi tuod der ganz Tag iiöid n's ßuohe" und schtv. a"statt
mit de" Chinde" bette" GRÜast. (Tsch.). ll'ie s' emig au"''
d'Füst uff' de" Tisch abe" schlönd und fluedhcd und
schicere"d, sä vil a's s' mönd [mögen]! im Wirtshaus
beim Politisieren. Stütz Gem. Er fluecht imd schwört
und sü/'t-Si'* voll, er macht de" Vogt und Pfarrer toll.
GJKädlof1822(Aa). S. auch Fer (Bd 1 904). ,N. hüebe
an zuo schw. und fluochen.' 1486, Z EB. ,Das ist des
tüfels läbtag, wenn der mensch fluochet und schweert.'
LLav. 1569. .Solle Keiner den Anderen während dem
Schiessen weder ubernammen [Bd IV 724], vil weniger
schw. und fluchen.' XVIll., ZVVth. Schützenf. 1895
(Erneuerung einer ä. Ordnung). S. noch Bd II 808
(grüsen); VI 465 c; VIII 1124 M. Neben andern ver-
wandten Ausdrücken. ,Da N. anfienge toben und schw.
und rette ...' 1480, Z RB. ,N. det nit dan fluochen und
schw. und bochen.' 1. H. XVI., Z. ,Es kan einer den
tüfel heissen sin straass faren, daz er darum nit
schweeren, holderen und sich lätz stellen muoss.' LLav.
1569. ,Ja, bim win kan er touben, wüetten, fluochen,
schw. und ungeschickt mit anderen sin.' 1588. Barnd.
1914. S. auch Bd VI 173u.; VII 165o. 350M. 464o.
I6O60. Im Vergleich. Er het g'fluecht uw' g'schtcore"
viie 'nus Heidi [Heide] W, wie 'nus Beichi [Henker]
WSimp., wie en Türgg Gr (s. unter e) und sonst, wie-
n-en BifnJ-Bueb (s. Bd IV 939). .[Ein Knabe] könne
schwehren und fluchen wie ein Grosser.' Wast. Proz.
1701. Mit steigernden Zusätzen. Da han-i''' öu"* no'''
e"chli", es Schnefeli [s. Sp. 1151] g'schwore"! U. Der
hed nit leit g'schwore"! ebd. Due chönd [auf der Suche
nach dem Jesuskind] d'Landjäger aW'' derdhar und
schwöire"d ci"s gottströiff'li''', wo 's Chindli nüd im
Zeindli lit. MI-ienkrt. Schw., das' ''em Tüfel drab
grüsel ApK.; s. auch Bd II 808 (grüsen); Sp. 270 0. Im
Fische'tal hed's kei" guet Lüt, si esse"d d' Wurst xmd
gendi"s Nüt, si schwere'd, das' de'' Bade" stübt; iez
b'hüet-i''' Gott und zürne"d Nüt! aus einem Wurst-
bettellied Z (Dan.); eine Var. bei LTobler VL. II 235o.
.Schw., dass sich der himel raöcht biegen.' NMan, —
e) über Ein(e"J schw. B; Gr und wohl weiterhin. [Einer]
dem-me" der Ubernamme" Schwerrtuni er.iliitzt g'chä"
hed, wil er über Alls und eister g'ßuechet und g'schwerrt
hed wie en Türgg, über Lüt und Veh, über Lebe'ts und
Töts. JJörger 1920. .Ettlich [der Kriegsknechte in
Mailand] schwuorind und tobottind über die hoptlütt,
daz sy so lang ratt hielten; daruff' gienge N. zuo den
lioptlütten, Seite inen och, wie die knecht über sy
schwüerind.' 1516, Z. ,Da trowte sy [die Hexe] im ...
vast und hoch und schwüere treffenlich übel über inn,
und in kurzen tagen wurde der selb ... ganz lam und
krank.' 1531, L Hexenproz. ,Were gedachter N. ime
begegnet. Gotts lyden über in gschworen ...' 1557,
Z.And. ,Dann er sy übel misshandle und umb klein
und gering ursach willen über sy schwere.' 1571, Z
Ehegericht. ,Unser ding ist fluochen und schw. über
die, so uns leid zuogestattet.' LLav. 1582. ,Die hüetter
sind gewarnt, das si ... mit iren kinden redind, das si nit
über das guott [die Herde] und lütt schwerind und böss
redind.' 1590, Bärnd. 1914. ,Nach Sölichem korapt des
N. Prauw selbst, facht an, ohne Anlass und Ursach
über mich schw.' 1608, Z. — f) mit Dat. P., Einem
fluchen. .N. swuor und fluochet Gott übel in sin fünf
wunden.' 14'24, L RB. Hieher wohl, mit blossem Dat.:
Für's Unglück schint der Bür gebore": er steckt im Pech
bis fasch' a" Chopf; es isch', a's heig das Glück im
g'schwore", dem guete" Ma"", dem arme" Tropf. Scbilh
1853 (De früe Winter) ; vgl. indessen .Gelück hat wider
mich gesworn' in einer mhd. Liebesklage (Lassbergs
Lieders. 1 11), — Schweren n.: 1. zu Bed. 1. .Christus
[Matth. 5, 34] von dem schw. redt, das man in täg-
licher red füert als in koufen, verkoufen, überkomen,
versprechen, zuosagen, abschlachen.' Vad.; vgl. 2. ,An
der hund hinken, an der huoren winken, an der kränier
schweeren da sei sich nieman ankeeren.' Gesn. 1551;
niercatorura iuramenta. ,Am valtsehen schw. ist nützit
zuo gewünnen dann ewig in der hellen bräunen',
Malinung an die schwörenden Bürger. SOlten Bürger-
buch 1593. Sie zwang ihn, diese Rechnung zu unter-
schreiben, unter .vielen Betrauungen und mit
Schweeren', ihr Sohn werde ihm sonst den Kirchenrnf
gehen lassen, um 1750, Gl JB. S. noch Bd VII 1764u.
Von Bundes-, Huldigungseiden. ,Von des sweris [aus
,swerens'] wegen', mit Bez. auf das Schw Landrecht der
Appenzeller. 1408, G Seckelanitsb. ,Disz schw, [zw. den
Baslern und Eidgenossen 1501] beschag an oft'em kor-
mert von ein[er] ganzen gemeiny.' Bs Chr. ,Gehorsame,
es sye mit hulden, schw., ussrichten der stür oder in
ander wäg.' 1510, Aä Rq. 1926. ,Des huldigen und
schw-s halb.' 1566, Z RM. — 2. zu Bed. 3. /«* weiss
irol, das' 's Schw. e" wüesti G'wonheit ist. SGfeller 1919.
U"'' wider isch' Peter i"'s Schw. i"he" cho" u"'' de"" n-üest,
i'* möcht's nid nohe" säge", ebd. S. auch niff'en{[id IV
679). ,Der zimberknecht, der im turn lit von swerrens
wegen.' 1431, L RB. ,Sinen [Gottes] heiigen namen mit
scliw. nit ze schniehen.' 1456, Bs Rq. .[Wer flucht, soll]
von iegklichem artikel, als menger der in dem schwern
genielt wirt, ein Schilling geben.' 1480, USeel. ,N.
wurde von sins unziralichen sw-s wegen gestraft um
25 pfund pfennig.' 1522. 6. ,Soll er von schw-s wegen
den herd küssen.' 1584, Z RM.; Weiteres unter Sehwuer.
,Er säl zuo den Kapenzinern gen bichten von sines
Schwere°s wägen.' 1641, Zg Neuj. 1900. ,Das Etliche
mit Schweeren sich wüest gesteh habind.' 1645, ZKyb.
S. noch Sp. 1783 u. Neben Synn. und andern verwandten
Ausdrücken. Das Schw. und Lästere". WMdller 1918.
.[Bussen] es wer von spils wegen, von tanzen, von
schw.' 1425, Aa Rq. 1926. ,Scliw-s und zuotrinkens ver-
bot ernüwert.' 1523, ß Ref. ,[Dass kein ,pfruond€r']
2105
Schwär, schwer, s.-hwir, schwor, schwur
2106
üuochens, schw-s oder bolderns sich umJerziehe.' 1530,
AiRh. StR. Spitalordn. ,Mit unflätigen Worten und
schandlichen [!] Schw.' Stockm, 1606. .[Strafen] wider das
Schw. und Gottsiesteren.' Z Mand. 1650. ,Es schweeren
die Ehegäumer ... auf Laster, Üppigkeit, als Hurey,
Ehebruch, zu viel Ühertrinken, Schweeren, Spihlen,
Gottslästeren etc. sonderlich zu achten.' 1700, BSi.
Bq. 191'2. S. noch Bd VI 764 o. 963 M. 1579 M. I6880.
1872 0.; VIII 887 u. 1342 0.; Sp.326u. 2058 u. — Eid-.
,0b ain christeninan sich aidschw-s in eehaften
Sachen bruehen niöcht.' Kessl. , [Sprechen wir zuerst]
vom aidschw.' Vad. ,Es ist des E-s durch das ganze
,Tar kein End.' 1645, Z. .Darum einem Jeden wohl zu
bedenken stehet, wie es gar kein Kinderspil und Scherz
mit dem E. sey.' GRVDörfer LS. S. noch Sp. 1563 u. —
Bund-, Pünd-, auch ,Pund-'. ,Ist deshalb das pünd-
schw.angestelt.' 1529, B Ref. ,0b das bundschw. sinen
fürschrit haben werd.' ebd.; noch öfter in dieser Quelle;
1526 einmal ,mit dem punden schw. still stan.' .Span ...
uras pündschw.' Ansh. S. noch Bd Vll 1767 o. (JHaller
1550/73). — schwerend. Zu schweren 1, in pass. S. :
,Mh. vernämen, wie die sclüfflüt an fuoruugen des wins
merklieh schaden biderbeu lüt zuofüegen, in dem das
si den win in den vässern zieclien; das er [der Vogt
zu Nidau] solichs bi swerendem eid verkomme.' 1486,
BRM. .[Begehren Luzerns] das N. sollichen widerruof
mit sinem swerenden eid bestaten [solle].' 1523, Bs
Ref. — übel-: zu schweren 3, zum Fluchen geneigt.
,Der houptman Batzenhaider ... was ain lichtfertig
übelschwerid gotlos mentsch.' Vad. — g'-schwore":
1. passiv, von Dem, was oder in Bez. worauf geschworen
worden ist. a) in der V ovme\ g'redt ttie g'schw.; s. Bd VI
555 u. — b) attrib. ,Eid'. ,Han wir uns mit trüwen
und mit geswornen eiden eweklich zesamene gebunden.'
1316, ÜREiLANiiERBüND. .Sinen schaden sol er im [dem
Verletzten] ablegen, desermitgesworneraaidegihet.' Tu
Fr.Stadtordn. 1531. , Wer sin triiwgitan einsgeswornen
eides statt und die bricht . . . der sol 5 pfd verfallen
sin.' 1421, L RB.; die selbe Formel 1433, Z RB.; um
1510, Aar. StK, uö. ,Daz wir . . . gelobt und versprochen
... die von Fryburg by unsern guoten truwen und ich
N. by niinen gesworneni eide [den Schiedsspruch anzu-
erkennen].' 1457, F. ,Welicher also [in das Spital] uff-
genommen wirdt, sol sich vorhin by sinem geswornen
eid erlütern, was sin guot sye.' 1524. BRM. .Welcher
einem Andern syn Kundschaft, die er by geschworneui
Eid geredt, feltschen wil ...' 16'23, AAZof. StR. S. auch
Sp. 415M. .Pflicht': , Sollen die Gemeinden bei ihren
geschwornen Pflichten schuldig sein, das Gricht zu
schirmen.' Anhorn 1603/29. ,Recht': .Das [ein Kauf]
ist ja ghandlet wider Recht . . . Soll man nit Keüff auf-
richten tue" mit gschwornem Recht, wie s ghört dar-
zuo?' JMahl. 1620. .Urfehd'; s. Bd VI 266u. ,Wann
einer über geschworne urfecht einen latzte oder
schedigete . . .' 1572, Gl LB. ,Die geswornen einunge.'
XIV., LRB. , Kundschaft.' ,Als uf N. mit geschworner
k. kuntlich worden ist.' 1485, Waldm. .Uff das wellen
wir fleh . . . hiemitt geschworni k. [über eine wegen
Hexerei Verklagte] zuoschriben.' 1546, Zg. ,Gschw. k.
[aufnehmen].' 1547, LBer. .Bund.' ,Ain gesworn ewig
buntnüsse.' Z Chr. XV. .Wie die Saföyer ... wider ir
geswornen ewigen pünde so schantlich und lasterlich
tatent.' DSchill. B. .Nach lut und sag unser und unser
aller geswornen bänden.' 1499, L an F. .Conjuratio,
geschworene Bündnuss.' Denzl. 1677. 1716. ,G-er brief'.
die Verfassungsurkunde Luzerns von 1252 (Gfd I 180;
de" g'schwornig Br. Schweizern!. 1891) und Zürichs von
1336; s. BdV442M., ferner Leu Lex. IV305/6; DWyss
1796. 52. .Als man zwurent in dem jare swert den
geswornen br. stet ze habenne.' 1357. L. .Es solle
blyben by dem artikel, wie der geschworn br. und
Satzung inhaltet.' Edlib. ,Burgr6cht'; s. BdVI297o.
.Wellen wir ... unser geschworne b.. trüw und glouben
an üch erlich leisten.' 1531. Bs an B. .Nach geschworner
... Ordnung.' Ansh. ,Die neüwlich angenomnen und ge-
schwornen Artikel.' Gr LS. 1619. .G-e Statuta'; s. Bd VIII
201 u. Mit freierer Beziehung. ,G-e Zyt': .[Verbannte,
die für die Stadt Kriegsdienst geleistet, dürfen zurück-
kehren] vor vollkomner ussleistung der geschwornen
zyt.' 1589, 1! StR. ,G. (spys- oder gewürz-) pulfer';
s. Bd VIII 1606M. (nachher .gerecht p.'). G'schworni
Schäfalp, mit Bez. auf den frülier gegen Überstossung
zu leistenden Eid GLf. ,[Dass] in Zukunft die Alpen
nach diesem neuw-eingerichteten Zellrodell bestoossen
. .. werden sollen, vorbehalten was die geschwohrene
Schaafalp betriflft.' 1770, JHefti 1914. ,Wo keine
geschworne Schaafalpen sind, sollen 10 Gaissen für
1 Stoss und 5 Schaaf für 1 Stoss gezählt werden.' Gl LB.
1807. .An geschwornen Schafalpen sollen nicht mehr
Schafe gesommert werden dürfen, als in dem Alpen-
urbar enthalten sind.' ebd. .Als Begrenzung des Weid-
gangrechtes für 150 Schafe ist das Bockkanzeli als ge-
schworne Schafalp bezeichnet.' 1863, Gl Alpenurbar. Un-
eig. E" g'schworni Sach, eine unumstössliche Tatsache B.
E" g'schworni Meini"g, eine unabänderliche, ebd. —
2. aktiv, wer einen bestimmten Eid geleistet hat. .G.,
von dem man den eid genommen hat, iuratus.' Fris. ;
Mal. a) adj. Prsed. .Einem g. sein': ,Derselb Richter
soll auch ... beiden der kön. Mt. und dem Bischotf von
(.'hur geschworen sein.' Anhorn 1603/29. Sonst nur
attrib. a) mit Bez. auf einen Amts-, Diensteid.
.[Die Kläger] begeren darumb [ob gewisse Grundstücke
zu Recht , eingefangen' worden] geschworen lüt ze ver-
hören, den söllichs wol ze wissen sye.' 1435, ThÜssI.
Um der Schädigung der Käseausfuhr durch schlechte
Ware Einhalt zu tun, , könnte man Meisterschaften mit
Zutun von geschwornen Männern aufrichten', welche
die ,kaufmannsmässige Ware' bezeichnen sollten. PAnd.
1898 (nach einer Quelle von 1762). ,Rät.' .[Zur Schlich-
tung von Streitigkeiten] mag die herschaft . . . einen
geraeinen man nemen under dien geswuornen raten
in unsrer Eidgnoschaft ... welichen si wellent, der es
vor der dat ditz briefs nicht verswuorn hat.' 1394,
Absch. (Friede zw. Oesterreich und den Eidgenossen).
S. auch Bd VI 1576 M.; VII 1626 0. ,G-er radt, iuratus
senatus.' Fris.; Mal. .Vierer': ,Wir ... vogt und ge-
schworn vierer des dorfs Barg.' 1525, Z Rq. 1910; s.
auch Bd I 923. ,Dorfmeier': ,Die nachpuren band mich
angerüeft um ein gemeind ... denn ich bin ein ge-
schworner d.' 1503, Z. S. auchBdII85o.;IV14. ,Hof-
meier': ,Ein geschworner h.' zuo Rieden soll uff alle
recht ... ein trüw und flyssig uffsechen haben.' 1561,
ZRq. 1910; auch 1555, ZHöngg. , Sturmeier'; s. Bd IV
13 u. .Uiidervogt': ,Ich, N., geschworner u.' 1562,
ZHongg. .Amptmann': ,Miner herren gesworner a. an
der [Anken-]wag.' 1460, Z RB. ,Gericht'; s. Bd VI
343o. 451 (Gassen-Ge-richt) 'nni vgl. Blumer RG. 1
289 ff. ,Ze wissen, das erkent ist ... durch ain ge-
schworen g. ...' 1431, ThÜssI. .Landtamman und die
nun des geschwornen grichts zu Schwitz.' 1440/68,
2107
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2108
ScHw. ,üie fünfzehn, das gesworn g. ze Underwalden
ob dem wald.' 1474, Urk.; vgl. 13d VI 373 o. ,üaz sy
inn also an dem geschwornen g. umb sölichen fräfel
buosfellig gemacht.' 1485, Z RB. S. noch zue-laufen
(Bd III 1141). B's g'schtvorne G'richt = Schwuer-
Ge-richt (Bd VI 369). Barnd. 1914; vgl. Sp. 2112u.
.Richter, Gerichtssäss'; s. Bd VI 447 M.; VII 136711.
.Dieselben alten und geschwornen gerichtslüt [haben]
by iren eiden erlütert ...' 1590. ß.Si. Rq. 1912. ,Wir^
der Richter und die geschworne Fünfzechner eines
ordentlichen Landtgrichts zu Ury.' 1704, Gfd. ,Satz'
[Schiedsrichter]; s. Bd VII 1523 o. (wo der Beleg un-
richtig eingeordnet ist). .Meister.' 1) .Habent die ge-
swornen meister Cristina das arm meitli . . . der ge-
bresten der ussetzikait unschuldig geben.- 1472, BRM.
.Mehrere, unter dem Namen der gschwornen Meister
bekannte Wundärzte.' DWyss 1796. — 2) von Hand-
werksmeistern; s. Bd VIII 1622M. ,Arzt'; s. Sp. 1654 o.
,Hebamm': ,N.. so nit ein geschworne hebam ist. aber
doch allenthalben in allen vogtyen Bächburg und
Falkenstein beschickt wirf 1590, S. , Metzger': ,Die
Wirten schuldig und verbunden sein sollend, die ge-
schwornen Metzger zum Schlachten zu gebrauchen.'
1743. FMu. StR. .Maurermeister'; s. Bd VI 1750 M.
(Schätzer.' .Geschworne schetzer um schuld.' 1575, Gl
LB. ,Des ersten soll der Wyn, so an die Schätzung
gegeben würt. durch die geschwornen Schetzer orden-
lich geschetzt[werden].' 1612, FMu. StR. S.auchBdVlIl
1689u.; Sp. 921u. ,Heuw-. Melwmesser'; s. BdIV459.
.Winmesser': ,Es soll jederzeit ein geschworner W.
gesezt sein.' XVII., GrD. LB. ,Sinner'; s. Bd VII 1081 o.
1082u. , Ablässer'; s. Tregel-Chnecht (Bd 111 732).
.Schriber'; s. schon Sp. 15o4o. ,N., geschworner sehr.'
1544. BRM.; oft. ,N. ist zu einem geschwornen sehr-
angenommen.' 1579, Z RM. .Den geschwornen Schrei-
bern umb Verfertigung nachgeschribener Contracten.'
1743. FMu. StR. .Sollen ... auf dem Schiesplaz ein
geschworner Schreiber samt zweyen Unparteischen des
Grichts oder Rats verordnet werden.' 1779, JMichel
1921 (GRMai. ,Schüzer-Ürduung'). ,Weibel.' .Der ge-
schworne w.' als Gerichtsvorsitzender. XVI.. ESxArBKR
1923. ,Ain yeder herr [zu Altschhofen] sol daselbs
haben ain geschworen w.. der im gebieten sol alles.
so er zu gebieten hat, an Ion.' TnWeersw. Oft'n. XV.
.Dass ietliche kilcheri ein geschwornen w. habind, die
schuldigen für sy ze berüefen.' 1530, B Ref. ,So einer
... der schuld ... vor einem schulthessen oder ge-
schwornen w. oder sunst dem kleger gichtig ist.' 1595,
AAZof.StR. S.nochBdVlHOu. .Rüter'; s. BdVI1698/9.
1710M. .Die vier geschwornen Rüter uss Baden.' 1667.
Z. .Läufer.' 1536. Absch. IV Ic, 713 u. .Bott; s. Bd IV
18830., auch Bit-CÄni-c/tt (Bd III 7'29). ,Pfandbott'; s.
Bd IV 18880.; V 1139M. ,Bremgarter'; s. Bd II 440 o.
,Wacht(er).' .Was guots ouch in den schiffen kompt,
das sol nienian laden noch entladen dann die geswornen
Wächter.' 1435, AALauf. StR. ,Es ist ouch von nöten,
dass ein geschworen wacht gehalten werd.'.diewil die
disputatz wäret.' 1527, B Ref. ,Ziler': ,Es werdend
och zwen erber man ^. . . zuo dem gesworenen ziler
geben, umb daz mengligem glichs und billichs be-
scheche.' 1472, Z (Scbützenordn.). .Diener': .Soll das
ungelt meniglich gleich geben, niman^ausgenommen.
denne sonder die, die unsere [der Herrschaft] ge-
schworne diener sind.' 1397, AALauf. StR. .Knecht.'
.Ist unsers hofes [zu Brütten] recht, das niyn herr von
den Einsideln hie in disem dinghoff einen geschwornen
kn. sol han.' XIV./XV., Z Rq. 1915. N., der Grafschaft
Kyburg .geschworener kn.' 1534, JNater 1898. S. noch
Statt-ChnecU (Bd III 731). .Laufen-Knecht'; s. Bd III
725. .Under-Käufer': .Das man zwen gesworn under-
köyft'er satzte.' 1431. LWeissb. .Feil-träger': .Das nie-
mandt nichzit kouffe noch verkouffe, denn durch die
gschwornen vailtregerin [!].' 1539, GStdt. .Kriegslüt':
.Geschworne kriegsleüt. die mit dem eid verpflieht sind
eerlich und redlich zedienen, autorati milites.' Fris. ;
Mal. — g) mit Bez. auf einen Treueid. .Bürger.'
.Als ... der schultheiss. der rat und die bürgere von
Berne mich haut genomen ze irem geswornen burger.'
1368. BSi. Rq. 1914. .Wir ... tuond ze wissen, daz N.
unser gesworner burger ist.' 1434, AaB. Urk. ,N., der
unser insäss und gesworner burger ist.' 1457, Z Anz.
1924. S. noch Chirchen-P/Uger (Bd V 1235). .Hinder-
Säss'; s. BdV345M.; VII 1354M. ,Bi-Säss'; s. Bd Vll
1366 0. ,Uudertän': ,Dieweil die 8 Gricht im Pretigöw
... sich nunmehr ... underworö'en. gehuldiget und ge-
schworne Undertonen in unseren [!] Erzherzog Leopoldi
... Gewalt ... befindend, so solle es darby bleiben.'
Anborn 1603/29. — •() uneig., wer hervorragend tüch-
tig in seinem Beruf, durchaus zuverlässig in seinem
Charakter ist B (Rothenbühler). Sö->ie" g'schworne'
Melcher, ico meint, er sig im Stall d'r höchst öni Gott,
nimmt nid e'"mölgern vom Meister Vorschriften a", ver-
schwige" de"" vo' öpper Anderem. SGfeller 1911. E"
g'schworni Chöchi", .eine ausgemachte Köchin oder eine,
die sich dafür ausgibt' BStdt (Dan.). — b) subst. En
G'schworne'' ist Eine'', Iva d' Finger'^ g' stützt [zamSchvini
aufgestreckt] het GrKI. ,D's G'schworna, il giurato'
PAl. (Giord.). .Geschworner. iuratus.' Denzl. 1677. 1716.
a) entspr. aa. 1) in der öffentlichen Verwaltung und
Rechtspflege. Von einem beeidigten Vorgesetzten
BHk. .Geschworne' im Sinne des alten Landrechtes
sind die Mitglieder des Kantonsrates und des Re-
gierungsrates, die Landschreiber, der Landweibel und
die Gemeindeweibel; nur sie haben das Recht zur
Fertigung von Ehekontrakten, letztwilligen Ver-
fügungen usw. 1899, Obw (Beschluss des Kantonsrates).
,k\\\ Schwörtag (s. d.) mussten die neuen Beamteten,
Wirte, Wein- und Zapfenschenken, Fehren, Karrer usw.
schwören oder Treue geben; solche Beamtete, die ge-
schworen hatten, nannte man auch G-e.' XVI./XVIL,
Obw (AKüchler). ,Wer sich gegen myner herren
weiblen, dieneren oder anderen geschwornen unghorsam
erzeigt und ze wehr stellt ...' 1595, AAZof. StR. .Ob
Jemanden Pfand an eines Schultheissen, Grossweibeis
old anderen Geschwornen Handt eingesetzt wurden,
der soll auch darbey geschirmbt werden.' 1624. AAMell.
StR. In Ndw hiessen Landammann. Statthalter und der
ältere Landschreiber die .G-en'; s. Sp. 1545M. Von
den Mitgliedern eines städtischen Rates: .Stirbet ein
burger äne wip und äne eliche erben, allez das guot,
daz der besasz, sol der schultheize und die vier und
zwainzig gesworn [les 24 jures; viginti quatuor iurati]
hüeten ein ganz jar.' F Handf.; sonst gew. ,der rat'.
Von den Mitgliedern der Verwaltungsbehörde
einer Landgemeinde, des Gemeinderats; so noch
in GRPr. (so Kl.). ObS. (wo sich der Rat aus dem Pre-
sident, früher Landamer, und je einem G'schworne'
aus jeder Pxrt zssetzt; vgl. Bürt-G.). It Tsch. 163 in
Jen. von den .Mitgehülfen' des Dorfvorstehers, in Pr.
und Seh. auch spez. von diesem selbst (an Stelle der
2109
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2110
altern rom. Bezeichnung Kaßg Bd III 159), It B. IV
57 in ObS. spez. vom ,WegTogt' (s. Bd I 709), dem mit
der Aufsicht über das Strassenwesen betrauten Mit-
glied des Gemeinderats. In ä. Zeit (seit dem XV./XVI.
bis E. XVIII.) erscheinen ,die G-en' als dörfliche Ver-
waltungsbehörde in Aa; BsL. (seit M. XV.); BHuttw.
(s. JNyffeler 1871, 146); GSev.; Scu (in Schi, seit 1443);
Z (in Horgen seit 1457, im 0. noch in der 1. H. XIX.).
Meist von der Gemeinde selbst, seltener von der Herr-
schaft oder deren Vertreter gewählt (ihre Zahl
schwankte je nach Ort und Zeit zw. 2 und 12), ver-
walteten die G-en (unter dem Vorsitz eines Vogtes, Unter-
vogts, Ammanns oder Meiers) vornehmlich die wirt-
schaftlichen Angelegenheiten ihrer Gemeinde und hand-
habten die Flur-, Wald-, Bau-, Feuer- und Dorfpolizei
(auch wohl die Sittenpolizei); Vergehen, die nicht unter
ihre Strafbefugniss fielen, waren sie verpflichtet zu-
ständigen Orts anzuzeigen; vgl. Z Gem. II 223; Job.
Meyer 1878, 280; Bluntschli RG. I 423. II 54; Strickler
1882, 194; FvWyss 1892, 46/8. 100, auch Dorfs-G.
Syn. die Be-schwornen, ferner Eiteren (Bd I 206);
Fünfer (ZMeilen); Vier, (Dorf-jVierer (ebd. 923/4);
VierftJ-Lüt (Bd III 1520); (Bor f-) Meier {^A IV llu. 14);
Einungs-, Büiv-, Dorf-Meister (ebd. 514. 521. 531);
Sechser (Bd VII 240); (Dorf-)An-waUen; Zwölf (er).
, Weiher ouch in yeglichem dorf [Muttenz und Mönchen-
stein] dem vogt, banwarten oder den vier geschworen
... oder ir einen oder nie hiess liegen oder fluochte
oder frevenlich wider sy rette, der sol verbessern dem
herren 10 pfunt.' Bs Rq. 1464. ,Die vier geschwornen
sollen alle fronfasten ... umbgon, das für besechen
und da bieten und verbieten ... Desglichen sollen sy
die hüser besechen ... welche buwfellig wollen
werden . . .' 1503, ebd. .Welcher holz haut ... auf der
gmeind ohne erlaubnus der vier geschwornen, ... so
sollen es die vier beschäzen und denselben büssen ...
Soll niemand weder küh noch stieren mit den kalben
... in die herbstweid fahren ohn erlaubnuss der vier
geschwornen.' 1547, AASchi. Dorfrecht (Abschr. des
XVIII. ). ,Die geschwornen zu Tübendortf sollen dem
N. ein hoffstatt anzeigen, daruf er gehussen möge.'
1557, Z RM. ,Und wer der stucken [der Holzcirdnung]
eins oder mer Übersicht, daz der jedesmals drü pfund
zu buoss ferfallen sin und die geschwornen die un-
gehorsamen ze leiden schuldig sin.' 1563, ZAtf. a/A.
,Wann hinfüro einer gmeind Dübendorif viergschworne
holz ussgebend, eefaden besehend ald sonst von der
gemeind wegen handlend, sollend dieselben dhein
zachen anrichten.' 1578, Z RM. ,[Der Vogt] soll setzen
vier geschworne, die sollen mit ihm acht haben auf
frävel, buossen und einig.' 1579, Bs Rq. (BsFrenk.).
,So etlich erwachsne wärint, die under den knaben zu
schiessen understüendint, die sollen von den under-
vögten, waiblen und geschwornen, so by jeder zillstatt
seszhaft sind, ires Vorhabens abgestellt werden.' 1590,
GJPeter 1907. ,Der under der gmeind ein geschworner
ist.' 1593, Aa Rq. 1923. ,Dass die von einer Gmeind
erweite Vogt und Geschworne Iren uft'erlegten Eiden,
die vermögend Holz und Feld ze schirmen, gnuog und
statt tuon könnint.' 1604, ZBenken. ,Die erweiten Vogt
und vier Geschwornen sollen jerlich einer ersamen
Gmeind umb ir Tun und Lassen ordenliche Rechen-
schaft ... zu geben schuldig syn.' ebd. ,Die vier Ge-
schwornen schwerend ... zuo den Zeigen und zuo den
Wegen, Ester und Ehefridinen flyssig ze luogen . . .
und wenn sich fnegen [sollte], dass sy Undergeng ze
tuon und Märchen ze setzen berüeft werdind, alda
Niemands zuo Lieb noch zuo Leid bandlen.' 1617, Aa
Biberstein. ,[Der .Geschwornen'] fürnembster Befelch
und Verrichtung ist, dass sie Uffsehen haben, damit
man die Heuser und Güeter unser Dörfer in guetem
Paw und Wesen erhalte.' 1627, Bs Rq. ,Nün ehrliche
Männer [auch .Geschworne' genannt], mit Namen beide
Dorfmeyer, der Sekelmeister und sächs Geschworne'
bildeten den Gemeindeausschuss, der auch über die
Sitten zu wachen hatte. 1646/8, ZGossau. S. noch Bd II
85 0.; IV 14 (Dorf-Meier); V 420 (Bann-Brueder); VI
367 (Buessen-Ge-richt). 1162o.; VII 821 u.; VIII 588u.,
ferner Bs Rq. II 135. 408; aZoll. 1899, 90. 108 f. 309;
Z Rq. 1910, 80 f. 335 f. (1757); A a Rq. 19'2.3, 639/51 ; 1926,
229/37. Die G-en arateten auch als Schätzer von Schä-
den. Unterpfändern (vgl. dazu Pfander 3 Bd V 1144/5;
Schätzer 2b Bd VIII 1689 f.) und besorgten noch andre
(bes. notarielle) Rechtsgeschäfte. ,lst erkent, das des
alten vogt Jeklisgemechtund Verschattung, hinderminen
herren und den zwölf geschwornen zu Küssnacht nff-
gericht, kraftlos hin, tod und ab sin [solle].' 1535, Z RB.
.Die pfand söllentgeschetzt und gewartet werden durch
vier man, nämlich zwen uss den geschwornen und zwen
von dem gerichte.' 1536/1617, AABiberstein. ,DiewyI
sich durch die geschwornen erfunden, das der brief,
so F. dem N. für werschaft geben, nit so statthaft, das
[er] die suiu, so er F. daruf geschlagen . . . ertragen
möchte.' 1566, Z RM. ,Und wo ... einer die under-
vögt und gschwornen utf güeter füeren weite, das sy
im die güeter schetzen ...' 1568, ebd. ,0b iemmandts
dem andern inn synen güetern mit synem vich schaden
tuot und im das syn undertrybt ... sollend die fünf
gschwornen darzuo berüeft und uff' den zugefäegten
schaden gefüert werden und sy den lassen beschetzen.'
ZWäd. Herrschaftsr. 1598. ,Das der Obervogt mit den
Gschwornen sich uff den Gspan und Ougenschy" ver-
füege und by iren Eiden alle spänige Haab und Güeter
schetzind', in einem Erbschaftsstreit. 1605. AAAarb.
Da und dort bildeten die G-en auch ein (z. U. vom
eigentlichen Dorfgericht) wohl mehr nur gelegentlich
zstretendes Gericht zur (erstinstanzlichen) Entschei-
dung von Streitsachen, die sich mit ihrem sonstigen
Pflichtenkreis berührten, zB. über Wegrechte, Plur-
grenzen usw.; vgl. Strickler 1882, 165. auch die Be-
zeichnung ,Dorfrichter' unter Dorf-Meier (Bd IV 14).
.[Das Meiergericht zu ZHöngg entscheidet, ein Rechts-
handel betr. Abtretung einer Hofstatt behufs Über-
bauung] sollte zu entlichem usstrag für die geschwornen
kommen.' 1555, ÜStütz 1912. ,Sittenmaal ... ein [Meier-]
gericht wäder urab stäg nach wäg richte nach söllichs
ußspräche, sonder das den geschwornen zustande ...'
1562, ebd.; einen Spruch betr. ein Wegrecht, den die
G-en 1626 fällten, s. ebd. 113/4. ,[In einem Streit über
ein Wegrecht] haben wir, die fünf geschwornen, uns
zu recht erkent und gesprochen ...' 1580, ZMeilen;
dafür in spätem Urteilen ,(wir) die fünf geschwornen
Richter', so 1674. 1715. .Ihr Geschwornen sollend
schweeren, wo ihr uf die Undergeng und Span berüeft
werdend, alda zerichten, was euch billich und recht
bedunkt.' 1603, Z Regensd. Amtsrecht. , Habend Vogt
und Geschworne ein ehrsam Gricht mit dem HPletscher
überkommen wegen des Gässlis hinder seinem Haus.'
1671, ScnSchl. Von den Mitgliedern eigentlicher
Gerichte (vgl. Gerichts-G.); soweit, wie früher viel-
2111
Schwär, schwer, scliwir, schwor, schwur
2112
fach, mit den gerichtlichen auch administrative Funk-
tionen verbunden waren, entsprechen diese tw. üenen
der im Vor. behandelten Dorfgeschwornen; vgl. Eid-
Schwerer. Aargau. ,Es sol ouch niemand urteil spre-
chen wan diegeschwornen desgerichts.' 1471, AäL.; vgl.
Ge-richts-G. Bern. In Sa. stellte das .gricht' (Unter-
gerichl) einen Ausschuss der Landsgemeinde dar und
bestand aus einer grossem Anzahl besonders beeidigter
Männer, den .geschwornen des grichts'; ihm unter-
standen die grössern Zivilsachen in erster Instanz und
die kleinern Strafsachen. GAebersold 191.5, 41. In Si.
schon 142G erwähnt; s. ßSi. Eq. 1912, 55. ,[Es sei] der
Gerichtsbesatzung halb noch vor wenig Jahren der
Brauch gsin, dass durch unsren Ambtsman us jedem
Gricht zween Geschworne zusamen beruft und in die
Wahl geschlagen [wurden].' 1653, ebd. ,Der Ge-
schwornen Eid. Es schweeren Die, so des Gerichts
hüeten ...' 1700, BSi. Rq. 1912. S. noch ebd. 1.38; BSi.
Rq. 1914, 127 und vgl. Ge-richts-G. Freiburg; s. u.
und vgl. HBrugger 1890, 24 f. Glarus. ,Ze Glarus
an der statt da ich [N., amman] mit den nun geswornen
oÖ'enlich ze gericht sass.' 1414, Urk. (^Eg.Tschudi).
Graubünden. Vor der Aufhebung der Hochgerichte
und der Einführung von Kreisgerichten (1851)
wohl allg.; Syn. Recht-sprecher. In D. vor 1851 von
den Mitgliedern des , Kleinen Rates'; seither ist die
Bezeichnung, als Ersatz für Zue-G. (s. d.), auf die Stell-
vertreter der Kreisrichter übergegangen. ,Alle Ver-
waltungs-, Polizei- und Gerichtssachen ... sowie ötfent-
liche Geschäfte aller Art besorgt der Kleine Rat der
Landschaft ... unter Vorsitz eines auf dreifachen Vor-
schlag der Besetzer [s. Bd VII 1704/5] von der Lands-
gemeinde bestellten Landammanns, und besteht aus
14 von diesen Wahlmännern allein gewählten Mit-
gliedern (Geschwornen), dh. einem aus jeder Nachbar-
schaft ... Über wichtigere Verwaltungs- und politische
Angelegenheiten (nicht aber über gerichtliche) erkennt
der Grosse Rat der Landschaft, der aus deraKleinen Rat
und 43 anf gleiche Weise gewählten Zugeschworenen
besteht (aus jeder Nachbarschaft 3, aus einer 4).' Gr
D. LB.; vgl. auch Gr Sammler ISO«, 50; B. I 157 ff.;
II 64. Den heutigen G'sehworne" liegt in erster Linie
die gesetzlich den Gemeindevorständen überbundene
Pflicht ob, auf ihrem Gebiet begangene Verbrechen
anzuzeigen und die zur Feststellung des Tatbestandes
dringlichsten Untersuchungshandlungen vorzunehmen;
daneben kommen ihnen auch noch ortspolizeiliche
Funktionen andrer Art zu (B. 149 f.). Über die altern
.Geschwornen' (und ,Zugeschwornen) s. noch Bd V
1139M., sowie GrD. LB. 60 i. 62. 71 f. 94. 116, auch
Ge-richts-G. In Pr. noch heute von den Mitgliedern
des Kreisgerichts, wie vor 1851 von denen der altern
Gerichte. ,ln diesem [Hoch-]Gericht erwählt jede
Gemeinde so viele Besetzer, als sie Geschworne in das
Gericht zu geben berechtigt ist.' GrKI. LB. Über die
allgemeinen Pflichten und Befugnisse der G-en, auch die
aussergerichtlichen, s. Bd V 1051 (Ffächti); Sp. 2070u.,
sowie GrKI. LB. 5. 11. 13. 40/3. 49/51. 54/9. 74. 88/9,
über die besondern, die sie in den von ihnen vertretenen
Gemeinden hatten, ebd. 82/6. 90. Für Rh. s. Räts-G.
In V., das bis 1851 die niedere Gerichtsbarkeit be-
sass, bestand das Gericht aus dem Landamniann (Pode-
statj und den G-e", es war zugleich Gemeinderat. Eine
Verhandlung vor diesem Gericht wegen Holzfrevels
schildert JJörger 1918, 80 ff. Schliesslich noch einige
weitere Zeugnisse für andere GRÜrte. ,Auf ainem kuut-
schaftrechtag soll ain gotshausrichter mit zwayen ge-
schwornen sitzen.' 1554, PFoffa 1864. ,Es habend
auch die Ilanzer in geringeren Sachen ihr besonderbar
Burgergricht, da von dem Amman des Grichts, vier
Geschworne[n] und acht Burger[n] von Ilanz die
Streitigkeiten geschlichtet werden.' Sprecher 1672.
.Zwölf Geschworne mit dem Landanimann, die alle zwei
Jahre bestätigt oder neu erwählt werden, führen [in
Flims] die Genieindsgeschäfte und schlichten oder ent-
scheiden alle Civil-, Ehe- und Criminalfälle.' Gr
Sammler 1812. ,Die Obrigkeit im Zivil- und Kriminal-
wesen des Lugnetz besteht aus einem Landaraman,
Landschreiber, Seckelmeister, Pannerherr und 16 Ge-
schwornen; jede Nachbarschaft [von den 8] hat 3 Ge-
schworne, wovon aber nur 2 zu Gericht sitzen.' Ldtz
1827/35. S. noch GrVD. LS. 31. 36, dazu Bd VIII 1670o.,
sowie (Stand-)Ge-richts-G .; Gr Sammler 1805, 363/6;
1808, 123; Sprecher 1672 und die Gr Rqq. in der ZfsR.
Band 25/8. Luzern; s. L Gem. II 210. ,Für die Gerichts-
barkeit wählte die Amtsgemeinde an den Schwörtagen,
die von zwei zu zwei Jahren stattfanden, Geschworne
oder Fürsprecher, die mit dem Landvogt oder dessen
Stellvertreter, dem Gerichtsweibel, über Sachen, welche
99 Gl. nicht überstiegen, letztinstanzlich richteten.'
XVI./XVIIL, Sec.RG. Über die 40 G-en in E. s. vierzig
(Bd I 926); gichtigen (Bd II 111/2); Chirchen-Satz 2
(Bd VII 1558), dazu JXSchnid. 1782, 181/8. 197. ,Diss
[die Geschichte von einem ,HerdmännIi'] band mir die
fürnembsten von der gmeind und geschwornen daselbs
[zu Malters] allso bezügt.' RCys. Br. .Die 40 Ge-
schworne (seind die Gerichtsleut).' 1653, LE. Manifest.
Die Geschwornen dh. Mitglieder des Dorfgerichts,
welches die Käufe zu fertigen und die Verschreibungen
zu besorgen hatte. 1720, EGraf 1890, 41 (Schötz).
Vgl. noch: „Geschworner, einer der Gemeinderichter
oderGemeindevorgesetztenLE.;F"(St.*). Wallis. ,Von
meyer N. und sinen geschwornen von Raren' wird eine
Urkunde über einen gerichtlichen Vergleich ,ufgericht
und verschriben'. 1561, SFürrer 1850. In Lö. , bestand
die Obrigkeit aus dem Richter oder Meier, dem Tal-
fähnrich und den Altmeiern; in gewissen Fällen wurden
ausserdem 4 Geschworne beigezogen, von jeder Hueb
[Kippel, Ferden und Wiler] einer.' Lötschen 1917, 221a.
Allg. üblich ist lieute unser W. von den Laienrichtern
des Geschwornen- oder Schwurgerichts, die über die
Schuldfrage zu entscheiden haben. — 2) bei Knaben-
schaften (Bd III 709/10) als Nachahmung der öffent-
lichen Einrichtungen. So bestand in GRag. der Vor-
stand der Knabenschaft aus dem Obmann und 3 ,G-en',
denen die Pflichten des , Spielmeisters' und .Gärtners'
oblagen; vgL WManz 1916, 5. 11. 34. In GfiObS. hiess
eines der 3 Mitglieder des Knabengerichts ,G-er', die
andern beiden ,Animann' und , Seckelmeister' (Bübler).
- 3) von den Mitgliedern eines Zunftausschnsses,
= Schauu-er 3 (Ud VIII 1622). Als die mit der Aufsicht
über das Gewebe betrauten drei Meister der Woll-
weberzunft (s. Sp. 2098o.) bei N: das Tuch ,nit gerecht'
befunden, habe der Zunftmeister sie geheissen, ,des
N. geschirr und tuoch ... zuo recht hinder die meister
der zunft legen, das die selben dry gesworn geton.'
1468, Z RB. — p) entspr. aß. ,Beschehe, das keiner
deheinen von den geswornen by tag oder by nacht
böslich mit dem für wüestete ...' E. XIV., WfEcHSU
1891 (Übers, des Bundesbriefes von 1291, wo ,de
2113
Schwär, schwer, scliwir, schwor, schwur
2114
conspiratis'); vgl. auch Mit-, Ze-sämen-G. Mit poss.
Pronomen. ,üu bist ir [der Zürcher] burger und
ir geschworner.' 1446, Z RB. .Haben die von Sant
Gallen, die doch unser [des Klosters] lechennian und
geswornen sind, das alles veracht und Übersechen.'
E. XV., G Chr. ,Ich bin sin geschwornner, darunim ich
... im ghorsaiuni sinn sol.' Haimonsk. 1531; je luy ay
fait honiniage. — Alt-Ge-sch wer ne r : Einer, der
.Geschworner' gewesen ist; vgl. Bd 1 204o. ,Zwistig-
keit ... enzwischen A-en N. und Frau M., beide von
JVIalans.' 1723, Gr Erbr. — Holz-: Bezeichnung der
.Geschwornen' von ZZoll. mit Bez. auf die ilinen ob-
liegende Aufsicht über die Genieindewaldungen. aZoll.
1899, 26. 109. Vgl. Berg-G. — Gotts-hüs-: Mitglied
eines Gotteshausgerichts. ,Ain jeder g-er oder recht-
sprecher der solle auf aineni jeden rechttag von ainer
urtl sitzgelt haben 4 kreizer.' 1554, PKofpa 1864.
S. auch G.-Ü)c;»to- (Bd VI 451). — Chilchetn)-: Mit-
glied des , Kirchenrates' GrD.I; Syn. Cli.-Vogt 1 (Bd I
706, wo weitere Synn.). ,1m Kirchlichen besteht ein
Kirchenrat für die ganze Landschaft, aus eigens ge-
wählten Kirchengeschwornen von jeder Nachbarschaft,
nebst zwei obrigkeitlichen Beisitzern und sämtlichen
(5) ürtspfarrern bestehend, welcher Sittenzucht und
Kirchenordnung handhabt und sich vor den vier hohen
Festtagen versammelt.' GrD. LB. (Einl. S.XVIl); vgl.
noch B. I 20; II 58; Tsch. 413; Gr Sammler 1806, 54, zur
weitern Verbreitung des W. Gr.WB. V803. — Land(s)-
s. Land-Ge-richt 3 (Bd VI 363). — Mit-. ,Were, das
deheiner von den mitgeswornen den andern an sim
guote beroubete ...' E. XIV., WCEchsli 1891 (Übers,
des Bundesbriefes von 1291, mehrfach); (con)iurati,
conspirati. — Berg-: = Holz-G. , Schon 1330 war Berg
die Benennung des grössten Waldteiles der Holz-
korporation; daher hiessen die Holzvorsteher auch B-e.'
aZoll. 1899, 26. 212. — Burt Pirt-: Vorsteher einer
Pirt GRObS.; s. Bd IV 1635 u. An der Spitze jeder Pirt
steht derP-e", welcher zugleich Mitglied des Genieinde-
rates ist. Neben den Pflichten eines Gemeinderates
hat er dafür zu sorgen, dass die Strassen, Plurwege,
Brunnen sich in gutem Zustande befinden; auch liegt
ihm die Handhabung der Feuerpolizei ob. Er ist zu-
gleich Verwalter der Pirt-Kasse; überdies hat er in
seiner Pirt die gemeinsamen öffentlichen Arbeiten
zu leiten und Nachlässige mit einer Busse zu belegen
(Bühler). — Gerichts-: ,Geschworner' als Mitglied
eines Gerichtes. ,Wier nachgenanten ... die g-en und
gemein lantlüt zuo Obersibental tund kunt ...' 1520,
BSi. Rq. 1912. ,l)er Underamptlüten. Ehegöümeren,
G-en, Weibeln, Vierern, Schetzern und anderer Per-
sonen Eid.' 1613, AaL. , Demnach [nach der Wahl des
Landamnianns] soll man die Grichtsgschwornen bsezen
... und werdend die Gschwornen dergestalt besezt . ..'
GrD. LB. ,Eid eines Gerichtsgschwornen.' GrVD. LS.
59/61. ,ln Besatzung der geist- und wältlichen G-en,
der Weisenrichtern, Wein- und Brotschetzern usw.
[sollen Schreiber und Weibel keine Stimme haben].'
1720, BSi. Rq. 1914; noch oft. .Welcher einen G-en
oder Weibel anfallt.' 1743, FMu. StR. ,Jeder G-e [in
GrD.] ist schuldig, in seiner Nachbarschaft einen guten
Zuchtstier zu halten.' Gr Sammler 1806; s. auch B. 1
50. — Hüch-g''-richts-: Kreisrichter Gr (Tsch.). —
Stand-ge-richts-: Beisitzer eines Standgerichts;
s.GrVD. LS. 45f. — Rats-: Richter GRRh. (bis 1851).
, Neben dem Landannnann sind [in GRRh.] 12 sog. R-e
Schweiz. Idiotikon IX.
und 12 Vierundzwanzger [!], welche 24 sowol in Civil
und Matrimonial- (welche vor Disem allein die 12 R-en
behandlet) als auch in Griniinalsachen urteilen.' Siml.-
Leu. — Stur-. .Besondere Steuergeschworne, Steuer-
leger, verteilten die obrigkeitlichen Steuern und Auf-
lagen für gemeine Amtsbedürfnisse.' XVl./XVIIL, Seg.
RG. 111 '25'2. Vgl. ,die stür schweren' 2 (Sp. 2093o.). —
Straf-: Mitglied eines Strafgerichts. ,Bald darauff
[A. XVIL] werden von mehrteils der Giueinden newe
Str-en anstatt der alten erwöhlt und auö' llanz ge-
schickt.' Sprecher 1672. — Dorfs-: Mitglied eines
Dorfvorstandes. ,Weil dann durch das ganze Jahr die
Dortt'sgeschwornen mit Besichtigung gemeiner Strassen,
Zünen, Ehfädinen, Ynschlegen, Holz usgeben und ver-
kouft'ens [!], die Öfen und Fürstatten ze besichtigen vil
und mancherley Müey und Arbeit usstehen, aber das
Ihrige versumen müessen [wird ihnen eine Besoldung
von 10 Pfd gewährt],' 1623, AASchafisheim. ,Ist durch
die Dorfsgeschwornen und die ganze Gemeind zu Schinz-
nacht des Holzes halben also beratschlagt worden ...'
1652, AASchi. Holzordn. — Zue-: Ersatzmann eines
G'schworne" (Mitgliedes des Kreisgerichtes) GfiPr. ; nach
einer Angabe früher für einen .Geschwornen', der aus
einem Nachbarkreis zur Ergänzung des eigenen Ge-
richtes zugezogen wurde. Ehedem auch in GrD.; s.
Sp. 2111M. .Der gross Rat [soll] in volgender Form be-
setzt werden, das namblichen in jeder Nachbarschaft
der Landschaft zwei Zuogeschworne erweit werden.'
1660, GrD, Ratsprot.
Ahil. iwn-Uii. swerren, iiihd. smrn in Beci. 1 ; vgl. Gr. WB. IX
•2733/46; IV 1,4008/11 (.geschworen'); Martin-Lienh. II 530;
Fischer V 1-295/7; III 512/4 (, geschworen'), ferner Sc7.wufj-.
Zur lautl. Entw. des Praiseusstamnies (abgesehen von der
Ruüdung) vgl. eren (ahd. erien, erren) Bd I 404. Uusre Formen
können alle auf ahd. «wen-en znrlickgeheu. Dehnung des -e- ist
nur im S. und SW. unterblieben, wo sich auch die Geniinata
-rr- zT. erhalten hat. In den ä. Quellen ist die Schreibung mit
,-rr-' im XIV./XV. verbreitet, verliert sich aber im XVI. (zu-
letzt noch 1569/72, HBull.; 1579, ZLaufen); dafür setzt in
der l.H. XVI. ,-eer-' ein, d.as sich bis ins XVIIl. verfolgen
lässt. Ob der Übergang von -e- zu -ö- irgendwo auf boden-
ständiger Rundung beruht, ist fraglich; jedenfalls handelt
es sich bei dem Zurückweichen der e-Form, die vielfach nur
noch der illtern Generation geläufig oder ganz abgekommeu
ist, in der Hauptsache um EinflussderSchriftspr. In derä. Spr.
ist ,-ö-' bis ins XVIl. selten und wohl meist als umgekehrte
Schreibung zu werten (älteste Zeugnisse I46S, Z RB. neben
,erw511eu', erwählen; 1471, Gfd 71, 30; 1527, B Ref. 496
neben ,niör', mehr, ,wüler', welcher; 1544, GT. Rq. 336 ff.);
zum Siege gelangt ist ,-ö-' erst gegen E. XVIII. Der Vokal -i«--
bzw. -u'- im Konj. Proet. stammt aus der II. III. starken Klasse
(s. etwa BSG. XVII 200); darnach das Ptc. ./srhwü're' (swAa)
wie .geswuiirn' (ZRBr. ; 1394, Absch.; PvMolsheim) nach dem
Priet. ,swuor' ; nicht sicher zu beurteilen ist das vereinzelte ,ge-
sehwurren' (1482, Z RB.). Neben regelmässigem ä. ,s(ch)wuür'
begegnet einigemal ,s(ch)wor' (1376, B StRechn.; Z Chr. XV.;
1530, BRef.); öfteres ,s(ch)wur' ist ungenaue Schreibung für
•,-uo-'. Schwache Formen belegt auch Paul DGr. II238; bi-
merkenswert ist die für ZO. angegebene Differenzierung zw.
ij schwöre" in Bed. 1 und g'sdiwert in Bed. 3. Zur Entw. von
Bed. 3 (auch ndl., dän., schwed., engl.) aus 1 vgl. Gr. WB. aaO.,
auch ßuechen mit Anm. (Bd I 1 1 63) und frz.,/i<rcr, mniieut. In
Bed. 3 weicht übrigens unser W. vor ßuedien zurück. In
Namen. Schwerr-Bmi [Benedikt], -I'uni [Auton], Übernamen
GrV. (JJörger); .Schweer-Beele' als Gegs. zu ,B(Jt-Beele' findet
sich bei UBrägger 1789. Zu geschworen S I, K 1 gehört als
ellipt. Gen. der Zugehörigkeit mit analogischem -s .N. genannt
G'schwore''s' ZEbm.
ab-: 1. mit Dat. P. und Akk. S. a) zn schweren 3,
= ab-fluechen (Bd 1 1164); auch nur al.s Kennzeichnung
2115
Scliwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2116
starken Fluchens. /''■ han c" Schatz g'hn", er het c"
Chropf g'ha" ; wenn i''''s g'uiisst hält, das'-er e" Chrnpf
hätt, i"* hätt-em d'Bei" abg'schwore' Aa (H.). ,Ilim
selbs Häiid und Füss abschweeren, niulta mala suo
capiti dicere.' Ho.sp. 's Tüfeh Grössmuetter e" Bei" a.
SüLGER. Dem Tüfel es Ör «.; s. Or (Bd I 412). ,Er
scliweeret dem Teutfel Hand und Füss ab, Jovem
lapidem iurat.' Mey. 1677. 1692. — b) zu schweren 1,
unsinnlieher. Einen durcli Schwören um Etw. bringen.
,[E. sprach:] Ich sol dir nüt [worauf W.:] ich höisch
dir nüt, won das ich ouch mit dem rechten behan
wölt; do sprach der E.: sammer Gots grint! du seit
mir das min nüt absw,, won du bist zwirent bewiset.'
1.383, Z RB. — 2. sich eidlich von Etwas oder Einem
lossagen; Syn.iw-scftic. a)mitAkk.S. Seinen Glauben
a., sich feierlich und vor einer Behörde von seinem bis-
herigen Bekenntniss lossagen B (Zyro) und weiterhin.
,üie Zürcher, die solten gar s Kriegen a.; sie sind ja
im Kriegen nie bstanden mit Ehren.' 17H, Lied. , [Ver-
ordnung] dass Einer oder Eine, welche die heilige
reformierte Religion abgeschworen ... ihr Burger- oder
Landrecht verwirket.' 175.5, Z Mand. ,Das Land a.'
Gl JB. XV 29. — b) mit Dat. D'Bäre''wiler hei" de"
Baslerherre" abg'schicore". BWyss 1863. Im [= dem]
Glaube" a. ebd. Denn het-er [der Pfarrer in der Cli listen-
lehre] verzellt, wie ü'sc Heiland . . . hätt seile" im Herr-
gott abschwöre" und wie-n-er gue-n-em g'stande" sig.
JReinb. 1917. Im [= dem] Tüfel a., von der Erneuerung
des Taufgelübdes durch die Erstkommunikanten am
Weissen Sonntag AaBosw. — 3. (völlig) schwören.
.Einen Eid a.' ,Der Eid ... so die Amänner zu Goldach
... abschwören.' 1755, G Rq. 1903. ,Nachdem ... der
Schultheiss den Eid abgeschwohren hat...' 1756, Aa
Rh. StR. Auch 1759, Tu (HHasenfratz 1908, 81). Mit
Dat. P.: ,[Dass die] Grichtsverwalter jeweilen bey An-
trettung ihrer Herrschaften . . . unseren Amtleuten
der [!] Eid der Treu a. sollen.' 1765, Aa Rq. 19'22;
wiederholt. , Einen Bund a.': , Solle der Herr zu Rä-
zins ... schuldig seyn, den Pundtsbrief vor dem ...
Grauen Pundt gewohnlichermassen abzuschwören,'
1696, Caliezi 1920. — ab-ge-sch woren. ,Ein ab-
geschworner Eid'; s. solennisch (Bd VII 782). — Vgl.
Gr.WB. I 113; Schm.» II G46; Fischer I 67. — Ab-
schwerung f. Zu Bed. 2a: ,[Die bernischen Unter-
tanen in der Grafschaft Lenzburg seien schuldig] den
nüwen Huldigungseid ... mit völliger Abschwer- und
Widerrüeft'ung desjenigen unguoten Bunds ... ze er-
statten.' 1653, Aa Rq. 1922 (Bauernkrieg). Wohl zu
Bed. 3: .Wann dann durch dieses freundliche Zusprechen
... der Einte und Andere widerum auff den rechten
Weg gebracht werden mag . . . der oder dieselben sollen
... ohne andere Abschwörung und Leistung des Eids
auff frcyen Fuss gestelt ... werden.' 1659, B Blätter
1912 (Mandat gegen die Wiedertäufer).
über-: eig. durch einen Scliwur überwinden, über-
zeugen. .[Petrus hat ,den toutf Joannis' nur als ,ein
vorspil uff' Christus bezeichnet; darauf ein Jünger
des Johannes:] Des wirstu uns nit u., das Jesus toutf
vil besser sy denn unsers meisters.' Aal 1549; gleich
darauf die Stelle unter über-reichen (Bd VI 144). —
Vgl. Gr.WB. XI2, 537.
an-: 1. mit Akk., an Einen hin schwören, fluchen.
,Hab sy [eine Hexe dem] N. auch ein Ka(l)bely an-
gschworen; das sye im auch glich daruf abgangen.'
1606, EScHiEss 1919. — 2. mit Dat. P., .sich Einem eid-
lich anschliessen ; Syn. zuc-schtv. .Österrych under-
.stuond die von Zug dahin zu bringen, dass sy der Eid-
gnossen pundt verliessind und dem herzogen von
nüwem anschwurind.' HBdll. Tig. — Vgl. Gr.WB. 1452;
Fischer I 257 (iu Beil. 1).
1"-: tr., hinein bannen AaF. Wenn aus einer Flasche,
in der ein Geist Vg'schwore" ist, der Pfropf heraus-
gezogen wird, so sieht man ein Räuchli aufsteigen;
das ist der entweichende (böse) Geist. I" der Guttere"
seig e" Geist i"g'seMcore'' ; d' Kapuziner z' Bade" haigi'd-
en i'g'schwore" (AfV.). — Anders hei Gr.WB. III 289. —
In-schwerung f.: Eidleistung aufs Burgrecht. ,An
m. h. von Sitten: den von Raren m. h. burger beliben
zu lassen . . . und mitt im dehein inswerung zu bruchen.'
1490, B RM. — Setzt ein Vb ,(sich) In-schw.' voraus.
under-: untrennb.. mit Dat. P., den Untertanen-
eid schwören. 1572, GnChur; s. Bd VIII 201 u. (2mal)
und vgL Sp. 2098M.
ÜS-: 1. in der Rechtsspr., eidlich versprechen, einen
Ort zu verlassen; vgl. schweren Ibf. ,Swer dis buosse
nicht geleisten mag, der sol u. als umbe frevel.' 1314,
Z StB.; oft in dieser Quelle. .Beschäch ... daz deheiner,
der also ussgesweret, sinen eide bräche.' XIV., B StR.
,üie frowan sont nit ußsw. und sont ouch dem richter
nit besseren, si stüendint denne ze markt und ze
bank.' 1371, SoH StB. ,N. hat nach unser stattrecht
usgeschworen.' 1419, L RB. ,Und ob einer von
einer getonen wundetten wegen ussgeschworen bette.'
1539, B StR. .Wo Einicher ... von Einung wegen u.
sölte.' BGS. 1615. Mit Richtungsbest. .N. hat uss-
geschworen uss des vogts und unsern gerichten.' 1483,
AaB. Gerichtsbuch. ,Die, so für der burgern zil us-
schwerent'; nachher: .WöUicher den eid, den er ...
von eins einungs ... wägen für der burgern zil uss-
geschworen hatt, Übersicht . . .' 1535, B StR. Mit Akk.
des Ortes, der Zeit; vgl. Sp. 2094. .Hat er vorhin uss-
geschworn einen manet, so sol er ... von der stat
schweren ein ganz jar.' XIV., B StR. .[Welche Buss-
fälligen] ein nämlich zil ußswerent, der sol ouch
der stat recht haben.' 1409. ebd. S. noch BdIV1123M.
Mit entsprechendem abh. Satz : .Sol man . . . den secher
... wisen usszesweren, unz das er das gelt bezalt.'
1406, BStR.; .bis er ...' 1742. Aa Rq. 1922. — 2. mit
Dat. P., .durch Eidschwur einen Handel austragen' B
(Zyro). Der mues'-mir ü. — üs-schweren n.: zu,
Bed. 1. ,Wie hievor der ussklegten und u-s halb er-
lüttert ist' 1539. B StSatzg. .Mit U. und Verwysung
des Landts ... gestraft werden.' 1600. BSi. Rq. 1914.
.Schlüge er [der Schuldner] die Pfand abermahlen aus.
so solle er zum Ausschwören angehalten werden.' 1751.
Aar. StR. — üs-ge-sch woren: aktiv, zu Bed. 1. .Ban-
diten und ussgeschworen lüt.' Vad. — Vgl.Gr.WB. I 967.
use"-: l. = üs-schw. 1. .Den teuffern anmuoten. den
widerruif ze tuond oder usshin schw. ; wo nit. usshin
wysen bim eid.' 1530, B Ref. S. noch Bd V 450 (Ur-
fccht-Brief); Sp. 2095u. — 2. Flüche ausstossen; vgl.
, herausfluchen' bei Gr.WB. IV 2. 1031 u.. auch .für sich
üss schw.' (Bd VII 164 u.). .Es schwur auch N. zu
Ende dieser Predig [über den Ablass] grob heraus.'
Grüner 1732.
ver-. in GStdt; THKessw. ver'"t- 1: 1. a) verstärktes
schweren 1. a) mit positivem Inhalt. ,Ist berett, daz
diss Satzung und Ordnung zu allen halben jarren ...
vor der gmeind glasen und versworren sol werden.'
Edlib.; vorher: .disse Ordnung zu schweren.' .Ist auch
.2117
Scliwar, schwer, schwir, schwor, schwur
2118
die Frag, ob Einer Dasjenig, was or im Zorn ver-
schworen, auch schuldig sey zu halten?' FWyss 1673;
wiederholt. ,Do wüetet der gottlose Mann [der König],
verschwert ihnn [den Bischof] z töden." -JMahl. 1(320.
Einem (Etwas) i'., dass..., (eidlich) versprechen. Z'*
c/irt" der's nid v., das'-i''' cho" werd B (Zyro). [Sie]
häd-mer g'sät ond vcschwore" : wenn d'Chüe röti Molch
gibi'd und so wess-si e" Mitteli. ATobler 19U9. Formel-
haft. I"* wo't's ivägerli v., Das [ein Kind im Walde]
het-si''' ganz verloffe". GStccki 1908 (Weihnachtsspiel).
Ja, wie chöme" Die [Kinder] dahere [in den Wald].?
Dank verirrt, i"'' we't's verschwöre", ebd. De" [einen
von einer Katze überraschten Spatz] het's! i"'' wt't's v.
ebd. [Er:] /'* miech's ganz glich, we"" sö-ne" Edel-
hcr chäm [näml. dass ich die Hand seiner Tochter aus-
schlage zugunsten meiner Geliebten. Sie:] 0, t'* jort's
nit verschwöre". Grunuer 1906. ,Grafv.Arbergk: Wenn
ichs mag wissen, wills verschwern, die hin in d Statt
auch wollen kehrn, will icli mit ihnen so unibgahn,
dass Keiner mehr sichs glustn soll lan.' Mybicads 1630.
— ß) mit neg. Inhalt; bei .Annahme pleonastischer Neg.
(vgl. Paul DGr. IV § 516 fl.) zu b gehörig. Ma"": !'>'
tuenen-c" halt niv nüd ab [den ungepflegten Bart], der
nimm-e''' mit i"'s chäele Grab. Wib: Verschwer Se'b nüd!
EFeurer. Er hei's jo ... tür ond hälig verschwöre", mit
mir chärtl'-er si" Lebe" lang nomme'. Ap Kai. 1922.
,Ain tail unser burger, die ... verschworen baten, in
unser statt Zürich nit zuo komen, e si ir buoz vol-
leistint.' Z Chr. 1336/1446. ,1504 verschwuorend
die Eidgnossen, die pension ze nämen wäder von
kungen noch keysern und von niemand.' Bossh. Chr.;
dafür: ,daz fürerhin niemend in der Eidgnoschaft ...
kein penzian nemen sol.' Edlib.; s. auch ebd. 235 u.
,Man sol v., aller Herren müessig ze gan.' 1525, Brief
(Äusserung Zwingiis in einer Predigt). , Uff ein nacht,
als er [Zeuge, bei dem das streitende Ehepaar ein-
gemietet ist] nider wölte, do redte sy zuo im: Ruedi,
wie gfallts dir, das sich min man verschworen hat nit
me by mir ze liggen? Do redte er der man: ich lian sy
verschworen [zu Ibß] und ee wölt er ein hund an-
gan.' 1532, Z Ehegericbt. ,Auch musstend sie v. ein
glehrten Eid zu Gott, das sie zu keinen Zeiten wider
dPündt wollend streiten.' 1622, Zinsli 1911. S. noch
Sp. 1398o., sowie unter bß. — b) wesentl. = ver-reden Id
(BdVI563). a)(miteinemSchwur)(ver)leuguen. ,Eiuro,
abiuto, verscbweeren, leugnen mit dem eidschwuor.'
Fbis.; Mal.; ähnlich bei Denzl. 1666/1716. ,Abiuravit
creditum, sy hat mit dem eid erhalten, das sy nüt
schuldig sey, sy hat die schuld verschworen.' Fris.
,N. gienge ... mit iren in das lius und seite, wie er
gern wyben weite; seite sy, er hette sonst eine; das
verschwuere er by kopfabhowen und henken.' 1541/3,
Z Ehegericht. ,0 dass du [Bischof von Strassburg]
nie gebohren ... wei' du dein Vatterland verrahten
und verschwohren!' XVll., Z. , Petrus hat seinen so
getreuen Herren Jesum dreymal verläugnet, ja gar
verschworen.' JMey. 1694. .Einmal sehe ich nicht, wie
eine Ehgattin, welche nicht alle Scham verschworen,
alsdann so gar weit über das Beispiel ilires Mannes
hinausfahren könne.' Sintem. 1759. — ß) schwören, von
Jmd oder Etw. zu lassen, sich (eidlich) lossagen von,
verzichten auf; von a nicht scharf zu trennen. Mit
Akk. P. Eine Hexe, die ihrem Mann ihre Künste
beibringen will, fordert ihn auf nachzusprechen: Jet:
verschweere"-mer Jesum Christ, worauf er mit den
Worten: Und ich erschlah", wer neb'"-mer isch! sie
niederschlägt. JMöller 1926. .Woltend die von Schwyz
widerum uss der Vereinigung und frömbd fürsten und
herren verschwerren; aber die pensioner und ander Eid-
gnossen brachtend sy wider in schlittwäg.' HBull. 1572.
Ein Mädchen ,v.': ,Es klaget N., dass sin eliche tochter
in zig komen ist mit B. und aber der selb B. die selben
sin tochter versworn hat; breche er das, so sölt er
meineid sin.' 1394, Z RB. Von Ehegatten; s. schon
unter laß. ,0b ein[er] sin eefrow verswüere. Be-
schäche, das ein frow iren eman erzürnte oder von im
luff und dan der eraan verswüere, sy niemer mer zuo
im ze nemen.' LRotenb. AR. 1490; nach einer Abschrift
des XVIIL: ,0b Einer seiner Ehefrauwen verscliwure.'
,0b ein frow iren eman verschwüer, das sol ouch nit
kraft haben.' LStR.XV./XVI. Mit Akk. S. Den Glauben
,als falschen v.' 16'22, Anhorn 1603/'29. .Die lieb War-
heit ... die hast jetzund mit vollem Mund zu Einsidlen
verschwohren', von einem zum Katliolizismus Über-
getretenen. 1667, IjIed; anders unter y- ,Es werden aber
Die, welche den Eid missbrauchen ... an dem jüngsten
Tag sehen, was es seye, der Hilff Gottes manglen, die
sie gottloserweise verschworen haben.' JMüller 1673.
,Wer solte dann, der nicht Heil und Himmel gar ver-
schworen, nicht verlangen, in seinem Herzen zu hören
die freudige Stimm des HerrnV JMey. 1699. ,Das recht
V.', schwören gegen das Recht zu handeln: , Anders er
nicht wHss, dann kein mann das recht verscbweeren mög
noch zu verscbweeren hab.' 1474, J Vetter 1747, 203.
.[Bern hört, dass die Freiburger] nit wellen v. die
pünd und Verständnissen, so sy mit den Wallisern,
fünf Orten oder andern gemacht bettend ... die dem
ewigen burgrechte [zwischen B und F] zewider sin
mochtend.' 1530, B Ref. Mit Inf. ,Da8 er spillen
versworen bette.' 1463, Z RB. ,Sie versprach zwar
ilirem Heini eine ewige Liebe, verschwur darbei
aber das Mannen bis in ihr Ende.' Sintem. 1759. De"
W%" V. S (JReinh. 19'26). ,[N. soll] all ürtinen und
gesellschaften verscbweeren.' 1542, Z RB. ,Wev zu
viel trank, musste ein Vierteljahr (von einer Fron-
fasten zur andern), auch ein Halbjahr den Wein v.'
XVI./XVII., Obw. ,Er soll den Wein beim Turm [bei
Strafe getürmt zu werden] verschwören.' ebd. .[Fisch-]
Bruet V.'; s. Bd V 1007. .Holz v.': .[Man ist] nberein
komen ... daz man daz holz, daz man nempt du almend,
versworn hat zuo den heiigen zwenzig jar.' 1362. Aa
Rh. Stß. .Die morgengäb v.' .[Sie] gab ouch die
[Morgengabe] uf in gericht nach recht mit band, mit
muiid ... zuo dem nünden male und verschwuor sy
zuo dem zechenden male liplich zuo Got und den
heiigen mit ufgeleiten henden und gelerten Worten.'
1408, AAMell. StR. .Verschwuor da die selben ir
morgengab liplich zu Gott ... mit uferhobiier band und
mit gelerten Worten, kein ansprach von ir morgengab
wegen niemer nie ... ze haben.' 1422, ZRüti. Gaben,
Pensionen nä. .v.' .Ist das mer under m.h. den burgern
worden, die Satzung der pensionen und reissgelöuff zuo
V. [zu laa]. Ist die pension und reissgelöuff in dem
namen Güttes verschworn.' 1529, B RM. ; s. Ansh. III 399.'
,1525: Appenzeller verschwuorend pensionen in lant-
sekel und sust.' Vad. ,Es sollend hiemit auch alle Privat-
Ehrengaaben und Pensionen frömbder Fürsten und
Herren... verschworensyn.'GRLS. 1619. .MietundGaben
V.' FWvss 1673. Eine Stadt uä. ,v.'; Syn. üs-schiceren.
.Darumb [wegen einer unbezahlten Busse] ouch er die
2119
Schwär, schwer, scliwir, schwor, schwur
2120
statt versworii hatt.' 1361, Z StB. ,Undilarzu soll er [ein
Flucher] unsre stadt v.' 1389, Sc« Chr. ,üas land v.'
Geng. Bettl. ,Syn [eures Vaters] huss das send ir nit
V., warlich, es wurd üch wenig eeren.' GBinder 1535.
,L)ass er [Jetzer] ire stat und laut und ouch, obs sin
möchte, ein Eidgnoschaft verschwüere.' Ansh. ,Mit
einem gewonlichen urfechdt ... darinn er ouch statt
und land verschweeren solle.' 1539, Z KB. S. noch
BdV1002u. (brüten); VI 995o.; VII 126 (sächenlichj;
Sp. 308M. Gekreuzt mit schweren Iby (Sp. 2094): ,Ver-
swuor N. ewenklich von unser statt über Rin und über
,\r.' 1381, Z. Mit Ellipse des Obj. ,Swem du stat umb
vrevel ist verboten, wirt er begriti'en in der burger
getwinge, der sei verswerren, bis er sin buosse der
stat ... gerichte.' Z KBr. ,Hat [die] gmeindt eim amraan
und rat gwalt gen, einy old einen heissen v. cid geld
daruffsetzen.'l-495,NDwLB. Mit Objektsatz. ,Welhe[r]
verswüer, burgermaister, zunftraaister oder gemaiu
man ze werden.- 1364, G Mitt. ,Es were denn, daz der
... vormals semlich obmauschaft versworen hätt an
sich zuo nämen.' XIV., B StR. ,Weler ... verswüere
oder versworn hätt, sich des amptes anzenämen.' 1368,
ebd. ,Von des voglers wegen, den N. gedinget und
aber derselb vormals versworen hat, in miner herren
gericht und gebiet zu voglen, ist erkennt ...' 1499,
Z RM. ,Wie den Benjamitern weiber wurdend, die die
Israeliten inen zegeben verschworen hattend.' 1531/96,
Richter (Überschrift); im Text: , haben geschworen,
das wir inen nit wyber gäbind.' ,Wie man die pension
widerumb abgestellt und ze neraen verschworen hatt.'
1539, Bs Ref. Mit Dat. F.: .Habe sy ime v. müessen,
inne [wegen des ihr erteilten geheimen Auftrags] gegen
gedachter tochter nach jemand anderem bi verlierung
irer seelen Seligkeit zu vermelden.' 1599, Z EB. Neben
Synn. und andern verwandten Ausdrücken. ,Was ainer
von sämlichen ämptern [,burgermaister, zunftmaister'
usw.] verswüer und versprach ... der sol darurab
ze buoss vor der stat sin, als lang zit und er das anipt
versworn ald versprochen hat.' 1364, G Mitt. ,üaz
ainer [der unser Bürger werden will] dehains herren
unverrechneter amptnian nit sige und ouch nit flucht-
sami vertroest oder verbürget ald versworn habe.'
TaDiess. StR. (späterer Zusatz). ,Man sol nachgan und
richten, als N. spil versworen oder verlopt und das
dar nach gebrochen und überfareu hat.' 1483, Z RB.
,A. klaget uff B., der selb ... habe von im geseit, er
habe sin wib verloupt und versworn,' 1442, ebd. ,Die
Maylendische Capitulation verschweeren und absagen.'
Anhorn 1603/29. ,V. und verschriben'; s. Sp. 1513M.
Mit allg. übj. ,Es solle Niemand Nüd v., das ilinie
mit Rächt oder Rat erkent möchte werden zu tuen,
noch Nüd schweren ze tuen, das er nit tuen solte.'
XVII., GrD. LB. R.\.: Me' muess Nünt cerschivöre",
als dass-me" sich d'Nase" nid abbisse" well. Sulger; vgl.
Wander IV 1586, auch Bd VI 563u., sowie unter 2a8. —
f) Etwas (eidlich) verbieten, ,0b schon unser Eydt-
gnossen von den funfif Ordten . . . sich uff dem tag zuo
Baden endtschuldiget, ja das by inen von göttlichem
wortt zereden nit so herdt, alls man villicht meinen
welle, verschworen, so stände doch einem jeden bider-
man die sorg darulf, so er sich diser dingen halb etwas
hören Hess, das im das nit on straif fürgau [werde]
.. habe ein jeder froinherziger lycbtlich zuo ermässen,
das die warheitt mit sorg diser straffgnuog verschworen
und söllich verbott dem friden ganz widerig ist.' 1529,
Absch. (Z); vgl. dazu: [Klage von Z und B] dass et-
liche von den V Orten ... ein Verbot erlassen und be-
schworen ... in ihren Gebieten von dem Glauben der
sechs Städte zu reden (Absch. IV Ib 298). — c) seine
Seele, seinen Leib t\, für die Wahrheit einer Aussage,
die Erfüllung eines Versprechens einsetzen. Ueli het
si" Sei verschwöre", er geb nit lugg. MWalüen. .[Wer
das Geheimniss der Freundschaft gebrochen] verdienet
keinen Glauben, wenn er gleich eine Warheit sagte
und Leib und Seele darauf verschwüere.' Sintem. 1759.
— d) zu schweren 3, Gott, seine Heiligen ,v.', verfluchen,
verwünschen. ,Uaz sy [Beamte] daruff losen, und wen
sy liorent also Got, sin heiigen und ir glider schmelich
V., ... daz sy das ze rüegen verbunden sin.' 1456,
Bs Rq. ,Wier haben ... verbotten die schantlichen
bössen schwüer, damit Gott so jämerlich gelestert und
das lyden Jhesu Cristy so lichtlich wirt verschworn.'
1541, ScHW LB. — 2. refl. a) wesentl. wie la (eig.
seine eigne Person für die Wahrheit des Gesagten ein-
setzen) Aa; Ar; Bs; B; Gl; Gr; G; Sch; S; Th; Z;
wohl allg. Syn. ver-fluechen 2 (BA I 1164), ver-reden 3b
(Bd VI 564). Oft verst. : si'>' hoch und heilig (Ap; Bs; B;
Tu; Z), hoch und tür (Bs; B; Gl; Gr; Z) i\ uä. ,(Per)
lovem lapidem iurare i.e. sancte deierare, sich hoch und
teur V.' Denzl. 1666/1716. a) entspr. laa. Mit direkter
Anführung der Beteurung. Ob-nie" au''' drüf[da,s Ver-
sprechen] zelk" chonni, hed der Podestat welle" wisse".
Gtvüss gwiXss! hed-si"'' der Glaser verschwerrt. JJöR(iER
1918. [D's Trutti will einen Hahn spielen; man hält
ihm entgegen, es könne ja nicht krähen.] Woll, ivoll!
hed d's Trutti si"'' verschwerrt. ebd. Mit abli. Satz. Er
het-si''' verschicore", er well's tue" B. De" Sämi . . . hat-
si''' verschwöre", er ivell-der helfe". HBäder 1926. Jetzt
verschivärt-si''' der Chünig hoch und töur, er less's zum
letste" Mal droiif [auf eine Probe] anchonn. ScHwzn.
(GRSch.). y. auch Bärnd. 1914, 602. .Schandtlich ist
er [Senacherib] hüt selbst umbkommen, verschworen
sieb und ihm fürgnommen, die Juden hie im ganzen
Land erwürgen lassen wöll allsandt.' GGotth. 1619.
Häufig im Irrealis. I''' hett-mi''' verschwöre", es ivdr
so g'si" Tu; Z. I''' hätte-mi''' verschwöre", dass-es Jaggi
si Gr (Tsch.). F'' hätte-mi''' verschwerrt, er hätti mit
den Auge" en Bitz gezwinzerlet GRSch. Mit negiertem
Hauptsatz: !''• we't-mi''' nüd v., das'-es war war Z. —
ß) entspr. laß. Ar hed-si''' verschwerrt, är heig'sguiiss nit
aposta{a.hsic\\t\\chYtö,",undd' Muotterhed-me' s g' glaubt.
J Jörger 1918. () Veli, mi" Ueli, der Ätti seit Nüt!
Er tuet-si''' «., er well's [meine Heirat] wümc were", es
helft doch Nüt. Grolimund 1911. Hest-du (?)>'■ verschwöre",
du wollest- di''' nit la" bore", oder hest-du di''' verredt,
du heigist e"kei"s Bett? B Nachtspruch. ,Eiurare niili-
tiam, sich v., er wolle nicht in Krieg; abiurare matii-
monium, sieb v. nicht zu lieuraten.' Denzl. 1677. 1716.
V^erstärkt. I''' ha'-mi''' hoch ond hdlig verschicore", t'*
täü Das noynme'' Ap. Er het-si''' hailig verschtcore", er
sig nit derbi g'si" Bs (Seiler). Er hetsi''' 's Tüfels ver-
schwöre", er sei nie dort g'si" ThMü. Mit Synn. Derzut
het-er si''' verfluecht u"'' verschwöre", Bessers [als seine
verstorbene Frau] chöm üf der Welt kc'"s nie" t)ür*e^
SGfeller 1919. Im Irrealis. I''' hett-mi''' chön"e"
r., das'-i''''s nid g'.n" bi" Sch. Tet-i''' mi''' schier v.,
d'r haige"d 's Anneli no''' ni' vergesse". Gottwilche.
/ hätte mi jetza rilla gär by miner alta Zundelbüchs
verschwora, Lunga wäre grad kei Fleisch g'si. Göldi
1712. ,Ich hätte micli bald verschworen, nicht nielir
2121
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2122
an Sie zu schreiben.' 1762, Z Brief. Mit negiertem
Hauptsatz, 's cha"-si''' Niemer v., das'-em d'Nase" nid
wu'* i"'s Mal i" wachs AiWohl.; vgl. unter 8. !''• ico't-
mi''' nit v., ''ass-er's nit g'no" het Bs (Seiler). /'* nwcht-
j«i'* nid 0., da"-n-i''''s nid doch no''' tat Tu. 7'* xveft-
f/iich g>»mel nit v.. dass-i''' nit öppen es Chächcli oder
zwöi g'schliickt hätt. ,1Bürki I91(i. S. noch Bd VI 77 M.
— Y) ohne nähere Angabe, so dass die Zugehörigkeit
zu o oder ß sich nur aus der Situation ergibt. Ver-
schwer-di''' nid! gib kein voreiliges Verspreclien Gl;
Gr; G; Th. i'* w^t, chönnt-mi''' nid v. Aa; Sch; Th.
Mit Synn. Er hed-si''' verfliiecht und verschwöre", er
hat hoch beteuert Ap; s. noch Bd VI 5ö4M. Bring-em
[dem Zinsherrn], was d'hest [an Geld], und versprich
und verschwör ■di''', süst isch-es am Änd müder! PHaller
191(3. — 5) mit Angabe der Beziehung durch Präp. oder
Gen. iSi"* für Nüt v., keine Gewähr leisten, dass man
Etwas tun oder nicht tun werde AaF.; L; G; Th; Z.
i'* c/ja""-»ii'* für Nüd r. AaF. RA.; s. schon unter
I b. Me' chw-si''' für Nüt v., als dafs'J-me' sich d 'Nase"
ned selber well abbisse" ThMü.; ZO., nüd e'"möl für
's Nasenabbisse" G. Me" muess-si''' für Nüd v. weder
für 's Nasenabbisse" L (Ineichen). S. noch Stutz 1850/5
II 259, auch Bd IV 794 u. Mit Gen. (vgl. Bd VI 565o.):
,Es soll sich einer keiner Sachen verschweeren, dann
nur allein sich seiher in die nasen zu byssen.' Mal.
1593. — b) falsch schwören: ,Du weischt wol, daz ich
by minem got Machmet geschworen hab, er [der Ge-
fangene] müess erhiinkt werden; darumm ich nüt des
willens bin mich ze v.' Morgant 15.30; de nie pariurer. —
3. rezipr., sich im Geheimen (eidlich) verbinden B
(Zyro) und wohl allg., doch nicht volkst. Syn.ze-sämen-
schw. Mer [einige Mädchen] hei"-i"s verschwöre" ledig
z'blihe". JReinh. 1918. .Sittenmal der fünf Orten etliche
von stundan im feld wider unseren [den protestantischen]
glouben sich verschworen, das doch wider den puncten
des landfridens ist.' 1529, Absch. ,Conspirati, die sich
zusammen verbunden und verschworen.' Denzl. 1677.
1716. .Darauff rottierten sich der Harzer samt den
Übrigen zusammen und verschwuren sich gleichsam,
dem Pfarrer keinen Zehenden zu gäben.' 1773, Z. —
Ver-schwere° n.: 1. a) zu Bed. la. ,Dem Baldiron
ward drab so bang, wolt flieh von Chur, wo nit 4 Herren
ihms widerrietend mit V-en. ihn nit zlassen, sonder zbei-
stahn.' 16'22, Zinsli 1911. — b) zu Bed. Ib. ,Wär die
kilch uff Petrura gebuwen, so wer sy umbgevallen, do
er Christum mit v-en verleugnet.' Zwingli; dum tarn
graviter negaret et abiuraret Christum. ,Eiuratio, das
Verschweeren.' Denzl. 1677. 1716. — 2. zu Bed. 2a.
D'sVerschjterre": Söll's mi"'' töte" und zersprengge"!
0ld. Ich ji^iji ^.gj» j'gji (,„j Himmel ha"! [folgen weitere
Beteurungsformeln] ist nid mi" Gatti"g. Schwzd (GRPr.).
— ver-schw oren: a) zu Bed. la, = geschworen!
(Sp. 2105). ,Eins von den vier verschwornen leben,
des bistums Basel gehöret dieser zeit in die herrschaft
Pourrentrut.' Würstisen 1580. — b) zu Bed. 1 b. .Etlich,
nit die mintflrsten under raten und riehen, uss ver-
schworner pension, waren also zuo armer gitigkeit
kommen, dass si um krönen dem küng ire güeter ver-
setzten.' Ansh. ,Diser abscheid und die gemacht Ordnung
verschworner pension, gaben und muotwilliger reis-
glöufen ... wurden ... den Künitzreiseren offenlich
vom statschriber vorgelesen.' ebd. .Pecunia abiurata,
V. gelt, das einer mit dem eid gelöugnet hat.' Fris. —
Mhd. «er««™; vgl. Ur. WB. XII I, l'227/34; Martiu-Lienh. II
350; Fischer II 1328, sowie i-cr-scAmeren. — Ver-schwe-
rung f.: zu Bed. Ib. .Execratio, eiuratio, abiuratio,
verschweerung.' Fris.; Mal. ,So müssen wir ... mit Ver-
schwehrung des Diensts des Teufels, der Welt, des
Fleisches, als seine [Christi] gute Streiter uns so lang
leiden, biswir endlich durch sein Blutauch überwinden.'
JJUlk. 1718. — Vgl. Gr. WB., XII 1, 1-234.
ze-sämen-ver-: = i>cr-sc/n«. 3. Nur Zu-samen-
ver-schwörung f.: ,Die Z. des Placi Schuhmacher
in Luzern.' 1764, Z Brief,
ge-: zu schweren 1, die Vollendung der Handlung
bezeichnend; meist in Zeitsätzen, a) beim Pr«s. das
Perf. Pries., auch Perf. Fut. ,Was der liden sol, der
unsren vestinen geswert und das brichet.' XIV., B StR.
(Überschrift); im Te.xt: ,wer ... unsren vestinen und
uns truw und warheit gesworen hat ... und das brichet.'
,Die rete raugent ouch die Hundert meren ... also das
die, so darzuo erweit werdent, den Hunderten gelesen
und genenijit werdent, e si geswerent, und beschichte [!]
das ... darumb, ob ieman uf der erweilten einre [!] üt
wüste, darumb er ze verkerende were, das man daz lieber
vorhin dete, denne so er geswure.' 1395, äL Bürgerb.
,Die winschetzer sond schweren, den win ze schetzen
. . . nach dem und sy ir eid ... wyst, unz das ander
winschetzer gschwerrent.' 1525. Oiiw LB. S. noch
Sp. 2100U. (1487, L RH.). — b) beim Prict. das Perf. Prast.
,Do er diss [ein Gotteslästerer Urfehde] also geswuor,
do nam inn der nachrichter bi dem stok, zoh im sin
Zungen für den mund . . .' 1430, Z RB. ,N. schribt,
das er uns, nach dem und er den eid geswuor, fragti ..."
1434, AaB. Urk. S. noch unter a. — nach-: Flüche
nachrufen. N. bekennt, er sei gereizt gewesen, weil
man ihn auf die Strasse hinausgeworfen und ihm auf
der Gasse , nachgeschworen' habe. 1662, JNater 1898.
b*-: wie nhd., doch wohl nirgends volkst. 1. Etw.
eidlich bekräftigen. Eine .\ussage. [Der ,Stifeliräter'
erklärt vor Gericht:] Fest blib-er üf si"'m Recht und
chönn's und well's aw'' b. RMüller 1842. Was hät-mer
d'Uebann nüd verzeih! Si sait, si ehö""t-mer's b'schtvöire".
MLiENERT 1906. Refl.: !''• cha"-mi''' beeide" und be-
schwöre", ich kann es mit Eidschwur bekräftigen GrD.,
Pr. Eine Satzung, ein Bündniss udgl. ,Das Landrecht
erneweren undbeschwöhren.'Scuw Proz.1708. .Articul,
welche die Amtlüt beschw. sollen.' 1779, Aa Bq. 1922.
,Als die Bintner ... den ersten Bund beschworen.'
JvWeissenfhh 1850/1. — 2. ,Beschweeren, durch etwas
trungenlich bitten, ein fründtliche bitt an einen legen,
obtestari.' Fris.; Mal.; auch bei Denzl. 1677. 1716. In
sarkastischem Spiel mit Bed. ob: .[Bern] beschwüre ihn
gleichsam [den Bischof von Lausanne] zu erscheinen',
auf der Disputation von 1528. Grdner 1732. — 3. von
Zauberhandlungen; Syn. (ie-, rer-Jsegnen (Bd VII 459 u.
463.470). Wer Geisterb'schwöre" will, mues' ganzi Hose"
han W (Bärnd. 1908). a) zur Abwehr von Unheil
(-drohendem). ,Ü du Dieb der Diebe, ich beswere dich
bei dem heiligen Sunenschein ... du must hier steill
stonn, du must ferschwinden und vergon.' XVIIL, Aa
Gont.; weitere Formeln s. Aa TB. 1900, 102; AfV. XVIII
o8; XXY 66. ,Es sind ouch menschen, so die würm
beschwören könnent.' RCvs. (Br.). Abwehrspräche
gegen Wespen s. Wäspi. Geschosse: Es sind neimen
zwee Chapstiner im Stättli [Rapperswil] gsy; si händs
chönen b. [die ins belagerte Städtchen geschossenen
Brandkugeln], dass [s'] erlöscht sind. Bantli 1656.
Waffen: ,Ich beschweren aller miner Finden Waffen
2123
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2124
und Gewer ... das keinerley Waft'eu mich weder hauen
noch stächen noch schiessen mag.' XVIII., AAÜont.;
Weiteres Aa TB. 1900, 104; AfV. XXV 08. Insbes. vom
.\ustreiben von Dämonen; vgl. (Tüfels-JBe-schwerer.
,|Die besessene Tochter] ward ... dri tag nach ein-
andern besworn mit der stol und einem swert ... nam
der priester, der si beswuor, einen bitz brotes ... und
bot den der tochter.' Stretl. Chr. ,[N. will seinen ein-
fältigen Sohn] lan zu Murten bschweeren.' HvRüte
1532. ,[Stina R. die ihren Mann behext haben soll]:
Ich beschwerren dich mit deiner Zauberi, ülasteri [!]
und Hexeri; ich beschwerren dich by den Wunden Jesu
Christi dry Chlafter dieff inn die Erden, daz du müessest
bleiben biss am jüngsten Tag [usw.].' 1655, Schmii>
u. Sprecher 1918. ,Exorcizo, (Teuffei) beschw.' I»enzl.
1666/1716. ,Wurm [=Nagelunilauf], ich beschwöre dich
bei ilem heiligen Tag ... dass du liegest in dem Pinger
tot!' WManz 1916. S. noch Bd VIII 514M. 698o. —
b) Geister zum Erscheinen zwingen, sich dienstbar
machen; vgl. zur Sache ALüt. 1865, 235 ff.; ADettl.
1905, 23; EStauber 19'28, 6. ,N. beschwuor einen tüfel;
der kam in gstalt eines schwarzen mans.' Ansh. .Habe
Stäffan, ir eewirt, etwas gougelwerchs und nämlichen
den tüfel zu beschweeren understanden.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. .[Seine Frau habe] geredt, dass sy von ireni
vorigen Eeniann ... einen Stein ererbt, darinnen sy
den bösen Geist sSchen könne ... sy wellte vier Batzen
nemraen und (Gott behüett uns!) den bösen Geist uff
die Ofengupfen beschweeren können.' 1600, Z Ehe-
gericht. S. auch Bd V 640o.; Sp. 1922 M. — c) Sachen
zauberkräftig machen. ,Doctor K.: Bringend uns doch
ein wenig palmen, dass wir ein gesegneten roucli
machend für das bös gespenst [der Reformation]! A.:
Die wiber band vor vier jaren das fleisch mit gereucht
und sidher kein nimmefmer lassen beschw.' NMan.
.[Der Teufel weist einen Zauberer an] er sölte ... das-
selbig [einen Trank] bi fünf gewichten brinnenden
kerzen beschwören und segnen.' Ansh. Über Be-
schwörung einer Wünschelrute s. EStauber 1928, 4,
eines Krautes zur Geldbeschatt'ung, des ,ertrichs' zur
Erlangung eines heilenden Steines AfV. 1926, 81. 85. —
Be-schweren n.: zu Bed. 3. ,Dass sich Männiglich
solcher Sägen, Wahrsagens, Zauberens, Beschweerens
und anderer verbottener unnatürlicher Künsten und
Sachen gänzlichen entziehe.' 1637, Bs Rq. S. noch
Bd VII 397 u. 446(2raal). 455u. 470o. — Tüfel- s.lös-
biicchen (Bd IV 997). — be-schworen: 1. zu Bed. 1.
in aktivem S. Nur subst. a) ,Die vier Bschwornen
oder Standesreuter.' XVII./XVIII., Z TB. 1885; s. .ge-
schworner Ruter' (Sp.2107u.). — b) = die Oe-schwornen,
von einer dörflichen Verwaltungsbehörde; s. unter ^e-
schworen 2b. ,Ist auch verbotten, dass niemand kein
holz soll hauwen . .. dann mit wüssen der viertleuten;
hätte aber einer ein wagner in seim hauss und er die
bescliwornen nit daheim funden hätte, möchte er das
selber hau wen.' XV.,AARq.l9'23(BAbschriftdesXVIII.).
,So weit die beschwornen einen weg verbeuten und
einer fräfenlich darwider tat und ein geschworner ihn
fund, so mag er ihn angeben.' ebd. — 2. zu Bed. 3,
passiv. ,Er riet inen nach dem, als denn die besworne
sele kunt hatt getan, dass si solten schiken gan Rom.'
Stretl. Chr.; vgl. Sel-Be-schwererin. Ebd. auch subst.
,die beswornen', von Besessenen. ,Bescliworne und
besägnete Mittel'; s. Bd VII 470 u. — un-: Gegs. zum
Vor. 2. .Begab sich ..., dass ainer ain kind wolt toufen
lassen und begert, dass man ihm das nach bruch der
aposteln onbeschw. und onbesalbet toufte.' Vad. — Mhd.
bemrern in Bc(i. 2 iiiiil 3; vg\. Gr. WB. I IßOT/S; Fischer 1910,
zu Beil. 3 auch sdurcru: 3 (Sp. 2101). Ftc. ,l)csclivvort.' HPost.
— Be-schwerer m.: Beschwörer. Das Amt des B-s
gehört mit dem des ostiarius oder Türhüters, des lector
oder Vorlesers und des acolytha oder Kerzenträgers zu
den vier niedern Kirchenämtern. Die letztern drei
werden heute von Laiendienern versehen. Das Amt des
B-s dagegen darf heute nur mehr ein Priester ausüben
und zwar nur mit bischöflicher Erlaubniss für den
einzelnen Fall (Mitteilung von Hochw. .IMuUer in Alt-
dorf); so schon II, Helv. Conf. 1644, 85; vgl. auch OStoU
1909, 80. ,Exorcista. besw.' Voc. opt.; auch bei Denzl.
1666. ,An herr Martin, den beschw.' 1473, B RM.
,Dass die Schwarzkünstler, Beschwörer und farendo
Schueler vil Handels und Zuegangs uff disem Berg
Pilatigehept.'RCvs. S. noch Bd VII 446 o. 471 (Seyner);
VIII 1690 (Vogel- Schätzer), sowie HZahler 1898, 98. —
Vgl. Gr. WB. 1 1 608. — N ä t r e n -. ,Es klaget N. uff M., den
n.' 1440, Z RB. — Sel-Be-schwererin. ,Phitonissa,
ein selbes w.' Voc. opt. — Vgl. LexerlI861. — Tufel(s)-.
.Nigromanticus, ein tüfelbesw.' Voc. opt. ,[Es wurde]
beschikt der kilchher von Stans, ein hoher tufel-
bschwörer, bim tüfel zuo erkonnen, wie es um den
verschwindenden Salzbrunnen [zu BRiggisberg; s. Bd V
669] stüende.' Ansh. ,Ward er [der Rat] bericht, dass
[der] abt oder seine amptleut [zur Ermittlung der aus
dem Kloster ,empfrömbten Zierden'] einen teufels-
beschw. oder warsager soltend von Chur beschikt
haben.' Vau. ,Vogt [zu] Arberg [soll] dem tüfelbeschw.
und göl, tag bar geben.' 1536, B RM. ,2 Ib. 8 ß [dem] N.;
hat den tüfelb. zuo Louffenbnrg gereicht.' 1550. AaB.
Rechn. ,An die amptlüt Loupen ... Achten uff' den
tüffelbeschw. an der Sensen; venclich anneraen in
geheimbd.' 1555, B RM. ,Magus, ein zauberer, Schwarz-
künstler, teufelbeschw.' Fris.; Mal. ,Das zu Erfarung
des Dicbstals unordenliche Mitel, nämlich ein Tüffels-
beschw. oder Schwarzkünstler gebrucht.' 1602, ScaSt.
,Er [Zeuge, der eine kranke Kuh hatte] sige uff den
Abent zuo Einem von Steffen [zw. AABremg. und Meli.]
gangen und der Frow verbotten, solle es Niemandt
sagen ... Da komme die B. am Morgen frue zuo ihren ...
und hab gfragt: ist der hüpsch Tütt'elb. von Steffen
nach nit da mit dinem Man?' 1610, AABremg. .Die-
jenigen, welche solchen Wahrsageren, Teufels-
beschweereren und Sägneren. wie auch den Heiden
oder Zygineren in oder ausserhalb Landes nachlaufen.'
1637, Bs Rq. ,Es soll Niemand in seinem Kreuz und
Krizen, so Gott schicken tut, keines Zauberers noch
Teifelbeschw-s Rats pflegen.' 1660, GRSchams Land-
schaftsbrief. .Exorcista, magus, Schwarzkünstler,
Teuffelsbeschweerer.' Denzl. 1677. 1716. , Teuffels-
beschwörer und Schatzgräber.' 1727, Bs (AfV. VII 9).
S. noch Bd VII 471 (Segner). 585 ( Kristall- Ge-seher). —
Vgl. Gr. WB. XI 280. — Be-schwerung f.: 1. entspr.
beschw. 1. ,Bei Beschwöhrung des Landt-Rechts.' Schw
Proz. 1708. — 2. entspr. beschw. 3. .Beschw., Carmen, in-
cantatiü.' Fris.; Mal. .Der vertüflet spilmeister [hat]
noch ein tüfelsche zoberi uss sinein tüfelsbüechle. dass
er einen menschen abbildet; was er denn an dem bild
zuo lieb oder leid mit tüfelscher beschwörung ver-
zobret. dasselb üebt sich an dem menschen.' Ansh.
, Seite wol ein Heiliger und seliger Prophet der Macht
des Teufels, den Beschweerungen und Zaubereyen einer
2125
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2126
Hexe unterworfen seinV AKlingl. 1691. — Vgl. clr.
WB. 11609 (in Bcd. 2). — Tufel(s)-: Und na'Hem s'
[eine Hexe, die jeden TagiljrjiicÄir-CÄtTy'ivor's Fenster
stellte] iru Tifolbeschn-erunge" verrichtot hat, hei s' üs-
g'ritefe": Bring-mer üs alle" Nidul-Ghibjunu" Nidla a"
Lufful voll WV. ,Exorcisraus, Teuffelsbeschw.' üenzl.
1(366/1716. — Vgl. Gr. WB. XI '280.
fort-b'-: wegbanneii. D' Wirem f. PPo. — zuo-
be-: mit Akk. und Dat. P., beschwörend überliefern.
,I)ise [Pfarrer] bannend einen armen umb sinerarmuot
willen und habend erst grosse, grusame zünselwerk
darzuo erdacht, damit sy den armen dem tüfel zuobe-
scliwerind.' Zwingli; quibus miserura satana; devovent.
z'-säme"-: \. = ver-schw. 3. ,Zuosamenschw., ein
anderen verbeissen ein ding zetuon, coniurare. con-
spirare.'FRis. (wo Weiteres); Mal.; ,coniuro, zusararaen-
schw.' Denzl. 1666/1716. ,Das wir [Zürich und Brem-
garten] zesamengelobt und -gesworn haben liplich und
ort'enlich gelert eid ze Gott und den heiligen für uns
und für alle unser nachkonien.' 1415, AAPremg. StR.
, Einen eid und punt zuosammenscliw.' M. XVI., B Anz.
1915. Mit Inhaltsatz. ,Sehwiz, Ure und Underwalden
schwuoren zesamen, denselben pund ze halten.' Z Chr.
1336/1446. ,N. hat vergechen, ira werent 24, so zu-
saraengeschworen betten, die Eidtgnoschaft ze ver-
brönnent.' 1491, L RB. ,Ich acht, als vil sygind ge-
boren, heyend all zusamengeschworen, mich ze hassen
und zu verderben.' Grijüel 1560. [Die Belagerer von
Rapperswil] heigend semengschworen gha, dass keiner
ohn den andern flieh voll. Bäntli 1656. Mit Akk. der
Zeitdauer. ,In dem jar [1375] swuoren der herzog
von Oesterrich und die von Zürich [usw.] zesamen
zwelf jar [einen Frieden auf 12 Jahre].' Z Chr. XV.
,[StGallen und die Appenzeller] schwuoren zesamen
syben jar.' Ap Krieg 1405. Abs. .[Die Luzerner] tagten
zuosemmen und würben an einander und richten sich
mit einandern und swuoren zuosemmen.' Weisses Buch.
.Daruif [die Verwandten der vom Sohn des Tarquiuius
geschändeten Lucretia] zuosamenschweeren und ylends
den küng ... von Rom vertriben.' HBull. 1533. ,Im
Oberen Engadyn band sy [die Untertanen] ... gemusteret
und zuosamengeschworen und ein zeichengäben: sobald
man 3 mal an die glogken schlabi, sol yederman uft'
syn,' 1565, Brief (JFabricius). S. noch Bd VII 10'28u.
— 2. zu schweren 3. Alli Zeiche" z., masslos fluchen.
Lohkaüer1864. — ze-samen-g*-scb wore°: 1. passiv,
gegenseitig beschworen. ,Ewig zusaraengeschworne
Eidspflicbt' Sprecher 1672. ,Die zusamengeschworne
Pündtnussen.' ebd. — 2. aktiv; nur subst. ,Weler teil
dis Ordnung und richtung versmachte, wider den snllent
die andern zemengeswornen alle sin'. Übers, des Bundes-
briefes von 1'291. E. XIV., W(Echsli 1891 (wieder-
holt); conspirati. ,Coniurati, conspirati, die zuosaiuen-
geschwornen.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677. 1716. — Vgl.
Sauders W 1055; Fischer VI 1374. — Ze-sämen-
schweruug f. ,Coniuratio verbale, ein zuosamen-
schweerung.' Fris.; Mal.; Denzl. 1666/1716. — Vgl.
Fischer VI 1374.
z u e - : Etw. durch (leichtfertige) Anrufung göttlicher
Mächte beschwören. , Petrus, wie Mathei am 26. [V. 74]
stat, nit allain leugnet, sonder euch das zuoschwuor
und zaget bi Got uf sin seel, wie die wort Marci an-
zaigend, Marci 14 [V.71].' Vad. — Zue-schweren n.
,Damit er [Christus Matth. 5, 34 f.] anzaig, dass er von
täglichem z. rede, in welchem der nam Gotes lichtfertig
brucht ward, setzt er dise wort zuuhin; weder bi dem
liimel [usw.].' Vau. III 479. ,Von vergeblich z.' ebd.
S. noch Zue-schwuer. — Soust nicht bezeugt. Vgl. ,zuo Got
schweren' iiä. Sp. 2096.
Schwerer in.: wer .schwört'. 1. entspr. Bed. 1.
,Schweerer, iurator.' Fris.; Mal. Sonst nur in Zssen
(s. d.). — 2. entspr. schweren 3; sehr häufig verbunden
mit dem Syn. Fluecher. Wer e"'mäl so Ettes [einen
Sonnenaufgang auf der Scesaplana] g'seh" hat, ver-
gi'ssi's nünime'^ si" Lebtig; rüchhärig Kärli, alltägli"''
Schwerrer und Fluecher stend g'weckt uorde" zer An-
dächt üf der höhe" Chanzle" dobne". Schwzd. (GRvPr.).
,[Dem Grossweibel wird nachts angezeigt] das ein
Flucher und Schw. verbanden und ihne beide Wachten
nit fortbringen raögind.' 1671, Z Wachtordn. , Helfer
N. hat geklagt, er habe auff dem ... Kilcbholf ... etliche
spilende Bueben so ärgerlich ghört schweren ... [und]
mir befohlen, Censores zue bestellen, die autl' solche
leichtfertige Schwerer Acht haben.' 1690, B Arch.
, Lasset uns den Allmächtigen Herren betten, dass er
ruffe a[n] den Schweerern und Fluchmäulern, dass sie
ablassen von ihrem gottlosen Fluchen.' JMey. 1699.
,Er sei sein Lebtag nie kein Schwehrer gsi.' 1701, Z
Hexenpioz. ,Du Flucher und Schw. komm nicht in
meines Haus oder gech zur Türe hinauss; dann du ge-
borst nicht in meines Haus.' 1750, BLangn. (Inschrift
auf einer Platte). — Vgl. Gr.WB. IX 2746. Als FN.:
..Johansen Schwerers.' 1434, AaB. ürk.
Eid-: Pl.,= die Ge-schwornen; s. vmter geschworen 2 b
(Sp. 2110/1). In Gr. .Beisitzer im Vogt-, im V'izdum-
und im Ammangericht [der Stadt Chur] waren die
12 sog. Eidschwörer, welche zugleich den Bat bildeten,
wogegen der Proveid 6 eigene E-er hatte.' Planta 1881.
,D)e stat sol haben sex aitswerer und ain pvoveide.'
1368/76, GRChur. ,Zu dem proveiden setzt ain byschoft'
zwen aidswerer und daz capitel setzt zu inen och ain
aidswerer und die statt ze Chur setzt zu inen dry
aidswerer. Die band denn all mit ainander oder der
mertail under in gewalt, undergeng ze tuond umb
ligende güeter markstein ze setzen.' 1410, JCMcoth
1898. S. noch Bd V 503 (Froveid); VIU 648 M., ferner
PFoffa 1864, 95 (fürs Münstertal); JCMuoth 1898, 22
(für Brigels). In GSaL. ,Es ist och mins herren recht,
wenn er es vordrot, das im die von Walenstatt siben
aidschwerer ze fünf jaren ainost geben sond, das sy
waid und aigen von einander schaident.' 1453, GSa.;
s. noch Bd VII 1081 o. Je zu fünf Jahren kann der Graf
[von Sargans] ... die Weide scheiden zwischen , Kirch-
genossen' von Sargans, Mels und Flums mit vierzehn
,Eidschwörern' genannter Kirchspiele (It Herrschafts-
rodel von 1461). Planta 1881 ; vgl. auch W Man z 191 3, 108.
Gots-: zu sctoerew J, Gotteslästerer, Flucher. ,N.
von Herrenberg, gotsswerer.' 1430, Z Ratsprot. (Über-
schrift). — Vgl. S.inders II 1055; Fischer III 771.
Schwereten f.: Eidleistung, Huldigung als fest-
licher Anlass; vgl. Schwer-Tag. ,21 Schlaftrunk sind
brucht uf die schwerenten.' 1559, ZGrün. ,Costen, so
sonntags den 18. august über die schw-en zu Höngg
gegangen.' 1583, ZHöngg. .Hernach volget, was N. an
der schw-en im Nüwen anipt ussgeben.' 1584, ZN.
Vogt-: dem Vogtgeleistete Huldigung. ,Weilbishar
... zuglassen an der V-en, do man den Eidt gibt und
nimbt ... dassdie Hindersäsen auch daran verpliben ... last
nians also verpliben . . . dass iederzit die Hindersässen an
geraelter Gmeindt und V-en syn mögend.' 1641, ZoHün.
•2127
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2128
Schwerin!.: Flucher Li (Zyro). - Als FN.: ,S..-hw(iri,
ein Geschlecht in dem Drittel Mörell (Wallis).' Leu Le.\.
Seh weruiig f.: zu schwerenl. ,ln schw. der pünden
diss jars.' Ansh. — Vgl. Gr. WB. IX 2746.
Eid(s)-: Eidleistung vor Gericht. 1530, AARh.
StB. 239.
Schwer. Voc. opt. (wohl m.), n. GrD. (in Bed. 2),
Schwere" m. GW. (in Bed. 3), son<t f.: 1. wie nhd.
Schwäre, eiternde Wunde, Geschwür Gl, so Enn.;
GnChur; ScaSt. (Sulger); Z, so Bül. Schwere" und
Schwante" GLEnn. D'Hund lecke"d sini Schicere".
Sülger; nach Luk. Iti, 21. ,Apostema, swer.' Voc. opt.
Verharschte Wunde GrD.; Syn. Rüd2 (Bd VI 623). —
2. vertrocknete Absonderung bei Augenkatarrh GrD.;
vgl. schweren 2. Er het albig Schw. in den Äuge".
D's ScMv. US den Auge" ribe". — 3. a) Gebrechen GW.
(JJSchlegel). Erheten Schw. — b) grosser Kummer, ebd.
Ahd. airero swni., mhd. siivi(c) swstiu., leiblicher Schmerz.
Krankheit, mhd. auch Geschwulst, Geschwür; vgl. Gr.WB. IX
2281 (,Schwär(en)' m., , Schwäre' f.); Fischer V 1242 (,Schwär-
Icin'), zur ganzen Sippe auch MHöfler 1899, 609 ff. Das Neutr.
wohl nach Schmer. Wenn die (vom selben altern Einsender
stammenden, aber nicht gleichzeitigen) Angaben unter 3 hieher
gehören, wäre zur Vermittlung mit Bed. 1 der bildl. Gebrauch
von Ge-aehmir zu vergleichen. Bestätigt wird heute nur 3 b,
das der Gewährsmann aus ellipt. Gebrauch von actnrär
(s. Sp. 2059 M.) erklären will.
Aug ,oug-swer: obtalmia.' Voc. opt. — Ahd. ou./sicera,
mhd. ow<-, ouge(n)awar; vgl. auch MHüfler 1899, 609b.
G°-schwer (bzw. -e) n. Aa, so Häggl., St. und It H.;
Ap (T.); Bs; B, so E., S.; PJ., Ss.; Gl. so H. (nur Dira.);
GRÜVaz; L, so E.; GA., Ms, Ta., oT., Wb., W., We.;
Schw, so Muo.; S; TuTäg.; Uw; U, PI. G'schtcereni
FS., Ss., G'schweri U, Dim. ß'schtverli Nnw (Matthys),
G'sc/i«;enGLH.,G'-schw6rtn.AAZein.;BE.(SG feller);
SG., PI. G'schwerter AAZeiu, : eiternde Geschwulst, Ge-
schwür. aaOO., .innerliches Eitergeschwür' TaTäg.,
auch Krebs GW. Syn. Eiss (Bd 1 530); Schlier (Sp. 638).
Auch ,eine Blutanhäufung in einem Menschen, die bei
dessen Tode durch Mund und Nase abgeht' AASt. Es
ist-eni es G'schweri g'wachse' Gi.H. Wi' i"-ine" Q'schwert
's Eiter hei"-si''' dt böse" Gidanke" . . . bin im a"g'sammlet
g'ha". SGfeller 1911. ,Wär dem menschen ein ge-
schwär im lials und weit im nit ufbrächen.' Arzneib.
XIV. /XV. ,[Die Tote] liab ein geswer gebept.' 1431,
Z RB. .Lazarus ... was voll gschwär.' Laz. 1529. ,Den
Jüngling ... arznen mit dem gschwär.- 1550, B RM.
,Pint sich es [ein verkauftes Stück Vieh] danne ful
oder finnig oder geschwer, durch deswillen es möchte
abgangen sin ...' Obw LB. ,G(e)schwär oder eiss, offner
schad, suppuratuni, aposteraa, ulcus; g(e)schwär des
munds, des Schlunds, in der nasen, aphtha, antias.
polypus; gscbwär(le) an den füessen oder versinen von
grosser kelte, pernio, perniunculus; ein gschwär autl'-
tuon oder ausslassen, rumpere vomicam.' Fris.; Mal. (wo
Weiteres). ,Ein seer dienstlich ässen zuo dengschwären
der nieren und blateren.' Fischb. 1563. ,Ein geschwär
an einem schenke!.' 1571, Brief (jEg.Tschudi). ,Es
wuochs ihm [dem Kaiser Galerius] ein Geschwär an
heimlichen Orten.' Gi;ler 1616. ,Die Geschwär (Eiter-
beulen) öffnet der Wundarzt.' Spleiss 10G7. ,Ein Ge-
schwähr eröffnen.' .IJUlr. 1731. S. noch Bd V 182o.
864 (eng-brüstig); Sp. 351o. 671 (Schlisselen). In der
ä. Spr. auch von Innern Krankheiten, bes. von Brust-
leiden; vgl. Brust-G. ,Pleuresis, geswer der brüst.'
Voc. opt. ,Er were fast schwach und hette ein geschwer
in im, als er ouch vil kodrote.' 1484, Z RB. ,Pleuresis,
das ist ein Gescbwer an der Brust.' Paracels. Neben
Synn. und verwandten Ausdrücken. ,[Ein Mittel] für
truessen und geschwer des hals und kelen.' Arzneib.
XIV./XV. ,Gschwär, plattern, rüden und der grind.'
HvRüte 1532. ,Diss Wasser ist ... ein gewüsse Arznei
wider . . . schmerzliche Geschwulst oder Geschwär,
Hitzblatern, Carbunkel.' Güler 1616. ,Solche Haut-
schäden, Rufen und Ausschlachten, Geschwär.' JMgralt
1697. .[Einer klagt] wie ihm ein Eiss oder Geschwer
auf der Schulter so wehe tut.' JJGessner 1702. S. noch
Bd 1 530 fEissJ; V 139 (Ge-blärr). 166M.; VI 623 u. 670
(mehrfach). 1619M. 1781u. (2mal); VII 86 u. 288o.; Vlll
141o.; Sp. 639o. 947 o. 1938u. Adj. bestimmt, 'trete's
G., Eitergeschwulst an den Fußsohlen Ap(T.). .Argema,
ein hol geschwär.' Fris. 1541; s. aucli Bd IV 149u. (.hol-
geschwär') und vgl. MHöfler 1899, 611b. ,Harte Ge-
schwär.'ZRezeptb. um 1700. ,Manantiaulcera, fliessende
oder rünnende gschwär.' Fris.; s. auch Sp.639M. ,Unib-
frässende geschwär oder prästen, nomae; hitzig gschwär.
Phlegmone.' Fris.; Mal. .Aiitrax. giftig geswer.' Voc.
opt.;auch 1396,Bs. .Stinkendes gschwär';s.Bd VI 670M.
, Pestilenzisches gschwär' ; s. Bd II 554 (GuetJ; Sp. 1938 u.
,Ein krebsachtiges und brandigs Geschwär'. auf der
Zunge des Rindviehs. Z Ges. 1779. .Bös geschwer.'
.[Satan] schluog Hieb mit bösen geschwären von der
fuoßsolen an biss uff sin scheitel.' 1525/1707, Hiob;
s. auch Sp. 291 0. .Ein böss (.unheilsara.' Fris. 1541)
gschwär. das kaum oder nit ze heilen ist. als kräbs
und böse grind, cacoethe.' Fris.; Mal. ,Zuo anfang
diss jars starben viel junger starker männer an bösen
geschwären.' 1568, HOHdber Chr. ,Unsauberes Ge-
schwär'; s. Bd Vll 95u. ,Zitig, riff gschwär'; s. Bd VI
661 u. Bildl., bes.inRAA.;vgl.WanderIV42'2. .Einem
sin g. an-, berüeren, angriffen, treffen' uä.; s. schon Bd I
531 0. ,Wie bald man es [das ,fleisch'] an sinem ge-
schwär anrüert, scbryet es: was gadt den pfaft'en min
wechslen oder kouffen, eebrechen oder suffen an'?'
ZwiNGLi. .Der bychtvatter sagt: Sobald ich einem triff
das gschwär und mach im d sach ein wenig schwär,
so fart er uff' und tuot stolzieren.' RCts. 1593. .Eines
g. üslässen': .Sich, wie er [Christus] der Juden und
verwendten geistlichen gschwär so schon usslasst!'
ZwiNGLi. .Es druckt mich ein Gschw.'. ich habe einen
Kummer; s.Sp. 538u. (Tyrolersp.1743). .[Viele machen
ihr ausgelassenes Leben] zu einem rechten Geschwer
des Jahrs und bösen Sündentagen.' JMeyer 1700.
,Mücken zu Elephanten, Warzen zu Geschwähren
machen', übertreiben. JJUlr. 1731.
Amhd. gi-, yrawn- n.; vgl. Gr.WB. IV 1 b, 3981; Martin-
Lienh. II 529/30; Fischer III 501/2, sowie Ge-achwür. Die
Form O'e-schicerl kann nicht wohl durch lautlichen Antritteines
( an ausl. r erklärt werden, da dieser an schwache Silben ge-
bunden scheint [gestert, aidert, öppert ua.); eher ist ein ahd.
'giawer(a)do zugrunde zu legen als Nbform zu ahd. awiir(a)do m.,
mhd. awerde, (leiblicher) Schmerz, mit Umbildung nach Oe-
scÄirer; zum-« (statt -d) vgl. AHeusler 1888, 26. 82, dazu BSG.
XIV 129, auch Huid (Bd II 100:i). Vgl. auch ,Geschwilrd'
(unter Ge-schirürl.
Augen-. ,Ougengeschwär', unter den Symptomen
des Aussatzes. 1396, Bs. — Vgl. MHöner 1899, 609 b.
Hals-: Geschwür im oder am Halse, Halsübel. .[Ein
Narr zum andern:] Weiss wol, du machst ouch gern
guot gschir . . . vom schmutz [Fett] wachst dir kein
halsgschwär.' RCvs. 1593. ,[Isop] mit Feigen gekocht
2129
Schwär, schwer, scliwir, scliwor, schwur
2130
und gegurgelt heilet die Halsgcschwär.' EKöni« 17üö.
,[N. hat sich durch Tabakrauchen] in Haubtwehe, in-
flaramirtera Halsgeschwär . . . glücklich curiert.' JMdralt
1712. — Vgl. Gr.WB. IV2, 2G3; Martiü-Lienh. II 530;
Fischer III 1076; MHüfler 1899,611a.
Haupt-. .Frenesis, houptgeswer.' Voc. opt. — Vgl.
Gr.WB. IV 2, 613; MHöfler 1899,611a.
Seh üni-c helle"-: aus vielen Löchern eiterndes
Geschwür, Karfunkel AaF.; L; U. Volkstümliche Heil-
mittel sind Schnecken, Kuhmist; s. SV. 1921, 48. —
Wegen der Ähnlichkeit mit einer Schüm-Chdhn (Bd III 202).
Vgl. Schnmlfffil-. Sihe'-, Sihbecke"-(les^hwrr{,:') liei Martin-
Lieuh. II 530.
Mage°-: Magengeschwür Bs. ,Für magengeschwär.
Wen der magen inwendig fulet, burgier den . . .' Z«
Arzneib. 1588.
Nagel- s. Bd IV 748M. — Vgl. Gr.WB. VII 266.
, Bilder-: paradontis.' Mal. — Vgl.: , Wem die bildreu
swerrent.' Kuostb. 1-174.
Pestilenz-: eitrige Pestbeule. ,Vor der abscheu-
lichen und vergiften sucht der pestilenzgeschwere.'
1587, AARh.
Brust-: Brustkrankheit. ,Anatomy... eins Knabens,
der am Brustgschwer, pleuritidc, gestorben.' FPlatter
1612. ,HitzigeFieber,Brustgeschwär, Husten undRüche
im Hals und Brust' Z Kochb. XVIII. — Vgl. Gr.WB. II
449; Fischer I 1479; MHüfler 1899, 610a.
Seckel-: scherzh. von der Schwellung eines vollen
Geldbeutels. .[Spielmaiin:] Ich hör, er [Prodigus] hat
ein seckelgschwär, das wend wir im schniden so meister-
lich, das im vergat der guldin stich.' Salat 1537.
Zan-: Zahngeschwür ßs. — . Auch bei Jlartin-Lieub. II
530; Fischer VI 1039.
schwere" (bzw. -e-) Bs (Spreng); BE., Kon., Stdt,
StSteph.; Gl; LE.; Ndw; ZBül., g'=-sch were" S.h
(Kirchh.); Ndw (, besser als schwere'"), 3. Sg. Pra».-;.
(g')sclnüirt, -e- Ndw, schieeret ZBül., PI. (g'Jschweri't
Ndw, Cond. g'schwü'r, g'sehwerti Ndw, Ptc. g'schivore"
Ndw: 1. wie nhd. schwären, ein eiterndes Geschwür
bilden; .entzündet sein' (Spreng). aaOO.; doch seltener
als er-, ver-schw., auch eiteren, Materi gen, materieren
(Bd IV 553), z'Bösi (in Ubw ufs Filer) ge-rätm (ebd.
1727 0.). D' Wunde" schiveret ZBül. (.selten'). ,Ge-
schwären, sich zuo eiter ziehen,- ulcerare.' Mal. ,\Vo
die lang einem schwirt.'TiERB. 1503. , Wenn ein [1. ,eim']
mensch der rügen sehweret.' Z« Arzneib. 1588. ,So sich
Einer sticht, so wasch es allein mit eines gsunden
Menschen Harn, so schwirt es nit.' ZElgg Arzneib.
1650. ,So Einem der Nieren sehweret.' Arzneib. XVll./
XVIII. ,So Einem die Augen geschwären oder das Ge-
sicht versehrt wird.' ebd. ,So Einer die Brüst ge-
schwerend.' Z Rezeptb. um 1700. ,Wann die Wunde
schwiret und anfacht zäunen.' ebd. In Segensformeln.
, [Christi Wunden] geschwären nicht, es gibt auch keinen-
Eiter nicht.' WManz 1916; ähnlich AfV. 19,230 (BSi.);
24, 296 (GSaL.). ,Ich begähri, dass die Wunden niclit
geschwelli noch geschweri.' XVIII., Aa TB. 1900. S. noch
Sp. 1837 0. (3 mal). ,Von einem schw.', von einer Krank-
heit, eig. vom Krankheitsstoff; vgl. Bd IV 1715 0. ,Aint-
weder sy muos sterben ald erlamen, ald aber der siech-
tag muos von ir schweren.' EStagel. .Der siechtag
begund an ir ussbrechen und von ir schweren an etwa
maniger stat ires libs.' ebd. Sprw. : ,Was aus ist,
schwirrt nicht', einer unangenehmen Sache macht man
am besten ein rasches, wenn auch schnierzliaftes Ende.
Bobwelz. Idiotikon IS.
Sprww. 1824. — 2. von den Augen, durch Ausscheidung
von Augenbutter verklebt werden; vgl. ver-schiv.
,D'Auge'' g'sehivare"t[\]-mer alli Nacht, die Augen-
wimpern backen zusammen' Sch (Kirchh.); ebso bei
St."" (wo aber g'schwäre"). — Schweren n.: zu Bed. 1.
,Uis schw. uobt sich als fast an ir, das sy davon etwenn
10 löcher mit ainandren hat in irem lib.' EStagel;
vgl. 0. ,Aiteren, blüeten und schwären damit [mit
Granatapfelsaft] gewaschen, das verdrypt sy.' Zg
Arzneib. 1588. — Nagel-: Eiterung an den Nägeln;
\g]. N.-Ge-schwer. ,Der brunz des esels ... ist auch
guot ... wider das nagelschwären.' Tierb. 1563. —
Zan-, Zäu-: Eiterung an den Zälinen; vgl. Z.-Ge-
schtcer. ,[Ein Pulver] verdrypt das zanschweren, stelet
die tlüss der zänen.' Zn Arzneib. 1588; nachher ,zän-
schwären.' — schwerend. ,Dass du den Schaden
nicht ... umb sich schwärend machest.' FWürz 1612.
.Schwärende Augen'; s. BdIV1706o. • — ge-schworen.
,G. wunden.' Arzneib. XIV. /XV^. ,G-e Lippen' = ver-
schwollene, , schürfe' [s.schirfBi VIII 1247]. Spreng. —
Ahd.sicrVoji, mhd. C!/e)»i(i6rn stVb, schmerzeu,schwäreu ; vgl. Gr.
WB. IX 2282; IV Ib, 3982; Fischer V 1242. Zweimaliger Inf.
.schworen' im Rezeptb. um 1700 ist Fehler für ,-ü-'; s. auch
er-schiD. und vgl. die Aum. zu ver-schw.
er- (in GW. ert-), in Ndw It Matthys er-g'schw.,
in L It St.*" er-schivüre", 3. Sg. Prres. erschwirt GlK.;
GRValz.; SchwMuo.; UwK., erschwert UwE., erschweret
GrD., Cond. erschwereti GRValz., Ptc. er(t)schtvore"
GlK., S.; GrD., Pr.; GW.; SchwMuo.; Obw; UwE.,
erschwert GlS., erscMveret GrD., Pr.: mit ,sein' (doch
s. Bd II 1686u.), in Eiterung übergehen, eiternd auf-
schwellen, ein Geschwür bilden GlK., S.; GrD., Pr.,
UVaz; L; GW.; SchwMuo.; Uw. Sy d. ver-güeten 1
(Bd II 556); er-hellen (Bd IV 1154). B'Wunde', der
Finger erschwird GnValz., erschwert-mer, ist-mer
erschwore" Obw; UwE. Chrable' der Blitz nid eister
ab, süst erschwirt-er-der SchwMuo. Di ganz Hand ist-
mer erschweret und üsg'fület GrD. Unpers. Es ist-
mer an der Hand erschwore" GRValz. 2'* han e" Spisse"
g'ha", due isch's-mer erschrcore" SchwMuo. Du muest
Sorg ha", dass's nit erschweret GrD. ,Ist der harn wiss
und luter, so ist dem mentschen die lung erschworn.'
Schw Arzneib. XV. ,Erschwären, zuo eiter werden,
reiff oder zeitig werden wie ein geschwär, suppurare.'
Fris.; Mal. ,Das gschwär, so von dem biss aufflauft
und erschwirt.' Tierb. 1563. .Sy wette ouch nit, das
einem nun ein finger von iretwegen erschwären sollte.'
1592, ZEgl. ,Bind es [das Pflaster] darüber, so gnist
du woll und erschwirt nit.' ZElgg Arzneib. 1650; s. auch
Bd II 1805u. ,Wann die Brüst erschwören wolend.'
Z Rezeptb. um 1700; nachher, erschworen [Inf.].' ,Wann
sie [die Brüste] erschwerrend.' ebd. ,Ich erbat den
Dorn, dass er nicht erschwer und nicht Eiter bring',
Segen gegen Dornstich. EStaüber 1928. S. noch Bd II
1'298M.; VI 1783o.; Sp.l842 (ver- schwellen). Auch refl.:
,So er [der ,Beinklacht'] aber noch frisch und unerhaben
ist und sich noch nicht erschwären wil.' FWürz 1612.
— er-schworen: zu Eiter geworden, vereitert. ,E.,
das erschweren ist und zeitig oder zuo eiter worden
ist, suppuratus.' Fris.; Mal. ,Das e. bluot [des Bisam-
tiers].' Tierb. 1563. Von Gliedern. ,[Die Sennen
brauchen einen gewissen Pilz] dem Vieh zuo den er-
schwornen und gebresthaften Uttern.' RCys. (Br.).
S. noch Bd I 532 (ver-eissetj; Sp. 1836M. Einmal: ,Er-
schworner Eiter' d.i. durch Schwären entstandener.
134
2131
Schwär, schwer, scliwir, schwor, schwur
2132
FWlRZ 1012. — ilhd.erawem; Vgl. Gr. WB. III 97S; Fischer
II 842. ErachicUre" köDute von einer gerundeten Form der
3. Sg. Prfes. ausgegangen sein (vgl. ver-schtc. mit Auui.); doch
liegt eher ein Schreib- oder Lesefehler vor (ii für ä). Das Praet.
.erschwar' noch bei FWiirz 1612, 411.
ÜS-: ausschwären. Dazu Üs-sch werung f.: ,[Das
gestockte Blut in der Gebärmutter] verwandlet sich
gar in eiter ... Von sölicher ußsch wärung und eiterung ...'
Rdef 1554. — Vgl. Gr.WB. I 964.
har-üs-. Bildl.; s. Sp. 997M. (Zwingli).
V e {r) ■ schwere" (bzw. -e-) ApI.; GR.He., Ig.' (Tsch.),
Pr., S.; GWb.; Th (auch It Pup.); Ndw (Matthys),
vefrJ'H-scMvere" (bzw. -e-) ApEggerst., Gais, Teufen;
G, so F., Pih. (-e-- überr., Rüti, -e*- Altst., Eichb., sonst
-t'V, ,hie und da' -ÖV-). Sennw., Stdt, T., W.; TnEoden-
see (Dan.) und It Pup., oer-schwire' Gl; UScli., vert-
schwe're' IIGRHe.(h\hla,i. ltDän.w)'-sc7iM'.);mTH,Amr.,
Kessw.,Mü., 3. Sg.Prses.-t, in G Altst. (neben -e^-), Eichb.
(neben -e'-), W. vertschwe'rt, Ptc. verßjschtvore" (bzw.
-Ö-) ApI., Teufen; GRMai.; GF., Rh., Wb., W.; Th, so
Amr., Kessw., Mü. und ItPup., verschwüre' (neben ver-
schwüret) ÜSch., vertschwert (bzw. -e-) ApL, Teufen; Th
und It Pup., wrscÄW'eret Gr, He., lg.' (Tscl).), Pr.: l.a) =
er-sc/iioerewApL, Teufen; GL;GRHe.;G; Th;Ndw; UScb.
De^ Finger, d' Wunde", e" O'schiculst vertschwert (GW.),
ist(-em) ver(t)schwore". S, aucli Eier-Schmah (Sp. 949u.).
Auch, wie bei er-schw. (s. d.), mit dem eitererregenden
Gegenstand (Holzsplitter, Dorn) als Subj.: De' Spise"
ist vertschwore" ApTeufen; G; oTh; vgl. Sprissen-Hoh
(Bd U 1261). Unpers. : 's ist-mer vCschivore", von einem
Geschwür ApI. — b) auch ,vom Blut, das sich ins Zell-
gewebe verirrt hat' GRMai. (Dan.). — 2. = schweren 3.
Nur im Ptc. : Ver-schwereti Auge", von Augenbutter ver-
klebte GrD., ,He., Ig.' (Tsch.), Pr.; vgl. Schwereten. I"''
bin in e" Wind cho", i"* ha" v-i Auge" GrD. Fridli
gaid zam Brunne"trog, um di v-en Auge" . . . süber üs-
e'wäsche". MKüoni1884. — ver-scli wore". Entspr. la;
s. er-schworen. Entspr. l b : Verschwore"s Bhiet, - under-
loffe"s Bl. (s.under-laufenla Bdlll 1133) GRMai. (Dan.).
Mhd. verswirn; Vgl. Gr.WB. XII 1189; Fischer II 1325.
Die Form versckwirc" beruht auf Verallgemeiueruug des urspr.
i der 3.Sg. Präs.; vgl. .schwieren' bei Gr.WB. IX 2620, auch
die Anm. zu er-schw. Der Vokal -«'- (zT. noch neben -i^-) in
GrHe. ; GW.; o und niTh erklärt sich aus iautl. Angleichung
des Pries, an achwe're" (schwören), die durch das von Alters
her gleichlautende Ptc. Prjet., in o und uiTh auch dadurch ge-
stützt wurde, dass das t der 3. Sg. Prses. infolge Senkung zu e'
vor r und Dehnung lautges. zu -e'- geworden war. Auch
das gelegentliche -S'j- in GRh. ist von achwo'ere", schwören,
beeinflusst. Vgl. noch die .-ö-' Schreibungen unter (er-)tchwen}i.
Schwgrete" f,: Augenbutter GRCast., D. (B.), L.,
Valz.; Syn. Eiter 2 (Bd 1 602).
schwgrig GnCast., Valz., g(e)-schw. Ndw (Mat-
thys); Pris.; Mal.: schwärend, eiternd GRÜast., Valz.;
Ndw. Sc/j!t'-«.4!<3e",triefendeGKCast., Valz. (Tsch.). ,Ge-
schwärig, ulcerosus; geschwärig im mund, stomaticus.-
Fris.; Mal.; s. auch Bd VII 1264o. — Vgl. Gr.WB IX
2283; IV I b 3982; .MHöfler 1899, 609b.
(Ge-)Sch werung f.: Eiterung. ,[Das Aderlassen]
zücht das bluot an ein 1er end mit verbiettung künftiger
seh werung.' Türst Ges. ,G(e)schwärungoderverseerung
der haut, Verwundung, (ex)ulceratio.' Fris.; Mal.
Scliwerüng PPo.; W, so Binntal, S c h w i rü n g PAger ;
WGondo, Simpeln — m.:a) grosser Rücken korb für Gras,
Heu, Laub (,viel grösser und runder als eine gewöhn-
liche Tschifere" und nicht geflochten, sondern aus
Weidenstäben'). aaOO. — b) , Futterkasten für Pferde
vor Wirtshäusern' W; Syn. Haber-Trog. — Entlehntaus
lomb. 'iwerüij, smiriii) (in Bed.«), Vergrösserungsforni von »wer«
(nach Mitteilung von Prof. JJud aus Premia und Trasqnera n.
und nö.von Domo d'Ossola bezeugt); vgl. Meyer-LUbkeNr 1895
(cibarius), für weitere Formen Arch. romauicuni I 156.
Schwir (bzw. -i*-) m. B, so oAa., Th. udE. (Zyro);
S, -ie- BoAa., Goldb., Stdt (OvGreyerz), Th. udE. (Zyro),
Schwire" m. BGr., Lau., Schw., Si.; „Gl", so H.;
„L"; G (Zahner); ScBwE.; TB.; USch.; WBrig udE.,
Vt.; „Zg; Z-l)ättl., Lunn.,0., Stdt (so in Bed. 2), StalL,
-ü- FJ., Ss,; OrNuL, f. AAEhr., F., Häggl. und It H.;
oBs (Seiler); BTh, udE. (Zyro); F (Eichhorn); Gl
K., M.; L, so E.; GA.; SB.; Uw; ZBül. (in Bed. Ib),
Stdt, -ie- BS., PI. Schwifejre", in BBr. Schwireni, in
WBrig udE. Schtcirne", Dim. Schmrli, S c h w i r n GWe.,
„Schwirnen BO.", Schwirm I m. ZO. (PI. Schwire"),
Schwürm Tb, so Pfyn, Wellh.: 1. a) Holzpflock, „Pfahl",
gew. unten zugespitzt zum Einschlagen, -rammen in
den Boden ÄAEhr., F., Häggl. und It H.; oBs (Seiler);
BoAa., E., Gr., G., ,0.", S., Si., Stdt, Th. udE.; P, so
J., Ss.; „Gl", so H., K., M., S.; GrNuL; „L", so
E.; GA., Ps, We.; ScHwE.; S; TB.; Th, so Hw.,
Pfyn, Wellh.; üw; USch.; WBrig udE., Vt.; „Zg; Z"
Dättl., Lunn., 0^, Stdt, Stall. ,Palus, swir.' Ebinger
1438. ,(Der) schwiren, fistuca.' Fris.; Mal.; Dknzl.
1666/1716(, Schwirren'; s.dieAnm.);, Schwirle, paxillus.'
Fris.; Mal. ,Der Schwire, Pfal, surus, palus, sub-
lica.' Red. 1662. Im Kinderreim: Es städ e" Schwiren
im Murndlachse ... KL. (W). Eicheni, tanneni, eijeni
Schtvire" ZStdt. ,Dem bumeister 5'/! lib. und 20 blap-
hart umb förin swiren.' 1397, L Umgeldrodel. ,[Der
Kamm des Perlhahns] stadt aufrecht als ein hülzin
Schwirle.' Vogelb. 1557. ,Sampt dem yginen schwiren.'
ZGreif. 1563. ,Ein guoter eichiner Schwiren.' 1605,
ZDän. ,Mit einem eichenen Schwirrlin.' 1773, ZBrütt.
Schic-e" spitze": ,Man dörft ganz fräve"!!"'' druffen [auf
ihren Köpfen] Kries hacken oder Schwierli spitzen', von
starrsinnigen Leuten. Bieler Tagbl. 1916. Schw-e" ß"J-
schlah". ,Die pfäl oder schwiren einschlahen, flstucare;
aufrecht eingeschlagne schwiren oder pfäl, statuti pali.'
Fris.; Mal. S. noch Sp. 300/1, sowie u. RAA. Ei"'m
es Schwirli schlah", es Einem eintränken ÜSch. Dir
wil'-i''' scho" no(ch) es Schwirrli schlah"! ,Bei Scliuler
Jakobs ging sie [eine Hexe] in den Schweinestall,
woraus er sie vertrieb. Darauf sagte sie, sie wolle ihm
schon nocli es Schtcirrli schlah". Abends kam furchtbares
Hagelwetter.' JMüller 1926. Stö" wie-n-e" g'schlagnC
Schwirre", starr (vor Erstauuen). Dienert 1896; vgl.
Pfäl (Bd V 1091 u.). An-ere" Schw. stolpere" uä. Es
ist e" Schwire" i"g'schlagne' g'si" u"'' dadra" fctn-i"*
g'stulperet BLau. Im glichen Auge"blick stoglet-er-si'''
amene" Schwierli m'"' war es g'nöts überflöge". SGfellkr
1927. !''• stürchle^ an e" Schwir; du schlöt's-mi''' vor-
üse" S (BWyss). S. noch an-pütschen (iJd IV 1940;
Fris.; Mal.). ,Schw-en üsziehen': ,Wär die pfäl oder
schwirren im sew zuo Murten uszuge oder nämme ...
der vervalt für jeden pfal oder sehwirren zwenzig gross
guottermünz.' XVI.,FMu.StR. Verwendung. Tische
und Bänke werden im Freien ws raW'e" Lade" «"''
Schwirre" gezimmert. EBalmer1923. .[Das Übersteigen
der Zäune]ermögliclien abgestuft eingeschlagene Pfähle
fSchwiere'J.' Bärnd. 1904. ,[Der Block, von dem der
,Hurnuss' weggeschleudert wird, ruht] vornen auf circa
zwei bis drei Fuss holien Sehwirren.' Gotth.; vgl. /wr-
2133
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwur
2134
«üssenß (Bd II 1629). .Das niemer enhein Überschutz
ze Zürich gemachet sol werden noch gebuwen gegen
Strassen nochgassen, von holze noch von gemüre, nocli
mit stiften, tischen, stangen oder swirn für die gewer.'
Z RBr. Dem Zeugherrn soll befohlen werden, , starke
Schwirren auf den Höhen der Werke einzuschlagen,
damit die Stücke [Geschütze] ohne Pferde, vermittelst
der Flaschenzüge durch Leute heraufgezogen werden
möchten.' lÖtiS, Z Neuj. F. 1853. SO. ,Was Gattung das-
selb [Fallholz] immer ist, ob es aucli nur so gross wer,
dass daraus Schwirn für gemeiner Stadt Buwambt
gemacht werden könten', so soll es der Stadt gehören.
1682, ZWäd. ,Zu jeder Zelten gehört, nebst den er-
forderlichen Firsten. Stöcken, Schwirren etc., ein Peld-
kessel [usw.].' B Kriegsordn. 1764. Spez. a) (30 — 70 cm
langer) Grenzpfahl, bes. in Wiesen und Ackern, au
Feldwegen, Absteckpflock für die Feldmessung Aa
Ehr., F., Häggl. und It H.; ß (,zum Abgrenzen von
Wegen und Gartenbeeten'), so Gr. (Bärnd. 1908, 254),
Lenk, Th. udE. (.Grenzzeichen bei Ackern, Abweiser
an Fusswegen.' Zyro); Gl, so H., S. und It Schuler
(,in den Saaten oder Bütenen'); L; GFs; S; TB.; Th, so
Pfyn, Wellh.; Uw (,1—2 Zoll dicke, ellenlange Pfähle
am Rande der Wege sind die eigentlichsten Schtvire".'
Matthys); ZO., Stdt, Stall., auch neben Marksteinen
(zu deren Befestigung) eingeschlagen Tu; ZO. Der
Schwir ist üsg'risse", umg'char'et S (BWyss); s. auch
ver-chniepeii (Bd III 744). Schivirrli stecke", beim Land-
messen. RvTavei, 1927. Da si" d'Schwire" V'g'schlage"
worde" für di neui Sträss z'marggiere". EBalmer 1928.
S. noch Bd IV 679/80. ,NN. massen die hofstat mit einr
snuor und zeichenten ira [der Besitzerin] das us mit eim
swiren, wie sie zünen seit.' 1384. Z RB. ,Wenn aber
zween irer anstössen eins sind und ein march oder
schwirn zwischen innen verloren wäre und ein andre
setzen wölten ... so mögen sy inn bysin des herren
weibels die marchen setzen.' ZElgg Herrschaftsr. 1535.
,N. mit sinen gesellen greif den schwirren an, den die
Underwaldner haruber die rechte landmarch gesteckt
baten, und steckten in ... hinüber an ir land.' 1529,
Ansb. ,[N. habe] inne zogen ... er hab im ein schwirn.
ein undermarch verenderet, dasselb er nit tan ... und
er red noch uff hütigen tag, wellen von im red, das
er den schwirn usszogen und das march verenderet.
der lüg wie ein dieb.' 1561, ZGreif. ,Sovil die Mistung
bei der MüUi belangen tuet, sollen derselben halb
ordenliche Schwirren, an welchen Enden solche ein
Herrschaft zuo gebrauchen befüegt seige, geschlagen
werden.' 1653, TaWeinf. Lehenbr. ,Ein Stuck oben ab
irer Allment, welches auch uff beiden Syten mit
Schwirren ussgezeichnet ist.' 1657, ZDäll. .[Die neu
auszuteilenden Rieder] sollten ... unter die Teilhabere
nicht mit Zäunen, sondern allein mit Schwirren, Steinen
oder einer Wuhr geteillet und gesönderet werden.-
1747, B. ,Die Gränzen seines Eigenturas mit Stecken
oder Schwirren bezeichnen.' 1813, Z. S. noch Bd V
1029o. 1091/2, auch KHauser 1895, 246. Oft nur als
einstweilige Grenzbezeichnung z.U. von Marksteinen,
Hecken, Gräben usw. ,[Den Besitzern zweier Höfe wird
bewilligt, dass sie] jeden Hoff besonders in zween
gleiche Teil verteilen, doch aber keine Marchstein
sezen, sondern die Güter allein mit eichenen Schwiren
unterscheiden ... sollind.' 1686, ZKappel. ,0b sie [zwei
Brüder] nicht dörften diseren V4 Hoff in zwei gleiche
Teil, sonder Häg, sonderen nur mit Schwirren be- '
zeichnet, verteillen, ohne einen Erblehenteilbrieff
harum aufzurichten.' 1771, ebd. ,[Den Schinznachern
soll freigestellt sein] ihr Land mit Lebhägen oder
Gräben zu umgeben oder aber solches lediglich abzu-
stecken und mit Schwirren zu bezeichnen.' 1791, Aa
Rq. 1926. ,Bei streitigen Marchen haben die Parteien
die gegeneinander in Frage stehenden Marchlinien vor-
läufig mit geeigneten Marchzeichen, zB. Schwirren, zu
bezeichnen.' Ndw Ges. 1868. In Gewässern, bes. zur
Abgrenzung von Fischereirechten (vgl. vj). Im ZSee.
,[Die Grenze zw. dem Zürichsee und dem zu Einsiedeln
gehörigen ,winkel im se bi Pfäffikon, genant Unser
Frowen winkel', wird durch Marksteine bestimmt]
dazwüschent söllent schwirren gesetzt werden ... Und
sind ... dis nachgeschribnen personen verordnet ge-
wäsen die marchen mit schwierren zu setzen . . .' 1494,
Z StB. III 115/6; erneuert 1549 (ebd. 118/9; ScnwE.
Arch. 3, 143 ff.); s. auch Binni (Bd VI 1012) und vgl.
ORingholz 1910, 78. , [Grenzen der Fache bei Hürden :]
Vom Leuwenstein bis zuo dem nüwen vieregeten
Schwirren, da dannen bis zuo dem haldeten Schwirren.'
1629, CHelbling 1916. In der Limmat: ,Am uudern
fach under Far sollend NN. . . . ziler stecken und die
alten schwiren usszüchen.' 1553, Z. Im Rhein: .[Man
soll] da die beid vischenzen zuosammen stossendt, an-
fachen ... messen, soweit die [Seile] gereichen mögen;
dahin [soll] ietz angentz ain aichinen schwiren ge-
schlagen ... werden.' 1571, ScnSt. In der Aare und
im Thunersee. ,In valle Uiitersewen, de palis dictis
vulgariter swiren.' 1318, BInt. Urk. ,Umbe die [zw. dem
Kloster Interlaken und der Stadt Unterseen bestehen-
den] stöisse der swiren in der Are, als umbe die nüwen
zyle, die von dien obern swiren, so über die Are gande,
unz an die müli, sprechen und geben wir uss, das die
selbe nüwe zyle der swiren abgan sol und usgezogen
werden von dien stetlüten.' 1385, ebd. ,Das die herren
von Inderlappen recht haben sollend ze vischen von
dem alten schwir, der Berlouwinen halb stat, wider
der von Undersewen susten hin.' 1430, ebd. ,Die, so
unser burger usserhalb unser statt Bern und ob den
swiren gesessen sind, es sy zuo Tun, im frygen gericht,
ober und nider Sibental, Prutingen, Aesche, Spietz.'
M. XV., B StR. ,Das die schwiren ob der Aaren im
see [bei Thun] in aller form, wie solche im 1505. jar ...
gesetzt und geschlagen worden, fürhin ouch blyben
und innerthalb disen schwiren weder mit netzen noch
anderen . . . mitlen . . . gevischet oder ützit in das wasser
gesetzt werden solle.' BThS. Fischerordn. 1595; s. auch
HTürler 1895, 3. 8.9. Im VwSee. .Das Seegebiet war
[1461] mit Schwirren ansgemarcht. Die Besitzer der an-
stossenden Weiden, Riedmatten und Allmenden durften
nicht über diese Schwirren liinaus mähen, röhren, Fache
stecken, noch Bähren oder Russen darein legen, über-
haupt nicht fischen.' Ber. 1868. S. noch Ndw Ges. 1868,
86. Bildl. von Zeitgrenzen: Zivüsche" dene" beide"
Schivirrli [näml. Geburt und Tod] lit mängs uf ''ein
Lehe"sweg. RvTavel 19'24. — ß) Zaunpfahl BoAa.;
Gl, so S. (kurzer Zaunstecken mit Astgabelung oben);
SoHwE.; Ndw; WVt. (.gekreuzte rote Zaunstecken als
Wegeverbot, Weggeliege'; vgl. a). Schtvirre" tuet-er
schlü", so giH's e" guete" Zu". Gl Ged. , Hinsichtlich des
Einzäunungsmaterials wird bestimmt: Die Schwirren
sollen ausser dem Boden wenigstens die Länge von
zwei Fuss haben.' Ndw Ges. 1867; s. auch Sp. 1972M.
,400 eichiu schwiren sind zum hag in bach brucht
2135
Schwär, schwer, scilwir, schwor, schwur
213ö
worden.' 1567, ZGrün.; früher: ,3 pl'd iimb schwarten
und eichin schwiren zem bach brucht.' ,Häge von 2
bis 3 Latten, die in einer gewissen Weite an einem
eingeschlagenen Schwirren mit hölzernen Näglen zu
befesten [sind].' 1762, ZRnti. — •() als Absperrung,
Hinderniss. ,Hette sin grossvater ein ghält da, daz im
die ackerlüt ... zergangtind; also schlüege sin gross-
vater schwieren dahin.' um 1500, Z. ,[An der Stelle,
wo der Fussweg durch den Allmendzaun geht, solle
man] ein Trüllen oder etliche Schwirren ynschlagen.'
1675, ZHorgen. RAA. 's Meitschi [die wohlhabende,
aber hässliche Schwester des Pfarrers] war sowit recht
... aber dö isch C grosse" Schwirr derztoüsche": Eini
US 'me" l'farrhüs, wo vom Morge' bis z'Öbcn'' i'n Anke"-
hafe" luegt [begehre ich nicht zur Frau]. Schild 1876.
,[Wenn der Vetter gewusst hat, dass die Jungen recht-
zeitig nach Hause müssen] so hat er sicherlich keinen
Schwirren in den Heim weg gesteckt.' Reith. 1847. — 8) im
Lehenrecht, Pflock, der als Symbol der Verwirkung
des Lehens eingeschlagen wird; vgl. schwiren I. ,Wenn
es den an dem driten jar wärt [dass Einer mit seinem
Zins rückständig ist], so mag ain herr im ain pfal oder
schwirn für tür und tor schlachen und sol in haissen
usserher gon.' TaFisch. Otfn. 1432. ,[\Venn der Lehens-
mann wegen Missernte, Krieg udgl. den Zins niclit
bezahlen kann] so soll man baiten unz auf den andern
pluoraen und vom andern pluomen (ob söliches aber
wer) unz auf den dritten, und auf den dritten pluoraen
so mag ain herr von [Reichen-]Auw mit ainem schwiren
die schür beschliessen.' TuWellh. Offn. 1464 (Abschr.
des XVII.). — b) zum Anbinden von Weidetieren (zB.
Kühen, Ziegen) mittels eines langen Seiles, das ihnen
in dem durch die Länge des Seiles bestimmten Um-
kreis zu grasen gestattet BLenk; Gl; GWe.; vgl. an-
schwir(njen; Schtciren-GelC (Bd II 267/8). ,[Beim Tod
eines Lichtensteiger Bürgers] sölt sinem herren ze vall
werden das best houbt ... Wölt sich aber der selb
herr des nüt benüegen laussen, so sölten des selben
burgers erben denselben houbtval ... in der statt an
ainen schwirn ze dem brunen binden und im in ain
zainen ald korb wasser geben und in ainen kübel ald
gelten stain geben, als lang des derselb houbtvall ge-
leben möcht, und wenn derselb houbtvall sturb, sölten
sy uff der hut schaden in uss der statt vertgen und
denn des selben houbtvalls gar und ganzlich ledig
und los sin.' 1400, GT. Arch. (Freiheit von GLicht.);
vgL zur Sache auch vArx 1810/3 II 17U/1 (GUzn.),
Wenn Einer [ein Auswärtiger, der nicht das Recht
hatte, sein Vieh auf der Alp zu .stallen'] da Ross hätte
und ihm vor dem Bären fürchtete, dann mag der Knecht
das Ross hinzutreiben [zur Alphütte] und an einen
,swiren' binden. 1464, KCchler 1886. — Q in der
Schiffahrt, zum Anbinden von Schiffen. ,Tonsilla,
swirn.' Voc. opt. ,Ein pfaal oder schwirren am gestad,
daran man die schiff bindt, tonsilla.' Fris.; Mal. ,Do
yltend die viend [liie Zürcher vor Pfäfflkon] mit iren
schiffen schnell hinzuo an die schwiren und bundend
dero von Schwitz flotz ab.' .SIg.Tscbcdi. — i)) in der
Fischerei, zum Befestigen von Fangvorrichtungen.
Uegli oder Zun, mit Ruten umflochtene Schmiere', für
den Fischfang. BiRNn. 1922. ,Unz an den swiren, da
er [ein Fischer] die rüschen anhenken wil.' Z RBr.
,[Ein Fischer klagt auf einen andern] dass er im sin
rüschen ab sim eigen swiren genomen het und die enweg
an das land gefüeret.' 1397, Z RB. ,[Es soll] von der
obern brugg nider unz gen Wipkingen au den bach
kein vach noch rüschenleger sin noch gemachet werden
mit laden, mit swiren noch mit bürden oder mit steinen.'
1417, Z StB.; noch oft; s. auch Bd I 917 (Ferri I); IV
1454 0. ,Als man denn die vischenzen und vach mit
krähen, bürden, schwiren und andren notdürftigen
Sachen in eren haben muoss.' 1438, ZRnti. ,Die Schmid-
lin sollen in ir weid under der brugg und daselbs bi der
Wasserkilchen die laden und schwirren dannen tnon.'
um 1479, Z. ,[Ein Fischer soll in seinem Fach in
Höngg] schwieren und stein dannen tuon.' um 1490, Z.
, Es soll ouch niemandts schwirren schlagen oder grotzen
versänken, wo man die garnen züchen oder netzen
setzen muos.' 1568, GR. ,Die Schwüren und Fach, so
die Fischer nebet der Brugg zum Fischen machen.'
1655, ebd. S. noch Bd I 639 (zweimal). 641 Cfachen);
III 1556 u. ; IV 1454M.;V706o.; VI 14780.; VII 1325 M.;
Sp.300/l.'2005^JVe6eii«-iSc/raäJite// — a-) zur Befestigung
des Erdbodens bei Verbauungen GrNiiI'. (.Sehwürre'',
dicke, feste, 1 m lange Aste, die in den Boden ge-
schlagen werden'); L; WVt. (.Faschinenwerk, einen
Bergrutsch aufzuhalten'). Mer müend dert [bei einem
Rutsch] es par Schivire" schloh", sust rutscht no''' me
i" d'Ströss abe" L. Bei Wasserverbauungen, Stau-
anlagen udgl. .Schwirren zum Bordschutz an Bächen.'
JKcüM 1903 (GFs). ,[Die Mädchen hängen etwa
schmutzige Wäsche] an die Schwirren im Bache zum
Auflindten.' Gotth. S. auch üf-schwiren. '.[Dass von
der einstigen Mühle] ouch noch das gchett da lig und
swiren da standen und der wyer do sy, do man wasser
inn samnot.' 1382, Z RB. ,Wenn denn der statt holz
harin keme, so hüwind sy [die Müller an der Sihl] die
swiren ab und mnestind dann die, so die Sil mit holz
bewerbend, ir holz mit grosser sorg und unstatten
liarin bringen und giengen ouch dester minder höher
in die statt.' um 1450, Z. ,Dass ein jeder zu seiner
schwelli an jedem ort ein schwirren oder pfähl möge
schlagen.' ZWthur StB. ,[Die Langentaler dürfen]
2 oder 3 Schwehren [!] in Bach schlagen. Laden oder
Scheyen daran zu legen, damit sie das Wasser mögind
... in ihre Matten bringen.' 1595, Glur 1835. ,Es
mögend die von Schlieren ihre Wueren ... verbleiben
lassen; die Schwiren aber, die etwas höcher fürussen
gehen ... sollen besser dem Wasser eben eingeschlagen
oder urab so vil abkürzt werden.' 1658, AAWett. .\rch.
,[Man soll] das Wasser im ... Brütgraben nit mehr
durch Schwirren und daran gelegte Läden uftryben.'
1668, Z. ,Wann man das ruinirte Wuhr wider mit
Tannenbäumen bette aufführen und mit eichenen
Schwirren fest machen lassen müssen, wäre ... das
Werk nimmermehr also dauerhaft gewesen.' 1710, Z.
Die neuen Wuhre bei Cadossola sollen zu unterst mit
,Schwihren' versehen werden. 1713, Absch. ,Dass in
das ... Wuhrholz eine Schwieren gesetzt werde, die
von der Wnhrtannen gerechnet ll'/s Zoll hoch sein
solle.' 17'24, Gldr 1835. Die Dragonata soll mit
.Schwirren und Stauden' verwahrt werden. 1727, Absch.
S. noch Sp. 401u. , Lebendige Schwiren': ,[Der] Haag
und lebendtige Schwiren, so anstatt der Wenden
von Laden ald Stein an beiden Porten des Bachs eben
hoch gemachet werden soll.' 1663, AaB. — t) Bi ücken-
pfahl. ,Pons sublicius, ein brück uff" schwir(r)en oder
ein hölzine brück.' Fkis. (auch 1541); ,.schwir(r)en oder
pfäl an einer brück, sublica.' Fhis.; Mal. .[Ein Guts-
besitzer am See soll seinen Steg entfernen] und die
2137
Schwär, scbwer, s hwir, schwor, schwur
2138
schwirren ussznchen lassen.' 1579, Z EM. S. noch
Wasser- Sagen 3 (hd VII 431). — >i)von einem Pfahlrost.
,Ein pfulnient mit schwir(r)en oder pfälen, wie man
sy in wasseren pflügt ze schlahen, palatio.' Fris.; Mal.
,[Die kleinere Stadt] die in sumpfigen Boden und uft'
Schwirren gebuwen.' RCvs. ,Diss Huss [der Sentispital
an derReuss] hat Schwiren, daruft'es stat.' ebd. S. noch
Sp. 300M.(M97, ZStdt). 331 M. — X) meist PI., Pfahl-
werk. Palisade einer Befestigung, bes. im Wasser,
Rapperswil verantwortet sich bei Zürich ,der schwiren
halb', es hätte dieselben zum Schutze der Brücke ge-
schlagen, ,darmit uns niemand widerwertig daran er-
schine und . . . ein offne erliche strass aller not-
durft nach offen gelassen.' 1531, Absoh. .Ein bollwerk
mit schwiren füeren oder machen, vallum ducere.' Fris.;
Mal.; s. auch um-schränken (Sp. 1688). Die Unter-
waldner befestigten 1314 den See bei Stansstaii
,mit schwirren'. ^'Kfi.TsciiuDi. ,[üie] villen holzenen
Schwirren ... wie man noch im Se siebt, nit allein an
Stansstat, sonder auch zu Buochs und Beckenried.'
M. XVII., Uw KD. S. noch Sp. 350u. Spez. 1) im
alten Zürich, bis 1661 eine, dann zwei Pfablreihen,
die als Abschluss der Stadtbefestigung den See bei
seinem Ausfluss in die Limmat durchquerten und die
Zufahrt vom See absperrten (1834 entfernt); vgl. Z StB. 1
31 (Anm. 1); II 80 (Anm. 1); Vög.-Nüsch. r238; II 434;
Mem. Tig. 1841, 395. Zuerst erwähnt 1323; s. Bd 1
639 M. ,Anno Domini 1354 [1. 1364] do was der winter
also kalt, dass der Zürichse überfror, dass man von
Rapperswil gegen Zürich über den se zu dem [!]
schwirnen in reit und gieng.' Z Chr. 1336/1446; vgl.
auch Z Chr. XV 167; Vad. II 13. ,N. sprach, die von
dem sewe selten sich mit dien von Rappreswil setzen
und selten dann dien von Zürich all tag bis an die
swiren varn.' 1388, Z RB. ,[Man soll alle Fischerei-
vorrichtungen] so nechst vor den swiren, in den swiren
und indrenthalb den swiren unz an die obern brugg
sint, genzlicli und gar dannen tuen.' 1417, Z StB. ,Dass
HSwab ein zng hat beheft usserthalb den swiren.'
1448, Z RB. .Es soll ouch fürbashin Niemand mehr
in dem Furt vor den Schwirren ziehen, von ausgehen-
dem Maien unz zuo StVerenen Tag.' Z Fischereinung
1537 (spätere Abschr.). ,28. jenners [1566] was der
see gar überfroren bis an die schwirren und luflfend
die buoben darüber.' HBull. D.; s. auch Ge- frört (Bd 1
1315/16). An der Durchfahrtsstelle für die Schiffe (s.
Grendel Bd II 757) wurden die ein- und ausgehenden
Waren kontrolliert und ein Zoll erhoben ; vgl. Schnellen
(Sp. 1219). ,l>er eid, so einer sweren sol, dem der zoll
und das umbgelt bi den schwieren utfzuonemmen, ouch
der Wellemberg bevolhen wirt.' um 1450, Z StB. .So-
bald anken, ziger, käs, schmer zuo den torren oder
schwiren in die statt Zürich kumpt, so ist dem um-
gelter das umgelt gefallen in ze nänieu.' 1498, ebd.
,Die zoller zuo den schwiren und under den taren.'
1567, Z. ,Dass derselbig [Weinzoll] von den Zolleren
by den Toren und Schwirren auch yngezogen ... werde.'
Z Umgeldordn. 1643. ,Dass ein Jederer von dem ein-
und ausführenden Wein bei dem Schwirren im Turn-
haus den gehörigen Zohl bezahlen solle.' 1730, Z.
S. noch Z Ges. 1757, 2, 118. Bis E. XIII. auch für den
zw. See und Oberdorftor gelegenen Abschnitt der Stadt-
befestigung, der bis dahin nur aus einem Palisadenzann
bestand: ,[Der Rat verkauft dem N. und seiner Frau]
die hofstatt uf Dorf zwüschen ir hus und den swiren, von
dem ort des turnes die swirn nider 25 ein lang ... und
sülln mit namen von dem turn nider, als lang die hof-
statt ist, an der swiren statt ein guotte muren schlachen
30 fuoss hoch.' 1300, Z StB. III 222. — 2) im alten
Luzern; vgl. Liebenau 1881, 108. ,Swas nawen man
vindet an dien swiren, der git Iß, und wurde da von
kein swir gebrochen, den muos er machen.' XIV., L RB. ;
s. auch Kcrder-Beren (Bd IV 1456). ,Von der rechtung
wegen, so die statt het an dem sew zwischent der hof-
brugg und den swiren.' 1431,L Weissb. ,In dem selbigen
krieg [zw. Luzern und den Waldstätten] ward der hoff
mit ringmuren, turnen und schwiren umgeben, damit
sy vor iren vigenden dester sicherer werent.' MRus,-;.
,Wan die wasser gefallen warent, so mochtent die schiff
nit über die schwiren gon; handt sy ettlich schwiren
ussgezogen und sindt schnell gefaren mit nun schiffen.'
ebd. ,Ware auch [an Ostern] so rucher und kalter
Luft, dass es an ettwelchen Ohrten umb die Schwieren
by der Hoofprugg widerumb mit Isch Überschossen.'
1684, L. — b) Latte, Balken. Sclucireni, die Träger,
Tragarme an einer Gabellen (s. Gablen4a Bd II 57)
BBrienzersee (Bärnd. 1908, 524). Querstab an einer
aus Stroh geflochtenen Vortur, auch flache Querlatte
an einer Leiter, einem Viehbarren ZBül. Quer über
den Weg gelegter Balken zur Ableitung des Wassers
USch. — 2. m., Kehrichtbehälter auf Strassen und
öffentlichen Plätzen ZStdtf. ,Es gab mehrere Plätze
dieses Namens, welche die Polizei für den Kehricht
bestimmte' (Prof. Grob). Man trägt den Kehricht iif
de" Schw. ,Eine ganz besondere Liebhaberei scheint
in Zürich der Stadtrat oder wenigstens dessen Bau-
amt ... an den sog. Schwirren, dh. Kehrichtbehältern,
Mistgruben ... zu haben. Nicht genug, dass solche
hässliche Behälter etwa da und dort in Winkeln und
Ecken angebracht sind, nein, auf öffentlichen Plätzen,
sogar an der Predigerkirche, am Eingang in den Hof
des Hochschulgebäudes befinden sich solche ... [Der
Stadtrat] will nicht begreifen, dass ein Schwirren an
einer Kirche, der zudem gerade am Sonntag öfters
ungedeckt ist und den widrigsten Anblick darbietet,
etwas Unanständiges sei ... Auch hier, wie bei noch
vielem Anderen, heisst es: Seit Alters her und dieser
Frist sind Schivirre" z'Züri''' g'si"; drum glaub doch
aw'', du frumme'' Christ, me" cha"' nüd öni Schwirre"
si".' Republikaner 1887. ,Es ist erkennt, die swyren
in der statt allenthalb dannen ze tuon; doch was yetz
darby lyt, sol der bumeister ze stund ussfüeren lassen.
Und das hinfür yederman sin unsuberkeit selbs uss-
füeren und nichts me an die stett, do die swyren ge-
standen sind, schütten ... sol.' 1495, Z RM. .[Die
Besitzer des Hauses zur Sonnenuhr wünschen unter
Vorbehaltder ,Schwirrensgerechtigkeit'] den Schwirren
oder Mistwürffi ... binwet;' ze tuon.' 1659, Z. ,AIle
Schwirren auf den Gassen und in den Häusern [sollen
wegen Pestgefahr entfernt werden].' JHLav. 1668.
.Belangend den Schwirren oder AscberdoUen in dem
Fröschengraben ... versprächind und Wollind [die Be-
sitzer des Hauses zum Kürisshelm] selbigen ... ent-
weder« mit Stein-, Muhr- oder Holzwerk . . . bauwen
. . . lassen, auch selbigen zu underscheidlichen Zeit- und
Mahlen des Jahrs, falils etwas Unsaubers sich alda
sammlen tete, seübern und hinweg führen ze lassen.'
1677, Z. .[Apotheker H. klagt] betreffende den Schwirren
bei dem Haus zuoni Hammerstein ... wie dass liardurch
ihme grosse Ohngelägenheit und seiner Apothek und
Schwär, schwer, 8Chwir, schwor, schwur
2140
darinn habenden kostlichen Medicainenten nicht ge-
ringer Schad zuostosse, mitangelägenlicher, deemüetiger
Pitt, mann [solle] solchen Schwirren hinweg nemmen.
[Die Anstösser wenden ein] wie dass der ganzen Nach-
barschaft Gassen- und Hausswüscheten, auch ander
Unrat, fahls diser Schwirren hinweg getan, an die Gass
... und für ihre Häuser und Türen oder in den Ehe-
graben . . . geworffen wurde. [Man solle daher] disen
Schwirren als ein alte Rechtsarame und Ehehafte ...
daselbst stehen bleiben lassen. [Auch der Karrer, der
den Kehricht wegzuführen hat, bittet, man solle] ihne
bei seinem Nutzen dises Schwirrens halb als einer ober-
keitlichen Bestallung gnädig schützen und schirmen.'
1688. Z RM. .[NN. sollen] ihre Privat-Schwirren in
dem Rennweg fürderlich hinweg tuon und sowol sie
als alle andere Personen in dem Rennwäg der oberkeit-
lichen Schwirren allein sich bedienen.' ebd. .Schwirren
oder Kothäufen in der Stadt herum [sind] je zu 8 Tagen
zu säuberen.' Z Verordn. 1768. ,[Dass] auch ausser-
halb der Häuser keine Hünerstägen und Schwirren
angebracht werden, bei 1 Pfund Buss.' Z Mand. 1770.
,[Es] solle Jedermann den Kehricht die Woche über nicht
auf den Strassen liegen, sondern in die Schwirren tragen
lassen.' Z Polizeiverordn. 1813. S. noch Bd VIII 1565u.
AM.'siriro. iiihd. »■-•,■,■ (flekt. swirn) m.: vgl. Gr.WB. IX
2619 1, Schwier' 1). -2716 (.Schwirn, Schwirren'); Schm.» II
646. Die flexivische Entw. entspricht so ziemlich der von
Spar (ahd. ^poro, mhil. spar) m., Sporn. Der Nom. Sg. ,s(ch)wir'
erscheint in der ä. Spr. XIV., L RB. (PI. ,swiren'); Ebinger
1438; 1537, BThSee Fischerordn. (.hechtschwir'; ebd. ,an
dem schwirr'); dazu ,s(eh)wirn' als Dat. Sg. 1400. GT., als
Akk. Sg. 1324, Z; 1400, GT.; 1432, ThFisch.; 1561, Zöreif.,
als PI. 1300, Z; Z KBr. (Dat., neben .swiren'); 1682, Z, auch
als analogischer Nom. Sg. Voc. opt.; ZElgg Herrschaftsr. 1535.
Eine Neubildung mit als stammhaft gefühltem n ist Srhujinieöi)
PI. (auch Z Chion. 1336/1446; Vad.), Ton St.^ für BO. auch
als Nom. Sg. angegeben. Die herrschende Form (mit ana-
logischera, tw. wie in Chore' <; Cham usw. auch lautges. ent-
wickeltem Enduugs-e) ist schon seit dem XIV. ,Schwir(r)en'
(,-ü-' RCys. ; 1655, Gr), auch im Nom. Sg. (so schon
1403/6, Z); Gen. .Schwirrens' 1604, Z. Schwkyit") zeigt die
bekannte Brechung vor r; auch XV., Z (öfter): 1684, L; 1724,
BRoggw. Zu Schwirm (mit Rundung -ii-) < Schmirn (Assini.
an den Anl.?) vgl. etwa Form (Bd I 1017), Barm (Bd IV 1439),
ahd./ai-m </ani (Kluge* 125). Das heute verbreitete Fem.
(in unsern ä. Belegen nur einmal sicher bezeugt : .eine Schwieren'.
1724, BRoggw.) ist vom PI. aus neugebildet. Bemerkenswert
ist die koll. Verwendung des Sg. m. in Bed. 1 aX und 2 ; vgl. zu
laX.: , Ingenommen vom scihwiren.' 1588, Z Seckclamtsrechu.;
ebso zB. 1589. 1660. 1672. 1715. 1774 (auch ,beim Scliw.'),
sonst ,von (d(i)en) s(ch)wir(e)n'. 1396/1584. 1634. 1649;
dazu noch: , Ordentliche fKinkUnfte der Stadt Zürich] waren
1°. sonderheitlich die verschiedene Unigelder . . . 2°. Der
Schwirren, d.i. die Abgab von den Schiffen, so durch die Stadt
giengen mit Kaufmannsschatz. S**. Das mindre oder neue Korn-
hans [usw.].' JHSchinz 1764, 103. Das W. scheint heute nur
Schweiz.; in der ä. Spr. ist es ausserhalb unseres Gebietes be-
legt bei Schni. aaO. aus einer MUncliener Hdschr. um 1500 und
einem Voc. von 1618, ausserdem in einem Nürnberger Voc. von
1482 (.Tonsilla, schwir, das ist ein pfal, daran man die schiff
pindet.' Diefenb. 1 857) und in mehrern spätem V?BB., die aber,
wenigstens tw., aus Fris.; Mal. schöpften: vgl. Gr. WB.aaOO.,
dazu des Hadrianus Junius Nomenclator (Antwerpiie 1567),
S. 235b (= Fris. unter sublica). 296a (,sudes qua priesertiiu,
prasnsta, sepes muniunt, schwire, staug, zaunstec"; bei Fris.
nur: ,ein spar, zaunstäck'). Sonst finden sich Spuren des W.
noch in ags. sweor, «irer. »iri/r m. f., column, pillar (Bosworth-
Toller949); Ober weitere Beziehungen s. Kluge' 4 17, Walde,
Lat.-etyra. WB. Wenn bei Fris.; Mal. und in mehrern andern
ä. WBB. lat. _/i»(uc(i, Ramme, mit ,schwir(en)' glossiert wird
odiT umgekehrt, so ist/, durchweg in der Bed. , (Brücken-)
Pfahl' verstanden, die nach Prof. MLeuniaun auf eine irrtüiu-
lichc Deutung von Caesar Bellum gall. IV 17, 4 zurückzuführen
ist. Der Zshang \ou Bed. 2 mit 1 erhellt aus folgender Stelle,
wo die fragliche Einrichtung als ,pfäl' bezeichnet ist: ,Es sol
mit miner herren karer geredt und verschafft werden, das er
all Wochen den wuost von den pfalcn hinweg füerc' 1494, Z
RM. Vgl. noch Schmirm II. — Schw. in Namen. FN.
,S(ch)wir(n)man'. 1357/76, ZSteuerb.; s. auch Leu Lex. XVI
652. Schicire''-Grind, Übername einer Familie SchwE. Hieher
wohl auch: 'aSchiciris, Spitzname einer Familie Namens Meier
LGrossw. In ONN. ßSchw. {d'Sehwire" PI., Häusergruppe:
rrSclimilta i" dt" Schwire" uase" ; ehedem Kollektivbezeichnung
der Pfähle, die die Rahmen für die ausgespannten Tücher oder
Garnstangen der gegenüberliegenden Fürhi trugen. Bärnd.
1911, 416; dafür jetzt Schwiri f.: i" dfr Sehw. unnt", rfiir«»
il's'ehif. ah); GlSchw. (,der Schwirren', Felspartie im Niedern-
tal): UIs. (,beim Schwieren', Stelle am Oberbauenstock); Z
Runilikon (.Waldung in der Schwirren.' Z Amtsbl. 1905). Im
Sihirirn (-1-), Abteilung des Dorfes ZMarth. ,Schwieren-Matt'
AaSuhr. (,die Schwirenmatten.' 1479). ,Schwirren-Berg', Alp
BRüsch. ,Schwir-Bogen.' 1470, Aa Rq. 1922, 31; hieherV
Ort-: = Schwir laa,. ,Es solle ...jeder Teil ...
ordentlich ausgemarchet sein und soll Keiner kein Ort-
schwirren austun.' 1771, ZBrütten. — Feld-.schwiren'
[PI.]. An einer Schleuse; s. Sp. 156'2u. (1543, Z RB.).
— Hecht-: = Schwir 1 a v), zum Hechtfang. ,Der erst
houptzug ist by dem schloss Wissenouw an dem schwir
im sew ... der sechst der nüw hechtschwir.' 1537,
HTüRLER 1895, 6. — iia,g- Schwir S, -Schwire" üwE.:
= Schwir la<^ S (BWyss 1863, 111); UwE. — Holz-
Schwire": = Schwir laa, zur Abgrenzung der , Teile'
einer Korporationsalp GbElm (Frehner). — March-
Schieire(n): = Schtcir laa. BGr.; ZAdlisw. ,X\s Eigen-
tumsgrenze diente im Wald sonst der Marchböim oder,
falls dieser gefällt werden musste, ein ihm entnommener
Ast, der als Marchschtciren in den Strunk i"g'schlage"
wurde.' Bärnd. 1908. Die ,Marclischwirren' bei Thun
wurden gewaltsam umgerissen. XVIII., HTBrler 1895.
— Mist-,Schwirren': = Schwir 2; s. Bd VIII 1565 u. —
Wuer-: zu Schwir lav.. Eichi" Wuerschwire" Z.
Schwir(e)l, in der ä. Spr. ,Schwür(e)l' — m.:
= Schivir la, Holzpflock. Pfahl, bes. als Grenzzeichen
GRVal., Vers. Mit einem Schw. sichert man im Walde
einen Holzhaufen gegen das .\useinanderfallen ; vgl. ver-
Schwirlen. ,[Es soll Niemand] weder Studen, Stock,
Püschen, Schwör) noch keinerlei Holz nit wegnemmen.'
1657, GRVal. Dorfbuch. .[Jeglicher Holzschlag ist ver-
boten] vorbehalten wann die Gmeindt etwan zur ge-
mein Landtstrass ein Püschen oder Schwürel haben
müesten.' 1667, ebd. — Vgl. die Abi. schwiriai, auch Schidrlea
(Sp.2154).
schwire° I („-rr-"), in ZF. schwirme" I, 3. Sg.
und Ptc. -ei: Schwiren einschlagen, .pfählen" BSi. und
It Zyro; „Gl; L"; S (bes. Grenzen abstecken); Ndw
(.kurze Wegpfähle einstecken'); ZP. (bes. vom .ab-
stecken von Wasserrechten). 3Ier hei" g'schwiret;
's muess früsch g'schwiret si" S. Im Lehenrecht, ein
nicht rechtzeitig empfangenes Lehengut durch Ein-
schlagen von .Schwiren' als verwirkt bezeichnen; vgl.
Schwir lai. ,[Die beiden Scharnachtal klagen] wie das
.\ntonj' Stanipach inen ein guot, gelegen zu Eschi, ge-
swiret und ingenomen habe, das doch iro vatter für
eigen harbracht und ouch si verkouft haben'; St. be-
weist aber mit einem Brief, dass es ein Lehen sei,
und es wird entschieden, dass die Seh. das Gut von
dem St. zu Lehen zu empfangen haben. 1424, B.
2141
Schwär, schwer, schAVir, schwor, schwur
2142
.Harumb (mit Bez. auf die Güter in BSchw., die von
uns ,zuo lechen gand'] so mögend ir obbemeldts Willis
Techterinanns säligen erben, dero söllicher güetern
eigenschaft zuogehord, des berichten, damit sy uns
entgegen gangind und die lechen empfachind und das
innerthalb acht tagen. Dann, wo sy das nit erstatotind,
wurden wir die band uf die giieter schlachen und die
nacli manlechensrecht schwyren.' 1530, Ban F; s. dazu
Absch. IV 1 b 509 o. und die Eintragung im B RM. : ,Den
von Fryburg, die iren, do min hern kilchensetz, zins,
zenden, maniechen [haben, anzuweisen], das sy er-
kennint und empfacbint, sunstdie maniechen schwüren.'
Wohl etym. eins mit ahd. (Lex Bajuv.) swirön, ,firmare',
dem Käufer eines Grundstücks den rechtmässigeu Besitz be-
stätigen durch einen symbolischeu Akt als Wiederholung und
Vollendung der Tradition, dazu farswiron. ,iniuste firmare';
doch ist der semantische Zshang mit unserm achwiren nicht recht
klar. Dass der Akt etwa nach dem ihm vorangehenden Ab-
stecken der Grenzen (,designare termiuos')- benannt worden
wäre, ist wenig wahrsch. Vgl. zu der Frage Gr. RA.' 1 15. ööS;
Schade 917''; Beitr. 20, 57; Neues Archiv der Gesellschaft
für ä. deutsche Geschichtsknnde 38, 599/601; Mitt. des In-
stituts ftir österr. Geschichte 35, 162.
ab- 1: (Grundstücke) durch Einschlagen von Pfählen
abteilen, abstecken Ndw (Matthys); Z (Spillmann). Die
Wise" ist abg'schwiret Z. — üf-. Beim Bau einer
Schwein wird eine Tanne an den Boden gelegt und
üfg'schwieret, dh. mit eingeschlagenen Pfählen oder
Schwierc festgemacht. BIrnd. 1904. — a°- I, in BE.
-ie-, in GlK. -schioirne", in BSa. -schwürne' : mit Schwirt"
befestigen Nuw (Matthys). Entspr. Schwir la^: E"
Zllete" gelbröti Chirschbäum hei" 'sWegbord a"g'schrvie-
ret, dass's nid hat chönnen a''he'' rutsche". SGfeller 1927.
An einem eingerammten Pflock anbinden, zB. weidende
Tiere (vgl. Schtvir las) BSa.; GlK. ,Die auf der eng
beschränkten Talweide a'g'sehwürneti Ziege.' Bärnd.
1927. Er isch go" d'Böne"stange" [die der Wind um-
geworfen hatte] i" d'Gredi reisen u"'' a'schwiere".
SGfeller 1927. E" Herd-, A"-fur'^-Bock a. BE.; s.
Bärnd. 1904,115(mitAbbildg). Im Vergleich: Einguter
Vorsatz icird a'g'scJncieret un'' a"g'chöttclet wi'-ne" A"-
fur'''bock, dass-men e" mit hundert Seile" niimmen um-
schrisst. SGfeller 1911. — i°-: „einpfählen L" (auch
It St." und Ineichen); Ndw (Matthys); Zg (St."). —
ÜS-: 1. „Pfähle herausziehen. Bäume ausstocken L"
(auch It Ineichen). — 2. „auspfählen, d. i. einen Ort mit
Grenzpfählen bezeichnen Gl"; Ndw (Matthys).
ver-: durch Schtviren befestigen, verpfählen Npw
(Matthys). — lu anderer Bed. tihä./arswirrm; s. die Aum. zu
„chwireil.
z er- schleimen: (Grundstücke) mit Schiviren ab-
teilen BGr. Grund und Boden der Privaten sind ser-
schwirned. Barnd. 1908, 254; s. auch ebd. 314.
Schwiri f.: 1. Pfahlwerk, bes. im Wasser. ,Ein
halb mannsmadt wisen by der schwiry über den bach
gelegen.' 1537, ScnTha. Urb. ,N. sol machen ... den
stäg und die schwiry ob der brugg.' 1549, AAPiein. Dorf-
rodel. — 2. aus dicht aueinandergereihten Stangen er-
richtete Wand an der Aussenseite eines Stalles; der
Raum zw. ihr und der Stallwand wird mit Moos, Laub
oder andern Pflanzen ausgefüllt, die so aufbewahrt
werden und zugleich dazu dienen, den Stall im Winter
warm zu halten AABb. (Lehrer Frei). — Abi. zu achwiren I
(Sp. 2140). In ONN. BsLie. (,Schwirri'); BSchw. (s. die Aniu.
zu Schwir).
Schwirle" I. Nur in Zssen.
a"-: = an-schwiren,zli. Ziegen auf der Weide GRVal.,
Vers. — ver-: = ver-schwiren. ebd. Man versehicirlt
einen gefällten Baumstamm an der Stirnseite, damit er
beim Entrinden an der Waldhalde nicht ins Gleiten
komme, auch eine wegen ,Räfen-' oder Lawinenbildung
gefährliche Stelle im Gebirge, um das Losbrechen der
Erde bzw. des Schnees zu verhüten. — Abi. von Schwirel.
scliwir(r)e'' II, 3. Sg. und Ptc.-d Nuw (Matthys), -et B:
wie nhd. schwirren Ndw (It Matthys und Deschwanden)
und sonst, doch nicht echt ma.; dafür surren (Bd VU
1287, wo weitere Synn.). a) mit überwiegender Schall-
vorstellung, von wirren Geräuschen, Stimmengewirr.
Diejungi Frou hef-sech d'Öre" verha", sä het's ro" allner
Site" g' schwirr et [von strafenden Bemerkungen]. RIsoher
1903. N. het-sech di schlechte" WitZf la" um d'Ore" schw.
RvTavel 1926. — b) mit stärker hervortretender Be-
wegungsvorstellung; vgl. die Zssen. LMe'',«)ted'Sc/(«üäftH
ume" und äne" schwiri'd! L (Röthelin). — Vgl. Gr. WB.
IX 2716 ff.
ab-: sich eilig wegbegeben, sich packen. Stüdenten-
und Soldatenspr., als familiärer Ausdr. auch sonst;
in Bs It Seiler ,von einer missbeliebigen Person in
einer Gesellschaft, zB. einem Betrunkenen, aber auch
in gutem Sinne'; Syn. (ab-) schieben 3 (Bd VIII 68. 69);
sich strichen. — Bei Gr. WB. 1113 nur eig.. von Pfeilen,
Insekten.
ume°-: (hastig, aufgeregt) umherlaufen. Bs Stud.
1910; Schw Pasn. 1898, 8. — a°-: Gegs. zu ab-schw.;
Verbreitung wie dort. Johann, a.! MRückh. 1924.
ROr -Schwirrer m.: Vogelname, Heuschrecken-
bänger, Locnstella naevia. VSV. 1916, 29. — Vgl., Schwirl'
bei Gr. WB. IX 2715.
schwirig, in GRh. tw. schwüri(g): 1. = schwirig
(Sp. 2131); s. Bd VII 1264 o. (Spleiss 1067). — 2. übertr.
a) von Menschen, unzufrieden, widersetzlich, auf-
rührerisch. ,Weil es dahin bald gradten, das man
nichts zessen fand, deshalb das Kriegsvolk schwirrig.
Hottend die Bürgerschaft.' 1622, Zinsli 1911. ,[In den
freien Ämtern] sind die Pauern noch schwierig.' 1653,
Brief aus dem Felde. .Bitte ... mit ferneren Ausgaben
einzuhalten, dann meine Landsleut und geraeine Bauren
sonst schwürig werden.' 1703, Brief (Schw Prozess
1708). .Einiche [im Kloster StMichael] waren wegen
der Reformation schwürig; denen hat Bullinger ...
einen ernsthaften Brief geschrieben.' Grüner 1732.
,Habe letzthin gemeldt, das wir eine böse und schwürige
Burgerschaft haben.' 1734, Z Brief. ,Die Bürgerschaft
wurd endlich schwürig.' ZSchausp. 1781. Einer Einigung
widerstrebend: ,Wie sehen doch die Feind so gern ...
dass ihr wie d Püntner seh wirig warn, ihr edlen Schweizer
fromm.' 1621, Zinsli 1911; nachher: ,Dann, wann ihr
euch zertrennten bald, dem Feind wer es ein Freud.'
In mildern! S., schwer zu behandeln, zB. von Kindern,
Kranken, aber auch sonst Bs; Sch; Th; Z und weiter-
hin. Sig doch nid esö schw.! zu einem Kinde BsStdt.
Er ist en Schw-e'', von einem Ehemann Sch. — b) wie
nhd., von Sachen, Handlungen Aa; Bs; B; Gr; G; Sch;
Tb; Ndw; Z; wohl allg. E" schw-i Sach. E" sehw-e''
FaV hed-si''' da bigangen, von der glücklichen Lösung
irgend einer schwierigen Aufgabe. Barnd. 1908. —
3. moralisch nicht einwandfrei, arg, böse. En Schw-e',
e" Schw-i, von übel beleumdeten Personen Z. — Vgl.
lir.WB. IX 2020/2; Fischer V 1293, zu Bed. 2 ach war S b
(Sp. 2061), zu 2a spez. Sp. 2062.
2143
Schwär, schwer, schwir, schwor, schwor
2144
Schwner. a.Sfr., in der leb. Spr. gew. iSicfe<;?«-r (in
ZO. tw. -ö'-) — ni., PI. mit Ural.: »Schwur. 1. entspr.
schweren 1 (Sp. 2091 ö"). ,Den sw., so er tet', von einem
Verbannten. 1361, Z StB. .Minen hern den vennren
... uf den sw. und liarnesch ze schouwen 0 pfd.' 1482/3,
B Rechn. ,Vermant, die warheit zesagen. hatt sy der-
massen darfür geschworen, das er zuo ir gseit: wann
ir mir uff die schwüer hin feiend, würd ich ein rucher
richter gen.' 1541/3, Z Ehegericht. ,[N. beteuerte] er
weite das nit tuen, mit einem grossen schw.' ebd.
,Schw., eid, iuramentum; schw. zuo dem rächten, das
selbig wollen verston, iusiurandum in litera; tiir und
hoch schweeren, ein grossen schw. tuon, deierare; ein
teüwrer schw., deiuriuin.' Fris.; Mal. .Böser schw.',
Meineid (Syn. , böser eid' Bd IV 171 ÜM.): ,Von wägen
böser schwiieren zuo verrayden [ist] angsechen und
geordnet, das, war . . . ein falschen eid täte . . . soll
darumb in das halsysen getan . . . werden . . . und so
er darus genommen wirdt, so soll man ime die zween
finger an der rächten band, die er ufgehebt hatt, ab-
houwen.' 1566, FMu. StR. ■ — 2. entspr. schweren 3
(Sp. 2101), anstössige.insbes.blasphemische Beteuerung,
Fluch; Syn. Sc/jwer (Sp. 2090). ,Erliärtung einer Aus-
sage durch Ausdrücke wie bi Gott, bim Donner udgl.'
B (Zyro); s. auch Sp. 2091. ,üas der schultheiss
eunent Rins lüsener jerlichs setzen sol über swüere,
und was swüere die selben lüsiner hörent und die ze
rüegende sint, söUent si dem schriber hiedisent Riues
sagen.' 1397. Bs Rq.; s. auch ebd. 1 129/30 (1445).
,N. sol die swüer bichten und buossen und sol 2 stund
im halsisen stan und sol man in swemmen, und denn
sol er ze stund von unser statt und allen eraptern
swerren.' 1427, L RH. ,Alle ... verbott ... spilens,
schölderplätz, tanzen, swiieren.' 1427, Aa Rq. 1926.
,[Man soll] alle Unzuchten und wundetten, ouch
schwnere . . . den unzüchtern oder dem vogt rüegen.'
1457, Bs Rq. ,[Die heimgekehrten eidg. Süldner] habend
mit inen etwas nüwes bracht an kleidung ... an spys,
an trank, unmass, nüw schwüer.' Zwingli. ,Die krieg
habend uns nüw schwüer bracht: bi Gotes wunden,
macht, bluot, sacrament, element, ertrich und solichs
grüwels on zal grusamer zuoschwüeren; desglichen
fluochen und übel wünschen ouch.' Vad. ,Sy schwere
onch übel ... botz lyden [sei] ir gemeiner schw.' 1541/3,
Z Ehegericht. ,[N., Untervogt von .\ltstetten, bezeugt]
er syge vil mal bi dem, so jetzt gefangen, gsyn und
[habe] nie khein Schwörli [!] nach ander Ungemach
weder ghört nach gsehen.' 1636. Z. S. noch Bd I 1112u.;
IV 1996M.; Sp. 187 o. 2101 u. 2102M. Wem-mer nw
kein Schwor Ctschlipft [bei der Brautwerbung], su"st
chönnt-i''' villicht hei" Frau übercho". Stutz, Gem. ,Woll
sig er nit lougenbar im ein schwüerly oder zwei in
der hönny entpfallen sin, aber nit also unmässig, wie
er anclagt werde.' 1535, ZKyb. En Schw. tue". Des
Hei"ri'^s sind gwüss brav Lüt . . . si säge"d so über
Nieme'd Nüt; aM"* tuet gwüss Kei"s kein Schwor. Sti'tz,
Gem. Er tuet mängsmöl die graste" Schwör, ebd.
jWelicher ... einen oder mer schwüeren tuot.' 1414,
ÄARh. StR. ,Der deheinen sw. tuot, darzuo er Got
nempt oder daz vallent übel fiuochet ...' 1430, L.
, Weiher man drissig jar gespilet hett und darzuo kainen
schw. nie getett', unter unmöglichen Dingen, um 1600,
GRh. En Schw. säge". Jetz hätt-i''' schier gar en Schwor
g'sait. Stütz. Gem. Wenn Ei's [ein Kind] en Schioor
g'sait hätt, ich mein, me" hätt's grad 'tödt. ebd. Mit
Adj. ,bÖs'; vgl. Seg. RG. 11 657. ,Ret und Hundert hant
... hieniit alle böse und übellichen schwüer, so jetz
so gmein leider worden sint, verholten.' Blasph. acc.
,Das man nit böss swüere tüeye.' 1448, B Kriegsordn.
, Einung um bös schwüer.' 1518, Schw. ,üas er ...
Gott gelestert und vil böser schwüer hat gebrucht.'
1523, Bs Ref. ,Gottes raach, plag und straff mit bösen
schwüeren ... wünschen.' 1551, Aa Rq. 1926. S. noch
BdIV1710u.; Sp. 2102M. ,unzimlich.' ,Böss und un-
ziralich schwüer.' 1414, AARh. StR. ,Umb die bösen
unziralichen schwüere, so denn von ettlichen wider Gott
und die heiligen frevenlichen beschechent.' XV., B StR.
,Ain vogtherr mag zuo Flawil verbieten lassen all un-
ziralich swüer.' GFlaw. Offn. 1475. ,ungewonlich'; s. Seg.
RG. II 659. ,Nieman sol [um die Weihnachtszeit] en-
keinen ungewonlichen sw. tuon.' 1421, Z StB. .Wer
do Schwert ungewonlich schwüer und uncristenlich,
als by dem lyden und glideren Gottes ...' 1537, Aa
Rh. StR. .Wöllicher vor oder am gericht zuo Murten
ungewonlich schwüer täte alls Gotts wunden, bluot ...'
1566, FMu. StR. S. noch Bd IV 1123M.; Vlll 146M.;
Sp. 2101 u. , Ordnung, von der groben schantlichen
schwüeren wegen.' 1481, .\bsch. ,Schwuor der N. für
und für übel: sacrament, tauff und ander ungschikt
schwüer.' 1547, LBer. ,0b iemand Got ... mit un-
cristlichen swieren übel handlete und schmachte.' .Ansh.
, Dergleichen nöüwe und unerhörte Schwühr.' 1688,
ZGrün. Neben Synn. Flüech und Schwör ... se vil
a's s' mö^'nd sunt Mul üs g'lö". Stdtz, Gem. ,Der Herr
setze dich zum fluoch und zum schwuor under dinem
Volk.' 1525/1707, IV. Mos.; Iv dp? xal evöpy.icv. LXX.
,Wie dann ein jeder gottloser Fluch und Scliwurr auff
den Nammen Gottes so vil als ein Pfeil und Schutz
ist.' FWvss 1670. ,An der Umfrage [in der Gesellen-
versamralung] soll Keiner sich mit einigem Fluch oder
Schwuhr, bei wessen Nammen es immer wäre, ver-
schulden.' 1792, Z. S. noch Sp.2102M. ,Gotslesterung
und schwüer.' 1414, AARh. StR. u. ö. .Schwüer oder
ander unsubere wort.' AaBt. Schulordn. E. XV. Die
S t r a f e n waren ua. .Erdküssen' {s.Erd- Chiiss Bd 111 528),
Schweramen, Geldstrafen und in ganz schweren Fällen
Tod durch das Schwert. .Unser herren verbieten ouch
sweren by pen 5 ß on gnade von eini iekliclien siechten
swuor.' 1445, Bs Rq. .Wir habend einen in unser statt
von unzimlichen und vast ungehörten schwüeren, der
er sich vergangen ... hatt, mit dem schwert gericht.'
1494, Aar. StR. .Welicher ouch ungewonlich böss
swüer tuot, den wil man strafen nach erkantniss eins
Schultheis und rats, es syg an guot, turn, halsysen
oder an sinen eren, Hb und leben nach sinem miss-
handel siner swüeren.' 1498. AaBt. StR. .So einer un-
gewonlich schwüer tete, das der salb, so dick es be-
schicht, ein Schilling zuo buoss geben oder den herd
küssen solle.' XVI., Z. ,Alle die ... so den nammen
Gotts vergeblich in mund nement ... soUent schuldig
sin, angents nach getonem schwuor mit dem angesicht
uff das erdterich niderzefallen und dasselbig zeküssen.
Wellich ouch sollich schwur und gotslesterungen von
andern ... hörent ... dieselben soUent verpflicht sin,
den getäter und gotslesterer zeermanen obgeschribne
buss zetund.' 1539, BStR.; danach 1604, AaZoI'. StR.
265. ,N. soll ouch alsdann vor inen, den verordneten,
niderknüwen und von der schwüeren wegen den herd
küssen.' 1590, Z. S. noch Bd IV 1677M. 1710u.; Bs
Rq. I 506; AARh. StR. 50/1. 225. 228. 282; B RM. I '-^O
2145
Schwär— schwur. Schwarb — schwuib
2140
(1470); GRq. 1906, 35"; EStauber 1923, 89. — Mlul.
siouor m. Eid, Fluch; vgl. Gr.WB. IX 2765; Fischer V 1298.
Üie ma. Aiisspr. Sckwü^r ist schiiftspr. ; über -ö'- für -u'- in
ZO. (oberes Tösstal) s. BSG. XV 89.
Eid-: = Schwuer 1. ,ües hern kilchern zuosagen
mit brief und sigeln und sinem eidsw. bevestnet.' 1521,
B Ref. ,Der eid oder eidschw., so man etwarumb tuot,
iusiurandum, iuramentum, sacramentum.' Fkis.; Mai..
,Der E. [ist] ein heilige andechtige Anrüeft'ung ...
Gottes.' 1613, Aa Rq. 1922. — Vgl. Gr. WB. III 85.
Panner-: Fahneneid (eines neugewählten Panner-
herrn). 1675, AKüchler 1895, 435.
Punt-: Bundesschwur. 1089, U LB. (Register). —
Auch bei Gr.WB. II 524.
Stein-: naclidrückliche Beteurung, teurer Eid; vgl.
Stein und Bein schweren (Sp. 2097 M.). ,Glaube keinem
Schreiber [Schriftsteller] leichtlich ... ob er schon den
St. schweeren will, mit seinen Schriften nicht heraus
zutretten.'GHEiii.l732. — Zue-: leichtfertiger Schwur,
Fluch; \g\. zue-sclitoeren (Sp. 2125). ,Es sind dryerlei
scliwüer, meineid, flüech oder zueschwüer und eid. Die
zwo vorigen sind sünd, der eid ist nit sünd.' HBui.l.
1531. ,Daruss nun dar ist, dass er [Christus Matth. 5,
34 ff. 23, 16 ff.] von zuoschweren redt und von schweren,
so sich in teglicher red zuotruog ... Wie laider in dem
bapstuomb derglichen zuoschwüer on zal geschechen,
durch welich wir in lichten itelen sachen unsere wort
bevestnetend, als: es ist bi Got, bi Got war! Ists nit
also, so kom ich in Gots rieh nimer mer! [folgt eine
lange Aufzählung solcher Formeln].' Vad. III 479; .s.
auch Schwuer 2.
G"-sehvvnr -«- (bzw. -?-) GrV.; übw; W um Brig,
-jI'-Sch; Th,-m^- B; L; Z und weiterb in, -üe-AA(H.) — n.:
= ffe-scÄ««er(Sp.2127);nichtechtma. — Vgl.Gr.WB. IVib.
40 13 (auch , Geschwier'); Fischer III 514. .Geschwür.' JJBreit.
1629 (s. Sp. 1938u.). , Geschwier.' JJBodmer 1742, ,-li-.'
1754/69. .GeschwUrd.' 1763,Bä™d. 1904,448; vgl. (le-srhwi'n
(unter Ge-schwe,).
Gaggi-: hässliches,ekelhaftcs Geschwür L, so Malt.
,Das Baden ist der Gesundheit zuträglich; es ent-
stehen auf der Haut nicht so leicht Gagyi-G'schwür.'
L Nachr. 1808.
Schwürung f. ,Wie dann der Zimmet ... die Ge-
burt, Nachgeburt und Schwurungen beförderen kann.'
EKÖNIG 1706. — Auch bei MHöfler 1899, 625 (= e.tulceratiu,
Substanzvcrlustmit Eiter), mit Stellen aus AvHallers Onomatii-
logia medica 1754/6. Bei Gr. VfB. IV 1, 4014 .Geschwürnng'.
Schwarb- schwurb.
Scliwarb I (bzw. -ä-) m. GrL., Nuf.; LE. (St."),
Schwarbe" (bzw. -ä-) m. USch., f. GrD. ('-a;, ObS.;
ScHwPfäff.; UAltd., Urs. (-Ö-): 1. .längliehter, etwas
hoher, wellenförmiger Schober von gedörrtem Gras
auf einer abgemähten Wiese', (von zwei Seiten zs-
gerechter) Heuschwaden ,LE.'(St.»);ScHwPfäff.; UAltd.,
Seh., Urs. ; Syn. Mad 71 (Bd IV 74). A" d'Schw-e" reche'
UAltd.; Syn. schtoarhen la. — 2. Kru.ste, die sicli (beim
Kochen von Milch, bei der Zubereitung von Mu.s,
Polenta) am Boden und Rand der Pfanne ansetzt GrI>.,
L., ObS.; Syn. Pfannen- Chr atz (Bd III 9'29). — Ahd.
awarb m., Wasserwirbel; altn. smarf n., Abfall beim Feilen;
Getümmel. Im Ablaut zu schwerben; s.d.
Sohweu Idiotikon IX.
ü ach -Schtcarb: „Rahm, der beiraersten Entraljnieii
der Milch noch zurückgeblieben ist Schw; Zh" (St.^). —
Chilch-wih Chilbi- Schwärbe" f.: Überbleibsel vom
Kirchweihessen (BSG. XI), ,Pastnaclitüberbleibsel-
essen' (B.) GRÜbS.; vgl. schwarben Id. Syn. Bruschgen
(Bd V 831).
Schwarb II m. Nur als FN. XllI./XlV., LSemp.;
1361, LNeuenk. (an andrer Stelle , Schwab'). — Nomen
ag. zu schioarben; vgl. das Folg., sowie Sdiuarher, auch
Schwmh III.
Giz-: wer habgierig zsscharrt. , Mancher Geiz-
schwarb ist also gesinnet, wann er nur hab, gab was
ein Andrer habe.' FWtss 1677.
Seh warb el m.: unachtsamer, unbesonnener Menscli
(Rahn), ,bes. auch von Kindern, die sich mit grosser
Lebendigkeit und Veränderlichkeit hin und her be-
wegen' (Usteri) Z; vgl. Scfeto. -C/iop/' (Bd III 415; auch
bei HPest. : ,Ein Schwarbelkopf, der zu Nichts recht
brauchbar'). — Zn schtmrbhn S. Als Beiname: ,Der Schnei-
derin Anneli (die Kiuder sagen ihm nur den Namen Schwarbel-
Anni).' HPest.
schwärbe», -ä- (in PAl.; TB. -m»), in UAltd., Scli.
schwarbne", 3. Sg. Praes. und Ptc. -et: 1. zsraffen
GnObS. ; L. Insbes. a) = a" d' Schwärbe" reche' (s.
Schivarb 1), das auf der Wiese ausgebreitete Heu (in
Uw nur die dürre Oberschicht; vgl. schwapplen 3
Sp. 2048) „links und rechts gegen einander zsharken
und dasselbe dadurch in wellenförmige Reihen (s.
Schwarb-Walm) legen, als die letzte Handlungsweise,
ehe man das Heu auf den Wagen oder die Schnecke
ladet" AABb., F.; ,L", so E. (auch It St."); Schw, so E.,
Ma., Muo.; Uw ; U, so Seh.; Z Wäd,; Syn. madcn(Bd I V 75).
Si [die Klosterfrauen] zette'd, schzcarbe'd. Scuwzu.
(ScHwMa.). I''treit, i''treit, 's giH es Dimderwetter,
Änni, Lisbet, schwarbeH, g'wirbe't! MLif.nert. — b) vom
Brei oben die Haut weglöffeln ZRicht. — c) entspr.
Schwarb 2, die in der Pfanne zurückgebliebene Kruste
abkratzen Gr, so Gast, L., Rh., Tschiertschen und
It Kuoni 1880, mit dem Löffel einen Topf, ein Geschirr
auskratzen TB., .distaccar le croste ecc. dalla pentola'
PAl. (Giord.). D'Pfanne' scim. GRCast. (Tsch.). Er
tuet schw., isst die Kruste von der Pfanne weg GrL.
Auch vom Vieh (zB. Ziegen, Schafen), das Gras sehr
nahe am Boden abweiden, ebd. — (l)den Rest einer Mahl-
zeit verzehren GnObS.; vgl. Chileh- wich -Schwarben,
Schwarb). — 2. herumschwanken, bes. von Betrunkenen
Schw. — Nord. Entsprechungen s. bei Falk-Torp 191 1, I21I
(unter svarvt); nd. sicarven, umherschwäruien (Brem. WB. IV
1114) mit a < e gehört zu schwerbn. Bed. 1 berührt sich mit
der (unverwandten) Sippe «charbeu (Bd VIII 1227). W.dil
hieher der Flurn. .Schwarbis' AaSeon (JLüschcr 187S).
ÜS-: = dem Vor. 1 c, „ausscharren, rein aufputzen
Gr", SO „A.", Gast., Pr.. Rh. Eine Pfanne uä. ü.
Wa s' g'gesse' g'ha' hend, seid d's Nani: Du channst
d' Muespfanne' ü. Schwzd. (M Kuoni). — z "-sä nie"-:
a) zsraffen, -nehmen, zB. das Geld in einer Kasse
AAWohl; GrD.; Ndw (Matthys), auch in Eile auf-
räumen, von Geschäften GrD.(B.), ,Beschribung der
göttlichen müly, so durch die gnad Gottes angelassen
und durch den hochberüemptesten aller mülleren,
Erasmum von Roterodam, das götlich mel zuosamen-
geschwarbet und vondem trüwen becken Martin Luther
gebachen.' Z Flugschr. 1521. .Der güdig schwarbt sin
guot [das ihm vom Vater ausgefolgte Erbteil] zemen.'
Salat 1537. ,Wie ring es einem jeden ist, zuosaramen-
2147
Schwarb, schwerl), schwirb, schworb, schwurb
2148
schw. mischleten.' HBüll. 1557. — b) spez., die Kruste
beim Sclinialzruus oder -brei in der Pfanne zsscharren
oder -kratzen GRSchs (B.).
Schwarber ni.: Reeben mit schrägem, unsymme-
trisch befestigtem Stiel, bes. um das Heu in Mahden
zszurechen ZaBuonas; Syn. Schirarb - Rechen. — Als
FN. (vgl. .•^chwarh II) UwGisw. (1791), Sa.t; XV./XVI., Z
(.Mathvs Schw.' 1541/3, Ellegericht), so Dilb. (1426; .daz herr
Haus von siner muoter ein Sw. were und die Swarber dem
gotshus [im Gfenn] wol erschossen hetten.' 2.H.XV., ZGreif.;
vgl. Len Lex. XVI 537), Egl. (1421. 1523).
Schwarbete» (bzw. -ö-) f.: „Scharricht GrA.",
insbes. = Schwarb 2 Gr, so D. (zB. bei der Bereitung
von Schviah-Mues). ObS., Pr. (It B. von den an den
Wänden des Kessels anhaftenden Resten der Käsemasse),
Rh.; PAl. (It Giord. ,crosta della pentola, padella');
Syn. Chratzeten 3 (Bd III 931); Eümeten 3 (Bd VI 924);
SchabetenlS, Schoretenäe (Bd VIII 19. 1202). S. auch
Ze-sämen-schwarhleten.
Schwarbi (-ä-) f.: Reste einer Mahlzeit, Rest-
mahlzeit GRÜbS.; vgl. Chilch-wih-Schwarben und
schwarben 1 d.
schwarble- (bzw. -ä-) BE.; Sch (auch It St.); Z,
so Bül., 0. und It St.'. in Bed. 1 schwarple" Aa; SchR.;
ZWil b/Rafz, schwarße" AABb.; ZLunn. (s. ze-sämen-
schw.): 1. = schwarben 1. a) (zerstreut Herumliegendes
zB. Holzspäne, Geld auf dem Tisch) zsraffen (und in
ein Gefäss versorgen), oft mit dem Nbsinn des Hastigen,
Unordentlichen AABb. und It Rocbh. und H.; Sch, so B.
— b) = schwarben la ZBül., Wil b/Rafz ; Syn. mädlen
(Bd IV 75). Luege''d, wie schwarble"d s' das Heu" zu
Zaite' und mächtige' Hufe"! KuMey. 1844 (,Das Lied
vom Heuet'). — c) in Aa (H.); BE. (neben schic.) ine"-
(bzw. {"he"-), „mit Heisshunger beim Essen zugreifen.
Andern die Speisen gleichsam vor dem Maul weg zu sich
raffen", hastig in sich hinein (fr)essen Aa; BE. (Bärnd.
1904); „Sch". D'Chüeschwarplenine"Ai{H.). — 2.a)mit
haben', a) intr. oder tr., unachtsam dreinfahren, „eine
Arbeit mit allzu grosser Eilfertigkeit und ohne gehörige
Aufmerksamkeit verrichten" (St.^) Z; Syn. striidlen.
,Eile nicht vor [bei der Erziehung], sondern bleibe bim
Ersten, bis Dieses ganz gemacht ist, so wirst du dem
Sch warbein einer verwirrenden Zerstreuung vorbeugen.'
HPest. (Tageb. 1774). — ß) intr., „im Reden die Wörter
durch einander werfen" (St.*), bastig, schnell, viel,
unnütz reden, gleichsam abhaspeln, Alles durch ein-
ander schwatzen Z, so 0. Du chunst-mir recht, meinst
gtcüss, i'* seig e" Gans und glaubi, iras du da schwarblist.
Z Tagesanz. 1907. • — b) „mit sein, im Gehen unsicheren
Schrittes sein, zu wanken anfangen" (St.'^), schwanken Z.
„Das Kind schwarbelt im Gehen und Reden [s. aß]."
Mit Ricbtungsbestimmung; s.mnen-schic. — Vgl. schirirh-
len, achieergkn. Die bei Sanders II 1037 a aus Job. Scharr be-
legte Abstraktbildung .Schwarbelei' (zu Bed. 2aß) dürfte der
in Zürich wohnhafte Verf. aus der Ortsma. bezogen haben.
Neben 2 steht zT. auf dem selben Gebiet syn. achimllen,
eahwapphn (Sp. 1716/7. 2048).
urae°-: herumstreichen, sich herumtreiben B, so E.
Jakobli, wo schwarblist wider ume'? SGfeller 1919;
vorher dervoschUngle'. Es ist en Italiäner Bauarbeiter
au''' gäng um-i's [ein Paar auf dem Tanzboden] ume"-
g'schwarblet. ebd. Die riehen F'egerr. wo süsch um j»iS
[ein Mädchen] ume'g'schwarblet «»" wie d'Flöige" um-
ene" Hunghafe'. Sonnta<i 1922 (B). — ane° äner-:
tr., = schwarblen 2aa „Z" (St.>). — ine°-, i'he"- s.
schtvarblen 1 c. — vor-: vorschwatzen, 's fallt-mer
denn scho" Üp2ns i" zum V. LSteiner 1883 (Z).
z'-säme"-: a.) = ze-s.-schwarben a Sch, so B.; ZWil
b/Rafz, so viel als möglich zu erwerben suchen ZLunn.
Tue dei di se'be" Span z's. und gim-mer s' i' der Zeine"
no'* uf de" Wage" ufe"! Sch. Mer händ 's Heu"' nu"
nc'' g'schwind chön"e' z's., vor dem Gewitter SchR. ,Das
zeitlich guot, das sy [die Menschen] zuosamenge-
schwarblet. wirt wol alsbald lachenden erben.' LLat.
1582. — b) = schwarblen Ic „Sch". — Z = -sämen-
schwarbletenf.: = Schwarbeten. ,( Ein misch leten oder)
zuosaraenschw. (oder raspleten mancherley dingen),
farrago.'Fflis. (schon 1541 ; woauch, schwarbeten'); Mal.
Sch warblete" -p- f.: so viel man auf einmal
zsraffen kann Aa (H.).
Schwarbli (bzw. -ö-), in Aa (H.) in Bed. 1 -p- —
m.: 1. wer zsraflft Aa (H.). — 2. entspr. sc/n<!arWen.2aa
und ß, unstäter, oberflächlicher, leichthin handelnder
und sprechender Mensch, (schwer zu verstehender)
Schwätzer, Prahlhans Z,8oKn.,Stdt; Syn. Schwab(e)li 3
(Sp. 1718). Er ist eso en Schw., en rechte' Schw.
schwär blig: a) unstät ZKn. (Sehneebeli). —
b) schwindlig. üf''em Hei^iceg [von einem Fest] sinki-
er vor Blddi um, es wird-em schw , es wird-em tumm.
AHügGENB. 1924. — Bei Gr. WB. IX 2281 thUr. »chmarhdiy
in Bed. b.
Schwarb III, wohl m.: = Seharb 1 (Bd VIII 1226).
,Uff dem Vierwaldstättersee befinden sich ... Schw-en
oder Wasserrappen.' JLCys. 1661. — Nbform zu Scharb
unter Anlehnung an die vor. Sippe; vgl. die Anm. zu Scharb.
schwerbe": 1. fegen, putzen. Spez. Harnische mit
feinem, mit Öl auf ein Tuch gestrichenem Schmirgel-
pulver behandeln. 1428. Bs; s. Bd II 1611 u. (wo statt
.gescbmirwet' zu lesen ,geschwerwent'), zur Sache auch
Fischer III 1178/9 (Harnisch-Feger). — 2. „ein Gemäss
trockener Frflchte zB. Hafer, Gerste mit einem Stocke
oder runden Hölzchen abstreichen W" (St.''), so Lö. —
g'-scbworbe° „W" (St.'), so Lö., g'schwerbet B,
so Lau., Sa.: gestrichen, von einem Mass. „Ein ge-
schworbenes Fitzi Weizen W" (St.^). Bes. in der Verbin-
dung g. voll, = ge-schwablet voll (Si^.n 18), von Trockenem
oder Flüssigem BSa. ,l)a9 37i(s<i^io^e" aus aufgetisch-
ter Chachtle" mit g. vollem Fladerlöffel.' BXrnd. 1927.
Ahd. i^werhan, fegen, abwischen, -trocknen, mhd. swUrben,
sich wirbelnd bewegen, ein gemeingerm. st. Vb; vgl. Schade
9 1 3a; Falk-Torp 19 1 1,12 1 1, auch Gr. VfB. 1X2558 (,Schwerb').
2715 (.schwirben'); Verwijs-Verdam VII 2543. ferner die
Gruppen Schwarb, Schicii-hel, Schmirhd, spez. zu Bed. 2 und
zum Ptc. Gr. WB. IX 2715 (.schwirbeln' 2); Fischer III 510
(tj'-schu-irhelt).
Schwirbel m. Ar; BLau., Sa.; GrV.; ,L"; PPo.;
GStdt; „Seil"; TB.f-il); Th, so Mü., Pfyn; ZBül., 0. und
It St., SchwürbelQ-uXt., Nuf.; „L; Sch" (auchltKirchb.);
ThHw., Mü. ^-ö-;; „Z", in Bed. 2 Schwirbele- f. L;
ScuwNuol.; Z (neben Schxmrbel), Schwirble" f. Aa;
BTwann (-1-), Dim. Schwirbeli SL., Schjcirbelti GrAv.:
1. a) „Schwindel. Er hat den Schw., d.i. den Rappel
L; Sch; Z"; vgl. Schw.-Geist (Bd II 490), -CÄop/' (Bd III
415; It St. „L; Sch; Z"); schw.-sinnig (Bd VIl 1073). —
b) pers.. Einer, dessen Ideengang nicht ganz richtig
ist Sch (Kirchh.). — 2. a) = Schwibel la (Sp. 1732)
BLau., Sa.; GrAv. (auch von Eisen), Nuf; PPo. (am
Tirli im Felde); TB. Fensterwirbel BLau., Sa.; GStdt;
Syn. Biber 3b (Bd VI 64); Wirbel. — b) = Schwibel Ib.
a) Kurbel an Geräten, Maschinen (so am Schleifstein,
2149
Schwarb, schwerb, schwirb, schworb, schwarb
2150
Spinn-, Sjiulrad, an lier Staub-Müli), auch die Hand-
habe (lose) umfassende (hölzerne) Giiffhülse Ap; GStdt;
Th, so Hw., Mü.; Z, so Bül., 0. Er [ein Schreiner] hat
de" Schw. zu siner Hobelmaschine" verlait; iez chan"-er-
si nümme'' hüf hebe". AHdggenb. 1924. — g)= Schneisien
(Sp. 1336), Metallstange, die man in der Hand hält,
um die gesponnenen Spulen daran zu stecken und
abzuwickeln TflPfyn. — y) = Schwibel Iby ZÜ. —
8) in SL. Dim. 1) = Schwibel 1 bül SchwNuoI.; SL.
(Schild); ZO. — 2) = Schwihel lbi2 Ar, so H.; ZO —
e) = Schwibel Ibz BTwann (Bärnd. 1922); L; Z. —
C) = Schwibel 1 c, Querriegel an der Halskette der
Ziegen (in einen Ring am andern Ende der Kette ein-
gelassen), Kühe (durch ein Loch in der Krippenwand
gesteckt) GrV.; .Syn. auch Chlös (Bd III 698). — d) ,am
Pfluge, dicker hölzerner Nagel, der von der Achse
herunter durch die Zugringkette gesteckt wird' Aa
(FStaub). — Ahii. «trirbä (hostoriuni, liguum quo mudiiis
ffiquatiir. Ahd. Gl. IV 22-1, 13), das sich zum' Vor. verhält wie
SchwibcHSp. 1132) zu schweben (Sv. 1719/23) ; Vgl. Gr.WB. IX
2714.2767 (.Schwurbel'), zu 1 auch Schwarbel (Sp. 2146).
Fenster Pfdster-: = dem Vor. 2a, Fensterwirbel
BLau., Sa. — Näpper-: Handhabe in der Form eines
gleicharmigen Hebels am Bohrer Z. — Rueder-:
= Schwirbel ^'6e. Von den aus dem See gegrabenen
durchgebohrten Steinkeilen ZS. (JStanb 1864).
schwirble" BSi. (ImOb.); LG., „schwirbeln,
schwurbeln [s. Anm.] L; Sch; Z", in \V schwirbilu",
„schwirbien" (St.'): „mit haben, (ein Intens, von)
wirbeln, d. i. schweiraen, drehend im Kopfe werden;
es schwirbelt ihm, rappelt in seinem Kopfe; daher
a) mit haben, taumeln, wie ein Besofi'ener oder wie
Einer, der einen heftigen Schlag an den Kopf er-
halten; — b) mit sein, taumelnd zur Erde oder in
Ohnmacht fallen." aaOü.; Syn. zwirblen. — Vgl. Gr.
WB. IX 2714/5; VPeig. *827; Fischer V 1293 und die Kam.
za echwerben. St.s „schwurbeln' (neben „Schwurbel"; s. Schwirbel)
steht gewiss für ,-ii-'; doch vgl. auch Schwurbel.
Schwirbli m.: wer Andern Etw. weismachen will.
Schwindler GW., We.; vgl. Schwarbli 2.
schwirblicht ,-belicht': unruhig, bewegt. ,Jene
geschäftig schw-e Tage.' JTobler 1781; Übers, des
engl, bustling.
„8chwirblig: schwindelig, wüst im Kopfe. Es ist
mir so schw. L; Sch; Z." — Vgl. Gr.WB. IX 2714;
Fischer V 1293 ischwirbelig voll).
Schwarbel m.: Wirbel, Verwirrung. , [Auf die Er-
klärung König Sigmunds, dass das dem Huss und
Hieronymus gewährte freie Geleit zu halten sei] die
fürnemen des eonciliunis dem küng antwort gabent.
ire recht und kaiserliche recht vermöchtend, dass
kainem ketzer glait zuo halten wer ... Es mocht aber
in disem schw. nit anders sin, der küng muosst brief
und sigel wider Gott und recht brechen lassen.' Vad.—
Vgl., auch zum Folg., Gr. WB. IX 2714 (uuter ,Si-hwirbi;l-).
2767 (,Schvfurbel', .schwurbeln').
schwur ble" s. schwirblen.
B'-schwärdbzw.-c'-,-e'-(inGW.;OBW-rt-)— f.,Pl -e"
(in BE.lt vAlmen 1897 -i), B'schwärthLaa.^-ä); U8ch.
(■ä-J, B«-schwart (in W nach Angaben auch-d) ÜMad.
(-ä-J; W C-ä-), PI. -de" (in W auch -te"): wesentl. wie
nhd. Beschwerde; doch im Hauptgehiet meist nicht echt
raa.(s.Anm.). l.abstr. s.) = Be-schwdrnussla(ßf. 2080).
.Last, Bürde (einer Pflicht, eines Amtes)' UMad. Mit
grösser B'schwärd WVt. Es ist e" B. mit Etw., eine
muhselige Sache BLau. Ist Das en B.t zB. vom Stall-
bann bei Viehseuchen, von langwierigen Krankheiten
(Keuchhusten udgl.) GRRh. De"' ist Ei"m zur B., fällt
Einem zur Last WMü. Du bist e" rechti B., scherzh. zu
einem Kinde, ebd. ,Es hat dem heiigen Geist gevallen
und uns, üch dhein andre bschwärd ufflegen denn
dise notwendige stuck, dass ir nit essend von dem opfer
der abgötten.' Zwingli; nach Apostelg. 15, 28. ,Der
grim bgert d lüt mit bschwärd zebladen.' GVögelin
1534; crudelis propinquo damnum etiain dat (Melancb-
thon). ,Die beschwärdt, oppressio, molestia.' Fris.;
Mal.; ,kein beschwärd haben, on alle unruow und über-
last sein, omni molestia vacare.' Mal. , Welches [die
vielen Feiertage] dem armen gmeinen mann ein grosse
beschwärt ist.' LLav. 1583. ,[Obw klagt gegen Nuw:]
Mitt aunemmung der landtlütten halten sy nidt dem
Wald gegen inen ouch nit die rechte Ordnung und alte
gwonheit, das inen vil beschwärd und unruow mache.'
1589, JSG. .Bättelvolk und ander frömd unnütz und
schädlich Gsind, die dann unseren biderben Lüten
etlich Tag lang mit grosser Beschwerd ufm Hals ligend.'
Z Mand. 1636. ,Perpeti a;rumnas Herculis, viel Be-
schwerden ausstehen, zum Creuz erboren sein.' Denzl.
1677.1716. S.noch C/?)er-J5Mr*(BdIV 1545). Insbes.a)in
ökonomisch-rechtlicher Hinsicht. Von Servituten
Grundlasten, Abgaben und andern rechtlichen Pflichten
oder Leistungen Av; Gl; Th; üw; U; wohl allg. ,Auf
einer Wiese, durch welche ein Anderer das Weg- oder
Wasserfuhrrecht besitzt, liegt eine ewige B. WUlr.
Die einem jeden Senntum zugeteilten Bauern haben
ilire B. zu tragen, zB. bei Schneefall auf den Alpen
Aushilfe zu leisten, Salz und Brot hinaufzuschaften,
Bettdecken zu liefern für die Alpknechte usw. ebd.;
vgl. B.-Tesslen. Ich han di B-e" g'macht, die unbezahlten
Ämter verwaltet, die alle Bürger nach dem Alter auf
sich nehmen müssen WLö. Er macht kein B-e", trägt
keine Bürgerlasten, ebd. Die B-e" fressund Ei"'mfast
üf W. ,Zu verkaufen eine Liegenschaft ... ohne Be-
schwerden.' Ap Anz. 1911. ,üas die genant frow [s.
Sp. 2056 u.] gewyst werden solle, ir usgeben houptguot
wider zuo nemen und das gotshus sölicher beswärd
zu erlassen.' 1496, Z RM. ,[Der Z Rat verspricht für den
Unterhalt der Grossmünstertürme zu sorgen] und
söltend wir [Propst und Kapitel] uns hin und fürr der
helmen nitt raer annemmen noch deren kein beschwerd
haben.' 1519, ZGrossmünster. ,Es sollen ... die lut-
priester in iren emptern von dem grossen zechenden
versechen [werden], also das sy . . . nit ir narung mit
beschwerd der undertonen suochen müessen.' 1525,
Bs Ref. ,Wir [der BRat] wollend, dass hinfnro die
geistlichen alle beschwerden [des gemeinen Mannes],
es sie mit sturen, tällen, reiskosten, zol, gleit, umgelt,
bösspfennig, tagwan und ander beschwerden, tragen
... sölle[n].' Ansh. ,Den tntschen Lehrmeisteren ist ver-
günstiget, von jedem Schuollerkuaben die Herbst- und
Wienachtfronfasten, jede ein Batzen, anstatt des Holzes
zenenimen und dan vorige Bschwärd des Holzes uf-
gehept syn.' 1602, B RM. ,Ir [der Landleute von Jaun]
Hüser [seien] sonst mit so schwären Fürsatzzinsen
beladen, dass sy kein wytter Beschwärd ertragen
mögend.' 1604, F Gbl. .[Die Arbeit] sol beschehen ohne
des Lehenherrens Beschwert' 1629, Gr (Guler).
.Knaben mit oberkeitlicher Beschwerd studieren . . .
2151
Schwarb, schwerb, schwirb, schworb, schwuib
2152
lassen.' 1645, ADenzlkr 1920. ,Geht jährlich darab
[ron einer Stiftung] an Beschwerden zu entrichten dem
Litpriester und Siegrist ihre Rechte ... dem grossen
Spital zu Luzern lut Traktat ein Mütt Korn Zehnten.-
1678, L. ,Die vermeinte Erben sollen drei Monat lang
Zeit haben sich zu bedenken, ob sie die Erbschaft mit
allen Beschwärden ... annenimen ... wollind.' 1743,
FMu. StR. ,Das französische Stipendi mit Beschwerd
18 fl. in Schatz ... hat ... erhalten N.' 1776, JHefti
1914. In Gl spez. von den Abgaben, die ein siegreicher
Wahlkandidat an diejenige Religionspartei entrichten
niiisste. die das betr. Amt zu vergeben hatte; s. Gl
JB. VIII 11/4. So hatte 1783 gemäss Landsgeraeinde-
beschlnss der neue Pannerherr zu bezahlen: ,in den
evangelischen Landschatz 100 Gl., Loosgeld 7 Gl.
10 Schill., in das evangelische Zeughaus 120 GL, auf
jeden au flags fähigen Landmann 25 Schill.' S. noch
Bd VII 1530u.; VIII 963/4; Sp. 409M. .Gemeine b-en':
.Einen des g(e)meinen burgrächts entrauben und doch
der gemeinen bschwärden nit erlassen, in lerarios re-
ferre.' Fris.; Mal. , Bürgerliche B-(en).' ,[N. wird] zu
einem burger angenomeii, der gstalt, das er alle b-e
beschwerden wie ein andrer gemeiner burger tragen
... solle.' 1540, AARh. StR. ,I)ie Lacedemonier hattend
ein Ordnung, dass ein vatter, der drei kind hat, der
wachten sollte erlassen sein, der viere hat, aller anderen
b-en beschwärden.' LLav. 1582. , Beider stetten [B und
F] ingesessne burger, so ligende güeter in der herr-
schaft Murten ... habend ... b-e beschwärd glych wie
die anderen tragen söllint.' 1599, FMu. StR. ,Usburger
[sollen] jährlich ein Kronen alhero uff das Rahthaus
schicken und andere b-e Beschwerten tragen.' 1653,
AaB. StR. Neben Synn. und verwandten Begriffen.
.Aller stür und beswerde ... ganz unbekümbert sin
und beliben.' 1466, AaZoT. StR. ,jnt synem nächsten
nachpuren glyclie bschwerd und bürde tragen.' 1536,
Aa Rq. 1923. , [Herrn Beat Fischer in Bern wird über-
lassen] die Continuation der geraachten [Post-]Anstalt
zwischen Bärn und Gentf und anderstwo ... samt allem
daharigen Kosten und Beschwerden.' 1677, ARotach
1909. ,Dass alle Beschwärden und Zehenten, under
welchem Dittel sie seind oder welchen Namen sie haben
möchten, sollen undersucht werden.' 1795, G Rq. 1903.
S. noch Bd III 196o.; VI 318u. ,Ane beschw.' ,[Ein
Totschläger soll sein liegendes Gut] nüt verwürgket
noch verlorn han, wan daz er und sin erben das söllent
haben und niessen ane beswerde und kumber des
gerichtes und der herschaft.' 1416, BSi. Rq. 1912. ,Das
die genanten von Arouw sölich hus an alle beschwärd
und beladtnüs der fryheit besitzen, bruchen, nutzen
und niessen mögen.' 1517, Aar. StR. Von drückenden
Rechtszuständen, widerrechtlichen Handlungen. , Dem-
nach und vil nüwer uffsätz und beschwerden, so vor
nie gewesen, uff ein ganze gnieind ... geleit und ge-
setzet.' 1489, Walum. ,Vil unchristenlich beschwärden
und übernutz in aller zinsen kouf sich zuotragen hat.'
1530, B Ref. (Gutachten der Geistlichkeit über das Zins-
nehmen). ,N. hat münzen türer ussgeben, dann aber
sy by syner oberkeit gilt, und allso dem gmein man
grosse beschwärd uffgelegt.' 1576, JHaas. ,[I)ie ,Haber-
niälwer' klagen, es sei] inn jüngstem Pfingstjahrmerkt
... ab unser Landtschaft Habermäl alhie öffentlich feil
gehept und usgemässen worden, welches aber inen
zu nit geringer Beschwerdt und besorglich böser Nach-
folg gereichen ttteyge.' 1644, Z RB. ,Die grösste Be-
schwerd seige die Gutsstühr, wegen grossen Gelt-
mangels, insonderheit aber die Straffen, so Denjenigen,
so zu wenig stührend, erst nach irera Tod biss in 4 und
500 fl. utferlegt werdent.' 1645, ZKyb. S. noch Bd VII
1530u.; Sp. 1102o. ,Ungöttliche B-en', die dem Willen
Gottes zuwider sind: ,[Gl und Z wollen den Unter-
tanen des G Abtes] jetz für dissmal die ungöttlichen
beschwärden, als nemlich der eigenschaften halb, des-
glychen die houptfäll, als die so nemlich unz biss uffs
kind in der wiegen gangen sind ... güetlich abnemen.'
1529, Absch.; wiederholt. — ß) von kriegerischer
Bedrängung. .[Der Prior von Tnlttingen bittet] im
sollicher beschwärdt [drohende Angriffe aufs Kloster]
vor zuo sind.' 1523. Absch. ,[Samson] wird suochen
mittel und wäg, wie er die bschwerdt in [den von den
Philistern bedrängten Israeliten] näm hinwäg.' Samson
1558. ,Alls er [der französische König] usziehen
wollen, das rych der beschwärt zuo entladen.' 1567,
Brikf (HBull.). — y) körperlich B; Gl; G; Th und
weiterhin. B-en uf ''em Mage" ha". S. auch Bd VII
1147o. ,[Dem , Richtwirt' zu Grüningen] gehet [von
ilem geschlachteten Ochsen] nützit zu Unnutz, wylen
er den Überrest ynsalzet und ins Kämmi henkt, also
das er die meiste Zyt syne Gest eintweders mit Fleisch
US der Sulz oder ussm Kämmi spyst, wie ich Sollches
auch selbs allbereit mit eigner Beschwerdt erfahren.'
1672, Schreiben des Landvogts. ,Gewüsse Beschwerden
halten mich [einen Beamten] oftmahlen ab, meinen
mir obliegenden Geschäften beiwohnen zu können.'
1772, Z. Von physischen Mängeln wie zB. Taubheit,
Verlust eines wichtigen Gliedes; auch übertr. aufs
Moralische, von Lügenhaftigkeit, Schwatzsucht, Al-
koholismus GW. (Gabathuler). — 8) seelisch. ,Mein
Herz ist bladen mit Beschwerden.' JCWeissenb. 1701.
,\Iit b.', mit innerm Widerstreben, ungern. ,Das [die
Wahl zur Priorin] hat sie [eine Nonne] mit vast grosser
beschwerd angenommen und hat sich vast entschuldiget,
dass sie nit gnuogsam sig zuo dem ampt.' 1513, G.
,(jravari, ungern und mit beschwärden etwas tuen; gra-
vate, verdrossenlich, ungern, mit beschwärd; moleste,
mit Unlust und beschwärd.' Fris. ,Gravate, mit Be-
schwerd, ungern.' Denzl. 1666/1716. ,Ohne B.' formel-
haft, = un-be-schwärt (Sp. 2077 o.): ,Es beliebe Dem-
selbigen [Leser], ohne Beschwerd auf folgende Stuck
.\chtung zu geben ...' JMüller 1665i — b) = Be-
schwdmtiss Ib. , Ehrwürdiger Gottespriester ward,
veilicht hab ich üch gmacht ein Bschwärd, dass ich
üch hab begärt allhar.' JMahl. 1674. ,An(e) B.': ,Haud
difficulter, leichtlich, on alle not und beschwärd; vera
a falsis nullo discrimine separantur, leichtlich, on arbeit
und beschw.' Fris.; Mal. — 2. = Be-schuärnuss 2, als
Rechtsausdr. allg. Z"* müess-mi''' B. träge", mich be-
scliweren; entspr. i'''trägi-mi''']cei"B.WMü. ,[Die Boten
aus BoSi.] haben uns zu erkennen geben allerleigebrästen
irs landtrechts ... So wellen wir ir landrecht gebessert
und die beswärden, so si darum gehept, abgestellt
haben.' 1497, B Ratserk. ,Die beschwärt, so uns [dem
BRat] N. ... von wegen siner frowen ... furgetragen ...
hat.' 1526, ebd. ,In Ansechung der Beschwehrd wegen
den heimlichen Abtätigungen, besonders in Ehe-
brüchen.' 1759, Absch. S. noch BdVII562u. ,Ein b.
erklagen': ,Also mag ein ieder. der mit unredlichem
zinskoulf beladen ist, sin beschwärd erklagen.' Zwingli.
Neben Synn. ,üb uns nach verhören des selben [eines
Appellanten] beswärd und anligens bedunken wurde,
2153
Seh warb — schwurb. Schwärm — scbwuim
2154
das im nngüettlichen were bescbechen und er clageiis
ursach bette ...' 1509, AaZoI'. StR. ,ln Schloss Lautt'en
bat es, aus Beriebt und Beschwerd Hm Obervogt Nab-
bolzen, nit ein Lot Bulfer.' 1673, Z. ,Mit b.' ,[N.]
zeigt uns in namen ... syner vogttocbter mit böcbster
beschwerd an ...' 1538/40, Z Ebegerieht. .Zudem
komt uns och mit Beschward [!J für, dass by nächt-
licher Zyt und Wyl einem Bidermann das Sin nit melir
sieber sin will.' 1040, GWil Mand. ,Ane b.': .[Nach
dem Tode der Mutter kann der Vater seine Kinder]
als menges als ime stirbet. erben . . . ane menglichs
beswerde und Widerrede und alle tedinge.' 1416, BSi.
Rq. 1912; ähnlich 1514. ebd. Etw. .bescbwerdtswys
fürbringen.' 1601, G. — 3. übergehend in konkrete
Bed. .[Sanison] ergryft die zwo sul underem bus, züehts
umb mit aller syner bschwärd.' Samson 1558; vgl. Rieht.
16.27.30. S.auchBdV905o. (.beswerf). Inderä.Post-
spr.. von schweren Sendungen; dafür auch .schwere
(beschwerte) Sachen, Waren.' .Vom Geld und ander
Bschwerden, Alles bim Gwicht vom Pfd von hinnen
[StGallen] gen Lindow 1 Kr.- 16'24, ARotach 1909
(G Posttarif). ,Es sollen ... in die Säekb Nichts getan
werden als Brietf, Scrittura und Zeittungen; andere
Beschwerten aber, als Gelt und Geltswehrt, solle[n] dem
Butten absonderlich gegeben ... werden.' 1649. ebd.
{Postvertrag zw. Zürich und Lyon); auch noch 1677
(.schwäre Sachen und Besehwärden'). .[Zürich klagt]
wie das letsthin zu Lenzburg ... der von Zürich
wöchentlich nach Basel und Von dannen wieder zurück-
reisende Bott angehalten, ihme seine aufgehabte Brief
und Beschwerden abgenohmen ... worden.' 1719, Absch.
Insbes. verpackte Barsendung, noch M. XIX.; vgl.
Gelt-B. ,Deni Baslerstock ist unter Adresse Herren
NN. in Basel von X. übergeben worden ein Beschwerd
von 193 Scliweizerfranken.' 1806. Z.
Mhii. be«,cm-de; Tgl. Gr. WB. I 160'2/3; Fischer I 909. Die
Lautung bzw. Schreibung mit ( (auch noch 1525. AaZof. StR.;
LLav. 1583) verrät Anlehnung an das Ptc. be-Khwärl (vgl. bes.
Bed. 3 Sp. '2076). die mit-«- au dessen ältere, jetzt (anscheinend
auch iu W) abgekommene rückumgelautete Form. Auffällig
ist die tw. Kürzuug des Vokals; vgl. dazu schwär (Sp. '2050o.).
St-hwüri, -i- (Sp. 208 1 ; auch U). Die heute (zumal iu Bed. 2)
häufige Ausspr. Beschwärdc** gibt sich als junge Eutlehnuug
aus der Schriftspr. zu erkennen. Vgl. noch die Auni. zu Bc-
»cAwani««« (Sp. 2081).
Gelt-: Bargeldsendung. PosxspR.-f. ,I*ass man ...
der Contanti und Geldbeschwerden die Adresse notiere.'
Z Postordn. 1743. — Land-: Landesauflagen. .[Die
von BnSi. klagen, dass die Ausburger] die gmeinen
Landtbescbwerden nit helfend tragen, sonders dieselben
uf inen allein ligend.' 1615, BSi. Rq. — Wuers-: zu
Bed. 1 aa. .[Durch den Bau des Lintbkanals würden die
angrenzenden schwyzeriseben Gemeinden] der Wuhrs-
bescbwerde und der Reckwegen entlediget.' 1784. Absch.
Brief-B'-sch wärder m.: Briefbeschwerer U;
Syn. Br.-Lader. — Für das (auch iu U) daneben vorkommende
DrieJ-Bc-achicärer durch Anlehnung an Be-schwärd.
scbwarfle" s. schwarblen.
Schwnrfm.: = Schwof 1 (Sf. 11 6b). Stioentensi'R.
seh würfe": = schwofen 2. ebd.
schwergle" GlS., schwerggle" GSev., W.. We. :
1. (sch)wanken. taumeln, unsicher und ungleichmässig
gehen GSev., W..We.; Syn. torgglen. I'''ha"g'schwergg-
let, infolge Übelbefindens. Tödlich getroffenes Wild
schwergglet; ein von der Kugel gestreifter Kegel hat
nw g'schw'ergglet. Er ist f/o)"'''*t"(hinüber), dar''' d' Ströss
ils (fschicergglet. — 2. sehwindeln, aufschneiden, so von
Jägerlatein GlS. Er schwergUt wider, ''as''s Ei'"m übel
wirt. — In Bed. 1 auch tir. seh imrgkln, schwergkin (Schöpf
658), kämt. (•0»<;*iiier9ff;n{Lexer 1862,229); vgl. auch .schwir-
gelu' (Gr. WB. IX 2715), ferner schwarblen, schwirUeii, sowie
Schwirlen 11.
Schwirle" f.: 1. an der Stubenwand drehbar an-
gebrachter hölzerner Arm (ein nach aussen spitz zu-
laufendes Brett), von dem an einem eisernen Stänglein
oä. das Schwirr- (Bd IU 1054/5). Schwirrle"-Liecht
(Ampel mit Talg und Docht, auch nur eine Kerze)
herabhängt, womit man im ganzen Gemach herum-
leuchten kann, „eine an der Oberdiele mit einem Nagel
befestigte, im Zirkel bewegliche Latte, Lichter usw.
daran zu hängen GrA.", Churw., Seh. (so Fondei, L.),
Pr. (auch etwa zum Hinauf- und Hinunterscbieben des
Lichtes eingerichtet; .in den Berggegenden noch da und
dort als Antiquität zu sehen'); vgl. Liecht- Schweiben
(Sp. 1730). Der Ätti hed grad e' Dächt g'machet in's
Schwirrliecht, das an der Schwirrle" über'm Tischli üf
hanget. MKuoni 1884. — 2. , derbe Ohrfeige W." —
Kaum zu Seh wir ib (Sp. 2138), souderu Abi. vom Folg. 2 eig.
w.as betäubt, taumelu macht; s. unterm Folg. a und vgl. das
syn. Tuslcn.
Schwirle" II, in GrV. schwürU': (oft wme"-, um-
enand-schtc.) „mit sein" a) hin und her schwanken,
von einem hängenden Licht GfiValz. (Tsch.). „taumelnd,
kraftlos hin und her schwanken", von Menseben Gr
„A.", ObS. (auch ,schwindlig sein'), Valz. (Tsch.) Ein
Betrunkener schwirled umc", auch Einer, der uf hdle"
Wege" geid GKValz. /'■'' hänem e" Orßge' g'ge", das'-
er grad g'schwirlet het GnOhS. — b) sich untätig, zweck-
los herumtreiben, auch ungeschickt herumhantieren
GrV. — Bei Gr. WB. IX 2721 zu ad. twiren, a(i].zwieren, sich
hcrumdreheu, -schwingen, -treiben (ndl. auch taumeln, von
einem Betrunkenen) gestellt; s. .schwieren' 3 bei Gr. aaO.
2620. Vgl. auch schwerylen mit Anm., schicirtneu.
Schwirli SchwürU — m.: , Einer, der Nichts aus-
richtet. Alles verkehrt macht' GrV.
Schwärm— schwurm.
Schwann (bzw. -ö-), in GrV. auch Schwärm, in U
Schwäre", in W Schwäru -o-, vereinzelt auch Schtcär (so
um Brig, aber Schwärm in Bed. la) — ni., PI. Schwärm
Aa; B; GrV.; Sch; S; Th; Ndw; Z. Dim. Schwärmli: wie
nhd. Schwärm. 1. eig. a) von Bienen AaF.; ApK.; BE..
oSi.; FJ.; GrV.; ScuR.; S; U; W; ZBüI. und weiterhin,
doch zT. nicht echt nia. (für Ndw von Mafthys ab-
gelehnt); dafür Imb (Bd I 233/4); (Bijen-jStöss. En
Schw. hanget am Ast ZBül. S. noch Ge-nams (Bd IV
755). En ganze'' Schw. Embe" AaF. Ganz Schwärm
Beieli chöme" z'ßüge". Emmentalebel. 1917. .Scbw. (oder
bauff der) ymmen. (ein ymh), examen.' Fris.; Mal.
,Scbw. der Bienen, examen apum.' Denzl. 1677. 1716.
S. noch Bd I 234o. — b) in weiterer Verwendung. Von
Wespen; s. Ge-schwarm. En ganze' Schiv. Flüge",
Miigge", Fischli ApK. Von Vögeln ApK.; SchR.; U; W.
.Fallen ganzi Schwärm von Spatzen. Amseln und
Staaren in die Weinberge ein . . .' Bärnh. 192'2. Dertr
2155
Schwärm, schwerm, schwirm, schworm, schwuim
2156
[Drachen] sind ganz Schivärm wie Fledermäs amene"
Uwe" Äbe't rfür'* d's Palgli i" (f flöge". JJörger 1918.
Von andern Tieren. De' ganze" Tag ist ... ei" Schwärm
Schaf um den andere" de" Zercreilabode" ab 'pläret.
JJöRCER 1920. ,l)er schw. fischen, ein schar und ge-
zöck, piscium examina.' Mal. Von Menschen B; ürV.;
Sch; Z. E" ganze' Schw. [Mädchen]. JBürki 1916. Mir
[wir] Purseh si" imene" dicke" Schw. hinder-ne" [einer
fremden Gesellschaft] nache". EBalmer 1928, Vorm
Hüs heindsi''' diie nw'' e" Schw. vo" Schuelmürte" ...
z'sämme"g' rottet. JJöRflER 1916. ,Turba, ein schar oder
menge des volks, schw., versamlung.' Fris. .Turba,
(Menge) Schw. (oder Hautfen) Volks.' Denzl. 1666/1716.
Schwarmswis B. D's Volk ... wo us allne" Loube"böge" ...
schw. füre"'brochen ... ist. RvTavel 1913. — 2. uncig.,
zu schu'ärmcn ~'c. E" Schiv. ha" für Öpper, für ihn
(sie) schwärmen BsStdt; BStdt und sonst. Auch von dem
Gegenstand der Schwärmerei, ebd. Si ist lang si" Schw.
g'iii". La" doch ei"fach de" Schiv. fare" ! E" schöne" Ma""
z'ha" isch überhaupt es Unglück. OvGreverz 1911.
.\mM. «-r,„™ in Bed. 1 (a); Tgl. Gr. WB. IX 2283,6 (mit
Beleg aus AvHaller 1732); Fischer V 12+2. Ä-Airorm ist
von tchwarme" rückgebildet. Zu Schwaiu, -o Tgl. BSG. VI 140.
D»ss in andern Gebieten, wo lautges. ebf. eine Form mit
SprossTokal zu erwarten wäre, Tielfach Schwann gilt, deutet
auf Entlehnung dieser Form; doch kommt auch Einfluss von
echtcärme" in Frage. Silnmr beruht auf Kreuzung mit Schar;
Tgl. dazu: ,Der Muggeu Schwaar, Hewschrecken Sctaaar die
weite Erden sehenden.' JCWeissenb. 1701.
Imbe" Ime"-: Bienenschwarm ApK. ,0b sy [alle
Völker] mich gleich umbfielind wie ein ymmenschw. ...'
1531/1638, Ps.; ,wie die byneu.' 1525/30. 1667/1707.
,Sie [die Gallier] waren also truehaft an jungen [!] volk,
dass sie ganz Asiani als wie ein merklicher imben-
schwarm erfüllen.' Aeg.Tschddi, Gallia. — Spätmhd.
immc(n)Kwann (Piefonb. 1857, 214a; 1867, 159a); vgl. noch
Gr. WB. IV 2, 2067; Fischer IV 26.
Vor-: Bienenschwarm, der als erster im Sommer
mit der alten Königin ausschwärmt. Imkerspr.; s. 1!
Hink. Bot 1870 E2; Bergraännli 1885, 90. — Auch bei
Gr. WB. VII 119/20 (unter ,Nachschwarm'); Sanders II 1037.
Jung-frau" C .Jungfern'-: Bienenschwarm, der
von einem jungen Schwärm noch in dem selben Sommer
auszieht. ,Von einem Mutterstock erhielt ein Appen-
zeller 2junge Schwärme und einer von diesen schwärmte
noch einmal (diesen nennt man einen J.) ... In der
Renti schwärmte ein Schwärm drei Mal, und einer
von diesen jungen stiess noch zween J. -schwärme aus.'
Steinm. 1804. Auch = Nach- Schw.; s. das Folg. — Vgl.
Gr. WB. IV 2, 2386; Sanders II 1037 a.
Nach-: auf den ,Vor-Schw.' (s.d.) im gleichen
Sommer folgender, mit einer jungen, noch unbefruch-
teten Königin ausziehender Schwärm. ,N.oder Jungfern-
schwarm.' B Hink. Bot 1870. — Vgl. Gr. WB. VII 1 19/20.
P f a f f e u -. ,[üu, StGallen] haltest weder Pundt nach
Eid ... vollstreckts [!], wass dein Pfaffenschwarn [!]
dir gebiet, dass Got erbarm!' 1658, Lied.
Ge-schwarm (ä.Spr.), G'- schwärm B — n.: 1. als
Vorgangsbezeichnung, von geräuschvollem Herum-,
Durcheinandertreiben einer Schar (Menschen), „Lärm,
Tumult, zB. in einem Zimmer, wo Kinder durcheinander
schreien, lachen, springen B" (St."). — '1. = Schwärm 1.
,Ein geschwerm hurnussen und wäspen.' XVI./XVII ,
Z (Beyels Chr.); bei HBrennw. Chr. .schwärm' (s. ent-
sattlen Bd VII 1441). Haufen Leute B, auch It Id. (,exa-
men, niultitudo hominum'). ,Ward erkannt[1405], allen
widerspennigen beginnen ein urphede zuo geben, noch
selbiger tagzeit die statt zuo räumen. Hiemit wurden
bey zwenzig häusern geläret; soviel ist dieses ge-
schwarms da gewesen, das sieh under dem schein der
religion des betteis angenommen.' Wdrstisen 1580.
,Den erwünschten tag der evangelischen warheit be-
trüebet nicht wenig der widertäuffern sect und irrung,
welche dieser zeit ... mit hauffen aufgienge ... Dieses
täufferisch geschwarm, so mehrteils aus dem geraeinen
mann und schlechten baursvolk aufferstanden, war
ungleich gesinnet. [Trotz der Gegenmassregeln] mehret
sich dieses nachtgeschwarm.' ebd.; danach bei JGross
1624. — Mhd. yeHwarme, -aicerme in Bed. 2; vgl. Gr. WB. IV
1, 3982/3 (mit Belegen aus AvHaller); Fischer III 502
(G^'Schwann, -sckiränii), ferner Gt-achicirjn, -sckwürm.
Küe-melker-: verächtlich i. S.v. Bauerngesindel.
,Die Bauren, das K.-gschwarm.' JMahl. 1674.
Nacht-: nächtlich herumstreifendes, im Dunkeln
sein Unwesen treibendes Gesindel; s. Ge-schwarm. —
Vgl. Gr. WB. VII 181.
schwärme" (bzw. -ä-, in Aa It H. auch -e-), in W
tw. -u", 3. Sg. Pi a;s. und Ptc. -et GrV., sonst -t : wie nhd.
schwärmen GW.; Ndw. 1. a) von Bienen Aa (H.); Ap;
Bs; B; FJ.; GlS.; Gr; GT.; Th, dafür bodenständig
stössen. S. auch Bd I 234 o. — b) (meist mit Richtungs-
best., bes. ume"-, wn-enand(erj-schw.) in weiterni S.
Von Weidevieh: D' Schaf sind usenandere"g' schwärmet;
die ganz Hab Geiss ist in d's Matt i" g'schwär.met GrV.
Von Menschen Aa; Bs; Gr; Schw; W und sonst.
Er ist di ganz Nacht omenandg' schwärmt AaF.
S. auch Bd VllI 29Uo. Uneig.: ,By den Armen ist nit
so guot; ire Suppen hat gar ein schiächten Muot, die
Brockhen schwärmen hin undt her; wan sie gern essen,
so ist es lähr.'l 772, Zg (Schreib vorläge eines Lehrers). —
2. aufs Geistige übertr. a) rasen. ,Ae8tuare, in grossen
engsten sein und ynbrünstig sein und wüeten, schw.'
Fris. ,Schw., bacchari, grassari, furere; schwermen,
toben und wüeten wie die Unsinnigen, bacchari.' Denzl.
1666/1716. — b) .Phantast sein' Aa (H.), phantasieren,
bes. von den Reden eines leicht Fieberkranken im
Schlaf GlS. — c) für Öpper, Öppis schtc, wie nhd.,
doch keineswegs volkst. — Ahd. »wer(e)men, educere (Ahd.
Gl. II 704, 62; .cisamine suerimen, confluere.' ebd. 677, 33);
mhd. sicarmen. -t- in Bed. 1 a; vgl. Gr. WB. IX 2286/90 (mit
Beleg aus AvHaller 1732 in Bed. Ib); Fischer V 1242/3,
sowie schwirmen. Das W. wird zT. auch durch die Qual, des
e-Lautes als schriftspr. Lehnw. erwiesen.
Schwärmer m.: 1. zu schwärmen 1. a) Abend-
falter, bes. aus der Familie der Sphingida GW. und
sonst. — b) Noraade. .Diejenige Schwermer, denen
unsre Lande zuteil worden, fanden treffliche Weiden
vor ihr Vieh, setzten sich an und in den Alpen und
hiesen sich Helfeter.' JHScaiNZ 1764. — c) der be-
kannte Feuerwerkskörper Bs; B; G; Th; Z; wohl allg.
,Der Alte, dem der Spott im ganzen Gesichte herum-
fuhr wie ein Schw. durchs Gras.' Gotth. ,Zedel an
alle Canzel hiesiger Statt, das Schwärmer und Feür-
werffen [verboten werden].' 1716, B RM. S. noch
Schnarcher II (Sp. 1316). — 2. zu schwärmen 2. ,Schw.,
von einem Geist besessen, fanaticus.' Denzl. 1677;
dafür ,Schwärmergeist.' ebd. 1716; vgl.BdII490. .Schw.,
bacchans, grassator.' ebd. 1677. 1716. In religiösem S.,
Schwarmgeist, Sektierer. ,Die predig des treffenlichen
Martini Luthers wider die schwermer zuo Wittemberg
geton.' ZwiNGLi (Schrifttitel). ,Dass sie [die Bs Luthe-
2157
Schwärm — schwurm. Schwärt — schwurt
2158
ranei] mit Ketzern, Täufern, Spiritussern, Sacramcii-
tirern, Schw-n, Tüt'eln zu uns werfen.' 1570, GLinher
1890 (Predigt von Heinrieh Erzberg).— Vgl. Gr. WB.
IX 2290/2; Schni.» II 64 7; Fischer V 1243, sowie Schwinner.
Lieclit-: kleiner Nachtfalter, der das Talglicht ua.
umschwärmt Bs (Seiler).
Schwärmi s. Schwämmi II (Sp. 1856).
Schwirm 11 m. ,Des ersten: so wann fürterhin in
der Gemaindt und Gericht zue Zyllschlacht Heuser
oder ligende Güeter verkauft werdend, soll der Nechst
vom Bluot zue solchem Kauft' vor Mengklichera Zugs-
gerechtigkeit liaben. Zum anderen: wann aber Keiner,
der vom Geblüet verwandt were, solchen Kauft' ziechen
weite oder kein Freundschaft verbanden were, solle
alsdann der nechste Schwirm zum ersten und vordersten,
demnach und darufi" der Jenige, so auch derselben
abgeteilte Güeter, dann der oder die Jenigen, so mit
Demselben in einen Zuber gezinset hete, und also ir
Einer vor dem Anderen den Zug liaben ... Zum vierten :
so wann aber Güeter verkauft wurden und Niemants,
der verwant, desgleichen auch kein nechster Schwirm
oder abgeteilte Güeter ald deren, so man mit einanderen
zinsbar, verbanden weren, alsdan solle dem Käuifer
solicber Kauft' verbliben und ime nit abgezogen werden.'
1624, TaZiblschl. Urk. (Ordnung des Zugrechts). —
Nach dem Original im Gemeindearchiv von ThZihlschl. Der
sachliche Zshang weist anfZsgehörigkeit mit Schwmn 1 (unter
Seh wir Sp. 2 1 32 ; Tgl. hes. Sp. 2 1 33/ 4) ; doch ist das Bedeutungs-
verhältuiss unklar. Vgl. noch Pup. 1889, 709 ff.
G"-schwirm BsStdt (KRHagenb.); Vad.; RCys.
(neben ,-ü-'), G»-schwürm „B"!!., 0. (so Hk.), S.,
Stdt und It Zyro; XSpr. — n.: 1. = Ge-schwarm 1,
„Lärm, Getümmel" BsStdt; B (auch St.*). nach Zyro
bes. vom Treiben der Nachtschwärmer. J«* ico't e'kei's
G. um jni"* umc" ha" B. Bi allem G'stürm und allem
G'schwirm. KRHagenb. Settigs G'sehwürm u"' G'sürm
«"'' Lebe". Schwzd. (BStdt). — 2. (von 1 nicht scharf zu
trennen 1) = Ge-schwarm3, „Menge fliegender Insekten,
zB. Mücken B''Hk. (wie man oft an heissen Tagen in
Wäldern sieht und hört). , Schlangen, krotten, derglych
gschwürm [: ,gwürm'].' JMurer 1559. Von Menschen
B. Das G'sehwürm vo" g'wunderige" Lüte". MWalden
1884. ,Under ougen abt Diethelms, siner raten, edlen
und unedlen und vil geschwirms.' Vad. ,Von abt Diet-
helmen, vom dechant Glussen und allem anhangendem
geschwirm.' ebd. ,Das geschwürm der münchen und
nunnen.' HBüLL.Tig.; noch öfter. ,Ein gross geschwürm
der Juden, Christen und beiden.' LLav. 1587. Von Ge-
spenstern. ,1m ... Monat Januario des ynganden 1608.
Jars hatt man ettliclie Nacht gehört ettwas Geschwirms
oder Gespensts, alls ob es ein umbzübende Gesellschaft
wäre, mit allerley Seittenspilen, Karpfen, Luten [usw.].'
RCys. .Verständige Lütt haben diss Geschwürm nit
wollen für sälige Lütt noch ein guottes Hör erkennen
oder nennen, sonder für ein tüfflisch Gespenst, ein
Wuott ins Hör.' ebd. ,Dass man an einem Abent ...
gehört ... durch die Mitte der Stadt ... ein seltzame
Procession und Geschwürm, als ob es Menschen wärent,
daharztthen mit lieplichem Seitenspil ... syen sy Einer
nitt wie der Ander dahargeschwürmet.' ebd. (noch
öfter); s. auch Schar IV (Bd VllI 1099).
Vgl. Gr. WB. IV 1, 4013/4 (, Geschwürm', auch ,-i-, -u-');
Diefenb.-WUlcker 615 (,-ü-'); ChSchmidt 1901, 138 (,-i-, -ü-');
Schm." II 647 (,-U-') ; Fischer III 5 1 5 (,-ü-, -i-, -u-'). Ob unsre
1- und u-Formen auf urspr. verschiedene Vokalstufen zurück-
gehen, ist von unserm Material aus nicht zu entscheiden. Die
i-Form erscheint zwar bei uns in der ganzen Gruppe vor-
wiegend auf (zT. früher) entruudeudem Gebiet, aber auch bei
Vad., Fris. 1.541 (,schwirmbeu') und RCys. Anderseits kann
li lautliche Rundling von i (vg].S<hwirbel, schwirim), in il.Quelleu
tw. umgekehrte Schreibung für ,i* sein; für Umlaut von w spre-
chen d.igegen ausser .Geschwürm' (s. o.) ,Schwurm' (= Schwärm)
und ,schwurmen' bei Gr.WB. IX 2768; Schm.'II 647; Martin-
Lienh. II 530; FischerV 1298; Autenrieth 130f-o-;; Crecelius
778 (-0-), sofern diese Formen nicht etwa auf , falscher' Rück-
bildung ans i-Cii-; Formen beruhen. Vgl. noch die ähnlichen
Verhältnisse bei Schicirbd:SchwürM .-SchicurM (Sp. 2148/9).
schwirme» II BTwann (Bärnd. 19'22); äSpr.,
schwürme" BStdt; XSpr., 3. Sg. Praes. und Ptc. -et
BTwann, -( BStdt: 1. (oft ume'-schui.) - schwärmen Ih B.
.Wenn die Motte ... um das Licht ume"schwirmet.' Barnd.
1922. , Zu Nacht schwirmet die Fledermaus.' DBruckner
1748/6.3 (Merkw.). Von Menschen, 's schwürmt Gross
u"' Chlin i" Uüffen umme", um die Gaben des Oster-
hasen zu suchen. Schwzd. (BStdt). ,Da haben die
schönen säubern Gsellen die Catholischen [im Veltlin]
überfallen wollen. Alles erwürgen, die Bilder stürmen,
nach ihrem Gfallendaselbsten schwürmen.' 1621,Zinsi,i
1911. ,Uahar schwärmen' ; s. Ge-ÄCÄJüirm .2. Vom Winde:
.Aestuat ventus in cum locum, der wind schwirmbt
in das selbig ort hinein, falt ungestiieralich hinein.'
Fris. 1541. — Schwürmen n. .Weil das Auslaufen
und Schw. mit den Feur- und andern dergleichen Rohren
sowohl in Waiden als ufern Veldt dem gemeinen Baurs-
man zue höchstem Verderben gereicht.' 1627, Bs Rq.
, Dergleichen nächtlichen Unwesens. Schw-s und Stür-
raens sich zu massigen.' B Mand. 1686.
Vgl. Gr. VFB. IX 2287 o. (unter .schwärmen'). 27 16 (.schwir-
men'). 2768 (.schwürmen'); Martin-Lienh. II 530 (»chwürvir');
ChSchmidt 1901, 319 (.schwürmen'); Fischer V 1242/3 (unter
»chtcürme" ; ,-i-, -U-') und die Anm. zu Ge-achwinn. Nach Bärnd.
1922, 337 stünde neben dem Sg. d''') sihwirme' usw. der PI.
(micr) schwärme" USW. nach dem bekannten Muster st. Vben.
kui tchwirmen i.S. T. schwärmen S weisen entlehntes genf.fuire
arhwirmer, Einem den Kopf verdrehen, ihn verliebt machen
(ETappolet 1917, 159), ferner SchwirmcrS, schwirmig.
Schwirmerm.: 1. = Schwärmeric. Bs Mand. 1777;
s. ehesten (Bd III 542). — 2. = Schwärvier 2; in der Zss.
Schwirmer-Geist (Bd II 490). — Vgl. Gr.WB. IX 2716
(.Schwirmer'). 2768 (.Schwttrmer'); Schm.' II 647 (,SchwUr-
mer'); FischerV 1243 (unter Schicärmer; ,-i-, -u-') und die
Auni. zum Vor.
schwirmig: irrgläubig, ketzerisch. ,Dich Maligne
und deinesgleichen schwyrrmige Weltgeister kombts
sauer an, euren Abgott [den von den Kapuzinern beein-
flussten abgesetzten Schultheissen Roll] ussert seiner
Function und Potenz zu sehen', Entgegnung des Junkers
vStaal auf eine Schmähpredigt des Kapuzinerpaters
Benignus. 1633, S (FFäb 1884). — Vgl. Gr.WB. IX 2716
(mit Beleg aus Parac.) und die Anm. zu schwirmeH.
Schwärt — schwurt.
.Schwärt f. äSpr. (flekt. ,-en'), in der leb. Spr. nur
als Reimform (s. Anm.), m. in Bed.3, sonst Seh warte",
■ a (in TB. -u), meist mit Dehnung (in Ap; GRh. auch
Schwüle") — f., Schwarto, -u m. W um Brig, Vt., PI. -e;
in W -e, in BGr., R., Sa., Schw. Schwarti (in BG. nach
einer heute abgelehnten Angabe Schwerti), Dim.
Schwartli BSa., Schw., Schwärtli Bs; BSchw.; GWe.;
2159
Schwärt, schwert, sclnvirt, schwort, schwurt
2160
ScH, SO R., 8chl. und sonst: 1. wesentl. wie nhd. Schwarte.
a) eig., (dicke, behaarte) Haut, a) des Menschen. Dem
het's Näts 'tö", er het e" ticki Seine, von einem Ge-
prügelten ApK. ,An der füeze [Cliristi] sw-e was meuig
srunde und swil und grosser blatren vil.' WvRheinau.
S. noch Bd IV III60. (Zwingli); VI 1201 M. (HBull.
1572). Spez. 1) Kopfhaut; Syn. Haupt-Schw. ,üie
Haupthaut oder Schv.art.' FWürz 1612. 1634. ,Es
pflegt auch in Hauptwunden leichtlich zu geschehen,
dass sich die Schw-e von dem Haupt abschelet.' ebd.;
noch öfter. S. noch Bd VIII 1128M. (Fris.; Mal.). —
2) durch schwere Arbeit lederhart gewordene Haut,
Schwielen an der Hand B; TnTäg. (Pnp ). E' rechti
Bernerhang het Schw-e" wie Schuehsole". B Volksztg
1915. RA. (Einen prügeln udgl.) (d)as'(-em) d'Schiv-e"
chrach(e)t Aa {AGysi), d'Schwe' chrache"(dj, wie nhd.
Aa; Bs; B; Gr; L; G; Sch; Schw; S; Th; Z; wohl allg ;
vgl. Bd III 784, auch schwarten 3. [Eine angegriffei e
Solothurner Bäuerin] wuscht rechts und linggs üs, ''as'
d'Schwe" chrache". Schild 1885. Er w^t-em 's Leder
chlopfe", ''as'-em d' Schw-e" täte" chrache". JReinh. 1P17.
Wänn-i''' de" Kärli da hett, tour''-en diir'''e"karwatsche",
das'-em d'Schwe" chrachti"d. ACorr. (Most.) 1882.
S. noch Sp. 187M. 446 0. ,Ich weit in hären, daz er
wand, im weit die schwärt krachen.' 1502, Z RB. ,Ich
wett inn strecken hy dem har, das im die schwärt
müesste krachen.' Rukf 1539. ,[Die Wucherer] forderen
... von iren schuldneren frücht, ziehen die von inen
ein und schlahen sy inen dann dermassen zuo gelt,
das inen die schwärt krachen möchte.' SHochh. 1591;
,Schw-en.' 1693. ,Ein armer Gesell mag leicht Etwas
reden, so straft man ihn, dass ihm die Schw-en krachet.'
KLosTERfiucciu 1687. Auch: Ei"'m d'Meini"g säge" (ü),
hlge" (B; L; Th), rüeme" (B; L; s. auch BdVI932o.
ferner Üs-rüeffer ebd. 703), pralaggen und praschalle"
(JHowald 1920), ^?ejj/'e"(BsP3sn. 1914), 6iäsc"(RvTaTeI
1913), schaffe" (GStucki 1908; Messikommer 1910),
iverche" (Ap Kai. 1925), studiere" (Bärnd. 1914), chilte"
(L), einheizen, auOaden (GkNuT), ('d)as' d'Schiv-e"
chrache"(d). Seisch Öppis zu-me" böse" Wicht, grad üse"
mit, ''as' d'Schio-e" chrache"! Schilp 1866. Vti" de"
chlinere" G'schäfte" mag-i''' gar nüd rede"; Die rasiert's
e"weg, das' d' Schw-e" chrache'd, bei einer Krise. E Esch-
mann 1922. Sn sV-si ga" liiche"bach und hei"-seeh. dert
la" d's Zechni [Zehnuhrinibiss] ge", das' d'Schw-e"
g'chrachet hei". RvTavel 1913. S. noch Sp. 8660. —
ß) des Schweines ApK., des Tierfleisches (FStaub),
bes. Schweinefleisches Sch (St.''); Syn. Sütc-Schw.
,Eberhüt ... heisst eigentlich die dem mehr als seclis-
jährigen Zuchteber ... abgezogene (g'schuntni) Schw-e".'
BiRND. 1925(BAarw.). Spez. = SpecTc-Schw. (auch grüne)
Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; G; Sch; S; TB.; Th; U; Z.
Er hät-mer no'' (d')Schw-e" g'ge", den Speck selbst ge-
gessen Th. Der Speck isch zarte, er schmilzt und löd schön
ab der Schwe". Zvböri. RA. : Me" sieht-ene" 's Schnmrtli
dur''' 's Mal, schmeichelt ihnen. Bs Fastn. 1914 ; vgl.
Sjieck-Schw. S. noch Bd VIII 814 (Durch- Schin). 929 u.
Auch = Speck-Siten (Bd VII 1457) S; ZFehr. S. noch
Bd VI 787o. (ZLauf. ütfn. XV./XVI.). — h) = Ranft 2
(s. Bd VI 1050/1) BSi. (linOb.), bes. an Käse (s. Chäs-
Schw.) BG. (Id.), 0., Si. (It ImOb. die harte Kruste in
ihrer ganzen Dicke), an Brot BSi.; vgl. Narben (Bd IV
787). ,Crusta, (ein harte Schalen oder Runden, eine)
Schw-en.' Denzl. 1666/1716. — c) Baumrinde B (It
Zyro; bes. von Tannen); ScHSchl.; U, (längliches) Stück
Rinde, woran noch etwas Holz sitzt GlS.; L, .abge-
spaltenes Stuck Holz, das ziemliche Breite, aber nur
geringe Dicke hat' ZFehr. Es het ''em Trommel bim
Reiste" e" grössi Schtv. abg'schlage" GlS. Spez. = Schw.-
Britt (Bd V 909), Schwartenbrett Aa; Af; Bs; B, so
Gr., B. und It Zyro; FJ.; Gl; Gr; L; PAL It Giord.
(.tavola laterale segata da un tronco'); G; Sch; S; TB.;
Th;Uw; U; W; Z, bes. auch von dem aus mehreren un-
regelmässigen Stücken bestehenden Abfall Ap ; GSev., W.
Syn. noch Fleckling 3 (Bd I 1191); Ab-Laden (Bd III
1066); Schwartling ; Schw.-Stuck; vgl. Schw.-Schlt (Bd
VIII 1519). Dursli... heig zu sine" Purste" g' seit, wen"-
er se-n-am Morge" für'' e' g' jagt heig: ,La" g'seh", Buebe",
wäschit-ech u"'' b'segnit-ech u"'' dernä''' gät-mer de"" uf
d'Sagi ga" ge" Schw-e" stele"!' Loosli 1910. .Ausgaben :
4 Schw-en 32 ß, 5 Dachlatten 22Vs ß.' 1807, Z Haush.
Zu Zaunlatten verwendet Ap; Bs; B, so E., Gr.; vgl.
Schw.-Hag Ap; BE. (Loosli 1910), ferner Hag-Schw.,
sowie FGStebler.AW. 418.423. ,meStagln,nagstngh,...
tragen die wagrecht darg'leite" Latti (schmale Bretter)
oder die sie ersetzenden Schwarti (Sägebauniab fälle).'
BiRND. 1908. Auch (wenn aus kürzern Stücken be-
stehend oder zersägt) zum Brennen Ap; GW. und sonst;
vgl. Schw.-Hoh (Bd II 1260), ferner Seine- Böscheli,
Welle aus solchen Stücken Ap. Biirdeli und Schw-e",
als Brennholz. Scnwz. Handwerkerztg 1918. ,8 d. umb
schw-en in Stadelhotfervorstat zuo dem brunnen.' 14 07/8,
G Seckelamtsb. ,2'/^ ßd. für ein tilen und schw-en zuo
dem wyer uff der tenschen in den kenel zuo tecken.'
1472, BLauf. Vogtrechn. , [Ausgegeben] E. umb 1 boni
laden 17 ß 6 d. zuo der rechenstuben; M. umb ein bom
schw-en zuo der rechenstuben 1 pfd.' 1498, S. ,2 pld
10 ß W. umb 100 schw-en zuo dem tach über die
laden.' 1520, FHeui 1912. .Obmann K. soll den buw
im kloster zun Barfüessen, so er zetuond willens, nit
mitmuren sonder mitguoten ufrechten schw-en machen
und dann ein tor ald zwey daran henken lassen.' 1550,
Z RM. ,8 ß gab S. nmb 1 laden und 1 schw-en.' 1570,
AaB. Baumeisterrechn. , Bianca, Brett, (Dille), Schw-en.'
Denzl. 1666/1716. ,Das übrig Holz hy der Mülly und
Sägen, es seigend Sägbäum, Laden, Schw-en ald Brenn-
holz.' 1681, Baumannsche Chr. .Hortulanus sepit vel
macerie vel vacerra ... vel plancis, der Gärtner zäunet
eintweder mit einer trockenen Maur oder einem
Stangenzaun . . . oder Brettern (Sciiw-en).' Vestib. 1692.
,Um eiche Schw-en, so in Krautgarten zu Benken ver-
braucht, 1 Fl. 24 ß.' Zubers TgB. 1693. ,Ein ... Bienen-
häuslein ... welches nach Mitternacht zu eintweder
mit Schw-en oder sonst geringen Brettern verschlagen
seye.' EKönig 1706. S. noch abcn-risen (Bd VI 1340);
Sager II (Bd VII 436); Sp. 2135o. — d) Anschnitt übli.
AAWohlen, von einem Gegenstand abgeschnittenes
grösseres, platten förmiges Stück BR., Sa.; Syn. Schwan-
<ew.3(Sp.2013). E" Schw.GhäsBn. ,Es Sclncartli Che^^s
i" d's Mül [ist] ein treulicher Hungerstiller.' BiRNi>.
1927. — e) (alter, dicker, schweinslederner)Bucheinband
B, so Sa. ,[Ein Saaner erklärte mit Bez. auf den Heidel-
berger Katechismus] d'Schwarti (den dicken Leder-
einband des Buches) habe er lieber wa" d's I"wändiga.'
Bärnd. 1927. Auch = Schunggen 3 (Bd VIII 930) Ap
(WBotach 1924); B und weiterhin. En alti Schw. —
2. Genick Bs It Spreng (.zuweilen'); vgl. Schw.-Hals
(Bd II 1209). ,Die schwärt oder genick, das (,der.' Fris.)
hinder teil am hals, cervix.' Fris.; Mal. , Schw-en des
Halses, cervix.' Denzl. 1677. 1716. — 3. .armer Schwärt',
2161
Schwärt, schwert, schwirt, schwort, schwurt
2162
armer Teufel. .Sollen si [die faulen Reichen] kallen,
reden, so muss er [ein solcher Reicher] etwan einen
armen Schw. haben, den der Hunger gelehrt hat reden . . .
an seinem Hof besolden, der für ihn rede.' DTomann 1708.
Mhd. simr((«) stswf. in Bed. 1; vg). Gr. WB. IX 'J'295/9 ;
Martiü-Lieiih. II 530 (auch pers.); ChSchmidt 1896, 98;
Fischer V 1243 (auch Schwärt m. in Bed. 3). Die einsilbige
Form unch in folgenden Reimen. Art lad nid mn Art, drum
hed't Brittli e" Bort und der Speck »f Schicurt L (Ineiclicn);
s. auch Bd IV 1122n. und vgl. Wander I U9. ,Der Tiere
gibt es manche Art, gar grosse und gar kleine. Walfische
mit zolldicker Sehwart und Hürling zart und feine' ZWth.
Bed. 2 geht von I a aus. Zu 3 vgl. Fell S (Bd I 770); Bat l <■
(Bd II 1776); Ledrr H (Bd III 1072); BaUj .5 (Bd IV 1209).
S. noch die Anm. zu Schwertel. Hieher viell. die Flurun.
,Schward' (gespr. -rt>] BsHersberg (mit ,Unter-Schw.'); ,Rock-
schwarten-Fluh' BBolt.
Hag-: Schwarte (in Bed. 1 c) für Zäune. .Partie
Haagschwarten von N. Fr. 10. 40.' OFrehner 1925
(Rechn. der Schwägalpgenossenscliaft 1004/5).
Holz-: .äusserer Umkreis eines Stammholzes, als
Schale gedacht' Nnw (Matthys). — Als Flurn. ThIstigh.
Haupt-: = Schtvart 1 a a 1. , Schneide die H-e mit
einem scharfen Messer creutzweis auft' biss auff die
Hirnschalen.' FWUrz 1612. 1634. ,So du ... nach auft'-
getaner und hinweggeruckter H-en befindest, dass kein
Riss oder Spalt [in der Hirnschale] verbanden.' ebd. —
Mhd. houbettmarte.
Chas-: = Schwärt Ib, an Käse ApA.; BG., Sa., Si.
(ImOb.), auch aus der Form gepresster Käsestreifen
BoSi. (Frehner); Syn. Ch.-Rinden, -Ranft (Bd VI 1039.
1052). ,Chdsschwartleni (Rindenstücke) . . . schmecken
ausgezeichnet, wenn man sie am offenen Feuer bratet.'
BiRND. 1927. — Lade"-: = Schuart Ic, Schwavten-
brett B. so E., Schw.. Tuaiin und It Zyro. 'deckt isch
das [Häuschen] o"''' g'si' wi alli andere" mit Zimmer-
spän W^ L-e", tco-me" uf ''em Gibeli (der First) mit
schicdre" Stäine" . . . Viastet het. BXknu. 1922. .[Meine
Frau] hat mir die Hcnim''liskragen gestärkt und g'glättet
und drannen geflegget, bis sie hert sind worden wie
eichig L-en.' JIH'rki. — Mist-: entspr. Schwärt Ic,
als Mist-Be-schlagi (Sp. 474) verwendet. Nachdem der
Fuhrmann ein Fuder Mist geladen hat, schlägt er ihn
mit der M. möglichst glatt und fest ZWila.
Bach-: Pflanzenname, = SacÄ-ScÄarten 6a (Bd VIII
1309) GSa. (BWartm. 1871). — Zur Entstellung vgl. das
Syn. Schiein-Schu\
Bretter-: = Laden-Schw. .Blanken und Brätter-
wänd von Tillen (Br-en) zusamraengetügt.' Spleiss 1667.
Suw-: = Schwärt JZaß Ndw (Matthys). — Vgl. Gr.
WB. VIII 1928.
Schnitt-: Speckschwarte PJ.
Schwin-: Pttanzennarae, = Schwin- Seharten (Bd
VIII 1309). — Vgl. die Anm. zu Bach-Schw. In eig. Bed.
bei Gr. WB. IX 2-153.
Speck-: 1. wie nbd. Ap; Bs; B; Gr; L; G; Scb;
Tb; Z; wohlallg. Üyn. Speck- Hut (GrV.; IB.), -Rinden
(Bd VI 1040). .An den harten Sp-en sogen die Jungen
stundenlang, bis sie weich zum Kauen wurden; sie
schmeckten doch immer nach Speck, wenn auch Nichts
mehr daran war.' Messikom.mer 1911. Sp-e" mit Cchli"
Speck dra", für die Vögel im Winter, ebd. De' 3Ioiseli
hei'-mer mo"* Sp-e" üfg'hänht u"'' Nuss. Emmentalerbl.
1917. Eine Sp. Iiängt man als Lockspeise in die Mäuse-
falle Sch; Th. Man braucht eine solche zum Einfetten
zB. des Sägeblattes an der Handsäge B; Sch; Th; raanbe-
Bohwei!^. Idiotikon IX.
streicht damit ein CÄMec/(e"-B/cc/», damit der Teig nicht an-
klebe Bs; GT.; Sch; Th. Derui! hedder Hannesg'schicind
die Sp-e"g'nu", tvaneb'"''em ühriste" g'lege" ist ... [Chr.;]
Was nimmst-mer mi" Schivarte"? i''' hä'-se ««'* welle"
deheime" in d' Suppe" tue". [H.:] J'* hä" nu" e" Bitz
d'Schueh midere" salbe" welle". J.Iörger 1918; nachher
Speckhüt. .l'ie Stirne war heiter und glänzend, ohne
eben mit Sp-e gerieben zu sein, wie manche Mädchen
zu tun pflegen, wenn sie glänzen wollen.' Gotth. [Ein
auf eine gute Mahlzeit sich freuender Knecht] het
g'glänzet wi'-ne" Sp-e". SGfeller 1919. Bei Halsentzün-
dung wickelt man eine (grüne) Sp. um den Hals mit einer
warmen Binde darum Ap; Th. Warze" z'vertribe", söll-
me"-se" ame' Frltig atn Morge" vor Sunnenüfgatig mit-
ere" Sp-e" salbe", soll die Schwarte" under d' Dachträufi,
wo weder Sunne" no''' Mö" zue schint, vergrabe"; wie
d' Schwarte" verfület, vergangen au''' d' Warze" BsL.
Ei"''m fd')Sp-e" (BsL., auch -Schwärtli), {'s oder e")
Speckschwärtli dur"'' 's Mül zieh" (auch striche" Sch).
Einem schmeicheln, ihn durch falsche Vorspiegelungen
betören Bs; GBuchs; Sch, so R.. Schi.. St. (Sulger). —
2. Dim.. stets zu Komplimenten geneigter Mensch
Bs. — Vgl. Gr. WB. X 2049; Martiu-Lienh. II 530 (f. m.);
Fischer V 1498.
Tile" D-: = Schwartlc; uneig. für dicke Haut Bs.
sch warte"". 3. Sg. Prses. und Ptc. -et: 1. .Schwarte
bekommen' Nnw (Matthys); vgl. er-, ver-schw. —
2. entspr. Schwärt Ic, vom Sägeklotz das erste und
letzte Brett absägen GnSpl. — 3. tr., „prügeln, dass
Einem die Schwarte (Haut) knackt" Aa, so Wohl.; Bs
(Seiler); B; „Sch"; Syn. ab-, üs-, ver-, durch-schw.
Si hätt-in g'schwarted, wenn-er nit still g'si" wer Bs
(Seiler). Abs.. tüchtig dreinschlagen: Gell' du, Michel,
mer Zue" . . . händ g'nueg geschwartet nebe"t-enand vor
ziveu Jöre" im Büre"chrieg. MSchlümpf 1898. Unpers.:
Drissig Jär hei" mir ja gewartet [auf das Zustande-
kommen eines Bahnbaus], g'chlaget ti"' doch nit g're-
voluzt, aber dismäl het-es g'schtcartet, durchgeschlagen
(indem der Grosse Rat mit grosser Mehrheit die Unter-
stützung des Werkes beschloss). B Volksztg 1905
(UDürrenmatt); wohl individuell. — Vgl. Gr. WB. IX
2299; Fischer V 1243 (ua. in Bed. 3 und anders), zu 3 etwa
Jitlcn (Bd I 778): ISderen 4a, lideren Sa (Bd III 1074. 1093);
behenBi',, (Bd IV 1224).
ab-, in Gi.S. -schwartne" : 1. die ,Schwarte' von
Etw. abnehmen GnRh.; ThMü.; Ndw (Matthys); Z. De"
Speck a. .Wochenlang[vor Weihnachten] wurde d'Milch
abg'nidlet und der Speck abg'schwartet (d'Speckrinde
dann in der Chostsuppen oder im Surchrut innen weich-
g'sotten).' ScHwz.Wochenztgl917(Z). Ein Brett auf der
Rindenseite behauen ÄAWohlen. — 2. a,) = schwarten 3.
„abprügeln" Aa; Ap; B; Gl; GrV.. Rh.; L; G; Sch (auch
It St.); ScHwE.; S; Th (auch .malträtieren'); Z; Syn.
ab-gärwen (Bd II 448). -lederen 2, -lideren 1 (Bd 111
1074. 1094), -schmirwen 2 a (Sp. 993). Der wil'-i''' nu'>-
einist a.! Lienert. Gang-mer nid gäng zuml"'m Schätzen
oder i''' schwarte"-di''' ab! Loosli 1910. I''' .. . ha"-ne"
(einen Hund, der ein Huhn getötet hat] vom Tonner
nache". abg'schwartet. ebd. 1921; noch öfter. S. auch
Birchl(lii IV 1537). — b) Einen vollkommen besiegen,
zB. im Ringen, Schwingen und bes. beim (Karten-)
Spiel, überlisten, Einem das Fell über die Ohren
ziehen AA(Roclih.); GlS.; GWL; Th; Z und weiterhin;
üyn.ab-butzen 2a (Bd IV 2018). -schmirwen 2b. Üch
icei"-mer a., bis-er g'nueg hei"d! zur Gegenpartei bei
3163
Schwai't, Schwert, schwirt, schwort, schwurt
2164
Beginn des Spiels Gi.S. — c) obsc. = ab-hautren 3b
(Bd II 1807), ab-butzenäb (Bd IV 2018) ZO. — Vgl.
Gr. WB. IX 2299 (unter .schwarten'); Fischer I 66; V 1243
(unter geh warte"].
er-: ,recht Schwarte bekommen' NDw(Matthys). —
ÜS-: = ab-schw. 2a AAEhr.; BE., S.; S, so G.; Th. so
Mü.; Sjn. üs-gärwen (BiU 4iS), -lederen (XA^hr.). Der
Bür . . . springt uf 's Chnechtli lös, will-en ü. EFischer
1922. Ü. sö't-men-ech, brätsche" mit-eme" Waschbrett.
SGfeller 1911.
ver-: 1. .ganz zu Schwarte werden' Ndw (Matthys).
Uneig. : Da ist e" herti Chruste" g'waxe' über m%''s
Herz, u"' d's Lüter^ i'-mer ist verschwartet. EBalmer
1927 (B). — •2. = üs-schw. AäZ. — Vgl. Gr. WB. XIII, 1190.
dur<^''dür«*-(GuRh.),dur'-i'e°-(AAZof.; L): durch-
prügeln; Syn. d.-schmiriven (Sp. 995).
g'-sch wartet: mit einer Schwarte versehen. ,Der
dick oder ^. (nicht enthäutete, weil zum Räuchern be-
stimmte) Sjjiick.' BäRND. 1911 (BG.). — Abl.vou.SV/nrar(e>i.
schwartig: was durch Dicke und Zäliigkeit einer
Speckschwarte ähnelt B (Zyro). — Vgl. Gr. WB. IX 2299.
Schwartli°g('-ö-;UUrs.(BSG.IV; heute für And.,
Hosp.abgeleh nt), sonst Seh war tli''gbzw.-ä- (in GSev.,
W.-ä- gegenüber Schtcärte") — m.: 1. a)= Schwärt Ic,
„Schwartenbrett" Apallg.(T.);,Vü;GL",soS.; „Gr'D.,
He., L., Eh., V., UVaz (bes. von Tannen); L, so E., V.;
G, so Ä., Ms (zB. zu Zaunlatten verwendet). Eh., Sev.,
Wb., W.; ScHW; Uw; ü; „allg." (St.^). ,Auf der Seite
[der Jauchegrube], wo man die Gülle ausschöpfen soll,
lässt man eine Mündung oben im Eand des Leimdamms
und bedeckt sie mit schlechten Brettern (Schwärtling
udgl.).' Gr Sammler 180.5; ,mit Schwärtlingbrettern.'
ebd. 1779. ,Der amann von Eorschach hätt usgeben
umb briter, schwertling, umb latten zuo den schiffen
[usw.] .3 Ib. 8 ß 4 dn.' 1468. G. — b) dünnes Holzscheit
mit Einde GrHc. — 2. „derbe Ohrfeige GG.; Schw
Ma." — Vgl. Gr.WB. IX 2299 (.Schwart-, Schwärtling');
Fischer V 12i4 (-ä-), zu Bed. 2 gchwm-len 3. Bühler II 42
gibt sicher irrtümlich f. an.
Schwert {-d PAl. It Giord.), mit Dehnung Bs; WVt..
in S (bei BWyss 18G3); ZO. in Vergleichen auch G"-
schw ert — n., PI. -er, in W in Bed. 1 b y -e": wesentl.
wie nhd. 1. a) als Waffe, allg., doch volkst. nur noch in
gewissen Vergleichen (s.u.). Vgl. EAGessler 1928, 16/
23.26/7 und Tafel I — 7. ,Gladius, mucro, spata, framea,
ensis, ronphea, splendena, machera. swert.' Voc. opt.
.Das schwärdt. ensis, gladius, spatha.' Pris.; Mal.(S.36?,
wo Weiteres); auch bei Den zl. 1666/1716. Neben andern
Waffen. ,S. reddit 1 sw. und sunst ein lang messer.'
1475, F Beuterodel. ,Spiess. Schw-er, Musceten, Hagken
[usw.]', in einem Zeughaus. 1608, Z TB. 1914. S. noch
BdII1610M.; VI 794 u.; VIII 806/7; Sp. 1258/9, sowie u.
Teile, Ausstattung. ,Nüwer sw-en brend'; s. Schw.-
Brand (Bd V 681). .Schöne hefte [aus Walflschzähnen]
an die mässer oder schw-er.' P'iscbb.1563, , Beschlagen
schw.'; s. Sp. 472u. (2 Belege). .Darzuo sige er ein
ganze nacht zuo .^dleschwyl by einer geraeinen mätzen
gewesen, die imme syn bschlagen schw. genommen und
entfrömbdet.' 1580, Z Ehegericht. ,Schw. und scheid'
uä.; s. schon Bd VIII 222/3. ,[N. habe] sin schw. und
scheid vor im usshin in den henden gehept und habe
in also on alle ursach mit dem schw. in der scheid
so übel uff den arm geschlagen, das ...' 1548, ZKyb.
, [Papst Julius II. schenkte 1512 den Eidgenossen ua.]
ein Schw. von lauterem Dukatengold ... in einer
küpfernen vergüldeten Scheiden.' MStettler 1626; bei
Ansh. nur ,ein dukatengulden schw.'; s. auch Simler-
Leu 209. Sprw.: ,Ein Schwerdt behaltet das ander in
der Scheiden, sica minax stricto cohibetur ab ense
frequenter.' Mey. 1677. 1692; vgl. Wander IV 467.
.Pfriend'; s. Pfriem b (Bd V 1283/4) und vgl. Bl-Messer
(Bd IV 462). ,Er habe dem N. 2 bschlagne mäser samt
dem pfriend ab dem schwärt in der stuben ... gnomen.'
1563. BTurmb.; s. noch Sp. 472u. ,Eiemcn umb das
schw.';s. Bd VI906M. Arten. .Langes schw.'; s. Bd VI
794 u. 822 u.; VIII 306 u. ,Derschwärdtfächter, kempfer,
meister des langen schwärdts, bustuarius, gladiator, la-
nista.' Mal.; bei Fris.: , Gladiator, ein fächter im schwärdt';
vgl. MJähns 1880, 749, sowie: ,Sigill der meistern des
langen schwerds von der feder' (Umschrift eines Siegels
unbekannter Herkunft im Landesmuseum) und dazu
,(Feder-)Fechter' bei Gr. WB. III 1390. 1399. .Kurze
schiächte schwärtli'; s. Sp. 57 M. ,N. hatt ein grad
schw. umb sich gegürt.' PvMolsh. .Krumbes schw.-;
s. BdVII35o. ,Ein jeder Schütz soll haben 1 Pfd
Bulfi'er [usw.] sambt einem zweischnydenden Schwährt.'
1619, Aar. StE. S. noch vEodt 1831, 48/9 und vgl.
dazu EAGessler 1928, 26/7, auch Zwei-Händler (Bd II
1410; bei Zinkgreif Fehler für ,Zweihänder'?). Als
Bestandteil des häuslichen Inventars; vgl. Z TB. 1900,
227. , Zweig schwert, ein Weidmesser.' 1469, Troll
1844 (Inv.). ,1 schw. zum harnasch in der kammer.'
I57I, Z Inv. ,1 mit silber beschlagen schw.; ein schw.
mit silbernen spangen.' XVI., ebd. ,1 Schw. sampt 1 Be-
hängkh.' um 1600, ebd. S. noch Bd VI 1615o. (ZAnd.
Otfn. E. XIV.) und vgl. Gassen-Schw. Unter Pfändern;
s. Bd VII 136 u. (1402, Z EB.) und vgl. Pfand-Schw.
Das getragene Schw. ,Ein schwärdt umb sich gärten
und an die Seiten henken, acccomodare ensem lateri,
ferro seraet induere.' Fris.; Mal. ,Er habe [zum
Zeichen seiner friedlichen Gesinnung] sin schw. uff
der achslen treit.' 1563, ZBül. ,N., ein Kessler ...
mache Laternen, Trachter und derglychen Zug von
Sturz ... trage ein Schw. mit bschlagnen Messern.'
1616, ZStdt (Signalement). ,Das schw. ab dem hals
nen'; s. Bd II 1206o. Vorschriften über das Tragen
des Schw-es. .Swenne der gast in sin bus kumt, das
in der wirt sin messer heisse von im legen ... swa
der wirt das versumet, das er den gast messer und sw.
nit heisset von im legen ald dem gast essen oder trinken
git, ob er messer und sw. nit von im leit, do git der
wirt 10 den. von jeglichem gaste, als maniger messer
oder sw. treit, es si danne, dass ims der rat erloube.'
1314, Z (Beitr. 1739). ,Es sol ouch ein ieglich wirt
und sin gesinde die geste heiszen ir sw. in der stat
hin leggen und inen ze behalten geben und si in nüt
wider geben, e das si went von der stat varn, bi 6 ß.'
XIV., L RB. ,Wer verborgen harnesch oder sw. an
urlob treit und uff ieman wartet [Überschr.] . . . Wer
ouch ein sw. treit nachtes oder tages in geverden, der
sol ouch varen von unser stat 1 manod und 10 ß d.
ze einung geben.' XIV., B StE. ,Daz enkeiner, so der
alten raten waren . . . sich nienderthin zesamen ge-
sellen noch ze gesellschaft gan suln wan ir drije ...
Es sol ouch derselben enkeiner enkein sw. tragen.'
1339, Z StB. ,So ein fremder man kumpt in die stein-
gruob und stein kouffen will, so soll er syn schwerdt
henken an einen boum ... und sol im es der zins-
meister verhüeten; wäre aber, dass er sin schw. ver-
lürt, so soll im es der zinsmeister gelten; trüeg aber
2165
Schwärt, schwert, schwiit, schwort, schwurt
2166
der frömd man sin schw. in die steingruob, so sol er
bessern mit drü pfiinden.' AARin. Bergrecht 1389 (Ab-
schr.). ,Ain vogtherr magzuo Flawil... lassen gebietten ...
daz niemand dehain armbrost, spiess, helbartten, lange
schwert noch messer sol tragen zuo dem ring des ge-
richts oder in das hus, da man rieht.' GFlaw. Offn. um
1475. , Welcher ein degen, schw. oder ander watfen
mit im über die beder drüeg, zuo im hankte oder leite,
der were dem knecht zuo buoss vervallen fünf Schilling.'
1506, AaB. StR.; ähnlich 1520, ebd. S. noch Bd II
1610M. Handhabung, Verwendung des Schwertes.
,Ira schw. geüebt.' Fris.; Mal. ,Ufdem schw. sin': ,.Als
er sy [seine Frau mit deren Liebhaber A.] by ein-
ander gefunden, hett er nit können wüssen, ob der
A. oder er zum eersten uff dem schw. gwesen.' 1546,
Z Ehegerieht; vorher: ,Das sy im [dem Liebhaber]
underwysung und anleitung geben, sich niitt einem
gwer und derniassen zuo versechen, wann ir eeman
sy ergriffe, das er eerstliman [Bd IV 253] sye.' ,Das
schw. (aussziehen, vom läder) zucken, distringere
gladium; das schw. widerumb einstecken, recondere
gladium in vaginam.' Fris.; Mal. .Welcher einen tegen
oder ein schw. ald ein ysne waffen ... über einen andern
zückt, der selbig ist ein pfund ze buoss verfallen.'
E. XV.. Aa Eq. 1926 (spätere Abschr.); ähnlich öfter in
der ä. Rechtsspr. ,Das schw. schwingen'; s. schwänzen
(Sp. 2043). , Blosses schw.'; s. Bd V 155 u. ,N. 1 raarch
verwärchen, umb das er zwischen gedachten partyen
mit blosem schwärt frid genommen.' 1533, Z RB. ,Wie
dann er 3 tag im bett glägen und das bloss schw. neben
im ghan; so dann sy inn die kamer komen, habe er
sy mit demselben gejagt.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Mit
aufgehabenen blossen Schwerdten.' Worstisen 1765.
.Flaches schw.' .Er schlüege inn mit flachem sw. utf
sin hopt.' 1455. Z RB. S. auch die Anm. zu /lächlingen
(Bd I 1159). .Wäre ouch, das einer den andern an-
louft mit gewaffnoter band, swert oder messer und im
doch nit tuet, da ist der einung ein pfundt.' AaB. StB.
,So habe er sy ouch nit mit tröwworten und nit mit
dem schw. darzuo tryben müessen [ihm zu Willen zu
sein], dann sy sunst guotwillig gwesen.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. .Den durst löschents [die Tiere] und gond
darvon; wolt einer mit dem schw. darkon und sy mit
gwalt zuo trinken zwingen, man möchts nit darhinder
bringen.' Grübel 1560. ,Bello potiri, mit dem Schw. ge-
winnen; omnia c»de incendisque terrere, mit Schw. und
Feur dvöwen.' Denzl. 1666/1716. S. auch Sp. 1593M.
Vom Klang des Schw-es: ,[Er habe bei einem Streit]
wyber hören schreyen und die schw-er klinglen.' 1555,
ZSth. Vom Richtschwert; s. schon Bd V1II31M. und
vgl. auch Chöpfer-, Sieht-Schiv. ,Der pfatt" von Überfatz
... hat ein schw. an wie ein henker.' SHofmstr 1526. ,Mit
dem schw. richten' oä. ,0b die unghorsaraen . . . unserm
houptman, lüttiner [usw.] Schmach und ungemach zuo-
füegen würdent ... der oder die sollent mit dem scliw.
vom leben zum todt gricht werden.' B StSatzg 1539.
,Der den friden zum dritten mal verseit, soll gestraft
werden ... so einer bluotrüns wurd, mit dem schw.'
M. XVI., Aar. StR. ,Üie mit dem schw. oder wasser
abgestrafte übeltätige personen.' 1575, AARh. StR.
,Dise [Hexe] ist mit dem Schw. und Für hingerichtet.'
A. XVll., EScHiEss 1919; öfter. ,Dass aus sonderbarer
Gnadt er [ein jugendliclier Dieb] mit dem Schw. vom
Leben zum Todt solle hingerichtet werden.' 1757,
AAMell. StR. S. noch Bd VI 395 (mehrfach). 455 M.;
VIII 31M.; Sp.2144o. ,An das schw. erkennen.' ,Daz
si einen . . . siner ergangnen misshandlung halb für
recht gestellt und mit der urteil an daz schw. erkhent.'
1555, B RM. Mit andrer Fügung: ,Darumb ouch im
der tod mit dem schw. erkent were.' 1426, AaB. ,An
das schw. iifnemen.' ,Si [die Belagerten im Schloss
Ecle] begerten ouch me dann einmal, das man si an
das sw. ufnerae. Das wart inen ouch versagt. Doch
wart dennoch als vil gesuocht und betädinget, das si
on alle gnade an das sw. wurden ufgenomen.' DSchill.
B. ; ebso bei PvMolsheim, wo noch: .das man sy solte
uffnemen mit rechten fürworten an das schw. und ouch
der gewaltigen und edlen sunderlich enkeinen darvon
komen, denn mit dem sw. gericht solte werden.' ,Wie
wol die ... gevangnen ans schw. warend ufgenommen,
noch wurdens von Eidgnossen ires lebens begnadet.'
Ansh. .Einen vom schw. erbitten'; s. Bd IV 1853 M.
Als Zeichen der richterlichen, obrigkeitlichen Gewalt;
vgl. Richs-Schw. ,Wie ein böss und schädlich ding
das sye, wenn man ungottsförchtig und hochfertig
lüt . . . zuo regenten und oberen nimpt; dann man gibt
einem unsinnigen das schwärdt in die liand, damit er
sich und ander lüt verletze.' LLav. 1583. .Keiserlich
Schw.' .[Bei Malefizgerichten] koment der Aramann,
Statthalter und nach darüber zwen oder drei des Gotts-
haus Rhäten für einen Herren Abt, das keiserliche
Schw. von ihnie ... zuo begeren.' XVII./XVIIl.. UwE.
Turnb. Einen .vom Schw. schlahen'; s. Sp.309o. ,Schw.
und Stab'; vgl. Ge-richts-, Richter-Stab. ,Do fragt ich
obgenempter aman aber der urtal und ward erkennt,
dass die sach [ein Todscblag] so gross wair, dass ich
den Stab uss der band tuen sölt und das schw. darinn
nemen.' 1555, Zellw. Urk. Wenn ein Landammann an
einem Land-, Stadt- oder Hochgericht sitzt und den
Stab führt, da soll er billig an des Landvogts als
Landrichters Statt Stab und Schw. führen und den
Vorsitz haben, wie es bei jedem Gericht Brauch ist.
1626, Absch. (Th). ,Es würd ein Tisch mitten uff' den
Platz under heitern Himmel gestelt, ein schön blosses
Schw. und ein Richterstab nebend eiuanderen daruff
gelegt.' 1650/2, GrD. LB. (.Form des peinlichen Ge-
richts'); später: ,Dass ich als Landtamman diser Landt-
schaft . . . Schw. und Stab in die Hand nemmen und
richten solle über das Bluet.' .Geistliches, weltliches
schw.', geistliche, weltliche Gerichtsbarkeit; s. schon
üs-richten (Bd VI 421 M.). ,[Papst Julius IL] luogt . . .
dass sin heiliger krieg ... mit beden swertern und
sohlüsslen ernüweret, gestärkt und beharret wurde.'
1512, Ansh. ,Diewyl er [der gegen die protestantischen
Prediger Klage führende Vikar von Chur] sich merken
lasst, es sye kein geistliche straaff, die ire schuld
gnuogsam vergelten möge, begärt, dass sy mit welt-
lichem schw. und gewalt gestraaft wurdind von den
pundtsherren.' SHofmstr 1526. Mit Bez.auf das jüngste
Gericht: 's Wühhli uf der Höichi, 'steinist [zuweilen]
wird's fürröt, und g' sehst nüd, ''as' dri" inne" es fürigs
Schw. üfstöt? 's ist Alls so dücht und rüebig eswie am
jüngste' G'richt, bivor •'as' Ü"serherrged das ebig Urtel
spricht. Lienert 1913 (Vor-em Wetter). Vom Schwert-
'ram(s.ä.): ,Mit dem schw. danzen'; s. ilr/örI(BdlV
376). Glaube und Brauch. Einen ,wider Schüss und
Schw., vor Schw. und Spiess frey und sicher machen.'
RGwERB 1646; s. auch Bd V 949o.. ferner ebd. 221 o.
486 (Schw.-Brief); Sp.2V22M.. Im Vergleich. ,Wer
wider seinen nächsten falsche zeügnus redt, der ist
2167
Schwärt, schwert, schwiit, schwort, schwurt
2168
wie(fehlt 1525/30) ein bickel {.spiess' 1525/30), schwärdt
(,-e-' 1638) und scharpfe pfyl.' 1525/1638, Prov.; [idxaipa.
LXX. .Das alte Spruch wort: Bendlikerwein ist schärfer
als ein Schwerd. bleibt immer wahr.' HSchinz 1842.
UaWe" wie es Schw.; s. Bd VII 473 u. ,Swa ininne mit
ir krefte gesiget in zwein herzen, diu geliehen smerzen
na"'' ein ander lident. die gedenke snident sam ein sw.'
Ekinfr. S. noch Sp. 1081 o. Die Eed isch em Gable"-
peter wie-nes G'schio. t" d'Sel ine" g'fare". BWyss 1863,
jBs MuH ha" wie-nes Schw., beissend, bösartig reden
Ndw (Jlatthys); U; vgl. 3, auch Mül-Schw-, sowie: ,Er
hat das Schw. in dem Maul, armaturam in lingua gerit.'
Met. 1677. 1692. Mne" oder Öppis fürch(t)e" loie-ne(s)
{howigs BLau., Sa.) Schtc. (auch G'schwert ZU.) AaF.
und It H.; BE., Lau., Sa. (SM. 1914, 59); Gl; Sch;
Th; Z; s. schon Bd 1 993 M. D'Lüt händ-en g' furcht
w'e-n-e' Schw. CStreiff 1914. ,lch hin ihnen [den
.Burgern'] halt zu gescheut und sie mtissen mich
fürchten ärger wie ein Schw.' Gotth. .Der keiser...
mnoss in [den Papst] förchten wie ein schw.' NMan.
,Bym Beel sy inen tröuwend hert, den förchtends mer
dann ein bloss schw.' JMurer 1559. ,Vor Alters, da
dich [den Vogt] Alles fürchtete wie ein Schw., da
konntest du die Pursclie in Ordnung halten.' HPest.
Bildl. ,Daz goteswort daz si din schilt ... reht ge-
loube si din sw.' ßvEiis. .Alle, die da ritterlich sigend
mit dem schw. der buochstaben.' Türst, Ges. S. noch
Bd VI 709 M. (später: ,das evangelisch sw. durch sich
selbs zebrechenoder iedoch ze schwächen'). — b) Nach-
bildungen des Schwertes, a) als Hauszeichen BGr.
(Bärnd. 1908, 546); vgl. die Hausnameii in der Anni. —
g) Dim., als Gaunerzeichen; s. Bettler-Schüsslen(B(i VIII
1483). — y) 6'"6 ^^^ ''''8'' ^"o- .Farben' im Tarock-
spiel üwE.t; W; vgl. Rös I3d9 (BdVI 1389), S. auch
Bd VIII 72o. (1474, Z RB.). — 2. übertr. auf schwert-
ähnliche Dinge, a) Schnabel des Schwertfisches; s.
Mer-Schic. .Der schnabel oder schw. [des Fisches raisst]
gar nach 7 schuoch.' Fischb. 1563. ,Diser fisch wirdt
snnst auch ... kriegsmann und hauptniann oder meer-
keiser genennt ... von sines grossen schw-s gwalts
wägen.' ebd. — b) eiserner spitzer Teil am Zapin
(s.d.) GrL. — c) am Kiel des Segelbootes angebrachtes,
nach Bedürfniss verstellbares Brett, das das Kentern
des Bootes bei starkem Winde verhindert L; Syn.
Schalten (L). — d) sog. Griessäule am altern Pflug
(s. Aräder Bd I 386; Krieg Bd 111 799; Pfalwänen
Bd V 1099; Bräch-Ge-schirr Bd VIII 1170), auch am
modernen Wende- und Grindelpflug, hölzerner Stab
(aacb Brettchen), der annähernd senkrecht oder schief-
winklig, oben etw. vorragend, durch den Pflugsterz
(s. Gamvienlh, Chruvih-Hoh 1, Pflueg-Holz Bd II 299.
1254. 1257) und den Scharbaum (s. Pflueg-Zand)
geht, in beiden befestigt ist, sie mit einander verbindet
und, indem er die Erde durclischneidet oder durch-
sticht, die Stelle des Pflugeisens vertritt GRCast., Hald.,
ObS. — e) schmales Stück Holz, das aufrecht in eine
Spalte (Chlaffen) vorn an den Miirggen (s. Bd IV 406,
Bed. 1) zu beiden Seiten der aus der Tenne zum Heu-
kasten führenden Öffnungen gesteckt und nach oben
und unten in die Blockbäume eingestemmt wird, um
eine Verschiebung der Mürggen zu verhindern GRSch.
(JHunz. 1905 III 170/1). — 3. eine scharfe Zunge
führende, bösartige Weibsperson Gl; GRRh.; Syn.
Säbel 3 d^ (Bd VII 36/7); Dägen. — 4. Rausch. oO.;
Syn.SabeUc, Sarrass3a (Bd VII 36. 1261); Dägen.
Amhd. «.r,V(; vgl. Gr.WB. IX 2576/85. 2589 (.Schwert-
leiu') ; Martiii-Lieüh. II 530 (G'schwert); Fischer V 1 282/3, auch
Waniier IV 465/71, zur Form mit G'- Paare wie Schloat.-Ge-
achluas (Sf. 725. 735). Neben dem eudungslosen PI. (so noch
bei Guler 1616; Wurstisen 1765) erscheint , -er' scheu früh
(Z Chr. 1336/1446), zT. wechseln beide Formen in der gleichen
Quelle(si. 1531,ZSeckelamtsrechn.;Tierb. 1563); vgl. auchBei-
tr. 38, 203/4. Der Pl..?c/iirei(e"in Bed. 1 by ist nach dem Muster
derandern ,Farben'(s. GoppenBi II 389 ; Rög /3rfß Bd VI 1389 ;
iStecketi) gebildet. Das W, fehlt in Bed. 1 a schon im Kriegsb,
1644. 1667. In Namen. Als FN. (vgl. FHegi 1912, 10).
,RSwert, churherr Zürich.' 1308, JEKopp. .HSchwert', Pfarr-
helfer in ZMaur. 1528, EEgli, Act.; dafür .HSchwerter.' 1530,
ebd. ,Swertli.' 1357/76, Z Steuerb. (auch ,(du) Swertlin(a)').
, Breitschwert.' 1521, Bs Ref.; 1557, FPlatter 1612 (,dio Breit-
schwertenen [Acc. Sg.]'). , Zuckswert von V?allenstatt.' 1459,
Z KB. , Elsa Buochenswertina.' 1389, BTellb.; hieher? Als
Haus-, bes. Gasthausname (vgl. 1ha). XV./XVI., AaB. (,2uo
dem Schw.' 1478; ,zuo dem rotten Schw.'; s. Bd VI 1765 .M.);
1467, AaRh. (,zem roten Sw.');XIII.,BsStdt(,Wernherus gladia-
tor cim Swerte.' 1258, dafür : ,W.(dictus)SwertfUrwe(r).' 1290 ;
Weiteres bei ASocin 1903, 395); UStdt (danach ,Schw, -Gasse';
vgl. KStucki 1916, 304); ThFr. (Gasthaus); XVI., ZgStdt (,zuo
Zug bim roten Schwärt.' 1562, Z; ,N. wört zum Schwärt zuo
Zug.' 1592, B Seckelmeisterrechn.); ZO., so Wald (Gasthaus;
vgl. GPeterhans 1925, 31. 2911, Stdt (seit 1421 ; ,zum roten
Sfhw.' 1454; s. Bd VI 1765M. und vgl. SVög. 1829,88.261;
Vög.-Nüsch. 1 478/8 1 )., Zum guldinen Schw.' 2. H. XI V./X VIII.,
ZStdt (,A., Wirtin zum guldin Sw.' 1478, ZRB. ; ,zho dem
guldinSw.' 1481, ebd.; vgl. SVög. 1829, 213. 215; Vög.-Nüsch.
1 402/3). ,Zum gewundenen Schw.' XIV. /XV., ebd. (,doraus
ad gladium.' vor 1358; ,vor dem hus zuo dem Sw.' 1 422, Z StB. ;
vgl. SVög. 1829. 84. 254; Vög.-Nüsch. 1 457/8, ferner Z StB.
11239 Anm. 2). Flurnamen. .Schwert' LW. (mit, Schw.- Wald');
ZHöngg (Hof; mit .Schw.-GUtli'). , Schwert-Hub.' 1764, Z
Schwam. ,-Hübel' AaGans. ,-Schwendi' LUffh. (s, Sp. 1948/9 ;
dazu noch ,UvSwerzwendi.' 1306, JEKopp). ,-Tobel' SchMer.
,Schwerten-Acker' ZBuch a/I. , Schwertern' SchwBr. Zu den
folg. Zssen vgl. die entsprechenden mit Dägen.
Fecht-: beim Fechten verwendetes Schwert. ,N.
und der lang R., des fächtmeisters Verfechter [haben]
mit den fächtschwertern einandern geschlagen.' 1520,
Z RB. .Mit fächtschwärteren zämengon, rudihus
pugnare.' Mal.; bei Fris. ,mit ruoten fachten oder mit
schwärdten, die nit hauwend oder schneidend.' — Vgl.
Gr.WB. III 1392 (auch ans Parac).
Gassen-: auf der Gasse getragenes (kürzeres)
Schwert. 1438. 1484, L Inv., neben ,rittschwert'; vgl.
Liebenau 1881, 130, auch EAGessler 19'28, 21. '28. 30. —
Chöpfer-: Henkersschwert. Lieberalsvom Ch.icär-er
[ein Knabe, der durch Unvorsichtigkeit einen Dorfbrand
verursacht hat] dö scho" uf der Stell i" de" Nessle"
g'storbe". BWvss 1885 (S). — Chas-: = Chäs-Sabel
(Bd Vll 37) B (FAnd. 1898); L (Ineichen); Ndw; vgl.
auch Chäs-Brechen, -Brecher (Bd V 315. 339). .Nach der
Scheidung wird die Käsebulderen (Käsemasse) mit dem
hölzernen Käseschw. zerschnitten und fein zerrieben.'
AFeierab.1873. — Chessi-: = demVor.FAND.1898(oO.).
Lands-knechten-: Schwert, wie es die Lands-
knechte führten, mit kurzer, breiter, wenig zugespitzter
Klinge und meist liorizontal 8-förmig gebogener Parier-
stange; vgl. MJähns 1880, 942/3; EAGessler 1928, 20.
,Ein 1.', unter gestohlenen Waffen. 1580, Z RB. — Vgl.
.Landsknechtdegen' bei Gr. WB. VI 140; Fischer IV 960.
Mül-: böse Zunge. .Piculna machsera, Maulschw.,
Verleumbdung.' Denzl. 1716. — Bei Gr.WB. VI 1808 aus
Fischart; vgl. Sp. 2167o. und Schwert-Mmd (Fischer V 1284).
Mer-: Schwertfisch; vgl. Schwert 3 a. .Gladius,
mersw.' Voc. opt. ,Xiphias, gladius, ein schwerdtüsch.
2169
Scliwart, Schwert, schwirt, schwort, schwurt
2170
ein meerschwärdt.' Fischb. 1563. ,Die wallfisch sollend
sich von [1. vor] den meorschwertern förchten als vor
tfidtlichem feind.' ebd. — Bei Diefenb. 1867, 149 a .-ins
eiDem Augsburger Glossar von 1468.
Mörder-: Schwert eines Mörders. ,[Der Komtur
zu Küsnacht beschwerte sich über Morddrohungen
seiner Gegner. Da habe N. gesagt:] wenn dann li.
comentur si gnuog an der kanzlen getöubt hette mit
denen m-ernV Dann wenn sin schwert ein m., so war
des berüerten comenturs schwert oucli ein m., das er
am fritag gen Zürich inhin füerte.' 1525, Z RB. —
Vgl. Gr. WB. VI 2543.
Bogen-: Sehwert mit bogen-, korbförmigem Hand-
schutz. ,Einboggenschw. [!]', unter gestohlenen Waffen.
1579. ZRB.; ebso 1580, ebd. (auch .bogen-'). S. noch
BdVIIl 1014o. (Beleg von 156.5). — Pfand-: als Pfand
gegebenes Schwert; s. Sehwerter und vgl. Sp. 2164 M.
Richs-: wie nhd. Reichsschwert, als Zeichen der
richterlichen Gewalt. ,1 Reichsschw. in der Audienz-
stuben' in ZGrün. 1684, Z. — Vgl. Gr. WB. VIII 610, auch
Bd VI 153o. uud Utihs-Vo.jt (Bd I 708).
Rieht-: wie nhd. B (Zyro) und sonst. In der
Familie Vollmar in GWil hat sich die Tradition er-
lialten, dass zur Zeit, als ihre Angehörigen noch das
Scharfrichteramt bekleidet, das im Schranke der Scharf-
richterwohnung verwahrte R. sich jeweilen vernehm-
lieh gerührt habe, wenn im Rate über einen An-
geklagten das Todesurteil gefällt worden sei. AfV.
,Gab maister D., fäger, 10 ß d. von der statt richtsw.
ze fägen.' 1407/8, GSeckelamtsb. ,18 ß vom richtsw.
ze wüschen.' 1430, AaB. Rechn. ,Riehtschw-er 6.' 1634,
Bs Zeughausinv. S. noch Bd Vlll 222 u. 867 o. — Vgl.
Gr. WB. VIII 903.
Bit-: (langes) Reiterschwert; vgl. EAGessler 19'28.
22. ,1 rytschw. mit silber beschlagen.' 1521, Bslnv.
,1 gl. in gold von aim r. zuo fassen.' 1528, SchwE.
(Ausgaben des Abtes). ,3 pfd m. HZiegler urab 2 ritt-
schwert.' 1531, Z Seckelmeisterrechn. ,1 rytscliw.'
XVI., Z Teilrodel. S. noch Bd VIII 473 o. (Beuterodel
von Grandson); Gassen-Schw. — Vgl. Gr. WB. VIII 789;
Fischer V 299.
Schlacht-: wie nhd., schweres, mit beiden Händen
zu führendes Schwert; vgl. EAGessler 1928. 26/7. ,Das
schl., bellator ensis, romphrea.' Fris.; Mal.; Denzl.
1666. ,1 sehl.' XVI., Z Teilrodel. 3 Mann mit .langen
schl-ern', bei einer Musterung. 1584, GJPeter 1907.
Der Mannschafts-Auszug von [L]Munster verzeichnet
1599 ,59 Harnast, 4 Panzer, 28 Haggen, 1 Schi.' Gfd.
,N. soll han 1 Schi.' 1610, ZElgg (Reisrodel). S. noch
Durch-Schlag (Sp. 249u.); Schw'crÜer mit Anm. — Vgl.
Gr. WB. IX ihi. 2167 (unter .Schwad' 1); Fischer V S6'2/3,
ferner SiM.-Sehiri'rtler.
S c h w i z e r - : Schwert mit langer, oben sehr breiter,
unten spitzer, zu Hieb und Stoss geeigneter Klinge
und mit langem (halbmondförmigem) Parierbalken ; vgl.
Z Anz. 1919, 34 ff.: EAGessler 19'28, 19 und Tafel 3
Abbildg 9, ferner Schw.-Dägen. ,[Um dem geworbenen
.papyrknecht' die Ausreise aus Prankreich zu erleich-
tern] ward ein abwechsel der kleider und westen [zw;
ihm und meinem Schweiz. Begleiter Rudolf Hüsle]
gemacht und ... dem papyrknecht ein rauchfarber ge-
fotzeter huot ufgesetzt, ein raarquininer ledermantel
mit passamentschnüeren wol bezieret angelegt und ein
schön schw. unter den arm geben.' Mal. 1593.
,Stab-: sica.' VoC. opt. — Amhd. alala-, stapewirt,
framea, sica; vgl. Gr. WB. X 2, 377/8.
Schwer tel, Schwert(e)le'' — {.,Tiim. Schwertli:
Name von (Sumpf-)Pflanzen mit schwertförmigen Blät-
tern. ,Spatula, swertel.' A'oc. opt. .Cypirus, ein Kraut
mit spitzigen Blätteren wie die Scliwertel.' Denzl. 1677.
1716. Insbes. a) von Schwertlilien-(Iris-)Arten; vgl.
Säbel äa (Bd VII 36). ,Iris, blauw gilgen oder blauw
sehwertel; gladiolus, gäl gilgen oder gäl schwertlen,
sind wild.' Fris. 1541; s. auch Tlien 2 (Bd I 179u.;
auch Mal.). ,Iris, gladiolus, blaue Schwerte!.' Denzl.
1666/1716. — b) Schwertele" ScuHemish., Ramsen, Dim.
Schwertli SchR. (Meyer). Rietgras, Carex. .Schwerte!,
earex.' Denzl. 1677. 1716 (Register).
Ahd. awertalri, -Ha, -uln, ■el(l)ii f., nihd. swerlel(e) fm. ; Tgl.
Gr. WB. IX 2586 (auch .Schwertleiu'); Diefenb. 1857, 545a;
Diefenb. -Wülcker 850; Fischer V 1283; Pritzel-Jesseu 636.
Zu b: Die Form .•^chwerth" bei GKuninier 1928, 29 wird vom
Gewährsmann selbst nachträglich in Schwertele** berichtigt.
Uusicher ist die Zugehörigkeit von SchwärtU im Seh Kinder-
reira unter XulU (Bd IV 717); dazu Varr. aus SchBuchth.
(EStoll 1907, 47); in Schi.: . .. got i' '« GöUis Garte", nimmt
e" BampfW Scliwurte", gf't im Oöttt Nüt dervo", sät im f=dem|
Biicbli Hobehpö", also auf &Ä;cart (Sp. 2 158) bezogen. ,Schwer-
tel' ist nicht bodenständig.
Himmels- .Schwerte!': Pfianzenn., deutsche
Schwertlilie, Iris gern). Ddrh. (oO.). — Vgl. Gr. WB. IV
2, 1352; Pritzel-Jessen 192 (aus Bock 1530).
Schwerte", 3. Sg. Prses. und Ptc. -et: 1. mit dem
Sehwert fechten, ,1m [dem 1561 in Bern weilenden
Herzog von Longueviüe] ward vi! kurzwyl gniacht mit
spileu, fäcliten, schwärten, tanzen.' JHaller 1550/73. —
2. uneig., mit Muhe und Anstrengung nach Etw. ringen,
schwer arbeiten, sich bei Verrichtung einer Arbeit,
Zurücklegung eines Weges udg!. abmühen L. Mer
händ viües'e" schw., um alle Hindernisse zu besiegen.
Mer hend dö es Güetli a'g'no", i'* weiss ned, aber dö
heisst's schio., we'"'-iner-i''s öni Schtdde" dur'''e''schwerte''
wend. De' hed g'nite" z' schw., hat schwere Zeiten.
Dö muess ei's g'schwertet werde", bis-men us dem Boden
usen Öppis ziehe" cha"". Handwerkere" und G'schäfts-
lüte", tvie mir sind, wo vor lüter Schaffe" und Schw.
ned der ZU händ. L Hauskai. 1891. S. noch Bd VII
38 0. — Zur Bed.-Entw. vgl. sablen (Bd VII 37/8).
ijm.ciign.. fgjj _ gjgj^ mühsam durchkämpfen L. Ei
Jesis, wie muess-me"si''' au''' diir''* das Bitzeli Lebe" d. !
S. auch das Vor. 2. — dri°-: (mit der Sense) drauflos
arbeiten. De Schindbüeler föht wider a"foh" d., beim
Mähen. Roos 1892 (L).
Schwerter m.: Schwertfeger, Waffenschmied.
,Ouch hant die swerter sunderlich gesetzet und ver-
schriben, das enkein gast noch gremper enkein swert
koufiet noch verkoufi'en so! uf dekeinen pfragen, er
welle danne die vorgeschribnen zunft enpfahen; doch
so mag ein gast, der her in unser stat kumet, ein swert,
ob es im ze not stat, wol verkouffen und nicht raere,
ergeh si denneden sw-n zekouffenne, die indirre zünfte
sint. Harinne ist euch usverlassen, ob ieman ander einem
burger sine pfantswert verkouffen weite äne geverde,
das mag er wo! tuon.' 1336, FHegi 1912 (,Der smiden,
der swerteveger, der sarwürken [usw.]' Zunftordn.).
Anscheinend nur Schweiz. Häufig als Name (ohne sichere
Grenze gegen dieBerufsbezeichnuag).XV./XVI., AaB. (.HSchw.,
der Elsan Trogmacheriu elicher sun.' 1426; , HSchw. (des
rates).' 1431/52; vgl. KSurläuly 1927, 109); XIV./XV., L
Stdt(,JenniSw.', .doniusSw.' 1349; , Johann Schw. von Zürich,
Peter, Johann und Heini Schw. von Brunow.' 1357; , Heini
Tachs der sw.' 1392; ,Hensli Sw.' gibt 1446 für eine Busse
Schwerter zu Pfand; Weiteres Gfd 82, 207/8); 1490, GStdt
2171
Schwait — schwurt. Schwarz — schwurz
2172
(.Aberli Schw., burgeizuü S. Gallen." Viui.); XIII./XVI., ZStdt
(Wal. gladiatür civis Thuricensis.' 1247; ,her H. der sw.'
1251/4; ,111. Waltbero pliisico dicto Sw.' 1291; ,5 viertel
kernen von der Sw-eu guot geuaut Peter und Nyclaus Sw.'
um 1340; , Wieland Schw.' 1425. wechselnd mit. Hans Wielaud";
s. auch die .4nni. zu Schwert Uüd vgl. WMeyer 1878, 47). Syuu.
(als Nachtrag zu Bd 1) Schwert-Feger Aa It H. (.noch als
Beiname'); Bs (XIV./XVI.); BErsigen (FN.), Stdt (XV./XVl.);
FStdt(XV./XVI.;vgl.GStHderus 1926, 153); LStdtfXV./XVI.;
s. Gfd 82, 208); ,-Furbe, -Fürbe' (auch ,-we'). XIII. /XIV.,
Bs (ASodn 1903, 537), ,-Fürbel.' XIII., ZStdt; 1381, G,
,-Furber, -Fürber' (auch ,-wer'). XIII., Bs (ASociu anO.);
1421, SchStB., ,-Furge, -Fürge.' XIII., Bs (ASociu aaO.);
1349, LStdt (,üoli Swertfürgo').
Schwertler m.: nach einer erstmals 1590 be-
zeugten Überlieferung (s. u.) Name einer zur Zeit des
alten Zürichkrieges in Zürich bestehenden politisch-
militärischen Vereinigung, die später (wie nachmals die
, Böcke') mit der altern Gesellschaft der , Schildner
zum Schneggen' identifiziert wurde, welche darnach
(doch nicht offiziell) auch , Schwertler' hiess; vgl.
jBocA;5&(BdIVll'23/4); Sc7(!7«Ker.S(BdVin 749), ferner
ThvLiebenau, Die Böcke von Zürich. Stans 1876, 9/10
und bes. GvWyss, Vortrag vor der Gesellschaft der
Böcke, Zürich 1877. ,Als die zwei ortt Schwytz und
Glaris wider die statt Zürich krieg geführt, haben sich
in demselben krieg in der [!] 65 redlicher edler altten
und von bürgerlichen geschlächten (die man die
Schwärttler genannt) oftmals mit irren schlacht-
schwärtten zum alten Schnäggen zusammen geton,
geratschlaget, wie und wo sy den fyend schädigen und
angriffen wöltind. Und daruff mit einandern ein ussfall
geton, den fyend geschediget und etwan mit grossem
roub heim komen sind. Dise habend das huss, so man
jetzuud nempt zum Schnäggen, buwen und da irre
schiltt und zeichen uffschlahen lassen, daher sy ge-
nempt worden die Schildner zum Schnäggen." 1596, Z
(,Von der gsellschaft zum Schnäggen'). ,Manipulus
60 civium, qui Ensigeri (vulgo Schwertler, alias Bock)
appellabantur, eximia fortitudinis eilidit .<;|iecimina,
prsesertim a.Chr. 1444 ... Initium hoc ■>;pii)cov äväpüiv ^dvog
societati Tigurinorum antiqufe, qua Cochleae iionien et
insignia habet zum Schnecken, dedisse volunt.' JHHott.,
Speculum Helvetico-Tigurinum 1665, 5"29. S. noch Mem.
Tig. 1742, 59; Leu Lex. IV 169; XVI 262 (unter ,Schar-
nold'); Vög.-Nüsch I 191/4. — Bei SFranck, GermauiiB
Chronicon 1538, 196'', für die livläudischen Brüder vom Schwert.
Schlacht-: mit einem ,Schlaclitschwert' Bewaff-
neter. , Frisch, Schweizer-Bündtnerknab, käch Jeder
neuw angreiff: ihr Schützen, gebet Feur, halt immer
an mit Schiessen, Sclilaclitschwertler, kurze Wehr,
ihr Knecht trukt fort mit Spiessen.' 1654, Zinsli 1911.
Schwarz— schwurz.
schwarz, mit Dehnung AAFri.; Bs; BGoldb. (jünger
auch -ö-), S.; GrsG.; LG. (älter und seltener); PMa.
(flekt. -ä-); GT. (in ONN.; s. Anm.); WVt.; ZBub.,
schieärs PRima, Ki., flekt. mit Uml. vor i der Endung
GrV. (jünger auch -ä-); XV., L Katsprot. (s.u.), Komp.
mit Primäruml., in F.S., Ss. schwö-rser (neben -e^-), in
ApK. tw. schwierzer, -üe-: wesentl. wie nhd. ,Schw.,
niger, ater, pullus, piceus, fuscus, fuligineus.' Fris.;
Mal. S. auch Bd VI 887 M. Oft im Gegs. zu andern
Farben; insbes. zu wiss. Beim Pfänderspiel Chrüzerli
schänU' (Bd VIII 945 u.) oder Eäppeli ge' (Bd VI 1 177u.)
sagt das die .Kreuzer' oder , Rappen' austeilende Kind:
Sät, da heit-der Chrüzerli, Eäppeli, ganget uf •'e" Märit
und choufet Öppis; aber dir darf et nid ja u"'' nid nei"
säge", nid ^chw. u'"' nid imss, nid Vater und nid Matter 1
B; ZStäfa; ähnlich Bs (auch unter der Bezeichnung
wiss und schw.; s. noch Bd VI 36/7); vgl. GZür. 1902,
151. ,U. von Chur, der lantfarer mit schafthöw, [sitzt
im Gefängniss, weil] er hinder dem win geredt, er sitz
under den clecksteinen, meinende die, so wisz und scliw.
an band gehept, und andere wortgetriben.' 1524, Bs RB.;
ein Andrer soll gesagt haben, ,er sitz under den cleck-
steinen, meinend, er sitze under verretern' ; vgl. Sp. 2174o.
,So begehren ich, dass man dieselben [die Verständigen
und nicht nur die Einfältigen] verhöre und lasse
reden, so wird man vielleicht weiss und schw. gegen
einanderen finden.' 1581, SchwE. Arch. ,So man in
[Luther], ouch die andern sinsglichen erfragt und ent-
scheids begert ir wirwärr und selbirr und man alls
von Rom fragt oder um wiss, antwurtend si von Menz
und schw.' Salat Ref.-Chr. S. noch Bd VI 430M.;
VIII 1342M. Ei^m Wisses für Schio-es a-ge" ZWl.
Undereinist ist-er [der auf der Alp einen kranken Stier
aufsuchen will] innd Korde", das''s dü"chlet zur Nacht
. . . Er hat jcol hie es Tschuppeli u'"' da es Tschuppeli
Veh 'tröffe", aber va" '''r Hütte" tveder Wisses no''' ScJiw-es
funde". ChrReichenb. (BLau.). Wan"-ech zum Färeche"-
schürle chumme", si" mi" Chnebel [Holzblöcke, die auf
einen mit einem Gusti bespannten Schlitten verladen
waren] e"metts ein Weg g'lege" u""* van Gaste u"'' Schlette"
han-e"'' weder M^isses no''' Schw-es g'sieh" u"^ g'hört.
ebd. 1916. ,Die jungen ... wo weder Wyses nach
Schw-es wüssen.' 1653, Z. ,Wlss und schw. machen',
ein Spiel. 1412, Z RB. .Das der von Wil und vil ander
gesellen uff' dem Hoff wis und schw. gemacht habint,
und was des T. knecht ouch in dem spil.' ,1447, ebd.
.Demnach habe es sich gefüegt, das sy beid ob dem
wiss und schw. gestanden und da der selb N. . . . mit
Worten an inn gewachsen sye.' 1484, ebd. Neben röt;
s!.übcr-rcrfen(Bd VI558). Weiteres unten, l.von natür-
lichem Schwarz, a) bei Lebewesen. Vom menschlichen
Körper und seinen Teilen. Schw-i Auge"; yg\.schiv.-g'-
auget (Bd I 140). Sehw-i Här; s. BdVI1738o. 1740u.;
Sp. 2193. Anneli (Gritli), wo bist gestert g'si"? Hinder
''e?« Hüs im (und) Gärtli. Wer ist denn no''' (doch
au''') bi-der g'si"? E" herzig nett Soldätli mit-emene"
(De'-im) schw-e" Bärtli Sca (vgl. EStoll 1907, 71); ZHed.,
Stdt. ,Das par hendschen, darum der mann im schw-en
langen hart gmerktet.' 1558, ZAnd. ,Ein zimlichen
I'>art, der afig wisset, öbis Schw. darunder.' E. XVII.,
Zc. .Ein zimlich wiss Bard, öbes Schw-es um[s] Maul
umen.' ebd. S. noch Bd VI 1739 o. Von der Farbe der
Haut (und Haare); auch i. S.v. sonnverbrannt. Erhedes
schw-es G'sicht und ist vo" rücher Erde". Hdw. Kai. 1854 ;
s. den Anfang des Beleges Bd VII 509o. E(n) schw-C
Schnauz (Schnüz); s. Sp. 1384 n. 1430 u. .Wir kommen
aus dem Morgenland und haben scbw-e Ohren, die
Sonne hat uns schw. gebrannt und sehen aus wie die
Mohren' Sch (EStoll): ähnlich bei GZür. 1902, 137/8
(B). I>ie Frau ist schw-i cho", von der Sonne GrAv.
[Ihr Zukünftiger] sig e" Schmid, er chönni cheibe'guet
schmide", aber es sig e" schw-e'' Bränti. EBalmer 1924.
Es schw-es Bränteli, e" schw-i Bränte"; s, Bd V 683M.
684 und vgl. Sp. 21?7o. Eh, wi' ist doch Das e"
Bränte"! Eh, heit-der di' schw-i Bränte" g'seh"! von
2173
Schwarz, schwerz, schwirz, schworz, schwurz
2174
einem sonnverbrannten Mädchen. Bärnd. 1904. Als
Kral'tausdruck: Du schiv-i Bränte"! Die solle" mil-
de" Hobel üsblöse", allsäme"! ALGassmann 1918. En
schw-C Eauselvä,.; s. BdVI1286u. (auch ZBül.). Wemi-
i«* scho" e" schw. Rüesseli hi", woH-i''' glich en Ma""
ha"; 's gi''t na"'' vil sehiv. Büesselibuebe", die wand aw''
g'hüräte" ha" ZBub.; vgl. Bd V 624 M. .Ainmal sye sy
aber mit der schw-en Pettelfrowen gfaren uff ein Tanz-
platz zue Hundwyl uff das Hörn, wie dan gemelte
Petelfrow anzeiget hab, so zue Appenzell gricht worden.'
1603, EScHiEss 1919. ,Ain schw-er Bur.' 1604, ScuSt.
Der schw. StGallisch Abt; s. Bd III 386 o. .Der schw.
knab', eine Tanzweise; vgl. Eochh. 1857, 376. .[Jüng-
ling:] Spilman, mach uff den schw-en knaben, so wellen
wir frolich umbhär traben.' JKolross 1.532. , Machend
uns uff den schw-en knaben, so kan Samson hie uinbher
traben.' Samson 1558; vgl. Riebt. 16,25. ,[Tod zum Kilbi-
pfeifer:] Was wollen wir für ein Tänzle haben, den
Bettler [s. Bettler- Tarn] oder- schw-en Knaben'?' Bs
Totentanz 1621; spielend mit 3ba. Subst. Esö e"
Schw-e'' PSal. En Dür''e'', Sehic-e'' isch-es g'si", der
frühere Postillion GrAv. Was heit-er da für-ne"
Schw-e"? von einem Polen. OvGreverz 1911; später:
e" schw-e" Siech mit lange" Häre". Lieber hätt-er [der
Musikant] getanzet ... mit der hübschen Schio-en, wa
eso heiss Auge" glian hed. Gr Generalanz. 1922. De'
Schw., Rufname für Kinder AaF.; vgl. die Anm.
.[Heinricli III.] der seines schw-en Mauls halben der
öchw-e ... zuegenant war.' Gdler 1616. Als Rassen-
merkmal. Er ist schw. wie-n-e" Mour GSaL.; s. schon o ,
auch Bd IV 376 (MörichJ; VI 887 o. und vgl, mören-schw.
.Kohlschütz: Ich schiesse Einen für ein Ohr, das er
wirdt schwärzer als ein Mohr.' PSpichtig 1658. Möre"
sind schw. Lüt, wortspielend mit mor^e", etwa zu
Leuten, die Geschäfte gerne auf morgen verschieben
ScHwBr. S. noch BdlV419u. (auch Gl; GSaL.; ähn-
lich U). Der schtv. Mör, scherzh. auch etwa von dem
Käsekessel, den man auf dem Wege ins Tal über den
Kopf stülpt WG. Als Name einer Zunft in Bern; s.
Bd VII 718o. (Ansh.). RA.: Schw. gebore", ist Wüschen
und Wäsche" verlöre" S (Schweizer Bauer 1898); ähn-
lich WG. (FGStebler 190.3, 109). ,Hallo, hallo, hallo!
wer pocht ans Haus doch so'? Der schw-e Mann aus
Mohrenland mit Spiess und Bogen in der Hand, hallo,
hallo, hallo!' Kinderreim ZStdt. Von Tieren. E"
schw-i Chue. Wissi Chue, schiv-i Chue, wel'H möm
(wei" S01ten)-wier ( Wisses Hue", schw-es Hue", icel'''es
muess-i''' Aa) us(s)e"tue" (Wissi Hennef, schw-i Henne",
wel'H soll-i''' use"neme' GrA.)? Anzähheim Aa; Gr.\.;
ScuTha.; Suiten. S. noch Bd II 115o. (Rätsel). Die
Schtv., Kuhname B und sonst. E" schw-e'' Stier hei-
st"* noch nie öni Triben z'Töd gezogen Gr (wohl L). Vgl.
noch Schw.-Chleb (lid in GW; unter Chleb), -Schegg
(Bd VIII 424 M.), ferner: ,Ein schw.-zingelte Kuhe.^
1778, Blnsinv. De [die] ScÄw., Ziegenname GlS. Von
Schafen ; s. Bd VIII '291 u. und vgl. schäf-schw. Der Ätti
gieng a" Louisberg, er g'herd es Bänzelli blär'en, es
7visses und es schw-es. KL. (BHaslib.). S. noch Bd V
137 0. (auch GrL.; vgl. Bd VIII 288 o.); VIII 289o.
(Wiegenlied), wozu weitere Varr. Bd VII 641 M.. ferner
KL. l/2aus Aa; Ap, so Her.; Bs; B; L; Sch; SchwE.; S,
so Schön.; W; ZoOAe. ,Die nacht sind alle schaaf
schw.' Gesn. 1551. E" schw-i Chatz; s. Bd VI 1741M.
Z'Nacht sind (aW'' z'Schaffhüse" GlM.) all(i) Chatze"
(d'Chatzi allu BSi.) schw.; s. Bdlll 583 u. ,Ein schw-e
Stueten, so ein schön Tier gewesen.' 1660, Z. .Unsere
Hirten behaupten, es gebe hier drei verschiedene
Arten: grosse schw-e, grosse graue und kleine braune
Bären.' Gr Gem.; vgl. auch N.ZZtg 1910 Nr 57. Im
Kdld : 's chunt en Bär vo" Konstanz her en wissen tmd
en schw-e"- ... EStoll 1907 (ScuBib.); vgl. Bd IV 1449o.
, Schw-er bar' als Titel eines Liedes; s. Bd VIII 628M.
(1579, Z RM.). Er het de" schw. Panter, einen Anfall
sinnloser Wut TnPr. Schw. me-en Scher; s. Bd VIII
1115M. Von Vögeln mit Bez. auf das Federkleid; vgl.
Schw.-Flügel (Bd I 1181), -Chopf (Bd III 415; dazu:
.Schw. -köpflein, grassmuck mit eim schw-en köpfle,
melanchoryphus.' Fris.; Mal.), -Btättli (Bd V 209),
-Röteli (Bd VI 1777). , Schw-er Louis'; s. Bd III 951 u.
Von der Elster; vgl. Sp. 2172o. Wiss schw. gnappet mit
dem Schivanz, verchündet durch si" G'schrei de" Lüte"
Eurcht und Schrecke". ABirrcher 1859. Sene cha""st-
mer säge" wedci, hend d'Age'Ste" nie tciss odc schwarz
Federe"? [fragt der Zwinglierr auf der Burg Schwändi
den Appenzeller Jungen]. De Bueb säd: Me schwarz.
Woromm? Wil halt d'Ttlfel me mit de" Zwingher'e"
z'schaffe" hend a's d'Engel. TTobler. Vom Kuckuck:
Hast de" Gugger au''' scho" (nienc-) g'seh"? Jo (Woll),
im obere" Hölzli. Er hat e" wisses (schw-es) Chäppli üf
und e" schw-es (schnewiss) Pelzli ZAff., Volk. Von
Hühnern; s. schon o., SuMchbrand-schw. wnA Bd VI 1741u.
.\ls .\bgabe. ,Ain jeglicher keller uff dem kelnhof ist
pflichtig und verbunden ... ob ain herr und bropst [von
Ittingen] vederspil fuorti ... dem selben vederspil ain
schw. hennen ze geben und den hunden ain stall.' Th
Ussl. Offn. 1420. .So denne haben wir inen [Denen von
Unterseen] uss sondern gnaden nachgelassen die dry
pfund wachs und das schw. huon mit gälen fuessen,
so sy dem closter Inderlappen järlichen zuo rechtem
bodenzins schuldig gewäsen.' 1529, B Ref. .Für jedes
leben ein schw-e hennen oder 5 ß gelt.' 1592, ZAnd.
S. noch Bd V 757 o. Von Raben; s. schon Bd VI 1168M.
(auch bei Fris.). 1171 M., ferner Bd II 896M.; VI 995u.;
Sp. 1375u. und vgl. rappen-schw. D'Zürcher sind so
schw. wie d'Rappe", aber der Chriesibueb chönne"t s'
nid ertappe", sagt ein entkommener Hexenmeister.
J.Müller 1926. ,Man sagt auch, daz die jungen rappen
siben tag on speiss bleiben mögind, an welchem tag
sy erst schw. werdend.' Vogelb. 1557. Uneig. Si cha""
jetz denn e" Schübel erbe" ; dö chöme"-si, die schw-e" Vögel,
wie der Tüfel, mit Bez. auf die Freier. JReinh. 1907.
.Schw-e Vögel', von den stadtbaslerischen Pfarrern auf
der Landschaft. ßsRev.1831; vgl. Sp. 2184. 2187.2196.
,Der Baselländler General Buser sagte [in den eidg.
Verfassungskänipfen der Dreissigerjahre] von den Kon-
servativen: Die schw-en Vögel haben uns viel Wust
gemacht.' Cirti 1896. Von Fischen. .Ein schw-er
nieeralet ... Diser ist den meeraleten ganz änlich, allein
dass er ganz schw. ist.' Fischb. 1563. ,Daz etliche
[,meergroppen'] weiss, gälb, schw. oder bleich an der
färb sich erzeigend.' ebd. Bes. vom Salm; s. Lideren
(Bd III 1093). ,Daz die selben vischer ... uns [dem
Kloster Säckingen] und unseren nachkomen geben
söllent... ein iare den dritten vische und daz ander
iare den vierden vische, die man nemmet sahnen, si
sigint wisse oder swarcze, oder wie si genant sint.' 1347,
AALauf. StR. ,Das die vischer und die weidlütt zuo
Louffenberg und zuo Seckingen von dishin zuo dheiner
zitt mitdheinem züg uft'den salmen, wyss und schwarcz,
lechs nach lider faren nach vischen söllent zwüschen
2175
Schwarz, schwerz, schwirz, schworz, scliwurz
2170
Louffenberg und Seckingen im Rin überall, ussgenomen
von Allerhelgen tag byss wiaacht.' 1438, ebd.; später:
,uff allerley vischen, ussgenomen salnien, wyss und
schwa[r]ez visch, genant lechs und lider.' Von
Schlangen ; s. Sp. 578 o. 579 u. Schw-i Chäfer, Schwaben-
käfer Z (Dan.). Von Ameisen, Schneeken; s. Sp. 2197
und vgl. Bd VI 1742o. .Petrus und Jesus fuhren auf
den Acker, sie ackern drei Furchen, ackern auf drei
Würmer. Der eine ist weiss, der andere ist schw., der
dritte ist rot; hiemit sind dem N. alle seine Würmer
todt. Dreimal zu sprechen.' Schild 1863 (Spruch gegen
Eingeweidewürmer). Spez. von krankhafter Farbe,
a) vom Blut; vgl. schw.-blüetig, melancholisch B
(Zyro). ,Schw. gestock(e)t bluot, cruor ater; schw.
geblüet oder melancholy, atra bilis, melancholia; voll
schw(-es) geblüets, melancholicus.' Fris.; Mal. ,Seig
ihr [einer Schwermütigen] Bluet so schw. als Kriesi-
mus gewessen.' 1692, ZGrün. Si noch Bd Vll 272 u. und
vgl.: ,sw. bluotflecken, sw.-bluotfleckig hellhund.' Bs
Schimpfww. XV. — ß) von sonstigen krankhaften
Zuständen; s. auch Sp. 2192/3 und vgl. er-schwarzen.
.[Eine sterbende Frau] fieng aber an ein schw-es Maul
überkommen, das die Brüne angesetzt hatt, welches
wir ihren usshin gewaschen.' ABöscH XVII. Schw-i
Blätere'; s. Bd V 20-lM. ,Der Magister hat die schw-en
Blattern.' EHetzel 1879. ,Carbunculus, ein schw-e
giftige Blatern, der Carfunkel genennt.' Denzl. 1666/
1716. ,Scliw-eGel(b)sucht';s.BdVir276. , [Das Wasser
zu GRFid.] vertreibt alle Raud, Krätze, Fläcken, allen
bösen Grind, die weisse und schw-e Müselsucht und
den anfahrenden Aussatz.' Guler 1642. De' schw. Star
(AaF.), Starre-' (7-Zoll.). Storre" (Z). Von Viehkrank-
heiten. Schw-e' Mage", beim Rindvieh Z (Dan.); vgl.
Bd IV 101. Schw-e"- Brand; s. Bd V 676; Syun. s. unter
gäch (Bd 11 99). .Viehseuchen sind im Oberland ...
nicht selten ... Ausser der Lungensucht ist der schw-e
Brand (Kot) am gefährlichsten; Sommers tödtet er in
den Alpen viel junges und fettes Vieh.' Gr Sammler
1812. .Milzbrandrotlauf (Kot, schw-er Brand, Plage,
Böse).' JWiRTH 1863; später :, Zellengewebe und Fleisch
ist schw.'; vgl. Bd IV 1714/5. , Schw-e Lungensucht';
s. Bd VII 280 u. .Das Schw-e'. = Sucht Iby (ebd. 273)
B (Alp. 1827). Der schw. Tod, von verschiedenen, in
der Erinnerung bis heute fortlebenden (Beulen-)Pest-
seuchen; vgL Alpenp. 1872. 49/52; MHöfler 1899. 741.
ferner Sp. 2199 und die Haus- und Ortsnamen in der
Anm. Wie-n-e'''möl der schiv. Död no''' Basel ko" isch,
das' d'Lit z'mitts uff der Ströss umg'faUe" sin''. A (Ehler
1912. [Als man auf der Strasse in der Nähe des
Friedhofs Schädelreste fand, meinte eine Frau] das
hedüti der schw. Tod; d'Frou M. heigi geng g'seit, wenn
im Üstage" d'Bei" füre' chöme", so geb's im Herbst e"
Sterbet. RvTavel 1910. Über die Pest im Leimen- oder
Birsigtal, wahrsch. im Jahre 1349, geht die Sage, es
sei Jeder, der den Mund zum Gähnen geöffnet habe,
sofort tot niedergestürzt; die Leichen der Verstorbenen
seien sofort schw. geworden, weswegen man die Seuche
den ,8chw-en Tod' genannt habe. AfV. Noch erhalten
ist der Eisenreif um den runden Tisch im Bären zu
Sumiswald, an welchem 1434 die vom , schw-en' oder
.grossen Tod' Verschonten Platz fanden. BIrnd. 1904;
vgl. Gotth. XVI, 107. Bes. von den Epidemien der
Jahre 1610/1 und 1628/9; vgl. Rüdliger 1875, 81/2;
GWe. 1897, 58; JNater 1898, 204; U Neuj. 1901, 51;
W Blätter 1902,448; W Sagen»I42. 1.36. 192/3; ChrWalk-
meister 1920, 271; AfV. III 1.34. .Die Pest ... brach
1611 mit so verheerender Gewalt im Thurgau aus,
dass ganze Haushaltungen ausstarben ... Oft erlag der
Kranke schon bei diesem [ersten] Anfall; hielt er den-
selben aus, so plagte ihn ... heftiges grünes oder
blutiges und schw-es Erbrechen ... Daneben ver-
breiteten sich über die ganze Haut weisse, schw.-gelbe.
schw-e. brandige Blätterchen ... Der schw-e Tod, wie
man diese furchtbare Krankheit nannte, blieb ... in
der Erinnerung Derjenigen, welche dieser Verheerung
entgangen waren, unauslöschlich.' Pup. 1830. Als
, schw-er Rauch' vorgestellt; s. Bd VI 97 (Bed. 2c) und
vgl. Sp. 2180. 2191. Von schw-en Tieren angekündigt;
s.Sp.2194.2197. Als (von höhern Mächten geotfenbartes)
Heilmittel galt Biberneilwurzel; s. Bd IV 9'23/4 und
vgl. noch Vonbun 186'2, 132; Henne 1874, 157/8; 1879,
304. Änige, bänige, doppelde, triffel, traffei trummer-
me, Sündernöt, schw-C Tod, ruessigi Pfanne", dusse"
g'stande", Anzählreim. KL. (BBurgd.). ,Schw. sin.
werden', infolge von Schlägen, Würgen. ,Do sluog
er si frefenlich, dass ir mund und nas bluot und dass
ouch ir lip noch sw. ist.' 1391, Z EB. .Dass einer den
andern bi dem stock sluog und übel würgt so ver, dass
bluot von im gieng und sw. ward.' 1429, ebd.; nach
andrer Aussage: .dass im geschwand und ward schw.'
,[NN.] huobend inn und trucktend inn ... tribend das
so lang, daz der P. schrey und sw. werden wolt, ouch
zuoletst nüt reden mocht.' 1442, Z. S. noch BdV327M.
Von tierischem Fleisch (infolge von Zersetzung usw.).
D's Fleisch [des wegen Maul- und Klauenseuche ge-
schlachteten Viehs] isch schw-es icorden un'' e Hüffen
isch z'grund g'gange". Loosli 1921. RA.: ,Wie wol der
anlass [schiedsgerichtliche Vergleich] . . . wider das
recht ist, so ist doch das zuo betrachtind, das si [die
gegnerische Partei] doch in das recht gebrocht sind;
und wie der has in den pfeffer kompt, wird er schw.', aus
dem ersten Schritt ergibt sich alles Weitere von selbst.
1489, G; vgl. Wander II 374/5. Als Alterserscheinung:
,Daz alter hate in ungestalt gemachet ... im waren
arme unde bein sw., gerumphen.' KvEms. Von einer
als Reliquie aufbewahrten Leiche: .Zuo Trient ... zeigt
man das zweyjerig und sechswüchig kindly. von Juden
im 1475. jar ... in ir synagog gemarteret und getöt;
ist schw. und wurmstichig.' Fris. 1545 (Reisebeschrei-
bung). Uneig. .Die rappeu fuorent nit ir jungen, die wil
si wiss sind, so si aber beginnent swarzen, so spisent si sy
[vgl.Sp.2174M.]. Also tuot der ainsidel den, die mit rüwen
und bicht und mit demüetigem wandel sw. werdent,
so si den glänz der weltlichen uppikait von in gelegent.'
Waldregel 1425. .Auch die yetz ... in seiden, samraet
einhär gond, den ganzen tag am merkt raüessig stond.
sy müesstend mir allsamen werden so schw. als die
heilig erden ... So hässlich wölt ich sy machen, das sy
dessy nit wurdind glachen.' Grübel 1560. In RAA.
C. : Lass du-mi''' iez d'Segisse" dängle"! H.: Henu,
sn chlopf zue, bis d'schw. wirst! GFischer 1925. H.:
/)■ chünd doch nüd zuege", das' so en arme" Tüfel im
Loch sitzt. G.: Minetxcege" chaw-er schw. werde" dct
oder krepiere'. ESautter 1925. Me" kürmt schtv. wer''e''!
vor Ärger üBern.; vgl. Bd II 831 o. !''• will schw.
werde", wenn .... Beteurung ZKn. .[Leiste er einen
Meineid] so werde er abstä", dür" und schw. werte*
und uf ''em Fleck tnüesse" bllbe" stä". BXrnd. 1914.
Wie ka""-men au''' so dumm si"? He, so ganz dumm
bin-i''' nit, t"* 6t" nummen e" weni^ schw. worde" vom
2177
Schwarz, schwerz. schwirz, schworz, schwarz
2178
£M/'t,scherzhafteWiderredeBs. ,Schw.raaclien.' ,Schw.,
bös gift, das schw. macht, atrum venenuni.' Fris.; Mal.
.Dem Mohrenkönig eben war ich [Nikiaus von Plüe]
in gleicher Gstalt, weil mich mein strenges Leben von
Leib hat schw. gemacht.' PSpichtig 1658. ,Sich schw.
und steif schweren'; s. Sp. 2097 u. — b) im Pflanzen-
reich; zT. zur (volkstümlichen) Artscheidung; nicht
durchweg sicher von den Zssen zu trennen; vgl. Schtv.-
Erlen (Bd I 4.51), -Gertig, Rhamnus frang. Blns (Bärnd.
\\iH),-bändel■Hol^,-Haslen{Bdlll2h^iA6^^),■Buechen,
Fagus silv. Blns (Bärnd. 1914) und weiterhin, -Dorn,
- Wurzlen. Im Folg. eine Auswahl attrib. Verbindungen.
Schw. EpfiBA 1 384), Erlen (ebd. 451), Ästränzen (ebd.
577; auch LE.; Uw; U), Gärist (Bd II 404), Ghern-
Gerten (ebd. 441), Holder BGr. (Bärnd. 1908; vgl. Bd VI
1747 u.), Sanikel, Astrantia maior Zu. (vgl. Bd VII 999 f.),
SenfiehA. lUiti). Nacht-Schatt (Bd VIII 1493; auch bei
Gesn. 1551), Schmalen (Sp. 932), Wermet, Hirz-, Christ-,
Schmer-, Stick- Würz. Schw-e Nelken; s. Kaffe-Satz
(Bd VII 1556). Schw. und brün (Schivarzhrü") sind
d'Nägeli (Haselnüsse" ZS., Stdt, W.), schw. und brün
(schwarzbrü") sind d'Flöh : wenn de'' Vatter e" Jumpfer
chüsst, se wird mi" Muetter hö", oder d'Chnabe" g'sehnd
d'Meitli gern, denn werde"d d' Wiber hö" ZS., Stdt, W.
und It Dan. Von Beeren. Es guets Zäiche" [für das
Wetter im Verlauf des Jahres ist es] icenn a" de" Flieh"
11"'' Mure" recht vil schtv-i [Efeu-]Beri iber ''e" Winter
im Laub b'hange' blibe". Bärnd. 1922. Schw-i Beri,
Heidelbeere; s. Bd IV 1461 u. und vgl. FGStebler 1899,
26,auchSp.2182u. Schic-i Mül-Beri; s.ehi.UGQ. .[Der
Alet wird gefangen] mit schic-e" Mülberi oder Chirse"
oder Zwätschge", woran versteckte Angeln hängen.'
Barnii. 1922. ,E" schw-e', schwarzfrüchtiger [Maul-
beerbaum], dessen Blätter nach bisheriger Annahme
nid so gueti Side" gäbe" wi' vom wisse" (weissfrüch-
tigen) Baum.' ebd. Von Weintrauben; vgl. schwärslen.
,Die roten Trauben sind [Ende Sept.] alle schw., dass
solche vor dem Herbst niemal so schön angetroffen.'
1728, aZoll. 1899. S. noch Bd II 831 o. Von Wein;
s. Sp. 2053 M. Von Baurafrüchten ; vgl. Schw.-Bir{Bi IV
1496). ,[Die Grenze des Ruswiler Amtes verläuft] von
der zwislechten eich gen Zuswil an den sw-en birboum,
von dem sw-en birboum in die Strasse.' 1411, Seg. RG.
,[Die Grenze zw. Kasteln und Thalheira verläuft] biss
an den sw-en birboum im Müleagker.' 1480, Aa Rq. 1926.
Vgl. noch: ,Da ist ein wegg usgan[g]en ... ob dem
schwarzbirboum ... unz in M.s halden.' um 1510, Aa
Meli. StR. Von Kirschen; s. Bd III 478. ,Der ober
schw. Kriessbaum [ist im Kauf nicht inbegriffen].' 1752,
ZSchott. Im Kdld und Volksreim; s. BdIII479M.;
V 647 0. und KL. 137, ferner Bd VI 1747 u. .Im ist die
red gstanden, man muoss im schw. kriesywasser gen.
lusciniiE deest cantio.' XVI., Sprw. .Nach schw-en
Kirschen steigt man hoch, alba ligustra cadunt, vac-
cinia nigra leguntur.' Met. 1677. 1692. Scktv-er Same";
s. Bd VII 595o. (vgl. dazu 2aY), auch Sp. 2197M. ,Atrum
olus, ein kraut mit schw-em somen.' Fris. Schto-C
Pfeffer; s. Bd V 1064 u.; VII 484 o. .Kaffee zu 26 ohne
schw-e Bohnen, zu 24 Btz. mit schw-en Bohnen das
Pfund.' 1813, B. Von sonstigen pflanzlichen Teilen,
Erzeugnissen udgl. .Einen schw. geknorreten, dicken
Stecken oder Brügel.' 1682, Z. .Weyrauch und
schw. Harz auf Glut getan', zum Ausräuchern der
Raupen. JCSdlzer 177'2. S. noch Pech (Bd IV 964).
Schw. Strau, Stroh von Ackerbohnen, Erbsen, Schilf,
Botaweli. Idiotikon IX
Linsen, Reps Z (Dan.). .Weiss Stroh ... schw. Stroh.'
1796, ZTu. Inv.; ähnlich 1797. .Weisses Stroh und
schw-e Streue.' Z Aintsbl. 1865 (Gantanzeige). Von
bestimmten Getreidearten und dem daraus bereiteten
Mehl, Brot; vgl. Schw.-Chorn(Bi III 974). ,Man unter-
scheidet eine weisse Ernte, die Kornernte, und eine
schw-e, die Roggenernte.' Sdterm., ES.; vgl. WSenn
1870 I 103; HHerz. 1884, '261. Schw-es Brot; s. Bd V
9'23. 993 (Chlein-Brötler); VI 1456 u. (Ruessel) und vgl.
Schw.-Bröt (Bd V 984). .Trad hat d's wiss Brot fWissaJ
vorm schw-e" fvur-''em Schw-e") g'esse" oder g'habe",
die bessern Zeiten vor den schliraniern erlebt BLau.;
auch umgekehrt: d's Schw-a vur ''em Wisse"; vgl. 4a.
In GR. wurde aus dem Spendamt Brot (.die schw-e
Spend') und Geld (.die weisse Spend') an Arme verteilt;
vgl. Spend-Bröt (Bd V 985). ,Schw-er pfister'; s. Miss-
Bach {BAW i'ih^). S. noch Bja«-ScÄ% (Sp. -240). Spez.
(als Ergebniss) von Fäulniss. Zersetzung. Krankheiten.
Von Kartoffeln. D'Hördöpfel s^t-mer nid abchime", si
werdi"d ja schw., warnte eine Frau ihre Nachbarin Aa
Wohl. ,Ein Abchäiste" [der Kartoffeln] vor dem Ge-
brauch unterlässt man ... es macht die Knollen ver-
böllet und schw.' BXrnd. 1922. Von Gras. Heu. Das
Heu ist nicht gut, wänn's schw. chunt [wird] a's wie
verbrännts GrAy. ,lr lutpriester bette ... geprediget,
wie das zwen burger zuo Zürich einandern uff dem
kilchhoft' Zürich geschlagen, und do werend die gemein
zuosamen tretten und darvon geret, ob man den kilch-
hoff widerum weit wyhen Ion oder nit; also were das
mer worden, sy wolten den kilchhoff nit wider wyhen
Ion. Do were nit me denn über nacht alles grasz uff
dem kilchhoft' ganz schw. worden ...; das solte ein
grosz wunderzeichen sin.' 1524. Bs RB.; vgl. 3c.
Schw-C Brand, am Getreide; s. Bd V 676 und vgl.
Cham- Schwär zi. An Reben. .Als schw-i Füll ... be-
schreibt man die Physalospora Blodwelli, bei der die
Beeren mit schw-e" Blöterli besetzt erscheinen, um dar-
nocher . . . faul zu werden.' Bärni>. 1922. Schw-e'
Bränner; s. Bd V 635 (auch BS., It Bärnd. 1922 der Pilz
Sphaceloma Ampelinum). .Schw-e Rott'; s. Bd VI 1786.
De' Schw., Frost, von dem die jungen Rebschosse
schwarz werden TnTäg.; s. Ge-schräi (Sp. 1439u.). —
c) von Gestein, mineralischen Stoffen, Erde. ,I)ie
zweite Mark ist circa in der Mitte des steinenen Haag
in der mittleren Grösse schw-en Stein, darin auf der
Seiten gegen Abend ein x gehauen.' 1780. OFrehner
1925. Von Kohle; vgl. chol-schw. Schiv. wie Cholfe"),
wie-n-e" Chole"sack, auch uneig.; s. Bd VI 174'2M.; VlI
625; Sp. 413M. (1645, Z), sowie unter 2b. , Soldaten ...
die waren schwärzer als ein Koll.' PSpuhtig 1658.
Schtv-i Turbe"; a. sclmummelig (Sp. 1877). Schw-e'-
Grund (s. Bd II 772o.; VI 1750M.). Herd, Bode"; vgl.
Schwärzen. .Die Jahr für Jahr unabträglicher werden-
den Moosflächen mit ihrem schtv-e" Herf BXrnd. 1914;
vgl. ebd. 147/234. ,E" Wäidli'g voll schw-e" Hert vo"
Lüscherz zum Chere" und Schapponiere" [Setzen von
Pflänzlingen] kostete 1828 1 Krone 20 Batzen.' ebd.
1922. , Darnach ist der schw-e Grund iugemein den
Reben Sehr dienstlich ... ja viel besser als der Mist.'
EKöNiG 1706. .Schw. als die heilig erden'; s. Sp. 2176u.
Von unbepflanztem Brachboden. [Die .Sommerzeig'
wurde im] Brächet gepflügt, 'brächet ... und schliess-
lich im Spätherbst als .Wiuterzelg' mit Getreide be-
stellt. Schon früh jedoch wurde diese anderwärts un-
bepflanzt bleibende oder ,schw-e' zur grüene" Brach
137
2179
Schwarz, schwerz, schwirz, schworz, schwurz
2180
umgewandelt, dh. mit Sümmeri"g bepflanzt. Bärnd.
1904. Schw. etze", Gras abweiden (lassen), ,bis der
Boden schwarz ist', dli. bis auf den Grund WG. Hs ist
schw.g'etzts. .Glücklicherweisegiengder [Vieh-]Handel
nicht so schlecht, sonst möchte man jetzt [wegen des
ungünstigen Frühjahrs] ein paar Stück mehr an den
Hungernagel hängen oder schw. etzen, was man im
Juni und Juli lieber zu neuem Wintervorrat mähen
tat.' B Volksztgl902 (WG.). Spez. von Metallen (in-
folge von Legierung, Oxydierung). ,[Der Teufel] habe
Ire ... ein Hand voll Haller gegeben ... Als sy aber
dieselbigen Zellen wellen, sige es luter Betrug und
ungfar wie schw. Kupferbletz gewessen.' A. XVII.,
EScHiEss 1919. Vgl. noch: ,IJnd sollen alle Krämmer
und Grämpier des Feilhabens und Verkautt'ens aller
Schw.-näglen, klein und gross, sich enthalten.' 1786,
AaMoII. StR. (,Ordnung und Articul, welche das
ehrsame Handtwerk der Schwarznagelschmieden ...
anbelanget'); dazu Schw.-(hammer-) Schmid (Sp^ 861.
864). a) von Münzen bzw. zur Ausmünzung bestimmten
(Edel-)Metallen; vgl. HAltherr 1910, 21. ,Jetzt haltend
die Beembsch [Dreikreuzerstücke] ein yedere March
fyn Silber nämlich 8 Lodt undt gandt uft" ein yedere
March schw. nämlich 120 Stuck; nun [1. von] denen
gabt ab am Wyssieden ein yeder March 3 oder vier
Stuck.' 1600, FHaas; vgl. Bd VII 312. 313 (gesotten b).
S. noch Sp. 1094M. ,I)iewyl in gemeiner Statt Münz in
die 9000 Fl. wärt an Silberblantschen und schw-en
Blatten (wiemans nennt) vorhanden, 429 March an schw.
Batzenblatten, halt die March fyn 5 Lot 3 Q.' 1626, Z. —
ß) von Harnischen; vgl. E.^Gessler 19'28, 80/2. ,Dass
... unser Eidtgnossen von Lutzern ... Vorhabens sin
sollend ... in einer nacht ... uffzebrächen und sy [die
Glarner] gächlichen zuo übervallen, alles in schw-en
harneschen, damit man iren desterminder warnemiuen
möge.' 1561, B an Z. ,An gemeinen Harnischen sollte
jeder Meister ... 100 Stück liefern, nämlich 80 weisse
und 20 schw-e.' 1609, vRodt 1831. Auf den Träger
bezogen. ,Gmein Eidgnossen ... haben da [bei Mari-
gnano] ob 4000 man, den merteil von der lanzknechten
schw-en und stächlin hufen, mit itel schw-em und stahel
gewappnet und angetan ... erschlagen.' Ansh. ,Schw-er
rüter'; s. Bd VI 1697 M. ,Es ist einer kummen von
Parys, sagt, die 15 fendli Frölichs syend näben Parys
hin ins Gwysa läger zogen, also 1200 schw. rütter und[er]
Rogendorff, 20 fenli lanzknächt under dem Ryngraffen.'
1562, Brief (HBull.). ,Der kung versieht sich um 5000
oder 6 tusendt schw. rüter.' 1567, Widmüngsscur. 1875. —
d) von Flüssigkeiten. Von Wasser; s. die Gewässer-
namen in der Anra. ,Schw. Petrolium'; s. BdlV1843.
,Schw. pfeffer', von einer Pfefferbrühe; s. Bd V 1066 M.
,Schw. seipfen'; s. Bd VII 1255ii. Spez. a) von (an-
gemachten) Farbstoffen. Scliw-i Tinte". ,1 infel mit
sw-en tinten geraalet.' 1476, F Beuterodel; vgl. 2a.
, Schw-e färb, atramentum Fris. ; Mal. S. noch Sp. 2185o.
— ß) von Kaffee; vgl. unter b. Gaffe, un'' eppe" nid es
hläus, das'-me' der Tasslibode" dardur"'' g'seht, ender es
schw-es. Bäknd. 1922. JV. vo" Thun het d' Chüeclili gern
hrün M'"' der Gaffe gern schw. w'' het d's Kösi zum
Schatz. KL. (BTh.). Giesst man vom gestandenen
schw-en Kaffee das Wasser ab und rüttelt den Satz,
so sammeln sich die Körnchen zu Figuren, die zu-
künftige Dinge anzeigen. DGemp. 1904; vgl. untere,
ferner Sp. 2198. Subst. fe") Schw-e"- AaF.; Bs; B; FJ.;
Gl; L, de"- Schw. LE. (Anz. 1917), (es) Schw-es BE.;
FJ.; L; ScawE.; Uw; U, (d')s Schw(-eJ BE.; SoHwE.
(s. üs-süferen Bd VII 360); üw; U, = Gholli 3b (IJd III
209), bes. mit Schnaps (Syn. Üf-gerüstets Bd VI 1550);
vgl. schwarznen. E" Ghaneta (FJ.), ,ein Beckeli' (Ndw
Kai. 1905) Schw-es. ,Am Büffet rüstete die lange Gret
die Kaffeechacheli für ein Schw-es (Schnapskaffee).'
LiENERT 1898. Was fir Eige''schafte" müess es güets
Sehtv-es ha" ? Dri : Schtv. wie der Tifel, siess wie d'Liebi
und heiss wie d'Hell U (SV. 1917); vgl. 8p. 2191. ,Das
Schw-e sieden.' Ndw Kai. 1874. E" Schw-e" b'stelle".
L Tagbl. 1903. Eh nu, su machen-i'''-der e" Schw-e"!
Nummen e" Schluck fir a'hi'z'schweihen! Wolltist-nen
mid Chimi und Zucker? Bärnd. 1908. Ha"-ne" [den
Kiltern] müessen es Schw-es mache". ASch^r 1925.
S. noch Bd VllI 1549 M. Ich han ''em Wibli nuch e"
Schw-e" 'zalt .. . Es ist merggwürdig, une die Bödeler
[Bewohner des Urnerbodens] schw-e" Kaffi. süffe"d.
Mächtig Chrüeg roll bringe"d-si nu" für-nes par Per-
süne" und derzue fast glich vil Schnaps. CStreipf 1901.
D'Isi"taller sind richi Lit, si hent vill Milch und brüche"t-
si nit, wil-si werde"t vom Schiv-e" g'schit U (SV. 1924).
Wenn am Marge" ist hei"'cho" mi" Ma"", se hed-er schier
eister nu" Schw-es welle" ha" Uw. ,Zu Ostern und im
Heuet, in der Fastnacht und an der Kilbi schleppen
die Mägde grosse Bogenkörbe voll Schleckereien nach
Hause, das Schw-e dampft auf dem Tisch und die
Schnapsflasche macht die Runde.' Ndw Kai. 1902. , Der-
weilen [während der Versteigerung] sassen drüben die
Weiber beim Roten behaglich und meinten, mit dem
Schw-en pressire es nicht.' Gotth. Um es Schw-es Josse".
L Nachr. 1865. ,.Mle Tage den Schw-en ausjassen.'
Ndw Volksbl. 1899. D'Bundesväter heige" dert z' Mittag
g'gessen ... u"'' jitz möchte"-si no"'' d's Schiv-^ use"mache".
JBüRKi 1916. S.noch Bd III 1112 (an-laugenj; VI1507u.;
VII 1407 M.; Sp.2186M. — Y)vonTee; \g\. Schw.-The.
Du muest de" The nüd eso schiv. mache"! durch starken
Aufguss Z und weiterhin. Man niuss sorgfältig die
Milch in den schw-en Tee schütten; aus den sich
bildenden Formen kann man die Zukunft schauen;
bildet sich die Form eines Geistes, bedeutet es frühen
Tod BBiel (SV. 1920); vgl. unterm Vor., ferner 3c. —
e) schtv-e'' Sehne; s. Sp. 1375/6, auch Bärnd. 1914, 70;
1927,28 und vgl. 2b. , Augustin Keller ... sah ... als
die Jesuiten nach Luzern zogen, schw-en Schnee fallen,
und mehrere Jahrzehnte später gebrauchte er auf dem
Volkstag in Solothurn, vom vatikanischen Konzil und
dem römischen Einflüsse redend, das gleiche Bild.'
Cdrti1896; vgl. Sp. 2184M. 2187. Wenn's schw. schneit;
s. Sp. 1204u. — f) von Atmosphärischem. Efn)
schw-C Himmel ;schw-iWulche". ,Schw. und dick wulken,
schw. gewülk, atras nubes.' Fris.; Mal. Uneig. : Uf
siner Stirne" het's schio-i Wulche" g'ha". JReinh. 1905.
[A.:] Trüwest du-mu [dem Wetter] nüt? [B.:] 0 ne",
lang hät's-es net ; eshätun''enüf e" schw-e" Satz [s. BdVlI
1 526] u"''d'Mosgeiss böget uf''em Sehache". ChrReichenb.
1916. Jetz isch no"'' der schuerzer Bali [, Stockwolke']
am Hiviel g'stande" weder vorher, bildl., = jetzt sah
die Sache noch bedrohlicher aus. SGfeller 1927. Es
schw-es Rössli; s. Bd VI 1426o. ,Schw-er Rauch'; s. ebd.
97 0. und vgl. Sp. 2176o. 's Land uff schw. wie-n-en
Huet macht 's Wetter guet, Wetterregel im Nachsommer.
Schweiz 1859. .S. noch Bd II 1792 (Wullen-Huet);
III 265 M.; VI 754 o. und vgl. Bd II 1785 (Bed. 2e),
ferner 2a. Schw-i Bise"; s. Bd IV 1683 (auch FMu.,
wo der Wind Regen bringen soll), dazu Bärnd. 1911,
2181
Schwarz, schwerz, schwirz, schworz, schwurz
2182
56; 1914, 62/4; 192^, 2. Die schw-i B. het über d's
bluttf, brün^ Lann'' i"'6Zöse". EBalmer 1925. .Winter
wars geworden ... schaurig sauste die Aar- oder schw-e
Bise über die Felder.' Gotth. Vgl. noch Schw.-Wind.
An einem Kometen: ,Ein Coniet am Himmel mit einem
schw-en Streimen.' J.Stumpf 1606. — g) übh. lichtlos,
dunkel, finster. Di' schw-i Nacht. ChrReichenb. ,Es
gehe um im Kesselgraben, es poltere dort gar schreck-
lich in schw-en Nächten.' Gotth. ,Die schw-e Naclit
herbey sich macht.' PSpichtig 1658. '« ist e" schtc-e''
Ma" duss, es ist finster draussen .AaF.; s. schon Bd IV
240 M. und vgl. Sp. 2191. Schw-e- Schatte". S. auch
BdVIlI1491u. , Das schw-e Wegli'oä., ein bei Fohnluft
dunkelgrau erscheinendes Schneeband (Gotth, EB. 355):
,Da hätte der Müller eines Abends gemerkt, dass der
Flühluft (Föhn) komme . . . und dass der Stei"grad von
oben bis unten sein schw. Wegli bekommen hätte, das
sicherste Vorzeichen liilben Wetters.' Gotth.; später:
,Der Flühluft gehe und der Stei°grad habe ein schw-es
Wegli, breit fast wie der Schlossweg'; ,wenn der Stei°-
grad den schw-en Streifen zeigt.' E(s) schiv(-es) Loch.
S. auch Ripfel (Bd VI 1199/1200; auch Sch), ferner
Sp. 2186u. E" schw-i Stube"; s. Sp. 2055 u. Uneig. : ,l)ie
lange, endlose, schw-e Ewigkeit.' JJUlr. 1731. S. noch
Sp. 2056 0. Der Mäne" ist schw-C, leer GrS. Schw.
werde". Um mich umme" isch-es underäinisch ganz schiv.
worte", von einer unerchannte" Wulche", wo ire" Schatte"
bis uf ''e" Boden a''ha'' g'worffe" het. Bärnd. 1914. Es
wird (aucli chiint WBrig) -mer schrv. {schiv-es BBe),
das Bewusstsein schwindet mir BBe.; WBrig. mit dem
Zusatz vor den Auge" Aa (H.); Bs; BE.; GRlg. (zli.
vor Hunger); Sch; S; Th; Z und weiterhin; vgl. bläw
(Bd V 242 0.). Er ist miiede' g'si" [von der schweren
Arbeit] «'"' vor den Auge" het's-im welle" schw. werden
ynd z'ringetwn gö". SGfeller 1911. Wo der Buedeli Das
[die Todesahnungen seiner Mutter] g'hort, isch-em g'si",
es werd-em schw. und Nacht vor sinen Auge". JReinh.
1905. ,Es wird ihme [Dem, der die Verdorbenheit
seines Herzens erkennt] darab schw. vor seinen Augen.'
JJUlr. 1718; s. noch In-schauwung (Bd VllI 1614).
,Es seye ilime ganz schw. und trümlig vor den Augen
worden.' 1730, Z. ,Mir wards blau und schw. vor
den Augen, als ich mit ihr in die Stube trat und
da Alles ... vor Leuten wimmelte, die ... auf uns
ihre Blicke richteten.' UBragger 1789; wiederholt. —
h) von einem dichten Gewimmel, zB. von Ameisen und
dergleichen Tierchen (vgl. lat. agmen nigrum), dann
bes. von einer grossen wimmelnden Menschenmenge
Ap; Bs; B; Gr; L; G; Th; W; Z; wohl allg.; Sjn.
cholig2(fiA 111 209); -^gX. schtearzen 2. 's ist Alls (ganz)
schtv. g'si" vo" hüte", zB, auf dem zugefrornen Zürich-
see. Lüt hät's g'ha" ganz (auch erbe" grad GRh.) schw.
Der Platz isch scho" ganz schw. g'si" vo" Lüte". RvTavel
1910. Uf ''em Platz hed's grad g'gramslet vo' Lüter,
es ist grad schw-es g'si". CSchnvder 1868. ,Ganz schw.
ist es dort vorn beim G'meinhuis, ein Gewimmel.'
LöTSCHEN 1917. ,Bemelter Bott von Beringen zeigt an,
das Alles schw. von Volk hüt uf Zell zuegezogen.'
1638, Z. ,So kommen die leichtfertigen Bauron und
stellen hinder dem Berg rechts vor unserm Hauptleger
von den in Hölzern versambleten Bauern selbe in
Batalia, prassentieren sich bei gedacliter Höche Alles
schw., vornen mit 2 weissen Fahnen, also dass von
ihrem Volk Alles schw. war.' 1653, G Brief aus dem
Felde. .Welcher ... 2 Männer zu recognoscieren aus-
geschickt, deren ersterer bejaet, dass Alles schw. von
Zürich daher komme.' 1095, Z; vorher: ,l)ie Züricher
seyen haufenweiss in das Land gefallen.' — 2. a) von
künstlicher Färbung, a) von gefärbten Gespinsten,
Geweben udgl. ,Den im Fass- oder Chellerchittel vo"
schw-er Zwilche" ... steckenden Arbeiter.' Bärnd. 1922.
Anna Maria Zuckerzia, mach-mer röti Strümpfli, büez-
mer schw-i Bletzli drüf, mach-mer keini Bümpßil Gr
Ths; vgl. Bd VI 948M. [Die von den eingewanderten
Waisern aus Tannen- und Arvenstämmen erbauten
Blockhäuser] heind z'erst wissi üsg'seh" . . . dernä'''
heind s' g'gelwet . . . und na''' Järe" heind s" e" Färb
a"g'nu" wie schw-e' Sammat. Je me d'Hüser gelwi und
schwärzi cho" sind, desto me heind d'Lüt us ''em Wallis
inna [ihr] Hev"ue v"lore". JJörger 1920. ,5 batzen
um schw-en faden.' 1529, SohwE. (Ausgaben des Abtes).
,Ein schw-er zendel mit sydenen strichen ... geboret
...uff den langen scherael.' 1529, Bs Inv. ,Ein alten
gemaletten Himmel mit schw-en Zotten.' 1617, W Inv.
.Das Lylachen schw. lassen kuttenieren.' 1620/40, L;
s. auch Bd 111 574. ,2 Stuck schw. in grüenen seidenen
Arris.' Giler 1624/5. ,Es sollen alle diejenigen Manns-
bilder oder Knaben, die oder deren Ihrigen das .Mimosen
n ötig sein so Uten [!], ein offenesZ eichen, d.i. einen weissen
oder schw-en viereggigen Blätz auf dero Überkleid
tragen.' 1790. UwE. TB. S. noch BdVI175'2/3. 1754M.;
VII309M.313U.; VUI 12660.; Sp. ISOl (Seckel-SchnuerJ.
Von der Kleidung; vgl. noch Sp.2188. ,Schw.bekleidt.
puUatus; mit schw-em bekleidet, bieticatus; schw-e
kleider, atrabaticse.' Fhis.; Mal.; Denzl. 1666/1716.
,1 sw-en wuUen rock.' 1476, F Beuterodel. ,V. uss Sitten
treit ein schw-en rock ... T. hat ... ein schw. schopf-
huot.' 1565, B (Gaunerlisten); ähnlich nocli öfter. ,Am
Hörnli ... habind sy antroffen 5 Wybspersohnen von
Wyl. derenhalb er den N. gefraget, welliche er am
liebsten weite, woruff der N. geantwortet, er wolle
lieber mit Deren im rooten Rockh ins Holz als mit deren
im grüenen gen Einsidlen und die schw. Hex im schw-en
ICleid möchte er gar nit.' 1663, ZF. S. noch (Kragen-, Lib-,
Mannen-, Bit-jEock (Bd VI 821/3. 831/2. 837 o.), auch
Sp. 2021M., ferner Under-, Gestalt-, Wiber-Eock (ebd.
827.839.840). ,Schw-er Mantel' ; s.Bd IV 341 u.; VI 821 M.
825 u. und vgl. u. , Schw-er Kittel', kennzeichnender Teil
der Tracht der Schw.-Buebe"; s. Bd IV 941 (Bed. 4) und
vgl, die Anm. , Schw-e hosen'; s. Bd II 1688 u. ,Scli\v-e
jujjpen'; s. Bd III 54 u. und vgl. Juppen- Schwärzi. 'sisch
Eppis uf-eme" Berg und hed es schiv-es Mäntäli a" U
(D's Heipperi). ,Schw. göller. umscliurz'; s. Bd VIll
1320o. We""'s de"" g' gölte" het, su hV" de"" d' Strumpf
für am Werchiig grüenn oder schw. müesse" si". Barnu.
1911. .Eines Morgens während der Pestzeit, als der
Pfarrer von USpir. sich ankleidete, sah er eine grosse
Prozession betend zur Kirche ziehen. Als letzter gieng
ein Mann, der an einem Bein einen schw-en, am andern
einen weissen Strumpf trug. Als der Pfarrer vom
Fenster zurückkehrte und sich fertig ankleiden wollte,
da war sein rechtes Bein mit einem weissen, sein linkes
mit einem schw-en Strumpf bekleidet. Daraus schloss
er, er -werde das letzte Opfer des Beulentodes in seiner
Gemeinde sein. Die Ahnung gieng in Erfüllung.' AfV.;
vgl. laß. Hegö, Ndvö, schiv. und wiss, biö! rufen die
Kinder, wenn sie den Narren nachspringen AABremg.;
vgl. dazu den Beleg aus Vad. unter Gloggen-Eock (Bd VI
829). ,Schiv. ward sie [die Zipfelmütze] früher von
Jüngern Sunnda^ u"' Werchtas, von Altern am Alltag
2183
Schwarz, schwerz, schwitz, schworz, schwarz
2184
getragen; wiss war dagegen die festliche und ins Grab
mitgegebene Mütze dieser Art.' Bärnd. 1914. Worum
het-der Chämifeger er schivi und der Miller e" wissi
Chappe"? Antwort: Zum A'legge" U. ,2 sw. kapen.'
1476, F Beuterodel. S. noch Bd 111 384 M. 386 M. (in
einem Rechtsbrauch; auch schon 1431), ferner PüscÄe^,
Siden-, Zalleti-, Zipfel- Chappen (ebd. 393. 394. 397).
Schto-i Chappe" als Bestandteil der Frauentracht; s.
Bd III 384/5, ferner Ören-, Rösen-Chappen (ebd. 389.
3H4) und Z Gem. II 139 (XV.). ,Der Kopfputz der
Mädchen und Frauen hat sich noch erhalten ... Käppiein
heisst es bei den Mädchen und ist schw., Haube bei
den Frauen und ist weiss.' Schw Gem.; vgl. JHeierli
1922, 101. 115/6. .Während der Helvetik ward Frau
Gut wegen Aufreizung verurteilt, eine schwarze Haube
zu tragen, und musste Sonntags mit einer Rute in der
Hand vor der Kirchtüre stehen und bei Aufrichtung
des Freiheitsbaumes mit andern unruhigen Weibern
den Dorfplatz zu Stans kehren.' um 1800, NnwStans;
vgl. auch 3bß. S. noch (Zug-, Zug-)Hüben (Bd 11 950.
954); MörI(Bi IV 376). ,Schw-e hüben', als Teil der
Pilgertracht; s. Bd II 950u. ,Schw. schinhuot; s. Bd VI
1755u. S.aachLampi; Schopf-Htiet (BdllllSS. 1791).
,üie weiblichen Angehörigen [der Sekte der Neutäufer]
hüllen ihr Kopfhaar in schw-e Netze.' GPeterhans 1925.
,[Ein Bewerber will einem Mädchen] ein schw-en
sammatigenGflrtelufdieeegeben.'uml580,BiRNn.l914.
,Schw-es Fürtuech'; s. Schiff-Chappen (Biim9b). S.
auch Bd V862u. Von (auswärtigen) Uniformen und deren
Trägern. ,Schw-er Husar mit Totenkopf.' Gotth. V (ge-
tilgte Stelle). Möschedi, müschedi, bum bum bum, schw-i
Husare", Gawaleri und de'' Tüfel obe"dri" Z. Bes. von
festlicher Kleidung, namentlich bei kirchlichen An-
lässen. Bei Frauen. In SchKI. kamen schw-e Hochzeits-
kleider ungefähr 1840 auf; vgl. AfV. 19, 151. ,üb sie
sich am Hochzeitstage schw. oder weiss kleiden solle,
mit einem Häubchen oder ohne Häubchen, den Blumen-
strauss in der Hand oder angeheftet.' Gotth. ,Die
Weibspersohnen dörffen auch in keiner andern Kleidung
als in schw-er hinein [in die Kirche] kommen.' Pazzaglia
1718. ,Es sollen sich auch die Weibspersonen, Frauen
und Töchteren, an Communionstagen und wann selbe
bey dem heiligen Tauff sicli als Tauffgezeugen stellen,
änderst nit als schw. gekleidet in der Kirchen sehen
lassen.' B Luxusmand. 1728. ,Die Unverheirateten
sollen in schw-en Blätzen [s. Bd V 266/7, Bed. las],
Käplin und Gugeln die Predigten besuchen.' 1732, G
Ratsprot. S. nocli Bd III 384 u. 394 (Bränz-Chappen);
VIII 1453 M. (mehrfach). Bei Männern. 1'* ha' ...
grössi ¥raid an mi"'»! Amtli [als Viehzähler] g'ha'
und hüm kennen erwarte", bis der Zelltag ko" isch. An
dem Tag han-i'''-mi'''' also im schw-e" G'wändli . . . uf
d'Strimpf g'macht. NATioNAL-Ztg 1919 (Bs). , Schw-er
Mantel'; s. Bd IV 340u. ,An Sonntagen sollen in der
Statt alle Verheurahtete im Haus Gottes mit schw-en
Mäntlen erscheinen, Ohnverheurahtete aber mögen
Mäntel auch von anderen Farben tragen; an Werk-
tagen, sowohl in Predigen als in Gebetten, soll Jeg-
lichem freystehen zu gehen, wie es sich ihme scliicket,
äussert den Standsgliederen, so ... zu allen Zeiten mit
schw-en Mäntlen in der Kirchen erscheinen sollen;
dannethin sollend die Standsglieder aucli an den
Communionstagen. Kindstanffenen ... und auch an der
Solennitet des Ostermontags in schw-er Kleidung er-
scheinen.' B Luxusmand. 1728. Der , Kindbettimann' '
trägt auf der Suche nach einem Taufpaten einen
schw-en Hut; s. Bd IV 273u.; Vlll 76M. ,Er ist
schwarza vora^hi", er ivird eppa miesse" zuehi'stän, der
Mann, der Jungbursch ist in seinem dunkeln Sunntag-
g'wand hinuntergegangen, nämlich als Pate zur Kirche.'
Bärnd. 1908. S. auch Heiligen-tag-Bock (Bd VI 839 u.).
Hieher wohl: ,Verschinenen Montag acht Tag seige sin
Schwager S. von Dälliken ... zu ilim kommen mit einer
schw-en Binden urab den Hals; da frage M. ... den S.,
wass Dis bedüte; sage er, wolle in Krieg in Catalonien
mit Hm Major L.' 1647, Z. Spez. l)als Farbe des Adels,
der Vornehmen. ,Graff HvWerdenberg... macht [1440]
ein Verständtnuss mit Heinrichen Freyherrn von Rezüns
... wieerdisVolkbegwältigteundundertruckte,namb3en
diseVerständtnussnigraliga, den seh w-enPundt, dann sie
zum Zeichen desselbigen schw-e Losungen, item schw-e
Kleider nach der Edlen Gewohnheit und Kennzeichen
truogen. 'Sprecher 1672,245. R.\A. Wa eng' meine'' Man"
ufein Chlapf zume" riche", ade"liche" Hev . . . worden ist
und-si''' füere" hed reelle" wie Eine", wa es schic-s Loch
hed. BtiHLER (GrD.); mit der Erklärung: sprichwört-
licher Euphemismus für adlich sein; wohl luLochll
(Bd 111 1019); vgl. Fischer I 327 0. ,Vom Schw-en sein',
von reich er, vornehmer Geburt W. Vgl. noch Sp.2190u. —
2) von der(Welt-)Geistlichkeit; \g\.schiv.-g€istlich(BdU
492). ,Schw-er rock'; s. BdVI822M. und vgl. u. ,Der
kartüsermünch, so von Ittingen gewichen, ist mitguoten
Worten abgewisen, doch soll im 2 gl. zuo einem zer-
pfennig ... geben, dazuo im die kutten, so er des
begerte, ouch schw. gefärbt werden.' 1558, Z RB. Der
Her" soll nummu" schw-e'' cho", in seiner gewöhnlichen
Priesterkleidung zum Kranken kommen, nur um ihm
Beicht zu hören oder sonst geistlichen Trost zu geben
W. Oft mit mehr oder weniger verächtlichem Nbsinn,
zT. spielend mit 3. .1'^'' wart uf mini Brüedere" drei,
si si" mit '*em Schifflein über ''e" Rhein. 0 Mägetli, wie
liegschs in deinem Rachen, du wartischs uf drei schw-i
Pfaffe!' BsB. (Lied von Schötzer-Schmieds Anneli); vgl.
SV. 1918, 3 ff. 17. .Ich gieng dur'^'' ein Gässli. da kam
ein schw-es Pfäffli; eh ich sag och! war es mir im
Loch', der Dorn im Fuss Z (Dan.). ,Gar artig hatt
auch glogen ein schw-er Pfatfengrind.' 1633. Lied.
S. noch Bd V 1060u. 1061 M. (AfV. Vll 15); Sp. 698o.
.Schw-e Väter'; s. Bd Vlll 606M. (Ansh.). , Schw-e
Buben'; s. üs-schümen (ebd. 780) und vgl. dazu Schw.-
Bueb (Bd IV 941). Schw-er Bock; s. %n-blüwen (Bd V
252) und vgl. Schw.-B.ock, -Böckler (Bd VI 838). .Sind
uns gloubwördig Warnungen zuokhomen. wie by üweren
und unsern Eidtgnossen von Luzern ein gschrei gange,
sy wöUind S. Fridli zuo Glarus ein andern, nämlich
ein schw-en rock anleggen, und brieff und sigel, so in
der Capelnschlacht uffgerichtet ... worden, müessind
sich änderen', mit Bez. auf Katholisierung. 1561, B an
Z. Schiu-i Hose"; s. die RAA. Bd 11 1691 o.; VI 886o.
(auch mit Bez. auf Beamte, Herren). , Schw-e Gefahr',
Feldprediger. Soldatenspr. Subst. De'' Schw., der
Pfarrer ZLunn. D'Schw-e", die Geistlichen Aa, so F.;
Z (auch It FStaub); vgl. 3a8. ,Was meinet ihr Sol-
daten, was ist die Schuld daran, was hat uns wohl
bewoge", dass mir [1841] ins Freiamt zöge", so viele
hundert Mann? Me" seit, es seige" die Schw-e", di
Pfaffe" seige"'s g'si", si möchte" gern regiere".' Groli-
MiiND 1911 (ÄAMuhen). ,Die neue Schule wurde von
der Mehrzahl der Landpfarrer mit bitterem Eifer be-
kämpft ... Namentlich zog der Seminardirektor Thomas
2185
Schwarz, schwerz, schwire, schworz, schwurz
2186
Scherr ... den Hass der Sehw-en auf sich.' EStaüber
1894. — 3) von Laienschwestern. ,Die schw-en beginen.'
1444, FStdt; vgl. Bd IV 1055 u. — 4) von Leidtragenden ;
s. 3bo. — 5) des Teufels; s. 3c. — ß) von Fellen,
Leder. ,In der spennigen Handlung entzwüschendt
Meister S. dem Wyssgerwer eins-, sodanne gemeinen
Meisteren des Schraüzerhandtwerks andersteils, nach-
dem die Scliraüzer sich erklagt, wie dass gemelter
Meister S. ihnen in ihrem Handtwerk Ingrift' tüeige mit
Schmüzung der Fällen ... habend mein gn. Herren ...
sich dessen zu Recht erkent und gesprochen: Die-
wylen von unvordenklichen Jahren haro die Wyss-
gerwer allhie sich niemahlen einicher schw-en Färb
gebrucht, als soll hiemit ihme S. alles Schwarzferwen
allhie und in der Walchi verbotten sein, auch nit Ge-
walt haben, einiche schw-e Fahl weder allhie in der
Statt, noch uff den Märkten ... zu verkaufen.' 1655,
ZWth. Eatsprot.; dafür: , einiche schw. oder brun Fahl.'
1660, ebd. Schw-i Schueh; s.BdVlII445M. und vgl.
Schueh-(macher-JSchwärzi. — y) ^°" Schrift-, Noten-
zeichen. ,Mörsel da die Sänger sein, Bomben schw-e
Noten, welche zu dir [Baden] flogen ein als gesandte
Botten, dass du ja fürsichtiglich zeitlich jetzt ergebest
dich.' Flugschrift 1712. S. noch Büren-Prattig (Bd V
573). Schw.ufwisSjViien'hd. Etw. sc?tjü. !//w. [schrift-
lich] ha"; Einem Etw. schw. uf w. ge", bewise". 's Schw.
uf ''em Wisse" muess rede" Z (Spillmann). — 8) von
bildlichen Darstellungen. 1) auf Spielkarten. DeCr)
schiv. Peter (Schw.-P., in Gr -Peterli); s. Bd IV 1841;
auch B, so S.; Gr (vom Schüfle"-Bueb); vgl. b (zur
Strafe des Schwärzens) und die Namen in der Anm.
Das Mädchen, das im Kartenspiel den , schw-en Peter'
zieht, darf im kommenden Jalir auf einen Mann rechnen.
EHoFFMANN 1913 (B). Der schu'. P.jage". Bärnd. 1911.
Im gleichen S. der schw. Ma"" (= Eichlen-Under) jage"
AAJon., Tag.; anders Sp. 2191/2. Derschte. Buebjage";
s. BdIV929M. — 2) in der Heraldik; vgl. 3a(a).
,Schw-er rüd, löuw' als Wappentiere; s. Bd VI 627M.;
Sp. 233 (Für-Schlag) und vgl. die Hausnamen in der
Anm. Als Teil der Standesfarben. ,[Wir] bittend ...
Gott, wie ir in ü[wer] g[naden] stadt schilt schw. und
wiss, zwo ganz widrige färben, so ... von andern iren
Ursprung nit nemen, allein das das wiss mehr velds
dann das schw., ob es glich oben an, fuerend, üch ...
allzit in wisheit und fürsichtigkeit zu bestätigen und
zu erhalten, allwäg wislich bös und guot, recht und
unrecht, falsche und wäre leer, laster und tugend
glich als schw. und wiss zuo underscheiden . . .' F
Schulordn. 1577; vgl. dazu 3bß; 4b. S. noch Bd III
385 M.; VI 8'23M. — 3) von Marienbildern; s. Bd IV
355u. — e) vom Ziel beim Scheibenschiessen. ,Der
zöiger ist ouch schuldig, die [schiess-Jmuren ze ferwen
und sw. zuo machen, desglychen die schyben.' 1460,
AARh. StR. (,Der büchsenschützen Ordnung'); vgl.
KienschW; schwärzen la,Schwärzi3. Subst. (D)'s Schw.
(■t), in der Scheibe Aa; Bs; B; Th; Z; wohl allg.;
häufig bildl. wie nhd. De'' Dop2)el war recht, tvänn
's Schw. au''' dopplet war, Äusserung eines Schtitzen
am Schützenfest in [Z]Rntil906.GPETERHANs 1925. ,[Ein
Schütze] tat also sein Klag vast treiben: Ich sach zwey
Schwarz in einer Scheiben; des kompts, das ich Nichts
treffen kann. Ich sprach zue im: ... Zwey Schwarz
sind in der Scheiben nicht, zwo Maass ir trunken band
villicht.' HHGrob 1603. ,Die alte weise Heiden sagten,
der Tod seye ein End alles Elends und das Schw-e, so
zu reden, in der Scheiben.' JJUlr. 1718. S. noch Bd VII
■^45o. ,Collimare nianum et oculos, mit den henden
und ougen zylen, oder auff das schw. sehen und faaren.'
Fris. .In das schw. schiessen (den zwack treffen),
collimare.' Fris.; Mai,. Er het i" 's Schw-e g'schosse",
's Schw-r 'tröffe", wohl allg.; auch etwa von ausser-
ehelichem Beischlaf B (Zyro). ,Dass Dem, so under
obbemelten fünfzehen Schützen das Schw. in der
Scheiben am meisten treffen wird, derselbige Ehren-
kranz [zufallen soll].' 1605. Bs Gesellenschiessen. Eso
ganz bös nebe" 's Schw. use" het der Joggeli der Schutz nit
abg'ge", von einer Vermutung. TMever 1926. — b) von be-
sonderer, meist ungehöriger l^ärbung. zB. durch Be-
schmutzung. Von Menschen. Schw-i Finger, Zä",iB.\om
Kirschenessen. Baduseli, Badäseli, iez chwn-i''' mit ''em
Beseli und far-der über 's G'sicht, dann laufst-mer wie-nes
Hiindli nö''', drum muest en schw-e" Bagge" ha". RSdter
1915. S. noch Bd III 1019 0.; VI 90 0. fiJac^ew;. Von
Schwärzung durch Russ; s. Bd IV 1481 (Peter 6); VI
887 0. 888o. ,Am Abend der alten Fastnacht sucht
man sich gegenseitig im Gesicht zu schwärzen, etwa
mit einem berussten Lappen oder mit Kienruss, den
man auf eine eingeölte Hand aufstreicht ... Auf Golzern
im Maderanertal pflegte man zu sagen, die alte Fast-
nacht sei schw. gewesen und müsse geschwärzt werden,
und Leute, die sonst das ganze Jahr kein Schw-es
genossen, schwarzneten an diesem Abend.' SV. 1928
(U); vgl. ebd. 8, zur Sache aucli schwärzen. ,Wyl
Niemand in HGretlers zu Hinderegg [Haus] als zwey
Kind, wöllind sy dahin, sich schw. machen und ver-
brämen, und wann dan die Kinder us dem Hus lauffind,
inen förehten und meinen werdind, es komme der Bosse
zu inen, das Brot uss dem Hus nemmen und sich
darvon machen.' 1661, ZGrun. [Der Landammann muss]
hüst und hott und linggs und rechts uf Alls achtge"
und sdt dur''' alli Chämi üf nid schw. werde". Wohler
Anz. 1917. Schw. wie (en) Chemißger, wie der Eüessel
im Chämi (s. Bd VI 1456 u.); vgl. Sp. 2183o. Chämi-
feger, schw-e" Ma"" . . .; s. Bd I 687; VI 1454 (Buess 11).
1458 (ruessigj; VIII 946 u., für weitere Varr. GZür. 1902,
81/2; Kindergarten 1906, 97; Messikommer 1909, 68;
AfV. VI 153; XXVII 49; RSuter 1915, 59; KL. 353/4
und vgl. Sp. 2191o. Ich [Kaminfeger] 6m en lustige,
schwarze" Ma"" und han es ruessigs Hempli a", und
's G'sicht und d'Händ sind schw. tvie Chole" und
ico-n-i''' lauf, gi't's .^chw-i Sole"; doch bin-i''' glich en
brave'' Ma"": wenn ich nüd war, chdm 's Hüsli a" GStdt.
0 du schw-C, schw-e' Ma"", treist de" Buess im Säckli
nä''', luegst zum Chämi oben-use", last en rechte" Jüchzer
^lse"! KL. (ZWoll). Es schw-es Männli, im Rätsel für
den Ofenwisch; s. Bd VIII 288 o. (vgl. auch Bd V 137 o.)
mit der Var.: Es sint e" Tschuppe" röti Sehäfli, da geit
es schw-es Hündli i" und fergget-si alli usse" GrAv.
Wann Eine" bi-n-iedere" G'lege"heit schwöre" tuet, so ist-
em bimeichlig nüd z'troue": de Hafen ist de't eso schiv.
wied'Pfanne". Messikommer 1910; vgl.: ,Ist es hässlich,
wann nach dem Spruchwort der Niederländern der
Pott dem Kessel verweisst, dass er schw. seye.' JJUlr.
1731 ; dazu Wander III 1378. Von geräuchertem Fleisch ;
s. Bd VIII 1383 0. Von der , Rauchkammer': ,Die
g'spaltete" und ausgesottenen Kefen werden [nach dem
Dörren] in eigenem Bone"seckli dem Luftzug der schiv-e"
Chammere* Ausgesetzt, in welcher man auch d's g'räukt
Flaisch verwahrt.' Barnd. 1922. ,Eine Erfrischung in
der ausgiebig angerauchten schtv-i Stube" der Wirt-
2187
Schwarz, schweiz, schwirz, scliwoiz, schwurz
218
Schaft [der l'etersinsel].' ebd. Schw. a'hrännt; s. Bd VI
8880. Von Holzliäusern: ,Mit Hilfe langer Besen-
stiele ... wird im Laufeines jeden Frühjahrs d'sHüs
g'wäsche" . . . Zum Reinigen der Aussenwände wählt
man einen Regentag, da das Holzwerk ... bei Sonnen-
schein hässlich rot nachtrocknen würde. Am liebst«n
tcäscht-men im Meicrege", niemals aber ivi Ü^gstCrege".
Denn d'Sunne" macht röt, der Meicrege" wiss, der
Ü^gste'rege" schw.' BkRsv. 1911. Spez. von Wäsche. Hat
(Hast ZO. ItMessikommer 1908) e(s) schw-es Hämp(e)U
{Hemdi GnThs) a", im Reim vom Chämifeger; s. 0.
Unsauber, schmutzig übh. Bs: B; L; Z und weiterhin.
S. auch Bd VII 63 u. ti25 (Cholen-SaclcJ. SchwC-es)
Plunder; s. Bd V IHM.; vgl. auch Schio.-plunder-,
-ge-wand-, -züg-Chammer (Bd III 252/S), dazu Bärnd.
1922, 145. Subst. Nüd's Schw. ab, uf, für •'em, vom
Nagel; s. Bd IV 683 0. Wie si .. . mi"'' üsfötzelen und
erschlöje", ivenn-ignen aW* nit 's Schw-en under ''em
Fingernagel z' Leid 'tö' heig. EFischer 1922 (SG.). S.
noch Schluenggen (Sp. 607); entspr. in GRGrüscli
(Tsch.). ,l)as schw. vor den negleu'; s. Bd IV 2015M.
(JBinder 1535). — c) unklar: .schw.imars', in Schelten.
öfter zu Frauen. ,K. ist gichtig, dass er sprach; du
sw. im ars, warumb last du uns nit mit frid'r" 1425,
Z RB.; s. auch jjfuch (Bd V 1049), ferner Bruech (ebd.
383o.). Zu einem Priester; s. Bd V lOöOu. und vgl.
Sp. 2184. — 3. a) mit Zurücktreten des Farbbegriffes,
zur Kennzeichnung bestimmter menschlicher Gruppen.
a) von Familien. Die , schw-en Zollikofer'; s. Bd VI
1740 M.; Leu Lex. XX 144/5 und vgl. 1 a. ,Die roten
und schw-en Herrn Zollikofer.' 1597, KWild 1847.
Die , schw-en (weissen) Steiger', nach dem halben
schw-en (weissen) Steinbock im Wappen BStdt; s. Leu
Lex. XVII 531 ff. und vgl. 2aS2. Der schw. Steiger vo"
Tschugg seit zum wisse" Name'svetter : ... RvTavel 1926
Vgl. auch die Anm. — ß) ,schw-er Bund'; s. Sp. 2184o. —
Y) von Räuberbanden; s. Bd VI 1761 0. und vgl. dazu
Bd IV 941 u. (Schw.-Bueb 3). — 8) von politischen
Parteien; meist subst. 1) konservativ, ultramontan
Bs; B (Gegs. wiss; s. B TB. 1900, 238); F; Gr; S und
weiterbin; vgl. 2aa2, ferner brand-schw. Dö stösse"-
si Ei"'m eister i" d'Schueh, mir Schw-i sige" dumm und
rückständig ... Oltener Nachr. 1917. ,Der Ruf [nach
Freiwilligen zum Kampf gegen die Armut] giltet jeder
Ansicht, jeder Farbe ... Der Ruf giltet Schw-en und
Weissen.' Gotth. ,Man gab [für die durch Hochwasser
Geschädigten] reichlich ohne Unterschied der Farben;
Schw-e und Weisse, getrennt durch Ansichten, wurden
vereint durch Mitgefühl.' ebd. ,Er gab sich alle
Mühe ... Jedem Gerechtigkeit widerfahren zu lassen;
darum sahen ihn auch die Weissen und die Schw-en in
seiner Gemeinde mit scheelen Augen an.' ebd.; noch
öfter; s. auch Bd V 1194 M. .Zwischen Weiss und Schw.
und Rot wurde um jede Laus gestritten.' RvTavel 1917.
S. noch Bd VII r277M. — 2) liberal, radikal L; G;
Zg (AfV. I 126); Gegs. röt (s. Bd VI 1761); vgl. bläw
(Bd V 241), auch Curti 1896, 51. Bis z' Rütze'tvis
farblos und z' Rütze"tcis röt, tue z' Bütze"wis schtv. si",
wie^s z' Rütze"wis göd! Wächter am Pil. 1871; vgl.
Bd VI 1934 0. 's ist wider rue"'ig g'si" im Land . . . und
Bot und Schw. het chönne" neb'"-enand lebe". Zitpützek
1905 (L). All tuend z'sämme" ha", der röt wie der
schw-i Ma"", bei einer Feuersbrunst. IRöthelin. —
b) symbolisch, meist mit mehr oder weniger starkem
Gefühlston. a) als Farbe des Todes; vgl. Sp. 2176M.
Bei einem Blutgericht erscheinen alle beteiligten Amts-
personen ,in schw-en Kleideren', der Amtsschultheiss
trug ,das schw-e Blutgerichts-Stäblin'; er sass in einem
,schw. überzogenem Fauteuil ... Der Tisch, hinter
welchem niH. Amtsschultheiss und der Herr Statt-
schreiber waren, wäre mit einem schw-en Tuch (N[ota]:
wäre das Leidtuch von E.E.Gesellschaft zu Akerleüten)
bedeckt.' 1747, AAZof. StR.; Ahnliches zT. heute )ioch.
Spez. 1) im Trauerbrauch. Vom Sarge; s. Bd 11 350 u.;
IV 1248o. In WGreng. wird der Sarg, in GrV.; W
das (hölzerne) Grabkreuz für Erwachsene, Verheiratete
schwarz, für Kinder, Ledige blau (in GrV. bunt) ge-
strichen; vgl. SV. 1912, 75; JJörger 1913, 57; EHoff-
niann 1913, 47.50, ferner sc/Mcär^e«la. Wenn-i''' denn
einisch nümm cha"" schaffe", chönnet-ir-mer grad 's
schwarz^ TrucJcli lo" mache". EFischer 1922. Von der
Trauerkleidung; s. schon Bd 1 15 0.; 11 350/1. 1788
(Leid-Huet 2); III I083o.; IV 340 u.; VI 834 (Leid-
Nacht-rockJ; VIII 76 M. 1453 0.; Sp. 2021 u. Die Sitte,
sich bei Trauerfällen schw. zu kleiden, kam erst nach
der Reformation auf. EStacber 1894. [Hinter dem
geisterhaften Töte'icage"] si" Lüt cho", e" länge'' länge''
Zug, alli schw. a'g'leit. AfV. (BRohrb.). Schio. cho";
s. Bd III 263 u. Das Z Chil'>'e" lade" [Bd III '2310.]
'(eschah früher und geschieht zT. auch jetzt noch münd-
lich auf einem besondern Gange, wobei die Ladende
, schw. kam' AAF.(AfV.); s. nnch Lichen-Bitterin (BdIV
1854), -Säger(in) (Bd VII 422). Me" brücht ned schw.
z'cho", wenn 710'' 's Herz schw. ist TuMü. Zwe" Monet
bin-i'^'' schw. g'si" usse"vör und hel'üf inne"vör, nach
einem Todesfall. PHaller 1916; dazu als szenische
Anweisung: ,sie reisst sich die schw-e Schürze ab.'
,Als im folgenden Sommer die Erdbeerifrau sich wieder
zeigte, hatte sie eine schw-e Schürze an. Dessen er-
schraken alle Leute und trugen, ob das Erdbeeri-
Mareili gestorben. Aber es war nicht Mareili, sondern
Bäbeli, das gestorben.' Gotth. ,Da klopfte es einst ...
Die Mutter rief: Herein! Da trat ein Mädchen ein
mit schw-em Fürtuch und aufgebundenen Zupfen und
brachte die Nachricht, dass der Grossvater gestern
gestorben sei und wir übermorgen mit ihm z' Kilche"
kommen sollten.' ebd. , Hinterher kamen [bei einer
Gräbt] viele Männer in schw-en Mänteln und Wollhüten
auf den Köpfen; schw-e Strohhüte haben nicht Gültig-
keit, weder bei Leichen, noch beim Abendmahl...
Hinter den Männern kamen die Weiber, ihrer wenige,
aber schaurig schw.' ebd. ,Es war merkwürdig zu
sehen, wie die Männer mit den schw-en Mänteln unter
dem Arme, den schw-en Wollhüten auf dem Kopfe,
die Weiber mit den schw-en Scheuben und den auf-
gebundenen Zupfen ... herbeieilten [zu einem Leichen-
mahl].' ebd. ,Ich band ein schw-es Halstuch um und
wanderte hin zum Pfarrer', nach dem Tode eines
Kindes.' ebd. Die Frauen trugen für verstorbene
Eltern, den Ehemann, Kinder 1 Jahr, für Geschwister
Va Jahr, für übrige Verwandte Vi Jahr lang Leid.
Während der ersten Hälfte der Leidzeit trugen sie
ausschliesslich schw-e Kleider, während der zweiten
Hälfte dunkle oder einen schw-en .Tschopen' (Jacke)
und dunkelblaue Schürze; auch die im entfernten Grade
Verwandten trugen schw-e .Tschopen' und dunkel-
blaue Schürze. Man hiess dies die schw-en Ermel
(s. Bd I 459) anlegen. Auch jetzt noch ist es Brauch,
dass, wer i" 's Leid chund, eine gewisse Zeit lang schw.
chund, die schw-e" Eöck anlegt (sich schw. kleidet)
2189
Schwarz, schwerz, scliwirz, schworz, sclivfurz
2190
AAF.(AfV.). ,Was bedeutet die Todtenglocke oder bey
uns in der Stadt die gellende Stimme des schw-en
Weibes, welche so oft die Luft traurig machet?' vMoos
1779. Einisch bringt-em der Bott e" schtv-e" Brief [mit
einer Todesnachricht]. JReinh. 1907. Die [lieichen-
reden] hing en-i''' g eng mit-emne" schw-e" Bängeli z'säme".
MWalden 1880. S. noch Lieh (Bd 11 1013 u.). — 2) ,der
schw. Sonntag', Passionssonntag, 2. Sonntag vor Ostern
U; auch bei vMoos (Kai.) 1774/7; JHFüssIi 1780.—
ß) für Etw. mit einem Malcel Behaftetes, Verrufenes uä.;
vgl. 4b. ,Schw-es Buecli'; vgl. Schw.-Buech (Bd IV
995). In Basel bestand seit 1523 das , schw-e Buch',
ein scliwarz eingebundenes Ratsbuch, in das während
d»s XVI. hauptsächlich Strafen eingetragen wurden ; vgl.
Ochs VI 482/8. Alle, denen die bürgerliclien Ehrenrechte
aberkannt worden waren, wurden [in Schw] im , schw-en
oder Chaibenbuch' eingetragen. RBenz 1917; vgl.: ,Und
sollen die Jenige [ausgepfändete Schuldner] in ein
absonderliches Buech, so zue dem Ende soll gemacht
werden, damit sie zue allen Zeiten gegen ehrlichen
Leuten underschiden verbliben. eingetragen werden.'
1738, Schw LB. ,So ein Gesell sich im Handtwerk über-
sehete und hinter der Tür Urlaub nehmete und in
dem Handtwerk Etwas entfrömbden und nit widerumb
ersetzen täte, soll er für kein redlicher [!] Gesell
passieret, sonderen in dem schw-e[n] Buech einge-
schriben ...werden... Welcher von dem Handtwerk,
es wäre gleich Meister oder Gesell, über diese Ord-
nung ... schniählete ... derselbe solle nach Gestalt-
sanie der Sachen abgestraft oder gar in das schw-e
Büechle eingeschriben werden.' 1764, GRorsch. Zunft-
ordn. ,Schw-es Brett'; s. Bd V 898 .M. D's schw. Re-
gister, Strafprotokoll der Polizei, der Kriminalgerichte
GrTIis. ,Malorum facinorum ssepissime argutus, der
im schw-en Register stehet.' 1>eszl. 1716. ,Schw-e
Rolle'; s. Bd VI 868 M. Subst.: ,l»ie unghorsamen
[Bäcker und Müller, die sich einer im Teurungsjahr
1491 erlassenen Ordnung nicht fugen wollten] sol man
ins schw. zuo schw-er gedächtnüs ufschriben.' Ansh.
Eine" schw. a''striche''. anschwärzen Z, so Kn. Z'*
[Direktor eines Mann ercliors] 6i"(7M'jiss«c/tw. a"5f'sf)'i'c?(e"
g'nueg i" se'her O'sellschaft. einem rivalisierenden Ge-
sangverein. LSteiner. ,Sie war wohl imstand. die
Drohung zu erfüllen und mich [ihren Bruder] beim
Alten schw. anzumalen.' .Joach. 1898. ,Das Laster schw.
anmahlen.' Disc. 1721/3. ,Ein liebloser Richter fallet
dem andern meistens ins Maul, und hat etwann der
erste seinen Nächsten mit der Kohlen seiner ausrich-
tigen Zunge so schw. nicht gemahlet, es mahlet ihn
der andere noch schwärzer.' JJUlr. 1731. .Einen schw.
anschrlben'; s. Sp. 1505o. (wo Z Brief zu lesen). ,Car-
bone aliquem notare. Einen schw. machen, übel an-
sehreiben.' Denzl. 1666/1716. ,Die Ursach diser Un-
ruhe ... vor aller Welt schw. und verhasst zu machen.'
Flugschrift 1712. Mit einem , schw-en Kreuz' wurde
minderwertige, nicht ausfuhrberechtigte Leinwand be-
zeichnet, um 1600, KWiLD 1847; s. Nasm-BlUz (Bd V
281) und vgl. röf 5e (Bd VI 1758). ,[Seit 1718 wurden
bei Bestellung des Wahlkollegiums] im Grossen Rat
durch weisse und schw-e Kugeln, von denen jedes
Mitglied eine aus der Urne nehmen rausste, zwei Drittel
der Mitglieder ausgeschaltet. Die weissen, guten Kugeln
des letzten Drittels gaben das Wahlrecht.' Bs Nenj.
1916, 54; vgl. rot 2f und AfV. XIV 308. .Unter 12 von
mHh. werden 3 weisse (so die guten sein sollen) und
9 schw-e Balotten in ein Sack getan', bei Rats-
wahlen. 1730, AAZof. StR. Bildl.; s. Bd VI 1757 u.
Wohl hieher ; , Am jüngsten Tag wird offen deine Schuld,
dort wirst du stehn in Spott und Schand und müssen
anlugen die schw-e Wand.' vEüw 1708. — c) ins-
bes. als Farbe der ,flnstern', dämonischen Mächte.
Vom Teufel; vgl. hrand-chol-erden-schw. ,Da auf Frey-
tag vor dem Palmtag dises Jahrs [1575] vom Tanzen
geredt ward, aber kein Spihlleüt vorhanden und sie [die
Wirtin zum Schwert in Zürich] auss Unwillen . . .
klagte über den Teufel, das er keine Spihlleüt dar-
füegte, wan sie es gehrn hätte, sihe, da kommen un-
versehens zwey Spihlleüt, waren aber Teufel, und
hueben an zu Tanz machen. Man tanzet mit ihro, sie
konte Tanzens nit satt werden. In dem ersieht sie
ungefähr, das der einte Spihlman greüwlich schw-e
Geissfüess hatt. Dessen erschrickt sie, verlasst den
Tanz und bleibt ein Zeit lang unsinnig.' RCts. (Br.).
.[Eine wegen Hexerei in UntersuchungshaftGenommene
ist] inn der Gfangenschaft . . . von der Ketti ledig
worden, und als sy befragt, wer sy ledig gemacht, sagt
sy, ein jung schöner Gsell mit einem schw-en Bärtli
sige durch ein Leitere heruff zu ihr kommen.' 1657,
WManz 1916. ,[Vor 35 Jahren] sey der leidige Satan
ihrem Bedunken nach ganz schw. und abschöchlich ...
zu ihro kommen.' 1667, BRiggisb. Mit Bez. auf die
Kleidung, ,Do syge der bös ... zuo iren kommen inn
eim schw-en kleid und habe ein büchsen uff der achslen
treit.' 1539, Z RB. ,Sy6 imrae der bös Geist wider
begegnet, schw. bekleidt yn einem grüenen Käbly.,
A. XVII. , EScHiEss 1919. ,Sige der Tenffel in einem
schw-en Klaidt in dem Rappentobel zue ihme kommen ...
.\m anderen Tag ... sige der Teüft'el in eines Weibs
Gestalt in einem schw-en Klaidt mit einem wyssen
Brüechli widerumb zue ihme komen, mit welcher er
sich . . . fleischlich vermischet . . . Hatt er bekhent, das
ihme sein Buell einen schw-en Steckhen gegeben, damit
deme [!] habe er könen Wetter machen und uf die Tanz
riten.' 1674, ebd.; noch öfter. ,Der Teüffel, der der
vornemste geschinen, [habe] ein Gesicht gehabt wie
ein Igel und schw-es Ghäss wie ein Stattmann.' 1701,
Z. S. noch Bdll 1788 fiam^ji-Hi/ct); III 54 u. (LHexen-
proz.); VI 1562u. ,Schw-er Tüfel.' ,Anno 1584 hatt
ein merkliche Sach ... sich in einer diser Alpen ...
linden an dem Berg Pylati Seews gelegen zuogetragen . . .
Dann als sich daselbs ... schier alle Abent zuo angender
Nacht ein erschrockenlich Bild eines schw-en Mans
sehen lassen, hatt der Alpjungen ... Einer vast fräffen,
als er sich ... schlaffen legen sollt, anstatt des Segnens
und Bettens fräffenlich allso geredt, lachende: Ey, du
schw-er Tüffel, du muost mich doch hinächt rüewig
lassen ... und sollten dich alle die Tüffel holen. Hiemitt
sich zuo den Gesellen uff die Strowbüne gelegt. Aber
von Stund an ist der schw. Tüffel da gsin, hatt inn
erwüscht und inne zuo dem Hüttenfenster hinusszogen
und geschleift.' RCts. .Dass dicli Botz, du alte Hex,
wie machst du uns ein böse Lex, fahr hin zum schw-en
Teuftel.' 1695, Lied. S. noch Bd Vll 468/9. Als Schelte.
.[Als S. bei der K. vorbei gieng, sagte diese:] Du Tüffel
komst, du schw-en Tüffel, wann will dich der Tüffel
iiemmen?' 1668, ZWth. Ratsprot. ,Als ... der Hr G.
ihne abgemahnet, er solle nicht so grusam schwehren,
habe er zu ihme gesagt: du schw-er Tüfel, du Kätzer.'
1671, Z; vorher: ,du schw-er Bub, du Tüfelsbub'. Schw.
wie der Tüfel; s. Sp. 2180o. und vgl. Tüfel-Schwärzi.
2191
Schwarz, schwerz, schwirz, schworz, schwurz
2192
,Wie er [der von einem Liebesabenteuer heiiukehrende
AvStretlingen durch die Strafe Gottes] als sw. were
als ein tiifel.' Stretl. Chr. Gleichbed. der schiv. Ma"";
s. Bd IV 240 M. (vgl. Sp. 2181 o.). 242 u. und vgl. chol-,
chessi-schic; zT. aber auch aufba bezogen. Jetz aber
s^tet-ir de" schw. Ma"" g'seh"! von dem beim Bau der
Teufelsbrücke genasführten Teufel. Ndw Kai. 1906 (U).
Das Sprüehli, wo-n-em [einem Mädchen] d' Miietter no'''
t" de" leiste" Tager a" 's Herz g'leit het, wenn's well,
^as'-em 's Gaffe nit verhäxet werd: Tüfel, Tüfel, schw-e'
Ma"", luey-mer nit mi-s Milchli a"! JReinh. 1905. Wo's
[ein Weib, Akk.] 's Schanettli erlickt het, isch's weid-
li''' um en Eggen umme", %oie wenn's der schw. Ma""
g'seh" hau. ebd. 1907. Die zweu Lütli si" erschrocke",
wie wenn der schiv. Ma"" uf e'"möl erschinne" »oär. ebd.
1905. Eine Frau aus WVt. schreckte ihr Kind, das
beim Gang durch einen Wald zurückblieb, mit den
Worten: ,Wenn du nicht schnell kommst, so wird dich
der schw-e Mann packen und fortführen'; das Weitere
s. W Sagen' I 161/2. Die im Sommer 1909 auf vielen
Alpen des Taminatals wütende Maul- und Klauen-
seuche soll durch einen schw-en Mann, der einen Sack
auf dem Rücken trug, ins Tal gebracht worden sein.
WManz 1916; vgl. ebd. 103» (über Pestdämonen) und
Sp. 2175/6. Eine Sage vovi schw-e" Ma"" uf •'em Lürlis-
grät s. AfV. XXV 60/1 (BEohrb.); ähnlich bei Henne
1874, 174/5; 1879, 329 (BHa.). Bei AAStilli stellt in
jeder Karfreitagsnacht ein schw-er Mann eine Schatz-
kiste auf, unter der ein scliw-er Hund liegt. Rocbh.
1856. In ÄAWohlen soll in einer Scheune, die an der
Stelle eines 1847 infolge Brandstiftung abgebrannten
Hauses errichtet wurde, früher der schw. Ma"", der
Geist des hingerichteten Brandstifters, gespukt haben.
AfV. Eine Sage vom , schw-en Männchen' in der
.grossen Riedera' bei FTaf. s. Henne 1874, 173; 1879,
328/9. ,Als er nachts heimgegangen, seige ein schw-er
Mann ... zu ihme kommen; es habe aber B. ihme ...
Solches zuvor ... gesagt, es werde ihme ein solcher
Man begegnen, welcher, wann derselbe eins gemalter
3 Worten [clara, fefen, fafana] sage, müesse er hin-
wider das andere Wort sagen, oder wenn er daran
feite, wurde der Man ihne zue deinen Stuckhen zer-
reissen.' 1662, ZSchwara. (,Lachsnerey'). .Also hülft
der Teufel ... das Gestohlene verraten, zeigen und
■widerbringen ... Wann man den [Zauber-]Christall
mit 0hl angeschmieret, müesse Sancta Helena darunder
geschrieben und ein reiner, ehelicher, zehenjähriger
Knab für denselben mit Sprechung der h. Helens Ge-
betts ... gestellet werden. Auf Solches erscheine ein
schw-er Mann in dem Christall und zeige dem Knaben
den Dieben oder antworte ihm auf andere seine Fragen.'
Anhorn 1674 (mit Hinweis auf Felix Hemmerlin de exor-
cismo. 1454). ,Dass sie [die Katholischen] ehrlicli
Christen Ketzer nennen und darauf noch fest bestahn,
dass sie, sölt es Gott verdriessen, kein Eid solchen halten
müssen, o was Irrtumb, o was Greuel! Auss der Höllen
schw. Nachtheuel haben auß'gsetzt diss Gebott . . .
Secht doch, wie der Feind von I'fatfen und auch von
dem schw-en Mann sich noch immer lasset äffen!' Flüg-
schrift 1712. Im Spiel: Der schw. (Schivarze") Ma""
jage", mache" (auch Bs; GrD., Ig., Mai., Valz.; S.); s.
Bd IV 242 u. und vgl. Rochh. 1857, 376/8 (zur Her-
leitungaus alten Pest- und Totentänzen; dazu Sp. 2175);
JStangenberger 1877, 33; GZür. 190'2, 138/9; Kinder-
garten 1906,25; Joggeli-Kal.1919, 58a, ferner Sp.2185M.;
Syn. Holz-MannS (ebd. 260). Balle"spil u"'' schw-i Man-
ne", Bäumlitüsche" under Tanne". GStücki 1908. Auch
unter den Namen Ferchten-er der schw. Ma""? Bs, Der
scMo. Ma"" chunt B, Wisse" u"'' schw-e'' Ma"" BBuchsee
(1852). S. noch Bd II 985 u.; VI 1351 0. Schatzgräbern
sei beim Benkelsteg ein schw-er Herr erschienen ZMaur.
,Ein gottsförchtiger knab ... spricht zuo ihnen [zwei
bösen Jungen, nachdem der Teufel mit ihren Spiel-
genossen in die Hölle gefahren ist]: Hädtend sys kind
recht gzogen ghan, so hädts nit gnon der schw. heiz-
man.' JKolross 1532; Var. ,der schw. man.' De' schw.
Wasstrma""; s. Bd IV 286 u. 's Anneli göt i" Böne"-
pletz, gang doch nit el'ei"! 's chunt e" schtv-e' Bölima"",
u'ü't die schöne" Meitli ha". JReinh. 1913. ,[ Eine Mutter
hat ihr weinendes] Kind in des GrüUimutzen Nahmen
schweigen heissen und es ihme auch zugewünscht.
Der hat es dan auch bald gehört und ist zu dem Kind
in die Kammer kommen. Da hat das Kind kläglich
angfangen zu schreyen, der Mueter unib Hilf zu rüefen,
es seye ein schw-er Böly da, der wöUs nemmen. Also
ist sie zugeloffen und hat das Kind errettet, indem
sie ... das Zeichen des heiligen Cretizes gegen ihm
machte.' RCys. (Br.); vgl. ebd. 59/60. Eine Sage vom
, schw-en Bueb' (oder, Schw-en'), einem bösen Berggeist;
s. W Sagen» II 251 und vgl. Schw.-Bueb 1 (Bd IV 941).
[Ein mit dem Teufel im Bunde stellender Knecht rät
Einem, dem ein Wagenrad abhanden gekommen ist:]
Gang, und wenn's morn Mittag lütet, nimm es neus
Rad, steck's an en eichegi Achs und dräi's ringsum und
säg: Redli lauf, B.I., R.l. zum schw-e" Gholi, ''as'-er-
mer m%"s g'stoln^ Redli ivider holi! E Fischer 1922.
Subst. De(r) Schw. BE.; GW.; SG. (EFischer 1922),
Schw-: GrAv., ObS., V. (JJörger 1912); Syn. der Bös
(Bd IV 1718); vgl. auch schwarzlacht. Si hei" drüs-
g'stellt, wi' we""-se der Schw. ne" tve't. SGfeller 1919.
S. auch im Vor. In Verwünschungen. ,Da müssts der
Schw. sein, wenn wir nicht hineinkämen!' Z Schausp.
1779. ,Geh zum Meister Schw. mit den Bocksfüssen.'
ebd. 1781. ,Schw.(-Hänsle)' als Name des Teufels; s.
die Anm. , Schw-er hufen', von den Höllenbewohnern:
.Das derselb gredt ... der K. werde bald dem schw-en
hufen zuofaren.' 1594, Z RM.; an andrer Stelle: ,das
fünf bösse geister den K. seligen hinnemmen wellen.'
, Schw-e Hex'; s. Sp. 2182M. Von sonstigen Trägern der
Farbe, die als mit jenen Mächten in Zshang stehend,
von ihnen beeinflusst oder geradezu als ihre Er-
scheinungsformen oder Werkzeuge vorgestellt werden;
so in allerlei abergläubischen Anschauungen
und Gebräuchen; vgl. auch chol-, brand-schw. ,Es
habe sy ein Man vor etlich Jahren ... umb Etwas
beleidigt, deme sy nit verziehen wollen, der sige ge-
storben und habe ein Sohn gehabt, der auch gestorben.
Nach sinem Tod sige ein schw. Knabli . . . nachts für
ihr Kammerbelchen komen und gsagt: Barbla, ich bit,
verzieh minem Vatter, dan er kan nit zu Gnaden komen.'
1657, WManz 1916. Äinist seig ... de Pfar'er am
Hüs [zum Rössli z'LunJchofe"] verbig' gange", grad wo
G'richt g'halte" worde" seig. Er haig wellen Epper go"
venrare". Dö haigi"d de Richter, 's seigi"d ire" drei
g'si", 's G'spött g'ha" über de" Pfaver. Uf ainist seige"d s'
'ban"et g'si" und haigi"d nümmc chönnen e"weg, si
seigi'd ganz schw. worde" .\Ajon. (AfV.). üben auf dem
Hügel, wo eine Vatermörderin mit dem Strang ge-
richtet und nach Abhauung der rechten Hand verbrannt
wurde, erscheint zuweilen in der Nacht zw. 11 und
2193
Schwarz, schwerz, schwirz, scliworz, scliwurz
2194
12 Uhr eine Weibsgestalt mit einem schw-en rechten
Arm, an dem die Hand fehlt, jedesmal ein Zeiclien,
dass die Winterstürrae vor der Türe stehen. DGemp.
1912. Eine Gesellschaft wollte einst den Wildstrubel
besteigen. Die Bursclien machten zweideutige Sijässe;
das einzige Frauenzimmer hatte seine Freude daran.
Sie näclitigten zs. auf dem Heu. Am Morgen konnte
die Frau niclit melir weiter. In der Nacht hatte sie
ein ganz schw-es Bein bekommen und man sah deut-
lich die .\bzeiclien von der Hand eines Ungeheuers.
Sie band in einem Mehlsack Gerste darüber, blieb aber
noch lange krank BLenk (AfV.). Von Kopfhaaren; s.
Schin (Bd V1117990.) und vgl. Sp. 2172M. ,Garn von
Alädchen gesponnen, welche blond oder schw. von
Haaren und noch nicht 8 Jahre alt sind, besitzt wunder-
bare Eigenschaften.' JXPfvffer 1848; s. aucli ebd. 50/1.
Von Tieren; vgl. Gr. Myth.* 11 843/4; Kohl 1851 HI
339/40; Vonbun 1862, 40 Anm. Tiere mit scliw-em
Rachen besitzen die Fähigkeit, übernatürliche Er-
scheinungen walirzunehmen BsSiss. (SV. 1912); vgl.
Sp. 2194u. Von Rindern; vgl. Gr. Myth.< 554 Anm. 1
Auf einer Wiese im Walde zw. Arni und überwil wollte
einst ein Mähder am frühen Morgen einer Hecke nach
eine sciiw-e Kuh weiden gesellen haben; diese Kuh
sei eine verwandelte Hexe gewesen AaP. (AfV.). Wenn
man sich unsiclitbar machen will, so sell-men es Or
von-ere" schw-e" Chatz i" der Milch von-cre" scIiw-e"
Chue sieden und das Ör a's Dämli"g am Düme" trage".
Schild 1873; vgl. auch WManz 191t>, 144. Zur Hebung
eines Schatzes in der Burgruine bei BGerz. bedurfte
es eines Paares schw-er Ochsen mit noch nie ge-
brauclitem Geschirr. Henne 1874. 1879. Wenn man
eine scliw-e Geiss im Stall hat, so kann man Einem im
Stall Nichts z'Läd werche" ScuSt. (SV.); Ähnliches von
einem schw-en Ziegenbock s. Bd VI 1715o.; Sp. 1671 o.
Ein Bock (ein 7jähriger ohne weisses Haar W) dient
als Hüter oder Zeiger verborgener Schätze; vgl. Henne
1874, 301; 1879, 465 (BE.); FGStebler 1917, 108;
JJegerlehner 1913, 76(WOEms); Lötschen 1917,264b;
AfV. XXV 60 (BRohrb.). Eine Sage vom schw-en Bock
im Backhaus in Wyler s. JJegerlehner 1913, 221
(WGampel). Ein schw-es Schaf als Gespenst udgl.; s.
BdVI11291u. ,[Die Gespenstererlebnisse der Frau
Margret waren] auf ein häufiges Pochen und Rumoren
in alten Wandschränken und etwa auf das Umschleichen
eines schw-en Scliafes in der nächtliclien Strasse be-
schränkt.' GKellek. Zwei Burschen liebten dieselbe
Sennerin auf der Nesselalp. Schliesslicli wurde der
eine zum Mörder seines Nebenbuhlers. Als der Mörder
gestorben war. sah man oft einen schw-en Widder den
Berg auf und ab rasen. JJegerlehner 1913 (WErsch-
raatt); Weiteres ebd. 222/3 (WKippel). Von Katzen;
s. Bd 111 588 u. Ein Ritter vergrub, bevor er zu seinem
letzten Kampf auszog, sein Gold im Wald und murmelte
dazu: Der Teufel soUs hüten. Viele Jahre später
gewahrte ein Jäger in einer Mondscheinnacht in der
Nähe der Burgruine eine schw-e Katze auf einem Stein
sitzen. Er schoss danach, doch das Gewehr zersprang;
er verspürte einen Schlag im Gesicht und die Katze
war verschwunden. Des Jägers Gesicht schwoll auf und
am 3. Tag war er eine Leiche. DGemp. 1912. Der Schrätt-
li"g erscheint als schw-e Katze; s. Sp. 1669 M. Gang reich-
mer g'sehwind es Chrüegli voll üfe" [aus dem Keller], aber
nit vo" Dem, wo die schw-i Chatz drüf hocket! sagt der
Erzähler am Schluss der Geschichte von dem im Wein-
Sohwelz. Idiotikon IS.
fass eingesclilossenen Teufel. EFischer 1922. AlsHexen-
epiphanie; vgl. Messikommer 1909, 189. Ein Bursche
besuchte allabendlich seine Verlobte, nur an Samstagen
war sie nie zu liaben. Argwöhnisch machte er sich
eines Samstags in mondheller Winternacht auf den Weg
zu seiner Braut. Unterwegs traf er eine schw-e Katze,
die ilin aufmerksam betrachtete. Im Zimmer fand er
das Mädclien leblos mit weit offenem Mund im Bette
liegen, wusste gleicli, was er davon zu halten habe,
schloss das offene Schiebfensterchen und gieng. Zwei
Tage später wurde er vom Vater des Mädchens zum
Begräbniss geholt, der ihm vorwarf, er habe die Braut
getötet, weil die Seele nicht mehr durch das Fenster
zurückkehren konnte BSum. S. auch AfV. II 275
(ZHorgen); XX 64 (Bs); XXI 190. 192 (AaF.); KGisler
1911, 92 (UGurtn.) und vgl. chol-erden-schw. Man soll
einer schw-en Katze Nichts zuleide tun, bes. nachts
Z (AfV.); s. aucli Bd Vll 254o. Läuft Einem (beim
ersten Ausgang am Morgen Sc»; TuFelben, vor dem
Antritt einer Reise ZO.) eine schw-e Katze über den
Weg, so gibt es ein Unglück (einen unangenehmen
Tag) BE.; L; Sch; TnFelben; ZO. und wohl weiterhin.
Begegnet Einem, während ein Toter im Hause liegt,
eine schw-e Katze, so kommt dessen Seele in die Hölle,
ist es eine weisse Katze, so kommt sie in den Himmel L
(SV.). Wenn man von schw-en Katzen träumt, stirbt
Jnidvon den nächsten Angehörigen BsL.; vgl.Sp.2196M.
2197 u. Wer in der lieiligen Nacht um 12 Ulir eine ganz
schw-e Katze sieht und liierauf davon träumt, muss
innert4 Jahren sterben BBiel. Eine schw-e Katze als An-
kündigerin der Pest; vgl. SV. 191 1, 19, aucli Sp. 2175/6.
Über Erkrankung durch Berührung mit einer schw-en
Katze uä. s. Lötschen 1917, 130b /131a. Wenn Einem
eine schw-e Katze zuläuft, darf man sie nicht wegjagen,
sonst kommt Unglück ins Haus; behält man sie, bringt
sie Glück ScuSt., gibt es eine Hochzeit BWohlen.
.Eine schw-e Katze oder ein schw-es Huhn im Hause
bewahrt vor vielen bösen Leuten. Wenn man eine
schw-e Katze im Hause hat, so vermögen böse Leute
den Hausbewohnern nichts Böses zuzufügen.' Rothenb.
Man kann sich unsichtbar machen, we""-men i" der
heilige" Nacht e" schiv-i Chatz, wo kei"s wisses HÖrli
het, üs chochet, iri Chnochen im Spiegel luegt und de"
Chnoche", bi dem-me"-si''' im Spiegel nit g'seht, nähe"
treit. Schild 1881. ,Dass dich Niemand gseht. Nim
ein schw-i Katzen Herz [!] und vergrab es in das
Erdreich 3 Tag lang und wart darzue, so findest ein
Fingerring. Leg in an den grossen Finger an der
linggen Hand.' äB Arzneib.; s. auch Weg-Scheid
(Bd VIII 221; dazu die Oberschr. ,ut fias invisibilis').
Volksmedizinisches. ,Wämb die Fäll über die Augen
gwachsen ist, der näme ein schw-en Katzenkopf, mach
in dürr und zu Pulffer und tus in die Augen, du gsichst
Wunder.' XVIIL, BSi.; vgl. HZahler 1898, 76 und s.
Bd III 413o. (Zg Arzneib. 1588). Um die Warzen zu
vertreiben, nimmt man einen schw-en Kater, der an
den Schläfen weisse Flecken hat. raetzget ihn und
trägt ihn um Mitternacht auf den Friedhof. Kommt
dann -der Teufel, um eine arme Seele zu fangen, so
nimmt man den Kater am Schwanz und wirft ihn dem
Teufel zu. Mit Gras reibt man die Warzen, und dann
vergehen sie BBiel (SV.). Von Hunden. .Dem Men-
schen freundlich gesinnte Hunde mit schw-e" Tatze"
u"' schio-em Bache" miP" cho" gäge" d'Gi-ster.' Bähnd.
1911; vgl. Sp.2193M. Meist als Verkörperung böser,
138
2195
Schwarz, Schweiz, schwirz, sehworz, schwurz
2196
schallenstiftender Geister, bes. des Teufels; vgl.: ,An
der Lenk hatte einmal eine arme Frau, die ... im
Gemeindearrest eingesperrt war, meinen [des Pfarrers]
Besuch gewünscht. Wie mir nun die Türe geöffnet
wurde, lief neben mir zugleich mein schw-es Hündchen
hinein. Da stiess die Frau einen lauten Schrei aus,
flüchtete sich mit raschem Sprung auf den Ofen und
rief entsetzt: der Teufel, der Teufel!' AfV. Zwischen
dem Pfrundhaus und der sog. inneren Klus streift in
mondliellen Nächten ein gespenstiges schw-es Hünd-
chen umlier. Weh Dem, der es sieht! Geschwollener
Kopf und Giechter sind das Wenigste, was er davon-
trägt SBalsth. Als ein Mann, der ein böses Weib
hatte, einmal, während sie krank lag, den Steinbrucli
hinauf gieng. lief ihm ein schw-er Hund nach, der ihn
unaufhörlich anbellte. Scliliesslich versetzte er dem
Tier einen tüchtigen Fusstritt. Im selben Augenblick
bekam die Frau zuhause eine geschwollene Backe.
AfV. (Z). ,Der um die Nachbardörfer streichende schw.
Hund, der jedem ihn Erblickenden im Lauf des Jahres
den sichern Tod bringt.' Barnd. 1914. ,Der bös Geist
[sei] in Gstalt eines schw-en Hündlins, welches dar-
nach, als sy umb Etwas wyter vortgangen, in ires
Buelen Gstalt vergstaltet worden ... unfehr von Bülach
zue iro khommen.' 1615, Z RB. .[Als der fromme
Herr P., dessen Bemühungen, ein Kloster zu gründen,
der Satan zu vereiteln sucht] einmahl nacher Altorff
wellen von wegen des Clösterlein zue bawen . . . wie
er zue einem Gräble käme, so sitze enendtem Gräble
ein grosser schw-er Hundt, hab rotte, feurige .\ugen
tregen ihm geniaclit ... Da mach er mit dem Wehr
ein Creuz, mit disem verschwune der Hundt.' um 1615,
UAtt. .[Einer der Hexerei Verdächtigen] begegnen
zwei schw-e Hündli. Di sigen durch sy uf gesprunge°,
sie sich gegen ihnen nider gebukht, hab sy sich hinder
einen Zun mit ihnen ein halb Stund verwilet, kome
liernach wider herfür ohne Huet, sigen die Hundli mit
ihre gangen bis an das Ort, wo sy sie empfangen, und
alda verschwundend die Hundli.' 1657, WManz 1916.
S. noch Bdll 1426 u., ferner W Sagen n 135(WSimp.);
AfV. XVI 187 (XVI./XVII., WBellw). Als Materiali-
sierung der Geister Verstorbener, die wegen ihrer
Sünden keine Ruhe finden. ,Der [in Trubschachen
gestorbene Geizige] sei als scliw-er Hund wieder ge-
kommen und müsse nun allen Batzen nachlaufen,
welche von seinem Gelde ausgegeben würden.' Gotth.
Am Anfang des an der Strasse zw. Riedholz und Güns-
berg gelegenen Wäldchens Bändli sieht man abends
einen grossen zottigen schw-en Hund; wen er mit
seinen grossen feurigen Augen anglotzt, der muss ihm
folgen und das Gespenst, das hier seinen Selbstmord
abbüsst, führt ihn im Dickicht herum, bis er sich nicht
mehr zurecht zu finden weiss S. S. auch AfV. V 254
(BsB.); W Sagen H 134 (WGondo); JJegerlehner 1913,
17 (WEm.s), ferner AfV. XIX 91 (Blümlisalpsage, Sage
vom Turtmanngletscher). Der ,Glasscheibenh und' (Bdll
1433) wird als grosser schw-er Hund gedacht ÜSch.;
vgl. AfV. XV 70/1; KGisler 1911, 87. Weiteres AIV.
XVI 13; Lötschen 1917,217 b. Häufig in der Schatz-
gräberei, bes. als Schatzhüter ;s. schon Sp. 21 9 IM., ferner
Bd lV'271u., sowie Wanderer 1840 VII 238 (LAltwies);
Henne 1879, 156 (B; Gr); AfV. XII 47 (TuSirnach);
EFischer 1920, '20 (SG.) und vgl. Sp. 2193 M. ,Dass sy
ir l,ebtag alda [wo ein Schatz verborgen liegen sollte]
Nützet gesehen dann ull" einmahl ein schw-es Hündli.'
1679, ZWäd. ,Als ich unden am Bück [des Schlosses
Rheinsfelden, in dem nach Schätzen gegraben wurde]
kam, ila ginge ein grosser schw-er Hund vor mir her,
welche Begegnuss mir allen Mut benommen.' 1717,
ZEgl. ,Dass zwar ein Schatz vorhanden, jedoch sei
selbiger wegen drei Geistern, so zugegen, nicht zu
bekommen ... Das [!] einte Geist sei eine Weibsgestalt,
so weiss bekleidet und eine Bürdi Schlüssel trage, das
andere sei ein grosser schw-er gfotzleter Hund, das
dritte aber ... sei eine grosse Schlange.' 1720, ZMaschw.
Bes. von Pudeln; s. Vonbun 1862,105; Z Chr. 1905/6
III 28 (ZMettm.); AfV. XVI 14/5 (UAtt); XXI 196
(.\aF.). Von Wölfen: ,0b er nit ... allhier zu Inns ...
gespilt und uft' dem Heimweg, wie man vernommen,
ihme ein ungehüren schw-en Wolft' (begegnet sei),
welcher ihne habe (wegen groben Flueclien- und
Schwerens) nemmen wollen.' 1666, Blns Chorger.
(Bärnd. 1914). Von Pferden; s. Bd VI 14-24M. und vgl.
Gr. Myth.*Il 841. Der Tüfel... heigsi''' verkleidet in
e" Bragüner u"'' heig-ne" [den Schatzgräbern] g'iüsset
uf-emene" schw-e" Hoss mit fürige" Äuge". Gotth. Ein
in Leuk verstorbener Ratsherr wird kurz nach seinem
Tod auf einem schw-en Pferd dem Vonöischi zureitend
gesellen. JJegerlehner 1913 ( WGampel). Die Geister
dreier Gemeindepräsidenten, die die Leute bestohlen
und Goldschätze in Fässern gesammelt hatten, er-
scheinen alle 1000 Jahre als Ritter auf schw-en Pferden.
ebd.(VVEms). S. noch Bd VI 1414 M. (1551, BTurmb.).
Im Schlosskeller befindet sich eine grosse steinerne,
das Gewölbe stützende Säule; um diese lieruni soll alle
Mitternacht ein schw-es Rösslein gehen GScliwarzenb.
(AfV). Von schw-en Pferden träumen bedeutet Todes-
fall. DGemp. 1904; vgl. o. Von Eichhörnchen; s. Bd VI
1740n.; VII 701o. (RCys.). Von Vögeln. Einem Manne
flog durch einen Windstoss sein Strohhut weg... Er
flog über das Dorf; der Mann eilte ihm nach, bis er
seinen Blicken entschwand, und suchte ihn dann, ohne
ihn zu finden. Als er an den .\usgangspunkt zurück-
kam, lag der Hut dort; vorher aber hatte er 3 schw-e
Vögel über das Dorf fliegen gesehen. Löischen 1917.
Die bösen Geister umflogen in Gestalt grosser schw-er
Vögel kreischend die Tochter eines Königs in Spanien,
die von einem sonderbaren, an Besessenheit erinnern-
den Übel befallen war. Henne 1874. 1879 (Ap). Von
Hühnern; s. Bdll 1342 M. und vgl. B Blätter 1007, 84
(aus JNyder, Formicarius 1435/7); AfV. XXVI 65. Am
Karfreitagmorgen soll man in den Sack ein Ei von
einem schw-en Huhn legen, das keinen Schwanz hat,
dann sieht man alle Geister in der Kirche BBiel. S. noch
Bd VI 210 0. 1741 u.; Sp. 1670/1, ferner Sp. 2194M. ,Die
Frau [die Verlorenes durch Zauberei wieder zur Stelle
bringen wollte] habe gesagt, der S. (welcher auch ein
Mitzauberer wäre) habe ihra ein schw. Huen abgefor-
deret.' 1690, AAVelth. Chorgerichtsinan. .Feüwrkunst,
dass ein Haus nit verbrennen mag . .. Ninib ein scliw-e
Hänn aus dem Näst ... schnidt im [!] den Hals ab . . .
darnach ein Stück ... von eim Hempt, darin ein Jung-
frauw ihr menstruum geliept... und darnach ein Ey,
das an dem hochen Donstag gelegt sei; dise dri Stück
wickle flissig zuesamen mit Wax und tuen es in ein
quertiges Herdheft'eli und vergrabs under dein Haus-
schwell.' Schw Arzneib. XVII.; sachlich überein-
stimmend M. XIX., GSaL. (AfV. XXIV 303). Volks-
medizinisches. ,Da tritt ein Weib näher [zum Bett der
Wöchnerin] und sagt: Hast du, Elisabeth, keine schw-e
2197
Schwarz, schwerz, schwirz, schworz, schwarz
2198
Henne gepfessen? Elisabeth antwortet und spricht:
Ich habe Nichts der Art gegessen. Ich will weder von
schw-eii noch von weissen Hennen Etwas wissen.'
TToBLER 1830. ,Den Stuhlgang zu befördern ... Bereite
ein alte schw-e Hennen [nsw.], trinke von selbiger
Brüöen, so wirst du gleich Kraft und Nutzen erfahren.'
U Arzneib. 171Ö/24. ,Für rote Augen ein Wasser.
Recipe ein Ey von einer schw-en Hennen, legs in
gueten starken Essig ... stiebe mit einer Gufen ein
Löchlin darin, so lauft ein Wasser daraus; dasselbe
streiche mit einem Federlin in die Augen.' ebd. ,Ein
köstlich Öl für das Gesicht, da man besorget zu er-
blinden. Recipe Haasenschmalz, schw-e Hennengallen
[usw.].' ebd. S. noch Bd VI 18G3 (Eitschgi); VII 277 M.
Von Kröten; vgl. Bd III 877/8. [An der Stelle, wo der
Schatz vergraben liegt] hocket dö e" grüsligi schw-i
Chrott u"'' seit [zum Schatzgräber]: Was wotsch aW''
zwänge"? Du tveisch es jö: d'Zit isch no''' tiid ume"
BRohrb. .."Vis sy . . . darnach [nach dem Schatze] graben
wollen, finde° sy zwo schw-e unfletige Krott mit wyscn
Ringen unib den Hals.' 1657, WManz 1916. Von Kerb-
tieren. (Reichliches) Auftreten von schw-en Ameisen
in einem Hause (ZHorgerberg, 0.), Schrank (ZO.),
Bette (ZHorgen), auf einem Stuben-, Gangboden (ZO.)
bedeutet Tod. Über eine schw-e Spinne als Krank-
heitsdämon der Beulenpest (des , schw-en Todes'), s.
Gotth. XV 1, 1 tt'., dazu AfV. XXV 51/3 (BRohrb.: Vo"
der schw-e" Spinnele"); XXVI 67/8, ferner Sp. 2175/6.
Von Schnecken; s. Sp. 1186u. 1188 (bes. in der Volks-
medizin). Von Pflanzlichem. ,Im Herbst ... habe er
einen Kessler über Nacht gehabt, der ilime ein Hand-
voll schw-e Kräuter gegeben und gesagt, wann man
darvon ins Teüffels Namen unter ein Rad lege, so
werde der Wagen nicht mehr mögen fortgebracht
werden.' 1701. Z. ,Schw-er Samen'. ,Item habe der
böse Feindt imme [einem Miulchen] ein Brietli voll
schw-en Sammen geben.' 1654, AABremg. Turmb. ,Vor
3 Jahren hab sie uf der Hitzkilcher Allniendt schw-en
Sammen usgeseyet, darab das Vieh verderben sollen,
wüsse aber nit, was beschehen seige.' ebd. Hieher
wohl: ,Eine Sirene habe 1662 einem die Gefolgschaft
Verweigernden todbringende schw-e Körnli im Honig
bäizt.' Bärnd. 1914 (Blns Chorger.). Über Träume von
schw-en Kirschen (oder Beeren B) s. Bd 111 478 (auch
BsL.; GSaL.); vgl. Sp. 2194 M. 2196M. !'>• fürch'e", es
chönnt nüd use"cho", wi' de'' Herr Düfteier uull ; es häd-mer
die ganz Nacht' träumt vu" schw-e" Chriesene".E'E,Si-»>iktiii
1919. Reicher Segen an schw-en Kirschen deutet auf
einen .Sterbent' ZO.; vgl. Aa TB. 1904, 94. Am alten
heil. Tag legt man Heu unter einen schw-en Kirsch-
baum und gibt es den Tieren zu fressen, damit sie
das Jahr hindurch genügend zu fressen haben BE.
(HZahler). ,Für das still Bluet ist guet, nim 3 Eier ...
1 Hand vol Hirzenzungen, 3 Hämpfeli Meiss ab einem
schw-en Kreissbaum gegen der Morgensonn ...' Arzneib.
18'22. Ein in später Nacht von Lenk Heimkehrender
fand plötzlich den Weg durch einen schw-en Haufen
versperrt. Als er seine gesegnete Medaille hervorzog,
wich der Knäuel aus auf die linke Seite. Er dachte,
das sei schon ein schlimmes Zeichen und zog weiter.
Beim schw-en Kreuz begegneten ihm 4 Unbekannte
mit einer Totenbahre. Er erschrak, ging aber seines
Weges. Weiter oben begegnete ihm Einer, der ilin
anredete und festhielt bis zum Betläuten. Da erst
konnte er sich von dem Geist losmachen. Beim schw-en
Kirschbaum fiel er vor Müdigkeit um und man musste
ilin nach Hause tragen. JJegerlehner 1913 (WEms).
S. noch Bd VI41o. Von andern Dingen; vgl. die Haus-
namen in der Anm. Schw-e Asche am Herde bedeutet
einen Todesfall in der Familie oder Verwandtschaft
ZWl.; vgl. Sp. 2194 M. 2196 M. 2197 u. ,Mit einem un-
gebrauchten Kartenspiel, das zum Nachtmahl getragen
worden, können Spielleger und Spiellegeriniien zu-
künftige Dinge weissagen ... Scliw-e Karten sind mehr
feindlich gesinnt' DGemp.1904; vgl. Sp.2185M. ,Oftmals
sieht man von den sog. Pfaffenställen, welche ungefähr
in der Mitte der Castieler Felder liegen, eine weiss-
gekleidete Gestalt mit schw-er Schürze der Kirche zu-
steigen ... Allgemein hält man diese Gestalt ... für
eine Nonne, die umgehen muss. Dass sie noch eine
schw-e Schürze trägt, lässt erkennen, dass sie noch
eine gute Weile zu geistern hat. Ist auch die Schürze
weiss geworden, so ist ihre Erlösung nahe.' Jecklin
1878. , Für Geschütz ein Kunst. Kauf an einem Dons-
tag nach Fespern ein Messer mit einem schw-en Höfti,
nimm es, wie sie dir es schätzen, stos das Höfti in
die Scheide in linken Hosensack, den Spitz unten, so
vermag Keiner schiessen.' A. XIX., BSi. , Schw-e salb';
s. Bd VI 1673/4 (1551, B Turmb.) und vgl. Bd VII 801.
Spez. a), schw-e kunst.' ,Das ich bescliuldiget gewesen
bin, ich hett ettwaz verhandlet mit der sw-en kunst.'
1482, ESciiiEss 1919. ,Die schw-e kunst, magice, magia.'
Fris.; Mal.; s. noch be-geben 3d(Bi\ II 92). ,An schult-
heiss zuo Thun, daz er von N. 10 pfd buoss züche
von wägen daz er sich waarsagens und schw-e[r] kunst
gebrucht.' 1561, BRM. ,Er bekent ... daz er sin schw-e
kunst mit den zweien steinen gebrucht.' 1561, BTurmb.
,lst der recht Samuel [zu der Hexe von Eudor] kommen,
so hatt es eintweder durch den willen Gottes oder
durch kraft und würkung der schw-en kunst müessen
beschallen. Nun hatt... Gott... das erforschen und
fragen von den todten, darzuo die schw-en kunst ernst-
lich in sinem wort verbotten.' LLav. 1569; später ,die
böss kunst'; dafür .Zauberkunst'. 1670. ,Das N. mit
der schw-en kunst umbgon sölte.' 1573, Z EM. N.,
ein früherer Prediger, beschäftige sich mit , schw-er
kunst'. 1574, Brief (HBull.). — ß) ,scliw. buoch.' ,Von
einem, der konde diu sw-en buoch.' Boner; später:
,nigromanziekond er wol; diu buoch sint sw. und vreisen
vol.' — t) ,schw-er Batzen'; s, Bd IV 1968 o. (B Volks-
ztg 1900). — 4. uneig. a) düster, unheilvoll. , Schw-er
Tag': ,Da waren mir allemal die nächsten Wochen vor
der Zurzacher Mess sehr schw-e Tag im Kalender, wo
ich viele Dutzend Stunden verlaufen musste, um wieder
Credit zu finden.' ÜBrägger 1797. Von Seelischem.
Der Oit, der übellün . . . die machen arm u"'' bringe"
schw-e" Ghummer. Loosli 1912. ,Die freudige Stund
wird auch kommen, da ihr der schw-en Traurigkeit
werdet wegbeuten,' JJUlr. 1718. So het der Karludi
mängisch stunde'lang g'studiert . . . De"" isch es de""
wider ganz schw. über-ne" cho" und er het g'jammeret.
RvTavel 1913. Eine Sache (z'J schw. a"luege", wie nhd.
Du g'sehsch dank z' schw. BRosiN 1918. Uf der Stell
het-siwider a"fah" zwifle" m""* werweise" [ob der Hahn
der Wasserleitung vor dem Antritt ihrer Reise richtig
geschlossen worden sei], u"'' de"" isch-ere" die Sachging
grusliger u"'' schwerzer vorcho". EBalmer 1923. —
b) im moralischen S., böse, schlimm; vgl. 3bß. Von
Personen. ,Es klaget N. uff BFrimannin, das die sinem
wip des vallenden Übels hat gewünscht und sprach
2199
Schwarz, schwerz, schwirz, scliworz, schwurz
2200
zuo iro: Dn sw-e, nit biderbe frouw.' 1415, Z EI3.
,Sw-er xell.' um 1490, Z; s. Sp. 1708 M. ,[N.] klebt
auch im Harz, braute sich ?ern weiss, so ist er schw.'
1618, ZiNSLi 1911. Subst.: Mit Dem (jön-i''' nöd, Das
ist m Schii'-e'' ApK. Vgl. auch: ,üer Vogt Weisshaupt,
den man eigentlich Schwarzhaupt nennen sollte', der
Gerichtsherr von Elgg über einen frondierenden Unter-
gebenen. 1635, KHadser 1895. ,Schw-e Schuel': .Moritz
Öhrli, der das Chorgericht ein schwarze Schul genamset,
1 TagGfangenschaft.' 1635, BSa. Cliorgericlit. ,Schw-er
Batzen'; s. Bd IV 1968 (JNater 1898) und vgl. dazu der
lös Batzen (ebd.), auch Bös-Pfenning (Bd V 1126/7). —
c) bei Ausdrücken, die an sich Schlimmes bedeuten,
übergehend in steigernde Bed. ,I)ie schw-e Sund
des Meineids.' JJUlr. 1718. .Ein schw-o Lugen.' ebd.
1731. Schw-e(r) Hunger 1) Heisshunger BsL.; B, so E.,
Hk.; Gnlg., hPr. ; Z; vgl. hrand-schw., ferner: .Der
Jammer Dessen, der an seiner Seele vor geistlichem
Hunger schw. ist.' JJUlr. 1731; dazu Sp.2176u., sowie
Wander IV 425. Der schw., (auch en Z) schw-e" H. ha',
Hde"; Syn. der bläiv H. l. (Bd V 241 u.). Der Jeklin
hed uf Davä' mid Hüete" mengsmäl der schw. Hunger
g'litte" GRlg. (Tsch.). ,D's Amme°s hätten immer Vorrat
zum Aufwarten, aber destoweniger für die Diensten; die
müsstenschw-en Hu nger leiden." Gotth.; vgl.: Sifeäisc/JK'.
g'hüset, .ihre Leute schwarzen Hunger leiilen lassen' Z
(FStaub); vgl.aber6raOT<i-scÄ)tf.4. Erluegtdri", wie wenn-
er der schw. Hunger hätt BsL. (AfV.). — 2) Typhus S.
,Und redte der knecht, als sy [eine im Haus versteckte
Dirne] der meister in dem einen gadem suochte und
der knecht vor der türen stüende und warttete, ob
die heruss louffen wölt, wurde sy im, so müeste sy
einen sw-en tod liden.' 1484, Z RB. Bes. auch als
Verstärkung von Schimpfwörtern; vgl. rö( 56 (Bd VI
1761). ferner Gfd 73, 16. ,üie Müllerin an der Smid-
gassen und ir tochter sprachen zuo Jennis Slaphers
wip, si were ein verhite swerzi buor.' 1403, L Rats-
prot. ,Eilse von Hasle sprach zuo der Zuchtin, si sie ein
verhite gehigende lerne swerze huor.' ebd. ,Ein swerze
(öfter ,gelwe') wülpe.' XV., ebd. .Schwarzer blauer
Schelm.' ebd. ,Du swarz verhiter keib.' ebd. ,[N. zur
Köchin:] Nunschwyggrad still, du schw-es nestl'SAMsoN
1558. ,Als man ... zuo Pfungen etwas kornes ussgeteilt,
habe ... Wallpurg zuo einem uff der straass ... geredt,
man habe dem schw-enkneyghier.iren lyblichen bruoder
darmit meinende, darvon euch geben und iren aber
durch syn schuld nüdt werden mögen, und er syg ein
schw-en bättler.' 1575, Z RB. ,Do redte J. zuo P.s
knecht: Jag usshin die rinder, du sw-er böswicht, du
hast ein mergen geliigt.' 1580, ZKü.; an andrer Stelle:
,Das dich botz füntf wunden alles [!] schw-en märchen-
kiggers sehend!' .Droben [im Rathaus] habe Hr P.
auch gar wüest getan, den Herren G. einen schw-en
Hundsf. und schw-en Kätzer betitlet.' 1671, Z; nach
andrer Aussage: ,P. habe ... zum Hm G. geredt: Du
schw-er Kätzer. Hundsf., Schölm und Dieb.' ,[Eine
Frau nennt ihren Mann im Zank einen] schw-en Strudel
und Kätzer.' 1674, BBe. Chorgerichtsraan. S. noch
Bd V 558 (Breckin); VII 616 M.
Amhd. «irarz, vgl. Gr. WB. IX 2300;21; Martin-Lienh. II
Ö30/1; KischerV 1244/7, zu den Krankheitsnameii (unter laß)
auch MHöfler 1899, Glfi. 409, zu den KAA. Wander IV 423/7,
zur FarlicnsyTubolik Rofhli. 1853 II 25/6; ALüt. (Sagen) 276;
Wack.l8721239ff. Zum Umlaut iu den st.FornieHauf-;(so schon
XV., LRatsprot. ;s. unter 4 b) vgl. (auch gengr.) Entsprechendes
beinH(Bd I 169 Anm.); dazu noch: ,Ein röte böse huor.' 1399, L
Ratsprot.; .ein sweche böse frouw.' 1404, ebd. Als »»arfsCo) lu.
mit den Bedd. schwarzer Kaffee (F), Schustersehwärze (Waadt).
Russ im Gesicht (ebd.) erscheint unser W. im westschweiz.
Patois(ETappolet 19 17.1 60) ;zurl. Bed. Tgl. Sp.2 179/80, in den
andern Bedd. fehlt unsrer Ma. eine entsprechende Substanti-
vierung. — Svliir. in Namen. 1. in PNN. Als Beiname.
.•IRosenberger, Sehw-cu, in Landikon.' 1880. Z Amtsbl. ,HIta.
genant der Schw.' 1602, ZSth., ebso von dessen Sohn 1630.
.(N.) der Schw.' 1688, ZGrün.; 1750, AaF. Als Name des
Teufels. XVII., Z Gem.; vgl. 3c. Als FN. (in der ä.Spr. vom
Beinamen nicht scharf zu scheiden) AaB. (1359), Bremg. (1531,
HBuIl. 1572), Gösl. (1397), Häggl. (1609), Zof. (XI V./XVII.);
ApSchwendi (1539): BsSt (,BSw-e.' 1284; R. dictus Sw-c'
1284 = ,R. der Sw(-e).' 1290/6; ,HNiger.' 1286 = ,H. dictus
Sw-ü.' 1290, = .HSw-c' 1297; , Gerina dicta Swarciu.' 1284;
Weiteres bei ASocin 1903, 443; It Leu Lex. noch XVIII.); B,
so Kirchd. (1757), S., Si. (schon 1398), Stdt (XIII./XVI.; auch
bei Leu Lex.) undltZyro; F(XV.;XVI.; vgl. GStuderus 1926,
163; auch bei Leu Lex.); Gl (XVI./XVII., Leu Lex.); Gr (,In
Graubüudten und insbesonders in der Stadt Chur sind zwey
versclüedeue Geschlechter dieses Namens, davon eines aus
einem alten adelichen Geschlecht der Negri aus Italien ab-
stammt ... Laurentius Negri aus selbigem hat sich a. 1488 zu
Parpan ... niedergelassen und den deutschen Namen Schw. an-
genohmen ... Ein andres Geschlecht, welches aus Neapoli ur-
sprünglich gewesen und sich erstlich de Nigris genannt, aus
welchem Franciscus nach Chur kommen, sich Schw. genennt
und a. 1609 zum Burger angenohmen.' Leu Lex.), so D. (XVII.,
Leu Lex.), ObS. (koll. PI. SciH-cje"), Rh.; G(1489, Vad.; 1536,
Kessl.; auch bei Leu Lex.); SchStdt (XVI./XVIII.; auch bei
Leu Lex.): SStdt (XVI., Leu Lex.); Th (.NSw-in.' A. XIV., Th
Beitr.; , Verena und Agnes den Schwärzinnen', in ThDiess.
1414 It KHauser 1899); ZgBaar (1369), Stdt (XV./XVIII., Leu
Lex.); Z, so Höngg (,Azzo Niger.' um 950), Rhein. (,H. dem
Schw-en, vogt.' 1496), Seuzach (s. Bd VI 631 M.), Stdt (bis
XV.; .NNiger.' 946. 1145/53. 1221; ,NSw-o.' 1283. 1381.
1413; .fr.atres dicti Sw-en.' 1293; auch bei Leu Lex.), Watt
(1528). Dim.&Airai-z/i BS. (Mädchen aus der F.amilieScAirärs):
LTriengen (Zuname). ,Jlta, (der alt) Schwärzli.' 16971738,
ZSth. Attrib. voranstehend oder als I.Glied von Zssen. In
Übernamen. Der erhw. Beck BRolirb. De'' eehic. Äpoild, von
einer stark behaarten Frau ZUeileu. Die schic. Siyellack-
8(an;;GStdt(GTagbl. 1913). SSchwarze'vhabersAaF. .JKeller,
scliw-en Küfferleins Sohn.' 1705, ZSth. .Der sogenant schw.
Kuöffer, Carli Tallachers seligen Sühn.' 1730, Zg. ,Schw.-
Schiessen'. Linie des Geschlechtes .Schiess' Ap; s. Bd VIII
1354u. und vgl. Koller 1926, 275 ff. In FNN. .Schwarz-
murer' TliTän. (1567); ZgStdt (XII./XVl.; auch bei Leu Lex.);
ZStdt (XIV. /XV.; auch bei Leu Lex.; s. noch Bd VI 219u.;
.Schwarz, der Schw.' 1389). ,Schwarzwäber' ZStdt (XIV., Leu
Lex.). ,S(ch)warzgräf(l)in.' 1478/86, AaB. Oft vor Einzel-
(Tauf-)Namen; vgl. ,NigroCozperto [Dat.J.' 968, Z ÜB. ,Schw.-
uolly le niercier.' 1419, FStdt. ,Jagle Brunner, gen. Schw.-
jagle.' 1663, AaWett Arch. ,Jakob RUtimann, gen. Schw.-
jaggeli.' 1707.ZWalt. , Der schw. Caspar auss Prsetigöw.' 1618,
Zinsli 1911. ,C. dictus Sw.-chuonrat.' 1290, Bs. .Sw.-Iutz.'
bis 1550, ZHinw. , Peter Hans de Bass, den man nempt Schw.-
peter.' 1465, L Bürgerb. .Sw-en Ruodin [Dat.].'; s. Bd VI
631 M. Schwarze'' Lifii:, Beiname SchHa. ,Die schw. Ann.'
1538/40, Z Ehegericht. Bes. vor .Hans' (vgl. Bd II 1468 51.)
Ap (.IlEberli, Sw. Hans, lantlüt ze Appacell.' 1407, Gl Urk.);
BE. (Schw.-hanH, der Chaser, Beiname. SGfeller 1911; s. auoh
Bd VIII 1542 0.), Trachs. (1525, BRM.; wohl eins mit , Hans
Swarz. ze Tracliselwald gesässen.' 1502, B); G (,S(ch)w.-hans.'
1404, G Söldnerbuch, mehrmals, neben ,Sw.-henslin'; ,Schw.
Haas, des Rats und Hofmann zu Tal.' 1535, Kriess., dafür:
.Hans Wisser, gen. Schw.' 1538. ebd.); ThEgn. (,Schw.-hansen
garten.' 15461, Gerl. (1531, HBull. 1572); Z (,Schw.-hausen
tochterman.' 1519, Z KB.), so Hinw. (bis 1550). Neben andern
Namenelementen: ,Scliw.-hans Ludwig', von ThOftersh. 1524,
Absch.; ,Sw. -bansen Zieglers wib.' 1483, Z RB.; ,Sw.-hans
Lang.' 1531, EEgli, AR.; ,Schw.-hans Leenian.' 1531, HBull.
1572. Als Name des Teufels; s. Bd II 1473 und vgl. Gfd 23,
2201
Schwarz, sclnverz, schwirz, schworz, schwurz
2202
356 (XVI., LHexenproz.); Z Gem. II 171 (XVII.). ,Er sei aus
Angst lieü ganzen Tag gelaufen und sei ihm uit änderst ge-
wesen, dann er hette den schw-en Heussle hinder ihme, der
ihn jagte.' RCys. (Br.)- ,Vor ungefähr 15 Jahren seige der
bösse Geist, welcije(nj sie Schw.-henssli gebeisseu . .. zue ihren
khomen.' 1642, AaBremg. Turmb. Als 2. Glied. ,HSuber-
swarz.' 1490, Z KB.; s. schon Bd VII 76 M. ,IB., Kocher-
schwarz.' 1797, AaF. — 2. in Uausnamen. ,Schw-es Haus'
GStdt (der Überlieferung nach während der Pestzeit Ab-
sonderungsort der Kranken), Ttibacbf (ein Haus, in dem es
geisterte und wo mau nachts oft einen schrecklichen Lärm
vernahm, als ob, Stöcke*, Baumstrünke, um hergeworfen würden).
,Zeni sw-en garten.' 1406, ZStdt (hinterer Teil der an der
Stüssihofstatt gelegenen Liegenschaft, die ,man [1384] nennet
des Sw-en hus' ; vgl. Vög.-Nüsch. I 409/10). ,Er sye zuo dem
sw-en garten gesessen und habe ein abendtrunk getan.' 1453,
Z RB. ,ÄIs sy gemein schuohknecht beinandern zum sw-en
garten versammelt ... gewesen syen.' 1484, ebd. ,Sin süw-
stigen ... liinden an dem schw-en garten gelägen.' 1539, Z.
über die ,gesellschaft zum schw-en garten' s. Bd VII 734 M.;
Sp. 1096u., ferner FHegi 1912, 1.0. 15.76/9.200/2. Er hat
yniies'e" vor de" schir. Garte", von einem Arzt, der sich in seiner
Praxis irgendwie vergangen hatte und daher vor die Zunft der
Ärzte zur Verantwortung gezogen wurde ZWl. Meist mit Bez.
auf schwarze Hauszeichen. ,JMayer zum schw-en Hörn, burger
zu Stein.' 1476, JVetter 1 747 ; ,hus zem swarzen Hern.' 1357,
Z Steuerb. ,Hus zer (zu der) schw-en Kannen (by Spalentor).'
1488/1525, BsStdt. ,Schw. Leitereu' ZStdt (auch It Mem. Tig.
1820); .ze (zuol der sw-en Leitren (au Strelgass).' 1400/30,
Z RB. ; ,iro dry babind mit einandern zuo der sw-en Leitern
kartet.' 1450, Z RB. ,Zum schw-en Büren' AaB. (schon 1467/
90); BsStdt (,Heinr. zem sw-eii Bern.' 1284); ZAesch b/Maur
(altes, dunkles Holzhaus; eine Abbildg AfV. XXIV 247), Stdt
(,hus zem swarzen Beru.' 1357, Z Steuerb.). .Johannes dictus zem
sw-en Phal.' XIV., BsStdt; s. schon Bd V 1092o. ,Zum schw-eu
Hund, Rüden'; s. Bd VI 627 u. ,Zem sw-en Ross' ; s. ebd. 1426n.
,Zur schw-en Schyben'; s. Bd VIII 51 u. ,Schw. Stegen' ZStdt
(Mem. Tig. 1820). ,Schw. Stier' AAOftr. (Haus, auf dessen
Tenntor ein mehr als lebensgrosser schw-er Stier mit der
Jahreszahl 1768 gemalt ist). ,Husz zuom schw-en Sternen in
der forstatt.' 1525, Bs Ref. ,Schw. Weggen' ZStdt (Mem. Tig.
1820). — 3. in Ortsun. a) als einfaches W. .Schwarz' ApI.
(Weiler, als Bachname f.; vgl. Lutz 1827 III 204); FLaRoche
(,Vers les Schw.'); USch. (It Leu Lex. ,ein hoher Berg'); ZO.
(f., Bach; ,Schw. ... ein Flüsschen ... in der ... Laudvogtey
Grüeuiugen.' Leu Lex.; ,in der Schw.', Baumwollspinnerei am
gleichnamigen Bach. GPeterhans 1925; ,im Schw.', Haus in Bub.;
,ze Goltbach im Schw-en.' 1342, Rüti). ,Scbw-e' GEschenb.
,Schw-eu' BBelp; SchBib. (Reben). — b) in Zssen. a) als
2. Glied. ,Duben-Schw.' LSurs. — ß) als 1. Glied; zT. neben
oder ohne scliarfe Grenze gegenüber attrib. Gruppen, 1| mit
Bez. auf Boden, Gestein uä. , Schw. -Acher' BAarw., Graf.;
ObwSa.; SchHemish. (,Meylis Lechenholz, schwarzes Acherholz
genant.' 1666), -Acker' AaEff., Kindh.; BsArisd., Angst, Mai-
spr.; SchStdt (,-Gütli'); SNuglar; WAgaren; ZDorf b/And.(,im
Schw.' Z Amtsbl. 1903, ,Schwerz-' ebd. 1901/6), OLangenhard
(.im Schw.' Z Amtsbl. 1903/4, neben , Schw-eu-'), Sth., Wall,
(auch ,-Äcker'), , -Äcker' GMs; SchBuchb.; ZBenken, Wil b/Bül.,
,Schw-en-Acker' AaZeihen; SchBegg.; TbEgn. (1492), Schlaft.
Schw.-Äyerte" SchBüttenh., ,-Ergeten' ThRapersw., ,Schw-e
Ägerten' BsAllscbwil. Der schw. Eiger, Berg BGr. ,Schw.-Egg'
LOberk. ; GBerschis, ,Scliw-en-Egg' ApBrfilisau (Häuser), Grub
(auch bei Leu Lex.), Heiden, Rüti, It Leu Lex. .ein Bach, der
in den Appenzeller Gebirgen entspringt ... und in den Bodensee
eintliesset' ; BGr., Trachs. (Höfe; auch bei Leu Lex.), Unter-
Langenegg (f., Berggegend und Dorf mit Torfmooren; auch bei
Leu Lex.; t'* hi" der Schulder t-o* Schio., ha" sidig Strumpf u"''
■hletzetSeck, ha" Lei" Chruzer Geh u'^li" glich u/derWlltB; dazu :
.Schwarzenegger, Schlangenstrecker' BHeimenschw. It GZür.
1902); LSörenb. (,C. von Sw.' 1477, LWill. JzB.); GA.; Schw
Inuertal. ,Schw-en-Erde' FAlt., OSchrot; GSchmitter (bei der
sog. ,schw-en Erde'. 1773/6, JGöldi 1897). ,Acker im schw-en
Erd' ZBuchs(Z Amtsbl. 1900; ,ein evad ...gat... den frid uff
an schw-eu erd an den bom.' ZAdlikon Offn. XIV. iu einer Ab-
schr. des XVI. ; ,zwo juchart in der schw-eu erd', bei Adlikon.
XV., AaWett. ürb.), Embr. (,1 juchert in der schw-en erd.'
1 537, ürb.); vgl. unten, -Herd'. ,Scliw-i Fad' UAmsteg. ,Schw.-
Fluh' Blnn., Reich.; GrD.; ZgBaar, ,Schw-e Fluh' AaThalh.;
BBlum., Bolt., Gr., Reich.; FJ. (2 mal), ,Schw-en-Fluh' BMeir.,
,Schw.-FlUhli' LSchwarzenb. ,Schw-e Gandegg'BGt. ,Schw-en-
Gasse' BWimmis, ,in der schw-en Gass' ZWaugeu. ,Schw.-
GUtli' LRusw. , -Gletscher' WLeukerbad. , -Graben' AaBünzen
(2 mal), Meli.; Blns (s. Sp. 932 M.); GlNUrnen; LButtish.; G
Rebst., ,Schw-er Graben' BSa.(Bärnd. 1927); WVt. (FGStebler
1901), ,Schw-en Graben' AaGont. (,die Winen gat ... nidtsich
unzit an Schw. an den zwing deren von Guudischwil.' 1529,
AaRq. 1922); BGsteig; GMontl. (2 mal), Rebst. (,im Schw.');
SchHemish. (,die tieffe Gass, so die von Stein heissend den
schw-en Graben.' 1666). ,Schw-er Grund' ZF. (It top. Atlas
, Schw-en-', bei Leu Lex.: , Schw. -Grund, ein Haus und Güeter'),
,im schw-eu Gruud' BBözingen. , Schw. -Grat' BMürren; U;
WZerm., ,-Grätli' BAd., Reich. ,-Hubel' LHerg. Schw-i Heji
WVt. (FGStebler 1901). Schw-e" Hole" BGampelen (1825).
,Schw.-Halde(n)' AaVillm.; ZDorf b/And. , Schw-er Herd'
(vgl. 0.) FTaf. (It top. Atlas , Schw-en-'; frz. Terre noire),
,Schw-en Herd' WStaldenried. , Schw. -Hörn' BFrut., Int.; Gr
D., Kl., Rh. (melirfach), S.; UwE.; W (8 mal; auch als Name
des Finsteraarhorns), ,-Hörnli' W (Vorberg am Weisshorn),
dazu : ,vonSchwarzenhornoderSchwarzhorn,eiu ausgestorbenes
adeliches Geschlechtiu Rbätien, aus welchem Gunthelm a. 1299
gelebt.' Leu Lex. ,-Kopf' GIS.; GrKI.; GaStJoh. (2 mal), Ms
(2mal), Sa., Wsst. (2mal), ,-Köpf' GlHätz. (s. schon Bd III
4 16o.); GWsst., ,iu schw-eu-Köpfen' GNessl. , Schw-e Knorren'
(vgl. Bd III 757) ApScbwende (Karrenfeld). Der schw. Chrache"
BGsteig (Bärnd. 1927). ,Schw.-loch-Horn' UHosp. , Schw-en
Läger' WZerm. , Schw. -Land' ThHefenh. , -Lände' AaHorn.
,Der schw-e Manu'. Berg BHa. (JvWeissenfluh 1792/1821).
,Schw.-Möuch' BL. (Berg). ,Schw-en-Matf BBolt. (Dorf).
, Schw-er Nossen' SchwMuo. (s. schon Bd IV 825). ,Schw-e
Bödmen' WStaldenried, ,Schw-en-Boden'GaStJoh. ,Schw.-Bühl'
BRüsch. (2 mal; It Bärnd. 1911 Schw-e"-), ,Schw-en-BUhl' L
Herg. (,N. ab Sw-enbüel.' 1477, LWill. JzB. ; auch bei Leu Lex.);
vgl.: Chumvi, mir wetd i" schwarze" Büel — Schwarze-- BM isch
vil zu schwarz, Var. zum Kdld -inneli mit der rote" Brust. KL.
Nr 2587 (GlSchwändi). , Schw-e Balmen' WGrächen, Simpeln
(Alp). , Schw. -Berg' BBr.; G Wesen (auch Leu Lex.); UAnd.,
Erstf. (auch Leu Lex.), ,-berg-Egg' GWsst., ,Schw-en-Berg' Aa
Gont. (Weiler mit Bad : ,rUtinean dem HombergeanSchwarzem-
berg.' HU.); ApGonten, Urn. (auch Leu Lex.); BBolt., Br.,
Dienit. (auch Leu Lex.), Gadm., Rüti b/Riggisb., Sa. (Berg),
Schwarz(en)berg (Dorf; frz. (le) Noirmont; It Lutz 1827 ,Schw.-
Bergen'), Watt., Zweis.; LFUihli b/Schüpfh., Hasli i/E. (, -Seite'),
Kriens (Leu Lex.), Malt, (auch Leu Lex.), Schwarzenberg
(Dorf); GKrin., Ms, Mosn., S., Wattw. ; ObwSa. (Weiler; .R.
deSw." E.XIII., JzB. ; ,acker gelegen au dem endern Sw.' 1427);
WAlmagell; ZO. (Berg), ,Schw-i Berg' ObwSa., ,das tal enent
den sw-en bergen, das man uf diss zit nempt den Brüuig.'
Stretl. Chr. (vgl.: .[Von den während der Bürgerkriege aus
Rom Vertriebenen kamen] etlicb über das schw. gebirg, diser
zit Brünig geheissen, in tutsche laude.' Brennw. Chr., ferner
BBlätter 1916, 285). .Schw.-Bergli' GWesen, ,Schw-en-Bergli'
BRüti b/Riggisb.; GRieden, ,Schw.-Birg' BL. (,das Weissbirg
und das Schw., jenes ein heiterer Kalkstein, dieses dunkel-
farbig und, wie man es nennt, von Eisenstein.' JRWyss 1816/7).
,-Plangg(-Grat)' GWsst. ,Die schw-e Platte' BDiemt. (platten-
artiger Stein, auf den angeblich die Särge mit den Leichen der
an der Pest Verstorbenen gestellt wurden, während die Träger
wechselten). ,Schw.-Brechen' (vgl. Bd V 315) SchwSattel.
,-Brett' BGr. (s. auch heiss Bd II 1686 und vgl. Bd V 899 u.;
VI 1763u., auch Bärnd. 1908, 131. ,-Rüfi' GBerschis. ,-Rain'
AaSulz; ZDüb. (,4 jucharten in der Halten, genant der Seh warz-
rein.'XV./XVI.,Z Rq. 19 15). ,-RUti'AaSulz;ZNGIatt. , Schw-er
Ritz' BBolt. (s. Bd VI 1928u.). ,Schw-en-Schwand' BAd.,
,Schw.-Schwendi' GStein i/T. (s. Sp. 1949o.). ,Schw.-Stock'
SchwOIb. (,Schw-enstock.' 1669, ADettl. 1904), Muo. (2 mal);
UWassen, ,-Stöckli' GIS.; ü (3 mal), ,Schw-en-Stock' XJ.
2203
Schwarz, Schweiz, schwiiz, scliworz, scliwuiz
2204
,Scliw-en-Steiu' GrObS. (Ruine; auch bei Leu Lex.), dazu ,W.
de Swarzinstein.' 1272, Z DB. ,Schw.-Tobel' GGoss. (Hauser-
pruppe). ,-Tal'UÄmsteg(2nial),,Schw-en-Tal' BOHa. ,Scliw.-
Tor' WZeriu. ,Schw.-Tschugjen' WSimp., Zeini. ,-Tsc'hiug:el'
GlEliii. ,-Wniid' GMurg, Vilt., ,Sthw-e Wand' GiKl., Sani-
iiaun (auch .Wände'). ,Schw-er Winkel' ZTöss (EStauber
1908). — 2) mit Bez. aufpflanzen, Bewachsung. ,Bei der
schw-en Eich' SchTras. ,Schw. -Erlen' GRiuden, ,Schw.-Ühili'
NdwHcrg. (gesjiT. -Em <&M.\rihhi). ÄAir-f"-GaWc" Seh
That. ,Sch\v.-Hag' SchR. ,-Holz' BG.; LNottw. (Höfe; auch
I,eu Lex.); GEinotswil (Weiler; auch Leu Lex), ,-Hölzli' Aa
Herrn. ,-Moos' BBuchholz, Dienit., Watt, (auch Leu Lex.l; Th
Tluind.; ZMcttm., ,Schw-en-Moos' BGurz. (Dörfchen); ZBopp.
( 1 583 ; s. Sp. 22 1 M.), ,Schw.-Möüsli' LMarb. ,- Matt' AaBützeu,
Leugg.; Blns (auch -Malte"); LSchüpfh.; SHau., Müniliswil;
ZOEnibr., ,Schw-e(n)-Matt' BBolt. (auch 1496, B RH. und hei
Leu Lex.; ,jTSw-enniat, geuenipt Bandolf.' 1393/6, BuSi.
Rq. 1914; It Lutz 1827 auch ,Sch\verze-'). ,Scliw.-Bauni' Bs
Arboldswil (schon im XV. ; ,beim schw-eu Baum 1744). ,Scliw.-
Kirschbaum'BBoll., ,beini schw-en Kirschbaum'; s. Sp. 2 197/8.
,ScUw(-er) birboum'; s. Sp. 2177. ,2 quart. kernen von den
gUctern ze den Sw-enbendern in Swerzerren.' 1320, ZFlunt.;
vgl. Bd IV 1326 (Bed. 3). , Wiesen im Schw-en-Buugert' Zllln.
(Z Amtsbl. 1900). ,Schvv.-Ried' GrSchnd.; GBerschis, ,ab
aineni guot uf Davas zum schw-en riet gelegen, gen. Grüscher
riet.' 1514, FJecklin 1910. ,Schw.-Weid' ZgRisch; ZBär.,
,Schw-en-Weid' GEichb. ,Schw.-Wald'BDiemt., Gr., Ha. (Alp),
Meir., Reutigen; GrChur, D., Nuf., Sufers, Tarn.; LWill.;
GSchännis, Vilt; SchSt.; SchwUIb.; UwE.; Ul.; W Agaren,
Vt., Wiler; ZHerrl., -Wäldern BG. (Häusergruppe). , -Wiese'
ZBachs, Buch b/Aud., .-wies-'Tolleu' ZUit. — 3) mit Bez. aut
Wasser; vgl. auch die Bachnanien Sp. 2201. ,Schw.-A(ch)'
ThParadies (,Es soll ... dort ein Dorf Schwarza oder Schwarz-
ach gestanden sein.' Leu Lex. XIV 385, wo Weiteres); danach
viel). ,(von) Schwarzach', adeliges, in Schaifhausen und Kon-
stanz verbürgcrtes Geschlecht (Vad. II 324; Leu Lex. XVI
543), das um 1600 bei ThWeinf. einen Landsitz .Schwarzachor-
hoP (auch ,Schwärzi') besass (Th KD. 420); ,R. de Swarza,
predicator.' A. XIV., Th Beitr. ; ein gleichnamiges bürgerliches
Geschlecht (auch ,Schwarzacher')i XIV., AaZof. ,Schw-er
Giessen'; s. Bd II 471 o. (1607, U). ,-Lachen' (vgl. Bd III
998/1001) LSemp. (Wald). ,Schw-en Bibern.' Seh. Der
Schwarzen-Back und das Sdniiarz-DäMi [förben] mit ihrem
Tonschiefergehalt die Seliwän-Lüschina (vom oberu Gletscher
bis Mettenberg) und durch sie die schwarz Litechina (bis Zwei-
lütschinen) im Vorsommer kohlschwarz.' Bärud. 1908, daher:
1)' (j rinäelwaldner ... «in nid fir Nid an der achw-e" Lituchinen
dakeivien. Weist warum? Si wasche" -si''^ u"^ schicken ire" Dreck
d'e Land a''hi". ebd.; vgl. auch: ,Der ... östliche Zufiuss [der
LUtschenenj, wegen seiner schw-en Schiefergeschiebe die
schw-e Lütschenen genannt, entspringt in 2 Quellen den
Grindelwaldgletschern, am obern Gletscher als sog. Schw.-
wasser, am untern als sog. Weisswasser.' Jahn 1857, ferner
JRWyss 1816/7 I 402. ,Schw.-Bach' (s. schon Bd IV 952o.)
BBurgd., Gr., Kand., Konolf., Lau., Reich. (Weiler), Ruhigen
(Weiler), Schangn. (Weiler), Signau (Bach), Win.; GrConters
i/Pr., Kl.; LFlUhli i/E.; SLUssl.; ZgRisch; ZFehr., Rift'. (,ob
dem Brunnen, daraus der Schw. konit.' I.H.XVII., ZRq. 1915),
Wil b/BUl., ,zuo dem (an den) sw-en bach', bei BEinigen. Stretl.
Chr., ,Schw-en-Bach' BGr., Huttw. (Dorf; auch bei Leu Lex.),
Langn. (Weiler), Lau., Sa. (Bach). Spiez, USteckholz, Zweis.;
GlSchw. ; LLuthern (Bach und Höfe), Schwarzenbach (Dorf;
ItEFiscIier 1927 älter -ö-; .Swarzem-.' HU.; .Swarzen-.' 1326/
34, LBer. Urb.), Wolhusen (Bach und Weiler; ,es wird auch
ein Bruderschaft, in welche die grosse Pfarr Wollhausen ab-
geteilt ist, die Schwarzenbaeher Bruderschaft genennt ... und
hat solche den Namen vom sogenannten Schw.' Leu Lex.); OGoss.
(,im Schw.'), Jonsw. (-ö-; .Svarcinbah.' 779; ,Swarzem-.' HU.;
Weiteres s. G Rq. 1906, 201 ff., auch bei Leu Lex). OlUireu
(Weiler); Schwlnimensee, Muo. (Weiler), Sattel; ThAlf., Wig. ,
WBinn; ZgAllenw., UAeg.; ZHittn., Otelf. (,Ackür im Schw.'
Z Amtsbl. 1901), Schön, (auch Leu Lex.), als FN. AaZof. (,von
Schw.' XIV.); Gr (Guler 1624/5); Z (1421, ZRB.; 1570, Z
RM.), so Fluut. (um 1760), Kilchb. (1531), Stdt (XVII., Leu
Lex.), ,uobilis L. de Swarcenbac', Zeuge. 1241, Z ÜB. ,Schw.-
B&chli' BGr.: SNGerlaf.; ZOLeimb., Mann., ,zum Schw-en-
bächli' ZBertschikon b/Goss. Offn. 1619; ,deni schw-en Bächlin
nach.' 1694,AaWett.Arch. ,Schw.-Brunn(en)' BGt.(,-Brücke'),
Ins(1855-ß™,i.ie");OrFläsch(,-Wald'),Jenins;ObwK.(,-Egg');
VVMund, ,Schw-er Brunn(en)-; s. Bd V661o., zum »<A»-e"
/inuine"Tß.,,Schw-on-Brüuneu'BMiilileberg,,Schw.-Briinn(c)-
li' BGurnigelbad, Treiten (,-Matte'). ,S'hw-er Rhein'; s. Bd VI
996 u. ,Schw.-Soe' BRüti b/Riggisb., Sa., Zweis. (DGemp. 1904;
auch .Schwarzen-'); FPlafi'. {-Sie; ,[diej UadcHilhi am schw-e"
Se am letzten Sonntag und Montag des Juli.' Bärnd. 1911; auch
bei Leu Lex.); GrAv., I).(,zwen See. der gross und der schw. See.'
Sprecher 1672; auch bei Leu Lex.), Kl. ;GWl.,Wsst.;WBlatteu
(It Lötschen 1917 ,der schw-e See'), Zerm. ,-weier-Tohel'
ThBerg. ,- Wasser' BGr. (,Schw., auch Schw.-bach, ein Brunnen-
quell zu hinterstin dem Grindelwald.' Leu Lex.), Kön.(,- Graben'),
Lanzeuhäusern (Weiler). Rüsch. (Weiler). Schw. (Wildwasser;
auch Leu Lex.), Wahl. (,-Au, -Brücke, -Stutz'); FiDorf; frz.
Neirivue); GStdt (,ein Bacii, der von desse Dunkle das Schw. ...
genennt wird.' Leu Lex.); UAnd. (Wildbach), Spir.(,-Bach'). —
4) mit Bez. auf Baulichkeiten uä.; vgl. oben die Haus-
uanien. .Scliw. -Gatter' GrIg. (Wiese). ,-haus-Rüteneu'ThEsch.,
,-Hnsen' AaWittwil (Weiler), -Hüsere" B (Dorf; bei Leu Lex.
.Schw-euhäuseren'), -Häusi' BZäziwil, ,ini Schw-enhäusslin,
ein Hauss und Gueter in der Pfarr . . . TeUffen.' Leu Lex.
,Schw.-Hütte' ApSchwende, ,Schw-e Hütte' GrChur (Maien-
säss), Spl. .Beim schw-en Kreuz'; s. Sp. 2197u. ,Schw-en-
Burg' AaBesenbUren (Spottname des Dorfes, dessen Einwohner
,Schw-enburger' genannt werden; s. AfV. V 122); B (Dorf
und Amt; s. schon Bd IV 1578o.; ,Suirarcenburg |!].' 1025;
.Suarzenburg.' 1148; ,nigrum castrum.' 1282); daju der FN.
,vou Schw-enburg'. XIV. /XV., BStdt (Leu Lex.). Schw-e"burgera
f. (auch ,Schw-enburgerVorsass') Bergweide BG. (Bärnd. 1911,
190/4) und Name einer Ziegenrasse (Bd VIII 14 u.). ,Schw.-
Brugg' GHemb. (Weiler). — 5) Verschiedenes. ,Schw.
,-Flesch' WBitsch. .-Hans' (vgl. o.) AiOberfl. .-Haar' AaOftr.
(Weiler). -Bech BRohrbachgr. .Schw-en Bären' GStGeorgen.
.Schw.-Brand' BStStcph. ,-Stier' AaAarb. (auch ,Schw-eu-').
.-Teller' BSpiez. ,Schw-en-Trueb' BTrub (auch Leu Lex.);
1;E. (.-A'). dazu .Suarzentruober David uss dem Emmental.'
JHaller 1550/73. .ScIiw.-Wasser-stelz' AaFisib. (alter Turm
auf einem luselchen am linken Rheinnfer. gegenüber .Weiss-
Wasser-stelz' ; .das Weiss bezieht sich auf die sonnige, das
Schw. auf die beschattete Lage.' AaGem.; vgl. auch Leu Lex.
sowie GKeller VI 26). Bei mask. und neutr. 2. Glied auch
in der umgelauteten Form .Schwerzen-' (.Schwärzen-'); zur
Erklärung s. die Anm. zu rät (Bd VI 1762). Vgl. aber auch
Schwerzlen) und die Anm. zu Schwärzt. .Schwerzen-Acker' Z
Meilen (,-ä-'). ,-Hof' LMeiersk. ,-Moos' ZHegi. ,-Bach' B
Bleienb. (-e-), Lotzwil (-Matte"), Rütschelen (-Matte"); Z
Sohwerzenbach (Dorf; .Swerzin-.' 1230, ,Swerzen-' 1263;
,Swerzem-.' um 1300; s. auch Leu Lex.), Wall.(,Nieder-Schw.',
Weiler; auch bei Leu Lex.), dazu der FN. ,Schworzenbach'
Z (um 1340, ZFäll.; 1380, ZLudr.; 1386, ZStdt; auch bei Leu
Lex.), , -Bächlein' ZWald. .-Bück' SchHa. ,-Berg' GRheineck;
ZAlbisr., Volken. ,-Tal' SchSchl. (,im Schw.', schon 1459;
gespr. Schwerz^d(l). Ableitungen. ,Schwarzigen-Häusern'
BGr., ,auf Schwarzligen' BsAuwil, mit patronym. Bildungen
im 1. Glied; vgl. dazu auch ,Schwerzig, ein ausgestorbenes
Geschlecht in der Stadt Solothurn, aus welchem Blasius Selbiges
a. 1640 von Altkirch dahin gebracht.' Leu Lex. S. noch Sehwar-
zclen, Schwarztenten), Schwärzten), Schwärzeren, Schwärzler.
Verstärkende Zssen:!"- GA. — Mhd.Misimrz/vgl.
in-ro((BdVI 1765). — bran d-ch ol-end-(erde")- Gr
Sclis; s. auch in-ligen (Bd III 1210 u., wo brandcholend-
ZU lesen). — Vgl. steigerndes end-, enz- in bair.-öst. MAA.
(Schm.M 102;Lo.\er 1 862, 86; Schöpf 107), auch cid;/ (Bd I
356). — chol-Srde"- Ap;Gl; Th; ZO. Öppenes Tnize"d
Chueli und es Slierli sind da g'si" uss ''cm Wallis . . .
eh. Posse" mit-emeiie" tunggelbrüne" Streiff'en über ''e"
ganze" Rugge". CStrkiff 1904. Es ist halt... bald es
2205
Schwarz, scliwerz, schwiiz, schworz, schwurz
2206
Ägerst, bald e" ch-i Chatz ire" [einer vevmeintlichei)
Hexe] für 's Feister ane" g'hocket. Feierab. 1860 (Th). —
braiui-cliol-erde"- Ap; BLenk; GrScIi., V.; GSa.,
Ta., T.; SchwE.; Ndw; UwE., -erd- GuAv. (Tscli.), D.
(B.), Rh. (Tscli.). E' br-e'- Mör. Lienekt; öCter. En
br-f Lümmel, vom Teufel. .TJoRfiER 1915. Br(i) Hand,
durch Berussung. Wo's Nacht g'se" ist, han-i''' halt
au''' wider mös'e" gi' helfe" Chessel botze" . . . Wo-mi'''
d' Muetter am andere" Vormittag g'se^e" lied a's^ br.-e" ...
JHartmann 1912. Br e- Herd GkD. S. noch Bd VI
1768o. — b rand - ch ole°-ch essi - erde"- U; vgl.
chessi-schw. — b ran d-inäl- erde"-. Die br-e" Side"-
hör. I.iENERT. — brand-erde"- GrNuI'. (zB. von einem
Zicklein, von der Nacht), Tschapp. ; Sibw; Z, so 0.
und It Dan. Vom Tüfel, den das hiesig G'red br.- ab-
g'mölethett,hed-siihwenigg'wise". Firm. (Schw). S. noch
malefiz-blond ( Bd V 11 3). — b r a n d - e vv i g e ' f-ebige'")- ;
vgl. Bd I 611. 's gi^t-nes starks Wetter, obsig üf isch
der Himmel br. Joacii. 1885 (S). — brand-heide"-.
Am Himmel obe" sind br-i Witlche' g'hanget. JSenn
1864 (Z); vgl. BdlI985u. — hölle"- L (Ineichen);
vgl. Bd II 1137. .[Der Feind ist] in die uns mit h-er
Fal.schlieit gegrabene Gruben selbsten hineingcstürzet.'
Pfakfenkr. 171*2. ^ heiti-. Id. B (.nigerrimus'). —
cliol-AA(H.);Ap;Bs;BIns(Bärnd.l914);G;ScH;S(Hw;
Th; Ndw; Z, ihole"- Aa, so L., Rh.; BE., G., Rohrb.,
^a., Twann; GrAv., ObS. ; L (Ineichen); S; Syn. cholig
(Bd III 209). ,Kol(l) schw,, ater.' Fris.; Mal. ,Atricolor,
carbone atrior, kohlschw.' I»enzl. 1666/1716. Entspr.
schwarz la. Es ch-es Jüdli usw.; s. Bd VI I6680. Sl"
[eines Taglöhnermädchens] FüessU sind eh., vom
Sonnenbrand. Lienert 1906. Bab, Eab, Bab, du che''
Chnab, du bisch e" freche Bettlerg'sell, mach, das'-de
furt chunst uf der Stell! S. RA.: 1''' unll ch. werde",
wenn's nid so isch! Aa. Der Himmel ist ganz eh.:
's chunt eh., von Gewittei wölken. Es chunt ch. vo"
Äarau enenume", 'sgiH albreg e" süberiGuslete". FOsciiw.
1919. ,Ch. stocket eine Gewitterwolke üf.' Barnd. 1911.
,Aut' Hi^liplatzlene" ... ist es in guten Sommern ch.
va" HiHene".' ebil. Es ch-es Chleid. Di" Hemp ist
e"fange" ch. Der Storch ist cho" dW' 's c/i-j Chemi.
JReinh.1913. S. noch CAo?e«-Saffc (Bd VII 625). ,[Eine
auf freiem Felde vom Blitz Erschlagne hat man] allso
wie k-es verbrentes Holzstöcklin liürlen [kauern] fun-
den.' RCys. (Br.). , Einen k. anschriben'; s. Sp. ir)05o.
(AKlingler 1688). Eine Anzabl Burschen waren an
einem Sonntag nachts bei einem Mädclien z' Liecht.
Einer von ihnen nahm ein Buch und fleug an laut zu
lesen. Plötzlich kam durch die geschlossene Tür
langsam ein k-er Mann und setzte sich auf eine Bank
neben der Tür. Des Mädchens Vater musste aufstehen
und Wort für Wort wieder zurücklesen, was früher
vorwärts gelesen worden war; so wich das Gespenst
ZO.; Weiteres bei Messikommer 1909, 192. Ch. im
O'sicht a"y'lüffne" hei"mer Christen wne" g'seh", als
man seine Leiche, nachdem er den Teufel heraus-
gefordert hatte, im Bach fand. Loosli 1911. S. noch
ver-räblen (Bd VI 27). Am Weihnachtsabend niuss man
um 11 Uhr nach der Kirche gehen und eine k-e Katze
mit sich nehmen. Man klopft an der Kirchentür und
dann kommt ein Ungeheuer heraus mit Ziegenfüssen.
Diesem gibt man die Katze und fordert dafür den
Wäclisis-Taler. Wenn man den Taler ausgibt, hat man
dafür immer einen andern in der Tasche BLenk (AfV.);
vgl. Rochh. 1856 II 163/5; Vernal. 1857, 98/9, Ein
Schneider sah bei seinem nächtlichen Weg auf einem
Steg, den er überschreiten musste, einen Pudel sitzen,
k., mit feurig glotzenden Augen. Der Schneider sagte
in seiner Angst: Alle guten Geister loben Gott den
Herrn! Aber i'* nöd! antwortete der Pudel und sprang
in die Murg hinab THHeiterschen (AfV.). ,10 Jahre
nacheinander verfolgte Unglück das Haus und der
Schmid wusste es sicher, wenn am Morgen der Vogel
[eine Krähe] auf einem kohlschw-en Aste absass, so
war das Unglück beschlossen, da half kein Beten, kein
Rechttun, es war am Abend im Haus.' HPest. — Mhd.
/.olswarz ; vg]. Gr.WB. V 1598; Martin-Lienh. II 531 ; Fischer
IV 585. — brand-herd-chol- UwE. — brand-chol-
GRTschapp. (Tsch.); Obw (Sa. 1902), -chote"- B (auch
It Zyro); GRSchs, Tschapp. Br. ivie d'Negerli, so ziehn-
si [die Jesuiten] scho" dür''' 's Oberland. UDOrrenm.
1884. — chirsi- S, chriesi- 7i. Zu der Gotte" mit dene"
chr-en Augline". JReinii. 1907. — chessi-. Der Ma'"
ist ch, het ßr'gi Auge", vom Teufel. JWipfi.i(U); vgl.
Bd III 518. — Vgl. Gr.WB. V 627. — chräje»-. Es
Schätzen han-i''', ei"s wie kei"s, het ch-i Ghrüseli. Schwzd.
(Bsij.). — liehe" li'chig- Z, bran d-li'che°- AäF.
s. Llchnam 2c (Bd III 1015). — liden- s. über-rinnen
(Bd VI 1005; Meinrad 1576). — Vgl. Gr.WB. VI 667u.
(mit einem Beleg aus Par.<ic.). — möre"-. De'' m. Tüfel,
von einem als Teufel Verkleideten. MZüllirer (B
Ittigen). — Vgl. Gr.WB. VI 2475. — pech-, bech- Bs;
B; Sch; S; Th; Z und weiterhin. Längt p-i Här.
RvTavel 1910. Die andere" [Kinder] luege"mi''' a" mit
irne" p-en Auge". JReinh. 1917. i" di' b-e" Wulche"
schiesse" schmali Bänder üehn, bei einem Brand. Bärnd.
1914. En alts abe"g'schmulze"s Chil'''e"lieeht ... wo
hinder-eme" p-e" Liechtschirm hockt. ACokr.; s. den
Anfang Sp. 963o. , Flieh des Teufels Leimrute ... Wie
er aussieht, ist eben schwer zu sagen. In seinereignen
Gestalt sah ich ihn wenigstens niemals, aber wohl in
seinen Verwandlungen, vielleicht auch nur in seinen
Abgesandten; und die waren bey weitem nicht allemal
p., sondern bisweilen blendend weiss.' UBrarrf.r 1792. —
iMha. 6«i»in.ra; vgl. Gr. WB. VII 1521; Schm. ^1370; II
648. — stock-pech-. St-i Nacht. RIscher 1903(B).—
chol-ber- (-e-J ScnSt. (Sulger). — \g\. leer«chwarihei
Martin-Lienh. II 5Sl; Fischer I 880. — c h ol-brännend
(prännet)- Gl; s. Bd V 624 M. [Mädchen] mit Auge"
w'e ch-i Chriesi. CStreifp 1907. — brand- Aa; Ap
(auch bratnm-); Bs; B, auch It Id. (.nigerrimus'); PS.
(brann-); Gl; Gr; L; G; SchwE.; S; Th; Uw; Z; wohl
allg.: 1. entspr. scinvarz 1. E" Chopf mit grosse" br-e"
Zupfe". EBalmer 1927. S. noch Kaffe-Satz (Bd VlI
1556). Br.üsg'seh"wie d'Möre", von Bergleuten. JBürki
1916. ,Etlich [im Heere des Genelun] warend itel br.
moren.' Volksb. Zwe" br-i Jagdhönd Ap. ,Das beiz-
werk von solchem tier [Kaninchen] ist in kleinem
brauch; die gar weissen ... oder br-e werdend zuo dem
liöchsten geachtet.' Tiere. 1563. S. noch Baier-Süw
(Bd VII 1508). [Es wisses, schwarzes und g'spreglets
Bideli streiten sich über ihre Farbe; das erste und
zweite machen gegenüber dem dritten geltend :] Chride"-
wiss it'!'' br. si" e'"mel no''' Farbe", mi" weiss, woranne"
das'-men ist. SGfeller 1922. ,[N.] schluog sy mit einem
stecken also übel, das ir Hb schier all umundumb br.
ward.' 1434, Z RB. Br. stä" d'Hubku"' d'Berg^ hinn''er
im Lann^ . . . i"-nere" fönige" schwarze" Winternacht.
EBalmer 1924. Älli Töbel ichi" und ichi" sind br.-
schwärzi g'si", nach langdauerndeni Regen. CSchnvder
2207
Schwarz, scliweiz, schwirz, schworz, schwurz
2208
1868. Der .Ganalbach' hed ei" br-i Rufene' um die
andere' füre'g'rccilpt. J Jörger 1920. Hest du dl"'r Lebtig
so Oppis g'seh", sehnewiss Chreiji u"'' br-e" Sehne ?
BiRND. 1911; s. schon Sp. 1376 o. (auch bei ALüa.ss-
mann 1906). Von Wolken B. Z' hinderst im Tal hed-
si''' es Wetter s'sämme" 'ballet, es ist ganz b'schobe's
g'sV mit br-e' Wolche". JJökgek 1920. Von der Nacht
B (auch It Zyi'o). Underdessen ischf'sj br-i Nacht
worde". ChrEbichenb. ,A1s Jo^gi einschlief, schlief
auch der Rote ein; Tag wars damals noch ein wenig,
jetzt br. die Nacht.' Gotth. Ha' Nüt z'Morge' g'ha',
es isch-mer br. vor de' Tl'ge". AFankh. 1917. Es tüech-
nen, er sig inne'für ganz holen un'' er sig m,uecht, das'-
es-im fasch br. werd vor den Ouge'. Loosli 1910. Br.
(si'), zur Bezeichnung einer grossen dichten Menge B.
Es isch e" schöne'' Sunden g'si" u'"' von allne" Site" si"
Lüt cho' z' laufe", das'-es ganz br. isch g'si" i" der Gast-
stube?'. Loosli 1921. Im Schlosshof unde" isch e" gröss-
mächtigc Chranz vo" Lüte" g'stande", vorne" dür'''en
Alles br. und Chopf a" Chopf. RvTavel 1926. ,Dä ist
vo" Wingere" [Leuciscus rutilus] Alls br., wenn die zu
solchem [Laich-]Gescliäfte am Uferrand des Sees dusse"
si".' BiRND. 1922. — 2. entspr. schwarz 2. Br-s Häss
GrD. Von Gedrucktem: ,Da [im Wädel] nimmt der
Mond an Helligkeit ab, bis das'-er br-e" in der Brattug
steid.' BiRND. 1908; vgl. schwarz lg (Sp. 2181 M.). Es
br-es Mül, nach Kirschengenuss; s. Sp. 508 M. Br-i
Hand, es br-es G'sicht, bes. durch Russ GrD. Einen
br-e" mache", durch Beschmieren mit Russ GfiSch. Am
Mo^ge" stönd-si [die Sennen am Seealpsee] früe, früe üf,
dö siehnd-si br. vor Bauch üs. Firm. (ApL). .Beim
Rite'-rössli mache" (Huckepack): Chämifeger, Truche"-
träger, sehnewis', br., Chlederharz, üsg'le^rt! worauf der
Tragende sich bückt und der Reiter auf den Boden
springt.' Messikommer 1909, 101; ähnlich KL. 353 (Z
Martli.) Von verwittertem Mauerwerk; s. BdVI1147M.
Von Wäsche. D'Buebe" haie"d Hemper a", br. Stütz,
Gem. D'Wäse" [im Waisenliaus hatten] br-i Hemper
an, b'schessni G'sichter ond onsüber Hend. Bürgerfr.
1825 (Ar). Chuchizügheigi Die füre"g'ge'[zam Wuschen]
. . . br-es. SGfeller 1911. D'Nudle" sind all verbrannt,
unden und obe" br. Rocua. 1857. — 3. entspr. schwarz 3.
Zu 3a81, stockkonservativ. ,llir stellt euch vor, die
Zeit, die erst kommen soll, und weiss Gott wann, die
sei sclion da; kommt ihr nun darüber, dass diese Zeit,
in der wir leben, der vergangenen ähnlicher ist als
der erwarteten, so werdet ilir bitterböse über sie, dh.
br.' Gottu. I. ,So ist diesen Augenblick ein wüstes
Stossen und Drängen um Brocken, Stühle und den
eingebildeten Lebkuchen, der gar nicht mehr da ist.
Das macht nun Manchem gar böses Blut; er klagt die
Zeit und, weiss Gott, Gott selbst an und wird br.'
ebd.; s. noch ebd. 273. 276. Zu 3 c. Z>e'< unn''en am
Bergli städ e" br-e" Ma", er hed-mi''' tcelle" fresse",
hed 's Mül scho" off e" g'ha". KL. (SchwE.). [Nach der
Entlassung eines Mülilknechts] hl''"-sich all MidistPnf
ang'fange' linggs um treije" . . . Der Müller si-t das
[ihm gegen die Behexung angegebene] Sprüchli, un''
im Schwiele sti^t es verschrumpfets grüens Mandschi
da. Das fragt, icas-ma" van-im wölli. Mi" siH-im's,
un'' im Ü^ge"blick gi'H d'Müli umhi" rechts um. Am
ann''ere" Morge" finde'-si du der Mülichnecht bi si"m
nüije" Meister . . . tötne" u"' br-e" uf ''em Mülibode".
BiRND. 1911. — 4. entspr. schwarz 4. Zu 4 a, adv.:
Es ist-mer br. g'gange", erzählte ein Mann auf dem
Rütli A. XIX. von seinen Erlebnissen beim Franzosen-
einfall. Zu 4 b. De' het jitz g'wüss der letz Name',
eniedere" Blösch [Bd V 161] het süstert öppis Wisses,
aber De'' ist br-C a" Lib und Sei! von einem Mann
Namens Blösch. B Blätter 1908 (B). Adv.: Das'-es doch
de"" under de" Büre"meitschi nit so br. üsg'seht . . .
Bauernst. 1900; vorher: Es giH sehe" me Eini, wo
öppe" no''' 's March i'mitts het und wie-ne" Hüsfrau
sich i" Alls ine'schickt. Zu 4 c. Br-e(r) Hunger B; Gl;
GaPr.; S, soG.; Z, , Derweilen [während die russisclien
Offiziere sich unterhalten] müssen die Soldaten br-en
Hunger leiden. 'Bauernst. 1904. Z)er&r.HKW(jrcr/ted-wc«^)t
(iew.4i(.(/e"Msscrp7M«(7et. ScHWzt).(GRpr.). Er hed d' Bein
fast nümme" ... möge" lüpfe" vor br-em Hunger. EFischer
1922. PeMi het nid vergebe" br-e" Chummer g'ha". SGfel-
ler 1919; dazu: Der Jammer [Liebeskummer] het br-en
us-im use" g'luegt. ebd. 1911. Mit br-er Schade"freud
hei"-si de" iri G'sichter verzerrt. BWyss 1885. ,l)as
Dori, das Nichts habe als die br-e Armut.' Ndw Kai.
1889. Adv. ,Er würde sein Einkommen br. für seinen
Unterhalt und die Armen brauchen, wenn er nicht das
Seppi zur Haushälterin hätte.' ebd. 1887. [Nach der
Meinung der Ehemänner] s&t-me" br. hüse", für Nut
Alls schaffe" a". EFeurer (GoT.). Zur Bezeichnung
hohen (höchsten) Grades übh. Eetz isch aber br-i Zlt
zum Üfhöre" GBern. — Vgl. Gr. WB. II 301 ; Martin-Lieuh.
II 531. — chol-brand- Ap; Bs (Seiler). — Auch bei
Martin-Lienh. II 531. — rappe"- GRChur, rabe°- Scnw
E. (Lienert), chol-rabe°- Aa (RMüller 1842); Bs
(Fastn. 1927); Sch; ZO. (iMessikommer 1910), pecli-
chol-rabe"- SchwE. (Lienert), kol-becli -rab e"-
BsStdt. — Vgl.Gr.WB.VIII 10;V1595(,kohl(pech)-raben-');
Martin-Lienh. U 531 ; Schni.Ml 648 (kolraben-) ; Schupf 659
(hibabn(2>ech)-) ; Fischer IV 584 (kohahe"-). — chol-erd-
rich rieh- Z (Dan.), -r^^eh- ZO.f — brand-erii-rjcfe-.
Dann händ dö [in der grossen Stadt] zeh" br. Ghil'''e"-
spitz dei oben use"g'luegt. Stütz (ZO.). — Vgl. Sanders II
1039a (mit einem Beleg aus Tschudi, Tierl.). — brand-
tufel- Gr (Tsch.) — Vgl. Gr.WB. XU, 282 (,teufel-');
Schöpf 659 (iMiluiri-). — brand-zander- BSa.; s. Bd VI
1895 M.
Frankfurter-: Spodium ; in den Apotheken verlangt
Z (It Dan. und Apotheker Vogel). — Vgl. Sanders II 1039a.
Kemin-: Kaminruss (als Farbstoft'). ,Nim den
ruossswarz oder k.' Kdnstb. 1474. — Kien-: = Chien-
Buess (BdVl 1455), als Farbstoff. ,Wiltu daz glas swarz
brennen, so r[ecipe] kyensw. und rip daz mit salz.'
Künstb. 1474. ,10 ß den büchsenschützen unib k. zur
mur zu schwärzen.' 1568, AaB. Baunieisterrechn. ,Von
1 Centner K. 1 ß od.', unter ,Apoteckherwahren.' 1670,
Absch. (Zoll- und Geleitsordn. zu AaB.). ,2 Pfd Terbetin
und V< Pfd aussglüet Kieschw.' Zubers TgB. 1681.
Bei"-: Tierkohle, Ebur ustum; in den Apotheken
verlangt Aa; B. — Vgl. Gr. WB. I I38S; CFSchulze 1889,
15; JHolfert 1898, 20.
brün-: braun-, trübschwarz. ,Braunschw. (schwarz-
lacht, -lacht, rauchfarw), pullus, bteticus color.' Fris.;
Mal.; auch bei Denzl. 1666/1716.— Vgl. Gr.WB. II 327.
Ruess-: = Ä;jen-sc7iM).;s.d. — Vgl.Gr.WB.VIII 1559.
schäf-: naturfärbig schwarz, von Schafwolle und
daraus gefertigten Geweben BG. .[Kleidungsstücke]
aus sch-er Wolle.' BiRND. 1911.
schwarzecht: schwärzlich. ,In den orten, so umb
die Alpen herumb ligend ... werdend grosse schw-e
wölff gefunden.' Tierb. 1563. — Vgl. Gr.WB. IX 2327.
2209
Schwarz, Schweiz, schwirz, schwoiz, scliwurz
221Ö
S eil warzelen, Sehwärz(e)l(en) : in ONN. —
,Schwarzeleii-Fang'BWeisseiil).b/B'ilt. .Wiesen, die Schwärzelen
genannt.' Z Anitsbl. l'JOl (ZAlbisr.). .Schwerzelen' ZgRiscli.
.Schwerzlen' liinwil (schon 1433; Matte des Leutpriesters
am Albersbüel. ,so deren von Schw. gsin.' 145S, I.Scnip. JzB.:
auch bei Len Lex.). ,Hoch-Schwerzlen, ein Hof in der Pfarr
[[.]Rot.' Leu Lex. .Schwerzel' ZgOAeg.
schwarze" (bzw. -ä-). in W tw.-u", 3. Sg. Präs. und
Ptc. -et, schwarzgen (in Bod.2). äSpk.: 1. „mithaben,
schwarz werden" Aa; Av allg.; B (Zjro); ,Gi,"; Gr
(auch It St.); L (auch It St., Ineichen); W; Dial., It
T.allg. Schweiz., .schwärzer werden Gl; L' (St.""); Ndw
(Matthys). Von Menschen, bes. mit Bez. auf die (durch
Sonnenbrand bewirkte) Hautfäibung B (Zyro); Gr, so
A., Gast., oHe., Pr.; Syn. ftntKcw 6 (Bd V 650). D'Lüt
schw-end im Sumer mit Hcw'e" GRÜast. SchVs Här
hcd esö g'schw-ed. Lötschf.n 1917. Von jungen Raben;
s.Sp. 2176u. Von Getreide, infolge von Fäulniss: .Gegen
Ausgang des Heumonats war eine gar leidige Witterung
... Was noch lag [von geschnittenen Früchten], das
schw-ete.' 1621, HWeber 1869. De"" Eigi föhd a" nchio.,
lueg, der Zugerherg lüpft d'Chappe" ah. Vaterland 1908
(Der Winterfön). Langsam schw-i''d d'Wölkli, wo am
wlte" Himmel .lind. WMüller 1908 (Atn ()bi''g).
's Kchw-et, am Himmel B (Zyro); ^yn. finateren (Bd I
873). Gang lueg nw, wie'.'s schw-et, 's gi^t allweg hüt
Bläst! KdMeyer 1844. S. noch Bd 11 77 (ab-geben);
VI 1466 JVI. Entspr. schwäre 2b. D'Stiiba schw-ut vam
Rauch W. D's Hemd fäht a" schiv. ebd. • — 2. .schw.
von', unpers., ganz bedeckt, voll sein, werden; vgl.
schwarz Ih. ,Dass es von vigenden swarzget uf der
brugg, uf dem graben und in beden Strassen.' 1444,
AaB. ,Wiewol der vigenden uf der brugg und die
Strassen herin als vil was, das es swarzget von liiten.'
ebd. — Anihd. swarze», -ön bzw. -en; vgl. Gr.WB. IX 2328
(unter , sei) Warzen'), zur Form xiüt ^^-^ srhicärz(g)€n. nach wissgev .
FN. .Schwarzer' ThNussb. ,IrerbaseuElsi Schwärzeren seligen.'
1588, SchSt.
er-: „vollends schwarz werden." St.' Von Personen,
mit Bez. auf die sonnverbrannte (Gesichts-)Haut Gr,
so Valz. (Tsch.; selten). Schi ist e-et. Als Zeichen von
Erkrankung, Verfall; vgl. schwarz la^ (Sp. 2175).
,I)ie hut was im [Barlaam] liberal erswarzet gar und
worden val.' RvEms. ,Es sind vor unseren [der Wieder-
täufer] ougen grosse zaichen geschechen, das die stain
zersprungen sind, och vil junger knaben und inagdli,
by siben oder acht jaren alt, die niderfielend und er-
schwarztend und on reden lagend zwo oder dry stund,
nach dem selbigen anfiengen reden.' Kessl.; danach:
,Es sige ouch gar vil an knaben und meitlinen be-
schehen, so gächlingen iiiderfallen, gar e-et und lang
on reden in träffenlichem schweiss gelegen.' Siml. Urk.
1767. ,Von Einem, der zu Fischbach in Wallis durch
eine erschrockenliche Gotteslästerung die heilige Maje-
stät Gottes angegriffen haben, aber auch alsobald von
der Raach Gottes getrotfen worden sein solle, dass
er e-et und erstarret, gleichwol nicht gestorben.'
JMüller 1665. Eine der Hexerei Beschuldigte hebt
zur Beteuerung ihrer Unschuld die Hand in die Höhe;
wenn sie schuldig sei. solle ihr dieselbe ,e.' 1665,
EScHiEss 1919; vgl. Gr. Deutsche Sagen Nr 101. S. noch
Schweiss. Von Pflanzen. ,Gott [hat] den 21. Aprelln
... ein schedliche[ii] Ryffen und grossi Kelti lassen
infallen ... Die Nuss- und Kriesböüm sind davon e-et.
als wärent si mit Feür besengt und verbrent gsin.'
Ard. 1572/1614. ,Wann die Beerlein [des Sauerdorns]
Schweiz. IdiotikoD IX.
e-en und hesslich werden, machen sie ein ungestaltes
Wesen in dem Garten.' Elvömn 1706. Vom Himmel,
sich verfinstern. ,lch sihe dise sachen alle an wie jenes
kleine handbreite Wölklein Elie, auf welches der
Himmel e-et und ein starker Regen herunter gefallen
ist.' JJUlr. 1718. ,Wir essen und trinken [usw.], ob-
gleich die Waldwasser der Alles überschwemmenden
Sündflut ... allbereit von weitem dahar rauschen und der
Himmel ob uns geistlich zu e. ... beginnet.' ebd. ,Das
[Fluchen] höret man ja täglich ertönen auf unsern
Gassen, und das manchmahl auf eine so entsetzliche
... Weise, dass darüber der Himmel e. und seine Donner-
und Blitzkiele solch ärgerlichen Menschen in das Herz
hinein schiessen möchte.' ebd. 1727; noch öfter. — Mhd.
OTimra«.; Tgl. Gr.WB. III 977; Schm.Mlfi49; Fischer II 842.
V e r - : = dem Vor. Z ; St.'' Und die botanische'' Farte"
[der Jugendzeit] dann erst, tco sind da die Pflanze"?
Da, oje, ivie rerfalle", i'er fresse", verstaubet, i^-et ! XCokr.
1860. — Vgl. Gr.WB. XII I, 1190; Crecelius 877 ; Fischer
II 1325.
schwarzlacht UMad. (Alpenp. 1873); ZFehr.,
-lecht GfiFrauenk., He., sG. (Tsch.); U, -locht BE., S.;
F.T., S., Ss.; WLö., -lochtig BS. (so Müntsch.), schwerz-
licht C-e-) GfiFrauenk., sG.: = schwarzecht. Es schic-s
Tschingge"gitzeli. JBübki. Es schwerzlichts Hopt Veh
(Tsch.). Der Schwarzlecht^, SchwerzHchtf, der Teufel Gr
Frauenk. .Schwarzlächt, ein wenig schwarz, subniger,
obater, infuscus [usw.]; sich auf schwarz ziehen,
schwarzlächt sein, schwarz scheinen, nigricare;
schwarzlächt (und dunkelächt) machen, infuscare.'
Fris.; Mal.; Denzl. 1666/1716 (,-lecht'); s. auch tn-brün
(Bd V 649). .Die hinderen faderen [der Blicke] mit dem
schwänz sind rotlecht, die ober flossfäder schwarzlecht.'
Fische. 1563. .Die anderen [Muscheln] habend auch
ein schwarzlecht fleisch.' ebd. ,Im Ansehen muss sie
[eine gute Blumenerde] sein schwarzlecht.' EKönig
1706. , Teils diser [ausgegrabenen] Würffelin seind
... dunkell undt braun, auch etwelche schwarzlecht.'
1718, AaB. S. noch Brändeli (Bd V 683). — Vgl. Gr.
\VB. IX 2340 (unter .schwärzlich'); Diefenb.-WUlcker 849
(unter .schwärzlichtig'); Fischer V 1249. Die nnigelautete
Form, wie anderwärts, durch Mischung mit sihwärzlick (s.d.).
s c h w a r z n e° : schwarzen Kaffee (meist mit Schnaps,
seltener mit Rotwein gemischt) trinken U; Syn.schwärz-
len 3. Auch am heiligen Abend wird in manchen
Häusern (jf'sc/iiü-e< und sogar getanzt. SV. 1925 (ÜSchatt-
dorf). S. noch Bd V 763o.; Sp. 2186M.
schwarzoclitig: = schwarzecht. Dial.
Schwärz(e°), ,-e-' — f.: nur in Namen. — Ahd.
swerza. melanteria. ferrugo; vgl. Gr.WB. IX 2325. In ONN.;
zT. ohne sichere Grenze gegen .Schwärzen-' (s. die Anm. zu
schwarz Sp.2204) und bes. gegen Schwärzi; s. d. In der ä.Spr.
noch tw. halbappell. (vgl. Sp. 2n8u.). 1" der Sckwerza BAms.
(Zyro). .[Eine Wiese] stost an animan Mülisteins biiel und an
Hans Gygers Schwerzen.' 2. H. XV., SchwTugg. JzB., wieder-
holt; einmal , in G.s Schwerzen wis'. In Zssen. .Schwerz- Acker';
s.Sp. 2201 u. ,-Gaden' BIseltw. .-Grub' ZBirm. .-Halden,
ZBül. (Z Anitsbl. 1903). ,-Holz' AaSulz. ,-Matt' AaMönth.'
,l6d.abderSwerzmatta.' 1370, DBürglen. ,-Bach' Obw (,das
bächli^das man nempt den Schw.' 1491, Gfd; jüngere Abschr.),
,-BächIi' ZStäfa (, Wiesen im Schw.' 1864). ,-Böckli.' 1449.
AaB. (.von einem wingarten heisst Schw.'). ,-Büel.' 1471,
.IGöldi 1897 (,Enz am Schw. von Appenzell'); .Sehwerzbiel.'
1534,BsArboldswil. Als 2. Glied. .[Die Gerichtsmarchen der
äussern Burg zu Wolhusen verlaufen] hinder Eisenegg bar zuo
der Horswerz an die Lachen.' 1411, Seg. RG.; dazu wohl: ,In
Ebinkon Jenni Horswerzer ß2d.' 1352, L Steuerrodel. ,Von
139
2211
Schwarz, schwerz, schwiiz, schwoiz, schwmz
2212
eiuemakker zeHorswerzcn'.bei ZRliuil. 1419, Z. FN. .Scliwerz-
mann.' XVIII., ZgStdt (Leu Lex.).
schwärze" -e- (Qual, des altern Umlauts), mit
Dehnung Bs; BAarw., S.; GRCast.; LG. (jünger -e-);
WLö., in Glth. tw. -<■,/)•;-, -ö^/rj-, in ApK. -ie-, 3. Sg.
Prtes. und Pte. -t, flekt. geschwärzte" PAl., in Bed. 1
schwerzge" U; Obw Schützenordn. 1722: 1. wie nhd.
schwärzen. .Schwerzen, schwarz machen, (de)nigrare,
nigrefacere, infuscare.' Fris.; Mal. a) im eig. S. allg.
Vom menschlichen Körper. .[Ein weihlicher Kurgast
liat] der Grinn'' g'meV'et «"'' d' Augshraue" g'schwerzt
M"* d'Mü'lespe" röta'g'striche". EBalmer 1923. Sich d's
G'sicht mitBuesssckw. B (Zyro). Spec. als (Pastnachts-)
Scherz; !Syn. be-rämen 1, messen II 1 (Bd VI 880 M.
1457); be-schüren II [M VIll 1208). ,Sich gegenseitig
d's G'fres' schw.', mit dem schwarzen Samen der Korn-
rade, ein Unfug der Knaben. BXrnd. 1914. In der
Fastnacht lauern verlarvte Burschen den nicht maskiert
des Weges kommenden Mädchen auf und fahren ihnen
mit den geschwärzten (in Strassenkot getauchten)
Händen ins Gesicht AAWolilen. Si händ Ainnid e'"möl
g'schwärzt, sagte bedauernd eine ältere Jungfer, die
von den Burschen nicht beachtet worden war. ebd.
,Auf Ersuchen der Schulpflege wird das Schw. beim
Maskentreiben sowohl der Jugend als auch Erwachsenen
verboten.' ebd. (Zeitgsausschnitt). S. auch schwarz 3b
(Sp. 21860.) und vgl. WMannh. 1875 1 822; WManz 1916,
31/2; EStauber f924, 157/8 (ZWila; am Aschermitt-
woch). Von Gespinsten, Geweben. ,1 Strängen Faden
geschwerzt ß 1.' Guler 1624/5. S. noch Bd VII 83 u.
(wo zu ergänzen: ,liabe ine ... mit der band, als er
geswerzet liett'). Leder, 's Lederzüg schw. Schuhe scAw.
Bs; BG. (Bärnd. 1911); GrA. und It Tsch.; PPo. (Syn.
lüs-tren); vgl. saZ6«w 7ba (IUI VII 810/1), ferner Sc/Mfe/t-
(macher-) Schwärzt. Holz .sc/(JK. GrA. ,3 ß 4 d. ussgeben
von dertafelen z schwerzen uff den leisten tagaprellens.'
1548. ZEliegerichtsrechn. ,10 ß umb I)inten,die langen
Taffeien darniit zuo schwerzen.' 1612, AaB. Baumeister-
rechn. Von Särgen GrA., V. [Kannalles zum Tod, der
ihn holen will:] Der Tötcbaum muess-i'''' no"'' fertig
schw., de"" Das chan" E"kein im ganze" Dör/li eso zier
wie ich. JJörger 1915. Spangli schw. CWieumer 1848.
Vom Ziel beim Scheibenschiessen. , Jeder Zeiger [soll]
dem Schützenmeister 'l'reüw ablegen ... mit Wyssgen
und Schwerzgen zu der Scheüben fleissig und wohl
zu schauwen.' Obw Schützenordn. 1722 (jüngerer Zu-
satz). S.noch Herren-Best (Bd IV 1789; wohl M.XVIIl.);
Kien-Schwarz. Von Flüssigem. .Eiserne Nägel [im
Fasstürchen] würden den Wein in unangenehmster
Weise schw.' Bäbno. 1922. Die durch Torfboden flies-
senden Bäche sind g'schwerzt. ebd. 1925. — b) uneig.
a) verdunkeln, trüben. ,So miigen wir [Papst Julius]
uns ... nit bereden, dass ir [Eidgenossen] wider die
heilig römisch kilchcn ... reisid, die capittel. mit uns
ingangen, verletzid, uwern und uwerer naclikommen
lünibden schwärzid.' Ansh.; lat.: famam vestram poste-
rorumque denigrantes. — ß) Eine" schw., .anklagen,
anschwärzen' GrL., Schs (Tsch.); Syn. in-brännen C
(Bd V 628); be-rnessen (GRCast. It Tsch.). Den wil'-i'''
schw.! ,Wo wir irem klegt und dant gloset, betten sy
es ein ganzen tag getriben, dann sy beide ir dingli
vast wol dartuon und schwerzen könnend.' um 1524,
Z Ehegericht. , [Einer] der Kirch und Gottesdienst mit
halben Reden schwärzet und niemals williger als über
Priester scherzet.' AvHaller 1732. — 2. schmuggeln
ApK. und It T. (über den Rhein); GrA., He. (so Salz,
das in Gr 12, in G 6 — 8, in Z 5 Rappen kostete), Jenins;
nRh.;U(DrMüller);.allg. Schweiz. '(T.); vg]. Schwärzer.
Es werd r?7 ober anH" g'schwerzt, ,es wird über den
Rhein hin weg grosser Schleie hhandel getrieben' Ap(T.).
— ge-schwärzt. ,(Gschwerzt. ein leidtrager) der leid
tragt oder (leids kleider an hat), atratus.' Fris.; Mal.
Anilid. swmeti in Bed. 1 ; vgl. Gr. WB. IX 2328/31 ; M.irtin-
Lieuh. II 531; Fischer V 1248, zur Form mit ;/ die Anni.
zu «ehicarzm. Bed. 2 (schon von Adelung II 1722 als obd.
verzeichnet, jedenfalls aus der Gaunerspr. stammend) hat bei
uns ihren Ausgang von der Ostgrenze genommen (vgl. MHöfler
1815 III 127; Sehm.Ml649; Schöpf 659, auch Fischer aaO,,
ferner: ,Das er, ernielter Gessner, vor jähren etliche schleyer-
wahren und mit Silber beschlagene löffel am Tonaustramb
her aber durch alle kaiserliche zoll biss gen Wien betrogner
weiss hindurch geschwerzt.' 1599, Brief eines in Österreich
lebenden und sein Gewerbe treibenden ZUrchcrs au ,burger-
niaister und rat' von Zürich); sie setzt wohl eine Bed. ver-
dunkeln = unsichtbar machen voraus; vf\. ii-hirnrz 1 ij. auch
Gr. aaO. 2301/2 (Bed. 1 g).
a°-: = dem Vor. 1 b ß, wie nhd. anschwärzen Aa
(H.); Bs; B; GrV. (JJörger 1920); Sch; Th; Z, doch kaum
überall volkst. [Magd zur andern:] Mi''' wo'tsch ver-
tritie"! Tuesch-mi''' a. bi der Büri"! AHeimann 1899. —
Vgl. ür.WB. 1451.
v er-: = dem Yor.;Syn. verschwatzen. Jnides ,guoten
Namen v.'; s. Bd VII 75 u. — Mhd. rm».«-«™ in eig. Bed.;
vgl, Gr. WB. XI) 1, 1190/1; ChSchmidt 1901, 400.
Schwärzer (-e-J m.: Nom. ag. zu schwärzen 2 Ap
(,allg.' It T.); U (DrMüller). — Spätmhd. «r.«-:«- in eig.
Bed.; vgl. Gr. WB. 1X2331; FischerV 1248, auch ChSchmidt
1901, 318 (,Schwertzaer', rotwelsch, Art Bettler). '
Schwärzeren f.: in ÜNN. — .Schwerzeren' ZFlunt.
(,tria iugera vitiuni in Swerzerrnn.' 1279; ,iu der Swerzereu.'
1308; ,(in) S(ch)werzer(r)en.' 1320/1664; It Leu Lex. , ein Hof
in dei Gemeind Oberstrass'; s. auch Sp. 2203o. und vgl. Vög.-
Nilsch. II 564/6), Zollikerberg (Wiesen ,in der Schw.'; vgl.
aZoll. 1899, 374).
Sch war zi, -e- (Qual, des Primäruralauts), mit
Dehnung Bs; BS. — f.: wie nhd. Schwärze, wohl allg.
,Schwerze, nigredo, nigritudo, atror [usw.].' Fris.;
Mal.; Denzl. 1666/1716. 1. abstr., schwarze Färbung.
Von der Haut. ,Die [Reh-]gall für sich selbs mit
Wasser angestrichen, bessert die schwerze, so von der
sonnen kommen ist.' Tierb. 1563. ,Ephelis, Laubflecken
im Angesicht oder Schwärze des Angesichts von der
Sonnenhitz.' Denzl. 1677. Von Wolken udgl. E" Schiv.
ist g'si", me" hätti Icai" Stich g'seh"! bei einem Ge-
witter GuObS. (B.). Das ist e" Schtv. dö übere"! Im
GhU"tal tm<'e" haut's scho" übe", was es mag. EEsoii-
MANN 1922. Wenn-e"''-we"" hed's scho" its der Schw. füre"
hinder de" Gräte" g'wetterleichet. JJörger 1920. Bikll.;
s. be-ruessgcn (Bd VI 1458; Zwingli). — 2. schwarzer
Farbstoff B( Zyro); SoflSt. (Sulger); Tb. , Die schwerze,
schwarze färb, melania, atramentuin.' Fris.; Mal.
,.\tramentuin, Schwärze, Dinten.' Denzl. 1666/1716.
,6 ß uiub Schwerze zur Mnr', auf dem Schiessplatz.
1605, AaB. Baumeisterrechn.; vgl. Sp. 2185u. S. noch
Bd VI 887 0. Insbes. = Bäm 17 6 (Bd VI 884) BAarw.,
Gr., Sa.; Gr (Tsch.); vgl. Schw.-Chübel (Bd 111 116),
-Schmier (Sp. 1309). .Zur Ausstattung des Zimmer-
manns gehört ... der Röntrog; in ihm wird aus Chole"-
staub und Wasser die Schw. bereitet.' Bäknd. 1925.
D'fliärn-] Schmier würt addem [aus ab dern] Haspen
e"wegg dur''' d'Schw. im liämchübel 'söge", ebd. 1927.
S. noch Binder-Stutz.
2213
Schwarz — seh würz. Schw»s(s) — schwus(s)
2214
Ahd. ewarzt, nigredo, fernigo, nihd. ncerze; vgl. Gr. WB. IX
2325/7; Diefenb.-Wükker 848; Fischer "V 1247/8. Vielfach
in ONN.: die häufigen Schreibungen mit ,-e' lassen sich tw.
auch auf Seh w<iiz(eH) beziehen. ,Sehwärzi',,-e' AaKI.; BDiessb,,
(jraf., Heimenhusen (bei Lutz 1827 ,-e'); GlNieJerurnen ; L
Herg.(,ein stücki, litinherSchwerze.' 1477,LWill. JzB.), Megg,,
Rusw. (,-e', bei Leu Lex. ,-i'; ,iu einem ligendeu guote, ge-
legen ze Ruswil am berge, genemt in der Schwerze.' 143U,
JzB.); GEsch. (amtlich ,-e'); SchBer. (Reben ,in der Sehw.'l,
Ha. (,in der Schw.'); SchwFreienb. (,N. git von ... eim aker
und von einre Swerze 2 viertel habern und von 1 banflande
vor der kilchen 20 vische ... K. und sin brnoder ... gent von ir
hofstat4 becher kernen und von einer Swerzen, wasHSigersten,
2 viertel habern.' SchwE. Urb. 1331 ; heute ,-i'), Schub, (anit-
lich und It Leu Lex. ,-e'); STrimb.; ThEgn. (,an die Schw.'
1546), Fisch., Komb, (amtlich ,-e'), Weinf. (schon um 1600;
s. Sp. 2203M.1; UwAlpn., Käg., Wolf. (,ein stüki an einer
Swerze.' XIV., L Propsteirodel; heute ,-i'); LTlealp (auch ,-e');
ZDürstelen, Feuerth. (Ackerfeld ,in der Schw.' Z Amtsbl. 1901),
Langn. (.Reben in der Schw.' 1868; It Leu Lex. ein Hof),
Mann. (.Wiesen in der Schw-e.' 186.4), Martli. (Acker, Wiesen
,in der Schw.'), Näu. (,in der Schw.' Z Amtsbl. 1903), Neft.,
Trutt. (Ackerfeld ,in der obern Schw.' Z Amtsbl. 1901); WZerm.
(,-e'). Als 1. Glied. ,Schwärzi(,-e')-Acher' Aa (,R.s von Fai-
wangen Schw.' 1598), ,-Äcker' Thilligh. ,-Alp, -Gletscher'
URealp(lt top. Atlas .Schwärze-'). ,-Hot'ThHörhausen. ,-Holz'
ZLaugn. ,-Moos' SBib. ,-Matt(en)' BWangen, Winau (schon
1756);s.auchSp.2203o. ,-Bach' BGrossaff., Wengi,,einBach ...
in dem ... Amt Arwangen.' Leu Lex.; GMörschwil (.Schwerze-',
Bach); SchwSchUb. (bei Leu Lex. .Schwärze-'). ,-PUute' Z
Mettm. ,-Brunnen' SchBer. (.Schwerze-'). ,-Raiu' ZNeft.
.-Wiesen' ThSteckb. Als 2. Glied. , Höh-' BGrossaff. ; LWill.
,Hol(l)-' ZKIot. (,der weg in Hollswerzi [ist] bresthaft worden.'
1504, Z RM. ; ,20 pfd dem uudervogt von Cloten, sind in Hol-
schwerzi verwäget.' 1504, Z Seckelanitsrechn.; ,welher des
gotshus von Emberach eigenman ist, wannen er denn zUhet und
ab stett rugk und kumpt durch flolsehwerzy. so ist er vogt-
man.' ZBerg a/l. Vogtrecht 1530). ,Hor-' AaVill. (JJBäbler
1889); vgl.Sp.22 1 1 o. .Kohl- (auch ,Koll-')Sch wärzi (-e)' ZPfung.
(,in der K.'; schon XV.), Wied. (KMey. 1849); SDän. (mit ,K.-
Hof). Als FN. ,Swerzi'. 1340/50, AaRh.; XIV., Bs (,her Hans
der Sw.' ASocin 1903, 443).
Jüppe"-: entspr. Schwärzt 2, zum Färben von
Jüppe", aus Brisille'spö'' bereitet ScnHa.t (Neukoram).
Chorn-: Getreiderost. Puccinia graiu. BIns(Bärnd.
1914). — Als Flurn. BSis.
S c h u e h - m a c h e r -: entspr. Schwärziä, zum Schwär-
zen von Schuhen. Stlger. .Die schuomacherschwerze,
atramentum sutorium, c(h)alchantum.' Fris.; Mal;
Denzl. 1666/1716. ,Ein latwerg von zucar und schuo-
macherschwerzin.' Zg Arzneib. 1588. S. noch Bd VII]
13M. — Maler-: %\\i>iyx. Schioärzi 3. .Atramentum
tectoriura, Kienruss, M. -schwärze.' Denzl. 1666/1716.
S c b u e h - ; = Schueh-maeher-ScMo. B (Zyro). — Spät-
nihd. «chuoch>,werze : vgl. Gr. WB. IX 1865.
Tüfel-: gesteigertes Schwärzt 1; vgl. brand-t.-
schwarz (Sp. 2208). D'Hör sige" no'''-n-e"chli'* heiterer
[als die der Mutter], hlöss mit ''em Olter chöme'-si die
ghchlige T. über. TMe^er 1926 (Bs).
Tinte"-: gesteigertes Schwär zi 1. NAx.-Ztg 1918
(Bs). — Anders bei Gr, WB. II 1183.
schwärzig: voll schwarzer Farbe, geschwärzt;
s. BdVII 83u. (1475, Z RB.). — Bei Gr. WB. IX 2335
in etwas andrer Bed.
seh wärzle" {-&■ BTwann): 1. sich schwarz, dunkel
färben, von Trauben. ,Am Spalier schw-et frühzeitig die
kleinasiatische FigeHrübe'.' Bäknd. 1922 (liTwann). —
2. = schwarznen (Sp. 2210). ,Wenn er [der Kalender-
mann] in seinem Vaterland herumwandert und da und
dort in eine Stube hineinschaut, wo grade g'halegert
und g'schwärzlet wird, da denkt er bei sich selber:
Das geht halt doch übers Bohnenlied.' Ndw Kai. 1902.
Seh wärzier ^-e-^, in GW. auch -eler — m. Schwarz-
kirschenbaum G, so W. — Zur Bildung vgl. etwa Rötler
(BdVI 1784). AlsON.,Sohwärzler'AaUrg.(,-e-');SStPantaIeoD
(,Im Schw.').
Schwärzli (-e-J, in Bs Schwerzeli — n.: (Schmei-
chelname für ein) Mädchen von dunkler (Haut-, Haar-)
Farbe Aa; Bs; Syn. BuesselSa (Bd VI 1456). E" nette'-
Namme" [Marianne], passt au"'' ganz zue dem nette"
SchlO. MROCKH. 19'24. — Vgl. Gr. WB. IX 2340; Martin-
Lieuh. II 531 (Schwärzeh).
schwärzlich -l^cli BS. (-e'-J, schwerzli(g) GRh.:
= schwarzlacht (Sp. 2210). — Vgl. Gr WB. IX 2340.
Seh wärzli"'g(,-e-') m.: bräunliches Kind. Brünette
Bs (Spreng); Syn. Schwärzli. — Bei Gr. WB. IX 2341;
Fischer V 1249 in anderer Bed.
Schwas(s), sclnves(s), >scliwiis(s), scliwos(s),
.sclnvu>i(s).
ge-scliwaslich: heinilicli. ,Vone diu hiez er die
magit geswasliche ufstan in deme hus.' Wack. 1876;
vgl. Luc. 8. 54. .Der tougenliche sundot unde tougen-
liche ze bihte chumet durch gotes forhte. der wirtouch
tougenliche lehinde, der ist geswasliche erstorbin, der
iit geswasliche irstandin.' ebd. .[Lanzelet] nam sinen
harnas geswaslich an sinen lip; ez enwiste man noch
wip, waz daz was, daz in twanc' UvZazikhoven. — Ahd.
(auch bei Notker)(;/<;«"'ä»((t/i>, domesticus. faniiliaris, privatus,
secretus, Adv.-/i<;*o; mhd. (yejsicäslich, Kif.-Itchr; Weiteres bei
GraffVI90B/5; Lexer 1938; II 1345; Fick* 111545.
Ge-schwäs n.: Abtritt; Syn. heimliches Gemach,
HeimlidiUit (Bd II 1287. 1289); Privat, -et (Bd V
433/4); Sekret (Bd Vll 679). ,Das du mure zwischen
den hüsern bi dem geswese beiden hüsern gemeine si.'
1303, Z ÜB. VII 317. — Mhd. noch sonst, auch sxmshas.
-kmner. Vgl. das Vor.
schwasle": energielos bald diese, bald jene Arbeit
angreifen, ohne sie zu beendigen BGsteigwiler. —
Vgl. «chiraJhn H. (Sp. 1751) und fallen S (Bd I 1057).
„ver-sclnvässme°: von ausgeschüttetem oder viel-
mehr gespritztem Wasser, zerfliessen, zerrinnen oder
in Etw. eindringen; insbesonders bedienen sich die
Plätterinnen dieses Ausdruckes, wenn sie die ge-
trocknete Wäsche zum Plätten mit einem Wädelchen
bespritzen, oder die Mägde, zB. [wenn sie] den Puss-
boden entweder mit der Hand oder vermittelst eines
Röhrchens bespritzen, um hernach mit dem Besen
auszukehren. Das Wasser verschwässmet, das Leinen-
zeug, der Fussboden nimmt die Flüssigkeit an. sie
zerrinnt vollends darauf LStdt" (St.*). — Wohl durch
Kreuzung von »cWä«f«J»nen (Sp. fifiö; vgl. bes. Bed. 2c) mit
dem syn. achwädKren (Sp. 1752).
Sehweiss (bzw.-ä-,-(t-, -i«-) Bs; Gr; GW.; Sch; Th;
ü; Z. -s AaF. und It H.; Ap; B. so oAa., E., Sa., S.
und It Zyro; FJ., S., Ss.; LE.; PAL; TB.; Ndw; WVt..
.schwaiz' (neben ,schwaiss'). Vad. — m.: wesentl. wie
nhd.; zT. (so in Ap) nicht recht ma. 1. a) als wässerige
Ausscheidung aus der menschlichen oder tierischen
Haut, allg.; Syn. Schwitz. Eig. In'n Schw. cho", im
2215
Scliwas(s), schwes{.s), schwis(s), schwos(s). schwus(s)
2216
Schu-. si'. [Die Heuer] si" im Sehtv., das'-ne" d's lüter
Wasser über *c" Lib ache'laiiß. Loosli 1921. [Nacli
einem ZornausbrucliJ ist-eren es woltätigs Schw-H
über de" Lib a''he'' g'rislet. Süfeller 1911. ,Scliw.,
sudor; den schw. bringen, zescliwitzen machen, elicere
sudoreni; der schw. gadt mir zeend dem leib auss,
sudor exit toto corpore; der schw. fart im abbin über
den ganzen leib, salsus sudor it per artus.' Fris.; Mal.
.Ach ach, wie ist mir doch so heiss! inyn ganzer lyb
ist mir voll schw.' Samson 1558. Zugtiere in'n Seilte.
jage', übermässig anstrengen ThHw. .Einander den
Schw. ustriben': .[Der vom .Läufer- .^bgefülirte. der
zuerst Widerstand leistend sich an einem Pfosten fest-
hielt] hat sich von der Stud looss gegeben, dem Läuffer
sagende: wir lietend einanderen den Scliw. aussgetriben,
wan der Landamman nit by der Stele were, deme zu
Eespect ich endtlich gehe.' 1720, TaFisch. S. noch
Sp. 1161 M. 2041 0. Als Folge seelischer Erregung.
Es tribt Ei'"vi (schier) de" Schw. üs B; GrV.; L; Z.
Er ist i"-re" Not inne" g'si", es hetetn schier der Schjc.
üstribe'. SGfeller 1911. .[Vornehm sein wollende
Leute, die ihre Schulden nicht bezahlen, wissen nicht]
welchen Schw. es Einem austreibt, wenn man eine
Menge anderer Sachen [als bloss seine Nahrung] be-
darf und nicht weiss, wo das Geld dazu nehmen.'
GoTTH. ,Das [Kriegsrnstungen der Rheintaler] traib
Merken [Marcus Sittich] den schwaiz uss.' Vad. ,Ich
förcht mir, das mir der schw. aussgadt, madeo metu.'
Fris.; Mal. ,Mir wyber müend kind ... gebären mit
schmerzen, angst und nodt, also das uns aller der
schw. aussgodt.' Gri'bel 1560. ,Vor Ängsten gat mir
uss der Schw.' 1618, Zinsli 1909. Hieher oder zu b:
.[Schergen, zur .ludenverfolgung aufbrechend:] Uff
uff! die Kolben zuo euch nend, mit denen wir inen
Insen wend; wo einer dann sich merken lat. dem nissend
wir, das der Schw. ussgat.' RCys.; s. auch Bd VI 1294 u.
.Liegen, dass einem der schw. üsgät', masslos. .Ich sag an
der kanzlen, was ich well ... und lüg, dass mir der seh weiss
usgat ... es ist verloren, si [die Zuschauer] gend nüt
drum.' NJIan. ,[Der Pfaff] trybt, was er gelernet hat, und
lügt, das im der schw. ussgadt.' 1532, Lied. Als Krank-
heitserscheinung. ,[Die Kranke] litte starke Schw-e.'
1723. Gfd. S. auch Sp. 547 (Schlim). 2209 u. Im Heil-
verfahren. .[Die fieberkranke Äbtissin zur Magd:] Ein
Ziegelstein soltu mir machen heiz, und würde mir ein
senfter sw., ich möcht vil lichte wol genesen.' Boner.
.[Eine Arznei bewirkt, dass die Krankheiten] wichen
müessen mit bösen swaissen.' E. XV., G. ,[Arzt beim
Schwerkranken:] Es zeigt sich ein Schw.! ich hab
ihn bewirkt, und wenn mir jetzt nocli einer geratet,
so bin ich mit ihm glücklich.' HPest.; nachher: ,Der
Schw.. den er gemacht, daure noch fort.' Als Wirkung
dämonischer Mächte. ,N. sige mit der [der Hexerei
verdächtigen] Brunawerin in die Reben gangen, die holt-
selig gesin und inne mithin uff" den Ruggen geschlagen;
nachts, als er im Beth gelegen, sige im der Schw. uss-
gangen und über die Massen weh gsin.' 1610, Z. .Wie
ers [ein wegen Hexerei Verklagter] mit der Anna
Deerauotin Mann gemachet, dass er so eilend worden?
[.\ngeklagter:] Er habs nicht getan, sondern der Ulrich
Wieser; dieser seie ja, als der Deemuotin Mann ge-
bräukt [Bd VI 803] worden, mit einem grausammen
Schw. in die Stuben darzuo kommen.' 1701. Z Hexen-
proz. Als Zaubermittel: ,Man hätte sie gelert, dass
sie ein swumm nämen und irn sw. in der badstuben
uffvassen und dann im zuo essen zugeben, darmit si im
liold wurde.' 1604, B (AfV. IX 154). Vgl. auch Achsel-,
Mueter-Schtv. Übergehend in uneig. Verwendung
a) für saure Arbeit, Mühe. ,[Der Christ muss] dem
Herren mit vil schw. und arbeit nachfolgen.' Zwingli.
.Schw., müey und arbeit, sudor.' Mal. ,Dass ich im
Schw. myn Muos und Brot gwinnen muoss, kumpt mich
in mynem .Alter sur an', Klage eines Schulmeisters.
1631, Z. .Weilen ich keineswegs zweifle [dass die
gnädigen Herren] mit fernerer oberkeitlicher Frei-
gebigkeit meine Treüwe und schwere Arbeit miltigk-
lich ansehen und also mich in meinem Schw. auf-
muntern und zu neüwem Fleiss anfrischen.' 1679. ebd.
(Bittschrift eines Schulmeister.<). .N.s Vergabung ...
deren von ihm gestokten und mit seinem Schw. er-
gwunnener Güeteren.' 1748, ebd. — ß) Bedrängniss,
Not, Schaden; vgl. Schweiss-Bad (Bd IV 1014). ,Dise
faltschen Christen band nachwerts [im zweiten Kappeler-
krieg] im fall der not den spiess am hag abzogen und
die iren in dem schw. glassen, den find lierzhaft und
sighaft gemachet.' Z Chr. 1530/40. ,Die Lucerner
[waren] ein zytli in einem schw. . . . ee dann sy die
VVälschen [italienische Hilfstruppen] mit fuogen von
inen widerumm hinyn in Italiam bringen mochtend.'
HBüLL. 1572. ,In einen schw. bringen' oä. ,[N. wiegelt
einen Knecht gegen seinen Meister auf und verspricht
ihm] er wölt im helffen. das sy inn [den Meister] in
einen sweisch [!] brechtint, da er niemer me uss käme.'
1448, Z RB. ,Syne Bürgen, die er [Einer, der Unter-
schlagungen begieng] inn sölichen Schw. bracht.' 1610,
ebd. ,Das N. . . . biderben Lüten . . . ir Guot und Wahren
abgeschwetzt und dieselben inn Not und Schw. ge-
steckt [habe].' 1613, ebd. .Einen schw. (er)liden.' .[Der
eine von zwei Gläubigern] vermeinte, wann er sich
siner ansprach entzige, so täte er gnuog und wurde
im nüt zuogemuotet werden, das er ein grösseren schw.
erliden sollte.' 1583, UStdtz 1912. .Es sind auch
[Wucherer], die nach gelägenheit der Zeiten von iren
Schuldnern gelt oder frücht forderen, ye nach dem sy
teür oder wolfeil sind und sy iren vorteil daran wüssen
... und muoss also der arm abermals ein schw. leiden.'
SHocHH. 1591. S. noch ge-sigen (Bd VII 487). — y) mühe-
voll Erworbenes, saurer Verdienst. .Ir, die geistlich
rott, habend ... abgfrässen andren iren schw. mit
müessiggon.' Eckst. 1525. , Faber weite gern, das man
vil guots zesamen leite uss der armen schw., damit
sine pfaffenknächt zun zyten den imb nämind.' HBull.
1532 (V.). .Der armen schw. tuet im [dem Pfaff'en] vil
bass.' 1532. Lied. .[Weil das neue Kupfer im Preise
stark gestiegen ist, müssen wir Kupferschmiede] unser
.\rbeit und Schw. zum Teil by dem alten Kupfer haben.'
1605, Z. ,Der Erni [Vorarbeiter bei den Kornfassern]
halte ihm [einem Arbeiter] und synen Mitgspanen
ihren Schw. vor, sidtemahlen sy gross Übelzyt habind
und er liingegen uff dem Zollhus hisswylen getrunken,
bisswylen sonst müessig gangen.' 1639, ebd. ,Die Bien-
lein ... leiden keinen Müssiggang; wann etliche raüssig
gehen und der anderen Schw. nur verzehren wolten,
wurden sy von den anderen aussgemusteret.' 1 093. ebd. —
b) (aus einer Wunde fliessendes) Blut. Von Menschen.
,Schw.. bluot, cruor.' Fris.; Mal. .Das einer ... inn
durch den arm stäche, das der sw. uff den tisch fluss.'
1465, Z RB. ,N. were inn das wirtshus kommen, wundt
gsin und im der schw. über das antlig hinab [ge-
ronnen].' A. XVI., Z. ,Die Twieler habend [nach einem
221 'i
Scliwas(s), scliwes(s), scliwis(s), scbwos(s), Bchwus(s)
2218
Scharmützel] keine Todtnen könden finden, aber wohl
vil Schw.' 164U, ScnSt. Im Bilde, vom Saft der Traube;
,Sie hand den tugendrichen, fründsäligen, fröudbrin-
genden, liebgehapten fründ... zerpresst, zerschmett-
ret ... demnach sin vergossen schw. in ein vass ge-
samlet.' NMan. (1526); vgl. Angst-Schw. Von Tieren,
so vom Wild (Jägerspr.) .Der karpf hatt nier schw.
dann kein anderer visch, derhalben er dann auch von
natur minder kalt ist dann andere. So man den ent-
weiden und kochen wil, sol man den schw. mit wein,
in dem man den visch sieden wil, abwaschen.' Mangold.
,Mach den [Hecht] zuo stucken, wasch die vom schw.
sauber ab.' ebd. ,Wan der Has aussgezogen wirdt, so
muss der Schw. sauber aufbehalten werden, dan selbigen
daran getan, so gibts ein gute Brühen.' Z Kochb.XVIlI.—
e) in mehr oder weniger festen (zu a oder b ge-
hörigen) Verbindungen, a) , schw. und bluot.' ,Do
er [Winkelried] den tracken überwunden hatt, wart!'
er von fröiden sinen arm init.dern schwert utf; do ran
der schw. und das bluot über das schwert nider, im
an den arm an blosse hut; des muost er ouch sterben.'
Etteblin. ,Sin [des Ermordeten] vergossen schw. und
bluot.' 1.546, ZKyb.; s. auch Bd VI 1085 M. In bildl.
Wendungen. ,Bagny, durch ein landtschaft Wallis mit
schw. und bluot erubert.' 1529, W Blätter, .üass, weilen
unsere Altfordern mit ihrem Schw. und Bluet solche
[Landeshoheit] errungen, [sie] den gemeinen Land-
lüten gehörig sein solle.' 1675, Gl. Uneig.; vgl. ay.
.Meder Hensli klagt ab Bas sun, er hab ir sin sw.
und bluot abgessen,' von einem Schmarotzer. Blasph.
acc. S. auch üs-sügen (Bd VII 517). — p) ,bluotiger
(blüetender) schw.' ,Bl-en schw. schwitzen' 1) von
Christus am Ülberg; vgl. Luc. 22, 44. ,1m was von
angest alse lieiss, dass er bluotigen sw. swiste.'
WvBheinaü; \g\. Bluet-Schw. — 2) als Droliung; vgl.y
..\ber klaget Meyer vischerin utf Bertschin Bachs . . .
[Dieser] ladet si . . . frevenlich für ir hus und henket
sin netzen an das iro ... und spricht zuo iro: gang
herab und wer es mir, und kunst herab, du muost
switzen den bluottigen sw.' 1392, Z RB. ,Der Müller
hat den HMeisterlin vrefenlich angevallen und sprach,
er raüest im das gelt do ze stund utt' dem acker be-
zaln ... oder si müesten da den blüeten[den] sw. mit
einander switzen utf dem acker.' 1410, ebd. ,Bl-en
Schw. austrucken' : , Damit uns nicht ein Last aufgeleget
werde, der uns einen blutigen Schw. ausstrucke.' JMev.
1699. Uneig. Mühe: ,[Die Widnauer müssten] iren
pfarer mit irem bluotigen schw. und arbait enthalten
und erneren.' 1523, HWartm. 1887; oder zum Folg.V
Sauer Verdientes. ,Es klaget die Zornin uff Greten
von Basel, dass si . . . zuo iro frefenlich sprach, si wer
ein böse pfaffenbuor und hette drye pfaffenbankart
und stich [!] und satzte die uff ein karren und trüege
damit [als heruinziehende Bettlerin] den lüten ir
blüetenden sw. ab.' 1387, Z RB. ,Wie N. gret: du huor,
du nimpst mim brüeder sin bluotigen scbw. ab.' 1539,
Z Ehegericht. .Da ich umb mein bluetigen Schw., wie
auch aussgeben bar Gelt ... warten muess ... Ich gloub,
es were nach aller Billigkeit mir wol... zu gunnen
als dem, der sein ...bluetigen Schw. in die 8 ganzer
Jar daran gestreckt in Zug- und Wachten, Scharmützen
und Schlachten.' 1603, Z (Eingabe eines Söldner-
führers). — y) •'^6" schwitzenden schw. mit einem liden
(müessen, wellen)', Beteuerungs-, Pluchformel; vgl.
das Vor. ,Er müesst den switzenden sw. mit im liden,
wonn er wer ein verbiter ketzer,' Herausforderung.
1.394, Z RB. ,Wer von im seite, dass er den St. hette
geheissen liegen, mit dem wölte er den switzenden
sw. liden.' 1422, ebd. — 8) .Götz (botz, box) schw.',
in Schwüren. ,N. sprach zuo im, so helf im bogs sw.,
wie alt er wer, er wölt im sin verhiten hals abstechen.'
1385, Z RB. ,Botz verden katigen treckigen schw., wie
sind die keiben [Pfaffen] so glatt und feiss!' NMan.
,Botz schw.! botz färden darni! vom für der höll ist
mir so warm.' Ruef 1550. S.noch Bd 1 1221 o.; II 762o.;
V 220/1 ; VII 905 o. ; VIII 187 u. — e) ,der angstig (angst-
lich) schv,-.', Angstscbweiss. .[Delila:] Mich wundert...
das myn Sanison ussblybt so lang ... er trybt mir uss
den angstigen schw.' Samson 1558. .[Eine Zürcherin im
Luzernerbiet sagte, bei der Messe] gang iren der
angstlich scliw. uss.' 1567. L. — Q de(r) ehalt Schw.
We"'''s Ei'"m scho" [am Montag] so eländ isch g'si",
dass-im schier der ehalt Schw. isch cho", üsgWückt ist-er,
zur Arbeit. SGfeller 1919. Jez föhd's im Xaveri a"
dotiere" und es ehalts Schw-li lauft-em über de" Bugge"
ti^e" [!J bis i" d'Uör. WMüller 1908. ,Wie wol von
keinem Krieg ich weis, geht mir doch aus der kalte
Schw.' PSpichtig 1658. — ■>]) .der bitter Schw.', vom
Todesschweiss. [Der auf den Tod verwundete Bantle
wehrte sich ritterlich] Es häd Alles an ihm krachet,
bis ihm der bitter Schw. usganga und usgfahra iseht.
AKoKNHOFFER 1656. — 3-) sürC Schw. Sich Öppis mit
sürem Schw. (müesse") verdiene" B(Zyro); Th und sonst.
,[Die Bettler meinen] sie sollind allein die Freiheit
haben im Land herum zu spazieren und am Schatten
müessig zu schauen, wie übrige Untertanen mit ihrem
sauren Schw. biss in die Nacht mit allerhand schwährer
Arbeit geschäftig sein müssen.' 1744, B Blätter 1909. —
i) ,der englisch schw.'; s. englisch II (Bd 1 336) und
vgl. MHöfler 1898, 618 b. ,In statt und land von des
e-en schw. wegen und hie verkünden . . . wie sie sich
halten sollend.' 1529, B RM. ,Diss jars herpst [1529]
ist uss Engenland haruber in tütsche land biss haruf
an d alpen gehlingen komen ein pestilenzische suclit,
von irem harkomen der engelsch schw. gnempt . . .
Darwider half und was arzni: sich flux für allen luft
in schw. gar verdecken 14 stund, dem schlaf weren
und dem herzen mit etwas herzengetrenks oder con-
fects ze hilf komen, sust die zit uss niechter und
unverenderet hüben; darnach suber kleiden und mit
guoter spiss und trank wider Sterken . . . Etlichen kam s
raermal, etlichen erschwarzeten,geschwullen,erlampten
und verdürben die glider, so der luft blos erreicht.'
Ansh.; s. auch Sp. 420o. ,In disem jar [1529] ist in
Engelland ... an erschrockenliche krankhait, der
engelsch schw. genannt, angangen und von ainer statt
in die andren biss in unser land hinuf gesprungen,
also das die menschen frisch und gsund durch ainen
ungewonlichen schw. gachlich überilet, in ainem tag
und nacht, besunder wo si entschliefend, dahin stur-
bend .. . Wenig, so nit etliche stund irer sinnen berobt
gewüettet haben, also ist alle not zuo dem herzen
geloffen.' Kessler. , Vermeinend ettlich, sy [kranke
Hunde] habend ouch den e-en schw. gehept.' 1530, Z.
.Dir sye von feber zuo kalt oder ze heiss, du findst
ouch hilff für den e-en schw.' HvRüte 1532. ,Es kam
ouch in obgemeltern 1529. lar die giftig bös Sucht in
Tütschland um StMicbels Tag; die ward der e. Schw.
genamset; die nam den Mendschen in 24 Stunden hin
oder ward in der Zit durch das Schwitzen widerum
2219
Scliwas(s), seliwes(8), schwis(s), schwos(s), scliwus(s)
2220
gsund. Dise Sucht nam vil Mendschen hin, ehe man
die Arznei darwider g-wüst und erfaren.' JJBüeger
1606, 606. S. noch ScH Chr. IV 123; JÜross 1624, 160;
SV. 1921, 11 (FHaffuer 1666 II 123); Ochs V 753. —
2. von Seh weissähnlicheni. a) im ScMv. si", von
Heu, Emil, Getreidegarben, die ,am Stock' Peuchtiglceit
ausschwitzen Th. D'Fiucht mue" z'erst verschwitze",
vor-me' chcf" trösche" ; d' Garbe" sind no'''im Schwäss. —
b) (zu Tropfen sich verdichtender) Niedersclilag von
Wasserdanipt' an kalten Fensterscheiben (s. Fenster-
Schtc). Mauern usw. Ap; Z. — c) am Fuss eines
Berghangs aus dem Erdboden hervorsickerndes Wasser
ZDättl.; Syn. Berg-Schw. — d) .Gärung' der zu gerben-
den Haut BoAa.; Syn. Schwitz. ,[L)ie Haut wird]
es par Tag im kalten Wasser z'linde" oder z' weiche"
'tä", dann bis zu einem bestimmten Grade der Gärung,
dem Jes oder Schw. unterworfen, hierauf e"thäret.'
BiRND. 1925. — 3. pers., en arme Schw., spöttisch-
mitleidig für einen armen, ungeschickten Menschen,
armer Tropf, .betrübter Kerl- Bs; Z (Prof. Schulthess);
Syn. ,armes bluof (Bd V 221/2). Du arme'- Schw.! Bs
(Seiler). ,Das [langwierige Prozessieren] macht dann,
das ein hausarmer schw., der sunst wol bei haus und
heim bleiben möchte, an seiner sach verzweiflet und
an den bättelstab gericht wirdt.' SHoohh. 1.591. ,Der
arme torachte schw.' ebd., wofür ,der arme torachte
Mann.' 1693. — 4. euphera. entstellt aus Scheiss {Bd V lU
1324) in der E.A. ,(nit) ein schw. geben um(b)', keinen
Pfifferling; Syn. Schwitz. ,Wir [die mit dem Abt von
StGallen im Streit liegenden Appenzeller und StGaller]
geben uit ain schw. umb all Aidgnossen.' Lied über
den Klosterbruch in ßorschach. .Ich gab ein schw.
um üwer tagen; ir band üch selbs letz gstellt, dass
man üch für trüwlos lüt zellt.' UEckst. — Vgl. Gr.
WB. IX '2455/60; Martiu-Lienh. II 531; Fischer V läTO.
Die Form mit ,-z' bei Vad. ist von .schweizea' rückgebildet.
Zu der Stelle: ,Si uaniend im [dem toten Bürgermeister StüssiJ
sin achwaiss und das schmer von sinem lib und salbatand
die stifel und die scliuoch damit' (Z Chr. XV. 2 14; s. Sp. S'2Uu.
981 M.) bietet eine andre Überlieferung (B Anz. 1S72, 237)
die wohl richtige Lesart ,die feissi und daz smer' ; vgl. auch
QSG. VI 195. Als FN. ,Schwaiss'. 1528/34. GAltst., Kriess.,
auch Lustenau (Vorarlberg). ONN. ; s. die Anm. zu achweimien.
Achsel-. Über den A. als magisches Mittel, sich
ein Mädchen zu Willen zu machen, s. OStoll 1909, 148.
Angst-: wie nhd.. docli kaum volkst. Im A. ligge".
GFisCHER 1925. ,l)a bekent Jätzer, dass im dis trank an-
gends brächte einen grossen a.' Ansh. Scherzh. für den
Näch-Truck, dh. den bei der Kelterung zuletzt ausge-
pressten Wein (Most) Z (Bruppacher). — Vgl. Gr. WB.I 363.
Fenster-: = Schiveiss 3b, an Fensterscheiben.
ü' Zittermöler heile"d vom F., wenn man sie damit
bestreicht ZRuss. — Vgl. Gr. WB. III 1526, auch das syn.
F.-Schwitzete bei Fischer II 1055.
Fuess-: wie nhd. Das Volk hält es für ungesund,
den P. zu vertreiben. Über Mittel, den stillgestandenen
F. wieder hervorzubringen, s. OStoll 1909, 53/4, über
künstliche Erzeugung von F. als Mittel zur Befreiung
vom Militärdienst s. AfV. 19, 207. — Himmel-. ,l)en
zwölften tag meiens [1557] fiel zuo Basel und darumb
ein wunderbar tauw vom himinel, welches etliche mel-
tauw, etliclie h. nennen, dann es etwas feisst und wie
honig süess.' Wdrstisen 1580. — Jude°-: verächtlich
1. für schlechten Kaffee AaF.; GLEngi; Soldatenspr. —
2. für Limonade. Bs Stud. 1910. — Chinese»-: ver-
ächtlich für Tee. Soldatenspr.
Mürer-: 1. Maurerschweiss; im Sprw. mit Bez.
auf die Faulheit des Maurers. (En Tropfe") M. ist
tür fam türste"J, chostlech ThMü.; ZBül., Stdt, Wangen.
D'Ghnechtr si" nit rar g'si" wie M. JReinh. 1907. —
2. Schnaps. JHartmaxn 1912i Handwerksburschenspr.).—
1 auch bei Gr. WB. VI 1815; Martin-Lienli. II 531; Fischer
IV 1555, 1 und 2 bei Wauder III 533.
Mueter-. Um das Heimweh fern zu halten, soll
ein in die Fremde ziehendes Mädchen Agathenbrot
[Bd V 953], das seine Mutter drei Tage lang unter der
Achsel getragen hat und das so vom M. getränkt ist,
bei sich tragen. OStoll 1909 (GG., S., T.). — Neger-:
= Juden-Schtv. 1. Soldatenspr. — Bader-: in der RA.
,in einen (den) B. gehen', bei einer Badekur vor dem
Bade sich ausgiebige Bewegung machen, um in Schweiss
zu geraten. ,Die Bewegung ist zu der BefürJerung
der Operation eines Bads durch die Schweisslöchlein
in dem Baden also notwendig, dass ein gemeines Sprüch-
wort danahen entstanden: Man müsse in einen B.gehen.'
SHoTT. 1702. ,Die Bewegung ist ein köstliches Mittel
vor die Erhalt- oder Wiederbringung der Gesundheit,
sie muss aber massig sein und zu rechter Zeit vor-
genommen werden. In den B. gehen, wie man zu sagen
pflegt, ziehet oft schädliche Würkungen nach sich.'
JJSCHEDCIIZER 1732.
Berg-: = iS'cÄicem^c Z, soDättl.,S. .Etwas wenigen
B. ausgenommen ist die Grube vom Wasser der Jonen ...
befreit.' 1781, Z. ,Die eine Hälfte des Dorfes [ZUitikon]
am Abhang der mehrerwähnten Anhöhe, wo sehr viel
B. (kleine, an vielen Stellen zerteilt hervorquellende
Wasser) ausfliesst, ist für die Anlage von guten Kellern
nicht günstig.' HScbinz 1847. — Auch bei Sanders II 2,
1044 b.
Bli-. ,Plurabago, bleyerz, bleyschweiss, oder erz-
gruob, die silber und bley gibt.' Fris. 1556. 1568.
1574; dafür, bley weyss' in den Oktavausgaben seit 1596,
ebenso bei Mal. und Denzl. — Sonst nur noch bei Stieler
1691: .Bleyschweiss, molybdffiüa, plumbago'; darnach Gr. WB.
II 102; IX 2460; Sauders II 2, 1042. Gr. WB. vermutet bei
Stieler ein Versehen für syn. .Bleischweif; doch kommt wohl
auch Übernahme aus Fris. in Frage, wo das W. allerdings
auch nur Fehler für ,bleyweyss' sein dürfte. Für molybdsna
gibt Fris. (wie Mal.) .bleyärz, bleyweyss'.
Bluet-: blutiger Schweiss. .[Kugel und Blei] sollen
lind werden als die Zähren und Bl. Jesu Christi ge-
wesen sein', Kugelzauber. AfV. (GSa.).
Sidele"-: ,in einem komischen Rezept Bestand-
teil einer Suppe.' DSn. — Wohl entstellt aus Zihtlen-Schtceizi.
Tod-, Töte"-: Todesschweiss. Der ehalt Töttu"-
schw. si-mu [dem kranken Kinde] tvie Erbis über d's
G'sichtli ine" gitrölut. W Sagen 19ii7. .Die [an Kohlen-
gasvergiftung gestorbene] Tochter lag auffder Erden,
auff welcher lang der Tochter Todschw. gespüret und
nicht konte aussgefäget werden.' JGross 1624. .Das
Bad ist warm, es ist gar heiss [dh. die Gefahr ist
gross]; währt, währt, es gibt sonst Todtenschw.' 1629,
ZiNSLll91]. — Vgl.Gr.WB.X I, 15T3;lIartiu-Lieuh. II531
Fischer II 295.
schweissele" (bzw. -ä-) Ap (T.); Bs (It BMeyer
schweissle"); GWb.; Sch; Th; U; W (-illH"); Z, -s- Aa
(H.); Ap (It T. nur in K.); B, so S. und It Zyro; „Gl" ;
GiiNuf.; „L''E.; „S"; New; U: „nach Schweiss riechen",
wohlallg., .vom Schweiss feucht sein und nach Schweiss
riechen' GnNuf.. .wenig schwitzen' U (DrMüUer).
D'Füess, d' Strumpf schweisfs)ele"d. Schw. tuet-er, 's ist
schier nüd ziivi Ushalte". Messikommer 1910. Oft un-
2221
Schwas(s), schwes(s), scliwis(s), schwos(s), schwus(s)
9922
pers.: Es schwdsselet. — Vgl. Gr. WB. IX 'J462; Martin-
Lienh. II 532; Khclier V 1271.
schweisselig (s-J: feucht von 8chweiss. nach
Schweiss riechend GRNnf. Schw-i Strumpf.
schweisse" (-s- Aa; ApK.), schweize" bzw. -ä-,
-d-, ■%•-■. 1. (Ptc. -et SimSchl., -t Bs; BS.; SohR.; SchwE.;
Th;Ndw; Z, so Bül., Dättl.) intr.. , Schweiss' absondern.
a) {-ss-J entspr. Schweiss la, schwitzen, von Mensch oder
Tier ApH., I., M. (T.); ScH. .Schwitzen oder schw.,
sudare.' Fris.; Mal. ,Die Veronica, welche dem Herren
ein Schnuptuech dargebotten, sein sehweissendes an-
gesicht abzuwaschen.' FWtss 1650. Bildl.: .Sein [des
Judas] Gewüssen schweisset', vor Angst. J.TBodmer
1609. — b) (,-z-.' 1581, Z.\nd., sonst -ss- bzw. -s-) entspr.
Schtveiss Ib, hinten. Von Menschen. Schweisse", stark
bluten (auf der Mensur). Bs Stud. 1910 f. .G. habe
den B. über allen friden geschlagen und den hart uss-
zert, das er geschweizet habe.' 1581, ZAnd. .[Ich traf
meinen Vater mit einem Schneeball] uf die Nasen, dass
sy im anfleng schw.' FPlatter 1612. .Das ich auch
zur Nasen aus schweist.' ebd. ,[N. habe] sich uff ein
Papyr mit synera Bluet, als imme dazmaln grad die
Nasen geschweisst. [dem Teufel] verschriben.' 1625,
Z RB. ,Der Todtne habe gar Nüt geschweisset.' 1665,
Z. ,Der Patient [ein in einem Raufhandel Verwundeter,
nachher gestorben] liatte sich zinilich verblutet, massen
es noch die ganze ... Naclit schweisete und, wie der
Verstorbene soll gesagt haben, gotschlete.' 1692, ZReg.
, Bluet schw.': ,Habe er ihne gesechen das Oug ver-
halten [in das eine geworfene spitzige Latte gedrungen
war] und ein wenig Bluet schw.' 1601, Z. ,Von Bluet
scliw.', triefen: ,[Dem missgestalteten Kind] gieng
durch das Genick ein Loch in Leib, das sehweisst von
Bluet.' JGross 1624. Neben ,blüeten'. , Christus hat
für seine Creuziger gebetten, weil ... die Wunden noch
frisch war, schweissete, blüetete, schmirzte.' FWyss
1677. S. noch Waffen-Salb (Bd VII 807). Von an-
gescliossenen Tieren. JIgekspr. (so Aa; Sch; Th). —
C) entspr. Schweiss 3. a) f-ss-) von nässenden Wunden
und Geschwüren, „ein wenig triefen, von nnge-
schlossenen Wunden" ApH., M. (T.);.„Gr; L; Z"; Syn.
seifcren la (Bd VII 343). ,Die [von Sonne und Luft
ausgedörrte] Wunden ist gar trocken und blutet nicht
mehr; wann man sie aber anrührt, so schweisset sie
ein wenig.' FWürz 1634. — ß) von triefenden Augen.
, Sünden und Scliwachheiten, die ... ihre Gesichter ver-
stellen, ihre Augen schmerzen und schweissen, ihre Ge-
wissen wund und manchmal schmerzlich bluten machen.'
JJUlr. 1731. — y) von Pflanzen, an verletzten Stellen
Saftausschwitzen ; vgl. nhd. .bluten' ( Schillers Teil 111 3);
wem««. , Würde man die Thauwurzeln, besonders an
jungen [Wein-]St(icken nicht mit dem Messer vor-
sichtig abschneiden, sondern etwa nur mit der Hand ab-
reissen, so würde der Stock verletzt werden, schweissen,
kränkeln, gelbe Blätter bekommen.' Gr Sammler 1781.
— 8) (-SS- Th, -z- Z) schwitzen, von Holz Z, von Fenster-
scheiben. Stallwänden Th. — s) (-ss- ApH., M.; Bs;
BS.; „GR'Chur; „L"; GStdt It Wegelin; ScnHa., Schi.;
ScbwE.; Th; „Z". soUättl., -z- GL;GRChur; Ndw; UwE.;
„Obw"; ZBül., 0.. Zoll.) von undichten Holzgefässen,
vom Erdboden. Flüssigkeit tropfenweise durchsickern
lassen, „ein wenig sickern, von undichten Gefässen",
,aus-' (Gl), , durchschwitzen' (GRÜhur; UwE.); Syn.
se8/eren( Bd VII 343), sch wach er als n'M»jen(Bd VII 001/2).
s Fass, d'Stande" sehweisst (schtvässt, schweiztj. ,[Der
Fasszapfen] besteht aus Akazien- oder Eibenholz, da-
mit er nicht durchlässig scÄjra?«*.' BARNn.1922. Das Holz
des Fasses, das gäng süferli"'' schluckt und schwäisst.
ebd. Oft unpers.; vgl. das Folg. Es schwässt all bim
Fass Th. Da' Fass rünnt jo nid, Da' ist no'' g'schwässet
ScnSchl. ,[Der Weinbauer mnss im Keller] Nachschau
halten, eb's nid eppe" rinn oder wenigstens schwäiss.'
Bärnd. 1922. Döschwässt's, an einer Stelle, wo Wasser
aus dem Erdboden sickert Th. — Q mit deutlicher Sub-
jektsverschiebung, von Flüssigkeiten, .durchsickern'
PJ. f-ss-), (tropfenweise) hervorquellen, austreten; vgl.
das Vor. .[Für Kranke, deren] Lust zum Essen sich
gänzlich verlieret, pfleget man ... Geflügel halb zu
braten, hernach mit einer Pressen auszutrucken und
den schweissenden Saft ... zu kochen und davon 2 oder
3 Löffel foll zu geben.- JHLav. 1068. ,Er [ein schöpfe-
rischer Schriftsteller] greifet kaum zu Werke, so ent-
springet eine lebendige und sanfte Quelle zur Er-
weckung und zum Vergnügen. Es schweisset da kein
Hungerbrunn, dessen Ausbrucli schon den Mangel ver-
kündiget.' SiNTEM. 1759. — 2. (Ptc. -t, in BSa. in Bed. b
-et) tr. a) Jmd scliwitzen machen; s. Schweissi 3a. —
b) (,-ss-' Z Rezeptb. um 1700 und bei Spreng, sonst -z-)
als Küclienausdr. a) in heisser Butter dämpfen, rösten,
bes. Zwiebeln, Mehl, zB. zur Bereitung von Suppe (vgl.
Schiveizi-Brüej Bd V 553). Sauce (vgl. Schiceizi) Bs;
BSa., S.; Ndw (Matthys). Zibele", Mel"' schw. BSa.
.Zwibeln in Butter geschweisst und geröstet.' Spreng.
S. auch aventürig (Bd I 105). Etw. ,rait Win, in
Essich schw.' ,Nirab Hennendarm und H[ühner]-
kaat und Winden mit den wyssen Glockenbluomen,
jedes ein Handtvoll inn ein Seckli getan und in
einer Pfannen mit wenig Wyn schweizen und warm
über den Nabel gebunden.' B Arzneib. XVII. ,Wann
Einer die Gemächt geschwullen sind: Dubenkraut das
scliweiss in Essich und binds dorüber.' Z Rezeptb.
um 1700. Vgl.: ,R[eeipe] rechholterber und kamillen-
bluomen und boumöl und sweiz daz undereinander.'
Künste. 1474. ■ — • ß) „eine Speise mit Butterbrühe be-
giessen" AAWohlen (,mit Fett beträufeln'); B, so Si.
(.Fettsauce an die Speisen machen.' IraOb.) und It Zyro;
„VO"; LE. (,zB. gestossene Kartoffeln mit einer
Schweizi würzen'); UwE.; Nnw; W; „Z"; Syn. a6-,
über-, ver-schw., über-brennen (Bd V 626), (ab-)schvialzen
(Sp. 955. 957, mit weitern Synn.). ,Man schweizt die
Suppe mit einer Zeugeten Butter.' ZZoll. Kochb. 1820.
Bildl.: Belle" driber schw , = B. drüber brenne" {Bi IV
1175); Ndw; vgl. brännenSc^Bd V 019), ferner iScÄweisst.
— c) i-ss- BSa. und It Zyro; L It JRoos 1907; GStdt It
Wegelin; ScnHa., -z- AaF. und It H.; B, so S., Si.; Gl
GRChur, V.; L; PAL; GSa., W.; Ndw; UwE.; U; ZO.)
schweissen, Stücke von Eisen oder Stahl in der Glut-
hitze (durch Hämmern) verbinden. Vgl. Mothes IV 175.
Nur hi' und dö hed-er [der alte Schmied] no''' g'holfe"
... hed drüfg'schlage", rcenn-si g'sehweizt händ. Schwzd.
(L). ,Wie man ein eisen an das ander scliweizet.' 1531/
1638, Prov, ,Die scheukel [eines Standbildes] warend
von stacliel, ysen gschweizt.' Rdef 1538. ,Ein ring,
so er a41ein aneinandern geschweizt wird, 1 ß' Schmiede-
lohn. 1561, SchwE. Arch. ,Rohr schw.'; s. Havimer-
Schmid (Sp. 861) und vgl. Rör-Schweisser. Bildl.: [Die
Grunder des Bundes von 1291 \\a.hen]zude"frienere" Ab-
maehe"ge" nw'' e" ganzi Settlete" Niws derziie g'sehweizt.
Schweizer!!. 1891 (U). Vers a" Versli sehtBeisse". B Send-
schryben 1819. Auch: Schneidewerkzeuge (wie Äxte,
2223
Sclnvas{s), scliwes(s), schwis(s), scliwos(s), schwus(s)
2224
Eärste, Pflugeisen) stälilen, härten ZO. (Hürlimann).
Bildl., der Feuerprobe aussetzen: ,In disen zweien
gbotten [nämlicli der Gottes- und der Nächstenliebe]
probiert man alle sect und rotten, und alles, was der
mensch nun tuot, wird geschweizt utT diser gluot.'
ÜEcKST. 1525; s. auch Schroeissi 3a. — d) mit (ge-
schmolzenem) Wachs überziehen. ,Dass die gläsinen
Gefess. die man pflegt zu brauchen zum Destillieren,
dem Fewr lenger mögen Widerstand tuon, wann sie
inwendig ... mit Wachs geschweizt sind.' JRImndenb.
1608; ,si cera liquata vasis prius calefactis bis aut
ter illinatur.' — Nasen-Sch weissen n.: Nasen-
bluten. ,[Es sei] am Fatzenetli zimlich Bluot gewessen,
solle im [dem eines Mordes Verdächtigen] aber vom
N. kommen syn.' 1635, Z. — g^-sch weiss(e)t: 1. von
Wasser durchtränkt, vom Erdboden. ,Der Boden wird
durchsickert: g'schweisnet', nach langem Regen. BIrnd.
1927 (BSa.); von andrer Seite abgelehnt. — 2. zu 2c.
Wider i'''s Ftir mit dem fl'schtveisste" Sech. JRoos 1907.
.[Mancher werde] mit der neüw geschweissten ohn-
werschaften Walir betrogen.' 1G40, Z Schmiedezunft.
Ahd. moeizen (nur Ptc. giaweizit) in Bed. 2 a (rösten); nihii.
sweizen in Bed. I (scliwitzeii, bluten) und '2 (rösten, schweissen);
Tgl. Gr.WB. IX 2462/5; Martin-Lienh. 11 531; Fischer V
l'271/2, sovite schwitzen. Bei 2 liegt urd. 'smütjan zu gründe,
wofür auch unser in dieser Bed. herrschendes -z- beweist;
I (mit herrschendem -ii(»)-) dürfte im wesentlichen eine jüngere
Abi. von Seh mm sein. Die Form mit -«»- unter 2(b) ist zT.
sicher sehriftspr. beeinflusst. In der Stelle: ,Da hat er [der
gefolterte Kesselringl geschweizt, das ein Tropf den andern
geschlagen, und dazuo gezittert wie Einer, den das kalt Wehe
schüttet' (1633, ThBeitr. 13, 73) ist ,geschweizt' möglicher-
weise Schreibung für , geschwitzt', da in der selben Quelle
auch .Heimmel' für , Himmel', ,lauterisch' für , lutherisch'
vorkommt. In ONN. (.Schweiss-' kann auch das Subst. i'c/noer«s
sein: ,Schweiss-Acker' SNiederbuchsiteh, Trinibach, Wolfwil.
,-Matt' LInwil (auch It Leu Lex.: ,Hof in der Pfarr Sins').
,-BBrg' SWolfwil (Lutz 1827 III 203); USisikon. , -Brunnen'
GFlaw. ,Schweiz- Acker.' 1653, AaWett. Arch. S. noch die
Aum. zu Schweimi.
ab-: 1. (s-J refl., sich den Schweiss abtrocknen
B(Zyro). — '2. (-z-) = .ichweissen 3 a ^ Bs (Seiler); B;
so E.; LBer. ,Das Mittagessen ist fertig ... Die Milch
ist g'tveUt und der Spinat gnippet und abtj'schweüt.'
RGrieb 1911. Abg'schiveisti HertöpfelBs (Seiler). ,Man
lebe da unten so schlecht, sie liätte gehört, da habe
man Nichts zu essen als abgeschweizte [,iu Butter ge-
sottene' ItAvRütte] Rüben und gekochte Kohlstrünke.'
Gotth. — In andern Bedd. bei Gr.WB. I 112. IX 2465;
Fischer I 67.
uber-.se/Hceire": = schweissen 3 a^ Nnw (Mattliys).
üf-,schweizen': zu scliwcissen 3 c, aufschweissen.
Ein Schmied von Hofstetten erhält 4 Pfd ,von den
II Dünkelnäpperen die Klaffen allerdingen widerumb
neuw zu machen und aufzeschweizen.' 1603, WMerz
1909. — Vgl. Gr.WB. I 732.
a°-: 1. (-.SS- SchR.; Tu, -z- AaF.; Ndw) zu schweis-
sen Sc, anschweissen AaF.; SchR.; Th; Ndw (Matthys)
und weiterhin. Er hed de" Zingge" wider a'g'schweizt
AaF. De'' Zingge' ist nw a"g'schweisst SchR. — 2. f-s-J
Wild anschiessen. JXn.ERSPR. (Diana 1909). — Vgl. Gr.
WB. I 452; Alartin-Lienh. 11 531 (in Bed. I).
u s e " - sc/iioe Jsse" : zu schweissen IcZ,, heraussickern,
von Flüssigkeiten Schw und sonst. ,Dass die kleinste
Teile [des Wassers] nicht können durch die subtile
Löchlein der Erbsenhülsen eintringen, um sie zu er-
weichen, sondern vielmehr wird die Feuchtigkeit der
Erbsen selhs herausschweissen.' JJSchki'chzer 1708. —
Vgl. Martin-Lienh. II 532.
y er-schweize": 1. durchnässen ScHwE.; Syn. ver-
flözen (Bd I 1215). 's Land ist verschweigt, ver/led'red
g'nueg; es gütschled dri" wie im-ne" Chrueg. MLienert
1920 (Nö''' ''cm Landr'ege"). — 2. = schweissen 3 a BSi.
(Imüb.). B's G'chöch verschwitze". — In andern Bedd.
hei Gr.WB. XII 1201/2; Fischer II 1326.
dur"""- (-«s- ScHwBennau, -z-Ndw): zu schweissen Id,
durchsickern. — Vgl. Martin-Lienh. II 531.
z'-säme"- (-SS- Bs; GStdt It Wegelin; Th, sonst
-z-J: zu schtceissenSb, zsschweissen Aa; Bs; BE,; GrV.;
G; Th; Uw; U; Z. Der Schmid schweizt Eppes z'säme"
GrV. De Schmid hed di zwöü Ise"stängeK loider
z'säme"g'schweizt AaF. ,Wie man der gläsinen Gefessen
Mundlöcher und Hels mit einer wolglüenden Zangen
durch ein sanfte Zusammentruckung solle zusammen-
schweizen.' JRLandenb. 1608. ,Ein groses Hebeisen ge-
stächlet und zuesanimengeschweist.' 1682, AaB. Keclin.
Uneig. Ein Brautpaar z's., zsgeben. JBühki 1916. ,Nun
lassend uns ... zemenfüegen und mit glöubigem ver-
stand zemmenschweizen die höchste Gottheit, das ist
die höchste kraft und macht, darnach das höchste
guot, das ist alles, das zur natur des guoten gehört.'
LJüD 1530. — Vgl. Martin-Lienh. II 532; Fischer VI 1374.
Rör-Sch weisser m.: wer Büchsenrohre zs-
schweisst. ,[In der geplanten Gewehrfabrik] niuss man
Einem wöchentlich wenigstens 3 fl. Feirgelt geben. Es
ist aber Dises gar nicht zu vil, zumalil bei einem
tüchtigen R., wie der Antoni Raab von Mörgel-
stetten gewesen.' 1708/10, Z. S. noch Hammer- Schmid
(Sp. 861). — Vgl. .Rohrschmied' bei Gr. WB. VIII 1133.
Schweissere» (,-z-') f. Nur als Flurname: .Zwo
juchart achers, gelegen an der Sweizzerun.' 1349, BTli.
(F RB. VII 4.57).
Scbweissi Bs It Dan.; „ScH''Ha. (ä-); Z (nach
einzelnen Angaben), sonst fauch Bs; Z) Schweizi
(bzw. -i--) — f., Pl.-e«e": 1. entspr. sc/«oe!SseM icj, durch
.Quellendruck' feuchte, sumpfige Stelle in Wiesen, an
Bergliängen BGr.(Bärnd. 1908,37); SchwE., Muo.; übw;
U, „ein durch das Wasser vom Schnee entblösstes
Stück Rasen, bes. auf gewässerten Wiesen BO." (St.');
Syn. Wasser-Schw. P' gö" i"'s Mos, wo d'Schw. [Sunipf-
land] roll Bode"turpe" lit. MLienert 1906. Stelle an
einem Schneehang, wo das von höhergelegenen Felsen
herabsickernde Schmelzwasser sicli im Sclinee an-
sammelt, diesen nass und schwer macht und so Anlass
zu Lawincnbildung gibt U; vgl. Alpina 1923. 307 ff.
(.Scliweissi') —2. a) Schwitzbad.. [Dem kranken ]Francey
de Blonay ein zedel in die schweizy.' 1556. BRM. 1315;
vgl. ebd. 302 (laconicum). — b) entspr.sc/iteei«seM.2&, zer-
schnittene Zwiebeln (AAEhr., F., Fri.; Bs, aiicli It
Spreng; B. so E., Sa. und It Zyro; GlS.; L allg.; Z. so
0.). Mehl (Bs; B; FTaf.; SohwMuo.; Ndw; U; Z), auch
Bohnen (BS.), Kräuter, Brot, Speck (BsL.; BoAa.) in
heisser Butter geröstet oder gedämpft als Zutat zu
(oder Bestandteil von) Speisen. zB. Gemüse. Kartoffeln,
Teigwaren, Suppe, „Butterbrülie" AAEhr., F. (, Fett-
brühe an verschiedenen Gemüsen'), Hold, und It H.
(.heisse Butter mit Gewürzen über Speisen gegossen');
Bs, auch It Spreng; B, so oAa. E., G.. R. (.Sauce'), Sa..
S., Si. (.Fettbrühe') und It Zyro; FTaf.; GlS.; L (auch
St.); G, so Sa.; ,ScH''Ha.; SchwMuo.; S; Ndw; U;
„Zo; Z", so Adlikon. BüL. Horgen. Kn., 0. und It Dan.
(.eine Brühe, Sauce an einer Speise'). Nach den ver-
2225
Schwas(s), scliwes(s), scliwis(s), scliwos(s), scliwus(s)
2226
wendeten Einlagen unterschieden als Chrüt- (BsL.),
Lauch- (BS. It Bäind. 1922; s. Sp. 1826M.), Mel'"- (BsL.;
BG. It Bärnd. 1911, 385; U), Bölflje"- (AiF.; L; G, so
Sa.; ScHHa.; U; Z), Böneli- (Bärnd. 1922, 304), Bröt-
(BsL), Siieck-{BsL.; BoAa. It Bärnd. 1925, 362), Zibele»-
Schw. (A4, so Fri.; Bs; B, so Sa. und It Zyro). ,E"
grieni Schweissi soll aus lauter Suppenkräutern be-
stehen Bs' (Dan.). , Beliebte Gerichte sind Hördöpfel
und besonders Salat an-ere" Schw. (heissem, fettig
dünnem Überguss).' Bärnd. 1914. ,Müchmüeseli, Kran-
kensüppehen, darin geröstete Brodwürfelchen, und eine
gute Schtp. darüber' L. Wie d'Schw. uf 's Mues, g'hört
natürli''' uf e" Schiesset au''' d' Schütze'chilbi. .JRoos
1892. ,Wenn Kinder oder Erwachsene Brustkatarrh,
Lungenentzündung usw. haben, wird ihnen die Brust
gesalbt mit einer Schw., die aus Fett und darin ge-
rösteten Zwiebeln besteht' BE. (SGfeller). ,Zerstoss
pt'ätfer, laubstickel, ein wenig gartenkümniel, schütt
schmelze darüber, vermisch es mit wein, das leg orden-
lich in ein pfann oder kesse, mach ein schweize daran,
laser und wein zertryb darein; diss stoss in das junge
huon und koch es.' Vogelb. 1557. ,Vernieng es [ein
Gemisch von zerstossenen Gewürzen] mit honig, wein,
schweize, essich, öl und treübelmuoss.' ebd. , Mache
zuvor ein Anken heiss, dann tu gesclmetzlet Bollen
dorein, röste ihn, schütte Brüehen an die Schwaize,
mach sie gäl mit Saffren.' Z Rezeptb. um 1700. .Schweize
von Brodtbrosmen an Rinderzungen.' Z Kochb. XVIII.
In übertr. Wendungen, RAA. a) ,die Schw. an Etw.
sein', die vollendende Zutat. ,0 gütiger Gott, nicht
weniger meinst es mit unserem Ninive gut, dass ein
Jonas auff den anderen kommt und warnet. Gib uns
nur Gnad, dass wir deine Botten nicht unwerten, ver-
achten; dann das wäre an alle unsere Sünden die
rechte Schweizi!' FWyss 1672. — p) d' (auch e") Schiv.
drüber ge" (wellcj, ,seinen Senf dazu geben', das letzte
Wort haben (wollen), ,ein langes und breites Gespräch
mit einem kurzen aber treffenden bonmot beschliessen
Vw'';L;S;üw;,Z''. ,1''' ha" d' Schiceizi drüber g'ge" will
sagen, wenn Jnui, nachdem in einer Gesellschaft lange
über eine Sache geredt worden, in einem Kraftspruch
Alles zsfasst und noch treffender darüber als Alle urteilt
L ; Zg' (St.''). Er will no''' d'Schw. drüber ge" S. Du hest
immer es böses Mnl und meinst, der mües'ist zu Allem
no''' ne" Schw.ge"! L (ERöthelin). Nachträgliche Er-
klärung, Auslegung: ,Und ist merkenswürdig, dass
Cliristus, da er das Vatter-Unser aussgesprochen bis
auff das Amen und das Amen darzu, nach keiner Bitt
wider hinder sich gegriffen als ... nach der fünften,
über die er ein Schweize gemachet.' FWvss 1677; vgl.
Matth. VI 14. 15. — f) e" (langi) Schw. mache" oä.,
mehr oder weniger abschätzig für weitschweifiges leeres
Gerede, ermüdend umständliche Erörterung AaF., Fri.;
Bs, auch It Spreng (, eine lange überflüssige Auslegung
oder läres Geschwätze, womit man eine Sache begleitet')
und Seiler (,viele Umstände, unnütze Worte'); B, so
S.; LBer.; G; ZKn.; Syn. Brüej (Hd V 551 M), auch
Bölle"-Schw. (G; ScnHa.). De'' macht iez e" längi
Schw. dra"! Das iseh e" Schiv.! BIrnd. 1914. Mach
numme" hei" so langi Schtv,! Bs (Seiler). Doch u-är's
e"fangen a" der Zit, ''ass-i''' en End miech mit minere"
lange" Schw. EHetzel 1885 (Vorwort). De' macht ne"
schöni Schw. drüber abe"! .\aF., Fri. (Hürbin). ,Es ist
eine ebige Schweize, wenn er das Maul auftut.' Bs
Nachr. 1883. Die Frau hed für ire" Ma'" scho" ganz
Sohweiz. Idiotikon IS.
e" netti Schin. parät g'ha". RvTävel 1922. E" ganzi
Schw. 10" Komplimentere". Schwzd. (Bs). — ä) d'Schw.
verbrüeje", es mit Jmd verderben S; vgl. Bd V 556 M.;
Synn. s. unter verschütten (Hd Vlll 1567 u.). De' het
d'Schw. verbrüit! — s) Er^m d'Schic. übertue", mache",
scharfen Tadel bereit halten AAEhr., .Einen hart und
boshaft beurteilen' Aa(H.); Synn. s. unter an-richten
(Bd VI 407/8), Suppen (Bd VII 1229 M.). ,Da habe ich
noch einist eine Schw. verwütscht', eine Gardinen-
predigt. BiELER Tagbl. 1916. De"" wird e" Schw. über-
cho"! eine gehörige Strafe ZAdlikon. — Q (Ei"'m) e"
Schw. a"richte", a"reise", mache", Unannehmlichkeiten,
Schwierigkeiten bereiten Aa; Bs; B; SchwE.; S.; vgl.
Bd V 551 u. (Brüej 4b); Vll 1229 M. Me" weiss nie,
tvas so Eini [eine Hexe] Ei"'m für ne" Sclitv. chönnt
a"richte". JReinh. 1901. Will mier selber i" der Chrott
inne" sind und nid recht wüssi"d, wie-mer zu dere"
hirmuets Schiv. üs wend, wo-n-i"s ü"ser Nächpüre"
a"g'reist hend, mit Bez. auf die Lage der Schweiz im
Weltkrieg. Lienert. Los, Hans, wenn dii de"" wibe"
wi't, di's Anni ist e" Netti; derwider han-i''' wärli'''
Nut, i''' mache" dö hei" Schw. WFlückiger 1925. Er
hat ne" Schtv., eine Unglücksburde, zB. Schulden AaF.,
Fri. 0, der Tüfel i"e"! e" schöni Schw.! ... d'Läg isch'
schtvär. ALGassmann (L). — b) = Beizi2{Bd IV 1985),
SalzbrüiieAAFri. (Hürbin); ZBül. RA.: D'Sachisti" der
Schtv., auf guten Wegen ZBül. (Meyer). — 3. a) entspr.
sc7iMws.«e»X^c, als Vorgangs bezeich nungGRValz.(Tsch.).
Der Hnmer chund grad us der Schw. D's alt tse" tued-
me" i" d'Schw. Feuerprobe: ,So man üwere werk nun
schweizt und in diseressussbeizt, so erzügendsnit [halten
sie nicht aus] die schweisse, schaff't, ir tuond on Gottes
gheisse.' UEckst. 1525; das Vorangehende Sp. 2223o.;
s. auch Gluet (Bd II 655). — b) zsgeschweisste Stelle
.\AEhr. (,die Stelle, wo man gebrochenes Eisen wieder
zsschraiedet'); GnValz. Der Bing ist us der Schw.
g'gange" OnValz. (Tscli.). — Nur Schweiz. Zu 2 a v^-I.
ZiM-Srlunis, m. bei Martin-Lienli. II .5:3 I . In ONN. (zu Bed. 1 ).
.ichii'eizi A;iOEntf. (,iu der Schweize', flaches, von Gräben
durchzogenes Land); BsWittinsburg; ZOEnibr. ,Schweiz(e)-
Acker'. 1798, ThEgn. .Schweizi-Matt' AaKöll. ,-Boden' B
ürtenen. Mit. andrer Bildung: .Schweizen' BRichigen b/Worb;
,ze einer Sweizzou'. um 1'280, L (Gfd 36,269); ,Schweiz(eii)-
Wies.' 1798, ThEgn. ,Schweissel' ZHiüw. (bewaldeter Hügel
hl sumpfigem Gelände).
Brunn- .Schweizi' : = Schweissil, mit Bez. auf Quell-
wasser, Quellen. ,Alle Brunnschweizenen sollen von
keiner Part geöffnet, zusammengeführt und gefasst
werden, sondern selbiges [Wasser] soll dem Junker
Spengler in sein Runsen oder Graben neben und
mit allen anderen in disem Tälin Abwasseren siner
Lüzelmatt unabgestochen und unverhinderlich laufen
und geführt werden.' 1648, L. ,[Wir haben verboten.
Reb- oder Feldhühnern] in Brunnschweizenen, Matten.
Feldern und Weiden einiche Letschen zu stecken oder
zu richten.' B Jägerordn. 1687. — Ried- Schweizi:
sumpfige Stelle, die vom Vieh nicht beweidet wird
Obw. ,Das versickernde Wasser einer solchen Schweizi
kann irgendwo als Quell zum Vorschein kommen.'
Wksser- Schweizi: - Schweissi IHR.; UwE.; vgl.
tvasser-schwtizig. Der Grafschaft Bellenz wird ernst-
lich zugeschrieben, dass sie ihren sie betreffenden Teil
der Strasse am Monte Cenere verbessern und die
.Wasserschweizeuen' abgraben lassen soll. 1618, Absch.
(Tagung der Orte U, Schw und Uw in Altdorf). — Als
Fluni. USeedurf (noch halbappell.).
140
2227
Schwas(s) — schwus(s). Schwast — seh wüst
2228
(g"-)schweissig (-s- BG. und It Zyro; FJ.; Ndw
It Matthys), (g«-)sch weizig: 1. a) (schweis(s)ig Bit
Zyro; SchR.; Th; Ndw It Matthys, g'schw. Ndw It
Matthys; ZKii. und It Uän.) entspr. Schweiss 1 a,
scliweissig. (G')schw(-i) Hand, Füess. ,Scliweissig, der
schwitzt, sudabundus.' Fris.; Mal. ,Do begert er [der
Vogt], si sölt im ein wasserbad zuobereiten, dann er
wäre vom wandlen schweissig und müed worden.'
Aeg.Tschddi. Hieher oder zu b: ,l)ie fryheit unseres
lands, lybs und guots, so unser vordren mit grosser
arbeit, angst und not, ouch schweissigen bänden über-
kummen.' 1525, Absch. — b) entspr. Schweiss Ib, blutig.
,Man vand vil sweissiger pfilen und wortzeichnen
[nachdem sich die Zürcher vor Mellingen zurückge-
zogen hatten].' Fründ 1446. .Das da sy [eine gröblich
misshandelte Frau] und ir gewand sweissig und bluot-
rünssig gewesen sye. N. d[icit], er hab gesechen, dass
ir tüechly sw. sye gewesen.' 1464, Z RB. ,Do reichet
der suppriol schnei uss siner zel sinen bereiten wund-
züg ... die wunden [Jetzers] frisch und schweissig
zuom passion [Aufführung des Passionsspiels] zehaben.'
Ansb. ,Bluotachtig, schweissig (wie wildprät), cruentus.'
Fris.; Mal. , [David:] Es schickt sich nit, dass ich
also fürn künig tritt, ganz schweissig von dem streit
und haupt, so ich Goliath hab entraubt.' Holzw. 1571.
,Schw-es pfand', = ,bluotiges, bluotendes pf.' (Bd V
223. 226). ,Und ob er [der Gast] nit bargelt hat und
er im [dem Wirt] pfand git .. . so sol er im daruf ouch
[Wein und Brot] geben. Doch nit sweissige pfand und
so vil, als dann die pfand wert sind.' LE. Landrecht
1491. ,Schw-s gelf, Blutsold: ,[Ein Teil der Eid-
genossen] übergebe allein um schweissigs gelts willen
... den erlichen billichen, ja ouch schuldigen zuostand ...
zuom heiligen römschenstuol und zum heiligen r umsehen
rieh.' Ansh. ,Schw-e Schätzung": .Damit nun semliche
grosse . . . gnad [das Jubeljahr] . . . dem romschen
S.Peter ein schweissige Schätzung ufnäme... sant er
[der Papst] uss in alle kristenheit legaten, jubeljar
allenthalb um den dritten pfenning . . . veil ze geben.'
ebd. — 2. entspr. Schweiss 2. a) g'schweissig. von
schwitzenden Fensterselieiben. [Die Kinder] drücki'd
die Näsli a" g-i Schibe' und warti"d scho" überne"
Stund, auf das Erscheinen der Neujahrssänger. Zyböri
(L). Auch von fettglänzenden Speisen (vgl. schweis-
sen 26 ß) : Ziindgel" 'brägleti Herdöpfel ... ganz schweissig
vom früsche" Nidlenanlie" . S Ztg 1908. — b) (schweisig
bzw. -V-J sumpfig BG.; FJ. ; Syn. wasser-schiceizig.
Schw-s Land FJ. ,Die lindzügegi oder schwi'segi Mos-
matte".' BXrnu. 1911. Auch von Heu, das auf nassem
Boden gewachsen ist FJ. — e) ,schweihig, schweizig,
abhängig, einen Abhang bildend Bü." (St.*), ,schweizzig,
abschüssig, wird von einem Wege gesagt, wenn der
Schnee im Frühling an der einen Seite desselben weg-
geschmolzen ist, an der andern aber einen hohen
Haufen ausmacht BGr.' (St.'); vg\.schwänkig (Sp. 2013)
und s. die Anm. — 3. (g')schweizig, leicht zu schweizen
(s. schweissen 3 c\ Ndw (Matthys). — Vgl. (ir. WB. IX
2466; Fischer V 1271. Bed. 2 c ist Abi. von .S<:hw,:izi; s. die
Angabe aus St.* unter Svhiceisui 1. An der Stelle: ,[Unsre
Vorfahren] die frunigkeit gliebt band und demuot, sich haud
eriiert mit (von späterer Hand durchgestrichen und ,uns'
Übergeschrieben!! schweissig bluot' (Ruef 15:i8. V.2T'2) liegt
viell. eine Versclirelbung für , schweiss und bluot' vor.
w uss er -schweizig: nass, von Stellen des Bodens,
wo Grund- oder Quellwasser durchsickert U; vgl.
Wasser-Schweizi.
Schweissung f.: das , Schweissen' (i. S. v. schweis-
sen la). Dazu: .Alwägen mit warmem [1. -en] schwei-
sung[-] oder wasserbäder[n] mit den selben krtiteren
gebadet.' Zg Arzneib. 1588; vorher: ,ein schweisbad von
den krüteren, die zum grien [Bd II 747/8] hörend.' —
Vgl. Gr. WB. IX 2470.
Schwast — schwusi.
Schwester (Qual, des Primärumlauts) BsL. (so B.,
Wensl.), Stdt; B, so E., G., Lau. (-ä-), Sa. (-ä-), S. tw.;
FJ. (<. u.), S., Ss.; GRWalsergebiet (Av., D., ObS., Pr.,
S., V.); LE.; PMa., Po., Sah; SG., NA., Stdt; Uw; U; W,
SchiBÖster Ka; Kr; BsL. tw.; BS.tw., Stdt; FJ. (neben
jüngerra -e-); Gl; GRHe.; LG.; G; Sch; Schw; SOlten;
Th; Z — f., PL -(ejrc (-re' W, -n FJ.), in PPo. auch
unver., Dini. Schwesterli bzw. -ö-, in der Z Kinderspr.
auch etwa Schwösti: wesentl. wie nhd. 1. als Verwandt-
schaftsbezeichnung, a) im gewöhnlichen S. allg. Me"
ehönnt meine", si wäri"d Schw-e", von Mädchen oder
Frauen, die einander sehr ähnlich sind, üas cha"
nw e" Schtv., solcher Aufopferung ist nur eine Schw.
fähig. , Sant Felix ... rette mit seiner schwoster Sant
Regula . . .' Z Chr. 1336/1446. ,Gruez mir ... all unser
husgesind, myn husfrouw, dyn niuoter und myn
schwoster.' 1476, Brief (HWaldniann). ,[Veronica B.
hat dem W. im Beisein ihres Bruders und des Zeugen
Sch. feierlich die Ehe versprochen, worauf der Zeuge zu
ilir gesagt habe;] Wann du leugnen wetest über das du
jetz redest und min schw. werest, ich wolt dich in ein
sagk stossen und über brugg abwerifen.' 1555, Z Ehe-
gericlit. .Schwoster, soror.' Fris.; Mal. ,Osculasororia,
ein eerliclier und schamhaftiger oder züchtiger kuss,
den man eerlich der schwoster möchte gäben.' Fris.;
ähnlich hei lienzl. 1677/1716. ,Dem Isaac wird er-
gonnet, dass er zu guter Letz noch ein und anders
Tänzel wage mit s Teuffels Grossmutter ihrer jüngsten
Schwester.' Tyrolersp. 1743. Dim, Juhü, es Schivösterli
fSchwösli) ! mit etwa ein kleiner Knabe bei der Geburt
eines Schwesterchens Z. ,Ein Mädchen lelirt ''em
Schwesterli sehr ibe"', Beschreibung eines Gemäldes von
AAnker. Bärnd. 1914. S. noch u. ,Sororcula, swesterli.'
Voc. opt. ,Ain guottes schwesterly, hiess Lüki, das
kam dik von Klingenow her zuo ir [einer Nonne in
Toss].' EStagel. ,[Ein wegen Diebstahls und Hexerei
Angeklagter bekennt] es habe ihme der böse Geist
ein Püliferli geben, welches er seinem Schwösterli uff
das Maul oder Herz legen soll, damit es sterbe, habs
aber nitgetan.' 1642, AABremg. Turinb. Dierecht Schw.;
s. Bd VI 205 0. ,ElicheSchw.': ,Unserm lieben Schwager
zu Händen siner Eefrauen ... unser eelichen Schwoster.'
1609, Badmannsche Chr. Rechtliches. ,Als N. mit
einer swester zuo schaffen gehebt und do die andern
zer ee genommen hat, darumb er in vankniss kommen ...'
1495, B RM.; wird mit 2 Mark gebttsst. ,Das es wider
Gott und ouch wider unser herren Satzung sye, das
einer zwo schwöstern zur e han möge.' 1530/3, Z Ehe-
gericlit. ,Diewyl des selben [Verstorbenen] schwoster
noch im leben ... so sollen si . . . derselben die [hinter-
lassenen] kind zuostellen.' 1571, Z RM. ,Wellicher
[mündig Gewordene] dann ein sömliche fryung [Testier-
freilieit] erlanget und hat, derselbig mag dann syn
mannlächen syner frouwen oder töchteren und synen
lypliclien scliw-n vergaben, doch mit denen Worten,
2229
Schwast, schwest, schwist, schwost, schwust
2230
das er es verseche mit vortragern.' 1590, BSi. Kq. 1912.
,Wo dryg ald mehr scliwösteren eine ganze oder halbe
behusung betten und sich mit mannen usserthalb der
gmeind vereelicheten, das ein gmeiiid nit gezwungen
syn [solle], dieselben zuo iren gnieiiidsgnossen an-
zenemmen.' 1592, ZBass. Einzugsbrief. .Rechte natür-
liche Brüderen und Schwösteren, wan si von einem
Vater und Muoter erbohren sind, die sollend einandern
zuo erben haben.' 1Ö40, FMu. StR. ,Es mag aber ein
Bruder nebent synen Brüderen auch Bruders und
Schwöster Kind zu Erben annemmen, ob er will.' 1668,
Z Statute 1834 (ZGriin.). ,In der Teilung einer ver-
storbenen Muter oder Schwöster Verlassenschaft [sollen]
denen Töchteren oder Schwösteren ihrer verstorbenen
Muter oder Schwester Kleider, Kleinodien oder was
sonst an ihren Leib gehört hat, zum Voraus und einzig
zufallen.' 1810, BSi.Rq. 1914. S. BdVII 1225u. D'Schw.
flsnc/tte'';s.Bd VI418. ,N.hab sine schwösteren usgericht
und zalt für fiitterlich und muoterlich erb und guot.'
1570, Z RB. Vgl. noch ScJHv.-(Üs-richtung-) Brief (Bd V
479.486). Im Vergleich: , [Bünden beschliesst mit Bez.
auf seine Schuld an Bern:] Es solle dise Schuldt, als
ein Schwöster der anderen, denselben [seinen Schul-
den an die Eidgenossenschaft] auch gleich gehalten
werden.' 1646, Gr. Kinder- und Volksreime. Storch,
Storch, Niggelibei', hring-mer au''' es Schwösterli hei'" !
RSüi'ER 1915. Ätti und Müeterli, Schwösterli U7id
Brüederli, beivar-si Gott! aus einem Kindergebet. KL.
(BMünch., Stdt); vgl. noch ebd. Nr219. 178. MiS liebe
Schwestern, bis so giiet, zeigmer, wi' me" lisme" tuet.
ebd. (Brünig). Ig W' du sl" Schtcösterli «"'* hätte"
gern der Papst, im Spiel der Papst fäh". GZür. 1902;
vgl. Bd IV 1427/8. Heidel(ijdum, reo ist di' Schtvuster?
U., im Garte" usw. ZReg.; s. noch Bd V878o. Mini
Schicöster spilt Gittare", min Brüeder Klarinett, min
Vatter bröglet d'Mueter, das ge''d e" Qua'tett! ApI.
Ü"seri Schwöster Zi-za-Züseli hed gär e" wackers Bi-
ha-Bölferli för 's Mage"we ond wenn's der fält am grosse"
Zeh. .\f VL. 1903 (mit Varr.). S. noch Bd VI 1273u. —
b) Frau Schw., veraltet für Schwägerin .^p (It T. ,bei
höfischen Leuten'); BsStdt; Z und wohl weiterhin.
Hieher (?): ,Frauw Schwöster bim Roten Turn nimbt
auch nach folgende [Zutaten] darzu [zum Kloster-
Prauwen-Wasser]...' Z Kochb. XVIII./XIX. — c) ge-
legentlich in übertr. S., von Tieren und Sachen. J'*
6t" hinecht bi der Schwöster Chue öbernachtet, im Stall
AaJou. (R.-\. eines zugereisten Handwerksburschen).
Es bütend hundert und hundert Schwöstere" enand
d's Wasser, Rätsel von den Schindeln auf dem Dache
Gnlg. (Tsch.) ,Gib eim ieden, das du im schuldig bist.
Es hilffet nit, das du sprichst: wir sind all brüeder;
denn die arbeitsälig menschlich giechtigheit kert sich
nüt daran; si lasst uns gnuog brüeder sin; si zwingt
aber die seckel und täschen nit, das si schwöstren
syind.' Zwingli. .[Wenn man einem gewissen Wald-
bruder statt eines Almosens zu essen und zu trinken
gab] so sagte er nochmohlen zum Trinkgelt, man solle
ihm seine Schwöster, welche ein Srnössige Flasche
war, auch füllen und trenken.' ABütelrock 1682/1712.
— 2. in kirchlich-religiösem Sinne, a.) geistlichi
Schic, eine der bei der Primiz vom Primizianten an-
gestellten Ehrenpersonen Ndw; W und wohl weiter-
hin; s. geistlich (Bd 11 492). — b) weibliches Glied der
christlichen Gemeinde, einer religiösen Gemeinschaft
oder Sekte. ,Ich bevilch euch unsere schwöster Phebe,
welche ist am dienst der gemeinde zuo Kenchrea.'
1525/1707, Rom. .Meine liebste Brüder und Schwöstern
in Christo Jesu.' JJUlk. 1731. JEsö chönn Das nid
teuer gö", de'weg löi-men e" schutzlösi Schw. nid im Stich,
sagen Sektenbruder zu einem der Ihrigen, von dem
sie glauben, er sei seiner Frau untreu geworden.
SGfeller 1919. — c) von Frauen geistlichen Standes,
Nonnen, Klosterfrauen; auch von Angehörigen freierer
Verbände wie Tertiarierinnen und Beginen, die geist-
liche Tracht tragen und häufig in Schwesternhäusern
zusammenwohnen. Kath. Schweiz. Nach einer Angabe
werden in den alten Nonnenorden (Dominikanerinnen,
Benediktinerinnen, L'istercienserinnen) die Laien-
schwestern als .Schwester', die Chorfrauen als ,Frau'
angeredet; die nachstehenden Belege bezeichnen je-
doch die Nonnen jeglicher Gattung unterschiedslos als
.Schwester'. ,Wir, sw. Adelheit, die priorin und unser
convent an Ötenbach.' 1291, Z Urk. ,Sw. Annon Tre-
niellinon und sw. Mechtilden Wolfleipschinon, unsers
gotshus [in Bngelberg] klostervrouwen.' 1328, Gpd.
.Wie säliklichen nun unser alten säligen schwestren
[im Kloster Töss] band gelebet, das war guot'und lust-
lich zehörend.' EStagel. ,N. als ein vogt der swestern
an der brück, barfttsserordens.' 1477/9, B RM. ,N.,
zoller zuo Nümarkt, seit, daz er vil tag zoller sig
gsin und im noch nit vil Spans begegnet [beim Bezug
der Umgelder], dann allein die swöstren zuo Swamen-
dingen wellind nütz gen.' 1498, Z StB. ,Der klin und
gross rat [von StGallen] hat 6 man zu uns geschickt
und an uns begert, dass wir uns an si ergeben, und
band gesprochen: Mutter und schwöstren, wir sind zu
uch komen und wend uwer truwen heren sin.' WFlcri
15'24/38. ,Da verschiedener Zit die ehrw. Schwestern
[zu StKlara in Stans] sich anerboten, die [!] Töchteren,
damit sie von den Knaben unterschieden werden,
Schuol zu halten ... ist erkennt [das .Anerbieten anzu-
nehmen].' 1624, Ndw; Tgl. Frauen-Schw. .Schwestern
im Closter, virgines Deo dicata\' Denzl. 1677. 1716;
imText,Closterfrau'. S. noch BdV414u.; VIII 1059M.
,Gelert und ungelert sw-en': ,Für jarzit bruedren und
swestren send die gelerten swestren lesen iekliche
ein psalter, die ungelerten fünfi'hundert pat[er]n[oster].'
XIV. /XV., Regel der Dominikanerinnen. Insbes. von
Beginen; vgl. Bd IV 1055. In den ZSteuerbüchern
1357/76 oft von einzeln lebenden, wohl auch zu mehrern
beisammen wohnenden Beginen. ,Der armen swestern
(s wöstern)h US. '1369/75. ebd., Die er berenswöster Verena
von Bötzach und ander swöstren sezzhaft und won haft in
der swöstren bus gelegen ze Arow in dervorstatt...' 1377,
Aar. StR. ,Es klaget N. uif sw. Ellin, bruoder Berschis
uff Dorf jungfrouw, dass die inn mit einem grossen
stein usser bruoder Berschis bus warll'.' 1381, Z RB.
■Schw. Ellinen von Wile seligen bus.- 1415, AABremg.
StR. Die Barfüsser zu Bern haben It Testament der
Anna von Krauchtal ,34 arme möntschen und
2 schwöstern' dreimal im Jahr zu speisen. 1459, Imob.
1878. Wechselnd mit .begine'. ,Ist zwüschen den be-
ginen und den wehem mit dem meren rat erkant, daz
der genanten swestern nüt mer denn 3 oder 4 in dem
huss sin sollen und daz dieselben 2 webstüel mögen
haben . . .' 1488, AARh. StR. .Vor Zyten band ouch
Schwestern oder Bagiuen hie [in Luzern]gwonet.'RCYs.
.Graue schw-n', vom 3. Orden des hl. Franziskus, so
genannt ihrer Kleidung wegen; s. B RM. I 208/9 und
HTürler 1903, 15 f. , Alsdann Ursel Sigristin uss dem
2231
Sohwast, scilwest, scliwist, schwost, schwust
2232
iius und Orden der grauwen schwöstern geluffen und
demnach ersuocliuiig an uns [den BEat] ist beschächen,
das güetli, so si in sollich hus gebracht hat, iro wider
zuo iren banden geantwurt wärden ...' 1523, B Ref.;
s. auch ebd. 123 (.ein grawe swöster'). .Herr ßerch-
told dem predicanten das hüsly der grawen Schwestern
zugeseit, wan die alte muoter abgat.' 163-1, BRM. .Wisse
schw-n', auch ,schw-n im Bröwenlius', eine Beginen-
gemeinschaft in Bern, die sich vornehmlich der Kranken-
pflege widmete; Tgl. Imob. 1878,29; HMorgentaler 1924,
98/9, ferner B KM. I 205/9. ,Von des gemeinen gebettes
wegen ... ist berett, das fürrer soUichs ... den wissen
swestern getrülichen uszerichten bevolhen werden sol.'
1471, BStR.; vgl. dazu ebd. 188. .[Seckelmeister und
Venner sollen] der wissen Schwestern halb ein insechen
und Ordnung machen, ir corpus besichtigen; so si nitt
gnuog, mer darzuo tuon, damit wiber daselbst ent-
halten werden, der kranken ze warten.' 1545, B RM.
,Des predikanten von Kerzers säligen wjb in der
wyssen schwöstern hus erhalten, so lang es mh. gvallt.'
ebd. .In diesem Haus wohneten die sogenannten
weissen "Schwestern, deren eine stets Hostien ge-
backet,' Grüner 1732. S. noch Bd VII 1318 M.;
Sp. 1515M. und vgl.: .Rhätig ze werden, wohin man der
wyßschw-n hus leggen wolle.' 1561, BRM. — d) Ein
Siedlerin, Klausnerin; vgl. Wald-Schw. , Bruder
oder Schwestern, die in den weiden oder einöden sizent.'
1354, Gfd. ,Es lasst sich auch ansechen, es haben
bisweilen geistliche oder der weit abgesonderte wyber
und schwösteren da [auf dem Eigi] gewont. [Ein Jalir-
zeitbuch] gedenkt zweier, die ein genannt schwöster
Ita, die ander schwöster Margreth.' ECys. ,Dem
Schwesterli im Spital [einer .Schwester' Katharina,
die lange Zeit bei der Kapelle zu StKatharina ob
Sachsein gelebt hatte] soll man das Beste tun, so lange
sie lebt.' 1631, Gfd. — e) (Chrankc-Schuj Kranken-
pflegerin (s. schon unter c); barmherzige Schwester,
(protestantische) Diakonisse oder auch Angehörige eines
freien Pflegerinnenverbandes, sofern sie eine , Tracht'
trägt. Man unterscheidet etwa weiter Chinflefr)-,
G'meind-, Ober-, Nacht-Schw. usw.; s. auch die Zssen.
,Schwester empfachung. Ein Schwester sol dheinem
burger noch burgerin, die iro in krankheiten bedörfen,
versagen, sonder by inen tag und nacht ze beliben
[wofür sie von der Stadt, den Kirchenpflegeru und
vom Krauken selbst besoldet wird].' 1517/20, AaBt.
StE. ,Eine frombe Schwester us dem Gnadental' wacht
bei einer Kranken. 1622, Bs JB. 1888. Barmhehigi
Schwestere", von Krankenschwestern, die ihre Pfleglinge
unsanft behandeln B.s. — 3. wohl = Stuben-Frau (Bd 1
1252); s. Bd I 1127o. und vgl. Bnieder 5 (Bd V 416). —
A. die ungliche' Schwe", = Süg-Maieli (Bd IV 10) Aa, so
Ehr. und It üurheim; kaum echt ma. — 5. versoffeni
Schtv-e", Name eines Gerichts. = Pfaffen-MöeJcen (lid IV
141) BsStdt (DMüller). ,FrauK.: No''' Ebbis fallt-mer
i" [beim Aufzählen der verschiedenen Arten von Weih-
nachtsgebäck]: versoffeni Schw-e". Herr Seh.: A ja,
perse, i'* sag-ene" Pfdff'e'megge" ; MilchbreÜi nimmt-me",
waicht-sii' in Milch .. .' DMüli.er 1917. — 6. in der
RA. „mit cler Schwester gehen, an der Auszehrung
krank liegen [B]Längenb.''; anscheinend f.
Amhd. Hwi'tler, »wenter (PI. mhd. auch schwach); vgl. Gr.
WB. IX 2594/2602; Martni-Lienli. II 532 (auch = Schwä-
geriu); Fischer V 1285/6. Der Vokal -e- (auch -ä- in BLau., Sa.)
entspricht Überall dem Laut des altern Umlauts, der auch
dem -ö- zugrunde liegt. Ausser im entrundenden Gebiet gilt
-c- in BsL. tw.; B (iu S.Stdt nebeu -;-); FS.,Ss.; S (auch-ö-);
LE. und im Gv Walsergebiet, sonst -ö-. Unsre ältesten Zeug-
nisse für die Rundung stammen aus der 2. H. XIV. (1361/77,
Aar. StR,; 1369, Mohr CD.; ZChr. 1336/1446) ; sie erscheint
iu den ä. Quellen (mit Ausnahme des Entrundungsgebietes und
auch sonst vielfach wechselnd mit t. seltenerm, t. häufigerm
,-e-') bis ins XVIII. und zT. darüber hinaus; Näheres für Z
s. bei JSchmitter 1913, 39; JZollinger 1920, 42/3. Im PI.
herrscht in der lebenden Ma. (nach einer Augabe nicht in
PPo.) wie iu der ä. Spr. allerwärts die schwache Bildung;
iu den Sg. ist sie nirgends eingedrungen. Bed. 4 erklärt sich
daraus, dass die Pflanze gleichzeitig rote und blaue Blüten
trägt; vgl. Tierw. 1900, 75. Unklar ist Bed. 6. — In Namen.
In PNN. ,Elsy Farner, die man nenut Schwcsterly.' 1530, Z
Sth. ,ChuouratderSwesteron', Bauer in Oberhasli. 1300,ZUB.
,Burch.ird der Swestron', Bauer am Albis. 1303, ebd. .Schw.-
mauu- UwK.(1515); WBellw.. Birgisch.Bitsch, G. |XVII., Leu
Lex.). In ONN. ,Schw.-Egg' LRomoos (auch Leu Lex.). ,-Hüsli'
LSchüpfh. , -Matten' AaRein. (JJBäbler I8S9, 20). ,-Boden'
BBIuni., Trüb; LRomoos. ,-Berg' LHorw (.Schwestern-.' 1600,
Gfd 44, 65). , -Rain' ZHimibr. (Häusergruppe; ,Schwösterrein.'
1684; ,Schwösterrei°.- Leu Lex.). .Schwöster- Wald.' 1607, Zg
Äg. ,Schwestern-Bungert' ZSchwam. (.Schwöstern-.' 1665);
Tgl. .der schwöster bomgarten.' 1404, ZHinw. ,-Born' (Lutz
1827; GL.), ,-Brunn' (KCys), ,-Brunnen' (Leu Lex.). Quelle
vom Rigi-Kaltbad LW. ; die Sage zur Erklärung des Namens
s. GL. V 434. ,-Brunnen' ZBenken.Stdtt. Zn den Zssen vgl.
die Zssen vou Brueder (Bd V 417 fl'.).
Amt-: Klosterfrau, die ein besonderes Amt innehat.
,Die priorin mag etliche gemeine urloub [licentias
generales] geben ze reden der kellerin, das ist die
schatfnerin,den kuchemeistrin [coquinariis] und andren
amptswestren, als vil es sich höischet ze iren emptren.'
XIV. /XV., Regel der Dominikanerinnen. ,Man mag
euch etzlich personen enphachen zu leiswestren zu
dienst, do es nulz und not ist, in einer gemessigen
zal, darnach als ir die amptswestren bedörlfent.' ebd.;
wiederholt. — Enis-: Urgrosstante. ,Propatruus,enis-
bruoder; proamita, einissw.' Voc. opt. — Insel-: von
den Nonnen des alten Inselklosters in Bern; der Name
blieb ihnen auch, als sie in die Stadt übersiedelten und
dort ein Kloster bauten, in das nach der Reformation das
von daan sogenannte Inselspital verlegt wurde; vgl. Imob.
1878, 24 f. ^ G'=-vatter-: , Schwester des Vaters oder
der Mutter, die zugleich Patin eines der Kinder ist' Ndw.
F r a u e n - : einem Frauenstift angehörige Schwester.
,l.)ie ehrwürdige und geistliche Frauen-Schwestern der
öten Regel StFrancisci [zu StKlara in Stans].' 1618,
Ndw Ges. 1817 (mehrmals); vgl. Sp. 2230u. .MHH.
wollend, dass die Frauenschwöstern [zu StKlara in
Stans] sollend für die Töchteren Schuol halten.' 1636,
Ndw Beitr.; vgl. Sp. 2230 M. und Ler-Schw. — Vgl. Gr.
WB. IV Ib, 3992; Schmeller'II 651; Fischer III 507.
Gege° Gage'-. Schwägerin BBe.; FJ. und It
Küenlin 1840. — Milch-hafe°-. ,Nun erhitzten sich
die Gemüter [beim Teilen einer Erbschaft] immer
mehr; die M. [diejenige, die kurz zuvor einen Milch-
hafen aus dem elterlichen Haushalt entdeckt und ihn
unter grossem Geschrei als Erbe angesprochen hatte]
und die Schwägerin gerieten hintereinander, dass wir
alle Augenblicke glaubten, ihre zehn Finger hängten
sie einander in die Gesichter.' Gotth.
Ene°t-\\!L\h Enert-halb-, in ApK. Andert-halb-:
PI., Halbschwestern Ap(T. 25. 168). — Wohl (scherzh.)
entstellt aus Jiin-liulb-^chw.; vgl. E.-Ge-schicieler mit Anm.
Muoter-halb-: Halbschwester von der mütter-
lichen Seite. ,Anthoni Spilnians, des venners, hus-
2233
Schwast, schwest, scliwist, schwost, schwust
2234
rowen, die egenants Valentins uiuoterhalb-schw. ist
gewesen.' 1512, Ansh. — Kuchi-: Klosterfrau, die die
Küche besorgt. .Gehörend die 2 gülden [für eine Jahr-
zeit] denen frowen [im Kloster zu THTänikon] ze
teillen; davon sond die frowen ouch geben einer kuchy-
schw. und einer novitz 6 d.' 1482, Gfd.
Kaffe Kaf(f)i- usw.: 1. Frauensperson, die dem
Kaffee leidenschaftlich ergeben ist; oft mit dem Nbsinn
von Klatschbase, wohl allg. Syn. iC-Bäberi (Bd IV917),
-Bas (ebd. 1050). Bist halt e" K.! ,Man nannte sich
scherzweise die Suppenkasperle und Kaffeeschwestern
und Kaffeebrüder', die Kurgäste im Ochsen zu ApGais.
von denen die einen Suppe, die andern Kaffee zum
Frühstück genossen. OAlder 1914. ,Das Wort Katt'ee-
schwestern ist ein altes, wohlbekanntes, und Niemand,
der es hijrt, ist so einfältig, wenn er es hört, zu
glauben, es sei da die Rede von Schwestern, welche
bloss den Kaffee lieben; er weiss alsbald, dass es
zungenfertige Dinger sind, welche, nebst Kaffee, das
Geschwätz über Alles lieben.' Gotth. — 2. Name eines
Nachtfalters, Brombeerspinner Bs (Seiler). — Zu 1 vgl.
Gr.WB. VI, '24; M.trtin-Lienli. II 53'2 (.Siiottname für die
Schulschwesteru'); Fischer IV 145 (auch -Bähd. -Bu«, -Hex).
2 wohl nach der brauuen Färbung der Kaupe und des
Schmetterlings.
Convent-: Klosterschwester. ,Ein jede conveni-
schwester ... des closters an der Steinen.' 1525, Bs
Ref. — Vgl. Fischer IV 61'2.
Convers-: Laienschwester, dienende Schwester;
s. auch Laien-Schw. und vgl. C.-Brueder (Bd V 419).
,1m Frauenkloster Herraetschwyl, Benedictinerordens,
lebten unter ihrer Äbtissin 17 Klosterfrauen und 0
C-n.' Aa Gem. 1844. ,lst zu wüssen, das auch etliche
andächtige Wybs-Personen als C.-Schwöstern nach der
Stifteren Exenipel ... zuo Root under der Regel und
Gehorsamme des Ordens gewohnet.' RCys.
Kleid-. ,Verzeichnuss der Profess-, Laien-, Noviz-
und kleinen Kleidt-Schwestern de Visitatione B.Mariae
[zu Solothurn] oder insgemein die Visitantinnen ge-
nannt.' Früaffner 1666; nachher unter dem Titel ,die
kleine Kleidtlin' aufgeführt. — Wohldiejenigen Schwestern,
die nur erst die .kleine Ordenstracht' tragen durften.
Lai(e'')-, in L It RBrandst. Laie"- : Ordensschwester,
der die profanen Geschäfte des Klosters (Hauswirt-
schaft usw.) obliegen. ,Man mag ouch etzlich personen
enphahen zu leiswestren ... Die ... swestren söllent
... ernstlich leren das si in dem kor ze tunde band,
on allein die leigswestren, den ist genug, das si wissent
oder lerent das si für ir tagzit söllent betten.' XIV. /XV.,
Rf.gel der Dominikanerinnen. ,Von Schwester Ellinun
von Elgeo der legenschwester, die was ein usgenomen
guott mensch.' EStagel; sonst ,laigen-'. ,Isellfrouwen
wider gelangen, was sy ins kloster bracht ... Lei-
schwester blipt anstan, biss nih. woll versamlet.' 1528.
B RM. S. noch Amt-, Kleid-Schw. — Vgl. Gr. WB. VI
78; Fischer IV 93I/'2.
Leid-: = Le!d-FraM. Mal.; s. Bd 11250. Auch 1524,
BRiVl. (.leidswöstern'). — Ler-: 1. Ordensschwester als
Lehrerin; so in der Innern Schweiz. — 2. zu Schwester 3e,
.Lernschwester' (so im Aa und Z Kantonsspital).
Mit-. ,[Wir, Äbtissin und Convent von Königs-
felden. erklären uns bereit] unser mitschwöster, frouw
N., ir guots, libding und andres, so si in unser gotshus
gebracht hat, wider zuo bekeren.' 15'24, B Ref. ,Wir
[Nonnen des Klosters StLeonhard in StGallen] wolten
es [einen Vorschlag des Bürgermeisters] für unser mit-
swöstren bringen.' 1525, WFluri 1524/38. — Vgl. Gr.WB.
VI 2366.
NoU-: verächtl. für Begine; vgl. N.-Brueder (Bd V
419). ,So diser und der glichen an unzal orten nüwe
cisternen [Wallfahrtsorte; Anspielung auf Jerem. 2, 13]
gwonlich hond angfangen und sind denn ersügen, wenn
zuoni heiligen hus ein helllius, nämlich ein wirts-,
nollbrüederle- oder -schwestorle-hütten oder pfaffen-
huorhus... gestift ist worden.' Ansh.
Bett-: liederliche Frauensperson; in der RA.: £"
jungi B., ne" alti Bettschwester BoAa., E. (Schweiz 1858).
B., Beischläferin Z (Soldatenspr.). — Dem Wortspiel zu-
liebe entstellt aus dem Folg.
Bett-: Betschwester Aa; Bs; B; L; Scn; Tu; Z
wohl allg. .Stündlerin (nicht spöttisch gebraucht)'
ZBaunia. En alti B. Bs (.geringschätzig'). (E"J Jungi
Huer(e"), (en)altiB. Aa; Bs; BSi.; Z (Spillmann) und
weiterhin. S. auch das Vor. und Bd VI 877 u. .[Ein
Zuger äussert einem Zürcher gegenüber, Zürich sei
reich und habe grosse Vorräte an Korn und Wein]
sy bei ihnen zuo Zug habind Betschwösteren, denen
sy solliche Sachen geben müessind, also das sy Ntit
erübrigen könnind.' 1649, Z. — Vgl. Gr.WB. I 1722;
Martiu-Lienh. II 532; Fischer I 958.
Bran Z-: Branntweinsäuferin; vgl. Schnaps-Brueder
(Bd V 421). , Seine Mutter war eine lustige Branz-
schwöster.' ÜBrägger. — Brut- (-Ü-): Brautjungfer,
Brautfüll rerin GStdt.
Regel-. .[Das Kloster Iglingen haben] auft'gerichtet
und erbauen die beginen oder regelschwestern. vor-
mals zuo Rheinfelden gesessen.' Wurstisen 1580; nach-
her ,regelfrawen'. — Vgl. Gr.WB. VlII 503 (nach Adelung);
Fischer V 234 (unter .Regelhaus').
Samlungs-: .Schwestern', die eine klösterliche Ge-
meinschaft bilden; s. Sämling 2 (Bd VII 925). ,Wann
die Samralungs-Schwösteren allhier in Stein ihren An-
fang genommen, darvon ist nichts Gewisses zu melden.
In Zürich sind dergleichen schon Ao 1256 gewesen. Hie-
von schreibt Herr JJHottinger ua. Folgendes : In Zürich
habend sich etliche Weiber in eine Gesellschaft be-
geben und sind Sorores de nova Ecclesia, neue Samni-
lungs-Schwösteren genennet worden ... habend ... den
Bernardiner-Orden angenommen.' JVetter 1747; vgl.
auch ebd. S. 69 (.die Schwösteren, die zu der Sani[l]ung
gehören'). — Vgl. ,Samniluug(s)frau' bei Fischer V 572.
Se^C)-: 1. (.Sei-') in einem .Seelenhaus' tätige
Begine; s. Anm. zu Sihn-Hüs (Bd II 1726). — 2. in
Bs im XVllI. von den Anhängerinnen Zinzendorfs und
der Herrnhuter Richtung. ,Seelenscbwestern, die von
der Teosütie, von der Blutteologie, von der Welt-
Ortodoxie. von der himmlischen Magie, von der Ehen-
Lotterie. ..bei Kaffee und Schokolade. ..wie von Wind und
Wetter schwatzen.' Spreng (.Der Eidsgenoss' 1749). —
Vgl. Gr. WB. X 1, 30 (zu Bed. 2). 53; Fischer V 1356.
Stief-, Stuf-, Steuf-, Steif-: Stiefschwester, allg.;
vgl. St.-Ge-SChwister. — Vgl. Martin-Lienh. II 532; Fischer
V 17 56.
Wald-: in der Waldeinsamkeit lebende Begine,
Einsiedlerin, Klausnerin; vgl. W.-Brueder (Bd V 422).
.Mein Kind muss nicht ins Kloster, keine W. werden' L.
.[Beim Mösli oder Müsli] wohnte ... in einem Hüttchen
die W. Cäcilia von Kerns, welche nach einem Alter
von mehr als hundert Jahren 1565 starb.' NowGem.;
s. auch Lutz 1827 II 398. ,[Eine Schwester, die E. XVI-
2235
Schwast, schwest, schvvist, scliwost, schwust
2236
beim Sigrist im Staldon wohnte] war wahrscheinlich
die erste und letzte W. oder Beghine im Stalden.'
KCcHLER 1895. .Unterlialb der Kapelle zu Schönbrunn
im Chik'boder (bei ZuÄ?.) sollen im Mittelalter W-n
(Beginen) gewohnt haben.' AfV. S. noch Bd V 423o. —
Vgl. Gr. WB. XIII 1, lUU.
Winde»-: = Winden-Meisterin (Bd IV 533/4). oO.
Nach einer Angabe aus Solothurn im dortigen Visi-
tantinnenkloster [vgl. Kleid-Schw.] üblich für eine
Laienschwester, der die Besorgung von Geschäften
ausserhalb der Klausur obliegt. — Zunft-: Frau eines
Zunftgenossen. Wenn eine Tuchschererwitwe einen
Zunftfreraden heiratet, so verliert sie das Zunftrecht
und ,wird damit für eine Z. abgetan.' 1470/75, TGeebing
1886. — Zwilet-: Zwillingsschwester GrV.
Ge-schwester: nur im (koll.) PI., Schwestern.
.Swenne der drier geswestron einü verdirbet, so sol
mans [den Ertrag eines Hauses] geben dien zwein.'
1291, Z. ,N., Kathrinen und Greten Wöscherin ge-
swestren rechter vogt' 1417, AaB. Urk. .Gross und klein
Gretli Amman, geswestra.' 1417, Z Steuerb. , Verena
von Cliam, Adelheit von Cham, Ita Öschenmannin.
alle dry geswestern.' 1438, Z. ,In namen . . . fraw
Küngolden, gräfin zuo Montfort und fraw Catharina
von Sax von Monsaux, geschwestern, von Werdenberg
geborn.' 1438, Gr Handl. 1622. Uneig.: .Die zellan [der
Einsiedler] und die himel sint geswöstran, wan der
himel und die zell hant vil binacli ainen namen nach
latinscher sprach, also hand si och ain aigenschaft und
ain verainung nacli ir güeti.' Waldregel 1425. — Mhd.
auch sonst; vgl. uoch Gr. WB. IV 1, 3993; Schui.^ II fiöl;
Fischer III 507, sowie (te-schwialer. Einmal : ,Lena unij Gretli.a
die Pfisterinnen, geswüstren.' 1463, Z KB.
schwesterlich, -lig, -ö-; wie nhd., doch nicht
volkst. .Sororius, schwesterlich.' Fris.; Mal.; Denzl.
1666/1716. .Brüderliche und .schwösterliche trüw.'
Mal. 1593. ,Dise brüederlich und schwösterlich Liebe.'
FWvss 1677. — Vgl. Gr. WB. IX 2605.
Schwesterschaft f.: wie nlid. .[Ein zechendes
Weib zum andern:] Lass lödelen, es tut gar wol; ich
wills [die Flasche] gan füllen noch einmol; s gildt
auss auf gute Schw.' JMabl. 1620.
G"-schwi,ster: 1. G'-schwisterSL. ,Ohen,Sch-w., -ü-
GRHe.; L (Zyböri); ScnSchl.. G'schwisterti BsL. (so
Wensl.), Stdt (auch Dim. G'schwistertli); BoAa. (Dat.
PL -ine" It Bärnd. 1925), E. (bei Gotth. Dat. PI. -ene").
S.; FJ., Ss.; GrAv., D., Kl., Rh.; LE.; PPo.; SL., Stdt;
Uw; U; -ü- Aa; BsL.; BM., S., Stdt und It Zyro; FJ.,
Ss.; GBHald., L., S.; LG. (-Ö-, auch -e-ti] und It Schür-
mann; G, so T., W.; Sch; Schw, so Ma., Muo.; Th
(Dat. PL -e"); Zg ; ZO., S.. Stdt (Dat. PI. auch -ene'), Sth.,
U., G'schicüster(t)ni AvK., G'schwisterig -ü- ApH.,
L, M.; Zu., so Hinw. (Dat. PI. -strige"). Hörnli und It
JSenn (strig), G'schwistrigi Bsötdt (vereinzelte An-
gabe), G'schwüsterigi Gl (-ergi, Dat. PI. -erge"), so Enn. ;
GMs (auch -ergi). Wb.; ScnSchl. (Dat. PI. -ergr); Zu.,
so F. {-ergi f), G'schwistergit WLö., G'sckuüsterget
(in Bed. la) PAl, G'schtvistergeti WVt., -giti WUEnis
(Dat. PL -gitu"), Lö. (auch -guti), wie nhd. Geschwister.
a) als koll. Sg. n. Der Toud von N. löt en groussen
Stapfen [Lücke] fir ''em ganzen G'schwüsterget PAl.
(KBalmer). — b)als koll. Pl.aaOO. Wicril G'schtvisterti
(-Ü) hast? Der Bueb heil sibe' G'schwüstfrni. Firm.
(ApWalz.). 'sjüngstr vo* vier G'schwistertine". BXrnd.
1925 (BAarw.). [Lehrerin, einen Schüler lobend:] Mi'
het nid gäng mit-im z'tue"; wenn-i'''' da a" smer
G'schuiisterti däiche", Das iseh' wie Tag und Nacht!
HZüLLiGER 1924. [Das artige Kind] tuet gar htstig
si)ile' mit sine" G'schwisterti. MMüller 1875 (BsStdt).
Mi" Grössratter mit drü G'schwüsterge" sind duez'mäl
ire" Vieri g'ad 324 Jär z' säme"haft g'si". CStreiff 1904.
JBiw-i'* dann nüd selber en CheUe"länder und hänn-
i'* nüd nu''' Eltren und G'schwüstrig dohinn''e"? JSenn
1864. [Zwei junge Leute] hand enand gär guet möge",
G'schtvüsterigi chün"e"d nid herzlicher si" mitenand.
SPletscher 1903. J'* bin esö verdrissige'' chon: in ei"'m
Jär d'Mueter und vier G'schwistergit verloren! Lötschen
1917. 8. noch Bd II 63/4; VI 1906M. Geb-is [uns]
de' lieb Gott e" guete", glückhaftige" Tag . . . mir und
mi"'m Vater und mi"'re" Mueter und mine" G'schvjü-
strige"! Kindergebet ZHinw. Sprw.: D'G'schwüsterti
slösse"d (schupf e"d) (d)enand bis a" d'Grueb, aber nüd
drin i" ZU., bis a" 's Loch ane", aber nüd drin abe".
oO. ,N. klagt uff W Busers wip, dass si zuo im rett,
er und sine geschwistergit werin bankart und sin
muoter wer ein huor.' 1393, Z PiB. ,[Die Hoffmannin
hat ein Kind bedroht; dessen Schwester sprach:] H.,
ir süllent mir mine geswistergit nit slachen.' 1433, ebd.
.[Florus und Pantschiflur] warent einandern also glich,
als ob sy geschwisterint [Var. ,geswusterig'] werent.'
XV., VoLKSB. ,Sy [drei Brüder] bettend ein anderen
als lieb, als ye geschwistergot [Varr. .geschwistergit,
geschwüstergit'] ein andren ye gehattend.' ebd. .Als
vil geswistergit von brüedren in aineni hus ist.' Z
Wiesend. Offn. 1473. ,[N. hat] zu hilff allen gloubigen
seien, mines vatters, miner muoter, miner kinden, miner
geschwistergen ... gesetzt ein ewig brinnend liecht.'
1500, Zg. .Nimpt der könig in Hispania eben siner
Schwester dochter [zur Frau]; das vermag bapsts dis-
pensation. Lasse man grad zmoll geschwüsterig über
einandren!' 1570, Brief (HBull.). .Die wuochrer hatten
unsren vatter verderbt, das mine gschwisterget vast
alle, wie bald sy hand gmögen, miessen dienen.'
TuPlatter 1572. ,Etlichs ist gmein, als hunger, türe,
pestilenz, krieg ... etlichs bsunderbar, als ... un-
gehorsame kinder, liederliche geschwöstergite und
fründ.' LLav. 1577. .Die hindergelassnen waisle. sin
geschwüsterge.' Mal. 1593. .Was adelichen trüw-
lierzigen Geschwüstergen eignet und gebürt.' 1625, Z.
.Es müssen in einer Haushaltung die starken mit den
schwachen Geschwüsterten Gedult tragen.' Hott. 1666.
.Kinder, die gegen ihre Geschwisterte hartherzig
handeln.' HPest. S. noch Bd IV 1594 M. Rechtliches,
bes. im Erbrecht. .Schwester und brüöder kinder
[sollen nach dem Tod ihrer Eltern an deren Stelle]
vater oder mutter geschwysterigott erben.' 1528, ZfsR.
(GRFlims). .[Der BRat möge] bewilligen, das da kinder
an statt irer abgestorbnen vatter und muoter als ein
person mit den übrigen geschwüsterten ... erben.'
1539. Aa Rq. 1926. .[Jungfrau N. soll beim Tode ihres
Vaters] mit den anderen iren Geschwüstergiten von
beiden Müttern ein glycher Erb syn.' Mise. Tig. 1722/4
(Abdr. eines Ehevertrages von 1566). ,So Geschwüster-
git, Bruder oder Schwöster ... mit einanderen hus-
hielten, volgends tödtlicher Krankheiten halber eins
oder mer erstürben, alsdann sollen Die, so nach in
Laben, sölliche ir abgestorbnen Geschwüstergidt, wann
si keine Lyberben verlassen, vor Mengklichem erben.'
ZWein. Amtsrecht 1637. Mit nähern Bestimmungen.
Rechti G.; s. Bd VI 205o., auch Becht-G. ,Sollend
2237
Schwast, schwest, schwist, schwost, schwust
2238
Vatter und Muetter zu desselben [ihres ohne Nach-
kommen verstorbenen ehelichen Kindes] Hab und Gut
sowohl als desselben rechte Geschwiistrige in der
Teilung ... zue erben zuegelassen syn.' 1611, GT.
Rq. 190d. S. noch Ealb-G. ,Libliche G.' , Wo der Geist
der Liebe fein sonderbar sein sollte als zwüsehen Ehe-
leuten, leibliclien Geschwüstgerten . . .' PWvss 1677.
,Wan das Abgestorbne keine leibliche Geschwiistrige
... verlassen ...' 1680, AiK. StR. .Elicbe G.' ,Mit iren
elichen geschwistergiten.' 1351, Mohr CA). ,Die vatter-
halb eliche geschwistergit sint.' 1419, Z StB. ,Wo
eeliche geschwüstergit werent...' 1487, GT. Rq. ,0b
söllich abgestorbne kinder eelich geschwüsterigete ver-
lassen bettend, dieselben soltend mit vatter und mutter
erben.' 1588, ebd. .Einer-, zweierlei G.' ,Wäre Sach,
dass mehrer dan einerley Gescliwüsterige von einem
Vatter oder Muter vorhanden . . .' 1680, AaK. StR.
,Wenn ... eine Persohn ohne eheliche Leibeserben mit
Tode abgeben sollte, die zweierlei Geschwisterte hinter-
liesse ...' Gr Erbr. ,Ein-, zweibändige G.'; s. ein-, zwei-
bändig (Bd IV 1339/40). ,Wenn keine zweibändige,
sondern allein einbändige Geschwister mehr vorhanden
wären, sollen selbige Alles erben mögen.' Gr Erbr.
Entspr. ,G. von einem Band, beiden Banden'; s. Band 6
(Bd IV 1327). , Geschwisterte, so allein von einem Band
sind, dannenbaar die Güter nit entspringent, die-
selbigen habent einandern gar und ganz Nützit zuo
erben.' 1640, FMu. StR. ,I)ie von beeden Banden
Geschwüsterig seind, sollen allein erben ohne An-
sprechung dero, so dem Verstorbenen allein von einem
Band verwandt.' 1680, AaK. StR. , Eheliche Geschwö-
strige von Vatter und Mutter, das ist von beiden Banden.'
G Erbr. 1721. ,Ganze, halbe G.'; vgl. Ganz-, Halb-G.
.Ganz und halbe Geschwisterte, wo sie auf einer Seiten
vom Vatter oder auf der anderen Seiten von der Mutter
rechte Geschwisterte sind . . .' 1737, Ap LB. 1828.
,Wenn keine ganzen Geschwister, sondern allein Halb-
geschwister vorhanden ...' 1796, BSi. Rq. 1912. .Halb-,
vollbürtige 6.' ,Wer erbt? Halbbürtige Geschwister,
deren Kinder und Kindeskinder.' Gk Erbr. S. noch
zweibändig (Bd IV 1340). Ei"halbi G'schwüstergi, Stief-
bruder und -Schwester GMs; „Gr" ; s. Bd 11 1167/8 und
\g\. Ei)ihalb-G. ,G. (voni)vater und niuoter halb'; vgl.:
,Die, so von vatter und muter geschwüstergit sind.'
1527, GT. Rq. ,Ire geschwisterigete vatter halb.' 1582,
Z. ,Die Kinder der Geschwüsterten, welche dem Ver-
käufer von Vater oder Mutter bar Gescbwfisterte sind,
[sollen] den Kimlern der Geschwüsterten, so dem Ver-
käufer entweders nur vom Vater oder Muter halb
Geschwüsterte sind, vor denselbigen den Zug zum Kauf
haben.' 1645, BSi. Rq. 1912. ,G. vom Vaterraarch'; s.
Vater-Mäg {BäW 97). ,G. von einem teil': ,Zum dritten
werdend geschwüstergid von einem teil allein einan-
deren zur ee verbotteu.' HBiill. 1540. Z'säme"'bröchte,
z'sä7iie"'trägne G'schwüsterig, Kinder aus zwei ver-
schiedenen Ehen, die in eine neugeschlossene Ehe mit-
gebracht werden .\p (T.). .Ungeteilte, -verteilte G.',
die nach dem Tode ihrer Eltern bei ungeteiltem Erbe
zs. leben. ,Wo zwei ungeteilte geschwistergit werint,
knaben oder töchterli ... daz da eines glich erben sölt
als das ander.' 1403, AAWett. Otfn. ,Daz sy [die Söhne
des Hans Mötteli] als ungeteilte geschwistergit von
uns und iers fatte[r]s verlausneni guot zartend und
läbtend.' 1469, Gpd (Klageschrift RMöttelis). ,0b eins
aus den unverteilten Geschwüsterigen sich verbeuraten
und seinen Teil hinaus haben woltc ...' 1680, AaK.
StR. Bildl. und übertr. mit Bez. auf Gemeinschaft,
Zsgehörigkeit. ,So einer zuo im [Christus] sprach:
Din muoter und dine brüeder stond da ussen, woltend
gern mit dir reden ... nimpt er ab disen werten ein
anlass ze leeren, wie alle glöubigen sine glider und
gschwüsterig sygind.' 1526, Zwinoli. .Habet ihr mich
[euern bisherigen Geistlichen] als einen Vatter geehrt
und geliebet, gleich wie auch ihr mir als meine Ge-
schwüsterte und Kinder herzlich lieb wäret [so soll
es auch unter meinem Nachfolger sein].' JMüller 1678.
.Gerechtsprechung und Heiligmachung sind zwei gött-
liche Geschwisterte.' JJUlr. 1731. Spez. = Galgen 3f
(Bdir232); s.Herrigs Archiv 26, 444. — c) als indivi-
duell er Sg. n., für Bruder oder Schwester BsStdt (auch
Dim.); GrAv. (Tsch.), D., Kl., Rh,; L (Schürmann);
SL.,Stdtt; U; WUEms; ZStdt, nur für Schwester Gi.
Enn. ; Ndw (Matthys). 's eint oder 's ander G'schtoüsterti
ZStdt. Es ist mi"s G'schwisterti Gr.4v. Es ist-me es
G'schwisterti g'storbe" GrKIi .[Beide gehören zu den
Familien ohne Zshalt] wo Jedes allemal erschrickt, wenn
es ein Geschwister zum Hause kommen sieht.' Gotth.
.War ouch, daz da geschwistergit, die vatterhalb und
muotterhalb geschwistergit sint, ein gemein guot
bettend und wolt da der geschwistergit eins oder zwei,
ü daz sy mit einander geteilt hätten, sinen teil dem
andren geschwistergit geben ze koufen, das mag es
wol tuon.' 1424. AAHold. Hofrodel. .[Florus] der si
[Pantschiflur] in ganzen trüwen lieb hatt als ein
getrüwes geschwistergit' XV., Volksb. ,So ein ge-
schwistergot ... kein rechts geschwistergot, das ist von
beiden sydten, verlasst . . .' 1542, Tu Erbr. .Demnach
sol ein Geschwüstergit das ander, das sygen Knaben
oder Töchtern, die Vatter halb eliche Geschwüstergit
sind, ouch einandern erben.' um 1600, Z Rq. 1910
(.^esch a/A.). ,üb auch das abgestorbne ledig Ge-
scliwüsterige Haab und Gut verliesse . ..' 1680, AaK.
StR. .[Die ehelichen Geschwister mögen] das unehe-
liche Geschwisterte gleich als wohl als die ohnehe-
lichen Geschwisterte erben.' 1740, Gr Erbr. Uneig.:
,Die Seele ist ein Geschwister der Engeln.' JJUlr.
1731. — 2. in Zss. oder attrib. Verbindung mit C/jmdfer^;
s.Bd III 348/9. wozu das Folg. als Nachtrag. G'schwüstri-
BG., G'schwisterti- BsStdt. L.tw.; BE., S.; GrV.; SOlten,
Schw., Stdt. G'schtoüsterti- Aa; BsL.; BG., Stdt; GW.;
Scb; Th; Z, G'schtcüster(t)ni- ApK., G'schtvisteret- Gr
Av., Rh.; Nnw; U, G'schicüsteret- BG., G'schwiisterig-
GWb.; ThMü., G'schwüsterigi- Gl f-ergi-J; ScnSchl.,
G'schwistergeto- WVt. (BSG. II 173), G'schwüsterti
und Chind ScnwMa. : a) PL, Geschwisterkinder. aaOO.
.Consobrinus.geswistergidkint.' Vor. opt. .Wir NN. ge-
brüeder ... und unser geschwüstergit und geschwüstergit
kind verjehend ...' 1395. Mohr CD. .[Zeugen] redeten
oll'enlich. dass si von iren vettern vernommen hettin,
dass Heinis von Chame vatter und Heinis Henggelers
vatter geswistergide kind waren, und swuoren ouch
darumb.' 1413, Z RB. .Des zügen frow und N. sind
geschwüstertigekind.' 1508, Z. ,Syentsy geschwistergit
kinder und ir beider müeter liplich schwöstern ge-
wesen.' 1541/3. Z Ehegericht. .Geschwistergete (auch
,geschwisterte'. Fris.) kind, zweyer oder mer schwester-
kind(er), (con)sobrini.' Fris.; Mal.; bei Fris. 1541 ,ge-
schwisterigte kind'. .[Ludwig der Baier und Friedrich
von Österreich] die mit einander geschwüsterget Kind
waren.' Guler 1616. Rechtliches. .Wogeschwüstertig
2239
Schwast, schwest, scliwht, schwost, schwust
2240
sind von vater und von muoter und nun dieselben
geschwüstertig abgiengent, so sollen geseliwüstertig-
kind, die von vater und muoter gescbwüstertigkind
sind, erben vor denen, die nur ainhalb geschwüstertig-
kind sind.' GAltst. Erbr. 1475. ,Sol utisölichen brut-
löuffen und ersten niässen niemand mar gaben dann
dry betzen . . . aber vatter und niuotter, grossvätter,
grossmüetter, brüeder, schwöster und geschwüsterde
kind sollen Iren frjen willen haben.' 1520, B StR. ,So
habend wir von den Gevatterschaften auch aus-
geschlossen geschwüstergite Kinder und Diejenigen, so
mit geschwüsterten Rinderen verhüratet ... sind.'
Z Mand. löoti. ,[Liass an einer Landsgemeinde] nit
Vatter und Sohn, auch nit zween Brüöder, item
gschwtistrig Kind, Schwäger und was nächer by ein-
anders sollend sitzen.' 1654, Ap JB. 1856/7. ,So es
mehr der Geschwisterte-Kinder sind.' Gr Erbr.;
nachher: ,die Geschwistrigen Kinder.' S. noch Kön-
Mägschaft (Bd IV 99); Band G (ebd. 1327); Halb-G.
Uneig. Wiberlüne' und Äbrelle-wetter si" G'schwisterti-
Chinder BsL. In andern scherzhaften Verbindungen.
O'schwisterti Ofe"hüsU, wer unter sich entfernter ver-
wandt ist als Geschwisterkinder BE. (Bärnd. 1904); mit
der Erklärung, der Betreffende stehe ausserhalb der
Familie, wie das Ofenhaus ausserhalb des Wohnhauses.
G'schwüsterti Chälber: Bartli, i" wel'''em Grad sönd
etz a«'* mir Zive" venvandt mitenand? 1''' mäne" bi-
goscht, mer seijid g'schwösterti Chelber, Jokeb! ATobler
1905. — b)Sg.; s. BdIlI348u.; dazu noch G'schwüsterti-
Chind B.
Mbd. tjetttcister (selten), gesicintcHde -eride -erde, geswisteryide
-yil -rjit, koll. Sg. und (meist) PI. n., auch schon im indiv. Sg.,
als Abll. von Schwester urspr. nur von Schwestern; vgl. (auch
zu 2) Ür.WB. IV 1,4002/7; Sehm.'II 651/2; Martin-Lieuh. I
448 (zu 2). II 532; Fischer III 510/1. V 1293 (,Schwistergit'),
sowie iie-sckwester. Die Form (/e-scAiois(er ist wohl uirgeudsecht
raa. ; sie taucht auch erst im XVIII." auf (auch 1749, UIs. JzB.).
Parallelen zu den übrigen Bildungen bieten Ge-vuHeri"(j (Bd I
1129); Ge-vatlerle, Ge-viUterti (ehi.^Aaza Gr.WB. IVl b, 4679);
.Gelichtergit' (Gr.WB. IVlb, 3016; Fischer 111 292) und
,Eleutergit' (Sehm.* II 652); zur F.rkläruug der Formen s. die
Anm. Bd III 348/9. Neben G' mhicüstenOni steht iu ApK. auch
Yencantni, Verwandte; zum Ausgang vgl. deu Schluss der
Anm. Bd VII 1136. In G' »chw'mterijuti (vgl. unten ä. ,ge-
schwistergot') ist wohl eine Umbildung nach den Ptcc. auf abd.
-öt zu sehen. Das Gebiet der gerundeten Formen entspricht
(mit Ausnahme von B und Gr, wo -ii- weiter verbreitet ist)
dam von Schönster. Im Folg. noch eine Zsstelluug ä. Formen zur
Ergänzung der im Text belegten. Zu 1 b, koll. PI. ,Ge-
s(ch)wistridi.' 1274, B, ,-idU.' 1377, W, ,-ide.' 1387. 1429, Aa,
,-er(e)de.' 1331,SchwE.; 1400, S; 1429, AaB.; 1539, AaZof. ;
1551, BRM.; 1623, BSi. (,-U-'), ,ges(ch)wist(e)rit', ,-ii-.' 1309,
L;1379,Ap;1611, G,, Geschwisterenten' (Dat.). 1 6 1 2, AaWett.,
,ges(ch)wisterte',,-ü-.'XV,/XVIll.,Aa; Ap;Bs; F; Gr; L; Seh;
Schw; Z, ,mitdri Geschwisterti.' 1699,GrL. — ,Ges(ch)wist(e)-
rig', ,-ü-' (iu der ä. Zeit im Nom.- Akk. meist endungslos, seit E.
XVI. häufiger ,-e'). XVll./XVlIl., Aa; Ap(schon 1374); Bs; G;
Schw; Tb (schon 1432); Zg;Z, ,-ergen' (Gen.). 1647, Z. — ,Ge-
swistergidU.' 1337,L, ,-gide.' A.XV.,B(Gen. ,-en'); 1413,Z, ,ge-
s(ch)wistergit', ,-ü-' (im Nom. -Akk. endungslos, seit dem XVI.,
früher selten, auch ,-e'). XIV./XVIll., Aa; Ap (schon 1350); B;
Gl (1396); Gr (schon 1351. 1395); L (XV.); G (schon 1307.
1364); SchwE. (schon 1331); Obw; Z, ,gesehwistergichte'
(Gen.). 1457, ZEmbr., ,ges(ch)wistergot', ,-ü-.' XV., Volksb.;
1512/30, Aa (auch Nom. ,-e'); 1542, Tb; 1556, Z (Dat. ,-en'),
,geschwisterget(e)', ,-ü-.' 1458, Aa; Stumpf 1548; LLav. 1582/
3; iMisc. Tig. 1722/4. — ,Geschwist(e)riget(e)', ,-U-.' XV. /
XVIIl.,Gr;XV./XVI.,G; 1 582, Z, , -igte.' XV./XVll.,Aa; XVI./
XVII., G; Seh; Z; XVllI., Bs; Gr. ,GescbwUstergte.' 1602/
30, Z. — ,Geschwisterdig.' 1360, L, ,-ertig.' 1457, Gr (,-e');
1477, L; XV./XVl., Z; Vad.; Kessler. — .Geschwüstigerten,
(Gen. Dat.). FWyss 1677. — Formen mit ,-ö-' (im Anschluss
an , schwöster", zT. wohl auch lautl. Senkung aus ü): ,Ge-
schwösterte.' 1677, Z; 1747, BSi.; Z Erbr. 1831, ,geschwöste-
rig.' 1514, Bs; XVI./XVIII., G (auch Kessler); 1567/70,
ZEgl., ,-erge.' 2. H. XVII., Z, ,gesch\vöstergit.' E. XV., GT.,
,-strigit.' 1638, GRh., ,-striget(e).' 1538, Gr; 1575, ZEgl. —
Schwacher Nom. -Akk. PI. ,Geschwisterten' (neben ,die ge-
schwistergiten'). 1488, AaWett. ; .keine ehelichen Geschwister-
ten.' 1615, Gr, , keine rechten Geschwüsterten.' 1627, BSi.,
,die übrigen Geschwüsterten.' Heut. 1658. ,Die (Halb-)Ge-
schwöstrigen.' G Erbr. 1721, , unser Beider Geschwüstergen.*
1602, AaWett. , Die geschwösterigetten.' 1575, ZEgl. — Zu
1 c, indiv. Sg. ,Ein Geschwister.' Sintem. 1759. ,Das ge-
schwisterte.' 1594, Aa; 1743, FMu. (,-ü-'), ,ein(s) Ge-
schwüsterte.' 1622, AaWett. (Gen. ,eins G-es', Dat. ,dem G-e');
1627, BSi., ,das selb Gesobwistert.' 1757, Bs. .Jedem Ge-
schwöstrig.' 1721, G. ,Ein ges(ch)wistergit', ,-ü-.' XV., Aa
(auch ,-e'); 1419. 1604, Z; 1527, 6, ,das abgangen ge-
schwüstergit.' 1545, ebd. ,Ein junges Geschwüstrigete.' 1646.
EScbiess 1919. — Zu 2, G.-Kind(er); s. schon Bd HI
349. ,Geswistridi-, -de-.' 1416, BSi. ,Geschwistert-- (,-U-').
ThPlatter; 1646. 1664. 1713, Gr. ,Geschwistergit-.' Z Chr.
1336/1446; 1539, Z, ,-get-.' 1664, Gr. ,Gescbwistrigot-.'
1524, ebd., ,-get-.' 1615. 1718 (neben ,Geschwistert-'). 1831,
ebd. Mit genit. Fügung. ,Mit siner gescbwistergit kinden.' A.
XV., Gr. , Ehelich Geschwöstriger eheliche Kinder.' 1721, G.
.Verstorbener GeschwUsterter Kinder.' 1743, Z.
Ganz-: Geschwister von Vater und Mutter her.
, Erbschaftsrecht der Mutter, wann keine Ganz-
geschwösterte sonder allein Halbgeschwösterte auf
beiden Seiten von ihr vorhanden.' 1747, BSi. Rq. 1912.
Halb-: l.wienhd.BE. Mutter het-es[s\r\ Mädchen]
ke'ni nie g'ha', derfür e" Steufatt tind drü chlinneri
Halbg'schwisterti, ivo-n-es het müesse" goiime". SGfeller
1919. , Sollend die Halbgeschwüsterte mit den rächten
Geschwüsterte[n] und geschwüsterten Kinden alle
gleich erben.' 16'23, BSi. Rq. 1914; auch 1686, ebd.
(,-geschwisterten'). ,[Im Zugrecht sollen] die rechten
den Halbgeschwüsterten vorgahn.' 1743, FMu. StK.
S. noch Bande (BdIV 1327); Ge-schivister Ib. — 2. ,H.-
Kind(er)', entspr. Ge-scJnvister 2, Kinder von Halb-
geschwistern. ,Dass inskünftig des Verstorbenen Halb-
geschwüsterten Kinder mit den Halbgeschwüsterten
zu erben haben ... soUindt.' 1686, BSi. Rq. 1914. —
Vgl. Gr.WB. IV 2, 202.
Ein Ä" -halb- G'schwüsterti: 1. = ein-halbi G. (Sp.
2237) ScnHa. ,Einthalb-Geschwöstrigit.' 1633, JGöldi
1897. — 2. ,ainhalb geschwüsterti kind', = Halb-G. 2;
s. Sp. 2239 u. (GAltst. Erbr. 1475) und vgl. JGöldi 1897,
'284 (unter 3). — 1 auch bei Gr.WB. III 194; Fischer II
613 (unter e»iAa(6).
Ene°t Ennert-halb-G'schwüsterig ApH., I., M.,
Andert-halb-G'schtvüsterni \vK.: = dem Vor. 1. Vgl.
^.-Schwester. — Mit-. ,Hans Guler ... für sich sälbs
und siny raitgschwisterly [1. ,-ty'].' E. XVI., Gr (Ehe-
vertrag).— Recht-: l. = recÄtt 6f. (Sp.2236u.). , Mögend
Die, so von Vatter und Mutter bar ihre [der verstorbenen
Person] Rechtgeschwüsterte sind, dero verlassen Gutt
erben.' 1715, FMu. StR. ,Wann ... die abgestorbene
Persohn einerseits ein Stieffgeschwüsterte, das ist nur
vom Vatter oder nur von der Mutter harkommen, ander-
seits aber Kinder von einem Rechtgeschwüsterten, so
von Vatter und Mutter bar Geschwüsterte gsin, nach
Todt verliesse ...' 1743, ebd. — 2. entspr. Geschwister 2,
Kinder von Vollgeschwistern; vgl. auch das Folg. 2.
.Erben die rechtgeschwistrige Kinder nach den Häub-
teren und nicht die stiefgeschwistrige.' 1787, ZRhein.
2241
Schwast — seil wüst. Scliwat(t) — schwut(t)
2242
Stief-, Stuf-, Steuf-, Steif-: 1. wie iilid. allg. In
ApH., I., M. nennt man Stüf-G'schtvüsterig It T. ,un
Besondern solche Kinder zweier Ehen, welche, wenn
sie in eine neugeschlossene gebracht werden, völlig
verschiedene Eltern haben, hin und wieder aber auch
Halbgeschwister.' ,Des abgangnen stiefgeschwistergit
[haben] vermeint, diewil sy vatterhalb sine ge-
schwistergit sigind, sollind sy die nechsten erben sin.'
1567, AABr. StR. ,Stiefgeschwisterte, von eim [Vater
oder Mutter] geboren.' 1583, ebd. ,Stieffgeschwüstert,
so nur von eim Teil har.' 1619, AaZoT. StR. .Stiel-
geschwiisterte, die nur von entwäderem Band und Teil
. .. her kommen.' 1623, ebd. S. noch ein-bändig (Bd IV
1339). Auch in individuellem S.; s. Eecht-G. 1. —
2. entspr. Geschwister 3, = Halb-G. 2. ,Stirbt eine Per-
son, die keine Kinder noch Geschwistrige hat, wohl aber
rechte geschwistrige Kinder und zugleich noch lebende
stiefgeschwistrige Kinder [so erben die Kinder der
rechten Geschwister].' Z Erbr. 1831. S.auchdas Vor.2.—
Vgl. Adelung IV 37 1 ; Martiu-Lienh. II 532 ; Fischer V 1756.
Be-sc hw ister t ,-ü-': PI. = Geschwister Ib. , [Kin-
der von Geschwistern mögen erben] wie irer Väter und
Mutteren hättind tun mögen, wan si irer Beschwüsterdt
Hinscheid überläbt hättind.' 1627, BSi. Rq. 1914; sonst
nur ,Geschwüsterte'. — Nbf. zu ,Geschw.'; vgl. etwa ,be-
freundt' und ,gefreuudt' (ör.WB. IVlb, 2158); auch Wil-
mauns II 449.
Scilwost f.: Schwester B Gassenspr. S. WHodler
1911, 15'2.
Schwat(t), schwet(t), schwit(t), schwot(t),
schwiit(t).
Schwatt m., ,P1. ungebräuchlich' : grosse Menge (aus-
geschütteter) Pltlssigkeit GßObS.; Syn. Schtcetti. E"
ganze'' Schw. Wasser. — Die Angabe ,f.' (BSG. XI 30) ist
kaum richtig. Uusre Sippe stellt sich zunächst, mit bekanntem
Aulautswechsel, zu Watt, walten (waten) usw., berührt sich
aber auch mit Schwatteren. Hieher wohl mit andrer Bildung
Schio<dtc''-FaU, Name eines Wasserfalls GPfäf. Vgl. auch Bück
1880, 252.
schwatte", 3. Sg. Pra;s. und Ptc. -et: Wellen
schlagen, von Flüssigkeiten in einem Gefäss GRÜbS.
Auch von Sumpfboden, der beim Drauftreten schwankt:
es schwattet. ebd.
schwattig U (in Bed. lay), schwettig BoAa.;
GMs (nach einer Angabe -ä-), Wl., Wb.: 1. a) stark
wasserhaltig, a) von feuchtem, schwerem Boden GWb.
— ß) von Gras, Heu, das auf fettem Boden und bei
nasser Witterung rasch und üppig gewachsen ist. ebd.
— Y) von (weichem, schwammigem) Holz, das rasch
und an schattigem Ort gewachsen ist GMs, Wb.; U,
so Mad. Schwattigs (bzw. -ä-, -e-) Holz. — b) üppig,
fettleibig, von einem Menschen, ,der eher korpulent
als zäh erscheint' GWl., Wb. E" schwettigs Üter, von
einem grossen Kuheuter, ebd. — 2. zum Überlaufen
voll BoAa. (Bärnd. 1925); s. ge-schwadlet (Sp. 1751). —
In den selben Formen in Bed, I (ohne aß) auch bair. und
Schwab, (schon spätmhd.); vgl. Gr.WB. IX 2174 (unter
, schwadern' 4, ,schwadicht'). 2347/8,- auch .schwattigen.' ebd.
2348; Fischer V 1250. 2 ist Abi. zu Sclucelli.
schwette" (Ptc. -et), in SchwE. (Ochsner) schwett-
ne": 1. a) Pferde, auch Schweine (SchwE.) schwemmen,
in die Schwemme treiben AaF.; L (auch It St.); SchwE.;
„Z'; vgl. Schwetti 1. Meist abs. : Mer gönd go" sehw.
Sobwelz. Idiotikon IX.
.\aF.; L. — b) in einer Pfütze, Lache herumtreten, sich
im Wasser tummeln, baden AAWohl.; L, = /lotschen 3
(Bd 11237) LE.(Zyro). — 2. überfluten, überschwemmen.
,[Bei der Sündflut wurde] Als zu todt geschwettet.'
JCWeissenb. 1678. — Vgl. Gr.WB. IX 2608, sowie weiten.
übere°-: hinüberwaten. Jetz slönd s' [äie Z\ege)\]
am Bergbach ... Alö! übere", Geissli! jölet tmd locket
der Geissbueb, nimmt bi de" Home" die Altgeiss und
sclnoettet mit-ere" üb're". IRöthelin 1882. — ■ b'^-, Ptc.
6'sc7ijüei«,6'sc7nt'a<t:,imbrattare', besudeln PAl.(Giord.).
schwettene": , Wasser usw. ausschütten, dass es
fast Lachen gibt' Ndw (Matthys), ,in Strömen fliessen'
BR. — Abi. vom Folg.
Schwetti f., PI. -ine", -ene": 1. a) = SchwämmiIIl3
(Sp. 1862), auch etwa als Badestelle für Menschen, bes.
Kinder benutzt AABb., F. und It H.; BSi.(ImOb.); „L",
so E.; GW.; Ndw (Mattliys); „Z"; Diai,.; Syn. auch
Wetti. D'Eoss i" d'Schtc. füere" AaF., mit de" Rossen
i" d'Schw. fare" Aa (H.). ,Die Tränke liegt an der sog.
Schw.' RocHH. 1856. ,Die Schwedenreiter schwemmen
nachts ihre Rosse in der Schw.' ebd. ,l)ie Schwemme,
Wette, Schwette, aquarium, natatile [!] lacus.' Red. 1662.
,Es sind zwar daselbst [bei Jerusalem] auch Wasser
gewesen, aber ... nicht genugsam: der Wunderbrunn
und die Schwette Siloa, der Bach Kedron [usw.].'
JBÜTT 1736. — b) sumpfiger Boden, nasse Wiese GW.
(Schlegel). — 2. a) Lache, Pfütze, mehr oder weniger
ausgebreitete Ansammlung übergelaufener oder (un-
gehürigerweise) ausgegossener Flüssigkeit auf einer
Fläche (Boden, Tisch udgl.), auch von auf diese Weise
durchnässten Stellen in Stoffen (Unterlagen), „Menge
Flüssigkeit, die auf einmal verschüttet wird" (vgl. b)
AABb., F., Häggl, Zein. undltH.; Apüais, 1.; Bs; B,
so E., Kirchb., Lau., R., Sa., S., Si., Stdt; FS., Ss.; Gl,
so M., Näf., S.; „Gr-Av., Chur, D. (B.), Ig., ObS., Pr.,
Rh., S., Tschapp., V.; „L'E., G.; GMs, Pfäf., Sa., Stdt,
Ta., \V.; ScnSt. It Sulger (.breite, aber nicht tiefe
Pfütze, Gespritze'); ScawBrunnen, E.; SG., L.; Uw;
U; WLö.; ,Z", so 0., Stdt; Syn. Gumpen 3 (Bil II 316,
wo weitere Synn.), Schwaderen (Sp. 1747). Lueget dö,
toas für e" Sekte! rief ein Knabe, als er zum ersten
Mal von den Appenzeller Höhen aus den Bodensee
erblickte BsL. (Seiler). Was isch' denn dö am Bade"
ßr e' Schw.? Frau scheltend zum Manne, der das
Waschbecken zerbrochen hat. Bs Nat.-Ztg 1895. Gugg,
wettiyi Schw. Bhiet da uf der Sträss lit! BSi. (DGemp.).
U ferne' Waldbödeli hei"-si e" Schw. Bluet fmige" [ge-
funden]. SGfeller 1921. ,Sonsten syge uit' dem Tisch
... alda der St. gesessen syn soll, ein Schw. oder
Gülleli Bluot gsyn.' 1611, Z. E" Schw. mache' uä.
E' ganzi Schw. uf de' Tisch mache" GMs. Dö hest e"
schmi Schw. g'macht ! AkVf ohlen. ,I>ie Schw., welche die
Magd beim Fegen gemacht hat' Bs (JMähly). E" Schw.
(i' 's Bett) mache", von kleinen Kindern. Lue^-mer jetz
das Söiimeitli ! 's isch' chüm e" Stung, han-i''''s uf''em Häfi
g'ha" u"' jetz macht's scho" widerte' Scäj«..' (AvRütte).
Gugg, du hest aber e" Schw. an'n Bade' 'züblet! BSi.
(ImOb.). Bäbi, gang wasch üf; 's Meitschi hed c" ganzi
Schw. i" d'Stitbe' lo' fare' L (ERöthelin). S. noch
BdVII143M. Auch = JS/äderla(BdV16)Ap. — b) wie
tw. schon im Vor., übergehend in eine unbestimmte
Quantitätsbezeichnung, Schwall, Guss, grosses Quan-
tum, Übermass von Flüssigkeit Aa; Bs; BoAa., E., Ha.,
Lau., S., Stdt; GLEngi; GRChur, D., Nuf., ObS., Ths,
Tschapp., V.; GStdt, WL; S, so L.; U; Z, so BüL, Stdt,
141
2243
Sclnvat(t), schwet(t), scliwit{t), schwot(t), schwut(t)
2244
Zell und It Dan.; Syn. Schapf, Schepf I {Bd VIII 1044.
1046), Schlapp, Schiatz, Schwall, Schwapp (Sp. tili.
799. 1809. 2047). Eine Schw. Wasser ausgiessen Z (Prof.
Grob), iir het e" Schio. Wasser rerschütt GRTscliapp.
Deich ei"s, Heini hed en ganzi Schtv. Milch üsg'hit
BHa. Me" mues' dann nüd e" ganzi Schic. Wasser dra"
läre', nw e" halbs Glas, Da' ist g'nueg Z (Dan.). /<■''
ha'-der doch sclw g'sait, dass d'-ene' [den Topfpflanzen]
z'vil Wasser gi^sch; die ewige" Schivettene" sind Nii
nutz. TCiiRisT 1921. E' Schw. Dnihne" BsL. S. auch
Sp. 1005 M. 1039 u. Schweltiue" Wasser treiche" li
(SGfeller). ,Er trank eine Schw. Milch' Z (Prof. Grob).
's isch en ordli(ji Schw. [Milcli] g'si" in der Platte".
Breitenst. 1864. Eine magere Kuli, die doch ihre ordligi
Schiu. i"schäicht. Bärnp. 1925. , [Bauernsöhne prahlen
im Wirtshaus] von der Schw. Somraermilch, die sie
zu liefern gedenken.' Joach. 1883. D' Milchbräniler
chöme" all Marge" und Übe"'' derther . . . und füere" e"
Schic. i" d'Hütte". WFlückiger 1923. [Man muss sich
fragen] was mit der Schw. [Milch] göi, wo all Tag uf
Basel abe" chunnt. S Ztg 1916. E" schöni Schw. Wi";
s. Bd IV 1535/6. Es müess-im ei'fach "umen es Schwet-
teli Französe"ivi" zueche". JBürki. Eine reiche Trauben-
ernte gibt ganzi Schwettine" Wi". BXrnd. 1922. E"
Schuätte Waltesbranz. ChrReichenb. (BLau.). Si händ
e" Schic. Rüm dri" [in den Kaffee] g'lärt. ACorr. 1873.
E" Schw. Kofi, The B; GWl. Du hast iez au''' e" Schw.
Suppe" g'macht! ZStdt. Auch von einer zu dünnen
Suppe GlS.; GStdt; S. Das isch' e" schöni Schtv.! S.
Von allzu reichlicher Brühe am Braten GStdt; ScuSt.
(Sulger). Von Dickflüssigem: e" Schio. Hung B,
Gumpfitüre" SL. Von Hochwasser, .Überschwemmung'
GW. ,Da [in trockenen und nassen Jahren] wechselten
Tropf nnilGüitimitWasserschöpfe",Schweitine".'B'kRyrt.
1927. In adv. Bestimmungen. Di ganz Chuchi isch'
ei" Se ... Der [Wasser-]Z/a«e" iscji' oß'e" und d's Wasser
lauft nume" so i" Schwettine" über ''e" Schüttstei".
OvGreyerz 1897. Z' Schwettine"-wis BS. (Bärnd. 1922,
249). Dere" [Kaffee] han-i"'' 'trunke" schwetti-wis Gr
Chur. — c) übertr., ,grosse Masse im Allg.' GRChur.
a) von Lautäusserungen. Von einem Wortschwall BE.;
L; GTa.; ZBül. (.lange Rede, Gewäsch'); Syn. Schicall
(Sp. I8O80.). Efn) Schw. mache" Bs (Fastn. 1927); GTa.
Hör iez einisch üf schnor'e"! me" brücht dö ned e"
Schw. Wort, um Das z'versiö" L (ERöthelin). Im
Grösse" Böd redt-er immer e" ganzi Schto. vo" Hätt-
i«* und We't-i'''; aber wenn's chund a" 's Zale", de""
hört-er üf mit Prale" L (Schürmann). Drüf hed-er e"
ganzi Schw. üsg'schüttet vo" Schimpf ereie". JBEoli
1871. Und wider ist e" Schw. [von Flüchen] cho".
SGfeller 1919. Ghlipsen isch' die Bösheit so unerwartet
i" d'Chnöüäche" g'schosse", dass er a"fangs ke'"s Wort
füre"'bröcht het, aber numen es Rüngli: dernö''' isch' du
au''' e" Schw. cho". ebd. 1927. Von einem Gelächter:
Jetz hei"-mer wider e" Schw. g'lachet. Bärnd. 1904. —
ß) „Haufen einer Art, zB.ApfelW ".Menge, ÜbermasszB.
von Gemüse (Salat) Z, so Kn., WI. (.reichliches Essen')
und It Dan. — y) von Arbeiten : Es het-mi''' g'ergeret, dass'
mi''' im Stich g'lä" hed, wil-i''' uf si g'rechnet und e"
ganzi Schw. übernu" ha" GrCIiut (B.). — 8) grosse
Fläclie Landes GRig. (Tsch.). E" Schw. Bade"; Syn.
Schwall (Sp. 1809o.). — 3. Gericht aus Mehl, in Butter
gerostet und mit Zieger, zerhackten dürren Birnen-
oder Apfelschnitzen (nach andrer Angabe grünen
Birnen), auch Kartoffeln zs. gekocht Gl; vgl. Biren-,
Ziger-Schw. — Vgl. Gr. WB. IX 2608. Als ON. !^chweiii Aa
Aristau (Hof; auch bei Leu Lex.); GW. Sihwetlene" GTaniouser-
alp b/Mels. ,Schwetti-Berg' GlBraunw. Als PN. (vom ON.'^:
,Uolrich Swetti.' 1301, Z ÜB. Ganz unsicher: .Johauns
Schwetinger, pfarrer zu (Z]Regenstürf.' 1528, Absch. IVla
l'2r.3. Vgl. noch ,Scliwettkiichler, SchuyJer'. 1629, ZStdt.
Bire°: = dem Vor. 3, ,zu Brei verkochte Birnen'
Gl. , Eigentümliche ülarnergerichte sind ... Zieger-
bröchi, Birnenschw. mit Zieger.' Gl Gem. — Boss-:
= Schwetti 1 LStdtf, nur halbappell.; vgl. Liebenau
1881, 107. ,In den 30er Jahren befand sich am linken
Reussufer nalie der Reussbrücke eine seichte Stelle,
wo man die Pferde zum Bad in der Reuss hin und her
trieb; man nannte sie die R.' ERöthelin. ,Das [zu
verkaufende] Holz ... solle ... für die Klein-Stadt .. .
an der Roßscliwette aufgesetzt werden.' L Mand. 1671.
— Wi°-: Weinlache. RvTavel 1913. — Wasser-:
Wasserlache GBuchs. — Ziger-: = Schwetti 3, „Speise,
deren Zurüstung darin besteht, dass man Mehl in
Butter röstet und hernach eine gleiche Portion Zieger
und gekochter Apfel oder Birnen hineintut" Gl (auch
It Ebel, Rochh.); vgl. ferner Steinra. 1802. 139; Gl Gem.
309; HAnd. 1897, 8. .Ziegerbrei' GoT.
schwettig s. schicattig.
Sclnvattere" ScuSt.; ZHörnli, Schwättere» Gr
Nuf., Ths, -ente"GRPr. — f.: 1. weicher, schwappender
Teil am Körper eines Beleibten ZHörnli; vgl. schtcat-
teren. De'', Die hat Schwattere" .' — 2. Ohrfeige Gr
Nuf., Pr., Ths; ScuSt. It Sulger (.Ohrfeige, die wider-
prellt und den Kopf wackeln macht'); Syn. Flatteren
(Bd I 1228), Er hätmer en helleschi Schtcälterne" g'gen
GrPt. Wenn nit schwigist, kriegst e" Schw., dass an
d'Wand fliegst GRThs. S. noch um-ziten (Bd VII
1459 0.). .Schwater, Schwäterling, Wunde, vulnus,
plaga.' Rei). 1662.
schwattere»: schwappein, von fetten Körper-
teilen ZHörnli, Maur. Si schwatteret cornen und hinne"
ZMaur. Dö schwatteret' s aSf! ZHörnli. Zittern,
schlottern, bes. von den Beinen (infolge Überanstren-
gung, Erschöpfung, Alters) GRHe.; GW. (,zittern, dass
die Zähne klappern'); ThHw., schwankend gehen GW.,
sich klappernd hin und her bewegen, wanken, zB. von
einem losen Brett, einem Sägeblatt GW.; Th, so Esch.
(Wepf), Hw.; Syn. lodelen (Bd III 1100), schwampelen
(Sp. 1878). — Nbf. zu »chicadereri (Sp. 1748/9); vgl. mlid.
Kimlem, rauscheu, klappern, dazu Gr. WB. IX '21 74 (unter
, schwadern'); Martiii-Lienh. II 521; Fischer V 1228. ON.
,S(ch)water-Lo' 1266. 1375, Huck 1880. 252; vgl. Sp. 1749u.
schwatterig, in ZMaur ^'sc/ou.: schwappend, vom
Körper einer fetten Person ZMaur. St ist ganz g'schw.
Schwankend, zitternd, schlotternd, von den Beinen
GRHe. (Tsch.); Syn. schicampelig (Sp. 1879). Schw. i"
de" Beine' si", schtvatteregi Bei" ha".
schwatle° s. schwadlen (Sp. 1751).
seh wätterlicht: = schwatterig, schwankend Gr
Furna (Tsch.). Wemme" bim Heue" Wasser in d'Hitz
trifnjcht, so würd's Ei"'m in de" Bein schw. /"* ha"
schiv. Bei(n).
Seh wätterli"g, in ZO. auch Schwä(r)telig — m.:
1. = Schlötterling la, Schnuderling la (.>p. 793. 1148)
GnValz. (Tsch.). Der hed doch en grüsege" Schw. aher
g'schnüzd. — 2. = Schwatterenä (s.d.) G; „Z" (St.'), so
Bül., 0., Stdt, Zoll.; Syn. Flätterling {Bi 1 1229). Ei"'m
en Schw. ge". Sitze"d still, ir Dreck füdli''', oder t'* gibe"
e" jedem en Schtv. Zu. Se, wc^'st das [auf dem Boden
2245
Scliwat(t), schwet(t), scliwit(t), schwot{t), schwut(t)
2246
liegende] Schössli no''' nüd üfne"; muess-der acht z'erst
e" par SchweiterU'g ge"? zum ungeliorsamen Kiiule.
Stütz; noch öfter (auch -ä-). .Einem einen schw. setzen
[s. setzen 7 Bd VII 1628], anhenken, geben', einen Denk-
zettel geben. ,[N. habe] inen uft'der strass tröwt, wan
er siner gefangenschaft gclediget werd, so welle er
inen ein schweterling anlienken.' 1571, ZGrün.; nach
andrer Aussage: ,[N. habe gedroht] inen einen schw.
zu setzen oder anzuhenken.' ,[Der Gefangene habe]
ettlichen personen ... getröuwet, das er inen ein
schwäterling oder letze geben und sy mit syner fhür-
büchs erschiessen welle.' 1572, Z RB. — Zu .Sclnräru-
U",J vgl. S,:h,mrllm,j S (Sp. 2103).
a°-.schwatiere'': tr., Einen (mit vielen Worten) um
Etw. angehen, bes. um Geld ThHw. — B.ad. (Snnthausen)
und Schwab, (auch im Südosteu) a^nchivadieie**, bereden, enga-
giereü, zum Tanz, Spaziergang, Spiel ua. (Ochs 1 60; Fischer I
257) neben verbreiteterm y^crscÄK'rtrftVre", überreden, verleiten
zu Etw. (Fischer I 880), aus M. iiersuadere oder frz. ^lersunrf«-.
Es liegt nahe, a"arJtw. durch 'Kreuzung z'vv. persckiv. und a*^g<i-
sihiere" aus frz. enrjager (Bd II 479; ESteiner 1921, 400;
Fischer VI 1512) zu erklären, und zwar mtisste, äfipersehie. bei
uns nicht vorzukommeu scheint, der Vorgang auf Schwab. Bodca
stattgefunden haben. Für Entlehnung könnte auch unser inl.t
sprechen, das etwa auf gruud von Gleichungen wie schwäb.
lädiere": scbw eiz.flaiticrc" uä. für schwäb. d eingetreten wäre.
Scliwltc" (-i'-J f.: grosses Fest. Gelage BsStdt; aus
der Studentenspr. Ilesch wider e'"möl e" Scliiv.! 'smucs'
doch allewil Eppis bi-der gö" BsStdt. Von leicht-
sinnigen Vergnügungen, liederlichen Lebensgewohn-
lieiten: ,Sie lachte dazu [zu dem liederlichen Lebens-
wandel ihres Mannes] und erzählte ihm, was sie gerne
wollte, von ihren Scliwiten.' Gotth. — Aus frz. suitt; vgl.
Kluge 1895, 129; Gr.WB. IX 2722 (,Schwitte'); Fischer V
1293, auch zum Folg.
Schwitie bzw.-«'- (--x) m.: Stutzer, eingebildeter,
geckenhafter Mensch BsStdt (Seiler); aus der Studenten-
spr. Der iSc/tj«. mse", sich als Stutzer aufspielen. Wer
den Herrn spielt, nur seinem Vergnügen nachgeht, un-
häuslich, verschwenderisch lebt: ,I)as Wohl des Vater-
landes ruht nicht auf Kneipies und Schwities, sondern
auf treuen, frommen und fleissigen Hausvätern.' Gotth.
seh witisiere": gross tun. den Gecken spielen
BsStdt. Z'PaHs ka'"'-me" mit dreihundert Franke" nit
mengi Wuche' schw. BsStdt (.\Socin}. Den Herrn
spielen, flott leben. .Er wusste wohl, dass Der nicht
einen ganzen Sonntag Nachmittag zu Hause war,
sondern unter die Leute gehörte, welche alle Tage
scliwitisiren und am Sonntag doppelt, welche ausser-
halb des Hauses für ihre eigene Person mehr brauchen
als für die ganze Haushaltung samt Weib und Kindern.'
Gotth. ,I)er Metzger verachtete Alles, was nicht mit
ihm schwitisirte, laichete.' ebd.
.G'-schwitt" (GschicUe") f.: Wiedehopf W" (St.';;
s. Tschiwitten.
Schwiter s. Schwizer.
schwitig, -i'-: Adj. und Adv. 1. a) mit Bez. auf
Essen und Trinken, „heisshungrig, gierig, gefrässig",
hastig, von Menschen und Tieren AAHold., Leer., St.
und It H.; „B", so Aarb., oAa., E., G., M., Sa., S., Si. und
It St.'' und Zyro; ,F"S., Ss.; J,E."; S, so Rech. Syn.
gUig3,gridig(Bt\]lbO().10b). Attrib. Es schiv-s Finkli.
EWüTEKicH-Muralt 1914. ,Die allzeit schiv-i Gras-
fresserin', die Gans. Bärni>. 1914. ,[Der Hecht] dieser
allzeit «cÄic. Räuber.' ebd. 1922. Blähsucht beim Vieh
ist die Folge von ,schwem Ahe^schlah" saftiger Gräser
oder Kräuter.' ebd. 1925. ,[Die Löwen in der Löwen-
grube freuen sich] so sy den schwytigen magen sond
füllen.' GBrün 1545. Meist präd. und adv. Die Chräije"
si" recht schtv-e BG.; FSs. Das Chind ist schw-s, isst mit
grossem Appetit BSi. (Imüb.). Bis doch nit so schw-e"!
BG.; FSs. ,Wenn Väter es sich Wohlsein lassen und sich
nur darum kämmern, dass ihre Kinder Nichts von
Dem erhalten, was sie selbst genicssen vor den Augen
der Kinder, wer will es den Kindern verargen, wenn
sie schwytig werden?' Gotih. Schxr. si" über Öppis,
erpicht sein : Dir Sit jetz, däich, miiiimf schw. drüber
[die ländliche Kost], we""-men all Tag Öppis Bessersch
het. SGfeller 1927. Schio. (fr)'esse", trinke". Iss doch
nit so schw.! B (AvRütte). Muest nid so schw. esse",
Das ist nit schön! Mutter zum Kinde B. ,Das Vieh
frisst schiv.' AALeer. (Rochh.). ,Die Kühe fressen
«c/m«. jungen Klee' AASt. D'Chüe fehle" schic, weiden
mit Eifer BSi. (ImOb.). D'Büre'lüt ... hei" gleitiger
g'esse" und o"''' schwer 'trunke" g'ha" [als die Herr-
scliaften im Schloss] nnd si" jitze" scho" am Tanze"
g'si". RvTavel 1926. ,Sö, trinket Jetzt ! . . . Ja, se! Nit
so schw.! JReinh. 1917. Schw. tue". Er het gruslig
schw. 'tä", beim Essen B. ,Wer mit hastigem Essen
ungezügelte Begierde verrät, also schw. tuet.' Bärnd.
1904. [Der Gast] tuet nid schw., lit nid i"che" und
wo't nid U"mues' mache". RGrieb 1911. Am Tisch tue
nit so gar schw., aber au"'' nit z'schitch! Joacb. 1885.
Bliebe", lät-mer d'Nuss no''' si", 's ist ja no''' e"g'hi'ni
zitig; d'Schali si" no''' linn wie Bri; warum tüet-er
de"" so schw.? B Volksztg 1898. Schw. dri'fare" wie-
ne" hungrige' Chorberhung i" d'Chachle". JBi'rki 1916.
Dodrö/' [auf ein Glas Zuckerwasser] het-er [ein kleiner
Knabe] richtig schw. lös welle". SGfeller (Schwzd.)
S. noch inenschlahen (Sp. 404 u.). — b) in weiterm S.,
zunächst mit dem Nbsinn des Übereilten, unüber-
legten Dreinfahrens, zB. bei Arbeiten, dann übh. „eilig,
rasch", auch plötzlich B; „LE."; S. ,Schw. Einkäufe
auf dem Markt machen, ängstlich, wie wenn's gestohlen
würde, wodurch dann leicht Steigerung der Preise
erfolgt' B (Zyro). ,[Die Leute, die mit einem Bevogteten
Gescliäfte machen und dabei zu Schaden kommen]
solle" mira" der Schade" a" si''' selber ha", ipe""-si
z'schw-e sige" g'si". Loosli 1921. I'* süge"'s gäng, es
chunt nid guet, wenn Eini z'schtv. manne" tuet. ebd.
1911. (Nume") nit so schw.! (nur) nicht so geeilt! nicht
so hitzig! [Grossmutter zur fröhlichen Abendgesell-
schaft:] So, ir LtU, mir tvei" Füröbe"'' mache". [Teil-
nelimer:] Numme" nit so schw.! 's Chilche"zit göt e"
halb Stung vor. JReinh. 1918. Nu nu, nit so schw.!
Pfarrer zum Schüler, der seine Lektion allzu
rasch herunter sagt. ebd. 1917. Es z'scliiv. ne", sich
allzusehr beeilen, auch: sich zu viel zumuten. Nimm
's nit z'schw.! . . . Chumm, nimm es Glesli! Zuruf an
einen rasch Vorübereilenden. JReinh. 1907. [Der Lehrer
müsse auf Anordnung des Arztes] e"chli" i"stelle", ver-
schnüfe", heb's z'schw. g'no". ebd. 1925. Schw. cho".
Do isch-im [Einem, dem sich ein Ausweg aus einer
misslichen Lage zeigt] '*• Lebe" wider cho", ganz schw.,
plötzlich. EFiscHER 1922. Es chunnt nümvie' me so
sohw., aus dem sich leerenden Fass. JReinh. 1918.
Elster schw-er isch-es cho", von der Rede eines Er-
regten, ebd. 1925. Schw.gä". Er het derbi [heim Lesen]
nid g'sprängt, so grüsam schw. isch d's Lese" drum . . .
nid g'gange". Loosli 1911. 's isch ... nit schw. g'gange",
2247
Schwat(t) — sehwut(t). Scliwaz— schwuz
2248
von flauem Geschäftsgang. JKeinh. 1903. Schw-er isch-
es g'lo/fe", von der Arbeit, ebd. 1928. Von sich wieder-
holenden Tätigkeiten, rasch nacheinander, häufig. Der
Isidor het eister uie schwer [mit der Peitsche] g'chlöpß.
JReinh. 190.5. Aber das Süßgen isch bi Dere" [einem
verliebten Mädchen] numme" scinc-er cho". ebd. 1907.
Schw. neble", mit häufigen Zügen, heftig rauchen.
JHoFST. 1865. — 2. barsch. Den bei der Getreideernte
behilflichen, dieser Arbeit ungewohnten Schulkindern
wurde zugerufen: Ile, gib Achti"g dort! zuerst e"chli''
schw., denn aber ganz Heb und kantsem: Lue'! so
mitesch der Ar fei nc". JReinh. 1925.
Elym. nicht siclicr zu deuten. Nach Gr. WB. IX 1722
(unter ,Schwitte') gienge das W. na{ frz. suitc zurück, eine
Annahme, die lautlich möglich wäre, aber begrifflich trotz
gewisser Berührungen (vgl. auch Sch^oin bei Schm.* II 652)
nicht befriedigt. Begrifflich sehr nahe läge dagegen Verknüpfung
mit nd. (swindii/) sicidiij, ,Ton Dingen und Handlungen, die
das Gewöhnliche und Ordentliche überschreiten', übermässig
(Brem. WB. II 1120), auch .erpicht, versessen auf Etw.'
(Gr. WB. IX 2676 unter ,schwiDdig'; Weiteres zur Sippe ebd.
26-15/6 unter .schwind'); doch stehen Dem die schon in der
Anm. zu y'echwid (Sp. 1755) erwähnten Bedenken im Wege,
auch das iul. t statt d [Bchwidif/ nur einmal von Rochh. au-
gegeben; s. Sp. 1756); Mischung mit gleichbed. yitirj 2 ist
nach den geogr. Angaben Bd II 606 wenig wahrsch.
Schwitigi -i'- f.: 1. Heisshunger, Appetit. Den
beiden Knechten, die sich als tägliche Speise Chüechli
ausbedungen hatten, ?'sc7( sclio" no''' angerhalber Wache"
d'Schw. a"foh" vergö". SGfellek 1919. ,An Kaubsuclit
und Schw. (Fressgier) steht dem Hecht die Forelle
nicht nach.' Bärnd. 1922. — 2. Hast, Eile. Etw. i"
der Schw. la" g'heie". Loosli 1910.
Sehwaz, schwez, schwiz, schwoz, schwuz
bzw. mliu-nlz usw.
Schwatz 1. Schwätz 1 — m.: a) Schwatz Bs; B
(Dan.); WLö., Schirätz oTu, Geschwätz, Geplauder.
E(n) lange" Schio. mit-enand(er) ha" Bs; oTh. !''•
ha" s' [Frauen] bi-me" Schwätz 'tröffe" oTh. ,Und
das dumm Zeug, das sie [unsre Männer] schwatzen]
Ich gehe denn aucli das ganze Jahr niemalen zu Einer
z' Hungert, zum Scliw.', sagt eine Frau. Lötschen 1917.
,[Die schwäbischen Landskneclite] bruchend öden
schwatz.' 1499, Lied. — b) Schwätz (PI. unver.), einzelne
Äusserung, Aussprucli, Rede, t. in geringschätzig-
tadelndeni, t. in gutmütig-spottendem S. Ap; Th; Z,
so Schöffl. und It SpiUmann. Was Das für en Schw.
ist! von einer ungehörigen, rohen Äusserung ZSchöffl.
(Dan.). Das ist iez au''' en g'schidc Schw. g'si"! iron.
Th (Dan.). Hät-men aw'' scho" eso en blöde" Schw.
g'hört? Th (.\Huggenb.). Eso grössi Schwätz i" d'Ziti"g
drucke" lä" Z (Schwz. allg. Volksztg). Bes. CenJ Schtv.
ablä" uä.; s. Bd 111 1400M. Lönd-er en Schw. ab? haltet
ihr eine kleine Rede (zB. bei einem festlichen Au-
lass)? oTh. De'' hat wider Schwätz abfg'jlö"! dummes,
kurioses Z eng gesell watziTn. Ei" fälligi ,tummi Schwätz
ablö". AHdggenb. 1914. E'derigi Schwätz sö't en ver-
ständige Ma"" gär nid zum Mül üs lö". ebd. — Kuck-
bildung zu schwätzen; vgl. Gr. WB. IX 2348 (,-a-'); Schm.« II
652 (-Ü-); Fischer V 1251 (-a-).
S u n n tigs-5cÄJoa'te: geringschätzig für Feldpredigt.
SOLDATENSPR. (AfV. 19, 254).
Schwatz II m.: Schwätzer; vgl. Schwätz II. Nur
als FN.: ,Uol(dr)i, Clewi Swatz.' 1476, F Beuterodel.
G"-schwatz PAl. (Giord.); ISpr. (auch ,g(e)-
schwatzt'), in Ap; ScaHa., Schi.; ZBenken, Rafz noch
formelhaft (s. 1 aß und 1 b) — n. (in der ä. Spr. auch m.),
sonst G "-schwätz bzw. -e'- (entspr. schwätzen,
schwe'tzen), in der ä. Spr. auch ,g(e)schwätzt' — n,, PI.
meist unver., in Bsaucli G'schivätzer (hes. in Bed.laß),in
Apauch G'sc/»M)ä<2<er:wesentI.wienhd.GeschKätz. l.von
Menschen ;,chiacchiera'PAl. (Giord.). a)in ungünstigem
S., von wortreichem, leerem, ungehörigem Gerede, allg.
,Ir [Päpstler] verachtend Gottes gsatz und richtend
uft' eignen gschwatz, nämlich mit den valschen mässen.'
UEcKST. 1525. .[Gegen den Tod] hilft kein bochen noch
geschwatz.' Laz. 1529. ,[In Ehegerichtssachen solle
man urteilen] nit uff der reder gschwatz, sonder nach
dem die partygen einander bekanntlich oder nit kant-
lich sind.' 1541, Z. .[Pharisäer zu Johannes:] Icli wett
dir stillen bald din gschwatz [: gsatz], ja wenn ich herr
und meister wer.' Aal 1549. ,Proloqui, vil wort machen
und vil gschwatz machen.' Fris. .Geschwätzt (das),
proloquiuni. loquacitas.' Mal. .Gschwatz, unnütz reden,
loquacitas, argutio, garritio; ein langer brief, darin vil
gescliwätzes ist, loquax epistula.' Fris.; Mal. .[Wenn
ich, der Tod, mein Opfer fordere] da hilft kein laachen
noch kein gschwatzt [: schätz].' Meinrau 1576. ,Der pre-
digersagt: ich tuonmin best, ich straffen beide, heimbsch
und gest; so muoss ich hören manchen hatz: kan der
pfalf sonst kein ander gschwatz?' RCys. 1593. ,[Nero,
Kriegsknecht:] Jesu, sä, trink Das für din CoUatz.
ob dir villicht gläg din Gschwatz.' L Osterspiel XVI. /
XVll.; vgl. Bdlll 1189 u. .Argutatio, confabulatio, Ge-
schwätz.' Denzl. 1666/1716. Mit dam G'schwäz allem
zämen symer jetzt abem G'spohr chon. Gespr. 1778.
S. noch Bd V 16 (Bladerl). 397 o. (Ge-brächt) ; Sp. 1963o.
Mit Adj. Du machst Ann fast verruckt mit di"'m ebige"
G. Tu. Da' ist (Nünt als) e" tumms (blöds) G. ebd.
Was du dö g'schrebe" hest . . . sei e" lärsch G. Ap Bur
1919. ,Mit ytlem Gschwätzt.' GGotth. 1619. .Narräch-
tig g.'; s. Bd IV 783. .Unnütz g.' ,Sin unbegrüntes un-
nützes geschwatz.' HBüll. 1532 (V.). .Damit ich aber
üch nit fatz oder sust nit tryb unnützen gschwatz.'
GBiNDER 1535. .Unnütz geschwatz (auch .gschwatz.'
Fris.), nüt sollende ding, leichtfertig Sachen, gerrse,
nugffl; mit langem und unnützem geschwatz, loqua-
citer.' Fkis.; Mal. .[Der Schulmeister solle] das un-
nütze clapperen und geschwatz nach seinem besten
vermögen abschaffen.' Bs Schulordn. 1597. .Futilitas,
Leichtfertigkeit, unnütz Geschwätz.' Denzl. 1666/1716.
S. noch Bd VI 688 u.; Sp. 1582 u. ,Bös g.' ,Des bauern
böses gescliwetz.' Gespr. 1522. .Teüfflisch Irrturab
hat da kein Platz, Unglaub noch ander böss Geschwatz.'
RCys. ,Wo aber ein oder ander sich wurde verfälen mit
Worten oder sonst mit bösem Geschwätz.' 1656, JJRed.
(FZoU. 1905). ,G. brüchen, triben.' , [Der Schulmeister
soliden Schülern] ernstlich bevelhen, wenig geschwetz
und wort zuo bruchen und das sy reden söllent in
latin under und mit ein andern.' AABr. Schulordn. 1495.
,Vil geschwatz treiben, garrire. loquaeem esse.' Mal.;
s. auch Bd V 15/6. .Welcher begaabet ist von Gott
mit eim trüwen hauslichen wyb ... die züchtig und still
tribt nit vil gschwatz. der halt sy für ein kostlichen
schätz.' Grübel 1560. ,Wir trybend mit üch nit vil
gschwatz.' J Wagner 1581. ,Die Bretigeüwer [haben]
s Haus Osterychs Zuosatz ... manlichen angefallen.
2249
Schwaz, sehwez, schwiz, scliwoz, scliwuz
2250
tribend gar wenig Gschwetz [!].' 1622, Zinsli 1911.
S. noch chlaffen (Bd III 628). Spez. a) von Schraeichel-
reden uä. .Suochend einen närrischeren dann mich,
der euwerem gschwätz und liebkosen . . . tüej losen.'
Grübel 1560. ,S. Martin, der .,. dem Bättelgsind in
seiner Not tut steuren auf sein Geschwätz ein Mantel-
blätz.' 1633, LiEri. Dini.: ,Lechlen, süss Kosen, lieb-
liche Geschwetzle, freundliche Geberdtle', Mätzchen
des untüchtigen Arztes. Parac. — ß) von übelwollen-
dem Gerede der Leute, Klatsch, wohl allg.; Syn. Ge-red
(Bd VI 544). Es G. verfüere" GbS. E' G'schwätz göt
ume" Tu. 's isch es G'schwätz vo" de" Lüte" B (Zyro).
Es gdbi nw G'schwätz, wenn er die getötete Henne nicht
bezahlte GrAv. Los nid iif G'schwätz! AEEnimn 1908.
Die Hagels Grit [eine Kupiilerin], Die het das G'schwätz
a''g'ri^set. FEbersold 1922. , Willst du in Ruli und
Frieden sein, kein Gschwätz trag aus. auch keins hinein.'
XVIII., AKücBLER 1895. Im G. (G'schwätz Ap) si», in
der Leute Mäuler Ap (T.); Gr und sonst. Im G'schtcätz
sin mit Ainere" Gr. I"'s (In-es) G. cho". Me" het geng
müesse" förchte", es [das Mädchen] mach wider öppis
Dumms und chömm i" d's G'schicätz. RIscher 1903.
Sprw.; s. Bd III 1551 o. — b) ohne tadelnden Nbsinn.
Von traulichem Geplauder: , [Herodias zu Herodes:]
Fruntlicher schätz, so hör min gschwätz.' Aal 1549.
(Ei"'mJ G. ge". 1) mit Jmd freundlich plaudern, ihn
angenehm unterhalten. äSpr. ,Schwätzler, die süessen
gschwätz künnend geben.' Zwingli. .Die [allerlei loses
Gesindel] fundind all by mir guot platz, wenn sy mir
gebind guoten gschwätz.' GBinder 1535. ,[N. sei]
under die beien glägen, [habe] den lüten guoten
gschwätz gen.' 1543, Z Eliegericht, ,Ir herren, gend
dem küng geschwatz.' RSchmid 1579. ,Ach! war ich
doch bei meinem Schatz, zwei Stunden wollt ich ihm
geben Gschwätz; es müesst mir nit verleiden.' Küu-
REiHEN XVIIL; entstellt bei FAnd. 1898, 738. S. noch
BdIII587o. (Haberer 156'2). — 2) Bescheid, Gehör
geben; meist neg. Einem kei" ßa") G'schwätz ge" Sch
Ha., Schi.; ZBenken, Rafz. l"^* han im gar ha" G.
g'ge" ScnHa. Cha"st-mer denn ka" G. ge"? kein Wort
gönnen ScaSchl. ,[I'er Präsident] habe ihm nicht ein-
mal G'schwätz gegeben wegen dem Beer, sondern ihm
alle Wüesti gesagt, weil er nach Amerika wolle.' Obw
Blätter 1899 (DrMing). ,G. können', von der Fähig-
keit zu sprechen: ,Es ist ein gross wunder, das du [ein
dreijähriges Kind] als vil geschwetz [Var. ,so vil
schwetzen(s)'] kanst.' XV., Volksb. — 2. von Vögeln,
Gezwitscher. [Die Schwalben, die schon] lang vor Tag
es G'schwetz un'^ es Wese" verfüert hei". Emm'entalerbi,.
1917. Vom Öpfelbaum her g'hörst es G. FLiechti.
,Der leidig spatz der trybt vil gschwätz.' Vogelwesang
um 1560. — Mh(\. geawetze u. ; vgl. Gr. WB. IV 1, 3983/4;
Martin-Lienh. II 532; Fischer III 502 (auch Gc-schwaiz), zum
Lautlich-Formellen auch Ge-eatz (BJ VII 1573, mit Anm.).
Neben G'schtcaii in den Formeln unter laß und b steht über-
all G'echicäiz in der gew. Bed.
Vogel-: = dem Vor. 2. ,Colloquium avium, vogel-
gschwätz mit einandren.' Fris. 1541. — Gasse"- s.
Gassen-Bed (Bd VI 536). — ,Lippi-leppe-Gschwetz':
nichtssagendes Geschwätz. ,Ho ho, bist ouch ein
Haddermetz mit dinem L.' L Leodegarspiel um 1600.
— Menschen -.gschwätz': alltägliches, unbedeutendes
Geschwätz; s. Bd VIII 800u. — Nebent-: nicht zur
Sache dienendes Gerede. ,Uas ist lauter N.-Geschwez;
was dienet Das zu beweisen, die Kirche könne nicht
irren'?' JHFäsi 1696. — Brunne"-: Dorfklatsch; s.
Bd V 277 M.
Pfaffe"-:Pfaffengeschwätz.jBr.sf/?e-mMjn4tso/ii'_7wm
Pfaffu"-G'schioätz schwige". SM. 1914 (WVt.). — Äuoh
bei Gr. WB. VII 1588.
Stadt-: Stadtklatsch. Da" Si so dumm Stadtgschwätz
glaube"d. ANeuer 1906. — Auch bei Gr.WB. X2, 463.
Vi ihei -G'schwätz: wie nhd., ,grundlose Rede' B
(Zyro). Alt-wiber-G. JBührer 1918. — Vgl. Gr.WB. XIV
388; Fischer VI 561.
g^-scli watz-bar -bi-r: gesprächig, geschwätzig Ap
allg. (T.). — Auch vonuib.; vgl. Gr.WB. IV 1, 3984.
g«-schwatzig,inBSa.(Iiärnd.l927,4r2) g'schioatz-
ti(7:a)geschwätzig, schwatzhaft Aa; BSa.,Si. Zwitscheli,
ztvätscheli, Zwirn: g'schwatziges MÜH und es Bitzeli
ffVitrw. KL.(Aa). RA.: Erhet d's Mülaneme" g' schwatzi-
gen Ort, von einem Schwätzer. DGemp. 1904. — b) ohne
tadelnden Nbsinn, gespräcliig, gerne plaudernd BSi.
Rieht gäbigi, g'schicatzigiu"'' g'mi'ni Lüt. 1)Gemp.1884 —
Vgl. Srhwiilzi,!.
Seil w ätz II Ap, sonst Sch w ätze" (in PAl. -e'-) — f.
I. schwatzhaftes Weib, Schwätzerin Ap (T.); B, so
Langnau, Stdt und It Zyro; PAl. (,ciarIona.' Giord.); Z.
Das ist e" Schw.! Si isch' gäng no''' die glichi Schw.
OvGreyerz 1909. — 2. gutes Mundwerk, Plaudermaul
B; Z. E" Schw. ha" (FS(auh).
schwätzelig GnChur; vermutlich in der Wendung
es ist-mer nit schtv., ich bin nicht zum Schwatzen auf-
gelegt. Entspr. gümpelig (Tn), chotzelig (Bd III 599). —
Die Bed. ist vom Gewährsmann nicht angegeben und war nicht
mehr zu erfragen.
schwätze", in Aa (H.); BE., G., Si.; FJ.; GRRh.,
S., V.; LE., G.; PAl.; WLö. schwe'tze", 2. Sg. Prass.
-st ThHw., Mü., sonst gew. -is(tj, 3. Sg. Prres. und Ptc.
-et GrAv., -ut PÄl.(EBalmer), sonst -t; über Reste von
Rückumlaut in PAl. und in der ä. Spr. s. g'-schwätzt
und die Anm.: wesentl. wie nhd. schwatzen. 1. von
Menschen. ,Schw., fabulari, argutari, garrire, (de)blate-
rare.' Fris.; Mal.; ähnlich beiDenzl. 1666/1716; s. auch
gichlenißAW 108);mtoj(Bd VI 544). ,Prötschen, schw.,
fabulari, loqui.' Red. 1662. a) in mehr oder weniger
geringschätzigem, tadelndem 8. allg. (docli s. Anm.).
Syn. bladeren 1, blöderen 4, Moderen G (Bd V 15. 18. 22);
schnaderen, schnöderen (Sp. 1076); schwaderen 2,
schwaderen 3 (Sp. 1749. 1752) uam. Die schwätzt, cha""
schw.! AU, anei"'m (Tromnt) fürt schw. Ap; Tu; s. auch
Bd IV 178o. Me" mues' Dem" Stüel bringe", das'-si
kumöder chön"e"d schiv., wenn Leute lange schwatzend
beisammen stehen Z (Dan.). ,Wenn man anfieng das
lieilig ewangelium lesen oder singen oder das gotzwort
verkünden oder predien, so gieng si [die vom bösen
Geist Besessene] allweg hinder us uf den kilchhof und
hat kein ander fürwort denn dass si sprach: die
priester sind den ganzen tag an dem kanzel swetzen
und die mönschen in der kilchen also besweren und
müed ze machen mit iren Worten. Das mag ich nit
liden ... und ist ouch nit war daz si sagent.' Stretl.
Chr. ,Hör auff schw., nugas aufer.- Fris.; Mal. ,Die
weil wir aber schwetzend so lang, so hat das uns ent-
pfolt [Aufgetragene] kein fürgang; lassend uns gon
unds richten auss!' Grübel 1560. ,[Der französische
Gesandte hat an der Tagsatzung in Baden] ein langen
fürtrag ... tan ... Das ist wunder, wie er schwetzt...'
1573, Brief (HBull.); nachher: ,Es ist alles ein
geschwind geschwatz und gar der warheit zuowider.'
2251
Schwaz, schwez, sehwiz, schwoz, schwuz
2252
,Ilir stehet vor den Läden und schwetzet, da ander
Leut in der Kirchen das Wort Gottes aiih(3ren und
hätten." JAIüller 16(51. ,[Man habe die Frau] in die
zwei Stundt schwetzen sehen stehen.' 1673, THSteclvb.
Neben verwandten Ausdrüclien. ,[In der Kirclie von
Eüti sei] ein wand aM niuren ... darhinder man schwäzt
und clappert.' 1543, JCZitp. 1894. ,Wenn hast gnuog
^schwätzt und klappert hüttV PiIef 1550. ,[Die Magd
habe mit einer andern] geschwetzt und getederet.'
1604, Z. ,Der Müller in Eyken und Bryner zue
Brünggen habind zimlich gscliwätzt [gemault] und
inhinghauwen [Bd II 1808], wellind einmahl nit mehr
sturen.' 1645, ZKyb. S. noch Bd III 603 (chlapperen);
V 15/16. 1'27 fplappenj; VI 4'23u. 1850 M.; Sp. 1077M.
Schw. und schrlje"; s. Sp. 1465u. ,Schw. und lachen':
,[Narr;] Ho stilla, stilla, ir nurren und narren! wie
hend ir so ein wüestes garren, tuend nüt denn schw.
und laclien.' Meinihd 1576. Mit adv. Bestimmungen.
In'n Tag (Th und sonst), i"'s Blau (s. Bd V '242 o.) ine'
schw. Dumm, blöd schic. ,Wol schw. können', von
Schmeichelrede, listiger Beredsamkeit. .Kein Glauben
gibt auch jeder Mann, welcher vor dir wol schwetzen
kann', Spruch auf Bauerngeschirr BLangn. (AfV.).
,[Teufel Politicus:] Der blödem und wol schw. kan,
den han ich für den besten Man.' JMäul. 1674. S. noch
Sp. 1394u. Ähnlich ,süess schw.'; s.u. ,Tür schw.',
grosse Worte machen. ,[Die Wiedertäufer] sind nütz
anders dann müessig gende klaffer, swätzend tür von
Gott by den glöubigen und einfältigen allein dorumb,
das sy gespyst werden.' Zwingli. ,Das wir von Gottes
wort haben geleert tür schwetzen, Gott, hell, engel,
tüfel sprechen ... aber nütz türes tuond noch lyden
wir.' ebd. Mit Akk. des Inhalts (auch Inhaltsatz). 'shät
ka'" Hand und ka'" Füess, tva'-n-er sclnimtzt Tn.
Schwätz, was de wi't, i'* glaub, was-i''' will Aa. Ojypis
z'schw. ha", Stoff zu Klatsch Th; s. Bd VII 1495 u.
und vgl. y. ,E du zersbalg, was hast du darzuo ze
swetzen!' 1434, Z RB. ,Wenn ,.. N. dise wort von
im schwatzte, so weite er sagen, er luge wie ein
zersbösswicht.' 1574, ebd. S. noch Bd VI 554u. £"
Tümmi schw. Ap; Z. A huss! icie schicätz-i'''' wider
e''mol e" Tömmi! Ap Anz. 1016. En Gurimusch schw.,
wirres Zeug ScuR. Mist, Blech schw. oä.; s. Bd IV
539 0.; V 6u. Schtcätz-mer kai" Blech, kai" Mist, nüt
Blaus Bs (Seiler). Faselhannis, schwätz ke" Sprür!
ACoRR. (Most.). Schicätz-mer keini Müs, i''' han e"
Chatz im Ermel. Sprww. 1869. In Vergleichen. Schw.
(chönne") wie e" Tule", Agerste", .turteltüb'; s. unter 2.
Schw. wie-n-cs alts Wib U (Zyro), wie-n-es Wöschwlb
Th; ZF. S. auch Bd VI 1850M. Er cha"" lügen ond
schw. wie en Landamme". ATobler 1905. S. noch 5.
Mit quant. Akk. De'' (Die) schwätzt vil, wetin defrj
Tag lang ist Gr, so Gast. (Tsch.); Sch; Th und sonst.
3Ie" vios' g'ad nüd z'vil schw. Ap (T.). ,Du schwatzst
und cläpperest als vil, es were guot, das du es halbs
under wegen Messest.' 1468, Z RB. ,Under andern vil
Worten, als sy vil schwetzen mag, do fragt sy in ...'
1548, L Hexenproz. ,Es ist ein schöne fügend an einem
wyb, wenn sy scliwygen kan. Nit nun, dass sy nit
vil schwetzt, wenn sy under den lüten ist, sonder wenn
sy die ding, die iren zuo sagen verbotten werdend,
verschwygt.' LLav. 1583. ,Wär vil schwätzt, der liegt
vil, in multiloqnio non abest peccatum.' Mev. 1677.
1692. ,Zu vil kratzen und zu vil schw. schmirzet,
ut nimium scalpsisse dolet, nocet esse locutum.' ebd.
1692. ,Metzen sollen nicht vil schw., rarus et exiguus
femellam sermo venustat. mulierem ornat silentium.'
ebd. S. noch Bd V 338o.; VII 532M. ,Der Ittaljener
ist geschwezig; drei Ittaljener schwazen mehr als zehn
Dütsche.' JvWeissenfi.ih 1850/1. ,N. sprach: er swatzte
mer dann siben am galgen.' 1434, Z RB. , [Herold zum
Narren:] Lass mich mee reden old der tüfel niuoss
dich sehenden, du schwätzist mee dann siben an eim
galgen.' IIvRCte 1532. In bestimmten übertreibenden
Wendungen. E' Bester, Seck voll schw.; s. Bd IIl 419
(Chüpfli); VII 613 M. Er schwätzt, bis-em d'Ore" gnap-
2ie"d. Sprww. 1869. Sich schier d's Mül ab schio. B;
s. auch Bd IV 177/8. Ei'-'m de" Chopf, d'Öre" vollschio.
Händler, Agenten schti'ätze"d Amm d'Ore" voll Th. De''
[Wirt] hct-ne" d'Ore" voll g'schwätzt, si solle" zuim abe"
clw, Ei"'s cho" ga" helle". RvTavel 1913. Ei"'m e(s)
Lochin'n Chopf schw.; s. Bd III 1017M.(auch Ap; Bs;
Gnlg.; GTa.; Sch; Tb; ZBül.); vgl. auch reden Ice
(Bd VI 553). Ei"'m Böhel uf de" Chopf, BlUz(en) ab
schw.; s. BdV1094M.; V 268 u. (auch B). i>em Tüfel en
e(s) Or ab schw., übermässig viel, unaufhörlich Bs; BE.;
Z, so 0.; Sprww. 1869. De" Chalch ab de" Wände" schw.
MWalpen. D's Blaue vom Himel abe" schw., lügen B.
Er schwätzt Vögel über Dach. Sprww. 1869. ,Ein nuss
ab dem boum schw.'; s. Bd VIII 1336u. Prägnant,
(Nichte:] Stunde" ne" im Baselditsche" mues'-i"'', dängg-
der, die Ide! [Tante:] A, schwätz-mer nit! [Nichte:]
Wenn-i'''' sag! DMüller 1917; = mache mir Nichts
vor! Unsinn! Im gleichen S.: Schwätz aW''! oO. Von
Öppis schw. [Das Mädchen] het nit nume" vo" dem"
schöne" biblische" G'schichte" g'schwätzt deheime", nei",
es het o""* 'tä", was es g'lert worden isch B. ,Ein Christ
syn ist nit schw. von Christo, sonder wandlen, wie
er gewandlct hat.' Zwingli. .So schwetze sy ouch nüdt
anders von im, dann wie es iren gang und wie un-
gschicklich ersieh mit iren hielte.' 1527, Z Ehegericht.
,Da [in Tübingen] gadt man unib mit der ubiquitet,
die in die lüt zuo pflanzen; sy sagend, es sye ineffa-
bile; hörend doch nit uff davon zuo schw.' 1564, Brief
(HBull.). Insbes. a) vom Reden an ungehörigem
Ort; so in der Schule. Kirche; vgl. Kirchen-Schwätzer.
Wer schwätzt, chunt en Tatzen über, droht etwa der
Lehrer. Chinde", gönd ietz nw i" d'Schuel, aber nüd
go" schw. KL. (ZHed.). Los, Buepli, in der Ghilche"
tarfst nit schwetze", sus chunt der Weibel und tuet-di'''
brav tschuppe" {örle"J! GkV. (J Jörger). ,Er habe nicht
beten können, so geschwätzt hätten sie [die Sänger]
auf der Orgel.' XHekzog 1863. .[Klage, dass] vil per-
sonen an snnen- und andern fyrtagen ussert der kilchen
am Rein unzüchtigklich ligend, schwetzind und ein Un-
wesen bruchind.' 1562, Z. , [Man soll] auff den Kilch-
höffen und Sacristien nit schwetzen.' U LB. .Knechte
und Mägde, welche ... in der Kirchen keine Andacht
haben, sonder nur schwazen oder mit den Sinnen neben-
auss spazieren.' JMever 1700. ,[Der Sigrist soll in
der Kinderlehre] Diejenige, so schwätzen oder sonst
Unfug treiben, zu der Gebür weisen.' Z Mand. 1703.
,[Die in der Kirche] scliwäzende und unandächtige
Schüler.' 1770, MRei.manx 1914. Strafe für Schw. in
der Kirche; s. Bd VI 156 u. Volksglaube; s. Warzen.
Beim Gericht. , Welche ... ussertdera Ring miteinandren
reden und über die Mahnung, dass sie schwigen sollen,
witer schwätzend [werden eingesteckt].' 1590, BSa.
Landbuch (Abschr. von 1714). , Welcher Gericbtsmann
... mit einem anderen schwetzet, solle ein jeder, nemlich
2253
Scilwaz, schwez, schwiz, scliwoz, schwuz
2254
der, so zu dem anderen schwetzet, und der, so das
Schwetzen anhöret ... 10 Batzen Buss erlegen.' UwE.
Gerichtsordn. 1730. Hielier wohl auch: ,[Die Stadt-
läufer] swerent ... wenig ze swetzen, wenn man si
heisst louffen.' 1473, B. Über das Verbot des Schw-s
im Pfänderspiel s. Bd V 1141u.; VI 760u. 1075o. —
ß) Geheimes ausplaudern B; GROhur.V.; G; Sch; Tu;
Z und weiterhin. V gl. üs-schw. 'shätÖpper g'schwätzt,
heisst es, wenn Unbeteiligte von einer geheimen Ab-
machung Kenntniss bekommen haben. Er schwätzt,
kann kein Geheimniss wahren. X)Mr'''/imH [auf dem Heim-
wege] Sf chuni's-em in'n Sinn, das'er g'schwätzt heb.
ACoRR. 1860. Wer schwätzt und Alles utnme"treit, Dem
tcird 's Mül cerndit. Sprww. 18ti9; vgl. f. , Reden, schw.,
etwas bekennen: masseren, pfeitfen.' 1735, Bs (Gauner-
spr.); vgl. Bd V 1079u. Us der Schuel schw.; s. Bd VIll
605 u. Gleichbed. us der Ghuchi schw. ZBül. ,Üs dem
hüs schw.' ,[Der Mann] weisst doch niidts unerlichs
von Iren, dann das sy von im uss dem huss schwätze.'
1527, Z Ehegericht. ,Auss dem hauss schw., ausshin
klapperen, dicta foras eliminare.' Fris.; Mal.; Denzl.
,IJs dem lät, den burgern schw.' oä.; vgl. ,üs dem
rät sagen' (Bd VI 1568 M.). ,Von denen, so auss dem
rot schwetzen.' 1509, SBurkart 1909. N. hat ,us den
burgern geschwetzt' und wird deshalb ,der burgern
entsetzt.' 1523, Z RB. ,[N. ist 1525] in miner herren
venknuss komen, um das er uss dem rat hat geswetzt.'
G Blätter 1914. Zwei Ratsmitglieder haben trotz Ver-
bot und Eid ,us dem landratt geschwetzt und ver-
tragen.' 1550, W Blätter. ,Es wirt dem N., dass er
auss dem Ehegricht geschwätzet, ein Verweiss ge-
geben.' 1.569, KWiLD 1847. ,So ein Pott gehalten wirdt,
soll Keiner aus dem Pott schw., es seie Meister, Gsell
oder Junger, bei der Stroft" 1 Pfd 12 Sch., so viel es
beschicht.' BsSchmiedeordn. 1647; ebso in der ZHand-
werksordn. der Schlosser 1693 (, schwatzen'). ,Scliwatzt
ein Meister oder Gesell irgend etwas aus dem Hand-
werk, es sei seiner Frau oder irgend Jemandem ... so
verfällt er in eine Busse von einem halben Taler.' ZWth.
Handwerksordn. 1730. — y) über Andre (leichtfertig,
übelwollend) reden Aa; Bs; B; Gr; G; Sch; Tu;
Z und weiterhin. Los' d'Lüt schw.! kümmere dich
nicht um das Gerede der Leute Tn; anders unter bß.
Weisch', was-er [dein Verlobter] im ganze" Dorf ume"
g'schwätzt het? Du sigisch'-im scho" lang nache'g'loufe'.
HüGLi 1919. [Die Schwester geht] go" ratsche", go"
schw. und chunt erst z'Nacht am Betzit hei'". KL.
(AARh.). ,Lass die leut schwetzen und sagen.' Geng.
Gm. ,Er müsse nit uf Alles, was die Klöpftäschen
hin und wider schwätzind, achten.' 1624, Z. ,Auss
einem Hauss ins andere schw.'; s. Bd VI 377u. .Bfises
schw.': ,Also denn Gott den bösen seit, du hast dich
nit zuo der zucht bereit, ouch hast du min wort ver-
schetzt, wider diu nechsten böses gschwetzt.' UEckst.
1525. — 8) von unziemlichem, unanständigem Reden
Aa, so Dott., F., Häggl.; Ap; Gl; Th; Z. Vgl. unden-
füren-sehw. Wiechönd-er aW'' so schw.l [.K.\\ Ehnder,
bei meiner Trei, wolt ih ä Zeit lang Gott Voda sei!
[B. :] Du wüeste Fätle, ist Das g'schwetzt! War kein
Wunder, mä hält d'Hund an dih g'hetzt. Tvrolersp.
1743. Schw. wie-n-e" Lös, unflätig AaF. Dise'b Mül-
huer, wo all eso schwätzt wie e" Sü. ATobler 1909.
Wüest schw. uä. [Knabe:] Si hette'd nC söle" cho".
Die hette"d ofde" Grend öbercho"! [Mutter:] 0 schwätz
o"'* ned eso wüest! SM. 1914 (Tu). ,Uer schwetzen
kann von sachen grob [findet am meisten Gehör].'
GGoTTH. 1599. — b) ohne tadelnden Nbsinn. a) sich
gemütlich unterhalten, plaudern, wohl allg. ,Schw-,
tampe" B (Zyro). U"se'' Schu'meister g'hört o"'* gern
schw., vom Mädchengeplauder am Brunnen. Gotth.
,[Die Zeugin sass hinter dem Tisch] by eim anderen
ze schwetzen.' 1525, Z Ehegericht. ,N. zöget: als er
hür im früeling ... gan 0. gangen, underwegen im
die Bärbel sampt irer gspilen begegnet, vil und mänger-
leigschwätzt.' 1560, ebd. , Vor den Häuseren sitzen und
schw.' JMüLLEK 1665. S. noch Bd VI 1279u.; Sp. 358M.
Z'säme" schtv. La" g'sieh", loeist, tc'e lang das est,
dass-ioer Nüt hei" z'sämme" g'schwätzt. ChrReicuenb.
1916. Mit Opperem, mit enand schw. I"* ha" no''' e"-
chli" g'schwätzt mit-em. Der Kranke het no''' chech mit-
tner g'schwätzt BLau. S. noch Bd VI 598 M. ,Als er
ir [der Tanzenden] kein acht het, schwäzt er mit den
junkfrowen ... und eben als er schwetzet, heften sy
ainander gehowen.' 1506, Scu. .[Sie haben] mitein-
anderen trunken und geschwetzt.' 1535, Z. ,Äls er,
gezüg, an sinera werchbank gstanden ... sy N. zu im
kommen und mit im gschwätzt.' 1539, B. ,Nachdem
sie ein guote zeit miteinanderen geschwetzt.' JWetzel
1583. ,[Er habe] mit denen, die by im gsessen,
gschwätzt und trunken.' 1596, GSalez Kundschaft.
Kanst em [dem Isaak] auh die rot Kappä aufsetzä und
etwas Gspässigs mit am schwetzä. Tvrolersp. 1743.
Spez. von Liebenden; vgl. Fischer V 1251 u. ,Schiv.,
einem Mädchen den Hof machen' B(Zyro). ,Nach essen
und trinken . .. stuond er uf und nam sy by der band,
füerts zum ofen ze schwetzen.' 1525/27, Z Ehegericht.
,[Er] funde sy ligen utf dem ofenstein, griffe sy an,
sy bette still, und als sy ein wyl schwatz[t]end, gieng
der knecht von inen, und als er ouch enweg wett,
fiele sy imm an hals.' 1535, ebd. — ß) übh. „reden,
sprechen", sagen Ap (auchUT.); üs; B,soSi. und ItZyro;
Gr, so Av., Chur, D,, He., Pr., 8.; PAL; GF.. Rh., Stdt,
Ta.; S; Tn; Z und wohl weiterhin, doch meist nur
in beschränktem Gebrauch (von reden wohl auch durch
einen familiären Gefühlston unterschieden), in ein-
zelnen Gebieten (so in Ap) aber auch in weitem Um-
fang an Stelle von reden getreten. „Er schwätzt wohl;
verschieden vom hochdeutschen schwatzen oder
plaudern." Schwätz (au''') ! reie (doch)'. Bitti, schwätz-
mer aw'', Bueb! ACorr. 1860. I''' waiss Alles, Kind,
de darfsch jetz nit schw., Mutter zum kranken Sohn
Bs; s. auch Bd VI 1903o. Wer will da schw.? fragt
eine alte Frau am Telephon GrS. Du hesch(t) guet
schw. Ap; Bs; Th; JBührer 1918. RA.: ,Me' mos' d'Lüt
schic. lo", d'Hönd ond d'Chatze" chön"i"d's nüd, man
muss beim Anhören Anderer nachsichtig sein' Ap (T.).
Leut-mi''' nit lang lo" schw., i'* muess hei'" go" d'Hose"
platze", aus einem Wurstlied. KL. (BsGelterk.). Es
stät im Holz und schwätzt im Holz und törf-em Niemert
widerspreche", Rätsel vom Prediger Z (Dan.). .Lieber,
Schweiz nicht; jetz für dich gang!' GGottu. 1599. ,Er
darf nicht schw., oleum in ore gestat.' Meter 1692.
Von Tieren. ,[Nach der Meinung der Alten] bedeut
nichts Guts, wann die Tier schwetzen.' 1618, Zinsli
1911. Schw. chönne", möge". Er cha"" nüd schw., er
ist en Stamm Ap (T.). Euser Mariggeli cha"" scho"
schw. Bs (Seiler). Es cha"" halt nüd schw., sagt man
etwa, wenn ein kleines Kind in Gegenwart Fremder
nicht reden will, um es zum Reden zu reizen Ar; Th.
S. noch Bd III 1008 fer-lechenj; VIII 319u. !''• macht
2255
Scliwaz, scliwez, scliwiz, scliwoz, schwuz
2256 ■
»lud {niij schtc, will lieber nicht ilavon reden, es ist
mir zuwider daran zu denken GRC'liur; GTa.; vgl. Bd VI
547 0. Mit näherer Bestimmung. De'' cha'" guet schw.,
- het es guels Mundstück B (7.y\<>) und sonst, i'r
cha"" schw. wie-n-e" Bueeh Ap (T.). [Apotheker zu
einem Kind:] Wa' muest ha"? Schwätz au,''' e" chli"
lüt! Ap. Er schient zt aw* vernünftig, redet doch ver-
nünftig Ar (T.). Se, nenie"d en Sessel und schwätze"d
verstänth''' ! ACorb. 1860. Wenn d auch a Bitz mit
Verstand schic. tätist. Göldi 1712. üf Öpper int"
schw., einreden Bs; Th. I" der Stoben inne" hon-i"''
aber nöd übel of mi" Maitli [dessen heimliche Ver-
lobung ruchbar geworden ist] ine" g'schwätzt. Sciiwz.
Frauenheini 1002 (oTh). In Öppisschtv.: [Dienstmagd:]
Me" chunt mit de" Her'e" geng besser üs; si tue" Ei"'m
halt nid geng i" d'Sach schw. W'' mache" Ei'"m nid
taube" wie d'Frau. HDietzi 1912. (Ei"'m) noch (dra")
zue''i", dromm omme" schw., sticheln, giftein Ap; vgl.
Bd VI 553 0. Noch dra" zueni schtc. ond becke", met
Ufzüche", Spetzle", Wörtle'. ATobler 1909. Er hed-e"
doch wider e'''möl 'plöget ond-em noch dra" zue''i"
g'schwätzt. ebd. 1902. Der hedem ganz dromm omme"
g'schwätzt. ebd. Für sin'n Sack schw.; s. Bd VII 611 u.
Scherzh.: Mit ''em andere" Mül schw., farzen Ap; Tb
Kessw. Anders in den RAA. Bd III 1025/0. Eine
Sprache sprechen; vgl. Bd VIII 1023M. Guet tütsch,
baselditsch, sanggallerisch usw. schw. [Die Studenten]
schtcätzen ebe" lätinisch. Bkeitenst. 1864. S. noch
Bd VI 550 0. Vil, wenig schw. Er schwätzt nöd vil,
wenig, ist wortkarg .Ap; Bs; Th; Z. E" b'setzte" Ma"",
wo nit vil schwätzt. Breitenst. 1864. Die scltwätzi"d
niid vil om föf Rappe", beim Jass. A? Kai. 1922. Mit
Akk. des Inhalts. Schwätz au"'' Öppis! zu einem Stillen
Ap; Bs; Th. Srfcerf [beim Hinaufklettern auf der Leiter]
a«'* kä" Wörtli g'schtvätzt und hendersi''' ab''i" luege"
hed-er scho" gär nie 'tue". ATobler 1901/2. ,Gutt
stimme an selbst unsere Zung, Maria; Lob zu schw.'
JCWeissenb. 1678. ,Er hat kein Wort gewüsst dar-
wider zu schw.' ClSchob. 1699. S. noch Bd V 361/2.
Von Öppis schw. Me" cha"" von Allem schw. aber nöd
von Allem esse", und Das ist guet •ip. Wenn-me" vom
Wolf schwätzt, so chunt-er Bs. Ernstli''' vu" de" Sache"
schw. Z Sechseläuten 1834. Va" Weg mag-i''' eigent-
li''' nid schw , i'* ha" keine" g'seh". MKtroNi 1886. Nüt
isch'-'m me guet g'nue« g's%", sogar 's Dorf z'tcüest . . .
VC" de" Litte" gar nit z'schw. Joaoh. 1892. S. noch
Bd V406O.; VI 1755M.; VII 1051 M. (Etw., von Etw.)
mit Ei"m schw. I"* mues' no''' mit-der schw. Gr (Kilias).
Du, Liet, wotscht au''' no''' e"chli" warten im Stobli,
i'* mos' met-der no''' Näbes schw. ATobler 1905. I'*
soll denn g''ad . . . mit ''em Gwa'dia" deröber schw. Ap
Bur 1919. ,Sy sye für sich gangen und er [der Teufel]
auch mit iro, aber nüt sonders mit im gschwätzt.'
1603, Ap. ,Sich üs etw. schw.': ,N. hette sich uss dem
turn geschwätzt; wenn man aber kuntschaft ghört
hette, were es nit beschechen.' 1530/3, Z Eliegericht;
oder zu la? — 2. von Vögeln, so vom Star (WMüller
1906, 15), von der Elster (Sp. 1068u.), von der Schwalbe
(BdV'22u.). S.auchBdII124r(/(t(ie)-«(;Äen;;VII1579M.;
Sp. 107iiM. In Vergleichen; vgl. 1 a. Schw. chönne"
wie-ne Tule" AaL.; Ap (T.); ThMü.; Z. wiene" Ägerste"
B (RvTavel). ,[Ein Mädchen] so schlank und hübsch
geformt, dass es eine Lust war. Aber ja, schw. könnt
sie wie eine Dohle.' UBrägser 1789. ,Die Weiber
könDen schwätzen wie Dolen.' 1814, Z Brief. ,Man
sagt, dass die turteltauben seer vil scliwätzind, die-
weil die nit allein mit dem schnabel, sunder auch mit
dem hinderen teil redend, darüber man diss sprüch-
wort von schwätzigen leuten braucht: du schwätzest
meer dann ein turteltaub.' Vogelb. 1557. Im S. von
laß: ,Es bleibt nicht verschwigen und seitens die Vögel
schwetzen.' FWyss 1673. — 3. uneig., von Dingen; vgl.
Bd VI 545 0. Das cha"" schw., von etw. Nettem, Ge-
fälligem,,.ansprechendem' GTa. EnHuet, der cha"" schw.
ebd. — Schwätzern. Zula. Mit Schw. und Lache"
lät si''' Nüt mache" Gl (Leuzinger). Es brücht nüd
lang Schwätzi's, i''' glob's söss, Abfertigung Ap (T.).
Mit ril Schw. lert-me" lügt" ZLimni. ,Der päpstleren
süess schw. oder tröuwen.' Zwixgli. ,Du bist ein rechter
klapperman und ein swatzman, und er muoss dines
klappre[n]s und swatze[n]s engelten.' 1459. Z RB. .Dass
hinfür ein jeder sins unrüewigen, nütsollenden, un-
fridsamen klapperen- und schwätzens abstände.' 1532,
EEgli Act. ,N. begärt, ine von siner frouwen ze frygen
von wegen irs schwetzens und wäsens.' 1550, B RM.
,0b er [Barbatio] gleich für sich selbst niclit sonders
handvest war, so kont er doch vil Schwätzens, dardurch
er die Knecht als fröuwdig und muotig macht, dass
sie der Feinden ein grosse Anzal manlich zuo Boden
schluogen.' GiLER 1610. Zu laa. , Mit schwetzen oder
anderen Untugenden sich ungebärdig erzeigen', von
Schülern. Bs Schulordn. 1597. ,Die Newgläubige [sollen]
den Catholischen vor der Kirchen mit Schwätzen etc.
kein Ungelegenheit machen.' 1651, JJREn. (Zoll. 1905).
,Das Schwätzen als auch das Feihlhaben bei den Creitz-
fahrten [sind verboten].' U Mand. 1780. Zu laß. ,Die
zung meisteren, sich vor schwätzen hüeten, linguam
continere.' Fris.; Mal. .Das aus der Schul Schwätzen.'
Hect. 1658. Zu lay: Mit Schnüße" u"'' Schw. u"''
Zuechetrage" es Unglück a"richte". Hügli 1922. , [Ehr-
liche Leute] mit schandlichen Zureden, Schwätzen und
Schmähworten überfahren.' Th Mandat 1712. Zu Ib.
Dö nützt 's SchzD. Nünt, dö mo^md Stöa" si", da muss
man Gewalt brauchen GBern. Dö [bei so eigensinnigen
Kindern] mos'-me" de" Stecke" brüche", 's Schw. helft
doch Nünt Th. ,Wen sy [die Weiber] sich einmal er-
setzen, da hilft kein rechnung noch schwetzen, sy
bharend druff, geh was es kost.' Grübel 1560. —
g"-schwätzt. Mit Rückuml., subst: d's G'schwatzta,
Geschwätz PAl. (Giord.). — Spätmhd. girallen, su-ätzen,
swetzen; Tgl. Gr.WB. IX 2341); Martin-Lieuh. II 532; Fischer
V 1251, zum Sekundäruml. BSß. X 50/1 (wo weitere Lit.).
Die Form , schwatzen' ist der Ma. fremd ; sie tritt erst seit der
2. H. XVII. gelegentlich als Entlehnung aus der Genieinspr. auf.
Pr;et. , schwatzte', Ptc. .geschwatzt' in Quellen des XV./XVl.
haben als Reste von Küokuml. zu gelten; , schwatzint' bei
WFluri 1524/8 (s. ab-scliw.), ,geschwatzeas' bei Diogenes 1550
sind Wühl ungenaue Schreibungen. Zum Prset. ,gcschwesto'
(s. <ie-svliir.) vgl. die Anm. zu schwitzen. Nach Angaben ist das
W. in GrObS. ungebräuchlich, in GrS. selten, in GrV. nur in
den Bedd. laa — •( üblich, a und b lassen sieh, zumal in den
lit. Belegen, nur uuTollkomnien scheiden. In Namen. ,Feli.x
Hoffmann, gen. Schwätzfelix.' 165G,Z;vgl.Ä7i.M(2-J)/an.i(Bd IV
279). ,Schwetz-grub-Hau', Flurn. ZUitikon.
ab-: Ei"'m Öppis a., wie nhd. abschwatzen Bs;
Gr; Th; U; Z und wohl weiterhin. ,Also gebint si uns
guote wort und schwatziut uns das unser ab.' WFluri
1524/38. ,Er hab iro ouch gelt geben, das er iren mit
sinen listen wider abgeschwatzt.' 1541/3, Z Ehegericht.
,Er sye ie zuo ir komen und [habe ihr] den batzen
2257
Schwaz, scliwez, scliwiz, schwoz, schwuz
2258
mit listen wider abgescliwetzt.' ebd. .Wann ilime syn
alter Lehenbrief, so ihme vor 5 Jahren von H. Anit-
man Gessner ... abgeschwetzt worden, nit wider zuo-
gestelt werde, wolle er nit mehr zehnden.' 1667, ZW.
S. noch ßdV1119fl3o. — Vgl, Gr.WB. I 112; Fischer I 66.
über-, über-: a) = über-mülen (Bd IV 183). ,Wann
liat der Gevatter Unreclit gehabt? Unsereiner mag ihn
nicht tl.' Gesi'rXch um 1800. — b) überreden. Aber
so gät's halt, tvenn-vie" . . . schon nbtrschicätzt wird.
Obw Volksir. 1919. — Vgl. Gr.WB. XI2, 530.
üf-: Ei"'«! Öppisü., wie nhd. lis; B; GrV.; S; Tb; Z
und sonst, 'ne" Husiererhet-ere"'s[eiue Ware] chönne" ü.
SOlt. /'* glaube", de hettist-der Alles la" ü. EEscumann
1922. Bie zwe andere' [Freier] wo-ner-mer het wellen
ü. OvGreyerz 1909. ,[Heiratslustige Jungfer, die sich
einem Junggesellen zur Hilfe im Haushalt anträgt:] Ich
will-mi''' gwüss nit ü., aber r* g'seh", es ist nötig, dass-
nicli Neuwer z' Hülf chunnt. JJöroer 1918. .Warum solte
dann ein solclier [Arzt] in Religionssachen ihme Etwas
auffschwetzen lassen, desse er aus der geistlichen
Apothek der Seelen [der h. Schrift] Red und Antwort
geben könne.' Hott. 1666. — Vgl. Gr. WB. I 732; Fischer I
418 (in andrer Beii.).
ume°-, umer-: a) herumschwatzen, -klatschen Ap;
Bs; Gr, so Av. und It Tsch.; Tu; Z und sonst. De"
ganz Tag ume'stö" und u , Das gi''t nid Gelt GrAv.
Der Valter kann's nit verputze", wenn-er [ihr j\lädchen]
am helle" Tag umme'sclnvätsend. ENadig 1916. U. und
ume'tätsche". FI.endi 1925. Öppis ommischw.; s. Bd VI
467 u. — b) refl. D'Sach het-sich umme"g'schwätzt, hat
sich herunigesagt BsStdt. — Vgl. Fischer III 1518.
a°-: 1. Einen a., an Einen liin schwatzen Bs. —
2.Ei'"in Öppis a.: a.) = üf-schw. SchR. D'Jude" [jüdische
Viehliändler] händ ''em Vettergütti wider e'"möl e" Chue
a'g' schwätzt. D'Cärdmer tuend Ev"m Alls liberments a.
, Einem einen Bären aufbinden' BSi. — b) Einem Üble.s
nachreden. P' län-eu''' Nüt a. Z (Tagesanzeiger). —
Vgl. Gr.WB. 1451/2; Fischer \ 257.
i"-: 1. a) Einem soufflieren. [Spielgraf;] Wann s
nimmä geh vnll, so han nä eischivätzä. Tyrolersp. 1743
— b) Einem Etw. einreden, B;- S (BWyss 1887). 6'i
het-mer's geng wellen i, aber ohä! Dere" bin-i''' z'fini
g'si" B. Das het-im oppen Epper chönnen i. BSi. ,lr
[Eidgenossen] wellind üch Faber.s und Eggen leer und
fürnemen keines wegs lassen ynschw., dann sy an allen
orten ... falsch und betrogen ist.' Zwingli. ,Wie man
den kranken breden tuot, dem man die nutzlich gsund
arznyg mit liung und zucker inschwätzt fry.' Rüef
1539. ,[Zu den Vorzügen des Diogenes gehörte es]
das er wol bredt was und hiemit der wält sin leer
wol kont inscliw.' Diogenes 1550. ,Eini ein ding ein-
schwetzen, alloquiis prosequi.' Fris.; Mal. ,Die laster
[die] einem yngescliwätzt werdend.' jEg.Tschudi 1572.
.Einschwetzen, doctis dictis persuadere alicui; du'wirst
mir das nicht einschw., nunquam tarn comraode dices,
ut istud mihi persuadeas.' Denzl. 1677. 1716. ,Daruni
scliwäzt man euch allerhand Lügen ein, damit ihr nicht
andere Gedanken fassen möchten.' Flugschrift 1712.
, Lasset eucli ja nicht durch Branntweinhändler aller-
hand einschw.' Bauernfrecnd 1768 (Z). S. noch Bd V
561 o.; Sp. 839 o. Audi i. S. v. üf-schwätzen. , Waren
biderben Lüten betruglich einschw.' BWuchermand.
1613; s. auch Bd V lllSo. .[Eine Krämerin] hat die
meisten Arbeiter [im Seidengewerbe] zur Untreu
verleitet, ihnen War und Geld für Seiden ein-
Schwelz. Idiotikon IX.
geschwätzet.' 1746, B Blätter 1916. — 2. refl., sich ein-
schmeicheln. ,Wie er [ein Verliebter] sich könne in
die Gunsten der Geliebten einschw.' JJUlr. 1731. —
Vgl. Gr.WB. III 288; Fi.scher II 645.
ine°-: 1. in den Tag hinein schwatzen. , Erschwätzt
hinein, dass man nicht weisst, obs gehauen oder ge-
stochen ist, neque coelum, neque terram attingit.'
Meyer 1692. — 2. Einen i., anschwärzen, , wüst schildern'
Z (Spillmann). — In andrer Bed. bei Gr. WB. IV2, 1423;
Fischer III 1629.
uni-enand-: = umen-schw. a. .Wann die Schwätz-
däschen schwigind und nit also umbeinanderen-
schwätztind.' 1609, Z.
under-: zwischen hinein schwatzen. ,Die Rechen-
stuben soll flyssig besucht und ohne bisshar gewohn-
liches U. uff Alles mit Flyss uft'gemerkt werden, damit
die Rechnungen dest eigentlicher in allen Puncten
verhört werde[n].' Z Mand. 1635. — lu andrer Bed. (,zu
IJefallen reden') bei Fischer VI 250.
er-: durch Schwatzen Etw. erlangen, durchsetzen.
Mit unbest. .es': ,lch versieh mich wol, was du [BHub-
maier] hie engegenwerfen werdist: Es stat [Matth.
10, 7] nit: das rych Gottes ist hie, sunder: es wirt
nahen. Antwurt: Es stat, so du es ie mit dem buoch-
staben e. wilt [wenn du deinen Standpunkt durchaus
durch Berufung auf den Buchstaben behaupten willst]:
es ist genahet, oder: es ist kunimen.' Zwingli IV 600;
bei Gualther nur: si literam urgere velis. — Vgl. Gr.
WB. III 977.
ab-er-: = ab-schwätzen. ,Ir herren. gloubent im
[dem betrügerischen Knecht] nit ze vil; er kan wol
reden, wen er wil, dan er mir s duoch hat aberschwetzt.'
Neüjahrsspiel XV.
ÜS-: 1. = schwätzen laf, ausplaudern Bs; B; Gr; Th;
Z;wohlallg. Öppisü. S. auch Bd VIII 129 o. ,Denen
klein und grossen rähten ist fürgehalten worden, dass
sie sich vor dem vilfältig geschehenen ausschw. aus
dem raht verhüeten sollen.' 1553, KWild 1847. ,N.
hat wider den angelegten Eid an underschidlichen
Orten aussgeschwetzt, wer ... zu neuwen Herren des
kleinen Rahts erwellt worden seye.' 1615, G Blätter
1914. .Vorsorgen, dass seye [seine Anhänger] Nichts
ausschwetzen könnten.' Schw Prozess 1708. S. noch
Bd 1 1292o. — 2. Ei"'m Öppis ü., ausreden B (Zyro);
GT.; Th; Z und wohl weiterhin. En u"schuldige'' Tanz
ist e" Vergnüege", se'b chönnt-mer de Her niid ü.
EFeuker. Es ist ... U'chrüt, se'b chönd s'-mer dann
nid ü. AHuggenberger 1914. !''• lä"-mer's nüd ü. [dass
der Frühling kommt]. Z Tagesanzeiger 1906. — 3. refl.,
sich ausreden. ,Die päpstliche Monarchey kann sich
[nicht] mit der ruhigen Besitzung [ihrer Glaubens-
sätze und Institutionen] ausschw., dass sie ... nicht
schuldig seie, einige Rechenschaft der 12 Artiklen [über
den neuen römischen Glauben] halben zu geben.'
ClSchob. 1699. — Vgl. Gr.WB. I 964; Fischer I 513 (,zu
Knde reden').
use°-: 1. (unbedacht) herausschwatzen. .Ausshin-
(klapperen und) -schwätzen (und bladeren, nichts ver-
sctiwygen), eöutire; leichtlich ausshingeschwätzt, eft'u-
titus.' Fris.; JMal. ,Elfutio,unbe8innt herausschvvetzen;
ert'utitus, aussengeschwetzt.' Denzl. 1666/1716. Mit
Akk. des Inhalts. = dem Vor. 1. ,Alle diejhenen, so
fürterhin in deinen oder grossen raten sachen liinuss
schwetzent und tragent, davon schad ... entspringen
mag, söllent ... gestraft werden.' 1527/9 Z RB. —
142
2259
Schwaz, schwez, schwiz, schwoz. schwnz
2260
2. uneig., im Bogen us''t"st7w., sich erbrechen Ar
(ATobler 1909, 67). — Vgl. Fischer 1 519 (aussersch wätzm) .
ver-: l.A) = üs-schw.l. [R'6se\\]mer1;t, dass ... Alles,
was . l V" zieht, weiss, was g'gangen isch. und wenn scho"
iif ''ein Joggisbode" nid vil verschwätit wird, vom Dorf
iifen isch-es [die Kunde] cho' z'grägge". RvTavel 1928.
,Verschwetzen, aussbringeti, sermone aliquid prodere, in
publicum aliquid proferre.' Hosp. — b) über Jmd Nach-
teiliges sagen, ihn verraten, verklagen, verleumden,
ins Gerede bringen Aa (H.); Bs; BS., Si.; Gr, so Rh., V.
nndltTsch.; ScnR., SchL.St. (Sulger); Th; Z und sonst;
Syn. verrätschen (Bd VI 1851), -tatschen. Eswer v. Gr
(Tsch.). Si hät-mi''' rerschicätzt, verraten, herunter-
gemacht ThMü. Si tuet gern d'Lüt e'chli" v., ins Gerede
bringen ScuR. Die [ein zänkisches Weib] iDird-i"s
schon V. überall! ESaütter 1927. , [Seine Frau] sye
glich von im glouft'en und [habe] inn verschwetzt, wie
er sy schlache, das doch nun [= nur] einmal bschechen.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Si liette inn nun gnuog ver-
schwetzt, darunib solle sy urloub haben und ir strass
faren.' 1548, ZErl. ,Er wird Niemand verschwetzen.'
Hosp. S. noch Bd VI 790u.; VllI 605u. Einen vor. bei,
gegen (s. u.) ,Tmd ,v.' ,N, habe die richter vor der hohen
oberkeit verschwetzt.' 1590, ZEgl. .Wann Junker Ober-
vogt anzeigen werde, das er [ein der Verleumdung
Bezichtigter] berüerten H. by irae verschwetzt ... so
weite er desselbigen ergelten, wie recht sye.' 1620,
ZAnd. ,Bei jederman verschwetzen, traducere per ora
hominura; verschwetzt werden, serraunculis prodi.'
Denzl. 1677/1716. Um den Papst, bei welchem die
katholischen Orte ,verschwetzet' worden, von der
Wahrheit zu berichten . .. 1713, Absch. , Das Unglück
traf die Schnabelgrithen, dass eine Nachbarin, die
ihr hässig war, sie bei dem Maurer verschwätzte.'
HPest. Neben Synn. Die hinderrucksigi Art, d'Lüt
z'verT^alfaTctere", z'v. BXuNn. 1922; ,V., fälschlich an-
klagen oder betriegen, sycophantari, criminari, ob-
trectare.' Fris.; Mal.; s. auch Bd III 628 CchlaffenJ;
VI 566 (hinder-reden) ; Sp. 834 M. .[Sie habe] inn mit
irem bösen mul verkleinert, verschwetzt' 1559, Z Ehe-
gericht. ,[N. habe] in und sine mithaften tischdiener
gegen der brut verschwätzt und gschulten, sy werind
völler dann die gest.' 1581, Z. ,Der Stubenfrowen
Magt [hat] uns hiuderrucks ... gegen unseren Herren
Zunftmeisteren . . . verleidet und verschwetzt, als wenn
wir nit so vil Brot und Wyn bettend ufgestelt, als
wir aber verrechnet.' 1602, Z. ,Lob Manchen, wenn
ich zu ihm komm; so bald ich aber komm von ihm,
bruch ich dann vil ein andre Stimm: verschwätz, ver-
lüg ihn also sehr, dass man uf ihn schier halt Nit melir.'
GGoTTH. 1619. , Verschwetzen, verunglimpfen.' Uenzi,.
1666 (Register). ,L)ie ... einandern verschwätzen und
verleiden, wo sie können.' P'Wyss 1697. ,So auf Einen
kundbar wurde, dass er auss der Reformation [s. BdVl
651 M.] ... ehrlich läidende [Übertreter des Mandats
anzeigende] Personen verschwätzet und geotfenbaret
hätte, werden wir einen Solchen ... zu ernstlicher
Buss ziehen.' Z Mand. 1703. , Verklagen und ver-
schwetzen'; s. Bd VIII 648 0. S. noch schmusen Ic
(Sp. 1024). — 2. a) Geld ,v.', durch Strafen für Klatsch-
händel verbrauchen; s. Sp. 446 u. (Z Kn. Anitsrecht
1534). — b) ,den Zug v.', durch (gelegentlichen)
mündlichen Verzicht auf das Zugrecht desselben
verlustig gehen. ,[P. verkauft sein Gut, nachdem der
zugsberechtigte J. erklärt hat, von seinem Vorkaufs-
recht keinen Gebrauch zu machen.] Ist also darüber
die Fraag fürgefallen, ob Einer also hardurch den
Zug nit verschwäzt ... Ist deswegen erkendt worden
einhellig, dass J. seines Zugs halb zu Ruhe gestellt
sein solle.' 1678, ZGrün. — c) (eine Zeit) schwatzend
verbringen. ,Dann floh ich etwa zu einem Freund, um
die langen Winterabende zu verschwatzen.' UBragger
1792. — 3. refl., ,sich verschwatzen' Aa (H.); vgl.
ver-reden 2c (Bd VI 565). a) zu lange scliwatzen, sich
verplaudern Bs; B (Zyro); Gr (Tsch.). ,!''• ha" mi'''
verschwätzt, verplaudert, die Zeit vergeudet, die Pflicht
darob versäumt' B (Zyro). Herrje au''' ... wie han-i"''-
mi''' chönne" r.' Erzählerin zur Zuhörerin. EThommen
(Bs). — P) I''' ha"-mi''' ganz verschwätzt, bin allzu-
sehr von meinem Thema abgeschweift. AOehler 1912.
— Y) *^'ch versprechen BsStdt; GRCast. (.anders reden,
als man will') und wohl weiterhin. — 8) sich ver-
schnappen, ein Geheimniss verraten BsStdt; B; Sch
(JJRahm); Th; Z. Mit dem Mül verschwätzt-me"-sech
B. S. noch Siden (Bd VII 305); Sp. 278 o. (173(1, Zg).
— e) sich durch unvorsichtiges Reden Widerwärtig-
keiten, Schaden zuziehen SchR. J«* ha'-mi''' de't e'chli"
verschwätzt, zu viel gesagt. ,Dass die buren dem
pfaffen [in rechtswidriger Weise zu ihrem Vorteil]
letz ... gelt für den kernen gend, do ist er selber
schuldig, er hat sich selber verschwetzt gegen inen.'
1531, Z. Von Schmähungen udgl. ,N. [hat] sich um-
bedacht mit Worten verschwetzt', von Einem, der
sich Schmähungen gegen die Regierung hat zu Schul-
den kommen lassen. 1564, ZMänn. Landvogt Bluraer
von Glarus hat im Gaster sich ,verscliwazt', und
Die von Schwyz haben ihn dafür mit einer Geldstrafe
von 1000 Gulden angelegt. 1655, Absch. — Ver-
schwätzen n.: zu Bed. Ib. ,Uss sorg des verschwätzens
und verlügens.' Mal. 1593. ,Die irrige Meinung, als
solte dergleichen Anbringen [Anzeige von Übertretung
der Polizeiordnung] ein unburgerliches, verbasstes
Verschwetzen sein.' Bs POrdn. 1715. — un-ver-
schwätzt: zu Bed. 1 b. , Einen u. lassen'; s. Bd VI
1061 u. — Vgl. Gr.WB. XII 1191; Martin-Lieuh, II 532;
Fischer II 1325. — Ver-sch w ätzer m. ,V., angäber,
lesterer, schmälier, vertrager, verklager, quadruplator,
convitiator, obtrectator, vitilitigator.' Fris,; Mal.; s.auch
Hinder-reder (Bd VI 567). .Lästermäuler, verschwätzer,
orenträger, betrieger.' LLav. 1587. S. noch Bd V 500o.
— Ver-sch wätzung f. ,V., verlümbdung, beleidi-
gung, schmaachred, obtrectatio.' Fris.; Mal.
vor-, in Gr (It Tsch.) für-: Einem Etw. vor-
schwatzen AaF.; Gr; Th; Z und sonst. Muest dem
Maitli nüd dere" Ziig v. EZiesler 1903. ,Wann du
[Lehrer] nur ein wenig neben dich sihest, so fallet
dem Knaben straks Alles widerum auss. was man ihm
so oft hat forgeschwätzt.' DTomann 1708. ,Deni Vir-
ginio Caesarino Hessen die Herren Jesuiten vorschw.
(damit sie ilin in ihren Orden zogen ...), alle Jesuiten
seien mit Eid verbunden . . . das Geheimnuss des
Sacraments der Beicht ohne einiche Sünde den Oberen
zu entdecken.' Goliath 1741. — Vgl. Fischer II lfi"2.
ge-: = sehicätzen la. .[Uoli Wirz schimpft bei
Euodi Binner über die Obrigkeit.] Do sprach der
Binner: du geswetzscht neiswen ze vil.' 1410, Z RB.
,N. sprach, er geschweste als vil, dass er müeste ein
lugner sin under allen gesellen.' 1421, ebd. ,N. redte.
Eberhart, du geschwetzest vil, das dich wol nit an-
gang.' 1459, Z. — Fantasten-ge-schwatzen n.:
2261
Schwaz, scliwez, schwiz, schwoz, schwuz
2262
Geschwätz eines Phantasten. .[Diogenes witzelte über
Piatos Ideen lehre.] Wolt hiemit anzeigen, was es des
unnützen fantasten gescliwatzensdörfte.'lhouENEsl550.
un''e''-füre''-: Zoten reissen Ap (ATobler 1908,
32); \g\. schwätzen lab. — da-li er-. ,Was der Guardian
von dem Verdienst der Werken dahergeschwätzet.'
ClSchob. 1699.
be-, schwatzen': wie nhd. Disc. 1721/3; dafür ,be-,
überreden.' 1746; s. SHildebrand 1909, 107. — Schriftspv.
z*-sänie°-: zsschwatzen. allg. Tumms Zug z's.
De' schwätzt e" Brüe z's. .' .\ r.
S c li w ä t z e r (bzw. -e'-)m., -(ejri' f.,Dini. Schwätzerli :
1. a) wie nhd., Schwätzer(in) Ap; Bs; B; PAl. (,chiac-
cliierone, ciarlona.' Giord.); Th; Z; wohl allg. Eristen
Schw., man kann sich nicht auf ihn verlassen. ,Muoss
denn ein schwetzer ymmer rechthaben'?' 1525/30, Hiob;
.sollte man ... einem umb seines vil schwätzens willen
recht geben'?' 1589/ 1707;, wasch er.' Luther. , Schw.. klap-
perer, latferer, klappermann, schwätzniann, niärlesager,
gerro, garrulus, nugax; schwiitzerle, loquaculus.' Kris.;
Mal.; s. auch Laferer, luppen (Bd 111 1109; 1353);
Bladerer, Bladerin, Blöderer (Bd V 16. 23). , Argutator,
nugator, blatero, Schwetzer; locutor, locntuleius, un-
nützer Scl'.wetzer.' Denzl. 1066/1716. S. noch Schnäder-
Mül (Bd IV 182). — b) spez. a) wer in der Schule, in der
Kirche schwatzt; vgl. Kirclien-Schw. ,[lJer Chorweibel
und die deutschen Schulmeister sollen] alle Sontagen uff
die Schwetzer Acht haben.' 1647/8, AAAar. RM. .[Der
Schulmeister habe] vor Alter schier nimmer sehen,
schreiben und die Schwätzer kennen können.' WLotz
1685/1707. ,N. hat ein scharff Auffsehen gehabt auff'
dieSchwätzer, Esser, Huotauffleger, I-autlehrer.'ebd. —
g) Ausplauderer, ,der ein Geheimniss auskramt' B (Zyro).
— Y) Klatschmaul, Herumträger, Verleumder Bs; Gr.
(auch Dini.); Z. Der Schw. mues' e" Loser ha' BsL.
E" Schwätzeri' und Tdtscheri". FLenui 1925. ,Ein
schw. wirt nit gefürderet (kein schw. bestände) uff
erden.' 1525/1638, Ps.; , Verleumder.' 1667/1707; ,eiu
böss maul.' Luther. ,Das sy [die Churer] einem ver-
louffnen schwetzer nit gestatten werdent, ein sömliche
eerliche kilchen zuo sehenden. ■■ 1571, Brief (HBull.).
Als Schimpfwort. .Mörder, lotter, lügner, schwetzer.'
NMiN. S. noch Bd Vlll 1345 o, — 2. Dim., zwitschern-
der Vogel. ,Etlich edle [Vögel], schön wie gemahlte,
sehr angenenime Schwetzerlin.' JCWeissenb. 1678. —
3. meist Dim., leichter Rausch, der sich in ungewohnter
Beredsamkeit äussert Bs; BBrisl.; GrD. (B.), Pr.;
ScHHa. E' Schw. (BBrisl.), es Schwätzerli (Bs; GrD.,
Pr.) ha(n). Der Ch. ist van dem Dür'''enanderntri''chen
'e lenger i' g'sprechiger worden, ja, er hed überhopt
afen esö es Schtcätzerli g'han. GFient 1898. 's het
e" spöte" Haimweg g'ge' seV'etsmol; aber der Herr Abel
het so en [!] fidel Schwätzerli g'ha", dass-men under
Lachen und Blaudere" der wit Weg ganz vergesse"
het. EHetzel 1885. — Mhd. melzer; vgl. Gr.WB. IX 2357,
zu Bed. '2 auch , Schwätzerlein.' ebd. 2360; Martin-Lienh. II
532; Fischer Y 1253, sowie BSG. XII 55 f. PN. .Swetzeriu.'
1357, Z Steuerb. OX. ,Scliwezers-Graben' SLaup.
Kirchen-: wer in der Kirche schwatzt. ,Die
Bussen wegen denen K.-schwätzeren sollen eingezogen
werden; wer sich aber weigert, [soll] die alte Erkant-
nuss, nämlich die Gefangenschaft, zu erwarten haben.'
1704, ApHer. — Vgl. Kirvhen-schioatzena. bei Fischer IV 400.
Binse"-: Vogelname, Teichrohrsänger, Acroceph.
strep. VSV. 1916, 31.
Schwätzeri, -ei f.: wie nhd. ,Du hast durch
din schwätzerry und scuft reden gnad und verzichung
verschaffet dem aller feltschisten verreter.' MoRGANr
1530; babillerie. — Vgl. Gr. WB. IX 2359.
Seh wätzete", in GRHe. und It Tsch. -eti — f.:
Geschwätz Ap (T.); GrHc., V. und It Tsch.; GW. Der
Weibel, tca under der Chanzle" im Finstere" üf'passt
und der Schw. [der Knaben] zuog'lost hed. JJörger
1918. P'' gib-der denn Schwätzen dra", gute Worte statt
Geld GfiMai. (Dan.). — Auch schwäb. (Fischer V 1253).
schwatzhaft: schwatzhaft. ,Dass er gemeinlich
für einen schwetzhaften, unbeheben [BdI1870] Mann
gehalten wird.' 1654, ScnSt. ,Loqnax, schwetzhaft.'
Vestib. 1692. - Vgl. Gr. WB. IX 2360.
Schwätz! I m.: Schwätzer, Ausplauderer B.
Schwätzill f. Von einer Frau, die plaudern geht,
heisst es etwa : Si ist uf d'Schw. g'gange" oTu.
schwätzig, in BE., Sa., S.; LE.; Z und sonst
g'schw.: geschwätzig, schwatzhaft BE., Sa., S.; FS.,
-Ss.; ScuSt. (Sulger); Z und weiterhin. Die Kinder
sind in der Schule schwätzig, unartig. GStücki 1908.
Wer ein Kind zur Taufe trägt, darf unterwegs ,mit
Niemandem plaudern, ansonst das Kind geschw..wird'.
AfV. (BE.). Der Leutpriester in Breragarten sei ein
,schweziger' Mann und schon früher vom alten,
wahren Glauben abgefallen. 1548, Absch. , Redreich,
schw., loquax; schw., klapperig, schwätzmaul, ein
klappermann, der nüt verschweigen kan, futilis homo;
schw. und zuo fatzen und speien geartet, dicax.' Fris. ;
Mal.; ähnlich bei Denzl. , Mit einem Schwätzigen zu
schwätzen nicht beginn.' Cato 1648. ,Die schw. Per-
sohn.' U LB. S. noch Bd V 15u. Von Frauen. ,Eim
schw-en wybe.' Aal 1549. ,[Die Frau] hab ein schw.,
böss, verlogen Maul.' 1641. Z. ,Sy seige ausschweift',
schw.' 1677, ebd. S. noch Bd VI1850M. Von Vögeln.
G'schw-i ScMcalbe". ACorr. 1860. S. noch Bd V 22 u. —
Vgl. Gr.WB. IV 1,398-1; 1X2361; Fischer III 503 ; V 1254.
u"-: 1. ,von Menschen, die wenig reden', wortkarg
,L; Zg' (St.''). Er ist u. ■ — 2. ,von Etwas, das nicht
gesagt werden sollte L' (ebd.). l"* han Oppts U-sg'seit.
lüt- : geschwätzig, schreierisch. ,Zank nit mit einem
lutschwätzigen menschen undlegim nitholzansinfhür.'
1525/1707, SiR.; -(XmaQwäriz. LXX; linguatus. Vulg.;
.Schwätzer.' Luther. — Vgl. .lautredig' bei Gr.WB. VI 391.
Ge-sch wätzigi f.: Schwatzhaftigkeit. , Unver-
stand und grobe, liegen, falsch, gschwätzige.' HBull.
1540; s. auch ent-schepfen (Bd Vlll 1061).
schwätzle": zwitschern, von der Schwalbe.
Kindergarten 1906 (G).
Schwätzler m. s. Ge-schuatz Ib (Sp. 2'249M.).
b'-schwätzt: = be-redt (Bd VI 57'2). .B. si", di-
sertum. lingua proinptum esse.' Id. B. 's isch' e"
B' schwätzte, ein Beredter B (Zyro). .Man sieht wol,
dass vil mee dero, die lesend, allein geleert und beschw.
werdend weder fromm und gottsförchtig.' Zwinuli.
,Wenn sy [die Wiedertäufer] an die ort und end
kummend, da man nit acht, wie beschw. einer sye,
sunder ob sin red onch die prob enthalten möge, da
sind syam hag.' HBoll. 1531. Attrib. , Die den fräffnen
beschw-en doctoren oder sunst iren lichtfertigen
gsellen losend.' Gualtu. 1584. Widertäuffer und andere
beschw-e Freigeister.' JJBreit. 1613/43. , Böswillige,
beschw-e Gsellen.' ebd. ,[N. sei] zwar ein beschw-er,
aber sehr betrieglicher Mann.' 1671, Z. ,Bei allen
disen Sachen und Bosheiten verlasst er sich auff sein
2263
Schwaz, schwez, schwiz, sclnvoz, scliwuz
2264
beschwetzte Zung und tiölerisclie Tück.' 1675, ScaSt.
,Die beschw-este Wolredner.' JJUlk. 1731. .Das ge-
lehrte Athen und das beschwazte [!] Rom.' JJUlr.-
Haug 1731. .Dieser beschw-e Münch.' Grüner 1732. —
Vgl. Gr. WB. I 1601. Wohl dem ä. ,bere(Jt' nachgebildet,
das seinerseits nicht Ptc. von .bereden', sondern zu ,Kede'
[- mit R. begabt) gebildet ist. — wol-.be-schwätzt':
= dem Vor. .Des küngs legalen sollend w. syn, hall,
gschwind.' HBdll. 1533. ,[Gott] weisst wol, das wir
nit alle w. und mit der kunst des höfischen redens
begaabt sind.' Gcaltu. 1559. .Garrulus, der schwätzig
oder der w. ist.' Fris. 1562. ,Ein geschwinder, w-er
und fräfner münch.' JUGrob 1699. ,Ein kleiner, wohl-
beschwetzter Küeffer.' 1641, Z.
seh Weizen, Schweizi s. schweissen, Schweissi.
Schwiz (bezw. -i'-): Orts- und Landesname; vgl.
GL. IV 434/59. a) der Flecken Schwyz, Hauptort des
gleichnamigen Bezirks und Kantons (zur Sehreibung
s. die Anm.). (//', vo", z'Schw. Im Schnellsprechvers;
s. Bd VII 1093u. Der Bezirk Schwyz, das ,alt gefryte
land', bis 1798 eidg. Ort, dem mit Ausnahme von
Gersau die übrigen Teile des heutigen Kantons po-
litisch untergeordnet waren; vgl. DSteinauer 1861 1
12/13; GL.V455.459. Dafür .Schwitzer land': ,Steinen
im Schwitzer land.' CSüter 1549. .[Nach Gesslers
Tod] gab es ein gross geschrey im Schwitzer land,
euch zuo Ury.' ebd. ,Die von S(ch)w.', die Schwyzer.
iSpR. (herrschend im XIV. /XV.; vgl. die Anm. zu
Schwizer). Der Kanton Schwyz seit der Mediations-
akte von 1803; vgl. DSteinauer 1861 1440 ff'. Züri'>',
Bern, Luzern und Sehw., wer nüd üfpasst, kriegt hüt
Wix, Anzälilreim ZWald. Uri, Schw.und Underwalde".
d'Glarner (d'Berner Z) si(nd) die graste" (tümmste" Z)
Chalber B; Z; s. auch Bd VII 813 M. Alte Feindselig-
keit zw. Z und ScHw (vgl. Schwizer Ib) sclieint fort-
zuleben in der verächtlichen Bezeichnung m Kanton
Schiss obe" ZMeilen. — b) das Gebiet der schweize-
rischen Eidgenossenschaft. Heute nur mit Art.
d'Schw., t" der Schw. (in Pl'o. im Schw). Was (Das)
brücht-men i" der Schtv., was brücht-me" swst im
Schwizerland, Chor und Kehrreim im bekannten Liede.
JBHXfl. 1813, 4. Dim. Das chlin^ Schtvizli. BSrnd.
1914. Im Schuizli inne". IjOosli 191Ü; Barnd. 1914.
Ohne Art. äSpr. ,[Ein Dieb und Landstreicher aus
Amden] hat verjehen, als er zum dorf Rümlang komen
sig, habe er einen daselbs gefragt, wes das dorf wer,
ob es och Switz were; also antwurte im derselb ja;
uff dass redte er: dass üch botz lung kyg! so sind ir
doch och küekyer.' 1495, Z RB. ,1m [Schwaben-] krieg
sass Basel still, und glich nach dem krieg ward es
gar Schwitz.' Sicher 1531. ,Anno 1506 sind die von
Mülliusen Schwitz worden.' ebd.; die Fügung auch
in der Überlinger Chron. (üfd 49, 72 u.). .Gemein
3 pündt mit sampt den 8 orten in Schwyz." 1596.
Ard. 1572/1614. ,Zuo Walhenstatt in Schwyz.' ebd.
,N. habe die gröst kuo in Schwytz.' 1541. Z Ehegericht.
Euser ganzes liebes Vatterland Schwitz. AKornhoffer
1656. ,Die 13 Cantone in Schweiz.' JCSteiner 1684
(,Kurtz deutliche Grundzeichnung des Alt-Teutschen
Spartier-Lands d. i. Schweizerland). Weiteres (nicht-
schweiz.) s. .ISG. 42, 208/9, wo auch Belege für das
früheste Auftreten des Gebrauchs mit Art. (.M. XVI.,
doch nur in ausländischen Quellen; Schweiz, zufrühest
1684). Zur Geschichte der Anwendung des Namens
s. bes. Oechsli im JSG. 42, 177/212. ferner B Anz. 151/2;
JJEgli. Nomina Geographica 515; GL. IV 6'26b. Der
Entwicklung des Volksnamens (s. Schwizer Ib) ent-
sprechend erscheint ,Schw.' bei den österr. und rhein.
Chronisten nach derSchlacht bei Morgarten als Sammel-
name für die Länder der rebellischen Untertanen und
ihrer Anhänger, also zunächst für Schwyz und die
übrigen Waldstätte, dann für den erweiterten Bund.
,Montani dicti de Swiz.' Vitoddran; dafür ,Uranei,
Switii et Transsilvani' bei Campell. ,Magna strages
per cives Bernenses et illos de Swiz', bei Laupen.
HvDiEssENHOFEN. ,Dux Albertus . . . pugnaturus
contra provinciam que dicitur Sweintz', mit Bez.
auf die Belagerung von Zürich 1352. Kalendar
von Zwettl. S. Oechsli aaO. 178/9. 182. Noch im XV.
(vereinzelt) für die drei Waldstätte. ,Die von Bern
hatten [bei Laupen] die von Switz bi inen.' Z Chr.
XV. 43; vorher: .Und verlor der herzog von Oster-
reich von den von Bern und dien von Switz und
von andren Waltstetten 14 grafen.' ,Das land von
Schwitz.' Herk. XV.; vorher beschrieben als ,das land
des gebrochnen birigs oder Freckmünd ... unz an die
lampartischen gebirg und alpen.' ,Bruoder Claus von
Switz'. Nikiaus von der Flüe. 1482, F RM. (Gfd. 8,
152). S. auch Ndw Beitr. 1885, 77 Anm. 1. Nach der
Schlacht bei Sempach ist ,S(ch)w.' (der Landesname
zwar seltener als der des Volkes; vgl. Schwizer Ib)
ausserhalb der Eidgenossenschaft allg. ; zum ersten
Mal offiziell gegenüber einem eidg. Ort in König Sig-
munds Freiheitsbrief für das Land Glarus 1415 (s. Gl
Urk. 482; Oechsli aaO. 188). Von den Eidgenossen
selber wird die Kollektivbezeichnung, Schw.' im ganzen
gemieden (dafür: .Gemeiner Eidgnossen stett und
lender' oä.); sie erscheint in einem alten Sempacher-
lied spöttisch dem Gegner in den Mund gelegt (.Wo
ist nun der pfaft'e, der uns bichten sol? zuo Switz ist
ers gesessen, er kan wol buosse geben mit scharpfen
hallenbarten.' Lil. I 119), dann im Kriegsruf des alten
Zürichkrieges: ,Hie Österrich! Hie Swytz!' (Ansh.I63),
der sich im Schwabenkrieg wandelte zu .Hie Lanz!
Hie Schwytz!' (Ansli. I 153). Als die eidg. Boten bei
der Aufnahme Basels in den Bund in die Stadt ein-
ritten, .schruwend ouch die kleinen kind: Hie Schwiz
grund und boden und die stein in derbesezü' HBkennw.
Chr. 1569 wird Einer von Glattfelden bestraft, weil
er .grobe und wüeste wort, als nämlich : hie küedreck,
Schwytz grund und boden! geschruwen.' 1569, Z RB.
Wälirend sich in unsrer ä. Lit. ,Schw.' im weitern S.
vor dem XVIII. fast nie findet, ist dagegen seit 1500
,Schw(e)izerland' häufig (ebso im Ansland; vgl.: ,Der
Eidgnossen pünd, bi den usseren das Switzer land
gnemt.' Ansh.). ,Solt einer tragen gold in siner band
on gleit durch das ganz Schwytzer land, dem geschech
niemer Schmach nocli leid.' NSchradin 1499. ,Im
Schwyzerland halt man ouch guot gricht und recht
und bricht man nieman die hals wider recht.' Zwingli
(1529 zu Luther in Marburg). , Alles land, so ietzmal
das Schweitzerland genent wird.' Vau. Weiteres bei
Oechsli aaO.'.?09/ 10. Mal. 1561 bucht .Schweytzer' und
.Schweytzerland', aber nicht ,Schweytz'. GEvHallek
1785 nennt kein vor 1683 in der Schweiz erschienenes
geograpliisches oder geschichtliches Werk, das im Titel
die Landesbezeiclinung ,Schw.' führt. Nocli 1716
schreibt zB. JJSoheuchzer in seiner .Helvetise Stoi-
cheiographia' auf S. 1 — 100 25mal .Schweizerland',
aber nur 5mal .Schweiz.' Im Laufe des XVIII. nehmen
2265
Schwaz, scliwez, schwiz, schwoz, schwuz
schweizerische Keiseschriftsteller und Geographen die
in Deutschland längst übliche Bezeichnung auf (vgl.
dazu EZiehen, Die deutsche Schweizerbegeisterung
in den Jahren 1750 — 1815): J.TBernoulli, Spazierreise
durch die Schweiz 1683; JCHagenbuch. Keisbeschrei-
bung durch die Schweiz 1727; JGSulzer, Beschrei-
bung einiger Merkwürdigkeiten [beobachtet auf einer
Reisejdurcli einigeOrterderSchweiz 1747; GEvHaller,
Pliysicalische Betrachtung der Schweiz 1754; BBul-
linger, Reisheschreibung durch die Schweiz 1757;
JHSchinz, Die italiänische Schweiz, Beschreibung dei
vier ennetbürgischen Vogteyen 1771 (Mscr.); schliess-
lich auch eine Geschichtsdarstellung: HRMaurer, Kurze
Geschichte der Schweiz 1779. Aber noch um 1760
werden kritische Stimmen laut: .Dieser Nani [die
.Schweiz'] wird derniahlen bald in ganz Deutschland
beigelegt den ehemaligen helvetischen Landen und
der dermahligen Eidgenossenschaft, Eidgenossen und
Eidgenössischen Republic, welche letstere Namen aber
derseibigen Zustand begründeter ausdrucken, und der
von Schweiz wegen nur eines diesere Republic aus-
machenden Landes etwann Missverstand verursachen
mag.' Leu Lex. XVI 561. Erst mit dem Erstarken
des Nationalbewusstseins nach dem Zsbruch der
alten Eidgenossenschaft ist dann der Name auch im
Lande selbst allgemeingültig geworden. Nur in ein-
zelnen Randgebieten (die zT. erst seit A. XIX. poli-
tisch zur Schweiz gehören) erscheint Schw. noch lange
in engorm Sinne. In AAFri. Mer wand hüt wider
einist i" d'Schw. iibere", sagten alte Fricktaler noch
A. XX., wenn sie etwa nach Brugg zu Markt fahren
wollten (HBlattner); entspr. schilt man in SKienb.
die Fricktaler etwa noch d'Östricher. In Bs (f). JEn
armer Schluß iis der Schw. BsLie. (DrMeier). Si sig
alls in der Schw. obe" dehaime' g'sl", und wenn-si atf''
vil Baslerischs wg'no" haig, heb-si doch ender . . . e"
helvetischi Sj^röch. EHetzel 18S5, 97. Im Liede: I"
der Schw., i" der Schw. dö sim-mer diheim . . . dö sivi-
mer e'^möl uf Basel abccho" und hend e" histigi Musik
mit-i"s g'no". EStoll; auch bei Martin-Lienh. II 532.
Vgl.: e" Schwizerreisli mache", ins nichtbaslerisclie
Gebiet der Eidgenossenschaft BsStdt. In SThierst. (f).
In Gr. ,In der Schweiz drunten, sagt man allg. in
Gr' (FStaub). Er reist i" d'Schw. abe", spez. ins
.Unterland', dh. das Gebiet unterhalb der Bündner
Nordgrenze GnChur; vgl. Me^ göt iii's Schwizerland,
über die Bündner Grenze hinab GRMai. (.noch vor
wenigen Jahrzehnten'). 7" d'Schiv. ab ga" spinne'
giengen früher viele Valser Mädchen GrV.; s. auch
JJörger 1913, 37. ,Ein Schweitzer, der sich hier zu
R. aufhält, hat im obern Engadin zu Zutz einen Berg
auf 4 Jalir gepachtet [um Enzianwurzeln zu graben
und zu brennen]. Den Branntewein verführt er in
die Schweitz.' Gr Sammler 1780. ,[Die Arzte s'ollten
darauf bedacht sein] bei jeder eintretenden Blattern-
Gefahr frischen Schutzpockenstott' im Lande selbst zu
haben, statt dass derselbe immer aus der Schweiz
oder Deutschland verschrieben werden müsste.' ebd.
1805. S. noch o. (Belege aus Ard.). In Ap sagt man
scherzh. etwa; z'Zöri''' (on''e''J hört d'Schw. üf, womit
man meint 1) die Ostschweiz werde vom Bund ver-
nachlässigt (ApHeid., Her.). — 2) in Zürich gebe es
mehr Schwöbe" als Schicizer (ApHer.).
Vgl. Gr. WB. 1X2471; Martin-Lienh. II 532 ; Fischer V
1271. Die älteste urk.Form lautet .Suites.' X./XIII. (,Suittes.'
972; .cives de Villa Suites.' 1114; .vallis in Swites.' 1256;
.Hartniann de Svits.' 127.3; .s[igilluni] universitatis in Swites.'
1309, Umschrift des Scbwyzer Siegels). Der Name ist sicher
Tordentschen Ursprungs. Nach JUHiibschmieds (schriftlich
mitgeteilter) Vermutung läge ihm ein ga)l. '(ai/je«) auetäa (P).
einer adj. Ab), 'aueto- von hü, Schwein) = ,SchweiDsberge' zu
gründe, woraus sich über rem. ' Snedea aleni. Suite« ergeben
hätte; andre (meist undiskutierbare) Herjeitungen s. bei Bück
1880,254; AGatschet 1897, 20; Gfd 6, 231 ; 26, 312. Über
die Sage vom Herkommen der Schwyzer s. Leu Lex. XVI
563. 567/8; Bächtold in Hcrk. XV (Einleitung S. 73ff.);
JSG. 6, 177 ff.; 42, 189/90; KMeyer, Die Urschweizer Be-
freiuBgstradition 1927, 9 ff. Die diphthongische Form er-
scheint zuerst (nach bair.-österr. Lautregel) in einer Urk.
Ludwigs des Baiern 1315 (Oechsli aaO. 181); im XVII./
XVIII. wird auch bei uns die Schreibung mit Diphthong (auch
für den Kanton) vorherrschend, wofür hier noch einige Be-
lege: ,Landtamniann und Rat zue Schweytz.' 1622, Schw
Rq.; .Schwytz.' 1632. 1656, ebd. ,Zue Art ze Schwiz.' 1665,
Z Anz. 1924. ,Die Nachbaren von Schweytz.' 1697, U LB.
.Ein loblicher Stand Schweitz.' Schw Prozess 1708. ,Bim
Rothen Thurn zu Schweitz.' 1710, Obw. .Der liochmütige
Stier von Schweitz.' Flugschr. 1712. ,Uff Schweiz.' 1736;
s. Bd VIII 1747M. ,Zu Arth und Schweitz.' JJScheuchzer
1746. .Landtamniaun und gesessener Landrath zue Schweytz.'
1756. Schw Rij.; ,Schwyz.' 1772. .Schweiz, auch Schwyz.'
Leu Lex. (Titel; im Text immer ,Schwei(t)z'). .Zürich,
Schweiz und Zug.' Z Sustordn. 1777. ,Auf dem Ratssaal zu
Schweiz befindet sich ein Grundriss von dem Hauptflecken
Schweiz.' GEvHaller 1785. Auffällig ist die frühe, verein-
zelte diphthongische Schreibung (in nichtdiphthongierendeni
Text) bei Vad. II 408 (.des ratz zuo Schweitz'). Die heutige
offizielle Scheidung in .Schwyz' und .Schweiz' geht zurück
auf JvMüller, Schwz.-Gesch. 1786, 391 Anm. (.Obwol wir
ungern in Kleinigkeiten vom angenommenen Gebrauch ab-
gehen, schreiben wir Schwyz und Schwyzer, um dieses Land
und seine Einwohner von den Kidgenossen und ihrem Land
um so viel deutlicher zu unterscheiden.'). .Schwiz' als Hof-
uame BAdelb. (,im Schwytz.' AGatschet IS67, 20); ZKilchb.,
Uster. Als FN. .Schwiz.' XV./XVl., ZgStdt (Leu Lex.).
Most-: scherzh. für Ostschweiz; y^\. Most 3 (Bd
IV 541).
Schwiz er (bezw. -i'-) m., -ere", -eri" f.: 1. a) ent-
spr. Schwiz a, Schwyzer. Im XIV./XV. meist
,S(ch)witer', im XVI. noch oft neben .Schwitzer' (s. die
Anm.); am häufigsten aber während dieser ganzen
Periode ,die von S(ch)witz.' Im Folg. eine Anzahl
Belege für ,S(ch)witer.' ,Min herren der apt und der
convent van den Einsidellen klagont ... das si daran
[in ihren Rechten] Swittere irrent und sument mit
gewalt an recht.' 1311, SchwE. (Marchenstreit). ,Sid
das Swittere klagont umb totsiege, so klagent och min
herren [Abt und Konvent], das inen och zwen man
van den landlütten von Swiz erslagon sint.' ebd. ,Von
dem selben weg ... enhalb dem bache Switer halb
fürsich ... Üb den Wolfschahen hin Switer halb für-
sich.' ScHwE. Markbeschreibung 1350; ähnlich noch
1537 (.Schwyter halb'). .Was dishalb den ziln ist, das
sol Urner sin und was ennenbalb der ziln ist, das sol
Swyter sin.' 1350, Gfd (Grenzbereinigung zw. Schw
und U). ,Daz sy nie anders vernomen haben von iren
vordren, wan daz daz Oeiloch [kleine Alp oberhalb
[flaunwald] Switern sye.' 1421, Gl Urk. ,Umb hundert
undfierzigpfund Schwiter wärung.' 1505, ZfsR. (Schw
Gültbrief). ,So befindind aber mine herren, wie das
von Näfels und anderschwo bar den Schwytteren pro-
tiand und feiler kouff zuokomme.' 1531, Z Instruktion
an die Boten in Glarus. ,Nun werend die Schwiter der
sach [dem Marchenstreit mit Einsiedeln] gern für-
2267
Schwaz, schwez, i^chwiz, schwoz. schwuz
2268
körnen und erbutend sich gegen dem abt ainer summa
geltz.' Vad.; vorher ,die Schwitzer.' ,Die Schwitter
sind vor Cristus geburt us Schwedien geschickt.'
CSrxER 1549; neben häufigerm ,die von Schwitz' und
zweimaligem , Schwitzer land' für das alte Land Schwj'z.
.Uff niontag nach Schwyter kilchwyhe.' 1558, Schw.
.Zürich. Bern, Lucern, Zug habend die Schwvter by
den pündten gemanet, ruowig zuo sin.' 1564, Brief
(HBull.). ,So möge man ein ziig uff die Schwyter gen
Einsidlen ... schicken.' HBill. 1572; sonst auch ,den
Schwyzern.' ,[Der Rigi erstreckt sich] bynach in
halben Mens oder Zirkuls Wyss vom Lucerner in
Schwyter Gebiet.' RCts. S. noch sumelich (Bd VII
971). Volkskundliches; vgl Schwizer-Jioifi-frau (Bd I
1249), Jär (Bd III 58), -Kaffe (ebd. 155), -Chranz (ebd.
839). -P/i/en2(Bd V 1075). In SchwE.; USch. gilt der
Schrc. für hochmütig, prahlerisch; \g\. schivizerlen. —
b) entspr. iSc/iiciz 6, Eidgenosse, Schweizer. ,Switer.'
1393, Z RB., sonst ,S(ch)wi(t)zer-, lat. .Switenses', ,Swi-
censes.' XIV. (s.u.). Der (häufiger als der Landesnanie
belegte) Volksname wird als der der ersten Rebellen
gegen die österr. Herrschaft in der Schweiz im Munde
des Gegners zum Schimpfnamen und als solcher auch
auf die benachbarten Nachahmer und Helfer der Ab-
trünnigen übertragen; vgl. .credebam tibi ... demons-
trasse quod primum Suitenses qui Suitzer dicuntur
de valle Arta aut de villa Switz ibidem in eadem sae
rebellionis contumacia contra dominum naturalem hoc
confederationis contubernium principaliter incepisse ...
consequenter omnes sibi cohcrentes cuncti per mun-
dum nunc dicuntur Suitenses.' FHemmerlin; dazu Joli.
Meyer 1878,441/2; WOechsli im JSG. 4'2, 190 li'. und
bes. auch KMeyer, Die Urschweizer Befreiungstradi-
tion 1927. 45. Die Sempacherlieder der Eidgenossen
brauchen den Namen nur ironisch oder indem sie ihn
dem Feind in den Mund legen («B.: ,Es ist keines
Schwizers recht, dass er lone sinem knecht, e dass
er im den tagwan tuot.' Liebexau 1886. 350. ,Si [die
Österreicher] woltend keinen armen man bi inen lan.
si woltend die Schwyzer selber schlau.' Z Chr. XV.
125. Weiteres bei Oechsli aaO. 185). Sonst wenden
die Eidgenossen den Schmähnamen begreiflicherweise
nicht an. Zeugnisse für den Schweizerhass auf selten
Österreichs und seiner Anhänger s. bei Oechsli aaO.
186; dazu die beiden folg. Belege. ,[RWetzel, ein An-
hänger der österreichischen Partei in Zürich, habe
geäussert:] Sölten die von Zürich iezuo mit dem her-
zogen kriegen, so wer im leid, daz die Switer bi inen
werin uff dem feld.' 1393, Z KB.; nach anderer Aus-
sage: .werint die von Zürich uff dem veld, so wer
im leid, daz die Eidgnossen bi in werin.' ,[In einem
Wirtshaus zu Rapperswil bietet ein Geselle zur Be-
zahlung seiner Zeche der Wirtin an] tünger und ander
gelt. Do sprach si: min gesell, was wir koutfeu, das
müessen wir Zürich kouffen, do nimpt man kein tünger,
won si haut sy verrüeft. Do rett der knecht: was
sagend ir von dien von Zürich V Got geh inen das
vallent übel! Was si hat geswerrent, des werdent si
morndes meineid. Umb die red straft inn sin gesell
und sprach: du redest unrecht, es sint biderb lüt.
Do sprach er aber: icli furcht mich hie nüt, ich bin
in mines lierren von Österri[cli] statt und furcht hie
keinen Switzer noch küegehyer.' 1404, ebd.; Urteil:
,Dass der selb N. über den Rin sweren sol und niemer
her über komen.' Gefördert und gefestigt wurde der
Gebrauch des Namens durch den alten Zürichkrieg
(,der alt Schwitzer krieg.' Bossh. Chr.). Der Hass
der Z Anhänger Österreichs auf die Eidgenossen fand
stärksten Ausdruck in den Schmähschriften des Z
Chorherrn Felix Hemmerlin, der die ,Switzer' (= Wald-
stätter) sächsische Kriegsgefangene sein lässt, die, von
Karl dem Grossen in die Alpentäler gewiesen, dort
hätten ,switten' (schwitzen) wollen, um sich die Gunst
des Kaisers wieder zu gewinnen; daher ihr Name
(Oechsli aaO. 190/1). Hiezu: ,Also sprach ein gesell
[zu W. von Lenzburg]: Das mag wol ein Schwitzer
sin mit den vil nestlen. Kart sich der W. umb und
sprach, ob [= wenn] er denn ein Schwitzer wer, ob er
denn neiswass dester böser wer.' 1447, Z BE. Vgl.
auch: .Kämen wir mer uff das veld, ich wölt lieber
ein von Zürich stechen dann ein von Switz', Aus-
spruch eines über seine Obrigkeit erbitterten Zürchers.
1440, ebd. ,Schw.' für die Eidgenossen der .Län-
der' braucht ein österreiclifreundlicher Z Chronist:
,Anno 1449 ... verbran das kloster, da die frowen
inn warend ze Engelberg in der Scbwitzer land
und da der Aidgnossen kind inn warend.' Z Chr.
XV. 2-24; vgl. Oechsli aaO. 195 Aura. 1. ,S(ch)witzer'
im gleichen S. auch im Herk. XV.; vgl. Schwizb. Als
beleidigende Anrede in einem Schreiben des Herzogs
von Burgund an die Eidgenossen: ,[Karl der Kühne]
schreip ... was er mit dem fürsten von Oesterich wider
die Eidgnossen beslossen und wie er den in sinen
schirm und sunderlich wider die Switzer genomen
hette. mit liucher Verachtung gemeinen Eidgnossen
stolzinüeticlichen von stetten und lendern, die man
nampt die Switzer, und endrete den iren gewonlichen
titel, des si von altem har von sinem vatter und
andern biderben fürsten, herren und stetten vertragen.
Wiewol sie dennocht von gnaden Gottes derselben
endrung unenteret waren, dennocht muostent.si von
im also gesmecht werden; dann in derselben missive
zem dritten mal und an drin orten geschriben stuond,
das er den herzogen von Oesterich sunders wider die
Switzer in sinen schirm genomen bette.' 1473, DSchill.
B; vgl. Oechsli aaO. 193; Absch. II 401.447; Ansh. I
77 ff'. Erst während und nach dem Schwabenkrieg
(.Schweizerkrieg' beim Gegner) brauchen auch die
Eidgenossen den Namen häufiger, zunächst jedoch nur,
wenn im Sinne des Ausländers sprechend und die beim
Gegner übliche Benennung spöttisch-trotzig wieder-
holend (vgl. Oechsli aaO. 200); der Schimpfname wird
vom Beschimpften mit Stolz getragen. .[Die Glieder
des schwäbischen Bundes wollen die Stadt Rotweil]
bezwingen und achtens zuom Schwobenland und in
iren bund zuo bringen uss der Schwizer band.' 1495,
LiL. II 371. Abt und Stadt StGallen seien vom röm.
König angesucht ... keine Knechte zum König von
Frankreich laufen zu lassen, von dem und von den
,Swizern' sein Schwager ... in eine unbillige Rich-
tung gedrängt worden sei.' 1496, Absch. ,[Der Vogt
von Dorneck berichtet nach Solothurn, die Feinde
wollen] für Tor[n]ach ziegen und welen die nüwen
Schwitzer [die 1481 eidgenössisch gewordenen Solo-
thurner] suochen.' 1499, Dornach 1899. ,Vor den
Schwizern tuost du [Konstanz] bschliessen.' 1499,
LiL. II 382. ,l)ie Schwizer stuonden zesamen ... die
fiend die grifends an.' ebd. 417; s. auch Sp. 1698/9.
.Es lit ein tiefer grab bi Hard, darin vil Schwaben
getoufet ward ... der bär der touft si nach siner art.
2269
Schwaz, schwez, scliwiz. schwoz, scliwuz
2270
inenger Öclnvizer da ir göci ward, si sclirüweiid: was
böser puren!' ebd. 422; noch oft in den gleichzeitigen
bist. Liedern, auch die Zssen .Schwizerknab', ,-land',
i-pnnd.' ,Ir [Landsknechte] namend d flucht bi ziten;
ir forchtend der Schwyzern buoss.' NMan. (Bicocca-
lied); s. auch Sp. 1083 u. ,Vil schantlicher wort und
werk, so die lanzknecht ... den Eignossen zuoleitend,
wie si alle kuogehier, unkristenliche lüt und böser
denn die Türggen werind, malotend Schvvizer liinder
die kuo, als ob die kezerwercli tribind, ... trowtend täg-
lich, wie sie die Eignossen uff die kuomüler scillachen
und sich an inen rechen wöltind.' Brennw. Chr.; zu
dem (schon lange vor dem Schwabenkrieg üblichen)
schmähenden Vorwurf der Bestialität vgl. schon o.
(1404, ZRB.) und Bd VIll .318 o. (1471, li RM.). ,[l)ie
Feinde der Eidgenossen warfen den Baslern vor] wie
si meineid, trüwlos und brüchig an dein lielgen rieh
werind und den züg vor Tornegg schantlich den
Schwizeren verraten hetind.' ebd. ,[Die prahlerischen
Landsknechte] erschluogend also ... bim win und
tanzen mit zuotrinken und rüeinen die Swytzer ... e
dan si sich zuom krieg gerusten und under ougen
kamend. Do es aber an wirt kam, ward vil ein andere
irten gemacht, also dass dise rüeramüler so vast mit
Swytzerfüsten verstopft wurdend, erlerntend und er-
fuorend, wie manheit nit, als wiben, im mul, sunder,
als mannen, in der fust stiende und bewist wurde.' Ansh.
,[Der Adel hat sich nach den Appenzeller Kriegen]
in dem closter zuo SGallen nit mer wellen sechen
lassen; dan die Schweitzer warend inen zuo nachend
an die wand körnen.' Vad. ,Dan der .Schwitzer frihait,
fraidikait und standhafte wider die f'ürsten und herrn
gar wit under allen puren [im Reich] erschal.' ebd.
,[Die Eidgenossen] werdend auch bey iren nachpauren
genennt Schweytzer, von dem besondern landSchweytz,
darum das sich der Eydgnossen Pundt erstlich zuo
Schweytz ... erhebt hat.' JStümpf 1548. .Schweitzer
Chronik', Titel von JStumpfs kurzer Chronik 1554. .[Die
elsässischen Untergebenen] die nit liden mocliten
mich alten Schwitzer.' um 1565, Tagebuch des
Ammanns Vogler von Altstätten, ,Als wier aber ver-
nammen, das in der obresten pfar zuo S.Elizabeth [in
Breslau] ettlich Schwitzer waren, zugen wier dohin.
Do waren zwen von Bremgarten, zwen von Hellingen
und ander und vill Schwaben. Do was kein under-
scheid under Schwaben und Schwitzeren, sprachen
ein andren zuo wie lantzlüt.' ThPlattkr 1572. ,Die
frömbden nennend uns Schwytzer von dem land Schwytz
här, vileycht darumb das man zum ersten umb die
freyheit der Eydgnoschaft im land Schwytz gestritten
hat.' SiMLER (Reg.) 1576. ,Der V. Canton, Schweitz ...
hat die Ehr, dass die ganze Eidgnössische Nation,
insonderlieit von ausländischen Volkeren, mit dem
Nammen Suiceri, Schweitzer, Suisses beleget wird,
und zwahren sint der ersten Schlacht am Morgarten.'
JJScHEi'CHZER 1716,53. ,Die drei Schweitzer', mit Bez.
auf den Rütlischwur. Grüner 1732, 479 f. S. noch
BdVI541o. (Salat); VII 1465u. (JMahl. 1674); Sp.
2264u.(Mal.), ferner Oechsli aaO. 205 ff. SeitE. XVIII.
auch bei uns allg. In engerm S. Gr; vgl. Schinz b
(Sp.2265M.). ,Sc?JW.,jederScliweizer, der nicht Bündner
ist' GRÜbS. Es ist en Schio., zB. von Einem aus dem
Sarganser- oder Glarnerland GRMai.; vgl. Sp. 2265 u.
,SeÄw., Schweizer der andern Cantone, ausser Bünden;
doch ist diese stark cantönligeistische Ausdrucksweise
seit 1848 niclit mehr so gebräuchlich, ausser um einen
Viehliändler aus andern Cantonen zu bezeichnen' GrD.
(B.); vgl. Schwizer- Händler (Bd II 1410). ,Ein in
Klosters arbeitender .Schvvitzer.' 1702, GrKI. Gerichts-
prot. Vgl. Chürer- (Bündner-) neben Schwlzer-Batzen
(Bd IV 1971/73); Scī;.-Sc/imaZ2(Sp. 955); JSG. 42, 1'20.
Schioizer-Fest heisst der eidg. Bettag in TB. ( JDickenm.
1906, 19). Beurteilung, RAA. Wen' Alli /lieh", so bllbe"
mier u"'' wei" zeige", das mierno''' Schwizer si" ! Offizier
zu seinen Leuten (1798). Barnd. 1914. Alte'' Schic.
,[Wenn die gebärende Frau den Soldatenrock des
Mannes anziehe] würden die Kinder bsunderbar gsund
und stark, so rechte Kriegsmanne" und alti Schwyzer.'
GoTTH. Er stöt dö (hat Stotze") wie-n-en alte'' Schw.,
von kräftigem, stattlichem Körperbau. Sulger. Gott
verlät en alte' Schw. nid. Barnd. 1911. S. noch das
Gedicht Die alte' Schwizer bei MLienert 1906, 131.
Auch für Spil-Gräf; s. Bd II 707. Vrie'^ (freie') Schw.
's sind iez just feüfhundert Jörli, dass-mer freyi
Schwytzer sind. JBHafl. 1813, 119. I'^'' bin e(n) freie"
Schw. ! ernst oder ironisch gemeinter Protest gegen
unbequeme behördliche Massnaiimen, Pochen auf das
Recht freier Meinungsäusserung uä. 7«* bin e" freie""
Schtv., ha" Pflicht und Becht, ml"s Brot z'verdiene",
wo-n-i''' tvill und imt uas-i''' will. Zyböri. Guete''
Schw. Giiet Schwytzer . . . wie si i" der Ghronegg sind.
JBHafl. 1813, 118. 2«* ha" 's seho" mängisch g'lese"
und ha" 's scho" mängisch g'hört: Me" seil e" guete"
Schw. si", die Alte" heigen-i"s's g'lert. JReinh. 1913.
MängC [der nach Amerika ausgewandert ist] war
ringer deheime" 'blibe", hätt g'schaffet und g'werchet,
hätt g'hüset und g'spart, rvdr e" guete" Schw. 'blibe".
AFurker 1918 (S). Ein Z Knabe, der seine Ferien
im Engadin verbringt, antwortet seinen bündnerischen
Gespielen, die ihn mit den Worten: So, bist wider da,
du Schwab! empfiengen : P* bi" grad so en guete' Schw.
wie ir, und wänn-i''' aber en Schwab bi", dann sind
ir Tschingge". Freier Rätier 1928. Iron.: ,So du [Mur-
ner] nienen magst blyben, zuoletst komst ouch in
Schwyz ... jez bist ein guotter Schwyzer, geboren uss
Normandin ... all diu tag bist niegsin den Schwyzeren
hold uss herzen.' Eckst. 1527. E(n) papirige" Schw.,
verächtl. für den Neueingebürgerten Bs; Z und sonst.
Engrobe" Schw., grober Mensch ZLunn.; vgl. Schicizer-
Axt (Bd I 620), .Switzer knollen' (Bd VllI 991 M,),
ferner Schwizeri. B' Schwizer tuend Nüt vergebe";
s. Chrüzer (Bd III 944), nach dem bekannten ,point
d'argent, point de Suisse'; vgl. etwa noch Schtvizer-
Chauf (Bd III 167). Noch der Tot hat de" Schw. Bot
TuFr.; vgl. Schw.-Bät (Bd IV 1594), auch Curti 1896,
66. Halt, Schw(e)izer (oder i'* schiess)'. Zuruf an
einen stürmisch, voreilig Dreinfahrenden: halt ein!
Ap (T.); Tu; Z und sonst. Im Urteil des Auslandes.
,JIan gab mier ouch vast gären, drum das ich klein
was und ein Schwitzer; dan man hatt [in Schlesien]
die Schwitzer vast lieb, drumb man dan ein gross
mittliden hat mit den Schwitzeren, das sy eben zuo
der zyt in der grossen Meilander schlacht übell ge-
litten hatten, das der gmein man sagt: letz band die
Schwitzer ir best pater noster verloren. Dan vorhin
meint man, sy werin schier unüberwintlich.' ThPlatteh
1572; s. noch ebd. '24/5 (Bous). .[Als dem Kaiser Maxi-
milian] etliche seiner rähten und befelchsleuten ...
sagten, warumb [er] soviel adels an die bauren wagen
wölte, und solche rede trieben, darauss er iren un-
2271
Scbwaz, schwez, scln«z, schwoz, scbwuz
2272
willen zum streit gespüren inoclite [sagte er ärgerlich]:
Es were böss. Schweitzer mit Schweitzern zuo schlahen.'
WitRSTisEN 1580. S. noch Sp. 1373 u. (dazu Leu Lex. VI
151): EZiehen, Die deutsche Schweizerbegeisterung
1922, S. 313 und die Anm. Ausrüstung und Bewattnung;
vgl. Sehwizer-Axt (Bd I 020), -Hosen (Bd II 1097). -Latz
(Bd 111 1548), -Matin (Bd IV 279), -Barett (ebd. 14-13,'-1;
dazu: ,[Die Landleute] tragent etwann alte Scbwyzer-,
etwanwelscheParet.'RCYs.),-Brüjd(BdVö22).-iSc/iJcer<
(Sp. 2109), -Dägen, -Dolch, -Trummen, fernerAnsh.il
389/90. Der Schic. in fremden Diensten; vgl. Hundert-,
Porten-Schw. ,Wil man kriegen, so müssen das hunge-
rige Landsltneciit oder Schweizer tun.' DTomann 1708.
De N. het z'Chrieg 'dinget «"■* üch' zu de" Schwizer
ge" Neapel g'gangt". AfV. (BRolirb.). .Sobald der Wirt
sie [die angekommenen Gäste] bemerkte, machte er
ihnen mit seinem colossalen Buckel stattlich Raum
und verhalf ihnen zu gutem Platz. Es war schade,
dass er nicht ein päpstlicher Schweizer geworden; er
hätte zu Nichts besser getaugt, als an grossen Kirchen-
festen in Rom Platz zu maclien für die rotgestrümpften
Herren Cardinäle.' Gotth. ßöti Schulzer hiessen nach
ihrer Uniform die Soldaten der Schweizerregiraenter
Napoleons I.; vgl. CTHellmüller. Die roten Schweizer
1812, Bern 1912. En röte"- Schu:, im Volkslied; s.
BdVI1562u. In weitern Liedern und Reimen. Schu-öh,
Schivöb, gibt' für C Gab, Schw., Schiv., sibe" für e"
(rritzer Sch (EStoll). Dei oben ttf ''em B'ergli stöt e"
brüni Chiie, und wenn si d'Schwizer melchi'd, luegi"d
d' Sehwöbe' zue. Ap VL. 1903, 12/3, Weiteres über Sc/üo.
neben Schtcab s. Sp. 1709u. 1710o. Es göt en Ma""
in'n Maie", het röti und wissi Stifili fäl; Ma"" chauft
im Büebli o«'* e'"möl, chauft 's Par um säbe" Chrützer,
und drö [darauf] giH 's Büebli en Schw., Wiegenlied.
EStoll 1907. ElczeJamadizeri,d'Mueteriste" Schicizeri"
Z (Dan.). Mi(ni) Mucter ist e" Schwizeri", (si) hat de(rj
(e") Stall voll Gttzeli oä. Ap (Ap VL. 1903, 48); Bs; B
(mit der Var.^iVi, giri,gitzeU. AfV. 18, 74); L (ALGass-
niann 1906, 137); G; Sch (EStoll 1907, 51); S (Groli-
mund 1910, 79); Ta (AfV. 0, 149); Z, so 0., Stdt, Wtb.
,Wer, Schweizer, wer bat Schweizerblut?' .\nfang von
Lavatcrs bekanntem Schweizerlied; vgl. Bächtold, LG.
667; ApVL. 1903,9. — 2. a) ,Schwizer nannten die
Fricktaler, als sie noch österreichisch waren, die Re-
formierten übh.' (FStaub). — b) Küher, Melker; vgl.
die Anm. Geid Eine'' nach Amerika old epp »'" d's
Ditsch als Schw. und schickt Der eppe" nä"* und nä"''
dem Wibli es par Ghritzer BHa. Für ne" Bung bin-
t«* du i"'s DUtschen use" go" Schw. si". SGfeller 1919.
S, noch Bd VII 1002o. (Tierb. 1503). — C) Türhüter;
s. Porten-Schw. — 3. Bezeichnung einer (bes. in Schw
gezüchteten) Rindviehrasse BoAa. und sonst; vgl.
FAnd. 1898, 392. E" gräui Schwizere", Schwyzerkub.
BiRxd. 1925,444. Schw , Kuh-, Stiername BE. (Bärnd.
1904, -249), Meir. (Zu Aus»t. 1899, '28). Vgl.: .[Die
heimziehenden Hegauer führten mit sieb] ein hübsche,
grosskürnte brune tringelkuo ... rüeraende und juch-
zende, dis schöne Sweizerin von grossem row gebracht
haben.' Ansh., ferner Schw.-Chue (Bd III 96), -Stier.
— 4. a) Apfelsorte S; vgl. Schw.-Epfel (Bd I 377;
dazu Gr.WB. IX '2472), Breillächt (Bd I 374; in Gl
Breitech) ; -Mittech (Bd 1 V 215), ferner Schw.-Bir ( Bd I V
1490). — b) Kartoffelsorte U; s. Bd I 381. — 5. eine
Art Tanz: D'Musik spilt lustig üf, tamt-meii en Schw.
drüf GWe. (Stubeli-Lied); vgl. die Anm.
Vgl. Gr. WB. IX 2472 ff.; Martio-Lieuli. II 532/3; Fischer
V 1272. Jüngere Abi. von Sckiciz neben der ä. Bildung
.Switer', die sieb zum ON. .Swites' verhält wie etwa A'4/e(cr
(spöttisch für die Bewohner von Xäfels; auch FN. ; s. Gfd
26, 314. 319) zu ,Näfels' Gl, Valler zu ,Vals' GrV., ,Stanner'
(FN. XIV.; s. die Anm. za Sian-Balchen Bd IV 1193 und Gfd
43, 148.383; 47,256) zu .Staus', Brader zu .Bratsch' (W),
(lommer zu .Gonis", Gränfjjer zu ,Grengiols', Lägyer zu ,Lax',
Tüsner Zu ,Thnsis' uä. Zur Anwendung der beiden Formen
in Bed. 1 a vgl. noch die folg. Angaben: Früiid 1446 braucht
ausschliesslicli ,die von Swjt^'; die ZChr. XV. (195/198)
schreibt so 15 mal, 2 mal ,Switzer', Vad. (II 62/82. 99/130)
95 mal ,die von Schwitz', 15 mal ,Schwit(t)er', 1 mal, Schwitzer';
HBuIl. 1572 (III 50/300) ISnial ,die von Scbwiz', 9 mal
.Schwiter', 4 mal ,Schwitzer.' Seit 1600 kommt ,Si-.hwiter'
nur noch als FN. vor (s.u.). 1. Formen in fremden Quellen
s. JSG. 42. 184/5 (Anm. 4). Über die diphthongische Form
im XVII./XVIII. (zB. .Capellen, genanut Ecce Homo zue
.Satteler Kilcbgang Schweitzer Gebiet.' 1668, Z Anz. 1924)
s. die .\um. zu Schwtz. Zur Beurteilung des Schweizers im
.\usland vgl. ausser den Wbb. noch Wander IV 462/3; KL.
:jOO (No 4424/31). Bed. 2b und c beruhen auf bewusster
Übernahme fremden Sprachgebrauchs (vgl. die Wbb.). 5 ist
als Tauz im betr. Gebiet heute uubekaunt, das Lied wohl
importiert. — In Namen, 's .SVAiriz.r«, Zuname einer Fa-
milie, von der ein Vorfahr in einem fremden Schweizerregi-
uieutdiente ZRUnil. Als FN. Schtuiter (bezw.-l'-), ,Scbwjter'
AaBremg. (1415), Meienb. (seit 1324; ,Ulricus dictus Switer
de Sins.' 1531; .CSchwitter.' 1515. 1527, dafür ,CSchwyzer.'
1521), Zeiu.(1392);Gl(1444),soNäfels(XIX.);LSemp.(XV.),
Stdt (,Claus Walker von Friburg, genempt Switer.' 14131;
SchwBr. (1444), E. (11. XIV.; ,Hans LUtold gen. Schwyter.'
1 444), Ma. (E. XV./XVI. ; noch heute), Schwyz (um 1600); Ndw
(1435), üwSa. (1437/91); UAltd. (1427), Is. (.KSchwytterin.'
um 1560), Urs. (1425/7 l);ZHombr. (1566/86), Mann. (1462/
1680), Stdt (1320/1584, so: ,Hedi Switera, -erin.' 1357/66, Z
Steuerb.,dafUr,fro Heu wig von Switz.' 1358; ebd. 135 7/75 häufig,
zT. für Geschlechter, die später .Schwizer' hcissen). .Schivizer,
,Scliwy(t)zer', .Schweizer' AaB. (1484), Bremg. (1653). Geb.
(.HMeyer. gen. Scbwyzer.' 1530). K. (1524). Rh.(1303/1440).
Zof. (.Hans Sigrist genempt Swytzer.' 1478; .Johannes Swytzer,
caicifex.' XV.); Ap (seit 1378 und noch heute); BsL. (1463;
It Leu Lex. XVI./XVII.); BSeewil (1335/42), Stdt (15 15/25);
FMu. (1438). Stdt (1 5 18/ 1643) und It Leu Lex. (XV. 'XVI.): L
Berom. (1530), Dietw. (1432). Reid. (um 1600), Kothenb.
(1653), Semp. (1762), Stdt (seit 1527: vgl. Gfd 33, 235 ff.;
Leu Lex. XVI 635 ff.), Will. (1662); GKrumm. (1535), Pet.
(1520), Rh. (um 1500), Wintersb. (I448;1770); SchwSchwyz
(um 1600), Tugg. (XV.); SStdt(1463);ThAff.(1530/3), Bisch.
(1492), Erzeuholz(1541), Eschl. (.Hans Kappeier gen. Sehwy-
tzer.' 1559), Lomm. (1542), Nussb. (1524); WLeuk (XVI.);
Z, so Adlisw. (1580), Albis (,Gorius Scbwyzer.' 1531), EIgg
(.Switzer Huggeuberg.' 1535). Rhein. (1386,1555), Stdt
(.RUedi Switzer.' 1362. Steuerb., dafür .Switer.' 1366, ebd.;
,Hans Büungarter gen. Switzer.' 1405; .Benz Thüringer gen.
Switzer von Bach.' 1477; s. auch PSchweizer. Geschichte der
Familie Scbwyzer oder Schweizer von Zürich 1916; FHcgi
1912, 89; Leu Lc.\. XVI 629), Sth. (.Uorich Schaller gen.
Schwitzer.' 1535; .Hans Keller alias Schwitzer.' 1538). Wthur
(XVI.). Dim. .S(ch)wi(t)zerli' B (1529/31); Z (1384). Zssen.
.Schweizereisen.' XVI.. B (Leu Lex.). ,Scbwizer(-)Hans' AaZof.
(1499; vgl. 0.): ThGerlikon (1522); Z (.zu Scbwitzer Hausen,
dem Wirt zum Hirzcn.' 1513. ZRB.; .Switzer Hans von Luzeru.'
1513; .Schwizer Hans von Schaffhusen.' 1519). .Schicizer-
.Munn, Familienzuname ThNeuuf. In ONN. ,Switer-scliuoppos.'
1330/57, ZgNeuh. ,S\viters-mos.' 1331, SchwE, ürb. ,-schu-
posse.' XIV., ebd. (ZWein.). Schwizer (bzw. ,-y-', ,-ei-') Z
Freienst. (,Roben im Schweizer.' Z Amtsbl. 1903). ,Zum alten
Scbwyzer', Wirtsbausnanie BTwaun. Als I.Glied. .Schw.-Au'
BsMutt. .-Acker' Aalt.; SStarrk. .-Gütli' iCAdliswil. .-Graben.'
1722. AaLauf. StR. ,-Hof GUzn.: SchTras.; SchwW.; Th
Müuchw. .-Halle' BsMutt.. Pratt. ,-Haus'ApSchlatt;BBickigeu-
Schwauden, Kon.; GIMitl.; LMegg.; SchTba.; Schw Wangen;
Schwaz, schwez, schwiz, schwoz, schwuz
2274
ThHiiuptwil, Pfyn, ,-HUsli BSum.; LEmmen, Kriens, Will.;
ZHc)rg.(Wirtsliausuanif),St(it(el)so). ,-Land'ThSteckb. ,-Matt'
LSchenkon, Will. ,-Bühl' BBolt, ,-Bi:ig' ZUster. ,-Plaugg:(L<u)'
GWsst.; Scliwlngenb. (Kigi-Hochfliili, au der Grenze gegen
Gersau). ,-Blätz' Schw (s. die Anni. Bd V iH), auch E. ,-Brücke'
(-Brüggli) ScIiwBuimau. , -Reben' Zl.angn. ,-Rain' LKuluierau,
Schüpfh. ,-Riod' ZWotz. ,-Tubel' ZL mgii. ,-Wald' SchwPragel.
,-Wiese' ZGenildsw. Mit Gen. Sg. ,Scliweizers-Äcker' TliHorst.
,-guot.' 1123, LBaldegg (Gfd 35, 44); 1546, ThEgn. (neben
,der Schwizerguot'). ,-Hnlz', Dorf ThNeuk. (auch bei l,')u Lex.).
,-Bild' SchStdt (s. Bd IV 1197 u. mit Anni.; schon 1456; ,in
der lachen, do man zuo Schwjtzersbild us gaut'). ,-Zelgli.'
1798, ThEgn. Schwizere", Weiler ApUru. (auch Leu Lex.).
.-Feld'BWiedlisbach. ,-Franzseppes' ApHirschberg. Der Name
ist auch in die frz. Maa. der Westschweiz gedrungen als siiti
ni., «ii<5a( f. 1) Pächter aus der deutschen Schweiz, — 2) Pro-
testant, Wiedertäufer, — 3) ,Suisse prevotois', und ivite m.,
Bvitna f., Stier, Kuh der Schwyzer Rasse, Adj. mUaro, s-, von
niagerm Aussehen (Rindvieh, Mensch); Näheres bei ETappoIet
1917, 160/1.
Alt-: zur Zeit der Helvetik Bezeichnung der An-
hänger des alten Regimes; vgl. JvWeissenfluli 1792/
1851, 78. — Inner-; a) Bewohner der Waldstätte. —
b) iron. für Schwab (Reichsdeutseher) ZZoll. —
Guinnieli-; s. Gitmmel (Bd II 308o.), so ZZoll. —
Hundert-: die aus Schweizern bestehende Leibgarde
des frz. Königs (1497—1791); vgl. HBL. IV 320; JSG.
42, 221 . Eine'- vo" 's Königs H-e". B Wyss 1863. Karies,^
wie HundertschKizer. JReinh. 1903. Sclierzhaft für Re-
kruten, die zur Strafe exerzieren müssen U (AfV.XVI
163). — Porte»-: Türhüter, Portier. Manz wird P.
Um Graf Dona. BWtss 1863. — Schwizer-:
, Schweizer aus dem Kanton Schwyz' BRüsch.
schwizere", in TYi. schwizrix": (in Sprache und
Gesinnung) schweizerische (oder schwyzerische) Art
zeigen, verraten. Er [der Elsässer] hat doch au''' schw
g'schwizeret vor Altem. JWinteler (Aarg. Dichterb.
1903). Spez., .unanständige Reden führen' TB. — In
andrer Bed. bei Fischer V 1273 (rutwelsch).
Schwizeri f.; verächtl.. Schweizerpack; s. Chnoll-
fhiken-Ge-sind (Bd VII 1125).
schwizerisch: a) schwyzerisch. Im XVII./XVIII.
auch ,-ei-'; vgl. die Anni. zu SchwU. — b) schweizerisch.
Die schwizrische" Maitli hend Gliiete" und Hitz, drum
isch S£ schöin heimelig loarm i" der Schwiz. MLienert
1906, '281. S. noch Bd V 717 M. ,Die geile des teütschen,
scliweytzerischen oder moscouitischen bibers', als Heil-
mittel. TiERB. 1563. , Lingua Heluetica, Heluetisch,
Schwyzerisch, unsere Landtsprach.' RCys. (Br.). ^ Vgl.
Gr.WB. IX 2474.
alt-: nach Art der alten Schweizer. Mei'redli...
stellt d'Händ a. i" d'Hüft, beim Tanz. MLienert.
schwizerle°; die Art des Schwyzers verraten. Er
schwizerlet überlüt, , stinkt vor Stolz' SchwE. — In der
Bed. , (heimliche) Neigung zu den Schweizern verraten' in einem
Schreibender Stadt Miihlhauseu an Bs von 1523 ;s. AbscluIV 1 1
325; wohl in gleicher Bed. auch bei Fischer V 1273.
Schwizi f. Nur als Kuhnanie LDoppleschwand,
Semp. (ZcAusst. 1899, 12. 49); vgl. Schwizer 3.
schwizisch, ,-ei-': schwyzerisch. ,Zugeschweigen,
dass schweizischer Seits unterschidenliche Biblen ...
schandlich entunehret . . . worden.' Ber. 1658.
Schwitz I m.: 1. a) = Schweiss la (Sp. 2214) BBe.;
GRScheid; SchwE. In e(n) Schw. cho"; 's best Büttel
gägen de" Schw. GnScheid. P* überchume" Schw. a"
de' Füesse' BBe. S. noch BdV150M. ,Das vech, so
es von der arbeit kompt, vol schw. und keychend ist.'
Sohwelz. Idiotikon IX.
TiERB. 1563. Uneig., = Schweiss lay, Ertrag mühe-
voller Arbeit. ,Darumb erman ich üch ... das ir nit
wenind, ir wellind nutz schaöen oder widerbringen,
<o ir die treffenlichen missbrüch schirmind; denn war-
lich, ir werdend sunst unib üweren schw. allen kommen.'
ZwiNGLi. ,l)urch üwer gbott ir täglich findend bschiss
und trug, damit ir schindend ab dem gmeinen mann
syn schw.' Eckst. 1525. ,Der puren schw.' ebd. 1526.
Tautologisch: ,Auch verzerends bis ufs bein armer
lüten schw. und schweiss.' ebd. 1525. — b) entspr.
Schweiss Ic. a) ,blüetender schw.', uneig., = dem Vor.
[RPolit beklagt sich, dass er für einen der Zunft er-
wiesenen Dienst nicht belohnt worden sei wie ein Mit-
zünfter im gleichen Falle:] Ich wölte gern, wenn einer
erteilte, daz er mir nüt min blüettenden sw. aberteilte ...
[Zeuge P. bestätigt] daz er wol horte, daz der Polit
sprach: nu muoss es Got erbarmen, daz mir einer
ininen blttetenden sw. aberteilt!' 1425, Z RB. , [Bäcker
N., dessen Ware von den Brotschauern beanstandet
worden war] rett: samer bogx sw.! die nieineiden bös-
wicht band mir min blüetenden sw. zersnitten.' 1440,
ebd.; vgl. Bd V 932M. — ß) Potz Schw.! Ausruf des
Erstaunens, auch etwa der Drohung BE. (Friedli).
,N. swuor: so heltf im bogs sw.! im möcht Got noch
nieman gehelffen.' 1389, Z RB. ,N. swuor bogs sw.,
bogs bluotenden gesners.' 1391, ebd. ,[Der aus dem
Hause Gewiesene] swuor, so hultf im box sw. und box
fut, er wölte in dem hus sin!' 1421, ebd. ,Utf daz rett
der Z. aber: samer box sw.! du ritest mir durch minen
liaber und etzest mir min weid uff minen ackern us.'
1448, ebd. .Als denn vil bitzhar geschworen hant:
box bluot, box kröse, box sw. und solich andri der
glich sehwüere.' 1463, B StR. .Das dich botz sw. kyg!-
1465, Z RB. ,Nun zürnent nit, botz katigen schw.!'
Salat 1537. ,Botz ferden bluost und grindigen schw.!'
1565, L Spiel. S. noch unter a, sowie Bd V 226M.;
VI 106o. 542u. — y) ,der muoter sw.', im Fluch. ,Do
rett der ein gesell zuo im: das gehig dich in diner
muoter sw.! Do sprach der N.: das gehig dich in diner
muoter sw., du zersleker !■ 1436, Z RB. — 2. = Schweiss4.
.[I. macht Aussetzungen an dem von Z. für ihn gemalten
Schild.] Daruff antwürte im der Z., er wer ein narr
und wiste ein dreck iiützit darumb; des er [1.] aber
redte, wiste er ein dreck darumb, wes er im denn den
sw. nit Hesse ligen, sidnialen und er es ein dreck hiess.'
1468, Z RB. ,(Nit) ein sw. geben (unib).' ,Als er im
des lang gebeittet hett, vorderte er uff ein zitt güet-
lich an den genanten L. ... im sölich gelt zegeben;
der im antwürte, er gebe im ein sw.' 1480, ebd. ,Do
rettend ander hotten von Santgallen: Wir vernemint,
die vier ort komint und die von Glarus sigint uss-
zogen; wir gebint nit ein schw. umb si, denn die VI
ort wend uns nit verlaussen.' 1490, JHäne 1895. —
3. in der RA. ,den schw. nit verstau': ,Sich [Faber],
was sagt Ambrosius hieV Sagt er nitt eben das ich sag?
Noch so schrygest und wüetest, als ob du voll Gadarener
süwen sygist ... und hast den schw. noch nit ver-
standen.' ZwiNGLi V 140 (E.-F.); ,res ipsa.' Gualther. —
Mhd. »«■;=, -izes m.. Rückbildung zu schwitzen; vgl. (auch zu 2)
Gr. WB. IX 2722/3 ; Fischer V 1293.
Schwitz II f.: in der Gerberspr., = Schweiss 2 d
FSs. D'Hüt chämen i' d'Schw., werden mit Salz
bestreut und Fleischseite auf Fleischseite zsgelegt
(BSG. XVI 48). — Auch bei Gr.WB. IX 2723; Fischer V
1294. Fluru.: ,Iu der Schwize' ThOberaach (an einem Bach).
143
2275
Schwaz, schwez, schwiz, schwoz, scliwuz
2276
schwitze" (-e- PRinia), 2. Sg. Pries. -s« Th, so Hw.,
sonst meist -isft), 3. Sg. und Ptc. -t, flekt. in P AI. g'schwuss-
tf, in PRinia -o- : 1. wesentl. wie nlid. a.) = schv:eissenla
(Sp. 2221). von Menschen und Tieren; häufig typ. für
grosse (körperliche, auch geistige) Anstrengung, allg.
I" dem [heissen] Summer Jian-i''' Öppis g'schuitzt. Es
mues' Ein e" recht Füle'' si", wenn er jetz [hei der
grossen Hitze] nit schwitzt BsL. Ir [Städter] chönnet
spaziere' t" Pantöffeli ßn, ire"'-mir leite" [Bd IV 1849o.,
Bed. 3] W' schwitze' im Sunne'schln. XVIII., BoAa.
Bauernlied. S. noch Bd VII 174Uo. Er ist nüd fäl:
Brocke' schluckt-er, bis-er schnitzt, aus einem Spottlied
7, (Bölsterli). RA.: Es macht-der nit so heiss, wie
d' schwitzisch', zu einem Aufschneider U (PfrJMüUer);
es ist-em nit so heiss, wie-n-er schwitzt, er tut nur der-
gleichen USch. (FStaub). Binder *«»» Ofe' schw.; s.
BdV1077u. ,Da kam her Heini louffende, daz er
switzt.' DScHiLL. L. ,Sy [haben] sich hede dermassen
abgefocbten. das sy träffenlich geschwitzt.' 1548, Z
Ehegericht. ,Schw., sudare, sudorememittere; arbeiten,
dass einer schwitzt, von arbeit schw., desudare. exu-
dare laborem.' Fris.; Mal. .Das Käglen. ob welchem
Mancher mehr schwizet als ob seiner Arbeit an den
Werktagen.' 1077/9, Z. Mit Bez. auf Körperteile. A'
d'Füess, a' d'Händ, a(n'n) Ghopf schw. ,So Einem
die Füsse schwitzen, der brenne Alaun und mache ein
Pulver; so lang der Alaun in den Strümpfen ist,
schwizen keine Füsse.' AfV. (GSaL.). Z'schw. cho".
Er chunt nid z'schw. debl, weil er nicht angestrengt
arbeitet, oder eine wenig anstrengende Arbeit hat Scb;
Th. ,Ich war werkhar. dann dergstalt möchte ich zu
schwyzen kommen, desto eher essen und trinken. '.A Bosch
XVII. Eine' z'schiv. mache'. Wen'-i''' wo't e'chli' ga"
sitze', louft-mer d's BuggelimandeU «ä"*, machtmi''' grü-
samz'sehw.ls.\j.{ß). S.nochu. und8p 221 5o. (Fris.; Mal.).
Mit steigernden Zusätzen. Schw., das'-es grad fnw so)
ab Ei"m abe' lauft oä. Me" schwitzt-si''' plädernass,
beim Heuen. JBrassel 1908. ,Schw., das es abbin
rünt, allenthalben schw., im schweiss baden, sudore
diffluere; vast schw., desudare.' Fris.; Mal. ,N. habe
... gschwitzt, das Alls bachnass an ime gsyn.' 1618, Z.
Schw. wie-n-e" Büss; s. Bd VI 1453o. Schw. wie ne'
Gäruer GrV. (CSchnyder 1911), en Häftltmacher Ap
(ATobler 1905, 197; vgl. Bd IV 51). ne' Fürhauptme"
S (JReinh. 1901, 49), e' Bürste'binder (Bd IV 1854 u.),
en Änke'bettler (ebd. 1838), e" Pfaff(Bi V 1060M., auch
GRpr.; GW.), en Aiike'süder (Bd VII 315), efn) (Dans-
BsStdt. Zottel- S) Bär (Bd IV 1449M.), e' Süw (Bd VII
1491 M.. auch Sch; U),esScÄMin(Sp.l892o.,auch GrD.).
en Tachs ApHer. und It T., a's der Ttifel ScawE.
(MLienert). ,K. schwitzte gelich als ein swin.' um
1400, Z. S. noch Bd III 10'25o.; VI 1429 (Fuer-Eoss):
VII 706 u. Mit innerm Obj. J'* ha', helf-mer Gott,
g'schwitzt, Schweisströpf wie Haselnuss. JBürki 1916.
Schwarzi Chriesischw.; s. Bd III 478. .Bluotigen (blüe-
tenden) schweiss schw.'; s. Schweiss Icji (Sp. 2217) und
vgl. b. ,Bluot schw.'; s. auch unter cf. ,üaz lesus
in dem gebete, daz er ze sinem vater tet, bluot swiste.'
WvRbeinad; vgl. auch AfV. 25, 68. .Schier gar das
Blut ich schwitz in dieser grossen Hitz', Klage einer
armen Seele im Fegefeuer. Lötschen 1917; vgl. ,in der
Hell schw.' (Bd VII 1742M.). Sc/jm;. als Folge seelischer
Erregung. Er hat (schier BluetJ g'schwitzt, vor Angst.
Aufregung Tu; Z. [Ein Kobold] het scho' Mänge'
z'schw. g'macht. EFischer 1922. Er ist in der Bed
stecke' 'blibe'; ("* ha' ganz fir-en g'schivitzt BsStdt; vgl.
schzoitzig. .Davon sach man die zarten in grozen sorgen
sw." Reinfr. .Vor Angst tetend sy schw.' 1606, Lied.
.Habe Hr N.s ßäsi gar heftig geschwitzt', vor Gespenster-
furcht. 1666. Z. ,Ich schwitzte über alle Finger', vor
.\ngst, Aufregung. UBrägger. ,Dann [wenn ein Ge-
fecht bevorstand] schwitzten wir Jungen an allen
Fingern.' ebd. Seine, gilt als der Gesundheit förderlich.
Schw. si g'sunt. Lötschen 1917. Wer nit schwitzt, ist
nit g'sund BsL. Im Heilverfahren; vgl, Fässli-Schw.,
auch Bad-, Schwitz-Stuben. ,Der Arzt ... sagte leise:
Fraueli, er [Uli] kömrat dir auf ... jetzt schläft er
ruhig, schwitzt recht.' Gotth. ,Möcht er [der Kranke]
ein wenig schw., wer guott.' Arzneib. XIV. /XV. ,Vier
Badende haben sich im Prestenhaus .an der fran-
zösischen Cur zu Tode geschwizet'. 1673. G Blätter
1914. .Nimm es [ein Pulver] in einer Erbsbrähe und
schwitz dorauff." Z Rezeptb. um 1700. .Lege dich schw.
... Trink das Trank und schwitz darauff.' ebd. .[Sie
habe] ihme das Fürgürtli [Bd II 445] geliehen, dass
er darinn schwitze, habe ihm aber nicht helfen können.'
1701. Z. S. noch Bd V 226o.; VI 582o., ferner trochen.
Über das Schwitzbad im Eörli s. Bd VI 1232 M. Volks-
glaube. Schw. erzeugt Räude; s. Bd VI 624 M. (auch
bei EStauber 1924, 95); VII 1097/8. ,Gegen Schw. soll
man zerriebene Nussblätter in der Tasche tragen.'
AfV. (B). S. noch Hollen-Ritt (Bd VI 1715), Uneig.
a) es sich sauer werden lassen, sich abplagen, (Not,
Strafe) leiden. Mir hei' kei's Gelt ... drum heisst-es
jitze' schw. LoosLi 1911. E'chli' bös ha' i' der Juge'd
schadi Niemerem Nut, wenn-me" de" derfür nachher
e' g'freuti Lebtig heig; me' chönni aber o"'* säge': Sibe'
Jär g'schwitzt und nachher sibe'mäl sibe' Jär G'süchti.
RvTavel 1928. .Hebst du etwas mitt disem an, so wirst
du wol schw. müessen, so wirt dir wol zesehaffen
werden, eia sudabis satis. si cum illo incrptas homine;
für den gemeinen nutz schw. [das W. fehlt bei Fris.],
müey und arbeit haben, pro comraunibus commodis
sudare." Fris.; Mal. .Also ... müesend ettlich hotten,
die villicht umb gelts willen den wagen krum gefüert.
schw.' 1573, Brief (TEgli). .In Rosen tuend ir sitzen,
da ewre Vetter alt so oft band müessen schw.' 1621.
ZiNsLi 1911. ,Über Berg und Tal muestens schw.',
auf der Flucht. 1621. ebd. .Wann [Gustav Adolf] auch
bette wollen sagen: was habe ich mit dem Evangelio
oder Evangelischen in Teutschland und anderstwo zu
tun, wie wurden wir wol allesamt sitzen und schw.?'
Gespb. 1632. ,FürsVatte[r]land schw.' 1741, BWimmis.
S. noch Sp. 1373 u. Mit innerm Obj.: ,Ich bin ein
bettler, leider Gott ... min wyb und kind daheimen sitzen
und tuend den grossen hunger schw.' RCys. 1593. —
ß) insbes. finanziell, .bluten' müssen, geschröpft
werden Aa; .\p; Es. so It Seiler (.ausgebeutet werden');
B; Gl; GrV.; G, so F.; Sch; S; Th; üw; Z und weiter-
hin; auch stud. Schw. miies'e', chönne'. Da mue)ss
g'schwitzt sV, u"' de" guldig, nit "ume" silberig.
üvGreyerz 1913. lez cha""st schw., mit Bez. auf eine
Geldstrafe Z (Dan.). Blibe'-si [die zur Wiederwahl
vorgeschlagenen Räte] am Bueder sitze' ... de" so
cheu'-mer wider schw., steuern. B Gedicht 1850. S. noch
Bd VII 668 (Ärmen-Seckel). 832 u. ,Schw. möesst ihr
[Badener] iiocli darneben, schöne Geldsumm herzu-
geben.' 1712. LTobler VL. S. noch sclncitzend. ,In
die Buchs schw.'. eine Geldstrafe leisten: ,[Der Land-
vogt habe gesagt] er müsse ihm jetzt in die Buchs schw.
2277
Scliwaz, schwez, scliwiz, schwoz, schwuz
2278
[und habe] iliine ein Schryben von Zürich von dem
höchsten Gewalt vorgelesen, dass man ihne linder 50 fl.
nit straffen solle.' 1665, ZGrün. Geld schw. Bs. Halb-
batze" schw. Firm. (Uw). ,Das Studeiitlein rausste
neu gekleidet werden ... und der gute Götti rausste
Batzen schw., dass es zum Erbarmen war.' Ndw Kai.
1902. Was tvei"-mer viache"? A"'" Bode" sitzen u"'
FW'fliberschw. KL. (13). i«* hän-ä'"'' no"'' mües'e" en Feuf-
liber schw. dran ans". EEschmann 1917. An die Kosten
des Kirchturmbaues Eppes schw. JJörger 1926. Einer
hat im Spiel Unglück, ''as'-er Alls het müesse" schzv.
JKkinh. 1926. ,Die selbige bezalung band etlich kouf-
lüt uss Meiland müessen schw.' 1524, Strickl. ,Bis
ir das gelt wider scliwitzind, das ir gwonnen band."
Eckst. 1525 (Klag). ,Vil gelts schw.' HvRüte 1532.
,Er lieber grosse Geltsummen scbwizet als sein Un-
schuld beschützet.' Inf. 1713. .Wenn man ihn könne
zum Schweigen bringen, so wollen sie die drei Kronen
für ihn schw.' HPest. Mit Dat. P.: , Vielleicht dass,
was Joggeli dem Tocbtermann geschwitzt, als Weiber-
gut könne geltend gemacht werden.' Gotth. —
b) = schweissen Ib, bluten. ,Wem die nassen fast
schwist, der nem akantwurz, leg die under die zung.'
Gr Arzneib. XV. ,Der dritt, der schwitzt zur nasen
uss.' Samson 1558. .Die wäre Römische Lehr zu be-
waren und beschützen, so lang ein Ader tut schw.'
1620. ZiNsLi 1911. — • c) entspr. schweissen Ic. a.) Feuch-
tigkeitausschwitzen. So von frisch eingelagertem Heu,
Emd, Getreidegarben Th; Z und weiterhin. Von Obst
Th. D'Öpfel schwitze'd, wenn sie nach der Lese ge-
lagert werden ThMü. 's Obs muess z'erst schw., vor
me"'s mostet niTii (Früh). ,Man soll sie [die Apfel] aber
nicht alsbald in Keller tun, dann sie anfangs mächtig
schwitzen . . . sondern man soll sie etwan in trockene
Gemach, Kammer oder Säle tragen und alda verjäsen
lassen.' EKönig 1706. Von Käse: Bei schönem Wetter
werden die Fenster des Lagerraumes geöffnet; die Käse
fangen an zu schw. und werden gelb Ndw (Frehner).
— ß) sich mit Wasser(tropfen) beschlagen, feucht
werden, von kalten Flächen Th; Z und weiterhin.
D'Feister schwitzcd. Steinplatten, Wasserleitungen,
Brunnenröhren, Türschlösser usw. schwitze'd, wenn
Regen bevorsteht; s. auch Bd VI 724u.; Sp. 1876
(Eegen-wetter-Schwümmli), ferner AfV. 12, 19; SV. 1919,
26. Hieher auch: Es gibt Regen, wenn die Eidechsen
und Frösche ,schwitzen' Th (SV. 1919, 24); anders bei
Fischer II 415. — y) als wunderbare, magische Er-
scheinung. .[Der Solothurner Scbultheiss Hebolt habe]
wollen Sechen, ob dasselb [,Sant Ursen bild zuo
Solothurn'] schw. wölte ald nit, und in disen dingen
hett sölich bild so heftig geschwitzt, dass das tuocb,
darin es gelegen oder umgeben gsin, ganz und gar nass,
also dass der schweiss durch das tuoch usshin ge-
trungen sye.' 1531, Z RB. (Strickl. III 49); vgl. Ansb".
VI 22; B Blätter 1907, 258 ff. ,Säye das Pulver auf die
warm Klingen und so die Klingen schwitzt, so stirbt
er [der Verwundete], wo aber nicht, so bleibt er
lebendig.' Arzneib. XVII. /XVIII.; ähnlich AfV. 6, 53
(.Eine Prob, ob ein Mensch, wenn er gestochen, ge-
schossen oder sonst verwundet ist, lebendig bleibe oder
nicht'). .Die Sonnen wird werden wie rotes Blut, der
Staldenbrunnen schw. Blut', Prophezeiung bei der
Hinrichtung eines Unschuldigen. Grolimlnd 1911, 189.
Von der Leiche eines Ermordeten: .Der Mörder ...
ward gefangen, und da er für Gericht gefüert, fieng der
' todte Lychnam an ze schw. Und da er zuo dem Rad-
breclien verurteilt ward, fieng der Lychnam an blüetten
und ward so rot und schön, als er lebend ye gewesen.'
RCys. (Br.); vgl. Gr.WB. IX 2724 u. — d)'in steigern-
den, hyperbolisclien Wendungen. Trösche", dass
d'Brügibäum schwitze'd ZZoU. I"* han a'g'fange"
hii'-le", dass d' Steine g'schwitzt hei". B Dorfkai. 1870.
,0b ich ald ein andrer schwig, so wurdind die felsen
von not schw. und schryen.' Zwingli. .Trinken, das
die wand müend schw.' GrCbel 1560. ,Wan er ihm das
Maul aufbr[e]chen [wolle], wolle er reden, dass die
Wend schwitzind.' 1673, Th. ,Tun Felsen ... vor
Trauren [über den Tod von Helden] mit Wasser auch
schw.!*' JCWeissenb. 1701. .Wann die bange Todes-
stund einbrichet, dann schwitzen auch selbs marmor-
steinerne Säulen und lauffet das bittere Angstwasser
harunder selbs über die verstocktesten Eisenbeisser
und Sünder.' JJUlr. 1718. — s) von einem Fass (vgl.
schweissen Ice); sclierzh. für Getränk hergeben. .Ge-
soffen muss sein! Weil s Fesslein tut schw., so wollen
wir sitzen und Becher ausspitzen Burgundischen Wein.'
JCWeissenb. 1701. ,Es ghört ein Trunk uff guten
Bitzen; sehnä, tut s [S]ester no meh schw.!' ebd. 1702.
— i) = schweisseitld. Harz schwitzt aus Bäumen, Honig-
tau aus Blättern, Salpeter aus Mauern usw. Th und wohl
auch sonst. ,Thus ligno sudatum, tringt oder schwitzt,
fieusst auss dem bäum.' Fris. — 2. , Gottes Schwitz'
(s. Schwitz Ib^) fluchen. ,Da rette der B. [Beklagter]:
samer botz switz! ich wil es joch ufslachen [das Spiel
aufgeben]. Antwurtte er [der Kläger] im, er sölt im
nütz sw.' 1457, Z RB. , Rette der B., er bette inn wol
ze bezalent und sölt inn der ritt schütte[n], und
switzotte und fluochotte ... und als sy für das kloster
heruss kemint, fluochote und switzote der genant B.
aber.' 1466. ebd. — 3. a) verhüllend für scheissen.
,Ein grosser Bengel, der wahrscheinlich im Rausch in
die Hosen geschwitzt, dass es kaum zu erleiden war.'
UBBiGOER 1789. — b) ,zum mül üs schw.', sich er-
brechen. ,N. ein brieff, von wegen das er im bad zum
muH uss gscbwitzt. Erkunden, ob er krank gsin. So
er krank gsin, nütt gen, so er voll gsin, sol er die buos
geben.' 1546, B Rj\l. — 4. Dan han-i''' Eini g'schwitzt!
einen Schlag, eine Ohrfeige versetzt Bs Schülerspr.
(SV. 1912, 83). — Schwitze- n. Zu Bed. la. I" (d'Js,
zum Schw. che. [Mein Mann] ist just am Schiv., er
macht Tämpf. AHüggenb. S. auch Barten II (Bd IV
162'2). .[Ein Medikament] bewegt und entzündt die
bösen Hitzen, dass sie weichen raüessend mit bösem
Schw.' Z Rezeptb. um 1700. Zu leg: ,Das schw. der
wänden, aspergines parietum.' Fris.; Mal. — Fässli-:
= Fässli-Bad (Bd IV 1013). ,Die Sitte des F-s herrscht
zum Teil noch in der ganzen Umgegend des Gyrenbades
und Turbentals.' Alpenp. 1871, 386. — • schwitzend:
a) zu Bed. laß. , Deshalb der Eidgnossen gwaltigen
ouch verirrt wurden, so der merteil gern dem ieztan
schw-en küng wäre wider zuo- und dem unwerhaften
babst abgestanden.' Ansh. — b) in der Formel ,den
sw-en sweiss mit einem liden'; s. Sp. 2218o. — u(ii)"
g«-sclfwitzt: von einer Wöchnerin, die den Wochen-
schweiss noch nicht überstanden hat OnHald., Pr.,
Valz.; vgl. MHöfler 1899. 619, auch Gr. WB. IX '2726o.
En ung'schwitzti Chimbetteri" si wie ungebache"s Bröd
GRValz. (Tsch.); s. schon Bd V 925M. und vgl. «n-
ge-bachen (Bd IV 959). — kmM. sioitzm; vgl. Gr.WB. IX
272:3 ff.; SauderslI2, 1053; Martin -Lieiih. II 533; Fischer V
2279
Schwaz, schwez, schwiz, schwoz, schwuz
129-t|'5. Zum fiekt. Ptc. i/'achwimste'' vgl. mit Bez. auf den Tuk.
die Aum. zu richim (Bd VI 396), mit Bez. auf den Kons. AfdA.
21, 38, auch die Anm. zu Ktzen (Bd VII 1631); dazu: ,swiste'
bei WvKIieiuau, ,swist' (Gr Arzneib. XY.), feiner .geschweste'
unter ge-ichioaizfn (Sp. 2260). Auffällig: .gescliwitzt werden',
mitSchweiss durchtränkt, von Brot; s. BdV9-17M.; 1. ,ge-
schweizt'? FN. ,S(ch)witzgi.;bel.' 1372/S9, B und noch heute
in BLan., Sa.; auch bei Fischer aaO. 1295 o.
er-: in starken Schweiss geraten, tüchtig schwitzen
Gl; GR.Grüsch, Ig., Lq., Valz.' (Tsch.); Ndw (Matthys).
Öppis e. Uf-der litis han-i''' Öppis erschwitzt Gl.
M'ier heind Ettes erschwitzt mid HeW^e". Tsch. ,E.,
exudare.' Fris.; Mal. .Bad die bein ... byss an die
knüw, byss du wol erschwyzist.' Zg Arzneib. 1588, ebd.
noch öfter. ,Erhiess ihn daruiTwol e.' JRLandenb. 1608.
.Wenn Einer in einem Schweissbad wol erschwitzt.'
Arzneib. XVIl./XVIIl. Eefl.: .Mach ... ein schweiss-
bade und erschwitz dich ganz wol, das nimpt die
gscliwulst.' Zg Arzneib. 1588. — m\i. enwitsen; vgl. Gr.
WB. III 980.
ÜS-: 1. wie nhd. ausschwitzen, a) intr. Mit Dat.
P., uneig. : .Anderer Trost schwitzt uns etwan bald
auss; darum stellt uns Gott den Himmel vor Augen.'
FWtss 1677. — b) tr., (insbes. einen KrankheitsstolT)
durch Schwitzen aus dem Körper herausschaffen GSaL.;
Ndw (Matthys). S. Bd VII 976o. Bildl.: ,Köndt er sein
Schelmery ausschw.' JCWeissenb. 1701. — 2. zu Ende
schwitzen B (Zyro) und sonst. !''• ha" üsg'schwitzt. Von
KäseAp; v g\. schtvitzenl ca.. ,Auf dem Gestell scAa/ff der
Käse; er tued (macht) üf n\u\ kann«.' OFrehner 1929. —
Vgl. Gr. WB. I 967.
use°-:l.a) = dem Vor. 1 a. ,Ausshinschw., schwitzen,
dass abbin rünnt, exudare.' Fris.; Mal. — b) = dem
Vor. Ib Aa; Ap; B (Zyro); S; Tu; Z und weiterhin.
Mängs Übel muess use"g' schwitzt werde". Zyro. Alti
Bresfen M. JRei.mb. 1913. Bildl. CÄor^ew m. VVEotath
1924. D'S'el «.; s. Bd VII 705 u. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 1045.
ver-: 1. intr. a) zu Ende schwitzen, aufhören zu
schwitzen; meist im l'erf. o) von Menschen Ap; Bs;
Sch; Th; Ndw; Z und weiterhin, l"* ha" verschwitzt Bs.
Wart, bis-i''' verschwitzt ha" Sch. — ß) zu schicitzenlca..
Von Heu, Getreide Th; Z und weiterhin, 's Heu hat
verschwitzt Z (Dan.) D'Frucht mtie" z'erst v. (ver-
schwitzt ha"), vor-me" cha"" trösche" Th. ,NN. söllent
... wenn das körn verschwitzt, inn der spitalmülli
[Mahl-]probcn vondryerley gattungen deshürigenkorns
... machen.' 1598, Z UM. ,Das Korn ist im Regenwäter
gwachsen, demnacli band die Buren ... das Korn
gschniten, ob [= ehe] es rifg wessen ... Ist der Angst monat
nit so warm gsin, dass es recht habe können V;; dem-
nach legent die Buren ir Korn uf luftige Dillenen und
zum Für, das Zeenden-Korn aber in die füechten
Walraen.' 1630/.31, Z (Brief des Konstanzer Amtmanns
Escher). ,Das sy ihre Frucht, so bald sy verschwitzt,
usströschen.' 1664, Z. Es solle ,die Zehntenscheur ohn-
verweilt mit Mahlschlossen verwahrt werden und wenn
die Frucht verschwitzt, sollen . . . zwei ehrliche Männer
dahin geschickt werden, dem Tröschen beizuwohnen.'
1700, Z. ,Wann ... das neue Heu nach nicht ver-
schwitzt.' 1712, Brief (Z). Von übst, Kartoffeln Th; Z,
,von Erdgewächsen, die zuerst ganz ausschwitzen
müssen, ehe sie zugedeckt werden dürfen' BsL. (Linder).
D'Öpfel mond verschwitzt ha", vor-me" s' in'n Cher
[Keller] tuet ThMü. .Damit das Winterobs länger
währe, sei man dasselbe bei schönem Wetter samlen
und in die Obskammer tragen, alwo man es . . . einen
Monat lang bei offenen Fenstern ligen lasset, biss es
verschwitzt und das Wasser von sich gegeben hat.'
EKöNiG 1706. — b) vor Schwitzen zugrunde gehen.
Zieh-di''' ah, viuest ja v. i" di"'m Pelz. BMEYER-Suter
(Z). Süessi Ghriesi am Ast, chiint d'Simne" cho" schine",
verschwitze"-sifast. KL. (B); ähnlich Kindergarten 1906,
.■)3. Auch von Salz, das infolge von Feuchtigkeit zer-
schmilzt, verdunstet; s. Sp. 963M. — 2. tr. a) Kleider,
bes. Leibwäsche mit Schweiss durchnässen, verderben,
wohl allg. Bi dere" Hitz verschwitzt-men AUs, wa'-men
a"hät Th. — b) (eine Zeit) .schwitzend' verbringen. Der
Sigrist ...au'''Dit seil cho" ; es tsch doch g'wüss en A ngerlei,
so uff es Auge"blickli bi-n-i"s z'sl", a's tie""-nte" 's Matte"-
büre" Grebtmöl so im Trochene" deheim v. seit. Schild
1866. üf-mene" bessere" Chabispletz [einer übersee-
ischen Plantage] «»"jM^e-dcRvTAVEL 1928. — c)(Geld)
vertun, verprassen; s. Bd VII 1715o. (Salat 1537). —
d) vergessen Ap; Bs; B; SchwE.; S; Th; Z; allg.
I''' ha"'s [das Gelernte] scho" lang verschwitzt. Si
heige"d ... der Kanisi verschwitzt. MLienert 1906.
i"* ha" de" Verdruss, die Chöste" verschwitzt B (Zyro).
Z'ÖbWi'' isch' Das tvider verschtvitzt. EWvss 1913. —
ver-sch witzt: von Schweiss durchtränkt, verdorben,
von Kleidungsstücken. Du cha"'st de" [V{emi-]Ghrage"
nilme'' träge"; er ist ganz v. E" v-s Hämp. Schweiss-
bedeckt, von Menschen. Er isch ganz r. Der Papa
isch de"" verschwitzt und stoubig nf-''em Garte"bank
g'sesse". RvTavel 1910. V. und verdurstet langen Aus-
flügler am Reiseziel an. DMülle'.i 1917. — UU-. Zu laß:
.Dass das Füttern unvergolirner (unverschwitzter)
Körnerfrüchte, vorzüglich des Roggens, der Erbsen, der
Wicken dazu [zum , schwarzen Staar'] Veranlassung
gebe.' JCMiCHEL 1826. — Mhd. j!ersjfi(2enrefl.,sirh verbluten
(KvWürzburg); vgl. im Übrigen Gr.WB. Xü 1225/6; Fischer
II 1323.
Schwitzer(in) m. f. ,Scbw(-in), schwitzig, der
gern schwitzt, sudator (-trix).' Fris.; Mal. — Vgl. Gr.
WB. IX 2730.
B\ eich -Schwitzer: Person von auffallend bleicher
Gesichtsfarbe Z (FStaub). Bes. im Dim., von kleinen
Kindern, ebd.
sch witzig, in Ndw (neben schiu.) ; Z (Dan.) g'schiv. :
schwitzend; auch: leicht in Schweiss geratend Bs; Ndw;
Z. ,[Der Soldat hüte sich] an die kalte Luft zu gehen,
wann er ganz schw. und nass ist.' JMuralt 1712.
S. noch Schwitzer (in). Von Fensterscheiben BsStdt
(EKron). Uneig., von einer peinlichen Situation', die
Einen schwitzen macht: Er hed esö-n-e" taktlösi Red
g'halte", 'sisch ganz schw. g'si" BsStdt; vgl.Sp.2276o. —
Spätmhd. swiizic; vgl. Gr. WB. IX 2730; FischerV 1295. Un-
sicher und unbestätigt ist Dän.s Angabe die schwe" Bläterli B,
= Hitz-Bl&lcrti (Bd V 206)?
PF
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Bd. 9
Schweizerisches Idiotiken
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