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Full text of "Siebenbürgisch-sächsische volkslieder, sprichwörter, räthsel, zauberformeln, und kinder-dichtungen"

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^;.5i'i-"f> 


Siebenbürgisch-sächsisch'e 

Volkslieder, 

Sprichwörter,  Räthsel,  Zauberformeln, 

und 

Kinder-Dichtungen. 


Mit 


Anmerkiingen  und  AbhaDdlungen 

herausgegeben  von 

Fried.  Wilhelm  Schuster. 


Verlag* 


'1       A.  Sclimiedicke       jl 

^  (vorm.  Th.  Steinhanssens)  t 
4,  Bach-,  Knnst-  i  Mosikatieo-HsndtDnr  ^ 
1  in  Hermannstadt.  *  jkusiien. 

1865.'  * 


( 


Siebenbürgischsächsische 

Volksdichtungen. 


0 


o/ 


^^ 


Siebenbürgisch-sächsische 

Volkslieder, 

Sprichwörter,  Rätbsel,  Zauberformeln, 

und 

Kindeit'-Di^htungen. 


7<. 


Mit         • 

Anmerkungen  und  Abhandlungen 

herausgegeben  von 

Fried.  Wilhelm  Schuster. 


Mit  Unterstützung  des  Vereins  für  siebenbürgiscbe  Landeskunde  herausgegeben. 


■^'  ot^o*g>o<sri:g  *■ 


Hermannstadt, 

Verlag  von   Tlteodor  Steinltausseii. 


.1865. 


THE  NEW  YORK 
PUBLIC     LIBRARY 

A8TOR,   LENOX  AND 
TILD    N   FOUNDATIONS, 
R  19H 


'  .    ,    -     .     *  *^! :  • 

•  •*i  •  •  •  •    *  •  :   »ti:» 


Druck    der  k.   k.  Hoftuchdru.  kerei    von  Gottlieb  Haane  Söhne   in   l»i 


Den  mitstrebenden  Freunden 


'  •■•    ^  • 


J  o  s  e  p  Ü:  H j^Lt rieh 


und 


Friederich  Müller 


gewidmet 

vom  Verfasser. 


Vorrede. 


J^  ur  wenig  Worte  sind  es,  die  mir  in  dieser  Vor- 
rede zu  sagen  übrig  bleiben,  nachdem,  was  zur  Beleuch- 
tung und  Erläuterung  des  Textes  und  zur  Erkenntniss  der 
Tendenz  meiner  Arbeit  dienen  soll,  seinen  Platz  in  den 
Anmerkungen  und  in  den  Abhandlungen  gefunden  hat. 
Dasz  diese  auch  lesen  wird,  wer  sich  berufen  fühlt,  ein 
Urtheil  über  das  Buch  abzugeben,  darf  ich  billig  erwarten. 

Seit  mehr  als  sechszehn  Jahren  sammle  ich  an  dem, 
was  nun  hier  doch  nur  in  bescheidener  Ausdehnung  vor- 
liegt. Wäre  ich  allseitiger  unterstützt  worden,  die  Samm- 
lung könnte  zwar  stärker  sein,  aber,  so  wie  ich  nun  das 
Terrain  kenne,  kaum  um  ein  Bedeutendes ;  nur  die  Gattun- 
gen der  Segen-  und  Zauberformeln  und  etwa  der  Räthsel 
dürften  vielleicht  reichere  Vermehrungen  von  der  Zukunft 
erwarten;  neue  Gattungen  werden  kaum  meh;r  auftauchen. 
Als  ich  den  Plan  zu  der  Sammlung  zuerst  faszte,  hoffte 
ich  nur  auf  noch  geringeren  Fund;  Sagen,  Märchen  und 
VolksHeder  glaubte  ich  im  ßaume  Eines  Bandes  umfassen 
zu  können.  Bald  ward  ich  gewahr,  dasz  noch  nicht  so 
Vieles  verloren  sei,  als  ich  gewähnt  hatte,  und  dasz  ge- 
sondert werden  müsse.  Gleichstrebende  Freunde  nahmen 
mir  einen  Theil  der  Arbeit  ab,  zum  groszen  Vortheil  der 
Sache,  der  ich  in  solchem  Umfange  nicht  einmal  völlig 
gewachsen  sein    konnte»     Wir    theilten  uns  in  die  Aufgabe 


VIII 

in  der  Weise,  wie  es  die  Vorrede  i.i\  Haltricii's  Märchen 
bekennt.  Jeder  der  Freunde  hat  seitdem  der  übernom- 
menen Pflicht  geniigt;  MuUer's  Sagen  und  Haltrich's 
Märchen  sind  seit  Jahren  in  den  Händen  des  Publi- 
kums ;  mich  drückte  das  Bewusztsein,  noch  in  der  Schuld 
zu  sein,  und  fing  bereits  an  mir  die  Arbeit  zu  verleiden. 
Indessen  hat  ihr  die  lange  Zögerung  schwerlich  geschadet; 
ich  bin  kühler,  meine  Pläne  sind  enger  geworden,  und 
Manches  ist  dadurch  besonders  von  den  Abhandlungen 
weggeblieben,  was  ohnehin  nicht  strenge  hingehörte,  und 
zu  anderer  Zeit  an  einem  andern  Orte  mit  mehr  Berech- 
tigung und  in  gröszerer  Breite  ausgeführt  werden  mag. 

Auch  so  werden  diese  Abhandlungen  noch  manchen 
Widerspruch  finden,  und  namentlich  dürfte  die  zweite  an- 
gefochten -  werden.  Für  wen  es  keine  geschichtliche  Er- 
kenntnisz  gibt,  als  die  aus  Urkunden  und  speciell  schrift- 
lichen geschöpft  wird,  der  wird  von  vornherein  läugfien, 
dasz  sich  irgendwie  historische  Betrachtungen  über  die  in 
meiner  Sammlung  enthaltenen  sächsischen  Volksdichtungen 
anstellen  lassen;  er  wird  nicht  mehr  zugeben,  als  dasz 
etwa  jene  Zauberformeln  und  Segen ,  die  Teutsch  *)  aus 
Kirchenvisitationen  entnommen,  jedenfalls  vor  1650,  Nro. 
181  desselben  vierten  Buchs  vor  1749,  das  Zaidner  Lied  von 
Rakozi  vor  1747  und  der  Bienensegen  im  vierten  Buch 
wohl  nicht  nach  dem  16.  Jahrhundert  entstanden  sein 
müsse,  oder  dasz  Türken  und  Tartaren  nicht  vor  der 
groszen  Türkennoth  in  unsere  Kinderlieder  gekommen,  das 
Sprichwort  „wat  fröcht  der  wülf  nö  de  Statuten"  nicht  vor 
Abfassung  der  Statuten  erfunden  sein   könne  u,  s.  w.     Ich 


*)  Durch  ein  Versehen  ist  Teutsch  Seite  409,  da  wo  von  den  unterstüz- 
zenden  Freunden  gesprochen  wird,  nicht  genannt  worden ;  und  doch 
hat  er  allein,  wie  an  andern  Stellen  erwähnt  ist,  d<^n  einen  Theil  des 
vierten  Buchs  möglich   gemacht. 


IX 

darf  indessen  versichern,  dasz  die  Ant^ichten,  welche  jene 
Abhandlung  enthält,  nicht  willkührliche  Phantasien,  noch 
vorgefaszte  Meinungen  und  über  Nacht  gekommene  Gedan- 
ken sind,  vielmehr  in  langjähriger  Bescliäftigung  mit  Volks- 
dichtungen durch  vielfaches  Vergleichen  und  Erwägen  sich 
allmählich  gebildet  haben,  und  in  nicht  wenig  Stücken  im 
Widerspruch  stehen  mit  früher  gehegtem,  liebgewordenem 
Wahne.  Manche  meiner  Behauptungen  ist  so  wenig  blosze 
Wahrscheinlichkeit,  dasz  sie  sich  bei  einer  bis  in's  Kleinste 
gehenden  Behandlung  auch  dem  Unkundigsten  anschaulich 
genug  beweisen  liesze.  Wahre  Kenner  —  davon  bin  ich 
überzeugt  —  werden  in  den  meisten  Stücken  mit  mir  über- 
einstimmen. Die  werden,  auch  ohne  dasz  ich's  hervor- 
hebe, sehen,  worauf  es  ankommt,  und  Hauptsachen  von 
Nebendingen  zu  unterscheiden  wissen.  Ich  kann  mich 
z.  B,  über  das  Alter  einzelner  Stücke  (das  doch  gröszten- 
theils  nui^  in  Form  der  Hypothese  angeführt  ist)  geirrt,  es 
überschätzt  oder  unterschätzt  haben;  dadurch  wird  mein 
Raison  nement  im  Groszen  nicht  umgestöszen. 

Ob  der  Aufnahme  so  manches  Bruchstücks  und  mancher 
oft  nur  scheinbaren  Unbedeutendheit  in  die  Sammlung  werde 
ich  wohl  eher  Dank  als  Tadel  verdient  haben;  wir  sind 
nicht  so  reich  an  Ganzem  um  Bruchstücke  verschmähen 
zu  dürfen,  die  überdies  oft  gerade  die  schönsten  und  alt- 
ehrwürdigsten  Perlen  enthielten.  Vieles  ist  übrigens  nur 
da,  um  ein  möglichst  vollständiges  Bild  unserer  Volksdich- 
tung zu  liefern,  die  nun  bis  auf  die  dramatischen  und 
mifftischen,Spiele^  Tänze  und  Mummereieny  welche  eine  eigene 
Bearbeitung  erfordern,  in  den  Händen  des  Publicum  s  ist. 
Das  Bedeutungslose  konnte  ich,  wo  es  auch  nur  zur  Er- 
läuterung des  Bedeutendem  diente,  nicht  liegen  lassen. 
Auszerdem  sind  nur  solche  Bruchstücke  aufgenommen,  die 
werth  schienen  zu  weiterer  Nachforschung  anzureizen.  Was 
noch  sonst  zu  ihrer  Aufnahme  bestimmte,  ist  in  den  An- 
merkungen und  Abhandlungen  angedeutet 


Mit  der  Anordnung  des  Ganzen  wird  man,  hoffe  ich, 
zuifrieden  sein.  Sie  ist  durchsichtig  genug  und  geeignet 
sich  selbst  zu  erklären. 

Dasz  ich  es  verschmäht  habe,  Worterklärungen  in  die 
Anmeldungen  aufzunehmen,  wie  es  Joh*  Karl  Schuller  bei 
seinen  Ausgaben  zu  thun  liebt,  werden  Manche  vielleicht 
bedauern.  Aber  das  endliche  Erscheinen  eines  siebenb. 
Sachs.  Idiotikons  wird  ja  immer  sicherer  und  in  dessen 
Spalten  gehören  Worterklärungen.  Ueber  meine  Laut- 
zeichen im  sächsischen  Text  ist  das  Nothwendigste  in  der 
ersten  Abhandlung  gesagt,  weitere  Erläuterungen  sind'  über- 
flüszig.  Fachmänner  und  wissenschaftlich  Gebildete  unter 
meinen  Lesern  werden  die  Grundsätze,  nach  welchen  ich 
vorgehe,  bald  und  leicht  erfassen,  und  über  die  Bedeutung 
der  von  mir  gebrauchten  Zeichen  kaum  im  Zweifel  bleiben; 
die  Andern  gehören  wohl  meistens  zu  meinen  Stammgenossen, 
und  diese  werden  ihr  Idiom  auch  in  meiner  Orthographie 
nicht  verkennen. 

Dasz  ich  es  'übrigens  selbst  mitsti'ebenden  Genossen 
und  Freunden  nicht  in  Allem  recht  gemacht  haben  werde, 
kann  ich  wohl  voraussehen;  hätte  ich  doch  auch  in  ihren 
Arbeiten  hie  und  da  Etwas  anders  gewünscht.  Da  weisz 
ich  nun  keinen  andern  Rath,  als  abzuwarten,  bis  entweder 
ich  ihrer  oder  sie  meiner  Meinung  geworden.  Es  liegt 
mir  wie  ihnen  zu  viel  an  der  Wahrheit,  als  dasz 'wir  nicht 
überzeugendein  Gründen  gegenüber  uns  freudig  von  einem 
gehegten  Wahne  lossagen  sollten.  Manches  möchte  ich 
selbst  schon  jetzt  ändern,  namentlich  in  den  Abhandlungen 
klarer  und  breiter  ausführen,  dasz  fast  alle  Gattungen 
unserer  Volksdichtung  als  solche  bis  in  die  Karolingerzeit 
und  oft  noch  viel  weiter  zmnickreichen*  Vielleicht  kann 
ich  mich  einmal  an  anderm  Orte 'mit  ganzem  Behagen  in 
diesem  Stoff  auslegen. 

Noch    bedarf  das    reiche  Druckfelilerverzeichnisz  einer 


XI 

Entschuldigung.  Mein  ,  oder  des  Verlegers  Sündenregister 
darin  zu  sehen,  wäre  unbillig.  Die  Ursachen  waren  fast 
unabwendbar  und  lagen  in  den  leidigen  Verhältnissen;  in 
der  200  Meilen  weiten  Entfernung  zwischen  dem  Druckort 
und  mir,  der  ich  nur  die  letzte  Correctur  besorgen  konnte,, 
in  der  Unbekanntschaft  der  Setzer  mit  dem  siebenb.  sächs. 
Dialect.  Das  liesz  sich  nicht  ändern.  Die  Wahl  des  Druck- 
ortes war  einmal  vollzogen,  und  bot  neben  manchen  von 
dem  Verleger  nicht  vorausgesehenen  Schwierigkeiten  auch 
unläugbai'e  Vortheile,  die  Unkunde  der  Setzer  war  nicht 
wegzuzaubern,  und  eine  mehrmalige  Correctur  verbot  die 
Rücksicht  auf  die  groszeii  Postauslagen  und  die  Besorgnisz 
vor  allzulanger  Verschleppung  der  Druckvollendung,  die 
ohnehin  lange  genug  auf  sich  hat  warten  lassen. 

Ich  schliesze  den  Geleitsbiief  meines  Buches,  indem 
ich  ihm  den  besten  Empfang  namentlich  bei  meinen  Volks- 
genossen aller  Stände  wünsche  —  ich  darf  dies  mit  gutem 
Gewissen,  da,  was  es  enthält,  nur  zum  geringsten  Theil 
mein  Werk  ist  Auch  dieser  geringe  Theil  ist  ja  nur  Bei- 
werk; alles  Uebrige  hab'  ich  vom  Volke  genommen,  und 
gebe  es  reinlich  gesäubert  und  geordnet  dem  Volke  wieder 
zurück, 

Mühlbach^  im  December  1864. 


Der  Verfasser. 


In  halt. 


Nro. 

Ueberschriften  und  'Anfange 

•1 

ErstM  Bnoh. 

, 

firsie  Abthelluns:. 

VOglein. 

1 

A  (mit  Melodie)  Et  aas  e  kli  wält  fijeltcheh  .    .    • 
B.  Et  s&z  e  kli  walt  föjeltcbi , 

Schwalbe.  / 

3 
4 

2 
3 

Wun  ij  ew6ch,  wun  ij  ewfech     .,...,.. 
Et  flug  e  schwelfken  iwer't  dÄ^Ji 

Guekuek. 

4 
5 

Ar 

ßt  Bas  e  knkuk  af  em  zong  ...*..... 

5 

T 

Naehtigal. 

fr 

A.  Ze  Knnen,  ze  Kflne  fir  era  boijerdfr    .... 

B,  C,  D,  E,  F  mit  denselben  Anfängen     .... 

BAumehea. 

6 

7 

6 

A.  Et  ÄtÄnd  e  btmfclien  am  defen  duof 

B.  (mit  Melodie)  Dertuiwen,  dertuiwen  ä  genem  döl 

Rosenbrechen. 

9' 
10 

7 

A,  B,  C,  D,  E.  Öw.end  äs  et  wol-den 

11 

\ 

KltidiM-freude. 

>         « 
V 

(Blit  Melodie.)  Em  ktft  mcr  u^  en  mänkel .    ... 

B 

13 

XIV 

I 

Ueberschriften  und  Anfänge 

Blunienhaus. 

Ich  geu  an  menes  faetets  guerten 

GArtaerin. 

(Mit  Melodien.)  Wo  sollt  du  denn  gehen.   .    .    .     . 
Et  geng  e  mStchen,  e  m&tchen»    «••«••. 

Liebesweg. 

Häinjdei*  äusem  gourten    .    , .    . 

'    Bestellung. 

Schazke  baszt  te  zornich \ 

Inijet  schazken  (mit  Melodie)    .    ^    ..*..♦    . 

Der  Freier« 

Span  mStche;  6pän    »....«,• 

Drei  MAdcfien. 

Et  gepgen  dra  m^tcher  aw  enen  danz    «    «    .    ^  -. 

,  SchAtieiieii. 

An  e&sem  gdrte  blM  en  hiesch  risz  ....«•• 
Liebesquaien. 

Ich  hat  meinj  härzgeläftchen , .    . 

Vogewisiheit. 

AUerloä  ble&meleinj ; 

Sehnsueht. 
Wol  fläje  woi  fläjen  de  wölken      ....... 

Die  Liebe. 

Näszt  aw  ierden  •     .' 

So  mer  härzke «    .    « 

Tagelied. 

T&  ätiszt  aw  unt  giszt  derfnn 

Scheiden  und  Neiden. 

Wor  fil  se  mer  mad  epftnder, gegangen 

A.  (Mit  Melodie.)   Ech  gdn  af  gaszen,   ech  gön  af 
ströszen 


Nro. 


10 
11 


12 


13 
14 


15 
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17 
18 
19 
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21 
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XV 


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28 
29 
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37 
38 
39 


40 


41 


42 


43 


B.  Ich  geh  auf  gassen,  ich  geh  auf  Strassen  .    .    . 

C.  (Bruchstück.)  Dai  ies  ech  mer  wdszen  det  giel  hdr 

L*  hären  ir  häre  tnät  krousem  hör! 

Af  dem  Kakelrfech 

Ich  gön  af  de  bräk  (mit.  Melodie) 

£}ch  soul  emöl  uiwer  gen  gäsz  gön     .    ^    .    .    .    . 

A.  Schiden!  ai  achtde  I  wi  höt  dij  erduodht?    .     .     . 

B.  A6h.  schiden !  adh  schide  wier  höt  dij  erdddhi?  . 

C.  Ich  sazt  drä  risen,  dra  risen 

Ueimath  und  Fremde. 

A.  Ech  sazt  .drS  risen  un  der  nioter  är  woänt     .    . 

B.  Ech  geng,  ech  geng  bä.  des  fremde  seinj  dir.    . 

C.  fech  sazt  zwo  rusen  an  de  moterbank     .     .     .     . 

D.  (Bruchstück.)    Wun   ich  na   ku  b&  der   frömden 
ären  däsch  .............. 

Wol  goit  der  wänt,  wol  Iteift  der  schni  (mit  Melodie) 
Da.  ich  i'öz  u6h  brid  äsz 

Waisen. 

Meinj  schäjeltcher  sen  zeräszen .    .    .' 

Husch,  husch !  ed  äsz  mer  kalt 

Hischet  m&tche  bän  ich • 

'  Einstige  Liebe  und  Wahl. 

A,  B,  C.  Da  ij  e  klinzich  mgtche  w6r   ..... 

Dirscht  bad  ij  en  aide  mSn , 

Häd  ich  gewaszt,  wä't  fräinjdem  äsz 

Tod. 

(Bruchstücke.)  Wäe  kaum'  dier  duit? 

Liebciiens   Grab. 

A  (mit  Melodie).  Ich  schmisz  zwd  ädel  ruisen     .     . 
B  (mit  Melodie).  Ich  warf  zw6  ädel  risen  .... 

Hath  dich! 

H&t  icht,  hit  ich't  ügen !    .     .  - 

Zweite  Abtlieilnng;. 

Verwaiste  Kinder. 

A.  Et  wör  emöl  e  m&tcheu 

B* 


26 
26 
27 
27 
28 
29 
29 
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31 


'32 
32 
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34 
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36 


36 
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38 


38 


39 
40 


41 


42 


XVI 


Nro. 


Ueberscbriften  und  Anfänge 

B,  C,  D.  Et  8$9  6  mdtchen    «•..,.••.. 
Wat  maäiBt  te  örmet  mdtchen  ....«••• 

Der  erschlagene  Vater. 

Klö,  T&rkd,  kld '  ! 

Das  hungernde  Kind« 

Moter  gäf  mer  brit! •    •    • 

Rosenlager« 

A.  At  woul  e  m&tclie  fr&  afstdn.  B 

C,  Et  aol  e,  maitchi  guer  fr&i  &{it6ii  .••... 

Auf  dem  Friedhof. 

A.  Fr&  moter  I   fr&  moter  I  wnor  Lud  er't   geschakt 

B.  E  jang  bär  seinjen  ämscbwänk  nSm .     •     .     .     • 

C.  Hegd  e  j6r  un  deaem  dach .    ♦ 

D.  Et  gengen  zweu,  zweu  l^pilgesalene 

Bruehstüeke« 

Mtnst  t&  w&  ij  et  minen?«    .     ..  «     .    ....    . 

Böse  Schwieger. 
Moter  besorcbt  mer  nor  meinj  -frä  ••••... 

Werbung. 

(Brucbslück.)  Frä  Sunäta,  frä  Sun&ta 

Et  säz  e  m&itchi  ander  dem  ^8cliläimtchi     ,     .     •     , 

Die  Verlassene« 

.Et.  seuz  e  m^itcbi     ..•.*...«••# 

Brautnidrdef. 

A  (mit  Melodie).  Et  fräd  e  kenenk  genzt  dem  Reinj 
B  mit  demselben  Anfang  (Bruchstück)   .     «     .     •     . 

Die  Rache. 

(Bruchstück.)  Hie  rit  bärjaf,  hie  rit  bärjuof    .     .     • 

Mfilluer  Hans. 

Des  öweszt  am  neinj  am  häle  mönscheinj   .     .     .     . 


44 


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xvn 


Nro. 

Ueberschriften  und  Anfänge 

57 
58 
59 
60 

Der  Geist. 

.  (Brachstäck.)  Af.der  burj  af  der  burcb 

Das  vergiftete  Kind^ 

Me  käinjt  wat  btipt  dich  tröfeA  ! 

Jesus. 
D&  J6sds  äa  de  guorte  geng     . 

.  Drei  Jungfrauen. 

Et  itürwen  drS  jüigfern 

61 
62 
63 
64 

61 

62  , 
63 

1 

2 
3 
4 

5 

Rikoii. 

Et  wäsz  gäkt  friden  an  Asem  lünt 

Aus  dem  Aufstand  von  1848. 

'  De  Ruszen  ku  &f  Sibenbirjen 

ErouBZ  de  sarasz;  wiks  de  grün     . 

Zweites  Bnoh. 

fipste  Abtheiluns:« 

Morgengeisang. 

A  (mif  Melodie).  Et  sUl  e  m&tche  gor  fr4  afttön      . 
B.  £t.  wöul.  e  m&tcbe  gor  -fräi  Afttön 

Brautlieder. 

A  und  B.  Ousz  wat  sele  mer  esz  wÄschen.     .     .    '. 
Ech  sfti  mer  emöl  en  burj  auszgön  (mit  Melodie)    . 
Ech  söl  emül  de  buij  anigiün 

Brautrede. 

Got  gresz  ich  hekt! .♦.♦.•. 

65 

66 
66 

69 
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72 

.74 
76 

78 

6 
7 

8 

Rockenlieder. 

Mer  wäle  gön,  mer  wäle  Stön    J . 

A.  Geaden  da^  ir  kSehane,  wÄ  gtd  ed  ech?   .     .     . 

B.  Gäden  dwend  ir  kftchäne!  wä  gid  ed  6ch  .     .     . 

Jungfrauentagslieder. 
A  und  B«  0  öinijei'  erchaz ! •  •    •    • 

83 

87 
89 

90 

xvin 


Nro. 


üeberschrifteu  und  Anfänge 


Johannisfeier. 


10 
11 
12 
13 


14 
15 
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21 
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25 


26 


27 


28  bis  47 


Et  flug  e  kli  wailt  fijeleinj    .    . 

Wunsche. 

A^  B,  C.  Ich  wäinjtschen  ich    « 

W&  fil  hör '   .    . 

Kräsztwurscht  meinj      .     .     •     . 
Got  rejär  de  jugent 


48 
49 


Fastnachtsprfiehe. 

Fupsmch  Spra6h • 

Fuosnich  \Spra6h 

I>er  läf  fuosnich  kid  erun      .     .     •     . 
Bakenalia  =:  fuosnich   .     .    .     ♦     .     . 
Fuosnich  Sprach    .     \     ,     .     ...     •     . 

Fuosnich  sprä6h    ........ 

Wälkome,  välkomen,  ir  göldich  letjj 


Freudenlieder. 

Trinklied.  Hegd  äs  e  lasztich  da6h     .    ^     .     .     .     . 
Trii^klied  mit  Melodie.  Frände  önzt  sen  mir  zesumen 

Der  Mierteszdä^  äs  u6h  fergangen 

A6h  da  h&rzer  weinj  geschmak!     «..•,•• 
(Bruchstück.)  Tön  da  bäszt  dier  bläkich  mäinjtsch  . 


Rundreime. 


Tiri  tritui 


Faßehingsseufzer. 

Härzeir  fuosnich  kiszt  te  wider  ?    . 
Tanzreime. 


Zweite  Abthellungr« 

'Wahl. 

A  (mit  Melodie)*  MStche  wält  te'n  far  nien?  •     . 
B.  M&tche  wält  te  de  pradijer  nien? 

A.  Et  köum  öin  daschler  wöul  anjder  d&i  wöHnt 

B.  Wäul  af  dier  bänk 

C«  Et  küm  mer  e  be^nduer  wöul  hönjder  de  wünt 


XIX 


Nro. 


üeberschriften  und  AniUnge 


OS 


50 
61 
52 
53  bis  56 


57  • 

58 

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61 
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66 


67 


68 
69 
70 


MStcbe  not .  näm  en  zämermän ! 

'   Die  Bauernknechte. 

De  gebairesch  knSicht  sai  trenwiert  .... 

Gut  Mann. 
Fr&che,  fr&chen  tnijet  frächenl  ....... 

Tanzreime. 

Die  Kneciite. 

I  rözicb  knScht  krecbt  anjder  den  dascb    .    . 
Un  em  b&mtchen  höng  en  prom    ...... 

Blader  am  basch 

Joliann. 

Jobanesz  kokt  duij  h  geschäz 

Jüngfraaentagslieder. 

3ivfe  kniod^n  durch  den  zang  (mit  Melodie)  . 
Ich  fört  dräi  ärbeszker  am  ruircbi  .... 
De  brälft  w6r  gät 

Hociizeitreden. 

T&  kliger  ferStSnt 

Ir  meinj  läf  huowergarwen 

Hlher,'  hecherer,  alerhechster  —  schlinestroäit 

Gucitucli. 

A.  Kukuk  dt  af  dem  naszböm  sSsz 

B.  Der  kukuk  af  dem  naszb&m  säsz  .... 

Spinnerin.    ■ 

äpän,  &pän,  mSinj  dtohterqhe^pän     .     .    .    . 

Sclinar  und  Sciiwieger. 

Wäjit  ta  meinje  san  hun , . 

Das  Essen. 

Et  för  e  gät  motaa.  an  de  bäscb  (mit  Melodie) 


117 


117 


118 


118 
bis 
120 

120 
120 
121 


121 


122 
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125 


125 
131 
132 


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135 
135 
137 


XX 


Nro. 


Ueberschriften  und  An&nge 


•s 

03 


71 
72 


73 
74 


75: 

76 


77- 
78 


79 
80. 


Der  Pfaff«  im  Keller. 

Et  wöul  e  geböuer  gor  fräi  äfltön     . 

Noeh  einen  Tani. 
Frä  tä  B£It  hfme  gön    .    .    .     .    .    . 

Todtenlilagen. 

Er  frä  w6r  der  mSn  geStorwen .     .    . 


Er  frä  wör'  är  man  gestorwen 

Racliliehr.' 

A  (mit  Melodie).  B.  Dan  der  blöäbüe  bföchä  Bchladh 

Der  Reiter. 

AI  da'  meinj  büx  e.  rögder  e  regder  wül  värden .    . 

Rathsberren. 

Grä  äsz  der  waimerlttiök  . '.    . 

Mer  käme  (tr  den  hanen  .    .    .  ' .    .    .    .    .    .    . 

Micheisberger. 

Nichen  deiwel  äsz  net  ärjer  .    ,  ..    .    .    .  '.    .    . 

Drei  Mitnatlonen.  ' 

Der  Onger,  Blö^  uäh.  der  Zigu 


Drittes  Bnoh. 

Sprichwörter. 


1    bis  94  Bnuemregeln 

96bi8247  Tiiiere 

248—309  Essen- und  Trinken 

310 — 331  Schlemmer  und  Verschwender 

332—407  -Weib  und  Ehe 

408 — 489  Haus,  •  häusliche  Sorge  und  Arbeit 

490—533  Handwerk,  Stände  und  Klassen. 

634—603  Alter  und  Kindheit 

604—631  GU>tt 

632—686  Tugend  und  Ehrlichkeit 

687—823  Schicksal  und  Weltlauf 

824—95« 


138 
139 


140 
140 


141 
142 


143 
143 


143 
144 


Weise  Beschränkung  und  Bescheidenheit 


147 
157 
171 
178 
180 
188 
196 
200 
207 
210 
215 
228 


XXI 


Nro. 


Ueberscbriften 


9 

CO 


959  bis 
1092 

1093  bis 
1131 


1  bis  103 


104—199 
104—107 
108—111 

112 

113 
114—116 

117 
118U.119 
120—122 
123—125 

126 

127 
128—140 

141 

142 
143  u.  144 

145 
146—154 

155 
156^163 

164 
165—168 
169—171 
172—175 
176—181 

182 
183  u.  184 

185 
186—190 
191^193 


Klugheit  uqd  Eigennutz    ...... 

Mutb  und  Uebermuth ' .    ; 

Viertes  Buch. 

Erste  Abthellnny. 
Rftthsel 

Zweite  Abtiielinng:. 

Zauberformeln 

Gegen  Hexen,  Zauberer  imd  Zauberwerk 

Allerlei  Zauber 

Gegen  Wiesel .    .    .    , 

Gegen  Vogelfrasz  auf  dem  Felde  .    .    , 

Gegen  Maden ^ 

Bienensegen . 

Feldzauber  ............. 

Gegen, das  Wetter    ......... 

Friedreis  oder  tichutzsegen 

Hofbann 

Zum  Einschläfern  der  Eünder    .... 

Gegen  »Berufen" 

Gegen  Schlucken  .    , '.    . 

Gegen  Zahnschmerz ........ 

Gegen  Warzen      .......*.,. 

Gegen  Gicht    .......... 

Gegen  j,Freisam,  Ferch  und  Beermutter" 
Gegen  das  „Verheiszen''    ....... 

Gegen  das  „Feuer" 

Gegen  den.„Schaul" 

Gegen  Eehlweh 

Gegen  den  Ohm  ......... 

Gegen  Gelbsucht  und  Eopfschmerzen     . 
Gegen  Flecken  im  Auge   ...... 

Gegen  Blatter  auf  der  Zunge     .... 

Gegen  Geschwulst  am  Augenlied    .    .    „ 
Gegen  den  Wurm     ........ 

Gegen  das  „Gebrech"  ....... 

Zum  Blut  stillen  «,....,'..... 


241 
254 


261 


285 
285 
286 
287 
287 
288 
288 
289 
289 
290 
291 
292 
292 
296 
296 
297 
297 
298 
302 
302 
305 
305 
306 
307 
310 
312 
312 
313 
313 
315 


B« 


xxn 


Nro. 


Ueberschrifte.n 


194  u.  195    Gegen  das  „Ueberritten** 
196—198    Gegen  das  ^Verrinken* 
199       Gegen  alle  Krankheiten 


56 
56 


1  Au.  B 

2  bis  14 
15  bis  38 
39  bis  44 

35 

bis  77 
bis  59 

60 

61 

62 

63 
64  und  65 

66 

67 

68 

69 
70, 
71 
72 
73 
74  bis  77 
78bisll4 
115—147 
148—158 
159—164 
165—183 
165 
166 
167 
168 
169 
170 
171 


Fünftes  Bnoh. 

ILlnde.rdlclitunsr. 

Bei  der  Taufe < 

Wiegenlieder  und  Ammenseherze  .  ♦  .     .     .    .     .     . 

Für  Knieritter  und  Stubenläufer 

Wunsch  und  Grusz 

Lehre  und  Strafe 

Verkehr  mit  der  Natur. 

Regen    ..-........' 

Regenbogen • 

Schnee 

Blümlein     .     .     .     ; 

Spritzkern  (A  und  B)  •    ♦ 

Feuer  und  Kauch 

Schnecke  (A  und  B)  .     .     .     .     ...     .     .     .     . 

Biene  (A  und  B)    .     .     . 

MarienKäfery  Maikäfer,  Dohle  und  Specht  (A 
bis  G) 

Stoszvogel.    .    ♦ \    . 

Guckuck 

Storch 

Fledermaus 

Katze - 

Stier 

Nachahmungen.    .    : 

Neckferei  und  Spott 

Kindergebete    ....     * 

Kinderpredigten    ......     .^ 

Neckmärchei);  L^enmärchen  und  Reimspiele.  .  . 
.  Des  armen  Mannes  Wirthscfaaft 

Hühnchen's  Tod 

Hühnchen's  Begräbnisz 

Schnatterentlein's  Reise 

Gänschen's  Reise 

Bitschki 

Der  Bauer  und  sein  Knecht 


xxm 


Nro. 


Ueberschriften 


172  Di(S  Mär  vom  rothen  ECahn.    .    . 

173  En  mfer,  en  m&r ^ 

174  Lügenliedchen 

175  Lügenlieddien  (Bruchstücke)    .     . 

176  Et  asLS  e.m^tchea  af  der  bS6h.    . 

177  Guckuck  (A  und  B) 

178  Hochzeit. (A  und  B) 

179  Taufe 

180  Wie  Peter  sein  Wein  schlag  .     .    . 

181  Wie  der  Walach  -sein  Weib  schlag  , 

182  Fahrt  in's  Elfenland  (A,  B,  C)    .    . 

183—195    Abzählen  ztt  Spielen , 

196—215   Spiele , 

196  Beim  Wettspriijgen , 

197  Beim  «Koches*^  spielen    .  *.     .    . 
198—204           Reigen 

205  ,     Mühle 

206  Mäuschen 

207  Brunnenfrau  ...,..,.. 
■     208  Herrliche  Glocke 

209  Bünde  Maus 

210  Tod ,  . 

211  Der  Wolf  und  die  Gänse    .    .    . 

212  Wolf  und  Lamm     ...... 

213  .  Hahn  und  Stoszvogel 

213  Der  brennende  Stuhl 

214  Töpfchen- und  Deckel 

215  Zum  Pfänderauslösen  .^    .    .    .     . 

216—217    Kindercanon 

218 — 241  Sprachübungen      ........ 

231—232  Der  A  B  Cjunge   ..,..., 

233—237  Lateinische  Studien 

238—240      -     Ungrische  Studie^ 

241  Zigeunerische  Stadien 

242  Zahlenstudien 

243 — 244  Studien  im  Einmaleins  ...... 

245 — 246    Leseübungen 

247—250   Nachträge 


375 

376 

376 

377  ■ 

378 

378 

379 

381 

381 

382 

382 

384 

387 

387 

388 

388 

390 

391 

391 

391 

392 

392 

392 

393 

393 

394 

394 

394 

395 

397 

398 

398 

399 

400 

400 

401 

402 

402 


XXIV 
iNro»  Uabersohrifte 


Aniiier1iiiiig6iL^ 

Zum  ersten  Buch. 

Erste  Abtheilung 411 

Zweite  Abtheilung ,     .  427 

Zum  zweiten  Buch„ 

Erste  Abtheilung ~.  442 

Zweite  Abtheilung ,  450 

Zum  dritten  Buch     .•..•.. 463 

Zum  vierten*  Buch. 

Erste  Abtheilung  (Käthael) 475 

Zweite  Abtheilung   (Segen  und  Zaub^oimeln)  478 

Zum  fiönften  Buch 496 

Abhandlungen, 

I.    ../.•.. 513 

n.   ,    •    .    .    * 516 

III..    *    .    . 533 

IV.  ..•*.•..•>.••.....  546 

Druckfehlerverzeichnisz .    •    .    ^ 553 


Erste  s   B  uch. 


Erste  Abtheiinng. 


P^ii^ 


Et         s£s  e 


eis  e   klt  wält     fi-jelt-chen  aw  e-nem  gr&ne' 


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=1: 


3:6: 


13 


S|^ 


n&sztchen;  et  B&ngd4    ganz  wäinjterndcht,  de  stäm  da 


^^^^^ 


moszt   em    kläinjen  Säinj. 


l.Et  sas  e  kli  wält  fijeltchen 
aw  enem  gräne  näsztehen; 
et  sing  de  ganz  wäinjternöcht, 
de  6täm  da  moszt  em  kläinjcD. 

2.  Sä'mj  tä  mer  mi,  säinj  tä  mer  mt, 
t&  klenet,  wäldet  fijeltchen! 
ech  wäl  der  schreiwen  af  deinje'  flijel 
raät  gielem  güld  u6h  gräner  sekt. 


1* 


3.  Halt  tä  de  gult,  halt  tä  deinj  sekt ! 
ech  wäl  dir  nemi  säinjen, 

ech  bän  e  kli  wält  fijeltchen, 
unt  neraesztka  mich  zwäinjen. 

4.  G4nk  tä  eruow  am  defen  duof. 
der  reif  wirt  dej  uch  dräken. 

^Dräkt  mech  der  reif,  der  reiw  äsz  kalt, 
fr&  San  wirt  mej  erkwäken." 


[4.  Säinj  t&  eruow  am  defen  duof, 
der  reif  wirt  dej  u6li  dräken. 
„Dräkt  mech  der  reif,  der  reiw  äsz  kalt, 
frS,  Sane  wirt  mech  drejen.* 

$.  Häszt  tä  meft  gesdt  fir  em  j6r  fir  zwie'n  - 
da  had  ech  nöäi  meinj  iren, 
awer  nana,  awer  nana 
hun  ich  se  ferliren.] 


(Weiszkirch  bei  Bistritz.) 

1.  Et  saz  e  kli  wält  fejeltchi 
aw  enem  graene  zwaich. 

„O  sang,  o  sang,  walt  fejeltchi 
wuor  lautet  dir  dai  stäm? 

2.  Mir  wä'n  dir  dai  walt  federcher 
mat  ruidem  güld  änbä*n. 

flaich  iber'n  walt,  kom  widerem  halt! 
wat  brangst  tau  mir  geschrib'n  ? 


Schwalbe. 

(Mühlbach.) 

1.  Wun  ij  ew^ch,    wun   ii  ewfech, 
loszen  ich  scheiren  u6n  käs/.t^  föl; 
won   ich   kun,    won  ich  weder  kun, 
äs  alesz  weder  iSr. 


5 
3. 

1.  Et  flug  e  seh  weif  ken  iwer't  dadh, 
et  fluSi  die  ganze'  läwen  dädh. 

2.  Et  flu6h  die  ganze,  l&wen  dfi6h, 
bäsz  dad  et  die  giwel  nemi  sä6h. 

3.  Eeh  me's  ewej,  ech  raesz  derfun 
wisz  Got  wun!  ich  weder  kun. 

4.  Wun  ale  bim  weder  bläder  bun, 
än't  fr&j6r  wärden  ich  w6der  kun, 

5.  Wun  ale  bl8  blome  weder  blän, 

demö  wärden  ich  weder  meiuj  himet  sän. 

6.  Wun  de  fleiszich  geboure  fr&  afstön, 
unt  frä  aft  fielt  mät  de  pläje  gon; 

7.  Wun  de  kn^cht  um  sangtich  gon  af  den  dSnz, 
u6h  de  hisch  m^de*  mät  dem  kränz, 

8.  Ir  roöden,  ir  m^de  mät  gielem  hör 
beword  ij  ir  ire  bäs  iwert  j6r! 


Guckuck. 

(Mühlbach.) 

1.  Et  sag  e  kukuk  af  em  zong, 
et  kam  e  rSn  unt  mädbt  e  nadz. 

2.  Na  sprit  hie  sich  de  flijel  ousz, 

unt  flu6h  dem  güldschmid  an  det  housz, 

3  Unt  flu6h  dier  scheuster  af  det  fenster ; 
na  sädh  da  scheust  zem  fenster  erousz. 

^-4.  ^Bäszt  ta  dier  janger  t  gesäl, 
v    -dier  mech  filiecht  fersäke  wäl? 


5,  Tä  huoszt  fersakt  mät  muncher  m^t, 
te  huoszt  gedriwen  det  ge&p^t. 

6.  WS,  tÄ  ed  alsi  huoszt  gedriwen, 
esi  bäszt  te  na  weder  gebliwen.** 


Nachtigal. 
5. 
A. 

(Möhlbach.) 

1.  Ze  Krinen,  ze  Eiine  fir  em  borjerdfr, 
dd  ki&ni  en  Msch  grän  läinjt  derfir. 

2.  Se  wör  iwe  brid  u^  angde  schmuol ; 
„Duor  afen^  duor  afe  fr4  nö6hteguol!^ 

3.  Säinj;  fijeltche  klin,  w&  tä  esi  schhi 
af  t  j6r  sält  tÄ  meinj  tjö  sen !"  .  • 

4.  „ W&  sül  ech  na  deinj  ijä  seinj  ? 
ech  bän  e  kli  wält  fijeleinj. 

5.  Eeh  schäke  meinj  födre  se  fläjen  derfun       * 
se  fläjen  dier  scheuster  af  det  fenster: 

6.  Ai  scheust,  ai  schenst !  wat  säl  ech  dir  sön  ? 
wat  dir  e  man  e  räter   empir. 

7.  Hie  bekt  dir  jö  dier  gÄder  d&ch, 
tä  sfit  dich  schäken  zer  somerzökt. 

8.  Ai  da  der  soraer  erb&  kam 

se  sä6h  da  schenst,  dat  nemeszt  kam; 

9.  Ai  af  dem  frithof  htit  e  büra 
duor  em  de  kuscht  uknäpe  süF« 


(Dorfsmundart  aus   der  Umgegend  von  Hennannstadt.) 

Ze  Krünen  ze  Klriine  ffir  em  borjerdur, 
dö  AtiaDJd  inj  schin  gräin  lainjt  derf&r, 
8&  wör  uiwe  brid  u^  ainjde  schmöl 
draf  säs  tnj  schin  ndchtegdl.    . 

5,  „ Wält  tiÄ  mir  ned  e  frÄche  seinj  ? 
„  W6  sal  ech  dir  e  fräche  seinj  ? 
ech  bän  inj  schin  fijeleinj»* 

Sai  fludh  der  schönster  äf  det  fenster : 
„Gi&den  A&6hj  gi&den    daäh  tiä    shin  jangfer! 
10.  wat  dir  de  gelaiftter  entboden  h6t: 
hie  höt  dir  entboden  en  giäden  da6h; 
hie  w!l  ftn  de  wainjtef .  kan, 
en  wil  dich  hun  (andre  Relation  bat:  nun.^j 

Der  somer  fergeng,  der  wainjter  küm^ 
15.  der  gelaefst  di  wül  nor  nemi  kun : 

„Ghing  ewSch,  gung  ew^ch  tiä  weiszer  schni ! 
meinj  duo6h  bedrechf  mich  nicher  mi, 
mein]  du66h  bot  meeh  nor  ener  bedria^en 
ueh  dt  höt  sij  ed  an  balz  gelingen. 


c. 

(Petersdorf  bei  Mühlbach.) 

1*  Ze  Eruinen,  ze  Kroine  fier  em  borjerduir 
dö  kt&nd  en  bisch  lainjt  derfuir; 
dö  sSszen  drä  nö6bteguolen  derfuir. 

2.Dai  irscht  dai  lipring,  dai  ander  s&ng 
dai  drat  dai  schladi  en  ziter  gor  feinj: 

3.  „Di'er  fainjer,  dier  domen,  dier  ielebuijen 
buot  mech  meinj  duo6h  nor  ener  bedruijen, 

4.  Huot  mech  meinj  dao6h  nor  ener  bedruijen 
nöh  dt  huot  sej  ed  an  balz  geluijen 

(wai  dier  i  lichter  i  schatertzegun) 


8 

(Mithlbach.) 
1.  Ze  Krlnen,  ze  Krine  für  em  borj^rdir 


2.  Dd  sas  ich  fil  möl  af  em  itintchen« 
und  er  wärt  mer  me  lefken*  , 

3.  Der  somer  fergeng,  der  wäinjter  kam, 
nor  der  gel&flt   wöl  nemi  kun: 

4.  „Gang  ew&ch,  ging  ewfech,  tä  wöiszer  sehn!! 
menij  duo6h  bedrecht  mech  nicher  mi; 

ö.Meinj  duo6h  huot  mech  nor  ener  bedrtjen; 
dier  huot  sich  de  kr&nk  un  hälz  gelijen.^ 


(Georgsdorf,) 

l.Ze  Krönen,  ze  Krüne  ftr  em  boijerdur, 
dö  stainjd  en  grlin  lainjt  derfur. 

2.  Üwen  ouszgelpreid  u§  angde  schmeul, 
dö  houszt  dai  M  däi  nödhtegeul. 

3.  Sai  plakt  dai  fäderu,  unt  flu6h  derfdn, 
unt  flu6h  der  scheuster  af  det  fenster : 

4.  ^Dier  fäinjer,  dier  dornen,  dier  ielebujen, 

et  huot  mich  meinj  dudh  nor  ener  bedrujen^ 


(Kaisd.) 


1.  Ze  Krinen,  ze  Krine  fuir  der  borjern  ärem  diur, 
diu  hüd  en  gräszgrän  laint  derfiur, 

2.  Ai  iöwen  äsz  sä  brid,  ai  ain  äsz  s&  schmöl, 
draf  sdint  sech  frä  nödhtegöl 


9 


3.  „Frä  nochtegöl,    wärlt  fijelain ! 
w4  sSl  e6li  dai  geläftche  sain?" 

4.  E'ch  geng  aw  en  hie  bärch  (Stdn)' 
ecb  sä6h  gräszgr^ne  kli  afgön : 

5.  „Gung  if,  gung  M  gr&szgräner  kli! 
bedrecht  mech  niche  räter  mi ; 

6.  Et  bot  mecb  n66b  nor  ener  bedriugen 
o6h  die  b6d  ed.ä  8ä.ine  h&lz  geliugea." 


Bäumchen. 
A. 

•     (Mühlbach.) 

1.  Et  ätlboid  e  bimtehen  am  defen  duof, 
'    et  bengen  dier  rtder  äpeitcher  drun. 

2.  Et  kam    e   wäinjtcben  unt  wet  se  uof 
äiii  defen  duol 

3.  Et  kam  e  m^tcben  unt  klouft  se  af 
an  e  scbniweisz  da6b ; 

4.  Unt  dra6b  se  himen  ädlerweisz 
unt  seblusz  se  an  mät  allem  ileisz. 

5.  Et  näm  dien  hescbten  unt  scbuid  en  an  zwie 
unt  g$f  s^iujem  bärzgeläften  en  dil. 

6.E  kärcbe  spräzt  era  für  detdir, 

dö  wosz  gor  bald  e  bimtehen  derfir. 


10 


(Agnethlen.) 


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-ft P 1- -H^5 1 — -Ar— I— 


Der  -  tui-wen,  dertuiwen  ä      genem     döl^     dd     hiAad     i 


m 


^gifeaa 


biemtche  mit       äpel   gor  föl 


1.  Dertuiwen,  dertuiwen  ä  g^nem  dol 
dö  htAnd  i  boimtche  ruit  äpel  gor  föl 

2.  Et  küm  e  wand,  unt  wet  se  uoi 
ont^wSt  se  an  en  defen  doil. 

3.  Et  küme   ßchniweisz  mfedel6n 

unt  kläüft  se  an  e  schn6tzelda6h  fön. 

4.  Unt  d&t  66  an  en  n£  ladegefo^^ 
bäsz  dat  det  gor  erammer  wör. 

5.  Da  det  güor  erammer  wor 
zerschnit  se  en  äpel  af  dröi,  dül. 


6. 


Det  beszt  gaf  se  ärem  l^fken  deffun. 


[7.  An  d6m  Äpel    wör  en  kär  — 
de  knfecht  hun  uöh  de  m^jd  gor  gärn. 

8.  An  dem  Äpel  wör  en  kirsch  — 

de  mejd  s^n  u6h  gor  htsch  gebirscht. 

9.  An  d6m  Äpel  dd  wör  en  prom 

de  knecht  sän  hi§  unt  denich  net  from. 

10.  Em  b&t  de  mejden  an  e  fädera  b&t 
de  knechten  an  en  dornenh^k. 


11 


11,  Em  bat  de  mejdenalle  gorhui 

de  knecht  r^den  aw  er  geräinjelder  flu!.] 


Eosenbrechen, 

7. 
A. 

(Mühlbach.) 

1.  Owend  äs  et  worden 
hime  sele  mer  gön 
grän  näsztcher  brachen 
de  döre  losze  &tdn 

2.  Brfeche  mer  da  d6ren 
fir  de  gr&nen  uof, 

se  äs  et  n66h  gefälijer, 
se  äs  et  em  jede  ger^qht 


(Bistritz.) 

1.  Obend  wäl  et  wieren 
h6men  sin  mer  gö, 
raif  rüsen  bräichen, 
grainen  loszen  fitö.  — 

2,  Et  kam  e  m^tchl  obends, 
et  brädh  se  uof; 

[et  6tält  se  dem  Hanzi  af  den  hat^ 
dät  hiä,nt  im  w&ndergät.]    . 


o. 

(Lasfllen.) 

1.  Owend  äs  et  wirden, 
hime  söle  mer  gön, 
de  reif  n^sztle  brachen 
fuer  de  gränen  6f, 


12  ' 

2.  Breche  mer  de  raiwen 
fuer  de  gränen  6f 
[äf  dad  ia  inich  FriiDztchen 
fun  donnen  eröwer  feärt. 

3.Wt  feärd  et,  wi  feftrd  et? 
Honnes  h^sz  dier  kniecht, 
6ot  dunk  et  s^ne  sännen! 
et  wor  seinj  u6h  wol  wiert.] 


D. 

(Minarkeu.) 


l.Eubend  äs  et  weur'n 
lieme  si'n  mer  geu, 
raif  ruisen  bräich'n, 
de  graine  losz'n  äteu. 

2.  Braich'n  mer  de  graine 
for  dier  dir  hin  uof  — 

iet  kam  e  einzich  Riszken 
im  dänen  hier  gefaurt. 

3.  Ä6h  här,  ädh  här,  wier  holt  et? 
der  Andris'ch  w6r  e  kneicht  — 
Saiden,  Saiden  haub'n^ 

geil  Saiden  schnär  , — 

mer  kän  et  Got  bezaign 

an  wänter  sfii  mer't  änlaidn.] 


[3.Ä6h  här,  a6h  här  wier  holt  et? 

der  Andrisch  w6r  e  knöicht  ■ — 
weur  et  im  gefällich 
geschach  et  im  gereicht. 

4.  Schwarz  iwer  de  gäsz, 
meinj  harz  net  ferlosz! 
for  iren  hausz  4tltnd  e  stängel  däl  — 
o  wi!  wor  stit  der  säszter  Mari  är  kräül 


13 

E. 

(Georgrgdorf.) 

1.  Owend  äs  et  worden, 
heime  sele  mer  gön, 
grain  nesztle  br^chen^ 
d^re'  losze'  stcn. 

2.  Bröche  mer  de  gramjen, 
dai  raiwen  filen  uie.  — 
[Et  w6r  en  inich  Tiäinjo, 
tun  dane  geng  ed  uie. 

3.Wi  BÖl  ed  udk  fören? 

dier  ei  Henzo,  dier  oi  kniechtchen 


4.  E  kift  em  ti^  en  kirgen, 
un  ornie  w6r  et  weisz, 
doroinjder  geng  et  8ch6kle' 
wai  e  gäldä  reisz. 

5.  unt  kift  em  n^  en  m&x^kel 
a  stal  des  kröuse  rök; 
doroinjder  geng  et  döunzen 
wai  en  somerdök.] 


Kleiderfreude. 

8. 

(Weingarten.) 


Em         kift  mer  u^  en     man-kel     zk  er  mor-je       gof 


14 


1 


I: 


^— V 


lilzig 


1^ 


i— fcit 


:j?=it 


i=*=t* 


i^ 


-V— ^ 


drangder  gön  ech  schö-ke-leo   drangder  gön  ech     schö-ke  -  len 


ftk^ 


£ 


K— !v 


^ 


i 


wä   en  gäl-dän      dök,       wä   en  gäl-dän     dök. 


1.  Em  küft  mer  u^  en  m&nkel 
zÄ  er  morjegöf; 

drangder  geng  ech  schdkelen, 
drangder  geng  ech  schdkelen 
w&  en  gäldän  ddk.  ./. 

2.  Em  köft  mer  u^  en  kirnen 
zä  em  irepreisz: 

drangder  geng  ech  schdkelen, 
drangder  geng  ech  schokelen 
wä  e  gäldä  reisz.    ./. 


Blumenhaus. 
9. 

(Bootsch.) 

1.  Ich  geu  an  menes  fueters  guerten 
niderlön  ont  schliüfe*  — 

ja!  ja;  niderl6n  ont  schliüfe ; 
ich  dr^me  mer  a  dr^meleinj, 
at  schnuat  üwer  mech, 
ja!  ja!  et  schnuat  iwer  mech. 

2.  Et  bläten  5k  dr$  ruiseleinj 
daä  hangen  üwer  mech, 

ja!  ja!  däe  hangen  üwer  mech, 
Den  num  ich  däe  5räe  ruiseleinj 
unt  bunt  mer  ene  krünz, 
ja!  ja!  unt  bunt  mer  ene  krftnz. 


lö 


3.  Uni  dau  der  krünz  .na  firtich  wör 
deu  wdr  der  reum  schu  ans^ 

jal  ja!  dö  wdr  der  reum  Bchu  aus; 
Aicn  wolt  u6h  gärn  hSme  gaun, 
aich  hat  kgi  gjen  hausz, 
ja!  ja!  aich  hat  k&i  5jen  hausz» 

4.  A  heiszke'  wäl  ich  mer  bä 
ausz  pitersilenk; 

ja!  ja!  ausz  pitersilenk; 
mät  wot  sol  ij  et  dieken? 
mät  weisze'  litenk; 
ja!  ja!  mät  weisze  litenk. 

5.  Mät  wot  sol  ij  et  weisz  müke? 
mät  weiszem,  weiszem  krait 

ja!  ja!  mät  weiszem^  weiszem  krait^ 

unt  deniu  drän  wunne 

mir  zwie  gang  lait, 

ja!  ja!  mir  zwie  gang  lait. 


Gärtnerin. 


E^ 


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10.  • 

(Saxonisirendes  Hochdeutsch.) 


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Wo    sollst  du  denn     ge-hen,      her-ze    lie-be      mein? 


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lüziäz 


In  den  gurten,  in  den  gurten,      her-ze- lie-ber  mein! 


1.  Wo  solt  du  denn  gehen 
herzeliebe  mein  ? 
In  den  gurten^  in  den  «gurten 
herzelieber  mein. 


16 


2.  Was  solt  tu  da  pnadhen 
herze  liebe  mein? 

SträuBzker  binden,  sträuszker  binden 
herzelieber  mein! 

3.  Wem  solt  tu  sie  geben 
berzeliebe  mein? 

Meinem  scbutzken,  meinem  schutzken 
herzelieber  mein! 

4.  Wer  ist  deü  dein  schutzken, 
herzeliebe  mein? 

Ol  du  selber,  o!  du  selber 
herzelieber  mein! 

[4.  Wie  ist  den  der  name 
herzeliebe  mein? 
N.  N*  Hones,  N.  N.  Hones, 
herzelieber  mein !] 


11- 

(Mühlbach.) 

Et  geng  e  mfetehen,  €  mfetchen 
zä  enem  k&le'  bräntchen 
mät  seinjem  wasserkäntchen. 
,,Wat  Salt  tÄ  h&  Katreinjtchen  ? 
5.   Ech  säl  n^er  wasser  scnäpen, 
ä  meinje*  guorte  schläpen, 
de  riseät^k  begeszen, 
dat  sä  mir  wuosze  meszen. 

„Ech  wäldir  wasser  schäpen 
10.  u^  an  de  guorte  schiipen  ;    . 
wält  tk  mer  ned  e  lefke  sen? 
e  i^f  ken,  e  schazken, 
unt  gäf  mer  u^  e  mazken.^ 

E  lefken,  e  schazken 

15.  dat  wäl  ech  dir  net  sen ; 

mh  schaz  dier  lad  am  guorten, 
e  lät  b&  die  roseinjtchen ; 
>,Gäden  dädh  Katreinjtchen!* 
dem  wäl  ech  schin  e  mazke  gien, 

20,  wun  hie  mich  wird  an  arme'  nien. 


17 

Ltebesweg. 
12. 

(Qeorgaäorf,) 

HäiDJder  äusem  goarten 
wör  e  fettgeltchen ; 
ich  wis  u6h  wi  et  neder  trat: 
en  Honzo  trud  et  neder, 
e  Maio  madht  et  weder. 


Bestellung. 
13. 

(Georgsdorf.) 

[1.  Schazke  bäszt  te  zomich, 
cha  zomij  üwer  mech? 
et  liewen  nödh  dra  äundern^ 
wat  schieren  ich  mij  am  dech?] 

2.  Kam  enzöwend  an  asz  häusz 
ich  kun  af  de  gas  eräus^ 

se  fainjst  tau  meinjes  ftioters  häusz. 

3.  .Wi  sal  ich  z&  dem  d&r  änen?  — " 
Kam  nor  am  det  dur  geschwäinjt! 

se  dinkt  me  iuoter,  et  wSr  der  wäinjt. 

4.  „W&  sal  ich  bä  dem  hangt  ferbÄi?« 
Schnegd  em  nor  e  wenich  br&t, 

se  wit  hie  schweje'  w&  der  dut. 

5.  „Wi  sal  ich  zft  der  dir  änen?« 
Kam  nor  un  de  dir  en  kraz  I 

se  dinkt  m6  fuoter  et  w^r  de  kaz. 

6.  „Wi  kun  ich  af  de  bink  b&  dech?« 
D&  nor  en  härze&pring! 

se  bäszt  te  bä  mer  af  der  bink« 


18 
14 

(Mühlbikch.) 


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i  "  ni-jet        scfaaz*ken      gäfmer  u^  e      maz-ken!me 


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ä;:* 


man  äsz  net  der  -  him    —    me  man  äsz  net  der  -  hhn. 


I.  Inijet  schazken 
gäf  mer  ug  e  mazken ! 
me  man  äsz  net  derhim.  •/. 

2«  Kam  un  äsz  dirchen! 

ech  gien  der  u^  e  birchen  ~ 
me  man  äsz  net  derhim.    /. 

3.  Kam  un  äsz  bräutchen ! 
duor  kid  a^  äsz  fräinjtchen, 
me  man  äsz  net  derhim.  */. 

[3,  Kam  un  äsz  bräutchen! 
duor  kid  u^  äs  Träinjtchen: 
me  man  äsz  net  derhim.] 

4;  Kam  an  äse  guorten  l 
dö  wäl  ej  af  dich  wuorden, 
me  man  äsz  net  derhim.  7. 


[5.  Kam  mät  dem  käntchea', 

ech  wuorde  mät  dem  fäinjtchen, 
me  man  äsz  net  derhim.  '/.] 


19 
Der  Freier. 

(MiUilbacli,) 

^Spän,  mStche,  6pän!* 

Der  frÄer  kid  erän, 

et  schmeiszt  de  röken  an  de  want, 

et  nit  de  fräer  un  der  haut. 

tHie  bräinjd  %m  blomen, 
de  bräinjd  am  en  kränz, 
hie  nid  et  um  armen, 
unt  ^d  af  den  danz.] 


Drei  Mädchen. 
16. 

(SchSszburg.) 

Et  gengen  drS  mgtcber  aw  eneü  dSnz, 
da  in,  da  häd  en  pärläne  kränz, 
de  parle'  lichten  uewen  erausz, 
de  ander,  da  bäd  en  li^e^trausz, 
5.  de  rtsen,  d4  gäwen  ep  geade*  ger&^; 
de  drät^  4&  h&t  nor  e  r$n  weisz  dä6h ; 
det  d46h  w6r  waisap,  det  d&6h  wör  rin, 
de  örem  wisz  w6r  de  beseht  an  d^r  gemin. 


Schätzch^i. 

17. 

(Schfiszburg.) 

1.  An  eäsem  görte  bl&d  en  hiesch  rtsz  — 
me  schäzken  äs  en  örem  wtsz* 

2.  An  eäsem  görte  bläd  rosmarin  — 
meinj  tnicb  schäzke'  net  gänk  bäbin! 

2* 


20 


3.  An  eÄsem  ff&rte'  bl&t  majerSm  — 

meinj  ienico  schäzke  net  wärt  mer  gream! 

4.  An  eäsem  görte*  blät  pisemkreokt  — 

teä  ienijet  sch&zke  bait  wirät  te  meinj  breokt 


Liebesqiialen. 
18. 

(Mai^od.) 

1.  Ich  hat  meinj  härzgeläftchen 
an  acht  duo^en  net  gesän; 
ich  sä^  et  gesztre  morien 

an  der  kirch  gor  frL 

2.  Ich  türfi;  et  net  ge^pr^chen : 
«Härzgelaift  ich  bän  u6h  hä!^ 
det  harz  wftl  mer  zebr^chen 
dad  ich  net  plädern  türft 

[2.  Ech  koinjd  o6h  net  geSpr Sehen: 
„Härzgl&w!  ech  bän  udh  hä.* 
ech  dao6ht  meinj  harz  stl  brechen, 
wel  ich  net  glecn  kanjt  äpr&chen: 
„Härzgl&w!  ech  bän  uäi  hft.*[ 


Ungewissheit 
19. 

(Halyelagen.) 

1,  Alerloä  bleämeleinj 
fuir  e  wiejes  (?)  ruitl 
ai!  ech  wisz  net,  lieft  mö  löfken, 
äwer  äs  et  duit. 


21 

2.  Alerloä  ble&meleinj 
fuir  e  wiejes  blo! 
ai!  ech  wisz  net,  lieft  mö  löfken 
h&  iwer  did. 

3«Alerlo&  ble&meleinj 
£uir  e  wiejes  w&iszl 
ai!  ecb  weil  mein)  lenich  löfken 
mäze  mät  fleisz. 


Sehnsucht. 
20. 

(Halvelajen.) 


1.  Wol  fläje*,  wol  fläjen  de  wülken ! 
Wör  seid  ir  fläjen  hin^  hin,  hin? 
E6n  Dräs  iwer  de  mauren 

for  ener  Scbän  ir  dür,  dür,  dür. 

2.  De  Scbän  da  sül  zer  kirch  g&en, 

det  üoneszke*  kanjt  net  n5,  n5  g5en; 

det  harz  wül  em  zebrfechen, 

dat  hi  net  mäd  er  känjt  sprachen. 


Die  Liebe. 
2h' 

(Marpod.) 

l^Näszt  av  ierde 
kän  bescher  sen 
alz  wun  zwS  harzen 
mäd  enünder  schärzen^ 
und  an  enünder  ferläift  sen. 

2.  Htszgleanjicb  kiülen 
se  jeu  net  bisz^ 
äwer  de  läif 
äwer  de  lä.if 
fim  dier  uemeszt  e  Btai*wenswiurt  wisz. 


22 


3.  Ir  schwuarz  (djeleinj 
set  mergor  feinj ; 
ech  wäl  Sßh  Iftewen, 
unt  nä  bedr&ewen 
w&rt  er  nor  meinj,  oih  wSrt  er  nor  meinj! 


22. 

(Bolkatsch.) 

1.  S6  mer  härzke* 

so  mer  schmäj^zke, 
wat  hun  ech  ferschfilt, 
dad  ech  esi  fil  mosz  legden 
fil  mosz  legden 
mät  gedült. 

2.  Riechte  14f  huöt  fil  tt  schafen, 
riechte  l&f  hüot  fil  ze  d&n^ 
riecht  l&f,  dai  kft  n6t  schlöfen  »/. 
riecht  l&f,  däi  ku  net  rän.  — 

3.  Roöftifttin  mät  näj^lblomen 
&ta6h  ich  am  tS  s^injen  bot  — 


Tagelied, 
23. 

(Marpod.) 
Sie. 


1.  Tä  ^tiszt  aw  unt  giset  derfun 
woni  wirät  tä  weder  kun? 

2.  t&  ferleszt  mech,  zachst  fu  mir, 

alle  meinj  fruit  schäken  ech  mät  dir. 

3.Kir  am,  kir  am,  schwuarz  fijeleinj, 
wiesch  mer  uc^  de  trdne'  meinj  I 


23 

4.  Tä  gtszt  ewtob,  tä  zechst  derfun, 
wuni  werst  tä  weder  kun  ? 

Er. 

5.  Zä  nicber  andrer  wäl  ech  giün, 
nor  dech  ä  meinjem  harzen  driün. 

Sie. 

6.  Ferfleaäht  suol  Ben  de  suel  deinj 
won  tä  fergäszt  de  \äe{  ineinj ! 

Er, 

7.  Ferfleadh  mech  net  tä  geanget  bleftt! 
ich  wäl  dir  bleüwen  trui  a^  geät. 

8.  Ferfleadh  mech  ned',  ech  z&n  derfiin, 
wier  wisz  wunt  ich  weder  kun ; 

9«  Ech  zän  ewSch,  ech  zän  derfun^ 

meinj  treorich  häxz  fiiesz  mät  mer  kun. 

Sie. 

10.  Wun  ale  ruawe'  weisz  fädern  driün 
daun  wirst  tä  weder  niu  Zuide  kun. 

Er. 

11.  Det  Zuidner  r&ch  wirt  ruiseti  driün 
bäs  ich  weder  nö  Zuide  kan. 


Scheiden  und  Meiden* 

(Umgegend  von  Hemuumstadt) 

l.Worfil  86  mer  madenönder  geg&ngen, 
a6h !  iniget  harzke  meinj ! 
en  sen  es  u^  am  den  balz  gehangen  - 
geschide  mos  et  seinj 
adh  Inijet  harzke  memj! 


24 


2.  Wor  fil  86  mer  madenünder  geliejen, 
adh!  inijet  harzke  meinjl 

an  tr&  udi  irewiejen  — 
geschide  mos  et  seinj 
a6h  inijet  harzke  meinjl 

3.  Wor  fil  86  mer  mad  enönder  ges&szen, 
adh!  inijet  harzke  m&inj! 

gor  munch  ene  schlöf  hu  mer  u6h  ferg&szen 
geschide  mos  et  seinj 
adh  inijet  harzke  memj! 

4.  Wat  giszt  tä  mer  na  f&r  meinjen  dainst  alin, 
adh!  inijet  harzke  meinj  ? 

De  millelttin  zestuszä  kiin  — 
geschide  mos  et  seinj 
adh  inijet  harzke  memj! 

[5  Unt  lief  na  wul  fergnächt, 
adh!  inijet  harzke  meinj! 
mi  barbes  wS.  geschächt  — 
geschide  mos  et  seinj 
adh  inijet  harzke  memj! 


25. 
A. 

(Georgsdorf.) 


M=^z 


litii: 


--^t=^ 


-# — m- 


^^=t 


^t 


m 


Ech    geng   of      gaszen,  ech    geng    of        Ströszen    meinj 


i 


s 


=!?=v 


t:t=^t±:.:z±=^ 


±z±: 


^^ 


härz-ge    -   Uf-ter  hat  mich  fer   -   ios-sen. 


25 


^S^ 


W6      sSl  ij     e      Barken^  wo    sSl   ij       e      fäinjden  angder 


^^^^^^^a 


^-nem    rt-de    rdk  angder    e-nem  w^injmrei^tök- 


(Ltie  Melodie   der  erstoD  Strophe  gilt  auch   für  die    zweite,  die  der  dritten  für  alle 

♦  übrigen^ 


l.JBch  gön  af  gaszen,  ech  gdn  af  strdszen, 
menj  härzgelaifter  huot  mich  ferloszen. 

2.  Wnn  hie  mich  sSg  af  gasze  gön 
iS(tiangt  e  unt  sSdh  mar  fräinjtUch  nd» 

3.  Wo  Bai  ij  e  sake,  wo  säl  ij  e  fäinjden  ? 
angder  de  böumen^  angder  de  wainjden? 

[3.  W6  bSI  ij  e  sake,  w6  bSI  ij  e  fäinjden 
angderm  rüde  rök,  anjderm  wätnjmere&tök?] 

4.  W6  äsz  e  mät  säinjem  gielkröusen  hör? 
Mer  haden  cb  laif  Biwe  jör. 

5.  Mer  wöulen  esz  nien,  de  frainjt  wöuien  nef, 
mer  wöulen  esz  Qcbeiden>  und  kainjden  net. 

%^ 

6.  A6h  scheiden,  a6h  scheiden!  wi  huot  dej  erduodit, 
d&t  t&  ro^inj  harz  an  tröuren  .huoszt  bruo6ht? 

7.  Ai  tröuren!  ai  tröuren!  wuni  niszt  tau  en  oinjt? 
wun  äsz  birebüm  r&t  rftse  broinjt. 


8.  Ai  ruse  r&t!  ai  lölje  blö! 

ech  had  en  härzgelaifte*  —  nor  Got  weisz  wo! 


26 


9.  Äi  lölje  blöl  ai  r&se  r&t! 

ech  had  en  härzgelaiften,  dier  äsz  na  dfit. 


(MinsrkeDu) 

1.  Ich  geh  auf  gassen,  ich  hteh  auf  Strassen 
der  schönste  hat  sein^  geliebte  verlaBsen. 

2.  Det  brau  meitchi  huot  gSil  krausz  heur, 
mer  had'n  &ns  gelaift  e  ganz  jeur. 

3.  Mer  wo'n  ins  nSi,  &n8  fränt  wo'n  nät 
mer  wo'n  &ns  scheiden,  mer  kon^n  o6h  nät 

4.  A6h  scheiden !  ich  scheiden,  wier  huet  daich  erduedht ; 
dat  dau  mirm^injjanglSib'n  an  traner  huestbruoäbt? 

5.  A6h  tranrenl  &6h  trauren!  woni  niszt  tau  en  and? 
wän  dier  biernbüm  mit  ruisen  brangt 

6.  Af  diem  Nisner  turn  &s  en  schälmai  — 

af  diem  duidesbegrSfhesz  läid  alle  mai  träi. 


o. 

(Nieder  Eidisch.) 


Dai  les  ech  mer  wös^n  det  giel  hör, 
mir  ho'n  es  o6h  giem  zwS  g6nzer  j6r, 

Mir  wol'n  es  o^  nien,  de  frainjt  Iftiszen'esz  net, 
mir  woFn  es  o6h  sche'n,  mir  Junten  ed  o6h  net. 

Oäb  sehen!  o6h  sdbenl  wier  huet  dij  erduo6ht? 

o6h  lid!  odh  Itd!  wier  hi;ot  dej  an  äsz  harz  gebruo6ht? 


De  ruise  ruit,  de  faule'  bl6  — 

ech  had  en  härzlaift  —  nor  Got  wisz  w6. 


27 

26, 

(MÜhlbach.) 

]'.  Ir  harren,  ir  harre,  m&t  krousem  hdr ! 
mer  haden  eh  l&f  siwe  jör. 

2.  Ädi  Bchidenl  a6h  scUtde'  nit  nichen  äinjt- 
bäaz  dat  der  birebüm  rfse  brftinjt 

3.  Ai  liften!  ai  risen!  dier  bräinjt  hie  n6t, 
hie  bräinjt  dier  weiszar  blome  gor  fiL 

4.  Dier  weisser  biomen  ha  mer  genadb, 
dier  janger  gesälen  h&  mer  gebradh. 


[5.1r  geBälle'  kud,  ir  fräsch  gesälen! 
unt  pläkt  die  Mliche  mgden  de  i^pälen ! 

6.  W6  er  net  wält  krecht  angder  den  hiert ! 
se  segd  er  dier  kramer  späle  net  wiert. 


27. 

(Mühlbach.) 


l.Af  dem  Kakelr&ch 
dSnzen  d&  schn^gderkn^cht 
am  dat  htder 
wektchen  eräm : 
Wor  flcheinjt  der  mön! 
wor  lichten  de  6täml 
bä  meinjem  härzgeläfte* 
bän  ich  gor  gäm. 

2.  Ai  iwer  e  waszer !  . 
ai  iwer  en  sil 
ai!  schtde'  fun  härsen 
ai  dSt  dit  wi! 
a6h  schiden!  a6h  schtdeif! 
wier  hnot  dej  erdö6hty 
dat  tft  mer  me  liewen 
an  trouren  huoszt  brödht? 


28 

S.Aih  trouren!  a61i  trouren! 
woni  niszt  t&  en  äinjt? 
ai!  won  &sz  birebüm 
ilt  rise  bräinjt 
Ai  riszker  bräinjt  j6 
dier  birebüm  net, 
hie  bräinjt  jo  dier  weiszer 
blome  gor  fil« 

4.  Dier  weiszer  blomeq^ 
dier  weiszer  blä, 
dier  Stö  gor  fil* 
un  de  wiejen  hä. 
Dier  weiszer  blomen 
hu  mer  genaäh, 
dier  janger  gesälen 
hu  mer  gebraih. 


m 


28. 

(MSMbach.) 


^^m 


=t: 


Jtzä 


1 


2=^ 


Ich  gön  af  debräkuntku     ne-mi  ze-räk,    echgönaf  de 


i 


r-f-^ 


^mTAfT^m 


&tin  unt  ku    ne-mi    htm 


wtmiwärd'nech  weder  kun? 


i 


^^=^^ 


ife 


I 


wunde  schwarz  ruoweweisz  fä-dem   hun. 


1.  Ich  gdn  af  de  bräk 
unt  ku  nemi  zeräk, 
ech  gön  af  de  kiin 
unt  kun  nemi  hinu 
Wuni  wärden  ich  weder  kun? 
Wun  de  schwarz  ruowe'  weisz  fädem  hun. 


29 
29. 

(Schonen.) 

l.Ech  soul  emöl  uiwer  gen  s&&z  gdn, 
86  sag  ich  mein]  lefke*  bäm  andre  ätiön. 

2*S&  riete,  wat  se  wülen,  dät  gefäl  mer  net, 
ich  ddt  en  schine  grosz,  sk  dankte  mer  net, 
86  wise  mer  en  apel  unt  gawe  mer  en  net. 

3.  Gedink  do6h^  8chaz,  deinjer  faltscher  tra, 
gedink  &wer  dad  et  dich  net  gera! 

4.  Et  wirt  dich  gerSn,  et  wirt  der  wärde  lit; 
hekt  bän  ich  M,  more  bän  ich  dit. 

5.  Ai  h&szt  te  gewüld^  esi  w^rht  tä  -meinj 

esi  wer  deinj  motter  meinj  schwijer  mesze  seinj. 

6.  Te  huo8zt  net  gewült,  na  mes  et  seinj^ 
dad  mich  härzOlfker  geschide  8einj, 

7.  Ai,  schide  ftm  der  i&w,  ai  dat  dit  wi ; 
em  fäinjt  nichen  greszere  jömer  mi. 

8.  Ai  schiden^  ai  schide,  -  wuni  niszt  ta  en  ainjt  ? 
Ai  wun  dier  birebdm  rtse  brainjt. 


30. 

A. 

(Marpod.) 


1.  Schtden,  ai  schtde,  wi  hdt  dij  erduodit, 
dat  tä  mSinj  harz  an  treuer  gebrödht? 
ech  giön  derfun,  6ch  ziän  de^un, 

nor  öot  wis,  6w  ich  weder  kim. 

2.  Ich  suazt  meinjem  föter  en  r&is  af  den  däsch : 
„Meinj  harzer  löter,  bleift  gesangd  u6h  fräsch! 
ich  gi5n  derfun,  ich  zi&n  derfun, 

ner  Got  wisz  öw  ich  weder  kun. 


3.  Ich  sazt  meinjer  moter  en  r&is  an  ieren ; 

„Ir  gäldicfa  meinj  moter,  wä  lang  wid  et  wieren? 

ich  gion  derfun,  ich  ziän  derfim, 

nor  Gk>t  vnBZy  öw  ich  weder  kun.  ' 

4.  Ich  auazt  meinjer  aäszter  en  r&is  af  de  wnant: 
^Tä  löef  meinj  säszter,  gäf  tä  mer  de  haant ! 
ich  giön  derfun,  ich  zeän  derfun, 

nor  öot  wi8,^6w  ich  weder  kun. 

ö.Schiden,  o6h  schiden,  wozu  niszt  tä  en  öinjt? 
won  uäsz  birebüm  weisz  ruise  bröinjt. 
Ruise  bröinjt  hi  nemenui, 
schiden  dit  dem  harze*  wi. 


(Girtlen.) 

[1.  A6h  schiden!  a6h  schtde!  wier  hdt  dej  erdötiiit, 
dat  t&  meinj  bärz  an  träuren  huaszt  brö6ht? 
a6h  trouren!  a6h  troure  woni  niszt  t&  en  oinjt? 
won  ^seri  birebüm  riiise  bröinjt. 
a6h  riüse  bröinjt  hie  nemermi, 
hie  bröinjt  nor  blömtcher  waisz  wä  sehnt.] 


2.  Ech  sazt  m^injem  föeter  zwo  riäsen  af  den  däsch : 
Ir  harzer  meinjer  föeter,  hält  ir  ech  nor  fräsch! 
ech  säl  ew^  unt  mesz  derfun^ 
nor  Got  wit  wäsze,  won  ich  weder  kun* 

3. Ech  sazt  meii^er  moter  zwd  riö^en  äa  ieren: 
^Ir  harz  meinj  moter,  wt  aal  ich  nä  kieren? 
ech  säl  ew^j,  ech  mesz  derfiin, 
nor  Grpt  wit  wäsze',  won  ich  weder  kun. 

4.  Tä  harzer  meinjer  bräder,  wol  lichten  deinj  scheiwen! 
wal  g&re  iirfl  6cn  n6&  bä  dir  bleiwen! 
ech  säl  ew&j,  ech  mesz  derfun, 
nor  Got  wit  wäsze^  won  ich  wöder  kun. 


31 

6,  T4  faftns  mein]  säszter,  wol  wais  äsz  dein)  woimt? 
gäf  tä  mer  n&  zem  l&ztemöl  deinj  hount! 
ech  sal  ew^j,  ^9h  mesz  derfun, 
nor  Oot  wit  wäsze*  won  ich  weder  kun. 


[6.  Dö  ech  na  kun  af  i  hift  birkeröch, 
wdr  al  m6  triüszt  a6h  moud  ewSch: 
ech  säl  ew^j,  4ch  mesz  derfun^ 
nor  Got  wit  wäsze,  won  ich  weder  kun. 

7.DÖ  ich  na  körn  h&  de  itader  i^irech: 
„If  harz  meinj  moter,  gedinkt  og  u  mech? 
ech  säl  ewäj,  ech  mesz  derfiin^ 
nor  Got  wit  wäsze'  wen  ich  weder  kun. 

8.  Gedinkt  u  mech,  wä  ej  un  6ch, 
esi  wid  ech  Got  gien  det  hemehrech! 
det  hemelrech,  d£  wiert  stät, 
w5  al  meinj  tr&uren  äs  ouszgeklöt.] 


0. 

(Mühlbach.) 

1.  Ich  sazt  drä  risen,  dr&  risen 
meinj  er  frä  moter  angder  de  wint: 

2.  Fr&  moter,  giet  mer  na  de  hint: 

*    adi  h&rz  frä  motlsr,  na  kun  ich  net  halt. 

S.Ich  mes  ew&|,  ich  mesz  derfun 
meinj  fr&  moter  wäl  mich  nemi  hun. 

4.  Ich  mes  ewfej,  ich  mesz  derfun, 
wisz  Got,  wuni  ich  weder  kun. 

5.  Wun  de  schwarz  ruowe  weisz  fildern  hun, 
dernö  wärden  ech  weder  kun. 

6.  Wohenen  ich  gön  u6h  ktsA  itdn, 
dd  l&szen  ich  munch  in  wtsenzdr. 


32 

Heimath  und  Fremde. 
31. 
A. 

(Schfissbnrg.) 

1.  £ch  sazt  dra  risen  an  der  moter  är  woSnt: 

«dä  h&rz  meinj  moter  I&ng  teä  mer  deinj  hoant!^ 

2.  D&  ich  kam  fuer  der  fremden  är  dir, 
.  se  sdde  se:  ^teä  gehtrftt  net  mir.^ 

3.  D&  ich  kam  &er  der  fremden  är  faüer, 
se  söde  se:  „det  hülz  äsz  daüer.^ 

4.  D&  ech  kSm  fuer  der  fremden  ären  däsch, 
se  äsze  se  dier  gr&ner  fäsch. 

5.  Ech  bat  se  am'  e  kräsztche  brit, 
se  s6de  se:  „et  dit  der  net  nit^ 

6.  Ech  dr&t  mij  am,  unt  blif  6täl  6tön, 
unt  lesz  gor  munch  enen  hiszen  zdr. 

[7.  A6h  trauern!  a6h  trauern  wuni  niszt  t&  en  anjt? 
wun  &SZ  birebimtche'  rtszker  branjt 

S.Rtszker  branjt  äsz  birebimtche  net, 
et  branjt  dier  waiszer  blome'  gor  fil. 

9.  A6h  schidenl  a6h  schiden  I  wi  hot  dij  erdö6ht, 
di  &SZ  läfb  an  trauern  hdt  brö6ht.] 


(Mühlbach.) 


l.£ch  geng,  ech  geng  bä  des  fremde  seinj  dir, 
se  s6t  dier  fremd,  ich  w^r  ze  fil. 
Ich  dr^t  mij  am,  unt  sa6h  zeräk : 
„O  ir  läf  fräinjt,  kud  u6h  mät!^ 


33 

2.  Ech  g^ng,  ech  geng  b&  des  fremde  s^injen  hierty 
se  ßöt  dier  frera4,  ich  w^r  net  wiert, 

Ich  dr^t  inij  am,  unt  sädh  zeräk: 
,0  ir  l&f  fräinjt,  kud  udi  mät!« 

3.  Ech  geng,  ech  geng  bä  des  fremde  seinjen  däsch^ 
86  rakt  dier  fremt  det  brit  fum  däsch. 

Ich  drSt  mij  am  unt  sa6h  zeräk: 
^O  ir  lif  fräinjt  kud  u6h  mät  I" 

4*  Ech  geng,  ech  geng  be  meinjer  moter  ären  däscb| 
se  sdt  meinj  moter:  ,,kam  hier  und  äszl^ 
Ich  drSt  mij  am  unt  sSdh  zeräk: 
^O  ir  läf  fräinjt,  kud  u6h  mät!« 


(Geopgsdorf.) 

il.£!ch  sazt  zwo  rfisen  an  de  moterbunki 
„ir  hära  meinj  naoter,  ich  s6n  ich  dunkl 
ich  zän  ew&j  ich  z4n  derfun« 
wt  wisz  wuni  ich  weder  kmu^ 

2.  £ch  Bazt  zwo  r&sen  an  de  föterbunk: 

„ir  harzer,  meinjer  f6ter,  ich  sön  ich  dunk! 
wun  de  schwarz  ruowe'  weisz  fädern  drÖDi 
nor  däun  war^n  ich  weder  kun.] 

3.  Däun  ich  geng  fCir  des  fremde  säinj  dir^ 

for  bäält  i^tusz  hie  de  rijel  derf&r. 
lieh  dr&t  mij  am,  en  biif  i^tal  i^tön, 
en  lesz  gor  munch  öin  wöisenzön 

4.  Däun  ich  kööm  f&r  des  frömde  säinjen  ieren, 
gor  bäult  sdt  hie,  ^ch  kanjt  net  kieren. 

Ech  dr^t^mij  am,  en  biif  htal  ätön, 
er  lesz  gor  munch  öin  wötsenzör« 

5.  Däun  ich  kööm  fir  des  frömde  säinjen  hiert^'' 
se  «6t  deer  frömd,  ech  wir  näszt  wiert. 

Ech  drSt  mij  am,  en  biif  stal  ätdn, 
en  lesz  gor  munch  öin  wöiseüzör. 

8 


34 


6.  Däun  ich  kaum  f&r  des  frömde  ^äinjen  däsch, 

for  bäult  86t  hie,  ich  w^r  e  licht  fasch. 
Ich  dret  mij  am  en  blif  htal  Ittdn, 
en  lesz  gor  muncb  öin  wötsenzör. 


(Girtlen.) 


1.  Wun  ich  no  ku  bä  der  frömden  ären  däsch» 

wol  bält  wid  em  6pr5chen:  &täund  af,  nemi  äsz!" 

2.  Wun  ich  na  ku  b&  der  frömden  ären  hiert, 

wol  bält  wid  em  iipr^chen :  „u6h  dät  bäszt  te  net  wiert/ 

3.  Des  frömde  seinj  m^d,  äs  u6h  gor  gröf, 
w6  sal  ich  bleiwen  an  desem  h6f? 


Wol  goit  der    wänt   wol  steift  det  sehnt!  dät  doit  den 


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07=^ 


I 


oir-men     woi-sen        wi.  Wol  goit  der    wänt,  wol  steift  der 


=^ 


^- 


^^^g^ia 


sehn! !  dat  doit  den       oir  -  me    woi  -  se        wt. 


l.Wol  goit  der  wänt,  wol  äteift  der  schni! 
dät  doit  den  oirme  weise  wl 


35 

2.  Wol  goit  der  wünt,  wol  schdkelt  der  mir, 
wol  kun  de  oirem  woisen  erfulrl 

3.  Wol  goit  der  wäat,  wol  schökeln  de  öichen. 
wol  m  wären  esz  de  frömde  itröichen! 

4.  Wol  goit  dei^  wäct,  wol  schökeln  de  b&6hen, 
^  wol  m  wären  esz  de  frömde  fiadhen 

6.  Wol  goit  der  wänt,  wol  schökeln  de  weden, 
wor  fil  hun  de  oirem  weisen  ze  leden! 

6.  Wol  goit  der  wänt,  wol  schökeln  de  birken, 
wor  m  wären  esz  de  frömde  itirzenl 

[7.  Wol  ffoit  der  wänt,  wol  schepeln  de  garwen, 
wor  m  wären  esz  de  frömden  erbarmen  I] 

8.  Wol  goit  der  wänt,  wol  schökeln  de  hoijen, 
wor  m  wären  esz  de  frömde  ploijen! 


33. 

(SehSszbtorg.) 


Dft  ich  röz  u6h  brtd  tsz, 

ont  meinjer  moter  afem  schtsz  stss^ 

de&  wAr  et  geftt  fuer  m^ch, 

de&  wör  et  ge4t. 


Waisen. 
34. 

(Schfiflzbnrg^.) 


Meinj  schäjeltcher  sen  zeräszen, 
meinj  hemtchen  äsz  zerschläszen, 
meinj  hör  ferknudert  gör, 
meinj  üge  wi  fnn  der  zör* 


36 


,  Fl6ch  hieschet  fijeltche  flech 
än't  gäldän  hemelrech, 

bräinj  meinjer  (harzer)  moter  en  gc&den  di6li| 
en  Bd  mer  dernd;  wat  ma6ht  se  nödi? 


35. 

(ScbSszbnrg.) 


Husch I  husch!  ed  äsz  mer  kSIt^  '  / 

neinj  j6r  bän  ij  alt, 

me  geät  föter  äs  an  der  wärlt  dertausz; 
melnj  bisz  moter  pizt  mich  nor  äinjden  ausz; 
5.  se  wäl  jang  u6h  hiescli  sen^ 

en  scbleszt  mej  an  de  kdszten  an. 


36- 

(SchSszbnrg.) 


Hieschet  ml^tche  bän  ich, 
wieschc;  bake  kan  ich, 
fliderfronsen  drdn  ich, 
af  der  gäsz  gdn  ich, 
6,  wier  mich  sekt,  e  wil  mich 
äwer  nichen  daüwel  nit  mich, 
dän  en  (örem)  widzke  bän  ich. 


Einstige  Liebe  und  Wahl. 

37. 
A. 

(Maipod.) 

Dft  ij  e  klinzich  mätche  war, 
ipild  ich  mät  de  gangen, 
d4  ij  e  kizke  gröszer  wSr, 
kftme  s4  gehprsrngen^ 


37 


6.  wk  ich  g^ng  zem  Abendriecht 
ipild  ich  mät  dem  heschte  kniecht. 


(Mülilbacli.) 

DA  ij  e  klinzich  mStche  wdr 

6pild  ich  mät  de  gangen, 

dft  ]j  6  kizke  greszer  wdr, 

käme  se  ge&prangen, 
6.  d4  ich  scliin  zem  fräinjdere  wdr 

kämen  u6h  lasztich  purschen  duor; 

ich  nam  mer  denij  en  älden; 

de  hör  wören  em  grö, 

det  mel  wör  em  blö, 
10.  de  üge  fengen  em  un  ze  ränen, 

Wier  der  deiwel  wid  em  se  gewänen? 

Wuort!   wuortl  de  zekt  wirt  kun, 

te  wir&t  mich  nemermi  bekan. 


o. 

(HalTelftjen.) 

Di6  ej  e  klinzich  m^tche  wör, 
geng  ij  an  de  blämen, 
diä  ej  e  kizke  greszer  wör, 
se  läfte  mech  de  gangen, 
5.  sehiiecht  unt  riecht 

l&fte  mech  da  fräinjder  kniecht. 


38. 

(Mühlbach.) 


Dirit  had  ij  en  aide  man, 

dö  had  ich  dier  gädcr  d&ch; 

nana  hun  ij  en  jange  genin, 

dö  hun  ich  dier  filer  kläpelschl&ch. 


88 

39. 

H&d  ich  gewaszt  w&'t  fräinjdem  äs. 
se  bliw  ich  m^injem  fuoter  af  em  hiert, 
en  hat  mer  nichen  mSn  genin; 
der  bieszt  mSn  äss  ned  en  haszpel  wiert, 
der  deiwel  fär  86  html 


Tod. 
40. 

(Nieder  Eldiscb.) 


1.  W&e  kaum  dier  dnit?  —  hie  brSih  möch  nider^ 
hie  zebrSäi  mir  alle  mtoe  glider; 
wfte  k&um  dier  duit  ont  haSf  mech  of  ? 


2.  Sai  draug'n  mech  aus  aus  fuoters  haus ; 

wuor  ferschuöm  sai  mech?  —  an  de  kaii  lert; 
do  lau6h  der  laif  Bchn&weis  ont  giel  — 


Wän  dai  kl6ken  Iren  schaul  ferlooren, 

esu  fergdsz  ech  tnen  fraot  mäd  allem  flaisz. 


Ir  ingeltcher  bräingt  hier  den   wäinj  for  meinj  dürl 
sehen  waljöj  aiisz  der  wält, 
fäuren  wal  ech  zau  den  freien. 


39 


Liebchens  Grab. 
41. 
A. 

(Agnethlen.) 


i 


p 


B 


^^giSa 


i£^3^^S 


Ich    schmisz  zwo      ä   -    del      rui  -  sen  zem  hui  -  e 


^^^^^i^^^ 


fen-ster  hin-öusz,  zem       hui-  en     feu-ster  hin-öusz       ich 


^i^iS^^-i 


hat   meinj  härzge       läf-terchen     tro  -  fen  dad  et     j6 


^^^^^ß^^ 


ätär-^we     mosztdad       et        ja     stär-we      luoszt. 


I.Ich  schmisz  zwo  ädel  ruisen 

zem  huie  fenster  hinöusz^ 
,   ich  hat  meinj  härzgeläfterchen  tröten, 
-    dad  et  j6  stärwe  moszt 

2.  Wor  sal  em  et  nä  begröwen  ? 
A  sein j es  gruiszföter  se  grdf. 
Wat  sal  af  seinjem  gräf  wöszen? 
Wol  däszteln  u6h  ruisekrokt. 

3.  Wat  6tid  ze  sein  je  Jäwen  hlwden? 
1)6  ätid  en  gäldä  schräft. 

Wat  ibtit  dorä  geschriwen  ? 
„De  gröszt  trÄ  äni  höusz.^ 


40 

4.  Wat  fttft  ze  seinje  l&we  sekten? 
D6  ätön  zwÄ  bimtcher  z6rt, 
däd  in^  dat  drlt  de  masckket, 
d$d  ander  de  näjeltscher. 

6.  Wat  fttit  za  sdinje  läwe  föszen? 
D6  äprainjd  e  bräntche  k&l; 
dät  dilt  sij  an  zw^  fleszker, 
d&  dreiwen  zwd  milier^t. 

6.Dad  in,  dät  in  Sit  de  maschkot, 
däd  ander  de  näjeltscher, 
da  roäschket  dö^t  sich  seszer^ 
de  n&jeltscher  nö6h  fil  gäts« 


(Mühlbach.) 


iiSi^^iS^=^ 


s 


Ich    wurf  zwo     ädel         ri  -  sen  zem      hi  -  e  fen-ster  e- 
en      hat    me     lefken     tro  -  fen  dat        et  jö  Btär-we 

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5=t; 


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:tfc: 


f^itizSEE 


1 


ruof,     zem       hi  -  e         fön-ster     e-ruof. 
niOBzt  dat        et     jd        i^tär     -*    we  moBZt 


1.  Ich  wurf  zwo  ädel  risen 
'  fun  em  hie  fenster  eruof, 
en  hat  me  lefken  trofen^ 
dad  et  stärwe  moszt. 


2.  Wuor  BÄl  em  Be  gräf  mÄ6hen? 
A  seinjes  fiioterB  bümguorten. 
Wat  hiit  za  Beinje  l&we  sekten? 
Dö  kttn  zwin  bim  alin. 


41 


S.Wat  fttit  za  söinje  l&wen  htwden? 
Dö  &tid  en  gäldä  schräft. 
Wat  litid  an  dier  geschriwen? 
de  laich  tra  am  housz. 

4.  Wat  &tit  za  seinje  l&we  fieszen? 
D6.äs  e  bräntohe  k&l, 
dat  bräntche  äpräzt  zwS  flSszker, 
d&  dreiwen  e  miller&t 

5.Däd  $n^  d£t  mielt  de  maschketi 
dSd  Snder  de  näjeltcher« 
Det  maschket  hält  sich  bieszer 

SDet  maschket  m&l  sich  bieszer] 
le  n&jeltcher  sen  u6b  gät 

[6.  De  san  scheingt  gedrangen, 
Hiäd  ärem  klöre  scheing, 
se  scheingt  de  lefker  zesummen, 
d&  fäjr  fun  enander  sön.] 


Hüth  dich! 


42. 

(Mühlbach.) 

1.  H&t  icht,  hat  icht  ö^en,  luJi^  W^    9^*f^ 
sonst  wird  em  ich  berödhen!  j^Ji^i  >^w^^  h-^- 
et  äsz  net  gÄt  wun  em  ales  sekt.  "^^ 

wad  af  der  lichter  wält  geschekt       ^  ^'^/  ^J»4/  i^*U  u<^  *''^' 

2.  Hit  icht,  hit  icht  iren!  ^/  ^    ^'^^  ', 
em  mesz  ned  alles  hiren; 

em  hirt  gor  fil  af  deser  wält, 
wat  firomen  ire  net  gef&lt 

3.  Hat  icht,  hat  icht  zangen, 
sonst  nid  em  ich  gefangen! 
em  riet  sich  Inder  noch  ze  dit,     ut 
als  em  sich  fält  ze  dit 


Zweite  Abtliellan§^ 


Verwaiste    Kinder. 
43* 


(Mühlbach.) 

Et  wdr  emdl  e  m  Stehen, 
et  sas  am  iechendirchen, 
unt  schrt  sij  an  det  sehirzken. 
Matche  woräm  schraszt  t&? 

5.  „Am  meinj  güldich  moter, 
da  mich  hisch  gewieschen  huot 
unt  mich  hisch  gekämt  huot, 
wä  en  rts  am  guorten, 
d&  des  morjeszt  af  blät, 

10.  unt  des  dwest  zäbiät. 


(Mühlbach.) 

Et  sas  e  mStchen 
am  gassendirchen, 
hat  dra  gäldä  bircher. 
Matche,  woräm  schraszt  te? 

Ö.  ,)Am  meinj  gäldich  moter, 
d&  mich  htsch  gewieschen 
u6h  mich  hisch  gekämt  huot, 
w&  en  blom  am  guorten» 
des  morjest  gtt  se  af, 

10.  des  dwest  ^t  se  zä.** 


4S 

„out  BÜ  mich  dat  nM  krioken 
wttn  ich  dru  gedinken, 
unt  sal  mich  dat  net  schmärzen 
ä  meinjem  jangen  häraen?^ 


0. 

(MtihlbAch.) 

£l  ^tB  e  m&tchen 

am  gassefönBter, 

et  nit  mät  schwarz  u6h  gieler.  sekt 

Ta  h&rzet  in&tche'  woräm  schraszt  tä? 
6.  „A6h  am  meinj  gftldich  moter 

d&  mij  alle  morjen 

esi  htsch  gewieschen, 

esi  hisch  gekämt  hnot» 

mit  mich  htsch  gekitt  htiot, 
10*  wä  en  rts  am  guorten, 

d&  des  mörjest  afgit 

mit  des  öweszt  zägit. 


„Wör  ej  e  kli  wält  fijeltchen, 
esi  kli  wä  me  fäinjerchen, 
15.  se  flij  ech  ze  meinjen  (harze)  fuoter 
unt  klöpt  em  undet  fenster: 
„KukI  fuoter,  lieft  er  n66h|. 
an  irem  ilde  lupeslödh? 
[.Cha,  me  käinjd!  ich  liewe  ndHk 
,  20.  ä  meinjem  aide  lupeslö^h.] 


D. 

(Schii'szbttrg.) 


,  Et  sSs  e  mfetche  fuer  eiü  gissendirchen, 
en  h&t  zw^  gäldä  bircher; 
et  fluBzen  em  de  bäter  zieren, 
dad  ed  en  stin  moszt  r&ren« 


44 


2«  „Teä  tnijet  m^tche  woräm  schrftszt  te?« 
„Am  möinj  giUdich*  moter. 
da  mij  esi  hisch  hdt  gekämd  utib  gewieschen 
wä  en  ries  am  gdrten« 

3.  Säch !  se  wakt  mii  ile  m&rjen, 
wäkt  mij  &{  zem  biedeii: 

n6m  esz  Härgod  an  deinj  sorgen, 
los  esz  redlich  liewen! 

4.  Satih  mig  u  mäd  ären  ü^en 
w&  zwin  härzich  itärn, 

näm  mich  zärtlich  an  är  irmen 
hat  mich  jö  gor  gäm. 

5.  Atih  ne&  h&t  se  mesze  ätärwen. 
äs  am  hemel  schin, 

zug  ew^ch  f un  deser  ierden 
lesz  mich  hä  eUn. 


[6.  Wä  sül  mech  d£t  net  krinken 
wan  ich  dru  gedinken? 
wä  söl  mech  dät  net  schmärzen 
ä  meinjem  j&ngen  harzen?] 


p.Kuk  fuoter!  lieft  er  n66h 
an  irem  aide  lapesl66h? 
„Cha  me  käinjd!  ich  liewe  nddh 
ä  meinjem  &lde  lupeslödb.] 


44. 

(SchlCszbarg.) 


1.  Wat  mSdhst  ta  örmet  m&tchen!  hörsdiij  alin? 
^Ka  ich  wärme  mer  jd  meinj  erfraorän  zin.* 

2.  Br&t  niche'  w6rem  fa&er  aw  irem  hiert? 

„Se  itesze  mich  j6  anszen,  ich  wdr  seinj  net  wiert^ 


46 

3.  Teft  letJBt,  wä  ich  b£,  gr£nen  heanger  u6h  ntt? 
86  sd  mer  iszt  de  86h wdr  hSrzelit  I^ 

4.  «Wä  86  ii6db  lieft;  dft  bekSra  ich  wtch  brtt, 
neft  Bchld(lt  xneinj  h&rz  moter,  en  ISt  iündtt.^ 


Der  erschlagene  Vater. 
45. 

(Mühlbach.) 

I.KIÖ,  TarkÖ,  kl6! 

de  (leiwich)  fuoter  äsz  ge&torwen; 
de  kläpel  hun  en  erschien, 
de  klöke*  »ölen  e  klon. 

2,Unt  wier  sil  mech  bewtnen? 
de  fijel.  af  de  bimen; 
Unt  wier  slU  mech  bedooren? 
de  fijel  af  de  mouren. 


Das  hungernde  Kind. 
46.' 

'     (Mühlbach.) 

1.  ^Moter !  gäf  mar  brit ! 
moter  gäf  mer  brit!" 

„Wuort  nor,  wuort,  meinj  h£rzet  käinjt, 
bäsz  det  l&it  geakerd  äsz. 

2.  D4  det  länt  geakert  wdr, 
kam  det  mStche  weder  duor, 
^Moter  gäf  mer  brit!" 

^Wuort  nor,  wuort  meinj  hirzet  käinjt, 
bäsz  de  fru6ht  ges&d  äsz!^ 

3.D&n  de  frniht  geset  w6r, 
k£m  det  m&tche  weder  duor: 
„Meter,  gäf  mer  britl" 


46 


,,Waort  nor,  wuort  meinj  harzet  käinjt, 
bäes  de  fru6ht  geschniden  äszl^ 


« 


4.D&n  de  fruiht  geschnide  w6r, 
kirn  det  mdtche  weder  duorl 
„Meter,  gäf  mer  biitl^" 
„Waort  nor,  wuort  meinj  harzet  käinjt, 
bäsz  de  fru6ht  gedrieschen  äszl* 

5.  Da  de  fru6ht  gedriesche  w6r, 
kirn  det  m^tche  weder  duor: 
„Meter,  gäf  mer  brit!« 

„Wuort  nor,  wuort  meinj  h&rzet  käinjt, 
bäsz  de  fru6ht  gemuolen  äsz*^ 

6.  D&n  de  fru6ht  gemuole'  wdr, 
kam  det  ro^tche  weder  duor: 
„Moter,  gäf  mer  brit!« 

„Wuort  nor,  wuort  meinj  h&rzet  kl&ijt 
bäsz  der  dich  geknieden  äszl^ 

7.  D&n  der  dich  gekniede'  wdr, 
kam  det  m^tche  weder  duorl 
„Meter  gäf  mer  brit!« 

„Wuort  na,  wuort,  meinj  h&rzet  käinjt, 
bäsz  nor  u^  gebaken  äszl^ 

8.  Meter  gäf  mer  brit! 
moter  gäf  mer  brit! 

Da  gebake  wdr  det  brtt, 
Ia£h  det  uorem  mdtchen  dit. 


Rosenlager. 

47. 
A. 

(Biarpod.) 

1.  Ät  woul  e  m&tche  fr&  aftCAn 
unt  woal  gor  &&  nö  riÜBe  gön. 


47 

2*  D6  beg^nden  zwin  gange  wäis  ugeddn 
dier  trscht,  dt  h&sz  et  ki&l  iitiöii. 

3.  Der  zw&t  begreif  et  un  der  heönt, 
hie  Itet  et,  dd  at  riäae  fSnt 

4.  Hie  liet  ät  ainjder*n  lainjt  ferdpr^tt, 
dd  wdr  e  b&t  mät  riftsen  iwer6prtt. 

5.  Se  ledgen  d6  de  geönz  leunk  nuodht, 
n6d  eint  huod  an  de  morje  geduodht. 

6.  „Ai  h£w  ich  de  schläszel,  di  den  di^  afscbleszt, 
ech  weil  e  wierfen,  dö  det  mier  um  defste*  fleszt!^ 


(Halw«lajen.^ 


1.  Et  8Ül  e  nidtche  gor  Mi  ißtdn, 
wol  Mi  sül  ät  niö  ruise  giön. 

2.Wat  fSnd  ät  zwäschen  de  wieje  &tön? 
Zwtn  parsche,  zwtn  pursche  gor  hiesch  ugedön* 

3.  Dien  enen  hesz  et  hikl  &tiön, 
dien  &njdem  hes  et  fuir  sich  giön* 

4.  ^Wat  htszt  tä  möch  hä  fttal  i^tidn? 

ech  hon  der  meinj  daodi  niche  Itd's  gediön.^ 


o. 

(Min«rken.) 


1  Et  Bol  e  niaitchi  guer  frai  &fsteu 
gaer  Mi  sol  et  neu  wasser  geu, 
et  saöh  zwi  knueben  um  wieje  steu^ 
guer  weisz  woren  sai  wol  ugedeu. 


4S 

2.  Dier  gi,  dier  seud,  et  seil  htäl  fttöu,  ^ 
dier  ander^  dier  seud,  et  seil  for  sich  geil, 
dier  fei  begräf  et  u  der  hant, 

int  Igt  et  bäs  än't  ruisenl^nt. 

3.  Deu  Bei  naü  kämen  bai  eii  käile*  brän, 
deu  wör  e  waichken  dfgebäut 

mät  enem  schine  d&ikeldäu6h; 
se  luodht^^  sich  nider  allebfeit 
änt  scklaifn  bäs  u  den  hallen  da^Iu 

[4.  Steh  auf!  steh  auf!  es  ist  schon  Zeit, 
die  Vöglein  singen  auf  grüner  haid ; 
sie  singen  sich  um,  sie  singen  sich  sehr, 
von  meinem  herzliebchen  Bcheid  ich  nimmmerehr.] 


Auf  dem  Friedhofe. 
48. 

(Mühlbach.) 

1.  Fr&  moier!  frä  moterj  wuor  hud  ert^  geschakt 
det  härzgeläft  meinj  ? 

^£^ch  hun  et  geschakt  änt  bakhousz, 
da  säl  ät  d4n  dät  brid  erousz.^" 

2.  Frä  moter!  frk  moter!  wuor  hnd  erH  geschakt, 
det  härzegel&ft  meinj? 

jf^ch  hun  et  geschakt  an  det  schinkhousz, 
d&  saLät  Schinken  die  weinj  erousz.^ 

3.  Fri  moter!  frS;  moter!  wuor  hud  er*t(n66h)  geschakt 
det  härzgel&ft  meinj  ? 

,,£ch  hun  et  geschakt  an  de  rtseguorten, 
dö  sal  ät  brachen  da  rtsen  eruof.^ 

4.  Fr&  moter!  frä  moter  wuor  hud  er*t  geschakt 
det  härzgeläft  meinj  ? 

^£^ch  hun  et  geschakt  af  de  frithöf, 
dö  sal  ät  schlöfen  die  l&nke  schldf.« 


49 


(Harpod.) 

1.  E  jang  här  seinjen  ämschw&nk  nam, 
bäsz  dat  e  zä  ärer  irä,  moter  kam. 
,Frä  moter  läf,  fra  motter  metnj  ! 

wd  äsz,  wd  äsz  de  zdrt  riusz  meinj?' 

^Icli  scliakt  se  an  det  bakeszliöusz, 

se  gtl  dd  dän  det  brfd  eröusz."* 

Dd  sakt  hie  sä  unt  fönt  sä  net, 

dd  wort  seinj  harz  guor  il^tark  bedräft. 

2.  E  jang  här  weder  don  ämschw&nk  näin, 
bäsz  dat  e  zd,  ärer  fra  moter  kam. 
,FrÄ  moter  lif,  frÄ  inoter  meinj? 

wo  äsz,  w6  äsz  de  zört  riusz  meinj  ! 
^Ech  schakt  se  an  det  källerhöuez, 
sk  Sil  dö  gien  de  weinj  eröusz/ 
Dd  sakt  hie  sä,  unt  fant  se  net. 
dd  wort  seinj  harz  guor  litark  bedräft. 

3.  E  jang  här  weder  den  ämschw&nk  nam, 
bä!4Z  dat  e  z&  ärer  frä  moter  kam. 
,Fr4  moter,  l&f  fri  moter  meinj ! 

w6  äsz,  wo  äsz  de  zort  riusz  meinj  ?^ 
,,Ieh  schakt  se  af  de  fritfaöf, 
se  sil  dö  dän  den  däke  schldf.^ 
D&  lesz  hie  kidken  u6h  bange  schidn, 
unt  lesz  s&  hisch  zer  ierden  drdn. 


o. 

(Aus  Frommans  „deutschen    Mundarten. '*) 

(Hegd  e  gdr,  un  desem  dä6h, 
dd  ij  ä  meinjesz  fdatersz  güarte  lä6h, 
liszt  sij  e  nasztehe'  fun  enem  büm, 
dat  mir  meinj  härzgelättche  nüm.) 


2.  E  jang  här  den  anischwung  nüm, 
bä8z  dat  hie  hk  de  frä  moter  küm  ; 
^Fr&  moter  gel&ft,  frä  moter  meinj! 
wuor  hu  se  geddn  det  härzgeläft  meinj?* 


50 


3.  ,FrÄ  moter  gel&ft,  frä  moter  meinj  I 
wuor  hu  86  gedön  det  bärzgeläft  meinj!' 
„Ech  hun  et  gedön  än't  bakesheusz^ 
wd  ät  s&l  d&n  de  semel  ereusz...^ 

4.  jFrk  moter  gel&ft^  frä  moter  meinj , 
wuor  hu  se  gedön  det  bärzgeläft  meinj?' 
„Ech  hun  et  gedön  än't  letehefheusz, 

wo  ät  säl  gien  de  weinj  ereusz.^ 

5.  ,Fri  moter  geläft,  fri  moter  meinj, 
wuor  hu  se  gedön  det  härzgol&ft  meinj  ?' 
,,Ech  hun  et  gedön  än't  lechenheusz.^ 

(wo  ät  sal  st&chen  den  dtde  kerper  ereusz.) 


[6.DÖ  fengen  de  klöke'  fun  sich  sälweszt  un  ze  g6n 
ät  kangt  se  nemeszt  stal  mäche  ^tön^ 
sä  genge  g&nzer  dag  u6h  nuccht^ 
am  wort  se  läf  nemi  gebruocht. 

7.  At  waszt  uöh  nemeszt^  wat  dö  geschS6h, 
dö  geng  me  jang  här  an  desem  dädh, 
unt  nüra  en  hächen  ze  bider  heünt, 
gräf^,  bäsz  hie  de  ge&nz  ierd  ömweünt. 

8.  Bäsz  dat  hie  küm  af  e  segdän  deadh, 
bäsz  dad  en  zör  de  eündcr  schleadh, 

bäs  dat  hie  küm  aw  en  gehobelden  dil  — 
„ai  inijet  harz,  ai  w^r  ich  bä  dir!^] 


(Mlnarken.) 

[l.Et  gengen  zweu,  zweu  Spil^eaalene 
däi  gengen  äf  ene  gräine  aue, 
dai  so'n  deu  Spiln  guor  wändergaut. 

2.  Se  waszten  aber  nät,  wät  der  schinste  gescha6h, 
dät  sai  sich  iren  riechten  uerm  zerbrädi* 

3.  Ich  geng  an  mainesz  fuetersz  pjuorten, 
ich  sei  den  ruiden  apel  erwuort'n. 


51 


4  Den  schelt  sij  e  naazt'  fu  änserem  b6m, 
dier  mir  me  jäng  l&b'n  nain.] 

5.  Adh  matter,  gelaifste  mäter  main  I 

wuer  hud  ir  gescbäkt  de  härdaiwe  mein  ? 

6.  ,Icb  hun  se  geschäkt  än't  keudhes  hinein, 
dät  sai  diem  hiera  dät  äsz'n  säl  hoFn/ 

7.  A4h  m&tter,  gelaifete  miter  mein! 

wuer  bud  ir  geschäkt  de  härzlaiwe  main? 

8.  ,Icb  hun  se  geschäkt  an  käler  hinain, 
dät  sai  diem  hier'ü  dien  w(ii  b&I  hoYnJ 


9.  Ach  sän,  gelaifster  sänne  main  I 
haid  äsz  schu  der  drät  dä6h^ 
d&t  dai  härzlaiwe  am  gräwe  läit. 

lO.H&i  nSm  de  hau  an  sai  reichte  hant, 
änt  graufj  bäsz  bSi  sai  härzlaiwe  iänt.  — 

11.  Den  bSi  nau  kam  äf  luidlain  bluisz, 
dät  im  de  zäir  fu'n  wängen  fluisz. 

12.  Den  bSi  nau  kam  &f  dät  seht  said'n  dauäh, 
d&t  im  en  zäir  de  ^nder  scblaudb. 

13.  Deu  hÄi  nau  kani  M  de  gälden  rang, 
dät  b&i  sai  dauöh  fii'n  s^äiren  bräng. 

14.Ruid  Ant  bleu  hun  aich  mich  gedreu, 
an  det  kluiszter  wäl  ich  geu; 

15.  Scbwarzsaid'n  wäl  ich  mich  uklSid'n, 
zau  enem  trauern  wol  &betfeid'n. 

(16.  Ach  trauern,  ach  trauern,  wan  wirst  ein  end  haben? 
wenn  alle  berge  sich  zusammen  werden  schlagen. 

17.  Die  berge  schlagen  sich  zusammexjn  nicht, 
mein  trauern  hat  ein  ende  nicht.) 


52  ' 

Bruchstücke. 
49. 

(Mühlbach.) 
minst  tä  wi  ej  et  minen? 
da  ech  dech  hirt  wineu  — 


ech  feng  et  mir,  unt  siw  et  dir, 
nana  w&  linzt  tä  mir? 


wu  sich  bärj  u6h  bädh  dräken, 
unt  de  bläder  zesumme  schldn, 
unt  de  dide  schlöfe  g6n, 
drö  kam  z&  mir,  drd  linen  ech  dir. 


Böse  Schwieger. 
50. 

(Petersdorf  —  Mühlbacher  Mandart) 
Meter  besorcht  mer  nor  meinj  frä! 
ech  säl  risen  neinj  jör  uch  drä  d&ch. 

,,L&sz  nor,  läsz,  me  läwer  san ! 
ech  besorjen  der  se  schin." 

5.  Meter !  ech  biden  ich  nö^  emöl, 
wun  ich  kun,  dat  se  mer  nöszt  klöt. 

,,L&sz  nor,  ech  fersorje  se  gät; 

se  wirt  niche  wuorem  brid  ieszen^ 
.  u6h  niche  kalt  wasser  dräinjken, 
10.  u6h  nichen  san  wirt  sä  ferbran.^ 

Di  na  der  san  ew&ch  riszt, 
sta6h  sä  seinj  frä  an  de  käler^ 
unt  gSw  er  zwin  nS  dilen  zem  b&t, 
unt  gaw  är  nichen  ander  bit, 
15.  unt  gäw  är  näszt  zem  kotschen. 


63 

Na  lödht  Bich  de  frk  aw  enen  zdp, 
mät  genem  däkt  se  sich  zä.  — 


Unt  da  der  san  na  hime  kam, 
unt  frödit  nö  seinjer  janger  frä : 
20.„DeiDJ  fr&y  da  äsz  b&  ären  äldern.'' 

Et  sdd:  „ech  bä  schtn  dd  gewieszt, 
da  hu  se  langhär  net  ges&n.^ 

„Se  wäl  ech  dir  de  wdrhit  «ön  — 
deinj  jang  fr&  äsz  gestorwen»" 

26.,Alsi  äs  et  diem  alsi^ 
esi  zieht  mer  nor  är  gräf, 
dad  ich  mer  meinj  harz  läzen/ 

„Gor  lang  zegd  äsz  fergangen, 
dät  gräf  dad  äsz  fersanken.^ 

30.,Se  zieht  mer  denich  nor  de  ätäl', 
dad  ich  mir  meinj  harz  kälen/ 

„Gor  lang  zegd  äsz  fergangen, 
ich  hun  de  litäl  fergieszen.^ 

Na  hesch  hie  är  de  kälerschläszel. 
35.  Sä  söd :  „ech  hun  nö6h  käinjt  gehuot, 
da  hun  de  schläszel  ferliren.*^ 

^Alsi  äs  et  diem  alsi, 

se  wäl  ech  mir  de  schlaoszer  bräinjen, 

dat  hie  mir  det  schluos  afmädit/ 

40*  Na  kit  hie  mät  dem  schluoszer, 
unt  mä6ht  die  käler  af; 
unt  sekt  se  d6  län^ 
raäd  enem  zöp  angden, 
mäd  enem  zägekotscht. 

4ö.  E  kSm  zä  seinjer  moter ; 

esi  säl  era  schnirche  besorjen  ? 
esi  wäl  ej  u6h  dech  fersorjen; 


;64 

ich  wäl  der  na  det  hift  uo&chlöfi^ 

dad  ale  aohwijere  liren 
50.  de  schnirche  bieszcr  fersoijen ; 

ich  wäl  der  nd^  äszt  ärjeret  dän, 

ich  wäl  raer  na  e  ruosz  nien, 

unt  wäl  dech  dem  ruos  un  de  schwänz  ubäinjden, 

unt  wäl  dij  an  der  stad  eräm  schleifen, 
55.  dad  ale  schwijere  Kren 

de  schnirche  bieszer  fersorjen. 


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61. 

(Marpod.) 

1.  Pra  Sunata !  frä  Sunata  ! 

wäld  ir  mer  ned  ir  d&üohter  gia? 


ed  äsz  j6  ned  ir  dädÖiter, 
ed  äsz  des  Hones  tr  .  . 


mir  hu  se  jiö  geziü^en, 
niäd  ir,  mät  sälwer  u6h  g^lt. 


52. 

(MinarlLen.) 

1.  Et  s&^  e  mäitchi  ander  dem  schlSmtchi, 
et  n&it  mät  geiler,  gr&iner  seit. 

2.  Et  riden  zwt  rider  äf  n  &nd  ueb'n, 

se  fttäiszen  diem  m&itchidät  schläiratchi  ueb*n. 

[2.  Et  koumen  zwi  riter  dd  erof  geriden, 
sai  riten  de  gössen  wol  &i'  ont  neb'n, 
se  st&szen  dem  mätchi  det  schlämchi  ueb'n.] 


55 

3.  Adh  mät^r,  gel&ifete  mäter  mal 
wät  8ol  do6h  dät  mät  mir  sai? 

» 

4.  Et  reiden  z^  rider  if  n  ind  ueVn, 

se  il^tuiszen  mer  äine  det  schlaiintchi  ueb'n. 

.  [4.  Et  koumen  zwi  riter  dö  erof  geriden, 
sai  riten  de  gössen  wol  of  ond  ueb'd, 
se  ^täszen  mir  mai  schlämchi  ueb'n.] 

6.  y,A6h  deudhter,  gelaifste  deu6hter  mein, 
et  sai  nät  rider^  et  sei  fräile&t^ 

6.  Se  hat  dät  weurt  kum  auszgeret, 
se  trät'n  de  fräileut  zer  dir  erän. 

7.  (Wält  ir  äsz'n;)  wält  ir  äsz'n  waisz  sämelbruit? 
{wält  ir  dränk'n;)  wält  ir  dränk'n  diesz  klearen  wai? 

[7.  Sai  but  in  u  diesz  waiszen  bruit, 
sai  but  in  u  diesz  ruiden  wai.] 

8.  Mir  sai  nät  ku  diesz  dsz'n  h&lb'n, 
mir  sai  ku  aires  deu6btersz  halben. 

{8.  Mer  sai  net  ku  aüres  ftszens  hoIVn, 
mer  sai  net  ku  aüresz  dränkens  holb'n.- 
mer  sai  ku  aürer  döudhter  holb^.] 

9.  (Wält  er  esz  se  g&i)  wält  er  esz  se  göi  mät  gaudem 
sänzt  nfei  mer  ich  se  fort  mät  Aler  gewalt.     [weurt? 

10.  Se  schlängln  iren  ISter  Äteineduit, 

&nd  ers&iften  ir  mäter  am  blaud  esu  ruit. 

11.  Se  begräfen  de  schinste  u  der  haut, 
Ant  faurd'n  se  aus  iresz  fStersz  lant. 

[11.  Se  numen  de  döuöliter  u  der  waiszer  hont, 
se  leten  se  ausz  fotterszlont.] 

12.  Se  faurd'n  se  aus  tres  fötersz  lÄnt, 
bäs  an  det  ruiselänt. 


56 


13.  Deu  sai  nau  nünt  ki  heimehi  kämen, 
&ud  ir  luäter  in  enke  küm. 

14.  ,Ach  sän  gelaifster  sänne  n?ein^ 
weu  huet  ir  dän  disz  schinste  beku?^ 

lö.  „(Adh  motter,  gelaifste  mkier  main) 
m^r  hun  se  beku  mät  blaudijem  schwiert, 
er  ßilt  se  hSld'n  an  iren  wiert.* 

16.  Deu  sai  nau  dier  hodhzet  neu  son  geu, 
mauszten  se  och  dier  laich  neugeu'l 


Die  Verlassene. 
53- 

(Wallendorf.) 

l.Et  seuz  e  m&itchi 

an  sainesz  fuetersz  böumeguert'n. 

2.  Deut  meitchi  grin,  deut  mSitchi  waint  — 


3.  Et  kura  e  rider  e  stolzer  gerid'n, 

(hSi  fr66ht  dat  meitchi)  wat  grainzt  tau,  wat  wainsttau? 

4.  Aber  huet  daich  dai  fuoter  geschleu? 

aber  huet  dir  dai  matter  öszt  ze  l^its  gedeu? 

5.  „Mai  fueter  huet  mig  o6li  näszt  geschleu, 
mai  mäter  huet  mer  odh  nöszt  ze  l^its  gedeu; 

6.  Aich  hu  mich  ferspreudhen  mät  era  hischen  knöicht, 


7.  Hol  seut,  hfei  wel  o6h  wider  ku, 
wän  dier  weult  gr4i  leuf  wel  dreu. 

8  Dier  weult  huet  o6li  gräi  leuf  gedreu ; 
bei  äsz  do6h  nami  ku.^ 


57 


9.  ,A6h  schinste,  w&t  wält  tan  im  entbdid'n? 


10.  Aich  wäl  diein  kn^cbt  o6li  näsztentbäid'n. 
Qot  der  hier  s&I  in  o6h  näszt  behHid^n  — 


[11.  for  sänt  for  schünt,  for  kat'n  4nt  bAtit, 
Qot  rSich  im  aät  saine  reichte  hünt, 
änt  faur  in  ausz  sainesz  fuetersz  lünt.) 

H.Got  ftäln  in  nät  behäid'n  for  sönt,  for  schünt, 
änt  säl  in  nät  behäid'n  for  katt'n  &nt,  bunt ; 

12    Got  raich  im  nät  seine  reichte  hünt, 
änt  faur  in  ausz  sainesz  fuetersz  lünt!"^ 


S 


Brautmörder. 
54. 
A. 

(Mühlbach.) 


®^e^e3 


:^^=^^t. 


E5=^J3 


-L-^- 


Et  frad      e       ke-nenk  genzt  dem  Eeinj,  hie  frad     e 


a^EE^^jgg^s^fe-^^g^ 


ke-nengs-dich-ter  -  leinj ;  hie  frad     et  gan  -  zer     si  -  we 

imo,  2do. 


E3^^?3^^ä 


■^- 


N— N 


-1-^ — ^ 


t- 


-•—^—■1-     ^ 
jör,     am  äch-te     vort     s&  rA-ge,    sdt   hie  frad  et     söt. 


58 

1.  Et  frSd  e  k^nenk  genzt  dem  R^inj, 
unt  fräd  e  kjenenksdichterleinj, 

hie  frad  et  ganzer  siwe  j6r, 
am  ächte  wort  sä  zägesöt 

[1.  D8  der  kenenk  seinj  diio6hter  frSt, 
se  frat  hi  sae  gaunzer  siwe  j6r; 
am  ächten  wör  sä  zäegesöt, 
am  aeinjte'  sül  hi  sä  hulen.] 

2.  ,Fri  motter,  gel&ft  frä  motter  meinj  I 

net  giet  mich  dem  kenenk  genzt  dem  Reinj! 
ech  nun  et  gesän  am  sanescheinj, 
ech  säl  net  lang  ir  düöhter  seinj  .  « 

[2.  O  föter,  gel&fker  f6ter  meinj ! 

net  gäf  mich  an  det  kenengjerenj  (?) 
ech  hun  et  gesän  am  sänescheing 
ech  säl  net  lang  ir  düoöhter  seinj.] 

3.  Frä  moter  geläft  frä  moter  meinj ! 

net  giet  mich  dem  kenenk  genzt  dem  Reinj ! 
ecii  hun  et  gesän  am  dräwe  mön, 
ech  säl  et  dräinjken  i  dem  jör. 

4.  Frä  moter  geläft  frä  moter  meinj ! 

net  giet  mich  dem  kenenk  genzt  dem  Reinj  ! 
ech  hun  et  gesän  am  hidere  &täm, 
me  blot  sal  öpräze  wegd  u6h  föm. 

5.  Hie  begrif  sä  u  schnfweiszer  hänt 
unt  färt  sä  durch  de  gräne  wält; 
unt  dö  der  wäld  en  äinjt  hat, 

dd  wör  är  schtn  e  gräf  gemacht. 

6.  Hie  Stesz  sä  rukläing  an  det  gräf 
unt  schlag  en  p61  durj  änir  harz. 

hie  schwang  sich  häinjder  sij  af  det  ruosz, 
unt  rant  zem  Torembrich  an  det  schluosz. 

7.  Här  schwö^er,  geläfter  här  schwö^er  meinj  ! 
wo  hud  er  gelosse  frä  säszter  meinj?' 
„fich  hu  se  gelosze  genzt  dem  Reinj, 

se  dräinjkt  duesz  mäde,  käle  weinj.** 


59 


8.  ,Här  Bchwd^er,  gel&fter  här  schwö^er  meinj 
fu  wat  sen  ich  de  ^ren  esi  feinj  ?^ 

^Ech  hu  geschöszen  en  turteldouf, 
en  turdeldouw  am  gräne  w&lt^ 

[8.  Här  schwö^er  geläfter  här  schwdger  meinj, 
fu  wat  sen  ich  de  klider  esi  feinj? 
y.Ech  hu  geschöszen  zwd  urteldouwen 
zwo  urteldouwe  geschöszen.**] 

9.  Di  turteldouf,  di  turteldouf  (feinj) 
dät  wirt  filecht  meinj  säszter  seinj  — 


[9.  Zwo  urteldouwen,  zwo  urteldouwen  — 
unt  seien  dät  meinj  zwo  säsztre'  sen? 


] 


10.  Se  6tä6hen  en  un  en  glänije    ^ 
unt  braten  e  wä  en  gr&ne  fäsch, 
„Lot  flesze,  lot  fleszen  däd  ädel  biät, 
et  dit  jö  nä  uäi  zeml  gät  I« 


(Mühlbach.) 


l:Et  fräd  en  keneng  genzt  dem  Reinj, 
unt  fräd  e  kenengsdichterleinj. 

2.  Hie  frSd  e  ganzer  siwe  jör 
(bäsz  dat  et  sein]  brokt  wör). 

3.  Mättich  wör  et  z&gesöt, 
daiierstich  wör  et  kopulirt. 

[3.  Mättich  Word  ät  zägesöt, 
danerätich  werde  se  ofgedön] 

4.  Prektich  fär  et  durj  en  burch, 

dö  achin  dät  galt  zä  de  laden  erdurch. 


60 

5.  '])&  burch,  da  sül  fersanke  Ben, 
(Uer  adler  säl  erdranke  sen. 


Die  Rache. 
55. 

(Müblbach.) 
*  *  * 


1.  Hie  rit  bärjaf,  hie  rit  bärjuof, 
bädz  e  se  un  em  branen  traf. 

2.,Gäden  dadhi,  gäden  da^.  ir  l&f  härn! 
na  wil  ecli  uiäd  ech  riede  gärn. 

3.  Wat  huod  ech  nieinj  fr&  udh  käinjt  p:ed6n, 
dad  ir  mer  se  jö  huot  nedergeschiön  ? 

4.  Wat  huod  ech  da  jang  äschdlt^gedön, 
dat  »k  na  ätindid  am  iere  län  ? 

ö.  Dien  ene  ätaih  hie  fum  ruos  eruof, 
diem  Sndre  schlach  e  det  hift  enioL 

6.  Dien  dräte  fepSlte  w&  en  fäsch ; 
dier  firt  lew  an  de  gräne  bäsch. 

7.  Ned  ener  wftl  dd  bleiwe  Ätdn, 
ned  ener  wül  en  antfert  sön. 

8.  Hie  rit  dohene  raät  fräachem  mät! 
esi  bezuold  em  de  fände  gät. 


Müllner  Hans. 
56. 

(Mühlbach.) 
1.  Des  öweezt  am  nein],  äni  h'AU  niönscheinj 
dän  der  Hanes  Muoler  zer  nöberä  geng. 


61 

.2.  Dan  hie  kam  fir  der  lädrerän  är  dir, 
/     dö  stand  en  schiu  grän  läinjt  derßr. 

3.  ,G&den  öwent,  gäden  6went !  gresz  ech  Got ! 
ech  greszen  ich  wörhaftich  ze  nichem  äp6t. 

4.  Ir  jang  man,  ir  jang  man  äsz  gewäsz  uet  derhira, 
dad  ir  af  der  gass  stöt  ganz  alin/ 

5.  ,,Me  jang  man,  me  jang  man  äsz  frelech  net  derhiro, 
dad  ej  af  der  gasz  &t6n  ganz  alin.*  — 

6.  Se  begrtfe  sech  mät  schniweiszer  hant, 
se  gengen  da  tr&p  die  lisen  gänk. 

7.  Et  stänt  ned  an  en  half  firtelstangt, 
dat  der  Haned  Muoler  gefange  stänt. 

[8.  Hie  wort  gefärd  .  .  af  det  rothousz, 
e  dö6ht  hie  kern  nö^  weder  erousz] 

9.  ,Här  borjermiszter,  härkenengsrichter!  ech  biden  ära 
ech  wäl  ze  scbinke  muolen  dem  ganze  röt/       [gnot, 

10«  ^yHaiies  Muoler,  Hanes  Muoler  ir  lasztijer  kniecht, 
dior  se  puor  schwarz   gruSeu  häinjder  d'  ire  Hecht 

11.  Hanes  Muoler^  Hanes  Muoler,  et  ka  jö  net  sen, 
et  mesz  ej8  nor  gestorwe  sen,* 

12.  Af  der  wisen,  af  der  wisen  af  der  kiener  lert, 
d6  glänzt  des  Hanes  Muoler  se  blisz  schwiert« 

13.  ^Na  h&  nä  h&  da  zegänescher  hangt! 
net  los  et  dich  ran  me  ätftizer  mangt!^ 


Der  Geist. 
57. 

(Mühlbach.) 


Af  der  burj  af  der  burch, 
dö  gid  e  giszt  eräm, 


62 


Äs  ed  e  schwarzer,  äs  ed  e  weiszer, 
äs  ed  e  gäder,  äs  ed  e  btser?  — 


Das  vergiftete  Kind. 
58.  . 

(Mühlbach.) 

1.  ,Me  käinjt,  wat  huot  dech  tröfen  ? 
me  käinjt  so  mer  nu!* 

3,A6h  fdoterl.meinj  bärz  wäl  zeäpräinjeni 
o  wi !  0  wil** 

2.  ,Me  käinjt^  wat  huoszt  t&  gieszen? 
ine  käinjt,  sd  mer  mi!' 

„E  fäschken  af  ktle  gebröden  — 
o  wi!  0  wil« 

3.  ,Me  käinjt,  wier  huot  dert  gebröden, 
me  käinjt,  s8  mer  mil' 

„De  moter  huot  mer't  gebröden  — 
o  wi!  0  wi!" 

4.  ,Me  käinjt,  wo  huot  8e*t  gefangen  ? 
me  käinjt  so  mer  mü* 

„Am  podel  häinjder  dem  guorten  — 
o  wil  0  wi!** 

5.  ,Me  käinjt,  dSt  wör'ned  e  fäschken, 
me  käinjt,  so  mer  mi! 

dSt  w6r  j6  d&  gäftich  n&ter, 
0  wil  0  wil* 

6«  Wat  wäinjtscht  tä  na  deinjem  fuoter? 
me  käinjt  s6  mer  mü' 
„En  gäldäne.;'stäl  am  hemel  — 
0  wi!  o  wil" 

7., Wat  wäinjtscht  tä  na  deinjer  moter? 
me  käinjt  s8  mer  mü' 
^En  glinijej  {itäl  an  der  häl  — 
0  wil  o  wi!" 


63 

Jesus. 

59. 

(Georgsdorf.) 

l.üft  Jesus  un  den  ülbärch  trat, 
z&  seinjem  gel4ften  här  fuoter  äpräih: 

2.  wHär  fuoter,  geläfter  här  fuoter  mein] ! 
det  kaun  dnen  dai  märter  net  seinj.*  — 

3.  Da  Jesus  an  de  guorte  geng  (wör  gangen) 
dö  koumen  dai  Jude  mät  fokeln  u^  Stangen. 

4  ,,Ir  Juden,  ir  Juden,  wät  sakt  ir  hai  ? 
dien  ir  sakt,  dier  äsz  net  hai 
[dien  ir  sakt,  dSt  bän  ug  ech].^ 

5.  Dai  Juden,  dai  Juden  erf^rde  sech 
unt  faulen  &lle  häinjder  sech. 

e.ünt  lä^en  d6  drS  halwer  ätangt, 

bäsz  Jesus  äpradh  durch  seinje  mangt: 

7.  „Ir  Jude',  Stöd  Aw,  unt  greift  mej  unl* 
De  Jude  Ständen  iw,  unt  grifen  un. 

8.  . 

unt  &urden  en  b&  e  kreze  breit« 

9.  Unt  schla^n  em  n&jel  durch  häinjd  u6h  fesz, 
bäsz  sich  der  här  Jisus  gäünz  erlesz. 

10.  Unt  schlagen  an  mät  r&den, 

bäsz  dät  seinj  helich  laif  moszt  bläden, 

11.  Unt  6ta6hen  an  mät  mSszem, 

bäsz  d&t  seinj  helij  ü^e  moszten  z^ren. 

12.  Sai  schlafen  an  mät  geiszeln, 

bäsz  dät  seinj  helich  laif  moszt  schweiszen. 

13.  Wät  wos  äusz  Jesusz  säinjem  bUt? 
dier  ein  wäinj^tök,  dier  wör  gor  gät. 


64 


14.  Wät  W08  äusz  Jesus  säinjen  zSren  ? 
dier  ällerhescbter  k&ren§ren. 

15   Wat  W08  äusz  Jesus  säinjem  schweiszen? 
dier  filer  wetwen  u^  wtsen. 


Drei   Jungfrauen. 
60. 

(Mühlbach.) 

1.  Et  stftrwen  dra  jangfern  an  enem  housz;, 
d4  in,  d&  &türf  den  öwent  glech^ 

2.  D&  ander  stürf  de  morjen  draf, 
de  drät^  d&  stürf  den  ändern  dä6h. 

3.  Na  rise  mer  de  schmuole  wiech, 
unt  kun  zem  Petrus  un  de  dir. 

^O  Petrus,  meinj  d&ner  ma^  af  de  dir!** 

4.  „Da  drr,  d&  äsz  schin  afgedön, 
beläwen  de  jangfern  erän  ze  gon  !* 
De  drät  d&  moszt  dertousz  ät6n. 

5.  Na  risen  ech  die  bride  wiech, 
unt  kun  zem  Satan  un  de  dir. 

,,0  Satan,  meinj  d&ner  mag  af  de  dir!^ 

6.  „D&  dir,  da  äsz  schtn  a%eddn, 
bel&f  de  jangfer  erän  ze  gön! 

7  Beläf  de  jangfer  neder  ze  säzen!^ 


8.  Hie  gaw  är  ene  k&Ien  dränk^ 

dad  är  det  blät  zen  ü^en  erouszipräng. 

9.  ^Hät  fuöter  u6h  moter  de  r&t  gentn, 
unt  hat  mich  gezwangen  an  de  kirch ! 

16.  Äsz  fuoter  u6li  moter  zer  kirch  geganj;en, 
se  bän  ech  iir  dem  späjel  gest&nden. 


65, 

11.  Pjc\\  hu  mer  me  geeicht  geschmäkt, 
unt  hu  mer  me  giel  hör  gegläzt. 


'E  a  k  o  z  L 
61. 

(Zaiden.) 

£t  wdsz  gäkt  friden  an  äsem  lünt; 
dät  det  de  Rakozi  ferdreiszen ; 
hie  säkt  dieszwöje  gor  fil  fölk, 
sai  silen  de  muoser  ouszreiszen. 
5.  Awer  sai  bestünden  mat  schünden. 

Et  kodm  der  Häntär  af  dem  Zoideszwech^ 
sai  stünden  an  de  gedänken  ew^ch^ 
Don  küme  se  bai  dem  grüsze  bachel  erousz, 
de  Zäkel  faszten  anir  schwierter  blousz; 
10.  sai  kümen  durt  bai  dem  Rapler^ch 

Doun  deden  de.  rauoser  ene  schasz, 
dät  d&t  dem  Häntär  Mihai  ferdrasz« 
Sai  köme  basz  bai  den  noie  gruewen, 
d6  mauszt  der  Zäkei  mat  dem   muoser  eramtuowen, 
15.  dö  mauszten  de  muoser  anir  gewier  zäschaken, 
und  af  de  Zäkel  r^cht  zädraken. 

D6  wöre  gefalle  fairhangdert  man, 
dö  wort  gemacht  en  hüfe  grüsz, 
sai  lägen  alle  nakt  unt  blüsz. 
26.  Sai.rünten  an  det  Busen  166h, 
d6  half  anen  äser  Harregöt. 

Subält  w&re  sai  weder  hai, 

sai  stünden  ä  grüszen  niden  unt  bedinken, 

da  Rabutin  wiU  dem  Rakozi  nö^  inte  schinken. 


66^ 

Aus  dem  Aufstand  von  1848. 
62. 

(Sfichs.  Regen.) 

De  RuszeD  ku  ii  Sibenbirjen 
de  Eoschater  ze  erw^ürjen, 
de  Juden  ze  erschlö. 
A6h  Härgöt,  gäf,  dat  fil  honef  ger&t, 
3.  dad  em  desz  Koschut  sen  känder  guor  ofh^t! 
siben  HonwSd  u  ene  ätränk! 
de  Koschud  u  de  flUchb&nk 
den  Bern  u  den  galjen, 
det  wirt  in  net  gefallen. 


63.. 

'  (Heimath  unbekannt) 

1.  Erousz  de  sarasz,  wiks  de  ganin! 
wad  ödem  huot,  dat  mesz  derfiin 
de  Zäkei  ze  bezwäinjen ; 

8&  wtlen  ales  l$nd  änien, 

dem  ktser  net  seinj  ire  gien  — 

et  säl  en  net  geläinjen. 

2.  De  drumel  git  fiin  bousz  ze  bousz^ 
na  hiszt  et:  ir  gardiszten  erousz! 


Zweites  Buch. 


5» 


Erste  Abtheilong. 

Festlieder  und  Festreime. 


Morgengesang 

(womit  die  Mädchen  und  Frauen  zum  „Gänserupfen"  und  andern  zur  Zurichtung  des 
Hoühzeitmales  nöthigen  Vorbereitungen  und  Arbeiten  geweckt  werden.) 


1. 
A. 

(Petersdorf.) 


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=1=:^=:n=1^ 


¥-¥—¥- 


Et     sdl  e  m&tehe  gor  frä  ■  aßtöa,  et    sdl  gor    frä    nö 


^^^^^^^^^^^^ 


waszer  gön.  Stand  auf!  ätand  auf!  mein  herf  es  ist  ta-ge    ja 


M 


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t:^E^El^^Er^ 


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it: 


ta^ !        Es    ta  -  get  sich,  heut,  es     ta  -  get   sich  neu  -  vor 


3 U^Z-  — 


70 
^  Imo 


:^=g=zS: 


i 


mei-nem  herz-lieb-chen    er  -  schein    ich  noch  heut.  Stand 


2do 


2 


schein  ich  no6h  heut. 


1.  Et  söl  e  metche  gor  fräi  äfttön, 
et  süt  gor  fräi  nö  wässer  gön. 

Stand  auf,  stand  auf^  mein  herr! 

es  ist  tage  ja  tag, 

es  taget  sich  heut, 

es  taget  sich  nett 

vor  meinem  herzliebchen  erschein  ich  no6h  heut 

[1.  Et  sül  e  mfetche  gor  fräi  Äfstön, 
et  sftl  gor  fräi  nö  wässer  gdn. 
Stand  auf,  stand  auf,  mein  herr! 
es  ist  tage  ia  tag, 
es  taget  sich  heut 
es  taget  sich  neu 
von  meinem  herzliebchen 
scheiden  ich  no6h  heut] 

2.  Häi  ätd  mer  aw  enem  n$e  bieszem». 

mer  wile  gor  garre  sösz  weinjbrök  ieszen. 
Stand  auf  etc. 

3.  Häi  feto  mer  aw  enera  kftperuit, . 

mer  wile  gor  garren  diesz  sdsze  bruit, 
Stand  auf  etc. 

4.  Häi  St6  mer  an  ener  ködelkrousz, 

mer  wile  gor  garren  ddi  knödei*n   erousz, 
Stand  auf  etc. 

5.  Hai  ätö  mer  aw  enem  kalde  &tin, 

mer  wile  gor  garren  die  wiech  k^  htm. 
Stand  auf  etc. 


71 

6.  Hai  hu  mer  en  schlaseel,  dt  den  däg  ifschleszi, 
mer  wilen  e  schmeiszeiiy  daor't  Wasser  hifleszt. 

Stand  auf  etc. 

7.  Stöd  iw  ir  mfet,  lit  neder,  ir  knecht ! 
den  siwege&t&re  glt  hainjder  det  r&ch. 

Stand  auf,  ätand  auf,  mein  herr, 

es  ist  tage,  ja  tag, 

es  taget  sich  heut, 

es  taget  sich  neu  — 

vor  meinem  herzliebchen  erschein  ich  noch  heut. 


(Georgsdorf.) 


1.  Et  wöui  e  m&tche  gor  frfti  &fstön, 
et  wöül  gor  fräi  nd  wasser  gön. 

Stöd  of,  ätdd  ow,  ir  harn  't  asz  dä^h, 
et  dä6ht  sich  hekt,  et  da6ht  sich  nai. 

2.  Hai  ktd  mer  an  ädsen  ködle  kröusz, 
mer  weile  gor  garen  dSA  knödern  eräusz. 

Stöd  of  etc. 

3.  H&i  std  mer  an  äusen  gipe  r&t, 

mer  weile  gor  garen  diesz  wuorme  brut 
Stöd  of  etc. 

4.  Hki  &tö  mer  ow  enem  naie  b&tszem ; 

mer  weile  gor  garre  sesz  wäinjmer  4iszen. 
Stod  of  etc. 

5  U4i  Stö  mer  ow  enem  breide  Stin  — 
mer  weile  gor  garn  die  wiech  k^n  heim. 
Stöd  of  etc. 

6.  De  m^den,  die  bat  em  of  fäderä  Mt, 

de  kn^hte  bat  em  ow  en  ätenerän  träp. 
Stöd  of  etc. 

7.  De  mSden,  die  bat  em  mäd  älem  fleisz, 
de  knechte  bat  em  of  htneleisz. 

Stöd  of  etc. 


72 


8.  D4i  &It  lataren,  dai  rämple  gor  garen, 
d4i  j^Dg  gesalen,  däi  hopse  garen. 
Stöd  of,  stöd  ow,  ir  harn  't  asz  da6hy 
et  däget  sich  hekt,  et  dädht  sich  nai, 
fu  meinjem  harzgeläften  scheiden  ich  näL 


Brautlieder. 
2 

(während  die  Braat  von  Preundinen    gekleidet  wird.)  • 

A. 

(Petersdorf.) 

1  Ousz  wat  sele  mer  esz  w&schen  ? 
ous  em  zinane  schaszeltc}ien. 
•     Rusleing  gung  &f! 

2.  U  wat  sele  mer  äsz  drejen? 
un  e  senden  dacheltchen^ 

Busleinj  gung  kil 

3.  Wat  sal  em  dier  schönster  nH  undän  ? 
en  hisch  hemt  mat  preisen  dräf. 

Rtsleinj  gung  äf! 

4.  Wät  sal  em  dier  schönster  mi  undän  ? 
eh  hisch  hiäfleinj  äf  de  bräszt. 

Rusleinj  gung  äf  I 

5.  Wät  sal  em  dier  schönster  mi  undän? 
en  hische  gtrkel  u6h  sp&ngen  draf. 

Rusleinj  gang  äf! 

6.  Mat  wat  sele  mir  sä  schajen? 

mat  hische  schägen  u6h  (schnälen)  dräf. 
Rusleinj  gung  äf ! 


73 


(Georgsdorf.) 

l.Auszwät  eele  mer  esz  wieschen? 
änsz  dem  zinane'schasseltchen. 
B&sleinj  gong  of! 

2.  U  wÄt  sele  mer  esz  drejen? 
UD  e  schniweisz  dacheltchen. 

Rusleinj  gong  of ! 

3.  Wdt  sele  mer  es  undän  ? 

en  htsch  hunt  rut  preisen  drof. 
Rusleinj  gong  of! 

4.  Wit  sele  mer  esz  mei  nnd&n  ?   - 
en  htsche  pändel  fälden  drof, 

Rusleinj  gong  of! 

5.  Mät  w&t  sele  mer  esz  girken  ? 
mät  falschem  girkel:  knüp  drof. 

R&sleinj  gong  of! 

6.  Wät  sele  mer  esz  for  schürzen  ? 
falsche  schürz  mät  blomen  drof. 

Rusleinj  gong  of ! 

7.  Mät  w&t  sele  mer  esz  schäjen  ? 
faiscfa  schale,  kreiseln  drof! 

R&sleing  gong  of ! 

8.  [Wät  sele  mer  oft  hetft  dan  ? 
schniweisz  da6h  nölden  drofc 

Rusleinj  gong  of !] 


74 
3 

(Seiborg  —  gegangen  wiChrend  dem  Läaten  znr  Kirche.) 


^^ 


^3^^g^==i 


jtZ=3t 


Ecfa  BÜl  mer     e-möl    en    buj   aaszgdn,   6ch  sachmeinj 


^S 


ft- 


:i:=izz:iz=iziii 


tt 


s^^S^ 


r*i 


*' 


-^*- 


f-r 


härz-Iäf     b&    e  -  nein    an-dre  6tön.    Ech        greszt       et 


i^Si^^ 


q=t 


3t=3t 


Iszt,      et      dankt     mer    zwtr:       na      so  mer  schinet  läf, 


1=4: 


^^^^^^^ 


w&    ge-f&rn  echdir?  DS  ge    -   fillst    mer    wuil,  unt 


i 


^^ 


=4 


S 


^-L-jL.» 


ge-Mst   mir   gät.       Na      8Ö    mer    schinet    l&f    woni 


wält  tä  mech  hun?   £n-zöwend        en  -  zdwend       awer 


LVl/ill. 


&j:-=j=B 


-^?— ^- 


4==ti 


mo-re     tri,    gor   fr&,      won    da      btt  fräinjt  ze-sum-me 


q: 


t 


=t 


:i=!i: 


^^ 


r::^: 


3^ 


wär-de    kun.      Na    sät    de       alerschenst     an        e-nem 


75 


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4=1? 


1 


W^ 


]e5 


~*r— ^r- 


gruisze    lit,  sä         6ttt,      sä       litit     w&     dSrin     de- 


Efc 


j*zi!v: 


S^^EJ 


1: 


:1=4 


1 


«3=5 


re  '  ri  büm,       dem  det   sommerläw     df  -  ge  -  fi  -  seid  äsz. 
»     5,  naszt,         »n        n     n      19        9      n        d       n        w 


Ep:^^lj3^2^ 


Sei 


^i=i^ 


Ai 


N       ai        N    losz  et      dir  ze    harze     gön ! 


=^ 


-:]=q=:t 


:::l=:1: 


ii®=zt 


:q=:q: 


lilZIiL 


-Sl— ^-^ 

deiiy    fo  -  ter     wirt  dir      gor    ©n    klio     göf     nödrön, 


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mo-ter 
brä-der 


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|^Ej=-i^£35=^ 


^=15=10: 


^EiEÖEiE 


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Nem     ur-lef,  nem   ur-lef    fun     deinjem  fd-ter  dein)  1 

,  „         bräder  deinj! 


fräsche  mät ! 


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SEJ 


iic^=t3t 


nem  urlef,     nem   urlef      fun  d^injer    moter  deinj! 

n       r,  j,         y,       »»         i»       «.«       sftszter  deinj ! 
»       »  »         j,       1,    r>        «     deinjem   &pi-le   g&tl 


1.  Ech  BÜl  mer,  emöl  en  barj  onszgto, 

ech  sSdh  meinj  härzläf  b&  ^nem  äundre  ät6n. 

£ch  greszt  se  iszt,  et  d&nkt  mer  zwir; 

,Na  BÖ  mer,  schinet  läf,  wS,  gefallen  ech  dir?" 


76 


2.  ^Dä  gefölst  mer  wuil,  unt  gefälst  mer  gät.* 

„Na  80  mer  schinet  l&f,  wonl  wält  tä  mech  hun?^ 
„Enzöwend,  enzowend,  awer  morre  fr&  gor  fra, 
wun  de  bide  fräii^jt  zesume  kan. 

3.  Na  ätit  de  alerschenzt  an  einem  gr&sze  Iit ; 
sä  stit  wä  dierin  deren  büm^  (stit)  ■> 
[dem  dat  sommerlüw  öfgeriseld  äsz,] 

sä  h^t  wä  diertn  derertn  näszt, 
dem  dat  somerlüw  Öfgeriseld  äsz» 

4.  Ai  N'n,  losz  et  dir  ze  harze  gön ! 

deinj  föter  wirt  dir  gor  en  kli  göf  nödrön; 

ai  N.  n.  losz  et  dir  ze  harze  gön! 

deinj  moter  wird  dir  gor  en  ku  göf  nödrön. 

[Ai  N.  n.  los  et  der  harze  gön ! 

de  bräder  wirt  dir  gor  e  kli  göf  nödrön.] 

5.  Nem  urlef,  nem  urlef  fun  deiniem  föter  deinj ! 
nem  urlef,  nera  urlef  fun  deinj  er  motter  deinj ! 
[nem  urlef,  nera  urlef  fun  denjem  bräder  deinj  I 
nem  urlef,  nem  urlef  fun  deinjer  säszter  deinj  !] 
nem  urlef,  nem  urlef  fun  deinjem  fräsche  raät ! 
nem  urlef,  nem  urlef  fan  deinjem  äpile  gät! 


4/ 

(Eaisd.    Am  Vorabend   der   Hochzeit   versammeln    sich   alle   Gespielen   der   Brant; 
diese  nimmt   weinend  von  ihnen  Abschied,  während  sie  ihr  das  folgende  Lied  ,zum 

Abschied^  singen.) 

I. 

l.Ech  sül  emiöl  de  burj  amgiün, 

ech  sa6h  main  härzläfken  am  wiech  diu  stiün! 
ech  gröszt  äd  iszt,  ät  dünkt  mer  zwir ! 
„Oäi  ienich  härzläwen  wol  äs  ät  mir!** 

ech  sal  ewöj,  ech  mosz  derfun, 

der  läf  göt  wisz,  won  ich  weder  kun  ; 

ai  woni  warden  ich  weder  kun? 

won  de  schwörz  röwe  waisz  fadem  hun. 

2.  fich  sazt  zwiü  risen  ainder  fötersz  weünt  (heünt) 
„Och  ienich  lawer  föter,  longd  ir  mer  ir  heünt!** 


77 

ech  sazt  zwiü  risen  ainder  mottersz  weünt  (heünt) 
^Odh  ieoich  laf  moter  longd  Tr  mer  ir  he&ntl^ 

ech  ,sal  ew^j,  ech  mosz  derfun^ 

der  l&f  göt  W18Z,  won  ich  weder  kun ; 

ai  woni  warden  ich  weder  kun? 

won  de  schwörz  röwe  waisz  fadem  hun. 

3.  Ech  sazt  zwiü  risen  ainder  bre&dersz  weönt  (heünt) 
„06h  ienich  liwer  breäder  long  teä  mer  dein  heünt.** 
ech  sazt  zwiü  risen  ainder  säsztersz  wäünt  (heünt) 
„Odh  ienich  läf  säszter,  long  teä  mer  däin  heünt! 

ech  säl  ewöj,  ech  mosz  derfun, 

der  I&f  göt  wisz,  won  ich  weder  kun; 

ai  woni  wardeu  ich  weder  kun? 

won  de  schwörz  röwe  waisz  ladern  hun.** 

4.  Ech  sazt  zwiü  risen  ainder  en  bäsch  : 

^06h  ienich  läf  ge&pilden,  halt  ir  ech  nor  fräsch ! 
ech  sal  ewfej,  ech  mosz  derfun, 
der  läf  göt  wisz,  won  ich  weder  kun; 
ai  woni  warden  ech  weder  kun  ? 
won  de  schwörz  röwe  waisz  fädern  hun.* 


H. 

5.  Ai  deä  ech  küm  bäsz  fiür  de  don, 

se  giüft  mer  me  l&f  föter  en  k^szel  u^  en  kon, 

ai  deä  ech  küm  bäsz  äf  den  dil, 

se  ^iüft  mer  meinj  läf  moter  en  schleöger  u^  en  pil, 

Owi!  owil  teä  griszet  lit! 

nor  wi  dem  et  ze  harze  giti 

6.  [Aj  deä  ech  küm  bäsz  fiür  den  däsch : 

„Och  ienich  läf  moter,  hält  ir  ech  nor  fräsch!**] 
Ai  deä  ech  küm  bäs  of  de  bräk,  . . 
se  dr^d  ech  mij  am,  en  6ä6h  zeräk; 
ech  sadh  weder  föter  nödi  moter  kun. 
[ödi!  schide  fun  harzen,  dät  diet  gor  wü] 

Owll  owil  te&  griszet  lit! 

nor  wi  dim  et  ze  harze  gitI 

7.  [Ai  deä  ech  küm  bäsz  fiür  det  diür, 
se  schusze  se  gor  hält,  de  rijel  fiür.J 
Ai  deä  ech  küm  bäsz  fiür  de  dir, 

esi  siüde  se  gor  bält:  se  äs  esz  ze  fil. 


78 

Ai  deä  ech  k^m  bäsz  fiür  det  bgt^ 

esl  deö6ht  ech  gor  bält:  ai  wärst  te  nd^  en  met! 

^Owil  owil  deä  griszet  lit! 

nor  wi  dem  et  ze  harze  gttl^ 

8  Ai  deÄ  ech  küm  bäsz  fiür  den  hiert, 

esi  siüde  se  gor  hält:  se  äs  äser  net  wiert! 

Ai  deä  ech  körn  bäsz  fiür  de  trun, 

se  si&de  se  gor  bSlt:  se  äs  esz  ze  grüm. 

^Owt!  ^wil  deÄ  griszet  Itt! 

nor  wi  wem  et  ze  harze  git!^ 


lii. 

[9.  Em  wit  dech  leiden  an  e.  stenerän  heusz, 
diu  wist  teä  s|,n  mät  freäden  ereusz. 
£d  äs  en  däjlich  ipunkel  är  b^szt  kliet, 
ainder  dem  s&  drit  grisz  härzelit 
Wol  bl&szt  der  waint,  wol  Äteift  der  öchni! 
odi  sohide  fun  harzen  dat  dit  gor  wil 
Af  dem  Soii^szbrijer  tom  äs  en  grisz  schalmä; 
&{  dem  Kaisder  frithuf  äs  alle  trä.] 


Brautrede. 

(Die  HochzeitgSste  sind  bis  znr  Trannng  getrcttmt,  die  Verwandten  des  Bräatigams 
bei  diesem,  die  der  Braut,  bei  ihr  versammelt.  Mit  dem  Anklingen  der  Glocken  be- 
gebe]; sich  jene  mit  dem  Brautknecht  an  der  Spitze  zur  Braut,,  wo  der  Brautknecht 

die  folgende  Bede  hält) 

Got  gresz  ich  hekt 
läf  ho6hzetlekt, 
al  da  er  hä  bäsume  sekt! 
fräfii  und  geseangt! 
5.  ze  deser  feteangt! 

dät  wäintschen  ej  o6h  ausz  härzensgreangt: 
Segd  er  wolaf,  w&  ej  tet  bän, 
se  frät  sich  d^sz  memj  harz  unt  sän. 
£ch  bän  e  b&den  ausz  fremdem  Iftnt, 
10.  meinj  här  huot  mech  zä  och  gesCtnt. 
Hi  led  och  gresze  jangfer  brojt! 
wä.  äs  ir  nume  schin  oder  ädel  brojt? 


79 

Adi!  won  ir  an  nor  silt  sän, 

wä  Me§  am  seiuj  klider  4ttenl 
15.  Hie  äsz  geklojt  mät  brömem  unt  blöem  gewoünt, 

se  r6k  äs  am  esi  hie§  unt  lüak, 

unt  rocht  am  nor  bäs  af  de  kn&, 

und  äsz  gefeätert  mät  gangem  läimerföl; 

seinj  hüesen  sen  ära  fil  ze  onj^ 
20.  seinj  schalen  hu  fil  woszergonj, 

wot  schilt  bi  sej  am  giszäne  scheaäh? 

e  pör  stiwel  äs  am  nai  n£  geneadh. 

Hi  höd  u^  en  bojdel  wol, 

mät  fuofhanjdert  galde  wirt  e  föl; 
25.  hat  hl  na  nor  en  igemöl^ 

tokate  fanjt  em  üwerSI. 

Eut  hier  zä  mir,  schtn  jangfer  brojt', 

befuer  em  an  de  kirich  lojt; 

ech  wäl  ech  flren  hin  zeä  am, 
30.  d6  wärt  ir  hure  seinj  Stäm ; 

hi  wird  och  käsze  wä  e  käinjt, 

ä  seinj  arme  nien  älzbSIt  geschwäinjt, 

unt  wän  ir  neä  zw6  gang  iöjt, 

e  mün  unt  weif  get^&rde  sejt, 
35.  ilzdün  wird  ed  un  e  liewe  gön. 

*Schm  mfet  brojt, 

sejder  wul  gesSszen, 

unt  hddires  irbere  (purschen  unt)  brojems  net  ferg&szen? 

hä  äsz  hi  uch  fuerhoünden 
40.  f&or  iresz  fuotersz  wofinden 

mät  firthälfhanjdert  man 

[mät  fafzäntäusent  man] 

unt  seinj  net  fil  mi, 

se  seinj  do6h  fil  wenijer* 
45.  Se  hu  blü5  häegt  af, 

unt  walle  gärre  stroisz  draf ; 

se  hun  udh  blü5  dalmünen  un, 

unt  hu  ffier  knifel  drun, 

hanjde  äpueren 
50.  anjde  (nichen)  sftelen, 

wot  fuer.e  fälk  wirt  dat  net  seinj?* 

Se  begieren  och  eraüsz 
aus  iresz  fötersz  haüsz  - 
an  de  helich,  kräsztlich  kirich  ze  gü5n, 
55.  fuer  de  irwirdich  hären  unt  preszter  ze  &tü5n, 
iren  lÄtoünt  ze  bekr&ftijen 
und  oinjt  dem  oandem  den  ojt  öfzeliejen. 


80 


N6  ferrichter  saöh 
Wirt  hl  och  faren  ä  se  geina^h^ 
60.  do  wärt  ir  hun  en  geäden  dä6h. 
[wird  et  net  seinj  e  geät  dä6h, 
esi  wird  et  sen  e  kläpelschläch  — 
ich  hofen  di  wirt  net  kun  allen  da6h.] 


fSchin  möt  brojt! 

65.  hi  wird  och  lejden  an  e  Stenerän  haüsz 
dö  wärt  ir  sän  mät  h&ftijen  tränen  eraüsz 
(do  wärt  ir  sän  mät  hiszen  z&ren  eraüsz) 
hl  wird  och  lojden  lanjst  en  ätreo6h  birkä  reäden 
unt  wird  ij  ir  flisch  schlüon,  dad  et  wirt  bleäden, 

70.  hi  wird  och  faren  un  en  streo6h  haszeln, 

unt  wird  och  de  kn66he  schlüon,  dat  se  brassein; 
hi  wird  och  lojden  üwer  en  brajk, 
d6  wärt  ir  hu  fun  am  al  krojz  und  eäglajk; 
hi  wird  och  loiden  lanjst  e  gloisz, 

75.  hi  wird  och  lüösze  ätion  w&  en  orem  woisz ; 
hi  wird  och  lojden  un  en  poszta, 
do  wärt  er  hun  nichen  trä.] 


Schin  m&t  brojt! 
sejd  er  wul  ges^szen, 
80.  unt  höd  iresz  purschen  unt    brojems  net  fergöszen, 
esi  räkt  eräm  aw  irer  bounk, 
unt  rocht  mer  ir  weisz  riecht  houit! 

(Hierauf  nähert  sich    die  Braut,  reicht    aber   dem  Brautknecht  statt  der  rechten  die 

linke  Hand,   oder   es   reicht  eine  der    Brautfrauen    sie    dem  Sprecher,  worauf  dieser 

Abschied  nimmt  und  fortgeht.     Ausserhalb  der  Thüre  kehrt  er  aber   wieder  um,,  und 

fahrt  in  seiner  Rede  fort;) 

Got  gaw  och  weder  en  geMen  dadhi 
Ich  hun  noch  müölz  getrueden  zerajk, 
85.  ich  höfen  aw  e  beszer  gläjk. 
Ich  stion  af  stüol  und  eisen, 

unt  höfen,  er  wärt  mer  de  dir  esi  16r  net  weisen ; 
ich  sti6n  aw  enem  stoin 
unt  woil  garre  weder  hoim 
'  90.  awer  nicheszwiechsz  eloin. 

'iSchin  met  brojt! 
de  däsch  se  gereakt. 
de  hiene  se  gepleakt, 
de  kofie  se  gefäljt, 


81 

96.  mät  k&jlem,  sijszein  weinj, 

dob&  hdfe  mer  röcht  frtlich  ze  seinj. 

'Schin  mftt  brojtl 
ech  hu  gesän  en  s&szel, 

ich  h6fen,  ir  f6ter  wird  och  güdwen  en  k&szel; 
100.  ech  hu  ges&n  en  dil^ 

ich  höfen,  ir  moter  wird  och  giidwen  e  schlfejerda^  u^  en  pil; 

ich  hu  geaän  en  trun  — 

er  wart  zel&at  nor  mijsze  kun. 

*SchlH  mdt  brojtl 
105.  won  ir  ne&  afltüöt  fun  der  bafink, 

se  lipr&cht: 

„ir  harz  meinj  ajiderl  neft  sön  ij  och  dünk  !^ 

Won  ir  neä  kut  bäsz  fö^r  det  bat, 

se  spr&cht: 
1 10.  ir  harz  meinj  ajider !  hat  er  mich  gehilden  tn  m  öt 

Won  ir  kut  bäs  an  den  leren, 

se  &pr&cht: 

ir  harz  meinj  ajider!  w&  sSl  ij  och  empieren? 
*  Won  ir  nea  kut  bäsz  fEier  den  hiert, 
115.  se  ipröcht: 

ir  harz  meinj  ajider!  wi  bän  ij    irer  esi  eäwiert! 

Won  ir  nea  kut  bäs  an  det  haüsz, 

esü  wart  ir  nor  mäjszen  eraüsz. 

Won  ir  nea  kut  bäsz  fuer  de  dir^ 
120.  esü  &pr6cht: 

ir  hlrz  m^iiij  ajider  neä  bän  ich  net  mi  ir. 

Won  ir  neä  kut  bäsz  fuer  det  duer, 

wart  ir  s&n  loiter  fremden  derfuer, 

Won  ir  neä  sat  de  gas  afen, 
125.  esü  wirt  och  ir  harz  pafen. 

Won  ir  ne&  s&t  de  gas   uowen, 

esü  wird  oin  trSn  de  oünder  guo^en. 

Won  ir  kut  bäsz  f&er  der  schwiier  är  duer, 

esü  warde  se  sch&szen  de  rijel  aerf&er. 
130.  Won  ir  kut  bäsz  fter  de  dir, 

em  warde  sä  i^pr&chen:  zeräk  mät  dir!^ 

Won  ir  neä  kut  bäsz  f&er  det  haüsz, 

esü  warde  se  och  schldn  mät  böszemen  eraüsz^ 

Won  ir  nea  kut  bäsz  fBer  den  hiert. 
135.  esü  warde  sä  äprSchen:  zeräk  mäd  och! 

ir  segd  äsernnet  wiert! 

Won  ir  nea  kut  bäs  an  den  ieren, 

esü  warde  sä  äpröchen :  zeräk  mäd  och ! 

mir  känen  irer  gor  laicht  empieren. 


82 

140.  Won  ir  nea  kut  bäsz  f&er  den  däsch, 
esü  warde  sä  Sprechen:  zeräk  mäd  ochl 
ned  Sszt  mäd  äsz  desz  groänj  fäsch! 

l)o6]i  mer  lüSszen  uo  fun  desem  onnäze  geschwäz^ 
dän  ed  äs  eds  und  och  net  fil  näz. 


145.  Qot  drSinij  an  dem  wiesen, 

di  aüsx  zwenen  oinjt  gemä6ht^ 

teä  höszt  alle  auszerliesen, 

^nt  gor  wul  zesuraebrö^ht. 

Adermön  höt'sil  unt  laif 
150.  e  jöt  lätoünt  man  unt  waif, 

unt  si  wieszle  inät  de  jören 

deser  wält  ze  lojter  pören. 

Te&  kftezt  an  de  sile  stejen, 

wd  niche  mänjtsch  de  ^chtäszel  hot, 
155.  unt  de  harzen  alle  boijen 

w&  en  amgedret  rät. 

Doräm  goid  u61i  ha  unt  duert 

de  ferlongen  änjde  fuert, 

unt  der  mänjtsch  'niät  seinjem  dink^n 
160.  kAn  et  do6h  n^d  oundresch  linken. 

O  teä  güewer  aler  gäder, 
stjen  wot  teä  höszt  gestäft ! 
kam  ferbanjder  der  gemäter, 
wel  et  deinje  rom  beträft ! 
165.  zej  an  äsz  wunung  an, 
loBZ  se  däjlij  oinjt  seinj^ 
unt  ferlonier  är  dach, 
dad  em  luew  unt  donk  dir  sü&I 


Esü  nit  neä  uofschojt 
170.  fu  föter  unt  moter, 
fu  bräder  unt  säszter 
iun  alle  geäde'  franjden, 
dat  se  ocn  an  e  solen  aui&tanjden 
net  mi  m&je  fanjdenl 

175.     'Schin  mSt  brojt! 
sejd  ir  wöi  gesSszen, 


83     ' 

unt  höd  Iren  ireeme  purschen  unt  brojem  n^t  fer- 

esü  r&kt  h&i*wärz  of  der  bofink 

unt  rocht  rner  ir  waiBz  riecht  heünt ! 

(Hierauf  steht  die  Braut  auf,    reicht  dem  Brautknecbt  die  rechte  Hand,   nimmt  hier- 
auf Abschied  von  Vater  und  Mutter,   dankt  für  Ersiehung  etc.  und  dann  wird  anter 
Absingen   ilea  Kirchenliedes:  „Utisern  Ausgang  segne  Gottl*^   oder  ,»nun  d^mket   alle 
Gott!"  zur  Kirc}ie   gegiingen.) 


Rockenlieder. 


6. 

(Seiburg.) 

Am  letzten  Hochzeitabend  bringen  die  Nachbarinnen  und  Freundinnen  der  jungen 
Frau  einen  Rocken,  d.  i.  an  einem  ziemlich  starken  jungen  Eicfastamme  (früher  wohl 
nur  recht  starker  Bocken)  einen  dicken  „Hanfzocken''  (koit)^  an  dem  an  einigen 
.Orten  Eierschalen  und  Blumen,  an  andern  Spindeln  und  Aepfel,  in  Seiburg  aber  eine 
Mengd  Werg,  Spindeln,  hölzerne  Löffel  etc.  sich  befinden,  und  singen  dabei  in  der 
Hausflur  (honsz)  das  folgende  Lied: 


Mer     wä  -  le    gön,  mer    wä  -  le    Ätön,  mer  wäln     er     jan- 


?EP 


^=^ 


irfzili*: 


ZfIZ 


rfcmt 


ger     irk     en        rd-ken  drön,  e  -  ne       rö-ken  drön,  e  -  ne 


fe^^^ 


I 


i^s 


rö-ken  drön.  Ai     wat  drd    mer      är     änt  housz?  fil      ir 


I^^ÖE^Si 


:ir-rN 


:ä=zt3 


J±:dS 


:i^- 


unt    gläk  fil     ir  unt    gläk:  e  -  si  fil  der  kui-re 


keg-der,  e  -  si  fil  der  gä-der  zegden,  e-si      fil  der  flda: 

6* 


84 


m^=B^^^ä^$^^ 


i-:ir=55: 


+j — I- 


3t:td 


uinen,  e  -  sj       fil  der  g&-der  jdr,    e  -  si     fil  der  kuiren 


s 


i 


^ 


^ 


5 


±^:^ 


tszJi 


S   "S   -ft — N-- 


i       P     I 


S3^ 


4^ 


if*- 


l-ren,     e  -  si 


i 


fil  der  hiBzer     sd-ren 


e-si  fil  der  hts- 


T 


s 


!=»=£ 


^ 


tut 


-I- - 


V— W- 


zer   zS-ren     e-si     fil  der    M-szer  zdren.    Gid  er  goden 


IferjTtrjTFfrrirT^qfe^ 


1 


gan-gesan^se    nit   se    an  niät  gläk^      se    nit  se  an  mftt  gläk^ 


?^^- 


fe^ 


:»=*: 


± 


I 


^ 


■N — \- 


se  uit  se     an  mätgläk.  Hirt  hier     ir    mdn,  der  bredjirm^  wot 

Hirt     ir     frä    seid    er  l&-wen,     de 


^ 


^-rJ«r:>-Jv 


:g=St 


\ — 1- 


irfnit 


asü^isj 


mir  ech  wä-le       .sön. 
gang  ixAi  losze       i^tön  I 


de  jang  möt      losze    g6n. 


w^^^^^^^^^ 


Hirt   hier,  de  frä,  de    brötj    wot      mir    ech     wd  •  le 
den        i-Liüm  seid  er     lä  -;  wen         de  jong  kniecht  losze 


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de  jong  kniecht   lo-sze     gdnl 


sön. 
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85 


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Nid  en    ze-brfecht   en  I  känder  net    ze  -  brachen,  se  iterft  ij 


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3tz:i: 


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ir  jang    fri         an  dem  al-ler  -  Ir-&te    jör. 


(Damit  erg^ifen  die  im  Zimmer  den  Bocken,  und  ziehen  ihn  trotz  dem  Widerstände 
der  Draussenrttehenden  hinein,  worauf  ihn  der  junge  Mann  mit  der  bereit  gehaltenen 
Axt  zerhaut  (früher  wohl  über  das  Knie  zerbrach).  Darauf  ^singen  die  in  der  Hausflur : 


£^iS^^a^^^ 


Mer    travden  af  en  b&szena,  mer  wüle    gären    SRzen.u.8.w. 
(I^ach  Beendigung  des  Gesanges  werden  sie  hineingerufen  und  bewirthet) 


Mer  wäle  gdn, 

mer  wäle  i^tön, 

mer  wäln  ei  janger  fri  en  röken  drön. 

Ai  wot  drö  mer  är  änt  bausz? 
ö.    fil  ir  udi  gläk: 

Esi  fil  knirekifegder, 

esi.  fil  der  gÄder  ze^den, 

esi  fil  flösuinen, 

esi  fil  der  gäder  j6r! 
10.  esi  fil  kuirenören, 

est  fil  der  htszer  z^ren ! 

gid  er  god  cn  jange  san, 

se  nit  8e  en  mät  gläk! 

Hirt  hier  ir  m4n,  der  brödjem, 
15.  wat  mir  ech  wäle  sön ! 
ir  frä,  d&  seid  ir  läwen, 
de  jang  mSt  losze  gön ! 
Hirt  hier  ir  M  de  brotj, 
wot  mir  6ch  wäle  sön,  ^ 

20.  ire  man,  die  seid  ir  l&wen, 
de  jang  kn^cht  losze  gön! 
(Streit  um  den  Rocken.) 


86 

Nid  en.zebröcht  en! 
känd  er  en  net  zebr&chen, 
se  Äterft  ii  ir  jang  fri 
25.  an  dem  allertrste  jör  I 
[se  aterft  ij  ir  gang 
am  alerträte  jör :] 


Mer  trauden  af  en  bSszem, 
mer  wile  gärn  öszen! 

30.  mer  trauden  af  zwängken, 
mer  wtle  gärn  drängken 
mer  trauden  of  en  uewen, 
mer  wile  gärn  brdden! 
mer  trauden  af  en  botj, 

85.  mer  wile  gätne  krotj  1 
mer  trauden  af  plünzen, 
mer  wtle  gärn  dünzen ! 
mer  trauden  af  e  schweinj 
mer  wile  gärre  weinj ! 

40.  mer  trauden  af  en  dil, 
mer  wile  gärre  fil  I 
Gid  ir  es  en  imer  weinj, 
se  gid  ir  esz  wod  ir  tre  seinj. 


Mer  truden  af  de  blanken, 

45.  mer  wile  gärn  danken  ! 
[mer  truden  af  de  kerbesz, 
äsz  bregenf  gön  ä  werbesz} 
mer  truden  af  den  zapen 
äsz  breokte  g6n  ä  lapen. 

50.  Der  bregem  h6t  nor  ^nen  hunen, 
u6h  dSn  frSszen  em  de  zegunen; 
de  breokt,  d4  bot  nor  in  hien 
udh  da  moszt  se  än't  däpe  gien. 
Nen  mädht  ich  frtlichij 


87 
7. 
A. 

(Halwelsjen.) 

Das  Lied  wird  —  nach  G.  Sohnller  —  einer  Braat,  die   sich   an   einen  AnswICrtigen 

verheiratet   am  Tage   ihrer  Trennung   von   der  Heimat   gesungen.     Die  .Sängerinen 

treteA  in  die  Käche,  welche  zugleich  das  „Vorhans^  bildet,    während  im  Zimmer  die 

Gäste  beim  letzten  Schmaus  und  zwar  eben  „beim  Braten^  sitzen,  und  beginnen: 

Geaden  da^  ir  köchane!  wi  gtd  ed  ech? 
„W&  et  got  geftlllij  äs  ftm  hemelrech.^ 

(Die  Sängeriuen  treten  ins  Zimmer  und  fahren  an  die  Braut  sich^  wendend  fort.) 

Oot  gresz  dij  in  broit!  got  gesSn  der  den  däsch  I 

got  gresz  dij  in  ädel  schine! 
5.    desz  broidem  sein]  fräinjt  sen  &le  guer  fräsch, 

der  broid  är  fräinjt  sen  ile  guer  duit; 

B&  i^tid  an  ener  graiszer  nuit, 

sä  i^tit  wuil  wä  e  lainjdebüm^ 

dö  sich  der  gräinj  lüw  entrire  wül, 
10.  sä  itft  wuil  wä  J  Iain]denzwech, 

nor  got  wil  är  hälfen  am  hemelrech. 

Mer  wale  giön, 

mer  wale  &tiön^ 

mer  walen  Äser  broit  de  riöken  dron. 
15.  Wät  drö  mir  är  ze  hoisz  ? 

fil  ir  u6h  gläk,  fil  tr  u6h  gläk, 

derzeä  en  riöken  honf. 

Wät  fainjt  sich  drun,  wät  fainjt  sich  drun? 

e  gräin  wäinjterkrünz. 
20.  Stunjd  af  deä  läf  broit 

unt  fair  en  an  deinj  hunjtl 

(Der  Rocken  wird  der  Braut   zugeneigt,  sie  steht  auf  und  faszt  ihn  an.) 

Hir  zeä  läwer  broidem, 
wät  mir  dir  wale  sidnl 
deai  ifrä  sält  teä  läwen, 
25.  de  gang  m^t  losze  giön  I 
Hir  zeä  deä  läwe  broit, 
wät  mir  dir  wale  siön, 
deinjen  tmün  sälst  teä  läwen, 
de  gang  kniecht  losze  gidn  I 


88 


30.  Ai  sclienst!  wun  teä  an  de  schlidfbät  gtszt, 
deinj  dirre  sele  sen  ferschlöszen, 
da  gang  kniecbt,  da.  äf  der  g&s  eräm  giön^ 
d&  seiuj  gor  eäferdröszen. 

Ai  Sehens  tl  wun  teä  an  de  kirich  gtszt, 
35.  deinj  nake  sal  dir  net  bl&ken ! 

der  schliujer  sal  der  en  zeadäken! 

Ai  schenst!  wun  teä  oisz  der  kirich  kiszt, 

ainjder  Ander  leiden  är  woinjt 

sält  teft  dich  net  säzeh, 
40^  nemunjden  sält  teä  ferschäzen! 

(Wun)  en  htsch  m&t  fuir  dir  hinüwergtt, 
net  schneit  är  uo  är  irenl 
sonzt  wuni  wir&t  teä  är  se  weder  gien  ? 
nor  wi  deinjer  uormer  sill 


45.  Esi  munch  tn  honfkeit, 

esi  fil  geät  zeiti 

esi  munch  in  kuiren&r, 

si  fii  hisz  z^ren  I 

esi  munch  in  huowersnuit, 
50.  si  fil  geät  bruit! 


Mer  ätion  äf  m  m&szer, 
mer  wile  garn  Sszen ; 
mer  6t!ön  äfm  zängken, 
wer  Wille  garn  drängken, 

55.  mer  stiön  afm  lenenk, 
mer  wile  gare  fenenk; 
mer  i^tiön  afm  dil, 
mer  wtle  gare  fil; 
mer  6tidn  öf  de  wüngzen^ 

60.  mer  wile  garn  düngzen; 
mer  ätidn  äf  der  itong, 
mer  wile  gare  lon^; 
mer  i^tiön  äfm  r&cb^ 
mer  wile  garn  ew^ch ; . 

65.  mer  i^tiön  äfm  j^tin, 
mer  wile  garn  him. 
Mer  hun  esz  net  gezart, 
mer  hun  esz  net  ^geschliött, 
mer  wale  fräi|  u6h  frilich 

70.  zer  dir  oisze  gidn. 


89 

Oied  er  esz  ned  en  tmer  weinj, 
se  ^ed  esz,  w&d  ir  ire  seinj, 
en  kliötsch  o6h  briöden 
esi  säl  et  seinjl 


(Mühlbacher  Mundart)   . 

Or&den  6wendy  ir  k^chäne !  w&  gid  ed  ech  ? 
Na  w&  et  got  gefalij  äs  am  hemelrech. 
.  G&den  öwend  in  schin ! 

Got  dink  der  härzläf 
unt  schreif  mer  zem  numensda^  en  schlne  br&f ! 
5.    G&den  öwend  ir  gleszt!  got  ges&n  ich  den  däschl 
got  gesSn  ij  ieszen  a6h  dräinjke  fräsch  1 


Her  wile  gdn 

mer  wile  htdUf 

mer  wilen  äser  brokt  en  röken  drön. 
10  Mir  drön  är  än't  housz  fii  ir  a6li  gläk, 

derzä  en  röken  honf. 

Esi  fil  dier  honefk^der, 

esi  fil  dier  gädär  zegden  I 

esi  fil  dier  ktrenferen, 
15.  esi  fil  dier  g&der  m^ren  ! 

esi' fil  dier  hirsch  schoden^ 

esi  fil  dier  g&der  böten ! 

Wat  feinjt  sich  draf? 
fu  gr&nem  e  kränz. 
20.  ^Stöd  aw  ir  laszHch  jangfr& 
unt  nied  en  an*  de  hantT  — 

Wat  fäinjt  sich  draf? 
fu  gränem  e  kränz ; 
dö  kitd  en  lasztich  jangfrä, 
25«  unt  huod  en  an  der  hänt. 

Na  hird  ir  läwer  brejuni, 
wat  mir  ech  wäle  sön  I 
ir  iweif  seid  ir  l&wen, 
de  jang  mSt  losze  gön. 


90 

30.  Na  htrd  ir  l&f  brokt, 
wat  mir  ech  wäle  sdn, 
iren  iman  seid  ir  Ikw^n, 
de  jang  knfecht  losze  gön! 


Ai  wun  in  lasztij  an  de  kirch  git 
35.  mät  andre  lasztije  jang  Men, 
är  nake  sal  er  net  bl&ken, 
är  schlijer  s&l  är  en  dikenl 

Ai  wuri  tn  lasztii  ousz  der  kirch  weder  ^t; 
mäd  andre  lasztije  jang  fräen, 
40.  angder  andrer  legden  är  wäinjt, 
«Äl  s&  sich  net  säzen, 
der  uormer  legden  är  käinjt 
tiet  fershäzen ! 

Ai  wun  tn  lasztich  fun  der  hochzet  gtt, 
45.  mäd  andere  lasztije  fraen, 

är  dir  d&  sal  ferschluosze  stön  ! 

wol  fil  jang  gesälen  af  der  gas  eräm  gdn  l 

Ai  wun  tn  lasatioh  firiwer  gtt, 
se  schnegd  er  ned  uow  är  irenl 
50.  Wald  er  är  se  weder  gien  ?  — 
wt  irer  uormer  silen  I 


JungfrauentagsKeder  (?) 

8. 
A. 

(Weiszkirch  bei  Bistrita.)- 

O  feinijer  schäz ! 
o  fräntlicher  mäzl 
wäe  säl  esu  fier 
bäsz  ginzt  u  det  mier, 
5:    W&e  säl  esu  wait 
bäsz  ginzt  u  dae  sait^ 
Zwo  rislije  w&ngen 
en&nder  ämschlängen, 


91 

ä&t  wdr  dae  hesch 
10.  d&e  ugendni, 

mer  wä'n  er  oih  gien 
en  Ji,  K  fein. 


Wfte  8Ä1  dier  N.  K 
dien  flegel  amdr$i ! 
15.  wäe  s&l  dit  M.  M. 
d&t  leim  äfn^i! 

WÄe  s&l  dier  N.  N., 
dien  krau^  Keschlu! 
wfte  s&l  d&t  M.  M. 
20.  dien  tschok  neudru  I 

Guer  fil  gei'et 
änt  winich  bedueihtl 
got  geuf  derzau 
en  ge&de  nuedht 


(Mlnarken.) 


O  Sinijer  schäz  ! 

o  fräntlicher  m&z! 

wen  säl  ich  dich  fän'n? 

esu^  esa  wait 
5.    bäsz  ginzt  u  d&i  sait, 

esu,  esu  fier 

bä8z  ginzt  u  d&t  mier, 

ZwÄ  rfslije  wängen 

d&i  glaichn  sich  zesumen, 
10.  e  Marichi  nSm  in, 

e  Hanzi  bekim  ät.  — 


92 
Johannisfeier. 

(Von  den  Mägden  in  Streitfort  bei  den'  „Kränzen^  am  Johannistag  gosungen.) 

9. 
L 


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Et  flug     e      kli  wailt  fi  -  je-leinj,  kd  Mdbrichflu^ed 

-N 1- 


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öus     eräiiszy      k^    Mäbrich    flu^     ed     öusz. 


l.Et  flu^  e  kli  wailt  fijeleinjV 
ke  M^rich  flug  ed  öusz^ 
eröusz. 
kg  Mebrich  flog  ed  öusz. 

2.  Et  zieht  niech  meinjem  hürzgeläftcfaen^ 
<lad  ich  folkoniä  bän 
eha  bän, 
dad  ech  folkomä  bän. 


3.  Et  koum  t  luiser  gebeirescher  kniecht, 
fu  farre  koum  hie  hier 
dohier 
fu  farre  koum  hie  hier. 

.4.  Hie  wül  da  ruisen  öfbr&chen, 
d&  löinjät  dem  wieje  i^tiün, 
ertün, 
d&  loinjst  dem  wieje  &tiün. 


5.  Liüsz^  i^tiün,  liüsz  i^tiün  d&  ruisen ! 
*  d&  niisen  d&  «einj  meinj, 

eröinj 

d&  ruisen  d&  seinj  meinj. 


93 

6.  Brgcbt  6f  d&  htderngsztleii, 
boinjt  och  i  kriuiizleinj  dröusz^ 
eröuBz  — 

bainjd  och  !  kriunzleinj  dröuszl 

7.  Mir  käne  se  ned  öfbrdchen, 
sä  br&n  eäsz  alzehört 
zehdrty 

B&  br&n  iäsz  alzeh^ 

8.  Oi&d  gszen  ii6h  geät  drängken^ 
dad  äs  ift^z  wuel  berit^ 

berit  — 

d£d  äs  iäsz  wuel'bertt« 


(Hierauf  recitxreti  die  Knechte.) 

IL 

L  Mer  kiüme  fuer  de  guerzen, 
d&  wdre  ferschlöszen. 
L&wer  kräszt  funi  hemelrech, 
als  wäre  se  dfen  { 

2.  Mer  kiüme  b&  en  kirich 
dSi  wör  hülz  alzerlUt; 
mer  süle  se  bäen, 

üsz  gr&ne  i^töne  bäen. 

3.  Da  st&n  seinj  gebrödhen^ 
d&  m aurer  seinj  duit  — 


4.  Der  l&f  sanct  Johafiesz 
böd  äs  üszgesünt^ 
iisz  seinjem  giade  walen 
bier  änt  färn  lünt 


mer  walea  i  dem  lachten  dach 
fun  daHe  schiden. 


94 

6.  Köngesz,  köngesziu&tclien 
an  deinjen  körl  kreusz, 
höszte  de  k^sz  geschauen, 
se  long  en  iÄs  eriüsz, 

_     [höszte'n  net  geschanen, 
se  long  en  nor  esiil  I 

7.  Duord  un  dem  ainjt, 
d6  wund  en  fei  ra6t; 
wen  der  hirt  de  kä  dreift, 
se  ist  se  af  em  bat. 

8.  Mer  walen  dej  afd^ken, 
bäs  af  de  lazebuis^, 
dat  de  san  sclieing 

der  feler  änj  de  schuisz! 


Wünsche- 
10. 
A. 

(Mühlbach.; 

Ech  wäinjtschen  ich 
en  sheier  föl  ören, 
en  kf\szte  föl  kiren, 
en  käler  fol  weinj, 
5.  en  h6f  fol  schweinj, 
en  i^tal  föl  räinjt, 
en  stuf  fol  käinjt, 
ug  en  irlich  gesäinjt  I 


.(Sachs,  Regen.) 

Ech  wäntschen  ech  zem  näe  jor 
aüren  kaszten  küre  föl, 
aüren  käler  föl  wen, 
aüren  höf  föl  ach  wen 
5.  [aüer  kumer  föl  raze] 


95 

aiier  i^tuf  föl  fraze^ 
aüren  hiert  föl  kaze, 
aüren  h6f  föl  fä, 
gotesz  sSjen  udh  derb&! 


c. 

(Groszschenk.) 


Ech  wängtschen  ech  zem  näe  jor 

ire  kaszte  kure  föl 

ire  käler  föl  weinj, 

iren  höf  föl  schweinj, 

iren  höf  föl  f& 

uch  den  däke  wäif  derb&, 

en  ^tuf  föl  möüsz 

en  pglz  föl  löüsz. 


11. 

(Müblbai>h.) 


Wi  fil  hör 

esi  fil  gläklich  jör ! 


12, 

(Dea  Burghuter?«  Weihnachtsgrusz,  den  er  in  vielen  Dörfern  besonders  des  Altlandes 
am  frühen  Morgen  von  der  Biughöhe  in  das  Dorf  raft.) 


Kräsztwurscht  meinj, 
(Brötwurscht  meinj  !) 
n^  en  Achtel  weinj ! 
alerlegden  är  Tieinj 
5.  sSl  hekt  frä§  u6h  gesangt  seinj ! 


96 

13. 

(Trinksprnch   aas  InueHch.) 

Got  rejir  de  ju^ent, 

dat  86  Itren  de  tu^ent, 

ir  älder  tren, 

de  jange  fun  den  &lde  lireu ! 


Fastnachtssprüche.  t 

(Alle  ans  Georgsdorf.) 

14.  I 

Fuosulch  ftpr£6h 

hegd  u6li  more  w6r  e  l&sztich  d£6h, 
'  wun  de  knedel  u6li  kletiten  , 

keimen  af  dem  wäing  geriden.  ' 

5.    Denij  ech  weisz,  det  wirt  net  s&n, 

doräm  fält  mir  äünderd  an ;  j 

wier  naszt  mi  am  kaier  huot|  j 

liir  &f  dese  gäde  röt !  I 

Af  dem  höf  b&m  bl&zich  Misch 
10.  äs  e  gaut  wäinj,  ond^udh  frasch^ 

der  här  lirer  lift  e  sälweszt, 

dat  hi  gaut  zem  dräinjke  wer. 

Nä  meinj  laiw  u6h  gäut  mäner 

bräinjt  nau  glej  en  achtel  hiin<^n, 
15.  d&t  dai  waiwer  l&szt  beku 

zau  der  hegdijer  bakeräi! 

Net  8$t  tröurich,  meinj  laif  moter, 
wel  na  nichen  fänenk  seinj ! 
giet  mer  nor  en  mirz  kukruz  — 
20.  sät  nor  wäi  ich  broinje  weinj 


15.     ; 

Fuosnich  Spradh: 

^Hegd  u6h  mom  äs  e  lasztich  da6h« 
AVel  der  weinj  ned  äsz  geroden 
äsz  jö  fruöht  genadi  derzä. 


97 

6.    M&6ht  onsz  kukruz  iren  dräer^ 
unt  'sakt  taiel  u6li  schmälz  ug  ar^ 
dät  d&  weiwer  raudern  an. 


gdt  hiTDen,  en  ieszt! 

äsen  drmen  här  k&nter  net  fergieszt! 


16. 

Der  I&f  fuosnich  kid  erun, 
nana  mesz  em  bakelütschen^ 
hisz  kräpen,  dak  knödel, 
brit  funkijy  u6li  kletiten  — 
5.    dät  se  jö  ks  £It  siten  — 
kälde  bröde,  lunk  wur^dhit, 
dät  mer  hun  en  geäd  durscht. 

,   Göd  ir  mäner,  hult  de  wäinj  ! 
zwinzich  krezer  äsz  der  preidz, 

10.  bräinjd  en  äusz  nor  kofieweisz  I 
dän  nie  glätscht  jö  w&  der  eisz; 
unt  kpm  Ben  desz  dach  derfun, 
se  mesz  muncher  bosz  däun, 
dän'  det  schmälzdäpen  äsz  lädich 

15.  und  em  äszt  det  brit  nor  drech. 


17. 

Bakenalia  =  fuosnich 
friptuB  =:  fimkich 
säuret  salz 
fat  =:  -det  schmälz 
lengda^  =  en  da6h 
itiwel  '.=  der  scha6h, 

Eorkus  =  det  schweinj  — 
räinjt  äsem  här  känter  en  achtel  weinj  ! 
ded  äsz  det  fuosnichlateinj. 


98 
18. 

FuoBTiich  Sprach : 

„Hegd  u6h  mom  äs  e  losztich  dSch; 

älesz  wäl  sich  nor  bestriewen 

hegd  u6h  more  gät  ze  liewen, 
ö»    unt  bedinkt  net  dirscht  de  zekt; 

däa  ed  asz  jö  heier 

ales,  älesz  deier. 

Mir  zer  tr  unt  sech  zem  schaden 

foake  sai  kletite  finden 
10.  unt  det  Fiche  sprächt  fum  hiert : 

Mätes,  Machel,  Hon?  u6h  Piz! 

göt  nor  sträks  zer  Gronianäu! 

do  am  graintchen  ander'ni  wält 

äs  et  hekt  gor  gäut  besfault; 
15.  för  zwelwer  äsz  der  preisz 

unt  hie  glätscht  j6  w&  der  eisz." 


19. 

Fuosnich  Sprä6h: 

^Hegd  u6h  morn  äs  e  lasztich  dach : 

Sät  nor  wä  de  kuscht 

är  gaser^cht 
5.    niät  der  gröszter  firäud  ousziären, 

w&  se  räne,  w&  se  kreischen, 

bäsz  se  de  gasen  de  hiwder  ouszreiszen. 

Sät  na  ku  se  frädich  heimen 
,  für  dem  häne  stö  se  stal; 
10.  dän  d6  wird  ed   ouszgema6ht, 

wuor  e  jet  knecht  sal  regden. 

Bält  na  hurd  em  an  de  gascen : 

funkij  erousz ! 

knödel  än't  höusz!** 


20. 

(Aehnliche  Reime  aus  Groszachenk.) 

Wälkome,  wälkomen  ir  güldich  letj 
geriden  oder  gegangen 
oder  wä  ir  hä  setj  ! 


99 

mer  se  kun  an  hofnunk 
5,    ätwesz  fun  ech  ze  bekun,  — 


Ir  letj,  dt  ich  hedj  int  will  läjen, 
di  säl  sich  mät  dem  fo8zda6h  schäjen. 
der  kerbesz  säl  net  lad  ich  seinj, 
hi  sal  mät  gädem  weinj 
10.  äinjde  fol  seinj. 


Freudenlieder. 
2L 

(Trinklied  ans  der  Umgegend  von  Hermannstadt.) 

1.  Högd  äs  e  lasztich  dä6li, 
hekt  sele  mer  lasztich  liäwen, 
der  weinj  fleszt  wai  de-  ba6h. 
Ir  giltdich  schazich  riäweii ! 
dier  ech  net  no  wäl  gon 

die  säl  der  hol  zesclilön. 

2.  Hie  koszt  j6  frälech  fil, 
aili  wat  sele  mer  ma6hen  ? 
wier  net  huod  an  der  niil, 

dier  gid  unt  schnekt  fum  bädhen. 
Net  wart  desz  brainje  maf , 
wat  deier  esz,  schmakt  u6h  giät. 

3.  Ir  frainjd !  en  giäde  n6(5tht ! 
niä  niesze  mer  mor  himen ; 
dät  feier  fleiszich  &t66ht, 
nor  sorcht  u^  af  de  klimen  ! 
Net  wart  desz  brainje  mät! 
wät  Res  äsz,  schmakt  n^  giät. 

4  Ir  säöztre  giäde  nd6ht! 
niä  mesze  mer  nor  himen  ; 
dat  feier  fleiszich  st66ht, 
nor  sorcht  ug  af  de  klfmen ! 

7* 


100 

Mer  dräinjken  dad  et  grfezt, 
iiö6h  iszt  ze  gi^der  l^zt 


.    22. 

(Trinklied  ans  der  Nösner  Gegend.) 


^^^^I^g^ 


litz^czif: 


Frän-de  unzt    sen  mir      ze  -  sö-men,  lod    6sz  lasz-ticb 


i 


1= 


=t 


:?5=t^ 


±:i:± 


--r—d-ß^ 


^^ 


:|=: 


-0—0- 


ati*: 


sen !  dad    em  bräingd  of    on-sen  nu-men  odi  nur  en 


i 


fefefe 


^m 


i 


&-mer-chi    wen. 

(Der  zweite  Theil  hat  auch  folgende  Melodie.) 


=1: 


3tl?=C 


s 


Bö 


*Z3^; 


t^ 


V— k 


dad    em  bräingd  of       on-sen  numen  o6li  nur   en     fe-mer-chi 


Utel 


wen. 


l.Frände  önzt  sen  mir  zesumen,. 
lod  48  laszticb  sen! 
dad  em  bräingd  ow  onsen  numen 
o6h  nur  en  dmercbi  wen. 

'    2.  Leza!  fö  dij  u  ze  scbftjen! 
dat  dau  danrieb  bäszt! 
nem  de  köp  mät  zumt  den  kr^jen ! 
aon^t  beku  mer  näszt. 


101 

3.  Onzt  äsz  n6dh  der  g&i  um  zapen, 
lüf  nur  lüf  behdnt ! 
Bonzt  k4nt  hält  der  l^gl  ofschnapen. 
Law,  unt  ^am  heha»tl 


23. 

(Schfinen.) 

1.  Der  MierteszdS^  äs  u6h  fergangeii 
de  arbet  hu  mer  b&  sekt  gelobt, 
de  bäen  hn  mer  äfgehängen, 

de  muren]^hu  mer  hime  brödht, 
de  kampeszt  hu  mer  an  der  bit, 
na  se  mer  ned  e  kekt  bekrit. 

2.  Det  färkeltchen  an  äsem  Stältchen, 
dem  kan  em  ainjden't  m^szer  gien, 
det  trij  eltchen  an  äsera  scherweszt, 
dohär  kän  em  miel  u^  ach  er  nien; 
e  bäszke  brid,  e  gl&szke  weinj, 

b&  dem  ka;h  em  frilich  seinj. 


24.    . 

(Mühlbach.) 


1*  Ach  da  h&rzer  weinjgeschmajL ! 
deinjentwieje  gdn  ich  nakt. 

2.  Deinjentwieje  gön  ich  barbesz, 
deinjentwieje  legden  ich  banger. 

3.  Tä  sält  mir  u6h  ned  entwechen, 

mSr  sll  ich  der  um  kläpeltche  nöschlecben. 


>      102 
25. 

(Deutsch -Pein.) 

Tön  !  da  baszt  dier  bläkich  niainjtsch, 
ndm  de  köp  mat  zarnt  de  kräjeii; 
gunk  zä  asera  n6b<*r  JVIachel, 
bid  en  am  e  kizke  weinj  ! 


Eundreime, 
26. 

1.  Tiri  trita! 

äsz  kriecht  k&'^et'n, 
tiri  tritu! 

2.  Flet'n  kä  äsz  kn&cht, 
am  bäsch  sai  de  specht, 
tiri  tritu ! 

3.  De  &p§cht  sai  am  bäsch; 
am  wäer  sai  de  fäscb 
tiri  tritu! 

4.  De  iUsch  sai  am  wäer, 
der  kr^mer  fräszt  de  aer, 
tiri  tritu  ! 

5.  Aer  fräszt  der  krömer, 

äsz  wuo^en  huod  en  schömel.  tiri  tritu!, 

-j 

6.  En  Schemel  huot  der  wuogen, 

äsz  häszt^  di  kän  drucken ^  tiri  tr. ! 

7.  Drucken  ka  äsz  haszt, 

am  silen,  dö  hi  däszt.  tiri  tr. !  ^ 

8.  Daezt  hie  am  siln, 

der  feifer  der  schlfet  triln.  tiri  trj 

9.  Triln  schlet  der  feifer 

der  schmit  der  äs  e  Schleifer,  tiri  tr. ! 


103 

10.  Der  schmid  u  en  wet  gehoDgen, 
det  dor  dot  huet  spongen.  tiri  tr. ! 

11.  Spongen  huet  det  dor, 

de  jong  härn  tretn  erfor.  tiri  tr.  I 

12.  Erfor  tretn  de  jong  härn^ 

de  pelz  dl,  huod  en  kärn.  tiri  tr. ! 

13.  En  kam  huet  de  pelz, 

der  büm  dier  huet  holz,  tiri  tr. ! 


14.  En  holz  huot  der  bd:m, 
der  fänenk  huot  de  krün.  tiri  tr. ! 


15.  En  krün  huot  der  fänenk, 

der  zämerman  bro6lit  en  lenenk.  tiri  tr, ! 


16  Hie  hört  d'erraäd  e  l86h, 
es  &S,i  dorän  e  bl66li.  tiri  tr, ! 


17.  En  blechä  wolt  e  gewänen, 

se  stadh  e  b^szer  änen. 
•    tiri,  trita!  - 


Faschingsseufzer. 

27. 

(BIstritz.) 

H&rzer  fuosnich  kiszt  te  wider  ? 
izt  e  jor  bliw  ij  iwer, 
wo  ich  nog  e  jor  de  borte  8al  drö, 
säl  der  däner  de  kn^cht  erschlö ! 


104 

Tanzreime- 

28. 


(Mühlbach.) 

Ich  £|a^  en  hisch  jang  M  ston, 
se  hat  sich  hi§  ugedon, 
se  wül  af  den  danz  gön: 
„Nöberä  lat  mter  de  rtsekranz! 
dad  ich  gdn  af  den  dänz.^ 


(SchSszborg.) 

Af  der  blomen& 
wund  en  jang  frä: 
^Jang  frä  n6berän  ! 
lat  iner  ire  risekranz, 
dad  ich  gön  af  den  dänz.^ 


29. 

(Mühlbach.) 

1.  Und  ale  weisz  blomen^ 
d&  bj&n  u6h  weiöz  — 
ich  had  en  inich  schazken, 
dad  äsz  scl^iiweisz. 


2.  Und  ale  rit  blomen, 
d&  blan  u6h  rit  — 

ich  hun  en  inich  schazken, 
dad  äsz  gor  hisch. 

3.  Und  ale  blö  blomen^ 
d&  bl&n  u6h  blö  — 


105 

ich  hun  en  inich  schazken, 
dem  gdn  ich  od. 

4.  Und  ale  grän  blomen^ 
d&  bl&n  u6h  gr&n,  — 
ich  hun  eil  Inich  schazken^ 
däd  ich  gäre  sän. 


5  und  ale  giel  blomen, 
da  bl&n  u6h  giel  — 
ich  hun  en  tnich  schazken, 
d£t  wäl  ich  nien. . 

30. 

(Müblbach.) 

1.  Tä  mStche  mät  dem  gielen  hdr, 
tä  güldijet  mStche  bleif  trä  bäs  aftjdr! 

2«Deinj  arme  sen  dir  schntweisz^ 

tft  g&ldijet  mdtchß  l&f  mech  mät  fleiszl 

3.  Di  bakeltcher  sen  der  riserit  — 

t&  güldijet  mgt^he  bleif  tra  bäs  an  dit! 

4.  Deinj  fesz,  da  sen  der  w&  der  wäinjt  — 
tä  güldijet  mStche  bleif  trä  bäs  un't  äinjt ! 


31. 

(Bnsz.) 

1.  Matche  mat  de  giele  schachten, 
wo  am  wäder  wdr&t  te  nichten? 

2.  Matche  mat  de  gielen  opem, 

gäre  ml  ich  mi(3i  lainjst  dich  zopem! 

3.  MMche  mat  de  gielen  hören  — 

'  garen  hon  ich  dich  sainjt  gören. 


106 
32. 

(Bnsz.) 

1.  Kuku  mat  dem  giele  schwünz^ 
'  rof  de  ni^tcher  af  den  dütiz. 

2.  Kuku  ;af  dem  birebüm 

Bach  nor,  wä  de  m&tcher  kim! 

3.  Kuku  mat  dem  giele  achöp^ 
mag  esz  musik  bop!  hopl  bopl 


33. 
A. 

(Buss.) 

DrS  dich  metchen  am  den  hiert! 
baözt  mer  täusent  galde  wiert. 


(Mühlbach.) 


Et  schöpeld  en  dederchen  am  den  hiert 
te  bäszt  iner  tuusent  gälde  wiert 


34, 

(Marpod.) 


Hopsa !  haisa !  didnze  ^6n  ! 
sät  nor,  wä  de  katner  stäön ! 
«äd   ir  m&t  de  Starken  Honz 
mät  der  htscher,  brtder  fronz ! 


107 
35. 

(Marpod.) 

Hop  !  me  guzken ! 
zopl  me  nuzken! 
dre  dich  schazken, 
trid  af  d'  iert! 
hainjdert  gMde 
bäszt  de  wiert, 
heangdert  gälden 
,e6ne  meokt 
tä  meinj  schazich 
güldich  breokt. 


36. 

(Marpod.) 

Hui!  huil 


Lup  de  piii! 

lop!  lop!  lopl 

hop!  hop !  hop! 

tär  dich  hintche  mät  dem  zopl 


37. 

(Marpod.) 


l:  Ech  had  e  lefke  für  em  gor, 
dat  hat  dier  hischer  gieler  hör. 

2.  Nana  hun  ij  int  bekun, 

dät  huot  giel  sed  u6h  ziren  drun. 

3.  Int  mät  hische  bronjen  opern 

ai  wor  koun  et  sij  ü  mich  zopem. 

4.  Nana  hun  ij  tüte  weder 

däd  ä8z  gor  e  schazich  lader. 


108 
38. 

(Petenderf.) 

Honzo!  Honzol  det.  sen  d&ch! 
nicfaen  8&le  nor  de  Bch&cht. 


39. 
A.     . 

(Mfflilbach.) 

Pelse  reiw  n^  weinjmere  sdsz 
s&t  nor  af  meinj  gdldich  fösz! 
8&t  wol  kan  ich  dänzßXL 
8&t  nor  wä  et  gtt, 
5*  sät  nor,  w&  et  i^tit, 
s&t  nor,  wä  et  hopt, 
sät  nor  w&  et  ätopt, 
s&t  wol  kan  ich  aanzen! 


{Sfiehs.  Begen.) 


Pelse  wtchy  weimem  s&sz! 

s&t  der  hieran  of  de  f&sz  I 

s&t,  w&  ett  se, 

s&t,  w&  stit  se, 

s&t,  w&  k&  se  dSnzen! 


40. 

(Petendorf.) 


Hop  saraka  f&r  der  dirl 
kam  enzdwent  schldf  mat  mir ! 
pelsekiwent  gien  ich  dir 
(demö  weisen  ich  der  de  dir.) 


.    109 
41. 

(SehJtssbiirg.) 

„Et  B&sze  siwe  mäüseltcher 

an  enem  oinje  kerfken« 

sesz  hülz! 

sauer  b&lz! 

de&  ienijet  m&tcben  drS  dij  äml 


42. 

(SchMszborg.) 


Ech  bän  deinj; 
te&  bäszt  meinj, 
And  esi  sal  et 
äinjde  seinj. 


43* 

(Mühlbach.) 

fech  bän  deinj, 
tä  bäszt  meinjy 
iä  güldijet  mitchen 
drd  dich  feinj! 


44^ 

(BchSszburg.) 


Dri  &pel;  sgsz  näsz, 
8iwe  firel  h&szelnäsz!    « 
dohär  wiri^t  te  nic)ien  ieszen 
bäaz  te  net  me  letke  bäszt. 


.110 

45. 
A. 

(Petersdorf.) 

Ale  birebimtcher  rei&pere  sich*/* 
tä  inijet  Mai  erhalt  tä  dich, 
bäsz  zä  dier  zekt,  bäsz  zä.  dier  zekt, 
dat  sich  dir  e  fraer  bek't. 


(Schäsüburg.) 

Ale  binbimtcher  raisperd  ech!*/. 
bäs  un  da  zetj,  bäs  un  da  zetj 
dat  der  di  Honösz  de  tra  ubetj. 
Betj  e  der  se  un,  se  nom  se  un; 
5.  Alle  morjen  an  orine  genuen, 
älen  owend  zw^  mäzker  gegien  I 


0. 

(Georgsdorf.) 
• 
Ale  birebumtcher  reispere  secb 
reispere  sech  ; 

tä  inijet  Träinjö,  schäk  tat  dech! 
schäk  tä  dech  bäsz  zä  dier'  zetch, 
,  wun  der  der  Hünz  säi  träi  ubetch. 
Betch  e  der  se  un 
unt  ta  wfeilt  an  hun  — 
alen  öwend  an  onne  nien, 
alle  rnorjen  e  mäzke  gien! 


(Kaisd.) 


Ale  bircebimtcher  raüsperd  ech, 
(raüsperd  ech)  bäs  am  de  zet  . 
bäsz  der  e  geläfter  de  trae  übet. 


111 

Bet  e  der  se  un, 
5.  se  wist  tea  se  hun 

alle  morjen  am  ärfel  driün. 

[Kam   mäd  an  de  görten  ! 

diu  wäl  ej  6f  dech  worden  ; 

ech  wäl  der  e  roaxke  sohinken« 
10  mät  dem  wiszt  tea  dech  bedinken.] 


Wer  hie  Iura  als  w&r  hie  en  Zegun, 
wiszt  teä  en  nor  l&f  meszen  hun. 


46. 
A. 

(BUBZ.) 

Hopa ! 

zopa  I 

pierschekärnf 

wier  mich  sekt,  di  huot  mich  gAm. 


(XTrbach.) 


Suia!  suia!  piärschekärn, 
dl  mich  sekt,  di  huot  mich  gärn, 
dimicb  sekt,  di  wäl  mich  hun,  • 
awer  e  wirt  mich  net  bekun. 


47. 

(Mühlbach.) 

Hoi  dudu  L^ntclienl 
gäden  da6h  Katreinjtchen  ! 
dr^  dij  am  den  täkerära  ! 
gäden  dach  iik  nöberän  1 


Zweite  Abthellnng. 

Scherz  und  Spott. 


Wahl. 
48. 


(Mühlbach.) 


I 


-ty— i 


j    ß 


S 


SEä 


m 


Matche     wält  te'n  far  nien?  N&imoter   n&il    em  hiszt  micli 


i 


?»-^v- 


f^z±: 


i 


?f— K- 


i 


N— H— I — !■ 


^ß=ß 


i3 


atzt 


^ 


tii: 


if: 


drö  de       fa-re-rän,     ach  de  mfe-de-schlo-e'-rän     nii  mo-ter 


mi 


näi! 


1.  Mfetche  wält  te'n  fer  nien  ? 
Näi!  moter  näil 

em  hiszt  mich  dr6  de  fareräp^ 
u6h  de  m§deschI6erän ; 
n&i!  njoter  näi! 

2.  MStche  wält  te'n  prädijer  nien? 
N&i !  moter^  n&i ! 

em  l^iszt  mich  drö  de  prädijerän, 
u6h  de  fanenzielerän ; 
n&i !  moter^  näi ! 


113 

3.  Matche  wält  te'n  Bchtlmiszter  nien  ? 
Näil  moter,  n&i! 

em  hidzt  mich  dr6  de  schUmiszterän, 
u6h  de  loufizknäkecän ; 
D&i!  mo^eri  n&il 

4. Matche!  wftlt  te'n  fiischer  nien? 
Käi  1  moter,  näi ! 
em  luszt  mich  drö  de  fliscberän, 
u£h  de  bälebrutschlerän ; 
näi!  moteri  n&il 

5.  M&tche!  wält  te'n  schnegder  nicu? 
Näi!  moter,  n&i! 

em  hiszt  mich  drö  d,e  schn^gderftn, 
u6h  de  hisefläkerän; 
n&il  moter,  n&i! 

6.  Matche  I  wält  te'n  däschier  nien  ? 
^&i!  moter,  n&il 

em  hiszt  mich  dr6  de  däschlerän, 
u6h  df^  hobel&pSnirieszerän ; 
n&i  1  moter,  n&i  1 

7.  Matche!  wält  te'n  schoszter  nien? 
N&il  moter,  n&i! 

em  hiszt  mich  drd  de  schoszterän, 
u6h  de  tokefläkerän ; 
n&i!  moter,  n&i! 

8. Matche!  wält  te'n  däpner  nien? 
N&i!  moter,  n&i! 
em  hiszt  mich  drö  de  fizerän, 
u6h  de  l&mkuiederän ; 
n&i!  moter,  n&i! 

9. MItche  wält  te'n  kir^ner  nien? 
N&i!  moter,  n&i! 

•  em  hiszt  mich  drd  de  kir§nerän, 
u6h  de  zirmknäperän ; 
n&i!  moter,  n&i! 

10.  MStche  !  wält  te'n  geboure  nien  ? 
Cha!  moter,  cha! 
em  bist  mich  dro  de  gebeierän 
uih  de  (fleiszich)  kireschnegderän  \ 
cha !  moter,  cha ! 


114 


.'  (Georgfldorf.) 

1.  Mötche !  wfeilt  te  de  pradijer  nien  ? 
„Näi!  nioter,  näW 

em  hiszt  mich  sonzt  de  pradijeran^ 
de  kernich  kircheg^injerän ; 
näi!  moter,  iiäi! 

2.  Matche!  wöilt  te  de  schfiler  nien? 
Näi!  moter;  näi! 

em  hiszt  mich  sonzt  de  schuleran 
a6h  de  h&seflakeran ; 
nül  moter,  näi! 

3.M&tche!  w&ilt  te  de  konter  nien?    . 
näi !  moter,  näi  1 

em. hiszt  mich  sonzt  de  konteran, 
u6h  de  louszknakeran ; 
näi!  moter,  näi! 

4. M&tche!  wöilt  te  den  orjniszte  nien? 
näi!  moter,  nä.i! 
em  hiszt  mich  sonzt  orjnisztan 
u6h  de  wasserschläperan ; 
näi!  moter,  näi! 

5.  Matche !  w^ilt  te  de  for  nien.? 
Näi!  moter,  näi!       ' 

em  hiszt  mich  sonzt  de  forefan, 
a6h  de  fanenkzieleran ; 
näi!  moter,  näi! 

6.  Mfetche !  wöilt  te  de  richter  nien  ? . 
Näi !  moter,  näi ! 

em  hiszt  mich  sonzt  de  richteran, 
a6h  de  kainjderbuoderan; 
näi !  moter,  näi ! 

7.  Matche !  w^ilt  te  de  schoszter  nien  ? 
Näi!  moter,  näi! 

em  hiszt  mich  sonzt  de  schoszteran, 
u6h  de  fodemdr^eran ; 
näi!  moter,  näi! 


116 


^8.  Mätofae!  w&ilt  te  de  geböure  nien? 
Cha!  moter,  cha! 
em  hiszt  mich  drö  geböüeran, 
de  kernicji  kureschnegderan ; 
cha!  moter^  cha! 


49- 
A. 

(Georgtfdorf.) 

1.  Et  köüm  öin  daschler  wöul  angder  däi  wöünt: 
tau  schinet  gang  fräche,  gaf  hier  de  höftnt! 
^Ech  wal  dech  ned,  ech  wal  dech  net; 

dau  baszt  der  daschler^  unt  hobelst  däi  dilen, 
unt  giszt  gor  gam  zer  nöberä  spilen. 

2.  Et  köüm  6i  wuo^ner  wöul  angder  d&i  wäänt : 
dau  bischet  gang  fräche,  gaf  hier  däinj  häunt! 
„Ech  wal  dech  ned  !  ech  wal  dech  net ! 

dau  bas^t  der  wuo^er,  unt  mäudhst  det  rät, 
en  leifszt  gor  garn  zer  nöbrän  oft  bat" 

3.  Et  kaum  di  |]|scher  wöul  angder  dai  wäünt: 
tau  hischet  gang  fräche,  gaf  hier  däinj  häünt! 
„£ch  wal  dech  ned!  ech  wal  dech  net! 

(dau  sponst  gor  gare)     .... 

unt  schleiszt  gor  garn  dai  uorem  geter.* 

4.  £t  köüm  öi  schoszter  wö&l  angder  däi  wöünt : 
tau  hischet  gang  fräche,  gaf  hier  däinj  häünt! 
„fich  wal  dech  ned!  ech  wal  dech  net! 

dau  baszt  dier  schoszter,  unt  niäu6hst  dai   schagen^ 
unt  breoihst  gor  fil  diesz  deire  lader.^ 

5.  Et  köüm  e  gesal  wöul  angder  dai  wäünt : 
tau  hischet  gang  fräche,  gaf  hier  däinj  häünt ! 
„fich  wal  dech  ned!  ech  wal  dech  net! 

dau  baszt  der  gesal,  unt  niäuchst  dai  paputschen, 
unt  lelfst  gor  garn  zer  nobra  lutschen. 

6.  Et  käüra  e  schuler  wäul  angder  däi  wäünt : 
/tau  hischet  gang  fräche,  gaf  hier  däinj  häünt l 

8* 


116 

^Ech  wal  d^ch  nedlech  wal  dech  net! 
dau  baszt  der  schüler,  en  soinj&t  de  löider^ 
en  breodhst  gor  fil    dier  deirer  klöider. 

.Et  kaum  e  geböuer  wäül  angder  dai  wäünt: 
tau  bischet  gang  Mebe,  gaf  hier  däinj  häfint! 
^Ech  vf&\  dech  hun !  ech  wal  dech  hun ! 
dau  baszt  der  geböuer,  unt  fierst  zem  plä6h, 
en  htioszt  diesz  bische  kure  genädh. 


(Georgsdorf.) 

l.Wöul  af  dier  bü&nk 

tau  ßchinet  gang  iräche,  gaf  mir  däinj  häünt ! 
„Ech  wal  dech  net! 
dau  baszt  dier  daschler  unt  hobelst  den  dasch 
unt  getszt  gor  gam  zer  nöbrä  nd  fasch." 

2.  Wöul  af  dier  bäänk 

tan  schinet  gang  fräche,  gaf  mir  däing  häftnt! 
^£ch  wal  dech  net! 

dau  baszt  der  paputsclier,  en  niäuchst  de  paputschen, 
en  geiszt  gor  gani  zer  nöberä  lutschen." 


c. 

(Marpod.) 

l.fet  küm  mir  e  bendner  wiul  hönjder  de  wünt: 
„tiä  bischet  ganget  frftche,  rieh  tä  mer  de  hftnt!" 
^Ech  wäl  dech  ned!  ech  wäl  dech  net! 
ti&  bäszt  e  bendner,  ti&  beanjst  de  kofen, 
tiä  giszt  guor  gam  zer  noberä  sofen." 

2.  Et  küm  mir  en  daschler  wiül  hönjder  de  wAnt : 
^t\&  bischet  ganget  fr&che,    rieh  tÄ  mer  de  hünt!" 
yEcli  wäl  dich  ned!  ich  wäl  dich  net! 
liä  bäszt  der  däsehler,  tiä  hobelst  de  dilen, 
unt  giszt  guor  gam  zer  noberä  spilen. 


117 

3.  Et  kftm  mir  o  kuirs^ner  wiül  hölljder  de  wüht: 
^tjä  litschet  gang  fräche,    rieh  tA  nier  de  hünt!^ 
^Ech  wäl  dich  iied!  ich  wäl  dich  net! 

tiä  häszt  der  kuiratier,  ti&  mächst  de  armel, 
unt  briodhst  guor  fil  der  deürer  harmel." 

4.  Et  kftm  mir  e  schneder  wiiU  hönjder  de  wilnt: 
^ti&  hischet  gang  fräche,.rtch  tä  mer  de  hilnt!^ 
^Ech  wäl  dech  ned  !  ech  wäl  dich  net ! 

ti&  bäfizt  der  schneder^  tiä  schnedst  de  g&iren^ 
tiä  briodhst  guor  fil  disz  deüren  zwiren. 

5.  Et  kftm  mir  e  schuler  wiül  hönjder  de  wünt: 
^tjä  hischet,  gang  frftche,  rieh  tk  mer  de  hilnt!'' 
^Ech  wäl  dich  ned !  ich  wäl  dich  net ! 

tiä  bäszt  der  sch&ler,  tiä  säinjst  de  Itder, 
tiä  brieähst  guor  fil  der  schwuorzer  klider." 

6.  Et  kfim  mir  e  gebeder  wiäl  hönjder  de  wfint: 
^tjil  hischet,  ganget  fräöhe,  rieh  tä  mir  de  hünt  !*^ 
^Ech  wäl  dich  hun!  ech  wäl  dich  huni 

tiä  bäszt  der  gebeöer,  fierst  zem  pliadh, 
d^sz  hische  kiüren  hdszt  tä  gena6li.^ 


50. 

(Mühlbach.) 

M&tche  net  n&m  en  zämermän  ! 
der  mourer  k$.n  der  u6h  näszt  bekun ; 
läwer  en  jange  mourergesälen ; 
dier  wirt  der  dich  denij  sAzt  bekun 
mät  der  mouerkälen. 


Die   Bauemknechte, 
51- 

(Weiflzkirch  bei  Bistritz.) 

l.De  gebairesch  knfeicht  sai  irenwiert, 
se  sai  gor  sir  besch^dn; 
änt  wun'  se  äf  den  tanze  gd; 
kän*  se  gor  frantlich  redn. 


118 

2«  Wäe  lue  däe  faul  hantrekerskneicht 
if  iren  bäter  int  schleüfo ! 
wäe  gü  däe  frasch  gebairesch  knSicht 
neu  iren  pläij  änt  breu6h'n ! . 
wäe  lae  a&e  kli  plau6lidraiwercher 
&f  ir'n  szircher  &nt  ^ehleüfn  ! 


Gut  Mann. 

(Petersdorf.) 

Fr4che!  irächen !  }nijet  {rächen! 

net,  sai  esi  soner  af  deinje  m&n !  I 

hi  bramjt  dir  jd  munch  in  äöhen,  ' 

wun  hie  nor  int  fainjde  kan ;  I 

.  iiin  der  stuw  ug    ousz  dem  stri  I 

brainjt  ht  dir  no^  ainide  rat  —  *  ' 

kiken  dich  de  fadre^  beiszen  dich  de  fli.  ' 


Tanzreime. 
53.  . 

(Mühlbach.) 

Hopsa!  LSntchen^ 
u6h  Eatreinjtchen  I 
däd  ich  de  lit  schalen  an, 
dat  mer  af  den  dana  gön ! 
.  de  Hepentep 
äs  u6h  dö, 
de  ErazewöB 
Kid  u6h  nö. 


54. 

(Mühlbach.) 


l«Und  ale  weisz  blomen, 
da  bl&n  u6h  weisz, 


119 

iöh  had  an  inich  schazken, 
dat  wör  fol  leisz. 


2.  Und  ale  giel  blomen, 
d&  blän  u6h  giel,  — 
ich  iiad  en  inich  schazken^ 
dat  wör  mer  schiel. 


3.  Und  ale  blö  blomen, 
d&  bl4n  u6h  blo  — 

ich  had  en  inich  schazken, 
dat  wör  nÜi  gtö. 

4.  Und  ale  schwärz  blomen, 
d&  bläu  u£h  schwarz  — 
ich  had  en  inich  schaken, 
dät  wör  gor  schwarz,  (garz) 

5.  Und  ale  gr&n  blomen, 
da  blän  u6h  gran  — 

ich  had  en  inich  schazken, 
dat  kangd  ich  nemi  s&n. 

6.  Und  ale  rit  blomen, 
d4  bl&n  u6h  rit  — 

ich  had  en  inicd  schazken, 
dat  äsz  na  (got  sä  dank)  dit. 


66. 

(Säclis.   Pein.) 


Zem  Treinjtsche  ban  ich  gangen, 
noi^  en  half  fttängt ; 
dd  hun  ij  u^  en  ffi  gefangen 
w&  en  flischerhungt. 


120 

(Boss.) 

Hopsarftka,  äin  de  trun 

drS  dich  m^tche  mat  der  grün*, 

hop!  hop!  höp! 

zopa  zop! 

drd  dich  mat  dem  ilden  zdp! 


Die  Knechte. 
67. 

(Petewdorf.) 

1.  Irözich  knScht  krecht  anjder  den  daech, 
hie  asz  net  wiärd  en  grSt  fum  fasch. 

2.1  rözich  knScht  krecht  anjder  de  bunk, 
hie  asz  net  wiftrd  en  kram  hünt. 

3.  E  rdzich  knScht  krecht  an  de  kaszt, 
hie  asz  net  wiard  en  zerassa  paszt. 

4.  Ir  rdzich  kngcht  krecht  anjder  den  hinrt', 
ir  segd  u6h  ned  en  kr&m  i^pol  wiart. 

5.1r  rdzich  kndcht  krecht  an  det  schldsz! 
ir  sekt  net  wiart  de  schw&nz  fum  rdsz. 


5a 

(Petersdorf.) 


l.Un  eni  bumtchen  heng  en  prom  — 

de  m&t  dai  ftoden:  „de  kaScht  sen  net  from.^ 

2.  An  dier  prom  w&r  nb  en  kar  — 

de  mSt  dai  söden:  „de  kn&cht  se  far.^ 

3.  An  dier  kar,  dd  w6r  et  weisz  — 

'    de  knScht  dai  saken  de  m^t  mat  fleisz. 


121 

4.  An  dem  weisse  wor  et  grain  — 

de  ni^t  dai  sdden:  ^de  knecht  sen  hai.^ 

ö.  An  diem  ^*ainie  w6r  et  bl6  — 
de  mit  dai  söden:  „ai  wSre  se  dö.^ 

6.  An  diem  bloe  wdr  et  giel  — 

de  m&t  dai  sdden:^de  knScht  se  schiel.^ 

7.  An  diem    giele  wdr  u6h  zweiwel  — 

de  mht  dai  schakten  de  knScht  zem  teiwel. 


59. 

(Urbach.) 

1.  Blader  am  basch  ! ' 
de  mede  se  frasch. 

2.  Blader  an  der  kol  I 
de  kniecht  se  fol. 

3.  Blader  af  em  büml 
de  kn&cht  se  grüm. 

4.  Blader  af  der  iärt*. 

de  knecht  se  naszt  wiärt. 


Johann. 
60. 

(Sachs.  Regen.) 

1.  Johannesz  kukt  durj  &  geschäz, 
hie  du6ht  sich  nur  disz  läszt, 
hie  Sil  an  det  miresz  gö, 

e  Sil  et  der  fr&  moter  so. 

2.  „Ach !  moter  men,  frä  moter  men ! 
.    ich  hu  gesän  e  fr&elen 


,       122 

m4t  kölschwarze  u^elein, 

dad  u6h  der  deiwel  net  kä  schwärzer  sen.* 

3.  ^A6h  Johanesz,  nemi  tdSz! 
liaf  kuraji  wai  en  raz!" 

^Ai  dat  dech  der  bläz  erlichlit! 
dät  w&r  iir  xn^j  en  statlich  gnt^ 

4.  Em  r&ft  den  harre  Johanes  änen : 
^Mai  8on !  wat  wält  ta  na  begänen  ? 

tä  wält  begäne.  b&  er  janger  frä  ze  Ion, 
unt  dinkst  ta,  w&  k&nst  da  se  bedrdn?* 

ö.  Ach!  fri  moter!  not  äprScht  esi! 
er  sekt  do6h  niche  kn^cht  nami ;         ' 
se  wit  mich  lire,  wad  ich  net  k6, 
w6  se  wäl  hu  ene  riöchte  mä. 

6.  Unt  Sil  ich  nakich  b&  ir  lan, 
dat  wirt  mich  nemermi  gerfin, 
unt  sile  s&  dän  mech  nur  nien, 
ech  wed  er  himder  u6h  gat^he  gien« 


m 


Jungfrauentagslieder. 

(Peteradorf.) 


P^(~r^TT-? 


fej-jaat 


i 


^ä 


Si  -  we     kruoden  durch  den  zäng!    freud  und  recht!  de 


* 


3^ 


^m 


^ 


si-went  kaugt  net     nö    kun,      mücht  ich      fii-lich! 


1.  äiwe  kruoden  d'urch  den  zong, 
freud  und  recht! 


123 

de  siwent  kangt  net  ndg&n. 
inü6ht  ich  friiich! 

[1.  Siwe  kruoden  durch  den  zong, 
freud  und  recht! 
der  gejer  kangt  net  ndkun. 
niü6ht  ich  frilich!] 

2.  Der  brejum  dr&nk  en  bScher  weinj, 

freud  und  recht! 
de  brokt  dai  dränk  en  tmer  weinj 
mfl6ht  ich  fiilich! 

3.  Basz  de  brokt  den  dascfa  gedäkt, 

freud  und  recht ! 
hat  der  brejum  det  dape  geläkt. 
mflcht  ich  frilich ! 

4.  Der  brejum  hat  nor  in  üöh, 

freud  und  recht! 
dit  gewän  de  brokt  &m  u6h, 
mü6ht  ich  frilich! 

5.  De  brokt  däi  hat  nor  tn  hin, 

freud  und  recht! 
u6h  d&  wül  är  der  brejum  nin. 
mü6ht  ich  frilich! 

[5.  De  bro^t  dÄi  hat  nor  in  hin, 
freud  und  recht 
u6h  d&  moszt  sai  ant  dape  gien. 
.    mü6ht  ich  frilich  I] 

6.  Da  de  brokt  zer  kirch  geng, 

freüd  und  recht! 
nim  se  ^ich  det  rdszföl  am. 
mü6ht  ich  frilich  I 

7.  Der  zijel  wör  der  nöschwünz,. 

freud  lind  recht! 
det  uir,  dat  wör  der  fiwerkrönz 
mü6ht  ich  fiilich! 

8.  Der  dftre  wör  der  brejumitreusz 

freud  und  recht! 

müdht  ich  frilich! 


124 

9.  Af  der  ho6hzet  wich  br&t 
freud  und  recht! 
nö  der  hochzet  komer  u6h  n&t/ 
müdht  ich  frilich! 

10.  Siwe  kaingder  am  den  hiart, 

freud  und  recht! 
niche  kuren  an  der  iart. 
müdht  ich  frilich! 

11.  Siwen  hemder  an  der  trun, 

freud  und  recht !  • 
siwenesiwenzich  fiaken  drun. 
müäht  ich  frilich! 

12.  De  brokt  dai  kiert  de  ktaw  ousz, 

freud  und  recht!  . 
der  brejum  drach  det  kierschel  ousz, 
mü6ht  ich  frtlichl 

13.  E  wurf  et  weder  un  de  wünt^ 

freud  und  recht! 
et  fäl  em  en  täler  an  de  hünt. 
mü6ht  ich  frilich! 


14.  W&i 

mer 

hu 

gesangen 

esi 

säl 

et  seinj ! 

en  httaze] 

ui 

en  bröden 

U|{ 

en  imer 

weinj! 

.62. 

(Minarken.) 

Ich  fant  dr^i  ärbeszker  am  ruirghi; 

ich  kont  se  näi;  erhäid'n 

for  diem  läib'n  rugüzkn. 

Fr&i  dich,  besehet  Katichi! 

huet  dir  et  nät  dai  neuberen  wol  geseut, 

de  setzt  dien  Qjirku  losz'n  ^teu  ? 

e  wäl  dij  &f  det  kn^ipchi  schleU; 

et  wäl  der  guer  ze  wol  ergo. 


125 


63. 


(Mit  diesem  Liede    schlosa  man    früher  in  S   Regen  die  Hoclizeit,  indem  man  dabei 
den  Hochzeitheerd  —  kdchesz  —  zerstörte.) 

1.  De  brälft  w6r  gät, 
am  göw  esz  genädh. 

2.  Det  köclies  äsz  zebröche, 
am  göw  esz  nur  de  kn66he. 

3.  Der  brot  an  schine  schürz, 
dem  bräügem  en  döken  f  — 

4.  Der  kä  ir  hftrn, 
der  brot  ir  spüren. 

5.  Der  kii  äs  ofgeräszen, 

de  brot  huet  sich  besch  —  — 

6.  Of  der  hoAhzet  wich  bruit, 

nö  der  hodhzet  komer  u^  nuit. 


Hochzeitreden. 

(Am  ScMuss  der  Hochzeit  gesprochen.) 

64. 

T&  klarer  fer&tant! 
wä  bleifdt  tä  nög  an  desem  lant, 
unt  woräm  zehcst  tä  net  wSndern 
fun  enem  irt  zem  andern?  Anieii! 


5.  Frit,  frSd  u^  fneget, 

wäinjtschen  ij  ecn  zer  hodhzet! 
Am  ich  hä  de  zekt  se  ferdreiwen 
moszt  ich  mer  desz  prädich  schreiwen^ 
Ich  Yf'fA  ich  gor  munch  äszt  liren: 
10.  da  mir  äsz  gor  fil  am  kerbesz. , 

wat  der  Bloch  net  huod  am  werbesz. 

Und  u6h  zä.  desen  zegden 

wird  em  kolatsch  u6h  h&nklich  schnegden 


126 

Wier  awer  wäl  l&wen  de  frAn, 
15.  dier  mesz  sij  am  e  spid6I  ämsan: 
de  fr&e  mtne,  se  wöre  schtn  trÄ 
wu  se  ene  l&wen  u6h  n6^  enen  desza, 
Mät  den  häinjde  bäinjt  ern  ilekt  — 
m&t  de  födze  lüfe  se  fonenänder  wekt. 
20.  Jang  lekt  sele  b&  den  alden. 

de  ire  bro6hen  unt  det  mel  hälden! 

Gäf  der  dü6hter  b&  zegd  en  man, 

da  ^e  äs  en  obst,  dat  sich  net  hSIde  kin. 

Na  wäle  mer  z&  äsem  täxt  schregden! 
25.  ezt  wärden  är  fil  am  de  bröde  ätregden; 

an  desQ  lasztijen  däjen 

fäle  sij  är  fil  de  m&jen/ 

Ai  hkd  ich  det  nor  Inder  gerödhenl 

da  munch  ener  dinkt:  ^na  frä&  wö6hen!^ 
30.  0  Marmorotodelae!  wat  kit  mer  na  an? 

ich  säo  dad  n  af  der  ho6hzet  bän  : 

ich  bän  der  wir  nö  deser  uort, 

dat  zieht  na  h&  me  gro  buort. 

Ich  wii  gäre  mäd  ich  schmousen, 
35.  dän  ich  kun  hekt  fu  Nekthousen! 

ich  hird  er  hat  krokt  gekodht. 

dat  de  gisz  net  uofgeknuo6ht. 

Wun  idh  Sil  esi  gläklich  seinj, 

dad  er  h&d  en  glde  weinj, 
40.  Ai  wor  wil  ich  mij  erkwäken  I 

mer  sil  ich  driwer  u^  erstäken. 

Hänklich,  krokt  u6h  fieferkächen  — 

w&  sil  mir  &twesz  breszer  rächen! 

se  wil  ich  nor  ba  dese  bleiwen, 
45.  unt  mir  h&  de  zekt  ferdreiwen. 


Mer  wälen  de  brejum  ai  de  prob  säzon  ! 

ir  meinj  l&f  ho6hzetgieszt 

häld  ich  nor  de  gatche  fieszt!  — 

Ich  dö6ht,  ich  sil  änt  niäresz  gön^ 
50.  unt  wil  et  meinjer  moter  sön  : 

^Moter,  wu  mich  da  wil  nien, 

ich  wil  er  hemt,  hise,  gatche  gien. 

Ferwangdert  ich  ned  ir  läf  zähirer, 

ir  u6li  ned  ir  schweinjärakirer**' 
55.  dad  ij  esi  en  geförlichen  täxt  genun  -— 

ich  bä  gor  fu  farem  kun, 

n^mlij  ousz  dem  bl^sche  länt, 

dö  drakt  der  blodh  de   biCchän   un  de  want; 


127 

i(6h  kam  u6h  dur6h  Preta, 
60. dö  de  fräe  gäre  län  am  ha; 

ich  kam  am  giszhirn  eraf, 

dohär  bäs  än't  miltcfaen 

und  af  de  schwolwenzuo^el 

eraw  af  de  zimbel; 
65.  de  Bite  woren  alle  gestämt.  —  — 

Ich  wtl  ich  nd^  äszt  sdo, 
awer  lot  de  krach  Ätön! 
I  mer  wekter  gön, 
wäle  mer  hk  stäl  i^tön 
70.  unt  säinjen  den  irste  wärschen  ousz : 

pWohär  segd  ir  ir  lekt? 
mir  se  fu  Kerpenisch." 

Ed  äs  ir  kräsztliche  läwden  ze  m'älden:  tritens  dad  an  de  fer- 
gangäne  firzän  däjen    e  kalf  ze  Bodendnrw  äsz  ferlire  gangen. 

75.  et  had  en  baszgejefarf;  besanjder  känziche:  fun  hainjden  en 
tabulatur,  zwietens  äsz  bekänt  ze  machen :  dat  sich  zwo  pärszöne 
ferwällicht  hun,  an  de  ferstru weiden  istSnt  ze  trieden.  De  pär- 
szöne sen  desz:  Petr  Lurz,  e  struwelhiwdich;  higeötibLt  Uefel- 
ma6heFnii9zter  nit  zer  i  en  häinjderloszä^  wiertgeschäzt,  ritn&sich. 

80.  Anna,  Maria ,  Fike  bieszembäinjdersdüditer.  Wo  emeszt  äszt 
derweder  änzewänden  huot^  dier  sal  kun  unt  säl  sich  mäide 
b&  der  älder  mil.  Zwietens  u6h.  Hans  Schläpzuo^el,  es  irbere 
man  nesz  ssüa,  fim  hous  ous  e  reck  korfmadiergesäl.  Fu  sei- 
njem  scbwijerfuoter  äs  em  geworden  an  de  Wirtschaft: 

85.  1.  E  nä   beschlöä  wuo^en,    un   dem  ned  en  ejserä  nuogel  ze 
fäinjden  äsz. 

2.  un  zinger^t:  en  alt  bakiwen  u^  e  wäinjerd  am  hiejewalt, 

3.  u  segdeitof:  en  alt  puor  werbesz  mäd  em  kalkdäpen, 

4.  u  bümwelzeeh:  en  zeräszä  közen  u^  e  schweinjstrßdh, 

5.  zä  em    lange    liewen   äs    em  firspan  ze  fosz  gie  werde  bäs 
50.  un*t  wäldäinjt. 

Hie  nit  zer  t  de  irber  kontribution,  dat  hiszt  af  szaksesch :   de 
trepsn&sich    muresä.  —  Weder    nid   es   irbere    manesz   san  en . 
wilhawend  döchter ;  da  fun  ärem  griszfuoter  äs  er  geworden 

1.  fum  akerständ:  en  alt  gro  ruos  u^  en  bläinjt  malt; 

2.  u  wiseniert:    en  zwij^rich    kram,  mäd  em  klene  zwiejörije 

färkeln 

3.  un  eiseger^t :  zwie  schlofhemder  u^  en  alt  gatch, 

4.  un  helzeränem  gerfet:  zwtn  lenenk  ü^  en  alt  bärde, 

5.  u  leinjäner  wiesch.:  e  wirkstäl  u^  en  alt  mältchsch66htert, 

6.  u  fä:  en  alt  huowerkaszten,  ug  en  alt  stal. 


128 

100.  Fir  d^tniöl  ipr^che  mer  e  schluoszer   äser,  en  wälen  de  häingt 
zesanien  dän,  unt  sprachen : 

Schluoszer  äser,  dier  tä  bäszt  an  der  hil; 

me  San  wund  an  der  mil,    ' 

tä  kiszt  net  zä,  asz,  mir  ku  net  zä  dir. 
lOö.Det  ferdanit  weif  kontribotion  huot  de  monkel  fereazt;  , 

s&  kän  en  net  lUeu,  kr  man  wäl  e  net  lisen ; 

e8i  bleift  e  fersazt  fu  Mäkenduif  bäsz  k&  Liewlonk.  Amen ! 


Äs  ewangelium  beschreib;  esz  der  aposztel  Stoika  um  irste 
stal&k^    um  sieszzänte  ipräitijbalken;    de   wiH   lokten  fum  Hir- 

llO.sclieldan  gruowe^  bäsz  für  de  limbranen  alsi:  „Et  wör  emol 
e  mäinjtsch,  dier  madht  e  grisz  höchzetin5l  y  unt  lät  fil  derzä, 
unt  schakt  seini  sluge^  ouäz  de  geladäne  gieszten  ze  son: 
weniz  la  troaker(kud  un  den  troch!)  den  ed  äs  alesz  berit:" 
Der  irscht  söt:  ^ich  hun  mer  neinj  jö6h  kaze  geküft,  unt  mesz 

115,^0,  se  ze  besän :  ich  biden  dij,  entschäldich  mich!  der  zwiet 
söt:  „de  meisz  hu  mer  de  kaze  gefrieszen,  doräm  kan  ich  net 
kun:  „Der  drät  söt:  '4ini  kumperat  ö  holde,  ich  biden  dij, 
entschäldich  mich.^  Dö  geng  der  knöcht,  und  söd  ed  sein- 
Jen   härn.     Dö    wort  der    houszhär    zömich,    unt   schakt    seinj 

120.  sluge  ousz:  „mär§et8  Hnge  käle,  orb  schi  itirb,  schi  stop 
sze  umple  käsza  mä,^  af  dat  meinj  hous'z  föl  wärt.  Dö  geng 
der  houszhär  änen  de  gieszt  ze  bes&n,  unt  sa^  en  mäinjtschen, 
dier  hat  nichen  h'odhzetlich  kltd  un,  unt  söt:  h&t  te  honiiäl 
Peter,  Oabiiel?^  Dö  wirt  helen  u6h  zäingtklapere  sen;  da  fil 
se  berofen,    awer  wenij  ouszerwielt.     £si  fil  sen  de  wird  asesz 

125.täxtesz.  — 

Ich  wisz  wol  wad  ich  itudirt  hun  an  de  fläjner  wegden.  Ski 
ich  fir  fun  de  faltsche  proi^ten,  d&  kukeruz  am  boih  hun. 
S§Iich  sen  de  iszendreiwer,  da  se  gön  ze  fosz ! 


Ich  wör  iszt  af  dem  ho6hzetmöl^ 

dö  wören  de  das  uöh  glaser  föl, 
130.  dö  hat  sij  u6h  de  brokt  besöfen; 

awer  dinkt  —  dSt  wör  ägetröfen 
,w&  der  SchÄser  mät  der  gisz  — 

s&  s&ng  wä  en  galjenmisz ; 

de  ü^e  fäinjkelden  er  am  hift, 
135.  alz  w^r  se  mät  sehnt  gedift, 

dö  wü)  se  denich  nor  mi  säinjen, 

m^r  Sil  et  u6h  nor kläinjen. 


129 

Äntlich  k&m  der  bröjum  derz& 

mät  d6  Wirten:  dÄ  sä!        .  . 

140.  huoszt  t&  dich  na  besöfen? 

ai  t4  silt  na  läwer  schldfen  !^ 

Awer  wat  hat  der  brejum  geriet? 

de  brokt  feprong  af  fum  J^ät.. . 

se  feng  glech  sif  un  ze  beren, 
145.  unt  fepärt  det  mel  af  w&  schnederschören, 

det  ^poksel  spräzt  er  ousz  dem  mel^ 

w&  er  gebröchäner  sei  (?) 

am  gräm  sang  se  det  ho6hzetl!t; 

de  zfere  fluszen  der  Maregrit. 
150.  Na  kam  u6h  der  brokt  är  moter, 

d&  säg  ousz  wä  e  kapefoter 
.  beschmiorty  beschmuzt  mät  fad  uih  kachen 

als  k^m  se  durj  en  bekt  geschlächen. 

Se  nS.men  de  brejum  un  den  hören, 
155.  se  dMen  u6h  nichen  fainjer  Spuoren, 

se  mä6hten  emöl  den  häzeldanz, 

et  bliw  u6h  ned .  en  schäszel  ganz, 

Hanäkesch^  Kosäkesch  geng  et  zä 

w&  en  dänz  fun  er  bäfelkä, 
160.  Ich  wil  nög  &twes  S6n,  • 

awer    ich  kä  glecb  nemi  be&tdn 

fir      r        '•      .  * 

ferzät  mer  an  der  riedensuort 
unt  schl&t  mich'  nor  ned  af  de  buort, 
165.  dän  ich  hun  näszt  iwels  am  sän« 

awer  uÖi  net  fil  gädet  drän ! 
da  wä  hiszt   ed  am  träte  br&f  Juon   tärza  pärzas  am  ir&ten  udi 
zwiete  wärschen: 

'Net  h&  an  de  käp  de  bädhen, 
170.  säch  wä  ed  Snder  l&kt  mädhen! 

Wekter  hiszt  et:  ^ 

„bräinjt  mer  hier  den  Achtel  skraöh 
dän  ed  äsz  meinj  zälmeba6h  !^' 
A6h  wad  äs  et  fir  e  wiesen! 
175*  de  episztel  hun  ich  net  geliesen, 

dän  ich  kä  se  u6h  net  fäinjden, 
«     wäder  äsz  se  fire  nö6h  häinjden. 
Awer  ed  äsz  mer  na  äkun; 
dö  hie't  had  af  der  trun, 
180.  drakt  hie  ed  esi  zesumen, 

dat  sij  u6h  der  dit  meszt  schumen. 
O,  ich  hun  gor  fil  härzelit, 
dad  et  mer  am  knä  widit, 
ich  w6r  en  Msch  käinjt  — 

'  "  -9 


130 

18Ö.  vSr  mer  nor  m^inj  haszt  net  bläinjt, 
dän  hie  huot  gor  e  grtsz  geschäk, 
bärjaf  fält  e  af  de  räk, 
bärjuof  lad  ed  em  schin  am  säri, 
af  der  iewen  bleift  hie  htäl  Stön. 

190.  Ich  säl  *mä8  am  ze  fosz  gön, 
wu  mer  sölen  hämen,       \ 
feng  e  sij  an  de  teiszelt  ze  lenen. 


Esi  e  far,  wi  ech  bän, 
huot  nor  fir  en  zwelwer  sän, 
105.  wäld  er  em  awer  en  horgesch  gien, 
die  wirt  hie  wärlich  l&wer  nien; 

Ich  wil  nor  ätweszt  erwäschen 
fun  die  file  gehobelden  däschen, 
dad  ij  äszt  hat  ze  beiszen, 
200.  unt  Sil  mer  u6h  der  hoch  zereiszen, 

U6h  me  kl^kner  der  ieselskärl  -;- 
mäd  e  si  em  turne  schärl, 
huot  sich  de  hör  net  frisirt 
w&  ed  esi  em  kärl  gebirt, 

205.  Wun  nor  de  lekt  pet  feile  wäszfen, 
dad  em  de  htse  sen  zeräszen. 
Esi  e  kukuky  wÄ  hie  äsz, 

se  huot  hie  do^  e  Stark  gebäsz; 
e  reiszt  det  fli?  uof  fun  de  kn66hen, 
210.  e  bro6ht  u^  nichen  zanst66her ; 
wäld  er  em  awer  ä^zt  gien  — 
e  wird  et  wol  ä  seinjen   tSsert  nien. 

Hiö  kan  uih  af  der  gech  gejen,     • 
nor  wisz  e  net  ze  fäinjern 
215.  u6h  de  bije  net  ze  strechen; 

e  hiszti  Mächel  kuk  mer  M  desak 

e  kfi  blöse  wä  der  Kriner  ätattramlter.  — 


e  kan  esi  säinjen^ 

dat  de  schäinggeln  derfuspräinjen*  Am^l 


131 


220.  Meinj  prädij  äs  ousz, 

wier  86  bieszer  kä,  s6  ed  erousz! 

sen  de  krach  Ifer, 

dro  wör  u6h  mein]  prädij  en  mfer.  Amen! 


65.  . 

(Bruchstücke  einer  Hochzeitrede.) 

Ir  meinj  lS.f  huowergarwen,  dS.  er  hä  fersumelt  sekt,  fUten  u6h. 
muo^eren,  Unken  udh  kurzen^  däken  udh  schmuolen,  htii;  nor  nö6h 
zä!  ich  hun  ich  wichtijet  ze  sön  :  ' 

ö&t  mich  recht  un! 
ö.  ich  bän  nichen  Zegun, 

bräinjt  mer  e  glisz  weinj  1 

et  äsz  mer  liwer-  w&  e  Rch weinj 

gemieezt  mät  hobelspfen ;  — 
dän  u6h  fir  tousent  tokaten  bekridnesz  äsz  net  wierd  en  feif  tabak, 
dat  känd  er  mer  gliwen  — 

Probatum  est 

dät  hiszt:  «gÜft  mer  fiesztl 

und  int  net  fergieszt! 

wun  er  lüft  hält  de  gatsche  fieszt! 


Hirt  hierir  meinj  l&f  beschmiert  ffäinjt!  Anno  1912  äse  gebou- 
er  iwer  de  Buser  bräk  gelüfen^  und  äsz  mät  dem  bo^  an  en  mülter- 
hüfe  gefalen,  dad  em  de  späzt  af  emräk  erousz  kun  äsz.  Anno  1444 
sen  esi  fil  mäintschen  änt  lant  kun^  da  ug  af  desz  hodhzet  gerecht 
ku  wülen;  awer:  tarn  tarde  venientibus  kno6ha!  dät  hiszt  ferdol- 
mätscht ;  ^segd  er  net  zem  flisch  gerecht  kun,  esi  känd  er  na  de 
kn66he  frieszen^  Anno  1862  kam  e  kom^t  mäd  em  Unke  feirige 
schwänz^  unt  hade  fil  jangfere  ferlangen  en  ze  sän^  awer  se  sä^en 
en  net  —  nor  in  wör  de  gläklich,  di  e  sa6h,  en  huod  en  u6h  ge- 
lueszen;^ 

dad  äsz  wärlich  wör, 

er  ward  ^t  sän  iwer't  jör 
unt  wiem  dät  net  ze  harze  git,  dier  huod  en  steneränen  häinjdern.^ 


n^i 


N 


132 
66. 

(Bruchstück  einer  Hochzeitrede.) 

Hiher,  hecherer,  alerhechster,  schlmestroih,  angder  diesz  sein 
je  blädere  sich  mi  wi  zwietousent  mäinjtsche  fir  der  somerhäzt 
ferkräche  känen,  unt  sich  härlij  un  deinje  sesze  Mchten  ergäze 
känen !  «rgäz  .u^  4sz  da  mer  alo  h&  ferffumelt  sen,  mät  dem  sesze 
geschmak  deinjer  fricht,  dömät  mer  iszt  udh  rofe  känn^ :  je  wenijer 
dad  em  äszt^.  dieszto  bieszer  schmakt  et.^ 


Ir  l&f  lekt 

gor  wangderlich  gid  ed  an  det  wält  hekt; 

ener  huod  um  fräinjdere  laszt, 

dem  andere  wird  u6h  dät  ferhaszt; 

ener  git  balt  hier  halt  duor 

m&r  uch  an  der  gr^szter  müor. 
Ir  meinj  läf  beschmiert  fräinjt!  ich  hun  ich  no§  äszt    wichtijet 
firzeprazeln,  w&  et  mer  gangen    äsz,   da  ich    mich   fräinjderd,    und 
wS.  £1  ich  bekam,     E6h  bekam : 

1.  Un  akerlant :  en  firtelierich  mäten  an  der  ba6h, 

2.  U  wisenierd :  en  ierich  wis  af  dem  turekränz  (tureknfip). 

3.  Wäinjert  af  en  imer  ouszwänich  der  huo6h;  de  maschketäler 
w6ren  de  mälzbim,  de  giszmäme  wören  de  gäJkärsch;  de  schwarz 
gornesch  wören  de  schlinen, 

4.  U  friehten :  fSr  achtel  kiren  ä  garwen  u^  en  achtel  kukeruz  ä 
kolwen,  u6h  fun  hangdert  firlen  huower  de  kuof. 

5.  Un  zachfä :  en  alt  rieszken ;  un  enem  üÖi  wör  et  schiel  u  genem 
sa^  et  näszt. 

6.  U  geflijel:  en  rtde  kokesch;  e  hat  fär  fes,  unt  wun  eaf  de  hin 
'  Äprong,  bisz  e'r  det  hift  uof. 

7.  Ü  bätzech  :  e  wich  fäderebät  ousz  fafzS.  faderen,  en  wiche  fäde- 
repil  ous  er  porziön  ätri,  u^  e  britätreificb  lengda6h,  w6  em  de 
hänt  draf  d§t/ geng  se  durch  ent  durch. 

8.  U  klidern:  fun  em  muschlinäne  schürz  qusz  krazwierk  mät  dem 
liefel  gedret  det  bandeL  uch  fun  em  Slden  hemt  det  galer;  derno 
en  gäden  zeräszäne  pielz  6nen  ärmel,  fun  em  brasztpielz  det 
häinjdertil,  u6h  en  had  6ne  strüf.         .  •  * 

9.  Un  houszgeröt:  en  h^zeräne  mirsel  one  Stiszel,  en  ferruoszt  hep 
one  gräf,  ea'  späjel  öne  gluosz,  de  stimpel  fun  er  drafeszijer 
fan,  de  bodem  fun  era  däpen,  u6h  fiin  em  ieszichkradh  de  stäpen. 

10.  Ousz  läder:  e  puor  werbes  öne  silen,  u^  e  puor  paputsche  fum 
weiszbäk  gebaken. 

11.  Un  ädel^tinen  :  en  däken,  d^ke  kislengätin  ousz  der  ba6h,  derzä 
en  feierstin,  dier  niche  mi  fanke  gäf. 


133 

12.  U  gielt:  1000  gälden  Önen  de  1. 

13.  ü^  en  hisch  getarkelt  lam,  nor  äs  ed  ewejtiich  bis*  unt  närt  nnt 
bilt  kfen  de  legden. 

Ded  äs  alesz  gor  w6r,  unt  wier  et  net  wäl  *gliwen,'  dier  sal 
mich  mer  u6li  nö^  emol  froren,  esi  Wirt  e  det  nämlich  hiren  Ed 
äs  awer  g'eschän,  dertiwen  u6h  dertneden  am  Hoschuogener  grangt, 

D6  der  bier  de  zimbel  schla6li, 

da  de  lousz  de  bröden  dra<9i, 

da  de  mäk   den   tOTTi    ämflucli,  ** 

d4  de  schnök  den  Äldouszsnf. 


Guckiik. 
67. 
A. ' 


(Marpod.) 

• 

l*Kuka,  di  den  af  dem  naszbüm  sasz 
Kukuk! 
unt  dier  gramer  weinjmern  äsz  — 
Kukuk! 

%  Kuku  hat  der  kröuser  hör 
Kukuk! 
drezä  breokten  an  enem  gi6r, 
Kukuk! 

3.  .D&  irscht,  da  kierd  em  an  dem  heösz:  Kukuk ! 
da  zwät,  da  dradh  det  kierschel  eösz.  K. 

4.  Da  drät,  da  brät  era  en  graine  fäseh.  K. 
da  firt^  da  drea^  en  af  den  däscb.  K. 

5.  Da  fiüft,  da  beak  sich  hemelbriut.  K. 
der  söszter  w8r  der  monkel  riüt.  K. 

6.  Da  siwenfr  geng  n6  klörem  weinj»  K. 
da  ä,cht  wül  gäre  schinkerä  seinj.  K. 

7.  De  neinjt  d&  käperd  an  dem  h61z    K. 
de  zänt  ma6ht  sij  en  späjel  stülz.  K. 


134 

8.  De  elf);,  dk  rascheld  an  dem  fttri^  E« 
der  zwelfter  d6t  der  beo6h  gor  wi.  K. 

9.  De  drezänt  huat  en  htsch  pßlzken  xxn 

Kukuk! 
sä  wuäszt  u6h  wien  sä  l&f  sül  hun. 
Kukuk!  Knkuk!  Kukuk! 


(Mühlbach  —  ergänzt  aus  SehttsEburg). 

!•  Der  hukuk  af  dem  naszb&m  sas 
unt  dier  gräner  weinjmere  frasz« 

2/Se  bräder  mät  dem  gielkrousen  hör 
hat  drezä  brokten  an  enem  jör. 

3.  DS,  trscht,  da  kiert*  de  ^tuwen  ousz, 
d&  zw^t,  da  dra^  det  kierschel  ousz. 

4.  D4  drät,  da  käpt  fil  Spliterhdlz, 
d&  firt,  da  inä6ht  det  feier  stiUz. 

5.  Da  faß/ da  k66ht  en  w6isze  faseh, 
de  sieszt/  da  br66ht  en  af  den  däsch« 

6.  Da  siwent  geng  an  de  käler  nö  weinj, 
dk  acht,  da  gehinkt  än't  gläszken  an* 

7.  D&  neinjt,  d&  madht  e  wich  b&t, 
da  z&nt,  da  ma6ht  e  fäderä  hkU 

8.  Da  elft,  d&  madht  e  plomeb&t, 

de  zwelft^  da  tö6ht  sij  an  det  b4t. 

9.  Dft  eich  der  kukuk  äne  Iddht, 
wäinjscht  em  de  drezänd  en.gät  nö6ht. 


13Ö 
Spinnerin. 

(Mühlbach.) 

68. 

1.  Span,  i^pän  meinj  dichterche  hpäxkl 
icD  kifen  der  e  lasztich  dadh. 
^N&i,  moter,  n&i! 

me  föinjer  dit  mer  j6  wi,  wi,  wi 
fum  späne,  fum  spänen.^ 

2.  cpäD,  kp'ä,n,  meinj  dichterche  Itpän! 
ich  kifen  der  en  lasztije  schürz. 
„Näi,  moter^  n&il 

me  filinjer  dit  mer  jö  wi,  wi,  wi 
fum  kptine,  fum  apänen.^ 

3.  Span,  Span  meinj  dichterche  Span ! 
ich  kifen  der  e  lasztich  klit, 
„N&i,  motcr,  n&i! 

me  fäinjer  dit  mer  j6  wi,  wi,  wi 
fum  Späne,  fum  Spänen.'^ 

4.  Span,  Span,  meinj  dichterche,  Sp&n  ! 
ich  kifen  der  e  lasztich  housz. 
„N&i,  moter,  näil 

me  fainjer  dit  mer  j6  äinjde  wi 
fum  Späne^  fum  Spänen***   . 

5.  Span,  Span  meinj  dichterche,  Span ! 
ich  kifen  der  en  lasztije  man. 
„Cha,  moter,  cha ! 

me  fäinjer  dit  mer  na  nemi  wi 
fum  Späne,  fum  Spänen.^ 


Schnur  und  Sciiwieger. 

(Müblbach.) 

69. 

l.Wält  t4  meinje  san*hun? 
söt  de  alt  schwijer. 
„Chal  ech  wäl  en  hun, 
cha!  ech  mesz  en  hun!"    . 
Bot  de  jang  glech  wedör. 


136 

2.  Af  wat  seid  er  schlöfen  ? 
söt  de  alt  schwijer. 
„Zwtn  ätrisäk 

sen  u^  e  bat." 

söt  de  jang  glech  weder. 

3.  Pu  wät  wäld  er  liewen  ? 
söt  de  alt  schwijer» 
„Ousz  em  banger 

m6sz  em  langen.^ 

söt  de  jang  glech  weder. 

4.  Wohär  ward  er  miel  hien?. 
söt  de  alt  schwijer. 

„Ousz  dem  begelkaszten 
säl  em  defhim  faszten." 
söt  de  jang  glecb  weder. 

5.  Wohär  wäld  er  weinj  nien  ? 
söt  de  alt  schwijer. 

^Ousz  dem  schinkhoüsz 
hfed  e  krinzken  erousz." 
söt  de  jang  glech  weder. 


6.  Wohär  wäld  er  gielt  nien  ? 
söt  de  alt  schwij-er. 

„O  da  alder  hier, 

gäf  det  gielt  hier!" 

söt  de  jang  glech  weder. 

7.  Nö6h  lawer  wil  ich  mij  afh^n. 
söt  de  alt  schwijer. 

„Ich  gien  der  u^  en  äträk, 

unt  wäinjtschen  der  u6h  fil  gläk." 

söt  de  jang  glech  Weder. 


137 
Das  Essen. 
-  70. 

(Agnethlen  ~^  ergSnzt  aus  Georgsdorf.). 


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Et     fgr    Q     gät  moün     an     de    bäsch^ti  -  dri-tum!  Et 
e    klöuft  e      fä  -  der      ha-szel-näsz    .        n       «       ^ 


m 


^ 


^ 


>~N- 


^^ 


5^ 


£ 


fSr     e     gät  möönän  de  bäsch  ti-dri-tu-dri      ti-rum  ti- 
klöuft  e       fä-der    haszelnäsz     n     «.     »      «         •     n       » 


^^^ 


ta-ram  ti  -  tum ! 


1.  Et  fSr  e  gftt  moün  an  de  bäsch, 

tidritum  I 
e  klöuft  e  fSder  heszelnäsz^ 

.    tidri,  tudri,  tlrum,  titarum,  tituml 

2.  Da  en  na  der  h&nger  plöicht  1 

tidritum ! 
^Fri  wat  boiszt  tä  mir  gekocht?" 

tidri,  iudri^  tirum^  titarum^  titum! 

3.  „Am  hois  aw  äsem  käsztchen  — 

tidritum  f 
dö  lad  e  ferschämelt  kräsztchen." 
tidri,  tudri  etc. 

4.  „Fri,  dat  salt  tä  Mszenl" 

tidritum ! 
E  Bchladb  se  weder  de  hSszen. 
tidri,  tüdri  etc. 


138 

5.  E  schlaf  80  weder  de  naken ; 
tidritum  I 
se  moszt  em  krape  baken. 

tidri;  tudri,  ttrum,  tdtarum^  titum ! 


Der  Pfaffe   im  Keller. 

71*-  '         , 

(Georgsdorf.) 

1.  Et  wöul  e-geböuer  gor  fr6I.  äßtön, 
e  wöul  gor  frü  äf  säinjen  aker  gön* 

2.  D&  hi  äf  säisjen  aker  köüm, 
köüm  en  e  grusz  banger  an, 

3.  Hie  lef  kfen  heime  w&i  e  fasz : 
[„Fr&!  lo8z  hire,  wat  kodhst  t&  hekt?"] 

4.  „Ech  ködben  en  dap  föl  merlekachen.*' 


5.  »An  dier  merlekäche  säl  ü6h  zaker  sen^ 
dät  mos  en  bärlij  Ssze  sen.'^ 

6.  Ep  däu  bi  bält  ze  dascb  säsz 
rämpeld  an  der  kumer  aszt« 

7.  „Ai  80  mer  frii,  wät  sil  dät  sen? 
et  rampeld  an  der  kumer  eräm." 

8.  „Ed  ä8z  j6  nor  der  wäinjd  alin,         > 
e  spilt  mät  tnäinjem  zingzingzmg.^ 

9.  ^Und  äsz  dät  nor  der  wäinjd  alin 
unt  kpilt  mät  deinjem  zingzingzing  ?^ 

10.  Der  gebouer  söd :  ecb  mesz  do6h  g0n, 
unt  sin,  wat  sieb  dö  zSl  sil  drdn.^ 

11.  Unt  däun  hie  bäuld  an  de  kumer  traf, 
däu  zu6h  der  bl&sch  fof  de  h&sen  &t 


.139 

12.  Der  gebouer  de  riter  klapel  begrif 
uht  Bchladh  die  fofen  dät  bie  «eh.  . 


Noch  einen  Tanz, 

72. 

(Mühlbach.) 

l.Fr&  tä  sÄlt  hirae  g&n, 
de  mSn  dier  äsz  kronk! 
„Asz  e  kronk, 
,  got  sa  dank !  — 

Mein  lieber  Franfc ! 
noäb  einen  danz !" 

2.  Fri  t&  Salt  hime  gön, 
de  m^  lud  am  z4a! 
^Lat  e  am  z&p  — 
lod  en  zän! 

Mein  lieber  Franz  I 
no6h  einen  danz!* 

3.  Fr&  tä  Salt  htme  gön, 
de  mSn  dier  äsz  dit ! 
„Äsz  e  dit  — 

et  dit  mer  lit. 

Mein  lieber.  Franz  ! 
noch  einen  danz ! 

4Fr4.ta  Salt  hime  gön, 
de  manwirt  begru^owen ! 
„Wirt  e  begmowen, 
frieszen  en  de'  ruowen. 
Mein  lieber  Franz 
noch  einen  danz!* 

ö.Frä  tä  Salt  hime  gön, 
'    en  alt  gesäl  äs  am  housz ! 
„Asz  e  am  housz,  » 
guocht  en  erousz! 
Mein  lieber  Franz, 
noch  einen  danz!* 


140 

e.Fri  tä  sSlt  htme  g6n, 
e.jang  gesäl  äs  am  housz ! 
^Asz  e  am  housz, 
lod  en  ära  housz  !- 
Mein  lieber  Franz, 
•noch  diesen  danz  !^ 


'  Todtenklagen. 
73. 

(Mühlbach.) 

Er  fr&  wor  der  man  ge&torwen ;  sa  stand  un  der  bör  en  mT>szt 

Iren    halwer    schänden    halwer  kl6n,  mfer  ed    er  net  dräin  wör,  u6h 

net  fum  harze  geng;  da  genzt  der  bör  stand  är  läfszter,    mät    diem 

,  se  sich  langhär  gehälden  hat.     Sä  gewan  det  schnezda^   ünt    kiöt : 

1.  O  wl !  0  wi !    • 
woräm  ned  i, 

td,  me  lawer  —  genzt  der  bör; 
mät  diem  ich  gor  fil  am  wirtshousz  wör? 

2.0wi!  owi! 
woräm  ned  i, 

tä  me  l&wer  —  genzt  der  bänk^ 
mät  diem  ich  gor  oft  am  wirthshousz  dränk? 


74. 

(Mühlbach.) 

Er  fri  wör  är  man  gestorwe,  mät  diem  s&  fil  jör  &p&rsem  u6h 
zefriden  gelieft  hat.  An  ärem  hien  Slder  genge  s&  mäd  enander  am 
w&  zwie  käinjt,  unt  wu  se  ous  ärem  schäszelöhen  sopten,  oder  an 
e  wij  äche  mätenänder  tankten  oder  sij  an  em  ktene  fainjtchen  e 
wenich  fät  wärmden  unt  mät  brid  oder  paloks  drän  tankten  ind 
änVd  ander,  se  hesz  et  äinjden:  ^söp  na  tä  schaz!^  oder:  „tank  na  ta, 
sohaz!  ed  äs  un  dir".  DU. na  de  uorem  ald  un  des  aide  seinjer  bör 
stänt,  feng  sä  an  esi  un  ze  klön : 

^O  wi!  o  wi! 

det  dit  mir  wi; 

tä  giszt,  unt  leszt  mech  hä  elin. 


141 

Iszt  tankt  ech, 

iszt  tankst  tä^ 

tä  meinj  h&rzer  tankferlanker  ? 

O  wi,  wier  wit  na  mät  mer  tanken? 

Owi!  owil« 


Rückkehr. 
.    75. 

(Sehr  verbreitet   -    hier  in  der  Hermannstfidljer  Mundart) 

A. 


-^r— tr 


i 


^= 


isritrJS: 


SrS 


^ES 


SEJEJ 


i 


Dan   der  blö6h  de       blS-chä  schladh,  schladh  e-se  mät  dem 


*=$ 


I 


ieszichkradh   ja!  ja  f  jut    ju  !  ju!  jül 


m 


1.  D&n  der  bl661i  de  bl&chä  schladh, 
Si^hlaäi  ese  mät  dem  ie8zichkra6li« 
Jul  ju!  ju!  —  ju!  ju!  ju! 
u.  8.  w.  wie  B. 


1,  Dan  der  blödh  de  blöchä  schlaöh  — 

Juchaida!  juchaida! 
schla6h  ese  mät  dem  ieiszich  kra6h. 
Juchai,  juchaida ! 

2,  Et  kam  der  blö^  ousz  seinjem  lant.  J.  etc. 
mät  dem  kläpel  an  der  hänt.  X  etc. 

3,  SSdh  der  bl&chen  af  de  bo6h  —  J.  etc. 
„Nana  bl66h,  na  seiszt  te't  do6h."  J.  etc. 


142 

4.  D4n  hie  eich  grfw  un  de  Ätern.  J.  etc. 
„Nana,  biöih,  na  huoszt  te  hern.«  J.  etc. 

5,Näm  de  blfechän  an  der  hant.  J.  etc, 
scblaih  se  dramöl  weder  de  want.  J.  etc, 

6.  Schlaf  de  blöchä  weder  det  kni.  J.  etc. 
dat  se  bereit  w&  e  fä.  J.  etc. 

7.  Mät.  dem  kläpel^  mät  dem  bieszem.  J..  etc. 
dat  se  0U8Z  dei'  hant  moszt  frieszen.  J.  etc 

8.  E  bant  se  un  den  däschfos'  un  — 

Ju^haida!  judhaida ! 
8e  Word  em  fra  unt  lef.  derfun  — 
Ju^hai,  judhaida! 


Der  Reiter- 

.76. 

(Kalzendorf.) 


1.  Ai  da  meinj  här  e  regder,  e  regder  wftl  wärden 
kangt  hi  sij  an  em  günze  gi6ren.  häsztned  erwarwen. 
£ch  had  en  aide  gisebak; 

ich  sazt  den  hären  uiwendraf, 
en  lesz  en  dohi  regden. 

2.  Ai  da  meinj  här  e  regder,  e  regder  wftl  warden 
kangt  hl  sij  an  em  gftnze  giör  en  sadel  ned  erarwen. 
Ech  had  en  alt  braschaf, 

ich  sazt  den  hären  uiwendra^ 
en  lösz.  en  dohi  regden. ' 

S.  Ai  dÄ  meinj  här  e  regder,  e  regder-  wöl  warden, 
kangt  hi  sij  an  em  günze  gi6r  en  zdm  ned  erarwen. 
Ech  had  en  aide  kedelsüm^ 
dat  gSf  dem  hären  en  g&den  zum; 
ich  lesz  en  dohi  regden. 

4.  Ai  d&  meinj  här  e  regder,  e  regder  wAl  warden, 
kangt  hl  sij  an  em  g&nze  giör  e  schwiert  ned  erarwen. 


143 

Ech  had  en  Sit  br^chschekt, 

dSt  heng  ich  dem  hären  un  de  sekt, 

en  iesz  en  dohi.regden. 


Rathsherren. 

•77, 

(Batosch.) 

Grft  äsz  der  waimerätiük  — 
giftt,  irt  der  waiseir  im  riftt ! 
Plak  am  lönde  — 
wenätiök  am  sönde. 

6.  Hä  dUo  mer  dat  of  dise'  dasch  — 
am  sol  et  lope  wä  en  fasch! 
H&  däo  mert  ofm  open 
de  waisz  hiem  si'n  et  flaisich  lopen! 
[De  trebun  sai  i&renwiert, 
10.  am  kliupt  en  de  mailer  wideren  hiert.] 


78. 

(Mühlbach.) 

Mer  käme  fir  den  hanen  — 
mer  haden't  net  gewanen. 
Mer  käme  fir  de  richter, 
do  geng  ed  esz  noch  lichter. 
Mer  käme  fir  de  kenengsrichter ; 
6  s6t 

4 


Michelsberger, 
79. 

(Hermaiinstadt.) 
Nichen  deiwel  äs  ned  ärjer 
wä  en  danrich  Mächelsbärjer; 
hie  ferkift  seinj  stäinjkij  är 
guor  dem  litäder  am  en  drär. 


144 

Drei  Mitnationen. 
80. 

(Sachs.  Regen.)  ,  . 

Der  Onger,  B16^  unt  der  Zigu, 
dät  sai  guor  lasztich  lait ; 
der  Jantsi  fla6ht  d^  gonsie  daöh, 
der  Moi  tonzt  mät'dem  botu  nödh^ 
der  Eere  dier  git  näkich. 


Drittes  Buch. 

(Sprichwörter.) 


10 


^Sprichwörter 


(zum  gröszten  Theil  ans  Mühlbach  und  Schäszburg,   dann  aus  Sächsisch-Begen, 
Bistritz,  Marpod,  Braler  und  Kronstadt). 


Bauernregeln^ 


Säzt  em  um  krä8ztda6li  häinjder  de  wäinjden, 
se  säzt  em  um  &8zterda6h  häinjdier  de  bräinjden. 

2. 

Kierd  em  um  kräsztdädh  af  der  gasz, 
se  äsz  se  um  uszterdä6h  fum  schiii  nasz. 


Der  Februar  söt, 

wan  de  san  net  wfer, 

se  wil  bie  erfr&sen 

det  kalw  an  der  kä 

u6li  det  däpen  af  ^em  hiert 

üäi  det  kiren  an  der  iert. 


A.  Am  Februar  kit  der  Spirkel, 

B.  Februar  äsz  Spirkel. 


Der  Februar 

kan  alt  mi  wä  der  Januar. 

10* 


148 

6. 
Fir  'em  Februar  gralt  der  Zegun  um  misten. 

7.  .  '   . 

Am  Februar  kradhen  de  ktin, 
am  Mierz  kra^t  det  eisz. 

•  .8. 

Mierzeschni 

dit  dem  kire  wi. 

9. 
Am  Mierz  wirt  dei/  schni  madicb. 

la 

As  der  Mierz  hi§  nth  drech, 
,  se  madht  hie  de  geboure  rech. 

IL 

Kit  der  Mierz, 

se  nit  der  gebouer  de  pla^  un  der  ätierz. 

12. 

Der  Apräl 

dit  n86h  wat  hie  wal, 

dreift  de  kälwer  äa  de  ätäl. 

13. 

A.  Am  fr&jor  madht  e  ramp  waszer  e  firel  muor 
am  härweszt  e  firel  waszer  en  ramp  muor. 

B.  An  ändäjen  en  ä,chtel  waszer  e  firl  mör. 
en  auszdäjen  e  firl  waszer  en  achtel  mör. 

14. 

A.  Kit  der  Gerch, 
kit  det  gräsz, 

m^r  schläj  em  et  mät  dem  humer  an  d*iert; 
alin  der  Mächel 

dier  bräinjd  et  net  " 

m^r  Sil  em't  mät  der  zang  erouz  zän^ 


149 

B.   Kijt  der  Gerich, 
kit  de  grä,8Z, 

unt  schlM  em  et  mät  dem  *  humpesz ; 
kit  de  Mächel, 
kit  e  net, 
m&r  däszt  etil  et  mät  der  pätschz&ng. 

16.     . 

Der'UrbanuB  i^techt  mät   sein  je   siwe  pielze    fum   Jwen    eruo^    unt 
gid  ierpere  klouwen. 

16. 

Wä  fil    de  kraode'   fir  em  Q^rjendädh   säinjen,    esi   fil    schweje  se 
nö  em  Gerjendädh. 

17. 
Der  Mates  äsz  der  eiszrämpler. 

18. 

Der  JosSfi  mä6ht  dem  wäinjter  en  äinjt. 

19. 

« 

Det  kiren,    däd  ed  um  Mariendäch   ber^nt,    dät  hischt  ba^m    kniede 
net  fil  waszer. 

20. 

Maria  rinijunk  schin  unt  häl 
bräinjd  übst  gena^  an  aler  fäi. 

21. 

Führt  das  wasser  am  IVIaritag 
ein  Strohhalm  mit  sich  auf  der  gass, 
dan  den  spruch  man  merk  fürbasz, 
die  urzen  man  gut  versorgen  mag. 

•  22. 

Kid   um  Mariendä6h  der   tuoszt  fir   se    loch,  en  sekt  seinje  sch&de' 
T>^d,  esi  git  e  nö^  emöl  af  fäf  w66hen  änen. 


150 
23. 

Wun  em  säinjt  fum  helije  giszt, 
da  galt  det  kxren  det  alernuszst 

.         24.'    •  ' 

Wun  ein  säinjt  fum  helije  giszt, 
det  ku*e  ferkifen  uÜi  näszt  mi  hiszt* 

25. 

Pitrum  Palz  da^, 

di  dem  kueren  de  wurzel  staöh, 

26.  • 

Fir  Johani  mes  em  am  r&n  bide,  nö  Johani  kit  e  tu  sälweszt. 

27.  ■ 

Nö  em  Laurenz!  schlxd  et  nemi  an. 

28. 

A.  Der  Lirenz  sieht  an  de  ba6h. 

B.  Wun  emöl  der  hir^  an  de  bach  gepischt  huot,  demö 
äs  ed  ousz  mät  dem  buoden.  *  , 

C.  Der  Medardus  pischt  an  de  bääi. 

29. 

A.  R^nd  ed  um  Medardus,  se  rfend  et  n66h  firzich  dach. 

B.  Medardirfen  doure'  firzich  dach. 

30. 

De  Katrenj  kid  aw  em  beschluberde  ruosz.  ' 

3L 

Dl  an  auszdäje  sich  net  rakert,  kän  an  ändäje  laisztere  fen. 

32. 

A.   Di  de  net  wäl  gi'äbeln, 
won  de  haschräken  zdbeln, 
'ol  iubö  o\inöb  di  mes  am  wäinjter  gö  mät  dem  slh 

,,br&der  Honesz,  hod  er  net  ha  fil?'*. 


151 

B.  Wier  nät  gö  wäl  mät  dem  raichn, 
dät  en  de  sclinöken  sen  iitaichn; 
mäisz  am  :wänter  g6  mät  dem  s^l, 
änt;  frdg'n  df  nät  hSi  äsz  f%L 

33. 

Won  der  kenenk  StSfe  sesz  waimern  äszt,  wit  geät  weinj. 

34. 

Um  frektij  ändert  sich  gären  det  wäder. 

35. 

Wun  am  somer  fil  haszelnäsz  gerdde^   se   kid   en  hart 
Wäinjter. 

36* 

Äser  Härgot  git  de.wäinjter,  w4   de  lekt  det  ha  hunt. 

37, 

Wu  wilw  a6h  fis   an   de  muort  kun,    äsz    de   deirunk 
nemi  far. 

38. 

Maria  lichtmäsz 

äsz  der  wäinjter  gewäsz. 

39. 

Wu  sich  de  d4j  ufön  ze  läinjen, 

se  ffet  sich  der  wäinjter  ünzeliträinjen. 

40.       ' 

Der  Mierz 

nit  de  pla^  un  der  ötierz, 

der  Apräl 

hälde  e  weder  stat. 


41. 


Fr4  daner 
sp^t  hanger; 
spSt  daner 
Fr&  hanger. 


162 


42. 

Wun  et  danerd  iwer'em  dfere  bfim, 
demd  wi  dem  örmeu  akennün. 

43. 

Wun  de  kekesch  kr^n, 
kit  gäre  rön. 

44  "  •■ 

Morjegieszt 
bleiwe  Bälde  fieszt. 

45. 

Wun  de  kaze  Spile,  wird  et  kalt 

Wun  de  kaze  &pile,  wird  ander  wäder. 

47. 

A.,  Wun  de  fli  Ätgche,'  kit  rSn. 
B.,  Wun  de  mäke  itSche,  kit  rfen. 

48. 
Wun  de  späne  wirke',  wird  ander  wäder. 

49. 

(Local  in  Mahlbach.) 

Wun  ed  ousz  dem  schiele  wäinjkel  kit,  demö  schit  et 
mät  schiefem. 

50. 

A.  Weszelkörn  . 
brüt  ferl6m. 

B.  Somerkiren 
brit  ferliren. 

51. 

Röken 
se  bröken. 


1Ö3 

52. 

Der  Bchöi^i 
Erhalt  det  körn. 


53. 


L&wer  bl6 

w&  net  dö. 


54. 

Fol  direh  — 
niche  kiren. 


55. 

De  wäk 
müht  däk. 

56. 

Mät  der  huower.    . 
Iipuord  em  de  giszel. 

57. 

A  mi  gräsz, 
ä  wenijer  ha. 

58. 

(Von  Obst  und  Wein.) 

Ale  fSf  j8r 
,  i  g6fj6r. 

59. 

Ale  neinj  j6r 
i  (zwie)  weinjjör. 

60. 

Melszgeknäjel 
weinjgedrljel. 


154 

61. 

Zipt  em  en  weinj  fün  angden^ 
esi  bekit  e  iwe  wangden. 

62. 

Qorneschgedräinj 
mä6ht  de  käler  äinj, 
Schmijereinj 
bräinjt  gäde  weinj,- 
Maschketäler 
lört  de  käler. 

Smejer 
kälerbedräjer. 

64. 

Hiweisz 
getchescheisz. 

65. 

Gränlpöt  — 
half  esz  Gdt! 


66. 

A.  Giet  dem  schiler  &sztweinj, 

se  wird  ir  sil  am  bemel  seinj!' 

B.  Giet  dem  schiler  &8ztweiiij, 

se  wirt  seinj  sil  am  hemel  seinj. 

67. 


sen  ded  alerbieszt 

6a 

Nichen  seszer 
wä  deräszen 


155 


69, 


A.  Frinkesch  &t6k 

git  der  m^t  de  birten  uch  de  rök. 

B.  Grornesch&tök  ^ 

git  der  mfet  de  sangtichrök. 

70. 
Der  grangd  äsz  det  bieszt  kapit&l   ^ 

71- 

Am  grangd  äsz  det  gield  um.biesten  ugel66lit. 


72- 


Fil  mäszt 
fil  häzt. 

73. 

Ze  fil  mäszt 
det  kire  fräszt. 

74. 

A.  W&  te  den  ierich  baszt, 
esi  drit  e  der  fru6ht. 

B.  Wä  te  den  ierich  fliechst' 
«si  bezuolt  hie  dir. 

75. 

Gäf  dem  bodem,  se  git  hie  der  u6h! 

76. 

A.  Det  drätmöl  akere',  git  fir  imöl  mäszten. 
B.  Dramöl  ak^rn 
äs  imdl  mäszten. 

-.77. 

Der  aker  klit, 

der  wäinjert  bräinjt  nit. 


J56 


78. 

^  Jerij  uschldn, 
un  zöDge  fergon. 

79. 

Jerich  fersaszt  — 
um  häinjdre  gekrazt. 

8ü. 

Fil  rön, 
fil  m8n. 

81. 
E  guorten  äs  e&  gät  mälchkä. 

82. 

E'guorte  bräinjt  filed  än't  boasz,  wad  em  sonzt  af  em 
muort  säke  mesz 

83 

Wo  der.  gärtuer  net  pizt,  dö  pizen  de  ropen. 

84. 

Wad  um  kräsztdädh  muoger  äsz,    wirt  nd  dem  kräszt- 
da61i  nemi  fät. 

85. 

De  strösz 
fräszt  detz 

86. 

A.  Der  blSf  Elias  kit  mät  dem  danerwädet*. 

B.  Der  Hie  bräinjd  e  wäder. 

87.         •    , 

Wun  de  san  am  angdergdu  zeräksekt,  äsz  hisch  'wäder 
ze  erwuorden. 


157 

88. 
Wun  de  sau  rid  angdergit,  kit  wäinjt. 

89. 

Mönhöf, 
rönegdf. 

90. 

Niewlich  morjen, 
güldij  dwend. 

91.       ' 

Wun  de  baäh  iitark  rouscht,  gid  et  rSn. 

92. 

Dr&f  nöikt 

huot  Saide  reif  gebrddht 

93. 

De  frilöseh  kreische  nd  r&n. 

94 
De  kröe  kreische  nö  schni. 


Thiere. 
95. 

Wun  em  fum.  wülwe  ried,  äsz  e  net  fär. 

96. 

Der  wülf  wieszelt  det  hör  awer  net  seinj  gewimhii 

97.  ^ 

Der  wülf  bleift  äinjden  e  wAlf. 


158  '   . 

98. 
Der  wülf  fräszt  de  wäiojter.net 

99. 

An  diem  der  wölf  behört 
an  diem  e  begröt. 

.    '  100. 

A.  Bäs2t  te  angder  de  welwen. 
se  mest  te  mäd  en  helen. 

B.  Mät  de  welwen 
mesz  em  helen. 

101. 

Der  wäulf  zecht  de  schwäunz  an. 

102.  • 

Wat  frodht  der  wülf  no  de  Statuten? 

103. 

Der  wftlw  äs  unt  bleift  e  wülf,  wert  e  u^  alt  w&  de  Kakel. 

104.    • 

Der  deiwel  sal  dem  wülf  trän. 

105, 
Wf  wit  dem  wülf  den  termen  öfgewänen? 

106. 

Wald  er  de  wülf  zem  h^e  (gr&we,  richter,  {&r,  känter) 
ma^en? 

107. 
Der  wälvf  äs  äingden  bangerich.  Siyf  i'>(I 

108. 
Der  wülf  weiszt  den  hangden  de  zäinjt.  .,.>([ 


159 
109. 

A«  Wad  an  des  w&lwe  seinj  zäinjt  kit,  kit  nemi  eroasz. 
B.   Ou8z  des  wülwe   seinjem   ra6he'  kan   em  näszt  mi 
gewänen. 

110.   , 

Der  wfilf  huot  det  fole  werfen  häiujder'n  iren. 

111. 

Ai  wol  from  äsz  der  wülf ! 

112. 
Der  wülf  dit  näkeszt  nemeszten  näszt 

113. 

Der  wülf  dinkt  net  gäm  un  de  ho6hzet 

114. 

Der  woulf  fräszt  u6h  de  gezichent  schöf. 

115. 

Mät  entbode  wird  der  wülf  net  klea6h. 

116. 

Fus  u6li  wülf 

äsz  fedel  enesz  hülz. 

117. 

A.  Der  känter  hat  de  fusz  bedrue^en. 

B.  Der  Saks  hat  de  Jude  bedrue^em 

C.  Der  Alber  hat  den  teiwel  bedrijen. 

na* 

Dem  fus  äsz  net  ze  trÄn,  u^  wun  em  dinkt,  e  w6r  dit. 

119. 

Fus  u6h  wölf  zäre  sij  u6h  nödh  hk'm  kirsner  an  der  bit. 


160 

120. 
Der  foBZ  (wälf)  ferlent  sich  oet 

121. 
Em  aal  läwer  kir^ner  wä  fasz  sen. 

122. 
Cha!  der  fus  äs  e  gät  dokter. 

123. 

Der  fusz  sorcbt  geät  äf  de  hienen. 

124 

„  Alesz  huod  en  iwerg&nk^  hat  der  fusz  gesöt,  da  se'm 
det  fiel  iwer  de  iren  zu^en. 

125. 

Bäs    em    de    bieren   net   huet^    terf  em    det   fiel   net 
ferdräinjken. 

126. 
Am  wäinjter  lutscht  der  hier  an  de  klöen.. 

127- 

Mät  biere'  s$l  em  «ich  net  bräinjen! 

128. 
Ai!  wol  äsz  der  hier  en  dinzer!  , 

129. 
Der  hdsz  wirt  näkeszt  e  wülf. 

130. 

Der  hösz  fergäszt  det  f6ter  eäser^  wun  e  de  fusz  sekt. 

131. 

Der  hÖ8  u6h  der  Zegun   hu   kurä^i;    wu   se  nemeszte' 
B&,  fuor  dem  se  grälen.  ^ 


161 

132. 

Der  bösen  u6h   der  Zegun  —  dit  seinj   zwin  hälden. 

133. 

Fil  heangt  sen  der  hösen  dtt 

134 

Wun  der  hnos  am  fiefer  lät,  nor  demd  huot  a  rA. 

'  ■         135. 

Der  hangt  recht  de  bröden. 

136. 

Der  hangt  Acherlt  sich  fan  de  schliejen.  ' 

137; 

Der  heangt  bilt:  ^haml  ham!^  unt  dinkt  derbä^  e  hat 
en  mäk  gefangen. 

138. 

A.  De  trscht  hangt  schmeiszt  em  an  de  ba6h« 

B.  De  irscht  hangt   mes    em  än't  waszer   schmeisze, 
sonzt  wärde  se  rödendich. 

139. 

Ousz  dem  hangt  mä6ht  em  niche  bäflisch* 

140. 
En  hangt,  dier  de  schlaft,  säl  em  ned  afir&ken. 

141. 
'        Dtt  hangt  beisze  nemi. 

I 

142. 

U^  am  en  dreoh  schank 
*         beisze  sich  de  hangt«  / 

11 


162 

143. 
En  hangt  hkt  de  schdf. 

144. 
Der  hangt  gänt  Beinjem  br&der  en  gäde  bäsze  uet. 

145.       / 

Dem  schweinj  äs  älent  htsch* 

146. 

Fuor  det  schweinj  gid  et  näszt  ^drätijed  an  der  wärlt. 

147. 

Det  schweinj  äsz  net  h&klich. 

148. 
Dem  schweinj  schmakt  älent  nö  krcSokt. 

149. 

Wat  frödht  det  schweinj  nö  lateinjescher  kächen? 

150.    / 

Wat  wisz  det  schweinj,  fu  wad  et  fät  wirt  r 

151. 

Det  schweinj  drtmt  gäre  fum  Äker» 

152. 

Der  b^szt  fue^el  wör  det  schweinj,   wun   et  flijel  hat. 

153. 

Fuüa  schweinj  lird  em  möresz. 

154. 
Ai  wol  e  renlich  gedär  äsz  det  schweinj.* 


168 

155. 

E  licht  gchweioj  bleift  net  gftrn  an  der  hiert 

156. 

Wier  sij  äp  de  klSe  mäinjt,    die  frieszen  de  sohw^nj. 

157. 

Wier  net  folcht  de  seinjen, 
dem  dad  et  mät  de  schweinjen* 

158. 
Dd  em  det  färkle  kr&t,  duor  gfd  et. 

159. 

En  iesel  geng  an  de  fremd,  en  iesel  kam  htmen. 

160. 

Der  iesel  segd  udh  mät  dem  üge&päjel  näszt. 

161. 

Wel  der  iesel  scbin  säinjt,    mesz-  em    en  doräm  zem 
k&nter  mSdien? 

162. 

„Näszt  gid  iwer  de  däsztle^  i^präebt  der  iesel 

163. 
Wim  eni  den  iesel -lueft,  wdszen  em  de  iren. 

164. 

Won  et  dem  iesel  gät  ^t,  se  gtt  hie  aft  eb,  an  brächt 
sich  det  genäk. 

16S. 

A.  Wat  fem  iesel  gebiren  äsz,  bleift  iesel  - 

B.  Eiesel  bleift  iesel 

1.1* 


164 
166: 

An  diem  der  iesel  behört,  begröt  hie  udi. 

.       167. 

A«  Säinjd  em  den  iesel  mät  dem  kläpel  .geschlön'  hat, 

huot  en  nemi.gärn. 
B.  Säinjd  em  den  hangt  mät   deia   fttodheise   geschl6n 

hat,  huot  et  nemi  gäm. 

168. 

Iesel  and  uosz,  d£t  aeinj  zwin  ^tätlich  kärl. 

169. 

Fum  uoszen    terf  em   mät  rieht  näsz  ändert  ferlange, 
w&  g&t  fliscb. 

170. 
Der  tsz  huod  en  l&n^  zang;  awer  e  kan  net  rieden. 

171. 
De  k&  m  är  k$If. 

172. 

Der  uos  äsz  des  iesel  se  geläften 

173. 

Wat  sSl  drousz  wärde',    wun   der    uosz    b&m   iesel  an 
de  lir  gtt? 

174 

Uo»  unt  kÄ 
berien:  hoä!  hoft! 

175. 

^Ich  wfl  jd  gäre  läfe^  söt  der  bäfel,  ^awer  ich  grilen 
de  iert  säinkt  a&gder  mer  zesumen.^ 


185 

176. 
De  bäfelkft  äsz  schwarz,  awer.se  git  wöiaz  mäitoh. 

177. 

Em  kränke  rösz  mes  em  fil  z&rieden. 

178. 

E  g&t  ruosz  wiert  ned  af  de  paitsch. 

179. 
Wat  fum  hiszt  gebaoren  äsz,  bleift  feien. 

180. 

Bäsz  det  gr&sz  wieszt 
äftz  der  haszt  dit. 

181. 

^Dem  ruosz  sSl .  em  u^  af  der  htxd  ndt  tr&n^  .  hat   der 
Agnitler  gesöt 

182, 

W&de  wo  det  ruosz  de  Itter  afe  Stecht? 

183. 

Dem  rösz  sSl  em  u^  af  em  hemels  net  tr&n. 

184. 
Wun  em  det  ruosz  un  de  kräp  did,  esi  fräszt  et. 

185. 
Em  drdt  de  gor  net  mät  dem  uorsch  kdn  der  kräp. 

186. 
Gät  ruosz  fi^njt  em  am  ktal. 


166 

187. 

Wier  af  d«t  mosz  sjüst,  kän  ned  äinjde  sd,  wuor  de 
risz  git. 

188. 

Wun  em  niche  ruosz  huot,    rekt  em  af  dem  gisebak. 

189. 

Bierijäf  nät  dreif  mich, 
*  bierijuof  nät  reit  mich! 

190. 

En  jSt  gisz  huot  de  wegde  gärn. 

191. 

En  gis  u^  e  schlidentaiszelt  8&  gruodous  an  de  wärlt^ 

192. 

Em  ferd^t  de  haeber  nät  M  de  gSiss! 

193.   . 
Wuor  der  hamel  g^t,  dnoi^  gd  a6h  de  scböf. 

194. 


A.  Uort  fun  uort, 
nichen  gis  6ne  buort. 

B.  Uort  fun  uort, 

det  bäflisch  fun  der  schwuort, 

195. 

Kaz  äsz  miz. 

196. 

Pe 

kaz'  Kecht  nichen  ächen. 

197. 
Wat  schürt  sich  de  kaz  dräm,   w«n  de  käehen  ubMt  ? 


167 

198. 

A.  Wier  dit  de  kaz  af  de  bröde  sorjen? 

B.  -Wier  dit  de  gisebak  af  de  wäinjert  soijen? 

199. 
En  schädlich  kaz  mküht  en  gät  wii*täD. 

200. 

De  kaz  terf  de  kiser  usän. 

■     201. 

De  kaz  hat  det  sto6heise.verliren. 

202. 
Wun  de  kaz  net  derhim  äsz,  hun  de  meisz  hodhzet 

203. 

Wier  wit  de  kaz  am  sak  kifen. 

204. 
Fir  ener  kaz  lüfen  u6h  tonsent  meisz  derfun. 

205. 
De  kaz  dit  enem  hisch,  aver  ed  äs  er  net  ze  'tr&n. 

206. 

„Na  sSl  mer  de  kaz  knnl"    söt  de  mousz,    d&  se   am 
.    166h  w6r.    " 

207* 
Gestilä  kaze  meisle  gät« 

208. 

Wier  en  kaz  huot,  mesz  de  mält^fa  z&däken. 

209. 
Wnn  det.  meiezke  sad  äs,  äß  idet  miel  bKter. 


168 

210. 
Udi  der  kokescb  drit  spireu. 

211. 
Wat  ned  am  koke^  äaz,  mea  um  kam  sen. 

212. 

De  hin  Itft  är  ächen. 

213. 

Tala! 
pala! 
de  gSsz  gö  barbesz. 

214. 
In  krö  päkt  der  andrer  net  de  ö^en  oasz. 

215. 

U^  en  bläinjt  krQ  träft  ald  iszt'de  fttäken. 

216. 
Ousz  der  krd  wirt  nichen  douf. 

.  217. 

De  kr6  ma61it  det  näszt  ausz  däm. 

218. 

Er6  bä  krd, 
pö  b&  pö. 

219. 

Der  kukuk  liecht,  unt  brädicht  net, 
der  far  dier  prädicbt,  unt  häld  et  net* 

220. 
Dir  kakok  lieoht  seinj  oÄrä  fremt  näszter. 


169 

221. 

Der  knkuk  reft  seinje  natnen. 

222. 
Et  fl&je'  fil  fijel  angder'm  hemel  eräm. 

223. 

De  fijel  br&di{;en  um  l&fsten  an  ärem  £lden  näszt. 

224. 

Dq  mäsch  dreift  de  -schwolw  ous  ärem  ijäne  näszt 

225: 
Der  &8ch  wird  äinjden  um  hift  fttldngkich. 

226.     , 
Det  fitochken  hat  de  bäfelkä  gefneazen. 

227. 
De  giis  {äsch  frieazen  de  klenen. 

228. 
Ell  gl&de  fäsch  kSn  era  net  hSlden. 

229. 
Et  sele  nor  perl  sen,  de  krader  fUinjde  sich. 

230. 
Am  porl  (podl)  säinjen  de  kraoden. 

•      231.. 
De  ndter  feräkt  net  fun  ärem  gäft. 

232. 
A  mt  dmeseiii  ä  greszer  d^r  hftfen. 


170  ■  - 

233. 

Et  huot  ndäh  nichen  ömes  en  b&felk&  ägeschlakt. 

234. 

De  mäke'  kun  aft  sesz   (af  den  zaker,   a£  det  binch). 

235. 

De  mäk  scheiszt.dem  kiser  af  de  nuosz. 
236. 

Wun    de    loua    an    de   gräinjt  kit,    dinkt   se,    se   wftr 
äinjden  dö  gewieszt. 

287. 

Am  gräinjt  gid  et  der  lousz  gftt. 

238. 

Wun  de  lous  an  de  gräinjt  kit,   mädbt  se  sich  porich. 

239. 

Wier  wirt  sich  leis  an  de  pielz  mächen. 

240. 

Flienh&der  w^r  licht  sen. 

241. 

A.  Dem  mäsztkiewer  geföld  ed  am  k&besch. 

B.  Der  mäaztkripes  do6ht  sich  gäd  am  k&besch. 

242-  .     . 

„Nur  imer  vorwärts!"  söt  der  kripesz. 

243. 

Der  schnikeschnno^el  sfil  af  de  ho6hzet  gön,  unt  kam 
glat  zer  dÄf  gerächt. 


171 

244. 

„Got  sa  dink,  dat  desz  lAnk  riß  en  äinjt  huot!**  söt 
der  schnikeschnaogel ,  dän  e  drä  schrät  fär  ge- 
gange wör. 

245. 
De  iQat  dinkt,  et  wSr  nireszt  bieszer  w&  am  kiin. 

246. 

U^  en  schämpeszmat 
dinkt  är  liewe  gät. 

247. 

„H&t  mij  äser  Härgod'en  t)ääi»ch2nat  gema6ht!^    söt 
der  Zegun. 


Essen  und  Trinken, 
248. 

A.  Schwarz  brit 

mädht  de  baker  rit. 
B.  Zwibel  o61i  bröt 

mächt  de  wängen  rüt. 

249. 

Krokt 
.  falt  de  bokt. 

250. 

U^  en  lous  äip  krokt  äsz  bieszer  wä  niche  flisch, 

251. 

Jeszen 

äsz  net  frieszen. 


172 


252. 

Oät  gesieszen 
äsz  lialf  gieszen. 

253. 

Gät  kan, 
gät  Ferdän. 

-  254. 

Huod 

äisz  half  saot. 

255. 

M61  b4  mdl  — 
wor  Ulnk  'äsz't  jdr ! 

256. 

A.  Wier  ze  6pdt  kit,  äszt  häinjder  der  dir. 

B.  Wier  ze  hpht  kit^  äszt  af  em  biert. 

257- 

Ä.  Wier  ze  &pdt  kit/  cit   ferläft   mät    dem  iwrichge- 

bliwänen. 
B.  Wier  ze  äp&t  kit,  nit  ferläft  mät  de  knödien. 
C,  Wier  ze  äpSt  kit, 

mät  de  brdke  ferl&fi  nit. 


258. 

Fu  wat  kit  de  gicht?  . 

fum  äintchen, 

fum  fainjtcben 

udh  fum  käntcben.  ^ 

259. 

Liefl  bSlt  hirscht  te  de  kukuk  nemi  säinjen! 

260. 
Em  mesz  net  äiojde  mät  dem  grtsze  liefel  ieszen! 


irs 

261. 

Eiq  me9z  ned  ales  af  iszt  friessent 

262. 
Et  se'  iiit  dach  w&  brdtwtrscht. 

263. 

Af  der  ho6hzet  wich  brlt. 

DÖ  djBr  hodhzet  kimer  u6h  ntt. 

264. 

Wier    fun    der    siip   äszt;    mes    u6h    det   fitsch  liälfe 
bezuolen. 

265. 
Bäszt  te  hangrich,  se  l&k  eSiz,.  se  wiri^t  te  uih  durJitich.  _ 

266.     ' 

A  wenijer  em  an  de  kächen  did,  ä  bieszer  schmakt  se« 

267. 

Det  waszer  äs  u^  an  de  schalen  net  g&t. 
•268. 

•  Der  weinj 
äsz  feinj, 
det  bär  äsz  gorestcher. 

269. 

NS  weinj, 
nS  liewen. 

270. 

O  tA  h&rzer  weiujgeBchniak ! 
d^injetwiejen  gdn  ich  nakt. 


174 

271. 

Der  w^inj 
dit  del  seinj. 

272. 

Fremt  brid  äsz  der  käiDJden'är  semel. 

273. 

Kram  uih  schlecht 

äs  an  det  däpe  gerecht. 

274. 

(Vom   Brot.) 

L&wer  en  dözen 
wä  en  flözenl 

275. 

Wier  de  bröde  wäl  ieszen, 

terf  gafel  u61i  mieszer  net  fergieszen. 

276. 

Fäd  ieszen 
mädht  schemern. 

.  277.    • 

(Vom  Bettig.) 


Des  morjest  gäft» 
ze  roäta6n  äpeisz, 
des  dweszt  arznä. 


278. 

Näszt  äsz  g&d  an  de  d^en 
awer  ned  an  de  muo^n. 

279. 

„Ich   d&nken!    ij    ieszen    det   flicv  Q^   dne    brit^*  hat 
gener  gesöt. 


-        175 

.280.  . 

Wun  näszt  mt  &sz,  huot  de  norem  sil  rä. 

281. 

Schäk  dich  goijel! 
et  kid  e  plätsonr^n. 

282. 

Drsliaer  brit, » 
H^ltjier  kreokt, 
■   Strekferder  bafltsch,   - 
Bülkeeer  weinj 
Sclifeszburjer  fr&n  — 
b&  dien  äsz  geat  ßeinj. 

283. 

Läwer  gedranken 
udh  gehanken, 
wä  net  gedranken 
ut)t  do6h  gebanken! 

284. 

Det  baflisch  schmakt  net  gät;  bäs  et  drif  gedanerthuotl 

285. 

Wol  sesz  sen  de  weinj mern  —  zeinöl  ousz  des  nöber 
seinjeni  wäinjert! 

286. 
An  uor§  äB  alesz  gät 

287.  ' 

W6  et  der  net  schmakt^  losz  st6n!  * 

288. 
W6  et  der  net  schmakt,  ködh  der  artischoken! 

.289.  . 
W6  der  drech  brtt  net  schmakt,  se  sSlz  der't! 


176 

290. 
Wd  der.drecb  brft  net  scbmakt,   fräs   en  z&ngdözen? 

291. 

Wiem  drech  brft  ze  liebt  äsz,'  wird   isat   M  sen  am 
ferdrodit  kraszteii. 

^92. 
Wier  ferscbamelt  biid  (kds)  Sszt,  ftinjt  krezer. 

293. 

D&jlich  brit 
i^tält  de  nlt. 

294. 

B&  de  griszeii  hären  äszt  em  nÜh  nö^  ropekächen. 

295- 
Geduld  iwerwäinjd  u^  e  g&f  krokt. 

296. 
Gebr£nteweinj  äsz  des  husz&re  se  kafö. 

297. 

Geschmiert  brid  äsz  desz  schiler  seinj  h&nklich. 

298. 

Asz,  wat  der  schmakt, 
unt  lekt,.  wat  te  kiszt! 

299- 

Silz  u£h  brtt 

dit  de  käiBJdem  ntt 

300. 

Der  drank 
am  mangt 
sdt  seinjesz  härsens  grangt. 


177 

301. 

A.,  Ed  äsz  niche  fSder  ha  esi  hi  geladen,  dat  net  nö^ 

en  gafel  föl  draf  git. 
B.,  Niche  faider  äs  esu  hu6h  geluoden,  ald&t  nät  n66h 

e  plan  der  kent  di&f  gö. 

,302. 

Gäf  dem  mel,  ed  äszt. 

303. 

En  gechwichperd  6ne  wurecht,  äs  en  fri  önen  ho'uf. 

304. 

Ed  äsz  laicht  hanger  legde,  wun  em  e  läm  gefrieszen  fauot. 

305, 

A.,  Gät  schmakt 

mädit  de  käinjder  nakt 
B.,  Gät  schmakt 

ma^t  den  hainjdre  nakt. 

« 

306. 

Scheisze  git  hanger. 

307. 

Liwer  scheiszen 

wä  der  b66h  zereiszen. 

308. 

GAt  schmieren, 
gät  fuoren.  . 

309. 

A.,  Dräinjk  und  äsz, 

der  uormer  lekt  net  fergäsz! 

B.,  Dräinjk  en  äsz, 

äsen  Härgot  net  fergäsz! 


12 


178 

Schlemmer  und  Verschwender. 
310. 

Der  Hanz  ferdlnd  et, 
*   der  Hanz  ferzierd  et 

311. 

Wa  em't  gewänt, 
wä  eiii't  ferspilt. 

312. 

Wo^esz  gewänt, 
wogesz  ferspilt. 

'     .         313. 

Fil  dilesz, 
sclunuol  ärwesz. 

314. 

Bor  Jen 
niadot  sorjen» 

3i5. 

Ous  dem  begelkaszten 
säl  em  faäzten. 

.  316. 

Asz,  dräiiigk^    unt  los  äsen  Härgod  en  gäde  man  sen. 

317. 

L&wer  säl  der  grisz  torn  ämfalen,  wa  en  flasch  fdl  weinj. 

318. 

U  lasztijen  däjen, 

iwerfäle  sij  är  fil  de  mäjen. 

319. 

Am  weinj  ersofen  är  nii  wä  am  waszer.* 


179 
320. 

Et  Ipile  sij  tnder  är  zän  uorein  wÄ  ener  rech. 

321. 

Ein  fäinjd  äinjden  ireszt  en  dir  oferiw 

322. 

Em  segd  äinjden  ireszt  en  kip  rü6hen. 

323. 

Ef  sclimakt  hält  nireszt   esi    gät   wä   am    schinkhousz. 

324. 

Ed  äsz  niübe  krinzken  esi  bisch  wä  der  zijer. 

325.     .  ' 

Pet  schinkhous  äs  öfgebr&t, 
em  liöd  e  fäzes  dörgebät. 

326 

F61, 

kwöl! 

näszt  liuu  äs  e  läsztich  liewen. 

327. 

Ousz  der  bid  an  tröch, 

ousz  dem  tro^  äii't  schaff 

ousz  dem  schaw  an  de  schödhtert. 

328. 

Ousz  dem  kaszten 
an  det  fälpe», 
GUS  dem  iaipes 
af  de  mäszt. 

329.  . 

Der  britipörer,  der  Iträkfoaz. 

12»        - 


180 
330. 

Lasztich  geHeft  unt  slHch  gelitorwen, 
htszt  dem  teiwel  de  r^chnung  ferdorwen. 

33. 

Prädich,  prädich! 
de  kirj  äsz  lädich. 


Wijib  und  Ehe. 

332; 

•  Matchen 
houszr^tchen. 


•      333. 

Kurz  u6h  däk 

äz  e  fräinjklich  ügebUik. 

334 

Nö  de  schwarze  kirsche  stecht  ein  hi. 

335. 

An  der  schwarzer  iert  ger^t  g&t  kiren. 

336. 

Schtijhit  ferziert, 
tu^ent  bleift  wiert. 

337. 

Schinhit  ferziert 

awer  det  schäszelt  bleift  glat  af  em  hiert.  ' 

338. 

Det  gesicht  bräinjt  det  metchen  angder  de  honf. 


181 
339. 

De  heacht  äpel  se  niadich. 

340. 

Wu  sich  de*  metcher  am  späjel  besän,    zart  der  teiwel 
.    det  uorschlö^li. 

341. 

A.,  Em  säl  det  metche  net  ze  muort  dröu ! 
B.,  Em  säl  net  mät  mötchere  jörmert  bän! 
C,  Em  säl  det  metche  ned  af  de  jormert  fären ! 

342. 

Ousz.  der  wuol 
de  kwuol. 

343. 

Det  metche  säl  afsäze^  wuil  em  der  wuo^e  kit. 

.344.  . 

Det  metche  säl  g6*,  wuu  em  et  reft. 

345. 

Det  mfetcheii  äs  en  w6r; 
gäf  se  dör! 
ä  läinjer  em  se  hält, 
ä  wenijer  se  gefeit. 

346. 

Alzefeinj  w6r  git  ned  af. 

347. 

De  ziprisz  ferkift  piterseltch. 

348. 

Wuort  nor  wuort,  et  kid  unt  piterseltch  ferkifen. 


182 


349. 

Gäf  der  dü6liter  b&  zegden  en  man ! 
se  äs  en.  ipesz,  dat  sich  net  liälde  kan ! 

350. 

Wier  wi^^z,  w6  dier  rekt, 
dier  »6  mir  sekt, 
wier  wtsz,  w6  dier  fiert. 
dier  mech  begiert, 
wier  wisz,  w6  dier  git, 
dier  mich  nit? 

351.  .  . 

Aser  Härgod  äs  em  j&de  metchen  en  man  oder  tousent 
(hangdert)  gälde  schäldich. 

352. 

E  jet  däpchen 

fainjt  sein]  däkeltchen. 

^         363. 

En  jM  akesz  fainjt  är  half. 

354. 

E  jet  m^szer  fainjt  seinj  ätil. 

355.  '. 

Der  sak  fainjt  schi  seinj e  bäinjgel. 

356. 

E  j^t  räinjeltchen 
fainjt  se  lainjerchen» 

A.,  En  jfet  kro 

dinkt  se  wer  en  p6. 
B.,  En  jet  krÖ 

dinkt  är  düchter  w5r  en  p6. 


183 
358. 

Et  gefält  sich  nichent  licht. 

359. 

A 

Iwe  wa  en  pö, 
angde  w&  en  kro. 

360. 
De  fieszperäsz  ienker  wä  de  kirch. 

361. 

De  fr&en  dinke-  se  w^re  schin  trä, 

wu  se  ene  läwen  xxih  nö6h  zwin  derzä. 

362. 

De  frä  dinkt  se  wSr  schin  tra, 

wu  se  ene  gären  huod  u6h  n5^  är  dr&. 

363.      * 

Mät  den  häinjde  bäinjt  em  ilekt, 

niät  de  fesze  lüfe  se  fun  enaader  wekt. 

364. 

Des  oweszt  blän  de  kerbesz. 

365. 

Ousz  em  ü6h 
riet  det  harz. 

366. 

E  mazken  6ne  bort, 
en  sop  one  salz« 

367. 

Ä.,  E  mazken  6ne  grün 
e  krokt  one  rüni. 
'  >  '  B.y  E  mazken  öne  grün 

e  krokt  6ne  bäflisch. 


184 
368.   ' 

Alen  dadli  hi^, ' 
.äsz  näkeszt  hisch ; 
um  sangtich  hisch, 
däd  äsz  hisch. 

369. 

Greszen  äs  en  hefleget, 
danken  äs  en  schäldeget. 

370. 

Öchine  grosz! 
fräinjtlichen  dank! 

371. 

Metchen 

uorem  wermtchen. 

372. 

E  man  brächt  nor  de  hänt  ze  wiejen,    se   hfed   un  eni 
j^de  fäinjer  en  fr&.  ' 

373. 

E  kn^cht  nor  ousz  strt  gedröt 
äsz  mi  wiert,  w&  en  gäldä  möt. 

374. 

Näm  der  hk  zegden  en  wanz  (fli)  än't  bat. 

375. 

Fra  gefrat,  ' 

13&  gerat! 

376. 

En  man  öne  frä 
friesze  wänzen  u6h  fli. 


185 


377. 

Säch  nor  mäd  enem  ü^  aft  m^tche'  uiät  geiiem  af  dät 
wad  et  huot! 

■    378.  ; 

Istänt, 
•  wistant. 

379. 

Alt  man  udh  jOAg  fr&  —  sächer  käinjt. 
380. 

Jang  schihniäzterän, 
alt  bädlerin.  * 

381. 

De  fräe  wiesche,  bake,  kochen, 
unt  fliejen'  es  u6li  de  kniö^liea. 

382- 

Der  man  säl  äbräinjen, 
de  fr&  säl  zesumen  hSlden» 

383. 

Der  man  sal  miren, 
de  frä  säl  erhälden. 

384. 

E  gät  wirt  kä  ned  esi  m  sumela,    wä   en  licht  wirtän 
durchbräinjen.  .     '  *•. 

385. 

Wun  em  föd  un  ze  frän 
hun  de  lekt  ze  kän. 

386. 

Gied  u6h  gät  wirt  ferziert, 

det  schäszelt  bleift  der  af  em  hiert. 


'  ,  .  186  : 

387. 

Ed  äsz  mer  ned  äm't  meiszken, 
wä  äm't  heiszken. 

388. 

De  frä  sal  nfet  de  hisen  an  hun!  • 

■       389. 

Wän  de  frÄn  waschen  ont  bak'n 
säzt  in  der  teiwel  händer^n  näk'n. 

390.  '  .      • 

A.  Em  ka  laicHter  en  hiert   huosn    häid'n,    alz   en  frä. 

B.  Läwer  en  sak  föl  fli  häde,  wä  en  licht  fr&. 

391.  , 

Ed  äsz  net  gät  mät  der  schwijer  un  enem  däsch  säzen» 

392. 

Häinjder  er  fleiszijer  frä  wiweld  et. 

393. 

A.   Det  mos  u6h  det   gewier  .uäi   de   frä   sal   em   ne- 
meszte  lan. 

ß.   De  ür,  de  bis  u6h  de  frä 
nemeszte'  loa! 

3^4.' 

Peszpere  git  ftii-dö^ht 

395. 

En  ägefihloä  frä, 
en  ägesälzän  hirsch. 

396. 

Iständ  äsz  krin  niät  huench. 


187 
397. 

I&tänd 

äsz  der  fräden  iifänk. 

■   398. 

En  bisz  frä  äsz  ses?  wä  inzken. 

399. 

Wier  Rch impft, 
dier  kirt. 

400. 

Wun  äser  Härgod  en  nare  brodht,   se    l^t   e   ein   aide 
man  de  fr4  ^tUrwen. 

401. 

De  irscht  frä  fu  Got, 

dft  zwiet  fiin  de  mäinjtschen, 

de  drät  fum  deiwel. 

402. 

Wier  nit  de  kä  mät  zaint  dem  kalf? 

403. 
Ferkud  ich!  det  Hewen  äsz  kurz. 

404. 

Wun  em  de  zwet  hüot,  wiaz  em,  wier  de  irscht  w6r.  ^ 

405. 

De  selich  gewend  em  gor  iilniöl. 

406. 

Steffuoter 
Saide  fuoter, 
stefmoter, 
bäscbmoten 


188 


407. 


Wun   aser   Härgot    de    käinjt   wäl   ströfe*,    git   e'n    en 
stefmoter.  , 


Haus,  häusliche  Sorge  und  Arbeit. 

408. 

Ijän  hiert 
gült  wiert. 

409 

Läwer  an  em  geschlöänen  housz, 
wä  ganz  dertousz. 

410. 

Ed  äs  iweral  gät  —  awer  um  bieszten  der  hiin, 

411. 

Wun  der  öwent  kit,  schleszt  em  de  dir  zÄ. 

412. 

Schlesz,         , 
net  ferdi;esz! 

413. 

.  Läwer  zämöl  gemieszen 
wi  iözt  fergieäzen. 

414. 

Desz  härn  üch  mä^lit  det  ruosz  fät. 

415. 

Wier  sälweszt  ugreift,  huod  ed  an  häinjden« 


189 


416. 

\V&  der  här, 
esi  det  gesäinjt. 

'      417. 

Zw^  jör  am  hausz 
am  dräte  nor  erausz. 

418. 

Gesäinjt/  .    - 

dät  fil  ferleiszt  uch  fäinjt, 

los  ousz  deinjera  housz  geschwäinjt! 

419. 

En  trSeh  d&ner  kan  em  net  genagt  bezuolen. 

420'. 

Gänk    schlöfen   en    stenjt   no    den    hfnen    unt   stand  af 
mät  dem  dach. 

42  L 

A.,  Mät  der  san  schlofe  gon, 

mät  der  san  aftton ! 
B.,  Mät  den  Mne  schlofe  gon^  . 

mät  den  hinen  afstön ! 

422. 

Meszichgang 

äsz  desz  teiwels  räbank. 

423. 

Meszichgänk, 
ales  iwels  ufank» 

424. 

Wad  em  ned  am  hift  huot,  mes  em  an  de  feszen  hun. 

425. 
Et  gd  dl  gät  scfaöw  an  ene  ktaX. 


190 
426. 

Wier  uui  iwe  säzt  um  nechsten 
kä  sich  äinjde  wannen  um  bfeszten, 

427. 

Wier  d'irscht  kit,  muold  um  irschteiu 

428.   . 

Sorj  äsz  fir  de  schade  gät. 

429. 

Baim  auszkiern  fant  sij  äler^z. 

•430. 

Firgeiiiii  —  un  uorsiih  gegräfen. 

'431. 

E  j6r  äsz  ned  un  de  stäke  gebangden. 

432. 

Wad  em  gären  dit, 
Kid  int  iiet  schwer  un. 

433. 

Haf  gedüld !  iszt  dän  der  niciie  mi  zäinjt  (knö6lie)  wi. 

434. 

Fouel  lekt  hu  gäre  feiertadh» 

435. 

Nit     ' 

säkt  brit. 

436.  . 

J^ed  äinjde  kadhen, 
ned  äinjde  ladien^ 
ned  äinjden  zeren, 
ned  äinjde  b^ren. 


191 
437. 

Gon  de  narttn  af  de  mnort, 
huu  de  Juden  eri  gäde  hmort. 

438. 

Koin  de  ü^en  an  Ae  häinjt! 

439. 

Frören  u^  liren 

bräinjt  inuntclien  ze  iren. 

440. 

Ddd    äs   e    licht  jonnert,    duor   em  am  elf  ze  frä,   am 
zwelf  ze  länzem  kit. 

44L 

Fimi  wenich  dinke  bekid  ein  lit  bor. 

442. 

A.,  Fum  alzefil  dinke  bekid  em  grö  hör. 
B.,  Fura  alzefil  dinke  bekid  em  en  glaz. 

443. 

Näszt  lo8  af  de  länk  bänk! 

■     444. 

Wim  te  näszt  nii  huoszt,  wirst  te  kli  muolen» 

445. 

Wöhär  nien,  uht  net  Stielen  ? 

446. 

Wun  det  da6h  diej  äsz,  w&  säl  et  trepsen? 

447. 
Wun  de  kof  lädig  äsz,    drid  em  ämsonzt  nn  der  pip. 


192 
448. 

A„  Schmeisz  gild  an  de  bä6h! 

*    te  seiszt  ed  af  de  gorefösztdädh ! 
B.,  Schmeisz  gield  an  de  l>ä61i! 

te  seiszt  ed  af  de  nemerraiszda^Ji! 

• 

449. 

Det  gielt  wieszt  n«t,  wun  em't  set. 

450. 

tmdl 

äsz  kimöl!  , 

4ol. 

Et  fleszt  fil  waszer  an  der  bS^  derfun. 

452. 
Losz  mij,  ich  loszen  dij  uäfa! 

453. 

Zwiemöl  gebangden 
fieszter  befangden» 

454. 

Af  der'  bierenhokt  lekt  em  Hanger. 
455. 

De  wegdebini  dron  nichen  biren. 

456.  •    ■ 

Wier  sich  ned  ämsekt 
dier  lekt. 

457.  • 

Dreien,  dreien  —  hemder  drön ! 
zäinjzeln,   zäinjzeln  —  naktich   g6n. 


193 

458. 
Et  kid  enem  näkeszt  äszt  ämsonzt. 

459. 

A.,  De  gebrddän  douwe  fläje  ned  an  der  laft  eräm. 
B.,  Degebake  kletite(£Siikich)  fläje  ned  an  der  laft  eräm 

460- 
Et  falen  nichen  krape  fum  hemel  emof. 

461.      . 

Et  r§nt  näkeszt  tukaten. 

462. 

Wier  de  häinjd  an  de  schisz  liecht,   diem    ferdreje  se 

463. 

De  arbet  huod  noch  neraeszten  den  apetit  ferdorwen 
oder  de  schlöf  ferdriwen  awer  munch  i  fouler  äs 
un  zenge  ferrak^ 

464. 
Arbed  äsz  de  bieszt  i^pekutazion. 

465. 

Wä  de  arbed,  esi  der  lin. 

466. 

Wä  era  seinj  arbet  madht,  esi  bezuolt  se  sich. 

467. 

Hard  arbet 
laicht  schlofen. 

468. 

Fil  arbed  an  der  ju^ent, 
gät  rieszten  äni  älder. 

13 


194 

469. 

De  Jangen  am  achwisB^ 

de  alden  de  häinjd  am  schisz, 

470. 
De  arbet  wul  nemesst  ärwen. 

471. 

Wat  te  hekt  dtszt,  meszt  te  more  n^t  d&n. 

472. 

Fil  arbet,  fil  brit; 
fil  8chlimpre\  fil  ntt. 

473. 

Fil  arbet, 
fil  ferdänen. 

'      .  474. 

An  der  san/  ferd&nd  em  de  schaden. 

475. 
E  jfed  arbeder  wäl  seinje  lin. 

476. 

W&  der  mäinjtsch,  esi  de  arbet, 
w&  de  arbed,  esi  der  mäinjtsch. 

477. 

Ugefangen,  hatf  gedön. 

» 

478. 
Arbet  schäzt  fir  aormet. 

479. 
Arbet  let  net  darwen. 


195 
480.       ' 

Arbet  fäinjt  ein  iweral  u^  äinjden. 

481. 

Hortich  bS.  der  arbet, 
hortich  h&m  ieszen. 

482. 

Der  här  ftrOusZ; 

dernö  kit  det  g^nz  housz. 

483. 
Et  wis  e  j^der,  wo  en  der  scha^h  dräkt 

484. 

Ed  äsz  wäszer  äni  branen,   awer   ein    nies  et  schäpen 

485. 

Pil  bän, 
fii  ferdän. 

486. 

Fil  begieren, 
alesz^  ferzieren. 

487. 

A..  Der  alenda6h  bro^t  fil.       ' 
B,,  Der  alendäd6h  liuod  e  grisz  mel. 

488. 

Schulden  um  näe  jor, 
schulden  am  ganze  jör. 

489. 

Fil  schulden, 
fil  dulden. 


13^ 


196 

Handwerk,  Staude  und  Klassen. 

.490. 

Det  hSntfreng  äs  e  gäldä  bodem. 

491. 
W&  em  det  hantfrenk  dreift,  esi  ^d  et 

492. 

An  der  wierkesch  akert  der  h£ntfrenger. 

493. 

Jörmert  b^n, 

fil  ferdÄn, 

wenij  an  de  kaszten  dän. 

494. 

Siwen  hSntfrenk« 
firzan  4gläk« 

495. 

A.,  Möntich  bl6, 

däsztich  hangshör. 
B.,  Mdntich  blö; 

däsztich  banger. 
C,  Möntich  bl6, 

däsztich  net  d6. 

496. 

„Hält  tk,    ech  hälden  nel!    halt  t4,    ech   halden    ngt!«' 
söden  desz  schnegder  seinj  stach  kinenänder. 

497. 

Stach  wekt 
befördert  de  lekt. 

498. 

U6h  der  däptner  la6ht,  dän  e  ämge&tälpt  hat. 


197 

499. 
Der  Bchoszter  recht  nö  b^h. 

500.  ■ 

Et.  ^t  Hieben  gröfbit  iwer  des  fltscher  seinj. 

501. 

De  bedner  bftinjden  de  kofen, 
unt  wälen  u6b  gären  drousz  sofen. 

502. 
Gielt  hon  äsz  det  bieszt  häntfrenk. 

.    '503. 
Der  kfifinän  lift  seinj  wuor. 

-504. 

Der  küfman  hiazt  eu  jßde:  ^gnedijer  här.^ 
505. 

Der  käfmän  dinkt:      . 
kiszte  net  hekt 
kiszte  mer  moren^ 
kiszte  mer  iszi, 
se  meszt  det  bezuolen. 

506. 

Der  kufman  Sprächt: 
kiszte  mer  sälden, 
meszt  te't  entgälden. 

507. 

Wun  em  dem  gebouren  de  fesz  krit,  se  geschwale  se'm. 

508. 

Wun  em  mät  dem  geboure  lacht, 
wird  em  fum  gebouren  ouszgeladlit» 


198 
609. 

Soldäteständ  äs  e  glänzAs  kVkuL 

510. 
Wun  de  muoBer  matolitre,  mist  etrichtioh  fdn«n. 

511. 
Et  ka  nemeszt  ipoksen  twer  e»  fiujr. 


512. 

Der  kukuk  Hecht  unt  brädicht  net, , 
der  far  dier   prädioht,   unt  häid   et  iiet. 

Et  kit  niche  far  an  hemel. 

514. 

De  l^täder  gd  mät  saidene  kleder, 
de  hu  de  scholden  mät  dem  faider. 

515. 

Der  Städer  ir  Mrttrek  äsz  guer  e  hesch  dang, 
se  ferkefen  ir  haiser  iber  en  wail  mät  der  b&ng. 

516. 

Wält  te  saksesch  baron  sen? 
517. 

De  kenenk  dinken,  se  ttrften  den  angdertönen  nor  de 
ü^e  loszt^n,  dat  sedermät  schrä  k&nden. 

518.  . 

De  M^lemb^her 

hun  det  mel  äinjden  um  buchen 

519. 
De  Sch^zburj«f  mühen  de  dir  /Ine  mftt  dem  uorsch  zä. 


199 

520. 
Ze  Medwesoh  riet  em  ferbltoit. 

521. 
Käpes  äsz  net  &r  fa  geftpfiseel. 

522. 
Ze  Krine  pUltecht  em  mät  der  lijegiszel. 

523. 

£  jdt  Br&ser  huot  de  ibtatuten  hlünjderm  iwen. 

524 

9 

De  Bistrizer  .se  Fuzenisener. 

525. 
B&  Dräsz  hirt  det  saksesch  fnoter  Sser  af. 

526. 

De  gäsz  walfuorte  ke  Bluosendurf. 

527. 
Der  schweinjshirt  wdr  zomij  af  de  gemin. 

528. 
„Eile  mit  weile,"  biszt  ed  af  dem  ISntdadi. 

-529. 
Dem  prokerater  mes  em  e  j^t  wirt  mäd  em  taler  bezuolen. 

580. 

Der  Tirk  uäi  der  Tater, 
dät  vr6ren  zwin  gefater. 


200 


531, 

„Der  somer  wfer  ouszzehSlden/ .  hat  der  Zegun  gesöt^ 
^wun  nor  der  wäinjt  geng,  unt  der  wäinjter  u6h, 
wun  nor  niche  wäinjt  geng» 

Ö32. 

Wun  der  Z&kel  dra  pelsebim  huot,  •  dinkt  hie,  e  wer 
äm^en.dräer  mi  wiert^  w&  en  ander  mäinjtsch. 

533. 

Wun  em  n6  em  hangt  wirft,  troft  em  en  beamten  (fefen). 


Alter  und  Kiiidheit. 
534 

Ält  bän  ich, 
nemi  kän  ich. 

535. 

Dem  diud  äsz  nemeszt  ze  ktaxk. 

536. 
Fir  den  did  äsz  niche  krokt  gewuoszen. 

537. 

De  aide  mesze  slärwen, 
de  jange  käne  stärwen. 

538. 

Hegd  u  mir, 
moreii  un  dir. 

539. 

Net  sa  bekrit, 
der  dit  dier  kit! 


201 

540. 
Woräm  rakerdt  te  dich?  te  meazt  jo  dog  iazt  stärwen. 

541. 

Et  huot  nddi  nemeszt  erzilt,  w&  et  dertiw  äsz. 

542. 

Wan  en  alt  m&n 

iwer'n  dirpel  schregde  kSn, 

äs  em  äinjde  nöih  net  ze  tr&n. 

'543. 
Wier  lang  sopt,  lieft  lang. 

544. 

De  alt  scheire  br&n  um  ärchsten. 

645. 

Lir  ta  deiüje  fuoter  käinjt  mädhen! 

546. 

0 

X         '  U^  e  ffirman, 

dier  nemi  pl&tsche  kän^ 
hirt  det  platsche  gärn. 

647. 
Der  alder  sal  em  ipöte,  nor  de  kräpel  net 

548. 

U6h  ded  alder  äs  en  kr&nkhit 

549. 

Ed  äsz  nemeszten  un  de  stere  geschriwe',  wä  lang  e  lieft. 

550. 

Alt  kän  em  äinjde  wärde,  wo  cm  nor  liefdäch  huot. 


202^ 

551. 
I  fuoter  erhäld  Inder  zk  käinjt^  w&  z&  käinjd  ene  fuoter. 

552. 

Wuor  der  faoter  schlft.   do  wieszt  det  flisch,   wuor  e 
fremder  scfilit,  d6  fald  ed  uof. 

553- 

Wat  des  fuoters 
äs  u6h  desz  saties. 

554. 

Gnödebrit, 
souer  brit. 

■  555. 
En  S\t  ruosz  gid  em  dem  häinjer. 

556. 

WS  de  alden, 
esi  de  jangen. 

557. 

Ded  älder  sal  em  iren! 

558. 

De  älden  zem  rot, 
de  jongen  zer  tot 

559. 
De  Slden  häinjderm  iwen,  djangen  häinjder'm  pla6h. 

560. 

Jang  geriecht, 
am  älder  gefliecht. 


203 

561. 
£n  alder  daöti  iran  äsa  lichter  wk  dtt 

662. 
'  En  aide  säinjder  erkänd  eni  o>a82  der  ftrt. 


563. 
Gät  wfer  et  lang  liewen  *—  wun  ded  alder  net  wfer. 

564- 

„Üet  §en  de  dach,  •  da  mer  net  gefalen"    hat  der  So- 
lamo  gesöt. 

505. 

A.  Wun  de  aide  rieden,  schwejen  de  käinjt. 

B.  Jang  lekt  sele  bä  den  JÜlden 

de  tre  brechen,  unt  det  mel  hälden ! 

566. 

Klin  däptcher  Iftfe  laicht  iwen    . 

567. 

De  klin  dr&keltcher  stäinjken  ärjer  w&  de  griszen, 

■  '         '        568. 

Wu  gät  weinj  gerSt,  geröden  de  käinjt. 

569. 

Kit  käinjtchen  .  . 

e  riesztstäinjtchen. 

570. 

Kli  k^njt, 
kli  sofjeii, 
grisz  käinjt, 
grisz  sorjen. 


204 

571. 
E  käinjt  schrlt  sebf ,  wan  et  hangrij.  äsz, 

672. 
Fil  käinjj;,  fil,  „fuoter  Sser!« 

573. 

Fil  käiojt,  fil  ätäkeltcher  brft. 

574. 
Wier  nichen  käinjt  huot,  wisz  net  woräm  e  lieft. 

575. 
Wier  nichen  käinjt  huot,  känt  net  frad  udh  lit    , 

576. 

A.  Span, 

dan. 
B^  Kan, 

dan« 

577. 

De  kli  käinjt  han  det  fad  angder'm  pil. 

578. 

De  kli  käinjt  hu  lachen  u6h  schran  an  enem  säkeltchen. 

579. 

Der  käinjden  ärziren 
äs  am  uorsch  ferliren. 

580. 

Klin  hangt  se  bisz. 

581. 
Klin  hangt  bile  gärn. 


205 

Ö82. 
Elin  däptcher  iüfe  laicht  iwer. 

583. 
Kiin  dräkeltcber  ät&injken  um  ärchste'ii. 

584.      "      - 

Wun  de  käinjt  schran^  bekun  de  meiszker  knietwaszer. 

585. 
De  käinjt  se  from,  wu  ae  schlöfen. 

586. 

^  Ded  ächen  &sz  net  kläjer  w&  de  hin. 

587. 

De  käinjt  terfen  net  kumpern. 

588. 
Wat  de  käinjt  rieden,  äsz  gor  gäre  wör. 

589. 

Bäsz  det  brtt  bakt,  Itüt-f  det  käinjt. 

590. 

A.  Wun  de  jange  grisz  se',  fläje  se  oqsz. 
B.^Wun  de  jange  flijel  hun^  fläje  se  ousz. 

591- 

Em  mesz  de  käinjde'  net  wij  ar  schielen! 

592- 

Kla6h  käinjt  liewe'  net  lang. 

593.     . 

Recher  legden  är  käinjt 
geröde  Bälde  gät. 


2()6 

594. 

Bietklok  reft  gät  käinjt  himen. 

595. 
Wä  em  sich  de  käingd  erzecht,  esi  huod  em  se. 

596. 

A.  De'r&de  se  net  fir  de  kazen;  em  säl  se  de  käinjdern 
häinjder  de  ^päjel  ät&chen. 
B.,  Ai  wor  gät 
äsz  de  rät! 

597. 
L&wer  seien  de  käinjt  schra,  wä  de  älder. 

598. 

Schlä6h  der  de  käinjt;  net  dat  se  der  andre  schlön. 

599.  ■ 

Wat  de  älder  net  schldn,  dät  schltci  äser  Härgot. 

600. 
De  rät  wiert  de  galjen  uof. 

601. 

Birkä  bijöltcher, 

se  ftr  de  bisz  fijelteher. 

602. 

A.  E  käinjd, 
e  wäinjt. 

B.  E  käinjt  , 

äsz  w&  e  wäinjt, 

awer  wun  enem  der  sadelhäszt  stäkt,  — 

däd  äsz  niche  spÄsz. 


207 


603. 


Wad   enem   de  älder  sen,  d£t  wisse  em  nor,   wun  em 
se  neini  buot 


Gott 


604. 

Dier  alt  Härgot  lieft  noi-h 

605. 
Äser  Härgod  äsz  itark  u^  an  de  schwachen. 

606. 

Äser  Härgot  let  sich  net  iipoten. 

607. 

A.  God  elt  net, 
Got  weit  Ddt; 

6  kit  zä  seinjer  zekt. 

B.  God  elt  net, 
e  weit  net. 

e  fhinjt  ind  awer  'd^nich. 

608. 

Wat  Got  wäl  erkwäken, 
kSn  nemeszt  erätäken. 

609. 

Wat  Got  bescbiert, 
äs  äinjde  wiert. 

610. 

Aser  Härgot  schltt  net  mät  dem  kläpel. 

.611.  . 

Aser  Härgot  feit  net  mät  der  dir  än't  housz. 


-   '  208 

612. 

Wier  Öot  ferträt, 
huot  ned  af  sant  gebat. 

613. 
Nor  aser  Härgot  ferlet  dich  näkeszt. 

614. 
Aser  Härgot  liuot  fir  är  fil  ze  sorjen. 

.     615. 

Aser  Härgot  sorcht  fir  de  uorem  wisen.   . 

616. 

Aser  Härgod  äsz  rech  —  hie  gid  uÖb  den  uormen. 

617. 

Aler  gäder  däinj  sen  dra. 

•  618. 

A.,  Spot  nor/  spdt! 

am  hemel  äs  e  Göt; 

dier  wirt  dech  fäinjden^ 
,mät  alen  deinje  säinjden. 
B.Spot  nur,    Spot! 

am  himel  äs  e  Got ; 

e  wirt  maich  Misprälch'n,    * 

dech  wirt  e  an  de  häl  strichen, 

619. 

Wiem    aser   Härgot  gät  wäl,    diem    let  e  u6h  de  isze 
kalwen. 

620. 
Mät  asem  Ilärgot  let  sich  ned  äpäsen. 

621. 
Wier  huod  äsen  Härgod  tm  der  griszer  zin? 


209 
622. 

Bä  6od  äs  alesz  niejlich. 

623. 
Fu  Got  let  sich  filed  erbiden,   awer  näszt  erzwäinjen. 

624. 

Wat    Sil  ousz  der  wält  wärden,    wun  äser  Hftrgod  em 
jede  s^iDJe  wäinjtsch  erföle  wil. 

625. 

Got  gid  et, 
Got  nid  et. 

626. 

Alesz  wad    an    hemel   kid    äsz    gät    (m^r  sSsz  ed  u6h 
Dor  an  em  fare  wäinjkel  häinjder  Gotes  ugeBicbt). 

627. 

Ed  äsz  fkr  bäs  an  hemel. 

628. 

Um  äinjt, 

dö  aser  HärgQt  wäinjkt. 

629. 

Et  raes  äinjden  äszt  sen, 
wat  den  hemel  hält; 
dat  e  ned  eruöwer  fält. 

630. 

A.  Et  bieden  är  fil  za  äaem  Härgot. 

B.  Et  wuorden  är  fil  aw  äsen  Härgot. 

631. 

Äser  Härgot  kit  ned  äinjde  mät  dem  danerwäder 


14 


210 

Tugend   und  Ehrlichkeit. 

232. 

Wat  der  mäinjtsch  dit,  dit  hie  sech. 

633. 

Diszt  te  gät, 
huoszt  te  gät, 
diBzt  te  net  gftt, 
kit  de  rät. 

634. 

A.  Et  kid  ales  un  dä6h, 

B.  Et  kid  ales  un  de  san. 

635. 

Det  fielt  hnod  ü^en, 
der  bäscb  huod  iüren, 

636. 

A.  Ed  äsz  n86h  nemeszt  der  &tr6w  entwascht. 

B.  De  ätröw  äsz  lum,  awer  se  erlangd  mt  do6li, 

637. 
Ir  äsz  m!  w&  bSfltsch. 

638. 
Aricht  g&t  ged&t  n^t, 

639. 

Aricht  gät  kit  ned  un  dräten  liäm. 

i 

640. 

Hangdert  j6r  dr^dht^  äsz  ned  en  minut  rScht. 

641. 

6elitilä  gät  kreischt  ousz  der  iert. 


211 


C42. 

Et  schlön  !nd  äinjden 
De  ijä  säinjden. 

643. 

A.  G&t  ferlire,  fil  ferliren, 
Ir  ferliren,  alesz  ferltren. 

B.  Brit  lerllre,  fil  ferliren. 
ir  ferliren.  alesz  ferliren. 

644. 

G&t  wärk 
bro6lit   zekt 

■  645. 

Ferspr^chen, 
säem  net;  brachen, 

646. 
Ed  äsz  laichter  feräprSche  w4  häldeo. 

647. 

Schinke,  Schinken  — 
nemi  nien ! 
fäiujde,  fäinjden  — 
weder  gien  ! 

648. 

Lang  gehorcht,    . 
net  geschinkt. 

649. 

Wat  net  deinj  äsz  lasz  itön. 

B50; 

Wier  leclit, 

bedrecht ; 

wier  bedrecht, 

dier  stilt; 

wier  i^tilt,  kid  un  de  galjen. 

14* 


212 
651. 

Net  fainjt,  t  em  ferleiszt! 

652. 
Av  ägekierde  binke'  fiunjden  de  riwer, 

653. 

Alzegemin 

mädht  de  ire  klin. 

654. 

Schinhit  fergit, 
r^chtschafenhit  bestit. 

655. 

Em  jeden  det  seinj. 

656. 

In  hälw  äsz  de  ander  wiert. 

657.. 

Wier  Ir  am  leif  huot^  let  sich  net  ^tiszen. 

658. 

Net  känen  äsz  nichen  schänd,   awer  net  lire  wälen  äs 
en  schänt. 

659..      . 

Em    sekt    de    legde  wol   af  de  kitder  awer 
ned  an  de  mögen. 

660. 

Mät  tächteln 

u6h  inächteln 

kid  em  do6h  net  far 

661. 

Det  riede  koszt  näszt. 


213 

662. 
Sol  em  sich  det  manl  dr^  wai  der  blö6fa  den  wirbesz? 

663. 

Em  mesz  net  fam  hire  sdn  rieden ! 

664. 

Em  sal  net  meren  drön. 

665. 

Licht  mel 

git  un  der  zel, 

awer  de  ströf  kid  iwer  en  wel. 

666. 

Aler  legden  är  fräinjt, 
äsz  nemeszte  fräinjt. 

667. 

Äilt  fräinjtschaft  bald  an  iren! 

668. 

E  jfeder  dit  nor,  wat  e  kan. 

669. 

I  - 

Wier  gäre  git, 

an  hemel  kit ; 

wier  net  gie  wäl, 

kid  an  de  glänich  häl. 

670. 

Gaet  dem  Barte^  u^  en  strämpel! 

671. 

Wier  dem  norme  git, 
ned  uorem  wit 


214 

672, 
Gielt  huod  uäh  der  Jut. 

673. 
Et  äez  laicht,  am  ^äp  knärea. 

674. 

.     Wier  fil  frödht; 
git  net  gärn. 

675. 

Irlij  uormed  -äsz  nichen  schänt. 

,676. 

'irlij  uormet  färd  an  hemel. 

-  677. 

E  M^irt  schilt  niche  rflp  an* 

678. 

A.  Net  schlöf  mät  deinjem  zire ;  sona&t  wier  wisz,  mät 

wat  de  erwache  wirst! 
6.  Net.nom  den  zire  mäd  än't  bat! 

679. 

Wohär  der  flia^h  iouszgit, 
duör  e  uch  zeräkkirt. 

680. 

Ed  äsz  gät,  wun  em  de  legden  an  d'dge  sä  käii. 

'681. 
Der  riwer  zecht  sich  de  kap  an  de  ü^en. 

682. 
En  irlich  gesiebt  terf  de  san  beschengen. 


215 


683. 


Bedink,  bedink! 

de  wedwen  nÜh  wtse  net  krink! 


684. 

Irlich  ferd&nt  brit  schmakt  um  bieszten. 

•  685. 
Guore  kan  em  et  näkeszt  r^cht  mä6hen« 

686. 

De  gäde'  gefalen,   äsz  bieszer  w&  guere'  gefalen. 


Schicksal   und  Weltlauf. 

687. 

Det  gläk  äsz  ku^elränd,  awer  et  schepelt  w&  e  goren- 
hift. 

688. 

Det  gläk  äsz  w&  der  wäinjt, 
et  kid  uut  git  geschwäinjt. 

689. 

Det  gläk  äsz  nemeszte'n  un  de  &tere  geschriwen. 

690-       \ 

Det  gläk  äsz  nemeszten  u'n  zäpe  gebangden. 

691. 

Det  gläk  huot  mät  nemeszte  bräderschuft  gedranken. 

,     692. 
Et  git  gor  wenich  sangtichkäinjder. 


216 


693. 

Det  gläk 
drfetde  räk 
äin  A^ebiäk. 

'    694. 

A  lichter  der  sträk 
dieszte  bieszer  det  gläk. 

695. 

A.  An  ärmer  de  zekt, 

Ä  lichter  de  lekt. 
B:  An  ärmer  de  zekt, 

an  hiferdijer  de  lekt. 

696. 

„Wier  huot  mer  meinj  kap  ferötödhen?"  söt  deri  gang, 
unt  hat  se  af  era  hift. 


697. 

Gener  sas  am  sadel  unt  sot :  „Ir  lekt,  hud  er  net  me 
ruosz  gesän?" 

•     698. 

A.  Wier  zem  krezer  gebiren  äsz,  kit  net  zem  gälden. 

B.  Wier  zem  grosche'  gebiren  äsz,    kit  net  zem  taler. 

699. 

Wien  äszt  beträfe  sal,  dier  entgid  em  net. 

700. 

Fir  wad  em  grält,  dat  träft  gären  an. 

701. 

Ferkrech   dich    wuor  te  wäjt,    wo  dich    ded   4gläk 
säkt^  esi  fainjt  et  dich. 


217 


-  702. 

A.  Ed  äsz  ned  alen  dä^h  saQgtich 

B.  £d  äsz  ned  alen  d&tii  fSsztdädi. 

703. 
£d  äsz  ned  äinjde  jörmert« 

704 
£d  äsz  nö6b  ned  aler  dS]^  dwent. 

705. 

Ein.säl   den  hischen    dä6h  net  fir  em  öwent  liwen 

706. 

De  wält  wirt  näkeszt  bieszer. 

707. 

Et  kit  Salden  äszt  bieszeret. 

•      "     708. 

Asen  Härgod  af  der  zang, 
Den  deiwel  an  der  lang. 

709. 

,  Hieben  bous  as  6ne  rücb. 

.710. 

E  jSt  housz  huot  se  gekierschel. 

711. 

E  jöt  Zign  löft  sai  rosz. 

712. 

Wun    em    de  wörh^t  gaicht,    schied    em  enem  den 
firjelbogn  äf  den  schärl. 


218 

713. 

A.  De  wörhit  huod  en  lichte  lin. 

B.  De  wörhit  wirt  mät  schlieje  bezuolt. 

714. 

De  wörhit  fäinjt  sälden  en  ustälung. 

715. 

A.  E  jfet  daäi  huot  seinjen  öwent, 

B*  Un  em  j^den  da6h  git  de  san  iszt  angder. 

716. 

Der  apel  fald  uof^  wun  e  reiw  äsz. 

717.      , 

Em  schnekt  det  kire  ned,  i  et  reiw  äsz. 

718. 

En  här  äsz  seinjes  amtes  kn^cht 

719. 
Der  bezuoldadh  bleift  nemesziten  ousz. 

720. 

Wä  te  der  batst, 
esi  wir&t  te  ISn. 

721. 

Wat  te  der  äbr6kst, 
dät  wirst  te  frieszen. 

722. 

Wä  de  diiszsOt, 
esi  der  ären. 

723. 

Hekt  flechst  te, 
morc  krechst  te. 


219 

724. 

Ed  äsz  näszt  esi  schtn  geipanen, 
et  kid  emöl  un't  lacht  der  sanen. 

725. 

Wat  ned  äaz^  kan  äinjde  wärden, 

726. 
GM  röd  äsz  deier. 

727. 

Laichter  ze  r6den 
w&  ze  hälfen. 

,     728. 

W&  der  rdt, 
esi  de  tdt 

729. 

Giesstern  äsz  fergangen. 

730. 

Um  Bondwend  mesz  de  san  u6h  nor  en  zfiinjke  sehen- 
gen,  dat  sich  der  kanter  u6h  de  uorem  wisen  är 
hemder  drejen. 

731. 

Der  teiwel  ä8  en  trut. 

732. 

Wun  der  stih  ouszder  hänt  häous  äs,  äsz  e  des  teiwels. 

733. 

Lir  tä  den  teiwel  käinjt  werjen ! 

734. 

Der  teiwel  huot  nichen  rÄ. 


220 

735. 
Ed  äs  tn  deiwel  dier  de  lekt  wercht. 


736. 

Wu  mer  baken  Ku  mer  wich  brit, 
wu  mer  ätärwe'  se  mer  ätindit. 


737. 

Der  dit  kid,  6w  etn  fir  em  grald  oder  net. 

.738; 
Rir.  dich,  rijel  dij  !  am  gräf  huoszt  te  rÄ, 

739.  .   - 

Et  fleszt  fil  waszer   an    der    bäg  uewen,    dat  nemeszt 
dräinjkt. 

740. 

Wo  fil  üsz,  sumelt  sij  äinjde  nö^li  mt. 

741. 

Det  gläk  grält  fir  den  normen. 

.    .  742. 

Nä  bieszem  kiere  g4t. 

743. 

De  alt  proföte  sen  dit, 

de  näen  h^d  em  af.  ^ 

'744. 

Wad  enem  net  gefäit,  dat  glift  em  net  gärn. 
745. 

Em  kän  n§t  de  wärld  un  hälz  nien. 


221 

74(>. 

.  Em  kan  net  de  kerl  häinjder  sij    uofschnegden,    und 
ousz  der  wäld  ousze  lüfen. 

.  747. 

« 

Det  fat  schwämd  iwen. 

748. 

Wier  det  meszen  erdacht  huod,  dien  h&d  em  afhö  seien. 

749.    • 

Mos  äsz  mi  wä:  ich  wäl  net. 

750. 

Mos  äs  e  bäter  krokt. 

751. 

Wier  wisz,  wat  der  more  bräinjt? 

752. 

A.  Wier  wisz,  Wad  esz  nddh  befirstit? 

B.  Wier  wisz,  wad  e^z  no6h  beträfe  säl  V 

753. 


Wier  huot  det  gläk 
af  seinjem  räk? 


154. 

W&  dir, 

* 

esi  mir. 

755. 

Wun  em 

wäszt 

aler  huosen  är  näszt  — 

se  bro6h 

em  nichen  bisz, 

756. 

Äser  Härgot  kä  neineszten  en  extra  wursclit  brAflen. 


222 

757. 
Et  gtt  mer,  vr&  et  guere  git 

758. 

A.  De  gebieder  der  mäinjtsche  se  filerlä.  - 

B.  Ed  äsz  fileirla,  am  wat  de  mäinjtschen  äsen  Härgot  | 
biden. 

759.  I 

Bä  em  j^den  &gläk,  äs  u^  e  gläk.  < 

I 

760. 

In  ^läk  kit  Salden   elin. 

76L 

Kit  det  gläk, 
Kid  et  däk; 
Kit  det  ägM, 
Kid  et  weder  däk. 

762_ 

'        Enesz  seinj  dit, 
des  andre  se  brit. 

763. 

Wun  de  aide  Stärwen 
Kun  de  jangen  zem  ärwen. 

764: 

Em  rithiwdije  sal  em  net  .trän. 

765. 

Rit  hör  u^  erle  wuosze  ned  af  g&dem  bodem. 

766. 
Rit  hift, 

bisz  blät. 


223 

767. 
H&t  ^ch  ftr  de  geztehenden! 

768. 

Wier  zem   grosche  geschlön  äsz ,   kan    net  zem  zwin- 
zijer  wärden. 

769. 

JenerSl  oder  korperäl,  wun  et  sij  nor  um  &injt  rolt 

770. 

Di  de. schaden  höt, 
höd  u6h  de  äpöt 

771. 

E  j^t  woräm 
huot  seinj  doräm. 

772. 

Wirit  te  gesabgt, 
yfirkt  te  gesangt; 
wir^t  te  net  gesangt^ 
frieszen  dich  de  haixgt. 

773. 

A.  De  lateinjesch  kS.chen  äsz  deier,  unt  schmakt  do6h 

licht. 

B.  Apentiker  koche  bäter,  unt  losze  sij  är  kächen  doch 

Jeier  bezuolen.  • 

774. 
Wi  dem,  diem  de  lateinjesch  kächen  hälfe  sal. 

•  775. 

Der  morn  äsz  wä  der  hekt. 

776. 

Ned  ales  äsz  gük,  wad  en  glänz  huot. 


224 

777. 

Wo  e  wenich  muork  äaz,  dö  sumelt  sich  ini. 

778. 

Wiem    em    de   trscht   dir    ferschleszt,     diem    wirt 
dernö  nireszt  mi  afgemä^ht. 

779.    ' 

Ed  äaz  filet,  wat  de  wält  —  hält 

780. 

Bäs  det  waszer  fleszt  iwer  z&  stin^ 
äs  et  weder  rin. 

781. 

E  bedräinjt  mangt 

ofenbört  desz  härzens  grangt : 

'   782. 

Ed  äsz  hart,  wun  et  gefriren  äsz. 

.    ■  "  •  783.   - 

Alzefrom 
geniert  sich  kom, 
half  Zegun 
kit  derfun. 

784- 

Det  recht 
1     huod  en  nuosz  ; 
ousz  wuosz ; 
em  dröt  se,  wä  em  wäl. 

785. 

Fräinjd  an  der  nit 
gön  tousend  aw  e  lit. 


225 

786. 

God  erhält  de  fräinjtschaft !  —  se  douert    net  lang- 

787. 
I  Lit'  de  fräinjt,  wun  te  mäd  e  gedilt  huoszt. 

788. 

W&  de^  tra  wort  gebiren, 
kam  e  jSjer  mät  d(3m  hiren, 
en  bläsz  se  an  de  wäinjt, 
dat  se  na  nemeszt  mi  fäinjt. 

789. 

Hochzetklider  u6h    lecheklider   hu  sich   n6^  äinjde 
gefangden» 

790- 

E  j&t  da6h 

huot  seinj  pl66h/ 

791. 

E  jet  dach  bräinjt  det  seinj. 

.     '  792. 

Wun  em  en  hangt  schlö  wäl,  fäinjt  em  schin  en  kläpel 

t93. 

Wun   em    ene   wäl  sturkle  mache,   kan    em    enem 
schin   e  kläpeltdhen  an  de  wiech  schmeiszen. 

794. 

Licht  gebiren, 
licht  ge&torwen»  ^ 

795. 

A. 

Akrokt  ferdirft  net. 

15 


226 
796. 

Der  teiwel  Lilt  seinj  käinjt  net, 

797. 
Ttä  t&  dem  teiwel !  — 

798.  •■ 

En  licht  akesz  f^rleiszt  em  net. 

f99. 

Der  teiwel  git  sich  nichen  frit. 

.800. 

Aid  iszt  hälft    in  dai^erwäder   mi  wä  zä  fuoteraser. 

801. 

Der   hol    fölt  ned    äirijden   an't   kiren,    e  fierd  ug 
äld  iszt  durch  de  Stapeln. 

802. 

Häjf,  wat  hälfe  kan  ? 

Sprächt  hekt  zeduodh  irk  u6h  man. 

803. 

£m  sekt  gäre  schäz  blän. 

804. 
Et  sekt  ned  e  jMer  achkz  blän. 

805. 
Et  gid  enem  ned  e  jSt  dräm  an  erfklunk. 

806. 
Et  bräinjt  ned  e  jöt  drüm  en  tärno. 


227 


807. 

Et  huot  ned  e  j^er    eki  gäldäne  ätärn   af  der 
Stern.  -     , 

808. 

De  zöng  sen  ued  iweral  mät  brötwirschte  ge- 
.  flu6ht 

;     809. 
Der  hemel  hSt  ned  äinjde  fdl  baszgejen. 

•       810. 

A.  Et  douert  näszt  iwich. 

B.  Et  d(5uert  alesz  nor  en  zekt. 

811. 

Fu  wad  em  fil  riet,  dSt  wirt  gäre  wön 
812. 

Wat'de  lekt  wäinjtscjien^  dat  gliwe  se  gärn. 

813. 

Lilcher,   Ak  enem  gefale,   let  em  sich  gäre  fir- 
säinjen. 

814 

Nä  litcher  hird  em  gärn. 

815. 

A.  Nä  schagen  dräken  int. 

B.  A'  nae  schage  spird  em  de  felsternü^en. 

816. 

Alt  klider  drtd  em  gärn. 

817. 

De  san  gid  alen  dag  af. 

15» 


228 

818. 
Walt  blöift  wält 

819. 

Stärwe  mSsze  mer  gaor. 
820. 

Mer  mesze  guor  iszt  än't  gräsz  bieszen« 

821. 

Mer  mesze  guor  iszt  hemelzen« 

822. 

Mer  mesze  guor  iszt  ämegön. 

823. 

]\Ier  dän   de  ü^en  alen  d£6h  z&  —  awer  emöl 
d^  mer  se  nemi  af. 


Weise  Beschränkung  und  Bescheidenheit, 
824. 

A,  Nö  den  däken  . 

mes  em.sich  sträken. 

B.  'ISträk  dich  no  der  däk ! 


825. 

Wier  wenijet  ferschmet, 
äsz  filet  net  wiert. 


826. 

A.  Spuor  wun  te  huoszt, 

se  huoszt  te,  wun  te  brochst! 

B.  Spuor,  wun  te.  huoszt, 
unt  nem,  wun  te  dorfst! 


229  - 

827. 

Zw6  fire'klln 

b6  bieszer,  w&  in  elin. 

828. 

Wat  bieszer  äsz  w&  en  lousz, 
dat  noni;  unt  dr£^  änt  housz! 

.829. 

OuBz  dem  hanger 
mesz  em  langen. 

830. 

Zwin  ätrtsäk 
86n  u^  e  bat. 

831. 

Hält  der  en  zierefänenk, 
'hält  der  en  irefänenk, 
hält  der  en  i^tfänenk  I 

832.  , 

Länk  klider, 

kurz  sän ; 

däk  Bcbädel, 

näszt  drän. 
_\ 

833. 

Aingde  nor  bäsz  wuor  et  langt  I 

834. 

A.  Wun  em  fil  rutscht,  wärden  de.  hisen  dän» 

B.  Fil  erämrutschen  mädht  hosen  raiszeti. 

C.  Fil  erämrutsche'  mä6ht  den  uorsch  blisz. 

835.  •       . 

A 

I  äpuorer^ 
drä  zierer. 


230 


836. 

Ousas  dexa  kop 

an  det  schaff 

dät  let  em  sich  gefialen; 

ouBz  dem  schof 

an  de  kdp, 

dät  wäl  nemeszte  schmaken. 

837. 

Bartlemiszriszy 

mädht  den  uorscb  bltsz. 

838. 

Zeklij  an  trd6h 
git  behanjd  e  lödi. 

839. 

Fil  gesprangpn, 
net  fär  gangen. 

,840.  , 

Wier  hi  Stecht,    '  ! 

fäld  u6h  defc  ! 


841. 

Wier  ze  fil  aflat,  niesz  fir  em  dir  uofladen. 
842. 

Alzespäz 
brächt  gor  gärn. 

843. 

Wat  hfssz  uföt 
hirt  Stanipig  af.. 

844. 

Laiber  e  kli  här   • 
wai  e  grüsz  kn&cht 


\ 


231 
845. 

Wo  näszt  Slbz,   huod  adh  der  kiser  det  r^cht  ferliren. 

846. 

Läwer  äszt^ 
wä  näszt. 

847.  • 

Ferläft  Dien  ä«z  g&t  -- 
zemöl  wun  em  mesz* 

848. 

Wun  em  net  flisch  huot,  madht  em  e  länk  l&went 

849. 

Ze  fil  äs  ^gesangt, 

850. 

Wier  sij  iwerfräszt,  mesz  weder  fu  sich  gi.en^ 

851. 

Wenich 
äsz  seszlich* 

852. 

Wo  näszt  äsz, 

dd  wiecht  näszt         ^ 

853. 

Wier  am  schaf  säzt,  kä  mer  äinjden  da  köp  liwen. 

854. 

Wier  de  lad  an  de  wegden, 
kä  laicht  flüre'  schnegden, 

855. 

Wier  ousz  'em  föle  nit, 
net  ^i  sich  dit. 


232 

856.  ■ 

Ed  äs2  licht,  fum  brtde  liewen. 

,857. 
Wier  den  imer  huot,  kä  scb&pen. 

858. 
Wier   b&  der  pip  äsz,  broäfat  nor  afzedr&n,  esi  kid  et. 

859.        ' 

Wier  en  w6gden  uorsch  huot,  ka  laicht  furzen. 

860. 

Ded  iwerklit 
däkt  ale  härzelit. 

861. 

Säj  u6h,  wate  krecht, 
net  nor  wate  flecht! 

862. 

Flech,  wun  der  de  flijel  gewüosze  sen  ! 

863. 
Et  let  sich  ned  ales  iwer't  kdä  brachen. 

864. 

Uta  mesz  net  fun  alem  hun. 

865. 
Wier  alesz  wäl  ha,  bekit  näszt. 

866. 

Kif,  wun,  te  gielt  huoszt, 

unt  zubl,  wat  te  scbäldich  bäszt! 


233 

867. 
Abessuolt  schale  kerzele  gärn. 

868. 

A.  Häinjder  hier  kit  de  röchnung. 

B.  Häinjder  hier  kit  det  bezUolen« 

869. 

A.  Wier  af  zwin  itäl  säze  wäl,  säzt  derzwäscheil. 

B.  Em  kan  n6d  ale  Itt&l  mäd  enem  uorsch  besäzen. 

870. 
E  j&t  feierchep  huot  m&r  nor  rüih. 

871. 

Rdnd  et  net,  se  tröpst  et,  gid  et  net  feier,  se  gid 
et  dodh  rü6h. 

872. 

Wo  et  der  net.rdcht  äsz,  se  säz  neder!  - 

873, 
Wo  et  der  net  rScht.äsz^    se  säz,  duor  de  brokt 


874. 
Wd  et  der  net  reckt  äsz;  se  fräLojder  dich. 

•      875. 

A.  Wier  gärn  dSnzt,  diem  kläinjd  u6h  det  Sto^eise  gdt 

B.  Wier  gärn  däczt ,   dier  let    sij  u^   af  'em  öto^ßisen 

aföpilen.  ' , 

876. 

Bieszer  licht  fuoren,  wä  härosch  ze  fosz  gön. 

877. 
Der  geschekt  git  nd 


234 

878. 
E  jgt  d£di  koszt  gielt 

879. 

Beäzer  gruisz 
wä  bluisz. 

880. 
Läwer  en  helzeräne  fosz,  w&  glat  nichen. 

881. 

Et  fält  niche  lüm  aw  ene  sträch* 

882:    .. 

Gediild  iwerwäinjd  alesz. 

883. 

Wier  dkndy  äsz  nichen  här. 

884.     • 
U^  en  firgesazten  oasa  ätriggdrSt  mes  em  iren. 

885. 

Em  mes  äldiszt  dänze,  wä  em  enem  gecht. 

886.'    . 

Zwin  hart  itin    , 
muole  sälde  klin. 

887.  • 

Mät  dem  ijesän 

Btiäzt  em  nichen  tören  am. 

888. 

A.  Em  kan  net  mät    dem  hift  durch  de  mouer  ränen. 

B.  Wun    em   mät    dem  hift  durch  de  mouer  räne  wäl 

zebrächt  em  sich  de  schärl. 


235 

889. 
Ijesän  mesz  gebrööhe  wärdeiu 

890. 

tjä  wäl 

fänjt  Dieben  kVM 

891. 

fjSL   Wäl 

bräd  an  der  häl. 

•     892.      . 

Bäk  de  räk!    . 

bäk  de  räk  !      . 

8Öt  der  wödhtlekenenk. 

893. 

Wo  et    der   ntdij    äsz,    se   gäf  deinjem    bedänten    en 
krezer,  ont  gänk  sälweszt! 

894. 

A.  ^gelade  gieszt  s&zt  em  hftinjder  de  dir, 

B.  Ageladäne  gieszte'  weiszt  em  de  dir. 

895. 

Ageladä  gaszt 
äs  en  laszt 

896. 

Mät'  griszen  hl^  äsz  liebt  kirschen  ieszen  —  de  käre 
spräzen  enem  k&m  gesieht. 

897. 

De  fieszper  äsz  häinjder  der  prädieb. 

898. 

Hot!  wuor  driszt  te  den  Hansi? 


236 

899. 
Ndm  e  bliet  fir't  mal! 

900. 
Net  riet,  wnn  en  trdf  ze  fil  an  der  ätuw  äsz ! 

9Ö1. 
N^t  riet,  wo  Bcbäingeln  af  em  dSdfa  sen ! 

902^ 

Em  ki  sij  i  ze  dft  riede,  wä  ze  dit  falen. 

'  903. 

E  wird  äsz  schärfer  w&  e  schwiert. 

904. 

Wirter 

se  Bcliwierter. 

905. 

LosÄ  der  aet  det  mel  gö,  w&  der  int  der  aorsch! 

906. 

Dink,  wat  te  rietst! 

907.. 

Schwejen  äs  u^  en  antfert, 

908. 

Nor  wun  em  eltn.  äsz^  ferriet  em  sieb  näkeszt. 

909. 

£ra  broihtde  geliejenhtt  net  famzäng  eruofze  reiszen. 


237 
910. 

Fil  geriet,  i^enich  bedö6ht, 

huot  schi  fil  lekt  an  ägläk  gebrödht. 

911- 

Em  eal  de  wirt  kän, 
dernö  ouszipSn! 

912; 

Wech  deinj  wIrt, 
t  em  se  hirt. 

913. 

E  fridenswirt 

äs  äinjden  um  irt. 

914 

A,  Em  mes  ned  ales  af  de  lukätew86h  liejen! 

B.  Em  raesz  ned  e  jfet  wirt  af  der  ^gültwödh  wejen ! 

915. 

Em  mesz  ned  e  kimspalder  seii ! 

916. 

Em  mesz  ned  ales  un  de  grisz  klök  h^n! 

917. 

Wim  em  schwecht,  ferriet  em  sich  net, 

918. 

Em  kä  fil  anäzet  riede^  wun  der  dä6h  länk  asz. 

919. 

Neil  h^  der  de  schläber  iberal  äne! 

920. 

Em  mes  u^  äld  iszt  en  u^  zädräken! 


238^  •  - 

921. 

Em  mes  ug  äld  äszt  iwersin! 

922. 

Em  mes  ug  alt  bä  äszt  ferbägön! 

923, 
Em  mes  u^  &ld  Iszt  durch  de  fäinjer  s&n. 

924 

Fil  rieden, 
fil  lijen. 

925. 

Säj  af  dech,  . 
net  schält  mech! 

926- 

Der  schuodht  ferweiszt  dem  kieszel. 

927. 

Der  kieszel  ferweiszt  der  fan^  se  wer  schwarz. 

928. 
Der  ob'n  ferwaiszt  der  kalefök. 

929. 

Der  schoreszt'n  ferweiszt  dem  obn 
ant  seit  net;  dit  e  sälfst  äsz  bestobn. 

930. 
Der  fäinjer  Itrt  den  uorsch  scheiszen. 

931. 

Andresch  ma6hen,  äsz  net  bieszer  madhen. 


239      ,      . 

932. 

Wier  andren  de  Iren  uofschnekt, 
Hbz  net  wiert,  dad  em  an  nsekt. 

933. 

Em  mesz  net  fun  alem  huri. 

934 

Wat  dich  net  brät,  loa  ägelioschen ! 

935. 
Net  mäinj  dich  duor,  dö  der  det  däpe  net  kö6ht! 

936. 
-    Fil  wäsze  madht  htftwt. 

937.  . 

Wier  alesz  wäl  wäszen, 

dieni  wird  af  de  nuosz  geschäszen. 

938. 

Wier  de  horcLt  un  de  wäinjden, 
hirt  sich  liwen  u6h  schäinjden. 

939. 

En  mesz  ned  em  jode  pedeltchen  de  ö^en  ousztrieden 

940. 

A.  Em  mesz  ned  en  joden  hongsdrak  rächen, 

B.  Em  meaz    sich  de    nuosz    ned  an  en   jeden  hangs 
dräk  stechen. 

941. 

Wun  em  ära  mäszt  wält,  Itäinjkte. 

942. 
Em  mesz  ned  iweral  zapzuogel  sen. 


240 
943. 

„Am  munkat  un  p&sdite"  söt  der  Bld6h,  derwel  heng 
eiii  de  paloks  un  der  grün« 

944. 

Däk  dän  äsz  nichen  konzt. 

945. 
Det  mel  f6l  nien  kän  e  jeder. 

946. 

Sturkeln  äsz  hasztich« 

947. 

De  bäfelkä  wül  de  ba^  ouszsofen. 

948. 

De  mäk  wül  den  torn  ämfiäjen. 

949. 

Ous  er  mousz 
mädh  ned  en  hoüsz! 

950. 

Net  mä^  ous  er.  fli  en  bäfelkä. 

951. 

U6h  der  bieszt  wuo^e  krSzt,  wun  em  en  ze  stark  belat.  . 

952. 

Det  rät  kr&zt  iszt,  zwiemöl,  zem  dräte  möl  brächt  et. 

953, 

Wun  der  späs  um  bieszten  äsz,  säl  em  afhiren.  • 

954. 

Wun  ed  enem    um   bieszte   schmakt,   sal  em  fum  dä§ 
afstön. 


241 

Hi«cli  klider, 
kalt  käciien. 

956- 

Fil  scheisze 
git  hanger. 

957. 

Scheisz  nor,  wat  te  friesze  kiszt! 

.958. 

Mds  an  alen  däinjen  ^ 
led  ale  däinj  geläinjen. 


Klugheit  und  Eigennutz. 
959/ 

Em  wird  alt  wä  en  kä> 
unt  Iird  äinjde  mi  derzä. 

960. 

£  j^der  äsz  sich  sälweszt  um  nächsten. 

961. 

E  jÄder  sorcbt  fir  sech. 

.     962. 
E  j^der  kiert  ftr  seinjer  dir. 

963. 
E  jgder  zecht  kilen  zä  seinjer  fan. 

964." 
E  jdder  lift,  wad  eui  fll  äsz. 


16 


242 
965. 

Det  hemd  äsz  mer  n^er  wä  det  klit. 

966. 

E  jöder  nit, 
wat  hie  bekit. 

967, 

Wad  em  der-wäl  schinken> 
nom  dne  bedinken! 

968. 

Wad  em  mer  schinkt^  dat  nien  ij  äbesän, 

969. 
Em  drft  det  hülz  ned  an  de  bäsch. 

■    970. 
Em  drit  det  waszer  ned  an  de  branen. 

971. 

U^  en  hin  schärt  ned  ämsonzt. 

972. 

L&wer  dir, 
w&  mir. 

973. 

Läwer  mir 
wä  dir, 
läwer  hekt 
wä  niorn! 

974: 


Wun  alesz  sil  angdergön, 
nor  meinj  housz  säl  ätdnl 


243 
975. 

En  irlich  lije  schuot  näszt. 

976. 

E  j&der  lift  seinj^  wuor, 
ech  liwe  meinj  gor. 

977. 

Gad  äsz  g&t, 
bieszer  äsz  bieszer. 

978. 

tr  wa  ir,  u6b  det  bafli§  äsz  gät 

979. 
,    Esi  lang  de  mil  git,  muole  mer. 

"      980. 

Läwer  ze  fil,  wä  ze  wenich. 

981. 

Hekt  mäszret  et, 

more  ger&t  et.  *, 

982. 

-Hegd  äm't  gielt, 
moren  ämsonzt. 

983. 

Wun    em   enem  de   klene   fäinjer   zieht,   greift  era  n6 
der  hSnt. 

984. 

Em  mesz  liewen,  u6h  liewe  loszen. 

,    985. 

leszt,.  ieszt, 
ir  meinj  läf  gieszt ! 
ich  gien  ich  ded  alerbieszt  — 
nor  did  et  mer  iid  am  dät,  wad  er  frieszt. 

16» 


244 

986. 
Em  schmit  ded  eisen,  derwel  et  wuorem  äsz. 

987. 

Wuu  em  dij  un  den  tr66h  dit,  se  fräsz, 

988. 

Nichen  ämtchen 
öne  schlemtchen. 

989. 

DrS  de  mänkel  nö  dem  wäinjt! 
990. 

Z&  enem  ir  änen 
zä  genem  erouszl 

991. 

Ind  äm'd  ander, 
näszt  ämsonzt. 

992. 
Em  iti6sz  nien,  dö  ^szt  äsz! 

993. 

Em  mesz  dd  rifen,  dö  hör  äsz. 

994.   ^ 

Em  inesz  dät  ruosz  schlön,  dSt  z&  k&n. 

995. 

Wad   em    mät  dem   mel  gewäne  kin,  'mesz    em^  ned 
erarbeden. 

996. 
Ed  äsz  gor  schwer  fer^pr&chen  u^  bilden. 


245 

997. 
Säz  if!  et  koszt  nichen- fürlA ! 

998. 

I 

Kiszt  te  mer  Bälden, 
miszt  te't  entgälden. 

999. 

>  Wat  nemeszten  äs,  äsz  meinj. 

1000. 

Gestilä  gät 

dinkt  manch  ene  g4t 

1001. 

Fräinjt!  flech  fun  der  gechwichperti 

1002. 
'  Net  8äj  an  de  wält,  w&  de  kä  k^m  .n£en  dir ! 

1003.  • 
Wiem  net  ze  rdden  äsz,  dem  äs  u^  net  ze  hälfen. 

1004. 


De  wäl,  de  röt, 

deinj  uorsch,  de  feifsak. 

1005. 

Berch, 
weich ! 

1006. 

Am  de  wurscht  de  ba^hen, 

1007. 

Am  det  klUf  de  kä.. 

246 
1008. 

Am  de  sadel  det  ruosz. 

1009. 

Am  def  half  dh  akesz. 

1010. 

De  mäinj  drid  et. 

1011- 

Gäf  dem   Piter    udh   dem  Päl!   zeliezt   huoszt  de  säl- 
weszt  näszt. 

1012. 

Tiremi  hier,  tiremi  duor,  zeliezt  wör  näezt  mi  am  begel. 

1013.       ' 

Net  ma^  e  gesiebt  w&  e  fielt  fÖl  teiwel! 

1014. 

Net  ma^  e  gesicht  w%  e  schlidenteiszelt ! 

1015. 
Bof  dem  deiwel,  e  kit, 

1016. 

Em  schilt  ned  af  de  sadel,  dad  et  der  haszt  falt. 

1017. 

Wier  et  d'irscht  huot  gerodhen,      • 
ousz  diem  äs  et  gekrö6hen. 

1018. 

Frä  gesadelt, 
spet  geriden. 


t 


247 
•  1019. 

Säch  der  af  de  wiech, 
Bonzt  falzt  te  af  de  nousz ! 

1020. 

Säch  wd  de  krö  den  häinjderu  huot! 

1021. 

Mätgegangen, 
mätgefangen ; 
mätgefangen, 
mätgehangen. 

1022. 

Derwel  te  mich  sekst, 
bäszt  te  net  bläinjt. 

1023. 

Irenhalwer, 
schandenhalwef 
-  "       mes  em  munch  int  dän. 

» 

1024- 

A.  Ma6h  et  w&  de  lekt! 

se  huoszt  te't  wä  de  lekt! 

B.  Ma6h  et  wa  da  andern!^ 

se  gid  et  der  wä  dien  andern! 

1025. 

Det  gläk  entwäscht, 

wun  em't  ned  um  schop  erwäscht 

1026. 

Det  gläk  äsz  dö, 
gang  em  nor  no! 
et  let  sich  ßlinjden 
u  filen  äinjden. 


248 

1027.     , 
Det  gläk  kid  enem  ned  am  drüm. 

1028. 
Det  gläk  kid  äni  drüm. 

1029. 
Em  mesz  de  röm  uofschäpe,  wu  se  geworfen  äsz. 

1030. 

Gäd  eräni 

äsz  nichen  kräm. 

1031. 

lÄn  ferwaren 

äsz  rainj  ze  schlichten. 

1032. 

Der  irscht  ferdras  äsz  bieszer  w&  der  liezt. 

1033. 

Em  kän  net  b&  alem  ferbägdn. 

1034. 

Kan  em  der  net  hälfen, 

se  kan  em  der  do^  schuoden. 

1035.      , 

Hälft  et  ucl^  net, 

se  schuod  et  do6h  net. 

1036. 

Fär  fnm  Bchas  äsz  ißlcher. 
'  1037.- 

Wier  ,dich  känt, 
kifi  dich  net. 


249 
1038. 

£n  kram  hSnt  mä6ht  ale  diren  af. 

1039- 

Fra  hant 

git  durch t  ganz  laut. 

1040. 

L&wer  ämkire  wä  fölgdn. 

1041. 

Fil  fir  em  röcht, 
fil  gebißcht 

,     1042. 

Arjemesz  be^uolt  sich  net. 

1043. 

E  lädrä  gesicht  dräkt  iwerSl  durch. 

1044^ 

Gesch&n  äsz  gesch&n  —  dö  maÖht  em*t  krez  drif, 

1045.  ^ 

Liwe  mä^t  nichen  ditfSntscbaft. 

1046. 

Alt  hird  em  logden  awer  ned  uschlön. 

1047. 

Em  besöfäne  sM  em  mäd  em, fäder  ha  ouszweciieu. 

1048. 

Et  huot  sich  nöäb  neraeszt  en  pielz  ersöfcn. 

1049. 

Stäl  waszer  greift  def. 


250 
1050. 

\  Sch&r  äsz  nor  haiwich. 

1051. 

Fun  zwelwe  bäs  af  mäta^  äsz  net  lang. 

1052. 

Ed   äsz   gät,    wun    der   wiech  brid.  äsz,  dad  em  ousz- 
weche  kan. 


1053. 

Wadem  gewunt, 
wid  enem  laiqht.. 

1054. 

E  gät  wirt 

fäinjt  en  gäden.irt. 

1055. 

E  äprächwtrt, 
e  w6r  Wirt. 


1056. 

U^  e  Sprächwirt 

äsz  iied  äinjden  e  wör  wirt. 

,    1057. 

Wi  em  an  de  bäsch  reft,  reft  et  zeräk« 

1058. 

Wier  det  gräsz  wuoszen  hirt^  hirt  de  schnöken  näseh. 

1059. 

„Wun  ich  kiser  wfer,  wil  ich  de    bater  mät  dem  liet'el 
ieszen,"  hat  derZegun  gesöt. 


251 
1060. 

En   stangt   schlof  flr  mäternodit,  äsz  bieszer  w&  zwo 
nö  mäternö6lit. 

1061. 

Fr&  afstön  ,     . 

äsz  half  gedön. 

1062. 

Fr&  afttön  bräinjt  brid  än't  housz, 
Sp&d  afttdn  dat  drid  et  ousz. 

1063. 

Der  apel  fält  «et  fär  fum  büm. 

1064. 
Wi  der  fuoter,  esi  der  san. 

1065. 

Wun   em    den    Slde    gefale   wäl,    mesz   em  de  jangen 
hisch  däu. 

%       1066. 

Der  nekt 
fräszt  de  lekt. 

1067. 

Der  far  prädicht  net  zwiemöl.  . 

1068. 

„Hall  ich  nö  meinje  wirte.  net  nö  meiiijen  töten  I*^ 

1069. 

A.  EnMl  hülz 
ferraft  det  fülk. 

B.  En  huol  wekt 
erfert  de  lekt. 


2Ö2 
1070. 

Seinjem  schade  kän  nemeszt  eotgdn. 

1071. 

Frören  ä8Z  laichter  wä  äntfern. 

1072. 

Wier  fär  wierfe  wäl,nit' sich  den  dräft. 

1073.   . 

De  giszel  platscht  um  äinjt. 

1074. 
'  Gät  nober  gült  wiert. 

1075- 
Wuh  em  gät  zäbainjt,  bäinjt  em  u^  giäd  af. 

1076. 

Det  waszer  let  sich  ned  aft  rech  liden. 

1077. 

Nö'in  r&n  brecht  em  nichen  mänkel. 

1078. 

Gebrat  käinjt  hat  sich  fij*  em  feier. 

1079. 

A.'  Der  schade  mä^t  int  kla6h. 
B.  Em  wirt  genach 

durch  seinje  schade  kla6h. 

1080-     V        .         - 

Wier  wuorde  kän,  diem  kid  alesz  zer  zekt. 


263 


1081-    . 

Wat  te  der  säkst,  wir&t  te 

fkinjden/ 

1082- 

Fil  röder 
fil  ferwärer. 

1083. 

NÄ  tren 
nä  lipiren. 

1084. 

U6h  det  kazegült  glänzt. 

1085. 

Ursadh  fäinjt  em  zä  alen  däinjen. 

1086. 

Kla6h  sen^ 

bieszer  w&  rech  sen.       ^ 

1087. 

Fil  hiren, 
wenich  gliwen ! 

1088. 

En  lesefl  an  de  fremden, 
en  iesel  weder  bimen. 


1089. 

Gat  harz, 
fil  sühmärz. 

1090. 

Det   bieezt  äsz,    dat    der    mäinjtscfa    ned  ales  am  sän 
hälde  kän. 


254 

1091. 
Wu  filet  net  w6r,  wSr  filet  net. 


1092. 

De   wäld   äsz    grisz^    awer   de   mäinjtsche    bedre  sich 
do6h  net  drän. 


Muth  und  Uebermuth. 
1093. 

Htsz  blät 
dit  net  gät 

1094. 

Huoszt  te  gät, 
huoszt  te  mät 

^     ^  1095, 

Gäkt 

mau6ht  mäkt, 

mäkt  maucht.iwermäkt; 

iwermäkt 

dit  Saide  gäkt. 

1096. 

Wat  mich  jukt,  dat  krazen  icL 

1097. 

Wier  mich  schlit;  die  schlön  ich. 
1098. 

Wä  der  grosz, 
esi  der  dank. 


255 
1099. 

Wier  sich  triede  let,  wirt  ^etriden. 

1100. 

De  beschidänen 
sen  de  zetridänen. 

1101. 

Wier  de  zäinjt  wSiszt,  die  let  em  ä  rä. 

1102. 

Ziehst  te  mer  det  t&, 
zijen  ich  der  det  gr6f.  ^ 

1103. 

Huoszt  te  nit, 

se  flit, 

bäsz  se  weder  iwVe  git. 

1104.         i 

L&wer  negder 
wä  mätlegder» 

1105. 

Alen 

wäl  ich  net-gefalen. 

1106. 

Et  wör  n66h  niche  Saks  e  bädler. 

1107. 

Rdcbt  mesz  r&cfat  bleiwen. 

■    1108. 

Wier  de  krecht, 
dier  lecht 


256 

1109.    , 
Mät  d^inje  knödie  schmeiszen  ich  nö  biren. 

1110. 

.    Te  kaszt  mer  gestile  wärden. 

1111. 

Aingden  der  nuosz  nö  durch  däk  uih  dän. 

1112. 

Wuorde  sül  fergange  sen! 

1113, 
Der  ijel  let  sich  net  zem  uorschwäsch  bro6hen. 

1114. 

Plaz  der  prinz  ISclmüdi  kit! 

1115. 

U6h  der  kiser  äsz  nor  e  mäinjtsch. 

1116. 

De  mäinjtsche  se  guor  ous  enein  lim  gedr&t. 

1117. 

De  mäinjtsche  se  gnor  fun  enem  däpner  gemidht. 

1118. 
Et  huod  esz  guor  in  Margot  gemalt. 

1119. 

Wat  dem  ene  rScht  äsz,    mesz   dem   andre  bälich  sen. 


267 
1120. 

Wier  sich  net  wiert, 
äs  äwiert.    ' 


1121. 

Wier  dich, 

sonzt  Iräszt  em  dich! 


1122. 

Oid  äs  et,  dat  de  s&k  an  der  mil  niche  mel  Imn^ 

1123. 
Zurp  Mätes)  'täsz  krinel&went ! 

1124 

Et  git  niche  litäinjkijer  ösz  wh  fum  mäinjtsehen. 

1125. 

Iren  äsz  mänjtsehlich    , 
iturkeln  äsz  rosziich. 

1126. 

Und  äsz  bl^sch  bater. 

1127. 

K^s  oder  tarett,  täs  aies  int 

1128. 

Hez  oder  haz, 
'  uih  Miz  äsz  kaz. 

1129. 

Krisztes  oder  J&sesz  täs  in  teiwel. 

17 


258 

1130. 

Fum  mäszttupes  oder  fum  kiersclrech. 

1131. 

Frae  dich  sir  mai  Sil, 
losz  den  teiwel  brumen! 


— =--*^(fc-»-— 


Viertes  Buch. 

(RAfhsel  und  Zanberformeln.) 


17* 


Erste  Abtheilung. 

*  » 

Räthsel. 

(Meist  aus  Mühlbach,  Schäszburg,  Sachs.  Regen,  Marpod  und  deren  Umgebung.) 


1. 
A. 

Et  sen  zwtn  stimpel, 

af  die  Stinipeln  äs  e  l&jeln, 

af  dem  ISjeln  äs  en  dä'sch, 

af  dem  das  äs  en  step,         * 

af  dier  step  äs  en  ku^el, 

af  dier  kugel'äs  e  bäsch; 

zä  jäjer  juo^en  äp  diem  bäsch. 

unt  känen  ned  eh  huose  fisn. 

B. 

Et  sen  ZW&  Ätepcher, 

af  de  ^tepchcrn  äs  e  käsztchen, 

af  dem  käsztchen  äs  e  railtch'^n, 

ivverm  miltche  sen  zw&  räntcher, 

i wer  de  räntchere  sen  zwe  lätcber, 

iwen  af,  dö  äs  e  bäschken ; 

an  diera  bäschken 

se  fil  fäsTjhker. 

R6d  emöl.wat  säl  dÄt'sen! 

(Der  menschliche  Leib  und  seine  Tbeile.) 


Zwifosz 

säzt  af  em  dräfosz, 

hält  den  ifosz. 


262' 

Eit  der  färfosz, 

nit  dem  zwifosz 

Beinjen  ifosz 

Zwifosz 

wirft  den  drafosz 

häinjderm  färfosz^ 

der  &rfodz 

let  falen  den  ifosz  ' 

unt  lift  derfun. 

(Der  Schuster  warf  den  Dreifusz 
nach  dem  Hunde,  der  mit  seinem ' 
Stiefel  fortlaufen  wollte.) 


Der  lim 

lef  häinjder'm  lim, 

wel  e^m  gelitilen  hat  de  lim. 

(Der  Töpfer   verfolgt    den  Dieb, 
der  ihm  einen  Topf  gestohlen.) 


4 

Ameräinjk  hör,  droüsz  röndet. 


(Auge.) 


5. 

Et  kukt  en  Jangfer  ousz  dem  housz,' 
se  huot  6ta6hgtlen  am  det  housz« 

(Auge.) 


6^ 

£d  äs  en  klin  dir,  awer  de  ganz  wält  kSn  derdurch  gön 

(Auge.) 


263 

'      7.      . 

Et  geng  e  man  fiur  mSneszdiur^ 
faagra/flagra  heng  em  fiur. 

(Bettelmann.) 


8. 

Et  äs  en  wuor 

gäf  se  duor !  / 

ä  läinjer  em  se  hält, 

ä  wenijer  se  gefält. 

(Mädchen.) 


,      9. 

Em  äszt  et  net, 
em  dräinkt  et  net» 
und  schmakt  do6h   gät. 

(Kusz.) 


10. 

.  Et  gid  en  kächen, 
em  ka  se  net  rächen, 
em  k£  se  net  kueren, 
e  j^der  äs  un  der  schäszel  ges^szen, 
en  höt  derfu  g&szen,  /  •' 

em  terf  se  net  kiödhen,  net  hridden, 
Wi  kä  mer  det  r&tsel  erriöden? 

(Die  Muttermilch.  —  Aber  die  kann 
man  ja  kosten.  —  Wie  schmeckt  sie?) 


11. 

Abraham  und  Isak 
~kru6hen  an  de  ätrisak. 


26i 

Abraham  kam  erousz, 
Isak  kru^  eroüsz; 
wat  blif  dertän  ? 


(und.) 


12. 

Der  Davit  gid  am  how  eräm, 
en  hod  ea  waisze  k6zen  am. 


•  (Es  schneit  um  Neujahr.) 


13. 

Der  Mierte  gid  am  how  eräm, 
en  höd  en  waisze  kozen  am« 

(Es  schneit  um  Martini.) 


14.    ~ 

Helzerä  schläszel^ 
waszerä  schluosz, 
der  jSjer  wort  gefangen, 
det  wälpert  wort  iuosz. 

i Moses  Stab,  das  rothe  Meer,  die 
l^uden  und  die  Acgypter.) 


15. 
A. 

Higestijen, 
kram  gebijen, 
wangderbör  erschafen. 


265  . 


Iluige&tijen, 

kramgebijen. 

Wier  dat  kftn  erriöden, 

dier  ealbä  mer  schliüfen.'  , 


Hi  göitijen, 

güldiwerzijen, 

fun  äsem  Härgod  erschafen. 

(Regenbogen.) 


16, 

Ed  äsz  brit  wä  eh  hant, 
et  git  durch't  ganz  länt, 
unt  denich  schrekt  der  hun  drif. 

(Das  Gleis  der  Landstrasse.) 


17. 

Grisz  wä  en  housz, 
kli  wä  en  mousz, 
gran-  wä  gräsz, 
garz  wä  gal,' 
wißisz  wä  mältch, 
ses^  wä  bin  teil. 


(Nuszbaum  und  Nusz.) 


18. 

Fär  bräder  an  eneni  housz* 


266 

FÄr  gebour€)n 
an  eneiKi  pielz, 
wangderbör 
und  äsz  djoÜx  wdr. 


o. 

Et  htö  fär  sesz  säsztreu  an  ^hem  hemt. 

(Die  vier  Kerne  in  der  Nuszsehale). 


19, 

Knozlichy 

bozlicli^ 

grän  um  6treo6h, 

krecht  de  legdea 

an  de  beo6h. 


(Haselnuss.) 


20. 

:e  fu 
i6he 

(Das  vom  Dach  gefallene  VogeleL) 


Et  föl  e  kefke  fum  da^  eruof, 
et  kund  et  nidhe  bedner  bän'n. 


21. 

A. 

Et  lad  am  ktri, 
unt  rovischt  uet. 

267 


Et  l&d  am  näszty 
upd  Sdemt  net 


(Ei  im  N^ßt.) 


22. 

Et  git  duroh't  &tri 
unt  rouscht  net 


(Mondschein.) 


23. 


Ed  äs  en  d&keltchen 
un  em  i^t&keltclien, 
'mäd  em  >ide  rökeltchen^ 
mäd  em  schwarze  kapcheu, 
äwänich  fol  ätintcher. 


Et  itid  äszt  af  em  rintchen, 
mäd  em  bo6h  fdl  ätintcher, 
e  schwarz  kapchen  huod  ed  af, 
e  rit  minkeltchen  huod  ed  am, 
röt,  ir  lekt,  wat  säl  dät  sen! 

(Samenkuopf  der  Hose.) 


24 
A. 


Ech  geng  än't  ggszken, 
unt  ferlt  e  schll^Bzken; 
an  ärjer  ich  hopt,  , 
an  defer  geng  ed  änen. 


268 


Ich  ^eng  än't  ^öszken,  ^ 

ich  ferld  än't  feszken, 
ämi  dad  ich  hopt, 
ämi  dad  ich  zopt, 
ämi  geiig  ed  änen. 

(Der  in  den  Fusz  getretene  Dorn.) 


.25. 

Plutsch!  plutsch!  angder'm  lengdach. 

(Wasser  unter  der  Eisdecke.") 


26. 

.Ed  äs  en  schwarz  kä,  '. 
da  mälkt  det  ganz  lant; 
wiem  äsz  da  bekant  ? 

(Die  Erde.) 


27. 

Zwelf  br&der  löfen  ämeräinjk ; 

se  8chl6n  un  e  mieszengän  däpen, 

dad  et  durch  gaszen  unt  Strßsze  kläinjt» 

(Die  Stunden.) 


28- 

Iszt  äs  ed  e  kipel, 
iszt  äs  ed  e  brit, 
awer  n66h  nemeszt, 
huod  et  gekirt. 


(Mond.) 


269 


29. 


Et  kit  gefliuge  wä  e  fiü^el, 
säzt  sich  neder  wä  en  här, 
mesz  krepire  w&  en  hängt. 


(Schnee.) 


30. 

Af  dem  birebüm  one  bfäder 
ho^t  e  fijel  öne  fädern, 
kid  en  jangfer  öne  mel, 
fräszt  de  fijel  öne  fädem, 
fim  dem  birebäm  öne  bläder. 

(Schnee  und  Sonne*) 


.    .        31. 

Em  klöpt  de  b&ter  am  hemel  onsz, 
de  piäme  fiäjen  durch't  ganz  housz. 

(Es  schneit.) 


32^ 

As  et  rft,  se  lieft  et, 

wird  et  schwarz,  se  äterft  et. 

(Die  Kohle.) 


33. 

Af  em  geberch  w^szt  et, 
am  greangt  wuod  et, 
an  der  ituf  schnuod  et, 
un  der  wäönt  höd  et. 


(Das  Sieb;) 


270 
34. 

Ouszwänich  hörich, 

ä^vänich  hörich, 

en  hörijer  Stächt  drän. 

(Pelzmütze.) 


35. 

Et  huot  se'n  j&t  frä.  an  der  gemin, 

u^  asz  nöberän  huod  in; 

awer  de  ettudänte  sen  drä  gesieszen, 

se  hun  er  se  krezij  u6h  kwier  gemieszen, 

unt  huü  er  det  hör  dräm  uofgefrieszen. 

(Das  von  Motten  gefreszene  Sieb.) 


36. 

£d  äs  en  housz 

kli  wä  en  mousz, 

unt  huot  mi  fenster  wä  e  keuengshousz. 

(Der  Fingerhut.) 


37. 

Et  huod  en  weisze  monkel 
u^  e  rit  kapchen 
^  em  schwarzen  hiftchen, 

(Die  brennende  Kerze.) 


38. 

Af  em  beoäi  bal, 
af  d^r  bäl  hiör, 
am  beocb  hodhzet 

(Geige.) 


271 
39. 

Meinje  bo^  af  deinje  bodh, 
losz  de  l&nken  änen  h^n! 


(Heber  und  Fasz.) 


40 

opäz  här  fuoter, 
däk  fr&  moter, 
m&dhe  lasztich  käinjt. 

(Heber  und  Fasz.  —  Andere  döu- 
ten :  Kebstecken  und  Weintraube.) 


41. 

Et  8äzt  en  schwarz  fatn 
iwer  em  gäldäne  näszt 

(Kessel  über  den  Kohlen.) 


42^ 

De  schwarzen  träft  da  rit; 
dat  hie  wakelän  eräm  git. 

(Kessel  und  Flamme.) 


•43. 

Geötäkelt, 

gefläkelty 

6ne  niät  gen^t. 

(Ofen.) 


272 

44. 

Em  kö6ht  et/ 

€m  brot  et 

und  äszt  et  doA  nef. 

(Hölzclien  an  der  Leberwurst) 


45. 

A- 

Ich  säs  af  em  blScheitcheu, 

unt  besä6h  mer  nie  lecheltchen; 

^Dä  gäldänet  lecheltchen! 

w&  lang  wird  et  wieren, 

bäsz  dich  de  pursche  begreren?* 


Ech  S&8  af  meinjem  bl§cheltchen, 
besädh  mir  dd  me  lecheltchen: 
pU4  gäldäret  me  lecheltchen; 
wor  nit  det  dire  steeheltchen  !* 

(Der  goldene  Ring  des  Mädchens,) 


46. 

Ich  sas  af  der  liter 

und  sä^  af  meinje  Piter: 

„DA  harzer  meinjer  Piter! 

wuni  wird  et  mer  geläinjen, 

dij  än't  lecheltchen  ze  zwäinjen?" 

(Der  Finger  des  Burschen,  der  sich  sehnt 
einen  Trauring  dran  zu  bekommen.) 


47. 

Et  kid  euer  zwäschen    zwiii    bärjen  erous;  nnt  bromt. 

(Blähung.) 


273 
48. 

F4r  jangfere  lüfe  sij  äinjde  nö 
unt  käne  sich  ned  erwäschen. 


(Die  vier  Räder  am  Wagen.) 


49. 

Äser  nöberä  git  de  kwarzel. 

(Die  Thiire  knarrt.) 


50. 

Iwe  flisch, 

angde  flisch, 

an  der  mätent  hftlz. 

(Der  Sattel  zwischen  Reiter  und  Pferd.) 


Öl. 

Ze  Tripen,  ze  Trapeu 
do  wuor  en  ei^rä  scliäpen, , 
mat  trile^  mät  tralen 
mät  diiäne  schälen. 

(-?) 


52. 

Ech  hun  en  gröen  zöp, 

ech  schldn  en  durj  en  dernä  näszt, 

unt  bäinjden  en  un  en  kläpel  fieszt. 

(Hanf  keim  Kämmen  und  am  Rockeiu) 


18 


274 

53. 

Afe  ge&tijen! 
stäl  geschwijen !     « 
äne  gestödhen 
näszt  geäprödien, 
äne  gedrakt; 
u6h  net  gezakt! 

(Dem  Vieh  vom  Schöpfen  durch 
das  Futterloch  Heu  reichen.) 


.54- 

Iwer  äsen  höf 
h^d  en  lonk  stang, 
se  langt  ned  an  hemel^ 
se  hingt  ned  af  d'ieri, 
et  trepst  äinjde  wasser 
fun  er  eruof. 
(Die  Brunnenstange  mit  dem  Eimer.) 


Ö5- 

Ed  äs  e  fiügel, 

di  net  gid  u6h  6tit, 

wai  nicher  mi  aw  ierdö  git ; 

de  flijel  sen  em  am  fei  er  gewroszen, 

wun  e  hangt  ig  äsz  fräszt  e  zän  ü5szen. 

(Der  Wetterhahn,  —  Aber  der  hat 
ja  noch  nie  etwas  gefressen.  — 
Weil  er  noch  nie* hungrig  war.) 


56.  ' 

Wt  äsz  dier  ätatlich  &tülz  man  ? 
hie  drtt  spuern  ug  en  gäldäne  kam. 

(Der  Hahn.) 


I 


275 


57. 


Wier  huod  en  käro,  unt  kämt  sich  net, 

wier  drit  äpiren  unt  rekt  do6h  net, 

wier  huot  fil  sächeln^  unt  schnekt  do^h  net? 

(Der  Hahn.) 


58. 

Wier  drid  e  krösel  ug  en  kam, 
und  äsz  do^  e  man? 


(Der  Hahn.) 


59. 

A. 

Af  em  akerstärker 
säzt  der  wädermärker, 
kit  der  wältkuker, 
nit  de  wädermärker 
fum  akerstärker. 


Der  zektbemärker 
steangd  af  era  akerstärker, 
derno  kam  der  wärltkuker, 
unt  nam  den  zektbemärker 
fum  Akerstärker. 

(Hahn  und  Geier.) 


60. 

Ech  hun  en  lat ; 

der  wäinjt  mä6ht  se  af, 

der  wäinjt  mächt  se  zä. 

(Schwanz  der  Henne,) 


18" 


276 
61- 

Sä  .8chnordy  unt  äpänt  dodi  net. 

sä  säzt  af  em  hiert,  unt  kö^t  do6h  net, 

sä  sekt  garätij  unt  föld  er  näszt. 

(Katze.) 


62. 

Se  wunen  an  em  gränen  housz, 

der    griszf6ter   hod    en    brome    közen    (mänkel,   pelz, 

mänte,  kaput,  zonder) 
der  foter  en  gröen, 
der  sän  ^n  faierriden, 
ded  änkeltchen  hdt  gläserän  ä^en 
u6h  ZW&  terntcher  af  em  hift. 

(Bär,  Wolf,  Fuchs  und  Hase.) 


63- 

Et  ^id  e  man  am  bäs  eräm, 
en  nöd  en  brome  közen  am.  > 

(Bär.) 


64. 

Et  gid  e  man  am  bäs  eräm, 
en  bod  en  gröen  zonder  am. 


(Wolf.) 


65. 

Et  gid  e  man  am  bä§  eräm, 
en  böd  e  faierrit  mänte  am. 


(Fuchs.) 


277 


66. 


Ed  äse  fei  uäh  gar&tig  ösz^ 
et  bot  det  külter  un  der  nösz. 

(Schwein.) 


67. 

De  kelemeler  gengen  änt  föld  dwen 

se  sile  gröwen; 

Gridegrät  kÄm  um  rSj  eröwer. 

Wun  hör  um  haimdern  hat  erddn, 

hat  Gridegrät  de  kelemeler  um  r&j  &fe  gedrdn« 

W&d  äsz  dat?  ' 

(Die  Schweine  wären  vom  Wolf 
fortgeschleppt  worden,  wenn  der 
Hund  unthätig  gewesen  wäre.) 


68, 

Wo  län  der  bi^r,  wülw  uÜh  fusz 
am  fride  bäenander? 

(Beim  Kürschner  in  der  Beitze,) 


69. 

Wat  fir  nume  känen  der  hier,  wftlw  udh  fusz  net  hiren  ? 

(Jäger  und  Kürschner.) 


70. 

Fir  w.era  grSlt  der  wülw  um  mtszteh? 

(Vor  Jäger  und  Kürschner;  jener 
spritzt  ihm  blaue  Bohnen  ins 
Gesicht,  dieser  zieht  ihm  gar 
das  Fell  über  die  Ohren.) 


278 


71. 


Purze  purzenältehen, 

kam  mät  mir  än't  i^tältcben! 

ich  wäl  dich  purzenälen, 

dat  der  der  boA  wirt  schwälen. 


(So  sagen  die  Ferkel  zur  San.) 


72. 

fich  bije  meinj  knä, 

unt  lieje  mij  af  sä 

unt  steche  se  än't  hörlödh, 

drö  zabelt  se  mät  dem  —  lödh. 


(Der  Fleischer  sticht  die  Sau.) 


73. 

Fuer  wä  en  gafel, 
eangde  wä  en  däsch, 
an  der  mäte'  wä  en  kof, 
hainjde  wä  e  b^szem. 

(Ochs  oder  Kuh.) 


74 

Et  sainjd  am  bä§  en  nodhtegöl, 
da  fräszt  e  feien  afemöl. 

(Wolf.) 


75. 

Wat  sen  dat  ßr  fär  Stangen,  • 

da  wäder  un  de  iert  nö^  un  hemel  langen  ? 

(Vier  Zizen  der  Kuh.) 


279 


76. 


Wat  git  durch  de  b£6b, 
unt  wirt  net  nasz? 

(Kalb  in  der  Kuh.) 


77. 

Wat  gtt  schwarz  an  de  kucbel,  ant  kit  rtd  erousz? 

(Der  Krebs.) 


78- 

Et  Bäzt  en  deifketi, 
unt  nM  en  heifken, 
dat  huot  mi  nöten 
wä  ätärn  um  hemel. 

(Die  Biene  macht  die  Zellen.) 


79. 

Wier  schäkt  seinj  käinjt 
um  irschten  an  de  frenit? 


(Der  Guckuk.) 


80,  " 

Of  welijer  set  ISt  der  ösz  ? 

(Auf  der  äuazern.) 


81. 

•Wuer  Schild  em  de  nuogel? 

(auf  den  Kopf.)* 


280 


82. 


Wad  äsz  cUit,  dd  em  fiert 
zwäachen  bemel  u^  iert? 

(Der  Wagen.) 


83. 

Wuni  Itft  der  buos  iwer  de  miazt  IScher? 

(nach  der  Ernte  über  die  Stoppeln.) 


84.     ^ 
W&  kit  de'fll  af  den  tbm? 


(Schwarz.) 


85. 

One  wat  kän  der  mäinjtsch  net  liewen? 

(Ohne  Namen.) 


86. 
Wä  dift  em  det  käinjt? 


(Lebendig.) 


87.     . 

Wat  gid  iwer  de  ferstant  der  weiseti? 

(Die  Laus.) 


88.    • 

Wä  fil  wirter  huot  det  „fiioter  Ssert"? 


(Zwei.) 


281 


89. 


Wat    l(tächt    der   ätäder   än't   da6h,   unt  der    gebouer 
schmeiszt  ed  ewSch? 

(Den  Rotz  aus  der  Nase.) 


90. 

tfaili  ze  kur?,  topelt  langd  et.  . 

{Der  Arm,  wenn  er  die  Spei- 
sen zum  Munde  führt.) 


91. 

Wad  äsz  det  bieszt  un  zerltich? 


(-?) 


92. 

Wä  msUht  em  zän  fum  neinj  afgön? 

(Wenn  man  10  auf  und  9  über  die 
Thüre  schreibt  und  jdiese  öffnet.) 


93. 

Der  teiwel  gtt  ned  am  wiech, 
der  teiwel  git  ned  ouszer'm  wiech. 
Wd  git  hie  alsi? 

(Im  Gleise.) 


94. 

Wier  huot  siesz  fes,  unt  git  dodh  nor  aw  fSrn? 

(Der  Reiter.) 


282 


95. 


Wimi  öen  de  käiojd  um  fromsten? 

(Wenn  sie  »cWafen.) 


96. 

Wat  glecht  aw  en  hör  dem  kädräk? 


(Der  uoszendräk.) 


97. 

(Scherzräthsel.) 
Wad  äsz  blö,  unt  huod  en  pelsekär  äwänich  ? 


(De  pelz.) 


98- 

Af  welem  fläk  schlaft  em  um  böszten? 

(Auf  der  eigenen  Hand,) 


99. 

Un  welem  däsch  scbmakt  det  ieszen  um  bieszten? 

(Am  eigenen.) 


100. 

Et  gengep  ärer  dra 
af  de  juocbt  an  de  bäsch; 
dier  in  wor  naktich, 
diQT  ander  w6r  lum, 
dier  drät  w6r  bläinjt. 


283 

Na  sSdh  der  bläinid  en  huosen, 
der  lum  lew  unt  feng  en^ 
der  Baktich  hi&Üi  en  an  det  E^äp. 
Na  röt  ir  häre,  wat  sSI  dSt  sen? 

(En  däk,  däk  lijen.) 


101. 

Weld  äsz  der  beseht  kl&ng, 
weld  äsz  der  beseht  gesäng, 
weld  äsz  der  beseht  ätin? 
Der  klökeklong 
äsz  der  beseht  klang 
unt  der  äinjelges&ng 
äsz  der  beseht  gesäng 
der  weisen  är  &tin 
äsz  der  beseht  fttin« 


102. 

1.  Wel  fijel  Hecht 
unt  br&dicht  net? 
wel  feier  buot  flom, 
unt  brät  do6h  net*. 

2.  Der  kukuk  liecht 
unt  brädicht  net, 
gem61t  feier 
br&t  uäh  net. 

3.  Wat  fir  e  keneng 
äs  dne  lant, 

unt  wat  fir  e  wasser 
äs  öne  sSnt?  i 

4.  Der  kartlekenenk 
.  äs  dne  lant, 

det  wasser  an  ügen 
äs  öne  sänt. 

5.  Wat  fir  e  böm 
äs  öne  M 

unt  wat  fir  en  fetrös 
äs  öne  &tüf? 


284 

Der  dannebüra 

äs  öiie  lüf, 

unt  de  mältchstros  um  hemel 

äs  dne  stuf. 


103.. 

Die  neun  Teufelsfragen  aus  Halt  Märch.vora  Erbsenfinder. 


1.  Wad  äs  inten,  und  äsz  fil  wiert? 

E  gät  -brauen  am  hdw  äs  em  wirte  fil  wiert. 

2.  Wad  äsz  zwie,  unt  let  sich  schwSr  empieren  ? 

Wier  zwie  gesangd  ü^en  &uot,  dem  stit  de  wäld 
u6]i   der   hemel  Öfen;   wier  se  ferleiszt,  diem 
wärde  se  bide  ferschldszen. 
3    Wad  äsz  dra,  unt  let  sich  gät  bro6hen? 

Wier    en    drähernich   gaffel    huot^    dier  ka  gäd 
ieszen  oder  ha  machen. 

4.  Wad  äsz  fär,  und  äsz  sir  näzlich? 

Wier  fär  litark  räder  um  wuogen  huod,  uäh  filr 
ätark  ruosz,  dier  kS  fär  fuoren. 

5.  Wad  äsz  faw,  und  äs  e  näzlich  däinj  ? 

Wier   iaf  ht&rk   iszen  huGt,  kan  en  grisz  laszt 
aflade ;  wun  der  firt  fält,  spant  e  de  faften  uu. 

6.  Wad  äsz  sies,  unt  kä  schi  gläklich  machen? 

Wier  sies  ierich  (?)  huot,  dier  huod  e  gäd  äkun, 
und  bro6ht  net  bädeln  ze  gön. 

7.  Wad  äsz  siwen  und  äs  äszt  gädet? 

Wier  siwe  litatlich  sin  huot,   kan  alle  arbet  am 
jör  belitälen,  unt  sich  frän. 

8.  Wad.  äs  acht,  unt  madht  äszt  r&chted  ousz? 

Acht  m^tcher  m$6hen  en  r&cht  gesältschafi. 
9«  Wad  äsz  neinj  uiid  äs  äszt  gädet? 

Neinj  schweinj  am  ^tal  sen  äszt  gädet. 


Zweite  Abthellttng. 

Segen  und  Zanberfonneln. 

(Theils  ^nach    mündlicher  Ueberlieferung   ans    der  Gegend  Ton  Mühlbach,   Marpod, 

^Scbäszburg,  Bistritz,  theils  ans  schriftlichen  Quellen  namentlich  dem  Snperintenden- 

tialarchiv,  nur  Weniges  aus  Druckwerken.) 


Gegen  Hexen,  Zauberer  und  Zauberwerk. 

104 

Trudegejer, 
bumätejer, 
fal  af  de  räk, 
brach  der't  genäk! 


.105. 

Trudefosz ! 

trudefosz ! 

dad  et  net  gerddet  roosz! 


106. 

Häxefuoter! 

häxemoter ! 

dad  te't  nemi  mädhe  käsztl 


286 
107. 

(Um  von  den  Hexen  nicht  gehört  zu  werden;   man  leg^  dabei  eine  Erbse  in  jei 

Ohr.) 
• 

Arbes  an  d'  iren  ! 

de  trude  seien  esz  net  hiren ! 


Allerlei  Zauber- 
108., 

(Kröten  zu  zitiren.) 

Ir  kruode  kud  ere6sz 
eösz  irem  he6sz, 
em  löt  ij  af  de  lech! 


109. 

(Der  Angespukte  zaubert  dem  Beleidiger  Zitterinale  an.) 

öpoks  af  mech ! 

siwen  zätre  kun  af  dech. 


110. 

(Um  das  Zittermal  vergehen  zu  machen.) 

Alen  öwend,  ale  morjen 
ßän  ij  af  desz  garätich  zäter; 
ich  bespokse  se  raät  roeinjem  «pichel, 
ich  streche  se  mät  dem  hemelsdä. 
5.  AUesz  iwel  nid  en  äinjt, 

da  hieszich  zäter  fergank  geschwäinjt! 


287 


111. 

(Gegen  überladenen  Magen.  Man  springt  dabei  dreimal  vom  Heerd.) 

Schödel  dich, 
brödel  dich, 
rodel  dich, 
model  dich, 
5.  rink  dich, 
Tuink  dich, 
nie  muo^en 

wä  der  teiszelt  um  wuogen! 
zwölw  ar  ug  en  achtel  weinj, 
10.  dät  mosz  jö  de  mdsz  seioj. 


Gegen  das  Wiesel. 


112. 

(Man  legt  dabei  Rocken,  Spindel  und  Dreschflegel  in  den  Stall.) 

Wd  te  e  fr&che  bädzt, 
se  nom  unt  Bpän, 
oder  enträn! 
W6  te  e  mäntche  bäszt, 
5.  se  nom  unt  dräscb, 
oder  entwäseh ! 


Gegen  Vogelfrasz    auf  dem  Felde. 
113. 

(Hiebei    wird  Erde,    die  man   Ton    einem    frischen  Grabe  genommen,  auf  den  Acke 

gestreut.) 

W&  deser  mäinjtsch,  fun  diesz  seinjem  gräf  des  lerd  äsz,  se 
mel  nemi  af  dän  imt  fun  desera  kiren  ieszen  kan,  esi  seien  u6li 
desz  fijel,  xxÜx  alle  fijel  angder  dem  hemel ,  net  derfu  friesze 
känenl 


288  '    . 

Gegen  Maden. 
114. 

(Man  stellt  sich  bei  dem  Gebrauch  dieser  Formel  Tor  eine  Brenneszel.) 

G&den  morjen  brainaszel! 
onser  kä  huot  muaden; 
sai  se  wais  oder  rüt, 
bäsz  morn  sen  se  sai  dütl 


115. 

(Man  stellt  sich  bei  dieser  Formel  vor  drei  AJtichstengel,   deren  mittlerer  höher  sein 

mnsz  als  die  beiden  andern,  macht  diesem  drei  Verbeugungen,  und  schlägt  dem  einen 

Seilenstengel    den  Wipfel   nach   üersagen  des  Spruches   ab ;   am   folgenden  Morgen 

geschieht  dasselbe  mit  dem  zweiten  Seitenstengel,  jedesmal  Yor  Sonnenaufgang.) 

Gaden  da^  här  uoteh! 

wä  gtd  ed  ich  ndäi? 

Asz  schweinj  huot  maden; 

weis  oder  rit, 

bäsz  moren  dit, 

Bonzt  gid  ed  ig  un't  hifi. 


126. 

(Die  Formel  musz  dreimal  v6n  Sonnenan^angund  nach  Sonnenuntergang  recitirt  werden.) 

Zehne,  neune,  achte,  sieben^ 
sechse;  fünfe,  viere,  drei, 
zweie,  eins 
morgen  keins! 


Bienensegen. 
117- 

Maria  stand  auf  eim  sehr  hohen  berg, 

sie  sach  ein  swarm  bienen  kommen  phliegen; 

sie  hub  auf  ihre  gebenedeyte  band, 

sie  verbot  ihn  da  czuhand. 


289 

5,  versprach  ihin  alle  hilen 
und  die  beim  verslossen; 
sie  sazt  ihm  dar  ein  fas, 
das  zent  Joseph  hat  gemacht ;, 
in-  das  sollt  er  phl&gen^ 
10,  unt  sich  seines  lebens  gen&gen. 

In  Nomine  patris,  filij  et  spiritus  sancti.  Amen.. 


Feldzauber. 
118- 

(Zwei  Weiber  mit  herabhängenden  Haaren  sprechen :) 

Desz  wäld  äsz  mer  w&  en  danz  (reijeh) 

unt  drän  äsz  der  Satan  meini  här. 

j&ch  biden  dich,  Satan,  ta  wllt  mer  gien, 

dat  meinjer  bider  nöber  s^jen, 

bide,  dieszjejnijer  twänich  (mir) 

xxÜi  dieszseinjer  angwänich  mir 

mije  mer  zäkun  af  meinjen  höf, 

'dat  meinj  höv  iweriläszich  sa,    \ 


119, 

fleh  biden  dich  (u6h)  Satan,  te  wilt  mer  ^en, 

dat  des  hemels  reiw  uofspräinj ; 

die  wäl  ij  af hiewen 

und  iwer  me  lant  scfaiden, 

dad  ale  härzkegder  des«  (Räpser)  hatterts 

mir  z&kun  af  me  länt, 

unt  me  land  iwerfläseich  sa. 


Gegen  das  Wetter, 
120. 

Di«  Wetter  macht  vertreibet  wird, 

Jesus  gebeut  es,  sein  heiliges,  trautes  Kind, 

Im  nahmen  des  Vaters  4cc, 


19 


290 


121. 


Nun  wolle  Gott  kommen  ein  heiligoB  Wetter, 
ein  seliges  Wetter. 
Im  Namen  i&c. 


122. 

Das   walte   Gott,   Gott   der  Vater,   Gott  der  Sohn 

(fec.  Amen ! 
Gott  der  Vater,  der  sendet  dich, 
Gott  der  Sohn,  dei*  fuliret  dich, 
die  heilige  Dreifaltigkeit, 
5.  die  führe  dich  in  einen  grünen,  wilden  Wald, 
das2  du  Niematid^n  «öhäden  ktattst. ;        '  • 
Im  Namen  &c.  darauf  das  Vater  U.  dreitnal  —  man 

musz  sich  darin  niciht  vergesset  — *•  darnach  den 

Glauben. 


,  Friedreis  oder  Schutzregen- 
.123. 

Des  niorjeszt,  wun  ij  Aföton, 

dra  schlieszer  am  mich  g8n: 

dfid  te  äsz  got  der  fuoter, 

dad  ander  asz  göt  der  son,  ' 
.  5.dat  dräd  äsz  got  der  heüch  gtszt, 

dier  ges&nt  mir  me  bläd  uäi  flisch, 

dat  mich  niche  wasser  schwält, 

n6h  niche  büm  fält,  '  -     , 

sangdern  dad  et  geschiden  ä6z  wotdiön 
10  durch  Kristi  des  häre  seinj  helich  faf  wangden. 


124. 

Morgens,  wenn  ich  aufstehen 
drei  Schlösser  um  mich  gehen,  . 
das  eine  iszt  Gott  der  Vater, 
das.  ander  der  Sohn, 
5.  das  dritte  ist  Gott  der  heilig  Geist^ 


291 

der  behüte  mir  tnem  Blut  und  ^FteJsch,'    ' 
dasz  mich  kein  Baum  nicht  fälle, 
dasz  mich  kein  Wftaser  nicht  schwelle,' 
dasz  mich  kein  Stahl,  noch  Eisen  nicht  schneid, 
10.  das  da  geschmiedt  ward/ 

seit  der  liebe  Herr  Jesus  Christus  geboren  ward. 

(Des  heiligen  Christ  sein  Augen 

halten  micm  b^pa  ffahren  <älaub0n,,  jj  ;: 

des  wahren  Gottes!  Amen!  Pater  noster  &c.) 


125. 

Ich  geng  durj  en  dankle  wSlt, 
d8  begfent  mer  ö  man,  dier  Wor  a(t, 
(dö  begfent  mer  en  alt  man) 
de  ü^e  wören  em  gebr66lien, 
5.  de  häinjt  wören  em  fersprö^hen, 
dat  se  mer  »et  schuode  kaiigden  ' 
(dat  e  mer  net  schuode  kangt) 
durch  Kriszt  desz  häre  seinj  helich  fSf  wangden. 
(wit  breche  mer  e  fritreis  ä  meinj  hant.) 


Hofbaiin. 


126.  . 

Umb  dieseij  Hof  und  umb  diese  0ü*tter 

darin  ist  Maria  mit  ihrem  werthen,  edlen,  draut  Kind, 

das  ist  Jesus,  Christus  selbst. 

Er  kann  und  will  verschlieszen  aller  Dieben  Hände 
5.  Ich  ging  (mit  heut  das)  wallen, 

der  Himmel  hat  mich  überfallen, 

wol  an  den  Aeiligen  vier  Enden, 

da  ich  es  herkehren  und  wenden. 

Maria  ging  über  laut,  , 

10.  siC'  hat  ein  Stab  in  ihrer  Hand; 

der  Stab,  der  war  versiegelt  mit  dem  Herr  (tomine, 

das  ist  Jesus  Christus  selbst,  äo  darauf  bleibt  stehn, 

da  mich  dis  (?)  für  hintragen, 

so  soll  alle  lei  (?)  genahen, 
15.  das  gescheid  ist  worden, 

sind  dasz  der  Herr  Jesus  Christus  ist  geboren  worden, 

19* 


292 

so  8t>Il  es.  darauf  bleiben  stebn^ 
ehe  denn  d^  Gott  Wort  soll  rergebn» 
In  nomine  patris  et  filii  dbc. 


Zum  Einschläfern   der  Kinder, 
127. 

Dra  none  kun  am  rfr  eraf, 
se  brainjen  er  köinjt  gefangen ; 
se  lösten  ed  an  en  trijeltchen, 
et  schl&fl  wk  e  r&ne  fijeltchen. 


Gegen  das  Berufen, 
128- 

Mit  einem  „Äscherclien*',  einem  GebrSu,  das  grösztentheils  ans  Beäenstielchen,  Kohlen, 
Kalk  von  den  vier  Wänden  des  Zimmers  und  Wasser  besteht,  werden  Stirne,  Hände 
und  Fuszsohlen  des  Kindes  dreimal  benetzt  und  auch    einige  Tropfen  in  den  Mund 

gegossen.) 

Da  zwd  faltscb  ügen, 
d&  d&  sa^n,  ,       .    . 

d&  zw6  fältsch  zängen, 
d&  de&  spre&dben, 
5.  d&  dro&  eeauden  derk^n ; 
dSd  tn  wasz  g5t  der  föter, 
dSd  ünder  göt  der  soan; 
dad  ünder  göt  der  helicb  giszt. 


129- 

Drei  böse  AygeQ  dich  ansahen, 
drei  gute  Augen  dich  ansprachen, 
das  eine  war  Gott  der  Vater, 
das  ander  Gott  der  Sohn, 
,  das  dritte  war  Gott  der  heilig  Geist, 
der  gefüge  dir  deine  Wehtag  zu  Blut  und  Fleischt 


293 


130. 

Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  h.  Geistes! 
Dies  Kind  zwei  falsche  Augen  ansahen, 
ihm  drei  gute  wiedergaben, 
das  eine  war  Gott  der  Vater, 
das  ander  Gott  der  Sohn, 
.das  dritte  der  heilige  Gkist 
In  nomine  drc* 


131. 

Die  viel  falsche,  böse  Augen, 
die  dich  ansahen, 
die  viel  falsche  Zungen, 
die  dich  besprochen  (und  berufen  han)  — 
5.  so  wahr  helfe  dir  Gott  der  Vater,  Gott  der  Sohh  &c. 


132. 

Dich  zwei  falsche  Augen  ansehen, 
'    drei  königliche  dagegen  sprechen, 

das  ein  war  Gott  der  Vater, 

das  ander  Gott  der  Sohn, 
5.  das  dritte  Gott  der  heilig  Geist, 

der  beh&te  diesem  Kind  sein  Augen  und  Fleisch. 

Im  Namen  des  Vaters  &c. 


133. 

Zwei  falsche  Augen,  die  dich  ansahen, 
drei  Gottes,  die  dir  sie  ausnahmen, 
aus  deinem  Gehirn 
aus  deiner  Stirn 
5.  aus  deinen  Adern 
aus  deinem  Gefleisch  — 
Im  Namen  &c. 


294 
134. 

Zween  dich  sagen 
drei  dich  widersagen; 
ein  war  der  Vater, 
das  ander  war  der  Sohn, 
5.  das  dritte  war  der  h.  Geist, 
der  behüte  dir  Blut  und  Fleisch! 

Im  Namen  &c.  Darauf  das  V*  U* 


•• 


135. 

f 

Zwei  falsche  Augen  dich  Micheln  ansahen, 

die  deinen  Gesund  nahmen, 

drei  gerechten  dich  wieder  sahen, 
^       das,  ein  war  Öptt  der  Vater, 
5.  das  ander  der  Sohn, 

das  dritte  der  h.  Geist, 

die  deinen  Gesund  wieder  gaben. 

So  soll  dir  heut  gebeszt  sein, 

als  der  Kelch,  als  der  Wein. 
10.  als  das  lieb  Himmelbrodt^ 

das  Gott    seinen   Jüngern  am    grünen  Donnerstag 
aufgab  und  gebot.  . 

Im  Namen  &c. 


136. 

Dies  Kohlen  werfe  ich  auf  schwarze  Augen^ 
auf  grau  Augen,  auf  braune  Augen. 

im  Namen  &c.  Dreiipal  &c.  *  • 


137. 

Herr!  hilf  diesem  Kind  fiir  alle  berufene  Ding !  du 
einiger  Herr  Jesus  Christus,  hilf  du  diesem  Jungen  * 
(oder  Mägdlein)  fürs,  Geschrei,   für    einem  zwei. 


295 

drei  Uebel,  für  sieben  und  siebzig  ÜebeU    So 
wahr  helf  dir  Gott  und  der  helligen  Namen  dreL 


138. 

Maria  für  der  Rirchenthür  stand, 
ihr  draut  Sohn  kam  gegangen;  ' 

„O  liebster,  du  liebster  draut  Sohn  mein, 
was  komst  du  so  traurig?^ 
6.  „ö  Mutter,  ihr  lieb  Frau  Mutter  mein, 
wie  sollt  ich  nicht  so  traurig  kommen? 
die  zwei  graue  Augen,  die*  mich  ansahen.^ 
„O  liebster  Sohne  meml 
die  zwei  graue  Augen,  die  dich  ansahen, 
10.  die  dir  das  Herz  brachen  — 

* 
In  Nomine  &o. 


139. 

Jesus  sasz  bei  der  Kirchenthür, 
.  da  kam  sein  lieb  Hausmutter  dafür: 
„Wie  sitzest  du  hie  so  traurig  ?^ 
„Wie  sollt  ich  nicht  trauren? 
5.  nur  schwirt  räpper  und  bein, 
ich  hab  meinen  Engel  ausgesandt, 
er  soll  leben, 

und  soll  Gottes  Herrendienst    vermehren  (od.  ver- 
wehren?) 
und  soll  büszen  für  siebzigerlei  Suchten^ 
10.  fiir  das  Beraffen  für  die  Gelbsucht <" 
In  Nomine  &c. 


140. 

Das  walte  Gott  der  Vater,  Gott  der  Sohn  &c. 
Gott  der  Herr  Christus,  der  in  den  Garten  trat, 
sein  heiliges,  werthes,  krones  Kreutz  ansähe, 
die  Gottheit,  die  er  umbschlosz. 


296 

5.  sein  heiliges,  werthes  Blut  darüber  gdsz.  «*- 
>  So  ward  Christas  geboren, 
so  wahr  werde  diesem  Kinde 
die  grosze  Wehtag  aus  seinem  Haupt  verloren! 
Im  Namen  des  Vaters  &c.  ' 


Gegen  Schlucksen. 
141. 

Schlnke,  schhiken! 
wier  riet  fu  mir? 
Wier  biset  riet, 
dier  säl  erlitäken, 
5.  wier  g&det  riet, 

die  sal  God  erkwäken, 
me  schluke  sal  fergön. 
Am  numen  &c. 


Gegen  Zahnschmerz. 
142. 

Da  lidich  widuodht  I 

hief  dij  ousz  dese  wäinjden, 

wej  ousz  desen  zäinjden ! 

sonzt  wäi  ich  dich  ferzieren, 
ö.  mät  bieszeme  kieren,  . 

mät  dem  i^to6heise  wieren, 

an  den  iertbodem  wäl  ich  dich  dreiwen; 

dd  Salt  t&  bleiwen, 

neinj  jör  u6h  drS  dach! 
10.  Am  nume  gottes  desz  fuoters 

Gottes  des  sanes 

u6h  deßz  helije  gisztes.     Amen ! 


297 

Gegen  Warzen. 

143. 

(Man  legt  bei  dem  Gebranch  ein  Stäckcben  Specksahmurte  'auf  deh  Zaun.) 

De  schwaort  wierfen  ich  den  krön, 
mai  wuarzän  si'n  fergdnl 


144. 

(Mao  schneidet  die  Warze  ab,  legt  sie  unter  die  Dachtraufe  und  sagt  den  Spruch:) 

Wä  det  hä  mesz  ferfoulen; 
esi  sal  meinj  wuorz  ferfoulen! 


Gegen  Gicht, 
145. 

Ich  die  Gicht  mal  rühren^ 

ich  die  Gicht  vermelden 

durch  den  allerwerthesten  Mann; 
^  das  was  Jesus/  den  die  Juden  fingen. 
5.  Sie  schinden  ihn  an  ein  Krenz,  war  breit, 

da  Gott  der  Herr  sein  bitter  Marter  für  uns  leid; 

^Nun  seht  ihr  lieb  Frau  Mutter  mein, 

nicht  zieht  mich  an  das  jüdische  Gericht  — 

das  weisz  Gott  der  Herr,  dasz  ichs  nicht  ban.^ 
JO.  Der  dies  Wort  gelernen  kann^ 

die  Gicht  nimmermehr  gewinnen  kann.  — 

Der  Gicht  zog  aus  durch  Wald 

gar  wunderschnell  und  bald.  — 

Gicht  soll  die  Wunden  fangen, 
15.  oder  wilt  tu  wieder  binden  ?  — 

Gicht;  ich  will  dich  auszerbannen 

durch  den  Täufer  St.  Johannes, 

durch  die  vier  Evangelisten; 

durch  den  süszen  Herrn  Jesum  Christum. 
20.  Gicht  ich  will  dich  ausblasen, 

im  Namön  des  Vaters  &c. 


298 

Gegen  Freisam,  Ferch  und  Beermutter. 
146. 

Das  Freisam  und  das  LeidHch  Fevoh 
die  stritten  zu  häuf  über  dies  klein  Kind, 
dasz  sie  ihm  seinen  leib  sollten  zureiszen. 
O!  Herr  Jesu  Christe  vom  Himmel  herab, 
5.  verleih  mir  dein  grosze  Gnad  aufferciem ! 

O  Herr!  du  wollest  es   kehren  mit  deiner  groszen 

Macht!  ' 

Herr  nimms  aus  diesem  leib  und  aus  diesem  blut! 
Herr  du  wollest  es  kehren, 
dasz  ^s  siQji  mcht  möchte  ermehren! 
10.  Im  Namen  des  Vaters  &c. 
Pater  noster  &c. 


147, 

Unser  Herr  Jesus  Christiis  sprach: 
Das  Früsana  und  Gottes  WorL 
zogen  miteinander  £^n.  ein  Oxtr 
das  Jesus  Christus  hat  erlangt 
6.  durch  seinen  herben  bittern  Tod, 
So  bleibt  Gotties.  Wort  stehen, 
so  gebeut  Christus  der  Herr  durch  sein  Wort, 
da^z  die  grosz  Wehtag  soU  ziehen  fort.  -^ 
Welch  Christ  das  wird  thun, 
10.  dem^  wiird  unser  Herr  Jesus  Christ   das  Himmel- 
reich  auSfhun. 


148. 

Im  Nameü  des  Vaters,  dßs  Sohnes  ujnd  des  b,.  Geistes. 
Früsam  und  die  Beermutter 
sie  giugeri  durch  einen  grünen  Wald. 
Wohin  sollt  ihr  durch  den  grünen,  Wald? 
.  „Wir  sollen  in  ein  Dorf  gehen.** 
Was  sollt  ihr  im  Dorf  thun? 
„Wir  sollen  Bein  und  Blut  brechen.** 


290 

Früsam  und  Beermutter  das  sollt  ihr  nichü  t|hun! 

die  kloken  Ixao  geklungen, 
10.  die  Messen  sind  gesungen, 

das  Eyangeli  i^st.  geljssen; 

ihr  sollt  hie  nicht  weseul 

Zieht  IjLiB.  a,us  di^^epa  Haus 

in  ein  ander  Haus 
15.  in  einen  tiefen  Thal 

in  einen  grünea  =  Waldl 

da  findet  ihr  deder- jung  noch  alt.  — ;. 

(Wie  sie  Gott  erwählet  nat, 

so  lasset  sie  in  Frieden  schleichen, 
20.  wie  sich  die  Fisch  im  Wasser  gleichen.} 
In  Nme.  patris  &c. 


149. 

Die  Beermutter  und  Pereh 

gingen  miteinander  über  einen  Bergi 

Was  sollt  du  thun? 
5.  ^Ich  soll  zu  dem  Manschen  gehn, 
lind' soll  ihm  sein  Bein  brechetn^ 
und  soll,  ihm  sßi^,  Ki^eutz^  abstechen;* 
ich  soll  «in  Leich  aus  ihm.  machen.^ 
Nein !  das  sollt  du  nicht  thun ! 
10.  Komm  mit  mir  in  einen  grünen  W^d, 
da  sein  zween  Brünlein  kalt/ 
den  einen  sollt  du  trinken, 
und  sollt  zu  Grund  einsinken! 
Im  Namen  &c. 


löO. 

Das  Freisam,  dann  das.  Ferch  >. 

,  fingen  mitexpander  ^ber  Christus  des  Herrn,  seiijten 

fferg, 
da  begegnet  ihnen  Chiiatus  der  Herr. 
Christus  der  Herr  fragt  es  (?) 
5,  „Frisam^    Ste,ch,ei;i  und  reiszen   wor  solitu  gehen  ?^ 
„ich  sol  zu  dem  nad  d^rn  Kranken  g^iaßjx:^ 
„Was  solitu  4ia/;m;a.clf!^n.?"* 


300 

„Ich  soll  ihm  sein  Blut  lecken^ 

und  soll  ihm  sein  Gljeder  strecken, 
10.  und  soll  ihm  sein  Bohr  aufsetzen." 

(Da  spricht  Christus  der  Herr  zu  ihm:) 

„Das  sol^tu  nicht  thun, 

denn  dort  siehest  du  einen  tunkein  Wald, 

in  dem  ist  ein  Brunn  kalt^ 
15.  aus  dem  soUtu  trinken, 

zu  Grund  soUtu  darin  sinken!^ 

In  dem ,  Namen  Jesu.  Fatr.  nostr. 


151. 

Das  Frisen  und  die  Beermutter 

finden  miteinander  über  einen  Berg, 
a  begegnet  ihnen  die  viel  gutO; 
Christus  des  Herrn  sein  Mutter, 
6. fraget  sie:  „war  sollt  ihr  gehen?* 
^Icn.soU  zu  dem  und  dem  gehen, 
seine  Beine  soll  ich  ihm  brechen, 
sein  Blut  soll  ich  ihm  lecken.*^ 
„Nein!  (der Herr  sprach:)  das  sollt  du  nicfit  thun! 
10.  sondern  du  sollt  gehen  in  jenen,  grünen  Wald, 
da  sollt, du  Bein  brechen, 
da  sollt  du  Blut  lecken !« 
In  dem  Namen  &c. 


152. 

Das  Frisen  und  das  Ferch 

sie  stritten  (?^  über  ein  hohen  Berg, 

da  begegnet  ihnen  Maria, 

die  heilige  Gottesmutter : 
5.  „Fech  (od.  Stech)  und  Ferch,  war  sollt  du  gehen?* 

„Ich  soll  zu  einem  N.  n.  gehen, 

und  soll  ihm  sein  Blut  lecken, 

ich  soll  es  also  bestechen 

man  äoll  es  auf  den  dritten  Tag  zur  ELfarcfaen  tragen." 
10.  „Nein!  das  soUtu  nicht  thun! 

du  sollt  gehen  in  ein  grünen  Wald, 


301  . 

da  Bolltu  wütten  uod  rantern,  wie  du  wilt, 
das  gebeut  dir  Maria  die  heilige  Jungfrau 
Jesus  Christus  unsers  Herrn  Mutter."  Amen. 
15.  Vater  ü.  dreimal. 


163. 

Früsäm  und  Beermutter    gingen  um    einen  scheib- 
lichen Berg, 

da   begegnet  ihnen  ein   alter  Mann  (das  war  Gott 
der  Herr)  der  sprach : 

^Früsam  und  Beermutter,  wohin  sollt  ihr  gehen  ?^ 

,,Ich  soll  zu  N.  N.  sehen, 
5.  ich  soll  sein  Herz  abstoszen, 

ich  soll  ihm  sein  Bein  zerbrechen." 

„Das«  sollt  du  nicht  thun,  .  ' 

ich  bin  lang  da  gewesen, 

die  frei  (vielleicht  früh)  messen  sind  gesungen, 
10.  die  Glocken  haben  geklungen, 

das  Evaiigeli  ist  gelesen, 

Früsäm  und  Beermutter,    du   sollt   nicht  länger  in 
diesem  Fleisch  wesen! 

Zieh  aus  Beermutter  und  Fioisam  aus  diesem  Fleisch 
und  Blut!* 

In  nomine  Patris  &c. 


154. 

DSt  reiszen  nÜh  dät  fiarich 

d&  genge  mäd  enönder 

aw  enen  hüen  biärich. 

De&  IS^  e  marweUtin, 
5.di  seÄt:  „wör  sält  teau  hige&n?" 

„Ich  säl  ze  dis^m.  N.  n.  geän, 

ich  B&\  em  eädre  liträken^ 

o4h-  bleaut  lÄken.* 

„Net  gunk  dör,  ech  bä  schüen  deä  gewiAszt, 
10.  sainjdre  gung  ä  gene  waljde  wält! 

de&  zainjd  a  broane  kalt, 

dohär  sSlt  teau  dräingken, 


302 

ddt«  sält  t6aa  feyßäingfken ! 
Entschiede  dech!'' 


Gegen  das  „Verheiszen-" 
1Ö5. 

(Die  Formel  wird  dreimal  mit  Auflegen  der  linken  Hand  wiederholt.) 

Ferhiszel  Ferhiszel  wuor  ßSlt  tft? 
^lob  s£l  zft  iretn  N.  h.« 
Wat  wält  tft  bä  asem  N.  n.? 
„Ech  sSI  exü  s^itij  ^lider  Sträken, 
5.  ich  sal  em  bliät  leaken.« 
Ai  net  delt  dStl 
Gong  äü  en  greaaije  wfilt ! 
d6  äs  e  bränne  kalt; 
dohär  salt  teä  dräinjken 
10.  unt  heatagdert  idftern  an  de  üert  fersäinjken ! 
am  nume  Gotes  &c. 


Gegen  ^  das  Feuer, 
156. 

Es  gingen  drei  Wenken  des  Morgens  in  der  Gefrest, 

da  begegnet  ihnen  der  liebe  HeiT  Jesu  Christ: 

Ihr  drei  Wenken,  wohin  sollt  ihr  gehen? 

^Wir  sollen  zum  N.  n.  gehen, 
5.  wir  sollen  ihm  sein  Herz  abstechen, 

wir  sollen  ihm  diö  Glieder  zübteöhön^  '   ' 

wir  sollen  ihm  die  Bahr  för  däd  B^e  setzen, 

wir  sollen  Leichnam  maeheti;^ 

Ihr  drei  Wenken,  das  sollt  ihfr  üioht  thuta, 
10.  ich  bin  eh  däge^^ben,  delnii  ihr^ 

die  Glocken  han  geklungen,  .  ' 

die  Messen  sind  ^esungen^   '  ' 

das  Evangeli  gelesen;   ^ 

Äo  klar  lencht  dör  Sonnettsbhrfn, 
15.  ihr  sollt  in  diesem  Fteiööh  nicht  iiiresfeh, 

ihr  sollt  ausziehen  ehe  die  dritte  Stüttd  koiibmt 

hin  in- einen  tunkein  Wald, 


303 

da  springen  stcb  drei  Brunnen  kalt, 
dab  «ine  i»t  dias  hongy^ 
20.  das  andre  sind  die  drei  Wenk, 

da  sollt  ihr  h.  drei  Wenken  infallenf 
In  nomine  Patris  &c. 


167. 

Maria  ging  durch  eip^n  grünen  Wald^ 
da  fand  sie  einen  glühenden  Br^and; 
aufnahm  sie  den  glühenden  Brand,  . 
(und  sprach:)  Feuei*  du  tollt  gelöscht  äein,  . 
5.  ohne  Wasser  ohne  Wein  ;  * 

in  des  wahren  Herrn  Jesu,  Christi    seifciem  Namen 
Amen! 


158. 

Maria  die  heilige  Jungfrau 
sie  ging  durch  einen  grünen  Wald, 
da  fand  sie  einen  gHihmigen  Brand; 
sie  hub  ihn  auf  mit  ihrer  königlichen ,  Hand,  . 
5«  sie  gesegnet  ihn 
wie  Christus  der  Herr 
das  Brot  seinen  Jüngern  gesegnet, 
si  greif  auf  die  Erd, 
dasz  es  nicht  ferner  werd. 
10.  hx  Kamen  &c«  dreimal,  danji  das  V..  Ul  di^eimal. 


1^9.  -  '■ 

Maria  ging  durch  einen  grünen  Wald, 
sie  fand  einen  rauchenden,  brennenden  Brand, 
sie  hub  ihn  auf  mit  ihrer  schneeweiszer  Hand, 
sie  gesegnet  das  Feuer,! 
5.  dasz  es  nicht  in  asz, 

und  auch  nicht"  fortfrasz  — 
sie  'waren  so'gewisz^ 


304 

als  man  das  Vater  Unser  betet 
zwischen  dem  Kelch  und  zwischen  der  Mesz. 
10.  Darauf  das  V.  ü. 


160. 

Maria,  die  liebe  Gottesmutter  kam  gegangen, 
sie  ging  i^  einen  grünen  Wald, 
da  &nd  sie  einen  killenden  Brandy 
den  lasch  sie  mit  ihrer  schneeweiszer,  gebenedeiter 
Hand.   . 
5.  sie  lasen  es  aus  ohne  Wasser  und  ohne  Wein ; 
'  „das  soll  Christus  sein  Hülf  selbst  sein, 
es  soll  nit  mehr  in  diesen  Knochen  reiszen, 
es  soll  auch  nit  mehr  fort  brechen! 
du  sollt  verswinden 
10.  eh  der  dritten  Stunden 
aus  diesen  Knochen, 
aus  diesem  Fleisch!'' 
Diese  Wort  sollen  werden  so  gewisz 

15.  zwischen  dem  Kelch  und  der  Mesz 
in  dem  wahren  Gottes  Namen! 


161. 

Der  Herr  Jesu  Christ  ging  durch  einen  grünen  Wald, 
da  begognet  ihm  ein  brennender  Brand, 
(das  war  Gott  der  Vater  genannt)    . 
Feuer  du  sollt  gelöschen  "sein, 
ö.  ohne  Wasser,  ohne  Wein 

in  des  wahren  Herr  Jesii  Christi  seinem  Namen! 
Amen  I 


162. 

unser  Herr  Jesu  Christ 
ersähe  auf  dies  Erdreich, 


er  sähe  einen  brennenden  Brand,   . 
er  lasch  ihn  mit  seiner  wahrer  gebenedeiter  Hand. 
5.  In  nomine  Patris  &c. 


163. 

Das  walt  Gott  der  Vater,  Gott  der  Sohn  &c» 
So  wahr  ich  das  Vater  unser  beten, 
zwischen  der  Mesz  das  Evangelium  lesen, 
ich  gebiete  dir  aus 
5.  du  leidiger  Sausen  und  Wüten ; 
du  leidiger  Ungelast! 
(ich  gebieter  dir) 
aus  den  Knochen  in  das  Fleisch, 
aus  dem  Fleisch  in  den  Wind; 
10.  daraus  gebeut  dir  Jesus  Christ, 
das  heilig,  werth,  traut  Kind. 
V.  U. 


Gegen   den  Schaul. 
164. 

Pfui  dich  Schaul  in  den  Grund! 
man  sieht  dir  in  deinen  Mund. 
In  nomine  &c. 


Gegen   Kehlweh. 
165. 

Da  Jesus  geboren  ward, 

wuchs  weder  Stein  noch  Berg, 

so  wahr  verschwind  du  leidiges  Unheil ! 


20 


306 
166. 

Den  ersten  Weinstock,  den  Gott  der  Herr  beschuf, 
den  sazt  er  mit  seiner  heiliger  gebenedeiter  Hand ; 
se  wahr  heb  dich  auf  du  leidiger  Nachtrand  (?  oder 

Nachbrand) 
(so  wahr  heb  dich  auf,  du  leidiger  Nacken  zuband !) 
5.  Der  heilige  Christ  zeucht  durch  das  Land, 
der  heilige  Leichnam  fiel  in  des  Priesters  Hand. 
In  nomine  &c. 


167^ 

Das  wallt  Gott  der  Vatter,  Gott  der  Sohn  &c. 
Der    erste    Weinstock,    den    Gott,    der    Herr    auf 

Erden  schuf, 
Maria    mit    ihrer    gottseliger,   gebenedeiter    Hand 

wieder  aufhub. 
Hebe    dich   auf  du   ohnreicher    drogen  (ohnreicher 
drangen  —  unrechter  drangen) 
5.  wie  der  Kelch  in  des  Priesters  Hand ! 
Im  Namen  &c. 


168. 

O  Herr  Gott,  Vater  im  Himmelreich, 
siehe  auf  dies  elend  Erdreich,    , 
komm  diesem  Menschen  zu  Hülf  und  zu  Trost 
mit  deiner  werther  Hand! 
5.  Ja!  ich  greife  dich  an  in  Namen  des  Herrn 
mit  meiner  guldiger  Hand; 
Gott  wolle  mir  helfen,  dasz  mein  Hand 
nach  seiner  Kraft  und  Macht  euch  möge  helfen! 
In  nomine  &c. 


Gegen  den  Ohm. 
169- 

Gott  und  der  Ohm, 
die  stritten  miteinander; 


307 

Gott  gewann, 
der  Ohm  verschwang. 
Im  Namen  &c. 


170. 

Christu«  der  Herr  ward  auf  Erden  verwund 
im  Himmel  ward  er  gesund 
mit  seinen  heiligen  fünf  Wunden ; 
er  wurde  weder  gebed  noch  gebunden,  —  , 
5.  Nun  zeug  Eiter  und  Ohm  aus  diesem  Fleisch, 
das  gebeut  dir  Gott  der  h.  Geist! 
Im  Namen  &c. 


171. 

Es  gingen  drei  heilige  FraueQ 

des  Morgens  früh  im .  kühlen  Thau(en) 

sie  sollten  all  das  Kraut  abbrechen, 

das  da  gut  für  den  Ohm  war  abzubrechen. 
5.  Da  begegnet  ihnen  der  Mann, 

der    das    Kreuz    von    diesem     todten     Menschen 

abnahm ; 

„Geht  an  den  Huiprichberg  — 

da  steht  ein  Baum, 

und  brecht  alles  das  Kraut, 
10.  das  da  gut  ist  abzubrechen  für  diesen  Ohm ! 

er  sei  geschauen  oder  gebrochen, 

(geschlagen  oder  gestochen) 

Mesz  Ohm,  Feuer  Ohm> 

der  dasselbig  entzündet  — 
15.  der  soll  vers winden 

in  dieser  Stund. 


Gegen  GelbsucKt  und  Kopfschmerzen. 
172. 

Es  war  sich  heut  frei  tag, 

dasz  sich  Gott  der  Herr  sprach :  — 

20* 


308 


Da  sasz  Jesus  so  traurig  nur  allein 

auf  einem  marmorinen  Stein  ; 
5«  da  kam  Maria  gegangen, 

sie  sucht  ihren  Herrn, 

sie  fand  ihren  Herrn, 

sie  sprach:  wo  ist  der  Herr? 

Der  Herr  sprach:  ,hie  bin  ich.' 
10.  ,Herr  du  bist  mein  einig  Trost, 

ich  bin  die  Mutter,  Hie  dich  zog, 

wammb  sitzest  du  so  erbärmlich,  so  traurig?* 

Jesus  sprach: 

„Mein  Haupt  thut  weh, 
15.  mein  Leib  ist  schwach.* 

Maria  sprach: 

„Ich  will  dir  es  urabgreifen, 

ich  will  dir  dein  Wehtag  abschleifen, 

ich  will  dir  büszen  und  bessern, 
20.  Gott  wird  es  von  dir  nehmen ; 

das  sollt  tu  mir  lohnen,  das  hast  du  nicht  gethan. 

(sein  Frau  Mutter  das  soll  sein)  — 

Ist  jemand,  der  die  Wort  gesprechen  han 

alle  Freitag  dreimal, 
25.  ich  will  es  von  der  leidigen  HöU  erlösen, 

ich  will  ihm  helfen  in  meines  Vaters  Reich, 

da  sollt  du  mit  mir  zugleich 

leben  ewiglich.' 


173. 

Christus  und  mit  seinen  heiigen  Engeln, 

sie  han  sich  geschikt  und  bereit, 

sie  sollen  in  die  Kirch  gehen, 

sie  wollen  das  Evangeli   der  Christenheit  verlesen. 
5.  Damit  soll  ein  jeder  Christ  enplielien, 

was  er  dem  armen  kranken  für  soll  zählen.  — 

Da  begegnet  den  Engeln  Gottes  Herrn  sein  Mütter, 

da  kam  Christi  Mutter  gegangen ; 

da  sie  kam  an  die  Galiläa  Kirchenthür, 
10.  da  fand  sie   ihren  Herrn  .gar  traurig  stehn  (dafiir) 

,Mein  lieber  Sohn,  wie    stellst  du^  hier  so  traurig?' 

„Mutter,  ihr  lieb  Frau  Mutter  mein, 

wie  sollt  ich  nicht  traurig  sein? 

mein  Herz  und  mein  Haupt 
15.  ist  mir  betrübt  bis  in  (den)  Tod.** 


309 

,Mein  lieber  Sohn !  ichwill  dir  das  Haupt  uinbgreifen, 

ioh  will  dir  dein  grosz  Wehtag  umbschleifen ; 

wir  wollen  Gott  den  Herrn  helfen  bitten  und  beten, 

er  wird  seinen  Sohn  seiner  Zeit  wiederumb  erhören/ 
20.  y,Maria,  ihr  lieb  Frau  Mutter  mein ! 

wer  das  wird  thun, 

und  wird  für  des  Menschen  Sohn  helfen  beten  und 

thun, 

dem  wird  mein  Vater  Abraham  den  Himmel  aufthun.** 

So  3oIl  die  Wehtag  ziehen  fort, 
25,  wie  Christus  Jesu  sein  Wort ! 
In  nomine  Patris  &c. 


174. 

Pfui  dich,  du  leidige  Gelbsucht! 
du  sollst  nicht  verzehren  dieses  Leib  und  Rlut, 
du  sollst  vergehen  wie  die  Weth, 
da  man  den  lieben  Jesum  mit  band ! 
5.  das  gebeut  dir  der  heiligen  Marien  traut  Kind. 
Die  soll  dir  zu  Heil  und  Busz  gesetzt  seiul 
In  nomine  &c. 


175. 

Gcelsucht,  woher  bist  du  erstanden  ? 
du  seist  erstanden,  woher  du  erstanden  bist, 
du  hast  hei  diesem  N,  nicht  zu  bleiben! 
Ich  gebiete  dir  aus  heut  an  diesem  Tag; 
5.  so  wahr  als  die  lichte  Sonne  aufgeht, 
so  hast  du  nicht  bei  ihm  zu  wesen ! 
Ziehe  aus  aus  diesem  Menschen 
aus  der  Mark  in  die  Knoch, 
aus  der  Knoch  in  das  Fleisch, 
10.  aus  dem  Fleisch  in  die  Hand, 
aus  der  Hand'  in  den  Wind, 
da  ist  der  heiligen  Mutter  traut  Kind. 
Im  Namen  &c. 


310 
Gegen  Flecken  im  Auge- 

Es  gingen  drei  Evangelisten, 

sie  gingen  miteinander: 

der   Apostel   Andreas   der   setzte    sich  nieder    auf 

öin  Broch, 
des  kam  sich  Christus  der  Herr  dazu. 
5., Ein  heiliger  Andreas,  was  sitzest  du  hier?* 
«Ich  hab  den  leidigen  Flecken  in  meinen  Augen, 
ich  kan  weder  gelesen  noch  gesingen, 
ich;  kan  mich  der  Schrift  nicht  mehr  gephlegen, 
Aufhub  Christus  seine  geben edeite  Hände, 

10.  er  strich  ihm  über  sein  Angesicht. 
«Ein  heiliger  Andrea,  nun  stehe  auf, 
und  nimm  dein  Buch  in  deine  Hand, 
pnd  gehender  lieben  Kirchen  zuhand! 
da  sollt  du  singen  und  lesen, 

15.  dich  der  heiligen  Schrift  gar  fleiszig  beph legen, 
so  wird  dich  Gott  der  Herr  in  deinem  Q«bet  erhören 
durch  das  Wort  und  heiliges  Blut, 
so  sollen  dir  werden  deine  Augen  gut, 
wie  die  helle,  klare  Sonne  am  heitern  Himmel  aufgeht. 

20.  Das  befehl  ich  dir  mit  Gott  dem  Vater  &c. 
Pater  noster.     Credo  &c. 


177, 

Da  kam  der  liebe  St.  Lukas  und  der  Hebe  Herr  Jesus. 
Sie  setzten  sich  miteinander  an  ein  Tisch, 
sie  sollten  beten  und  lesen, 
Gottes  Herrn  seinen  werthen  Dienst  verbeten, 
5«  sie  haben  auf  ihre  guren 

mit  ihren  edlen,  werthen  hören  (?) 
sie  strichen  aus  ihren  Augen  den  Flecken, 
den  deken, 
den  Hellebrandt, 
10.  den  braunen  Nebel,  den  Nadelstich, 

so  war  helf  euch  Gott  und  der  h.  Christ  t 


311 

178. 

^    Duidelghy  die  ward  blind  geboren, 

sie  ward  blind  auferzogen, 

sie  kam  in  ihr  Kindheit 

ihr  Eltern  in  grosz  Unheild; 
5.  sie  ging  in  einen  wilden  Wald, 

sie  fand  ein  mermelinen  Stein, 

dar  sasz  sie  nieder  nur  allein, 

da  weinet  sie  um  ihr  grosz  Blindheit. 

Da  kam  Christus  der  Herr  mit  Maria  gegangen, 
10.  die  hat  ihren  dräuten  Sohn  auf  ihrem  Arm(en) 

,0  Maria!  thue  dich  mein  Erbarmen, 

heb  auf  deinen  rechten  guren, 

streich  und  wisch  mein  Flecken, 

aus  diesen  hüiTenbeckeh  !* 


179. 

Die  Jünger  auf  Jesu  Acker  saszen, 
Lucas  und  Markus  und  der  Herr  Jesu  Christ, 
und  der  heilige  Täufer  und  die  Maria: 
,IhT  Jünger,  was  steht  ihr  hie  imd  weinet, 
5.  dasz  ihr  nicht  die  Messe  leset, 

die  Bücher  auf  ihren  Knieen  (Händen)  weget?' 
Die  Maria  sprach:  „es  ist  noch  Rath  dafür.^ 
Sie  hub  auf  ihre  gebenedeite  Hand  * 

für  den  Flecken  für  den  HöUeubrand : 
10.  „Weich  von  dannen 

wie  der  Mond  vor  der  Sannen 

in  des  Herrn  Jesu  Christ  seinem  Namen  !^ 

Amen! 


180. 

Es  saszen  drei  Herren  an  jenem  See, 
sie  wollten  schreiben  und  lesen, 
^sie  wollten  den  heiligen  Altar  lesen. - 
Da  kam  die  Güte  Gottes, 
ö.  Gottes  des  Herrn  sein  Mutter : 
,Ihr  Herrn,  warumb  sitzt  ihr  hier?^ 
„Wir  sollen  schreiben  und  lesen, 


312 

wir  sollten  den  heiligen  Altar  lesen  • ,.  ^ 

Ich  kann  in  groezeini  Leid  nicht  gesein, 
10.  ich  Btreichen  ihm  über  das  Aug  zutruck 

fiir  den  Stein,  für  den  Flecken, 

er  sei  weisz  oder  roth, 
•     er  soll  aus  seinem  Auge  (aus  sein). 
In  nomine  Patris  &c. 


181. 

Der  fläken  uäi  der  d£6h 
gengen  iwer  'en  ba6h ; 
der  fl&ken  zerän, 
der  dädb  gewän. 


Gegen  Blatter  auf  der  Zunge. 

182- 

(Man  nimmt  eMe  glühende  Kohle,  bläszt  darauf  nnd  sagt    hierauf  den  Sprach.} 

Wier  de  gädet  £u  mer  riet, 
diem  feäl  got  lünen, 
wier  de  lichtet  fii  mer  riet, 
^  diem  säl  de  zang  esii  rüt  wä^de  wä  deser  külenf 


Gegen  Geschwulst  am  Augenlied. 
183- 

(Diese  Geschwulst   heiszt  säsisch  „war**  d.   i.  Erdgrille.    Man    zerdrückt    eine  Erd- 
grille mit  dem  kleinen,  nach  Andern  mit  dem  Mittelfinger,  bestreicht  mit  diesem  das 
Augenlied  dreimal  und  recitirt  dabei  den  Spruch  :) 

Wäre,  wäre  w&, 
meinjer  figen  zw^, 
meinjer  ugen  nichent 
af  de  war, 
5.  wäre,  wäre,  wfe ! 


313 
184. 

(Wird  gebraacht  wie  die  vorangehendo.) 

War!  war!  fergink, 

wärt  wä  deser  fäinjer  esi  l&nk! 


Gegen  den  Wurm. 
185- 

Du  bist  der  böse  Wurm  genannt, 
jetzt  hab  ich  dich  in  meiner  Hand, 
jetzt  hab  ich  dich  in  Gottes  Hand, 
muszt  sterben  seist  jnng  oder  alt, 
,  muszt  sterben  im  Eiter  und  im  Blut, 
weil  Gott  dir  jetzt  den  Tod  anthut. 


„Gegen  das  Gebrech." 
186. 

Es  gingen  drei  heilige  Frauen 
des  Morgens  früh  im  dauen, 
die  eine  hat  das  Gebrech, 
die  ander  hatt  das  Qebrech, 
,  die  dritte,  die  trug  es  gar  mit^ander  weg. 


(Die  Klocken  han  geklungen, 
die  Messen  sein  gesungen,    ' 
die  Evangelia  sind  gar  gelesen, 
die  Schuler  sind  ausgesandt, 
10.  sie  sind  verblandt, 

sie  sollen  lesen  und  singen, 


314 

ob  sie  Jesuin  Christum  mit  seinen  Jüngern  kundten 

finden, 
in  des  Vaters  und  des  Sohnes  .  .  .  und  des  wahren 

h.  Geistes  Namen 
Pater  noster  &c. 


'  187. 

(Bei  dieser  Formel  wird  das  Kind  dreimal   dorcli  die  Ilühnersteige  gesteckt) 

Ir  htne,  mäd  irem  gekr^ch 

niet  mer  ewech 

meinjesz  käinjdesz  gebr&ch! 


188. 

Et  riten  drS  ritep  iwer*t  r^h. 
Ir  häre  IM  uof  fun  irem  geiipr&ch, 
nit  mät,  nit  mät  deses  käinjdesz  gebrach ! 
Am  nume  Gotes  &c. 


189- 

Et  wören  dra  helich  fräen, 
d&  haten  en  icnich  gesprSch. 
Ir  helich  fräen! 
git  mir  ir  ienich  geipröch, 
.  unt  nit  fu  meinjem  käinjt 
det  liderlich  gebr&ch! 
Am  nume  gotes  &c. 


315 

190. 

Deaa  Itdijet  gebröch 

zech  mer  fu  meinjem  käisjd  ew^chj 

zej  an  en  hole  bäsch, 

sä  der  loid  är  uorsch  wasch! 


Zum  Blutstillen. 
191. 

Et  wdren  drS  boterfräen,. 

dai  gengen  an  e  blftt  schäen; 

dai  d  sdd,  et  s^l  g6; 

dai  zwftt  8Öd,  et  s&l  fttd, 

dai  drät  edt: 

.am  nume  Gotesz  des  faters  &c. 


192. 

Oiisz  asesz  hßjr  Cliristusz  seinjen  wangden 
dö  blän  dra  risen; 
dad  In  wdr  seinj  tu^ent, 
(lad  ander  seinj  jngent, 
5.  dat  dräd  äsz  se  wäL 
BlUt  fttant  hVÜ, 
blät  sä  gebangden 
am  asesz  här  Christusz  seinj  helich  fäf  wangden ! 


193. 

Det  blät  flusz,  det  biät  flusz, 
dat  der  aorem  N.  n«  fergusz; 
mer  wülen  et  ätälen 
nö  Gotesz  «wälen. 
.  6od  äs  e  sMich  man, 
dier  det  bläd  u£h  stäle  kän. 


316 

Det  blät  sal  ktönl 

de  widuodht  sal  fergon! 

am  nume  Gotesz  &c. 


Gegen   das  „Ueberritteii". 
194 

Vater  unsqr  &c. 

Christus   Jesus    hilf   äair,    dasz   ich    diesem    Pferd 

kaün  gebüszen! 
im  Namen  &c.  *   . 


195- 

Die  hohen  Wolken,  die  gegeneinander  stritten, 
die  liebe  Heilige  (?)  kamen  geritten. 
Da  sie  nun  dar  kamen, 
wie  müde  dasz  sie  waren  — 

•   * 
,  ,So  vergehe  diesem  Rosz  sein  Unheil 

im  Namen  Gott  dem  Vater, 

im  Namen  Gott  dem  Sohn, 

iip  Namen  Gott  dem  heiigen  Geist! 

V.  U.  dreimal.  •   ' 


Gegen  das  „Verrinken"- 
196. 

Christus  der  Herr  und  der  liebe  St.  Pitter, 
die  reiseten  miteinander  auf  einen  Weg. 
Christus  der  Herr  sprach  zum  lieben  St.  Pitter: 

Slerr  der  Meister)  kommst  du? 
^  ch  komme  nicht, 

meine  Adern  sind  mir  krank,  und  (sind  mir)  lahm.' 
Christus  der  Herr  sprach: 


317 

Nimm  Schm&r  und  Salz  klein, 

schmier  alle  dein  Gebein, 
10.  so  werden  dir  alle  Adeifn 

kommen  auf  den  rechten  Statten. 

Er  brach  es  ein   mit   seiner   rechter,    gebenedeiter 

Hand, 

er  gab  es  denen,  die  da  schmierten. 

Wer  war  der  Arzt? 
15.  Christus  der  Herr  war  es  selbst; 

er  heilt  alle  Wunden  alle  Schmerzen 

nach  seinem  göttlichen  Willen.    Amen! 


197. 

Gott  der  Hen*  und  der  liebe  St.  Märten 
sie  ritten  über  einen  grünen  Wasen, 
über  einen  harten  Dosem,     . 
über  einen  marmorinnen  Stein. 
5.  Üa  sprach  Gott  der  Herr: 
,Märten,  komm  mir  nach!^ 
^Herr  Meister,  wie  soll  ich  dir  nachkommen? 
mein  Röszken  ist  mir  krank. ^ 
,Nimm  ächm&r  und  Salz  klein, 
10.  und  schmier  dem  Röszken  sein  Gebein^ 
•so  wird  es  bald  heilen/     &c. 


198. 

Gott  der  Herr  und.  St.  Pitt^r 
gingen  über  einen  grünen  Wasem 
über  einen  dürren  Dosem; 
da  zerbrach  St  Pitter  sein  Gebein. 
5.  ,Lieber  Herr  Meister,  wie  soll  ieh  dir  nachkommen  ? 
ich  bin  worden  lahm.'     / 
„Geh  und  nimm  Schmalz 
und  klein  Salz, 
und  schmier  dir  dein  Gebein! 
10.  so  wird  es  dir  wieder  werden  rein,* 
Im  Namen  &c. 


.318 

Gegen  alle  Krankheiten. 
199. 

Ewiger,  lebendiger,  allmäclitiger  Gott!  du  wissest 
was  für  eine  Krankheit  dies  ist  an  diesem  Menschen  ; 
wir  bitten  ferner  deine  grundlose  Barmherzigkeit, 
n;ch  verhalt  dein  göttlich  Hülfe  für  uns!  Wir' 
5.  sind  grosze  Sünder,  wir  bekennen  unsre  Sünden 
Öffentlich  für  dir,  Ewiger,  allmächtiger  Gott!  wir 
begehren  dein  göttlich  Hülf.  Nicht  verhalt  sie  uns 
dein  göttlich,  grosz^  allmächtig  Hülf!  Wo  dies 
Rrankneit  soll  neugeboren  sein,  so  eilen  wir  mit 
10.  dem  heiligen  Geist  dagegen^  mit  Gott  dem  Vater, 
Gott  dem  Sohn,  Gott  dem  heiligen  Geist  Amen! 


Fünftes  Buch. 

(Kinderdlchtang.) 


Grösztentheila  ans  Mfihlbach,   Schäszburg,  Sachs.  Begen,  Bistritz 
und  deren  Umgebung. 


Bei  der  Taufe. 

1. 
A. 

(Die  jüngere  Gode  hebt  das  Kind  aus  der  Wiege  und  spricht:) 

Bedinkt^  bedinkt 
wat  Qöt'esz  gehinkt! 
ed  äs  en  äinjleirij  feinj 
dem  sele  mer  heit  guäde  seinj; 
5.  en  htde  niä  mer  mät; 

en  kräszte  wale  mer  bronjen, 

(zur  Mutter) 

an  em  gesainjt  leäsze  mer  ich. 

(Nach   der  Rückkehr  aus   der  Kirche  legt   die    ältere  Gode  das  Kind  auf  den  Tisch, 

dann  auf  den  Heerd,  dann  auf  das  Bett  und  spricht  dabei:) 

^Hä  liejen  ich  dij  M  den  däsch, 
'  te  Salt  wösze  wä  a  fäsch! 
10.  ha  liejen  ich  dij  äf  den  hiart, 

te  sali;  wöszen  deinjem  föter  u6h  deinjer  moter  wiärt ! 

ha  liejen  ich  dij  äft  bat, 

te  sält  schweje,  bäsz  deinj  moler  wiescht  uch  bakt! 
(beide   Goden) 

Patchen  liäf,  w6sz,  bloäi! 
15.  ales  eaugläk  fun  dir  fioäi, 

Gotesz  giszt,  gneät,  hil  odh  sSjen 

soä  mät  dir  kf  k\e  wejen! 


H4  liejen  ij  ed  af  den  Däsch, 
et  säl  ich  bleiwe  fräsch ; 
H&  liejen  ij  ed  af  de  bonk  ; 
et  sal  ich  wuosze  lonk  ! 
5.  hä  liejen  ij  ed  an  ieren ; 
et  säl  ich  fleiszich  kiereu! 

21 


322 


hä  liejen  ij  ed  af  den  hiert; 
et  säl  ich  bleiwe  law  u6li  ^iert 


Wiegenlieder  und  Ammenscherze. 
2. 

§chl6f  lämtche  schl6f ! 

der  fuoter  hat  de  schöf, 

de  moter  hat  de  lamtcher 

unt  bräinjt  der  u6h  zwfe  mämtcher: 

Schlöf  käinjtche  schlöf ! 


B. 

Schlöf  Frizi  schlöf! 

de  föter  hat  de  schÖf, 

de  moter  hä^t  de  lämtcher 

und  bräinjt  dem  Frizi  buta^   butamämcher. 


Schlöf  Hani  schlöf! 

de  fijel  säinjen  am  höf; 

de  kaze  Spänen  af  'em  hiert, 

de  raze  knäspern  an  der  ie^t,- 

te  bäszt  mer  tousent  gälde  wiert, 

schlöf,  Hani  schlöf! 


4. 

Haia 
pupaia ! 
hai  dich;  käinjtchen^  hai  dich! 


323 

hai  dich  käinjtchen,  hai  dich  nor, 
wuosz  mer  grisz  bäs  iwei'^t  jör ! 

haia 

pupaia! 


Susi,  Susi,  sij eltchen! 

der  fuoter  schus  e  fijeltehen, 

6  schus  ed  an  dem  gräne  wtlt,  - 

Susi,  käinjtchen  schlof  nor  hält! 


Wol  fläjen  de  wftlken, 
wol  souszt  der  wäinjt, 
wol  &t&wen  de  flöken 
ämeräink ! 

schlöf  nor,  schlof  nor, 
me  güldich  käinjt! 


7. 
A. 

(Die  Mutter  spielt  dem  Kinde    der  Reihe    nach   an    den    in    den  Reimen    genannten 
Körpertheilen,  zuletzt  gleitet  sie   plötzlich  vom  Kinn  an  den  Hals.) 

Zintchen ! 
bintchen  I 
beo6hbunderchen !. 
bräsztänchen ! 
zederä  gebärtchen! 
plutsch  an  de  gr6wen! 


21 


324 

B. 

Zinchi! 
binchi ! 
ärbeszken ! 
bärbeszken ! 
prrrrutsch  än't  Stälchi! 


8. 

/ 

(Ebenso  benutzt) 

Zind  Unk, 

foszö 

gänk! 

näo  näk! 

pudro 

däk, 

däk, 

däk! 

(Ebenso.) 
Zinchi, 
binchi; 
knäe  knelchiy 
bau6h  fUlchi, 
5.  mameschken  doderchi, 
buort  knoderchi, 
maul  rämpchi, 
nuesz  stämpchi^ 
6^en  kukelchi, 
10.  ätim  bukelchi, 

Kikeriki !  (indem  man  auf  den  Kopf  greift.) 


10. 
A. 

m  äs  et  fät, 

hä  äs  et  mö^er, 

hier  höt  det  mäüszke  gekakt, 

plutsch  an  de  gröwen! 


325 

B. 

Hä  äs  et  fät^ 
hk  äs  et  glät, 
h&  äs  et  muo^er 
plutsch  an  de  gruowenl 
(hop  af  de  wuo^enl) 


11. 

(Spiel  mit  den  Ringern.) 

A. 

Det  (daumen)  gid  an  de  bäsch, 
det  (nächste  finger)  fSd  en  fäsch, 
det  brdt  en, 
det  kodht  en, 
det  klin 
fräszt  en  alin. 


(Hier  wird  umgekehrt  bei  dem  kleinen  Finger  angefangen,  so  auch  in  C/) 

Det  w6r  an  bäsch  gangen, 
det  had  e  fäschke  gefangen, 
•     det  had  et  hime  gebruo6ht, 
det  had  ed  an  de  fon  geluodht, 
det  däk  buta  had  alesz  gepapt 


Dät  geng  an  w£lt, 
dät  feng  ä  häszken, 
dät  holt  et  hemme, 
dät  brät  et, 

dät  frSaz  et  guer,  guer, 
am  dät  äs  et  esu  däk. 


326 
12. 

(Das  Abschlachten  eines  Schweinchens  wird    mit  dem  Finger   statt    des  Messers  am 

,  Kinde  nachgeahmt.) 

Wiz!  w&z!  wäz  det  mfeszer! 
kik  det  bonzken! 
wikl  wiki  wik! 


13. 

(Indem  das  Kind    gehupft  wird.) 

Tiderlider  ISzken! 

de  tnoter  git  der  en  dezken; 

tiderlider  lämperchen! 

de  moter  git  der  e  strämpeltchen. 


14- 

(Wenn  das  Kind  nach  Vater,  Mutter  oder  sonst  nach  einer  Person,  oder  Sache   weint, 
um  seine  Aufmerksamkeit  abzulenken.) 

Tikesz^  tikesz^  täkeszkenl 
det  Hani  had  en  Äkeszken, 
häj  ed  an  en  büm, 
bäsz  der  fiioter  küm. 


Für  Kiiieritter  und  Stubenläufer. 
15. 

Zuzu,  zuzu,  regden! 

de  fafen  af  de  wegden^ 

de  schiler  af  denjchen 

sülen  eruower  sichen; 

se  sichten  an  e  pedeltchen 

dem  Hani  an  det  kedeltchen^ 

ZUZU;  zuzUy  regden! 


327 

16. 

Hl!  htl  hü  ^ 
pune  la  Szibt, 
Mt!  Utl  h&t! 
an  de  Härmeiitat. 


17. 

Znzxif  zuzu^  zuchen! 
asz  öini  hod  e  kereltchen, 
em  wascht  ed  alen  da^ 
mäteld  an  der  heLÜh. 


18. 

Ich  läaz  mer  a  rSszken  guor  wol  beschlo, 
ich  läsz  et  an  der  zailgasz  gö. 
D6  et  na  küra  for  Katiche  sai  dir, 
dö  w6r  en  gälden  bräk, 
dö  wör  o6h  mai  gläk* 


19. 

Mischka,  Mischka  raita! 

zäbel  an  die  saital 

nimm  die  korbätdch  in  die  band 

jag  den  Tirken  (Tatter  etc.)  aus  dem  land! 


20. 

(Man   schaukelt  das  Kind,  und  gibt  sich   plötzlich   den  Anschein,  als  lassse  man  es 

fallen.) 

Liese  fore !  liese  fören  I 
det  rM  äsz  zebröchen; 
ku  mer  un  de  growen, 
«tälpe  mer  an  de  growen. 


328 
21. 

Täpesch,  täpesch  käjeli ! 
der  Härgot  had  e  bäjeli, 
gaw  et  seinje  käinjdeD, 
se  sJlen  drousz  liren. 
5.  Se  wülen  net  hiren, 

schmiszen'd  an  de  branen. 
Had  et  weder  gewanen. 
Scl^miszen'd  an  de  bach, 
dad  et  guor  zebra6li  —  . 
10.  täpesch,  täpesch  käjeli! 
dad  et  guor  zebra6n. 


22. 

1.  Fläjet,  fläjed  ir  wülken  ! 
w6  seid  ir  fläjen  hin  ? 

Ke  Kazendurw  iwer  de  maurea 
fuer  der  fra  griszen  är  dir. 

2.  De  frä  grisz  sül  an  de  kirch  gon, 
der  Hasi  kangt  net  nögön 

det  harz  wül  am  zespräinjen 
wel  hie  net  mät  kangt  gon. 


23. 

Hansel;  mansel,  mizken! 
gäf  raer  u^  e  kizken ! 
Wo  te  naer  net  w^lt  gien, 
wirt  dich  der  deiwel  nien, 
unt  fären  an  de  glänich  häl, 
dat  de  wirst  bröden  af  der  stäl ; 
an  der  häl  stid  e  büra,  > 

dad  em  dich  drun  uknäpe  sül! 
Mansel,  mansel,  miz! 


329 

24. 
A. 

Hanicbi  mai  br&derchi 
mä6li  mer  e  puer  schäjeltchi! 
dad  y  an  de  kirch  gö 
dät  de  träpn  blaibn  kiö, 
dat  de  schuler  driwer  gö. 


i>  ^ 


Schusterchi  mai  brä,derchi 
mü6h  mar  e^puer  scbäjeltcher 
inü6h  86  schnaidich,  mu6li  se  späz, 
schlaf  droihandert  näjel  drun, 
dad  ich  an  de  kirch  kon  go, 
dät  mai  trepcher  bleibn  &to. 


jp^ 


o.\ 


Honeszken,  meinj  bräderchen 
kif  mer  zwo  riut  schäjeltcher! 
wun  ij  an  de  kirch  gon, 
dat  meinj  trapcher  bleiwe  stön, 
wun  ij  eosz  der  kirch  kun, 
dat  de  trapcher  nö  mer  kun, 
wun  ij  an  der  stuf  gon, 
dat  SQ  knipe,  knape  gön. 


25. 
A. 

Et  geng  e  metche  Spänen, 
et  kangd  e  litche  säinjen, 
et  kangd  et  ned  erzwäiojen, 
et  Stada  ed  an  e  pupesldch. 
Got  sä  dank!  do  äs  et  noch. 


330 


Ich  wol  e  litchi  sängen, 
ich  könd  et  nät  erzwängen 
ich  kt&6h  et  an  e  linekloch 
kukuk,  fäter!  ich  lehn  nö6h. 


26. 

Wh  gärn  huoBzt  tä  mech 
W4  ineinj  härzken. 


? 


27. 

Hisch  mfetche  bän  ich, 

wiesche,  bake  kän  ich, 

rit  schalen  drön  ich ; 

wier  mich  sekt,  e  wäl  mich  hun, 

awer  e  wit  mich  net  bekun. 


28. 

Tanz,  Pepchen,  danz ! 
de  schale  se  noch  ganz, 
net  läsz  se  dich  geran, 
der  schoszter  m^dht  der  nän. 


29. 

Kalamaika  tanz  ich  gern 
mit  die  schöne,  junge  herrn, 
aber  nicht  mit  allen, 
nur  die  mir  gefallen. 


331 


30. 


Et  küra  e  kiltche  gesprangen, 

dat  (Inf  för  milerät ; 

död  inj  miäl  e  mäschken, 

dod  ungder  miäl  e  näjeltchen, 

döt  drät  miäl  de  sän, 

dot  firt  miäl  de  mön; 

dö  dr^t  sij  einj  wangderschinj  med  erfiiir, 

unt  dret  sich  Däsz  fuir  äresz  lefke  seinj  duir. 


31. 

De  jangfer  mät  dem  riude  rok^ 

de  jangfer  mät  dem  gielen  zop 

säs  iangderm  weimereätök,  * 

BÜl  de  raäschker  guogeh, 

sül  de  blietcher  bluoden, 

^Häsch,^ 

mäsch 

an  de  bäsch!« 

Stigleäf,  ätigl.-ät! 

schefken  hat  seinj  trche  gelieat. 


32. 

Ridi-ridiritchen ! 
ich  hun  e  na  klitchen, 
ich  kan  u^  e  litchen, 
täpesch,  täpesch  kräjeltchen! 
ich  hun  e  puor  na  schäjeltcher 
ug  e  klinzich  bäjeltchen; 
more  gon  ij  an  de  schil 
unt  lire  fil,  fil,  fil. 


33. 

Kikirivi  hampu! 
kam  zeäsz  Girku! 


332 

mer  sei«  bire  baken. 

Kuor  nor,  wä  se  schmak^n! 


.34. 

Et  äug  en  iDäk  fum  tarn  eruof, 

det  N.  N.  wül  se  gäre  wieren, 

ai  wieren  iwer  wieren.  — 

Ich  wis  udh  wier  die  S.tigel  ma6ht, 

ich  W18  u6h  wier  en  nedertrat, 

d,ed  N.  n.  trad  en  neder, 

der  Mm.  madht  e  weder. 


35. 

Hirne  g6n! 

däpe  schlön ! 

scherwen  ef  de  muort  drön! 

wier  se  net  wäl  kifen, 

die  säl  em  präf  rifen. 


36. 

Zem  gSrraert  gön!  zem  gSrmeii;  gon, 
kadhebäken  himen  drön! 


37. 

Et  kam  e  lasztich  gangtchen 

gegangen 

gesprangen, 

et  schladh  de  bangen 

trum!  titrumi  titrumi 


333 

38. 

Luf!  m\ 
fal  an  de  itäf ! 
ätand  af,  klouf  dij  a{, 
lüw  iwer  de  gasz! 


Wunsch  und  Grusz. 
39. 

Ech  bän  e  kli  geangeltchen, 
ech  hun  e  schwer  zeangeltchen, 
wier  meinj  wäinjtach  wäi  hiren, 
säl  wuorde  bäs  ich  se  liren. 


40. 

Fil  gläk! 

udh  mir  e  käk. 


41. 

Grisz  w68z! 

en  länk  nösz, 

kurz  fbsz 

en  däk  schärl  — 

äsz  dat  ned  e  lasztich  kärl? 


42. 

Här  half  esz 

bäd  än't  falpesz, 

0U8Z  dem  fälpes  an  den  trö6h, 

ousz  dem  trö^  än't  lupeszloch. 


334 
43. 

Servus ! 

m(  re  kö^lie  mer  ärbesz, 
iwermore  lasen  — 
Got  säl  ij  erhalden! 


44. 

Gäden  dä6h! 

(Antwort) 
Hg  den  häinjdern  an  de  bach ! 


Lehre  und  Strafe. 
45. 

Foljen,  hiren  I 
wier  de  net  wäl  hiren, 
die  wied  em  liren, 
dat  et  wirt  spiren. 


46. 

(Aprinko  gäf  dem  fijeltchen  ze  frieszen !) 
Griszo  mät  dem  ride  r6k, 
met  mät  dem  gielen  zop 
(saszen  angderm  weinjstok) 
5.- baden  e  lasztich  krokt  gekd6bt, 
refe  mich  zem  ieszen. 
Ich  hat  mich  net  gewieschen;    - 
se  schlafe  mij  aft  häinjtchen. 
^Owi  me  bakenzäinjtchen ! 
10.  hime  gön, 
moter  sön  !** 
,Gät  huod  em  der  gedön/ 


335 
47. 

Kitschig  kitschi  waijeltchi! 

änser  Härgot  hat  e  bräiderchi; 

et  s£sz  änderm  waimer^ök, 

et  sang  wai  en  erlentok. 

De  härgotsmäter  hat  kraut  gekodht, 

se  ruft  et  äfen  zem  äszen. 

Et  hat  sich  näszt  ge^4schen; 

se  schlag  ed  äf  det  hantehi  — 

„Juil  jui!  mai  bakzantchi!" 


48. 

Woräm? 

Doräm ! 

Woräm  dorära  ? 

Äm't  rü^hlodi  eräm  — 

frodh  nog  ämetäni  1 


49. 

Wier?  wier? 

Der  Piter  hier, 

bräinj  en  hier 

unt  maz  em't  schmier! 


50. 

Pe)3i  sä  hisch! 

de  rät  bischt  flisch. 


51. 

Wat?  wat? 

Kakes  af  dat, 

em  dS,  der  an  de  kapi 


336 

52.   . 

Wat?  Wat? 

En  eiserä  lat, 

der  teiwel  äsz  de  pat. 


53. 

Biich !  räch ! 

sonst  kit  der  far  fu  Nipenap, 

unt  stächt  ij  an  de  strisak. 


54. 

Gied  ichfrit! 

der  Bobeloz  (hier,  Jut)  kit, 
dier  de  bisz*  käinjt  mät  nit. 
E  fart  se  an  die  färe  bäsch, 
e  brfet  se  wa  en  gräne  fäsch. 
(e  fart  se  ä  seinj  dankel  hous, 
se  fcänen  nemermi  erousz.) 


55. 

Sa  from,  sa  from! 

sonzt  mesz  de  gat  moter  an  hem^l  gön, 

dr6  wirt  dich  de  wält  bäschmoter  schlöii ; 

se  schilt  dich  mät  pasche  räden, 

dat  der  der  uorsch  wirt  bläden. 


337 
Verkehr  mit  der  Natur. 

R  e  g  e  n. 

56- 


Et  föd  an  ze  r&nen, 
Got  kid  enkönen, 
6od  äs  e  sSIich  ipan, 
dier  de  rfen  ferdreiwe  kan, 
en  kan  e  weder  bräinjen« 


Et  föd  un  ze  renen, 

Got  kid  enkSnen; 

di  de  rgn  äfhält, 

däd  äs  e  s^lich  man, 

dl  ed  u6h  weder  n)ä6he  kan, 

di  ed  udi  weder  zedremere  kan« 


57. 

R^n!  rgn!  r&n! 
more  gö  mer  s&n, 
more  s&  mer  kiren, 
wuoszen  esz  de  Sren, 
fälen  esz  de  scheiren. 
Rgn!  rSnl  rSnl 


58- 

Rfen,  rfen  af  der  gasz, 
r^n,  rSn  rnä^h  mich  nasz! 
hift  blisz!  hift  blisz! 
rSn!  rSn!  mä6h  mich  griszl 


22 


338  . 
69. 

Da  wäinjt,  da  mäd  enänder  ätriden, 

da  hi  wölke  käme  geriden; 

d&  klökeu  hu  geklangen 

d&  wülke  se  ßriwergegangen. 


Reg;eiibogen. 

60- 

RSnebue^en 
güldiwerzue^en ! 
am  hemel  äs  e  gftldicli  man, 
di  de  r^n  ferdraiwe  kän. 


Schnee. 

61. 


Wol  kun  de  wülke  gezid^en, 
wol  kit  der  sehnt  gefliü^en ! 


Biamlein« 

62. 


Blömtchen  at  wiejen, 
blömtchen  af  ätiejen, 
blömtche  blä, 
det  fr&jör  äsz  hä  I 


339 

Spritxkem. 

63. 

(£1x1  Kirschkern  wird    zwiscben  Daumen  und  Zeigefinger  gekneipt,    so  dasz  er  fort- 
scliiieilt;  durch  die  Richtung,  die  er  nimmt,  bezeichnet  er  das  Liebchen.) 

A. 

Sprüzkärchen, 
läwet  härchen, 
8Ö  luer  wo  me  lefken  äsz! 


kowerdern, 

-80  mer  wo  me  schazke  wunt! 

hä  oder  dö  oder  duort? 


Feaer  and  Raach. 

64. 

Br&  feier  brä! 

der  Will  stit  derbä, 

der  fuoter  kift  e  lämtehen 

mät  dem  zizemäratchen, 

de  moter  kift  en  kadhen 

und  m&6ht  det  feier  ladlien: 

Brä.  feier  brä! 


65. 

Rfl6h,  rüib  räinj 

zej  ämeräinky 

zech  bä  de  bisz  käinjtl 


22* 


340 
Schnecke. 

66. 

Söhniekelhiren 

ri&k  den  hiren^ 

ri&k  86  ale  fär ; 

am  en  imer  bär ! 

W6  te  se  net  wält  riäken, 

ich  schmeiszen  dich  wider  an  ätiäken^ 

dat  te  dru  wir&t  kiiäken. 


Schnikeschnuogel 

räk  den  zuogel! 

W6  te'n  net  wält  räkon, 

schlön  ich  dich  weder  de  ätaken. 


Biene. 

67. 


Bise,  bise  ba, 
krej  än't  ha! 
höwertdschken 
huentch  am  fl^schken 
plutsch  an  de  bä6h! 


BisC;  bisebächen 
krej  än't  ächen! 


341 


sop  ed  auBZy 
kr6j  eräUBz! 
bise,  bisebum ! 


MarienkAfer,  MaikAfer  und  Dohle. 

68. 


Härgodiszken ! 

flej  af  de  bireböm, 

Bach  wun  de  Tatre  kun ! 

ech  wäl  dij  ä  me  stältche  löken^ 

ech  wäl  der  mältch  u6h  brit  bröken. 


B. 

Härgodaiszken ! 

flaij  än  himel, 

sd  mer  won  de  moter  kit^ 

80  mer  won  der  foter  kit, 

BÖ  mer  won  de  Tätern  ku, 

BÖ  mer  won  de  Tirken  ku, 

ich  wäl  der  bruit  bröken, 

ich  wäl  der  mälich  gaiszen, 

ech  wäl  dij  än  en  gäldä  tru  äschlaiszen. 


Tipeszken  !  tipeszken ! 

flej  af  de  birebüm, 

Bach,  wun  de  Tatre  kun! 

de  Tatre  ku  mät  stangen, 

der  teiwel  huot  sij  erhangen, 

der  bäsch  br&d  um  äinjt, 

der  fusz  huot  sich  de  schwänz  fersäinjt 


842  ' 

Tschüka ! 

Marüka !    , 

flej  af  de  birebüm, 

säch  wun  de  Tirkekun 

mät  de  Idnke  Stangen! 

Der  kukuk  huot  sij  erbangen 

der  bäsch  br&t,  der  bäsch  brat, 

der  fusz  huot  sich  de  schwäuz  ferbrät. 


Tschüka ! 

Maräka ! 

Uej  äf  de  boterbit, 

säch  wun  de  moter  kit! 


F. 

Tschüka ! 

Marüka ! 

flej  an  de  birkebäsch, 

bräinj  iner  en  sak  t'öl  haszelnäsz  ! 


,  Zaiku  ! 
Lalaiku ! 

flej  af  de  birebüra, 
säch  wun  de  Tatre  kun! 
5.  de  Tatre  ku  mät  Stangen, 
der  bier  huot  sij  erhangen, 
der  wülf  litt  än^t  ktren, 
e  huot  sich  de  schwänz  ferliren, 
der  bäsch  brit', 
10.  der  fusz  huot  sich  de  schwänz  ferbrät. 


343 
SAoszvogel. 

^tuiszfogel ; 
huinecläder  I 

s6  mer  w6  inai  lefke  wunt! 
gänk  unt  so  em  en  gäden  da6h! 
Ech  kiten  der  en  hisch  rängkeltchi 


G  a  c  k  a  k. 

70. 

Kukuk  kniecht! 
b6  mar  riecht^ 
w&  fil  jör 
liewen  ich  n66h? 


Storch. 

71. 


Klaper&torch ! 
flej  iwer  de  bärch, 
-flej  iwer  det  r&ch, 
flech  fär  evfech, 
kam  weder  geschwäinjt, 
unt  bräinj  es  e  guldich,  klinzich  feäinjt! 


Fiedermaas. 

72. 

Flädermousz  1 
pladermousz !     . 
net  kam  mer  än*t  hör, 
iiet  kam  mer  aft  hift! 
sonzt  schien  ich  dich  dit. 


344 

K  a  t  I  e. 

73. 

(Das  Kind  streichelt  die  Katze  bei  den  ersten,  tmd  schlS^  sie  sanft  bei  den  letzten 

Worten.) 

Ziru, 

mim, 
huoss&t  te  de  mältch  gelapt, 
huoszt  te't  flisch  gepapt?  — 
patschi !  patschi !  patschi ! 


Stier.' 

74. 

Bika!  bika! 

bombolom ! 

nom  mij  af  de  herner, 

schmeisz  mij  an  de  demer! 

Bika !  bika  1  bum  ! 

75. 

A. 

Bikafären ! 

schlädh  de  kären! 

schladh  se  af  dem  milestin, 

8chla6h  se  alesz  kurz  u6h  klin! 

Bikafären ! 

klöp  de  kären 

klöp  en  af  em  milestin, 

dra^  en  deinjem  lefken  htm ! 


345 

76. 

Bika&tören! 
drä^  de  heren! 
rän  06  an  en  büm! 
Bika!  bikal  bum! 


77. 

Bikafären ! 

bikal^tären !    . 

mät  de  l&nken  berenl 


Nachahmungen. 

78- 

Der  Hammer  der  Scbmiede  sagt : 

Meister  allein: 

Wart  wärt  —  wärt  wich ! 

Meister  und  Geselle: 

Wält  te  net,  wält  te  net, 

wält  te  nety  se  schldn  ich  deck. 

79. 

Die  Sehne  des  Hntmachers: 

Zer  —  zer  —  zermä  dich ! 
Katreinjtche  kam  b&  mich ! 

Der  Kamm  des  Hntmachers: 

H&rän  da£h!  hdrän  da^! 

81. 

Hammer  des  Faszbinders  : 

Bäinjt  —  bäinjt  —  bäinjt  fieszt ! 
rtf  —  rif  —  halt  fieszt! 


346 

82. 

Hammer  des  Faszbinders  wie*B «der  Zuhörer  vernimmt: 
BednerJ  bedner  bäinjt  de  kofen, 
nor  net  gänk  zer  nöberä  sofan! 

83. 

Rauchfangkehrers  Schaufel : 

Kraz  —  kraz  —  kraz  schimel ! 

'  84. 

Axt  des  Holzhauers: 

Plaz!  —  plaz! 

85. 

Säge  des  Holzschneiders  : 

Gäf  ^&n!  gäf  6pen! 
oder:  gäf  gielt!  gäf  gielt!    . 

86. 

Bläuel  der  Wäscherin:  ' 

Kn^iazt  ew^ch!  kneiszt  ew^h! 
sonzt  gid  et  achliech. 

87. 

Flegel  des  Dreschers  : 

Er  meszt  erousz, 
er  meszt  erousz, 
et  hälft  ich  näszt. 

88. 

Der  Hund,  wenn  er  das  Posthorn  hört: 
O  wi!  o  wi!  wor  hisch! 

89. 

Mehrere  Hunde^  wenn  sie  ein  Stück  gestohlenes  Fleisch 
haben  : 

Seh  wöge  rrr ! 
nöberrr ! 
bräderrr ! 


347 


gefatterr ! 
liedbt  nederir! 


90. 

Katze  vor  der  Thüre: 

Mächt  mer  af!  mSähit  mer  af! 

91. 

Katze  ruft  dem  Kater: 

Kud  erätti!  kud  eräm! 
wenn  er  gekommen: 

Knd  er  nor  nau?  knd  er  nor  nati? 

92. 

Schweine,  wenn  sie  aus  der  Heerde  kommen : 
Die  Kleinen: 

Uch  mir  e  htäkl  u6h  mir  e  i^täk! 
oder :  Kut  tnme  I  kut  liimen ! 
Die  Alten : 

Nor  hiesch  länzem!  nor  hiesch  iSnzeml 
Bei  Regenwetter  rufen 
die  Kleinen: 

A6h  här  J&sesI  a6h  här  J&ses! 
die  Alten: 

Ai  h4d  ich  nor  en  lituf  gebät, 
•  en  hÄt  desera  wäder  net  geträt! 
oder:  Hat  ich  de  rSn  nor  wörgenuen, 
ich  hat  de  monkel  mätgenuen. 
die  Kleinen: 

U^  ech!  —  u^  ech!  —  u^  echl 

93. 

Kohlmeise  im  Frühling: 

Stäke  gön!  stäke  gdn! 
oder :  Zizi  bäsch !  zizi  bäsch  ! 
oder:  Tschutschi  bäsch I  tschutschi  bäsch! 

94. 

Die  Sperlinge: 

Hisch!  hisch!  hisch 


348       * 
95. 

Der  Finke: 

Fikesz!  fikesz!  feler  drsch  I 
won  te  net  ge&panen  höszt, 
drä6h  wegden  am! 

96. 

Goldammer  im  Frfihlinf^:^ 

Ai  te&  d&f!  ai  teä  d&f ! 
derselbe  im  Herbat: 

Här  fäterl.här  föter! 

97. 

Krähen  im  Winter: 

Schnoä!  schnoä! 
oder:  sehnt!  schni! 

98. 

Mehrere  Krähen,  wovon    eine    unten  bei  einem  Aase, 
die  andern  auf  einem  Dach  oder  Baum. 
Die  obensitzenden: 

Äsz  mi  do?  äsz  ml  d6? 
Die  bei  dem  Aase : 

Kor  de  knö6faen>  nor  de  knoäben. 

99. 

Specht,  wenn  er  unbedeutende  Beute  gemacht: 
Na  buk!  na  buk! 

100. 

Guckuk : 

Kuk!  -.  kuk! 

101. 

Wiedehopf: 

Hup  !  —  hup ! 

102. 
Hähne  : 

Erster:  Nober!  wi  ernierd  ech? 
Zweiter:  Got  der  hiär,  & 


349 
^  103. 

Die  Henne;  Venn  sie  ein  Ei  gelegt: 

Kut!  kut!  kut!  kut!  kud  unt  s&t! 
kut!  kud  und  s&t —  s&t! 

.  104 

Gänse;  wenn  ihnen  der  Wirth  Futter  streut: 

H4de  mer  nor  säk !  häde  me  nor  s&k,  Päl  Honesz ! 
mer  werden  ich  det  kuem  ilesz  feri^tielen*. 

105. 

Enten  schnattern : 

Ha(  ha!  ha!  dSd  äsz  lasztich! 
oder :  Wat  schafe  se  ?  wat  schafe  se  ? 

106. 

Indianer  im  Hofe: 

Erster :  Jurka !  jurka  I  iurka ! 
Zweiter:  Ai  d&t  dech  der  mdrlef! 
ai  d&t  dech  der  mdrlef! 


107. 


W^htel  im  Korn : 
Bäk 
de  räk! 
bäk  de  räk! 

108. 

Lerche  im  Aufsteigen: 

Se  kam  mer  dän  nd! 
oder:  an  de  hi!  an  de  hi! 

109. 

Nachteule : 


Hsch!  hsch!  de  lekt  schlafen. 

110. 


Die  geschwungene  Rnthe : 
Flisch!  flisch! 


350 

111. 

Kraut  im  Topfe: 

S«.ngtich!  sangtich!  sanglich  1 

112; 

Fluszwehr  in  der  Nacht  rauschend  crescendo  und  de- 
crescendo : 

SchldftI  schläft!  schläft l 
oder:  Räch!  r&chl  räch! 

113.     . 

Glocken  —  grosze  dumpf: 

En  kr&m  h6t  mij  ouszgewält! 
en  kräm  hdt  mij  ouszgewält! 
Kleinere  beller: 
Stind^nkel ! 
käld  ärbesz! 
oder:  Ting  tängel! 
kSld  ärbesz! 
oder :  Rtt  repen  ! 
koier&oen ! 
die  kleinste  ganz  hell: 
Ting  tingelt 
Hanz  klingel ! 

114. 

Glocke  zum  LeichenbegängnisB  eines  Kindes  läutend 
Kam, 
bleäm^ 
hind&n! 


Neckerei  und  Spott. 
115. 

Ir  gangen, 
schlöt  de  bangen, 
schlöt  de  bity 
bäsz  der  teiwel  kit! 


3Ö1 
116. 


M&tcher, 
kazebrStcher ! 


H7- 

Sät  d&  rgklich  mgtcher  stdn! 

sät  d&  rözich  gange  gön! 

Ai  an  de'  kläen 

sdl  em  de  gange  braen! 

hisch  weisz  hemelbrit 

dit  die  feklije  metchere  nit. 

De  m^tclier  b&t  em  af  fad^rä  bäter^ 

de  gange  bat  em  af  stenerän  träpen. 


118. 

(Wetten.) 

Af  wat  sele  mer  waten? 
Äw  en  imer  läten; 
ech  wäl  se  sehäpen, 
teä  Salt  se  läken, 
ech  wäl  se  m^szen, 
teä  säljt  se  firlszen! 

^ 

119. 

Makskader ! 
htnendader ! 
•  angderm  bat 
zäged&kt 
mät  der  nuos  am  hinendräk. 


352 

120. 

Mäzkäder! 

hienendäder ! 

wält  te  mät  zer  mil  fören  ? 

Hop  hainjden  af  de  wö^en  I 

Tscha  inäüBzkenl 

huida  laüszken! 


121^ 

Zapzuogel  häinjde  nd, 
furzförer  bäszt  te  dd ! 


122. 

Hifertscbäsz ! 
läk  de  hpsLSZ^ 
wun'  e  gät  beschäszen  äsz ! 


123. 

Bisakesz ! 

drä6h  bülz  än't  bakesz, 

kam  zeräk, 

fal  af  de  räk, 

bräinj  mer  e  hiäk 

mär  hibesz  mät! 


124. 

Studänt,  itudänt! 
die  hosen  ferbränt,     . 
die  gatchen  fersoffen 
zum  teüfel  geloffen. 


353 
125. 

Muf!  muf! 

net  kam  mer  ä  meinj  ktutl 
net  fräsz  mer  me  britl 
8onzt  Bchlön  ich  dich  dit 


126. 

Hegd  äsz  der  irscht  Apräl, 
ein  kä  fernare  wien  eni  wäl; 
86  schäkt  de  nare  wekter  I 


127. 

Mina! 

Bina! 

bächen ! 

krej  an  e  stäinkij  ächen  I 


128- 

Paulin ! 

gäng  af  Pin ! 

fräs  en  ätäinjkich  hin! 


129. 
A. 

Katreinjtchen  ! 
säz  aft  schweinjtchen 
rekt  k^n  Hanedeinjtchen, 
bräinj  e  fasz  weinjtchen, 
dernö  säz  aft  stintchen, 
unt  sof  ed  alintchen! 


23 


354 


Katreinjche 

Bäz  &w  e  schweinjche, 

rait  händer  de  gärten, 

brainj  e  schüwer  färkel, 

da  se  an  de  kumer, 

schladh  se  mät  dem  humer, 

net  fi'äsz  se  ale, 

fräsz  se  mät  der  gonzer  gerne! 


130. 

Susi ! 

Busi ! 

Hasibusi ! 

nom  de  späl, 

gänk  dermäd  an  de  häl ! 


131. 

Misch ! 

pisch 

an  de  ba6h 

so  deinjer  moter  eil  gMen  da6h ! 

nioren  &sz  deinj  ho6hzetdä6h.     • 


132. 

Mischközi! 

knim  dözü 

kram  flözi ! 

kram  däpeh! 

more  sal  em  dich  knäpen  ! 


355 

133. 

Sam !  ..        , 

'  Barn  I 

burl66h!  .  ^ 

krej  än't  ätäinjkich  fuszlöch! 


134 

Fritz ! 

iitibiz ! 
ätibesz 
fräs  en  alden  hibesz! 


135. 


Friz! 

widiwiz  !    . 
kl^ner  burez! 
krej  an  de  kotez ! 

136. 

A. 

Sep! 

de  bäszt  e 
fräs  en  alt 

genep ; 
rep ! 

Szäp 

kr6j  an  de  käp, 
branj  mer  e  räp, 
an  det  §äp! 


356 

137. 

Mai! 

malai  I 

am  iwe  gebaken. 

W6  te  net  wält  baken, 

Bcblön  ich  dij  an  naken. 


138. 

Jin! 

Bin! 

Bun! 

Eak  der  inoter  äii  de  tmn! 

lüf  weder't  ätuwenäk 

M  än't :  risebät ! 


139. 

D6r!  Dörl 
regd  af  der  gor  I 


140. 


LSnl  LÖn! 
klaaf  kp^n ! 

141. 

A. 

An! 

schauer  de  fän ! 
schauer  se  schtn, 
vfk  en  bin! 

357 


Äntchen 

scliaur  det  fäntchen, 

schauer  et  schtn, 

iiioi-e  kit  de  brejera  htm! 


142. 

Zäri  kam  nö ! 
Treintche  blaif  da! 


143- 

LiRz ! 

mät  der  bisz  — 
moren  am  drä, 
sobesz  se  frä ! 


144. 

Tizi,  dizi  dözen!    , 

fräsz   zwfeheangdert  grozen  ! 


145. 


Hanz ! 
schwänz ! 
Hampu ! 
humpesz  ! 
grumpes ! 
H%nz ! 


358 


146. 


Spot  nor  spöt! 
am  liemel  äs  e  Göt ; 
dier  wirt  dich  liren, 
wun  te  net  wält  hiren. 


147. 

äpot  nor  6p6t! 

am  herael  äs  e  Göt; 

dier  wirt  inij  erraten, 

unt  dej  an  de  glänich  häl  scbäken. 


Kindergebete. 
148. 

Gotesz  nilmen  afgestanden  ! 
dät  walt  Göt, 
beh&d  esz  Göt, 
Got  der  luoter, 
Got  der  san, 
Got  der  helich  giszt« 
Amen ! 


149. 

Gotesz  nume  bat  gangen! 
dat  walt  Göt, 
beh&d  esz  Göt! 
Got  der  fuoter  &c.! 


359 

150. 

A. 

Des  öbeszt  siii  mer  schldfe  giü, 

sibn  angel  sin  mäd  esz  ku, 

zwe  ze'n  hebn, 

zw^  ze'n  saitDy 

zwd  ze'n  föeszen, 

der  sibnt  sal  esz  däken, 

otiser  här  Jesus  säl  esz  mörn  fräe 

fräsch  gesond  ofwäken! 


B. 

Gotesz  nume  schlöfe  gön! 

siwen  äinjel  mät  mer  gdn! 

zwin  zä  meinjen  hiwden, 

zwin  zä  ineinje  sekten, 

zwin  zä  meinje  feszen, 

dSd  in,  dät  säl  mich  däken ! 

6ot  der  här  s£l  mich  gesangd  afw&ken ! 


löl. 

Bietkldk! 
half  esz  Qot ! 
Got  der  fuoter, 
Got  der  san, 
Got  der  helich  giszt! 
Amenl 


152. 

Ech  bä  klin, 
meinj  harz  äsz  rin, 
nemeszt  säl  drä  wunen 
als  J5su  alin  !     Amen  ! 


360 

153. 

A. 

A6h  här  kom, 

inä6h  mich  from, 

(lad  ich  hk  dej  an  heniel  kom! 


B. 

H&rzer  härgot  mä6h  mich  from, 
dad  ich  hk  dej  an  hemei  kom! 


154. 

An  mal  bietche  lieg'n  ich  mich, 

nienen  Got  befieln  ich  mich, 

Sien  öbend  und  äle  morjen 

wirt  mir  Got  men  eil  fersorjen.  Amen! 


155. 

O  J&ftuleinj, 

nie  br&derleinj! 

kam  an  dat  jang  härzke  mein], 

unt  losz  et  dir  en  wununk  seinj  ! 


156. 

Te  huoszt  et  gegien, 

te  käszt  et  nien, 

här  söjen  deinj  gowen!  Amen! 


3()1 

157. 
A. 

Ich  huird  e  klökeltchi  kl&ngen, 

de  helij  ängel  am  hemel  säng.eii, 

ech  schief  bä  Got  dem  häre  sene  fesz 

gor  sesz.   • 
5.  E  wiekt  mij  of, 

6  schakt  mij  an  de  khxh, 

De  kirch  wor  gekiert, 

der  ielter  w6r  gediekt ; 

am  den  ielter  geng  ich, 
10.  Kriszt  den  häin  emfeiig  ich. 

Pro  dich  Sil! 

frö  dich  harz ! 

kit*  me  truiszt, 

dier  mij  ousz  der  häl  erluiszt.  Amen! 


B. 

Ä* 
n  de  kirch  genge  mer, 

am  den  ielter  tnide  mer, 

äsen  Härgot  bade  mer. 

De  kieke  Itcher  klängen, 

de  schfilercher  sängen   — 


o. 

Kletcheltche  fe  u  ze  kläingen ! 
am  himel  sin  de  äingel  säingen! 
de  äingel  sai  schniwais  ugedö  — 

5.  Här  losz  mich  nät ! 

,Wäe  8ol  ich  dich  loszen  ? 
Häe  bäszt  te  gefongen 
zwäsche  föef  ruit  wongen!^ 
Haint  schläef  ich  säesz 

10.  bai  Got  dem  häre  saine  ^esz. 

Got  der  här  häesz  mich  fräe  ofston, 
e  häesz  mich  an  de  kirch  go. 


362 

An  de  kirch  geng  ich 
Rriszt  den  härn  ämfeng  ich. 
15.  Fröe  dich  sil  1 
fröe  dich  harz! 
säch  dd  kit  der  truiszt, 
dier  dij  ouaz  der  häl  erluiszt !  Amen ! 


D. 

ySäinjder  wält  tä  mät  mir  gdn ! 

A6h  wk  ßfil  ech  mät  dir  gön  ? 

Hä  län  ich  gefangen 

mät  siwe  schwere  wangden. 

Här  Jesu  kam. 

mät  deinjen  äinjeltchem  alen  drä, 

unt  mä6h  mich  fra ! 


158. 

^  Här  Jesu,  dir  liewen  ich, 
*  här  Jesu,  dir  Stärwen  ich, 
här  Jesu  deinj  bleiwen  ich 
did  oder  liewendich. 


Kinderpredigten. 
159. 

If  legd,  ir  lekt! 
hirt  meinj  prädich  hekt! 
Prädich!  prädich! 
de  kirj  äsz  lädich: 
5.  d6  iwern 

se  fii  schiwem, 
dö  uewen 
se  fil  schuowen, 
dö  äraen 
10.  se  fil  mämen, 


363 

dö  afen 

se  läkter  fafen. 
Prädich!  prädich ! 
de  kirj  äsz  lädich. 


160- 

Fuoter  äser  knödhen! 
ich  biet  emöl  dra  w66hen, 
bäs  ij  an  herael  kam. 
Ech  8a6h  dra  Juden  dö  ieszen, 
5.  dier  in  ref  mich  zem  ieszen, 

dier  ander  söd,  ich  wil  em't  ^or    frieszen, 
der  drät  nam  e^  stintchen, 
e  wurf  mich  weder  det  zinebintchen. 
fich  geng  za  äsem-  härgot  klön, 
10.  et  söt,  e  h&t  mer  gät  gedön. 


161. 

Schlöszer  dser! 

me  fuoter  wunt  bära  miltschen, 
meinj  moter  wunt  bäm  klitschen; 
me  ftioter  had  en  monkel  fersazt, 
5.  am  ßiwe  gälden ; 

na  wäl  hie  en  net  lisen, 
hie  wäl  en  net  lisen, 
sä  wäl  en  net  lisen, 
na  bleift  hie  fersazt 
10.  fum  iweget,  za  iweget 


162- 

Quibus 

en  hibesz, 

unt  quibus,  quabusz 

de  gäsz  gö  barbesz; 

barbesz  göü  de  gasz. 


364 

ünt  de  gasz  Ren  asz, 
U!it  de  gasz  sen  ned  ech, 
naiia  sehwech! 


163. 

Kön  danen,  kön  danen! 

mäd  ire  fimenl 

fcön  htme,  kön  himen 

inäd  iren  hf nen  I 

Meinj  prädij  äs  ousz, 

et  kid  en  inousz 

.ous  ärem  16^  erousz  . 

unt  lift  iwer  desz  nöber  seinj  housz. 


164. 

Ich  fön  un  ze  rieden, ' 
ich  f&n  un  ze  bieden, 
ich  fön  un  ze  sön; 
er  känd  et  net  ferdrön; 
er  hud  et  gehirt, 
et  se  lokter  wirt. 
Na  kid  e  schweinj 
unt  fräszt  mer't  lateinj. 


Neckmärchen,  Lügenmärchen  und  Reiinspiele. 

165. 
Des  armen  Mannes  Wlrthscliaft. 

1.  Ech  w6r  en  örem  man,  . 

ech  hat  näszt  wä  en  hintchen  — 
Tär  dich  ineinj  hintchen! 

2  Dä^ij  eraol  en  hintchen  hat, 
.    b<'käni  ij  ug  en  hunen. 

Kikeriki  hiszt  meinj  hunen, 

Tär  dich  meinj  hintchen. 


365 

3.  D&  ij  emol  en  hunen  hat, 
bekam  ij  ug  en  schwunpii. 
Welsz  fadern  drit  me  schwunen, 
Kikeriki  hiszt  nieinj  hunen, 
Tär  dich  meinj  JiiDtciien. 

4.  Da  ij  emöI  en  schwunen  hat, 
bekam  ij  ug  en  gisz. 

Zäz  de  Barbra  hijszt  meinj  ^isz, 
weisz  fädern  diit  nie  sehwunen, 
Kikeriki  hiszt  meinj  hunen, 
Tär  dich  meinj  hintchen. 

5.  Dk  ij  emol  e  giszken  hat, 
bekam  ij  u^  en  kä. 
Kram  heren  drit  meinj  kä, 
Zäz  de  Rarbra  hiszt  meinj  gisz, 
vveisz  tadern  drit  me  schwunen, 
Kikeriki  hiszt  meinj  hunen, 
Tär  dich  meinj  iiintchen. 

6.  Da  ij  emöl  en  kä  hat, 
bekam  ij  tig  e  kalt'. 
Prutschemprutsch  hiszt  me  kälf, 
kram  heren  drit  meinj  kä, 

Zäz  de  Barbra  hiszt  meinj  gisz, 
weisz  fädern  drit  me  schwunen. 
Kikeriki  hiszt  meinj  hunen, 
Tkv  dich  meinj  hintchen. 

7.  Da  y.emol  e  kälf.hat, 
bekam  ij   u^  e  färt. 
Röszknorn  drit  me  färt, 
Prutschemprutsch  hiszt  me  kälf, 
kram  hern  drit  meinj  'kä. 

Zäz  de  Barbra  hiszt  meinj  gisz, 
weisz  födern  drit  me  schwunen, 
Kikeriki  hiszt  meinj  hunen, 
Tär  dich  meinj  hintchen. 

8.  Da  ij  emol  e  färt  hat, 
bekam  ii  u^  e  fölen. 
Mihaha  hiszt  me  fölen, 
röszknorn  drit  me  färt, 
Prutschemprutsch  hiszt  itie  kalf, 
kram  heren  drit  meinj  kä, 

Zäz  de  Barbra  hiszt  meinj  gisz, 


366 

weisz  fädern  drit  me  schwünen, 
Kikeriki  hiszt  meinj  hunen, 
Tärdich  meinj  hintchen. 


166.    . 
Hühnchens  Tod« 

Det  kekeschken  u6li  det  htntche  schärden  af  dem  mäszt.  Ui  t 
hintche  fand  e  kukeruzkekt  unt  schlakt  ed  awiszt  an,  m^r  em  det 
kekeschke  gesöt  had,  et  känd  «niöl  erstäke,  wun  ed  alleszt  esi  awiszt 
uoweschläk«  wil.  At  d66lit  awer:  net  dat  det  kekeschke  filecht 
k&m,  unt  n^m  am  det  kükeruzkektchen ;  dorära  wül  äd  ed  esi 
schniel  äschläken»  Awor  et  geog  em,  wä  det  kekeschke  gesöt  hat; 
det  kekt  bliw  em  am  hälz  Stichen,  ät  fä\  am.  Wä  dät  det  kekesch- 
ke sadh,  lew  et  schniel,  et  sil  waszer  bräinjen,  unt  stl  et  dem  hint- 
chen an  hälz  schiden,  dad  et  det  kektche  sil  uowe,  wieschen,  Na 
kam  et  zer  brokt  unt  hej  är  waszer : 

1.  Brokt  mir  waszer  gien, 

waszer  ech  himen  dron,   •  • 

hintche  wäl  fäk,  fäk,  fäk. 

2.  De  brokt  söd :  ,ich  wäl  net ! 

bräinj  mer  dirscht  de  schage  fum  schoszter !' 

Kekeschke  kam  zem  schoszter: 

„Schoszter  mir  schale  gien ! 

schalen  ech  brokt  dron, 

brokt  mir  waszer  gien, 

waszer  ich  hintchen  drön, 

hintche  wäl  fä^:,  fäk,  fäk.« 

3.  Der  schoszter  söd :  ich  wäl  net ! 

bräinj  mer  dirscht  fum  schweinj  de  birschten  I 

Kekeschke  kam  zera  schweinj : 

^Schweinj  mir  birschte  gien ! 

birschten  ech  schoszter  drön, 

schoszter  mir  schale  gien,     • 

schalen  ech  brokt  drön, 

brokt  mir  waszer  gien, 

waszer  ech  hintchen  drön, 

hintche  wäl  fäk,  fäk,  fäk." 


367 

4.  Det  scliweinj  dät  86d :  ich  wäl  net! 
bräinj  nier  dirscht  fum  weiszbäk  klaenl 
Kekeschke  kam  zem  weiszbäk: 
^Weiszbäk  mir  kläe  gien, 

klaen  ech  schweinj  drön, 
schweinj  mir  bir achte  gien, 
birschten  ech  schoszter  drön, 
schoszter  mir  schage  gien, 
schagen  ech  brol^t  drön, 
brokt  mir  waszer  gien, 
waszer  ech  hintchen  drön, 
hintche  wäl  iäk,  fäk,  fäk. 

5.  Der  weiszbäk  söd:  ich  wäl  net! 
bräinj  mer  dirscht  fum  fielt  det  kirn! 
Kekeschke  geng  af  t  fielt : 

„Fielt  mir  kire  gien! 
kiren  ech  weiszbäk  drön, 
weiszbäk  mir  klae  gien, 
klSen  6ch  schweinj  drön, 
•   schweinj  mir  birschte  gien, 
bir sehten  ech  schoszter  drön, 
schoszter  mir  schale  gien, 
schalen  ech  brokt  drön, 
brokt  mir  waszer  gien, 
waszer  ech  hintchen  drön, 
hintche  wäl  fäk,  fäk,  fäk. 

6.  Det  fielt  söd:  ich  wäl  net 

bräinj  mer  dirscht  fum  höf  de  mäszt ! 
Kekeschke  geng  zem  höf: 
„Höf  mir  mäszt  gien ! 
mäszt  ech  fielt  drön, 
fielt  mir  kire  gien, 
kiren  ech  weiszj;)äk  drön, 
weiszbäk  mir  klae  gien, 
klaen  ech  schweinj  drön, 
schweinj  mir  birschte  gien, 
birschten  ech  schoszter  drön,  '  • 

schoszter  mir  schalen,  gien, 
,scha^en  ech  brokt  drön,    . 
brokt  mir  waszer  gien, 
waszer  ech  hintchen  drön, 
hintche  wäl  fäk,  fäk,  fäk. 

7.  Höf  gaf  dem  kekeschke  mäszt, 
kekeschken  de  mäszt  dem  fielt, 


368 

fielt  dem  kekeschke  kiren, 
kekeschken  det  kiren  dem  weiszbak, 
weiszb&k  den)  kekescliken  de  klaren, 
kekeschken  de  klaen  dem  schweinj, 
schweinj  dem  kekeschke  btrschteii, 
kekeschken  de  birschten  dem  schoszter, 
schoszter  dem  kekeschken  de  schalen, 
kekeschken  de  schagen  der  brokt, 
brokt  dem  kekeschke  waszer, 
kekeschken  det  waszer  dem  hintchen, 
awer  det  hintche  wor  schin  dit. 


167. 
Hühnchens   llogr/ibnisz. 

Da  na  det  hintchen  dit  wor,  madht  det  kekeschken  en  wuo^pn 
ous  arschuolen,  unt  166ht  det  hintchen  draf,  unt  äpant  zwd  leiszkor 
u6h  zwe  meiszker  un,  unt  för,  et  sil  dad  uorem  begruowen.  Awer 
d'irscht  för  et  nor  alin,  et  dodht:  ^et  wärde  schin  nö^  är  af  de 
lech  kun,  wu  se  fun  desem  schäksal  hiren,**  und  drifiunt  drf: 

1.  Tschä  meiszker  I  •  .  '  . 
hida  leiszker! 

hegd  u  mir, 
moren  un  dir. 

•. '* 

2.  Kam  der  hier: 

„Woräm  esi  trourich?** 
^Hintchen  äsz  gestorwen, 
selent  begruowen, 
owi!  owi!" 

„Terf  ich  mät  fuoren  ?"^ 
„Hop  häinjden  af! 
dat  de  rätcher  kerzeln, 
dat  de  meiszker  perzcln, 
•     (dat  de  meisaker  krazen 
dat  de  leiszker  pazen  !) 
Tscha  nieiszkenl 
hida  leiszken  I 
hegd  u  mir, 
moren  un  dir. 

3.  Kam  der  wülf: 
-Woräm  esi  trourich  ?** 


■   ,  369 

^Hintche  ge&torwen, 
seleht  begruowen, 
o  wi!  o  wi!** 
„Terf  ich  niät  fuoren?" 
pHop  häinjden  af! 
dat  de  r&tcher  kerzeln, 
dat  de  meiszker  perzeln, 
/      (dat  de  meiszker  krazen,    . 
dat  de  leiszker  pazen.) 
Tscha  meiszken! 
hida  leiszken! 
hegd  u  mir, 
moren  un  dir. 

Esi  färe  se  wekter,  und  et  beg&nd  en  u6h  n66h  der  fus,  uÜx 
der  is,  u6h  der  kripes,  u6li  ded  Sehen,  u6h  de  nönold  uch  de  knif- 
lich  iiöld,  u6h  der '  milestin,  und  ale  guc^r  hopte  se  häinjden  af. 
Da  se  na  de  nö6ht  iwerifäl,  sakte  se  härbrij  an  era  wirtshous  un 
der  strosz.  Awer  der  wirt  wor  e  garstich  mäinjtsch  und  guocht  se 
ouszen.  Na  wore  se  guor  zornij  unt  rieten  angderenander,  wä  se 
em't  bezuole  silen.  Der  hier  sod :  ich  wäl  em  an  de  kästal  göp, 
der  wülf  s6d :  „ich  wäl  em  an  de  schofstal  g6n* ;  der  fusz  sod : 
ech  wäl  em  an  den  hinestal  gön;  der  kripesz  wül  an  de  waszerköp 
krachen,  ded  Sehen  an  de  weis  iesch,  de  nenold  an  de  griszfuoter- ^ 
stäl,  de  kniflich  nold  änt  dr^dadh,  der  isz  stänt  häinjder  de  houaen- 
dir,  der  milestin  af  de  housendir/der  kokef  af  den  hunebSlken. 

D§L  der  wirt  na  ägeschlofe  wor,  geng  e  jfeded  u  seinjen  irt. 
Der*  bier,  uch  der  wülw  u6h  der  fusz  werchten  ales  an  de  stälen. 
Dat  gaf  do  lärm ;  (der  wirt  wort  wadh,  wll  det  lacht  enzäinjen,  en 
geng  dermät  kern  hiert.  Do  ipräzt  em  ded  Sehen  an  de  ügen.  Hie 
schimft  wa  en  rinnäs,  unt  geng  bä  de  kop,  e  sil  sij  uofwieschcn; 
awer  do  zwikt  en  der  kripes  an  de  hSnt  Na  wül  hie  sij  unt  dr&- 
da6h  Wäschen;  do  &tS6h  en  de  kniflich  nöld  an  de  nuo^z.  E  sazt 
sich  af  de  griszfuoterstäl ;  de  nenölt  geng.  em  än't  däk  fli«ch.  Na 
waszt  hiö  nemi,  wat  hie  sil,  unt  geng  ken  der  dir;  dö  gaw  em  der 
13  en  stisz,  dat  hie  weder  de  werwel  fludh,  Dan  hie  na  awer  de 
dir  afmacht,  fäl  em  der  milestin  af  t  hift,  unt  schlag  en  dit.  W4 
dat  der  kokesch  sach,  krisch  hie :  „Kikerigu  mangu ;  Kut  lod  esz 
wekter  zan!"*  Se  sazte  sij*  guor  aw  und  färe  wekter 

dat  de  rätcher  kerzelden, 

dat  de  meiszker  perzelden, 

dat  de  meiszker  krazten, 

unt  de  leiszker  pazten. 

Tscha  meiszken! 

hidn  leiszken! 

-hegd  u  mir, 

morn  un  dir. 


24 


370  , 

168. 
Schnatterentleins  Reise. 

Det  ßchnaderintchen  macht  sij  aw,  et  sil  an  de  wekt  wält  risen : 

1.  Kära  det  Hipertiperchen  (Frosch) 
,ßäsz  wuor  Schnaderintchen  ?* 
,An  de  wälf  söt  Schnaderintchen. 
,Terf  ich  mät  ku,  Schnaderintchen?' 
,Säz  af  me  schwinzken  ?* 

86t  Schnaderintchen. 

2.  Kam  det  däk  mile^tintchen  : 

,Wuor  sild  er  Schnaderintchen,  Hipertiperchen?' 
,An  de  wält'  söt  Schnaderintchen,  Hipertiperchen. 
,Terw  ich  mät  kun  Schnaderintchen,  Hipertiperchen  ?' 
„Säz  af  me  schwinzken  !" 
söt  det  Hipertiperchen. 

3.  Kam  det  rit  Pazerchen:  (Kohle) 

jWuor  seid  er  Schnaderintchen,  Hipertiperchen,  railestintchen  ?' 
,,An  de  wält"  söt  Schnaderintchen,   Hipertiperchen,  milestintchen. 
,Terw  ich  mät  kun  Schnaderintchen,  Hipertichen,  milestintchen?' 
„Säz  af  me  schwinzken  I" 
sdt  det  milestintchen. 

Esi  gen^e  sk  na  ale  fär  wekter  und  gengen  und  genge,  bäsz 
se  un  de  Miresch  kamen.  Ded  intche  schwom  änen ;  da  ed  awer 
an  der  mätent  w6r,  s6d  et:  „Na  halt  ich't!  ich  sal  emöl  tanken, 
dad  ich  mer  e  fäschken  erwäschen."  Da  et  sij  aiver  tankt,  fälen  se 
guor  mädenSnder  än^t  waszer.  Det  milestintche  sank  af  der  stäl 
bäs  af  de  grangd,  u6h  nemesztmi  huod  et  gesän.  Det  Pazerche  mät 
de  ride  bakeltchere  schwom  no^  iwei;i,  awer  seinj  rit  bakeltcher 
behäld  ät  net;  se  worden  em  schwarz  wi  der  did,  und  esi  schwom 
ät  bäs  än't  mier.  Nor  det  Schnaderentchen  u6h  det  Hipertiperchen 
kamen  derfu,  wel  se  schwäme  kungden,  unt  ladhte  sich  de  bo6h 
fol,  unt  hun  ned  afgehirt  mät  la6he,  bäs  af  desen  da6h ;  dat  gid 
äinjden : 

„Hai  ha!  ha! 
kwa  !  kwa !  kwa  !* 


371 

369. 
GAnzehens  rfeise« 

Det  LibegSszke  wül  emol  an  de  bäsch  gön,  et  sil  sich  fät 
ina6hen,  däii  ät  hat  gehirt  fun  die  file  kregdern  unt  ges6m  d6  iwe, 
fun  dien  em  gor  fät  k&nt  wärden : 

1.  Kam  ded  Sehen  : 

^Wuor  sah  tä  libegaszken  ?* 
5 An  .de  bäsch  fat  machen/ 
„Terw'ich  mät  kun?^ 
,ChaI  hop  aTt  schwinzken!^ 

2.  Kam  det  heltchen: 

„Wuor  sält  ta  libegaszken  ?  ' 

wuor  Salt  tat  mät  dem  achen?" 
,An  de  bäsch  fat  mäihen/ 
«Tör\^  ich  mät  kun?^ 
,Cha!  hop  af  t 'schwinzken  I' 

3.  Kam  der  kripesz: 

^Wuor  sah  tä  libegaszken  ? 

wuor  seid  er  mät  dem  ache,  mät  dem  neltchen?" 

,An  de  bäsch  fät  madhen.* 

„Terw  ich  mät  kun  ?" 

,Cha!  hop  aft  schwinzken!* 

Esi  begfend'  en  n66ii  det  schweinj,  Ti6h  der  gisebak,  u6h  der 
isz;  zeliezt: 

4.  Kam  der  kokesch: 
^Wuor  Salt  tA  libegaszken? 
wuor  sält  tä  mät  dem  achen, 

mät  dem  neltche,  mät  dem  kripesz 
wuor  Salt  tä  mät  dem  bonzken, 
»mät  dem  giszbak,  mät  dem  iszen  ?^ 
,An  de'  bäsch  fät.  mä6lien.'' 
„Terw  ich  mät  ktin?" 
,Clia!  hop  aft  schwinzkenl' 

Da  se  na  an  de  bäsch  käme,  wör  et  schi  .stokdankel  wä  an 
em  iszen.  Wekter  wfer  nemi  ze  go  gewieszt,  dän  em  sach  sich  net 
de  fäinjer,  net  dan  de  wiech.  Nor  emol  sage  se  an  der,  ferd  e 
lächtchejö,  unt  gengen  diem  lächtche  no,  bäsz  se  an  en  housz 
kämen;  dät  wör  lädich,.  dän  et  wör  e  riwerhous,  unt  de  riwer 
wören  ezt  glat  net  derhim.  Det  libegäszke  mät  seinje  komeräte 
geng  änen,  und  söd  em  j^de,  wuor  hie  sich  lieje  sil,  dän  ät  wör  gor 
geschekt,    sä^   glech,    dat  h&    riwer  se  meszten.     Ded  äche  moszt 

24* 


372 

# 

an  de  iesch,  de  n61d  än't  drSdadh,  der  kripes  an  de  köp,  det 
schweinj  angder'n  hiert,  dy  giseb^k  angder  den  däsch,  der  isz 
häinjder  de  dir,  der  koke^  af  de  dir-det  libegaszke  kru^  angder 
det  hkt 

Am  mätemö6ht  kam  ener  fun  de  rtwern  himen;  e  will  det 
feier  luadhen,  en  griw  angder'n  hiert  nö  holz,  —  det  schweinj  er- 
wascht en  un  der  hant;  e  kiwerd  am  feier,  —  ded  ache  hpräzt  em 
an  d'ü^en;  —  e  wül  sich  bära  köp  wieschen,  —  der  kripesz  zwikt 
en;  e  wül  sich  um  dredach  waschen,  —  de  nölt  städh  en;  der  isz 
Ätesz  en,  dat  e  weder  den  däsch  flu6h';  dö  stasz  en  der  gisebak  an 
de  räper,  dat  e  weder  ken  der  dir  sturkeit.  W4  hie  dat  sä6h, 
waszt  hie  net,  wem  e  w6r,  unt  nam  et  nidij  ouszen;  der  kokesch 
kröt  häinjder  em:  kikerigu!" 

Der  riwer  kam  ganz  erfört  bä  seinj  komerSten  zeräk,'  und 
erzäld  änen,  dad  ed  am  riwerhous  ämgeng.  .„Da  ij  angder^i  hiert 
grif"  söt  e  —  „erwascht  mij  en  grisz  pätschzan'oj,  dad  ij  ältkom 
fra  wärde  kangt,  ousz  em  iwel66h  äpokst  mer  ener  feier  än't  gesicht ; 
drö  kikten  unt  zwikte  mij  är;  ener  navi  mij  af  en  hägafel  en  warf 
mich  k^m  däsch;  dö  stesz  mer  weder  ener  zwie  mieszer  an  de 
räper,  dad  ich  dö6ht,  et  w6r  me  liesztet ;  ältkom  bän  ich  entwascht, 
iwer  der  dir  här  krisch  et:  „halt  en  dad  ij  em  u^  int  gienl* 

Dö  de    riwer  dat    hirden,  esi  trade  se  sich    nemi  an  är  housz; 
se  zu^en  derfun,  unt  det    libegaszke  blif  dö  mät   seinj e    komeraten, 
unt  Kefte  gM,  unt  werde  fät,  dat  se    sich    kom   mi'  wieje    kangden,      j 
und  et  dem  libegäszken  äingde  fum-  schwinzken  trepst. 


170. 
Bitschkt 

Det  Bitschki  w8r  mät  seinjer  moter  an  de.  wäinjert  gangen^  et 
sil  u6h  weinjmern  ieszen  Seinj  moter  söt :  j,Bitschki,  ned  äsz  ze 
fil  weinjmern,  dat  tfe  der  de  boifli  nenii  scliläpe  kSszt!"  Awer  det 
Bitschki  folcht  ned,  ät  asz  bäs  em  der  bog  aw  in  sekt  stänt;  nä 
wör  ät  foul,  unt  wdl  seinj  moter  sil  ed  af  den  arme  nie  bäsz  himen. 

1.  Det  Bitschki  wül  net  kinie  gön, 
et  wül,  em  sil  et  himen  drön. 

v2.  Hangt,  kam  beisz  det  Bitschki! 
Bitschki  wäl  net  hime  gön, 
wäl,  ech'  sil  et  himen  drön. 
„Ech  wäl  ned,  et  huot  mer  näszt  godön." 


373 

3.  Kläpel,  kam,  sclila^Ji  den  hangt ! 
hangt  wäl  net  det  Bitschki  beiszen, 
Bitschki  war  net  hime  gön, 

wäl,  ech  Sil  et  himen  dr6n. 

^fich  wäl  ned,  e  huot  mir  näszt  gedön." 

4.  Feier,  kam,  brä  de  kläpel ! 

kläpel  wäl  net  hangt  seh  Ion, .  '  ' 

hangt  wäl  net  Bitschki  beiszen, 

Bitschki  wäl  net  hime  gon, 

wäl,  ech  Sil  et  himen*  dron. 

„Ech  wäl  ned,  e  huot  mir  näszt  gedön." 

5.  Waszer,  kam,  lasch  det  feierl 
feier  wäl  net  kläpel  br&n, 
kläpel  wäl  net  bangt  schlön, 
hangt  wäl  net  Bitschki  beiszen, 
Bitschki  wäl  net  hime  gön, 
wjil,  ech  sil  et  hinren  dron. 

„Ech  wäl  net,  mir  huod  et  näszt  gedön.* 

6.  Isz,  kam,  sof  det  waszerl 
waszer  wäl  net  feier  lieschen, 
feier  wäl  net  kläpel  brän, 
kläpel  wäl  net  hangt  scblon, 
han^  wäl  net  Bitschki  beiszen, 
Bitschki  wäl  net  hiine  gon,  ^ 
wäl,  ech  sil  et  himen  dron. 

„Ech  wäl  net,  mir  huod  et  näszt  gedon." 

7.  Flischer,  kam,  schlä6h  den  iszen  1 
isz  wäl  net  waszer  sofen, 
waszer  wäl  net  feier  lieschen, 
feier  wäl  net  kläpel  br&n, 
kläpel  wäl  net  hangt  schlön, 
hangt  wäl  net  Bitschki  beiszen, 
Bitsbhki  wäl  net  hime  gön, 

wäl,  ech  sil  et  himen  dron. 

8.  Der  flischer  s.chla6h  den  iszen, 
dßr  isz  suf  det  waszer, 

det  waszer  lasch  det  feier, 

d^t  feier  brät  de  kläpel, 

der  kläpel  schlacJi  den  hangt, 

der  hangt  bisz  det  Bitschki, 

det  Bitschki  lew  aw  enen  feszken  himen. 


374 

171. 
Der  Baaer  and  sein  Knecht. 

1.  Der  gebouer  schakt  de  knöcht  aft  fielt,   • 
e  Sil  de  Mischka.bräinjen. 

Der  knicht  dier  bräinjt  de  Mischka  ned 
•  unt  kfd  u6li  nemi  himeo* 

2.  Der  gebouer  schakt  de  kläpel  aft  fielt, 
hie  Sil  de  knecht  drieschen. 

Der  kläpel  sclilit  de  knecht  net, 

der  knecht,  dier  bräinjt  de  Mischka  ned, 

unt  kid  uÜi  nemi  himen. 

3.  Der  gebouer  schakt  det  feier  aft  fielt, 
ät  Sil  de  kläpel  br&n. 

Det  feier  brät  det 'kläpel  net, 

der  kläpel  drascht  de  knecht  riet, 

der  knecht,  dier  bräinjt  de  Mischka  ned, 

unt  kid  u6h  nemi  himen. 

4.  Der  gebouer  schakt  det  waszer  aft  fielt, 
et  Sil  det  feier  lieschen. 

Det  waszer  lascht  de  feier  net, 
det  feier  brät  de  kläpel  net, 
der  kläpel  drascht  de  knecht  net, 
der  knecht  bräinjt  de  Mischka  ned, 
unt  kid  uch  nemi  himen. 
• 

5.  Der  gebouer  schakt  den  iszen  aft  fielt, 
hie  Sil  det  waszer  sofen. . 

Der  isz,  dier  seft  det  waszer  net,   * 
det  waszer  lascht  det  feier  net, 
det  feier  brät  de  kläpel  net, 
der  kläpel  drascht  de  knecht  net, 
der  knecht  bräinjt  de  Mischka  ned, 
unt  kid  uch  nemi  himen« 

6.  Der  gebouer  schakt  de  flischer  aft  fielt, 
hie-  Sil  den  isze  sclilon. 

Der  flischer  schlit  den  iszen  net, 
der  isz  seft  det  waszer  net, 
det  waszer  lascht  det  feier  net, 
det  feier  brät  de  kläpel  net, 
der  kläpel  drascht  de  knecht  net, 


375 

der  knöcht  dier  bräinjt  de  Mischka  ned, 
unt  kid  u6h  Demi  himen. 

Na  schäkt  der  gebouer  den  teiwel  af  t  fielt, 

hie  Bil  de  flischer  lulen. 

Der  teiwel  hilt  de  flischer, 

der  flischer  schlit  den  iszen, 

der  isz  seft  det  waszer, 

det  waszer  lascht  det  feier, 

det  feier  brät  de  kläpel, 

der  kläpel  drascht  de  knfecht, 

der  kn^cht  bi*äinjt  de  Mischka, 

unt  kid  u6]i  mäd  em  hiinen. 


172. 
Die  MAr  vom  rothen  Hahn. 

Kind:  Griszo !  erzielt  raer  en  mör ! 
Gr.oszmutter:    W6    te    mer    af  meinj    fr66h    rfecht 

äntfere  kaszt  esi  wäl  ich  der  in  erzielen. 
Kind:  Na  fr66ht  mich !  , 

Grosm. :  Käszt  te  de  m&r  fum  riden  hunen? 
Kind:  N&i ! . 
Graszm. : "  Ech    &pr^che    net:    „n&i !"    ech    ipröche 

„kaszt  te  de  ni6r  fum  riden  hunen  ? 
Kind:  Cha!, 
Grpszm. :    Ech    spreche    net:    „chal"    ech    Sprache: 

^käszt  ta  de  mer  fum  riden  hunen? 
Kind:  Ich  ka  se  net  I 
Groszm.:  Ech    spreche    neid:  ^ich    kä  se    net!*  ech 

äprfeche :  kaszt  te  de  mör  fum  riden  hunen  ? 
Kind:  Na  wä  sal  em  da  sön  ? 
Groszm:  Ech  äprfeche  net:  „na  wi  sal  em  da  sön?" 

ech  äpr&che:  kaszt  te  de  mör  fum  riden  hunen? 
Kind:  Käszt  te  de  mer  fum  riden  hunen? 
Groszm.:  fisi  äs  et  rfecht,  unt  na  wäl  ich  der  se  u^ 

erzielen : 

Der  hun  w8r  rit, 
meinj  m&r  äsz  dit. 
(oder:  De  ni6r  äsz  rit, 
der  hun  äsz  dit.) 
Kind:  Awer  griszo !  wör  na  ded  en  m^r  ? 


376 
173. 

En  mfer,  en  m^r  ! 
te  giszt  mer  aet  ra, 
Be  hir  nä  zä! 

O  foszt  odate 
5.  et  wor  eiiiol 

0  feräszte  de  fenster, 
an  dem  feraszte  de  fenster 
w6r  en  uole  de  däpen, 
^       am  uole  de  däpen 
10.  w6r  en  läpte  de  raältch. 
Kam  e  kine   de  hangt, 
frasz  dät  Jäpte  de  mältch 
ousz  dem  uole  de  däpen 
guer  erousz, 
15.  unt  wpr  gelöfen 

la  dräku  zem  teiwel. 


174 
Lag^enlledchen. 

1.  Ich  sa^  emöl  zwta  Tirken 
an  em  stifke  wirken. 
Grisz  wangder  gesän ! 

wä  d&  Tirken 
wirken ! 

2.  Ich  sag  emöl  zwien  bieren 
an  em  stifke  kieren. 
Grisz  wangder  ges&n ! 

wä  d&  bieren 
kieren ! 

3.  Ich  sa^  emöl  zw6  kröen 
an  em  stifke  kloen. 
Grisz  wangder  gesän! 
wä  da  kröen 

klöen! 

4.  Ich  säg  emol  zwo  razen 
an  em  stifke  mazen. 


377 

Orisz  wangder  ges&nl 
w&  d&  razen 
mazen ! 

5.  Ich  sa^  emol  zw6  kazen 
an  em  ätifke  läzen. 
Orisz  wangder  gesän  ! 
wä  d&  kazen 

läzen ! 

6.  Ich  sa^  emol  zw6  douwen 
de  fuszoie  klouwen. 
Grisz  wangder  gesan  1 

wä  da  douwen    » 

klouwen, 

wä  da  knzen 

läzen^ 

w&  d&  razen 

mazen, 

wä  da  kröen 

kloen, 

wä  da  bieren 

kieren, 

w&  da  Tirken 

wirken  ! 


175. 

(Lügenliedchen.) 


l.Dän  de  fli  de  wuogen  zu6h, 
dän  de  mäk  den  tom  ämflu6h, 
dat  wörö  lasztich  zegden. 

2.  De  bäfelkä  säs  af  em  büpfi, 
der  kokesch  drag  en  wisebüm, 
dat  wore  lasztich  zegden. 

3.  E  regder  rit  iwert  kirchenda^h 

e  mile&tjn  schwom  iwer  de  bä6h ; 
dat  wöre  lasztich  zegden« 


378 
176. 

Et  sas  e  m Stehen  af  der  hsL^h, 

et  wS-sch  siehst  hemtchen  aleu  da6h. 

Na  kam  der  far  fu  Nipenap 

unt  8tä6h  ed  an  de  strisak ; 

e  dra^  an  de  Hllrmestat, 

en  schnid  em  e  ätäk  fura  liäinjderbak : 

„Na  kirt,  meinj  häre,,  wä  gäd  et  schmaktl*' 


1 


177. 
G  ä  e  k  a  k. 
A. 

1.  Der  kukuk  flu^  of  dem  schoszter  sai  hausz, 
der  schoszter  wurw  en  scha^  erousz. 

2.  Der  kukuk  flu^  of  dem  miler  sai  hausz, 
der  meiner  worw  en  milesti  erousz. 

3.  Der  kukuk  flu^  of  dem  far  sai  hausz, 
der  far  — *•  ä  worf  de  bibel  erousz, 

4.  Der  kukuk  flu^  of  dem  schumidzter  sai  hau&z, 
der  schumiszter  worf,  de  katechismus  erousz. 

5.  Der  kukuk  flu^  aw  en  käpendürn 
der  kanter  hat  sich  de  gatch  ferlfirn. 


,  Dor  kukuk  flu^  af  desz  far  seinj  housz 
der  far,  dier  sadh  gor  gras  erousz. 


2.  Der  kukuk  flu^  af  desz  schilmiszter  seinj  housz, 
der  schihniszter  wurw  e  ba^  erousz. 

S.  Der  kukuk  *flu^  af  desz  kanter  seinj  housz, 
der  kanter  städh  seinj  gatch  erousz. 


379 

4.  Der  kukuk  flu^  af  desz  schoszter  seinj  hoysz, 
der  schoszter  wurw  en  scha^  erousz. 

5.  Der  kukuk  äu^  af  desz  meiner  seinj  housz, 
der  meiner  wurf  de  miieitin  erousz. 

6.  Der  kukuk  flu^  af  desz  güldschmit  seinj  housz, 
der  güldschmit  säch  zem  fenster  erousz: 

7.  E  wurf  em  e  gäldä  rttinjeltchen. 

(der  kukuk  nara  et  mät  seinje  siwe  sa6hen, 
unt  fludhzä  seinjem  lefken.) 


178. 

Hochzelt. 

A. 

1.  Det  Kirchentreinjtche  wör  en  brokt, 
se  dänzten  af  der  bierenliokt« 

2.  De  bierenhokt  wör  nasz, 
se  dänzten  af  der  gasz. 

3.  De  gasz  wör  brit, 

se  dänzten  af  der  schit. 

4.  De  sohlt  wör  späz, 

se  idänzten  af  der  mäz. 

5.  De  mäz  wör  weisz, 

se  dänzten  af  em  eisz. 

6.  Ded  eisz  wör  glät, 

se  dänzten  af  ein  bat. 

7.- Det  b&t  wör  wich, 

se  dänzten  af  em  dich.     . 

^  8.  Der  dich  wör  souer, 

se  dänzten  af  der  mouer. 


380 

9.  De  mouer  w6r  zesprangen, 
se  däiiztcn  af  de  bangen. 

10.  De  bange*  woren  zeräszen, 
mit  wier  mi  wäl  wäazen, 
dem  wird  af  de  nuosz  geschäszeu. 


1.  Det  Kirehekati  wör  en  brokt, 
et  tonzt  af  der  bierenhokt. 

2.  De  bierenhokt  wor  draich, 
et  tonzt  of  der  gaich. 

3.  De  gaic}i  ^ejig  schi, 
et  tonzt  af  der  kri. 


4.  De  kri  w6r  lank, 

et  tonzt  of  der  bänk. 

5.  De  bänk  wor  brit, 
et  tonzt  of  der  schit 


6.  De  schit  wor  späz, 
et  tonzt  af  der  luäz. 


7.  De  niäz  wor  wich, 
et  tonzt  af  em  dich. 

8.  Der  dich  wd»  souer, 
et  tonzt  of  der  mouer. 


9.  De  mouer  wör  zebrddheu; 
et  toiizt  of  dem  knödhe. 


10,  De  kn66lie  wore  weisz, 
et  tonzt  of  dem  eisz. 


11.  Det  eisz  wör  glät, 
et  tonzt  of  dem  rät. 


381 

12.  Det  r&t  drfet  sij  ämeraingk 
iwer'n  rone  (?)' 
'  bäs  ^n  brone. 


179. 
Taufe. 


Äsz  kaz  u^  äsz  kader 
biden  ich  ze  gefader, 
asz  hin  u^  asz  hun 
s6deii,  er  silt  balt  kun, 
5.  a»z  kä  u^  äsz  räinjt 

sdden  't  wer  gor  en  hisch  käinjt; 
häinjder'in  iwen 
äs  en  "bänk 
Ho  dertiwen 
10.  lät  de  kränk. 


180- 
Wie  Peter  sein  Weib  schlug;. 

1.  Titi,  titi,  lochen ! 

der  Piter,  scliladh  sen  fröchen. 

2.  Det  law  em  an  de  irlen, 
det  feng  un  ze  birlen. 

3.  Det  l&w  em  angder  de  bräk, 
e  bruoäit  et  mät  der  kräk. 

4.  Det,  law  em  an  de  sp6, 
e  kund  et  ned  erfö. 

5.  Det  law  em  an  det  gräsz, 
e  ieng  .et  mät  dem  gl  äsz. 

6.  Det  law  em  an  de  kumer, 

e  achlag  et  mät  dem  humer ; 


382 

7.  E  band  ed  un  den  däschfos  u 
„fntuz  morzi  \^  et  Sprang  d'erfu : 


T» 


Wuort  te  wirscht  mer  schu  weder  ku  1" 


181-       ' 
Wie  der  Walaeh  sein  Weib  sciilug. 

1.  Däun  der  bl66li  d(^  blechä  schlaf, 
schladi  e  se  mät  dem  ieszichkrach ; 

2.  Däun  se  net  wöul  schwejen, 
schla6h  e'  se  mät  wegden, 

3.  Däun  se  net  wöul  ieszen, 
schladh  e  se  mät  dem  bieszem. 

4.  Däun  se  net  wöul  bleiwen,, 
schlaf  e  se  mät  zweiwel; 

5.  E  schladh  se  mät  dem  zweiwel, 
en  schakt  se  dernö  zem  döüwel. 


182. 
Fahrt  ins  Elfenland. 

A. 

Zuzu,  zuzu,  zunderm&tchen 
dräinjk  weinj  ousz  em  waszerk^pchen  I 
schid  ed  iwer't  rü6hl66li 
(dor  de  heangt  spile  gön, 
5.  do  de  r^klich  m^tcher  stön) 
dat  de  hangt  bile  gon, 
dat  de  kaze  spile  gön 
zä  der  blomenä! 

De  blomenä  w6r  net  derhim, 
10.  de  kaze-  säszen  af  era  stin, 


383 

de  gisz  wül  ned  afston 

en  wül  net  fuor  de  kenenk  g6n. 

Mousz  I  Mqusz  I 
kier  det  hoiisz ! 
15.  WiseU  Wisei! 
drag  ed  ouszl 


B. 

Zuzu,  zuzu,  zunderm Stehen ! 
dräinjk  ousz  dem  waszerkfepchen f 
Kikeriki  säinjt  nieinj  hun, 
h6t  zwin  äpueren  un. 
5.  (häd  ech  nieinj  rit  schagen  unl) 


Se  süle  regde  fraen 

ken  der  donienaen. 

(an  de  Komenaen) 

De  domena  w6r  net  derhiin, 
10,  de  gitjz  la^  &f  eni  stin, 

de  kaz  lä^  4f  em  liiert, 

der  heangt  la^  fuer  der  dir; 

se  wüle  sij  o6li  net  wiejen, 

se  wüle  sij  o6h  net  riej(;n, 
15.  se  wülen  o6h  ned  äfstön, 

se  wülen  oäa.  net  fuer  de  kenenk  gön, 

se  wülen  o6h  net  schalniären 

wier  de  brokte  wferen  ; 

se  sängen, 
20.  se  sprängen, 

se  dreänken  ausz  de  känen, 

se  schleagen  de  beangen, 

terum  !  terum  1  tituni !  titum ! 


c. 


Süle  mer  regde  fraen 
an  de  düömenaen,  — 


384 


de  Krazewez  wör  u6h  dö, 

de  Uepentep  kam  u6h  nö. 
*  * 


Abzählen  zu  Spielen. 
183! 


(Mit  jedem  Wort    wird    einer  der  Spielenden   zugleich    darch    Berühnuig   mit  dem 
Finger    bezeichnet;    wen    das    letzte  Wort  trift,    der   ist   anagelost.    Die   nngrische 
Sprache  ist  in  diesem  Stück  nachgeahmt.) 


Äketum 

zinumlain 

täketurn 

mit  malain 

tinum 

kozka 

tan  um 

tuwa 

ärsäk 

te! 

niäi-Bäk 

184 

(Gebraucht    wie   das  vorangehende  Stück;    in    diesem  ist  die  Zigeunersprache  nach- 
geahmt.) 


Unemi, 

ronza 

dunemi, 

konza 

tronemi 

jewia 

ronemi 

dewla 

donemi 

,  tschok! 

-  185. 

(Ebenfalls  die  Zigeunersprache  nachgeahmt) 

ünebi,  zwiren 

duiKibi  diren, 

doi  obra 

kizi  dobra 

kiewer  fläpeszT 
moi 


385 


186. 


Gekftft, 

geitilen, 

af  PID  mäszt  gefp^ngden. 


187. 


E  ruosz, 
en  huoszy 
en  kaz, 
en  raz 


en  isz, 

en  ^isz  — 

dö  lift  en  mousz 

tä  bäszt  ousz! 


188. 

(Jedes   von   den  Wörtern    oder  Sjlben   föllt  anf   einen  Spielenden,  die  letzte  Sylbe 
loszt  wie  in  den  früheren  Stücken  aus.) 


ünichi 

in  der 

dunichi 

not. 

tipel- 

Wäre 

te! 

wäre, 

Tibel 

^rdsze 

tabel 

dök. 

domi-     . 

Schäsz 

ne. 
Eckes- 

Mkl 

bröt 

\ 

Zintchen, 
bintchen^ 
kraähä 
bätchen 


189. 


boäba 
bandri 
zedrä' 
bärtphenl 


25 


386 

^       190. 

Tä  bäszt  kiser, 
tä  bäszt  kenenk, 
tä  bäszt  gräf, 
tä  bäszt  Bchoszter, 
tä  bäszt  Zegun, 
marsch  derfun! 


191. 


Kukela, 

pipela 

träs^e 

la  niutela 


de  inte 
;ö  barbesz, 


e  gasz 
gd  geschächt 


192. 


Ainjel 

bäinjel 

häinjerschkii^cht^ 

klipchen 

klapchen 

af  em  roch 


flidri 

fladri 

flädermouszs 

nom  dij  af  t 

feszken 

tä  bäszt  ousz! 


193. 


Unemi 

kokesch 

dunemi 

atrum 

schali 

patrum 

pali 

pirum 

pimpescfa 

pik: 

S«7 

194. 

fineget 

ßchiärlonk 

weneget 

piÄiienk 

tichen 

ßchuBz 

taclien 

kS  Biißz 

okesc'h 

hq  em  fuszl 

mokeseh 

195. 

(Auch  hier  fSlIt  jedes  einzelne  Wort  auf  einen  der  Mitspielenden.) 

Int,  zwie,  dra, 
krej  än't  lia! 
fkv,  faf;  sie$z, 
krej  an  de  ieschl 
5   siwen,  acht,  neinj, 

te  bäszt  en  alt  schweinj; 
zkrij  elf,  zwelf, 
frieszen  dich  de  w.^If, 
beiszen  dicjfa  de  ineisz, 
10.  kiken  dich  de  leisz^ 
zwiken  dich  de  flt  — 
kikeriki! 


Spiele. 
Beim  Wettoprtng'eii. 

196. 

Guide,  ginde  langen, 

bä»z  wor  säl  ich  sprangen* 


1^5* 


388 

Betm  ««Koches**  spielen«  Indem  «label  In  der 
Pfanne  grertttart  wird. 

197. 

Räder,  räder  an  der  tsm, 
da  e  kizke  bater  drän, 
oder  e  kizke  fat, 
dad  et  net  ferbrätl 


198- 

(Man  faszt  sich  bei  den  Hunden  nnd  dreht  sich  im  Kreis.) 

Et  säsze  siwe  mäüseltcher 
an  enem  anje  kärfken, 
sesz  hülz  1^  sauer  hülz  I 
da  inijet  Lini  drd  dichl^ 


199: 

(Gespielt  wie   das  Yorangehende,    nur   dass   hier  bei   den  letzten  Worten  schnell 
niedergednkt  wird,   wobei  Manches    yon   dea  Mitspielenden  omf&llt,  wodurch  dann 
die   kindliche  Heiterkeit  erregt  wird.) 

Bise;  bise  bS! 

krej  an  det  häl 

niältch  änt  figschkenl 

höwer  än't  tgschken  I 

plutsch  an  de  badhl  j 


200. 

(Gespielt  wie  Kro.  199.) 

Duina! 

Maruina ! 

dr&  dich,  m^tchen,  drS  dich! 

plutsch  neder! 


389 
201. 

(Gespielt  wie  Nro.  199.) 

Raiu! 

mala! 

huower  am  töschken! 

mältch  am  fldschken! 

zizumizu! 


202. 

CGospielt  wie  Nro.  199.) 


Majeram  I 

kampeszthifkchen  1 

rise&tintchen ! 

Et  säfl  e  mStchen  an  der  bäöh, 

et  woBch  det  hemtchen  alen  da6h 

plutsch  äa  de  baihl 


Maiul 

raiu! 

kampesztMftchen ! 

ridet  ätintchen! 

Et  säs  e  m^tchen  un  der  MHi, 

et  wosch  sjich  't  hemtchen  alen  d&6h, 

Tizi!  mizi!  an  der  bäch« 


203. 

(Eigentlich  ein  Aumf  an  den  Stoszvogel.  und  sollte   im  Absclinitt  „Verkehr  mit  der 

Natnr"  stehen,   wird  aber  von    kleinen  Kindern  mit  dem  hiezu  angepaszten  Schlusa 

beim  Bingelgehn  gesungen,  und  dabei  verfahren  wie  bei  Nro.  199.) 

btiszfuo^el ! 
hienendäder ! 


390 

flej  an  de  Pimberbäsch, 
briiin]  eii  sak  föl  ha-^^zelnäsz 
dem  Di«lel  —  daidel  —  dizi ! 
Zizi! 


204. 

(Det  Anruf  an    die  Dohle    ist   hier  mit   einer  kleinen  Aendening  am  Schl.nsze  ziua 

Keigenlied  verwendet.) 

T^chiikal 
Mamka! 

flej  af  de  birehfini, 
säch,  wun  de  Tirke  kun ! 
5.  De  Tirke  ku  mät  ätangen^ 
der  bier  huot  sij  erhangen, 
der  bäsch  br&t,  der  bäsoh  brit, 
der  wülf  huot  sich  den  zuo^el  ferbr&t, 
der  fttsB  Itft'Htti  kirn, 
10.  0  huot  sich  de  sfehwÄn^  ferörfen; 
der  N.  N»  sal  en  hilen. 

(Das  von  dem  Vorgänger  oder  Anführer  bezeichnete  Kind  musz  nun  von  einer  etwas 
entfernten  Stelle,  bis  man,  je  nach  dem,  wie  es   vorher  bestimmt  worden,  auf  5,  10, 
20  etc.  zählt,    zwei  Brettchen   holen,  sonst    erhält  es  von  jedem  Mitspielenden  eiaeu 
Schlag  auf  die  Fuszsohle.) 


II  tt  hl  e. 

20d. 

(Ich  koimte  nicht  genau  erfahren,  wie  gespielt  wird.) 

Meinj  mil  git, 

deinj  mil  sttt, 

nieinj  mil  föd  e  filscliken, 

deinj  mil  fed  e  sch^ifken. 


391 
Httwaehen. 

206. 

(Jedes  Kind  kneipt  mit  Daumen  and  Zeigefinger  in  die  äuszere  Oberfläche  der  Hand 

eines  Andern,    welche  es  anf  diese  Weise  festhält ;  dasjenige,  welcheä  die  Hand  am 

untersten-  hat,  beginnt  das  Lied,  und  bringt  die  Hand  bei  den  entsprechenden  Worten 

desselben  hinauf;  dann  begint  ein  Anderes,  das  an  seine  Stelle  getreten.) 

Eins:  O  wt!  o  wi! 
Alle:  Wat  dit  der  wt? 
Ein»:  Det  meiszke  beiszt  mich. 
Alle:  Hop  eraf! 


B  p  u  n  II  e  n  f  p  a  u» 

207. 

(Ein  Kind  sitzt  als  Brunnenfmu  auf  einem  Schemel;  die  Andern  umgehen  es  im 
Kreise,  uiid  zupfen  es  während  des  Liedes;  'kann  die  ßrunnenfrau  hiefoei  Eines  er- 
haschen, ohne  sich  vom  Schemel  zu  rühren,   iso  tritt  da«  Gefangene  an  äre  Stelle.) 

Branefrä! 
Branefrä  ( 
zech  mij  an  de  brauen! 


Herliche  «locke. 

208. 

CEin  Kind  stützt  sich  mit  verdeckten  Auges  mit  der  Stirn e  anf  den  Tisch;  Eins  von 
den  Andern  schlügt  es  mit  einem   zusammengeflochtenen   Tuche  anf  den  Kücken;  es 
musz  den  Schläger   errathcn,   und  am  Schöpfe   ergreifen,  der  dann  seine  Stelle  ein- 
nehmen mnsz.) 

Eins:  Härlich  kl6k (nachdem  es  den  Schlag  erhalten) 

Alle:  Wier  huod  et  gedön? 

Eins:  Dier  uih  dierl 

Alle:  Kam  bräinj  en  un  k6ren  hier! 


892 

Blinde  REansz. 

209. 

(So   heiszt  bei   den  Sachsen»  .was   man    sonst  „blinde  Knh"  nennt.    Einer  mit  ver- 
bundenen Augen,    sucht  Eines   ron    den  Andern    zu    erhaschen,  die, um  ihn  hüpfen, 

singend :) 

Bläinjdermoiisz  ! 

ich  kun  der  än't  hoasz. 


Tod. 

210. 


(Spiel    beim  Abschfilen   des  Maiszes.    Einer   wird    ganz    mit  Blättern   bedeckt,   die 
Andern   stehen  um  ihn  herum^  oder   verstecken  sich  und  rufen  aus  dem  Versteck:) 

Alle:  Schampelän  dit !  StSnd  aw,  et  hod  tat  geschlön ! 

Tod:  A6li  lot  liiich  nödh  schlöfen! 

Alle:  Schamplän  dit!  ätand  aw,  et  h6t  zwe  geschlön! 

Tod:  Adb  lojt  mich  n66h  schlöfen! 

Alle:  8champelän  dit!  stand  aw,  et  höt  dra  —  f&r  —  faf  — 
siesz  —  siwen  —  acht  —  neinj  —  zän  —   elf  —  «weif  geschlön! 

Tod:  (ertheilt  immer  die  Antwort:  „lot  mich  nö6h  schlöfen!" 
his  er  den  Ruf  vernimmt:  „et  höt  zwelf  geschlöni"  Dann  springt 
er  plötzlich  auf,  die  Andern  laufen  auseinander;  wen  er  zuerst  er- 
greifen kann^  der  musz  an  seine  Stelle  treten,  und  ,|8champe]än 
dit"  sein.) 


Der  Wolf  und  die  Oänse. 

211. 

Gans:  Ir  meinj  göseltcher,  göseltcher  kud  erfir  I 

Gänschen:  Mer  getiren  net,  mer  getire  net 

Gans:  Woräm  net? 

Gänschen:  Am  de  wölf. 

Gans:  Wo  äsz  der  w&lf? 

Gänschen:  Dö  onder  dem  zäng,  dö  onder  dem  zäng. 

Wolf:  Na  wüort,  ech  wäl  ich  schu  —  (er  springt  hervor,  und 
sucht  die  einzelnen  Gänschen;  die  er  findet,  schleppt  er  in  seine 
Wohnung,  um  sie  alle  miteinander  zu  fressen;  während  er  aber  das 
letzte  bringt,  gehen  die  Andern  auf  ein  Zeichen  alle  durch.  Er 
läszt  das  frei,  das  er  in  Händen  hat,  und  läuft  zornich  den  Andern 


398 

nach.  Alle  retten  sich  in  das  „Sichere'',  wohin  der  Wolf  nicht 
kommen  darf,  und  er  wird  ausgelacht.  Die  Rolle  des  Wolfes  musz 
immer  der  flinkste  und  lustigste  Junge  übernehmen). 


Wolf  und  liainni, 

212. 

Alle  Spielenden  mit  Ausnahme  zweier,  welche  die  Rolle  von 
Wolf  und  Lamm  übernommen,  bilden  sich  gegenseitig  an  den  Händen 
fassend  einen  Kreis.  In  diesem  Kreise  befindet  sich  das  Lamm, 
der  Wolf  geht  um  denselben  herum.  Die  Glieder  des  Kreises 
summen: 

„Gied  ödht!  gied  66ht,  der  wftlf  gid  am! 

Nun  sucht  der  Wolf  in  den  Kreis  zu  schlüpfen,  um  das  Lamm. 
zu  erhaschen,  das  aber,  sobald  jener  in  den  BIreis  gedrungen,  iausaer- 
halb  desselben  Rettung  sucht  und  umgekehrt.  Wird  das  Lamm 
erhascht,  so  tritt  es  an  Stelle  des  Wolfs,  der  Wolf  aber  in  die 
Reihe  des  Kreises. 


Hahn  und  Stoszirogpel. 

213. 

Eines  der  Kinder  sitzt  auf  dem  Boden,  und  rührt  mit  einem 
Hölzchen,  die  Andern  stellen  sich  in  eine  Reihe  hinter  einander, 
das  Stärkste  voran,  und  gehen  dreimal  um  den  Sitzenden ;  darauf 
halten  sie  inne,  und  es  spricht  der  Vordere  der  Reihe,  welcher  den 
Hahn  vorstellt,  zum  Sitzenden,  welcher  die  Rolle  des  Stoszvogels  hat : 

fokesch:  Geäden  da6h! 
tiszfuo^el:  Haf  däonk! 
Kokesch:  Wat  mäa6ht  er  n66h? 
ätiszfuo^el:  Ich  säol  mer  e  feärche  mäo6hen. 
Kokesch:  Wät  seid  er  mät  dem  feärchen? 
ättszfuogel:  Ech  säol  mer  paleokesz  kö6hen. 
]5^okesch:  WÄtseld  er  mät  dem  paleokesz? 
Stiszfuogel:  Ech  säol  en  ^szen. 
Kokesch:  W4t  seid  er  derze&  feszen ? 
Stis^fuogel:  En  hänkeltchen. 
Kokesch:  Wohär? 
Sttszfuo^el:  (aufspringend)  Na  dohär. 
Kokesch:  Däot  seid  er  blaiwe  loszen. 

(Nnn   springea  Sie  Beiden   gegeneinander.    Der  Stoszvogel  darf  aber  nur  das  letzte 
in  der  Reihe  und  nnr  Eines  auf  einmal  fangen ;  das  wird  ihm  bei  einem  guten  Hahn 


394 

bei   aller  Liszt  an4  Raschlteit  oft  sehr  schwer.    Hat  er   endlich  Alle  ein^efangen 

und  tu  sein  Haus    geführt,   so   tödtet  er  sie,  d.  h.  er  gibt  Jedem    eiben  Schlag  auf 

die  Ferse,  und  damit  ist  das  Spiel  aus.) 


Der  brennende  Stuhl. 

213. 

Alle  Mitspielenden  bis  auf  Einen  sitzen  auf  Stählen  im  Kreise. 
Der  Nichtsitzende  geht  im  Kreise  umher;  plötzlich  ruft  er  : 

«Af  bräder!  der  it&l  brit! 
worauf  Alle  aufspringen  und  ihre  Sitze  wechseln    müssen,  wobei  er 
seinen  Vortheil  ersieht  und  einen  Stuhl  zu  besetzen  sucht.     Gelingt 
ihm  dies,  so    trit   derjenige    an    seine  Stelle^    der   keinen  Stuhl  be- 
setzen konnte,  * 


Töpfeheu  und  Deekel. 

214. 

Man  sitzt  im  Kreise  auf  dem  Rasen,  so  dasz  hinter  jeder  sitzen- 
den Person  eine  andere  steht;  jene  heisst.das  Töpfchen,  diese  ider 
Deckel.  (Päpchen  und  Däkeltchen.)  Eine  Person  hat  kein  Töpfchen ; 
diese  geht  zu  einem  beliebigen  Deekel  un^  fragt: 

y  Wa  deier  ferkifst  te  mer  deiuj  däpcben  ?* 

^m  en  krezer  (groschen  &c.)' 
hierauf  laufen  Beide    nach   entg^egengesetzten  Seiten  um  den  Kreis, 
wer  zuerst  bei  dem  Töpfeheu  wieder  anlangt,   bleibt  in  dessen  Be- 
sitz, der  Andere  musz  weiter  fragen. 


Zum  PfKnderaualöaen. 

215. 

Wat  säl  dier  dan,  diem  det  f&nd  äsz? 
Antworten: 

1.  E   sal   6tin    zielen   (mit   der  Stime    an .  der  Wand  oder    Thür 
herabfahren,) 

2.  £    säl   kirsche    klouwen    (d.  i.   Er   soll   käszea    bildlich    vom 
rothen  Kirschenmund). 

3.  E  säl  angder  de  iert  gön  (der  Verurtheilte  niiTimt  einen  irdenen 
Teller  auf  den  Kopf,  und  geht  damit  herum). 


395 

4.  K  Ȁl  den  iwen  ze  gefaler  bulen.    (Die  Angabe   wird  wirklich 
au^gct'üiirt,  oft  nach  dem  Vorbilde  von  Nr.  179)  u.  s.  w.  u.  s.  w. 


Kindercanon. 

216. 

A. 


;^i 


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#  #  T 


■•— •- 


■0—0 


lirzötz:«: 


^-^r-r-rtt 


Derkuku,  der^zalku,  der   e     -     le-4päjel^  de  kr6,       äo 


i^Sz?^Z5; 


ygpF 


'• — •- 


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Der  kttkuy  der  zaiku/  der  e    -    le-lpägel,  de 


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J \ L 


Derkuku,  der  zaiku,  der   e 


le- 


rfidz 


it: 


:t= 


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feprd,     de     nddh-te  *  guol,  der 


m 


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p-- 


i:: 


-^ziJi 


krö,       de    Sprö,   de   ndÜh  -  te  -  guol,  der 


^^ö 


spägel,  de     krö,  de    Sprö,  de  nödh  -  te  -  guol,  der 


S96 


i^§ 


i 


S^ 


-ß—ß' 


ä 


=^=?= 


Derkuku/der  zaiku,  der  j&    -    le   ftpä-jel,  de  krd,      de 


'M 


£ 


-9—m- 


r-1— ^- 


^ 


Der  kiiku,  der  zaiku,  der  6    -    le  spä-jel,  de 


'^ 


t 


'•^^-^ 


^ 


Der  kuku,  der  zaiku,  der  e     -     le 


i 


*!t5=? 


4=1: 


^ä 


? 


-?■ 


4:: 


de    nö6h-te-gnoI,    der 


m 


^^ 


± 


krö,     de   Sprö,  de   nöäi  -  te-guol,  der 


'¥ 


^^ 


^: 


*:=1: 


■#— #- 


i=t 


&pä-jel,  de     krö,  de   ip.rö,  de    n66h- te-guol,  der 


Der  kuku, 
der  zaiku, 
der  ele&päjel. 
de  krd, 
de  &pr6, 
de  nö6hteguoL 


897 
217» 

(Wahrscheinlich  nach  derselben  Weise.) 

Der  iäinjer, 
der  dornen, 
der  ielebijen. 


Sprachtibungen. 

Mdinjer  moter  är  bieszt  bieszemätiL 

219. 
DrS  r$t  brft  birebläder. 

220. 
DiA  deren,  dr£  düen. 

221. 
DrS  dftpcher,  drä  d&keltcher. 

222. 

Et  riden  dx&  regder  iwer  de  bräk,  bräk,  bräk. 

223. 

Et  riden   dräentreiszich   küraszregder  am. den  Härme- 
6täder  riden  torn  ämeräinjk. 

224. 

Siwe  brit  bl&  Brabanter,  ipizebänder. 

225. 

Siesz  Ipäz  brötlip&sz. 

226* 

Siesesieszzich  sesz  baszelnäsz. 


227. 

Asz  debidtr?     (Asz  de  bid  ir?) 

228. 

Andi'fedindäm  !  (An  drfe  de  ind  Hm  !) 

229. 

Aszderna^zakäsz^    (Asz  d^^r  nasz  sak  äsz 
äszfieluniindäsz,         äsz  de  luili  ind  äsz, 
äszdebidiehän  ?         ä^z  de  bid  iehän  ?)  . 


230. 

Dikurantebiszifil.     (Die  Kuh  rannte,  bisz  sie  fiel.) 


Dev  itbejnngpe. 

231. 

A,  B  —  ab, 

em  da  .der  an  de  kap. 


232. 

und,  lind,  unt 
äsz  blösch  bater. 


liateiiiisclie  Htudieii. 

^3. 

W&  äsz  det  läteinj? 
Bäs  ich  hime  geng, 
frasz  raer't  det  schweinj. 


234. 

Hic,  h&c,  lioc, 
krej  an  de  kalefök ! 


235. 

Qnid  schnaderus 
bakuB  krädrus? 
(Wat  Bchnaderst  te 
bakeszkrader  ?) 


236. 

Violina  mollift  panis. 
(Gechwtchpert ) 


237. 

ßika  scliärrentis; 

hö^hbaumus  crönästus, 

aUmannus  ku  korbus 

anti  giwanti  di  scbnarra  im  ilussi ! 

sehwäm  n6  bisz ! 


Vngrrische  Studien. 

238. 

Ich  geng  zem  ndber^szornszed, 

icli  hescn  em  en  akesz « feisz^t, 

ich  geng  an  guorten  =  kertbe, 

ich  sä^  e  giszken^ketske^ 

et  frasz  mer't  krokt  ==  käposzta, 

ich  liäch  mer't  wideret  feszke  =  Ubotska 

inät  der  akes^feisze. 


400 
239. 

Hat  mit  keres 

bär  kerekes 

mät  dem  däke  fläderwäsch? 


240. 

Tini  kakasti; 
h&rom  garas  — 
Ut  a  tjük? 
az  is  ügy« 


Zlgfennerlsche  Studien. 

241* 

(Auch  zmii  Abzählen  gebraucht) 

Spiransel  del  mi  jkort, 
diwandil  del  bundi, 
karaba  trini  wolit  woi  jescber  di. 
Awem  an  tulipän 
5.  diwei  dinar  me  man 
scheni,  paschodi^  qui, 
parscbö,  parti, 
Bchurela  biebela, 
keneti^  scbon  Earlo  wikomi, 
10.  scbuweta  unt  quäl  gema, 
de  scbidof  walawelta, 
parschö  !  parti  I  parela ! 


Zahlenstudien. 
242. 

tnt! 

te  bäszt  en  iXä  int. 

ZW&! 

ämeräinjk  dich  drSI 


401 

5.  drS! 

krej  än't  ha! 

fär! 

te  bäszt  en  alt  gedärt 

fafl    . 
10.  te  bäszt  en  alt  schof! 

sie&z ! 

te  bäszt  en  äld  isz; 

siwen ! 

äni  kakesz  gebliwen; 
15   acht!     • 

eni  da  der  äu  de  schächt! 

neinj  ! 

te  bäszt  en  alt  schweinj  ; 

z&nl 
20.  te  bäszt  en  alt  kräm; 

elw  u6li  zwelf ! 

t'rieszen  dich  ,  de  weif. 


Studien  im  Einmaleins. 
243. 

Einmal  eins  ist  eins  — 

geld  habn  raer  keins, 

Zweimal  zwei  ist  vier  — 

trinkn  mer  halbe  hier. 
5.  Zweimal*  drei  ist  sechs, 

bist  en  alte  hex. 

Zweimal  vier  ist  acht  — 

habn  mer  schwein  geschlach't. 

Zweimal  fünf  ist  zehn  — 
10.  biszt  en  alte  h&n. 

Zweimal  sechs  ist.  zwölf  — 

fressen  dich  di  Wolf. 


244. 

1  ni61  ind  äs  int   — 
te  bäszt  en  äld  int; 
Zwiemöl  zwie-  äsz  fär  —  • 
bäszt  en  alt  gedär. 

26 


402 

6,  DrSmdl  drS  äsz  neinj  — 
bäszt  en  alt  schweiaj. 
F&rmöl  fär  äsz  sieszzän  -*- 
,  sele  mer  an  de  bäsch  z&n« 
Fäfmdl  fäw  äsz  fawenzwinzich  — 
10.  beisz  de  kraszten  ale  klinzich. 

Sieszmöl  sies  äsz  siesentreiszich  — 
äsz  der  N.  N.  alzefleiszich. 


Leseübmigen, 

245. 

A,  b,  c 

beiszen  dich  die  fle,  ' 
beiszen  dich  die  wanzen, 
der  Schneider  musz  tanzen. 


246. 

A,  b,  ab  — 

em  mölt  der  an  de  kap. 
E,  b,  eb  — 

em  mölt  der  af  de  litep. 
5.  i,  b,  ib  — 

em  mölt  der  an  de  pip. 
O,  b,  ob  — 

em  mölt  der  an  de  sop. 
U,  b,  üb  — 
10.  em  mölt  der  an  de  sup. 


Nachträge. 
247.  • 

Wili,  Wili,  wftle! 

am  en  krezer  päle, 

am  en  krezer  ride  weinj, 

märe  säl  deinj  ho6hzejt  seinjl 


403 

248. 

Piter! 

.  itej  af  de  liter, 
fal  af  de  fetin, 
fetop  der  de  zin^ 
schmier  der  se  mät  däpnerltm ! 


Misverständnisse. 
249- 

S  z  e  k  1  e  r  :  Adjan  isten  jö  napat  szisz  bätsi  \ 
S  a  c  ii  s  e  :  Zu  nura  giurmert. 
.Szekler:  Hit  hogy  ir  jaz  dt? 
Sachse:  Ich  ha  mer  e  pdr  uesze  geküft. 
Szekler:  Hit  lueäze  Segesvir  ? 
Sachse:  Firzich  gälde  \oszt  mich^t  p6r« 
Szekler:  Baszama  boland  Szisz ! 
Sachse:  God  erhald  ij  a6h  gesangd ! 


250. 

(Arkeden.) 


4 

1.  Deä  ej  emdl  e  ging  w6r 
wül  ich  garn  en  hien  hun, 
Ale  lotj  frö6hte  meoh, 

wi  m^inj  hien  hesz. 
Trarara  liesz  meinj  hien  — 
Sang  me  läwet  Treinjtchen ! 

2.  Dei  ej  emdl  e  ging  w6r 
wül  ech  garn  en  •hunen  hun. 
Ale  lotj  frö^hte  mech,  , 
wi  meinj  hunen  hesz. 
Kikeriki  hesz  meinj  hun 
Trarara  hesz  meinj  hien 
Sang  me  liwet  Treinjtchen! 

3.  Dei  ej  emöl  e  ging  w6r 
wül  ech  garn  en  int  hun. 


26* 


404 

Ale  lotj  frochte  iiiech 
wä  meinj  itit  h^sz. 
Sehlobrelodre  heaz  meinj  int 
Kikeriki  &c.  &c. 

4.  Deä  ei  einol  e  gang  w6r 
wöl  ich  gärn  en  guosz  hun. 
Ale  lotj  &c. 

Lunker  kröp  hesi  meinj  guosz 
Sehlobrelodre  &c. 

5.  Dea  ej  emöl  e  gäng  wör 
wül  ej  gärn  e  schweinj  huri» 
Ale  lotj  &c. 

Eta  de§a  hesz  me  schweinj 
Lunker  krop  &c. 

6.  Dea  ij  eraol  e  gang  wör 
wül  ich  gärn  en  gisz.  hun. 
Ale  lotj  &c.       • 

Pipa  defa  hesz  meiiij  gisz. 
Eta  de?ja  &c. 

7.  Deä  ij  emöl  e  gang  wör 
wül  ich  gärn  e  schiöi'  hun. 
Ale  lotj  &c. 

Bähähähä  hesz  me  schiöf 
Pipa  de§a  &c. 

8.  Deä  ij  emöl  e  gäng  wör 
wftl  ich  gärn  en  keä  hun. 
Ale  lotj  &c. 

Hegescha,  hegescha  hesz  meinj  keä. 
Bäliähähä  &c.     * 

9.  De&  ij  emöl  e  gang  wör' 
wul  iöh  gärn  e  kälf  hun. 

Ale  lotj  &c.  •  .      ^    * 

Mukeschke,  mukeschken  hesz  me  kälf. 
.    Hegescha  &c. 

10.  De&  ij  emöl  e  gäng  wör     ' 
wül  ich  gärn  en  frä  hun. 
Ale  lotj  &c. 

Sauret  läwent  hesz  meinj  frä 
Mukeschken  &c. 


405 

ll.-Deä  ij  emol  e  gäng  w6r 
wül  ich  gärn  en  mün  hun. 
Ale  lotj  frödbte  mech 
wä  me  mün  hesz. 
Lunker  Strunk  hesz  me  mün. 
Sauret  läwent  hesz  meinj  frä, 
Mukeschke;  mukescfaken  hesz  me  kalf, 
Hegescha,  hegescha  hesz  meinj  keä, 
Bähä  hähä  hesz  me  schiöf, 
Pipa  desa  hesz  meinj  gisz, 
Eta  de§a  hes^z  me  schweinj, 
Lunker  kröp  hesz  meinj  guosz, 
Schlobrelodre  hesz  meinj  int, 
Kikeriki  hesz  meinj  hun 
Trarara  hesz  meinj  hien 
Sang  me  14wet  Treinjtchen ! 


Anmerkungen. 


Anmerkungen. 


Jjie  nachfolgenden  Anmerkungen  wollen  weder  Etwa»  vorweg 
nehmen,  was  besser  für  die  Abhandlung^  aufgespart  bleibt,  noch 
eine  vollständige  Littpratur  verwandter  Dichtungen  des  deutschen 
Mutterlandes  liefern.  Auch  darauf  wollen  sie  sich  hingegen  nicht 
beschränken,  die  Quellen  anzugeben;  aus  welchen  ich  geschöpft  habe. 
Da  meine  Sammlung  nur  sehr  wenig  schon  Gedrucktes  enthält, 
sind  nur  selten  Werke  anzufiihren,  denen  ich  Einzelnes  verdanke; 
fast  Alles  ist  nach  mündlicher  Ueberlieferung  aufgezeichnet,  freilich 
nicht  durch  mich  allein,  was  ich  mit  Dank  gegen  Alle,  die  njir 
hilfreich  beigestanden,  erwähne,  mit  Dank  vorzüglich  geg(^n  jene 
Schäszhwger  Freunde^  denen  das  Werk  mit  ,Recht  gewidmet  worden, 
woran  sie  den  schwerst  wiegenden  Antheil  haben;  nächst  ihnen 
geg^n  Herrn  Statth.  R.  J.  £  SchulUr^  der  jedes  wissenschaftliche 
Unternehmen  zu  unterstützen  bereit  ist,  gegen  meinen  Freund 
fi  Wittsioek  in  Bistritz  und  Prediger  Wilk  in  Marpod.  Unter  den 
Andern,  denen  ich  Beiträge  zu  danken  habe,  nimmt  meine  Mutter 
die  erste  Stelle  ein. 

Hauptzweck  dieser  Anmerkungen  ist,  ein  gesichtetes  und  zu- 
recht gelegtes  Matf^rial  zur  Kritik  und  zum  allseitigen  Verständnisz 
der  einzelnen  hier  gebotenen  Stücke  zu  liefern,  und  so  auf  die 
Abhandlungen,  die  mehr  das  Ganze  im  Auge  behalten,  vorzuberei- 
ten. Vergleichung  mit  ätinlichen  Dichtungen  deutscher,  ja  auch 
nichtdeutscher  Stämme  durfte  am  wenigsten  unterbleiben,  doch 
wax  tnir  dabei  mehr  an  der  ältesten  Gestalt  und  der  allmähligen 
Ent Wickelung  der  Stoffe,  als  an  der  Anführung  jeder  Aufzeich- 
nung und  jeder  Sammlung,  worin  einzelne  zu  finden,  gelegen.  So 
raußzte  ich  denn  Uliland's  Sammlung:  j^Alte  hoch-  und  nieder- 
deutsche    Volkslieder    in   fünf   Büchern.     Stuttgart    und    lübingen^ 


410 

allen  andern  jedesmal  vorziehen,  da  sie  nicht  nur  durch  das 
Alter  des  Gebotenen,  sondern  ebenso  durch  umfassende  Vollständig- 
keit des  Stoffkreises,  durch  Behandlung  und  Anordnung  für  immer 
eine  unentbehrliche  Grundlage  jeder  kritischen  Forschung  auf  diesem 
Gebiete  der  Volksdichtung  bilden  wird.  Nächst  Uhland  habe  ich 
am  liebsten  Willem! e  y^Oude  vUiemache  liederen  tom  deele  met 
de  melodien,  '  Gent  i848*,  MuUenhof  und  —  besonders  für  die 
Kinderdichtung  —  Simroek^s  Sammlungen  benützt,  ohne  —  wie 
man  wohl  erkennen  wird  -r-  die  übrige  einschlägige  Litteratur  zu 
übersehen,  aber  auch  ohne  mich  zwecklos  bei  derselben  aufzuhalten. 
,  Aus  welcher  Gegend  des  Siebenbürgischen  Sachsenlandes  eine 
Dichtung  meiner  Sammlung  stamme,  habe  ich  fast  immer  den  ein- 
zelnen Stücken  überschrieben,  es  ist  mehr  von  mundartlicher  als 
anderer  Bedeutung,  wenn  auch  das  vorzugsweise  Vorkommen  ge- 
wiszer  Festlieder  in  gewüzen  Gegenden  beachtenswerth  ist.  Indessen 
tragen  weit  mehi'  Stücke  die  Ueberschrift:  j^Mühlbach*  als  wirklich 
hier  zu  Hause  sind;  denn  wo  die  zugescJndete  j^bschrift  die  be- 
treffende Mundart  nicht  genau  und  faszbar  darstellte,  zog  ich  es 
vor,  lieber  die  mir  geläufigste  Mühlbacher  Mundart  zu  gebrauchen, 
als  durch  fehlerhafte  Darstellung  anderer  Mundarten  irre  zu  fähren, 
was  doch  hie  und  da  geschehen  sein  mag. 


Erstes  Buch. 

Es  begreift  in  sich  die  eigentlich  freien,  an  keine  Gelegenhei- 
ten, Stände,  Zeiten  u.  s.  w.  gebundenen,  noch  —  mit  Ausnahn^e 
einiger  historischer  Stücke  —  ihnen  entwachsenen,  sondern  allge- 
mein menschliche  Empfindungen  und  Thaten  darstellenden  Volks- 
lieder und  zwar  die  erste  Abtheilung  mehr  liederartige,  die  zweite 
mehr  balladenartige  Stücke. 


Erste  Abtheilung/ 
Vtfgrleln. 

Ueber*  die   mythische  Bedeutung   der  Vögel    siehe  J.  Grimra's 
D.  Myth.    S.  636  bis  647.     Hier  ist  mehr  auf  deren  Bedeutung  in 
der  poetischen  Maschinerie    aller  Nationen   aufmerksam  zu  machen. 
Für    unsre  Volksdichtung    kommen    vorzüglich  Nachtigcd,  Schwalbe^ 
Guckuk  und    Rabe  —  in    Märchen    auch    Tauben  —   in    Betracht 
1.    Siehe    über   dieses   Lied    auch    meine    Bemerkungen    in:    „Aus 
Siebenbürgens  Vorzeit   und   Gegenwart.     Hemiannstadt  bei  Th. 
Steinhausen ^,  S.   53  und    folgende.     Ä  ist   mir    aus    Petersdorf, 
Deutschpian,  Mühlbach  überliefert.  Es  hat  einen  frischen,  necki- 
schen Ton,  dem  sich  auch  das  Versmasz  mit  dem  in  jeder  ersten 
und    dritten  Zeile    durchgeführten  (einmal  sogar  gereimten)  ent- 
lastend  wirkenden   Verseinschnitt  passend    anschlieszt.  •   Die  in 
Klammer  eingeschlossenen  Strophen    gehören  einer  Relation  an, 
die  nach    meiner  Meinung  jünger  und  weniger  rein  ist,  als  die 
andere,   indem   sich    besonders   der   letzte,    hinkendere  Vers  als 
•    sentimentaler  Zusatz    erkennen  läszt,   entstanden  aus  einem  Be- 
dürfhisz  die  Sprödigkeit  der  Sängerin  zu  erklären,  was  gar  nicht 
Noth  thut.     So    wird    denn    dadurch   das  Vöglein,   bei    dem   im 
ersten   Liede  wohl  an  ein  selbstbewuszten ,  noch  unbezwungenes 
Mädchen   gedadit  werden  durfte^  ganz  offen  zur    bloszen  Maske, 


•        412 

„  • 

worunter  die  betragene  Schöne  steckt ;  damit  ist  aber  das  Ganze 
abgeschwächt.  B  ist  durch  Wittstock  in  y^ Sagen  und  Lieder 
aus  dem  Nösner  Gelände^  mitgetheilt  Nach  einer  andern 
Relation  steht  §s  in  dem  Album  „aus  Sieb.  Vorz.  und  Gegenw.'* 
S.  55,  wo  es  mit  der  eingeschobenen  Strophe  eines  ändern  Liedes 
vermengt  zur  Tanzweise  vernützt  erscheint.  Auch  zeigt  die 
dortige  Belation  einige  Abweichungen :  die  vierte  Zeile  der  ersten 
Strophe  lautet:  „wohi  laut  dir  dai  stäm?*'  und  die  beiden  ersten 
Zeilen  der  zweiten  -r  dort  dritten  —  Strophe :  „mer  wä'n  dir  al 
,   d3.i  federeher  mät  rudern  gold  ämwän'n.^ 

Dasz  dieses  Lied  sehr  alteinheimisch  bei  uns  sei,  zeigt  schon 
der  nur  noch  in  einigen  Volksliedern  vorkommende,  sonst 
^  meines  Wissens  aus  der  Sprache  verschwundene  Ausdruck 
rtduof*  für  „Thalf^  tiefe  Waldschlucht,  womit  der-  Artikel 
'  jdvowen^  in  SchuU^r's  dem  Druck  entgegensehendem  Werke 
über  siebenb.  sächs.  Eigennamen  von  Land  und*  Wasser  zu 
vergleichen  ist;  dennoch  ist  es  nicht  unserni  Boden  entwachsen, 
möglicherweise  indessen  in  seinem  Stoff  schon  bei  der  "lersten 
Einwanderung  aus  der  Urheimath  —  wo  derselbe  damals  aller- 
dings schon  bekannt  sein  mochte  —  zu  uns  verpflanzt  worden. 
Das  beweisen  die  ganz  parallelen  Strophen  3  bis  6  aus  dem 
16.  Liede  in  Uhland's  Sammlung  alter  hoch-  und  niederd. 
Volkslieder.  Er  hat  das  Lied  aus  einer  Heidelberger  Hand- 
schrift aus  Augsburg  mit  der  Jahreszahl  1516;  doch  musz  es 
wohl  geraume  Zeit  vor  der  Sammlung  existirt  haben.  Dennoch 
erscheint  es  weniger  rein,  gerundet  und  abgeschlossen,  also 
wahrscheinlich  schon  'jünger  als  das  unsrige;  die  parallelen 
Strophen  sind  nur  aufgenoipmen  —  „news  gesungen"  —  wie 
in  Volksliedern  oft  geschieht,  und  nicht  sehr  glücklich  in  das 
Ganze  verwebt,  dessen  Anfang  und  Schlusz  mir  um  •  so  mehr 
Zuthat  erscheinen,  als  auch  der  abweichende.  Strophenbau  da- 
für spricht.  Dieses  scheint  mir  Uhland  in  dem  y^Rath  der 
Nachtigaly"^  Germania  VII.  Jahrg.  2.  Heft  —  wo  das  Alter  des 
Stoffes  weitläuftig  auseinandergesetzt  ist  —  zu  wenig  berück- 
sichtigt zu  haben.  Den  y,Rath  der  Nachtigal''  überhaupt  als 
spätere  Zuthat  anzusehen,  bestärken  mich  auch  die  Lieder  16  A 
und  B  der  Uhland'schen  Sammlung,  indem  sie  dieselben  Merk- 
male, namentlich  ungleichen  Strophenbau,  zeigen.  Letzteres, 
doch    ohne    die    Schluszstrophe    ist    auch    aufgenommen    von 


413 

• 

Willems  in  seine  Sammlung  ^Oude  vlamsche  liederen&c.  S.  166,- 
wo  auch  die  Melodie  gegeben  ist,  die  jedoch  mit  der  unsrigen 
keine  Aehniichkeit  hat.  Bei  Arndt  ^Märchen  und  Jugenderinenin- 
gen«  Bd.  I,  S.  49  in  der  schwed.  Volksballade:  y,Der  Wolf 
und  die  Nachtigal^  sind  die  4.,  5.,  6.  und  7.  Strophe  fast 
gleichen  Inhaltes  mit  unserem  Liede,  und  wieder  scheinen  sie 
nur  gezwungen  in  das  Ganze  verwebt,  dessen  Inhalt  im  Uebri- 
gen  auch  von  den  Liedern  der  Uhlandschen  Sammlung  ganz 
abweicht.  Auch  finden  sich  noch  Parallelen  in  des  Knaben 
Wunderh.  bei  Erlach  *S.  273  (aus  Görres)  und  sonst  Die. weite 
Verbreitung  des  Stoffes  —  von  den  Kiölen  bis  zu  den  Earpa- 
then  —  und  die  häufige  Vernützung  desselben  in  verschiedenen 
von  einander  abstehenden  Dichtungen  zeigt  dessen  hohes  Alter? 
Unserem  Liede  am  ähnlichsten  ist  übrigens  ein  in  Simrock's 
auch  mei^t  aus  mündlicher  Ueberlieferung  geschöpfter  Sammlung 
S.  176  aufgenommenes.  Dasselbe  ist  nicht  mit  fremden  Ele- 
menten vermengt,  hat  aber,  besonders  durch  die  lehrhafte  Wen- 
dung am  Schlusz  an  Naivetät  verloren.  So  entschieden  ist  die 
Nachtigal  darin  wieder  nur  Maske,  dasz  ihr  sogar  eine  Hand 
geliehen  wird.  Von  allen  Parallelen  unterscheidet  sich  unser 
Lied    dadurch,   dasz^ darin  die  Nachtigal  nicht  genannt  wird. 

Sehr  oft  kommen  einzelne  Zeilen  unseres  Liedes  in  andern 
Volksliedern  vor,  wieder  Zei^gen  für  das  hohe  Alter  und  die 
grosse  Verbreitung  desselben.  Alterthümlich  ist  auch  die  Per- 
sonißcation  der  Sorine ,  der  Zug  vom  Sticken  und  Zieren 
des  Gefieders  —  oder  Umwinden  des  Flügels  —  mit  Gold 
und  Seide.  In  dem  Mythus  von  König  Oswald  wird  einem 
Raben  sein  Gefieder  mit  Gold  bewunden.  Und  so  singt  auch 
schon  der  Kürenberger: 

„Ich  zöch  mir  einen  valken  mere  danne  ein  jär, 
dö  ich  in  gezemete  als  ich  in  wolte  hän, 
und  ich  im  sin  gevidere  mit  golde  wol  bewant, 
er  huop.  sich  üf  vil  hohe  und  fluog  in  anderiu  laut. 

Sit  sach  ich  den  valken  schöne  fliegen, 
ftr  ftiorte  an  sinem  fuoze  sidine  riemen, 
und  was  im  sin^  gevidere  al  röt  guldin  &c.''     .. 

Bekanntlich  gehört  der  Kürenberger  dem  12.  Jahrhundert  an; 
aber   die    angeführten   Verse   zeigen    deutlich,    dasz  der  Mythus 


.    .  414 

• 

vom  Schmücken  der  Vögel  mit  Golddrath  (wozu  erst  später 
auch  die  seidenen  Bänder  gekommen  sein  werden)  noch  viel 
"älter  sei.  Auch  war  es  wohl  uralte  Sitte  edle  Jagdfalken  und 
andere  Lieblingsvögel  in  solcher  Weise  zu  schmücken. 

Schwalbe. 

2.  Ebenso  in  Grimms  altd.  Wildem  IL  S  88,  von  wo  es  in 
Erlachs  Volkslieder  dfer  Deutschen  S.  127  übergegangen  ist. 

3.  Das  Lied'  erscheint  nach  Inhalt  und  Form  spätem  Ursprungs; 
doch  erinnert  der  Schlusz  an  vielgebrauchte  Wendungen,  be- 
sonders in  Tanzreimen.  (Sieh  diese  iiti  zweit.  Buch.)^ 

Gucknck. 

.  Zu  vergleichen  sind  hier  Nro.  52  des  IL  und  138  des  V.  Buches 
und  die  Anmerkungen  dazu. 

4.  Der  Guckuck  gilt  unserem  Alterthum  —  wohl  weil  er  seine 
Eier  in  fremde  Kester  legt  —  für  einen  Bastard  und  Ver^ 
führer.  Schon  Hagen  in  den  ]Jibelungen  will  nicht  „Gäuche^ 
ziehen :  Lachmann  „der  Nib.  Not"  Stroj^e  810 : 

„Suln  wir  gouche  ziehen  sprach  aber  Hagene  &c  * 
In  unserem  Liede  ist  der  Guckuk  Verführer.  Zu  vergleichen 
ist  damit  Nro.  11,  *12  und  entfernter  259- der  Uhland-Samm- 
lung,  wovon  die  beiden  ersten  aus  einer  Aufzeichnung  aus  der 
Mitte  des  16.  Jahrb.,  ferner  Simrock  Nro,  122  dem  unsrigen 
sehr  ähnlich,  doch  ohne  die  Antwort  des  Mädchens,  auch. des 
Knab.  Wunderhorn  L,  351,  UI.  279,  Kretzschmer  L,  140,  IL 
569,  Hoffm.  165,  Erk  L,  21,  II.  6,  14,  Müllenhof  S.  480  und 
Erlach  II.  .552. 

ITachUg^aL 

5.  A  ist  am  besten  erlialten,  B  habe  icK  aus  Schullers  „Gedichten 
in  siebenbürgisch-sächs.  Mundart."^  Hstadt  bei  Kiedner  1840, 
S.  31,  von  wo  es  wahrscheinlich  in  Wolft  „Hausschatz  der 
Volksp."  S.  11  und  in  Talvj  „Versuch  einer  geschichtlichen 
Charakteristik  der  Volkslieder  germanischer  Nationen**  S.  612, 
jedoch  in  Uebersetzung  übergegangen.  F  aus  Frommanna  „Die 
deutschen  Mundarten"  Bd.  V.,  S.  507.  Die  vielfaclieu  Relationen 


415 

zeagen  (Ur   die  Verbreitung  des  Liedes,  da^  viel  gesungen  sein 
DQU8Z.     Dennoch  konnte  ich  nicht  zur  Melodie  gelangen. 

Denselben  Stoff,  doch  ohne  den  traurigen  Schlusz,  behandeln 
die  Lieder  Nro.  lö  A  und  B.  bei  Uhland  y^von  Oold  der 
Rosmiy^  bei  Müllenhof  S.  481;  den  Schlusz  von  Untreue  ent- 
hält mit  dem  unsem  das  86.  Lied  in  Simrock's  Sammlung. 
Aehnliches  kommt  vor  M  dem  Liede  bei  Willems  S.  233,  wo 
aucn  eine  Melodie  steht  Aber  ganz  gleichen  Stoff  und  am 
Anfang  fast  wörtlich  übereinstimmende  Strophen  hat  ein  von 
Hoffmann  v.  Fallersleben  aus  einer  Liederhandschrift  von  1537 
in  ScAädes  „Weimarischem  Jahrbuch^  herausgegebenes  nieder- 
ländisches Volkslied. 

Der  Stoff  ist  an  sieh  sq  alt  als  Liebe  und  Untreue,  aber  aücb 
in  dieser  Form .  gewiss  schon  lange  gedichtet.  Nachtigal  und 
Linde  sind  vielgebraucht  in  Lyrik  und  Epik  des  Volkes.  Von 
Liedern,  die  mit  der  Linde  „oben  breit  und  unten  schmal^  be- 
ginnen, wären'  wohl  hunderte  anzuführen.  Den  „Lintwurro" 
läszt  das  alte  Epos  schön  in  sehr  früher  Zeit  unter  der  LindeF 
hausen,  vielleicht  aus  Miszverständnisz^  da  Lintwurm  nichts  mit 
Linde  gemein  hat*  Oft  wiederkehrende,  typische  Formen  der 
Volkspoesie  sind:  ^ 

„flu6h  zer  sclienster  af  det  fenster^,  ebenso: 
f,dk  irscht  da  s&tig,  d&  zwiet  d&  Spring 
d&  drät,  da  schlaf  en  ziter  gor  feinj^  und 
„der  fäinjer,  der  domen,  der  ielebijen** 
das  auch  selbstständig  als  Kinderkanon    vorkommt,  und  endlich 
d^r     Schlusz.      Das    eingeklammerte    j^itön^    in    F    ist   meine 
Conjectur.     Der  Ausdruck   rät^   ist    unorganische  Uebersetzung 
des    deutschen:    Ritter«      Dergleichen    bjegegnet   ott    in    säclis. 
Volksliedern. 

Bäiimchen. 

6.  Das  Alter  wird  wieder  durch  den  Ausdruck  „duoP*  in  A  mit- 
bezeugt. B,  das  ich  J.  K.  Schulier  verdanke,  ist  in  der  6 
Strophe  verstümmelt.  Die  folgenden,  in  Klammer  geschlossenen 
.  Strophen  sind  Zusatz,  und  enthalten  Neckereien  für  die  Knechte 
(=  Jünglmge).  Einer  solchen  Erscheinung,  die  ich  wenigstens 
in  einem  Beispiele  vorfuhren  nmszte,  begegnen  wir  noch  oft  in 
nnBißm  Liedern,   und  ihre   Erklärung    hat   keine    Schwierigkeit 


416 

.  Diese  Lieder  werden  oder  wurden '  hkmlich  meist  in  Rocken- 
stuben gesungen,  wo  Knechte*  und  Mägde,  d.  i.  Bursche  und 
Mädchen  beisammen  sitzen.  Da  wird  viel  geschäckert  und 
allerlei  Kurzweil  getrieben.  Die  Knechte  suchen  den  Mägden  * 
unversehens'  die  Spindeln  zu  entreiszen  —  was  mit  dem  typi- 
schen •  Ausdruck  „lipäle  pläken"  bezeichnet  wird  —  zünden 
ihnen  wohl  auch  den  „Zocken*^  Hanf  oder  Flachs  am  Rocken 
an,  wenn  nicht  mehr  viel  davon  übrig  ist,  oder  geben  ihnen 
—  (ein  beliebter  Scherz)  zweideutige  Räthsel  zu  lösen  Dafür 
rächen  sich  die  Mägde^  indem  sie  —  meist  unmittelbar  iroprovi- 
sirend  —  Spottverse  auf  die  Knechte  an  ihre  Lieder  Anhängen. 
Zuweilen  antworten  die  Knechte  mit  gleicher  Münze,  bleiben 
'ftber  immer  im  Nachtheil.  Ich  habe*  dergleichen  ^  Spottreime 
von  den  Liedern,  mit  welchen  sie  mir  überliefert  wurden,  abge- 
löst ,  und  im  zweiten  Buch  unter '  y^Scherz  und  Spott^  auf- 
genommen. Aehnliche  Neckereien  finden  sich  bei  uns  oft  in 
Kinderreimen;  ebenso  auch  spnst,  wie  jenes  bekannte:  ' 
„Es  regnet,  regnet  Tropfe, 
Die  Büeble  musz  mer  klopfe"  &c. 
und  viel  Aehnliches  beweiset.  In  y^Simrockfs  deutschen  Volks- 
liedern^ sind  Nro.  1J2  und  113  „Abendtänzchen*  zwei  dem 
unsrigen  ganz  ähnliche  Lieder,  worin  aber  das  Mädchen  den 
Apfel  von  dem  Geliebten  erhält.  Uebrigens  scheinen  unsere 
wie  Simrock*s  Lieder  nur  unvollständige  Nachklänge  älterer 
Dichtungen  zu  sein. 

Rosenbrechen. 

7.  Lauter  Bruchstücke  alter  Lieder,  die  nun  nur  zum  Abschied 
beim  Heimgehen  aus  der  Rockenstube,  und  bei  ähnlichen  Gelegen- 
heiten ieriützt  werden,  wie  eine  Formel.  So  sind  in  B  die  ein- 
geklammerten Zeihm  hinzugetreten;  um  das  Stück  zu  einem 
Kinderliede  zu  gestalten.  C  hat  in  den  eingeklammerten  Versen 
,  Bezug  auf  Werbung  und  Verlobung  erhalten,  und  ist  oder 
war  in  dieser  Gestalt  wahrscheinlich  bestimmt,  einer  unverl'ob- 
ten  Braut  von  ihren  Freundinnen  gesungen  zu  werden.  So  ver- 
hält 'es  sich'  auch  mit  D,  das  ich  Wittstock*s  Sag.  und  Liöd. 
aus  dem  Nösner  Geli  entnommen.  Noch  ^weiter  geht  E,  das  in 
der  4.  und  5.  Strophe  mit  Benützung  des  folgenden  Liedes  der 
Kleider    gedenkt,    welche    der    Braut    zur   Morgengabe    gekauft 


417 

werden  sollen.  Durch  solclie  Wendungen  scliliesBen  sich  diese 
Lieder  einer  Reihe  von  Dichtungen  an,  die  iliren  Platz  im  zwei- 
ten Buch  finden  werden.  Ihre  ursprünglicheBestimmung  wird  sich 
kaum  mehr  errathen  lassen.  Die  erste  Strophe  findet  sich  auch  als 
Anfang  zu  andern  Gelegenheitsliedem  verbraucht.  Aehnliche  Stro- 
phen enthält  das  aus  dem  17.  Jahrhup  dert  verzeichnete  Lied 
Nro.  24  bei  Uhland,  das  auch  sehr  trümmerhaft  aussieht. 


Kleiderfreude. 

8.  Scheint  auch  ein  Bruchstück  zu  sein.    « 

Blnmenhaus« 

9.  Dasselbe  unvollständig'  in  Wittstock's  Sag.  und  Lied,  aus  dem 
Nösner  Gau.  Zu  vergleichen  ist  Uhland's  Sammlung  Nro.  28 
aus  •einem  Druck  Vom  Anfang  des  18.  Jahrhunderts,  worin  viele 
Nachklänge  älteren  Volksgesanges  verlauten  sollen.  Das  Uhlandi- 
sche  Lied  entbehrt  des  Refrains,  weicht  im  übrigen  nur  sehr 
wenig  von  dem  unsrigen  ab,  das  somit  als  eingeführt,  und  nur 
leichthin  umgedichtet .  erscheint. 

Gärtnerin« 

10.  Das  mundartliche  Volkslied  der  Sachsen  ist  im  Absterben,  es 
beginnt  sich  seit  dem  Anfang  dieses  Jahrh.  die  Schriftsprache 
in  die  Dichtung  des  Volkes  einzudrängen.  Dieses  und  ähnliche 
Lieder,  welche  zeigen,  in  welcher  Weise  dieser  üebergang  be- 
gonnen, durften  um  so  weniger  dieser  Sammlung  fehlen,  als  sie 
auch  auf  frühere  Perioden  einen  Lichtstreif  werfen. 

11.  Ist  nur  von  mir  in  die  Mühlbacher  Mundart  versetzt  worden, 
weil  aus  der  schriftlichen  Aufzeichnung,  in  der  es  mir  mitge- 
theilt  wurde,  die  eigentliche  Färbung  der  Sprache  nicht  hin- 
reichend erkennbar  war.  Das  Stück  trägt  übrigens .  deutliche 
Spuren  späten  Entstehiens  —  vielleicht  aus  altern  Bruchstücken» 
an  sich. 

12.  Lieder  ganz  ähnlichen  Inhaltes  gibt  es  im  Walachischen. 

27 


418 

Bestelluni^. 

13.  Die  eingeklammerte  1.  Strophe,  auch  in  der  Form  nicht  über- 
einstimmend, ist  Bruchstück  eines*  andern  Liedes.  Parallelen 
finden  sich  bei  Uliland  Nro.  258  aus  dem  Anfaö^  des  siebzehn- 
ten Jahrh.  in  des  Knaben  Wunderhorn  IL  S.  413>  bei  Erlach 
L  S.  340,  dann  bei  Willems  S.  489  mit  Melodie,  und  ein  ähn- 
liches S.  279,  in  dem  ersten  entspricht  der  3.  Vers  dem  Lihalt 
nach  unserm  6.,  („Daer  voer  mijn  beddeken  staet  een  bank 

Spring  erop  en  wacht  niet  lang.  .  .  ") 
ferner  bei  Simrock  187  und  188  —  letzteres  niederdeutsch  — 
und  noch  sonst.  Am  meisten  Humor  ist  in  den  niederdeutschen. 
Ueberall  sind  die  Strophen  anders  gebaut  als  in  dem  unsrigen, 
das  dem  Stoffe  nach  allerdings  entlehnt,  aber  mit  ganzer  Frei- 
heit umgedichtet  sein  musz. 

14.  Dem  vorgehenden  ganz  ähnlich  stammt  eigentlich  aus  Wein- 
garten,   ist    aber    auch    sonst    bekannt.      Die    eingeklammerten 

'   Strophen    gehören   einer   andern  Ueberlieferung   an,    die   fünfte 
halte  ich  überdies  für  spätem  Zusatz» 


Der  Freier. 

15.  Bruchstück  —  wenigstens  scheint  nach  der  4.  Zeile  Etwas  zu 
fehlen.  Das  Eingeklammerte  gehört  wohl  einem  andern  Liede 
an.    Die  ersten  4  Zeilen  lauten  bei  MüUenh.  S.  490: 

„Spin  Dochter,  spifil  .  - 

De  Fryer  sitt  darin; 

Spinnst  Du  nich  en  fynen  Drant 

Geit  de  Fryer  en  ander  Strant, 

Spinn  Dochter  &c.* 
MüUenh.  vergleicht  damit  Wunderhr  IIL  36. 


Drei  HSdchen. 

16.  Aehnliches  auch  sonst  in  Kinderliedern. 


419 

Schätzchen. 

17.  Einen   gleichen  Baii  lieben    die    Volkslieder    der   Slaven   und 
Walachenw 


lilebesqualen. 

18.  Ein  ähnliches  Lied  in  Uhland's  Sammlung  Nro.  63  und  bei  Er- 
lach in.  Seite  118  (die  zwei  ersten  Strophen  des  Liedes: 
„Warnung'').  Die  eingekl.  Strophe  gehört  einer  Relation  aus 
Holvelajen.    Das  Stück  scheint  übrigens    unvollständig  zu  sein. 


Ungewlszhelt« 

19.  Wurde  mir  als  Fortsetzung  des  18.  mitgetheilt,  mit  dem  es  offen- 
bar nicht  zusammenhängt.  In  Bau  ist  es  dem  17.  und  einigen 
Stücken  des  zweiten  Buches  ähnlich. 


Sehnsucht. 

20.  Das    Stück    ist   —   mit    geringen    Veränderungen  —   auch    als 
Kinderlied  verbreitet.  * 


Die  lilebe. 

21.  Ist  wahrscheinlich  erst  spät  aus  dem  bekannten  deutschen  Volks- 
liede:  „Kein  Feuer,  keine  Kohle"  entstanden,  das  in  vielfachen 
Gestalten  germanisches  Gebiet  durchwandert,  so  in  Wolfs  Haus- 
schatz der  Volkslieder,  bei  Erläch  B.  11.  S.  6  (die  dritte  Strophe 
des  Liedes  „Liebestreu  und  Liebeskraft")  und  Band  III.  S.  478 
„Liebe*  und  noch  oft  besonders  in  Lieder-  und  Commersbüchem. 
Doch  ist  unserem  Liede  selbstständige  Bearbeitung  nicht  abzu- 
sprechen ;  fraglich  bleibt,  ob  sie  volksmäszig  sei. 

22.  Augenscheinlich  erst  jüngst  aus  Deutschland  eingeführt  und  nur 
nothdürftig  übersetzt;  auch  wird  es  sonst  deutsch  gesungen,  wie 
in    Schönau,   wo   es    eben&Us    nur    unvollständig    bekannt   ist. 

27* 


420 

Während   die  beiden  ersten  Strophen  &st  ganz  übereinstimmen; 
lautet  hier  der  Rest  der  dritten  ganz  abweichend: 
^01  wie  wohl  ist  jedem  Menschen, 
Der  nicht  T^isz^  was  Liebe  heiszt.^ 


Ta^elied. 

23.  Das  einzige  mir  zugekommene  Tagelied,  und  auch  an  der  ganz 
reinen  Ueberlieferung  dieses  musz  ich  zweifeln,  obgleich  eine 
echte  Yolksmäszige  Grundlage  unbedenklich  angenommen  werden 
musz,  nur  scheinen  sich  mit  dem  Tagelied  mancherlei  Typen 
der  Abschiedslieder  verschmolzen  zu  haben.  Aehnliche  Anfange 
zeigen  Tagelieder  der  Minnesinger,  von  detien  bekanntlich 
Wolfram  von  Eschenhach  diese  Form  vorzugsweise  liebte,  ihre 
Existenz  in  Deutschland  vor  Wolfram  ist  noch  nicht  nachge- 
wiesen. Das  Tagelied  ist  seiner  Natur,  nach  einiB  Form  der 
Bitterpoesie  und  erscheint  nur  vereinzelt  und  als  Nachahmung 
in  der  Volksdichtung. 


Scheiden  niiA  melden« 

24,  Zuerst  in  Schullers  Gedichten  in  siebenbürgisch-sächs.  Mundart, 
von  wo  es  wahrscheinlich  in  Scliriftdeutsch  übersetzt,  in  Talvy's 
„Versuch  einer  gesch.  Charact.  &c.*  S.  613  und  in  Wolfs  H&us- 
schatz  der  Volkslieder  übergegangen  ist.  Die  eingeklammerte 
Schluszstrophe,  zwar  acht  volksmäszig,  ist  sicher  spätem  Ur- 
sprungs. Es  ist  nichts  Seltenes,  dasz  das  Volkslied  solche 
Sprünge  macht  und  Wehmuth  plötzlich  in  gutmüthigen  Humor 
auflöst. 

Unserer  dritten  Strophe  entspricht  die  6.  des  137.  Liedes  bei 
Simrock  und  die  6.  Strophe  des.  Liedes:  Abschiedsklage  eines 
Mädchens  bei  Erlach  II.  Band  S.  5;  auch  finden  sich  einzelne 
Anklänge  in  andern  Liedern. 

25. Mit  dieser  Nummer  beginnt  eine  bis  Nro..30  reichende  Reihe 
von  Liedern,  die  nicht  nur  durch  Stoff  und  Stimmung,  sondern 
namentlich  auch  durch  die  Gemeinsamkeit  der  darin  gebrauch- 
ten Typen  vom  Scheiden  einander  verwandt  erscheinen*  Es 
gibt  keine  öfter  vorkommenden  Typen  als  diese: 


421 

„Bchtden  a6h  schtden  wier  huot  dich  erdddht? 
dat  tä  meinj  harz  an  trouren  huoszt  brddht, 
Ai  troureo;  ai  trouren  woni  niszt  ta  en  äinjt? 
wun  &SZ  risebäm  rit  rtse  bräinjt  &c.  und 
wun  de  schwarz  ruowe  weisz  födem  hun, 
dernö  wärden  ich  weder  kun  dtc. 
und  vom  gelbkrausen  Haar,  die  auch  in  Deutschland  unzähligemal 
erscheinen:  So  im  .Wunderh.  I.  S.  314  bei  Erlach  I.  S.  262: 
„Ach  Scheiden  immer  Scheiden  I 
^er  hat  dich  denn  erdacht? 
Du  hast  mein  Herz  aus  Freuden 
In  Trauern  hingebracht*  . 

und  bei  Uhland  Nro.  86,  4.  Strophe  und  Nro.  87,  4.  Strophe. 
A  ist  auszer  Georgsdorf  auch  sonst  noch  bekannt,  und  soll  auch 
eine  schöne  Melodie  haben,  die  ich  leider  nicht  erhallen  konnte. 
B  ist  aus  Wittstock's  „Sag.  und  Lied,  aus  dem  Nösner  Gel.*' 
Die  1.  Strophe  desselben  ist  Schriftdeutsch,  wie  sie  denn  eben- 
falls auch  in  deutschen  Volksliedern  einen  beliebten  Anfang 
bildet.  Das  Bruchstück  C  scheint  einer  abweichenderen  Rela- 
tion anzugehören. 

26.  Die  eingeklammerten  Strophei\  gehören  zu  den  zur  Nro.  6  B 
erwähnten  Neckereien. 

27.  Durch  eine  Schäszbnrgerin  nach  Mühlbach  gekommen. 

28.  Ist  sämmt  der  stark  an  ungrische  Weisen  anklingenden  Melodie 
aus  Kronstadt  nach  Mühlbach  verpflanzt  worden. 

29.  Vergleiche  den  Anfang  von  Uhlaud's  63.  Liede,  doch  erinnere 
ich  mich  weit  verwandterer  deutsch.  Volksl. 

30.  Mit  vielfach  ähnlichen  Typen,  als«  in  den  vorhergehenden  Liedern 
vorkommen,  beginnen  hier  Lieder,  die  uns  mehr  als  alle  andern 
eigenthümlich  sind,  und  Trennung  oder  Entbehrung  von  Eltern 
und  Verwandten  zum  Gegenstand  haben.  Sie  'werfen  ein  schönes 
Licht  auf  den  Haus-  und  Pamiliengeist  der  Sachsen,  der  sich 
innig, 'wahr  und  tief,  wie  er  ist,  in  ihnen  abspiegelt. 

A  ist  das  reinere.  B  ist  mitgetheilt  in  den  deutschen  Mund- 
arten 5.  Jahrgang;  wo  nach  der  5.  Strophe  die  Nro.  31  D  an- 
geführten Strophen  folgen,  die  ich  hiör  als  fremdartigen  Ein- 
schüb  ausscheiden  muszte.  Die  eingeklammerte  unebeiimäszig 
gebaute  erste  Strophe  besteht  aus  den  bekannten  Trennungs- 
typen, die  sich  ebenfalls  als  Aniügung  erkennen  lassen,  die  sich 


422 

vielleicht  erklären  läszt  daraus,  dasz  dem  Liede  scheinbar,  aber 
auch  nur  scheinbar  ein  Anfang  fehlt.  Endlich  sind  auch  die 
drei  Schluszstrophen  Nachdichtung,  wobei  die  letzte  vielleicht 
noch  jünger  als  die  beiden  andern  sein  dürfte;  die  beiden  letzten 
Zeilen  findet  man  fast  wörtlich  in  deutschen  Volksliedern.  C 
ist  ein  Bruchstück,  das  fast  nur  die  immer  widerkehrenden  Tren- 
nungstypen enthält. 


Helmath  unA  Fremcie.. 

Die^  Lieder  schlieszen  sich  nach  Inhalt  und  Stimmung  eng 
an  die  vorangehenden  an;  die  Typen  der  letztem  wiederholen  sich 
zum  Theil  —  doch  fast  nur  als  Entlehnung  —  auch  hier^  neue 
treten  hinzu» 

31.  B  erscheint  mir  am  reinsten,  mit  A  und  G  haben  sich  Tren- 
nungstypen verbunden.  I)  ist  ein  Bruchstück,  das  ich  aus 
Nro.  .30  B,  wohin  es  sich  verirrt  hatte,  ausgeschieden  habe. 

32.  In  andern  Gegenden  kennt  man  nur  die  erste  Strophe,  die 
wohl  Bruchstück  einer  alten  Ballade  sein  mag.  Aus  der  über- 
bliebenen  Strophe  scheint  sich  später  unser  Lied  ent^Kickelt  zu 
haben.  Die  Vermuthung,  dasz  die  7.  Strophe  noch  spätem  Ur- 
spmngs  sei;  will  ich  nicht  stark  in  Schutz  nehmen. 

33.  Derb  und  doch  schön. 


1¥  a  1  s  e  n. 

Auph  die  schönen  Waisenklagen,  zu  denen  schon  Nro.  32  mit- 
jgehört,  und  denen  ich  in  der  zweiten  Abtheilung  einige  auch  in 
balladenartiger  Form  aufzuführen  habe,  sind  eine  eigenthümliche 
Zierde  unserer  Volksdichtung.  Die  hier  zunächst  folgenden  Stücke 
34,  35,  36  werden  auch  deutsch  gehört  und  sind  gewisz  sehr  alt. 


.  EInstIgfe  liiebe  dncl  l¥ahL 

Spiegeln  kurz  andeutend  eine  eigene  Seite  des  Familienlebens  ab. 
37.  A  und  C,  die  mit   geringen  Veränderungen    unter  den   Kinder- 
dichtungen wiederkehren,   scheinen   unvollständig,  dagegen  viel- 


423 

leicht   auch    in    B    die    Wendung    von    der    7.   Zeile   an   nicht 
ursprünglich. 
38.  und  39.  werden  durch  das  Leben  erklärt. 


Tod. 

40.  Besteht,  wie  in  dem  Text  angedeutet  worden,  nur  aus  kärg- 
lichen Bruchstücken,  die  sich  :der  Kritik  entziehen.  Der  Ver- 
lust ist  um  so  mehr  zu  bedauern,  als  die  Reste  von  einer  sel- 
tenen Kraft  erfüllt  sind. 


Liebchens  6rab. 

41.  A  ist  aus  SchuUer's  Gedichten  in  siebenb.  öächs.  Mundart,  die 
Melodie  aus  ^die  deutschen  Mundarten^  6.  Jahrg.,  wo  sie  jedoch 
nur  auf  die  eine  Hälfte  der  Strophe  ausgedehnt  war,  so  dasz  sie 
für  die  zweite  Hälfte  wiederholt  werden  muszte ;  ich  habe  sie 
in  dieser  Weise  auf  die  g*anze  Strophe  ausgedehnt,  doch  bleibt 
ihr  etwas  *  Unbefriedigendes*  Die  eingeklammerte  6.  Strophe 
aus  B  ist  wahrscheinlich  einem  andern  Liede  'entnommen,  kehrt 
aber  in  deutschen  Volksliedern  (in  sächsischen  meines  Wissens 
nicht)  als  uralte  und  längst  dunkel  gewprden'e  Type  wieder,  so 
bei  Uhland  Nro..3l  A  und  B,  wovon  ersteres  einpm  Liederbuch 
vom  Jahre  1582  entnommen  ist.  Ueberhaupt  ist  der  Stoff,  aus 
dem  das  Lied  zusamii&engesetzt  ist,  in  allen  Theilen  sehr  alt 
aber  in  Imserm  und  in  allen  mir  bekannt  gewordenen  Liedern 
gleichen  Stoffes  bereits  nicht  mehr  verstanden,  d.  h.  dem  Stoffe 
gegenüber  sind  alle  diese  Abfassungen,  auch  die  ältesten,  jung 
Wie  hier  zwei  Bäumchen  am  Grabe  steh'n,  so  wachsen  nach 
Ulrich  von  Türheim,  dem  Fortsefeer  Gottfrieds  von  Straszburg 
auf  Tristans  und  Isoldens  Grab  eine  Rose  und  eine  Rebe,  die 
sich  in  einander  verschlingen.  Diese  Sage  war  aber  zu  Ul- 
rich's  Zeit  schon  alt  In  Volksliedern  wachsen  oft  Rosen  und 
Lilien  auf  Gräbern- Geliebter,  so  in  Uhland's  Sammlung  93  A 
in  der  13.  und  103  in  der  9.  Strophe.  Eben  so  alt  |ind  die 
'  Typen  von  den  Bäuv^chenj  die'  Muskat  und  Näglein  tragen, 
vom  Bächlein  und  der  Mühle.  Das  beweist  ihr  vielfaches 
Erscheinen  in   verschiedeneu    sonst    einander  wenig  verwandten 


424 

Vplksliedern,  worin  sie  ohne  Zusammenhang,  also  auch  wieder 
bereits  unverstanden  eingeflochten  sind.  So  bei  Uhland  Nro.  29 
Strophe  6 : 

„Bei  meines  liebsten  bette, 

da  stond  drei  beumelein,  • 

das 'ein  treit  muskatblüt, 

das  ander  negelein; 

die  muskat  die  islt  süsze, 
.  die  negelein,  die  seind  guot, 

der  ein  &c.* 
Mehr  Einheit    hat  und  dem    unsrigen    noch   verwandter    ist    das 
30,  Lied  in  Uhland's  Sammlung,  dessen  2.  und  3.  Strophe  unsern 
drei    letzten    entsprechen,    nur    dasz   es  sich   in  jenen,  wenn  es 

heiszt: 

„Bei  meines  buolen  füszen, 

da  fleuszt  ein  brünnlein  kalt  &c. 
und:  In  meines  buolen  garten, 
da  sten  zwei  beumelein,* 
das  ein,  das  tregt  muskaten, 
das^nder  negelein  *&c.^ 
nicht  um  einen  Todten,  sondern  um  Leben  und  Ffeiide  handelt. 
Beider  Lieder  Aufzeichnung    ist  alt  (Anfang  und  Mitte    des  16. 
Jahrb.),  die  Lieder  selbst  und   der  Stoff  stufenweise   noch  älter. 
Das    alte    BrabarUer   Auswandrerlied    bei    Willems    S.    3ö    und 
36,  das  in  einigen  Theilen  in  das  1 2.  Jahrhundert  zuräckreichen 
soll,  hat  auch  in  (deiner  6.  Strophe! 

„AI  vpre  myn  zoeteliefs  deure 
,  Daer'  staender  twee  boomek^ns '  klein,    * 
En  d'eene  draegt  notea  muskaten. 
Frisch  over  die  beiden : 
En  d'ander  draegt  nagelen  fyn. 
und  in  der  7.  Die  noten  die  %ynder  zoo  zoete, 

die  nagelen  rieken  zoo  goed!  &c." 
Beide  Strophen  erscheinen  schon  hier  als  —  wahrscheinlich  ein- 
geschaltete, noch  ältere  —  Typenl 

Ganz  hieher  gehört  das  157.  Lied  in  Simrock's  Sammlung,  das 
eine  jüngere  Form  des  Uhland^schen  Nro.  30  ist,  so  auch  bei 
Erlach  S.  247  und  176  die  drei  ersten  Strophen,  wozu  Erlach 
aus  der  Brtid.  Grimm  „altdeutschen  Wäldern,"  die  ich  nicht  zur 
Hand  habe,  anführt: 


425 

„Diese  Wiederholungen  und  Ueb'ergänge  von  Muskaten  und 
Nägelein,,  von  gebrochenen  Mühlrädern  und  Liebesende  selbst, 
in  schwäbischen  und  Schweizer  Liedern  sii^d  «l.s  Friigmente 
uralter  deutscher  Volkslieder,  die  bald  hier,  bald  da'  episch 
einfallen,  zu  betrachten/  "  .  .    ' 

Grimm  meint  hier  mit  „ep^cA,"  was  ich  mit  „typisch^  Type^ 
zu  bezeichnen  pflege.  Noch  heute  werden  solche  Lieder  in 
sonst  verschiedener  Gestalt  vom  Volke  in  Deutschland  gesungen* 
Unser  Lied  hat  einen  andern  Stoff  als  alle  die  angeführten  und 
eben  nur  jene  Typen  mit  ihne^  gemein.  Warum  übrigens  Lieb- 
chen von  den  zwei  Rosen  des  Geliebten  getroffen  steirben  musz, 
weisz  ich  '  nicht  zu  erklären ;  vielleicht  haftete  ein  Zauber  an . 
solchem  Wurf.  * 

Httth  dich! 

42.  Die  Erscheinung  dieses  Liedes  unter  uns  ist  ziemlich  räthselhaft 
Es  lehnt  sich  durch  seinen  Inhalt  (durchaus  nicht  in  der  Durch- 
fuhrung) an  jenes  bekannte  Lied  Walthers  von  der  Vogelwöide : 

„Niemen  kan  mit  gerten 

kindes  zücht  beherten  &c.* 
Entweder  Walthers  Lied  beruht  selbst  auf  volksraäsziger  Grund- 
lage, ist  mindestens  durch  solche  veranlasst,  was  nicht  ganz 
unwahrscheinlich  ist,  oder  es  ward  irgend  einmal  -^  etwa  durch 
Fahrende  —  unversehrt,  oder  schon  als  Abklatsch  oder  in  einer 
Nachahmung,  nach  Siebenbürgen  gebracht,  wo  es  unser  Lied 
entstehen  machte. 


Ich  knüpfe  an  die  Anmerkungen  der  ersten  Abtheilung  einige 
Bemerkungen  über  ein  Lied,  das  ursprünglich  •bestimmt  war,  an 
diesem  Platze. in  meine  Sammlung  aufgenommen  zu  werden,  seither 
aber  in  dem  Trauschenfels'schen  Magazin  für  Geschichte,  Literatur  &c. 
Siebenbürgens,  Neue  Folge  (wovon  leider  üur  4  Hefte  und  2  Dop- 
pelhefte erschienen  sind)  Heft  L  S.  24  mitgetheilt  worden  ist. 
Das  in  seiner  Art  vortreffliche  Lied  j^Wettstreit  zioischen  Wasser 
und  Wdn^  war  mir  etwas  lückenhaft  und  in  sächsischer  Sprache 
zugekommen,  und  obwohl  ich  aus  Bau  und  Keimen  ersehen  konnte, 
dasz    es    ursprünglich   deutsch   gedichtet   worden,  so    wollte  ich  es 


426 

doch  ah  Umdichtupg  und  als  einzigen  Vertreter  einer' Gattung,  die 
sonst  bei  uns  nicht  erscheint,  nicht  fähren  lassen,  um  so  mehr,  da 
mir  unter  den  ähnlichen  deutschen  Dichtungen  ^Sommer  und  Winter, 
Nachtigäl  und  Guckuck^  &c. ,,  besonders  aber  yjBuchsbaum  und 
FelbingeTj  Seele  und'Leib^  (Wackernagers  Leseb.  Bd.  IL  Spalte 
39  bis  42  aus  dem  16.  Jahrhund,  und  Uhland  Nro.  9  A  und  B) 
zwar  mehrmals  dieselben  Typen,  nirgends  aber  gerade  unser  Lied 
begegnete,  was  sammt  den.  Reimen  „hilen"  (=  Hohlwege)  und 
„milen**  (=  Mühlen)  selbst  auf  die  Vermuthung  führen  konnte,  dasz 
dies  Lied  bei  uns  entstanden,  mithin  früher  schon  auch  deutsch  bei 
uns  gedichtet  worden  sei.  Solche  Erwä^ngen  hätten  die  Aufnahme 
selbst  der  deutschen  Relation  in  meine  Sammlung  nicht  nur,  gerecht- 
fertigt, sondern  zur  Pflicht  gemacht,  der  ich  nun  durch  die  Veröffent- 
lichung an  jenem  andern  Orte  enthoben,  bin.  Die  Abweichungen 
meiner  sächsischen  Relation  und  die  parellelen  Typen  aus  deutschen 
Liedern  glaube  ich  indessen  anführen  zu  müssen :  Die  erste  Slrophe : 
^Nun  höret  zu  ihr  Christenleut, 
Wie  der  Wein  sich  mit  dem  Wasser  streit'"  &c. 
lautet  in  meiner  Relation: 

„Ir  gebburen  u^  ir  lekt! 

w&  der  weinj  mät  dem  waszer  ätrekt" 
das   zweite :  Das  Waszer  das  sprach :  „auch  ich  bin  fein. 

Man  trägt  mich  in  alle  Stuben  hinein"  &c. 
in  meiner  Rel. :  Det' waszer  söd:  „ech  bän  do6h  gftd, 

em^  drit  mij.än'ale  Ituwe*  präf  &c." 
Ganz  gleich  ist  der  Anfang  im  „Wettstreit  von  Seele  und  Leib* 
(geistlichen  Buchsb,  und  Felbing): 

„'Nu  hoeret  zu  ihr  Christenleut, 

wie  Leib  und  Sßel  gen.  einander  streit* 
und   gleich   dem  Schlüsse   unseres*  Liedes  .schlieszt    der   „weltliche 
Buchsb*  und  Felbinger:  »Der  Buchsbaum  sprach:  bistu  so  recht 

so  bist  mein  Herr  und  ich  dein  Knecht." 


;     427 

Zweite  Abtheilnng« 
Terwälste  Kinder. 

Es  ist  schon  angeführt^  dasz  die  Lieder,  deren  Grundlage  das 
Familienverhältnisz  bildet,  zu  unserb  eigenthümlichsten  und  zarte- 
sten gehören.  Besonders  innig  wird  das  Leid  der  Waisen  dAr- 
gestellt. 

43.  Von  unübertreflicher  Einfachheit  und^  Naturwahrheit.  Der  Schlugz 
von  B. :  ,,unt  sal  mich  dät  net  krinken  &c.^  ist  schon/  späterer 
Zusatz,  und  tritt  aus  der  Naivetät  heraus.  Dies  gilt  auch  von 
dem  Zuaatz  zu  C,  dessen  eingeklammerte  Zeilen  *  das  Späteste 
sein  mögen.  Auch  diese  Zusätze  sind  indessen  noch  zart  und 
im  Vergleich  zu  D,  worin  die  Klage  fast  ostensibel,  wird,  selbst 
naiv.  D  ist  auf  Grundlage  des  Volksliedes,  in  der  6.  und  7. 
Strophe  auch    seiner  volksmäszigen  Zusätze,  und  mit  Benützung 

•  und  Ausführung  der  darin  angedeuteten  Motive  durch  einen  halb- 
volksmäszigen  Dichter  entschieden  zuletzt  entstanden.  Mit  dem 
Schlusz  dieses  Liedes  hat  Aehnlichkeit  eine  von  Schröer.  in  den 
„deutschen  Mundarten"  des  ungrischen  Berglandes  S.  180  mit 
getheilte  Todtenklage  einer  Mutter  um  ihr  Kind: 

„Ach  engala  mains,  kinn  mains !  * 

du  schSna  pldm  maina! 

älla  plüm  sain  ufgaplutl 

unt  njö  tu  pist  mie  zügaplötl 

ach  tu  mai"  g^t,  mai"*  göt,  mai*  got ! 

44,  Weniger,  anspruchslos  und  naiv  als  das  vorgehende,  Anlage,  und 
Sprache  lassen  fast  unvolksmäszige  Bearbeitung  vermuthen 
übrigens  schön  und  weirthvoll. 


Der  erschlagrene  Tater. 

45.  Die  erste  und  zweite  Strophe  erscheinen  auch  einzeln,  und  wirk- 
lich ist  kein  Grund  vorhanden  anzunehmen,  dasz  sie  anders  als 
durch  Zufall  miteinander  verbunden  worden.  Wahrscheinlich 
sind  es  Beste  alter  Todtenklagen,  die  noch  jetzt  an  vielen 
Orten  des  Sachsenlandes  gebräuUch  sind,  und  früher  allgemein 
gewesen  zu  sein  scheinen.  Üer  Name  „Tarkd"  scheint  ungrisch; 


428 

er  wird  als  Hundsname  gebrancfat  und  scheint  aus  einer  Parodie 
unorganisch  in  das  Stück  eingedrungen. 


Das  liang^ernde  KIncl. 

46.  Wohl  schon  frühe,  vielleicht  schon  bei  der  Einwanderung  mit- 
gebracht. Ein  Gleiches  siehe  bei  Uhland  Nro.  119,  Simrock 
354,  auch  im  Wuhderh.  in  den  „deutsch.  VplkaL"  von  L,  Erk 
und  W.  Irmer  Heft  3,  S.  52  und  sonst« 


Rosenlag^er», 

47.  Dieses  Lied  schlieszt  sich  an  die  Tagelieder.  Linde  und  Rosen* 
letztere  als  Blatt,  in  der  4.  und  5.  Stroghe  von  A  erinnern  an  das 
schöne  Lied  Walthers  -  von  der  Vogelw.  Ausg.  Lachmanns  S.  39^: 

„Unter  der  linden  an  der  beide  &c." 
Das  Bruchstück  B  Weichjb  am  meisten  unter  den  drei  Relationen 
ab,  und  hatte  vielleicht  einen  andern  Schlusz,  C  ist  aus  Witt- 
stock's  „Sagen  und  Lieder  aus  dem  Nösner  Gelände"  genönamen. 
Die  eingeklammert  hochdeutsche  Schluszstrophe  ist  eine  Type 
•  aus  deutschen  Volksliedern  ähnlichen  Stoflfes,  4eren  es*  eine 
grosze  Menge  gibt.  Der  „Schlüszel,  der  den  Tag  aufschlieszt" 
ebenfalls  typisch  wiederkehrend  hat  vielleicht  mythische  Bedeutung. 


Auf  dem  Friedhof. 

48.'  Am  kräftigsten  und  in  seiner  einfachen  Entwickelung  sächsischer 
Weise  am  angemessensten  ist  A,  das'  ich  für  das  älteste  zu 
halten  geneigt  bin.  Schon  lyrischer  ist  B.  C,  das  ich  Fromm*9 
„dei^tschen  Mundarten^  5.  Jahrg.  entnommen,  hat  eige.ntliümliche 
Schönheiten  in  den  drei  letzten  Strophen,  die  jedoch  als  späterer, 
.obwohl  volksmäsziger  Zusatz  erkennbar  sind;  das  Lied  kann 
ihrer  nicht  nur  entrathen,  es  kann  sie  ohne  Störung  seines 
Grundcharakters  nicht  vertragen,  D  aus  Wittstock's  Sag.  und 
Lied«  aus  dem  Nösner  Gelände  entlehnt  ist  am  meisten  zersetzt. 
Die  eingeklammerten  4.  Anfangsstrophen  gehören  wie  die  1.- 
'  Strophe  von*  C  ursprünglich  efnem  andern,  nur  oberflächlich  ver- 


429 

wandten  Stoffe  an,  der  aucl^  in  deutschen  "Volksliedern  mehr- 
mals anklingt  Auch  die  beiden  Schluszstrophen  von  D  wieder 
hochdeutsch  sind  nur  angehängte  Scheidetypen  aus  deutschen 
Volksliedern,  wie  sie  auch  aus  dem  nächstfolgenden  Bruchstücke 
h^rvorkliugen.  Mit  dieser  Nummer  beginnen  die  für  unsere 
Volksdichtung  charakteristischen,  tragischen  Balladenstoffe. 


Brnchstttcke. 

49.  Bruchstücke    einer  Ballade  mit    starken  Typen,  die  den  Verlus, 
des  Ganzen  bedauern  lassen. 


Bffse  Schwleg^er. 

50.  Nur  der  Anfang  bis  etwa  zur  17,  Verszeile  scheint  noch  erträg- 
lich gut  erhalten,  wobei  nicht  stören  darf,  dasz  die  Reime  fehlen, 
deren  das  sächs.  Volkslied,  je  älter  es  ist,  desto  öfter  und  leich- 
ter entbehrt  —  weniger  der  Strophenabtheilung,  deren  Mangel 
&st  immer  auf  schon  zerstörten  Zustand  schlieszen  läszt.  In 
gänzlicher  Auflösung  befinden  sich  die  Verse  von  der  17.  Zeile 
an  bis  zum  Schlusze,  und  kaum  hätte  ich  bei  dem  Mangel  einer 
bessern  Ueberlieferung  das  Lied  aufgenommen,  wenn  es  nicht 
sein  Stoff  geboten  hätte.  So  möge  es  '  denn  in  der  Sammlung 
stehen  als  Spur  für  künftige  Forschung,  deren  Mühe  e^'n  glück- 

*  lieber  Fund  wohl  belohnen  könnte.  Schöne  epische  Züge  sind 
vom  7.  bis  17.  Vers  enthalten.  Die  Strafe  der  Mutter  ist  nicht 
nur  eine  in  Märchen  und  Sagen  wiederkehrende,  sondern  auch 
uralthistorische;  die  fränkische  BrwnJdlde  ist  weder  die  erste 
noch  die  letzte,  wohl  aber  die  berühmteste  von  denen,  die  sie 
erlitten.  Der  schöne,  starke  Stoff  dieser  Ballade  ist  nach  allen 
innem  und  äuszem  Kennzeichen  uralj^  vielleicht  .eben  deshalb 
bin  ich  ihm  bisher  noch  an  keinem  andern  Orte  begegnet,  es 
sei  denn  in  dem  Bruchstück  eines  deutschen  Märchens  —  das 
doch  auch  mannigfach  abweichen  müszte  —  bei  den  Brüd, 
Grimm  2.  Auflage,  IE.  Bändch.,  S.  259  „die  böse  Schwieger- 
mutter.^    Der  Anfang  stimmt  auffallend  üfoerein. 


430 

IV  er  bang:. 

61 .  Leider  ein  Bruchstück,  das  nach  dem  Ganzen  nar  lüstern  macht. 

62,  Aus  Wittstock's  „Sag.   und   Lied,   aus   dem   Nösnergel " ;    damit 
•    ißt  eine  andere  Relation  ans  Wallendorf  verglichen  worden,  die 

mit  der  12.  Strophe  schlieszt;  ihr  gehören  die  eingeklammerten 
Parallelstrophen  auch  an.  Beide  Ueberlieferungen«  sind  übrigens 
nicht  in  unverdorbenem  Zustande.  So  dürfte  die  7.  Strophe  der 
Wallendorfer  Ueberlieferung,  die  an  dieser  Stelle  der  von  Minar- 
ken  vorzuziehen  ist,  doch,  wie  der  Reim  -verlangt,  berichtigt 
werden  durch  die  Aenderung: 

„Sai  but  in  u  diesz  weiszen  bruit, 
sai  but  in  u  diesz  wai  esu  ruit.^ 
^Schlämchi,  schläimtchi**  ist  der  in  andern  Gegenden  des  Sachsen- 
landes „schlir^  genannte  Schleier.  Der  StoiSf  dieser  Ballade 
gehört  auch  zu  den  alten,  starken,  ist  aber  nach  dem  gewöhn- 
lichen Geschicke  solcher  bereits  dunkel  und  nicht  in  allen 
Theilen  verständlich.  Nach  Strophe  10  war  der  erschlagene 
Vater  ein  Riese,  denn  nur  so  erklärt  sich,  dasz  die  Mutter  in 
seinem  Blute  ersäuft  wird,  wie  die  Söhne  Bor's  im  Blute  des 
erschlagenen  Ymir  sein  ganzes  Geschlecht  ersäufen.  Dann  wäre 
die  erkämpfte  Braut  auch  Riesin  und  die  heimführenden  Ritter 
Götter.  Dem  entspräche,  dasz  die  Ritter  aus  dem  Rosenland 
kommen,  und  dahin  die  Braut  fuhren,  denn  dem  Winterland  der 
Riesen  konnte  mit  Recht  ein  „Rosenland''  der  Götter^  die  in 
ihrer  ältesten  Auffassung  fast  alle  sommerliche  Naturgewalten 
per^onificiren,  entgegengesetzt  werden.  Die  Ballade  könnte  so 
leicht  einen  alten,  verdunkelten  Göttermythus  zur  Grundlage 
haben,  der  durch  viele  Verwandlungen  bis  in  die  gegenwärtige 
Form  gelangt  wäre.  Am  jüngsten  erscheint  dann  der  Schlusz, 
der  auch  in  der  Wallendorfer  Ueberlieferung  fehlt,  vor  allem 
die  letzte  Strophe,  die  nicht  recht  zu  der  Riesensage  passen  will. 
Nur  einzelne  Strophen  oder  Zeilen  mir  bekannter  deutscher 
Dichtungen  entsprechen;  so  bei  Simrock  in  Nro.  11,  das  im 
Ganzen  unserer  54.  Nr.  ähnlich  ist: 

„Zum  erstdn  stachen  sie  den  Vater  todt. 
Zum  zweiten  schlugen  sie  die  Frau  Mutter  todt," 
und  bei  Talvj  „Versuch  &c.**    S.  408*  in  dem  Liede:  der  Pfalz- 
graf  und  die  Müllerin : 


431 

„Zuerst  schlug  er  den  Vater  fodt^ 
•Zum  andern  die  Frau  Mutter^roth  &c.* 


Die  Terlassene. 

53.  Aus  Wittstock's  „Sagen  und  Lied,  aus  dem  Nösner  Gel"  Das 
Stück  ist  scfaieclit  erhalten^  wie  in  dem  Text  angedeutet  worden. 
Die  11.  Strophe  der  Ueberlieferung  habe  ich  diesmal  als  offen- 
bar verdorben  eingeklammert,  und  dafür  einmal  gegen  sonstigen 
Gebrauch  meine  eigene  Verbesserung  in  Strophe  11  und  12,  die 
auch  durch  den  Strophenbau  gefordert  wird,  als  das  Wahrschein- 
lichere gelten  {assen.  Nur  durch  seinen  Eingang,  reiht  sich  dies 
Lied  an  d^s  vorangehende,  im  Uebrigen  gleicht  es  durch  seinen 
Libalt  dem  5.  der  ersten  Abtheilung,  *  ^ 


Brantmö'rciei'. 

54.  Dieser  Stoff  ist  uralt  und  vielfach  vertreten  in  Mährchen,  Sage 
und  Volkslied.  Die  Grundlage  bildet  die  Blaubartsage,  welche 
die  Gebrüder  Grimm  im  Zweifel,  ob  sie  nicht  französisch  sei, 
da  sie  bei  Perault  vorkommt,  in  ihre  Märchensammlung  seit  der 
ersten  Ausgabe  nicht  aufgenommen  haben.  Der  Zweifel  ist  wohl 
unbegründet.  „Der  Ritter  Blaubart*^  ist  seither  erschienen  in 
Bechsteins  Märchen  —  freilich  in  sehr  verkürzter,  und  mehr 
den  aus  demselben  Stoffe  entkeimten  Balladen  als  den  andern 
Märchen,  sich  nähernder  Gestalt.  Die  verschiedenen  Formen 
des  Märchens  sind  einzusehen  in  der  Brüd.  Grimm  III.  Bande 
der  „Kinder-  und  Hausmärchen'^,  in  den  Anmerkungen  zum 
„Fitschers  Vogel"  S.  75  der  2.  Aufl.  In  den  meisten  derselben 
heirathet  der  Mörder  nacheinander  drei  Schwestern,  von  denen 
die  beiden  ersten  den  Tod  erleiden,  die  jüngste  aber  sie  meder 
belebt  und  dem  Mörder  den  Untergang  bereitet»  Hievon  weichen 
die  Volkslieder^  die  uns  bei  Uhland  Nr.  74  A,  B  (beide 
aus  Aufzeichnungen  aus  der  zweiten  Öälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts), C  und  D,  dann  bei  Wülems  Seite  116  und  stark 
abgeschwächt  S.  186,  ferner  bei  Simrock  Nro.  6,  7,  8,  in  Her- 
der's  Volksüedem  L  S.  116,  in  des  Kn.  Wunderh.  I.  S.  274,  bei 
Erlach  III    S*  450,  bei   Firmenich  (Germ.  Völkerst.)  und  sonst 


432 

mitgetheilt  sind,  in  verschiedener  Weise  ab.  Entweder  es  wird 
ausdrücklich  angeführt,  dasz  der  Mörder  schon  mehrere  (11, 
7  oder  eine  unbestimmte  Zahl)  Jungfrauen  getödtet  hat,  ehe 
ihm  die  letzte  den  Tod  bringt,  oder  es  wird  —  was  doch  der 
selten ^e  Fall  — ^  darüber  geschunegen,  so  dasz  es  scheinen 
darf,  das  sei  der  erste  Versuch  .dieser  Art.  Auch  im  erstem  Fall 
•  steht  die  Rächerin  mit  den  früher  Ermordeten  in  keinem  —  von 
den  Quellen  ausgesprochenen  —  verwandtschaftlichen  oder  gar 
schwesterlichen  Verhältnisz,  wie  es  in  den  Märchen  deutlich 
hervorgehoben  wird.  Die  Rache  vrtrd  in  einigen  Balladen  durch 
den  Bruder  des  Mädchens  (wie  in  Bechstein's  Märchen  durch 
die  Brüder)  vollzogen,  in  andern  durch  das  Mädchen  selbst. 
Im  ersten  Falle  bleibt  das  Mädchen  entweder  am  Leben,  oder 
stirbt,  «ehe  der  Bruder  ankommt,  jg,  in  Nro.  8  bei  Simrock. bleibt 
der  Mord  sogar  ungerächt,  was  indes?  als  ein  Mangel  der  spätem 
Ueberlieferung  aufzufassen  ist.  Vor  der  Entscheidung  wird  das 
Mädchen  in  einigen  Ueber lieferungen  durch  Tauben  gewarnt, 
andere  wissen  nichts  davon.  Die,  Todesart  sowohl  des  Mörders 
als  des  Mädchens  ist  bald  Hängen  am  Baum,  bald  Enthauptung 
durch  das  Schwert,  nur  in  unserer  Ballade  wird  er  gefangen, 
an  einen  Spiesz  gezogen  und  gebraten.  Der  Beweggrund  des 
Mörders  ist,  wenn  er  genannt  wird,  was  nur  einigemal  geschieht, 
Kleiderraub  —  allerdings  kein  genügender  Grund,  da  offenbar 
das  aufbewahrte  Blut  selbst  zu  irgend  einem^  nun  von  allen 
erhaltenen  Quellen  vergessenen  Gebrauche  dienen  muszte.  — 
Grimm  meint  als  Heilmittel  (wie  im  armen  Heinrich)  für  eine 
Krankheit,  <Jie  im  blauen  Bart  des  Märchens  angedeutet  sei; 
sonst  wird  in  Sagen  Jungfrauenblut  auch  als  Schönheitsmittel 
gebraucht,  '  Verschieden  endlich  ist  auch  das  Verlockungs- 
mittel, wodurch  die  Jungfrau  bewegt  wird  den  Ritter  zu  beglei- 
ten, entweder  Gesang  (in  einer  unserer  Sagen  Pfeifen)  Ueber- 
redung  oder  Liebe  des  Mädchens,  verschieden  endlich  auch  der 
Schauplatz  des  Mordes:  Tannenwald,  Mordbrunnen,  in  den 
Märchen  das  Schlosz  des  Räubers. 

Auch  bei  uns  ist  dieser  Stoff  in  jeder  Form  vertreten.  Eine 
Sage  von  einem  schönen,  jungen  Mann,  der  durch  Pfeifen  un- 
widerstehlich die  Mädchen  hinauslockt,  mit  ihnd  bei  Nacht  in 
den  Wald  zu  wandeln,  wo  er  sie  dann  aufhängt  und  ihre  Kleider 
nimmt,  aber  vom  Bruder  der  zwölften  Jungfrau  selbst  gehangen 


433 

wird,  nnd  zum  Teufel  föhrt,  findet  sich  in  Müller's  Sammlung 
^Siebenbürgische  Sag.^  Nro.  418.  Unser  Märchen,  worin  aller- 
dings der  blaue  Bart  gänzlich  fehlt,  hat  Haltrich  in  seiner  Samm- 
lung noch  nicht  mitgetheiit.     Es  hat  folgende  Umrisse:         : 

Ein  reiclier  Kaufmann  hat  drei  Töchter.  Ein  sehr  schöner 
Mann  freit  die  älteste,  holt  sie  in  einem  prachtvollen  Wagen  ab, 
dm  sie  in  sein  Schlosz  zu  fuhren.  Gegen  Mittag  kommen  sie 
an  einen  Brunnen;  die  Braut  ist  durstig,  steigt  aus,  um  zu 
trinken ;  da  singen  zwei,  (drei)  Tauben,  die  über  dem  Brunnen 
auf  einem  grünen  Aste  sitzen : 

„gäf  mer  u6h  ze  dräinjken, 
ech  wäl  des  ug  äszt  Schinken  1 

Sie  gibt  den  Tauben  nicht  zu  trinken,  labt  nur  sich  mittelst 
einer  silbernen  Schale,  die  beim  Brunnen  hängt,  und  fährt  weiter. 
Gegen  Abend  gelangen  sie  in  das  prachtvolle,  überall  von  Gold 
schimmernde  Schlosz.  Der  Mann  gibt  ihr  einen  goldenen  Apfel 
(Ei)  zum  Verwahren  und  die '  Schlüssel  von  den  Gemächern  des 
Schlosses  mit  der  Erlaubnisz  in  alle  zu  gehen,  nur* in  ein  be- 
sonders bezeichnetes  nicht.  In  seiner  Abwesenheit  besucht  sie 
/luch  das  verbotene  Zimmer,  sieht  lauter  Leichname,  schöne 
Kleider  an  den  Wänden  und  ein  groszes  Gefilsz  voll  Blut.  In- 
dem sie  sich  über  den  Rand  des  letzteren  beugt,  springt  ihr 
der  Apfel  hinein,  den  sie  zwar  sogleich  wieder  erfaszt,  aber 
nicht  mehr  vom  Blute  reinigen  kann.  Der  Mann  kommt  nach 
Hause,  erkennt  an  des  Apfels  Flecken  das  Geschehene,  führt 
das  Weib  in  das  Schreckenszimraer,  wo  er  sie  tödtet,  ihr  Blut 
in  das  grosze  Geßlsz  auffängt,  und  ihre  Kleider  an  die  Wand 
hängt.  Unter  dem  Vorwand,  die  ältere  Schwester  sei  gestorben 
(nach  anderer  Mittheilung :  sehne  sich  nach  ihr)  holt  er  dann  die 
zweite  Schwester,  der  es  ebenso  ergeht.  Die  dritte  tränkt  mit 
der  silbernen  Schale  (Becher)  die  zwei  (nach  Andern  drei) 
weiszen  Tauben  am  Brunnen  (des  Lebens)  und  wird  dafür  über 
Alles  Geschehene  und  zu  Geschehende  belehrt.  Nach  solchem  Rathe 
nimmt  sie  Wasser  des  Lebens  heimlich  vom  Brunnen  des  Lebens 
mit,  sperrt  im  Schlosse  den  empfangenen  goldenen  Apfel  in  eine 
eiserne,  mit  schweren  Schlössern  behangene  Truhe  ;ein,  wo  er 
zwar  ashrecklich  herumspringt,  während  sie  in  das  verbotene 
Zimmer  geht,  sich  aber  nicht  befreien  kann.  Nachdem  sie  in 
dem    Zimmer   Alles    gesehen,   und   es    wieder   verschlossen  hat, 

28 


434 

befreit  sie  den  Apfel  und  steckt  ihn  an  den  vorigen  Platz  im 
Busen.  Als  der  heimkehrende  Zauberer  darnach  fragt,  kann 
si'e  ihm  denselben  unbefleckt  zeigen.  Beruhigt  legt  er  sich  nieder, 
'nachdem  er  (wie  freilich  nur  Eine,  mir  bekannte  Ueberlieferung 
erzählt)  von  ihr  einen  tödtenden  Schlaftrunk  erhalten»  Nun 
belebt  sie  mit  dem  Wasser  des  Lebens  alle  Ermordeten,  be- 
steigt sammt  ihren  Schwestern  einen  im  Schlosse  befindlichen, 
gläsernen  Wagen,  und  fahrt  damit  durch  die  Luft  nach  Hause. 
Nach  einer  andern  Relation  kommen  zwei  Täubchen,  spannen, 
sich  an  den  Wagen,  und  fliegen. so  damit  durch  die  Luft. 

Den  Text  unserer  Baltade  A  habe  ich  aus  vier  Bruchstücken 
aus  Mühlbach,  Maldorf,  Marpod  und  der  Gegend  von  Medwisch 
zusammengestellt  und  noch  musz'er  als  unvollständig  angesehen 
werden'.  Alle  Balladen  dieses  Stoffes  Uaben  nach  ihrer.  Natur 
Vieles  abwerfen  müssen,  was  die  Märchen  ausführlicher  und 
alterthümlicher  aufbewahren;  die  unsrige  —  obwoht  im  Ganzen 
kürzer  als  ihre  Geschwister  bei  Uhland  hat  doch  Manches  be- 
wahrt, was  sonst  verloren  ist.  Die  Vorahnungen  der  Braut  am 
Anfang  hat  nur  sie.  Dagegen  fehlen  die  warnenden  Tauben  des 
Märchens,  die  in  einingen  deutschen  Stücken,  obwohl  schon  >ohne 
Bedeutsamkeit  erhalten  sind.  Unsere  Relationen  wissen  auch, 
noch  von  mehreren  (zwei  oder  drei)  Schwestern,  welche  von  der 
deutschen  Dichtung  durchaus  aufgegeben  sind.  Die  abweichenden 
Strophen  der  Relationen,  welche  drei  Schwestern  voraussetzen, 
habe  ich  in  Klammer  neben  die  andern  gesetzt.  König  ist  der 
Mörder  in  keinem  als  in  unserem-  Liede,  und  dasz  ihn  dasselbe 
über  dem  Rheine  wohnen,  und  hernach  zu  Thorenburg  (nach 
einer  Relat  „zum  Thorenburg",  d.  i.  dem  Herrn  y.  Thorenburg) 
ins  Schlosz  reiten  läszt,  wo  eine  Zeit  lang  der  Sitz  des  Sieben- 
bürgischen Woiwoden  war,  darf  kaum  auffallen.  Hätte  es  auch 
in  Deutschland  kein  Thorenburg  gegeben,  so  erklärt  sicli  der ' 
Umstand  doch  schon  aus  der  Natur  des  Volksliedes.  Unser 
Stoff  war  wahrscheinlich  schon  in  einer  bestimmten  und  ryth- 
mischen'  Form  (und  wohl  schon  bei  der  ersten  Einwanderung) 
aus  der  Nähe  des  Rheins  in  Deutschland  nach  Siebenbürgen 
gebracht,  hier  aber  im  Laufe  der  Zeit  mehrmals  umgedichtet 
worden ,  nach  Weise  der  Volksdichtung ,  ohne  dasz  einzelne, 
selbst,  unverstandene  Namen  aufgegeben ,  wurden.  V)ie  beiden 
Schluszzeilen  sind  vielgebrauchte  Type.  Giren  (in  deutsch.  Dial. 
geren)  heiszen  im  Sächsischien  die  Hemdezwickel. 


435 

Dasz  B  80  starke  Verluste  erlitten  hat^  musz  bedauert  werden, 
^icht  zufällig  erzählt  das  Bruchstück,  dasz  Mittwoch  zugesagt^ 
Donnerstag  kopulirt  wird;  so  ist  es  uraltsächsischer  Brauch,  der 
noch  im  germanischen  Heidenthura  wurzelt  Auffallend  ähnliche 
Stellen  hat  die  sonst  auf  anderer  Grundlage  ruhende  Ballade 
Nro.  11  bei  Simrock,  z.  B. 

„Es  fuhr  ein  Pfalzgraf  über  Rhein, 

ev  freit  sich  des  Königs  Töchterlein.** 
und  weiter: 

„So  wollt'  ich  sie  wären  versunkep, 

der  Pfalzgraf  wäre  ertrunken." 
J.  K.  Schuller   in    der  Transilv.  Nro.  47  Jalirg.    1857    zieht  au«« 
Firmenich  ^Qerman.   Völk^rst;"  Bd.  II.    S.  364   die    schlesische 
Ballade    j^Ulrich    und    Aneh^    aus     gleichem     Stoff   erwachsen, 
aber  schon  bedeutend  verkürzt  zum  Vergleich  heran. 

Wenn  ich  zum  Schlusze  nochmals  den  Stoff,  wie  er  uns  in 
sämn^tlichen  Balladen,  Märchen  und  Sagen  erhalten  ist,  be- 
trachte, so  kann  mir  ein  Bitter  oder  Zauberer,  der  sich  eine 
Krankheit  durch  Jugfrauenblut  heilen,  möchte,  ebensowenig  zur 
Chimdlage  genügen  als  ein  Räuber,  der  um  der  reichen  Kleider 
willen  Mädchen  von  hoher  Abkunft  tödtet.  Die  übermenschliche 
,  Verführungskraft  des  Mörders,  der  Brunnen  mit  dem  Wasser 
des  Lebens,  dem  der  Moridbrunnen  ebenso  gegenüber  steht,  wie 
die  zwei  oder  (nach  andern  Relationen)  drei  Tauben  auf  dem 
Baume  über  dem  Brunnen  als  Gegnerinnen  des  geheimniszvollen 
Uebermenschen  erscheinen,  der  goldene  Apfel  (oder  Ei)  mit  der 
besondern  Eigenschaft  durch  die  unlöschbare  Befleckung  Ver- 
'  räther  des  Vergehens  zu  sein,'  .das  in  Märchen  so  oft,  und  in 
verschiedener  mythischer  Bedeutung  vorkommende  verbotene 
Zimmer  mit  seirifem  schrecklichen  Inhalt,  die  Flucht  der  Jung- 
frau als  „Fitschersvogel*'  oder  im'  gläsernen  Wagen  durch  die 
Luft,  selbst  die  l^acht/ ihres  Hilferufs  in  d»  Balladen  —  Alles 
das  musz  auf  alten  Mythen  beruhen,  die  ireilich  schon  in  den 
Märchen  verdunkelt  erscheinen,  und  vielleicht  kaum  mehr  zu 
deuten  sein  mögen.  Indessen  schon  d^i'  Versuch  dazu  kann  nicht 
unlohnend  sein,  und  ich  gedenke  ihn  einmal  zu  wagen. 

Die  Rache. 

55.  Das  Bruchstück  scheint  einer  starken  Ballade  anzugehören,  deren 
Verlust  wie  so  mancher  andern^  bedauerlich  ist. 

28*    ' 


436 

Hans  der  JüttUnei!. 

56.  Das  Stück  mag  auf  historischer  Grundlage  beruhen.  Das  Statu- 
tarrecht  bestrafte  den  Ehebruch  mit  dem  Tode;  so  auch  das 
frühere  Gewohnheitsrecht.  Wahrscheinlich  ist  es  von  Bänkel- 
sängern, deren  einstige  Existenz  unter  den  Sachsen  kaum  be- 
zweifelt werden  kann,  gedichtet  und  verbreitet.  Nach  Mühlbach 
ist  es  durch  eine  Schäszburgerin  gelangt,  dyn  Stofif  und  dem 
Schauplatze  nach  gehört  es  Hermannstadt  an,  wo  ^ Wiese  und 
kleine  Erde*'  Theile  der  obern  Stadt  sind,  und  wo  allein  Bürger- 
meister und  Königsrichter  (Comes)  nebeneinander  bestanden. 
Das  Lied  hat  einen  kurzen,  straffen  Gang,  und  dem  entspricht 
die  8.  auch  im  Rythmus  mangelhafte  Strophe  nicht,  die  sich 
dadurch  als  Einschub  verräth.  Die  Sylbenzahl  ganz  unberück- 
sichtigt lassend,  beruht  das  Yersmaasz  dieses  uns  ganz  eigen 
thümlichen,  schönen  Stückes  ganz  nur  auf  Hebungen,  und  ist 
in  seinem  Bau  und  mit  dem  unverkennbaren  Verseinschnitt  jeder 
Zeile  der  Nibelungenstrophe  und  der  Weise  des  Kürenberger's 
sehr  ähnlich,  nur  freier,  nachläsziger. 

„Zeg&nescher  hangt**  heiszt  in  der  13.  Strophe  der  Scharf- 
richter, weil  dieses  Amt  in  Siebenbürgen  seit  Jahrhunderten  von 
Zigeunern  bekleidet  wird.  So  heiszt  es  in  einem,  vom  Krönst. 
Chronisten  Sim.  Czauk  überlieferten,  von  Trauschenfels  in  den 
„deutsch.  Fundgruben"  zur  Gesch.  Siebenb.  neue  Folge  I.  Bd. 
veröffentlichten,  auf  die  1594  gegen  Sigm.  Bdthon  stattgehabte 
Verschwörung  gedichteten  Liede. 

„Daselbst  ein  Szegedi  Zigan 

muszt  ihnen  ihre  köpf  abschlan.** 
Die  Zigeuner  erscheinen  seit  1415  in  Siebenbürgen. 

Der  Oelst. 

57.  Ein  aus  der  Gegend  von  Kronstadt  nach  Mühlbach  gelangtes 
Bruchstück.  Der  Mittheiler  sagte,  es  beziehe  sich  auf  die 
Bosenaüer  Burg. 

Das  Verg'lftete  Kind« 

58.  Das  Stück  ist  ohne  Zweifel  aus  Deutschland  eingeschleppt,  ist 
aber  keiner,  der  mir  von  dorther  bekannten  Parallelen  ganz 
gleich.     Wäre   es   mir    nicht  zu    spät    zugekommen,    so  hätte  es 


437 

seinen  Platz  zwischen  Nro.  46  und  47  erhalten  müssen.  Zu 
vergleichen  sind:  Uhland  Nro.  120,  Wunderh. .  I.  19  und  an 
andern  Orten;  es  ist  zu  benierken,  dasz  das  Stück  nirgends  aus 
alten  Handschriften  oder  Druck  genommen  ist;  bei  Uhland 
stammt  es  aus  mündlicher  Mittheilung.  Dennoch  musz  der 
StoflF-alt  sein. 

Jesus. 

59.  Aehnliche  Lieder  finden  .sich  auch  sonst  namentlich  bei  Wil- 
lem's  S.  443  bis  448,  ein  »gleiches  ist  mir  nirgends  aufgestoszen. 

Drei  Jungfrauen. 

60.  Das  Stück  ist  offenbar  entlehnt,  wird  aber  vielfach  gesungen ; 
immer  in  der  Weise  der  letzten  Periode  der  sächs.  Volksdich- 
tung nur  schwach  umgedichtet;  die  Umdichtung  besteht  fast 
nur  in  Verkürzung.  Vollständiger  steht  es  bei  Simrock  Nro.  68 
bei  Müllenhof  S,  496,  bei  Erlach  IIL,  S.  65  in  des  Knab 
Wunderh.  IL,  201  und  sonst. 

RakozL 

61.  Dieses  und  die  folgenden  Stücke  habe  ich  als  Proben  histori- 
scher und  politischer  Lieder,  woran  wir  sehr  arm  sind,  auf- 
genommen. £^  ist  entlehnt  aus  SchuUeps  ^ Gedichten  in  sieben- 
bürgischs.  Mundarf*  S.  64,  wohin  es  aus  einer  Handschrift  des 
1747  gestorbenen  Professors  zu  Halle  Martin  Schmeitzel,  eines 
geborenen  Kronstädter  *  Sachsen  gelangte.  Eine  unmittelbare 
Abschrift,  entnommen  einem  Manuskr.  der  Superintendential- 
bibliothek  unter  dem  Titel:  „Mart.  Schmeitzers  Entwurff  derer 
vornehmsten  Begebenheiten^  die  sich  in  Siebenb.  vom  Jahre 
1700* bis  1740  zugetragen  haben",  verdanke  ich  Dir.  Teuts<5h, 
sie  wimmelt  so  sehr  von  Germanismen,  dasz  ich  für  den  Text 
lieber  die  wahrscheinlich  emendirte  Relation  des  SchuUer'schen 
Werkchens  wählte;  da' jedoch  in  derselben  doch  auch  Fehler 
unterlaufen  sein  mögen,  so  gebe  ich  das  Stück  hier  auch  in  der 
Abschritt  von  Teutsch,  die  stellenweise  stark  abweicht: 

Et  war  gegt  Frieden  en  asem  Land- 
Dot  det  den  Rakotzi  verdrieszen. 
He  secht  deswegen  gor  vielles  Vulk 
Säi  silen  den  Moser  ausruden. 


62. 


438  '  '■     . 

Aber  sei  bestunden  met  Schunden 
^  Et  kom  der  Henter  auf  dem  Zoider  Weg, 

Sei  stunden  en  den  Gedunken  eweg 

Denn  sei  kumen  bei  dem  grosz  Bechei  heraus. 

Die  Zeckel  fauerten  ihr  Schwierter  blus,     . 

Sei  komen  dort  böy  dem  Kappeln  Rech, 

Do  d&t  der  Moser  enen  Schusz, 

Dasz  et  Henter  Mihaly  verdrusz. 

Sei  komen  besz  bei  den  noien  Growen, 

Da  däten  sech  de  Zeckel  met  dem  Moser  herem  zeien. 

Da  däten  de  Moser  ehr  Gewiehr  za  schaken 

Af  den  Zeckel  o6h  zadraken. 

Da  waren  gefallen  400  Mann. 

Da  ward  gemacht  en  HufFen  grusz^ 

Sei  lagen  alle  nakt  und  blusz. 

Sei  runten  era  dot  bunse  (oder  bause?)  lo6h, 

Da  helf  enen  oser  Herr  Got.  ' 

AUbold  waren  sei  weder  hei, 

Sie  stenden  im  gruszen  netten  und  bedinken, 

Dep  Rabutin  wolt  dem  Rakoczi  noch  net  schinken. 
Hier  ist  auch  die  Orthographie  des  Originals  beibehalten  worderf. 
Der  Aufstand  unter  dem  Prätendenten  Rakozi  fällt  in  die  ersten 
Jahre  ded  18.  Jahrhunderts.  Das  Lied  soll  sich  auf  das  Jahr 
1705  beziehen.  (Sylloge  historico-politica  tom.I.  steht  ad  annum 
1705.  „Endlich  fugen  wir  auf  dieses  Jahr  aus  Cüriosität  ein 
Liedlein  bei,  so  die  Mädchen  in  ihrer  Rockeristube  zu  Zeiden 
im  Buczenland  bei  damaligem  Krieges  Wesen  gesungen,") 
Niemals  ist  die  Sprache,  in  welcher  hier  das  Lied  erscheint, 
irgendwo  gesprochen  worden. 

Die  Unbeholfenheit  dieses,  wie  aller  historisch-politische;!  Stücke 
unserer  Volksdichtung  in  Form  und  Ausdruck  ist  auffallend, 
und  zeigt  wie  ungewohnt  diese  Sphäre  unserem  Volke  von 
jeher  gewesen. 

Aus  dem  Aufstand  Ton  1848« 

Da  das  Volk  seit  einem  halben  Jahrhundert  aufgehört  hat^  in 
seiner  eigenen  Mundart  zu  dichten,  so  sind  Stücke  wie  dieses 
und  das  folgende  nur  noch  vereinzelte  Erscheinung.  Bena  ist 
sonst    wegen    seiner    den    Besiegten    gegenüber   humanen     und 


439 

schonenden  .Handlungsweise  bei   vielen  Sachsen  in   gutem  An- 
gedenken. 

63.  Dieses  Stück  habe  ich  auf  einer  Fuszreise  nach  Kronstadt  im 
Schen^^r  Gelände,  ich  weisz  nicht  mehr  wo,  gehört,  und  später 
BO  weit  ich  mich  dessen  erinnerte  in  Mühlbacher  Mundart  auf- 
gezeichnet. Es  entlehnt  seinen  Anfang  aus  dem,  dem  Vernehmen 
nach  vom  Medwischer  Stadtpfarrer  Brantsch  1809  auf  die  säch- 
sische Bürgermiliz  gedichteten  humoristischen  Lied,  wovon  ein 
Theil  auch  in  Schuller's  Ged.  in  siebenb.  s.  Mundart  S.  20  u. 
folg.  abgedruckt  ist. 

In  hochd.  Sprache  sind  mehrere  Lieder  aus  den.  Wirren  des 
1848er  Jahres  übrig,  meist  unbeholfene  Umdichtungen  älterer, 
deutscher  Volksdichtungen,  deren  Inhalt  den  Verhältnissen  an- 
gepaszt  wurde.    Ich  theüe  drei  hier  als  Probe  mit: 

•    I.     • 

1.  Wag  jetzt  in  Siebenfcürgen  fiir  Tumheiten  sind  geschehn, 
das  kann  man  sich  leicht  am  kleinen  Finger*  absehn. 
Man  weisz  ja  nicht,  is  man  gekocht  oder  gebraten^ 
für  lauter  verschiedene  Soldaten.  :/: 

2. Der  Anfang  dieser  Unruh  das  war  die  Union; 
der  JLoschat,  das  war  ja  der  gröszte  Kujon ; 
.    .  er  wollte  Siebenbürgen  jetz  gan&  majarisiren^ 

die  Sachsen  recht  tüchtig  anschmieren.  :/: 

3.  Dieweil  hat  sich  das  Blattei  recht  anders  gewendet, 
der*  Kaiser,  der  hat  ja  kein  Spasz  nicht  erkennt, 

er  schicket  die  Russen  zu  retten  das  Latid, 
was  jetzt  in  den  Feindesgefahren  stand.  :/: 

4.  Der  walachische  Landsturm  hat  auch  rechten  Schneit, 
beim  Pack,  da  seins  die  sakrischen  Leut; 
besonders  Tartlaff,  da  thätens  verfehlen, 

da  weisz  jedes  Schlosz  davon  zu  erzählen.  :/: 

5.  Ihr  liebe  Koschutter  seids  üiel  daran, 

man  lenkt  euch  zu  sehr  mit  der  Kanon  auf  die  Bahn; 
,  die  Russen,  Hulaken  mit  Knoten  hinterdrein*, 
die  Union  geht  jetzt  sicher  aus  dem  Leim.  :/: 


440 

6.  Seids  ruhig,  ihr  Zäkel  und  löget  die  Waffen  I 

nicht  macht  solche  Tumheit,  was  den  Kaiser  nicht  freut! 
leget  eure  Waffen  lieber  ans  Feuer 

es  sein  ja  zwei  Jahr,  dasz  ihr  mit  den  Saclisen  so  streut! 
es  ist  ja  ein  Jahr,  dasz  ihr  müszt  inuner  retrirep, 
ihr  müszt  ja  immer  retriren,  :/:  •      . 


II. 

1.  Frisch  auf  ihr  Brüder  von  der  Artillerie 

zum  Streit  für  unser  Ehr! 

es  geht  für.  unser  Vaterland, 
.    kämpft  muthig  mit  bewaffneter  Hand! 

Laszt  euch  nicht  schrecken  des  Feindes  Macht! 

wir  müssen  überwinden.  .  ' 

2«  Fasset  einen  schnellen,  frischen  Muthl 
frisch  auf  ihr  luatig'  Soldatenblut ! 
prot^  ab,  und  fahrt  mit  der  Protze  zurück! 
der  Feind  kann  sich  nicht  stellen» 
Des  Feindes  Brust  die  Scheibe  ist  — 
Vivat!  es  lebe  der  Artillerist. 

8.  Ladt  schnell  mit  Kartätschen»  verdoppelt  den  Scliusz, 
dasz  donnert,  und  kracht,  dasz  der*  Feind  weichen  musz ! 
Avancirt !  wir  stehen  auf  freiem  Fnsz ! 
Haltet  an!  haltet  an!  Grenadier  voran! 
die  Jäger  »ihd  schon  vorne. 
Da  kommt  ein  braver  Reitersmann, 
der  auch  sein  Schwert  regieren  kann.  , 

4.  Dank  euch  Gott!  dank  euch  Gott!  ihr  Kanonier! 
So  lang  der  Josef  Franz  regiert, 

verlassen  wir  Haus  Oesterreich  nicht, 
Wird  einer  getroffen,  zu  Boden  gestürzt, 
der  wird  von  uns  begraoen.  :/: 

5.  Drei  Schusz  für  seine  Tapferkeit 
schieszen  wir  übers  Grab,  über  seinen  Leib. 


441     • 

Eomtnen  wir  zu  unaern  Mädchen  zurück, 
die  uns,  von  Herzen  lieben, 
dann  folgt  anstatt  ein  Kugel schusz 
ein  süszer  angenehmer  Kusz. 

6.  Und  wenn  die  Schlacht  zu  Ende  ist, 
und  wenn  die  Schlacht  zu  Ende  ist, 
und  wir  zurückmarschieren; 
dann  rufen  wir:  „Vivat!"  zugleich 
gerettet  ist  das  Oesterreich.  :/:• 


III. 

1.  Wie  schön  ist  unser  Sachsenland, 
».darin  wir  sollen  leben! 

uns  hat  der  Kaiser  Ferdinand 

den  Frieden  längst  gegeben. 

Er  stecht  uns  bei  mit  Macht  und  Ruhm, 

zu  schützen  unser  Eigenthum. 

2.  Drum  nehmen  wir  die  Waffen  an, 
die  Sekler  anzugreifen, 

weil  wir  dem  Kaiser  unterthan,    • 
Gardisten  alle  heiszen, 
Wir  bitten  um  die  rechte  Hand 
des  groszen  Kaisers  Josef  Framz. 

3.  Die  Sekler  können  vielerlei, 
der  Koschut  gab  ihn  Pflichten, 

sie  reiszen  sich  vom  Kaiser  frei,        * 
die  Sachsen  zu  vernichten. 
Drum*  wollen  wir  das  Sachsenland 
zu  kämpfen  für  den  Sachsenstand. 

4.  Mit  Spiesz,  Kanonen,  Schwert  geh'n  wir 
die  Sekler  zu  bezwingen, 

dasz  sie  dem  Kaiser  unterthan, 
ihm  ^Vivat!  Vivat!^  singen. 
Wir  wollen  nur  zufrieden  sein, 
wenn  sie  dem  Kaiser  schwören  ein: 


•     442 

.  Der  Koschut  ißt  ja  niramermehry 
der  sich  auch  König  nennt; 
er  hat  ja  nur  von  euch  die  Ehr, 
dasz  ihr  ihn  König  nennt. 
Ihr  hängt  ihm  an  mit  groszer  Kraft^ 
bis  er  euch  in  das  Elend  bracht. 
(Gott  geb  dem  Kaiser  Josef  Franz 
doch  nur  ein  langes  Leben.) 


Zweites  Buch. 

,  Das  zweite  Buch  vertritt  im  Gegensatz  zum  ersten  eine  t(«iden- 
tiösere  Seite  der  Volksdichtung,  indem  es  in  zwei  Abtheilungen 
„Festlieder  und  Festreime"  und  „Scherz  und  Spott",  also  an  be- 
stimmte Zeiten  und  Umstände  geknüpfte  Dichtungen  enthält. 

Erete  Abth«ilang« 

Mit  Festliedern  und  Festreimen,  wie  sie.  in  dieser  Abtheilung 
folgen,  begleitet  das  Volk  gern  epochale  Tage  seines  Lebens, 
Brauttage,  Hochzeiten,  Johannistage  Weihnachten,  Neujahr,  Fast- 
nacht u.  s.  w.  Besonders  .lagert  sich  um  die  Hochzeitsfeier  („des 
Lebens  schönste  Feier")  der  gröszte  Reichthum  der  Volksdichtung. 
Lieder  der  verschiedensten  Art,  rhytmische  und  unrhytmische  Reden, 
mimische  und'  dramatische  Vorstellungen,  die  wie  der  Rösseltanz 
zum  Theil  dem  gra^esten  Alterthum  angehören,  ja  auch  allerlei 
Scherzr  und  Spottreime  voll  Humor,  wie  sie  die  zweite  Abtheilung 
dieses  Buchs  enthält,  begleiten  dieses  Fest,  das  in  seinem  Verlauf 
bald  den  tiefsten  Ernst,  Rührung  und  Thränen,  bald  den  derbsten, 
übermüthigsten  Muthwillen  an  uns  vorübergehen  läszt.  Es  ist  eine 
höchst  dankenswerthe,  .vielfach  verwerthbares  Material  enthaltende 
Arbeit,  die  uns  J.  Mätz  in  dem  Schäszburger  GymnaBialprogramm 
für  1859 — 60  geliefert  hat  unter  dem  Titel:  Die  siebenb.  sächsische 
Bauernhochzeit  —  ein  Beitrag  'Zur  Sittengeschichte.  Eine  Be- 
schreibung der  übrigen  Feste  gehört  leider  noch  immfer  nur  in  das 
Reich  unserer  Wünsche. 

Auch  weniger  hervorragende  Freudentage  bei  Gelag  und  Tanz 
bleiben  nicht  ohne  Lied  und  Reim..  Obwohl  sich  nun  des  sächsi- 
schen Volkes  Art  und  Gemüth  neben  den  Wais^nliedern  hier  am 
schärfsten  ausgeprägt  hat,  so  ist  doch  gerade  an  diesen  Liedern 
charakteristisch,  dasz  viele  von '  ihnen  ganz  oder  theilweiso^icbt 
ursprünglich  zu  dem  Zwecke  gedichtet  worden,  dem  sie  später 
dienen  muszten,  ohne  sehr  bedeutenden  Veränderungen   unterzogen 


444 

zu  werden,  und  dasz  an  manchen'die  Mitwirkung  Gebildeter  und 
Halbgebildeter  (wie  Schulmeister  und  Prediger)  nicht  zu  verkennen 
ist.  DennQch  sind  andererseits  wieder  fast  keine  'dieser  Stücke 
ohne  einzelne  Spuren  und  Reste  ältester  Vergangenheit  geblieben, 
die  sich  in  ihnen  ausnehmen  wie  Bausteine  heidnischer  Ruinen  in 
christlichen  Tempel-  und  KloRtermauern.  • 

Ho  rg^eng^e  8  jliigr« 

1.  Zg  den  Vorbereitungen  für  daa  Hochzeitsmahl  versammeln  sich 
Mädchen  und  Burschen  am  Vortage.  Mancherlei  Geschäfte 
müssen  da  verrichtet  werden.  Gegen  Abend  legen  sich  die 
Mädchen  nieder;  die  Büische  (knecht)  bringen  Holz,  Wässer, 
machen  Feuer  und  setzen  den  Kessel  darüber.  Wenn  ^ann 
das  Wasser  kocht,  überhaupt  die  „Knechte**  ihr  Werk  vollbracht 
haben',  etwa  eine  Stunde  nach  Mitternacht,  wecken  sie  die 
Mädchen  auf.  Dabei  wii'd  dieses  Lied  gesungen,  und  gewöhn- 
lich „Weinsuppe''  geffühstückt,  worauf  sich  die  „Knechte** 
niederlegen  und  die  „Mägde"  an  ihr  Geschäft  (gaszpläken, 
hinepläken)  gehen.  ... 

Die  erste  Strophe  aus  A  und  B  und  die  6.  aus  A  sind  offen- 
bar einem  altern  Volksliede  (vielleicht  einem  Tagelied)  ent- 
nommen  und  darauf  das  ganze  Lied  improvisirend  erbaut  worden, 
indem  in  einer  in  den  folgenden.  Liedern  »och  oft  wiederkehren- 
d-er  Weise  das  Verlangen  nach  Speis  und,  Trank  darin  kund 
gegeben  wird.  Die  Urstrophen  sind  Typen,  die  z.  B.  in  Uhland's 
Sammlung  Nro.  24,  9.  Strophe  und  Nro.  77,  1.  und  2.  Strophe, 
dann  in  der  letzten  Strophe  des  57.  Liedes  in  unserm  ersten 
Buche  wiederkehren.  So  mag  auch  der  Refrain  irgend  einer 
Romanze  oder  einem  Tagelied  entnommen  sein.  Oft  werden 
noch  viel  mehr  Strophen  von  den  Singenden  improvisirt;  den 
Inhalt  liefern  dann  meistens  Neckereien  wie  in  den  3  letzten 
Strophen  von  B,  wobei  wie  gewöhnlich  die  Mädchen  im  Vortheil 
bleiben.  Man  erfreut  sich  mehr  an  der. Wiederkehr  dqr  frischen, 
schönen  Melodie,  als  an  dem  Ge'^halt  des  Textes.- 

Brautlleder. 

2.Q^ses  einfache,  liebliche  Lied,  das  an  einigen  Orten  der  Braut 
während  des  Ankleidens  von  ^den  Freandinen  gesungen  wird, 
ist    ganz    eine   Pflanze    des   Sachsenbodena    und    des   Sachsen- 


445 

geistes.     Die  Melodie,    die   auch   schon    sein   soll^    habe   ich  nie 
erhalten,  oder  auch  nur  hören  können. 

,  Der  Anfang  dieses  Liedes  scheint  auch  einem  andern  Volksliede 
oder  einer  Ballade  abgeborgt.  Die  eingeklammerten  Zeilen,  die 
den  gleichmäszigen  Strophenbau  stören,  halte  ich  für  spätere, 
Zuthat  *Die  Melodie  spricht  hierin  eher  für  als  gegen  mich 
und  auch  sonstige  .Kennzeichen  unterstützen  meine  Vermuthung : 
hinsichtlich  der  3.  Zeile  der  3,  Strophe,  dasz  sich  dieselbe  gleich 
darauf  in  der  5,  Zeile  wiederholt ;  hinsichtlich  der  5.  und  6.  Zeile 
der  4.  Strophe,  dasz  darin  der  Bruder —  und  er  allein  —  un 
natürlich  neben  den  Eltern  als  Begaber  auftritt;  hinsichtlieh 
der  3.  und  4.  Zeile  der  5.  Strophe,  dasz  die  Trennung  vom 
elterlichen  Hause  durch  Abfichied  von  Vater  und  Mutter  schon 
genügend  in  den  beiden  ersten  Zeilen  ausgedruckt  itft,  andrer- 
seits das  Einschieben  der  beiden  eingeklammerten  Zeilen  erklär- 
lich erscheint,  weil  wirklich  während  des  Gesanges  von  allen 
bisherigen  Hausgenojssen  Abschied  (urlef)  genommen  wird.  Rührend 
sind  auch  die  beiden  letzten  Zeilen ;  in  Klosdorf  wird  bei 
gleicher  Veranlassung  gesungen 

„geäde '  n66ht,  geäde  nödht, 
deÄ  me  liwer  buerten.*' 
Unser  Lied  ist  auch  von  J.  Mätz,  jedoch  in  Etwas   abweichend 
mitgetheilt  in  dem  erwähnten  Schulprogramm  S.  57,  wo  Näheres 
über  die  begleitenden  Vorgänge  nachzulesen  ist. 

.  Aus  „die  deutschen  Mundarten**  5.  Jahrg.,  Sl.  507.  Auch  mit- 
geth.  von  J.  Mätz  im  Schul -Programm  für  1859—60,  S.  48. 
Ich  habe  das  Stück  in  die  drei  Haupttheile  zerlegt,  in  die  es 
nach  Inhalt  und  Form  zerfällt,  hie  und  da  durch  'Conjectur  er- 
gänzt, und  das  am  unrechten  Ort  Eingeschobene  in  Klammem 
geschlossen.  Das  Ganze  ist  voll  schöner  Motive,  *  aber  auch 
voller  Widersprüche  und  oft  ohne  genügenden  Zusammenhang, 
ein  Conglomerat  aus  allerlei  Liedern  von  Abschied,  Fremde, 
Heimath  u.  s.  w.  Zu  vergleichen  ist  damit  besonders  Nro.  30 
A,  B,  C,  31  A,  B,  C,  des  ersten  Buchs,  dann  (wegen  Abschnitt 
III.)  Nro.  5  des  z    eiten  Buchs  unserer  Sammlung. 

K  Was  vom  4.  Lied  gesagt  ist,  gilt  zum  Theil  auch  von  dieser 
Rede  des  Brautknechts,  die  auch  yon  J.  Mätz  in  seinem  Program- 
menaufsatz S.  58  und  folgende»  mitgetheilt  ist.  Die  ursprüng- 
liche Grundlage  könnte,  wie  wohl  viele  ähnliche  Reden  und 
Gegenreden  bei  feierlichen  Gelegenheiten  von  irgend  einem  Geist- 


•446 

Itchen  früherer  Zeit  herrühren  und  hochdeuteich  gewesen  sein,  doch 
läszt  sie  sich  nicht,  mehr  ausscheiden  von  dem,  womit  des  Volkes 
Gemüthlichkeit  und  Humor  sie  allmählich  zu  erweitern  sich  ge- 
drängt fühlte.  Diesen  harmlosen  Humor,  wie  er  in  all  diesen 
Gelegenheitsdichtungen  durchbricht  —  wer  wird  ihn  verdammen 
wollen,  weil  er  sich  —  wie  hier  mehripals  —  an  uitrechter  Stelle 
eindrängt.  Leicht  wird  der  Leser  die  mancherlei  Reminiscenzen 
aus  andern  Volksligdern  herausfineen.  Auch  ,die  von'  Zeile  145 
an  eingeschobenen  drei  Strophen  eines  Kirchenliedes,  die  Matz 
von  seinem  Text  ausgeschlossen,  glaubte  ich  aufnehmen  zu 
müssen,  weil'  sie  charakteristisch  sind  für  die  Composition  der- 
artiger Volksdichtungen. 

Rockenlieder. 

Hinsichtlich  der  Rockenlieder  ist  aufmerksam  zu  machen  auf 
die  mythische  Bedeutsamkeit  des  Rockens,  der  mehrerer  germani- 
scher Qöttinen  Attribut  war,  und  qoch  jetzt  wie  Besen  und  Ofen- 
gerätfa  bei  Zauber  und  Zauberformeln  in  Anwendung  kommt  Man 
kann  zweifelhaft  sein,  ob  hier  Frikka  oder  Frea  in  Betracht  kom- 
men^ die  nirgends  scharf  auseinanderzuhalten  sind.  Für  erstere 
spricht,  dasz  in  Deutschland  der  Freitag  von  ihr  den  Namen  hat 
Donnerstag  und  Freitag  sind  die  epochalen  Tage  bei  sächsischen 
Hochzeiten;  fast  überall  ist  Donnerstag  Trauung,  Freitag  Jung- 
frauentag. Das  ist  sicher  uraltheidnischer  Brauch  (vergl.  die  Anm. 
zu-  -B.  !•,  Nro.  43  B).  Donar  und  Frikka  oder  Frouwa  (Frea) 
Waren  vorzugsweise  die  Ehegottheiten  des  vorchristlichen  Alter- 
thums.  Wenn  nun  der  von  Fr.  Fronius  im  sächs.  Hausfreund  für 
1861  geschilderte  „Rösseltanz*' unumstöszlich  beweist,  dasz  an  Hoch- 
zeiten zu  Donars  Ehren  dramatische  Spiele  aus  seinem  Mythen- 
kreise aufgeführt  wurdeu,  so  führen  die  Rockenlieder  eben  so  ent- 
schieden auf  eine  der  beiden  verwandten  Oöttinen.  Die  ganze 
von  Mätz  in  seinem  Programmenaufsatz  näher  geschilderte,  diese 
Lieder  begleitende  Ceremonie  stammt  also  in  ihren  Grundlagen  aus 
dem  grauesten  Alterthum.  Allen  sind  indessen  weit  spätere  Zusätze 
angefügt,  die  auf  Bewirthung  der  Sänger  mit  Speis  und  Trank  an- 
spielen, und  in  ihrem  improvisatorischen  Charakter  zu  vergleichen 
sind  mit  den  ähnlichen  Erzeugnissen  in  Nro.  1  und  26  des  zweiten 
Buches. 
6.  Auch  von  MätZ'  mitgetheilt  in  dem  erwähnten  Programm  S.  93 
und  folg.,  wo   die  24.  und  25.  Zeile   vielleicht  aus    einem  ^isz- 


44*7 

verständnisz  abweichen,  indem^  dort  angenommen  ist,  es  sei 
Pflicht  der  Braut,  den  Rocken  zu  zerbrechen;  diese  Äbwiöichung 
folgt^bei  mir  in  Klammer  nach.  Die  auf  Bewirthung  anspielen- 
den, auch  einer  eigenen,  monoton  recitirenden  Melodie  ange- 
hörenden Reime  bcginnien  mit  der  28.  Zeile*  Von  Zeile  44, 
noch  sichei^er  46  beginnt  dann  ein  neuer  ganz  späterer  Zusatz, 
der  dem  Ganzen  fremder  und  wohl  aus  anderen  Stücken  wie 
Nro.  60  des  zweiten  Buchs  und  ähnlichen  entlehnt  ist. 

7.  Ä  ist  auch  mitgf theilt  von  Georg  Schuller  in  ^Aus  Siebenbürgens 
Vorzeit  und  Gegenwart",  Hermannst.  1857,  S.  59.  Auch  dieses 
Lied  ist  aus  mehreren  Stücken  zusammengeflossen.  Dem  schönen 
Rumpf  folgt  von  Zeile  51  an  ein  Schweif  jener  auf  Bewirthung 
anspielenden  Reime.  B  habe  ich  nachträglich  unter  meinen 
Materialien  gefunden  mit  deutschen  Lettern  ohne  Angabe  der 
Heimath  und  so  ungenügender  Lautbezeichnung  geschrieben, 
dasz  die  Mundart  unmöglich  zu  fixiren  war,  weshalb  ich  das 
Stück  in  die  von  Mühlbach  und  Hermannstadt  umgesetzt  habe. 
Mit  A  verglichen  hat  es  einige  Eigenthümliohkeiten :  der  Rocken 
tritt  mehr  in  den  Hintergrund,  der  Grusz  am  Anfang  ist  voll- 
ständiger, die  Speise  und  Trank  in  Anspruch  nehmenden  Schlusz- 
reime  fehlen.  ^  ,        • 

Jun^fraiientai^slleder. 

8.  Ueber  die  Bestimmung  dieser  Lieder,  die  zuerst  von  Wittstock 
in  den  «Sag.  und  Lied,  aus  dem  Nösner  Gelände**  mitgetheilt  • 
worden,  ist  mi^"  nichts  mitgetheilt  worden.  Ich  habe  sie  Jung- 
frauentagslieder genannt,  weil  ich  vermuthe,  dasz  sie  am  Abend 
nach  Heimföhrung  der  Braut,  etwa  vor  den  Fenstern  der  jungen 
Eheleute  gesungen  werden,  oder  wurden.  Doch  wäre  am  Abend 
des  sogenannten  „Versprechens**,  also  vor  der  Hochzeit,  vielleicht 
eine  eben  so  passende  Gelegenheit  hiezu  geboten.     In  A  folgen 

*nach  Zeile  12  drei  regelmäszige  Strophen  mit  scherzhaften  Spöt- 
tereien als  Zusatz. 

Johannlsfeler. 

9.  Der  Johannistag  wird  auch  in  Siebenb.  noch  in  mancherlei  Weise 
gefeiert.  Mit  wejchen  Festlichkeiten  dieses  Lied  oder  die  beiden 
hier   in  Verbindung   gebrachten    Lieder   in    Streitfort  in  Ziisam- 

'     menhang    stehe»,   ist    mir    nicht    mitgetheilt    An    vielen    Orten 


448'  . 

werden  am  Johannistage  die  Orts-  und  -Feldbrunnen  gereinigt 
UTiA  hergestellt,  wohl  auch  mit  Blumen  geschmückt  —  ein  alter 
Brauch,  der  an  andern  Orten  auf  andere  Tage  fällt.  Dabei  pflegt 
man  auch  Lieder  zu  singen,  die  wie  das  vorliegende  ursprüng- 
lich immer  eine  andere  Aufgabe  gehabt  haben.  Warum  ich 
übrigenis  dieses  Stüek  in  tswei  zerlegt  habe,  ist  augenscheinlich. 
Die  Anfangssjeile  des  ersten  Theiles  ist  typisch.  Der  5.,.  6.  und 
7.  Strophe  entspricht  die  1.  und  2.  des  252.  Liedes  bei  Uhlan'd. 
Mit  der  8.  Strophe  schlieszt  der  erste  Theil  ab,  und  es  folgen 
im  zweiten  Bruchstücke  eines  andern,,  sichtlich  alten,  leider  in 
Tielen  Stellen  dunkeln  und  muthmasziich  verderbten  Liedes,  das 
«chon  bei  seinem  Entstehen  oder  doch. schon  längst  in  nahem 
Zusammenhang  mit  dem  Johannisfeste  gebracht  zu  sein  scheint. 

l¥flnsche« 

10.  Neujahrswünsche.  Diß  eingeklammerte  Zeile  in  B  hat  der  un- 
abweisbare Humor  eingeschaltet. 

11.  Wahrscheinlich  ursprünglich  mit  Ueberreichung  eines  Rockens; 
jetzt  wird  der  Spruch  ohne  solche  Beigabe  gesagt,  und  auf  das 
Haupthnar  bezogen.     Er  ist  auch  in  Deutschland  bekannt 

12.  Der  Burghüter  bewacht  bekanntlich  noch  heute  werthvolle  Güter 
der  Landgemeinden  und  ihrer  'einzelnen  Glieder;  in  früheren 
Jahrhunderten  war  das  noch  weit  mehr  der  Fall,     Dafür  konnte 

•  sein  Weihnachtsgrusz  mit  weit  mehr  Recht  als  etwa  der  Neu- 
jahrswunsch des  Rauch  fangkehr  ers  zugleich  zu  freundlicher 
Gabe*  mahnen. 

13.  Diesen  Trinkspruch  pflegt  der  Altknecht  in  festlicher  Versamm- 
lung der  Bruderschaft  auszubringen. 

Fastnachtsprüche. 

Unsere  Fastnacht-  oder  Asehermittwochfeste  drohen  bald  unter 
.administrativen  Maszregeln  und  dem  zersetzenden  Einßusz  von 
Cultur  und  Aftercultur  zu  ersticken,  und  noch  sind  sie  nicht  ge- 
sammelt. Auch  das  ritterliche  ^Gänserehnen*  —  beschrieben  in  einem 
mir  augenblicklich,  nicht  zugänglichen  Jahrgange  des  „sächsischen 
Hausfreundes**  gehörte  dazu.  In  Georgsdorf  wurde  es  bis  vor 
7  Jahren,  wo  es  durch  das  wailand  Bezirksamt  verboten  wurde, 
abgehalten;  doch  war  es  nicht  die  einzige  Auszeichnung  des  frohen 
Tages.     Auch  den  Kindern  muszte  an  der  Freuc^je  ihr  Theil  gegönnt 


449 

werden.  Am  Dienstag  wafd  mit  den  Knaben  vom  Schulmeister, 
mit  den  Mädchen  vom  „Cantor"-  ein  Fastnachtspruch  (fuosnich 
äpräih,  fuosnichlateinj)  eingeübt,  den  die  Kinder  zu  Hause  den 
Eltern  vorsagten.  Diese  schickten  dann  dem  Lehrer  dankbar  einen 
„funkich'*  oder  „knödel"  und  Wein,  was  besonders  dem  „armen'* 
Cantor  als  seltener  Genusz  „wohlbekommt"  Diese  y^Fastnacht- 
sprüehe^  werden  zwar  von  den  Lehrern  selbst  redigirt,  und  sind 
insoweit  nicht  ganz  eigentlich  Volkslieder,  bewegen  sich  übrigens, 
wie  schon  die  aufgenommenen  Stücke  beweisen,  immer  in  denselben 
hergebrachten  Formeln^  und  auch  die  Gedanken  kehren  in  immer- 
währender Wiedergeburt  oft  und  oft  zurück,  wie  es  eben  in  Volks- 
liedern zu  geschehen  pflegt,  und  so  durfton  diese  Stücke  als  Zeugen 
des  dichtenden  Volksgeistes,  worunter  denn  doch  auch  der  Schul- 
meister mehr  oder  weniger  mitbegriffen  werden  musz,  nicht  ganz 
übergangen  werden. 

14.  Der  Freude  mischt  sich  in  diesem  und  den  folgenden  Stücken 
leichte  Ironie  und  Humor  bei,  der  für  diese  Fastnachtsprüche 
charakteristisch  ist.  Es  masz  Frucht  versetzt,  verkauft,  der 
Schmalztopf  an  diesem  Tag  geleert  werden,  der  hernach  schwer 
wieder  gefüllt  wird;  aber  das  ist  nun  einpaal  der  Tag  für  den 
Freudenrausch,  ob  man  auch  morgen  darben  musz«  In  dem- 
selben Geiste  sind 
15  und  16  gedichtet. 

17.  Ein  wahres  Fastnachtlatein,  ein  köstliches  Stück  Cantorenhumor. 

18.  Vergl.  Nro.  14 

19.  Deutet  auf  die  Feier  des  Gänserennens.    Mit  dem  Rufe : 

„Knödel  än't  höufiz 

funkij  eröusz!** 
fordern  die  Gänseritter  nach  altem  Brauch  den  gebührenden  An- 
theil  an  Speis'  und  Trank,  der  ihnen    aus  jedem  Haus  aus  dem 
Fenster  herausgereicht  wird. 

20.  Ich  kann  nicht  verbürgen,  ob  diese  Bruchstücke,  wie  ich  dem 
Inhalte  nach  vermuthe,  zu  einem  Fastnachtspruch  gehören. 

Frendenlteder.. 

21.  Aus  J.  K.  Schuller's  „Gedichten  in  siebenb.  sächs.  Mundart. 
Hstadt.  1841."  Gehört  wie  die  Nro.  22  und  23  einer  den  Fast- 
nachtsprüchen sehr  ähnlichen  Art  von  nicht  ganz  reiner  Volks- 
dichtung *an.    Nr.  23  ist  auszerdem  verdächtig. 

29 
• 


450  .  .     .      ' 

Rnndreime« 

26.  Jeder  der  Reihe  nach  beginnt  mit  dem  letzten  Worte  des  Vor- 
gängers. Solche  Reimspiele  ohne  sonstigen  Gehalt  wurden  und 
werden  bei  fröhlichen  Festen  nach  einer  bestimmten  Melodie 
improvisirt.  Es  genügte  hier  von  nur  einem  Beispiele  Kenntnisz 
zu  nehmen.  'Vergl.  Wackernagers  X«e8eb.  I.  S.  850  und  Erlach 
ni.  491 

Faschlng^sseufzer. 

27.  Zu  vergleichen  mit  den  Fastnachtsprüchen  und  den  Nro.  55 
und  56  dieses  Buches. 

Tanzretme. 

Den  Tanz,  mit  recitirten  oder  gesungenen  Reimzeilisn  zu  beglei- 
teu;  ist  zum  Theil  auch  bei  den  Sachsen  Sitte.  Im  Vergleich  mit 
'süddeutsch.  j^Gscmgerln^  und  ^Schnadahupferln^  sind  unsere  von 
Nro.  28  bis  48  gehenden  Tanzreime  weniger  mannigfach,  auch 
weniger  zart  und  sinnig,  dafiir  stellenweise  markiger.  Die  Neigung 
zur  Zote^  welche  bei  den  Tanzreimen  mancher  Völker  aufialt^  ist 
den  unsrigen  fremd. 

28.  Bruchstücke.  Aehnliche  Anklänge  in  Neidharts  von  Reuenthal 
Liedern  und  in  Kinderreimen. 

29.  Vergleiche  die  Parodie  hiezu  Nr.  54  dieses  Buchs  und  die  Nrn. 
53  und  54  in  Uhland's  Sammlung,  die  ähnlichen  Inhaltes  und 
Baues  sind.  Wiederkehrende  Anfänge  der  Strophen  mit  gerin- 
gen Abweichungen  sind  überhaupt  in  unsern  Tanzreimien  häufig, 
imd  werden  darin  wie  Motive  in  der  Musik  benützt. 


Zweite  AbthelluDg. 

Scherz  und  Spott. 

Uralt  sind  unter  den  germanischen  Stämmen  die  Spottlieder 
und  'Schmähreden,  gegen  welche  die  christlichen  (geistlichen  der 
ältesten  Jahrhunderte  nach  der  Bekehrung,  wie  gegen  anderes  Erbe 
aus  der  Heidenzeit  eifein.  Es  kann  Manches  aus  den  folgenden 
Stücken  bis  dahin  zurückreichen. 


451 

ir  a  li  1. 

48.  Das  Lied  ist  aus  sächsischem  Humor  hervorgegangen  und  a^if 
speciel  sächs.  Verhältnisse  gegründet;  doch  fehlt  es  nicht  an 
Seitenstücken  in  Deutschland.  Vergl.  Nro.  264  in  Uhland's 
Sammlung,  das  um  1544  erscheinend  auf  ein  bedeutendes  Alter 
solcher  Stoffe  deutet,  zumal  es  ein  Bruchstück  zu  sein  scheint; 
auch  der  äuszere  Mechanismus  dieses  Liedes  ist  dem  des 
unsrigen  sehr  ähnlich:  < 

Mein  muterlein  das  fi'aget  aber  mich 

ob  ich  wolt  ein  Schreiber? 

,Awe  nein!*  sprach  ich  — r 

näm  ich  denn  ein  Schreiber  zu  einem  mapne 

so  hiesz  man  mich  fräu  schreiberin 

und  ein  dintenzetterin,  &c. 
Aehnlich  sind  auch  Nro.  342  und  348  bei  Simrock  und  ein  ser- 
bisches Volkslied  S.  36,  Bd.  II.  der  Talvjschen  Uebersetzung ; 
noch  mehr  aber  ein  von  Hoffmann  v.  Fallersleben  in  Schades 
Jahrbuch  I.  BdL,  S.  128  aus  einer  Handschrift  von  1737  her- 
ausgegebenes niederl.  Volkslied.  Hier  wird  zuerst  abgewiesen 
der  ^schoenmaJcer^f  der  ^»nijder^y  der  y^backer^^  der  „coster'*  — 
das  Lied  schlieszt: 

„Met  dien  quam  daer  een  creupelken: 

meisken  woudy  my? 

ja,  Beide  sy,  hupenstupl 

ghy  sijt  my  ooc  also  nut, 

het  sal  gheen  ander  sijn, 

dat  creupelken  heeft  goet  ghelt,  goet  ghelt, 

dat  meisken  is  fijn.^ 


Es  gibt  noch  verschiedene  Relationen  dieses  verbreiteten  Liedes 
im  Sachsenland.    In  einer  mir  aus  Arkeden  zugekommenen  ist : 

1.  de  „schoszterän^, 

de  twich  „drötäpänerän.* 

2.  de  däpnerän 

de  iwich  limkniederän.  • 


3.  de  bednerän 

de  iwich  6pSnferbr&erän. 


29^ 


452 

4.  de  däschlerän 

de  hobelschleiferän. 

5.  de  melnerän 

de  hibeszbakerän. 

6.  de  wieweräti 

de  leiwentwlrkeräö. 

7.  de  kanterän 

de  musiksängerän. 

8.  de  »chulerän 

de  fensterkukerMln. 

9.  de  £arerän 

de  schS'denheo&erän. 

10.  de  gebauerän 

fleiszich  arbed'rän.^ 

Diese  Relation  ist  offenbar  matter  als  die  im  Text  aufgeföhrten. 

49.  Dem  Vorigen  parallel.  B  soll  eine  schöne  Melodie  haben,  die 
mir  wie  die  fehlenden  Strophen  unzugänglich  geblieben  ist 

50.  Bruchstück  —  gehört  in  dieselbe  Reihe* 

Die  BauernknechCe« 

51.  Aus  Wittstock's  Sag.  und  L.  aus  dem  N.  G.  Wie  in  den  vor- 
angehenden Liedern  der  Bauernstand  den  andern  Ständen  gegen- 
über in  helleres  Licht  gestellt  wird,  so  werden  hier  die  Bauern- 
barschen vor  den  Handwerksburschen  herausgestrichen.  Durch 
dieses  darin  niedergelegte  Bauemselbstgefühl  kennzeichnen  sich 
alle  diese  Stucke  als  Bauerndichtung. 

Gut  Mann. 

52.  Scheint  ein  unvollständiges  Spottlied  zu  sein. 

Tanzrelme. 

53.  Aehnliche  Anklänge  in  Neidharts  Liederta. 

54. Parodie  zu  Nro.  29  dieses  Buches;  v^rgl^  die  dortige  Anm. 


453 

Die  Knechte^ 

Die  drei  Stücke  von  57  bis  59  habe  ich  von  andern  Liedern 
abgelöst,  mit  denen  sie  unorganisch  verknüpft  waren.  Es  sind 
Spinnstubenneckereien,  mit  denen  die  Mägde  den  Knechten  zusetzen. 
Ich  habe  mich  darüber  ausgesprochen  in  der  Anmerkung  zu  Nro.  6 
des  ersten  Buchs. 

Johann* 

60.  Wahrscheinlich  ein  Scherzlied,  das  zijr  Belustigung  auf  Hoch- 
zeiten  vorgetragen  wurde,  wie  die   sogen.  „Hochzeitpredigten." 

Jnng:franentag:sllecler« 

61.  Ursprünglich  vielleicht  ein  Spottlied,  das  übrigens  in  einigen 
Stellen  an  Nro.  5  und  Nro.  64  dieses  Buches  anklingt  Später 
schefnt  qs  wie  andere  Lieder  die  Bestimmung  erhalten  zu  haben, 
Neuvermählten  als  bloszer  Scherz  von  Freunden  und  Bekannten 
gesungen  zu  werden  wahrscheinlich  vor  dem  Fenster  oder  wie 
jene  Rockenlieder  im  Vorhaus.  Erst  seit  das  Lied  in  dieser 
Weise  in  Gebrauch  kam,  konnte  die  letzte  Strophe  angehängt 
werden,  die  wie  gewöhnlich  mit  einer  Anspielung  auf  Bewirtbung 
Bchlieszen  muszte.  Ein  „Stritzel,  ein  Braten  und  ein  Eimer 
Wein^  sind  auch  gewöhnliche  Gebühr  für  die  Musiker,  welche 
bei  der  Trauung  in  der  Kirche  die  Musik  aufführen;  hier  also 
könnte  die  Anführung  dieser  Gebühr  auch  für  Parodie  gelten. 
Die  zweite,  eingeklammerte  Relation  der  ersten  Strophe  hat 
mehr  Sinn,  und  deutet  auf  die  Armseligkeit,  dasz  selbst  der 
Geiger  auf  der  Hochzeit  fehlt,  und  Unken  seine  Stelle  vertreten. 
Der  deutsche  (und  sächs.)  Refrain  begegnet  auch  in  andern 
Liedern.  Hier  ist  er  von  ironischer  Wirkung.  In  einigen  Rela- 
tionen fehlt  er,  scheint  also  nicht  ursprünglich  zum  Liede  gehörig. 
Ein  ähnliches  Spottlied  siehe  bei  ÜUand  Nro.  277.  Gleiche 
Aufgaben  scheinen  die  beiden  folgenden  Stücke 

62  und  63  zu  haben. 

Hochzeltsreden. 

Zu  den  vielen  Gebräuchen  bei  Hochzeiten  gehören  auch  die 
sogenannten  Hochzeitpredigten   oder  Hochzeitreden.     Ueber  die  Art 


454 

ihres  Vortrags  siehe  Mätz  in  dem  mehrerwähiiten  Schäszb.  Schul  < 
Programm.  Zum  erstenmal  wurde  qine  solche  Rede  veröflfentlicht 
in  dem  Satelliten  der  Kronstädter  Zeitung.  Was  „UrsuB  und  Com- 
pagnie^  damals  dagegen  einwendeten,  konnte  mich  nicht  abhalten 
dieselbe  an  dem  passenden  Ort  auch  in  meine  Sammlung  aufzu- 
nehmen; vielmehr  halte  ich  es  für  Pflicht  hier  durch  einige  Be- 
merkungen wo  möglich  eine  richtigere  Auffassung  dieser  Art  voii 
Volksdichtung  zu  vermitteln.  Sicherlich  haben  sich  diese  Hochzeit- 
reden aus  uralten  Gebräuchen  herausgeschält,  und  wohl  nur  nach 
der  Reformation  die  Form  der  Predigt  angenommen.  Seit  dieser 
Zeit  nur  mögen  auch  Schulmeister  und  Cantoren  auf  ihre  Abfas- 
sung wie  auf  die  Fastnachtsprüche  Einflusz  genommen  haben,  doch 
stammen  durchaus  nicht  allß  oder  *uch  nur  der  gröszere  Theil 
dieser  Dichtungen  aus  solcher  Quelle.  Alle  diese  Stücke  haben 
miteinander  gemein : 

1.  Die  äuszere  Form  und  Gliederung  einer  Predigt. 

2.  Eine  Aufzählxmg  von  Gegenständen  der  Mitgift  voll    komischer 
Einfälle. 

3.  Eine  Erzählung,  worin  Zoten  nie  ganz  fehlen. 

Solcher  Form  und  solchen  Inhaltes  wegen  sind  diese  Reden 
meistens  angegriffen  worden.  Ohne  sie  nun  in  jeder  Erscheinung 
und  bis  in  den  kleinsten  Zug  vertheidigen  zu  wollen,  musz  ich  die- 
selben doch  gegen  Miszverständnisz  und  übertriebenen  Standeseifer 
in  Schutz  nehmen.  Dasz  sie  die  äuszere  Form  der  Predigt  parodiren, 
ist  noch  kein  Verbrechen;  auch  liegt  ihnen  in  der  That  nicht  die 
entfernteste  Absicht  zu  Grunde,  hiemit  die  Predigt  selbst,  oder  das 
Bib<^lwort  und  dessen  Verkündiger  zu  verspotten ;  eine  solche  Ab- 
sicht stände  im  geradesten  Widerspruch  mit  dem  frommen  religiö- 
sen Sinn  unseres  Volkes.  Wer  Schiller's  Glocke  parodirt,  will 
weder  Schiller  noch  dessen  Werk-  verspotten,  und  ebensowenig  hat 
Hans  Sachs  eine  Blasphemie  im  Sinne,  wenn  er  in  seiner  „Comoe- 
dia",  die  ungleichen  Kinder  Evä  &c.,  das  „Vater  unser*  und  den 
Glauben  in  komischer  Weise  also  von  Kain  und  seinen  Genossen 
verderben  läszt : 

„O  Vatter  himmel  unser 

lasz  uns  allhie  dein  reich  geschehen 

in  himmel  und  in  erden  sehen, 

gib  uns  schuld,  und  täglich  viel  brodt, 

und  alles  übel,  angst  und  not.    Amen." 


455 

und  weiter: 

^Ich  glaube  an  Gott  himmel  und  erden, 
und  auch  des  samens  weib  musz  werden, 
und  auch  des  heiligen  Geistes  Namen 
die  Sünde,  fleisch  und  leben.     Amen.* 
Selbst  ein  schalkischer  Seitenblick   auf  den  oft    unerträglichen 
Schwulst,  die  Salbung,    den  Nimbus,   das   falsche   Pathos   mancher 
Geistlichen  —  wie  berechtigt  er'  auch  ist  -=-  tritt  nur  selten  -^  wie 
in  Nro.  66  —  unverkennbar   in    den   Vordergrund.    In    der   Regel 
verlacht  der   parodirende  Redner  nur  sich   selbst,  oder  neckt  seine 
Zuhörer,    indem    er   sie   mit   plötzlichen    unerwarteten    Wendungen 
Schlag  auf  Schlag  überrascht.     Diese  Absicht  haben  namentlich  die 
parodii*ten   Perikopen   und   das  Vater  Unser ;    die   Zuhörer    sollen 
durch   täuschende  Anklänge    immer  wieder  in   den  Wahn  versetzt 
werden,   sie   würden   das   wirkliche  Bibelwort  zu  hören  bekommen, 
und   sich    immer .  wieder   in    dieser  Erwartung  betrogen    sehen.  — 
Die  komische,    echthumoi:istische  Au£zählung   der  Mitgift  kann    nur 
belustigen,    nicht   stören.     Die  Zoten    möchte  man  allerdings  lieber 
entbehren,   doch  ist   für.  allzuzelotische  Eiferer  zu   bemerken,  dasz 
eine    starke   Komik    selten   vor    solchen   Derbheiten    zurückscheut, 
dasz  namentlich  die  Hochzeitsgebräuche  vieler  Völker  gerade  Derb- 
heiten   dieser  Art  lieben.     Mätz  fährt  in    dieser  Hinsicht  sehr  pas- 
send an,   was  Wachsmuth  „Geschichte   der    deutschen  Nationalität^ 
über  ähnliche  Gebräuche  in  Holstein,  Oldenburg,  Westphalen   sagt: 
„Die  Färbung  ist   nicht    selten   stark    cynisch,    dennoch    nicht  von 
lüsterner  Geilheit,   sondern  von   einer   naturwüchsigen,  um  conven- 
tionelle  Hülle   unbekümmerten   Nacktheit.     Etwaigem   Rückschlusz 
von  dieser  auf  sittliche  Verderbtheit  steht  ^itgegen,  dasz  dergleichen 
Kraft  und  Saft  gerade  in  Landschaften,  wo  jene    nicht  um  sich  ge- 
griffen hatte,  vorzugsweise  zu  Hause  gewesen  sind."  Unsere  „Hoch- 
zeitreden* verdanken  ihre  Existenz  derselben  Richtung  des  mensch- 
lichen Geistes,  welche   die  Bauernspiele   der  Griechen  und  Latiner 
das    Athenische  Satyrspiel,    die   Derbheiten    des    Aristophanes    und 
Shakespeare,  das  römische  Eselsfest,  die  Fastnachtspiele  und  Aehn- 
liches    erzeugte.    Man  darf  wünschen,  dasz    fortschreitende    Cultur 
und    sittliches  Zartgefühl  ihre  Derbheiten   mildere,  ihren  oft    kost- 
licheij  Humor  aber  mögen  sie  uns  unangetastet  lassen. 

64.  Aus  dem  Satelliten  zur  Krönst.  Zeitung  Nro.  47  und  48,  1857, 
wo  das  Stück  verhochdeutscht  erschien. 

65.  Aus  einer  Hochzeitrede  aus  Marpod  ausgehoben. 


456 

66.  Aus  einer  Hochzeitrede  aus  Marpod  ausgehoben.  Daselbst 
pflegen  auch  vor  und  nach  diesen  Hochzeitreden  von  sogenanu- 
ten  Quartiermachern  gereimte  Vor-  und  Nachreden  gehalten  zu 
werden.  Die  letzten  4  Zeilen  sind  Bruchstücke  eines  Lügen- 
liedes. 

G 11  c  k  u  k. 

67.  Ich  habe  in  der  Anmerkung  zu  Nro«  4  des  ersten  Buches  an- 
gedeutet, dasz  der  Ouckuk  im  Mittelalter  als  Bastard  und  Ver- 
führer galt.  Vergleiche  die  parallelen  Lieder  Nro.  120  bei 
Simrock  und  in  Wunderh.  L  3ö3. 

i§plflinerlB. 

68.  Dasz  dieses  Lied  aus  Deutschland  eingefiihrt,  und  hier  aus 
wenig  umgedichtet  worden  ist,  zeigt  ein  Vergleich  mit  Nro.  266 
bei  Simrock  sogleich.  Aehnliche  Lieder  haben  Wunderh.,  Erfc 
Kretzschmar  u.  a.  Dasz  uns  andrerseits  der  Stoff  selbst  alt- 
bekannt und  eigen  sei,  zeigt  Haltrich's  Märchen  Nro.  68  von 
der  Frau  ohne  Hemd  und  die  darin  vorkommenden,  eigen- 
thümlich  sächs.  Verse: 

1.  Eästenäsch6  se  6pän  do6h, 
te  h6825t  nor  in  hemt  n66hl 
„Ä6h  n&i,  mötter  n&i! 
desen  ftwent  schlöfe  gön 

I   märn  .frä  äfSton, 
fil  Späne,  fil  Spänen!* 

2.  Eästen&schö  aßt6n, 
Späne  gön! 

„Atib  näi  moter,  näil 
dese  märje  läzen,     , 
enz6went  säzen, 
fil  Späne,  fil  Spänen!'' 

3.  Eästenäschö  Späne  gön, 
e  rin  hemt  Spänei^ 
^ich  fräinjdern! 

^Ä^  jQ&i  moter  n&il 
z'irSt  fräinjdern 
dernd  Spänen!* 


457 

und  zuletzt,  wenn  sie  zum  Spinnen  gezwungen  wird: 
Kästen&Bchö  I 
nea  hälft  nor  det  schlön; 
ai  hat  ij   ed  inder  gedön! 
aed  enzöwent  öpänen, 
net  märe  itpänen, 
glech  ikpänen! 

Schnur  und  Schwleg^er. 

69.  Auch  dieses  Lied  ist  ziemlich  spät  ans  Deutschland  eingeführt 
worden.  Der  StoflF  ist  ziemlich  alt;  die  in  ühland's  Sammlung 
Nro.  276  stehende  Parallele  hat  vor  1570  existirt.  Aucl^  bei 
ISimrock  Nro,  236  und  sonst  finden  sich  Parallelen. 

Das  Essen. 

70.  Vergleiche  Uhland's  Sammlung  Nro.  281, 

Der  Pfaffe  Im  Keller. 

7  t.  Das  Lied  ist  nicht  gut  erhalten.  Seitenstücke  finden  sich  allent- 
halben^   doch  ist   mir  keines  mit  genau    gleichem  Stoff  bekannt. 

Nfocli  einen  Tanz. 

72.  Man  erkennt  sogleich,  dasz  dies  Lied  in  allerjüngster  Zeit  aus 
Deutschland  eingeführt  ist  Ein  solches  muszte  aufgenommen 
werden,  um  die  Geschichte  des  sächsischen  Volksliedes  bis  auf 
unsere  Tage  herab  klar  zu  legen.  Die  Originale  finden  sich 
bei  Erlach  Bd.  HI.  92,  bei  Firmenich  Bd.  ü.  801  aus  Nieder- 
österreich, mit  dem  wir  sonst  wenig  Liedergemeinschaft  haben. 
Ob  die  in  unserm  Liede  vorkommenden  Abweichungen  —  wie 
die  Reime  anzudeuten  scheinen  —  sächsische  Umdichtung  sind, 
oder  auf  jeiner  andern  Urquelle  beruhen,^  lasse  ich  unentschieden. 
Durch  4ie  Mischung  des  Sächsischen  mit  (verdorbenem)  Hoch- 
deutsch ist  übrigens  in  unserem  Liede  eine  eigenthiimlushe  und 
vortheilhafte  Wirkung  erreicht  worden. 

Todtenklagren« 

Leijcb^nklagen  waren  früher  im  Sachsenlande  —  wie  bei  vielen 
Völkern  —  allgemeine   Sitte.     Noch  jetzt  sind  sie  nicht  an   allen 


458 

Orten  abgekommen^  und  es  wäre  angemessen  auch  in  dieser  Rich- 
tung zu  sammeln.  Wenn  die  Verwandten  des  Todten  sich  nicht 
zur  Klage  begabt  fühlen^  lassen  sie  sich  durch  ein  ^^^Elageweib^ 
vertreten.  Manche  von  diesen  ^Klageweibern  oder  Klagfrauen^ 
können  in  der  That  „schön  klagen^,  und  nehmen  in  ihren  halb- 
singend  recitirten  Reden  zuweilen  höchst  jiberraschende  imd  rührende 
Wendungen.  Situation,  Lage,  Familienverhältnisse  werden  dabei 
auf  das  beste  ausgebeutet.  Z.  B.  Ein  Kind  wird  zum  „Friedhof* 
getragen;  der  Zug  kommt  aii  dem  Hause  der  Groszeltern  vorüber, 
wo. es  so  oft  hingegangen,  gespielt,  Geschenke  erhalten  hat.  Das 
Klageweib  erhebt  plötzlich  mit  gesteigertem,  heftigerem  Affect  feine 
herzzerreiszende  Stimme :  „Steh  still,  Maio !  steh  still  1  du  bist  ja 
niemals  bei  deiner  örpszmutter  Hause  vorübergegangen.  O!  komm 
herein!  komm  herein!  sie  gibt  dir  Milch,  sie  gibt  dir  Obst;  sie 
hat  dich  ja  niemals  unbeschenkt  gelassen.  Warum  willst  du  nicht 
mehr  zu  deiner  Groszmutter  (griszo)  kommen?  Was  hat  sie  dir 
^zu  Leids  getban?  Kehr  um,  kehr  um!  u.  s.  w.«  Weitere  Ein- 
blicke in  die  StofFsphäre  dieser  Todtenklagen  gestatten  zwei  durch 
den  Schäszburger  Gymnasiallebrer  Georg  Schuller  an  mich  gelangte 
Lieder  aus  Rosenau  bei  Kronstadt,  also  in  einer  leider  in  meiner 
Sammlung  so  wenig  vertretenen  Mundart.  In  den  Text  konnten 
sie  als  Kunstdichtungen  nicht  aufgenommen  werden.  Da  aber  der 
Verfasser  (Johann  Stoof,  Mädchenlehrer  in  Rosenau)  dem  Volk 
durch  Leben  und  Beruf  sehr  nahe  steht,  seine  Schöpfungen  über- 
dies ganz  auf  volksmäsziger  Grundlage  beruhen  und  nur  der  Form 
nach  sich  an  die  Kunstpoesie  anlehnen^  verdienten  sie  in  den  An- 
merkungen eine  vorzügli'che  Stelle: 

I. 

Klage  einer  Mutter  am  Sarg^  ihres  Kindes. 

1.  A6h  d&  meinj  leiwet  kändj  fiim  harze  mir  geräszen, 

als  wei  en  blom  fum  wändj;  hält  wird  em  netj  mi  wäszen, 

dat  da  was  af  der  iert. 

Nor  mir  bleifst  t&  Steits  wiert 

kändj  meinj  ä  meinj  em  harzen! 

2.  Schaz  meinj,  meinj  inzech  blom^  meinj  frait,    meinj  &t&lz,  meinj 

schtnhit, 
dei  mir  der  Härgot  nom    an  deinjes  härzens  rintdt, 


459 


zem  trAszt  fu  Got  beschierti 
wör  ech  netj  deinjer  wiisrt. 
kändj  meinj  ä  meinjem  harzen! 

3.  Scbaz  meinj,  meinj  oinjeltschen 
Rit  wei  en  äpeltschen 

schaz  meinj,  ed  äsz  folbruodht, 

ade  ze  göder  nuo6bt, 

kändj  meinj  ä  meinjem  harzen  I 

4.  Schaz  meinj,  wört  Got  der  här 
dat  meinj  oint  wäir  netj  fär^ 
deeh  häit  und  u  mech  dräkt, 
wei  wfer  meinj  harz  enzäkt, 
kändj  meinj  ä  meinjem  harzen! 

5.  Schaz  meinj,  en  göden  da6h 
dei  for  em  gör  o6h  dadh 
Bäs  af  de  goinsten  dadh 
röu  wuol  on  &gema6h, 

kändj  meinj  ä  meinjem  harzen! 


for  ächtefirzich  ätönden 
na  bltj  und  föler  wönden, 


sech  meinjejj  odh  erbarmen, 
unt  dad  eoh  bald  an  armen 


entbäiden  ech  der  grüszen, 
am  Barch  bekrünzt  mät  rüsen. 


II. 

Klage  einer  Wittwe  am  Sarg  des  Gatten. 

Schäzijer,  göder  moun!  wol  halt  huod  &A  geschiden 

der  bater  duot,  faszt  koun  ech  dech  zem  gr&f  geliden. 

Der  schmärz  äsz  grAsz  for  mech. 

A6h  här  erbarem  d^ch! 

Wat  sal  nä  iusz  mir  wärden. 

Schazijer  göder  wirt!  Stond  af,  netj  blif  do  Iftien !  — 

Ed  äs  ämsonzt  hi  hirt  unt  setj  netj  mi  meinj  ischräien. 

Schaz  meinj,  deinj  hönd  äsz  kalt 

unt  bljch  deinj  gonz  geätalt, 

deinj  ougen  seinj  geschlöszen. 

Schazijer  wirt  I  wier  wit 

welj  dich  der  duot  schun  nit, 

unt  broinen  htm  de  frudht, 

wier  wit  des  wisen  zu6ht 

und  o6h  de  Wirtschaft  liren? 

Schazijer  wirt,  meinj  ätäz 

äsz  hi  ze  näszt  mt  näz 

Sol  ej,  en  öländj  wif 


hinfaurt  äs  wisen  mäihen, 
wier  wid  äs  lönt  besäien 


sol  deinj  Stuorklif  schun  riszten? 
als  nor  de  würm  ze  m&szten? 


460 


mät  meinjem  kronke  lif 

desz  wirtstheft  nä  beitreiden? 

5.  De  Wärelt  äsz  gor  bisz^ 
af  munclien  uord  nnt  wisz 
Meinj  krün  äsz  nä  dohin; 
ech  ätdn  nä  gonz  elin 
mät  meinj  en  uorme  wisen. 

6.  Schazijer  moun^  am  dech 
unt  hinfiiort  Bof  em  mech 
Ade,  meinj  leiwer  moun! 
bäs  ech  bei  deck  ku  koun, 
wäl  eck  dir  i^teits  trai  bliwen. 

7.  Wai  traileck  dilde  mir 
Dad  et  nä  wdlgit  dir 

Da  huoszt  meck  nei  bedreift. 
Nor  deck  kun  eck  geleift; 
meinj  leif  ze  dir  blift  iwecb. 

8.  En  groasz  fii  meinjer  setj 
det  ätuorf  for. kurzer  zetj! 
O  Word  ed  bolt  gesckenj, 
dat  mir  äsz  weder  seinj! 
Wol  wörde  mir  &8z  fr&ien! 

9.  ünt  nä,  meinj  k&rzensfrendj, 
Kut  ker,  meinj  uorem  kändj, 
nnt  äpr^cht:  Ad&  sckaz  meinj 
bäsz  mir  asz  weder  senj, 

röu  wool;  karzleifster  fnoter! 


se  wid  Asz  nor  feraoäkten, 
ze  &sem  sckaden  traodkten. 


wäl  eck  nor  drön  spuorz  kleder 
nei  frillck  seinj  mi  weder. 


det  göd  und  o6k  ded  iwel! 
duorun  äsz  nicken  zwifeL 


un  äsz  leif  kändj  Katrentcken, 
greis  odi  meinj  säszter  Antcken ! 


de  l&zte  kasz  beim  sckidenl 
unt  wäntsckt  em  nä  de  finden, 


Aeknlicken  Stoff  entkalten  die  Todtenklagen  aus  Kunesckäu 
und  Beneschäu  bei  K.  J.  Sckröer :  Versuck  einer  Darstellung 
der  deutscken  Mundarten  des  ungriscken  Berglandes  &c.  S.  157 
und  180. 

Freilick  sind  viele  dieser  Elageuj  wie  es  in  der  Natur  der 
Sacke  liegt^  auck  Typen,  und  damit  ist  för  den  Humor  die  Ver- 
anlassung zur  Parodie  gegebeii.    Eine  soicke  ist  Nro. 

73.  das  die  Klage   eines  treulosen  Weibes  um  ibren  Mann  erzäklt, 
und 


461 

I 

74.  worin  dae  Komische  durch  die  ErwlUiDung  kleinh'cher  und  all- 
tägKcher  Begebenheiten  aus  dem  Leben  des  V^rstorbönen  be- 
wirkt wird. 

Rückkehr« 

76.  Ein  Original  der  jüngsten .  Zeil.  Andere  Relationen  enthalten 
stärkere  Derbheiten.  Auch  sind  verschiedene  Melodien  im  Gebrauch. 

Der  Reiter« 

76.  Aus  J.  K.  SchuUer's  Gedichten  in  Siebenb.  Sachs.  Mundart. 
Hstdt.  1840.  Parallelen  in  Simrock's  Kinderbuch  Seite  52,  53, 
54.  Schuller  erwähnt  ein  gleiches  aus  Beinh.  Liederspielen  mit- 
getheiltes  in  der  Transilvania  von  1840,  Nro.  85. 

Rathsherren. 

77.  Soll  jetzt  als  Spottlied  gebraucht  werden,  ist  aber»  offenbar  einer 
Zauberforniel  entnommen. 

78.  BruchsttLck  eines  Spottliedes. 

michelsberg^er. 

79.  Eine  locale  Spötterei.  Die  Michelsberger  einerseits  als  Leute 
von  derbem  Witz  bekannt,  sind  doch  andrerseits  auch  wie  die 
Ramser,  Böleschdörfer  u.  A.  vielfach  Stichblatt  des  Witzes. 

Drei  mitnatlonen. 

80.  Nationale  (übrigens  ziemlich  harmlose)  Spötterei,  wie  dergleichen 
bei  allen  Völkern  vorzukommen  pflegen.  Ein  von  deutschen 
Handwerksburschen  im  Lande  gedichtetes,  dann  von  Soldaten 
nach  eigenem  Bedürfnisz  umgeändertes  I^ied  läszt  sich  über  die 
drei  Hauptnationen  Siebenbürgens  also  aus: 

1.  Kommt  Brüder,  dasz  wir  ausmarschiren 
aus  dem  Siebenbürgen  aus 

denn  beim  Ungarn  und  Walachen 
ist  wahrhaftig  nichts  zu  machen, 
und  beim  Sachsen  auch  nicht  viel. 

2,  Kommt  man  ins  Quartier  zum  Ungarn 
da  ist  auch  der  „bizony  nints^ 


462 

^bizony  nints^  ist  alle  Tfl<ge 
„nem  lehet^  nur  einmal  sage: 
ai!  du  dizDÖpäsztot  du! 

.   3.  KoiQmt  man  ins  Quartier  zum  Wlachen, 
da  sieht  der  Hunger  zum  Fenster  heraus: 
Seine  Speis  ist  Momelige, 
in  der  Fasten  Eisselize 
and  am  Feiertag  Malai.  . 

4.  Kommt  man  in's  Quartier  zum  Sachsen 
da  gehts  noch  am  besten  zu; 
mit  der  Wirthin  ist  gut  leben: 
Frau  Mutter  wird  euch  bäflisch  geben 
und  ein  Glas  Krampampuli* 

[ö.^Bräder  Mächel,  bräder  Honesz, 
bräder  Tiz  und  bräder  Tumesz! 
laszt  uns  eure  Weiber  matzen, 
denn  <Jas  dient  euch  ja  zur  Ehr  — 
denn  das  dient  euch  ja  zur  Ehr.] 
Die  letzte  Strophe/  schon  an  sich   leicht    als  Zusatz  und  Er- 
zeugnisz   soldatischen  Uebermuthes  kenntlich,   fehlt    dem   Hand- 
werksburschenUede,  das  auch  andern  Anfang  hat,  gänzlich. 


Nicht  selten  haben  gelegenheitlich  entstandene  Scherzreime  in 
Sachs.  Mundart  durch  Zufalle  oder  ansprechende  Melodie  be- 
günstigt fast  die  Verbreitung  eines  Volksliedes  gefunden ;  ich 
habe  dergleichen  jedoch  nicht  in  meine  Sammlung  aufiiehmen 
zu  sollen  gemeint* 


Drittes  Buch, 

(Sprichwörter.) 


Die  Sprichwörtersammlungen  von  Wagner  y  KMe^  Eiselein, 
SimroeJifs  Volksbuch:  j^die  'deutschen  Sprichwljrter^,  die  erst  kürz«- 
lich  erschienenen  ^deutschen  Sprichwörter*'  von  Zingerle  und 
noch  mehr  Wander^s  j,deutsches  SprUchwörterlexikon^  —  wenn 
63  vollständig  vorläge  —  wären  '  bei  diesem  Buch  am  bequemsten 
zur  Vergleichung  zu  benützen;  auch  standen  mir  mehrere  alte 
Sammlungen,  namentlich  aus  dem.  16.  Jahrhundert  zu  Gebote.  Ich> 
habe  mich  indessen  hier  nicht  auf  Vergleichung  eingelassen,  weil 
sie  doch  nur  von  geringem  Nützen  sein  würde.  Wer  auf  diesem 
Gebiet  einigermaszen  heimisch  geworden,  weisz,  dasz  vielleicht 
kein  Erzeugnisz  der  Volksdichtung  so  sehr  Gemeingut  der  Völker 
geworden  ist,  als  das  Sprichwort.  In  der  That  ist  auch  keipes  so 
sehr  geeignet,  in  alle  Welt  verschleppt  zu  werden.  Aus  gemein- 
samenem  Besitz  von  Sprichwörtern  auf  nähere  Verwandtschaft  zweier 
Volksstämme  schlieszen  zu  wollen,  wäre  grundfalsch,  und  ebenso- 
wenig liesze  sich  eine  andere  ähnliche  Behauptung  darauf  gründen. 
Wir  können  aus  den  Gegenden  um  Köln  stammen;  nur  darf  man  das 
durchaus  nicht  folgern  aus  dem  Umstand^  dasz  viele  unserer  Sprich- 
wörter in  jenen  Gegenden  gangbar  sind  —  ebensowenig  als  man 
uns  wird  zu  Walachen  machen  können,  weil  in  J,  K,  Schtdler's: 
„aw«  '  der  Walachei^  so  manches  walachische  Sprichwort  den 
unsrigen  parallel  ist,  oder  zu.  Juden,  Römern,  Griechen,  weil  sich 
unser  Volk  manchen  biblischen,  lateinischen,  griechischen  Sinnspruch 
mufidgerecht  gemacht  hat,  indem  es  gleichsam  vergrabenes  Gold  in 
gangbare  Münze  umprägte.  Wer  Firmenich's  Werk  durchgeht, 
wird  unter  den  vielen  darin  aufbewahrten  Sprichwörtern  aus  allen 
Gegenden  Deutschlands  manches  zum  zehntenmal  zu  leseb  bekom-. 


464 

xnen.  Auf  viele  tagtäglich  gehörte  stöszt  man  bei  Agricola,  Frank, 
Fiachart,  im  Reinecke  und  in  älteren  Werken.  Dagegen  habe 
ich  in  den  altniederländischen,  welche  Hoffmann  v,  FaUersleben 
in  seinen:  ^Jiorae  belgicae^  herausgegeben^  verhältniszmäszig  weni- 
ger Verwandtes  gefunden,  da  doch  auch  unser  Zusammenhang  mit 
den  Niederlanden  nicht  in  Zweifel  gezogen  wird.  Ein  Gesammt- 
sammelwerk,  wie  es  Wander^s  Sprichwörterlexil^on  zu  werden  ver- 
spricht, mag  sich  auf  Vergleichung  einlassen.  Bei  d^r  Masse  des 
Stoffes  reiht  sich  dort  Verwandtes  schon  im  Texte  vielfach  in 
ganzen  Spalten  und  Blättern  aneinander;  aber  wohin  müszto  bei 
einer  Specialsammlung  wie  mein  Buch  sie  bietet,  die  Vergleichung 
führen,  wenn  erwogen  wird,  dasz  schon  die  Sprichwörter  der  Ger- 
manen auf  100.000  geschätzt  werden,  und  dasz  hier  mit  bloszen 
Citaten  von  Nummern  anderer  Bücher  nicht  viel  genützt  würde, 
vielmehr  wörtlich  angeführt  werden  müezte,  was  zur  VergleichuDg 
angezogen  wird. 

Was  ich  in  dieses  Buch  aufgenommen  habe,  zählt  zu  den  reinen 
Sprichwörtern.  Jedes  Stück  muBzte  mir  an  uud  für  sich  einen 
klaren,  verständlichen,  lehrhaften  Sinn  enthalten,  also  ein  unab- 
hängiges, in  sich  abgeschlossenes,  kleines  Kunstwerk  sein.  Sprich- 
wörtliche Redensarten  und  gebräuchliche  Tropen  der  Volkssprache 
suche  man  bei  mir  nicht !  'Was  nair  dagegen  an  wirklichen  Sprich- 
wörtern zugänglich  geworden,  habe  ich  ohne  alle  Bedenken  auf- 
genommen. Dasz  Volkssprichwörter  zuweilen  derb  sind,  weisz  man ; 
gerade  in  dieser  Derbheit  liegt  oft  der  Kern  und  das  Treffende. 
Ich  durfte  dergleichen  in  einer  historischen  Sammlung  nicht  über- 
gehen, und  habe  mir  auch  nicht  durch  Gedankenstriche  darüber 
hinweghelfen  wollen. 

Die  Ueberschriften,  unter  denen  ich  die  einzelnen  Stücke  grup- 
penweise gesammelt  habe,  sollen  nur  die  Uebersicht  erleichtern; 
eine  strenge  Sonderung  sollte  damit  nicht  bezweckt  werden,  da 
Sprichwörter  so  vielfacher  Beziehungen  fähig  sind,  und,  die  Bauern- 
regeln ausgenommen,  die  meisten  nach  Umständen  unter  mehrere 
Abtheilungen  gesetzt  werden  könnten.  In  Wander's  Weise  die  Samm- 
lung lexikalisch  zu  ordnen,  konnte  ich  mich  nicht  entschlieszen, 
einerseits  eben  wegen  jener  Vieldeutigkeit  des  Sprichworts,  anderer- 
seits weil  bei  solcher  Anordnung  vielmal  das  Gleichartige  getrennt, 
das  Ungleichartige  in  nächste  Nachbarschaft  gesetzt  werden  muszte. 
Die  zahlreichen,  und  ihrem  Wesen  nach  ganz  kurzen  Nummern 
Stück  für  Stück  in  den  Anmerkungen  zu   begleiten,  war  nicht  ge- 


465 

boten;   es   genügt   das  Bedeutendste   herauszuheben,   wodurch   dem 
Leser  schon  mancher  Schlusz  auf  das  Uebrige  ermöglicht  wird. 

Bauernregeln» 

Die  meisten    dieser  Stücke  sind   allbekannt;  nur  wenige^  wie 
fast  durchgängig  die  auf  die  Traubengattungen  bezüglicheni  scheinen 
uns  ausschlieszlich  zu  eignen. 
19.  Märiä  Verkündigung  ist  gemeint. 

21.  Maria  Reinigung  ist  gemeint 

22.  Auch  hier  Maria  Reinigung.  ~  Das  Stück  ist  einem'  alten  Kalender 
entnommen,  und  gehört  in  dieser  Form  wahrscheinlich  der 
Kunstdichtung  an. 

28.Lirenz  in  A  ist  St.  Lauren tiustag ;  auf  ihn  bezieht  sich  auch 
der  Hirsch  (hirs^)  in  B,  weil  der  Hirsch  Attribut  des  Heiligen  ist. 
Jetzt  ist  diese  Beziehnung  —  in  Folge  der  Reformatfon  —  im 
Volk  vergessen. 

38  bis  40  gehören  ihrem  Inhalt  nach  an  eine  frühere  Stelle,  und 
sind  aus  Versehen  an  diese  zu  stehen  gekommen. 

44.  Bezieht  sich  auf  den  Regen. 

49.  Der  y^schiel  wäinjkel^  ist  der  südwestliche  Theil  des  Mühl- 
bächer  Horizontes  —  die  Himmelsgegend^  aus  welcher  die  Gewitter 
fast  ausschlieszlich  zu  kommen  pflegen. 

53.  Es  gibt  mehrere  Grasarten^  deren  Saamen^  wenn  sie  sich  häufig 
in  der  Frucht  finden,  wie  dies  besonders  in  regenreichen^  üppig- 
fruchtbaren Jahren  der  Fall  zu  sein  pflegt,  dem  Mehl  eine  bläu- 
liche Farbe  verleihen;  darauf  bezieht  sich  das  Sprichwort. 

62.  Ueber  die  von  62  bis  70  charakterisirten  Traubengattungen 
siehe  Johann  Fahrnis  Aufsatz  im  Medwischer  Gymnasial- 
programm für  1860. 

78.  „leHj  nscMdn^  d.  i.  Erdo6he  durch  Maueranschlag  zum  Ver- 
kauf anbieten. 

84.  Bezieht  sich  auf  das  Mästen  der  Schweine. 

86.  Der  „6Zef  Elias^  in  A  und  der  „/Zie**  in'  B  bezeichnen  den 
Eliastag  nach  dem  Julianischen  Kalender,  der  noch  in  der  orien- 
talischen Kirche  im  Gebrauch  ist.  Man  erwartet  an  diesem 
Tage  mit  Sicherheit  ein  Gewitter.  Den  Walachen  ist  Elias  an 
Stelle  eines  heidnischen  Donnergottes  getreten.  ' 

.     30 


466 

T  h  I  e  r  e. 

Der    gröszte  Theil   der  unter    dieser  üeberschrift  gesammelten 

Sprichwörter   ist   Haltrich*s  Aufsätzen    in    dem  Schäszburger  Scliul- 

programm   für  1854 — ö    entnommen.     Viele   Stücke,  reichen  in  das 

höchste  Alterthum  zurück. 
96.  Ist  unter  den  verschiedensten  Nationen  verbreitet,  insbesondere 

bei  den  Walachen  sehr  gebraucht. 
98.  Als  Warnung  bei  schönem  Spätherbst. 

102.  In  dieser  Form  ganz  sächsisch ;  doch  finden  sich  sehr  ähnliche 
Stücke  in  Deutschland.  „Statuten**  heiszt  in  gewöhnlicher  Ab- 
kürzung des  Titels  das  zum  Theil  aus  gesammelten  Gewohn- 
heitsrechten zusammengestellte,  seit  dem  Jahre  1583  in  Kraft 
bestandene,  jetzt  nicht,  mehr  geltende  Gesetzbuch  der.  Sachsen 
in  Siebenbürgen. 

113.  Bezieht  sich  auf  'eine  Wolfssage. 

115.  Wahrscheinlich  aus  ähnlichem  StoflF  hervorgegangen. 

117.  Alle    drei  Stücke   beziehen   sich   auf  Märchen  oder  Anekdoten. 

124.  Bezieht  sich  auf  eine  noch  nicht  entdeckte  Fuchssage.  In  der 
gegenwärtig  bekannten  Thiersage  hat  der  Wolf  das  Miszgeschick, 
worauf  in  unserm  Sprichwort  angespielt  wird. 

138.  Die  von  J.  Grimm  D.  Myth.  S.  46  in  Zweifel  gezogenen  Hunde- 
opfer sind  durch  dieses  Sprichwort  (das  in  seiner  Beweiskraft 
auch  durch  andere  Quellen  unterstützt  wird)  mindestens  für 
Wassergötter  als  bezeugt  anzusehen,  zumal  wenn  B,  das  mehr 
Gebot  des  Aberglaubens  als  Sprichwort  ist,  nicht  auszer  Acht 
gelassen  wird.  Es  ist  wirklich  eine  abergläubische  Sitte,  die 
Erstlinge  einer  Hündin  ins  Wasser  zu  werfen.  Den  Wasser- 
göttern wurden  sie  geopfert,  die  sich  sonst  rächten,  indem  sie, 
wie  B  sagt,  die  verweigerten  Opfer  wüthend  (wasserscheu) 
machten ;  denn  die  Nixe  sind  tückisch  und  grimmig  (graandkich) 
wie  das  Element,  dem  sie  angehören.  Wassergott  und  Wasser- 
scheu in  Beziehung  zu  '  bringen  lag  nahe,  und  hätte  auch  die 
Hundswuth  —  wie  bei  uns  —  nicht  den  Namen  „Wasserscheu** 
geführt,  so  war  doch  die  Erscheinung  der  letzteren  «da,  und 
wird  von  dem  Volke  immer  am  meisten  hervorgehoben.  Weiter 
habe  ich  mich  hierüber  in  meinen  Mythentrümmem  im  Abschnitt 
von  den  ^Eibischen  Wesen^  verbreitet. 

157.  Spielt  auf  die  Geschichte  des  verlorenen  Sohnes  an. 

164.  Die  Thiersage,  auf  die  sich  dieses  weitverbreitete  Sprichwort 
bezieht^  ist  noch  unbekannt. 


467 

180.  Scheint  sich  atich  auf  eine  verlorene  Volksdichtung  zu  be- 
zieben. 

181.  Bezieht  sich  auf  eine  bekannte  Anekdote:  Ein  Agnethler  (in 
Agnethlen  werden  viele  Pferde  geschunden,  und  mit  den  Häuten 
Handel  getrieben),  erbost  über  sein  Pflerd,  das  ihm  beim  Strie- 
geln einen  Schlag  versetzt  hatte,  erschlug  dasselbe,  zog  ihm 
die  Haut  ab,  und  hing  sie  zum  Trocknen  auf  den  Dachboden. 
Als  er  eines  Tages  hier  Geschiffte  hatte,  stiesz  er  tnit  dem 
Kopf  an  die  hartgetrocknete  Haut^  so  dasz  €r  eine  Beule  davon* 
trug,  und  brach  ärgerlich  in  die  Worte  aus:  „dem  Pferde  soll 
man  nicht  einmal  auf  dem  Ueberboden  trauen  l^ 

.182.  Bezieht  sich  wahrscheinlich  auf  folgende  Saget  Eine  schein- 
todt  begrabene  Frau,  erwacht  in  der  Gruft,  kehrt  um  Mitter- 
nacht nach  Hause,  klopft  an's  Thor,  und  ruft  ihren  Mann  bei 
Namen.  Dieser  erkennt  ihre  Stimme,  glaubt  aber,  es  sei  ihr 
Geist  da,  und  will  nicht  öflfnen.  Als  sie  ihm  wiederholt  ver- 
sichert, sie  sei  seine  lebendige  Frau,  sagt  er  Ungläubig:  ,yEher 
will   ich   glauben,  dasz    mein  Pferd    aus   dem  Stalle  geht,  und 

*  die  Treppe  heraufsteigt,  als  dasz  meine  Frau  lebendig  aus 
dem  Grabe  wiederkehrt**  Augenblicklich  hört  er  das  Getrap* 
pel  des  Pferdes  auf  der  Treppe  ^c. 

.183.  Vergleiche  181  und  die  Anmerkung  dazu, 

186.  Meist  mit  Beziehung  auf  erwachsene  Mädchen  gebraucht  in 
dem  Sinne:  Ehrsame  Mädchen  laufen  nicht  auf  der  Gasse  her- 
um, oder:  Liebenswürdige  Mädchen  werden  auch  zu  Hause 
ihren  Freier  finden. 

188.  Bezieht  sich  wahrscheinlich  auf  ein  bekanntes,  im  2.  Buch^ 
Nro.  76  mitgetheiltes  Spottlied. 

201.  Wenn  Jemand  unter  nichtigem  Vor  wand  einen  unerwarteten 
Besuch  macht.  '  • 

226.  Von  weitester  Verbreitung  und  schon  den  Römern  bekannt. 

Ueber  die  mythische  Bedeutung  der  vorkommenden  Thiere, 
besonders  Wolf,  Bär,  Fuchs,  auch  Pferd  siehe  Grimmas  D. 
Myth.  Cap.  IIL  und  XXXV.  und  meine  Mythentrümmer,  über 
ihre  Beziehung  zum  Thierepos  J.  Grimmas  Reinh.  Fuchs  und 
Haltrich*s  Aufsätze  in  dem  erwähnten  Schäszbürger  Schul- 
programm, 

30*- 


468 

Essen  nnd  Trinken. 

259.  AuB.  dem  Enckuksrufe  pflegt  man  bekanntlich  auch  die  noch 
übrigen  Lebensjahre  ,za  berechnen;  doch  musz  sich  das  Sprich- 
wort nicht  auf  diesen  Aberglauben  beziehen. 

279.  »Wir  arme  Husaren  essen  das  Fleisch  auch  ohne  Brot^soU 
ein  Krieger  geantwortet  haben^  als  man  ihm  bei  Tische  Brot 
zum  Braten  anbot. 

281.  Beim  Trinken. 

282.  Auch  ungrisch  wörtlich  gleich:  Darötzi  kenj^r, 

Disznödi  käposzta, 
Mirkwisari  szalona, 
Bog&tsi  b6r, 
SegesYÄri  menyetske  — 
Aval  lehet  älni. 

283.  Populäre  Diätregel  für  Gicht  und  Hämorrhoiden. 

Schlemmer  und  Terscbwender. 

Die  Sprichwörter  dieses  Abschnittes  schlieszen  sich  an  die  des 
vorangehenden    zum  Theil   so  nahe  an^   dasz  sie    unmittelbar  unter 
derselben  Ueberschrift  hätten  angereiht  werden  können. 
315.  Siehe  Nro,  69,  Strophe  4.  des  zweiten  Buchs. 
322.  Man  erzählt  von  Schmarotzern,  dasz  sie  Messer  und  Gabel  bei 
sich  tragend,    schon  früh    morgens   auf  die  Gasse  herausgehen, 
und  sehen,   wo  die   Schornsteine   stark   rauchen.    An    diesem 
Zeichen    erkennen   sie,  in  welchem  Hause  ein   tüchtiges  Früh- 
stück bereitet  wird,  und  wenden  sich  dann  dahin,  um  den  Be- 
wohnern einen  guten  Morgen  zu  wünschen. 
324.  Kränze    an    Stangen   vor    der    Thüre    aufgesteckt    dienen    den 
gewöhnlichen  Weinschenken  statt  eines  Aushängeschildes. 

330.  Vielfach  verbreitet;  scheint  übrigens  bei  uns  aus  Deutschland 
eingeschleppt.  * 

331.  Anspielung  auf  eine  Einderpredigt;  will  hier  sagen:  „auf  deine 
Warnungen  gebe  ich  nichts^,  und  wird  in  den  mannigfachsten 
Beziehungen  verwendet. 

l¥eib  und  Ehe. 

334.  Schmeichelt  den  Brünetten. 

335.  Von  derselben  Bedeutung  wie  das  vorangehende.  Deutsch : 
Auf  schwarzem  Acker  wächst  der  Weizen  wacker,  oder  Braune 


469 

Aecker  die  besten  ü.  s.  w.  Ungrisch:  A  fekete  földben  terem 
a  j6  buza.     Auch  mehrfach  in  romanischen  Sprachen. 

341.  Bezieht  sich  auf  eine  bekannte,  bei  Städtern  herschende  Sitte^ 
ihre  Töchter  besonders  für  die  Faschingszeit  in  andere  Städte 
zu  schicken,  um  sie  an  den  Mann  zu  bringen. 

345.  Auch  in  Bäthselform  bekannt. 

355-  Wird  auch  vielfach  mit  andern  Beziehungen  gebraucht. 

859.  Wenn  unter  prunkenden  Oberkleidern  schmutzige  oder  zerrissene 
Unterkleider  getragen  werden; 

360.  Wenn  die  Unterkleider  hervorhängend  sichtbar  werden. 

361  und  362  haben  vielfache  Parallelen  in  Deutschland. 

363  scheint  aus  Deutschland  eingeschleppt,  da  das  Reimwort:  wekt 
in  dieser  Verbindung  im  Sächsischen  ungebräuchlich  ist. 

364.  Will  sagen :  fleiszige  Mädchen  ergehen  sich  nur  zur  Feierabend- 
zeit, sie  blühen  also  für  die  Welt  wie  die  Kürbisse  abends. 

386.  Vergl.  336. 

399»  Auch  vielfach  in  andern  Beziehungen  gebraucht. 

406.  Siehe  über  „bäschmoter"  meinen  „Woden*  im  Mühlbacher 
Schulprogramm  1855 — 6  S.  26  und  folg.  und  meine  Mythen- 
trümmer am  entsprechenden  Orte. 

Haus,  häusliche  Sor^e  und  Arbeit. 

Die  Sprichwörter  dieses  Abschnittes  sind  wieder  vielfach  ver- 
wandt und  berühren  sich  mit  jenen  unter  der  üeberschi*ift :  weise 
Beschränkung  und  Bescheidenheit. 

409.  geschloän  housz,  d.  i.  ein  Haus  von  Erde  gestampft. 
414.  Uralt,  schon  Griechen  und  Römern   bekannt  und  vielleicht  nur 

eingeschleppt. 
417.  Mit  Bezug  auf  Dienstboten. 

430. Der  Sfnn  ist:  zu  früh  gemachte  Pläne  miszlingen. 
441.  Sonst  wird  den  Rothköpfen  gerade  Schlauheit  zugeschrieben. 
458.  Auch:  Et  kid  enem  näszt  am  drüm. 
463  bis  483»  Viele  Parallelen  in  Wander*8  Sprichwörter-Lexikon. 

Hanclwerfc,  Stände  und  Klassen« 

510.  Nach    einer    weitverbreiteten    Sage   sind    die   Soldaten  durch 

einen  Fluch  des  Petrus  zu  diesem  Schicksal  verdammt.  Ueber 

Ursprung  und  Bedeutung  de%  Wortes:  „muoser''  hat  J.  K. 
Schuller  an  verschiedenen  Orten  gesprochen. 


470 

513. Will  eigentlich  sagen:  im  Himmel  sind  alle  gleich;  wird  aber 
auch  in  anderm  Sinne  gebraucht 

516.  Unter  den  Sachsen  gab  es  ursprünglich  wohl  auch  einen  Adel, 
der  indessen  sammt  seinen  Besitzungen  allmählich  im  Unger- 
thum  aufgegangen  ist  Auf  eigentlichem  Sachsenboden  gab  es 
nie  volles  Adelsrecht.  Das  Sprichwort  spiegelt  den  Unwillen 
des  bei  aller  Bescheidenheit  stolzen,  auf  seine  Freiheit  und 
Gleichheit  eifersüchtigen  Volkes  gegen  diejenigen  von  seinen 
Söhnen,  w;elohe  adelige  Vorrechte  oder  Titel  anstrebten«  Es 
hat  zu  allen  Zeiten  solche  Bestrebungen  gegeben,  die  hier  wie 
anderwärts  zum  Theil  lange  und  bittere  Kämpfe  zur  Folge 
hatten.  Siehe  hierüber  Teutsch:  Geschichte  der  Sachsen  in 
Siebenbürgen;  Kronstadt  bei  Gott  von  1852  bis  1858. 

52L  Wortspiel  mit  „Räpesz'*  Ortsname  und  ^räpsen"  =:  Aufstoszen 
des  Magens. 

524.  Wenn  man  Landleute  ans  der  Umgegend  von  Bistritz,  dem 
„Nösner  Gelände"  nach  ihrer  Heimath  fragt,  pflegen  sie  zu 
sagen:  „aich  bä  fu  ze  Nis'n."  Diese  sonst  im  Sächsischen  un- 
gebräuchliche Ausdrucksweise  verspottet  das  Sprichwort  Ver- 
gleiche das  mhd.  z'eü  Bürgenden,  diu  was  ze,  Santen  genant! 
u.  8.  w, 

525.  Draas  (urkundlich  Daraus)  liegt  am  östlichen  Ende  der  alten 
Sachsencolonie. 

530;  WiU  sagen:  waren  gleiche  Verwüster  unseres  Landes. 

Alter  und  Kindheit;. 

540.  Ist  ironisch  gemeint, 

542.  Bezieht  sich  auf  die  geilen  Leidensdiaften,  die  zuweilen  bei 
Greisen  neu  zu  erwachen  pflegen. 

544  und  546  haben  dieselbe  Beziehung. 

552.  Nur  wenig  veränderter  Bibelspruch. 

553.  Kecke  Deutung  der  gleichen  Worte  Jesu. 

589.  Bezieht  sich  auf  die  Bomanze  vom  hungerndem  Kind  im  ersten 
Buch. 

592.  Bezieht  sich  auf  einen  weitverbreiteten  Aberglauben,  der  wohl 
aus  dem  Heidenthum  stammen  musz.  Die  Götter  sehen  gött- 
liche Ko-äfte  nicht  gern  bei  Sterblichen, 


471 

Q  o  t  t. 

604.  Wie  Wodan  und  alle  Götterväter  wird  Gott  von  dem  Volke 
als  alter  Mann  gedacht.  Die  Vorstellling  raiisz  nicht  eben 
dem  Heidenthum  entnommen  sein,  wenn  sie  auch  einem  idealen 
Christenthum  fremd  ist. 

626.  Das  Eingeklammerte  ist  eine  ironische  Zugabe,  die  nicht  immer 
dem  Uebrigen  folgt. 

627.  Plastischer  sagt  das  walachische  Sprichwort:  „Ach!  ach!  wie 
weit  ist  der  Himmel!  von  der  Hölle    trennt  uns  nur  ein  Zaun. 

Tngrend  und  Ehrlichkeit. 

654.  Vergleiche  336  und  337. 

670.  Das  Sprichwort  steht  hier,  weil  es  auch  in  der  Bedeutung  ge- 
braucht wird:  „Gebt  dem  Armen  auch  Etvvas  von  eurer  Mahl- 
zeit!" Doch  pflegt  es  auch  scherzend  bei  der  Mahlzeit  ge- 
sprochen zu  werden,  wenn  man  einem  der  Dienstboten  oder 
einem  Kinde,  das  nicht  bei  der  Tafel '  sitzt,  ja  einem  Hunde 
oder  einer  Katze  Etwas  von  der  Tafel  reicht,  oder  auch  indem 
man  ein  abgegessenes  Bein  wegwirft.  Der  Bedeutung  der 
Worte  ist  man  sich  dabei  nicht  bewuszt  Bartesch  ist  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  ein  Hauskobold  und  der  ursprüng- 
liche Sinn  des  Sprichwortes  bezieht  sich  auf  das  Opfer,  das 
man  ihm  einst  von  jeder  Mahlzeit  zu  bringen  gewohnt  war. 
Auf  einen  Hausgeist  deutet  namentlich  auch  die  Geringfügig- 
keit des  Opfers.  Das  hindert  indessen  nicht  sich,  wie  J.  K. 
Schuller  bei  diesem  Bartesch  an  Bertha,  die  Frthreriu  des 
wilden  Heeres  zu  erinnern,  und  zu  vermuthen,  dasz  er  einst 
in  höherem  Range,  vielleicht  als  ein  männlicher  alter  idem 
jener  Bertha  an  der  Spitze  des  wilden  Heeres  gestanden  sei. 

673.  Säp  d.  i.  Hosentasche ,  wohl  au^  dem  Ungrischen  entlehnt. 
Am  §äp  knären  ist  bildliche  Redensart  für:  hinterrücks  reden 
oder:  weit  vom  Kampfplatz  Jkluth  zeigen. 

Schicksal  und  l¥emauf. 

700»Noch    gebrauchter  im   Walachischen,    woher   es   entlehnt    sein 

könnte« 
709«  Mit  mehreren   andern   Stücken  aus  Haltrich's    „Plan   zu    einem 

Idiotikon  &C.''  —  Aehnliches  schon  im  Lateinischen. 


472 

731.  Vei^leiche  mit  diesem  und  den  folgenden  Stücken  bis  735  die 
Stücke  796,  797  und  799. 

745*  Die  Welt  an  Hals  nehmen  heiszt  1*  Fliehen  vom  Hause,  aus 
der  Heimat  in  die  Welt  2.  Fliehen  aus  der  Welt  und  mithin 
aus  dem  Leben,  also  auch  3.  Selbstmord* 

764  bis  766«  Haben  mythischen  Grund:  Loki  und  nach  ihm  der 
Teufel,  sein  christlicher  Abklatsch  haben  rothes  Haar,  aber 
auch  der  ägyptische  Typhon  und  andere  Götter.  Auch  das 
Epos  vieler  Völker  gibt  seinen  bösen  oder  feigen  Personen 
gern  rothes  Haar.  Einen  andern  Grund  hat  es,  wenn  nach  der 
Ansicht  des  Volkes  Rothhaarige  in  der  Regel  gutmüthig,  wenn 
auch  jähzornig  sein  sollen.  Das  erinnert  an  den  Charakter 
Thors,  dem  wenigstens  rother  Bart  zukommt. 

767.  Will  sagen,  man  möge  sich  vor  Leuten,  die  einen  Naturfehier 
oder  körperlichen  Mangel  haben,  hüten.  Die  Erfahrung  lehrt, 
dasz  Bucklige  und  Krüppel  in  der  Regel  misztrauisch  und  nicht 
selten  auch  bösartig  zu  sein  pflegen.  Das  Sprichwort  knüpft 
indessen  nicht  an  diese  an  sich  erklärbare  Erscheinung,  son- 
dern an  die  Geschichte  Kains  in  der  Genesis  an. 

769.  Bezieht  sich  auf  eine  bekannte  Anekdote :  Ein  Bauer  besuchte 
seinen  Sohn,  der  Soldat  war.  Als  er  nach  ihm  forschte,  und 
man  ihn  dabei  fragte,  „was  denn  sein  Sohn  sei"  (welche  Charge 
er  bekleide)  antwortete  er:  „Hie  äs  äszt  grtszet,  griszet;  ich 
wis  awer  nit,  äsz  *ö  jeneral  äwer  korperal,  genag  um  oinjt 
rold  et  sich." 

772.  Sonst  pflegt  das  Volk  diese  Gedanken  in  die  Seele  der  Aerzte 
zu  verlegen. 

773.  „Latöinjesch  kächen,"  weil   die  Recepte  lateinisch   geschrieben. 
782.  Lronisch  als  Verspottung  gegen  Leute,  die  immer  über  ihr  har- 
tes Schicksal  jammern.    , 

788.  Aus  einem  Hausbuch  von  ,1740  —  scheint  deutscher  Kunst- 
posie  entnommen. 

819  bis  823.  Drücken  die  Nothwendigkeit  des  Todes  aus.  Ich 
hätte  noch  eine  ganze  Reihe  ganz  synonymer  Ausdrücke  an- 
reihen kennen,  die  indessen  meist  nicht  in  Sprichwörterform, 
sondern  als  bildliche  Ausdrücke  fiir  y^sterben^  in  verschiedenen 
Gegenden  des  Sachsenlaudes  in  Umlauf  sind.  Ich  verweise  in 
dieser  Hinsicht  auf  Georg  Schuller's  leider  seither  nicht  fort- 
gesetzte   Abhandlung     im    Schäszburger    Schulprogramm     für 


473 

1862 — 63  Seite  13.  und  folgende,    wo  mehr  als  hundert  solcher 
Ausdrücke  gesammelt  sind. 

l¥eise  tteschränknri^  und  Bescheiden- 
heit. 

829  und  830.  Siehe  Nro.  69  Strophe  2  und  3  des  zweiten  Buchs. 
837.  Will  sagen:  Wenn   man  sich   aufputzt  wie    eine  Rose  —  wird 

man  bald  nackt  gehen  müssen. 
873.  „duor  de  brokt  säsz*  d.  i,  duf  den  Hintern  —  kommt  auch  in 

Räthselform  vor. 

900.  ^en  tröf  ze  fil  an  der  Stuf"  bildliche  Redensart  für :  es  ist 
Jemand  im  Zimmer,  der  nicht  hören  sollte,  was  gesprochen 
wird/z.  B.  ein  Kind. 

901.  „schäingeln  af  em  dä6h"  hat  denselben  Sinn  wie:  en  tröf  ze 
fil  an  der  Stuf:  Siehe  Nro.  902. 

947.  Bezieht  sich  auf  das  Märchen  von  der  Büffelkuh  und  dem  FiBch- 
lein  bei  Haltrich  S.  328. 

948.  Bezieht  sich  auf  ein  Lügenmärchen. 

957.  Antwort  für  Leute,  die  unfläthige  Reden  zu  führen  gewohnt  sind. 

Klugrhelt  nvd  Eigennutz. 

974.  Unglück  soll  lieber  einem  Andern  als  mir  begegnen. 

975.  Ein  Vortheil  soll  lieber  mir  als  Andern  zukommen. 

980.  Gegenstück  zu  dem  Sprichwort:  Jtr  äsz  mi  wi  baflisch.* 
987.  Die  letzte  Zeile  zeigt,  dasz  die  vorausgehende  Lronie  und  das 

Ganze  Verhöhnung  eines  geizigen  Wirthetf  ist. 
1019.  Eigentlich   von   Blähungen  —  doch  wird   das  Sprichwort  fast 

immer  in  bildlicher  Bedeutung  gebraucht. 
1060. Uralt   ist   die  Redensart:  „Gras    wachsen   hören."     Nach    der 
Edda    hört   Heimdallr    das  Gras   wachsen  und   die  Wolle    auf 
dem   Vliesz    der   Lämmer.     Das    Sprichwort    verspottet    die 
Ueberklugen. 

1071.  Scheint  auf  einem  Märchen  oder'  einer  Anekdote  zu  beruhen, 
die  mir  unbekannt  ist. 

Als   Nachtrag   führe    ich   zu   dieser   Abtheilung    ap   das   mir 
später  zugekommene  Stück: 

„Bräder  half  mer  läjen, 

ech  hälfen  der  bedräjen.*^ 


474 

WLnth  und  llebermaih. 

Diese  Sprichwörterreihe  enthält  nicht .  nur  den  Ausdruck  des 
Muthes  und  des  Ueberrauthes,  sondern  auch  Urtheile  über  beide 
und  herausfordernden  Spott. 

1106.  Ist  &st  buchstäblich  wahr.  Betteln  theilwcise  auch  Raufen 
gilt  überhaupt  den  Sachsen  Siebenbürgens  für  Schande, 

1117.  Hat  vielfache  Parallelen  auch  im  Sächsischen  selbst  Z.B.  De 
mäinjtsche  se  guor  fun  enem  drSszler  gedröszelt"  oder  mit 
Bezug  auf  die  einstige  Auflösimg:  „De  mäinjtsche  se  guor 
madesäk.** 

1118,  Auch  dieses  Stück*  hat  synonyme  Parallelen,  z.  B.  Ed  huod 
esz  guor  i  miszter  gemacht  oder :  ed  äs  i  miszter,  dier  esz 
gemadht  huot,  auch  wohl  bitterer:  „mer  se  guor  mädenander 
nichen  misterstäk  u.  s.  w. 

1122. Geht  auf  die  Müller  und  wäre  besser  in  dem  Abschnitt: 
*  „Handwerk  und  Stände*^  zu  «tehen  gekommen^  wo  es  aus 
Versehen  ausgeblieben  ist.. 

1124.  Gegen  schnüffelnde  Kinder  angewendet, 

1126.  Wird  verspottend  verwendet  gegen  Leute,  welche  ein  zu 
häufiges  :  und  (Wortspiel  mit  unt  =  wal.  Butter)  in  ihre  Reden 
einflechten,  doch'  hat  es .  auch  die  Bedeutung,  ,,das  ist  einerlei, 
ist  mir  gleichviel**  und  ist  dann  synonym  mit  den  nächst- 
folgenden vier  Stücken. 

1129.  Dieses  Stück,  obgleich  Ausdruck  des  Uebermuthes,  hat  doch 
nicht  Sinn  und  Absicht  einer  Blasphemie.  Es  will  nur  sagen : 
ob  man  auch  dem  Ding  verschiedene  Namen  gibt,  es  bleibt 
doch  immer  dasselbe. 


Viertes  Buch. 

Erste   Abfheilong. 

(ßäthsel.) 

Diese  Abtheilung  kann  gewisz  noch  sehr  vermehrt  werden; 
mir  selbst  lag  noch  eine  Anzahl  hieher  zählender  Stücke  vor; 
theils  ihres  zweideutigen  Inhaltes  wegen,  theils  weil  ihre  Volks- 
thümlichkeit  zweifelhaft  war,  habe  ich  sie  lieber  nicht  aufgenom- 
men. Andere  sind  mir  zu  spät  zugekommen,  um  noch  in  der 
Sammlung  Platz  zu  finden,  ohne  dasz  ich  dieses  ganze  Buch  noch- 
mals hätte  umschreiben  müssen.  Proben  liegen  von  jeder  Gattung 
vor.  Einer  schalkischen  Mehrdeutigkeit  geht  auf  diesem  Gebiete 
nicht  nur  unsere  Volksdichtung  nach;  die  meisten  Volksräthsel  sind 
darauf  angelegt,  zu  falscher  Deutung  zu  verfuhren,  und  viele  würden 
ohne  Fingerzeig  gar  nicht  zu  lösen  sein.  Die  Lösung  habe  ich 
darum  überall  unter  die  Stücke  gesehrieben,  mit  Ausnahme  zweier 
Fälle,  wo  sie  mir  selbst  unbekannt  war. 

Auf  die  Vergleiohung  im  Einzelnen  will  ich  mich  auch  hier  nicht 
einlassen.  Nur  Weniges  ist  uns  ausschlieszlich  eigen;  das  Meiste 
kommt  auch  in  Deutschland,  Manches  bei  Walachen,  Slaven,  Ungarn, 
Lithauern,  Finnen,  bei  Neugriechen  und  bei  den  romanischen  Völkern 
vor,  ohne  dasz  sich  über  dessen  wahre  Zuständigkeit  endgiltig  ab- 
urtheilen  liesze.  Für  die  Vergleichung  mit  den  Räthseln  der  deut- 
schen Stämme  bieten  Simrock's  Räthaelbuch  und  Kinderbuch  sehr 
reichlichen  StoflF.  Ich  kenne  keine  andere  Sammlung  von  gleicher 
Fülle. 

1.  Uralter  JEläthselstoff. 

3u  Könnte    den   Walachen    entlehnt   sein;   wenigstens    gibt  es    ein 
walachisches  Märchen,  dem  es  entwachsen  sein  mochte. 

8.  Oefter  als  Sprichwort  gebraucht 
12  uxid  13  sind  auch  unAeh  dea  Bauernregeln  aufgeführt 


476 

14.  Dieses  merkwürdige  Räthsel,  entnommen  einem  Hausbuch  vom 
Jahre  1740  und  durch  mündliche  Mittheilung  hinlänglich  be- 
glaubigt^ stammt  vielleicht  aus  Deutschland^  und  könnte  der 
Kunstpoesie  angehören.  Mir  ist  es  in  'keiner  Sammlung  auf- 
gestoszen. 

17  und  18  sind  in  aller  Welt  verbreitet 

26.  Im  Walachischen  sehr  verbreitet. 

48.  Bis  nach  Finnland  bekannt 

56  bis  75.  Diese  Stücke  sind  fast  durchgängig  entnommen  Halt- 
rich's  Aufsatz  im  Schäszburger  Schulprogramm  für  1854 — 5. 

89.  In  Deutschland  sehr  verbreitet 

100.  Ist  auf  ein  allbekanntes  Lügenmärchen  basirt. 

101.  Aus  Haltrich's  Märchen  von  der  klugen  Tochter  des  Burg- 
hüters in  seiner,  Berlin  1856  bei  Jul.  Springer  erschienenen 
Märchensammlung. 

102.  Gleiche  Räthsellieder  in  Deutschland  lassen  spätere  Einschlep- 
pung vermuthen;  absprechen  läszt  sich  hierüber  nicht  Vergl 
auch  Uhland's  Volksliedersammlung  Nr.  1  und  2,  die  sehr  alten 
Stoff  enthalten ! 

103.  Aus  Haltrich's  Märchenwerke  S.  183.  Das  Stück  scheint  in 
sehr  corrumpirter  Gestalt  auf  uns  gekommen  zu  sein.  Ursprüng- 
lich eignete  ihm  wohl  rhythmische  Form.  Die  Antwort  auf  die 
fünfte  Frage  erscheint  unbefriedigcihd  und  ist  wohl  nur  aus 
der  vorausgehenden  erwachsen.  Auch  die  sechste  Frage  ist 
nur  halbbefriedigend  beantwortet^  und  ist  vielleicht  an  Stelle 
derAecker  anderes  Gut  zu  vermuthen.  Von  den  mir  nachträg- 
lich durch  die  Herren  Josephi  (Vater  und  Sohn)  zugekommenen 
Volksräthselfragen  seien  hier  noch  die  folgenden  angeführt: 

1.  Wat  huet'de  miszt  anleget  mäd  em  halwe  ätrihalm? 

(Die  andere  Hälfte.) 

2.  Wä  fil  fli  g6n  an  en  ramp? 

(Keiner^  denn  sie  springen  fort) 

3.  Wier  äsz  geätorwen,  und  äsz  nit  begruowen? 

(LotB  Weib.) 

4.  Woräm  schrif  Paulus  un  de  Rtmer? 

(Weil  er  nicht  bei  ihnen  war.) 

5.  Woräin  sekt  sich  der  huas  am,  wun  en  de  heangt  ferfoljen? 

(Weil  er  hinten  keine  Augen  hat.) 

6.  Wad  äsz  det  bieszt  un  der  fli? 

(Dasz  er  keine  Hundswuth  hat) 


477 

7»  Erimpa^  krampa,  wnor  giszt  ta? 
Gebalbtrt  woräm  fr66hBt  ta? 
Won  ij  u6h  balbtrtbän,  bän  ich  denicli  net  geMren. 

(Wiese  und  Bach«) 

8.  Woräm  maäht  der  kokesch  de  ügen  z&,  wun  e  kret? 

(Weil  er's  aaswendig  kann.) 

9.  Wad  äs  en  häntfieszt  lijen? 

(Wenn  man  Eünem  einen  Stieglitz  in  die 
^and  gibt,  und  sagt,  es  sei  eine  Bdffelkuh«) 

10.  Wad  äs  um  bieszten  um  zörltich? 

(Dasz  er  sich  beugt) 

11.  Mät  wat  dräkt  der  heangt  seinj  frad  dusz? 

(Mit  dem  Schwanz.) 
12«  Wat  wid  äinjde  greszer,  wun  em  derfu  nit? 

(Das  Loch.) 
13.  Wi  kit  zem  ir&ten  an  de  kirch? 

(Der  Zweite«) 
14  Wi  äsz  gebiuren  unt  net  geitorwen, 
wi  äfiz  geittorwen  unt  net  gebiuren  ? 

(Wir  sind  geboren  und  noch  nicht  ge- 
storben, Adan^  und  Eva  sind  gestorben 
und  nicht  geboren.) 

15.  Wo  huQSZt  te  um  bieszte  geschlöfen,  imt  huoszt  näszt  ge- 
waszt? 

(In  der  Wiege.) 

16.  Wi  riet  um  alermtszte  fti  sech? 

(Der  Quckuck«) 

17.  Wd  kun  ale  säk  zesumen? 

(In  der  Nath.) 

18.  Wad  äsz  g&d  'fji  de  A^en? 

(Nichts.) 

19.  Woni  sen  de  käinjd  um  fromsten? 

(Wenn  sie  schlafen.) 
Femer  ist  mir  nachträglich  noch  das  folgende  Stück  zugekommen. 

20.  Et  sas  en  kenengän  af  em  trin;  se  wör  esi  bedr&ft;  se 
wakelt  mät  dem  hift  unt  d&t  esi  trourich,  dad  ale  lekt  ze- 
sume  kamen. 

(Die  Glocke,  welche  zur  Leiche  läutet.) 


478 
Zweite  Abtheifnng. 

(Segen-  und  Zauberformeln.) 

Dasz  die  Segen*  und  Zauberformeln  hier  so  zahlreich  eröchemen, 
wie  kaum  in  irgend  einer  Sammlung  deutscher  Volksdichtungen, 
ist  ermöglicht  worden  durch  verschiedene  günstige  Zu&lle,  nament- 
lich aber  durch  .zwei  glückliche  und  ungemein  ergiebige  Funde  des 
Directors,  jetzt  Pfarrers  Dr.  Teutsch,  denen  der  gröszere  Theil  der 
Sammlung  zu  danken  ist,  wie  sich  aus  der  Angabe  der  Quellen  soll 
ersehen  lassen.     Diese  sind: 

1.  Mündliche  Ueberlieferung.  Ihr  danke  ich  aus  Mühlbach  die  Num- 
mern 104,  105,  106,  107,  109,  110,  112,  113,  115,  141,  142, 
144,  183,  185,  187,  1B2,  193,  aus  Groszschenk  108,  aus  Deutsch- 
pian  111,  aus  Bistritz  114,  143,  191,  aus  Broos  116,  aus  Bol- 
kesch  127,  aus  Marpod  156,  aus  Nadesch  188,  aus  Prüden  189. 
Mit  Welchen  Schwierigkeiten  der  Sammler  auf  diesem  Q-ebiete 
mehr  als  auf  jedem  andern  zu  ringen  hat,  ist  bekannt.  Die 
Kundigen  scheuen  sich  ihr  Wissen  mitzutheilen,  theils  weil  sie 
verlacht  zu  werden  fürchten,  theils  weil  sie  glauben,  dasz  der 
Spruch  durch  offene*Mittbeilung  seine  Kraft  verliefe.  Muszte 
man  sich  doch,  um  einer  der  schönsten  unter  diesen  Formeln 
habhaft  zu  werden,  krank  stellen,  förmlich  ins  Bett  legen,  und 
besprechen  lassen.  Trotz  solcher  Schwierigkeiten  könnte  die 
schon  ansehnliche  Sammli^ng  aus  der  Quelle  mündlicher  Ueber- 
lieferung gewisz  ngch  ansehnlich  vermehrt  werden,  wenn  sich 
Mehrere  mit  Eifer  und  Einsicht  der  Sache  annehmen  wollten. 

2.  Das  Album :  „Aus  Siebenbürgens  Vorzeit  und  Gegenwart  &c.* 
herausgegeben^  von  X  K.  Schuller.  Diesem  sind  entnommen 
die  Nummern  128,  154, 190  (ursprünglich  aus  Nadesch  und  Mall- 
dorf stammend).     . 

3.  MüUer^s  „Beitrag  zur  Geschichte  des  Hexenglaubens  und'Hexen- 
processes  in  Siebenbürg.*  Braunschweig  bei  Schwetschke  und 
Sohn,  woher  ich  die  Nummern  118,  119,  123,  125,  182  ent- 
lehnt habe. 

4.  Eine  von  Teutsch  in  dem  Archiv  des  Vereins  für  Siebenb. 
Landesk.'  1858  und  auch  in  besonderem  Abdruck  —  Kronstadt 
bei  Gott  —  veröflFentlichie  Archivarbeit  enthaltend  Kirchenvisi- 
tationsberichte aus  den  Jahren  1650  und  51.     Aus  dieser  Quelle 


479 

stammen  die  Nummern  129,  130,  131,  153,  161,  162,  163,  160, 
167,  171,  174,  175,  179,  180,  196,  197,  198,  199. 
5.  Ein  mir  als  Manuscript  von  Dr.  Teutsch  mitgetheilter  Auszug 
aus  Rirchenvisitationsberichten  ebenfalls  der  Jahre  1650*  bis  52. 
Dieser  Quelle  danke  ich  die  Nummern  120,  121,  122,  124,  126, 
132,  133,  134,  135,  136;  137,  138,  13'9,  140,  145,  146,  147,  148, 
.  149,  150,  151,  152,  156,  157,  158,  159,  160,  164,  165,  169, 
170,  172,  173,  176,  177,  178,  186,  194.  Wir  sind  den  Geist- 
liehen jener  Zeit  Dank  schuldig  für  den  Schatz,  den  sie  uns 
aufbewahrt  haben,  und  bedauern,  dasz  sie  nicht  alles  aufge- 
zeichnet haben,  was  ihnen  damals  noch  in  Fülle  zu  Gebote  ge- 
standen zu  sein  scheint.  Teutsch  hat  seine  Funde  im  Super- 
intendcntialarchiy  gemacht.  Weitere  Nachforschungen  auch  in 
Capitularchiven  würden  wohl  noch  zu  weiteren  Entdeckungen 
aus  Eirchenvisitationsprotokolleh  derselben  oder  wenig  abliegen- 
der Jahre  fuhren.  Um  diese  Zeit  waren  die  Kirebenvisitationen 
von  neuem  anbefohlen  worden,  und,  wie  es  scheint,  mit  beson- 
derem Hinblick  auf  das  Zauberwesen,  da  auch  die  Hexenprocesse 
um  diese  Zeit  in  ihrer  Blüthe  stehen  oder  ihr  entgegengehen, 
Ueber  die  Gestalt  der  meisten  damals  gangbaren  Zauberformeln 
läszt  sich  indessen  schon  aus  den  bisher  von  Teutsch  gemach- 
ten Entdeckungen  ein  ziemlich  sicherer  Schlusz  gewinnen;  ich 
sage  der  meisten,  denn  dasz  einige  von  Müller  in  seiner  Ab- 
handlung über  den  Hexenprocesz  mitgetheilte  Stücke  einen 
andei*h,  sichtbar  heidnischem  Geist^  athmen,  fällt  sogleich  auf. 
Den  Grund  dieses  Unterschiedes  ^glaube  ich  nur  in  dem  sehr 
bedeutenden  Einflusz  suchen  zu  müssen,  welchen  auf  die  Gestal- 
tung der  von  Teutsch  entdeckten  Formeln  (wenigstens  der 
meisten)  die  katholische  Geisthchkeit  vor  der  Reformation  genom- 
men hat,  auch  hier  der  Zeit  und  den  Umständen  sich  accommo- 
dirend,  während  andere  FormelVi,  darunter  natürlich  jene  gewal- 
tigen Hexensegen,  die  das  Müller'sche  Werk  enthält,  sich  ihrem 
Einflusz  entziehen,  und  ursprünglicher  bleiben  konnten.  Es  ist 
autfallend,  wie  gerade  in  den  Teutschischen  Formeln  fast  überall 
Maria,  Christus,  die  Apostel  oder  öt.  Martin  erscheinen;  wie 
sehr  gerade  diese  Stücke  bei  aller  Breite  zerstört  und  verderbt 
sind;  wie  oft  mehrere  Formeln  verschmolzen  erscheinen  in  der 
Weise,  dasz  die  erste  gerade  da  abgebrochen  wird,  wo  sie  die 
wichtigsten  mythischen  Reste  enthalten  zu  haben  scheint,  und 
ohne   allen  Zusammenhang   eine   andere  angeknüpft  wird,  worin 


480 

der  christliclie  Heilige  anftritty  oder  so,  dasz  ganz  unpassend 
eine  Erzählung  von  Maria  oder  Christas  oder  einem  Heiligen 
anhebt,  plötslich  abbricht,  und'  wieder  ohne  Zusammenhang  die 
gewöhnliche  Bannformel  der  Krankheiten  abschlieszt«  Solche 
und  ähnliche  Erscheinungen,  auf  die  ich  bei  Besprechung  der 
einzelnen  Stficke  kommen  werde,  lassen,  wie  mich  dnnkt»  eine 
bestimmte  Absicht  kaum  verkennen.  Auch  die  Sprache  dieser 
Formeln  verräth  den  Einflusz  der  Geistlichen.  Teutsch  in  dem 
angefahrten  Werkchen  Anm.  44  sagt,  die  Formeln  seien  von  den 
Visitatoren  aus  dem  Sächsischen  in  Schriftdeutsch  übertragen 
worden.  -Das  ist  nun  allerdings  sehr  wahrscheinlich,  ja  ich 
zweifle  durchaus  nicht  daran,  dasz  die  Inquirirten  ihre  Sprfiche 
sächsisch  hersagten;  dennoch  müssen  schon  damals  fast  in  jedem 
derselben  Stellen  vorgekommen  sein,  die  nicht  recht  sächsisch 
klangen,  und  es  auch  jetzt  höchst  gewagt  erscheinen  lassen,  die- 
selben ins  Sächsische  rückübersetzen  za  wollen.  Das  üesze  sich 
nun  nur  in  zweierlei  Weise  erklären ;  entweder  indem  man  an- 
nimmt, die  katholischen  Geistlichen  hätten  die  ursprünglich  vom 
Volke  überkommenen  Formela-  bei  der  Umdichtung  ins  Deut- 
sche übertragen,  and  wenn  sie  sie  gebrauchten  -^  tcca  ich  un- 
bedingt voraussetze  —  deutsch  hergesagt,  oder  indem  man  sich 
die  Bedtation  schon  bei  den  Geistlichen  sächsisch  denkt,  wobei 
man  dann  annehmen  mnsz,  dasz  dieselben  gewisse  Stücke  aus 
der  Legende  und  dem  Bitns  ohne  viel  Bedenklichkeit  ins  Sächsi- 
sche zwangen,  wie  es  eben  ging,  oder  gar  unverändert  in  die 
Formeln  aufnahmen  (was  doch  am  unwahrscheinlichsten  ist)  und 
so  beide  Idiome  darin  vermischten.  Die  vielen  Saxonismen 
lassen  sich  auch  bei  der  Annahme,  dasz  die  Geistlichen  deutsch 
redigirten,  auf  mehr  als  eine  Art  erklären.  Einmal  erhielten  die 
Geistlichen,  welche  nach  meiner  Ansicht  die  Zauberformeln  mn^ 
bildeten,  dieselben  wohl  ans  dem  Munde  des  Volkes,  also  säch- 
sisch, und  konnten  bei  der  Umschmelzung  manchen  Saxonismen 
um  so  weniger  entgeh^i.  Dann  können  überhaapt  Saxonismen 
in  dem  Deutsch  von  Geistlichen  des  15.  und  16.  Jahrhunderts 
(und  die  Umdichtung  der  Formeln  geschah  wohl  noch  früher) 
ebensowenig  befremden  als  in  deutschen  Urkunden  der  Sachsen 
aus  jener  Zeit,  ebensowenig  als  die  Provinzialismen  mitteldeut- 
scher und  niederd.  Dichter  des  Mittelalters,  die  im  schwäbischen 
Dialect  dichteten,  oder  selbst  die  Helvecismen  eines  Haller  im 
Anfange   des   18.  Jahrh.    Wenn  übrigens   auch   einge*der  vor- 


481      ■ 

kommenden  Saxonismen  nicht  aus  der  Redaction  der  Geistlichen 
stammten,  wie  leicht  konnten  sie  im  Lauf  der  Zeit  hinzukommen. 
Wie  anders  übrigens  diese  Formeln  lauten  müszten/'wenn  uns 
sie  di^  Geistlichen  unangetastet  gelassen  hätten,  wird  kaum  einem 
Kundigen  entgehen  können;  dasz  ich  ihnen  die  Redaction  —  so 
sehr  sie  von  d^m  Standpuncte  meines  Werks  bedauert  werden 
musz  —  nicht  als  Vergehen  anrechnen  will,  bedarf  kaum  der 
Erwähnung.  Die  Orthographie  —  nicht  die  Interpunction  —  der 
Visijtatoren  habe  ich  wie  Teutsch  beibehalten. 
6.  Vereinzelte  "schriftliche  Aufzeichnungen  —  so  Nr.  117  und  181. 
Charakteristisch  an  allen  unsern  Zauberformeln  ist: 

1.  Die  erzälilende  Form  der  meisten.  Die  Krankheit,  welche  ge- 
heilt werden  soll,  wird  nur  selten  unmittelbar  gebannt,  sondern 
es  wird  erzäl^lt,  wie  Gott,  Christus,  Heilige  oder  Frauen,  dieselbe 
bannten.  In  dieser  erzählenden  Form  liegt  mit  ein  Zeugnisz 
für  das  durch  andere  Gründe  noch  sicherer  gestellte  Alter  der 
Sprüche,  die  dadurch  in  die  Zeit  des  Epos  zurückversetzt  werden, 

2.  Die  Form  des  Zwiegesprächs  mit  der  immer  persönlich  ge- 
dachten Krankheit  Diese  Form  verbindet  sich  meistens  mit 
der  erzählenden. 

3.  Die  Zweizahl,  noch  mehr  die  geheiligte  Dreizahl  begegnet  sehr 
oft.  Christus  und  Petrus  oder  St.  Martin,  drei  Ritter,  drei  Nonnen, 
drei  Butterfrauen  &c.  sind  die  Heilspersonen.  Das  ist  von  hoher 
Bedeutung    in    mythologischer  Beziehung,  und  musz    ausführlich 

,   besprochen  werden. 

4.  Die  Formeln  schlieszen  oft  mit  einer  Verwünschung,  einem 
Fluch,  denen  das  Heidenthum  grosze  Bannkraft  zuschriel). 
Vielfach  zeugen  hiefür  auch  die  Märchen  des  Volks.  Wenn  am 
Ende  die  christlichen  Weihworte :  „im  Namen  Gottes  des  Vaters 
u.  8.  w.  abschlieszen,  so  sind  sie  entweder  an  Stelle  einer  heid- 
nischen Beschwörung  getreten  oder  willkührliche  spätere  Zugabe. 

5.  Die  Art,  wie  diese  Formeln  fortgepflanzt  werden,  ist  verschieden ; 
sie  sind  Geheimnisz  und  dürfen  nicht  ohne  weiters  mitgetheilt 
werden.  Entweder  der  „Äerfer"  oder  j^Beszer^  oder  ^Kundige^ 
murmelt  seine  Worte  leis'  für  sich  hin,  wer  sie  versteht  und 
behält,  ist  glücklich,  er  mag  sie  mit  gleichem  Erfolg  gebrauchen 
ohne  Nachtheil  für  den  ersten  Besitzer;  oder  der  Kundige  theilt 
sie  zwar  ohne  weiters  mit,  aber  nur  einem  Jüngern,  weil  sie 
sonst  für  ihn  selbst  ihre  Wirkung  gänzlich  verlieren  würden ; 
oder  endlich  die  Formel  musz  dem,  der  sie  erwerben  will,  „von 

31 


482 

einem  alten  Weibe  sswr  linken  Hand  eingeimpft  und  nachher  be- 
hutsam gebraucht  loerden.^  Id,  welcher  Weise  die  Einimpfung 
geschieht,  habe  ich  nicht  ermitteln  können,  lieber  den  Gebrauch 
der  linken  Hand  siehe  mein  Schulprogramm  fiir  1855^—6  S.  26 ! 
er  deutet  auf  die  Hülfe  infernalischer,  den  Himmelsgötteim  ent- 
gegengesetzter Gewalten,  was  übereinstimmt  mit  dem  Geist 
jener  Formeln,  von  welchen  mir  diese  Art  der  Mittheilung  über- 
liefert wurde.  Bekannt  ist  die  hohe  mythische  Bedeutsamkeit  die- 
ser Formeln,  welche  bei  Besprechung  der  einzelnen  Stücke  mit 
in  Betracht  kommen  wird,  wenn  auch  das  völlige  Ausbeuten  in 
dieser  Bichtung  einem  andern  Werke  überlassen  bleibt.  Auch 
ganze  Gruppen  haben,  wie  schon  hier  hervorgehoben  werden 
soll,  gewisse  mythische  Grundlagen  gemein.  Christus^  Maria, 
Christus  und  Maria  begegnen  wir  am  Öftesten  rr-  in  etwa  30 
Stücken  —  sehr  oft  auch  Christus  und  den  Jüngern  oder  Heiligen^ 
Satan  zweimal,  mehrmals  dreien  Frauen,  drei  Herren,  Oott  oder 
einem  alten  Mann.  Maria  ist  wohl  meist  an  die  Stelle  einer 
heidnischen  Göttin  getreten,  gewisz  aber  auch  oft  ganz  willkühr- 
lich  und  unorganisch  von  den  Geistlichen  eingeschoben  worden. 
Fast  ebenso  wird  es  sich  mit  Christus  verhalten,  der  in  der 
Begd,  aber  nicht  immer  eines  alten  Gottes  Stellvertreter  geworden 
sein  musz.  Wo  die.  Jünger  in  ihrer  Gesammtheit  auftreten,  können 
sie  die  Aseneversammlung  vorstellen.  Wo  Christus  in  Begleitung 
eines  oder  zweier  Jünger  oder  Heiligen  auftritt,  ist  mit  aller"Wahr- 
scheinlichkeit  an  heidnische  Wandergottheiten  zu* denken.  So 
müssen  „drei  Herren,  Ritter^  &c.  auch  eine  Göttertrias  vertreten 
und  „drei  Frauen,  Nonnen  &c."  sind  entweder  Nomen  oder  Wai- 
kyren  oder  weise  IVauen.  Für  welchen  Gott  Satan  eintritt,  ist 
schwer  zu  entscheiden,  der  alte  Mann  dagegen  ist  unzweifelhaft 
Woden  und  in  der  Regel  ist  Gott  auch  auf  diesen  zurückzufuhren. 
Auffallend  wird  in  etwa  einem  Dutzend  dieser  Zaubersprüche 
die  Krankheit  in  den  „tiefen  Wald^  geschickt  oder  gebannt,  und 
mit  einem  Fluch  in  den  dort  befindlichen  Brunnen  verwünscht. 
Das  ist  ein  äuszerst  werth voller  Mythenrest:  Die  Krankheiten 
sind  persönlich  gedachte  Wesen  der  Unterwelt,  Diener  der  Todes- 
göttin  Hd  (siehe  den  Abschnitt  Hei  in  meinen  Mythentrümmern), 
aus  deren  Brunnen  (tief  Im  Walde,  wo  ihr  Reich  ist)  sie  steigen 
„das  Gebein  der  Menschen  zu  strecken^  ihr  Blut  zu  lecken  u.  s.  w.^ 
Durch  den  Fluch  der  Formel  werden  nun  die  Unholden  zurück- 
gebannt  in   den   „dunkeln   Wald^    der  „Bäschmotter^,   wo    der 


483 

Heibrunnen  sich  befindet,  der  den  Eingang  zur  Tiefe  der  Unter- 
welt bildet  „Dort  —  heiszt  es  gewöhnlich  —  mögen  sie  trin- 
ken, und  hundert  Klaftern  tief  (die  Edda  würde  „Rasten"  sagen) 
versinken  in  jenes  Gebiet,  wo  ihre  Beimat  ist. 

Die  Vergleichung  schränke  ich  auch  in  diesem  Abschnitt  auf 
das  Auffallendste  ein.  Noch  existirt  keine  grosze  Sammlung, 
worauf  der  Leser  bequem  hingewiesen  werden  könnte,  und  was 
Einschlägiges  gedruckt  ist,  befindet  sich  zerstreut  in  Zeitschrif- 
ten und  Sammelwerken,  besonders  reichhaltig  in  Grimm's  d. 
Myth.  S.  1180  bis  1197  der  2.  Ausgabe,  dann  bei  Müllenhof 
S.  Ö09  bis  Ö20,  in  Haupt's,  Hoffmann's,  Pfeifer's,  Frommann's, 
Wolfs  Zeitschriften,  in  Kuhns,  Schwarz,  Meiers  Sammlungen 
und  an  andern  Orten.  Seit  in  diesen  Formeln  christliche  Mythe 
die  heidnische  verdrängt  hat,  sind  sie  sich  bei  den  meisten 
Kationen  Europa's  sehr  -  ähnlich  geworden.  Immer  stehen  sich 
natürlich  einige  näher,  andere  ferner;  die  Nummern  127,  181, 
188,  189  kommen  fast  wörtlich^  einige  andere  nur  wenig  ab- 
weichend in  Deutschland  vor. 


degen  Hexen,  Zaaberer  und  Zanberwerfe« 

104.  „Trudegejer*  ist  der  Hexengeiger,  hier  der  Hexenmeister,  der 
nicht  nur  die  Hexen  versammelt,  sonder  auch  anderes  Zauber- 
werk treibt,  in  beiden  Functionen  führt  er  zuletzt  wahrschein- 
lich auf  Woden  zurück. 

105.  „Trudefosz**  ist  bekanntlich  das  Pentogramm,  das  —  wenn  es 
in  Einem  Zuge  verzeichnet  wird  —  gegen  Zauberei  schützen 
soll.  Hier  wird  keine  Zeichnung  vorausgesetzt,  sondern  der 
blosze  Name  als  zauberstörendes  Zauberwort  gebraucht. 

s 

106.  Die  Worte  ^Höxefuoter!  häxemotter!*'  werden  hier  wie  „trude- 
fosz^  in  Nro.  106  gebraucht.  Eine  Erklärung  vermag  ich  dar- 
über nicht  zu  gebdn. 

Allerlei  Zauber. 

108.  Kröten  und  Unken,  besonders  Hausunken  zählen  zu  den  elbi- 
sehen  Wesen.  '  / 

31* 


484 

Gegen  das  WleseL 

112.  Das  Wiesel  hat  in  der  Vorstellung  des  Volkes  etwas  Dämoni- 
sches und  zählt  ebenfalls  zu  den  elbischen  Wesen  (siehe  den 
Abschnitt  elb.  W.  in  meinen  Mythentr.).  Auch  Griechen  und 
Römern  war  es  übelberufen»  S.  Grimm  D.  Myth.  1081.  ßocken, 
Spindel,  Dreschflegel  sind  geheiligte,  den  Göttern  des  Landbaues 
und  der  Viehzucht  geweihte  Geräthschaften,  und  sollen  in  dieser 
Eigenschaft  das  Vieh  vor  dem  Aussaugen  und  vor  dem  Bisz 
des  Wiesels  schützen. 

Gegen  Tog^elfrasz  aaf  dem  Felde. 

113,  Nach  einem  andern  Aberglauben  wird  nach  Sonnenuntergang 
gesäet,  wenn  die  Vögel  schon  schlafen;  haben  sie  das  Aus- 
streuen des  Samens  nicht  gesehen,  so  fressen  sie  auch  nicht 
von  der  reifen  Saat. 

Gegen  Wta^en. 

114  und  116  vergl.  MüUenh.  S.  513,  17.  Brennessel  und  Attich  sind 
dem  Alterthum  heilige  Heilpflanzen ;  der  Attich  wird  noch  heute 
vielfach  vom  Volk  als  Heilmittel  gebraucht. 

Bienenseg^en. 

117.  Von  dem  Deckel  eines  Buches  in  der  Schäszburger  Gymnasial" 
bibliothek,  mitgetheilt  in  dem  schon  unter  den  Quellen  ange- 
führten Schriftchen  von  Dr.  Teutsch.  Die  Schriftzüge  sollen 
dem  16.  Jahrhundert  angehören.  Dieser  Bienensegen  ist  um  so 
bedeutungsvoller  als  J.  Grimm  D.  Mytth.  S.  1190  keinen  deut- 
schen Bienensegen  angetroffen  zu  haben  erklärt. 

Feldzaaber« 

118  und  119.  Deutsch  bei  Müller,  in  dessen  bei  den  Quellen  er- 
wähntem Werke  über  das  Hexenwesen.  Dasz  ich  die  Formeln, 
die  wohl  nur  durch  das  Hexengericht  in  deutscher  lieber— 
Setzung  in  die  Acten  aufgenommen  wurden,  wieder  ins  Sächsi- 
sche zurück  übersetzt  habe,  wird  man  nicht  beanstanden.  Auch 
die  Trennimg  des  in  MüUer's  Werkchen  als  nur  Ein  Ganzem 
erscheinenden  Spruches  in  zwei  Stücke  ist  gerechtfertigt,  da 
beide   Stücke    befriedigenden  Anfang  und  Schlusz    haben,  und 


485 

die  Erscneinung,  dasz  zwei  oder  mehrere  verwandte  Formeln 
in  Eine  verschmolzen  wurden,  noch  oft  wiederkehrt  Bei  der 
alterthümlichen  Kraft,  die  in  den  beiden  Sprüchen  waltet,  musz 
der  Mangel  an  rythmischer  Gliederung  wundern,  der  doch  nicht 
ursprünglich  sein  kann,  wie  der  hie  und  da  noch  deutlich 
genug  durchschlagende  Vers  beweist. 

Oeg^en  das  l¥etter. 

120.  Zwischen  der  ersten  und  zweiten  Zeile  fehlt  der  Zusammen- 
Jiang,  überhaupt  musz  der  Spruch  starke  Verluste  erlitten  haben 

121.  Ist  ebenfalls  selir  zerstört. 

122.  Gott  als  Wetterführer  ist  wahrscheinlich  an  die  Stelle  Wodens 
getreten.    Vergl.  Nro.  56  A  und.B  des  fünften  Buchs. 

Friedrets  oder  Schafzseg^en. 

123.  Deutsch  und  in  Ein  Stück  verschmolzen  mit  Nro.  126  be 
Müller  in  dessen  Hexenprocesz  S.  61.  Die  beiden  von  mir 
getrennten  Stücke  wird  schon  die  Angeklagte  als  Ein  Ganzes 
gebraucht  haben;  indessen  beweist  —  abgesehen  von  offen 
liegenden  Innern  »Gründen  —  schon  die  von  Teutsch  aus  den 
Kirchenvisitationen  mitgetheilte  mit  Nro.  123  völlig  parallele 
Nro.  124,  wie  berechtigt  die  Von  mir  gemachte  Theilung  ist. 

124.  Die  eingeklammerten  Schluszverse  scheinen  fremdartiger  Zu- 
satz aus  einer  andern  Formel. 

125.  Siehe  die  Anmerkung  zu  Nro.  124.  Ob  die  letzte  Zeile  noch 
zur  Formel  gehöre,  kann  nicht  mit  Sicherheit  bejaht  werden; 
sie  könnte  auch  eine  Handlung  bezeichnen,  und  irrthümlich  in 
die  Formel  gerathen  sein.  Die  beiden  andern  eingeklammer 
ten  Zeilen  sind  Conjecturen  von  mir  zur  Verbesserung  der 
vorausgehenden  offenbar  verderbten  Verse.  Bei  der  Art,  wie 
besonders  Zaubersprüche  fortgepflanzt  wurden,  können  verr 
derbte  und  dunkelgewordene,  zum  Theil  aber  leicht  auszu- 
bessernde Stellen,  weniger  als  bei  andern  Stücken  der  Volks- 
dichtung auffallen.  Dasz  der  alte  Mann  „Woden^  und  das 
Friedreis   die  Wünschelruthe   sei,  hat   schon  Müller  angemerkt 

Hof  bann. 

126.  Das  äuszerst  verderbte  und  trümmerhafte  Stück  ist  gerade  in 
dieser  Hinsicht  sehr  lehrreich.     Es   scheint  aus  allerlei  Bruch- 


486 

stücken  zusammengestellt«  Die  vier  Anfangsverse  bilden  den 
ersten  — i  unvollständigen  Theil  —  in  welchem  Maria  un- 
organiscb  eingeschoben;  Christus  wahrscheinlich  an  Woden's 
Stelle  getreten  sein  mag.  Dann  folgen  vier  ohne  Zweifel  einer 
andern  Formel  entlehnte  Zeilen,  die  durch  Verluste  und  durch 
Auflösung  des  Zusammenhangs  sehr  unverständlich  geworden 
sind;  namentlich  ist  sehr  zu  bedauern,  dasz  man  nicht  erfahrt, 
was  der  Sprecher  „nach  den  heiligen  vier. Enden  des  Eümmels 
herkehrt  und  wendet.**  Der  letzte  von  der  0.  Zeile  beginnende 
Theil  ist  nächst  den  gewöhnlichen  innern  Ursachen  wohl  auch 
durch  die  undeutliche  und  verlöschte  Schrift  des  Orginals  eben- 
falls sehr  dunkel. 

Kam  Einschläfern  der  Kinder« 

127.  Die  drei  Nonnen  sind  wohl  unverkennbar  Nomen,  die  dem 
schlummernden  Kinde  sein  Schicksal  bestimmen.  In  unsern 
Ueberlieferungen  ist  dem  Nctmen  nach  nur  die  Nome  Wurt 
bezeugt.  Zu  vergleichen  ist  die  Anmerkung  zu  Nro.  1Ö6 
dieses  Buches. 

Oegren  das  Berafen. 

Der  Aberglaube   des  Volkes   nimmt  an,    Kinder  würden,  wenn 
sie  mit  auffallendem  Wohlgefallen  von  Erwachsenen  angesehen  oder 
gelobt  worden,   krank,  und  nennt  solchen  Vorgang:  „dcis  Berufen,^ 
in   Deutschland  ,J^alschen  BUck^,  in    der  altern   Sprache  ,^entsehen^ 
u.  s.  w.     Solcher  Aberglaube  ist  weit  und  breit  bei  alten  und  neuen 
Völkern  verbreitet.     Vergleiche  hierüber  Grimm  D.  Myth.  S.  1053. 
128  bis  135.    Die   grosze   Uebereinstimmung    dieser    Formeln,    von 
denen  die  erste  in  unsern  Tagen,  die  andere  vor  mehr  als  zwei 
Jahrhunderten   an   verschiedenen   Orten   aufgezeichnet   worden, 
gehört   mit  zu   den   vielen   Zeugen   fcLr   die  zähe  Dauer  voiks- 
-   thümlicher  Ueberlieferuiig ;  zugleich  läszt  uns  die  Vergleichung 
in  dem  Schlusz  von  Nro.   135  von  der  8.  Zeile  an  einen  wahr- 
scheinlichen Zusatz   erkennen.     Die    christliche   Dreifaltigkeit, 
welche  in  diesen  Formeln  nicht  blos  unorganisch  dem  Schlusze 
angehängt   erscheint,    dürfte   an  Stelle    einer   heidnischen  Trias 
getreten  sein.  . 

136.  Die  Formel  begleitete  natürlich  die  entsprechende  Handlung. 

137.  Dieser  unrythmische  Spruch  ist    wahrscheinlich  ganz  die  Schö- 


487 

pfung  eines  Qeistlichen.    Vergl.  die   Anmerkung   zu  Nro.  200 
dieses  Buchs.  * 

138.  Leider  «in  Bruchstücke 

139.  Nur  im  Eingang  de^m  yorausgehenden  Stück  parallel. 

140.  Scheint  aus  zwei  Stücken  zusammengeschweiszt. 

Oegen  Schlucken. 

141.  Nach  dem  Aberglauben  des  Volkes  schluckt  man,  wenn  Jemand 
von  einem  spricht ;  fällt  einem  der  Name  des  Sprechers  ein,  so 
hört  das  Schlucken  auf. 

Gegen  Zahnschmerz. 

142.  Es  existirt  auch  eine  auffallend  ähnliche,  walachische  Formel 
gegen  Zahnschmerz. 

Oeg^en  l¥anzen. 

143  und  144.  Aermliche  Stücke.  Es  gibt  viel  bedeutungsvollere 
und  inhaltsreichere  Formeln  gegen  Wanzen,  deren  ich  leider 
nicht  habjiaüt:  werden  konnte. 

Oe^en  Olcht. 

145.  Diese  Formel  ist  ohne  Zweifel  durch  Verwachsen  verschiedener 
Elemente  entstanden  -;-  voll  Widerspruch  und  Verwirrung. 

Gegen  Freisam,  Ferch  nnd  BeermnUer* 

Freisam,  wiö  die  Visitatoren  meist  zu  schreiben  pflegen,  oder 
Frilsam,  soll  wohl  sächsisches  yjfrdsem'^  übersetzen.  Noch  unrichti- 
ger schreiben  siefWa^n,  das  sächsischem  fj^rdsen^  d.  i.  Fiebw  ent- 
spricht. Die  richtige  Verdeutschung  wäre  ^fraiszsam^  gewesen, 
worüber  Schraeller's  B.  Wörterb.  Bd.  L  S.  617  und  618  Aufschlusz 
gibt.  Hiernach  ist  yjraiszsam^  z=i  fallende  Sucht,  Frais.  Da  Fiais 
auch  Schrecken,  Gegenstand  des  Schreckens  bedeutet,  so  vermuthet 
Schmeller  Zusammenhang  mit  öise  (von  agis,  egese,  Schrecken, 
Furcht,  womit  das  sächsische  y^isem^  zusammenhängt). 

Mit  Ferch  ist  das  sächsische  yjiarichy  fierich^  übersetzt.  Hier- 
über Schmeller  Bd.  L,  S.  559  des  B.  Wörterb.:  „das  Ferch«  (nach 
Michaelis  in  Tyrol)  die  rothe  Ruhr»  Heniscb  erklärt  das  Wort:  1. 
als  ^ein  Hupffen,    Fipern,   pcdpitatio,    qualis  in    membris   interdum 


488 

sentitur  et  saepe    in    pulpebris  vita  in   masculis;  2.  als  j^Herssblatt^ 
diaphragma,^     An  „fricht"  =  ^fergiiht*  ist  nicht  ziu denken. 

Die  Beermutter  ist  nach  Schmeller  Bd.  1.,  S.  188,  ^2.  die  Matter- 
krankheit, Hysterik,  malum  hystericunou  Bei  mehreren  sogenannten 
wunderthätigen  Gnadenbildem  sieht  man  anter  andern  wächsernen 
ex  voto  aufgehängten  Gestalten  von  Händen,  Füszen  and  andern 
leidenden  Gliedern  hie  und  da  eine  krebs-  oder  krötenäJmliche 
Gestalt,  unter  welcher  diese  Krankheit  verstanden  wird,  vermuth- 
lich,  weil  sie  sich  wie  das  Hin-  und  Herkriechen  einer  Kröte  o,  dgL 
empfinden  läszt."  Dieser  Erklärung  Schmeller's  fuge  ich  bei,  was 
schon  früher  erwähnt  worden,  dasz  Ki-ankheiten  persönlich  gedachte, 
dämonische  Wesen  sind,^  und  Kröten  gleichfalls.  Zuweilen'  soll  mit 
der  Beermutter  auch  blosz  das  Bauchgrimmen  bezeichnet  werden. 

146.  Nach  •  den  drei  ersten  Zeilen  wird  der  Zusammenhang  anter- 
brochen,  und  folgt  fremdartiger  Anwuchs. 

147.  Hat  sichtlich  Verluste  erfahren. 

148.  Die  nahe  Verwandtschaft  dieses  mit  allen  folgenden  Stücken 
dieser  Reihe  bis  Nro.  155  trotz  dem  mehr  als  zweihundert- 
jährigen Zeitraum,  der  zum  Theil  zwischen  den  verschiedenen 
Aufzeichnungen  liegt,  ist  sehr  zu  betonen.  Allen  gemeinsam 
ist  das  Zwiegespräch  -mit  der  nahenden  Krankheit,  die  einem 
Menschen  „Beinbrechen,  Herz  abstechen',  Blut  lecken*  will; 
die  Mahnung  an  Messe  und  Evangelium  hat  nur  Nro.  148  und 
153,  dagegen  fehlt  die  Verbannung  in  den  Wald  oder  Brunnen 
nur  in  Nro.  153.  In  148  fehlt  der  vollständige  Schlusz,  -wofür 
die  eingeklammerten,  fremdartigen  Zeilen  keinen  Ersatz  bieten. 

149.  Zwischen  der  einleitenden  Erzählung  und  dem  Gespräch  ißt 
eine  fehlende  Zeile  im  Texte  angedeutet 

Oegren  das  Terhelszen. 

155.  „Verheiszen"  sächs.  „ferhiszen*  ist  Bauchgrimmen  und  Kolik. 
Der  Spruch  ist  nahe  verwandt  mit  der  ganzen  vorausgehenden 
Reihe  und  auch  mit  Nro.  156.     Vergl.  Müllenhof  S.  511,  21,  b. 

Oeg^en  das  Feaen 

y^Feuer*  kann  hier  von  sehr  verschiedener  Bedeutung  sein  und 
bezeichnen : 
1.  Natürliches  Feuer  (ignis,  incendium),  worauf  wirklich    eine   der 
nachfolgenden  Formeln  zu  gehen  scheint. 


489 

2.  Eine  Art  plötzlich  erscheinenden  und  ebenso  schnell  wieder  ver- 
schwindenden, stark  juckenden,  an  Farbe'  rothen  Ausschlags, 
der  sächsisch,  j^lüfäfeier^  d.  i.  „laufendes  Feuer^  giBnaniit  wird. 

3.  Den  Brand  an  Wunden. 

4.  Eine  Magenkrankheit  Schmeller  B.  Wörterb.  I.  Ö53  führt  an: 
«hellisch  Feuer''  =  Magensiechtumb. 

156.  Schlieszt  sich  eng  an  die  vorhergehenden  Stücke  von  148  bis  155 
.  und  steht  in  keiner  Verwandtschaft  mit  den  unter  gleicher  Auf- 
schrift vereinigten.  Einer  ti<^em  Untersuchung  werth  sind  die 
drei  ^Wenken"  genannten  weiblichen  Wesen.  'Das  sächsische 
Wort  rousz  wohl  ^^wäinjken^  gelautet  haben.  Nach  Dr.  J.  F. 
VonbuEi  „Beiträge    zur   d.  Mythol.    gesammelt   in    Churrhätien. 

*  Chur  1862*  bezeichnet  der  Ausdruck  ^^Fänken^  dort  alle  Arten 
eibischer  Wesen.  Wären  unsere  Wenken  damit  identisch, 
woran  kaum  zu  zweifeln,  so  hätte  man  in  dieser  Formel  nur 
an  Dunkelelbe  zu  denken.  Die  drei  Brunnen  sind  auch  höchst 
bedeutungsvoll,  und  müssen  an  einem  andern  Orte  ausführlich 
besprochen  werden  (siehe  meine  Mythentrümmer).  Schade  dasz 

'  in  der  Formel  der  dritte  Brunnen  gar  nicht  näher  bezeichnet 
ist.  Wäre  der  „hongy  oder  „hönj^  der  Riesenbrunnen  ^Mimirs' 
hrunn^ ? 

157.  Die  nahe  Verwandtschaft  dieser  mit  allen  folgenden  Stücken 
bis  Nro.  162  ist  hervorzuheben. 

.160  ist  zu  vergleichen  auch  mit  Nro,  163. 
161.  Vergl.  Müllenhof  S.  517,  31. 

163.  Das  Bannen  aus*  den  „Knochen  in  das  Fleisch,  aus  dem  Fleisch 
in  den  Wind"  wie  hier  oder  „aus  den  Knochen  in  das  Mark,  aus 
dem  Mark  in  das  Blut,  aus  dem  Blut  in  das  Fleisch,  aus  dem 
Fleisch  in  den  Wind'*  u.  ähnl.  ist  typisch  und  kehrt  in  deut- 
schen Heilsformeln  vielmal  wieder. 

Ocgren  den  SchaaL 

164.  „Schaul"  soll  vielleicht  das  sächsische  schuol  übersetzen,  und 
könnte  die  häutige  Bräune  bezeichnen. 

Oeg^en  Kehlweh. 

165.  Ist  ein  Bruchstück. 

166. Die  eingeklatnmerte  Zeile  gehört  einer  andern  Relation  an; 
beide  Relationen    sind    indessen   an   dieser  Stelle  so    verderbt, 


490 

dasz  man  keine  Conjectnr  zu  ihrer  Verbesserang  wagen  kann. 
Das  Verständnisz  *war  auch  bei  den  ^Kundigen  schon  verloren,*' 
als  sie' von  den  Visitatoren  ausgefragt  wurden* 

167.  Ist  auoh  übel  mitgenommen.  Drohen  und  draußen  (je  nach 
verschiedenen  Relationen)  bezeichnen  wohl  eine  Kehlentzündung. 
Drohen  heiszt  auf  sächsisch  der  Kehlkopf.  Das  in  der  Formel 
beigefügte  Epitheton  ohnreicher  (oder  ohnrechter)  gehört  wohl 
mit  zur  Bezeichnung  der  ELrankheit.  Vielleicht  hängt  es  zusam- 
men mit  6nen  (von  Hanf)  oder  soll  es  heiszen:  ohmi6hter? 

168.  Eine   schlecht   erhaltene^  und  augenscheinlich  spät  entstandene 
,   *  Formel  ohne  mythischen  Qehalt 

Gegen  den  Ohm. 

yfÖrn^  bedeutet  1.  ein  Geschwür,  2.  häufiger  den  dicken,  gelben 
Eiter  verschiedener  Geschwüre. 

169.  Die  kurze  Formel  faszt  auch  den  y^Om^  ganz  persönlich  auf. 

170.  Die  rein  christlichen  Grundlagen  bezeugen  späte  Entstehung« 
171. Manches   in    diesem    schönen  Stück    ist   dunkel;    die   befragte 

Person  verstand  auch  in  diesem  Falle  wohl  selbst  nicht,  was 
sie  sagte.  Was  heiszt  Huiprichberg?  steht  es  pleonastisch  für 
Huiprich?ist  da^  Wort  gleichbedeutig  mit  dem  siächs.  Familien- 
namen Hoprich?  Ist  dieser  Berg  loealer  oder  mythischer 
Name?  Ferner  was  heiszt  ^Meszöm?"  Hinsichtlich  der  drei 
„heiligen  Frauen^  ist  zu  vergleichen  156  und  127  und  191 
dieses  Buchs. 

Gegen  Gelbsucht  and  Kopfschmerzen. 

172.  Hat  auch .  nur  rein  christliche  Grundlagen.  Die  21.  und  22. 
Zeile  sind  unklar  und  scheinen  verderbt.  Der  von  Zeile  23 
beginnende  Schlusz^  der  ähnlich  auch  in  andern,  heidnischer 
Grundlage  baren  Formeln  erscheint,  weist  deutlicher  noch  als 
das  Uebrige  auf  Schöpfung  der  Geistliehen. 

173.  Siehe  das  in  der  Anmerkung  zu  Nro.  172  Gesagte  ! 

174., Bei  „Weth^  erinnert  Teutsch  in  einer  Anmerkung  an  weten 
ahd.  binden,  womit  auch  witu  Holz,  zu  vergleichen  ist,,  das 
sich  zu  ^eten  verhält  wie  lignum  zu  ligare;  daraus  ist  cunio- 
widi  des  Merseburger  Zauberspruchs  gebildet  Man  kpnnte  in 
dem  Wort  auch  blosz  einen  Saxonismus  sehen:  WSgd,  oder 
Wet  =  Weide  (desselben  Stammes   mit  witu)  und  der  Sinn  ist 


491 

dann :  Wie  die  Weide  (Bindweide),  womit  man  Jesam  band,  bo^ 
sollst  du  vergeben !  Ob  dabei  auf  irgend  eine  Legende  ange- 
spielt sei,  darf  man  dahingestellt  sein  lassen.  Fesseln  und 
Stricke  aus  Reisig  waren  ehedem  gebräuchlicher. 

175.  Siehe  die  Anmerkung  2U  Nro.  163  dieses  Buchs.         , 

Gegen  Flecken  im  Aügre. 

176.  Ueber  diesen  Spruch  gilt,  das  in  der  Anmerkung  zu  Nro.  172  . 
dieses  Buchs  Gesagte. 

177.  Hat  heidnischen  Beigeschmack.  St  Lukas  und-  Christus  sind 
Vertreter  heidnischer  Wandergötter. 

178.  yfDuidelgh^  ist  wohl  nur  verderbt,  entweder  durch  die  Schreiber 
oder  durch  die  y^S'precher»*  Die  Legende  kennt  unter  den 
Heiligen  nur  eine  blindgeborne  Ottilie.  Der  j^marmeline  Stein^ 
ist  ein  Typus,  der  mehrmals  in  Heilsprüchen  wiederkehrt 

179.  Die  Dunkelheit  und  Zusammenhangslosigkeit  auch  dieses 
Spruches  kann  am  besten  aus  der  Einwirkung  der  Pfaffen  er- 
klärt werden.  Dasz  der  Schlusz  ein  sonsther  geüomraenes, 
hier  blosz  angeflicktes  Bruchstück,  der  Anfang  aber  ursprüng- 
lich nicht  zum.  Oebraüch  gegen  ^Flecken  im  Auge"  bestimmt 
gßwesen,  ist  ziemlich  klar.  In  diesem  Anfang  sind,  glaube 
ich,  die  zwölf  Jünger  Jesu  an  'die  Stelle  der  Äsen  oder  OöUer 
getreten,  die  beratkend  belaammen  sitzen.  Der  „Acker  Jesu,* 
von  dem  sonst  überall  nur  allegorisch  gesprochen  wird,  so 
zwar,  dasz  er  die  Seelen  der  Menschen  oder  überhaupt  —  wie 
anderwärts  das  „Himmelreich**  ein  geistiges  Gebiet  der  Wirk- 
samkeit, nicht  aber  ein  Sinnlichwirkliches  bezeichnet,  gibt 
in  dem  Zusammenhang,  worin  er  in  der  Formel  erscheint, 
keinen  rechten  Sinn,  und  musz  als  Nothbehelf  angesehen  werden. 
Wie,  wenn  man  dafür  „/da/eZd*-  oder  eine  ähnliche  Rieht-  und 
Rathstätte  substituiren  dürfte?     Ganz  gut  liesze  sichs  lesen: 

„Die  Äsen  (Götter)  auf  Idafelde  saszen.* 
Das  Uebrige  ist  freilich  zu  verderbt,  als  dasz  sich  daran  restau- 
riren  liesze.  Ob  Lukas,  Markus  und  der  Herr  Jesu  Christ,  der 
Täufer  und  die  Maria  unmotivirt  eingeschoben,  oder  für  heidni- 
sche Götternamen  eingetreten  sind,  läszt  sich  nicht  entscheiden. 
Unklar  bleibt,  wer  der  Fragende  ist.  Die  Trauer  der  Jünger, 
die  da  sitzen  und  weinen^  und  die  Bücher  (was  ursprünglich?) 
auf  ihren  Knieen   wiegen,    gemalint   sehr  an  die  bei  dem  Tode 


492 

BaldwTB  oder  dem  Versinken  Idhunas  rathlosen  Oötter.  Man  ver- 
gleiche „Hrafnagaldr  Odhins  und  die  Erzählung  der  Jüngern 
Edda  von  Baldurs  ^od.  Nach  Allem  scheint  unsere  Formel 
eingeleitet  durch  die  Erzählung  von  einer  Versammlung  der 
Äsen,  die  ob  einer  traurigen  Veranlassung  zu  Rathe  sitzen. 

180.  Klingt  ganz  mythisch.  Die  drei.  Herren,  die  am  See  sitzen, 
wie  die  Söhne  BärSy  als  sie  Menschen  schufen,  sind  eine  Götter- 
trias. Vergleiche  in  dieser  Hinsicht  auch  189  dieses  Buchs. 
Nach  der  8.  Zeile,  ist  eine  Lücke. 

181.  Aus  dem  Groszschenker  Kirchenbuch  von  1749. 

Ocgfen  Blatter  auf  der  Zan^e. 

182.  Nach  dem  A;berglauben  des  Volkes  bekommt  derjenige,  von 
dem  übel  gesprochen  wird,  Blattern  .auf  der  Zungenspitze. 

Oe^en  Oeschwiilst  am  Aag^enlid. 

Auch  an  diese  Heilsformeln  hängt  sich  der  Humor  des  Volkes. 
Es  wird  in  dieser  Hinsicht  folgende  Anekdote  erzählt.  Flüchtig 
vor  den  Unruhen  in  seinem  Vaterlande  gelangte  ein  Bojar  der 
Walachei  in  ein  sächsisches  Dorf.  Unterwegs  hatte  er  die  bekannte 
Gisschwulst  am  Auge  bekommen,  und  erkundigte  sich  eifrig  nach 
einem  „Sprecher."  Es  fand  sich  ein  junger  Mann,  der  dem  des 
Sächsischen  Unkundigen  sein  Uebel  also  besprach: 
„Tä  ferdamder  Boj&r! 
wun  der  nor  u6h  ded  ander  d6h  geschwole  w&r!" 

Die  Geschwulst  verging  nach  kürzer  Zeit,  wie  es  inimer  mit 
diesem  Uebel  zu  geschehen  pflegt,  und  d,er  Bojar  belohnte  den 
„Sprecher*  mit  drei  Dukaten. 

Oeg^en  den  l¥unii« 

185.  Ist  mit  den  Badenischen  Einwanderern  nach  Mühlbach  einge- 
schleppt worden. 

Gegen  das  MG^brecli/^ 

'jßehr$ch^  heiszt  im  Sächsischen  die  Heiserkeit  (Brustkatharr) 
der  neugeborenen  Kinder.        ^  '  - 

1 86.  Der  Kopf .  dieser  Formel  in  den  fünf  ersten  Zeilen  ist  heid- 
nisch und  ist  hinsichtlich  der  drei  Frauen  damit  zu  vergleichen 


493 

Nro.  189,  191,   127  und  156  dieses  Buches.     Der  Rümpf  von 

der  6.  Zeile  an  ist  christBcb-kirchlicher  Zusatz,  der  gewaltsam 

an  das  Uebrige  geknüoft  wurde. 
187.  Hühner  waren  Woden  und  Hei,  vielleicht  auch  anderen  Gottheiten 

heilig.  '  In   Märchen  und  Kinderspielen    hat   sich  Woden  selbst 

in  Gestalt  eines  Hahnes  erhalten. 
188. Die  drei  Ritter  eine  Göttertrias:  Zu   vergleichen  ist  -Nro.  181 

dieses  Buches  und  die  Anmerkung  dazu. 

189.  Vergleiche  Nro.  191,  127  und  156  dieses  Buches. 

190.  Derbheiten  galten  für  sehr  wirksam  bei  Verwünschungen  in 
Heilsformeln. 

Zam  Blut  stillen. 

191. Bei  dem  Buttern  wurde  gezaubert;  Butterfrauen  sind  Zauber- 
frauen, in  weiterm  Rückblick  weise  Frauen,  oder  Nomen.  Vergl. 
Müllenhof  S.  516,  27. 

192.  Vergl.  Müllenhof  S.  511,  11  und  J.  Grimm  D.  Myth.  2.  Aufl. 
S.  1195. 

193.  Vergl.  Nro.  56  A  und  B  des  fünften  Buchs. 

• 

Greven  das  „Veberritten.^ 

• 

^Ucbörritten*  =  Uebermüdung  des  Reitrosses. 

194.  Rein  christlichkirchlich  und  schon  sehr  protestantisch  nüchtern, 
eigentlich  kaum  noch  Formel  zu  nennen. 

195.  Dor  Anfang  erinnert  an  die  auf  Wolken  daherreitenden  Wal- 
kyren  und  Wettermacherinen.  Nach  der  4.  Zeile  scheint  eine 
Lücke  2SU  sein. 

Ocgren  das  ^Terinken.'' 

Die  unter  dieser  Ueberschrift  folgenden  drei  Formeln  Nro.  196, 
197  und  198  sind  von  höchstem  Werth  und  grosser  Bedeutsamkeit 
Wie  ähnlich  lautet  die  berühpate  Merseburger  Formel: 

„Phol  ende  Waden  vuorun  zi  holza, 

dö  wart  domo  Balderes  voIon  sin  vuoz  birenkit; 

d6  biguolen  Sinthgunt,  Sunni  era  suister,   - 

dö  biguolen  Früa,  FoUi  era  suister^ 

d6  biguolen  Wödan,  s6  he  wola  conda, 

sdse  bönrenki,  söse  blaotrenki| 


494 

BÖse  lidirenki     .... 

b&n  zi  b^na,  blaot  zi  bluoda 

lid  zi  geltden,  sdse  gelimida  Bin. 
Die  Hauptpersonen  dieser  Formel  sind  Balder  und  Woden. 
Mit  Recht  ist  zu  schlieszen)  dasz  in  ähnlichen  Sprüchen  aus  späterer 
Zeit,  die  im  Ganzen  dieselbe  Anlage  zeigen,  obgleich  jetzt  Christus 
und  Heilige  darin  auftreten,  in  Zeiten,  wo  es  auch  keinen  Anstosz 
fand,  an  deren  Stelle'  auch  die  alten  Heidengötter  ausgesprochen 
wurden.  .  So  schlieszt  J.  Grimm  von  dergleichen  Sprächen  aus 
Schweden,  Norwegen,  Schottland,  worin  die  heidnischen  Gottheiten 
schon  fehlen,  dasz  der  Mythus,  worauf  der  Merseburgische  Spruch 
anspielt,  trotzdem  er  sonst  nirgends  bezeugt  ist,  weitverbreitet  gewesen 
sein  müsse.  Unsere  Formeln  sind  viel  näherstehende  Parallelen- 
des  Merseb.  Spruches.  Wie  sehr  sie  auch  offenbar  verderbt  sind, 
sie  stimmen  in  ihren  Anfängen  so  auffalend  mit  ihm  überein,  dasz 
es  fast  nur  der  Vertauschung  von  Christus  und  Petrus,  Christus 
und  Martinus  bedarf,  um  eine  völlige  Identität  -^  wenn  auch  nicht 
der  Worte,  so  doch  des  Inhaltes  herzustellen.  Bei  jenen  von  Grimm 
verglichenen  schottischen  und  skandinavischen^  Sprüchen  liegt  die 
Uebereinstimmung  mehr  in  den  Schluszzeilen,  die  in  den  unsrigen 
abweichen.  Gerade  dieser  Schlusz  unserer  Sprüche  scheint  aber  — 
trotz  der  alten  Heiligkeit  des  darin  verwendeten  Salzes  —  die  be- 
deutendsten Veränderungen  erlitten  zu  haben.  Ueber  den  Grund 
habe  ich  mich  oben  ausgesprochen;  die  Formeln  sind  von  den 
Pfaffen  gewaltsam  verändert  worden,  um  von  ihnen  selbst  verwendet 
werden  zu  können.  Dies  tritt  zuweilen  besonders  deutlich  zu  Tage. 
Wenn  einer  unserer  Sprüche  anfängt: 

„So  wahr  ich  das  Vater  Unser  beten, 

Zwischen  der  Mess  das  Evangelium  lesen  &c.* 
80  kann  doch  namentlich  die  zweite  Zeile  nur  ein  Geistlicher  sagen. 
Wenn  nun  unsere  drei  Sprüche  sichtlich  Parallelen  jenes  Merseb. 
Bind,  80  müssen  wir  in  Christus  Woden,  in  8t  Petrus  und  St  Martin 
Balder  sehen.  Am  bedeutendsten  ist  Nro.  197,  worin  Christus  und 
St.  Martin  reiten  und  da»  Pferd  des  letztens  eriaAm^.  In  den  beiden 
andern  reisen  Christus  und  St  Petrus  übereinstimmend  mit  dem 
gewöhnlichen  Berichte  der  Legenden  zu  Fusz,  und  da  muszte  dann 
Petrus  statt  des  Pferdes  die  Verrenkung  auf  sich  nebinen.  Einge- 
schleppt sind  unsere  Sprüche  nicht;  denn  in  Deutschland  wurden 
sie  bisher  nicht  wieder  aufgefunden,  Während  wir  8ie  in  drei  Rela- 
tionen besitzen,  von  denen  wenigstens  die  eine  Mro*  197  von  den 


495 

beiden  andern  anabhängig  ist  Wir  besitzen  cdso  in  diesen  Formeln 
ein  Zeugnisz  und  zwar  dcLS  einzig  sichere  fm^r  den  Balderkvltas  unter 
unsere  Vorfahren. 

Oegren  alle  Krankheiten. 

199.  Scheint  ein  von  einem  protestantischen  Geistlichen .  bei  Kranken 
gehaltenes  Gebet,  das  auf  irgend  eine  Weise  seinen  Weg  in's 
Volk  fand.  Gewisz  würde  kein  Geistlicher  Anstand  genommen 
hab^n,  ein  ähnliches  an  einem  Krankenbette  zu  beten,  und 
wären  alle  Heiisformeln  dieser  Art  gewesen,  die  Visitatoren 
hätten  kaum  sehr  dagegen  eifern  dürfen.  Weitab  steht  diese 
von  jenen  heidnischen  und  halbheidnischen  Formeln. 


Fünftes  Buch. 

(Kinderdichtung.) 

In  einer  umfasseBden  Sammlung  unserer  Volksdichtangen  durfte 
die  Kinderdichtung  nicht  fehlen,  die  in  mehr  als  Einer  Rücksicht 
den  übrigen  Aesten  des  groszen  Stammes  ebenbürtig  zur  Seite  steht 
An  Alter  wenigstens  wird  sie  von  keinem  übertroffen;  der  vielfach 
mythische  Inhalt  rückt  sie  hoch  in  die  Anfänge  des  Mittelalters 
hinauf^  und  seit  ein  ahd.  Wiegenlied  in  der  k.  k.  Akademie  der 
Wii^senschaften  in  Wien  besprochen  worden,  ist  es  erwiesen^  dasz 
selbst  die  Form  durch  die  Länge  der  Zeit  nur  wenig  Veränderun- 
gen erlitten  haben  kann.  Der  deutsche  Volksgeidt  hat  sich  wie  in 
den  übrigen  Dichtungsarten  auch  in  dieser  treu  niedergeschlagen, 
und  wer  diese  Einderpoesie  mit  Einderaugen  anzuschauen,  mit  kind- 
lichem Gemüth  zu  erfassen  vermag,  dem  hat  sie  nächst  dem  histo- 
rischen auch  einen  selbstständigen,  innern  Werth.  Dasz  indessen 
ich  bei  meiner  Sammhihg  vorzugsweise  den  historischen  Standpunkt 
eingehalten  habe,  bedarf  kaum  einer  nochmaligen  JBrwähnung. 

Während  früher  Einderdichtungen  nur  einzeln  und  zufällig  in 
.  Druckschriften  unter  Anderm  unterliefen,  wurden  sie  zuerst  in  Volks- 
liedersammlungen einigermaszen  mitberücksichtigt  So  finden  sich 
einige  Stücke  im  Wunderhorn.  Einzelnes  bei  Erlach  und  Andern. 
Reich  vertreten  ist  die  Einderdichtung  bei  Firmenich ;  auch  Müllen- 
hof hat  sie  nicht  vergessen.  Einiges  speciell  hieher  Einschlägige 
hat  Haltrich  an  verschiedenen  Orten  veröff^entlicht;  Mannhardt  hat 
zuerst  die  Einderdichtung  in  umfassender  Weise  mythologisch  a««- 
zubeuten  versucht  Die  reichhaltigtigste  Sammlung  von  Einderdich- 
tungen enthält  das  j^Kinderhuch^  von  Simrock,  der  alles  früher 
Gedruckte  benützte  und  vermehrte.  Durch  sein  1857  in  Frankfurt 
am  Main  bei  Heinr.  Ludw.  Brönner  erschienenes  Werk  ist  uns  für 
die  Vergleichung  mit  den  Erzeugnissen  Deutschlands  in  diesem 
Gebiete  ein  groszer  Vortheil  gewonnen.  Für  den  Herausgeber,  wie 
för  den  Leser  vereinfacht  sich  damit  die  Arbeit  ungemein.    Eein 


497 

Volk  hat  meines  Wissens,  bis  jetzt  ein  ähnliches  Werk  dieser  Art. 
Wäre  es  nicht  mehr  fUr  den  practischen  Hausgebrauch  als  für  die 
historische  Forschung  geschrieben,  wären  die  von  hier  und  dort 
gesammelten  Stücke  immer  unuübersetzt  und  unangetastet  geblieben, 
wäre  jedem  sein  Heimathsschern  mitgegeben  worden,  diese  Sammlung, 
würde  für  die  Kinderdichtuug  fast  das  sein,  was  Uhland's  Samm- 
lung fiir  das  Volkslied  ist.  Man  darf  indessen  nicht  vergessen, 
daszy  was  einerseits  ein  Nachtheil,  andererseits  ein  Vortheil  und 
zwar  gerade  der  vom  Herausgeber  angestrebte  Vortheil  ist;  und 
auch  so  bleibt  uns  Simrock's  Arbeit  noch  nutzbar  genug.  Ihr  habe 
ich  auch  fast  die  ganze  Eintheilung  und  die  Ueberschriften  der  ein- 
zelnen Abtheilungen  entlehnt.  Eine  werthvoUe  Sammlung  auf  engem 
Gebiet  ist  die  Mayerische.  Ernst  Ludw.  Rochholz  hat  uns'  in  seinem 
nAIemanischen  Kinderlied  und  Kinderspiel  aus  der  Schweitz.  Leipzig 
1857**  ein  treffliches  Buch  geliefert;  nur  hat  das  überreiche  Ver- 
gleichsmaterial nicht  überall  so  geordnet  werden  können,  dasz  die 
Uebersicbt  leicht  und  vollständig  wäre.  Hätte  ich  in  meinen  Anmer. 
kungen  überall  so  ausführlich  sein  wollen  wie  Bochholz,  ich  hätte 
mich  auf  mehrere  Bände  ausdehnen  müssen.  Uebrigens  verdanke 
ich  seinem  Werke  manche  höchst  schätzbare  Erkenntnisz. 

Bei  der  Tanfe. 

1.  Das  Stuck,  ist  entnommen  dem  Ablbum  ,aus  Siebenb.  Vorzeit, 
und  Gegenwart**,  aus  dem  S.  24  beginnenden  schönen  Aufsatz: 
^Eine  Kindstaufe  in  den  dreizehn  Dörfern",  dem  ich  auch  mehrere 
Heilsformeln  verdanke. 

TFie^enlieder  und  Ammensclierze« 

Das  obenerwähnte  ahd.  Wiegen-  oder  Schlummerlied  auf  einem 
Handschriftenrest  des  10.  Jahrh.  von  Zappert  entdeckt  und  in  der  k.  k. 
Akademie  besprochen  wurde  im  Band  XXIX.,  Heft  IL.  der  Sitzungs. 
berichte  der  philos.  bist.  Klasse  gedruckt  und  gehört  zu  den  merk- 
würdigsten Funden  auf  germanistischem  Gebiet,  da  es  wie  die  Mer- 
seburger Sprüche  durch  seinen  Inhalt  bis  in  das  Heidenthum  zurück- 
reicht und  zum  Theil  nur  gemuthmaszte  Gottheiten  bestättigt.  Trotz 
diesem  hohen  Alter  hat  es  noch  alle  Hauptzüge  mit  unsern  jetzigen 
Wiegenliedern  gemein.  Ich  führe  es  zur  Vergleichüng  an: 
To6ha  slaslumo  weinon  farlasez 
triwa  werit  craftllicho  themo  wolfa  wrgianthemo 

32 


498 

slafes  ünefi  morgane  manes  trat  sanilo 
oitra  stellt  dbinde  honae  egir  suoiuu 
hera  prichit  «binde  pluomun  plobun^  roti« 
aanfana  sentit  morg^aoe  weiziu  scaf  cleinia 
UHta  einouga  berra  bart  borska  oska,  harta« 
Aticb  bier  wird  dem  Kind  zuerst  mit  Diminutiven  geschmeichelt 
und    dasselbe   zum   Schlafen    aufgefordert,    vrofftr    ihm    dann    Ver- 
sprechungen an  Blumen;  Honig,    Eiern  und  weiszen  Lämmerti  (wie 
bei    uns  an  KucKen  und  Lämmeben),  aber   freilich  im  Geiste  jener 
Zeit  auch  an  Waffen  gemacht  werden.     Wiegenlieder    enthält  Sim- 
rock's   etwas   anders    geordnetes   Kinderbuch   von   Seite  59   bis  76, 
Ammenscherze  von  Seite  1  bis  24.  •  - 

2.  VergL  Simr.  K.  B.  Nro.  217,  218,  221,  223,  224. 
'  3.  Die  fönfte  Zeile  kommt  auch  in  Tanzreimen  mehrmals  Tor. 

4.  Weitbekannter  Refrain. 

5.  Vergl.  Simr.  K.  B.  Ni-o.  222. 

6.  Entfernte  Aehnlichkeit  hat  K.  B.  243. 

7.  A  hat  Simrock  -mit  mehreren  andern  -Sttickeri  durch  Haltrich  er- 
halten und  K.  B.  Nro.  34  in  Uebersetzurfg  aufgenommen. 

8.  Dasselbe^  K.  B.  Nro.  86.  - 

10.  Dasselbe  bei  Simrock  K.  B.  Nro.  20. 

11.  Dasselbe  bei  Simsock.K.  B.  Nro.  35.-  Vergl.  aber  auch  K.  B. 
Nro.  23  bis  33. 

<2.  Aehnliche,  aber  nicht  dasselbe  bei  Simr.  K.  B.  Nro.  1  bis  5. 

12.  Entfernt  ähnliche  Stücke  bei  Simr.  K.  B.  38  bis  43. 

Für  Knlerltter  und  Stnbenläiifer. 

Im  Ganzen  ist  mit  .diesem  Abschnitt  zu  vergleichen  Simr.  K. 

B.  Seite  24  bis  56,  doch  finden  sich  sehr  wenig  Parallelen. 

19.  Vergl.  Simr.  K.  B.  Nro.  134.  Die  Leiden,  welche  Siebenbürgen 
durch  Tt^rken  und  Tataren  durch  Jahrhunderte  erduldet  hat, 
sind  bekannt.  Das  Sachsenland  und  die  Sachsisa  haben  sie  mehr 
als  alle  s^der^  Theile  dep^  Landes  fühlen  müssen.  Aber  immer 
bleibt  es  auffallend,  dasz  von  allen  Volksliedern  nur  einige  kurze 
^inderliedchen  und  ein  Denkspruch  .die  Erinnerung  an  den 
alten  Erbfeind  bewahrt  haben.  Die  Abhandlungen  werden  sich 
dieser  Frage  nochmals  zuwenden^  Vergleichie  übrigens  auch 
Nro.  68  dieses  Buches* 

21.  Nur  der  An&ng  ist  gleich  in  Simrock's,  K.  B    Nro.  44: 


499 

^Patsche,  Petsohel  Küchelchen; 
Mir  und  dir  ein  Kügelchen  &e.^ 
und  in  Nro.  45: 

fiPatscfae;  Patsche' Peter I 
Hinterm  Ofen  steht  er  &o.* 

22.  Vergl.  Nro.  20  des  ersten  Buchs,  das  fast  wörtlich  entsprictt, 
und  sieh  wohl  auch  aus  einem  Kinderliede  gebildet  hat 

23.  Ein  Kind  bettelt  bei  einem  essenden  Kameraden. 

26.  VergL  zu  B.  die  vier  letzten  Zeilen  von  Nro.  43,  C,  dos  ersten 
Buches. 

27.  VergL  Si^nr.  K.  B.  Nro,  336  und  337. 

Hans  Piter,  nimm  mich! 
Wacker  Mädchen  bin  ich, 
K^n  koch^  kann  flecken  u.  s.  w, 
oder: 

Wacker  Mädchan  bin  ich  ja, 
Rothe  Strümpflein  hab  ich  a 
Kann  stricli;en,  kann  nähen, 
i^ann  Haspel  gut  drehen  u.  a.  w.  v 
.    Unser  Lied  ist  neckischer  und  schnippischer. 

28.  Dasselbe,  aber  am  Schlusz  mit  Wiederholung  der  ersten  Zeile 
findet  sieh  bei  Simr.  Nro..  51  verdeutscht^  ist  ihm  aber  .woh- 
auch  aus  Siebenbürgen  zugekommen. 

29.  Weithin  bekannt  weon  auch  mit  kleinen  Abweichungen. 

30.  Vergl.  Nro.  6,  A  und  B  des  ersten  Buches  und  Simrock's  deut- 
sche Volkslieder  Nro.  112  und  113,  zwischen  welchen 'der  Schlusz 
unseres  Kinderliedes  ein  vermittelndes  Glied  bildet.  Zum  Mühl- 
rad das  Muskat  tmd  Nägelein,  Sotme  und  Mond  mahlt,  vergleiche 
man  Nro.  41^  A  und  6  des  ersten  Buches  und  die  Anmerkung 
dazu.     Auch  erinnere  ich  an  „Frodes  frieden." 

31.  Auf  den  ersten  Anblick  erscheinen  Kinderdichtungen  leicht  sinn- 
los^ da  es  doch  bei  näherem  Hin^chau  keine  gut  erhaltene  wirklich 
ist.  Frieilich  darf  man  nicht  eine  Logik  darin  suchen,  wie  sie  einer 
Kanzelrede  zngemuthet  wird;  kann  man  sich  aber  in  die  rechte 
Situation  veraotz^^  »ifiii  dazu  die  einfache  Erziehungsmethode 
der.  liebreichen.  Miitter  vergegenwärtigen,  die  selbst  viel  mehr 
Elind  zu,  n^  vermag,  a|s  der  Vater,  so  klären  sich  die  meisten 
Dunkelheiten  auf.  £s  wär^  anziehend  den  Gedankenzusammen- 
hang in  einer.  Reibe  von  Kinderliedern  zu  entwickeln;  da  dies 
aber  weit  über  meine  Aufgabe  hinausgehen  würde,  ^o  wähle  ich 

32» 


50(J 

dieses  Eine  Stück,  'weil  es  eben  zu  aen  dunkleren  gehört,  als 
Beispiel,  wie  ich  mir  den  Weg  zum  Verständnisz  dieser  Dich- 
tungen denke. 

Die  Mutter  ist  im  Garten  oder  Weingarten  beschäftigt,  etwa 
Krautköpfe  abzublatten,  und  möchte  nicht  von  dem  Kinde  ge- 
stört werden,  musz  ihm  also  Beschäftigung  geben.  Sie  lehrt 
das  Kind,  dem  sie  auch  einige  Blätter  in  den  Schoosz  gibt,  das 
Sprüchlein,  zeigt  ihm  die  an  den  Weintrauben  pickenden  Sper- 
linge, und  geht  an  ihre  Arbeit  Das  Kind  in  ihrer  Nähe  .spielt 
mit  den  Blättern,  und  scheucht  mit  dem  Rufe  ^häsch  mäsch!  &C.'' 
die  Sperlinge,  und  sagt  sich  seinen  Spruch.  So  ist  das  Kind 
gleichsam  in  seiner  eigenen  Huth,  und  musz  sichs  mit  den 
Worten  seines  Liedchens  „sch&fken  hat  seinj  irche  gehät"  (die 
voll  schalkischen  Humors  sind)  imbewuszt  s^bt  sagen,  dasz  es 
gleichsam  überlistet  worden.  Es  glaubte  die  Weinstöcke  vor 
den  „mäschkern^  (Sperlingen)  zu  hüthen,  und  hat  sich  selber 
gehüthet. 

Der  AusdiTick  ^&tigle&t^  bleibt  freilich  noch  dunkel  Die 
Jungfer  „mit  dem  rothen  Rock  und  gelben  Zopf^  —  eine  Type 
—  könnte  das  Mädchen  selbst  sein. 

34.  Vergleiche  Nro.  12  des  ersten  Buchs. 

37.  Trommellieder,  aber  in  anderer  Form,  finden  sich  in  Deutschland. 

l¥unsch  und  Orasz. 

Nur  entfernt  Aehnliches  findet  sich  an  andern  Orten. 

liehre  und  Strafe. 

46.  Die  in  Klammer  gesetzte  erste  Zeile  ist  dunkel  und  in.  keinem 
Zusammenhang  mit  dem  Uebrigen.  Aprinkd  als  Name  eines 
Kindes  ist  noch  auffallender  als  Tarkö  im  ersten  Buch;  doch 
pflegen  ähnliche  Namen  in  Märchen  vorzukommen,  und  aus 
einem,  freilich  uns  unbekannten  Märchen  stammt  vielleicht  diese 
Zeile;  ja  das  Stuck  könnte  überhaupt  Theil  eines  gröszeren, 
verlorenen  Ganzen  sein.  Mit  der  zweiten  und  dritten  Zeile 
vergleiche  Nro.  31  d.  B.,  woher  die  dritte  vielleicht  nur  entlehnt 
ist.     Nur  entfernte  Aehnlichkeit  hat  Nro.  338  in  Simr.  K.  B. 

47.  Eine  stark  abweichende  Relation  von   Nro.  46. 

50.  Indem  man  das  Sprüchlein  sagt,  wird  eine  Ruthe  geschwungen, 
dasz  sie  pfeift 


501 

54.  y^Bohdoz^  führt  wohl  auf  dieselbe  Wurzel,  ans  welcher  pelewelles 
entsprossen  ist,  hat  jedoch  jetzt  verschiedene  Bedeutung,  da  es 
ein  elbisches,  die  Kinder  schreckendes  Wesen  bezeichnet,  während 
pelewelles  uns  einen  knorrigen  Knittel  bedeutet.  Beide  leiten 
indessen  auf  pilwiÄ  (siehe  J.*  Grimm  D.  Myth.  2.  Aufl.  S.  441 
und  £)  wie  grumpesi  das  nun  auch  in  die  Bedeutung  eines  Holz- 
blocks übergegangen  ist,,  auf  grampus  —  worauf  zuerst  J.  K. 
Schuller  hingewiesen  hat.  Die  eingeklammerten  letzten  Zeilen 
scheinen  mir  nicht  volksmäszig;  überhaupt  hat  das  Ganze  junges 

'  Gepräge.  .^ 

55.  Siehe  zu  j^bäschmottef^  meine  Mythentr.  Abschnitt:  Hei  und  die 
Nomen  oder  mein  Schulprogr.  für  1855 — 6  S.  24  u.  f.  Hier 
seheint  der  Ausdruck  eine  böse  Stiefinutter  zu  bezeichnen,  wie 
wohl  auch  sonst  geschieht. 

Terkehr  mit  der  Mfatar. 

Dieser  Abschnitt    enthält    einige  der  ältesten  und  mythisch  be- 
deutsamsten Stücke. 

56.  Ganz  gleichlautend  (nur  ohne  die  letzte  Zeile)  mit  A  ist  Nro.  500 
in  Simr.  K.  B.^  wohin  es  seinen  Weg  aus  Siebenbürgen  gefiin- 
den  hat.  Gott  ist  an  die  Stelle  Wodens  oder  Donners  getreten. 
Vergl.  die  Nummern  121,  122,  123  des  vierten  Buchs. 

57.  Aehnliches  im  K.  B.  Nro   506. 

58.  Aehnliches  im  K.  B.  Nro.  511,  Nach  dem  Volksglauben  wachsen 
die  Kinder,  wenn  sie  mit  bloszem  Haupt  beregnet  werden. 

59.  Vergl.  Nro.  196  des  vierten  Buchs  und  die  Anm.  dazu. 

60.  Vergl.  Nro.  56  dieses  Buchs  und  Nro.  15  des  vierten  Buchs. 

61.  Vergl.  Nro.  59  dieses  und  Nro.  196  des  vierten  Buchs. 

66.  A  ist  —  ins  Schriftdeutsche  übersetzt  —  in  Simr.  K.  B.  Nr.  527 
übergegangen.  Grosze  Aehnlichkeit  hat  Nro.  3,  S.  509  bei 
Müllenhof,  entferntere  einige  andere  Stücke  bei  Simrock.  Eine 
derbe  Fortsetzung,  die  man  zuweilen  am  Schlusze  von  A  mit  in 
Kauf  bekommt,  ist  sicherlich  später,  ganz  unpassender  Zusatz, 
und  darum  von  mir  nicht  berücksichtigt. 

67.  Auch  zornige  Kinder  werden  oft  mit  diesen  Reimen  geneckt. 
69.  Vergleiche    in    Beziehung    auf  historische   Erinnerung   Nro.    19 

dieses  Buchs  und  die  Anm.  dazu,  und  so  die  Erinnerungen  an 
aie  Schweden  in  den  Nummern  109  bis  111  in  Simr.  K.  B.  Zu 
vergleichen  sind  mit   diesem  und  dem   folgenden    Stück  im  All 


502 

gemeitien  die  Nnmmem  541  bis  558  ittls  Simr.  E.  B.  Härgod 
Iszken  (=  Herrgottsöchslein)  ist  das  Marienkäferchen.  Tschüka 
(aas  dem  Ungrischen  ts6ka)  die  Dohle^  Tipeazken  in  einigen 
OrtBchafien  des  Sachsenlandes  der  Maikäfer^  Zaiku  eine  Specht- 
art. Tataren  und  Türken  «ind  ohne  Zweifel  unmittelbar  zu 
jener  Zeit  in  diese  Einderreim'e  gekommen,  als  man  aicb  nicht 
einmal  seiner  Kinder  einen  Augenblick  freuen  konnte^  ohne  das 
furchtbare  Schreckbild  jener  Landplagen  vor  sich  zu  haben. 
Die  Liedchen  sind  übrigens  weit  älter  als  Türken  und  Tataren 
und  haben  mit  den  im  Ganzen  abgeschwächtem  Stücken,  die 
ich  aus  S.  K.  B.  angezogen*  habe,  eineriei  Grundlage.  Li  den 
j^itangen^  und  dem  y^hangen^  in  C,  D,  Q  klingt  auch  jene» 
berühmte: 

„Hermen ! 

sla  dernien, 

sta  ^pipexi;  sla  trunmepl 

de  kaiser  wil  kummen 

met  hammer  un  Stangen, 

wil  Hermen  uphangen" 

durch,  das  von  Einigen  auf  Arminius  den  Cherusker,  von  J. 
Grimm  aber  (D.  Myth.  S.  329)  auf  einen  Gott  Irmin  bezogen 
wird»  Teufel,  Guckuck  und  Bär  sind  ^leichraäszig  berechtigt  in 
nachheidnischer  Zeit  an  die  Stelle  einer  germanischen  Gottheit 
zu  treten.  Fü^  uns  ist  noch  hervorzuhebÄU,  dasz  jene  Hermen- 
reime im  nordwestlichen  Deutschland  an  der  Diemel,  im  Pader- 
bornischen, Ravensburgischen,  Münsterischen,  im  Bisthum  Minden, 
im  Herzogthum  Westphalen  also  in  lanter  sächsischen  Land- 
schaften fortleben. 

69.  Im  Allgemeinen   sind   die   zu  Nro.  68  angetogenen    Stücke  des 
K.  B.  auch  hier  zu  vergleichen. 

70,JDie  Guckticksörakel  sind  weitverbreitet.     Vergl.  Müllenh.  S.  509, 
4  uAd  Simr.  K.  B.  Nro.  610  bis  612. 

71.  Vergl.  im  Allgemeinen  Simr.  K.  B.  Nro.  591  bis  598. 

72.  Vergl.  Simr.  K.  B.  670  bis'  571.  , 

73.  Die  Nummern  633  u.  f.  des  K.  B.,  die  von    der  Katze  handeln, 
stimmen  nicht  mit  diesem  Stücke  ül^erein. 

74  bis  77.  Nur  Nro»  585  des  K.  B,  hat  einige  Aehnlichkeit 


503 

IVachahmangreii. 

Fast    Alles    in'  diesem    Abschnitte    ist    entnommen    Haltrich's 
Abhandl.  ^d&r  Sinn  für  Poesie  unter  dem  Volke^  in  dem   mehrmaU 
angeführten    Album  ^aus   Siebenb.  Vorzeit  und    Gegenwart"     Was 
sich  Gleiches  in  Simrock's  Kinderbuch  von  Seite  163  bis  178  findet, 
stammt  ebenfalls  aus  Haltrich's  Mittheilung.     Ueber  die  sinnige  Auf- 
fassung  der  Naturlaute    in    diesen  Nachahmungen   hat    Haltrich  in 
der   angeführten   Abhandlung  und    an    andern    Orten    treflfende  Be- 
merkungen beigebracht.  '    '      , 
82.  Vergl.  Nro.  49,  C,  Strophe  1  .des  zweiten  Biiohfi. 
107.  Von  dör  Wachtel  ist  das:  ^furchte  Gott!"  an*  Deutschland  be- 
kannt.    Von    ihr  und   dem  Wachtelkönig  '•  kennt '  die-  Walachi    . 
ßche  Volksüberlirferung  ebenfalls  Lautnachahmungen,  die  durch 
kleine  Erzählungen  erläixtert  werden. 
114.  Eine  lange  Elegie  könnte  kaum  ergreifender  sein. 

meckeret  und  Spott. 

Wie  die  Kinder  an   diesen  Kinderdichtungen    fortwährend  mit- 
dichten,   zeigt    sich    nirgends    mehr   als   in   diesem    Abschnitt,    der' 
selbstverständlich    bei  Sirarock    fehlt,   obwohl    im    Einzelnen  Aehn- 
liches    vorkommt.     Wenn    es    bis    zu    einem    gewissen  Grade  wahr 
ist,    was    der   etwas    begeisterungstrunkene  Vorredner   zu  Simrock's 
Kinderbuch  sagt,  dasz  eine  Sammlung  solcher  Kipderdichtungen  ein 
Compendium  der  Kinderweltgeschichte    ist, "  so    kann   es    nur   noch 
wahrer   werden    durch   Aufnahme    auch,   dieses  Abschnittes    in    die 
Sammlung.     Die  Nummern  115  bis  127,  enthalten  mehr   allgemeine 
Neckereien,  von  da  an  knüpft  sich  der  Spott  besonders  an  Namen: 
eine  gewisse -Derbheit  kann  hier  weniger  als  sonst  auffallen 
V23.  n^tsakesz''  hatJ.K.  Schuller  sehr  scharfsinnig  mit  Aki  in  Ver- 
bindung  gebracht,  und    darin    den   finstem*  (bösen)  'Meergott 
.Oegir  (Uogi)   gesehen.     So   sehr   mich    diese   Deutung  anfangs 
überrascht  hat^  so  ist  jnLr  ihre  Richtigkeit  durch  mehrere  Erwä- 
gungen   doch  ^  zweifelhaft    geworden    (siehe     hierüber     m^ine 
Mythentr.    „Verschiedene    Gottheiten"  III.).     Da    indessen    das 
WarJ;  unzweifelhaft-  4er  Jiä^tbe  awigehört^  so  muszte  eine  andere 
Deutung  desselben   versucht   werden.     Nach  den  Diensten  nun, 
die  in  unserm  Kind?rliedchen  der  „Bisakesz*  leistet,    darf  man 
vermuthen,  ^drisz  daiait   irgend  ein  leicht   reizbarer  Hauskobold 
gemeint  sei.     Mit  dieser  Erklärung  steht    die    sonstige  Anwen- 


Ö04 

düng  des  Wortes  auf  wilde,  rumorende  Knaben  nicht  in  Wider- 
spruch;  zumal  es  nie  in  heftigem  Zorn,  sondern  fast  noch  in 
milderem  Sinn  als  das  deutsche  „TTiunichtgtU^  gebraucht  wird. 

125  wird  gegen  Zornige  gebraucht« 

146.Vergl.  drittes  Buch  Nro.  413. 

147.Vergl.  Nro.  413  des  dritten  Buchs. 

Klndergrebete. 

Oehören  zu  den  schönsten  Stücken  unsererer  Volksdichtung. 

148  und  149.  VergL  Simr.  K.  B.  261. 

150.  A  aus  Bistritz^  B  aus  Mühlbach,  doch  sind  alle  diese  Gebete 
durch  den  gröszten  Theil  des  Sachsenlandes  verbrettet  Vergl. 
Simr.  K.  B.  Nro.  257 ;  findet  sich  übrigens  schon  in  des  Knaben 
Wünderh.  Zu  bemerken  ist,  dasz  in  diesen  Relationen  überall 
14  Engel  erscheinen,  während  unsere  nur  7  kennen. 

152.  Vorgl.  Simr.  K.  B.  Nro.  265  und  266.  Unserm  Stücke  gebe 
ich  vor  beiden  den  Vorzug. 

153.  Dasselbe  übersetzt  in  Simr.  EL  B.  Nro.  262;  der  Oebetform 
entwuchert  ist  Nro.  278. 

154.  Ist  durch  Haltrich  auch  an  Simr.  gekonimen  und  findet  sich 
tibersetzt  in  dessen  K.  B.  Nro.  258. 

157.  Eine  wundersame  Feiertagsstimmung  weht  aus  diesem  schönen 
Stück.  Ä  ist  deutsch  in  Simr.  K.  B.  Nro.  274  aufgenommen 
worden.  B,  C,  D  (B  und  T>  stark  verstümmelt)  geh(M*en  zwar 
sehr  abweichenden,  aber  doch  denselben  Stoff  behandebden 
Relationen.     C  und  D  sind  sich  am  nächsten. 

158  stammt  aus  einem  Hausbuch  von  1749. 

Klnderpredii^en. 

159.  Ein  Stück   bei  Müllenh.    S.  477   und  Nro.  281   in  Simr.  K.  B. 

habeii  entfernte  Aehnliehkeit. 
160  und  161  unschuldige  Parodien  des  V.  ü. 
J  62.  Vergl.  K.  B.  Nro.  280 

nfeckmärchen ,    liflgfenmärchen    und 
Relmspiele. 

1 65.  Des  armen  Mannes  Wirihschaft.  Aus  .J.  K.  Schuller  s  ^Gtedich- 
ten    in    siebenb.    sächs.    Mundart.^      Schuller    bemerkt    dazu' 


505 

Aehnliche  Lieder,  in  denen—  um  mit  Herder  zu  reden  — 
der  Reim  die  Gedankentrommel  ist,  sind  bekannt  genug.  Diese 
Bemerkung  paszt  mehr ,  auf  Stücke  wie  Nro.  26  des  zweiten 
und  Nro.  178  des  fünften  Buchs  und  ähnU,  in  denen  die  Vers- 
zeilen wirklich  gleichsam  aus  dem  vorhergehenden  Reim  her- 
auswachsen;  dagegen  ist  die  in  der  Kinderdichtung  sehr  be- 
liebte Form  dieses  Stückes  von  jenen  Reimspielen  verschieden, 
und  mit  einem  heitern,  oft  sehr  sinnigen  Inhalt  erfüllt.  Seiten- 
stücke sind  in  allen  Volkspoesien  anzutreffen.  Aus  d^r  deut-' 
sehen  führt  Schuller  kn :  „Als  ich  ein  armes  Weib  war  &cl" 
aus  Erlach  Bd.  IV.,  S.  425,  das  sich  auch  in  Simr.  K.  B. 
Nro  946  (Druckfehler  für  947)  findet  Noch  näher  steht  unserm 
Liede  j^het  hinneken^  bei  Willems  S.  527  namentlich  durch  die 
vorkommenden  Thiere  und  deren  Reihenfolge.  So  heiszt  auch 
der  Hahn  unserm  ^Kikeriki'^  ähnlich:  y^Koekeloere^ .  Zu  ver- 
gleichen sind  auch  die  bei  E.  L.  Rochholz  —  ^Alem,  K.  Lied 
und  K.  Spiel"  —  S.  156  bis  170  aufgeführten  Lieder.  Endlich 
ist  zu  erwähnen  ein  Walachisches  Liedy  das  Aehnlichkeit  mit 
dem  unsrigen  hat ;  ich  gebe  die  ersten  Strophen  in  üebersetzung : 

1.  Komm  Gevatter,  komm  zu  Markt 

(oder:  komm  mit  Besen,  komm  zu  Markt) 

Gevatter!  (oder  mit  Besen  &c.) 
Lasz  uns  kaufen  ein  Hühnelein 

Gevatter  I 
Das  Hühnlein  machet:  kirz!  kirzi  kirzl 

Gevatter  —  kirzl  kirzl 

2.  Komm,  Gevatter,  komm  zu  Markt^ 

Gevatter! 
Lasz  uns  kaufen  ein  Entelein 

Gevatter! 
Das  Entlein  machet:  raz!  raz!  raz! 
Das  Hühnlein  machet:  kirzl  kirzl  kirz! 
Gevatter,  kirz!  kirz! 
So   kaufen  sie   weiter  ein  Gänselein,  ^das  macht  gil  ga!  ga! 
ein  Schwelnchen^  u.  s.  w.  und  zuletzt  hört  man  das  ganze  Concert. 
.  In  der  4.  Strophe  unseres  Liedes,  wo  Schuller  „Zä»  du  barbe^ 
hat, ' ist   statt   dessen    aus   einer  Relation   das   verständlichere: 
jfZäz  deBarbra^  von  mir  aufgenommen  worden;  du  barbe  gibt 
nur  Sinn,  wenn  man  es  in  „ku  bärbe^  (walachisch  =:  mit  dem 


506 

Bart)  yerändert^  Im  ^nauveau  '  Benärt^  beifizt  die  Ziege  : 
„Äwitt«",  was-  mit  unjserm  ^Barbra*  wenigstens  dem  Laute 
nach  übereinstimmt  —  sonst  auchMetze.  Zäz  hängt  zusammen 
mit  zäkeltchen  t^  Zicklein,  das  von  zicken  =  stoszen  herzu- 
leiten ist.  Prutsch  kommt  vielleicht  —  wie  Schuller .  anfuhrt  — 
von  brueschen  =  brüUen. 

166.  jEföÄncAen'»  Tod.  Dasselbe  in  Haltrich's  Märchen  Nro.  75  nach 
einer  sehr  wenig  abweichenden  Relation.  Sehr  abgekürzt  und 
mit  ,,Hühnchens  Tod^  verbunden,  bei  Simr.  K.  B.  Nro.  93ö, 
dagegen  reich  und  schön  bei  Müllenh.  S*  470. 

167.  Nach  einer  mündlichen  Relation  ans  Müblbach,  die  mit  dem 
Erscheinen  des  Fuchses  und  dem  Begräbnisz  ende^ie.  Ich  habe 
das  Stück  aus  Haltrich's  Märchen  ergänzt.  Simr.  Relation  — 
als  Fortsetzung  von  ^^Hühncbens  Tod^  ist   mager,  bei  Müllenh. 

.   fehlt  es  auflFallender  Weise  ganz. 

168.  Schnattermtleim  Reise.     Nach  Haltrich's  Märchen  Nro.  77. 

169.  Gänschens  Reise.  Aus  mündlicher  Ueberlieferung.  Ein  Seiten- 
stück zum  vorhergehenden,  doch  minder  lebendig. 

nO.Bitsohki,  Aus  mündlicher  Mittheil.  Zu  vergleichen  ist  Simr. 
K.  B.  Nro.  947,  948,  949.  Die  beiden  letzten  sind. durch  ganz 
Deutschland  verbreitet;  aus  dem  Dessauischen  bat  es  Firme- 
nich. Unser  .Lied  hat  in  Anfang  und  Schlusz  eine  eigenthüni- 
liche  Wendung  genommen,  und  dadurch  ein  neues  Motiv  und 
eine  neue  Moral  gewonnen.  —  YergL  auch  E.  L.  Rochholz: 
Alem.  K.  L'und  K  Sp.  S.  149  u.  f.  Daselbst  ist  ein  ähnliches 
chaldäisches  y  in  jildischen  Synagogen  eu  gottesdienstlichen 
Zweckeu  gesungenes  LJed,  wahrscheinlich  aus  J.  St.  Rittangel 
nachgewiesen  und  mitgeth^ilt.  Nach  einer  Relation  aus  Arka- 
den hatte  eine  alte  Frau  ein  „bitchen  pelsen*  in  dem  „käler 
schanz**  und  sendet  daTnaoh  flünd,  '8t6ck^  F4u49'J  Wasser,  Ochs, 
Wolf  und  zuletzt  den  Jäger  aus ;  im  Uebrigen  ist  der  Bau  des 
Liedes  ähnlich. 

171.  Vergl.  948 j  949  des  K.  B.  Das  Lie^  steht  den  deutschen  Seiten- 
stücken weit  näher  als-Nt-o.  170.    • 

172.tJeberäll  im  Sachsenlande  verbreitet  und- auch  in  Haltrich's 
Märch.  Nro.  69  aTafgenommen. 

173.  Solche  Mertgung  zweier  Sprachen  ist  in  der  V^^lksdichtung 
nicht  seltetL^  war  sie  doch*vor  niöht  gar  langer  Zeit  selbst  im 
Kirehenllede  gebräiiebliöh. 

174.  Das  einzige  Lttgenlied,  das  ich  vollständig  habe  erhalten  können. 


607 

Aehnliche^  doch  nicht  übereinstimmende  bei  Uhland  Nro.  4, 
dann  240  und  241,  die  auch  in  andern  Sammluni^en  erscheinen  ; 
bei  MüUenh.  S.  474,  bei  Simr.  K.  B.  Nro.  469;  in  Nro.  907 
ist  der  Refrain  dem  unsem  ähnlich :  ^  *        < 

„Gottes  Wunder,  lieber  Bu,  , 

Qeh,  horch  ein  wenig  zu!« 
Die  5.  Strophe  mit  dem  in  diesem  Zusammenhang  unverständ- 
lichen „lazen''  scheint  verderbt»  , 

1 75.  Bruchstücke  eines  Lügenliedes,  das  werth voller  zu  sein  scheint 
als  das  vorausgehende. 

176.  VergL  Nro.  43  des  ersten  Buchs,  das  hier  theilweise  parodirt 
erseheint.  ... 

177.  Vergl.  Nro.  4  des  ersten  und  Nro.  67  des  zweiten  Buchs  nebst 
den  Anm.  dazu«  Aehn liehe  Lieder  sind  auch  sonst  bekannt. 
In  B  ist  die  letzte  Strophe  ausgewuchert. ' 

1 78.  A  und  B  Beimspiele« 

179.  Vielleicht  ein  SpottUed. 

180  und  181  vergl.  Nro.  75  dea  zweiten  Buchs. 

182.  A  und  C  sind  Bruchstücke.  A  habe  ich  aus  mehreren  Rela- 
tion^a  zusammengestellt,/  C  hat  J.  K.  Schuller  in  seinen  mytho- 
logischen Untersuchungen  in  der  Transilvania  angeführt.  Auch 
B  iät  sehr  trümmerh^ft  auf  uns  gekommen,,  und  hat  viele 
Dunkelheiten.  Nur  durch  die  fünf  Anfangszeilen  scheint  es 
sich  an  A  zu  schlieszen,  und  gerade  dieser  Anfang  scheint  in 
beiden  Stücken  fremdartiger  Zusatss»  Die/ fünfte  Zeile  von  B 
ist  vielleicht  auch  willkuhrlieh  aus  einem  Tanaliede  hieberge- 
setzt. Anstatt  der  siebenten  Zeile  .bat.  eine  andere  Relation  die 
.  eingeklammerte  8.,  wohl  nur  weil  das  dunkle  domenäen  nicht 
verstanden  wurde.  Pr.  Müller  verfincht*  di6  Worte  aus  domina 
zu  erklären.  J.  K.  Schuller  (Trans.  -6,  1855)  hat  darin .  viel- 
leicht richtig  ein  Land  der  Zwerge  erkannt.  j^Domlenk^  und 
y^Dommenhanz^  sind  Gattungsnamen  für  Zwerg,  imd  wohl  nur 
deshalb  im  öebrauuh  seltener  geworden,  weil  Einer  derselben 
als  „doinelank  Hanz"  zum  Helden  eines  Märchens  geworden 
ist,  worin  er  allerlei  frö'mde  Züge,  nam-etitlich  '  von  Thörr  und 
Siegfried  angent^ramen^  unti  B;UmähIich  «eine-  Genossen  ver-^ 
dunkelt  hat.  Die  „DomenSen"  wären  ateo  ein  öebi*<>  der 
'  Däfuwlinge  oder  £lbe^-eln  E}lbetipara4ies;  wie  Meh  es  die  Ger- 
.  manen  bald  im  Innern  d^r  Bearge  odef  det  Erde^  '  btrfd  hoch 
auf  Gebirgen,  immer  aber  menschlichem  Zuga:nge.  entrückt^  und 


.      508       . 

nur  einzelnen  Begfinstigten  zu  gewissen  Zeiten  eröffnet  dachten. 
Das  Lied  ist  zu  verderbt,  um  —  trotzdera  es  in  verschiedenen 
Relationen  erscheint^ —  wieder  hergestellt  werden  zu  können. 
Im  Allgemeinen  mag  der  Sinn  desselben  etwa  folgender  sein: 
„Es  wird  ein  vergeblicher  Ritt  (natürlich  auf  dem  Knie)  gemacht 
in?  Land  der  Elbe,  entweder  um  ftlr  den  kleinem  Reiter  dort 
eine  passende  (kleine)  Braut  zu  suchen,  und  zwar  wahrschein- 
lich eine  Prinzessin,  oder  (auch  dies  könnte  der  dunkle  Sinn 
des  Liedes  sein)  um  des  Königs  Hochzeit  zu  sehen.  Der  Eiben- 
könig ^Domelänk"  (wenn  man  so  in  der  offenbar  verderbten 
9.  Zeile  das  unverständliche  „domenS"  bessern  darf)  ist  entweder 
nicht  zu  Hause  oder  läszt  nicht  vor  sich  treten,  weil  er  Hoch- 
zeit hält  Ziege,  Katze,  Hund  (Vieh  und  Hausthiere  der  Elbe, 
wie  sie  auch  sonst  bezeugt  sind)  liegen  ruhig  vor  und  in  der 
Vorhalle.  Das  Hausgesinde  —  denn  daran  musz  man  in  der 
nächsten  Zeile  denken  —  offenbart  seine  neckische  Elbenatur, 
indem  Einige  den  Ankömmling  ruhig  angrinsen,  ihn  weder  vor 
den  König  fuhren,  noch  ihm  sagen  wollen,  wer  die  Braiit  sei, 
oder  welche  als  Bräute  zu  vergeben  seien  (?),  während  Andere 
mit  harmloser  Schadenfreude  um  ihn  springen  und  sinken,  aus 
den  Kannen  trinken,  trommeln  und  lärmen*  (aus  den  Mythen- 
trümmern). —  Die  letzten  4  Zeilen  aus  A  entsprechen  einer 
solchen  Erklärung  vollkommen.  Wie8el  und  Maus  sind  wie 
Unke  und  anderes  Gethier  elbische  Gestalten  (vorgl.  Nro.  113 
des  vierten  Buchs)  und  wenn  ihnen  im  Liede  die  Reinigung 
des  Hauses  aufgetragen  wird,  so  sind  sie  damit  als  elbisches 
Hausgesinde  bezeichnet. 

Abzählen  nnd  Spiele. 

Unsere  Abzählreime    sind    nicht    so    schön   als   manche  der  in 

Simr.  K.  B.  von  S.  178  bis  195  mitgetheilten. Von  den  Spielen 

verdanke  ich  die  meisten  Haltrifch's  mehrerwähntem  Schulprogramm 

von  1854— ö. 

199.  Die  Biene  wird  hier  als  (eibischer?)  Reiter  aufgefaszt,  der  sich 

mit  Milch  —  für  den  Reiter  —  und  Haber  —  für  das  Rosz  — 

auf  die  Reise  versieht 
201.  Das  „Raiin,  niaiu*  oder  „Main,  raiu«  in  202  B  ist  wohl  Reihen 

oder  Reigen  und  Maien   zu    erklären.    Ein   ähnliches  Spiel  bei 

Müllenh.  S.  484,  1. 


509 

203  und  204  sind  ähnliche  Spiele.  Der  „Pimerbäsch«  ist  wohl  loca- 

ler  Name  einer  Waldung. 
207.I>ie>y,Branefrae^  ist  Frau  Holla. 

209.  Das  Blindekuhspiel  in  Simr.' EL  B.  Nro.  859   hat  mehr  Reime, 
und  wird  anders  gespielt. 

210.  «Schampelän^    ist    mir    unverständlich.     Das    Spiel   hat   wohl 
mythischen  Hintergrund.  ' 

211.  Aus  Haltrich's  Programm    ist    dies   Spiel    sammt    den    Reimen 
auch  in  Simr.  K.  B.  Nrö.  854  übergegangen.     Es  gründet  sich 

^    wohl   auf   eine  Erzählung,   die    der   Sage    vom  Wolf  und    den 
Zicklein   sehr   ähnlich   ist.    Verwandtes   hat  .Müilenh.   S.  487, 
Nro.  8. 
213.  Ein  ähnUches  Spiel  bei  MüUenk  S.  488,  Nro.  9/ 

Kinder-Canon. 

216.0b  dieser  Canon  im  Lande  entstanden  ist,   kann  ich  nicht  bt 
stimmen.    Wie  der  folgende  trägt  er  das  Gepräge  hohen  Alters« 
217.  Vergl.  Nro.  5,  C  des  ersten  Buchs. 

Sprechflliungren. 

Lieszen  sich  wohl  stark  vermehren.  Solche  Zungenübungen 
trifft  man  bei  allen  Völkern ;  so  ähnlich  sind  sich  auch  die  geistigen 
Bedürfnisse  der  Menschen. 

TSachtr&ge. 

247.  Aus  Haltrich's  Plan  zu  Vorarbeiten  für  ein  Idiotikon  der  siebenb. 
Sachs.  Volkssprache. 

250  Vergleiche  »Nro.  165  und  die  Anmerkung  dazu.  Das  dort  ange- 
führte Lied  aus  Willens  oft  erwähntem  Werke  S.  527  beginnt: 
Des  avonds  in  den  reine,  rein 
Des  ochten^s  achter  't  hoveken 
Des  morgens  als  ik  was  zoo  rijk  -* 

en 
Dat  ik  had  en  hinneken : 
Alle  lieden  yraegden  mij 
Hoe  da  'k  dat  hinneken  heeten  zou? 
„Kriep!^  zqI  mijn  hinneken. 
'  und  schlieszt  mit  der  Strophe: 


510 

Dat  ik  hadeen  wijveken: 

Alle  lieden  vraegden  my 

Hoe  da  'k  dat  wijveken  heeten  eou? 

Klembedrijf  biet  mijn  wijf, 

Langsteert  biet  mijn  peerd, 

Nijp  —  gat  —  toe  biet  mijn  koe,- 

Kort  trapken  biet  mijn  scbaepken, 

Steertje  ront  biet  mijn  bond, 

Langbals  biet  mijn  zwane, 

Koekeloere!  sei  mijn  hone, 

Kriep!  sei  mija  hinneken. 


Abhandlungen. 


I. 

Den  deutschen  Volksstamm,  von  dessen  Dichtungen  ich  einen 
guten  Theil  hier  dargeboten  ihm  selbst  und  seinen  Brüdern  in 
Deutschland,  die  er  nicht  vergessen  hat,  und  von  denen  er  nicht 
vergessen  sein  möchte,  nennt  man  seit  mehreren  Jahrhunderten 
j^Siehenbwrger  Sachsen.^  lieber  den  Namen  und  die  Abstammung 
dieser  Colonisten, .  der  treuesten,  die  je  vom  deutschen  Volke  aus- 
gegangen, ist  bis  in  die  neueste  Zeit  herab  viel  geschrieben  und 
gestritten  worden.  Heute  sind  die  Acten  über  diesen  Gegenstand 
dem  Schlusz  nahe.  Sprache,  Ortsbenennungen,  Gebräuche  und 
Sitten,  häusliche  Eini'ichtungen,  mancherlei  Ueberlieferungen  haben 
die  meisten  neueren  Forscher  die  Heimat  unserer  Voreltern  am 
Niederrhein,  wo  sich  Franken  und  Sachsen  berührten,  und  haupt- 
sächlich in  der  Gegen(^  von  Köln  suchen  lassen.  Wenn  man  sie 
für  einen  nicht  unbedeutenden  Theil  noch  tiefer  in  das  eigentliche 
Westfalen  rückt,  einen  andern  Theil  aus  Flandern  einwandern  läszt^ 
so  werden  die  Untersuchungen  der  Folgezeit  die  Ergebnisse  unserer 
heutigen  Forschungen  wohl  nur  noch  zu  bestättigen,  nicht  zu  berich- 
tigen haben.  Die  Hauptgründe  jener  Ansicht  hat  J.  K.  Schuller 
zusammengestellt  in  dem  kleinen  Schriftchen:  zur  Frage  über  die 
Herkunft  der  Sachsen  in  Siebenbürgen  (Hermannst  bei  Th.  Stein- 
haiisen  1856),  wo  auch  Vieles  aus  der  einschlägigen  Litteratur  ange- 
zogen ist.  Seine  Gründe  würden  sich  schon  jetzt  unschwer  ver- 
mehren lassen.  Damit  ist  den  alturkundliclien  Namen  ^Flandrenses*^ 
und  y^Saxones^  ihre  Berechtigung  nicht  genommen ;  vielmehr  nöthigen 
eben  diese  urkundlichen,  gewisz  nicht  zufallig  entstandenen  Namen 
mindestens  einen  groszen  Theil  der  ersten  Einwanderer  aus  Flan- 
dern, und  wohl  gleich  die  nächstfolgenden  aus  Sachsen  —  wenn 
auch'  nur  dem  Westfälischen  herzuleiten.  Es  nöthigen  hiezu  auch 
andere  Umstände.  Für  Flandern  sprechen  Schlözer's  gewichtige 
Gründe  und  manche  noch  immer  nicht  ganz  vergessene  Ueber- 
lieferungen;   für   Sachsen    viele    Sagen,   Märchen,    vorzüglich    aber 

33 


514 

ansre  Mythenreste,  die  in  auffallender  Weise  fast  ohne  Ausnahm 
tief  in  den  Nord-Westen  Deutschlands  weisen;  wohl  auch  Ortsnamen 
wie  Medwesch  (=  Medov&ge),  Hülzmäinjen  (=  Holtesmenne),  Duolr 
men  (pz  Dälmenne,  Dülmen),  Schnoben  (=:  Schagen),  Eälenk 
(=  Kellink)  und  ähnliche,  denen  allerdings  eine  gröszere  Menge 
niederrheinisoher,  mit  Siebenb.  sächsischen  überstimmender  Orts- 
namen gegenüber  gestellt  werden  kann«  Meine  Aufgabe  ist  nicht 
hier  diese  Fragen  endgiltig  zu  entscheiden ;  ich  wollte  nur  hinweisen 
auf  das  Ziel,  dem  in  dieser  Hinsicht  alle  unsere  Forschungen  sich 
werden  nähern  müssen.  Eines  Umstandes  denke  ich  doch  noch 
erwähnen  zu  müssen,  der  ob  zwar  nicht  entscheidend,  doch  einer 
gröszeren  Beachtung  werth  erscheint,  als  ihm  bisher  zu  ^Theil 
geworden.  Das  zweite  ura  1370  entstandene  Nationalsiegel  der 
Sachsen  (dies  allein  kommt  hier  in  Betracht,  da  das  erste  nur  die 
ehrenvolle  Bestimmung  der  Einwanderer  versinnlicht,  das  letzte  mit 
den  sieben  Burgen  den  Namen  des  Landes  oder  besser  des  Sachsen- 
gaues zu  deuten  sucht)  weiset  mit  seinen  drei  Seeblumenblättem  in 
ein  Küstenland  (Flandern).  Sieben  Seeblummenblätter  hatten  die 
Friesen,  Nachbaren  der  Flanderer  in  ihrer  Fahne;  —  sieben  und 
drei  beides  sind  uralt  heilige  Zahlen.  Bedeutsam  vereinigt  sogar 
das  Hermannstädter  Wappen  (also  das  des  Vorortes)  Flandrer  und 
Sachsen^  indem  es  in  das  Seeblumendreieck  die  gekreuzten  sächsi- 
schen Schwerter  einrahmt 

Auch  aus  sprachlichen  Gründen  darf  man  den  ürsitz  wenigstens 
eines  Theiles  unserer  Vorfahren  etwas  weiter  nördlich  rücken,  als 
bisher  geschehen  ist  Unsere  Sprache,  wie  wir  sie  fast  nur  ans 
ihrer  heutigen  Erscheinung  kennen,  ist  weder  flandrisch  noch  säch- 
sisch ;  aber  doch  hat  sie  noch  jetzt,  besonders  in  einigen  Mundarten 
(voraus  die  Schäszhurger)  entschieden  mehr  säschsischen  Gehalt  als 
etwa  die  von  Köln  oder  Düsseldorf,  wovon  man  sich  um  so  leichter 
überzeugen  kann,  je  mehr  man  auch  den  Vocalismus,  nicht,  wie 
bish<'r  fast  ausschlieszlicli  geschehen  ist,  nur  den  allerdings  wichti- 
geren Consonantismus  in  Erwägung  zieht.  *)    Das  musz  früher  noch 


*)  Die  Verwandtschaft  der  Zipser  Mundarten  mit  unsern  siebenbürgisch-sachsischen 
findet  SchrÖer  in  dem  schätzbaren  Werke  „Versuch  einer  Darstellnng  der  dent- 
schea  Mandarten  des  nngrischen  Berglandes "  doch  zn  gprosz,  wenn  er  S.  8  be> 
hauptet,  dasz  „dieser  Dialect  durch  gewisse  Hauptzüge  und  eine  Anzahl  tod 
Wörtern  dem  der  Siebenbürger  Sachsens  nShcr  als  irgend  einem  andern  stehe. 
In  der  That  enthalten  unsere  Mundarten  weit  mehr  niederdeutsche  Elemente  als 
die  des  ungr.  Bergiandes. 


616 

anzweifelhafier    gewesen    sein.     Wer   die  Mundarten    der  Städte 
Hermannstadt  ^    Mühlbachy    Broos    Vergleicht    mit   der   gangbaren 
Sprache   der   sie   umgebenden    Dörfer,    dem  musz   schon  auffallen, 
wie   sehr   die  Sprache   in    den   Städten   zersetzt   und  abgeschliffen 
worden  durch  Einwirkung  der  hochdeutschen  Schriftsprache.    Aber 
auch  das  Idiom  der  Dörfer  hat  sich  seit  Jahrhunderten  diesem  Ein- 
flusz  nicht  entziehen  können,  wie 'schon  die   grosze  Menge  unsilch- 
sich  gebildeter  Wörter   beweist  und  die  Erwägung  der  historischen 
Verhältnisse  erwarten  läszt.    'Schon  zur  2ieit  der    ersten  Einwande- 
rung war  die  Vormacht  der   oberdeutschen  Oialecte,  besonders  des 
schwäbischen  in  Deutschland  fühlbar ;  ein  halbes  Jahrhundert  später 
wurde  sie  durch  dieBlUthe  der  mhd.  Dichtkunst  eine  entschiedene. 
Das  konnte  auch  auf  die  Einwanderer,  die  erst  vor  so  kurzer  Zeit 
die  Heimath  verlassen  hatten,  imd  gewisz  noch  im  lebendigsten  Zu- 
sammenhange   mit   dem   Stamralande   waren,    nicht    ohne  Einflusz 
bleiben.    In  Deutschland    selbst    scheinen    um    diese  Zeit  -^  wohl 
gerade  durch  die  Einwanderung  —  das   Land  und  die  Verhältnisse 
Siebenbürgens  zu   klarerer  Kunde   gekommen  zu  sein,  wie  die  Ett 
wähnung   des  Landes  im  Nibelungenlied   und  die  Klinsorsage  be* 
weisen.    Letztere   reicht   freilich   mit   ihren   tiefsten  Wurzeln    weit 
zurück    in   den   Wodansmythus,    in    der  Gestalt   aber,    wie   sie   im 
Wartburgkriege  erscheint,  hat  sie  sich  um  diese  Zeit  zu  bilden  be- 
gonnen.  —  Sollte   der  Minnesang   nach    Siebenbürgen    gedrungen 
sein,    woran  ich   nicht  zweifle,   so  konnte  es    nur  in  dem  schwäbi- 
schen Dialect  geschehen  sein ;  sollte  je  in  Siebenbürgen  die  höfische 
Dichtkunst  von  Inländerri  geübt  worden  sein,   was  doch  nur  höchst 
selten    geschehen   sein    kann,    so   war's   zweifellos   auch  in  diesem 
Dialect.    Einen  fortwälirend  engen  Zusammenhang    der  Colonisteo 
mit    dem  Mutterlande    erhielt  der    besonders    unter   den  Anjouem 
mächtig  erblühende  Handel  derselben,  und  wieder  ist   es   Vorzugs- 
.  weise  der  Süden  Deutschlands,  der   dabei   in  Betracht  kommt.    So 
kamen  auch   in   späterer  Zeit  die   kleineren  Nachwanderungen  vor- 
zugsweise von  Handwerkern,  aber  auch  einzelner  nachmals  im  Lande 
bedeutend    gewordener  Persönlichkeiten  zumeist  aus   den    gewerb- 
und  kunstreichen  Städten  Ober-  und  Mitteldeutschlands.    Der  Hand- 
werksbursche  liesz  sich   entweder   unter  den  Brüdern  ^  nieder,  oder 
er  kehrte  nach  einigen  Jahren  wieder  in  sein  Nürnberg,  Augsburg, 
Straszburg,  Frankfurt  u.  s.  w.  zurück.  Niemals  wohl  in  jener  lieder- 
reichen Zeit   war   er  ohne  Lieder   gekommen,    hatte  wohl  zuweilen 
auch  ein  oder  das  andere  fliegende  Blatt   mitgebracht,  und  Beides 

33» 


516 

schlug  —  wie  zu  geschehen  pflegt  —  sogleich  in  dem  neuen  Boden 
Wurzel,  Diese  Lieder  waren  natürlich  oberdeutsche  —  wie  denn 
überhaupt  um  diese  Zeit  mehr  noch  als  in  E(päterer  der  deutsche 
Süden  weit  liederreicher  war,  als  der  zum  Theil  nicht  langeher 
neugermanisirte  Norden,  der  sich  dafür  von  jeher  einer  gröszeren 
Mythenflil^e  erfreute  —  und  blieben  selbst  bei  allmähliger  Umdich- 
tung,  ja  gerade  durch  dieselbe  nicht  ohne  Einwirkung  auf  die  Sprache, 
in  welclie  sie  umgedichtet  wurden.  Zum  Theil  schon  während  der 
ersten  Türkenkriege  (z.  B  unter  Hunyadi),  häufig  aber  während 
der  oft  wiederholten  Kämpfe  Oesterreichs  um  den  Besitz  Sieben- 
bürgens kamen  auch  deutsche  Söldner  —  wieder  zumeist  Süd- 
deutsche —  in  das  Land,  wie  andrerseits  vielfach  sächsische  Wander- 
bursche nach  Deutschland  zogen  und  dorther  Sitte,  Lied  und  aon- 
stige  Gewohnheiten  mitbrachten.  Unberechenbar  sind,  dergleichen 
Einflüsze,  seit  Siebenbürgen  dauernd  unter  Oesterreichs  Herrschaft 
gelangte. 

Aber  die  wichtigsten  Momente  in  dieser  Hinsicht  sind  nun 
erst  zu  erwägen.  Die  Siebenb,  sächsische  Sprache  ist  nur  in  aUer- 
letzter  Zeit  geschrieben  worden.  In  der  ersten  Zeit  nach  der  Ein- 
wanderung wurden  nicht  nur  alle  Urkunden,  sondern  selbst  chroni- 
stische Aufzeichnungen,  Rechnungen  u.  dgl.  —  wie  es  im  Geist 
und  dem  Culturzustande  des  Zeitalters  lag  —  in  lateinischer  Sprache 
geschrieben.  Noch  Jahrhunderte  später,  als  man  schon  vielfach  im 
Lande  deutsche  Memoiren  schrieb,  begegnet  es  oft,  dasz  der  Ver- 
fasser gerade  da,  wo  er  sein  GefUhl  sprechen  lassen  und  einmal 
breiter  ausladen  will,  plötzlich  ins  Lateinische  übergeht.  Als  man 
anfing  deutsch  zu  schreiben,  war  es  wieder,  wenn  auch  mit  vielen 
Saxonismen  durchspickt^  das  Oberdeutsche,  dessen  man  sich  be- 
diente; selbst  Personen-  und  Ortsnamen  gab  man  nicht  selten  in 
der  Schrift  oberdeutsche  Form.  So  sind  oberdeutsch  die  einzelnen, 
deutschen  Bruchstücke  einer  Hermannstädter,  sonst  lateinisch  ge- 
schriebenen Eirche'nmatrikel  des  14.  Jahrhunderts,  herausgegeben  von 
Anton  Kurz  unter  dem  Titel:  „Die  ältesten  deutschen  Sprachdenk- 
male und  die  bis  jetzt  bekannte  älteste  Handschrift  der  Sachsen  in 
Siebenb.  Leipzig  bei  T.  O.  Weigel."  Die  Schreiber  dieser  Urkunde, 
die  sich  in  der  Batyanischen  Bibliothek  in  Karlsburg  befindet,  waren 
„zur  Hermannstädter  Pfarre  der  h.  Jungfrau  Maria  gehörige  Geist- 
liche" und,  wie  ihre  Saxonismen  beweisen,  ohne  Zweifel  Sachsen. 
Im  15.  Jahrhundert  ist  schon  oft,  im  16.  sehr  reichlich  besonders 
in  Zunfturkunden  die  deutsche  und  immer  die  hochdeutsche  Sprache 


Ö17 

vertreten,  wie  dies  klar  ersichtlich  ist  aus  einem  von  der  Wissen- 
schaft lange  geforderten  Werke,  das  Fr.  Müller  erst  kürzlich  flena 
Verein  für  Siebenb.  Landeskunde  zur  Herausgabe  übermittelt  hat.  ♦) 
Unberechenbaren  Einflusz  auf  die  Zersetzung  des  Siebenb.  sächsi- 
schen Idioms  übte  die  Reformation.  Viele  deutsche  Schriften  der 
Reformatoren  und  ihrer  Nachfolger  —  vor  allen  andern  Luther's 
Bibelübersetzung  —  verbreiteten  sich  unter  unserm  Volke ;  es  ward 
femer  Gebrauch  sächsisch  zu  predigen,  wobei  man  aber  die  Predig- 
ten in  Lutherischem  Hochdeutsch  abfaszte,  und  nur  im  Vortrag 
übersetzte;  in  den  Schulen  pflegte  man  (seit  wann?  —  eine  Vor- 
schrift hierüber  kenne  icK  nur  aus  sehr  später  Zeit)  Katechismus, 
Gesangbuch,  Bibel  sächsisch  zu  lesen.  Deutsche.  Wort-,  Biegungs- 
und Satzformen  drangen  damit  bis  in  die  untersten  Schichten  des 
Volkes  ein. 

Auf  solche  Weise  änderte  sich  allmählig  und  fast  unmerklich 
unsere  Sprache  zu  Gunsten  ihres  hochdeutschen  Elementes.  Zwar 
ging  dabei  wohl  nur  Venig  von  ihrem  eigentlichen  ursprünglichen 
Charakter,  dagegen  aber  manche  Idiotismen,  eigenthümliche  Formen 
und  Redewendungen  verloren,  wogegen  fremde  in  Menge  aufge- 
nommen wurden.  Nicht  Aufgabe  dieser  Abhandlungen  ist  es,  viel- 
mehr die  einer  grammatischen  Arbeit,  an  die  sich  doch  bald  eine 
ausreichende  Kraft  wagen  sollte,  die  Gesetze  dieser  Sprache,  wie 
sie  bis  heute  geworden,  erschöpfend  zu  entwickeln.  In  keiner  Hin- 
sicht ist  noch  so  wenig  Befriedigendes  geleistet  worden  als  in  die- 
ser;  alle  unsere  Arbeiten  in  diesem  Gebiete  halten  sich  noch  ganz 
auf  der  Oberfläche;  und  doch  ist  eine  gründliche,  erschöpfende  die 
dringendste  Forderung  unserer  heutigen  Wissenschaft.  Umsonst 
sammeln  wir  zu  einem  Idiotikon,  so  lange  wir  ein  solches  Werk 
nicht  besitzen;  wir  werden  jenes  ohne  dieses  kaum  so  vollenden 
können,  dasz  es  mit  Ehren  vor  der  deutschen  Kritik  zu  bestehen 
vermöchte.  Umsonst  woDen  wir  eine  allgemein  und  endgiltige 
sächsische  Orthographie  feststellen,  ehe  uns  in  der  Grammatik  die 
Möglichkeit  geboten  ist,  dabei  rationell  und  consequent  vorzugehen; 
der  Versuch  wird  eher  schaden  als  nützen.  Auf  jedem  Schritte  in 
dem  Gebiet  national-germanistischer  Forschung  fühlen  wir  den  Mangel 
eines  solchen  Werkes.  Um  so  betrübender,  da  wir  uns  anderer- 
seits gestehen  müssen,  wie  wenig  Hoffnung  wir  gegenwärtig  hegen 
4ürfen,   diese    Lücke   bald   ausgefüllt  zu    sehen.     Es    gehört   viel 


*)  Es  ist  unterdefisen  erschienen. 


518 

WiFtsen  nnd  viel  Musze  zn  einer  solchen  Arbeit  Neben  einer  gründ- 
lichen Kenntnisz  der  hiritorischen  deutschen  Grammatik^  müszte  der 
Veifasser  eine  weitreichende  Bekanntschaft  mit  dem  eigenen  nnd 
den  übrigen  germanischen  Dialecten  und  Mundart^en  besitzen,  deren 
Wörterschatz  ihm  handgerecht  zu  Gebote  stehen  müszte;  er  müszte 
Musze  genug  hab(3n,  ununterbrochen  mindestens  einige  Stunden 
täglich  zu  arbeiten.  Nun  ist  aber  der  yorzglichste  Träger  unserer 
Wissenschaft,  der  Lehrstand,  durch  einen  zeitraubenden ,  obwohl 
nicht  in  gleichem  Masze  nutzbringenden  Schulmechanismus  gehin- 
dert, kaum  in  der  Lage,  die  Vorstudien  zu  einem  solchen  Werke 
zu  machen  und  ^as  W^erk  selbst  zu  volienden,  ehe  eine  Reibe  von 
Jahren  darüber  vergeht.  Von  Andern  ist  ein  solches  Werk  noch 
weniger  zu  erwarten.*) 

Solche  Erwägungen  haben  nothwendig  von  Einflusz  sein  müssen 
auf  die  Wahl  meiner  Orthographie^  in  dem  sächsischen  Text.  Wenn 
dicBelbe  nach   der    obigen  Entwickelung'^  keine  bleibende,  nur  eine 
vorübergehende  sein  konnte,  so  müszte  ich  sie  vorzüglich  so  einzu- 
ricliten  trachten,  dasz  damit  die  wirklichen  Laute,  wie  sie  das  Ohr 
hört,  ohne  Rücksicht  auf  Abstammung,   möglichst  genau    bezeichnet 
wui'den;   gerade   dadurch   konnte   ich   dem   künftigen  Grammatiker 
und   Systematfker   am    nützlichsten    werden.      Könnte  ich    an    die 
Dauer  meiner  Schreibung  glauben,  so  wäre  sie  vielleicht  schon  jetzt 
in  Einigem  abzuändern.  —  Die  Griechen  und  im  Deutschen  .Notker 
imd  Andere  haben  nach  ähnlichen  Grundsätzen    geschrieben.     Auf- 
merksam machen  musz  ich  aber  auf  den  schön  ausgebildeten  Conso- 
nantismus  unserer  Sprache,  namentlich  auf  die  sehr  scharf  bestimm- 
An  Auslautgesetze,  die  ich  ebenso  wie  die  übrigen  Lautgesetze  auch 
in  der  Schrift  darstellen  zu  müssen    geglaubt  habe.    Nicht  befrem- 
den soll  es,    wenn    man    ein  und  dasselbe  Wort   an    verschiedenen 
Stellen   verschieden    geschrieben   findet;  es    hängt  immer  von  dem 
Anlaut    des   nächstfolgendem  Wortes   ab,  ob    ein  Wort    sein  n  im 
Auslaut  behalten   oder   abwerfen,    ob    es   seine    muta,    tenuis    oder 
adpirata   unverändert   lassen,   oder    umwandeln  und  dem   folgenden 
Laut  anähnlichen  musz.    Hierin    weichen  auch   die  Mundarten   in 
Einzelnem  von  einander  ab,  z.  B.  die  Nösner  von  allen    Uebrigen« 
Gleichem    Wechsel   unterliegt   im    Inlaut    der   Endconsonant   eines 


^)  Der  Einzige,  dem  die  Masze  jetzt  in  ausreichendem  Masze  geboten  wäre,  J.  K. 
Schnller,  steht  bereits  in  huhem  Alter,  und  wird  sein  wissenschaftlich  so  thaten- 
reiches  ^eben  kaum  mit  .der  schwierigsten  und  aufreibendsten  Arbeit  be- 
schlieszen  wollen. 


5» 

Stammes  je  nach  den  verschiedenen  Bild iings- und  Ableftungssylben, 
die  ihm  anwachsen. 

Zur  Bezeichnung  der  sächsischen  Laute  habe  ich  folgende 
Zeichen  verwendet: 

1«  Voeale. 

Lange:  §iy  S,  &,  3,  i,  6,  6,  ü,  &. 

Kurze : .  a,  &,  ä^  e  (das  dem  i  sich  taähernde  kurze  e,  wie  es 
etwa  in  „recht*  gesprochen  wird),  e  (das  gewöhnliche  stumme-  e), 
i,  o,  ö,  u,  ü. 

Die  aus  diesen  Vocalen  entstehenden  Diphtongen  (zuweilen  auch 
Triphtongen)  bieten  keine  Schwierigkeit,  ei  ist  nie  wie  ai  zu  lesen. 

2.  Consonanteii. 

b,  p,  f  —  w. 

S;  k  (aspirirtes,  aus  der  Tiefe  des  Gaumens  gesprochenes  g), 
k,  ch  (mehr  auf  der  Zunge  als  aus  dem  Uaumen  gebildet,  und  einem 
geschärften  j  ähnlich  lautend),  6h  (aspirirt  und  aus  dem  Gaumen 
gesprochen  wie  in  Rachen)  —  j  (meist  im  Inlaut  fiLr  erweichtes  g 
stehend). 

d,  t  (in  den  meisten  Mundarten  wie  th  gesprochen),  z. 

8,  seh,  S  (im  Anlaute  vor  t  und  p  gesprochen  wie  seh),  ij  (höchst 
selten  —  sanskritischem  dscha  ähnlich  lautend  wie  in  ^gee^der^), 
sz  (mit  dem  deutschen  §  identisch)  und  h. 

r,  1  (vom  auf  der  Zunge  gebildet,  nicht  im  Hintergrund  der- 
selben wie  in  Deutschland),  m,  n. 

Der  gewünschten  grammatischen  Arbeit  musz  auch  die  Be- 
handlung der  Mundartenlehre  überlassen  bleiben.  Ich  habe  gestrebt, 
dasz,  wer  sie  unternimmt,  ein  möglichst  reiches  Material  dazu  in 
meiner  Sammlung. finde;  doch  ist  weit  weniger  geboten,  als  ich  zu 
bieten  gewünscht  und  auch  vermocht  hätte,  wenn  ich  von  mehreren 
Seiten  und  immer  mit  sorgfältig  geschriebenen  Beiträgen  wäre  unter- 
stützt worden. 

Der  Idiome  sind  eigerftlich  fast  so  viele  als  Ortschaften,  doch 
lassen  sie  sich  füglich  unter  fünf  Hauptmundarten  ordnen: 

1.  Die  Hermannstädter, 

2.  die  Medwischer, 

3.  die  Schäs^burger, 

4.  die  Burzenländer, 


520 

5.  die  Nösner,  an  weldie   sich  als   ein  Uebergangszweig    die 
Regner*)  aiischlieszt. 

Die  Schäszburger  Mundart  enthält  mehr  als  die  andere  sächsi- 
sche Bestandtheile ;  die  Hermannstädter  in  der  hier  angenommenen 
Ausdehnung  schlieszt  sich  in  leisen  Uebergängen  hier  an  die  Med- 
wischer,  dort  an  die  Schäszburger  an^  dasz  es  schwer  fällt  eine 
scharfe  Ghrenze  ihrer  Herrschaft  abzumarker^  und  es,  ehe  diö  Gh-am- 
matik  endgiltig  darüber  entschieden  hat,  kaum  bekämpft  Werden 
kann,  wenn  Einige  nur  drei  Hauptmpndarten :  Hermannstädter, 
Nösner,  Burzenländer  anerkennen  wollen.  Der  Hermannstädter, 
Schäszburger  und  Medwischer  Mundart  steht  die  Burzenländer, 
in  diesem  Buche  nicht  durch  meine  Schuld  fast  unvertretene, 
etwas  ferner,  und  am  (Entschiedensten  entfernt  ^  sich  die  Nösner 
von  allen  ibrön  Schwestern;  doch  bleibt  die  .Familienähnlichkeit 
immer  noch  so  grosz;  dasz  sie  selbst  eine  flüchtige  Betrachtung  als 
rechte  Schwester  anerkennen  musz*  Durch  ihre  Abweichungen 
.  nähert  sie  sich  auf  mehreren  Punkten  den  deutschen  Mundarten 
des  iingrischen  Berglandes. 


II. 

Wer  der  Entwickelungsgeschichte  der  Siebenb.  sächsischem 
Volksdichtung  nachspürt,  entbehrt  so  mancher  Quellen,  die  ander- 
wärts oft  reichlich  zu  Gebote  stehen.  Nicht  handschriftliche  Samm- 
lungen, nicht  gelegentliche  Mittheilungen  aus  frühetn  Zeiten,  nicht 
alte  Drucke  weisen  ihm  die  gesuchte  Fährte.  Von  handschriftlichen 
Sammlungen  ist  mir  nie  eine  Spur  begegnet;  noch  weniger  bewahren 
alte  Drucke  Erzeugnisse  unserer  Volksdichtung/  es  sei  denn  einige 
Sagen;  von  gelegentlichen  Aufzeichnungen  ist  mir  auph  nur  wenig 
Erwerb  geworden.  Eine  überraschend  reiche  Ausbeute  brachten 
in  dieser  Hinsicht  nur  die  von  Teutsch  ausgewertheten  Kirchen- 
visitationen aus  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts,  die  über  60  Heils- 
formeln lieferten.  Daneben  ist  uns  ein  historisches  Lied  aus  dem 
Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  in  einem  Manuscript,  einige  Heils- 
und Zauberformeln  in  Hexenprooessen,  auf  dem  Deckel  eines  alten 
Buchs,  in  einem  altern  Kirchenprotokoll,  und  einige  Sprüche  aus 
einem  alten  Hausbuch  erhalten.  Wie  wenig  ist  das  im  Vero:leich 
mit  dem,    was  in  Deutschland  die    groszen  Bibliotheken  im  Ueber- 

*)  Kegeu  für  sächs.  RSq  ist  wahrscheinlich  nnrichtig;  es  wird  schwer  sein  tiberaU 
'     den  richtigen  deutschen  Ausdruck  für  sächs.  Ortsnamen  herzustellen. 


521 

flusz  darbieten.  So  musz  sich  denn  unser  Forscher  begnügen,  aus 
der  jetzigen  Gestalt  und  dem  Inhalt,  der  Dichtungen,  wie  er  sie 
eben  aus  dem  Munde  ded  Volkes  erhalten,  .seine  Schlüsze  zu  ziehen; 
er  mag  die  Geschichte  des  VolkeS;  die  Ereignisse,  von  denen  hie 
und  da  dessen  Dichtungen  gefärbt  erscheinen,  in  Erwägung  ziehen, 
Hnd  sich  dabei  oft  bescheiden,  wenn  er  auch  nur  zu  einer  wahr- 
scheinlichen Hypothese  gelangen  kann.  Der  Vergleich  mit  der 
Volksdichtung  anderer  Nationen,  vor  Allem  mit  der  nächstverwand- 
ten der  Bruderstämme  im  deutschen  Mutterlande  wird  ihm  oft  die 
wesentlichsten* Dienste  leisten^wie  denn  besonders  ftir  die  Geschichte 
unseres  Volksliedes  Uhlajoid's  Sammlung  und  die  wenigen  dazu  er- 
schienenen Abhandlungen  unschätzbare  Htilfsmittel  und  Finger- 
zeige bieten. 

So  gering  solche  Hülfsmittel  auf  den  ersten  Anblick  scheinen 
mögen,  wir  sind  damit  nicht  so  gar  sehr  im  Nachtheil  gegenüber 
andern  Nationen,  selbst  im  Vergleich  mit  unsem  Brüdern  in  Deutsch- 
land, wo  der  Volksdichtung  die  reichsten  Quellen  flieszen,  und  die- 
selben am  öftesten  und  fieiszigsten  ausgebeutet  wurden.  Allerdings 
sind  Quellen  und  Zeugnisse  geeignet,  das  geringste,  selten  aber  das 
höchstmögliche  Alter  und  die  ersten  Keime  und  Anfänge  einer 
Dichtung  zu  bestimmen;  denn  zu  diesen  reichen  sie  in  der  Regel 
lange  nicht  hinauf.  Nur  das  Wenigste  in  Uhland's  Sammlung  kann 
aus  Handschriften  vor  dem  16.  Jahrh.  oder  gar  noch  älterer  Zeit 
nachgewiesen,  werden,  während  es  doch  oft  in  seinen  Anfängen  weit 
älter  ist,  und  vielfach  über  die  Blüthezeit  der  höfischen  Kunstdich- 
tung hinausreicht,  die  besonders  in  ihren  Anfängen  nicht  selten  aus 
der  Volksdichtung  Nahrung  sog,  wie  z.  B.  bei  dem  Kürenberger 
oiFenbar  ist. 

Andererseits  gestatten  unsere  Mittel  mancherlei  ersprieszliche 
Folgerungen.  Es  ist  bei  Betrachtung  der  Dichtungen  selbst,  wie 
sie  vorliegen,  zu  erwägen,  ob  der  Stoff  alt  sei,  ob  er  im  Ganzen  oder 
Einzelnen  mythischen  Gehalt  habe,  ob  er  in  Zusammenhang  stehe 
mit  Festen,  Sitten,  Gebräuchen,  die  an  sich  selbst  oder  durch  sichere 
Ueberlieferungen  als  alt  verbürgt  sind,  oder  selbst  mythische  Be- 
ziefhung  haben;  ob  er  noch  in  mehreren  oder  allen  Hauptformen 
der  Volksdichtung,  also  Mythe,  Sage,  Märchen,  Lied  (oder  dramatische 
Darstellung)  vorkomme,  wie  bei  der  Ballade  ^Brautmörder^  des 
ersten  Buches  der  Fall  ist,  ob  in  andern  alten  Dichtungen  Anspie- 
lungeta auf  oder  Reminiscenzen  aus  diesem  Stoff  vorkommen,  oder 
derselbe  sonst  erwähnt  wird ;  ob  er  nach  seiner  Behandlung  einfach 


622 

sei  in  äusserer  und  innerer  Anlage,  ob  er  naiv  oder  bereits  senti- 
mental^  ob  er  in  strenger  Kürze  oder  in  breiterem  Flusze  vorge- 
tragen werde^ob  er  besser  oder  schlechter  erhalten  sei^  ob  er  seine 
ursprüngliche  Tendenz  behalten  oder  verloren  habe,  ob  sich  Lücken 
vorfinden  oder  Dunkelheiten  in  dem  Zusammenhange^  in  den  Moti- 
ven und  in  dem  Abschlusz,  die  mit  Wahrscheinlichkeit  erklärt 
werden  dürfen  daraus,  dasz  die  Dichtung  durch  die  Länge  der  Zeit 
ganz  odet-  in  einzelnen  Theilen  von  ihrem  Publikum  nicht  mehr 
verstanden,  und  -  in  Folge  dessen  verderbt  wurde*  Von  minderer 
Bedeutung  ist  bei  unseren  Volksdichtungen  die  äuszefe  Form^  z.  B. 
ungleichmäsziges  Versmasz,  Beachtung  oder  Nichtbeachtung  der 
Senkungen,. unverschränkte  oder  verschränkte  Reime,  völlige  Reim- 
losigkeit,  einfachere  oder  ausgebildetere  Strophe  oder  Mangel  an 
Strophenbildung  u.  .s,  w.    •       • 

Die  Erwäffung  der  Volksgeschichte  veranlasst  zu  der  Unter- 
suchung, ob  eine  bestimmte  Dichtung  dem  Geiste  und  der  Stim- 
mung einer  besonderen  Zeitperiode  mehr  als  jeder  andern  entspre- 
chend und  angemessen  sei,  so,  dasz  ßie  als  natürliches  Erzeugnisz 
derselben  angesehen  werdeü  könne,  ob  sie  von  den  Zeitereignissen 
sichtlich  getragen  oder  nur  leicht  gefärbt  erscheine,  ob  sie  etwa 
deutliche  Anspielungen  auf  dieselben  enthalte,  ob  sie  von  denselben 
ganz  erzeugt  oder  nur  theilweise  umgeformt  worden  sei  u.  dgl. 

Bei  dem  Vergleich  endlich  mit  andern  y  namentlich  deutschen 
Volksdichtungen  liegt  uns  ob  zu  untersjicheu,  aus  welcher  Zeit  sich 
die  fremde  Dichtung  nachweisen  lasse,  wie  weit  sie  in  dieser  oder 
einer  voräussetzlich  andern  Gestalt  über  die  urkundlich  erwiesene 
Zeit  zurückreichen  könne;  femer  ob  unsere  Dichtung  nach  allen 
innern  oder  äuszern  Gründen  älter  oder  jünger  sei  als  die  parallele 
fremde  Dichtung,  so  wie  sie  vorliegt,  ob  sie  etwa  blosz  einzelne 
ältere  Bestandtheile  bewahrt  habe;  ob  sie,  wenn  jünger,  sich  aus 
der  fremden  Dichtung  oder  unabhängig  von  dieser  aus  andern, 
verlorenen,  älteren  Formen  entwickelt  habe;  endlich  ob  unsere 
Dichtung  als  Umdichtung  anzusehen  sei  oder  nicht,  wie  weit  die 
Umdichtiing  fortgeschritten,  ob  sie  nämlich  zur  völlig  freien  Be« 
arbeitung  des  Stoffes  geworden,  oder  noch  fast  blosze  Uebersetzung 
geblieben  sei. 

Nicht  jedes  dieser  Kennzeichen  ist  schon  einzeln  genügend, 
uns  zu  einem  Schlusze  zu  berechtigen;  die  meisten  bedürfen,  um 
rechtskräftig  zu  werden,  gegenseitiger  Unterstützung,  und  wollen 
überhaupt  mit  Vorsicht  und  Tact  gebraucht  sein.    Dieser  ist  zwar 


523 

einerseits  angeboren,  mnsz  aber,  wenn  er  zu  ganzer  Kraft  gelangen 
8oll>  durch  vielfältigen  und  langen  Umgang  mit  und  inniges  Ver- 
senken in  diese  Dichtungen  genährt  und  gepflegt  werden. 

Mit  solchen  Mitteln  versuche  ich  es,  nachdem  aurch  die  An* 
merkungen  schon  stark  vorgearbeitet  worden,  in  diesen  Abhandlun«  . 
gen  nicht  die  Geschichte,  nur  einige  Grundrisse  zur  Geschichte 
unserer  Volksdichtung  -^  namentlich  so.  weit  sie  in  meiner  Samm- 
lung  Baum  gefunden  —  zu  entwerfen,  oder  —  um  keinem  Misz« 
verständnisz  über  meine  Absicht  Raum  zu  lassen  —  die  bedeutend- 
sten Entwickelungsphasen  unserer  Volksdichtung  abzumarken  und 
zu  kennzeichnen.  Ich  darf  mir  das  Zeugnisz  geben,  dasz  ich  es 
weder  an  innigem  Einleben  in  diese  Dichtungen  binnen  siebzehn 
Jahren  fehlen  liesz,  noch  es  versäumt  habe,  mir  den  Sinn  zu  schär«  , 
fen  durch  Studium  und  Vergleichung  fast  aller  zugänglichen  Volks- 
literaturen, besonders  aber  nach  allen  Richtungen  der  deutschen. 

Als  die  ersten  Deutschen  den  weiten  Weg  nach  dem  Earpathen- 
lande  antraten,  das  von  ihnen  den  Kamen  Siebenbürgen  erhalten 
sollte,  hatten  die  Kreuzzüge  noch  nicht  lange  begonnen,  sasz  auf 
dem  Kaiserthrone  Konrad  UI.  von  Hohenstaufen,  kündigte  sich 
noch  kaum  die  Dämmerung  an  jener  glänzenden  Morgenröthe  deut- 
scher Dichtkunst,  welche  mehr  als  ein  halbes  Jahrhundert  später 
in  Süddeutschland  strahlend  anbrechen  sollte.  Später  noch  leuchtete 
sie  den  Gegenden  unserer  ersten  Heimath,  und  nur  noch  später, 
wenn  es  überhaupt  je  geschah,  hätte  sie  auf  die  Volkspoesie  jener 
Gegenden  einigen  Einflusz  üben  können. 

In  Flandern  und  am  Niederrhein  erzählte  man  sich  noch  mit 
frischer  Theilnahme  jene  Abentheuer  von  Wolf  und  Fuchs  neben 
mancher  altepischen  Sage,  in  Westfalen  jene  Wodena-  und  Heimärchen 
kräftiger  noch  und  von  mythischem  Gehalt  erfüllter  als  sie  uns  heute 
die  nicht  genug  zu  schätzende  Märchensammlung  HaltriMs  lesen 
läszt.  Daneben  erklang  aber  auch  noch  manches  Lied,  recitirte 
noch  manche  Schauersage  der  bekannte  Sänger  oder  ^er  wandernde 
Blinde,  wo  man  sich  zum  Reigen  versammelte  oder  in  der  Rocken- 
stube, oder  wo  immer  »ich  ein  Haufe  Hörender  in  einer  Versamm- 
lung fand.  Das  sind  jene  halbepischen  Lieder,  die  später  unpassend 
den  Namen  j^BaUade^  erhalten  haben.  Auch  der  Tanz  wurde  von 
Reimen  begleitet  und  bei  Hochzeiten  und  andern  hochfestlichen 
Gelegenheiten  dramatische  Spiele,  und  mimische  Darstellungen  voll 
mythischen  Gehaltes  aufgeführt. 


524 

Nicht  ohne  Begleitung  der  Dichtkunst  sind  aleto  unsere  Vor- 
fahren aus  ihren  Ursitzen  im  nordwestlichen  Deutschland  zuerst  in 
dieses  Land  gekommen.  Wie  Pflug  und  Schwert,  so  brachten  sie 
Myihe^  Sage^  Thieradge  und  Mährch&n,  aber  auch  dramatische  Com- 
Positionen^  Lied  und  Sp^ch,  Zauberformel  und  Räthsd  und  was  die 
Mütter  als  erste  Geistesbrocken  den  Kindern  vorlullen,  mit.  So 
wenig  von  diesen  wie  von  Pflug  und  Schwert  mochten,  ja  konnten 
sie  sich  trennen;  sie  gehörten  ja  überhaupt  zu  ihrem  Hausrath;  sie 
hafteten  ihnen  an  wie  die  Schale  der  Schildkröte,  und  weniger 
fremd  und  wüste  muszte  ihnen  die  neue  Heimath  erscheinen,  wenn 
sie  gleichsam  ein  gut  Stück  der  alten  sogleich  in  dieseK>e  her- 
überpflanzten. /      . 

Freilich  erlitten  diese  Erbtheile  schon  init  oder  bald  nach  der 
Einwanderung  manchen  Verlust.  Die  Erzähler  und  Sänger  vom 
Fach  waren  wohl  meistens  zurückgeblieben,  der  sang-  und  sagen- 
kundige Blinde  mochte  sein  Schicksal  nicht  vereihen  mit  dem  der 
waghalsigen  Wanderer,  die  in  eine  fremde,  wilde,  unbekannte,  von 
nomadischen  Horden  umschwärmte  Wüste  zogen;  die  Ortssage  ver- 
lor ihren  Haft,  und  wuszte  sich  nur  selten  wie  im  ,,Wonzlenk, 
Wonsbäsch,  Hällegröwen"  einen,  neuen  zu  finden;  die  Einwanderer 
gedachten  während  der  ungeheuren  Anstrengungen  und  Mühen  bei  • 
der  ersten  Ansiedlung  >srohl  seltener  an  das  Lied  als  zu  Hause ;  die 
Volkspoesie  ist  ^ohnehin  beständiger  Umwandlung  und  Umdichtung 
unterworfen,  und  kommt  oft  weit  ab  von  ihren  ersten  Gestaltungen. 
Nicht  Alles,  was  wir  vor  unserer  Einwanderung  in  der  altsächaischen 
oder  rheinischen  Heimath  besaszen,  haben  wir  mitgebracht;  nicht 
Alles^  ja  wohl  das  Wenigste  von  dem  Mitgebrachten  besitzen  wir 
noch  heute;  und  von  dem,  was  wir  noch  seit  der  Einwanderung 
besitzen,  hat  das  Wenigste,  ja  Nichts  seine  Gestalt  unverändert  bis 
heute  erhalten;  nur  die  Stoffe,  nicht  ihre  künstlerische  Gestaltung, 
noch  weniger  die  äuszem  Formen  sind  geblieben.  Abgesehen  hie- 
ven ist  indessen  dieses  alten  Gutes  immer  noch  ein  schätzbarer 
Vorrath  da.     , 

Hieher  sind  zu  rechnen  die  altmythischen  Sagen  in  Müller*s 
und  die  nach  dieser  Richtung  noch  weit  gehaltreichern  Märehen  aus 
Haltrich's  Sammlung,  die  eine  wahre  Fundgrube  für  deutsche  My- 
thologie, eine  jüngste  Edda  genannt  werden  mug.  Hieher  zu  rechnen 
ist  ferner  mindestens  ein  dramatisches  Spiel,  das  sich  bis  auf  den 
heutigen  Tag  erhalten  hat,  und  trotz  aller  Abschwächung,  die  es 
im  Laufe  wechselvoller  Jahrhunderte  erleiden  muszte,   auch  in  der 


625 

auf  uns  gekommenen  Gestalt  noch  deutlieh  die  Züge  eines  Mythus 
erkennen  läszt^  der  ein  im  übrigen  Deutschland  längst  vergessenes 
Abentheuer  des  Donner-  und  Ehegottes  aufbewahrt.  Es  ist  dies 
der  bei  Hochzeiten  aufgeführte  sogenannte  j^Röszchentanz^,  den  uns 
Pfarrer  Fronius  in  dem  sachsischen  Hausfreund  von  1861  aus  Arke- 
den  mitgetheilt  hat,  der  übrigens  auch  an  andern  Orten,  wenn  auch 
unvollständiger  bekannt  zu  sein  scheint.  Wer  die  Zähigkeit  der 
Volksüberlieferung  zu  bewundern  noch  nicht  Gelegenheit  fand,  der 
mag  staunen  bei  der  Betrachtung  dieser  Dichtung,  die  nach  einem 
Jahrtausend  und  länger  auch  nicht' Einen  Zug,  nicht  Eine  Person 
des  Mythus  verloren  hat  *) 

Von  den  in  meine  Sammlung  aufgenommenen  Dichtungsarten 
zähle  ich  wohl  mit  .vieler  Wahrscheinlichkeit  hieher: 

Aus  dem  ersten. Buche  die  Nummern:  1,  2,  6,  41,  dann  die 
Balladen  von  starkem  tragischem  Inhalt  und  einfacher  Entwickelung 
Nro.  48  (vorzugsweise  B),  50,  vielleicht  das  Bruchstück  51,  52,  54 
(vielleicht  auch  53),  audzerdem  «o  manche  überblicbene  Type  von 
„Scheiden  und  Meiden,  von  Liebe  und  Trauer"  u.  s.  w.,  woraus 
sich  später  neue  Lieder^  entwickelt  haben. 

Das  zweite  Buch  enthält  aus  dieser  ältesten  Zeit  vielleicht 
Nro.  2,  3  und  4,  10  und  11.  Einiges  aus  den  Tanzreimen,  aber 
vor  allem  und  zweifellos  (versteht  sich  in  der  Grundlage)  jene 
j^Bockerdieder^  (meine  Sammlung  enthält  deren  drei),  die  sammt  der 
Sitte,  welche  sie  zu  begleiten  bestimmt  sind,  uraltes  Gepräge  an 
sich  tragen,  in  ihrem  entschieden  mythischen  Kern  vom  Volke  längst 
nicht  mehr  verstanden  sind,  mit  den  übrigen  Hochzeitfeierlichkeiten 
einst  ein  Ganzes  bildeten,  und  mit  allem  diesem  Zubehör  unmöglich 
später  erfunden  oder  eingeschleppt  und  in  Gebrauch  gekommen 
sein  können ;  vielmehr  sind  sie  in  ihrer  jetzigen  Erscheinung  nur 
als  letzte  Beste  und  Ablagerungen  ähnlicher  dramatischer  Spiele, 
wie  sie  der  „Röszchentanz^  anschauen  läszt^  zu  betrachten.  Die 
sogenannten  „Hochzeitreden  oder  Hochzeitpredigten^  (siehe  Nro.  64 
und  folg.  des  zweiten  Buchs)  sind  zwar  augenscheinlich  späte 
Schöpfungen,  aber  es  ist  sehr  zu  vermuthen,  dasz  sie  auch  nur  an 
die  Stelle  älterer,  wahrscheinlich  possenhaft  dramatischer  Dichtun- 
gen getreten  sind.  Alten  Zuschnitt  hat  auch  Manches  aus  den  Spott- 
liedern und  Einzelnes  aus  andern  Stücken,  z.  B.  77. 


*)  Siehe  meinen  Aufsatz  über  diesen  Gegenstand  in  dem  Mühlbacher  Schnlprogramm 
pro  1862—3. 


526 

Von  den  Sprichwörtern  des  dritten  Buchs  kommen  vorzngs- 
weise  die  auf  die  Tbiersage  gegründeten,  aber  gewisz  auch  manche 
andere  in  Betracht.  Wer  mag  Bagen,  wie  viele  und  welche  von  den 
Räthseln  schon  mit  unsern  Ahnen  eingewandert  sind?  einige  ohne 
Zweifel.  Gewisz  Vermächtnisz  aus  der  Zeit  der  Einwanderung  ist 
der  gröszte  Theil  dessen,  was  das  vierte  Buch  in  seiner  zweiten 
Abtheilung  enthält,  wenn  es  auch  im  Lauf  der  Zeit  und  unter  dem 
Einflusz  des  Christen thums  starke  Einbusze  und  Umdichtung  er- 
litten hat.  Das  Stärkste,  Aelteste  und  Besterhaltene  haben  schon 
die  Anmerkungen  hervorgehoben. 

Mit  dem  Allerältesten  können   die  Kinderdichtungen  in  grosser 

Zahl  in  die  Schranken   treten;  sie  haben    dessen  Vieles   aufzuwei- 

sen,  und  manche  iStücke  des  fünften  Buchs  vielleicht   mehr  Jahre 

vor  als    nach    der  Einwanderung   durchllebt.     Die  Nummern  2  und 

3  nebst   einzelnen  Versen   aus  l,  dann   6,   7,   8,  9,  10,  11,  14  und 

ähnliche  können  die  Einwanderer  an  ihrer  Wiege  und  hernach  ver* 

nommen  haben.    Noch  unzweifelhafter  ist  das  Alter   der  meisten  in 

dem   Abschnitt:  „Verkehr   mit   der  Natur"  enthaltenen  Stücke,  die 

unserem   Stamme    mit   nicht   minderem  Rechte    eigenen   als    seinen 

Brüdern.      Ferner   darf   hieher    gerechnet   werden     ein    Theil    der 

^Nachahmungen/'     Nicht  mit    dem   Aeltesten    können   sich    messen 

die  y^Kindergehete^ j  aber   doch    müssen  die    meisten "  schon   bei  der 

Einwanderung  mitgebracht  worden  sein,  und  so   auch  ohne  Zweifel 

die  Nummern  165,  166,  167,  168,  169,  170  (171  ist  vielleicht  später 

eingeschleppt)  182;  endlich  mehrere  Spiele. 

Die  Kriterien  solchen  Alters  anzuführen,  nachdem  ihrer  im 
Einzelnen  in  den  Anmerkungen,  im  Allgemeinen  im  Eingang  die- 
ser Abhandlung  gedacht  wwden,  wäre  an  diesem  Orte  überflüszig 
gewesen.  Eines  wird  auch  der  hartnäckigste  Zweifler  nicht  be- 
streiten. Wo  ein  Stück  starke  mythische  Grundlagen  hat  und  aus 
der  Zeit  nach  der  Einwanderung  unserer  Vorfahren  in  Deutschland 
nicht  nachweisbar  ist,  da  fällt  seine  Entstehung  unzweifelhaft  vor 
die  Einwanderung.  » 

Noch  könnte  Manches  hieher  gehören,  was  ich  nicht  anzuführen 
gewagt  habe.  Das  Angeführte  ist  indessen,  wie  schon  früher  an- 
gedeutet worden,  nur  ein  kleiner  Theil  dessen,  was  bei  der  ersten 
Einwanderung  ins  Land  kam'.  Wie  Manches  wird  untef  den  Colo- 
nisten  erstorben  sein,  schon  im  ersten  Jahrhundert:  die  Alten 
starben  aus,  den  Jungen  im  Lande  Gehörnen  muszte  schon  Mehreres 
unverständlich   sein ;    auch    hatten   sie  mit   äuszerer   Noth    gerade 


527 

genug  zu  achaffeni  da-  sie  zur  Zeit  Königs  Andreas  ü«  ihrer  nr- 
sprünglichen  Freiheiten  groszentheils  verlustig  (libertate,  qua  vocati 
erant,  penitus  exemti)  waren;  und  wenn  auch  mit  den  Ansiedlun- 
gen  der  deutschen  Ritter  (die  doch  zum  Theil  aus  dem  Lande  selbst 
durch  Anlockung  früherer  Colonisten  bewerkstelligt  wurden)  im 
Burzenlande  manch  neue  Dichtung  ins  Land  gekommen,  vielleieht 
auch  manche  ältere  neu  aufgefrischt  worden  sein  mochte,  so  wurden 
dagegen  durch  die  wenig  Jahre  später  erfolgende  Mongolenver- 
wüstung  wahrscheinlich  weit  mehrere  für  immer  erstickt« 

Wie  sich  in  der  Folge  und  namentlich  in  der  behäbigen  Blüthe- 
zeit  der  Sachsen  unter  den  Anjouem  die  sächsische  Volksdichtung 
in  Siebenbürgen  fortentwickelt. habe,  läszt  sich  heute  nur  noch  yer- 
muthen.  Wohl  mag  manches  Lied  durch  Eaufleute  schon  damals 
aus  Deutschland  eingeschleppt  worden  sein,  manches  entstand  auch 
im  Lande,  so  wahrscheinlich  jene  gemüthlich  ruhigen  Nummern  3 
und  5  des  ersten  Buches,  deren  Typen  indessen  älter  sein  mögen, 
vielleicht  Nro.  8  desselben  Buchs,  das  recht  wohl  in  eine  Zeit  des 
Wohlstandes  paszt^  und  —  wohl  um  diese  Zeit  aus  Deutschland  ein- 
geführt aber  im  Lande  umgedichtet  —  das  einzige  Tagelied  meiner 
Sammlung  Nro.  23,  sanftere  Klagen  wie  Nro.  24  und  älmliche. 
Auch  aus  dem  zweiten  Buch  ist  Mehreres  dieser  Zeit  nicht  unan- 
gemessen, und  wenn  im  vierten  jene  von  Teutsch  in  Kirchenvisita- 
tionen des  siebzehnten  Jahrhunderts  aiifgefundeifien  Heilsformeln,  wie 
ich  vermuthet,  in  ihrer  ersten  Gestalt  zwar  mit  eingewandert,  in 
der  auf  uns  gekommenen  jedoch  von  einheimischen  Pfaffen  umge- 
dichtet worden  sind,  so  kann  solche  Umdichtung  nur  um  diese 
Zeit  oder  wenig  später  vor  sich  gegangen  sein.  ■ 

Zweier  auffallender  Erscheinungen  in  unserer  Volksdichtung 
ist  an  diesem  Orte  zu  gedenken,  des  fast  gänzlichen  Mangels  histo- 
rischer Lieder  und  der  auch  ungewöhnlichen  Seltenheit  der  Ballade.. 
Das  historische  Lied,  zumal  Volkslied  war  zur  Zeit  der  Sachsen- 
einwanderung noch '  kaum  im  ersten  Entkeimen ;  das  epische  Lied 
vertrat  dessen  Stelle.  Das  Lied  auf  den  Sieg  König  Ludwigs  IIL 
bei  Soucourt  aus  dem  Ende  des  neunten  Jahrhunderts  —  immerhin 
eine  merkwürdige  Erscheinung,  folgt  sichtlich  epischen  Vorbildern 
und  ist  überdies  Pfaffenpoesie ;  die  spätem  Kreuzlieder  sind  lyrisch ; 
und  selbst  Walther's  von  der  Vogelweide  epochemachende  Gedichte 
von  politischer  Färbung,  haben  eben  mehr  politische  Ueberzeugun- 
gen  und  Tendenzen,  als  Ereignisse  zur  Grundlage.  So  konnten  die 
Sachsen  bei  ihrer  Einwanderung  die  Form  des  historisch-politischen 


&28 

Liedes  nicht  mitbringen;  sie   hätten  sie  in  der  neuen  Heimat  erfin- 
den und  ausbilden  müssen,   was   aber  nicht   geschehen  ist.     um  die 
Zeit,  als  sieh  das  historisch-politische  Lied   bei  uns    hätte  ausbilden 
sollen  und   nicht    ausbildete,  ßng  auch    die  Form  der  Ballade  wahr- 
scheinlich schon  an  .abzusterben.     Was  uns   in    dieser  Gattung  übrig 
ist,  rührt  grösztentheils   aus    den    ersten  Zeiten  der  Einwanderung, 
oder  ist  später  aus  Deutschland   eingeschleppt  worden;    die  einzige 
mir  bekannte,  in   meine  Sammlung    übergegangene  Ausnahme  wird 
im  Verlauf  dieser  Abhandlung  an  ilirem  Orte   erwähnt   werden.  — 
Woher   nun  die  Ursachen  der    einen  wie  der   andern  Erscheinung? 
Mich  dünkt,  sie  sind   unschwer   zu  errathen»     Was    die    mythischen 
und  halbmythischen  Stoffe  der  Ballade  betrifft,  so  konnten  dieselben 
natürlich   im    Lauf   der  Zeit  nur   Einbusze,   nicht  Vermehrung    er- 
fahren; die  historischen,  aus  der  alten  Heimat    mitgebf-achten  Balla- 
denstoffe  wurden  in    der   neuen    allmählig    nicht  mehr   verstanden, 
und   bald   vergessen,  und   nicht   anders   erging  es  den    später   etwa 
nachgewanderten.      In    der   neuen    Heimat    erlebte    man    zwar    viel 
GroszeSj  viel  Gewaltiges  und  Ergreifendes,  das  unter  andern  Umstän- 
den   gewisz   das    historische  Lied    erweckt    oder  Stoff  zu    Balladen 
geboten  hätte ;  aber  es  war  nicht  geeignet  die  nationale  Dichtung  an- 
zuziehen^    da    die  Sachsen    dabei   nur   leidend   oder   im  Bunde    mit 
andern    überwiegenden   Kräften    betheiligt    erscheinen.     Das  Grosze 
war  nicht  national,  wenigstens  nicht  rein  national,  und  das  Nationale 
konnte    nicht   grosz  sein,    weil  die  Nation  bei  all  ihrer  Regsamkeit, 
Kraft  und  Zähigkeit,    selbst  in   ihrer  Blüthezeit   nur   ein  Bruchtheil 
des  Reiches   war,  von   allen   Seiten  umgeben   und  angefeindet   von 
unhomogenen  Elementen.     Dieser,  schmerzliche  Zug   geht  durch  die 
ganze  Geschichte  der  Sachsen,  und  hat  sich  erkennbar  fiir  Denkende 
selbst  dem  Charakter    der  Einzelnen   eingewachsen.     Geschah  auch 
zuweilen  eine  nationale  That,  die  ob  auch^  nicht   grosz,  doch  gewal- 
tig und    plastisch    hervortretend    genug    war,    wie    etwa    die    Rache 
Gan's  des  Sohnes  Alard's  von  Salzburg,  BerthoId*s  von  Kellink,  oder 
der  Aufstand  Hennink's    von  Petersdorf,    die   wohl   in    Deutschland 
Stoff  zu  Balladen  oder  historischen  Parteilied erti  gegeben  hätten ;  so 
wurde  sie  in  der  unnennbaren,  Schlag  auf  Schlag  drängenden  Noth 
der    folgenden  Jahrhunderte,    die  jeden    freudigen  und  külmen  Auf- 
schwung  fesselte,  ja    vernichtete   und   alle    früheren    Erinnerungen 
übertäubte,,  bald   gänzlich    vergessen,  und   würde   ohne   die  Klagen 
der  Gegner  und  das  rettende  Pergament  wohl  nie  zu  unserer  Kennt- 
nisz   gelangt   sein.     Das    ist  es,   was    kleinen  Volksbruchtheilen   so 


529 

leicht  Gefahr  bringt,  sich  gröszem  Nachbarstämmen  anzuschliesziBn 
und  in  ihnen  aufzugehen,  der  Mangel  an  einem  bedeutenderen 
Nationallöben,  das  fähig  wäre,  wenigstens  von  Zeit  zu  Zeit  Begeiste- 
rung und  Stqlz  zu  wecken  und  der  Kunst  Stoflf  zu  geben,  und  das 
ewiggefiihlte  Bedürfnisz  eines  solchen  nach  auszen  geachteten  Na- 
tionallebens. Je  mehr  sich  die  Standpuncte  vervielfältigen ,  von 
denen  aus  die  Geschichte  der  Siebenbürger  Sachsen  betrachtet  wird, 
desto  bewundernswerther  erscheint  das  bis  heute  gewahrte  Deutsch- 
thum  und  die  Rettung  so  manches  geistigen  Erbes,  die  'unter  den  un- 
günstigsten Uniständön  doch  noch  gelang;  desto  erklärlicher  wird  es 
andrerseits,  wenn  wir  einen  groszen  Theil  ihrer  nationalen  'Volks- 
dichtung von  Anfang  an  in  fortwährendem  Absterben  seben. 

'Deutlichere  Spuren  als  die  kurze  Blüthezeit  der  Anjouer  haben 
die  Zeiten  der  Türkenkriege  in  unserer  Volksdichtung  hinterlassen. 
Kein  Land  hat  unter  dieser  Geiszel  mehr  gelitfct^n,  als  Siebenbürgen, 
kein  Theil  Siebenbürgens  so  viel  als  das  Sachsenland.  Noch  heute 
wissen  die  Leute  zu  erzählen  von  den  Grau  ein  und  Verwüstungen 
der  Türken  und  Tataren,  zu  denen  sich  noch  überdies  oft 'Pest 
und  Hungersnoth  zu  gesellen  pflegten/  Mit  dem  15.  Jahrhundert 
beginnt  diese  Noth,  und  dauert  mit  kurzen  Unterbrechungen  fort, 
bis  sie  in  der  Fürstenzeit  noch  durch  die  Kämpfe  Oesterreichs  um 
den  Besitz  des  Landes  vermehrt  wird.  Nur  wenig  Dichtungen  ver 
mochte  diese  ereigniszreiche  Zeit  hervorzubiingen ;  es  war  zu  viel 
Noth  da,  eine  drängte  die  andere,  und  machte  die  früheren  ver- 
gessen; die  Noth  war  zu  andauernd  zu  unendlich,  es  gab  zu  wenig 
Erhblungszeit  zur  Fixirung  der  Begebenheiten  gder  ihrer  Eindrücke 
im  Lied;  kaum  dasz  sich  hie  und  da  ei^ne  Sage  bildete,  wie  solche 
verhältniszmäszig  reich  in  den  von  Witte tock  herausgegebenen 
„Sagen  und  Lied,  aus  deni  Nösner  Gel.**  vertreten  sind.  Zur  Ballade 
fehlte  es  mehr  als  früher  an  Schwung.  Dennoch  verdanken  wir 
dieser  Zeit  unsere  eigenthümlichsten  und  zu  den  schönsten  zählen- 
den Dichtungen,  jene  zarten,  überaus  rührenden  Waisenlieder  und 
Klagen  um  den  Verlust  von  Vater j  Mutter ,  sHeimath^  zu  denen  sich 
in  Deutschland  keine  Parallelen  finden.  Nur  in  einem  Lande, 
worin  durch  Krieg  und  Pest  fast  alljährlich  so  viele  Wittwen  und 
Waisen  gemacht  wurden,  die  sich  bald  von  Haus  zu  Hause  bettelnd 
an  den  Tliüren  der  Fremden  ernähren,  bald  die  harte  Behandlung 
einer  bösen  Stiefmutter  ertragen  muszten,  und  nur  unter  einem 
Volke,  bei  dem  Haus-  und  Familienleben  eine  so  tiefe  Innigkeit 
hatten,   wie   bei   den    Sachsen,    konnten    diese    schönen   Lieder  des 

34 


530 

Leids  entstehen.  Es  sind  aus  dem  ersten  Buch  vorzugsweise  die 
Nummern  30  (A,  B,  C),  31  (^,  B,  C,  D),  32,  33,  34,  36,  woran 
sich  wohl  die  weniger  eigenthümlichen  Nro.  25  (A,  B,  C),  28  sammt 
dem  verdäclitigen  36  schlieszen  dürften;  ferner  die  in  so  vielen 
Relationen  erhaltene,  schöne  kleine  Romanze  Nro.  43,  endlich  wohl 
45.  Alle  diese  Stücke  dürften  spätestens  zu  Anfang  des  sechszehnten 
Jahrhunderts  entstanden  sein;  ntir  einige  Zusätze  und  die  Relation 
D  der  Romanze  43  gehören  einer  viel  spätem  Zeit  an.  Das  Volk 
lebte  sich  so  sehr  ein  in  solche  Anschauungen  und  Empfindungen, 
dasz  es  Refrain  und  Typen  aus  diesen  Liedern  häufig  auch  sonst 
und  selbst  am  unrechten  Platz  —  wie  in  der  Brautrede  Nro.  5  und 
den  Rockenliedern  des  zweiten  Buchs  einschob.  Auch  später  ent- 
standen sein  könnte  der  Spruch  351  des  dritten  Buchs.  Die  Einder- 
lieder in  Nro.  68  des  fünften  Buchs  reichen  zwar  über  die  Zeit 
der  Einwanderung  zurück  in  höchstes  Alterthum,  «ber  gewisz  nur 
in  der  Zeit  der  Türkennoth  haben  sie  jene  Zurufe  an  den  Vogel 
erhalten:  „säch,  wun  de  Tirke  kun"  oder  „sd  roer,  wun  de  Tatre 
kun^  «6  mer  wun  de  Tirke  kun!**  und  ferner  „de  Tatre  (Tirke)  ku 
mät  ätangen^  xl  s.  w.  Es  sind  dies  meines  Wissens  zugleich  die 
einzigen  Volksdichtungen  jener  Zeit,  worin  mit  namentlicher  Er- 
wähnung von  Türken  und  Tataren  auf  die  Zeitereignisse  hinge- 
deutet wird.  Wenn  in  einem  ähnlichen  Kinderreime  derselben 
Nummer  der  Marienkäfer  in  den  Himmel  geschickt  wird,  nach  der 
Mutter  zu  sehen,  so  kann  sich  das  Stück  vielleicht  den  Waisen- 
liedern anreihen.  Auch  die  in  dieser  Zeit  wurzelnden  Lieder  und 
sonstigen  Dichtungen  können  übrigens  nicht  alle  ihr  Kennzeichen 
an  der  Stirne  tragen,  sonst  möchten  wohl  auch  hier  noch  einige 
von  den  erhaltenen  unc^  in  meiner  Sammlung  aufgenommenen  auf- 
zuzählen sein. 

Die  Zeit  der  einheimischen  Fürsten  läszt  sich  in  ihren  Ein- 
flüszen  auf  unsere  Volksdichtung  nicht  so  ganz  deutlich  trennen 
von  dem  ihr  vorausgehenden  Jährhundei^t.  Das  Elend  des  äaszern 
Lebens  setzte  sich  fort,  ja  vermehrte  sich:  die  Nation  rieb  ihre 
immer  noch  ansehnlichen  Kräfte  in  einem  im  Interesse  Oesterreichs 
und  aus  unausgelöschter  Hinneigung  zum  Deutschthum  geführten 
Kampf  mit  der  Uebermaoht  auf,  und  gelangte  allmählig  in  jenen 
Zustand  der  Erschöpfung,  in  dem  sie  mit  y^EhrengeschenJcen^  ihre 
grosze  Politik  zu  machen  gezwungen  war.  Schmerzlich  muszte  auch 
der  Verlust  des  Handels  gefühlt  ^werden,  der  in  frühern  Zeiten 
immer   wieder  Reichthum  und  Macht  gegeben  hatte,  mit  dem  Ein- 


531 

tritt  dieser  Periode  aber  andere  Bahnen  einzuschlagen  begann. 
Das  innere,  geistige  und  moralische  Leben  hatte  durch  die  Refor- 
rrmtion  einen  neuen  Schwung  erli alten ;  die  Errichtung  einer  Druckerei 
im  Lande,  die  Abfassung  der  Statuten  mochten  nicht  ohne  Wirkung 
bleiben,  vor  Allem  aber  das  Aufblühen  der  Schulen  und  die  sich 
immer  mehrenden  Wechselbeziehungen'  zu  Deutschland  kf)nnten 
in  ihren  Folgen  nicht  ohne  Bedeutung  bleiben.  Nicht  nur  die 
Schriften  der  Reformatoren,  auch  allerlei  Flugschriften  und  Volks- 
bücher fanden  ihren  Weg  in  das  Land  und  öfter  als  früher  auch 
Volkslieder  auf  dem  Wege  lebendiger  Mittheilung.  Damals  wurden 
auch  einige  dramatische  Spiele,  darunter  das  sogenannte  ^^ Königs- 
lied^  ursprünglich  auf  heidnischer. Grundlage  (den    alten  Maispielen 

—  Kampf  des  Sommers  un(J  Winters  &c.)  entstanden,  aber  uni 
diese  Zeit  durch  den  Geist  der  Reformation  in  andere  Form  ge- 
gossen —  aus  Deutschland  eingeschleppt,  Schöpfungen,  die  indessen 
nicht  ganz  der  Volksdichtung  angehören.  Dasz  indessen  nicht  alle 
eigene  Productivität  erloschen  war,  beweist  die  etwa  um  die  Mitte 
dieser  Periode  entstandene,  schöne  und  kernige  Ballade  Nro.  56 
des  ersten  Buchs,  die  einzige  unverk^rpbar  »aus  einheimisphem  Stoff 
erwachsene.  In  dieser  Periode  traten  auch  die  sogenannten  j^Hoch- 
zeitsreden^  wahrscheinlich  an  ,die  Stelle  älterer  Dichtungen  in  possen- 
haft-dramatischer Form.  In  dieser  Periode  regte  sich  auch  —  neben 
dem  Drang  zu  chronistischen  und  memoirenartigen  Aufzerehnungen 

—  zuerst  wie  es  scheint  die  Lust,  die  historischen  Ereignisse 
in  poetische  Form  zu  fassen  —  freilich  auch  nur  erst  bei  den 
Gebildeten,  und  zwar  so  in  lateinischer  wie  in  deutscher  Sprache. 
Die  „ruinae  panonicae''  und  das  in  Simonis  Czauck  „Ephemeris 
Libellus**  aufgezeichnete  in  72  vierzeiligen  Strophen  auf  die  blutigen 
Begebenheiten  des  Jahres  1594  gedichtete  Lied  *)  sind  dessen  Zeugen. 
Die  Volkspoesie  kann  nur  aus  dem  Anfang  der  folgenden  Periode 
ein  historisches  Lied  aufweisen;  doch  ist  wohl  anzunehmen,  dasz 
sie  seit  der  Reformation  angeregt  durch  die  vielen  Vorbilder  aus 
Deutschland  auch  früher  einzelne  Stücke  dieser  Gattung  erzeugt 
habe.  Auch  einzelne  Spöttereien  und  Spruch  Wörter  tragen*  Spuren 
dieser  Zeiten  an  sich. 

Mit   dem    achtzehnten    Jahrhundert    endlich    beginnt    nochmals 
eine  neue,  die  letzte  Periode  für  unsere  Volksdichtung.  Oesterreichs 


*)  Siehe  Eugen  v.  Treuschenfels,  „Deutsche    Fundgruben    cur  Geschichte   Siehen- 
bürgenV  (Neue  Folge).  Krönst,  bei  Gott  1860.  Seite  91.« 

34* 


532 

dauernde  Besetzung  des  Landes,   die  offen    hereinströmende  Cultor 
Deutschlands,  der  Einflusz  der  Schule  und  der  Kirche  und  mancher- 
lei anderer  Verwaltungsmaszregeln  haben  gleichen  Antheil  an  ihr«r 
Gestaltung.     Die   eigene   Production    versiegt  nun  immer  mehr  und 
mehr;   sie   beschränkt   sich   fast  nur  noch   auf  Scherz-   und  Spott- 
lieder.    Aus   dem  Anfang   dieser  Periode   ist   uns   erhalten  Nro.  61 
des    ersten    Bjichs,    das    einzige,    erhaltene,    historische    Lied    aus 
früherer   Zeit   in    sächsischer    Sprache,    dem   sich   nur   noch   einige 
ärmliche   Reime   aus    dem   Aufstand  von    1848   anschlieszen.      Die 
Unbeholfen heit   dieses   Liedes    beweist,    wie    ungewohnt   uns   dieses 
^  Fach  war,   beweist    besser   als   irgend  Etwas,    dasz   es    nie  bei  uns 
^   hat   festen  Boden   finden   können.     Lfi  die  allerneue^te  Zeit,  obwohl 
wahrscheinlich  auf  den  Trümmern  älterer  ähnlich^'  Schöpfungen  er- 
wachsen, gehören  die  ^Fastna/^htsprüche^  meiner  Sammlung.    Aelter 
als   diese   sind   die    Nummern   48,   49,  50,  51    des    zweiten  Buchs. 
Neben  diesen  und  andern    ähnlichen  Orginalschöpfungen  wurde  mel 
von  auszen  Empfangenes  wnigedichtet,  wobei  man  -immer  nachläsziger 
verfuhr,  und  zuletzt  fast  nur  noch  übersetzte.     Beispiele   dieser  Art 
liefern  die  Nummern  21,  22,  59,  60  des  ersten,  68,  69  und  72  des 
zweiten  Buchs.     Endlich  ward   die  Schriftsprache,  ob  auch  nicht  in 
vollkommener    Reinheit,     so    herrschend    auf    allen    Gebieten    des 
geistigen  Lebens,  dasz  man  auch  aufUmdichtung  und  Uebersetzang 
verzichtet,  und  die   entlehnten  Lieder    sang,  wie  man  sie  eben  er- 
hielt. Hunderte  deutscher  Volkslieder  oder  zu  Volksliedern  gewordener 
Kunstdiöhtungen    xursiren    vorzugsweise     durch     Vermittelung   der 
Schule,  des  Handwerks  und  des  Waffendienstes  unter  unserm  Volke, 
und    sind    zum  Theil   veröffentlicht   worden   durch  Franz  Obert  im 
,  deutschen  Museum  herausgegeben  von  Robert  Prutz  y  Jahrgang  1858, 
von  da    abgedruckt  in  den  Blättern    für  Geist,  Gemüth  und  Vater- 
landskunde (Beibl.  der  Krönst.  Zeitung),  Jahrgang  1858.     Viele  der 
alten  sächsischen  Volkslieder  werden  Jetzt  erst  ganz  oder  theilweise 
verloren    gegangen  sein;    das  Volk    verstand  in  einer  so  ganz  ver- 
änderten Zeit    entweder    seine    alten   Schätze    nicht  mehr,  oder  sah 
sie    von-  den  „Gebildeten"  verachtet    oder    belächelt,    schämte   sich 
endlich  selbst  ihrer,  und  liesz    sie    der  Vergessenheit   anheimfallen. 
Ich    habe    keines    der  oft    köstlichen  Bruchstücke    wollen  bei  Seite 
liegen    lassen;    der  Kenner  wird  sich    daran  mehr    erfreuen,  als  an 
manchem    guterhaltenen    spätem   Stück,  und   die  Verluste    tief  be- 
klagen.    So  lieszt  der  Antiquar  mit  Entzücken  die  traurigen  Trum- 


533 

iner  der  Antiquen  auf,  während  er  gleichgiltig  an  den  Schöpfungen 
späterer  Afterkunst  vorübergeht. 

Wie  man  sieh  in  dieser  Schluszperiode  auch  selbst  in  hoch- 
deutscher  Sprache  dichtend  versuchte,  zeigt  Nro.  10  des  ersten  Buchs 
und  die  ästhetisch  werthlosen  Lieder  aus  dem  Aufstand  von  .1848, 
deren  drei  in  den  Anmerkungen  zum  ersten  Buch  am  Schlusz  als 
Probe  aufgenommen  sind.  Im  sächs.  Dialect  dichten  heute  fast  nur 
Gebildete  zum  Scherz  oder  wie,  der  verstorbene  Kästner  mit  Ten- 
denz. So  endet  die  nationale  Siebenbürgisch- sächs.  Volksdichtung, 
indem  sie  in  den  Strom  der  deutschen  einmündet.  Ein  Streben 
nach  dieser  Richtung  und  ein  Anlehnen  an  die  von  dorther  gebote- 
nen Formen  ist  von  Anfang  bemerkbar.  Zu  solchem  Schlusze  ist 
schon  längst  in  vielen  Gegenden  Deutschlands  die  Volksdichtung 
gelangt.  Seit  die  Kunstdichtung  aufgehört  hat  Gelehrtenpoesie  zu 
sein,  das  Leben  der  Bürger  und  Bauern  aber  —  nicht  durch  eigene 
Schuld  —  immer  unpoetischer  wird,  stirbt  die  Volksdichtung  über- 
haupt allenthalben  ab;  und  überläszt  es  ihrer  unter  solchen  Umstän- 
den noth wendig  überlegenen  Schwester,  auch  Bedürfnisse  zu  be- 
friedigen y  welchen  in  andern  Zeiten  nur  sie  selbst  gerecht  zu 
werden  wuszte. 


III. 


In  der  vorstehenden  Abhandlung  ist  eine  Darstellung  der 
Lebens-  und  Entwickelungsgeschichte  unserer  Volksdichtung,  ins 
besondere  des  Volksliedes  in  den  allgemeinsten  Umrissen  —  wie" 
sie  allein  möglich  erschien  —  versucht  worden.  Die  Untersuchung 
ist  indessen  nur  der  Zeit  nach,  nicht  nach  allen  Richtungen  zum 
Abschlusz  gediehen.  Des  einfachen  und  ungestörteren  Fortschrittes 
wegen  habe  ich  im  Frühem  manche  Fragen  bei  Sei^e  liegen 
lassen  oder  nur  »nebenbei  im  Fluge  angestreift,  auf  die  ich  nun 
zurückzukommen  gedenke. 

Nach  den  Verfassern  von  Volksliedern  zu  fragen  hat  man  längst 
als  müszig  erkannt.  Man  könnte  mit  derselben  Hoffnung  auf  einen 
Erfolg  fragen,  wer  die  vielen  Nägel  eingeschlagen  habe  iif  den 
„Stock  im  Eisen"  in  Wien.  Einen  Verfasser,  freilich  musz  auch 
jedes  Volkslied  haben,  aber  nicht  >  wie  die  Kunstdichtung,  worin 
der    Dichter    in    einem    strengeren     Sinne   nach    Stoff   und   Form 


534 

Schöpfer  seines  Werkes  ist  Er,  der  Kunstdichter,  erfindet  seinen 
Stoff  entweder  oder  wählt  und  verändert  ihn  mit  völlig  freier  Will- 
kür. So  hält  er's  auch  in  der  äuszern  Form  (in  der  innern  kann 
er  über  die  .Hauptfonnen  der  Lyrik,  Epik,  Dramatik  auch  nicht 
hinaus^  ohne  den  Boden  der  Poesie  überhaupt  mehr  oder  weniger 
zu  verlassen),  er  wählt  dieselbe  nach  eigenem  Geschmack  und 
Gutdünken;  ja  die  mittelalterlich  höfisch.e  Kunstsitte  forderte  gerade- 

'zu  an  den  —  lyrischen  Dichter,  dasz  er  sich  als  solcher  bewähre 
durch  möglichst  viele,  immer  neue,  selbst  erfundene  Formen,  was 
dann  freilich  bald  zur  Afterkunst,  zum  Verlieren  des  Geistes  über 
dem  Kleid,  zum  Streben  nach  Sprachkunststücken  statt  nach  der 
Sprachkunst,  zum  Virtuosenthum  statt  zum  Künstlertlium  fahren 
muszte,  wie  wir  es  Alles  in  unsern  Tagen  nochmals  haben  erleben 
müssen.  —  Nicht  so  der  Volksdichter.  Ihm.  ist  der  Stoff  gegeben 
in  der  episch-lyrischen  Dichtkunst  wie  in  der  epischen  durchGeschichte, 
Mythe  und  Sage,  die  ihm  gleich  wahr  und  unantastbar  erscheinen, 
so  dasz  ihm  auch  von  den  beiden  letztern  in  bedeutendem  Stücken 
abzuweichen  ein  Vergehen  dünkt.  Mythe  und  Sage  nun  haben  sich 
ohne  sein  Zuthun  durch  Jahrhunderte  aus  primitiven  Anschauungen 
der  geschichtlichen  Begebenheiten  und  der  regelmäszigen  und  un- 
regelmäszigen,  allgemeinen  und  localen  Erscheinungen  in  der  Natur 
entwickelt.  Die  Mythe  wird  oft  durch  blosze  Abschwächung  in  der 
Zeit  zur  Sage  oder  zum  Märchen ;  auch    die  Sage,   wenrf  sie    ihren 

^Halt  und  Haft  an  einer  Person  oder  Oertlichkeit  verliert,  schlägt 
um  in  das  Märchen  und  umgekehrt  dieses,  sobald  es  einen  solchen 
Halt  erhält,  in  die  Sage.  Auch  in  der  lyrischen  Poesie  ist  der 
Volksdichter  auf  ein  weit  engeres  Gebiet  Jbeachränkt,  als  dfer  Kunst- 
dichter; f'dr  ihn  gibt  es  nur  die  eine,  Gattung  des  Liedes,  keine  Ode, 
keine  Hymne,  keine  Elegie  (im  wahren  Sinne  —  Tranerlieder  sind 
nicht  Elegien),  anderer  Aftergattungen  gar  nicht  zu  gedenken.  Aber 
auch  sein  Liederstoff  ist  beschränkter  als  jener  des  Kunstdichters; 
er  kennt  kein  Lied  „an  die  Freude,  an  die  Freiheit,  an  die  Erinne- 
rung" u.  dgl. ;  wie  alle  ächte  Poesie  flieht  er  das  Abstrafte,  und 
erbaut  sein  Werk  aus  dem  concreten  Fall,  aus  Situation  und  Lage. 
Diese  ist  im  Volksleben  zwar  allerdings  für  Jeden  tausendmal  eine 
andere,  aber  immer  wieder  ähnliche,  gleiche  Empfindungen  anregen- 
de. Die  dramatische  Poesie  -endlich  ist  zwar,  wie  wir  gesehen 
haben,  der  Volksdichtung  durchaus  nicht  gänzlich  fremd,  wurzelt 
vielmehr  in  ihren  ersten  Anfängen  auch  in  diesem  Boden,  pflegt 
sich  aber  demselben,   sobald  sie  die    ersten  rohen  Bildungen  über- 


535 

wunden,  für  immer  zu  entziehen;  denn  dies  allein  ist  das  Gebiet, 
auf  weichend  die  Kimstdichtung  aller  Volkspoesie  zu  jeder  Zeit  über- 
legen war  und  sein  wird.  —  Unsere  Volksdichtung  hatte  es,  wie 
die  übergebliebenen  Beste  und  Spuren  erkennen  lassen,  in  ihrer 
Entwickelung  bis  zur  Bildung  von  Gattungen  in  der  dramatischen 
Sphäre  gebracht;  es  gab  ernstere  und  possenhafte  Spiele,  die  in- 
dessen, wie  bei  Griechen  und  andern  Völkern  gieichniäszig  zu  Cul- 
tuszwecken  verwendet  worden  zu  sein  scheinen.  Dasz  auch  hier  der 
Stoff  ein  beschränkter,  namentlich  durch  den  Zweck  bedingter  bleiben 
muszte,  versteht  sich. 

Noch  mehr  gegeben  als  der  -  Stoff  ist  dem  Volksdichter  die 
äussere  Form,  Ursprünglich  besitzt  gewöhnlich  die  Volksdichtung 
überhaupt  nur  Eide,  dem  eigenthämlich  rhythmischen  Gefühl  des 
Volkes  entquollene  und  vielfach  mit  seinen  Melodien  und  Tänzen 
verwachsene;  allmählig  entwickeln  sich  für  die  Lyrik  mehrere,  aber 
nie  viele.  In  diesen  hergebrachten  Formen  bewegt  sich  der  Volks- 
sänger, und  nur  in  späterer  Zeit  pflegen  einzelne  von  den'  ein- 
fachem Formen  der  Kunstdichtung  auch  in  die  Volksdichtung  über- 
zugehen. Stoff  und  Form  der  Volksdichtung  sind  dem  gesammten 
Volke  bekannt  und  geläufig;  wo  es  nicht  mehr  der  Fall  ist,  mag 
es  als  sicheres  Kennzeichen  ihres  erfolgten  oder  nahen  Todes  an- 
gesehen werden. 

Sinkt  nun  durch  solche  Betrachtungen  das  eigentliche  Schaffen 
des  Volksdichters  schon  bedeutend  herab,  so  wird  es  noch  ver- 
mindert durch  Erwägung  der.  fortwährenden  Umdlchtung.  Das 
Volkslied  wird  nur  in  später  Zeit,  auch  da  nur  eines  Theils  erhalten 
und  verbreitet  durch  Schrift  Und  Druck;  seiner  eigensten  Natur 
nach  kommt  ihm  zu,  dasz  es  von  lebendiger  mündlicher  Ueber- 
lieferung  fortgetragen  werde  durch  Raikm  und  Zeit,  Baum  und 
Zeit  aber  und  die  durch  beide  bedingten  Verschiedenheiten  der 
Bildung,  der  Sitten^  der  Anschauungen  unterwerfen  es  einer  fort- 
währenden Metamorphose.  Mit  \^elchem  Rechte  könnte  man  nun 
Den  oder  Jenen  den  Verfasser  eines  Volksliedes  nennen,  gesetzt 
auch  man  wüszte,  wer  es  vor  Jahrhunderten  zuerst  gesungen  hat, 
wenn  man  weisz,  dasz  der  Stoff  um  noch  viele  Jahrhunderte  älter 
die  Form  längst  nicht  mehr  die  ursprüngliche  ist,  und  dasz  Viel- 
hunderte es  vielhundertmal  gesungen,  umgedichtet,  erweitert,  ver- 
engert, getheilt  oder  verschmolzen  haben? 

Irrig  wäre  indessen  die  Ansicht,  dasz  jeder  Einzelne  im  Volke 
seinen  Antheil  an  der  Volksdichtung  habe.     Dichtung  und  Umdich- 


536        .     . 

tung  bedingen  denn  doch  eine  eigene  Naturbegabung,  die  freilich 
in  der  Penode  und  Sphäre  der  Volksdichtung  allgemeiner  als  in 
jener  der  Kunstdichtung,  aber  doch  nicht  allgemein  ist.  Unter  allen 
Völkern  ist  das  anerkannt,  überall  hat  es  besondere  Kreise,  Geschlech- 
ter, JA  Schulen  gegeben,  in  denen  sich  Dichter  oder  auch .  nur 
Sänger,  Erzähler,  Eecitanten  vorbildeten.  Auch  die  Volksdichtung 
war  eben  und  ist  eine  Kunst,  Die  Griechen  haben  ihre  Rhapsoden, 
vielleicht  ihre  Homeriden,  die  Kelten  ihre  Barden,  Normannen  ihre 
SkaldcQ  u.  s.  w.  Als  sich  in  spätem  Zeiten  Volks-  und  Kunst- 
dichtung trennten,  suchte  zwar  jene  —  verdrängt  aus  den  Kreisen 
der  sogenannten  Bildung  --r  bei  .  Bürgern,  Kriegern,  Bauern  eine 
Unterkunft,  aber  in  dieser'  Sphäre  galt  doch  immer  der  Eine  oder 
der  Andere,  galten  überhaupt  Einzelne  als  besonders  und  vor  Andern 
begabte  Sänger,  wenn  sich  auch  gelegentlich  und  bei  gewissen 
Gattungen  (Kinderdichtung,  Sprüchwort,  Tanzreime  &c.)  Jeder  am 
Dichten  betheiligte.  Der  Blinde  vererbte  seine  Kunst  auf  den  be- 
gleitenden, leitenden  Knaben;  die  wandernden  Bänkelsänger  erhiel- 
ten noch  immer  eine  Art  Schule,  wie  weit  sie  auch  abstehen  mocK- 
ten  von  den  Homeriden  und  ihresgleichen. 

Es  fragt  sich  demnach  hinsichtlich  unserer  Volksdichtung: 

1.  Welches  ist  vorzugsweise  ihr  Stoffkreis? 

2.  Welche  sind  ihre  innem  und  äuszern  Formen? 

3.  In    welchen    Kreisen    sind    vorzugsweise    ihre    Dichter     za 
suqhen?  ,       .  . 

"4.  In  welcher  Weise  wurde  sie  erhalten  und  verbreitet? 

5.  In  welcher  Weise  fand  die  Umdichtung  statt? 

Wollte  ich  mich  über  den  Stoffkreis  unserer  gesammten  Volks- 
poesie,  wie  sie  auszer  den  in  meine  Sammlung  aufgenommenen 
Gattungen  noch  in  Mythe,  Märchen,  Sage,  dramatischen  Spielen 
und  allerlei  humoristischen  Erzählungen  vertreten  ist,  ausbreiten, 
so  würde  das  mich  nothwendig  weiter  führen,  als  sich  mit  meiner 
Absicht  an  diesem  Orte  vereinigen  läszt.  Von  den  Mythen  wird 
ein  von  mir  dem  ersten  Wurfe  nach  bereits  vollendetes  Werk  : 
^Deutsche  Mythentrümmer  aus  dem  Sachsenhmde  in  Siebenbürgen" 
ausführlich  handeln ;  hinsichtlich  der  Sagen  läszt  sich  aus  Fried- 
Müller  s  sehr  übersichtlich  geordneter  und  mit  trefflichen  Anmerkun- 
gen begleiteter  Sammlung  die  rechte  Erkennjnisz  erlangen ;  über 
die  Märchen  wird  der  sehnlichst  erwartete  zweite  Band  des  Haltrich- 
schen  Werks  den  gewünschten  Aufschlusz  bringen;  und  die  drama- 
tischen  Spiele   so    wie    die  Volksschwänke    mag   uns  ein    künftiger 


537 

•  Herausgeber  ülustriren.  Der  Stoffkreis  derjenigen  Gattungen  unserer 
Volksdichtung  hingegen,  die  in  diesem  Buche  Aufnahme  gelFunden, 
läszt  sich  aus  meiner  Sammlung  selbst  bequem  übersehen,  da  sie 
eben  zu  diesem  Zwecke  nach  Stoffen  geordnet  ist,  so  dasz  hinsicht- 
lich des  dritten,  vierten  und  fünften  Buches  die  Bemerkung  genügen 
mag,  was  sie  enthalten,  fülle  ungefähr  denselben  Stoffltreis  —  natür- 
lich bei  nur  yerhältniszmäszigem,  also  weit  geringerem  Reichthura 
an  einzelnen  Exemplaren  —  aus,  der  in  den  gleichen  Dichtungs- 
gattungen Deutschlands  zu  finden  ist.  Im  Nachtheil  steht  aber  bei 
solcher  Verglejchung  der  wichtigere  Theil  meiner  Sammlung  im 
ersten  und  zweiten  Buch,  der  einer  besoridern  Betrachtung  bedarf. 
Voran  stehen  die  Lieder  mit  lyrischem  Gehalt,  wenn  auch  oft  — 
nach  Weise  aller  Volkslieder  —  stark  ins  Epische  streifender  Dar- 
stellung, zuerst  die  einfachsten,  noch  halbkindlichen  Naturlaute, 
Zwiegespräche  mit  Vögeln,  wie  sie  in  Nro.  1-  bis  5  des  ei'sten  Buchs 
erscheinen.  Nachtigal,  Guckucky  Schwalbe  treten  darin  auf,  aller-  ^ 
dings  schon  persönlich  aber  nicht  blosz  allegorisch  gefaszt,  was  in 
den  Anmerkungen  im  Einzelnen  besprochen  worden  ist.  Allegorisch, 
als  blosze  Maske  treffen  wir  sie  nur  in  spätem,  meist  satyrischen 
Liedern,  bei  uns -Äusschlieszlich  den  Guckuck.  Liebe  mit  ihren 
Freuden  und  Leiden  schlieszt  sich  nun  an,  wie  sie  sich  mehr  oder 
weniger  schon  durch  jene  Naturlaute  als  Grundsaite  der  Stimmung 
durchhören  liesz.  Scheiden  und  Meiden  hängt  damit  unmittelbar 
zusammen,  und  eine  besondere  Seite'  dieses  Kreises  bilden  die 
schönen  Klagen  um  den  Verlust  von  Eltern^  Haus  und  Heimath. 
Einige  kleinere  Lieder  beklagen  —  zum  Theil  mit  Humor  —  die 
unpassende  Wahl  des  Lebensgefährten^  urid  mit  dem  Tod  des  Gelieb- 
ten schlieszt  Alles  ab.  Das  ist  der  einfache,  einen  höchst  engen 
Kreis  erfüllende  Stoff  unserer  eigentlich  und  strenglyrischen  Dichtung, 
Dieser  Kreis  erweitert  sich  durch  die  Gelegenheits- ,  Scherz-  ^  und 
Spottlieder  des  zweiten  Buchs,  wozu  aber  häufig  andere,  jeder  be- 
sondem  Gelegenheit  ursprünglich  ganz  fremde  Lieder  mehr  oder 
weniger  unpassend  verwendet  erscheinen.  Vorzüglich  bietet  sich, 
was  auch  die  Anmerkungen  hervorheben,  bei  dem  wichtigsten 
Lebensakte,  der  Vermählung  mannigfache  Veranlassung  zu  Gesang 
und  Rede.  Sie  erzeugte  uns  jene  Morgenlieder  der  Gehilfen  bei 
der  Vorbereifung  des  Mahles,  jene  Brantlieder  beim  Ankleiden  der 
Braut,  die  Rockenlieder ,  die  Brautrede  und  die  Hochzei.tspredigt 
und  Aehnliches.  Andere  jährlich  wiederkehrende  Festtage,  wie  Martins- 
tag,  Johannistag,  Fastnacht    haben   auch   ihre  Lieder,  und  der  Neu- 


538 

jahrstag  seinen  GlUckumnsck.  Von  Lied  und  Rundreim  ist  Schmatz 
und  Trinkgelag  begleitet,  von  kleinern  Liedchen  aus  wenig  Reim- 
zeilen der  Tanz.  Scherz  und  Spott  verfolgen  Stände,  Sitten  und 
Gebräuche  und  Nationen^  wobei  einigemal  auch  die  Parodie  auf- 
taucht. An  epischlyrischen  Stoffen  ist  unsere  Volksdichtung  —  wie 
schon  bemerkt  —  arm.  Was  sie  davon  aufweiset,  ist,  wie  es 
scheint,  mit  einer  einzigen  Ausnahme  sagenhaft  mit  starkmythischen 
Anlflängen.  Auffallend  ist  die  Aehnlichkeit  vieler  dieser  Stoffe  unter- 
einander: ein  Mord  —  der  Braut,  Schwiegertochter,  Öemahlin, 
Schwiegereltern  —  bildet  bei  den  meisten  den  Hintergrund*  oder 
Vordergrund.  Nach  den  wenigen  vorliegenden  Beispielen  liebte 
unsere  Ballade  starke,  tragische  Stoffe. 

Wie  mancherlei  Stoff  nach  dieser  Uebersicht  unserer  Volks- 
poesie abgehe,  zeigt  ein  Vergleich  mit  der  verwandten  deutschen^ 
wie  sie  vollständiger  als  irgendwo  in  ühland's  Sammlung  vorliegt. 
Wohl  muszte  uns  Vieles  ahgeheUj  was  in  Deutschland  erst  später 
entstand  auf  Grundlagen,  die  bei  uns  nicht  gegeben  waren  f  Manches 
ist  aber  gewisz  durch  die  Uebersiedehmg,  das  Meiste  durch  Un- 
gunst der  Zeiten  verloren  gegangen.  •  Diese  hat  Manches  im  ersten 
Keime  erstickt,  das  dann  nicht  weiter  entwickele-  worden;  Was  da- 
gegen uns  eigenthümlich  ist  an  Stoffen  —  es  ist  dessen  -nicht  viel 
—  habe  ich  bereits  in  der  vorangehenden  Abhandlung  erwähnt. 

Dargestellt  sind  nun  diese  Stoffe  in  einer  ganz  anspruchlosenr 
gerade  durch  ihre  Einfachheit  zuweilen  unwiderstehlich  rührenden 
Sprache,  und  so  durchgängig  in  straffer  oft  herber,  oft  aber  auch 
getoaltig  ergreifender  Kürze,  dasz  solche  Weise  als  charakteristisch 
für  unser  Volkslied  angesehen  werden  musz.  —  Sowohl  diese  Stoffe 
als  auch  diese  Darstellungsmeise  unserer  Volksdichtung  zeugen  einer- 
seits für  das  hohe  Alter  derselben,  andererseits  für  die  alterthUmliche 
Stufe,  auf  welcher  sie  auch  in  ihreA  Erzeugnissen  späterer  Zeit 
stehen  geblieben  ist.  Mit  solchem  Stillstand  muszte  last  nothwendig 
Verkümmerung  verbunden  sein. 

Nicht  minder  alterthümlich  ist  die  äuszere,  auch  höchst  einfache 
Form  unserer  Volkslieder.  Je  zwei  Zeilen  werden  paarweise  durch 
den  Beim  (und  das  Versmaasz)  verbunde'n,  und  bilden  so  auch  oft 
schon  eine  Strophe  mit  abgeschlossenem  Sinn;  zuweilen  schlieszt 
sich  solchen  Strophen  —  falls  dies  nicht  aus  Verderbnisz  und  Ver- 
lust zu  erklären  sein  sollte  —  eine  dritte  Zeile  unorganisch  an. 
Sonst  wird  die  Strophe  durch  je  vier  Zeilen  mit  unverschränkten 
Keimen    gebildet,  und  nur   in    seltenern  Fällen   schlieszt   sich  noch 


•  Ö39 

eine  fiinfte  Zeile  an,  SIq  doch  gewöhnlich  nur  aus  dem  wiederkehren- 
den Refrain  zu  erwachsen  pflegt,  wie  in  Nro.  8,  9  (durch  doppelten 
Refrain  sind  hier  sechszeilige  Strophen  entstanden),  24,  und  dem 
entlehnten  46  des  ersten,  und  Nro.  48  und  49  des  zweiten  Buchs. 
Mehrzeilige  Strophen  wie  in  Nro*  21  und  23  des  zweiten,  (die  beide 
secliszeilige)  und  27  des  ersten  Buchs  (Szeilig,  lassen  sich  jedoch 
auf  vierzeilige-  zurückführen)  sind  in  echten  Liedern  eine  Seltenheit, 
erscheinen  dagegen  nebst  verschränkten  Reimen  in  entlehnten  öfter 
so  in  Nro.  68,  69  (wo  indessen  -  wieder  der  Refrain  von  Einflusz 
war)  und  72  des  zweiten  Buchs.  Der  Reim  ist  so  wenig  Bedürf- 
nisz,  dasz  er  oft  und  zwar  auch  in  ganzen  Liedern  vollkommen 
fehlt,  Assonanz  und  zwar  Consonant-  wie  Vocalassonanz  gelt^i 
gleichmäszig  als  Reim ;  dem  unverwöhnten  Ohr  des  Volks  genügt 
auch  dieser  leisere  Gleichklang.  Auch  die  einfachere  Strophenab- 
theilung  in  je  zwei  (mit  Refrain  drei)  und  je  vier  Zeilen  ist  nicht 
allgemein  durchgeführt;  doch  nicht  überall,  wo  sie  jetzt  fehlt,  darf 
man  auf  ursprünglichen  Mangel  derselben  schlieszen,  vielmehr  ist 
sie  in  vielen  Fällen  sichtlich  nur  durch  Verderbnisz  und  entstandene 
Lücken  verloren  gegangen,  so  in  Nro.  5  B,  C  und  Nro.  50  des 
ersten  Buchs,  von  denen  5  B  sich  wohl  jetzt  noch  strophisch  her- 
stellen liesze.  Bei  den  FastTiacktsprüchen  und  Tanzreimen  ist 
Strophenlosigkeit  Regel.  Di^sz  bei  Zauberformeln,  Räthseln  und  in 
der  Regel  bei  Kinderliedern  kein  Strophenbau  erscheint,  ist  natür- 
lich und  hierin  unsere  Volksdichtung  nicht  nur  der  deutschen,  son- 
dern allen  andern  gleich«  Ebensowenig  stehen  wir  allein  mit  unsern 
bald  gereimten,  bald  nicht  gereimten  Sprüchen  und  Sprichwörtern; 
doch  sind  nur  wenige  ganz  ohne  allen  Rhythmus.  Die  Versmesmng 
nimmt  im  Allgemeinen  nach  altdeutscher  Weise  wenig  Rücksicht 
auf  Senkungen,  und  betont  und  zählt  nur  die  Hebungen  mit,  wenig- 
stens in  strophischen  Liedern,  ziemlich  genauer  Sorgfalt.  Einzelne 
Lieder  wie  Nro»  1  und  56  (auch  27  WQnn  ihm  vierzeilige  Strophen 
geeignet  werden)  des  ersten  Buchs  zeigen  un bezweifelbare  Vensein- 
schnitte.  Der  Refrain  ist  nicht  selten  und  erzielt  zuweilen  durch 
hochdeutsche  Schriftsprache  eine  eigenthtimliche,  oS&nhdir^^gewollte 
Wirkung. 

Solche  und  sogar  noch  gröszere  Einfachheit  der  äuszern  Form 
zeigt  die  Volksdichtung  vieler  Völker;  wo  sie  —  wie  in  Deutsch- 
land, Italien  und  sonst  —  eine  reichere  Fülle  entfaltete,  ist  der 
Einflusz  der  Kunstdichtung  nicht  zu  verkennen. 


540  • 

Auch  die  wenigen  Melodien,  deren  ich  habhaft  werden  bonnte, 
zeigen  grosze  Einfachheit,  und  besonders  denen  zu  Nro.  3  und  6 
des  zweiten  Buches  muthe  ich  hohes  Alter  zu,  wogegen  mir  andere 
hinsichtlich  ihrer  Aechtheit  verdächtig  sind.  Die  Einfachheit  solch 
alter  Melodien  mag,  als  sie  neben  dem  einschmeichelnderen  Reiz 
später  erlernter  Weisen  nicht  mehr  befriedigen  konnten,  mit  Ursache 
gewesen  sein  am  Untergange  manches  Liedes.  Die  Scham  vieler 
Liederkundigen  diese  Melodien  vor  „Gebildeten"  zu  singen,  hat 
mich  übrigens  um  die  Vollständigkeit  manches  Stückes  gebracht; 
denn  singen  mochten  sie  nicht,  und  ohne  Gesang  versagte  sich  das 
Gedächtnisz. 

/  Suchen  wir  nach  den  Kreisen,  in  welchen  die  Dichter  unserer 
Volkspoesie  zu  Hause  sind,  so  stehen  xxub  auch  hier  wieder  nur 
die  zu  Anfang  der  zweiten  Abl»andlung  angeführten  Hülfsmittel  zu 
Gebote.  Die  besten  Fingerzeige  geben  die  Dichtungen  selbst.  la 
der  Blüthezeit  und  während  der  alleinigen,  unbestrittenen  Herrschaft 
der  Volkspoesie.  war  wohl  das  Dichten  vorzugsweise  eigens  dazu 
Gebildeten  und  Berufenen  überlassen.  Je  mehr  sich  ein  Unterschied 
zwischen  Volks-  und  Kunstdichtung  festsetzte,  je  mehr  letztere 
alle  Berechtigung  für  sich  allein  in  Anspruch  nahm,  und  ihre 
Scliwester  aus  den  höhern  Kreisen  des  Volkes  verdrängte,  desto 
mehr  hörte  dieses  Verhältnisz  auf.  Bänkelsänger  waren  nur  ein 
schwacher  Abglanz  alter  Sänger.  Bei  uns  zeigen  sich  indessen  auch 
von  einem  Bänkelsängerthum  nur  schwache,  zweifelhafte  Spuren. 
Die  Ballade  Nro.  56  des  ersten  Buches  könnte  nach  ihrem  Ton 
ein  Product  desselben  sein.  Wie  anderwärts,  so  mögen  denn  auch 
hier  Krieger,  Handwerkabursche,  Bürger  als  Verfasser  oder  Umdichter 
vieler  Stücke  anzusehen  sein;  städtischer  Bildung  entstammt  viel- 
leicht Nro.  43  ohne  allen  Zweifel  aber  die  Relation  D  dieses  Stückes^ 
ferner  44  des  ersten  Buchs,  so  Nro»  79  des  zweiten  Buchs  und 
Manches  aus  den  Kinderdightungen.  Wer  aber  meine  Sammlung 
auch  nur  flüchtig  durchläuft,  musz  sich  überzeugen,  dasz  unsere 
Volksdichtung  weit  übe^rwiegend  Bauernpoesie  ist.  Nicht  nur  jene 
Nummern  48  und  49  mit  ihrem  köstlichen  Bauernhumor,  fast  alle 
Lieder  des  ersten  und  zweiten  Buchs  und  viele,  von  den  Räthseln 
lassen  ihren  Ursprung  aus  bäuerlichen  Kreisen  deutlich  erkennen. 
Auf  Tanzplätzen  der  Dörfer  entstanden  oflFenbar  die  Tanzreimey  in 
den  SpinAstuben  die  Räthsel,  so  fern  sie  nicht  längst  hergebracht 
waren,  hier  auch  jene  Neckereien  der  Mädchen,  von  denen  ich  in 
den  Anmerkungen    gesprochen  habe.     Mädchen  mag    man  auch  die 


541 

meisten   Li^eslieder  und  ScJieidelieder^   Burschen   die  Tanzreime  zu- 
schreiben, während  die  Räthse    beiden  zu  gleichen  Theilen  eigenen 
können.     Zauberformeln  und  Heilssprüche  stammen  in    ihren    ersten 
Anfängen   aus   uraltem   Heidenthum   und   wurden    vorzugsweise  von 
Priestern  und  weisen  Frq,uen   geschaffen;    Andere   scheinen   indessen 
nicht  von  dieser  Dichtungsart  ausgeschlossen ;  die  sich  ihrer  vielfach 
bedienten,  werden  wohl  auch  eigene  Schöpfungen  in  dieser  Gattimg 
zu  bilden    gestrebt  haben.-  Ich  habe    vermuthet  —  und  ich  glaube 
mit   groszer   Wahrscheinlichkeit  —  dasz   viele  von    diesen  Forineln 
später    von    christlichen    Pfaffen   umgedichtet    wurden.     An    Braut- 
reden,  Brautliedem  u.  dgl   können  auch  Geistliche  und  Lehrer  Theil 
haben,    wie    denn    viele   der    bei  festlichen  Gelegenheiten    üblichen 
Reden  gewisz   ihnen    die    erste  Grundlage  jener  Gestalt   verdanken, 
in   welcher  wir  sie    heilte    kennen.     An  der  Conception  der  humori- 
stischen   y^Hochzeitspredigten^    scTieinen    sich    vorzugsweise    Dorfs- 
Cantoren    zu    betheiligen,   welche    wohl    dieser  Gattung  zuerst  diese 
Gestalt    gegeben   haben  mögen.     Von  den  Fastnachtsprüchen  wissen 
wir    ohnehin    mit  Gewiszheit^    dasz  Schulmeister   ihre  Schöpfer  sind. 
Auffallend  ist,    dasz    weder  Dichter  noch   Umdichter    unserer  Volks- 
lieder  jemals   sich    oder   ihren  Stand   zu   nennen  pflegen,  wie  doch 
im  deutschen  Volkslied  —  gewöhnlich  am  Schlusz  —  so  häufig  als 
Sitte    erscheint,    indem   in    einer  Strophe   gemeldet   wird,    wer  das 
Lied  j^gesungen^  oder  „von  neuem  gesungen^  (d,  i.   umgedichtet)  hat. 
Wo    unsere  Volksdichtung    entstanden,    da  und  von    da   aus  ver- 
breitete sie  sich  auch  zum  Theil  durch  die  Dichter  selbst,  wandernde 
Bursche,  Soldaten,  Bauern  u.  s.  w.,   wobei    nicht    zu   vergessen  ist, 
dasz.  die  Bildung  und  die  Sitten   früherer   Zeit  noch   weit    weniger 
als  jetzt  geschieden  auch  weit  weniger  geeignet  waren  Scheidewände 
zu  ziöhen,  und  so   die  Verbreitung   durch    alle  Stände  weit  leichter 
vermittelt  wurde  als   später.     In  den  Vorstädten    der  Städte  gab  es 
überall   auch  ein  Bauernleben,  Tracht,  Sitte,  Tanz,  Freuden    waren 
sich  viel  ähnlicher,  ja  selbst  die  Schulen  der  Städte  und  der  Dörfer 
und  der  Geschmack    nach    jeder  Richtung    gingen  weniger    ausein- 
ander als  jetzt,  und  das  Volkslied  muszte  überhaupt  vor  der  Blüthe- 
zeit  der  deutschen  Litteratur  willkommener  sein  als  in  unsern  Tagen. 
Nur  die  poesielose  Strenge  der  protestantischen  Geistlichkeit  mochte 
sich   nie   recht    damit    befreunden    ly ollen.     Die   Privatbibliotheken 
derselben  bis  zur  Mitte  des    achtzehnten  Jahrhunderts    zeigen  über- 
haupt   keinen    Sinn   für   Poesie;    man    findet  fast   nur   exegetische, 
dogmatische  und   reformatorische  Controversschriften   darinnen ;  .ein 


542 

Opitz,  Lohenstein,  Hoffmannswaldau  ist  eine  wahre  Seltenheit.  Wer 
das  Bedürfnisz  nach  poetischem  Genu»z  fühlte,  griff  zu  den  lateini- 
schen Dichtem.  So  erklärt  sich  denn  auch  der  Widerwille  gegen 
Tanzplätze  und  Rockenstuben.  Wohl  mag  namentlich  in  den  Rocken- 
stuben nicht  selten  Unfug  geschehen  sein,  aber  dennoch  haben  sie 
von  geistlichen  und  tceltHchen  Herren  und  deren  nicht  immer  gnnz 
reinem  Eifer  allzustarke  Verfolgungen  zu  erdulden  gehabt.  Und 
Tanzplatz  und  Rockenstube  waren  es  vorzüglich,  wo  sich  Lied, 
Räthsel,  Märchen,  Sage  schnell  Vielen  mittheilte.  Die  Mädchen 
scheinen  von  jeher  liederkundiger  gewesen  zu  sein  als  die  Bursche^ 
heute  sind  sie  es  ohne  allen  Zweifel.  Zauberformeln  und  Sagen  gingen 
von  Eingeweihten  auf  Eingetoeihte  über  —  in  welcher  Weise,  sagen 
die  Anmerkungen  zu  dieser  Abtheilung  des  vierten  Buchs  —  oder 
wurden  von  Wiszbegierigen  durch  allerlei  List  abgelauscht.  Das 
Sprichwort  wird  verbreitet  durch  das  tägliche  Leben  und  dessen 
mannigfache  Beziehungen^  denen  es  seinen  Ursprung  verdankt;  un- 
ausrottbar wächst  es  sich  der  Sprache  ein,  unbewuszt  wird  es  oft 
vernommen,  bleibt  kleben,  wird  weit  fortgetragen  und  faszt  wieder 
Wurzel  wie  der  winzige  Same  der  Pflanzen.  So  klingt  ein  griechi- 
scher oder  lateinischer  Denkspruch  aus.  dem  Munde  des  sächsischen 
Bauern,  so  wachsen  Uralische  Disteln  vor  den  Thoren  von  Paris. 
Wer  die  Kinderdichtung  schuf,  pflegt  sie  auch  zu  verbreiten,  Mütter 
und  Kimder,  Ammen  und   Wärterinnen.  ^ 

Dasz  im  Allgemeinen  unsere  Volksdichtung  sich  einst  eines 
sehr  starken  Austausches  und  lebendigen  Fluszes  erfreut  haben  müsse, 
beweisen  die  vielfachen  mehr  und  weniger  von  einander  abweichen- 
den Varietäten  einzelner  Lieder,  die  an  näheren  und  ferneren  Orten 
gleich  häufig  auftauchen.  Diesen  lebendigen  Flusz  unserer  Volks- 
dichtung, dann  aber  auch  die  Weise  der  ümdichtung  klar  zu  legen, 
habe  ich  in  den  meisten  Fällen  fast  alle  Relationen  eines  Liedes, 
die  mir  eben  zu  Gebote  standen,  auch  abgesehen  von  ihrem  son- 
stigen, besonders  für  den  Fachgeriossen  nicht  zu  unterschätzenden 
Werth  in  meine  Sammlung  aufnehmen  zu  müssen  gedacht. 

Noch  ist  nun  .übrig  der  in  diesem  Buche  vielerwähnten  üm- 
dichtung eingehender  zu  gedenken.  Wohl  keines  unserer  Lieder 
besitzen  wir  in  seiner  ursprünglichen  Gestalt,  alle  sind  vielfach  ver- 
ändert, umgedichtet  worden,  und  so  auf  uns  gekommen,  die  ältesten 
am  meisten  und  oft  so  sehr,  dasz  wir  die  Urgestalt  auch  nicht 
einmal  annäherungsweise  zu  bestimmen  vermögen.  In  welcher 
Weise  pflegt  nwn  solche  Ümdichtung  zu  geschehend 


543 

In    der   Antwort   ist  vor  Allem    hervorzuheben,    dasz   sie   fast 
nie  ohne  Bedürfnisz  eintritt.     Eine  Veränderuvg  des  Gmndgedankens 
bedingen  veränderte  Anschaumigen,  verändertes    sittliche»  und  reli- 
giöses Bewusztsein  des  Zeitalters,  einen   Umgusz  der  Form  veraltete 
Formen    einerseits,   neuaufgekommene   andererseits.     So    wurde  der 
Grundgedanken    d^r   Nibelungensage   in    der   „Nibelunge    not"  •  ein 
anderer    als    er's    gewesen    war  in    den   auf  älterer  Grundlage  ent- 
standenen Eddaliedern,  so  wurde  in  dem  Volkslied  von  Hildebrand 
Form    und    Geist    des    altdeutschen    Hildebrandliedes    aufgegeben. 
Schon  eine  mit  dem  Grundgedanken  einer. Dichtung  im  Widerspruch 
stehende  Stimmung,  ja!    eine  Laune    des    Einzelnen    kann  Verände- 
rungen oder  auch  nur  Zusätze  veranlassen,  die  oft  durch  den  Gegen- 
satz,   in    dem   sie   zur   ursprünglichen   Dichtung   stehen,    einen  An- 
strich  von   Humor    erhalten,    oder    auch    wirklich   und   absichtlich 
humoristisch  sind.     Einen  solchen  Zusatz  bildet  zum  24.  Liede  des 
ersten  Buchs  die  fünfte  Strophe.     Andererseits  kann  eine  im  Liede 
nur  leise  angedeutete  Empfindung,  ein  nur  leicht  ausgeprägter  Gedanke 
besonders  gefallen^  und  wird  von  dem  Befähigten  in  einigen  eingeschal- 
teten  Strophen  weiter  ausgeführt  oder  au«  andern  Ldedem  durah  Remi- 
niscenz  ergänzt.     Beispiele  hiezu  liefern  Nro.  1  Strophe  5,  Nro.  30  B. 
6.  bis  8.  Strophe,  Nr.  31  C,  1.  bis  2.  Strophe,  Nr.  48  C  6.  bis  8.  Strophe 
und  D,    Strophe    16  und  17   des    ersten  Buchs,    Nro.  4   Strophe  9 
nebst  Stellen   aus  Nro.  3,   4,  5  des   ersten  Buchs,   nebst   manchen 
andern  Stücken,   bei   denen  es  theils   duroh   den  Text,  theils  durch 
die  Anmerkungen  angedeutet  worden  ist.    Ebenso  werden  einzelne 
oder  mehrere  Strophen,  wenn  sie  nicht  mehr  verstandene  Gedanken, 
Anspielungen  w.   dgl.   enthalten,   ohne   weiters   fallen   gelassen   und 
vergessen.    Dem  Volke   sind    seine    Lieder   nicht    unantastbar;    es 
betrachtet  sie    als   sein    volles  Eigenthum  und  schaltet   damit   nach 
Belieben,  und  mehr   noch   als  Verlängerung  liebt  unsere  sächsische 
Volksdichtung  Verkürzung  des  Empfangenen.    Nicht  selten  ist  ferner 
der  Fall,   dasz   mehrere  Dichtungen   oft   nicht    einmal  ähnlichen  In- 
haltes   verschmelzen  in  Eine,    Oft   trugen  sie  die  Spuren  ihrer  Ver- 
bindung  noch  so    deutlich   an   sich,    dasz  ich    einige  Stücke  dieser 
Art   ohne  Bedenken   wieder  in   ihre  Bestandtheile   zerlegen    durfte. 
Umgekehrt    entstehen   auch   aus   einer  Dichtung   zuweilen   ztvei  oder 
mehrere  oder  es  entwickeln  sich  aus  bloszen  Typen  und  Bruchstücken 
älterer  Lieder  neue.     Auch    erscheinen   alte  Refrains  und  Typen  in 
mehreren  Liedern    bald   passend    verbunden,   bald   lösbar    angefügt 


644 

I 

oder  vorgesetzt.  Die  beliebtesten  und  gebrauchtesten  sind  die  Typen 
von  Scheiden  und  Meiden: 

Ich  mes  ew^j,  ich  mesz^  derfun; 

wisz  Got  wuni  ich  weder  kun! 

wun  de  schwarz  ruowe  weisz  fadem  hun 

dernö  wärden  ich  weder  kun. 
oder : 

wun  alle  rit  rise  weisz  blomen  drön 
oder : 

wun  äsz  birebüm  rise  bräinjt  — 

ach  rise  bräinjt  hie  nemermi 

hie  bräinjt  nor  blemtcher  weisz  wä  sehnt 
und: 

Ai  schiden,  ai  schide  wier  huot  dij  erdödht, 

dat  t4  mer  raeinj  häj'z  an  trouren  huoszt  br66ht? 

Ai  trouren,  ai  troure  wund  niszt  tä  en  äinjt? 

wun  äsz  birebftm  rit  rise  bräinjt^ 

ai  rise  rit,  ai  lelje  blo!  '-^ 

ech  had  en  härzgieläfte, 

nor  Got  wisz,  w6, 

ai  lelje  bl6,  ai  rtse  rit! 
.   ech  had  en  härzgeläfte, 
dier  äsz  na  dit  &c. 

ferner : 

von  der  Linde  ^oben  breit  und  unten  schmal/     * 

darauf  sitzt  „Frau  Nachtigall,"  endlich 
die  viehen  Typen  in  Tanzreimen^  J^astnachtssprüchen  und  besonders 
in  Zauberformeln. 

Oft  auch  schlagen  einzelne  Dichtungen  aus  einer  Gattung  in 
die  andern  um,  das  Märchen  wird  zur  Sage,  die  Sage  zum  Märchen 
oder  Lied,  das  Lied  hinwieder  kehrt  durch  Zerstörung  seiner  äuszern 
Form  wieder  in  die  Gestalt  der  Sage,  des  Märchens  zurück ;  Sprich- 
wörter werden  in  R^thsel  umgebildet,  Lieder  degeneriren  und  sin- 
ken zum  Kinderreim  herab.  Fast  immer  ist  mit  der  Umdichtung 
aus  einer  Gattung  in  die  andere  nothwendig  eine  mehr  oder  weniger 
tiefgehende  Umbildung  des  Stoffes  verbunden.  Manche  Stoffe  kom- 
men zugleich  in  mehreren  Dichtungsarten  vor.  Vielmal  wiederholt 
sich  in  unserer  Volkspoesie  der  Fall,,  dasz  ein  Lied  oder  einzelne 
Stücke  desselben  mit  geringen  Veränderungen  einem  Zwecke  gerecht 
gemacht  werden,  zu  dem  sie   ursprünglich   keine  Beziehungen  haben; 


545 

dergleichen  Beispiele  liefern  vorzüglich  die  Gelegenheitslieder  des 
zweiten  Buchs.  Entlehnte  Dicthungen  erleiden  bei  der  Umdichtung 
grösztentheila  Verkürzung^  wenn  sie  nicht,  wie  in  den  spätem  Z6iten  ' 
gewöhnlich  geschieht,  blosz  übersetzt  werden.  Verlorenes  Verätänd- 
nisz  bringt  bei  der  Umdichtung  zuweilen  mancherlei  Widerspruche 
in  ein  Lied;  in  Nro.  54  des  ersten  Buchs  werden  Rhein  undThoren- 
burg  ganz  nahe  aneinandergerückt. 

Am  anziehendsten  ist  die  Frage,  welche  innere  und  äuszere 
Kunstform  die  aus  der  Urheimath  mitgebrachten  Stücke  unserer 
Volksdichtung  zur  Zeit  der  Einwanderung  gehabt  haben  mögen. 
Die  Frage  ist  für  die  gesammte  deutsche  Volksdichtung^  über  deren 
Oeschichte  in  keiner  anderen  Periode  ein  so  tiefes  Dunkel  schwebt, 
von  hoher  Bedeutung.  Wenn  es  aber  auch  nicht  zu  gewagt  er- 
schiene von  hieraus  eine  Beantwortung  zu  versuchen^  wenn  es  mir 
auch  möglich  scheint  durch  breite  und  vielfache  Untersuchungen 
in  dieser  Hinsicht  mindestens  zu  einigen  Resultaten  zu  gelangen, 
so  ist  hier  doch  nicht  der  Ort  solche  Untersuchungen  vorzunehmen 

Die  in  dem  Vorausgehenden  entwickelten  Eigenthümlichkeiten 
der  Umdichtung  sind  nicht  etwa  blosz  unserer  Volksdichtung  eigen, 
sondern  finden  sich  alle  oder  groszentheils  in  den  Poesien  aller 
Volk«;  sind  sie  doch,  wie  bemerkt  worden ,  an  groszen  Epen 
erkennbar.  Ein  ewiges  Schaffen,  Zerstören  und  Wiederaushessem  ist 
aller  Volksdichtung  wie  allem  Leben  eigen.  Die  Kunstdichtung  ist 
vorzüglich  durch  den  Druck,  die  überwachende  Kritik  und  die 
Bildung  der  Kreise,  für.  welche  sie  bestimmt  ist,  vor  solchen  Um- 
gestaltungen gesichert.  Dafür  bleibt  sie  aber  nicht  selten  hinter 
dena  Fortschritt  der  Zeit  zurück,  und  verfällt  dem  Staub  und  der 
Vergessenheit.  Wo  sie  hingegen  ihren  Weg  in  das  Volk  und  die 
lebendige  Rede  gefunden,  ist  ihr  nicht  ändert  mitgespielt  worden 
als  der  Volksdichtung,  und  wunderlich  nehmen  sich  oft  für  den 
Kenner  Hölty'sche,  Bürger'sche,  Claudius*sche  und  anderer  deutscher 
Kunstdichter  Lieder  im  Gesang  des  Volkes  aus. 


35 


546 

IV. 

•Ueber  den  Werth  von  Volksdichtungen  mich  auszasprechen 
könnte,  wenn  meine  Sammlung  nicht  besondere  Veranlassung  dazu 
böte,  von  nnserm  heutigen  Standpunkt  aus  als  überfiüszig  erschei- 
nen. Ueberwunden  wohl  für  immer  sind  die  Anschauungen^  die 
einen  Nikolai  bestimmen  konnten  >  Herder  ob  Herausgabe  der 
»Stimmen  der  Völker"  zu  verspotten.  Herder's  im  Grunde  noch 
in  sehr  engem  Räume  gefaszter  Arbeit  (mit  Mühe  vermochte 
er  einige  Blätter  mit  deutschen  Volksliedern  anzufüllen)  folg- 
ten bald  mehrere,  reichere  Sammlungen  nach,  denen  gegenüber 
nur  als  Probe  erschien,  was  er  geboten  hatte*  Einzelne  fanden 
nun  genug  Arbeit  bei  Eines  Volkes  Dichtung.  Die  romantische 
Schule  cultivirte  in  ihrer  Weise  auch  den  Voiksliederenthusiasmus 
bis  über  seinen  Höhepunkt  hinaus.  Noch  war  ihr's  nur  um  den 
ästhetischen  Werth  und  Reiz  zu  thun.  Die  Herausgeber  des  be- 
rühmten ^Knaben  Wunderhorn^  nahmen  keinen  Anstand  an  den 
aufgenommenen  Dichtungen  zu  ändern,  zu  kürzen,  zu  verlängern; 
es  lag  nicht  in  ihrer  Absicht  eine  historische  noch  eine  kritische 
Sammlung  zu  veranstalten;  sie  verfuhren  mit  der  Volksdichtung 
eben  wie  das  Volk  selbst,  nur  nicht  mit  derselben  Berehtigung«  ^Es 
folgte  indessen  Sammlung  auf  Sammlung  und  endlich  an(^  kri- 
tische, deren  Krone  ohne  Zweifel  die  Uhland'sche  geworden 
ist*  .Aller  Nationen  Volksdichtung  wurde  von  den  allsammelnden 
und  allübersetzenden  Deutschen  allmählig  auf  den  Büchermarkt 
gebracht«  An  Nachahmungen  der  Kunstdichter  fehlte  es  nicht. 
Der  gröszte  Theil  der  modernen  deutschen  Lyriker  —  mindestens 
seit  lieine  gerechnet  —  fuszt  bewuszt  oder  unbewuszt  auf  dem 
Volkslied ,  dessen  Vorzüge  sie  ,  sich  indessen  weniger  als  seine 
Mängel  anzueignen  •  gewuszt.  haben.  Man  fühlte  wohl,  was  man  in 
sich  nicht  hatte;  aber  man  wuszte  die  gebotene  Arzenei  nicht  zu 
nützen;  die  Kranken  schliefen  neben  dem  Gesunden,  aber  sie  blie- 
ben krank.  Mit  Entlehnung .  einiger  Typen  und  Wendungen  (sieh 
z.  B.  Heines  drei  Grenadire)  hilft  man  einer  innerlich  siechen 
Poerie  nicht  auf.  Heute  steht  es  um  die  Sache  so,  dasz  das  Volks- 
lied zu  viel  bewundert  und  zu  wenig  verstanden  ist. 

Der  ästhetische  Werth  der  Volksdichtung  (nach  diesem  fragt 
man  bei  jeder  Dichtung  billig  zuerst)  darf  nicht  überschätzt  werden. 
Zwar  in  ihrer  Blüthezeit  darf  sie  den  Vergleich  wagen  mit  dem 
Qröszten  und  Schönsten,   was    der  Kunst    überhaupt   gelungen    ist. 


547 

Homerische  Gesänge  sind  durch  keine  Kunstdichtung  überragt. 
Aber  ein  solches  Zeitalter  gibt  es  für  die  Volksdichtung  imm6r  nur 
einmal.  Damals  hatte  die  Volkspoesie  keine  Nebenbuhlerin,  sie 
war  zugleich  Kunstpoesie,  war  —  wie  wir  zu  sagen  pflegen  —  Alles 
in  Allem.  Den  Nibelungenliedern  fühlt  man  schon  an,  dasz  neben 
dieser  Kunst  des  Volks  eine  andere  höfiag^e  Kunst  bestand,  der 
die  Sonne  der  Gunst  wärmer  strahlte.  Weit  tiefer  steht  die  spätere 
Volksdichtung,  und  je  weitere  Schranken  Cultur  und  Afiercultur 
unter  den  Menschen  ziehen,  desto  tiefer,  immer  tiefer  sinkt  sie. 
Nur  mit  den  spätem  Erzeugnissen  der  Volksdichtung  oder,  was 
dasselbe  ist,  mit  ihren  spätem  Gestaltungen  —  obgleich  nicht  ihren 
spätesten  Ausartungen  —  haben  wir  es  hier  zu  thun.  Diesen  nun 
gebricht  es  nicht  nur  an  Weite  des  Ideenkreises  —  das  Imirde  dem 
poetischen  Werth  im  Einzelnen  noch  nicht  Eintrag  thun  —  es 
gehricht  ihnen  auch  sehr  oft  cm  gleichmäszig&m  Fluaz  in  der  Dar- 
stellung, sie  überspringen  nicht  nur  das  Unpoetische,  Unbedeutende, 
sondern  auch  daSj  wozu  die  Kraft  des  Dichters  nicht  ausreichte. 
Die  geschilderten  Empfindungen  sind  zwar  immer  wirkliche  und 
wahre,  -  nicht  immer  klarem  hewuszte.  Noch  weniger  klar  ist  oft  der 
Ausdruck;  den  Dichtern  steht  die  Sprache  nicht  jedesmal  aus- 
reichend zu  Gebot,  hi^r.  wird  sie  stammelnd,  matt,  dort  leiht  sie 
ihm  eine  schiefe,  nur  halbzutreffende  Bezeichnung,  und  der  eigent- 
liche Sinn  musz  oft  errathen  werden.  Am  unvollkommensten  ist  in 
der  Regel  die  äuszere  Form,  die  oft  röh  und  unbeholfen  niepials  auch 
in  ihren  schönsten  Werken  und  in  der  besten  Zeit  der  Volksdich- 
tung an  die  herrlichen  Prachtbauten  der  Kunstdichtung  empor- 
reichen kann. 

Diesen  Mängeln  gegenüber  hat  die  Volksdichtung  grosze,  und 
oft  mehr  als  aufwiegende  Vorzüge  in  die  Wagschale  zu  legen.  Vor 
allem  hervorzuheben  ist  die  Unmittelbarkeit^  Wahrheit  und  Stärke 
der  Empfindung,  die  Einfachheit  und  Grösze  wie  die  befriedigende 
Abrundung  der  in  langsamem  Bilden  geschaffenen  Stoffe,  die  Ruhe 
und  das  Masz  in  der  Darstellung,  und  oft  der  gesunde  Humor. 
Die  Form  der  Zerrissenheit  oder  gar  Blasirtheit  bleibt  ihr  ewig 
fremd.  Vielfach  hat  die  Kunstdichtung  die  von  der  Schwester  vor- 
gebildeten Stoffe  benützt.  Ich  habe  im  Mühlbacher  Schulprogramm 
für  1867  —  8  der  glücklichen  Griffe,  Shakespeares  und  6röYÄe«  gedacht. 
Die  dort  angeführten  Stoffe  „König  Lear,  Hamlet,  Faust*  sind  nicht 
die  einzigen,  die  zu  erwähnen  gewesen  wären ;  sie  wurden  gewählt, 
weil  sie  durch  die  gelungene  Ausführung  über  viele  andere  hinaus- 

35» 


648  ♦ 

jagen.  Von  der  Faustsage  ward  auch  Lessing  angezogen.  Auch 
Schilkr's  „Jungfrau  von  Orleans  und  Wilhelm  Teil"  sind  durch 
das  Schaffen  der  Sage  in  helleres  Licht  gerückt  worden.  Nicht 
nur  den  Stoff,  die  ganze  Gattung  der  j^Ballade**  verdankt  dieEunst- 
dichtung  der  Volksdichtung ;  um  die  Hälfte  ihrer  schönsten  Er- 
zeugnisETe  wären  wir  äMper,  dürfte  sie  nicht  Stoff  nehmen  aus  die- 
ser, wozu  sie  freilich  ein  gutes  Becht  hat. 

Vom  sittlichen  Standpunkt  betrachtet,  steht  die  .Volkspoesie 
wenigstens  in  keinem  Fall  im  Nachtheil  gegen  die  Kunstdichtung. 
Einzelne  Ausdrücke,  an  denen  man  Anstosz  nehmen  könnte  in 
Kreisen,  wo  man  viele  Dinge  nicht  bei  ihrem  Namen  zu  nennen 
gewohnt  ist,  darf  nian  ihr  nicht  hoch  anrechnen.  Die  Tendenz 
macht  eine  Dichtung  unsittlich, .  nicht  einzelne  Worte,  die  doch 
einem  Wörterbuch  auch  nie  zum  Vorwurf  gemacht  werden.  Ver- 
steckte Anspielungen,  faunisches  Hervorlugen  unter  halber  Ver- 
hüllung, wie  es  in  Wieland's  Compositionen  nicht  selten  angetroffen 
wird,  verdient  .Tadel,  nicht  naive,  harmlose  Nacktheit.  Grosze 
Kunstdichter  aller  Zeiten  haben  starke  Ausdrücke  am  rechten  Orte 
nie  vermieden.  Aristophanes  treibt  es  wohl  zuweilen  etwas  arg  — 
aber  die  griechischen  Tragiker^  Shakespeare,  Göthe  und  der  hochsitU 
liehe  Schiller  sind  mit  ganzem  Becht  als  Beispiele  anzuführen.  Dem 
Humor  und  der  Komik  musz  naturlich  immer  mehr  erlaubt  sein 
als  andern  Bichtungen.  In  der  Tendenz  ist  die  Volkspoesie  im 
Allgemeinen  und  speciell  die  deutsche  rein;  gegen  Eines  ihrer  Ver- 
gehen wären  leicht  hunderte  aus  der  Kunstpoesie  anzuführen.  Offen 
und  augenfällig  liegt  in  Sagen  und  noch  mehr  in  Märchen  die  poe- 
tische Gerechtigkeit  zu  Tage;  der  Tugend,  der  verfolgten  Unschuld 
wird  zuletzt  fast  immer  ihr  Lohn,  den  Hilflosen  ihr  Better;  der 
Verbrecher  entgeht  der  verdienten  Strafe,  der  Lügner  und  Betrüger 
der  Entlarvung  nicht,  seine  Pläne  werden  zu  Schanden.  Nur  in  der 
Thiersage  und  hie  und  da  in  gewissen  Märchen  zeigt  sich  eine 
Parteinahme  für  den  Schlauen  und  Listigen,  sonst  hält  sich  die 
Dichtung  in  der  Begel  ipit  ihren  Sympathien  auf  der  Seite,  des 
Gerechten.  Auch  die  Kinderdichtung  —  ob  wir  gleich  nicht  ganz 
in  das  überschwengliche  Lob  einstinmien  können,  das  ihr  der  Vor- 
redner zu  Simrock^s  Kinderbuch  ertheilt,  so  schön  und  ganz  auf- 
gehend in  den  Geist  dieser  Dichtung  er  übrigens  geschrieben  hat 
—  zeigt  im  Allgemeinen  nur  sittliche  Tendenzen.  In  den  Sprüchen 
und  Sprichwörtern  besitzt  das  Volk  einen  unversiegbaren  Schatz  von 
Tugend-,  Weisheits-  und  Klugheitslehren  und   wird    daneben    Moral- 


Ö49 

Systeme  und  dicke  Bände  über  den  Umgang  mit  Menschen  noch 
lange  Zeit  ohne  Nahtheil  entbehren.  Alles  in  Allem  ist  die  Volks- 
dichtung die  rechte  Milch  und  das  rechte  Brot  für  das  Volk, 
gesunde,  nahrhafte  Kost,  die  es  i^uch  verdauen  kann,'  und  die  ihm 
weder  Eckel  verursacht  noch  Magen  und  Blut  verdirbt.  Hier  ist 
ihm  die  rechte  Sprache  gefunden,  hier  findet  es  den  treuen  Beglei- 
ter durch  das  Leben,  der  ihm  allezeit  verständlich  entgegentritt,  * 
und  die  ihm  diesen  ererbten  Besitz  verleiden  möchten,  um  ihm  da- 
für  an  Modewaaren  Geschmack  beizubringen,  mögen  bedenken,  dasz 
sie  dan^it  ein  sündhaftes  Zerstörungswerk  beginnen! 

Auch  einen  historischen  Werth  hat  die  Dichtung  des  Volkes. 
In  ihren  Zauberformeln  und  Segen,  in  ihren  Kinderreimen,  Sagen, 
Märchen,  Balladen  und  zerstreut  in  andern  Gattungen  ist  eine  reiche 
Fundgrube  alten  Glaubens  und  Rechtes,  älter  Sitten  und  Gebräuche 
erhalten.  Historisehe  Sagen  und  Lieder  sind  geradezu  geschicht- 
liche Urkunden,*  allerdings  nicht  ersten  Ranges,  auch  nicht  alle  von 
gleichem  Werthe,  aber  immerhin  alle  Berücksichtigung  verdienend. 
Sie  sind  Zeugen  vergangener  Freuden  und  Leiden,  Anschauungen 
und  Leidenschaften,  Strebungen  und  Kämpfe,  Siege  und  Nieder- 
lagen. Volksdichtungen  endlich  sind  als  treuester  Abglanz  des 
Volksgeistes  und  Volksgemiiihes  vorwiegend  berufen  deren  innerste 
Eigenheit  aufzudecken,  und  zur  rechten  Erkenntnisz  des  Volks- 
charakters zu  führen  Jeden,  dem  daran  gelegen  ist,  an  dieses  Ziel 
zif  gelangen. 

Von  dem  Gesagten  auf  unsere  Volksdichtung  übergehend,  ist 
vprerst  Ausdruck  zu  geben  dem  Bedauern,  dasz  uns  nicht  mehr^ 
von  derselben  und  nicht  in  besserem  Zustand  überliefert  ist.  Um- 
so theurer  müssen  uns  die  noch  geretteten  Reste  sein.  Hätten 
unsere  Väter  unter  den  furchtbaren  Drangsalen,  denen  sie  fast  er- 
legen, kurz  vor  oder  nach  der  Reformation  Zeit  und  Lust  gehabt 
uns  ihre  Volksdichtungen  aufzuzeichnen,  und  uns  so  noch  einen 
bedeutenden  Theil  ihres  geistigen  Gutes  zu  vererben,  oder  hätte 
auch  nur  vor  hundert  Jahren  Jemand  unter  uns  den  Sinn  gehabt 
sie  zu  sammeln,  so  würden  wir  heute  mit  einem  andern  Schatze 
auftreten  können,  und  der  Werth  unserer  Volksdichtungen  müszte 
weit  höher  anzuschlagen  sein.  Im  Allgemeinen  zwar  zeigt  sie  die- 
selben Vorzüge  und  Mängel  tvie  die  verwandte  Deutschlands;  in 
der  zerrütteten  Gestalt  aber,  in  welcher  sie  uns  vorliegt  —  an 
welcher  unser  Volk  keine  Schuld  trägt  —  sind  der  Vorzüge  wei^iger, 
er  Mängel  mehr.    Die   ästhetischen  Schönheiten   sind    weniger  als 


550 

bei  deutschen  VolksHederii  über  ^ansse  Stücke  ausgebreitet,  und 
müssen  in  ihrer  Vereinzelung  sorgsam  und  mit  Kenneraugen  wie 
Perlen  aus  dem  Meeresgrunde  heraufgeholt  werden.  Solcher  Perlen 
sind  indessen  so  manche,  und  oft  kommen  die  köstlichsten  der- 
selben in  Bruchstücken  vor,  die  schon  deshalb  meiner  Sammlung 
nicht  entzogen  werden  durften.  Zwar  ohne  Zweifel  wird  es  Leser 
geben,  die  fragen:  „wozu  diese  Trümmer?**  Solchen  mangelt  über- 
haupt poetischer  Sinn.  Der  Kenner  wird  den  Werth  solcher  Bruch- 
stücke zu  schätzen  wissen ,  und  nicht  selten  das  Fehlende  aus 
eigener  Phantasie  zu  ergänzen  vermögen,  wie  der  Baukundige  aus 
einer  Ruine  den  Styl  des  Gebäudes  zu  erkennen,  im  Geiste  das 
Oan»e  zu  überschauen,  dessen  Eindruck  zu  empfinden  und  zu  ge- 
nieszen  vermag.  Der  eigenthümlichen  Zartheit  und  Innigkeit  gewisser 
Stücke^  der  Naturwahrheit  und  Wärme  der  Empfindung  der  einfachen 
Grösze  und  tragischen  Anlage  einzelner  Stoffe,  der  Kürze  der  Dar- 
Stellung^  die  theilweise  allzuherb  und  unbefriedigend,  oft  aber  auch 
ergreifend  und  voll  Mark  erscheint,  und  den  Eindruck  des  Erhabe- 
nen macht,  ist  schon  sonst  gedacht  worden. 
.     Zu  den  schönsten  Stücken  zähle  ich: 

Aus  dem  ersten  Buch  die  Nummern:  1  bis  6,  24,  25,  31,  43, 
44,  45,  48,  54,  56,  wobei  ich  natürlich  die  besten,  Relationen  im 
Auge  habe.  Recht  artig  sind  auch  die  Nummern  16,  17,  34,  35, 
36,  37  (B),  41.  Die  Nummern  52  und  53  sind  herb  aber  kräftig, 
und  50  hat  einen  wohlgerundeten  Stoff  und  einzelne  guterbaltene 
Motive.  Einzelne  Wendungen  und  Motive  wären  auch  aus  andern 
Stücken  herauszuheben. 

Aus  dem  zweiten  Buch  ist  Nro.  2  schmucklos  anmuthig.  Ein- 
zelne Schönheiten  haben  Nro.  3,  6  (ohne  den  Anhang)  und  7  (eben- 
falls ohn^  die  Zusätze)  und  einige  Tanzreime.-  Treffenden  Humor 
enthält  Nro.  48  (das  ihm  ähnliche  Nro.  49  ist  schon  prosaischer) 
und  Einzelnes  in  Nummern  64,.  65,  66-  . 

Ein  groszer  Theil  der  reichlichen  Spruchdichtung  ist  werthvoU, 
und  mehrere  von  den  Heilfsformeln  sind  dämonisch  erhaben.  Die 
Kinderdichtung  im  fünften  Buche  ist  zwar  mit  Einderaugen  anzu- 
schauen, und  mit  dem  Maszstabe  eines  Mutter-  und  Kindergemüthes 
zu  messen,  erfüllt  aber  auch  dessen.  Anforderungen  fast  in  dem- 
selben Grade  wie  die  Deutschlands ;  und  schwerlich  dürfte  ein  Volk 
eine  schönere,  herzlichere  Kinderpoesie  besitzen  als  das  deutsche. 

Freilich  erfreut  man  sich  fast  nii^ends  eines  ungestörten  zu- 
sammenhängenden Genuszes,  weil  wir  so    wenig  Guterhaltenes  be- 


551  . 

sitzen^  weil  Alles  in  so  trümmerhaftem  Zustande  ist.  Wenn  übrigens 
unsere  Volksdichtung  einerseits  zertrümmert,  andererseits  dagegen 
unentwickelt  erscheint,  so  mögen  es  zttm  Theil  diejenigen  ver- 
antworten, die  dem  Volke  die  Freude  an  seinem  Gut  verderben 
und  ihm  gerne  geschmacklose  Bissen  reichen,  die  es  wohl  kauen 
aber  kaum  verdauen  wird. 

In  sittlichem  Betracht  ist  unserer  Volkspoesie  ebensowenig 
und  wohl  noch  weniger  ein  Vorwurf  zu  machen  als  deijenigen 
Deutschlands.  Dieselbe  poetische  Oereehtigkeit,  dieselbe  mackel- 
lose  Tendenz.  Ueber  die  sogenannten  humoristischen  Hochzeit- 
predigten- habe  ich  mich  in  den  Anmerkungen  (zu  den  Nummern  64« 
.  65,  66)  in  dieser  Hinsicht  ausgesprochen.  Ohne  sie  bis  ins  Einzelne 
vertheidigen  zu  wollen,  glaubte  ich  sie  doch  gegen  den  Eifer  von 
Zeloten,  denen  es  nicht  um  wirkliche  Güter;  sondern  um  den  Nim- 
bus bange  ist,  in  Schutz  nehmen,  und  namentlich  ihre  Tendenz  für 
harmlos  erklären  zu  müssen.  Mag  man  hierin  meiner  Meinung  sein 
oder  nicht,  das  Eine  wird  man  mir  nicht  läugnen,  dasz  Beispiele 
dieser  Gattung  in  einer  Sammlung,  wie  die  meine  ihrer  ganzen  An* 
läge  nach  ist,  nicht  fehlen  durften.  Vielleicht  finden  Einige  auch 
bei  der  Räthseldichtung  hie  und  da  Anstosz.  Sie  liebt  es,  den, 
dem  sie  ihre  Aufgaben  stellt,  durch  eine  Doppelsinnigkeit  zu  necken, 
die  uns  nicht  schicklich  erscheinen  mag.  Zwar  die  wirkliche  Be- 
deutung des  Räthsels  ist  immer  ohne  Tadel,  aber  die  Absicht  ist 
nicht  zu  verkennen,  den  Rather  auf  schlüpfrige  Abwege  zu  ver- 
fuhren,' um  ihm  das  Rathen  zu  erschweren;  denn  nicht  nur  entgeh 
ihm  dadurch  der  wahre  Sinn,  er  wagt.es  auch  nicht  den  geahnten 
auszusprechen.  Es  liegt  ein  schalkhafter  Humor  hierin,  den  ich 
doch  nicht  in  Schutz  nehmen  will.  Nur  ein  kleinerer  Theil  unserer 
Bäthsel  ist  dieser  Art.  Sie  sind  wohl  von  den  Burschen  erfunden 
die  Mädchen  in  der  Rockenstube  damit  in  Verlegenheit  zu  bringen. 
Ich  habe  ihnen,  auszer  einigen  wieder  vom  Standpunkt  meiner 
Sammlung  gebotenen  Frohen,  nicht  in  meinem  Buche  Baum  gegeben. 
Uebrigens  zeigt  alle  Volksräthseldichtung^  so /weit  sie  mir  bekannt 
ist,  diese  Natur.  . 

Weder  zu  überwiegend  ästhetischen  noch  spedell  sittlichen  Zwecken 
habe  ich  ilJbrigens  meine  Sammlung  veranstaltet,  und  nicht  für  sie,  fWr 
unsere  Volksdichtung  bin  ich  in  dem  Vorausgehenden  eingetreten.  Mein 
Ziel  war  hauptsächlich  ein  historisches^  msin  Buch  sollte  Müller^ s 
Sagen  und  HaltricKs  Märchen  ergänzend  zunächst  den  Vorrath  unserer 
Volksdichtung  zugänglich  und  handgerecht  machen;  es  sollte  dH  Samm- 


552 

lung  dwrch  sich  seihst  dm  Entwickelungsgang  wid  die  Lebensgesetze 
wenigstens  eines  Theils  dieser  Volksdichtung  erkennen  lassen  und  er- 
kennen lehren;  sie  sollte  nach  Möglichkeit  den  Stand  "unserer  Sprache 
und  ihrer  Mundarten  darstellen  helfen,  was  freilich  nur  in  unvoll- 
kommener Weise  geschehen  konnte;  sie  sollte  auch,  unsem  j^Oehildeten^ 
Gelegenheit  bieten,  dfis  Volkes  Sinn  und  Weise  erkennen  und  würdigen 
zu  lernen;  sie  sollte  die  Geistes-  und  GemUthsrichtung ' unseres  Volkes 
beleuchten,  seine  Freuden  und  Leiden, ,  sein  Hassen  und  Lieben,  sein 
stilles  geistiges  Schaffen  und  Dichten  in  ihrem  unmittelbarsten  Aus- 
druck vorführen;  sie  sollte  dem  Sittenforscher  und  Mythologen  ein 
schätzbares  Material  liefern,  wenn  sie  av^ch  dem  eigentlich  sogenannten 
politischen  Historiker  keine  Urkunden .  zu  bieten  hatte ;  sie  sollte  mit 
Einem  Wort  ein  gut  Stück  Culturgeschichte  unseres  Volkes  darbringen 
und  damit  Zeugnisz  ablegen  dafür,  wie  treu,  der  Sachte  dem  aus  der 
Heimath  mitgebrachten  Geist  und  der  mitgebrachten  Sitte  auch  im 
fernen  Siebenbürgen  geblieben,  wie  er  diesen  Geist  in  derselben  Weise 
fortgebildet,  als  es  dort  in  Deutschland  geschah,  nach  dem  er  seit 
Jahrhunderten  blickt,  das  er  heute  mit  ganzem  Bewusztsein  seine  Mütter 
nennt;  sie  sollte  den  Brüdern  in  diesem  unvergeszlichen  Deutschland 
eine  Mahnung  sein,  auch  nicht  zu  vergessen  des  fernen  Sendlings, 
wenn  sie  auch  auf  ihrem  Wege  nach- einer  immer  näherherantretenden 
Zukunft  voll  groszer  beschicke  noch  von  mancher  andern  Sorge  in 
Anspruch  genommen  werden. 

Daneben  war  es  mir  allerdings  angenehm,  dem  Volke,  noch  ehe 
es  ganz  zu  spät  ist,  einen  Theil  seines  letzten,  geistigen  Erbes  in  die- 
sem Fache  retten  und  in  dem  Geretteten  Manches  bieten  zu  k'ännen, 
was  Anspruch  auch  auf  ästhetischen  Werth  hatte,  die  Volksgenossen 
, erfreuen j  dem  vaterländischen  Dichter  zu  lebensvollen,  Schöpfungen 
Stoff  und  Anregung  geben  konnte. 


Drackfehlerverzeichnisz. 


(Fehlende  Interpunctionszeicben  'wie  auch  das  grundsätzlich  im 
Sachs.  Text  von  mir  nicht  gebrauchte,  von  den  Setzern  aber  mehr- 
mals für  8z  gesetzte  ss  und  die  überflüszigen  Geminationen  möge 
der  Leser  selbst  berichtigen.  Bei  Angabe'  der  Zeilenzahl  in  dem 
folgenden  Verzeichnisz  sind  die  Üeberschriften  nicht  mitgezählt.) 


Seite    Zefle  von 

oben    . 

10        2 

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35    28 

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« 

en 

39  ist  am  Ende  der  ersten  und  dritten  Notenze 

10.  Tact 

ein  überflüsziger 

Tactslrich 

44      9 

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46    28 

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554 


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103 

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109 

17. 

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113 

29 

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116 

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116 

32 

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128 

29 

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yy     Aid  ouszsuf 

133 

10 

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133 

20 

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„     zwet 

137 

8 

hesÄelnäsz 

„  .  haszelnäsz 

139 

2 

seh 

„     schisz 

139 

4  und  5 

kronk 

jy     kränk 

143 

11 

flaisieh 

„     flaiszich 

147 

9 

'eni 

„     um 

148 

1 

misten 

^     miszten 

149 

9 

kraode 

,     kruode 

151 

8 

hunt 

V     hun 

151 

21 

hälde 

„    häld 

155 

6 

biesten 

„     bieszten 

156 

1  und  4 

Jerich 

„     lerich 

156 

14 

fräszt  detz 

„     fräszt  det  rösz 

167 

14 

sad 

„     säd 

169 

6 

bäfelkä 

„     bäfekÄ 

169 

7 

gris 

„     grisz 

171 

10 

Jeszen 

„     leszen 

172 

17 

äintchen 

^     Äintchen 

178 

11 

Uns 

^     Ousz 

179 

16 

ous 

„     ousz 

183 

7 

bädlerin 

„     bädlerän 

183 

18 

Gied 

„     Gield 

188 

7 

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„     derhtra 

192 

1 

gild 

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200 

7 

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202 

14 

djangen 

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555 


Seite  Zeile  von  oben 


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11 

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9 

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1 

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10 

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390 

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391 

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398 

5 

401 

29 

404 

8 

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32 

416 

35 

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22 

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7 

447 

23 

483 

23 

483 

28 

485 

12 

485 

24 

Solamo 
ärztren 
saem 
geziehenden 

Ziehst 

kierselrdch 

h&ngt 

ffäldäret 

dire 

bäs 

garstig 

asert 

ierich  (?) 

lerd 

uoteh 

ig 
son 


lies  Salamo 

^  är  ziren 

^  säl  em 

„  gezichenden 
„       Ä 

^  Zichszt 

„  kierschelrech 

„  heangt 

^  gäldänet 

„  dir  e 


23  und  24  gottes 


gesehauen 

än't :  risebät 

Awor 

s6hagen 

drifiunt  dr'f 

rirmäs 

Gänz6hen8 

ätasz 

Ainjel 


garStij 

äser 

ierich 

ierd 

uotch 

ij 
san 

Gotesz 

gehauen 

der 

än't  risebät 

Awer 

schale 

drif  unt  drif 

rirmä^ 

Gänschens 

stusz 

Äinjel 


jWie*^  hat  ganz  auszufallen 
in  der  Ueberschrift  zu  Nro.  208  lies  Herrliche  für  Herliche 
äszdebidiehän  lies  äszdebidichän 
di       ,  „     die 

dr  jaz  „    jar  az 

unverlobten       „     neuverlobten 
Geli  „Gel: 

'denen  „     deren 

Verlus  „     Verlust 

raitgetheilt  worden  lies  veröflFentlicht  wurden. 
Pentogramm  lies  Pentagi'amm 
106  „     105 

126  «125  . 

«Die  beiden  andern  eirigeklammerten  Zeilen  &c. 
soll  heiszen  :  «An  Stelle  der  beiden  andern  ein- 
geklammerten Zeilen  sind  Conjecturen  von  mir 
zur  Verbesserung  der  offenbar  verderbten  Verse 
in  den  Text  aufgenommen  worden. 


666 


Seite  Zeile  von 

oben 

493 

27     , 

Waden 

lieg  Woda 

495 

3 

unsere 

„     unseren 

499 

22 

woh 

„     wol 

499 

32 

Hinschau 

„     Hinschaun 

505 

22 

oder  niit 

^     oder:  mit 

531 

34 

Sprüchwörter 

„     Sprichwörter 

536 

15 

Sprüchwort 

„     Sprichwort 

541 

2 

Räthse 

•  „     Räthsel 

544 

15 

wund 

-     wuni. 

\ 


\ 


Druck  der  k.  k.  Hofbnehdruckerei  tod  Gottlieb  Haase  85hiie  in  Prag. 


.--"       •/