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Siebenbürgisch-sächsisch'e
Volkslieder,
Sprichwörter, Räthsel, Zauberformeln,
und
Kinder-Dichtungen.
Mit
Anmerkiingen und AbhaDdlungen
herausgegeben von
Fried. Wilhelm Schuster.
Verlag*
'1 A. Sclimiedicke jl
^ (vorm. Th. Steinhanssens) t
4, Bach-, Knnst- i Mosikatieo-HsndtDnr ^
1 in Hermannstadt. * jkusiien.
1865.' *
(
Siebenbürgischsächsische
Volksdichtungen.
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Siebenbürgisch-sächsische
Volkslieder,
Sprichwörter, Rätbsel, Zauberformeln,
und
Kindeit'-Di^htungen.
7<.
Mit •
Anmerkungen und Abhandlungen
herausgegeben von
Fried. Wilhelm Schuster.
Mit Unterstützung des Vereins für siebenbürgiscbe Landeskunde herausgegeben.
■^' ot^o*g>o<sri:g *■
Hermannstadt,
Verlag von Tlteodor Steinltausseii.
.1865.
THE NEW YORK
PUBLIC LIBRARY
A8TOR, LENOX AND
TILD N FOUNDATIONS,
R 19H
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Druck der k. k. Hoftuchdru. kerei von Gottlieb Haane Söhne in l»i
Den mitstrebenden Freunden
' •■• ^ •
J o s e p Ü: H j^Lt rieh
und
Friederich Müller
gewidmet
vom Verfasser.
Vorrede.
J^ ur wenig Worte sind es, die mir in dieser Vor-
rede zu sagen übrig bleiben, nachdem, was zur Beleuch-
tung und Erläuterung des Textes und zur Erkenntniss der
Tendenz meiner Arbeit dienen soll, seinen Platz in den
Anmerkungen und in den Abhandlungen gefunden hat.
Dasz diese auch lesen wird, wer sich berufen fühlt, ein
Urtheil über das Buch abzugeben, darf ich billig erwarten.
Seit mehr als sechszehn Jahren sammle ich an dem,
was nun hier doch nur in bescheidener Ausdehnung vor-
liegt. Wäre ich allseitiger unterstützt worden, die Samm-
lung könnte zwar stärker sein, aber, so wie ich nun das
Terrain kenne, kaum um ein Bedeutendes ; nur die Gattun-
gen der Segen- und Zauberformeln und etwa der Räthsel
dürften vielleicht reichere Vermehrungen von der Zukunft
erwarten; neue Gattungen werden kaum meh;r auftauchen.
Als ich den Plan zu der Sammlung zuerst faszte, hoffte
ich nur auf noch geringeren Fund; Sagen, Märchen und
VolksHeder glaubte ich im ßaume Eines Bandes umfassen
zu können. Bald ward ich gewahr, dasz noch nicht so
Vieles verloren sei, als ich gewähnt hatte, und dasz ge-
sondert werden müsse. Gleichstrebende Freunde nahmen
mir einen Theil der Arbeit ab, zum groszen Vortheil der
Sache, der ich in solchem Umfange nicht einmal völlig
gewachsen sein konnte» Wir theilten uns in die Aufgabe
VIII
in der Weise, wie es die Vorrede i.i\ Haltricii's Märchen
bekennt. Jeder der Freunde hat seitdem der übernom-
menen Pflicht geniigt; MuUer's Sagen und Haltrich's
Märchen sind seit Jahren in den Händen des Publi-
kums ; mich drückte das Bewusztsein, noch in der Schuld
zu sein, und fing bereits an mir die Arbeit zu verleiden.
Indessen hat ihr die lange Zögerung schwerlich geschadet;
ich bin kühler, meine Pläne sind enger geworden, und
Manches ist dadurch besonders von den Abhandlungen
weggeblieben, was ohnehin nicht strenge hingehörte, und
zu anderer Zeit an einem andern Orte mit mehr Berech-
tigung und in gröszerer Breite ausgeführt werden mag.
Auch so werden diese Abhandlungen noch manchen
Widerspruch finden, und namentlich dürfte die zweite an-
gefochten - werden. Für wen es keine geschichtliche Er-
kenntnisz gibt, als die aus Urkunden und speciell schrift-
lichen geschöpft wird, der wird von vornherein läugfien,
dasz sich irgendwie historische Betrachtungen über die in
meiner Sammlung enthaltenen sächsischen Volksdichtungen
anstellen lassen; er wird nicht mehr zugeben, als dasz
etwa jene Zauberformeln und Segen , die Teutsch *) aus
Kirchenvisitationen entnommen, jedenfalls vor 1650, Nro.
181 desselben vierten Buchs vor 1749, das Zaidner Lied von
Rakozi vor 1747 und der Bienensegen im vierten Buch
wohl nicht nach dem 16. Jahrhundert entstanden sein
müsse, oder dasz Türken und Tartaren nicht vor der
groszen Türkennoth in unsere Kinderlieder gekommen, das
Sprichwort „wat fröcht der wülf nö de Statuten" nicht vor
Abfassung der Statuten erfunden sein könne u, s. w. Ich
*) Durch ein Versehen ist Teutsch Seite 409, da wo von den unterstüz-
zenden Freunden gesprochen wird, nicht genannt worden ; und doch
hat er allein, wie an andern Stellen erwähnt ist, d<^n einen Theil des
vierten Buchs möglich gemacht.
IX
darf indessen versichern, dasz die Ant^ichten, welche jene
Abhandlung enthält, nicht willkührliche Phantasien, noch
vorgefaszte Meinungen und über Nacht gekommene Gedan-
ken sind, vielmehr in langjähriger Bescliäftigung mit Volks-
dichtungen durch vielfaches Vergleichen und Erwägen sich
allmählich gebildet haben, und in nicht wenig Stücken im
Widerspruch stehen mit früher gehegtem, liebgewordenem
Wahne. Manche meiner Behauptungen ist so wenig blosze
Wahrscheinlichkeit, dasz sie sich bei einer bis in's Kleinste
gehenden Behandlung auch dem Unkundigsten anschaulich
genug beweisen liesze. Wahre Kenner — davon bin ich
überzeugt — werden in den meisten Stücken mit mir über-
einstimmen. Die werden, auch ohne dasz ich's hervor-
hebe, sehen, worauf es ankommt, und Hauptsachen von
Nebendingen zu unterscheiden wissen. Ich kann mich
z. B, über das Alter einzelner Stücke (das doch gröszten-
theils nui^ in Form der Hypothese angeführt ist) geirrt, es
überschätzt oder unterschätzt haben; dadurch wird mein
Raison nement im Groszen nicht umgestöszen.
Ob der Aufnahme so manches Bruchstücks und mancher
oft nur scheinbaren Unbedeutendheit in die Sammlung werde
ich wohl eher Dank als Tadel verdient haben; wir sind
nicht so reich an Ganzem um Bruchstücke verschmähen
zu dürfen, die überdies oft gerade die schönsten und alt-
ehrwürdigsten Perlen enthielten. Vieles ist übrigens nur
da, um ein möglichst vollständiges Bild unserer Volksdich-
tung zu liefern, die nun bis auf die dramatischen und
mifftischen,Spiele^ Tänze und Mummereieny welche eine eigene
Bearbeitung erfordern, in den Händen des Publicum s ist.
Das Bedeutungslose konnte ich, wo es auch nur zur Er-
läuterung des Bedeutendem diente, nicht liegen lassen.
Auszerdem sind nur solche Bruchstücke aufgenommen, die
werth schienen zu weiterer Nachforschung anzureizen. Was
noch sonst zu ihrer Aufnahme bestimmte, ist in den An-
merkungen und Abhandlungen angedeutet
Mit der Anordnung des Ganzen wird man, hoffe ich,
zuifrieden sein. Sie ist durchsichtig genug und geeignet
sich selbst zu erklären.
Dasz ich es verschmäht habe, Worterklärungen in die
Anmeldungen aufzunehmen, wie es Joh* Karl Schuller bei
seinen Ausgaben zu thun liebt, werden Manche vielleicht
bedauern. Aber das endliche Erscheinen eines siebenb.
Sachs. Idiotikons wird ja immer sicherer und in dessen
Spalten gehören Worterklärungen. Ueber meine Laut-
zeichen im sächsischen Text ist das Nothwendigste in der
ersten Abhandlung gesagt, weitere Erläuterungen sind' über-
flüszig. Fachmänner und wissenschaftlich Gebildete unter
meinen Lesern werden die Grundsätze, nach welchen ich
vorgehe, bald und leicht erfassen, und über die Bedeutung
der von mir gebrauchten Zeichen kaum im Zweifel bleiben;
die Andern gehören wohl meistens zu meinen Stammgenossen,
und diese werden ihr Idiom auch in meiner Orthographie
nicht verkennen.
Dasz ich es 'übrigens selbst mitsti'ebenden Genossen
und Freunden nicht in Allem recht gemacht haben werde,
kann ich wohl voraussehen; hätte ich doch auch in ihren
Arbeiten hie und da Etwas anders gewünscht. Da weisz
ich nun keinen andern Rath, als abzuwarten, bis entweder
ich ihrer oder sie meiner Meinung geworden. Es liegt
mir wie ihnen zu viel an der Wahrheit, als dasz 'wir nicht
überzeugendein Gründen gegenüber uns freudig von einem
gehegten Wahne lossagen sollten. Manches möchte ich
selbst schon jetzt ändern, namentlich in den Abhandlungen
klarer und breiter ausführen, dasz fast alle Gattungen
unserer Volksdichtung als solche bis in die Karolingerzeit
und oft noch viel weiter zmnickreichen* Vielleicht kann
ich mich einmal an anderm Orte 'mit ganzem Behagen in
diesem Stoff auslegen.
Noch bedarf das reiche Druckfelilerverzeichnisz einer
XI
Entschuldigung. Mein , oder des Verlegers Sündenregister
darin zu sehen, wäre unbillig. Die Ursachen waren fast
unabwendbar und lagen in den leidigen Verhältnissen; in
der 200 Meilen weiten Entfernung zwischen dem Druckort
und mir, der ich nur die letzte Correctur besorgen konnte,,
in der Unbekanntschaft der Setzer mit dem siebenb. sächs.
Dialect. Das liesz sich nicht ändern. Die Wahl des Druck-
ortes war einmal vollzogen, und bot neben manchen von
dem Verleger nicht vorausgesehenen Schwierigkeiten auch
unläugbai'e Vortheile, die Unkunde der Setzer war nicht
wegzuzaubern, und eine mehrmalige Correctur verbot die
Rücksicht auf die groszeii Postauslagen und die Besorgnisz
vor allzulanger Verschleppung der Druckvollendung, die
ohnehin lange genug auf sich hat warten lassen.
Ich schliesze den Geleitsbiief meines Buches, indem
ich ihm den besten Empfang namentlich bei meinen Volks-
genossen aller Stände wünsche — ich darf dies mit gutem
Gewissen, da, was es enthält, nur zum geringsten Theil
mein Werk ist Auch dieser geringe Theil ist ja nur Bei-
werk; alles Uebrige hab' ich vom Volke genommen, und
gebe es reinlich gesäubert und geordnet dem Volke wieder
zurück,
Mühlbach^ im December 1864.
Der Verfasser.
In halt.
Nro.
Ueberschriften und 'Anfange
•1
ErstM Bnoh.
,
firsie Abthelluns:.
VOglein.
1
A (mit Melodie) Et aas e kli wält fijeltcheh . . •
B. Et s&z e kli walt föjeltcbi ,
Schwalbe. /
3
4
2
3
Wun ij ew6ch, wun ij ewfech .,...,..
Et flug e schwelfken iwer't dÄ^Ji
Guekuek.
4
5
Ar
ßt Bas e knkuk af em zong ...*.....
5
T
Naehtigal.
fr
A. Ze Knnen, ze Kflne fir era boijerdfr ....
B, C, D, E, F mit denselben Anfängen ....
BAumehea.
6
7
6
A. Et ÄtÄnd e btmfclien am defen duof
B. (mit Melodie) Dertuiwen, dertuiwen ä genem döl
Rosenbrechen.
9'
10
7
A, B, C, D, E. Öw.end äs et wol-den
11
\
KltidiM-freude.
> «
V
(Blit Melodie.) Em ktft mcr u^ en mänkel . ...
B
13
XIV
I
Ueberschriften und Anfänge
Blunienhaus.
Ich geu an menes faetets guerten
GArtaerin.
(Mit Melodien.) Wo sollt du denn gehen. . . . .
Et geng e mStchen, e m&tchen» «••«••.
Liebesweg.
Häinjdei* äusem gourten . , . .
' Bestellung.
Schazke baszt te zornich \
Inijet schazken (mit Melodie) . ^ ..*..♦ .
Der Freier«
Span mStche; 6pän »....«,•
Drei MAdcfien.
Et gepgen dra m^tcher aw enen danz « « . ^ -.
, SchAtieiieii.
An e&sem gdrte blM en hiesch risz ....«••
Liebesquaien.
Ich hat meinj härzgeläftchen , . .
Vogewisiheit.
AUerloä ble&meleinj ;
Sehnsueht.
Wol fläje woi fläjen de wölken .......
Die Liebe.
Näszt aw ierden • .'
So mer härzke « . «
Tagelied.
T& ätiszt aw unt giszt derfnn
Scheiden und Neiden.
Wor fil se mer mad epftnder, gegangen
A. (Mit Melodie.) Ech gdn af gaszen, ech gön af
ströszen
Nro.
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XV
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B. Ich geh auf gassen, ich geh auf Strassen . . .
C. (Bruchstück.) Dai ies ech mer wdszen det giel hdr
L* hären ir häre tnät krousem hör!
Af dem Kakelrfech
Ich gön af de bräk (mit. Melodie)
£}ch soul emöl uiwer gen gäsz gön . ^ . . . .
A. Schiden! ai achtde I wi höt dij erduodht? . . .
B. A6h. schiden ! adh schide wier höt dij erdddhi? .
C. Ich sazt drä risen, dra risen
Ueimath und Fremde.
A. Ech sazt .drS risen un der nioter är woänt . .
B. Ech geng, ech geng bä. des fremde seinj dir. .
C. fech sazt zwo rusen an de moterbank . . . .
D. (Bruchstück.) Wun ich na ku b& der frömden
ären däsch ..............
Wol goit der wänt, wol Iteift der schni (mit Melodie)
Da. ich i'öz u6h brid äsz
Waisen.
Meinj schäjeltcher sen zeräszen . . .'
Husch, husch ! ed äsz mer kalt
Hischet m&tche bän ich •
' Einstige Liebe und Wahl.
A, B, C. Da ij e klinzich mgtche w6r .....
Dirscht bad ij en aide mSn ,
Häd ich gewaszt, wä't fräinjdem äsz
Tod.
(Bruchstücke.) Wäe kaum' dier duit?
Liebciiens Grab.
A (mit Melodie). Ich schmisz zwd ädel ruisen . .
B (mit Melodie). Ich warf zw6 ädel risen ....
Hath dich!
H&t icht, hit ich't ügen ! . . -
Zweite Abtlieilnng;.
Verwaiste Kinder.
A. Et wör emöl e m&tcheu
B*
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26
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29
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36
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XVI
Nro.
Ueberscbriften und Anfänge
B, C, D. Et 8$9 6 mdtchen «•..,.••..
Wat maäiBt te örmet mdtchen ....«•••
Der erschlagene Vater.
Klö, T&rkd, kld ' !
Das hungernde Kind«
Moter gäf mer brit! • • •
Rosenlager«
A. At woul e m&tclie fr& afstdn. B
C, Et aol e, maitchi guer fr&i &{it6ii .••...
Auf dem Friedhof.
A. Fr& moter I fr& moter I wnor Lud er't geschakt
B. E jang bär seinjen ämscbwänk nSm . • . . •
C. Hegd e j6r un deaem dach . ♦
D. Et gengen zweu, zweu l^pilgesalene
Bruehstüeke«
Mtnst t& w& ij et minen?« . .. « . .... .
Böse Schwieger.
Moter besorcbt mer nor meinj -frä ••••...
Werbung.
(Brucbslück.) Frä Sunäta, frä Sun&ta
Et säz e m&itchi ander dem ^8cliläimtchi , . • ,
Die Verlassene«
.Et. seuz e m^itcbi ..•.*...«••#
Brautnidrdef.
A (mit Melodie). Et fräd e kenenk genzt dem Reinj
B mit demselben Anfang (Bruchstück) . « . • .
Die Rache.
(Bruchstück.) Hie rit bärjaf, hie rit bärjuof . . •
Mfilluer Hans.
Des öweszt am neinj am häle mönscheinj . . . .
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xvn
Nro.
Ueberschriften und Anfänge
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60
Der Geist.
. (Brachstäck.) Af.der burj af der burcb
Das vergiftete Kind^
Me käinjt wat btipt dich tröfeA !
Jesus.
D& J6sds äa de guorte geng .
. Drei Jungfrauen.
Et itürwen drS jüigfern
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64
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62 ,
63
1
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4
5
Rikoii.
Et wäsz gäkt friden an Asem lünt
Aus dem Aufstand von 1848.
' De Ruszen ku &f Sibenbirjen
ErouBZ de sarasz; wiks de grün .
Zweites Bnoh.
fipste Abtheiluns:«
Morgengeisang.
A (mif Melodie). Et sUl e m&tche gor fr4 afttön .
B. £t. wöul. e m&tcbe gor -fräi Afttön
Brautlieder.
A und B. Ousz wat sele mer esz wÄschen. . . '.
Ech sfti mer emöl en burj auszgön (mit Melodie) .
Ech söl emül de buij anigiün
Brautrede.
Got gresz ich hekt! .♦.♦.•.
65
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66
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.74
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Rockenlieder.
Mer wäle gön, mer wäle Stön J .
A. Geaden da^ ir kSehane, wÄ gtd ed ech? . . .
B. Gäden dwend ir kftchäne! wä gid ed 6ch . . .
Jungfrauentagslieder.
A und B« 0 öinijei' erchaz ! • • • •
83
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89
90
xvin
Nro.
üeberschrifteu und Anfänge
Johannisfeier.
10
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27
28 bis 47
Et flug e kli wailt fijeleinj . .
Wunsche.
A^ B, C. Ich wäinjtschen ich «
W& fil hör ' . .
Kräsztwurscht meinj . . • .
Got rejär de jugent
48
49
Fastnachtsprfiehe.
Fupsmch Spra6h •
Fuosnich \Spra6h
I>er läf fuosnich kid erun . . • .
Bakenalia =: fuosnich . . . ♦ . .
Fuosnich Sprach . \ , . ... • .
Fuosnich sprä6h ........
Wälkome, välkomen, ir göldich letjj
Freudenlieder.
Trinklied. Hegd äs e lasztich da6h . ^ . . . .
Trii^klied mit Melodie. Frände önzt sen mir zesumen
Der Mierteszdä^ äs u6h fergangen
A6h da h&rzer weinj geschmak! «..•,••
(Bruchstück.) Tön da bäszt dier bläkich mäinjtsch .
Rundreime.
Tiri tritui
Faßehingsseufzer.
Härzeir fuosnich kiszt te wider ? .
Tanzreime.
Zweite Abthellungr«
'Wahl.
A (mit Melodie)* MStche wält te'n far nien? • .
B. M&tche wält te de pradijer nien?
A. Et köum öin daschler wöul anjder d&i wöHnt
B. Wäul af dier bänk
C« Et küm mer e be^nduer wöul hönjder de wünt
XIX
Nro.
üeberschriften und AniUnge
OS
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MStcbe not . näm en zämermän !
' Die Bauernknechte.
De gebairesch knSicht sai trenwiert ....
Gut Mann.
Fr&che, fr&chen tnijet frächenl .......
Tanzreime.
Die Kneciite.
I rözicb knScht krecbt anjder den dascb . .
Un em b&mtchen höng en prom ......
Blader am basch
Joliann.
Jobanesz kokt duij h geschäz
Jüngfraaentagslieder.
3ivfe kniod^n durch den zang (mit Melodie) .
Ich fört dräi ärbeszker am ruircbi ....
De brälft w6r gät
Hociizeitreden.
T& kliger ferStSnt
Ir meinj läf huowergarwen
Hlher,' hecherer, alerhechster — schlinestroäit
Gucitucli.
A. Kukuk dt af dem naszböm sSsz
B. Der kukuk af dem naszb&m säsz ....
Spinnerin. ■
äpän, &pän, mSinj dtohterqhe^pän . . . .
Sclinar und Sciiwieger.
Wäjit ta meinje san hun , .
Das Essen.
Et för e gät motaa. an de bäscb (mit Melodie)
117
117
118
118
bis
120
120
120
121
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125
125
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135
137
XX
Nro.
Ueberschriften und An&nge
•s
03
71
72
73
74
75:
76
77-
78
79
80.
Der Pfaff« im Keller.
Et wöul e geböuer gor fräi äfltön .
Noeh einen Tani.
Frä tä B£It hfme gön . . . . . .
Todtenlilagen.
Er frä w6r der mSn geStorwen . . .
Er frä wör' är man gestorwen
Racliliehr.'
A (mit Melodie). B. Dan der blöäbüe bföchä Bchladh
Der Reiter.
AI da' meinj büx e. rögder e regder wül värden . .
Rathsberren.
Grä äsz der waimerlttiök . '. .
Mer käme (tr den hanen . . . ' . . . . . . .
Micheisberger.
Nichen deiwel äsz net ärjer . , .. . . . '. . .
Drei Mitnatlonen. '
Der Onger, Blö^ uäh. der Zigu
Drittes Bnoh.
Sprichwörter.
1 bis 94 Bnuemregeln
96bi8247 Tiiiere
248—309 Essen- und Trinken
310 — 331 Schlemmer und Verschwender
332—407 -Weib und Ehe
408 — 489 Haus, • häusliche Sorge und Arbeit
490—533 Handwerk, Stände und Klassen.
634—603 Alter und Kindheit
604—631 GU>tt
632—686 Tugend und Ehrlichkeit
687—823 Schicksal und Weltlauf
824—95«
138
139
140
140
141
142
143
143
143
144
Weise Beschränkung und Bescheidenheit
147
157
171
178
180
188
196
200
207
210
215
228
XXI
Nro.
Ueberscbriften
9
CO
959 bis
1092
1093 bis
1131
1 bis 103
104—199
104—107
108—111
112
113
114—116
117
118U.119
120—122
123—125
126
127
128—140
141
142
143 u. 144
145
146—154
155
156^163
164
165—168
169—171
172—175
176—181
182
183 u. 184
185
186—190
191^193
Klugheit uqd Eigennutz ......
Mutb und Uebermuth ' . ;
Viertes Buch.
Erste Abthellnny.
Rftthsel
Zweite Abtiielinng:.
Zauberformeln
Gegen Hexen, Zauberer imd Zauberwerk
Allerlei Zauber
Gegen Wiesel . . . ,
Gegen Vogelfrasz auf dem Felde . . ,
Gegen Maden ^
Bienensegen .
Feldzauber .............
Gegen, das Wetter .........
Friedreis oder tichutzsegen
Hofbann
Zum Einschläfern der Eünder ....
Gegen »Berufen"
Gegen Schlucken . , '. .
Gegen Zahnschmerz ........
Gegen Warzen .......*.,.
Gegen Gicht ..........
Gegen j,Freisam, Ferch und Beermutter"
Gegen das „Verheiszen'' .......
Gegen das „Feuer"
Gegen den.„Schaul"
Gegen Eehlweh
Gegen den Ohm .........
Gegen Gelbsucht und Eopfschmerzen .
Gegen Flecken im Auge ......
Gegen Blatter auf der Zunge ....
Gegen Geschwulst am Augenlied . . „
Gegen den Wurm ........
Gegen das „Gebrech" .......
Zum Blut stillen «,....,'.....
241
254
261
285
285
286
287
287
288
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292
296
296
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302
302
305
305
306
307
310
312
312
313
313
315
B«
xxn
Nro.
Ueberschrifte.n
194 u. 195 Gegen das „Ueberritten**
196—198 Gegen das ^Verrinken*
199 Gegen alle Krankheiten
56
56
1 Au. B
2 bis 14
15 bis 38
39 bis 44
35
bis 77
bis 59
60
61
62
63
64 und 65
66
67
68
69
70,
71
72
73
74 bis 77
78bisll4
115—147
148—158
159—164
165—183
165
166
167
168
169
170
171
Fünftes Bnoh.
ILlnde.rdlclitunsr.
Bei der Taufe <
Wiegenlieder und Ammenseherze . ♦ . . . . . .
Für Knieritter und Stubenläufer
Wunsch und Grusz
Lehre und Strafe
Verkehr mit der Natur.
Regen ..-........'
Regenbogen •
Schnee
Blümlein . . . ;
Spritzkern (A und B) • ♦
Feuer und Kauch
Schnecke (A und B) . . . . ... . . . .
Biene (A und B) . . .
MarienKäfery Maikäfer, Dohle und Specht (A
bis G)
Stoszvogel. . ♦ \ .
Guckuck
Storch
Fledermaus
Katze -
Stier
Nachahmungen. . :
Neckferei und Spott
Kindergebete .... *
Kinderpredigten ...... .^
Neckmärchei); L^enmärchen und Reimspiele. . .
. Des armen Mannes Wirthscfaaft
Hühnchen's Tod
Hühnchen's Begräbnisz
Schnatterentlein's Reise
Gänschen's Reise
Bitschki
Der Bauer und sein Knecht
xxm
Nro.
Ueberschriften
172 Di(S Mär vom rothen ECahn. . .
173 En mfer, en m&r ^
174 Lügenliedchen
175 Lügenlieddien (Bruchstücke) . .
176 Et asLS e.m^tchea af der bS6h. .
177 Guckuck (A und B)
178 Hochzeit. (A und B)
179 Taufe
180 Wie Peter sein Wein schlag . . .
181 Wie der Walach -sein Weib schlag ,
182 Fahrt in's Elfenland (A, B, C) . .
183—195 Abzählen ztt Spielen ,
196—215 Spiele ,
196 Beim Wettspriijgen ,
197 Beim «Koches*^ spielen . *. . .
198—204 Reigen
205 , Mühle
206 Mäuschen
207 Brunnenfrau ...,..,..
■ 208 Herrliche Glocke
209 Bünde Maus
210 Tod , .
211 Der Wolf und die Gänse . . .
212 Wolf und Lamm ......
213 . Hahn und Stoszvogel
213 Der brennende Stuhl
214 Töpfchen- und Deckel
215 Zum Pfänderauslösen .^ . . . .
216—217 Kindercanon
218 — 241 Sprachübungen ........
231—232 Der A B Cjunge ..,...,
233—237 Lateinische Studien
238—240 - Ungrische Studie^
241 Zigeunerische Stadien
242 Zahlenstudien
243 — 244 Studien im Einmaleins ......
245 — 246 Leseübungen
247—250 Nachträge
375
376
376
377 ■
378
378
379
381
381
382
382
384
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387
388
388
390
391
391
391
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392
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393
393
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394
394
395
397
398
398
399
400
400
401
402
402
XXIV
iNro» Uabersohrifte
Aniiier1iiiiig6iL^
Zum ersten Buch.
Erste Abtheilung 411
Zweite Abtheilung , . 427
Zum zweiten Buch„
Erste Abtheilung ~. 442
Zweite Abtheilung , 450
Zum dritten Buch .•..•.. 463
Zum vierten* Buch.
Erste Abtheilung (Käthael) 475
Zweite Abtheilung (Segen und Zaub^oimeln) 478
Zum fiönften Buch 496
Abhandlungen,
I. ../.•.. 513
n. , • . . * 516
III.. * . . 533
IV. ..•*.•..•>.••..... 546
Druckfehlerverzeichnisz . • . ^ 553
Erste s B uch.
Erste Abtheiinng.
P^ii^
Et s£s e
eis e klt wält fi-jelt-chen aw e-nem gr&ne'
^m
=1:
3:6:
13
S|^
n&sztchen; et B&ngd4 ganz wäinjterndcht, de stäm da
^^^^^
moszt em kläinjen Säinj.
l.Et sas e kli wält fijeltchen
aw enem gräne näsztehen;
et sing de ganz wäinjternöcht,
de 6täm da moszt em kläinjcD.
2. Sä'mj tä mer mi, säinj tä mer mt,
t& klenet, wäldet fijeltchen!
ech wäl der schreiwen af deinje' flijel
raät gielem güld u6h gräner sekt.
1*
3. Halt tä de gult, halt tä deinj sekt !
ech wäl dir nemi säinjen,
ech bän e kli wält fijeltchen,
unt neraesztka mich zwäinjen.
4. G4nk tä eruow am defen duof.
der reif wirt dej uch dräken.
^Dräkt mech der reif, der reiw äsz kalt,
fr& San wirt mej erkwäken."
[4. Säinj t& eruow am defen duof,
der reif wirt dej u6li dräken.
„Dräkt mech der reif, der reiw äsz kalt,
frS, Sane wirt mech drejen.*
$. Häszt tä meft gesdt fir em j6r fir zwie'n -
da had ech nöäi meinj iren,
awer nana, awer nana
hun ich se ferliren.]
(Weiszkirch bei Bistritz.)
1. Et saz e kli wält fejeltchi
aw enem graene zwaich.
„O sang, o sang, walt fejeltchi
wuor lautet dir dai stäm?
2. Mir wä'n dir dai walt federcher
mat ruidem güld änbä*n.
flaich iber'n walt, kom widerem halt!
wat brangst tau mir geschrib'n ?
Schwalbe.
(Mühlbach.)
1. Wun ij ew^ch, wun ii ewfech,
loszen ich scheiren u6n käs/.t^ föl;
won ich kun, won ich weder kun,
äs alesz weder iSr.
5
3.
1. Et flug e seh weif ken iwer't dadh,
et fluSi die ganze' läwen dädh.
2. Et flu6h die ganze, l&wen dfi6h,
bäsz dad et die giwel nemi sä6h.
3. Eeh me's ewej, ech raesz derfun
wisz Got wun! ich weder kun.
4. Wun ale bim weder bläder bun,
än't fr&j6r wärden ich w6der kun,
5. Wun ale bl8 blome weder blän,
demö wärden ich weder meiuj himet sän.
6. Wun de fleiszich geboure fr& afstön,
unt frä aft fielt mät de pläje gon;
7. Wun de kn^cht um sangtich gon af den dSnz,
u6h de hisch m^de* mät dem kränz,
8. Ir roöden, ir m^de mät gielem hör
beword ij ir ire bäs iwert j6r!
Guckuck.
(Mühlbach.)
1. Et sag e kukuk af em zong,
et kam e rSn unt mädbt e nadz.
2. Na sprit hie sich de flijel ousz,
unt flu6h dem güldschmid an det housz,
3 Unt flu6h dier scheuster af det fenster ;
na sädh da scheust zem fenster erousz.
^-4. ^Bäszt ta dier janger t gesäl,
v -dier mech filiecht fersäke wäl?
5, Tä huoszt fersakt mät muncher m^t,
te huoszt gedriwen det ge&p^t.
6. WS, tÄ ed alsi huoszt gedriwen,
esi bäszt te na weder gebliwen.**
Nachtigal.
5.
A.
(Möhlbach.)
1. Ze Krinen, ze Eiine fir em borjerdfr,
dd ki&ni en Msch grän läinjt derfir.
2. Se wör iwe brid u^ angde schmuol ;
„Duor afen^ duor afe fr4 nö6hteguol!^
3. Säinj; fijeltche klin, w& tä esi schhi
af t j6r sält tÄ meinj tjö sen !" . •
4. „ W& sül ech na deinj ijä seinj ?
ech bän e kli wält fijeleinj.
5. Eeh schäke meinj födre se fläjen derfun *
se fläjen dier scheuster af det fenster:
6. Ai scheust, ai schenst ! wat säl ech dir sön ?
wat dir e man e räter empir.
7. Hie bekt dir jö dier gÄder d&ch,
tä sfit dich schäken zer somerzökt.
8. Ai da der soraer erb& kam
se sä6h da schenst, dat nemeszt kam;
9. Ai af dem frithof htit e büra
duor em de kuscht uknäpe süF«
(Dorfsmundart aus der Umgegend von Hennannstadt.)
Ze Krünen ze Klriine ffir em borjerdur,
dö AtiaDJd inj schin gräin lainjt derf&r,
8& wör uiwe brid u^ ainjde schmöl
draf säs tnj schin ndchtegdl. .
5, „ Wält tiÄ mir ned e frÄche seinj ?
„ W6 sal ech dir e fräche seinj ?
ech bän inj schin fijeleinj»*
Sai fludh der schönster äf det fenster :
„Gi&den A&6hj gi&den daäh tiä shin jangfer!
10. wat dir de gelaiftter entboden h6t:
hie höt dir entboden en giäden da6h;
hie w!l ftn de wainjtef . kan,
en wil dich hun (andre Relation bat: nun.^j
Der somer fergeng, der wainjter küm^
15. der gelaefst di wül nor nemi kun :
„Ghing ewSch, gung ew^ch tiä weiszer schni !
meinj duo6h bedrechf mich nicher mi,
mein] du66h bot meeh nor ener bedria^en
ueh dt höt sij ed an balz gelingen.
c.
(Petersdorf bei Mühlbach.)
1* Ze Eruinen, ze Kroine fier em borjerduir
dö kt&nd en bisch lainjt derfuir;
dö sSszen drä nö6bteguolen derfuir.
2.Dai irscht dai lipring, dai ander s&ng
dai drat dai schladi en ziter gor feinj:
3. „Di'er fainjer, dier domen, dier ielebuijen
buot mech meinj duo6h nor ener bedruijen,
4. Huot mech meinj dao6h nor ener bedruijen
nöh dt huot sej ed an balz geluijen
(wai dier i lichter i schatertzegun)
8
(Mithlbach.)
1. Ze Krlnen, ze Krine für em borj^rdir
2. Dd sas ich fil möl af em itintchen«
und er wärt mer me lefken* ,
3. Der somer fergeng, der wäinjter kam,
nor der gel&flt wöl nemi kun:
4. „Gang ew&ch, ging ewfech, tä wöiszer sehn!!
menij duo6h bedrecht mech nicher mi;
ö.Meinj duo6h huot mech nor ener bedrtjen;
dier huot sich de kr&nk un hälz gelijen.^
(Georgsdorf,)
l.Ze Krönen, ze Krüne ftr em boijerdur,
dö stainjd en grlin lainjt derfur.
2. Üwen ouszgelpreid u§ angde schmeul,
dö houszt dai M däi nödhtegeul.
3. Sai plakt dai fäderu, unt flu6h derfdn,
unt flu6h der scheuster af det fenster :
4. ^Dier fäinjer, dier dornen, dier ielebujen,
et huot mich meinj dudh nor ener bedrujen^
(Kaisd.)
1. Ze Krinen, ze Krine fuir der borjern ärem diur,
diu hüd en gräszgrän laint derfiur,
2. Ai iöwen äsz sä brid, ai ain äsz s& schmöl,
draf sdint sech frä nödhtegöl
9
3. „Frä nochtegöl, wärlt fijelain !
w4 sSl e6li dai geläftche sain?"
4. E'ch geng aw en hie bärch (Stdn)'
ecb sä6h gräszgr^ne kli afgön :
5. „Gung if, gung M gr&szgräner kli!
bedrecht mech niche räter mi ;
6. Et bot mecb n66b nor ener bedriugen
o6h die b6d ed.ä 8ä.ine h&lz geliugea."
Bäumchen.
A.
• (Mühlbach.)
1. Et ätlboid e bimtehen am defen duof,
' et bengen dier rtder äpeitcher drun.
2. Et kam e wäinjtcben unt wet se uof
äiii defen duol
3. Et kam e m^tcben unt klouft se af
an e scbniweisz da6b ;
4. Unt dra6b se himen ädlerweisz
unt seblusz se an mät allem ileisz.
5. Et näm dien hescbten unt scbuid en an zwie
unt g$f s^iujem bärzgeläften en dil.
6.E kärcbe spräzt era für detdir,
dö wosz gor bald e bimtehen derfir.
10
(Agnethlen.)
P
fv-jv-A-zV
^
S
-ft P 1- -H^5 1 — -Ar— I—
Der - tui-wen, dertuiwen ä genem döl^ dd hiAad i
m
^gifeaa
biemtche mit äpel gor föl
1. Dertuiwen, dertuiwen ä g^nem dol
dö htAnd i boimtche ruit äpel gor föl
2. Et küm e wand, unt wet se uoi
ont^wSt se an en defen doil.
3. Et küme ßchniweisz mfedel6n
unt kläüft se an e schn6tzelda6h fön.
4. Unt d&t 66 an en n£ ladegefo^^
bäsz dat det gor erammer wör.
5. Da det güor erammer wor
zerschnit se en äpel af dröi, dül.
6.
Det beszt gaf se ärem l^fken deffun.
[7. An d6m Äpel wör en kär —
de knfecht hun uöh de m^jd gor gärn.
8. An dem Äpel wör en kirsch —
de mejd s^n u6h gor htsch gebirscht.
9. An d6m Äpel dd wör en prom
de knecht sän hi§ unt denich net from.
10. Em b&t de mejden an e fädera b&t
de knechten an en dornenh^k.
11
11, Em bat de mejdenalle gorhui
de knecht r^den aw er geräinjelder flu!.]
Eosenbrechen,
7.
A.
(Mühlbach.)
1. Owend äs et worden
hime sele mer gön
grän näsztcher brachen
de döre losze &tdn
2. Brfeche mer da d6ren
fir de gr&nen uof,
se äs et n66h gefälijer,
se äs et em jede ger^qht
(Bistritz.)
1. Obend wäl et wieren
h6men sin mer gö,
raif rüsen bräichen,
grainen loszen fitö. —
2, Et kam e m^tchl obends,
et brädh se uof;
[et 6tält se dem Hanzi af den hat^
dät hiä,nt im w&ndergät.] .
o.
(Lasfllen.)
1. Owend äs et wirden,
hime söle mer gön,
de reif n^sztle brachen
fuer de gränen 6f,
12 '
2. Breche mer de raiwen
fuer de gränen 6f
[äf dad ia inich FriiDztchen
fun donnen eröwer feärt.
3.Wt feärd et, wi feftrd et?
Honnes h^sz dier kniecht,
6ot dunk et s^ne sännen!
et wor seinj u6h wol wiert.]
D.
(Minarkeu.)
l.Eubend äs et weur'n
lieme si'n mer geu,
raif ruisen bräich'n,
de graine losz'n äteu.
2. Braich'n mer de graine
for dier dir hin uof —
iet kam e einzich Riszken
im dänen hier gefaurt.
3. Ä6h här, ädh här, wier holt et?
der Andris'ch w6r e kneicht —
Saiden, Saiden haub'n^
geil Saiden schnär , —
mer kän et Got bezaign
an wänter sfii mer't änlaidn.]
[3.Ä6h här, a6h här wier holt et?
der Andrisch w6r e knöicht ■ —
weur et im gefällich
geschach et im gereicht.
4. Schwarz iwer de gäsz,
meinj harz net ferlosz!
for iren hausz 4tltnd e stängel däl —
o wi! wor stit der säszter Mari är kräül
13
E.
(Georgrgdorf.)
1. Owend äs et worden,
heime sele mer gön,
grain nesztle br^chen^
d^re' losze' stcn.
2. Bröche mer de gramjen,
dai raiwen filen uie. —
[Et w6r en inich Tiäinjo,
tun dane geng ed uie.
3.Wi BÖl ed udk fören?
dier ei Henzo, dier oi kniechtchen
4. E kift em ti^ en kirgen,
un ornie w6r et weisz,
doroinjder geng et 8ch6kle'
wai e gäldä reisz.
5. unt kift em n^ en m&x^kel
a stal des kröuse rök;
doroinjder geng et döunzen
wai en somerdök.]
Kleiderfreude.
8.
(Weingarten.)
Em kift mer u^ en man-kel zk er mor-je gof
14
1
I:
^— V
lilzig
1^
i— fcit
:j?=it
i=*=t*
i^
-V— ^
drangder gön ech schö-ke-leo drangder gön ech schö-ke - len
ftk^
£
K— !v
^
i
wä en gäl-dän dök, wä en gäl-dän dök.
1. Em küft mer u^ en m&nkel
zÄ er morjegöf;
drangder geng ech schdkelen,
drangder geng ech schdkelen
w& en gäldän ddk. ./.
2. Em köft mer u^ en kirnen
zä em irepreisz:
drangder geng ech schdkelen,
drangder geng ech schokelen
wä e gäldä reisz. ./.
Blumenhaus.
9.
(Bootsch.)
1. Ich geu an menes fueters guerten
niderlön ont schliüfe* —
ja! ja; niderl6n ont schliüfe ;
ich dr^me mer a dr^meleinj,
at schnuat üwer mech,
ja! ja! et schnuat iwer mech.
2. Et bläten 5k dr$ ruiseleinj
daä hangen üwer mech,
ja! ja! däe hangen üwer mech,
Den num ich däe 5räe ruiseleinj
unt bunt mer ene krünz,
ja! ja! unt bunt mer ene krftnz.
lö
3. Uni dau der krünz .na firtich wör
deu wdr der reum schu ans^
jal ja! dö wdr der reum Bchu aus;
Aicn wolt u6h gärn hSme gaun,
aich hat kgi gjen hausz,
ja! ja! aich hat k&i 5jen hausz»
4. A heiszke' wäl ich mer bä
ausz pitersilenk;
ja! ja! ausz pitersilenk;
mät wot sol ij et dieken?
mät weisze' litenk;
ja! ja! mät weisze litenk.
5. Mät wot sol ij et weisz müke?
mät weiszem, weiszem krait
ja! ja! mät weiszem^ weiszem krait^
unt deniu drän wunne
mir zwie gang lait,
ja! ja! mir zwie gang lait.
Gärtnerin.
E^
i
10. •
(Saxonisirendes Hochdeutsch.)
/Ts
&3^
^
t:
Wo sollst du denn ge-hen, her-ze lie-be mein?
fc#
m
/CN
I
?
i^
-#—.#-
lüziäz
In den gurten, in den gurten, her-ze- lie-ber mein!
1. Wo solt du denn gehen
herzeliebe mein ?
In den gurten^ in den «gurten
herzelieber mein.
16
2. Was solt tu da pnadhen
herze liebe mein?
SträuBzker binden, sträuszker binden
herzelieber mein!
3. Wem solt tu sie geben
berzeliebe mein?
Meinem scbutzken, meinem schutzken
herzelieber mein!
4. Wer ist deü dein schutzken,
herzeliebe mein?
Ol du selber, o! du selber
herzelieber mein!
[4. Wie ist den der name
herzeliebe mein?
N. N* Hones, N. N. Hones,
herzelieber mein !]
11-
(Mühlbach.)
Et geng e mfetehen, € mfetchen
zä enem k&le' bräntchen
mät seinjem wasserkäntchen.
,,Wat Salt tÄ h& Katreinjtchen ?
5. Ech säl n^er wasser scnäpen,
ä meinje* guorte schläpen,
de riseät^k begeszen,
dat sä mir wuosze meszen.
„Ech wäldir wasser schäpen
10. u^ an de guorte schiipen ; .
wält tk mer ned e lefke sen?
e i^f ken, e schazken,
unt gäf mer u^ e mazken.^
E lefken, e schazken
15. dat wäl ech dir net sen ;
mh schaz dier lad am guorten,
e lät b& die roseinjtchen ;
>,Gäden dädh Katreinjtchen!*
dem wäl ech schin e mazke gien,
20, wun hie mich wird an arme' nien.
17
Ltebesweg.
12.
(Qeorgaäorf,)
HäiDJder äusem goarten
wör e fettgeltchen ;
ich wis u6h wi et neder trat:
en Honzo trud et neder,
e Maio madht et weder.
Bestellung.
13.
(Georgsdorf.)
[1. Schazke bäszt te zomich,
cha zomij üwer mech?
et liewen nödh dra äundern^
wat schieren ich mij am dech?]
2. Kam enzöwend an asz häusz
ich kun af de gas eräus^
se fainjst tau meinjes ftioters häusz.
3. .Wi sal ich z& dem d&r änen? — "
Kam nor am det dur geschwäinjt!
se dinkt me iuoter, et wSr der wäinjt.
4. „W& sal ich bä dem hangt ferbÄi?«
Schnegd em nor e wenich br&t,
se wit hie schweje' w& der dut.
5. „Wi sal ich zft der dir änen?«
Kam nor un de dir en kraz I
se dinkt m6 fuoter et w^r de kaz.
6. „Wi kun ich af de bink b& dech?«
D& nor en härze&pring!
se bäszt te bä mer af der bink«
18
14
(Mühlbikch.)
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i " ni-jet scfaaz*ken gäfmer u^ e maz-ken!me
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man äsz net der - him — me man äsz net der - hhn.
I. Inijet schazken
gäf mer ug e mazken !
me man äsz net derhim. •/.
2« Kam un äsz dirchen!
ech gien der u^ e birchen ~
me man äsz net derhim. /.
3. Kam un äsz bräutchen !
duor kid a^ äsz fräinjtchen,
me man äsz net derhim. */.
[3, Kam un äsz bräutchen!
duor kid u^ äs Träinjtchen:
me man äsz net derhim.]
4; Kam an äse guorten l
dö wäl ej af dich wuorden,
me man äsz net derhim. 7.
[5. Kam mät dem käntchea',
ech wuorde mät dem fäinjtchen,
me man äsz net derhim. '/.]
19
Der Freier.
(MiUilbacli,)
^Spän, mStche, 6pän!*
Der frÄer kid erän,
et schmeiszt de röken an de want,
et nit de fräer un der haut.
tHie bräinjd %m blomen,
de bräinjd am en kränz,
hie nid et um armen,
unt ^d af den danz.]
Drei Mädchen.
16.
(SchSszburg.)
Et gengen drS mgtcber aw eneü dSnz,
da in, da häd en pärläne kränz,
de parle' lichten uewen erausz,
de ander, da bäd en li^e^trausz,
5. de rtsen, d4 gäwen ep geade* ger&^;
de drät^ 4& h&t nor e r$n weisz dä6h ;
det d46h w6r waisap, det d&6h wör rin,
de örem wisz w6r de beseht an d^r gemin.
Schätzch^i.
17.
(Schfiszburg.)
1. An eäsem görte bl&d en hiesch rtsz —
me schäzken äs en örem wtsz*
2. An eäsem görte bläd rosmarin —
meinj tnicb schäzke' net gänk bäbin!
2*
20
3. An eÄsem ff&rte' bl&t majerSm —
meinj ienico schäzke net wärt mer gream!
4. An eäsem görte* blät pisemkreokt —
teä ienijet sch&zke bait wirät te meinj breokt
Liebesqiialen.
18.
(Mai^od.)
1. Ich hat meinj härzgeläftchen
an acht duo^en net gesän;
ich sä^ et gesztre morien
an der kirch gor frL
2. Ich türfi; et net ge^pr^chen :
«Härzgelaift ich bän u6h hä!^
det harz wftl mer zebr^chen
dad ich net plädern türft
[2. Ech koinjd o6h net geSpr Sehen:
„Härzgl&w! ech bän udh hä.*
ech dao6ht meinj harz stl brechen,
wel ich net glecn kanjt äpr&chen:
„Härzgl&w! ech bän uäi hft.*[
Ungewissheit
19.
(Halyelagen.)
1, Alerloä bleämeleinj
fuir e wiejes (?) ruitl
ai! ech wisz net, lieft mö löfken,
äwer äs et duit.
21
2. Alerloä ble&meleinj
fuir e wiejes blo!
ai! ech wisz net, lieft mö löfken
h& iwer did.
3«Alerlo& ble&meleinj
£uir e wiejes w&iszl
ai! ecb weil mein) lenich löfken
mäze mät fleisz.
Sehnsucht.
20.
(Halvelajen.)
1. Wol fläje*, wol fläjen de wülken !
Wör seid ir fläjen hin^ hin, hin?
E6n Dräs iwer de mauren
for ener Scbän ir dür, dür, dür.
2. De Scbän da sül zer kirch g&en,
det üoneszke* kanjt net n5, n5 g5en;
det harz wül em zebrfechen,
dat hi net mäd er känjt sprachen.
Die Liebe.
2h'
(Marpod.)
l^Näszt av ierde
kän bescher sen
alz wun zwS harzen
mäd enünder schärzen^
und an enünder ferläift sen.
2. Htszgleanjicb kiülen
se jeu net bisz^
äwer de läif
äwer de lä.if
fim dier uemeszt e Btai*wenswiurt wisz.
22
3. Ir schwuarz (djeleinj
set mergor feinj ;
ech wäl Sßh Iftewen,
unt nä bedr&ewen
w&rt er nor meinj, oih wSrt er nor meinj!
22.
(Bolkatsch.)
1. S6 mer härzke*
so mer schmäj^zke,
wat hun ech ferschfilt,
dad ech esi fil mosz legden
fil mosz legden
mät gedült.
2. Riechte 14f huöt fil tt schafen,
riechte l&f hüot fil ze d&n^
riecht l&f, dai kft n6t schlöfen »/.
riecht l&f, däi ku net rän. —
3. Roöftifttin mät näj^lblomen
&ta6h ich am tS s^injen bot —
Tagelied,
23.
(Marpod.)
Sie.
1. Tä ^tiszt aw unt giset derfun
woni wirät tä weder kun?
2. t& ferleszt mech, zachst fu mir,
alle meinj fruit schäken ech mät dir.
3.Kir am, kir am, schwuarz fijeleinj,
wiesch mer uc^ de trdne' meinj I
23
4. Tä gtszt ewtob, tä zechst derfun,
wuni werst tä weder kun ?
Er.
5. Zä nicber andrer wäl ech giün,
nor dech ä meinjem harzen driün.
Sie.
6. Ferfleaäht suol Ben de suel deinj
won tä fergäszt de \äe{ ineinj !
Er,
7. Ferfleadh mech net tä geanget bleftt!
ich wäl dir bleüwen trui a^ geät.
8. Ferfleadh mech ned', ech z&n derfiin,
wier wisz wunt ich weder kun ;
9« Ech zän ewSch, ech zän derfun^
meinj treorich häxz fiiesz mät mer kun.
Sie.
10. Wun ale ruawe' weisz fädern driün
daun wirst tä weder niu Zuide kun.
Er.
11. Det Zuidner r&ch wirt ruiseti driün
bäs ich weder nö Zuide kan.
Scheiden und Meiden*
(Umgegend von Hemuumstadt)
l.Worfil 86 mer madenönder geg&ngen,
a6h ! iniget harzke meinj !
en sen es u^ am den balz gehangen -
geschide mos et seinj
adh Inijet harzke memj!
24
2. Wor fil 86 mer madenünder geliejen,
adh! inijet harzke meinjl
an tr& udi irewiejen —
geschide mos et seinj
a6h inijet harzke meinjl
3. Wor fil 86 mer mad enönder ges&szen,
adh! inijet harzke m&inj!
gor munch ene schlöf hu mer u6h ferg&szen
geschide mos et seinj
adh inijet harzke memj!
4. Wat giszt tä mer na f&r meinjen dainst alin,
adh! inijet harzke meinj ?
De millelttin zestuszä kiin —
geschide mos et seinj
adh inijet harzke memj!
[5 Unt lief na wul fergnächt,
adh! inijet harzke meinj!
mi barbes wS. geschächt —
geschide mos et seinj
adh inijet harzke memj!
25.
A.
(Georgsdorf.)
M=^z
litii:
--^t=^
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^^=t
^t
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Ech geng of gaszen, ech geng of Ströszen meinj
i
s
=!?=v
t:t=^t±:.:z±=^
±z±:
^^
härz-ge - Uf-ter hat mich fer - ios-sen.
25
^S^
W6 sSl ij e Barken^ wo sSl ij e fäinjden angder
^^^^^^^a
^-nem rt-de rdk angder e-nem w^injmrei^tök-
(Ltie Melodie der erstoD Strophe gilt auch für die zweite, die der dritten für alle
♦ übrigen^
l.JBch gön af gaszen, ech gdn af strdszen,
menj härzgelaifter huot mich ferloszen.
2. Wnn hie mich sSg af gasze gön
iS(tiangt e unt sSdh mar fräinjtUch nd»
3. Wo Bai ij e sake, wo säl ij e fäinjden ?
angder de böumen^ angder de wainjden?
[3. W6 bSI ij e sake, w6 bSI ij e fäinjden
angderm rüde rök, anjderm wätnjmere&tök?]
4. W6 äsz e mät säinjem gielkröusen hör?
Mer haden cb laif Biwe jör.
5. Mer wöulen esz nien, de frainjt wöuien nef,
mer wöulen esz Qcbeiden> und kainjden net.
%^
6. A6h scheiden, a6h scheiden! wi huot dej erduodit,
d&t t& ro^inj harz an tröuren .huoszt bruo6ht?
7. Ai tröuren! ai tröuren! wuni niszt tau en oinjt?
wun äsz birebüm r&t rftse broinjt.
8. Ai ruse r&t! ai lölje blö!
ech had en härzgelaifte* — nor Got weisz wo!
26
9. Äi lölje blöl ai r&se r&t!
ech had en härzgelaiften, dier äsz na dfit.
(MinsrkeDu)
1. Ich geh auf gassen, ich hteh auf Strassen
der schönste hat sein^ geliebte verlaBsen.
2. Det brau meitchi huot gSil krausz heur,
mer had'n &ns gelaift e ganz jeur.
3. Mer wo'n ins nSi, &n8 fränt wo'n nät
mer wo'n &ns scheiden, mer kon^n o6h nät
4. A6h scheiden ! ich scheiden, wier huet daich erduedht ;
dat dau mirm^injjanglSib'n an traner huestbruoäbt?
5. A6h tranrenl &6h trauren! woni niszt tau en and?
wän dier biernbüm mit ruisen brangt
6. Af diem Nisner turn &s en schälmai —
af diem duidesbegrSfhesz läid alle mai träi.
o.
(Nieder Eidisch.)
Dai les ech mer wös^n det giel hör,
mir ho'n es o6h giem zwS g6nzer j6r,
Mir wol'n es o^ nien, de frainjt Iftiszen'esz net,
mir woFn es o6h sche'n, mir Junten ed o6h net.
Oäb sehen! o6h sdbenl wier huet dij erduo6ht?
o6h lid! odh Itd! wier hi;ot dej an äsz harz gebruo6ht?
De ruise ruit, de faule' bl6 —
ech had en härzlaift — nor Got wisz w6.
27
26,
(MÜhlbach.)
]'. Ir harren, ir harre, m&t krousem hdr !
mer haden eh l&f siwe jör.
2. Ädi Bchidenl a6h scUtde' nit nichen äinjt-
bäaz dat der birebüm rfse brftinjt
3. Ai liften! ai risen! dier bräinjt hie n6t,
hie bräinjt dier weiszar blome gor fiL
4. Dier weisser biomen ha mer genadb,
dier janger gesälen h& mer gebradh.
[5.1r geBälle' kud, ir fräsch gesälen!
unt pläkt die Mliche mgden de i^pälen !
6. W6 er net wält krecht angder den hiert !
se segd er dier kramer späle net wiert.
27.
(Mühlbach.)
l.Af dem Kakelr&ch
dSnzen d& schn^gderkn^cht
am dat htder
wektchen eräm :
Wor flcheinjt der mön!
wor lichten de 6täml
bä meinjem härzgeläfte*
bän ich gor gäm.
2. Ai iwer e waszer ! .
ai iwer en sil
ai! schtde' fun härsen
ai dSt dit wi!
a6h schiden! a6h schtdeif!
wier hnot dej erdö6hty
dat tft mer me liewen
an trouren huoszt brödht?
28
S.Aih trouren! a61i trouren!
woni niszt t& en äinjt?
ai! won &sz birebüm
ilt rise bräinjt
Ai riszker bräinjt j6
dier birebüm net,
hie bräinjt jo dier weiszer
blome gor fil«
4. Dier weiszer blomeq^
dier weiszer blä,
dier Stö gor fil*
un de wiejen hä.
Dier weiszer blomen
hu mer genaäh,
dier janger gesälen
hu mer gebraih.
m
28.
(MSMbach.)
^^m
=t:
Jtzä
1
2=^
Ich gön af debräkuntku ne-mi ze-räk, echgönaf de
i
r-f-^
^mTAfT^m
&tin unt ku ne-mi htm
wtmiwärd'nech weder kun?
i
^^=^^
ife
I
wunde schwarz ruoweweisz fä-dem hun.
1. Ich gdn af de bräk
unt ku nemi zeräk,
ech gön af de kiin
unt kun nemi hinu
Wuni wärden ich weder kun?
Wun de schwarz ruowe' weisz fädem hun.
29
29.
(Schonen.)
l.Ech soul emöl uiwer gen s&&z gdn,
86 sag ich mein] lefke* bäm andre ätiön.
2*S& riete, wat se wülen, dät gefäl mer net,
ich ddt en schine grosz, sk dankte mer net,
86 wise mer en apel unt gawe mer en net.
3. Gedink do6h^ 8chaz, deinjer faltscher tra,
gedink &wer dad et dich net gera!
4. Et wirt dich gerSn, et wirt der wärde lit;
hekt bän ich M, more bän ich dit.
5. Ai h&szt te gewüld^ esi w^rht tä -meinj
esi wer deinj motter meinj schwijer mesze seinj.
6. Te huo8zt net gewült, na mes et seinj^
dad mich härzOlfker geschide 8einj,
7. Ai, schide ftm der i&w, ai dat dit wi ;
em fäinjt nichen greszere jömer mi.
8. Ai schiden^ ai schide, - wuni niszt ta en ainjt ?
Ai wun dier birebdm rtse brainjt.
30.
A.
(Marpod.)
1. Schtden, ai schtde, wi hdt dij erduodit,
dat tä mSinj harz an treuer gebrödht?
ech giön derfun, 6ch ziän de^un,
nor öot wis, 6w ich weder kim.
2. Ich suazt meinjem föter en r&is af den däsch :
„Meinj harzer löter, bleift gesangd u6h fräsch!
ich gi5n derfun, ich zi&n derfun,
ner Got wisz öw ich weder kun.
3. Ich sazt meinjer moter en r&is an ieren ;
„Ir gäldicfa meinj moter, wä lang wid et wieren?
ich gion derfun, ich ziän derfim,
nor Gk>t vnBZy öw ich weder kun. '
4. Ich auazt meinjer aäszter en r&is af de wnant:
^Tä löef meinj säszter, gäf tä mer de haant !
ich giön derfun, ich zeän derfun,
nor öot wi8,^6w ich weder kun.
ö.Schiden, o6h schiden, wozu niszt tä en öinjt?
won uäsz birebüm weisz ruise bröinjt.
Ruise bröinjt hi nemenui,
schiden dit dem harze* wi.
(Girtlen.)
[1. A6h schiden! a6h schtde! wier hdt dej erdötiiit,
dat t& meinj bärz an träuren huaszt brö6ht?
a6h trouren! a6h troure woni niszt t& en oinjt?
won ^seri birebüm riiise bröinjt.
a6h riüse bröinjt hie nemermi,
hie bröinjt nor blömtcher waisz wä sehnt.]
2. Ech sazt m^injem föeter zwo riäsen af den däsch :
Ir harzer meinjer föeter, hält ir ech nor fräsch!
ech säl ew^ unt mesz derfun^
nor Got wit wäsze, won ich weder kun*
3. Ech sazt meii^er moter zwd riö^en äa ieren:
^Ir harz meinj moter, wt aal ich nä kieren?
ech säl ew^j, ech mesz derfiin,
nor Grpt wit wäsze', won ich weder kun.
4. Tä harzer meinjer bräder, wol lichten deinj scheiwen!
wal g&re iirfl 6cn n6& bä dir bleiwen!
ech säl ew&j, ech mesz derfun,
nor Got wit wäsze^ won ich wöder kun.
31
6, T4 faftns mein] säszter, wol wais äsz dein) woimt?
gäf tä mer n& zem l&ztemöl deinj hount!
ech sal ew^j, ^9h mesz derfun,
nor Oot wit wäsze* won ich weder kun.
[6. Dö ech na kun af i hift birkeröch,
wdr al m6 triüszt a6h moud ewSch:
ech säl ew^j, 4ch mesz derfun^
nor Got wit wäsze, won ich weder kun.
7.DÖ ich na körn h& de itader i^irech:
„If harz meinj moter, gedinkt og u mech?
ech säl ewäj, ech mesz derfiin^
nor Got wit wäsze' wen ich weder kun.
8. Gedinkt u mech, wä ej un 6ch,
esi wid ech Got gien det hemehrech!
det hemelrech, d£ wiert stät,
w5 al meinj tr&uren äs ouszgeklöt.]
0.
(Mühlbach.)
1. Ich sazt drä risen, dr& risen
meinj er frä moter angder de wint:
2. Fr& moter, giet mer na de hint:
* adi h&rz frä motlsr, na kun ich net halt.
S.Ich mes ew&|, ich mesz derfun
meinj fr& moter wäl mich nemi hun.
4. Ich mes ewfej, ich mesz derfun,
wisz Got, wuni ich weder kun.
5. Wun de schwarz ruowe weisz fildern hun,
dernö wärden ech weder kun.
6. Wohenen ich gön u6h ktsA itdn,
dd l&szen ich munch in wtsenzdr.
32
Heimath und Fremde.
31.
A.
(Schfissbnrg.)
1. £ch sazt dra risen an der moter är woSnt:
«dä h&rz meinj moter I&ng teä mer deinj hoant!^
2. D& ich kam fuer der fremden är dir,
. se sdde se: ^teä gehtrftt net mir.^
3. D& ich kam &er der fremden är faüer,
se söde se: „det hülz äsz daüer.^
4. D& ech kSm fuer der fremden ären däsch,
se äsze se dier gr&ner fäsch.
5. Ech bat se am' e kräsztche brit,
se s6de se: „et dit der net nit^
6. Ech dr&t mij am, unt blif 6täl 6tön,
unt lesz gor munch enen hiszen zdr.
[7. A6h trauern! a6h trauern wuni niszt t& en anjt?
wun &SZ birebimtche' rtszker branjt
S.Rtszker branjt äsz birebimtche net,
et branjt dier waiszer blome' gor fil.
9. A6h schidenl a6h schiden I wi hot dij erdö6ht,
di &SZ läfb an trauern hdt brö6ht.]
(Mühlbach.)
l.£ch geng, ech geng bä des fremde seinj dir,
se s6t dier fremd, ich w^r ze fil.
Ich dr^t mij am, unt sa6h zeräk :
„O ir läf fräinjt, kud u6h mät!^
33
2. Ech g^ng, ech geng b& des fremde s^injen hierty
se ßöt dier frera4, ich w^r net wiert,
Ich dr^t inij am, unt sädh zeräk:
,0 ir l&f fräinjt, kud udi mät!«
3. Ech geng, ech geng bä des fremde seinjen däsch^
86 rakt dier fremt det brit fum däsch.
Ich drSt mij am unt sa6h zeräk:
^O ir lif fräinjt kud u6h mät I"
4* Ech geng, ech geng be meinjer moter ären däscb|
se sdt meinj moter: ,,kam hier und äszl^
Ich drSt mij am unt sSdh zeräk:
^O ir läf fräinjt, kud u6h mät!«
(Geopgsdorf.)
il.£!ch sazt zwo rfisen an de moterbunki
„ir hära meinj naoter, ich s6n ich dunkl
ich zän ew&j ich z4n derfun«
wt wisz wuni ich weder kmu^
2. £ch Bazt zwo r&sen an de föterbunk:
„ir harzer, meinjer f6ter, ich sön ich dunk!
wun de schwarz ruowe' weisz fädern drÖDi
nor däun war^n ich weder kun.]
3. Däun ich geng fCir des fremde säinj dir^
for bäält i^tusz hie de rijel derf&r.
lieh dr&t mij am, en biif i^tal i^tön,
en lesz gor munch öin wöisenzön
4. Däun ich kööm f&r des frömde säinjen ieren,
gor bäult sdt hie, ^ch kanjt net kieren.
Ech dr^t^mij am, en biif htal ätön,
er lesz gor munch öin wötsenzör«
5. Däun ich kööm fir des frömde säinjen hiert^''
se «6t deer frömd, ech wir näszt wiert.
Ech drSt mij am, en biif stal ätdn,
en lesz gor munch öin wöiseüzör.
8
34
6. Däun ich kaum f&r des frömde ^äinjen däsch,
for bäult 86t hie, ich w^r e licht fasch.
Ich dret mij am en blif htal Ittdn,
en lesz gor muncb öin wötsenzör.
(Girtlen.)
1. Wun ich no ku bä der frömden ären däsch»
wol bält wid em 6pr5chen: &täund af, nemi äsz!"
2. Wun ich na ku b& der frömden ären hiert,
wol bält wid em iipr^chen : „u6h dät bäszt te net wiert/
3. Des frömde seinj m^d, äs u6h gor gröf,
w6 sal ich bleiwen an desem h6f?
Wol goit der wänt wol steift det sehnt! dät doit den
fe
:zl
07=^
I
oir-men woi-sen wi. Wol goit der wänt, wol steift der
=^
^-
^^^g^ia
sehn! ! dat doit den oir - me woi - se wt.
l.Wol goit der wänt, wol äteift der schni!
dät doit den oirme weise wl
35
2. Wol goit der wünt, wol schdkelt der mir,
wol kun de oirem woisen erfulrl
3. Wol goit der wäat, wol schökeln de öichen.
wol m wären esz de frömde itröichen!
4. Wol goit dei^ wäct, wol schökeln de b&6hen,
^ wol m wären esz de frömde fiadhen
6. Wol goit der wänt, wol schökeln de weden,
wor fil hun de oirem weisen ze leden!
6. Wol goit der wänt, wol schökeln de birken,
wor m wären esz de frömde itirzenl
[7. Wol ffoit der wänt, wol schepeln de garwen,
wor m wären esz de frömden erbarmen I]
8. Wol goit der wänt, wol schökeln de hoijen,
wor m wären esz de frömde ploijen!
33.
(SehSszbtorg.)
Dft ich röz u6h brtd tsz,
ont meinjer moter afem schtsz stss^
de& wAr et geftt fuer m^ch,
de& wör et ge4t.
Waisen.
34.
(Schfiflzbnrg^.)
Meinj schäjeltcher sen zeräszen,
meinj hemtchen äsz zerschläszen,
meinj hör ferknudert gör,
meinj üge wi fnn der zör*
36
, Fl6ch hieschet fijeltche flech
än't gäldän hemelrech,
bräinj meinjer (harzer) moter en gc&den di6li|
en Bd mer dernd; wat ma6ht se nödi?
35.
(ScbSszbnrg.)
Husch I husch! ed äsz mer kSIt^ ' /
neinj j6r bän ij alt,
me geät föter äs an der wärlt dertausz;
melnj bisz moter pizt mich nor äinjden ausz;
5. se wäl jang u6h hiescli sen^
en scbleszt mej an de kdszten an.
36-
(SchSszbnrg.)
Hieschet ml^tche bän ich,
wieschc; bake kan ich,
fliderfronsen drdn ich,
af der gäsz gdn ich,
6, wier mich sekt, e wil mich
äwer nichen daüwel nit mich,
dän en (örem) widzke bän ich.
Einstige Liebe und Wahl.
37.
A.
(Maipod.)
Dft ij e klinzich mätche war,
ipild ich mät de gangen,
d4 ij e kizke gröszer wSr,
kftme s4 gehprsrngen^
37
6. wk ich g^ng zem Abendriecht
ipild ich mät dem heschte kniecht.
(Mülilbacli.)
DA ij e klinzich mStche wdr
6pild ich mät de gangen,
dft ]j 6 kizke greszer wdr,
käme se ge&prangen,
6. d4 ich scliin zem fräinjdere wdr
kämen u6h lasztich purschen duor;
ich nam mer denij en älden;
de hör wören em grö,
det mel wör em blö,
10. de üge fengen em un ze ränen,
Wier der deiwel wid em se gewänen?
Wuort! wuortl de zekt wirt kun,
te wir&t mich nemermi bekan.
o.
(HalTelftjen.)
Di6 ej e klinzich m^tche wör,
geng ij an de blämen,
diä ej e kizke greszer wör,
se läfte mech de gangen,
5. sehiiecht unt riecht
l&fte mech da fräinjder kniecht.
38.
(Mühlbach.)
Dirit had ij en aide man,
dö had ich dier gädcr d&ch;
nana hun ij en jange genin,
dö hun ich dier filer kläpelschl&ch.
88
39.
H&d ich gewaszt w&'t fräinjdem äs.
se bliw ich m^injem fuoter af em hiert,
en hat mer nichen mSn genin;
der bieszt mSn äss ned en haszpel wiert,
der deiwel fär 86 html
Tod.
40.
(Nieder Eldiscb.)
1. W&e kaum dier dnit? — hie brSih möch nider^
hie zebrSäi mir alle mtoe glider;
wfte k&um dier duit ont haSf mech of ?
2. Sai draug'n mech aus aus fuoters haus ;
wuor ferschuöm sai mech? — an de kaii lert;
do lau6h der laif Bchn&weis ont giel —
Wän dai kl6ken Iren schaul ferlooren,
esu fergdsz ech tnen fraot mäd allem flaisz.
Ir ingeltcher bräingt hier den wäinj for meinj dürl
sehen waljöj aiisz der wält,
fäuren wal ech zau den freien.
39
Liebchens Grab.
41.
A.
(Agnethlen.)
i
p
B
^^giSa
i£^3^^S
Ich schmisz zwo ä - del rui - sen zem hui - e
^^^^^i^^^
fen-ster hin-öusz, zem hui- en feu-ster hin-öusz ich
^i^iS^^-i
hat meinj härzge läf-terchen tro - fen dad et j6
^^^^^ß^^
ätär-^we mosztdad et ja stär-we luoszt.
I.Ich schmisz zwo ädel ruisen
zem huie fenster hinöusz^
, ich hat meinj härzgeläfterchen tröten,
- dad et j6 stärwe moszt
2. Wor sal em et nä begröwen ?
A sein j es gruiszföter se grdf.
Wat sal af seinjem gräf wöszen?
Wol däszteln u6h ruisekrokt.
3. Wat 6tid ze sein je Jäwen hlwden?
1)6 ätid en gäldä schräft.
Wat ibtit dorä geschriwen ?
„De gröszt trÄ äni höusz.^
40
4. Wat fttft ze seinje l&we sekten?
D6 ätön zwÄ bimtcher z6rt,
däd in^ dat drlt de masckket,
d$d ander de näjeltscher.
6. Wat fttit za sdinje läwe föszen?
D6 äprainjd e bräntche k&l;
dät dilt sij an zw^ fleszker,
d& dreiwen zwd milier^t.
6.Dad in, dät in Sit de maschkot,
däd ander de näjeltscher,
da roäschket dö^t sich seszer^
de n&jeltscher nö6h fil gäts«
(Mühlbach.)
iiSi^^iS^=^
s
Ich wurf zwo ädel ri - sen zem hi - e fen-ster e-
en hat me lefken tro - fen dat et jö Btär-we
/TS
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5=t;
0 äJ
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f^itizSEE
1
ruof, zem hi - e fön-ster e-ruof.
niOBzt dat et jd i^tär -* we moBZt
1. Ich wurf zwo ädel risen
' fun em hie fenster eruof,
en hat me lefken trofen^
dad et stärwe moszt.
2. Wuor BÄl em Be gräf mÄ6hen?
A seinjes fiioterB bümguorten.
Wat hiit za Beinje l&we sekten?
Dö kttn zwin bim alin.
41
S.Wat fttit za söinje l&wen htwden?
Dö &tid en gäldä schräft.
Wat litid an dier geschriwen?
de laich tra am housz.
4. Wat &tit za seinje l&we fieszen?
D6.äs e bräntohe k&l,
dat bräntche äpräzt zwS flSszker,
d& dreiwen e miller&t
5.Däd $n^ d£t mielt de maschketi
dSd Snder de näjeltcher«
Det maschket hält sich bieszer
SDet maschket m&l sich bieszer]
le n&jeltcher sen u6b gät
[6. De san scheingt gedrangen,
Hiäd ärem klöre scheing,
se scheingt de lefker zesummen,
d& fäjr fun enander sön.]
Hüth dich!
42.
(Mühlbach.)
1. H&t icht, hat icht ö^en, luJi^ W^ 9^*f^
sonst wird em ich berödhen! j^Ji^i >^w^^ h-^-
et äsz net gÄt wun em ales sekt. "^^
wad af der lichter wält geschekt ^ ^'^/ ^J»4/ i^*U u<^ *''^'
2. Hit icht, hit icht iren! ^/ ^ ^'^^ ',
em mesz ned alles hiren;
em hirt gor fil af deser wält,
wat firomen ire net gef<
3. Hat icht, hat icht zangen,
sonst nid em ich gefangen!
em riet sich Inder noch ze dit, ut
als em sich fält ze dit
Zweite Abtliellan§^
Verwaiste Kinder.
43*
(Mühlbach.)
Et wdr emdl e m Stehen,
et sas am iechendirchen,
unt schrt sij an det sehirzken.
Matche woräm schraszt t&?
5. „Am meinj güldich moter,
da mich hisch gewieschen huot
unt mich hisch gekämt huot,
wä en rts am guorten,
d& des morjeszt af blät,
10. unt des dwest zäbiät.
(Mühlbach.)
Et sas e mStchen
am gassendirchen,
hat dra gäldä bircher.
Matche, woräm schraszt te?
Ö. ,)Am meinj gäldich moter,
d& mich htsch gewieschen
u6h mich hisch gekämt huot,
w& en blom am guorten»
des morjest gtt se af,
10. des dwest ^t se zä.**
4S
„out BÜ mich dat nM krioken
wttn ich dru gedinken,
unt sal mich dat net schmärzen
ä meinjem jangen häraen?^
0.
(MtihlbAch.)
£l ^tB e m&tchen
am gassefönBter,
et nit mät schwarz u6h gieler. sekt
Ta h&rzet in&tche' woräm schraszt tä?
6. „A6h am meinj gftldich moter
d& mij alle morjen
esi htsch gewieschen,
esi hisch gekämt hnot»
mit mich htsch gekitt htiot,
10* wä en rts am guorten,
d& des mörjest afgit
mit des öweszt zägit.
„Wör ej e kli wält fijeltchen,
esi kli wä me fäinjerchen,
15. se flij ech ze meinjen (harze) fuoter
unt klöpt em undet fenster:
„KukI fuoter, lieft er n66h|.
an irem ilde lupeslödh?
[.Cha, me käinjd! ich liewe ndHk
, 20. ä meinjem aide lupeslö^h.]
D.
(Schii'szbttrg.)
, Et sSs e mfetche fuer eiü gissendirchen,
en h&t zw^ gäldä bircher;
et fluBzen em de bäter zieren,
dad ed en stin moszt r&ren«
44
2« „Teä tnijet m^tche woräm schrftszt te?«
„Am möinj giUdich* moter.
da mij esi hisch hdt gekämd utib gewieschen
wä en ries am gdrten«
3. Säch ! se wakt mii ile m&rjen,
wäkt mij &{ zem biedeii:
n6m esz Härgod an deinj sorgen,
los esz redlich liewen!
4. Satih mig u mäd ären ü^en
w& zwin härzich itärn,
näm mich zärtlich an är irmen
hat mich jö gor gäm.
5. Atih ne& h&t se mesze ätärwen.
äs am hemel schin,
zug ew^ch f un deser ierden
lesz mich hä eUn.
[6. Wä sül mech d£t net krinken
wan ich dru gedinken?
wä söl mech dät net schmärzen
ä meinjem j&ngen harzen?]
p.Kuk fuoter! lieft er n66h
an irem aide lapesl66h?
„Cha me käinjd! ich liewe nddh
ä meinjem &lde lupeslödb.]
44.
(SchlCszbarg.)
1. Wat mSdhst ta örmet m&tchen! hörsdiij alin?
^Ka ich wärme mer jd meinj erfraorän zin.*
2. Br&t niche' w6rem fa&er aw irem hiert?
„Se itesze mich j6 anszen, ich wdr seinj net wiert^
46
3. Teft letJBt, wä ich b£, gr£nen heanger u6h ntt?
86 sd mer iszt de 86h wdr hSrzelit I^
4. «Wä 86 ii6db lieft; dft bekSra ich wtch brtt,
neft Bchld(lt xneinj h&rz moter, en ISt iündtt.^
Der erschlagene Vater.
45.
(Mühlbach.)
I.KIÖ, TarkÖ, kl6!
de (leiwich) fuoter äsz ge&torwen;
de kläpel hun en erschien,
de klöke* »ölen e klon.
2,Unt wier sil mech bewtnen?
de fijel. af de bimen;
Unt wier slU mech bedooren?
de fijel af de mouren.
Das hungernde Kind.
46.'
' (Mühlbach.)
1. ^Moter ! gäf mar brit !
moter gäf mer brit!"
„Wuort nor, wuort, meinj h£rzet käinjt,
bäsz det l&it geakerd äsz.
2. D4 det länt geakert wdr,
kam det mStche weder duor,
^Moter gäf mer brit!"
^Wuort nor, wuort meinj hirzet käinjt,
bäsz de fru6ht ges&d äsz!^
3.D&n de frniht geset w6r,
k£m det m&tche weder duor:
„Meter, gäf mer britl"
46
,,Waort nor, wuort meinj harzet käinjt,
bäes de fru6ht geschniden äszl^
«
4.D&n de fruiht geschnide w6r,
kirn det mdtche weder duorl
„Meter, gäf mer biitl^"
„Waort nor, wuort meinj harzet käinjt,
bäsz de fru6ht gedrieschen äszl*
5. Da de fru6ht gedriesche w6r,
kirn det m^tche weder duor:
„Meter, gäf mer brit!«
„Wuort nor, wuort meinj h&rzet käinjt,
bäsz de fru6ht gemuolen äsz*^
6. D&n de fru6ht gemuole' wdr,
kam det ro^tche weder duor:
„Moter, gäf mer brit!«
„Wuort nor, wuort meinj h&rzet kl&ijt
bäsz der dich geknieden äszl^
7. D&n der dich gekniede' wdr,
kam det m^tche weder duorl
„Meter gäf mer brit!«
„Wuort na, wuort, meinj h&rzet käinjt,
bäsz nor u^ gebaken äszl^
8. Meter gäf mer brit!
moter gäf mer brit!
Da gebake wdr det brtt,
Ia£h det uorem mdtchen dit.
Rosenlager.
47.
A.
(Biarpod.)
1. Ät woul e m&tche fr& aftCAn
unt woal gor && nö riÜBe gön.
47
2* D6 beg^nden zwin gange wäis ugeddn
dier trscht, dt h&sz et ki&l iitiöii.
3. Der zw&t begreif et un der heönt,
hie Itet et, dd at riäae fSnt
4. Hie liet ät ainjder*n lainjt ferdpr^tt,
dd wdr e b&t mät riftsen iwer6prtt.
5. Se ledgen d6 de geönz leunk nuodht,
n6d eint huod an de morje geduodht.
6. „Ai h£w ich de schläszel, di den di^ afscbleszt,
ech weil e wierfen, dö det mier um defste* fleszt!^
(Halw«lajen.^
1. Et 8Ül e nidtche gor Mi ißtdn,
wol Mi sül ät niö ruise giön.
2.Wat fSnd ät zwäschen de wieje &tön?
Zwtn parsche, zwtn pursche gor hiesch ugedön*
3. Dien enen hesz et hikl &tiön,
dien &njdem hes et fuir sich giön*
4. ^Wat htszt tä möch hä fttal i^tidn?
ech hon der meinj daodi niche Itd's gediön.^
o.
(Min«rken.)
1 Et Bol e niaitchi guer frai &fsteu
gaer Mi sol et neu wasser geu,
et saöh zwi knueben um wieje steu^
guer weisz woren sai wol ugedeu.
4S
2. Dier gi, dier seud, et seil htäl fttöu, ^
dier ander^ dier seud, et seil for sich geil,
dier fei begräf et u der hant,
int Igt et bäs än't ruisenl^nt.
3. Deu Bei naü kämen bai eii käile* brän,
deu wör e waichken dfgebäut
mät enem schine d&ikeldäu6h;
se luodht^^ sich nider allebfeit
änt scklaifn bäs u den hallen da^Iu
[4. Steh auf! steh auf! es ist schon Zeit,
die Vöglein singen auf grüner haid ;
sie singen sich um, sie singen sich sehr,
von meinem herzliebchen Bcheid ich nimmmerehr.]
Auf dem Friedhofe.
48.
(Mühlbach.)
1. Fr& moier! frä moterj wuor hud ert^ geschakt
det härzgeläft meinj ?
^£^ch hun et geschakt änt bakhousz,
da säl ät d4n dät brid erousz.^"
2. Frä moter! frk moter! wuor hnd erH geschakt,
det härzegel&ft meinj?
jf^ch hun et geschakt an det schinkhousz,
d& saLät Schinken die weinj erousz.^
3. Fri moter! frS; moter! wuor hud er*t(n66h) geschakt
det härzgel&ft meinj ?
,,£ch hun et geschakt an de rtseguorten,
dö sal ät brachen da rtsen eruof.^
4. Fr& moter! frä moter wuor hud er*t geschakt
det härzgeläft meinj ?
^£^ch hun et geschakt af de frithöf,
dö sal ät schlöfen die l&nke schldf.«
49
(Harpod.)
1. E jang här seinjen ämschw&nk nam,
bäsz dat e zä ärer irä, moter kam.
,Frä moter läf, fra motter metnj !
wd äsz, wd äsz de zdrt riusz meinj?'
^Icli scliakt se an det bakeszliöusz,
se gtl dd dän det brfd eröusz."*
Dd sakt hie sä unt fönt sä net,
dd wort seinj harz guor il^tark bedräft.
2. E jang här weder don ämschw&nk näin,
bäsz dat e zd, ärer fra moter kam.
,FrÄ moter lif, frÄ inoter meinj?
wo äsz, w6 äsz de zört riusz meinj !
^Ech schakt se an det källerhöuez,
sk Sil dö gien de weinj eröusz/
Dd sakt hie sä, unt fant se net.
dd wort seinj harz guor litark bedräft.
3. E jang här weder den ämschw&nk nam,
bä!4Z dat e z& ärer frä moter kam.
,Fr4 moter, l&f fri moter meinj !
w6 äsz, wo äsz de zort riusz meinj ?^
,,Ieh schakt se af de fritfaöf,
se sil dö dän den däke schldf.^
D& lesz hie kidken u6h bange schidn,
unt lesz s& hisch zer ierden drdn.
o.
(Aus Frommans „deutschen Mundarten. '*)
(Hegd e gdr, un desem dä6h,
dd ij ä meinjesz fdatersz güarte lä6h,
liszt sij e nasztehe' fun enem büm,
dat mir meinj härzgelättche nüm.)
2. E jang här den anischwung nüm,
bä8z dat hie hk de frä moter küm ;
^Fr& moter gel&ft, frä moter meinj!
wuor hu se geddn det härzgeläft meinj?*
50
3. ,FrÄ moter gel&ft, frä moter meinj I
wuor hu 86 gedön det bärzgeläft meinj!'
„Ech hun et gedön än't bakesheusz^
wd ät s&l d&n de semel ereusz...^
4. jFrk moter gel&ft^ frä moter meinj ,
wuor hu se gedön det bärzgeläft meinj?'
„Ech hun et gedön än't letehefheusz,
wo ät säl gien de weinj ereusz.^
5. ,Fri moter geläft, fri moter meinj,
wuor hu se gedön det härzgol&ft meinj ?'
,,Ech hun et gedön än't lechenheusz.^
(wo ät sal st&chen den dtde kerper ereusz.)
[6.DÖ fengen de klöke' fun sich sälweszt un ze g6n
ät kangt se nemeszt stal mäche ^tön^
sä genge g&nzer dag u6h nuccht^
am wort se läf nemi gebruocht.
7. At waszt uöh nemeszt^ wat dö geschS6h,
dö geng me jang här an desem dädh,
unt nüra en hächen ze bider heünt,
gräf^, bäsz hie de ge&nz ierd ömweünt.
8. Bäsz dat hie küm af e segdän deadh,
bäsz dad en zör de eündcr schleadh,
bäs dat hie küm aw en gehobelden dil —
„ai inijet harz, ai w^r ich bä dir!^]
(Mlnarken.)
[l.Et gengen zweu, zweu Spil^eaalene
däi gengen äf ene gräine aue,
dai so'n deu Spiln guor wändergaut.
2. Se waszten aber nät, wät der schinste gescha6h,
dät sai sich iren riechten uerm zerbrädi*
3. Ich geng an mainesz fuetersz pjuorten,
ich sei den ruiden apel erwuort'n.
51
4 Den schelt sij e naazt' fu änserem b6m,
dier mir me jäng l&b'n nain.]
5. Adh matter, gelaifste mäter main I
wuer hud ir gescbäkt de härdaiwe mein ?
6. ,Icb hun se geschäkt än't keudhes hinein,
dät sai diem hiera dät äsz'n säl hoFn/
7. A4h m&tter, gelaifete miter mein!
wuer bud ir geschäkt de härzlaiwe main?
8. ,Icb hun se geschäkt an käler hinain,
dät sai diem hier'ü dien w(ii b&I hoYnJ
9. Ach sän, gelaifster sänne main I
haid äsz schu der drät dä6h^
d&t dai härzlaiwe am gräwe läit.
lO.H&i nSm de hau an sai reichte hant,
änt graufj bäsz bSi sai härzlaiwe iänt. —
11. Den bSi nau kam äf luidlain bluisz,
dät im de zäir fu'n wängen fluisz.
12. Den bSi nau kam &f dät seht said'n dauäh,
d&t im en zäir de ^nder scblaudb.
13. Deu hÄi nau kani M de gälden rang,
dät b&i sai dauöh fii'n s^äiren bräng.
14.Ruid Ant bleu hun aich mich gedreu,
an det kluiszter wäl ich geu;
15. Scbwarzsaid'n wäl ich mich uklSid'n,
zau enem trauern wol &betfeid'n.
(16. Ach trauern, ach trauern, wan wirst ein end haben?
wenn alle berge sich zusammen werden schlagen.
17. Die berge schlagen sich zusammexjn nicht,
mein trauern hat ein ende nicht.)
52 '
Bruchstücke.
49.
(Mühlbach.)
minst tä wi ej et minen?
da ech dech hirt wineu —
ech feng et mir, unt siw et dir,
nana w& linzt tä mir?
wu sich bärj u6h bädh dräken,
unt de bläder zesumme schldn,
unt de dide schlöfe g6n,
drö kam z& mir, drd linen ech dir.
Böse Schwieger.
50.
(Petersdorf — Mühlbacher Mandart)
Meter besorcht mer nor meinj frä!
ech säl risen neinj jör uch drä d&ch.
,,L&sz nor, läsz, me läwer san !
ech besorjen der se schin."
5. Meter ! ech biden ich nö^ emöl,
wun ich kun, dat se mer nöszt klöt.
,,L&sz nor, ech fersorje se gät;
se wirt niche wuorem brid ieszen^
. u6h niche kalt wasser dräinjken,
10. u6h nichen san wirt sä ferbran.^
Di na der san ew&ch riszt,
sta6h sä seinj frä an de käler^
unt gSw er zwin nS dilen zem b&t,
unt gaw är nichen ander bit,
15. unt gäw är näszt zem kotschen.
63
Na lödht Bich de frk aw enen zdp,
mät genem däkt se sich zä. —
Unt da der san na hime kam,
unt frödit nö seinjer janger frä :
20.„DeiDJ fr&y da äsz b& ären äldern.''
Et sdd: „ech bä schtn dd gewieszt,
da hu se langhär net ges&n.^
„Se wäl ech dir de wdrhit «ön —
deinj jang fr& äsz gestorwen»"
26.,Alsi äs et diem alsi^
esi zieht mer nor är gräf,
dad ich mer meinj harz läzen/
„Gor lang zegd äsz fergangen,
dät gräf dad äsz fersanken.^
30.,Se zieht mer denich nor de ätäl',
dad ich mir meinj harz kälen/
„Gor lang zegd äsz fergangen,
ich hun de litäl fergieszen.^
Na hesch hie är de kälerschläszel.
35. Sä söd : „ech hun nö6h käinjt gehuot,
da hun de schläszel ferliren.*^
^Alsi äs et diem alsi,
se wäl ech mir de schlaoszer bräinjen,
dat hie mir det schluos afmädit/
40* Na kit hie mät dem schluoszer,
unt mä6ht die käler af;
unt sekt se d6 län^
raäd enem zöp angden,
mäd enem zägekotscht.
4ö. E kSm zä seinjer moter ;
esi säl era schnirche besorjen ?
esi wäl ej u6h dech fersorjen;
;64
ich wäl der na det hift uo&chlöfi^
dad ale aohwijere liren
50. de schnirche bieszcr fersoijen ;
ich wäl der nd^ äszt ärjeret dän,
ich wäl raer na e ruosz nien,
unt wäl dech dem ruos un de schwänz ubäinjden,
unt wäl dij an der stad eräm schleifen,
55. dad ale schwijere Kren
de schnirche bieszer fersorjen.
Werbung.
61.
(Marpod.)
1. Pra Sunata ! frä Sunata !
wäld ir mer ned ir d&üohter gia?
ed äsz j6 ned ir dädÖiter,
ed äsz des Hones tr . .
mir hu se jiö geziü^en,
niäd ir, mät sälwer u6h g^lt.
52.
(MinarlLen.)
1. Et s&^ e mäitchi ander dem schlSmtchi,
et n&it mät geiler, gr&iner seit.
2. Et riden zwt rider äf n &nd ueb'n,
se fttäiszen diem m&itchidät schläiratchi ueb*n.
[2. Et koumen zwi riter dd erof geriden,
sai riten de gössen wol &i' ont neb'n,
se st&szen dem mätchi det schlämchi ueb'n.]
55
3. Adh mät^r, gel&ifete mäter mal
wät 8ol do6h dät mät mir sai?
»
4. Et reiden z^ rider if n ind ueVn,
se il^tuiszen mer äine det schlaiintchi ueb'n.
. [4. Et koumen zwi riter dö erof geriden,
sai riten de gössen wol of ond ueb'd,
se ^täszen mir mai schlämchi ueb'n.]
6. y,A6h deudhter, gelaifste deu6hter mein,
et sai nät rider^ et sei fräile&t^
6. Se hat dät weurt kum auszgeret,
se trät'n de fräileut zer dir erän.
7. (Wält ir äsz'n;) wält ir äsz'n waisz sämelbruit?
{wält ir dränk'n;) wält ir dränk'n diesz klearen wai?
[7. Sai but in u diesz waiszen bruit,
sai but in u diesz ruiden wai.]
8. Mir sai nät ku diesz dsz'n h&lb'n,
mir sai ku aires deu6btersz halben.
{8. Mer sai net ku aüres ftszens hoIVn,
mer sai net ku aüresz dränkens holb'n.-
mer sai ku aürer döudhter holb^.]
9. (Wält er esz se g&i) wält er esz se göi mät gaudem
sänzt nfei mer ich se fort mät Aler gewalt. [weurt?
10. Se schlängln iren ISter Äteineduit,
&nd ers&iften ir mäter am blaud esu ruit.
11. Se begräfen de schinste u der haut,
Ant faurd'n se aus iresz fStersz lant.
[11. Se numen de döuöliter u der waiszer hont,
se leten se ausz fotterszlont.]
12. Se faurd'n se aus tres fötersz lÄnt,
bäs an det ruiselänt.
56
13. Deu sai nau nünt ki heimehi kämen,
&ud ir luäter in enke küm.
14. ,Ach sän gelaifster sänne n?ein^
weu huet ir dän disz schinste beku?^
lö. „(Adh motter, gelaifste mkier main)
m^r hun se beku mät blaudijem schwiert,
er ßilt se hSld'n an iren wiert.*
16. Deu sai nau dier hodhzet neu son geu,
mauszten se och dier laich neugeu'l
Die Verlassene.
53-
(Wallendorf.)
l.Et seuz e m&itchi
an sainesz fuetersz böumeguert'n.
2. Deut meitchi grin, deut mSitchi waint —
3. Et kura e rider e stolzer gerid'n,
(hSi fr66ht dat meitchi) wat grainzt tau, wat wainsttau?
4. Aber huet daich dai fuoter geschleu?
aber huet dir dai matter öszt ze l^its gedeu?
5. „Mai fueter huet mig o6li näszt geschleu,
mai mäter huet mer odh nöszt ze l^its gedeu;
6. Aich hu mich ferspreudhen mät era hischen knöicht,
7. Hol seut, hfei wel o6h wider ku,
wän dier weult gr4i leuf wel dreu.
8 Dier weult huet o6li gräi leuf gedreu ;
bei äsz do6h nami ku.^
57
9. ,A6h schinste, w&t wält tan im entbdid'n?
10. Aich wäl diein kn^cbt o6li näsztentbäid'n.
Qot der hier s&I in o6h näszt behHid^n —
[11. for sänt for schünt, for kat'n 4nt bAtit,
Qot rSich im aät saine reichte hünt,
änt faur in ausz sainesz fuetersz lünt.)
H.Got ftäln in nät behäid'n for sönt, for schünt,
änt säl in nät behäid'n for katt'n &nt, bunt ;
12 Got raich im nät seine reichte hünt,
änt faur in ausz sainesz fuetersz lünt!"^
S
Brautmörder.
54.
A.
(Mühlbach.)
®^e^e3
:^^=^^t.
E5=^J3
-L-^-
Et frad e ke-nenk genzt dem Eeinj, hie frad e
a^EE^^jgg^s^fe-^^g^
ke-nengs-dich-ter - leinj ; hie frad et gan - zer si - we
imo, 2do.
E3^^?3^^ä
■^-
N— N
-1-^ — ^
t-
-•—^—■1- ^
jör, am äch-te vort s& rA-ge, sdt hie frad et söt.
58
1. Et frSd e k^nenk genzt dem R^inj,
unt fräd e kjenenksdichterleinj,
hie frad et ganzer siwe j6r,
am ächte wort sä zägesöt
[1. D8 der kenenk seinj diio6hter frSt,
se frat hi sae gaunzer siwe j6r;
am ächten wör sä zäegesöt,
am aeinjte' sül hi sä hulen.]
2. ,Fri motter, gel&ft frä motter meinj I
net giet mich dem kenenk genzt dem Reinj!
ech nun et gesän am sanescheinj,
ech säl net lang ir düöhter seinj . «
[2. O föter, gel&fker f6ter meinj !
net gäf mich an det kenengjerenj (?)
ech hun et gesän am sänescheing
ech säl net lang ir düoöhter seinj.]
3. Frä moter geläft frä moter meinj !
net giet mich dem kenenk genzt dem Reinj !
ecii hun et gesän am dräwe mön,
ech säl et dräinjken i dem jör.
4. Frä moter geläft frä moter meinj !
net giet mich dem kenenk genzt dem Reinj !
ech hun et gesän am hidere &täm,
me blot sal öpräze wegd u6h föm.
5. Hie begrif sä u schnfweiszer hänt
unt färt sä durch de gräne wält;
unt dö der wäld en äinjt hat,
dd wör är schtn e gräf gemacht.
6. Hie Stesz sä rukläing an det gräf
unt schlag en p61 durj änir harz.
hie schwang sich häinjder sij af det ruosz,
unt rant zem Torembrich an det schluosz.
7. Här schwö^er, geläfter här schwö^er meinj !
wo hud er gelosse frä säszter meinj?'
„fich hu se gelosze genzt dem Reinj,
se dräinjkt duesz mäde, käle weinj.**
59
8. ,Här Bchwd^er, gel&fter här schwö^er meinj
fu wat sen ich de ^ren esi feinj ?^
^Ech hu geschöszen en turteldouf,
en turdeldouw am gräne w<^
[8. Här schwö^er geläfter här schwdger meinj,
fu wat sen ich de klider esi feinj?
y.Ech hu geschöszen zwd urteldouwen
zwo urteldouwe geschöszen.**]
9. Di turteldouf, di turteldouf (feinj)
dät wirt filecht meinj säszter seinj —
[9. Zwo urteldouwen, zwo urteldouwen —
unt seien dät meinj zwo säsztre' sen?
]
10. Se 6tä6hen en un en glänije ^
unt braten e wä en gr&ne fäsch,
„Lot flesze, lot fleszen däd ädel biät,
et dit jö nä uäi zeml gät I«
(Mühlbach.)
l:Et fräd en keneng genzt dem Reinj,
unt fräd e kenengsdichterleinj.
2. Hie frSd e ganzer siwe jör
(bäsz dat et sein] brokt wör).
3. Mättich wör et z&gesöt,
daiierstich wör et kopulirt.
[3. Mättich Word ät zägesöt,
danerätich werde se ofgedön]
4. Prektich fär et durj en burch,
dö achin dät galt zä de laden erdurch.
60
5. '])& burch, da sül fersanke Ben,
(Uer adler säl erdranke sen.
Die Rache.
55.
(Müblbach.)
* * *
1. Hie rit bärjaf, hie rit bärjuof,
bädz e se un em branen traf.
2.,Gäden dadhi, gäden da^. ir l&f härn!
na wil ecli uiäd ech riede gärn.
3. Wat huod ech nieinj fr& udh käinjt p:ed6n,
dad ir mer se jö huot nedergeschiön ?
4. Wat huod ech da jang äschdlt^gedön,
dat »k na ätindid am iere län ?
ö. Dien ene ätaih hie fum ruos eruof,
diem Sndre schlach e det hift enioL
6. Dien dräte fepSlte w& en fäsch ;
dier firt lew an de gräne bäsch.
7. Ned ener wftl dd bleiwe Ätdn,
ned ener wül en antfert sön.
8. Hie rit dohene raät fräachem mät!
esi bezuold em de fände gät.
Müllner Hans.
56.
(Mühlbach.)
1. Des öweezt am nein], äni h'AU niönscheinj
dän der Hanes Muoler zer nöberä geng.
61
.2. Dan hie kam fir der lädrerän är dir,
/ dö stand en schiu grän läinjt derßr.
3. ,G&den öwent, gäden 6went ! gresz ech Got !
ech greszen ich wörhaftich ze nichem äp6t.
4. Ir jang man, ir jang man äsz gewäsz uet derhira,
dad ir af der gass stöt ganz alin/
5. ,,Me jang man, me jang man äsz frelech net derhiro,
dad ej af der gasz &t6n ganz alin.* —
6. Se begrtfe sech mät schniweiszer hant,
se gengen da tr&p die lisen gänk.
7. Et stänt ned an en half firtelstangt,
dat der Haned Muoler gefange stänt.
[8. Hie wort gefärd . . af det rothousz,
e dö6ht hie kern nö^ weder erousz]
9. ,Här borjermiszter, härkenengsrichter! ech biden ära
ech wäl ze scbinke muolen dem ganze röt/ [gnot,
10« ^yHaiies Muoler, Hanes Muoler ir lasztijer kniecht,
dior se puor schwarz gruSeu häinjder d' ire Hecht
11. Hanes Muoler^ Hanes Muoler, et ka jö net sen,
et mesz ej8 nor gestorwe sen,*
12. Af der wisen, af der wisen af der kiener lert,
d6 glänzt des Hanes Muoler se blisz schwiert«
13. ^Na h& nä h& da zegänescher hangt!
net los et dich ran me ätftizer mangt!^
Der Geist.
57.
(Mühlbach.)
Af der burj af der burch,
dö gid e giszt eräm,
62
Äs ed e schwarzer, äs ed e weiszer,
äs ed e gäder, äs ed e btser? —
Das vergiftete Kind.
58. .
(Mühlbach.)
1. ,Me käinjt, wat huot dech tröfen ?
me käinjt so mer nu!*
3,A6h fdoterl.meinj bärz wäl zeäpräinjeni
o wi ! 0 wil**
2. ,Me käinjt^ wat huoszt t& gieszen?
ine käinjt, sd mer mi!'
„E fäschken af ktle gebröden —
o wi! 0 wil«
3. ,Me käinjt, wier huot dert gebröden,
me käinjt, s8 mer mil'
„De moter huot mer't gebröden —
o wi! 0 wi!"
4. ,Me käinjt, wo huot 8e*t gefangen ?
me käinjt so mer mü*
„Am podel häinjder dem guorten —
o wil 0 wi!**
5. ,Me käinjt, dSt wör'ned e fäschken,
me käinjt, so mer mi!
dSt w6r j6 d& gäftich n&ter,
0 wil 0 wil*
6« Wat wäinjtscht tä na deinjem fuoter?
me käinjt s6 mer mü'
„En gäldäne.;'stäl am hemel —
0 wi! o wil"
7., Wat wäinjtscht tä na deinjer moter?
me käinjt s8 mer mü'
^En glinijej {itäl an der häl —
0 wil o wi!"
63
Jesus.
59.
(Georgsdorf.)
l.üft Jesus un den ülbärch trat,
z& seinjem gel4ften här fuoter äpräih:
2. wHär fuoter, geläfter här fuoter mein] !
det kaun dnen dai märter net seinj.* —
3. Da Jesus an de guorte geng (wör gangen)
dö koumen dai Jude mät fokeln u^ Stangen.
4 ,,Ir Juden, ir Juden, wät sakt ir hai ?
dien ir sakt, dier äsz net hai
[dien ir sakt, dSt bän ug ech].^
5. Dai Juden, dai Juden erf^rde sech
unt faulen &lle häinjder sech.
e.ünt lä^en d6 drS halwer ätangt,
bäsz Jesus äpradh durch seinje mangt:
7. „Ir Jude', Stöd Aw, unt greift mej unl*
De Jude Ständen iw, unt grifen un.
8. .
unt &urden en b& e kreze breit«
9. Unt schla^n em n&jel durch häinjd u6h fesz,
bäsz sich der här Jisus gäünz erlesz.
10. Unt schlagen an mät r&den,
bäsz dät seinj helich laif moszt bläden,
11. Unt 6ta6hen an mät mSszem,
bäsz d&t seinj helij ü^e moszten z^ren.
12. Sai schlafen an mät geiszeln,
bäsz dät seinj helich laif moszt schweiszen.
13. Wät wos äusz Jesusz säinjem bUt?
dier ein wäinj^tök, dier wör gor gät.
64
14. Wät W08 äusz Jesus säinjen zSren ?
dier ällerhescbter k&ren§ren.
15 Wat W08 äusz Jesus säinjem schweiszen?
dier filer wetwen u^ wtsen.
Drei Jungfrauen.
60.
(Mühlbach.)
1. Et stftrwen dra jangfern an enem housz;,
d4 in, d& &türf den öwent glech^
2. D& ander stürf de morjen draf,
de drät^ d& stürf den ändern dä6h.
3. Na rise mer de schmuole wiech,
unt kun zem Petrus un de dir.
^O Petrus, meinj d&ner ma^ af de dir!**
4. „Da drr, d& äsz schin afgedön,
beläwen de jangfern erän ze gon !*
De drät d& moszt dertousz ät6n.
5. Na risen ech die bride wiech,
unt kun zem Satan un de dir.
,,0 Satan, meinj d&ner mag af de dir!^
6. „D& dir, da äsz schtn a%eddn,
bel&f de jangfer erän ze gön!
7 Beläf de jangfer neder ze säzen!^
8. Hie gaw är ene k&Ien dränk^
dad är det blät zen ü^en erouszipräng.
9. ^Hät fuöter u6h moter de r&t gentn,
unt hat mich gezwangen an de kirch !
16. Äsz fuoter u6li moter zer kirch geganj;en,
se bän ech iir dem späjel gest&nden.
65,
11. Pjc\\ hu mer me geeicht geschmäkt,
unt hu mer me giel hör gegläzt.
'E a k o z L
61.
(Zaiden.)
£t wdsz gäkt friden an äsem lünt;
dät det de Rakozi ferdreiszen ;
hie säkt dieszwöje gor fil fölk,
sai silen de muoser ouszreiszen.
5. Awer sai bestünden mat schünden.
Et kodm der Häntär af dem Zoideszwech^
sai stünden an de gedänken ew^ch^
Don küme se bai dem grüsze bachel erousz,
de Zäkel faszten anir schwierter blousz;
10. sai kümen durt bai dem Rapler^ch
Doun deden de. rauoser ene schasz,
dät d&t dem Häntär Mihai ferdrasz«
Sai köme basz bai den noie gruewen,
d6 mauszt der Zäkei mat dem muoser eramtuowen,
15. dö mauszten de muoser anir gewier zäschaken,
und af de Zäkel r^cht zädraken.
D6 wöre gefalle fairhangdert man,
dö wort gemacht en hüfe grüsz,
sai lägen alle nakt unt blüsz.
26. Sai.rünten an det Busen 166h,
d6 half anen äser Harregöt.
Subält w&re sai weder hai,
sai stünden ä grüszen niden unt bedinken,
da Rabutin wiU dem Rakozi nö^ inte schinken.
66^
Aus dem Aufstand von 1848.
62.
(Sfichs. Regen.)
De RuszeD ku ii Sibenbirjen
de Eoschater ze erw^ürjen,
de Juden ze erschlö.
A6h Härgöt, gäf, dat fil honef ger&t,
3. dad em desz Koschut sen känder guor ofh^t!
siben HonwSd u ene ätränk!
de Koschud u de flUchb&nk
den Bern u den galjen,
det wirt in net gefallen.
63..
' (Heimath unbekannt)
1. Erousz de sarasz, wiks de ganin!
wad ödem huot, dat mesz derfiin
de Zäkei ze bezwäinjen ;
8& wtlen ales l$nd änien,
dem ktser net seinj ire gien —
et säl en net geläinjen.
2. De drumel git fiin bousz ze bousz^
na hiszt et: ir gardiszten erousz!
Zweites Buch.
5»
Erste Abtheilong.
Festlieder und Festreime.
Morgengesang
(womit die Mädchen und Frauen zum „Gänserupfen" und andern zur Zurichtung des
Hoühzeitmales nöthigen Vorbereitungen und Arbeiten geweckt werden.)
1.
A.
(Petersdorf.)
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äiS
i=J
=1=:^=:n=1^
¥-¥—¥-
Et sdl e m&tehe gor frä ■ aßtöa, et sdl gor frä nö
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waszer gön. Stand auf! ätand auf! mein herf es ist ta-ge ja
M
1=
t:^E^El^^Er^
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it:
ta^ ! Es ta - get sich, heut, es ta - get sich neu - vor
3 U^Z- —
70
^ Imo
:^=g=zS:
i
mei-nem herz-lieb-chen er - schein ich noch heut. Stand
2do
2
schein ich no6h heut.
1. Et söl e metche gor fräi äfttön,
et süt gor fräi nö wässer gön.
Stand auf, stand auf^ mein herr!
es ist tage ja tag,
es taget sich heut,
es taget sich nett
vor meinem herzliebchen erschein ich no6h heut
[1. Et sül e mfetche gor fräi Äfstön,
et sftl gor fräi nö wässer gdn.
Stand auf, stand auf, mein herr!
es ist tage ia tag,
es taget sich heut
es taget sich neu
von meinem herzliebchen
scheiden ich no6h heut]
2. Häi ätd mer aw enem n$e bieszem».
mer wile gor garre sösz weinjbrök ieszen.
Stand auf etc.
3. Häi feto mer aw enera kftperuit, .
mer wile gor garren diesz sdsze bruit,
Stand auf etc.
4. Häi St6 mer an ener ködelkrousz,
mer wile gor garren ddi knödei*n erousz,
Stand auf etc.
5. Hai ätö mer aw enem kalde &tin,
mer wile gor garren die wiech k^ htm.
Stand auf etc.
71
6. Hai hu mer en schlaseel, dt den däg ifschleszi,
mer wilen e schmeiszeiiy daor't Wasser hifleszt.
Stand auf etc.
7. Stöd iw ir mfet, lit neder, ir knecht !
den siwege&t&re glt hainjder det r&ch.
Stand auf, ätand auf, mein herr,
es ist tage, ja tag,
es taget sich heut,
es taget sich neu —
vor meinem herzliebchen erschein ich noch heut.
(Georgsdorf.)
1. Et wöui e m&tche gor frfti &fstön,
et wöül gor fräi nd wasser gön.
Stöd of, ätdd ow, ir harn 't asz dä^h,
et dä6ht sich hekt, et da6ht sich nai.
2. Hai ktd mer an ädsen ködle kröusz,
mer weile gor garen dSA knödern eräusz.
Stöd of etc.
3. H&i std mer an äusen gipe r&t,
mer weile gor garen diesz wuorme brut
Stöd of etc.
4. Hki &tö mer ow enem naie b&tszem ;
mer weile gor garre sesz wäinjmer 4iszen.
Stod of etc.
5 U4i Stö mer ow enem breide Stin —
mer weile gor garn die wiech k^n heim.
Stöd of etc.
6. De m^den, die bat em of fäderä Mt,
de kn^hte bat em ow en ätenerän träp.
Stöd of etc.
7. De mSden, die bat em mäd älem fleisz,
de knechte bat em of htneleisz.
Stöd of etc.
72
8. D4i &It lataren, dai rämple gor garen,
d4i j^Dg gesalen, däi hopse garen.
Stöd of, stöd ow, ir harn 't asz da6hy
et däget sich hekt, et dädht sich nai,
fu meinjem harzgeläften scheiden ich näL
Brautlieder.
2
(während die Braat von Preundinen gekleidet wird.) •
A.
(Petersdorf.)
1 Ousz wat sele mer esz w&schen ?
ous em zinane schaszeltc}ien.
• Rusleing gung &f!
2. U wat sele mer äsz drejen?
un e senden dacheltchen^
Busleinj gung kil
3. Wat sal em dier schönster nH undän ?
en hisch hemt mat preisen dräf.
Rtsleinj gung äf!
4. Wät sal em dier schönster mi undän ?
eh hisch hiäfleinj äf de bräszt.
Rusleinj gung äf I
5. Wät sal em dier schönster mi undän?
en hische gtrkel u6h sp&ngen draf.
Rusleinj gang äf!
6. Mat wat sele mir sä schajen?
mat hische schägen u6h (schnälen) dräf.
Rusleinj gung äf !
73
(Georgsdorf.)
l.Auszwät eele mer esz wieschen?
änsz dem zinane'schasseltchen.
B&sleinj gong of!
2. U wÄt sele mer esz drejen?
UD e schniweisz dacheltchen.
Rusleinj gong of !
3. Wdt sele mer es undän ?
en htsch hunt rut preisen drof.
Rusleinj gong of!
4. Wit sele mer esz mei nnd&n ? -
en htsche pändel fälden drof,
Rusleinj gong of!
5. Mät w&t sele mer esz girken ?
mät falschem girkel: knüp drof.
R&sleinj gong of!
6. Wät sele mer esz for schürzen ?
falsche schürz mät blomen drof.
Rusleinj gong of !
7. Mät w&t sele mer esz schäjen ?
faiscfa schale, kreiseln drof!
R&sleing gong of !
8. [Wät sele mer oft hetft dan ?
schniweisz da6h nölden drofc
Rusleinj gong of !]
74
3
(Seiborg — gegangen wiChrend dem Läaten znr Kirche.)
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^3^^g^==i
jtZ=3t
Ecfa BÜl mer e-möl en buj aaszgdn, 6ch sachmeinj
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härz-Iäf b& e - nein an-dre 6tön. Ech greszt et
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Iszt, et dankt mer zwtr: na so mer schinet läf,
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w& ge-f&rn echdir? DS ge - fillst mer wuil, unt
i
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^-L-jL.»
ge-Mst mir gät. Na 8Ö mer schinet l&f woni
wält tä mech hun? £n-zöwend en - zdwend awer
LVl/ill.
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mo-re tri, gor fr&, won da btt fräinjt ze-sum-me
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wär-de kun. Na sät de alerschenst an e-nem
75
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gruisze lit, sä 6ttt, sä litit w& dSrin de-
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re ' ri büm, dem det sommerläw df - ge - fi - seid äsz.
» 5, naszt, »n n n 19 9 n d n w
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N ai N losz et dir ze harze gön !
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deiiy fo - ter wirt dir gor ©n klio göf nödrön,
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Nem ur-lef, nem ur-lef fun deinjem fd-ter dein) 1
, „ bräder deinj!
fräsche mät !
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nem urlef, nem urlef fun d^injer moter deinj!
n r, j, y, »» i» «.« sftszter deinj !
» » » j, 1, r> « deinjem &pi-le g&tl
1. Ech BÜl mer, emöl en barj onszgto,
ech sSdh meinj härzläf b& ^nem äundre ät6n.
£ch greszt se iszt, et d&nkt mer zwir;
,Na BÖ mer, schinet läf, wS, gefallen ech dir?"
76
2. ^Dä gefölst mer wuil, unt gefälst mer gät.*
„Na 80 mer schinet l&f, wonl wält tä mech hun?^
„Enzöwend, enzowend, awer morre fr& gor fra,
wun de bide fräii^jt zesume kan.
3. Na ätit de alerschenzt an einem gr&sze Iit ;
sä stit wä dierin deren büm^ (stit) ■>
[dem dat sommerlüw öfgeriseld äsz,]
sä h^t wä diertn derertn näszt,
dem dat somerlüw Öfgeriseld äsz»
4. Ai N'n, losz et dir ze harze gön !
deinj föter wirt dir gor en kli göf nödrön;
ai N. n. losz et dir ze harze gön!
deinj moter wird dir gor en ku göf nödrön.
[Ai N. n. los et der harze gön !
de bräder wirt dir gor e kli göf nödrön.]
5. Nem urlef, nem urlef fun deiniem föter deinj !
nem urlef, nera urlef fun deinj er motter deinj !
[nem urlef, nera urlef fun denjem bräder deinj I
nem urlef, nem urlef fun deinjer säszter deinj !]
nem urlef, nem urlef fun deinjem fräsche raät !
nem urlef, nem urlef fan deinjem äpile gät!
4/
(Eaisd. Am Vorabend der Hochzeit versammeln sich alle Gespielen der Brant;
diese nimmt weinend von ihnen Abschied, während sie ihr das folgende Lied ,zum
Abschied^ singen.)
I.
l.Ech sül emiöl de burj amgiün,
ech sa6h main härzläfken am wiech diu stiün!
ech gröszt äd iszt, ät dünkt mer zwir !
„Oäi ienich härzläwen wol äs ät mir!**
ech sal ewöj, ech mosz derfun,
der läf göt wisz, won ich weder kun ;
ai woni warden ich weder kun?
won de schwörz röwe waisz fadem hun.
2. fich sazt zwiü risen ainder fötersz weünt (heünt)
„Och ienich lawer föter, longd ir mer ir heünt!**
77
ech sazt zwiü risen ainder mottersz weünt (heünt)
^Odh ieoich laf moter longd Tr mer ir he&ntl^
ech ,sal ew^j, ech mosz derfun^
der l&f göt W18Z, won ich weder kun ;
ai woni warden ich weder kun?
won de schwörz röwe waisz fadem hun.
3. Ech sazt zwiü risen ainder bre&dersz weönt (heünt)
„06h ienich liwer breäder long teä mer dein heünt.**
ech sazt zwiü risen ainder säsztersz wäünt (heünt)
„Odh ienich läf säszter, long teä mer däin heünt!
ech säl ewöj, ech mosz derfun,
der I&f göt wisz, won ich weder kun;
ai woni wardeu ich weder kun?
won de schwörz röwe waisz ladern hun.**
4. Ech sazt zwiü risen ainder en bäsch :
^06h ienich läf ge&pilden, halt ir ech nor fräsch !
ech sal ewfej, ech mosz derfun,
der läf göt wisz, won ich weder kun;
ai woni warden ech weder kun ?
won de schwörz röwe waisz fädern hun.*
H.
5. Ai deä ech küm bäsz fiür de don,
se giüft mer me l&f föter en k^szel u^ en kon,
ai deä ech küm bäsz äf den dil,
se ^iüft mer meinj läf moter en schleöger u^ en pil,
Owi! owil teä griszet lit!
nor wi dem et ze harze giti
6. [Aj deä ech küm bäsz fiür den däsch :
„Och ienich läf moter, hält ir ech nor fräsch!**]
Ai deä ech küm bäs of de bräk, . .
se dr^d ech mij am, en 6ä6h zeräk;
ech sadh weder föter nödi moter kun.
[ödi! schide fun harzen, dät diet gor wü]
Owll owil te& griszet lit!
nor wi dim et ze harze gitI
7. [Ai deä ech küm bäsz fiür det diür,
se schusze se gor hält, de rijel fiür.J
Ai deä ech küm bäsz fiür de dir,
esi siüde se gor bält: se äs esz ze fil.
78
Ai deä ech k^m bäsz fiür det bgt^
esl deö6ht ech gor bält: ai wärst te nd^ en met!
^Owil owil deä griszet lit!
nor wi dem et ze harze gttl^
8 Ai deÄ ech küm bäsz fiür den hiert,
esi siüde se gor hält: se äs äser net wiert!
Ai deä ech körn bäsz fiür de trun,
se si&de se gor bSlt: se äs esz ze grüm.
^Owt! ^wil deÄ griszet Itt!
nor wi wem et ze harze git!^
lii.
[9. Em wit dech leiden an e. stenerän heusz,
diu wist teä s|,n mät freäden ereusz.
£d äs en däjlich ipunkel är b^szt kliet,
ainder dem s& drit grisz härzelit
Wol bl&szt der waint, wol Äteift der öchni!
odi sohide fun harzen dat dit gor wil
Af dem Soii^szbrijer tom äs en grisz schalmä;
&{ dem Kaisder frithuf äs alle trä.]
Brautrede.
(Die HochzeitgSste sind bis znr Trannng getrcttmt, die Verwandten des Bräatigams
bei diesem, die der Braut, bei ihr versammelt. Mit dem Anklingen der Glocken be-
gebe]; sich jene mit dem Brautknecht an der Spitze zur Braut,, wo der Brautknecht
die folgende Bede hält)
Got gresz ich hekt
läf ho6hzetlekt,
al da er hä bäsume sekt!
fräfii und geseangt!
5. ze deser feteangt!
dät wäintschen ej o6h ausz härzensgreangt:
Segd er wolaf, w& ej tet bän,
se frät sich d^sz memj harz unt sän.
£ch bän e b&den ausz fremdem Iftnt,
10. meinj här huot mech zä och gesCtnt.
Hi led och gresze jangfer brojt!
wä. äs ir nume schin oder ädel brojt?
79
Adi! won ir an nor silt sän,
wä Me§ am seiuj klider 4ttenl
15. Hie äsz geklojt mät brömem unt blöem gewoünt,
se r6k äs am esi hie§ unt lüak,
unt rocht am nor bäs af de kn&,
und äsz gefeätert mät gangem läimerföl;
seinj hüesen sen ära fil ze onj^
20. seinj schalen hu fil woszergonj,
wot schilt bi sej am giszäne scheaäh?
e pör stiwel äs am nai n£ geneadh.
Hi höd u^ en bojdel wol,
mät fuofhanjdert galde wirt e föl;
25. hat hl na nor en igemöl^
tokate fanjt em üwerSI.
Eut hier zä mir, schtn jangfer brojt',
befuer em an de kirich lojt;
ech wäl ech flren hin zeä am,
30. d6 wärt ir hure seinj Stäm ;
hi wird och käsze wä e käinjt,
ä seinj arme nien älzbSIt geschwäinjt,
unt wän ir neä zw6 gang iöjt,
e mün unt weif get^&rde sejt,
35. ilzdün wird ed un e liewe gön.
*Schm mfet brojt,
sejder wul gesSszen,
unt hddires irbere (purschen unt) brojems net ferg&szen?
hä äsz hi uch fuerhoünden
40. f&or iresz fuotersz wofinden
mät firthälfhanjdert man
[mät fafzäntäusent man]
unt seinj net fil mi,
se seinj do6h fil wenijer*
45. Se hu blü5 häegt af,
unt walle gärre stroisz draf ;
se hun udh blü5 dalmünen un,
unt hu ffier knifel drun,
hanjde äpueren
50. anjde (nichen) sftelen,
wot fuer.e fälk wirt dat net seinj?*
Se begieren och eraüsz
aus iresz fötersz haüsz -
an de helich, kräsztlich kirich ze gü5n,
55. fuer de irwirdich hären unt preszter ze &tü5n,
iren lÄtoünt ze bekr&ftijen
und oinjt dem oandem den ojt öfzeliejen.
80
N6 ferrichter saöh
Wirt hl och faren ä se geina^h^
60. do wärt ir hun en geäden dä6h.
[wird et net seinj e geät dä6h,
esi wird et sen e kläpelschläch —
ich hofen di wirt net kun allen da6h.]
fSchin möt brojt!
65. hi wird och lejden an e Stenerän haüsz
dö wärt ir sän mät h&ftijen tränen eraüsz
(do wärt ir sän mät hiszen z&ren eraüsz)
hl wird och lojden lanjst en ätreo6h birkä reäden
unt wird ij ir flisch schlüon, dad et wirt bleäden,
70. hi wird och faren un en streo6h haszeln,
unt wird och de kn66he schlüon, dat se brassein;
hi wird och lojden üwer en brajk,
d6 wärt ir hu fun am al krojz und eäglajk;
hi wird och loiden lanjst e gloisz,
75. hi wird och lüösze ätion w& en orem woisz ;
hi wird och lojden un en poszta,
do wärt er hun nichen trä.]
Schin m&t brojt!
sejd er wul ges^szen,
80. unt höd iresz purschen unt brojems net fergöszen,
esi räkt eräm aw irer bounk,
unt rocht mer ir weisz riecht houit!
(Hierauf nähert sich die Braut, reicht aber dem Brautknecht statt der rechten die
linke Hand, oder es reicht eine der Brautfrauen sie dem Sprecher, worauf dieser
Abschied nimmt und fortgeht. Ausserhalb der Thüre kehrt er aber wieder um,, und
fahrt in seiner Rede fort;)
Got gaw och weder en geMen dadhi
Ich hun noch müölz getrueden zerajk,
85. ich höfen aw e beszer gläjk.
Ich stion af stüol und eisen,
unt höfen, er wärt mer de dir esi 16r net weisen ;
ich sti6n aw enem stoin
unt woil garre weder hoim
' 90. awer nicheszwiechsz eloin.
'iSchin met brojt!
de däsch se gereakt.
de hiene se gepleakt,
de kofie se gefäljt,
81
96. mät k&jlem, sijszein weinj,
dob& hdfe mer röcht frtlich ze seinj.
'Schin mftt brojtl
ech hu gesän en s&szel,
ich h6fen, ir f6ter wird och güdwen en k&szel;
100. ech hu ges&n en dil^
ich höfen, ir moter wird och giidwen e schlfejerda^ u^ en pil;
ich hu geaän en trun —
er wart zel&at nor mijsze kun.
*SchlH mdt brojtl
105. won ir ne& afltüöt fun der bafink,
se lipr&cht:
„ir harz meinj ajiderl neft sön ij och dünk !^
Won ir neä kut bäsz fö^r det bat,
se spr&cht:
1 10. ir harz meinj ajider ! hat er mich gehilden tn m öt
Won ir kut bäs an den leren,
se &pr&cht:
ir harz meinj ajider! w& sSl ij och empieren?
* Won ir nea kut bäsz fEier den hiert,
115. se ipröcht:
ir harz meinj ajider! wi bän ij irer esi eäwiert!
Won ir nea kut bäs an det haüsz,
esü wart ir nor mäjszen eraüsz.
Won ir nea kut bäsz fuer de dir^
120. esü &pr6cht:
ir hlrz m^iiij ajider neä bän ich net mi ir.
Won ir neä kut bäsz fuer det duer,
wart ir s&n loiter fremden derfuer,
Won ir neä sat de gas afen,
125. esü wirt och ir harz pafen.
Won ir ne& s&t de gas uowen,
esü wird oin trSn de oünder guo^en.
Won ir kut bäsz f&er der schwiier är duer,
esü warde se sch&szen de rijel aerf&er.
130. Won ir kut bäsz fter de dir,
em warde sä i^pr&chen: zeräk mät dir!^
Won ir neä kut bäsz f&er det haüsz,
esü warde se och schldn mät böszemen eraüsz^
Won ir nea kut bäsz fBer den hiert.
135. esü warde sä äprSchen: zeräk mäd och!
ir segd äsernnet wiert!
Won ir nea kut bäs an den ieren,
esü warde sä äpröchen : zeräk mäd och !
mir känen irer gor laicht empieren.
82
140. Won ir nea kut bäsz f&er den däsch,
esü warde sä Sprechen: zeräk mäd ochl
ned Sszt mäd äsz desz groänj fäsch!
l)o6]i mer lüSszen uo fun desem onnäze geschwäz^
dän ed äs eds und och net fil näz.
145. Qot drSinij an dem wiesen,
di aüsx zwenen oinjt gemä6ht^
teä höszt alle auszerliesen,
^nt gor wul zesuraebrö^ht.
Adermön höt'sil unt laif
150. e jöt lätoünt man unt waif,
unt si wieszle inät de jören
deser wält ze lojter pören.
Te& kftezt an de sile stejen,
wd niche mänjtsch de ^chtäszel hot,
155. unt de harzen alle boijen
w& en amgedret rät.
Doräm goid u61i ha unt duert
de ferlongen änjde fuert,
unt der mänjtsch 'niät seinjem dink^n
160. kAn et do6h n^d oundresch linken.
O teä güewer aler gäder,
stjen wot teä höszt gestäft !
kam ferbanjder der gemäter,
wel et deinje rom beträft !
165. zej an äsz wunung an,
loBZ se däjlij oinjt seinj^
unt ferlonier är dach,
dad em luew unt donk dir sü&I
Esü nit neä uofschojt
170. fu föter unt moter,
fu bräder unt säszter
iun alle geäde' franjden,
dat se ocn an e solen aui&tanjden
net mi m&je fanjdenl
175. 'Schin mSt brojt!
sejd ir wöi gesSszen,
83 '
unt höd Iren ireeme purschen unt brojem n^t fer-
esü r&kt h&i*wärz of der bofink
unt rocht rner ir waiBz riecht heünt !
(Hierauf steht die Braut auf, reicht dem Brautknecbt die rechte Hand, nimmt hier-
auf Abschied von Vater und Mutter, dankt für Ersiehung etc. und dann wird anter
Absingen ilea Kirchenliedes: „Utisern Ausgang segne Gottl*^ oder ,»nun d^mket alle
Gott!" zur Kirc}ie gegiingen.)
Rockenlieder.
6.
(Seiburg.)
Am letzten Hochzeitabend bringen die Nachbarinnen und Freundinnen der jungen
Frau einen Rocken, d. i. an einem ziemlich starken jungen Eicfastamme (früher wohl
nur recht starker Bocken) einen dicken „Hanfzocken'' (koit)^ an dem an einigen
.Orten Eierschalen und Blumen, an andern Spindeln und Aepfel, in Seiburg aber eine
Mengd Werg, Spindeln, hölzerne Löffel etc. sich befinden, und singen dabei in der
Hausflur (honsz) das folgende Lied:
Mer wä - le gön, mer wä - le Ätön, mer wäln er jan-
?EP
^=^
irfzili*:
ZfIZ
rfcmt
ger irk en rd-ken drön, e - ne rö-ken drön, e - ne
fe^^^
I
i^s
rö-ken drön. Ai wat drd mer är änt housz? fil ir
I^^ÖE^Si
:ir-rN
:ä=zt3
J±:dS
:i^-
unt gläk fil ir unt gläk: e - si fil der kui-re
keg-der, e - si fil der gä-der zegden, e-si fil der flda:
6*
84
m^=B^^^ä^$^^
i-:ir=55:
+j — I-
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uinen, e - sj fil der g&-der jdr, e - si fil der kuiren
s
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l-ren, e - si
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fil der hiBzer sd-ren
e-si fil der hts-
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V— W-
zer zS-ren e-si fil der M-szer zdren. Gid er goden
IferjTtrjTFfrrirT^qfe^
1
gan-gesan^se nit se an niät gläk^ se nit se an mftt gläk^
?^^-
fe^
:»=*:
±
I
^
■N — \-
se uit se an mätgläk. Hirt hier ir mdn, der bredjirm^ wot
Hirt ir frä seid er l&-wen, de
^
^-rJ«r:>-Jv
:g=St
\ — 1-
irfnit
asü^isj
mir ech wä-le .sön.
gang ixAi losze i^tön I
de jang möt losze g6n.
w^^^^^^^^^
Hirt hier, de frä, de brötj wot mir ech wd • le
den i-Liüm seid er lä -; wen de jong kniecht losze
i
de jong kniecht lo-sze gdnl
sön.
gdnl
g
fnjS:
i^^
?
85
N— jv-tv— ^
^-t
s^gü^
^fe
Nid en ze-brfecht en I känder net ze - brachen, se iterft ij
-■i=t-
^
|33j
3tz:i:
:ti:
ir jang fri an dem al-ler - Ir-&te jör.
(Damit erg^ifen die im Zimmer den Bocken, und ziehen ihn trotz dem Widerstände
der Draussenrttehenden hinein, worauf ihn der junge Mann mit der bereit gehaltenen
Axt zerhaut (früher wohl über das Knie zerbrach). Darauf ^singen die in der Hausflur :
£^iS^^a^^^
Mer travden af en b&szena, mer wüle gären SRzen.u.8.w.
(I^ach Beendigung des Gesanges werden sie hineingerufen und bewirthet)
Mer wäle gdn,
mer wäle i^tön,
mer wäln ei janger fri en röken drön.
Ai wot drö mer är änt bausz?
ö. fil ir udi gläk:
Esi fil knirekifegder,
esi. fil der gÄder ze^den,
esi fil flösuinen,
esi fil der gäder j6r!
10. esi fil kuirenören,
est fil der htszer z^ren !
gid er god cn jange san,
se nit 8e en mät gläk!
Hirt hier ir m4n, der brödjem,
15. wat mir ech wäle sön !
ir frä, d& seid ir läwen,
de jang mSt losze gön !
Hirt hier ir M de brotj,
wot mir 6ch wäle sön, ^
20. ire man, die seid ir l&wen,
de jang kn^cht losze gön!
(Streit um den Rocken.)
86
Nid en.zebröcht en!
känd er en net zebr&chen,
se Äterft ii ir jang fri
25. an dem allertrste jör I
[se aterft ij ir gang
am alerträte jör :]
Mer trauden af en bSszem,
mer wile gärn öszen!
30. mer trauden af zwängken,
mer wtle gärn drängken
mer trauden of en uewen,
mer wile gärn brdden!
mer trauden af en botj,
85. mer wile gätne krotj 1
mer trauden af plünzen,
mer wtle gärn dünzen !
mer trauden af e schweinj
mer wile gärre weinj !
40. mer trauden af en dil,
mer wile gärre fil I
Gid ir es en imer weinj,
se gid ir esz wod ir tre seinj.
Mer truden af de blanken,
45. mer wile gärn danken !
[mer truden af de kerbesz,
äsz bregenf gön ä werbesz}
mer truden af den zapen
äsz breokte g6n ä lapen.
50. Der bregem h6t nor ^nen hunen,
u6h dSn frSszen em de zegunen;
de breokt, d4 bot nor in hien
udh da moszt se än't däpe gien.
Nen mädht ich frtlichij
87
7.
A.
(Halwelsjen.)
Das Lied wird — nach G. Sohnller — einer Braat, die sich an einen AnswICrtigen
verheiratet am Tage ihrer Trennung von der Heimat gesungen. Die .Sängerinen
treteA in die Käche, welche zugleich das „Vorhans^ bildet, während im Zimmer die
Gäste beim letzten Schmaus und zwar eben „beim Braten^ sitzen, und beginnen:
Geaden da^ ir köchane! wi gtd ed ech?
„W& et got geftlllij äs ftm hemelrech.^
(Die Sängeriuen treten ins Zimmer und fahren an die Braut sich^ wendend fort.)
Oot gresz dij in broit! got gesSn der den däsch I
got gresz dij in ädel schine!
5. desz broidem sein] fräinjt sen &le guer fräsch,
der broid är fräinjt sen ile guer duit;
B& i^tid an ener graiszer nuit,
sä i^tit wuil wä e lainjdebüm^
dö sich der gräinj lüw entrire wül,
10. sä itft wuil wä J Iain]denzwech,
nor got wil är hälfen am hemelrech.
Mer wale giön,
mer wale &tiön^
mer walen Äser broit de riöken dron.
15. Wät drö mir är ze hoisz ?
fil ir u6h gläk, fil tr u6h gläk,
derzeä en riöken honf.
Wät fainjt sich drun, wät fainjt sich drun?
e gräin wäinjterkrünz.
20. Stunjd af deä läf broit
unt fair en an deinj hunjtl
(Der Rocken wird der Braut zugeneigt, sie steht auf und faszt ihn an.)
Hir zeä läwer broidem,
wät mir dir wale sidnl
deai ifrä sält teä läwen,
25. de gang m^t losze giön I
Hir zeä deä läwe broit,
wät mir dir wale siön,
deinjen tmün sälst teä läwen,
de gang kniecht losze gidn I
88
30. Ai sclienst! wun teä an de schlidfbät gtszt,
deinj dirre sele sen ferschlöszen,
da gang kniecbt, da. äf der g&s eräm giön^
d& seiuj gor eäferdröszen.
Ai Sehens tl wun teä an de kirich gtszt,
35. deinj nake sal dir net bl&ken !
der schliujer sal der en zeadäken!
Ai schenst! wun teä oisz der kirich kiszt,
ainjder Ander leiden är woinjt
sält teft dich net säzeh,
40^ nemunjden sält teä ferschäzen!
(Wun) en htsch m&t fuir dir hinüwergtt,
net schneit är uo är irenl
sonzt wuni wir&t teä är se weder gien ?
nor wi deinjer uormer sill
45. Esi munch tn honfkeit,
esi fil geät zeiti
esi munch in kuiren&r,
si fii hisz z^ren I
esi munch in huowersnuit,
50. si fil geät bruit!
Mer ätion äf m m&szer,
mer wile garn Sszen ;
mer 6t!ön äfm zängken,
wer Wille garn drängken,
55. mer stiön afm lenenk,
mer wile gare fenenk;
mer i^tiön afm dil,
mer wtle gare fil;
mer 6tidn öf de wüngzen^
60. mer wile garn düngzen;
mer ätidn äf der itong,
mer wile gare lon^;
mer i^tiön äfm r&cb^
mer wile garn ew^ch ; .
65. mer i^tiön äfm j^tin,
mer wile garn him.
Mer hun esz net gezart,
mer hun esz net ^geschliött,
mer wale fräi| u6h frilich
70. zer dir oisze gidn.
89
Oied er esz ned en tmer weinj,
se ^ed esz, w&d ir ire seinj,
en kliötsch o6h briöden
esi säl et seinjl
(Mühlbacher Mundart) .
Or&den 6wendy ir k^chäne ! w& gid ed ech ?
Na w& et got gefalij äs am hemelrech.
. G&den öwend in schin !
Got dink der härzläf
unt schreif mer zem numensda^ en schlne br&f !
5. G&den öwend ir gleszt! got ges&n ich den däschl
got gesSn ij ieszen a6h dräinjke fräsch 1
Her wile gdn
mer wile htdUf
mer wilen äser brokt en röken drön.
10 Mir drön är än't housz fii ir a6li gläk,
derzä en röken honf.
Esi fil dier honefk^der,
esi fil dier gädär zegden I
esi fil dier ktrenferen,
15. esi fil dier g&der m^ren !
esi' fil dier hirsch schoden^
esi fil dier g&der böten !
Wat feinjt sich draf?
fu gr&nem e kränz.
20. ^Stöd aw ir laszHch jangfr&
unt nied en an* de hantT —
Wat fäinjt sich draf?
fu gränem e kränz ;
dö kitd en lasztich jangfrä,
25« unt huod en an der hänt.
Na hird ir läwer brejuni,
wat mir ech wäle sön I
ir iweif seid ir l&wen,
de jang mSt losze gön.
90
30. Na htrd ir l&f brokt,
wat mir ech wäle sdn,
iren iman seid ir Ikw^n,
de jang knfecht losze gön!
Ai wun in lasztij an de kirch git
35. mät andre lasztije jang Men,
är nake sal er net bl&ken,
är schlijer s&l är en dikenl
Ai wuri tn lasztii ousz der kirch weder ^t;
mäd andre lasztije jang fräen,
40. angder andrer legden är wäinjt,
«Äl s& sich net säzen,
der uormer legden är käinjt
tiet fershäzen !
Ai wun tn lasztich fun der hochzet gtt,
45. mäd andere lasztije fraen,
är dir d& sal ferschluosze stön !
wol fil jang gesälen af der gas eräm gdn l
Ai wun tn lasatioh firiwer gtt,
se schnegd er ned uow är irenl
50. Wald er är se weder gien ? —
wt irer uormer silen I
JungfrauentagsKeder (?)
8.
A.
(Weiszkirch bei Bistrita.)-
O feinijer schäz !
o fräntlicher mäzl
wäe säl esu fier
bäsz ginzt u det mier,
5: W&e säl esu wait
bäsz ginzt u dae sait^
Zwo rislije w&ngen
en&nder ämschlängen,
91
ä&t wdr dae hesch
10. d&e ugendni,
mer wä'n er oih gien
en Ji, K fein.
Wfte 8Ä1 dier N. K
dien flegel amdr$i !
15. wäe s&l dit M. M.
d&t leim äfn^i!
WÄe s&l dier N. N.,
dien krau^ Keschlu!
wfte s&l d&t M. M.
20. dien tschok neudru I
Guer fil gei'et
änt winich bedueihtl
got geuf derzau
en ge&de nuedht
(Mlnarken.)
O Sinijer schäz !
o fräntlicher m&z!
wen säl ich dich fän'n?
esu^ esa wait
5. bäsz ginzt u d&i sait,
esu, esu fier
bä8z ginzt u d&t mier,
ZwÄ rfslije wängen
d&i glaichn sich zesumen,
10. e Marichi nSm in,
e Hanzi bekim ät. —
92
Johannisfeier.
(Von den Mägden in Streitfort bei den' „Kränzen^ am Johannistag gosungen.)
9.
L
fe
S^^^^^S
^-
:f±=ü
e
^—0'
ifci
Et flug e kli wailt fi - je-leinj, kd Mdbrichflu^ed
-N 1-
Vh
g
öus eräiiszy k^ Mäbrich flu^ ed öusz.
l.Et flu^ e kli wailt fijeleinjV
ke M^rich flug ed öusz^
eröusz.
kg Mebrich flog ed öusz.
2. Et zieht niech meinjem hürzgeläftcfaen^
<lad ich folkoniä bän
eha bän,
dad ech folkomä bän.
3. Et koum t luiser gebeirescher kniecht,
fu farre koum hie hier
dohier
fu farre koum hie hier.
.4. Hie wül da ruisen öfbr&chen,
d& löinjät dem wieje i^tiün,
ertün,
d& loinjst dem wieje &tiün.
5. Liüsz^ i^tiün, liüsz i^tiün d& ruisen !
* d& niisen d& «einj meinj,
eröinj
d& ruisen d& seinj meinj.
93
6. Brgcbt 6f d& htderngsztleii,
boinjt och i kriuiizleinj dröusz^
eröuBz —
bainjd och ! kriunzleinj dröuszl
7. Mir käne se ned öfbrdchen,
sä br&n eäsz alzehört
zehdrty
B& br&n iäsz alzeh^
8. Oi&d gszen ii6h geät drängken^
dad äs ift^z wuel berit^
berit —
d£d äs iäsz wuel'bertt«
(Hierauf recitxreti die Knechte.)
IL
L Mer kiüme fuer de guerzen,
d& wdre ferschlöszen.
L&wer kräszt funi hemelrech,
als wäre se dfen {
2. Mer kiüme b& en kirich
dSi wör hülz alzerlUt;
mer süle se bäen,
üsz gr&ne i^töne bäen.
3. Da st&n seinj gebrödhen^
d& m aurer seinj duit —
4. Der l&f sanct Johafiesz
böd äs üszgesünt^
iisz seinjem giade walen
bier änt färn lünt
mer walea i dem lachten dach
fun daHe schiden.
94
6. Köngesz, köngesziu&tclien
an deinjen körl kreusz,
höszte de k^sz geschauen,
se long en iÄs eriüsz,
_ [höszte'n net geschanen,
se long en nor esiil I
7. Duord un dem ainjt,
d6 wund en fei ra6t;
wen der hirt de kä dreift,
se ist se af em bat.
8. Mer walen dej afd^ken,
bäs af de lazebuis^,
dat de san sclieing
der feler änj de schuisz!
Wünsche-
10.
A.
(Mühlbach.;
Ech wäinjtschen ich
en sheier föl ören,
en kf\szte föl kiren,
en käler fol weinj,
5. en h6f fol schweinj,
en i^tal föl räinjt,
en stuf fol käinjt,
ug en irlich gesäinjt I
.(Sachs, Regen.)
Ech wäntschen ech zem näe jor
aüren kaszten küre föl,
aüren käler föl wen,
aüren höf föl ach wen
5. [aüer kumer föl raze]
95
aiier i^tuf föl fraze^
aüren hiert föl kaze,
aüren h6f föl fä,
gotesz sSjen udh derb&!
c.
(Groszschenk.)
Ech wängtschen ech zem näe jor
ire kaszte kure föl
ire käler föl weinj,
iren höf föl schweinj,
iren höf föl f&
uch den däke wäif derb&,
en ^tuf föl möüsz
en pglz föl löüsz.
11.
(Müblbai>h.)
Wi fil hör
esi fil gläklich jör !
12,
(Dea Burghuter?« Weihnachtsgrusz, den er in vielen Dörfern besonders des Altlandes
am frühen Morgen von der Biughöhe in das Dorf raft.)
Kräsztwurscht meinj,
(Brötwurscht meinj !)
n^ en Achtel weinj !
alerlegden är Tieinj
5. sSl hekt frä§ u6h gesangt seinj !
96
13.
(Trinksprnch aas InueHch.)
Got rejir de ju^ent,
dat 86 Itren de tu^ent,
ir älder tren,
de jange fun den &lde lireu !
Fastnachtssprüche. t
(Alle ans Georgsdorf.)
14. I
Fuosulch ftpr£6h
hegd u6li more w6r e l&sztich d£6h,
' wun de knedel u6li kletiten ,
keimen af dem wäing geriden. '
5. Denij ech weisz, det wirt net s&n,
doräm fält mir äünderd an ; j
wier naszt mi am kaier huot| j
liir &f dese gäde röt ! I
Af dem höf b&m bl&zich Misch
10. äs e gaut wäinj, ond^udh frasch^
der här lirer lift e sälweszt,
dat hi gaut zem dräinjke wer.
Nä meinj laiw u6h gäut mäner
bräinjt nau glej en achtel hiin<^n,
15. d&t dai waiwer l&szt beku
zau der hegdijer bakeräi!
Net 8$t tröurich, meinj laif moter,
wel na nichen fänenk seinj !
giet mer nor en mirz kukruz —
20. sät nor wäi ich broinje weinj
15. ;
Fuosnich Spradh:
^Hegd u6h mom äs e lasztich da6h«
AVel der weinj ned äsz geroden
äsz jö fruöht genadi derzä.
97
6. M&6ht onsz kukruz iren dräer^
unt 'sakt taiel u6li schmälz ug ar^
dät d& weiwer raudern an.
gdt hiTDen, en ieszt!
äsen drmen här k&nter net fergieszt!
16.
Der I&f fuosnich kid erun,
nana mesz em bakelütschen^
hisz kräpen, dak knödel,
brit funkijy u6li kletiten —
5. dät se jö ks £It siten —
kälde bröde, lunk wur^dhit,
dät mer hun en geäd durscht.
, Göd ir mäner, hult de wäinj !
zwinzich krezer äsz der preidz,
10. bräinjd en äusz nor kofieweisz I
dän nie glätscht jö w& der eisz;
unt kpm Ben desz dach derfun,
se mesz muncher bosz däun,
dän' det schmälzdäpen äsz lädich
15. und em äszt det brit nor drech.
17.
Bakenalia = fuosnich
friptuB =: fimkich
säuret salz
fat =: -det schmälz
lengda^ = en da6h
itiwel '.= der scha6h,
Eorkus = det schweinj —
räinjt äsem här känter en achtel weinj !
ded äsz det fuosnichlateinj.
98
18.
FuoBTiich Sprach :
„Hegd u6h mom äs e losztich dSch;
älesz wäl sich nor bestriewen
hegd u6h more gät ze liewen,
ö» unt bedinkt net dirscht de zekt;
däa ed asz jö heier
ales, älesz deier.
Mir zer tr unt sech zem schaden
foake sai kletite finden
10. unt det Fiche sprächt fum hiert :
Mätes, Machel, Hon? u6h Piz!
göt nor sträks zer Gronianäu!
do am graintchen ander'ni wält
äs et hekt gor gäut besfault;
15. för zwelwer äsz der preisz
unt hie glätscht j6 w& der eisz."
19.
Fuosnich Sprä6h:
^Hegd u6h morn äs e lasztich dach :
Sät nor wä de kuscht
är gaser^cht
5. niät der gröszter firäud ousziären,
w& se räne, w& se kreischen,
bäsz se de gasen de hiwder ouszreiszen.
Sät na ku se frädich heimen
, für dem häne stö se stal;
10. dän d6 wird ed ouszgema6ht,
wuor e jet knecht sal regden.
Bält na hurd em an de gascen :
funkij erousz !
knödel än't höusz!**
20.
(Aehnliche Reime aus Groszachenk.)
Wälkome, wälkomen ir güldich letj
geriden oder gegangen
oder wä ir hä setj !
99
mer se kun an hofnunk
5, ätwesz fun ech ze bekun, —
Ir letj, dt ich hedj int will läjen,
di säl sich mät dem fo8zda6h schäjen.
der kerbesz säl net lad ich seinj,
hi sal mät gädem weinj
10. äinjde fol seinj.
Freudenlieder.
2L
(Trinklied ans der Umgegend von Hermannstadt.)
1. Högd äs e lasztich dä6li,
hekt sele mer lasztich liäwen,
der weinj fleszt wai de- ba6h.
Ir giltdich schazich riäweii !
dier ech net no wäl gon
die säl der hol zesclilön.
2. Hie koszt j6 frälech fil,
aili wat sele mer ma6hen ?
wier net huod an der niil,
dier gid unt schnekt fum bädhen.
Net wart desz brainje maf ,
wat deier esz, schmakt u6h giät.
3. Ir frainjd ! en giäde n6(5tht !
niä niesze mer mor himen ;
dät feier fleiszich &t66ht,
nor sorcht u^ af de klimen !
Net wart desz brainje mät!
wät Res äsz, schmakt n^ giät.
4 Ir säöztre giäde nd6ht!
niä mesze mer nor himen ;
dat feier fleiszich st66ht,
nor sorcht ug af de klfmen !
7*
100
Mer dräinjken dad et grfezt,
iiö6h iszt ze gi^der l^zt
. 22.
(Trinklied ans der Nösner Gegend.)
^^^^I^g^
litz^czif:
Frän-de unzt sen mir ze - sö-men, lod 6sz lasz-ticb
i
1=
=t
:?5=t^
±:i:±
--r—d-ß^
^^
:|=:
-0—0-
ati*:
sen ! dad em bräingd of on-sen nu-men odi nur en
i
fefefe
^m
i
&-mer-chi wen.
(Der zweite Theil hat auch folgende Melodie.)
=1:
3tl?=C
s
Bö
*Z3^;
t^
V— k
dad em bräingd of on-sen numen o6li nur en fe-mer-chi
Utel
wen.
l.Frände önzt sen mir zesumen,.
lod 48 laszticb sen!
dad em bräingd ow onsen numen
o6h nur en dmercbi wen.
' 2. Leza! fö dij u ze scbftjen!
dat dau danrieb bäszt!
nem de köp mät zumt den kr^jen !
aon^t beku mer näszt.
101
3. Onzt äsz n6dh der g&i um zapen,
lüf nur lüf behdnt !
Bonzt k4nt hält der l^gl ofschnapen.
Law, unt ^am heha»tl
23.
(Schfinen.)
1. Der MierteszdS^ äs u6h fergangeii
de arbet hu mer b& sekt gelobt,
de bäen hn mer äfgehängen,
de muren]^hu mer hime brödht,
de kampeszt hu mer an der bit,
na se mer ned e kekt bekrit.
2. Det färkeltchen an äsem Stältchen,
dem kan em ainjden't m^szer gien,
det trij eltchen an äsera scherweszt,
dohär kän em miel u^ ach er nien;
e bäszke brid, e gl&szke weinj,
b& dem ka;h em frilich seinj.
24. .
(Mühlbach.)
1* Ach da h&rzer weinjgeschmajL !
deinjentwieje gdn ich nakt.
2. Deinjentwieje gön ich barbesz,
deinjentwieje legden ich banger.
3. Tä sält mir u6h ned entwechen,
mSr sll ich der um kläpeltche nöschlecben.
> 102
25.
(Deutsch -Pein.)
Tön ! da baszt dier bläkich niainjtsch,
ndm de köp mat zarnt de kräjeii;
gunk zä asera n6b<*r JVIachel,
bid en am e kizke weinj !
Eundreime,
26.
1. Tiri trita!
äsz kriecht k&'^et'n,
tiri tritu!
2. Flet'n kä äsz kn&cht,
am bäsch sai de specht,
tiri tritu !
3. De &p§cht sai am bäsch;
am wäer sai de fäscb
tiri tritu!
4. De iUsch sai am wäer,
der kr^mer fräszt de aer,
tiri tritu !
5. Aer fräszt der krömer,
äsz wuo^en huod en schömel. tiri tritu!,
-j
6. En Schemel huot der wuogen,
äsz häszt^ di kän drucken ^ tiri tr. !
7. Drucken ka äsz haszt,
am silen, dö hi däszt. tiri tr. ! ^
8. Daezt hie am siln,
der feifer der schlfet triln. tiri trj
9. Triln schlet der feifer
der schmit der äs e Schleifer, tiri tr. !
103
10. Der schmid u en wet gehoDgen,
det dor dot huet spongen. tiri tr. !
11. Spongen huet det dor,
de jong härn tretn erfor. tiri tr. I
12. Erfor tretn de jong härn^
de pelz dl, huod en kärn. tiri tr. !
13. En kam huet de pelz,
der büm dier huet holz, tiri tr. !
14. En holz huot der bd:m,
der fänenk huot de krün. tiri tr. !
15. En krün huot der fänenk,
der zämerman bro6lit en lenenk. tiri tr, !
16 Hie hört d'erraäd e l86h,
es &S,i dorän e bl66li. tiri tr, !
17. En blechä wolt e gewänen,
se stadh e b^szer änen.
• tiri, trita! -
Faschingsseufzer.
27.
(BIstritz.)
H&rzer fuosnich kiszt te wider ?
izt e jor bliw ij iwer,
wo ich nog e jor de borte 8al drö,
säl der däner de kn^cht erschlö !
104
Tanzreime-
28.
(Mühlbach.)
Ich £|a^ en hisch jang M ston,
se hat sich hi§ ugedon,
se wül af den danz gön:
„Nöberä lat mter de rtsekranz!
dad ich gdn af den dänz.^
(SchSszborg.)
Af der blomen&
wund en jang frä:
^Jang frä n6berän !
lat iner ire risekranz,
dad ich gön af den dänz.^
29.
(Mühlbach.)
1. Und ale weisz blomen^
d& bj&n u6h weiöz —
ich had en inich schazken,
dad äsz scl^iiweisz.
2. Und ale rit blomen,
d& blan u6h rit —
ich hun en inich schazken,
dad äsz gor hisch.
3. Und ale blö blomen^
d& bl&n u6h blö —
105
ich hun en inich schazken,
dem gdn ich od.
4. Und ale grän blomen^
d& bl&n u6h gr&n, —
ich hun eil Inich schazken^
däd ich gäre sän.
5 und ale giel blomen,
da bl&n u6h giel —
ich hun en tnich schazken,
d£t wäl ich nien. .
30.
(Müblbach.)
1. Tä mStche mät dem gielen hdr,
tä güldijet mStche bleif trä bäs aftjdr!
2«Deinj arme sen dir schntweisz^
tft g&ldijet mdtchß l&f mech mät fleiszl
3. Di bakeltcher sen der riserit —
t& güldijet mgt^he bleif tra bäs an dit!
4. Deinj fesz, da sen der w& der wäinjt —
tä güldijet mStche bleif trä bäs un't äinjt !
31.
(Bnsz.)
1. Matche mat de giele schachten,
wo am wäder wdr&t te nichten?
2. Matche mat de gielen opem,
gäre ml ich mi(3i lainjst dich zopem!
3. MMche mat de gielen hören —
' garen hon ich dich sainjt gören.
106
32.
(Bnsz.)
1. Kuku mat dem giele schwünz^
' rof de ni^tcher af den dütiz.
2. Kuku ;af dem birebüm
Bach nor, wä de m&tcher kim!
3. Kuku mat dem giele achöp^
mag esz musik bop! hopl bopl
33.
A.
(Buss.)
DrS dich metchen am den hiert!
baözt mer täusent galde wiert.
(Mühlbach.)
Et schöpeld en dederchen am den hiert
te bäszt iner tuusent gälde wiert
34,
(Marpod.)
Hopsa ! haisa ! didnze ^6n !
sät nor, wä de katner stäön !
«äd ir m&t de Starken Honz
mät der htscher, brtder fronz !
107
35.
(Marpod.)
Hop ! me guzken !
zopl me nuzken!
dre dich schazken,
trid af d' iert!
hainjdert gMde
bäszt de wiert,
heangdert gälden
,e6ne meokt
tä meinj schazich
güldich breokt.
36.
(Marpod.)
Hui! huil
Lup de piii!
lop! lop! lopl
hop! hop ! hop!
tär dich hintche mät dem zopl
37.
(Marpod.)
l: Ech had e lefke für em gor,
dat hat dier hischer gieler hör.
2. Nana hun ij int bekun,
dät huot giel sed u6h ziren drun.
3. Int mät hische bronjen opern
ai wor koun et sij ü mich zopem.
4. Nana hun ij tüte weder
däd ä8z gor e schazich lader.
108
38.
(Petenderf.)
Honzo! Honzol det. sen d&ch!
nicfaen 8&le nor de Bch&cht.
39.
A. .
(Mfflilbach.)
Pelse reiw n^ weinjmere sdsz
s&t nor af meinj gdldich fösz!
8&t wol kan ich dänzßXL
8&t nor wä et gtt,
5* sät nor, w& et i^tit,
s&t nor, wä et hopt,
sät nor w& et ätopt,
s&t wol kan ich aanzen!
{Sfiehs. Begen.)
Pelse wtchy weimem s&sz!
s&t der hieran of de f&sz I
s&t, w& ett se,
s&t, w& stit se,
s&t, w& k& se dSnzen!
40.
(Petendorf.)
Hop saraka f&r der dirl
kam enzdwent schldf mat mir !
pelsekiwent gien ich dir
(demö weisen ich der de dir.)
. 109
41.
(SehJtssbiirg.)
„Et B&sze siwe mäüseltcher
an enem oinje kerfken«
sesz hülz!
sauer b&lz!
de& ienijet m&tcben drS dij äml
42.
(SchMszborg.)
Ech bän deinj;
te& bäszt meinj,
And esi sal et
äinjde seinj.
43*
(Mühlbach.)
fech bän deinj,
tä bäszt meinjy
iä güldijet mitchen
drd dich feinj!
44^
(BchSszburg.)
Dri &pel; sgsz näsz,
8iwe firel h&szelnäsz! «
dohär wiri^t te nic)ien ieszen
bäaz te net me letke bäszt.
.110
45.
A.
(Petersdorf.)
Ale birebimtcher rei&pere sich*/*
tä inijet Mai erhalt tä dich,
bäsz zä dier zekt, bäsz zä. dier zekt,
dat sich dir e fraer bek't.
(Schäsüburg.)
Ale binbimtcher raisperd ech!*/.
bäs un da zetj, bäs un da zetj
dat der di Honösz de tra ubetj.
Betj e der se un, se nom se un;
5. Alle morjen an orine genuen,
älen owend zw^ mäzker gegien I
0.
(Georgsdorf.)
•
Ale birebumtcher reispere secb
reispere sech ;
tä inijet Träinjö, schäk tat dech!
schäk tä dech bäsz zä dier' zetch,
, wun der der Hünz säi träi ubetch.
Betch e der se un
unt ta wfeilt an hun —
alen öwend an onne nien,
alle rnorjen e mäzke gien!
(Kaisd.)
Ale bircebimtcher raüsperd ech,
(raüsperd ech) bäs am de zet .
bäsz der e geläfter de trae übet.
111
Bet e der se un,
5. se wist tea se hun
alle morjen am ärfel driün.
[Kam mäd an de görten !
diu wäl ej 6f dech worden ;
ech wäl der e roaxke sohinken«
10 mät dem wiszt tea dech bedinken.]
Wer hie Iura als w&r hie en Zegun,
wiszt teä en nor l&f meszen hun.
46.
A.
(BUBZ.)
Hopa !
zopa I
pierschekärnf
wier mich sekt, di huot mich gAm.
(XTrbach.)
Suia! suia! piärschekärn,
dl mich sekt, di huot mich gärn,
dimicb sekt, di wäl mich hun, •
awer e wirt mich net bekun.
47.
(Mühlbach.)
Hoi dudu L^ntclienl
gäden da6h Katreinjtchen !
dr^ dij am den täkerära !
gäden dach iik nöberän 1
Zweite Abthellnng.
Scherz und Spott.
Wahl.
48.
(Mühlbach.)
I
-ty— i
j ß
S
SEä
m
Matche wält te'n far nien? N&imoter n&il em hiszt micli
i
?»-^v-
f^z±:
i
?f— K-
i
N— H— I — !■
^ß=ß
i3
atzt
^
tii:
if:
drö de fa-re-rän, ach de mfe-de-schlo-e'-rän nii mo-ter
mi
näi!
1. Mfetche wält te'n fer nien ?
Näi! moter näil
em hiszt mich dr6 de fareräp^
u6h de m§deschI6erän ;
n&i! njoter näi!
2. MStche wält te'n prädijer nien?
N&i ! moter^ n&i !
em l^iszt mich drö de prädijerän,
u6h de fanenzielerän ;
n&i ! moter^ näi !
113
3. Matche wält te'n Bchtlmiszter nien ?
Näil moter, n&i!
em hidzt mich dr6 de schUmiszterän,
u6h de loufizknäkecän ;
D&i! mo^eri n&il
4. Matche! wftlt te'n fiischer nien?
Käi 1 moter, näi !
em luszt mich drö de fliscberän,
u£h de bälebrutschlerän ;
näi! moteri n&il
5. M&tche! wält te'n schnegder nicu?
Näi! moter, n&i!
em hiszt mich drö d,e schn^gderftn,
u6h de hisefläkerän;
n&il moter, n&i!
6. Matche I wält te'n däschier nien ?
^&i! moter, n&il
em hiszt mich dr6 de däschlerän,
u6h df^ hobel&pSnirieszerän ;
n&i 1 moter, n&i 1
7. Matche! wält te'n schoszter nien?
N&il moter, n&i!
em hiszt mich drd de schoszterän,
u6h de tokefläkerän ;
n&i! moter, n&i!
8. Matche! wält te'n däpner nien?
N&i! moter, n&i!
em hiszt mich drö de fizerän,
u6h de l&mkuiederän ;
n&i! moter, n&i!
9. MItche wält te'n kir^ner nien?
N&i! moter, n&i!
• em hiszt mich drd de kir§nerän,
u6h de zirmknäperän ;
n&i! moter, n&i!
10. MStche ! wält te'n geboure nien ?
Cha! moter, cha!
em bist mich dro de gebeierän
uih de (fleiszich) kireschnegderän \
cha ! moter, cha !
114
.' (Georgfldorf.)
1. Mötche ! wfeilt te de pradijer nien ?
„Näi! nioter, näW
em hiszt mich sonzt de pradijeran^
de kernich kircheg^injerän ;
näi! moter, iiäi!
2. Matche! wöilt te de schfiler nien?
Näi! moter; näi!
em hiszt mich sonzt de schuleran
a6h de h&seflakeran ;
nül moter, näi!
3.M&tche! w&ilt te de konter nien? .
näi ! moter, näi 1
em. hiszt mich sonzt de konteran,
u6h de louszknakeran ;
näi! moter, näi!
4. M&tche! wöilt te den orjniszte nien?
näi! moter, nä.i!
em hiszt mich sonzt orjnisztan
u6h de wasserschläperan ;
näi! moter, näi!
5. Matche ! w^ilt te de for nien.?
Näi! moter, näi! '
em hiszt mich sonzt de forefan,
a6h de fanenkzieleran ;
näi! moter, näi!
6. Mfetche ! wöilt te de richter nien ? .
Näi ! moter, näi !
em hiszt mich sonzt de richteran,
a6h de kainjderbuoderan;
näi ! moter, näi !
7. Matche ! w^ilt te de schoszter nien ?
Näi! moter, näi!
em hiszt mich sonzt de schoszteran,
u6h de fodemdr^eran ;
näi! moter, näi!
116
^8. Mätofae! w&ilt te de geböure nien?
Cha! moter, cha!
em hiszt mich drö geböüeran,
de kernicji kureschnegderan ;
cha! moter^ cha!
49-
A.
(Georgtfdorf.)
1. Et köüm öin daschler wöul angder däi wöünt:
tau schinet gang fräche, gaf hier de höftnt!
^Ech wal dech ned, ech wal dech net;
dau baszt der daschler^ unt hobelst däi dilen,
unt giszt gor gam zer nöberä spilen.
2. Et köüm 6i wuo^ner wöul angder d&i wäänt :
dau bischet gang fräche, gaf hier däinj häunt!
„Ech wal dech ned ! ech wal dech net !
dau bas^t der wuo^er, unt mäudhst det rät,
en leifszt gor garn zer nöbrän oft bat"
3. Et kaum di |]|scher wöul angder dai wäünt:
tau hischet gang fräche, gaf hier däinj häünt!
„£ch wal dech ned! ech wal dech net!
(dau sponst gor gare) ....
unt schleiszt gor garn dai uorem geter.*
4. £t köüm öi schoszter wö&l angder däi wöünt :
tau hischet gang fräche, gaf hier däinj häünt!
„fich wal dech ned! ech wal dech net!
dau baszt dier schoszter, unt niäu6hst dai schagen^
unt breoihst gor fil diesz deire lader.^
5. Et köüm e gesal wöul angder dai wäünt :
tau hischet gang fräche, gaf hier däinj häünt !
„fich wal dech ned! ech wal dech net!
dau baszt der gesal, unt niäuchst dai paputschen,
unt lelfst gor garn zer nobra lutschen.
6. Et käüra e schuler wäul angder däi wäünt :
/tau hischet gang fräche, gaf hier däinj häünt l
8*
116
^Ech wal d^ch nedlech wal dech net!
dau baszt der schüler, en soinj&t de löider^
en breodhst gor fil dier deirer klöider.
.Et kaum e geböuer wäül angder dai wäünt:
tau bischet gang Mebe, gaf hier däinj häfint!
^Ech vf&\ dech hun ! ech wal dech hun !
dau baszt der geböuer, unt fierst zem plä6h,
en htioszt diesz bische kure genädh.
(Georgsdorf.)
l.Wöul af dier bü&nk
tau ßchinet gang iräche, gaf mir däinj häünt !
„Ech wal dech net!
dau baszt dier daschler unt hobelst den dasch
unt getszt gor gam zer nöbrä nd fasch."
2. Wöul af dier bäänk
tan schinet gang fräche, gaf mir däing häftnt!
^£ch wal dech net!
dau baszt der paputsclier, en niäuchst de paputschen,
en geiszt gor gani zer nöberä lutschen."
c.
(Marpod.)
l.fet küm mir e bendner wiul hönjder de wünt:
„tiä bischet ganget frftche, rieh tä mer de hftnt!"
^Ech wäl dech ned! ech wäl dech net!
ti& bäszt e bendner, ti& beanjst de kofen,
tiä giszt guor gam zer noberä sofen."
2. Et küm mir en daschler wiül hönjder de wAnt :
^t\& bischet ganget fr&che, rieh tÄ mer de hünt!"
yEcli wäl dich ned! ich wäl dich net!
liä bäszt der däsehler, tiä hobelst de dilen,
unt giszt guor gam zer noberä spilen.
117
3. Et kftm mir o kuirs^ner wiül hölljder de wüht:
^tjä litschet gang fräche, rieh tA nier de hünt!^
^Ech wäl dich iied! ich wäl dich net!
tiä häszt der kuiratier, ti& mächst de armel,
unt briodhst guor fil der deürer harmel."
4. Et kftm mir e schneder wiiU hönjder de wilnt:
^ti& hischet gang fräche,.rtch tä mer de hilnt!^
^Ech wäl dech ned ! ech wäl dich net !
ti& bäfizt der schneder^ tiä schnedst de g&iren^
tiä briodhst guor fil disz deüren zwiren.
5. Et kftm mir e schuler wiül hönjder de wünt:
^tjä hischet, gang frftche, rieh tk mer de hilnt!''
^Ech wäl dich ned ! ich wäl dich net !
tiä bäszt der sch&ler, tiä säinjst de Itder,
tiä brieähst guor fil der schwuorzer klider."
6. Et kfim mir e gebeder wiäl hönjder de wfint:
^tjil hischet, ganget fräöhe, rieh tä mir de hünt !*^
^Ech wäl dich hun! ech wäl dich huni
tiä bäszt der gebeöer, fierst zem pliadh,
d^sz hische kiüren hdszt tä gena6li.^
50.
(Mühlbach.)
M&tche net n&m en zämermän !
der mourer k$.n der u6h näszt bekun ;
läwer en jange mourergesälen ;
dier wirt der dich denij sAzt bekun
mät der mouerkälen.
Die Bauemknechte,
51-
(Weiflzkirch bei Bistritz.)
l.De gebairesch knfeicht sai irenwiert,
se sai gor sir besch^dn;
änt wun' se äf den tanze gd;
kän* se gor frantlich redn.
118
2« Wäe lue däe faul hantrekerskneicht
if iren bäter int schleüfo !
wäe gü däe frasch gebairesch knSicht
neu iren pläij änt breu6h'n ! .
wäe lae a&e kli plau6lidraiwercher
&f ir'n szircher &nt ^ehleüfn !
Gut Mann.
(Petersdorf.)
Fr4che! irächen ! }nijet {rächen!
net, sai esi soner af deinje m&n ! I
hi bramjt dir jd munch in äöhen, '
wun hie nor int fainjde kan ; I
. iiin der stuw ug ousz dem stri I
brainjt ht dir no^ ainide rat — * '
kiken dich de fadre^ beiszen dich de fli. '
Tanzreime.
53. .
(Mühlbach.)
Hopsa! LSntchen^
u6h Eatreinjtchen I
däd ich de lit schalen an,
dat mer af den dana gön !
. de Hepentep
äs u6h dö,
de ErazewöB
Kid u6h nö.
54.
(Mühlbach.)
l«Und ale weisz blomen,
da bl&n u6h weisz,
119
iöh had an inich schazken,
dat wör fol leisz.
2. Und ale giel blomen,
d& blän u6h giel, —
ich iiad en inich schazken^
dat wör mer schiel.
3. Und ale blö blomen,
d& bl4n u6h blo —
ich had en inich schazken,
dat wör nÜi gtö.
4. Und ale schwärz blomen,
d& bläu u£h schwarz —
ich had en inich schaken,
dät wör gor schwarz, (garz)
5. Und ale gr&n blomen,
da blän u6h gran —
ich had en inich schazken,
dat kangd ich nemi s&n.
6. Und ale rit blomen,
d4 bl&n u6h rit —
ich had en inicd schazken,
dat äsz na (got sä dank) dit.
66.
(Säclis. Pein.)
Zem Treinjtsche ban ich gangen,
noi^ en half fttängt ;
dd hun ij u^ en ffi gefangen
w& en flischerhungt.
120
(Boss.)
Hopsarftka, äin de trun
drS dich m^tche mat der grün*,
hop! hop! höp!
zopa zop!
drd dich mat dem ilden zdp!
Die Knechte.
67.
(Petewdorf.)
1. Irözich knScht krecht anjder den daech,
hie asz net wiärd en grSt fum fasch.
2.1 rözich knScht krecht anjder de bunk,
hie asz net wiftrd en kram hünt.
3. E rdzich knScht krecht an de kaszt,
hie asz net wiard en zerassa paszt.
4. Ir rdzich kngcht krecht anjder den hinrt',
ir segd u6h ned en kr&m i^pol wiart.
5.1r rdzich kndcht krecht an det schldsz!
ir sekt net wiart de schw&nz fum rdsz.
5a
(Petersdorf.)
l.Un eni bumtchen heng en prom —
de m&t dai ftoden: „de kaScht sen net from.^
2. An dier prom w&r nb en kar —
de mSt dai söden: „de kn&cht se far.^
3. An dier kar, dd w6r et weisz —
' de knScht dai saken de m^t mat fleisz.
121
4. An dem weisse wor et grain —
de ni^t dai sdden: ^de knecht sen hai.^
ö. An diem ^*ainie w6r et bl6 —
de mit dai söden: „ai wSre se dö.^
6. An diem bloe wdr et giel —
de m&t dai sdden:^de knScht se schiel.^
7. An diem giele wdr u6h zweiwel —
de mht dai schakten de knScht zem teiwel.
59.
(Urbach.)
1. Blader am basch ! '
de mede se frasch.
2. Blader an der kol I
de kniecht se fol.
3. Blader af em büml
de kn&cht se grüm.
4. Blader af der iärt*.
de knecht se naszt wiärt.
Johann.
60.
(Sachs. Regen.)
1. Johannesz kukt durj & geschäz,
hie du6ht sich nur disz läszt,
hie Sil an det miresz gö,
e Sil et der fr& moter so.
2. „Ach ! moter men, frä moter men !
. ich hu gesän e fr&elen
, 122
m4t kölschwarze u^elein,
dad u6h der deiwel net kä schwärzer sen.*
3. ^A6h Johanesz, nemi tdSz!
liaf kuraji wai en raz!"
^Ai dat dech der bläz erlichlit!
dät w&r iir xn^j en statlich gnt^
4. Em r&ft den harre Johanes änen :
^Mai 8on ! wat wält ta na begänen ?
tä wält begäne. b& er janger frä ze Ion,
unt dinkst ta, w& k&nst da se bedrdn?*
ö. Ach! fri moter! not äprScht esi!
er sekt do6h niche kn^cht nami ; '
se wit mich lire, wad ich net k6,
w6 se wäl hu ene riöchte mä.
6. Unt Sil ich nakich b& ir lan,
dat wirt mich nemermi gerfin,
unt sile s& dän mech nur nien,
ech wed er himder u6h gat^he gien«
m
Jungfrauentagslieder.
(Peteradorf.)
P^(~r^TT-?
fej-jaat
i
^ä
Si - we kruoden durch den zäng! freud und recht! de
*
3^
^m
^
si-went kaugt net nö kun, mücht ich fii-lich!
1. äiwe kruoden d'urch den zong,
freud und recht!
123
de siwent kangt net ndg&n.
inü6ht ich friiich!
[1. Siwe kruoden durch den zong,
freud und recht!
der gejer kangt net ndkun.
niü6ht ich frilich!]
2. Der brejum dr&nk en bScher weinj,
freud und recht!
de brokt dai dränk en tmer weinj
mfl6ht ich fiilich!
3. Basz de brokt den dascfa gedäkt,
freud und recht !
hat der brejum det dape geläkt.
mflcht ich frilich !
4. Der brejum hat nor in üöh,
freud und recht!
dit gewän de brokt &m u6h,
mü6ht ich frilich!
5. De brokt däi hat nor tn hin,
freud und recht!
u6h d& wül är der brejum nin.
mü6ht ich frilich!
[5. De bro^t dÄi hat nor in hin,
freud und recht
u6h d& moszt sai ant dape gien.
. mü6ht ich frilich I]
6. Da de brokt zer kirch geng,
freüd und recht!
nim se ^ich det rdszföl am.
mü6ht ich frilich I
7. Der zijel wör der nöschwünz,.
freud lind recht!
det uir, dat wör der fiwerkrönz
mü6ht ich fiilich!
8. Der dftre wör der brejumitreusz
freud und recht!
müdht ich frilich!
124
9. Af der ho6hzet wich br&t
freud und recht!
nö der hochzet komer u6h n&t/
müdht ich frilich!
10. Siwe kaingder am den hiart,
freud und recht!
niche kuren an der iart.
müdht ich frilich!
11. Siwen hemder an der trun,
freud und recht ! •
siwenesiwenzich fiaken drun.
müäht ich frilich!
12. De brokt dai kiert de ktaw ousz,
freud und recht! .
der brejum drach det kierschel ousz,
mü6ht ich frtlichl
13. E wurf et weder un de wünt^
freud und recht!
et fäl em en täler an de hünt.
mü6ht ich frilich!
14. W&i
mer
hu
gesangen
esi
säl
et seinj !
en httaze]
ui
en bröden
U|{
en imer
weinj!
.62.
(Minarken.)
Ich fant dr^i ärbeszker am ruirghi;
ich kont se näi; erhäid'n
for diem läib'n rugüzkn.
Fr&i dich, besehet Katichi!
huet dir et nät dai neuberen wol geseut,
de setzt dien Qjirku losz'n ^teu ?
e wäl dij &f det kn^ipchi schleU;
et wäl der guer ze wol ergo.
125
63.
(Mit diesem Liede schlosa man früher in S Regen die Hoclizeit, indem man dabei
den Hochzeitheerd — kdchesz — zerstörte.)
1. De brälft w6r gät,
am göw esz genädh.
2. Det köclies äsz zebröche,
am göw esz nur de kn66he.
3. Der brot an schine schürz,
dem bräügem en döken f —
4. Der kä ir hftrn,
der brot ir spüren.
5. Der kii äs ofgeräszen,
de brot huet sich besch — —
6. Of der hoAhzet wich bruit,
nö der hodhzet komer u^ nuit.
Hochzeitreden.
(Am ScMuss der Hochzeit gesprochen.)
64.
T& klarer fer&tant!
wä bleifdt tä nög an desem lant,
unt woräm zehcst tä net wSndern
fun enem irt zem andern? Anieii!
5. Frit, frSd u^ fneget,
wäinjtschen ij ecn zer hodhzet!
Am ich hä de zekt se ferdreiwen
moszt ich mer desz prädich schreiwen^
Ich Yf'fA ich gor munch äszt liren:
10. da mir äsz gor fil am kerbesz. ,
wat der Bloch net huod am werbesz.
Und u6h zä. desen zegden
wird em kolatsch u6h h&nklich schnegden
126
Wier awer wäl l&wen de frAn,
15. dier mesz sij am e spid6I ämsan:
de fr&e mtne, se wöre schtn trÄ
wu se ene l&wen u6h n6^ enen desza,
Mät den häinjde bäinjt ern ilekt —
m&t de födze lüfe se fonenänder wekt.
20. Jang lekt sele b& den alden.
de ire bro6hen unt det mel hälden!
Gäf der dü6hter b& zegd en man,
da ^e äs en obst, dat sich net hSIde kin.
Na wäle mer z& äsem täxt schregden!
25. ezt wärden är fil am de bröde ätregden;
an desQ lasztijen däjen
fäle sij är fil de m&jen/
Ai hkd ich det nor Inder gerödhenl
da munch ener dinkt: ^na frä& wö6hen!^
30. 0 Marmorotodelae! wat kit mer na an?
ich säo dad n af der ho6hzet bän :
ich bän der wir nö deser uort,
dat zieht na h& me gro buort.
Ich wii gäre mäd ich schmousen,
35. dän ich kun hekt fu Nekthousen!
ich hird er hat krokt gekodht.
dat de gisz net uofgeknuo6ht.
Wun idh Sil esi gläklich seinj,
dad er h&d en glde weinj,
40. Ai wor wil ich mij erkwäken I
mer sil ich driwer u^ erstäken.
Hänklich, krokt u6h fieferkächen —
w& sil mir &twesz breszer rächen!
se wil ich nor ba dese bleiwen,
45. unt mir h& de zekt ferdreiwen.
Mer wälen de brejum ai de prob säzon !
ir meinj l&f ho6hzetgieszt
häld ich nor de gatche fieszt! —
Ich dö6ht, ich sil änt niäresz gön^
50. unt wil et meinjer moter sön :
^Moter, wu mich da wil nien,
ich wil er hemt, hise, gatche gien.
Ferwangdert ich ned ir läf zähirer,
ir u6li ned ir schweinjärakirer**'
55. dad ij esi en geförlichen täxt genun -—
ich bä gor fu farem kun,
n^mlij ousz dem bl^sche länt,
dö drakt der blodh de biCchän un de want;
127
i(6h kam u6h dur6h Preta,
60. dö de fräe gäre län am ha;
ich kam am giszhirn eraf,
dohär bäs än't miltcfaen
und af de schwolwenzuo^el
eraw af de zimbel;
65. de Bite woren alle gestämt. — —
Ich wtl ich nd^ äszt sdo,
awer lot de krach Ätön!
I mer wekter gön,
wäle mer hk stäl i^tön
70. unt säinjen den irste wärschen ousz :
pWohär segd ir ir lekt?
mir se fu Kerpenisch."
Ed äs ir kräsztliche läwden ze m'älden: tritens dad an de fer-
gangäne firzän däjen e kalf ze Bodendnrw äsz ferlire gangen.
75. et had en baszgejefarf; besanjder känziche: fun hainjden en
tabulatur, zwietens äsz bekänt ze machen : dat sich zwo pärszöne
ferwällicht hun, an de ferstru weiden istSnt ze trieden. De pär-
szöne sen desz: Petr Lurz, e struwelhiwdich; higeötibLt Uefel-
ma6heFnii9zter nit zer i en häinjderloszä^ wiertgeschäzt, ritn&sich.
80. Anna, Maria , Fike bieszembäinjdersdüditer. Wo emeszt äszt
derweder änzewänden huot^ dier sal kun unt säl sich mäide
b& der älder mil. Zwietens u6h. Hans Schläpzuo^el, es irbere
man nesz ssüa, fim hous ous e reck korfmadiergesäl. Fu sei-
njem scbwijerfuoter äs em geworden an de Wirtschaft:
85. 1. E nä beschlöä wuo^en, un dem ned en ejserä nuogel ze
fäinjden äsz.
2. un zinger^t: en alt bakiwen u^ e wäinjerd am hiejewalt,
3. u segdeitof: en alt puor werbesz mäd em kalkdäpen,
4. u bümwelzeeh: en zeräszä közen u^ e schweinjstrßdh,
5. zä em lange liewen äs em firspan ze fosz gie werde bäs
50. un*t wäldäinjt.
Hie nit zer t de irber kontribution, dat hiszt af szaksesch : de
trepsn&sich muresä. — Weder nid es irbere manesz san en .
wilhawend döchter ; da fun ärem griszfuoter äs er geworden
1. fum akerständ: en alt gro ruos u^ en bläinjt malt;
2. u wiseniert: en zwij^rich kram, mäd em klene zwiejörije
färkeln
3. un eiseger^t : zwie schlofhemder u^ en alt gatch,
4. un helzeränem gerfet: zwtn lenenk ü^ en alt bärde,
5. u leinjäner wiesch.: e wirkstäl u^ en alt mältchsch66htert,
6. u fä: en alt huowerkaszten, ug en alt stal.
128
100. Fir d^tniöl ipr^che mer e schluoszer äser, en wälen de häingt
zesanien dän, unt sprachen :
Schluoszer äser, dier tä bäszt an der hil;
me San wund an der mil, '
tä kiszt net zä, asz, mir ku net zä dir.
lOö.Det ferdanit weif kontribotion huot de monkel fereazt; ,
s& kän en net lUeu, kr man wäl e net lisen ;
e8i bleift e fersazt fu Mäkenduif bäsz k& Liewlonk. Amen !
Äs ewangelium beschreib; esz der aposztel Stoika um irste
stal&k^ um sieszzänte ipräitijbalken; de wiH lokten fum Hir-
llO.sclieldan gruowe^ bäsz für de limbranen alsi: „Et wör emol
e mäinjtsch, dier madht e grisz höchzetin5l y unt lät fil derzä,
unt schakt seini sluge^ ouäz de geladäne gieszten ze son:
weniz la troaker(kud un den troch!) den ed äs alesz berit:"
Der irscht söt: ^ich hun mer neinj jö6h kaze geküft, unt mesz
115,^0, se ze besän : ich biden dij, entschäldich mich! der zwiet
söt: „de meisz hu mer de kaze gefrieszen, doräm kan ich net
kun: „Der drät söt: '4ini kumperat ö holde, ich biden dij,
entschäldich mich.^ Dö geng der knöcht, und söd ed sein-
Jen härn. Dö wort der houszhär zömich, unt schakt seinj
120. sluge ousz: „mär§et8 Hnge käle, orb schi itirb, schi stop
sze umple käsza mä,^ af dat meinj hous'z föl wärt. Dö geng
der houszhär änen de gieszt ze bes&n, unt sa^ en mäinjtschen,
dier hat nichen h'odhzetlich kltd un, unt söt: h&t te honiiäl
Peter, Oabiiel?^ Dö wirt helen u6h zäingtklapere sen; da fil
se berofen, awer wenij ouszerwielt. £si fil sen de wird asesz
125.täxtesz. —
Ich wisz wol wad ich itudirt hun an de fläjner wegden. Ski
ich fir fun de faltsche proi^ten, d& kukeruz am boih hun.
S§Iich sen de iszendreiwer, da se gön ze fosz !
Ich wör iszt af dem ho6hzetmöl^
dö wören de das uöh glaser föl,
130. dö hat sij u6h de brokt besöfen;
awer dinkt — dSt wör ägetröfen
,w& der SchÄser mät der gisz —
s& s&ng wä en galjenmisz ;
de ü^e fäinjkelden er am hift,
135. alz w^r se mät sehnt gedift,
dö wü) se denich nor mi säinjen,
m^r Sil et u6h nor kläinjen.
129
Äntlich k&m der bröjum derz&
mät d6 Wirten: dÄ sä! . .
140. huoszt t& dich na besöfen?
ai t4 silt na läwer schldfen !^
Awer wat hat der brejum geriet?
de brokt feprong af fum J^ät.. .
se feng glech sif un ze beren,
145. unt fepärt det mel af w& schnederschören,
det ^poksel spräzt er ousz dem mel^
w& er gebröchäner sei (?)
am gräm sang se det ho6hzetl!t;
de zfere fluszen der Maregrit.
150. Na kam u6h der brokt är moter,
d& säg ousz wä e kapefoter
. beschmiorty beschmuzt mät fad uih kachen
als k^m se durj en bekt geschlächen.
Se nS.men de brejum un den hören,
155. se dMen u6h nichen fainjer Spuoren,
se mä6hten emöl den häzeldanz,
et bliw u6h ned . en schäszel ganz,
Hanäkesch^ Kosäkesch geng et zä
w& en dänz fun er bäfelkä,
160. Ich wil nög &twes S6n, •
awer ich kä glecb nemi be&tdn
fir r '• . *
ferzät mer an der riedensuort
unt schl&t mich' nor ned af de buort,
165. dän ich hun näszt iwels am sän«
awer uÖi net fil gädet drän !
da wä hiszt ed am träte br&f Juon tärza pärzas am ir&ten udi
zwiete wärschen:
'Net h& an de käp de bädhen,
170. säch wä ed Snder l&kt mädhen!
Wekter hiszt et: ^
„bräinjt mer hier den Achtel skraöh
dän ed äsz meinj zälmeba6h !^'
A6h wad äs et fir e wiesen!
175* de episztel hun ich net geliesen,
dän ich kä se u6h net fäinjden,
« wäder äsz se fire nö6h häinjden.
Awer ed äsz mer na äkun;
dö hie't had af der trun,
180. drakt hie ed esi zesumen,
dat sij u6h der dit meszt schumen.
O, ich hun gor fil härzelit,
dad et mer am knä widit,
ich w6r en Msch käinjt —
' " -9
130
18Ö. vSr mer nor m^inj haszt net bläinjt,
dän hie huot gor e grtsz geschäk,
bärjaf fält e af de räk,
bärjuof lad ed em schin am säri,
af der iewen bleift hie htäl Stön.
190. Ich säl *mä8 am ze fosz gön,
wu mer sölen hämen, \
feng e sij an de teiszelt ze lenen.
Esi e far, wi ech bän,
huot nor fir en zwelwer sän,
105. wäld er em awer en horgesch gien,
die wirt hie wärlich l&wer nien;
Ich wil nor ätweszt erwäschen
fun die file gehobelden däschen,
dad ij äszt hat ze beiszen,
200. unt Sil mer u6h der hoch zereiszen,
U6h me kl^kner der ieselskärl -;-
mäd e si em turne schärl,
huot sich de hör net frisirt
w& ed esi em kärl gebirt,
205. Wun nor de lekt pet feile wäszfen,
dad em de htse sen zeräszen.
Esi e kukuky wÄ hie äsz,
se huot hie do^ e Stark gebäsz;
e reiszt det fli? uof fun de kn66hen,
210. e bro6ht u^ nichen zanst66her ;
wäld er em awer ä^zt gien —
e wird et wol ä seinjen tSsert nien.
Hiö kan uih af der gech gejen, •
nor wisz e net ze fäinjern
215. u6h de bije net ze strechen;
e hiszti Mächel kuk mer M desak
e kfi blöse wä der Kriner ätattramlter. —
e kan esi säinjen^
dat de schäinggeln derfuspräinjen* Am^l
131
220. Meinj prädij äs ousz,
wier 86 bieszer kä, s6 ed erousz!
sen de krach Ifer,
dro wör u6h mein] prädij en mfer. Amen!
65. .
(Bruchstücke einer Hochzeitrede.)
Ir meinj lS.f huowergarwen, dS. er hä fersumelt sekt, fUten u6h.
muo^eren, Unken udh kurzen^ däken udh schmuolen, htii; nor nö6h
zä! ich hun ich wichtijet ze sön : '
ö&t mich recht un!
ö. ich bän nichen Zegun,
bräinjt mer e glisz weinj 1
et äsz mer liwer- w& e Rch weinj
gemieezt mät hobelspfen ; —
dän u6h fir tousent tokaten bekridnesz äsz net wierd en feif tabak,
dat känd er mer gliwen —
Probatum est
dät hiszt: «gÜft mer fiesztl
und int net fergieszt!
wun er lüft hält de gatsche fieszt!
Hirt hierir meinj l&f beschmiert ffäinjt! Anno 1912 äse gebou-
er iwer de Buser bräk gelüfen^ und äsz mät dem bo^ an en mülter-
hüfe gefalen, dad em de späzt af emräk erousz kun äsz. Anno 1444
sen esi fil mäintschen änt lant kun^ da ug af desz hodhzet gerecht
ku wülen; awer: tarn tarde venientibus kno6ha! dät hiszt ferdol-
mätscht ; ^segd er net zem flisch gerecht kun, esi känd er na de
kn66he frieszen^ Anno 1862 kam e kom^t mäd em Unke feirige
schwänz^ unt hade fil jangfere ferlangen en ze sän^ awer se sä^en
en net — nor in wör de gläklich, di e sa6h, en huod en u6h ge-
lueszen;^
dad äsz wärlich wör,
er ward ^t sän iwer't jör
unt wiem dät net ze harze git, dier huod en steneränen häinjdern.^
n^i
N
132
66.
(Bruchstück einer Hochzeitrede.)
Hiher, hecherer, alerhechster, schlmestroih, angder diesz sein
je blädere sich mi wi zwietousent mäinjtsche fir der somerhäzt
ferkräche känen, unt sich härlij un deinje sesze Mchten ergäze
känen ! «rgäz .u^ 4sz da mer alo h& ferffumelt sen, mät dem sesze
geschmak deinjer fricht, dömät mer iszt udh rofe känn^ : je wenijer
dad em äszt^. dieszto bieszer schmakt et.^
Ir l&f lekt
gor wangderlich gid ed an det wält hekt;
ener huod um fräinjdere laszt,
dem andere wird u6h dät ferhaszt;
ener git balt hier halt duor
m&r uch an der gr^szter müor.
Ir meinj läf beschmiert fräinjt! ich hun ich no§ äszt wichtijet
firzeprazeln, w& et mer gangen äsz, da ich mich fräinjderd, und
wS. £1 ich bekam, E6h bekam :
1. Un akerlant : en firtelierich mäten an der ba6h,
2. U wisenierd : en ierich wis af dem turekränz (tureknfip).
3. Wäinjert af en imer ouszwänich der huo6h; de maschketäler
w6ren de mälzbim, de giszmäme wören de gäJkärsch; de schwarz
gornesch wören de schlinen,
4. U friehten : fSr achtel kiren ä garwen u^ en achtel kukeruz ä
kolwen, u6h fun hangdert firlen huower de kuof.
5. Un zachfä : en alt rieszken ; un enem üÖi wör et schiel u genem
sa^ et näszt.
6. U geflijel: en rtde kokesch; e hat fär fes, unt wun eaf de hin
' Äprong, bisz e'r det hift uof.
7. Ü bätzech : e wich fäderebät ousz fafzS. faderen, en wiche fäde-
repil ous er porziön ätri, u^ e britätreificb lengda6h, w6 em de
hänt draf d§t/ geng se durch ent durch.
8. U klidern: fun em muschlinäne schürz qusz krazwierk mät dem
liefel gedret det bandeL uch fun em Slden hemt det galer; derno
en gäden zeräszäne pielz 6nen ärmel, fun em brasztpielz det
häinjdertil, u6h en had 6ne strüf. . • *
9. Un houszgeröt: en h^zeräne mirsel one Stiszel, en ferruoszt hep
one gräf, ea' späjel öne gluosz, de stimpel fun er drafeszijer
fan, de bodem fun era däpen, u6h fiin em ieszichkradh de stäpen.
10. Ousz läder: e puor werbes öne silen, u^ e puor paputsche fum
weiszbäk gebaken.
11. Un ädel^tinen : en däken, d^ke kislengätin ousz der ba6h, derzä
en feierstin, dier niche mi fanke gäf.
133
12. U gielt: 1000 gälden Önen de 1.
13. ü^ en hisch getarkelt lam, nor äs ed ewejtiich bis* unt närt nnt
bilt kfen de legden.
Ded äs alesz gor w6r, unt wier et net wäl *gliwen,' dier sal
mich mer u6li nö^ emol froren, esi Wirt e det nämlich hiren Ed
äs awer g'eschän, dertiwen u6h dertneden am Hoschuogener grangt,
D6 der bier de zimbel schla6li,
da de lousz de bröden dra<9i,
da de mäk den tOTTi ämflucli, **
d4 de schnök den Äldouszsnf.
Guckiik.
67.
A. '
(Marpod.)
•
l*Kuka, di den af dem naszbüm sasz
Kukuk!
unt dier gramer weinjmern äsz —
Kukuk!
% Kuku hat der kröuser hör
Kukuk!
drezä breokten an enem gi6r,
Kukuk!
3. .D& irscht, da kierd em an dem heösz: Kukuk !
da zwät, da dradh det kierschel eösz. K.
4. Da drät, da brät era en graine fäseh. K.
da firt^ da drea^ en af den däscb. K.
5. Da fiüft, da beak sich hemelbriut. K.
der söszter w8r der monkel riüt. K.
6. Da siwenfr geng n6 klörem weinj» K.
da ä,cht wül gäre schinkerä seinj. K.
7. De neinjt d& käperd an dem h61z K.
de zänt ma6ht sij en späjel stülz. K.
134
8. De elf);, dk rascheld an dem fttri^ E«
der zwelfter d6t der beo6h gor wi. K.
9. De drezänt huat en htsch pßlzken xxn
Kukuk!
sä wuäszt u6h wien sä l&f sül hun.
Kukuk! Knkuk! Kukuk!
(Mühlbach — ergänzt aus SehttsEburg).
!• Der hukuk af dem naszb&m sas
unt dier gräner weinjmere frasz«
2/Se bräder mät dem gielkrousen hör
hat drezä brokten an enem jör.
3. DS, trscht, da kiert* de ^tuwen ousz,
d& zw^t, da dra^ det kierschel ousz.
4. D4 drät, da käpt fil Spliterhdlz,
d& firt, da inä6ht det feier stiUz.
5. Da faß/ da k66ht en w6isze faseh,
de sieszt/ da br66ht en af den däsch«
6. Da siwent geng an de käler nö weinj,
dk acht, da gehinkt än't gläszken an*
7. D& neinjt, d& madht e wich b&t,
da z&nt, da ma6ht e fäderä hkU
8. Da elft, d& madht e plomeb&t,
de zwelft^ da tö6ht sij an det b4t.
9. Dft eich der kukuk äne Iddht,
wäinjscht em de drezänd en.gät nö6ht.
13Ö
Spinnerin.
(Mühlbach.)
68.
1. Span, i^pän meinj dichterche hpäxkl
icD kifen der e lasztich dadh.
^N&i, moter, n&i!
me föinjer dit mer j6 wi, wi, wi
fum späne, fum spänen.^
2. cpäD, kp'ä,n, meinj dichterche Itpän!
ich kifen der en lasztije schürz.
„Näi, moter^ n&il
me filinjer dit mer jö wi, wi, wi
fum kptine, fum apänen.^
3. Span, Span meinj dichterche Span !
ich kifen der e lasztich klit,
„N&i, motcr, n&i!
me fäinjer dit mer j6 wi, wi, wi
fum Späne, fum Spänen.'^
4. Span, Span, meinj dichterche, Sp&n !
ich kifen der e lasztich housz.
„N&i, moter, näil
me fainjer dit mer j6 äinjde wi
fum Späne^ fum Spänen*** .
5. Span, Span meinj dichterche, Span !
ich kifen der en lasztije man.
„Cha, moter, cha !
me fäinjer dit mer na nemi wi
fum Späne, fum Spänen.^
Schnur und Sciiwieger.
(Müblbach.)
69.
l.Wält t4 meinje san*hun?
söt de alt schwijer.
„Chal ech wäl en hun,
cha! ech mesz en hun!" .
Bot de jang glech wedör.
136
2. Af wat seid er schlöfen ?
söt de alt schwijer.
„Zwtn ätrisäk
sen u^ e bat."
söt de jang glech weder.
3. Pu wät wäld er liewen ?
söt de alt schwijer»
„Ousz em banger
m6sz em langen.^
söt de jang glech weder.
4. Wohär ward er miel hien?.
söt de alt schwijer.
„Ousz dem begelkaszten
säl em defhim faszten."
söt de jang glecb weder.
5. Wohär wäld er weinj nien ?
söt de alt schwijer.
^Ousz dem schinkhoüsz
hfed e krinzken erousz."
söt de jang glech weder.
6. Wohär wäld er gielt nien ?
söt de alt schwij-er.
„O da alder hier,
gäf det gielt hier!"
söt de jang glech weder.
7. Nö6h lawer wil ich mij afh^n.
söt de alt schwijer.
„Ich gien der u^ en äträk,
unt wäinjtschen der u6h fil gläk."
söt de jang glech Weder.
137
Das Essen.
- 70.
(Agnethlen ~^ ergSnzt aus Georgsdorf.).
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^^^^£3^
:t
:i±=it
^
^ — V
Et fgr Q gät moün an de bäsch^ti - dri-tum! Et
e klöuft e fä - der ha-szel-näsz . n « ^
m
^
^
>~N-
^^
5^
£
fSr e gät möönän de bäsch ti-dri-tu-dri ti-rum ti-
klöuft e fä-der haszelnäsz n «. » « • n »
^^^
ta-ram ti - tum !
1. Et fSr e gftt moün an de bäsch,
tidritum I
e klöuft e fSder heszelnäsz^
. tidri, tudri, tlrum, titarum, tituml
2. Da en na der h&nger plöicht 1
tidritum !
^Fri wat boiszt tä mir gekocht?"
tidri, iudri^ tirum^ titarum^ titum!
3. „Am hois aw äsem käsztchen —
tidritum f
dö lad e ferschämelt kräsztchen."
tidri, tudri etc.
4. „Fri, dat salt tä Mszenl"
tidritum !
E Bchladb se weder de hSszen.
tidri, tüdri etc.
138
5. E schlaf 80 weder de naken ;
tidritum I
se moszt em krape baken.
tidri; tudri, ttrum, tdtarum^ titum !
Der Pfaffe im Keller.
71*- ' ,
(Georgsdorf.)
1. Et wöul e-geböuer gor fr6I. äßtön,
e wöul gor frü äf säinjen aker gön*
2. D& hi äf säisjen aker köüm,
köüm en e grusz banger an,
3. Hie lef kfen heime w&i e fasz :
[„Fr&! lo8z hire, wat kodhst t& hekt?"]
4. „Ech ködben en dap föl merlekachen.*'
5. »An dier merlekäche säl ü6h zaker sen^
dät mos en bärlij Ssze sen.'^
6. Ep däu bi bält ze dascb säsz
rämpeld an der kumer aszt«
7. „Ai 80 mer frii, wät sil dät sen?
et rampeld an der kumer eräm."
8. „Ed ä8z j6 nor der wäinjd alin, >
e spilt mät tnäinjem zingzingzmg.^
9. ^Und äsz dät nor der wäinjd alin
unt kpilt mät deinjem zingzingzing ?^
10. Der gebouer söd : ecb mesz do6h g0n,
unt sin, wat sieb dö zSl sil drdn.^
11. Unt däun hie bäuld an de kumer traf,
däu zu6h der bl&sch fof de h&sen &t
.139
12. Der gebouer de riter klapel begrif
uht Bchladh die fofen dät bie «eh. .
Noch einen Tanz,
72.
(Mühlbach.)
l.Fr& tä sÄlt hirae g&n,
de mSn dier äsz kronk!
„Asz e kronk,
, got sa dank ! —
Mein lieber Franfc !
noäb einen danz !"
2. Fri t& Salt hime gön,
de m^ lud am z4a!
^Lat e am z&p —
lod en zän!
Mein lieber Franz I
no6h einen danz!*
3. Fr& tä Salt htme gön,
de mSn dier äsz dit !
„Äsz e dit —
et dit mer lit.
Mein lieber. Franz !
noch einen danz !
4Fr4.ta Salt hime gön,
de manwirt begru^owen !
„Wirt e begmowen,
frieszen en de' ruowen.
Mein lieber Franz
noch einen danz!*
ö.Frä tä Salt hime gön,
' en alt gesäl äs am housz !
„Asz e am housz, »
guocht en erousz!
Mein lieber Franz,
noch einen danz!*
140
e.Fri tä sSlt htme g6n,
e.jang gesäl äs am housz !
^Asz e am housz,
lod en ära housz !-
Mein lieber Franz,
•noch diesen danz !^
' Todtenklagen.
73.
(Mühlbach.)
Er fr& wor der man ge&torwen ; sa stand un der bör en mT>szt
Iren halwer schänden halwer kl6n, mfer ed er net dräin wör, u6h
net fum harze geng; da genzt der bör stand är läfszter, mät diem
, se sich langhär gehälden hat. Sä gewan det schnezda^ ünt kiöt :
1. O wl ! 0 wi ! •
woräm ned i,
td, me lawer — genzt der bör;
mät diem ich gor fil am wirtshousz wör?
2.0wi! owi!
woräm ned i,
tä me l&wer — genzt der bänk^
mät diem ich gor oft am wirthshousz dränk?
74.
(Mühlbach.)
Er fri wör är man gestorwe, mät diem s& fil jör &p&rsem u6h
zefriden gelieft hat. An ärem hien Slder genge s& mäd enander am
w& zwie käinjt, unt wu se ous ärem schäszelöhen sopten, oder an
e wij äche mätenänder tankten oder sij an em ktene fainjtchen e
wenich fät wärmden unt mät brid oder paloks drän tankten ind
änVd ander, se hesz et äinjden: ^söp na tä schaz!^ oder: „tank na ta,
sohaz! ed äs un dir". DU. na de uorem ald un des aide seinjer bör
stänt, feng sä an esi un ze klön :
^O wi! o wi!
det dit mir wi;
tä giszt, unt leszt mech hä elin.
141
Iszt tankt ech,
iszt tankst tä^
tä meinj h&rzer tankferlanker ?
O wi, wier wit na mät mer tanken?
Owi! owil«
Rückkehr.
. 75.
(Sehr verbreitet - hier in der Hermannstfidljer Mundart)
A.
-^r— tr
i
^=
isritrJS:
SrS
^ES
SEJEJ
i
Dan der blö6h de blS-chä schladh, schladh e-se mät dem
*=$
I
ieszichkradh ja! ja f jut ju ! ju! jül
m
1. D&n der bl661i de bl&chä schladh,
Si^hlaäi ese mät dem ie8zichkra6li«
Jul ju! ju! — ju! ju! ju!
u. 8. w. wie B.
1, Dan der blödh de blöchä schlaöh —
Juchaida! juchaida!
schla6h ese mät dem ieiszich kra6h.
Juchai, juchaida !
2, Et kam der blö^ ousz seinjem lant. J. etc.
mät dem kläpel an der hänt. X etc.
3, SSdh der bl&chen af de bo6h — J. etc.
„Nana bl66h, na seiszt te't do6h." J. etc.
142
4. D4n hie eich grfw un de Ätern. J. etc.
„Nana, biöih, na huoszt te hern.« J. etc.
5,Näm de blfechän an der hant. J. etc,
scblaih se dramöl weder de want. J. etc,
6. Schlaf de blöchä weder det kni. J. etc.
dat se bereit w& e fä. J. etc.
7. Mät. dem kläpel^ mät dem bieszem. J.. etc.
dat se 0U8Z dei' hant moszt frieszen. J. etc
8. E bant se un den däschfos' un —
Ju^haida! judhaida !
8e Word em fra unt lef. derfun —
Ju^hai, judhaida!
Der Reiter-
.76.
(Kalzendorf.)
1. Ai da meinj här e regder, e regder wftl wärden
kangt hi sij an em günze gi6ren. häsztned erwarwen.
£ch had en aide gisebak;
ich sazt den hären uiwendraf,
en lesz en dohi regden.
2. Ai da meinj här e regder, e regder wftl warden
kangt hl sij an em gftnze giör en sadel ned erarwen.
Ech had en alt braschaf,
ich sazt den hären uiwendra^
en lösz. en dohi regden. '
S. Ai dÄ meinj här e regder, e regder- wöl warden,
kangt hi sij an em günze gi6r en zdm ned erarwen.
Ech had en aide kedelsüm^
dat gSf dem hären en g&den zum;
ich lesz en dohi regden.
4. Ai d& meinj här e regder, e regder wAl warden,
kangt hl sij an em g&nze giör e schwiert ned erarwen.
143
Ech had en Sit br^chschekt,
dSt heng ich dem hären un de sekt,
en iesz en dohi.regden.
Rathsherren.
•77,
(Batosch.)
Grft äsz der waimerätiük —
giftt, irt der waiseir im riftt !
Plak am lönde —
wenätiök am sönde.
6. Hä dUo mer dat of dise' dasch —
am sol et lope wä en fasch!
H& däo mert ofm open
de waisz hiem si'n et flaisich lopen!
[De trebun sai i&renwiert,
10. am kliupt en de mailer wideren hiert.]
78.
(Mühlbach.)
Mer käme fir den hanen —
mer haden't net gewanen.
Mer käme fir de richter,
do geng ed esz noch lichter.
Mer käme fir de kenengsrichter ;
6 s6t
4
Michelsberger,
79.
(Hermaiinstadt.)
Nichen deiwel äs ned ärjer
wä en danrich Mächelsbärjer;
hie ferkift seinj stäinjkij är
guor dem litäder am en drär.
144
Drei Mitnationen.
80.
(Sachs. Regen.) , .
Der Onger, B16^ unt der Zigu,
dät sai guor lasztich lait ;
der Jantsi fla6ht d^ gonsie daöh,
der Moi tonzt mät'dem botu nödh^
der Eere dier git näkich.
Drittes Buch.
(Sprichwörter.)
10
^Sprichwörter
(zum gröszten Theil ans Mühlbach und Schäszburg, dann aus Sächsisch-Begen,
Bistritz, Marpod, Braler und Kronstadt).
Bauernregeln^
Säzt em um krä8ztda6li häinjder de wäinjden,
se säzt em um &8zterda6h häinjdier de bräinjden.
2.
Kierd em um kräsztdädh af der gasz,
se äsz se um uszterdä6h fum schiii nasz.
Der Februar söt,
wan de san net wfer,
se wil bie erfr&sen
det kalw an der kä
u6li det däpen af ^em hiert
üäi det kiren an der iert.
A. Am Februar kit der Spirkel,
B. Februar äsz Spirkel.
Der Februar
kan alt mi wä der Januar.
10*
148
6.
Fir 'em Februar gralt der Zegun um misten.
7. . ' .
Am Februar kradhen de ktin,
am Mierz kra^t det eisz.
• .8.
Mierzeschni
dit dem kire wi.
9.
Am Mierz wirt dei/ schni madicb.
la
As der Mierz hi§ nth drech,
, se madht hie de geboure rech.
IL
Kit der Mierz,
se nit der gebouer de pla^ un der ätierz.
12.
Der Apräl
dit n86h wat hie wal,
dreift de kälwer äa de ätäl.
13.
A. Am fr&jor madht e ramp waszer e firel muor
am härweszt e firel waszer en ramp muor.
B. An ändäjen en ä,chtel waszer e firl mör.
en auszdäjen e firl waszer en achtel mör.
14.
A. Kit der Gerch,
kit det gräsz,
m^r schläj em et mät dem humer an d*iert;
alin der Mächel
dier bräinjd et net "
m^r Sil em't mät der zang erouz zän^
149
B. Kijt der Gerich,
kit de grä,8Z,
unt schlM em et mät dem * humpesz ;
kit de Mächel,
kit e net,
m&r däszt etil et mät der pätschz&ng.
16. .
Der'UrbanuB i^techt mät sein je siwe pielze fum Jwen eruo^ unt
gid ierpere klouwen.
16.
Wä fil de kraode' fir em Q^rjendädh säinjen, esi fil schweje se
nö em Gerjendädh.
17.
Der Mates äsz der eiszrämpler.
18.
Der JosSfi mä6ht dem wäinjter en äinjt.
19.
«
Det kiren, däd ed um Mariendäch ber^nt, dät hischt ba^m kniede
net fil waszer.
20.
Maria rinijunk schin unt häl
bräinjd übst gena^ an aler fäi.
21.
Führt das wasser am IVIaritag
ein Strohhalm mit sich auf der gass,
dan den spruch man merk fürbasz,
die urzen man gut versorgen mag.
• 22.
Kid um Mariendä6h der tuoszt fir se loch, en sekt seinje sch&de'
T>^d, esi git e nö^ emöl af fäf w66hen änen.
150
23.
Wun em säinjt fum helije giszt,
da galt det kxren det alernuszst
. 24.' • '
Wun ein säinjt fum helije giszt,
det ku*e ferkifen uÜi näszt mi hiszt*
25.
Pitrum Palz da^,
di dem kueren de wurzel staöh,
26. •
Fir Johani mes em am r&n bide, nö Johani kit e tu sälweszt.
27. ■
Nö em Laurenz! schlxd et nemi an.
28.
A. Der Lirenz sieht an de ba6h.
B. Wun emöl der hir^ an de bach gepischt huot, demö
äs ed ousz mät dem buoden. * ,
C. Der Medardus pischt an de bääi.
29.
A. R^nd ed um Medardus, se rfend et n66h firzich dach.
B. Medardirfen doure' firzich dach.
30.
De Katrenj kid aw em beschluberde ruosz. '
3L
Dl an auszdäje sich net rakert, kän an ändäje laisztere fen.
32.
A. Di de net wäl gi'äbeln,
won de haschräken zdbeln,
'ol iubö o\inöb di mes am wäinjter gö mät dem slh
,,br&der Honesz, hod er net ha fil?'*.
151
B. Wier nät gö wäl mät dem raichn,
dät en de sclinöken sen iitaichn;
mäisz am :wänter g6 mät dem s^l,
änt; frdg'n df nät hSi äsz f%L
33.
Won der kenenk StSfe sesz waimern äszt, wit geät weinj.
34.
Um frektij ändert sich gären det wäder.
35.
Wun am somer fil haszelnäsz gerdde^ se kid en hart
Wäinjter.
36*
Äser Härgot git de.wäinjter, w4 de lekt det ha hunt.
37,
Wu wilw a6h fis an de muort kun, äsz de deirunk
nemi far.
38.
Maria lichtmäsz
äsz der wäinjter gewäsz.
39.
Wu sich de d4j ufön ze läinjen,
se ffet sich der wäinjter ünzeliträinjen.
40. '
Der Mierz
nit de pla^ un der ötierz,
der Apräl
hälde e weder stat.
41.
Fr4 daner
sp^t hanger;
spSt daner
Fr& hanger.
162
42.
Wun et danerd iwer'em dfere bfim,
demd wi dem örmeu akennün.
43.
Wun de kekesch kr^n,
kit gäre rön.
44 " •■
Morjegieszt
bleiwe Bälde fieszt.
45.
Wun de kaze Spile, wird et kalt
Wun de kaze &pile, wird ander wäder.
47.
A., Wun de fli Ätgche,' kit rSn.
B., Wun de mäke itSche, kit rfen.
48.
Wun de späne wirke', wird ander wäder.
49.
(Local in Mahlbach.)
Wun ed ousz dem schiele wäinjkel kit, demö schit et
mät schiefem.
50.
A. Weszelkörn .
brüt ferl6m.
B. Somerkiren
brit ferliren.
51.
Röken
se bröken.
1Ö3
52.
Der Bchöi^i
Erhalt det körn.
53.
L&wer bl6
w& net dö.
54.
Fol direh —
niche kiren.
55.
De wäk
müht däk.
56.
Mät der huower. .
Iipuord em de giszel.
57.
A mi gräsz,
ä wenijer ha.
58.
(Von Obst und Wein.)
Ale fSf j8r
, i g6fj6r.
59.
Ale neinj j6r
i (zwie) weinjjör.
60.
Melszgeknäjel
weinjgedrljel.
154
61.
Zipt em en weinj fün angden^
esi bekit e iwe wangden.
62.
Qorneschgedräinj
mä6ht de käler äinj,
Schmijereinj
bräinjt gäde weinj,-
Maschketäler
lört de käler.
Smejer
kälerbedräjer.
64.
Hiweisz
getchescheisz.
65.
Gränlpöt —
half esz Gdt!
66.
A. Giet dem schiler &sztweinj,
se wird ir sil am bemel seinj!'
B. Giet dem schiler &8ztweiiij,
se wirt seinj sil am hemel seinj.
67.
sen ded alerbieszt
6a
Nichen seszer
wä deräszen
155
69,
A. Frinkesch &t6k
git der m^t de birten uch de rök.
B. Grornesch&tök ^
git der mfet de sangtichrök.
70.
Der grangd äsz det bieszt kapit&l ^
71-
Am grangd äsz det gield um.biesten ugel66lit.
72-
Fil mäszt
fil häzt.
73.
Ze fil mäszt
det kire fräszt.
74.
A. W& te den ierich baszt,
esi drit e der fru6ht.
B. Wä te den ierich fliechst'
«si bezuolt hie dir.
75.
Gäf dem bodem, se git hie der u6h!
76.
A. Det drätmöl akere', git fir imöl mäszten.
B. Dramöl ak^rn
äs imdl mäszten.
-.77.
Der aker klit,
der wäinjert bräinjt nit.
J56
78.
^ Jerij uschldn,
un zöDge fergon.
79.
Jerich fersaszt —
um häinjdre gekrazt.
8ü.
Fil rön,
fil m8n.
81.
E guorten äs e& gät mälchkä.
82.
E'guorte bräinjt filed än't boasz, wad em sonzt af em
muort säke mesz
83
Wo der. gärtuer net pizt, dö pizen de ropen.
84.
Wad um kräsztdädh muoger äsz, wirt nd dem kräszt-
da61i nemi fät.
85.
De strösz
fräszt detz
86.
A. Der blSf Elias kit mät dem danerwädet*.
B. Der Hie bräinjd e wäder.
87. • ,
Wun de san am angdergdu zeräksekt, äsz hisch 'wäder
ze erwuorden.
157
88.
Wun de sau rid angdergit, kit wäinjt.
89.
Mönhöf,
rönegdf.
90.
Niewlich morjen,
güldij dwend.
91. '
Wun de baäh iitark rouscht, gid et rSn.
92.
Dr&f nöikt
huot Saide reif gebrddht
93.
De frilöseh kreische nd r&n.
94
De kröe kreische nö schni.
Thiere.
95.
Wun em fum. wülwe ried, äsz e net fär.
96.
Der wülf wieszelt det hör awer net seinj gewimhii
97. ^
Der wülf bleift äinjden e wAlf.
158 ' .
98.
Der wülf fräszt de wäiojter.net
99.
An diem der wölf behört
an diem e begröt.
. ' 100.
A. Bäs2t te angder de welwen.
se mest te mäd en helen.
B. Mät de welwen
mesz em helen.
101.
Der wäulf zecht de schwäunz an.
102. •
Wat frodht der wülf no de Statuten?
103.
Der wftlw äs unt bleift e wülf, wert e u^ alt w& de Kakel.
104. •
Der deiwel sal dem wülf trän.
105,
Wf wit dem wülf den termen öfgewänen?
106.
Wald er de wülf zem h^e (gr&we, richter, {&r, känter)
ma^en?
107.
Der wälvf äs äingden bangerich. Siyf i'>(I
108.
Der wülf weiszt den hangden de zäinjt. .,.>([
159
109.
A« Wad an des w&lwe seinj zäinjt kit, kit nemi eroasz.
B. Ou8z des wülwe seinjem ra6he' kan em näszt mi
gewänen.
110. ,
Der wfilf huot det fole werfen häiujder'n iren.
111.
Ai wol from äsz der wülf !
112.
Der wülf dit näkeszt nemeszten näszt
113.
Der wülf dinkt net gäm un de ho6hzet
114.
Der woulf fräszt u6h de gezichent schöf.
115.
Mät entbode wird der wülf net klea6h.
116.
Fus u6li wülf
äsz fedel enesz hülz.
117.
A. Der känter hat de fusz bedrue^en.
B. Der Saks hat de Jude bedrue^em
C. Der Alber hat den teiwel bedrijen.
na*
Dem fus äsz net ze trÄn, u^ wun em dinkt, e w6r dit.
119.
Fus u6h wölf zäre sij u6h nödh hk'm kirsner an der bit.
160
120.
Der foBZ (wälf) ferlent sich oet
121.
Em aal läwer kir^ner wä fasz sen.
122.
Cha! der fus äs e gät dokter.
123.
Der fusz sorcbt geät äf de hienen.
124
„ Alesz huod en iwerg&nk^ hat der fusz gesöt, da se'm
det fiel iwer de iren zu^en.
125.
Bäs em de bieren net huet^ terf em det fiel net
ferdräinjken.
126.
Am wäinjter lutscht der hier an de klöen..
127-
Mät biere' s$l em «ich net bräinjen!
128.
Ai! wol äsz der hier en dinzer! ,
129.
Der hdsz wirt näkeszt e wülf.
130.
Der hösz fergäszt det f6ter eäser^ wun e de fusz sekt.
131.
Der hÖ8 u6h der Zegun hu kurä^i; wu se nemeszte'
B&, fuor dem se grälen. ^
161
132.
Der bösen u6h der Zegun — dit seinj zwin hälden.
133.
Fil heangt sen der hösen dtt
134
Wun der hnos am fiefer lät, nor demd huot a rA.
' ■ 135.
Der hangt recht de bröden.
136.
Der hangt Acherlt sich fan de schliejen. '
137;
Der heangt bilt: ^haml ham!^ unt dinkt derbä^ e hat
en mäk gefangen.
138.
A. De trscht hangt schmeiszt em an de ba6h«
B. De irscht hangt mes em än't waszer schmeisze,
sonzt wärde se rödendich.
139.
Ousz dem hangt mä6ht em niche bäflisch*
140.
En hangt, dier de schlaft, säl em ned afir&ken.
141.
' Dtt hangt beisze nemi.
I
142.
U^ am en dreoh schank
* beisze sich de hangt« /
11
162
143.
En hangt hkt de schdf.
144.
Der hangt gänt Beinjem br&der en gäde bäsze uet.
145. /
Dem schweinj äs älent htsch*
146.
Fuor det schweinj gid et näszt ^drätijed an der wärlt.
147.
Det schweinj äsz net h&klich.
148.
Dem schweinj schmakt älent nö krcSokt.
149.
Wat frödht det schweinj nö lateinjescher kächen?
150. /
Wat wisz det schweinj, fu wad et fät wirt r
151.
Det schweinj drtmt gäre fum Äker»
152.
Der b^szt fue^el wör det schweinj, wun et flijel hat.
153.
Fuüa schweinj lird em möresz.
154.
Ai wol e renlich gedär äsz det schweinj.*
168
155.
E licht gchweioj bleift net gftrn an der hiert
156.
Wier sij äp de klSe mäinjt, die frieszen de sohw^nj.
157.
Wier net folcht de seinjen,
dem dad et mät de schweinjen*
158.
Dd em det färkle kr&t, duor gfd et.
159.
En iesel geng an de fremd, en iesel kam htmen.
160.
Der iesel segd udh mät dem üge&päjel näszt.
161.
Wel der iesel scbin säinjt, mesz- em en doräm zem
k&nter mSdien?
162.
„Näszt gid iwer de däsztle^ i^präebt der iesel
163.
Wim eni den iesel -lueft, wdszen em de iren.
164.
Won et dem iesel gät ^t, se gtt hie aft eb, an brächt
sich det genäk.
16S.
A. Wat fem iesel gebiren äsz, bleift iesel -
B. Eiesel bleift iesel
1.1*
164
166:
An diem der iesel behört, begröt hie udi.
. 167.
A« Säinjd em den iesel mät dem kläpel .geschlön' hat,
huot en nemi.gärn.
B. Säinjd em den hangt mät deia fttodheise geschl6n
hat, huot et nemi gäm.
168.
Iesel and uosz, d£t aeinj zwin ^tätlich kärl.
169.
Fum uoszen terf em mät rieht näsz ändert ferlange,
w& g&t fliscb.
170.
Der tsz huod en l&n^ zang; awer e kan net rieden.
171.
De k& m är k$If.
172.
Der uos äsz des iesel se geläften
173.
Wat sSl drousz wärde', wun der uosz b&m iesel an
de lir gtt?
174
Uo» unt kÄ
berien: hoä! hoft!
175.
^Ich wfl jd gäre läfe^ söt der bäfel, ^awer ich grilen
de iert säinkt a&gder mer zesumen.^
185
176.
De bäfelkft äsz schwarz, awer.se git wöiaz mäitoh.
177.
Em kränke rösz mes em fil z&rieden.
178.
E g&t ruosz wiert ned af de paitsch.
179.
Wat fum hiszt gebaoren äsz, bleift feien.
180.
Bäsz det gr&sz wieszt
äftz der haszt dit.
181.
^Dem ruosz sSl . em u^ af der htxd ndt tr&n^ . hat der
Agnitler gesöt
182,
W&de wo det ruosz de Itter afe Stecht?
183.
Dem rösz sSl em u^ af em hemels net tr&n.
184.
Wun em det ruosz un de kräp did, esi fräszt et.
185.
Em drdt de gor net mät dem uorsch kdn der kräp.
186.
Gät ruosz fi^njt em am ktal.
166
187.
Wier af d«t mosz sjüst, kän ned äinjde sd, wuor de
risz git.
188.
Wun em niche ruosz huot, rekt em af dem gisebak.
189.
Bierijäf nät dreif mich,
* bierijuof nät reit mich!
190.
En jSt gisz huot de wegde gärn.
191.
En gis u^ e schlidentaiszelt 8& gruodous an de wärlt^
192.
Em ferd^t de haeber nät M de gSiss!
193. .
Wuor der hamel g^t, dnoi^ gd a6h de scböf.
194.
A. Uort fun uort,
nichen gis 6ne buort.
B. Uort fun uort,
det bäflisch fun der schwuort,
195.
Kaz äsz miz.
196.
Pe
kaz' Kecht nichen ächen.
197.
Wat schürt sich de kaz dräm, w«n de käehen ubMt ?
167
198.
A. Wier dit de kaz af de bröde sorjen?
B. -Wier dit de gisebak af de wäinjert soijen?
199.
En schädlich kaz mküht en gät wii*täD.
200.
De kaz terf de kiser usän.
■ 201.
De kaz hat det sto6heise.verliren.
202.
Wun de kaz net derhim äsz, hun de meisz hodhzet
203.
Wier wit de kaz am sak kifen.
204.
Fir ener kaz lüfen u6h tonsent meisz derfun.
205.
De kaz dit enem hisch, aver ed äs er net ze 'tr&n.
206.
„Na sSl mer de kaz knnl" söt de mousz, d& se am
. 166h w6r. "
207*
Gestilä kaze meisle gät«
208.
Wier en kaz huot, mesz de mält^fa z&däken.
209.
Wnn det. meiezke sad äs, äß idet miel bKter.
168
210.
Udi der kokescb drit spireu.
211.
Wat ned am koke^ äaz, mea um kam sen.
212.
De hin Itft är ächen.
213.
Tala!
pala!
de gSsz gö barbesz.
214.
In krö päkt der andrer net de ö^en oasz.
215.
U^ en bläinjt krQ träft ald iszt'de fttäken.
216.
Ousz der krd wirt nichen douf.
. 217.
De kr6 ma61it det näszt ausz däm.
218.
Er6 bä krd,
pö b& pö.
219.
Der kukuk liecht, unt brädicht net,
der far dier prädicbt, unt häld et net*
220.
Dir kakok lieoht seinj oÄrä fremt näszter.
169
221.
Der knkuk reft seinje natnen.
222.
Et fl&je' fil fijel angder'm hemel eräm.
223.
De fijel br&di{;en um l&fsten an ärem £lden näszt.
224.
Dq mäsch dreift de -schwolw ous ärem ijäne näszt
225:
Der &8ch wird äinjden um hift fttldngkich.
226. ,
Det fitochken hat de bäfelkä gefneazen.
227.
De giis {äsch frieazen de klenen.
228.
Ell gl&de fäsch kSn era net hSlden.
229.
Et sele nor perl sen, de krader fUinjde sich.
230.
Am porl (podl) säinjen de kraoden.
• 231..
De ndter feräkt net fun ärem gäft.
232.
A mt dmeseiii ä greszer d^r hftfen.
170 ■ -
233.
Et huot ndäh nichen ömes en b&felk& ägeschlakt.
234.
De mäke' kun aft sesz (af den zaker, a£ det binch).
235.
De mäk scheiszt.dem kiser af de nuosz.
236.
Wun de loua an de gräinjt kit, dinkt se, se wftr
äinjden dö gewieszt.
287.
Am gräinjt gid et der lousz gftt.
238.
Wun de lous an de gräinjt kit, mädbt se sich porich.
239.
Wier wirt sich leis an de pielz mächen.
240.
Flienh&der w^r licht sen.
241.
A. Dem mäsztkiewer geföld ed am k&besch.
B. Der mäaztkripes do6ht sich gäd am k&besch.
242- . .
„Nur imer vorwärts!" söt der kripesz.
243.
Der schnikeschnno^el sfil af de ho6hzet gön, unt kam
glat zer dÄf gerächt.
171
244.
„Got sa dink, dat desz lAnk riß en äinjt huot!** söt
der schnikeschnaogel , dän e drä schrät fär ge-
gange wör.
245.
De iQat dinkt, et wSr nireszt bieszer w& am kiin.
246.
U^ en schämpeszmat
dinkt är liewe gät.
247.
„H&t mij äser Härgod'en t)ääi»ch2nat gema6ht!^ söt
der Zegun.
Essen und Trinken,
248.
A. Schwarz brit
mädht de baker rit.
B. Zwibel o61i bröt
mächt de wängen rüt.
249.
Krokt
. falt de bokt.
250.
U^ en lous äip krokt äsz bieszer wä niche flisch,
251.
Jeszen
äsz net frieszen.
172
252.
Oät gesieszen
äsz lialf gieszen.
253.
Gät kan,
gät Ferdän.
- 254.
Huod
äisz half saot.
255.
M61 b4 mdl —
wor Ulnk 'äsz't jdr !
256.
A. Wier ze 6pdt kit, äszt häinjder der dir.
B. Wier ze hpht kit^ äszt af em biert.
257-
Ä. Wier ze &pdt kit/ cit ferläft mät dem iwrichge-
bliwänen.
B. Wier ze äp&t kit, nit ferläft mät de knödien.
C, Wier ze äpSt kit,
mät de brdke ferl&fi nit.
258.
Fu wat kit de gicht? .
fum äintchen,
fum fainjtcben
udh fum käntcben. ^
259.
Liefl bSlt hirscht te de kukuk nemi säinjen!
260.
Em mesz net äiojde mät dem grtsze liefel ieszen!
irs
261.
Eiq me9z ned ales af iszt friessent
262.
Et se' iiit dach w& brdtwtrscht.
263.
Af der ho6hzet wich brlt.
DÖ djBr hodhzet kimer u6h ntt.
264.
Wier fun der siip äszt; mes u6h det fitsch liälfe
bezuolen.
265.
Bäszt te hangrich, se l&k eSiz,. se wiri^t te uih durJitich. _
266. '
A wenijer em an de kächen did, ä bieszer schmakt se«
267.
Det waszer äs u^ an de schalen net g&t.
•268.
• Der weinj
äsz feinj,
det bär äsz gorestcher.
269.
NS weinj,
nS liewen.
270.
O tA h&rzer weiujgeBchniak !
d^injetwiejen gdn ich nakt.
174
271.
Der w^inj
dit del seinj.
272.
Fremt brid äsz der käiDJden'är semel.
273.
Kram uih schlecht
äs an det däpe gerecht.
274.
(Vom Brot.)
L&wer en dözen
wä en flözenl
275.
Wier de bröde wäl ieszen,
terf gafel u61i mieszer net fergieszen.
276.
Fäd ieszen
mädht schemern.
. 277. •
(Vom Bettig.)
Des morjest gäft»
ze roäta6n äpeisz,
des dweszt arznä.
278.
Näszt äsz g&d an de d^en
awer ned an de muo^n.
279.
„Ich d&nken! ij ieszen det flicv Q^ dne brit^* hat
gener gesöt.
- 175
.280. .
Wun näszt mt &sz, huot de norem sil rä.
281.
Schäk dich goijel!
et kid e plätsonr^n.
282.
Drsliaer brit, »
H^ltjier kreokt,
■ Strekferder bafltsch, -
Bülkeeer weinj
Sclifeszburjer fr&n —
b& dien äsz geat ßeinj.
283.
Läwer gedranken
udh gehanken,
wä net gedranken
ut)t do6h gebanken!
284.
Det baflisch schmakt net gät; bäs et drif gedanerthuotl
285.
Wol sesz sen de weinj mern — zeinöl ousz des nöber
seinjeni wäinjert!
286.
An uor§ äB alesz gät
287. '
W6 et der net schmakt^ losz st6n! *
288.
W6 et der net schmakt, ködh der artischoken!
.289. .
W6 der drech brtt net schmakt, se sSlz der't!
176
290.
Wd der.drecb brft net scbmakt, fräs en z&ngdözen?
291.
Wiem drech brft ze liebt äsz,' wird isat M sen am
ferdrodit kraszteii.
^92.
Wier ferscbamelt biid (kds) Sszt, ftinjt krezer.
293.
D&jlich brit
i^tält de nlt.
294.
B& de griszeii hären äszt em nÜh nö^ ropekächen.
295-
Geduld iwerwäinjd u^ e g&f krokt.
296.
Gebr£nteweinj äsz des husz&re se kafö.
297.
Geschmiert brid äsz desz schiler seinj h&nklich.
298.
Asz, wat der schmakt,
unt lekt,. wat te kiszt!
299-
Silz u£h brtt
dit de käiBJdem ntt
300.
Der drank
am mangt
sdt seinjesz härsens grangt.
177
301.
A., Ed äsz niche fSder ha esi hi geladen, dat net nö^
en gafel föl draf git.
B., Niche faider äs esu hu6h geluoden, ald&t nät n66h
e plan der kent di&f gö.
,302.
Gäf dem mel, ed äszt.
303.
En gechwichperd 6ne wurecht, äs en fri önen ho'uf.
304.
Ed äsz laicht hanger legde, wun em e läm gefrieszen fauot.
305,
A., Gät schmakt
mädit de käinjder nakt
B., Gät schmakt
ma^t den hainjdre nakt.
«
306.
Scheisze git hanger.
307.
Liwer scheiszen
wä der b66h zereiszen.
308.
GAt schmieren,
gät fuoren. .
309.
A., Dräinjk und äsz,
der uormer lekt net fergäsz!
B., Dräinjk en äsz,
äsen Härgot net fergäsz!
12
178
Schlemmer und Verschwender.
310.
Der Hanz ferdlnd et,
* der Hanz ferzierd et
311.
Wa em't gewänt,
wä eiii't ferspilt.
312.
Wo^esz gewänt,
wogesz ferspilt.
' . 313.
Fil dilesz,
sclunuol ärwesz.
314.
Bor Jen
niadot sorjen»
3i5.
Ous dem begelkaszten
säl em faäzten.
. 316.
Asz, dräiiigk^ unt los äsen Härgod en gäde man sen.
317.
L&wer säl der grisz torn ämfalen, wa en flasch fdl weinj.
318.
U lasztijen däjen,
iwerfäle sij är fil de mäjen.
319.
Am weinj ersofen är nii wä am waszer.*
179
320.
Et Ipile sij tnder är zän uorein wÄ ener rech.
321.
Ein fäinjd äinjden ireszt en dir oferiw
322.
Em segd äinjden ireszt en kip rü6hen.
323.
Ef sclimakt hält nireszt esi gät wä am schinkhousz.
324.
Ed äsz niübe krinzken esi bisch wä der zijer.
325. . '
Pet schinkhous äs öfgebr&t,
em liöd e fäzes dörgebät.
326
F61,
kwöl!
näszt liuu äs e läsztich liewen.
327.
Ousz der bid an tröch,
ousz dem tro^ äii't schaff
ousz dem schaw an de schödhtert.
328.
Ousz dem kaszten
an det fälpe»,
GUS dem iaipes
af de mäszt.
329. .
Der britipörer, der Iträkfoaz.
12» -
180
330.
Lasztich geHeft unt slHch gelitorwen,
htszt dem teiwel de r^chnung ferdorwen.
33.
Prädich, prädich!
de kirj äsz lädich.
Wijib und Ehe.
332;
• Matchen
houszr^tchen.
• 333.
Kurz u6h däk
äz e fräinjklich ügebUik.
334
Nö de schwarze kirsche stecht ein hi.
335.
An der schwarzer iert ger^t g&t kiren.
336.
Schtijhit ferziert,
tu^ent bleift wiert.
337.
Schinhit ferziert
awer det schäszelt bleift glat af em hiert. '
338.
Det gesicht bräinjt det metchen angder de honf.
181
339.
De heacht äpel se niadich.
340.
Wu sich de* metcher am späjel besän, zart der teiwel
. det uorschlö^li.
341.
A., Em säl det metche net ze muort dröu !
B., Em säl net mät mötchere jörmert bän!
C, Em säl det metche ned af de jormert fären !
342.
Ousz. der wuol
de kwuol.
343.
Det metche säl afsäze^ wuil em der wuo^e kit.
.344. .
Det metche säl g6*, wuu em et reft.
345.
Det mfetcheii äs en w6r;
gäf se dör!
ä läinjer em se hält,
ä wenijer se gefeit.
346.
Alzefeinj w6r git ned af.
347.
De ziprisz ferkift piterseltch.
348.
Wuort nor wuort, et kid unt piterseltch ferkifen.
182
349.
Gäf der dü6liter b& zegden en man !
se äs en. ipesz, dat sich net liälde kan !
350.
Wier wi^^z, w6 dier rekt,
dier »6 mir sekt,
wier wtsz, w6 dier fiert.
dier mech begiert,
wier wisz, w6 dier git,
dier mich nit?
351. . .
Aser Härgod äs em j&de metchen en man oder tousent
(hangdert) gälde schäldich.
352.
E jet däpchen
fainjt sein] däkeltchen.
^ 363.
En jM akesz fainjt är half.
354.
E jet m^szer fainjt seinj ätil.
355. '.
Der sak fainjt schi seinj e bäinjgel.
356.
E j^t räinjeltchen
fainjt se lainjerchen»
A., En jfet kro
dinkt se wer en p6.
B., En jet krÖ
dinkt är düchter w5r en p6.
183
358.
Et gefält sich nichent licht.
359.
A
Iwe wa en pö,
angde w& en kro.
360.
De fieszperäsz ienker wä de kirch.
361.
De fr&en dinke- se w^re schin trä,
wu se ene läwen xxih nö6h zwin derzä.
362.
De frä dinkt se wSr schin tra,
wu se ene gären huod u6h n5^ är dr&.
363. *
Mät den häinjde bäinjt em ilekt,
niät de fesze lüfe se fun enaader wekt.
364.
Des oweszt blän de kerbesz.
365.
Ousz em ü6h
riet det harz.
366.
E mazken 6ne bort,
en sop one salz«
367.
Ä., E mazken 6ne grün
e krokt one rüni.
' > ' B.y E mazken öne grün
e krokt 6ne bäflisch.
184
368. '
Alen dadli hi^, '
.äsz näkeszt hisch ;
um sangtich hisch,
däd äsz hisch.
369.
Greszen äs en hefleget,
danken äs en schäldeget.
370.
Öchine grosz!
fräinjtlichen dank!
371.
Metchen
uorem wermtchen.
372.
E man brächt nor de hänt ze wiejen, se hfed un eni
j^de fäinjer en fr&. '
373.
E kn^cht nor ousz strt gedröt
äsz mi wiert, w& en gäldä möt.
374.
Näm der hk zegden en wanz (fli) än't bat.
375.
Fra gefrat, '
13& gerat!
376.
En man öne frä
friesze wänzen u6h fli.
185
377.
Säch nor mäd enem ü^ aft m^tche' uiät geiiem af dät
wad et huot!
■ 378. ;
Istänt,
• wistant.
379.
Alt man udh jOAg fr& — sächer käinjt.
380.
Jang schihniäzterän,
alt bädlerin. *
381.
De fräe wiesche, bake, kochen,
unt fliejen' es u6li de kniö^liea.
382-
Der man säl äbräinjen,
de fr& säl zesumen hSlden»
383.
Der man sal miren,
de frä säl erhälden.
384.
E gät wirt kä ned esi m sumela, wä en licht wirtän
durchbräinjen. . ' *•.
385.
Wun em föd un ze frän
hun de lekt ze kän.
386.
Gied u6h gät wirt ferziert,
det schäszelt bleift der af em hiert.
' , . 186 :
387.
Ed äsz mer ned äm't meiszken,
wä äm't heiszken.
388.
De frä sal nfet de hisen an hun! •
■ 389.
Wän de frÄn waschen ont bak'n
säzt in der teiwel händer^n näk'n.
390. ' . •
A. Em ka laicHter en hiert huosn häid'n, alz en frä.
B. Läwer en sak föl fli häde, wä en licht fr&.
391. ,
Ed äsz net gät mät der schwijer un enem däsch säzen»
392.
Häinjder er fleiszijer frä wiweld et.
393.
A. Det mos u6h det gewier .uäi de frä sal em ne-
meszte lan.
ß. De ür, de bis u6h de frä
nemeszte' loa!
3^4.'
Peszpere git ftii-dö^ht
395.
En ägefihloä frä,
en ägesälzän hirsch.
396.
Iständ äsz krin niät huench.
187
397.
I&tänd
äsz der fräden iifänk.
■ 398.
En bisz frä äsz ses? wä inzken.
399.
Wier Rch impft,
dier kirt.
400.
Wun äser Härgod en nare brodht, se l^t e ein aide
man de fr4 ^tUrwen.
401.
De irscht frä fu Got,
dft zwiet fiin de mäinjtschen,
de drät fum deiwel.
402.
Wier nit de kä mät zaint dem kalf?
403.
Ferkud ich! det Hewen äsz kurz.
404.
Wun em de zwet hüot, wiaz em, wier de irscht w6r. ^
405.
De selich gewend em gor iilniöl.
406.
Steffuoter
Saide fuoter,
stefmoter,
bäscbmoten
188
407.
Wun aser Härgot de käinjt wäl ströfe*, git e'n en
stefmoter. ,
Haus, häusliche Sorge und Arbeit.
408.
Ijän hiert
gült wiert.
409
Läwer an em geschlöänen housz,
wä ganz dertousz.
410.
Ed äs iweral gät — awer um bieszten der hiin,
411.
Wun der öwent kit, schleszt em de dir zÄ.
412.
Schlesz, ,
net ferdi;esz!
413.
. Läwer zämöl gemieszen
wi iözt fergieäzen.
414.
Desz härn üch mä^lit det ruosz fät.
415.
Wier sälweszt ugreift, huod ed an häinjden«
189
416.
\V& der här,
esi det gesäinjt.
' 417.
Zw^ jör am hausz
am dräte nor erausz.
418.
Gesäinjt/ . -
dät fil ferleiszt uch fäinjt,
los ousz deinjera housz geschwäinjt!
419.
En trSeh d&ner kan em net genagt bezuolen.
420'.
Gänk schlöfen en stenjt no den hfnen unt stand af
mät dem dach.
42 L
A., Mät der san schlofe gon,
mät der san aftton !
B., Mät den Mne schlofe gon^ .
mät den hinen afstön !
422.
Meszichgang
äsz desz teiwels räbank.
423.
Meszichgänk,
ales iwels ufank»
424.
Wad em ned am hift huot, mes em an de feszen hun.
425.
Et gd dl gät scfaöw an ene ktaX.
190
426.
Wier uui iwe säzt um nechsten
kä sich äinjde wannen um bfeszten,
427.
Wier d'irscht kit, muold um irschteiu
428. .
Sorj äsz fir de schade gät.
429.
Baim auszkiern fant sij äler^z.
•430.
Firgeiiiii — un uorsiih gegräfen.
'431.
E j6r äsz ned un de stäke gebangden.
432.
Wad em gären dit,
Kid int iiet schwer un.
433.
Haf gedüld ! iszt dän der niciie mi zäinjt (knö6lie) wi.
434.
Fouel lekt hu gäre feiertadh»
435.
Nit '
säkt brit.
436. .
J^ed äinjde kadhen,
ned äinjde ladien^
ned äinjden zeren,
ned äinjde b^ren.
191
437.
Gon de narttn af de mnort,
huu de Juden eri gäde hmort.
438.
Koin de ü^en an Ae häinjt!
439.
Frören u^ liren
bräinjt inuntclien ze iren.
440.
Ddd äs e licht jonnert, duor em am elf ze frä, am
zwelf ze länzem kit.
44L
Fimi wenich dinke bekid ein lit bor.
442.
A., Fum alzefil dinke bekid em grö hör.
B., Fura alzefil dinke bekid em en glaz.
443.
Näszt lo8 af de länk bänk!
■ 444.
Wim te näszt nii huoszt, wirst te kli muolen»
445.
Wöhär nien, uht net Stielen ?
446.
Wun det da6h diej äsz, w& säl et trepsen?
447.
Wun de kof lädig äsz, drid em ämsonzt nn der pip.
192
448.
A„ Schmeisz gild an de bä6h!
* te seiszt ed af de gorefösztdädh !
B., Schmeisz gield an de l>ä61i!
te seiszt ed af de nemerraiszda^Ji!
•
449.
Det gielt wieszt n«t, wun em't set.
450.
tmdl
äsz kimöl! ,
4ol.
Et fleszt fil waszer an der bS^ derfun.
452.
Losz mij, ich loszen dij uäfa!
453.
Zwiemöl gebangden
fieszter befangden»
454.
Af der' bierenhokt lekt em Hanger.
455.
De wegdebini dron nichen biren.
456. • ■
Wier sich ned ämsekt
dier lekt.
457. •
Dreien, dreien — hemder drön !
zäinjzeln, zäinjzeln — naktich g6n.
193
458.
Et kid enem näkeszt äszt ämsonzt.
459.
A., De gebrddän douwe fläje ned an der laft eräm.
B., Degebake kletite(£Siikich) fläje ned an der laft eräm
460-
Et falen nichen krape fum hemel emof.
461. .
Et r§nt näkeszt tukaten.
462.
Wier de häinjd an de schisz liecht, diem ferdreje se
463.
De arbet huod noch neraeszten den apetit ferdorwen
oder de schlöf ferdriwen awer munch i fouler äs
un zenge ferrak^
464.
Arbed äsz de bieszt i^pekutazion.
465.
Wä de arbed, esi der lin.
466.
Wä era seinj arbet madht, esi bezuolt se sich.
467.
Hard arbet
laicht schlofen.
468.
Fil arbed an der ju^ent,
gät rieszten äni älder.
13
194
469.
De Jangen am achwisB^
de alden de häinjd am schisz,
470.
De arbet wul nemesst ärwen.
471.
Wat te hekt dtszt, meszt te more n^t d&n.
472.
Fil arbet, fil brit;
fil 8chlimpre\ fil ntt.
473.
Fil arbet,
fil ferdänen.
' . 474.
An der san/ ferd&nd em de schaden.
475.
E jfed arbeder wäl seinje lin.
476.
W& der mäinjtsch, esi de arbet,
w& de arbed, esi der mäinjtsch.
477.
Ugefangen, hatf gedön.
»
478.
Arbet schäzt fir aormet.
479.
Arbet let net darwen.
195
480. '
Arbet fäinjt ein iweral u^ äinjden.
481.
Hortich bS. der arbet,
hortich h&m ieszen.
482.
Der här ftrOusZ;
dernö kit det g^nz housz.
483.
Et wis e j^der, wo en der scha^h dräkt
484.
Ed äsz wäszer äni branen, awer ein nies et schäpen
485.
Pil bän,
fii ferdän.
486.
Fil begieren,
alesz^ ferzieren.
487.
A.. Der alenda6h bro^t fil. '
B,, Der alendäd6h liuod e grisz mel.
488.
Schulden um näe jor,
schulden am ganze jör.
489.
Fil schulden,
fil dulden.
13^
196
Handwerk, Staude und Klassen.
.490.
Det hSntfreng äs e gäldä bodem.
491.
W& em det hantfrenk dreift, esi ^d et
492.
An der wierkesch akert der h£ntfrenger.
493.
Jörmert b^n,
fil ferdÄn,
wenij an de kaszten dän.
494.
Siwen hSntfrenk«
firzan 4gläk«
495.
A., Möntich bl6,
däsztich hangshör.
B., Mdntich blö;
däsztich banger.
C, Möntich bl6,
däsztich net d6.
496.
„Hält tk, ech hälden nel! halt t4, ech halden ngt!«'
söden desz schnegder seinj stach kinenänder.
497.
Stach wekt
befördert de lekt.
498.
U6h der däptner la6ht, dän e ämge&tälpt hat.
197
499.
Der Bchoszter recht nö b^h.
500. ■
Et. ^t Hieben gröfbit iwer des fltscher seinj.
501.
De bedner bftinjden de kofen,
unt wälen u6b gären drousz sofen.
502.
Gielt hon äsz det bieszt häntfrenk.
. '503.
Der kfifinän lift seinj wuor.
-504.
Der küfman hiazt eu jßde: ^gnedijer här.^
505.
Der käfmän dinkt: .
kiszte net hekt
kiszte mer moren^
kiszte mer iszi,
se meszt det bezuolen.
506.
Der kufman Sprächt:
kiszte mer sälden,
meszt te't entgälden.
507.
Wun em dem gebouren de fesz krit, se geschwale se'm.
508.
Wun em mät dem geboure lacht,
wird em fum gebouren ouszgeladlit»
198
609.
Soldäteständ äs e glänzAs kVkuL
510.
Wun de muoBer matolitre, mist etrichtioh fdn«n.
511.
Et ka nemeszt ipoksen twer e» fiujr.
512.
Der kukuk Hecht unt brädicht net, ,
der far dier prädioht, unt häid et iiet.
Et kit niche far an hemel.
514.
De l^täder gd mät saidene kleder,
de hu de scholden mät dem faider.
515.
Der Städer ir Mrttrek äsz guer e hesch dang,
se ferkefen ir haiser iber en wail mät der b&ng.
516.
Wält te saksesch baron sen?
517.
De kenenk dinken, se ttrften den angdertönen nor de
ü^e loszt^n, dat sedermät schrä k&nden.
518. .
De M^lemb^her
hun det mel äinjden um buchen
519.
De Sch^zburj«f mühen de dir /Ine mftt dem uorsch zä.
199
520.
Ze Medwesoh riet em ferbltoit.
521.
Käpes äsz net &r fa geftpfiseel.
522.
Ze Krine pUltecht em mät der lijegiszel.
523.
£ jdt Br&ser huot de ibtatuten hlünjderm iwen.
524
9
De Bistrizer .se Fuzenisener.
525.
B& Dräsz hirt det saksesch fnoter Sser af.
526.
De gäsz walfuorte ke Bluosendurf.
527.
Der schweinjshirt wdr zomij af de gemin.
528.
„Eile mit weile," biszt ed af dem ISntdadi.
-529.
Dem prokerater mes em e j^t wirt mäd em taler bezuolen.
580.
Der Tirk uäi der Tater,
dät vr6ren zwin gefater.
200
531,
„Der somer wfer ouszzehSlden/ . hat der Zegun gesöt^
^wun nor der wäinjt geng, unt der wäinjter u6h,
wun nor niche wäinjt geng»
Ö32.
Wun der Z&kel dra pelsebim huot, • dinkt hie, e wer
äm^en.dräer mi wiert^ w& en ander mäinjtsch.
533.
Wun em n6 em hangt wirft, troft em en beamten (fefen).
Alter und Kiiidheit.
534
Ält bän ich,
nemi kän ich.
535.
Dem diud äsz nemeszt ze ktaxk.
536.
Fir den did äsz niche krokt gewuoszen.
537.
De aide mesze slärwen,
de jange käne stärwen.
538.
Hegd u mir,
moreii un dir.
539.
Net sa bekrit,
der dit dier kit!
201
540.
Woräm rakerdt te dich? te meazt jo dog iazt stärwen.
541.
Et huot nddi nemeszt erzilt, w& et dertiw äsz.
542.
Wan en alt m&n
iwer'n dirpel schregde kSn,
äs em äinjde nöih net ze tr&n.
'543.
Wier lang sopt, lieft lang.
544.
De alt scheire br&n um ärchsten.
645.
Lir ta deiüje fuoter käinjt mädhen!
546.
0
X ' U^ e ffirman,
dier nemi pl&tsche kän^
hirt det platsche gärn.
647.
Der alder sal em ipöte, nor de kräpel net
548.
U6h ded alder äs en kr&nkhit
549.
Ed äsz nemeszten un de stere geschriwe', wä lang e lieft.
550.
Alt kän em äinjde wärde, wo cm nor liefdäch huot.
202^
551.
I fuoter erhäld Inder zk käinjt^ w& z& käinjd ene fuoter.
552.
Wuor der faoter schlft. do wieszt det flisch, wuor e
fremder scfilit, d6 fald ed uof.
553-
Wat des fuoters
äs u6h desz saties.
554.
Gnödebrit,
souer brit.
■ 555.
En S\t ruosz gid em dem häinjer.
556.
WS de alden,
esi de jangen.
557.
Ded älder sal em iren!
558.
De älden zem rot,
de jongen zer tot
559.
De Slden häinjderm iwen, djangen häinjder'm pla6h.
560.
Jang geriecht,
am älder gefliecht.
203
561.
£n alder daöti iran äsa lichter wk dtt
662.
' En aide säinjder erkänd eni o>a82 der ftrt.
563.
Gät wfer et lang liewen *— wun ded alder net wfer.
564-
„Üet §en de dach, • da mer net gefalen" hat der So-
lamo gesöt.
505.
A. Wun de aide rieden, schwejen de käinjt.
B. Jang lekt sele bä den JÜlden
de tre brechen, unt det mel hälden !
566.
Klin däptcher Iftfe laicht iwen .
567.
De klin dr&keltcher stäinjken ärjer w& de griszen,
■ ' ' 568.
Wu gät weinj gerSt, geröden de käinjt.
569.
Kit käinjtchen . .
e riesztstäinjtchen.
570.
Kli k^njt,
kli sofjeii,
grisz käinjt,
grisz sorjen.
204
571.
E käinjt schrlt sebf , wan et hangrij. äsz,
672.
Fil käinjj;, fil, „fuoter Sser!«
573.
Fil käiojt, fil ätäkeltcher brft.
574.
Wier nichen käinjt huot, wisz net woräm e lieft.
575.
Wier nichen käinjt huot, känt net frad udh lit ,
576.
A. Span,
dan.
B^ Kan,
dan«
577.
De kli käinjt han det fad angder'm pil.
578.
De kli käinjt hu lachen u6h schran an enem säkeltchen.
579.
Der käinjden ärziren
äs am uorsch ferliren.
580.
Klin hangt se bisz.
581.
Klin hangt bile gärn.
205
Ö82.
Elin däptcher iüfe laicht iwer.
583.
Kiin dräkeltcber ät&injken um ärchste'ii.
584. " -
Wun de käinjt schran^ bekun de meiszker knietwaszer.
585.
De käinjt se from, wu ae schlöfen.
586.
^ Ded ächen &sz net kläjer w& de hin.
587.
De käinjt terfen net kumpern.
588.
Wat de käinjt rieden, äsz gor gäre wör.
589.
Bäsz det brtt bakt, Itüt-f det käinjt.
590.
A. Wun de jange grisz se', fläje se oqsz.
B.^Wun de jange flijel hun^ fläje se ousz.
591-
Em mesz de käinjde' net wij ar schielen!
592-
Kla6h käinjt liewe' net lang.
593. .
Recher legden är käinjt
geröde Bälde gät.
2()6
594.
Bietklok reft gät käinjt himen.
595.
Wä em sich de käingd erzecht, esi huod em se.
596.
A. De'r&de se net fir de kazen; em säl se de käinjdern
häinjder de ^päjel ät&chen.
B., Ai wor gät
äsz de rät!
597.
L&wer seien de käinjt schra, wä de älder.
598.
Schlä6h der de käinjt; net dat se der andre schlön.
599. ■
Wat de älder net schldn, dät schltci äser Härgot.
600.
De rät wiert de galjen uof.
601.
Birkä bijöltcher,
se ftr de bisz fijelteher.
602.
A. E käinjd,
e wäinjt.
B. E käinjt ,
äsz w& e wäinjt,
awer wun enem der sadelhäszt stäkt, —
däd äsz niche spÄsz.
207
603.
Wad enem de älder sen, d£t wisse em nor, wun em
se neini buot
Gott
604.
Dier alt Härgot lieft noi-h
605.
Äser Härgod äsz itark u^ an de schwachen.
606.
Äser Härgot let sich net iipoten.
607.
A. God elt net,
Got weit Ddt;
6 kit zä seinjer zekt.
B. God elt net,
e weit net.
e fhinjt ind awer 'd^nich.
608.
Wat Got wäl erkwäken,
kSn nemeszt erätäken.
609.
Wat Got bescbiert,
äs äinjde wiert.
610.
Aser Härgot schltt net mät dem kläpel.
.611. .
Aser Härgot feit net mät der dir än't housz.
- ' 208
612.
Wier Öot ferträt,
huot ned af sant gebat.
613.
Nor aser Härgot ferlet dich näkeszt.
614.
Aser Härgot liuot fir är fil ze sorjen.
. 615.
Aser Härgot sorcht fir de uorem wisen. .
616.
Aser Härgod äsz rech — hie gid uÖb den uormen.
617.
Aler gäder däinj sen dra.
• 618.
A., Spot nor/ spdt!
am hemel äs e Göt;
dier wirt dech fäinjden^
,mät alen deinje säinjden.
B.Spot nur, Spot!
am himel äs e Got ;
e wirt maich Misprälch'n, *
dech wirt e an de häl strichen,
619.
Wiem aser Härgot gät wäl, diem let e u6h de isze
kalwen.
620.
Mät asem Ilärgot let sich ned äpäsen.
621.
Wier huod äsen Härgod tm der griszer zin?
209
622.
Bä 6od äs alesz niejlich.
623.
Fu Got let sich filed erbiden, awer näszt erzwäinjen.
624.
Wat Sil ousz der wält wärden, wun äser Hftrgod em
jede s^iDJe wäinjtsch erföle wil.
625.
Got gid et,
Got nid et.
626.
Alesz wad an hemel kid äsz gät (m^r sSsz ed u6h
Dor an em fare wäinjkel häinjder Gotes ugeBicbt).
627.
Ed äsz fkr bäs an hemel.
628.
Um äinjt,
dö aser HärgQt wäinjkt.
629.
Et raes äinjden äszt sen,
wat den hemel hält;
dat e ned eruöwer fält.
630.
A. Et bieden är fil za äaem Härgot.
B. Et wuorden är fil aw äsen Härgot.
631.
Äser Härgot kit ned äinjde mät dem danerwäder
14
210
Tugend und Ehrlichkeit.
232.
Wat der mäinjtsch dit, dit hie sech.
633.
Diszt te gät,
huoszt te gät,
diBzt te net gftt,
kit de rät.
634.
A. Et kid ales un dä6h,
B. Et kid ales un de san.
635.
Det fielt hnod ü^en,
der bäscb huod iüren,
636.
A. Ed äsz n86h nemeszt der &tr6w entwascht.
B. De ätröw äsz lum, awer se erlangd mt do6li,
637.
Ir äsz m! w& bSfltsch.
638.
Aricht g&t ged&t n^t,
639.
Aricht gät kit ned un dräten liäm.
i
640.
Hangdert j6r dr^dht^ äsz ned en minut rScht.
641.
6elitilä gät kreischt ousz der iert.
211
C42.
Et schlön !nd äinjden
De ijä säinjden.
643.
A. G&t ferlire, fil ferliren,
Ir ferliren, alesz ferltren.
B. Brit lerllre, fil ferliren.
ir ferliren. alesz ferliren.
644.
G&t wärk
bro6lit zekt
■ 645.
Ferspr^chen,
säem net; brachen,
646.
Ed äsz laichter feräprSche w4 häldeo.
647.
Schinke, Schinken —
nemi nien !
fäiujde, fäinjden —
weder gien !
648.
Lang gehorcht, .
net geschinkt.
649.
Wat net deinj äsz lasz itön.
B50;
Wier leclit,
bedrecht ;
wier bedrecht,
dier stilt;
wier i^tilt, kid un de galjen.
14*
212
651.
Net fainjt, t em ferleiszt!
652.
Av ägekierde binke' fiunjden de riwer,
653.
Alzegemin
mädht de ire klin.
654.
Schinhit fergit,
r^chtschafenhit bestit.
655.
Em jeden det seinj.
656.
In hälw äsz de ander wiert.
657..
Wier Ir am leif huot^ let sich net ^tiszen.
658.
Net känen äsz nichen schänd, awer net lire wälen äs
en schänt.
659.. .
Em sekt de legde wol af de kitder awer
ned an de mögen.
660.
Mät tächteln
u6h inächteln
kid em do6h net far
661.
Det riede koszt näszt.
213
662.
Sol em sich det manl dr^ wai der blö6fa den wirbesz?
663.
Em mesz net fam hire sdn rieden !
664.
Em sal net meren drön.
665.
Licht mel
git un der zel,
awer de ströf kid iwer en wel.
666.
Aler legden är fräinjt,
äsz nemeszte fräinjt.
667.
Äilt fräinjtschaft bald an iren!
668.
E jfeder dit nor, wat e kan.
669.
I -
Wier gäre git,
an hemel kit ;
wier net gie wäl,
kid an de glänich häl.
670.
Gaet dem Barte^ u^ en strämpel!
671.
Wier dem norme git,
ned uorem wit
214
672,
Gielt huod uäh der Jut.
673.
Et äez laicht, am ^äp knärea.
674.
. Wier fil frödht;
git net gärn.
675.
Irlij uormed -äsz nichen schänt.
,676.
'irlij uormet färd an hemel.
- 677.
E M^irt schilt niche rflp an*
678.
A. Net schlöf mät deinjem zire ; sona&t wier wisz, mät
wat de erwache wirst!
6. Net.nom den zire mäd än't bat!
679.
Wohär der flia^h iouszgit,
duör e uch zeräkkirt.
680.
Ed äsz gät, wun em de legden an d'dge sä käii.
'681.
Der riwer zecht sich de kap an de ü^en.
682.
En irlich gesiebt terf de san beschengen.
215
683.
Bedink, bedink!
de wedwen nÜh wtse net krink!
684.
Irlich ferd&nt brit schmakt um bieszten.
• 685.
Guore kan em et näkeszt r^cht mä6hen«
686.
De gäde' gefalen, äsz bieszer w& guere' gefalen.
Schicksal und Weltlauf.
687.
Det gläk äsz ku^elränd, awer et schepelt w& e goren-
hift.
688.
Det gläk äsz w& der wäinjt,
et kid uut git geschwäinjt.
689.
Det gläk äsz nemeszte'n un de &tere geschriwen.
690- \
Det gläk äsz nemeszten u'n zäpe gebangden.
691.
Det gläk huot mät nemeszte bräderschuft gedranken.
, 692.
Et git gor wenich sangtichkäinjder.
216
693.
Det gläk
drfetde räk
äin A^ebiäk.
' 694.
A lichter der sträk
dieszte bieszer det gläk.
695.
A. An ärmer de zekt,
Ä lichter de lekt.
B: An ärmer de zekt,
an hiferdijer de lekt.
696.
„Wier huot mer meinj kap ferötödhen?" söt deri gang,
unt hat se af era hift.
697.
Gener sas am sadel unt sot : „Ir lekt, hud er net me
ruosz gesän?"
• 698.
A. Wier zem krezer gebiren äsz, kit net zem gälden.
B. Wier zem grosche' gebiren äsz, kit net zem taler.
699.
Wien äszt beträfe sal, dier entgid em net.
700.
Fir wad em grält, dat träft gären an.
701.
Ferkrech dich wuor te wäjt, wo dich ded 4gläk
säkt^ esi fainjt et dich.
217
- 702.
A. Ed äsz ned alen dä^h saQgtich
B. £d äsz ned alen d&tii fSsztdädi.
703.
£d äsz ned äinjde jörmert«
704
£d äsz nö6b ned aler dS]^ dwent.
705.
Ein.säl den hischen dä6h net fir em öwent liwen
706.
De wält wirt näkeszt bieszer.
707.
Et kit Salden äszt bieszeret.
• " 708.
Asen Härgod af der zang,
Den deiwel an der lang.
709.
, Hieben bous as 6ne rücb.
.710.
E jSt housz huot se gekierschel.
711.
E jöt Zign löft sai rosz.
712.
Wun em de wörh^t gaicht, schied em enem den
firjelbogn äf den schärl.
218
713.
A. De wörhit huod en lichte lin.
B. De wörhit wirt mät schlieje bezuolt.
714.
De wörhit fäinjt sälden en ustälung.
715.
A. E jfet daäi huot seinjen öwent,
B* Un em j^den da6h git de san iszt angder.
716.
Der apel fald uof^ wun e reiw äsz.
717. ,
Em schnekt det kire ned, i et reiw äsz.
718.
En här äsz seinjes amtes kn^cht
719.
Der bezuoldadh bleift nemesziten ousz.
720.
Wä te der batst,
esi wir&t te ISn.
721.
Wat te der äbr6kst,
dät wirst te frieszen.
722.
Wä de diiszsOt,
esi der ären.
723.
Hekt flechst te,
morc krechst te.
219
724.
Ed äsz näszt esi schtn geipanen,
et kid emöl un't lacht der sanen.
725.
Wat ned äaz^ kan äinjde wärden,
726.
GM röd äsz deier.
727.
Laichter ze r6den
w& ze hälfen.
, 728.
W& der rdt,
esi de tdt
729.
Giesstern äsz fergangen.
730.
Um Bondwend mesz de san u6h nor en zfiinjke sehen-
gen, dat sich der kanter u6h de uorem wisen är
hemder drejen.
731.
Der teiwel ä8 en trut.
732.
Wun der stih ouszder hänt häous äs, äsz e des teiwels.
733.
Lir tä den teiwel käinjt werjen !
734.
Der teiwel huot nichen rÄ.
220
735.
Ed äs tn deiwel dier de lekt wercht.
736.
Wu mer baken Ku mer wich brit,
wu mer ätärwe' se mer ätindit.
737.
Der dit kid, 6w etn fir em grald oder net.
.738;
Rir. dich, rijel dij ! am gräf huoszt te rÄ,
739. . -
Et fleszt fil waszer an der bäg uewen, dat nemeszt
dräinjkt.
740.
Wo fil üsz, sumelt sij äinjde nö^li mt.
741.
Det gläk grält fir den normen.
. . 742.
Nä bieszem kiere g4t.
743.
De alt proföte sen dit,
de näen h^d em af. ^
'744.
Wad enem net gefäit, dat glift em net gärn.
745.
Em kän n§t de wärld un hälz nien.
221
74(>.
. Em kan net de kerl häinjder sij uofschnegden, und
ousz der wäld ousze lüfen.
. 747.
«
Det fat schwämd iwen.
748.
Wier det meszen erdacht huod, dien h&d em afhö seien.
749. •
Mos äsz mi wä: ich wäl net.
750.
Mos äs e bäter krokt.
751.
Wier wisz, wat der more bräinjt?
752.
A. Wier wisz, Wad esz nddh befirstit?
B. Wier wisz, wad e^z no6h beträfe säl V
753.
Wier huot det gläk
af seinjem räk?
154.
W& dir,
*
esi mir.
755.
Wun em
wäszt
aler huosen är näszt —
se bro6h
em nichen bisz,
756.
Äser Härgot kä neineszten en extra wursclit brAflen.
222
757.
Et gtt mer, vr& et guere git
758.
A. De gebieder der mäinjtsche se filerlä. -
B. Ed äsz fileirla, am wat de mäinjtschen äsen Härgot |
biden.
759. I
Bä em j^den &gläk, äs u^ e gläk. <
I
760.
In ^läk kit Salden elin.
76L
Kit det gläk,
Kid et däk;
Kit det ägM,
Kid et weder däk.
762_
' Enesz seinj dit,
des andre se brit.
763.
Wun de aide Stärwen
Kun de jangen zem ärwen.
764:
Em rithiwdije sal em net .trän.
765.
Rit hör u^ erle wuosze ned af g&dem bodem.
766.
Rit hift,
bisz blät.
223
767.
H&t ^ch ftr de geztehenden!
768.
Wier zem grosche geschlön äsz , kan net zem zwin-
zijer wärden.
769.
JenerSl oder korperäl, wun et sij nor um &injt rolt
770.
Di de. schaden höt,
höd u6h de äpöt
771.
E j^t woräm
huot seinj doräm.
772.
Wirit te gesabgt,
yfirkt te gesangt;
wir^t te net gesangt^
frieszen dich de haixgt.
773.
A. De lateinjesch kS.chen äsz deier, unt schmakt do6h
licht.
B. Apentiker koche bäter, unt losze sij är kächen doch
Jeier bezuolen. •
774.
Wi dem, diem de lateinjesch kächen hälfe sal.
• 775.
Der morn äsz wä der hekt.
776.
Ned ales äsz gük, wad en glänz huot.
224
777.
Wo e wenich muork äaz, dö sumelt sich ini.
778.
Wiem em de trscht dir ferschleszt, diem wirt
dernö nireszt mi afgemä^ht.
779. '
Ed äaz filet, wat de wält — hält
780.
Bäs det waszer fleszt iwer z& stin^
äs et weder rin.
781.
E bedräinjt mangt
ofenbört desz härzens grangt :
' 782.
Ed äsz hart, wun et gefriren äsz.
. ■ " • 783. -
Alzefrom
geniert sich kom,
half Zegun
kit derfun.
784-
Det recht
1 huod en nuosz ;
ousz wuosz ;
em dröt se, wä em wäl.
785.
Fräinjd an der nit
gön tousend aw e lit.
225
786.
God erhält de fräinjtschaft ! — se douert net lang-
787.
I Lit' de fräinjt, wun te mäd e gedilt huoszt.
788.
W& de^ tra wort gebiren,
kam e jSjer mät d(3m hiren,
en bläsz se an de wäinjt,
dat se na nemeszt mi fäinjt.
789.
Hochzetklider u6h lecheklider hu sich n6^ äinjde
gefangden»
790-
E j&t da6h
huot seinj pl66h/
791.
E jet dach bräinjt det seinj.
. ' 792.
Wun em en hangt schlö wäl, fäinjt em schin en kläpel
t93.
Wun em ene wäl sturkle mache, kan em enem
schin e kläpeltdhen an de wiech schmeiszen.
794.
Licht gebiren,
licht ge&torwen» ^
795.
A.
Akrokt ferdirft net.
15
226
796.
Der teiwel Lilt seinj käinjt net,
797.
Ttä t& dem teiwel ! —
798. •■
En licht akesz f^rleiszt em net.
f99.
Der teiwel git sich nichen frit.
.800.
Aid iszt hälft in dai^erwäder mi wä zä fuoteraser.
801.
Der hol fölt ned äirijden an't kiren, e fierd ug
äld iszt durch de Stapeln.
802.
Häjf, wat hälfe kan ?
Sprächt hekt zeduodh irk u6h man.
803.
£m sekt gäre schäz blän.
804.
Et sekt ned e jMer achkz blän.
805.
Et gid enem ned e jSt dräm an erfklunk.
806.
Et bräinjt ned e jöt drüm en tärno.
227
807.
Et huot ned e j^er eki gäldäne ätärn af der
Stern. - ,
808.
De zöng sen ued iweral mät brötwirschte ge-
. flu6ht
; 809.
Der hemel hSt ned äinjde fdl baszgejen.
• 810.
A. Et douert näszt iwich.
B. Et d(5uert alesz nor en zekt.
811.
Fu wad em fil riet, dSt wirt gäre wön
812.
Wat'de lekt wäinjtscjien^ dat gliwe se gärn.
813.
Lilcher, Ak enem gefale, let em sich gäre fir-
säinjen.
814
Nä litcher hird em gärn.
815.
A. Nä schagen dräken int.
B. A' nae schage spird em de felsternü^en.
816.
Alt klider drtd em gärn.
817.
De san gid alen dag af.
15»
228
818.
Walt blöift wält
819.
Stärwe mSsze mer gaor.
820.
Mer mesze guor iszt än't gräsz bieszen«
821.
Mer mesze guor iszt hemelzen«
822.
Mer mesze guor iszt ämegön.
823.
]\Ier dän de ü^en alen d£6h z& — awer emöl
d^ mer se nemi af.
Weise Beschränkung und Bescheidenheit,
824.
A, Nö den däken .
mes em.sich sträken.
B. 'ISträk dich no der däk !
825.
Wier wenijet ferschmet,
äsz filet net wiert.
826.
A. Spuor wun te huoszt,
se huoszt te, wun te brochst!
B. Spuor, wun te. huoszt,
unt nem, wun te dorfst!
229 -
827.
Zw6 fire'klln
b6 bieszer, w& in elin.
828.
Wat bieszer äsz w& en lousz,
dat noni; unt dr£^ änt housz!
.829.
OuBz dem hanger
mesz em langen.
830.
Zwin ätrtsäk
86n u^ e bat.
831.
Hält der en zierefänenk,
'hält der en irefänenk,
hält der en i^tfänenk I
832. ,
Länk klider,
kurz sän ;
däk Bcbädel,
näszt drän.
_\
833.
Aingde nor bäsz wuor et langt I
834.
A. Wun em fil rutscht, wärden de. hisen dän»
B. Fil erämrutschen mädht hosen raiszeti.
C. Fil erämrutsche' mä6ht den uorsch blisz.
835. • .
A
I äpuorer^
drä zierer.
230
836.
Ousas dexa kop
an det schaff
dät let em sich gefialen;
ouBz dem schof
an de kdp,
dät wäl nemeszte schmaken.
837.
Bartlemiszriszy
mädht den uorscb bltsz.
838.
Zeklij an trd6h
git behanjd e lödi.
839.
Fil gesprangpn,
net fär gangen.
,840. ,
Wier hi Stecht, ' !
fäld u6h defc !
841.
Wier ze fil aflat, niesz fir em dir uofladen.
842.
Alzespäz
brächt gor gärn.
843.
Wat hfssz uföt
hirt Stanipig af..
844.
Laiber e kli här •
wai e grüsz kn&cht
\
231
845.
Wo näszt Slbz, huod adh der kiser det r^cht ferliren.
846.
Läwer äszt^
wä näszt.
847. •
Ferläft Dien ä«z g&t --
zemöl wun em mesz*
848.
Wun em net flisch huot, madht em e länk l&went
849.
Ze fil äs ^gesangt,
850.
Wier sij iwerfräszt, mesz weder fu sich gi.en^
851.
Wenich
äsz seszlich*
852.
Wo näszt äsz,
dd wiecht näszt ^
853.
Wier am schaf säzt, kä mer äinjden da köp liwen.
854.
Wier de lad an de wegden,
kä laicht flüre' schnegden,
855.
Wier ousz 'em föle nit,
net ^i sich dit.
232
856. ■
Ed äs2 licht, fum brtde liewen.
,857.
Wier den imer huot, kä scb&pen.
858.
Wier b& der pip äsz, broäfat nor afzedr&n, esi kid et.
859. '
Wier en w6gden uorsch huot, ka laicht furzen.
860.
Ded iwerklit
däkt ale härzelit.
861.
Säj u6h, wate krecht,
net nor wate flecht!
862.
Flech, wun der de flijel gewüosze sen !
863.
Et let sich ned ales iwer't kdä brachen.
864.
Uta mesz net fun alem hun.
865.
Wier alesz wäl ha, bekit näszt.
866.
Kif, wun, te gielt huoszt,
unt zubl, wat te scbäldich bäszt!
233
867.
Abessuolt schale kerzele gärn.
868.
A. Häinjder hier kit de röchnung.
B. Häinjder hier kit det bezUolen«
869.
A. Wier af zwin itäl säze wäl, säzt derzwäscheil.
B. Em kan n6d ale Itt&l mäd enem uorsch besäzen.
870.
E j&t feierchep huot m&r nor rüih.
871.
Rdnd et net, se tröpst et, gid et net feier, se gid
et dodh rü6h.
872.
Wo et der net.rdcht äsz, se säz neder! -
873,
Wo et der net rScht.äsz^ se säz, duor de brokt
874.
Wd et der net reckt äsz; se fräLojder dich.
• 875.
A. Wier gärn dSnzt, diem kläinjd u6h det Sto^eise gdt
B. Wier gärn däczt , dier let sij u^ af 'em öto^ßisen
aföpilen. ' ,
876.
Bieszer licht fuoren, wä härosch ze fosz gön.
877.
Der geschekt git nd
234
878.
E jgt d£di koszt gielt
879.
Beäzer gruisz
wä bluisz.
880.
Läwer en helzeräne fosz, w& glat nichen.
881.
Et fält niche lüm aw ene sträch*
882: ..
Gediild iwerwäinjd alesz.
883.
Wier dkndy äsz nichen här.
884. •
U^ en firgesazten oasa ätriggdrSt mes em iren.
885.
Em mes äldiszt dänze, wä em enem gecht.
886.' .
Zwin hart itin ,
muole sälde klin.
887. •
Mät dem ijesän
Btiäzt em nichen tören am.
888.
A. Em kan net mät dem hift durch de mouer ränen.
B. Wun em mät dem hift durch de mouer räne wäl
zebrächt em sich de schärl.
235
889.
Ijesän mesz gebrööhe wärdeiu
890.
tjä wäl
fänjt Dieben kVM
891.
fjSL Wäl
bräd an der häl.
• 892. .
Bäk de räk! .
bäk de räk ! .
8Öt der wödhtlekenenk.
893.
Wo et der ntdij äsz, se gäf deinjem bedänten en
krezer, ont gänk sälweszt!
894.
A. ^gelade gieszt s&zt em hftinjder de dir,
B. Ageladäne gieszte' weiszt em de dir.
895.
Ageladä gaszt
äs en laszt
896.
Mät' griszen hl^ äsz liebt kirschen ieszen — de käre
spräzen enem k&m gesieht.
897.
De fieszper äsz häinjder der prädieb.
898.
Hot! wuor driszt te den Hansi?
236
899.
Ndm e bliet fir't mal!
900.
Net riet, wnn en trdf ze fil an der ätuw äsz !
9Ö1.
N^t riet, wo Bcbäingeln af em dSdfa sen !
902^
Em ki sij i ze dft riede, wä ze dit falen.
' 903.
E wird äsz schärfer w& e schwiert.
904.
Wirter
se Bcliwierter.
905.
LosÄ der aet det mel gö, w& der int der aorsch!
906.
Dink, wat te rietst!
907..
Schwejen äs u^ en antfert,
908.
Nor wun em eltn. äsz^ ferriet em sieb näkeszt.
909.
£ra broihtde geliejenhtt net famzäng eruofze reiszen.
237
910.
Fil geriet, i^enich bedö6ht,
huot schi fil lekt an ägläk gebrödht.
911-
Em eal de wirt kän,
dernö ouszipSn!
912;
Wech deinj wIrt,
t em se hirt.
913.
E fridenswirt
äs äinjden um irt.
914
A, Em mes ned ales af de lukätew86h liejen!
B. Em raesz ned e jfet wirt af der ^gültwödh wejen !
915.
Em mesz ned e kimspalder seii !
916.
Em mesz ned ales un de grisz klök h^n!
917.
Wim em schwecht, ferriet em sich net,
918.
Em kä fil anäzet riede^ wun der dä6h länk asz.
919.
Neil h^ der de schläber iberal äne!
920.
Em mes u^ äld iszt en u^ zädräken!
238^ • -
921.
Em mes ug äld äszt iwersin!
922.
Em mes ug alt bä äszt ferbägön!
923,
Em mes u^ &ld Iszt durch de fäinjer s&n.
924
Fil rieden,
fil lijen.
925.
Säj af dech, .
net schält mech!
926-
Der schuodht ferweiszt dem kieszel.
927.
Der kieszel ferweiszt der fan^ se wer schwarz.
928.
Der ob'n ferwaiszt der kalefök.
929.
Der schoreszt'n ferweiszt dem obn
ant seit net; dit e sälfst äsz bestobn.
930.
Der fäinjer Itrt den uorsch scheiszen.
931.
Andresch ma6hen, äsz net bieszer madhen.
239 , .
932.
Wier andren de Iren uofschnekt,
Hbz net wiert, dad em an nsekt.
933.
Em mesz net fun alem huri.
934
Wat dich net brät, loa ägelioschen !
935.
Net mäinj dich duor, dö der det däpe net kö6ht!
936.
- Fil wäsze madht htftwt.
937. .
Wier alesz wäl wäszen,
dieni wird af de nuosz geschäszen.
938.
Wier de horcLt un de wäinjden,
hirt sich liwen u6h schäinjden.
939.
En mesz ned em jode pedeltchen de ö^en ousztrieden
940.
A. Em mesz ned en joden hongsdrak rächen,
B. Em meaz sich de nuosz ned an en jeden hangs
dräk stechen.
941.
Wun em ära mäszt wält, Itäinjkte.
942.
Em mesz ned iweral zapzuogel sen.
240
943.
„Am munkat un p&sdite" söt der Bld6h, derwel heng
eiii de paloks un der grün«
944.
Däk dän äsz nichen konzt.
945.
Det mel f6l nien kän e jeder.
946.
Sturkeln äsz hasztich«
947.
De bäfelkä wül de ba^ ouszsofen.
948.
De mäk wül den torn ämfiäjen.
949.
Ous er mousz
mädh ned en hoüsz!
950.
Net mä^ ous er. fli en bäfelkä.
951.
U6h der bieszt wuo^e krSzt, wun em en ze stark belat. .
952.
Det rät kr&zt iszt, zwiemöl, zem dräte möl brächt et.
953,
Wun der späs um bieszten äsz, säl em afhiren. •
954.
Wun ed enem um bieszte schmakt, sal em fum dä§
afstön.
241
Hi«cli klider,
kalt käciien.
956-
Fil scheisze
git hanger.
957.
Scheisz nor, wat te friesze kiszt!
.958.
Mds an alen däinjen ^
led ale däinj geläinjen.
Klugheit und Eigennutz.
959/
Em wird alt wä en kä>
unt Iird äinjde mi derzä.
960.
£ j^der äsz sich sälweszt um nächsten.
961.
E jÄder sorcbt fir sech.
. 962.
E j^der kiert ftr seinjer dir.
963.
E jgder zecht kilen zä seinjer fan.
964."
E jdder lift, wad eui fll äsz.
16
242
965.
Det hemd äsz mer n^er wä det klit.
966.
E jöder nit,
wat hie bekit.
967,
Wad em der-wäl schinken>
nom dne bedinken!
968.
Wad em mer schinkt^ dat nien ij äbesän,
969.
Em drft det hülz ned an de bäsch.
■ 970.
Em drit det waszer ned an de branen.
971.
U^ en hin schärt ned ämsonzt.
972.
L&wer dir,
w& mir.
973.
Läwer mir
wä dir,
läwer hekt
wä niorn!
974:
Wun alesz sil angdergön,
nor meinj housz säl ätdnl
243
975.
En irlich lije schuot näszt.
976.
E j&der lift seinj^ wuor,
ech liwe meinj gor.
977.
Gad äsz g&t,
bieszer äsz bieszer.
978.
tr wa ir, u6b det bafli§ äsz gät
979.
, Esi lang de mil git, muole mer.
" 980.
Läwer ze fil, wä ze wenich.
981.
Hekt mäszret et,
more ger&t et. *,
982.
-Hegd äm't gielt,
moren ämsonzt.
983.
Wun em enem de klene fäinjer zieht, greift era n6
der hSnt.
984.
Em mesz liewen, u6h liewe loszen.
, 985.
leszt,. ieszt,
ir meinj läf gieszt !
ich gien ich ded alerbieszt —
nor did et mer iid am dät, wad er frieszt.
16»
244
986.
Em schmit ded eisen, derwel et wuorem äsz.
987.
Wuu em dij un den tr66h dit, se fräsz,
988.
Nichen ämtchen
öne schlemtchen.
989.
DrS de mänkel nö dem wäinjt!
990.
Z& enem ir änen
zä genem erouszl
991.
Ind äm'd ander,
näszt ämsonzt.
992.
Em iti6sz nien, dö ^szt äsz!
993.
Em mesz dd rifen, dö hör äsz.
994. ^
Em inesz dät ruosz schlön, dSt z& k&n.
995.
Wad em mät dem mel gewäne kin, 'mesz em^ ned
erarbeden.
996.
Ed äsz gor schwer fer^pr&chen u^ bilden.
245
997.
Säz if! et koszt nichen- fürlA !
998.
I
Kiszt te mer Bälden,
miszt te't entgälden.
999.
> Wat nemeszten äs, äsz meinj.
1000.
Gestilä gät
dinkt manch ene g4t
1001.
Fräinjt! flech fun der gechwichperti
1002.
' Net 8äj an de wält, w& de kä k^m .n£en dir !
1003. •
Wiem net ze rdden äsz, dem äs u^ net ze hälfen.
1004.
De wäl, de röt,
deinj uorsch, de feifsak.
1005.
Berch,
weich !
1006.
Am de wurscht de ba^hen,
1007.
Am det klUf de kä..
246
1008.
Am de sadel det ruosz.
1009.
Am def half dh akesz.
1010.
De mäinj drid et.
1011-
Gäf dem Piter udh dem Päl! zeliezt huoszt de säl-
weszt näszt.
1012.
Tiremi hier, tiremi duor, zeliezt wör näezt mi am begel.
1013. '
Net ma^ e gesiebt w& e fielt fÖl teiwel!
1014.
Net ma^ e gesicht w% e schlidenteiszelt !
1015.
Bof dem deiwel, e kit,
1016.
Em schilt ned af de sadel, dad et der haszt falt.
1017.
Wier et d'irscht huot gerodhen, •
ousz diem äs et gekrö6hen.
1018.
Frä gesadelt,
spet geriden.
t
247
• 1019.
Säch der af de wiech,
Bonzt falzt te af de nousz !
1020.
Säch wd de krö den häinjderu huot!
1021.
Mätgegangen,
mätgefangen ;
mätgefangen,
mätgehangen.
1022.
Derwel te mich sekst,
bäszt te net bläinjt.
1023.
Irenhalwer,
schandenhalwef
- " mes em munch int dän.
»
1024-
A. Ma6h et w& de lekt!
se huoszt te't wä de lekt!
B. Ma6h et wa da andern!^
se gid et der wä dien andern!
1025.
Det gläk entwäscht,
wun em't ned um schop erwäscht
1026.
Det gläk äsz dö,
gang em nor no!
et let sich ßlinjden
u filen äinjden.
248
1027. ,
Det gläk kid enem ned am drüm.
1028.
Det gläk kid äni drüm.
1029.
Em mesz de röm uofschäpe, wu se geworfen äsz.
1030.
Gäd eräni
äsz nichen kräm.
1031.
lÄn ferwaren
äsz rainj ze schlichten.
1032.
Der irscht ferdras äsz bieszer w& der liezt.
1033.
Em kän net b& alem ferbägdn.
1034.
Kan em der net hälfen,
se kan em der do^ schuoden.
1035. ,
Hälft et ucl^ net,
se schuod et do6h net.
1036.
Fär fnm Bchas äsz ißlcher.
' 1037.-
Wier ,dich känt,
kifi dich net.
249
1038.
£n kram hSnt mä6ht ale diren af.
1039-
Fra hant
git durch t ganz laut.
1040.
L&wer ämkire wä fölgdn.
1041.
Fil fir em röcht,
fil gebißcht
, 1042.
Arjemesz be^uolt sich net.
1043.
E lädrä gesicht dräkt iwerSl durch.
1044^
Gesch&n äsz gesch&n — dö maÖht em*t krez drif,
1045. ^
Liwe mä^t nichen ditfSntscbaft.
1046.
Alt hird em logden awer ned uschlön.
1047.
Em besöfäne sM em mäd em, fäder ha ouszweciieu.
1048.
Et huot sich nöäb neraeszt en pielz ersöfcn.
1049.
Stäl waszer greift def.
250
1050.
\ Sch&r äsz nor haiwich.
1051.
Fun zwelwe bäs af mäta^ äsz net lang.
1052.
Ed äsz gät, wun der wiech brid. äsz, dad em ousz-
weche kan.
1053.
Wadem gewunt,
wid enem laiqht..
1054.
E gät wirt
fäinjt en gäden.irt.
1055.
E äprächwtrt,
e w6r Wirt.
1056.
U^ e Sprächwirt
äsz iied äinjden e wör wirt.
, 1057.
Wi em an de bäsch reft, reft et zeräk«
1058.
Wier det gräsz wuoszen hirt^ hirt de schnöken näseh.
1059.
„Wun ich kiser wfer, wil ich de bater mät dem liet'el
ieszen," hat derZegun gesöt.
251
1060.
En stangt schlof flr mäternodit, äsz bieszer w& zwo
nö mäternö6lit.
1061.
Fr& afstön , .
äsz half gedön.
1062.
Fr& afttön bräinjt brid än't housz,
Sp&d afttdn dat drid et ousz.
1063.
Der apel fält «et fär fum büm.
1064.
Wi der fuoter, esi der san.
1065.
Wun em den Slde gefale wäl, mesz em de jangen
hisch däu.
% 1066.
Der nekt
fräszt de lekt.
1067.
Der far prädicht net zwiemöl. .
1068.
„Hall ich nö meinje wirte. net nö meiiijen töten I*^
1069.
A. EnMl hülz
ferraft det fülk.
B. En huol wekt
erfert de lekt.
2Ö2
1070.
Seinjem schade kän nemeszt eotgdn.
1071.
Frören ä8Z laichter wä äntfern.
1072.
Wier fär wierfe wäl,nit' sich den dräft.
1073. .
De giszel platscht um äinjt.
1074.
' Gät nober gült wiert.
1075-
Wuh em gät zäbainjt, bäinjt em u^ giäd af.
1076.
Det waszer let sich ned aft rech liden.
1077.
Nö'in r&n brecht em nichen mänkel.
1078.
Gebrat käinjt hat sich fij* em feier.
1079.
A.' Der schade mä^t int kla6h.
B. Em wirt genach
durch seinje schade kla6h.
1080- V . -
Wier wuorde kän, diem kid alesz zer zekt.
263
1081- .
Wat te der säkst, wir&t te
fkinjden/
1082-
Fil röder
fil ferwärer.
1083.
NÄ tren
nä lipiren.
1084.
U6h det kazegült glänzt.
1085.
Ursadh fäinjt em zä alen däinjen.
1086.
Kla6h sen^
bieszer w& rech sen. ^
1087.
Fil hiren,
wenich gliwen !
1088.
En lesefl an de fremden,
en iesel weder bimen.
1089.
Gat harz,
fil sühmärz.
1090.
Det bieezt äsz, dat der mäinjtscfa ned ales am sän
hälde kän.
254
1091.
Wu filet net w6r, wSr filet net.
1092.
De wäld äsz grisz^ awer de mäinjtsche bedre sich
do6h net drän.
Muth und Uebermuth.
1093.
Htsz blät
dit net gät
1094.
Huoszt te gät,
huoszt te mät
^ ^ 1095,
Gäkt
mau6ht mäkt,
mäkt maucht.iwermäkt;
iwermäkt
dit Saide gäkt.
1096.
Wat mich jukt, dat krazen icL
1097.
Wier mich schlit; die schlön ich.
1098.
Wä der grosz,
esi der dank.
255
1099.
Wier sich triede let, wirt ^etriden.
1100.
De beschidänen
sen de zetridänen.
1101.
Wier de zäinjt wSiszt, die let em ä rä.
1102.
Ziehst te mer det t&,
zijen ich der det gr6f. ^
1103.
Huoszt te nit,
se flit,
bäsz se weder iwVe git.
1104. i
L&wer negder
wä mätlegder»
1105.
Alen
wäl ich net-gefalen.
1106.
Et wör n66h niche Saks e bädler.
1107.
Rdcbt mesz r&cfat bleiwen.
■ 1108.
Wier de krecht,
dier lecht
256
1109. ,
Mät d^inje knödie schmeiszen ich nö biren.
1110.
. Te kaszt mer gestile wärden.
1111.
Aingden der nuosz nö durch däk uih dän.
1112.
Wuorde sül fergange sen!
1113,
Der ijel let sich net zem uorschwäsch bro6hen.
1114.
Plaz der prinz ISclmüdi kit!
1115.
U6h der kiser äsz nor e mäinjtsch.
1116.
De mäinjtsche se guor ous enein lim gedr&t.
1117.
De mäinjtsche se gnor fun enem däpner gemidht.
1118.
Et huod esz guor in Margot gemalt.
1119.
Wat dem ene rScht äsz, mesz dem andre bälich sen.
267
1120.
Wier sich net wiert,
äs äwiert. '
1121.
Wier dich,
sonzt Iräszt em dich!
1122.
Oid äs et, dat de s&k an der mil niche mel Imn^
1123.
Zurp Mätes) 'täsz krinel&went !
1124
Et git niche litäinjkijer ösz wh fum mäinjtsehen.
1125.
Iren äsz mänjtsehlich ,
iturkeln äsz rosziich.
1126.
Und äsz bl^sch bater.
1127.
K^s oder tarett, täs aies int
1128.
Hez oder haz,
' uih Miz äsz kaz.
1129.
Krisztes oder J&sesz täs in teiwel.
17
258
1130.
Fum mäszttupes oder fum kiersclrech.
1131.
Frae dich sir mai Sil,
losz den teiwel brumen!
— =--*^(fc-»-—
Viertes Buch.
(RAfhsel und Zanberformeln.)
17*
Erste Abtheilung.
* »
Räthsel.
(Meist aus Mühlbach, Schäszburg, Sachs. Regen, Marpod und deren Umgebung.)
1.
A.
Et sen zwtn stimpel,
af die Stinipeln äs e l&jeln,
af dem ISjeln äs en dä'sch,
af dem das äs en step, *
af dier step äs en ku^el,
af dier kugel'äs e bäsch;
zä jäjer juo^en äp diem bäsch.
unt känen ned eh huose fisn.
B.
Et sen ZW& Ätepcher,
af de ^tepchcrn äs e käsztchen,
af dem käsztchen äs e railtch'^n,
ivverm miltche sen zw& räntcher,
i wer de räntchere sen zwe lätcber,
iwen af, dö äs e bäschken ;
an diera bäschken
se fil fäsTjhker.
R6d emöl.wat säl dÄt'sen!
(Der menschliche Leib und seine Tbeile.)
Zwifosz
säzt af em dräfosz,
hält den ifosz.
262'
Eit der färfosz,
nit dem zwifosz
Beinjen ifosz
Zwifosz
wirft den drafosz
häinjderm färfosz^
der &rfodz
let falen den ifosz '
unt lift derfun.
(Der Schuster warf den Dreifusz
nach dem Hunde, der mit seinem '
Stiefel fortlaufen wollte.)
Der lim
lef häinjder'm lim,
wel e^m gelitilen hat de lim.
(Der Töpfer verfolgt den Dieb,
der ihm einen Topf gestohlen.)
4
Ameräinjk hör, droüsz röndet.
(Auge.)
5.
Et kukt en Jangfer ousz dem housz,'
se huot 6ta6hgtlen am det housz«
(Auge.)
6^
£d äs en klin dir, awer de ganz wält kSn derdurch gön
(Auge.)
263
' 7. .
Et geng e man fiur mSneszdiur^
faagra/flagra heng em fiur.
(Bettelmann.)
8.
Et äs en wuor
gäf se duor ! /
ä läinjer em se hält,
ä wenijer se gefält.
(Mädchen.)
, 9.
Em äszt et net,
em dräinkt et net»
und schmakt do6h gät.
(Kusz.)
10.
. Et gid en kächen,
em ka se net rächen,
em k£ se net kueren,
e j^der äs un der schäszel ges^szen,
en höt derfu g&szen, / •'
em terf se net kiödhen, net hridden,
Wi kä mer det r&tsel erriöden?
(Die Muttermilch. — Aber die kann
man ja kosten. — Wie schmeckt sie?)
11.
Abraham und Isak
~kru6hen an de ätrisak.
26i
Abraham kam erousz,
Isak kru^ eroüsz;
wat blif dertän ?
(und.)
12.
Der Davit gid am how eräm,
en hod ea waisze k6zen am.
• (Es schneit um Neujahr.)
13.
Der Mierte gid am how eräm,
en höd en waisze kozen am«
(Es schneit um Martini.)
14. ~
Helzerä schläszel^
waszerä schluosz,
der jSjer wort gefangen,
det wälpert wort iuosz.
i Moses Stab, das rothe Meer, die
l^uden und die Acgypter.)
15.
A.
Higestijen,
kram gebijen,
wangderbör erschafen.
265 .
Iluige&tijen,
kramgebijen.
Wier dat kftn erriöden,
dier ealbä mer schliüfen.' ,
Hi göitijen,
güldiwerzijen,
fun äsem Härgod erschafen.
(Regenbogen.)
16,
Ed äsz brit wä eh hant,
et git durch't ganz länt,
unt denich schrekt der hun drif.
(Das Gleis der Landstrasse.)
17.
Grisz wä en housz,
kli wä en mousz,
gran- wä gräsz,
garz wä gal,'
wißisz wä mältch,
ses^ wä bin teil.
(Nuszbaum und Nusz.)
18.
Fär bräder an eneni housz*
266
FÄr gebour€)n
an eneiKi pielz,
wangderbör
und äsz djoÜx wdr.
o.
Et htö fär sesz säsztreu an ^hem hemt.
(Die vier Kerne in der Nuszsehale).
19,
Knozlichy
bozlicli^
grän um 6treo6h,
krecht de legdea
an de beo6h.
(Haselnuss.)
20.
:e fu
i6he
(Das vom Dach gefallene VogeleL)
Et föl e kefke fum da^ eruof,
et kund et nidhe bedner bän'n.
21.
A.
Et lad am ktri,
unt rovischt uet.
267
Et l&d am näszty
upd Sdemt net
(Ei im N^ßt.)
22.
Et git duroh't &tri
unt rouscht net
(Mondschein.)
23.
Ed äs en d&keltchen
un em i^t&keltclien,
'mäd em >ide rökeltchen^
mäd em schwarze kapcheu,
äwänich fol ätintcher.
Et itid äszt af em rintchen,
mäd em bo6h fdl ätintcher,
e schwarz kapchen huod ed af,
e rit minkeltchen huod ed am,
röt, ir lekt, wat säl dät sen!
(Samenkuopf der Hose.)
24
A.
Ech geng än't ggszken,
unt ferlt e schll^Bzken;
an ärjer ich hopt, ,
an defer geng ed änen.
268
Ich ^eng än't ^öszken, ^
ich ferld än't feszken,
ämi dad ich hopt,
ämi dad ich zopt,
ämi geiig ed änen.
(Der in den Fusz getretene Dorn.)
.25.
Plutsch! plutsch! angder'm lengdach.
(Wasser unter der Eisdecke.")
26.
.Ed äs en schwarz kä, '.
da mälkt det ganz lant;
wiem äsz da bekant ?
(Die Erde.)
27.
Zwelf br&der löfen ämeräinjk ;
se 8chl6n un e mieszengän däpen,
dad et durch gaszen unt Strßsze kläinjt»
(Die Stunden.)
28-
Iszt äs ed e kipel,
iszt äs ed e brit,
awer n66h nemeszt,
huod et gekirt.
(Mond.)
269
29.
Et kit gefliuge wä e fiü^el,
säzt sich neder wä en här,
mesz krepire w& en hängt.
(Schnee.)
30.
Af dem birebüm one bfäder
ho^t e fijel öne fädern,
kid en jangfer öne mel,
fräszt de fijel öne fädem,
fim dem birebäm öne bläder.
(Schnee und Sonne*)
. . 31.
Em klöpt de b&ter am hemel onsz,
de piäme fiäjen durch't ganz housz.
(Es schneit.)
32^
As et rft, se lieft et,
wird et schwarz, se äterft et.
(Die Kohle.)
33.
Af em geberch w^szt et,
am greangt wuod et,
an der ituf schnuod et,
un der wäönt höd et.
(Das Sieb;)
270
34.
Ouszwänich hörich,
ä^vänich hörich,
en hörijer Stächt drän.
(Pelzmütze.)
35.
Et huot se'n j&t frä. an der gemin,
u^ asz nöberän huod in;
awer de ettudänte sen drä gesieszen,
se hun er se krezij u6h kwier gemieszen,
unt huü er det hör dräm uofgefrieszen.
(Das von Motten gefreszene Sieb.)
36.
£d äs en housz
kli wä en mousz,
unt huot mi fenster wä e keuengshousz.
(Der Fingerhut.)
37.
Et huod en weisze monkel
u^ e rit kapchen
^ em schwarzen hiftchen,
(Die brennende Kerze.)
38.
Af em beoäi bal,
af d^r bäl hiör,
am beocb hodhzet
(Geige.)
271
39.
Meinje bo^ af deinje bodh,
losz de l&nken änen h^n!
(Heber und Fasz.)
40
opäz här fuoter,
däk fr& moter,
m&dhe lasztich käinjt.
(Heber und Fasz. — Andere döu-
ten : Kebstecken und Weintraube.)
41.
Et 8äzt en schwarz fatn
iwer em gäldäne näszt
(Kessel über den Kohlen.)
42^
De schwarzen träft da rit;
dat hie wakelän eräm git.
(Kessel und Flamme.)
•43.
Geötäkelt,
gefläkelty
6ne niät gen^t.
(Ofen.)
272
44.
Em kö6ht et/
€m brot et
und äszt et doA nef.
(Hölzclien an der Leberwurst)
45.
A-
Ich säs af em blScheitcheu,
unt besä6h mer nie lecheltchen;
^Dä gäldänet lecheltchen!
w& lang wird et wieren,
bäsz dich de pursche begreren?*
Ech S&8 af meinjem bl§cheltchen,
besädh mir dd me lecheltchen:
pU4 gäldäret me lecheltchen;
wor nit det dire steeheltchen !*
(Der goldene Ring des Mädchens,)
46.
Ich sas af der liter
und sä^ af meinje Piter:
„DA harzer meinjer Piter!
wuni wird et mer geläinjen,
dij än't lecheltchen ze zwäinjen?"
(Der Finger des Burschen, der sich sehnt
einen Trauring dran zu bekommen.)
47.
Et kid euer zwäschen zwiii bärjen erous; nnt bromt.
(Blähung.)
273
48.
F4r jangfere lüfe sij äinjde nö
unt käne sich ned erwäschen.
(Die vier Räder am Wagen.)
49.
Äser nöberä git de kwarzel.
(Die Thiire knarrt.)
50.
Iwe flisch,
angde flisch,
an der mätent hftlz.
(Der Sattel zwischen Reiter und Pferd.)
Öl.
Ze Tripen, ze Trapeu
do wuor en ei^rä scliäpen, ,
mat trile^ mät tralen
mät diiäne schälen.
(-?)
52.
Ech hun en gröen zöp,
ech schldn en durj en dernä näszt,
unt bäinjden en un en kläpel fieszt.
(Hanf keim Kämmen und am Rockeiu)
18
274
53.
Afe ge&tijen!
stäl geschwijen ! «
äne gestödhen
näszt geäprödien,
äne gedrakt;
u6h net gezakt!
(Dem Vieh vom Schöpfen durch
das Futterloch Heu reichen.)
.54-
Iwer äsen höf
h^d en lonk stang,
se langt ned an hemel^
se hingt ned af d'ieri,
et trepst äinjde wasser
fun er eruof.
(Die Brunnenstange mit dem Eimer.)
Ö5-
Ed äs e fiügel,
di net gid u6h 6tit,
wai nicher mi aw ierdö git ;
de flijel sen em am fei er gewroszen,
wun e hangt ig äsz fräszt e zän ü5szen.
(Der Wetterhahn, — Aber der hat
ja noch nie etwas gefressen. —
Weil er noch nie* hungrig war.)
56. '
Wt äsz dier ätatlich &tülz man ?
hie drtt spuern ug en gäldäne kam.
(Der Hahn.)
I
275
57.
Wier huod en käro, unt kämt sich net,
wier drit äpiren unt rekt do6h net,
wier huot fil sächeln^ unt schnekt do^h net?
(Der Hahn.)
58.
Wier drid e krösel ug en kam,
und äsz do^ e man?
(Der Hahn.)
59.
A.
Af em akerstärker
säzt der wädermärker,
kit der wältkuker,
nit de wädermärker
fum akerstärker.
Der zektbemärker
steangd af era akerstärker,
derno kam der wärltkuker,
unt nam den zektbemärker
fum Akerstärker.
(Hahn und Geier.)
60.
Ech hun en lat ;
der wäinjt mä6ht se af,
der wäinjt mächt se zä.
(Schwanz der Henne,)
18"
276
61-
Sä .8chnordy unt äpänt dodi net.
sä säzt af em hiert, unt kö^t do6h net,
sä sekt garätij unt föld er näszt.
(Katze.)
62.
Se wunen an em gränen housz,
der griszf6ter hod en brome közen (mänkel, pelz,
mänte, kaput, zonder)
der foter en gröen,
der sän ^n faierriden,
ded änkeltchen hdt gläserän ä^en
u6h ZW& terntcher af em hift.
(Bär, Wolf, Fuchs und Hase.)
63-
Et ^id e man am bäs eräm,
en nöd en brome közen am. >
(Bär.)
64.
Et gid e man am bäs eräm,
en bod en gröen zonder am.
(Wolf.)
65.
Et gid e man am bä§ eräm,
en böd e faierrit mänte am.
(Fuchs.)
277
66.
Ed äse fei uäh gar&tig ösz^
et bot det külter un der nösz.
(Schwein.)
67.
De kelemeler gengen änt föld dwen
se sile gröwen;
Gridegrät kÄm um rSj eröwer.
Wun hör um haimdern hat erddn,
hat Gridegrät de kelemeler um r&j &fe gedrdn«
W&d äsz dat? '
(Die Schweine wären vom Wolf
fortgeschleppt worden, wenn der
Hund unthätig gewesen wäre.)
68,
Wo län der bi^r, wülw uÜh fusz
am fride bäenander?
(Beim Kürschner in der Beitze,)
69.
Wat fir nume känen der hier, wftlw udh fusz net hiren ?
(Jäger und Kürschner.)
70.
Fir w.era grSlt der wülw um mtszteh?
(Vor Jäger und Kürschner; jener
spritzt ihm blaue Bohnen ins
Gesicht, dieser zieht ihm gar
das Fell über die Ohren.)
278
71.
Purze purzenältehen,
kam mät mir än't i^tältcben!
ich wäl dich purzenälen,
dat der der boA wirt schwälen.
(So sagen die Ferkel zur San.)
72.
fich bije meinj knä,
unt lieje mij af sä
unt steche se än't hörlödh,
drö zabelt se mät dem — lödh.
(Der Fleischer sticht die Sau.)
73.
Fuer wä en gafel,
eangde wä en däsch,
an der mäte' wä en kof,
hainjde wä e b^szem.
(Ochs oder Kuh.)
74
Et sainjd am bä§ en nodhtegöl,
da fräszt e feien afemöl.
(Wolf.)
75.
Wat sen dat ßr fär Stangen, •
da wäder un de iert nö^ un hemel langen ?
(Vier Zizen der Kuh.)
279
76.
Wat git durch de b£6b,
unt wirt net nasz?
(Kalb in der Kuh.)
77.
Wat gtt schwarz an de kucbel, ant kit rtd erousz?
(Der Krebs.)
78-
Et Bäzt en deifketi,
unt nM en heifken,
dat huot mi nöten
wä ätärn um hemel.
(Die Biene macht die Zellen.)
79.
Wier schäkt seinj käinjt
um irschten an de frenit?
(Der Guckuk.)
80, "
Of welijer set ISt der ösz ?
(Auf der äuazern.)
81.
•Wuer Schild em de nuogel?
(auf den Kopf.)*
280
82.
Wad äsz cUit, dd em fiert
zwäachen bemel u^ iert?
(Der Wagen.)
83.
Wuni Itft der buos iwer de miazt IScher?
(nach der Ernte über die Stoppeln.)
84. ^
W& kit de'fll af den tbm?
(Schwarz.)
85.
One wat kän der mäinjtsch net liewen?
(Ohne Namen.)
86.
Wä dift em det käinjt?
(Lebendig.)
87. .
Wat gid iwer de ferstant der weiseti?
(Die Laus.)
88. •
Wä fil wirter huot det „fiioter Ssert"?
(Zwei.)
281
89.
Wat l(tächt der ätäder än't da6h, unt der gebouer
schmeiszt ed ewSch?
(Den Rotz aus der Nase.)
90.
tfaili ze kur?, topelt langd et. .
{Der Arm, wenn er die Spei-
sen zum Munde führt.)
91.
Wad äsz det bieszt un zerltich?
(-?)
92.
Wä msUht em zän fum neinj afgön?
(Wenn man 10 auf und 9 über die
Thüre schreibt und jdiese öffnet.)
93.
Der teiwel gtt ned am wiech,
der teiwel git ned ouszer'm wiech.
Wd git hie alsi?
(Im Gleise.)
94.
Wier huot siesz fes, unt git dodh nor aw fSrn?
(Der Reiter.)
282
95.
Wimi öen de käiojd um fromsten?
(Wenn sie »cWafen.)
96.
Wat glecht aw en hör dem kädräk?
(Der uoszendräk.)
97.
(Scherzräthsel.)
Wad äsz blö, unt huod en pelsekär äwänich ?
(De pelz.)
98-
Af welem fläk schlaft em um böszten?
(Auf der eigenen Hand,)
99.
Un welem däsch scbmakt det ieszen um bieszten?
(Am eigenen.)
100.
Et gengep ärer dra
af de juocbt an de bäsch;
dier in wor naktich,
diQT ander w6r lum,
dier drät w6r bläinjt.
283
Na sSdh der bläinid en huosen,
der lum lew unt feng en^
der Baktich hi&Üi en an det E^äp.
Na röt ir häre, wat sSI dSt sen?
(En däk, däk lijen.)
101.
Weld äsz der beseht kl&ng,
weld äsz der beseht gesäng,
weld äsz der beseht ätin?
Der klökeklong
äsz der beseht klang
unt der äinjelges&ng
äsz der beseht gesäng
der weisen är &tin
äsz der beseht fttin«
102.
1. Wel fijel Hecht
unt br&dicht net?
wel feier buot flom,
unt brät do6h net*.
2. Der kukuk liecht
unt brädicht net,
gem61t feier
br&t uäh net.
3. Wat fir e keneng
äs dne lant,
unt wat fir e wasser
äs öne sSnt? i
4. Der kartlekenenk
. äs dne lant,
det wasser an ügen
äs öne sänt.
5. Wat fir e böm
äs öne M
unt wat fir en fetrös
äs öne &tüf?
284
Der dannebüra
äs öiie lüf,
unt de mältchstros um hemel
äs dne stuf.
103..
Die neun Teufelsfragen aus Halt Märch.vora Erbsenfinder.
1. Wad äs inten, und äsz fil wiert?
E gät -brauen am hdw äs em wirte fil wiert.
2. Wad äsz zwie, unt let sich schwSr empieren ?
Wier zwie gesangd ü^en &uot, dem stit de wäld
u6]i der hemel Öfen; wier se ferleiszt, diem
wärde se bide ferschldszen.
3 Wad äsz dra, unt let sich gät bro6hen?
Wier en drähernich gaffel huot^ dier ka gäd
ieszen oder ha machen.
4. Wad äsz fär, und äsz sir näzlich?
Wier fär litark räder um wuogen huod, uäh filr
ätark ruosz, dier kS fär fuoren.
5. Wad äsz faw, und äs e näzlich däinj ?
Wier iaf ht&rk iszen huGt, kan en grisz laszt
aflade ; wun der firt fält, spant e de faften uu.
6. Wad äsz sies, unt kä schi gläklich machen?
Wier sies ierich (?) huot, dier huod e gäd äkun,
und bro6ht net bädeln ze gön.
7. Wad äsz siwen und äs äszt gädet?
Wier siwe litatlich sin huot, kan alle arbet am
jör belitälen, unt sich frän.
8. Wad. äs acht, unt madht äszt r&chted ousz?
Acht m^tcher m$6hen en r&cht gesältschafi.
9« Wad äsz neinj uiid äs äszt gädet?
Neinj schweinj am ^tal sen äszt gädet.
Zweite Abthellttng.
Segen und Zanberfonneln.
(Theils ^nach mündlicher Ueberlieferung ans der Gegend Ton Mühlbach, Marpod,
^Scbäszburg, Bistritz, theils ans schriftlichen Quellen namentlich dem Snperintenden-
tialarchiv, nur Weniges aus Druckwerken.)
Gegen Hexen, Zauberer und Zauberwerk.
104
Trudegejer,
bumätejer,
fal af de räk,
brach der't genäk!
.105.
Trudefosz !
trudefosz !
dad et net gerddet roosz!
106.
Häxefuoter!
häxemoter !
dad te't nemi mädhe käsztl
286
107.
(Um von den Hexen nicht gehört zu werden; man leg^ dabei eine Erbse in jei
Ohr.)
•
Arbes an d' iren !
de trude seien esz net hiren !
Allerlei Zauber-
108.,
(Kröten zu zitiren.)
Ir kruode kud ere6sz
eösz irem he6sz,
em löt ij af de lech!
109.
(Der Angespukte zaubert dem Beleidiger Zitterinale an.)
öpoks af mech !
siwen zätre kun af dech.
110.
(Um das Zittermal vergehen zu machen.)
Alen öwend, ale morjen
ßän ij af desz garätich zäter;
ich bespokse se raät roeinjem «pichel,
ich streche se mät dem hemelsdä.
5. AUesz iwel nid en äinjt,
da hieszich zäter fergank geschwäinjt!
287
111.
(Gegen überladenen Magen. Man springt dabei dreimal vom Heerd.)
Schödel dich,
brödel dich,
rodel dich,
model dich,
5. rink dich,
Tuink dich,
nie muo^en
wä der teiszelt um wuogen!
zwölw ar ug en achtel weinj,
10. dät mosz jö de mdsz seioj.
Gegen das Wiesel.
112.
(Man legt dabei Rocken, Spindel und Dreschflegel in den Stall.)
Wd te e fr&che bädzt,
se nom unt Bpän,
oder enträn!
W6 te e mäntche bäszt,
5. se nom unt dräscb,
oder entwäseh !
Gegen Vogelfrasz auf dem Felde.
113.
(Hiebei wird Erde, die man Ton einem frischen Grabe genommen, auf den Acke
gestreut.)
W& deser mäinjtsch, fun diesz seinjem gräf des lerd äsz, se
mel nemi af dän imt fun desera kiren ieszen kan, esi seien u6li
desz fijel, xxÜx alle fijel angder dem hemel , net derfu friesze
känenl
288 ' .
Gegen Maden.
114.
(Man stellt sich bei dem Gebrauch dieser Formel Tor eine Brenneszel.)
G&den morjen brainaszel!
onser kä huot muaden;
sai se wais oder rüt,
bäsz morn sen se sai dütl
115.
(Man stellt sich bei dieser Formel vor drei AJtichstengel, deren mittlerer höher sein
mnsz als die beiden andern, macht diesem drei Verbeugungen, und schlägt dem einen
Seilenstengel den Wipfel nach üersagen des Spruches ab ; am folgenden Morgen
geschieht dasselbe mit dem zweiten Seitenstengel, jedesmal Yor Sonnenaufgang.)
Gaden da^ här uoteh!
wä gtd ed ich ndäi?
Asz schweinj huot maden;
weis oder rit,
bäsz moren dit,
Bonzt gid ed ig un't hifi.
126.
(Die Formel musz dreimal v6n Sonnenan^angund nach Sonnenuntergang recitirt werden.)
Zehne, neune, achte, sieben^
sechse; fünfe, viere, drei,
zweie, eins
morgen keins!
Bienensegen.
117-
Maria stand auf eim sehr hohen berg,
sie sach ein swarm bienen kommen phliegen;
sie hub auf ihre gebenedeyte band,
sie verbot ihn da czuhand.
289
5, versprach ihin alle hilen
und die beim verslossen;
sie sazt ihm dar ein fas,
das zent Joseph hat gemacht ;,
in- das sollt er phl&gen^
10, unt sich seines lebens gen&gen.
In Nomine patris, filij et spiritus sancti. Amen..
Feldzauber.
118-
(Zwei Weiber mit herabhängenden Haaren sprechen :)
Desz wäld äsz mer w& en danz (reijeh)
unt drän äsz der Satan meini här.
j&ch biden dich, Satan, ta wllt mer gien,
dat meinjer bider nöber s^jen,
bide, dieszjejnijer twänich (mir)
xxÜi dieszseinjer angwänich mir
mije mer zäkun af meinjen höf,
'dat meinj höv iweriläszich sa, \
119,
fleh biden dich (u6h) Satan, te wilt mer ^en,
dat des hemels reiw uofspräinj ;
die wäl ij af hiewen
und iwer me lant scfaiden,
dad ale härzkegder des« (Räpser) hatterts
mir z&kun af me länt,
unt me land iwerfläseich sa.
Gegen das Wetter,
120.
Di« Wetter macht vertreibet wird,
Jesus gebeut es, sein heiliges, trautes Kind,
Im nahmen des Vaters 4cc,
19
290
121.
Nun wolle Gott kommen ein heiligoB Wetter,
ein seliges Wetter.
Im Namen i&c.
122.
Das walte Gott, Gott der Vater, Gott der Sohn
(fec. Amen !
Gott der Vater, der sendet dich,
Gott der Sohn, dei* fuliret dich,
die heilige Dreifaltigkeit,
5. die führe dich in einen grünen, wilden Wald,
das2 du Niematid^n «öhäden ktattst. ; ' •
Im Namen &c. darauf das Vater U. dreitnal — man
musz sich darin niciht vergesset — *• darnach den
Glauben.
, Friedreis oder Schutzregen-
.123.
Des niorjeszt, wun ij Aföton,
dra schlieszer am mich g8n:
dfid te äsz got der fuoter,
dad ander asz göt der son, '
. 5.dat dräd äsz got der heüch gtszt,
dier ges&nt mir me bläd uäi flisch,
dat mich niche wasser schwält,
n6h niche büm fält, ' - ,
sangdern dad et geschiden ä6z wotdiön
10 durch Kristi des häre seinj helich faf wangden.
124.
Morgens, wenn ich aufstehen
drei Schlösser um mich gehen, .
das eine iszt Gott der Vater,
das. ander der Sohn,
5. das dritte ist Gott der heilig Geist^
291
der behüte mir tnem Blut und ^FteJsch,' '
dasz mich kein Baum nicht fälle,
dasz mich kein Wftaser nicht schwelle,'
dasz mich kein Stahl, noch Eisen nicht schneid,
10. das da geschmiedt ward/
seit der liebe Herr Jesus Christus geboren ward.
(Des heiligen Christ sein Augen
halten micm b^pa ffahren <älaub0n,, jj ;:
des wahren Gottes! Amen! Pater noster &c.)
125.
Ich geng durj en dankle wSlt,
d8 begfent mer ö man, dier Wor a(t,
(dö begfent mer en alt man)
de ü^e wören em gebr66lien,
5. de häinjt wören em fersprö^hen,
dat se mer »et schuode kaiigden '
(dat e mer net schuode kangt)
durch Kriszt desz häre seinj helich fSf wangden.
(wit breche mer e fritreis ä meinj hant.)
Hofbaiin.
126. .
Umb dieseij Hof und umb diese 0ü*tter
darin ist Maria mit ihrem werthen, edlen, draut Kind,
das ist Jesus, Christus selbst.
Er kann und will verschlieszen aller Dieben Hände
5. Ich ging (mit heut das) wallen,
der Himmel hat mich überfallen,
wol an den Aeiligen vier Enden,
da ich es herkehren und wenden.
Maria ging über laut, ,
10. siC' hat ein Stab in ihrer Hand;
der Stab, der war versiegelt mit dem Herr (tomine,
das ist Jesus Christus selbst, äo darauf bleibt stehn,
da mich dis (?) für hintragen,
so soll alle lei (?) genahen,
15. das gescheid ist worden,
sind dasz der Herr Jesus Christus ist geboren worden,
19*
292
so 8t>Il es. darauf bleiben stebn^
ehe denn d^ Gott Wort soll rergebn»
In nomine patris et filii dbc.
Zum Einschläfern der Kinder,
127.
Dra none kun am rfr eraf,
se brainjen er köinjt gefangen ;
se lösten ed an en trijeltchen,
et schl&fl wk e r&ne fijeltchen.
Gegen das Berufen,
128-
Mit einem „Äscherclien*', einem GebrSu, das grösztentheils ans Beäenstielchen, Kohlen,
Kalk von den vier Wänden des Zimmers und Wasser besteht, werden Stirne, Hände
und Fuszsohlen des Kindes dreimal benetzt und auch einige Tropfen in den Mund
gegossen.)
Da zwd faltscb ügen,
d& d& sa^n, , . .
d& zw6 fältsch zängen,
d& de& spre&dben,
5. d& dro& eeauden derk^n ;
dSd tn wasz g5t der föter,
dSd ünder göt der soan;
dad ünder göt der helicb giszt.
129-
Drei böse AygeQ dich ansahen,
drei gute Augen dich ansprachen,
das eine war Gott der Vater,
das ander Gott der Sohn,
, das dritte war Gott der heilig Geist,
der gefüge dir deine Wehtag zu Blut und Fleischt
293
130.
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des h. Geistes!
Dies Kind zwei falsche Augen ansahen,
ihm drei gute wiedergaben,
das eine war Gott der Vater,
das ander Gott der Sohn,
.das dritte der heilige Gkist
In nomine drc*
131.
Die viel falsche, böse Augen,
die dich ansahen,
die viel falsche Zungen,
die dich besprochen (und berufen han) —
5. so wahr helfe dir Gott der Vater, Gott der Sohh &c.
132.
Dich zwei falsche Augen ansehen,
' drei königliche dagegen sprechen,
das ein war Gott der Vater,
das ander Gott der Sohn,
5. das dritte Gott der heilig Geist,
der beh&te diesem Kind sein Augen und Fleisch.
Im Namen des Vaters &c.
133.
Zwei falsche Augen, die dich ansahen,
drei Gottes, die dir sie ausnahmen,
aus deinem Gehirn
aus deiner Stirn
5. aus deinen Adern
aus deinem Gefleisch —
Im Namen &c.
294
134.
Zween dich sagen
drei dich widersagen;
ein war der Vater,
das ander war der Sohn,
5. das dritte war der h. Geist,
der behüte dir Blut und Fleisch!
Im Namen &c. Darauf das V* U*
••
135.
f
Zwei falsche Augen dich Micheln ansahen,
die deinen Gesund nahmen,
drei gerechten dich wieder sahen,
^ das, ein war Öptt der Vater,
5. das ander der Sohn,
das dritte der h. Geist,
die deinen Gesund wieder gaben.
So soll dir heut gebeszt sein,
als der Kelch, als der Wein.
10. als das lieb Himmelbrodt^
das Gott seinen Jüngern am grünen Donnerstag
aufgab und gebot. .
Im Namen &c.
136.
Dies Kohlen werfe ich auf schwarze Augen^
auf grau Augen, auf braune Augen.
im Namen &c. Dreiipal &c. * •
137.
Herr! hilf diesem Kind fiir alle berufene Ding ! du
einiger Herr Jesus Christus, hilf du diesem Jungen *
(oder Mägdlein) fürs, Geschrei, für einem zwei.
295
drei Uebel, für sieben und siebzig ÜebeU So
wahr helf dir Gott und der helligen Namen dreL
138.
Maria für der Rirchenthür stand,
ihr draut Sohn kam gegangen; '
„O liebster, du liebster draut Sohn mein,
was komst du so traurig?^
6. „ö Mutter, ihr lieb Frau Mutter mein,
wie sollt ich nicht so traurig kommen?
die zwei graue Augen, die* mich ansahen.^
„O liebster Sohne meml
die zwei graue Augen, die dich ansahen,
10. die dir das Herz brachen —
*
In Nomine &o.
139.
Jesus sasz bei der Kirchenthür,
. da kam sein lieb Hausmutter dafür:
„Wie sitzest du hie so traurig ?^
„Wie sollt ich nicht trauren?
5. nur schwirt räpper und bein,
ich hab meinen Engel ausgesandt,
er soll leben,
und soll Gottes Herrendienst vermehren (od. ver-
wehren?)
und soll büszen für siebzigerlei Suchten^
10. fiir das Beraffen für die Gelbsucht <"
In Nomine &c.
140.
Das walte Gott der Vater, Gott der Sohn &c.
Gott der Herr Christus, der in den Garten trat,
sein heiliges, werthes, krones Kreutz ansähe,
die Gottheit, die er umbschlosz.
296
5. sein heiliges, werthes Blut darüber gdsz. «*-
> So ward Christas geboren,
so wahr werde diesem Kinde
die grosze Wehtag aus seinem Haupt verloren!
Im Namen des Vaters &c. '
Gegen Schlucksen.
141.
Schlnke, schhiken!
wier riet fu mir?
Wier biset riet,
dier säl erlitäken,
5. wier g&det riet,
die sal God erkwäken,
me schluke sal fergön.
Am numen &c.
Gegen Zahnschmerz.
142.
Da lidich widuodht I
hief dij ousz dese wäinjden,
wej ousz desen zäinjden !
sonzt wäi ich dich ferzieren,
ö. mät bieszeme kieren, .
mät dem i^to6heise wieren,
an den iertbodem wäl ich dich dreiwen;
dd Salt t& bleiwen,
neinj jör u6h drS dach!
10. Am nume gottes desz fuoters
Gottes des sanes
u6h deßz helije gisztes. Amen !
297
Gegen Warzen.
143.
(Man legt bei dem Gebranch ein Stäckcben Specksahmurte 'auf deh Zaun.)
De schwaort wierfen ich den krön,
mai wuarzän si'n fergdnl
144.
(Mao schneidet die Warze ab, legt sie unter die Dachtraufe und sagt den Spruch:)
Wä det hä mesz ferfoulen;
esi sal meinj wuorz ferfoulen!
Gegen Gicht,
145.
Ich die Gicht mal rühren^
ich die Gicht vermelden
durch den allerwerthesten Mann;
^ das was Jesus/ den die Juden fingen.
5. Sie schinden ihn an ein Krenz, war breit,
da Gott der Herr sein bitter Marter für uns leid;
^Nun seht ihr lieb Frau Mutter mein,
nicht zieht mich an das jüdische Gericht —
das weisz Gott der Herr, dasz ichs nicht ban.^
JO. Der dies Wort gelernen kann^
die Gicht nimmermehr gewinnen kann. —
Der Gicht zog aus durch Wald
gar wunderschnell und bald. —
Gicht soll die Wunden fangen,
15. oder wilt tu wieder binden ? —
Gicht; ich will dich auszerbannen
durch den Täufer St. Johannes,
durch die vier Evangelisten;
durch den süszen Herrn Jesum Christum.
20. Gicht ich will dich ausblasen,
im Namön des Vaters &c.
298
Gegen Freisam, Ferch und Beermutter.
146.
Das Freisam und das LeidHch Fevoh
die stritten zu häuf über dies klein Kind,
dasz sie ihm seinen leib sollten zureiszen.
O! Herr Jesu Christe vom Himmel herab,
5. verleih mir dein grosze Gnad aufferciem !
O Herr! du wollest es kehren mit deiner groszen
Macht! '
Herr nimms aus diesem leib und aus diesem blut!
Herr du wollest es kehren,
dasz ^s siQji mcht möchte ermehren!
10. Im Namen des Vaters &c.
Pater noster &c.
147,
Unser Herr Jesus Christiis sprach:
Das Früsana und Gottes WorL
zogen miteinander £^n. ein Oxtr
das Jesus Christus hat erlangt
6. durch seinen herben bittern Tod,
So bleibt Gotties. Wort stehen,
so gebeut Christus der Herr durch sein Wort,
da^z die grosz Wehtag soU ziehen fort. -^
Welch Christ das wird thun,
10. dem^ wiird unser Herr Jesus Christ das Himmel-
reich auSfhun.
148.
Im Nameü des Vaters, dßs Sohnes ujnd des b,. Geistes.
Früsam und die Beermutter
sie giugeri durch einen grünen Wald.
Wohin sollt ihr durch den grünen, Wald?
. „Wir sollen in ein Dorf gehen.**
Was sollt ihr im Dorf thun?
„Wir sollen Bein und Blut brechen.**
290
Früsam und Beermutter das sollt ihr nichü t|hun!
die kloken Ixao geklungen,
10. die Messen sind gesungen,
das Eyangeli i^st. geljssen;
ihr sollt hie nicht weseul
Zieht IjLiB. a,us di^^epa Haus
in ein ander Haus
15. in einen tiefen Thal
in einen grünea = Waldl
da findet ihr deder- jung noch alt. — ;.
(Wie sie Gott erwählet nat,
so lasset sie in Frieden schleichen,
20. wie sich die Fisch im Wasser gleichen.}
In Nme. patris &c.
149.
Die Beermutter und Pereh
gingen miteinander über einen Bergi
Was sollt du thun?
5. ^Ich soll zu dem Manschen gehn,
lind' soll ihm sein Bein brechetn^
und soll, ihm sßi^, Ki^eutz^ abstechen;*
ich soll «in Leich aus ihm. machen.^
Nein ! das sollt du nicht thun !
10. Komm mit mir in einen grünen W^d,
da sein zween Brünlein kalt/
den einen sollt du trinken,
und sollt zu Grund einsinken!
Im Namen &c.
löO.
Das Freisam, dann das. Ferch >.
, fingen mitexpander ^ber Christus des Herrn, seiijten
fferg,
da begegnet ihnen Chiiatus der Herr.
Christus der Herr fragt es (?)
5, „Frisam^ Ste,ch,ei;i und reiszen wor solitu gehen ?^
„ich sol zu dem nad d^rn Kranken g^iaßjx:^
„Was solitu 4ia/;m;a.clf!^n.?"*
300
„Ich soll ihm sein Blut lecken^
und soll ihm sein Gljeder strecken,
10. und soll ihm sein Bohr aufsetzen."
(Da spricht Christus der Herr zu ihm:)
„Das sol^tu nicht thun,
denn dort siehest du einen tunkein Wald,
in dem ist ein Brunn kalt^
15. aus dem soUtu trinken,
zu Grund soUtu darin sinken!^
In dem , Namen Jesu. Fatr. nostr.
151.
Das Frisen und die Beermutter
finden miteinander über einen Berg,
a begegnet ihnen die viel gutO;
Christus des Herrn sein Mutter,
6. fraget sie: „war sollt ihr gehen?*
^Icn.soU zu dem und dem gehen,
seine Beine soll ich ihm brechen,
sein Blut soll ich ihm lecken.*^
„Nein! (der Herr sprach:) das sollt du nicfit thun!
10. sondern du sollt gehen in jenen, grünen Wald,
da sollt, du Bein brechen,
da sollt du Blut lecken !«
In dem Namen &c.
152.
Das Frisen und das Ferch
sie stritten (?^ über ein hohen Berg,
da begegnet ihnen Maria,
die heilige Gottesmutter :
5. „Fech (od. Stech) und Ferch, war sollt du gehen?*
„Ich soll zu einem N. n. gehen,
und soll ihm sein Blut lecken,
ich soll es also bestechen
man äoll es auf den dritten Tag zur ELfarcfaen tragen."
10. „Nein! das soUtu nicht thun!
du sollt gehen in ein grünen Wald,
301 .
da Bolltu wütten uod rantern, wie du wilt,
das gebeut dir Maria die heilige Jungfrau
Jesus Christus unsers Herrn Mutter." Amen.
15. Vater ü. dreimal.
163.
Früsäm und Beermutter gingen um einen scheib-
lichen Berg,
da begegnet ihnen ein alter Mann (das war Gott
der Herr) der sprach :
^Früsam und Beermutter, wohin sollt ihr gehen ?^
,,Ich soll zu N. N. sehen,
5. ich soll sein Herz abstoszen,
ich soll ihm sein Bein zerbrechen."
„Das« sollt du nicht thun, . '
ich bin lang da gewesen,
die frei (vielleicht früh) messen sind gesungen,
10. die Glocken haben geklungen,
das Evaiigeli ist gelesen,
Früsäm und Beermutter, du sollt nicht länger in
diesem Fleisch wesen!
Zieh aus Beermutter und Fioisam aus diesem Fleisch
und Blut!*
In nomine Patris &c.
154.
DSt reiszen nÜh dät fiarich
d& genge mäd enönder
aw enen hüen biärich.
De& IS^ e marweUtin,
5.di seÄt: „wör sält teau hige&n?"
„Ich säl ze dis^m. N. n. geän,
ich B&\ em eädre liträken^
o4h- bleaut lÄken.*
„Net gunk dör, ech bä schüen deä gewiAszt,
10. sainjdre gung ä gene waljde wält!
de& zainjd a broane kalt,
dohär sSlt teau dräingken,
302
ddt« sält t6aa feyßäingfken !
Entschiede dech!''
Gegen das „Verheiszen-"
1Ö5.
(Die Formel wird dreimal mit Auflegen der linken Hand wiederholt.)
Ferhiszel Ferhiszel wuor ßSlt tft?
^lob s£l zft iretn N. h.«
Wat wält tft bä asem N. n.?
„Ech sSI exü s^itij ^lider Sträken,
5. ich sal em bliät leaken.«
Ai net delt dStl
Gong äü en greaaije wfilt !
d6 äs e bränne kalt;
dohär salt teä dräinjken
10. unt heatagdert idftern an de üert fersäinjken !
am nume Gotes &c.
Gegen ^ das Feuer,
156.
Es gingen drei Wenken des Morgens in der Gefrest,
da begegnet ihnen der liebe HeiT Jesu Christ:
Ihr drei Wenken, wohin sollt ihr gehen?
^Wir sollen zum N. n. gehen,
5. wir sollen ihm sein Herz abstechen,
wir sollen ihm diö Glieder zübteöhön^ ' '
wir sollen ihm die Bahr för däd B^e setzen,
wir sollen Leichnam maeheti;^
Ihr drei Wenken, das sollt ihfr üioht thuta,
10. ich bin eh däge^^ben, delnii ihr^
die Glocken han geklungen, . '
die Messen sind ^esungen^ ' '
das Evangeli gelesen; ^
Äo klar lencht dör Sonnettsbhrfn,
15. ihr sollt in diesem Fteiööh nicht iiiresfeh,
ihr sollt ausziehen ehe die dritte Stüttd koiibmt
hin in- einen tunkein Wald,
303
da springen stcb drei Brunnen kalt,
dab «ine i»t dias hongy^
20. das andre sind die drei Wenk,
da sollt ihr h. drei Wenken infallenf
In nomine Patris &c.
167.
Maria ging durch eip^n grünen Wald^
da fand sie einen glühenden Br^and;
aufnahm sie den glühenden Brand, .
(und sprach:) Feuei* du tollt gelöscht äein, .
5. ohne Wasser ohne Wein ; *
in des wahren Herrn Jesu, Christi seifciem Namen
Amen!
158.
Maria die heilige Jungfrau
sie ging durch einen grünen Wald,
da fand sie einen gHihmigen Brand;
sie hub ihn auf mit ihrer königlichen , Hand, .
5« sie gesegnet ihn
wie Christus der Herr
das Brot seinen Jüngern gesegnet,
si greif auf die Erd,
dasz es nicht ferner werd.
10. hx Kamen &c« dreimal, danji das V.. Ul di^eimal.
1^9. - '■
Maria ging durch einen grünen Wald,
sie fand einen rauchenden, brennenden Brand,
sie hub ihn auf mit ihrer schneeweiszer Hand,
sie gesegnet das Feuer,!
5. dasz es nicht in asz,
und auch nicht" fortfrasz —
sie 'waren so'gewisz^
304
als man das Vater Unser betet
zwischen dem Kelch und zwischen der Mesz.
10. Darauf das V. ü.
160.
Maria, die liebe Gottesmutter kam gegangen,
sie ging i^ einen grünen Wald,
da &nd sie einen killenden Brandy
den lasch sie mit ihrer schneeweiszer, gebenedeiter
Hand. .
5. sie lasen es aus ohne Wasser und ohne Wein ;
' „das soll Christus sein Hülf selbst sein,
es soll nit mehr in diesen Knochen reiszen,
es soll auch nit mehr fort brechen!
du sollt verswinden
10. eh der dritten Stunden
aus diesen Knochen,
aus diesem Fleisch!''
Diese Wort sollen werden so gewisz
15. zwischen dem Kelch und der Mesz
in dem wahren Gottes Namen!
161.
Der Herr Jesu Christ ging durch einen grünen Wald,
da begognet ihm ein brennender Brand,
(das war Gott der Vater genannt) .
Feuer du sollt gelöschen "sein,
ö. ohne Wasser, ohne Wein
in des wahren Herr Jesii Christi seinem Namen!
Amen I
162.
unser Herr Jesu Christ
ersähe auf dies Erdreich,
er sähe einen brennenden Brand, .
er lasch ihn mit seiner wahrer gebenedeiter Hand.
5. In nomine Patris &c.
163.
Das walt Gott der Vater, Gott der Sohn &c»
So wahr ich das Vater unser beten,
zwischen der Mesz das Evangelium lesen,
ich gebiete dir aus
5. du leidiger Sausen und Wüten ;
du leidiger Ungelast!
(ich gebieter dir)
aus den Knochen in das Fleisch,
aus dem Fleisch in den Wind;
10. daraus gebeut dir Jesus Christ,
das heilig, werth, traut Kind.
V. U.
Gegen den Schaul.
164.
Pfui dich Schaul in den Grund!
man sieht dir in deinen Mund.
In nomine &c.
Gegen Kehlweh.
165.
Da Jesus geboren ward,
wuchs weder Stein noch Berg,
so wahr verschwind du leidiges Unheil !
20
306
166.
Den ersten Weinstock, den Gott der Herr beschuf,
den sazt er mit seiner heiliger gebenedeiter Hand ;
se wahr heb dich auf du leidiger Nachtrand (? oder
Nachbrand)
(so wahr heb dich auf, du leidiger Nacken zuband !)
5. Der heilige Christ zeucht durch das Land,
der heilige Leichnam fiel in des Priesters Hand.
In nomine &c.
167^
Das wallt Gott der Vatter, Gott der Sohn &c.
Der erste Weinstock, den Gott, der Herr auf
Erden schuf,
Maria mit ihrer gottseliger, gebenedeiter Hand
wieder aufhub.
Hebe dich auf du ohnreicher drogen (ohnreicher
drangen — unrechter drangen)
5. wie der Kelch in des Priesters Hand !
Im Namen &c.
168.
O Herr Gott, Vater im Himmelreich,
siehe auf dies elend Erdreich, ,
komm diesem Menschen zu Hülf und zu Trost
mit deiner werther Hand!
5. Ja! ich greife dich an in Namen des Herrn
mit meiner guldiger Hand;
Gott wolle mir helfen, dasz mein Hand
nach seiner Kraft und Macht euch möge helfen!
In nomine &c.
Gegen den Ohm.
169-
Gott und der Ohm,
die stritten miteinander;
307
Gott gewann,
der Ohm verschwang.
Im Namen &c.
170.
Christu« der Herr ward auf Erden verwund
im Himmel ward er gesund
mit seinen heiligen fünf Wunden ;
er wurde weder gebed noch gebunden, — ,
5. Nun zeug Eiter und Ohm aus diesem Fleisch,
das gebeut dir Gott der h. Geist!
Im Namen &c.
171.
Es gingen drei heilige FraueQ
des Morgens früh im . kühlen Thau(en)
sie sollten all das Kraut abbrechen,
das da gut für den Ohm war abzubrechen.
5. Da begegnet ihnen der Mann,
der das Kreuz von diesem todten Menschen
abnahm ;
„Geht an den Huiprichberg —
da steht ein Baum,
und brecht alles das Kraut,
10. das da gut ist abzubrechen für diesen Ohm !
er sei geschauen oder gebrochen,
(geschlagen oder gestochen)
Mesz Ohm, Feuer Ohm>
der dasselbig entzündet —
15. der soll vers winden
in dieser Stund.
Gegen GelbsucKt und Kopfschmerzen.
172.
Es war sich heut frei tag,
dasz sich Gott der Herr sprach : —
20*
308
Da sasz Jesus so traurig nur allein
auf einem marmorinen Stein ;
5« da kam Maria gegangen,
sie sucht ihren Herrn,
sie fand ihren Herrn,
sie sprach: wo ist der Herr?
Der Herr sprach: ,hie bin ich.'
10. ,Herr du bist mein einig Trost,
ich bin die Mutter, Hie dich zog,
wammb sitzest du so erbärmlich, so traurig?*
Jesus sprach:
„Mein Haupt thut weh,
15. mein Leib ist schwach.*
Maria sprach:
„Ich will dir es urabgreifen,
ich will dir dein Wehtag abschleifen,
ich will dir büszen und bessern,
20. Gott wird es von dir nehmen ;
das sollt tu mir lohnen, das hast du nicht gethan.
(sein Frau Mutter das soll sein) —
Ist jemand, der die Wort gesprechen han
alle Freitag dreimal,
25. ich will es von der leidigen HöU erlösen,
ich will ihm helfen in meines Vaters Reich,
da sollt du mit mir zugleich
leben ewiglich.'
173.
Christus und mit seinen heiigen Engeln,
sie han sich geschikt und bereit,
sie sollen in die Kirch gehen,
sie wollen das Evangeli der Christenheit verlesen.
5. Damit soll ein jeder Christ enplielien,
was er dem armen kranken für soll zählen. —
Da begegnet den Engeln Gottes Herrn sein Mütter,
da kam Christi Mutter gegangen ;
da sie kam an die Galiläa Kirchenthür,
10. da fand sie ihren Herrn .gar traurig stehn (dafiir)
,Mein lieber Sohn, wie stellst du^ hier so traurig?'
„Mutter, ihr lieb Frau Mutter mein,
wie sollt ich nicht traurig sein?
mein Herz und mein Haupt
15. ist mir betrübt bis in (den) Tod.**
309
,Mein lieber Sohn ! ichwill dir das Haupt uinbgreifen,
ioh will dir dein grosz Wehtag umbschleifen ;
wir wollen Gott den Herrn helfen bitten und beten,
er wird seinen Sohn seiner Zeit wiederumb erhören/
20. y,Maria, ihr lieb Frau Mutter mein !
wer das wird thun,
und wird für des Menschen Sohn helfen beten und
thun,
dem wird mein Vater Abraham den Himmel aufthun.**
So 3oIl die Wehtag ziehen fort,
25, wie Christus Jesu sein Wort !
In nomine Patris &c.
174.
Pfui dich, du leidige Gelbsucht!
du sollst nicht verzehren dieses Leib und Rlut,
du sollst vergehen wie die Weth,
da man den lieben Jesum mit band !
5. das gebeut dir der heiligen Marien traut Kind.
Die soll dir zu Heil und Busz gesetzt seiul
In nomine &c.
175.
Gcelsucht, woher bist du erstanden ?
du seist erstanden, woher du erstanden bist,
du hast hei diesem N, nicht zu bleiben!
Ich gebiete dir aus heut an diesem Tag;
5. so wahr als die lichte Sonne aufgeht,
so hast du nicht bei ihm zu wesen !
Ziehe aus aus diesem Menschen
aus der Mark in die Knoch,
aus der Knoch in das Fleisch,
10. aus dem Fleisch in die Hand,
aus der Hand' in den Wind,
da ist der heiligen Mutter traut Kind.
Im Namen &c.
310
Gegen Flecken im Auge-
Es gingen drei Evangelisten,
sie gingen miteinander:
der Apostel Andreas der setzte sich nieder auf
öin Broch,
des kam sich Christus der Herr dazu.
5., Ein heiliger Andreas, was sitzest du hier?*
«Ich hab den leidigen Flecken in meinen Augen,
ich kan weder gelesen noch gesingen,
ich; kan mich der Schrift nicht mehr gephlegen,
Aufhub Christus seine geben edeite Hände,
10. er strich ihm über sein Angesicht.
«Ein heiliger Andrea, nun stehe auf,
und nimm dein Buch in deine Hand,
pnd gehender lieben Kirchen zuhand!
da sollt du singen und lesen,
15. dich der heiligen Schrift gar fleiszig beph legen,
so wird dich Gott der Herr in deinem Q«bet erhören
durch das Wort und heiliges Blut,
so sollen dir werden deine Augen gut,
wie die helle, klare Sonne am heitern Himmel aufgeht.
20. Das befehl ich dir mit Gott dem Vater &c.
Pater noster. Credo &c.
177,
Da kam der liebe St. Lukas und der Hebe Herr Jesus.
Sie setzten sich miteinander an ein Tisch,
sie sollten beten und lesen,
Gottes Herrn seinen werthen Dienst verbeten,
5« sie haben auf ihre guren
mit ihren edlen, werthen hören (?)
sie strichen aus ihren Augen den Flecken,
den deken,
den Hellebrandt,
10. den braunen Nebel, den Nadelstich,
so war helf euch Gott und der h. Christ t
311
178.
^ Duidelghy die ward blind geboren,
sie ward blind auferzogen,
sie kam in ihr Kindheit
ihr Eltern in grosz Unheild;
5. sie ging in einen wilden Wald,
sie fand ein mermelinen Stein,
dar sasz sie nieder nur allein,
da weinet sie um ihr grosz Blindheit.
Da kam Christus der Herr mit Maria gegangen,
10. die hat ihren dräuten Sohn auf ihrem Arm(en)
,0 Maria! thue dich mein Erbarmen,
heb auf deinen rechten guren,
streich und wisch mein Flecken,
aus diesen hüiTenbeckeh !*
179.
Die Jünger auf Jesu Acker saszen,
Lucas und Markus und der Herr Jesu Christ,
und der heilige Täufer und die Maria:
,IhT Jünger, was steht ihr hie imd weinet,
5. dasz ihr nicht die Messe leset,
die Bücher auf ihren Knieen (Händen) weget?'
Die Maria sprach: „es ist noch Rath dafür.^
Sie hub auf ihre gebenedeite Hand *
für den Flecken für den HöUeubrand :
10. „Weich von dannen
wie der Mond vor der Sannen
in des Herrn Jesu Christ seinem Namen !^
Amen!
180.
Es saszen drei Herren an jenem See,
sie wollten schreiben und lesen,
^sie wollten den heiligen Altar lesen. -
Da kam die Güte Gottes,
ö. Gottes des Herrn sein Mutter :
,Ihr Herrn, warumb sitzt ihr hier?^
„Wir sollen schreiben und lesen,
312
wir sollten den heiligen Altar lesen • ,. ^
Ich kann in groezeini Leid nicht gesein,
10. ich Btreichen ihm über das Aug zutruck
fiir den Stein, für den Flecken,
er sei weisz oder roth,
• er soll aus seinem Auge (aus sein).
In nomine Patris &c.
181.
Der fläken uäi der d£6h
gengen iwer 'en ba6h ;
der fl&ken zerän,
der dädb gewän.
Gegen Blatter auf der Zunge.
182-
(Man nimmt eMe glühende Kohle, bläszt darauf nnd sagt hierauf den Sprach.}
Wier de gädet £u mer riet,
diem feäl got lünen,
wier de lichtet fii mer riet,
^ diem säl de zang esii rüt wä^de wä deser külenf
Gegen Geschwulst am Augenlied.
183-
(Diese Geschwulst heiszt säsisch „war** d. i. Erdgrille. Man zerdrückt eine Erd-
grille mit dem kleinen, nach Andern mit dem Mittelfinger, bestreicht mit diesem das
Augenlied dreimal und recitirt dabei den Spruch :)
Wäre, wäre w&,
meinjer figen zw^,
meinjer ugen nichent
af de war,
5. wäre, wäre, wfe !
313
184.
(Wird gebraacht wie die vorangehendo.)
War! war! fergink,
wärt wä deser fäinjer esi l&nk!
Gegen den Wurm.
185-
Du bist der böse Wurm genannt,
jetzt hab ich dich in meiner Hand,
jetzt hab ich dich in Gottes Hand,
muszt sterben seist jnng oder alt,
, muszt sterben im Eiter und im Blut,
weil Gott dir jetzt den Tod anthut.
„Gegen das Gebrech."
186.
Es gingen drei heilige Frauen
des Morgens früh im dauen,
die eine hat das Gebrech,
die ander hatt das Qebrech,
, die dritte, die trug es gar mit^ander weg.
(Die Klocken han geklungen,
die Messen sein gesungen, '
die Evangelia sind gar gelesen,
die Schuler sind ausgesandt,
10. sie sind verblandt,
sie sollen lesen und singen,
314
ob sie Jesuin Christum mit seinen Jüngern kundten
finden,
in des Vaters und des Sohnes . . . und des wahren
h. Geistes Namen
Pater noster &c.
' 187.
(Bei dieser Formel wird das Kind dreimal dorcli die Ilühnersteige gesteckt)
Ir htne, mäd irem gekr^ch
niet mer ewech
meinjesz käinjdesz gebr&ch!
188.
Et riten drS ritep iwer*t r^h.
Ir häre IM uof fun irem geiipr&ch,
nit mät, nit mät deses käinjdesz gebrach !
Am nume Gotes &c.
189-
Et wören dra helich fräen,
d& haten en icnich gesprSch.
Ir helich fräen!
git mir ir ienich geipröch,
. unt nit fu meinjem käinjt
det liderlich gebr&ch!
Am nume gotes &c.
315
190.
Deaa Itdijet gebröch
zech mer fu meinjem käisjd ew^chj
zej an en hole bäsch,
sä der loid är uorsch wasch!
Zum Blutstillen.
191.
Et wdren drS boterfräen,.
dai gengen an e blftt schäen;
dai d sdd, et s^l g6;
dai zwftt 8Öd, et s&l fttd,
dai drät edt:
.am nume Gotesz des faters &c.
192.
Oiisz asesz hßjr Cliristusz seinjen wangden
dö blän dra risen;
dad In wdr seinj tu^ent,
(lad ander seinj jngent,
5. dat dräd äsz se wäL
BlUt fttant hVÜ,
blät sä gebangden
am asesz här Christusz seinj helich fäf wangden !
193.
Det blät flusz, det biät flusz,
dat der aorem N. n« fergusz;
mer wülen et ätälen
nö Gotesz «wälen.
. 6od äs e sMich man,
dier det bläd u£h stäle kän.
316
Det blät sal ktönl
de widuodht sal fergon!
am nume Gotesz &c.
Gegen das „Ueberritteii".
194
Vater unsqr &c.
Christus Jesus hilf äair, dasz ich diesem Pferd
kaün gebüszen!
im Namen &c. * .
195-
Die hohen Wolken, die gegeneinander stritten,
die liebe Heilige (?) kamen geritten.
Da sie nun dar kamen,
wie müde dasz sie waren —
• *
, ,So vergehe diesem Rosz sein Unheil
im Namen Gott dem Vater,
im Namen Gott dem Sohn,
iip Namen Gott dem heiigen Geist!
V. U. dreimal. • '
Gegen das „Verrinken"-
196.
Christus der Herr und der liebe St. Pitter,
die reiseten miteinander auf einen Weg.
Christus der Herr sprach zum lieben St. Pitter:
Slerr der Meister) kommst du?
^ ch komme nicht,
meine Adern sind mir krank, und (sind mir) lahm.'
Christus der Herr sprach:
317
Nimm Schm&r und Salz klein,
schmier alle dein Gebein,
10. so werden dir alle Adeifn
kommen auf den rechten Statten.
Er brach es ein mit seiner rechter, gebenedeiter
Hand,
er gab es denen, die da schmierten.
Wer war der Arzt?
15. Christus der Herr war es selbst;
er heilt alle Wunden alle Schmerzen
nach seinem göttlichen Willen. Amen!
197.
Gott der Hen* und der liebe St. Märten
sie ritten über einen grünen Wasen,
über einen harten Dosem, .
über einen marmorinnen Stein.
5. Üa sprach Gott der Herr:
,Märten, komm mir nach!^
^Herr Meister, wie soll ich dir nachkommen?
mein Röszken ist mir krank. ^
,Nimm ächm&r und Salz klein,
10. und schmier dem Röszken sein Gebein^
•so wird es bald heilen/ &c.
198.
Gott der Herr und. St. Pitt^r
gingen über einen grünen Wasem
über einen dürren Dosem;
da zerbrach St Pitter sein Gebein.
5. ,Lieber Herr Meister, wie soll ieh dir nachkommen ?
ich bin worden lahm.' /
„Geh und nimm Schmalz
und klein Salz,
und schmier dir dein Gebein!
10. so wird es dir wieder werden rein,*
Im Namen &c.
.318
Gegen alle Krankheiten.
199.
Ewiger, lebendiger, allmäclitiger Gott! du wissest
was für eine Krankheit dies ist an diesem Menschen ;
wir bitten ferner deine grundlose Barmherzigkeit,
n;ch verhalt dein göttlich Hülfe für uns! Wir'
5. sind grosze Sünder, wir bekennen unsre Sünden
Öffentlich für dir, Ewiger, allmächtiger Gott! wir
begehren dein göttlich Hülf. Nicht verhalt sie uns
dein göttlich, grosz^ allmächtig Hülf! Wo dies
Rrankneit soll neugeboren sein, so eilen wir mit
10. dem heiligen Geist dagegen^ mit Gott dem Vater,
Gott dem Sohn, Gott dem heiligen Geist Amen!
Fünftes Buch.
(Kinderdlchtang.)
Grösztentheila ans Mfihlbach, Schäszburg, Sachs. Begen, Bistritz
und deren Umgebung.
Bei der Taufe.
1.
A.
(Die jüngere Gode hebt das Kind aus der Wiege und spricht:)
Bedinkt^ bedinkt
wat Qöt'esz gehinkt!
ed äs en äinjleirij feinj
dem sele mer heit guäde seinj;
5. en htde niä mer mät;
en kräszte wale mer bronjen,
(zur Mutter)
an em gesainjt leäsze mer ich.
(Nach der Rückkehr aus der Kirche legt die ältere Gode das Kind auf den Tisch,
dann auf den Heerd, dann auf das Bett und spricht dabei:)
^Hä liejen ich dij M den däsch,
' te Salt wösze wä a fäsch!
10. ha liejen ich dij äf den hiart,
te sali; wöszen deinjem föter u6h deinjer moter wiärt !
ha liejen ich dij äft bat,
te sält schweje, bäsz deinj moler wiescht uch bakt!
(beide Goden)
Patchen liäf, w6sz, bloäi!
15. ales eaugläk fun dir fioäi,
Gotesz giszt, gneät, hil odh sSjen
soä mät dir kf k\e wejen!
H4 liejen ij ed af den Däsch,
et säl ich bleiwe fräsch ;
H& liejen ij ed af de bonk ;
et sal ich wuosze lonk !
5. hä liejen ij ed an ieren ;
et säl ich fleiszich kiereu!
21
322
hä liejen ij ed af den hiert;
et säl ich bleiwe law u6li ^iert
Wiegenlieder und Ammenscherze.
2.
§chl6f lämtche schl6f !
der fuoter hat de schöf,
de moter hat de lamtcher
unt bräinjt der u6h zwfe mämtcher:
Schlöf käinjtche schlöf !
B.
Schlöf Frizi schlöf!
de föter hat de schÖf,
de moter hä^t de lämtcher
und bräinjt dem Frizi buta^ butamämcher.
Schlöf Hani schlöf!
de fijel säinjen am höf;
de kaze Spänen af 'em hiert,
de raze knäspern an der ie^t,-
te bäszt mer tousent gälde wiert,
schlöf, Hani schlöf!
4.
Haia
pupaia !
hai dich; käinjtchen^ hai dich!
323
hai dich käinjtchen, hai dich nor,
wuosz mer grisz bäs iwei'^t jör !
haia
pupaia!
Susi, Susi, sij eltchen!
der fuoter schus e fijeltehen,
6 schus ed an dem gräne wtlt, -
Susi, käinjtchen schlof nor hält!
Wol fläjen de wftlken,
wol souszt der wäinjt,
wol &t&wen de flöken
ämeräink !
schlöf nor, schlof nor,
me güldich käinjt!
7.
A.
(Die Mutter spielt dem Kinde der Reihe nach an den in den Reimen genannten
Körpertheilen, zuletzt gleitet sie plötzlich vom Kinn an den Hals.)
Zintchen !
bintchen I
beo6hbunderchen !.
bräsztänchen !
zederä gebärtchen!
plutsch an de gr6wen!
21
324
B.
Zinchi!
binchi !
ärbeszken !
bärbeszken !
prrrrutsch än't Stälchi!
8.
/
(Ebenso benutzt)
Zind Unk,
foszö
gänk!
näo näk!
pudro
däk,
däk,
däk!
(Ebenso.)
Zinchi,
binchi;
knäe knelchiy
bau6h fUlchi,
5. mameschken doderchi,
buort knoderchi,
maul rämpchi,
nuesz stämpchi^
6^en kukelchi,
10. ätim bukelchi,
Kikeriki ! (indem man auf den Kopf greift.)
10.
A.
m äs et fät,
hä äs et mö^er,
hier höt det mäüszke gekakt,
plutsch an de gröwen!
325
B.
Hä äs et fät^
hk äs et glät,
h& äs et muo^er
plutsch an de gruowenl
(hop af de wuo^enl)
11.
(Spiel mit den Ringern.)
A.
Det (daumen) gid an de bäsch,
det (nächste finger) fSd en fäsch,
det brdt en,
det kodht en,
det klin
fräszt en alin.
(Hier wird umgekehrt bei dem kleinen Finger angefangen, so auch in C/)
Det w6r an bäsch gangen,
det had e fäschke gefangen,
• det had et hime gebruo6ht,
det had ed an de fon geluodht,
det däk buta had alesz gepapt
Dät geng an w£lt,
dät feng ä häszken,
dät holt et hemme,
dät brät et,
dät frSaz et guer, guer,
am dät äs et esu däk.
326
12.
(Das Abschlachten eines Schweinchens wird mit dem Finger statt des Messers am
, Kinde nachgeahmt.)
Wiz! w&z! wäz det mfeszer!
kik det bonzken!
wikl wiki wik!
13.
(Indem das Kind gehupft wird.)
Tiderlider ISzken!
de tnoter git der en dezken;
tiderlider lämperchen!
de moter git der e strämpeltchen.
14-
(Wenn das Kind nach Vater, Mutter oder sonst nach einer Person, oder Sache weint,
um seine Aufmerksamkeit abzulenken.)
Tikesz^ tikesz^ täkeszkenl
det Hani had en Äkeszken,
häj ed an en büm,
bäsz der fiioter küm.
Für Kiiieritter und Stubenläufer.
15.
Zuzu, zuzu, regden!
de fafen af de wegden^
de schiler af denjchen
sülen eruower sichen;
se sichten an e pedeltchen
dem Hani an det kedeltchen^
ZUZU; zuzUy regden!
327
16.
Hl! htl hü ^
pune la Szibt,
Mt! Utl h&t!
an de Härmeiitat.
17.
Znzxif zuzu^ zuchen!
asz öini hod e kereltchen,
em wascht ed alen da^
mäteld an der heLÜh.
18.
Ich läaz mer a rSszken guor wol beschlo,
ich läsz et an der zailgasz gö.
D6 et na küra for Katiche sai dir,
dö w6r en gälden bräk,
dö wör o6h mai gläk*
19.
Mischka, Mischka raita!
zäbel an die saital
nimm die korbätdch in die band
jag den Tirken (Tatter etc.) aus dem land!
20.
(Man schaukelt das Kind, und gibt sich plötzlich den Anschein, als lassse man es
fallen.)
Liese fore ! liese fören I
det rM äsz zebröchen;
ku mer un de growen,
«tälpe mer an de growen.
328
21.
Täpesch, täpesch käjeli !
der Härgot had e bäjeli,
gaw et seinje käinjdeD,
se sJlen drousz liren.
5. Se wülen net hiren,
schmiszen'd an de branen.
Had et weder gewanen.
Scl^miszen'd an de bach,
dad et guor zebra6li — .
10. täpesch, täpesch käjeli!
dad et guor zebra6n.
22.
1. Fläjet, fläjed ir wülken !
w6 seid ir fläjen hin ?
Ke Kazendurw iwer de maurea
fuer der fra griszen är dir.
2. De frä grisz sül an de kirch gon,
der Hasi kangt net nögön
det harz wül am zespräinjen
wel hie net mät kangt gon.
23.
Hansel; mansel, mizken!
gäf raer u^ e kizken !
Wo te naer net w^lt gien,
wirt dich der deiwel nien,
unt fären an de glänich häl,
dat de wirst bröden af der stäl ;
an der häl stid e büra, >
dad em dich drun uknäpe sül!
Mansel, mansel, miz!
329
24.
A.
Hanicbi mai br&derchi
mä6li mer e puer schäjeltchi!
dad y an de kirch gö
dät de träpn blaibn kiö,
dat de schuler driwer gö.
i> ^
Schusterchi mai brä,derchi
mü6h mar e^puer scbäjeltcher
inü6h 86 schnaidich, mu6li se späz,
schlaf droihandert näjel drun,
dad ich an de kirch kon go,
dät mai trepcher bleibn &to.
jp^
o.\
Honeszken, meinj bräderchen
kif mer zwo riut schäjeltcher!
wun ij an de kirch gon,
dat meinj trapcher bleiwe stön,
wun ij eosz der kirch kun,
dat de trapcher nö mer kun,
wun ij an der stuf gon,
dat SQ knipe, knape gön.
25.
A.
Et geng e metche Spänen,
et kangd e litche säinjen,
et kangd et ned erzwäiojen,
et Stada ed an e pupesldch.
Got sä dank! do äs et noch.
330
Ich wol e litchi sängen,
ich könd et nät erzwängen
ich kt&6h et an e linekloch
kukuk, fäter! ich lehn nö6h.
26.
Wh gärn huoBzt tä mech
W4 ineinj härzken.
?
27.
Hisch mfetche bän ich,
wiesche, bake kän ich,
rit schalen drön ich ;
wier mich sekt, e wäl mich hun,
awer e wit mich net bekun.
28.
Tanz, Pepchen, danz !
de schale se noch ganz,
net läsz se dich geran,
der schoszter m^dht der nän.
29.
Kalamaika tanz ich gern
mit die schöne, junge herrn,
aber nicht mit allen,
nur die mir gefallen.
331
30.
Et küra e kiltche gesprangen,
dat (Inf för milerät ;
död inj miäl e mäschken,
dod ungder miäl e näjeltchen,
döt drät miäl de sän,
dot firt miäl de mön;
dö dr^t sij einj wangderschinj med erfiiir,
unt dret sich Däsz fuir äresz lefke seinj duir.
31.
De jangfer mät dem riude rok^
de jangfer mät dem gielen zop
säs iangderm weimereätök, *
BÜl de raäschker guogeh,
sül de blietcher bluoden,
^Häsch,^
mäsch
an de bäsch!«
Stigleäf, ätigl.-ät!
schefken hat seinj trche gelieat.
32.
Ridi-ridiritchen !
ich hun e na klitchen,
ich kan u^ e litchen,
täpesch, täpesch kräjeltchen!
ich hun e puor na schäjeltcher
ug e klinzich bäjeltchen;
more gon ij an de schil
unt lire fil, fil, fil.
33.
Kikirivi hampu!
kam zeäsz Girku!
332
mer sei« bire baken.
Kuor nor, wä se schmak^n!
.34.
Et äug en iDäk fum tarn eruof,
det N. N. wül se gäre wieren,
ai wieren iwer wieren. —
Ich wis udh wier die S.tigel ma6ht,
ich W18 u6h wier en nedertrat,
d,ed N. n. trad en neder,
der Mm. madht e weder.
35.
Hirne g6n!
däpe schlön !
scherwen ef de muort drön!
wier se net wäl kifen,
die säl em präf rifen.
36.
Zem gSrraert gön! zem gSrmeii; gon,
kadhebäken himen drön!
37.
Et kam e lasztich gangtchen
gegangen
gesprangen,
et schladh de bangen
trum! titrumi titrumi
333
38.
Luf! m\
fal an de itäf !
ätand af, klouf dij a{,
lüw iwer de gasz!
Wunsch und Grusz.
39.
Ech bän e kli geangeltchen,
ech hun e schwer zeangeltchen,
wier meinj wäinjtach wäi hiren,
säl wuorde bäs ich se liren.
40.
Fil gläk!
udh mir e käk.
41.
Grisz w68z!
en länk nösz,
kurz fbsz
en däk schärl —
äsz dat ned e lasztich kärl?
42.
Här half esz
bäd än't falpesz,
0U8Z dem fälpes an den trö6h,
ousz dem trö^ än't lupeszloch.
334
43.
Servus !
m( re kö^lie mer ärbesz,
iwermore lasen —
Got säl ij erhalden!
44.
Gäden dä6h!
(Antwort)
Hg den häinjdern an de bach !
Lehre und Strafe.
45.
Foljen, hiren I
wier de net wäl hiren,
die wied em liren,
dat et wirt spiren.
46.
(Aprinko gäf dem fijeltchen ze frieszen !)
Griszo mät dem ride r6k,
met mät dem gielen zop
(saszen angderm weinjstok)
5.- baden e lasztich krokt gekd6bt,
refe mich zem ieszen.
Ich hat mich net gewieschen; -
se schlafe mij aft häinjtchen.
^Owi me bakenzäinjtchen !
10. hime gön,
moter sön !**
,Gät huod em der gedön/
335
47.
Kitschig kitschi waijeltchi!
änser Härgot hat e bräiderchi;
et s£sz änderm waimer^ök,
et sang wai en erlentok.
De härgotsmäter hat kraut gekodht,
se ruft et äfen zem äszen.
Et hat sich näszt ge^4schen;
se schlag ed äf det hantehi —
„Juil jui! mai bakzantchi!"
48.
Woräm?
Doräm !
Woräm dorära ?
Äm't rü^hlodi eräm —
frodh nog ämetäni 1
49.
Wier? wier?
Der Piter hier,
bräinj en hier
unt maz em't schmier!
50.
Pe)3i sä hisch!
de rät bischt flisch.
51.
Wat? wat?
Kakes af dat,
em dS, der an de kapi
336
52. .
Wat? Wat?
En eiserä lat,
der teiwel äsz de pat.
53.
Biich ! räch !
sonst kit der far fu Nipenap,
unt stächt ij an de strisak.
54.
Gied ichfrit!
der Bobeloz (hier, Jut) kit,
dier de bisz* käinjt mät nit.
E fart se an die färe bäsch,
e brfet se wa en gräne fäsch.
(e fart se ä seinj dankel hous,
se fcänen nemermi erousz.)
55.
Sa from, sa from!
sonzt mesz de gat moter an hem^l gön,
dr6 wirt dich de wält bäschmoter schlöii ;
se schilt dich mät pasche räden,
dat der der uorsch wirt bläden.
337
Verkehr mit der Natur.
R e g e n.
56-
Et föd an ze r&nen,
Got kid enkönen,
6od äs e sSIich ipan,
dier de rfen ferdreiwe kan,
en kan e weder bräinjen«
Et föd un ze renen,
Got kid enkSnen;
di de rgn äfhält,
däd äs e s^lich man,
dl ed u6h weder n)ä6he kan,
di ed udi weder zedremere kan«
57.
R^n! rgn! r&n!
more gö mer s&n,
more s& mer kiren,
wuoszen esz de Sren,
fälen esz de scheiren.
Rgn! rSnl rSnl
58-
Rfen, rfen af der gasz,
r^n, rSn rnä^h mich nasz!
hift blisz! hift blisz!
rSn! rSn! mä6h mich griszl
22
338 .
69.
Da wäinjt, da mäd enänder ätriden,
da hi wölke käme geriden;
d& klökeu hu geklangen
d& wülke se ßriwergegangen.
Reg;eiibogen.
60-
RSnebue^en
güldiwerzue^en !
am hemel äs e gftldicli man,
di de r^n ferdraiwe kän.
Schnee.
61.
Wol kun de wülke gezid^en,
wol kit der sehnt gefliü^en !
Biamlein«
62.
Blömtchen at wiejen,
blömtchen af ätiejen,
blömtche blä,
det fr&jör äsz hä I
339
Spritxkem.
63.
(£1x1 Kirschkern wird zwiscben Daumen und Zeigefinger gekneipt, so dasz er fort-
scliiieilt; durch die Richtung, die er nimmt, bezeichnet er das Liebchen.)
A.
Sprüzkärchen,
läwet härchen,
8Ö luer wo me lefken äsz!
kowerdern,
-80 mer wo me schazke wunt!
hä oder dö oder duort?
Feaer and Raach.
64.
Br& feier brä!
der Will stit derbä,
der fuoter kift e lämtehen
mät dem zizemäratchen,
de moter kift en kadhen
und m&6ht det feier ladlien:
Brä. feier brä!
65.
Rfl6h, rüib räinj
zej ämeräinky
zech bä de bisz käinjtl
22*
340
Schnecke.
66.
Söhniekelhiren
ri&k den hiren^
ri&k 86 ale fär ;
am en imer bär !
W6 te se net wält riäken,
ich schmeiszen dich wider an ätiäken^
dat te dru wir&t kiiäken.
Schnikeschnuogel
räk den zuogel!
W6 te'n net wält räkon,
schlön ich dich weder de ätaken.
Biene.
67.
Bise, bise ba,
krej än't ha!
höwertdschken
huentch am fl^schken
plutsch an de bä6h!
BisC; bisebächen
krej än't ächen!
341
sop ed auBZy
kr6j eräUBz!
bise, bisebum !
MarienkAfer, MaikAfer und Dohle.
68.
Härgodiszken !
flej af de bireböm,
Bach wun de Tatre kun !
ech wäl dij ä me stältche löken^
ech wäl der mältch u6h brit bröken.
B.
Härgodaiszken !
flaij än himel,
sd mer won de moter kit^
80 mer won der foter kit,
BÖ mer won de Tätern ku,
BÖ mer won de Tirken ku,
ich wäl der bruit bröken,
ich wäl der mälich gaiszen,
ech wäl dij än en gäldä tru äschlaiszen.
Tipeszken ! tipeszken !
flej af de birebüm,
Bach, wun de Tatre kun!
de Tatre ku mät stangen,
der teiwel huot sij erhangen,
der bäsch br&d um äinjt,
der fusz huot sich de schwänz fersäinjt
842 '
Tschüka !
Marüka ! ,
flej af de birebüm,
säch wun de Tirkekun
mät de Idnke Stangen!
Der kukuk huot sij erbangen
der bäsch br&t, der bäsch brat,
der fusz huot sich de schwäuz ferbrät.
Tschüka !
Maräka !
Uej äf de boterbit,
säch wun de moter kit!
F.
Tschüka !
Marüka !
flej an de birkebäsch,
bräinj iner en sak t'öl haszelnäsz !
, Zaiku !
Lalaiku !
flej af de birebüra,
säch wun de Tatre kun!
5. de Tatre ku mät Stangen,
der bier huot sij erhangen,
der wülf litt än^t ktren,
e huot sich de schwänz ferliren,
der bäsch brit',
10. der fusz huot sich de schwänz ferbrät.
343
SAoszvogel.
^tuiszfogel ;
huinecläder I
s6 mer w6 inai lefke wunt!
gänk unt so em en gäden da6h!
Ech kiten der en hisch rängkeltchi
G a c k a k.
70.
Kukuk kniecht!
b6 mar riecht^
w& fil jör
liewen ich n66h?
Storch.
71.
Klaper&torch !
flej iwer de bärch,
-flej iwer det r&ch,
flech fär evfech,
kam weder geschwäinjt,
unt bräinj es e guldich, klinzich feäinjt!
Fiedermaas.
72.
Flädermousz 1
pladermousz ! .
net kam mer än*t hör,
iiet kam mer aft hift!
sonzt schien ich dich dit.
344
K a t I e.
73.
(Das Kind streichelt die Katze bei den ersten, tmd schlS^ sie sanft bei den letzten
Worten.)
Ziru,
mim,
huoss&t te de mältch gelapt,
huoszt te't flisch gepapt? —
patschi ! patschi ! patschi !
Stier.'
74.
Bika! bika!
bombolom !
nom mij af de herner,
schmeisz mij an de demer!
Bika ! bika 1 bum !
75.
A.
Bikafären !
schlädh de kären!
schladh se af dem milestin,
8chla6h se alesz kurz u6h klin!
Bikafären !
klöp de kären
klöp en af em milestin,
dra^ en deinjem lefken htm !
345
76.
Bika&tören!
drä^ de heren!
rän 06 an en büm!
Bika! bikal bum!
77.
Bikafären !
bikal^tären ! .
mät de l&nken berenl
Nachahmungen.
78-
Der Hammer der Scbmiede sagt :
Meister allein:
Wart wärt — wärt wich !
Meister und Geselle:
Wält te net, wält te net,
wält te nety se schldn ich deck.
79.
Die Sehne des Hntmachers:
Zer — zer — zermä dich !
Katreinjtche kam b& mich !
Der Kamm des Hntmachers:
H&rän da£h! hdrän da^!
81.
Hammer des Faszbinders :
Bäinjt — bäinjt — bäinjt fieszt !
rtf — rif — halt fieszt!
346
82.
Hammer des Faszbinders wie*B «der Zuhörer vernimmt:
BednerJ bedner bäinjt de kofen,
nor net gänk zer nöberä sofan!
83.
Rauchfangkehrers Schaufel :
Kraz — kraz — kraz schimel !
' 84.
Axt des Holzhauers:
Plaz! — plaz!
85.
Säge des Holzschneiders :
Gäf ^&n! gäf 6pen!
oder: gäf gielt! gäf gielt! .
86.
Bläuel der Wäscherin: '
Kn^iazt ew^ch! kneiszt ew^h!
sonzt gid et achliech.
87.
Flegel des Dreschers :
Er meszt erousz,
er meszt erousz,
et hälft ich näszt.
88.
Der Hund, wenn er das Posthorn hört:
O wi! o wi! wor hisch!
89.
Mehrere Hunde^ wenn sie ein Stück gestohlenes Fleisch
haben :
Seh wöge rrr !
nöberrr !
bräderrr !
347
gefatterr !
liedbt nederir!
90.
Katze vor der Thüre:
Mächt mer af! mSähit mer af!
91.
Katze ruft dem Kater:
Kud erätti! kud eräm!
wenn er gekommen:
Knd er nor nau? knd er nor nati?
92.
Schweine, wenn sie aus der Heerde kommen :
Die Kleinen:
Uch mir e htäkl u6h mir e i^täk!
oder : Kut tnme I kut liimen !
Die Alten :
Nor hiesch länzem! nor hiesch iSnzeml
Bei Regenwetter rufen
die Kleinen:
A6h här J&sesI a6h här J&ses!
die Alten:
Ai h4d ich nor en lituf gebät,
• en hÄt desera wäder net geträt!
oder: Hat ich de rSn nor wörgenuen,
ich hat de monkel mätgenuen.
die Kleinen:
U^ ech! — u^ ech! — u^ echl
93.
Kohlmeise im Frühling:
Stäke gön! stäke gdn!
oder : Zizi bäsch ! zizi bäsch !
oder: Tschutschi bäsch I tschutschi bäsch!
94.
Die Sperlinge:
Hisch! hisch! hisch
348 *
95.
Der Finke:
Fikesz! fikesz! feler drsch I
won te net ge&panen höszt,
drä6h wegden am!
96.
Goldammer im Frfihlinf^:^
Ai te& d&f! ai teä d&f !
derselbe im Herbat:
Här fäterl.här föter!
97.
Krähen im Winter:
Schnoä! schnoä!
oder: sehnt! schni!
98.
Mehrere Krähen, wovon eine unten bei einem Aase,
die andern auf einem Dach oder Baum.
Die obensitzenden:
Äsz mi do? äsz ml d6?
Die bei dem Aase :
Kor de knö6faen> nor de knoäben.
99.
Specht, wenn er unbedeutende Beute gemacht:
Na buk! na buk!
100.
Guckuk :
Kuk! -. kuk!
101.
Wiedehopf:
Hup ! — hup !
102.
Hähne :
Erster: Nober! wi ernierd ech?
Zweiter: Got der hiär, &
349
^ 103.
Die Henne; Venn sie ein Ei gelegt:
Kut! kut! kut! kut! kud unt s&t!
kut! kud und s&t — s&t!
. 104
Gänse; wenn ihnen der Wirth Futter streut:
H4de mer nor säk ! häde me nor s&k, Päl Honesz !
mer werden ich det kuem ilesz feri^tielen*.
105.
Enten schnattern :
Ha( ha! ha! dSd äsz lasztich!
oder : Wat schafe se ? wat schafe se ?
106.
Indianer im Hofe:
Erster : Jurka ! jurka I iurka !
Zweiter: Ai d&t dech der mdrlef!
ai d&t dech der mdrlef!
107.
W^htel im Korn :
Bäk
de räk!
bäk de räk!
108.
Lerche im Aufsteigen:
Se kam mer dän nd!
oder: an de hi! an de hi!
109.
Nachteule :
Hsch! hsch! de lekt schlafen.
110.
Die geschwungene Rnthe :
Flisch! flisch!
350
111.
Kraut im Topfe:
S«.ngtich! sangtich! sanglich 1
112;
Fluszwehr in der Nacht rauschend crescendo und de-
crescendo :
SchldftI schläft! schläft l
oder: Räch! r&chl räch!
113. .
Glocken — grosze dumpf:
En kr&m h6t mij ouszgewält!
en kräm hdt mij ouszgewält!
Kleinere beller:
Stind^nkel !
käld ärbesz!
oder: Ting tängel!
kSld ärbesz!
oder : Rtt repen !
koier&oen !
die kleinste ganz hell:
Ting tingelt
Hanz klingel !
114.
Glocke zum LeichenbegängnisB eines Kindes läutend
Kam,
bleäm^
hind&n!
Neckerei und Spott.
115.
Ir gangen,
schlöt de bangen,
schlöt de bity
bäsz der teiwel kit!
3Ö1
116.
M&tcher,
kazebrStcher !
H7-
Sät d& rgklich mgtcher stdn!
sät d& rözich gange gön!
Ai an de' kläen
sdl em de gange braen!
hisch weisz hemelbrit
dit die feklije metchere nit.
De m^tclier b&t em af fad^rä bäter^
de gange bat em af stenerän träpen.
118.
(Wetten.)
Af wat sele mer waten?
Äw en imer läten;
ech wäl se sehäpen,
teä Salt se läken,
ech wäl se m^szen,
teä säljt se firlszen!
^
119.
Makskader !
htnendader !
• angderm bat
zäged&kt
mät der nuos am hinendräk.
352
120.
Mäzkäder!
hienendäder !
wält te mät zer mil fören ?
Hop hainjden af de wö^en I
Tscha inäüBzkenl
huida laüszken!
121^
Zapzuogel häinjde nd,
furzförer bäszt te dd !
122.
Hifertscbäsz !
läk de hpsLSZ^
wun' e gät beschäszen äsz !
123.
Bisakesz !
drä6h bülz än't bakesz,
kam zeräk,
fal af de räk,
bräinj mer e hiäk
mär hibesz mät!
124.
Studänt, itudänt!
die hosen ferbränt, .
die gatchen fersoffen
zum teüfel geloffen.
353
125.
Muf! muf!
net kam mer ä meinj ktutl
net fräsz mer me britl
8onzt Bchlön ich dich dit
126.
Hegd äsz der irscht Apräl,
ein kä fernare wien eni wäl;
86 schäkt de nare wekter I
127.
Mina!
Bina!
bächen !
krej an e stäinkij ächen I
128-
Paulin !
gäng af Pin !
fräs en ätäinjkich hin!
129.
A.
Katreinjtchen !
säz aft schweinjtchen
rekt k^n Hanedeinjtchen,
bräinj e fasz weinjtchen,
dernö säz aft stintchen,
unt sof ed alintchen!
23
354
Katreinjche
Bäz &w e schweinjche,
rait händer de gärten,
brainj e schüwer färkel,
da se an de kumer,
schladh se mät dem humer,
net fi'äsz se ale,
fräsz se mät der gonzer gerne!
130.
Susi !
Busi !
Hasibusi !
nom de späl,
gänk dermäd an de häl !
131.
Misch !
pisch
an de ba6h
so deinjer moter eil gMen da6h !
nioren &sz deinj ho6hzetdä6h. •
132.
Mischközi!
knim dözü
kram flözi !
kram däpeh!
more sal em dich knäpen !
355
133.
Sam ! .. ,
' Barn I
burl66h! . ^
krej än't ätäinjkich fuszlöch!
134
Fritz !
iitibiz !
ätibesz
fräs en alden hibesz!
135.
Friz!
widiwiz ! .
kl^ner burez!
krej an de kotez !
136.
A.
Sep!
de bäszt e
fräs en alt
genep ;
rep !
Szäp
kr6j an de käp,
branj mer e räp,
an det §äp!
356
137.
Mai!
malai I
am iwe gebaken.
W6 te net wält baken,
Bcblön ich dij an naken.
138.
Jin!
Bin!
Bun!
Eak der inoter äii de tmn!
lüf weder't ätuwenäk
M än't : risebät !
139.
D6r! Dörl
regd af der gor I
140.
LSnl LÖn!
klaaf kp^n !
141.
A.
An!
schauer de fän !
schauer se schtn,
vfk en bin!
357
Äntchen
scliaur det fäntchen,
schauer et schtn,
iiioi-e kit de brejera htm!
142.
Zäri kam nö !
Treintche blaif da!
143-
LiRz !
mät der bisz —
moren am drä,
sobesz se frä !
144.
Tizi, dizi dözen! ,
fräsz zwfeheangdert grozen !
145.
Hanz !
schwänz !
Hampu !
humpesz !
grumpes !
H%nz !
358
146.
Spot nor spöt!
am liemel äs e Göt ;
dier wirt dich liren,
wun te net wält hiren.
147.
äpot nor 6p6t!
am herael äs e Göt;
dier wirt inij erraten,
unt dej an de glänich häl scbäken.
Kindergebete.
148.
Gotesz nilmen afgestanden !
dät walt Göt,
beh&d esz Göt,
Got der luoter,
Got der san,
Got der helich giszt«
Amen !
149.
Gotesz nume bat gangen!
dat walt Göt,
beh&d esz Göt!
Got der fuoter &c.!
359
150.
A.
Des öbeszt siii mer schldfe giü,
sibn angel sin mäd esz ku,
zwe ze'n hebn,
zw^ ze'n saitDy
zwd ze'n föeszen,
der sibnt sal esz däken,
otiser här Jesus säl esz mörn fräe
fräsch gesond ofwäken!
B.
Gotesz nume schlöfe gön!
siwen äinjel mät mer gdn!
zwin zä meinjen hiwden,
zwin zä ineinje sekten,
zwin zä meinje feszen,
dSd in, dät säl mich däken !
6ot der här s£l mich gesangd afw&ken !
löl.
Bietkldk!
half esz Qot !
Got der fuoter,
Got der san,
Got der helich giszt!
Amenl
152.
Ech bä klin,
meinj harz äsz rin,
nemeszt säl drä wunen
als J5su alin ! Amen !
360
153.
A.
A6h här kom,
inä6h mich from,
(lad ich hk dej an heniel kom!
B.
H&rzer härgot mä6h mich from,
dad ich hk dej an hemei kom!
154.
An mal bietche lieg'n ich mich,
nienen Got befieln ich mich,
Sien öbend und äle morjen
wirt mir Got men eil fersorjen. Amen!
155.
O J&ftuleinj,
nie br&derleinj!
kam an dat jang härzke mein],
unt losz et dir en wununk seinj !
156.
Te huoszt et gegien,
te käszt et nien,
här söjen deinj gowen! Amen!
3()1
157.
A.
Ich huird e klökeltchi kl&ngen,
de helij ängel am hemel säng.eii,
ech schief bä Got dem häre sene fesz
gor sesz. •
5. E wiekt mij of,
6 schakt mij an de khxh,
De kirch wor gekiert,
der ielter w6r gediekt ;
am den ielter geng ich,
10. Kriszt den häin emfeiig ich.
Pro dich Sil!
frö dich harz !
kit* me truiszt,
dier mij ousz der häl erluiszt. Amen!
B.
Ä*
n de kirch genge mer,
am den ielter tnide mer,
äsen Härgot bade mer.
De kieke Itcher klängen,
de schfilercher sängen —
o.
Kletcheltche fe u ze kläingen !
am himel sin de äingel säingen!
de äingel sai schniwais ugedö —
5. Här losz mich nät !
,Wäe 8ol ich dich loszen ?
Häe bäszt te gefongen
zwäsche föef ruit wongen!^
Haint schläef ich säesz
10. bai Got dem häre saine ^esz.
Got der här häesz mich fräe ofston,
e häesz mich an de kirch go.
362
An de kirch geng ich
Rriszt den härn ämfeng ich.
15. Fröe dich sil 1
fröe dich harz!
säch dd kit der truiszt,
dier dij ouaz der häl erluiszt ! Amen !
D.
ySäinjder wält tä mät mir gdn !
A6h wk ßfil ech mät dir gön ?
Hä län ich gefangen
mät siwe schwere wangden.
Här Jesu kam.
mät deinjen äinjeltchem alen drä,
unt mä6h mich fra !
158.
^ Här Jesu, dir liewen ich,
* här Jesu, dir Stärwen ich,
här Jesu deinj bleiwen ich
did oder liewendich.
Kinderpredigten.
159.
If legd, ir lekt!
hirt meinj prädich hekt!
Prädich! prädich!
de kirj äsz lädich:
5. d6 iwern
se fii schiwem,
dö uewen
se fil schuowen,
dö äraen
10. se fil mämen,
363
dö afen
se läkter fafen.
Prädich! prädich !
de kirj äsz lädich.
160-
Fuoter äser knödhen!
ich biet emöl dra w66hen,
bäs ij an herael kam.
Ech 8a6h dra Juden dö ieszen,
5. dier in ref mich zem ieszen,
dier ander söd, ich wil em't ^or frieszen,
der drät nam e^ stintchen,
e wurf mich weder det zinebintchen.
fich geng za äsem- härgot klön,
10. et söt, e h&t mer gät gedön.
161.
Schlöszer dser!
me fuoter wunt bära miltschen,
meinj moter wunt bäm klitschen;
me ftioter had en monkel fersazt,
5. am ßiwe gälden ;
na wäl hie en net lisen,
hie wäl en net lisen,
sä wäl en net lisen,
na bleift hie fersazt
10. fum iweget, za iweget
162-
Quibus
en hibesz,
unt quibus, quabusz
de gäsz gö barbesz;
barbesz göü de gasz.
364
ünt de gasz Ren asz,
U!it de gasz sen ned ech,
naiia sehwech!
163.
Kön danen, kön danen!
mäd ire fimenl
fcön htme, kön himen
inäd iren hf nen I
Meinj prädij äs ousz,
et kid en inousz
.ous ärem 16^ erousz .
unt lift iwer desz nöber seinj housz.
164.
Ich fön un ze rieden, '
ich f&n un ze bieden,
ich fön un ze sön;
er känd et net ferdrön;
er hud et gehirt,
et se lokter wirt.
Na kid e schweinj
unt fräszt mer't lateinj.
Neckmärchen, Lügenmärchen und Reiinspiele.
165.
Des armen Mannes Wlrthscliaft.
1. Ech w6r en örem man, .
ech hat näszt wä en hintchen —
Tär dich ineinj hintchen!
2 Dä^ij eraol en hintchen hat,
. b<'käni ij ug en hunen.
Kikeriki hiszt meinj hunen,
Tär dich meinj hintchen.
365
3. D& ij emol en hunen hat,
bekam ij ug en schwunpii.
Welsz fadern drit me schwunen,
Kikeriki hiszt nieinj hunen,
Tär dich meinj JiiDtciien.
4. Da ij emöI en schwunen hat,
bekam ij ug en gisz.
Zäz de Barbra hijszt meinj ^isz,
weisz fädern diit nie sehwunen,
Kikeriki hiszt meinj hunen,
Tär dich meinj hintchen.
5. Dk ij emol e giszken hat,
bekam ij u^ en kä.
Kram heren drit meinj kä,
Zäz de Rarbra hiszt meinj gisz,
vveisz tadern drit me schwunen,
Kikeriki hiszt meinj hunen,
Tär dich meinj iiintchen.
6. Da ij emöl en kä hat,
bekam ij tig e kalt'.
Prutschemprutsch hiszt me kälf,
kram heren drit meinj kä,
Zäz de Barbra hiszt meinj gisz,
weisz fädern drit me schwunen.
Kikeriki hiszt meinj hunen,
Tkv dich meinj hintchen.
7. Da y.emol e kälf.hat,
bekam ij u^ e färt.
Röszknorn drit me färt,
Prutschemprutsch hiszt me kälf,
kram hern drit meinj 'kä.
Zäz de Barbra hiszt meinj gisz,
weisz födern drit me schwunen,
Kikeriki hiszt meinj hunen,
Tär dich meinj hintchen.
8. Da ij emol e färt hat,
bekam ii u^ e fölen.
Mihaha hiszt me fölen,
röszknorn drit me färt,
Prutschemprutsch hiszt itie kalf,
kram heren drit meinj kä,
Zäz de Barbra hiszt meinj gisz,
366
weisz fädern drit me schwünen,
Kikeriki hiszt meinj hunen,
Tärdich meinj hintchen.
166. .
Hühnchens Tod«
Det kekeschken u6li det htntche schärden af dem mäszt. Ui t
hintche fand e kukeruzkekt unt schlakt ed awiszt an, m^r em det
kekeschke gesöt had, et känd «niöl erstäke, wun ed alleszt esi awiszt
uoweschläk« wil. At d66lit awer: net dat det kekeschke filecht
k&m, unt n^m am det kükeruzkektchen ; dorära wül äd ed esi
schniel äschläken» Awor et geog em, wä det kekeschke gesöt hat;
det kekt bliw em am hälz Stichen, ät fä\ am. Wä dät det kekesch-
ke sadh, lew et schniel, et sil waszer bräinjen, unt stl et dem hint-
chen an hälz schiden, dad et det kektche sil uowe, wieschen, Na
kam et zer brokt unt hej är waszer :
1. Brokt mir waszer gien,
waszer ech himen dron, • •
hintche wäl fäk, fäk, fäk.
2. De brokt söd : ,ich wäl net !
bräinj mer dirscht de schage fum schoszter !'
Kekeschke kam zem schoszter:
„Schoszter mir schale gien !
schalen ech brokt dron,
brokt mir waszer gien,
waszer ich hintchen drön,
hintche wäl fä^:, fäk, fäk.«
3. Der schoszter söd : ich wäl net !
bräinj mer dirscht fum schweinj de birschten I
Kekeschke kam zera schweinj :
^Schweinj mir birschte gien !
birschten ech schoszter drön,
schoszter mir schale gien, •
schalen ech brokt drön,
brokt mir waszer gien,
waszer ech hintchen drön,
hintche wäl fäk, fäk, fäk."
367
4. Det scliweinj dät 86d : ich wäl net!
bräinj nier dirscht fum weiszbäk klaenl
Kekeschke kam zem weiszbäk:
^Weiszbäk mir kläe gien,
klaen ech schweinj drön,
schweinj mir bir achte gien,
birschten ech schoszter drön,
schoszter mir schage gien,
schagen ech brol^t drön,
brokt mir waszer gien,
waszer ech hintchen drön,
hintche wäl iäk, fäk, fäk.
5. Der weiszbäk söd: ich wäl net!
bräinj mer dirscht fum fielt det kirn!
Kekeschke geng af t fielt :
„Fielt mir kire gien!
kiren ech weiszbäk drön,
weiszbäk mir klae gien,
klSen 6ch schweinj drön,
• schweinj mir birschte gien,
bir sehten ech schoszter drön,
schoszter mir schale gien,
schalen ech brokt drön,
brokt mir waszer gien,
waszer ech hintchen drön,
hintche wäl fäk, fäk, fäk.
6. Det fielt söd: ich wäl net
bräinj mer dirscht fum höf de mäszt !
Kekeschke geng zem höf:
„Höf mir mäszt gien !
mäszt ech fielt drön,
fielt mir kire gien,
kiren ech weiszj;)äk drön,
weiszbäk mir klae gien,
klaen ech schweinj drön,
schweinj mir birschte gien,
birschten ech schoszter drön, ' •
schoszter mir schalen, gien,
,scha^en ech brokt drön, .
brokt mir waszer gien,
waszer ech hintchen drön,
hintche wäl fäk, fäk, fäk.
7. Höf gaf dem kekeschke mäszt,
kekeschken de mäszt dem fielt,
368
fielt dem kekeschke kiren,
kekeschken det kiren dem weiszbak,
weiszb&k den) kekescliken de klaren,
kekeschken de klaen dem schweinj,
schweinj dem kekeschke btrschteii,
kekeschken de birschten dem schoszter,
schoszter dem kekeschken de schalen,
kekeschken de schagen der brokt,
brokt dem kekeschke waszer,
kekeschken det waszer dem hintchen,
awer det hintche wor schin dit.
167.
Hühnchens llogr/ibnisz.
Da na det hintchen dit wor, madht det kekeschken en wuo^pn
ous arschuolen, unt 166ht det hintchen draf, unt äpant zwd leiszkor
u6h zwe meiszker un, unt för, et sil dad uorem begruowen. Awer
d'irscht för et nor alin, et dodht: ^et wärde schin nö^ är af de
lech kun, wu se fun desem schäksal hiren,** und drifiunt drf:
1. Tschä meiszker I • . ' .
hida leiszker!
hegd u mir,
moren un dir.
•. '*
2. Kam der hier:
„Woräm esi trourich?**
^Hintchen äsz gestorwen,
selent begruowen,
owi! owi!"
„Terf ich mät fuoren ?"^
„Hop häinjden af!
dat de rätcher kerzeln,
dat de meiszker perzcln,
• (dat de meisaker krazen
dat de leiszker pazen !)
Tscha nieiszkenl
hida leiszken I
hegd u mir,
moren un dir.
3. Kam der wülf:
-Woräm esi trourich ?**
■ , 369
^Hintche ge&torwen,
seleht begruowen,
o wi! o wi!**
„Terf ich niät fuoren?"
pHop häinjden af!
dat de r&tcher kerzeln,
dat de meiszker perzeln,
/ (dat de meiszker krazen, .
dat de leiszker pazen.)
Tscha meiszken!
hida leiszken!
hegd u mir,
moren un dir.
Esi färe se wekter, und et beg&nd en u6h n66h der fus, uÜx
der is, u6h der kripes, u6li ded Sehen, u6h de nönold uch de knif-
lich iiöld, u6h der ' milestin, und ale guc^r hopte se häinjden af.
Da se na de nö6ht iwerifäl, sakte se härbrij an era wirtshous un
der strosz. Awer der wirt wor e garstich mäinjtsch und guocht se
ouszen. Na wore se guor zornij unt rieten angderenander, wä se
em't bezuole silen. Der hier sod : ich wäl em an de kästal göp,
der wülf s6d : „ich wäl em an de schofstal g6n* ; der fusz sod :
ech wäl em an den hinestal gön; der kripesz wül an de waszerköp
krachen, ded Sehen an de weis iesch, de nenold an de griszfuoter- ^
stäl, de kniflich nold änt dr^dadh, der isz stänt häinjder de houaen-
dir, der milestin af de housendir/der kokef af den hunebSlken.
D§L der wirt na ägeschlofe wor, geng e jfeded u seinjen irt.
Der* bier, uch der wülw u6h der fusz werchten ales an de stälen.
Dat gaf do lärm ; (der wirt wort wadh, wll det lacht enzäinjen, en
geng dermät kern hiert. Do ipräzt em ded Sehen an de ügen. Hie
schimft wa en rinnäs, unt geng bä de kop, e sil sij uofwieschcn;
awer do zwikt en der kripes an de hSnt Na wül hie sij unt dr&-
da6h Wäschen; do &tS6h en de kniflich nöld an de nuo^z. E sazt
sich af de griszfuoterstäl ; de nenölt geng. em än't däk fli«ch. Na
waszt hiö nemi, wat hie sil, unt geng ken der dir; dö gaw em der
13 en stisz, dat hie weder de werwel fludh, Dan hie na awer de
dir afmacht, fäl em der milestin af t hift, unt schlag en dit. W4
dat der kokesch sach, krisch hie : „Kikerigu mangu ; Kut lod esz
wekter zan!"* Se sazte sij* guor aw und färe wekter
dat de rätcher kerzelden,
dat de meiszker perzelden,
dat de meiszker krazten,
unt de leiszker pazten.
Tscha meiszken!
hidn leiszken!
-hegd u mir,
morn un dir.
24
370 ,
168.
Schnatterentleins Reise.
Det ßchnaderintchen macht sij aw, et sil an de wekt wält risen :
1. Kära det Hipertiperchen (Frosch)
,ßäsz wuor Schnaderintchen ?*
,An de wälf söt Schnaderintchen.
,Terf ich mät ku, Schnaderintchen?'
,Säz af me schwinzken ?*
86t Schnaderintchen.
2. Kam det däk mile^tintchen :
,Wuor sild er Schnaderintchen, Hipertiperchen?'
,An de wält' söt Schnaderintchen, Hipertiperchen.
,Terw ich mät kun Schnaderintchen, Hipertiperchen ?'
„Säz af me schwinzken !"
söt det Hipertiperchen.
3. Kam det rit Pazerchen: (Kohle)
jWuor seid er Schnaderintchen, Hipertiperchen, railestintchen ?'
,,An de wält" söt Schnaderintchen, Hipertiperchen, milestintchen.
,Terw ich mät kun Schnaderintchen, Hipertichen, milestintchen?'
„Säz af me schwinzken I"
sdt det milestintchen.
Esi gen^e sk na ale fär wekter und gengen und genge, bäsz
se un de Miresch kamen. Ded intche schwom änen ; da ed awer
an der mätent w6r, s6d et: „Na halt ich't! ich sal emöl tanken,
dad ich mer e fäschken erwäschen." Da et sij aiver tankt, fälen se
guor mädenSnder än^t waszer. Det milestintche sank af der stäl
bäs af de grangd, u6h nemesztmi huod et gesän. Det Pazerche mät
de ride bakeltchere schwom no^ iwei;i, awer seinj rit bakeltcher
behäld ät net; se worden em schwarz wi der did, und esi schwom
ät bäs än't mier. Nor det Schnaderentchen u6h det Hipertiperchen
kamen derfu, wel se schwäme kungden, unt ladhte sich de bo6h
fol, unt hun ned afgehirt mät la6he, bäs af desen da6h ; dat gid
äinjden :
„Hai ha! ha!
kwa ! kwa ! kwa !*
371
369.
GAnzehens rfeise«
Det LibegSszke wül emol an de bäsch gön, et sil sich fät
ina6hen, däii ät hat gehirt fun die file kregdern unt ges6m d6 iwe,
fun dien em gor fät k&nt wärden :
1. Kam ded Sehen :
^Wuor sah tä libegaszken ?*
5 An .de bäsch fat machen/
„Terw'ich mät kun?^
,ChaI hop aTt schwinzken!^
2. Kam det heltchen:
„Wuor sält ta libegaszken ? '
wuor Salt tat mät dem achen?"
,An de bäsch fat mäihen/
«Tör\^ ich mät kun?^
,Cha! hop af t 'schwinzken I'
3. Kam der kripesz:
^Wuor sah tä libegaszken ?
wuor seid er mät dem ache, mät dem neltchen?"
,An de bäsch fät madhen.*
„Terw ich mät kun ?"
,Cha! hop aft schwinzken!*
Esi begfend' en n66ii det schweinj, Ti6h der gisebak, u6h der
isz; zeliezt:
4. Kam der kokesch:
^Wuor Salt tA libegaszken?
wuor sält tä mät dem achen,
mät dem neltche, mät dem kripesz
wuor Salt tä mät dem bonzken,
»mät dem giszbak, mät dem iszen ?^
,An de' bäsch fät. mä6lien.''
„Terw ich mät ktin?"
,Clia! hop aft schwinzkenl'
Da se na an de bäsch käme, wör et schi .stokdankel wä an
em iszen. Wekter wfer nemi ze go gewieszt, dän em sach sich net
de fäinjer, net dan de wiech. Nor emol sage se an der, ferd e
lächtchejö, unt gengen diem lächtche no, bäsz se an en housz
kämen; dät wör lädich,. dän et wör e riwerhous, unt de riwer
wören ezt glat net derhim. Det libegäszke mät seinje komeräte
geng änen, und söd em j^de, wuor hie sich lieje sil, dän ät wör gor
geschekt, sä^ glech, dat h& riwer se meszten. Ded äche moszt
24*
372
#
an de iesch, de n61d än't drSdadh, der kripes an de köp, det
schweinj angder'n hiert, dy giseb^k angder den däsch, der isz
häinjder de dir, der koke^ af de dir-det libegaszke kru^ angder
det hkt
Am mätemö6ht kam ener fun de rtwern himen; e will det
feier luadhen, en griw angder'n hiert nö holz, — det schweinj er-
wascht en un der hant; e kiwerd am feier, — ded ache hpräzt em
an d'ü^en; — e wül sich bära köp wieschen, — der kripesz zwikt
en; e wül sich um dredach waschen, — de nölt städh en; der isz
Ätesz en, dat e weder den däsch flu6h'; dö stasz en der gisebak an
de räper, dat e weder ken der dir sturkeit. W4 hie dat sä6h,
waszt hie net, wem e w6r, unt nam et nidij ouszen; der kokesch
kröt häinjder em: kikerigu!"
Der riwer kam ganz erfört bä seinj komerSten zeräk,' und
erzäld änen, dad ed am riwerhous ämgeng. .„Da ij angder^i hiert
grif" söt e — „erwascht mij en grisz pätschzan'oj, dad ij ältkom
fra wärde kangt, ousz em iwel66h äpokst mer ener feier än't gesicht ;
drö kikten unt zwikte mij är; ener navi mij af en hägafel en warf
mich k^m däsch; dö stesz mer weder ener zwie mieszer an de
räper, dad ich dö6ht, et w6r me liesztet ; ältkom bän ich entwascht,
iwer der dir här krisch et: „halt en dad ij em u^ int gienl*
Dö de riwer dat hirden, esi trade se sich nemi an är housz;
se zu^en derfun, unt det libegaszke blif dö mät seinj e komeraten,
unt Kefte gM, unt werde fät, dat se sich kom mi' wieje kangden, j
und et dem libegäszken äingde fum- schwinzken trepst.
170.
Bitschkt
Det Bitschki w8r mät seinjer moter an de. wäinjert gangen^ et
sil u6h weinjmern ieszen Seinj moter söt : j,Bitschki, ned äsz ze
fil weinjmern, dat tfe der de boifli nenii scliläpe kSszt!" Awer det
Bitschki folcht ned, ät asz bäs em der bog aw in sekt stänt; nä
wör ät foul, unt wdl seinj moter sil ed af den arme nie bäsz himen.
1. Det Bitschki wül net kinie gön,
et wül, em sil et himen drön.
v2. Hangt, kam beisz det Bitschki!
Bitschki wäl net hime gön,
wäl, ech' sil et himen drön.
„Ech wäl ned, et huot mer näszt godön."
373
3. Kläpel, kam, sclila^Ji den hangt !
hangt wäl net det Bitschki beiszen,
Bitschki war net hime gön,
wäl, ech Sil et himen dr6n.
^fich wäl ned, e huot mir näszt gedön."
4. Feier, kam, brä de kläpel !
kläpel wäl net hangt seh Ion, . ' '
hangt wäl net Bitschki beiszen,
Bitschki wäl net hime gon,
wäl, ech Sil et himen* dron.
„Ech wäl ned, e huot mir näszt gedön."
5. Waszer, kam, lasch det feierl
feier wäl net kläpel br&n,
kläpel wäl net bangt schlön,
hangt wäl net Bitschki beiszen,
Bitschki wäl net hime gön,
wjil, ech sil et hinren dron.
„Ech wäl net, mir huod et näszt gedön.*
6. Isz, kam, sof det waszerl
waszer wäl net feier lieschen,
feier wäl net kläpel brän,
kläpel wäl net hangt scblon,
han^ wäl net Bitschki beiszen,
Bitschki wäl net hiine gon, ^
wäl, ech sil et himen dron.
„Ech wäl net, mir huod et näszt gedon."
7. Flischer, kam, schlä6h den iszen 1
isz wäl net waszer sofen,
waszer wäl net feier lieschen,
feier wäl net kläpel br&n,
kläpel wäl net hangt schlön,
hangt wäl net Bitschki beiszen,
Bitsbhki wäl net hime gön,
wäl, ech sil et himen dron.
8. Der flischer s.chla6h den iszen,
dßr isz suf det waszer,
det waszer lasch det feier,
d^t feier brät de kläpel,
der kläpel schlacJi den hangt,
der hangt bisz det Bitschki,
det Bitschki lew aw enen feszken himen.
374
171.
Der Baaer and sein Knecht.
1. Der gebouer schakt de knöcht aft fielt, •
e Sil de Mischka.bräinjen.
Der knicht dier bräinjt de Mischka ned
• unt kfd u6li nemi himeo*
2. Der gebouer schakt de kläpel aft fielt,
hie Sil de knecht drieschen.
Der kläpel sclilit de knecht net,
der knecht, dier bräinjt de Mischka ned,
unt kid uÜi nemi himen.
3. Der gebouer schakt det feier aft fielt,
ät Sil de kläpel br&n.
Det feier brät det 'kläpel net,
der kläpel drascht de knecht riet,
der knecht, dier bräinjt de Mischka ned,
unt kid u6h nemi himen.
4. Der gebouer schakt det waszer aft fielt,
et Sil det feier lieschen.
Det waszer lascht de feier net,
det feier brät de kläpel net,
der kläpel drascht de knecht net,
der knecht bräinjt de Mischka ned,
unt kid uch nemi himen.
•
5. Der gebouer schakt den iszen aft fielt,
hie Sil det waszer sofen. .
Der isz, dier seft det waszer net, *
det waszer lascht det feier net,
det feier brät de kläpel net,
der kläpel drascht de knecht net,
der knecht bräinjt de Mischka ned,
unt kid uch nemi himen«
6. Der gebouer schakt de flischer aft fielt,
hie- Sil den isze sclilon.
Der flischer schlit den iszen net,
der isz seft det waszer net,
det waszer lascht det feier net,
det feier brät de kläpel net,
der kläpel drascht de knecht net,
375
der knöcht dier bräinjt de Mischka ned,
unt kid u6h Demi himen.
Na schäkt der gebouer den teiwel af t fielt,
hie Bil de flischer lulen.
Der teiwel hilt de flischer,
der flischer schlit den iszen,
der isz seft det waszer,
det waszer lascht det feier,
det feier brät de kläpel,
der kläpel drascht de knfecht,
der kn^cht bi*äinjt de Mischka,
unt kid u6]i mäd em hiinen.
172.
Die MAr vom rothen Hahn.
Kind: Griszo ! erzielt raer en mör !
Gr.oszmutter: W6 te mer af meinj fr66h rfecht
äntfere kaszt esi wäl ich der in erzielen.
Kind: Na fr66ht mich ! ,
Grosm. : Käszt te de m&r fum riden hunen?
Kind: N&i ! .
Graszm. : " Ech &pr^che net: „n&i !" ech ipröche
„kaszt te de ni6r fum riden hunen ?
Kind: Cha!,
Grpszm. : Ech spreche net: „chal" ech Sprache:
^käszt ta de mer fum riden hunen?
Kind: Ich ka se net I
Groszm.: Ech spreche neid: ^ich kä se net!* ech
äprfeche : kaszt te de mör fum riden hunen ?
Kind: Na wä sal em da sön ?
Groszm: Ech äprfeche net: „na wi sal em da sön?"
ech äpr&che: kaszt te de mör fum riden hunen?
Kind: Käszt te de mer fum riden hunen?
Groszm.: fisi äs et rfecht, unt na wäl ich der se u^
erzielen :
Der hun w8r rit,
meinj m&r äsz dit.
(oder: De ni6r äsz rit,
der hun äsz dit.)
Kind: Awer griszo ! wör na ded en m^r ?
376
173.
En mfer, en m^r !
te giszt mer aet ra,
Be hir nä zä!
O foszt odate
5. et wor eiiiol
0 feräszte de fenster,
an dem feraszte de fenster
w6r en uole de däpen,
^ am uole de däpen
10. w6r en läpte de raältch.
Kam e kine de hangt,
frasz dät Jäpte de mältch
ousz dem uole de däpen
guer erousz,
15. unt wpr gelöfen
la dräku zem teiwel.
174
Lag^enlledchen.
1. Ich sa^ emöl zwta Tirken
an em stifke wirken.
Grisz wangder gesän !
wä d& Tirken
wirken !
2. Ich sag emöl zwien bieren
an em stifke kieren.
Grisz wangder ges&n !
wä d& bieren
kieren !
3. Ich sa^ emöl zw6 kröen
an em stifke kloen.
Grisz wangder gesän!
wä da kröen
klöen!
4. Ich säg emol zwo razen
an em stifke mazen.
377
Orisz wangder ges&nl
w& d& razen
mazen !
5. Ich sa^ emol zw6 kazen
an em ätifke läzen.
Orisz wangder gesän !
wä d& kazen
läzen !
6. Ich sa^ emol zw6 douwen
de fuszoie klouwen.
Grisz wangder gesan 1
wä da douwen »
klouwen,
wä da knzen
läzen^
w& d& razen
mazen,
wä da kröen
kloen,
wä da bieren
kieren,
w& da Tirken
wirken !
175.
(Lügenliedchen.)
l.Dän de fli de wuogen zu6h,
dän de mäk den tom ämflu6h,
dat wörö lasztich zegden.
2. De bäfelkä säs af em büpfi,
der kokesch drag en wisebüm,
dat wore lasztich zegden.
3. E regder rit iwert kirchenda^h
e mile&tjn schwom iwer de bä6h ;
dat wöre lasztich zegden«
378
176.
Et sas e m Stehen af der hsL^h,
et wS-sch siehst hemtchen aleu da6h.
Na kam der far fu Nipenap
unt 8tä6h ed an de strisak ;
e dra^ an de Hllrmestat,
en schnid em e ätäk fura liäinjderbak :
„Na kirt, meinj häre,, wä gäd et schmaktl*'
1
177.
G ä e k a k.
A.
1. Der kukuk flu^ of dem schoszter sai hausz,
der schoszter wurw en scha^ erousz.
2. Der kukuk flu^ of dem miler sai hausz,
der meiner worw en milesti erousz.
3. Der kukuk flu^ of dem far sai hausz,
der far — *• ä worf de bibel erousz,
4. Der kukuk flu^ of dem schumidzter sai hau&z,
der schumiszter worf, de katechismus erousz.
5. Der kukuk flu^ aw en käpendürn
der kanter hat sich de gatch ferlfirn.
, Dor kukuk flu^ af desz far seinj housz
der far, dier sadh gor gras erousz.
2. Der kukuk flu^ af desz schilmiszter seinj housz,
der schihniszter wurw e ba^ erousz.
S. Der kukuk *flu^ af desz kanter seinj housz,
der kanter städh seinj gatch erousz.
379
4. Der kukuk flu^ af desz schoszter seinj hoysz,
der schoszter wurw en scha^ erousz.
5. Der kukuk äu^ af desz meiner seinj housz,
der meiner wurf de miieitin erousz.
6. Der kukuk flu^ af desz güldschmit seinj housz,
der güldschmit säch zem fenster erousz:
7. E wurf em e gäldä rttinjeltchen.
(der kukuk nara et mät seinje siwe sa6hen,
unt fludhzä seinjem lefken.)
178.
Hochzelt.
A.
1. Det Kirchentreinjtche wör en brokt,
se dänzten af der bierenliokt«
2. De bierenhokt wör nasz,
se dänzten af der gasz.
3. De gasz wör brit,
se dänzten af der schit.
4. De sohlt wör späz,
se idänzten af der mäz.
5. De mäz wör weisz,
se dänzten af em eisz.
6. Ded eisz wör glät,
se dänzten af ein bat.
7.- Det b&t wör wich,
se dänzten af em dich. .
^ 8. Der dich wör souer,
se dänzten af der mouer.
380
9. De mouer w6r zesprangen,
se däiiztcn af de bangen.
10. De bange* woren zeräszen,
mit wier mi wäl wäazen,
dem wird af de nuosz geschäszeu.
1. Det Kirehekati wör en brokt,
et tonzt af der bierenhokt.
2. De bierenhokt wor draich,
et tonzt of der gaich.
3. De gaic}i ^ejig schi,
et tonzt af der kri.
4. De kri w6r lank,
et tonzt of der bänk.
5. De bänk wor brit,
et tonzt of der schit
6. De schit wor späz,
et tonzt af der luäz.
7. De niäz wor wich,
et tonzt af em dich.
8. Der dich wd» souer,
et tonzt of der mouer.
9. De mouer wör zebrddheu;
et toiizt of dem knödhe.
10, De kn66lie wore weisz,
et tonzt of dem eisz.
11. Det eisz wör glät,
et tonzt of dem rät.
381
12. Det r&t drfet sij ämeraingk
iwer'n rone (?)'
' bäs ^n brone.
179.
Taufe.
Äsz kaz u^ äsz kader
biden ich ze gefader,
asz hin u^ asz hun
s6deii, er silt balt kun,
5. a»z kä u^ äsz räinjt
sdden 't wer gor en hisch käinjt;
häinjder'in iwen
äs en "bänk
Ho dertiwen
10. lät de kränk.
180-
Wie Peter sein Weib schlug;.
1. Titi, titi, lochen !
der Piter, scliladh sen fröchen.
2. Det law em an de irlen,
det feng un ze birlen.
3. Det l&w em angder de bräk,
e bruoäit et mät der kräk.
4. Det, law em an de sp6,
e kund et ned erfö.
5. Det law em an det gräsz,
e ieng .et mät dem gl äsz.
6. Det law em an de kumer,
e achlag et mät dem humer ;
382
7. E band ed un den däschfos u
„fntuz morzi \^ et Sprang d'erfu :
T»
Wuort te wirscht mer schu weder ku 1"
181- '
Wie der Walaeh sein Weib sciilug.
1. Däun der bl66li d(^ blechä schlaf,
schladi e se mät dem ieszichkrach ;
2. Däun se net wöul schwejen,
schla6h e' se mät wegden,
3. Däun se net wöul ieszen,
schladh e se mät dem bieszem.
4. Däun se net wöul bleiwen,,
schlaf e se mät zweiwel;
5. E schladh se mät dem zweiwel,
en schakt se dernö zem döüwel.
182.
Fahrt ins Elfenland.
A.
Zuzu, zuzu, zunderm&tchen
dräinjk weinj ousz em waszerk^pchen I
schid ed iwer't rü6hl66li
(dor de heangt spile gön,
5. do de r^klich m^tcher stön)
dat de hangt bile gon,
dat de kaze spile gön
zä der blomenä!
De blomenä w6r net derhim,
10. de kaze- säszen af era stin,
383
de gisz wül ned afston
en wül net fuor de kenenk g6n.
Mousz I Mqusz I
kier det hoiisz !
15. WiseU Wisei!
drag ed ouszl
B.
Zuzu, zuzu, zunderm Stehen !
dräinjk ousz dem waszerkfepchen f
Kikeriki säinjt nieinj hun,
h6t zwin äpueren un.
5. (häd ech nieinj rit schagen unl)
Se süle regde fraen
ken der donienaen.
(an de Komenaen)
De domena w6r net derhiin,
10, de gitjz la^ &f eni stin,
de kaz lä^ 4f em liiert,
der heangt la^ fuer der dir;
se wüle sij o6li net wiejen,
se wüle sij o6h net riej(;n,
15. se wülen o6h ned äfstön,
se wülen oäa. net fuer de kenenk gön,
se wülen o6h net schalniären
wier de brokte wferen ;
se sängen,
20. se sprängen,
se dreänken ausz de känen,
se schleagen de beangen,
terum ! terum 1 tituni ! titum !
c.
Süle mer regde fraen
an de düömenaen, —
384
de Krazewez wör u6h dö,
de Uepentep kam u6h nö.
* *
Abzählen zu Spielen.
183!
(Mit jedem Wort wird einer der Spielenden zugleich darch Berühnuig mit dem
Finger bezeichnet; wen das letzte Wort trift, der ist anagelost. Die nngrische
Sprache ist in diesem Stück nachgeahmt.)
Äketum
zinumlain
täketurn
mit malain
tinum
kozka
tan um
tuwa
ärsäk
te!
niäi-Bäk
184
(Gebraucht wie das vorangehende Stück; in diesem ist die Zigeunersprache nach-
geahmt.)
Unemi,
ronza
dunemi,
konza
tronemi
jewia
ronemi
dewla
donemi
, tschok!
- 185.
(Ebenfalls die Zigeunersprache nachgeahmt)
ünebi, zwiren
duiKibi diren,
doi obra
kizi dobra
kiewer fläpeszT
moi
385
186.
Gekftft,
geitilen,
af PID mäszt gefp^ngden.
187.
E ruosz,
en huoszy
en kaz,
en raz
en isz,
en ^isz —
dö lift en mousz
tä bäszt ousz!
188.
(Jedes von den Wörtern oder Sjlben föllt anf einen Spielenden, die letzte Sylbe
loszt wie in den früheren Stücken aus.)
ünichi
in der
dunichi
not.
tipel-
Wäre
te!
wäre,
Tibel
^rdsze
tabel
dök.
domi- .
Schäsz
ne.
Eckes-
Mkl
bröt
\
Zintchen,
bintchen^
kraähä
bätchen
189.
boäba
bandri
zedrä'
bärtphenl
25
386
^ 190.
Tä bäszt kiser,
tä bäszt kenenk,
tä bäszt gräf,
tä bäszt Bchoszter,
tä bäszt Zegun,
marsch derfun!
191.
Kukela,
pipela
träs^e
la niutela
de inte
;ö barbesz,
e gasz
gd geschächt
192.
Ainjel
bäinjel
häinjerschkii^cht^
klipchen
klapchen
af em roch
flidri
fladri
flädermouszs
nom dij af t
feszken
tä bäszt ousz!
193.
Unemi
kokesch
dunemi
atrum
schali
patrum
pali
pirum
pimpescfa
pik:
S«7
194.
fineget
ßchiärlonk
weneget
piÄiienk
tichen
ßchuBz
taclien
kS Biißz
okesc'h
hq em fuszl
mokeseh
195.
(Auch hier fSlIt jedes einzelne Wort auf einen der Mitspielenden.)
Int, zwie, dra,
krej än't lia!
fkv, faf; sie$z,
krej an de ieschl
5 siwen, acht, neinj,
te bäszt en alt schweinj;
zkrij elf, zwelf,
frieszen dich de w.^If,
beiszen dicjfa de ineisz,
10. kiken dich de leisz^
zwiken dich de flt —
kikeriki!
Spiele.
Beim Wettoprtng'eii.
196.
Guide, ginde langen,
bä»z wor säl ich sprangen*
1^5*
388
Betm ««Koches** spielen« Indem «label In der
Pfanne grertttart wird.
197.
Räder, räder an der tsm,
da e kizke bater drän,
oder e kizke fat,
dad et net ferbrätl
198-
(Man faszt sich bei den Hunden nnd dreht sich im Kreis.)
Et säsze siwe mäüseltcher
an enem anje kärfken,
sesz hülz 1^ sauer hülz I
da inijet Lini drd dichl^
199:
(Gespielt wie das Yorangehende, nur dass hier bei den letzten Worten schnell
niedergednkt wird, wobei Manches yon dea Mitspielenden omf&llt, wodurch dann
die kindliche Heiterkeit erregt wird.)
Bise; bise bS!
krej an det häl
niältch änt figschkenl
höwer än't tgschken I
plutsch an de badhl j
200.
(Gespielt wie Kro. 199.)
Duina!
Maruina !
dr& dich, m^tchen, drS dich!
plutsch neder!
389
201.
(Gespielt wie Nro. 199.)
Raiu!
mala!
huower am töschken!
mältch am fldschken!
zizumizu!
202.
CGospielt wie Nro. 199.)
Majeram I
kampeszthifkchen 1
rise&tintchen !
Et säfl e mStchen an der bäöh,
et woBch det hemtchen alen da6h
plutsch äa de baihl
Maiul
raiu!
kampesztMftchen !
ridet ätintchen!
Et säs e m^tchen un der MHi,
et wosch sjich 't hemtchen alen d&6h,
Tizi! mizi! an der bäch«
203.
(Eigentlich ein Aumf an den Stoszvogel. und sollte im Absclinitt „Verkehr mit der
Natnr" stehen, wird aber von kleinen Kindern mit dem hiezu angepaszten Schlusa
beim Bingelgehn gesungen, und dabei verfahren wie bei Nro. 199.)
btiszfuo^el !
hienendäder !
390
flej an de Pimberbäsch,
briiin] eii sak föl ha-^^zelnäsz
dem Di«lel — daidel — dizi !
Zizi!
204.
(Det Anruf an die Dohle ist hier mit einer kleinen Aendening am Schl.nsze ziua
Keigenlied verwendet.)
T^chiikal
Mamka!
flej af de birehfini,
säch, wun de Tirke kun !
5. De Tirke ku mät ätangen^
der bier huot sij erhangen,
der bäsch br&t, der bäsoh brit,
der wülf huot sich den zuo^el ferbr&t,
der fttsB Itft'Htti kirn,
10. 0 huot sich de sfehwÄn^ ferörfen;
der N. N» sal en hilen.
(Das von dem Vorgänger oder Anführer bezeichnete Kind musz nun von einer etwas
entfernten Stelle, bis man, je nach dem, wie es vorher bestimmt worden, auf 5, 10,
20 etc. zählt, zwei Brettchen holen, sonst erhält es von jedem Mitspielenden eiaeu
Schlag auf die Fuszsohle.)
II tt hl e.
20d.
(Ich koimte nicht genau erfahren, wie gespielt wird.)
Meinj mil git,
deinj mil sttt,
nieinj mil föd e filscliken,
deinj mil fed e sch^ifken.
391
Httwaehen.
206.
(Jedes Kind kneipt mit Daumen and Zeigefinger in die äuszere Oberfläche der Hand
eines Andern, welche es anf diese Weise festhält ; dasjenige, welcheä die Hand am
untersten- hat, beginnt das Lied, und bringt die Hand bei den entsprechenden Worten
desselben hinauf; dann begint ein Anderes, das an seine Stelle getreten.)
Eins: O wt! o wi!
Alle: Wat dit der wt?
Ein»: Det meiszke beiszt mich.
Alle: Hop eraf!
B p u n II e n f p a u»
207.
(Ein Kind sitzt als Brunnenfmu auf einem Schemel; die Andern umgehen es im
Kreise, uiid zupfen es während des Liedes; 'kann die ßrunnenfrau hiefoei Eines er-
haschen, ohne sich vom Schemel zu rühren, iso tritt da« Gefangene an äre Stelle.)
Branefrä!
Branefrä (
zech mij an de brauen!
Herliche «locke.
208.
CEin Kind stützt sich mit verdeckten Auges mit der Stirn e anf den Tisch; Eins von
den Andern schlügt es mit einem zusammengeflochtenen Tuche anf den Kücken; es
musz den Schläger errathcn, und am Schöpfe ergreifen, der dann seine Stelle ein-
nehmen mnsz.)
Eins: Härlich kl6k (nachdem es den Schlag erhalten)
Alle: Wier huod et gedön?
Eins: Dier uih dierl
Alle: Kam bräinj en un k6ren hier!
892
Blinde REansz.
209.
(So heiszt bei den Sachsen» .was man sonst „blinde Knh" nennt. Einer mit ver-
bundenen Augen, sucht Eines ron den Andern zu erhaschen, die, um ihn hüpfen,
singend :)
Bläinjdermoiisz !
ich kun der än't hoasz.
Tod.
210.
(Spiel beim Abschfilen des Maiszes. Einer wird ganz mit Blättern bedeckt, die
Andern stehen um ihn herum^ oder verstecken sich und rufen aus dem Versteck:)
Alle: Schampelän dit ! StSnd aw, et hod tat geschlön !
Tod: A6li lot liiich nödh schlöfen!
Alle: Schamplän dit! ätand aw, et h6t zwe geschlön!
Tod: Adb lojt mich n66h schlöfen!
Alle: 8champelän dit! stand aw, et höt dra — f&r — faf —
siesz — siwen — acht — neinj — zän — elf — «weif geschlön!
Tod: (ertheilt immer die Antwort: „lot mich nö6h schlöfen!"
his er den Ruf vernimmt: „et höt zwelf geschlöni" Dann springt
er plötzlich auf, die Andern laufen auseinander; wen er zuerst er-
greifen kann^ der musz an seine Stelle treten, und ,|8champe]än
dit" sein.)
Der Wolf und die Oänse.
211.
Gans: Ir meinj göseltcher, göseltcher kud erfir I
Gänschen: Mer getiren net, mer getire net
Gans: Woräm net?
Gänschen: Am de wölf.
Gans: Wo äsz der w&lf?
Gänschen: Dö onder dem zäng, dö onder dem zäng.
Wolf: Na wüort, ech wäl ich schu — (er springt hervor, und
sucht die einzelnen Gänschen; die er findet, schleppt er in seine
Wohnung, um sie alle miteinander zu fressen; während er aber das
letzte bringt, gehen die Andern auf ein Zeichen alle durch. Er
läszt das frei, das er in Händen hat, und läuft zornich den Andern
398
nach. Alle retten sich in das „Sichere'', wohin der Wolf nicht
kommen darf, und er wird ausgelacht. Die Rolle des Wolfes musz
immer der flinkste und lustigste Junge übernehmen).
Wolf und liainni,
212.
Alle Spielenden mit Ausnahme zweier, welche die Rolle von
Wolf und Lamm übernommen, bilden sich gegenseitig an den Händen
fassend einen Kreis. In diesem Kreise befindet sich das Lamm,
der Wolf geht um denselben herum. Die Glieder des Kreises
summen:
„Gied ödht! gied 66ht, der wftlf gid am!
Nun sucht der Wolf in den Kreis zu schlüpfen, um das Lamm.
zu erhaschen, das aber, sobald jener in den BIreis gedrungen, iausaer-
halb desselben Rettung sucht und umgekehrt. Wird das Lamm
erhascht, so tritt es an Stelle des Wolfs, der Wolf aber in die
Reihe des Kreises.
Hahn und Stoszirogpel.
213.
Eines der Kinder sitzt auf dem Boden, und rührt mit einem
Hölzchen, die Andern stellen sich in eine Reihe hinter einander,
das Stärkste voran, und gehen dreimal um den Sitzenden ; darauf
halten sie inne, und es spricht der Vordere der Reihe, welcher den
Hahn vorstellt, zum Sitzenden, welcher die Rolle des Stoszvogels hat :
fokesch: Geäden da6h!
tiszfuo^el: Haf däonk!
Kokesch: Wat mäa6ht er n66h?
ätiszfuo^el: Ich säol mer e feärche mäo6hen.
Kokesch: Wät seid er mät dem feärchen?
ättszfuogel: Ech säol mer paleokesz kö6hen.
]5^okesch: WÄtseld er mät dem paleokesz?
Stiszfuogel: Ech säol en ^szen.
Kokesch: W4t seid er derze& feszen ?
Stis^fuogel: En hänkeltchen.
Kokesch: Wohär?
Sttszfuo^el: (aufspringend) Na dohär.
Kokesch: Däot seid er blaiwe loszen.
(Nnn springea Sie Beiden gegeneinander. Der Stoszvogel darf aber nur das letzte
in der Reihe und nnr Eines auf einmal fangen ; das wird ihm bei einem guten Hahn
394
bei aller Liszt an4 Raschlteit oft sehr schwer. Hat er endlich Alle ein^efangen
und tu sein Haus geführt, so tödtet er sie, d. h. er gibt Jedem eiben Schlag auf
die Ferse, und damit ist das Spiel aus.)
Der brennende Stuhl.
213.
Alle Mitspielenden bis auf Einen sitzen auf Stählen im Kreise.
Der Nichtsitzende geht im Kreise umher; plötzlich ruft er :
«Af bräder! der it&l brit!
worauf Alle aufspringen und ihre Sitze wechseln müssen, wobei er
seinen Vortheil ersieht und einen Stuhl zu besetzen sucht. Gelingt
ihm dies, so trit derjenige an seine Stelle^ der keinen Stuhl be-
setzen konnte, *
Töpfeheu und Deekel.
214.
Man sitzt im Kreise auf dem Rasen, so dasz hinter jeder sitzen-
den Person eine andere steht; jene heisst.das Töpfchen, diese ider
Deckel. (Päpchen und Däkeltchen.) Eine Person hat kein Töpfchen ;
diese geht zu einem beliebigen Deekel un^ fragt:
y Wa deier ferkifst te mer deiuj däpcben ?*
^m en krezer (groschen &c.)'
hierauf laufen Beide nach entg^egengesetzten Seiten um den Kreis,
wer zuerst bei dem Töpfeheu wieder anlangt, bleibt in dessen Be-
sitz, der Andere musz weiter fragen.
Zum PfKnderaualöaen.
215.
Wat säl dier dan, diem det f&nd äsz?
Antworten:
1. E sal 6tin zielen (mit der Stime an . der Wand oder Thür
herabfahren,)
2. £ säl kirsche klouwen (d. i. Er soll käszea bildlich vom
rothen Kirschenmund).
3. E säl angder de iert gön (der Verurtheilte niiTimt einen irdenen
Teller auf den Kopf, und geht damit herum).
395
4. K Ȁl den iwen ze gefaler bulen. (Die Angabe wird wirklich
au^gct'üiirt, oft nach dem Vorbilde von Nr. 179) u. s. w. u. s. w.
Kindercanon.
216.
A.
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Derkuku/der zaiku, der j& - le ftpä-jel, de krd, de
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Der kiiku, der zaiku, der 6 - le spä-jel, de
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krö, de Sprö, de nöäi - te-guol, der
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i=t
&pä-jel, de krö, de ip.rö, de n66h- te-guol, der
Der kuku,
der zaiku,
der ele&päjel.
de krd,
de &pr6,
de nö6hteguoL
897
217»
(Wahrscheinlich nach derselben Weise.)
Der iäinjer,
der dornen,
der ielebijen.
Sprachtibungen.
Mdinjer moter är bieszt bieszemätiL
219.
DrS r$t brft birebläder.
220.
DiA deren, dr£ düen.
221.
DrS dftpcher, drä d&keltcher.
222.
Et riden dx& regder iwer de bräk, bräk, bräk.
223.
Et riden dräentreiszich küraszregder am. den Härme-
6täder riden torn ämeräinjk.
224.
Siwe brit bl& Brabanter, ipizebänder.
225.
Siesz Ipäz brötlip&sz.
226*
Siesesieszzich sesz baszelnäsz.
227.
Asz debidtr? (Asz de bid ir?)
228.
Andi'fedindäm ! (An drfe de ind Hm !)
229.
Aszderna^zakäsz^ (Asz d^^r nasz sak äsz
äszfieluniindäsz, äsz de luili ind äsz,
äszdebidiehän ? ä^z de bid iehän ?) .
230.
Dikurantebiszifil. (Die Kuh rannte, bisz sie fiel.)
Dev itbejnngpe.
231.
A, B — ab,
em da .der an de kap.
232.
und, lind, unt
äsz blösch bater.
liateiiiisclie Htudieii.
^3.
W& äsz det läteinj?
Bäs ich hime geng,
frasz raer't det schweinj.
234.
Hic, h&c, lioc,
krej an de kalefök !
235.
Qnid schnaderus
bakuB krädrus?
(Wat Bchnaderst te
bakeszkrader ?)
236.
Violina mollift panis.
(Gechwtchpert )
237.
ßika scliärrentis;
hö^hbaumus crönästus,
aUmannus ku korbus
anti giwanti di scbnarra im ilussi !
sehwäm n6 bisz !
Vngrrische Studien.
238.
Ich geng zem ndber^szornszed,
icli hescn em en akesz « feisz^t,
ich geng an guorten = kertbe,
ich sä^ e giszken^ketske^
et frasz mer't krokt == käposzta,
ich liäch mer't wideret feszke = Ubotska
inät der akes^feisze.
400
239.
Hat mit keres
bär kerekes
mät dem däke fläderwäsch?
240.
Tini kakasti;
h&rom garas —
Ut a tjük?
az is ügy«
Zlgfennerlsche Studien.
241*
(Auch zmii Abzählen gebraucht)
Spiransel del mi jkort,
diwandil del bundi,
karaba trini wolit woi jescber di.
Awem an tulipän
5. diwei dinar me man
scheni, paschodi^ qui,
parscbö, parti,
Bchurela biebela,
keneti^ scbon Earlo wikomi,
10. scbuweta unt quäl gema,
de scbidof walawelta,
parschö ! parti I parela !
Zahlenstudien.
242.
tnt!
te bäszt en iXä int.
ZW&!
ämeräinjk dich drSI
401
5. drS!
krej än't ha!
fär!
te bäszt en alt gedärt
fafl .
10. te bäszt en alt schof!
sie&z !
te bäszt en äld isz;
siwen !
äni kakesz gebliwen;
15 acht! •
eni da der äu de schächt!
neinj !
te bäszt en alt schweinj ;
z&nl
20. te bäszt en alt kräm;
elw u6li zwelf !
t'rieszen dich , de weif.
Studien im Einmaleins.
243.
Einmal eins ist eins —
geld habn raer keins,
Zweimal zwei ist vier —
trinkn mer halbe hier.
5. Zweimal* drei ist sechs,
bist en alte hex.
Zweimal vier ist acht —
habn mer schwein geschlach't.
Zweimal fünf ist zehn —
10. biszt en alte h&n.
Zweimal sechs ist. zwölf —
fressen dich di Wolf.
244.
1 ni61 ind äs int —
te bäszt en äld int;
Zwiemöl zwie- äsz fär — •
bäszt en alt gedär.
26
402
6, DrSmdl drS äsz neinj —
bäszt en alt schweiaj.
F&rmöl fär äsz sieszzän -*-
, sele mer an de bäsch z&n«
Fäfmdl fäw äsz fawenzwinzich —
10. beisz de kraszten ale klinzich.
Sieszmöl sies äsz siesentreiszich —
äsz der N. N. alzefleiszich.
Leseübmigen,
245.
A, b, c
beiszen dich die fle, '
beiszen dich die wanzen,
der Schneider musz tanzen.
246.
A, b, ab —
em mölt der an de kap.
E, b, eb —
em mölt der af de litep.
5. i, b, ib —
em mölt der an de pip.
O, b, ob —
em mölt der an de sop.
U, b, üb —
10. em mölt der an de sup.
Nachträge.
247. •
Wili, Wili, wftle!
am en krezer päle,
am en krezer ride weinj,
märe säl deinj ho6hzejt seinjl
403
248.
Piter!
. itej af de liter,
fal af de fetin,
fetop der de zin^
schmier der se mät däpnerltm !
Misverständnisse.
249-
S z e k 1 e r : Adjan isten jö napat szisz bätsi \
S a c ii s e : Zu nura giurmert.
.Szekler: Hit hogy ir jaz dt?
Sachse: Ich ha mer e pdr uesze geküft.
Szekler: Hit lueäze Segesvir ?
Sachse: Firzich gälde \oszt mich^t p6r«
Szekler: Baszama boland Szisz !
Sachse: God erhald ij a6h gesangd !
250.
(Arkeden.)
4
1. Deä ej emdl e ging w6r
wül ich garn en hien hun,
Ale lotj frö6hte meoh,
wi m^inj hien hesz.
Trarara liesz meinj hien —
Sang me läwet Treinjtchen !
2. Dei ej emdl e ging w6r
wül ech garn en •hunen hun.
Ale lotj frö^hte mech, ,
wi meinj hunen hesz.
Kikeriki hesz meinj hun
Trarara hesz meinj hien
Sang me liwet Treinjtchen!
3. Dei ej emöl e ging w6r
wül ech garn en int hun.
26*
404
Ale lotj frochte iiiech
wä meinj itit h^sz.
Sehlobrelodre heaz meinj int
Kikeriki &c. &c.
4. Deä ei einol e gang w6r
wöl ich gärn en guosz hun.
Ale lotj &c.
Lunker kröp hesi meinj guosz
Sehlobrelodre &c.
5. Dea ej emöl e gäng wör
wül ej gärn e schweinj huri»
Ale lotj &c.
Eta de§a hesz me schweinj
Lunker krop &c.
6. Dea ij eraol e gang wör
wül ich gärn en gisz. hun.
Ale lotj &c. •
Pipa defa hesz meiiij gisz.
Eta de?ja &c.
7. Deä ij emöl e gang wör
wül ich gärn e schiöi' hun.
Ale lotj &c.
Bähähähä hesz me schiöf
Pipa de§a &c.
8. Deä ij emöl e gäng wör
wftl ich gärn en keä hun.
Ale lotj &c.
Hegescha, hegescha hesz meinj keä.
Bäliähähä &c. *
9. De& ij emöl e gang wör'
wul iöh gärn e kälf hun.
Ale lotj &c. • . ^ *
Mukeschke, mukeschken hesz me kälf.
. Hegescha &c.
10. De& ij emöl e gäng wör '
wül ich gärn en frä hun.
Ale lotj &c.
Sauret läwent hesz meinj frä
Mukeschken &c.
405
ll.-Deä ij emol e gäng w6r
wül ich gärn en mün hun.
Ale lotj frödbte mech
wä me mün hesz.
Lunker Strunk hesz me mün.
Sauret läwent hesz meinj frä,
Mukeschke; mukescfaken hesz me kalf,
Hegescha, hegescha hesz meinj keä,
Bähä hähä hesz me schiöf,
Pipa desa hesz meinj gisz,
Eta de§a hes^z me schweinj,
Lunker kröp hesz meinj guosz,
Schlobrelodre hesz meinj int,
Kikeriki hesz meinj hun
Trarara hesz meinj hien
Sang me 14wet Treinjtchen !
Anmerkungen.
Anmerkungen.
Jjie nachfolgenden Anmerkungen wollen weder Etwa» vorweg
nehmen, was besser für die Abhandlung^ aufgespart bleibt, noch
eine vollständige Littpratur verwandter Dichtungen des deutschen
Mutterlandes liefern. Auch darauf wollen sie sich hingegen nicht
beschränken, die Quellen anzugeben; aus welchen ich geschöpft habe.
Da meine Sammlung nur sehr wenig schon Gedrucktes enthält,
sind nur selten Werke anzufiihren, denen ich Einzelnes verdanke;
fast Alles ist nach mündlicher Ueberlieferung aufgezeichnet, freilich
nicht durch mich allein, was ich mit Dank gegen Alle, die njir
hilfreich beigestanden, erwähne, mit Dank vorzüglich geg(^n jene
Schäszhwger Freunde^ denen das Werk mit ,Recht gewidmet worden,
woran sie den schwerst wiegenden Antheil haben; nächst ihnen
geg^n Herrn Statth. R. J. £ SchulUr^ der jedes wissenschaftliche
Unternehmen zu unterstützen bereit ist, gegen meinen Freund
fi Wittsioek in Bistritz und Prediger Wilk in Marpod. Unter den
Andern, denen ich Beiträge zu danken habe, nimmt meine Mutter
die erste Stelle ein.
Hauptzweck dieser Anmerkungen ist, ein gesichtetes und zu-
recht gelegtes Matf^rial zur Kritik und zum allseitigen Verständnisz
der einzelnen hier gebotenen Stücke zu liefern, und so auf die
Abhandlungen, die mehr das Ganze im Auge behalten, vorzuberei-
ten. Vergleichung mit ätinlichen Dichtungen deutscher, ja auch
nichtdeutscher Stämme durfte am wenigsten unterbleiben, doch
wax tnir dabei mehr an der ältesten Gestalt und der allmähligen
Ent Wickelung der Stoffe, als an der Anführung jeder Aufzeich-
nung und jeder Sammlung, worin einzelne zu finden, gelegen. So
raußzte ich denn Uliland's Sammlung: j^Alte hoch- und nieder-
deutsche Volkslieder in fünf Büchern. Stuttgart und lübingen^
410
allen andern jedesmal vorziehen, da sie nicht nur durch das
Alter des Gebotenen, sondern ebenso durch umfassende Vollständig-
keit des Stoffkreises, durch Behandlung und Anordnung für immer
eine unentbehrliche Grundlage jeder kritischen Forschung auf diesem
Gebiete der Volksdichtung bilden wird. Nächst Uhland habe ich
am liebsten Willem! e y^Oude vUiemache liederen tom deele met
de melodien, ' Gent i848*, MuUenhof und — besonders für die
Kinderdichtung — Simroek^s Sammlungen benützt, ohne — wie
man wohl erkennen wird -r- die übrige einschlägige Litteratur zu
übersehen, aber auch ohne mich zwecklos bei derselben aufzuhalten.
, Aus welcher Gegend des Siebenbürgischen Sachsenlandes eine
Dichtung meiner Sammlung stamme, habe ich fast immer den ein-
zelnen Stücken überschrieben, es ist mehr von mundartlicher als
anderer Bedeutung, wenn auch das vorzugsweise Vorkommen ge-
wiszer Festlieder in gewüzen Gegenden beachtenswerth ist. Indessen
tragen weit mehi' Stücke die Ueberschrift: j^Mühlbach* als wirklich
hier zu Hause sind; denn wo die zugescJndete j^bschrift die be-
treffende Mundart nicht genau und faszbar darstellte, zog ich es
vor, lieber die mir geläufigste Mühlbacher Mundart zu gebrauchen,
als durch fehlerhafte Darstellung anderer Mundarten irre zu fähren,
was doch hie und da geschehen sein mag.
Erstes Buch.
Es begreift in sich die eigentlich freien, an keine Gelegenhei-
ten, Stände, Zeiten u. s. w. gebundenen, noch — mit Ausnahn^e
einiger historischer Stücke — ihnen entwachsenen, sondern allge-
mein menschliche Empfindungen und Thaten darstellenden Volks-
lieder und zwar die erste Abtheilung mehr liederartige, die zweite
mehr balladenartige Stücke.
Erste Abtheilung/
Vtfgrleln.
Ueber* die mythische Bedeutung der Vögel siehe J. Grimra's
D. Myth. S. 636 bis 647. Hier ist mehr auf deren Bedeutung in
der poetischen Maschinerie aller Nationen aufmerksam zu machen.
Für unsre Volksdichtung kommen vorzüglich Nachtigcd, Schwalbe^
Guckuk und Rabe — in Märchen auch Tauben — in Betracht
1. Siehe über dieses Lied auch meine Bemerkungen in: „Aus
Siebenbürgens Vorzeit und Gegenwart. Hemiannstadt bei Th.
Steinhausen ^, S. 53 und folgende. Ä ist mir aus Petersdorf,
Deutschpian, Mühlbach überliefert. Es hat einen frischen, necki-
schen Ton, dem sich auch das Versmasz mit dem in jeder ersten
und dritten Zeile durchgeführten (einmal sogar gereimten) ent-
lastend wirkenden Verseinschnitt passend anschlieszt. • Die in
Klammer eingeschlossenen Strophen gehören einer Relation an,
die nach meiner Meinung jünger und weniger rein ist, als die
andere, indem sich besonders der letzte, hinkendere Vers als
• sentimentaler Zusatz erkennen läszt, entstanden aus einem Be-
dürfhisz die Sprödigkeit der Sängerin zu erklären, was gar nicht
Noth thut. So wird denn dadurch das Vöglein, bei dem im
ersten Liede wohl an ein selbstbewuszten , noch unbezwungenes
Mädchen gedadit werden durfte^ ganz offen zur bloszen Maske,
• 412
„ •
worunter die betragene Schöne steckt ; damit ist aber das Ganze
abgeschwächt. B ist durch Wittstock in y^ Sagen und Lieder
aus dem Nösner Gelände^ mitgetheilt Nach einer andern
Relation steht §s in dem Album „aus Sieb. Vorz. und Gegenw.'*
S. 55, wo es mit der eingeschobenen Strophe eines ändern Liedes
vermengt zur Tanzweise vernützt erscheint. Auch zeigt die
dortige Belation einige Abweichungen : die vierte Zeile der ersten
Strophe lautet: „wohi laut dir dai stäm?*' und die beiden ersten
Zeilen der zweiten -r dort dritten — Strophe : „mer wä'n dir al
, d3.i federeher mät rudern gold ämwän'n.^
Dasz dieses Lied sehr alteinheimisch bei uns sei, zeigt schon
der nur noch in einigen Volksliedern vorkommende, sonst
^ meines Wissens aus der Sprache verschwundene Ausdruck
rtduof* für „Thalf^ tiefe Waldschlucht, womit der- Artikel
' jdvowen^ in SchuU^r's dem Druck entgegensehendem Werke
über siebenb. sächs. Eigennamen von Land und* Wasser zu
vergleichen ist; dennoch ist es nicht unserni Boden entwachsen,
möglicherweise indessen in seinem Stoff schon bei der "lersten
Einwanderung aus der Urheimath — wo derselbe damals aller-
dings schon bekannt sein mochte — zu uns verpflanzt worden.
Das beweisen die ganz parallelen Strophen 3 bis 6 aus dem
16. Liede in Uhland's Sammlung alter hoch- und niederd.
Volkslieder. Er hat das Lied aus einer Heidelberger Hand-
schrift aus Augsburg mit der Jahreszahl 1516; doch musz es
wohl geraume Zeit vor der Sammlung existirt haben. Dennoch
erscheint es weniger rein, gerundet und abgeschlossen, also
wahrscheinlich schon 'jünger als das unsrige; die parallelen
Strophen sind nur aufgenoipmen — „news gesungen" — wie
in Volksliedern oft geschieht, und nicht sehr glücklich in das
Ganze verwebt, dessen Anfang und Schlusz mir um • so mehr
Zuthat erscheinen, als auch der abweichende. Strophenbau da-
für spricht. Dieses scheint mir Uhland in dem y^Rath der
Nachtigaly"^ Germania VII. Jahrg. 2. Heft — wo das Alter des
Stoffes weitläuftig auseinandergesetzt ist — zu wenig berück-
sichtigt zu haben. Den y,Rath der Nachtigal'' überhaupt als
spätere Zuthat anzusehen, bestärken mich auch die Lieder 16 A
und B der Uhland'schen Sammlung, indem sie dieselben Merk-
male, namentlich ungleichen Strophenbau, zeigen. Letzteres,
doch ohne die Schluszstrophe ist auch aufgenommen von
413
•
Willems in seine Sammlung ^Oude vlamsche liederen&c. S. 166,-
wo auch die Melodie gegeben ist, die jedoch mit der unsrigen
keine Aehniichkeit hat. Bei Arndt ^Märchen und Jugenderinenin-
gen« Bd. I, S. 49 in der schwed. Volksballade: y,Der Wolf
und die Nachtigal^ sind die 4., 5., 6. und 7. Strophe fast
gleichen Inhaltes mit unserem Liede, und wieder scheinen sie
nur gezwungen in das Ganze verwebt, dessen Inhalt im Uebri-
gen auch von den Liedern der Uhlandschen Sammlung ganz
abweicht. Auch finden sich noch Parallelen in des Knaben
Wunderh. bei Erlach *S. 273 (aus Görres) und sonst Die. weite
Verbreitung des Stoffes — von den Kiölen bis zu den Earpa-
then — und die häufige Vernützung desselben in verschiedenen
von einander abstehenden Dichtungen zeigt dessen hohes Alter?
Unserem Liede am ähnlichsten ist übrigens ein in Simrock's
auch mei^t aus mündlicher Ueberlieferung geschöpfter Sammlung
S. 176 aufgenommenes. Dasselbe ist nicht mit fremden Ele-
menten vermengt, hat aber, besonders durch die lehrhafte Wen-
dung am Schlusz an Naivetät verloren. So entschieden ist die
Nachtigal darin wieder nur Maske, dasz ihr sogar eine Hand
geliehen wird. Von allen Parallelen unterscheidet sich unser
Lied dadurch, dasz^ darin die Nachtigal nicht genannt wird.
Sehr oft kommen einzelne Zeilen unseres Liedes in andern
Volksliedern vor, wieder Zei^gen für das hohe Alter und die
grosse Verbreitung desselben. Alterthümlich ist auch die Per-
sonißcation der Sorine , der Zug vom Sticken und Zieren
des Gefieders — oder Umwinden des Flügels — mit Gold
und Seide. In dem Mythus von König Oswald wird einem
Raben sein Gefieder mit Gold bewunden. Und so singt auch
schon der Kürenberger:
„Ich zöch mir einen valken mere danne ein jär,
dö ich in gezemete als ich in wolte hän,
und ich im sin gevidere mit golde wol bewant,
er huop. sich üf vil hohe und fluog in anderiu laut.
Sit sach ich den valken schöne fliegen,
ftr ftiorte an sinem fuoze sidine riemen,
und was im sin^ gevidere al röt guldin &c.'' ..
Bekanntlich gehört der Kürenberger dem 12. Jahrhundert an;
aber die angeführten Verse zeigen deutlich, dasz der Mythus
. . 414
•
vom Schmücken der Vögel mit Golddrath (wozu erst später
auch die seidenen Bänder gekommen sein werden) noch viel
"älter sei. Auch war es wohl uralte Sitte edle Jagdfalken und
andere Lieblingsvögel in solcher Weise zu schmücken.
Schwalbe.
2. Ebenso in Grimms altd. Wildem IL S 88, von wo es in
Erlachs Volkslieder dfer Deutschen S. 127 übergegangen ist.
3. Das Lied' erscheint nach Inhalt und Form spätem Ursprungs;
doch erinnert der Schlusz an vielgebrauchte Wendungen, be-
sonders in Tanzreimen. (Sieh diese iiti zweit. Buch.)^
Gucknck.
. Zu vergleichen sind hier Nro. 52 des IL und 138 des V. Buches
und die Anmerkungen dazu.
4. Der Guckuck gilt unserem Alterthum — wohl weil er seine
Eier in fremde Kester legt — für einen Bastard und Ver^
führer. Schon Hagen in den ]Jibelungen will nicht „Gäuche^
ziehen : Lachmann „der Nib. Not" Stroj^e 810 :
„Suln wir gouche ziehen sprach aber Hagene &c *
In unserem Liede ist der Guckuk Verführer. Zu vergleichen
ist damit Nro. 11, *12 und entfernter 259- der Uhland-Samm-
lung, wovon die beiden ersten aus einer Aufzeichnung aus der
Mitte des 16. Jahrb., ferner Simrock Nro, 122 dem unsrigen
sehr ähnlich, doch ohne die Antwort des Mädchens, auch. des
Knab. Wunderhorn L, 351, UI. 279, Kretzschmer L, 140, IL
569, Hoffm. 165, Erk L, 21, II. 6, 14, Müllenhof S. 480 und
Erlach II. .552.
ITachUg^aL
5. A ist am besten erlialten, B habe icK aus Schullers „Gedichten
in siebenbürgisch-sächs. Mundart."^ Hstadt bei Kiedner 1840,
S. 31, von wo es wahrscheinlich in Wolft „Hausschatz der
Volksp." S. 11 und in Talvj „Versuch einer geschichtlichen
Charakteristik der Volkslieder germanischer Nationen** S. 612,
jedoch in Uebersetzung übergegangen. F aus Frommanna „Die
deutschen Mundarten" Bd. V., S. 507. Die vielfaclieu Relationen
415
zeagen (Ur die Verbreitung des Liedes, da^ viel gesungen sein
DQU8Z. Dennoch konnte ich nicht zur Melodie gelangen.
Denselben Stoff, doch ohne den traurigen Schlusz, behandeln
die Lieder Nro. lö A und B. bei Uhland y^von Oold der
Rosmiy^ bei Müllenhof S. 481; den Schlusz von Untreue ent-
hält mit dem unsem das 86. Lied in Simrock's Sammlung.
Aehnliches kommt vor M dem Liede bei Willems S. 233, wo
aucn eine Melodie steht Aber ganz gleichen Stoff und am
Anfang fast wörtlich übereinstimmende Strophen hat ein von
Hoffmann v. Fallersleben aus einer Liederhandschrift von 1537
in ScAädes „Weimarischem Jahrbuch^ herausgegebenes nieder-
ländisches Volkslied.
Der Stoff ist an sieh sq alt als Liebe und Untreue, aber aücb
in dieser Form . gewiss schon lange gedichtet. Nachtigal und
Linde sind vielgebraucht in Lyrik und Epik des Volkes. Von
Liedern, die mit der Linde „oben breit und unten schmal^ be-
ginnen, wären' wohl hunderte anzuführen. Den „Lintwurro"
läszt das alte Epos schön in sehr früher Zeit unter der LindeF
hausen, vielleicht aus Miszverständnisz^ da Lintwurm nichts mit
Linde gemein hat* Oft wiederkehrende, typische Formen der
Volkspoesie sind: ^
„flu6h zer sclienster af det fenster^, ebenso:
f,dk irscht da s&tig, d& zwiet d& Spring
d& drät, da schlaf en ziter gor feinj^ und
„der fäinjer, der domen, der ielebijen**
das auch selbstständig als Kinderkanon vorkommt, und endlich
d^r Schlusz. Das eingeklammerte j^itön^ in F ist meine
Conjectur. Der Ausdruck rät^ ist unorganische Uebersetzung
des deutschen: Ritter« Dergleichen bjegegnet ott in säclis.
Volksliedern.
Bäiimchen.
6. Das Alter wird wieder durch den Ausdruck „duoP* in A mit-
bezeugt. B, das ich J. K. Schulier verdanke, ist in der 6
Strophe verstümmelt. Die folgenden, in Klammer geschlossenen
. Strophen sind Zusatz, und enthalten Neckereien für die Knechte
(= Jünglmge). Einer solchen Erscheinung, die ich wenigstens
in einem Beispiele vorfuhren nmszte, begegnen wir noch oft in
nnBißm Liedern, und ihre Erklärung hat keine Schwierigkeit
416
. Diese Lieder werden oder wurden ' hkmlich meist in Rocken-
stuben gesungen, wo Knechte* und Mägde, d. i. Bursche und
Mädchen beisammen sitzen. Da wird viel geschäckert und
allerlei Kurzweil getrieben. Die Knechte suchen den Mägden *
unversehens' die Spindeln zu entreiszen — was mit dem typi-
schen • Ausdruck „lipäle pläken" bezeichnet wird — zünden
ihnen wohl auch den „Zocken*^ Hanf oder Flachs am Rocken
an, wenn nicht mehr viel davon übrig ist, oder geben ihnen
— (ein beliebter Scherz) zweideutige Räthsel zu lösen Dafür
rächen sich die Mägde^ indem sie — meist unmittelbar iroprovi-
sirend — Spottverse auf die Knechte an ihre Lieder Anhängen.
Zuweilen antworten die Knechte mit gleicher Münze, bleiben
'ftber immer im Nachtheil. Ich habe* dergleichen ^ Spottreime
von den Liedern, mit welchen sie mir überliefert wurden, abge-
löst , und im zweiten Buch unter ' y^Scherz und Spott^ auf-
genommen. Aehnliche Neckereien finden sich bei uns oft in
Kinderreimen; ebenso auch spnst, wie jenes bekannte: '
„Es regnet, regnet Tropfe,
Die Büeble musz mer klopfe" &c.
und viel Aehnliches beweiset. In y^Simrockfs deutschen Volks-
liedern^ sind Nro. 1J2 und 113 „Abendtänzchen* zwei dem
unsrigen ganz ähnliche Lieder, worin aber das Mädchen den
Apfel von dem Geliebten erhält. Uebrigens scheinen unsere
wie Simrock*s Lieder nur unvollständige Nachklänge älterer
Dichtungen zu sein.
Rosenbrechen.
7. Lauter Bruchstücke alter Lieder, die nun nur zum Abschied
beim Heimgehen aus der Rockenstube, und bei ähnlichen Gelegen-
heiten ieriützt werden, wie eine Formel. So sind in B die ein-
geklammerten Zeihm hinzugetreten; um das Stück zu einem
Kinderliede zu gestalten. C hat in den eingeklammerten Versen
, Bezug auf Werbung und Verlobung erhalten, und ist oder
war in dieser Gestalt wahrscheinlich bestimmt, einer unverl'ob-
ten Braut von ihren Freundinnen gesungen zu werden. So ver-
hält 'es sich' auch mit D, das ich Wittstock*s Sag. und Liöd.
aus dem Nösner Geli entnommen. Noch ^weiter geht E, das in
der 4. und 5. Strophe mit Benützung des folgenden Liedes der
Kleider gedenkt, welche der Braut zur Morgengabe gekauft
417
werden sollen. Durch solclie Wendungen scliliesBen sich diese
Lieder einer Reihe von Dichtungen an, die iliren Platz im zwei-
ten Buch finden werden. Ihre ursprünglicheBestimmung wird sich
kaum mehr errathen lassen. Die erste Strophe findet sich auch als
Anfang zu andern Gelegenheitsliedem verbraucht. Aehnliche Stro-
phen enthält das aus dem 17. Jahrhup dert verzeichnete Lied
Nro. 24 bei Uhland, das auch sehr trümmerhaft aussieht.
Kleiderfreude.
8. Scheint auch ein Bruchstück zu sein. «
Blnmenhaus«
9. Dasselbe unvollständig' in Wittstock's Sag. und Lied, aus dem
Nösner Gau. Zu vergleichen ist Uhland's Sammlung Nro. 28
aus •einem Druck Vom Anfang des 18. Jahrhunderts, worin viele
Nachklänge älteren Volksgesanges verlauten sollen. Das Uhlandi-
sche Lied entbehrt des Refrains, weicht im übrigen nur sehr
wenig von dem unsrigen ab, das somit als eingeführt, und nur
leichthin umgedichtet . erscheint.
Gärtnerin«
10. Das mundartliche Volkslied der Sachsen ist im Absterben, es
beginnt sich seit dem Anfang dieses Jahrh. die Schriftsprache
in die Dichtung des Volkes einzudrängen. Dieses und ähnliche
Lieder, welche zeigen, in welcher Weise dieser üebergang be-
gonnen, durften um so weniger dieser Sammlung fehlen, als sie
auch auf frühere Perioden einen Lichtstreif werfen.
11. Ist nur von mir in die Mühlbacher Mundart versetzt worden,
weil aus der schriftlichen Aufzeichnung, in der es mir mitge-
theilt wurde, die eigentliche Färbung der Sprache nicht hin-
reichend erkennbar war. Das Stück trägt übrigens . deutliche
Spuren späten Entstehiens — vielleicht aus altern Bruchstücken»
an sich.
12. Lieder ganz ähnlichen Inhaltes gibt es im Walachischen.
27
418
Bestelluni^.
13. Die eingeklammerte 1. Strophe, auch in der Form nicht über-
einstimmend, ist Bruchstück eines* andern Liedes. Parallelen
finden sich bei Uliland Nro. 258 aus dem Anfaö^ des siebzehn-
ten Jahrh. in des Knaben Wunderhorn IL S. 413> bei Erlach
L S. 340, dann bei Willems S. 489 mit Melodie, und ein ähn-
liches S. 279, in dem ersten entspricht der 3. Vers dem Lihalt
nach unserm 6., („Daer voer mijn beddeken staet een bank
Spring erop en wacht niet lang. . . ")
ferner bei Simrock 187 und 188 — letzteres niederdeutsch —
und noch sonst. Am meisten Humor ist in den niederdeutschen.
Ueberall sind die Strophen anders gebaut als in dem unsrigen,
das dem Stoffe nach allerdings entlehnt, aber mit ganzer Frei-
heit umgedichtet sein musz.
14. Dem vorgehenden ganz ähnlich stammt eigentlich aus Wein-
garten, ist aber auch sonst bekannt. Die eingeklammerten
' Strophen gehören einer andern Ueberlieferung an, die fünfte
halte ich überdies für spätem Zusatz»
Der Freier.
15. Bruchstück — wenigstens scheint nach der 4. Zeile Etwas zu
fehlen. Das Eingeklammerte gehört wohl einem andern Liede
an. Die ersten 4 Zeilen lauten bei MüUenh. S. 490:
„Spin Dochter, spifil . -
De Fryer sitt darin;
Spinnst Du nich en fynen Drant
Geit de Fryer en ander Strant,
Spinn Dochter &c.*
MüUenh. vergleicht damit Wunderhr IIL 36.
Drei HSdchen.
16. Aehnliches auch sonst in Kinderliedern.
419
Schätzchen.
17. Einen gleichen Baii lieben die Volkslieder der Slaven und
Walachenw
lilebesqualen.
18. Ein ähnliches Lied in Uhland's Sammlung Nro. 63 und bei Er-
lach in. Seite 118 (die zwei ersten Strophen des Liedes:
„Warnung''). Die eingekl. Strophe gehört einer Relation aus
Holvelajen. Das Stück scheint übrigens unvollständig zu sein.
Ungewlszhelt«
19. Wurde mir als Fortsetzung des 18. mitgetheilt, mit dem es offen-
bar nicht zusammenhängt. In Bau ist es dem 17. und einigen
Stücken des zweiten Buches ähnlich.
Sehnsucht.
20. Das Stück ist — mit geringen Veränderungen — auch als
Kinderlied verbreitet. *
Die lilebe.
21. Ist wahrscheinlich erst spät aus dem bekannten deutschen Volks-
liede: „Kein Feuer, keine Kohle" entstanden, das in vielfachen
Gestalten germanisches Gebiet durchwandert, so in Wolfs Haus-
schatz der Volkslieder, bei Erläch B. 11. S. 6 (die dritte Strophe
des Liedes „Liebestreu und Liebeskraft") und Band III. S. 478
„Liebe* und noch oft besonders in Lieder- und Commersbüchem.
Doch ist unserem Liede selbstständige Bearbeitung nicht abzu-
sprechen ; fraglich bleibt, ob sie volksmäszig sei.
22. Augenscheinlich erst jüngst aus Deutschland eingeführt und nur
nothdürftig übersetzt; auch wird es sonst deutsch gesungen, wie
in Schönau, wo es eben&Us nur unvollständig bekannt ist.
27*
420
Während die beiden ersten Strophen &st ganz übereinstimmen;
lautet hier der Rest der dritten ganz abweichend:
^01 wie wohl ist jedem Menschen,
Der nicht T^isz^ was Liebe heiszt.^
Ta^elied.
23. Das einzige mir zugekommene Tagelied, und auch an der ganz
reinen Ueberlieferung dieses musz ich zweifeln, obgleich eine
echte Yolksmäszige Grundlage unbedenklich angenommen werden
musz, nur scheinen sich mit dem Tagelied mancherlei Typen
der Abschiedslieder verschmolzen zu haben. Aehnliche Anfange
zeigen Tagelieder der Minnesinger, von detien bekanntlich
Wolfram von Eschenhach diese Form vorzugsweise liebte, ihre
Existenz in Deutschland vor Wolfram ist noch nicht nachge-
wiesen. Das Tagelied ist seiner Natur, nach einiB Form der
Bitterpoesie und erscheint nur vereinzelt und als Nachahmung
in der Volksdichtung.
Scheiden niiA melden«
24, Zuerst in Schullers Gedichten in siebenbürgisch-sächs. Mundart,
von wo es wahrscheinlich in Scliriftdeutsch übersetzt, in Talvy's
„Versuch einer gesch. Charact. &c.* S. 613 und in Wolfs H&us-
schatz der Volkslieder übergegangen ist. Die eingeklammerte
Schluszstrophe, zwar acht volksmäszig, ist sicher spätem Ur-
sprungs. Es ist nichts Seltenes, dasz das Volkslied solche
Sprünge macht und Wehmuth plötzlich in gutmüthigen Humor
auflöst.
Unserer dritten Strophe entspricht die 6. des 137. Liedes bei
Simrock und die 6. Strophe des. Liedes: Abschiedsklage eines
Mädchens bei Erlach II. Band S. 5; auch finden sich einzelne
Anklänge in andern Liedern.
25. Mit dieser Nummer beginnt eine bis Nro..30 reichende Reihe
von Liedern, die nicht nur durch Stoff und Stimmung, sondern
namentlich auch durch die Gemeinsamkeit der darin gebrauch-
ten Typen vom Scheiden einander verwandt erscheinen* Es
gibt keine öfter vorkommenden Typen als diese:
421
„Bchtden a6h schtden wier huot dich erdddht?
dat tä meinj harz an trouren huoszt brddht,
Ai troureo; ai trouren woni niszt ta en äinjt?
wun &SZ risebäm rit rtse bräinjt &c. und
wun de schwarz ruowe weisz födem hun,
dernö wärden ich weder kun dtc.
und vom gelbkrausen Haar, die auch in Deutschland unzähligemal
erscheinen: So im .Wunderh. I. S. 314 bei Erlach I. S. 262:
„Ach Scheiden immer Scheiden I
^er hat dich denn erdacht?
Du hast mein Herz aus Freuden
In Trauern hingebracht* .
und bei Uhland Nro. 86, 4. Strophe und Nro. 87, 4. Strophe.
A ist auszer Georgsdorf auch sonst noch bekannt, und soll auch
eine schöne Melodie haben, die ich leider nicht erhallen konnte.
B ist aus Wittstock's „Sag. und Lied, aus dem Nösner Gel.*'
Die 1. Strophe desselben ist Schriftdeutsch, wie sie denn eben-
falls auch in deutschen Volksliedern einen beliebten Anfang
bildet. Das Bruchstück C scheint einer abweichenderen Rela-
tion anzugehören.
26. Die eingeklammerten Strophei\ gehören zu den zur Nro. 6 B
erwähnten Neckereien.
27. Durch eine Schäszbnrgerin nach Mühlbach gekommen.
28. Ist sämmt der stark an ungrische Weisen anklingenden Melodie
aus Kronstadt nach Mühlbach verpflanzt worden.
29. Vergleiche den Anfang von Uhlaud's 63. Liede, doch erinnere
ich mich weit verwandterer deutsch. Volksl.
30. Mit vielfach ähnlichen Typen, als« in den vorhergehenden Liedern
vorkommen, beginnen hier Lieder, die uns mehr als alle andern
eigenthümlich sind, und Trennung oder Entbehrung von Eltern
und Verwandten zum Gegenstand haben. Sie 'werfen ein schönes
Licht auf den Haus- und Pamiliengeist der Sachsen, der sich
innig, 'wahr und tief, wie er ist, in ihnen abspiegelt.
A ist das reinere. B ist mitgetheilt in den deutschen Mund-
arten 5. Jahrgang; wo nach der 5. Strophe die Nro. 31 D an-
geführten Strophen folgen, die ich hiör als fremdartigen Ein-
schüb ausscheiden muszte. Die eingeklammerte unebeiimäszig
gebaute erste Strophe besteht aus den bekannten Trennungs-
typen, die sich ebenfalls als Aniügung erkennen lassen, die sich
422
vielleicht erklären läszt daraus, dasz dem Liede scheinbar, aber
auch nur scheinbar ein Anfang fehlt. Endlich sind auch die
drei Schluszstrophen Nachdichtung, wobei die letzte vielleicht
noch jünger als die beiden andern sein dürfte; die beiden letzten
Zeilen findet man fast wörtlich in deutschen Volksliedern. C
ist ein Bruchstück, das fast nur die immer widerkehrenden Tren-
nungstypen enthält.
Helmath unA Fremcie..
Die^ Lieder schlieszen sich nach Inhalt und Stimmung eng
an die vorangehenden an; die Typen der letztem wiederholen sich
zum Theil — doch fast nur als Entlehnung — auch hier^ neue
treten hinzu»
31. B erscheint mir am reinsten, mit A und G haben sich Tren-
nungstypen verbunden. I) ist ein Bruchstück, das ich aus
Nro. .30 B, wohin es sich verirrt hatte, ausgeschieden habe.
32. In andern Gegenden kennt man nur die erste Strophe, die
wohl Bruchstück einer alten Ballade sein mag. Aus der über-
bliebenen Strophe scheint sich später unser Lied ent^Kickelt zu
haben. Die Vermuthung, dasz die 7. Strophe noch spätem Ur-
spmngs sei; will ich nicht stark in Schutz nehmen.
33. Derb und doch schön.
1¥ a 1 s e n.
Auph die schönen Waisenklagen, zu denen schon Nro. 32 mit-
jgehört, und denen ich in der zweiten Abtheilung einige auch in
balladenartiger Form aufzuführen habe, sind eine eigenthümliche
Zierde unserer Volksdichtung. Die hier zunächst folgenden Stücke
34, 35, 36 werden auch deutsch gehört und sind gewisz sehr alt.
. EInstIgfe liiebe dncl l¥ahL
Spiegeln kurz andeutend eine eigene Seite des Familienlebens ab.
37. A und C, die mit geringen Veränderungen unter den Kinder-
dichtungen wiederkehren, scheinen unvollständig, dagegen viel-
423
leicht auch in B die Wendung von der 7. Zeile an nicht
ursprünglich.
38. und 39. werden durch das Leben erklärt.
Tod.
40. Besteht, wie in dem Text angedeutet worden, nur aus kärg-
lichen Bruchstücken, die sich :der Kritik entziehen. Der Ver-
lust ist um so mehr zu bedauern, als die Reste von einer sel-
tenen Kraft erfüllt sind.
Liebchens 6rab.
41. A ist aus SchuUer's Gedichten in siebenb. öächs. Mundart, die
Melodie aus ^die deutschen Mundarten^ 6. Jahrg., wo sie jedoch
nur auf die eine Hälfte der Strophe ausgedehnt war, so dasz sie
für die zweite Hälfte wiederholt werden muszte ; ich habe sie
in dieser Weise auf die g*anze Strophe ausgedehnt, doch bleibt
ihr etwas * Unbefriedigendes* Die eingeklammerte 6. Strophe
aus B ist wahrscheinlich einem andern Liede 'entnommen, kehrt
aber in deutschen Volksliedern (in sächsischen meines Wissens
nicht) als uralte und längst dunkel gewprden'e Type wieder, so
bei Uhland Nro..3l A und B, wovon ersteres einpm Liederbuch
vom Jahre 1582 entnommen ist. Ueberhaupt ist der Stoff, aus
dem das Lied zusamii&engesetzt ist, in allen Theilen sehr alt
aber in Imserm und in allen mir bekannt gewordenen Liedern
gleichen Stoffes bereits nicht mehr verstanden, d. h. dem Stoffe
gegenüber sind alle diese Abfassungen, auch die ältesten, jung
Wie hier zwei Bäumchen am Grabe steh'n, so wachsen nach
Ulrich von Türheim, dem Fortsefeer Gottfrieds von Straszburg
auf Tristans und Isoldens Grab eine Rose und eine Rebe, die
sich in einander verschlingen. Diese Sage war aber zu Ul-
rich's Zeit schon alt In Volksliedern wachsen oft Rosen und
Lilien auf Gräbern- Geliebter, so in Uhland's Sammlung 93 A
in der 13. und 103 in der 9. Strophe. Eben so alt |ind die
' Typen von den Bäuv^chenj die' Muskat und Näglein tragen,
vom Bächlein und der Mühle. Das beweist ihr vielfaches
Erscheinen in verschiedeneu sonst einander wenig verwandten
424
Vplksliedern, worin sie ohne Zusammenhang, also auch wieder
bereits unverstanden eingeflochten sind. So bei Uhland Nro. 29
Strophe 6 :
„Bei meines liebsten bette,
da stond drei beumelein, •
das 'ein treit muskatblüt,
das ander negelein;
die muskat die islt süsze,
. die negelein, die seind guot,
der ein &c.*
Mehr Einheit hat und dem unsrigen noch verwandter ist das
30, Lied in Uhland's Sammlung, dessen 2. und 3. Strophe unsern
drei letzten entsprechen, nur dasz es sich in jenen, wenn es
heiszt:
„Bei meines buolen füszen,
da fleuszt ein brünnlein kalt &c.
und: In meines buolen garten,
da sten zwei beumelein,*
das ein, das tregt muskaten,
das^nder negelein *&c.^
nicht um einen Todten, sondern um Leben und Ffeiide handelt.
Beider Lieder Aufzeichnung ist alt (Anfang und Mitte des 16.
Jahrb.), die Lieder selbst und der Stoff stufenweise noch älter.
Das alte BrabarUer Auswandrerlied bei Willems S. 3ö und
36, das in einigen Theilen in das 1 2. Jahrhundert zuräckreichen
soll, hat auch in (deiner 6. Strophe!
„AI vpre myn zoeteliefs deure
, Daer' staender twee boomek^ns ' klein, *
En d'eene draegt notea muskaten.
Frisch over die beiden :
En d'ander draegt nagelen fyn.
und in der 7. Die noten die %ynder zoo zoete,
die nagelen rieken zoo goed! &c."
Beide Strophen erscheinen schon hier als — wahrscheinlich ein-
geschaltete, noch ältere — Typenl
Ganz hieher gehört das 157. Lied in Simrock's Sammlung, das
eine jüngere Form des Uhland^schen Nro. 30 ist, so auch bei
Erlach S. 247 und 176 die drei ersten Strophen, wozu Erlach
aus der Brtid. Grimm „altdeutschen Wäldern," die ich nicht zur
Hand habe, anführt:
425
„Diese Wiederholungen und Ueb'ergänge von Muskaten und
Nägelein,, von gebrochenen Mühlrädern und Liebesende selbst,
in schwäbischen und Schweizer Liedern sii^d «l.s Friigmente
uralter deutscher Volkslieder, die bald hier, bald da' episch
einfallen, zu betrachten/ " . . '
Grimm meint hier mit „ep^cA," was ich mit „typisch^ Type^
zu bezeichnen pflege. Noch heute werden solche Lieder in
sonst verschiedener Gestalt vom Volke in Deutschland gesungen*
Unser Lied hat einen andern Stoff als alle die angeführten und
eben nur jene Typen mit ihne^ gemein. Warum übrigens Lieb-
chen von den zwei Rosen des Geliebten getroffen steirben musz,
weisz ich ' nicht zu erklären ; vielleicht haftete ein Zauber an .
solchem Wurf. *
Httth dich!
42. Die Erscheinung dieses Liedes unter uns ist ziemlich räthselhaft
Es lehnt sich durch seinen Inhalt (durchaus nicht in der Durch-
fuhrung) an jenes bekannte Lied Walthers von der Vogelwöide :
„Niemen kan mit gerten
kindes zücht beherten &c.*
Entweder Walthers Lied beruht selbst auf volksraäsziger Grund-
lage, ist mindestens durch solche veranlasst, was nicht ganz
unwahrscheinlich ist, oder es ward irgend einmal -^ etwa durch
Fahrende — unversehrt, oder schon als Abklatsch oder in einer
Nachahmung, nach Siebenbürgen gebracht, wo es unser Lied
entstehen machte.
Ich knüpfe an die Anmerkungen der ersten Abtheilung einige
Bemerkungen über ein Lied, das ursprünglich •bestimmt war, an
diesem Platze. in meine Sammlung aufgenommen zu werden, seither
aber in dem Trauschenfels'schen Magazin für Geschichte, Literatur &c.
Siebenbürgens, Neue Folge (wovon leider üur 4 Hefte und 2 Dop-
pelhefte erschienen sind) Heft L S. 24 mitgetheilt worden ist.
Das in seiner Art vortreffliche Lied j^Wettstreit zioischen Wasser
und Wdn^ war mir etwas lückenhaft und in sächsischer Sprache
zugekommen, und obwohl ich aus Bau und Keimen ersehen konnte,
dasz es ursprünglich deutsch gedichtet worden, so wollte ich es
426
doch ah Umdichtupg und als einzigen Vertreter einer' Gattung, die
sonst bei uns nicht erscheint, nicht fähren lassen, um so mehr, da
mir unter den ähnlichen deutschen Dichtungen ^Sommer und Winter,
Nachtigäl und Guckuck^ &c. ,, besonders aber yjBuchsbaum und
FelbingeTj Seele und'Leib^ (Wackernagers Leseb. Bd. IL Spalte
39 bis 42 aus dem 16. Jahrhund, und Uhland Nro. 9 A und B)
zwar mehrmals dieselben Typen, nirgends aber gerade unser Lied
begegnete, was sammt den. Reimen „hilen" (= Hohlwege) und
„milen** (= Mühlen) selbst auf die Vermuthung führen konnte, dasz
dies Lied bei uns entstanden, mithin früher schon auch deutsch bei
uns gedichtet worden sei. Solche Erwä^ngen hätten die Aufnahme
selbst der deutschen Relation in meine Sammlung nicht nur, gerecht-
fertigt, sondern zur Pflicht gemacht, der ich nun durch die Veröffent-
lichung an jenem andern Orte enthoben, bin. Die Abweichungen
meiner sächsischen Relation und die parellelen Typen aus deutschen
Liedern glaube ich indessen anführen zu müssen : Die erste Slrophe :
^Nun höret zu ihr Christenleut,
Wie der Wein sich mit dem Wasser streit'" &c.
lautet in meiner Relation:
„Ir gebburen u^ ir lekt!
w& der weinj mät dem waszer ätrekt"
das zweite : Das Waszer das sprach : „auch ich bin fein.
Man trägt mich in alle Stuben hinein" &c.
in meiner Rel. : Det' waszer söd: „ech bän do6h gftd,
em^ drit mij.än'ale Ituwe* präf &c."
Ganz gleich ist der Anfang im „Wettstreit von Seele und Leib*
(geistlichen Buchsb, und Felbing):
„'Nu hoeret zu ihr Christenleut,
wie Leib und Sßel gen. einander streit*
und gleich dem Schlüsse unseres* Liedes .schlieszt der „weltliche
Buchsb* und Felbinger: »Der Buchsbaum sprach: bistu so recht
so bist mein Herr und ich dein Knecht."
; 427
Zweite Abtheilnng«
Terwälste Kinder.
Es ist schon angeführt^ dasz die Lieder, deren Grundlage das
Familienverhältnisz bildet, zu unserb eigenthümlichsten und zarte-
sten gehören. Besonders innig wird das Leid der Waisen dAr-
gestellt.
43. Von unübertreflicher Einfachheit und^ Naturwahrheit. Der Schlugz
von B. : ,,unt sal mich dät net krinken &c.^ ist schon/ späterer
Zusatz, und tritt aus der Naivetät heraus. Dies gilt auch von
dem Zuaatz zu C, dessen eingeklammerte Zeilen * das Späteste
sein mögen. Auch diese Zusätze sind indessen noch zart und
im Vergleich zu D, worin die Klage fast ostensibel, wird, selbst
naiv. D ist auf Grundlage des Volksliedes, in der 6. und 7.
Strophe auch seiner volksmäszigen Zusätze, und mit Benützung
• und Ausführung der darin angedeuteten Motive durch einen halb-
volksmäszigen Dichter entschieden zuletzt entstanden. Mit dem
Schlusz dieses Liedes hat Aehnlichkeit eine von Schröer. in den
„deutschen Mundarten" des ungrischen Berglandes S. 180 mit
getheilte Todtenklage einer Mutter um ihr Kind:
„Ach engala mains, kinn mains ! *
du schSna pldm maina!
älla plüm sain ufgaplutl
unt njö tu pist mie zügaplötl
ach tu mai" g^t, mai"* göt, mai* got !
44, Weniger, anspruchslos und naiv als das vorgehende, Anlage, und
Sprache lassen fast unvolksmäszige Bearbeitung vermuthen
übrigens schön und weirthvoll.
Der erschlagrene Tater.
45. Die erste und zweite Strophe erscheinen auch einzeln, und wirk-
lich ist kein Grund vorhanden anzunehmen, dasz sie anders als
durch Zufall miteinander verbunden worden. Wahrscheinlich
sind es Beste alter Todtenklagen, die noch jetzt an vielen
Orten des Sachsenlandes gebräuUch sind, und früher allgemein
gewesen zu sein scheinen. Üer Name „Tarkd" scheint ungrisch;
428
er wird als Hundsname gebrancfat und scheint aus einer Parodie
unorganisch in das Stück eingedrungen.
Das liang^ernde KIncl.
46. Wohl schon frühe, vielleicht schon bei der Einwanderung mit-
gebracht. Ein Gleiches siehe bei Uhland Nro. 119, Simrock
354, auch im Wuhderh. in den „deutsch. VplkaL" von L, Erk
und W. Irmer Heft 3, S. 52 und sonst«
Rosenlag^er»,
47. Dieses Lied schlieszt sich an die Tagelieder. Linde und Rosen*
letztere als Blatt, in der 4. und 5. Stroghe von A erinnern an das
schöne Lied Walthers - von der Vogelw. Ausg. Lachmanns S. 39^:
„Unter der linden an der beide &c."
Das Bruchstück B Weichjb am meisten unter den drei Relationen
ab, und hatte vielleicht einen andern Schlusz, C ist aus Witt-
stock's „Sagen und Lieder aus dem Nösner Gelände" genönamen.
Die eingeklammert hochdeutsche Schluszstrophe ist eine Type
• aus deutschen Volksliedern ähnlichen Stoflfes, 4eren es* eine
grosze Menge gibt. Der „Schlüszel, der den Tag aufschlieszt"
ebenfalls typisch wiederkehrend hat vielleicht mythische Bedeutung.
Auf dem Friedhof.
48.' Am kräftigsten und in seiner einfachen Entwickelung sächsischer
Weise am angemessensten ist A, das' ich für das älteste zu
halten geneigt bin. Schon lyrischer ist B. C, das ich Fromm*9
„dei^tschen Mundarten^ 5. Jahrg. entnommen, hat eige.ntliümliche
Schönheiten in den drei letzten Strophen, die jedoch als späterer,
.obwohl volksmäsziger Zusatz erkennbar sind; das Lied kann
ihrer nicht nur entrathen, es kann sie ohne Störung seines
Grundcharakters nicht vertragen, D aus Wittstock's Sag. und
Lied« aus dem Nösner Gelände entlehnt ist am meisten zersetzt.
Die eingeklammerten 4. Anfangsstrophen gehören wie die 1.-
' Strophe von* C ursprünglich efnem andern, nur oberflächlich ver-
429
wandten Stoffe an, der aucl^ in deutschen "Volksliedern mehr-
mals anklingt Auch die beiden Schluszstrophen von D wieder
hochdeutsch sind nur angehängte Scheidetypen aus deutschen
Volksliedern, wie sie auch aus dem nächstfolgenden Bruchstücke
h^rvorkliugen. Mit dieser Nummer beginnen die für unsere
Volksdichtung charakteristischen, tragischen Balladenstoffe.
Brnchstttcke.
49. Bruchstücke einer Ballade mit starken Typen, die den Verlus,
des Ganzen bedauern lassen.
Bffse Schwleg^er.
50. Nur der Anfang bis etwa zur 17, Verszeile scheint noch erträg-
lich gut erhalten, wobei nicht stören darf, dasz die Reime fehlen,
deren das sächs. Volkslied, je älter es ist, desto öfter und leich-
ter entbehrt — weniger der Strophenabtheilung, deren Mangel
&st immer auf schon zerstörten Zustand schlieszen läszt. In
gänzlicher Auflösung befinden sich die Verse von der 17. Zeile
an bis zum Schlusze, und kaum hätte ich bei dem Mangel einer
bessern Ueberlieferung das Lied aufgenommen, wenn es nicht
sein Stoff geboten hätte. So möge es ' denn in der Sammlung
stehen als Spur für künftige Forschung, deren Mühe e^'n glück-
* lieber Fund wohl belohnen könnte. Schöne epische Züge sind
vom 7. bis 17. Vers enthalten. Die Strafe der Mutter ist nicht
nur eine in Märchen und Sagen wiederkehrende, sondern auch
uralthistorische; die fränkische BrwnJdlde ist weder die erste
noch die letzte, wohl aber die berühmteste von denen, die sie
erlitten. Der schöne, starke Stoff dieser Ballade ist nach allen
innem und äuszem Kennzeichen uralj^ vielleicht .eben deshalb
bin ich ihm bisher noch an keinem andern Orte begegnet, es
sei denn in dem Bruchstück eines deutschen Märchens — das
doch auch mannigfach abweichen müszte — bei den Brüd,
Grimm 2. Auflage, IE. Bändch., S. 259 „die böse Schwieger-
mutter.^ Der Anfang stimmt auffallend üfoerein.
430
IV er bang:.
61 . Leider ein Bruchstück, das nach dem Ganzen nar lüstern macht.
62, Aus Wittstock's „Sag. und Lied, aus dem Nösnergel " ; damit
• ißt eine andere Relation ans Wallendorf verglichen worden, die
mit der 12. Strophe schlieszt; ihr gehören die eingeklammerten
Parallelstrophen auch an. Beide Ueberlieferungen« sind übrigens
nicht in unverdorbenem Zustande. So dürfte die 7. Strophe der
Wallendorfer Ueberlieferung, die an dieser Stelle der von Minar-
ken vorzuziehen ist, doch, wie der Reim -verlangt, berichtigt
werden durch die Aenderung:
„Sai but in u diesz weiszen bruit,
sai but in u diesz wai esu ruit.^
^Schlämchi, schläimtchi** ist der in andern Gegenden des Sachsen-
landes „schlir^ genannte Schleier. Der StoiSf dieser Ballade
gehört auch zu den alten, starken, ist aber nach dem gewöhn-
lichen Geschicke solcher bereits dunkel und nicht in allen
Theilen verständlich. Nach Strophe 10 war der erschlagene
Vater ein Riese, denn nur so erklärt sich, dasz die Mutter in
seinem Blute ersäuft wird, wie die Söhne Bor's im Blute des
erschlagenen Ymir sein ganzes Geschlecht ersäufen. Dann wäre
die erkämpfte Braut auch Riesin und die heimführenden Ritter
Götter. Dem entspräche, dasz die Ritter aus dem Rosenland
kommen, und dahin die Braut fuhren, denn dem Winterland der
Riesen konnte mit Recht ein „Rosenland'' der Götter^ die in
ihrer ältesten Auffassung fast alle sommerliche Naturgewalten
per^onificiren, entgegengesetzt werden. Die Ballade könnte so
leicht einen alten, verdunkelten Göttermythus zur Grundlage
haben, der durch viele Verwandlungen bis in die gegenwärtige
Form gelangt wäre. Am jüngsten erscheint dann der Schlusz,
der auch in der Wallendorfer Ueberlieferung fehlt, vor allem
die letzte Strophe, die nicht recht zu der Riesensage passen will.
Nur einzelne Strophen oder Zeilen mir bekannter deutscher
Dichtungen entsprechen; so bei Simrock in Nro. 11, das im
Ganzen unserer 54. Nr. ähnlich ist:
„Zum erstdn stachen sie den Vater todt.
Zum zweiten schlugen sie die Frau Mutter todt,"
und bei Talvj „Versuch &c.** S. 408* in dem Liede: der Pfalz-
graf und die Müllerin :
431
„Zuerst schlug er den Vater fodt^
•Zum andern die Frau Mutter^roth &c.*
Die Terlassene.
53. Aus Wittstock's „Sagen und Lied, aus dem Nösner Gel" Das
Stück ist scfaieclit erhalten^ wie in dem Text angedeutet worden.
Die 11. Strophe der Ueberlieferung habe ich diesmal als offen-
bar verdorben eingeklammert, und dafür einmal gegen sonstigen
Gebrauch meine eigene Verbesserung in Strophe 11 und 12, die
auch durch den Strophenbau gefordert wird, als das Wahrschein-
lichere gelten {assen. Nur durch seinen Eingang, reiht sich dies
Lied an d^s vorangehende, im Uebrigen gleicht es durch seinen
Libalt dem 5. der ersten Abtheilung, * ^
Brantmö'rciei'.
54. Dieser Stoff ist uralt und vielfach vertreten in Mährchen, Sage
und Volkslied. Die Grundlage bildet die Blaubartsage, welche
die Gebrüder Grimm im Zweifel, ob sie nicht französisch sei,
da sie bei Perault vorkommt, in ihre Märchensammlung seit der
ersten Ausgabe nicht aufgenommen haben. Der Zweifel ist wohl
unbegründet. „Der Ritter Blaubart*^ ist seither erschienen in
Bechsteins Märchen — freilich in sehr verkürzter, und mehr
den aus demselben Stoffe entkeimten Balladen als den andern
Märchen, sich nähernder Gestalt. Die verschiedenen Formen
des Märchens sind einzusehen in der Brüd. Grimm III. Bande
der „Kinder- und Hausmärchen'^, in den Anmerkungen zum
„Fitschers Vogel" S. 75 der 2. Aufl. In den meisten derselben
heirathet der Mörder nacheinander drei Schwestern, von denen
die beiden ersten den Tod erleiden, die jüngste aber sie meder
belebt und dem Mörder den Untergang bereitet» Hievon weichen
die Volkslieder^ die uns bei Uhland Nr. 74 A, B (beide
aus Aufzeichnungen aus der zweiten Öälfte des 16. Jahr-
hunderts), C und D, dann bei Wülems Seite 116 und stark
abgeschwächt S. 186, ferner bei Simrock Nro. 6, 7, 8, in Her-
der's Volksüedem L S. 116, in des Kn. Wunderh. I. S. 274, bei
Erlach III S* 450, bei Firmenich (Germ. Völkerst.) und sonst
432
mitgetheilt sind, in verschiedener Weise ab. Entweder es wird
ausdrücklich angeführt, dasz der Mörder schon mehrere (11,
7 oder eine unbestimmte Zahl) Jungfrauen getödtet hat, ehe
ihm die letzte den Tod bringt, oder es wird — was doch der
selten ^e Fall — ^ darüber geschunegen, so dasz es scheinen
darf, das sei der erste Versuch .dieser Art. Auch im erstem Fall
• steht die Rächerin mit den früher Ermordeten in keinem — von
den Quellen ausgesprochenen — verwandtschaftlichen oder gar
schwesterlichen Verhältnisz, wie es in den Märchen deutlich
hervorgehoben wird. Die Rache vrtrd in einigen Balladen durch
den Bruder des Mädchens (wie in Bechstein's Märchen durch
die Brüder) vollzogen, in andern durch das Mädchen selbst.
Im ersten Falle bleibt das Mädchen entweder am Leben, oder
stirbt, «ehe der Bruder ankommt, jg, in Nro. 8 bei Simrock. bleibt
der Mord sogar ungerächt, was indes? als ein Mangel der spätem
Ueberlieferung aufzufassen ist. Vor der Entscheidung wird das
Mädchen in einigen Ueber lieferungen durch Tauben gewarnt,
andere wissen nichts davon. Die, Todesart sowohl des Mörders
als des Mädchens ist bald Hängen am Baum, bald Enthauptung
durch das Schwert, nur in unserer Ballade wird er gefangen,
an einen Spiesz gezogen und gebraten. Der Beweggrund des
Mörders ist, wenn er genannt wird, was nur einigemal geschieht,
Kleiderraub — allerdings kein genügender Grund, da offenbar
das aufbewahrte Blut selbst zu irgend einem^ nun von allen
erhaltenen Quellen vergessenen Gebrauche dienen muszte. —
Grimm meint als Heilmittel (wie im armen Heinrich) für eine
Krankheit, <Jie im blauen Bart des Märchens angedeutet sei;
sonst wird in Sagen Jungfrauenblut auch als Schönheitsmittel
gebraucht, ' Verschieden endlich ist auch das Verlockungs-
mittel, wodurch die Jungfrau bewegt wird den Ritter zu beglei-
ten, entweder Gesang (in einer unserer Sagen Pfeifen) Ueber-
redung oder Liebe des Mädchens, verschieden endlich auch der
Schauplatz des Mordes: Tannenwald, Mordbrunnen, in den
Märchen das Schlosz des Räubers.
Auch bei uns ist dieser Stoff in jeder Form vertreten. Eine
Sage von einem schönen, jungen Mann, der durch Pfeifen un-
widerstehlich die Mädchen hinauslockt, mit ihnd bei Nacht in
den Wald zu wandeln, wo er sie dann aufhängt und ihre Kleider
nimmt, aber vom Bruder der zwölften Jungfrau selbst gehangen
433
wird, nnd zum Teufel föhrt, findet sich in Müller's Sammlung
^Siebenbürgische Sag.^ Nro. 418. Unser Märchen, worin aller-
dings der blaue Bart gänzlich fehlt, hat Haltrich in seiner Samm-
lung noch nicht mitgetheiit. Es hat folgende Umrisse: :
Ein reiclier Kaufmann hat drei Töchter. Ein sehr schöner
Mann freit die älteste, holt sie in einem prachtvollen Wagen ab,
dm sie in sein Schlosz zu fuhren. Gegen Mittag kommen sie
an einen Brunnen; die Braut ist durstig, steigt aus, um zu
trinken ; da singen zwei, (drei) Tauben, die über dem Brunnen
auf einem grünen Aste sitzen :
„gäf mer u6h ze dräinjken,
ech wäl des ug äszt Schinken 1
Sie gibt den Tauben nicht zu trinken, labt nur sich mittelst
einer silbernen Schale, die beim Brunnen hängt, und fährt weiter.
Gegen Abend gelangen sie in das prachtvolle, überall von Gold
schimmernde Schlosz. Der Mann gibt ihr einen goldenen Apfel
(Ei) zum Verwahren und die ' Schlüssel von den Gemächern des
Schlosses mit der Erlaubnisz in alle zu gehen, nur* in ein be-
sonders bezeichnetes nicht. In seiner Abwesenheit besucht sie
/luch das verbotene Zimmer, sieht lauter Leichname, schöne
Kleider an den Wänden und ein groszes Gefilsz voll Blut. In-
dem sie sich über den Rand des letzteren beugt, springt ihr
der Apfel hinein, den sie zwar sogleich wieder erfaszt, aber
nicht mehr vom Blute reinigen kann. Der Mann kommt nach
Hause, erkennt an des Apfels Flecken das Geschehene, führt
das Weib in das Schreckenszimraer, wo er sie tödtet, ihr Blut
in das grosze Geßlsz auffängt, und ihre Kleider an die Wand
hängt. Unter dem Vorwand, die ältere Schwester sei gestorben
(nach anderer Mittheilung : sehne sich nach ihr) holt er dann die
zweite Schwester, der es ebenso ergeht. Die dritte tränkt mit
der silbernen Schale (Becher) die zwei (nach Andern drei)
weiszen Tauben am Brunnen (des Lebens) und wird dafür über
Alles Geschehene und zu Geschehende belehrt. Nach solchem Rathe
nimmt sie Wasser des Lebens heimlich vom Brunnen des Lebens
mit, sperrt im Schlosse den empfangenen goldenen Apfel in eine
eiserne, mit schweren Schlössern behangene Truhe ;ein, wo er
zwar ashrecklich herumspringt, während sie in das verbotene
Zimmer geht, sich aber nicht befreien kann. Nachdem sie in
dem Zimmer Alles gesehen, und es wieder verschlossen hat,
28
434
befreit sie den Apfel und steckt ihn an den vorigen Platz im
Busen. Als der heimkehrende Zauberer darnach fragt, kann
si'e ihm denselben unbefleckt zeigen. Beruhigt legt er sich nieder,
'nachdem er (wie freilich nur Eine, mir bekannte Ueberlieferung
erzählt) von ihr einen tödtenden Schlaftrunk erhalten» Nun
belebt sie mit dem Wasser des Lebens alle Ermordeten, be-
steigt sammt ihren Schwestern einen im Schlosse befindlichen,
gläsernen Wagen, und fahrt damit durch die Luft nach Hause.
Nach einer andern Relation kommen zwei Täubchen, spannen,
sich an den Wagen, und fliegen. so damit durch die Luft.
Den Text unserer Baltade A habe ich aus vier Bruchstücken
aus Mühlbach, Maldorf, Marpod und der Gegend von Medwisch
zusammengestellt und noch musz'er als unvollständig angesehen
werden'. Alle Balladen dieses Stoffes Uaben nach ihrer. Natur
Vieles abwerfen müssen, was die Märchen ausführlicher und
alterthümlicher aufbewahren; die unsrige — obwoht im Ganzen
kürzer als ihre Geschwister bei Uhland hat doch Manches be-
wahrt, was sonst verloren ist. Die Vorahnungen der Braut am
Anfang hat nur sie. Dagegen fehlen die warnenden Tauben des
Märchens, die in einingen deutschen Stücken, obwohl schon >ohne
Bedeutsamkeit erhalten sind. Unsere Relationen wissen auch,
noch von mehreren (zwei oder drei) Schwestern, welche von der
deutschen Dichtung durchaus aufgegeben sind. Die abweichenden
Strophen der Relationen, welche drei Schwestern voraussetzen,
habe ich in Klammer neben die andern gesetzt. König ist der
Mörder in keinem als in unserem- Liede, und dasz ihn dasselbe
über dem Rheine wohnen, und hernach zu Thorenburg (nach
einer Relat „zum Thorenburg", d. i. dem Herrn y. Thorenburg)
ins Schlosz reiten läszt, wo eine Zeit lang der Sitz des Sieben-
bürgischen Woiwoden war, darf kaum auffallen. Hätte es auch
in Deutschland kein Thorenburg gegeben, so erklärt sicli der '
Umstand doch schon aus der Natur des Volksliedes. Unser
Stoff war wahrscheinlich schon in einer bestimmten und ryth-
mischen' Form (und wohl schon bei der ersten Einwanderung)
aus der Nähe des Rheins in Deutschland nach Siebenbürgen
gebracht, hier aber im Laufe der Zeit mehrmals umgedichtet
worden , nach Weise der Volksdichtung , ohne dasz einzelne,
selbst, unverstandene Namen aufgegeben , wurden. V)ie beiden
Schluszzeilen sind vielgebrauchte Type. Giren (in deutsch. Dial.
geren) heiszen im Sächsischien die Hemdezwickel.
435
Dasz B 80 starke Verluste erlitten hat^ musz bedauert werden,
^icht zufällig erzählt das Bruchstück, dasz Mittwoch zugesagt^
Donnerstag kopulirt wird; so ist es uraltsächsischer Brauch, der
noch im germanischen Heidenthura wurzelt Auffallend ähnliche
Stellen hat die sonst auf anderer Grundlage ruhende Ballade
Nro. 11 bei Simrock, z. B.
„Es fuhr ein Pfalzgraf über Rhein,
ev freit sich des Königs Töchterlein.**
und weiter:
„So wollt' ich sie wären versunkep,
der Pfalzgraf wäre ertrunken."
J. K. Schuller in der Transilv. Nro. 47 Jalirg. 1857 zieht au««
Firmenich ^Qerman. Völk^rst;" Bd. II. S. 364 die schlesische
Ballade j^Ulrich und Aneh^ aus gleichem Stoff erwachsen,
aber schon bedeutend verkürzt zum Vergleich heran.
Wenn ich zum Schlusze nochmals den Stoff, wie er uns in
sämn^tlichen Balladen, Märchen und Sagen erhalten ist, be-
trachte, so kann mir ein Bitter oder Zauberer, der sich eine
Krankheit durch Jugfrauenblut heilen, möchte, ebensowenig zur
Chimdlage genügen als ein Räuber, der um der reichen Kleider
willen Mädchen von hoher Abkunft tödtet. Die übermenschliche
, Verführungskraft des Mörders, der Brunnen mit dem Wasser
des Lebens, dem der Moridbrunnen ebenso gegenüber steht, wie
die zwei oder (nach andern Relationen) drei Tauben auf dem
Baume über dem Brunnen als Gegnerinnen des geheimniszvollen
Uebermenschen erscheinen, der goldene Apfel (oder Ei) mit der
besondern Eigenschaft durch die unlöschbare Befleckung Ver-
' räther des Vergehens zu sein,' .das in Märchen so oft, und in
verschiedener mythischer Bedeutung vorkommende verbotene
Zimmer mit seirifem schrecklichen Inhalt, die Flucht der Jung-
frau als „Fitschersvogel*' oder im' gläsernen Wagen durch die
Luft, selbst die l^acht/ ihres Hilferufs in d» Balladen — Alles
das musz auf alten Mythen beruhen, die ireilich schon in den
Märchen verdunkelt erscheinen, und vielleicht kaum mehr zu
deuten sein mögen. Indessen schon d^i' Versuch dazu kann nicht
unlohnend sein, und ich gedenke ihn einmal zu wagen.
Die Rache.
55. Das Bruchstück scheint einer starken Ballade anzugehören, deren
Verlust wie so mancher andern^ bedauerlich ist.
28* '
436
Hans der JüttUnei!.
56. Das Stück mag auf historischer Grundlage beruhen. Das Statu-
tarrecht bestrafte den Ehebruch mit dem Tode; so auch das
frühere Gewohnheitsrecht. Wahrscheinlich ist es von Bänkel-
sängern, deren einstige Existenz unter den Sachsen kaum be-
zweifelt werden kann, gedichtet und verbreitet. Nach Mühlbach
ist es durch eine Schäszburgerin gelangt, dyn Stofif und dem
Schauplatze nach gehört es Hermannstadt an, wo ^ Wiese und
kleine Erde*' Theile der obern Stadt sind, und wo allein Bürger-
meister und Königsrichter (Comes) nebeneinander bestanden.
Das Lied hat einen kurzen, straffen Gang, und dem entspricht
die 8. auch im Rythmus mangelhafte Strophe nicht, die sich
dadurch als Einschub verräth. Die Sylbenzahl ganz unberück-
sichtigt lassend, beruht das Yersmaasz dieses uns ganz eigen
thümlichen, schönen Stückes ganz nur auf Hebungen, und ist
in seinem Bau und mit dem unverkennbaren Verseinschnitt jeder
Zeile der Nibelungenstrophe und der Weise des Kürenberger's
sehr ähnlich, nur freier, nachläsziger.
„Zeg&nescher hangt** heiszt in der 13. Strophe der Scharf-
richter, weil dieses Amt in Siebenbürgen seit Jahrhunderten von
Zigeunern bekleidet wird. So heiszt es in einem, vom Krönst.
Chronisten Sim. Czauk überlieferten, von Trauschenfels in den
„deutsch. Fundgruben" zur Gesch. Siebenb. neue Folge I. Bd.
veröffentlichten, auf die 1594 gegen Sigm. Bdthon stattgehabte
Verschwörung gedichteten Liede.
„Daselbst ein Szegedi Zigan
muszt ihnen ihre köpf abschlan.**
Die Zigeuner erscheinen seit 1415 in Siebenbürgen.
Der Oelst.
57. Ein aus der Gegend von Kronstadt nach Mühlbach gelangtes
Bruchstück. Der Mittheiler sagte, es beziehe sich auf die
Bosenaüer Burg.
Das Verg'lftete Kind«
58. Das Stück ist ohne Zweifel aus Deutschland eingeschleppt, ist
aber keiner, der mir von dorther bekannten Parallelen ganz
gleich. Wäre es mir nicht zu spät zugekommen, so hätte es
437
seinen Platz zwischen Nro. 46 und 47 erhalten müssen. Zu
vergleichen sind: Uhland Nro. 120, Wunderh. . I. 19 und an
andern Orten; es ist zu benierken, dasz das Stück nirgends aus
alten Handschriften oder Druck genommen ist; bei Uhland
stammt es aus mündlicher Mittheilung. Dennoch musz der
StoflF-alt sein.
Jesus.
59. Aehnliche Lieder finden .sich auch sonst namentlich bei Wil-
lem's S. 443 bis 448, ein »gleiches ist mir nirgends aufgestoszen.
Drei Jungfrauen.
60. Das Stück ist offenbar entlehnt, wird aber vielfach gesungen ;
immer in der Weise der letzten Periode der sächs. Volksdich-
tung nur schwach umgedichtet; die Umdichtung besteht fast
nur in Verkürzung. Vollständiger steht es bei Simrock Nro. 68
bei Müllenhof S, 496, bei Erlach IIL, S. 65 in des Knab
Wunderh. IL, 201 und sonst.
RakozL
61. Dieses und die folgenden Stücke habe ich als Proben histori-
scher und politischer Lieder, woran wir sehr arm sind, auf-
genommen. £^ ist entlehnt aus SchuUeps ^ Gedichten in sieben-
bürgischs. Mundarf* S. 64, wohin es aus einer Handschrift des
1747 gestorbenen Professors zu Halle Martin Schmeitzel, eines
geborenen Kronstädter * Sachsen gelangte. Eine unmittelbare
Abschrift, entnommen einem Manuskr. der Superintendential-
bibliothek unter dem Titel: „Mart. Schmeitzers Entwurff derer
vornehmsten Begebenheiten^ die sich in Siebenb. vom Jahre
1700* bis 1740 zugetragen haben", verdanke ich Dir. Teuts<5h,
sie wimmelt so sehr von Germanismen, dasz ich für den Text
lieber die wahrscheinlich emendirte Relation des SchuUer'schen
Werkchens wählte; da' jedoch in derselben doch auch Fehler
unterlaufen sein mögen, so gebe ich das Stück hier auch in der
Abschritt von Teutsch, die stellenweise stark abweicht:
Et war gegt Frieden en asem Land-
Dot det den Rakotzi verdrieszen.
He secht deswegen gor vielles Vulk
Säi silen den Moser ausruden.
62.
438 ' '■ .
Aber sei bestunden met Schunden
^ Et kom der Henter auf dem Zoider Weg,
Sei stunden en den Gedunken eweg
Denn sei kumen bei dem grosz Bechei heraus.
Die Zeckel fauerten ihr Schwierter blus, .
Sei komen dort böy dem Kappeln Rech,
Do d&t der Moser enen Schusz,
Dasz et Henter Mihaly verdrusz.
Sei komen besz bei den noien Growen,
Da däten sech de Zeckel met dem Moser herem zeien.
Da däten de Moser ehr Gewiehr za schaken
Af den Zeckel o6h zadraken.
Da waren gefallen 400 Mann.
Da ward gemacht en HufFen grusz^
Sei lagen alle nakt und blusz.
Sei runten era dot bunse (oder bause?) lo6h,
Da helf enen oser Herr Got. '
AUbold waren sei weder hei,
Sie stenden im gruszen netten und bedinken,
Dep Rabutin wolt dem Rakoczi noch net schinken.
Hier ist auch die Orthographie des Originals beibehalten worderf.
Der Aufstand unter dem Prätendenten Rakozi fällt in die ersten
Jahre ded 18. Jahrhunderts. Das Lied soll sich auf das Jahr
1705 beziehen. (Sylloge historico-politica tom.I. steht ad annum
1705. „Endlich fugen wir auf dieses Jahr aus Cüriosität ein
Liedlein bei, so die Mädchen in ihrer Rockeristube zu Zeiden
im Buczenland bei damaligem Krieges Wesen gesungen,")
Niemals ist die Sprache, in welcher hier das Lied erscheint,
irgendwo gesprochen worden.
Die Unbeholfenheit dieses, wie aller historisch-politische;! Stücke
unserer Volksdichtung in Form und Ausdruck ist auffallend,
und zeigt wie ungewohnt diese Sphäre unserem Volke von
jeher gewesen.
Aus dem Aufstand Ton 1848«
Da das Volk seit einem halben Jahrhundert aufgehört hat^ in
seiner eigenen Mundart zu dichten, so sind Stücke wie dieses
und das folgende nur noch vereinzelte Erscheinung. Bena ist
sonst wegen seiner den Besiegten gegenüber humanen und
439
schonenden .Handlungsweise bei vielen Sachsen in gutem An-
gedenken.
63. Dieses Stück habe ich auf einer Fuszreise nach Kronstadt im
Schen^^r Gelände, ich weisz nicht mehr wo, gehört, und später
BO weit ich mich dessen erinnerte in Mühlbacher Mundart auf-
gezeichnet. Es entlehnt seinen Anfang aus dem, dem Vernehmen
nach vom Medwischer Stadtpfarrer Brantsch 1809 auf die säch-
sische Bürgermiliz gedichteten humoristischen Lied, wovon ein
Theil auch in Schuller's Ged. in siebenb. s. Mundart S. 20 u.
folg. abgedruckt ist.
In hochd. Sprache sind mehrere Lieder aus den. Wirren des
1848er Jahres übrig, meist unbeholfene Umdichtungen älterer,
deutscher Volksdichtungen, deren Inhalt den Verhältnissen an-
gepaszt wurde. Ich theüe drei hier als Probe mit:
• I. •
1. Wag jetzt in Siebenfcürgen fiir Tumheiten sind geschehn,
das kann man sich leicht am kleinen Finger* absehn.
Man weisz ja nicht, is man gekocht oder gebraten^
für lauter verschiedene Soldaten. :/:
2. Der Anfang dieser Unruh das war die Union;
der JLoschat, das war ja der gröszte Kujon ;
. . er wollte Siebenbürgen jetz gan& majarisiren^
die Sachsen recht tüchtig anschmieren. :/:
3. Dieweil hat sich das Blattei recht anders gewendet,
der* Kaiser, der hat ja kein Spasz nicht erkennt,
er schicket die Russen zu retten das Latid,
was jetzt in den Feindesgefahren stand. :/:
4. Der walachische Landsturm hat auch rechten Schneit,
beim Pack, da seins die sakrischen Leut;
besonders Tartlaff, da thätens verfehlen,
da weisz jedes Schlosz davon zu erzählen. :/:
5. Ihr liebe Koschutter seids üiel daran,
man lenkt euch zu sehr mit der Kanon auf die Bahn;
, die Russen, Hulaken mit Knoten hinterdrein*,
die Union geht jetzt sicher aus dem Leim. :/:
440
6. Seids ruhig, ihr Zäkel und löget die Waffen I
nicht macht solche Tumheit, was den Kaiser nicht freut!
leget eure Waffen lieber ans Feuer
es sein ja zwei Jahr, dasz ihr mit den Saclisen so streut!
es ist ja ein Jahr, dasz ihr müszt inuner retrirep,
ihr müszt ja immer retriren, :/: • .
II.
1. Frisch auf ihr Brüder von der Artillerie
zum Streit für unser Ehr!
es geht für. unser Vaterland,
. kämpft muthig mit bewaffneter Hand!
Laszt euch nicht schrecken des Feindes Macht!
wir müssen überwinden. . '
2« Fasset einen schnellen, frischen Muthl
frisch auf ihr luatig' Soldatenblut !
prot^ ab, und fahrt mit der Protze zurück!
der Feind kann sich nicht stellen»
Des Feindes Brust die Scheibe ist —
Vivat! es lebe der Artillerist.
8. Ladt schnell mit Kartätschen» verdoppelt den Scliusz,
dasz donnert, und kracht, dasz der* Feind weichen musz !
Avancirt ! wir stehen auf freiem Fnsz !
Haltet an! haltet an! Grenadier voran!
die Jäger »ihd schon vorne.
Da kommt ein braver Reitersmann,
der auch sein Schwert regieren kann. ,
4. Dank euch Gott! dank euch Gott! ihr Kanonier!
So lang der Josef Franz regiert,
verlassen wir Haus Oesterreich nicht,
Wird einer getroffen, zu Boden gestürzt,
der wird von uns begraoen. :/:
5. Drei Schusz für seine Tapferkeit
schieszen wir übers Grab, über seinen Leib.
441 •
Eomtnen wir zu unaern Mädchen zurück,
die uns, von Herzen lieben,
dann folgt anstatt ein Kugel schusz
ein süszer angenehmer Kusz.
6. Und wenn die Schlacht zu Ende ist,
und wenn die Schlacht zu Ende ist,
und wir zurückmarschieren;
dann rufen wir: „Vivat!" zugleich
gerettet ist das Oesterreich. :/:•
III.
1. Wie schön ist unser Sachsenland,
».darin wir sollen leben!
uns hat der Kaiser Ferdinand
den Frieden längst gegeben.
Er stecht uns bei mit Macht und Ruhm,
zu schützen unser Eigenthum.
2. Drum nehmen wir die Waffen an,
die Sekler anzugreifen,
weil wir dem Kaiser unterthan, •
Gardisten alle heiszen,
Wir bitten um die rechte Hand
des groszen Kaisers Josef Framz.
3. Die Sekler können vielerlei,
der Koschut gab ihn Pflichten,
sie reiszen sich vom Kaiser frei, *
die Sachsen zu vernichten.
Drum* wollen wir das Sachsenland
zu kämpfen für den Sachsenstand.
4. Mit Spiesz, Kanonen, Schwert geh'n wir
die Sekler zu bezwingen,
dasz sie dem Kaiser unterthan,
ihm ^Vivat! Vivat!^ singen.
Wir wollen nur zufrieden sein,
wenn sie dem Kaiser schwören ein:
• 442
. Der Koschut ißt ja niramermehry
der sich auch König nennt;
er hat ja nur von euch die Ehr,
dasz ihr ihn König nennt.
Ihr hängt ihm an mit groszer Kraft^
bis er euch in das Elend bracht.
(Gott geb dem Kaiser Josef Franz
doch nur ein langes Leben.)
Zweites Buch.
, Das zweite Buch vertritt im Gegensatz zum ersten eine t(«iden-
tiösere Seite der Volksdichtung, indem es in zwei Abtheilungen
„Festlieder und Festreime" und „Scherz und Spott", also an be-
stimmte Zeiten und Umstände geknüpfte Dichtungen enthält.
Erete Abth«ilang«
Mit Festliedern und Festreimen, wie sie. in dieser Abtheilung
folgen, begleitet das Volk gern epochale Tage seines Lebens,
Brauttage, Hochzeiten, Johannistage Weihnachten, Neujahr, Fast-
nacht u. s. w. Besonders .lagert sich um die Hochzeitsfeier („des
Lebens schönste Feier") der gröszte Reichthum der Volksdichtung.
Lieder der verschiedensten Art, rhytmische und unrhytmische Reden,
mimische und' dramatische Vorstellungen, die wie der Rösseltanz
zum Theil dem gra^esten Alterthum angehören, ja auch allerlei
Scherzr und Spottreime voll Humor, wie sie die zweite Abtheilung
dieses Buchs enthält, begleiten dieses Fest, das in seinem Verlauf
bald den tiefsten Ernst, Rührung und Thränen, bald den derbsten,
übermüthigsten Muthwillen an uns vorübergehen läszt. Es ist eine
höchst dankenswerthe, .vielfach verwerthbares Material enthaltende
Arbeit, die uns J. Mätz in dem Schäszburger GymnaBialprogramm
für 1859 — 60 geliefert hat unter dem Titel: Die siebenb. sächsische
Bauernhochzeit — ein Beitrag 'Zur Sittengeschichte. Eine Be-
schreibung der übrigen Feste gehört leider noch immfer nur in das
Reich unserer Wünsche.
Auch weniger hervorragende Freudentage bei Gelag und Tanz
bleiben nicht ohne Lied und Reim.. Obwohl sich nun des sächsi-
schen Volkes Art und Gemüth neben den Wais^nliedern hier am
schärfsten ausgeprägt hat, so ist doch gerade an diesen Liedern
charakteristisch, dasz viele von ' ihnen ganz oder theilweiso^icbt
ursprünglich zu dem Zwecke gedichtet worden, dem sie später
dienen muszten, ohne sehr bedeutenden Veränderungen unterzogen
444
zu werden, und dasz an manchen'die Mitwirkung Gebildeter und
Halbgebildeter (wie Schulmeister und Prediger) nicht zu verkennen
ist. DennQch sind andererseits wieder fast keine 'dieser Stücke
ohne einzelne Spuren und Reste ältester Vergangenheit geblieben,
die sich in ihnen ausnehmen wie Bausteine heidnischer Ruinen in
christlichen Tempel- und KloRtermauern. •
Ho rg^eng^e 8 jliigr«
1. Zg den Vorbereitungen für daa Hochzeitsmahl versammeln sich
Mädchen und Burschen am Vortage. Mancherlei Geschäfte
müssen da verrichtet werden. Gegen Abend legen sich die
Mädchen nieder; die Büische (knecht) bringen Holz, Wässer,
machen Feuer und setzen den Kessel darüber. Wenn ^ann
das Wasser kocht, überhaupt die „Knechte** ihr Werk vollbracht
haben', etwa eine Stunde nach Mitternacht, wecken sie die
Mädchen auf. Dabei wii'd dieses Lied gesungen, und gewöhn-
lich „Weinsuppe'' geffühstückt, worauf sich die „Knechte**
niederlegen und die „Mägde" an ihr Geschäft (gaszpläken,
hinepläken) gehen. ...
Die erste Strophe aus A und B und die 6. aus A sind offen-
bar einem altern Volksliede (vielleicht einem Tagelied) ent-
nommen und darauf das ganze Lied improvisirend erbaut worden,
indem in einer in den folgenden. Liedern »och oft wiederkehren-
d-er Weise das Verlangen nach Speis und, Trank darin kund
gegeben wird. Die Urstrophen sind Typen, die z. B. in Uhland's
Sammlung Nro. 24, 9. Strophe und Nro. 77, 1. und 2. Strophe,
dann in der letzten Strophe des 57. Liedes in unserm ersten
Buche wiederkehren. So mag auch der Refrain irgend einer
Romanze oder einem Tagelied entnommen sein. Oft werden
noch viel mehr Strophen von den Singenden improvisirt; den
Inhalt liefern dann meistens Neckereien wie in den 3 letzten
Strophen von B, wobei wie gewöhnlich die Mädchen im Vortheil
bleiben. Man erfreut sich mehr an der. Wiederkehr dqr frischen,
schönen Melodie, als an dem Ge'^halt des Textes.-
Brautlleder.
2.Q^ses einfache, liebliche Lied, das an einigen Orten der Braut
während des Ankleidens von ^den Freandinen gesungen wird,
ist ganz eine Pflanze des Sachsenbodena und des Sachsen-
445
geistes. Die Melodie, die auch schon sein soll^ habe ich nie
erhalten, oder auch nur hören können.
, Der Anfang dieses Liedes scheint auch einem andern Volksliede
oder einer Ballade abgeborgt. Die eingeklammerten Zeilen, die
den gleichmäszigen Strophenbau stören, halte ich für spätere,
Zuthat *Die Melodie spricht hierin eher für als gegen mich
und auch sonstige .Kennzeichen unterstützen meine Vermuthung :
hinsichtlich der 3. Zeile der 3, Strophe, dasz sich dieselbe gleich
darauf in der 5, Zeile wiederholt ; hinsichtlich der 5. und 6. Zeile
der 4. Strophe, dasz darin der Bruder — und er allein — un
natürlich neben den Eltern als Begaber auftritt; hinsichtlieh
der 3. und 4. Zeile der 5. Strophe, dasz die Trennung vom
elterlichen Hause durch Abfichied von Vater und Mutter schon
genügend in den beiden ersten Zeilen ausgedruckt itft, andrer-
seits das Einschieben der beiden eingeklammerten Zeilen erklär-
lich erscheint, weil wirklich während des Gesanges von allen
bisherigen Hausgenojssen Abschied (urlef) genommen wird. Rührend
sind auch die beiden letzten Zeilen ; in Klosdorf wird bei
gleicher Veranlassung gesungen
„geäde ' n66ht, geäde nödht,
deÄ me liwer buerten.*'
Unser Lied ist auch von J. Mätz, jedoch in Etwas abweichend
mitgetheilt in dem erwähnten Schulprogramm S. 57, wo Näheres
über die begleitenden Vorgänge nachzulesen ist.
. Aus „die deutschen Mundarten** 5. Jahrg., Sl. 507. Auch mit-
geth. von J. Mätz im Schul -Programm für 1859—60, S. 48.
Ich habe das Stück in die drei Haupttheile zerlegt, in die es
nach Inhalt und Form zerfällt, hie und da durch 'Conjectur er-
gänzt, und das am unrechten Ort Eingeschobene in Klammem
geschlossen. Das Ganze ist voll schöner Motive, * aber auch
voller Widersprüche und oft ohne genügenden Zusammenhang,
ein Conglomerat aus allerlei Liedern von Abschied, Fremde,
Heimath u. s. w. Zu vergleichen ist damit besonders Nro. 30
A, B, C, 31 A, B, C, des ersten Buchs, dann (wegen Abschnitt
III.) Nro. 5 des z eiten Buchs unserer Sammlung.
K Was vom 4. Lied gesagt ist, gilt zum Theil auch von dieser
Rede des Brautknechts, die auch yon J. Mätz in seinem Program-
menaufsatz S. 58 und folgende» mitgetheilt ist. Die ursprüng-
liche Grundlage könnte, wie wohl viele ähnliche Reden und
Gegenreden bei feierlichen Gelegenheiten von irgend einem Geist-
•446
Itchen früherer Zeit herrühren und hochdeuteich gewesen sein, doch
läszt sie sich nicht, mehr ausscheiden von dem, womit des Volkes
Gemüthlichkeit und Humor sie allmählich zu erweitern sich ge-
drängt fühlte. Diesen harmlosen Humor, wie er in all diesen
Gelegenheitsdichtungen durchbricht — wer wird ihn verdammen
wollen, weil er sich — wie hier mehripals — an uitrechter Stelle
eindrängt. Leicht wird der Leser die mancherlei Reminiscenzen
aus andern Volksligdern herausfineen. Auch ,die von' Zeile 145
an eingeschobenen drei Strophen eines Kirchenliedes, die Matz
von seinem Text ausgeschlossen, glaubte ich aufnehmen zu
müssen, weil' sie charakteristisch sind für die Composition der-
artiger Volksdichtungen.
Rockenlieder.
Hinsichtlich der Rockenlieder ist aufmerksam zu machen auf
die mythische Bedeutsamkeit des Rockens, der mehrerer germani-
scher Qöttinen Attribut war, und qoch jetzt wie Besen und Ofen-
gerätfa bei Zauber und Zauberformeln in Anwendung kommt Man
kann zweifelhaft sein, ob hier Frikka oder Frea in Betracht kom-
men^ die nirgends scharf auseinanderzuhalten sind. Für erstere
spricht, dasz in Deutschland der Freitag von ihr den Namen hat
Donnerstag und Freitag sind die epochalen Tage bei sächsischen
Hochzeiten; fast überall ist Donnerstag Trauung, Freitag Jung-
frauentag. Das ist sicher uraltheidnischer Brauch (vergl. die Anm.
zu- -B. !•, Nro. 43 B). Donar und Frikka oder Frouwa (Frea)
Waren vorzugsweise die Ehegottheiten des vorchristlichen Alter-
thums. Wenn nun der von Fr. Fronius im sächs. Hausfreund für
1861 geschilderte „Rösseltanz*' unumstöszlich beweist, dasz an Hoch-
zeiten zu Donars Ehren dramatische Spiele aus seinem Mythen-
kreise aufgeführt wurdeu, so führen die Rockenlieder eben so ent-
schieden auf eine der beiden verwandten Oöttinen. Die ganze
von Mätz in seinem Programmenaufsatz näher geschilderte, diese
Lieder begleitende Ceremonie stammt also in ihren Grundlagen aus
dem grauesten Alterthum. Allen sind indessen weit spätere Zusätze
angefügt, die auf Bewirthung der Sänger mit Speis und Trank an-
spielen, und in ihrem improvisatorischen Charakter zu vergleichen
sind mit den ähnlichen Erzeugnissen in Nro. 1 und 26 des zweiten
Buches.
6. Auch von MätZ' mitgetheilt in dem erwähnten Programm S. 93
und folg., wo die 24. und 25. Zeile vielleicht aus einem ^isz-
44*7
verständnisz abweichen, indem^ dort angenommen ist, es sei
Pflicht der Braut, den Rocken zu zerbrechen; diese Äbwiöichung
folgt^bei mir in Klammer nach. Die auf Bewirthung anspielen-
den, auch einer eigenen, monoton recitirenden Melodie ange-
hörenden Reime bcginnien mit der 28. Zeile* Von Zeile 44,
noch sichei^er 46 beginnt dann ein neuer ganz späterer Zusatz,
der dem Ganzen fremder und wohl aus anderen Stücken wie
Nro. 60 des zweiten Buchs und ähnlichen entlehnt ist.
7. Ä ist auch mitgf theilt von Georg Schuller in ^Aus Siebenbürgens
Vorzeit und Gegenwart", Hermannst. 1857, S. 59. Auch dieses
Lied ist aus mehreren Stücken zusammengeflossen. Dem schönen
Rumpf folgt von Zeile 51 an ein Schweif jener auf Bewirthung
anspielenden Reime. B habe ich nachträglich unter meinen
Materialien gefunden mit deutschen Lettern ohne Angabe der
Heimath und so ungenügender Lautbezeichnung geschrieben,
dasz die Mundart unmöglich zu fixiren war, weshalb ich das
Stück in die von Mühlbach und Hermannstadt umgesetzt habe.
Mit A verglichen hat es einige Eigenthümliohkeiten : der Rocken
tritt mehr in den Hintergrund, der Grusz am Anfang ist voll-
ständiger, die Speise und Trank in Anspruch nehmenden Schlusz-
reime fehlen. ^ , •
Jun^fraiientai^slleder.
8. Ueber die Bestimmung dieser Lieder, die zuerst von Wittstock
in den «Sag. und Lied, aus dem Nösner Gelände** mitgetheilt •
worden, ist mi^" nichts mitgetheilt worden. Ich habe sie Jung-
frauentagslieder genannt, weil ich vermuthe, dasz sie am Abend
nach Heimföhrung der Braut, etwa vor den Fenstern der jungen
Eheleute gesungen werden, oder wurden. Doch wäre am Abend
des sogenannten „Versprechens**, also vor der Hochzeit, vielleicht
eine eben so passende Gelegenheit hiezu geboten. In A folgen
*nach Zeile 12 drei regelmäszige Strophen mit scherzhaften Spöt-
tereien als Zusatz.
Johannlsfeler.
9. Der Johannistag wird auch in Siebenb. noch in mancherlei Weise
gefeiert. Mit wejchen Festlichkeiten dieses Lied oder die beiden
hier in Verbindung gebrachten Lieder in Streitfort in Ziisam-
' menhang stehe», ist mir nicht mitgetheilt An vielen Orten
448' .
werden am Johannistage die Orts- und -Feldbrunnen gereinigt
UTiA hergestellt, wohl auch mit Blumen geschmückt — ein alter
Brauch, der an andern Orten auf andere Tage fällt. Dabei pflegt
man auch Lieder zu singen, die wie das vorliegende ursprüng-
lich immer eine andere Aufgabe gehabt haben. Warum ich
übrigenis dieses Stüek in tswei zerlegt habe, ist augenscheinlich.
Die Anfangssjeile des ersten Theiles ist typisch. Der 5.,. 6. und
7. Strophe entspricht die 1. und 2. des 252. Liedes bei Uhlan'd.
Mit der 8. Strophe schlieszt der erste Theil ab, und es folgen
im zweiten Bruchstücke eines andern,, sichtlich alten, leider in
Tielen Stellen dunkeln und muthmasziich verderbten Liedes, das
«chon bei seinem Entstehen oder doch. schon längst in nahem
Zusammenhang mit dem Johannisfeste gebracht zu sein scheint.
l¥flnsche«
10. Neujahrswünsche. Diß eingeklammerte Zeile in B hat der un-
abweisbare Humor eingeschaltet.
11. Wahrscheinlich ursprünglich mit Ueberreichung eines Rockens;
jetzt wird der Spruch ohne solche Beigabe gesagt, und auf das
Haupthnar bezogen. Er ist auch in Deutschland bekannt
12. Der Burghüter bewacht bekanntlich noch heute werthvolle Güter
der Landgemeinden und ihrer 'einzelnen Glieder; in früheren
Jahrhunderten war das noch weit mehr der Fall, Dafür konnte
• sein Weihnachtsgrusz mit weit mehr Recht als etwa der Neu-
jahrswunsch des Rauch fangkehr ers zugleich zu freundlicher
Gabe* mahnen.
13. Diesen Trinkspruch pflegt der Altknecht in festlicher Versamm-
lung der Bruderschaft auszubringen.
Fastnachtsprüche.
Unsere Fastnacht- oder Asehermittwochfeste drohen bald unter
.administrativen Maszregeln und dem zersetzenden Einßusz von
Cultur und Aftercultur zu ersticken, und noch sind sie nicht ge-
sammelt. Auch das ritterliche ^Gänserehnen* — beschrieben in einem
mir augenblicklich, nicht zugänglichen Jahrgange des „sächsischen
Hausfreundes** gehörte dazu. In Georgsdorf wurde es bis vor
7 Jahren, wo es durch das wailand Bezirksamt verboten wurde,
abgehalten; doch war es nicht die einzige Auszeichnung des frohen
Tages. Auch den Kindern muszte an der Freuc^je ihr Theil gegönnt
449
werden. Am Dienstag wafd mit den Knaben vom Schulmeister,
mit den Mädchen vom „Cantor"- ein Fastnachtspruch (fuosnich
äpräih, fuosnichlateinj) eingeübt, den die Kinder zu Hause den
Eltern vorsagten. Diese schickten dann dem Lehrer dankbar einen
„funkich'* oder „knödel" und Wein, was besonders dem „armen'*
Cantor als seltener Genusz „wohlbekommt" Diese y^Fastnacht-
sprüehe^ werden zwar von den Lehrern selbst redigirt, und sind
insoweit nicht ganz eigentlich Volkslieder, bewegen sich übrigens,
wie schon die aufgenommenen Stücke beweisen, immer in denselben
hergebrachten Formeln^ und auch die Gedanken kehren in immer-
währender Wiedergeburt oft und oft zurück, wie es eben in Volks-
liedern zu geschehen pflegt, und so durfton diese Stücke als Zeugen
des dichtenden Volksgeistes, worunter denn doch auch der Schul-
meister mehr oder weniger mitbegriffen werden musz, nicht ganz
übergangen werden.
14. Der Freude mischt sich in diesem und den folgenden Stücken
leichte Ironie und Humor bei, der für diese Fastnachtsprüche
charakteristisch ist. Es masz Frucht versetzt, verkauft, der
Schmalztopf an diesem Tag geleert werden, der hernach schwer
wieder gefüllt wird; aber das ist nun einpaal der Tag für den
Freudenrausch, ob man auch morgen darben musz« In dem-
selben Geiste sind
15 und 16 gedichtet.
17. Ein wahres Fastnachtlatein, ein köstliches Stück Cantorenhumor.
18. Vergl. Nro. 14
19. Deutet auf die Feier des Gänserennens. Mit dem Rufe :
„Knödel än't höufiz
funkij eröusz!**
fordern die Gänseritter nach altem Brauch den gebührenden An-
theil an Speis' und Trank, der ihnen aus jedem Haus aus dem
Fenster herausgereicht wird.
20. Ich kann nicht verbürgen, ob diese Bruchstücke, wie ich dem
Inhalte nach vermuthe, zu einem Fastnachtspruch gehören.
Frendenlteder..
21. Aus J. K. Schuller's „Gedichten in siebenb. sächs. Mundart.
Hstadt. 1841." Gehört wie die Nro. 22 und 23 einer den Fast-
nachtsprüchen sehr ähnlichen Art von nicht ganz reiner Volks-
dichtung *an. Nr. 23 ist auszerdem verdächtig.
29
•
450 . . . '
Rnndreime«
26. Jeder der Reihe nach beginnt mit dem letzten Worte des Vor-
gängers. Solche Reimspiele ohne sonstigen Gehalt wurden und
werden bei fröhlichen Festen nach einer bestimmten Melodie
improvisirt. Es genügte hier von nur einem Beispiele Kenntnisz
zu nehmen. 'Vergl. Wackernagers X«e8eb. I. S. 850 und Erlach
ni. 491
Faschlng^sseufzer.
27. Zu vergleichen mit den Fastnachtsprüchen und den Nro. 55
und 56 dieses Buches.
Tanzretme.
Den Tanz, mit recitirten oder gesungenen Reimzeilisn zu beglei-
teu; ist zum Theil auch bei den Sachsen Sitte. Im Vergleich mit
'süddeutsch. j^Gscmgerln^ und ^Schnadahupferln^ sind unsere von
Nro. 28 bis 48 gehenden Tanzreime weniger mannigfach, auch
weniger zart und sinnig, dafiir stellenweise markiger. Die Neigung
zur Zote^ welche bei den Tanzreimen mancher Völker aufialt^ ist
den unsrigen fremd.
28. Bruchstücke. Aehnliche Anklänge in Neidharts von Reuenthal
Liedern und in Kinderreimen.
29. Vergleiche die Parodie hiezu Nr. 54 dieses Buchs und die Nrn.
53 und 54 in Uhland's Sammlung, die ähnlichen Inhaltes und
Baues sind. Wiederkehrende Anfänge der Strophen mit gerin-
gen Abweichungen sind überhaupt in unsern Tanzreimien häufig,
imd werden darin wie Motive in der Musik benützt.
Zweite AbthelluDg.
Scherz und Spott.
Uralt sind unter den germanischen Stämmen die Spottlieder
und 'Schmähreden, gegen welche die christlichen (geistlichen der
ältesten Jahrhunderte nach der Bekehrung, wie gegen anderes Erbe
aus der Heidenzeit eifein. Es kann Manches aus den folgenden
Stücken bis dahin zurückreichen.
451
ir a li 1.
48. Das Lied ist aus sächsischem Humor hervorgegangen und a^if
speciel sächs. Verhältnisse gegründet; doch fehlt es nicht an
Seitenstücken in Deutschland. Vergl. Nro. 264 in Uhland's
Sammlung, das um 1544 erscheinend auf ein bedeutendes Alter
solcher Stoffe deutet, zumal es ein Bruchstück zu sein scheint;
auch der äuszere Mechanismus dieses Liedes ist dem des
unsrigen sehr ähnlich: <
Mein muterlein das fi'aget aber mich
ob ich wolt ein Schreiber?
,Awe nein!* sprach ich — r
näm ich denn ein Schreiber zu einem mapne
so hiesz man mich fräu schreiberin
und ein dintenzetterin, &c.
Aehnlich sind auch Nro. 342 und 348 bei Simrock und ein ser-
bisches Volkslied S. 36, Bd. II. der Talvjschen Uebersetzung ;
noch mehr aber ein von Hoffmann v. Fallersleben in Schades
Jahrbuch I. BdL, S. 128 aus einer Handschrift von 1737 her-
ausgegebenes niederl. Volkslied. Hier wird zuerst abgewiesen
der ^schoenmaJcer^f der ^»nijder^y der y^backer^^ der „coster'* —
das Lied schlieszt:
„Met dien quam daer een creupelken:
meisken woudy my?
ja, Beide sy, hupenstupl
ghy sijt my ooc also nut,
het sal gheen ander sijn,
dat creupelken heeft goet ghelt, goet ghelt,
dat meisken is fijn.^
Es gibt noch verschiedene Relationen dieses verbreiteten Liedes
im Sachsenland. In einer mir aus Arkeden zugekommenen ist :
1. de „schoszterän^,
de twich „drötäpänerän.*
2. de däpnerän
de iwich limkniederän. •
3. de bednerän
de iwich 6pSnferbr&erän.
29^
452
4. de däschlerän
de hobelschleiferän.
5. de melnerän
de hibeszbakerän.
6. de wieweräti
de leiwentwlrkeräö.
7. de kanterän
de musiksängerän.
8. de »chulerän
de fensterkukerMln.
9. de £arerän
de schS'denheo&erän.
10. de gebauerän
fleiszich arbed'rän.^
Diese Relation ist offenbar matter als die im Text aufgeföhrten.
49. Dem Vorigen parallel. B soll eine schöne Melodie haben, die
mir wie die fehlenden Strophen unzugänglich geblieben ist
50. Bruchstück — gehört in dieselbe Reihe*
Die BauernknechCe«
51. Aus Wittstock's Sag. und L. aus dem N. G. Wie in den vor-
angehenden Liedern der Bauernstand den andern Ständen gegen-
über in helleres Licht gestellt wird, so werden hier die Bauern-
barschen vor den Handwerksburschen herausgestrichen. Durch
dieses darin niedergelegte Bauemselbstgefühl kennzeichnen sich
alle diese Stucke als Bauerndichtung.
Gut Mann.
52. Scheint ein unvollständiges Spottlied zu sein.
Tanzrelme.
53. Aehnliche Anklänge in Neidharts Liederta.
54. Parodie zu Nro. 29 dieses Buches; v^rgl^ die dortige Anm.
453
Die Knechte^
Die drei Stücke von 57 bis 59 habe ich von andern Liedern
abgelöst, mit denen sie unorganisch verknüpft waren. Es sind
Spinnstubenneckereien, mit denen die Mägde den Knechten zusetzen.
Ich habe mich darüber ausgesprochen in der Anmerkung zu Nro. 6
des ersten Buchs.
Johann*
60. Wahrscheinlich ein Scherzlied, das zijr Belustigung auf Hoch-
zeiten vorgetragen wurde, wie die sogen. „Hochzeitpredigten."
Jnng:franentag:sllecler«
61. Ursprünglich vielleicht ein Spottlied, das übrigens in einigen
Stellen an Nro. 5 und Nro. 64 dieses Buches anklingt Später
schefnt qs wie andere Lieder die Bestimmung erhalten zu haben,
Neuvermählten als bloszer Scherz von Freunden und Bekannten
gesungen zu werden wahrscheinlich vor dem Fenster oder wie
jene Rockenlieder im Vorhaus. Erst seit das Lied in dieser
Weise in Gebrauch kam, konnte die letzte Strophe angehängt
werden, die wie gewöhnlich mit einer Anspielung auf Bewirtbung
Bchlieszen muszte. Ein „Stritzel, ein Braten und ein Eimer
Wein^ sind auch gewöhnliche Gebühr für die Musiker, welche
bei der Trauung in der Kirche die Musik aufführen; hier also
könnte die Anführung dieser Gebühr auch für Parodie gelten.
Die zweite, eingeklammerte Relation der ersten Strophe hat
mehr Sinn, und deutet auf die Armseligkeit, dasz selbst der
Geiger auf der Hochzeit fehlt, und Unken seine Stelle vertreten.
Der deutsche (und sächs.) Refrain begegnet auch in andern
Liedern. Hier ist er von ironischer Wirkung. In einigen Rela-
tionen fehlt er, scheint also nicht ursprünglich zum Liede gehörig.
Ein ähnliches Spottlied siehe bei ÜUand Nro. 277. Gleiche
Aufgaben scheinen die beiden folgenden Stücke
62 und 63 zu haben.
Hochzeltsreden.
Zu den vielen Gebräuchen bei Hochzeiten gehören auch die
sogenannten Hochzeitpredigten oder Hochzeitreden. Ueber die Art
454
ihres Vortrags siehe Mätz in dem mehrerwähiiten Schäszb. Schul <
Programm. Zum erstenmal wurde qine solche Rede veröflfentlicht
in dem Satelliten der Kronstädter Zeitung. Was „UrsuB und Com-
pagnie^ damals dagegen einwendeten, konnte mich nicht abhalten
dieselbe an dem passenden Ort auch in meine Sammlung aufzu-
nehmen; vielmehr halte ich es für Pflicht hier durch einige Be-
merkungen wo möglich eine richtigere Auffassung dieser Art voii
Volksdichtung zu vermitteln. Sicherlich haben sich diese Hochzeit-
reden aus uralten Gebräuchen herausgeschält, und wohl nur nach
der Reformation die Form der Predigt angenommen. Seit dieser
Zeit nur mögen auch Schulmeister und Cantoren auf ihre Abfas-
sung wie auf die Fastnachtsprüche Einflusz genommen haben, doch
stammen durchaus nicht allß oder *uch nur der gröszere Theil
dieser Dichtungen aus solcher Quelle. Alle diese Stücke haben
miteinander gemein :
1. Die äuszere Form und Gliederung einer Predigt.
2. Eine Aufzählxmg von Gegenständen der Mitgift voll komischer
Einfälle.
3. Eine Erzählung, worin Zoten nie ganz fehlen.
Solcher Form und solchen Inhaltes wegen sind diese Reden
meistens angegriffen worden. Ohne sie nun in jeder Erscheinung
und bis in den kleinsten Zug vertheidigen zu wollen, musz ich die-
selben doch gegen Miszverständnisz und übertriebenen Standeseifer
in Schutz nehmen. Dasz sie die äuszere Form der Predigt parodiren,
ist noch kein Verbrechen; auch liegt ihnen in der That nicht die
entfernteste Absicht zu Grunde, hiemit die Predigt selbst, oder das
Bib<^lwort und dessen Verkündiger zu verspotten ; eine solche Ab-
sicht stände im geradesten Widerspruch mit dem frommen religiö-
sen Sinn unseres Volkes. Wer Schiller's Glocke parodirt, will
weder Schiller noch dessen Werk- verspotten, und ebensowenig hat
Hans Sachs eine Blasphemie im Sinne, wenn er in seiner „Comoe-
dia", die ungleichen Kinder Evä &c., das „Vater unser* und den
Glauben in komischer Weise also von Kain und seinen Genossen
verderben läszt :
„O Vatter himmel unser
lasz uns allhie dein reich geschehen
in himmel und in erden sehen,
gib uns schuld, und täglich viel brodt,
und alles übel, angst und not. Amen."
455
und weiter:
^Ich glaube an Gott himmel und erden,
und auch des samens weib musz werden,
und auch des heiligen Geistes Namen
die Sünde, fleisch und leben. Amen.*
Selbst ein schalkischer Seitenblick auf den oft unerträglichen
Schwulst, die Salbung, den Nimbus, das falsche Pathos mancher
Geistlichen — wie berechtigt er' auch ist -=- tritt nur selten -^ wie
in Nro. 66 — unverkennbar in den Vordergrund. In der Regel
verlacht der parodirende Redner nur sich selbst, oder neckt seine
Zuhörer, indem er sie mit plötzlichen unerwarteten Wendungen
Schlag auf Schlag überrascht. Diese Absicht haben namentlich die
parodii*ten Perikopen und das Vater Unser ; die Zuhörer sollen
durch täuschende Anklänge immer wieder in den Wahn versetzt
werden, sie würden das wirkliche Bibelwort zu hören bekommen,
und sich immer . wieder in dieser Erwartung betrogen sehen. —
Die komische, echthumoi:istische Au£zählung der Mitgift kann nur
belustigen, nicht stören. Die Zoten möchte man allerdings lieber
entbehren, doch ist für. allzuzelotische Eiferer zu bemerken, dasz
eine starke Komik selten vor solchen Derbheiten zurückscheut,
dasz namentlich die Hochzeitsgebräuche vieler Völker gerade Derb-
heiten dieser Art lieben. Mätz fährt in dieser Hinsicht sehr pas-
send an, was Wachsmuth „Geschichte der deutschen Nationalität^
über ähnliche Gebräuche in Holstein, Oldenburg, Westphalen sagt:
„Die Färbung ist nicht selten stark cynisch, dennoch nicht von
lüsterner Geilheit, sondern von einer naturwüchsigen, um conven-
tionelle Hülle unbekümmerten Nacktheit. Etwaigem Rückschlusz
von dieser auf sittliche Verderbtheit steht ^itgegen, dasz dergleichen
Kraft und Saft gerade in Landschaften, wo jene nicht um sich ge-
griffen hatte, vorzugsweise zu Hause gewesen sind." Unsere „Hoch-
zeitreden* verdanken ihre Existenz derselben Richtung des mensch-
lichen Geistes, welche die Bauernspiele der Griechen und Latiner
das Athenische Satyrspiel, die Derbheiten des Aristophanes und
Shakespeare, das römische Eselsfest, die Fastnachtspiele und Aehn-
liches erzeugte. Man darf wünschen, dasz fortschreitende Cultur
und sittliches Zartgefühl ihre Derbheiten mildere, ihren oft kost-
licheij Humor aber mögen sie uns unangetastet lassen.
64. Aus dem Satelliten zur Krönst. Zeitung Nro. 47 und 48, 1857,
wo das Stück verhochdeutscht erschien.
65. Aus einer Hochzeitrede aus Marpod ausgehoben.
456
66. Aus einer Hochzeitrede aus Marpod ausgehoben. Daselbst
pflegen auch vor und nach diesen Hochzeitreden von sogenanu-
ten Quartiermachern gereimte Vor- und Nachreden gehalten zu
werden. Die letzten 4 Zeilen sind Bruchstücke eines Lügen-
liedes.
G 11 c k u k.
67. Ich habe in der Anmerkung zu Nro« 4 des ersten Buches an-
gedeutet, dasz der Ouckuk im Mittelalter als Bastard und Ver-
führer galt. Vergleiche die parallelen Lieder Nro. 120 bei
Simrock und in Wunderh. L 3ö3.
i§plflinerlB.
68. Dasz dieses Lied aus Deutschland eingefiihrt, und hier aus
wenig umgedichtet worden ist, zeigt ein Vergleich mit Nro. 266
bei Simrock sogleich. Aehnliche Lieder haben Wunderh., Erfc
Kretzschmar u. a. Dasz uns andrerseits der Stoff selbst alt-
bekannt und eigen sei, zeigt Haltrich's Märchen Nro. 68 von
der Frau ohne Hemd und die darin vorkommenden, eigen-
thümlich sächs. Verse:
1. Eästenäsch6 se 6pän do6h,
te h6825t nor in hemt n66hl
„Ä6h n&i, mötter n&i!
desen ftwent schlöfe gön
I märn .frä äfSton,
fil Späne, fil Spänen!*
2. Eästen&schö aßt6n,
Späne gön!
„Atib näi moter, näil
dese märje läzen, ,
enz6went säzen,
fil Späne, fil Spänen!''
3. Eästenäschö Späne gön,
e rin hemt Spänei^
^ich fräinjdern!
^Ä^ jQ&i moter n&il
z'irSt fräinjdern
dernd Spänen!*
457
und zuletzt, wenn sie zum Spinnen gezwungen wird:
Kästen&Bchö I
nea hälft nor det schlön;
ai hat ij ed inder gedön!
aed enzöwent öpänen,
net märe itpänen,
glech ikpänen!
Schnur und Schwleg^er.
69. Auch dieses Lied ist ziemlich spät ans Deutschland eingeführt
worden. Der StoflF ist ziemlich alt; die in ühland's Sammlung
Nro. 276 stehende Parallele hat vor 1570 existirt. Aucl^ bei
ISimrock Nro, 236 und sonst finden sich Parallelen.
Das Essen.
70. Vergleiche Uhland's Sammlung Nro. 281,
Der Pfaffe Im Keller.
7 t. Das Lied ist nicht gut erhalten. Seitenstücke finden sich allent-
halben^ doch ist mir keines mit genau gleichem Stoff bekannt.
Nfocli einen Tanz.
72. Man erkennt sogleich, dasz dies Lied in allerjüngster Zeit aus
Deutschland eingeführt ist Ein solches muszte aufgenommen
werden, um die Geschichte des sächsischen Volksliedes bis auf
unsere Tage herab klar zu legen. Die Originale finden sich
bei Erlach Bd. HI. 92, bei Firmenich Bd. ü. 801 aus Nieder-
österreich, mit dem wir sonst wenig Liedergemeinschaft haben.
Ob die in unserm Liede vorkommenden Abweichungen — wie
die Reime anzudeuten scheinen — sächsische Umdichtung sind,
oder auf jeiner andern Urquelle beruhen,^ lasse ich unentschieden.
Durch 4ie Mischung des Sächsischen mit (verdorbenem) Hoch-
deutsch ist übrigens in unserem Liede eine eigenthiimlushe und
vortheilhafte Wirkung erreicht worden.
Todtenklagren«
Leijcb^nklagen waren früher im Sachsenlande — wie bei vielen
Völkern — allgemeine Sitte. Noch jetzt sind sie nicht an allen
458
Orten abgekommen^ und es wäre angemessen auch in dieser Rich-
tung zu sammeln. Wenn die Verwandten des Todten sich nicht
zur Klage begabt fühlen^ lassen sie sich durch ein ^^^Elageweib^
vertreten. Manche von diesen ^Klageweibern oder Klagfrauen^
können in der That „schön klagen^, und nehmen in ihren halb-
singend recitirten Reden zuweilen höchst jiberraschende imd rührende
Wendungen. Situation, Lage, Familienverhältnisse werden dabei
auf das beste ausgebeutet. Z. B. Ein Kind wird zum „Friedhof*
getragen; der Zug kommt aii dem Hause der Groszeltern vorüber,
wo. es so oft hingegangen, gespielt, Geschenke erhalten hat. Das
Klageweib erhebt plötzlich mit gesteigertem, heftigerem Affect feine
herzzerreiszende Stimme : „Steh still, Maio ! steh still 1 du bist ja
niemals bei deiner örpszmutter Hause vorübergegangen. O! komm
herein! komm herein! sie gibt dir Milch, sie gibt dir Obst; sie
hat dich ja niemals unbeschenkt gelassen. Warum willst du nicht
mehr zu deiner Groszmutter (griszo) kommen? Was hat sie dir
^zu Leids getban? Kehr um, kehr um! u. s. w.« Weitere Ein-
blicke in die StofFsphäre dieser Todtenklagen gestatten zwei durch
den Schäszburger Gymnasiallebrer Georg Schuller an mich gelangte
Lieder aus Rosenau bei Kronstadt, also in einer leider in meiner
Sammlung so wenig vertretenen Mundart. In den Text konnten
sie als Kunstdichtungen nicht aufgenommen werden. Da aber der
Verfasser (Johann Stoof, Mädchenlehrer in Rosenau) dem Volk
durch Leben und Beruf sehr nahe steht, seine Schöpfungen über-
dies ganz auf volksmäsziger Grundlage beruhen und nur der Form
nach sich an die Kunstpoesie anlehnen^ verdienten sie in den An-
merkungen eine vorzügli'che Stelle:
I.
Klage einer Mutter am Sarg^ ihres Kindes.
1. A6h d& meinj leiwet kändj fiim harze mir geräszen,
als wei en blom fum wändj; hält wird em netj mi wäszen,
dat da was af der iert.
Nor mir bleifst t& Steits wiert
kändj meinj ä meinj em harzen!
2. Schaz meinj, meinj inzech blom^ meinj frait, meinj &t&lz, meinj
schtnhit,
dei mir der Härgot nom an deinjes härzens rintdt,
459
zem trAszt fu Got beschierti
wör ech netj deinjer wiisrt.
kändj meinj ä meinjem harzen!
3. Scbaz meinj, meinj oinjeltschen
Rit wei en äpeltschen
schaz meinj, ed äsz folbruodht,
ade ze göder nuo6bt,
kändj meinj ä meinjem harzen I
4. Schaz meinj, wört Got der här
dat meinj oint wäir netj fär^
deeh häit und u mech dräkt,
wei wfer meinj harz enzäkt,
kändj meinj ä meinjem harzen!
5. Schaz meinj, en göden da6h
dei for em gör o6h dadh
Bäs af de goinsten dadh
röu wuol on &gema6h,
kändj meinj ä meinjem harzen!
for ächtefirzich ätönden
na bltj und föler wönden,
sech meinjejj odh erbarmen,
unt dad eoh bald an armen
entbäiden ech der grüszen,
am Barch bekrünzt mät rüsen.
II.
Klage einer Wittwe am Sarg des Gatten.
Schäzijer, göder moun! wol halt huod &A geschiden
der bater duot, faszt koun ech dech zem gr&f geliden.
Der schmärz äsz grAsz for mech.
A6h här erbarem d^ch!
Wat sal nä iusz mir wärden.
Schazijer göder wirt! Stond af, netj blif do Iftien ! —
Ed äs ämsonzt hi hirt unt setj netj mi meinj ischräien.
Schaz meinj, deinj hönd äsz kalt
unt bljch deinj gonz geätalt,
deinj ougen seinj geschlöszen.
Schazijer wirt I wier wit
welj dich der duot schun nit,
unt broinen htm de frudht,
wier wit des wisen zu6ht
und o6h de Wirtschaft liren?
Schazijer wirt, meinj ätäz
äsz hi ze näszt mt näz
Sol ej, en öländj wif
hinfaurt äs wisen mäihen,
wier wid äs lönt besäien
sol deinj Stuorklif schun riszten?
als nor de würm ze m&szten?
460
mät meinjem kronke lif
desz wirtstheft nä beitreiden?
5. De Wärelt äsz gor bisz^
af munclien uord nnt wisz
Meinj krün äsz nä dohin;
ech ätdn nä gonz elin
mät meinj en uorme wisen.
6. Schazijer moun^ am dech
unt hinfiiort Bof em mech
Ade, meinj leiwer moun!
bäs ech bei deck ku koun,
wäl eck dir i^teits trai bliwen.
7. Wai traileck dilde mir
Dad et nä wdlgit dir
Da huoszt meck nei bedreift.
Nor deck kun eck geleift;
meinj leif ze dir blift iwecb.
8. En groasz fii meinjer setj
det ätuorf for. kurzer zetj!
O Word ed bolt gesckenj,
dat mir äsz weder seinj!
Wol wörde mir &8z fr&ien!
9. ünt nä, meinj k&rzensfrendj,
Kut ker, meinj uorem kändj,
nnt äpr^cht: Ad& sckaz meinj
bäsz mir asz weder senj,
röu wool; karzleifster fnoter!
se wid Asz nor feraoäkten,
ze &sem sckaden traodkten.
wäl eck nor drön spuorz kleder
nei frillck seinj mi weder.
det göd und o6k ded iwel!
duorun äsz nicken zwifeL
un äsz leif kändj Katrentcken,
greis odi meinj säszter Antcken !
de l&zte kasz beim sckidenl
unt wäntsckt em nä de finden,
Aeknlicken Stoff entkalten die Todtenklagen aus Kunesckäu
und Beneschäu bei K. J. Sckröer : Versuck einer Darstellung
der deutscken Mundarten des ungriscken Berglandes &c. S. 157
und 180.
Freilick sind viele dieser Elageuj wie es in der Natur der
Sacke liegt^ auck Typen, und damit ist för den Humor die Ver-
anlassung zur Parodie gegebeii. Eine soicke ist Nro.
73. das die Klage eines treulosen Weibes um ibren Mann erzäklt,
und
461
I
74. worin dae Komische durch die ErwlUiDung kleinh'cher und all-
tägKcher Begebenheiten aus dem Leben des V^rstorbönen be-
wirkt wird.
Rückkehr«
76. Ein Original der jüngsten . Zeil. Andere Relationen enthalten
stärkere Derbheiten. Auch sind verschiedene Melodien im Gebrauch.
Der Reiter«
76. Aus J. K. SchuUer's Gedichten in Siebenb. Sachs. Mundart.
Hstdt. 1840. Parallelen in Simrock's Kinderbuch Seite 52, 53,
54. Schuller erwähnt ein gleiches aus Beinh. Liederspielen mit-
getheiltes in der Transilvania von 1840, Nro. 85.
Rathsherren.
77. Soll jetzt als Spottlied gebraucht werden, ist aber» offenbar einer
Zauberforniel entnommen.
78. BruchsttLck eines Spottliedes.
michelsberg^er.
79. Eine locale Spötterei. Die Michelsberger einerseits als Leute
von derbem Witz bekannt, sind doch andrerseits auch wie die
Ramser, Böleschdörfer u. A. vielfach Stichblatt des Witzes.
Drei mitnatlonen.
80. Nationale (übrigens ziemlich harmlose) Spötterei, wie dergleichen
bei allen Völkern vorzukommen pflegen. Ein von deutschen
Handwerksburschen im Lande gedichtetes, dann von Soldaten
nach eigenem Bedürfnisz umgeändertes I^ied läszt sich über die
drei Hauptnationen Siebenbürgens also aus:
1. Kommt Brüder, dasz wir ausmarschiren
aus dem Siebenbürgen aus
denn beim Ungarn und Walachen
ist wahrhaftig nichts zu machen,
und beim Sachsen auch nicht viel.
2, Kommt man ins Quartier zum Ungarn
da ist auch der „bizony nints^
462
^bizony nints^ ist alle Tfl<ge
„nem lehet^ nur einmal sage:
ai! du dizDÖpäsztot du!
. 3. KoiQmt man ins Quartier zum Wlachen,
da sieht der Hunger zum Fenster heraus:
Seine Speis ist Momelige,
in der Fasten Eisselize
and am Feiertag Malai. .
4. Kommt man in's Quartier zum Sachsen
da gehts noch am besten zu;
mit der Wirthin ist gut leben:
Frau Mutter wird euch bäflisch geben
und ein Glas Krampampuli*
[ö.^Bräder Mächel, bräder Honesz,
bräder Tiz und bräder Tumesz!
laszt uns eure Weiber matzen,
denn <Jas dient euch ja zur Ehr —
denn das dient euch ja zur Ehr.]
Die letzte Strophe/ schon an sich leicht als Zusatz und Er-
zeugnisz soldatischen Uebermuthes kenntlich, fehlt dem Hand-
werksburschenUede, das auch andern Anfang hat, gänzlich.
Nicht selten haben gelegenheitlich entstandene Scherzreime in
Sachs. Mundart durch Zufalle oder ansprechende Melodie be-
günstigt fast die Verbreitung eines Volksliedes gefunden ; ich
habe dergleichen jedoch nicht in meine Sammlung aufiiehmen
zu sollen gemeint*
Drittes Buch,
(Sprichwörter.)
Die Sprichwörtersammlungen von Wagner y KMe^ Eiselein,
SimroeJifs Volksbuch: j^die 'deutschen Sprichwljrter^, die erst kürz«-
lich erschienenen ^deutschen Sprichwörter*' von Zingerle und
noch mehr Wander^s j,deutsches SprUchwörterlexikon^ — wenn
63 vollständig vorläge — wären ' bei diesem Buch am bequemsten
zur Vergleichung zu benützen; auch standen mir mehrere alte
Sammlungen, namentlich aus dem. 16. Jahrhundert zu Gebote. Ich>
habe mich indessen hier nicht auf Vergleichung eingelassen, weil
sie doch nur von geringem Nützen sein würde. Wer auf diesem
Gebiet einigermaszen heimisch geworden, weisz, dasz vielleicht
kein Erzeugnisz der Volksdichtung so sehr Gemeingut der Völker
geworden ist, als das Sprichwort. In der That ist auch keipes so
sehr geeignet, in alle Welt verschleppt zu werden. Aus gemein-
samenem Besitz von Sprichwörtern auf nähere Verwandtschaft zweier
Volksstämme schlieszen zu wollen, wäre grundfalsch, und ebenso-
wenig liesze sich eine andere ähnliche Behauptung darauf gründen.
Wir können aus den Gegenden um Köln stammen; nur darf man das
durchaus nicht folgern aus dem Umstand^ dasz viele unserer Sprich-
wörter in jenen Gegenden gangbar sind — ebensowenig als man
uns wird zu Walachen machen können, weil in J, K, Schtdler's:
„aw« ' der Walachei^ so manches walachische Sprichwort den
unsrigen parallel ist, oder zu. Juden, Römern, Griechen, weil sich
unser Volk manchen biblischen, lateinischen, griechischen Sinnspruch
mufidgerecht gemacht hat, indem es gleichsam vergrabenes Gold in
gangbare Münze umprägte. Wer Firmenich's Werk durchgeht,
wird unter den vielen darin aufbewahrten Sprichwörtern aus allen
Gegenden Deutschlands manches zum zehntenmal zu leseb bekom-.
464
xnen. Auf viele tagtäglich gehörte stöszt man bei Agricola, Frank,
Fiachart, im Reinecke und in älteren Werken. Dagegen habe
ich in den altniederländischen, welche Hoffmann v, FaUersleben
in seinen: ^Jiorae belgicae^ herausgegeben^ verhältniszmäszig weni-
ger Verwandtes gefunden, da doch auch unser Zusammenhang mit
den Niederlanden nicht in Zweifel gezogen wird. Ein Gesammt-
sammelwerk, wie es Wander^s Sprichwörterlexil^on zu werden ver-
spricht, mag sich auf Vergleichung einlassen. Bei d^r Masse des
Stoffes reiht sich dort Verwandtes schon im Texte vielfach in
ganzen Spalten und Blättern aneinander; aber wohin müszto bei
einer Specialsammlung wie mein Buch sie bietet, die Vergleichung
führen, wenn erwogen wird, dasz schon die Sprichwörter der Ger-
manen auf 100.000 geschätzt werden, und dasz hier mit bloszen
Citaten von Nummern anderer Bücher nicht viel genützt würde,
vielmehr wörtlich angeführt werden müezte, was zur VergleichuDg
angezogen wird.
Was ich in dieses Buch aufgenommen habe, zählt zu den reinen
Sprichwörtern. Jedes Stück muBzte mir an uud für sich einen
klaren, verständlichen, lehrhaften Sinn enthalten, also ein unab-
hängiges, in sich abgeschlossenes, kleines Kunstwerk sein. Sprich-
wörtliche Redensarten und gebräuchliche Tropen der Volkssprache
suche man bei mir nicht ! 'Was nair dagegen an wirklichen Sprich-
wörtern zugänglich geworden, habe ich ohne alle Bedenken auf-
genommen. Dasz Volkssprichwörter zuweilen derb sind, weisz man ;
gerade in dieser Derbheit liegt oft der Kern und das Treffende.
Ich durfte dergleichen in einer historischen Sammlung nicht über-
gehen, und habe mir auch nicht durch Gedankenstriche darüber
hinweghelfen wollen.
Die Ueberschriften, unter denen ich die einzelnen Stücke grup-
penweise gesammelt habe, sollen nur die Uebersicht erleichtern;
eine strenge Sonderung sollte damit nicht bezweckt werden, da
Sprichwörter so vielfacher Beziehungen fähig sind, und, die Bauern-
regeln ausgenommen, die meisten nach Umständen unter mehrere
Abtheilungen gesetzt werden könnten. In Wander's Weise die Samm-
lung lexikalisch zu ordnen, konnte ich mich nicht entschlieszen,
einerseits eben wegen jener Vieldeutigkeit des Sprichworts, anderer-
seits weil bei solcher Anordnung vielmal das Gleichartige getrennt,
das Ungleichartige in nächste Nachbarschaft gesetzt werden muszte.
Die zahlreichen, und ihrem Wesen nach ganz kurzen Nummern
Stück für Stück in den Anmerkungen zu begleiten, war nicht ge-
465
boten; es genügt das Bedeutendste herauszuheben, wodurch dem
Leser schon mancher Schlusz auf das Uebrige ermöglicht wird.
Bauernregeln»
Die meisten dieser Stücke sind allbekannt; nur wenige^ wie
fast durchgängig die auf die Traubengattungen bezüglicheni scheinen
uns ausschlieszlich zu eignen.
19. Märiä Verkündigung ist gemeint.
21. Maria Reinigung ist gemeint
22. Auch hier Maria Reinigung. ~ Das Stück ist einem' alten Kalender
entnommen, und gehört in dieser Form wahrscheinlich der
Kunstdichtung an.
28.Lirenz in A ist St. Lauren tiustag ; auf ihn bezieht sich auch
der Hirsch (hirs^) in B, weil der Hirsch Attribut des Heiligen ist.
Jetzt ist diese Beziehnung — in Folge der Reformatfon — im
Volk vergessen.
38 bis 40 gehören ihrem Inhalt nach an eine frühere Stelle, und
sind aus Versehen an diese zu stehen gekommen.
44. Bezieht sich auf den Regen.
49. Der y^schiel wäinjkel^ ist der südwestliche Theil des Mühl-
bächer Horizontes — die Himmelsgegend^ aus welcher die Gewitter
fast ausschlieszlich zu kommen pflegen.
53. Es gibt mehrere Grasarten^ deren Saamen^ wenn sie sich häufig
in der Frucht finden, wie dies besonders in regenreichen^ üppig-
fruchtbaren Jahren der Fall zu sein pflegt, dem Mehl eine bläu-
liche Farbe verleihen; darauf bezieht sich das Sprichwort.
62. Ueber die von 62 bis 70 charakterisirten Traubengattungen
siehe Johann Fahrnis Aufsatz im Medwischer Gymnasial-
programm für 1860.
78. „leHj nscMdn^ d. i. Erdo6he durch Maueranschlag zum Ver-
kauf anbieten.
84. Bezieht sich auf das Mästen der Schweine.
86. Der „6Zef Elias^ in A und der „/Zie** in' B bezeichnen den
Eliastag nach dem Julianischen Kalender, der noch in der orien-
talischen Kirche im Gebrauch ist. Man erwartet an diesem
Tage mit Sicherheit ein Gewitter. Den Walachen ist Elias an
Stelle eines heidnischen Donnergottes getreten. '
. 30
466
T h I e r e.
Der gröszte Theil der unter dieser üeberschrift gesammelten
Sprichwörter ist Haltrich*s Aufsätzen in dem Schäszburger Scliul-
programm für 1854 — ö entnommen. Viele Stücke, reichen in das
höchste Alterthum zurück.
96. Ist unter den verschiedensten Nationen verbreitet, insbesondere
bei den Walachen sehr gebraucht.
98. Als Warnung bei schönem Spätherbst.
102. In dieser Form ganz sächsisch ; doch finden sich sehr ähnliche
Stücke in Deutschland. „Statuten** heiszt in gewöhnlicher Ab-
kürzung des Titels das zum Theil aus gesammelten Gewohn-
heitsrechten zusammengestellte, seit dem Jahre 1583 in Kraft
bestandene, jetzt nicht, mehr geltende Gesetzbuch der. Sachsen
in Siebenbürgen.
113. Bezieht sich auf 'eine Wolfssage.
115. Wahrscheinlich aus ähnlichem StoflF hervorgegangen.
117. Alle drei Stücke beziehen sich auf Märchen oder Anekdoten.
124. Bezieht sich auf eine noch nicht entdeckte Fuchssage. In der
gegenwärtig bekannten Thiersage hat der Wolf das Miszgeschick,
worauf in unserm Sprichwort angespielt wird.
138. Die von J. Grimm D. Myth. S. 46 in Zweifel gezogenen Hunde-
opfer sind durch dieses Sprichwort (das in seiner Beweiskraft
auch durch andere Quellen unterstützt wird) mindestens für
Wassergötter als bezeugt anzusehen, zumal wenn B, das mehr
Gebot des Aberglaubens als Sprichwort ist, nicht auszer Acht
gelassen wird. Es ist wirklich eine abergläubische Sitte, die
Erstlinge einer Hündin ins Wasser zu werfen. Den Wasser-
göttern wurden sie geopfert, die sich sonst rächten, indem sie,
wie B sagt, die verweigerten Opfer wüthend (wasserscheu)
machten ; denn die Nixe sind tückisch und grimmig (graandkich)
wie das Element, dem sie angehören. Wassergott und Wasser-
scheu in Beziehung zu ' bringen lag nahe, und hätte auch die
Hundswuth — wie bei uns — nicht den Namen „Wasserscheu**
geführt, so war doch die Erscheinung der letzteren «da, und
wird von dem Volke immer am meisten hervorgehoben. Weiter
habe ich mich hierüber in meinen Mythentrümmem im Abschnitt
von den ^Eibischen Wesen^ verbreitet.
157. Spielt auf die Geschichte des verlorenen Sohnes an.
164. Die Thiersage, auf die sich dieses weitverbreitete Sprichwort
bezieht^ ist noch unbekannt.
467
180. Scheint sich atich auf eine verlorene Volksdichtung zu be-
zieben.
181. Bezieht sich auf eine bekannte Anekdote: Ein Agnethler (in
Agnethlen werden viele Pferde geschunden, und mit den Häuten
Handel getrieben), erbost über sein Pflerd, das ihm beim Strie-
geln einen Schlag versetzt hatte, erschlug dasselbe, zog ihm
die Haut ab, und hing sie zum Trocknen auf den Dachboden.
Als er eines Tages hier Geschiffte hatte, stiesz er tnit dem
Kopf an die hartgetrocknete Haut^ so dasz €r eine Beule davon*
trug, und brach ärgerlich in die Worte aus: „dem Pferde soll
man nicht einmal auf dem Ueberboden trauen l^
.182. Bezieht sich wahrscheinlich auf folgende Saget Eine schein-
todt begrabene Frau, erwacht in der Gruft, kehrt um Mitter-
nacht nach Hause, klopft an's Thor, und ruft ihren Mann bei
Namen. Dieser erkennt ihre Stimme, glaubt aber, es sei ihr
Geist da, und will nicht öflfnen. Als sie ihm wiederholt ver-
sichert, sie sei seine lebendige Frau, sagt er Ungläubig: ,yEher
will ich glauben, dasz mein Pferd aus dem Stalle geht, und
* die Treppe heraufsteigt, als dasz meine Frau lebendig aus
dem Grabe wiederkehrt** Augenblicklich hört er das Getrap*
pel des Pferdes auf der Treppe ^c.
.183. Vergleiche 181 und die Anmerkung dazu,
186. Meist mit Beziehung auf erwachsene Mädchen gebraucht in
dem Sinne: Ehrsame Mädchen laufen nicht auf der Gasse her-
um, oder: Liebenswürdige Mädchen werden auch zu Hause
ihren Freier finden.
188. Bezieht sich wahrscheinlich auf ein bekanntes, im 2. Buch^
Nro. 76 mitgetheiltes Spottlied.
201. Wenn Jemand unter nichtigem Vor wand einen unerwarteten
Besuch macht. ' •
226. Von weitester Verbreitung und schon den Römern bekannt.
Ueber die mythische Bedeutung der vorkommenden Thiere,
besonders Wolf, Bär, Fuchs, auch Pferd siehe Grimmas D.
Myth. Cap. IIL und XXXV. und meine Mythentrümmer, über
ihre Beziehung zum Thierepos J. Grimmas Reinh. Fuchs und
Haltrich*s Aufsätze in dem erwähnten Schäszbürger Schul-
programm,
30*-
468
Essen nnd Trinken.
259. AuB. dem Enckuksrufe pflegt man bekanntlich auch die noch
übrigen Lebensjahre ,za berechnen; doch musz sich das Sprich-
wort nicht auf diesen Aberglauben beziehen.
279. »Wir arme Husaren essen das Fleisch auch ohne Brot^soU
ein Krieger geantwortet haben^ als man ihm bei Tische Brot
zum Braten anbot.
281. Beim Trinken.
282. Auch ungrisch wörtlich gleich: Darötzi kenj^r,
Disznödi käposzta,
Mirkwisari szalona,
Bog&tsi b6r,
SegesYÄri menyetske —
Aval lehet älni.
283. Populäre Diätregel für Gicht und Hämorrhoiden.
Schlemmer und Terscbwender.
Die Sprichwörter dieses Abschnittes schlieszen sich an die des
vorangehenden zum Theil so nahe an^ dasz sie unmittelbar unter
derselben Ueberschrift hätten angereiht werden können.
315. Siehe Nro, 69, Strophe 4. des zweiten Buchs.
322. Man erzählt von Schmarotzern, dasz sie Messer und Gabel bei
sich tragend, schon früh morgens auf die Gasse herausgehen,
und sehen, wo die Schornsteine stark rauchen. An diesem
Zeichen erkennen sie, in welchem Hause ein tüchtiges Früh-
stück bereitet wird, und wenden sich dann dahin, um den Be-
wohnern einen guten Morgen zu wünschen.
324. Kränze an Stangen vor der Thüre aufgesteckt dienen den
gewöhnlichen Weinschenken statt eines Aushängeschildes.
330. Vielfach verbreitet; scheint übrigens bei uns aus Deutschland
eingeschleppt. *
331. Anspielung auf eine Einderpredigt; will hier sagen: „auf deine
Warnungen gebe ich nichts^, und wird in den mannigfachsten
Beziehungen verwendet.
l¥eib und Ehe.
334. Schmeichelt den Brünetten.
335. Von derselben Bedeutung wie das vorangehende. Deutsch :
Auf schwarzem Acker wächst der Weizen wacker, oder Braune
469
Aecker die besten ü. s. w. Ungrisch: A fekete földben terem
a j6 buza. Auch mehrfach in romanischen Sprachen.
341. Bezieht sich auf eine bekannte, bei Städtern herschende Sitte^
ihre Töchter besonders für die Faschingszeit in andere Städte
zu schicken, um sie an den Mann zu bringen.
345. Auch in Bäthselform bekannt.
355- Wird auch vielfach mit andern Beziehungen gebraucht.
859. Wenn unter prunkenden Oberkleidern schmutzige oder zerrissene
Unterkleider getragen werden;
360. Wenn die Unterkleider hervorhängend sichtbar werden.
361 und 362 haben vielfache Parallelen in Deutschland.
363 scheint aus Deutschland eingeschleppt, da das Reimwort: wekt
in dieser Verbindung im Sächsischen ungebräuchlich ist.
364. Will sagen : fleiszige Mädchen ergehen sich nur zur Feierabend-
zeit, sie blühen also für die Welt wie die Kürbisse abends.
386. Vergl. 336.
399» Auch vielfach in andern Beziehungen gebraucht.
406. Siehe über „bäschmoter" meinen „Woden* im Mühlbacher
Schulprogramm 1855 — 6 S. 26 und folg. und meine Mythen-
trümmer am entsprechenden Orte.
Haus, häusliche Sor^e und Arbeit.
Die Sprichwörter dieses Abschnittes sind wieder vielfach ver-
wandt und berühren sich mit jenen unter der üeberschi*ift : weise
Beschränkung und Bescheidenheit.
409. geschloän housz, d. i. ein Haus von Erde gestampft.
414. Uralt, schon Griechen und Römern bekannt und vielleicht nur
eingeschleppt.
417. Mit Bezug auf Dienstboten.
430. Der Sfnn ist: zu früh gemachte Pläne miszlingen.
441. Sonst wird den Rothköpfen gerade Schlauheit zugeschrieben.
458. Auch: Et kid enem näszt am drüm.
463 bis 483» Viele Parallelen in Wander*8 Sprichwörter-Lexikon.
Hanclwerfc, Stände und Klassen«
510. Nach einer weitverbreiteten Sage sind die Soldaten durch
einen Fluch des Petrus zu diesem Schicksal verdammt. Ueber
Ursprung und Bedeutung de% Wortes: „muoser'' hat J. K.
Schuller an verschiedenen Orten gesprochen.
470
513. Will eigentlich sagen: im Himmel sind alle gleich; wird aber
auch in anderm Sinne gebraucht
516. Unter den Sachsen gab es ursprünglich wohl auch einen Adel,
der indessen sammt seinen Besitzungen allmählich im Unger-
thum aufgegangen ist Auf eigentlichem Sachsenboden gab es
nie volles Adelsrecht. Das Sprichwort spiegelt den Unwillen
des bei aller Bescheidenheit stolzen, auf seine Freiheit und
Gleichheit eifersüchtigen Volkes gegen diejenigen von seinen
Söhnen, w;elohe adelige Vorrechte oder Titel anstrebten« Es
hat zu allen Zeiten solche Bestrebungen gegeben, die hier wie
anderwärts zum Theil lange und bittere Kämpfe zur Folge
hatten. Siehe hierüber Teutsch: Geschichte der Sachsen in
Siebenbürgen; Kronstadt bei Gott von 1852 bis 1858.
52L Wortspiel mit „Räpesz'* Ortsname und ^räpsen" =: Aufstoszen
des Magens.
524. Wenn man Landleute ans der Umgegend von Bistritz, dem
„Nösner Gelände" nach ihrer Heimath fragt, pflegen sie zu
sagen: „aich bä fu ze Nis'n." Diese sonst im Sächsischen un-
gebräuchliche Ausdrucksweise verspottet das Sprichwort Ver-
gleiche das mhd. z'eü Bürgenden, diu was ze, Santen genant!
u. 8. w,
525. Draas (urkundlich Daraus) liegt am östlichen Ende der alten
Sachsencolonie.
530; WiU sagen: waren gleiche Verwüster unseres Landes.
Alter und Kindheit;.
540. Ist ironisch gemeint,
542. Bezieht sich auf die geilen Leidensdiaften, die zuweilen bei
Greisen neu zu erwachen pflegen.
544 und 546 haben dieselbe Beziehung.
552. Nur wenig veränderter Bibelspruch.
553. Kecke Deutung der gleichen Worte Jesu.
589. Bezieht sich auf die Bomanze vom hungerndem Kind im ersten
Buch.
592. Bezieht sich auf einen weitverbreiteten Aberglauben, der wohl
aus dem Heidenthum stammen musz. Die Götter sehen gött-
liche Ko-äfte nicht gern bei Sterblichen,
471
Q o t t.
604. Wie Wodan und alle Götterväter wird Gott von dem Volke
als alter Mann gedacht. Die Vorstellling raiisz nicht eben
dem Heidenthum entnommen sein, wenn sie auch einem idealen
Christenthum fremd ist.
626. Das Eingeklammerte ist eine ironische Zugabe, die nicht immer
dem Uebrigen folgt.
627. Plastischer sagt das walachische Sprichwort: „Ach! ach! wie
weit ist der Himmel! von der Hölle trennt uns nur ein Zaun.
Tngrend und Ehrlichkeit.
654. Vergleiche 336 und 337.
670. Das Sprichwort steht hier, weil es auch in der Bedeutung ge-
braucht wird: „Gebt dem Armen auch Etvvas von eurer Mahl-
zeit!" Doch pflegt es auch scherzend bei der Mahlzeit ge-
sprochen zu werden, wenn man einem der Dienstboten oder
einem Kinde, das nicht bei der Tafel ' sitzt, ja einem Hunde
oder einer Katze Etwas von der Tafel reicht, oder auch indem
man ein abgegessenes Bein wegwirft. Der Bedeutung der
Worte ist man sich dabei nicht bewuszt Bartesch ist aller
Wahrscheinlichkeit nach ein Hauskobold und der ursprüng-
liche Sinn des Sprichwortes bezieht sich auf das Opfer, das
man ihm einst von jeder Mahlzeit zu bringen gewohnt war.
Auf einen Hausgeist deutet namentlich auch die Geringfügig-
keit des Opfers. Das hindert indessen nicht sich, wie J. K.
Schuller bei diesem Bartesch an Bertha, die Frthreriu des
wilden Heeres zu erinnern, und zu vermuthen, dasz er einst
in höherem Range, vielleicht als ein männlicher alter idem
jener Bertha an der Spitze des wilden Heeres gestanden sei.
673. Säp d. i. Hosentasche , wohl au^ dem Ungrischen entlehnt.
Am §äp knären ist bildliche Redensart für: hinterrücks reden
oder: weit vom Kampfplatz Jkluth zeigen.
Schicksal und l¥emauf.
700»Noch gebrauchter im Walachischen, woher es entlehnt sein
könnte«
709« Mit mehreren andern Stücken aus Haltrich's „Plan zu einem
Idiotikon &C.'' — Aehnliches schon im Lateinischen.
472
731. Vei^leiche mit diesem und den folgenden Stücken bis 735 die
Stücke 796, 797 und 799.
745* Die Welt an Hals nehmen heiszt 1* Fliehen vom Hause, aus
der Heimat in die Welt 2. Fliehen aus der Welt und mithin
aus dem Leben, also auch 3. Selbstmord*
764 bis 766« Haben mythischen Grund: Loki und nach ihm der
Teufel, sein christlicher Abklatsch haben rothes Haar, aber
auch der ägyptische Typhon und andere Götter. Auch das
Epos vieler Völker gibt seinen bösen oder feigen Personen
gern rothes Haar. Einen andern Grund hat es, wenn nach der
Ansicht des Volkes Rothhaarige in der Regel gutmüthig, wenn
auch jähzornig sein sollen. Das erinnert an den Charakter
Thors, dem wenigstens rother Bart zukommt.
767. Will sagen, man möge sich vor Leuten, die einen Naturfehier
oder körperlichen Mangel haben, hüten. Die Erfahrung lehrt,
dasz Bucklige und Krüppel in der Regel misztrauisch und nicht
selten auch bösartig zu sein pflegen. Das Sprichwort knüpft
indessen nicht an diese an sich erklärbare Erscheinung, son-
dern an die Geschichte Kains in der Genesis an.
769. Bezieht sich auf eine bekannte Anekdote : Ein Bauer besuchte
seinen Sohn, der Soldat war. Als er nach ihm forschte, und
man ihn dabei fragte, „was denn sein Sohn sei" (welche Charge
er bekleide) antwortete er: „Hie äs äszt grtszet, griszet; ich
wis awer nit, äsz *ö jeneral äwer korperal, genag um oinjt
rold et sich."
772. Sonst pflegt das Volk diese Gedanken in die Seele der Aerzte
zu verlegen.
773. „Latöinjesch kächen," weil die Recepte lateinisch geschrieben.
782. Lronisch als Verspottung gegen Leute, die immer über ihr har-
tes Schicksal jammern. ,
788. Aus einem Hausbuch von ,1740 — scheint deutscher Kunst-
posie entnommen.
819 bis 823. Drücken die Nothwendigkeit des Todes aus. Ich
hätte noch eine ganze Reihe ganz synonymer Ausdrücke an-
reihen kennen, die indessen meist nicht in Sprichwörterform,
sondern als bildliche Ausdrücke fiir y^sterben^ in verschiedenen
Gegenden des Sachsenlaudes in Umlauf sind. Ich verweise in
dieser Hinsicht auf Georg Schuller's leider seither nicht fort-
gesetzte Abhandlung im Schäszburger Schulprogramm für
473
1862 — 63 Seite 13. und folgende, wo mehr als hundert solcher
Ausdrücke gesammelt sind.
l¥eise tteschränknri^ und Bescheiden-
heit.
829 und 830. Siehe Nro. 69 Strophe 2 und 3 des zweiten Buchs.
837. Will sagen: Wenn man sich aufputzt wie eine Rose — wird
man bald nackt gehen müssen.
873. „duor de brokt säsz* d. i, duf den Hintern — kommt auch in
Räthselform vor.
900. ^en tröf ze fil an der Stuf" bildliche Redensart für : es ist
Jemand im Zimmer, der nicht hören sollte, was gesprochen
wird/z. B. ein Kind.
901. „schäingeln af em dä6h" hat denselben Sinn wie: en tröf ze
fil an der Stuf: Siehe Nro. 902.
947. Bezieht sich auf das Märchen von der Büffelkuh und dem FiBch-
lein bei Haltrich S. 328.
948. Bezieht sich auf ein Lügenmärchen.
957. Antwort für Leute, die unfläthige Reden zu führen gewohnt sind.
Klugrhelt nvd Eigennutz.
974. Unglück soll lieber einem Andern als mir begegnen.
975. Ein Vortheil soll lieber mir als Andern zukommen.
980. Gegenstück zu dem Sprichwort: Jtr äsz mi wi baflisch.*
987. Die letzte Zeile zeigt, dasz die vorausgehende Lronie und das
Ganze Verhöhnung eines geizigen Wirthetf ist.
1019. Eigentlich von Blähungen — doch wird das Sprichwort fast
immer in bildlicher Bedeutung gebraucht.
1060. Uralt ist die Redensart: „Gras wachsen hören." Nach der
Edda hört Heimdallr das Gras wachsen und die Wolle auf
dem Vliesz der Lämmer. Das Sprichwort verspottet die
Ueberklugen.
1071. Scheint auf einem Märchen oder' einer Anekdote zu beruhen,
die mir unbekannt ist.
Als Nachtrag führe ich zu dieser Abtheilung ap das mir
später zugekommene Stück:
„Bräder half mer läjen,
ech hälfen der bedräjen.*^
474
WLnth und llebermaih.
Diese Sprichwörterreihe enthält nicht . nur den Ausdruck des
Muthes und des Ueberrauthes, sondern auch Urtheile über beide
und herausfordernden Spott.
1106. Ist &st buchstäblich wahr. Betteln theilwcise auch Raufen
gilt überhaupt den Sachsen Siebenbürgens für Schande,
1117. Hat vielfache Parallelen auch im Sächsischen selbst Z.B. De
mäinjtsche se guor fun enem drSszler gedröszelt" oder mit
Bezug auf die einstige Auflösimg: „De mäinjtsche se guor
madesäk.**
1118, Auch dieses Stück* hat synonyme Parallelen, z. B. Ed huod
esz guor i miszter gemacht oder : ed äs i miszter, dier esz
gemadht huot, auch wohl bitterer: „mer se guor mädenander
nichen misterstäk u. s. w.
1122. Geht auf die Müller und wäre besser in dem Abschnitt:
* „Handwerk und Stände*^ zu «tehen gekommen^ wo es aus
Versehen ausgeblieben ist..
1124. Gegen schnüffelnde Kinder angewendet,
1126. Wird verspottend verwendet gegen Leute, welche ein zu
häufiges : und (Wortspiel mit unt = wal. Butter) in ihre Reden
einflechten, doch' hat es . auch die Bedeutung, ,,das ist einerlei,
ist mir gleichviel** und ist dann synonym mit den nächst-
folgenden vier Stücken.
1129. Dieses Stück, obgleich Ausdruck des Uebermuthes, hat doch
nicht Sinn und Absicht einer Blasphemie. Es will nur sagen :
ob man auch dem Ding verschiedene Namen gibt, es bleibt
doch immer dasselbe.
Viertes Buch.
Erste Abfheilong.
(ßäthsel.)
Diese Abtheilung kann gewisz noch sehr vermehrt werden;
mir selbst lag noch eine Anzahl hieher zählender Stücke vor;
theils ihres zweideutigen Inhaltes wegen, theils weil ihre Volks-
thümlichkeit zweifelhaft war, habe ich sie lieber nicht aufgenom-
men. Andere sind mir zu spät zugekommen, um noch in der
Sammlung Platz zu finden, ohne dasz ich dieses ganze Buch noch-
mals hätte umschreiben müssen. Proben liegen von jeder Gattung
vor. Einer schalkischen Mehrdeutigkeit geht auf diesem Gebiete
nicht nur unsere Volksdichtung nach; die meisten Volksräthsel sind
darauf angelegt, zu falscher Deutung zu verfuhren, und viele würden
ohne Fingerzeig gar nicht zu lösen sein. Die Lösung habe ich
darum überall unter die Stücke gesehrieben, mit Ausnahme zweier
Fälle, wo sie mir selbst unbekannt war.
Auf die Vergleiohung im Einzelnen will ich mich auch hier nicht
einlassen. Nur Weniges ist uns ausschlieszlich eigen; das Meiste
kommt auch in Deutschland, Manches bei Walachen, Slaven, Ungarn,
Lithauern, Finnen, bei Neugriechen und bei den romanischen Völkern
vor, ohne dasz sich über dessen wahre Zuständigkeit endgiltig ab-
urtheilen liesze. Für die Vergleichung mit den Räthseln der deut-
schen Stämme bieten Simrock's Räthaelbuch und Kinderbuch sehr
reichlichen StoflF. Ich kenne keine andere Sammlung von gleicher
Fülle.
1. Uralter JEläthselstoff.
3u Könnte den Walachen entlehnt sein; wenigstens gibt es ein
walachisches Märchen, dem es entwachsen sein mochte.
8. Oefter als Sprichwort gebraucht
12 uxid 13 sind auch unAeh dea Bauernregeln aufgeführt
476
14. Dieses merkwürdige Räthsel, entnommen einem Hausbuch vom
Jahre 1740 und durch mündliche Mittheilung hinlänglich be-
glaubigt^ stammt vielleicht aus Deutschland^ und könnte der
Kunstpoesie angehören. Mir ist es in 'keiner Sammlung auf-
gestoszen.
17 und 18 sind in aller Welt verbreitet
26. Im Walachischen sehr verbreitet.
48. Bis nach Finnland bekannt
56 bis 75. Diese Stücke sind fast durchgängig entnommen Halt-
rich's Aufsatz im Schäszburger Schulprogramm für 1854 — 5.
89. In Deutschland sehr verbreitet
100. Ist auf ein allbekanntes Lügenmärchen basirt.
101. Aus Haltrich's Märchen von der klugen Tochter des Burg-
hüters in seiner, Berlin 1856 bei Jul. Springer erschienenen
Märchensammlung.
102. Gleiche Räthsellieder in Deutschland lassen spätere Einschlep-
pung vermuthen; absprechen läszt sich hierüber nicht Vergl
auch Uhland's Volksliedersammlung Nr. 1 und 2, die sehr alten
Stoff enthalten !
103. Aus Haltrich's Märchenwerke S. 183. Das Stück scheint in
sehr corrumpirter Gestalt auf uns gekommen zu sein. Ursprüng-
lich eignete ihm wohl rhythmische Form. Die Antwort auf die
fünfte Frage erscheint unbefriedigcihd und ist wohl nur aus
der vorausgehenden erwachsen. Auch die sechste Frage ist
nur halbbefriedigend beantwortet^ und ist vielleicht an Stelle
derAecker anderes Gut zu vermuthen. Von den mir nachträg-
lich durch die Herren Josephi (Vater und Sohn) zugekommenen
Volksräthselfragen seien hier noch die folgenden angeführt:
1. Wat huet'de miszt anleget mäd em halwe ätrihalm?
(Die andere Hälfte.)
2. Wä fil fli g6n an en ramp?
(Keiner^ denn sie springen fort)
3. Wier äsz geätorwen, und äsz nit begruowen?
(LotB Weib.)
4. Woräm schrif Paulus un de Rtmer?
(Weil er nicht bei ihnen war.)
5. Woräin sekt sich der huas am, wun en de heangt ferfoljen?
(Weil er hinten keine Augen hat.)
6. Wad äsz det bieszt un der fli?
(Dasz er keine Hundswuth hat)
477
7» Erimpa^ krampa, wnor giszt ta?
Gebalbtrt woräm fr66hBt ta?
Won ij u6h balbtrtbän, bän ich denicli net geMren.
(Wiese und Bach«)
8. Woräm maäht der kokesch de ügen z&, wun e kret?
(Weil er's aaswendig kann.)
9. Wad äs en häntfieszt lijen?
(Wenn man Eünem einen Stieglitz in die
^and gibt, und sagt, es sei eine Bdffelkuh«)
10. Wad äs um bieszten um zörltich?
(Dasz er sich beugt)
11. Mät wat dräkt der heangt seinj frad dusz?
(Mit dem Schwanz.)
12« Wat wid äinjde greszer, wun em derfu nit?
(Das Loch.)
13. Wi kit zem ir&ten an de kirch?
(Der Zweite«)
14 Wi äsz gebiuren unt net geitorwen,
wi äfiz geittorwen unt net gebiuren ?
(Wir sind geboren und noch nicht ge-
storben, Adan^ und Eva sind gestorben
und nicht geboren.)
15. Wo huQSZt te um bieszte geschlöfen, imt huoszt näszt ge-
waszt?
(In der Wiege.)
16. Wi riet um alermtszte fti sech?
(Der Quckuck«)
17. Wd kun ale säk zesumen?
(In der Nath.)
18. Wad äsz g&d 'fji de A^en?
(Nichts.)
19. Woni sen de käinjd um fromsten?
(Wenn sie schlafen.)
Femer ist mir nachträglich noch das folgende Stück zugekommen.
20. Et sas en kenengän af em trin; se wör esi bedr&ft; se
wakelt mät dem hift unt d&t esi trourich, dad ale lekt ze-
sume kamen.
(Die Glocke, welche zur Leiche läutet.)
478
Zweite Abtheifnng.
(Segen- und Zauberformeln.)
Dasz die Segen* und Zauberformeln hier so zahlreich eröchemen,
wie kaum in irgend einer Sammlung deutscher Volksdichtungen,
ist ermöglicht worden durch verschiedene günstige Zu&lle, nament-
lich aber durch .zwei glückliche und ungemein ergiebige Funde des
Directors, jetzt Pfarrers Dr. Teutsch, denen der gröszere Theil der
Sammlung zu danken ist, wie sich aus der Angabe der Quellen soll
ersehen lassen. Diese sind:
1. Mündliche Ueberlieferung. Ihr danke ich aus Mühlbach die Num-
mern 104, 105, 106, 107, 109, 110, 112, 113, 115, 141, 142,
144, 183, 185, 187, 1B2, 193, aus Groszschenk 108, aus Deutsch-
pian 111, aus Bistritz 114, 143, 191, aus Broos 116, aus Bol-
kesch 127, aus Marpod 156, aus Nadesch 188, aus Prüden 189.
Mit Welchen Schwierigkeiten der Sammler auf diesem Q-ebiete
mehr als auf jedem andern zu ringen hat, ist bekannt. Die
Kundigen scheuen sich ihr Wissen mitzutheilen, theils weil sie
verlacht zu werden fürchten, theils weil sie glauben, dasz der
Spruch durch offene*Mittbeilung seine Kraft verliefe. Muszte
man sich doch, um einer der schönsten unter diesen Formeln
habhaft zu werden, krank stellen, förmlich ins Bett legen, und
besprechen lassen. Trotz solcher Schwierigkeiten könnte die
schon ansehnliche Sammli^ng aus der Quelle mündlicher Ueber-
lieferung gewisz ngch ansehnlich vermehrt werden, wenn sich
Mehrere mit Eifer und Einsicht der Sache annehmen wollten.
2. Das Album : „Aus Siebenbürgens Vorzeit und Gegenwart &c.*
herausgegeben^ von X K. Schuller. Diesem sind entnommen
die Nummern 128, 154, 190 (ursprünglich aus Nadesch und Mall-
dorf stammend). .
3. MüUer^s „Beitrag zur Geschichte des Hexenglaubens und'Hexen-
processes in Siebenbürg.* Braunschweig bei Schwetschke und
Sohn, woher ich die Nummern 118, 119, 123, 125, 182 ent-
lehnt habe.
4. Eine von Teutsch in dem Archiv des Vereins für Siebenb.
Landesk.' 1858 und auch in besonderem Abdruck — Kronstadt
bei Gott — veröflFentlichie Archivarbeit enthaltend Kirchenvisi-
tationsberichte aus den Jahren 1650 und 51. Aus dieser Quelle
479
stammen die Nummern 129, 130, 131, 153, 161, 162, 163, 160,
167, 171, 174, 175, 179, 180, 196, 197, 198, 199.
5. Ein mir als Manuscript von Dr. Teutsch mitgetheilter Auszug
aus Rirchenvisitationsberichten ebenfalls der Jahre 1650* bis 52.
Dieser Quelle danke ich die Nummern 120, 121, 122, 124, 126,
132, 133, 134, 135, 136; 137, 138, 13'9, 140, 145, 146, 147, 148,
. 149, 150, 151, 152, 156, 157, 158, 159, 160, 164, 165, 169,
170, 172, 173, 176, 177, 178, 186, 194. Wir sind den Geist-
liehen jener Zeit Dank schuldig für den Schatz, den sie uns
aufbewahrt haben, und bedauern, dasz sie nicht alles aufge-
zeichnet haben, was ihnen damals noch in Fülle zu Gebote ge-
standen zu sein scheint. Teutsch hat seine Funde im Super-
intendcntialarchiy gemacht. Weitere Nachforschungen auch in
Capitularchiven würden wohl noch zu weiteren Entdeckungen
aus Eirchenvisitationsprotokolleh derselben oder wenig abliegen-
der Jahre fuhren. Um diese Zeit waren die Kirebenvisitationen
von neuem anbefohlen worden, und, wie es scheint, mit beson-
derem Hinblick auf das Zauberwesen, da auch die Hexenprocesse
um diese Zeit in ihrer Blüthe stehen oder ihr entgegengehen,
Ueber die Gestalt der meisten damals gangbaren Zauberformeln
läszt sich indessen schon aus den bisher von Teutsch gemach-
ten Entdeckungen ein ziemlich sicherer Schlusz gewinnen; ich
sage der meisten, denn dasz einige von Müller in seiner Ab-
handlung über den Hexenprocesz mitgetheilte Stücke einen
andei*h, sichtbar heidnischem Geist^ athmen, fällt sogleich auf.
Den Grund dieses Unterschiedes ^glaube ich nur in dem sehr
bedeutenden Einflusz suchen zu müssen, welchen auf die Gestal-
tung der von Teutsch entdeckten Formeln (wenigstens der
meisten) die katholische Geisthchkeit vor der Reformation genom-
men hat, auch hier der Zeit und den Umständen sich accommo-
dirend, während andere FormelVi, darunter natürlich jene gewal-
tigen Hexensegen, die das Müller'sche Werk enthält, sich ihrem
Einflusz entziehen, und ursprünglicher bleiben konnten. Es ist
autfallend, wie gerade in den Teutschischen Formeln fast überall
Maria, Christus, die Apostel oder öt. Martin erscheinen; wie
sehr gerade diese Stücke bei aller Breite zerstört und verderbt
sind; wie oft mehrere Formeln verschmolzen erscheinen in der
Weise, dasz die erste gerade da abgebrochen wird, wo sie die
wichtigsten mythischen Reste enthalten zu haben scheint, und
ohne allen Zusammenhang eine andere angeknüpft wird, worin
480
der christliclie Heilige anftritty oder so, dasz ganz unpassend
eine Erzählung von Maria oder Christas oder einem Heiligen
anhebt, plötslich abbricht, und' wieder ohne Zusammenhang die
gewöhnliche Bannformel der Krankheiten abschlieszt« Solche
und ähnliche Erscheinungen, auf die ich bei Besprechung der
einzelnen Stficke kommen werde, lassen, wie mich dnnkt» eine
bestimmte Absicht kaum verkennen. Auch die Sprache dieser
Formeln verräth den Einflusz der Geistlichen. Teutsch in dem
angefahrten Werkchen Anm. 44 sagt, die Formeln seien von den
Visitatoren aus dem Sächsischen in Schriftdeutsch übertragen
worden. -Das ist nun allerdings sehr wahrscheinlich, ja ich
zweifle durchaus nicht daran, dasz die Inquirirten ihre Sprfiche
sächsisch hersagten; dennoch müssen schon damals fast in jedem
derselben Stellen vorgekommen sein, die nicht recht sächsisch
klangen, und es auch jetzt höchst gewagt erscheinen lassen, die-
selben ins Sächsische rückübersetzen za wollen. Das üesze sich
nun nur in zweierlei Weise erklären ; entweder indem man an-
nimmt, die katholischen Geistlichen hätten die ursprünglich vom
Volke überkommenen Formela- bei der Umdichtung ins Deut-
sche übertragen, and wenn sie sie gebrauchten -^ tcca ich un-
bedingt voraussetze — deutsch hergesagt, oder indem man sich
die Bedtation schon bei den Geistlichen sächsisch denkt, wobei
man dann annehmen mnsz, dasz dieselben gewisse Stücke aus
der Legende und dem Bitns ohne viel Bedenklichkeit ins Sächsi-
sche zwangen, wie es eben ging, oder gar unverändert in die
Formeln aufnahmen (was doch am unwahrscheinlichsten ist) und
so beide Idiome darin vermischten. Die vielen Saxonismen
lassen sich auch bei der Annahme, dasz die Geistlichen deutsch
redigirten, auf mehr als eine Art erklären. Einmal erhielten die
Geistlichen, welche nach meiner Ansicht die Zauberformeln mn^
bildeten, dieselben wohl ans dem Munde des Volkes, also säch-
sisch, und konnten bei der Umschmelzung manchen Saxonismen
um so weniger entgeh^i. Dann können überhaapt Saxonismen
in dem Deutsch von Geistlichen des 15. und 16. Jahrhunderts
(und die Umdichtung der Formeln geschah wohl noch früher)
ebensowenig befremden als in deutschen Urkunden der Sachsen
aus jener Zeit, ebensowenig als die Provinzialismen mitteldeut-
scher und niederd. Dichter des Mittelalters, die im schwäbischen
Dialect dichteten, oder selbst die Helvecismen eines Haller im
Anfange des 18. Jahrh. Wenn übrigens auch einge*der vor-
481 ■
kommenden Saxonismen nicht aus der Redaction der Geistlichen
stammten, wie leicht konnten sie im Lauf der Zeit hinzukommen.
Wie anders übrigens diese Formeln lauten müszten/'wenn uns
sie di^ Geistlichen unangetastet gelassen hätten, wird kaum einem
Kundigen entgehen können; dasz ich ihnen die Redaction — so
sehr sie von d^m Standpuncte meines Werks bedauert werden
musz — nicht als Vergehen anrechnen will, bedarf kaum der
Erwähnung. Die Orthographie — nicht die Interpunction — der
Visijtatoren habe ich wie Teutsch beibehalten.
6. Vereinzelte "schriftliche Aufzeichnungen — so Nr. 117 und 181.
Charakteristisch an allen unsern Zauberformeln ist:
1. Die erzälilende Form der meisten. Die Krankheit, welche ge-
heilt werden soll, wird nur selten unmittelbar gebannt, sondern
es wird erzäl^lt, wie Gott, Christus, Heilige oder Frauen, dieselbe
bannten. In dieser erzählenden Form liegt mit ein Zeugnisz
für das durch andere Gründe noch sicherer gestellte Alter der
Sprüche, die dadurch in die Zeit des Epos zurückversetzt werden,
2. Die Form des Zwiegesprächs mit der immer persönlich ge-
dachten Krankheit Diese Form verbindet sich meistens mit
der erzählenden.
3. Die Zweizahl, noch mehr die geheiligte Dreizahl begegnet sehr
oft. Christus und Petrus oder St. Martin, drei Ritter, drei Nonnen,
drei Butterfrauen &c. sind die Heilspersonen. Das ist von hoher
Bedeutung in mythologischer Beziehung, und musz ausführlich
, besprochen werden.
4. Die Formeln schlieszen oft mit einer Verwünschung, einem
Fluch, denen das Heidenthum grosze Bannkraft zuschriel).
Vielfach zeugen hiefür auch die Märchen des Volks. Wenn am
Ende die christlichen Weihworte : „im Namen Gottes des Vaters
u. 8. w. abschlieszen, so sind sie entweder an Stelle einer heid-
nischen Beschwörung getreten oder willkührliche spätere Zugabe.
5. Die Art, wie diese Formeln fortgepflanzt werden, ist verschieden ;
sie sind Geheimnisz und dürfen nicht ohne weiters mitgetheilt
werden. Entweder der „Äerfer" oder j^Beszer^ oder ^Kundige^
murmelt seine Worte leis' für sich hin, wer sie versteht und
behält, ist glücklich, er mag sie mit gleichem Erfolg gebrauchen
ohne Nachtheil für den ersten Besitzer; oder der Kundige theilt
sie zwar ohne weiters mit, aber nur einem Jüngern, weil sie
sonst für ihn selbst ihre Wirkung gänzlich verlieren würden ;
oder endlich die Formel musz dem, der sie erwerben will, „von
31
482
einem alten Weibe sswr linken Hand eingeimpft und nachher be-
hutsam gebraucht loerden.^ Id, welcher Weise die Einimpfung
geschieht, habe ich nicht ermitteln können, lieber den Gebrauch
der linken Hand siehe mein Schulprogramm fiir 1855^—6 S. 26 !
er deutet auf die Hülfe infernalischer, den Himmelsgötteim ent-
gegengesetzter Gewalten, was übereinstimmt mit dem Geist
jener Formeln, von welchen mir diese Art der Mittheilung über-
liefert wurde. Bekannt ist die hohe mythische Bedeutsamkeit die-
ser Formeln, welche bei Besprechung der einzelnen Stücke mit
in Betracht kommen wird, wenn auch das völlige Ausbeuten in
dieser Bichtung einem andern Werke überlassen bleibt. Auch
ganze Gruppen haben, wie schon hier hervorgehoben werden
soll, gewisse mythische Grundlagen gemein. Christus^ Maria,
Christus und Maria begegnen wir am Öftesten rr- in etwa 30
Stücken — sehr oft auch Christus und den Jüngern oder Heiligen^
Satan zweimal, mehrmals dreien Frauen, drei Herren, Oott oder
einem alten Mann. Maria ist wohl meist an die Stelle einer
heidnischen Göttin getreten, gewisz aber auch oft ganz willkühr-
lich und unorganisch von den Geistlichen eingeschoben worden.
Fast ebenso wird es sich mit Christus verhalten, der in der
Begd, aber nicht immer eines alten Gottes Stellvertreter geworden
sein musz. Wo die. Jünger in ihrer Gesammtheit auftreten, können
sie die Aseneversammlung vorstellen. Wo Christus in Begleitung
eines oder zweier Jünger oder Heiligen auftritt, ist mit aller"Wahr-
scheinlichkeit an heidnische Wandergottheiten zu* denken. So
müssen „drei Herren, Ritter^ &c. auch eine Göttertrias vertreten
und „drei Frauen, Nonnen &c." sind entweder Nomen oder Wai-
kyren oder weise IVauen. Für welchen Gott Satan eintritt, ist
schwer zu entscheiden, der alte Mann dagegen ist unzweifelhaft
Woden und in der Regel ist Gott auch auf diesen zurückzufuhren.
Auffallend wird in etwa einem Dutzend dieser Zaubersprüche
die Krankheit in den „tiefen Wald^ geschickt oder gebannt, und
mit einem Fluch in den dort befindlichen Brunnen verwünscht.
Das ist ein äuszerst werth voller Mythenrest: Die Krankheiten
sind persönlich gedachte Wesen der Unterwelt, Diener der Todes-
göttin Hd (siehe den Abschnitt Hei in meinen Mythentrümmern),
aus deren Brunnen (tief Im Walde, wo ihr Reich ist) sie steigen
„das Gebein der Menschen zu strecken^ ihr Blut zu lecken u. s. w.^
Durch den Fluch der Formel werden nun die Unholden zurück-
gebannt in den „dunkeln Wald^ der „Bäschmotter^, wo der
483
Heibrunnen sich befindet, der den Eingang zur Tiefe der Unter-
welt bildet „Dort — heiszt es gewöhnlich — mögen sie trin-
ken, und hundert Klaftern tief (die Edda würde „Rasten" sagen)
versinken in jenes Gebiet, wo ihre Beimat ist.
Die Vergleichung schränke ich auch in diesem Abschnitt auf
das Auffallendste ein. Noch existirt keine grosze Sammlung,
worauf der Leser bequem hingewiesen werden könnte, und was
Einschlägiges gedruckt ist, befindet sich zerstreut in Zeitschrif-
ten und Sammelwerken, besonders reichhaltig in Grimm's d.
Myth. S. 1180 bis 1197 der 2. Ausgabe, dann bei Müllenhof
S. Ö09 bis Ö20, in Haupt's, Hoffmann's, Pfeifer's, Frommann's,
Wolfs Zeitschriften, in Kuhns, Schwarz, Meiers Sammlungen
und an andern Orten. Seit in diesen Formeln christliche Mythe
die heidnische verdrängt hat, sind sie sich bei den meisten
Kationen Europa's sehr - ähnlich geworden. Immer stehen sich
natürlich einige näher, andere ferner; die Nummern 127, 181,
188, 189 kommen fast wörtlich^ einige andere nur wenig ab-
weichend in Deutschland vor.
degen Hexen, Zaaberer und Zanberwerfe«
104. „Trudegejer* ist der Hexengeiger, hier der Hexenmeister, der
nicht nur die Hexen versammelt, sonder auch anderes Zauber-
werk treibt, in beiden Functionen führt er zuletzt wahrschein-
lich auf Woden zurück.
105. „Trudefosz** ist bekanntlich das Pentogramm, das — wenn es
in Einem Zuge verzeichnet wird — gegen Zauberei schützen
soll. Hier wird keine Zeichnung vorausgesetzt, sondern der
blosze Name als zauberstörendes Zauberwort gebraucht.
s
106. Die Worte ^Höxefuoter! häxemotter!*' werden hier wie „trude-
fosz^ in Nro. 106 gebraucht. Eine Erklärung vermag ich dar-
über nicht zu gebdn.
Allerlei Zauber.
108. Kröten und Unken, besonders Hausunken zählen zu den elbi-
sehen Wesen. ' /
31*
484
Gegen das WleseL
112. Das Wiesel hat in der Vorstellung des Volkes etwas Dämoni-
sches und zählt ebenfalls zu den elbischen Wesen (siehe den
Abschnitt elb. W. in meinen Mythentr.). Auch Griechen und
Römern war es übelberufen» S. Grimm D. Myth. 1081. ßocken,
Spindel, Dreschflegel sind geheiligte, den Göttern des Landbaues
und der Viehzucht geweihte Geräthschaften, und sollen in dieser
Eigenschaft das Vieh vor dem Aussaugen und vor dem Bisz
des Wiesels schützen.
Gegen Tog^elfrasz aaf dem Felde.
113, Nach einem andern Aberglauben wird nach Sonnenuntergang
gesäet, wenn die Vögel schon schlafen; haben sie das Aus-
streuen des Samens nicht gesehen, so fressen sie auch nicht
von der reifen Saat.
Gegen Wta^en.
114 und 116 vergl. MüUenh. S. 513, 17. Brennessel und Attich sind
dem Alterthum heilige Heilpflanzen ; der Attich wird noch heute
vielfach vom Volk als Heilmittel gebraucht.
Bienenseg^en.
117. Von dem Deckel eines Buches in der Schäszburger Gymnasial"
bibliothek, mitgetheilt in dem schon unter den Quellen ange-
führten Schriftchen von Dr. Teutsch. Die Schriftzüge sollen
dem 16. Jahrhundert angehören. Dieser Bienensegen ist um so
bedeutungsvoller als J. Grimm D. Mytth. S. 1190 keinen deut-
schen Bienensegen angetroffen zu haben erklärt.
Feldzaaber«
118 und 119. Deutsch bei Müller, in dessen bei den Quellen er-
wähntem Werke über das Hexenwesen. Dasz ich die Formeln,
die wohl nur durch das Hexengericht in deutscher lieber—
Setzung in die Acten aufgenommen wurden, wieder ins Sächsi-
sche zurück übersetzt habe, wird man nicht beanstanden. Auch
die Trennimg des in MüUer's Werkchen als nur Ein Ganzem
erscheinenden Spruches in zwei Stücke ist gerechtfertigt, da
beide Stücke befriedigenden Anfang und Schlusz haben, und
485
die Erscneinung, dasz zwei oder mehrere verwandte Formeln
in Eine verschmolzen wurden, noch oft wiederkehrt Bei der
alterthümlichen Kraft, die in den beiden Sprüchen waltet, musz
der Mangel an rythmischer Gliederung wundern, der doch nicht
ursprünglich sein kann, wie der hie und da noch deutlich
genug durchschlagende Vers beweist.
Oeg^en das l¥etter.
120. Zwischen der ersten und zweiten Zeile fehlt der Zusammen-
Jiang, überhaupt musz der Spruch starke Verluste erlitten haben
121. Ist ebenfalls selir zerstört.
122. Gott als Wetterführer ist wahrscheinlich an die Stelle Wodens
getreten. Vergl. Nro. 56 A und.B des fünften Buchs.
Friedrets oder Schafzseg^en.
123. Deutsch und in Ein Stück verschmolzen mit Nro. 126 be
Müller in dessen Hexenprocesz S. 61. Die beiden von mir
getrennten Stücke wird schon die Angeklagte als Ein Ganzes
gebraucht haben; indessen beweist — abgesehen von offen
liegenden Innern »Gründen — schon die von Teutsch aus den
Kirchenvisitationen mitgetheilte mit Nro. 123 völlig parallele
Nro. 124, wie berechtigt die Von mir gemachte Theilung ist.
124. Die eingeklammerten Schluszverse scheinen fremdartiger Zu-
satz aus einer andern Formel.
125. Siehe die Anmerkung zu Nro. 124. Ob die letzte Zeile noch
zur Formel gehöre, kann nicht mit Sicherheit bejaht werden;
sie könnte auch eine Handlung bezeichnen, und irrthümlich in
die Formel gerathen sein. Die beiden andern eingeklammer
ten Zeilen sind Conjecturen von mir zur Verbesserung der
vorausgehenden offenbar verderbten Verse. Bei der Art, wie
besonders Zaubersprüche fortgepflanzt wurden, können verr
derbte und dunkelgewordene, zum Theil aber leicht auszu-
bessernde Stellen, weniger als bei andern Stücken der Volks-
dichtung auffallen. Dasz der alte Mann „Woden^ und das
Friedreis die Wünschelruthe sei, hat schon Müller angemerkt
Hof bann.
126. Das äuszerst verderbte und trümmerhafte Stück ist gerade in
dieser Hinsicht sehr lehrreich. Es scheint aus allerlei Bruch-
486
stücken zusammengestellt« Die vier Anfangsverse bilden den
ersten — i unvollständigen Theil — in welchem Maria un-
organiscb eingeschoben; Christus wahrscheinlich an Woden's
Stelle getreten sein mag. Dann folgen vier ohne Zweifel einer
andern Formel entlehnte Zeilen, die durch Verluste und durch
Auflösung des Zusammenhangs sehr unverständlich geworden
sind; namentlich ist sehr zu bedauern, dasz man nicht erfahrt,
was der Sprecher „nach den heiligen vier. Enden des Eümmels
herkehrt und wendet.** Der letzte von der 0. Zeile beginnende
Theil ist nächst den gewöhnlichen innern Ursachen wohl auch
durch die undeutliche und verlöschte Schrift des Orginals eben-
falls sehr dunkel.
Kam Einschläfern der Kinder«
127. Die drei Nonnen sind wohl unverkennbar Nomen, die dem
schlummernden Kinde sein Schicksal bestimmen. In unsern
Ueberlieferungen ist dem Nctmen nach nur die Nome Wurt
bezeugt. Zu vergleichen ist die Anmerkung zu Nro. 1Ö6
dieses Buches.
Oegren das Berafen.
Der Aberglaube des Volkes nimmt an, Kinder würden, wenn
sie mit auffallendem Wohlgefallen von Erwachsenen angesehen oder
gelobt worden, krank, und nennt solchen Vorgang: „dcis Berufen,^
in Deutschland ,J^alschen BUck^, in der altern Sprache ,^entsehen^
u. s. w. Solcher Aberglaube ist weit und breit bei alten und neuen
Völkern verbreitet. Vergleiche hierüber Grimm D. Myth. S. 1053.
128 bis 135. Die grosze Uebereinstimmung dieser Formeln, von
denen die erste in unsern Tagen, die andere vor mehr als zwei
Jahrhunderten an verschiedenen Orten aufgezeichnet worden,
gehört mit zu den vielen Zeugen fcLr die zähe Dauer voiks-
- thümlicher Ueberlieferuiig ; zugleich läszt uns die Vergleichung
in dem Schlusz von Nro. 135 von der 8. Zeile an einen wahr-
scheinlichen Zusatz erkennen. Die christliche Dreifaltigkeit,
welche in diesen Formeln nicht blos unorganisch dem Schlusze
angehängt erscheint, dürfte an Stelle einer heidnischen Trias
getreten sein. .
136. Die Formel begleitete natürlich die entsprechende Handlung.
137. Dieser unrythmische Spruch ist wahrscheinlich ganz die Schö-
487
pfung eines Qeistlichen. Vergl. die Anmerkung zu Nro. 200
dieses Buchs. *
138. Leider «in Bruchstücke
139. Nur im Eingang de^m yorausgehenden Stück parallel.
140. Scheint aus zwei Stücken zusammengeschweiszt.
Oegen Schlucken.
141. Nach dem Aberglauben des Volkes schluckt man, wenn Jemand
von einem spricht ; fällt einem der Name des Sprechers ein, so
hört das Schlucken auf.
Gegen Zahnschmerz.
142. Es existirt auch eine auffallend ähnliche, walachische Formel
gegen Zahnschmerz.
Oeg^en l¥anzen.
143 und 144. Aermliche Stücke. Es gibt viel bedeutungsvollere
und inhaltsreichere Formeln gegen Wanzen, deren ich leider
nicht habjiaüt: werden konnte.
Oe^en Olcht.
145. Diese Formel ist ohne Zweifel durch Verwachsen verschiedener
Elemente entstanden -;- voll Widerspruch und Verwirrung.
Gegen Freisam, Ferch nnd BeermnUer*
Freisam, wiö die Visitatoren meist zu schreiben pflegen, oder
Frilsam, soll wohl sächsisches yjfrdsem'^ übersetzen. Noch unrichti-
ger schreiben siefWa^n, das sächsischem fj^rdsen^ d. i. Fiebw ent-
spricht. Die richtige Verdeutschung wäre ^fraiszsam^ gewesen,
worüber Schraeller's B. Wörterb. Bd. L S. 617 und 618 Aufschlusz
gibt. Hiernach ist yjraiszsam^ z=i fallende Sucht, Frais. Da Fiais
auch Schrecken, Gegenstand des Schreckens bedeutet, so vermuthet
Schmeller Zusammenhang mit öise (von agis, egese, Schrecken,
Furcht, womit das sächsische y^isem^ zusammenhängt).
Mit Ferch ist das sächsische yjiarichy fierich^ übersetzt. Hier-
über Schmeller Bd. L, S. 559 des B. Wörterb.: „das Ferch« (nach
Michaelis in Tyrol) die rothe Ruhr» Heniscb erklärt das Wort: 1.
als ^ein Hupffen, Fipern, pcdpitatio, qualis in membris interdum
488
sentitur et saepe in pulpebris vita in masculis; 2. als j^Herssblatt^
diaphragma,^ An „fricht" = ^fergiiht* ist nicht ziu denken.
Die Beermutter ist nach Schmeller Bd. 1., S. 188, ^2. die Matter-
krankheit, Hysterik, malum hystericunou Bei mehreren sogenannten
wunderthätigen Gnadenbildem sieht man anter andern wächsernen
ex voto aufgehängten Gestalten von Händen, Füszen and andern
leidenden Gliedern hie und da eine krebs- oder krötenäJmliche
Gestalt, unter welcher diese Krankheit verstanden wird, vermuth-
lich, weil sie sich wie das Hin- und Herkriechen einer Kröte o, dgL
empfinden läszt." Dieser Erklärung Schmeller's fuge ich bei, was
schon früher erwähnt worden, dasz Ki-ankheiten persönlich gedachte,
dämonische Wesen sind,^ und Kröten gleichfalls. Zuweilen' soll mit
der Beermutter auch blosz das Bauchgrimmen bezeichnet werden.
146. Nach • den drei ersten Zeilen wird der Zusammenhang anter-
brochen, und folgt fremdartiger Anwuchs.
147. Hat sichtlich Verluste erfahren.
148. Die nahe Verwandtschaft dieses mit allen folgenden Stücken
dieser Reihe bis Nro. 155 trotz dem mehr als zweihundert-
jährigen Zeitraum, der zum Theil zwischen den verschiedenen
Aufzeichnungen liegt, ist sehr zu betonen. Allen gemeinsam
ist das Zwiegespräch -mit der nahenden Krankheit, die einem
Menschen „Beinbrechen, Herz abstechen', Blut lecken* will;
die Mahnung an Messe und Evangelium hat nur Nro. 148 und
153, dagegen fehlt die Verbannung in den Wald oder Brunnen
nur in Nro. 153. In 148 fehlt der vollständige Schlusz, -wofür
die eingeklammerten, fremdartigen Zeilen keinen Ersatz bieten.
149. Zwischen der einleitenden Erzählung und dem Gespräch ißt
eine fehlende Zeile im Texte angedeutet
Oegren das Terhelszen.
155. „Verheiszen" sächs. „ferhiszen* ist Bauchgrimmen und Kolik.
Der Spruch ist nahe verwandt mit der ganzen vorausgehenden
Reihe und auch mit Nro. 156. Vergl. Müllenhof S. 511, 21, b.
Oeg^en das Feaen
y^Feuer* kann hier von sehr verschiedener Bedeutung sein und
bezeichnen :
1. Natürliches Feuer (ignis, incendium), worauf wirklich eine der
nachfolgenden Formeln zu gehen scheint.
489
2. Eine Art plötzlich erscheinenden und ebenso schnell wieder ver-
schwindenden, stark juckenden, an Farbe' rothen Ausschlags,
der sächsisch, j^lüfäfeier^ d. i. „laufendes Feuer^ giBnaniit wird.
3. Den Brand an Wunden.
4. Eine Magenkrankheit Schmeller B. Wörterb. I. Ö53 führt an:
«hellisch Feuer'' = Magensiechtumb.
156. Schlieszt sich eng an die vorhergehenden Stücke von 148 bis 155
. und steht in keiner Verwandtschaft mit den unter gleicher Auf-
schrift vereinigten. Einer ti<^em Untersuchung werth sind die
drei ^Wenken" genannten weiblichen Wesen. 'Das sächsische
Wort rousz wohl ^^wäinjken^ gelautet haben. Nach Dr. J. F.
VonbuEi „Beiträge zur d. Mythol. gesammelt in Churrhätien.
* Chur 1862* bezeichnet der Ausdruck ^^Fänken^ dort alle Arten
eibischer Wesen. Wären unsere Wenken damit identisch,
woran kaum zu zweifeln, so hätte man in dieser Formel nur
an Dunkelelbe zu denken. Die drei Brunnen sind auch höchst
bedeutungsvoll, und müssen an einem andern Orte ausführlich
besprochen werden (siehe meine Mythentrümmer). Schade dasz
' in der Formel der dritte Brunnen gar nicht näher bezeichnet
ist. Wäre der „hongy oder „hönj^ der Riesenbrunnen ^Mimirs'
hrunn^ ?
157. Die nahe Verwandtschaft dieser mit allen folgenden Stücken
bis Nro. 162 ist hervorzuheben.
.160 ist zu vergleichen auch mit Nro, 163.
161. Vergl. Müllenhof S. 517, 31.
163. Das Bannen aus* den „Knochen in das Fleisch, aus dem Fleisch
in den Wind" wie hier oder „aus den Knochen in das Mark, aus
dem Mark in das Blut, aus dem Blut in das Fleisch, aus dem
Fleisch in den Wind'* u. ähnl. ist typisch und kehrt in deut-
schen Heilsformeln vielmal wieder.
Ocgren den SchaaL
164. „Schaul" soll vielleicht das sächsische schuol übersetzen, und
könnte die häutige Bräune bezeichnen.
Oeg^en Kehlweh.
165. Ist ein Bruchstück.
166. Die eingeklatnmerte Zeile gehört einer andern Relation an;
beide Relationen sind indessen an dieser Stelle so verderbt,
490
dasz man keine Conjectnr zu ihrer Verbesserang wagen kann.
Das Verständnisz *war auch bei den ^Kundigen schon verloren,*'
als sie' von den Visitatoren ausgefragt wurden*
167. Ist auoh übel mitgenommen. Drohen und draußen (je nach
verschiedenen Relationen) bezeichnen wohl eine Kehlentzündung.
Drohen heiszt auf sächsisch der Kehlkopf. Das in der Formel
beigefügte Epitheton ohnreicher (oder ohnrechter) gehört wohl
mit zur Bezeichnung der ELrankheit. Vielleicht hängt es zusam-
men mit 6nen (von Hanf) oder soll es heiszen: ohmi6hter?
168. Eine schlecht erhaltene^ und augenscheinlich spät entstandene
, * Formel ohne mythischen Qehalt
Gegen den Ohm.
yfÖrn^ bedeutet 1. ein Geschwür, 2. häufiger den dicken, gelben
Eiter verschiedener Geschwüre.
169. Die kurze Formel faszt auch den y^Om^ ganz persönlich auf.
170. Die rein christlichen Grundlagen bezeugen späte Entstehung«
171. Manches in diesem schönen Stück ist dunkel; die befragte
Person verstand auch in diesem Falle wohl selbst nicht, was
sie sagte. Was heiszt Huiprichberg? steht es pleonastisch für
Huiprich?ist da^ Wort gleichbedeutig mit dem siächs. Familien-
namen Hoprich? Ist dieser Berg loealer oder mythischer
Name? Ferner was heiszt ^Meszöm?" Hinsichtlich der drei
„heiligen Frauen^ ist zu vergleichen 156 und 127 und 191
dieses Buchs.
Gegen Gelbsucht and Kopfschmerzen.
172. Hat auch . nur rein christliche Grundlagen. Die 21. und 22.
Zeile sind unklar und scheinen verderbt. Der von Zeile 23
beginnende Schlusz^ der ähnlich auch in andern, heidnischer
Grundlage baren Formeln erscheint, weist deutlicher noch als
das Uebrige auf Schöpfung der Geistliehen.
173. Siehe das in der Anmerkung zu Nro. 172 Gesagte !
174., Bei „Weth^ erinnert Teutsch in einer Anmerkung an weten
ahd. binden, womit auch witu Holz, zu vergleichen ist,, das
sich zu ^eten verhält wie lignum zu ligare; daraus ist cunio-
widi des Merseburger Zauberspruchs gebildet Man kpnnte in
dem Wort auch blosz einen Saxonismus sehen: WSgd, oder
Wet = Weide (desselben Stammes mit witu) und der Sinn ist
491
dann : Wie die Weide (Bindweide), womit man Jesam band, bo^
sollst du vergeben ! Ob dabei auf irgend eine Legende ange-
spielt sei, darf man dahingestellt sein lassen. Fesseln und
Stricke aus Reisig waren ehedem gebräuchlicher.
175. Siehe die Anmerkung 2U Nro. 163 dieses Buchs. ,
Gegen Flecken im Aügre.
176. Ueber diesen Spruch gilt, das in der Anmerkung zu Nro. 172 .
dieses Buchs Gesagte.
177. Hat heidnischen Beigeschmack. St Lukas und- Christus sind
Vertreter heidnischer Wandergötter.
178. yfDuidelgh^ ist wohl nur verderbt, entweder durch die Schreiber
oder durch die y^S'precher»* Die Legende kennt unter den
Heiligen nur eine blindgeborne Ottilie. Der j^marmeline Stein^
ist ein Typus, der mehrmals in Heilsprüchen wiederkehrt
179. Die Dunkelheit und Zusammenhangslosigkeit auch dieses
Spruches kann am besten aus der Einwirkung der Pfaffen er-
klärt werden. Dasz der Schlusz ein sonsther geüomraenes,
hier blosz angeflicktes Bruchstück, der Anfang aber ursprüng-
lich nicht zum. Oebraüch gegen ^Flecken im Auge" bestimmt
gßwesen, ist ziemlich klar. In diesem Anfang sind, glaube
ich, die zwölf Jünger Jesu an 'die Stelle der Äsen oder OöUer
getreten, die beratkend belaammen sitzen. Der „Acker Jesu,*
von dem sonst überall nur allegorisch gesprochen wird, so
zwar, dasz er die Seelen der Menschen oder überhaupt — wie
anderwärts das „Himmelreich** ein geistiges Gebiet der Wirk-
samkeit, nicht aber ein Sinnlichwirkliches bezeichnet, gibt
in dem Zusammenhang, worin er in der Formel erscheint,
keinen rechten Sinn, und musz als Nothbehelf angesehen werden.
Wie, wenn man dafür „/da/eZd*- oder eine ähnliche Rieht- und
Rathstätte substituiren dürfte? Ganz gut liesze sichs lesen:
„Die Äsen (Götter) auf Idafelde saszen.*
Das Uebrige ist freilich zu verderbt, als dasz sich daran restau-
riren liesze. Ob Lukas, Markus und der Herr Jesu Christ, der
Täufer und die Maria unmotivirt eingeschoben, oder für heidni-
sche Götternamen eingetreten sind, läszt sich nicht entscheiden.
Unklar bleibt, wer der Fragende ist. Die Trauer der Jünger,
die da sitzen und weinen^ und die Bücher (was ursprünglich?)
auf ihren Knieen wiegen, gemalint sehr an die bei dem Tode
492
BaldwTB oder dem Versinken Idhunas rathlosen Oötter. Man ver-
gleiche „Hrafnagaldr Odhins und die Erzählung der Jüngern
Edda von Baldurs ^od. Nach Allem scheint unsere Formel
eingeleitet durch die Erzählung von einer Versammlung der
Äsen, die ob einer traurigen Veranlassung zu Rathe sitzen.
180. Klingt ganz mythisch. Die drei. Herren, die am See sitzen,
wie die Söhne BärSy als sie Menschen schufen, sind eine Götter-
trias. Vergleiche in dieser Hinsicht auch 189 dieses Buchs.
Nach der 8. Zeile, ist eine Lücke.
181. Aus dem Groszschenker Kirchenbuch von 1749.
Ocgfen Blatter auf der Zan^e.
182. Nach dem A;berglauben des Volkes bekommt derjenige, von
dem übel gesprochen wird, Blattern .auf der Zungenspitze.
Oe^en Oeschwiilst am Aag^enlid.
Auch an diese Heilsformeln hängt sich der Humor des Volkes.
Es wird in dieser Hinsicht folgende Anekdote erzählt. Flüchtig
vor den Unruhen in seinem Vaterlande gelangte ein Bojar der
Walachei in ein sächsisches Dorf. Unterwegs hatte er die bekannte
Gisschwulst am Auge bekommen, und erkundigte sich eifrig nach
einem „Sprecher." Es fand sich ein junger Mann, der dem des
Sächsischen Unkundigen sein Uebel also besprach:
„Tä ferdamder Boj&r!
wun der nor u6h ded ander d6h geschwole w&r!"
Die Geschwulst verging nach kürzer Zeit, wie es inimer mit
diesem Uebel zu geschehen pflegt, und d,er Bojar belohnte den
„Sprecher* mit drei Dukaten.
Oeg^en den l¥unii«
185. Ist mit den Badenischen Einwanderern nach Mühlbach einge-
schleppt worden.
Gegen das MG^brecli/^
'jßehr$ch^ heiszt im Sächsischen die Heiserkeit (Brustkatharr)
der neugeborenen Kinder. ^ ' -
1 86. Der Kopf . dieser Formel in den fünf ersten Zeilen ist heid-
nisch und ist hinsichtlich der drei Frauen damit zu vergleichen
493
Nro. 189, 191, 127 und 156 dieses Buches. Der Rümpf von
der 6. Zeile an ist christBcb-kirchlicher Zusatz, der gewaltsam
an das Uebrige geknüoft wurde.
187. Hühner waren Woden und Hei, vielleicht auch anderen Gottheiten
heilig. ' In Märchen und Kinderspielen hat sich Woden selbst
in Gestalt eines Hahnes erhalten.
188. Die drei Ritter eine Göttertrias: Zu vergleichen ist -Nro. 181
dieses Buches und die Anmerkung dazu.
189. Vergleiche Nro. 191, 127 und 156 dieses Buches.
190. Derbheiten galten für sehr wirksam bei Verwünschungen in
Heilsformeln.
Zam Blut stillen.
191. Bei dem Buttern wurde gezaubert; Butterfrauen sind Zauber-
frauen, in weiterm Rückblick weise Frauen, oder Nomen. Vergl.
Müllenhof S. 516, 27.
192. Vergl. Müllenhof S. 511, 11 und J. Grimm D. Myth. 2. Aufl.
S. 1195.
193. Vergl. Nro. 56 A und B des fünften Buchs.
•
Greven das „Veberritten.^
•
^Ucbörritten* = Uebermüdung des Reitrosses.
194. Rein christlichkirchlich und schon sehr protestantisch nüchtern,
eigentlich kaum noch Formel zu nennen.
195. Dor Anfang erinnert an die auf Wolken daherreitenden Wal-
kyren und Wettermacherinen. Nach der 4. Zeile scheint eine
Lücke 2SU sein.
Ocgren das ^Terinken.''
Die unter dieser Ueberschrift folgenden drei Formeln Nro. 196,
197 und 198 sind von höchstem Werth und grosser Bedeutsamkeit
Wie ähnlich lautet die berühpate Merseburger Formel:
„Phol ende Waden vuorun zi holza,
dö wart domo Balderes voIon sin vuoz birenkit;
d6 biguolen Sinthgunt, Sunni era suister, -
dö biguolen Früa, FoUi era suister^
d6 biguolen Wödan, s6 he wola conda,
sdse bönrenki, söse blaotrenki|
494
BÖse lidirenki ....
b&n zi b^na, blaot zi bluoda
lid zi geltden, sdse gelimida Bin.
Die Hauptpersonen dieser Formel sind Balder und Woden.
Mit Recht ist zu schlieszen) dasz in ähnlichen Sprüchen aus späterer
Zeit, die im Ganzen dieselbe Anlage zeigen, obgleich jetzt Christus
und Heilige darin auftreten, in Zeiten, wo es auch keinen Anstosz
fand, an deren Stelle' auch die alten Heidengötter ausgesprochen
wurden. . So schlieszt J. Grimm von dergleichen Sprächen aus
Schweden, Norwegen, Schottland, worin die heidnischen Gottheiten
schon fehlen, dasz der Mythus, worauf der Merseburgische Spruch
anspielt, trotzdem er sonst nirgends bezeugt ist, weitverbreitet gewesen
sein müsse. Unsere Formeln sind viel näherstehende Parallelen-
des Merseb. Spruches. Wie sehr sie auch offenbar verderbt sind,
sie stimmen in ihren Anfängen so auffalend mit ihm überein, dasz
es fast nur der Vertauschung von Christus und Petrus, Christus
und Martinus bedarf, um eine völlige Identität -^ wenn auch nicht
der Worte, so doch des Inhaltes herzustellen. Bei jenen von Grimm
verglichenen schottischen und skandinavischen^ Sprüchen liegt die
Uebereinstimmung mehr in den Schluszzeilen, die in den unsrigen
abweichen. Gerade dieser Schlusz unserer Sprüche scheint aber —
trotz der alten Heiligkeit des darin verwendeten Salzes — die be-
deutendsten Veränderungen erlitten zu haben. Ueber den Grund
habe ich mich oben ausgesprochen; die Formeln sind von den
Pfaffen gewaltsam verändert worden, um von ihnen selbst verwendet
werden zu können. Dies tritt zuweilen besonders deutlich zu Tage.
Wenn einer unserer Sprüche anfängt:
„So wahr ich das Vater Unser beten,
Zwischen der Mess das Evangelium lesen &c.*
80 kann doch namentlich die zweite Zeile nur ein Geistlicher sagen.
Wenn nun unsere drei Sprüche sichtlich Parallelen jenes Merseb.
Bind, 80 müssen wir in Christus Woden, in 8t Petrus und St Martin
Balder sehen. Am bedeutendsten ist Nro. 197, worin Christus und
St. Martin reiten und da» Pferd des letztens eriaAm^. In den beiden
andern reisen Christus und St Petrus übereinstimmend mit dem
gewöhnlichen Berichte der Legenden zu Fusz, und da muszte dann
Petrus statt des Pferdes die Verrenkung auf sich nebinen. Einge-
schleppt sind unsere Sprüche nicht; denn in Deutschland wurden
sie bisher nicht wieder aufgefunden, Während wir 8ie in drei Rela-
tionen besitzen, von denen wenigstens die eine Mro* 197 von den
495
beiden andern anabhängig ist Wir besitzen cdso in diesen Formeln
ein Zeugnisz und zwar dcLS einzig sichere fm^r den Balderkvltas unter
unsere Vorfahren.
Oegren alle Krankheiten.
199. Scheint ein von einem protestantischen Geistlichen . bei Kranken
gehaltenes Gebet, das auf irgend eine Weise seinen Weg in's
Volk fand. Gewisz würde kein Geistlicher Anstand genommen
hab^n, ein ähnliches an einem Krankenbette zu beten, und
wären alle Heiisformeln dieser Art gewesen, die Visitatoren
hätten kaum sehr dagegen eifern dürfen. Weitab steht diese
von jenen heidnischen und halbheidnischen Formeln.
Fünftes Buch.
(Kinderdichtung.)
In einer umfasseBden Sammlung unserer Volksdichtangen durfte
die Kinderdichtung nicht fehlen, die in mehr als Einer Rücksicht
den übrigen Aesten des groszen Stammes ebenbürtig zur Seite steht
An Alter wenigstens wird sie von keinem übertroffen; der vielfach
mythische Inhalt rückt sie hoch in die Anfänge des Mittelalters
hinauf^ und seit ein ahd. Wiegenlied in der k. k. Akademie der
Wii^senschaften in Wien besprochen worden, ist es erwiesen^ dasz
selbst die Form durch die Länge der Zeit nur wenig Veränderun-
gen erlitten haben kann. Der deutsche Volksgeidt hat sich wie in
den übrigen Dichtungsarten auch in dieser treu niedergeschlagen,
und wer diese Einderpoesie mit Einderaugen anzuschauen, mit kind-
lichem Gemüth zu erfassen vermag, dem hat sie nächst dem histo-
rischen auch einen selbstständigen, innern Werth. Dasz indessen
ich bei meiner Sammhihg vorzugsweise den historischen Standpunkt
eingehalten habe, bedarf kaum einer nochmaligen JBrwähnung.
Während früher Einderdichtungen nur einzeln und zufällig in
. Druckschriften unter Anderm unterliefen, wurden sie zuerst in Volks-
liedersammlungen einigermaszen mitberücksichtigt So finden sich
einige Stücke im Wunderhorn. Einzelnes bei Erlach und Andern.
Reich vertreten ist die Einderdichtung bei Firmenich ; auch Müllen-
hof hat sie nicht vergessen. Einiges speciell hieher Einschlägige
hat Haltrich an verschiedenen Orten veröff^entlicht; Mannhardt hat
zuerst die Einderdichtung in umfassender Weise mythologisch a««-
zubeuten versucht Die reichhaltigtigste Sammlung von Einderdich-
tungen enthält das j^Kinderhuch^ von Simrock, der alles früher
Gedruckte benützte und vermehrte. Durch sein 1857 in Frankfurt
am Main bei Heinr. Ludw. Brönner erschienenes Werk ist uns für
die Vergleichung mit den Erzeugnissen Deutschlands in diesem
Gebiete ein groszer Vortheil gewonnen. Für den Herausgeber, wie
för den Leser vereinfacht sich damit die Arbeit ungemein. Eein
497
Volk hat meines Wissens, bis jetzt ein ähnliches Werk dieser Art.
Wäre es nicht mehr fUr den practischen Hausgebrauch als für die
historische Forschung geschrieben, wären die von hier und dort
gesammelten Stücke immer unuübersetzt und unangetastet geblieben,
wäre jedem sein Heimathsschern mitgegeben worden, diese Sammlung,
würde für die Kinderdichtuug fast das sein, was Uhland's Samm-
lung fiir das Volkslied ist. Man darf indessen nicht vergessen,
daszy was einerseits ein Nachtheil, andererseits ein Vortheil und
zwar gerade der vom Herausgeber angestrebte Vortheil ist; und
auch so bleibt uns Simrock's Arbeit noch nutzbar genug. Ihr habe
ich auch fast die ganze Eintheilung und die Ueberschriften der ein-
zelnen Abtheilungen entlehnt. Eine werthvoUe Sammlung auf engem
Gebiet ist die Mayerische. Ernst Ludw. Rochholz hat uns' in seinem
nAIemanischen Kinderlied und Kinderspiel aus der Schweitz. Leipzig
1857** ein treffliches Buch geliefert; nur hat das überreiche Ver-
gleichsmaterial nicht überall so geordnet werden können, dasz die
Uebersicbt leicht und vollständig wäre. Hätte ich in meinen Anmer.
kungen überall so ausführlich sein wollen wie Bochholz, ich hätte
mich auf mehrere Bände ausdehnen müssen. Uebrigens verdanke
ich seinem Werke manche höchst schätzbare Erkenntnisz.
Bei der Tanfe.
1. Das Stuck, ist entnommen dem Ablbum ,aus Siebenb. Vorzeit,
und Gegenwart**, aus dem S. 24 beginnenden schönen Aufsatz:
^Eine Kindstaufe in den dreizehn Dörfern", dem ich auch mehrere
Heilsformeln verdanke.
TFie^enlieder und Ammensclierze«
Das obenerwähnte ahd. Wiegen- oder Schlummerlied auf einem
Handschriftenrest des 10. Jahrh. von Zappert entdeckt und in der k. k.
Akademie besprochen wurde im Band XXIX., Heft IL. der Sitzungs.
berichte der philos. bist. Klasse gedruckt und gehört zu den merk-
würdigsten Funden auf germanistischem Gebiet, da es wie die Mer-
seburger Sprüche durch seinen Inhalt bis in das Heidenthum zurück-
reicht und zum Theil nur gemuthmaszte Gottheiten bestättigt. Trotz
diesem hohen Alter hat es noch alle Hauptzüge mit unsern jetzigen
Wiegenliedern gemein. Ich führe es zur Vergleichüng an:
To6ha slaslumo weinon farlasez
triwa werit craftllicho themo wolfa wrgianthemo
32
498
slafes ünefi morgane manes trat sanilo
oitra stellt dbinde honae egir suoiuu
hera prichit «binde pluomun plobun^ roti«
aanfana sentit morg^aoe weiziu scaf cleinia
UHta einouga berra bart borska oska, harta«
Aticb bier wird dem Kind zuerst mit Diminutiven geschmeichelt
und dasselbe zum Schlafen aufgefordert, vrofftr ihm dann Ver-
sprechungen an Blumen; Honig, Eiern und weiszen Lämmerti (wie
bei uns an KucKen und Lämmeben), aber freilich im Geiste jener
Zeit auch an Waffen gemacht werden. Wiegenlieder enthält Sim-
rock's etwas anders geordnetes Kinderbuch von Seite 59 bis 76,
Ammenscherze von Seite 1 bis 24. • -
2. VergL Simr. K. B. Nro. 217, 218, 221, 223, 224.
' 3. Die fönfte Zeile kommt auch in Tanzreimen mehrmals Tor.
4. Weitbekannter Refrain.
5. Vergl. Simr. K. B. Ni-o. 222.
6. Entfernte Aehnlichkeit hat K. B. 243.
7. A hat Simrock -mit mehreren andern -Sttickeri durch Haltrich er-
halten und K. B. Nro. 34 in Uebersetzurfg aufgenommen.
8. Dasselbe^ K. B. Nro. 86. -
10. Dasselbe bei Simrock K. B. Nro. 20.
11. Dasselbe bei Simsock.K. B. Nro. 35.- Vergl. aber auch K. B.
Nro. 23 bis 33.
<2. Aehnliche, aber nicht dasselbe bei Simr. K. B. Nro. 1 bis 5.
12. Entfernt ähnliche Stücke bei Simr. K. B. 38 bis 43.
Für Knlerltter und Stnbenläiifer.
Im Ganzen ist mit .diesem Abschnitt zu vergleichen Simr. K.
B. Seite 24 bis 56, doch finden sich sehr wenig Parallelen.
19. Vergl. Simr. K. B. Nro. 134. Die Leiden, welche Siebenbürgen
durch Tt^rken und Tataren durch Jahrhunderte erduldet hat,
sind bekannt. Das Sachsenland und die Sachsisa haben sie mehr
als alle s^der^ Theile dep^ Landes fühlen müssen. Aber immer
bleibt es auffallend, dasz von allen Volksliedern nur einige kurze
^inderliedchen und ein Denkspruch .die Erinnerung an den
alten Erbfeind bewahrt haben. Die Abhandlungen werden sich
dieser Frage nochmals zuwenden^ Vergleichie übrigens auch
Nro. 68 dieses Buches*
21. Nur der An&ng ist gleich in Simrock's, K. B Nro. 44:
499
^Patsche, Petsohel Küchelchen;
Mir und dir ein Kügelchen &e.^
und in Nro. 45:
fiPatscfae; Patsche' Peter I
Hinterm Ofen steht er &o.*
22. Vergl. Nro. 20 des ersten Buchs, das fast wörtlich entsprictt,
und sieh wohl auch aus einem Kinderliede gebildet hat
23. Ein Kind bettelt bei einem essenden Kameraden.
26. VergL zu B. die vier letzten Zeilen von Nro. 43, C, dos ersten
Buches.
27. VergL Si^nr. K. B. Nro, 336 und 337.
Hans Piter, nimm mich!
Wacker Mädchen bin ich,
K^n koch^ kann flecken u. s. w,
oder:
Wacker Mädchan bin ich ja,
Rothe Strümpflein hab ich a
Kann stricli;en, kann nähen,
i^ann Haspel gut drehen u. a. w. v
. Unser Lied ist neckischer und schnippischer.
28. Dasselbe, aber am Schlusz mit Wiederholung der ersten Zeile
findet sieh bei Simr. Nro.. 51 verdeutscht^ ist ihm aber .woh-
auch aus Siebenbürgen zugekommen.
29. Weithin bekannt weon auch mit kleinen Abweichungen.
30. Vergl. Nro. 6, A und B des ersten Buches und Simrock's deut-
sche Volkslieder Nro. 112 und 113, zwischen welchen 'der Schlusz
unseres Kinderliedes ein vermittelndes Glied bildet. Zum Mühl-
rad das Muskat tmd Nägelein, Sotme und Mond mahlt, vergleiche
man Nro. 41^ A und 6 des ersten Buches und die Anmerkung
dazu. Auch erinnere ich an „Frodes frieden."
31. Auf den ersten Anblick erscheinen Kinderdichtungen leicht sinn-
los^ da es doch bei näherem Hin^chau keine gut erhaltene wirklich
ist. Frieilich darf man nicht eine Logik darin suchen, wie sie einer
Kanzelrede zngemuthet wird; kann man sich aber in die rechte
Situation veraotz^^ »ifiii dazu die einfache Erziehungsmethode
der. liebreichen. Miitter vergegenwärtigen, die selbst viel mehr
Elind zu, n^ vermag, a|s der Vater, so klären sich die meisten
Dunkelheiten auf. £s wär^ anziehend den Gedankenzusammen-
hang in einer. Reibe von Kinderliedern zu entwickeln; da dies
aber weit über meine Aufgabe hinausgehen würde, ^o wähle ich
32»
50(J
dieses Eine Stück, 'weil es eben zu aen dunkleren gehört, als
Beispiel, wie ich mir den Weg zum Verständnisz dieser Dich-
tungen denke.
Die Mutter ist im Garten oder Weingarten beschäftigt, etwa
Krautköpfe abzublatten, und möchte nicht von dem Kinde ge-
stört werden, musz ihm also Beschäftigung geben. Sie lehrt
das Kind, dem sie auch einige Blätter in den Schoosz gibt, das
Sprüchlein, zeigt ihm die an den Weintrauben pickenden Sper-
linge, und geht an ihre Arbeit Das Kind in ihrer Nähe .spielt
mit den Blättern, und scheucht mit dem Rufe ^häsch mäsch! &C.''
die Sperlinge, und sagt sich seinen Spruch. So ist das Kind
gleichsam in seiner eigenen Huth, und musz sichs mit den
Worten seines Liedchens „sch&fken hat seinj irche gehät" (die
voll schalkischen Humors sind) imbewuszt s^bt sagen, dasz es
gleichsam überlistet worden. Es glaubte die Weinstöcke vor
den „mäschkern^ (Sperlingen) zu hüthen, und hat sich selber
gehüthet.
Der AusdiTick ^&tigle&t^ bleibt freilich noch dunkel Die
Jungfer „mit dem rothen Rock und gelben Zopf^ — eine Type
— könnte das Mädchen selbst sein.
34. Vergleiche Nro. 12 des ersten Buchs.
37. Trommellieder, aber in anderer Form, finden sich in Deutschland.
l¥unsch und Orasz.
Nur entfernt Aehnliches findet sich an andern Orten.
liehre und Strafe.
46. Die in Klammer gesetzte erste Zeile ist dunkel und in. keinem
Zusammenhang mit dem Uebrigen. Aprinkd als Name eines
Kindes ist noch auffallender als Tarkö im ersten Buch; doch
pflegen ähnliche Namen in Märchen vorzukommen, und aus
einem, freilich uns unbekannten Märchen stammt vielleicht diese
Zeile; ja das Stuck könnte überhaupt Theil eines gröszeren,
verlorenen Ganzen sein. Mit der zweiten und dritten Zeile
vergleiche Nro. 31 d. B., woher die dritte vielleicht nur entlehnt
ist. Nur entfernte Aehnlichkeit hat Nro. 338 in Simr. K. B.
47. Eine stark abweichende Relation von Nro. 46.
50. Indem man das Sprüchlein sagt, wird eine Ruthe geschwungen,
dasz sie pfeift
501
54. y^Bohdoz^ führt wohl auf dieselbe Wurzel, ans welcher pelewelles
entsprossen ist, hat jedoch jetzt verschiedene Bedeutung, da es
ein elbisches, die Kinder schreckendes Wesen bezeichnet, während
pelewelles uns einen knorrigen Knittel bedeutet. Beide leiten
indessen auf pilwiÄ (siehe J.* Grimm D. Myth. 2. Aufl. S. 441
und £) wie grumpesi das nun auch in die Bedeutung eines Holz-
blocks übergegangen ist,, auf grampus — worauf zuerst J. K.
Schuller hingewiesen hat. Die eingeklammerten letzten Zeilen
scheinen mir nicht volksmäszig; überhaupt hat das Ganze junges
' Gepräge. .^
55. Siehe zu j^bäschmottef^ meine Mythentr. Abschnitt: Hei und die
Nomen oder mein Schulprogr. für 1855 — 6 S. 24 u. f. Hier
seheint der Ausdruck eine böse Stiefinutter zu bezeichnen, wie
wohl auch sonst geschieht.
Terkehr mit der Mfatar.
Dieser Abschnitt enthält einige der ältesten und mythisch be-
deutsamsten Stücke.
56. Ganz gleichlautend (nur ohne die letzte Zeile) mit A ist Nro. 500
in Simr. K. B.^ wohin es seinen Weg aus Siebenbürgen gefiin-
den hat. Gott ist an die Stelle Wodens oder Donners getreten.
Vergl. die Nummern 121, 122, 123 des vierten Buchs.
57. Aehnliches im K. B. Nro 506.
58. Aehnliches im K. B. Nro. 511, Nach dem Volksglauben wachsen
die Kinder, wenn sie mit bloszem Haupt beregnet werden.
59. Vergl. Nro. 196 des vierten Buchs und die Anm. dazu.
60. Vergl. Nro. 56 dieses Buchs und Nro. 15 des vierten Buchs.
61. Vergl. Nro. 59 dieses und Nro. 196 des vierten Buchs.
66. A ist — ins Schriftdeutsche übersetzt — in Simr. K. B. Nr. 527
übergegangen. Grosze Aehnlichkeit hat Nro. 3, S. 509 bei
Müllenhof, entferntere einige andere Stücke bei Simrock. Eine
derbe Fortsetzung, die man zuweilen am Schlusze von A mit in
Kauf bekommt, ist sicherlich später, ganz unpassender Zusatz,
und darum von mir nicht berücksichtigt.
67. Auch zornige Kinder werden oft mit diesen Reimen geneckt.
69. Vergleiche in Beziehung auf historische Erinnerung Nro. 19
dieses Buchs und die Anm. dazu, und so die Erinnerungen an
aie Schweden in den Nummern 109 bis 111 in Simr. K. B. Zu
vergleichen sind mit diesem und dem folgenden Stück im All
502
gemeitien die Nnmmem 541 bis 558 ittls Simr. E. B. Härgod
Iszken (= Herrgottsöchslein) ist das Marienkäferchen. Tschüka
(aas dem Ungrischen ts6ka) die Dohle^ Tipeazken in einigen
OrtBchafien des Sachsenlandes der Maikäfer^ Zaiku eine Specht-
art. Tataren und Türken «ind ohne Zweifel unmittelbar zu
jener Zeit in diese Einderreim'e gekommen, als man aicb nicht
einmal seiner Kinder einen Augenblick freuen konnte^ ohne das
furchtbare Schreckbild jener Landplagen vor sich zu haben.
Die Liedchen sind übrigens weit älter als Türken und Tataren
und haben mit den im Ganzen abgeschwächtem Stücken, die
ich aus S. K. B. angezogen* habe, eineriei Grundlage. Li den
j^itangen^ und dem y^hangen^ in C, D, Q klingt auch jene»
berühmte:
„Hermen !
sla dernien,
sta ^pipexi; sla trunmepl
de kaiser wil kummen
met hammer un Stangen,
wil Hermen uphangen"
durch, das von Einigen auf Arminius den Cherusker, von J.
Grimm aber (D. Myth. S. 329) auf einen Gott Irmin bezogen
wird» Teufel, Guckuck und Bär sind ^leichraäszig berechtigt in
nachheidnischer Zeit an die Stelle einer germanischen Gottheit
zu treten. Fü^ uns ist noch hervorzuhebÄU, dasz jene Hermen-
reime im nordwestlichen Deutschland an der Diemel, im Pader-
bornischen, Ravensburgischen, Münsterischen, im Bisthum Minden,
im Herzogthum Westphalen also in lanter sächsischen Land-
schaften fortleben.
69. Im Allgemeinen sind die zu Nro. 68 angetogenen Stücke des
K. B. auch hier zu vergleichen.
70,JDie Guckticksörakel sind weitverbreitet. Vergl. Müllenh. S. 509,
4 uAd Simr. K. B. Nro. 610 bis 612.
71. Vergl. im Allgemeinen Simr. K. B. Nro. 591 bis 598.
72. Vergl. Simr. K. B. 670 bis' 571. ,
73. Die Nummern 633 u. f. des K. B., die von der Katze handeln,
stimmen nicht mit diesem Stücke ül^erein.
74 bis 77. Nur Nro» 585 des K. B, hat einige Aehnlichkeit
503
IVachahmangreii.
Fast Alles in' diesem Abschnitte ist entnommen Haltrich's
Abhandl. ^d&r Sinn für Poesie unter dem Volke^ in dem mehrmaU
angeführten Album ^aus Siebenb. Vorzeit und Gegenwart" Was
sich Gleiches in Simrock's Kinderbuch von Seite 163 bis 178 findet,
stammt ebenfalls aus Haltrich's Mittheilung. Ueber die sinnige Auf-
fassung der Naturlaute in diesen Nachahmungen hat Haltrich in
der angeführten Abhandlung und an andern Orten treflfende Be-
merkungen beigebracht. ' ' ,
82. Vergl. Nro. 49, C, Strophe 1 .des zweiten Biiohfi.
107. Von dör Wachtel ist das: ^furchte Gott!" an* Deutschland be-
kannt. Von ihr und dem Wachtelkönig '• kennt ' die- Walachi .
ßche Volksüberlirferung ebenfalls Lautnachahmungen, die durch
kleine Erzählungen erläixtert werden.
114. Eine lange Elegie könnte kaum ergreifender sein.
meckeret und Spott.
Wie die Kinder an diesen Kinderdichtungen fortwährend mit-
dichten, zeigt sich nirgends mehr als in diesem Abschnitt, der'
selbstverständlich bei Sirarock fehlt, obwohl im Einzelnen Aehn-
liches vorkommt. Wenn es bis zu einem gewissen Grade wahr
ist, was der etwas begeisterungstrunkene Vorredner zu Simrock's
Kinderbuch sagt, dasz eine Sammlung solcher Kipderdichtungen ein
Compendium der Kinderweltgeschichte ist, " so kann es nur noch
wahrer werden durch Aufnahme auch, dieses Abschnittes in die
Sammlung. Die Nummern 115 bis 127, enthalten mehr allgemeine
Neckereien, von da an knüpft sich der Spott besonders an Namen:
eine gewisse -Derbheit kann hier weniger als sonst auffallen
V23. n^tsakesz'' hatJ.K. Schuller sehr scharfsinnig mit Aki in Ver-
bindung gebracht, und darin den finstem* (bösen) 'Meergott
.Oegir (Uogi) gesehen. So sehr mich diese Deutung anfangs
überrascht hat^ so ist jnLr ihre Richtigkeit durch mehrere Erwä-
gungen doch ^ zweifelhaft geworden (siehe hierüber m^ine
Mythentr. „Verschiedene Gottheiten" III.). Da indessen das
WarJ; unzweifelhaft- 4er Jiä^tbe awigehört^ so muszte eine andere
Deutung desselben versucht werden. Nach den Diensten nun,
die in unserm Kind?rliedchen der „Bisakesz* leistet, darf man
vermuthen, ^drisz daiait irgend ein leicht reizbarer Hauskobold
gemeint sei. Mit dieser Erklärung steht die sonstige Anwen-
Ö04
düng des Wortes auf wilde, rumorende Knaben nicht in Wider-
spruch; zumal es nie in heftigem Zorn, sondern fast noch in
milderem Sinn als das deutsche „TTiunichtgtU^ gebraucht wird.
125 wird gegen Zornige gebraucht«
146.Vergl. drittes Buch Nro. 413.
147.Vergl. Nro. 413 des dritten Buchs.
Klndergrebete.
Oehören zu den schönsten Stücken unsererer Volksdichtung.
148 und 149. VergL Simr. K. B. 261.
150. A aus Bistritz^ B aus Mühlbach, doch sind alle diese Gebete
durch den gröszten Theil des Sachsenlandes verbrettet Vergl.
Simr. K. B. Nro. 257 ; findet sich übrigens schon in des Knaben
Wünderh. Zu bemerken ist, dasz in diesen Relationen überall
14 Engel erscheinen, während unsere nur 7 kennen.
152. Vorgl. Simr. K. B. Nro. 265 und 266. Unserm Stücke gebe
ich vor beiden den Vorzug.
153. Dasselbe übersetzt in Simr. EL B. Nro. 262; der Oebetform
entwuchert ist Nro. 278.
154. Ist durch Haltrich auch an Simr. gekonimen und findet sich
tibersetzt in dessen K. B. Nro. 258.
157. Eine wundersame Feiertagsstimmung weht aus diesem schönen
Stück. Ä ist deutsch in Simr. K. B. Nro. 274 aufgenommen
worden. B, C, D (B und T> stark verstümmelt) geh(M*en zwar
sehr abweichenden, aber doch denselben Stoff behandebden
Relationen. C und D sind sich am nächsten.
158 stammt aus einem Hausbuch von 1749.
Klnderpredii^en.
159. Ein Stück bei Müllenh. S. 477 und Nro. 281 in Simr. K. B.
habeii entfernte Aehnliehkeit.
160 und 161 unschuldige Parodien des V. ü.
J 62. Vergl. K. B. Nro. 280
nfeckmärchen , liflgfenmärchen und
Relmspiele.
1 65. Des armen Mannes Wirihschaft. Aus .J. K. Schuller s ^Gtedich-
ten in siebenb. sächs. Mundart.^ Schuller bemerkt dazu'
505
Aehnliche Lieder, in denen— um mit Herder zu reden —
der Reim die Gedankentrommel ist, sind bekannt genug. Diese
Bemerkung paszt mehr , auf Stücke wie Nro. 26 des zweiten
und Nro. 178 des fünften Buchs und ähnU, in denen die Vers-
zeilen wirklich gleichsam aus dem vorhergehenden Reim her-
auswachsen; dagegen ist die in der Kinderdichtung sehr be-
liebte Form dieses Stückes von jenen Reimspielen verschieden,
und mit einem heitern, oft sehr sinnigen Inhalt erfüllt. Seiten-
stücke sind in allen Volkspoesien anzutreffen. Aus d^r deut-'
sehen führt Schuller kn : „Als ich ein armes Weib war &cl"
aus Erlach Bd. IV., S. 425, das sich auch in Simr. K. B.
Nro 946 (Druckfehler für 947) findet Noch näher steht unserm
Liede j^het hinneken^ bei Willems S. 527 namentlich durch die
vorkommenden Thiere und deren Reihenfolge. So heiszt auch
der Hahn unserm ^Kikeriki'^ ähnlich: y^Koekeloere^ . Zu ver-
gleichen sind auch die bei E. L. Rochholz — ^Alem, K. Lied
und K. Spiel" — S. 156 bis 170 aufgeführten Lieder. Endlich
ist zu erwähnen ein Walachisches Liedy das Aehnlichkeit mit
dem unsrigen hat ; ich gebe die ersten Strophen in üebersetzung :
1. Komm Gevatter, komm zu Markt
(oder: komm mit Besen, komm zu Markt)
Gevatter! (oder mit Besen &c.)
Lasz uns kaufen ein Hühnelein
Gevatter I
Das Hühnlein machet: kirz! kirzi kirzl
Gevatter — kirzl kirzl
2. Komm, Gevatter, komm zu Markt^
Gevatter!
Lasz uns kaufen ein Entelein
Gevatter!
Das Entlein machet: raz! raz! raz!
Das Hühnlein machet: kirzl kirzl kirz!
Gevatter, kirz! kirz!
So kaufen sie weiter ein Gänselein, ^das macht gil ga! ga!
ein Schwelnchen^ u. s. w. und zuletzt hört man das ganze Concert.
. In der 4. Strophe unseres Liedes, wo Schuller „Zä» du barbe^
hat, ' ist statt dessen aus einer Relation das verständlichere:
jfZäz deBarbra^ von mir aufgenommen worden; du barbe gibt
nur Sinn, wenn man es in „ku bärbe^ (walachisch =: mit dem
506
Bart) yerändert^ Im ^nauveau ' Benärt^ beifizt die Ziege :
„Äwitt«", was- mit unjserm ^Barbra* wenigstens dem Laute
nach übereinstimmt — sonst auchMetze. Zäz hängt zusammen
mit zäkeltchen t^ Zicklein, das von zicken = stoszen herzu-
leiten ist. Prutsch kommt vielleicht — wie Schuller . anfuhrt —
von brueschen = brüUen.
166. jEföÄncAen'» Tod. Dasselbe in Haltrich's Märchen Nro. 75 nach
einer sehr wenig abweichenden Relation. Sehr abgekürzt und
mit ,,Hühnchens Tod^ verbunden, bei Simr. K. B. Nro. 93ö,
dagegen reich und schön bei Müllenh. S* 470.
167. Nach einer mündlichen Relation ans Müblbach, die mit dem
Erscheinen des Fuchses und dem Begräbnisz ende^ie. Ich habe
das Stück aus Haltrich's Märchen ergänzt. Simr. Relation —
als Fortsetzung von ^^Hühncbens Tod^ ist mager, bei Müllenh.
. fehlt es auflFallender Weise ganz.
168. Schnattermtleim Reise. Nach Haltrich's Märchen Nro. 77.
169. Gänschens Reise. Aus mündlicher Ueberlieferung. Ein Seiten-
stück zum vorhergehenden, doch minder lebendig.
nO.Bitsohki, Aus mündlicher Mittheil. Zu vergleichen ist Simr.
K. B. Nro. 947, 948, 949. Die beiden letzten sind. durch ganz
Deutschland verbreitet; aus dem Dessauischen bat es Firme-
nich. Unser .Lied hat in Anfang und Schlusz eine eigenthüni-
liche Wendung genommen, und dadurch ein neues Motiv und
eine neue Moral gewonnen. — YergL auch E. L. Rochholz:
Alem. K. L'und K Sp. S. 149 u. f. Daselbst ist ein ähnliches
chaldäisches y in jildischen Synagogen eu gottesdienstlichen
Zweckeu gesungenes LJed, wahrscheinlich aus J. St. Rittangel
nachgewiesen und mitgeth^ilt. Nach einer Relation aus Arka-
den hatte eine alte Frau ein „bitchen pelsen* in dem „käler
schanz** und sendet daTnaoh flünd, '8t6ck^ F4u49'J Wasser, Ochs,
Wolf und zuletzt den Jäger aus ; im Uebrigen ist der Bau des
Liedes ähnlich.
171. Vergl. 948 j 949 des K. B. Das Lie^ steht den deutschen Seiten-
stücken weit näher als-Nt-o. 170. •
172.tJeberäll im Sachsenlande verbreitet und- auch in Haltrich's
Märch. Nro. 69 aTafgenommen.
173. Solche Mertgung zweier Sprachen ist in der V^^lksdichtung
nicht seltetL^ war sie doch*vor niöht gar langer Zeit selbst im
Kirehenllede gebräiiebliöh.
174. Das einzige Lttgenlied, das ich vollständig habe erhalten können.
607
Aehnliche^ doch nicht übereinstimmende bei Uhland Nro. 4,
dann 240 und 241, die auch in andern Sammluni^en erscheinen ;
bei MüUenh. S. 474, bei Simr. K. B. Nro. 469; in Nro. 907
ist der Refrain dem unsem ähnlich : ^ * <
„Gottes Wunder, lieber Bu, ,
Qeh, horch ein wenig zu!«
Die 5. Strophe mit dem in diesem Zusammenhang unverständ-
lichen „lazen'' scheint verderbt» ,
1 75. Bruchstücke eines Lügenliedes, das werth voller zu sein scheint
als das vorausgehende.
176. VergL Nro. 43 des ersten Buchs, das hier theilweise parodirt
erseheint. ...
177. Vergl. Nro. 4 des ersten und Nro. 67 des zweiten Buchs nebst
den Anm. dazu« Aehn liehe Lieder sind auch sonst bekannt.
In B ist die letzte Strophe ausgewuchert. '
1 78. A und B Beimspiele«
179. Vielleicht ein SpottUed.
180 und 181 vergl. Nro. 75 dea zweiten Buchs.
182. A und C sind Bruchstücke. A habe ich aus mehreren Rela-
tion^a zusammengestellt,/ C hat J. K. Schuller in seinen mytho-
logischen Untersuchungen in der Transilvania angeführt. Auch
B iät sehr trümmerh^ft auf uns gekommen,, und hat viele
Dunkelheiten. Nur durch die fünf Anfangszeilen scheint es
sich an A zu schlieszen, und gerade dieser Anfang scheint in
beiden Stücken fremdartiger Zusatss» Die/ fünfte Zeile von B
ist vielleicht auch willkuhrlieh aus einem Tanaliede hieberge-
setzt. Anstatt der siebenten Zeile .bat. eine andere Relation die
. eingeklammerte 8., wohl nur weil das dunkle domenäen nicht
verstanden wurde. Pr. Müller verfincht* di6 Worte aus domina
zu erklären. J. K. Schuller (Trans. -6, 1855) hat darin . viel-
leicht richtig ein Land der Zwerge erkannt. j^Domlenk^ und
y^Dommenhanz^ sind Gattungsnamen für Zwerg, imd wohl nur
deshalb im öebrauuh seltener geworden, weil Einer derselben
als „doinelank Hanz" zum Helden eines Märchens geworden
ist, worin er allerlei frö'mde Züge, nam-etitlich ' von Thörr und
Siegfried angent^ramen^ unti B;UmähIich «eine- Genossen ver-^
dunkelt hat. Die „DomenSen" wären ateo ein öebi*<> der
' Däfuwlinge oder £lbe^-eln E}lbetipara4ies; wie Meh es die Ger-
. manen bald im Innern d^r Bearge odef det Erde^ ' btrfd hoch
auf Gebirgen, immer aber menschlichem Zuga:nge. entrückt^ und
. 508 .
nur einzelnen Begfinstigten zu gewissen Zeiten eröffnet dachten.
Das Lied ist zu verderbt, um — trotzdera es in verschiedenen
Relationen erscheint^ — wieder hergestellt werden zu können.
Im Allgemeinen mag der Sinn desselben etwa folgender sein:
„Es wird ein vergeblicher Ritt (natürlich auf dem Knie) gemacht
in? Land der Elbe, entweder um ftlr den kleinem Reiter dort
eine passende (kleine) Braut zu suchen, und zwar wahrschein-
lich eine Prinzessin, oder (auch dies könnte der dunkle Sinn
des Liedes sein) um des Königs Hochzeit zu sehen. Der Eiben-
könig ^Domelänk" (wenn man so in der offenbar verderbten
9. Zeile das unverständliche „domenS" bessern darf) ist entweder
nicht zu Hause oder läszt nicht vor sich treten, weil er Hoch-
zeit hält Ziege, Katze, Hund (Vieh und Hausthiere der Elbe,
wie sie auch sonst bezeugt sind) liegen ruhig vor und in der
Vorhalle. Das Hausgesinde — denn daran musz man in der
nächsten Zeile denken — offenbart seine neckische Elbenatur,
indem Einige den Ankömmling ruhig angrinsen, ihn weder vor
den König fuhren, noch ihm sagen wollen, wer die Braiit sei,
oder welche als Bräute zu vergeben seien (?), während Andere
mit harmloser Schadenfreude um ihn springen und sinken, aus
den Kannen trinken, trommeln und lärmen* (aus den Mythen-
trümmern). — Die letzten 4 Zeilen aus A entsprechen einer
solchen Erklärung vollkommen. Wie8el und Maus sind wie
Unke und anderes Gethier elbische Gestalten (vorgl. Nro. 113
des vierten Buchs) und wenn ihnen im Liede die Reinigung
des Hauses aufgetragen wird, so sind sie damit als elbisches
Hausgesinde bezeichnet.
Abzählen nnd Spiele.
Unsere Abzählreime sind nicht so schön als manche der in
Simr. K. B. von S. 178 bis 195 mitgetheilten. Von den Spielen
verdanke ich die meisten Haltrifch's mehrerwähntem Schulprogramm
von 1854— ö.
199. Die Biene wird hier als (eibischer?) Reiter aufgefaszt, der sich
mit Milch — für den Reiter — und Haber — für das Rosz —
auf die Reise versieht
201. Das „Raiin, niaiu* oder „Main, raiu« in 202 B ist wohl Reihen
oder Reigen und Maien zu erklären. Ein ähnliches Spiel bei
Müllenh. S. 484, 1.
509
203 und 204 sind ähnliche Spiele. Der „Pimerbäsch« ist wohl loca-
ler Name einer Waldung.
207.I>ie>y,Branefrae^ ist Frau Holla.
209. Das Blindekuhspiel in Simr.' EL B. Nro. 859 hat mehr Reime,
und wird anders gespielt.
210. «Schampelän^ ist mir unverständlich. Das Spiel hat wohl
mythischen Hintergrund. '
211. Aus Haltrich's Programm ist dies Spiel sammt den Reimen
auch in Simr. K. B. Nrö. 854 übergegangen. Es gründet sich
^ wohl auf eine Erzählung, die der Sage vom Wolf und den
Zicklein sehr ähnlich ist. Verwandtes hat .Müilenh. S. 487,
Nro. 8.
213. Ein ähnUches Spiel bei MüUenk S. 488, Nro. 9/
Kinder-Canon.
216.0b dieser Canon im Lande entstanden ist, kann ich nicht bt
stimmen. Wie der folgende trägt er das Gepräge hohen Alters«
217. Vergl. Nro. 5, C des ersten Buchs.
Sprechflliungren.
Lieszen sich wohl stark vermehren. Solche Zungenübungen
trifft man bei allen Völkern ; so ähnlich sind sich auch die geistigen
Bedürfnisse der Menschen.
TSachtr&ge.
247. Aus Haltrich's Plan zu Vorarbeiten für ein Idiotikon der siebenb.
Sachs. Volkssprache.
250 Vergleiche »Nro. 165 und die Anmerkung dazu. Das dort ange-
führte Lied aus Willens oft erwähntem Werke S. 527 beginnt:
Des avonds in den reine, rein
Des ochten^s achter 't hoveken
Des morgens als ik was zoo rijk -*
en
Dat ik had en hinneken :
Alle lieden yraegden mij
Hoe da 'k dat hinneken heeten zou?
„Kriep!^ zqI mijn hinneken.
' und schlieszt mit der Strophe:
510
Dat ik hadeen wijveken:
Alle lieden vraegden my
Hoe da 'k dat wijveken heeten eou?
Klembedrijf biet mijn wijf,
Langsteert biet mijn peerd,
Nijp — gat — toe biet mijn koe,-
Kort trapken biet mijn scbaepken,
Steertje ront biet mijn bond,
Langbals biet mijn zwane,
Koekeloere! sei mijn hone,
Kriep! sei mija hinneken.
Abhandlungen.
I.
Den deutschen Volksstamm, von dessen Dichtungen ich einen
guten Theil hier dargeboten ihm selbst und seinen Brüdern in
Deutschland, die er nicht vergessen hat, und von denen er nicht
vergessen sein möchte, nennt man seit mehreren Jahrhunderten
j^Siehenbwrger Sachsen.^ lieber den Namen und die Abstammung
dieser Colonisten, . der treuesten, die je vom deutschen Volke aus-
gegangen, ist bis in die neueste Zeit herab viel geschrieben und
gestritten worden. Heute sind die Acten über diesen Gegenstand
dem Schlusz nahe. Sprache, Ortsbenennungen, Gebräuche und
Sitten, häusliche Eini'ichtungen, mancherlei Ueberlieferungen haben
die meisten neueren Forscher die Heimat unserer Voreltern am
Niederrhein, wo sich Franken und Sachsen berührten, und haupt-
sächlich in der Gegen(^ von Köln suchen lassen. Wenn man sie
für einen nicht unbedeutenden Theil noch tiefer in das eigentliche
Westfalen rückt, einen andern Theil aus Flandern einwandern läszt^
so werden die Untersuchungen der Folgezeit die Ergebnisse unserer
heutigen Forschungen wohl nur noch zu bestättigen, nicht zu berich-
tigen haben. Die Hauptgründe jener Ansicht hat J. K. Schuller
zusammengestellt in dem kleinen Schriftchen: zur Frage über die
Herkunft der Sachsen in Siebenbürgen (Hermannst bei Th. Stein-
haiisen 1856), wo auch Vieles aus der einschlägigen Litteratur ange-
zogen ist. Seine Gründe würden sich schon jetzt unschwer ver-
mehren lassen. Damit ist den alturkundliclien Namen ^Flandrenses*^
und y^Saxones^ ihre Berechtigung nicht genommen ; vielmehr nöthigen
eben diese urkundlichen, gewisz nicht zufallig entstandenen Namen
mindestens einen groszen Theil der ersten Einwanderer aus Flan-
dern, und wohl gleich die nächstfolgenden aus Sachsen — wenn
auch' nur dem Westfälischen herzuleiten. Es nöthigen hiezu auch
andere Umstände. Für Flandern sprechen Schlözer's gewichtige
Gründe und manche noch immer nicht ganz vergessene Ueber-
lieferungen; für Sachsen viele Sagen, Märchen, vorzüglich aber
33
514
ansre Mythenreste, die in auffallender Weise fast ohne Ausnahm
tief in den Nord-Westen Deutschlands weisen; wohl auch Ortsnamen
wie Medwesch (= Medov&ge), Hülzmäinjen (= Holtesmenne), Duolr
men (pz Dälmenne, Dülmen), Schnoben (=: Schagen), Eälenk
(= Kellink) und ähnliche, denen allerdings eine gröszere Menge
niederrheinisoher, mit Siebenb. sächsischen überstimmender Orts-
namen gegenüber gestellt werden kann« Meine Aufgabe ist nicht
hier diese Fragen endgiltig zu entscheiden ; ich wollte nur hinweisen
auf das Ziel, dem in dieser Hinsicht alle unsere Forschungen sich
werden nähern müssen. Eines Umstandes denke ich doch noch
erwähnen zu müssen, der ob zwar nicht entscheidend, doch einer
gröszeren Beachtung werth erscheint, als ihm bisher zu ^Theil
geworden. Das zweite ura 1370 entstandene Nationalsiegel der
Sachsen (dies allein kommt hier in Betracht, da das erste nur die
ehrenvolle Bestimmung der Einwanderer versinnlicht, das letzte mit
den sieben Burgen den Namen des Landes oder besser des Sachsen-
gaues zu deuten sucht) weiset mit seinen drei Seeblumenblättem in
ein Küstenland (Flandern). Sieben Seeblummenblätter hatten die
Friesen, Nachbaren der Flanderer in ihrer Fahne; — sieben und
drei beides sind uralt heilige Zahlen. Bedeutsam vereinigt sogar
das Hermannstädter Wappen (also das des Vorortes) Flandrer und
Sachsen^ indem es in das Seeblumendreieck die gekreuzten sächsi-
schen Schwerter einrahmt
Auch aus sprachlichen Gründen darf man den ürsitz wenigstens
eines Theiles unserer Vorfahren etwas weiter nördlich rücken, als
bisher geschehen ist Unsere Sprache, wie wir sie fast nur ans
ihrer heutigen Erscheinung kennen, ist weder flandrisch noch säch-
sisch ; aber doch hat sie noch jetzt, besonders in einigen Mundarten
(voraus die Schäszhurger) entschieden mehr säschsischen Gehalt als
etwa die von Köln oder Düsseldorf, wovon man sich um so leichter
überzeugen kann, je mehr man auch den Vocalismus, nicht, wie
bish<'r fast ausschlieszlicli geschehen ist, nur den allerdings wichti-
geren Consonantismus in Erwägung zieht. *) Das musz früher noch
*) Die Verwandtschaft der Zipser Mundarten mit unsern siebenbürgisch-sachsischen
findet SchrÖer in dem schätzbaren Werke „Versuch einer Darstellnng der dent-
schea Mandarten des nngrischen Berglandes " doch zn gprosz, wenn er S. 8 be>
hauptet, dasz „dieser Dialect durch gewisse Hauptzüge und eine Anzahl tod
Wörtern dem der Siebenbürger Sachsens nShcr als irgend einem andern stehe.
In der That enthalten unsere Mundarten weit mehr niederdeutsche Elemente als
die des ungr. Bergiandes.
616
anzweifelhafier gewesen sein. Wer die Mundarten der Städte
Hermannstadt ^ Mühlbachy Broos Vergleicht mit der gangbaren
Sprache der sie umgebenden Dörfer, dem musz schon auffallen,
wie sehr die Sprache in den Städten zersetzt und abgeschliffen
worden durch Einwirkung der hochdeutschen Schriftsprache. Aber
auch das Idiom der Dörfer hat sich seit Jahrhunderten diesem Ein-
flusz nicht entziehen können, wie 'schon die grosze Menge unsilch-
sich gebildeter Wörter beweist und die Erwägung der historischen
Verhältnisse erwarten läszt. 'Schon zur 2ieit der ersten Einwande-
rung war die Vormacht der oberdeutschen Oialecte, besonders des
schwäbischen in Deutschland fühlbar ; ein halbes Jahrhundert später
wurde sie durch dieBlUthe der mhd. Dichtkunst eine entschiedene.
Das konnte auch auf die Einwanderer, die erst vor so kurzer Zeit
die Heimath verlassen hatten, imd gewisz noch im lebendigsten Zu-
sammenhange mit dem Stamralande waren, nicht ohne Einflusz
bleiben. In Deutschland selbst scheinen um diese Zeit -^ wohl
gerade durch die Einwanderung — das Land und die Verhältnisse
Siebenbürgens zu klarerer Kunde gekommen zu sein, wie die Ett
wähnung des Landes im Nibelungenlied und die Klinsorsage be*
weisen. Letztere reicht freilich mit ihren tiefsten Wurzeln weit
zurück in den Wodansmythus, in der Gestalt aber, wie sie im
Wartburgkriege erscheint, hat sie sich um diese Zeit zu bilden be-
gonnen. — Sollte der Minnesang nach Siebenbürgen gedrungen
sein, woran ich nicht zweifle, so konnte es nur in dem schwäbi-
schen Dialect geschehen sein ; sollte je in Siebenbürgen die höfische
Dichtkunst von Inländerri geübt worden sein, was doch nur höchst
selten geschehen sein kann, so war's zweifellos auch in diesem
Dialect. Einen fortwälirend engen Zusammenhang der Colonisteo
mit dem Mutterlande erhielt der besonders unter den Anjouem
mächtig erblühende Handel derselben, und wieder ist es Vorzugs-
. weise der Süden Deutschlands, der dabei in Betracht kommt. So
kamen auch in späterer Zeit die kleineren Nachwanderungen vor-
zugsweise von Handwerkern, aber auch einzelner nachmals im Lande
bedeutend gewordener Persönlichkeiten zumeist aus den gewerb-
und kunstreichen Städten Ober- und Mitteldeutschlands. Der Hand-
werksbursche liesz sich entweder unter den Brüdern ^ nieder, oder
er kehrte nach einigen Jahren wieder in sein Nürnberg, Augsburg,
Straszburg, Frankfurt u. s. w. zurück. Niemals wohl in jener lieder-
reichen Zeit war er ohne Lieder gekommen, hatte wohl zuweilen
auch ein oder das andere fliegende Blatt mitgebracht, und Beides
33»
516
schlug — wie zu geschehen pflegt — sogleich in dem neuen Boden
Wurzel, Diese Lieder waren natürlich oberdeutsche — wie denn
überhaupt um diese Zeit mehr noch als in E(päterer der deutsche
Süden weit liederreicher war, als der zum Theil nicht langeher
neugermanisirte Norden, der sich dafür von jeher einer gröszeren
Mythenflil^e erfreute — und blieben selbst bei allmähliger Umdich-
tung, ja gerade durch dieselbe nicht ohne Einwirkung auf die Sprache,
in welclie sie umgedichtet wurden. Zum Theil schon während der
ersten Türkenkriege (z. B unter Hunyadi), häufig aber während
der oft wiederholten Kämpfe Oesterreichs um den Besitz Sieben-
bürgens kamen auch deutsche Söldner — wieder zumeist Süd-
deutsche — in das Land, wie andrerseits vielfach sächsische Wander-
bursche nach Deutschland zogen und dorther Sitte, Lied und aon-
stige Gewohnheiten mitbrachten. Unberechenbar sind, dergleichen
Einflüsze, seit Siebenbürgen dauernd unter Oesterreichs Herrschaft
gelangte.
Aber die wichtigsten Momente in dieser Hinsicht sind nun
erst zu erwägen. Die Siebenb, sächsische Sprache ist nur in aUer-
letzter Zeit geschrieben worden. In der ersten Zeit nach der Ein-
wanderung wurden nicht nur alle Urkunden, sondern selbst chroni-
stische Aufzeichnungen, Rechnungen u. dgl. — wie es im Geist
und dem Culturzustande des Zeitalters lag — in lateinischer Sprache
geschrieben. Noch Jahrhunderte später, als man schon vielfach im
Lande deutsche Memoiren schrieb, begegnet es oft, dasz der Ver-
fasser gerade da, wo er sein GefUhl sprechen lassen und einmal
breiter ausladen will, plötzlich ins Lateinische übergeht. Als man
anfing deutsch zu schreiben, war es wieder, wenn auch mit vielen
Saxonismen durchspickt^ das Oberdeutsche, dessen man sich be-
diente; selbst Personen- und Ortsnamen gab man nicht selten in
der Schrift oberdeutsche Form. So sind oberdeutsch die einzelnen,
deutschen Bruchstücke einer Hermannstädter, sonst lateinisch ge-
schriebenen Eirche'nmatrikel des 14. Jahrhunderts, herausgegeben von
Anton Kurz unter dem Titel: „Die ältesten deutschen Sprachdenk-
male und die bis jetzt bekannte älteste Handschrift der Sachsen in
Siebenb. Leipzig bei T. O. Weigel." Die Schreiber dieser Urkunde,
die sich in der Batyanischen Bibliothek in Karlsburg befindet, waren
„zur Hermannstädter Pfarre der h. Jungfrau Maria gehörige Geist-
liche" und, wie ihre Saxonismen beweisen, ohne Zweifel Sachsen.
Im 15. Jahrhundert ist schon oft, im 16. sehr reichlich besonders
in Zunfturkunden die deutsche und immer die hochdeutsche Sprache
Ö17
vertreten, wie dies klar ersichtlich ist aus einem von der Wissen-
schaft lange geforderten Werke, das Fr. Müller erst kürzlich flena
Verein für Siebenb. Landeskunde zur Herausgabe übermittelt hat. ♦)
Unberechenbaren Einflusz auf die Zersetzung des Siebenb. sächsi-
schen Idioms übte die Reformation. Viele deutsche Schriften der
Reformatoren und ihrer Nachfolger — vor allen andern Luther's
Bibelübersetzung — verbreiteten sich unter unserm Volke ; es ward
femer Gebrauch sächsisch zu predigen, wobei man aber die Predig-
ten in Lutherischem Hochdeutsch abfaszte, und nur im Vortrag
übersetzte; in den Schulen pflegte man (seit wann? — eine Vor-
schrift hierüber kenne icK nur aus sehr später Zeit) Katechismus,
Gesangbuch, Bibel sächsisch zu lesen. Deutsche. Wort-, Biegungs-
und Satzformen drangen damit bis in die untersten Schichten des
Volkes ein.
Auf solche Weise änderte sich allmählig und fast unmerklich
unsere Sprache zu Gunsten ihres hochdeutschen Elementes. Zwar
ging dabei wohl nur Venig von ihrem eigentlichen ursprünglichen
Charakter, dagegen aber manche Idiotismen, eigenthümliche Formen
und Redewendungen verloren, wogegen fremde in Menge aufge-
nommen wurden. Nicht Aufgabe dieser Abhandlungen ist es, viel-
mehr die einer grammatischen Arbeit, an die sich doch bald eine
ausreichende Kraft wagen sollte, die Gesetze dieser Sprache, wie
sie bis heute geworden, erschöpfend zu entwickeln. In keiner Hin-
sicht ist noch so wenig Befriedigendes geleistet worden als in die-
ser; alle unsere Arbeiten in diesem Gebiete halten sich noch ganz
auf der Oberfläche; und doch ist eine gründliche, erschöpfende die
dringendste Forderung unserer heutigen Wissenschaft. Umsonst
sammeln wir zu einem Idiotikon, so lange wir ein solches Werk
nicht besitzen; wir werden jenes ohne dieses kaum so vollenden
können, dasz es mit Ehren vor der deutschen Kritik zu bestehen
vermöchte. Umsonst woDen wir eine allgemein und endgiltige
sächsische Orthographie feststellen, ehe uns in der Grammatik die
Möglichkeit geboten ist, dabei rationell und consequent vorzugehen;
der Versuch wird eher schaden als nützen. Auf jedem Schritte in
dem Gebiet national-germanistischer Forschung fühlen wir den Mangel
eines solchen Werkes. Um so betrübender, da wir uns anderer-
seits gestehen müssen, wie wenig Hoffnung wir gegenwärtig hegen
4ürfen, diese Lücke bald ausgefüllt zu sehen. Es gehört viel
*) Es ist unterdefisen erschienen.
518
WiFtsen nnd viel Musze zn einer solchen Arbeit Neben einer gründ-
lichen Kenntnisz der hiritorischen deutschen Grammatik^ müszte der
Veifasser eine weitreichende Bekanntschaft mit dem eigenen nnd
den übrigen germanischen Dialecten und Mundart^en besitzen, deren
Wörterschatz ihm handgerecht zu Gebote stehen müszte; er müszte
Musze genug hab(3n, ununterbrochen mindestens einige Stunden
täglich zu arbeiten. Nun ist aber der yorzglichste Träger unserer
Wissenschaft, der Lehrstand, durch einen zeitraubenden , obwohl
nicht in gleichem Masze nutzbringenden Schulmechanismus gehin-
dert, kaum in der Lage, die Vorstudien zu einem solchen Werke
zu machen und ^as W^erk selbst zu volienden, ehe eine Reibe von
Jahren darüber vergeht. Von Andern ist ein solches Werk noch
weniger zu erwarten.*)
Solche Erwägungen haben nothwendig von Einflusz sein müssen
auf die Wahl meiner Orthographie^ in dem sächsischen Text. Wenn
dicBelbe nach der obigen Entwickelung'^ keine bleibende, nur eine
vorübergehende sein konnte, so müszte ich sie vorzüglich so einzu-
ricliten trachten, dasz damit die wirklichen Laute, wie sie das Ohr
hört, ohne Rücksicht auf Abstammung, möglichst genau bezeichnet
wui'den; gerade dadurch konnte ich dem künftigen Grammatiker
und Systematfker am nützlichsten werden. Könnte ich an die
Dauer meiner Schreibung glauben, so wäre sie vielleicht schon jetzt
in Einigem abzuändern. — Die Griechen und im Deutschen .Notker
imd Andere haben nach ähnlichen Grundsätzen geschrieben. Auf-
merksam machen musz ich aber auf den schön ausgebildeten Conso-
nantismus unserer Sprache, namentlich auf die sehr scharf bestimm-
An Auslautgesetze, die ich ebenso wie die übrigen Lautgesetze auch
in der Schrift darstellen zu müssen geglaubt habe. Nicht befrem-
den soll es, wenn man ein und dasselbe Wort an verschiedenen
Stellen verschieden geschrieben findet; es hängt immer von dem
Anlaut des nächstfolgendem Wortes ab, ob ein Wort sein n im
Auslaut behalten oder abwerfen, ob es seine muta, tenuis oder
adpirata unverändert lassen, oder umwandeln und dem folgenden
Laut anähnlichen musz. Hierin weichen auch die Mundarten in
Einzelnem von einander ab, z. B. die Nösner von allen Uebrigen«
Gleichem Wechsel unterliegt im Inlaut der Endconsonant eines
^) Der Einzige, dem die Masze jetzt in ausreichendem Masze geboten wäre, J. K.
Schnller, steht bereits in huhem Alter, und wird sein wissenschaftlich so thaten-
reiches ^eben kaum mit .der schwierigsten und aufreibendsten Arbeit be-
schlieszen wollen.
5»
Stammes je nach den verschiedenen Bild iings- und Ableftungssylben,
die ihm anwachsen.
Zur Bezeichnung der sächsischen Laute habe ich folgende
Zeichen verwendet:
1« Voeale.
Lange: §iy S, &, 3, i, 6, 6, ü, &.
Kurze : . a, &, ä^ e (das dem i sich taähernde kurze e, wie es
etwa in „recht* gesprochen wird), e (das gewöhnliche stumme- e),
i, o, ö, u, ü.
Die aus diesen Vocalen entstehenden Diphtongen (zuweilen auch
Triphtongen) bieten keine Schwierigkeit, ei ist nie wie ai zu lesen.
2. Consonanteii.
b, p, f — w.
S; k (aspirirtes, aus der Tiefe des Gaumens gesprochenes g),
k, ch (mehr auf der Zunge als aus dem Uaumen gebildet, und einem
geschärften j ähnlich lautend), 6h (aspirirt und aus dem Gaumen
gesprochen wie in Rachen) — j (meist im Inlaut fiLr erweichtes g
stehend).
d, t (in den meisten Mundarten wie th gesprochen), z.
8, seh, S (im Anlaute vor t und p gesprochen wie seh), ij (höchst
selten — sanskritischem dscha ähnlich lautend wie in ^gee^der^),
sz (mit dem deutschen § identisch) und h.
r, 1 (vom auf der Zunge gebildet, nicht im Hintergrund der-
selben wie in Deutschland), m, n.
Der gewünschten grammatischen Arbeit musz auch die Be-
handlung der Mundartenlehre überlassen bleiben. Ich habe gestrebt,
dasz, wer sie unternimmt, ein möglichst reiches Material dazu in
meiner Sammlung. finde; doch ist weit weniger geboten, als ich zu
bieten gewünscht und auch vermocht hätte, wenn ich von mehreren
Seiten und immer mit sorgfältig geschriebenen Beiträgen wäre unter-
stützt worden.
Der Idiome sind eigerftlich fast so viele als Ortschaften, doch
lassen sie sich füglich unter fünf Hauptmundarten ordnen:
1. Die Hermannstädter,
2. die Medwischer,
3. die Schäs^burger,
4. die Burzenländer,
520
5. die Nösner, an weldie sich als ein Uebergangszweig die
Regner*) aiischlieszt.
Die Schäszburger Mundart enthält mehr als die andere sächsi-
sche Bestandtheile ; die Hermannstädter in der hier angenommenen
Ausdehnung schlieszt sich in leisen Uebergängen hier an die Med-
wischer, dort an die Schäszburger an^ dasz es schwer fällt eine
scharfe Ghrenze ihrer Herrschaft abzumarker^ und es, ehe diö Gh-am-
matik endgiltig darüber entschieden hat, kaum bekämpft Werden
kann, wenn Einige nur drei Hauptmpndarten : Hermannstädter,
Nösner, Burzenländer anerkennen wollen. Der Hermannstädter,
Schäszburger und Medwischer Mundart steht die Burzenländer,
in diesem Buche nicht durch meine Schuld fast unvertretene,
etwas ferner, und am (Entschiedensten entfernt ^ sich die Nösner
von allen ibrön Schwestern; doch bleibt die .Familienähnlichkeit
immer noch so grosz; dasz sie selbst eine flüchtige Betrachtung als
rechte Schwester anerkennen musz* Durch ihre Abweichungen
. nähert sie sich auf mehreren Punkten den deutschen Mundarten
des iingrischen Berglandes.
II.
Wer der Entwickelungsgeschichte der Siebenb. sächsischem
Volksdichtung nachspürt, entbehrt so mancher Quellen, die ander-
wärts oft reichlich zu Gebote stehen. Nicht handschriftliche Samm-
lungen, nicht gelegentliche Mittheilungen aus frühetn Zeiten, nicht
alte Drucke weisen ihm die gesuchte Fährte. Von handschriftlichen
Sammlungen ist mir nie eine Spur begegnet; noch weniger bewahren
alte Drucke Erzeugnisse unserer Volksdichtung/ es sei denn einige
Sagen; von gelegentlichen Aufzeichnungen ist mir auph nur wenig
Erwerb geworden. Eine überraschend reiche Ausbeute brachten
in dieser Hinsicht nur die von Teutsch ausgewertheten Kirchen-
visitationen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, die über 60 Heils-
formeln lieferten. Daneben ist uns ein historisches Lied aus dem
Anfang des vorigen Jahrhunderts in einem Manuscript, einige Heils-
und Zauberformeln in Hexenprooessen, auf dem Deckel eines alten
Buchs, in einem altern Kirchenprotokoll, und einige Sprüche aus
einem alten Hausbuch erhalten. Wie wenig ist das im Vero:leich
mit dem, was in Deutschland die groszen Bibliotheken im Ueber-
*) Kegeu für sächs. RSq ist wahrscheinlich nnrichtig; es wird schwer sein tiberaU
' den richtigen deutschen Ausdruck für sächs. Ortsnamen herzustellen.
521
flusz darbieten. So musz sich denn unser Forscher begnügen, aus
der jetzigen Gestalt und dem Inhalt, der Dichtungen, wie er sie
eben aus dem Munde ded Volkes erhalten, .seine Schlüsze zu ziehen;
er mag die Geschichte des VolkeS; die Ereignisse, von denen hie
und da dessen Dichtungen gefärbt erscheinen, in Erwägung ziehen,
Hnd sich dabei oft bescheiden, wenn er auch nur zu einer wahr-
scheinlichen Hypothese gelangen kann. Der Vergleich mit der
Volksdichtung anderer Nationen, vor Allem mit der nächstverwand-
ten der Bruderstämme im deutschen Mutterlande wird ihm oft die
wesentlichsten* Dienste leisten^wie denn besonders ftir die Geschichte
unseres Volksliedes Uhlajoid's Sammlung und die wenigen dazu er-
schienenen Abhandlungen unschätzbare Htilfsmittel und Finger-
zeige bieten.
So gering solche Hülfsmittel auf den ersten Anblick scheinen
mögen, wir sind damit nicht so gar sehr im Nachtheil gegenüber
andern Nationen, selbst im Vergleich mit unsem Brüdern in Deutsch-
land, wo der Volksdichtung die reichsten Quellen flieszen, und die-
selben am öftesten und fieiszigsten ausgebeutet wurden. Allerdings
sind Quellen und Zeugnisse geeignet, das geringste, selten aber das
höchstmögliche Alter und die ersten Keime und Anfänge einer
Dichtung zu bestimmen; denn zu diesen reichen sie in der Regel
lange nicht hinauf. Nur das Wenigste in Uhland's Sammlung kann
aus Handschriften vor dem 16. Jahrh. oder gar noch älterer Zeit
nachgewiesen, werden, während es doch oft in seinen Anfängen weit
älter ist, und vielfach über die Blüthezeit der höfischen Kunstdich-
tung hinausreicht, die besonders in ihren Anfängen nicht selten aus
der Volksdichtung Nahrung sog, wie z. B. bei dem Kürenberger
oiFenbar ist.
Andererseits gestatten unsere Mittel mancherlei ersprieszliche
Folgerungen. Es ist bei Betrachtung der Dichtungen selbst, wie
sie vorliegen, zu erwägen, ob der Stoff alt sei, ob er im Ganzen oder
Einzelnen mythischen Gehalt habe, ob er in Zusammenhang stehe
mit Festen, Sitten, Gebräuchen, die an sich selbst oder durch sichere
Ueberlieferungen als alt verbürgt sind, oder selbst mythische Be-
ziefhung haben; ob er noch in mehreren oder allen Hauptformen
der Volksdichtung, also Mythe, Sage, Märchen, Lied (oder dramatische
Darstellung) vorkomme, wie bei der Ballade ^Brautmörder^ des
ersten Buches der Fall ist, ob in andern alten Dichtungen Anspie-
lungeta auf oder Reminiscenzen aus diesem Stoff vorkommen, oder
derselbe sonst erwähnt wird ; ob er nach seiner Behandlung einfach
622
sei in äusserer und innerer Anlage, ob er naiv oder bereits senti-
mental^ ob er in strenger Kürze oder in breiterem Flusze vorge-
tragen werde^ob er besser oder schlechter erhalten sei^ ob er seine
ursprüngliche Tendenz behalten oder verloren habe, ob sich Lücken
vorfinden oder Dunkelheiten in dem Zusammenhange^ in den Moti-
ven und in dem Abschlusz, die mit Wahrscheinlichkeit erklärt
werden dürfen daraus, dasz die Dichtung durch die Länge der Zeit
ganz odet- in einzelnen Theilen von ihrem Publikum nicht mehr
verstanden, und - in Folge dessen verderbt wurde* Von minderer
Bedeutung ist bei unseren Volksdichtungen die äuszefe Form^ z. B.
ungleichmäsziges Versmasz, Beachtung oder Nichtbeachtung der
Senkungen,. unverschränkte oder verschränkte Reime, völlige Reim-
losigkeit, einfachere oder ausgebildetere Strophe oder Mangel an
Strophenbildung u. .s, w. • •
Die Erwäffung der Volksgeschichte veranlasst zu der Unter-
suchung, ob eine bestimmte Dichtung dem Geiste und der Stim-
mung einer besonderen Zeitperiode mehr als jeder andern entspre-
chend und angemessen sei, so, dasz ßie als natürliches Erzeugnisz
derselben angesehen werdeü könne, ob sie von den Zeitereignissen
sichtlich getragen oder nur leicht gefärbt erscheine, ob sie etwa
deutliche Anspielungen auf dieselben enthalte, ob sie von denselben
ganz erzeugt oder nur theilweise umgeformt worden sei u. dgl.
Bei dem Vergleich endlich mit andern y namentlich deutschen
Volksdichtungen liegt uns ob zu untersjicheu, aus welcher Zeit sich
die fremde Dichtung nachweisen lasse, wie weit sie in dieser oder
einer voräussetzlich andern Gestalt über die urkundlich erwiesene
Zeit zurückreichen könne; femer ob unsere Dichtung nach allen
innern oder äuszern Gründen älter oder jünger sei als die parallele
fremde Dichtung, so wie sie vorliegt, ob sie etwa blosz einzelne
ältere Bestandtheile bewahrt habe; ob sie, wenn jünger, sich aus
der fremden Dichtung oder unabhängig von dieser aus andern,
verlorenen, älteren Formen entwickelt habe; endlich ob unsere
Dichtung als Umdichtung anzusehen sei oder nicht, wie weit die
Umdichtiing fortgeschritten, ob sie nämlich zur völlig freien Be«
arbeitung des Stoffes geworden, oder noch fast blosze Uebersetzung
geblieben sei.
Nicht jedes dieser Kennzeichen ist schon einzeln genügend,
uns zu einem Schlusze zu berechtigen; die meisten bedürfen, um
rechtskräftig zu werden, gegenseitiger Unterstützung, und wollen
überhaupt mit Vorsicht und Tact gebraucht sein. Dieser ist zwar
523
einerseits angeboren, mnsz aber, wenn er zu ganzer Kraft gelangen
8oll> durch vielfältigen und langen Umgang mit und inniges Ver-
senken in diese Dichtungen genährt und gepflegt werden.
Mit solchen Mitteln versuche ich es, nachdem aurch die An*
merkungen schon stark vorgearbeitet worden, in diesen Abhandlun« .
gen nicht die Geschichte, nur einige Grundrisse zur Geschichte
unserer Volksdichtung -^ namentlich so. weit sie in meiner Samm-
lung Baum gefunden — zu entwerfen, oder — um keinem Misz«
verständnisz über meine Absicht Raum zu lassen — die bedeutend-
sten Entwickelungsphasen unserer Volksdichtung abzumarken und
zu kennzeichnen. Ich darf mir das Zeugnisz geben, dasz ich es
weder an innigem Einleben in diese Dichtungen binnen siebzehn
Jahren fehlen liesz, noch es versäumt habe, mir den Sinn zu schär« ,
fen durch Studium und Vergleichung fast aller zugänglichen Volks-
literaturen, besonders aber nach allen Richtungen der deutschen.
Als die ersten Deutschen den weiten Weg nach dem Earpathen-
lande antraten, das von ihnen den Kamen Siebenbürgen erhalten
sollte, hatten die Kreuzzüge noch nicht lange begonnen, sasz auf
dem Kaiserthrone Konrad UI. von Hohenstaufen, kündigte sich
noch kaum die Dämmerung an jener glänzenden Morgenröthe deut-
scher Dichtkunst, welche mehr als ein halbes Jahrhundert später
in Süddeutschland strahlend anbrechen sollte. Später noch leuchtete
sie den Gegenden unserer ersten Heimath, und nur noch später,
wenn es überhaupt je geschah, hätte sie auf die Volkspoesie jener
Gegenden einigen Einflusz üben können.
In Flandern und am Niederrhein erzählte man sich noch mit
frischer Theilnahme jene Abentheuer von Wolf und Fuchs neben
mancher altepischen Sage, in Westfalen jene Wodena- und Heimärchen
kräftiger noch und von mythischem Gehalt erfüllter als sie uns heute
die nicht genug zu schätzende Märchensammlung HaltriMs lesen
läszt. Daneben erklang aber auch noch manches Lied, recitirte
noch manche Schauersage der bekannte Sänger oder ^er wandernde
Blinde, wo man sich zum Reigen versammelte oder in der Rocken-
stube, oder wo immer »ich ein Haufe Hörender in einer Versamm-
lung fand. Das sind jene halbepischen Lieder, die später unpassend
den Namen j^BaUade^ erhalten haben. Auch der Tanz wurde von
Reimen begleitet und bei Hochzeiten und andern hochfestlichen
Gelegenheiten dramatische Spiele, und mimische Darstellungen voll
mythischen Gehaltes aufgeführt.
524
Nicht ohne Begleitung der Dichtkunst sind aleto unsere Vor-
fahren aus ihren Ursitzen im nordwestlichen Deutschland zuerst in
dieses Land gekommen. Wie Pflug und Schwert, so brachten sie
Myihe^ Sage^ Thieradge und Mährch&n, aber auch dramatische Com-
Positionen^ Lied und Sp^ch, Zauberformel und Räthsd und was die
Mütter als erste Geistesbrocken den Kindern vorlullen, mit. So
wenig von diesen wie von Pflug und Schwert mochten, ja konnten
sie sich trennen; sie gehörten ja überhaupt zu ihrem Hausrath; sie
hafteten ihnen an wie die Schale der Schildkröte, und weniger
fremd und wüste muszte ihnen die neue Heimath erscheinen, wenn
sie gleichsam ein gut Stück der alten sogleich in dieseK>e her-
überpflanzten. / .
Freilich erlitten diese Erbtheile schon init oder bald nach der
Einwanderung manchen Verlust. Die Erzähler und Sänger vom
Fach waren wohl meistens zurückgeblieben, der sang- und sagen-
kundige Blinde mochte sein Schicksal nicht vereihen mit dem der
waghalsigen Wanderer, die in eine fremde, wilde, unbekannte, von
nomadischen Horden umschwärmte Wüste zogen; die Ortssage ver-
lor ihren Haft, und wuszte sich nur selten wie im ,,Wonzlenk,
Wonsbäsch, Hällegröwen" einen, neuen zu finden; die Einwanderer
gedachten während der ungeheuren Anstrengungen und Mühen bei •
der ersten Ansiedlung >srohl seltener an das Lied als zu Hause ; die
Volkspoesie ist ^ohnehin beständiger Umwandlung und Umdichtung
unterworfen, und kommt oft weit ab von ihren ersten Gestaltungen.
Nicht Alles, was wir vor unserer Einwanderung in der altsächaischen
oder rheinischen Heimath besaszen, haben wir mitgebracht; nicht
Alles^ ja wohl das Wenigste von dem Mitgebrachten besitzen wir
noch heute; und von dem, was wir noch seit der Einwanderung
besitzen, hat das Wenigste, ja Nichts seine Gestalt unverändert bis
heute erhalten; nur die Stoffe, nicht ihre künstlerische Gestaltung,
noch weniger die äuszem Formen sind geblieben. Abgesehen hie-
ven ist indessen dieses alten Gutes immer noch ein schätzbarer
Vorrath da. ,
Hieher sind zu rechnen die altmythischen Sagen in Müller*s
und die nach dieser Richtung noch weit gehaltreichern Märehen aus
Haltrich's Sammlung, die eine wahre Fundgrube für deutsche My-
thologie, eine jüngste Edda genannt werden mug. Hieher zu rechnen
ist ferner mindestens ein dramatisches Spiel, das sich bis auf den
heutigen Tag erhalten hat, und trotz aller Abschwächung, die es
im Laufe wechselvoller Jahrhunderte erleiden muszte, auch in der
625
auf uns gekommenen Gestalt noch deutlieh die Züge eines Mythus
erkennen läszt^ der ein im übrigen Deutschland längst vergessenes
Abentheuer des Donner- und Ehegottes aufbewahrt. Es ist dies
der bei Hochzeiten aufgeführte sogenannte j^Röszchentanz^, den uns
Pfarrer Fronius in dem sachsischen Hausfreund von 1861 aus Arke-
den mitgetheilt hat, der übrigens auch an andern Orten, wenn auch
unvollständiger bekannt zu sein scheint. Wer die Zähigkeit der
Volksüberlieferung zu bewundern noch nicht Gelegenheit fand, der
mag staunen bei der Betrachtung dieser Dichtung, die nach einem
Jahrtausend und länger auch nicht' Einen Zug, nicht Eine Person
des Mythus verloren hat *)
Von den in meine Sammlung aufgenommenen Dichtungsarten
zähle ich wohl mit .vieler Wahrscheinlichkeit hieher:
Aus dem ersten. Buche die Nummern: 1, 2, 6, 41, dann die
Balladen von starkem tragischem Inhalt und einfacher Entwickelung
Nro. 48 (vorzugsweise B), 50, vielleicht das Bruchstück 51, 52, 54
(vielleicht auch 53), audzerdem «o manche überblicbene Type von
„Scheiden und Meiden, von Liebe und Trauer" u. s. w., woraus
sich später neue Lieder^ entwickelt haben.
Das zweite Buch enthält aus dieser ältesten Zeit vielleicht
Nro. 2, 3 und 4, 10 und 11. Einiges aus den Tanzreimen, aber
vor allem und zweifellos (versteht sich in der Grundlage) jene
j^Bockerdieder^ (meine Sammlung enthält deren drei), die sammt der
Sitte, welche sie zu begleiten bestimmt sind, uraltes Gepräge an
sich tragen, in ihrem entschieden mythischen Kern vom Volke längst
nicht mehr verstanden sind, mit den übrigen Hochzeitfeierlichkeiten
einst ein Ganzes bildeten, und mit allem diesem Zubehör unmöglich
später erfunden oder eingeschleppt und in Gebrauch gekommen
sein können ; vielmehr sind sie in ihrer jetzigen Erscheinung nur
als letzte Beste und Ablagerungen ähnlicher dramatischer Spiele,
wie sie der „Röszchentanz^ anschauen läszt^ zu betrachten. Die
sogenannten „Hochzeitreden oder Hochzeitpredigten^ (siehe Nro. 64
und folg. des zweiten Buchs) sind zwar augenscheinlich späte
Schöpfungen, aber es ist sehr zu vermuthen, dasz sie auch nur an
die Stelle älterer, wahrscheinlich possenhaft dramatischer Dichtun-
gen getreten sind. Alten Zuschnitt hat auch Manches aus den Spott-
liedern und Einzelnes aus andern Stücken, z. B. 77.
*) Siehe meinen Aufsatz über diesen Gegenstand in dem Mühlbacher Schnlprogramm
pro 1862—3.
526
Von den Sprichwörtern des dritten Buchs kommen vorzngs-
weise die auf die Tbiersage gegründeten, aber gewisz auch manche
andere in Betracht. Wer mag Bagen, wie viele und welche von den
Räthseln schon mit unsern Ahnen eingewandert sind? einige ohne
Zweifel. Gewisz Vermächtnisz aus der Zeit der Einwanderung ist
der gröszte Theil dessen, was das vierte Buch in seiner zweiten
Abtheilung enthält, wenn es auch im Lauf der Zeit und unter dem
Einflusz des Christen thums starke Einbusze und Umdichtung er-
litten hat. Das Stärkste, Aelteste und Besterhaltene haben schon
die Anmerkungen hervorgehoben.
Mit dem Allerältesten können die Kinderdichtungen in grosser
Zahl in die Schranken treten; sie haben dessen Vieles aufzuwei-
sen, und manche iStücke des fünften Buchs vielleicht mehr Jahre
vor als nach der Einwanderung durchllebt. Die Nummern 2 und
3 nebst einzelnen Versen aus l, dann 6, 7, 8, 9, 10, 11, 14 und
ähnliche können die Einwanderer an ihrer Wiege und hernach ver*
nommen haben. Noch unzweifelhafter ist das Alter der meisten in
dem Abschnitt: „Verkehr mit der Natur" enthaltenen Stücke, die
unserem Stamme mit nicht minderem Rechte eigenen als seinen
Brüdern. Ferner darf hieher gerechnet werden ein Theil der
^Nachahmungen/' Nicht mit dem Aeltesten können sich messen
die y^Kindergehete^ j aber doch müssen die meisten " schon bei der
Einwanderung mitgebracht worden sein, und so auch ohne Zweifel
die Nummern 165, 166, 167, 168, 169, 170 (171 ist vielleicht später
eingeschleppt) 182; endlich mehrere Spiele.
Die Kriterien solchen Alters anzuführen, nachdem ihrer im
Einzelnen in den Anmerkungen, im Allgemeinen im Eingang die-
ser Abhandlung gedacht wwden, wäre an diesem Orte überflüszig
gewesen. Eines wird auch der hartnäckigste Zweifler nicht be-
streiten. Wo ein Stück starke mythische Grundlagen hat und aus
der Zeit nach der Einwanderung unserer Vorfahren in Deutschland
nicht nachweisbar ist, da fällt seine Entstehung unzweifelhaft vor
die Einwanderung. »
Noch könnte Manches hieher gehören, was ich nicht anzuführen
gewagt habe. Das Angeführte ist indessen, wie schon früher an-
gedeutet worden, nur ein kleiner Theil dessen, was bei der ersten
Einwanderung ins Land kam'. Wie Manches wird untef den Colo-
nisten erstorben sein, schon im ersten Jahrhundert: die Alten
starben aus, den Jungen im Lande Gehörnen muszte schon Mehreres
unverständlich sein ; auch hatten sie mit äuszerer Noth gerade
527
genug zu achaffeni da- sie zur Zeit Königs Andreas ü« ihrer nr-
sprünglichen Freiheiten groszentheils verlustig (libertate, qua vocati
erant, penitus exemti) waren; und wenn auch mit den Ansiedlun-
gen der deutschen Ritter (die doch zum Theil aus dem Lande selbst
durch Anlockung früherer Colonisten bewerkstelligt wurden) im
Burzenlande manch neue Dichtung ins Land gekommen, vielleieht
auch manche ältere neu aufgefrischt worden sein mochte, so wurden
dagegen durch die wenig Jahre später erfolgende Mongolenver-
wüstung wahrscheinlich weit mehrere für immer erstickt«
Wie sich in der Folge und namentlich in der behäbigen Blüthe-
zeit der Sachsen unter den Anjouem die sächsische Volksdichtung
in Siebenbürgen fortentwickelt. habe, läszt sich heute nur noch yer-
muthen. Wohl mag manches Lied durch Eaufleute schon damals
aus Deutschland eingeschleppt worden sein, manches entstand auch
im Lande, so wahrscheinlich jene gemüthlich ruhigen Nummern 3
und 5 des ersten Buches, deren Typen indessen älter sein mögen,
vielleicht Nro. 8 desselben Buchs, das recht wohl in eine Zeit des
Wohlstandes paszt^ und — wohl um diese Zeit aus Deutschland ein-
geführt aber im Lande umgedichtet — das einzige Tagelied meiner
Sammlung Nro. 23, sanftere Klagen wie Nro. 24 und älmliche.
Auch aus dem zweiten Buch ist Mehreres dieser Zeit nicht unan-
gemessen, und wenn im vierten jene von Teutsch in Kirchenvisita-
tionen des siebzehnten Jahrhunderts aiifgefundeifien Heilsformeln, wie
ich vermuthet, in ihrer ersten Gestalt zwar mit eingewandert, in
der auf uns gekommenen jedoch von einheimischen Pfaffen umge-
dichtet worden sind, so kann solche Umdichtung nur um diese
Zeit oder wenig später vor sich gegangen sein. ■
Zweier auffallender Erscheinungen in unserer Volksdichtung
ist an diesem Orte zu gedenken, des fast gänzlichen Mangels histo-
rischer Lieder und der auch ungewöhnlichen Seltenheit der Ballade..
Das historische Lied, zumal Volkslied war zur Zeit der Sachsen-
einwanderung noch ' kaum im ersten Entkeimen ; das epische Lied
vertrat dessen Stelle. Das Lied auf den Sieg König Ludwigs IIL
bei Soucourt aus dem Ende des neunten Jahrhunderts — immerhin
eine merkwürdige Erscheinung, folgt sichtlich epischen Vorbildern
und ist überdies Pfaffenpoesie ; die spätem Kreuzlieder sind lyrisch ;
und selbst Walther's von der Vogelweide epochemachende Gedichte
von politischer Färbung, haben eben mehr politische Ueberzeugun-
gen und Tendenzen, als Ereignisse zur Grundlage. So konnten die
Sachsen bei ihrer Einwanderung die Form des historisch-politischen
&28
Liedes nicht mitbringen; sie hätten sie in der neuen Heimat erfin-
den und ausbilden müssen, was aber nicht geschehen ist. um die
Zeit, als sieh das historisch-politische Lied bei uns hätte ausbilden
sollen und nicht ausbildete, ßng auch die Form der Ballade wahr-
scheinlich schon an .abzusterben. Was uns in dieser Gattung übrig
ist, rührt grösztentheils aus den ersten Zeiten der Einwanderung,
oder ist später aus Deutschland eingeschleppt worden; die einzige
mir bekannte, in meine Sammlung übergegangene Ausnahme wird
im Verlauf dieser Abhandlung an ilirem Orte erwähnt werden. —
Woher nun die Ursachen der einen wie der andern Erscheinung?
Mich dünkt, sie sind unschwer zu errathen» Was die mythischen
und halbmythischen Stoffe der Ballade betrifft, so konnten dieselben
natürlich im Lauf der Zeit nur Einbusze, nicht Vermehrung er-
fahren; die historischen, aus der alten Heimat mitgebf-achten Balla-
denstoffe wurden in der neuen allmählig nicht mehr verstanden,
und bald vergessen, und nicht anders erging es den später etwa
nachgewanderten. In der neuen Heimat erlebte man zwar viel
GroszeSj viel Gewaltiges und Ergreifendes, das unter andern Umstän-
den gewisz das historische Lied erweckt oder Stoff zu Balladen
geboten hätte ; aber es war nicht geeignet die nationale Dichtung an-
zuziehen^ da die Sachsen dabei nur leidend oder im Bunde mit
andern überwiegenden Kräften betheiligt erscheinen. Das Grosze
war nicht national, wenigstens nicht rein national, und das Nationale
konnte nicht grosz sein, weil die Nation bei all ihrer Regsamkeit,
Kraft und Zähigkeit, selbst in ihrer Blüthezeit nur ein Bruchtheil
des Reiches war, von allen Seiten umgeben und angefeindet von
unhomogenen Elementen. Dieser, schmerzliche Zug geht durch die
ganze Geschichte der Sachsen, und hat sich erkennbar fiir Denkende
selbst dem Charakter der Einzelnen eingewachsen. Geschah auch
zuweilen eine nationale That, die ob auch^ nicht grosz, doch gewal-
tig und plastisch hervortretend genug war, wie etwa die Rache
Gan's des Sohnes Alard's von Salzburg, BerthoId*s von Kellink, oder
der Aufstand Hennink's von Petersdorf, die wohl in Deutschland
Stoff zu Balladen oder historischen Parteilied erti gegeben hätten ; so
wurde sie in der unnennbaren, Schlag auf Schlag drängenden Noth
der folgenden Jahrhunderte, die jeden freudigen und külmen Auf-
schwung fesselte, ja vernichtete und alle früheren Erinnerungen
übertäubte,, bald gänzlich vergessen, und würde ohne die Klagen
der Gegner und das rettende Pergament wohl nie zu unserer Kennt-
nisz gelangt sein. Das ist es, was kleinen Volksbruchtheilen so
529
leicht Gefahr bringt, sich gröszem Nachbarstämmen anzuschliesziBn
und in ihnen aufzugehen, der Mangel an einem bedeutenderen
Nationallöben, das fähig wäre, wenigstens von Zeit zu Zeit Begeiste-
rung und Stqlz zu wecken und der Kunst Stoflf zu geben, und das
ewiggefiihlte Bedürfnisz eines solchen nach auszen geachteten Na-
tionallebens. Je mehr sich die Standpuncte vervielfältigen , von
denen aus die Geschichte der Siebenbürger Sachsen betrachtet wird,
desto bewundernswerther erscheint das bis heute gewahrte Deutsch-
thum und die Rettung so manches geistigen Erbes, die 'unter den un-
günstigsten Uniständön doch noch gelang; desto erklärlicher wird es
andrerseits, wenn wir einen groszen Theil ihrer nationalen 'Volks-
dichtung von Anfang an in fortwährendem Absterben seben.
'Deutlichere Spuren als die kurze Blüthezeit der Anjouer haben
die Zeiten der Türkenkriege in unserer Volksdichtung hinterlassen.
Kein Land hat unter dieser Geiszel mehr gelitfct^n, als Siebenbürgen,
kein Theil Siebenbürgens so viel als das Sachsenland. Noch heute
wissen die Leute zu erzählen von den Grau ein und Verwüstungen
der Türken und Tataren, zu denen sich noch überdies oft 'Pest
und Hungersnoth zu gesellen pflegten/ Mit dem 15. Jahrhundert
beginnt diese Noth, und dauert mit kurzen Unterbrechungen fort,
bis sie in der Fürstenzeit noch durch die Kämpfe Oesterreichs um
den Besitz des Landes vermehrt wird. Nur wenig Dichtungen ver
mochte diese ereigniszreiche Zeit hervorzubiingen ; es war zu viel
Noth da, eine drängte die andere, und machte die früheren ver-
gessen; die Noth war zu andauernd zu unendlich, es gab zu wenig
Erhblungszeit zur Fixirung der Begebenheiten gder ihrer Eindrücke
im Lied; kaum dasz sich hie und da ei^ne Sage bildete, wie solche
verhältniszmäszig reich in den von Witte tock herausgegebenen
„Sagen und Lied, aus deni Nösner Gel.** vertreten sind. Zur Ballade
fehlte es mehr als früher an Schwung. Dennoch verdanken wir
dieser Zeit unsere eigenthümlichsten und zu den schönsten zählen-
den Dichtungen, jene zarten, überaus rührenden Waisenlieder und
Klagen um den Verlust von Vater j Mutter , sHeimath^ zu denen sich
in Deutschland keine Parallelen finden. Nur in einem Lande,
worin durch Krieg und Pest fast alljährlich so viele Wittwen und
Waisen gemacht wurden, die sich bald von Haus zu Hause bettelnd
an den Tliüren der Fremden ernähren, bald die harte Behandlung
einer bösen Stiefmutter ertragen muszten, und nur unter einem
Volke, bei dem Haus- und Familienleben eine so tiefe Innigkeit
hatten, wie bei den Sachsen, konnten diese schönen Lieder des
34
530
Leids entstehen. Es sind aus dem ersten Buch vorzugsweise die
Nummern 30 (A, B, C), 31 (^, B, C, D), 32, 33, 34, 36, woran
sich wohl die weniger eigenthümlichen Nro. 25 (A, B, C), 28 sammt
dem verdäclitigen 36 schlieszen dürften; ferner die in so vielen
Relationen erhaltene, schöne kleine Romanze Nro. 43, endlich wohl
45. Alle diese Stücke dürften spätestens zu Anfang des sechszehnten
Jahrhunderts entstanden sein; ntir einige Zusätze und die Relation
D der Romanze 43 gehören einer viel spätem Zeit an. Das Volk
lebte sich so sehr ein in solche Anschauungen und Empfindungen,
dasz es Refrain und Typen aus diesen Liedern häufig auch sonst
und selbst am unrechten Platz — wie in der Brautrede Nro. 5 und
den Rockenliedern des zweiten Buchs einschob. Auch später ent-
standen sein könnte der Spruch 351 des dritten Buchs. Die Einder-
lieder in Nro. 68 des fünften Buchs reichen zwar über die Zeit
der Einwanderung zurück in höchstes Alterthum, «ber gewisz nur
in der Zeit der Türkennoth haben sie jene Zurufe an den Vogel
erhalten: „säch, wun de Tirke kun" oder „sd roer, wun de Tatre
kun^ «6 mer wun de Tirke kun!** und ferner „de Tatre (Tirke) ku
mät ätangen^ xl s. w. Es sind dies meines Wissens zugleich die
einzigen Volksdichtungen jener Zeit, worin mit namentlicher Er-
wähnung von Türken und Tataren auf die Zeitereignisse hinge-
deutet wird. Wenn in einem ähnlichen Kinderreime derselben
Nummer der Marienkäfer in den Himmel geschickt wird, nach der
Mutter zu sehen, so kann sich das Stück vielleicht den Waisen-
liedern anreihen. Auch die in dieser Zeit wurzelnden Lieder und
sonstigen Dichtungen können übrigens nicht alle ihr Kennzeichen
an der Stirne tragen, sonst möchten wohl auch hier noch einige
von den erhaltenen unc^ in meiner Sammlung aufgenommenen auf-
zuzählen sein.
Die Zeit der einheimischen Fürsten läszt sich in ihren Ein-
flüszen auf unsere Volksdichtung nicht so ganz deutlich trennen
von dem ihr vorausgehenden Jährhundei^t. Das Elend des äaszern
Lebens setzte sich fort, ja vermehrte sich: die Nation rieb ihre
immer noch ansehnlichen Kräfte in einem im Interesse Oesterreichs
und aus unausgelöschter Hinneigung zum Deutschthum geführten
Kampf mit der Uebermaoht auf, und gelangte allmählig in jenen
Zustand der Erschöpfung, in dem sie mit y^EhrengeschenJcen^ ihre
grosze Politik zu machen gezwungen war. Schmerzlich muszte auch
der Verlust des Handels gefühlt ^werden, der in frühern Zeiten
immer wieder Reichthum und Macht gegeben hatte, mit dem Ein-
531
tritt dieser Periode aber andere Bahnen einzuschlagen begann.
Das innere, geistige und moralische Leben hatte durch die Refor-
rrmtion einen neuen Schwung erli alten ; die Errichtung einer Druckerei
im Lande, die Abfassung der Statuten mochten nicht ohne Wirkung
bleiben, vor Allem aber das Aufblühen der Schulen und die sich
immer mehrenden Wechselbeziehungen' zu Deutschland kf)nnten
in ihren Folgen nicht ohne Bedeutung bleiben. Nicht nur die
Schriften der Reformatoren, auch allerlei Flugschriften und Volks-
bücher fanden ihren Weg in das Land und öfter als früher auch
Volkslieder auf dem Wege lebendiger Mittheilung. Damals wurden
auch einige dramatische Spiele, darunter das sogenannte ^^ Königs-
lied^ ursprünglich auf heidnischer. Grundlage (den alten Maispielen
— Kampf des Sommers un(J Winters &c.) entstanden, aber uni
diese Zeit durch den Geist der Reformation in andere Form ge-
gossen — aus Deutschland eingeschleppt, Schöpfungen, die indessen
nicht ganz der Volksdichtung angehören. Dasz indessen nicht alle
eigene Productivität erloschen war, beweist die etwa um die Mitte
dieser Periode entstandene, schöne und kernige Ballade Nro. 56
des ersten Buchs, die einzige unverk^rpbar »aus einheimisphem Stoff
erwachsene. In dieser Periode traten auch die sogenannten j^Hoch-
zeitsreden^ wahrscheinlich an ,die Stelle älterer Dichtungen in possen-
haft-dramatischer Form. In dieser Periode regte sich auch — neben
dem Drang zu chronistischen und memoirenartigen Aufzerehnungen
— zuerst wie es scheint die Lust, die historischen Ereignisse
in poetische Form zu fassen — freilich auch nur erst bei den
Gebildeten, und zwar so in lateinischer wie in deutscher Sprache.
Die „ruinae panonicae'' und das in Simonis Czauck „Ephemeris
Libellus** aufgezeichnete in 72 vierzeiligen Strophen auf die blutigen
Begebenheiten des Jahres 1594 gedichtete Lied *) sind dessen Zeugen.
Die Volkspoesie kann nur aus dem Anfang der folgenden Periode
ein historisches Lied aufweisen; doch ist wohl anzunehmen, dasz
sie seit der Reformation angeregt durch die vielen Vorbilder aus
Deutschland auch früher einzelne Stücke dieser Gattung erzeugt
habe. Auch einzelne Spöttereien und Spruch Wörter tragen* Spuren
dieser Zeiten an sich.
Mit dem achtzehnten Jahrhundert endlich beginnt nochmals
eine neue, die letzte Periode für unsere Volksdichtung. Oesterreichs
*) Siehe Eugen v. Treuschenfels, „Deutsche Fundgruben cur Geschichte Siehen-
bürgenV (Neue Folge). Krönst, bei Gott 1860. Seite 91.«
34*
532
dauernde Besetzung des Landes, die offen hereinströmende Cultor
Deutschlands, der Einflusz der Schule und der Kirche und mancher-
lei anderer Verwaltungsmaszregeln haben gleichen Antheil an ihr«r
Gestaltung. Die eigene Production versiegt nun immer mehr und
mehr; sie beschränkt sich fast nur noch auf Scherz- und Spott-
lieder. Aus dem Anfang dieser Periode ist uns erhalten Nro. 61
des ersten Bjichs, das einzige, erhaltene, historische Lied aus
früherer Zeit in sächsischer Sprache, dem sich nur noch einige
ärmliche Reime aus dem Aufstand von 1848 anschlieszen. Die
Unbeholfen heit dieses Liedes beweist, wie ungewohnt uns dieses
^ Fach war, beweist besser als irgend Etwas, dasz es nie bei uns
^ hat festen Boden finden können. Lfi die allerneue^te Zeit, obwohl
wahrscheinlich auf den Trümmern älterer ähnlich^' Schöpfungen er-
wachsen, gehören die ^Fastna/^htsprüche^ meiner Sammlung. Aelter
als diese sind die Nummern 48, 49, 50, 51 des zweiten Buchs.
Neben diesen und andern ähnlichen Orginalschöpfungen wurde mel
von auszen Empfangenes wnigedichtet, wobei man -immer nachläsziger
verfuhr, und zuletzt fast nur noch übersetzte. Beispiele dieser Art
liefern die Nummern 21, 22, 59, 60 des ersten, 68, 69 und 72 des
zweiten Buchs. Endlich ward die Schriftsprache, ob auch nicht in
vollkommener Reinheit, so herrschend auf allen Gebieten des
geistigen Lebens, dasz man auch aufUmdichtung und Uebersetzang
verzichtet, und die entlehnten Lieder sang, wie man sie eben er-
hielt. Hunderte deutscher Volkslieder oder zu Volksliedern gewordener
Kunstdiöhtungen xursiren vorzugsweise durch Vermittelung der
Schule, des Handwerks und des Waffendienstes unter unserm Volke,
und sind zum Theil veröffentlicht worden durch Franz Obert im
, deutschen Museum herausgegeben von Robert Prutz y Jahrgang 1858,
von da abgedruckt in den Blättern für Geist, Gemüth und Vater-
landskunde (Beibl. der Krönst. Zeitung), Jahrgang 1858. Viele der
alten sächsischen Volkslieder werden Jetzt erst ganz oder theilweise
verloren gegangen sein; das Volk verstand in einer so ganz ver-
änderten Zeit entweder seine alten Schätze nicht mehr, oder sah
sie von- den „Gebildeten" verachtet oder belächelt, schämte sich
endlich selbst ihrer, und liesz sie der Vergessenheit anheimfallen.
Ich habe keines der oft köstlichen Bruchstücke wollen bei Seite
liegen lassen; der Kenner wird sich daran mehr erfreuen, als an
manchem guterhaltenen spätem Stück, und die Verluste tief be-
klagen. So lieszt der Antiquar mit Entzücken die traurigen Trum-
533
iner der Antiquen auf, während er gleichgiltig an den Schöpfungen
späterer Afterkunst vorübergeht.
Wie man sieh in dieser Schluszperiode auch selbst in hoch-
deutscher Sprache dichtend versuchte, zeigt Nro. 10 des ersten Buchs
und die ästhetisch werthlosen Lieder aus dem Aufstand von .1848,
deren drei in den Anmerkungen zum ersten Buch am Schlusz als
Probe aufgenommen sind. Im sächs. Dialect dichten heute fast nur
Gebildete zum Scherz oder wie, der verstorbene Kästner mit Ten-
denz. So endet die nationale Siebenbürgisch- sächs. Volksdichtung,
indem sie in den Strom der deutschen einmündet. Ein Streben
nach dieser Richtung und ein Anlehnen an die von dorther gebote-
nen Formen ist von Anfang bemerkbar. Zu solchem Schlusze ist
schon längst in vielen Gegenden Deutschlands die Volksdichtung
gelangt. Seit die Kunstdichtung aufgehört hat Gelehrtenpoesie zu
sein, das Leben der Bürger und Bauern aber — nicht durch eigene
Schuld — immer unpoetischer wird, stirbt die Volksdichtung über-
haupt allenthalben ab; und überläszt es ihrer unter solchen Umstän-
den noth wendig überlegenen Schwester, auch Bedürfnisse zu be-
friedigen y welchen in andern Zeiten nur sie selbst gerecht zu
werden wuszte.
III.
In der vorstehenden Abhandlung ist eine Darstellung der
Lebens- und Entwickelungsgeschichte unserer Volksdichtung, ins
besondere des Volksliedes in den allgemeinsten Umrissen — wie"
sie allein möglich erschien — versucht worden. Die Untersuchung
ist indessen nur der Zeit nach, nicht nach allen Richtungen zum
Abschlusz gediehen. Des einfachen und ungestörteren Fortschrittes
wegen habe ich im Frühem manche Fragen bei Sei^e liegen
lassen oder nur »nebenbei im Fluge angestreift, auf die ich nun
zurückzukommen gedenke.
Nach den Verfassern von Volksliedern zu fragen hat man längst
als müszig erkannt. Man könnte mit derselben Hoffnung auf einen
Erfolg fragen, wer die vielen Nägel eingeschlagen habe iif den
„Stock im Eisen" in Wien. Einen Verfasser, freilich musz auch
jedes Volkslied haben, aber nicht > wie die Kunstdichtung, worin
der Dichter in einem strengeren Sinne nach Stoff und Form
534
Schöpfer seines Werkes ist Er, der Kunstdichter, erfindet seinen
Stoff entweder oder wählt und verändert ihn mit völlig freier Will-
kür. So hält er's auch in der äuszern Form (in der innern kann
er über die .Hauptfonnen der Lyrik, Epik, Dramatik auch nicht
hinaus^ ohne den Boden der Poesie überhaupt mehr oder weniger
zu verlassen), er wählt dieselbe nach eigenem Geschmack und
Gutdünken; ja die mittelalterlich höfisch.e Kunstsitte forderte gerade-
'zu an den — lyrischen Dichter, dasz er sich als solcher bewähre
durch möglichst viele, immer neue, selbst erfundene Formen, was
dann freilich bald zur Afterkunst, zum Verlieren des Geistes über
dem Kleid, zum Streben nach Sprachkunststücken statt nach der
Sprachkunst, zum Virtuosenthum statt zum Künstlertlium fahren
muszte, wie wir es Alles in unsern Tagen nochmals haben erleben
müssen. — Nicht so der Volksdichter. Ihm. ist der Stoff gegeben
in der episch-lyrischen Dichtkunst wie in der epischen durchGeschichte,
Mythe und Sage, die ihm gleich wahr und unantastbar erscheinen,
so dasz ihm auch von den beiden letztern in bedeutendem Stücken
abzuweichen ein Vergehen dünkt. Mythe und Sage nun haben sich
ohne sein Zuthun durch Jahrhunderte aus primitiven Anschauungen
der geschichtlichen Begebenheiten und der regelmäszigen und un-
regelmäszigen, allgemeinen und localen Erscheinungen in der Natur
entwickelt. Die Mythe wird oft durch blosze Abschwächung in der
Zeit zur Sage oder zum Märchen ; auch die Sage, wenrf sie ihren
^Halt und Haft an einer Person oder Oertlichkeit verliert, schlägt
um in das Märchen und umgekehrt dieses, sobald es einen solchen
Halt erhält, in die Sage. Auch in der lyrischen Poesie ist der
Volksdichter auf ein weit engeres Gebiet Jbeachränkt, als dfer Kunst-
dichter; f'dr ihn gibt es nur die eine, Gattung des Liedes, keine Ode,
keine Hymne, keine Elegie (im wahren Sinne — Tranerlieder sind
nicht Elegien), anderer Aftergattungen gar nicht zu gedenken. Aber
auch sein Liederstoff ist beschränkter als jener des Kunstdichters;
er kennt kein Lied „an die Freude, an die Freiheit, an die Erinne-
rung" u. dgl. ; wie alle ächte Poesie flieht er das Abstrafte, und
erbaut sein Werk aus dem concreten Fall, aus Situation und Lage.
Diese ist im Volksleben zwar allerdings für Jeden tausendmal eine
andere, aber immer wieder ähnliche, gleiche Empfindungen anregen-
de. Die dramatische Poesie -endlich ist zwar, wie wir gesehen
haben, der Volksdichtung durchaus nicht gänzlich fremd, wurzelt
vielmehr in ihren ersten Anfängen auch in diesem Boden, pflegt
sich aber demselben, sobald sie die ersten rohen Bildungen über-
535
wunden, für immer zu entziehen; denn dies allein ist das Gebiet,
auf weichend die Kimstdichtung aller Volkspoesie zu jeder Zeit über-
legen war und sein wird. — Unsere Volksdichtung hatte es, wie
die übergebliebenen Beste und Spuren erkennen lassen, in ihrer
Entwickelung bis zur Bildung von Gattungen in der dramatischen
Sphäre gebracht; es gab ernstere und possenhafte Spiele, die in-
dessen, wie bei Griechen und andern Völkern gieichniäszig zu Cul-
tuszwecken verwendet worden zu sein scheinen. Dasz auch hier der
Stoff ein beschränkter, namentlich durch den Zweck bedingter bleiben
muszte, versteht sich.
Noch mehr gegeben als der - Stoff ist dem Volksdichter die
äussere Form, Ursprünglich besitzt gewöhnlich die Volksdichtung
überhaupt nur Eide, dem eigenthämlich rhythmischen Gefühl des
Volkes entquollene und vielfach mit seinen Melodien und Tänzen
verwachsene; allmählig entwickeln sich für die Lyrik mehrere, aber
nie viele. In diesen hergebrachten Formen bewegt sich der Volks-
sänger, und nur in späterer Zeit pflegen einzelne von den' ein-
fachem Formen der Kunstdichtung auch in die Volksdichtung über-
zugehen. Stoff und Form der Volksdichtung sind dem gesammten
Volke bekannt und geläufig; wo es nicht mehr der Fall ist, mag
es als sicheres Kennzeichen ihres erfolgten oder nahen Todes an-
gesehen werden.
Sinkt nun durch solche Betrachtungen das eigentliche Schaffen
des Volksdichters schon bedeutend herab, so wird es noch ver-
mindert durch Erwägung der. fortwährenden Umdlchtung. Das
Volkslied wird nur in später Zeit, auch da nur eines Theils erhalten
und verbreitet durch Schrift Und Druck; seiner eigensten Natur
nach kommt ihm zu, dasz es von lebendiger mündlicher Ueber-
lieferung fortgetragen werde durch Raikm und Zeit, Baum und
Zeit aber und die durch beide bedingten Verschiedenheiten der
Bildung, der Sitten^ der Anschauungen unterwerfen es einer fort-
währenden Metamorphose. Mit \^elchem Rechte könnte man nun
Den oder Jenen den Verfasser eines Volksliedes nennen, gesetzt
auch man wüszte, wer es vor Jahrhunderten zuerst gesungen hat,
wenn man weisz, dasz der Stoff um noch viele Jahrhunderte älter
die Form längst nicht mehr die ursprüngliche ist, und dasz Viel-
hunderte es vielhundertmal gesungen, umgedichtet, erweitert, ver-
engert, getheilt oder verschmolzen haben?
Irrig wäre indessen die Ansicht, dasz jeder Einzelne im Volke
seinen Antheil an der Volksdichtung habe. Dichtung und Umdich-
536 . .
tung bedingen denn doch eine eigene Naturbegabung, die freilich
in der Penode und Sphäre der Volksdichtung allgemeiner als in
jener der Kunstdichtung, aber doch nicht allgemein ist. Unter allen
Völkern ist das anerkannt, überall hat es besondere Kreise, Geschlech-
ter, JA Schulen gegeben, in denen sich Dichter oder auch . nur
Sänger, Erzähler, Eecitanten vorbildeten. Auch die Volksdichtung
war eben und ist eine Kunst, Die Griechen haben ihre Rhapsoden,
vielleicht ihre Homeriden, die Kelten ihre Barden, Normannen ihre
SkaldcQ u. s. w. Als sich in spätem Zeiten Volks- und Kunst-
dichtung trennten, suchte zwar jene — verdrängt aus den Kreisen
der sogenannten Bildung --r bei . Bürgern, Kriegern, Bauern eine
Unterkunft, aber in dieser' Sphäre galt doch immer der Eine oder
der Andere, galten überhaupt Einzelne als besonders und vor Andern
begabte Sänger, wenn sich auch gelegentlich und bei gewissen
Gattungen (Kinderdichtung, Sprüchwort, Tanzreime &c.) Jeder am
Dichten betheiligte. Der Blinde vererbte seine Kunst auf den be-
gleitenden, leitenden Knaben; die wandernden Bänkelsänger erhiel-
ten noch immer eine Art Schule, wie weit sie auch abstehen mocK-
ten von den Homeriden und ihresgleichen.
Es fragt sich demnach hinsichtlich unserer Volksdichtung:
1. Welches ist vorzugsweise ihr Stoffkreis?
2. Welche sind ihre innem und äuszern Formen?
3. In welchen Kreisen sind vorzugsweise ihre Dichter za
suqhen? , . .
"4. In welcher Weise wurde sie erhalten und verbreitet?
5. In welcher Weise fand die Umdichtung statt?
Wollte ich mich über den Stoffkreis unserer gesammten Volks-
poesie, wie sie auszer den in meine Sammlung aufgenommenen
Gattungen noch in Mythe, Märchen, Sage, dramatischen Spielen
und allerlei humoristischen Erzählungen vertreten ist, ausbreiten,
so würde das mich nothwendig weiter führen, als sich mit meiner
Absicht an diesem Orte vereinigen läszt. Von den Mythen wird
ein von mir dem ersten Wurfe nach bereits vollendetes Werk :
^Deutsche Mythentrümmer aus dem Sachsenhmde in Siebenbürgen"
ausführlich handeln ; hinsichtlich der Sagen läszt sich aus Fried-
Müller s sehr übersichtlich geordneter und mit trefflichen Anmerkun-
gen begleiteter Sammlung die rechte Erkennjnisz erlangen ; über
die Märchen wird der sehnlichst erwartete zweite Band des Haltrich-
schen Werks den gewünschten Aufschlusz bringen; und die drama-
tischen Spiele so wie die Volksschwänke mag uns ein künftiger
537
• Herausgeber ülustriren. Der Stoffkreis derjenigen Gattungen unserer
Volksdichtung hingegen, die in diesem Buche Aufnahme gelFunden,
läszt sich aus meiner Sammlung selbst bequem übersehen, da sie
eben zu diesem Zwecke nach Stoffen geordnet ist, so dasz hinsicht-
lich des dritten, vierten und fünften Buches die Bemerkung genügen
mag, was sie enthalten, fülle ungefähr denselben Stoffltreis — natür-
lich bei nur yerhältniszmäszigem, also weit geringerem Reichthura
an einzelnen Exemplaren — aus, der in den gleichen Dichtungs-
gattungen Deutschlands zu finden ist. Im Nachtheil steht aber bei
solcher Verglejchung der wichtigere Theil meiner Sammlung im
ersten und zweiten Buch, der einer besoridern Betrachtung bedarf.
Voran stehen die Lieder mit lyrischem Gehalt, wenn auch oft —
nach Weise aller Volkslieder — stark ins Epische streifender Dar-
stellung, zuerst die einfachsten, noch halbkindlichen Naturlaute,
Zwiegespräche mit Vögeln, wie sie in Nro. 1- bis 5 des ei'sten Buchs
erscheinen. Nachtigal, Guckucky Schwalbe treten darin auf, aller- ^
dings schon persönlich aber nicht blosz allegorisch gefaszt, was in
den Anmerkungen im Einzelnen besprochen worden ist. Allegorisch,
als blosze Maske treffen wir sie nur in spätem, meist satyrischen
Liedern, bei uns -Äusschlieszlich den Guckuck. Liebe mit ihren
Freuden und Leiden schlieszt sich nun an, wie sie sich mehr oder
weniger schon durch jene Naturlaute als Grundsaite der Stimmung
durchhören liesz. Scheiden und Meiden hängt damit unmittelbar
zusammen, und eine besondere Seite' dieses Kreises bilden die
schönen Klagen um den Verlust von Eltern^ Haus und Heimath.
Einige kleinere Lieder beklagen — zum Theil mit Humor — die
unpassende Wahl des Lebensgefährten^ urid mit dem Tod des Gelieb-
ten schlieszt Alles ab. Das ist der einfache, einen höchst engen
Kreis erfüllende Stoff unserer eigentlich und strenglyrischen Dichtung,
Dieser Kreis erweitert sich durch die Gelegenheits- , Scherz- ^ und
Spottlieder des zweiten Buchs, wozu aber häufig andere, jeder be-
sondem Gelegenheit ursprünglich ganz fremde Lieder mehr oder
weniger unpassend verwendet erscheinen. Vorzüglich bietet sich,
was auch die Anmerkungen hervorheben, bei dem wichtigsten
Lebensakte, der Vermählung mannigfache Veranlassung zu Gesang
und Rede. Sie erzeugte uns jene Morgenlieder der Gehilfen bei
der Vorbereifung des Mahles, jene Brantlieder beim Ankleiden der
Braut, die Rockenlieder , die Brautrede und die Hochzei.tspredigt
und Aehnliches. Andere jährlich wiederkehrende Festtage, wie Martins-
tag, Johannistag, Fastnacht haben auch ihre Lieder, und der Neu-
538
jahrstag seinen GlUckumnsck. Von Lied und Rundreim ist Schmatz
und Trinkgelag begleitet, von kleinern Liedchen aus wenig Reim-
zeilen der Tanz. Scherz und Spott verfolgen Stände, Sitten und
Gebräuche und Nationen^ wobei einigemal auch die Parodie auf-
taucht. An epischlyrischen Stoffen ist unsere Volksdichtung — wie
schon bemerkt — arm. Was sie davon aufweiset, ist, wie es
scheint, mit einer einzigen Ausnahme sagenhaft mit starkmythischen
Anlflängen. Auffallend ist die Aehnlichkeit vieler dieser Stoffe unter-
einander: ein Mord — der Braut, Schwiegertochter, Öemahlin,
Schwiegereltern — bildet bei den meisten den Hintergrund* oder
Vordergrund. Nach den wenigen vorliegenden Beispielen liebte
unsere Ballade starke, tragische Stoffe.
Wie mancherlei Stoff nach dieser Uebersicht unserer Volks-
poesie abgehe, zeigt ein Vergleich mit der verwandten deutschen^
wie sie vollständiger als irgendwo in ühland's Sammlung vorliegt.
Wohl muszte uns Vieles ahgeheUj was in Deutschland erst später
entstand auf Grundlagen, die bei uns nicht gegeben waren f Manches
ist aber gewisz durch die Uebersiedehmg, das Meiste durch Un-
gunst der Zeiten verloren gegangen. • Diese hat Manches im ersten
Keime erstickt, das dann nicht weiter entwickele- worden; Was da-
gegen uns eigenthümlich ist an Stoffen — es ist dessen -nicht viel
— habe ich bereits in der vorangehenden Abhandlung erwähnt.
Dargestellt sind nun diese Stoffe in einer ganz anspruchlosenr
gerade durch ihre Einfachheit zuweilen unwiderstehlich rührenden
Sprache, und so durchgängig in straffer oft herber, oft aber auch
getoaltig ergreifender Kürze, dasz solche Weise als charakteristisch
für unser Volkslied angesehen werden musz. — Sowohl diese Stoffe
als auch diese Darstellungsmeise unserer Volksdichtung zeugen einer-
seits für das hohe Alter derselben, andererseits für die alterthUmliche
Stufe, auf welcher sie auch in ihreA Erzeugnissen späterer Zeit
stehen geblieben ist. Mit solchem Stillstand muszte last nothwendig
Verkümmerung verbunden sein.
Nicht minder alterthümlich ist die äuszere, auch höchst einfache
Form unserer Volkslieder. Je zwei Zeilen werden paarweise durch
den Beim (und das Versmaasz) verbunde'n, und bilden so auch oft
schon eine Strophe mit abgeschlossenem Sinn; zuweilen schlieszt
sich solchen Strophen — falls dies nicht aus Verderbnisz und Ver-
lust zu erklären sein sollte — eine dritte Zeile unorganisch an.
Sonst wird die Strophe durch je vier Zeilen mit unverschränkten
Keimen gebildet, und nur in seltenern Fällen schlieszt sich noch
• Ö39
eine fiinfte Zeile an, SIq doch gewöhnlich nur aus dem wiederkehren-
den Refrain zu erwachsen pflegt, wie in Nro. 8, 9 (durch doppelten
Refrain sind hier sechszeilige Strophen entstanden), 24, und dem
entlehnten 46 des ersten, und Nro. 48 und 49 des zweiten Buchs.
Mehrzeilige Strophen wie in Nro* 21 und 23 des zweiten, (die beide
secliszeilige) und 27 des ersten Buchs (Szeilig, lassen sich jedoch
auf vierzeilige- zurückführen) sind in echten Liedern eine Seltenheit,
erscheinen dagegen nebst verschränkten Reimen in entlehnten öfter
so in Nro. 68, 69 (wo indessen - wieder der Refrain von Einflusz
war) und 72 des zweiten Buchs. Der Reim ist so wenig Bedürf-
nisz, dasz er oft und zwar auch in ganzen Liedern vollkommen
fehlt, Assonanz und zwar Consonant- wie Vocalassonanz gelt^i
gleichmäszig als Reim ; dem unverwöhnten Ohr des Volks genügt
auch dieser leisere Gleichklang. Auch die einfachere Strophenab-
theilung in je zwei (mit Refrain drei) und je vier Zeilen ist nicht
allgemein durchgeführt; doch nicht überall, wo sie jetzt fehlt, darf
man auf ursprünglichen Mangel derselben schlieszen, vielmehr ist
sie in vielen Fällen sichtlich nur durch Verderbnisz und entstandene
Lücken verloren gegangen, so in Nro. 5 B, C und Nro. 50 des
ersten Buchs, von denen 5 B sich wohl jetzt noch strophisch her-
stellen liesze. Bei den FastTiacktsprüchen und Tanzreimen ist
Strophenlosigkeit Regel. Di^sz bei Zauberformeln, Räthseln und in
der Regel bei Kinderliedern kein Strophenbau erscheint, ist natür-
lich und hierin unsere Volksdichtung nicht nur der deutschen, son-
dern allen andern gleich« Ebensowenig stehen wir allein mit unsern
bald gereimten, bald nicht gereimten Sprüchen und Sprichwörtern;
doch sind nur wenige ganz ohne allen Rhythmus. Die Versmesmng
nimmt im Allgemeinen nach altdeutscher Weise wenig Rücksicht
auf Senkungen, und betont und zählt nur die Hebungen mit, wenig-
stens in strophischen Liedern, ziemlich genauer Sorgfalt. Einzelne
Lieder wie Nro» 1 und 56 (auch 27 WQnn ihm vierzeilige Strophen
geeignet werden) des ersten Buchs zeigen un bezweifelbare Vensein-
schnitte. Der Refrain ist nicht selten und erzielt zuweilen durch
hochdeutsche Schriftsprache eine eigenthtimliche, oS&nhdir^^gewollte
Wirkung.
Solche und sogar noch gröszere Einfachheit der äuszern Form
zeigt die Volksdichtung vieler Völker; wo sie — wie in Deutsch-
land, Italien und sonst — eine reichere Fülle entfaltete, ist der
Einflusz der Kunstdichtung nicht zu verkennen.
540 •
Auch die wenigen Melodien, deren ich habhaft werden bonnte,
zeigen grosze Einfachheit, und besonders denen zu Nro. 3 und 6
des zweiten Buches muthe ich hohes Alter zu, wogegen mir andere
hinsichtlich ihrer Aechtheit verdächtig sind. Die Einfachheit solch
alter Melodien mag, als sie neben dem einschmeichelnderen Reiz
später erlernter Weisen nicht mehr befriedigen konnten, mit Ursache
gewesen sein am Untergange manches Liedes. Die Scham vieler
Liederkundigen diese Melodien vor „Gebildeten" zu singen, hat
mich übrigens um die Vollständigkeit manches Stückes gebracht;
denn singen mochten sie nicht, und ohne Gesang versagte sich das
Gedächtnisz.
/ Suchen wir nach den Kreisen, in welchen die Dichter unserer
Volkspoesie zu Hause sind, so stehen xxub auch hier wieder nur
die zu Anfang der zweiten Abl»andlung angeführten Hülfsmittel zu
Gebote. Die besten Fingerzeige geben die Dichtungen selbst. la
der Blüthezeit und während der alleinigen, unbestrittenen Herrschaft
der Volkspoesie. war wohl das Dichten vorzugsweise eigens dazu
Gebildeten und Berufenen überlassen. Je mehr sich ein Unterschied
zwischen Volks- und Kunstdichtung festsetzte, je mehr letztere
alle Berechtigung für sich allein in Anspruch nahm, und ihre
Scliwester aus den höhern Kreisen des Volkes verdrängte, desto
mehr hörte dieses Verhältnisz auf. Bänkelsänger waren nur ein
schwacher Abglanz alter Sänger. Bei uns zeigen sich indessen auch
von einem Bänkelsängerthum nur schwache, zweifelhafte Spuren.
Die Ballade Nro. 56 des ersten Buches könnte nach ihrem Ton
ein Product desselben sein. Wie anderwärts, so mögen denn auch
hier Krieger, Handwerkabursche, Bürger als Verfasser oder Umdichter
vieler Stücke anzusehen sein; städtischer Bildung entstammt viel-
leicht Nro. 43 ohne allen Zweifel aber die Relation D dieses Stückes^
ferner 44 des ersten Buchs, so Nro» 79 des zweiten Buchs und
Manches aus den Kinderdightungen. Wer aber meine Sammlung
auch nur flüchtig durchläuft, musz sich überzeugen, dasz unsere
Volksdichtung weit übe^rwiegend Bauernpoesie ist. Nicht nur jene
Nummern 48 und 49 mit ihrem köstlichen Bauernhumor, fast alle
Lieder des ersten und zweiten Buchs und viele, von den Räthseln
lassen ihren Ursprung aus bäuerlichen Kreisen deutlich erkennen.
Auf Tanzplätzen der Dörfer entstanden oflFenbar die Tanzreimey in
den SpinAstuben die Räthsel, so fern sie nicht längst hergebracht
waren, hier auch jene Neckereien der Mädchen, von denen ich in
den Anmerkungen gesprochen habe. Mädchen mag man auch die
541
meisten Li^eslieder und ScJieidelieder^ Burschen die Tanzreime zu-
schreiben, während die Räthse beiden zu gleichen Theilen eigenen
können. Zauberformeln und Heilssprüche stammen in ihren ersten
Anfängen aus uraltem Heidenthum und wurden vorzugsweise von
Priestern und weisen Frq,uen geschaffen; Andere scheinen indessen
nicht von dieser Dichtungsart ausgeschlossen ; die sich ihrer vielfach
bedienten, werden wohl auch eigene Schöpfungen in dieser Gattimg
zu bilden gestrebt haben.- Ich habe vermuthet — und ich glaube
mit groszer Wahrscheinlichkeit — dasz viele von diesen Forineln
später von christlichen Pfaffen umgedichtet wurden. An Braut-
reden, Brautliedem u. dgl können auch Geistliche und Lehrer Theil
haben, wie denn viele der bei festlichen Gelegenheiten üblichen
Reden gewisz ihnen die erste Grundlage jener Gestalt verdanken,
in welcher wir sie heilte kennen. An der Conception der humori-
stischen y^Hochzeitspredigten^ scTieinen sich vorzugsweise Dorfs-
Cantoren zu betheiligen, welche wohl dieser Gattung zuerst diese
Gestalt gegeben haben mögen. Von den Fastnachtsprüchen wissen
wir ohnehin mit Gewiszheit^ dasz Schulmeister ihre Schöpfer sind.
Auffallend ist, dasz weder Dichter noch Umdichter unserer Volks-
lieder jemals sich oder ihren Stand zu nennen pflegen, wie doch
im deutschen Volkslied — gewöhnlich am Schlusz — so häufig als
Sitte erscheint, indem in einer Strophe gemeldet wird, wer das
Lied j^gesungen^ oder „von neuem gesungen^ (d, i. umgedichtet) hat.
Wo unsere Volksdichtung entstanden, da und von da aus ver-
breitete sie sich auch zum Theil durch die Dichter selbst, wandernde
Bursche, Soldaten, Bauern u. s. w., wobei nicht zu vergessen ist,
dasz. die Bildung und die Sitten früherer Zeit noch weit weniger
als jetzt geschieden auch weit weniger geeignet waren Scheidewände
zu ziöhen, und so die Verbreitung durch alle Stände weit leichter
vermittelt wurde als später. In den Vorstädten der Städte gab es
überall auch ein Bauernleben, Tracht, Sitte, Tanz, Freuden waren
sich viel ähnlicher, ja selbst die Schulen der Städte und der Dörfer
und der Geschmack nach jeder Richtung gingen weniger ausein-
ander als jetzt, und das Volkslied muszte überhaupt vor der Blüthe-
zeit der deutschen Litteratur willkommener sein als in unsern Tagen.
Nur die poesielose Strenge der protestantischen Geistlichkeit mochte
sich nie recht damit befreunden ly ollen. Die Privatbibliotheken
derselben bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhunderts zeigen über-
haupt keinen Sinn für Poesie; man findet fast nur exegetische,
dogmatische und reformatorische Controversschriften darinnen ; .ein
542
Opitz, Lohenstein, Hoffmannswaldau ist eine wahre Seltenheit. Wer
das Bedürfnisz nach poetischem Genu»z fühlte, griff zu den lateini-
schen Dichtem. So erklärt sich denn auch der Widerwille gegen
Tanzplätze und Rockenstuben. Wohl mag namentlich in den Rocken-
stuben nicht selten Unfug geschehen sein, aber dennoch haben sie
von geistlichen und tceltHchen Herren und deren nicht immer gnnz
reinem Eifer allzustarke Verfolgungen zu erdulden gehabt. Und
Tanzplatz und Rockenstube waren es vorzüglich, wo sich Lied,
Räthsel, Märchen, Sage schnell Vielen mittheilte. Die Mädchen
scheinen von jeher liederkundiger gewesen zu sein als die Bursche^
heute sind sie es ohne allen Zweifel. Zauberformeln und Sagen gingen
von Eingeweihten auf Eingetoeihte über — in welcher Weise, sagen
die Anmerkungen zu dieser Abtheilung des vierten Buchs — oder
wurden von Wiszbegierigen durch allerlei List abgelauscht. Das
Sprichwort wird verbreitet durch das tägliche Leben und dessen
mannigfache Beziehungen^ denen es seinen Ursprung verdankt; un-
ausrottbar wächst es sich der Sprache ein, unbewuszt wird es oft
vernommen, bleibt kleben, wird weit fortgetragen und faszt wieder
Wurzel wie der winzige Same der Pflanzen. So klingt ein griechi-
scher oder lateinischer Denkspruch aus. dem Munde des sächsischen
Bauern, so wachsen Uralische Disteln vor den Thoren von Paris.
Wer die Kinderdichtung schuf, pflegt sie auch zu verbreiten, Mütter
und Kimder, Ammen und Wärterinnen. ^
Dasz im Allgemeinen unsere Volksdichtung sich einst eines
sehr starken Austausches und lebendigen Fluszes erfreut haben müsse,
beweisen die vielfachen mehr und weniger von einander abweichen-
den Varietäten einzelner Lieder, die an näheren und ferneren Orten
gleich häufig auftauchen. Diesen lebendigen Flusz unserer Volks-
dichtung, dann aber auch die Weise der ümdichtung klar zu legen,
habe ich in den meisten Fällen fast alle Relationen eines Liedes,
die mir eben zu Gebote standen, auch abgesehen von ihrem son-
stigen, besonders für den Fachgeriossen nicht zu unterschätzenden
Werth in meine Sammlung aufnehmen zu müssen gedacht.
Noch ist nun .übrig der in diesem Buche vielerwähnten üm-
dichtung eingehender zu gedenken. Wohl keines unserer Lieder
besitzen wir in seiner ursprünglichen Gestalt, alle sind vielfach ver-
ändert, umgedichtet worden, und so auf uns gekommen, die ältesten
am meisten und oft so sehr, dasz wir die Urgestalt auch nicht
einmal annäherungsweise zu bestimmen vermögen. In welcher
Weise pflegt nwn solche Ümdichtung zu geschehend
543
In der Antwort ist vor Allem hervorzuheben, dasz sie fast
nie ohne Bedürfnisz eintritt. Eine Veränderuvg des Gmndgedankens
bedingen veränderte Anschaumigen, verändertes sittliche» und reli-
giöses Bewusztsein des Zeitalters, einen Umgusz der Form veraltete
Formen einerseits, neuaufgekommene andererseits. So wurde der
Grundgedanken d^r Nibelungensage in der „Nibelunge not" • ein
anderer als er's gewesen war in den auf älterer Grundlage ent-
standenen Eddaliedern, so wurde in dem Volkslied von Hildebrand
Form und Geist des altdeutschen Hildebrandliedes aufgegeben.
Schon eine mit dem Grundgedanken einer. Dichtung im Widerspruch
stehende Stimmung, ja! eine Laune des Einzelnen kann Verände-
rungen oder auch nur Zusätze veranlassen, die oft durch den Gegen-
satz, in dem sie zur ursprünglichen Dichtung stehen, einen An-
strich von Humor erhalten, oder auch wirklich und absichtlich
humoristisch sind. Einen solchen Zusatz bildet zum 24. Liede des
ersten Buchs die fünfte Strophe. Andererseits kann eine im Liede
nur leise angedeutete Empfindung, ein nur leicht ausgeprägter Gedanke
besonders gefallen^ und wird von dem Befähigten in einigen eingeschal-
teten Strophen weiter ausgeführt oder au« andern Ldedem durah Remi-
niscenz ergänzt. Beispiele hiezu liefern Nro. 1 Strophe 5, Nro. 30 B.
6. bis 8. Strophe, Nr. 31 C, 1. bis 2. Strophe, Nr. 48 C 6. bis 8. Strophe
und D, Strophe 16 und 17 des ersten Buchs, Nro. 4 Strophe 9
nebst Stellen aus Nro. 3, 4, 5 des ersten Buchs, nebst manchen
andern Stücken, bei denen es theils duroh den Text, theils durch
die Anmerkungen angedeutet worden ist. Ebenso werden einzelne
oder mehrere Strophen, wenn sie nicht mehr verstandene Gedanken,
Anspielungen w. dgl. enthalten, ohne weiters fallen gelassen und
vergessen. Dem Volke sind seine Lieder nicht unantastbar; es
betrachtet sie als sein volles Eigenthum und schaltet damit nach
Belieben, und mehr noch als Verlängerung liebt unsere sächsische
Volksdichtung Verkürzung des Empfangenen. Nicht selten ist ferner
der Fall, dasz mehrere Dichtungen oft nicht einmal ähnlichen In-
haltes verschmelzen in Eine, Oft trugen sie die Spuren ihrer Ver-
bindung noch so deutlich an sich, dasz ich einige Stücke dieser
Art ohne Bedenken wieder in ihre Bestandtheile zerlegen durfte.
Umgekehrt entstehen auch aus einer Dichtung zuweilen ztvei oder
mehrere oder es entwickeln sich aus bloszen Typen und Bruchstücken
älterer Lieder neue. Auch erscheinen alte Refrains und Typen in
mehreren Liedern bald passend verbunden, bald lösbar angefügt
644
I
oder vorgesetzt. Die beliebtesten und gebrauchtesten sind die Typen
von Scheiden und Meiden:
Ich mes ew^j, ich mesz^ derfun;
wisz Got wuni ich weder kun!
wun de schwarz ruowe weisz fadem hun
dernö wärden ich weder kun.
oder :
wun alle rit rise weisz blomen drön
oder :
wun äsz birebüm rise bräinjt —
ach rise bräinjt hie nemermi
hie bräinjt nor blemtcher weisz wä sehnt
und:
Ai schiden, ai schide wier huot dij erdödht,
dat t4 mer raeinj häj'z an trouren huoszt br66ht?
Ai trouren, ai troure wund niszt tä en äinjt?
wun äsz birebftm rit rise bräinjt^
ai rise rit, ai lelje blo! '-^
ech had en härzgieläfte,
nor Got wisz, w6,
ai lelje bl6, ai rtse rit!
. ech had en härzgeläfte,
dier äsz na dit &c.
ferner :
von der Linde ^oben breit und unten schmal/ *
darauf sitzt „Frau Nachtigall," endlich
die viehen Typen in Tanzreimen^ J^astnachtssprüchen und besonders
in Zauberformeln.
Oft auch schlagen einzelne Dichtungen aus einer Gattung in
die andern um, das Märchen wird zur Sage, die Sage zum Märchen
oder Lied, das Lied hinwieder kehrt durch Zerstörung seiner äuszern
Form wieder in die Gestalt der Sage, des Märchens zurück ; Sprich-
wörter werden in R^thsel umgebildet, Lieder degeneriren und sin-
ken zum Kinderreim herab. Fast immer ist mit der Umdichtung
aus einer Gattung in die andere nothwendig eine mehr oder weniger
tiefgehende Umbildung des Stoffes verbunden. Manche Stoffe kom-
men zugleich in mehreren Dichtungsarten vor. Vielmal wiederholt
sich in unserer Volkspoesie der Fall,, dasz ein Lied oder einzelne
Stücke desselben mit geringen Veränderungen einem Zwecke gerecht
gemacht werden, zu dem sie ursprünglich keine Beziehungen haben;
545
dergleichen Beispiele liefern vorzüglich die Gelegenheitslieder des
zweiten Buchs. Entlehnte Dicthungen erleiden bei der Umdichtung
grösztentheila Verkürzung^ wenn sie nicht, wie in den spätem Z6iten '
gewöhnlich geschieht, blosz übersetzt werden. Verlorenes Verätänd-
nisz bringt bei der Umdichtung zuweilen mancherlei Widerspruche
in ein Lied; in Nro. 54 des ersten Buchs werden Rhein undThoren-
burg ganz nahe aneinandergerückt.
Am anziehendsten ist die Frage, welche innere und äuszere
Kunstform die aus der Urheimath mitgebrachten Stücke unserer
Volksdichtung zur Zeit der Einwanderung gehabt haben mögen.
Die Frage ist für die gesammte deutsche Volksdichtung^ über deren
Oeschichte in keiner anderen Periode ein so tiefes Dunkel schwebt,
von hoher Bedeutung. Wenn es aber auch nicht zu gewagt er-
schiene von hieraus eine Beantwortung zu versuchen^ wenn es mir
auch möglich scheint durch breite und vielfache Untersuchungen
in dieser Hinsicht mindestens zu einigen Resultaten zu gelangen,
so ist hier doch nicht der Ort solche Untersuchungen vorzunehmen
Die in dem Vorausgehenden entwickelten Eigenthümlichkeiten
der Umdichtung sind nicht etwa blosz unserer Volksdichtung eigen,
sondern finden sich alle oder groszentheils in den Poesien aller
Volk«; sind sie doch, wie bemerkt worden , an groszen Epen
erkennbar. Ein ewiges Schaffen, Zerstören und Wiederaushessem ist
aller Volksdichtung wie allem Leben eigen. Die Kunstdichtung ist
vorzüglich durch den Druck, die überwachende Kritik und die
Bildung der Kreise, für. welche sie bestimmt ist, vor solchen Um-
gestaltungen gesichert. Dafür bleibt sie aber nicht selten hinter
dena Fortschritt der Zeit zurück, und verfällt dem Staub und der
Vergessenheit. Wo sie hingegen ihren Weg in das Volk und die
lebendige Rede gefunden, ist ihr nicht ändert mitgespielt worden
als der Volksdichtung, und wunderlich nehmen sich oft für den
Kenner Hölty'sche, Bürger'sche, Claudius*sche und anderer deutscher
Kunstdichter Lieder im Gesang des Volkes aus.
35
546
IV.
•Ueber den Werth von Volksdichtungen mich auszasprechen
könnte, wenn meine Sammlung nicht besondere Veranlassung dazu
böte, von nnserm heutigen Standpunkt aus als überfiüszig erschei-
nen. Ueberwunden wohl für immer sind die Anschauungen^ die
einen Nikolai bestimmen konnten > Herder ob Herausgabe der
»Stimmen der Völker" zu verspotten. Herder's im Grunde noch
in sehr engem Räume gefaszter Arbeit (mit Mühe vermochte
er einige Blätter mit deutschen Volksliedern anzufüllen) folg-
ten bald mehrere, reichere Sammlungen nach, denen gegenüber
nur als Probe erschien, was er geboten hatte* Einzelne fanden
nun genug Arbeit bei Eines Volkes Dichtung. Die romantische
Schule cultivirte in ihrer Weise auch den Voiksliederenthusiasmus
bis über seinen Höhepunkt hinaus. Noch war ihr's nur um den
ästhetischen Werth und Reiz zu thun. Die Herausgeber des be-
rühmten ^Knaben Wunderhorn^ nahmen keinen Anstand an den
aufgenommenen Dichtungen zu ändern, zu kürzen, zu verlängern;
es lag nicht in ihrer Absicht eine historische noch eine kritische
Sammlung zu veranstalten; sie verfuhren mit der Volksdichtung
eben wie das Volk selbst, nur nicht mit derselben Berehtigung« ^Es
folgte indessen Sammlung auf Sammlung und endlich an(^ kri-
tische, deren Krone ohne Zweifel die Uhland'sche geworden
ist* .Aller Nationen Volksdichtung wurde von den allsammelnden
und allübersetzenden Deutschen allmählig auf den Büchermarkt
gebracht« An Nachahmungen der Kunstdichter fehlte es nicht.
Der gröszte Theil der modernen deutschen Lyriker — mindestens
seit lieine gerechnet — fuszt bewuszt oder unbewuszt auf dem
Volkslied , dessen Vorzüge sie , sich indessen weniger als seine
Mängel anzueignen • gewuszt. haben. Man fühlte wohl, was man in
sich nicht hatte; aber man wuszte die gebotene Arzenei nicht zu
nützen; die Kranken schliefen neben dem Gesunden, aber sie blie-
ben krank. Mit Entlehnung . einiger Typen und Wendungen (sieh
z. B. Heines drei Grenadire) hilft man einer innerlich siechen
Poerie nicht auf. Heute steht es um die Sache so, dasz das Volks-
lied zu viel bewundert und zu wenig verstanden ist.
Der ästhetische Werth der Volksdichtung (nach diesem fragt
man bei jeder Dichtung billig zuerst) darf nicht überschätzt werden.
Zwar in ihrer Blüthezeit darf sie den Vergleich wagen mit dem
Qröszten und Schönsten, was der Kunst überhaupt gelungen ist.
547
Homerische Gesänge sind durch keine Kunstdichtung überragt.
Aber ein solches Zeitalter gibt es für die Volksdichtung imm6r nur
einmal. Damals hatte die Volkspoesie keine Nebenbuhlerin, sie
war zugleich Kunstpoesie, war — wie wir zu sagen pflegen — Alles
in Allem. Den Nibelungenliedern fühlt man schon an, dasz neben
dieser Kunst des Volks eine andere höfiag^e Kunst bestand, der
die Sonne der Gunst wärmer strahlte. Weit tiefer steht die spätere
Volksdichtung, und je weitere Schranken Cultur und Afiercultur
unter den Menschen ziehen, desto tiefer, immer tiefer sinkt sie.
Nur mit den spätem Erzeugnissen der Volksdichtung oder, was
dasselbe ist, mit ihren spätem Gestaltungen — obgleich nicht ihren
spätesten Ausartungen — haben wir es hier zu thun. Diesen nun
gebricht es nicht nur an Weite des Ideenkreises — das Imirde dem
poetischen Werth im Einzelnen noch nicht Eintrag thun — es
gehricht ihnen auch sehr oft cm gleichmäszig&m Fluaz in der Dar-
stellung, sie überspringen nicht nur das Unpoetische, Unbedeutende,
sondern auch daSj wozu die Kraft des Dichters nicht ausreichte.
Die geschilderten Empfindungen sind zwar immer wirkliche und
wahre, - nicht immer klarem hewuszte. Noch weniger klar ist oft der
Ausdruck; den Dichtern steht die Sprache nicht jedesmal aus-
reichend zu Gebot, hi^r. wird sie stammelnd, matt, dort leiht sie
ihm eine schiefe, nur halbzutreffende Bezeichnung, und der eigent-
liche Sinn musz oft errathen werden. Am unvollkommensten ist in
der Regel die äuszere Form, die oft röh und unbeholfen niepials auch
in ihren schönsten Werken und in der besten Zeit der Volksdich-
tung an die herrlichen Prachtbauten der Kunstdichtung empor-
reichen kann.
Diesen Mängeln gegenüber hat die Volksdichtung grosze, und
oft mehr als aufwiegende Vorzüge in die Wagschale zu legen. Vor
allem hervorzuheben ist die Unmittelbarkeit^ Wahrheit und Stärke
der Empfindung, die Einfachheit und Grösze wie die befriedigende
Abrundung der in langsamem Bilden geschaffenen Stoffe, die Ruhe
und das Masz in der Darstellung, und oft der gesunde Humor.
Die Form der Zerrissenheit oder gar Blasirtheit bleibt ihr ewig
fremd. Vielfach hat die Kunstdichtung die von der Schwester vor-
gebildeten Stoffe benützt. Ich habe im Mühlbacher Schulprogramm
für 1867 — 8 der glücklichen Griffe, Shakespeares und 6röYÄe« gedacht.
Die dort angeführten Stoffe „König Lear, Hamlet, Faust* sind nicht
die einzigen, die zu erwähnen gewesen wären ; sie wurden gewählt,
weil sie durch die gelungene Ausführung über viele andere hinaus-
35»
648 ♦
jagen. Von der Faustsage ward auch Lessing angezogen. Auch
Schilkr's „Jungfrau von Orleans und Wilhelm Teil" sind durch
das Schaffen der Sage in helleres Licht gerückt worden. Nicht
nur den Stoff, die ganze Gattung der j^Ballade** verdankt dieEunst-
dichtung der Volksdichtung ; um die Hälfte ihrer schönsten Er-
zeugnisETe wären wir äMper, dürfte sie nicht Stoff nehmen aus die-
ser, wozu sie freilich ein gutes Becht hat.
Vom sittlichen Standpunkt betrachtet, steht die .Volkspoesie
wenigstens in keinem Fall im Nachtheil gegen die Kunstdichtung.
Einzelne Ausdrücke, an denen man Anstosz nehmen könnte in
Kreisen, wo man viele Dinge nicht bei ihrem Namen zu nennen
gewohnt ist, darf nian ihr nicht hoch anrechnen. Die Tendenz
macht eine Dichtung unsittlich, . nicht einzelne Worte, die doch
einem Wörterbuch auch nie zum Vorwurf gemacht werden. Ver-
steckte Anspielungen, faunisches Hervorlugen unter halber Ver-
hüllung, wie es in Wieland's Compositionen nicht selten angetroffen
wird, verdient .Tadel, nicht naive, harmlose Nacktheit. Grosze
Kunstdichter aller Zeiten haben starke Ausdrücke am rechten Orte
nie vermieden. Aristophanes treibt es wohl zuweilen etwas arg —
aber die griechischen Tragiker^ Shakespeare, Göthe und der hochsitU
liehe Schiller sind mit ganzem Becht als Beispiele anzuführen. Dem
Humor und der Komik musz naturlich immer mehr erlaubt sein
als andern Bichtungen. In der Tendenz ist die Volkspoesie im
Allgemeinen und speciell die deutsche rein; gegen Eines ihrer Ver-
gehen wären leicht hunderte aus der Kunstpoesie anzuführen. Offen
und augenfällig liegt in Sagen und noch mehr in Märchen die poe-
tische Gerechtigkeit zu Tage; der Tugend, der verfolgten Unschuld
wird zuletzt fast immer ihr Lohn, den Hilflosen ihr Better; der
Verbrecher entgeht der verdienten Strafe, der Lügner und Betrüger
der Entlarvung nicht, seine Pläne werden zu Schanden. Nur in der
Thiersage und hie und da in gewissen Märchen zeigt sich eine
Parteinahme für den Schlauen und Listigen, sonst hält sich die
Dichtung in der Begel ipit ihren Sympathien auf der Seite, des
Gerechten. Auch die Kinderdichtung — ob wir gleich nicht ganz
in das überschwengliche Lob einstinmien können, das ihr der Vor-
redner zu Simrock^s Kinderbuch ertheilt, so schön und ganz auf-
gehend in den Geist dieser Dichtung er übrigens geschrieben hat
— zeigt im Allgemeinen nur sittliche Tendenzen. In den Sprüchen
und Sprichwörtern besitzt das Volk einen unversiegbaren Schatz von
Tugend-, Weisheits- und Klugheitslehren und wird daneben Moral-
Ö49
Systeme und dicke Bände über den Umgang mit Menschen noch
lange Zeit ohne Nahtheil entbehren. Alles in Allem ist die Volks-
dichtung die rechte Milch und das rechte Brot für das Volk,
gesunde, nahrhafte Kost, die es i^uch verdauen kann,' und die ihm
weder Eckel verursacht noch Magen und Blut verdirbt. Hier ist
ihm die rechte Sprache gefunden, hier findet es den treuen Beglei-
ter durch das Leben, der ihm allezeit verständlich entgegentritt, *
und die ihm diesen ererbten Besitz verleiden möchten, um ihm da-
für an Modewaaren Geschmack beizubringen, mögen bedenken, dasz
sie dan^it ein sündhaftes Zerstörungswerk beginnen!
Auch einen historischen Werth hat die Dichtung des Volkes.
In ihren Zauberformeln und Segen, in ihren Kinderreimen, Sagen,
Märchen, Balladen und zerstreut in andern Gattungen ist eine reiche
Fundgrube alten Glaubens und Rechtes, älter Sitten und Gebräuche
erhalten. Historisehe Sagen und Lieder sind geradezu geschicht-
liche Urkunden,* allerdings nicht ersten Ranges, auch nicht alle von
gleichem Werthe, aber immerhin alle Berücksichtigung verdienend.
Sie sind Zeugen vergangener Freuden und Leiden, Anschauungen
und Leidenschaften, Strebungen und Kämpfe, Siege und Nieder-
lagen. Volksdichtungen endlich sind als treuester Abglanz des
Volksgeistes und Volksgemiiihes vorwiegend berufen deren innerste
Eigenheit aufzudecken, und zur rechten Erkenntnisz des Volks-
charakters zu führen Jeden, dem daran gelegen ist, an dieses Ziel
zif gelangen.
Von dem Gesagten auf unsere Volksdichtung übergehend, ist
vprerst Ausdruck zu geben dem Bedauern, dasz uns nicht mehr^
von derselben und nicht in besserem Zustand überliefert ist. Um-
so theurer müssen uns die noch geretteten Reste sein. Hätten
unsere Väter unter den furchtbaren Drangsalen, denen sie fast er-
legen, kurz vor oder nach der Reformation Zeit und Lust gehabt
uns ihre Volksdichtungen aufzuzeichnen, und uns so noch einen
bedeutenden Theil ihres geistigen Gutes zu vererben, oder hätte
auch nur vor hundert Jahren Jemand unter uns den Sinn gehabt
sie zu sammeln, so würden wir heute mit einem andern Schatze
auftreten können, und der Werth unserer Volksdichtungen müszte
weit höher anzuschlagen sein. Im Allgemeinen zwar zeigt sie die-
selben Vorzüge und Mängel tvie die verwandte Deutschlands; in
der zerrütteten Gestalt aber, in welcher sie uns vorliegt — an
welcher unser Volk keine Schuld trägt — sind der Vorzüge wei^iger,
er Mängel mehr. Die ästhetischen Schönheiten sind weniger als
550
bei deutschen VolksHederii über ^ansse Stücke ausgebreitet, und
müssen in ihrer Vereinzelung sorgsam und mit Kenneraugen wie
Perlen aus dem Meeresgrunde heraufgeholt werden. Solcher Perlen
sind indessen so manche, und oft kommen die köstlichsten der-
selben in Bruchstücken vor, die schon deshalb meiner Sammlung
nicht entzogen werden durften. Zwar ohne Zweifel wird es Leser
geben, die fragen: „wozu diese Trümmer?** Solchen mangelt über-
haupt poetischer Sinn. Der Kenner wird den Werth solcher Bruch-
stücke zu schätzen wissen , und nicht selten das Fehlende aus
eigener Phantasie zu ergänzen vermögen, wie der Baukundige aus
einer Ruine den Styl des Gebäudes zu erkennen, im Geiste das
Oan»e zu überschauen, dessen Eindruck zu empfinden und zu ge-
nieszen vermag. Der eigenthümlichen Zartheit und Innigkeit gewisser
Stücke^ der Naturwahrheit und Wärme der Empfindung der einfachen
Grösze und tragischen Anlage einzelner Stoffe, der Kürze der Dar-
Stellung^ die theilweise allzuherb und unbefriedigend, oft aber auch
ergreifend und voll Mark erscheint, und den Eindruck des Erhabe-
nen macht, ist schon sonst gedacht worden.
. Zu den schönsten Stücken zähle ich:
Aus dem ersten Buch die Nummern: 1 bis 6, 24, 25, 31, 43,
44, 45, 48, 54, 56, wobei ich natürlich die besten, Relationen im
Auge habe. Recht artig sind auch die Nummern 16, 17, 34, 35,
36, 37 (B), 41. Die Nummern 52 und 53 sind herb aber kräftig,
und 50 hat einen wohlgerundeten Stoff und einzelne guterbaltene
Motive. Einzelne Wendungen und Motive wären auch aus andern
Stücken herauszuheben.
Aus dem zweiten Buch ist Nro. 2 schmucklos anmuthig. Ein-
zelne Schönheiten haben Nro. 3, 6 (ohne den Anhang) und 7 (eben-
falls ohn^ die Zusätze) und einige Tanzreime.- Treffenden Humor
enthält Nro. 48 (das ihm ähnliche Nro. 49 ist schon prosaischer)
und Einzelnes in Nummern 64,. 65, 66- .
Ein groszer Theil der reichlichen Spruchdichtung ist werthvoU,
und mehrere von den Heilfsformeln sind dämonisch erhaben. Die
Kinderdichtung im fünften Buche ist zwar mit Einderaugen anzu-
schauen, und mit dem Maszstabe eines Mutter- und Kindergemüthes
zu messen, erfüllt aber auch dessen. Anforderungen fast in dem-
selben Grade wie die Deutschlands ; und schwerlich dürfte ein Volk
eine schönere, herzlichere Kinderpoesie besitzen als das deutsche.
Freilich erfreut man sich fast nii^ends eines ungestörten zu-
sammenhängenden Genuszes, weil wir so wenig Guterhaltenes be-
551 .
sitzen^ weil Alles in so trümmerhaftem Zustande ist. Wenn übrigens
unsere Volksdichtung einerseits zertrümmert, andererseits dagegen
unentwickelt erscheint, so mögen es zttm Theil diejenigen ver-
antworten, die dem Volke die Freude an seinem Gut verderben
und ihm gerne geschmacklose Bissen reichen, die es wohl kauen
aber kaum verdauen wird.
In sittlichem Betracht ist unserer Volkspoesie ebensowenig
und wohl noch weniger ein Vorwurf zu machen als deijenigen
Deutschlands. Dieselbe poetische Oereehtigkeit, dieselbe mackel-
lose Tendenz. Ueber die sogenannten humoristischen Hochzeit-
predigten- habe ich mich in den Anmerkungen (zu den Nummern 64«
. 65, 66) in dieser Hinsicht ausgesprochen. Ohne sie bis ins Einzelne
vertheidigen zu wollen, glaubte ich sie doch gegen den Eifer von
Zeloten, denen es nicht um wirkliche Güter; sondern um den Nim-
bus bange ist, in Schutz nehmen, und namentlich ihre Tendenz für
harmlos erklären zu müssen. Mag man hierin meiner Meinung sein
oder nicht, das Eine wird man mir nicht läugnen, dasz Beispiele
dieser Gattung in einer Sammlung, wie die meine ihrer ganzen An*
läge nach ist, nicht fehlen durften. Vielleicht finden Einige auch
bei der Räthseldichtung hie und da Anstosz. Sie liebt es, den,
dem sie ihre Aufgaben stellt, durch eine Doppelsinnigkeit zu necken,
die uns nicht schicklich erscheinen mag. Zwar die wirkliche Be-
deutung des Räthsels ist immer ohne Tadel, aber die Absicht ist
nicht zu verkennen, den Rather auf schlüpfrige Abwege zu ver-
fuhren,' um ihm das Rathen zu erschweren; denn nicht nur entgeh
ihm dadurch der wahre Sinn, er wagt.es auch nicht den geahnten
auszusprechen. Es liegt ein schalkhafter Humor hierin, den ich
doch nicht in Schutz nehmen will. Nur ein kleinerer Theil unserer
Bäthsel ist dieser Art. Sie sind wohl von den Burschen erfunden
die Mädchen in der Rockenstube damit in Verlegenheit zu bringen.
Ich habe ihnen, auszer einigen wieder vom Standpunkt meiner
Sammlung gebotenen Frohen, nicht in meinem Buche Baum gegeben.
Uebrigens zeigt alle Volksräthseldichtung^ so /weit sie mir bekannt
ist, diese Natur. .
Weder zu überwiegend ästhetischen noch spedell sittlichen Zwecken
habe ich ilJbrigens meine Sammlung veranstaltet, und nicht für sie, fWr
unsere Volksdichtung bin ich in dem Vorausgehenden eingetreten. Mein
Ziel war hauptsächlich ein historisches^ msin Buch sollte Müller^ s
Sagen und HaltricKs Märchen ergänzend zunächst den Vorrath unserer
Volksdichtung zugänglich und handgerecht machen; es sollte dH Samm-
552
lung dwrch sich seihst dm Entwickelungsgang wid die Lebensgesetze
wenigstens eines Theils dieser Volksdichtung erkennen lassen und er-
kennen lehren; sie sollte nach Möglichkeit den Stand "unserer Sprache
und ihrer Mundarten darstellen helfen, was freilich nur in unvoll-
kommener Weise geschehen konnte; sie sollte auch, unsem j^Oehildeten^
Gelegenheit bieten, dfis Volkes Sinn und Weise erkennen und würdigen
zu lernen; sie sollte die Geistes- und GemUthsrichtung ' unseres Volkes
beleuchten, seine Freuden und Leiden, , sein Hassen und Lieben, sein
stilles geistiges Schaffen und Dichten in ihrem unmittelbarsten Aus-
druck vorführen; sie sollte dem Sittenforscher und Mythologen ein
schätzbares Material liefern, wenn sie av^ch dem eigentlich sogenannten
politischen Historiker keine Urkunden . zu bieten hatte ; sie sollte mit
Einem Wort ein gut Stück Culturgeschichte unseres Volkes darbringen
und damit Zeugnisz ablegen dafür, wie treu, der Sachte dem aus der
Heimath mitgebrachten Geist und der mitgebrachten Sitte auch im
fernen Siebenbürgen geblieben, wie er diesen Geist in derselben Weise
fortgebildet, als es dort in Deutschland geschah, nach dem er seit
Jahrhunderten blickt, das er heute mit ganzem Bewusztsein seine Mütter
nennt; sie sollte den Brüdern in diesem unvergeszlichen Deutschland
eine Mahnung sein, auch nicht zu vergessen des fernen Sendlings,
wenn sie auch auf ihrem Wege nach- einer immer näherherantretenden
Zukunft voll groszer beschicke noch von mancher andern Sorge in
Anspruch genommen werden.
Daneben war es mir allerdings angenehm, dem Volke, noch ehe
es ganz zu spät ist, einen Theil seines letzten, geistigen Erbes in die-
sem Fache retten und in dem Geretteten Manches bieten zu k'ännen,
was Anspruch auch auf ästhetischen Werth hatte, die Volksgenossen
, erfreuen j dem vaterländischen Dichter zu lebensvollen, Schöpfungen
Stoff und Anregung geben konnte.
Drackfehlerverzeichnisz.
(Fehlende Interpunctionszeicben 'wie auch das grundsätzlich im
Sachs. Text von mir nicht gebrauchte, von den Setzern aber mehr-
mals für 8z gesetzte ss und die überflüszigen Geminationen möge
der Leser selbst berichtigen. Bei Angabe' der Zeilenzahl in dem
folgenden Verzeichnisz sind die Üeberschriften nicht mitgezählt.)
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„ gezichenden
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^ Zichszt
„ kierschelrech
„ heangt
^ gäldänet
„ dir e
23 und 24 gottes
gesehauen
än't : risebät
Awor
s6hagen
drifiunt dr'f
rirmäs
Gänz6hen8
ätasz
Ainjel
garStij
äser
ierich
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Gotesz
gehauen
der
än't risebät
Awer
schale
drif unt drif
rirmä^
Gänschens
stusz
Äinjel
jWie*^ hat ganz auszufallen
in der Ueberschrift zu Nro. 208 lies Herrliche für Herliche
äszdebidiehän lies äszdebidichän
di , „ die
dr jaz „ jar az
unverlobten „ neuverlobten
Geli „Gel:
'denen „ deren
Verlus „ Verlust
raitgetheilt worden lies veröflFentlicht wurden.
Pentogramm lies Pentagi'amm
106 „ 105
126 «125 .
«Die beiden andern eirigeklammerten Zeilen &c.
soll heiszen : «An Stelle der beiden andern ein-
geklammerten Zeilen sind Conjecturen von mir
zur Verbesserung der offenbar verderbten Verse
in den Text aufgenommen worden.
666
Seite Zeile von
oben
493
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Waden
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unsere
„ unseren
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woh
„ wol
499
32
Hinschau
„ Hinschaun
505
22
oder niit
^ oder: mit
531
34
Sprüchwörter
„ Sprichwörter
536
15
Sprüchwort
„ Sprichwort
541
2
Räthse
• „ Räthsel
544
15
wund
- wuni.
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Druck der k. k. Hofbnehdruckerei tod Gottlieb Haase 85hiie in Prag.
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